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Außer bei Wählern einer Partei: Mehrheit der Deutschen glaubt an US-Wahlsieg von Harris | Eine Mehrheit der Deutschen glaubt einer Umfrage zufolge an einen Wahlsieg von Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. 64 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Demokratin bei der Abstimmung gegen Donald Trump durchsetzen wird. Das geht aus dem „Trendbarometer“ von RTL/n-tv hervor. Bei der vorherigen Erhebung Ende Juli waren 48 Prozent überzeugt, dass Trump der künftige US-Präsident wird. Nun sind nur noch 32 Prozent dieser Meinung. Harris’ Umfragewerte stiegen dagegen im Vergleich zur zurückliegenden Umfrage um 21 Prozent – kurz vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten. Laut „Trendbarometer“ sehen Befragte aus beinahe allen Bevölkerungs- und Wählergruppen Harris als künftige Wahlsiegerin. Einzig Anhänger des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) sind mit 47 Prozent für Harris und 46 Prozent für Trump eher gespalten. Anhänger der AfD denken mehrheitlich (76 Prozent), dass Trump das Rennen um den Präsidentschaftsposten machen wird. Für die beim Meinungsforschungsinstitut forsa in Auftrag gegebene Umfrage wurden insgesamt 1.004 Menschen am 16. und 19. August befragt. Die Fehlertoleranz lag dabei bei +/-3 Prozentpunkten. (dpa) | Der Tagesspiegel | 64 Prozent der Deutschen denken, dass Kamala Harris Donald Trump besiegt. Doch bei den Anhängern einer Partei wird noch mit überragender Mehrheit an einen Wahlsieg von Trump geglaubt. | [
"Kamala Harris",
"Donald Trump"
] | Internationales | Internationales | 2024-08-20T17:24:53.000Z | Außer bei Wählern einer Partei: Mehrheit der Deutschen glaubt an US-Wahlsieg von Harris | https://www.tagesspiegel.de//internationales/ausser-bei-wahlern-einer-partei-mehrheit-der-deutschen-glaubt-an-us-wahlsieg-von-harris-12230426.html?icid=in-text-link_12230741 |
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Brandenburg: Männer, allein im Wald | Deutsches Staraufgebot für Märchen-Neufassung Berlin - Mit der wohl bekannteste Männerwohngemeinschaft aus der deutschen Märchenlandschaft kehrt Otto Waalkes auf die Leinwand zurück. Am 28. Oktober startet „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ in den deutschen Kinos, eine Produktion von Zipfelmützenfilm, in Koproduktion mit Universal Pictures. Mit einem Staraufgebot der deutschen Comedy- und Showszene (auch Harald Schmidt ist dabei) richtet sich die Filmstory an die ganze Familie und will mit alten Vorurteilen aufräumen: „Zwerge sind in Warheit gar nicht klein“, behauptet Regisseur Sven Unterwaldt, „Zwerge sind äußerlich gewachsene Männer, nur innerlich sind sie klein geblieben, eben Kinder“. Die Männer-WG im Wald wird nicht nur von Schneewittchen (Cosma Shiva Hagen) gehörig durcheinander gewirbelt, bevor sie ihre Zwergeneinstellung ändert. KaSa | Der Tagesspiegel | Deutsches Staraufgebot für Märchen-Neufassung | [] | Potsdam / Brandenburg | Brandenburg | 2004-08-31T00:00:00.000Z | Brandenburg: Männer, allein im Wald | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/brandenburg/manner-allein-im-wald-7692304.html |
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Landeshauptstadt: Landgericht: Berufung nicht erfolgreich | Nach einem rassistisch motivierten Angriff auf einen Kameruner muss der Potsdamer Karsten F. nun ins Gefängnis. Eine von ihm und zwei anderen Verurteilten Potsdamern eingelegte Berufung nach einem Urteil des Potsdamer Amtsgericht brachte gestern am Landgericht lediglich eine leichte Milderung der Strafen. So muss der 28-jährige F. für ein Jahr und fünf Monate in Haft – ursprünglich hatte das Amtsgericht fünf Monate mehr beschlossen. Ihn und die zwei anderen Männer im Alter von 28 und 35 hatte das Gericht unter anderem wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Am 6. August 2005 hatten sie am Flüchtlingsheim am Lerchensteig eine wartende Gruppe von vier Ausländern beleidigt. Danach wurde der 33-jährige Saturin T. mit der Faust ins Gesicht geschlagen und getreten. Die beiden anderen Strafen sind zur Bewährung ausgesetzt. HK | Der Tagesspiegel | Nach einem rassistisch motivierten Angriff auf einen Kameruner muss der Potsdamer Karsten F. nun ins Gefängnis. | [] | Potsdam / Landeshauptstadt | Landeshauptstadt | 2007-03-31T00:00:00.000Z | Landeshauptstadt: Landgericht: Berufung nicht erfolgreich | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/landgericht-berufung-nicht-erfolgreich-7804228.html |
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Gesundheit: "Wir kämpfen zusammen" | Kann die Freie Universität ihr Klinikum Benjamin Franklin vielleicht doch noch retten? Der erste Vizepräsident der Uni, Dieter Lenzen, trat am Donnerstag gemeinsam mit dem Dekan der Humanmedizin, Martin Paul, vor die Öffentlichkeit, um die Gründe für eine leise Hoffnung zu erklären. Nach Lenzen mehren sich unter den Delegierten des Landesparteitags der Berliner SPD die Stimmen, die die vom Senat beschlossene Umwandlung des Uni-Klinikums für falsch halten. Es handle sich um Personen, "die zur Fraktion und Regierung" gehörten. Lenzen hofft, dass der Parteitag am Freitag Alternativvorschläge zur Einsparung in der Hochschulmedizin fordern wird. "Der Passus zum Klinikum Franklin ist aus den Koalitionsverträgen zwar nicht leicht zu streichen, weil dann das ganze Paket neu geschnürt werden müsste", räumte Lenzen ein. Doch hätten seine Gesprächspartner aus der SPD den Vorschlag der Uni sinnvoll gefunden, vor einer möglichen Schließung eine Expertenkommission einzusetzen, die Sparvorschläge für die Berliner Hochschulmedizin erarbeitet, wie es ursprünglich auch das Ziel der rot-grünen Übergangsregierung war. Zur PDS habe er noch keine entsprechenden Kontakte gehabt, sagte Lenzen. Weiter setzt Lenzen auf die Rückendeckung von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der Wissenschaftsrat habe dem Regierenden Bürgermeister Wowereit einen Brief geschrieben, um gegen die Schließung zu protestieren. Einen weiteren Brief hat Wowereit in dieser Woche von den Direktoren des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik in Berlin-Dahlem bekommen: Dahlem sei "einer der wenigen Standorte in Deutschland, der, ähnlich den Standorten von amerikanischen Spitzenuniversitäten, alle Komponenten zur Entwicklung der modernen Genomforschung auf einem einzigen Campus vereinigt", schreiben die Forscher. Lenzen verwies darauf, dass die Abwicklung der Hochschulmedizin die interdisziplinäre Arbeit bis in die Geisteswissenschaften hinein massiv stören würde. Bei der Demonstration am Freitag, zu der der Präsident der FU Studenten und Mitarbeiter aufgerufen hat, werde man Stellungnahmen weiterer Prominenter verlesen. Persönlich wollen die Präsidenten der Humboldt-Uni und Technischen Uni ihre Solidarität bekunden: "Wir halten zusammen und kämpfen zusammen", sagte der Dekan Martin Paul. Der Beschluss werde als "Attacke gegen die Wissenschaft insgesamt aufgefasst". Die Freie Universität hält die Begründung des Senats, er habe unter Sparzwang gehandelt, nicht für stichhaltig. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirschaftsforschung würden dem regionalen Wirtschaftskreislauf durch die Schließung der Klinik jährlich mindestens 425 Millionen an Aufträgen, Gehältern und Investitionen entzogen. Kurzfristig seien aus der Abwicklung ohnehin keine nennenswerten Summen zu sparen - wegen der Verpflichtungen gegenüber dem Personal und den Rückzahlungen, die der Bund vom Land Berlin in dreistelliger Millionenhöhe fordern werde, meint die FU. Auch müssten die Kapazitäten der Charité ausgebaut werden, um die Zahl der Medizinstudenten in der Stadt konstant zu halten. So werde man langfristig bestenfalls 40 bis 50 Millionen Mark im Jahr sparen, nicht aber 190 Millionen, wie die Regierung es sich wünscht: "Und diese Summe kann man auch ohne Abrissbirne erbringen", sagte Paul. Denkbar sei es, den Etat des Klinikums jetzt herunterzufahren und ihn in besseren Zeiten wieder aufzustocken. Ein Medizinstudienplatz am Klinikum Franklin koste 350 000 Mark, sei also preiswerter als im Bundesdurchschnitt (400 000 Mark) und an der Charité (550 000 Mark). Die Freie Universität wirbt für die Erhaltung ihrer Humanmedizin auch mit internationalen Vergleichen: London hat sieben medizinische Fakultäten, ebenso wie Moskau. Selbst die Stadt Kaunas im armen Litauen leiste sich zwei. | Anja Kühne | Kann die Freie Universität ihr Klinikum Benjamin Franklin vielleicht doch noch retten? Der erste Vizepräsident der Uni, Dieter Lenzen, trat am Donnerstag gemeinsam mit dem Dekan der Humanmedizin, Martin Paul, vor die Öffentlichkeit, um die Gründe für eine leise Hoffnung zu erklären. | [] | Gesundheit | Gesundheit | 2002-01-09T23:00:01.000Z | Gesundheit: "Wir kämpfen zusammen" | https://www.tagesspiegel.de//gesundheit/wir-kampfen-zusammen-865000.html |
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Politik: Die Gespräche seit dem Regierungswechsel | September 1998: Die SPD gewinnt die Bundestagswahl und koaliert mit den Grünen. Die Arbeitgeber wollen sich neuen Gesprächen nicht verschließen. Doch: Die Rücknahme von Sozialkürzungen der alten Koalition würde die Chancen auf eine Einigung gefährden, warnen sie. 7. Dezember 1998: Regierung, Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertreter treffen sich zu einer erste Runde. Januar 1999: Vor dem Hintergrund der harten Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie drohen Gewerkschaften und Arbeitgeber, die Gespräche für ein Bündnis platzen zu lassen. 25. Februar: Zweite Runde: Die Arbeitgeber machen eine Lehrstellenzusage für 1999 ohne konkrete Zahlen. 6. Juli 1999: DGB und Arbeitgeber legen ein gemeinsames Positionspapier vor. Darin sichern die Arbeitgeber zu, Überstunden abzubauen, Teilzeit sowie Altersteilzeit zu fördern und ihr Lehrstellenangebot auszuweiten. Die Gewerkschaften stellen Tarifreformen und eine längerfristig verläßliche Tarifpolitik in Aussicht: Produktivitätssteigerungen sollen vorrangig der Beschäftigungsförderung dienen. Oktober 1999: Auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall in Hamburg verteidigt Schröder seine Politik und bleibt bei der "Rente ab 60" vage: Wenn früher Ausstieg, dann dürfe das weder die Rentenkasse noch die Steuerzahler belasten. 12. Dezember 1999: Im Streit um die "Rente mit 60" und die Tarifrunde 2000 können sich die Bündnispartner trotz Drängens von Schröder nicht auf eine Linie verständigen. Dagegen werden Modellversuche für staatlich bezuschusste Niedriglöhne vereinbart. 22. Dezember 1999: Wegen unverändert starrer Fronten wird das für den 23. Dezember geplante Treffen abgesagt. Begründung: zusätzlicher Beratungsbedarf. 7. Januar 2000: Schröder legt ein Kompromisspapier vor, in dem die Bezeichnung "Rente mit 60" nicht mehr auftaucht. Es wird kurzfristig ein neues Treffen für den 9. Januar vereinbart. | Der Tagesspiegel | September 1998: Die SPD gewinnt die Bundestagswahl und koaliert mit den Grünen. Die Arbeitgeber wollen sich neuen Gesprächen nicht verschließen. | [] | Politik | Politik | 2000-01-08T23:00:01.000Z | Politik: Die Gespräche seit dem Regierungswechsel | https://www.tagesspiegel.de//politik/die-gesprache-seit-dem-regierungswechsel-646471.html |
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Trotz Krise im Aufstiegskampf: Hamburger SV hält weiter an Hannes Wolf fest | Diesmal verweigerte sich der Vorstand des Hamburger SV den üblichen Reflexen bei krisengeplagten Fußball-Vereinen. Trotz einer Serie von sieben Spielen ohne Sieg, trotz zuletzt erschreckend schwacher Auftritte und trotz des 0:3-Debakels gegen den abstiegsgefährdeten FC Ingolstadt am Samstag haben die Verantwortlichen des Zweitligisten Trainer Hannes Wolf nicht fallen gelassen. Nach einem Krisengespräch mit dem 38-Jährigen entschieden Vorstandschef Bernd Hoffmann und Sportvorstand Ralf Becker: Wolf bleibt. In den letzten zwei Saisonspielen beim Mitkonkurrenten SC Paderborn und gegen den MSV Duisburg soll der Trainer doch noch das Saisonziel Aufstieg erreichen. Für die Branche und vor allem für den HSV mit seiner langen Reihe von Kurzzeit-Trainern eine ebenso bemerkenswerte wie überraschende Entscheidung. Noch unmittelbar nach dem Tiefpunkt gegen die Ingolstädter hatte Becker erstmals ein klares Bekenntnis zu Wolf vermieden. „Wir haben jetzt 0:3 verloren. Bevor ich mich hinstelle, muss ich mir in Ruhe Gedanken machen, müssen wir die Situation besprechen. Am Ende geht es immer nur um das Beste für den Verein“, hatte er erklärt und damit Raum für Spekulationen geöffnet. Die Klub-Oberen glauben offensichtlich, dass das Beste für den Verein ist, mit Wolf weiterzumachen – oder sie hatten auf die Schnelle keine Alternativen gefunden. Immerhin: Der Aufstieg ist noch erreichbar, auch wenn er angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen beinahe utopisch erscheint. Wolf flüchtete sich nach der Niederlage gegen Ingolstadt in Durchhalteparolen. „Wir haben heute verloren und haben noch zwei Spiele. Wenn wir die gewinnen, werden wir Dritter“, sagte er. „Wir müssen uns jetzt aufrichten. In acht Tagen kann man noch einmal gut trainieren, die Sinne schärfen.“ Fußball mache verrückte Sachen. „Da kann es ganz schnell in die eine Richtung gehen.“ Wolf muss hoffen, dass es bald in die richtige Richtung geht. Er hat mit der Entscheidung vom Samstag einen Vertrauensvorschuss bekommen. Er sollte ihn schnell rechtfertigen. (dpa) | Der Tagesspiegel | Beim 0:3 gegen Ingolstadt erleidet der HSV den nächsten Rückschlag im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg. Doch der Vorstand verweigert den üblichen Reflex. | [
"Hamburger SV"
] | Sport | Sport | 2019-05-05T08:22:38.000Z | Trotz Krise im Aufstiegskampf: Hamburger SV hält weiter an Hannes Wolf fest | https://www.tagesspiegel.de//sport/hamburger-sv-halt-weiter-an-hannes-wolf-fest-5016235.html?icid=in-text-link_6566242 |
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Staatsanwaltschaft reicht Berufungsbegründung ein: Prozess zu rechtsextremen Brandanschlägen in Neukölln wird neu aufgerollt | Der Prozess um mutmaßlich rechtsextreme Brandanschläge in Berlin-Neukölln wird neu aufgerollt. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft reichte nun auch die Begründungen für die bereits erfolgten Berufungen gegen die Freisprüche für zwei Männer aus der Neonazi-Szene ein, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Nun wird sich das Landgericht mit dem Vorwurf der Brandstiftungen befassen. Einen Termin gibt es noch nicht. Die Staatsanwaltschaft möchte dabei nun erreichen, dass die vorliegenden Indizien gegen die Verdächtigen juristisch stärker als Tatnachweise gewertet werden. Zuerst hatte die „B.Z.“ am Dienstag unter Berufung auf Justizkreise berichtet. Dem Bericht zufolge soll die 26-seitige Begründung von Generalstaatsanwältin Margarete Koppers persönlich verfasst worden sein. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte bereits vor einem halben Jahr Berufung im Verfahren eingelegt und erklärt, sie wolle nicht vorschnell resignieren. Die Begründung stand jedoch noch aus. In der Begründung von Berlins Chefanklägerin Koppers heißt laut „B.Z.“: „Eine Gesamtschau aller Indizien lassen keinen Raum für Zweifel an der Täterschaft …“ Zwar gebe es keine Tatzeugen und DNA-Spuren von Tilo P. seien nicht gefunden worden. Lediglich verdächtige Google-Abfragen zu den Wohnorten des Linke-Politikers Ferat Koçak, dessen Auto Anfang 2018 in Flammen aufgegangen war, sowie eine WhatsApp-Nachricht mit dem Autokennzeichen hätten P. zugeordnet werden können. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Die Gesamtschau ergibt, dass der Angeklagte nach der Kenntniserlangung des Kennzeichens und des Wohnortes zeitnah ziel- und zweckgerichtet handelte …“, so Koppers. Der Freispruch von Tilo P. sei „auf einer unvollständigen Beweiswürdigung unter Anwendung überhöhter Anforderungen“ des Gerichts erfolgt. Neue Beweise oder Indizien habe Koppers nicht angekündigt, heißt es in dem Bericht. Das Amtsgericht Tiergarten hatte den Neonazi Tilo P. im Dezember vom Vorwurf der Brandstiftung an zwei Autos von Nazigegnern in Neukölln aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Er soll dem Neonazi Sebastian T. Beihilfe geleistet haben. Lediglich für rechte Schmierereien hatte der frühere AfD-Politiker eine Geldstrafe erhalten. Anfang 2018 waren die Autos des Linken-Politikers Ferat Koçak und des Buchhändlers Heinz Ostermann in Flammen aufgegangen. Beide Fälle gelten als Höhepunkt in einer Reihe von mutmaßlich rechtsextremen Attacken in Neukölln: Mehr als 70 rechtsextreme Straftaten in Neukölln wie Aufkleber, Parolen an Hauswänden und Bedrohungen hatten Polizei und Staatsanwaltschaft seit 2013 gezählt. (Tsp, dpa) | Der Tagesspiegel | Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hat die Begründungen für die Berufung eingereicht. Zuvor hatte es Verzögerungen gegeben. | [
"Strafverfolgungsbehörden",
"Neukölln",
"Rechtsextremismus",
"Prozeß"
] | Berlin | Berlin | 2023-08-22T18:43:30.000Z | 2023-08-24T09:55:18Z | Staatsanwaltschaft reicht Berufungsbegründung ein: Prozess zu rechtsextremen Brandanschlägen in Neukölln wird neu aufgerollt | https://www.tagesspiegel.de//berlin/staatsanwaltschaft-reicht-berufungsbegrundung-ein-prozess-zu-rechtsextremen-brandanschlagen-in-neukolln-wird-neu-aufgerollt-10349812.html?icid=in-text-link_10402360 |
Trumps Wahlkampfmanager: Manafort taucht in Kontounterlagen prorussischer Partei in Ukraine auf | Nach mehreren Rückschlägen in den vergangenen Wochen gerät der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nun wegen mutmaßlicher Millionenzahlungen pro-russischer Kräfte an seinen Wahlkampfmanager unter Druck. Ukrainische Ermittler sind laut der „New York Times“ auf Aufzeichnungen über Zahlungen aus der Parteikasse des Moskau-treuen ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch an Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort gestoßen. Dieser weist alle Anschuldigungen zurück. Die Vorwürfe wurden kurz vor einer außenpolitischen Rede Trumps bekannt, in der dieser mit einem Konzept zur Bekämpfung des "Islamischen Staates" (IS) der wachsenden Kritik auch aus den eigenen Reihen begegnen will. Trump werden schon seit langem starke Sympathien für Russland nachgesagt. Er hatte in der Vergangenheit mit lobenden Worten über den russischen Staatschef Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt. Kürzlich hatte der Milliardär zudem Putins Annexion der Krim mit den Worten verteidigt, nach seinem Eindruck werde die Einverleibung der Halbinsel durch Russland von den meisten Bewohnern der Krim unterstützt. Zudem rief Trump die Russen öffentlich auf, rund verschwundene 30.000 E-Mails aus der Amtszeit seiner Rivalin Hillary Clinton als US-Außenministerin zu beschaffen. Russische Hacker werden für fortgesetzte Cyber-Angriffe auf Computernetzwerke von Clintons Demokratischer Partei verantwortlich gemacht. Manafort, 67, arbeitete in den vergangenen Jahren als Berater für Janukowitsch und half dem Ex-Präsidenten sowie dessen Partei bei Wahlen. Die „New York Times“ meldete, Anti-Korruptionsermittler in Kiew hätten in handschriftlichen Dokumenten aus dem Hauptquartier von Janukowitschs ehemaliger Regierungspartei auch Manaforts Namen gefunden. Von 2007 bis 2012 seien Barzahlungen von insgesamt 12,7 Millionen Dollar aus schwarzen Kassen an den Trump-Berater verzeichnet worden. Ob das Geld tatsächlich geflossen sei, stehe aber nicht fest. Gerichtsunterlagen deuten der „New York Times“ zufolge zudem darauf hin, dass Manafort von Briefkastenfirmen profitierte, mit denen Janukowitsch und dessen Entourage öffentliche Gelder beiseite geschafft haben sollen. Manafort erklärte, er habe keine Barzahlungen erhalten, und warf der „New York Times“ eine Rufmord-Kampagne vor. Auch Manaforts Anwalt Richard Hibey sprach von unbewiesenen und offenbar politisch motivierten Vorwürfen. Manafort solle „angeschwärzt“ werden. Die neuen Vorwürfe sind eine weitere Belastung für Trumps Wahlkampf, der bereits wegen der vielen kontroversen Aussagen des Kandidaten, offener Kritik aus der republikanischen Partei an Trump und wegen sinkender Umfragewerte in der Defensive ist. Im Durchschnitt landesweiter Umfragen liegt Trump rund sieben Prozentpunkte hinter Clinton. Die Befragungen legen zudem nahe, dass der 70-jährige Unternehmer in einer Reihe besonders umkämpfter und für den Wahlausgang wichtiger Bundesstaaten an Boden verliert. Diesen Trend wollen Trump und seine Berater mit einer neuen Konzentration auf Sachthemen stoppen. Vergangene Woche legte der Kandidat sein wirtschaftspolitisches Programm vor, nun sollen außenpolitische Pläne folgen. Trump hatte im Vorwahlkampf mit der Forderung nach einem generellen Einreisestopp für Muslime für Furore gesorgt. Inzwischen hat er diese Position mehrfach revidiert. Laut Medienberichten wollte er am Montag in einer Rede in Ohio eine neue Haltung präsentieren. Demnach soll der Einreisestopp für Einzelpersonen aus besonders vom Terrorismus betroffenen Ländern gelten, in denen die USA keine Möglichkeiten für eine gründliche Überprüfung von Visa-Antragstellern haben. Wie der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf ungenannte Berater Trumps meldete, will Trump zur Bekämpfung des "Islamischen Staates" (IS) mehr Zusammenarbeit der USA mit befreundeten Nahost-Staaten fordern. Bemühungen zur Einrichtung demokratischer Systeme in Ländern wie Irak sollen aufgegeben werden. Ähnliches hatte Trump bereits beim Wahlparteitag der Republikaner im Juli gesagt. | Thomas Seibert | Paul Manafort, Trumps Wahlkampfmanager, wird in Kassenaufzeichnungen einer prorussischen Partei in der Ukraine genannt. Trump will heute Abend über Islamismus sprechen. | [
"Donald Trump",
"Ukraine",
"Russland"
] | Politik | Politik | 2016-08-15T12:44:28.000Z | Trumps Wahlkampfmanager: Manafort taucht in Kontounterlagen prorussischer Partei in Ukraine auf | https://www.tagesspiegel.de/politik/manafort-taucht-in-kontounterlagen-prorussischer-partei-in-ukraine-auf-4895449.html?icid=topic-list_4895974___ |
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Pressestimmen zu Pistorius’ Verzicht: „Er lässt seinen angeschlagenen Chef sehenden Auges in die Niederlage krachen“ | Nach der öffentlichen Absage von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius für die SPD-Kanzlerkandidatur sind die Kommentarspalten der deutschen Zeitungen am Freitag überwiegend mit diesem Thema gefüllt. In einer Videobotschaft hatte Pistorius am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er nicht zur Verfügung stehe und er sich im Wahlkampf hinter Bundeskanzler Olaf Scholz stelle. „Doch die SPD täuscht sich, wenn sie glaubt, die richtige Entscheidung herbeigeführt zu haben“, schreibt dazu „Die Zeit“. „Von außen bleibt es schwer begreiflich, dass eine strauchelnde Partei den beliebtesten Politiker des Landes zur Seite drängt, um mit dem unbeliebtesten Bundeskanzler aller Zeiten in den Wahlkampf zu ziehen.“ Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Die Entscheidung pro Scholz wirke wie ein Entschluss, der aus der Binnenlogik der Partei heraus getroffen wurde. Sie scheue das Risiko. „Und, das ist vielleicht der traurigste Befund über die Kanzlerpartei SPD im Jahr 2024: Sie lässt Siegeswillen vermissen. Mit Scholz als erfahrenem Wahlkämpfer kann sich die Partei womöglich gerade noch als Juniorpartner in eine große Koalition mit der Union schleppen. Die momentan knapp 18 Prozentpunkte Rückstand allerdings wird man mit dem bei vielen Bürgern in Ungnade gefallenen Kanzler kaum aufholen können.“ Freuen könne sich darüber nur die Konkurrenz. „Allen voran CDU-Chef Merz, der einem Wahlsieg und damit dem Kanzleramt dank dieser Personalentscheidung wohl einen gewaltigen Schritt näher kommt. Doch für viele Sozialdemokraten als auch für den Wahlkampf insgesamt ist der Rückzug von Pistorius eine schlechte Nachricht“, schreibt „Die Zeit“. Die „Süddeutsche Zeitung“ meint: „Unabhängig vom Ausgang der SPD-Führungskrise halten die vergangenen Tage ein paar wichtige Erkenntnisse über den Zustand der größten Regierungspartei parat. Erstens zeigte sich nach Gerhard Schröder und zuletzt auch Angela Merkel, dass die Trennung von Regierungsamt und Parteiführung zu einer Zerreißprobe führen kann.“ Zweitens offenbare der Vorstoß primär der NRW-Hierarchen in der Partei eine gefährliche Entfremdung zwischen Mittelbau und Führung. „Und drittens bestätigte sich die Uraltweisheit, dass jeder weitere Tag in einem ungelösten Führungskonflikt nur Schaden anrichtet. Scholz oder nicht Scholz, das war ein Zeichen der Orientierungslosigkeit der gesamten Partei und insofern lediglich Spiegel einer gescheiterten Koalition“, kommentiert die „Süddeutsche“. Der „Spiegel“ schreibt: „Nun tritt Scholz noch einmal als Kanzlerkandidat an, was nur einen Schluss zulässt: Ihm und seiner Partei ist nicht mehr zu helfen. Das ist so, als würde der Architekt einer Bauruine bei den Nachbarn klingeln und fragen, ob er Ihnen nicht auch so was Schönes hinstellen solle.“ „Sollte Scholz ernsthaft glauben, dass er noch einmal Kanzler wird, müsste man sich Sorgen um seinen geistigen Zustand machen. Vielleicht glaubt er auch nur, dass er das Schlimmste verhindern, die SPD in die große Koalition retten und mehr Prozentpunkte holen kann als Boris Pistorius. Aber auch dazu hätte ihm in den vergangenen Tagen mal jemand aus der Führungsspitze der SPD sagen müssen: Olaf, vergiss es. Hat aber offenbar niemand getan. Oder nicht energisch genug“, schreibt der „Spiegel“. Die „Wirtschaftswoche“ fragt, ob Boris Pistorius überhaupt ein echter Heilsbringer wäre: „Sicher, Boris Pistorius ist ein klasse Typ. Nahbar, ehrlich, ein Macher. Das Problem der Pistorius-Projektionen, dieses Fiebertraums von anfassbarem Anpackertum mit einer Prise Schröder, war auch ein Symptom. Denn es geht ja nicht nur um Personen, sondern die Partei dahinter: Die SPD findet nicht nur keine Kraft, die nötigen Kurskorrekturen einzuleiten oder durchzusetzen, sie erkennt sie nicht einmal“, schreibt das Blatt. „Weder in der Wirtschaftspolitik noch beim Sozialstaat, schon gar nicht bei der Migration. Welche Politik hätte Pistorius für die SPD vertreten sollen, außer der eines ‚Weiter so‘, nur ohne Scholz, wo Zukunft nur möglich ist, wenn die Schuldenbremse aufgeweicht wird?“, so die „Wirtschaftswoche“. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Dass es zuletzt zu einer regelrechten Rivalität zwischen Scholz und seinem Verteidigungsminister gekommen ist, hat allerdings die SPD-Parteispitze zu verantworten“, meint die „Rheinpfalz“. „Den aufkeimenden Sympathiebekundungen für Pistorius – zunächst von Abgeordneten, dann von Ex-Parteichefs, schließlich von mächtigen Parteigruppierungen – hätten Lars Klingbeil und Saskia Esken ein schnelles und klares Votum für Scholz entgegenhalten müssen.“ „Sie taten es nicht. Das belegt, dass die Vorsitzenden auf einen Verzicht von Scholz gehofft oder damit gerechnet haben. Die Unfähigkeit (oder Unlust), die Diskussion um den richtigen Kanzlerkandidaten frühzeitig zu beenden, hat Scholz erheblich beschädigt. Er startet mit einer schweren Hypothek in den Wahlkampf“, schreibt das Blatt aus Ludwigshafen. Die Berliner „Tageszeitung“ sieht eine Debatte, „die Brandwunden“ bei allen Beteiligten hinterlasse. „Zum einen bei der Parteiführung um Lars Klingbeil, Saskia Esken und Matthias Miersch, die einen Wahlkampf vorbereitet, der den Leuten klarmachen soll, dass die SPD, die richtige Partei ist, dieses Land zu führen.“ „Nur wer soll das glauben, wenn genau diese SPD nicht einmal imstande ist, die eigenen Führungsfragen zeitnah zu klären, sondern stattdessen Verunsicherung und Irritationen zuließ?“ Die Diskussion der letzten Tage beschädige aber auch Olaf Scholz. Denn er gehe als der Kanzlerkandidat ins Rennen, dem die Partei nur bedingt vertraut. „Das zeigt sich an Äußerungen von Orts- und Kreisverbänden und von Bundestagsabgeordneten. Das zeigt sich aber auch am Zögern der Parteispitze“, schreibt die „taz“. Die „Volksstimme“ aus Magdeburg schreibt: „Bei näherem Hinsehen dürfte Pistorius’ vermeintlich selbstloser Rückzug von strategischer Natur sein: Seine SPD liegt in Umfragen abgeschlagen bei aktuell 14 Prozent – da würde auch seine Popularität das Wahl-Ruder kaum noch herumreißen. Also lässt er seinen angeschlagenen Chef sehenden Auges in die Niederlage krachen.“ „Nach dem 23. Februar werden Scholz und wohl auch all jene in seiner Partei, die sich für die erneute Kandidatur des Noch-Kanzlers eingesetzt haben, keine führende Rolle mehr spielen. Aber Pistorius stünde dann ohne Verlierer-Makel bereit, nicht mehr die Bundeswehr, sondern die alte Dame SPD zu verlorener Stärke zu führen“, so die „Volksstimme“. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ aus Essen meint, große Teile der SPD in NRW hätten sich in den vergangenen Wochen zu weit aus dem Fenster gelehnt: „Die kaum verhohlene Unterstützung für Boris Pistorius, zugleich ein beispielloses Misstrauensvotum gegen den amtierenden Kanzler, sollte eine Machtdemonstration sein, ein Aufstand der Basis gegen die in Berlin – ein Aufstand nicht irgendeiner Basis, sondern mitten aus der Herzkammer der Sozialdemokratie. Nun ist es eine Ohnmachts-Demonstration geworden. Und am Ende sind alle beschädigt“, schreibt die „WAZ“. „Beschädigt sind aber auch die Vorsitzenden der NRW-Landesgruppe im Bundestag, Wiebke Esdar und Dirk Wiese, die den Vorstoß gegen Scholz gewagt hatten, sowie der NRW-SPD-Chef Achim Post, der die beiden Abgeordneten unterstützt hatte. Sie werden nun noch mehr Mühe haben, ihre erwartungsenttäuschten Parteimitglieder an Rhein und Ruhr zu motivieren, Wahlkampf für den Zweitbesten zu machen. Ein Desaster“, schreibt die „WAZ“. | Benjamin Lamoureux | Viele Medien sehen die Absage von Pistorius für die Kanzlerkandidatur kritisch. Die vergangenen Wochen hätten den Kanzler weiter geschwächt. Deutliche Kritik gibt es auch an der SPD-Parteiführung. | [
"SPD",
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"Saskia Esken",
"Lars Klingbeil",
"Olaf Scholz",
"Ampelkoalition"
] | Politik | Politik | 2024-11-22T08:50:35.000Z | Pressestimmen zu Pistorius’ Verzicht: „Er lässt seinen angeschlagenen Chef sehenden Auges in die Niederlage krachen“ | https://www.tagesspiegel.de/politik/pressestimmen-zu-pistorius-verzicht-er-lasst-seinen-angeschlagenen-chef-sehenden-auges-in-die-niederlage-krachen-12751184.html?icid=topic-list_12745568___ |
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Politik: „Al-Qaida-Zellen in Köln und Duisburg“ | Düsseldorf . Im Düsseldorfer Islamisten-Prozess hat der Angeklagte am Dienstag erstmals über angeblich aktive Terrorzellen in Nordrhein-Westfalen berichtet. Es gebe Zellen in Köln, Duisburg und in der Nähe von Düsseldorf, sagte Shadi Mustafa Abdallah. Der 26 Jahre alte frühere Leibwächter des mutmaßlichen Topterroristen Osama bin Laden, bekräftigte zudem frühere Angaben, dass er selbst seinen Hintermännern im Nahen Osten das Gebäude der Jüdischen Gemeinde in der Berliner Fasanenstraße als Anschlagsziel genannt habe. Unklar blieb, welche Objekte in Düsseldorf ausgesucht wurden. Von der Existenz der dortigen Zellen will Abdallah erst bei einer Reise nach Afghanistan im Sommer 2001 erfahren haben. „Ich weiß nichts über deren Pläne“, sagte er, sie seien geheim. Für die Bundesanwälte im Gericht kamen die Aussagen unverhofft, sie werden aber sehr ernst genommen. „Die meisten objektiv überprüfbaren Daten waren bisher richtig“, sagte Ankläger Christian Monka. Bereits in der vergangenen Woche hatte der aus Jordanien stammende Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt und zugegeben, gemeinsam mit anderen Mitgliedern einer deutschen Gruppe der islamistischen Al-Tawhid-Bewegung Anschläge in Berlin und Düsseldorf geplant zu haben. Nun nannte der 26-Jährige erstmals Details über all jene, die von Al Qaida nach Deutschland geschickt wurden. Mit „schwarzen Pillen“, selbst gefertigten Bomben also, sollten die Zellen ausgespähte Ziele attackieren, bevor die Fahnder das Treiben der Gruppe um Shadi Mustafa durch seine Festnahme am 23. April vorigen Jahres beendeten. Zumindest als Indiz für seine Glaubwürdigkeit kann auch die Furcht des 26-Jährigen gelten, entgegen den Zusicherungen der Strafverfolger, Zeugenschutz zu gewähren, doch abgeschoben zu werden. Genau dies schien den Angeklagten erneut zu sorgen. „Werden die mich nach Jordanien abschieben, wo mir die Todesstrafe droht", fragte er den Vorsitzenden Richter. Der nutzte die Schwäche des Angeklagten und ermahnte ihn: „Wenn ich ihnen einen Rat geben kann, dann diesen: Bleiben sie hier bei der Wahrheit." Nach Rücksprache mit seinem Anwalt Rüdiger Decker erklärte Abdallah: Die Geständnisse, die ich hier abgelegt habe, sind alle richtig.“ | Jürgen Zurheide | Angeklagter in Terrorprozess nennt jüdisches Zentrum als Ziel | [] | Politik | Politik | 2003-07-08T22:00:01.000Z | Politik: „Al-Qaida-Zellen in Köln und Duisburg“ | https://www.tagesspiegel.de//politik/al-qaida-zellen-in-koln-und-duisburg-1021291.html |
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Diebstählen, Drogenhandel, Überfälle: Polizei will Wache am Kottbusser Tor durch Videoüberwachung ergänzen | Die geplante Polizeiwache am Kottbusser Tor in Kreuzberg ist aus Sicht der Berliner Polizei nur mit weiteren ergänzenden Maßnahmen wie einer Videoüberwachung sinnvoll. Entscheidend seien ein Gesamtkonzept und das Zusammenwirken unterschiedlicher Maßnahmen und Akteure, betonte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. „Es geht wie so oft um ein ganzheitliches Konzept - in einem ersten Schritt die Kotti-Wache als Anlaufstelle, dann die Videoüberwachung, aber auch städtebauliche Änderungen.“ Die Videoüberwachung an dem Platz mit viel Diebstählen, Drogenhandel und einigen Überfällen könnte ein Pilotprojekt in Berlin sein, sagte Slowik. Wie sie konkret aussehe, richte sich nach den rechtlichen Rahmenbedingungen und den weiteren Maßnahmen für mehr Sicherheit. Zu klären sei auch die Größe der Polizeiwache abhängig von den örtlichen Erfordernissen und dem notwendigen und zur Verfügung stehenden Personal, sagte Slowik. Gefordert sei auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. „Sinnvoll erscheint mir zum Beispiel, den Bereich unter der U-Bahn-Trasse am Kottbusser Tor stärker auszuleuchten.“ Die neue Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte am Montag angekündigt, bei der Polizeiwache wolle sie „schnell Nägel mit Köpfen“ machen. Dazu werde jetzt ein Konzept erstellt. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Die Polizeipräsenz und Sichtbarkeit solle dort „deutlich erhöht werden - zu einer Wache im 24/7-Betrieb“. Zusätzlich solle es eine Videoüberwachung geben. Mehr Polizeiwachen und Videoüberwachung an bestimmten Orten waren Teil des Koalitionsvertrages von SPD, Grüne und Linke. In der Polizei hatte man früher darauf hingewiesen, dass eine ständige Polizeiwache am Kottbusser Tor viel schwieriger einzurichten sei als etwa auf dem Alexanderplatz. Am „Kotti“ gibt es einen großen Kreisverkehr mit mehreren Spuren, über den die U-Bahn führt und wenig freie Fläche für eine Polizeiwache. (dpa) | Der Tagesspiegel | Polizeipräsidentin Barbara Slowik will die geplante Station noch durch Kameras ergänzen. Auch „städtebauliche Änderungen“ seien wichtig. | [
"Senat",
"Friedrichshain-Kreuzberg",
"Kottbusser Tor"
] | Berlin | Berlin | 2022-01-19T10:38:29.000Z | Diebstählen, Drogenhandel, Überfälle: Polizei will Wache am Kottbusser Tor durch Videoüberwachung ergänzen | https://www.tagesspiegel.de//berlin/polizei-will-wache-am-kottbusser-tor-durch-videouberwachung-erganzen-5133442.html?icid=in-text-link_8592946 |
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Landeshauptstadt: „Arche“-Filiale ab Ostern möglich | Jugendamtsleiter Norbert Schweers wird dem Unterausschuss Jugendhilfeplanung heute vorschlagen, sich „intensiv“ mit Plänen und Konzept des christlichen Kinderhilfswerks „Die Arche“ zu befassen, in Potsdam eine Filiale zu eröffnen. Dies sagte Schweers gestern den PNN. Außerdem sei ein Besuch der Berliner „Arche“ für Anfang September geplant. Unterdessen nehmen die Pläne für eine solche „Arche“ konkrete Formen an. „Wir möchten dort 50 bis 70 sozial benachteiligten Kindern auf etwa 500 Quadratmetern kostenlose Freizeitmöglichkeiten anbieten“, sagte gestern „Arche“-Begründer Bernd Siggelkow. In Berlin etwa betreue „Die Arche“ täglich über 200 Kinder und Jugendliche. Dazu gehörten unter anderem Tischtennis-Spiele, Theaterkurse, oder Jugendgottesdienste, aber auch Hausaufgabenhilfen. „So ein Angebot kostet rund 220 000 Euro im Jahr, die wir komplett mit Spenden finanzieren wollen“, so Siggelkow. Noch keine Entscheidung sei darüber gefallen, wo in Potsdam eine „Arche“-Filiale entstehen solle: Allerdings gebe es in der Stadt trotz der Wirtschaftskraft einiger Bürger mehrere Problemzonen wie etwa den Schlaatz. „Wir möchten bei der Standortsuche unbedingt vermeiden, dass wir als Konkurrenz wahrgenommen werden“, so Siggelkow. Laufe alles glatt, sei die Eröffnung „frühestens“ zu Ostern im nächsten Jahr möglich. Die Zusammenarbeit mit der Stadt laufe zumindest bislang „ohne Probleme und gut“. Es bestehe Handlungsbedarf: „Kinderarmut breitet sich aus.“ H. Kramer H. Kramer | Der Tagesspiegel | Jugendamtsleiter Norbert Schweers wird dem Unterausschuss Jugendhilfeplanung heute vorschlagen, sich „intensiv“ mit Plänen und Konzept des christlichen Kinderhilfswerks „Die Arche“ zu befassen, in Potsdam eine Filiale zu eröffnen. Dies sagte Schweers gestern den PNN. | [] | Potsdam / Landeshauptstadt | Landeshauptstadt | 2007-08-28T00:00:00.000Z | Landeshauptstadt: „Arche“-Filiale ab Ostern möglich | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/arche-filiale-ab-ostern-moglich-7819156.html |
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Heimliche Videoaufnahmen zeigen grausige Szenen: Gegen Bio-Schlachthof in Neuruppin wird wegen Tierquälerei ermittelt | Die Schweine werden getreten, geworfen und mit Harken geschlagen. Die Elektrozange zur Betäubung der Tiere vor ihrer Schlachtung wird zu spät angesetzt: Die Schlachtung erfolgt bei vollem Bewusstsein. Im August 2020 heimlich gedrehte Videos des „Deutschen Tierschutzbüros“, die in dieser Woche veröffentlicht wurden, zeigen, wie in einem Bio-zertifizierten Schlachthof in Neuruppin (Kreis Ostprignitz-Ruppin) offenbar eklatant gegen den Tierschutz verstoßen wird. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen Verantwortliche, wie die Staatsanwältin Martina Baum am Mittwoch bestätigte. „Die Aufnahmen zeigen immer wieder Tiere, die sich sehr heftig bewegen, nach Luft schnappen und den Kopf bewusst bewegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Tierschutzbüros, Jan Pfeifer. „Diese Tiere sind weder betäubt noch tot, sondern sie erleiden Höllenqualen.“ Das Tierschutzbüro habe den Schlachthof deswegen angezeigt. Bei dem Schlachthof handelt es sich um das Unternehmen Emil Färber GmbH, das seinen Hauptsitz im sächsischen Belgern-Schildau hat. Es schlachtet an seinem Standort in Neuruppin vorwiegend Bio-Schweine, beteiligt sich an der Initiative Tierwohl und beliefert nach Angaben des Deutschen Tierwohlbüros auch die Supermarktkette Bio Company. Auf eine Anfrage des Tagesspiegels reagierte der Betrieb am Mittwoch umgehend und räumte die Vorwürfe der Tierschützer ein. „Wir haben vor Kurzem heimlich gedrehte Videoaufnahmen des Tierschutzbüros zur Kenntnis nehmen müssen“, heißt es in einer Stellungnahme des Schlachthofs. „Die Aufnahmen zeigen, dass es tatsächlich in unserem Betrieb in Neuruppin vor einigen Monaten Probleme bei Zutrieb und Betäubung gab, weil dort eingesetzte Mitarbeiter nicht den internen Vorschriften entsprechend gearbeitet haben.“ Das Unternehmen bedauere das außerordentlich und sei „noch heute schockiert über diese Aufnahmen“, hieß es. „Ein solches Verhalten entspricht in keiner Weise unserer Firmenphilosophie und den Richtlinien, nach denen unsere Mitarbeiter geschult werden und zu arbeiten gehalten sind.“ Tierschutz habe in dem Betrieb einen hohen Stellenwert. Man verurteile das Fehlverhalten, habe die betreffenden Mitarbeiter entlassen und Strafanzeige gegen sie gestellt. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Zudem sei in der Schlachtung eine Videoüberwachung installiert und die Betäubeaufzeichnung erneuert worden. Doch ob das reicht, das durch die Aufnahmen des Tierschutzbüros verloren gegangene Vertrauen vieler Bio-Kunden zurückzugewinnen? Das Tierschutzbüro, das seinen Unterstützern generell eine vegane Lebensweise empfiehlt, weist darauf hin, dass sich das Unternehmen schon früher „als Saubermann“ dargestellt habe. „Ob klein, regional oder groß und weit weg, kein Tier geht freiwillig in einen Schlachthof und kein Tier will sterben“, sagt Pfeifer. Weitere Aufklärung fordert auch der Fraktionsvorsitzende und Landwirtschaftsexperte der Landtagsfraktion der Brandenburger Grünen, Benjamin Raschke. „Die Zustände in den Videos sind nicht diskutabel und für einen Biobetrieb unverantwortlich“, sagt der Grünen-Politiker. Eine Strafanzeige sei hier nur ein erster Schritt. „Die Mitarbeiter in den Videos haben jeden Bezug zum Wert der Tiere als Lebewesen verloren“, sagt Raschke. Hier brauche es dringend Nachschulungen in dem Unternehmen. Aktiv geworden ist unterdessen auch der Landkreis Ostprignitz-Ruppin: Seine Amtstierärztin Simone Heiland hat zwei Mitarbeitern die für die Schlachtung von Tieren nötige Sachkundebescheinigung entzogen. Weitere Maßnahmen könnten folgen. „Für uns ist das absolut nicht nachvollziehbar, denn gerade der Mitarbeiter im Betäubungsbereich weiß ganz genau, wie ein Schwein tierschutzgerecht betäubt werden muss“, sagt Amtstierärztin Simone Heiland. „Er war bei jeder Kontrolle derjenige, der die Tiere ruhig, schnell und schonend betäubte.“ Vor Weihnachten habe der Landkreis vom Deutschen Tierschutzbüro das vollständige Material erhalten. Dessen Prüfung werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. | Benjamin Lassiwe | In einem Brandenburger Schlachtbetrieb wurden Schweine ohne Betäubung getötet und gequält. Der Betrieb soll auch Bio Company beliefern. | [] | Berlin | Berlin | 2021-01-06T19:20:47.000Z | Heimliche Videoaufnahmen zeigen grausige Szenen: Gegen Bio-Schlachthof in Neuruppin wird wegen Tierquälerei ermittelt | https://www.tagesspiegel.de//berlin/gegen-bio-schlachthof-in-neuruppin-wird-wegen-tierqualerei-ermittelt-4221016.html?icid=in-text-link_4223299 |
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Fernsehturm: Kugelrunder Geburtstag | Kaoru Harube kommt aus Kyoto, aber sie weiß, dass heute in doppelter Hinsicht ein besonderer Tag ist. „Ja, heute ist Tag der Einheit, und außerdem wird dieser Turm heute 40 Jahre alt“, sagt die Japanerin und kauft neun Eintrittskarten für ihre Reisegruppe. Dass alle wegen des großen Andrangs rund anderthalb Stunden warten müssen, bis das Absperrband in Richtung Aufzug beiseite genommen wird, stört sie nicht. Anna Griebenow, 89, dreht aber um. „Ich war auch schon im Eröffnungsjahr oben, so lange kann ich nicht mehr warten.“ Einige der Gäste müssen erst ein wenig suchen, bis sie den Eingang finden. Von der Freitreppe auf der Rückseite des Turms am Neptunbrunnen führt der Weg rechts vorbei an einem Spanferkel am Spieß bis zur Kasse. Dort blicken die Gäste wie am Flughafen auf das Wanddisplay mit Ticketnummern und Zeiten. Andere lassen sich ihren Einlass per SMS aufs Handy senden und sehen sich derweil die Ausstellung zur Geschichte des Turmes im Foyer an. Auch für Empfangschefin Sabine Erbert ist der Geburtstag des Wahrzeichens „etwas Besonderes, na klar“. Sie freut sich darüber, „dass der Turm immer noch für so viele Leute aus aller Welt ein Anziehungspunkt ist“. 4000 Gäste im Schnitt täglich, jedes Jahr 1,2 Millionen Besucher fahren hinauf in 203,78 Meter Höhe bis in die Kugel hinein. Schon aus Sicherheitsgründen dürfen nur begrenzt Gäste im Telecafé Platz nehmen. Am Jubiläumstag werden die Besucher höflich darauf hingewiesen, dass sie wegen des großen Andrangs bitte nicht länger als eine Stunde verweilen, so lange, wie der Restaurantboden braucht, um sich einmal um 360 Grad zu drehen. Ein bisschen diesig ist es, in den Straßen sind die Riesenpuppen, anders als am Vortag, gerade nicht auszumachen. Wie breit die Spree wirkt! Und auf dem Schlossplatz-Rasen ist ein großes Herz eingeritzt! Mehr als 40 Kilometer weit konnte man gestern blicken, die Metropole liegt einem zu Füßen, man kann ihre Grenzen ins grüne Umland von hier oben aus erfassen. Cobie Decker aus dem niederländischen Noordwyk hat sogar den Wasserturm in Prenzlauer Berg ausfindig gemacht. Nur Rollstuhlfahrer drehen enttäuscht ab, sie dürfen wegen eines fehlenden Fluchtweges nicht nach oben, deshalb gibt es auch Proteste. Am Ehrentag hält die 20-köpfige Restaurantcrew eine Nostalgie-Speisekarte bereit. „Besonders gut geht Toast Hawaii“, sagt Restaurantmanagerin Cornelia Ast. Und das Schweinesteak „au four“. An der Cocktailbar kann man wie zwischen 1969 und 1979 „Gelbe Rose im Glas“ bestellen, Eier- und Kirschlikör. Dann rauscht der Aufzug wieder hinunter, „mit sechs Meter pro Sekunde“ erklärt Liftwart Isaias Hele, gebürtiger Mosambikaner, freundlich. „Und, die Sicht war so gut, dass man bis nach Afrika gucken konnte, nicht wahr?“, schiebt er einen Witz hinterher, das gefällt seinen Gästen. Da macht es nichts, dass manche im Aufzug an den Oriental Pearl Tower in Shanghai denken müssen, mit 468 Metern vierthöchster Fernsehturm der Welt, der hat gleich zwei Kugeln, und in einer kann man sogar mit einer Achterbahn fahren. Annette Kögel | Der Tagesspiegel | Selbst aus Japan kamen am Sonnabend die Besucher im Fernsehturm. Zur Jubiläumsfeier standen sie geduldig an. | [] | Berlin / Stadtleben | Stadtleben | 2009-10-03T22:00:00.000Z | Fernsehturm: Kugelrunder Geburtstag | https://www.tagesspiegel.de//berlin/stadtleben/kugelrunder-geburtstag-6796123.html |
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Kriegsende vor 70 Jahren: Sowjets stellen die Weichen in Berlin | Und was kommt nun? Das ist die alles beherrschende Frage, als der Krieg endlich aus ist. Während das befreite Aufatmen in nackter Angst vor der Rache der Russen erstickt, die plündernd und vergewaltigend Schrecken verbreiten, tritt der sowjetische Stadtkommandant Nikolai Bersarin in ganz Berlin als Ordnungsmacht auf. Im Rückblick ist es verblüffend, wie schnell die Weichen neu gestellt wurden. Damals ahnte es keiner, Informationen gab es nicht. Pünktlich zur Kapitulation Berlins am 2. Mai sind zehn KPD-Emigranten aus Moskau mit Direktiven für den Aufbau der Berliner Verwaltung zur Stelle, angeführt von Walter Ulbricht, dem späteren DDR-Chef. Wegen der Versorgung der Bevölkerung schickt Stalin am 9. Mai sogar seinen Ernährungskommissar Anastas Mikojan nach Berlin. Ortsteil für Ortsteil hat die Rote Armee die Stadt erobert und vorläufige Ortsbürgermeister eingesetzt, so Pfarrer Heinrich Grüber in Kaulsdorf, Klaus Gysi (KPD, Vater von Gregor Gysi, DDR-Kulturminister) in Nikolassee. Mit den Worten „Du Bürgermeister oder tot!“ wird der spätere Bundesminister Ernst Lemmer (CDU) im Vorort Kleinmachnow verpflichtet. Ruckzuck rekrutiert die „Gruppe Ulbricht“ Linke, Liberale und Konservative für einen Einheitsmagistrat nach dem Motto: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben“, wie Ulbricht von seinem damaligen Mitstreiter Wolfgang Leonhard dann im Westen zitiert wird. Bereits am 13. Mai bestätigt Generaloberst Bersarin den Magistrat, den er am 19. Mai feierlich ins Amt einführt. Der Amtssitz, das Neue Stadthaus in der Parochialstraße, ist nur ein paar Schritte vom zerbombten Roten Rathaus entfernt. Der Name des Oberbürgermeisters sagt den Berlinern nichts – Dr. Ing. Arthur Werner aus Lichterfelde, parteilos, Jahrgang 1877. Der alte Herr wirkt alt- väterlich – dunkel gewandet, Zylinder, weißes Hemd, steifer Kragen, Uhrkette an der Weste – die wandelnde Vertrauenswerbung. Ihm ist die rein repräsentative Rolle als weiser Stadtvater und Mutmacher zugedacht. Die Russen erweisen ihm ihre Gunst, indem sie ihm eine Milchkuh spendieren. Von den 17 Magistratsmitgliedern gehören neun der KPD an, was nach Lage der Dinge weder verwundert noch stört. Das starke einigende Band ist der Wille, eine Herkulesaufgabe zu meistern, die ärgste Not zu lindern und den Wiederaufbau einzuleiten. Glänzende Bürgerliche sind dabei wie der Arzt Ferdinand Sauerbruch als Stadtrat Gesundheit, der einstige Reichsernährungsminister Andreas Hermes für Ernährung, der Architekt Hans Scharoun für Bauwesen. Die Schlüsselpositionen aber haben KPD-Männer, so Ulbrichts rechte Hand Karl Maron (später DDR-Innenminister) als 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Arthur Pieck, Sohn des späteren DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck, für Personal und Verwaltung, der spätere DDR-Außenminister Otto Winzer für Volksbildung. Eingedenk Bersarins Mahnung zur Gottesfurcht fungieren die Pfarrer Heinrich Grüber und Peter Buchholz als Beiräte für Kirchenfragen. Fast alle hatten unter den Nazis schwer zu leiden. Hermes entging knapp der Hinrichtung. Die „Private Technikschule“ von Arthur Werner hatte die Gestapo 1942 geschlossen. Einen behinderten Sohn konnte er nur durch makabren Zufall vor der Euthanasie retten. Als der Sohn aus einer Pflegeanstalt zu Besuch war, wurde den Eltern eine Urne mit seiner angeblichen Asche zugestellt. Noch existiert die Viermächte-Stadt nur auf dem Papier, und Stalin liegt daran, in der strategisch wichtigen Reichshauptstadt Fakten zu schaffen, bevor die drei Westmächte ihre Sektoren besetzen. Es geht also Schlag auf Schlag. Noch im Mai wird Paul Markgraf zum Polizeipräsidenten von Berlin ernannt, ein in sowjetischer Kriegsgefangenschaft umgeschulter Wehrmachtsoffizier. Bezirksämter werden ernannt und „Volksausschüsse“ als Ersatz für die Bezirksverordnetenversammlungen. So übernimmt Otto Grotewohl (SPD, später SED und Ministerpräsident der DDR) im Rathaus Schöneberg die Bezirksfinanzen, Klaus Gysi die Abteilung Sicherheit und Ordnung in Zehlendorf. Auch die Medien stehen anfangs ganz unter sowjetischem Einfluss. Als erste Zeitung erscheint ab dem 15. Mai die von der Roten Armee herausgegebene „Tägliche Rundschau“. Wenig später folgte die „Berliner Zeitung“, anfangs mit dem Untertitel „Organ des Kommandos der Roten Armee“. Zwei Tage zuvor hatte der Berliner Rundfunk, unter dem Namen Radio Berlin, seine erste Sendung ausgestrahlt, noch vom Sender Tegel aus, dessen Sendemasten dann während der Luftbrücke von den Franzosen gesprengt wurden. Erst wenige Tage später zog der Sender in das Haus des Rundfunks in der Charlottenburger Masurenallee um. Auch durch die Person des ersten Intendanten Max Seydewitz und des Chefredakteurs Hans Mahle war der sowjetische Einfluss auf das Programm gesichert. Wie selbstverständlich betrachtet die noch alleinige Besatzungsmacht Berlin als Teil der Sowjetzone. Sie wird die Hoheit über die Reichsbahn einschließlich S-Bahn, die Wasserstraßen und Brücken in Berlin und der Sowjetzone behalten. Richter und leitende Bedienstete mit Nazi-Vergangenheit werden entlassen, das Beamtentum abgeschafft, der „Kulturbund zur Erneuerung Deutschlands“ gegründet, und 60 ehemalige Mitarbeiter des Reichsrundfunks verlieren als ehemalige Parteigenossen ihre Arbeitsstelle. Auch für alle Lehrer, die NSDAP-Mitglieder waren, endet das Berufsleben. Lücken im ohnehin sehr geschrumpften Lehrkörper sollen die Schulen durch Quereinsteiger schließen. In der Wald-Oberschule in Westend, die im Juni als eine der ersten wieder den Unterricht aufnimmt, soll nun auf Verlangen des sowjetischen Bildungsoffiziers auch Russisch-Unterricht erteilt werden, was zwei Frauen aus dem Baltikum übernehmen. Fremdsprachen unterrichtet ein ehemaliger Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes – eine typische Situation im Berliner Bildungswesen der ersten Nachkriegszeit. Am 10. Juni verfügt Stadtkommandant Bersarin mit Befehl Nummer 2 die Gründung „antifaschistischer Parteien“ und Gewerkschaften, die in einer Einheitsfront zusammenarbeiten sollen. Tags darauf formiert sich die KPD-Leitung für Berlin und Brandenburg. Der „SPD-Zentralausschuss“, die CDU und LDPD (heute FDP) für Berlin und die Sowjetzone folgen. Erst Anfang Juli rücken die Amerikaner und Briten, im August die Franzosen ein. Bersarin erlebt das Viermächte-Arrangement nicht mehr, er kam am 16. Juni bei einem Motorradunfall ums Leben. Der Magistrat hat jetzt die strikten Weisungen der Alliierten Kommandantur aller vier Mächte in Dahlem zu befolgen, die Bezirksämter die Befehle ihrer Sektorenkommandanten. Nur gehen die Uhren in den Westsektoren irgendwie anders. Hier entwickelt sich das Leben etwas freier und materiell besser, Kommunisten werden als Bezirksstadträte entfernt, Kulturbund und Volksausschüsse beiseitegedrängt. Im Ostsektor fegen die Russen fleißig Nichtkommunisten aus Bezirksämtern. © akg-images Gegenüber dem Magistrat spricht die Alliierte Kommandantur natürlich mit einer Stimme. Das gilt auch für die Absetzung von Sauerbruch und einem KPD-Kollegen wegen Nähe zu den Nazis sowie von Hermes, dem die KPD misstraut; die Russen setzen ihn im Dezember auch als CDU-Vorsitzenden der Sowjetzone ab, weil er die entschädigungslose Bodenreform moniert. Allerdings setzt Arthur Werner gegen die KPD den Religionsunterricht in der Schule durch. Die Kommandantur gibt ihren Segen mit der Maßgabe, dass der Religionsunterricht freiwillig zu sein hat und die Religionslehrer von den Kirchen zu stellen sind, was bis heute so ist. In Berlin macht sich der Kalte Krieg früher als anderswo bemerkbar. Bereits 1946 bröckelt die Einheitsfront. Ideologische Fronten sind bei der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED gegen erbitterten Widerstand der Mehrheit der Berliner SPD zu besichtigen. Auf Betreiben der Westmächte werden SPD und SED in ganz Berlin zugelassen, die beiden Parteien sind sich spinnefeind. Die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Oktober 1946 bringt der SED mit 19,8 Prozent eine herbe Niederlage, die SPD (48,7 Prozent) wird mit Abstand stärkste Kraft. Zum Oberbürgermeister des Einheitssenats aus allen vier Parteien wird Otto Ostrowski (SPD) gewählt, aber 1947 gestürzt, die SPD wirft ihm mangelnde Distanz zur SED und den Russen vor. Sein Nachfolger Ernst Reuter darf wiederum wegen des sowjetischen Vetos in der Alliierten Kommandantur nicht amtieren. Macht nichts, er ist der große Volkstribun für die Freiheit. Mit der Währungsreform und der sowjetischen Blockade der Westsektoren zerbricht die einheitliche Stadtverwaltung. Am 30. November 1948 ruft die SED einen „provisorischen demokratischen Magistrat“ aus. Berlin hat jetzt zwei Oberbürgermeister – im Osten Friedrich Ebert (SED), Sohn des ersten Reichspräsidenten, im Westen Ernst Reuter. | Brigitte Grunert | Kaum ist der Zweite Weltkrieg vorbei, stellen die Sowjets die Weichen in der Stadt und rekrutieren Politiker für den Neuanfang. Linke, Liberale und Konservative bilden den Einheitsmagistrat, in dem die KPD dominiert. | [
"Zweiter Weltkrieg"
] | Berlin | Berlin | 2015-05-08T09:40:01.000Z | Kriegsende vor 70 Jahren: Sowjets stellen die Weichen in Berlin | https://www.tagesspiegel.de//berlin/sowjets-stellen-die-weichen-in-berlin-5453977.html?icid=in-text-link_8131252 |
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Landeshauptstadt: Uferweg nach Gerichtsbeschluss wieder frei | Babelsberg - Der Uferweg am Griebnitzsee ist seit gestern Nachmittag wieder frei. Um 16.30 Uhr beseitigte das Potsdamer Ordnungsamt die Sperrungen, die etwa ein Dutzend Grundstückseigentümer am Montagmorgen errichtet hatten (PNN berichteten). Die von den Anrainern eingesetzten Wachschützer wurden abgezogen. Dabei gab es keine Zwischenfälle. Zuvor hatte das Potsdamer Verwaltungsgericht der Stadt per Eilentscheidung erlaubt, den Weg wieder frei zu machen. Lediglich Zwangsmittel – also eine Räumung mit Gewalt, wie die Stadt sie angedroht hatte – hat das Gericht nicht gebilligt. Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte, das Verwaltungsgericht habe „die ebenso besonnene wie klare Haltung der Potsdamer Stadtverwaltung unterstützt“. Dies sei ein wichtiges Zeichen für die Interessen einer breiten Mehrheit der Potsdamer. Die Stadt werde sich nun bemühen, das Bebauungsplan-Verfahren für einen öffentlichen Uferpark „zügig und konzentriert“ weiter fortzusetzen. Weil die Ordnungsverfügung der Stadt – mit dieser wurde die Freigabe des Uferwegs formell durchgesetzt – „weder offensichtlich rechtsmäßig noch offensichtlich rechtswidrig“ sei, beriefen sich die Richter bei ihrer gestrigen Entscheidung auf eine Interessenabwägung. Das Ergebnis: Die Sperrung des Uferwegs war ein rechtswidriger Eingriff in den Straßenverkehr, da der Weg durch Verkehrsschilder als Fahrradweg gekennzeichnet sei. Zudem sei es den Anliegern zuzumuten, dass der Uferweg in dem Zustand bleibe, der seit 1990 bestehe: nämlich als öffentlicher Weg. Dies gilt allerdings nur unter dem Vorbehalt der Urteile in den anliegenden Hauptsacheverfahren. Die Grundstücksbesitzer kündigten gestern an, gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts in der nächsten Instanz – beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg – Beschwerde einzulegen. Darüber hinaus bleibt die Sperr-Aktion für sie offenbar folgenlos. Ordnungsgelder würden nicht verhängt, die Anrainer müssten lediglich die Rechtskosten übernehmen, so Potsdams Rechtsamtschefin Karin Krusemark. Sie wertete die Entscheidung des Verwaltungsgerichts als schwerwiegend für die ausstehenden Hauptsacheverfahren. In diesen soll endgültig geklärt werden, ob der Uferweg ein öffentlicher Weg ist. „Im Zweifel für die Öffentlichkeit“ – dieses Signal habe das Gericht mit dem gestrigen Beschluss gegeben, so der von der Stadt beauftragte Rechtsanwalt Uwe Graupeter. Damit würden bis zur endgültigen juristischen Klärung auch keine weiteren Sperrungen erlaubt sein – oder die Stadt könnte diese sofort beseitigen, ohne vorher wie jetzt noch geschehen einen Gerichtsbeschluss abzuwarten. Die Anrainer, die ihre Grundstücke mit Flatterbändern abgesperrt hatten, wollten die Gerichtsentscheidung gestern nicht kommentieren. Sie hatten gestern Vormittag wie erwartet per Eilantrag beim Verwaltungsgericht Widerspruch gegen die Ordnungsverfügung der Stadt eingelegt – ebenso die angebliche private Sicherheitsfirma. Beide Eilanträge hat das Gericht abgelehnt. Damit durfte die Stadt ihre Ordnungsverfügung umsetzen. Sie beinhaltete die Beseitigung der Absperrbänder, die Freigabe des Weges und ein Verbot, den Weg mit anderen Gegenständen zu versperren. Um dies selbst zu tun, hatte die Stadt den Anrainern eine Frist bis 12 Uhr mittags gesetzt – weil nichts geschah, folgte nach 34 Stunden Sperrung der „sofortige Vollzug“ durch das städtische Ordnungsamt. Von Spaziergängern und Nachbarn wurden „der Mann mit der Schere“ – Bereichsleiter Christian Schiemann aus dem Ordnungsamt – und das „Band-Durchschneiden“ am Uferweg gestern Nachmittag mit Applaus bedacht. Nur wenige Minuten, nachdem der Weg wieder frei war, wurde er von Radlern und Passanten bevölkert. Vereinzelt noch anwesende angebliche Sicherheitskräfte dagegen zeigten sich verwundert darüber, dass sie „abgezogen“ seien. Auf den Hinweis der Stadt-Justiziare, sie müssten den Uferweg nun verlassen, erwiderte einer: „Das ist doch ein öffentlicher Weg.“ Bekannt wurde gestern außerdem, dass die Anrainer keinen privaten Sicherheitsdienst mit der Aufsicht über die Sperrungen beauftragt hatten, sondern die „Bauwerkstatt Potsdam“, ein Babelsberger Bauunternehmen. Signale der Anrainer, nach der Eskalation wieder zu Gesprächen mit der Stadt bereit zu sein, gab es gestern nicht. Die Verwaltung dagegen setzt weiter auf eine Verhandlungslösung. Diese ist am 2,8 Kilometer langen Uferweg mit rund 80 Grundstücken bereits umgesetzt: Drei Anrainer haben der Stadt eine so genannte Dienstbarkeit – also ein Wegerecht – für den öffentlichen Uferweg auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzer eingeräumt. In der Folge konnten sie den Uferweg zum Wasser hin verschieben und ihre Grundstücke vergrößern. Ansonsten gilt am Griebnitzsee-Ufer bis Februar 2008 eine so genannte Veränderungssperre. Sie verbietet den Anrainern Bauarbeiten, bis der Bebauungsplan für den Uferpark in Kraft ist. Er soll noch in diesem Jahr von den Stadtverordneten beschlossen werden. | Der Tagesspiegel | Stadt beseitigte Sperrungen, Sicherheitsdienst abgezogen / Anwohner legen Beschwerde ein | [] | Potsdam / Landeshauptstadt | Landeshauptstadt | 2007-10-17T00:00:00.000Z | Landeshauptstadt: Uferweg nach Gerichtsbeschluss wieder frei | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/uferweg-nach-gerichtsbeschluss-wieder-frei-7514245.html |
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Krise hält an: Bundesregierung rechnet nicht mit baldiger Erholung der deutschen Wirtschaft | Die Bundesregierung sieht kein baldiges Ende der Dauerkrise der deutschen Wirtschaft. Derzeit sei „eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende noch nicht absehbar“, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums. Als Gründe dafür werden hohe Unsicherheiten mit Blick auf die geopolitischen Entwicklungen, die möglichen Zollerhöhungen der kommenden US-Regierung sowie die anstehenden Neuwahlen in Deutschland genannt. Zudem hätten sich Stimmungsindikatoren – etwa die für Manager, Verbraucher und Börsianer – zuletzt eingetrübt. „Die unternehmerische Planbarkeit dürfte sich nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA und dem Ende der Regierungskoalition in Deutschland angesichts der erhöhten politischen Unsicherheit schwieriger gestalten“, heißt es in dem Monatsbericht. Dies dürfte eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende etwa in der Industrie wohl weiter verzögern. Auch die deutsche Notenbank korrigierte ihre Konjunkturvorhersagen für dieses und das kommende Jahr kräftig nach unten. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Die deutsche Wirtschaft kämpft nicht nur mit hartnäckigem konjunkturellen Gegenwind, sondern auch mit strukturellen Problemen“, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Freitag im Rahmen der halbjährigen Wirtschaftsprognose. Anders als bisher vorausgesagt, werde der private Konsum nicht zu einem Motor für die wirtschaftliche Erholung. Die Bundesbank rechnet jetzt damit, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen wird. Noch in ihrer Juni-Prognose hatte sie einen geringen Anstieg des kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent vorhergesagt. Für das nächste Jahr korrigierte sie ihre Wachstumsprognose noch deutlicher nach unten. Inzwischen rechnet sie für 2025 nur noch mit einem Miniwachstum von 0,2 Prozent. Im Juni hatten die Volkswirte der Notenbank noch einen BIP-Anstieg von 1,1 Prozent prognostiziert. Erst in den Jahren 2026 und 2027 wird die Wirtschaft laut der Bundesbank-Prognose wieder etwas kräftiger um 0,8 (Juni-Prognose: 1,4) Prozent beziehungsweise um 0,9 Prozent wachsen. Die Exporte lieferten dann moderate Wachstumsimpulse, auch die Investitionen der Unternehmen kehrten dann wieder auf einen Expansionspfad zurück. Der derzeit größte Unsicherheitsfaktor für die Prognose ist ein möglicherweise global zunehmender Protektionismus. Bundesbankpräsident Joachim Nagel „Der derzeit größte Unsicherheitsfaktor für die Prognose ist ein möglicherweise global zunehmender Protektionismus“, warnte Nagel. Insgesamt überwiegen nach Einschätzung der Bundesbank gegenwärtig die Risiken für ein noch schwächeres Wirtschaftswachstum. Auch bei den Investitionen halten sich die deutschen Unternehmen zurück. Wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte, fielen die Investitionserwartungen für das laufende Jahr im November noch einmal deutlich auf minus 9,0 Punkte, nach minus 0,1 Punkten im März. Grund für die Zurückhaltung seien die „strukturellen Standortprobleme und die hohe Unsicherheit über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“, betonte das Ifo. Der Umfrage zufolge planen die Firmen auch im kommenden Jahr weniger Investitionen – mit einem Saldo von minus 6,6 Punkten fällt der Rückgang aber wahrscheinlich geringer aus als in diesem Jahr. Vor allem die nicht-energieintensiven Branchen bleiben demnach im kommenden Jahr pessimistisch, hier liegt der Wert bei minus 8,4 Punkten. Zugleich rechnet das Wirtschaftsministerium damit, dass die schwache Entwicklung auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Die sinkende Arbeitskräftenachfrage zeige sich etwa am abermaligen Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Zahl der offenen Stellen. © Andreas Klaer „Der Arbeitsmarkt reagiert mittlerweile spürbar auf die schon länger andauernde Wirtschaftsschwäche“, sagte Bundesbankpräsident Nagel. Und das dämpfe den privaten Konsum. Die Aussichten für den Arbeitsmarkt schätzt die Bundesbank nun deutlich schwächer ein. Vermutlich seien auch die Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit gestiegen. Daher sei der private Konsum deutlich hinter den Erwartungen vom Juni zurückgeblieben und werde voraussichtlich auch im kommenden Jahr nur wenig wachsen. „Der private Konsum steigt zwar durchgängig, aber nicht mehr so stark wie bislang erwartet“, führte Nagel aus. Die führenden Institute haben ihre ohnehin pessimistischen Erwartungen für die deutsche Wirtschaft in ihren Winterprognosen nochmals zurückgenommen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa rechnen für das kommende Jahr nur noch mit einer Stagnation beim Bruttoinlandsprodukt, nach einem erwarteten Rückgang von 0,2 Prozent im zu Ende gehenden Jahr. „Deutschlands Wachstumsschwäche tritt offen zutage und jeder unvorhergesehene Störfaktor von außen kann den Unterschied zwischen einem Plus oder einem Minus bei der Wirtschaftsleistung bedeuten“, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. Aufgrund der nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen können dem IfW zufolge die Exporte nicht mehr mit dem Welthandel Schritt halten. Im Oktober schrumpften die Exporte deutscher Firmen um 2,8 Prozent zum September auf 124,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Zum Vorjahresmonat gingen die Ausfuhren ebenfalls um 2,8 Prozent zurück. In die EU-Staaten wurden im Oktober Waren im Wert von 68,9 Milliarden Euro exportiert, ein Rückgang von 0,7 Prozent zum Vormonat. Die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU – sogenannte Drittstaaten – nahmen um 5,3 Prozent ab auf 55,7 Milliarden Euro. © dpa/Oliver Berg Dabei brachen die Exporte in die USA, dem größte Zielmarkt für deutsche Ausfuhren, im Monatsvergleich um gut 14 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro ein. Die Ausfuhren nach China gingen zugleich um 3,8 Prozent zurück. Im Handel mit EU-Staaten sanken die Exporte um 0,7 Prozent. Nur in das Vereinigte Königreich nahmen die Exporte um 2,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zu. Der Auftakt ins vierte Quartal verheiße mit dem Rückgang im Oktober nichts Gutes, schrieb der Chefvolkswirt der Liechtensteiner Privatbank VP, Thomas Gitzel. „Auch wenn der deutliche Exportrückgang in die USA von Großaufträgen geprägt sein dürfte, gibt das Minus einen Vorgeschmack, was im Falle von handfesten Zollstreitigkeiten mit den USA drohen könnte.“ Donald Trump will die USA umkrempeln. Verpassen Sie keine Neuigkeit mehr. Kostenlos jeden Donnerstag per E-Mail – vom US-Team der Tagesspiegel-Redaktion. Ich bin damit einverstanden, dass mir per E-Mail interessante Angebote des Tagesspiegels unterbreitet werden. Meine Einwilligung kann ich jederzeit widerrufen. Wachsende Konkurrenz auf den Weltmärkten etwa aus China sowie strukturelle Probleme der deutschen Industrie wie teure Energie und viel Bürokratie machen der Exportnation Deutschland seit längerem zu schaffen. Schon im September waren die Exporte zurückgegangen. Die Unternehmen sind verunsichert, warten aber noch ab, welche Handelspolitik Trump letztendlich umsetzen wird. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen Die Exporterwartungen der deutschen Industrieunternehmen hingegen haben sich nach dem Wahlsieg Trumps aufgehellt. Das entsprechende Barometer stieg im November auf minus 5,9 Punkte von minus 6,5 Punkten im Oktober, wie das Ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage ermittelte. Das ist der erste Anstieg seit einem halben Jahr. „Die Unternehmen sind verunsichert, warten aber noch ab, welche Handelspolitik Trump letztendlich umsetzen wird“, sagte dazu der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Zudem hat der Dollar nach der Wahl kräftig aufgewertet, wovon die Exporteure profitieren können.“ Die Importe nach Deutschland schrumpften im Oktober um 0,1 Prozent zum September auf 111,2 Milliarden Euro. Zum Vorjahresmonat stand ein Plus von 1,7 Prozent. Unterm Strich blieb eine positive Außenhandelsbilanz von 13,4 Milliarden Euro. (Reuters/dpa/AFP) | Der Tagesspiegel | Eine nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft ist nicht in Sicht. Mehrere Faktoren bremsen das Wachstum. Die Bundesbank rechnet erst ab 2026 mit leichtem Aufschwung. | [] | Wirtschaft | Wirtschaft | 2024-12-13T12:19:23.000Z | Krise hält an: Bundesregierung rechnet nicht mit baldiger Erholung der deutschen Wirtschaft | https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/krise-halt-an-bundesregierung-rechnet-nicht-mit-baldiger-erholung-der-deutschen-wirtschaft-12871015.html |
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Kultur: Komische Oper: Ballett kämpft ums Überleben | Ein neues Haus wird gebaut, doch die Zeichen stehen auf Abbruch: Die Ballettpremiere am 15.2. in der Komischen Oper wird zum Politikum. Mit zwei Balletten von Deborah Colker – der Neufassung von „Casa“ (Haus) und der Uraufführung „Ela“ – wagt Ballettdirektorin Adolphe Binder ein Plädoyer für den zeitgenössischen Tanz. Doch ob das Ballett der Komischen Oper noch eine Überlebenschance hat, ist derzeit mehr als fraglich. Die Opernstrukturreform sieht eine Reduzierung um 40 Tänzerstellen vor. Und der künftige Intendant Homoki hat durchblicken lassen, dass er das Ballett abschaffen will. Binder gab sich gestern auf einer Pressekonferenz kämpferisch, sie versucht, ihre Company unter das Dach der neu zu gründenden TanzGmbH zu retten. Sollte der zeitgenössischen Tanz künftig in Berlin keine Rolle spielen, wäre dies „skandalös“. luzi - | Der Tagesspiegel | Ein neues Haus wird gebaut, doch die Zeichen stehen auf Abbruch: Die Ballettpremiere am 15.2. | [] | Kultur | Kultur | 2003-02-10T23:00:01.000Z | Kultur: Komische Oper: Ballett kämpft ums Überleben | https://www.tagesspiegel.de//kultur/komische-oper-ballett-kampft-ums-uberleben-974983.html |
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Für Turnier im Sommer: TV-Rechte für Frauen-Fußball-WM immer noch nicht vergeben | Bei den Männern wäre dieser Vorgang unvorstellbar – so kurz vor dem wichtigsten Turnier im Fußball: Nach Angaben von ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky geht der Poker um die TV-Rechte für die Fußball-WM der Frauen weiter. „Es gibt noch keine Einigung. Ob es eine Einigung gibt, kann ich heute noch nicht sagen“, sagte der 61-Jährigen bei einer Veranstaltung des Deutschen Fußball-Bundes am Donnerstag in Köln. „Wir beide hoffen darauf, wir bemühen uns einfach“, ergänzte ZDF-Sportchef Yorck Polus. Die EM 2022 in England war in Deutschland ein Quoten-Hit: Die Live-Übertragung vom Finale zwischen Deutschland und England (1:2) im Wembleystadion war mit 17,952 Millionen Zuschauern die am meisten gesehene TV-Sendung des gesamten Jahres. Balkausky zufolge wappnet sich die ARD aber für eine mögliche Übertragung: „Die Zeit läuft, wie bereiten es – so weit es möglich ist – vor.“ Gut zwei Monate vor Beginn der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) ist auch in Deutschland noch unklar, wer das Turnier im Fernsehen übertragen wird. Der Fußball-Weltverband Fifa hatte zuletzt auf ein bisher erfolgloses Ausschreibungsverfahren für die Rechte verwiesen. Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben. Gianni Infantino, Präsident der Fifa Jetzt gibt es aber Fifa-Präsident Gianni Infantino zufolge Fortschritte. „Es haben einige Diskussionen stattgefunden, die auf einer etwas anderen Ebene begonnen haben“, sagte der Schweizer bei einer Veranstaltung am Mittwoch (Ortszeit) in Los Angeles: „Es bewegt sich also.“ Zuvor hatte Infantino betont, dass es die moralische und rechtliche Verpflichtung sei, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen: „Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben.“ Infantino hob hervor, dass er immer noch entschlossen sei, mehr Geld von den Rundfunkanstalten der größten europäischen Länder zu bekommen. Weiterhin behauptet der 53-Jährige, dass dies dem gesamten Frauensport zugutekommen würde. „Wir wollen nur, dass der Fußball respektiert wird und dass dafür das richtige Geld gezahlt wird“, sagte der Boss des Weltverbands: „Denn was auch immer gezahlt wird, fließt nicht nur zu 100 Prozent, sondern zu 150 Prozent in die Entwicklung des Frauenfußballs.“ Balkausky hatte auf ein „marktgerechtes Angebot“ von ARD und ZDF verwiesen. Einem „Kicker“-Bericht zufolge haben die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der Endrunde mit erstmals 32 Teams geboten. Die FIFA verlange aber das Doppelte. Nach dpa-Informationen liegen die Summen etwas höher. WDR-Intendant Tom Buhrow, dessen Sender in der ARD die Federführung bei den Sportrechten hat, verteidigte zuletzt die Linie der öffentlich-rechtlichen Sender. „Herr Infantino trompetet in der Öffentlichkeit herum und versucht, moralischen Druck auf uns auszuüben. So nicht. Man kann sich an einen Tisch setzen und die Sache besprechen, nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Buhrow. Bei dem Turnier treffen die deutschen Vize-Europameisterinnen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Dann werden auch viele Augen wieder besonders auf Alexandra Popp gerichtet sein, die im EM-Finale verletzt gefehlt hatte sein. „Sie ist unsere Spielführerin, eine wichtige Keyplayerin“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. „Ich glaube, die Alex hat noch bisschen was vor.“ Vor einer Woche hatte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit Nachdruck auf eine baldige Lösung gedrängt. „Ich appelliere noch einmal sehr stark, im Sinne der Menschen, die Teilhabe an diesem wunderbaren Fußballfest haben wollen, eine Übertragung zu gewährleisten“, sagte die SPD-Politikerin. „Ich möchte bei allen Beteiligten, die gerade darüber beraten und verhandeln, noch einmal dafür werben“, bekräftigte Faeser ihren Wunsch nach einer schnellen Einigung. Die tollen Bilder von der EM im Vorjahr in England, bei der die DFB-Auswahl erst im Finale vom Gastgeber gestoppt worden war, hätten „einen unglaublichen Schwung für den Frauen- und Mädchenfußball“ gebracht. „Wir sehen, dass der Frauenfußball dadurch eine ganz andere Wertschätzung erhalten hat“, sagte Faeser. Dieser Prozess müsse fortgesetzt werden. (dpa) | Der Tagesspiegel | In zwei Monaten spielen die Frauen in Australien und Neuseeland den neuen Weltmeister aus. Ob und wenn ja, wo die Spiele im TV zu sehen sind, ist weiter unklar. | [
"Fifa",
"Fußball-WM der Frauen",
"ZDF",
"ARD",
"Fußball",
"Nancy Faeser"
] | Sport | Sport | 2023-05-18T11:42:20.000Z | Für Turnier im Sommer: TV-Rechte für Frauen-Fußball-WM immer noch nicht vergeben | https://www.tagesspiegel.de/sport/fur-turnier-im-sommer-tv-rechte-fur-frauen-fussball-wm-immer-noch-nicht-vergeben-9841667.html |
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Berliner Airline: Germania ist insolvent – Flugbetrieb sofort eingestellt | Die Zeichen hatten sich in den vergangenen Wochen und Tagen verdichtet, dass es für die Berliner Fluggesellschaft Germania zu Ende geht. Doch die Geschäftsführung hatte bis zuletzt Durchhalteparolen verbreitet: Um 1.45 Uhr am frühen Dienstagmorgen teilte sie aber schließlich mit, dass die zentralen Teil-Gesellschaften Germania Fluggesellschaft mbH, Germania Technik Brandenburg GmbH und Germania Flugdienste GmbH den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingereicht hätten. Der Flugbetrieb sei noch in der Nacht eingestellt worden. Ein Berliner Jurist hat nun als vorläufiger Insolvenzverwalter die Zügel in der Hand. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg habe Rüdiger Wienberg in diese Funktion bestellt, sagte ein Sprecher Wienbergs am Dienstag auf Anfrage. Es handele sich um ein klassisches Regelinsolvenzverfahren und nicht um eines in Eigenverwaltung. Bei letzterem wäre das Management bis auf Weiteres an Bord geblieben, bei einer Regelinsolvenz übernimmt hingegen ein Insolvenzverwalter die Führung. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ über die Personalie berichtet.
Mit dem Beschluss des Amtsgerichts hat das vorläufige Insolvenzverfahren begonnen. Dabei wird geprüft, ob die Voraussetzungen für die Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens vorliegen. Auf Grundlage eines Gutachtens des vorläufigen Insolvenzverwalters entscheidet das Gericht. Der erste Schritt sei nun, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter weiter Gehalt bekommen, hieß es vom Wienberg-Sprecher. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Germania wurden über diesen Schritt informiert, hieß es. Die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle seien davon aber nicht betroffen. Diese beiden Gesellschaften fliegen also vorerst weiter, verfügen aber nur über jeweils zwei Flugzeuge. Demnach sind 33 Flieger der gesamten Germania-Flotte nun aus dem Verkehr gezogen. In Berlin wurden am Dienstagmorgen alle acht Germania-Flüge gestrichen. Das geht aus der Abflugliste der Flughafenbetreiber-Seite hervor. Betroffen sind in Tegel klassische Ferienziele - und derzeit sind in Berlin Winterferien - wie die Kanaren (La Palma, Fuerteventura, Lanzarote), aber auch Flieger nach Tel Aviv und Gaziantep. "Gestrichen", steht auf der Internetseite der Berliner Flughafengesellschaft. In Tegel versammelten sich am Dienstagmorgen etwa 30 Gestrandete, der Frust war groß. Karsten Balke, Geschäftsführer und wichtiger Miteigentümer der Germania Fluggesellschaft mbH, ließ mitteilen: „Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb.“ Ganz besonders bedauere der Vorstand die Auswirkungen, die dieser Schritt auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe. „Sie alle haben als Team stets ihr Bestes gegeben, um einen zuverlässigen und stabilen Flugbetrieb zu gewährleisten – auch in den angespannten Wochen, die hinter uns liegen. Ihnen allen danke ich ganz persönlich und von Herzen.“ Fluggäste, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten können, bitte er um Entschuldigung, hieß es in der Mitteilung. Jenen Fluggästen, die von der Einstellung des Flugbetriebs betroffen seien, gab das Unternehmen noch folgende Ratschläge auf den Weg: Wer den Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht habe, könne sich zur Organisation einer Ersatzbeförderung direkt an den jeweiligen Reiseveranstalter wenden. Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, „besteht aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung“. Wer in der Nacht auf die Germania-Seite klickte, um sich über den Status des gebuchten Fluges zu erkundigen, bekam stets nur zu lesen: „Zu Ihrer Auswahl konnte kein Ergebnis gefunden werden.“ Inzwischen gibt es keinen Status mehr zu sehen, sondern nur noch die Mitteilung über die Insolvenz. Das Germania-Management begründete die Einstellung des Flugbetriebes damit, dass ein kurzzeitiger Liquiditätsbedarf entstanden war, da „insbesondere unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte das Unternehmen in großem Umfang belastet hatten.“ „Wir bedauern außerordentlich, dass die Germania Insolvenz angemeldet und den Flugbetrieb eingestellt hat, insbesondere für die Beschäftigten und ihre Familien“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Es sei tragisch, dass keine andere Lösung für die 1150 Mitarbeiter gefunden werden konnte. Bei Germania gibt es keine Tarifverträge und keine Betriebsratsstrukturen, so dass die Gewerkschaft nicht in das Insolvenzverfahren involviert sei. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter auf keine Unterstützung wie im Fall von Air Berlin hoffen können. Gut ein Jahr nach der Pleite und der Gründung einer Transfergesellschaft für das Bodenpersonal hatten fast alle Mitarbeiter im vergangenen Dezember einen neuen Job. Die Bundesagentur für Arbeit hatte ein eigenes Büro in der Zentrale des Unternehmens eröffnet. All das geschah auch auf Druck von Verdi. Die Mitarbeiter von Germania müssen sich allein auf die Suche begeben. Ihre Probleme seien „riesig“, heißt es von Verdi. Im flugtechnischen Bereich sei der Berliner Arbeitsmarkt „schwierig“. Generell kritisiert die Gewerkschaft: Auch billige Tickets und der ständige Unterbietungswettbewerb gingen eindeutig zulasten der Beschäftigten, die in vielen Fällen unter schwierigen Arbeitsbedingungen tätig sind und häufig nicht gerecht entlohnt werden. Wie Easyjet, Ryanair und Eurowings habe auch Germania versucht, von der Air Berlin Insolvenz zu profitieren. Aufgrund des schwachen Finanzpolsters habe sich Germania jedoch übernommen und sei mit dem veränderten Geschäftsmodell gescheitert. Anfang Januar waren die finanziellen Schwierigkeiten bei Germania bekannt geworden. Der Flugbetrieb ging jedoch zunächst planmäßig weiter. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen von erfolgreichen Finanzierungsverhandlungen gesprochen. Ende Januar wurde aber bekannt, dass es bei der Auszahlung der Januar-Gehälter an die Mitarbeiter Verzögerungen gibt. Noch am Montag hatte es einen Bericht über eine Investorengruppe aus Nordrhein-Westfalen gegeben, der hoffen ließ. Die „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ berichtete unter Verweis auf eigene Informationen, dass eine Gruppe unter der Koordination von ehemaligen Airline-Managern helfen wolle und kurzfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag bereitgestellt werden solle. Zu der Gruppe solle auch der frühere Air-Berlin-Chef Joachim Hunold gehören. Germania wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. In der Nacht folgte dann die Mitteilung über den Insolvenzantrag. Nach Meinung von Luftverkehrsexperten ist die Insolvenz der Germania nicht auf Managementfehler zurückzuführen. Auch der im Vergleich zu anderen Airlines kleine Maschinenpark von 33 Flugzeugen sei nicht ursächlich. In Europa würden die fünf größten Airlines 65 Prozent des Luftverkehrs abwickeln. Die restlichen 35 Prozent teilen sich kleine Gesellschaften wie die Germania, die entweder als Zubringer zu den großen Hubs oder mit einem Spezialangebot als Ferienflieger gutes Geld verdienen könnten. Allerdings reduziere der harte Konkurrenzkampf die Margen, obwohl der Luftverkehr seit fast 20 Jahren ununterbrochen wächst. Nur nach den Anschlägen von 9/11 und in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 habe es Rückschläge gegeben. Ein Problem allgemein sei das Fehlen von Fluggerät. Der Nachschub an neuen Maschinen halte mit dem Wachsen des Luftverkehrs nicht Schritt. Die Übernahme und Indienststellung von entweder neuen oder gebrauchten Maschinen insolventer Airlines strapaziere die technische Infrastruktur der überlebenden Luftgesellschaften. Das sei bei der Germania-Insolvenz auch aus dem Satz der Management-Erklärung zu erkennen, „erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen (habe) das Unternehmen in großem Umfang belastet“. Deutsche Airlines hätten gegenüber denen anderer Länder außerdem spezielle Nachteile zu ertragen. Dazu gehörten sowohl die Luftverkehrssteuer wie auch die Betriebszeitbegrenzungen durch Start- und Landeverbote in den Nacht- und Tagesrandzeiten. In Deutschland würden zudem die Kosten der Flugsicherheitskontrollen auf die Airlines abgewälzt, während sie in anderen Ländern im Zuge der Terrorbekämpfung vom Staat getragen würden. Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie wurde 1986 gegründet, seit 2009 ist Berlin der Firmensitz. Auf der Kurz- und Mittelstrecke beförderte die Airline mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Zusammen mit der Schweizer Germania Flugbetrieb AG und der Bulgarian Eagle betrieb Germania zuletzt 37 Flugzeuge. Erst Ende Oktober 2017 hatte die damals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ihre Flugbetrieb eingestellt, rund 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Im Herbst 2018 ging die Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines mit Sitz in Berlin in die Insolvenz. (mit dpa) Startbahn Ost: Die Flugpioniere aus Dessau – lesen Sie hier unsere Reportage zu 100 Jahren ziviler Luftfahrt. Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de | Kevin P. Hoffmann | Erneut ist eine Berliner Fluggesellschaft zahlungsunfähig. Die Flugzeuge bleiben am Boden. Ein Berliner Anwalt ist vorläufiger Insolvenzverwalter. | [
"Air Berlin",
"Charlottenburg-Wilmersdorf"
] | Wirtschaft | Wirtschaft | 2019-02-05T13:59:39.000Z | Berliner Airline: Germania ist insolvent – Flugbetrieb sofort eingestellt | https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/germania-ist-insolvent--flugbetrieb-sofort-eingestellt-5542642.html |
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Kultur: Licht aus | Es riecht wie in einem in die Jahre gekommenen Friseursalon. Schwer und süßlich. Unweigerlich denkt man an vergilbte Frisierumhänge und halb feuchte Dauerwellen unter Trockenhauben. Im Foyer des Hansa-Theaters: Eine Fotogalerie in Schwarz-Weiß. Damen im Cocktail-Kleid, Herren im Smoking - ein Gruß aus der Zeit der Nierentischchen. Und doch nur Bilder des aktuellen Stücks am Volksstheater, zugleich das letzte. Denn heute Nachmittag hebt sich in Moabit zum letzten Mal der Vorhang. Intendant Fred Yorgk sitzt an einem kleinen Café-Tisch im Foyer und redet sich in Rage: "Die meisten Gutachter können doch ein Türquietschen nicht vom Radetzkymarsch unterscheiden." Das Gutachten. 55 Seiten über die Konzeptförderung der Privatbühnen in Berlin. Ab Seite 31 widmen sich die drei Gutachter dem Hansa-Theater: Sie attestieren ihm "platte, eindimensionale Charakterzeichnung, nicht geistreiches, sondern äußerst zähes, müdes Boulevardtheater, nicht die Spur des schnellen Berliner Witzes". Fazit: Ab 2003 sollte das Theater nicht weiter gefördert werden. In Auftrag gegeben von Ex-Kultursenator Christoph Stölzl, weitergereicht an seine Nachfolgerin Adrienne Göhler und schließlich an Thomas Flierl, schwebte das Gutachten wie ein Damoklesschwert über dem Haus. Dass es herabstürzen könnte, wollte niemand recht glauben. "Wenn man 20 Jahre in Berlin gelebt hat, rauschen Kultursenatoren an einem vorbei wie Wasser im Rhein", sagt Yorgk. Dann ging es schneller als gedacht: Am 4. März beschloss der Senat einstimmig, das Hansa-Theater nicht weiter zu fördern. Den Mitarbeitern wurde zum 1. April gekündigt, die GmbH Hansa Theater wird zum 31. Dezember liquidiert. Wie ihr Leben nach dem Hansa-Theater weitergehen soll, weiß Christa Dänicke noch nicht. "Sowas wie hier wird mir nie wieder passieren", sagt sie und poliert ein Bierglas. Schon Günter Pfitzmann hat über ihre blitzsauberen Gläser gestaunt. Nur zwei Jahre stand sie hinter ihrer Bar und fühlt sich doch voll dazugehörig. Nur sie konnte den Kaffee für Brigitte Mira kochen. "Ein Schuss Kaffee, viel Milch und Wasser drauf, damit es nicht zu stark wird." Schnell wischt sie über die Marmor-Stehtische, dann muss sie hinter den Türen zum Zuschauerraum in Position gehen, die weißlackierten Türen öffnen, die schweren roten Vorhänge mit den goldenen Trotteln zurückschlagen und das Publikum zur Pause an ihre kleine Bar bitten. Viele sind es nicht, die an dem Abend gekommen sind. Vielleicht 40, vielleicht 50. Alle jenseits der 60. Christa Thiele ist mit ihrer Mutter gekommen. Jetzt sitzt sie in einer Nische und genießt ihren Prosecco. Dass das Hansa-Theater geschlossen wird, sei eine Schande. Als "echte Kreuzberger Jöre" hat Christa Thiele ihrem Ärger mit einem Anruf bei der Theater Gemeinde Luft gemacht. Geändert hat das nichts. Deshalb beschränkt sie sich nun darauf, nach der Vorstellung noch ein Autogramm von Claudio Maniscalco zu bekommen. Der spielt die Hauptrolle in dem Stück "Was macht eine Frau mit zwei Männern?". In den letzten Wochen tritt er regelmäßig zu Beginn der Vorstellung vor den Vorhang. Lächelt ins kleine Publikum, das verstreut unter den zwei üppigen Kronleuchtern sitzt, und fordert die wenigen Zuschauer auf, in den vorderen Reihen zusammenzurücken. "Dann haben wir was Nettes zum Ansehen." Bis zum Ende der Vorführung hat er sein Publikum komplett durchgezählt. Die Macht der Gewohnheit. Früher wusste er dank dieser Methode immer, ob die Kasse stimmt. Zwei Jahre war Claudio Maniscalco künstlerischer Leiter im Hansa-Theater. 1999 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder das Haus und gestaltete es völlig um. Theaterbesucher gelangten nun über einen roten Teppich in einen Traum von Altrosa. Hier wollte Maniscalco sein Volkstheater inszenieren, mit weniger "icke" und "ditte", aber viel Publikumsnähe. Doch das Publikum erschien bald nicht mehr so zahlreich. Claudio Maniscalco trat von seiner Intendanz zurück und übergab die künstlerische Leitung Fred Yorgk. Heute, gibt Maniscalco offen zu, ist er ganz froh, keine Verantwortung mehr zu tragen und sich ganz auf seine Texte konzentrieren zu können. Und so tanzt Maniscalco leichtfüßig mit seinen Kollegen durch das Fifties-Wohnzimmer auf der Bühne. Schräg über ihnen, in der Lichtloge, sitzt André Freyni. Zehn Jahre war er technischer Direktor im Hansa-Theater. Einfach abfinden kann er sich mit der Situation nicht. In seiner kleinen, kaum zwei Quadratmeter großen Box über der Bühne hat er während der letzten Aufführungen ein Konzept entwickelt, das Haus zu retten. Eine komplett ausgearbeitete Präsentation. Das Lichtpult hat er in der Zeit mit links bedient und im Stillen von seinem Theater Carré geträumt. Ein Verein soll es werden, in dem sich die freien Theatergruppen zusammenschließen und das Hansa-Theater als feste Spielstätte betreiben. Freyni sitzt auf seinem hölzernen Drehstuhl und seine Augen beginnen zu leuchten. Eine Operetten-Woche will er veranstalten, Autorenwettbewerbe, Schülertheater und eine türkische Theaterwoche. Was treibt ihn an? "Es ist so ein beruhigendes Gefühl, zu sehen, dass der Vorhang wieder aufgeht." Vielleicht hat er Glück. Judith Kessler | Der Tagesspiegel | Es riecht wie in einem in die Jahre gekommenen Friseursalon. Schwer und süßlich. | [] | Kultur | Kultur | 2002-03-22T23:00:01.000Z | Kultur: Licht aus | https://www.tagesspiegel.de//kultur/licht-aus-884206.html |
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Bundesliga: Hertha verlängert mit Trainer Favre | Hertha BSC hat kurz vor Rückrunden-Beginn Lücken im Kader gestopft und auf der Trainerbank die Weichen für die Zukunft gestellt. Der Berliner Bundesligist verkündete vor dem Auftakt gegen Eintracht Frankfurt die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Coach Lucien Favre um ein Jahr bis 2011. "Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens", sagte Manager Dieter Hoeneß. "Wir wollten vor dem Start der Rückrunde ein Signal setzen, dass wir mit der Arbeit des Trainers sehr zufrieden sind." Favre ergänzte: "Das ist ein großer Vertrauensbeweis des Vereins. Diese Mannschaft hat viel Perspektive und ich bin glücklich über die Verlängerung." Der Schweizer ist seit Juli 2007 Chefcoach beim Hauptstadt-Verein. Gleichzeitig stellte Hertha mit Verteidiger Leandro Cufre vom französischen Erstligisten AS Monaco den zweiten Neuzugang in der Winterpause offiziell vor. "Ich freue mich auf Berlin, kenne die Bundesliga aus dem Fernsehen", sagte der als Raubein verschriene Argentinier, der am Freitag bereits mit der Mannschaft trainierte. Ob der 30-Jährige schon gegen Frankfurt spielen kann, ist noch unklar, da Hertha noch auf die Spielgenehmigung für Cufre wartet. "Wenn die Genehmigung rechtzeitig eintrifft, steht er gegen die Eintracht im Kader", verkündete Favre. "Unsere Oma war Italienerin" Cufre ist in Deutschland kein Unbekannter: Bei der Weltmeisterschaft 2006 erlangte er traurige Berühmtheit, als er nach dem Viertelfinal-Aus Argentiniens gegen die deutsche Elf im Berliner Olympiastadion Per Mertesacker in den Unterleib trat und damit ein heftiges Handgemenge provozierte. Diese Episode ist ihm inzwischen sehr unangenehm. "Ich hoffe, die Szene ist mittlerweile vergessen", so Cufre. "Damals ging es um viel, die Emotionen kochten über. Wenn wir gegen Werder spielen, werde ich mich bei Mertesacker entschuldigen." Bei Cufres Verpflichtung hat Hertha die Gunst der Stunde genutzt: Monaco wollte den Argentinier los werden, da ihm im Dezember seine zusätzliche italienische Staatsbürgerschaft entzogen worden war. Cufre soll zusammen mit Hunderten anderer südamerikanischer Profis in einen Skandal um gefälschte Pässe verwickelt sein. Als überzähliger Nicht-EU-Bürger war Cufre in Monaco deswegen nicht mehr spielberechtigt, zusätzlich belegte ihn die französische Profi-Fußball-Liga (LFP) mit einer "vorläufigen Sperre". Cufres Bruder Gabriel beteuerte vor kurzem gegenüber argentinischen Medien: "Unsere Oma war Italienerin, Leandro hat sich nichts zuschulden kommen lassen." Manuel Schwarz[dpa] | Der Tagesspiegel | Kurz vor dem Rückrundenstart hat die Hertha den Vertrag von Trainer Lucien Favre bis 2011 verlängert. Gleichzeitig stellten die Berliner Neuzugang Leandro Cufre vor - der lieber nicht an den Tritt gegen Per Mertesacker im WM-Duell 2006 erinnert werden wollte. | [
"Hertha BSC"
] | Sport | Sport | 2009-01-30T14:00:31.000Z | Bundesliga: Hertha verlängert mit Trainer Favre | https://www.tagesspiegel.de//sport/hertha-verlangert-mit-trainer-favre-1736041.html |
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Waffen, Netzhass, Finanzen: Innenministerin Faeser will neue Werkzeuge gegen Rechtsextremisten | Bundesinnenministerin Nancy Faeser will eine „Früherkennungseinheit“ der Bundesregierung gegen ausländische Manipulations- und Einflusskampagnen aufbauen. Die Einheit soll zum Beispiel Kanäle und Plattformen, die in sozialen Medien Falschinformationen verbreiten, auch unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz löschen oder die falschen Inhalte durch Hinweise sichtbar machen. Wie die Einheit personell ausgestattet werden soll, wollte die Ministerin noch nicht sagen. Außerdem spricht sich die Innenministerin für eine Änderung des Grundgesetzes aus, um das Bundesverfassungsgericht besser vor der Einflussnahme von Demokratiefeinden zu schützen. Im Besonderen geht es dabei um die Besetzung von Richterstellen. Auch die Bildung einer weiteren Kammer, in die politische Verfahren ausgelagert werden könnten, wie es bei der Justizreform in Polen geschehen ist, gilt als bedenklich. Zu Faesers weiteren Vorschlägen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus gehört es, Ein- und Ausreisen von Rechtsextremisten so weit wie möglich zu verhindern. Außerdem sollen Nachforschungen zu Geldquellen rechter Netzwerke einfacher werden. Mit diesem erweiterten Aktionsplan wollte die SPD-Politikerin den Finger in die Wunde legen. Denn schon im März vor zwei Jahren hatte sie zusammen mit Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang und Holger Münch vom Bundeskriminalamt ihren 10-Punkte-Plan gegen Rechtsextremismus vorgestellt. Warum jetzt also diese Neuauflage in Zusammenarbeit mit dem Bundesverfassungsschutz und dem BKA-Präsidenten? Ganz einfach, weil die Innenministerin bei der Umsetzung einiger ihrer zehn Ideen an Grenzen stößt. Und die setzt in zwei Fällen der Koalitionspartner von der FDP. Faeser hatte sich vorgenommen, Rechtsextremisten zu entwaffnen und wollte dazu das Waffenrecht ändern. Unter anderem für die laut der Ministerin in rechtsextremen Kreisen weitverbreiteten Armbrüste und Schreckschusspistolen soll dann ein Waffenschein nötig sein. Doch seit zwei Jahren steckt das Innenministerium in Verhandlungen mit den FDP-Ministern, das Kabinett hat Faesers Gesetzentwurf noch nicht verabschiedet. © Uwe Anspach/AFP Dem Vernehmen nach hat besonders Bundesfinanzminister Christian Lindner als Jäger kein Interesse an einem schärferen Waffenrecht. FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle wirft Faeser hingegen vor, ihre Hausaufgaben nicht gemacht zu haben: „Der Bund muss sich stärker um die Bekämpfung des illegalen Waffenbesitzes kümmern. Deshalb enthält der Koalitionsvertrag das Vorhaben, die kriminal-statistische Erfassung von Schusswaffenkriminalität zu verbessern.“ Dazu sollte das Ministerium in der polizeilichen Kriminalstatistik und dem Lagebild zur Schusswaffenkriminalität zwischen legalen und illegalen Waffen unterscheiden. Das sei bisher nicht passiert. „Auf dieser Grundlage darf keine weitere Änderung des Waffenrechts erfolgen“, sagte FDP-Politiker Kuhle. Auch das Demokratiefördergesetz, mit dem Projekte und Maßnahmen zur Demokratieförderung, Extremismusprävention und politischen Bildung verstetigt gefördert werden sollen, hängt. Allerdings im Bundestag. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Max Mordhorst erteilte dem Plan von Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) jetzt eine klare Absage. „Das Demokratiefördergesetz wird in dieser Form nicht kommen“, sagte Mordhorst dem Tagesspiegel. „Ich hatte von Anfang an Zweifel, denn die Demokratie kann man weder verordnen noch sich mit Geld zurecht fördern.“ Die FDP plädiert für eine Extremismusklausel, um auszuschließen, dass linksradikale Projekte bedacht werden. Eine solche Klausel ist aber bisher nicht vorgesehen. Aus der Regierung kommen viele Ankündigungen, aber es klemmt an der praktischen Umsetzung. Heiko Klare, arbeitet in der Mobilen Beratung für Betroffene von Rechtsextremismus. Kritik an der Blockadehaltung kommt unter anderem von Beate Küpper, Professorin an der Hochschule Niederrhein. „Ein Hindernis ist, wenn Demokratieschutz allein als eine rechtliche oder sicherheitsrelevante Angelegenheit verstanden wird – beides ist wichtig, es braucht aber auch die Aufmerksamkeit und die Kompetenz beispielsweise von Verwaltung und Medien, politische Angriffe auf die Demokratie von Rechtsaußen zu dechiffrieren“, sagte die Autorin einer Rechtsextremismus-Studie. Heiko Klare, der beim Bundesverband Mobile Beratung für Aufklärung zu Rechtsextremismus zuständig ist, betonte, wie wichtig Faesers Vorhaben sind: „Viele Initiativen und Träger, die in letzten 20 Jahren in Bereichen wie Opfer- und Ausstiegsberatung professionell arbeiten, werden lediglich auf projektbezogener Basis gefördert.“ Die Mitarbeiter hätten häufig nur Jahresverträge. „Ein gesetzlicher Rahmen wie das Demokratiefördergesetz würde zur Verstetigung und Längerfristigkeit führen“, sagte Klare dem Tagesspiegel. Er wünscht sich grundsätzlich mehr öffentliche Unterstützung der gesamten Bundesregierung für diesen Bereich. „Aus der Regierung kommen viele Ankündigungen, aber es klemmt an der praktischen Umsetzung.“ | Christiane Rebhan | Seit Wochen gehen Menschen auf die Straße, weil sie die Sorge vor Rechtsextremisten umtreibt. Wie gut sind die Pläne zum Schutz der Demokratie, die die Innenministerin vorstellt? | [
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] | Politik | Politik | 2024-02-13T16:59:05.000Z | Waffen, Netzhass, Finanzen: Innenministerin Faeser will neue Werkzeuge gegen Rechtsextremisten | https://www.tagesspiegel.de//politik/waffen-netzhass-finanzen-innenministerin-faeser-will-neue-werkzeuge-gegen-rechtsextremisten-11205553.html?icid=in-text-link_11208796 |
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Tod auf der "Gorch Fock": Jenny Bökens Eltern kommen nicht zur Ruhe | Im Wohnzimmer von Marlis Böken ist die Zeit vor acht Jahren stehen geblieben. Ihre Tochter Jenny ist überall in diesem Raum. Auf den Tischen stehen gerahmte Fotos, von denen das blasse Mädchen mit den Sommersprossen in den Raum blickt, mal ernst, mal lächelnd. Fast immer im blau-weißen Matrosenanzug. „Ich habe bis zu Jennys Tod nicht allzu viel über die Schifffahrt und das Militär gewusst“, sagt Marlis Böken. Heute kennt die 58-Jährige die Führung der deutschen Streitkräfte persönlich, vom Chef der Marine bis zur Verteidigungsministerin. Sie könne es bis heute nicht fassen, sagt Marlis Böken. Manchmal warte sie immer noch, dass es an der Tür klingele und Jenny davorstehe. „Und vor sich hin pfeift, wie sie es immer getan hat.“ Böken ist Biologielehrerin, eine quirlige Frau mit blonden Locken und strahlend blauen Augen. Seit acht Jahren kreisen die gleichen Fragen in ihrem Kopf, eine Endlosschleife. In der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008 verschwindet die damals 18-jährige Sanitätsoffiziersanwärterin Jenny Böken bei einer Ausbildungsfahrt in der Nordsee vom Oberdeck des Segelschulschiffs „Gorch Fock“. Elf Tage später ziehen Männer eines Fischereiforschungsschiffs nordwestlich von Helgoland ihre Leiche aus dem Meer. Wie Jenny Böken genau starb, ist nach wie vor unklar. Marlis Böken sitzt in ihrem Wohnzimmer in Teveren in Nordrhein-Westfalen, einem Örtchen nahe der Niederlande, und greift in die Speichen ihres Rollstuhls. 2009 hatte sie einen Autounfall. Eine Wunde entzündete sich schwer, das linke Bein wurde vergangenes Jahr amputiert. „Ohne die Amputation hätte ich an multiplem Organversagen sterben können“, sagt sie und deutet mit dem Kopf auf ihren Stumpf. Sie erzählt das mit einer Selbstverständlichkeit, als sei der Verlust ihres Beines nur eine weitere Episode. Schon kurz nach Jennys Tod scheiterte ihre Ehe. Die Beziehung hat den Verlust der Tochter nicht ausgehalten. Ihren Ex-Mann Uwe sieht Marlis Böken aber fast täglich: „Wir sprechen viel miteinander, besonders jetzt, wo der Prozess ansteht.“ Die Familie hat die Bundesrepublik auf eine Entschädigung von 20.000 Euro verklagt. Das Soldatenversorgungsgesetz sieht vor, dass Eltern einen Anspruch auf Unterstützung haben, wenn ihre Kinder bei der Berufsausübung unter besonderer Lebensgefahr sterben. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss klären, ob Jenny Böken auf der „Gorch Fock“ einer solchen Gefahr ausgesetzt war. Der Prozess beginnt an diesem Mittwoch. Es ist der sechste Prozess, den die Bökens gegen die Bundeswehr führen. Die Eltern haben in den acht Jahren mit Offizieren diverser Ebenen gesprochen, immer wieder nachgefragt. Nach dem Tod einer weiteren Kadettin der „Gorch Fock“ im November 2010 wurde die Offiziersausbildung vorerst ausgesetzt. Nach Vorwürfen über unmenschliche Ausbildungsmethoden und sexuelle Belästigung stellte der damals amtierende Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, „Führungsdefizite und Sicherheitslücken“ fest. Der Fall wird derzeit für die ARD verfilmt, 2017 soll das Werk ausgestrahlt werden. Ob ihnen im anstehenden Prozess noch Geld zugesprochen wird, spielt für die Bökens keine Rolle. Es geht ihnen um fehlende Informationen, um die Wahrheit. Im aktuellen Prozess sollen der ehemalige Kommandant und der Schiffsarzt der „Gorch Fock“ aussagen, die bislang in keinem der Verfahren gehört wurden. In Teveren haben Marlis Böken und ihr Ex-Mann Uwe zwei Söhne und die Tochter großgezogen. Die geklinkerten Häuser mit gestutztem Rasen, die getrimmten Hecken, zwei Kirchen und die Feuerwache sind von Feldern umgeben. Jenny ist auf dem Friedhof am Ortsende begraben. Nach dem Tod ihrer Tochter zog die Mutter aus dem Familienhaus aus. Das Haus, in dem sie seit der Trennung wohnt, ist nur 800 Meter von ihrem alten entfernt. Die beiden Söhne leben noch dort, einer ist lernbehindert, die Mutter wollte in der Nähe bleiben. Am Esstisch im Haus seiner Ex-Frau sitzt Uwe Böken und ringt um Fassung. Der Mann mit der randlosen Brille, Jeans und kurzärmeligem Hemd verschränkt seine Arme vor der Brust. „Wir haben in all den Jahren immer wieder bei der Marine und beim Verteidigungsministerium nachgebohrt. Die Antworten, die wir bekamen, haben jedes Mal nur neue Fragen aufgeworfen oder wiederholten Statements, die man uns schon früher gegeben hatte“, sagt er. „Wir wissen bis heute nicht, was mit Jenny passiert ist.“ Im Wohnzimmer steht ein Bild, das Jenny ein Jahr vor ihrem Tod gezeichnet hat. „Mein Traumberuf“ hat sie es genannt. Darauf sind zwei Blauhelmsoldatinnen zu sehen, von denen eine mit Deutschland-Abzeichen auf dem Uniformärmel ein dunkelhäutiges Kind versorgt. Zwei gelbe Streifen und ein Stern auf der Schulterklappe zeigen, die gemalte Soldatin ist Oberleutnant zur See. Mit der „Gorch Fock“ fahren, das war Jennys großer Traum. Sie wollte sich zur Sanitäterin ausbilden lassen und danach Militärärztin werden. Um ihr Ziel im Blick zu behalten, hatte Jenny ein Poster des Großseglers über ihr Bett im Elternhaus gepinnt. Auf dem Foto gleitet der Dreimaster mit aufgeblähten Segeln über das Meer, der goldene Albatros am Bug glänzt in der Sonne, am Heck weht eine Deutschlandflagge. Daneben hatte Jenny eine blaue Postkarte geheftet, in weißen Buchstaben stand da: „2008 wird mein Jahr!“ Wer bei der Marine aufsteigen will, muss auch auf der „Gorch Fock“ dienen. Der knapp 90 Meter lange und zwölf Meter breite Großsegler ist eines der letzten Prestigeobjekte der Bundeswehr. Kurz nach Jenny Bökens Tod stand das 50. Jubiläum des Segelschulschiffs an. Die Wochen auf der berühmten Bark, die sie „Lady“ nennen, dienen nicht nur dem Üben von Manövern, sondern sollen die Sinne der Kadetten für die See, Wind und Wetter schärfen. Herausforderungen, die zu einer „Crew“ zusammenschweißen. Die Marine teilt auf ihrer Homepage mit: „Gerade die Ausbildung auf einem Segelschulschiff prägt Charaktereigenschaften und Gemeinschaftssinn, die für einen militärischen Vorgesetzten unerlässlich sind.“ © Sarah Kramer An Bord herrschen jedoch auch Drill und ein rauer Ton. Die Staatsanwaltschaft Kiel, die nach dem Tod der Kadettin ermittelte, erklärte in ihrem Abschlussbericht im Januar 2009, dass Jenny Böken auf ihrem Wachposten am Bug der „Gorch Fock“ bei einem „tragischen Unglücksfall“ gestorben sei. Auf dem Dreimaster gab es bereits Todesfälle. Der offiziellen Statistik zufolge sind seit Auslaufen des Schiffs 1958 sechs Seeleute zu Tode gekommen. Ein Offizier wurde vom Ladebaum erschlagen. Drei Kadetten und eine Matrosin stürzten aus der Takelage. Jenny Böken wäre die erste von 14.000 Offiziersanwärtern, die vom Deck gefallen und ertrunken ist. Die Bökens halten das für ausgeschlossen. „Sie war schon als kleines Kind eine sehr gute Schwimmerin“, sagt Mutter Marlis. Ihre Tochter habe sich bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft zur Rettungsschwimmerin ausbilden lassen und Schwerbehinderte unterrichtet. „Sie konnte spielend 25 Meter am Stück tauchen, ohne Luft zu holen“, sagt Marlis Böken. „Und sie wusste ganz sicher, wie man sich zu verhalten hat, wenn man mit Kleidern ins Wasser fällt.“ Um nicht auszukühlen, sollen gekenterte Seeleute ihre Kleidung im Wasser anbehalten. Der Kieler Gerichtsmedizin zufolge war die Kadettin nur mit Hose, Sweatshirt und Socken bekleidet, als ihre Leiche dort eintraf. Die Besatzung des Forschungsschiffs, die den Körper im Meer entdeckte, will Jenny Böken aber anhand des blauen Bordparkas mit den gelben Reflektorstreifen am Ärmel identifiziert haben, den die Leiche trug. Auf dem Namensschild an der linken Brust stand in Großbuchstaben „Böken“. Offenbar ist der Parka nicht in der Gerichtsmedizin angekommen. Auch Jennys schwarze Stiefel sind verschwunden. „Ich hatte ein merkwürdiges Bauchgefühl von Anfang an“, sagt Uwe Böken. Der Schuldirektor war 2008 der Erste, den die Marine über Jennys Verschwinden informierte. Er ist überzeugt, dass seine Tochter von einem oder mehreren Kameraden über Bord geworfen wurde, aus welchen Gründen auch immer. Die ehrgeizige Kadettin habe Freunde, aber auch Neider auf dem Schiff gehabt, wie die Eltern aus persönlichen Schilderungen, E-Mails und Telefonaten erfahren hätten. Von zwei Kameradinnen sei sie immer wieder geärgert worden. Zum fehlenden Parka kommt hinzu, dass die Gegenstände aus Jennys Spind verschwunden sind. Wie alle Matrosen hatte sie in einem verschlossenen Fach Privates aufbewahrt: Hausschlüssel und Tagebuch sowie eine Goldkette, die ihr Freund ihr geschenkt hatte. Die Marine teilte mit, die Sachen in einem Paket an die Bökens geschickt zu haben - angekommen ist es nie. Für die Eltern entscheidend aber ist der Befund der Kieler Gerichtsmedizin. In der Lunge der toten Tochter fanden die Pathologen kein Wasser. Auch Schaumpilz, der sich bei Ertrinkenden am Mund durch die Atembewegungen im Wasser bildet, war nicht vorhanden. Beides könnten Anhaltspunkte dafür sein, dass die Kadettin nicht im Meer, sondern an einem anderen Ort gestorben ist - vielleicht auf der „Gorch Fock“. In Jennys Todesnacht befanden sich rund 30 Kameraden mit der Offiziersanwärterin auf dem Oberdeck - keiner will die Umstände ihres Verschwinden mitbekommen haben. Die Eltern wissen bis heute nicht, wer mit Jenny zur Nachtwache eingeteilt war und wer sie auf ihrem Posten am Bug ablösen sollte. © Carsten Rehder/ dpa Uwe Böken ist nicht nur Physik- und Mathematiklehrer, sondern war bis zu Jennys Tod selbst Hochseesegler. Böken sagt, die offizielle Version und der Fundort vor Helgoland passten nicht zur Strömung, die in jener Nacht 2008 in der Deutschen Bucht geherrscht habe. Die Staatsanwaltschaft ging diesem Verdacht nicht nach, weshalb Böken die Strömungsdaten selbst beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie anforderte. Der Fundort bei Helgoland könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass sein Kind womöglich nicht - wie bislang angenommen - zwischen 23 Uhr und Mitternacht von Bord verschwand, sondern früher in die Nordsee fiel. Seit dem Tod seiner Tochter hat Uwe Böken kein Schiff mehr betreten. Nur einmal machte der Vater eine Ausnahme, als ein Gericht während eines Prozesses einen Begehungstermin auf der „Gorch Fock“ angeordnet hatte. „Als ich vorne am Bug stand, wurde mir ganz anders“, sagt er und seine Stimme versagt. Auch Marlis Böken kann nicht abschließen. Sie hat eine Stiftung gegründet, die den Namen ihrer Tochter trägt und deren Vorsitzende sie ist. Die Stiftung unterstützt Familien von schwer verwundeten und getöteten Soldaten. Sie trifft Hinterbliebene und organisiert Gedenkfeiern. „Ich möchte anderen Menschen helfen, um dadurch dem Leben meiner Tochter einen Sinn zu verleihen“, sagt Böken. „Viele Hinterbliebene sagen mir, dass es ihnen hilft, etwas zu tun und miteinander zu reden.“ Es ist ihre Art, mit der Trauer zu leben. „Die anderen Eltern wissen aber, wie ihre Söhne und Töchter zu Tode gekommen sind“, sagt ihr Ex-Mann. „Das ist der Unterschied.“ Marlis Böken hat die Akten der Kieler Staatsanwaltschaft, Gerichtsdokumente, Anwaltsschreiben in Kisten verstaut, die sich in ihrem Wohnzimmer stapeln. „Es sind 3008 Seiten.“ Dazu die Bilder von Jenny - der Raum besteht aus Erinnerungen an die Tochter. Immer wieder hat Marlis Böken die Dokumente studiert, Seite für Seite. Immer auf der Suche nach dem entscheidenden Hinweis darauf, was ihrer Tochter auf der „Gorch Fock“ zugestoßen sein könnte. „Wir werden erst Ruhe finden, wenn wir wissen, was in dieser verdammten Nacht passiert ist.“ Für die Marine ist der Fall abgeschlossen. Die Streitkraft hat der Kadettin 2014 posthum eine Medaille verliehen. „In ehrenvollem Gedenken“ steht auf der Plakette, die sie auf einen Metallsockel auf Jennys Grab in Teveren befestigt haben. „Das ist eine schöne Sache“, sagt die Mutter. Die Auszeichnung ist eine Ausnahme, sonst verleiht die Bundeswehr solche Ehrenmedaillen an Soldaten, die im Auslandseinsatz waren. © Henning Kaiser/dpa Uwe Böken sieht das mit der Auszeichnung anders. Wenn er Jennys Grab besuche, sagt er, komme die Ambivalenz seiner Gefühle zum Vorschein. „Es ist Trauer darüber, dass ein junges Leben viel zu früh enden musste. Und massiver Ärger auf die Institutionen, die nicht richtig nachgeforscht haben.“ Marlis Böken aber will sich ihr Leben nicht von Hass und Wut vergiften lassen. „Ich habe keine negativen Gefühle. Viele bei der Bundeswehr sind voller Mitgefühl.“ Wenige Wochen vor dem neuen Prozess in Münster ruft Marlis Böken an. Sie wirkt gut gelaunt und scherzt, obwohl sie wieder im Krankenhaus liegt, ihr Beinstumpf hat sich erneut entzündet. „Wir sind gespannt, was passiert“, sagt sie - noch gibt sie die Wahrheit nicht verloren. „Irgendwann ist das schlechte Gewissen größer als die Angst. Wir haben Zeit.“ | Sarah Kramer | Marlis Böken will endlich wissen, wie ihre Jenny auf der „Gorch Fock“ starb. Für die Bundeswehr ist der Fall erledigt. Doch die Mutter zieht zum sechsten Mal vor Gericht. Unsere Reportage nun in voller Länge. | [] | Gesellschaft | Gesellschaft | 2016-09-14T06:19:07.000Z | Tod auf der "Gorch Fock": Jenny Bökens Eltern kommen nicht zur Ruhe | https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/jenny-bokens-eltern-kommen-nicht-zur-ruhe-3755743.html?icid=topic-list_3757153___ |
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Arno Geiger: Zu Hause nie wieder | „Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter.“ Was für ein Satz, weise, gewitzt, tröstlich absurd! Er könnte von Robert Gernhardt stammen, doch gesagt hat ihn ein Mann, der bis vor kurzem keine öffentliche Person gewesen ist: August Geiger, der Vater des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger. Seit fünfzehn Jahren ist er an jener Form von Demenz erkrankt, die man nach ihrem Entdecker die Alzheimersche Krankheit nennt. Nun wird er mit dem Buch seines Sohnes zur literarischen Figur. „Der alte König in seinem Exil“ ist ein zauberhaftes Werk. Es ist dem Leben abgelauscht und doch auf eine unangestrengte Weise kunstfertig. Ohne Gattungsbezeichnung kommt es aus und enthält romanhafte Elemente, kluge Sentenzen, leise Poesie und nicht zuletzt Szenen, wie man sie auch im zeitgenössischen Theater gern einmal sehen würde, so dringlich wahrhaftig und trefflich stilisiert, wie das einst üblich war, von der antiken Tragödie über Shakespeare bis hin zu Samuel Beckett. Arno Geiger, der 2005 für „Es geht uns gut“ den ersten Deutschen Buchpreis erhielt, macht das so unauffällig, dass man dieses kleine große Buch für kunstlos halten kann. Seine Einfühlungsgabe ist enorm, wie er auch in seinem jüngsten Roman „Alles über Sally“ bewies, dem Ehe-Porträt eines ungleichen Paares. Man meint darin nun auch Spuren der Lebenserfahrung Geigers zu erkennen, dessen Eltern sich getrennt haben, als die vier Kinder aus dem Haus waren. Die Mutter ist fünfzehn Jahre jünger, unternehmungslustig, neugierig auf die Welt. Doch der Vater wollte nur noch zu Hause sein, seit er als junger Mann aus russischer Kriegsgefangenschaft in den Vorarlberger Ort seiner Kindheit zurückkehrte, wo er als drittes von zehn Kindern einer Bauernfamilie aufgewachsen war. Er habe im Krieg genug von der Welt gesehen, das reiche ihm. August Geiger, geboren am 4. Juli 1926 und siebzehnjährig in den Krieg geschickt, arbeitete als Gemeindeschreiber von Wolfurt. Nach der Pensionierung und dem Zerbrechen der Ehe zeigten sich erste Anzeichen von Vergesslichkeit und Rückzug, die damals noch nicht als Symptome der Krankheit gedeutet werden konnten. Da er einen Hang zum Eigenbrötlerischen hatte, erklärte man sie mit der Verschlechterung seiner Lebensumstände. Er solle sich nicht so gehen lassen, ermahnte ihn die Familie jahrelang. „Wir schimpften mit der Person und meinten die Krankheit.“ Die Tragik dieser Krankheit lässt sich kaum treffender darstellen als in jenem Motiv, das als roter Faden den locker gewebten Text durchzieht. Ausgerechnet dieser Mann, für den das Gefühl, zu Hause zu sein, aus biografisch einleuchtenden Gründen das einzig denkbare Glück gewesen ist, muss eine Krankheit aushalten, die eben dieses Gefühl zerstört. Immer wieder sagt August Geiger, er wolle nun endlich nach Hause – auch wenn er zu Hause ist. Vor allem abends steigert sich das Gefühl der Heimatlosigkeit zu Panik, ziellos irrt er im Haus umher „wie ein alter König in seinem Exil.“ Alle Versuche scheitern, ihn durch Hinweise auf die Realität zu beruhigen. Oft entstehen daraus Szenen von berührender Komik. Denn die Muster logischen Argumentierens scheinen intakt und führen zu Schlüssen, die ein brillanter Sophist nicht besser hinbekäme. Als seine Tochter ihm einmal zu beweisen versucht, dass er wirklich zu Hause ist und ihm Straßenschild und Hausnummer zeigt, sagt er, jemand habe das Schild gestohlen und dort angeschraubt. Warum, wisse er auch nicht. „Die Leute sind halt so.“ Ob er seine Möbel nicht erkenne, insistiert sie. Doch, ja, lautet die Antwort, aber so leicht sei es auch wieder nicht. „Auch andere Leute haben solche Möbel. Man weiß nie.“ Was die Familie und die slowakischen Pflegerinnen, von denen sie unterstützt wird, nicht selten zur Verzweiflung treibt, stellt sich für den Leser anders dar. Von der Hand des Erzählers geschickt geführt, erlebt er das Auf und Ab der Krankheitsphasen nicht mit den Ängsten der Beteiligten, sondern als geradezu artistischen Balanceakt menschlicher Anpassungskünste. Dass ein Mann, der nie über Gefühle sprach, Ausdrucksformen findet, um das Chaos in seinem Inneren mitzuteilen, ist anrührend. Sein Sohn vermag das in zugespitzten Szenen eindrucksvoll ins Bild zu setzen. Etwa wenn der Vater vor einer Scheibe Brot sitzt und nicht weiß, was er damit machen soll. Auf den Rat, er müsse einfach abbeißen, sagt er: „Tja, wenn ich wüsste, wie das geht. Weißt du, ich bin ein armer Schlucker.“ Wie sprachliche Fähigkeiten im Kopf eines Alzheimerkranken überdauern, während alltagspraktische Fertigkeiten fast ganz verschwinden, hat schon John Bayley in „Elegie für Iris“ über die Alzheimererkrankung seiner Frau, der irischen Schriftstellerin Iris Murdoch, dargestellt. Bei August Geiger ist das noch verblüffender. Zeit seines Lebens ein ehrlicher Mensch, wird er als Kranker zum Meister der Ausreden voller Witz und sprachlicher Eleganz. Dass einer seiner Söhne Schriftsteller ist, kommt ihm dabei zugute. Nur wer an Sprache interessiert ist, kann entdecken, dass die Krankheit nicht nur zerstört, sondern, wenn auch nur für Momente, Neues hervorbringt: sprachliche Erfindungsgabe, auf die der Schriftsteller sogar hin und wieder neidisch ist. Wenn ihn der Vater gelegentlich an Figuren von Kafka oder Thomas Bernhard erinnert, ist das keine Verklärung. Es ist eine Verbeugung vor der Kreativität eines Menschen, der selbst bei zunehmender Demenz noch ausdrücken kann, dass er das Schwinden seines geistigen Vermögens schmerzlich wahrnimmt: „Weißt du, Wichtiges ist bei mir nicht mehr vorhanden. Das Gefühl habe ich. Ich kann es nicht beweisen, aber das Gefühl habe ich, bei mir ist nichts Wichtiges mehr vorhanden, ja, so ist es.“ „Der alte König in seinem Exil“ ist das Gegenteil des Enthüllungsbuches, das Tilman Jens über die Demenz seines Vaters Walter Jens geschrieben hat. Der Journalist wollte dem Vater die Maske des engagierten Intellektuellen vom Gesicht reißen und verstieg sich zu der These, dessen Erkrankung sei eine strategische Flucht ins Vergessen, aus Scham, dass seine NSDAP-Mitgliedschaft publik wurde. Arno Geiger lässt dem Kranken seine Würde. Er steigert sie sogar, indem er dem Bauernsohn und Gemeindeschreiber die Maske des Königs aufsetzt. Deshalb fragt man sich bei diesem Buch auch nie, ob es sich nicht verbietet, über die Krankheit eines anderen in aller Öffentlichkeit zu sprechen. August Geiger lebt seit 2009 im Seniorenheim des Dorfes, in dem er aufgewachsen ist und fast sein ganzes Leben zubrachte. Eindrucksvoll zeigt das Buch seines Sohnes, dass die Kunst anderen Formen öffentlichen Sprechens überlegen ist. Sie vermag auch dort zu schützen, wo sie offenbart. Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. Hanser, München 2011. 189 S., 17,90 €. | Meike Fessmann | Berührend und artistisch: Das Buch des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger über die Alzheimererkrankung seines Vaters. | [] | Kultur | Kultur | 2011-02-05T10:22:06.000Z | Arno Geiger: Zu Hause nie wieder | https://www.tagesspiegel.de//kultur/zu-hause-nie-wieder-4552510.html |
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Nach Messerangriff in Kiel: 25-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft | Nach einem Messerangriff in der Kieler Fußgängerzone Ende Januar sitzt ein 25-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Gegen ihn bestehe dringender Tatverdacht wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung, wie die Staatsanwaltschaft Kiel am Montag mitteilte. Der Beschuldigte soll einen Mann am Rande einer kurdischen Kundgebung am 25. Januar in der Holstenstraße mit einem Messer attackiert haben. Der 28-jährige Türke erlitt Stichverletzungen an der Brust und am Bauch. Bereits zuvor hatte der 25-Jährige laut Staatsanwaltschaft in Richtung eines anderen Teilnehmers gestochen, den er zuvor verbal provoziert hatte. Dieser blieb aber unverletzt. Nach dem Vorfall wurde zunächst ein 29-Jähriger festgenommen, der aber wieder freigelassen wurde. Später stellte sich der 25-jährige Syrer der Polizei. Das Amtsgericht Kiel lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Erlass eines Haftbefehls zunächst ab. Nach einer Beschwerde durch die Anklagebehörde erließ das Landgericht Kiel den Haftbefehl, der am 13. Februar vollstreckt wurde. Seitdem sitzt der 25-Jährige in Untersuchungshaft. (AFP) Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. | Der Tagesspiegel | Ende Januar war es am Rande einer kurdischen Kundgebung zu einer Messerstecherei gekommen. Ein 28-jähriger Mann erlitt Stichverletzungen an der Brust und am Bauch. | [
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] | Gesellschaft / Panorama | Panorama | 2025-02-17T13:12:30.000Z | Nach Messerangriff in Kiel: 25-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft | https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/nach-messerangriff-in-kiel-25-jahriger-tatverdachtiger-in-untersuchungshaft-13218805.html?icid=topic-list_13219330___ |
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DER FILM Tipp…: … von Kaspar Heinrich | Wodkarutsche, Konfettiregen und tagelange Kostümpartys: Kein Ort des Berliner Nachtlebens war so schimmernd und eigen wie die Bar25 bis zu ihrer Schließung im Jahr 2010. Der Film Bar25 – Tage außerhalb der Zeit ist mehr Huldigung als objektive Dokumentation, kritische Töne zu Themen wie Drogen oder Lärmbelästigung sucht man vergebens. Dafür zieht einen der Film unmittelbar hinein ins hedonistische Biotop, in eine märchenhafte Parallelwelt zwischen Bretterzaun und Spree. So bunt, euphorisch und Kind geblieben, wie es die Bar25 war, so ist auch dieser Film. Und in den Kinosesseln: rührselige Mittzwanziger, die voller Wehmut von „früher“ schwärmen. (Im Acud, Central, Moviemento, Zukunft und in den Tilsiter Lichtspielen) | Der Tagesspiegel | Wodkarutsche, Konfettiregen und tagelange Kostümpartys: Kein Ort des Berliner Nachtlebens war so schimmernd und eigen wie die Bar25 bis zu ihrer Schließung im Jahr 2010. Der Film Bar25 – Tage außerhalb der Zeit ist mehr Huldigung als objektive Dokumentation, kritische Töne zu Themen wie Drogen oder Lärmbelästigung sucht man vergebens. | [] | Kultur | Kultur | 2012-09-05T22:00:00.000Z | DER FILM Tipp…: … von Kaspar Heinrich | https://www.tagesspiegel.de//kultur/-von-kaspar-heinrich-2133466.html |
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Lieferdienst verweigert Gehweg-Räumung: „Gorillas“ ignorieren Anordnung und müssen nun Strafe zahlen | Am 18. Juni lief die Frist ab, die das Ordnungsamt dem Lieferdienst "Gorillas" zur Räumung des Gehwegs in Prenzlauer Berg gestellt hatte. Dort - in der Prenzlauer Allee - hat das Unternehmen, das Lebensmittel per Fahrrad ausfährt, nach Einschätzung der Linkspartei ein regelrechtes "privates Logistikzentrum" aufgebaut. Ohne Genehmigung. Doch "Gorillas" ignorierte die amtliche Anordnung einfach. „Auf die Räumungsaufforderung hat die Geschäftsführung nicht reagiert", teilt Pankows Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (AfD) mit. "Die Situation ist unverändert, der Gehweg wird weiter genutzt, es stehen bisweilen sogar Kleintransporter dort.“ [Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de] Das berichtet auch ein Anwohner. Er hat am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr ein Foto davon gemacht (siehe oben) und schreibt dazu: "Es illustriert doch recht vorzüglich, dass das eigentlich kein Durchkommen mehr ist." Nun leitet das Bezirksamt Sanktionen ein. „Es wird jetzt ein Zwangsgeldbescheid verschickt", sagt Krüger. Der werde "eine dreistellige Summe im höheren Bereich" betragen. Mehr gebe die Gesetzeslage bei "Entzug öffentlichen Straßenlandes für den Gemeingebrauch" erst einmal nicht her. Krüger: "Fraglich ist, ob das eine abschreckende Wirkung haben wird.“ Wenn der Lieferdienst auch dies ignoriere, könne das Straßen- und Grünflächenamt als "Ersatzvornahme" im Zweifel den Gehweg räumen lassen, sagt Krüger. "Doch das ist wegen der begrenzten Kapazitäten im Bezirksamt eher unwahrscheinlich. Am Schluss könnte der Fall vor dem Verwaltungsgericht landen." Der Stadtrat teilte zudem mit, dass neben "Gorillas" und dem Konkurrenten "Flink" in der Schönhauser Allee inzwischen auch an der Greifswalder Straße (in der Bernhard-Lichtenberg-Straße) ein solches Rad-Lieferzentrum aufgebaut worden sei. Und hier mehr der aktuellen Themen im Newsletter aus Berlin-Pankow - „Die politische Brisanz war uns nicht so bewusst“: Erstmals äußert sich der Investor zum geplanten Umbau des Kinos Colosseum in einen Bürostandort - exklusiv im Newsletter - Hitzefrei für Corona: Bezirksamt kann Schnelltests für Kitas nicht kühlen - Debatte um Bau der U10 nach Weißensee: Neue Vorstöße von CDU und SPD abgelehnt -„Jibs in keen Russenfilm“: Asterix wird offiziell Pankower - Zukunft der Kulturbrauerei: Senat sieht wenig Chancen für Ankauf - Zoff um Lieferdienst: „Gorillas“ ignoriert Bezirksamts-Anordnung – wie geht es nun weiter? - Wegen Vandalismus-Zunahme: Parkläufer nun auch nachts unterwegs - AfD will amtliche Gender-Sprache stoppen - aus Rücksicht auf "Nichtmuttersprachler" - Bello oder balla-balla? Bürohunde sollen Personalnot im Bezirksamt beenden Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon mehr als 245.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt darüber, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben. | Christian Hönicke | Trotz Räumungsaufforderung betreibt „Gorillas“ ein „privates Logistikzentrum“ auf einem Gehweg in Prenzlauer Berg weiter. Das Ordnungsamt greift durch. | [
"Pankow",
"Fahrrad und Verkehr"
] | Berlin / Bezirke | Bezirke | 2021-06-28T07:15:00.000Z | Lieferdienst verweigert Gehweg-Räumung: „Gorillas“ ignorieren Anordnung und müssen nun Strafe zahlen | https://www.tagesspiegel.de//berlin/bezirke/gorillas-ignorieren-anordnung-und-mussen-nun-strafe-zahlen-4259422.html |
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Sigmar Gabriel bei Al-Sisi: Der Foltermord an Giulio Regeni spielt keine Rolle | Am 25. Januar verschwand in Kairo Giulio Regeni. Der junge italienische Forscher, der Material für seine Doktorarbeit über ägyptische Gewerkschaften sammelte, war auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier. Er kam dort nicht an. Neun Tage später lag seine Leiche in einem Straßengraben am Stadtrand. Sie trug die Spuren bestialischer Folter und war derart entstellt, dass Regenis Mutter ihren Sohn nur an der Form seiner Nase wiedererkannte. Falls der Alptraum dieses Todes zu überbieten wäre, dann hätte dies bloß der Wahnwitz jener immer neuen Erklärungen geschafft, in denen sich das offizielle Ägypten seither ergeht: Erst sollte ein Autounfall der Grund sein, dass dem 28-Jährigen die Ohren abgeschnitten und Finger- und Fußnägel ausgerissen worden waren, dann war von Dschihadisten oder einem Mord im Drogenmilieu die Rede. Schließlich präsentierten die Behörden eine Bande von Kleinkriminellen, die sich Polizeiuniformen beschafft und Regeni ausgeraubt haben sollten. Beweis: In ihrem Kleinbus fand man seine Papiere. Die angeblichen Täter können zur Wahrheitsfindung nicht mehr beitragen, sie wurden praktischerweise von der Polizei erschossen. Ein Treffen der Ermittler beider Länder kürzlich endete mit einem Eklat. Die Ägypter übergaben ihren italienischen Kollegen etwa 2000 Seiten Papier, aber weder Videoaufnahmen von den Orten, die Regeni auf seinem letzten Weg in Freiheit passierte, noch seine Handydaten. Dass es da nichts gibt, ist ebenso undenkbar wie ein Überfall von Kleinkriminellen ausgerechnet an jenem Tag. Der 25. Januar, an dem Regeni verschwand, war der fünfte Jahrestag der ägyptischen Revolte, das al-Sisi-Regime hatte überall Polizei postiert und jeden Winkel mit Überwachungskameras ausgeleuchtet. Zudem gibt es glaubwürdige Zeugen dafür, dass Regeni Schergen des Regimes in die Hände fiel und nicht Privatverbrechern. Man könnte den Kopf schütteln über so viel dilettantischen Umgang mit der Wahrheit. Doch diese Geschichte führen keine Knallchargen in Posemuckel auf, sondern die alt-neuen Herren eines Landes, das nach dem kurzen, aber bewegenden demokratischen Aufbruch in eine Dunkelheit zurückgestoßen wurde, die noch schwärzer scheint als die der Vorgängerdiktatur von Mubarak. Ziemlich sicher hat dieser Wahnsinn Methode. Er lässt sich sogar leicht entziffern: Vor euch, Italien, Europa, dem Westen haben wir genauso wenig Angst wie vor unseren geknechteten Landsleuten. Deshalb können wir es uns leisten, nicht nur einen eurer Bürger zu Tode zu foltern, ihr seid uns danach nicht einmal eine halbwegs intelligente Lüge wert. Ihr braucht uns Diktatoren schließlich, um eure Küsten gegen unerwünschte Migranten zu schützen und eure Wirtschaftsinteressen gegen demokratische Experimente, wie sie im Frühjahr 2011 begannen. Diese Rechnung geht immer aufs neue auf. Schon als General al-Sisi dem kurzen ägyptischen Frühling 2013 den Garaus machte, wurde der Staatsstreich kaum beim richtigen Namen genannt – schließlich ging es gegen die zwar gewählte, doch unappetitliche Regierung der Muslimbrüder. „Stabilität“ war wichtiger. Und bleibt es. Darauf hat der Besuch von 120 Unternehmensvertretern im Gefolge des deutschen Wirtschaftsministers in Kairo zu Beginn der Woche nur noch einmal starkes Licht gelenkt. Auch Sigmar Gabriel hat das Wort wieder gebraucht. So üblich ist diese obszöne Floskel von der „Stabilität“, dass sie, hätte er sie nicht noch mit einer Huldigung an al-Sisi garniert („einen beeindruckenden Präsidenten“), vermutlich niemandem aufgefallen wäre. Die Schlagzeilen auf den Titeln italienischer Medien – und die wenigen in deutschen Zeitungen – führen daher in die Irre: Der Foltermord an Giulio Regeni hat keine wirkliche Krise ausgelöst, mag Italiens Außenminister Paolo Gentiloni, der aus der Menschenrechtsarbeit kommt, auch noch so ehrlich Druck in Kairo machen. Nicht einmal Deutschland, mit dem Italien die ältesten und, wie jede amtliche Sonntagsrede betont, funktionstüchtigsten Beziehungen in Europa unterhält, will so genau wissen, was der Fall Regeni über Europas Werte sagt. Vielleicht waren wir zuletzt auch einfach zu sehr mit Hausgemachtem beschäftigt, der Frage, ob der türkische Staatspräsident vor deutschen Gerichten gegen ein Schmähgedicht von zweifelhaftem Geschmack vorgehen darf. Dass Stabilität nicht aus Gewalt wächst und in Diktaturen gedeiht, sollten uns aber die Kriege gelehrt haben, die inzwischen 60 Millionen Menschen weltweit in die Flucht getrieben haben. Auch zu uns. | Andrea Dernbach | Ein zweifelhaftes Schmähgedicht macht Politik in Deutschland. Der Mord an einem jungen Italiener tut es nicht. Sigmar Gabriels Auftritt in Kairo sagt viel über Europas Werte. Ein Kommentar. | [
"Ägypten"
] | Politik | Politik | 2016-04-20T05:48:54.000Z | Sigmar Gabriel bei Al-Sisi: Der Foltermord an Giulio Regeni spielt keine Rolle | https://www.tagesspiegel.de/politik/der-foltermord-an-giulio-regeni-spielt-keine-rolle-6313969.html?icid=topic-list_6614860___ |
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Peer Steinbrück: Falsch beraten | Für einen Online-Experten ist es ein Hauch von Nichts: Etwa 150 Tweets hat Roman Maria Koidl auf Twitter nur abgesetzt und keine 30 Follower gesammelt. Zum Vergleich: Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, hat es schon auf über 15 000 Tweets geschafft. Trotzdem sollte der Österreicher dem designierten SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück als Online-Berater zur Seite stehen. Doch nach nur wenigen Tagen hat er sich zurückgezogen – oder besser: zurückziehen lassen. „Mit sofortiger Wirkung ziehe ich mich aus der Rolle des Beraters Online für die Wahlkampfkampagne von Peer Steinbrück im Herbst 2013 zurück. Ich kann nicht vertreten, dass falsche und ehrverletzende Berichterstattung gegen mich eingesetzt wird, die darauf zielt, den Kandidaten Peer Steinbrück zu beschädigen“, heißt es in Koidls Stellungnahme. Ein Vertrag sei noch nicht unterzeichnet worden, was von der SPD bestätigt wird. Koidl bezieht sich auf Berichte über seine berufliche Vergangenheit. Er war Berater der Investmentfonds Cerberus Global Investors sowie Investment Fund Värde Partners Europe. Beide gehören zu den Hedgefonds, die die SPD seit Jahren scharf kritisiert. Ex-SPD-Chef Franz Müntefering bezeichnete sie sogar als „Heuschrecken“. Nur dürfte es weniger die Tatsache gewesen sein, dass Koidls Vergangenheit überhaupt öffentlich wurde, die ihn zum Rücktritt bewogen hat. Vielmehr dürfte der Ärger führender Sozialdemokraten maßgeblich gewesen sein. Denn dort kam die Personalie aufgrund der beruflichen Vita nicht gut an. Von „Fehlgriff“ und „missglücktem Manöver“ ist die Rede. Der SPD-Linke Ralf Stegner sagte dem Tagesspiegel: „Man sollte den Vorgang nicht überbewerten, aber ein Beispiel für einen gelungenen Start ist das alles nicht.“ Allerdings müsse man nicht in den ersten zehn Minuten eines Fußballspiels stark sein, sondern am Ende. Kennengelernt haben sich Steinbrück und Koidl dem Vernehmen nach über den Verlag Hoffmann und Campe, in dem sie ihre Bücher veröffentlicht haben. Einen genauen Blick auf die Vita des neuen Mannes warf im Steinbrück-Team offenbar niemand. Er hatte im Willy-Brandt-Haus bereits ein Büro bezogen. Die Grünen wollten sich dazu nicht äußern – im Gegensatz zur Linkspartei. „Für Steinbrück wird es schwer. Er hat weder Glaubwürdigkeit noch eine Machtoption. Viele zweifeln daran, ob seine Lernkurve nach oben zeigt. Mit seinen Personalentscheidungen stellt er sich immer wieder in die Nähe der Wirtschaftslobby“, sagte Linken-Chef Bernd Riexinger dem Tagesspiegel. Auch die Personalie Donnermeyer passe da ins Bild. Steinbrück hat den Berliner Ex-Senatssprecher Michael Donnermeyer als seinen Sprecher engagiert. „Ein Kohlelobbyist als Wahlkampfchef ist sicher schwer zu vermitteln, wenn es um die Energiewende geht. Donnermeyer hat sich in den letzten Jahren vor allem damit beschäftigt, den Energieriesen die Kohle zu retten, und wollte den Menschen weismachen, dass es gut ist, wenn bei ihnen Giftgas in die Erde gepumpt wird“, sagte Riexinger. Donnermeyer war Geschäftsführer des Informationszentrums Klima, das sich als Kommunikationsplattform großer Energiekonzerne wie RWE, Eon und Vattenfall für die Verbreitung der CCS-Technik einsetzt, der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid. Donnermeyer wies die Vorwürfe als „völlig platt“ zurück. „CCS ist eine Klimaschutztechnologie und bewegt sich auf Beschlusslinie der SPD“, sagte er. Wegen einer anderen Personalie muss Steinbrück nicht mit Widerstand rechnen. Als Redenschreiber konnte er einen Mitarbeiter gewinnen, der für dezidiert linke Organisationen tätig ist. Der 1962 geborene Markus Franz war Hauptstadtkorrespondent der linksalternativen „taz“, Pressesprecher des DGB und Sozialattaché der deutschen Botschaft in Washington. Zuletzt war er Redenschreiber von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. | Sabine Beikler|Christian Tretbar|Hans Monath | Peer Steinbrücks Online-Experte arbeitete früher für Investmentfonds – nach massiver Kritik gibt er auf. | [
"Peer Steinbrück"
] | Politik | Politik | 2012-11-23T09:47:38.000Z | Peer Steinbrück: Falsch beraten | https://www.tagesspiegel.de//politik/falsch-beraten-6673240.html |
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Erneute Bootsdemo in Berlin: Partyszene will gegen „Tanzverbot im Freien“ protestieren | Ein Jahr nach der umstrittenen Schlauchboot-Demonstration auf dem Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg will die Partyszene erneut auf dem Wasser für mehr Freiheiten in der Corona-Pandemie protestieren. „Alle in einem Boot die Zweite – Rave-o-lution!“ heißt die Demonstration am 20. Juni, wie die Veranstalter mitteilten. Sie richtet sich gegen das weiterhin gültige „Tanzverbot im Freien“. Dafür gebe es keine wissenschaftliche Grundlage und es gefährde den „Fortbestand der einzigartigen elektronischen Tanzmusikkultur in Berlin“. Unterstützt werde der Aufruf von zahlreichen Veranstaltern, Musikschaffenden und den ehemaligen Initiatoren der Berliner Loveparade. Ob Boote wieder auf dem Landwehrkanal oder auch auf der Spree schwimmen sollen, war zunächst noch unklar. Die „Abschlusstanzkundgebung“ soll im Treptower Park nahe der Insel der Jugend stattfinden, erwartet würden bis zu 2500 Teilnehmer, die sich an die Corona-Regeln halten sollten. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Am Pfingstsonntag 2020 hatte eine Protestaktion und Party mit Schlauchbooten auf dem Landwehrkanal für Irritationen gesorgt. Etwa 3000 Menschen nahmen teil. Im Urbanhafen des Kanals schwammen am Schluss dicht an dicht zahlreiche Schlauchboote voller Menschen, am Ufer wurde gefeiert. Die meisten Teilnehmer hielten weder Abstandsregeln ein, noch trugen sie einen Mundschutz. Politiker und auch Clubvertreter kritisierten die Veranstaltung. (dpa) | Der Tagesspiegel | Veranstalter und Musikschaffende wollen in Berlin erneut auf dem Wasser für mehr Party-Freiheiten in der Pandemie demonstrieren. Erwartet werden 2500 Menschen. | [
"Gentrifizierung",
"Gesundheit",
"Coronavirus",
"Treptow-Köpenick"
] | Berlin | Berlin | 2021-06-10T10:47:21.000Z | Erneute Bootsdemo in Berlin: Partyszene will gegen „Tanzverbot im Freien“ protestieren | https://www.tagesspiegel.de//berlin/partyszene-will-gegen-tanzverbot-im-freien-protestieren-6854584.html?icid=in-text-link_4258591 |
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Berlin: Helga Ballhaus überraschend gestorben | Zuletzt ist sie Mitte August noch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kameramann Michael Ballhaus , bei der Premiere der „Dreigroschenoper“ im Admiralspalast gewesen – Ballhaus stellte gerade Martin Scorseses neuen Film „The Departed“ in Berlin fertig. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist Helga Maria Ballhaus am 28. September überraschend gestorben. Michael Ballhaus hat gern auf die wichtige Rolle verwiesen, die seine Frau für seine Arbeit gespielt hat. So hat sie das Design für verschiedene Fassbinder-Filme mitentworfen und wurde für die Ausstattung von Fassbinders „Ehe der Maria Braun“ gemeinsam mit Norbert Scherer mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Auch als Schauspielerin wirkte sie in einigen Fassbinder-Filmen mit. Michael und Helga Ballhaus waren seit 1960 verheiratet. Sie haben zwei Söhne, die auch in der Filmbranche tätig sind. Tsp - | Der Tagesspiegel | Zuletzt ist sie Mitte August noch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kameramann Michael Ballhaus , bei der Premiere der „Dreigroschenoper“ im Admiralspalast gewesen – Ballhaus stellte gerade Martin Scorseses neuen Film „The Departed“ in Berlin fertig. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist Helga Maria Ballhaus am 28. | [] | Berlin | Berlin | 2006-10-08T22:00:01.000Z | Berlin: Helga Ballhaus überraschend gestorben | https://www.tagesspiegel.de//berlin/helga-ballhaus-uberraschend-gestorben-1391125.html |
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Unfall auf der B2: Frontalzusammenstoß: Kind und vier Erwachsene schwer verletzt | Potsdam - Bei einem Frontalzusammenstoß von zwei Autos zwischen Groß Glienicke und Potsdam sind ein sechsjähriges Mädchen und vier Erwachsene schwer verletzt worden. Eine 19-jährige Fahranfängerin war bei dem Unfall am Freitagabend in den Gegenverkehr geraten, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Potsdam am Sonntag. Unklar blieb zunächst, wie es zu dem Unglück kam. Die Beteiligten konnten noch nicht befragt werden, hieß es. Die beiden völlig demolierten Fahrzeuge seien zur weiteren Untersuchung sichergestellt worden, sagte der Sprecher. Die junge Frau prallte nach ersten Zeugenaussagen frontal gegen das entgegenkommende Auto und schleuderte noch gegen eine Leitplanke. In dem anderen Wagen saß eine dreiköpfige Familie mit der sechs Jahre alten Tochter. Die Verletzten mussten von der Feuerwehr aus den beiden zerstörten Fahrzeugen teilweise mit schwerem Gerät herausgeholt werden. Die Unfallverursacherin, ihr Beifahrer und die drei Menschen aus dem anderen Wagen wurden schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Sie befanden sich nach Polizeiangaben auch am Sonntag noch im Krankenhaus. Gudrun Janicke | Der Tagesspiegel | Zwischen Groß Glienicke und Potsdam ist es am Freitagabend zu einem Unfall mit mehreren schwer Verletzten gekommen. | [] | Potsdam / Landeshauptstadt | Landeshauptstadt | 2017-02-19T10:10:00.000Z | Unfall auf der B2: Frontalzusammenstoß: Kind und vier Erwachsene schwer verletzt | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/frontalzusammenstoss-kind-und-vier-erwachsene-schwer-verletzt-7149352.html |
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Potsdam-Mittelmark: STABWECHSEL | Ein Stabwechsel erfolgte in der jüngsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT). Stadtparlamentschef Rolf-Dieter Bornschein (SPD), der zwei Jahre lang als KAT-Vorsitzender die geschäftsführende Kommune Teltow vertrat, übergab diese Funktion nun an seinen Stahnsdorfer Amtskollegen Michael Burhenne (CDU). Als Stellvertreter wurde der Kleinmachnower Dr.Klaus Nitzsche gewählt. | Der Tagesspiegel | Ein Stabwechsel erfolgte in der jüngsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT). Stadtparlamentschef Rolf-Dieter Bornschein (SPD), der zwei Jahre lang als KAT-Vorsitzender die geschäftsführende Kommune Teltow vertrat, übergab diese Funktion nun an seinen Stahnsdorfer Amtskollegen Michael Burhenne (CDU). | [] | Potsdam / Potsdam-Mittelmark | Potsdam-Mittelmark | 2005-03-11T00:00:00.000Z | Potsdam-Mittelmark: STABWECHSEL | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/potsdam-mittelmark/stabwechsel-7649443.html |
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Cristiano Ronaldo und weitere Sportstars infiziert: Wie Italiens Fußball gegen die zweite Welle kämpft | In den Sportredaktionen der großen italienischen Medien hatten sie in den vergangenen Tagen noch mehr zu tun als ohnehin schon. Teilweise vergingen nur wenige Minuten zwischen den Eilmeldungen, die „La Repubblica“ oder die „Gazzetta dello Sport“ auf die Telefone ihrer Leser schickten. Der Text war dabei fast immer wortgleich: „xy positivo al coronavirus“. Die Liste der infizierten Athleten gleicht dabei einer Hall of Fame der jüngeren Sportgeschichte. Am Dienstag erwischte es Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo von Juventus Turin, am Donnerstag dann den neunfachen Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi und die Schwimm-Olympiasiegerin Federica Pellegrini. Dazu kommen positive Fälle bei der U 21, beim Giro d’Italia, bei den Kanuten und in vielen weiteren Sportarten. Italien gehörte im Frühjahr zu den am schwersten vom Coronavirus betroffenen Ländern Europas, täglich starben Hunderte Menschen. Im Sommer schien es, als sei die Pandemie einigermaßen unter Kontrolle. Es kehrte nicht nur der Profisport zurück, sondern auch ein Hauch Normalität. Nun steigen die Infektionszahlen jedoch wieder massiv an (10.010 Neuinfektionen am Freitag), in Kampanien wurden die Schulen geschlossen. Beim Thema Covid-19 sind die Italiener sehr sensibel und da kommt es bei der breiten Bevölkerung natürlich nicht sonderlich gut an, wenn sich Fußball-Profis über die Regeln hinwegsetzen. Besonders Ronaldo wurde in den Sozialen Medien heftig kritisiert. Erst reiste er zur Nationalmannschaft in seine Heimat, obwohl das Juve-Team unter Quarantäne stand; Medienberichten zufolge hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. In Portugal posierte Ronaldo dann gut gelaunt mit seinen Mitspielern am Essenstisch, ohne Abstände und Masken. Und nachdem er positiv getestet wurde, ließ er sich mit einem Sanitätsflug und einem Krankenwagen für die Quarantäne in seine Turiner Villa bringen – das immerhin auf eigene Kosten und in Einklang mit den Vorschriften. [Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können] Doch auch abseits von Ronaldo steht die italienische Serie A aktuell nicht gut da. Seit Beginn der Pandemie haben sich laut „Gazzetta dello Sport“ 81 Spieler infiziert, das sind 13,6 Prozent der 595 Erstliga-Profis – aktuell betroffen sind etwa 35, darunter der frühere Schalker Weston McKennie (Juve) und der Ex-Hoffenheimer Jeremy Toljan (Sassuolo). Doch in erster Linie ist es nicht die Quantität der Fälle, sondern der Umgang damit, der Fragen aufwirft. Das gilt insbesondere für die peinliche Posse um das Spitzenspiel zwischen Juve und dem SSC Neapel, das eigentlich vor zwei Wochen hätte stattfinden sollen. Nach zwei positiven Corona-Tests und der Quarantäne-Anordnung des örtlichen Gesundheitsamtes hatte Neapel die Reise nach Turin nicht angetreten. Juve fuhr trotzdem ins Stadion und inszenierte gemeinsam mit der Liga ein krudes Schauspiel. Das Sportgericht wertete das Spiel 3:0 für den Titelverteidiger, Neapel wird außerdem ein Punkt abgezogen. Der Klub aus Kampanien hat Einspruch gegen das Urteil angekündigt. Wo es im Frühjahr noch bis zu einem gewissen Grad Solidarität und Zusammenhalt gab, entwickelt sich nun ein Hauen und Stechen um die eigenen Interessen. Für Liga und Vereine hat die Fortsetzung der Saison essenzielle Bedeutung, sonst droht der finanzielle Kollaps. Juventus hat das vergangene Geschäftsjahr mit einem Minus in Höhe von 89,7 Millionen Euro abgeschlossen – und die wenigsten anderen Klubs haben solch reiche Aktionäre wie die Agnelli-Familie, um solche Verluste auszugleichen. [Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de] So erklärt sich auch das Drängen auf eine Wiederzulassung von Stadionzuschauern, das vom Sportminister aber abgeschmettert wurde. „Im Moment können wir das nicht genehmigen“, sagte Spadafora. „Wir müssen sehen, wie die Infektionskurve bis Mitte November verläuft.“ Ob der Spielbetrieb überhaupt solange aufrecht erhalten werden kann, ist fraglich. Solange heißt es spielen, spielen, spielen – bis ein Team weniger als 13 Profis zur Verfügung oder mindestens zehn positive Tests in einer Woche hat. Beides war beim CFC Genua vor zwei Wochen der Fall, das Spiel gegen den FC Turin wurde verlegt. Genua ist mit insgesamt 17 positiv getesteten Spielern bisher am schwersten betroffen. Noch immer sind zehn Profis erkrankt, an reguläres Mannschaftstraining ist nicht zu denken. Dennoch muss Genua am Montag in Verona antreten – zur Not halt mit einer halben Nachwuchsmannschaft. | Julian Graeber | Ronaldo, Rossi, Pellegrini: In Italiens Sport häufen sich die Corona-Fälle. Die Fußballliga will eine neuerliche Pause unbedingt verhindern, bietet allerdings ein krudes Schauspiel. | [
"Italien",
"Coronavirus",
"Cristiano Ronaldo"
] | Sport | Sport | 2020-10-16T15:34:32.000Z | Cristiano Ronaldo und weitere Sportstars infiziert: Wie Italiens Fußball gegen die zweite Welle kämpft | https://www.tagesspiegel.de//sport/wie-italiens-fussball-gegen-die-zweite-welle-kampft-7664446.html?icid=in-text-link_8515699 |
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Meinung: Hopfen und Malz verloren | Kampagne „Rund um den Ball“ vom 21. Mai In dieser Ausgabe starten sie auf Seite 21 eine Fußball-EM-Kampagne zu den bekanntesten Biersorten der Teilnehmerländer. Nette Idee! Auch als Marketing. Für unseren Nachbarn Polen präsentieren Sie dabei Bier aus Zywiec. Dieses seit Kaiser Franz Josef schon berühmte Quellwasserstädtchen in den Beskiden mit dem guten Bier sollten Sie aber nicht Ziewic, sondern Zywiec oder polnisch korrekt Vywiec schreiben. Steht auch so auf der Flasche drauf! Zu k.-u.-k.-Zeiten nannte man es auch deutsch Saybusch. Soviel Kenntnis über Polen sollte mein Tagesspiegel eigentlich haben. Ihr alter Leser Egbert Steinke, Berlin-Lichterfelde | Der Tagesspiegel | Kampagne „Rund um den Ball“ vom 21. Mai In dieser Ausgabe starten sie auf Seite 21 eine Fußball-EM-Kampagne zu den bekanntesten Biersorten der Teilnehmerländer. | [] | Meinung | Meinung | 2012-06-02T22:00:00.000Z | Meinung: Hopfen und Malz verloren | https://www.tagesspiegel.de//meinung/hopfen-und-malz-verloren-6992617.html |
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Kultur: Die Wagemutige | „Schwellkörper. Das ist eine Frage von Blutüberfüllung und Schleim. Eine Beichte wie vor der letzten Ölung: Ich finde, der Samen riecht schlecht. Was kann ich für meine empfindliche Nase.“ Der Ekel vor dem Sex: Ingrid Thulin spricht ihn aus, in „Das Schweigen“ von 1963, jenem Meisterwerk von Ingmar Bergman, das Skandal machen sollte. Den Schock der Sexualität hat der schwedische Protestant Bergman niemals verharmlost – und keine andere seiner Schauspielerinnen hat den Komplex aus Begierde und Abscheu so verkörpert wie Ingrid Thulin. Im „Schweigen“ spielt sie Esther, die todkranke, kettenrauchende Übersetzerin, die sich ekelt vor der Sinnlichkeit ihrer Schwester, die die Tyrannei des Körpers kennt, den Satz vom Schwellkörper sagt und im Bett masturbiert, aus Eifersucht und aus finsterer Lust. Ingrid Thulin. Es gibt ein Bild von ihr mit Ingmar Bergman bei den Dreharbeiten für „Schreie und Flüstern“. Da steht er hinter ihr und streichelt mit zärtlicher Konzentration ihre Wange. Und Ingrid Thulin senkt den Blick – ein strenges, versonnenes, wunderschön ebenmäßiges Antlitz. Es ist ein seltenes Bild, ein selten freundlicher Moment. In seiner Autobiografie erwähnt der schwedische Regiemeister Ingrid Thulin mit keinem Wort. In seinem Buch „Bilder“ widmet er ihr nur belanglose Bemerkungen. Noch 1983, bei seinem Dokumentarfilm „Nach der Probe“, hat er sich schrecklich mit ihr gestritten. Dabei wirkte sie, genau wie Liv Ullmann, in acht seiner Filme mit und spielt darin einige der größten, radikalsten, wahnsinnigsten Szenen: Ehekriege, Frauendramen, Tragödien der Einsamkeit. Er traute – und mutete – ihr mehr zu als den anderen, seiner Lieblingsschauspielerin Liv Ullmann, Eva Dahlbeck, Bibi und Harriet Andersson, Gunnel Lindblom oder Ingrid Bergman. Ingrid Thulin verkörpert Kühle, Rebellion – und Ekstase. Bergman hatte die 1929 geborene Schwedin Anfang der Fünfzigerjahre beim Theater in Malmö kennen gelernt. 1957 ist sie die Marianne in „Wilde Erdbeeren“, eine schon in jungen Jahren vom Leben betrogene Frau. 1961 ist sie Märta, die panisch Liebende in „Licht im Winter“, Bergmans Abrechnung mit der Abwesenheit Gottes. Darin spricht sie einen langen Liebesbrief direkt in die Kamera, mit bitterem, offenem Gesicht. 1963 dann die Kranke in „Das Schweigen“, die Blut spuckt und um Atem ringt. Und 1972 Karin in „Schreie und Flüstern“, die das kalte Schweigen des Ehemanns nicht mehr erträgt, beim Abendessen ein Glas zerbricht und sich die Scherben später in die Vagina schiebt. Ein stiller Wutanfall, ein Akt masochistischer Raserei: die Totalverweigerin. Ingrid Thulin ist die fragilste und zugleich die stärkste Frau in Bergmans filmischem Universum. Keine sonst, die den Betrachter so unvermittelt anschaut, mit großen, fordernden, entwaffnenden Augen. Ein Blick, dem kaum standzuhalten ist. Natürlich waren die Bergman-Filme nicht alles. Thulin hat mit Luchino Visconti „Die Verdammten“ gedreht, ihr rund 60 Filme umfassendes Arbeitsleben enthält auch Hollywoodstreifen. 1988 war sie, nicht zum ersten Mal, zu Gast bei der Berlinale, mit Marco Ferreris „Haus des Lächelns“. Darin stellt sie eine verliebte Altersheimbewohnerin dar: auf der Leinwand eine würdig unwürdige Greisin, auf dem Podium eine heitere Diva. Seit Anfang der Sechzigerjahre lebte sie in Rom, in den Neunzigern zog sie sich zurück; wegen ihrer Krebserkrankung war sie zuletzt nach Stockholm zurückgekehrt. Die Unbedingtheit ihrer Bergman-Heldinnen hat sie in keiner ihrer übrigen Rollen erreicht. Wenn Liv Ullmann meist das lebensfrohe Alter Ego Bergmans verkörpert, verleiht Ingrid Thulin seiner Schattenseite Ausdruck, dem Unbegreiflichen, Unversöhnlichen, Animalischen auch. So war sie eine großartige, unheimliche Schauspielerin. Und doch ist da, bei aller Unerbittlichkeit, immer auch die Zärtlichkeit. Es stimmt ja nicht, dass Thulin im „Schweigen“ nur Kälte ausstrahlt. Ausgerechnet ihr überlässt Bergman auch die wenigen tröstlichen Momente dieses nachtschwarzen Films. Esther hört Bachs Cembalomusik und vermag es, sich in der Fremde mit dem Hoteldiener zu verständigen. Am Ende hinterlässt sie ihrem Neffen einen Brief, ein kurzes Vermächtnis, in dem sie zwei Wörter aus der fremden Sprache übersetzt: Gesicht und Hand. Das, womit wir einander doch begreifen und nahe kommen können. Nun ist Ingrid Thulin mit 74 Jahren in Stockholm gestorben. | Christiane Peitz | Kühle, Rebellion, Ekstase: zum Tod der Bergman-Schauspielerin Ingrid Thulin | [] | Kultur | Kultur | 2004-01-08T23:00:01.000Z | Kultur: Die Wagemutige | https://www.tagesspiegel.de//kultur/die-wagemutige-1079707.html |
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Abgeordnetenhaus: Dregger neuer Berliner CDU-Fraktionschef | Nach dem Rücktritt des bisherigen Berliner CDU-Fraktionschefs Florian Graf ist ein Nachfolger gefunden. Der 54-jährige Burkard Dregger ist am Dienstagnachmittag mit 27 der 31 Stimmen zum neuen Fraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus gewählt worden. Das entspricht einem Stimmenanteil von 87 Prozent. Als Stellvertreter wurde der ehemalige Gesundheitssenator Mario Czaja gewählt. Er bekam 22 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Damit stimmten 75,9 Prozent der Fraktionsmitglieder für ihn. Bei der Wahl war Dregger, der auch innenpolitische Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus ist, als einziger Kandidat antreten. Die Entscheidung war in einer Gesprächsrunde unter Moderation der CDU-Landesvorsitzenden Monika Grütters gefallen. Graf hatte kürzlich unerwartet seinen Rücktritt erklärt. Er wird beim CDU-Wirtschaftsrat Geschäftsführer des Landesverbands Berlin/Brandenburg. Graf war seit 2011 Berliner Fraktionschef. Sein Mandat im Abgeordnetenhaus behält der 44-Jährige. (AFP, Tsp) | Der Tagesspiegel | Burkard Dregger folgt Florian Graf: Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat eine neue Führung. Und ein Ex-Senator wird Stellvertreter. | [
"CDU"
] | Berlin | Berlin | 2018-06-12T14:11:32.000Z | Abgeordnetenhaus: Dregger neuer Berliner CDU-Fraktionschef | https://www.tagesspiegel.de/berlin/dregger-neuer-berliner-cdu-fraktionschef-5524657.html?icid=topic-list_5524666___ |
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Sigmar Gabriel in der Golfregion: Die Araber müssen ihren Streit selbst beilegen | Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erleben. Das gilt auch für Sigmar Gabriel. Mit Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Kuwait besucht der Außenminister vier Länder in drei Tagen. Und das zu einem heiklen Zeitpunkt. Die Katar-Krise nähert sich mit dem Ultimatum der Saudis und ihrer Verbündeten einem Höhepunkt. Es geht um 13 Forderungen, darunter die Schließung des TV-Senders Al Dschasira. Der Ausgang des Showdowns ist ungewiss, die Region ist in Aufruhr. Katar sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und will keinesfalls nachgeben. Die Blockade-Befürworter dagegen beharren auf einem Einlenken der Kataris. Das ist die komplizierte Lage, die Gabriel vorfindet. Eine, die weltpolitisch große Relevanz hat. Aufmerksamkeit ist ihm also sicher. Doch der umtriebige SPD-Mann sollte darauf achten, sich und Deutschlands Möglichkeiten nicht zu überschätzen. Und es scheint, als kenne er seine Grenzen. Er will erklärtermaßen keine Vermittlerrolle übernehmen. Gut so. Die Araber müssen ihren Streit selbst beilegen. Aber der Außenminister kann sich bemühen – anders als US-Präsident Donald Trump es tut –, die Gemüter zu beruhigen. Gelänge ihm das, wäre schon viel erreicht. | Christian Böhme | Der Außenminister will auf seiner Reise keine Vermittlerrolle übernehmen - gut so. Aber er könnte versuchen, die Gemüter zu beruhigen. Ein Kommentar. | [
"Sigmar Gabriel",
"Saudi-Arabien"
] | Politik | Politik | 2017-07-04T08:59:27.000Z | Sigmar Gabriel in der Golfregion: Die Araber müssen ihren Streit selbst beilegen | https://www.tagesspiegel.de//politik/die-araber-mussen-ihren-streit-selbst-beilegen-6308878.html?icid=in-text-link_5258455 |
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Neuer 50-Euro-Schein: Speziallackierung und Smaragd-Zahl | Europas Verbraucher müssen sich bald an einen neuen 50-Euro-Schein gewöhnen. Die zweite Generation der Euro-Banknoten seit Einführung des gemeinsamen europäischen Bargelds 2002 bekommt erneut Zuwachs. An diesem Dienstag stellt die Europäische Zentralbank (EZB) den neuen Fünfziger in Frankfurt vor, in Umlauf gebracht werden soll er ab dem Frühjahr 2017.Was ist anders an den neuen Scheinen?Neue Sicherheitsmerkmale sollen Geldfälschern das Handwerk erschweren. Bisher wurden Fünfer, Zehner und Zwanziger überarbeitet. Der Wert dieser Scheine ist jeweils als glänzende „Smaragd-Zahl“ aufgedruckt, die ihre Farbe ändert, wenn man die Banknote etwas neigt. Das Wasserzeichen zeigt ein Porträt der griechischen Mythenfigur Europa, der Namensgeberin der neuen Banknotenserie: „Europa-Serie“. Beim Zwanzig-Euro-Schein warteten die Währungshüter zudem mit einem Novum auf: In das Hologramm der Banknote ist ein Porträtfenster integriert. Hält man den 20er gegen das Licht, wird es durchsichtig und man sieht von beiden Seiten ein Porträt der Europa. Sind die Scheine nicht sogar lackiert?Die neuen Fünfer und Zehner sind mit einer Speziallackierung überzogen. Ziel ist, die Scheine haltbarer zu machen - denn gerade kleine Scheine wechseln häufig den Besitzer. „Die bisher gesammelten Erfahrungen lassen den Schluss zu, dass sich die Lebensdauer der Euro-Banknoten durch die Beschichtung tatsächlich erhöht hat“, bilanziert die Bundesbank. Die Produktion einer Banknote kostet im Schnitt acht bis neun Cent.Warum bekommen Verbraucher den neuen 50er nicht jetzt schon?Zunächst erhalten Banken und Einzelhändler die Gelegenheit, Geräte und Personal auf den Umgang mit den runderneuerten Geldscheinen vorzubereiten. Auch Automaten müssen entsprechend eingestellt werden. Mit dem neuen Fünfer hatte es im Mai 2013 anfangs Probleme gegeben: An vielen Automaten in Europa konnten Verbraucher ihren Fahrschein oder das Parkticket damit nicht bezahlen, weil die Software der Automaten nicht rechtzeitig umgestellt worden war.Welche Scheine der neuen Euro-Banknotenserie gibt es schon?Seit dem 2. Mai 2013 ist der runderneuerte Fünfer im Umlauf, am 23. September 2014 folgte der Zehner, am 25. November 2015 der Zwanziger. Die alten Scheine bleiben gültig und werden nach und nach von den Notenbanken ausgetauscht. Das geht vergleichsweise schnell: Beim 20er zum Beispiel war bereits Mitte Januar 2016 - also knapp zwei Monate nach Einführung - gut jeder zweite Schein (56 Prozent) einer aus der neuen Serie. Im März 2016 stammten nach Bundesbank-Angaben bereits 85 Prozent der von Geschäftsbanken bei der Notenbank eingezahlten 20-Euro-Banknoten aus der neuen „Europa-Serie“. Warum betreiben die Währungshüter so einen Aufwand?Für Kriminelle ist Geldfälschen ein lukratives Geschäft. Im vergangenen Jahr wurden so viele Euro-Blüten aus dem Verkehr gezogen wie nie seit Einführung des Euro-Bargeldes 2002: 899 000 gefälschte Scheine zählte die Europäische Zentralbank (EZB). Rund elf Prozent davon (95 357 Stück) entdeckten Banken, Handel und Polizei in Deutschland - auch dies war der höchste Stand seit Einführung der gemeinsamen Währung. Fälscher setzen dabei vor allem auf Banknoten mit höherem Wert: Weltweit war 2015 jede zweite Euro-Blüte ein Zwanziger (51 Prozent), in Deutschland gehörten 40 Prozent in diese Kategorie. Am stärksten setzten Geldfälscher in Deutschland auf den „falschen Fuffziger“: Fast jeder zweite nachgemachte Schein war eine Fünfzig-Euro-Banknote (49 Prozent): 46 567 Stück.Wie wahrscheinlich ist es, mit Falschgeld in Berührung zu kommen?Trotz der gestiegenen Zahlen ist es relativ unwahrscheinlich, dass einem Falschgeld untergejubelt wird. Die EZB betont: „Gemessen an der steigenden Zahl echter Banknoten im Umlauf - mehr als 18 Milliarden in der zweiten Jahreshälfte 2015 - ist der Anteil der Fälschungen nach wie vor sehr gering.“ Rein rechnerisch entfielen im vergangenen Jahr in Europa 27 falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner, in Deutschland waren es sogar nur 12 Banknoten je 10 000 Einwohner.Warum wurde denn beschlossen, den 500er abzuschaffen?Anfang Mai beschloss der EZB-Rat, dass die neue „Europa-Serie“ nur noch sechs Stückelungen umfassen wird. Nach dem 50er werden noch der 100- und der 200-Euro-Schein überarbeitet. Die Ausgabe des 500-Euro-Scheins soll „gegen Ende 2018“ eingestellt werden. Befürworter versprechen sich davon, dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. Ob das klappt, ist umstritten.Die im Umlauf befindlichen 500er bleiben gesetzliches Zahlungsmittel und sollen unbegrenzt umtauschbar sein. EZB-Präsident Mario Draghi versichert, das Aus für den 500er habe „nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun mit der Abschaffung oder der möglichen Abschaffung von Bargeld“. Die EZB hat die Hoheit über die Banknoten im Währungsraum mit mittlerweile 19 Mitgliedsstaaten. In ihrem obersten Führungsgremium, dem EZB-Rat, reicht für Änderungen eine einfache Mehrheit. Vertreten sind dort die sechs Mitglieder des EZB-Direktoriums sowie die Notenbankchefs der 19 Euroländer. dpa | Der Tagesspiegel | Heute stellt die Europäische Zentralbank den neuen 50-Euro-Schein vor. Bezahlen kann man damit allerdings noch nicht. | [
"Eurokrise"
] | Wirtschaft | Wirtschaft | 2016-07-05T07:42:42.000Z | Neuer 50-Euro-Schein: Speziallackierung und Smaragd-Zahl | https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/speziallackierung-und-smaragd-zahl-5221861.html |
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Baden-Württemberg: Auto fährt in Menschenmenge - Drei Schwerverletzte | Ein Auto ist in Stuttgart in eine Menschenmenge gefahren und hat drei Menschen schwer verletzt. Nach Auskunft eines Polizeisprechers gibt es zudem mehrere Leichtverletzte. Der Fahrer des Fahrzeugs, das in die Menschengruppoe fuhr, ist demnach nicht verletzt worden. „Er wird gerade verhört“, sagte der Polizeisprecher. Mit Aussagen zu den Hintergründen des Vorfalls hält sich die Polizei noch zurück. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“ Bei dem Fahrzeug handelt sich um einen Mercedes-G-Klasse. Die Mercedes-G-Klasse ist eine Art Geländewagen. © dpa-infocom, dpa:250502-930-492506/3 Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal. | Der Tagesspiegel | Ein Fahrer in einer Mercedes-G-Klasse fährt in Stuttgart in eine Gruppe von Fußgängern. Es gibt mehrere Schwerverletzte. | [] | Gesellschaft / Panorama | Panorama | 2025-05-02T17:40:30.000Z | Baden-Württemberg: Auto fährt in Menschenmenge - Drei Schwerverletzte | https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/panorama/baden-wurttemberg-auto-fahrt-in-menschenmenge-drei-schwerverletzte-13630954.html |
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Brandenburg: Autofahrer müssen mit schärferen Kontrollen rechnen Unfallstatistik 2014: So wenig Verkehrstote wie nie. Aber es kracht alle sieben Minuten auf den Straßen | Potsdam - Brandenburgs Polizei setzt weiter auf auf verstärkte Blitzer-Kontrollen. „Das ist keine Androhung von Abzocke“, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitag in Potsdam. Das Unfallgeschehen zeige jedoch, dass das Land mit seiner repressiven Linie und präventiven Maßnahmen richtig liege. Im vorigen Jahr sank die Zahl der Verkehrstoten laut Statistik auf den bisherigen Tiefstand in der Geschichte des Landes. Auf den Straßen starben 139 (2013: 170) Menschen, 1992 waren es noch 876 Menschen – so viel wie ein märkisches Dorf. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle sank 2014 erstmals unter die 80 000er-Marke. Allerdings gab es 10 739 Verletzte und damit 4,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Hauptursache für Unfälle bleiben laut Polizei Raserei und Alkohol am Steuer. Alkoholisierte Autofahrer haben im vergangenen Jahr 1165 Unfälle (2013: 1135) verursacht und dabei 578 Menschen verletzt. Das waren 16,3 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. Mehr als 1,3 Millionen Temposünder wurden bei Kontrollen erwischt. Deren Raserei hat wesentlich zum Anstieg der eingenommenen Bußgelder von 42 auf 46 Millionen Euro im vergangenen Jahr geführt. Die Zahl ist noch bemerkenswerter, weil die Polizei nach eigenen Angaben beim Blitzen außerhalb geschlossener Ortschaften nur noch krasse Temposünder herausfischt, kleine Überschreitungen inzwischen durchgehen lässt. Der amtierende Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke kündigt an, Brandenburg werde sich erneut am „Blitzermarathon“ (16./17. April) beteiligen. Nach Berliner Vorbild sollen Bürger erstmals die Behörden auf Orte hinweisen können, wo sich Radarkontrollen besonders lohnen könnten. Zudem soll es künftig häufiger gemeinsame Kontrollen mit Berlin geben. Neu für Brandenburg ist, dass die Polizei immer häufiger auch auf Fahrer stößt, die Drogen – vor allem sind es Cannabis und Speed – konsumiert haben. „Auf dem Gebiet werden wir mehr machen müssen“, sagte Mörke. Er sieht guten Grund, den Druck bei der Verfolgung von Drogenkonsumenten am Steuer zu erhöhen: „Angesichts der Opfer von Raserei, Rücksichtslosigkeit und anderen Verkehrsverstößen kann ich gar nicht anders.“ Dass sich die Zahl erwischter Drogensünder am Steuer erhöht hat, hängt aber auch mit neu eingeführten Drogenmessgeräten zusammen. Trotz Trendwende ist das Risiko, im Straßenverkehr zu sterben, in Brandenburg nach wie vor höher als in vielen anderen Ländern. Mit 57 Verkehrstoten je eine Million Einwohner liegt das Land weiter deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 42 Getöteten. Schlechter sind nur Sachsen-Anhalt (61) und Mecklenburg-Vorpommern (58). Ein Grund für die hohe Todesrate bleiben die Alleen im Land. 54 Menschen sind infolge solcher Baumunfälle im vergangenen Land gestorben – zehn Jahre zuvor waren es noch 118. Mit Tempo 70 auf Alleen und mehr Leitplanken versucht das Land, die Gefahr zu senken. „Wir werden weiter darauf dringen, dass die Beschränkung von 70 Stundenkilometern durchgesetzt wird“, betonte Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (parteilos). Sie hob den Führerschein mit 17 hervor, den allein im vergangenen Jahr 8680 junge Menschen nutzten. Unfälle nach Discobesuchen sollen auch weiterhin mithilfe von Fifty-fifty-Tickets, mit denen Jugendliche zum halben Preis Taxi fahren können, vermieden werden. Das Land gibt dafür 2015 rund 62 000 Euro aus. (mit thm) | Marion van der Kraats, dpa | Potsdam - Brandenburgs Polizei setzt weiter auf auf verstärkte Blitzer-Kontrollen. „Das ist keine Androhung von Abzocke“, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitag in Potsdam. | [] | Potsdam / Brandenburg | Brandenburg | 2015-02-28T00:00:00.000Z | Brandenburg: Autofahrer müssen mit schärferen Kontrollen rechnen Unfallstatistik 2014: So wenig Verkehrstote wie nie. Aber es kracht alle sieben Minuten auf den Straßen | https://www.tagesspiegel.de//potsdam/brandenburg/autofahrer-mussen-mit-scharferen-kontrollen-rechnen-unfallstatistik-2014-so-wenig-verkehrstote-wie-nie-aber-es-kracht-alle-sieben-minuten-auf-den-strassen-7244686.html |
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Interview mit Kader Attia: „Die Banlieue ist nahe an Saudi-Arabien“ | Monsieur Attia, wie haben Sie den 13. November erlebt? Viele Menschen, die mir nahestehen, haben jemanden verloren. Ein befreundetes Paar hat ein Kind verloren, mein Arzt hat Kinder verloren, eine Bekannte hatte zwei Kugeln im Rücken. Ich kenne die Gegend gut, keine 50 Meter entfernt vom Petit Cambodge, in der Rue Alibert, hatte ich vor 15 Jahren selbst eine Bar. Sie stammen aus Dugny in Seine-Saint-Denis. Einige der Attentäter lebten dort oder sind dort aufgewachsen. Wie nehmen Sie den Ort Ihrer Kindheit jetzt wahr? Ich bin in Dugny geboren, aufgewachsen bin ich eine Stadt weiter, in Garges-lès-Gonesse. Meine Jugend verbrachte ich in Sarcelles, einer Banlieue-Stadt, die von Hochhaussiedlungen geprägt ist. Ich bin in einem sehr armen Kontext aufgewachsen, es gab schlechte Lehrer, die Klassenräume waren nicht beheizt. Heute ist es noch schlimmer. Ich war gerade in Paris, bei meinem Bruder, der meinte: Kader, kannst du dich noch an das Einkaufszentrum erinnern? Er zeigte mir, warum er nicht mehr hingeht. Nachts sind da Dealer, die Feuer in Mülltonnen anzünden, um sich zu wärmen, auf dem Parkplatz warten in Autoschlangen Drogenkäufer. Andere grillen Schafshälften auf offener Straße. Die Mädchen, 14, 15 Jahre alt, prostituieren sich zwischen Ratten und Dreck. Das gab es früher nicht. © privat Wie konnte sich das in knapp 30 Jahren so verschlimmern? In den 80ern wuchs die Armut, die ersten Krisen trafen Frankreich. Muslime, Juden und Katholiken wohnten noch zusammen in der Banlieue, aber dann kam das Heroin. Die Menschen versprachen sich etwas vom Neoliberalismus der Chicago Boys, in der Vorstadt vergrößerte sich jedoch nur die Arm-Reich-Schere. Die 90er waren das Jahrzehnt der Krawalle. Die ökonomische Krise spitzte sich zu, die Rechte kam mit Chirac und Pasqua an die Macht, Repression und Polizeigewalt nahmen zu. Filme wie „La Haine“ und „Raï“ kamen ins Kino, das Thema wurde riesig. In „Raï“ spielt ein Bruder von mir mit; der Film wurde in Garges-lès-Gonesse gedreht. Zwischen Juli und Oktober 1995 gab es in Paris die erste islamistische Anschlagswelle. Bei dem Anschlag auf den RER-Bahnhof Saint Michel starben acht Menschen. Wirklich schlimm wurde es nach dem 11. September. Alle waren live dabei, vor dem Fernseher. Ich bezeichne das gerne als „Abschaffung des Raums“: Es fühlte sich an, als seien alle unmittelbar betroffen. Durch Frankreich ging ein ideologischer Riss: Wer es sich leisten konnte, flüchtete schon wegen der Krawalle aus der Banlieue, die Armen blieben, mit dem 11.September kamen Stigmatisierung und Exklusion hinzu. Vier Jahre später begannen die größten Unruhen in Paris, der Rhythmus der brennenden Autos wurde immer schneller, die Polizei immer brutaler. Nur wurde nie den Menschen in der Banlieue die Möglichkeit geboten, ihre ökonomische Situation zu verbessern. Im Gegenteil: Bildungsprojekte wurden vernachlässigt, es wuchs der Frust über den Ausschluss aus der Konsumgesellschaft. Die Bewohner der Banlieue leben an der Grenze zu einer der reichsten Städten der Welt, viele arbeiten im Zentrum von Paris. Sie selbst sehen von diesem Geld aber oft nicht viel. Welche Folgen hat das? Ein Beispiel für das Verhältnis zwischen der Pariser Stadtgesellschaft zur Banlieue: Seit der Silvesternacht 2005 entstand eine Art Ritual der französischen Medien. Jedes Jahr heißt es am 1. Januar auf allen Fernsehkanälen: „Die Zahl der verbrannten Autos ist auf 1000-so-und so-viel gestiegen“ – „100 verbrannte Autos weniger als im Vorjahr“... Zwischen Birnen und Käse wird die Bilanz verbrannter Autos einer einzigen Nacht serviert, als sei das etwas Normales. Die Jugendlichen im Viertel wissen, dass sie keine Zukunft in diesem System haben. Was hält sie davon ab, wegzugehen? Man muss sich nur die Profile der jungen Dschihadisten anschauen: arbeitslos, aus der Schule geflogen oder abgebrochen. Ihre Bildung holen sie sich im Internet. Und da warten die Verschwörungstheoretiker, Neonazis, Islamisten. Wieder die Abschaffung des Raums: Das Internet macht es leicht, Kontakt in diese Zirkel zu bekommen. Am Ende gibt es dann solche Fälle wie den der Cousine des Drahtziehers der Anschläge. Die 26-jährige Französin Hasna Aït Boulahcen, die beim Polizeieinsatz in Saint-Denis getötet wurde, nachdem sie mit einer Kalaschnikow auf die Beamten zustürmte. Noch vor fünf Monaten hat sie halbnackte Badezimmer-Selfies gemacht. (Mittlerweile ist bekannt geworden, dass die Bilder nicht Aït Boulahcen zeigen, sondern eine unbeteiligte Frau, Anm. der Red.) Ihr Bruder sagt, sie hatte noch nie einen Koran in der Hand. Diese jungen Leute sind keine ISKämpfer à la Abu Bakr al Baghdadi, der ein großer Kenner des Islam und Psychopath ist. Das sind Vorstadtkinder, die sich von solchen Häschern benutzen lassen. Religion funktioniert eher auf eine pornografische Art. Sie bedient sich der neuen Kommunikationsmittel. Je einfacher der Zugang, desto mehr Menschen berührt es. Der algerische Schriftsteller Fewzi Benhabib ist vor 20 Jahren von Algier nach Saint-Denis geflohen. Nach den Attentaten schrieb er nun, Saint-Denis sei in der Hand von Islamisten. In Bab el Oued ginge es heutzutage liberaler und toleranter zu als in Teilen der Pariser Banlieue. Als ich vor sechs Jahren meine Mutter in Garges-lès-Gonesse besuchte, wollte ich mich ins W-Lan einwählen. Auf der Liste der verfügbaren Netze fand sich „Al Qaida“ und „Jihad-en-force“. Die Banlieue ist näher an Saudi-Arabien als Bab el Oued. Weil sich alles im Internet abspielt und Bab el Oued weniger Computer hat. Das Soziotop Banlieue schließt Menschen aus, die dann wiederum über das Internet nach Anschluss suchen? Es macht mich fassungslos, dass nichts dagegen getan wird. Wieso wird es vom Staat so lax gesehen, dass ihm eine komplette Bevölkerungsgruppe verloren geht? Was könnte der Staat denn tun? Er könnte denjenigen Geld und Unterstützung geben, die in diesen Universen positiv wirken. Vor Ort. Er könnte in Bildung investieren, damit Jugendliche mit dem umzugehen lernen, was im Internet auf sie einwirkt. Er könnte das tun, was seine Aufgabe ist, und in die enormen urbanen Räume reinvestieren, die jahrzehntelang ignoriert wurden. Seit den Anschlägen ist viel von „unseren Werten“ die Rede, die es zu verteidigen gilt. Glauben Sie, dass sich die Menschen in Saint-Denis, Sarcelles oder Clichy mit den Parisern aus dem 16. Arrondissement auf einen Wertekatalog einigen könnten? Sie werden sagen: Ich weiß nicht, wovon du redest. Sie fühlen sich nicht zugehörig. In Frankreich herrscht seit Jahrzehnten eine Art soziale Kolonialisierung. Der Riss zwischen den ärmer werdenden Armen und den reicher werdenden Reichen sorgt dafür, dass die Armen sich dominiert fühlen. Die weißen, wohlhabenden Männer, die in Frankreich in Machtpositionen sind, sind meist so weit von den Problemgegenden entfernt – geografisch wie mental –, dass es ihnen egal sein kann, wenn sich dort junge Menschen zu Kämpfern rekrutieren lassen. Ich glaube nicht, dass die Werte der Republik in diesen Vierteln ankommen. Es ist eine soziale Frage: Wenn ein Kind maghrebinischer Eltern in höhere Zirkel aufsteigt und auf der Café-Terrasse sitzt, wird es auch von „Werten der Republik“ reden und stolz sein Glas schwenken, als sei ein teures Glas Wein eine Form des Widerstands. Das Gespräch führte Fabian Federl Der Künstler: Der französische Künstler Kader Attia, 1970 in Dugny bei Paris geboren, wuchs in verschiedenen Städten in der Pariser Banlieue und in Algerien auf. Er stellte bereits in der Tate Modern in London und dem MoMA in New York aus und war auf der Documenta 13 vertreten. Bis zum 28.11. ist er in der Berliner Galerie Nagel Draxler (Weydinger Str. 2/4) zu sehen. In seinem Werk beschäftigt sich Attia vor allem mit (Post-)Kolonialismus, Identitätspolitik und kultureller Hegemonie. Attia lebt in Berlin und Algier. Korrektur: In einer früheren Version fehlte der Hinweis, dass die "Badezimmer-Selfies" nicht Aït Boulahcen zeigen. Danke an den Kommentator H.M., der darauf hingewiesen hat. | Fabian Federl | Der französisch-algerische Künstler Kader Attia über den Terror in Paris, das Drama der Vorstädte und die Werte der Republik. | [
"Frankreich",
"Terroranschlag Paris",
"Islamismus"
] | Kultur | Kultur | 2015-11-27T11:07:03.000Z | Interview mit Kader Attia: „Die Banlieue ist nahe an Saudi-Arabien“ | https://www.tagesspiegel.de//kultur/die-banlieue-ist-nahe-an-saudi-arabien-3678847.html?icid=in-text-link_3805759 |
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Bundesliga-Teams setzen sich durch: Frankfurt und Freiburg ziehen ins Pokal-Viertelfinale ein | Eintracht Frankfurt hat als sechster Fußball-Bundesligist das Pokal-Viertelfinale erreicht. In einem rasanten Hessen-Derby setzte sich die Eintracht am Dienstagabend im Achtelfinale mit 4:2 (2:2) gegen Zweitliga-Spitzenreiter SV Darmstadt 98 durch. Vor 49.500 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena erzielten zwei Mal Randal Kolo Muani (6./90. Minute), Rafael Borré (44.) und Daichi Kamada (62.) die Tore für den Bundesligisten. Mathias Honsak (29./31.) traf für die Gäste. Auch der SC Freiburg hat das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Das Team von Trainer Christian Streich setzte sich im Achtelfinale beim Zweitligisten SV Sandhausen mit 2:0 (0:0) durch. Hamadi Al Ghaddioui mit einem Eigentor in der 87. Minute und Freiburgs Joker Nils Petersen (90.+4) beendeten Sandhausens Traum von einer Überraschung vor 11.782 Zuschauern. Das Viertelfinale im DFB-Pokal haben neben Frankfurt und dem SC Freiburg auch der VfB Stuttgart, RB Leipzig, Bayern München und Union Berlin erreicht. Die letzten beiden Achtelfinal-Partien finden am Mittwoch statt. Der VfL Bochum empfängt dann Borussia Dortmund zum Ruhr-Derby, Zweitligist 1. FC Nürnberg trifft auf Ligarivale Fortuna Düsseldorf. (dpa) | Der Tagesspiegel | Eintracht Frankfurt hat sich im DFB-Pokalspiel gegen Zweitliga-Spitzenreiter SV Darmstadt 98 durchgesetzt. Der SC Freiburg gewann gegen den SV Sandhausen mit zwei späten Toren. | [] | Sport | Sport | 2023-02-07T22:03:37.000Z | Bundesliga-Teams setzen sich durch: Frankfurt und Freiburg ziehen ins Pokal-Viertelfinale ein | https://www.tagesspiegel.de//sport/bundesliga-teams-setzen-sich-durch-frankfurt-und-freiburg-ziehen-ins-pokal-viertelfinale-ein-9309098.html?icid=in-text-link_9320393 |
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Snooker: Ronnie O’Sullivan: Mit Spaß zum Rekord | Kurz vor dem Meilenstein blieb noch Zeit für einen Spaß. 99 Punkte hatte Ronnie O’Sullivan nacheinander erzielt, ohne dass der Gegner am Tisch war. Nur einer fehlte noch für das 1000. Century-Break seiner Karriere. O’Sullivan setzte zum Stoß an, hielt dann inne und lachte. Er setzte noch einmal an, nur um wieder kurz zu warten und das Queue von der rechten in die linke Hand zu legen. Dann war es endlich soweit: O’Sullivan lochte die rote Kugel für Punkt Nummer 100 und reckte danach die Hand nach oben. Bei jedem weiteren Stoß wurde es anschließend in der Prestoner Guild Hall laut wie in einer Stierkampfarena. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Fans jeden Ball bejubeln“, sagte der 43-jährige Engländer später strahlend. Das Rekord-Break brachte ihm auch den Sieg im letzten Frame des Finales der Players Championship, 10:4 hieß es am Ende gegen den Australier Neil Robertson. Für O’Sullivan war es der 35. Sieg bei einem Weltranglistenturnier – nur Stephen Hendry hat noch einen mehr. Als 16-Jähriger spielte O’Sullivan 1992 gleich in seinem ersten Profimatch das erste 100er-Break. Ein gutes Jahr später feierte er ebenfalls in Preston bei der UK Championship den ersten Turniersieg – im Finale schlug er damals eben jenen Stephen Hendry, der mit sieben Weltmeistertiteln immer noch zwei mehr hält als O’Sullivan. Hendry kommentierte am Sonntagabend das Match live für das britische Fernsehen und meinte: „Er ist heute mehr fokussiert darauf, zu gewinnen und nicht mehr einfach nur eine Show abzuliefern.“ Dass O’Sullivan die Show liebt, daran hat sich allerdings nichts geändert. Vor allem liebt er die große Bühne, auf der er sich inszenieren kann. Passt ihm etwas nicht, spricht er das aus – und erntet dabei oft genug Kopfschütteln. So machte er zuletzt kein Geheimnis daraus, dass ihm die Veränderungen auf der Snooker-Tour in den vergangenen Jahren nicht gefallen. Die vielen Turniere überall auf der Welt mit ihren Qualifikationsrunden, die in kleinen Hallen ohne viel Publikum ausgetragen werden, sind O’Sullivan ein Dorn im Auge. Auch deshalb sagte er nach seinem Sieg am Sonntag: „Wenn du Top-Spieler in eine Top-Arena steckst, dann bekommst du auch Top-Snooker.“ In Preston durften nur die besten 16 Profis der aktuellen Saison antreten, gerade mal vier Matches musste O`Sullivan bestreiten, um sich den Titel zu sichern. Das allerdings gelang ihm auf grandiose Art und Weise. Im Finale spielte er drei 100er-Breaks, vor der Abendsession führte er schon 7:2. „Ich habe nicht viel falsch gemacht, aber er hat heute den Tisch auseinandergenommen“, sagte Endspielgegner Robertson. Und O’Sullivan, der sonst eher selten wirklich zufrieden ist mit sich und der Welt, meinte: „Ich habe wirklich brillant gespielt und das Ganze mit dem 1000. Century zu beenden, ist natürlich großartig.“ O’Sullivan ist aktuell "nur" die Nummer zwei der Weltrangliste, was allerdings vor allem daran liegt, dass er nicht mehr so viel spielt. Der größte Star seines Sports ist er dennoch. Neun Turniere hat er in dieser Saison nur bestritten, stand dabei aber sechsmal im Finale und gewann vier Titel. Auf seine vermeintlich alten Tage spielt O’Sullivan sein womöglich bestes Snooker. „Er ist in seiner eigenen Liga, wenn es um das Positionsspiel und die Kunst des Aufbau von Breaks geht“, lobte Stephen Hendry. Der heute 50-Jährige hatte 2012 seine Karriere beendet, weil er nicht daran glaubte, im fortgeschrittenen Alter noch Turniere gewinnen zu können. 775 Centuries schaffte Hendry und liegt damit immer noch auf Platz zwei in dieser Hinsicht. O’Sullivan denkt aktuell nicht ans Aufhören. Kürzlich sagte er, dass er auch mit 50 noch dabei sein will. Um Rekorde gehe es ihm dabei nicht unbedingt: „Das ist nicht meine Motivation, auch wenn es schön ist, sie zu erreichen.“ Wichtiger ist Ronnie O’Sullivan der Spaß an seinem Spiel – so wie am Sonntag im Finale von Preston. | Jörg Leopold | Der englische Snooker-Star spielt auf großer Bühne das 1000. Century-Break seiner Karriere und denkt noch lange nichts ans Aufhören. | [] | Sport | Sport | 2019-03-11T12:02:51.000Z | Snooker: Ronnie O’Sullivan: Mit Spaß zum Rekord | https://www.tagesspiegel.de//sport/ronnie-osullivan-mit-spass-zum-rekord-4046308.html |