title
stringlengths
1
452
content
stringlengths
2
451k
author
stringlengths
7
231
description
stringlengths
1
5.24k
keywords
sequencelengths
0
44
category
stringclasses
84 values
subcategory
stringclasses
83 values
datePublished
stringdate
1991-04-03 11:16:00
2025-06-12 16:42:00
dateModified
stringlengths
0
20
alternativeHeadline
stringlengths
1
452
url
stringlengths
36
324
Außer bei Wählern einer Partei: Mehrheit der Deutschen glaubt an US-Wahlsieg von Harris
Eine Mehrheit der Deutschen glaubt einer Umfrage zufolge an einen Wahlsieg von Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. 64 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Demokratin bei der Abstimmung gegen Donald Trump durchsetzen wird. Das geht aus dem „Trendbarometer“ von RTL/n-tv hervor. Bei der vorherigen Erhebung Ende Juli waren 48 Prozent überzeugt, dass Trump der künftige US-Präsident wird. Nun sind nur noch 32 Prozent dieser Meinung. Harris’ Umfragewerte stiegen dagegen im Vergleich zur zurückliegenden Umfrage um 21 Prozent – kurz vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten. Laut „Trendbarometer“ sehen Befragte aus beinahe allen Bevölkerungs- und Wählergruppen Harris als künftige Wahlsiegerin. Einzig Anhänger des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) sind mit 47 Prozent für Harris und 46 Prozent für Trump eher gespalten. Anhänger der AfD denken mehrheitlich (76 Prozent), dass Trump das Rennen um den Präsidentschaftsposten machen wird. Für die beim Meinungsforschungsinstitut forsa in Auftrag gegebene Umfrage wurden insgesamt 1.004 Menschen am 16. und 19. August befragt. Die Fehlertoleranz lag dabei bei +/-3 Prozentpunkten. (dpa)
Der Tagesspiegel
64 Prozent der Deutschen denken, dass Kamala Harris Donald Trump besiegt. Doch bei den Anhängern einer Partei wird noch mit überragender Mehrheit an einen Wahlsieg von Trump geglaubt.
[ "Kamala Harris", "Donald Trump" ]
Internationales
Internationales
2024-08-20T17:24:53.000Z
Außer bei Wählern einer Partei: Mehrheit der Deutschen glaubt an US-Wahlsieg von Harris
https://www.tagesspiegel.de//internationales/ausser-bei-wahlern-einer-partei-mehrheit-der-deutschen-glaubt-an-us-wahlsieg-von-harris-12230426.html?icid=in-text-link_12230741
Brandenburg: Männer, allein im Wald
Deutsches Staraufgebot für Märchen-Neufassung Berlin - Mit der wohl bekannteste Männerwohngemeinschaft aus der deutschen Märchenlandschaft kehrt Otto Waalkes auf die Leinwand zurück. Am 28. Oktober startet „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ in den deutschen Kinos, eine Produktion von Zipfelmützenfilm, in Koproduktion mit Universal Pictures. Mit einem Staraufgebot der deutschen Comedy- und Showszene (auch Harald Schmidt ist dabei) richtet sich die Filmstory an die ganze Familie und will mit alten Vorurteilen aufräumen: „Zwerge sind in Warheit gar nicht klein“, behauptet Regisseur Sven Unterwaldt, „Zwerge sind äußerlich gewachsene Männer, nur innerlich sind sie klein geblieben, eben Kinder“. Die Männer-WG im Wald wird nicht nur von Schneewittchen (Cosma Shiva Hagen) gehörig durcheinander gewirbelt, bevor sie ihre Zwergeneinstellung ändert. KaSa
Der Tagesspiegel
Deutsches Staraufgebot für Märchen-Neufassung
[]
Potsdam / Brandenburg
Brandenburg
2004-08-31T00:00:00.000Z
Brandenburg: Männer, allein im Wald
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/brandenburg/manner-allein-im-wald-7692304.html
Landeshauptstadt: Landgericht: Berufung nicht erfolgreich
Nach einem rassistisch motivierten Angriff auf einen Kameruner muss der Potsdamer Karsten F. nun ins Gefängnis. Eine von ihm und zwei anderen Verurteilten Potsdamern eingelegte Berufung nach einem Urteil des Potsdamer Amtsgericht brachte gestern am Landgericht lediglich eine leichte Milderung der Strafen. So muss der 28-jährige F. für ein Jahr und fünf Monate in Haft – ursprünglich hatte das Amtsgericht fünf Monate mehr beschlossen. Ihn und die zwei anderen Männer im Alter von 28 und 35 hatte das Gericht unter anderem wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Am 6. August 2005 hatten sie am Flüchtlingsheim am Lerchensteig eine wartende Gruppe von vier Ausländern beleidigt. Danach wurde der 33-jährige Saturin T. mit der Faust ins Gesicht geschlagen und getreten. Die beiden anderen Strafen sind zur Bewährung ausgesetzt. HK
Der Tagesspiegel
Nach einem rassistisch motivierten Angriff auf einen Kameruner muss der Potsdamer Karsten F. nun ins Gefängnis.
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2007-03-31T00:00:00.000Z
Landeshauptstadt: Landgericht: Berufung nicht erfolgreich
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/landgericht-berufung-nicht-erfolgreich-7804228.html
Gesundheit: "Wir kämpfen zusammen"
Kann die Freie Universität ihr Klinikum Benjamin Franklin vielleicht doch noch retten? Der erste Vizepräsident der Uni, Dieter Lenzen, trat am Donnerstag gemeinsam mit dem Dekan der Humanmedizin, Martin Paul, vor die Öffentlichkeit, um die Gründe für eine leise Hoffnung zu erklären. Nach Lenzen mehren sich unter den Delegierten des Landesparteitags der Berliner SPD die Stimmen, die die vom Senat beschlossene Umwandlung des Uni-Klinikums für falsch halten. Es handle sich um Personen, "die zur Fraktion und Regierung" gehörten. Lenzen hofft, dass der Parteitag am Freitag Alternativvorschläge zur Einsparung in der Hochschulmedizin fordern wird. "Der Passus zum Klinikum Franklin ist aus den Koalitionsverträgen zwar nicht leicht zu streichen, weil dann das ganze Paket neu geschnürt werden müsste", räumte Lenzen ein. Doch hätten seine Gesprächspartner aus der SPD den Vorschlag der Uni sinnvoll gefunden, vor einer möglichen Schließung eine Expertenkommission einzusetzen, die Sparvorschläge für die Berliner Hochschulmedizin erarbeitet, wie es ursprünglich auch das Ziel der rot-grünen Übergangsregierung war. Zur PDS habe er noch keine entsprechenden Kontakte gehabt, sagte Lenzen. Weiter setzt Lenzen auf die Rückendeckung von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der Wissenschaftsrat habe dem Regierenden Bürgermeister Wowereit einen Brief geschrieben, um gegen die Schließung zu protestieren. Einen weiteren Brief hat Wowereit in dieser Woche von den Direktoren des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik in Berlin-Dahlem bekommen: Dahlem sei "einer der wenigen Standorte in Deutschland, der, ähnlich den Standorten von amerikanischen Spitzenuniversitäten, alle Komponenten zur Entwicklung der modernen Genomforschung auf einem einzigen Campus vereinigt", schreiben die Forscher. Lenzen verwies darauf, dass die Abwicklung der Hochschulmedizin die interdisziplinäre Arbeit bis in die Geisteswissenschaften hinein massiv stören würde. Bei der Demonstration am Freitag, zu der der Präsident der FU Studenten und Mitarbeiter aufgerufen hat, werde man Stellungnahmen weiterer Prominenter verlesen. Persönlich wollen die Präsidenten der Humboldt-Uni und Technischen Uni ihre Solidarität bekunden: "Wir halten zusammen und kämpfen zusammen", sagte der Dekan Martin Paul. Der Beschluss werde als "Attacke gegen die Wissenschaft insgesamt aufgefasst". Die Freie Universität hält die Begründung des Senats, er habe unter Sparzwang gehandelt, nicht für stichhaltig. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirschaftsforschung würden dem regionalen Wirtschaftskreislauf durch die Schließung der Klinik jährlich mindestens 425 Millionen an Aufträgen, Gehältern und Investitionen entzogen. Kurzfristig seien aus der Abwicklung ohnehin keine nennenswerten Summen zu sparen - wegen der Verpflichtungen gegenüber dem Personal und den Rückzahlungen, die der Bund vom Land Berlin in dreistelliger Millionenhöhe fordern werde, meint die FU. Auch müssten die Kapazitäten der Charité ausgebaut werden, um die Zahl der Medizinstudenten in der Stadt konstant zu halten. So werde man langfristig bestenfalls 40 bis 50 Millionen Mark im Jahr sparen, nicht aber 190 Millionen, wie die Regierung es sich wünscht: "Und diese Summe kann man auch ohne Abrissbirne erbringen", sagte Paul. Denkbar sei es, den Etat des Klinikums jetzt herunterzufahren und ihn in besseren Zeiten wieder aufzustocken. Ein Medizinstudienplatz am Klinikum Franklin koste 350 000 Mark, sei also preiswerter als im Bundesdurchschnitt (400 000 Mark) und an der Charité (550 000 Mark). Die Freie Universität wirbt für die Erhaltung ihrer Humanmedizin auch mit internationalen Vergleichen: London hat sieben medizinische Fakultäten, ebenso wie Moskau. Selbst die Stadt Kaunas im armen Litauen leiste sich zwei.
Anja Kühne
Kann die Freie Universität ihr Klinikum Benjamin Franklin vielleicht doch noch retten? Der erste Vizepräsident der Uni, Dieter Lenzen, trat am Donnerstag gemeinsam mit dem Dekan der Humanmedizin, Martin Paul, vor die Öffentlichkeit, um die Gründe für eine leise Hoffnung zu erklären.
[]
Gesundheit
Gesundheit
2002-01-09T23:00:01.000Z
Gesundheit: "Wir kämpfen zusammen"
https://www.tagesspiegel.de//gesundheit/wir-kampfen-zusammen-865000.html
Politik: Die Gespräche seit dem Regierungswechsel
September 1998: Die SPD gewinnt die Bundestagswahl und koaliert mit den Grünen. Die Arbeitgeber wollen sich neuen Gesprächen nicht verschließen. Doch: Die Rücknahme von Sozialkürzungen der alten Koalition würde die Chancen auf eine Einigung gefährden, warnen sie. 7. Dezember 1998: Regierung, Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertreter treffen sich zu einer erste Runde. Januar 1999: Vor dem Hintergrund der harten Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie drohen Gewerkschaften und Arbeitgeber, die Gespräche für ein Bündnis platzen zu lassen. 25. Februar: Zweite Runde: Die Arbeitgeber machen eine Lehrstellenzusage für 1999 ohne konkrete Zahlen. 6. Juli 1999: DGB und Arbeitgeber legen ein gemeinsames Positionspapier vor. Darin sichern die Arbeitgeber zu, Überstunden abzubauen, Teilzeit sowie Altersteilzeit zu fördern und ihr Lehrstellenangebot auszuweiten. Die Gewerkschaften stellen Tarifreformen und eine längerfristig verläßliche Tarifpolitik in Aussicht: Produktivitätssteigerungen sollen vorrangig der Beschäftigungsförderung dienen. Oktober 1999: Auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall in Hamburg verteidigt Schröder seine Politik und bleibt bei der "Rente ab 60" vage: Wenn früher Ausstieg, dann dürfe das weder die Rentenkasse noch die Steuerzahler belasten. 12. Dezember 1999: Im Streit um die "Rente mit 60" und die Tarifrunde 2000 können sich die Bündnispartner trotz Drängens von Schröder nicht auf eine Linie verständigen. Dagegen werden Modellversuche für staatlich bezuschusste Niedriglöhne vereinbart. 22. Dezember 1999: Wegen unverändert starrer Fronten wird das für den 23. Dezember geplante Treffen abgesagt. Begründung: zusätzlicher Beratungsbedarf. 7. Januar 2000: Schröder legt ein Kompromisspapier vor, in dem die Bezeichnung "Rente mit 60" nicht mehr auftaucht. Es wird kurzfristig ein neues Treffen für den 9. Januar vereinbart.
Der Tagesspiegel
September 1998: Die SPD gewinnt die Bundestagswahl und koaliert mit den Grünen. Die Arbeitgeber wollen sich neuen Gesprächen nicht verschließen.
[]
Politik
Politik
2000-01-08T23:00:01.000Z
Politik: Die Gespräche seit dem Regierungswechsel
https://www.tagesspiegel.de//politik/die-gesprache-seit-dem-regierungswechsel-646471.html
Trotz Krise im Aufstiegskampf: Hamburger SV hält weiter an Hannes Wolf fest
Diesmal verweigerte sich der Vorstand des Hamburger SV den üblichen Reflexen bei krisengeplagten Fußball-Vereinen. Trotz einer Serie von sieben Spielen ohne Sieg, trotz zuletzt erschreckend schwacher Auftritte und trotz des 0:3-Debakels gegen den abstiegsgefährdeten FC Ingolstadt am Samstag haben die Verantwortlichen des Zweitligisten Trainer Hannes Wolf nicht fallen gelassen. Nach einem Krisengespräch mit dem 38-Jährigen entschieden Vorstandschef Bernd Hoffmann und Sportvorstand Ralf Becker: Wolf bleibt. In den letzten zwei Saisonspielen beim Mitkonkurrenten SC Paderborn und gegen den MSV Duisburg soll der Trainer doch noch das Saisonziel Aufstieg erreichen. Für die Branche und vor allem für den HSV mit seiner langen Reihe von Kurzzeit-Trainern eine ebenso bemerkenswerte wie überraschende Entscheidung. Noch unmittelbar nach dem Tiefpunkt gegen die Ingolstädter hatte Becker erstmals ein klares Bekenntnis zu Wolf vermieden. „Wir haben jetzt 0:3 verloren. Bevor ich mich hinstelle, muss ich mir in Ruhe Gedanken machen, müssen wir die Situation besprechen. Am Ende geht es immer nur um das Beste für den Verein“, hatte er erklärt und damit Raum für Spekulationen geöffnet. Die Klub-Oberen glauben offensichtlich, dass das Beste für den Verein ist, mit Wolf weiterzumachen – oder sie hatten auf die Schnelle keine Alternativen gefunden. Immerhin: Der Aufstieg ist noch erreichbar, auch wenn er angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen beinahe utopisch erscheint. Wolf flüchtete sich nach der Niederlage gegen Ingolstadt in Durchhalteparolen. „Wir haben heute verloren und haben noch zwei Spiele. Wenn wir die gewinnen, werden wir Dritter“, sagte er. „Wir müssen uns jetzt aufrichten. In acht Tagen kann man noch einmal gut trainieren, die Sinne schärfen.“ Fußball mache verrückte Sachen. „Da kann es ganz schnell in die eine Richtung gehen.“ Wolf muss hoffen, dass es bald in die richtige Richtung geht. Er hat mit der Entscheidung vom Samstag einen Vertrauensvorschuss bekommen. Er sollte ihn schnell rechtfertigen. (dpa)
Der Tagesspiegel
Beim 0:3 gegen Ingolstadt erleidet der HSV den nächsten Rückschlag im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg. Doch der Vorstand verweigert den üblichen Reflex.
[ "Hamburger SV" ]
Sport
Sport
2019-05-05T08:22:38.000Z
Trotz Krise im Aufstiegskampf: Hamburger SV hält weiter an Hannes Wolf fest
https://www.tagesspiegel.de//sport/hamburger-sv-halt-weiter-an-hannes-wolf-fest-5016235.html?icid=in-text-link_6566242
Staatsanwaltschaft reicht Berufungsbegründung ein: Prozess zu rechtsextremen Brandanschlägen in Neukölln wird neu aufgerollt
Der Prozess um mutmaßlich rechtsextreme Brandanschläge in Berlin-Neukölln wird neu aufgerollt. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft reichte nun auch die Begründungen für die bereits erfolgten Berufungen gegen die Freisprüche für zwei Männer aus der Neonazi-Szene ein, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.  Nun wird sich das Landgericht mit dem Vorwurf der Brandstiftungen befassen. Einen Termin gibt es noch nicht. Die Staatsanwaltschaft möchte dabei nun erreichen, dass die vorliegenden Indizien gegen die Verdächtigen juristisch stärker als Tatnachweise gewertet werden. Zuerst hatte die „B.Z.“ am Dienstag unter Berufung auf Justizkreise berichtet. Dem Bericht zufolge soll die 26-seitige Begründung von Generalstaatsanwältin Margarete Koppers persönlich verfasst worden sein. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte bereits vor einem halben Jahr Berufung im Verfahren eingelegt und erklärt, sie wolle nicht vorschnell resignieren. Die Begründung stand jedoch noch aus. In der Begründung von Berlins Chefanklägerin Koppers heißt laut „B.Z.“: „Eine Gesamtschau aller Indizien lassen keinen Raum für Zweifel an der Täterschaft …“ Zwar gebe es keine Tatzeugen und DNA-Spuren von Tilo P. seien nicht gefunden worden. Lediglich verdächtige Google-Abfragen zu den Wohnorten des Linke-Politikers Ferat Koçak, dessen Auto Anfang 2018 in Flammen aufgegangen war, sowie eine WhatsApp-Nachricht mit dem Autokennzeichen hätten P. zugeordnet werden können. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Die Gesamtschau ergibt, dass der Angeklagte nach der Kenntniserlangung des Kennzeichens und des Wohnortes zeitnah ziel- und zweckgerichtet handelte …“, so Koppers. Der Freispruch von Tilo P. sei „auf einer unvollständigen Beweiswürdigung unter Anwendung überhöhter Anforderungen“ des Gerichts erfolgt. Neue Beweise oder Indizien habe Koppers nicht angekündigt, heißt es in dem Bericht. Das Amtsgericht Tiergarten hatte den Neonazi Tilo P. im Dezember vom Vorwurf der Brandstiftung an zwei Autos von Nazigegnern in Neukölln aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Er soll dem Neonazi Sebastian T. Beihilfe geleistet haben. Lediglich für rechte Schmierereien hatte der frühere AfD-Politiker eine Geldstrafe erhalten. Anfang 2018 waren die Autos des Linken-Politikers Ferat Koçak und des Buchhändlers Heinz Ostermann in Flammen aufgegangen. Beide Fälle gelten als Höhepunkt in einer Reihe von mutmaßlich rechtsextremen Attacken in Neukölln: Mehr als 70 rechtsextreme Straftaten in Neukölln wie Aufkleber, Parolen an Hauswänden und Bedrohungen hatten Polizei und Staatsanwaltschaft seit 2013 gezählt. (Tsp, dpa)
Der Tagesspiegel
Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hat die Begründungen für die Berufung eingereicht. Zuvor hatte es Verzögerungen gegeben.
[ "Strafverfolgungsbehörden", "Neukölln", "Rechtsextremismus", "Prozeß" ]
Berlin
Berlin
2023-08-22T18:43:30.000Z
2023-08-24T09:55:18Z
Staatsanwaltschaft reicht Berufungsbegründung ein: Prozess zu rechtsextremen Brandanschlägen in Neukölln wird neu aufgerollt
https://www.tagesspiegel.de//berlin/staatsanwaltschaft-reicht-berufungsbegrundung-ein-prozess-zu-rechtsextremen-brandanschlagen-in-neukolln-wird-neu-aufgerollt-10349812.html?icid=in-text-link_10402360
Trumps Wahlkampfmanager: Manafort taucht in Kontounterlagen prorussischer Partei in Ukraine auf
Nach mehreren Rückschlägen in den vergangenen Wochen gerät der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nun wegen mutmaßlicher Millionenzahlungen pro-russischer Kräfte an seinen Wahlkampfmanager unter Druck. Ukrainische Ermittler sind laut der „New York Times“ auf Aufzeichnungen über Zahlungen aus der Parteikasse des Moskau-treuen ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch an Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort gestoßen. Dieser weist alle Anschuldigungen zurück. Die Vorwürfe wurden kurz vor einer außenpolitischen Rede Trumps bekannt, in der dieser mit einem Konzept zur Bekämpfung des "Islamischen Staates" (IS) der wachsenden Kritik auch aus den eigenen Reihen begegnen will. Trump werden schon seit langem starke Sympathien für Russland nachgesagt. Er hatte in der Vergangenheit mit lobenden Worten über den russischen Staatschef Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt. Kürzlich hatte der Milliardär zudem Putins Annexion der Krim mit den Worten verteidigt, nach seinem Eindruck werde die Einverleibung der Halbinsel durch Russland von den meisten Bewohnern der Krim unterstützt. Zudem rief Trump die Russen öffentlich auf, rund verschwundene 30.000 E-Mails aus der Amtszeit seiner Rivalin Hillary Clinton als US-Außenministerin zu beschaffen. Russische Hacker werden für fortgesetzte Cyber-Angriffe auf Computernetzwerke von Clintons Demokratischer Partei verantwortlich gemacht. Manafort, 67, arbeitete in den vergangenen Jahren als Berater für Janukowitsch und half dem Ex-Präsidenten sowie dessen Partei bei Wahlen. Die „New York Times“ meldete, Anti-Korruptionsermittler in Kiew hätten in handschriftlichen Dokumenten aus dem Hauptquartier von Janukowitschs ehemaliger Regierungspartei auch Manaforts Namen gefunden. Von 2007 bis 2012 seien Barzahlungen von insgesamt 12,7 Millionen Dollar aus schwarzen Kassen an den Trump-Berater verzeichnet worden. Ob das Geld tatsächlich geflossen sei, stehe aber nicht fest. Gerichtsunterlagen deuten der „New York Times“ zufolge zudem darauf hin, dass Manafort von Briefkastenfirmen profitierte, mit denen Janukowitsch und dessen Entourage öffentliche Gelder beiseite geschafft haben sollen. Manafort erklärte, er habe keine Barzahlungen erhalten, und warf der „New York Times“ eine Rufmord-Kampagne vor. Auch Manaforts Anwalt Richard Hibey sprach von unbewiesenen und offenbar politisch motivierten Vorwürfen. Manafort solle „angeschwärzt“ werden. Die neuen Vorwürfe sind eine weitere Belastung für Trumps Wahlkampf, der bereits wegen der vielen kontroversen Aussagen des Kandidaten, offener Kritik aus der republikanischen Partei an Trump und wegen sinkender Umfragewerte in der Defensive ist. Im Durchschnitt landesweiter Umfragen liegt Trump rund sieben Prozentpunkte hinter Clinton. Die Befragungen legen zudem nahe, dass der 70-jährige Unternehmer in einer Reihe besonders umkämpfter und für den Wahlausgang wichtiger Bundesstaaten an Boden verliert. Diesen Trend wollen Trump und seine Berater mit einer neuen Konzentration auf Sachthemen stoppen. Vergangene Woche legte der Kandidat sein wirtschaftspolitisches Programm vor, nun sollen außenpolitische Pläne folgen. Trump hatte im Vorwahlkampf mit der Forderung nach einem generellen Einreisestopp für Muslime für Furore gesorgt. Inzwischen hat er diese Position mehrfach revidiert. Laut Medienberichten wollte er am Montag in einer Rede in Ohio eine neue Haltung präsentieren. Demnach soll der Einreisestopp für Einzelpersonen aus besonders vom Terrorismus betroffenen Ländern gelten, in denen die USA keine Möglichkeiten für eine gründliche Überprüfung von Visa-Antragstellern haben. Wie der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf ungenannte Berater Trumps meldete, will Trump zur Bekämpfung des "Islamischen Staates" (IS) mehr Zusammenarbeit der USA mit befreundeten Nahost-Staaten fordern. Bemühungen zur Einrichtung demokratischer Systeme in Ländern wie Irak sollen aufgegeben werden. Ähnliches hatte Trump bereits beim Wahlparteitag der Republikaner im Juli gesagt.
Thomas Seibert
Paul Manafort, Trumps Wahlkampfmanager, wird in Kassenaufzeichnungen einer prorussischen Partei in der Ukraine genannt. Trump will heute Abend über Islamismus sprechen.
[ "Donald Trump", "Ukraine", "Russland" ]
Politik
Politik
2016-08-15T12:44:28.000Z
Trumps Wahlkampfmanager: Manafort taucht in Kontounterlagen prorussischer Partei in Ukraine auf
https://www.tagesspiegel.de/politik/manafort-taucht-in-kontounterlagen-prorussischer-partei-in-ukraine-auf-4895449.html?icid=topic-list_4895974___
Pressestimmen zu Pistorius’ Verzicht: „Er lässt seinen angeschlagenen Chef sehenden Auges in die Niederlage krachen“
Nach der öffentlichen Absage von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius für die SPD-Kanzlerkandidatur sind die Kommentarspalten der deutschen Zeitungen am Freitag überwiegend mit diesem Thema gefüllt. In einer Videobotschaft hatte Pistorius am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er nicht zur Verfügung stehe und er sich im Wahlkampf hinter Bundeskanzler Olaf Scholz stelle. „Doch die SPD täuscht sich, wenn sie glaubt, die richtige Entscheidung herbeigeführt zu haben“, schreibt dazu „Die Zeit“. „Von außen bleibt es schwer begreiflich, dass eine strauchelnde Partei den beliebtesten Politiker des Landes zur Seite drängt, um mit dem unbeliebtesten Bundeskanzler aller Zeiten in den Wahlkampf zu ziehen.“ Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Die Entscheidung pro Scholz wirke wie ein Entschluss, der aus der Binnenlogik der Partei heraus getroffen wurde. Sie scheue das Risiko. „Und, das ist vielleicht der traurigste Befund über die Kanzlerpartei SPD im Jahr 2024: Sie lässt Siegeswillen vermissen. Mit Scholz als erfahrenem Wahlkämpfer kann sich die Partei womöglich gerade noch als Juniorpartner in eine große Koalition mit der Union schleppen. Die momentan knapp 18 Prozentpunkte Rückstand allerdings wird man mit dem bei vielen Bürgern in Ungnade gefallenen Kanzler kaum aufholen können.“ Freuen könne sich darüber nur die Konkurrenz. „Allen voran CDU-Chef Merz, der einem Wahlsieg und damit dem Kanzleramt dank dieser Personalentscheidung wohl einen gewaltigen Schritt näher kommt. Doch für viele Sozialdemokraten als auch für den Wahlkampf insgesamt ist der Rückzug von Pistorius eine schlechte Nachricht“, schreibt „Die Zeit“. Die „Süddeutsche Zeitung“ meint: „Unabhängig vom Ausgang der SPD-Führungskrise halten die vergangenen Tage ein paar wichtige Erkenntnisse über den Zustand der größten Regierungspartei parat. Erstens zeigte sich nach Gerhard Schröder und zuletzt auch Angela Merkel, dass die Trennung von Regierungsamt und Parteiführung zu einer Zerreißprobe führen kann.“ Zweitens offenbare der Vorstoß primär der NRW-Hierarchen in der Partei eine gefährliche Entfremdung zwischen Mittelbau und Führung. „Und drittens bestätigte sich die Uraltweisheit, dass jeder weitere Tag in einem ungelösten Führungskonflikt nur Schaden anrichtet. Scholz oder nicht Scholz, das war ein Zeichen der Orientierungslosigkeit der gesamten Partei und insofern lediglich Spiegel einer gescheiterten Koalition“, kommentiert die „Süddeutsche“. Der „Spiegel“ schreibt: „Nun tritt Scholz noch einmal als Kanzlerkandidat an, was nur einen Schluss zulässt: Ihm und seiner Partei ist nicht mehr zu helfen. Das ist so, als würde der Architekt einer Bauruine bei den Nachbarn klingeln und fragen, ob er Ihnen nicht auch so was Schönes hinstellen solle.“ „Sollte Scholz ernsthaft glauben, dass er noch einmal Kanzler wird, müsste man sich Sorgen um seinen geistigen Zustand machen. Vielleicht glaubt er auch nur, dass er das Schlimmste verhindern, die SPD in die große Koalition retten und mehr Prozentpunkte holen kann als Boris Pistorius. Aber auch dazu hätte ihm in den vergangenen Tagen mal jemand aus der Führungsspitze der SPD sagen müssen: Olaf, vergiss es. Hat aber offenbar niemand getan. Oder nicht energisch genug“, schreibt der „Spiegel“. Die „Wirtschaftswoche“ fragt, ob Boris Pistorius überhaupt ein echter Heilsbringer wäre: „Sicher, Boris Pistorius ist ein klasse Typ. Nahbar, ehrlich, ein Macher. Das Problem der Pistorius-Projektionen, dieses Fiebertraums von anfassbarem Anpackertum mit einer Prise Schröder, war auch ein Symptom. Denn es geht ja nicht nur um Personen, sondern die Partei dahinter: Die SPD findet nicht nur keine Kraft, die nötigen Kurskorrekturen einzuleiten oder durchzusetzen, sie erkennt sie nicht einmal“, schreibt das Blatt. „Weder in der Wirtschaftspolitik noch beim Sozialstaat, schon gar nicht bei der Migration. Welche Politik hätte Pistorius für die SPD vertreten sollen, außer der eines ‚Weiter so‘, nur ohne Scholz, wo Zukunft nur möglich ist, wenn die Schuldenbremse aufgeweicht wird?“, so die „Wirtschaftswoche“. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Dass es zuletzt zu einer regelrechten Rivalität zwischen Scholz und seinem Verteidigungsminister gekommen ist, hat allerdings die SPD-Parteispitze zu verantworten“, meint die „Rheinpfalz“. „Den aufkeimenden Sympathiebekundungen für Pistorius – zunächst von Abgeordneten, dann von Ex-Parteichefs, schließlich von mächtigen Parteigruppierungen – hätten Lars Klingbeil und Saskia Esken ein schnelles und klares Votum für Scholz entgegenhalten müssen.“ „Sie taten es nicht. Das belegt, dass die Vorsitzenden auf einen Verzicht von Scholz gehofft oder damit gerechnet haben. Die Unfähigkeit (oder Unlust), die Diskussion um den richtigen Kanzlerkandidaten frühzeitig zu beenden, hat Scholz erheblich beschädigt. Er startet mit einer schweren Hypothek in den Wahlkampf“, schreibt das Blatt aus Ludwigshafen. Die Berliner „Tageszeitung“ sieht eine Debatte, „die Brandwunden“ bei allen Beteiligten hinterlasse. „Zum einen bei der Parteiführung um Lars Klingbeil, Saskia Esken und Matthias Miersch, die einen Wahlkampf vorbereitet, der den Leuten klarmachen soll, dass die SPD, die richtige Partei ist, dieses Land zu führen.“ „Nur wer soll das glauben, wenn genau diese SPD nicht einmal imstande ist, die eigenen Führungsfragen zeitnah zu klären, sondern stattdessen Verunsicherung und Irritationen zuließ?“  Die Diskussion der letzten Tage beschädige aber auch Olaf Scholz. Denn er gehe als der Kanzlerkandidat ins Rennen, dem die Partei nur bedingt vertraut. „Das zeigt sich an Äußerungen von Orts- und Kreisverbänden und von Bundestagsabgeordneten. Das zeigt sich aber auch am Zögern der Parteispitze“, schreibt die „taz“. Die „Volksstimme“ aus Magdeburg schreibt: „Bei näherem Hinsehen dürfte Pistorius’ vermeintlich selbstloser Rückzug von strategischer Natur sein: Seine SPD liegt in Umfragen abgeschlagen bei aktuell 14 Prozent – da würde auch seine Popularität das Wahl-Ruder kaum noch herumreißen. Also lässt er seinen angeschlagenen Chef sehenden Auges in die Niederlage krachen.“ „Nach dem 23. Februar werden Scholz und wohl auch all jene in seiner Partei, die sich für die erneute Kandidatur des Noch-Kanzlers eingesetzt haben, keine führende Rolle mehr spielen. Aber Pistorius stünde dann ohne Verlierer-Makel bereit, nicht mehr die Bundeswehr, sondern die alte Dame SPD zu verlorener Stärke zu führen“, so die „Volksstimme“. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ aus Essen meint, große Teile der SPD in NRW hätten sich in den vergangenen Wochen zu weit aus dem Fenster gelehnt: „Die kaum verhohlene Unterstützung für Boris Pistorius, zugleich ein beispielloses Misstrauensvotum gegen den amtierenden Kanzler, sollte eine Machtdemonstration sein, ein Aufstand der Basis gegen die in Berlin – ein Aufstand nicht irgendeiner Basis, sondern mitten aus der Herzkammer der Sozialdemokratie. Nun ist es eine Ohnmachts-Demonstration geworden. Und am Ende sind alle beschädigt“, schreibt die „WAZ“. „Beschädigt sind aber auch die Vorsitzenden der NRW-Landesgruppe im Bundestag, Wiebke Esdar und Dirk Wiese, die den Vorstoß gegen Scholz gewagt hatten, sowie der NRW-SPD-Chef Achim Post, der die beiden Abgeordneten unterstützt hatte. Sie werden nun noch mehr Mühe haben, ihre erwartungsenttäuschten Parteimitglieder an Rhein und Ruhr zu motivieren, Wahlkampf für den Zweitbesten zu machen. Ein Desaster“, schreibt die „WAZ“.
Benjamin Lamoureux
Viele Medien sehen die Absage von Pistorius für die Kanzlerkandidatur kritisch. Die vergangenen Wochen hätten den Kanzler weiter geschwächt. Deutliche Kritik gibt es auch an der SPD-Parteiführung.
[ "SPD", "Boris Pistorius", "Saskia Esken", "Lars Klingbeil", "Olaf Scholz", "Ampelkoalition" ]
Politik
Politik
2024-11-22T08:50:35.000Z
Pressestimmen zu Pistorius’ Verzicht: „Er lässt seinen angeschlagenen Chef sehenden Auges in die Niederlage krachen“
https://www.tagesspiegel.de/politik/pressestimmen-zu-pistorius-verzicht-er-lasst-seinen-angeschlagenen-chef-sehenden-auges-in-die-niederlage-krachen-12751184.html?icid=topic-list_12745568___
Politik: „Al-Qaida-Zellen in Köln und Duisburg“
Düsseldorf . Im Düsseldorfer Islamisten-Prozess hat der Angeklagte am Dienstag erstmals über angeblich aktive Terrorzellen in Nordrhein-Westfalen berichtet. Es gebe Zellen in Köln, Duisburg und in der Nähe von Düsseldorf, sagte Shadi Mustafa Abdallah. Der 26 Jahre alte frühere Leibwächter des mutmaßlichen Topterroristen Osama bin Laden, bekräftigte zudem frühere Angaben, dass er selbst seinen Hintermännern im Nahen Osten das Gebäude der Jüdischen Gemeinde in der Berliner Fasanenstraße als Anschlagsziel genannt habe. Unklar blieb, welche Objekte in Düsseldorf ausgesucht wurden. Von der Existenz der dortigen Zellen will Abdallah erst bei einer Reise nach Afghanistan im Sommer 2001 erfahren haben. „Ich weiß nichts über deren Pläne“, sagte er, sie seien geheim. Für die Bundesanwälte im Gericht kamen die Aussagen unverhofft, sie werden aber sehr ernst genommen. „Die meisten objektiv überprüfbaren Daten waren bisher richtig“, sagte Ankläger Christian Monka. Bereits in der vergangenen Woche hatte der aus Jordanien stammende Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt und zugegeben, gemeinsam mit anderen Mitgliedern einer deutschen Gruppe der islamistischen Al-Tawhid-Bewegung Anschläge in Berlin und Düsseldorf geplant zu haben. Nun nannte der 26-Jährige erstmals Details über all jene, die von Al Qaida nach Deutschland geschickt wurden. Mit „schwarzen Pillen“, selbst gefertigten Bomben also, sollten die Zellen ausgespähte Ziele attackieren, bevor die Fahnder das Treiben der Gruppe um Shadi Mustafa durch seine Festnahme am 23. April vorigen Jahres beendeten. Zumindest als Indiz für seine Glaubwürdigkeit kann auch die Furcht des 26-Jährigen gelten, entgegen den Zusicherungen der Strafverfolger, Zeugenschutz zu gewähren, doch abgeschoben zu werden. Genau dies schien den Angeklagten erneut zu sorgen. „Werden die mich nach Jordanien abschieben, wo mir die Todesstrafe droht", fragte er den Vorsitzenden Richter. Der nutzte die Schwäche des Angeklagten und ermahnte ihn: „Wenn ich ihnen einen Rat geben kann, dann diesen: Bleiben sie hier bei der Wahrheit." Nach Rücksprache mit seinem Anwalt Rüdiger Decker erklärte Abdallah: Die Geständnisse, die ich hier abgelegt habe, sind alle richtig.“
Jürgen Zurheide
Angeklagter in Terrorprozess nennt jüdisches Zentrum als Ziel
[]
Politik
Politik
2003-07-08T22:00:01.000Z
Politik: „Al-Qaida-Zellen in Köln und Duisburg“
https://www.tagesspiegel.de//politik/al-qaida-zellen-in-koln-und-duisburg-1021291.html
Diebstählen, Drogenhandel, Überfälle: Polizei will Wache am Kottbusser Tor durch Videoüberwachung ergänzen
Die geplante Polizeiwache am Kottbusser Tor in Kreuzberg ist aus Sicht der Berliner Polizei nur mit weiteren ergänzenden Maßnahmen wie einer Videoüberwachung sinnvoll. Entscheidend seien ein Gesamtkonzept und das Zusammenwirken unterschiedlicher Maßnahmen und Akteure, betonte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. „Es geht wie so oft um ein ganzheitliches Konzept - in einem ersten Schritt die Kotti-Wache als Anlaufstelle, dann die Videoüberwachung, aber auch städtebauliche Änderungen.“ Die Videoüberwachung an dem Platz mit viel Diebstählen, Drogenhandel und einigen Überfällen könnte ein Pilotprojekt in Berlin sein, sagte Slowik. Wie sie konkret aussehe, richte sich nach den rechtlichen Rahmenbedingungen und den weiteren Maßnahmen für mehr Sicherheit. Zu klären sei auch die Größe der Polizeiwache abhängig von den örtlichen Erfordernissen und dem notwendigen und zur Verfügung stehenden Personal, sagte Slowik. Gefordert sei auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. „Sinnvoll erscheint mir zum Beispiel, den Bereich unter der U-Bahn-Trasse am Kottbusser Tor stärker auszuleuchten.“ Die neue Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte am Montag angekündigt, bei der Polizeiwache wolle sie „schnell Nägel mit Köpfen“ machen. Dazu werde jetzt ein Konzept erstellt. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Die Polizeipräsenz und Sichtbarkeit solle dort „deutlich erhöht werden - zu einer Wache im 24/7-Betrieb“. Zusätzlich solle es eine Videoüberwachung geben. Mehr Polizeiwachen und Videoüberwachung an bestimmten Orten waren Teil des Koalitionsvertrages von SPD, Grüne und Linke. In der Polizei hatte man früher darauf hingewiesen, dass eine ständige Polizeiwache am Kottbusser Tor viel schwieriger einzurichten sei als etwa auf dem Alexanderplatz. Am „Kotti“ gibt es einen großen Kreisverkehr mit mehreren Spuren, über den die U-Bahn führt und wenig freie Fläche für eine Polizeiwache. (dpa)
Der Tagesspiegel
Polizeipräsidentin Barbara Slowik will die geplante Station noch durch Kameras ergänzen. Auch „städtebauliche Änderungen“ seien wichtig.
[ "Senat", "Friedrichshain-Kreuzberg", "Kottbusser Tor" ]
Berlin
Berlin
2022-01-19T10:38:29.000Z
Diebstählen, Drogenhandel, Überfälle: Polizei will Wache am Kottbusser Tor durch Videoüberwachung ergänzen
https://www.tagesspiegel.de//berlin/polizei-will-wache-am-kottbusser-tor-durch-videouberwachung-erganzen-5133442.html?icid=in-text-link_8592946
Landeshauptstadt: „Arche“-Filiale ab Ostern möglich
Jugendamtsleiter Norbert Schweers wird dem Unterausschuss Jugendhilfeplanung heute vorschlagen, sich „intensiv“ mit Plänen und Konzept des christlichen Kinderhilfswerks „Die Arche“ zu befassen, in Potsdam eine Filiale zu eröffnen. Dies sagte Schweers gestern den PNN. Außerdem sei ein Besuch der Berliner „Arche“ für Anfang September geplant. Unterdessen nehmen die Pläne für eine solche „Arche“ konkrete Formen an. „Wir möchten dort 50 bis 70 sozial benachteiligten Kindern auf etwa 500 Quadratmetern kostenlose Freizeitmöglichkeiten anbieten“, sagte gestern „Arche“-Begründer Bernd Siggelkow. In Berlin etwa betreue „Die Arche“ täglich über 200 Kinder und Jugendliche. Dazu gehörten unter anderem Tischtennis-Spiele, Theaterkurse, oder Jugendgottesdienste, aber auch Hausaufgabenhilfen. „So ein Angebot kostet rund 220 000 Euro im Jahr, die wir komplett mit Spenden finanzieren wollen“, so Siggelkow. Noch keine Entscheidung sei darüber gefallen, wo in Potsdam eine „Arche“-Filiale entstehen solle: Allerdings gebe es in der Stadt trotz der Wirtschaftskraft einiger Bürger mehrere Problemzonen wie etwa den Schlaatz. „Wir möchten bei der Standortsuche unbedingt vermeiden, dass wir als Konkurrenz wahrgenommen werden“, so Siggelkow. Laufe alles glatt, sei die Eröffnung „frühestens“ zu Ostern im nächsten Jahr möglich. Die Zusammenarbeit mit der Stadt laufe zumindest bislang „ohne Probleme und gut“. Es bestehe Handlungsbedarf: „Kinderarmut breitet sich aus.“ H. Kramer H. Kramer
Der Tagesspiegel
Jugendamtsleiter Norbert Schweers wird dem Unterausschuss Jugendhilfeplanung heute vorschlagen, sich „intensiv“ mit Plänen und Konzept des christlichen Kinderhilfswerks „Die Arche“ zu befassen, in Potsdam eine Filiale zu eröffnen. Dies sagte Schweers gestern den PNN.
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2007-08-28T00:00:00.000Z
Landeshauptstadt: „Arche“-Filiale ab Ostern möglich
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/arche-filiale-ab-ostern-moglich-7819156.html
Heimliche Videoaufnahmen zeigen grausige Szenen: Gegen Bio-Schlachthof in Neuruppin wird wegen Tierquälerei ermittelt
Die Schweine werden getreten, geworfen und mit Harken geschlagen. Die Elektrozange zur Betäubung der Tiere vor ihrer Schlachtung wird zu spät angesetzt: Die Schlachtung erfolgt bei vollem Bewusstsein. Im August 2020 heimlich gedrehte Videos des „Deutschen Tierschutzbüros“, die in dieser Woche veröffentlicht wurden, zeigen, wie in einem Bio-zertifizierten Schlachthof in Neuruppin (Kreis Ostprignitz-Ruppin) offenbar eklatant gegen den Tierschutz verstoßen wird. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen Verantwortliche, wie die Staatsanwältin Martina Baum am Mittwoch bestätigte. „Die Aufnahmen zeigen immer wieder Tiere, die sich sehr heftig bewegen, nach Luft schnappen und den Kopf bewusst bewegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Tierschutzbüros, Jan Pfeifer. „Diese Tiere sind weder betäubt noch tot, sondern sie erleiden Höllenqualen.“ Das Tierschutzbüro habe den Schlachthof deswegen angezeigt. Bei dem Schlachthof handelt es sich um das Unternehmen Emil Färber GmbH, das seinen Hauptsitz im sächsischen Belgern-Schildau hat. Es schlachtet an seinem Standort in Neuruppin vorwiegend Bio-Schweine, beteiligt sich an der Initiative Tierwohl und beliefert nach Angaben des Deutschen Tierwohlbüros auch die Supermarktkette Bio Company. Auf eine Anfrage des Tagesspiegels reagierte der Betrieb am Mittwoch umgehend und räumte die Vorwürfe der Tierschützer ein. „Wir haben vor Kurzem heimlich gedrehte Videoaufnahmen des Tierschutzbüros zur Kenntnis nehmen müssen“, heißt es in einer Stellungnahme des Schlachthofs. „Die Aufnahmen zeigen, dass es tatsächlich in unserem Betrieb in Neuruppin vor einigen Monaten Probleme bei Zutrieb und Betäubung gab, weil dort eingesetzte Mitarbeiter nicht den internen Vorschriften entsprechend gearbeitet haben.“ Das Unternehmen bedauere das außerordentlich und sei „noch heute schockiert über diese Aufnahmen“, hieß es. „Ein solches Verhalten entspricht in keiner Weise unserer Firmenphilosophie und den Richtlinien, nach denen unsere Mitarbeiter geschult werden und zu arbeiten gehalten sind.“ Tierschutz habe in dem Betrieb einen hohen Stellenwert. Man verurteile das Fehlverhalten, habe die betreffenden Mitarbeiter entlassen und Strafanzeige gegen sie gestellt. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Zudem sei in der Schlachtung eine Videoüberwachung installiert und die Betäubeaufzeichnung erneuert worden. Doch ob das reicht, das durch die Aufnahmen des Tierschutzbüros verloren gegangene Vertrauen vieler Bio-Kunden zurückzugewinnen? Das Tierschutzbüro, das seinen Unterstützern generell eine vegane Lebensweise empfiehlt, weist darauf hin, dass sich das Unternehmen schon früher „als Saubermann“ dargestellt habe. „Ob klein, regional oder groß und weit weg, kein Tier geht freiwillig in einen Schlachthof und kein Tier will sterben“, sagt Pfeifer. Weitere Aufklärung fordert auch der Fraktionsvorsitzende und Landwirtschaftsexperte der Landtagsfraktion der Brandenburger Grünen, Benjamin Raschke. „Die Zustände in den Videos sind nicht diskutabel und für einen Biobetrieb unverantwortlich“, sagt der Grünen-Politiker. Eine Strafanzeige sei hier nur ein erster Schritt. „Die Mitarbeiter in den Videos haben jeden Bezug zum Wert der Tiere als Lebewesen verloren“, sagt Raschke. Hier brauche es dringend Nachschulungen in dem Unternehmen. Aktiv geworden ist unterdessen auch der Landkreis Ostprignitz-Ruppin: Seine Amtstierärztin Simone Heiland hat zwei Mitarbeitern die für die Schlachtung von Tieren nötige Sachkundebescheinigung entzogen. Weitere Maßnahmen könnten folgen. „Für uns ist das absolut nicht nachvollziehbar, denn gerade der Mitarbeiter im Betäubungsbereich weiß ganz genau, wie ein Schwein tierschutzgerecht betäubt werden muss“, sagt Amtstierärztin Simone Heiland. „Er war bei jeder Kontrolle derjenige, der die Tiere ruhig, schnell und schonend betäubte.“ Vor Weihnachten habe der Landkreis vom Deutschen Tierschutzbüro das vollständige Material erhalten. Dessen Prüfung werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Benjamin Lassiwe
In einem Brandenburger Schlachtbetrieb wurden Schweine ohne Betäubung getötet und gequält. Der Betrieb soll auch Bio Company beliefern.
[]
Berlin
Berlin
2021-01-06T19:20:47.000Z
Heimliche Videoaufnahmen zeigen grausige Szenen: Gegen Bio-Schlachthof in Neuruppin wird wegen Tierquälerei ermittelt
https://www.tagesspiegel.de//berlin/gegen-bio-schlachthof-in-neuruppin-wird-wegen-tierqualerei-ermittelt-4221016.html?icid=in-text-link_4223299
Fernsehturm: Kugelrunder Geburtstag
Kaoru Harube kommt aus Kyoto, aber sie weiß, dass heute in doppelter Hinsicht ein besonderer Tag ist. „Ja, heute ist Tag der Einheit, und außerdem wird dieser Turm heute 40 Jahre alt“, sagt die Japanerin und kauft neun Eintrittskarten für ihre Reisegruppe. Dass alle wegen des großen Andrangs rund anderthalb Stunden warten müssen, bis das Absperrband in Richtung Aufzug beiseite genommen wird, stört sie nicht. Anna Griebenow, 89, dreht aber um. „Ich war auch schon im Eröffnungsjahr oben, so lange kann ich nicht mehr warten.“ Einige der Gäste müssen erst ein wenig suchen, bis sie den Eingang finden. Von der Freitreppe auf der Rückseite des Turms am Neptunbrunnen führt der Weg rechts vorbei an einem Spanferkel am Spieß bis zur Kasse. Dort blicken die Gäste wie am Flughafen auf das Wanddisplay mit Ticketnummern und Zeiten. Andere lassen sich ihren Einlass per SMS aufs Handy senden und sehen sich derweil die Ausstellung zur Geschichte des Turmes im Foyer an. Auch für Empfangschefin Sabine Erbert ist der Geburtstag des Wahrzeichens „etwas Besonderes, na klar“. Sie freut sich darüber, „dass der Turm immer noch für so viele Leute aus aller Welt ein Anziehungspunkt ist“. 4000 Gäste im Schnitt täglich, jedes Jahr 1,2 Millionen Besucher fahren hinauf in 203,78 Meter Höhe bis in die Kugel hinein. Schon aus Sicherheitsgründen dürfen nur begrenzt Gäste im Telecafé Platz nehmen. Am Jubiläumstag werden die Besucher höflich darauf hingewiesen, dass sie wegen des großen Andrangs bitte nicht länger als eine Stunde verweilen, so lange, wie der Restaurantboden braucht, um sich einmal um 360 Grad zu drehen. Ein bisschen diesig ist es, in den Straßen sind die Riesenpuppen, anders als am Vortag, gerade nicht auszumachen. Wie breit die Spree wirkt! Und auf dem Schlossplatz-Rasen ist ein großes Herz eingeritzt! Mehr als 40 Kilometer weit konnte man gestern blicken, die Metropole liegt einem zu Füßen, man kann ihre Grenzen ins grüne Umland von hier oben aus erfassen. Cobie Decker aus dem niederländischen Noordwyk hat sogar den Wasserturm in Prenzlauer Berg ausfindig gemacht. Nur Rollstuhlfahrer drehen enttäuscht ab, sie dürfen wegen eines fehlenden Fluchtweges nicht nach oben, deshalb gibt es auch Proteste. Am Ehrentag hält die 20-köpfige Restaurantcrew eine Nostalgie-Speisekarte bereit. „Besonders gut geht Toast Hawaii“, sagt Restaurantmanagerin Cornelia Ast. Und das Schweinesteak „au four“. An der Cocktailbar kann man wie zwischen 1969 und 1979 „Gelbe Rose im Glas“ bestellen, Eier- und Kirschlikör. Dann rauscht der Aufzug wieder hinunter, „mit sechs Meter pro Sekunde“ erklärt Liftwart Isaias Hele, gebürtiger Mosambikaner, freundlich. „Und, die Sicht war so gut, dass man bis nach Afrika gucken konnte, nicht wahr?“, schiebt er einen Witz hinterher, das gefällt seinen Gästen. Da macht es nichts, dass manche im Aufzug an den Oriental Pearl Tower in Shanghai denken müssen, mit 468 Metern vierthöchster Fernsehturm der Welt, der hat gleich zwei Kugeln, und in einer kann man sogar mit einer Achterbahn fahren. Annette Kögel
Der Tagesspiegel
Selbst aus Japan kamen am Sonnabend die Besucher im Fernsehturm. Zur Jubiläumsfeier standen sie geduldig an.
[]
Berlin / Stadtleben
Stadtleben
2009-10-03T22:00:00.000Z
Fernsehturm: Kugelrunder Geburtstag
https://www.tagesspiegel.de//berlin/stadtleben/kugelrunder-geburtstag-6796123.html
Kriegsende vor 70 Jahren: Sowjets stellen die Weichen in Berlin
Und was kommt nun? Das ist die alles beherrschende Frage, als der Krieg endlich aus ist. Während das befreite Aufatmen in nackter Angst vor der Rache der Russen erstickt, die plündernd und vergewaltigend Schrecken verbreiten, tritt der sowjetische Stadtkommandant Nikolai Bersarin in ganz Berlin als Ordnungsmacht auf. Im Rückblick ist es verblüffend, wie schnell die Weichen neu gestellt wurden. Damals ahnte es keiner, Informationen gab es nicht. Pünktlich zur Kapitulation Berlins am 2. Mai sind zehn KPD-Emigranten aus Moskau mit Direktiven für den Aufbau der Berliner Verwaltung zur Stelle, angeführt von Walter Ulbricht, dem späteren DDR-Chef. Wegen der Versorgung der Bevölkerung schickt Stalin am 9. Mai sogar seinen Ernährungskommissar Anastas Mikojan nach Berlin. Ortsteil für Ortsteil hat die Rote Armee die Stadt erobert und vorläufige Ortsbürgermeister eingesetzt, so Pfarrer Heinrich Grüber in Kaulsdorf, Klaus Gysi (KPD, Vater von Gregor Gysi, DDR-Kulturminister) in Nikolassee. Mit den Worten „Du Bürgermeister oder tot!“ wird der spätere Bundesminister Ernst Lemmer (CDU) im Vorort Kleinmachnow verpflichtet. Ruckzuck rekrutiert die „Gruppe Ulbricht“ Linke, Liberale und Konservative für einen Einheitsmagistrat nach dem Motto: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben“, wie Ulbricht von seinem damaligen Mitstreiter Wolfgang Leonhard dann im Westen zitiert wird. Bereits am 13. Mai bestätigt Generaloberst Bersarin den Magistrat, den er am 19. Mai feierlich ins Amt einführt. Der Amtssitz, das Neue Stadthaus in der Parochialstraße, ist nur ein paar Schritte vom zerbombten Roten Rathaus entfernt. Der Name des Oberbürgermeisters sagt den Berlinern nichts – Dr. Ing. Arthur Werner aus Lichterfelde, parteilos, Jahrgang 1877. Der alte Herr wirkt alt- väterlich – dunkel gewandet, Zylinder, weißes Hemd, steifer Kragen, Uhrkette an der Weste – die wandelnde Vertrauenswerbung. Ihm ist die rein repräsentative Rolle als weiser Stadtvater und Mutmacher zugedacht. Die Russen erweisen ihm ihre Gunst, indem sie ihm eine Milchkuh spendieren. Von den 17 Magistratsmitgliedern gehören neun der KPD an, was nach Lage der Dinge weder verwundert noch stört. Das starke einigende Band ist der Wille, eine Herkulesaufgabe zu meistern, die ärgste Not zu lindern und den Wiederaufbau einzuleiten. Glänzende Bürgerliche sind dabei wie der Arzt Ferdinand Sauerbruch als Stadtrat Gesundheit, der einstige Reichsernährungsminister Andreas Hermes für Ernährung, der Architekt Hans Scharoun für Bauwesen. Die Schlüsselpositionen aber haben KPD-Männer, so Ulbrichts rechte Hand Karl Maron (später DDR-Innenminister) als 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Arthur Pieck, Sohn des späteren DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck, für Personal und Verwaltung, der spätere DDR-Außenminister Otto Winzer für Volksbildung. Eingedenk Bersarins Mahnung zur Gottesfurcht fungieren die Pfarrer Heinrich Grüber und Peter Buchholz als Beiräte für Kirchenfragen. Fast alle hatten unter den Nazis schwer zu leiden. Hermes entging knapp der Hinrichtung. Die „Private Technikschule“ von Arthur Werner hatte die Gestapo 1942 geschlossen. Einen behinderten Sohn konnte er nur durch makabren Zufall vor der Euthanasie retten. Als der Sohn aus einer Pflegeanstalt zu Besuch war, wurde den Eltern eine Urne mit seiner angeblichen Asche zugestellt. Noch existiert die Viermächte-Stadt nur auf dem Papier, und Stalin liegt daran, in der strategisch wichtigen Reichshauptstadt Fakten zu schaffen, bevor die drei Westmächte ihre Sektoren besetzen. Es geht also Schlag auf Schlag. Noch im Mai wird Paul Markgraf zum Polizeipräsidenten von Berlin ernannt, ein in sowjetischer Kriegsgefangenschaft umgeschulter Wehrmachtsoffizier. Bezirksämter werden ernannt und „Volksausschüsse“ als Ersatz für die Bezirksverordnetenversammlungen. So übernimmt Otto Grotewohl (SPD, später SED und Ministerpräsident der DDR) im Rathaus Schöneberg die Bezirksfinanzen, Klaus Gysi die Abteilung Sicherheit und Ordnung in Zehlendorf. Auch die Medien stehen anfangs ganz unter sowjetischem Einfluss. Als erste Zeitung erscheint ab dem 15. Mai die von der Roten Armee herausgegebene „Tägliche Rundschau“. Wenig später folgte die „Berliner Zeitung“, anfangs mit dem Untertitel „Organ des Kommandos der Roten Armee“. Zwei Tage zuvor hatte der Berliner Rundfunk, unter dem Namen Radio Berlin, seine erste Sendung ausgestrahlt, noch vom Sender Tegel aus, dessen Sendemasten dann während der Luftbrücke von den Franzosen gesprengt wurden. Erst wenige Tage später zog der Sender in das Haus des Rundfunks in der Charlottenburger Masurenallee um. Auch durch die Person des ersten Intendanten Max Seydewitz und des Chefredakteurs Hans Mahle war der sowjetische Einfluss auf das Programm gesichert. Wie selbstverständlich betrachtet die noch alleinige Besatzungsmacht Berlin als Teil der Sowjetzone. Sie wird die Hoheit über die Reichsbahn einschließlich S-Bahn, die Wasserstraßen und Brücken in Berlin und der Sowjetzone behalten. Richter und leitende Bedienstete mit Nazi-Vergangenheit werden entlassen, das Beamtentum abgeschafft, der „Kulturbund zur Erneuerung Deutschlands“ gegründet, und 60 ehemalige Mitarbeiter des Reichsrundfunks verlieren als ehemalige Parteigenossen ihre Arbeitsstelle. Auch für alle Lehrer, die NSDAP-Mitglieder waren, endet das Berufsleben. Lücken im ohnehin sehr geschrumpften Lehrkörper sollen die Schulen durch Quereinsteiger schließen. In der Wald-Oberschule in Westend, die im Juni als eine der ersten wieder den Unterricht aufnimmt, soll nun auf Verlangen des sowjetischen Bildungsoffiziers auch Russisch-Unterricht erteilt werden, was zwei Frauen aus dem Baltikum übernehmen. Fremdsprachen unterrichtet ein ehemaliger Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes – eine typische Situation im Berliner Bildungswesen der ersten Nachkriegszeit. Am 10. Juni verfügt Stadtkommandant Bersarin mit Befehl Nummer 2 die Gründung „antifaschistischer Parteien“ und Gewerkschaften, die in einer Einheitsfront zusammenarbeiten sollen. Tags darauf formiert sich die KPD-Leitung für Berlin und Brandenburg. Der „SPD-Zentralausschuss“, die CDU und LDPD (heute FDP) für Berlin und die Sowjetzone folgen. Erst Anfang Juli rücken die Amerikaner und Briten, im August die Franzosen ein. Bersarin erlebt das Viermächte-Arrangement nicht mehr, er kam am 16. Juni bei einem Motorradunfall ums Leben. Der Magistrat hat jetzt die strikten Weisungen der Alliierten Kommandantur aller vier Mächte in Dahlem zu befolgen, die Bezirksämter die Befehle ihrer Sektorenkommandanten. Nur gehen die Uhren in den Westsektoren irgendwie anders. Hier entwickelt sich das Leben etwas freier und materiell besser, Kommunisten werden als Bezirksstadträte entfernt, Kulturbund und Volksausschüsse beiseitegedrängt. Im Ostsektor fegen die Russen fleißig Nichtkommunisten aus Bezirksämtern. © akg-images Gegenüber dem Magistrat spricht die Alliierte Kommandantur natürlich mit einer Stimme. Das gilt auch für die Absetzung von Sauerbruch und einem KPD-Kollegen wegen Nähe zu den Nazis sowie von Hermes, dem die KPD misstraut; die Russen setzen ihn im Dezember auch als CDU-Vorsitzenden der Sowjetzone ab, weil er die entschädigungslose Bodenreform moniert. Allerdings setzt Arthur Werner gegen die KPD den Religionsunterricht in der Schule durch. Die Kommandantur gibt ihren Segen mit der Maßgabe, dass der Religionsunterricht freiwillig zu sein hat und die Religionslehrer von den Kirchen zu stellen sind, was bis heute so ist. In Berlin macht sich der Kalte Krieg früher als anderswo bemerkbar. Bereits 1946 bröckelt die Einheitsfront. Ideologische Fronten sind bei der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED gegen erbitterten Widerstand der Mehrheit der Berliner SPD zu besichtigen. Auf Betreiben der Westmächte werden SPD und SED in ganz Berlin zugelassen, die beiden Parteien sind sich spinnefeind. Die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Oktober 1946 bringt der SED mit 19,8 Prozent eine herbe Niederlage, die SPD (48,7 Prozent) wird mit Abstand stärkste Kraft. Zum Oberbürgermeister des Einheitssenats aus allen vier Parteien wird Otto Ostrowski (SPD) gewählt, aber 1947 gestürzt, die SPD wirft ihm mangelnde Distanz zur SED und den Russen vor. Sein Nachfolger Ernst Reuter darf wiederum wegen des sowjetischen Vetos in der Alliierten Kommandantur nicht amtieren. Macht nichts, er ist der große Volkstribun für die Freiheit. Mit der Währungsreform und der sowjetischen Blockade der Westsektoren zerbricht die einheitliche Stadtverwaltung. Am 30. November 1948 ruft die SED einen „provisorischen demokratischen Magistrat“ aus. Berlin hat jetzt zwei Oberbürgermeister – im Osten Friedrich Ebert (SED), Sohn des ersten Reichspräsidenten, im Westen Ernst Reuter.
Brigitte Grunert
Kaum ist der Zweite Weltkrieg vorbei, stellen die Sowjets die Weichen in der Stadt und rekrutieren Politiker für den Neuanfang. Linke, Liberale und Konservative bilden den Einheitsmagistrat, in dem die KPD dominiert.
[ "Zweiter Weltkrieg" ]
Berlin
Berlin
2015-05-08T09:40:01.000Z
Kriegsende vor 70 Jahren: Sowjets stellen die Weichen in Berlin
https://www.tagesspiegel.de//berlin/sowjets-stellen-die-weichen-in-berlin-5453977.html?icid=in-text-link_8131252
Landeshauptstadt: Uferweg nach Gerichtsbeschluss wieder frei
Babelsberg - Der Uferweg am Griebnitzsee ist seit gestern Nachmittag wieder frei. Um 16.30 Uhr beseitigte das Potsdamer Ordnungsamt die Sperrungen, die etwa ein Dutzend Grundstückseigentümer am Montagmorgen errichtet hatten (PNN berichteten). Die von den Anrainern eingesetzten Wachschützer wurden abgezogen. Dabei gab es keine Zwischenfälle. Zuvor hatte das Potsdamer Verwaltungsgericht der Stadt per Eilentscheidung erlaubt, den Weg wieder frei zu machen. Lediglich Zwangsmittel – also eine Räumung mit Gewalt, wie die Stadt sie angedroht hatte – hat das Gericht nicht gebilligt. Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte, das Verwaltungsgericht habe „die ebenso besonnene wie klare Haltung der Potsdamer Stadtverwaltung unterstützt“. Dies sei ein wichtiges Zeichen für die Interessen einer breiten Mehrheit der Potsdamer. Die Stadt werde sich nun bemühen, das Bebauungsplan-Verfahren für einen öffentlichen Uferpark „zügig und konzentriert“ weiter fortzusetzen. Weil die Ordnungsverfügung der Stadt – mit dieser wurde die Freigabe des Uferwegs formell durchgesetzt – „weder offensichtlich rechtsmäßig noch offensichtlich rechtswidrig“ sei, beriefen sich die Richter bei ihrer gestrigen Entscheidung auf eine Interessenabwägung. Das Ergebnis: Die Sperrung des Uferwegs war ein rechtswidriger Eingriff in den Straßenverkehr, da der Weg durch Verkehrsschilder als Fahrradweg gekennzeichnet sei. Zudem sei es den Anliegern zuzumuten, dass der Uferweg in dem Zustand bleibe, der seit 1990 bestehe: nämlich als öffentlicher Weg. Dies gilt allerdings nur unter dem Vorbehalt der Urteile in den anliegenden Hauptsacheverfahren. Die Grundstücksbesitzer kündigten gestern an, gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts in der nächsten Instanz – beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg – Beschwerde einzulegen. Darüber hinaus bleibt die Sperr-Aktion für sie offenbar folgenlos. Ordnungsgelder würden nicht verhängt, die Anrainer müssten lediglich die Rechtskosten übernehmen, so Potsdams Rechtsamtschefin Karin Krusemark. Sie wertete die Entscheidung des Verwaltungsgerichts als schwerwiegend für die ausstehenden Hauptsacheverfahren. In diesen soll endgültig geklärt werden, ob der Uferweg ein öffentlicher Weg ist. „Im Zweifel für die Öffentlichkeit“ – dieses Signal habe das Gericht mit dem gestrigen Beschluss gegeben, so der von der Stadt beauftragte Rechtsanwalt Uwe Graupeter. Damit würden bis zur endgültigen juristischen Klärung auch keine weiteren Sperrungen erlaubt sein – oder die Stadt könnte diese sofort beseitigen, ohne vorher wie jetzt noch geschehen einen Gerichtsbeschluss abzuwarten. Die Anrainer, die ihre Grundstücke mit Flatterbändern abgesperrt hatten, wollten die Gerichtsentscheidung gestern nicht kommentieren. Sie hatten gestern Vormittag wie erwartet per Eilantrag beim Verwaltungsgericht Widerspruch gegen die Ordnungsverfügung der Stadt eingelegt – ebenso die angebliche private Sicherheitsfirma. Beide Eilanträge hat das Gericht abgelehnt. Damit durfte die Stadt ihre Ordnungsverfügung umsetzen. Sie beinhaltete die Beseitigung der Absperrbänder, die Freigabe des Weges und ein Verbot, den Weg mit anderen Gegenständen zu versperren. Um dies selbst zu tun, hatte die Stadt den Anrainern eine Frist bis 12 Uhr mittags gesetzt – weil nichts geschah, folgte nach 34 Stunden Sperrung der „sofortige Vollzug“ durch das städtische Ordnungsamt. Von Spaziergängern und Nachbarn wurden „der Mann mit der Schere“ – Bereichsleiter Christian Schiemann aus dem Ordnungsamt – und das „Band-Durchschneiden“ am Uferweg gestern Nachmittag mit Applaus bedacht. Nur wenige Minuten, nachdem der Weg wieder frei war, wurde er von Radlern und Passanten bevölkert. Vereinzelt noch anwesende angebliche Sicherheitskräfte dagegen zeigten sich verwundert darüber, dass sie „abgezogen“ seien. Auf den Hinweis der Stadt-Justiziare, sie müssten den Uferweg nun verlassen, erwiderte einer: „Das ist doch ein öffentlicher Weg.“ Bekannt wurde gestern außerdem, dass die Anrainer keinen privaten Sicherheitsdienst mit der Aufsicht über die Sperrungen beauftragt hatten, sondern die „Bauwerkstatt Potsdam“, ein Babelsberger Bauunternehmen. Signale der Anrainer, nach der Eskalation wieder zu Gesprächen mit der Stadt bereit zu sein, gab es gestern nicht. Die Verwaltung dagegen setzt weiter auf eine Verhandlungslösung. Diese ist am 2,8 Kilometer langen Uferweg mit rund 80 Grundstücken bereits umgesetzt: Drei Anrainer haben der Stadt eine so genannte Dienstbarkeit – also ein Wegerecht – für den öffentlichen Uferweg auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzer eingeräumt. In der Folge konnten sie den Uferweg zum Wasser hin verschieben und ihre Grundstücke vergrößern. Ansonsten gilt am Griebnitzsee-Ufer bis Februar 2008 eine so genannte Veränderungssperre. Sie verbietet den Anrainern Bauarbeiten, bis der Bebauungsplan für den Uferpark in Kraft ist. Er soll noch in diesem Jahr von den Stadtverordneten beschlossen werden.
Der Tagesspiegel
Stadt beseitigte Sperrungen, Sicherheitsdienst abgezogen / Anwohner legen Beschwerde ein
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2007-10-17T00:00:00.000Z
Landeshauptstadt: Uferweg nach Gerichtsbeschluss wieder frei
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/uferweg-nach-gerichtsbeschluss-wieder-frei-7514245.html
Krise hält an: Bundesregierung rechnet nicht mit baldiger Erholung der deutschen Wirtschaft
Die Bundesregierung sieht kein baldiges Ende der Dauerkrise der deutschen Wirtschaft. Derzeit sei „eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende noch nicht absehbar“, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums. Als Gründe dafür werden hohe Unsicherheiten mit Blick auf die geopolitischen Entwicklungen, die möglichen Zollerhöhungen der kommenden US-Regierung sowie die anstehenden Neuwahlen in Deutschland genannt. Zudem hätten sich Stimmungsindikatoren – etwa die für Manager, Verbraucher und Börsianer – zuletzt eingetrübt. „Die unternehmerische Planbarkeit dürfte sich nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA und dem Ende der Regierungskoalition in Deutschland angesichts der erhöhten politischen Unsicherheit schwieriger gestalten“, heißt es in dem Monatsbericht. Dies dürfte eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende etwa in der Industrie wohl weiter verzögern. Auch die deutsche Notenbank korrigierte ihre Konjunkturvorhersagen für dieses und das kommende Jahr kräftig nach unten. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „Die deutsche Wirtschaft kämpft nicht nur mit hartnäckigem konjunkturellen Gegenwind, sondern auch mit strukturellen Problemen“, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Freitag im Rahmen der halbjährigen Wirtschaftsprognose. Anders als bisher vorausgesagt, werde der private Konsum nicht zu einem Motor für die wirtschaftliche Erholung. Die Bundesbank rechnet jetzt damit, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen wird. Noch in ihrer Juni-Prognose hatte sie einen geringen Anstieg des kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent vorhergesagt. Für das nächste Jahr korrigierte sie ihre Wachstumsprognose noch deutlicher nach unten. Inzwischen rechnet sie für 2025 nur noch mit einem Miniwachstum von 0,2 Prozent. Im Juni hatten die Volkswirte der Notenbank noch einen BIP-Anstieg von 1,1 Prozent prognostiziert. Erst in den Jahren 2026 und 2027 wird die Wirtschaft laut der Bundesbank-Prognose wieder etwas kräftiger um 0,8 (Juni-Prognose: 1,4) Prozent beziehungsweise um 0,9 Prozent wachsen. Die Exporte lieferten dann moderate Wachstumsimpulse, auch die Investitionen der Unternehmen kehrten dann wieder auf einen Expansionspfad zurück. Der derzeit größte Unsicherheitsfaktor für die Prognose ist ein möglicherweise global zunehmender Protektionismus. Bundesbankpräsident Joachim Nagel „Der derzeit größte Unsicherheitsfaktor für die Prognose ist ein möglicherweise global zunehmender Protektionismus“, warnte Nagel. Insgesamt überwiegen nach Einschätzung der Bundesbank gegenwärtig die Risiken für ein noch schwächeres Wirtschaftswachstum. Auch bei den Investitionen halten sich die deutschen Unternehmen zurück. Wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte, fielen die Investitionserwartungen für das laufende Jahr im November noch einmal deutlich auf minus 9,0 Punkte, nach minus 0,1 Punkten im März. Grund für die Zurückhaltung seien die „strukturellen Standortprobleme und die hohe Unsicherheit über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“, betonte das Ifo. Der Umfrage zufolge planen die Firmen auch im kommenden Jahr weniger Investitionen – mit einem Saldo von minus 6,6 Punkten fällt der Rückgang aber wahrscheinlich geringer aus als in diesem Jahr. Vor allem die nicht-energieintensiven Branchen bleiben demnach im kommenden Jahr pessimistisch, hier liegt der Wert bei minus 8,4 Punkten. Zugleich rechnet das Wirtschaftsministerium damit, dass die schwache Entwicklung auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Die sinkende Arbeitskräftenachfrage zeige sich etwa am abermaligen Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Zahl der offenen Stellen. © Andreas Klaer „Der Arbeitsmarkt reagiert mittlerweile spürbar auf die schon länger andauernde Wirtschaftsschwäche“, sagte Bundesbankpräsident Nagel. Und das dämpfe den privaten Konsum. Die Aussichten für den Arbeitsmarkt schätzt die Bundesbank nun deutlich schwächer ein. Vermutlich seien auch die Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit gestiegen. Daher sei der private Konsum deutlich hinter den Erwartungen vom Juni zurückgeblieben und werde voraussichtlich auch im kommenden Jahr nur wenig wachsen. „Der private Konsum steigt zwar durchgängig, aber nicht mehr so stark wie bislang erwartet“, führte Nagel aus. Die führenden Institute haben ihre ohnehin pessimistischen Erwartungen für die deutsche Wirtschaft in ihren Winterprognosen nochmals zurückgenommen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa rechnen für das kommende Jahr nur noch mit einer Stagnation beim Bruttoinlandsprodukt, nach einem erwarteten Rückgang von 0,2 Prozent im zu Ende gehenden Jahr. „Deutschlands Wachstumsschwäche tritt offen zutage und jeder unvorhergesehene Störfaktor von außen kann den Unterschied zwischen einem Plus oder einem Minus bei der Wirtschaftsleistung bedeuten“, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. Aufgrund der nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen können dem IfW zufolge die Exporte nicht mehr mit dem Welthandel Schritt halten. Im Oktober schrumpften die Exporte deutscher Firmen um 2,8 Prozent zum September auf 124,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Zum Vorjahresmonat gingen die Ausfuhren ebenfalls um 2,8 Prozent zurück. In die EU-Staaten wurden im Oktober Waren im Wert von 68,9 Milliarden Euro exportiert, ein Rückgang von 0,7 Prozent zum Vormonat. Die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU – sogenannte Drittstaaten – nahmen um 5,3 Prozent ab auf 55,7 Milliarden Euro. © dpa/Oliver Berg Dabei brachen die Exporte in die USA, dem größte Zielmarkt für deutsche Ausfuhren, im Monatsvergleich um gut 14 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro ein. Die Ausfuhren nach China gingen zugleich um 3,8 Prozent zurück. Im Handel mit EU-Staaten sanken die Exporte um 0,7 Prozent. Nur in das Vereinigte Königreich nahmen die Exporte um 2,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zu. Der Auftakt ins vierte Quartal verheiße mit dem Rückgang im Oktober nichts Gutes, schrieb der Chefvolkswirt der Liechtensteiner Privatbank VP, Thomas Gitzel. „Auch wenn der deutliche Exportrückgang in die USA von Großaufträgen geprägt sein dürfte, gibt das Minus einen Vorgeschmack, was im Falle von handfesten Zollstreitigkeiten mit den USA drohen könnte.“ Donald Trump will die USA umkrempeln. Verpassen Sie keine Neuigkeit mehr. Kostenlos jeden Donnerstag per E-Mail – vom US-Team der Tagesspiegel-Redaktion. Ich bin damit einverstanden, dass mir per E-Mail interessante Angebote des Tagesspiegels unterbreitet werden. Meine Einwilligung kann ich jederzeit widerrufen. Wachsende Konkurrenz auf den Weltmärkten etwa aus China sowie strukturelle Probleme der deutschen Industrie wie teure Energie und viel Bürokratie machen der Exportnation Deutschland seit längerem zu schaffen. Schon im September waren die Exporte zurückgegangen. Die Unternehmen sind verunsichert, warten aber noch ab, welche Handelspolitik Trump letztendlich umsetzen wird. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen Die Exporterwartungen der deutschen Industrieunternehmen hingegen haben sich nach dem Wahlsieg Trumps aufgehellt. Das entsprechende Barometer stieg im November auf minus 5,9 Punkte von minus 6,5 Punkten im Oktober, wie das Ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage ermittelte. Das ist der erste Anstieg seit einem halben Jahr. „Die Unternehmen sind verunsichert, warten aber noch ab, welche Handelspolitik Trump letztendlich umsetzen wird“, sagte dazu der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Zudem hat der Dollar nach der Wahl kräftig aufgewertet, wovon die Exporteure profitieren können.“ Die Importe nach Deutschland schrumpften im Oktober um 0,1 Prozent zum September auf 111,2 Milliarden Euro. Zum Vorjahresmonat stand ein Plus von 1,7 Prozent. Unterm Strich blieb eine positive Außenhandelsbilanz von 13,4 Milliarden Euro. (Reuters/dpa/AFP)
Der Tagesspiegel
Eine nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft ist nicht in Sicht. Mehrere Faktoren bremsen das Wachstum. Die Bundesbank rechnet erst ab 2026 mit leichtem Aufschwung.
[]
Wirtschaft
Wirtschaft
2024-12-13T12:19:23.000Z
Krise hält an: Bundesregierung rechnet nicht mit baldiger Erholung der deutschen Wirtschaft
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/krise-halt-an-bundesregierung-rechnet-nicht-mit-baldiger-erholung-der-deutschen-wirtschaft-12871015.html
Kultur: Komische Oper: Ballett kämpft ums Überleben
Ein neues Haus wird gebaut, doch die Zeichen stehen auf Abbruch: Die Ballettpremiere am 15.2. in der Komischen Oper wird zum Politikum. Mit zwei Balletten von Deborah Colker – der Neufassung von „Casa“ (Haus) und der Uraufführung „Ela“ – wagt Ballettdirektorin Adolphe Binder ein Plädoyer für den zeitgenössischen Tanz. Doch ob das Ballett der Komischen Oper noch eine Überlebenschance hat, ist derzeit mehr als fraglich. Die Opernstrukturreform sieht eine Reduzierung um 40 Tänzerstellen vor. Und der künftige Intendant Homoki hat durchblicken lassen, dass er das Ballett abschaffen will. Binder gab sich gestern auf einer Pressekonferenz kämpferisch, sie versucht, ihre Company unter das Dach der neu zu gründenden TanzGmbH zu retten. Sollte der zeitgenössischen Tanz künftig in Berlin keine Rolle spielen, wäre dies „skandalös“. luzi -
Der Tagesspiegel
Ein neues Haus wird gebaut, doch die Zeichen stehen auf Abbruch: Die Ballettpremiere am 15.2.
[]
Kultur
Kultur
2003-02-10T23:00:01.000Z
Kultur: Komische Oper: Ballett kämpft ums Überleben
https://www.tagesspiegel.de//kultur/komische-oper-ballett-kampft-ums-uberleben-974983.html
Für Turnier im Sommer: TV-Rechte für Frauen-Fußball-WM immer noch nicht vergeben
Bei den Männern wäre dieser Vorgang unvorstellbar – so kurz vor dem wichtigsten Turnier im Fußball: Nach Angaben von ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky geht der Poker um die TV-Rechte für die Fußball-WM der Frauen weiter. „Es gibt noch keine Einigung. Ob es eine Einigung gibt, kann ich heute noch nicht sagen“, sagte der 61-Jährigen bei einer Veranstaltung des Deutschen Fußball-Bundes am Donnerstag in Köln. „Wir beide hoffen darauf, wir bemühen uns einfach“, ergänzte ZDF-Sportchef Yorck Polus. Die EM 2022 in England war in Deutschland ein Quoten-Hit: Die Live-Übertragung vom Finale zwischen Deutschland und England (1:2) im Wembleystadion war mit 17,952 Millionen Zuschauern die am meisten gesehene TV-Sendung des gesamten Jahres. Balkausky zufolge wappnet sich die ARD aber für eine mögliche Übertragung: „Die Zeit läuft, wie bereiten es – so weit es möglich ist – vor.“ Gut zwei Monate vor Beginn der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) ist auch in Deutschland noch unklar, wer das Turnier im Fernsehen übertragen wird. Der Fußball-Weltverband Fifa hatte zuletzt auf ein bisher erfolgloses Ausschreibungsverfahren für die Rechte verwiesen. Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben. Gianni Infantino, Präsident der Fifa Jetzt gibt es aber Fifa-Präsident Gianni Infantino zufolge Fortschritte. „Es haben einige Diskussionen stattgefunden, die auf einer etwas anderen Ebene begonnen haben“, sagte der Schweizer bei einer Veranstaltung am Mittwoch (Ortszeit) in Los Angeles: „Es bewegt sich also.“ Zuvor hatte Infantino betont, dass es die moralische und rechtliche Verpflichtung sei, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen: „Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben.“ Infantino hob hervor, dass er immer noch entschlossen sei, mehr Geld von den Rundfunkanstalten der größten europäischen Länder zu bekommen. Weiterhin behauptet der 53-Jährige, dass dies dem gesamten Frauensport zugutekommen würde. „Wir wollen nur, dass der Fußball respektiert wird und dass dafür das richtige Geld gezahlt wird“, sagte der Boss des Weltverbands: „Denn was auch immer gezahlt wird, fließt nicht nur zu 100 Prozent, sondern zu 150 Prozent in die Entwicklung des Frauenfußballs.“ Balkausky hatte auf ein „marktgerechtes Angebot“ von ARD und ZDF verwiesen. Einem „Kicker“-Bericht zufolge haben die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der Endrunde mit erstmals 32 Teams geboten. Die FIFA verlange aber das Doppelte. Nach dpa-Informationen liegen die Summen etwas höher. WDR-Intendant Tom Buhrow, dessen Sender in der ARD die Federführung bei den Sportrechten hat, verteidigte zuletzt die Linie der öffentlich-rechtlichen Sender. „Herr Infantino trompetet in der Öffentlichkeit herum und versucht, moralischen Druck auf uns auszuüben. So nicht. Man kann sich an einen Tisch setzen und die Sache besprechen, nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Buhrow. Bei dem Turnier treffen die deutschen Vize-Europameisterinnen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Dann werden auch viele Augen wieder besonders auf Alexandra Popp gerichtet sein, die im EM-Finale verletzt gefehlt hatte sein. „Sie ist unsere Spielführerin, eine wichtige Keyplayerin“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. „Ich glaube, die Alex hat noch bisschen was vor.“ Vor einer Woche hatte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit Nachdruck auf eine baldige Lösung gedrängt. „Ich appelliere noch einmal sehr stark, im Sinne der Menschen, die Teilhabe an diesem wunderbaren Fußballfest haben wollen, eine Übertragung zu gewährleisten“, sagte die SPD-Politikerin. „Ich möchte bei allen Beteiligten, die gerade darüber beraten und verhandeln, noch einmal dafür werben“, bekräftigte Faeser ihren Wunsch nach einer schnellen Einigung. Die tollen Bilder von der EM im Vorjahr in England, bei der die DFB-Auswahl erst im Finale vom Gastgeber gestoppt worden war, hätten „einen unglaublichen Schwung für den Frauen- und Mädchenfußball“ gebracht. „Wir sehen, dass der Frauenfußball dadurch eine ganz andere Wertschätzung erhalten hat“, sagte Faeser. Dieser Prozess müsse fortgesetzt werden. (dpa)
Der Tagesspiegel
In zwei Monaten spielen die Frauen in Australien und Neuseeland den neuen Weltmeister aus. Ob und wenn ja, wo die Spiele im TV zu sehen sind, ist weiter unklar.
[ "Fifa", "Fußball-WM der Frauen", "ZDF", "ARD", "Fußball", "Nancy Faeser" ]
Sport
Sport
2023-05-18T11:42:20.000Z
Für Turnier im Sommer: TV-Rechte für Frauen-Fußball-WM immer noch nicht vergeben
https://www.tagesspiegel.de/sport/fur-turnier-im-sommer-tv-rechte-fur-frauen-fussball-wm-immer-noch-nicht-vergeben-9841667.html
Berliner Airline: Germania ist insolvent – Flugbetrieb sofort eingestellt
Die Zeichen hatten sich in den vergangenen Wochen und Tagen verdichtet, dass es für die Berliner Fluggesellschaft Germania zu Ende geht. Doch die Geschäftsführung hatte bis zuletzt Durchhalteparolen verbreitet: Um 1.45 Uhr am frühen Dienstagmorgen teilte sie aber schließlich mit, dass die zentralen Teil-Gesellschaften Germania Fluggesellschaft mbH, Germania Technik Brandenburg GmbH und Germania Flugdienste GmbH den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingereicht hätten. Der Flugbetrieb sei noch in der Nacht eingestellt worden. Ein Berliner Jurist hat nun als vorläufiger Insolvenzverwalter die Zügel in der Hand. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg habe Rüdiger Wienberg in diese Funktion bestellt, sagte ein Sprecher Wienbergs am Dienstag auf Anfrage. Es handele sich um ein klassisches Regelinsolvenzverfahren und nicht um eines in Eigenverwaltung. Bei letzterem wäre das Management bis auf Weiteres an Bord geblieben, bei einer Regelinsolvenz übernimmt hingegen ein Insolvenzverwalter die Führung. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ über die Personalie berichtet. Mit dem Beschluss des Amtsgerichts hat das vorläufige Insolvenzverfahren begonnen. Dabei wird geprüft, ob die Voraussetzungen für die Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens vorliegen. Auf Grundlage eines Gutachtens des vorläufigen Insolvenzverwalters entscheidet das Gericht. Der erste Schritt sei nun, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter weiter Gehalt bekommen, hieß es vom Wienberg-Sprecher. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Germania wurden über diesen Schritt informiert, hieß es. Die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle seien davon aber nicht betroffen. Diese beiden Gesellschaften fliegen also vorerst weiter, verfügen aber nur über jeweils zwei Flugzeuge. Demnach sind 33 Flieger der gesamten Germania-Flotte nun aus dem Verkehr gezogen. In Berlin wurden am Dienstagmorgen alle acht Germania-Flüge gestrichen. Das geht aus der Abflugliste der Flughafenbetreiber-Seite hervor. Betroffen sind in Tegel klassische Ferienziele - und derzeit sind in Berlin Winterferien - wie die Kanaren (La Palma, Fuerteventura, Lanzarote), aber auch Flieger nach Tel Aviv und Gaziantep. "Gestrichen", steht auf der Internetseite der Berliner Flughafengesellschaft. In Tegel versammelten sich am Dienstagmorgen etwa 30 Gestrandete, der Frust war groß. Karsten Balke, Geschäftsführer und wichtiger Miteigentümer der Germania Fluggesellschaft mbH, ließ mitteilen: „Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb.“ Ganz besonders bedauere der Vorstand die Auswirkungen, die dieser Schritt auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe. „Sie alle haben als Team stets ihr Bestes gegeben, um einen zuverlässigen und stabilen Flugbetrieb zu gewährleisten – auch in den angespannten Wochen, die hinter uns liegen. Ihnen allen danke ich ganz persönlich und von Herzen.“ Fluggäste, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten können, bitte er um Entschuldigung, hieß es in der Mitteilung. Jenen Fluggästen, die von der Einstellung des Flugbetriebs betroffen seien, gab das Unternehmen noch folgende Ratschläge auf den Weg: Wer den Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht habe, könne sich zur Organisation einer Ersatzbeförderung direkt an den jeweiligen Reiseveranstalter wenden. Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, „besteht aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung“. Wer in der Nacht auf die Germania-Seite klickte, um sich über den Status des gebuchten Fluges zu erkundigen, bekam stets nur zu lesen: „Zu Ihrer Auswahl konnte kein Ergebnis gefunden werden.“ Inzwischen gibt es keinen Status mehr zu sehen, sondern nur noch die Mitteilung über die Insolvenz. Das Germania-Management begründete die Einstellung des Flugbetriebes damit, dass ein kurzzeitiger Liquiditätsbedarf entstanden war, da „insbesondere unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte das Unternehmen in großem Umfang belastet hatten.“ „Wir bedauern außerordentlich, dass die Germania Insolvenz angemeldet und den Flugbetrieb eingestellt hat, insbesondere für die Beschäftigten und ihre Familien“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Es sei tragisch, dass keine andere Lösung für die 1150 Mitarbeiter gefunden werden konnte. Bei Germania gibt es keine Tarifverträge und keine Betriebsratsstrukturen, so dass die Gewerkschaft nicht in das Insolvenzverfahren involviert sei. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter auf keine Unterstützung wie im Fall von Air Berlin hoffen können. Gut ein Jahr nach der Pleite und der Gründung einer Transfergesellschaft für das Bodenpersonal hatten fast alle Mitarbeiter im vergangenen Dezember einen neuen Job. Die Bundesagentur für Arbeit hatte ein eigenes Büro in der Zentrale des Unternehmens eröffnet. All das geschah auch auf Druck von Verdi. Die Mitarbeiter von Germania müssen sich allein auf die Suche begeben. Ihre Probleme seien „riesig“, heißt es von Verdi. Im flugtechnischen Bereich sei der Berliner Arbeitsmarkt „schwierig“. Generell kritisiert die Gewerkschaft: Auch billige Tickets und der ständige Unterbietungswettbewerb gingen eindeutig zulasten der Beschäftigten, die in vielen Fällen unter schwierigen Arbeitsbedingungen tätig sind und häufig nicht gerecht entlohnt werden. Wie Easyjet, Ryanair und Eurowings habe auch Germania versucht, von der Air Berlin Insolvenz zu profitieren. Aufgrund des schwachen Finanzpolsters habe sich Germania jedoch übernommen und sei mit dem veränderten Geschäftsmodell gescheitert. Anfang Januar waren die finanziellen Schwierigkeiten bei Germania bekannt geworden. Der Flugbetrieb ging jedoch zunächst planmäßig weiter. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen von erfolgreichen Finanzierungsverhandlungen gesprochen. Ende Januar wurde aber bekannt, dass es bei der Auszahlung der Januar-Gehälter an die Mitarbeiter Verzögerungen gibt. Noch am Montag hatte es einen Bericht über eine Investorengruppe aus Nordrhein-Westfalen gegeben, der hoffen ließ. Die „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ berichtete unter Verweis auf eigene Informationen, dass eine Gruppe unter der Koordination von ehemaligen Airline-Managern helfen wolle und kurzfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag bereitgestellt werden solle. Zu der Gruppe solle auch der frühere Air-Berlin-Chef Joachim Hunold gehören. Germania wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. In der Nacht folgte dann die Mitteilung über den Insolvenzantrag. Nach Meinung von Luftverkehrsexperten ist die Insolvenz der Germania nicht auf Managementfehler zurückzuführen. Auch der im Vergleich zu anderen Airlines kleine Maschinenpark von 33 Flugzeugen sei nicht ursächlich. In Europa würden die fünf größten Airlines 65 Prozent des Luftverkehrs abwickeln. Die restlichen 35 Prozent teilen sich kleine Gesellschaften wie die Germania, die entweder als Zubringer zu den großen Hubs oder mit einem Spezialangebot als Ferienflieger gutes Geld verdienen könnten. Allerdings reduziere der harte Konkurrenzkampf die Margen, obwohl der Luftverkehr seit fast 20 Jahren ununterbrochen wächst. Nur nach den Anschlägen von 9/11 und in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 habe es Rückschläge gegeben. Ein Problem allgemein sei das Fehlen von Fluggerät. Der Nachschub an neuen Maschinen halte mit dem Wachsen des Luftverkehrs nicht Schritt. Die Übernahme und Indienststellung von entweder neuen oder gebrauchten Maschinen insolventer Airlines strapaziere die technische Infrastruktur der überlebenden Luftgesellschaften. Das sei bei der Germania-Insolvenz auch aus dem Satz der Management-Erklärung zu erkennen, „erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen (habe) das Unternehmen in großem Umfang belastet“.  Deutsche Airlines hätten gegenüber denen anderer Länder außerdem spezielle Nachteile zu ertragen. Dazu gehörten sowohl die Luftverkehrssteuer wie auch die Betriebszeitbegrenzungen durch Start- und Landeverbote in den Nacht- und Tagesrandzeiten. In Deutschland würden zudem die Kosten der Flugsicherheitskontrollen auf die Airlines abgewälzt, während sie in anderen Ländern im  Zuge der Terrorbekämpfung vom Staat getragen würden.  Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie wurde 1986 gegründet, seit 2009 ist Berlin der Firmensitz. Auf der Kurz- und Mittelstrecke beförderte die Airline mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Zusammen mit der Schweizer Germania Flugbetrieb AG und der Bulgarian Eagle betrieb Germania zuletzt 37 Flugzeuge. Erst Ende Oktober 2017 hatte die damals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ihre Flugbetrieb eingestellt, rund 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Im Herbst 2018 ging die Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines mit Sitz in Berlin in die Insolvenz. (mit dpa) Startbahn Ost: Die Flugpioniere aus Dessau – lesen Sie hier unsere Reportage zu 100 Jahren ziviler Luftfahrt. Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de
Kevin P. Hoffmann
Erneut ist eine Berliner Fluggesellschaft zahlungsunfähig. Die Flugzeuge bleiben am Boden. Ein Berliner Anwalt ist vorläufiger Insolvenzverwalter.
[ "Air Berlin", "Charlottenburg-Wilmersdorf" ]
Wirtschaft
Wirtschaft
2019-02-05T13:59:39.000Z
Berliner Airline: Germania ist insolvent – Flugbetrieb sofort eingestellt
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/germania-ist-insolvent--flugbetrieb-sofort-eingestellt-5542642.html
Kultur: Licht aus
Es riecht wie in einem in die Jahre gekommenen Friseursalon. Schwer und süßlich. Unweigerlich denkt man an vergilbte Frisierumhänge und halb feuchte Dauerwellen unter Trockenhauben. Im Foyer des Hansa-Theaters: Eine Fotogalerie in Schwarz-Weiß. Damen im Cocktail-Kleid, Herren im Smoking - ein Gruß aus der Zeit der Nierentischchen. Und doch nur Bilder des aktuellen Stücks am Volksstheater, zugleich das letzte. Denn heute Nachmittag hebt sich in Moabit zum letzten Mal der Vorhang. Intendant Fred Yorgk sitzt an einem kleinen Café-Tisch im Foyer und redet sich in Rage: "Die meisten Gutachter können doch ein Türquietschen nicht vom Radetzkymarsch unterscheiden." Das Gutachten. 55 Seiten über die Konzeptförderung der Privatbühnen in Berlin. Ab Seite 31 widmen sich die drei Gutachter dem Hansa-Theater: Sie attestieren ihm "platte, eindimensionale Charakterzeichnung, nicht geistreiches, sondern äußerst zähes, müdes Boulevardtheater, nicht die Spur des schnellen Berliner Witzes". Fazit: Ab 2003 sollte das Theater nicht weiter gefördert werden. In Auftrag gegeben von Ex-Kultursenator Christoph Stölzl, weitergereicht an seine Nachfolgerin Adrienne Göhler und schließlich an Thomas Flierl, schwebte das Gutachten wie ein Damoklesschwert über dem Haus. Dass es herabstürzen könnte, wollte niemand recht glauben. "Wenn man 20 Jahre in Berlin gelebt hat, rauschen Kultursenatoren an einem vorbei wie Wasser im Rhein", sagt Yorgk. Dann ging es schneller als gedacht: Am 4. März beschloss der Senat einstimmig, das Hansa-Theater nicht weiter zu fördern. Den Mitarbeitern wurde zum 1. April gekündigt, die GmbH Hansa Theater wird zum 31. Dezember liquidiert. Wie ihr Leben nach dem Hansa-Theater weitergehen soll, weiß Christa Dänicke noch nicht. "Sowas wie hier wird mir nie wieder passieren", sagt sie und poliert ein Bierglas. Schon Günter Pfitzmann hat über ihre blitzsauberen Gläser gestaunt. Nur zwei Jahre stand sie hinter ihrer Bar und fühlt sich doch voll dazugehörig. Nur sie konnte den Kaffee für Brigitte Mira kochen. "Ein Schuss Kaffee, viel Milch und Wasser drauf, damit es nicht zu stark wird." Schnell wischt sie über die Marmor-Stehtische, dann muss sie hinter den Türen zum Zuschauerraum in Position gehen, die weißlackierten Türen öffnen, die schweren roten Vorhänge mit den goldenen Trotteln zurückschlagen und das Publikum zur Pause an ihre kleine Bar bitten. Viele sind es nicht, die an dem Abend gekommen sind. Vielleicht 40, vielleicht 50. Alle jenseits der 60. Christa Thiele ist mit ihrer Mutter gekommen. Jetzt sitzt sie in einer Nische und genießt ihren Prosecco. Dass das Hansa-Theater geschlossen wird, sei eine Schande. Als "echte Kreuzberger Jöre" hat Christa Thiele ihrem Ärger mit einem Anruf bei der Theater Gemeinde Luft gemacht. Geändert hat das nichts. Deshalb beschränkt sie sich nun darauf, nach der Vorstellung noch ein Autogramm von Claudio Maniscalco zu bekommen. Der spielt die Hauptrolle in dem Stück "Was macht eine Frau mit zwei Männern?". In den letzten Wochen tritt er regelmäßig zu Beginn der Vorstellung vor den Vorhang. Lächelt ins kleine Publikum, das verstreut unter den zwei üppigen Kronleuchtern sitzt, und fordert die wenigen Zuschauer auf, in den vorderen Reihen zusammenzurücken. "Dann haben wir was Nettes zum Ansehen." Bis zum Ende der Vorführung hat er sein Publikum komplett durchgezählt. Die Macht der Gewohnheit. Früher wusste er dank dieser Methode immer, ob die Kasse stimmt. Zwei Jahre war Claudio Maniscalco künstlerischer Leiter im Hansa-Theater. 1999 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder das Haus und gestaltete es völlig um. Theaterbesucher gelangten nun über einen roten Teppich in einen Traum von Altrosa. Hier wollte Maniscalco sein Volkstheater inszenieren, mit weniger "icke" und "ditte", aber viel Publikumsnähe. Doch das Publikum erschien bald nicht mehr so zahlreich. Claudio Maniscalco trat von seiner Intendanz zurück und übergab die künstlerische Leitung Fred Yorgk. Heute, gibt Maniscalco offen zu, ist er ganz froh, keine Verantwortung mehr zu tragen und sich ganz auf seine Texte konzentrieren zu können. Und so tanzt Maniscalco leichtfüßig mit seinen Kollegen durch das Fifties-Wohnzimmer auf der Bühne. Schräg über ihnen, in der Lichtloge, sitzt André Freyni. Zehn Jahre war er technischer Direktor im Hansa-Theater. Einfach abfinden kann er sich mit der Situation nicht. In seiner kleinen, kaum zwei Quadratmeter großen Box über der Bühne hat er während der letzten Aufführungen ein Konzept entwickelt, das Haus zu retten. Eine komplett ausgearbeitete Präsentation. Das Lichtpult hat er in der Zeit mit links bedient und im Stillen von seinem Theater Carré geträumt. Ein Verein soll es werden, in dem sich die freien Theatergruppen zusammenschließen und das Hansa-Theater als feste Spielstätte betreiben. Freyni sitzt auf seinem hölzernen Drehstuhl und seine Augen beginnen zu leuchten. Eine Operetten-Woche will er veranstalten, Autorenwettbewerbe, Schülertheater und eine türkische Theaterwoche. Was treibt ihn an? "Es ist so ein beruhigendes Gefühl, zu sehen, dass der Vorhang wieder aufgeht." Vielleicht hat er Glück. Judith Kessler
Der Tagesspiegel
Es riecht wie in einem in die Jahre gekommenen Friseursalon. Schwer und süßlich.
[]
Kultur
Kultur
2002-03-22T23:00:01.000Z
Kultur: Licht aus
https://www.tagesspiegel.de//kultur/licht-aus-884206.html
Bundesliga: Hertha verlängert mit Trainer Favre
Hertha BSC hat kurz vor Rückrunden-Beginn Lücken im Kader gestopft und auf der Trainerbank die Weichen für die Zukunft gestellt. Der Berliner Bundesligist verkündete vor dem Auftakt gegen Eintracht Frankfurt die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Coach Lucien Favre um ein Jahr bis 2011. "Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens", sagte Manager Dieter Hoeneß. "Wir wollten vor dem Start der Rückrunde ein Signal setzen, dass wir mit der Arbeit des Trainers sehr zufrieden sind." Favre ergänzte: "Das ist ein großer Vertrauensbeweis des Vereins. Diese Mannschaft hat viel Perspektive und ich bin glücklich über die Verlängerung." Der Schweizer ist seit Juli 2007 Chefcoach beim Hauptstadt-Verein. Gleichzeitig stellte Hertha mit Verteidiger Leandro Cufre vom französischen Erstligisten AS Monaco den zweiten Neuzugang in der Winterpause offiziell vor. "Ich freue mich auf Berlin, kenne die Bundesliga aus dem Fernsehen", sagte der als Raubein verschriene Argentinier, der am Freitag bereits mit der Mannschaft trainierte. Ob der 30-Jährige schon gegen Frankfurt spielen kann, ist noch unklar, da Hertha noch auf die Spielgenehmigung für Cufre wartet. "Wenn die Genehmigung rechtzeitig eintrifft, steht er gegen die Eintracht im Kader", verkündete Favre. "Unsere Oma war Italienerin" Cufre ist in Deutschland kein Unbekannter: Bei der Weltmeisterschaft 2006 erlangte er traurige Berühmtheit, als er nach dem Viertelfinal-Aus Argentiniens gegen die deutsche Elf im Berliner Olympiastadion Per Mertesacker in den Unterleib trat und damit ein heftiges Handgemenge provozierte. Diese Episode ist ihm inzwischen sehr unangenehm. "Ich hoffe, die Szene ist mittlerweile vergessen", so Cufre. "Damals ging es um viel, die Emotionen kochten über. Wenn wir gegen Werder spielen, werde ich mich bei Mertesacker entschuldigen." Bei Cufres Verpflichtung hat Hertha die Gunst der Stunde genutzt: Monaco wollte den Argentinier los werden, da ihm im Dezember seine zusätzliche italienische Staatsbürgerschaft entzogen worden war. Cufre soll zusammen mit Hunderten anderer südamerikanischer Profis in einen Skandal um gefälschte Pässe verwickelt sein. Als überzähliger Nicht-EU-Bürger war Cufre in Monaco deswegen nicht mehr spielberechtigt, zusätzlich belegte ihn die französische Profi-Fußball-Liga (LFP) mit einer "vorläufigen Sperre". Cufres Bruder Gabriel beteuerte vor kurzem gegenüber argentinischen Medien: "Unsere Oma war Italienerin, Leandro hat sich nichts zuschulden kommen lassen." Manuel Schwarz[dpa]
Der Tagesspiegel
Kurz vor dem Rückrundenstart hat die Hertha den Vertrag von Trainer Lucien Favre bis 2011 verlängert. Gleichzeitig stellten die Berliner Neuzugang Leandro Cufre vor - der lieber nicht an den Tritt gegen Per Mertesacker im WM-Duell 2006 erinnert werden wollte.
[ "Hertha BSC" ]
Sport
Sport
2009-01-30T14:00:31.000Z
Bundesliga: Hertha verlängert mit Trainer Favre
https://www.tagesspiegel.de//sport/hertha-verlangert-mit-trainer-favre-1736041.html
Waffen, Netzhass, Finanzen: Innenministerin Faeser will neue Werkzeuge gegen Rechtsextremisten
Bundesinnenministerin Nancy Faeser will eine „Früherkennungseinheit“ der Bundesregierung gegen ausländische Manipulations- und Einflusskampagnen aufbauen. Die Einheit soll zum Beispiel Kanäle und Plattformen, die in sozialen Medien Falschinformationen verbreiten, auch unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz löschen oder die falschen Inhalte durch Hinweise sichtbar machen. Wie die Einheit personell ausgestattet werden soll, wollte die Ministerin noch nicht sagen. Außerdem spricht sich die Innenministerin für eine Änderung des Grundgesetzes aus, um das Bundesverfassungsgericht besser vor der Einflussnahme von Demokratiefeinden zu schützen. Im Besonderen geht es dabei um die Besetzung von Richterstellen. Auch die Bildung einer weiteren Kammer, in die politische Verfahren ausgelagert werden könnten, wie es bei der Justizreform in Polen geschehen ist, gilt als bedenklich. Zu Faesers weiteren Vorschlägen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus gehört es, Ein- und Ausreisen von Rechtsextremisten so weit wie möglich zu verhindern. Außerdem sollen Nachforschungen zu Geldquellen rechter Netzwerke einfacher werden.  Mit diesem erweiterten Aktionsplan wollte die SPD-Politikerin den Finger in die Wunde legen. Denn schon im März vor zwei Jahren hatte sie zusammen mit Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang und Holger Münch vom Bundeskriminalamt ihren 10-Punkte-Plan gegen Rechtsextremismus vorgestellt. Warum jetzt also diese Neuauflage in Zusammenarbeit mit dem Bundesverfassungsschutz und dem BKA-Präsidenten? Ganz einfach, weil die Innenministerin bei der Umsetzung einiger ihrer zehn Ideen an Grenzen stößt. Und die setzt in zwei Fällen der Koalitionspartner von der FDP. Faeser hatte sich vorgenommen, Rechtsextremisten zu entwaffnen und wollte dazu das Waffenrecht ändern. Unter anderem für die laut der Ministerin in rechtsextremen Kreisen weitverbreiteten Armbrüste und Schreckschusspistolen soll dann ein Waffenschein nötig sein. Doch seit zwei Jahren steckt das Innenministerium in Verhandlungen mit den FDP-Ministern, das Kabinett hat Faesers Gesetzentwurf noch nicht verabschiedet. © Uwe Anspach/AFP Dem Vernehmen nach hat besonders Bundesfinanzminister Christian Lindner als Jäger kein Interesse an einem schärferen Waffenrecht. FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle wirft Faeser hingegen vor, ihre Hausaufgaben nicht gemacht zu haben: „Der Bund muss sich stärker um die Bekämpfung des illegalen Waffenbesitzes kümmern. Deshalb enthält der Koalitionsvertrag das Vorhaben, die kriminal-statistische Erfassung von Schusswaffenkriminalität zu verbessern.“ Dazu sollte das Ministerium in der polizeilichen Kriminalstatistik und dem Lagebild zur Schusswaffenkriminalität zwischen legalen und illegalen Waffen unterscheiden. Das sei bisher nicht passiert. „Auf dieser Grundlage darf keine weitere Änderung des Waffenrechts erfolgen“, sagte FDP-Politiker Kuhle. Auch das Demokratiefördergesetz, mit dem Projekte und Maßnahmen zur Demokratieförderung, Extremismusprävention und politischen Bildung verstetigt gefördert werden sollen, hängt. Allerdings im Bundestag. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Max Mordhorst erteilte dem Plan von Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) jetzt eine klare Absage. „Das Demokratiefördergesetz wird in dieser Form nicht kommen“, sagte Mordhorst dem Tagesspiegel. „Ich hatte von Anfang an Zweifel, denn die Demokratie kann man weder verordnen noch sich mit Geld zurecht fördern.“ Die FDP plädiert für eine Extremismusklausel, um auszuschließen, dass linksradikale Projekte bedacht werden. Eine solche Klausel ist aber bisher nicht vorgesehen. Aus der Regierung kommen viele Ankündigungen, aber es klemmt an der praktischen Umsetzung. Heiko Klare, arbeitet in der Mobilen Beratung für Betroffene von Rechtsextremismus. Kritik an der Blockadehaltung kommt unter anderem von Beate Küpper, Professorin an der Hochschule Niederrhein. „Ein Hindernis ist, wenn Demokratieschutz allein als eine rechtliche oder sicherheitsrelevante Angelegenheit verstanden wird – beides ist wichtig, es braucht aber auch die Aufmerksamkeit und die Kompetenz beispielsweise von Verwaltung und Medien, politische Angriffe auf die Demokratie von Rechtsaußen zu dechiffrieren“, sagte die Autorin einer Rechtsextremismus-Studie. Heiko Klare, der beim Bundesverband Mobile Beratung für Aufklärung zu Rechtsextremismus zuständig ist, betonte, wie wichtig Faesers Vorhaben sind: „Viele Initiativen und Träger, die in letzten 20 Jahren in Bereichen wie Opfer- und Ausstiegsberatung professionell arbeiten, werden lediglich auf projektbezogener Basis gefördert.“ Die Mitarbeiter hätten häufig nur Jahresverträge. „Ein gesetzlicher Rahmen wie das Demokratiefördergesetz würde zur Verstetigung und Längerfristigkeit führen“, sagte Klare dem Tagesspiegel. Er wünscht sich grundsätzlich mehr öffentliche Unterstützung der gesamten Bundesregierung für diesen Bereich. „Aus der Regierung kommen viele Ankündigungen, aber es klemmt an der praktischen Umsetzung.“
Christiane Rebhan
Seit Wochen gehen Menschen auf die Straße, weil sie die Sorge vor Rechtsextremisten umtreibt. Wie gut sind die Pläne zum Schutz der Demokratie, die die Innenministerin vorstellt?
[ "Innenpolitik", "Polizei", "FDP", "Rechtsextremismus", "Nancy Faeser", "Christian Lindner", "Deutscher Bundestag", "Bündnis 90 / Die Grünen", "Lisa Paus", "Ampelkoalition", "Bundesverfassungsgericht" ]
Politik
Politik
2024-02-13T16:59:05.000Z
Waffen, Netzhass, Finanzen: Innenministerin Faeser will neue Werkzeuge gegen Rechtsextremisten
https://www.tagesspiegel.de//politik/waffen-netzhass-finanzen-innenministerin-faeser-will-neue-werkzeuge-gegen-rechtsextremisten-11205553.html?icid=in-text-link_11208796
Tod auf der "Gorch Fock": Jenny Bökens Eltern kommen nicht zur Ruhe
Im Wohnzimmer von Marlis Böken ist die Zeit vor acht Jahren stehen geblieben. Ihre Tochter Jenny ist überall in diesem Raum. Auf den Tischen stehen gerahmte Fotos, von denen das blasse Mädchen mit den Sommersprossen in den Raum blickt, mal ernst, mal lächelnd. Fast immer im blau-weißen Matrosenanzug. „Ich habe bis zu Jennys Tod nicht allzu viel über die Schifffahrt und das Militär gewusst“, sagt Marlis Böken. Heute kennt die 58-Jährige die Führung der deutschen Streitkräfte persönlich, vom Chef der Marine bis zur Verteidigungsministerin. Sie könne es bis heute nicht fassen, sagt Marlis Böken. Manchmal warte sie immer noch, dass es an der Tür klingele und Jenny davorstehe. „Und vor sich hin pfeift, wie sie es immer getan hat.“ Böken ist Biologielehrerin, eine quirlige Frau mit blonden Locken und strahlend blauen Augen. Seit acht Jahren kreisen die gleichen Fragen in ihrem Kopf, eine Endlosschleife. In der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008 verschwindet die damals 18-jährige Sanitätsoffiziersanwärterin Jenny Böken bei einer Ausbildungsfahrt in der Nordsee vom Oberdeck des Segelschulschiffs „Gorch Fock“. Elf Tage später ziehen Männer eines Fischereiforschungsschiffs nordwestlich von Helgoland ihre Leiche aus dem Meer. Wie Jenny Böken genau starb, ist nach wie vor unklar. Marlis Böken sitzt in ihrem Wohnzimmer in Teveren in Nordrhein-Westfalen, einem Örtchen nahe der Niederlande, und greift in die Speichen ihres Rollstuhls. 2009 hatte sie einen Autounfall. Eine Wunde entzündete sich schwer, das linke Bein wurde vergangenes Jahr amputiert. „Ohne die Amputation hätte ich an multiplem Organversagen sterben können“, sagt sie und deutet mit dem Kopf auf ihren Stumpf. Sie erzählt das mit einer Selbstverständlichkeit, als sei der Verlust ihres Beines nur eine weitere Episode. Schon kurz nach Jennys Tod scheiterte ihre Ehe. Die Beziehung hat den Verlust der Tochter nicht ausgehalten. Ihren Ex-Mann Uwe sieht Marlis Böken aber fast täglich: „Wir sprechen viel miteinander, besonders jetzt, wo der Prozess ansteht.“ Die Familie hat die Bundesrepublik auf eine Entschädigung von 20.000 Euro verklagt. Das Soldatenversorgungsgesetz sieht vor, dass Eltern einen Anspruch auf Unterstützung haben, wenn ihre Kinder bei der Berufsausübung unter besonderer Lebensgefahr sterben. Das Oberverwaltungsgericht Münster muss klären, ob Jenny Böken auf der „Gorch Fock“ einer solchen Gefahr ausgesetzt war. Der Prozess beginnt an diesem Mittwoch. Es ist der sechste Prozess, den die Bökens gegen die Bundeswehr führen. Die Eltern haben in den acht Jahren mit Offizieren diverser Ebenen gesprochen, immer wieder nachgefragt. Nach dem Tod einer weiteren Kadettin der „Gorch Fock“ im November 2010 wurde die Offiziersausbildung vorerst ausgesetzt. Nach Vorwürfen über unmenschliche Ausbildungsmethoden und sexuelle Belästigung stellte der damals amtierende Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, „Führungsdefizite und Sicherheitslücken“ fest. Der Fall wird derzeit für die ARD verfilmt, 2017 soll das Werk ausgestrahlt werden. Ob ihnen im anstehenden Prozess noch Geld zugesprochen wird, spielt für die Bökens keine Rolle. Es geht ihnen um fehlende Informationen, um die Wahrheit. Im aktuellen Prozess sollen der ehemalige Kommandant und der Schiffsarzt der „Gorch Fock“ aussagen, die bislang in keinem der Verfahren gehört wurden. In Teveren haben Marlis Böken und ihr Ex-Mann Uwe zwei Söhne und die Tochter großgezogen. Die geklinkerten Häuser mit gestutztem Rasen, die getrimmten Hecken, zwei Kirchen und die Feuerwache sind von Feldern umgeben. Jenny ist auf dem Friedhof am Ortsende begraben. Nach dem Tod ihrer Tochter zog die Mutter aus dem Familienhaus aus. Das Haus, in dem sie seit der Trennung wohnt, ist nur 800 Meter von ihrem alten entfernt. Die beiden Söhne leben noch dort, einer ist lernbehindert, die Mutter wollte in der Nähe bleiben. Am Esstisch im Haus seiner Ex-Frau sitzt Uwe Böken und ringt um Fassung. Der Mann mit der randlosen Brille, Jeans und kurzärmeligem Hemd verschränkt seine Arme vor der Brust. „Wir haben in all den Jahren immer wieder bei der Marine und beim Verteidigungsministerium nachgebohrt. Die Antworten, die wir bekamen, haben jedes Mal nur neue Fragen aufgeworfen oder wiederholten Statements, die man uns schon früher gegeben hatte“, sagt er. „Wir wissen bis heute nicht, was mit Jenny passiert ist.“ Im Wohnzimmer steht ein Bild, das Jenny ein Jahr vor ihrem Tod gezeichnet hat. „Mein Traumberuf“ hat sie es genannt. Darauf sind zwei Blauhelmsoldatinnen zu sehen, von denen eine mit Deutschland-Abzeichen auf dem Uniformärmel ein dunkelhäutiges Kind versorgt. Zwei gelbe Streifen und ein Stern auf der Schulterklappe zeigen, die gemalte Soldatin ist Oberleutnant zur See. Mit der „Gorch Fock“ fahren, das war Jennys großer Traum. Sie wollte sich zur Sanitäterin ausbilden lassen und danach Militärärztin werden. Um ihr Ziel im Blick zu behalten, hatte Jenny ein Poster des Großseglers über ihr Bett im Elternhaus gepinnt. Auf dem Foto gleitet der Dreimaster mit aufgeblähten Segeln über das Meer, der goldene Albatros am Bug glänzt in der Sonne, am Heck weht eine Deutschlandflagge. Daneben hatte Jenny eine blaue Postkarte geheftet, in weißen Buchstaben stand da: „2008 wird mein Jahr!“ Wer bei der Marine aufsteigen will, muss auch auf der „Gorch Fock“ dienen. Der knapp 90 Meter lange und zwölf Meter breite Großsegler ist eines der letzten Prestigeobjekte der Bundeswehr. Kurz nach Jenny Bökens Tod stand das 50. Jubiläum des Segelschulschiffs an. Die Wochen auf der berühmten Bark, die sie „Lady“ nennen, dienen nicht nur dem Üben von Manövern, sondern sollen die Sinne der Kadetten für die See, Wind und Wetter schärfen. Herausforderungen, die zu einer „Crew“ zusammenschweißen. Die Marine teilt auf ihrer Homepage mit: „Gerade die Ausbildung auf einem Segelschulschiff prägt Charaktereigenschaften und Gemeinschaftssinn, die für einen militärischen Vorgesetzten unerlässlich sind.“ © Sarah Kramer An Bord herrschen jedoch auch Drill und ein rauer Ton. Die Staatsanwaltschaft Kiel, die nach dem Tod der Kadettin ermittelte, erklärte in ihrem Abschlussbericht im Januar 2009, dass Jenny Böken auf ihrem Wachposten am Bug der „Gorch Fock“ bei einem „tragischen Unglücksfall“ gestorben sei. Auf dem Dreimaster gab es bereits Todesfälle. Der offiziellen Statistik zufolge sind seit Auslaufen des Schiffs 1958 sechs Seeleute zu Tode gekommen. Ein Offizier wurde vom Ladebaum erschlagen. Drei Kadetten und eine Matrosin stürzten aus der Takelage. Jenny Böken wäre die erste von 14.000 Offiziersanwärtern, die vom Deck gefallen und ertrunken ist. Die Bökens halten das für ausgeschlossen. „Sie war schon als kleines Kind eine sehr gute Schwimmerin“, sagt Mutter Marlis. Ihre Tochter habe sich bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft zur Rettungsschwimmerin ausbilden lassen und Schwerbehinderte unterrichtet. „Sie konnte spielend 25 Meter am Stück tauchen, ohne Luft zu holen“, sagt Marlis Böken. „Und sie wusste ganz sicher, wie man sich zu verhalten hat, wenn man mit Kleidern ins Wasser fällt.“ Um nicht auszukühlen, sollen gekenterte Seeleute ihre Kleidung im Wasser anbehalten. Der Kieler Gerichtsmedizin zufolge war die Kadettin nur mit Hose, Sweatshirt und Socken bekleidet, als ihre Leiche dort eintraf. Die Besatzung des Forschungsschiffs, die den Körper im Meer entdeckte, will Jenny Böken aber anhand des blauen Bordparkas mit den gelben Reflektorstreifen am Ärmel identifiziert haben, den die Leiche trug. Auf dem Namensschild an der linken Brust stand in Großbuchstaben „Böken“. Offenbar ist der Parka nicht in der Gerichtsmedizin angekommen. Auch Jennys schwarze Stiefel sind verschwunden. „Ich hatte ein merkwürdiges Bauchgefühl von Anfang an“, sagt Uwe Böken. Der Schuldirektor war 2008 der Erste, den die Marine über Jennys Verschwinden informierte. Er ist überzeugt, dass seine Tochter von einem oder mehreren Kameraden über Bord geworfen wurde, aus welchen Gründen auch immer. Die ehrgeizige Kadettin habe Freunde, aber auch Neider auf dem Schiff gehabt, wie die Eltern aus persönlichen Schilderungen, E-Mails und Telefonaten erfahren hätten. Von zwei Kameradinnen sei sie immer wieder geärgert worden. Zum fehlenden Parka kommt hinzu, dass die Gegenstände aus Jennys Spind verschwunden sind. Wie alle Matrosen hatte sie in einem verschlossenen Fach Privates aufbewahrt: Hausschlüssel und Tagebuch sowie eine Goldkette, die ihr Freund ihr geschenkt hatte. Die Marine teilte mit, die Sachen in einem Paket an die Bökens geschickt zu haben - angekommen ist es nie. Für die Eltern entscheidend aber ist der Befund der Kieler Gerichtsmedizin. In der Lunge der toten Tochter fanden die Pathologen kein Wasser. Auch Schaumpilz, der sich bei Ertrinkenden am Mund durch die Atembewegungen im Wasser bildet, war nicht vorhanden. Beides könnten Anhaltspunkte dafür sein, dass die Kadettin nicht im Meer, sondern an einem anderen Ort gestorben ist - vielleicht auf der „Gorch Fock“. In Jennys Todesnacht befanden sich rund 30 Kameraden mit der Offiziersanwärterin auf dem Oberdeck - keiner will die Umstände ihres Verschwinden mitbekommen haben. Die Eltern wissen bis heute nicht, wer mit Jenny zur Nachtwache eingeteilt war und wer sie auf ihrem Posten am Bug ablösen sollte. © Carsten Rehder/ dpa Uwe Böken ist nicht nur Physik- und Mathematiklehrer, sondern war bis zu Jennys Tod selbst Hochseesegler. Böken sagt, die offizielle Version und der Fundort vor Helgoland passten nicht zur Strömung, die in jener Nacht 2008 in der Deutschen Bucht geherrscht habe. Die Staatsanwaltschaft ging diesem Verdacht nicht nach, weshalb Böken die Strömungsdaten selbst beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie anforderte. Der Fundort bei Helgoland könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass sein Kind womöglich nicht - wie bislang angenommen - zwischen 23 Uhr und Mitternacht von Bord verschwand, sondern früher in die Nordsee fiel. Seit dem Tod seiner Tochter hat Uwe Böken kein Schiff mehr betreten. Nur einmal machte der Vater eine Ausnahme, als ein Gericht während eines Prozesses einen Begehungstermin auf der „Gorch Fock“ angeordnet hatte. „Als ich vorne am Bug stand, wurde mir ganz anders“, sagt er und seine Stimme versagt. Auch Marlis Böken kann nicht abschließen. Sie hat eine Stiftung gegründet, die den Namen ihrer Tochter trägt und deren Vorsitzende sie ist. Die Stiftung unterstützt Familien von schwer verwundeten und getöteten Soldaten. Sie trifft Hinterbliebene und organisiert Gedenkfeiern. „Ich möchte anderen Menschen helfen, um dadurch dem Leben meiner Tochter einen Sinn zu verleihen“, sagt Böken. „Viele Hinterbliebene sagen mir, dass es ihnen hilft, etwas zu tun und miteinander zu reden.“ Es ist ihre Art, mit der Trauer zu leben. „Die anderen Eltern wissen aber, wie ihre Söhne und Töchter zu Tode gekommen sind“, sagt ihr Ex-Mann. „Das ist der Unterschied.“ Marlis Böken hat die Akten der Kieler Staatsanwaltschaft, Gerichtsdokumente, Anwaltsschreiben in Kisten verstaut, die sich in ihrem Wohnzimmer stapeln. „Es sind 3008 Seiten.“ Dazu die Bilder von Jenny - der Raum besteht aus Erinnerungen an die Tochter. Immer wieder hat Marlis Böken die Dokumente studiert, Seite für Seite. Immer auf der Suche nach dem entscheidenden Hinweis darauf, was ihrer Tochter auf der „Gorch Fock“ zugestoßen sein könnte. „Wir werden erst Ruhe finden, wenn wir wissen, was in dieser verdammten Nacht passiert ist.“ Für die Marine ist der Fall abgeschlossen. Die Streitkraft hat der Kadettin 2014 posthum eine Medaille verliehen. „In ehrenvollem Gedenken“ steht auf der Plakette, die sie auf einen Metallsockel auf Jennys Grab in Teveren befestigt haben. „Das ist eine schöne Sache“, sagt die Mutter. Die Auszeichnung ist eine Ausnahme, sonst verleiht die Bundeswehr solche Ehrenmedaillen an Soldaten, die im Auslandseinsatz waren. © Henning Kaiser/dpa Uwe Böken sieht das mit der Auszeichnung anders. Wenn er Jennys Grab besuche, sagt er, komme die Ambivalenz seiner Gefühle zum Vorschein. „Es ist Trauer darüber, dass ein junges Leben viel zu früh enden musste. Und massiver Ärger auf die Institutionen, die nicht richtig nachgeforscht haben.“ Marlis Böken aber will sich ihr Leben nicht von Hass und Wut vergiften lassen. „Ich habe keine negativen Gefühle. Viele bei der Bundeswehr sind voller Mitgefühl.“ Wenige Wochen vor dem neuen Prozess in Münster ruft Marlis Böken an. Sie wirkt gut gelaunt und scherzt, obwohl sie wieder im Krankenhaus liegt, ihr Beinstumpf hat sich erneut entzündet. „Wir sind gespannt, was passiert“, sagt sie - noch gibt sie die Wahrheit nicht verloren. „Irgendwann ist das schlechte Gewissen größer als die Angst. Wir haben Zeit.“
Sarah Kramer
Marlis Böken will endlich wissen, wie ihre Jenny auf der „Gorch Fock“ starb. Für die Bundeswehr ist der Fall erledigt. Doch die Mutter zieht zum sechsten Mal vor Gericht. Unsere Reportage nun in voller Länge.
[]
Gesellschaft
Gesellschaft
2016-09-14T06:19:07.000Z
Tod auf der "Gorch Fock": Jenny Bökens Eltern kommen nicht zur Ruhe
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/jenny-bokens-eltern-kommen-nicht-zur-ruhe-3755743.html?icid=topic-list_3757153___
Arno Geiger: Zu Hause nie wieder
„Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter.“ Was für ein Satz, weise, gewitzt, tröstlich absurd! Er könnte von Robert Gernhardt stammen, doch gesagt hat ihn ein Mann, der bis vor kurzem keine öffentliche Person gewesen ist: August Geiger, der Vater des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger. Seit fünfzehn Jahren ist er an jener Form von Demenz erkrankt, die man nach ihrem Entdecker die Alzheimersche Krankheit nennt. Nun wird er mit dem Buch seines Sohnes zur literarischen Figur. „Der alte König in seinem Exil“ ist ein zauberhaftes Werk. Es ist dem Leben abgelauscht und doch auf eine unangestrengte Weise kunstfertig. Ohne Gattungsbezeichnung kommt es aus und enthält romanhafte Elemente, kluge Sentenzen, leise Poesie und nicht zuletzt Szenen, wie man sie auch im zeitgenössischen Theater gern einmal sehen würde, so dringlich wahrhaftig und trefflich stilisiert, wie das einst üblich war, von der antiken Tragödie über Shakespeare bis hin zu Samuel Beckett. Arno Geiger, der 2005 für „Es geht uns gut“ den ersten Deutschen Buchpreis erhielt, macht das so unauffällig, dass man dieses kleine große Buch für kunstlos halten kann. Seine Einfühlungsgabe ist enorm, wie er auch in seinem jüngsten Roman „Alles über Sally“ bewies, dem Ehe-Porträt eines ungleichen Paares. Man meint darin nun auch Spuren der Lebenserfahrung Geigers zu erkennen, dessen Eltern sich getrennt haben, als die vier Kinder aus dem Haus waren. Die Mutter ist fünfzehn Jahre jünger, unternehmungslustig, neugierig auf die Welt. Doch der Vater wollte nur noch zu Hause sein, seit er als junger Mann aus russischer Kriegsgefangenschaft in den Vorarlberger Ort seiner Kindheit zurückkehrte, wo er als drittes von zehn Kindern einer Bauernfamilie aufgewachsen war. Er habe im Krieg genug von der Welt gesehen, das reiche ihm. August Geiger, geboren am 4. Juli 1926 und siebzehnjährig in den Krieg geschickt, arbeitete als Gemeindeschreiber von Wolfurt. Nach der Pensionierung und dem Zerbrechen der Ehe zeigten sich erste Anzeichen von Vergesslichkeit und Rückzug, die damals noch nicht als Symptome der Krankheit gedeutet werden konnten. Da er einen Hang zum Eigenbrötlerischen hatte, erklärte man sie mit der Verschlechterung seiner Lebensumstände. Er solle sich nicht so gehen lassen, ermahnte ihn die Familie jahrelang. „Wir schimpften mit der Person und meinten die Krankheit.“ Die Tragik dieser Krankheit lässt sich kaum treffender darstellen als in jenem Motiv, das als roter Faden den locker gewebten Text durchzieht. Ausgerechnet dieser Mann, für den das Gefühl, zu Hause zu sein, aus biografisch einleuchtenden Gründen das einzig denkbare Glück gewesen ist, muss eine Krankheit aushalten, die eben dieses Gefühl zerstört. Immer wieder sagt August Geiger, er wolle nun endlich nach Hause – auch wenn er zu Hause ist. Vor allem abends steigert sich das Gefühl der Heimatlosigkeit zu Panik, ziellos irrt er im Haus umher „wie ein alter König in seinem Exil.“ Alle Versuche scheitern, ihn durch Hinweise auf die Realität zu beruhigen. Oft entstehen daraus Szenen von berührender Komik. Denn die Muster logischen Argumentierens scheinen intakt und führen zu Schlüssen, die ein brillanter Sophist nicht besser hinbekäme. Als seine Tochter ihm einmal zu beweisen versucht, dass er wirklich zu Hause ist und ihm Straßenschild und Hausnummer zeigt, sagt er, jemand habe das Schild gestohlen und dort angeschraubt. Warum, wisse er auch nicht. „Die Leute sind halt so.“ Ob er seine Möbel nicht erkenne, insistiert sie. Doch, ja, lautet die Antwort, aber so leicht sei es auch wieder nicht. „Auch andere Leute haben solche Möbel. Man weiß nie.“ Was die Familie und die slowakischen Pflegerinnen, von denen sie unterstützt wird, nicht selten zur Verzweiflung treibt, stellt sich für den Leser anders dar. Von der Hand des Erzählers geschickt geführt, erlebt er das Auf und Ab der Krankheitsphasen nicht mit den Ängsten der Beteiligten, sondern als geradezu artistischen Balanceakt menschlicher Anpassungskünste. Dass ein Mann, der nie über Gefühle sprach, Ausdrucksformen findet, um das Chaos in seinem Inneren mitzuteilen, ist anrührend. Sein Sohn vermag das in zugespitzten Szenen eindrucksvoll ins Bild zu setzen. Etwa wenn der Vater vor einer Scheibe Brot sitzt und nicht weiß, was er damit machen soll. Auf den Rat, er müsse einfach abbeißen, sagt er: „Tja, wenn ich wüsste, wie das geht. Weißt du, ich bin ein armer Schlucker.“ Wie sprachliche Fähigkeiten im Kopf eines Alzheimerkranken überdauern, während alltagspraktische Fertigkeiten fast ganz verschwinden, hat schon John Bayley in „Elegie für Iris“ über die Alzheimererkrankung seiner Frau, der irischen Schriftstellerin Iris Murdoch, dargestellt. Bei August Geiger ist das noch verblüffender. Zeit seines Lebens ein ehrlicher Mensch, wird er als Kranker zum Meister der Ausreden voller Witz und sprachlicher Eleganz. Dass einer seiner Söhne Schriftsteller ist, kommt ihm dabei zugute. Nur wer an Sprache interessiert ist, kann entdecken, dass die Krankheit nicht nur zerstört, sondern, wenn auch nur für Momente, Neues hervorbringt: sprachliche Erfindungsgabe, auf die der Schriftsteller sogar hin und wieder neidisch ist. Wenn ihn der Vater gelegentlich an Figuren von Kafka oder Thomas Bernhard erinnert, ist das keine Verklärung. Es ist eine Verbeugung vor der Kreativität eines Menschen, der selbst bei zunehmender Demenz noch ausdrücken kann, dass er das Schwinden seines geistigen Vermögens schmerzlich wahrnimmt: „Weißt du, Wichtiges ist bei mir nicht mehr vorhanden. Das Gefühl habe ich. Ich kann es nicht beweisen, aber das Gefühl habe ich, bei mir ist nichts Wichtiges mehr vorhanden, ja, so ist es.“ „Der alte König in seinem Exil“ ist das Gegenteil des Enthüllungsbuches, das Tilman Jens über die Demenz seines Vaters Walter Jens geschrieben hat. Der Journalist wollte dem Vater die Maske des engagierten Intellektuellen vom Gesicht reißen und verstieg sich zu der These, dessen Erkrankung sei eine strategische Flucht ins Vergessen, aus Scham, dass seine NSDAP-Mitgliedschaft publik wurde. Arno Geiger lässt dem Kranken seine Würde. Er steigert sie sogar, indem er dem Bauernsohn und Gemeindeschreiber die Maske des Königs aufsetzt. Deshalb fragt man sich bei diesem Buch auch nie, ob es sich nicht verbietet, über die Krankheit eines anderen in aller Öffentlichkeit zu sprechen. August Geiger lebt seit 2009 im Seniorenheim des Dorfes, in dem er aufgewachsen ist und fast sein ganzes Leben zubrachte. Eindrucksvoll zeigt das Buch seines Sohnes, dass die Kunst anderen Formen öffentlichen Sprechens überlegen ist. Sie vermag auch dort zu schützen, wo sie offenbart. Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. Hanser, München 2011. 189 S., 17,90 €.
Meike Fessmann
Berührend und artistisch: Das Buch des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger über die Alzheimererkrankung seines Vaters.
[]
Kultur
Kultur
2011-02-05T10:22:06.000Z
Arno Geiger: Zu Hause nie wieder
https://www.tagesspiegel.de//kultur/zu-hause-nie-wieder-4552510.html
Nach Messerangriff in Kiel: 25-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft
Nach einem Messerangriff in der Kieler Fußgängerzone Ende Januar sitzt ein 25-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Gegen ihn bestehe dringender Tatverdacht wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung, wie die Staatsanwaltschaft Kiel am Montag mitteilte. Der Beschuldigte soll einen Mann am Rande einer kurdischen Kundgebung am 25. Januar in der Holstenstraße mit einem Messer attackiert haben. Der 28-jährige Türke erlitt Stichverletzungen an der Brust und am Bauch. Bereits zuvor hatte der 25-Jährige laut Staatsanwaltschaft in Richtung eines anderen Teilnehmers gestochen, den er zuvor verbal provoziert hatte. Dieser blieb aber unverletzt. Nach dem Vorfall wurde zunächst ein 29-Jähriger festgenommen, der aber wieder freigelassen wurde. Später stellte sich der 25-jährige Syrer der Polizei. Das Amtsgericht Kiel lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Erlass eines Haftbefehls zunächst ab. Nach einer Beschwerde durch die Anklagebehörde erließ das Landgericht Kiel den Haftbefehl, der am 13. Februar vollstreckt wurde. Seitdem sitzt der 25-Jährige in Untersuchungshaft. (AFP) Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Der Tagesspiegel
Ende Januar war es am Rande einer kurdischen Kundgebung zu einer Messerstecherei gekommen. Ein 28-jähriger Mann erlitt Stichverletzungen an der Brust und am Bauch.
[ "Polizei", "Schleswig-Holstein", "Feuerwehr" ]
Gesellschaft / Panorama
Panorama
2025-02-17T13:12:30.000Z
Nach Messerangriff in Kiel: 25-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/nach-messerangriff-in-kiel-25-jahriger-tatverdachtiger-in-untersuchungshaft-13218805.html?icid=topic-list_13219330___
DER FILM Tipp…: … von Kaspar Heinrich
Wodkarutsche, Konfettiregen und tagelange Kostümpartys: Kein Ort des Berliner Nachtlebens war so schimmernd und eigen wie die Bar25 bis zu ihrer Schließung im Jahr 2010. Der Film Bar25 – Tage außerhalb der Zeit ist mehr Huldigung als objektive Dokumentation, kritische Töne zu Themen wie Drogen oder Lärmbelästigung sucht man vergebens. Dafür zieht einen der Film unmittelbar hinein ins hedonistische Biotop, in eine märchenhafte Parallelwelt zwischen Bretterzaun und Spree. So bunt, euphorisch und Kind geblieben, wie es die Bar25 war, so ist auch dieser Film. Und in den Kinosesseln: rührselige Mittzwanziger, die voller Wehmut von „früher“ schwärmen. (Im Acud, Central, Moviemento, Zukunft und in den Tilsiter Lichtspielen)
Der Tagesspiegel
Wodkarutsche, Konfettiregen und tagelange Kostümpartys: Kein Ort des Berliner Nachtlebens war so schimmernd und eigen wie die Bar25 bis zu ihrer Schließung im Jahr 2010. Der Film Bar25 – Tage außerhalb der Zeit ist mehr Huldigung als objektive Dokumentation, kritische Töne zu Themen wie Drogen oder Lärmbelästigung sucht man vergebens.
[]
Kultur
Kultur
2012-09-05T22:00:00.000Z
DER FILM Tipp…: … von Kaspar Heinrich
https://www.tagesspiegel.de//kultur/-von-kaspar-heinrich-2133466.html
Lieferdienst verweigert Gehweg-Räumung: „Gorillas“ ignorieren Anordnung und müssen nun Strafe zahlen
Am 18. Juni lief die Frist ab, die das Ordnungsamt dem Lieferdienst "Gorillas" zur Räumung des Gehwegs in Prenzlauer Berg gestellt hatte. Dort - in der Prenzlauer Allee - hat das Unternehmen, das Lebensmittel per Fahrrad ausfährt, nach Einschätzung der Linkspartei ein regelrechtes "privates Logistikzentrum" aufgebaut. Ohne Genehmigung. Doch "Gorillas" ignorierte die amtliche Anordnung einfach. „Auf die Räumungsaufforderung hat die Geschäftsführung nicht reagiert", teilt Pankows Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (AfD) mit. "Die Situation ist unverändert, der Gehweg wird weiter genutzt, es stehen bisweilen sogar Kleintransporter dort.“ [Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de] Das berichtet auch ein Anwohner. Er hat am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr ein Foto davon gemacht (siehe oben) und schreibt dazu: "Es illustriert doch recht vorzüglich, dass das eigentlich kein Durchkommen mehr ist." Nun leitet das Bezirksamt Sanktionen ein. „Es wird jetzt ein Zwangsgeldbescheid verschickt", sagt Krüger. Der werde "eine dreistellige Summe im höheren Bereich" betragen. Mehr gebe die Gesetzeslage bei "Entzug öffentlichen Straßenlandes für den Gemeingebrauch" erst einmal nicht her. Krüger: "Fraglich ist, ob das eine abschreckende Wirkung haben wird.“ Wenn der Lieferdienst auch dies ignoriere, könne das Straßen- und Grünflächenamt als "Ersatzvornahme" im Zweifel den Gehweg räumen lassen, sagt Krüger. "Doch das ist wegen der begrenzten Kapazitäten im Bezirksamt eher unwahrscheinlich. Am Schluss könnte der Fall vor dem Verwaltungsgericht landen." Der Stadtrat teilte zudem mit, dass neben "Gorillas" und dem Konkurrenten "Flink" in der Schönhauser Allee inzwischen auch an der Greifswalder Straße (in der Bernhard-Lichtenberg-Straße) ein solches Rad-Lieferzentrum aufgebaut worden sei. Und hier mehr der aktuellen Themen im Newsletter aus Berlin-Pankow - „Die politische Brisanz war uns nicht so bewusst“: Erstmals äußert sich der Investor zum geplanten Umbau des Kinos Colosseum in einen Bürostandort - exklusiv im Newsletter - Hitzefrei für Corona: Bezirksamt kann Schnelltests für Kitas nicht kühlen - Debatte um Bau der U10 nach Weißensee: Neue Vorstöße von CDU und SPD abgelehnt -„Jibs in keen Russenfilm“: Asterix wird offiziell Pankower - Zukunft der Kulturbrauerei: Senat sieht wenig Chancen für Ankauf - Zoff um Lieferdienst: „Gorillas“ ignoriert Bezirksamts-Anordnung – wie geht es nun weiter? - Wegen Vandalismus-Zunahme: Parkläufer nun auch nachts unterwegs - AfD will amtliche Gender-Sprache stoppen - aus Rücksicht auf "Nichtmuttersprachler" - Bello oder balla-balla? Bürohunde sollen Personalnot im Bezirksamt beenden Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon mehr als 245.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt darüber, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben.
Christian Hönicke
Trotz Räumungsaufforderung betreibt „Gorillas“ ein „privates Logistikzentrum“ auf einem Gehweg in Prenzlauer Berg weiter. Das Ordnungsamt greift durch.
[ "Pankow", "Fahrrad und Verkehr" ]
Berlin / Bezirke
Bezirke
2021-06-28T07:15:00.000Z
Lieferdienst verweigert Gehweg-Räumung: „Gorillas“ ignorieren Anordnung und müssen nun Strafe zahlen
https://www.tagesspiegel.de//berlin/bezirke/gorillas-ignorieren-anordnung-und-mussen-nun-strafe-zahlen-4259422.html
Sigmar Gabriel bei Al-Sisi: Der Foltermord an Giulio Regeni spielt keine Rolle
Am 25. Januar verschwand in Kairo Giulio Regeni. Der junge italienische Forscher, der Material für seine Doktorarbeit über ägyptische Gewerkschaften sammelte, war auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier. Er kam dort nicht an. Neun Tage später lag seine Leiche in einem Straßengraben am Stadtrand. Sie trug die Spuren bestialischer Folter und war derart entstellt, dass Regenis Mutter ihren Sohn nur an der Form seiner Nase wiedererkannte. Falls der Alptraum dieses Todes zu überbieten wäre, dann hätte dies bloß der Wahnwitz jener immer neuen Erklärungen geschafft, in denen sich das offizielle Ägypten seither ergeht: Erst sollte ein Autounfall der Grund sein, dass dem 28-Jährigen die Ohren abgeschnitten und Finger- und Fußnägel ausgerissen worden waren, dann war von Dschihadisten oder einem Mord im Drogenmilieu die Rede. Schließlich präsentierten die Behörden eine Bande von Kleinkriminellen, die sich Polizeiuniformen beschafft und Regeni ausgeraubt haben sollten. Beweis: In ihrem Kleinbus fand man seine Papiere. Die angeblichen Täter können zur Wahrheitsfindung nicht mehr beitragen, sie wurden praktischerweise von der Polizei erschossen. Ein Treffen der Ermittler beider Länder kürzlich endete mit einem Eklat. Die Ägypter übergaben ihren italienischen Kollegen etwa 2000 Seiten Papier, aber weder Videoaufnahmen von den Orten, die Regeni auf seinem letzten Weg in Freiheit passierte, noch seine Handydaten. Dass es da nichts gibt, ist ebenso undenkbar wie ein Überfall von Kleinkriminellen ausgerechnet an jenem Tag. Der 25. Januar, an dem Regeni verschwand, war der fünfte Jahrestag der ägyptischen Revolte, das al-Sisi-Regime hatte überall Polizei postiert und jeden Winkel mit Überwachungskameras ausgeleuchtet. Zudem gibt es glaubwürdige Zeugen dafür, dass Regeni Schergen des Regimes in die Hände fiel und nicht Privatverbrechern. Man könnte den Kopf schütteln über so viel dilettantischen Umgang mit der Wahrheit. Doch diese Geschichte führen keine Knallchargen in Posemuckel auf, sondern die alt-neuen Herren eines Landes, das nach dem kurzen, aber bewegenden demokratischen Aufbruch in eine Dunkelheit zurückgestoßen wurde, die noch schwärzer scheint als die der Vorgängerdiktatur von Mubarak. Ziemlich sicher hat dieser Wahnsinn Methode. Er lässt sich sogar leicht entziffern: Vor euch, Italien, Europa, dem Westen haben wir genauso wenig Angst wie vor unseren geknechteten Landsleuten. Deshalb können wir es uns leisten, nicht nur einen eurer Bürger zu Tode zu foltern, ihr seid uns danach nicht einmal eine halbwegs intelligente Lüge wert. Ihr braucht uns Diktatoren schließlich, um eure Küsten gegen unerwünschte Migranten zu schützen und eure Wirtschaftsinteressen gegen demokratische Experimente, wie sie im Frühjahr 2011 begannen. Diese Rechnung geht immer aufs neue auf. Schon als General al-Sisi dem kurzen ägyptischen Frühling 2013 den Garaus machte, wurde der Staatsstreich kaum beim richtigen Namen genannt – schließlich ging es gegen die zwar gewählte, doch unappetitliche Regierung der Muslimbrüder. „Stabilität“ war wichtiger. Und bleibt es. Darauf hat der Besuch von 120 Unternehmensvertretern im Gefolge des deutschen Wirtschaftsministers in Kairo zu Beginn der Woche nur noch einmal starkes Licht gelenkt. Auch Sigmar Gabriel hat das Wort wieder gebraucht. So üblich ist diese obszöne Floskel von der „Stabilität“, dass sie, hätte er sie nicht noch mit einer Huldigung an al-Sisi garniert („einen beeindruckenden Präsidenten“), vermutlich niemandem aufgefallen wäre. Die Schlagzeilen auf den Titeln italienischer Medien – und die wenigen in deutschen Zeitungen – führen daher in die Irre: Der Foltermord an Giulio Regeni hat keine wirkliche Krise ausgelöst, mag Italiens Außenminister Paolo Gentiloni, der aus der Menschenrechtsarbeit kommt, auch noch so ehrlich Druck in Kairo machen. Nicht einmal Deutschland, mit dem Italien die ältesten und, wie jede amtliche Sonntagsrede betont, funktionstüchtigsten Beziehungen in Europa unterhält, will so genau wissen, was der Fall Regeni über Europas Werte sagt. Vielleicht waren wir zuletzt auch einfach zu sehr mit Hausgemachtem beschäftigt, der Frage, ob der türkische Staatspräsident vor deutschen Gerichten gegen ein Schmähgedicht von zweifelhaftem Geschmack vorgehen darf. Dass Stabilität nicht aus Gewalt wächst und in Diktaturen gedeiht, sollten uns aber die Kriege gelehrt haben, die inzwischen 60 Millionen Menschen weltweit in die Flucht getrieben haben. Auch zu uns.
Andrea Dernbach
Ein zweifelhaftes Schmähgedicht macht Politik in Deutschland. Der Mord an einem jungen Italiener tut es nicht. Sigmar Gabriels Auftritt in Kairo sagt viel über Europas Werte. Ein Kommentar.
[ "Ägypten" ]
Politik
Politik
2016-04-20T05:48:54.000Z
Sigmar Gabriel bei Al-Sisi: Der Foltermord an Giulio Regeni spielt keine Rolle
https://www.tagesspiegel.de/politik/der-foltermord-an-giulio-regeni-spielt-keine-rolle-6313969.html?icid=topic-list_6614860___
Peer Steinbrück: Falsch beraten
Für einen Online-Experten ist es ein Hauch von Nichts: Etwa 150 Tweets hat Roman Maria Koidl auf Twitter nur abgesetzt und keine 30 Follower gesammelt. Zum Vergleich: Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, hat es schon auf über 15 000 Tweets geschafft. Trotzdem sollte der Österreicher dem designierten SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück als Online-Berater zur Seite stehen. Doch nach nur wenigen Tagen hat er sich zurückgezogen – oder besser: zurückziehen lassen. „Mit sofortiger Wirkung ziehe ich mich aus der Rolle des Beraters Online für die Wahlkampfkampagne von Peer Steinbrück im Herbst 2013 zurück. Ich kann nicht vertreten, dass falsche und ehrverletzende Berichterstattung gegen mich eingesetzt wird, die darauf zielt, den Kandidaten Peer Steinbrück zu beschädigen“, heißt es in Koidls Stellungnahme. Ein Vertrag sei noch nicht unterzeichnet worden, was von der SPD bestätigt wird. Koidl bezieht sich auf Berichte über seine berufliche Vergangenheit. Er war Berater der Investmentfonds Cerberus Global Investors sowie Investment Fund Värde Partners Europe. Beide gehören zu den Hedgefonds, die die SPD seit Jahren scharf kritisiert. Ex-SPD-Chef Franz Müntefering bezeichnete sie sogar als „Heuschrecken“. Nur dürfte es weniger die Tatsache gewesen sein, dass Koidls Vergangenheit überhaupt öffentlich wurde, die ihn zum Rücktritt bewogen hat. Vielmehr dürfte der Ärger führender Sozialdemokraten maßgeblich gewesen sein. Denn dort kam die Personalie aufgrund der beruflichen Vita nicht gut an. Von „Fehlgriff“ und „missglücktem Manöver“ ist die Rede. Der SPD-Linke Ralf Stegner sagte dem Tagesspiegel: „Man sollte den Vorgang nicht überbewerten, aber ein Beispiel für einen gelungenen Start ist das alles nicht.“ Allerdings müsse man nicht in den ersten zehn Minuten eines Fußballspiels stark sein, sondern am Ende. Kennengelernt haben sich Steinbrück und Koidl dem Vernehmen nach über den Verlag Hoffmann und Campe, in dem sie ihre Bücher veröffentlicht haben. Einen genauen Blick auf die Vita des neuen Mannes warf im Steinbrück-Team offenbar niemand. Er hatte im Willy-Brandt-Haus bereits ein Büro bezogen. Die Grünen wollten sich dazu nicht äußern – im Gegensatz zur Linkspartei. „Für Steinbrück wird es schwer. Er hat weder Glaubwürdigkeit noch eine Machtoption. Viele zweifeln daran, ob seine Lernkurve nach oben zeigt. Mit seinen Personalentscheidungen stellt er sich immer wieder in die Nähe der Wirtschaftslobby“, sagte Linken-Chef Bernd Riexinger dem Tagesspiegel. Auch die Personalie Donnermeyer passe da ins Bild. Steinbrück hat den Berliner Ex-Senatssprecher Michael Donnermeyer als seinen Sprecher engagiert. „Ein Kohlelobbyist als Wahlkampfchef ist sicher schwer zu vermitteln, wenn es um die Energiewende geht. Donnermeyer hat sich in den letzten Jahren vor allem damit beschäftigt, den Energieriesen die Kohle zu retten, und wollte den Menschen weismachen, dass es gut ist, wenn bei ihnen Giftgas in die Erde gepumpt wird“, sagte Riexinger. Donnermeyer war Geschäftsführer des Informationszentrums Klima, das sich als Kommunikationsplattform großer Energiekonzerne wie RWE, Eon und Vattenfall für die Verbreitung der CCS-Technik einsetzt, der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid. Donnermeyer wies die Vorwürfe als „völlig platt“ zurück. „CCS ist eine Klimaschutztechnologie und bewegt sich auf Beschlusslinie der SPD“, sagte er. Wegen einer anderen Personalie muss Steinbrück nicht mit Widerstand rechnen. Als Redenschreiber konnte er einen Mitarbeiter gewinnen, der für dezidiert linke Organisationen tätig ist. Der 1962 geborene Markus Franz war Hauptstadtkorrespondent der linksalternativen „taz“, Pressesprecher des DGB und Sozialattaché der deutschen Botschaft in Washington. Zuletzt war er Redenschreiber von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles.
Sabine Beikler|Christian Tretbar|Hans Monath
Peer Steinbrücks Online-Experte arbeitete früher für Investmentfonds – nach massiver Kritik gibt er auf.
[ "Peer Steinbrück" ]
Politik
Politik
2012-11-23T09:47:38.000Z
Peer Steinbrück: Falsch beraten
https://www.tagesspiegel.de//politik/falsch-beraten-6673240.html
Erneute Bootsdemo in Berlin: Partyszene will gegen „Tanzverbot im Freien“ protestieren
Ein Jahr nach der umstrittenen Schlauchboot-Demonstration auf dem Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg will die Partyszene erneut auf dem Wasser für mehr Freiheiten in der Corona-Pandemie protestieren. „Alle in einem Boot die Zweite – Rave-o-lution!“ heißt die Demonstration am 20. Juni, wie die Veranstalter mitteilten. Sie richtet sich gegen das weiterhin gültige „Tanzverbot im Freien“. Dafür gebe es keine wissenschaftliche Grundlage und es gefährde den „Fortbestand der einzigartigen elektronischen Tanzmusikkultur in Berlin“. Unterstützt werde der Aufruf von zahlreichen Veranstaltern, Musikschaffenden und den ehemaligen Initiatoren der Berliner Loveparade. Ob Boote wieder auf dem Landwehrkanal oder auch auf der Spree schwimmen sollen, war zunächst noch unklar. Die „Abschlusstanzkundgebung“ soll im Treptower Park nahe der Insel der Jugend stattfinden, erwartet würden bis zu 2500 Teilnehmer, die sich an die Corona-Regeln halten sollten. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Am Pfingstsonntag 2020 hatte eine Protestaktion und Party mit Schlauchbooten auf dem Landwehrkanal für Irritationen gesorgt. Etwa 3000 Menschen nahmen teil. Im Urbanhafen des Kanals schwammen am Schluss dicht an dicht zahlreiche Schlauchboote voller Menschen, am Ufer wurde gefeiert. Die meisten Teilnehmer hielten weder Abstandsregeln ein, noch trugen sie einen Mundschutz. Politiker und auch Clubvertreter kritisierten die Veranstaltung. (dpa)
Der Tagesspiegel
Veranstalter und Musikschaffende wollen in Berlin erneut auf dem Wasser für mehr Party-Freiheiten in der Pandemie demonstrieren. Erwartet werden 2500 Menschen.
[ "Gentrifizierung", "Gesundheit", "Coronavirus", "Treptow-Köpenick" ]
Berlin
Berlin
2021-06-10T10:47:21.000Z
Erneute Bootsdemo in Berlin: Partyszene will gegen „Tanzverbot im Freien“ protestieren
https://www.tagesspiegel.de//berlin/partyszene-will-gegen-tanzverbot-im-freien-protestieren-6854584.html?icid=in-text-link_4258591
Berlin: Helga Ballhaus überraschend gestorben
Zuletzt ist sie Mitte August noch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kameramann Michael Ballhaus , bei der Premiere der „Dreigroschenoper“ im Admiralspalast gewesen – Ballhaus stellte gerade Martin Scorseses neuen Film „The Departed“ in Berlin fertig. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist Helga Maria Ballhaus am 28. September überraschend gestorben. Michael Ballhaus hat gern auf die wichtige Rolle verwiesen, die seine Frau für seine Arbeit gespielt hat. So hat sie das Design für verschiedene Fassbinder-Filme mitentworfen und wurde für die Ausstattung von Fassbinders „Ehe der Maria Braun“ gemeinsam mit Norbert Scherer mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Auch als Schauspielerin wirkte sie in einigen Fassbinder-Filmen mit. Michael und Helga Ballhaus waren seit 1960 verheiratet. Sie haben zwei Söhne, die auch in der Filmbranche tätig sind. Tsp -
Der Tagesspiegel
Zuletzt ist sie Mitte August noch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kameramann Michael Ballhaus , bei der Premiere der „Dreigroschenoper“ im Admiralspalast gewesen – Ballhaus stellte gerade Martin Scorseses neuen Film „The Departed“ in Berlin fertig. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist Helga Maria Ballhaus am 28.
[]
Berlin
Berlin
2006-10-08T22:00:01.000Z
Berlin: Helga Ballhaus überraschend gestorben
https://www.tagesspiegel.de//berlin/helga-ballhaus-uberraschend-gestorben-1391125.html
Unfall auf der B2: Frontalzusammenstoß: Kind und vier Erwachsene schwer verletzt
Potsdam - Bei einem Frontalzusammenstoß von zwei Autos zwischen Groß Glienicke und Potsdam sind ein sechsjähriges Mädchen und vier Erwachsene schwer verletzt worden. Eine 19-jährige Fahranfängerin war bei dem Unfall am Freitagabend in den Gegenverkehr geraten, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Potsdam am Sonntag. Unklar blieb zunächst, wie es zu dem Unglück kam. Die Beteiligten konnten noch nicht befragt werden, hieß es. Die beiden völlig demolierten Fahrzeuge seien zur weiteren Untersuchung sichergestellt worden, sagte der Sprecher. Die junge Frau prallte nach ersten Zeugenaussagen frontal gegen das entgegenkommende Auto und schleuderte noch gegen eine Leitplanke. In dem anderen Wagen saß eine dreiköpfige Familie mit der sechs Jahre alten Tochter. Die Verletzten mussten von der Feuerwehr aus den beiden zerstörten Fahrzeugen teilweise mit schwerem Gerät herausgeholt werden. Die Unfallverursacherin, ihr Beifahrer und die drei Menschen aus dem anderen Wagen wurden schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Sie befanden sich nach  Polizeiangaben auch am Sonntag noch im Krankenhaus. Gudrun Janicke
Der Tagesspiegel
Zwischen Groß Glienicke und Potsdam ist es am Freitagabend zu einem Unfall mit mehreren schwer Verletzten gekommen.
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2017-02-19T10:10:00.000Z
Unfall auf der B2: Frontalzusammenstoß: Kind und vier Erwachsene schwer verletzt
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/frontalzusammenstoss-kind-und-vier-erwachsene-schwer-verletzt-7149352.html
Potsdam-Mittelmark: STABWECHSEL
Ein Stabwechsel erfolgte in der jüngsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT). Stadtparlamentschef Rolf-Dieter Bornschein (SPD), der zwei Jahre lang als KAT-Vorsitzender die geschäftsführende Kommune Teltow vertrat, übergab diese Funktion nun an seinen Stahnsdorfer Amtskollegen Michael Burhenne (CDU). Als Stellvertreter wurde der Kleinmachnower Dr.Klaus Nitzsche gewählt.
Der Tagesspiegel
Ein Stabwechsel erfolgte in der jüngsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT). Stadtparlamentschef Rolf-Dieter Bornschein (SPD), der zwei Jahre lang als KAT-Vorsitzender die geschäftsführende Kommune Teltow vertrat, übergab diese Funktion nun an seinen Stahnsdorfer Amtskollegen Michael Burhenne (CDU).
[]
Potsdam / Potsdam-Mittelmark
Potsdam-Mittelmark
2005-03-11T00:00:00.000Z
Potsdam-Mittelmark: STABWECHSEL
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/potsdam-mittelmark/stabwechsel-7649443.html
Cristiano Ronaldo und weitere Sportstars infiziert: Wie Italiens Fußball gegen die zweite Welle kämpft
In den Sportredaktionen der großen italienischen Medien hatten sie in den vergangenen Tagen noch mehr zu tun als ohnehin schon. Teilweise vergingen nur wenige Minuten zwischen den Eilmeldungen, die „La Repubblica“ oder die „Gazzetta dello Sport“ auf die Telefone ihrer Leser schickten. Der Text war dabei fast immer wortgleich: „xy positivo al coronavirus“. Die Liste der infizierten Athleten gleicht dabei einer Hall of Fame der jüngeren Sportgeschichte. Am Dienstag erwischte es Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo von Juventus Turin, am Donnerstag dann den neunfachen Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi und die Schwimm-Olympiasiegerin Federica Pellegrini. Dazu kommen positive Fälle bei der U 21, beim Giro d’Italia, bei den Kanuten und in vielen weiteren Sportarten. Italien gehörte im Frühjahr zu den am schwersten vom Coronavirus betroffenen Ländern Europas, täglich starben Hunderte Menschen. Im Sommer schien es, als sei die Pandemie einigermaßen unter Kontrolle. Es kehrte nicht nur der Profisport zurück, sondern auch ein Hauch Normalität. Nun steigen die Infektionszahlen jedoch wieder massiv an (10.010 Neuinfektionen am Freitag), in Kampanien wurden die Schulen geschlossen. Beim Thema Covid-19 sind die Italiener sehr sensibel und da kommt es bei der breiten Bevölkerung natürlich nicht sonderlich gut an, wenn sich Fußball-Profis über die Regeln hinwegsetzen. Besonders Ronaldo wurde in den Sozialen Medien heftig kritisiert. Erst reiste er zur Nationalmannschaft in seine Heimat, obwohl das Juve-Team unter Quarantäne stand; Medienberichten zufolge hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. In Portugal posierte Ronaldo dann gut gelaunt mit seinen Mitspielern am Essenstisch, ohne Abstände und Masken. Und nachdem er positiv getestet wurde, ließ er sich mit einem Sanitätsflug und einem Krankenwagen für die Quarantäne in seine Turiner Villa bringen – das immerhin auf eigene Kosten und in Einklang mit den Vorschriften. [Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können] Doch auch abseits von Ronaldo steht die italienische Serie A aktuell nicht gut da. Seit Beginn der Pandemie haben sich laut „Gazzetta dello Sport“ 81 Spieler infiziert, das sind 13,6 Prozent der 595 Erstliga-Profis – aktuell betroffen sind etwa 35, darunter der frühere Schalker Weston McKennie (Juve) und der Ex-Hoffenheimer Jeremy Toljan (Sassuolo). Doch in erster Linie ist es nicht die Quantität der Fälle, sondern der Umgang damit, der Fragen aufwirft. Das gilt insbesondere für die peinliche Posse um das Spitzenspiel zwischen Juve und dem SSC Neapel, das eigentlich vor zwei Wochen hätte stattfinden sollen. Nach zwei positiven Corona-Tests und der Quarantäne-Anordnung des örtlichen Gesundheitsamtes hatte Neapel die Reise nach Turin nicht angetreten. Juve fuhr trotzdem ins Stadion und inszenierte gemeinsam mit der Liga ein krudes Schauspiel. Das Sportgericht wertete das Spiel 3:0 für den Titelverteidiger, Neapel wird außerdem ein Punkt abgezogen. Der Klub aus Kampanien hat Einspruch gegen das Urteil angekündigt. Wo es im Frühjahr noch bis zu einem gewissen Grad Solidarität und Zusammenhalt gab, entwickelt sich nun ein Hauen und Stechen um die eigenen Interessen. Für Liga und Vereine hat die Fortsetzung der Saison essenzielle Bedeutung, sonst droht der finanzielle Kollaps. Juventus hat das vergangene Geschäftsjahr mit einem Minus in Höhe von 89,7 Millionen Euro abgeschlossen – und die wenigsten anderen Klubs haben solch reiche Aktionäre wie die Agnelli-Familie, um solche Verluste auszugleichen. [Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de] So erklärt sich auch das Drängen auf eine Wiederzulassung von Stadionzuschauern, das vom Sportminister aber abgeschmettert wurde. „Im Moment können wir das nicht genehmigen“, sagte Spadafora. „Wir müssen sehen, wie die Infektionskurve bis Mitte November verläuft.“ Ob der Spielbetrieb überhaupt solange aufrecht erhalten werden kann, ist fraglich. Solange heißt es spielen, spielen, spielen – bis ein Team weniger als 13 Profis zur Verfügung oder mindestens zehn positive Tests in einer Woche hat. Beides war beim CFC Genua vor zwei Wochen der Fall, das Spiel gegen den FC Turin wurde verlegt. Genua ist mit insgesamt 17 positiv getesteten Spielern bisher am schwersten betroffen. Noch immer sind zehn Profis erkrankt, an reguläres Mannschaftstraining ist nicht zu denken. Dennoch muss Genua am Montag in Verona antreten – zur Not halt mit einer halben Nachwuchsmannschaft.
Julian Graeber
Ronaldo, Rossi, Pellegrini: In Italiens Sport häufen sich die Corona-Fälle. Die Fußballliga will eine neuerliche Pause unbedingt verhindern, bietet allerdings ein krudes Schauspiel.
[ "Italien", "Coronavirus", "Cristiano Ronaldo" ]
Sport
Sport
2020-10-16T15:34:32.000Z
Cristiano Ronaldo und weitere Sportstars infiziert: Wie Italiens Fußball gegen die zweite Welle kämpft
https://www.tagesspiegel.de//sport/wie-italiens-fussball-gegen-die-zweite-welle-kampft-7664446.html?icid=in-text-link_8515699
Meinung: Hopfen und Malz verloren
Kampagne „Rund um den Ball“ vom 21. Mai In dieser Ausgabe starten sie auf Seite 21 eine Fußball-EM-Kampagne zu den bekanntesten Biersorten der Teilnehmerländer. Nette Idee! Auch als Marketing. Für unseren Nachbarn Polen präsentieren Sie dabei Bier aus Zywiec. Dieses seit Kaiser Franz Josef schon berühmte Quellwasserstädtchen in den Beskiden mit dem guten Bier sollten Sie aber nicht Ziewic, sondern Zywiec oder polnisch korrekt Vywiec schreiben. Steht auch so auf der Flasche drauf! Zu k.-u.-k.-Zeiten nannte man es auch deutsch Saybusch. Soviel Kenntnis über Polen sollte mein Tagesspiegel eigentlich haben. Ihr alter Leser Egbert Steinke, Berlin-Lichterfelde
Der Tagesspiegel
Kampagne „Rund um den Ball“ vom 21. Mai In dieser Ausgabe starten sie auf Seite 21 eine Fußball-EM-Kampagne zu den bekanntesten Biersorten der Teilnehmerländer.
[]
Meinung
Meinung
2012-06-02T22:00:00.000Z
Meinung: Hopfen und Malz verloren
https://www.tagesspiegel.de//meinung/hopfen-und-malz-verloren-6992617.html
Kultur: Die Wagemutige
„Schwellkörper. Das ist eine Frage von Blutüberfüllung und Schleim. Eine Beichte wie vor der letzten Ölung: Ich finde, der Samen riecht schlecht. Was kann ich für meine empfindliche Nase.“ Der Ekel vor dem Sex: Ingrid Thulin spricht ihn aus, in „Das Schweigen“ von 1963, jenem Meisterwerk von Ingmar Bergman, das Skandal machen sollte. Den Schock der Sexualität hat der schwedische Protestant Bergman niemals verharmlost – und keine andere seiner Schauspielerinnen hat den Komplex aus Begierde und Abscheu so verkörpert wie Ingrid Thulin. Im „Schweigen“ spielt sie Esther, die todkranke, kettenrauchende Übersetzerin, die sich ekelt vor der Sinnlichkeit ihrer Schwester, die die Tyrannei des Körpers kennt, den Satz vom Schwellkörper sagt und im Bett masturbiert, aus Eifersucht und aus finsterer Lust. Ingrid Thulin. Es gibt ein Bild von ihr mit Ingmar Bergman bei den Dreharbeiten für „Schreie und Flüstern“. Da steht er hinter ihr und streichelt mit zärtlicher Konzentration ihre Wange. Und Ingrid Thulin senkt den Blick – ein strenges, versonnenes, wunderschön ebenmäßiges Antlitz. Es ist ein seltenes Bild, ein selten freundlicher Moment. In seiner Autobiografie erwähnt der schwedische Regiemeister Ingrid Thulin mit keinem Wort. In seinem Buch „Bilder“ widmet er ihr nur belanglose Bemerkungen. Noch 1983, bei seinem Dokumentarfilm „Nach der Probe“, hat er sich schrecklich mit ihr gestritten. Dabei wirkte sie, genau wie Liv Ullmann, in acht seiner Filme mit und spielt darin einige der größten, radikalsten, wahnsinnigsten Szenen: Ehekriege, Frauendramen, Tragödien der Einsamkeit. Er traute – und mutete – ihr mehr zu als den anderen, seiner Lieblingsschauspielerin Liv Ullmann, Eva Dahlbeck, Bibi und Harriet Andersson, Gunnel Lindblom oder Ingrid Bergman. Ingrid Thulin verkörpert Kühle, Rebellion – und Ekstase. Bergman hatte die 1929 geborene Schwedin Anfang der Fünfzigerjahre beim Theater in Malmö kennen gelernt. 1957 ist sie die Marianne in „Wilde Erdbeeren“, eine schon in jungen Jahren vom Leben betrogene Frau. 1961 ist sie Märta, die panisch Liebende in „Licht im Winter“, Bergmans Abrechnung mit der Abwesenheit Gottes. Darin spricht sie einen langen Liebesbrief direkt in die Kamera, mit bitterem, offenem Gesicht. 1963 dann die Kranke in „Das Schweigen“, die Blut spuckt und um Atem ringt. Und 1972 Karin in „Schreie und Flüstern“, die das kalte Schweigen des Ehemanns nicht mehr erträgt, beim Abendessen ein Glas zerbricht und sich die Scherben später in die Vagina schiebt. Ein stiller Wutanfall, ein Akt masochistischer Raserei: die Totalverweigerin. Ingrid Thulin ist die fragilste und zugleich die stärkste Frau in Bergmans filmischem Universum. Keine sonst, die den Betrachter so unvermittelt anschaut, mit großen, fordernden, entwaffnenden Augen. Ein Blick, dem kaum standzuhalten ist. Natürlich waren die Bergman-Filme nicht alles. Thulin hat mit Luchino Visconti „Die Verdammten“ gedreht, ihr rund 60 Filme umfassendes Arbeitsleben enthält auch Hollywoodstreifen. 1988 war sie, nicht zum ersten Mal, zu Gast bei der Berlinale, mit Marco Ferreris „Haus des Lächelns“. Darin stellt sie eine verliebte Altersheimbewohnerin dar: auf der Leinwand eine würdig unwürdige Greisin, auf dem Podium eine heitere Diva. Seit Anfang der Sechzigerjahre lebte sie in Rom, in den Neunzigern zog sie sich zurück; wegen ihrer Krebserkrankung war sie zuletzt nach Stockholm zurückgekehrt. Die Unbedingtheit ihrer Bergman-Heldinnen hat sie in keiner ihrer übrigen Rollen erreicht. Wenn Liv Ullmann meist das lebensfrohe Alter Ego Bergmans verkörpert, verleiht Ingrid Thulin seiner Schattenseite Ausdruck, dem Unbegreiflichen, Unversöhnlichen, Animalischen auch. So war sie eine großartige, unheimliche Schauspielerin. Und doch ist da, bei aller Unerbittlichkeit, immer auch die Zärtlichkeit. Es stimmt ja nicht, dass Thulin im „Schweigen“ nur Kälte ausstrahlt. Ausgerechnet ihr überlässt Bergman auch die wenigen tröstlichen Momente dieses nachtschwarzen Films. Esther hört Bachs Cembalomusik und vermag es, sich in der Fremde mit dem Hoteldiener zu verständigen. Am Ende hinterlässt sie ihrem Neffen einen Brief, ein kurzes Vermächtnis, in dem sie zwei Wörter aus der fremden Sprache übersetzt: Gesicht und Hand. Das, womit wir einander doch begreifen und nahe kommen können. Nun ist Ingrid Thulin mit 74 Jahren in Stockholm gestorben.
Christiane Peitz
Kühle, Rebellion, Ekstase: zum Tod der Bergman-Schauspielerin Ingrid Thulin
[]
Kultur
Kultur
2004-01-08T23:00:01.000Z
Kultur: Die Wagemutige
https://www.tagesspiegel.de//kultur/die-wagemutige-1079707.html
Abgeordnetenhaus: Dregger neuer Berliner CDU-Fraktionschef
Nach dem Rücktritt des bisherigen Berliner CDU-Fraktionschefs Florian Graf ist ein Nachfolger gefunden. Der 54-jährige Burkard Dregger ist am Dienstagnachmittag mit 27 der 31 Stimmen zum neuen Fraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus gewählt worden. Das entspricht einem Stimmenanteil von 87 Prozent. Als Stellvertreter wurde der ehemalige Gesundheitssenator Mario Czaja gewählt. Er bekam 22 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Damit stimmten 75,9 Prozent der Fraktionsmitglieder für ihn. Bei der Wahl war Dregger, der auch innenpolitische Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus ist, als einziger Kandidat antreten. Die Entscheidung war in einer Gesprächsrunde unter Moderation der CDU-Landesvorsitzenden Monika Grütters gefallen. Graf hatte kürzlich unerwartet seinen Rücktritt erklärt. Er wird beim CDU-Wirtschaftsrat Geschäftsführer des Landesverbands Berlin/Brandenburg. Graf war seit 2011 Berliner Fraktionschef. Sein Mandat im Abgeordnetenhaus behält der 44-Jährige. (AFP, Tsp)
Der Tagesspiegel
Burkard Dregger folgt Florian Graf: Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat eine neue Führung. Und ein Ex-Senator wird Stellvertreter.
[ "CDU" ]
Berlin
Berlin
2018-06-12T14:11:32.000Z
Abgeordnetenhaus: Dregger neuer Berliner CDU-Fraktionschef
https://www.tagesspiegel.de/berlin/dregger-neuer-berliner-cdu-fraktionschef-5524657.html?icid=topic-list_5524666___
Sigmar Gabriel in der Golfregion: Die Araber müssen ihren Streit selbst beilegen
Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erleben. Das gilt auch für Sigmar Gabriel. Mit Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Kuwait besucht der Außenminister vier Länder in drei Tagen. Und das zu einem heiklen Zeitpunkt. Die Katar-Krise nähert sich mit dem Ultimatum der Saudis und ihrer Verbündeten einem Höhepunkt. Es geht um 13 Forderungen, darunter die Schließung des TV-Senders Al Dschasira. Der Ausgang des Showdowns ist ungewiss, die Region ist in Aufruhr. Katar sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und will keinesfalls nachgeben. Die Blockade-Befürworter dagegen beharren auf einem Einlenken der Kataris. Das ist die komplizierte Lage, die Gabriel vorfindet. Eine, die weltpolitisch große Relevanz hat. Aufmerksamkeit ist ihm also sicher. Doch der umtriebige SPD-Mann sollte darauf achten, sich und Deutschlands Möglichkeiten nicht zu überschätzen. Und es scheint, als kenne er seine Grenzen. Er will erklärtermaßen keine Vermittlerrolle übernehmen. Gut so. Die Araber müssen ihren Streit selbst beilegen. Aber der Außenminister kann sich bemühen – anders als US-Präsident Donald Trump es tut –, die Gemüter zu beruhigen. Gelänge ihm das, wäre schon viel erreicht.
Christian Böhme
Der Außenminister will auf seiner Reise keine Vermittlerrolle übernehmen - gut so. Aber er könnte versuchen, die Gemüter zu beruhigen. Ein Kommentar.
[ "Sigmar Gabriel", "Saudi-Arabien" ]
Politik
Politik
2017-07-04T08:59:27.000Z
Sigmar Gabriel in der Golfregion: Die Araber müssen ihren Streit selbst beilegen
https://www.tagesspiegel.de//politik/die-araber-mussen-ihren-streit-selbst-beilegen-6308878.html?icid=in-text-link_5258455
Neuer 50-Euro-Schein: Speziallackierung und Smaragd-Zahl
Europas Verbraucher müssen sich bald an einen neuen 50-Euro-Schein gewöhnen. Die zweite Generation der Euro-Banknoten seit Einführung des gemeinsamen europäischen Bargelds 2002 bekommt erneut Zuwachs. An diesem Dienstag stellt die Europäische Zentralbank (EZB) den neuen Fünfziger in Frankfurt vor, in Umlauf gebracht werden soll er ab dem Frühjahr 2017.Was ist anders an den neuen Scheinen?Neue Sicherheitsmerkmale sollen Geldfälschern das Handwerk erschweren. Bisher wurden Fünfer, Zehner und Zwanziger überarbeitet. Der Wert dieser Scheine ist jeweils als glänzende „Smaragd-Zahl“ aufgedruckt, die ihre Farbe ändert, wenn man die Banknote etwas neigt. Das Wasserzeichen zeigt ein Porträt der griechischen Mythenfigur Europa, der Namensgeberin der neuen Banknotenserie: „Europa-Serie“. Beim Zwanzig-Euro-Schein warteten die Währungshüter zudem mit einem Novum auf: In das Hologramm der Banknote ist ein Porträtfenster integriert. Hält man den 20er gegen das Licht, wird es durchsichtig und man sieht von beiden Seiten ein Porträt der Europa. Sind die Scheine nicht sogar lackiert?Die neuen Fünfer und Zehner sind mit einer Speziallackierung überzogen. Ziel ist, die Scheine haltbarer zu machen - denn gerade kleine Scheine wechseln häufig den Besitzer. „Die bisher gesammelten Erfahrungen lassen den Schluss zu, dass sich die Lebensdauer der Euro-Banknoten durch die Beschichtung tatsächlich erhöht hat“, bilanziert die Bundesbank. Die Produktion einer Banknote kostet im Schnitt acht bis neun Cent.Warum bekommen Verbraucher den neuen 50er nicht jetzt schon?Zunächst erhalten Banken und Einzelhändler die Gelegenheit, Geräte und Personal auf den Umgang mit den runderneuerten Geldscheinen vorzubereiten. Auch Automaten müssen entsprechend eingestellt werden. Mit dem neuen Fünfer hatte es im Mai 2013 anfangs Probleme gegeben: An vielen Automaten in Europa konnten Verbraucher ihren Fahrschein oder das Parkticket damit nicht bezahlen, weil die Software der Automaten nicht rechtzeitig umgestellt worden war.Welche Scheine der neuen Euro-Banknotenserie gibt es schon?Seit dem 2. Mai 2013 ist der runderneuerte Fünfer im Umlauf, am 23. September 2014 folgte der Zehner, am 25. November 2015 der Zwanziger. Die alten Scheine bleiben gültig und werden nach und nach von den Notenbanken ausgetauscht. Das geht vergleichsweise schnell: Beim 20er zum Beispiel war bereits Mitte Januar 2016 - also knapp zwei Monate nach Einführung - gut jeder zweite Schein (56 Prozent) einer aus der neuen Serie. Im März 2016 stammten nach Bundesbank-Angaben bereits 85 Prozent der von Geschäftsbanken bei der Notenbank eingezahlten 20-Euro-Banknoten aus der neuen „Europa-Serie“. Warum betreiben die Währungshüter so einen Aufwand?Für Kriminelle ist Geldfälschen ein lukratives Geschäft. Im vergangenen Jahr wurden so viele Euro-Blüten aus dem Verkehr gezogen wie nie seit Einführung des Euro-Bargeldes 2002: 899 000 gefälschte Scheine zählte die Europäische Zentralbank (EZB). Rund elf Prozent davon (95 357 Stück) entdeckten Banken, Handel und Polizei in Deutschland - auch dies war der höchste Stand seit Einführung der gemeinsamen Währung. Fälscher setzen dabei vor allem auf Banknoten mit höherem Wert: Weltweit war 2015 jede zweite Euro-Blüte ein Zwanziger (51 Prozent), in Deutschland gehörten 40 Prozent in diese Kategorie. Am stärksten setzten Geldfälscher in Deutschland auf den „falschen Fuffziger“: Fast jeder zweite nachgemachte Schein war eine Fünfzig-Euro-Banknote (49 Prozent): 46 567 Stück.Wie wahrscheinlich ist es, mit Falschgeld in Berührung zu kommen?Trotz der gestiegenen Zahlen ist es relativ unwahrscheinlich, dass einem Falschgeld untergejubelt wird. Die EZB betont: „Gemessen an der steigenden Zahl echter Banknoten im Umlauf - mehr als 18 Milliarden in der zweiten Jahreshälfte 2015 - ist der Anteil der Fälschungen nach wie vor sehr gering.“ Rein rechnerisch entfielen im vergangenen Jahr in Europa 27 falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner, in Deutschland waren es sogar nur 12 Banknoten je 10 000 Einwohner.Warum wurde denn beschlossen, den 500er abzuschaffen?Anfang Mai beschloss der EZB-Rat, dass die neue „Europa-Serie“ nur noch sechs Stückelungen umfassen wird. Nach dem 50er werden noch der 100- und der 200-Euro-Schein überarbeitet. Die Ausgabe des 500-Euro-Scheins soll „gegen Ende 2018“ eingestellt werden. Befürworter versprechen sich davon, dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. Ob das klappt, ist umstritten.Die im Umlauf befindlichen 500er bleiben gesetzliches Zahlungsmittel und sollen unbegrenzt umtauschbar sein. EZB-Präsident Mario Draghi versichert, das Aus für den 500er habe „nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun mit der Abschaffung oder der möglichen Abschaffung von Bargeld“. Die EZB hat die Hoheit über die Banknoten im Währungsraum mit mittlerweile 19 Mitgliedsstaaten. In ihrem obersten Führungsgremium, dem EZB-Rat, reicht für Änderungen eine einfache Mehrheit. Vertreten sind dort die sechs Mitglieder des EZB-Direktoriums sowie die Notenbankchefs der 19 Euroländer. dpa
Der Tagesspiegel
Heute stellt die Europäische Zentralbank den neuen 50-Euro-Schein vor. Bezahlen kann man damit allerdings noch nicht.
[ "Eurokrise" ]
Wirtschaft
Wirtschaft
2016-07-05T07:42:42.000Z
Neuer 50-Euro-Schein: Speziallackierung und Smaragd-Zahl
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/speziallackierung-und-smaragd-zahl-5221861.html
Baden-Württemberg: Auto fährt in Menschenmenge - Drei Schwerverletzte
Ein Auto ist in Stuttgart in eine Menschenmenge gefahren und hat drei Menschen schwer verletzt. Nach Auskunft eines Polizeisprechers gibt es zudem mehrere Leichtverletzte.  Der Fahrer des Fahrzeugs, das in die Menschengruppoe fuhr, ist demnach nicht verletzt worden. „Er wird gerade verhört“, sagte der Polizeisprecher.  Mit Aussagen zu den Hintergründen des Vorfalls hält sich die Polizei noch zurück. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“ Bei dem Fahrzeug handelt sich um einen Mercedes-G-Klasse. Die Mercedes-G-Klasse ist eine Art Geländewagen. © dpa-infocom, dpa:250502-930-492506/3 Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.
Der Tagesspiegel
Ein Fahrer in einer Mercedes-G-Klasse fährt in Stuttgart in eine Gruppe von Fußgängern. Es gibt mehrere Schwerverletzte.
[]
Gesellschaft / Panorama
Panorama
2025-05-02T17:40:30.000Z
Baden-Württemberg: Auto fährt in Menschenmenge - Drei Schwerverletzte
https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/panorama/baden-wurttemberg-auto-fahrt-in-menschenmenge-drei-schwerverletzte-13630954.html
Brandenburg: Autofahrer müssen mit schärferen Kontrollen rechnen Unfallstatistik 2014: So wenig Verkehrstote wie nie. Aber es kracht alle sieben Minuten auf den Straßen
Potsdam - Brandenburgs Polizei setzt weiter auf auf verstärkte Blitzer-Kontrollen. „Das ist keine Androhung von Abzocke“, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitag in Potsdam. Das Unfallgeschehen zeige jedoch, dass das Land mit seiner repressiven Linie und präventiven Maßnahmen richtig liege. Im vorigen Jahr sank die Zahl der Verkehrstoten laut Statistik auf den bisherigen Tiefstand in der Geschichte des Landes. Auf den Straßen starben 139 (2013: 170) Menschen, 1992 waren es noch 876 Menschen – so viel wie ein märkisches Dorf. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle sank 2014 erstmals unter die 80 000er-Marke. Allerdings gab es 10 739 Verletzte und damit 4,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Hauptursache für Unfälle bleiben laut Polizei Raserei und Alkohol am Steuer. Alkoholisierte Autofahrer haben im vergangenen Jahr 1165 Unfälle (2013: 1135) verursacht und dabei 578 Menschen verletzt. Das waren 16,3 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. Mehr als 1,3 Millionen Temposünder wurden bei Kontrollen erwischt. Deren Raserei hat wesentlich zum Anstieg der eingenommenen Bußgelder von 42 auf 46 Millionen Euro im vergangenen Jahr geführt. Die Zahl ist noch bemerkenswerter, weil die Polizei nach eigenen Angaben beim Blitzen außerhalb geschlossener Ortschaften nur noch krasse Temposünder herausfischt, kleine Überschreitungen inzwischen durchgehen lässt. Der amtierende Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke kündigt an, Brandenburg werde sich erneut am „Blitzermarathon“ (16./17. April) beteiligen. Nach Berliner Vorbild sollen Bürger erstmals die Behörden auf Orte hinweisen können, wo sich Radarkontrollen besonders lohnen könnten. Zudem soll es künftig häufiger gemeinsame Kontrollen mit Berlin geben. Neu für Brandenburg ist, dass die Polizei immer häufiger auch auf Fahrer stößt, die Drogen – vor allem sind es Cannabis und Speed – konsumiert haben. „Auf dem Gebiet werden wir mehr machen müssen“, sagte Mörke. Er sieht guten Grund, den Druck bei der Verfolgung von Drogenkonsumenten am Steuer zu erhöhen: „Angesichts der Opfer von Raserei, Rücksichtslosigkeit und anderen Verkehrsverstößen kann ich gar nicht anders.“ Dass sich die Zahl erwischter Drogensünder am Steuer erhöht hat, hängt aber auch mit neu eingeführten Drogenmessgeräten zusammen. Trotz Trendwende ist das Risiko, im Straßenverkehr zu sterben, in Brandenburg nach wie vor höher als in vielen anderen Ländern. Mit 57 Verkehrstoten je eine Million Einwohner liegt das Land weiter deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 42 Getöteten. Schlechter sind nur Sachsen-Anhalt (61) und Mecklenburg-Vorpommern (58). Ein Grund für die hohe Todesrate bleiben die Alleen im Land. 54 Menschen sind infolge solcher Baumunfälle im vergangenen Land gestorben – zehn Jahre zuvor waren es noch 118. Mit Tempo 70 auf Alleen und mehr Leitplanken versucht das Land, die Gefahr zu senken. „Wir werden weiter darauf dringen, dass die Beschränkung von 70 Stundenkilometern durchgesetzt wird“, betonte Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (parteilos). Sie hob den Führerschein mit 17 hervor, den allein im vergangenen Jahr 8680 junge Menschen nutzten. Unfälle nach Discobesuchen sollen auch weiterhin mithilfe von Fifty-fifty-Tickets, mit denen Jugendliche zum halben Preis Taxi fahren können, vermieden werden. Das Land gibt dafür 2015 rund 62 000 Euro aus. (mit thm)
Marion van der Kraats, dpa
Potsdam - Brandenburgs Polizei setzt weiter auf auf verstärkte Blitzer-Kontrollen. „Das ist keine Androhung von Abzocke“, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitag in Potsdam.
[]
Potsdam / Brandenburg
Brandenburg
2015-02-28T00:00:00.000Z
Brandenburg: Autofahrer müssen mit schärferen Kontrollen rechnen Unfallstatistik 2014: So wenig Verkehrstote wie nie. Aber es kracht alle sieben Minuten auf den Straßen
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/brandenburg/autofahrer-mussen-mit-scharferen-kontrollen-rechnen-unfallstatistik-2014-so-wenig-verkehrstote-wie-nie-aber-es-kracht-alle-sieben-minuten-auf-den-strassen-7244686.html
Interview mit Kader Attia: „Die Banlieue ist nahe an Saudi-Arabien“
Monsieur Attia, wie haben Sie den 13. November erlebt? Viele Menschen, die mir nahestehen, haben jemanden verloren. Ein befreundetes Paar hat ein Kind verloren, mein Arzt hat Kinder verloren, eine Bekannte hatte zwei Kugeln im Rücken. Ich kenne die Gegend gut, keine 50 Meter entfernt vom Petit Cambodge, in der Rue Alibert, hatte ich vor 15 Jahren selbst eine Bar. Sie stammen aus Dugny in Seine-Saint-Denis. Einige der Attentäter lebten dort oder sind dort aufgewachsen. Wie nehmen Sie den Ort Ihrer Kindheit jetzt wahr? Ich bin in Dugny geboren, aufgewachsen bin ich eine Stadt weiter, in Garges-lès-Gonesse. Meine Jugend verbrachte ich in Sarcelles, einer Banlieue-Stadt, die von Hochhaussiedlungen geprägt ist. Ich bin in einem sehr armen Kontext aufgewachsen, es gab schlechte Lehrer, die Klassenräume waren nicht beheizt. Heute ist es noch schlimmer. Ich war gerade in Paris, bei meinem Bruder, der meinte: Kader, kannst du dich noch an das Einkaufszentrum erinnern? Er zeigte mir, warum er nicht mehr hingeht. Nachts sind da Dealer, die Feuer in Mülltonnen anzünden, um sich zu wärmen, auf dem Parkplatz warten in Autoschlangen Drogenkäufer. Andere grillen Schafshälften auf offener Straße. Die Mädchen, 14, 15 Jahre alt, prostituieren sich zwischen Ratten und Dreck. Das gab es früher nicht. © privat Wie konnte sich das in knapp 30 Jahren so verschlimmern? In den 80ern wuchs die Armut, die ersten Krisen trafen Frankreich. Muslime, Juden und Katholiken wohnten noch zusammen in der Banlieue, aber dann kam das Heroin. Die Menschen versprachen sich etwas vom Neoliberalismus der Chicago Boys, in der Vorstadt vergrößerte sich jedoch nur die Arm-Reich-Schere. Die 90er waren das Jahrzehnt der Krawalle. Die ökonomische Krise spitzte sich zu, die Rechte kam mit Chirac und Pasqua an die Macht, Repression und Polizeigewalt nahmen zu. Filme wie „La Haine“ und „Raï“ kamen ins Kino, das Thema wurde riesig. In „Raï“ spielt ein Bruder von mir mit; der Film wurde in Garges-lès-Gonesse gedreht. Zwischen Juli und Oktober 1995 gab es in Paris die erste islamistische Anschlagswelle. Bei dem Anschlag auf den RER-Bahnhof Saint Michel starben acht Menschen. Wirklich schlimm wurde es nach dem 11. September. Alle waren live dabei, vor dem Fernseher. Ich bezeichne das gerne als „Abschaffung des Raums“: Es fühlte sich an, als seien alle unmittelbar betroffen. Durch Frankreich ging ein ideologischer Riss: Wer es sich leisten konnte, flüchtete schon wegen der Krawalle aus der Banlieue, die Armen blieben, mit dem 11.September kamen Stigmatisierung und Exklusion hinzu. Vier Jahre später begannen die größten Unruhen in Paris, der Rhythmus der brennenden Autos wurde immer schneller, die Polizei immer brutaler. Nur wurde nie den Menschen in der Banlieue die Möglichkeit geboten, ihre ökonomische Situation zu verbessern. Im Gegenteil: Bildungsprojekte wurden vernachlässigt, es wuchs der Frust über den Ausschluss aus der Konsumgesellschaft. Die Bewohner der Banlieue leben an der Grenze zu einer der reichsten Städten der Welt, viele arbeiten im Zentrum von Paris. Sie selbst sehen von diesem Geld aber oft nicht viel. Welche Folgen hat das? Ein Beispiel für das Verhältnis zwischen der Pariser Stadtgesellschaft zur Banlieue: Seit der Silvesternacht 2005 entstand eine Art Ritual der französischen Medien. Jedes Jahr heißt es am 1. Januar auf allen Fernsehkanälen: „Die Zahl der verbrannten Autos ist auf 1000-so-und so-viel gestiegen“ – „100 verbrannte Autos weniger als im Vorjahr“... Zwischen Birnen und Käse wird die Bilanz verbrannter Autos einer einzigen Nacht serviert, als sei das etwas Normales. Die Jugendlichen im Viertel wissen, dass sie keine Zukunft in diesem System haben. Was hält sie davon ab, wegzugehen? Man muss sich nur die Profile der jungen Dschihadisten anschauen: arbeitslos, aus der Schule geflogen oder abgebrochen. Ihre Bildung holen sie sich im Internet. Und da warten die Verschwörungstheoretiker, Neonazis, Islamisten. Wieder die Abschaffung des Raums: Das Internet macht es leicht, Kontakt in diese Zirkel zu bekommen. Am Ende gibt es dann solche Fälle wie den der Cousine des Drahtziehers der Anschläge. Die 26-jährige Französin Hasna Aït Boulahcen, die beim Polizeieinsatz in Saint-Denis getötet wurde, nachdem sie mit einer Kalaschnikow auf die Beamten zustürmte. Noch vor fünf Monaten hat sie halbnackte Badezimmer-Selfies gemacht. (Mittlerweile ist bekannt geworden, dass die Bilder nicht Aït Boulahcen zeigen, sondern eine unbeteiligte Frau, Anm. der Red.) Ihr Bruder sagt, sie hatte noch nie einen Koran in der Hand. Diese jungen Leute sind keine ISKämpfer à la Abu Bakr al Baghdadi, der ein großer Kenner des Islam und Psychopath ist. Das sind Vorstadtkinder, die sich von solchen Häschern benutzen lassen. Religion funktioniert eher auf eine pornografische Art. Sie bedient sich der neuen Kommunikationsmittel. Je einfacher der Zugang, desto mehr Menschen berührt es. Der algerische Schriftsteller Fewzi Benhabib ist vor 20 Jahren von Algier nach Saint-Denis geflohen. Nach den Attentaten schrieb er nun, Saint-Denis sei in der Hand von Islamisten. In Bab el Oued ginge es heutzutage liberaler und toleranter zu als in Teilen der Pariser Banlieue. Als ich vor sechs Jahren meine Mutter in Garges-lès-Gonesse besuchte, wollte ich mich ins W-Lan einwählen. Auf der Liste der verfügbaren Netze fand sich „Al Qaida“ und „Jihad-en-force“. Die Banlieue ist näher an Saudi-Arabien als Bab el Oued. Weil sich alles im Internet abspielt und Bab el Oued weniger Computer hat. Das Soziotop Banlieue schließt Menschen aus, die dann wiederum über das Internet nach Anschluss suchen? Es macht mich fassungslos, dass nichts dagegen getan wird. Wieso wird es vom Staat so lax gesehen, dass ihm eine komplette Bevölkerungsgruppe verloren geht? Was könnte der Staat denn tun? Er könnte denjenigen Geld und Unterstützung geben, die in diesen Universen positiv wirken. Vor Ort. Er könnte in Bildung investieren, damit Jugendliche mit dem umzugehen lernen, was im Internet auf sie einwirkt. Er könnte das tun, was seine Aufgabe ist, und in die enormen urbanen Räume reinvestieren, die jahrzehntelang ignoriert wurden. Seit den Anschlägen ist viel von „unseren Werten“ die Rede, die es zu verteidigen gilt. Glauben Sie, dass sich die Menschen in Saint-Denis, Sarcelles oder Clichy mit den Parisern aus dem 16. Arrondissement auf einen Wertekatalog einigen könnten? Sie werden sagen: Ich weiß nicht, wovon du redest. Sie fühlen sich nicht zugehörig. In Frankreich herrscht seit Jahrzehnten eine Art soziale Kolonialisierung. Der Riss zwischen den ärmer werdenden Armen und den reicher werdenden Reichen sorgt dafür, dass die Armen sich dominiert fühlen. Die weißen, wohlhabenden Männer, die in Frankreich in Machtpositionen sind, sind meist so weit von den Problemgegenden entfernt – geografisch wie mental –, dass es ihnen egal sein kann, wenn sich dort junge Menschen zu Kämpfern rekrutieren lassen. Ich glaube nicht, dass die Werte der Republik in diesen Vierteln ankommen. Es ist eine soziale Frage: Wenn ein Kind maghrebinischer Eltern in höhere Zirkel aufsteigt und auf der Café-Terrasse sitzt, wird es auch von „Werten der Republik“ reden und stolz sein Glas schwenken, als sei ein teures Glas Wein eine Form des Widerstands. Das Gespräch führte Fabian Federl Der Künstler: Der französische Künstler Kader Attia, 1970 in Dugny bei Paris geboren, wuchs in verschiedenen Städten in der Pariser Banlieue und in Algerien auf. Er stellte bereits in der Tate Modern in London und dem MoMA in New York aus und war auf der Documenta 13 vertreten. Bis zum 28.11. ist er in der Berliner Galerie Nagel Draxler (Weydinger Str. 2/4) zu sehen. In seinem Werk beschäftigt sich Attia vor allem mit (Post-)Kolonialismus, Identitätspolitik und kultureller Hegemonie. Attia lebt in Berlin und Algier. Korrektur: In einer früheren Version fehlte der Hinweis, dass die "Badezimmer-Selfies" nicht Aït Boulahcen zeigen. Danke an den Kommentator H.M., der darauf hingewiesen hat.
Fabian Federl
Der französisch-algerische Künstler Kader Attia über den Terror in Paris, das Drama der Vorstädte und die Werte der Republik.
[ "Frankreich", "Terroranschlag Paris", "Islamismus" ]
Kultur
Kultur
2015-11-27T11:07:03.000Z
Interview mit Kader Attia: „Die Banlieue ist nahe an Saudi-Arabien“
https://www.tagesspiegel.de//kultur/die-banlieue-ist-nahe-an-saudi-arabien-3678847.html?icid=in-text-link_3805759
Bundesliga-Teams setzen sich durch: Frankfurt und Freiburg ziehen ins Pokal-Viertelfinale ein
Eintracht Frankfurt hat als sechster Fußball-Bundesligist das Pokal-Viertelfinale erreicht. In einem rasanten Hessen-Derby setzte sich die Eintracht am Dienstagabend im Achtelfinale mit 4:2 (2:2) gegen Zweitliga-Spitzenreiter SV Darmstadt 98 durch. Vor 49.500 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena erzielten zwei Mal Randal Kolo Muani (6./90. Minute), Rafael Borré (44.) und Daichi Kamada (62.) die Tore für den Bundesligisten. Mathias Honsak (29./31.) traf für die Gäste.  Auch der SC Freiburg hat das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Das Team von Trainer Christian Streich setzte sich im Achtelfinale beim Zweitligisten SV Sandhausen mit 2:0 (0:0) durch. Hamadi Al Ghaddioui mit einem Eigentor in der 87. Minute und Freiburgs Joker Nils Petersen (90.+4) beendeten Sandhausens Traum von einer Überraschung vor 11.782 Zuschauern.  Das Viertelfinale im DFB-Pokal haben neben Frankfurt und dem SC Freiburg auch der VfB Stuttgart, RB Leipzig, Bayern München und Union Berlin erreicht. Die letzten beiden Achtelfinal-Partien finden am Mittwoch statt. Der VfL Bochum empfängt dann Borussia Dortmund zum Ruhr-Derby, Zweitligist 1. FC Nürnberg trifft auf Ligarivale Fortuna Düsseldorf. (dpa)
Der Tagesspiegel
Eintracht Frankfurt hat sich im DFB-Pokalspiel gegen Zweitliga-Spitzenreiter SV Darmstadt 98 durchgesetzt. Der SC Freiburg gewann gegen den SV Sandhausen mit zwei späten Toren.
[]
Sport
Sport
2023-02-07T22:03:37.000Z
Bundesliga-Teams setzen sich durch: Frankfurt und Freiburg ziehen ins Pokal-Viertelfinale ein
https://www.tagesspiegel.de//sport/bundesliga-teams-setzen-sich-durch-frankfurt-und-freiburg-ziehen-ins-pokal-viertelfinale-ein-9309098.html?icid=in-text-link_9320393
Snooker: Ronnie O’Sullivan: Mit Spaß zum Rekord
Kurz vor dem Meilenstein blieb noch Zeit für einen Spaß. 99 Punkte hatte Ronnie O’Sullivan nacheinander erzielt, ohne dass der Gegner am Tisch war. Nur einer fehlte noch für das 1000. Century-Break seiner Karriere. O’Sullivan setzte zum Stoß an, hielt dann inne und lachte. Er setzte noch einmal an, nur um wieder kurz zu warten und das Queue von der rechten in die linke Hand zu legen. Dann war es endlich soweit: O’Sullivan lochte die rote Kugel für Punkt Nummer 100 und reckte danach die Hand nach oben. Bei jedem weiteren Stoß wurde es anschließend in der Prestoner Guild Hall laut wie in einer Stierkampfarena. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Fans jeden Ball bejubeln“, sagte der 43-jährige Engländer später strahlend. Das Rekord-Break brachte ihm auch den Sieg im letzten Frame des Finales der Players Championship, 10:4 hieß es am Ende gegen den Australier Neil Robertson. Für O’Sullivan war es der 35. Sieg bei einem Weltranglistenturnier – nur Stephen Hendry hat noch einen mehr. Als 16-Jähriger spielte O’Sullivan 1992 gleich in seinem ersten Profimatch das erste 100er-Break. Ein gutes Jahr später feierte er ebenfalls in Preston bei der UK Championship den ersten Turniersieg – im Finale schlug er damals eben jenen Stephen Hendry, der mit sieben Weltmeistertiteln immer noch zwei mehr hält als O’Sullivan. Hendry kommentierte am Sonntagabend das Match live für das britische Fernsehen und meinte: „Er ist heute mehr fokussiert darauf, zu gewinnen und nicht mehr einfach nur eine Show abzuliefern.“ Dass O’Sullivan die Show liebt, daran hat sich allerdings nichts geändert. Vor allem liebt er die große Bühne, auf der er sich inszenieren kann. Passt ihm etwas nicht, spricht er das aus – und erntet dabei oft genug Kopfschütteln. So machte er zuletzt kein Geheimnis daraus, dass ihm die Veränderungen auf der Snooker-Tour in den vergangenen Jahren nicht gefallen. Die vielen Turniere überall auf der Welt mit ihren Qualifikationsrunden, die in kleinen Hallen ohne viel Publikum ausgetragen werden, sind O’Sullivan ein Dorn im Auge. Auch deshalb sagte er nach seinem Sieg am Sonntag: „Wenn du Top-Spieler in eine Top-Arena steckst, dann bekommst du auch Top-Snooker.“ In Preston durften nur die besten 16 Profis der aktuellen Saison antreten, gerade mal vier Matches musste O`Sullivan bestreiten, um sich den Titel zu sichern. Das allerdings gelang ihm auf grandiose Art und Weise. Im Finale spielte er drei 100er-Breaks, vor der Abendsession führte er schon 7:2. „Ich habe nicht viel falsch gemacht, aber er hat heute den Tisch auseinandergenommen“, sagte Endspielgegner Robertson. Und O’Sullivan, der sonst eher selten wirklich zufrieden ist mit sich und der Welt, meinte: „Ich habe wirklich brillant gespielt und das Ganze mit dem 1000. Century zu beenden, ist natürlich großartig.“ O’Sullivan ist aktuell "nur" die Nummer zwei der Weltrangliste, was allerdings vor allem daran liegt, dass er nicht mehr so viel spielt. Der größte Star seines Sports ist er dennoch. Neun Turniere hat er in dieser Saison nur bestritten, stand dabei aber sechsmal im Finale und gewann vier Titel. Auf seine vermeintlich alten Tage spielt O’Sullivan sein womöglich bestes Snooker. „Er ist in seiner eigenen Liga, wenn es um das Positionsspiel und die Kunst des Aufbau von Breaks geht“, lobte Stephen Hendry. Der heute 50-Jährige hatte 2012 seine Karriere beendet, weil er nicht daran glaubte, im fortgeschrittenen Alter noch Turniere gewinnen zu können. 775 Centuries schaffte Hendry und liegt damit immer noch auf Platz zwei in dieser Hinsicht. O’Sullivan denkt aktuell nicht ans Aufhören. Kürzlich sagte er, dass er auch mit 50 noch dabei sein will. Um Rekorde gehe es ihm dabei nicht unbedingt: „Das ist nicht meine Motivation, auch wenn es schön ist, sie zu erreichen.“ Wichtiger ist Ronnie O’Sullivan der Spaß an seinem Spiel – so wie am Sonntag im Finale von Preston.
Jörg Leopold
Der englische Snooker-Star spielt auf großer Bühne das 1000. Century-Break seiner Karriere und denkt noch lange nichts ans Aufhören.
[]
Sport
Sport
2019-03-11T12:02:51.000Z
Snooker: Ronnie O’Sullivan: Mit Spaß zum Rekord
https://www.tagesspiegel.de//sport/ronnie-osullivan-mit-spass-zum-rekord-4046308.html
Ukraine-Konflikt: Merkel und Putin schalten Normandie-Format ein
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin wollen die jüngste Eskalation zwischen Russland und der Ukraine im sogenannten Normandie-Format behandeln. Bei einem Gespräch am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires hätten beide am Samstag vereinbart, dass außenpolitische Berater Deutschlands, Russlands, der Ukraine und Frankreichs über die Situation im Asowschen Meer sprechen sollten, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. "Die Bundeskanzlerin machte noch einmal ihre Sorge über die Zuspitzung an der Straße von Kertsch und ihr Eintreten für die Freiheit des Schiffsverkehrs ins Asowsche Meer deutlich." Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Die russische Marine hatte in der Meerenge von Kertsch im Osten des Schwarzen Meeres drei ukrainische Schiffe geentert und die Besatzungen festgenommen. Das Thema habe neben der Lage in Syrien im Mittelpunkt des Gesprächs mit Putin gestanden, hieß es. Zum Thema Syrien sei man sich einig gewesen, dass man weiter versuchen müsse, den Krieg durch einen politischen Prozess zu beenden. Putin ließ über seinen Sprecher erklären, er habe der Kanzlerin bei dem Treffen am Rande des G20-Gipfels die Umstände der Konfrontation mit der Ukraine im Schwarzen Meer "ausgiebig und im Detail erklärt". Dies habe er zuvor schon bei seinem bilateralen Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron so gemacht. Macron hatte den Kreml-Chef bei der Begegnung nach Angaben des Élysée-Palasts dazu aufgefordert, nun in eine "Phase der Deeskalation" gegenüber der Ukraine einzutreten. Der russische Staatschef unterhielt sich am Rande des G20-Gipfels auch noch kurz mit US-Präsident Donald Trump. „Wie auf multilateralen Treffen üblich, hatten Präsident Trump und die First Lady eine Reihe informeller Unterhaltungen mit Staatsleuten beim Abendessen gestern Abend, darunter auch mit Präsident Putin“, gab die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, am Samstag bekannt. Trump hatte das für Freitag geplante bilaterale Treffen mit Putin kurzfristig abgesagt. Zur Begründung führte er die Zuspitzung in der Ukraine-Krise an. (Reuters, dpa)
Der Tagesspiegel
Im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sollen außenpolitische Berater Deutschlands und Frankreichs vermitteln. Die Bundeskanzlerin ist besorgt.
[ "G20-Gipfel", "Russland", "Krim-Krise" ]
Berlin
Berlin
2018-12-01T17:50:05.000Z
Ukraine-Konflikt: Merkel und Putin schalten Normandie-Format ein
https://www.tagesspiegel.de/berlin/merkel-und-putin-schalten-normandie-format-ein-4613896.html?icid=topic-list_4015765___
Hochhäuser am Stern-Center: Planungen für Neubauten werden konkreter
Potsdam - Pläne für den Bau von zwei neuen Hochhäusern mit rund 700 Wohnungen neben dem Stern-Center im Stadtteil Drewitz nehmen Gestalt an. Ein entsprechender vorhabenbezogener Bebauungsplan soll in der nächsten Woche in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden, teilte das Rathaus mit. Grundlage bilde ein Antrag des Betreibers des Stern-Center, der Hamburger ECE Projektmanagement. Wie berichtet sollen dort zwei Parkplätze bebaut werden. Die Wohnungen sollen „zum Teil mietpreisgedämpft“ sein. Stimmen die Stadtverordneten der Aufstellung des Bebauungsplanes zu, sollen anschließend Öffentlichkeit und Behörden beteiligt werden. Frühere Pläne für den Bau eines Sportartikelmarktes hatten sich 2015 zerschlagen. © Andreas Klaer Parallel läuft ein Gestaltungsverfahren. Damit sollen die städtebaulichen und architektonischen Entwicklungsmöglichkeiten ausgelotet werden, hieß es. „Dabei werden durch ausgewählte, auch international besetzte Architekturbüros Konzepte für den Standort entwickelt“, so die Stadtverwaltung. Das Ergebnis werde im Sommer 2020 erwartet. Vorgabe sei die Entwicklung von Gebäuden, die sich mit insgesamt circa 60.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und einer Höhe von maximal 60 Metern am bereits bestehenden Stern-Plaza orientieren und sich gleichzeitig städtebaulich in die Umgebung einfügen. Zuletzt hieß es, der Bau solle 2022 beginnen.
Marco Zschieck
Am Potsdamer Stern-Center sollen bis zu 700 neue Wohnungen entstehen. Jetzt muss ein neuer Bebauungsplan her.
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2020-02-25T05:48:00.000Z
Hochhäuser am Stern-Center: Planungen für Neubauten werden konkreter
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/planungen-fur-neubauten-werden-konkreter-7920511.html?icid=in-text-link_7938598
Energetische Sanierung: Champagner im Märkischen Viertel
Zufriedenheit auf Berliner Art, das ist Perlwein und ein bisschen Gemecker: Der Rundgang durchs Märkische Viertel am Mittwoch verschafft Klaus Wowereit (SPD) einen vielfältigen Einblick in die Gefühlswelten von Gesobau-Mietern, die schon in modernisierten Wohnungen leben. Das Gemecker ist sogar charmant verpackt. Ganz nah rutscht die Frau auf der Bank im Einkaufszentrum an den Regierenden Bürgermeister heran, juxt, lacht und bezirzt ihn dann. 60 Euro Miete mehr müsse sie jetzt im Monat für ihre neue Wohnung bezahlen, dabei sei die drei Quadratmeter kleiner als die alte, und den Abfall müsse sie selber nach unten tragen, statt ihn wie früher bequem im Müllschlucker zu entsorgen. Das sei doch nicht richtig, meint die Frau. Wowereit widersteht der Umgarnung. Die Müllschlucker seien unhygienisch gewesen. „Und die Sanierung ist wichtig, damit die Akzeptanz der Mieter erhalten bleibt“, sagt der Regierende. Das scheint zu gelingen, die Gesobau jedenfalls wähnt sich im Einvernehmen mit ihren Mietern. Für rund 440 Millionen Euro bringt das Wohnungsunternehmen bis 2015 mehr als 13 000 Wohnungen im Norden Berlins in Schuss. „Es ist deutschlandweit das größte derartige Projekt“, sagt Gesobau-Vorstand Jörg Franzen. Weil an Fassaden, Heizungen und Fenstern seit Errichtung der Wohntürme in den 1960er Jahren nicht viel passiert ist, waren die Nebenkosten bislang exorbitant. Durch die energetische Sanierung sinkt dieser Posten drastisch, was die Erhöhung der Kaltmiete zumeist halbwegs ausgleicht. Gesobau-Geschäftsbereichsleiter Ulf Lennermann rechnet für einen Teil der bereits fertigen Wohnungen vor: Betriebskosten von vier Euro auf 2,85 Euro je Quadratmeter runter, Kaltmiete von vier auf 5,50 Euro rauf. 2300 Wohnungen seien saniert, 3600 weitere voraussichtlich bis Mitte nächsten Jahres bezugsfertig. „Wir liegen wirtschaftlich und terminlich voll im Plan“, sagt Lennermann. Der CO2-Ausstoß in den Wohnungen halbiert sich laut Gesobau von 40 000 auf 17 000 Tonnen jährlich. „Es ist okay, wir sind zufrieden“, versichert ein Ehepaar dem Regierenden beim kurzen Plausch. Wowereit weiß, dass das in Berlin als „tolles Lob“ zu deuten sei. Die beiden widersprechen nicht, murren aber über die lange dauernde Belästigung durch Lärm und Gerüste. Älteren, kranken und schwangeren Mietern ermöglicht die Gesobau den Umzug in bereits fertige Wohnungen, um von den Umbauarbeiten verschont zu bleiben. Die Hälfte der Mieter in den modernisierten Wohnungen sind ohnehin Neuankömmlinge. „Durch die Sanierung wird das Märkische Viertel attraktiv für Menschen aus ganz Berlin“, freut sich Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU). Vor zwei Jahren fürchtete er noch, der Kiez könne wegen Leerstand und eines steigenden Anteils von Hartz-IV-Empfängern kippen. Bewohner wie Abdelkrim Laidi nehmen ihm diese Sorge. Der aus Algerien stammende Diplomat empfängt Wowereit mit Champagner in seiner hellen Wohnung. Warum er mit seiner Familie ins Märkische Viertel gezogen sei, fragt Wowereit. Seine Kinder sollten in Laufweite der deutsch-französischen Märkischen Grundschule aufwachsen, antwortet Laidi im feinen Anzug. „Dann kann die Krawatte jetzt ab“, sagt Wowereit zum Abschied und trinkt aus. Schließlich braucht das Viertel Mieter, die sich wohlfühlen.
Werner Kurzlechner
Zufriedene Mieter und neue Nachbarn: Die energetische Sanierung tut der Hochhaus-Siedlung offenbar gut. Ein bisschen gemeckert wird trotzdem.
[]
Berlin
Berlin
2010-07-16T12:38:14.000Z
Energetische Sanierung: Champagner im Märkischen Viertel
https://www.tagesspiegel.de//berlin/champagner-im-markischen-viertel-4334224.html
Museumseröffnung: Andachtsraum für die Currywurst
Nun ist es also termingerecht fertig, das neue Museum, und der Andrang der Journalisten bei der Vorstellung am Donnerstag zeigte erneut, dass das Thema einen Nerv trifft – einen Magennerv vermutlich. Doch das ist nichts Neues, die Currywurst mit ihrem klassenlosen Kumpelimage, Lieblingsspeise der Tatort-Kommissare und Trost aller Nachtschwärmer, würde zweifellos im September zur Bundeskanzlerin gewählt, träte sie denn persönlich an. Das wird nichts – aber das Currywurst-Museum ist da, am Sonnabend wird es offiziell eröffnet, ein Andachtsraum für den „Kultsnack“ (Museumssprech). „Sämtliche Dimensionen der Currywurst“ wolle sie beleuchten, versprach die Leiterin Birgit Breloh seinerzeit, und das ist zweifellos auch gelungen, nur gibt es dummerweise nicht allzu viele Dimensionen. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass viele Besucher den scharfen Eintrittspreis von 11 Euro – ohne Wurst – eher unangemessen finden, denn für einen Euro mehr gibt es beispielsweise das Sammelticket für die komplette Museumsinsel, das dann doch erheblich mehr Schauwert verspricht. Zu sehen gibt es das Erwartbare, mit moderner Technik appetitlich, wenn auch ein wenig steril dargeboten. In einem flach hingestreckten Berliner Stadtplan stecken Gäbelchen, die jede ernst zu nehmende Currystation der Stadt markieren, es wird über die vielfältigen Gewürze unterwiesen, die den guten Curry ausmachen, und eine eigene Stube ist den Umtrieben der Herta Heuwer gewidmet, die die deutsche Lieblingsspeise bekanntlich 1949 erfunden hat. Im Fernseher läuft alles, was es von ihr in Sachen TV-Präsenz gibt, das ist vor allem ein Auftritt in Harald Schmidts Show „Pssst“, in der das Rateteam ihr unter dem Stichwort „Sattmacherin der Nation“ auf die Spur zu kommen hatte. Sogar der Pappe unter der Wurst ist eine eigene Abteilung gewidmet, naheliegend, da ein großer Hersteller als Museums-Unterstützer auftritt. So erfahren wir, dass Pappteller nicht nur umweltfreundlich hergestellt werden, sondern im Gegensatz zu Glas oder Porzellan auch nicht gefährlich werden, wenn der Wurstesser sie im Ketchup-Delirium durch die Gegend wirft. Die Geschichte des schnellen Essen wird kurz angerissen, hinter den Türen von vier Kühlschränken dürfen wir betrachten, wie der typische Inhalt bestimmter soziologisch definierter Benutzer – ältere Feinschmeckerin, WG, Kleinfamilie – aussieht. Allerdings führt das bei aller Witzigkeit doch schon stark vom Thema weg. Eine Bildwand behauptet, es gebe eine Typologie der Currywurstbude in drei Ausbaustufen, das mag sein, ist in Berlin aber nur noch von nostalgischem Wert, weil die Tiefbauämter alle drei Typen weitgehend aus der Stadt geekelt haben. Dazu Plastikmodelle typischer Wurstpappen von Ost bis Ruhrpott-rot-weiß, einschlägige TV-Szenen mit den bekannten Tatort-Ermittlern und den Damen vom Grill, schließlich ein kleines Kino, in dem die 20-minütige Dokumentation „Best of the Wurst“ von Grace Lee gezeigt wird. Das ist es. Am Ausgang gibt es dann aus dem authentischen Wagen die Wurst selbst. Für 1,80 Euro sogar relativ preisgünstig. Schützenstr. 70, Mitte, täglich von 10 bis 22 Uhr, Eintritt 11/7 Euro, Kinder bis sechs Jahren frei  Wo schmeckt Ihnen die Currywurst am besten? Schreiben Sie einen Kommentar unter diesen Artikel!
Lars von Törne
Lecker Fleischhappen mit würziger, roter Tunke: Das ist die Currywurst, wie sie die Berliner lieben. Am Samstag wird nun zu Ehren des schnellen Imbiss-Snacks ein Museum eröffnet. Hier geht es - natürlich - um die Wurst. Wo schmeckt Ihnen die Currywurst am besten? Diskutieren Sie mit!
[]
Berlin / Stadtleben
Stadtleben
2009-08-13T22:00:00.000Z
Museumseröffnung: Andachtsraum für die Currywurst
https://www.tagesspiegel.de//berlin/stadtleben/andachtsraum-fur-die-currywurst-6803299.html?icid=in-text-link_6636436
Andrea Nahles gibt nach: Ministerin lockert Dokumentationspflichten beim Mindestlohn
Noch im Frühjahr hatte sich Andrea Nahles vehement gegen entsprechende Forderungen aus Wirtschaft und Union gestemmt. Nun, ein halbes Jahr nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, lenkt die Arbeitsministerin ein. Am Dienstag kündigte Nahles an, die umstrittenen Dokumentationspflichten für Arbeitgeber zu lockern. Bei festen Jobs, die mit mehr als 2000 Euro brutto vergütet werden, müssten Beginn, Ende und Dauer der Arbeitszeit künftig nicht mehr aufgezeichnet werden, stellte die SPD-Politikerin in Aussicht. Bedingung ist allerdings, dass dieses Geld in den vergangenen zwölf Monaten auch regelmäßig bezahlt wurde. Auch für mitarbeitende Familienangehörige, etwa in der Landwirtschaft, soll die Dokumentationspflicht gestrichen werden. Und Kontrollen dieser Arbeitszeitnachweise erfolgen künftig nicht mehr durch den Zoll, sondern nur noch, wie früher, durch die zuständigen Behörden. Bisher liegt die Schwelle für die Aufzeichnungspflicht generell bei 2958 Euro brutto im Monat – eine Summe, die man mit dem derzeit geltenden Mindestlohn von 8,50 Euro nur durch extrem viele Überstunden erreichen kann. Legal sei dies in solchem Ausmaß nicht möglich, sagte Nahles. Saisonarbeiter und Beschäftigte mit schwankenden Arbeitszeiten dagegen kämen durch massive Mehrarbeit zeitweise sehr wohl an solche Lohnsummen heran. Für sie soll die hohe Grenze daher weiter gelten. Hier sei die Missbrauchsgefahr besonders groß, so die Ministerin. Es gebe „deutliche Hinweise“, dass Arbeitgeber gerade in diesen Branchen versuchten, den Mindestlohn durch fehlende oder falsche Aufzeichnungen zu umgehen. Die CSU lobte die Nachbesserung. „Ich begrüße es, dass Ministerin Nahles endlich zu Korrekturen bereit ist“, sagte Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt der Nachrichtenagentur Reuters. Damit werde der Mindestlohn „praxistauglicher“. Allerdings sei die Sache mit den angekündigten Lockerungen „nicht erledigt". Es gebe noch weiteren Korrekturbedarf etwa beim Ehrenamt und der Haftung von Auftraggebern für Subunternehmen. Tatsächlich hat Nahles auch hier den Ball schon aufgenommen. Sie werde den Begriff des Ehrenamtes schärfer definieren lassen, kündigte sie am Dienstag an. Das Justizministerium werde bestehende Unsicherheiten durch eine Klarstellung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) beseitigen. Ehrenamtliche Tätigkeiten, etwa in Sportvereinen, sind vom Mindestlohn ausgenommen. Für Minijobs dagegen müssen, egal ob im Verein oder anderswo, mindestens 8,50 Euro in der Stunde gezahlt werden. In Sachen Auftraggeberhaftung sicherte Nahles eine gemeinsame Klarstellung von Arbeits- und Finanzministerium bei der Zollverwaltung zu. In den meisten Fällen gebe es keine Mindestlohn-Haftung bei beauftragten Firmen, sagte sie. Man werde das aber im Auge behalten. Die Erleichterungen will die Ministerin schon in den nächsten Wochen per Verordnung auf den Weg bringen. Bei den Ausführungsbestimmungen sei sie immer „pragmatisch“ gewesen, betonte sie. Allerdings habe man erst einmal valide Daten sammeln und auswerten müssen. Den Mindestlohn nannte Nahles in ihrer Halbjahresbilanz ein Erfolgsmodell. Wirtschaft und Arbeitsmarkt schulterten ihn ohne Mühe. „Es gibt mehr Lohn, mehr Beschäftigte und damit auch mehr Gerechtigkeit.“ Belastende Auswirkungen auf die Beschäftigung seien „nicht zu erkennen“. Im Gegenteil. Die neuen Arbeitsmarktzahlen zeigten, dass man „mit Augenmaß“ vorgegangen sei und für die Einführung „den richtigen Zeitpunkt gewählt“ habe. Den am Dienstag veröffentlichten Zahlen zufolge gab es im Juni mit 2,71 Millionen Arbeitslosen so wenige Erwerbslose wie seit 1991 nicht mehr. Lediglich bei den Minijobs habe es seit Einführung des Mindestlohns ein Minus gegeben, sagte Nahles. Dies sei aber durch neue sozialversicherungspflichtige Jobs mehr als kompensiert worden sei. So seien im März 2015 im Handel 60 000 und im Gastgewerbe 50 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr gemeldet gewesen als noch im Vorjahresmonat. Und die Zahl der „Aufstocker“, die neben ihrem Gehalt noch Hartz IV benötigen, sank ebenfalls. Nach der Einführung des Mindestlohns waren es 55 000 weniger.
Rainer Woratschka
Nach langem Streit lenkt Arbeitsministerin Andrea Nahles nun doch ein. Sie lockert die Dokumentationspflichten für Arbeitgeber beim Mindestlohn.
[ "Mindestlohn", "Andrea Nahles" ]
Wirtschaft
Wirtschaft
2015-06-30T15:55:53.000Z
Andrea Nahles gibt nach: Ministerin lockert Dokumentationspflichten beim Mindestlohn
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/ministerin-lockert-dokumentationspflichten-beim-mindestlohn-4572850.html?icid=in-text-link_2694295
Kultur: Zwei Herzen, ein Füller
Das neue Jahr begann für Adrienne Goehler heiter: Philharmoniker-Intendant Franz-Xaver Ohnesorg schüttete ein Füllhorn des Dankes über der Berliner Kultursenatorin und ihrer Verwaltung aus. Nachdem sich schon ihr Vorgänger Christoph Stölzl für die Umwandlung des Orchesters von einer "nachgeordneten Einrichtung des Landes Berlin" in eine rechtlich selbstständige Stiftung stark gemacht hatte, wurde der Traum unter Goehlers Ägide in Rekordzeit Realität: Seit dem 1. 1. 2002 stehen die Philharmoniker nicht mehr nur musikalisch als Berlins glänzendste Kultureinrichtung da. Der Jahreswechsel brachte den Musikern nicht nur eine Gehaltserhöhung, sondern auch erstmalig eine Planungssicherheit über vier Jahre. Bis 2005 stehen der Spitzenformation insgesamt 57 Millionen Euro zur Verfügung - kurzfristige Kürzungen des Senats ausgeschlossen. Zusammen mit Claus Peymanns Berliner Ensemble sind die Philharmoniker zudem die einzigen, die künftig noch aus dem Topf der Lotto-Gewinne profitieren: Die restlichen Mittel, mit denen früher viele spannende Kulturprojekte gefördert wurden, wandern nach dem Beschluss der Koalition künftig in den maroden Haushalt. Die Umwandlung in eine Stiftung begreifen die Philharmoniker auch als Herausforderung: Nach amerikanischem Vorbild will man in den kommenden Jahren so viele Spendenmillionen einwerben, bis sich aus den Zinsen des Kapitalstocks die laufenden Kosten decken lassen. "Ab morgen kommen die Testaments-Aufrufe", kommentierte Adrienne Goehler gutgelaunt das ehrgeizige Ziel. Nach der Unterzeichnungszeremonie - symbolisch teilten die Vertragspartner sich einen Füller - überreichte der Intendant der für ihren exzentrischen Schmuckgeschmack bekannten Senatorin ein Paar Ohrringe, die sein fünfjähriger Sohn gebastelt hatte: natürlich mit Philharmoniker-Logo. F H.
Der Tagesspiegel
Das neue Jahr begann für Adrienne Goehler heiter: Philharmoniker-Intendant Franz-Xaver Ohnesorg schüttete ein Füllhorn des Dankes über der Berliner Kultursenatorin und ihrer Verwaltung aus. Nachdem sich schon ihr Vorgänger Christoph Stölzl für die Umwandlung des Orchesters von einer "nachgeordneten Einrichtung des Landes Berlin" in eine rechtlich selbstständige Stiftung stark gemacht hatte, wurde der Traum unter Goehlers Ägide in Rekordzeit Realität: Seit dem 1.
[]
Kultur
Kultur
2002-01-01T23:00:01.000Z
Kultur: Zwei Herzen, ein Füller
https://www.tagesspiegel.de//kultur/zwei-herzen-ein-fuller-864028.html
Satelliten messen die Lichtverschmutzung: Der Osten Deutschlands leuchtet heller als der Westen
Das zeigt eine Studie des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ). Die Ursache kennt das GFZ-Forscherteam um Christopher Kyba noch nicht. „Es sind weitere Studien an Städten mit vergleichbarer Größe und Bevölkerungszahl in West und Ost notwendig“, sagt Kyba. Die geringere Einwohnerzahl ostdeutscher Städte spiele nur eine geringe Rolle. Wichtiger sei die Art der Lichtquelle und Bebauung für die Abstrahlung von Licht in Richtung Atmosphäre. So wirken sich Beleuchtungskonstruktionen, die nach oben geschlossen sind, anders aus als solche, die in jede Richtung strahlen – wie auch die Höhe oder das Fehlen umgebender Gebäude und die Art des eingesetzten Lichts. Kyba nutzte sowohl Fotos von der Internationalen Raumstation als auch Strahlungsmessungen des Wettersatelliten des Suomi National Polar-Orbiting Programms. Damit können erstmals einzelne Quellen der Lichtverschmutzung lokalisiert werden. Es zeigte sich, dass in Großstädten in Entwicklungsländern meist Flug- und Seehäfen, in Europa vor allem Orte wie Sportstadien und belebte Innenstädte die hellsten Orte sind. Darüber hinaus belegt Kybas Studie im Fachblatt „Remote Sensing“, dass es über deutschen Städten sehr viel dunkler ist als über Orten mit gleicher Einwohnerzahl in den USA. Während die Lichtemission in den Staaten mit der Bevölkerungsdichte zunimmt, gelte für deutsche Städte der umgekehrte Trend.
Sascha Karberg
Dunkel und trostlos, so erschien der Osten einst Besuchern aus dem Westen, die grelle Leuchtreklame und Straßenbeleuchtung gewöhnt waren. Inzwischen ist es dort heller als im Westen, zumindest gemessen an der Einwohnerzahl.
[]
Wissen
Wissen
2015-01-01T18:08:59.000Z
Satelliten messen die Lichtverschmutzung: Der Osten Deutschlands leuchtet heller als der Westen
https://www.tagesspiegel.de//wissen/der-osten-deutschlands-leuchtet-heller-als-der-westen-4638049.html
Francis Ford Coppola wird 80: Der Kino-Pate
Seine großen Erfolge liegen Jahrzehnte zurück. Trotzdem ist sein Name nie aus dem Gedächtnis verschwunden. Was daran liegt, dass Francis Ford Coppola mit der Trilogie „Godfather“ (Der Pate, 1972–1990) und „Apocalypse Now“ (1979) nicht bloß Kinoerfolge geschaffen hat, sondern Meilensteine, geradezu mythologische Werke. Und es liegt auch daran, dass Tochter Sofia Coppola mit ihren Filmen seit „Lost in Translation“ immer wieder präsent ist. Ihren Vater, Sohn des Komponisten Carmine Coppola, als stur zu bezeichnen, wäre eine starke Untertreibung. Francis Ford Coppola hat es sich und seiner Filmfamilie nie einfach gemacht. Er wollte alles, das große Geld, die unvergessliche Kunst. Drei Jahre dauerten die Dreharbeiten auf den Philippinen für das Vietnamkriegs-Epos, das in seiner Entstehung schon apokalyptisch war. Ganze Landstriche wurden dabei verwüstet. Die Natur schlug zurück und zerstörte in einem Taifun den Set. Die Bilder vom brennenden Dschungel, der Untergang des irren Colonel Kurtz, sehr lebensecht verkörpert von Marlon Brando, der Hubschrauberangriff im Morgengrauen zu den Klängen von Wagners „Walkürenritt“ – die Szenen vergisst man nicht. Gewalt, das ist Coppolas Thema. Ambivalent ist die Darstellung fast immer: auch wenn im „Godfather“ der abgeschnittene Kopf eines edlen Rennpferds im Bett eines Mannes liegt, der nicht auf die Mafiosi hören will. Gewalt und Ehre, Krieg und Drogen, Sterben als Operninszenierung: Coppola greift nach dem Archaischen. Jetzt hat er für das Festival von Tribeca einen „Final Cut“ von „Apocalypse Now“ angekündigt. Mehrere Versionen existieren bereits. Und er will endlich, nach jahrzehntelanger Vorbereitung, sein Vermächtnis in Angriff nehmen, ein Filmprojekt namens „Megalopolis“. Es soll ein Epos im großen Stil werden, das all seine Erfahrungen verarbeitet. Schauplatz ist wohl New York, wo Visionäre an der Stadt der Zukunft bauen. Das passt zu Coppola. In den achtziger Jahren reichten seine Filme längst nicht mehr so weit. „One from the Heart“ war ein Desaster, künstlerisch und vor allem finanziell. Mit seinen Zoetrope Studios wollte er sich unabhängig machen, als Meisterregisseur und Studioboss, er experimentierte mit Filmelektronik, die heute als revolutionär angesehen wird, und brach krachend ein, hatte Berge von Schulden. Zu der Zeit drehte Wim Wenders bei Coppola „Hammett“, auch keine filmische Offenbarung. Bei Coppola waren auch die Flops episch und von einer Riesenpublicity begleitet. „Wissen Sie, wie es ist, ein Regisseur zu sein? Es ist, als wenn man vor einer Lokomotive läuft. Wenn man anhält, stolpert oder einen Fehler macht, wird man überfahren. Wie kann man mit diesem Ding hinter sich kreativ sein?“ Zu Coppolas Vergleich gehört, dass er dann auch noch der Lokomotivführer ist. Und der Heizer. An diesem Sonntag feiert der aus Detroit gebürtige Amerikaner mit starken italienischen Wurzeln seinen 80. Geburtstag. Seit den siebziger Jahren besitzt er Weingüter in Kalifornien. Besonders die Rotweine – nicht ganz billig – sind zu empfehlen. Und da natürlich der „Directors Cut“.
Rüdiger Schaper
Der Regisseur, der auch Produzent sein wollte: Zum 80. Geburtstag von Francis Ford Coppola.
[]
Kultur
Kultur
2019-04-06T14:00:21.000Z
Francis Ford Coppola wird 80: Der Kino-Pate
https://www.tagesspiegel.de//kultur/der-kino-pate-4054663.html?icid=in-text-link_7342426
Leichen von israelischen Jugendlichen gefunden: „Hamas wird bezahlen“
18 Tage lang schwankte Israel zwischen Hoffnung und Hass. Nun haben die Eltern dreier entführter israelischer Jugendlicher traurige Gewissheit: Ihre Kinder wurden ermordet. In der aufgeheizten Stimmung in und rund um Israel schwören nun viele Rache – auch Minister und der Premierminister. „Die Hamas ist verantwortlich und die Hamas wird bezahlen“, sagte Benjamin Netanjahu am Montag zu Beginn einer Dringlichkeitssitzung seines Sicherheitskabinetts. Am Samstagabend hatte die Kampagne für die 16 Jahre alten Schüler Gilad Schaer und Naftali Frenkel und den 19 Jahre alten Ejal Jifrach ihren Höhepunkt erreicht. Sie waren vor mehr als zwei Wochen auf dem Heimweg von einer Toraschule im Westjordanland spurlos verschwanden. Zehntausende Israelis strömten zum zentralen Rabinplatz in Tel Aviv, um den Familien Hoffnung zu geben. Doch kaum 24 Stunden später kam die Todesnachricht. Freiwillige Helfer fanden die Leichen der drei schon am Sonntagabend unter einem Steinhaufen in einem Feld nördlich der Stadt Hebron. Die Kidnapper sollen sie kurz nach der Entführung erschossen und ihre Leichen versteckt haben, um zu einem späteren Zeitpunkt für ihre Rückgabe die Freilassung palästinensischer Häftlinge zu fordern. Nun kennt die Wut in Israel keine Grenzen mehr. In der Nacht zu Dienstag hat die Armee nach Zeugenberichten die Häuser von zwei Hauptverdächtigen im Westjordanland zerstört. Die Häuser der beiden Mitglieder der radikalislamischen Hamas in Hebron seien gesprengt worden, sagten Zeugen am späten Montagabend. Fotografen der Nachrichtenagentur AFP hatten zuvor von einem großen Truppenaufkommen rund um Halhul nördlich von Hebron berichtet. Ebenfalls in der Nacht zum Dienstag flog Israel Luftangriffe gegen den Gazastreifen, als Reaktion auf anhaltenden Raketenbeschuss von dort. 34 "Präzisionsschläge" gegen Militäreinrichtungen der Hamas und des Islamischen Dschihad seien geführt worden, teilte die israelische Armee mit. Nach Angaben des Geheimdienstes sind die Verantwortlichen für die Entführung bekannt: Zwei Hamas-Aktivisten, der 29 Jahre alte Marwan Kawasme und der 33 Jahre alte Amar Abu Aischa aus Hebron sollen hinter der Entführung stehen. Die zwei Männer, die wiederholt wegen Gewaltakten gegen die Besatzung in israelischer Haft saßen, verschwanden zeitgleich mit den Jugendlichen von der Bildfläche. Beweise veröffentlichte die Regierung bislang nicht. Dennoch nahm Israel die Entführung zum Anlass, um massiv gegen die Infrastruktur der radikal-islamischen Gruppe im Westjordanland vorzugehen. Tausende Soldaten suchten das Gebiet rund um Hebron verzweifelt nach den Jugendlichen ab. Sie durchsuchten Haus für Haus, Höhle für Höhle, und hunderttausende Palästinenser litten unter einer allgemeinen Ausgangssperre. In nächtlichen Razzien wurden Hunderte Hamas-Anhänger und einige Anführer verhaftet. Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Fünf Palästinenser starben. So haben die Entführer bereits mindestens eines erreicht: Israelis und Palästinenser sind so polarisiert wie lange nicht mehr. Als Zeichen der Solidarität mit dem Leid der Bewohner des Westjordanlands schossen Islamisten verstärkt aus dem Gazastreifen Raketen auf israelische Wohngebiete ab. Just zu Beginn der Sommerferien am Sonntag, wenn die meisten Kinder auf den Straßen spielen, gingen 16 Raketen in Israel nieder. Manche verursachten schwere Sachschäden. Israel reagierte mit Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen. Doch das scheint manchen nicht mehr zu genügen: Außenminister Avigdor Libermann drängt auf Rückeroberung des Gazastreifens. Im Westjordanland nimmt die Zahl der Zwischenfälle zu. Nun fürchten Sicherheitskräfte zudem Racheakte radikaler Siedler. Aber auch innerhalb beider Gesellschaften radikalisierte die Entführung die Lager. So griffen palästinensische Jugendliche in Ramallah erstmals eine palästinensische Polizeistation an – aus Protest gegen deren Kooperation mit Israel. Präsident Mahmud Abbas hatte die Entführung klar verurteilt, obschon viele Palästinenser sie befürworteten. Seine Haltung und die andauernde Zusammenarbeit mit Israel gefährdet den Zusammenhalt der erst vor kurzem gebildeten Einheitsregierung mit der Hamas, die die Entführung begrüßte und Abbas des Verrats bezichtigte. Auch in Israel verschärfte sich der Ton in erster Linie zwischen jüdischen und arabischen Israelis. Die arabische Politikerin Hanin Suabi löste einen Skandal aus, als sie sich weigerte, die Entführung zu verurteilen. Am Wochenende demonstrierten arabische Israelis gegen die Suchaktion der Armee und forderten offen, weitere Israelis zu entführen, um Palästinenser freizupressen. Schon vor dem Fund der Leichen hatte Benjamin Netanjahu Anweisung gegeben, den Kampf gegen die Hamas zu eskalieren. Dazu sollen alte Strafmaßnahmen wieder eingeführt werden. So will die Armee die Häuser „überführter Terroristen“ abreißen und Hamasanhänger in den Gazastreifen abschieben. Nachdem die Leichen entdeckt wurden, eskalierte die Rhetorik: „Für Kindermörder darf es keine Nachsicht geben“, sagte Wirtschaftsminister Naftali Bennett. Pragmatische Minister wie Wissenschaftsminister Jakob Perry forderten Abbas auf, den Bund mit Hamas sofort aufzulösen. Das Kabinett trat am Abend zu einer Krisensitzung zusammen, Netanjahu sagte: „Unsere Herzen bluten, das ganze Volk weint mit den Familien.“
Gil Yaron
18 Tage lang hatte die israelische Armee nach drei Jugendlichen gesucht. In der Nacht zum Dienstag flog die Luftwaffe Angriffe gegen die Islamisten im Gazastreifen.
[ "Israel", "Palästina" ]
Politik
Politik
2014-07-01T04:35:12.000Z
Leichen von israelischen Jugendlichen gefunden: „Hamas wird bezahlen“
https://www.tagesspiegel.de//politik/hamas-wird-bezahlen-3571681.html?icid=in-text-link_5167432
Von Thorsten Metzner: SPD irritiert über Intrige gegen Heuer
Der offene Machtkampf um die Führung der Linkspartei in Potsdam kann Rückwirkungen auf das Verhältnis von Linken und SPD im Land Brandenburg haben. Es sei ein „bemerkenswerter Vorgang“, dass „in der Landeshauptstadt mit Linke-Kreischef Pete Heuer ein Befürworter von Rot-Rot abserviert werden soll“, sagte SPD-Generalsekretär Klaus Ness den PNN. „Die Spitze der Linkspartei im Land müsste dies mit Bauchgrimmen sehen.“ Schließlich gehe es ein Jahr vor der Landtagswahl 2009 um die Grundfrage, ob die Partei gestalten oder opponieren wolle. „Und Potsdam ist nicht irgendeine Stadt.“ Tatsächlich muss der 40jährige Heuer wie berichtet bei den Vorstandswahlen am Wochenende überraschend um seine Wiederwahl fürchten, ein Novum in der Geschichte des Kreisverbandes seit 1990: Mit dem 59-jährigen Gewerkschaftsfunktionär Günther Waschkuhn, der zwei Mal in die SPD ein- und wieder ausgetreten war, gibt es einen Gegenkandidaten - mit einem einflussreichen Unterstützer: Es ist Stadtfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, der im Landtag Chef des Innenausschusses ist. Konflikte zwischen Heuer und Scharfenberg gibt es schon lange. Doch jetzt erklärte Scharfenberg sogar öffentlich, dass es „kein Vertrauensverhältnis“ mehr bestehe, was nicht verwundert: Zwischen beiden liegen politisch, kulturell und mental Welten: Heuer steht für einen Generationswechsel, für eine moderne, geistig offene Linke. Scharfenberg, der bei der Oberbürgermeisterwahl 2002 knapp gegen SPDAmtsinhaber Jann Jakobs verloren hatte und 2010 offenbar Revanche nehmen will, fährt in erster Linie einen harten Anti-SPD-Kurs. Sofort nach der Kommunalwahl am 28.September, bei der die Linke in Potsdam stärkste Kraft geworden war, hatte er einer rot-roten Koalition brüsk eine Absage erteilt – vor Sondierungen von Jakobs. Dagegen befürwortet Heuer schon lange Rot-Rot in Potsdam, das auch Signalwirkung für das Land haben könnte. Ein offenes Kooperationsangebot der Linken nach der Kommunalwahl, so heißt es in der SPD, „hätte uns in Zugzwang gebracht.“ Stattdessen konnte die SPD nach Scharfenbergs „Njet“ im Rathaus mit der CDU, den Grünen, der FDP und der Familienpartei eine bürgerliche Koalition schmieden, die den Grünen Peter Schüler – und nicht mehr die Linke Birgitt Müller – zum Stadtpräsidenten kürte. Linke-Landeschef Thomas Nord, der in der Auseinandersetzung Sympathien für Scharfenberg erkennen lässt, versucht den Ball flach zuhalten. „Es gibt ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen der Mehrheit der Kreisvorstandes und dem Vorsitzenden“, sagte Nord. Einen Richtungskampf könne er nicht erkennen, da auch Scharfenberg „keine fundamentale Verweigerungspolitik“ macht. „Mit der Landesebene hat der Potsdamer Konflikt nichts zu tun“, sagt Nord. „Die SPD sollte nicht immer so sensibel sein.“ Allerdings gibt es, wie Insider der Linkspartei wissen, auch zwischen Nord und Heuer eine offene Rechnung: Der Kreischef der Linken wehrte sich erfolgreich dagegen, als sich der Landesverband zur Vorbereitung der Bundestagswahl 2005 aus der Kasse des Potsdamer Stadtverbandes bedient hatte. Unmittelbar vor einer Entscheidung der Bundesschiedskommission, die in dem Konflikt befinden sollte, hatte der Landesverband die umstrittenen 70 000 Euro zurück überwiesen.
Thorsten Metzner
SPD-Landesgeschäftsführer Ness: „Bemerkenswerter Vorgang“ / Linke-Chef Nord: Streit hat mit Landesebene nichts zu tun
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2008-11-13T00:00:00.000Z
Von Thorsten Metzner: SPD irritiert über Intrige gegen Heuer
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/spd-irritiert-uber-intrige-gegen-heuer-7770685.html
Berlin: Verkauf wegen großer Nachfrage bis 31. Januar verlängert
Zum Jahreswechsel hatte sich Zoo-Direktor Hans Frädrich gewünscht, dass die Millenniums-Jahreskarte für den Zoo, das Aquarium oder den Tierpark Friedrichsfelde gut verkauft wird. Seine Wünsche wurden erhört - 2500mal wurde die Millenniumskarte für je 99 Mark (Erwachsenentarif) bereits verkauft. Die Millenniumskarte ist bis 31. Dezember 2000 gültig und deshalb so beliebt, weil pro erwachsenen Karteninhaber auch ein Kind bis zum 15. Lebensjahr kostenlos Eintritt erhält. Bei Familien und Großeltern macht sich das schnell "bezahlt". Wegen des Ansturms auf die Millenniumskarte wurde deren Verkaufszeit in Zoo und Tierpark jetzt verlängert. In den Verwaltungen beider Einrichtungen wird die Karte vom 12. bis 31. Januar 2000 jeweils montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr verkauft. Bringt man ein Passbild mit, kann die Jahreskarte sofort ausgestellt werden. Mehr Informationen unter den Rufnummern 254 010 (Zoo) und 515 310 (Tierpark). hema
Der Tagesspiegel
Zum Jahreswechsel hatte sich Zoo-Direktor Hans Frädrich gewünscht, dass die Millenniums-Jahreskarte für den Zoo, das Aquarium oder den Tierpark Friedrichsfelde gut verkauft wird. Seine Wünsche wurden erhört - 2500mal wurde die Millenniumskarte für je 99 Mark (Erwachsenentarif) bereits verkauft.
[]
Berlin
Berlin
2000-01-12T23:00:01.000Z
Berlin: Verkauf wegen großer Nachfrage bis 31. Januar verlängert
https://www.tagesspiegel.de//berlin/verkauf-wegen-grosser-nachfrage-bis-31-januar-verlangert-647260.html
Nach Brandanschlägen vor Berliner Justizvollzugsanstalt: Polizei fahndet nach Halter eines weißen BMWs
Zur Aufklärung zweier Branddelikte, die im Frühjahr 2024 vor der Justizvollzugsanstalt Heidering in Großbeeren in Brandenburg verübt wurden, sucht die Polizei nach Zeugen, die Hinweise zu einem mutmaßlichen Tatfahrzeug geben können. Damals hatten mehrere Fahrzeuge vor der JVA Heidering, die vom Land Berlin betrieben wird, in Flammen gestanden. Die Autos gehörten Justizvollzugsbeamten. Aufnahmen einer Überwachungskamera der JVA in der Ernst-Stargardt-Allee zeigen ein Fahrzeug, das im Zusammenhang mit den Bränden stehen könnte. Bei dem Wagen handelt es sich um einen BMW der 5er-Reihe. Neben diesen Aufnahmen wurde ein Vergleichsbild veröffentlicht, um die Identifizierung zu erleichtern. © Polizei Berlin © Polizei Berlin Die Ermittler sind nun auf der Suche nach sachdienlichen Hinweisen. Besonders gefragt sind Informationen zum Halter oder Nutzer des BMWs. Zudem erbitten die Beamten Hinweise von Personen, die das Fahrzeug oder den mutmaßlichen Täter in Tatortnähe gesehen haben. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Alle relevanten Informationen können direkt an das zuständige Brandkommissariat des Landeskriminalamts in der Keithstraße 30, 10787 Berlin-Tiergarten, unter der Telefonnummer (030) 4664-912115 oder per E-Mail an [email protected] weitergeleitet werden. Alternativ können Hinweise auch an jede andere Polizeidienststelle gegeben werden. In dringenden Fällen wird gebeten, den Notruf 110 zu wählen. (Tsp)
Der Tagesspiegel
Im Frühjahr 2024 brannten mehrere Pkw vor der JVA Heidering in Großbeeren. Jetzt fahndet die Polizei nach dem Halter eines weißen BMWs. Dieser soll mit den Taten in Verbindung stehen.
[]
Berlin
Berlin
2024-09-24T13:41:40.000Z
Nach Brandanschlägen vor Berliner Justizvollzugsanstalt: Polizei fahndet nach Halter eines weißen BMWs
https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-brandanschlagen-vor-berliner-justizvollzugsanstalt-polizei-fahndet-nach-halter-eines-weissen-bmws-12428648.html?icid=topic-list_13190218___
Berliner Wassersaison kann kommen: Polizei geht neu aufgestellt an den Start
Inzwischen wurden unsere zwölf Bezirks-Newsletter berlinweit mehr als 273.000 Mal abonniert. Dienstags senden wir aus Marzahn-Hellersdorf, Spandau und Tempelhof-Schöneberg. Unsere Newsletter aus diesen drei Berliner Bezirken können Sie, wie auch alle anderen Bezirksnewsletter vom Tagesspiegel, hier kostenlos bestellen: tagesspiegel.de/bezirke Wenn Sie Anregungen, Kritik oder gern auch Lob zu unserer Bezirksberichterstattung loswerden wollen, schreiben Sie unseren Autor:innen, deren E-Mail-Adressen Sie in den Newslettern finden.
André Görke|Sigrid Kneist|Johanna Treblin
Kampf gegen Rücksichtslosigkeit und mehr Themen in unseren Bezirksnewslettern, dienstags aus Spandau, Tempelhof-Schöneberg und Marzahn-Hellersdorf. Hier eine Themenvorschau.
[ "Spandau", "Marzahn-Hellersdorf", "Tempelhof-Schöneberg", "Wassersport", "Lärm", "Umwelt", "Umwelt", "Umweltverträglichkeit", "Umweltschutz", "Umweltdelikte", "Mensch und Umwelt", "Umweltbewußtsein", "Verkehr", "Boot", "Schiffsverkehr", "Schiffahrtsweg", "Natur", "Tourismus", "Touristik" ]
Berlin / Bezirke
Bezirke
2023-01-31T04:00:00.000Z
Berliner Wassersaison kann kommen: Polizei geht neu aufgestellt an den Start
https://www.tagesspiegel.de//berlin/bezirke/berliner-wassersaison-kann-kommen-polizei-geht-neu-aufgestellt-an-den-start-9267708.html
Sport: Alles auf einen
Adolf Katzenmeier hütet die Box mit dem Eis. Im Spiel gegen Südafrika sitzt der kleine weißhaarige Herr am Ende der deutschen Ersatzbank. Katzenmeier hat viele Generationen von Nationalspielern erlebt. Ihn bringt nichts mehr aus der Ruhe. Der Physiotherapeut ist beinahe so alt wie der Deutsche Fußball-Bund. Aber in der 83. Spielminute schnellt er von seinem Sitz hoch, wie man es von ihm zuletzt in den frühen Siebzigern gesehen hat. Diesmal aber kommt nicht Gerd Müller, sondern Lukas Podolski vorbei, um sich eine Hand voll Eis abzuholen – Abkühlung für den jungen Helden. Lukas Podolski hat beim deutschen 4:2-Sieg gegen Südafrika drei Tore geschossen. Eins schwieriger und schöner als das andere. Er hat jetzt zehn Tore in 17 Spielen erzielt. Vielleicht ist der Vergleich mit dem erfolgreichsten deutschen Torjäger etwas gewagt, aber nicht nur Katzenmeier hat am späten Mittwochabend in Bremen den neuen Gerd Müller gesehen. Diejenigen Stürmer, die Müller (62 Länderspiele, 68 Tore) noch am nächsten kamen, überschlugen sich in ihren Hymnen. Für Jürgen Klinsmann (108 Länderspiele, 47 Tore) war es „absolut beeindruckend, wie dieser Kerl spielt. In seinem Alter war ich noch in der zweiten Liga. Das ist ein ganz außergewöhnliches Talent, das da heranwächst.“ Oder Oliver Bierhoff (70 Spiele, 37 Tore): „Poldi ist unfassbar. Er ist eiskalt vor dem Tor“, schwärmte der Nationalmannschafts-Manager: „Das erste Tor war Weltklasse, beim zweiten schiebt er den Ball dem Torwart durch die Beine und das dritte Tor – da gibt es weltweit ganz wenige, die ohne Ansatz so schießen können.“ Und genau da fängt das Dilemma für Lukas Podolski und für den deutschen Fußball an. Ist der Kölner zu jung, zu unerfahren, um so gut zu sein? Der Trubel wird ihn seine Unbekümmertheit kosten, ihn vielleicht sogar erdrücken. Sagen die einen. Der Auftritt des 20 Jahre alten Kölners hat den Deutschen die Hoffnung zurückgegeben, bei der Weltmeisterschaft 2006 um den Titel mitspielen zu können. Während Günter Netzer dem Bundestrainer empfahl, nie wieder auf Podolski zu verzichten, sprach Klinsmanns Assistent Joachim Löw von den „unglaublichen Qualitäten“ als Torjäger. „Aber wir müssen sehen, dass wir ihn im kommenden Sommer in die Form kriegen. In dieser Verfassung ist Podolski überragend.“ Doch wie bleibt Lukas Podolski in dieser Verfassung? Wie viel Jubel und Euphorie sind gut für einen 20-Jährigen, und wann schadet sie? Der Vergleich mit Gerd Müller „ist mir egal“, sagte Podolski, „jetzt steht so etwas in der Zeitung, beim nächsten Mal etwas anderes. Aber das ganze Drumherum macht mir nichts aus.“ Das mag er so sehen, der Bundestrainer sieht jedoch die Gefahren eines Starkults aufkommen. „Wir müssen ihn behutsam aufbauen. Wir müssen ihn jetzt wieder einpegeln, dass er das kopfmäßig verarbeiten kann“, sagte Klinsmann und appellierte an die Medien: „Lasst ihn schnaufen, lasst ihn leben.“ Es habe sich ausgezahlt, Podolski gegen Holland weggelassen zu haben. Podolski war erst irritiert, „aber dann hat mir der Jürgen Klinsmann alles erklärt. Dann habe ich im Training wieder Gas gegeben, und jetzt bin ich ja wieder dabei.“ Seinen Mitspielern in der Nationalmannschaft, speziell der Fraktion der Jungen, tut es gut, dass der Kölner dabei ist. „Von zehn Bällen sitzen bei ihm acht. Sein linker Fuß erinnert mich an Roy Makaay“, sagte Bastian Schweinsteiger. Und Per Mertesacker fügte hinzu: „Er weiß immer, wo das Tor steht.“ Soll heißen: Dieser Podolski ist derjenige, der im Zweifelsfall ein Tor mehr schießt, als die Mitspieler hinten zulassen. Und das macht ihn so wertvoll.
Michael Rosentritt
Lukas Podolski gilt als Nachfolger Gerd Müllers – daraus könnte auch eine Last werden
[]
Sport
Sport
2005-09-08T22:00:01.000Z
Sport: Alles auf einen
https://www.tagesspiegel.de//sport/alles-auf-einen-1255228.html
Internationale Sportveranstaltungen: Geld, Filz und Politik: Geht dem Sport die Luft aus?
Es ist von heute ausgesehen ein Bild wie aus einer anderen Welt. Einer Welt, die es so auch nicht gab. Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele von Sotschi: Gut gelaunt schwenkt Thomas Bach am Abend des 23. Februars 2014 eine riesige Flagge mit den Olympischen Ringen. Eingerahmt wurde der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) von den Bürgermeistern aus Sotschi und Pyeongchang, dem Ort in Südkorea, wo in zehn Wochen die Winterspiele stattfinden sollen. Bach mochte diese Momente, hielt diesen Sportfunktionärskitsch wohl für einen symbolischen Akt. Naiv und traumhaft verträumt wirkte das nach außen, berechnend war es wohl von innen heraus. Bach verglich die Spiele von Sotschi mit dem „Sommermärchen 2006“, der Fußball- WM von Deutschland, und lobte Russlands Präsident Wladimir Putin. „Er war entscheidend beteiligt am großen Erfolg der Spiele“, sagte der Wirtschaftsjurist im Jahr 2014. Drei Jahre später. Putin, der tolle Organisator, ist von den Winterspielen in Südkorea ausgesperrt. Seine 2014 vom russischen Staat gedopten Sportler dürfen nach dem Ausschluss nicht starten. Anderer russische Athleten dürfen unter olympischer Flagge antreten. Ob sie das wirklich machen, ist noch nicht entschieden. Witali Leontjewitsch Mutko, Vize-Ministerpräsident von Russland, und russischer Sportminister während der Spiele von Sotschi darf nicht nach Südkorea kommen. Mutko ist vom IOC lebenslang für Olympia gesperrt: Der Mann, der seit 2009 der Führung im Fußball-Weltverband Fifa angehört und die im kommenden Juni beginnende Fußball-Weltmeisterschaft in Russland organisiert. Doping, Filz in der Sportpolitik und Großveranstaltungen in Ländern, in die der Sport eigentlich nicht hingehört. Weder Südkorea noch Peking, dort finden die Winterspiele 2022 statt, haben eine tiefere Affinität zum Wintersport. Fußball und Katar sind sich ähnlich fremd, trotzdem verkaufte die Fifa die WM für 2022 in die Wüste. Es gab auch schon große Radrennen oder ein Turnier wie die Handball-WM in Katar, glanzlose Veranstaltungen, die ihre Seele verkauft hatten, waren das. Selbst dem großen Fußball dürfte in dem Land ohne Fankultur auch kaum eine glanzvolle Vorstellung gelingen. Die größten internationalen Veranstaltungen des Sports sind in einer Krise. Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften steuern auf den Abgrund zu. Winterspiele wird und will so schnell kein westliches Land mehr austragen. Selbst in Hochburgen des Wintersports stoßen die Mega-Events auf breite Ablehnung. Nach München und Garmisch-Partenkirchen, scheiterte kürzlich Tirol (auch mit Garmisch) am Votum der Wähler. Südkorea und China werden Retortenspiele. Doch der Fußball holt auf. Über der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft von Russland wird nach dem halbherzigen IOC-Olympia-Bann der Schatten größer, nicht nur wegen Mutko. Doping-Vorwürfe richten sich mittlerweile auch gegen Russlands Fußball-Nationalmannschaft. Da ist es aus Moskauer Sicht gut, dass sich Mutko bestens mit Gianni Infantino versteht. Nach dessen Wahl zum Fifa-Generalsekretär im Frühling 2016 hatte ihn Mutko im Privatflugzeug von Genf nach Moskau mitgenommen. Dort verkündete Infantino, die Weltmeisterschaft 2018 in Russland werde ein „phantastischer Erfolg“. © Barbara Walton/EPA/dpa Welche Folgen die Entscheidung des IOC für Mutkos Rolle bei der Fußball-WM hat, ist noch vage, die Russen haben ja bislang in solchen Fällen eher stur reagiert. Mit Rückritt wird das nichts so schnell. Fakt ist aber, dass die Diskussion nun auch die erreicht, die bisher in punkto Doping nicht negativ aufgefallen sind. Oliver Bierhoff, der Teammanager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sagte vor wenigen Tagen: Natürlich sei betrüblich, was da in Russland passiert sei, aber letztlich habe seine Mannschaft damit nichts zu tun – die Jungs seien schließlich sauber. Aber was nützt das? Denn die Frage ist ja, in wie weit die Krise der Großevents, inwieweit Doping und Korruption auch auf die Teilnehmer und Sportler der Veranstaltungen abstrahlen, die nicht gedopt oder noch nicht des Dopings überführt sind. Was zählt die gute Moral und gibt es oder kann es die im Spitzensport überhaupt geben, wo es im Wesen ja vor allem um Geld geht. Sport an sich ist eine der schönsten Aktivitäten der Menschheit, gesund für Kopf und Körper. Spitzensport aber ist harte Arbeit, an der Spitze ein Verdrängungswettbewerb. Es kann nur einen oder eine geben, die Gold gewinnt oder eine Mannschaft, die Weltmeister wird. Warum wird von Profisportlern an sich ein lauterer Wettbewerb verlangt, den es so in jedem anderen Lebensbereichen gar nicht gibt? Nicht alle Chefs dieser Welt stehen an der Spitze, weil sie nur mit moralisch und rechtlich einwandfreien Mitteln gekämpft haben. Die Crux aber ist, dass die Zuschauer das Wesen des Sports als sauber ansehen wollen und trotzdem zuschauen. Und das ist auch ihr gutes Recht als Konsument, denn der will prinzipiell nicht betrogen werden. Es entwertet das Erlebte, wenn der Zuschauer im Nachhinein erfährt, dass er er betrogen wurde, wenn aus einem Seriensieger, wie einst Lance Armstrong, ein Serienbetrüger wird. In den Köpfen vieler Fans, in ihren Erinnerungen darf der ehemalige Radprofi aus den USA nicht mehr sieben Mal die Tour de France gewinnen. Das ist bitter, denn zugeschaut und gelitten haben viele mit Lance Armstrong, dem Betrüger. Und die härteste Profi-Rundfahrt der Welt hat sehr wohl gelitten unter den vielen Skandalen, sicher mehr in der Wahrnehmung im Ausland als in Frankreich selbst, da haben sie sich an ihr Kulturgut geklammert. Der Grünen-Politiker Özcan Mutlu schrieb in der „Huffington Post“: „Die Dreistigkeit einzelner Akteure oder ganzer Verbände, die Dimension und Tragweite der einzelnen Fälle überbieten sich gegenseitig. Die schiere Masse an Betrugsvorwürfen ist beispiellos.“ Es gebe „mafiöse Strukturen überall“ und die Kürzel Fifa, IAAF (Internationaler Leichtathletik-Verband), IOC“ würden in der Wahrnehmung der Menschen für Korruption, Intransparenz, Vetternwirtschaft und Betrug stehen. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat kürzlich gesagt: Bezüglich des Dopingproblems sei eine drastische Kurskorrektur nötig . Dabei genüge Bestrafung allein nicht. Die Politik müsse ein Zeichen setzen. „Auf den ersten Blick ist Sport ein Spiel, auf den zweiten das Gestalten der Gesellschaft.“ Es sind vor allem die Funktionäre, Sportsysteme wie zuletzt in Russland, die in einer Krise sind. Die Krise ist Bestandteil des internationalen Sports, der eben auch schon immer Teil der Politik war. Es gab schon vor vielen Fußball-Weltmeisterschaften Nebengeräusche, etwa 1978 vor dem Turnier in der argentinischen Militärdiktatur. Die Sommerspiele von Moskau 1980 wurden (fast vom ganzen) Westen boykottiert, Olympia 1984 in Los Angels musste (bis auf wenige Ausnahmen wie zum Beispiel Rumänen) ohne den Osten auskommen. Eine jüngere Entwicklung ist, dass kaum ein demokratisch geführtes Land noch Olympia haben will, im Winter schon gar nicht. Das hat natürlich mit der Angst vor Umweltzerstörung und anderen Faktoren zu tun, allerdings gibt es auch vor dem Sport Ängste: Ein Goldmedaillengewinner, ein Sommermärchen mag auf eine Region oder eine Nation strahlen. Doch wenn sich der Erfolg dann später als erdopt oder erkauft entpuppt, wird der Schatten des Events dauerhaft zum schwarzen Fleck, der alle sonnigen Momente des Turniers verdeckt. Das Sommermärchen 2006 zum Beispiel ist heute kein Märchen mehr. Womöglich lassen sich die Sport zerstörenden Prozesse und die Krise auf Funktionärsebene nicht aufhalten. Vielleicht müssen Weltmeisterschaften und Olympische Spiele in einem untragbaren strukturellen Desaster münden. Dann könnte sich das System selbst abschaffen. Explodieren. Puff. Den Vorstoß auf die Fifa zu verzichten, den gab es schon. Der internationale Sport ist so sehr in einer Krise, wie es unsere Welt ist.
Claus Vetter
Doping, Korruption, politische Tricksereien – Olympische Spiele und andere Meisterschaften stecken in der Krise. Wie das Geld eine Kultur zerstört. Eine Analyse.
[ "Olympia", "Fußball-WM der Frauen", "Fußball", "Fifa", "Sportpolitik", "Doping", "Russland" ]
Sport
Sport
2017-12-09T18:06:00.000Z
Internationale Sportveranstaltungen: Geld, Filz und Politik: Geht dem Sport die Luft aus?
https://www.tagesspiegel.de//sport/geld-filz-und-politik-geht-dem-sport-die-luft-aus-8057152.html?icid=in-text-link_6611086
Internationale Raumstation: Russland will 2024 die ISS verlassen - und bald zum Mond
Russland will 2024 die Zusammenarbeit bei der Internationalen Raumstation ISS beenden und einen eigenen Außenposten im Weltall aufbauen. Das habe ein Beirat der Raumfahrtbehörde Roskosmos beschlossen, berichtet die Deutsche Presseagentur. Grundlage der neuen Station sollen die russischen Teile der ISS sein, die dazu vom Labor abgekoppelt werden müssten, teilte Roskosmos mit. Dieser Beschluss bedeutet vier Jahre mehr Zeit für die Station. Noch im Sommer - im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise - hatte Russland gedroht, das ISS-Projekt bereits 2020 aufgeben zu wollen. Die europäische Raumfahrtagentur Esa begrüßt den Schritt. Er verleihe dem Projekt Planungssicherheit, sagte ein Mitarbeiter am Mittwoch der Agentur Ria Nowosti. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und ab Juli Chef der Esa, betonte ebenfalls, das dieser Entschluss mehr Planungssicherheit bedeutet - und dass Europa hoffentlich ebenso lange mitmachen werde. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Tatsächlich haben die Esa-Mitgliedsstaaten auf der Ministerratskonferenz im Dezember lediglich eine Finanzierung der ISS bis 2017 beschlossen. Möglich erscheint ein Engagement bis 2020. Darüber hinaus gibt es bisher jedoch keinen Konsens. Deutschland als größter Beitragszahler und Profiteur des ISS-Programms will die Station bis 2024 nutzen. Andere Esa-Länder sind da zurückhaltender. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat bereits vor einem Jahr entschieden, die Station mindestens bis 2024 zu erhalten. Die ISS umkreist die Erde in gut 400 Kilometern Höhe. Dort wird Forschung in der Schwerelosigkeit betrieben, werden neue Technologien für die Raumfahrt getestet und es gibt verschiedene Vorhaben für die Erdbeobachtung. Der Aufbau begann 1998, im Jahr 2010 war sie im Wesentlichen fertiggestellt. Sie wird betrieben von den USA, Russland, Europa, Japan und Kanada. China hat mehrfach Interesse bekundet, eine Beteiligung scheitert jedoch am Veto der USA. Der Ausstiegsbeschluss wurde am Rande eines Treffens russischer Raumfahrtmanager am Dienstag bekanntgegeben. Dabei habe der Verantwortliche für die bemannte Raumfahrt, Juri Koptev, bekräftigt, dass Russland künftig eine eigene Station betreiben will, berichtet das Magazin "Spacenews". Desweiteren habe Koptev die Mondforschung hervorgehoben. Sein Land wolle den Erdtrabanten zunächst mit unbemannten Sonden erforschen - sowohl aus einem Orbit heraus als auch direkt auf der Oberfläche. Um 2030 herum soll es dann auch bemannte Flüge zum Mond geben.
Ralf Nestler
Die russischen Teile der Station sollen Grundlage für ein neues Himmelslabor sein. Die Esa begrüßt den Schritt: So bleiben der Station vier Jahre mehr als bisher gedacht.
[ "Raumfahrt" ]
Wissen
Wissen
2015-02-25T12:18:00.000Z
Internationale Raumstation: Russland will 2024 die ISS verlassen - und bald zum Mond
https://www.tagesspiegel.de//wissen/russland-will-2024-die-iss-verlassen-und-bald-zum-mond-6894004.html?icid=in-text-link_5512255
Mendelssohn-Palais: Tanz um den Tresor: Investor Harald Huth feiert Eröffnung
Das historische Mendelssohn-Palais in der Jägerstraße 49/50 ist am vergangenen Freitagabend feierlich wiedereröffnet worden. Die bundesweit einzigartige Immobilie mit Kuppeldach, Goldzimmer und historischen Aufgängen kam im Mai über ein Bieterverfahren in den Besitz der HGHI-Holding GmbH des Berliner Kaufhausunternehmers Harald Huth („Mall of Berlin“, „Das Schloss“). Sie wird seit Mitte September als dessen Firmenzentrale genutzt. Die Modernisierung des Mendelssohn-Palais sei in dreieinhalb Monaten fristgerecht sowie im gesteckten Kostenrahmen realisiert worden, teilte HGHI mit. Rund 130 Mitarbeiter dürfen sich an diesem Ort über große offene Büroflächen und Flure mit Lounge-Charakter freuen. Ein Fitnessstudio und Café für die Mitarbeiter dürfte zur Zufriedenheit am Arbeitsplatz beitragen. Erbaut wurde das Mendelssohn-Palais für das Bankhaus Mendelssohn & Co. nach einem Entwurf des Architektenbüros Schmieden & Speer in den Jahren 1891 bis 1893. Historische Räumlichkeiten wie die prachtvolle Schalterhalle blieben originalgetreu erhalten.
Reinhart Bünger
Das historische Mendelssohn-Palais nahe dem Berliner Gendarmenmarkt ist der neue Firmensitz des Immobilienentwicklers HGHI.
[ "Mitte" ]
Wirtschaft / Immobilien
Immobilien
2017-11-23T10:41:49.000Z
Mendelssohn-Palais: Tanz um den Tresor: Investor Harald Huth feiert Eröffnung
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/immobilien/tanz-um-den-tresor-investor-harald-huth-feiert-eroffnung-5804938.html
US Open im Golf: Dustin Johnson besiegt die bösen Geister
Dustin Johnson setzte zum Putt an. Doch bevor er den Ball berührte, bewegte der sich von selbst. Johnson unterbrach seine Schwungbewegung, informierte einen Platzrichter und lochte wenig später seinen Versuch ein. In diesem Moment der Finalrunde der 116. US Open im Oakmont Country Club dachte wahrscheinlich nicht einmal er selbst daran, dass diese Szene die beherrschende des Tages werden sollte. Tatsächlich wurde sie das, wenn auch erst mit Verspätung. Denn vor dem Abschlag auf der 12. Spielbahn wurde Johnson von einem Offiziellen darüber informiert, dass ihm womöglich eine Strafe für seine Aktion rund zwei Stunden zuvor drohen könnte. So ganz genau wollten sich die Verantwortlichen der United States Golfer Association (USGA) zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht festlegen. Und so spielte Dustin Johnson die verbleibenden Löcher mit dem Wissen, dass da noch etwas kommen könnte. „Ich habe versucht, das Ganze zu ignorieren und mich dadurch nicht beeinflussen zu lassen“, sagte Johnson später. In dieser Phase der Schlussrunde hatte der 31-Jährige US-Amerikaner die Spitze vom nach drei Runden führenden Iren Shane Lowry übernommen, doch jetzt wurden die US Open für ihn erst recht zum Nervenspiel. Während prominente Kollegen wie Rory McIlroy (am Cut gescheitert) oder Titelverteidiger Jordan Spieth (am Ende wie Martin Kaymer nur 37.) auf Twitter ihren Unmut über die Regelhüter der USGA äußerten, verzog Johnson keine Miene und spielte in aller Ruhe einfach weiter. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Der 1,93 Meter große und gertenschlanke Modellathlet setzte sich immer weiter von seinen Verfolgern ab, unter dem Jubel der Zuschauer schaffte er auf der Schlussbahn noch ein Birdie und als ihm die USGA dann später doch einen Strafschlag für das vermeintliche Aufsetzen des Schlägers vor dem Putt an Loch fünf verpasste, spielte das längst keine Rolle mehr. Nach vielen vergeblichen Anläufen hatte Johnson endlich seinen ersten Majorsieg geschafft und damit im internen Familienduell mit dem künftigen Schwiegervater Wayne Gretzky in Sachen große Titel zumindest mal einen ersten Punkt gesammelt. Noch im Vorjahr hatte Johnson den Sieg bei den US Open am letzten Loch vergeben. Damals hätte ihm ein Putt auf dem 18. Grün zum Titel gereicht, mit zweien wäre er immerhin noch ins Stechen gekommen. Doch Johnson brauchte aus kurzer Distanz letztlich drei Versuche und wurde mal wieder nur Zweiter. Experten sprachen ihm daraufhin schon die mentale Fähigkeit ab, ein Majorturnier gewinnen zu können und kramten zudem immer wieder die Geschichte von der angeblichen Kokain-Dopingsperre auf dem Jahr 2014 hervor, dabei hatte Johnson diese Phase seiner Karriere stets als persönliche Auszeit deklariert. Und wenn er angesichts der Vorfälle am Sonntag erneut eingebrochen wäre, hätte das wohl niemanden überrascht. Denn vor sechs Jahren, beim Sieg von Martin Kaymer bei der PGA Championship, war Johnson ein ähnliches Missgeschick passiert. Damals setzte er den Schläger im Sand einer Spielbahn auf, er hatte vergessen, dass das auf diesem Platz auch außerhalb der Bunker verboten war. Johnson kassierte zwei Strafschläge und verpasste deshalb das Stechen. „Das macht es besonders schön, heute zu gewinnen“, sagte Johnson nach seinem Triumph. „So eine Situation war für mich nicht neu und deshalb habe ich so etwas auch erwartet. Dass es letztlich keine Rolle gespielt hat, ist fantastisch. Es zeigt, wie gut ich gespielt habe.“
Jörg Leopold
Der US-Amerikaner Dustin Johnson zeigt bei seinem ersten Majorsieg außergewöhnliche Nervenstärke – und lässt sich auch von überforderten Offiziellen nicht beeindrucken.
[]
Sport
Sport
2016-06-20T09:42:00.000Z
US Open im Golf: Dustin Johnson besiegt die bösen Geister
https://www.tagesspiegel.de/sport/dustin-johnson-besiegt-die-bosen-geister-3733423.html?icid=topic-list_3772597___
Gesundheit: Aufforderung zum Seitensprung
Ob es noch die Nachtigall ist, die da singt, oder schon die Lerche, das hat nicht nur Shakespeares Helden Romeo und Julia verwirrt. Bislang war auch Vogelstimmenforschern rätselhaft, warum Nachtigallen des Nachts singen – und nicht wie alle anderen Singvögel nur am Tag. Bekanntlich dient der Gesang von Vogelmännchen sowohl dazu, potenzielle Paarungspartner anzulocken, als auch Konkurrenten tunlichst fern zu halten. Von den in Mitteleuropa beheimateten Singvögeln sind Nachtigallen – ebenso wie ihre nordöstlich von Elbe und Spree lebende Zwillingsart, der Sprosser – die einzigen, die nicht nur tagsüber ihre Gesänge hören lassen. Bei Sprosser und Nachtigall ist der Gesang besonders nachts, wenn es stiller ist als am Tag, weit zu hören. Wie sogar Großstädter etwa in den Grünbezirken Berlins wissen, die im Frühsommer davon gelegentlich aufgeweckt werden. Warum diese mit den Drosseln verwandten Singvögel aber vor allem nächtens singen, haben jetzt Verhaltensforscher von der Universität Bielefeld untersucht. Dazu analysierten sie Gesang und Strophenstruktur von Männchen, bevor diese sich mit einem Weibchen verpaarten. Verglichen mit dem Gesang von Nachtigallen, die bei den Weibchen letztlich keinen Erfolg hatten, zeigte sich, dass beim Paarungsspiel dieser Vögel offenbar vor allem die typischen Pfeifstrophen der Männchen eine wichtige Rolle spielen. Im Unterschied zu anderen Gesangsteilen wiederholen die nächtlichen Sänger bei diesen Strophen pfiffartige Elemente auffällig häufig. Pfiffe sind – wie wir aus eigener Erfahrung wissen – besonders geeignet, um über größere Entfernungen gehört zu werden. Vor allem jene Nachtigall-Männchen, die sich später in der Brutsaison erfolgreich verpaarten, hatten zuvor in ihren Nachtgesang besonders viele Pfiffe eingebaut. Dagegen wies der Gesang der später unverpaart gebliebenen Männchen deutlich weniger Pfiffe auf. Damit sehen die Bielefelder Forscher ihre Vermutung bestätigt, dass Nachtigallen insbesondere mithilfe ihres Nachtgesanges versuchen, Weibchen anzulocken. Ihr Vorteil: Nachts ist es still, die Pfiffe reichen weiter – somit erreicht man mehr Weibchen als am Tage. Fragt sich nur, warum nicht auch andere Vögel diese Strategie beherzigt haben – die Evolutionsbiologen stehen vor einem ungelösten Rätsel. Die Wahl der Nachtigall-Weibchen hat allerdings auch ihre Tücken. Denn die erfolgreichsten Sänger unter den Nachtigallen sind zugleich auch jene, die das Pfeifen selbst nach der Verpaarung mit einem Weibchen nicht lassen können. Kaum haben die Weibchen ihre Eier gelegt und zu brüten begonnen, nehmen ihre Männchen erneut die nächtlichen Pfeifkonzerte auf. Wie die Forscher herausfanden, singen die bereits verpaarten Nachtigall-Männchen sogar noch intensiver als zu Beginn der Brutsaison, wenn sie noch kein Weibchen für sich begeistern konnten (veröffentlicht im Fachblatt „Journal of Ornithology“, Band 144, Seite 232). Nun wäre es eine Möglichkeit zu vermuten, die verpaarten Nachtigallen tun dies, um Konkurrenten von Revier und Weibchen fern zu halten. Doch wäre es unter evolutionsbiologischen Überlegungen einleuchtend, wenn sie tunlichst dann besonders eifrig singen, solange die Weibchen noch nicht ihre Eier gelegt haben. Bis dahin nämlich besteht für sie noch die Gefahr, dass ihr Weibchen von einem fremden Männchen begattet wird – und das dem Revierinhaber somit gleichsam fremde Eier unterschiebt. Dass Nachtigallen ihre Gesangsaktivität aber auch nach der Verpaarung und erst mit der Eiablage der Weibchen sogar noch steigern, erklären die Verhaltensforscher deshalb anders. Ihrer Hypothese nach dient dieses erneute Pfeifkonzert dazu, nun zusätzlich auch noch andere Weibchen aus der Umgebung anzulocken. Mit den nächtlichen Pfiffen sollen diese zu „außerehelichen Kopulationen“ verführt werden – manchmal ist die Nachtigall nur allzu menschlich. Matthias Glaubrecht
Der Tagesspiegel
Warum pfeifen Nachtigallen auch nächtens? Bielefelder Forscher meinen, die Antwort zu kennen
[]
Gesundheit
Gesundheit
2003-06-17T22:00:01.000Z
Gesundheit: Aufforderung zum Seitensprung
https://www.tagesspiegel.de//gesundheit/aufforderung-zum-seitensprung-1015654.html
Büroimmobilien: Hunger nach Gewerbeflächen
Kein Ende des Wachstums in Sicht – aber die Risiken im Markt der Büroimmobilien werden größer. Mit dieser insgesamt eher optimistischen Prognose endete das Immobilienforum vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V. am Donnerstag im Haus der Commerzbank am Brandenburger Tor. Nach dem Hype der vergangenen Jahre steht nun nicht mehr so sehr die Masse, sondern die Qualität der Angebote, sprich neue Arbeitsformen, flexible Beschäftigung, Co-Working-Spaces, im Vordergrund. Auf dem hochkarätig besetzten Forum der Immobilienwirtschaft wurde deutlich, dass die künftige Marktfähigkeit von Bürogebäuden eng mit der Vielfalt der Nutzungsangebote zusammenhängt. Gero Bergmann, Vorstandsmitglied der Berlin Hyp, lenkte den Blick auf Vertragslaufzeiten, flexible Flächen und den Wettbewerb um Arbeitskräfte. Er stellte die Frage in den Raum: „Wo liegt der Mehrwert für die Nutzer?“ Immobilienbanker müssten immer mehr in die Rolle der Betreiber hineinwachsen. Die Bedürfnisse einer auf Digitalisierung setzenden jungen Generation gelte es zu erkunden und zu unterlegen. Der Geschäftsführer der Union Investment Real Estate, Volker Noack, nannte die Stichpunkte Kaffeestube und Imbissangebote. Es sei zu überlegen, „wie ein Haus lebendig gemacht werden kann“. Martin Rodeck von Edge Technologies warnte aber vor allzu schnellen Erfolgsmeldungen. Das ursprünglich aus den Niederlanden stammende Immobilienunternehmen gilt als Pionier bei der Entwicklung von nachhaltigen und topmodernen Bürogebäuden. Man habe auch „sehr schmerzhafte“ Prozesse erlebt. Bei jungen Unternehmen gebe es manchmal schnelle und unerwartete Veränderungen. Die leicht rückläufigen Trends im Büroimmobilienmarkt wurden von Markus Hesse von der International Real Estate Business School (IREBS) an der Universität Regensburg mit der Studie „German Debt Project 2018“ bestätigt. Befragungen bei zahlreichen Banken hätten ergeben, dass trotz weiter steigender Preise ein zurückgehendes Neugeschäftsvolumen, im vergangenen Jahr um drei bis vier Prozent, festzustellen sei. Diese Größenordnung werde auch im laufenden Jahr erwartet. Markus Hesse: „Der Kuchen wird bei hohem Wettbewerbsdruck kleiner.“ Das löst bei den Finanzierungsbanken natürlich keine Freude aus. So macht der Begriff von „Mikromargen“ inzwischen die Runde in der Branche, wie Hesse kundtat. Das Geschäft lohne sich nur noch bei großen Finanzierungsvolumen. Weitere Hemmnisse seien „der weiterhin hohe Anlagedruck der eigenkapitalstarken Investoren“ sowie der „hohe Preisauftrieb“. Der Zustrom von Kapital aus dem Ausland, das wurde im Forum mehrfach bestätigt, habe keineswegs nachgelassen. Mehr Risiko wagen, lautet nun das Motto bei einigen deutschen Immobilienfinanzierern. Dabei locken höhere Gewinnspannen. Doch Tobias Just, wissenschaftlicher Leiter der IREBS-Immobilienakademie, warnte vor allzu viel Übermut: „Damit diese Strategie aufgehen kann, sind Investoren und Finanzierer auf eine stabile Mieternachfrage und zumindest nicht unerwartet schnell steigende Baukosten angewiesen. Beides ist aber per se unsicher.“ In diesem Zusammenhang verweisen die Autoren der IREBS-Studie auf die Möglichkeit von steigenden Zinsen und blicken auf die gesamtwirtschaftliche Lage: „Allerdings zeigen wir auch, dass relativ kleine Änderungen auf der Nachfrageseite der Nutzer erhebliche Lasten für Finanzierer haben könnten. Insofern könnte nicht die Zinswende das Hauptrisiko darstellen, sondern die Konjunkturwende.“ Alles in allem sei die Situation aber keineswegs „besorgniserregend“, so Markus Hesse, „die Risiken sind noch vertretbar.“ Der Verband deutscher Pfandbriefbanken, Vertreter von marktführenden Instituten in der Finanzierung von Gewerbeimmobilien, sieht die Branche auf sicherem Boden. Franz Eilers, Leiter der Forschungsabteilung im vdp: „Der Markt für Büroimmobilien ist in sehr guter Verfassung.“ Er verwies auf einen aktuell leicht anziehenden Neubau, allerdings noch unter den langjährigen Mittelwerten, auf steigende Mieten und sinkende Leerstandszahlen. Nach den Berechnungen des Verbandes waren an den sieben größten Bürostandorten in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2017 nur noch 4,3 Prozent des Angebotes ungenutzt. „Ein derart niedriges Niveau an Büroflächenleerstand wurde zuletzt zwischen 2001 und 2002 verzeichnet“, heißt es in einem Bericht. Für weiter steigende Mieten spreche „die hohe Flächenauslastung und eine weiterhin recht moderate Neubautätigkeit“. Auf der Nachfrageseite sei das anhaltende Wirtschaftswachstum verbunden mit dem Zuwachs an Arbeitsplätzen Garant für die stetige „Aufwärtsentwicklung“. Der Markt der Büroimmobilien bleibt also weiter im Fokus, nicht zuletzt wegen des großen Interesses von internationalen Anlegern an Geschäften in Deutschland. Das bestätigen auch die Recherchen des vdp: „Das nominale Transaktionsvolumen auf dem Büroinvestmentmarkt ist in den letzten Jahren nahezu kontinuierlich gewachsen und hat 2017 ein neues Nachkrisenhoch erreicht. Wesentlich hierfür waren grenzüberschreitende Kapitalzuflüsse. Im Jahr 2017 entfielen mehr als 60 Prozent der Investments auf Anleger aus dem Ausland.“ Nach Angaben des internationalen Immobilien-Investmentmanagers Savills Investment Management (Savills IM) sind London, Cambridge, Paris, Amsterdam und Berlin die Top 5 unter den dynamischsten Städten in Europa 2018. Der Index werde von Städten angeführt, die erfolgreich Talente anziehen und diese langfristig binden, Innovationen vorantreiben und die Produktivität steigern, so die Analysten. „Mit Berlin, München und Frankfurt befinden sich erstmals gleich drei deutsche Metropolen in den Top 20 des Savills IM Dynamic Cities Index“, sagte Andreas Trumpp MRICS, Head of Research Deutschland bei Savills Investment Management: „Berlin schaffte es erneut auf Platz 5 und ist damit die dynamischste Stadt Deutschlands. Erfasst wurden über 250 Faktoren für 130 Städte mit mindestens 250 000 Einwohnern, darunter sämtliche Hauptstädte. Die deutsche Hauptstadt verdankt ihr gutes Abschneiden vor allem hohen Platzierungen in den Kategorien Vernetzung, Inspiration und Innovation, die zum überdurchschnittlichen lokalen Wirtschaftswachstum beitragen. Der Hunger nach Gewerbeflächen zeigt sich in zahlreichen großflächigen Immobilienprojekten wie zum Beispiel in Adlershof und den Arealen Mediaspree und Europacity, schreibt Trumpp. Unter den Big 7 (Stuttgart, Köln, München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf) ist Berlin mittlerweile die Stadt mit den meisten Flexible-Office-Space-Standorten und -Flächen, so das Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang Lasalle. An insgesamt 120 Adressen stehen bereits knapp 170 000 Quadratmeter zur Verfügung, 11 weitere sind mit circa 43 000 Quadratmetern (Stand Mai 2018) sind geplant. Mit insgesamt 131 Standorten und knapp 213 000 Quadratmetern flexibler Büroflächen können Nutzer in der Hauptstadt also von mehr Angeboten profitieren als in Düsseldorf, Köln und Stuttgart zusammen. Auch im Hinblick auf das absolute Flächenvolumen reicht keine andere Stadt an das Berliner Angebot heran.
Paul F. Duwe|Reinhart Bünger
Berlin gilt als die dynamischste Stadt Deutschlands. Eine Zinswende könnte das Bild verdunkeln.
[]
Wirtschaft / Immobilien
Immobilien
2018-07-02T20:23:39.000Z
Büroimmobilien: Hunger nach Gewerbeflächen
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/immobilien/hunger-nach-gewerbeflachen-3965236.html?icid=in-text-link_3993649
Digitalisierung in Berlin: So viel Geld bekommen Schulen aus dem Digitalpakt
© picture alliance / dpa Bisher war es nur ein großer Gesamtbetrag, jetzt steht fest, was für jede einzelne Berliner Schule dabei herauskommt: Die Bildungsverwaltung hat am Dienstag bekannt gegeben, wie die 257 Millionen Euro aus dem Digitalpakt zwischen 2019 und 2024 verteilt werden. Anders als manche andere Bundesländer will Berlin allen Schulformen – egal ob Grund-, Ober- oder Berufsschule – einen identischen Sockelbetrag von 100.000 Euro für Investitionen in die Grund-IT-Infrastruktur geben. Pro Schüler kommen dann nochmal 330 Euro hinzu. So ist sichergestellt, dass große Schulen entsprechend mehr Geld bekommen. „Die ersten Bestellungen können schon im September erfolgen“, stellte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in Aussicht. Dies gilt allerdings nur für Schulen, die bereits ihr Medienkonzept eingereicht haben: Im digitalen „Lernraum Berlin" der Bildungsverwaltung gibt es dafür eine entsprechende Vorlage. Dort ist auch zu lesen, was alles mit den Geldern angeschafft werden kann: Serverlösungen für den Unterricht, Aufbau oder Verbesserung der digitalen Vernetzung im Schulgebäude und auf dem Schulgelände, schulisches WLAN, Anzeigetafeln, digitale Arbeitsgeräte sowie schulgebundene mobile Endgeräte wie Notebooks und Tablets für bis zu 25000 Euro. Mit dieser Beschränkung soll erreicht werden, dass die Infrastruktur nicht zu kurz kommt. Smartphones dürfen von dem Geld nicht angeschafft werden. Einzelne Schulen haben bereits ihre Medienkonzepte vorgelegt, darunter das Spandauer Lily-Braun-Gymnasium. „Der Digitalpakt hat uns sehr optimistisch gestimmt“, sagte Schulleiterin Ulrike Kaufmann. Sie saß am Dienstag neben Scheeres, um konkret aufzuzeigen, was alles möglich ist mit dem Geld. So legt ihr Kollegium Wert darauf, nicht nur in jedem zweiten Klassenraum ein interaktives Whiteboard zu haben. Ingesamt will man die digitale Infrastruktur verbessern. Andere Schulen sind zögerlicher: Die meisten haben bisher maximal das Informationsmaterial gesichtet. Um einen Überblick über den Status quo bei der IT-Ausstattung und Infrastruktur der Schulen zu bekommen, läuft zurzeit eine Abfrage der Bildungsverwaltung. Bevor es mit den Bestellungen der Schulen losgehen kann, müssen noch die Förderrichtlinien veröffentlicht werden. Darauf wies nicht nur Scheeres hin, sondern auch die Industrie- und Handelskammer. Erst dann könnten die Schulträger die Anträge stellen und das Geld abrufen, erläuterte IHK-Präsidentin Beatrice Kramm. Ganz im Sinne des Zukunftspakts Verwaltung solle die Richtlinie den Prozess und die Zuständigkeiten "eindeutig und transparent" aufzeigen, erwartet Kramm. Im übrigen müssten die Kapazitäten der regionalen IT-Betreuer für eine gute Beratung von Schulen und Schulträgern ausgebaut werden. Der Digitalpakt war im März nach langer Diskussion beschlossen worden. Zusätzlich hat Berlin die Mittel für die Digitalisierung im regulären Doppelhaushalt 2020/21 deutlich aufgestockt: 170 Millionen Euro für stehen zur Verfügung.
Susanne Vieth-Entus
Berlin darf 257 Millionen Euro für die bessere Ausstattung mit WLAN, Servern und Endgeräten verteilen. Jetzt steht fest, womit die Schulen rechnen können.
[ "Sandra Scheeres" ]
Berlin
Berlin
2019-07-30T15:36:50.000Z
Digitalisierung in Berlin: So viel Geld bekommen Schulen aus dem Digitalpakt
https://www.tagesspiegel.de//berlin/so-viel-geld-bekommen-schulen-aus-dem-digitalpakt-3153886.html?icid=in-text-link_4101433
Eine Frage des Schnitts: Was kostet eigentlich ... der Friseurbesuch?
Das Gegenteil ist richtig. Nicht Frauen zahlen mehr beim Friseur, sondern Männer. „Die Preise im Damen- und Herrensalon liegen viel näher beieinander als man glaubt“, sagt Jörg Müller. Als Chef des Zentralverbands des deutschen Friseurhandwerks muss er das wissen. „Bei den mittelpreisigen Salons liegt der Durchschnittspreis für einen Haarschnitt im Damensalon bei 17,80 Euro, im Herrensalon bei 14,40 Euro trocken, 17,90 Euro nass.“ Dass die Preise im Einzelfall sehr wohl stark differieren, bestreitet er nicht. Eine Wasserwelle hier, eine Colorierung dort, das schlägt sich auf der Rechnung nieder. Und so liegt der „Dienstleistungsfaktor“ der Frauen bei 2,4 – im Herrensalon bei nur 1,1 Dienstleistungen pro Besuch. Eine weitere Begründung: Das Auge zahlt mit. „Es ist fast ein wenig wie in der Gastronomie, wo die Brandbreite vom klassischen Restaurant bis zum Imbiss reicht.“ Den Preis für einen Haarschnitt lege ein guter Saloninhaber über eine Mischkalkulation fest: Wie ist der Salon ausgestattet, wie ist das Ambiente, wie sind die Mitarbeiter ausgebildet und wie werden sie bezahlt. Auch die Arbeitszeit ist ein Faktor. In der Tat dauere ein Haarschnitt bei einer Frau oft länger. Ein Bob sei eben komplizierter zu schneiden als ein einfacher Herrenhaarschnitt. Das Gegenteil ist also nicht immer richtig. Zum Beginn jeder Woche heften wir ein Preisschild an Waren, die in keinen Einkaufskorb passen.
Simon Frost
Frauen zahlen immer mehr beim Friseur als Männer. Warum ist das so? Die richtige Frage muss lauten: Stimmt das überhaupt? Die Antwort ist durchaus überraschend.
[ "Handwerk" ]
Wirtschaft
Wirtschaft
2015-04-06T16:10:13.000Z
Eine Frage des Schnitts: Was kostet eigentlich ... der Friseurbesuch?
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/was-kostet-eigentlich--der-friseurbesuch-5452300.html?icid=in-text-link_6321034
Geparkte Hubschrauber in Berdjansk: Warum die Ukrainer eine der wichtigsten russischen Militärbasen nicht angreifen
Dem russisch besetzten Flughafen von Berdjansk kommt in der Verteidigung gegen die ukrainische Gegenoffensive eine bedeutende Rolle zu. Die Russen parken in der besetzten Hafenstadt am Schwarzen Meer eine Reihe von Militärhubschraubern, mit denen sie gerade zu Beginn der Offensive im Juni die Vorstöße der Ukrainer stoppten – allerdings auch schwere Verluste hinnehmen mussten. Während es den Ukrainern im Zuge ihrer Offensive gelang, einige russische Kommandoposten und Munitionsdepots zu beschädigen, blieb der Flughafen in Berdjansk unversehrt. Doch warum? Das liegt nicht nur daran, dass sich Berdjansk weniger als 100 Kilometer weit hinter der Frontlinie befindet. Schließlich besitzt die Ukraine Langstreckenraketen, die den Flughafen ins Visier nehmen könnten. Die Lage ist deutlich komplexer. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Wie ein ukrainischer Reserveoffizier, der sich auf Twitter „Tatarigami_UA“ nennt, schreibt, gibt es zwei Gründe, warum die Ukrainer die Helikopter derzeit nur schwer angreifen können. Die Maßnahmen, die Russland getroffen hat, zeigen, wie wichtig die Hubschrauber sind. Eine mögliche Lösung, die der ukrainische Reserveoffizier nennt: Ground-Launched Small Diameter Bombs – kurz GLSDB. Diese haben eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern und können ihre Richtung ändern, also auch Luftabwehrsystemen ausweichen. Die Ukrainer befinden sich durch ihre Fortschritte der Gegenoffensive bereits weniger als 120 Kilometer von Berdjansk entfernt. Zudem werden sie mit Himars-Mehrfachraketenwerfern abgefeuert, die die Ukrainer bereits besitzen. Der australische Ex-General und Militäranalyst Mick Ryan sagte dem Tagesspiegel bereits im Februar, welch große Wirkung die GLSDB im Krieg haben könnten. „Es ist gut möglich, dass Russland durch die US-Lieferungen von GLSDB seine Logistik und die Platzierung von Kontrollzentren ähnlich anpassen muss wie im vergangenen Sommer“, sagte er. Damals schickte Washington erstmals Himars-Mehrfachraketenwerfer samt Raketen an Kiew. Binnen weniger Wochen wurden zahlreiche russische Munitionslager, Kommandozentren und Truppensammelpunkte zerstört. Sukzessive schnitt die Ukraine die feindlichen Truppen von den Versorgungslinien ab und bereitete so die Rückeroberung der Gebiete in Charkiw und in Cherson vor. Ein solches Szenario könnte die ukrainische Gegenoffensive massiv beschleunigen. Erst mit einiger Verzögerung gelang es Russland nämlich damals, seine Logistik mehr und mehr zu dezentralisieren und aus der Reichweite der Himars zu verlegen. Das Problem: Die USA haben die Lieferung der GLSDB zwar schon im Februar angekündigt – sie sollen aber erst im Herbst eintreffen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die US-Amerikaner erst genügend Raketen produzieren müssen. Noch sind die Präzisionsraketen nirgends – nicht einmal von der US-Armee – eingesetzt worden. „Die Ukraine wird Dutzende oder gar Hunderte der Raketen brauchen, um auf dem Schlachtfeld einen spürbaren Effekt zu erzielen“, sagte Ryan dem Tagesspiegel. Bis dahin müssen die Ukrainer kreativ werden, um die parkenden Helikopter effektiv anzugreifen. Mitarbeit: Benjamin Hirsch
Christopher Stolz
Die effektiven Hubschrauber sind eins der bestgehüteten Waffensysteme der Russen. Die Ukrainer wissen, wie sie dagegen vorgehen können. Nur fehlt es am versprochenen Material.
[ "Ukrainekrieg", "Ukraine", "Russland" ]
Internationales
Internationales
2023-08-02T18:00:00.000Z
Geparkte Hubschrauber in Berdjansk: Warum die Ukrainer eine der wichtigsten russischen Militärbasen nicht angreifen
https://www.tagesspiegel.de/internationales/geparkte-hubschrauber-in-berdjansk-warum-die-ukrainer-eine-der-wichtigsten-russischen-militarbasen-nicht-angreifen-10252396.html?icid=single-topic_10242613___
Olympia-Liveblog: Beachvolleyball: Gold für Ludwig und Walkenhorst
Ludwig/Walkenhorst dominieren im Beachvolleyball-Finale +++ DFB-Team besiegt Nigeria 2:0 und spielt nun im Finale in Maracana gegen Brasilien +++ Tischtennis-Männer gewinnen Bronze +++ Knappes Olympia-Aus für Deutschlands Hockey-Damen +++ Der französische Stabhochspringer Renaud Lavillenie heult auf dem Podium +++ Hambüchen wird Vertretungslehrer +++ Thomas Bach merkt an, dass Deutschland 1992 auch nicht von Olympia ausgeschlossen wurde +++ Blut an der Flanke eines Pferdes wird mit Disqualifikation bestraft
Martin Einsiedler|Axel Gustke|Christian Vooren
Mit dominanter Vorstellung wird das deutsche Top-Duo Olympiasieger. Außerdem: Die Fußballer ziehen ins Finale ein und die Posse um den vermeintlichen Überfall auf US-Schwimmer geht weiter. Das und mehr im Liveblog.
[ "Olympia", "Brasilien" ]
Sport
Sport
2016-08-18T04:22:38.000Z
Olympia-Liveblog: Beachvolleyball: Gold für Ludwig und Walkenhorst
https://www.tagesspiegel.de//sport/liveblog/beachvolleyball-gold-fur-ludwig-und-walkenhorst-4895563.html?icid=in-text-link_5226505
Berliner Originale: Wie eine Chemikerin in Friedrichshain Seife macht
Man bemerkt es schon, bevor man den kleinen weißen Laden ohne Namen hinter den Prunk-Fassaden der Karl-Marx-Allee entdeckt hat. Man kommt nicht gleich drauf, warum einem dieses friedliche Schlummern der Altbauten abseits des kiezigen Friedrichshains so außergewöhnlich vorkommt – denn man ist ja immer erst mal auf das Augenscheinliche aus, auf das, was man sehen kann. Doch dann wird klar: Das Ungewohnte ist nicht zu sehen, es liegt vielmehr in der Luft. Ein zitrus-würziger, kräutrig-frischer und gleichzeitig süßer Duft nach Wald, Wiese, ja sogar ein Hauch von Mittelmeer – mitten in Berlin? Wenn man diesem neuen Wegweiser folgt, dann führt er einen zu eben jenem weißen Laden. Im Innern sitzt Gudrun Schmidt und verpackt kleine schwarz-blau marmorierte Klötzchen in Packpapier. Es ist die BÄRLIN, die gerade fertig geworden ist. „Die BÄRLIN ist eine ziemlich wilde Mischung“, gibt Gudrun Schmidt von Maisoap zu: „Benzoe absolue, Zitrone, Litsea Cubeba, Krauseminze und Kohle und Ultramarinblau.“ Aber, sagt sie, die BÄRLIN hat sich von Anfang an durchgesetzt! Angefangen hat Gudrun Schmidt mit dem Seifenmachen vor mehr als zehn Jahren. „Erst musste ich probieren“, sagt sie, „viel probieren“. Und eigentlich ging es am Anfang vor allem darum, für ihre Tochter eine geeignete Seife herzustellen, die nämlich als kleines Kind starke Neurodermitis hatte, erzählt die 42-jährige Chemikerin. In der Küche auf dem Herd fing sie also damit an, verschiedene Fette auszuprobieren, die Mischungen zu verändern – bis sie das perfekte Verhältnis herausgefunden hatte, so dass die Seife reinigt – aber dabei die Haut nicht austrocknet. © Verena Eidel Dadurch habe sie dann überhaupt erst gemerkt, wie viele Zusatzstoffe in den Duschgels und handelsüblichen Seifen enthalten sind. Seit ihrer ersten eigenen Seife benutzt Gudrun Schmidt kein Duschgel mehr. Und ihre Tochter hat auch keine Neurodermitis mehr. Aber Konsistenz und Schaumverhalten sei eben nur das eine, was eine Seife ausmache. Das andere, der Duft, daran musste sich Gudrun Schmidt erst einmal selbst herantasten. „Das Ergebnis kann man hierbei nicht voraussagen“. Das habe sie als Wissenschaftlerin anfangs erst mal skeptisch gemacht. Aber inzwischen macht es ihr viel Spaß, mit den unbekannten Komponenten zu experimentieren. „Zuerst ist da eine wage Idee, die reift erst einmal in meinem Kopf heran, manchmal über Monate hinweg – doch dann, setze ich mich irgendwann hin, schreibe ein Rezept und lege los.“ Sie strahlt. „Natürlich kommt dann am Ende fast immer was ganz anderes dabei heraus.“ Man muss die Idee vom Anfang schließlich immer noch weiter ausbauen und abändern – so lange, bis es eben stimmt. Gudrun Schmidt lächelt verschwörerisch und führt in die Küche im hinteren Raum. In den riesigen Töpfen wird Fett mit der basischen Natronlauge erwärmt. Dann kommen die ätherischen Öle hinein und die flüssige Masse wird in eine selbstgezimmerte Kiste gefüllt. Im Keller stehen die Kisten nebeneinander und aufeinander – und ruhen. Jetzt entsteht in ihnen Seife. Die Masse erwärmt sich noch mal von alleine, erklärt die Chemikerin, und kühlt wieder ab. „Tja - und wenn man erst mal damit anfängt ...“, sagt Gudrun Schmidt ein bisschen verlegen und macht eine ausladende Handbewegung entlang der Regale im Keller. Denn hier ist die Quelle der Düfte, denen man schon auf der Straße gefolgt ist Es stapeln sich unzählige Kisten – und aus ihnen steigen Lavendel, Avocado-Minze, Rose, Vanille, Patchouli, Ringelblume, Ingwer-Litsea, grüner Tee und Grapefruit, Kaffee und Olive empor und verwandeln sich in der Mitte ungefähr dort, wo der Treppenaufgang liegt, zu einer einzigen großen Sinnes-Explosion. Man ist noch eine Weile lang ziemlich high von diesem Rausch, selbst wenn man wieder oben im Laden steht. Gudrun Schmidt erzählt gerade, wie sie erst neulich auf die Idee für eine Seife gekommen ist. Es war ein Freund, der ihr ganz nebenbei ein Geheimnis verriet: Er tupfe sich immer hinter das eine Ohr Vanille und hinter das andere Ohr Patchouli – das habe Gudrun Schmidt hellhörig werden lassen und die Kombination wurde sofort ausprobiert. Aber inzwischen haben sie und ihr Partner Branko Petrovic ganz andere Sorgen – neben den Maisoap-Ständen auf den Märkten möchten immer mehr Läden ihre Seifen verkaufen, so dass sie sich überlegen müssen, wie groß sie eigentlich werden wollen. Im Grunde will sie das nicht aufgeben, nämlich das Selbermachen, sagt Gudrun Schmidt: vom Rühren im Kochtopf bis zum Verkauf auf dem Markt. Aber die Seifen mit den tollen Mustern und den harten Kanten scheinen immer mehr Menschen davon zu überzeugen, dass es im Grunde gar kein Duschgel mit schäumender Sport-Aktiv-Entspannungs-Wellness-Garantie braucht... Ihr Lieblingsort in Berlin ist: LA TIENDA DEL TORO in der Bänschstraße 41 in Friedrichshain (Mo-Fr 12-20, Sa 12-20 Uhr). Ihre Begründung: „Das ist der kleine Spanier bei mir um die Ecke. Hier kann man im Sommer wunderbar draußen sitzen und guten Wein trinken – hier habe ich auch meinem Mann einen Heiratsantrag gemacht.“ Maisoap: Naturseifenmanufaktur; Gudrun Schmidt & Branko Petrovic GbR, Gubener Straße 57 im Berliner Ortsteil Friedrichshain. Von den Autorinnen erschien bereits: „111 Berliner, die man kennenlernen sollte“ (Emons Verlag, 230 Seiten, 16,95 Euro). Nun begeben sich Lucia Jay von Seldeneck und Verena Eidel für uns auf die Suche nach noch mehr Berlinern. Bisher unter anderem erschienen: Lizzy Scharnofske, das lebende Schlagzeug - Andreas Zadonai, ein Bäcker der alten Schule - Sinan Simsek, der Buchhändler vom Kott - Daniel Roick, der Meister der spontanen Küche.
Lucia Jay von Seldeneck
Gudrun Schmidt ist Chemikern. Die Verbindung von Fett mit Natronlauge hat sie perfektioniert. In einem Keller stellt sie Seifen mit ausgefeilten Düften und Farben her.
[ "Friedrichshain-Kreuzberg" ]
Berlin
Berlin
2017-03-26T17:10:07.000Z
Berliner Originale: Wie eine Chemikerin in Friedrichshain Seife macht
https://www.tagesspiegel.de//berlin/wie-eine-chemikerin-in-friedrichshain-seife-macht-4922455.html?icid=in-text-link_4926832
Medien: Heidi-TV
„Für Andrea, 19, aus Bergisch Gladbach beginnt der erste Tag bei ,Germany’s next Topmodel’ mit dem schlimmsten Albtraum jeder Frau: Nur 15 Minuten Zeit für ein Top-Styling, und der Koffer lässt sich partout nicht öffnen! Muss die Schauwerbegestalterin etwa in einem geliehenen Kleid vor das berühmteste Kind ihrer Heimatstadt treten?“ In der ewigen Rangliste „Welcher Sender macht das reißerischste Presseheft?“ dürfte es Pro7 mit der Ankündigung für Heidi Klums „erste deutsche TV-Show“ weit nach vorne bringen. Dabei kann man es auch ganz einfach sagen: Topmodel sucht Nachfolgerin – unter diesem Motto haben sich über 11 000 Mädchen nach einem Senderaufruf beworben. 32 von ihnen treten heute Abend an, am Ende der ersten Show werden es nur noch zwölf sein, ganz am Ende: eine. Schöne, junge Frauen, die alle nur den einen Wunsch haben, ein offenbar telegenes Topmodel mit zwölf Jahren Berufserfahrung sowie das in Castingsshows bewährte Jury-Prinzip von „Deutschland sucht den Superstar“ – nach diversen Showflopps und dem Abgang von Geschäftsführer Dejan Jocic dürfte Pro7 mit seiner Modelshow unter tätiger Mithilfe der „Bild“-Zeitung („Alexandras Knutsch-mich-Lippen und Vernasch-mich-Blick“) wenig verkehrt machen. Etwas mehr Marktanteil als sonst in der Primetime solle es schon sein. „Knapp im zweistelligen Bereich“, so eine Pro7-Sprecherin. Beim Privatsender ist man vom Erfolg der Show so überzeugt, dass auf Promo-Interviews mit der Frontfrau verzichtet wurde. Viele fragen sich ja, was an Heidi Klum so reizvoll ist, besonders an ihren Moderationen. Viele wissen es nicht so genau. Fest steht wohl, dass Klum als „Allroundtalent im Showbiz überall mitmischt“ (Pro7-Heft), was immer das bedeuten mag. In Deutschland saß Heidi Klum bislang meistens auf der Couch bei „Wetten, dass…?“ oder lächelte mit ihrem Lebensgefährten Seal in der Yellow Press. Bei der ARD-Gala zur WM-Auslosung tanzte sie minutenlang mit Reinhold Beckmann. In New York hängen Großfotos der cleveren Geschäftsfrau“ aus Bergisch Gladbach an jeder Ecke. Dort hat Klum auch schon eine eigene TV-Show, „Project Runway“. So gesehen musste „Germany’s next Topmodel“ ins deutsche Fernsehen kommen – mit Oberrichter Heidi Klum, zumal ein Abebben der Castingshow-Welle nicht in Sicht ist. Ihrer potenziellen Nachfolgerin, die sich über zehn Shows in diversen Tests, Catwalks und Outfits vor einer vierköpfigen Jury beweisen muss, um am Ende ein Titelfoto bei „Cosmopolitan“ und einen Profi-Model-Vertrag zu bekommen, empfiehlt Klum: „Brillantes Aussehen reicht nicht, um zu gewinnen. Das Auftreten, die Bewegungen, die Persönlichkeit und die Ausstrahlung sind genauso wichtig. Außerdem zählen Selbstbewusstsein und Köpfchen.“ Und dass der Koffer mit dem schicken Kleid und dem Top-Styling rechtzeitig aufgeht. „Germany’s next Topmodel“, Pro7, 20 Uhr 15
Markus Ehrenberg
Topmodel gesucht: Warum Pro7 mit seiner neuen Castingshow wenig falsch machen kann
[]
Gesellschaft / Medien
Medien
2006-01-24T23:00:01.000Z
Medien: Heidi-TV
https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/medien/heidi-tv-1297618.html
Auf der Grünen Woche: Im Königreich der Leckerlis
Die Grillzange ist sein Zepter, die Bratwurst, die auf den Zacken seiner Krone aufgespießt ist, das Symbol seiner Macht. Ein Hermelinpelz-Imitat um seine Schultern verleiht ihm die Würde, die ihm zusteht: Rudi I. ist der Thüringer Bratwurstkönig. Gleich wird er mit seiner Gefolgschaft aus Suhler Grillzwergen und etwa 130 sogenannten Produktköniginnen auf die Bühne in der Messehalle 3.2 emporsteigen. „Dies markiert den Höhepunkt der Grünen Woche“, kündigt der Vorsitzende der Fördergemeinschaft nachhaltige Landwirtschaft (FNL), Gerd Sonnleitner, unter den ungläubigen Blicken der Zuschauer an. Denn hier, fügt er möglicherweise unfreiwillig zutreffend hinzu, sei „eine schöner wie der andere“. Aber viele Herren haben es ohnehin nicht zum Botschafter eines der unzähligen Produkte auf der Messe gebracht. Rudi I. ist stolz, neben dem Edlen von Torgow zu Zossen und dem Linsenprinz einer der wenigen Vertreter des starken Geschlechts unter den Hoheiten zu sein. In seinem Königreich mache ihm jedenfalls keine Frau so schnell den Thron streitig. „Braten, das ist doch Männersache.“ Doch für den Geschlechterkampf ist er nicht hergekommen. Nach dem Willen der FNL soll er „ein Botschafter glaubwürdiger Nahrungsmittelerzeugung“ sein, Nachhaltigkeit und Produktvielfalt der deutschen Landwirtschaft repräsentieren. „Wir sind eigentlich aus einem Karnevalsverein“, erzählt Rudi I. Alle zwei Jahre gebe es einen Wettkampf. Dabei zähle vor allem die Show, der Geschmack spiele nachweislich keine Rolle. Wichtig sei aber, dass man sich mit dem Produkt identifizieren könne, sagt er weiter. „Und ich liebe Thüringer Bratwürste. Das sieht man doch.“ Mit einem herzhaften Lachen schlägt er sich dabei auf seinen offenbar von vielen Würsten geformten Bauch. Katharina Bossmann sieht man glücklicherweise nicht an, dass sie die amtierende Rheinische Kartoffelkönigin ist. Sie hätte eine gute Rosenprinzessin abgegeben. Wer weiß, eines Tages hätte sie es zur Kirschblütenkönigin bringen können. Doch von allen Pflanzen der Welt hat sich die 20-Jährige ausgerechnet für die Kartoffel entschieden. „Ich habe eben eine gute persönliche Beziehung zur Kartoffel“, sagt sie. Schon früher habe sie ihrem Vater oft bei der Ernte geholfen. Schließlich seien es aber ihre Brüder gewesen, die sie ermutigt hätten, sich um den Posten zu bewerben. Ihr Bild auf der Titelseite der Rheinischen Landwirtschaftszeitung und ein Treffen mit Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner zählt sie zu den Höhepunkten ihrer Amtszeit. Drei bis vier Termine pro Woche muss die Kunststudentin im Herbst manchmal als Kartoffelkönigin wahrnehmen. Anstrengend sei das. Aber Katharina steht voll hinter ihrer Knolle. „Man lernt viele Leute kennen und wirbt für ein gutes Produkt“, sagt sie. „Tote Babyschafe promoten – das könnte ich nicht“, fügt sie halblaut hinzu. Es ist ein Seitenhieb in Richtung der nordfriesischen Lammkönigin, Bente Peterson, die einige Meter weiter steht und erzählt, wie sie früher mit Schafen und Lämmern groß geworden sei. Neben „toten Babyschafen“ finden hier auch alle anderen Produkte, die sonst keine Lobby haben, einen Fürsprecher. Sei es die Rhododendronkönigin, die Ochsenfurter Zuckerfee, die Peitzer Teichnixe oder die bayerische Mehlkönigin. Denn das Werben auf der Grünen Woche ist lukrativ. Bis zum Sonntag verzeichnete die Messe bereits über 100 000 Besucher.
Sidney Gennies
Lammkönigin, Linsenprinz, Kartoffelkönigin, Ochsenfurter Zuckerfee und Peitzer Teichnixe: 130 Kronenträger und Fabelwesen werben bei der Grünen Woche für die verschiedensten Produkte. Vor allem Frauen werden als Imageträger eingesetzt.
[ "Grüne Woche" ]
Berlin / Stadtleben
Stadtleben
2011-01-24T12:55:42.000Z
Auf der Grünen Woche: Im Königreich der Leckerlis
https://www.tagesspiegel.de//berlin/stadtleben/im-konigreich-der-leckerlis-6462886.html
Politik: Klaus Höpcke - einstiger stellvertretender DDR-Kulturminister
In der Wendezeit galt Klaus Höpcke - einst stellvertretender DDR-Kulturminister - als gefragter Gast bei Fernseh-Talkshows und Gesprächsrunden. Zehn Jahre nach dem Mauerfall hat sich der 65-Jährige von der politischen Bühne zurückgezogen. Im September schied der PDS-Politiker aus dem Thüringer Landtag aus, dem er seit 1990 angehört hatte. Höpckes politische Karriere reicht zurück bis in die 60er Jahre und begann in der Leipziger Bezirksleitung der Jugendorganistion FDJ. In den 60er und 70er Jahren arbeitete der Journalist beim SED-Zentralorgan "Neues Deutschland", bevor er 1973 zum Vize-Kulturminister berufen wurde - verantwortlich für das Verlagswesen, darunter auch für die Druckerlaubnis von Büchern. Seine Maßregelungen von weniger genehmen DDR-Schriftstellern brachten ihm im Westen Kritik ein. Auch wird ihm eine aktive Rolle bei der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann zugeschrieben - was Höpcke stets zurückwies. Als der Zusammenbruch der DDR bevorstand, holte ihn Honecker-Nachfolger Egon Krenz als Leiter der Kommission Kultur- und Wissenschaftspolitik in das SED-Parteipräsidium. Im Herbst 1989 war er an der Bildung der PDS beteiligt. Vom März bis Oktober 1990 war Höpcke Mitglied der letzten DDR-Volkskammer. Mit der PDS begann seine zweite Karriere: Bei der Landtagswahl in Thüringen im Oktober 1990 kandidierte Höpcke als PDS-Spitzenkandidat und übernahm den Fraktionsvorsitz seiner Partei. Nach einem Jahr wurde er jedoch abgewählt; Höpcke war auch in der eigenen Fraktion umstritten. In den vergangenen fünf Jahren war er wissenschafts- und hochschulpolitischer Sprecher. Aus Altersgründen trat Höpcke nicht mehr für die PDS an. Andrea Hentschel
Der Tagesspiegel
In der Wendezeit galt Klaus Höpcke - einst stellvertretender DDR-Kulturminister - als gefragter Gast bei Fernseh-Talkshows und Gesprächsrunden. Zehn Jahre nach dem Mauerfall hat sich der 65-Jährige von der politischen Bühne zurückgezogen.
[]
Politik
Politik
1999-10-31T23:00:01.000Z
Politik: Klaus Höpcke - einstiger stellvertretender DDR-Kulturminister
https://www.tagesspiegel.de//politik/klaus-hopcke-einstiger-stellvertretender-ddr-kulturminister-628813.html
FÜNF  MINUTEN  STADT: Es grünt so grün
...Den Gehweg an der Skalitzer Straße hinunter kommt eine kräftige Frau in den Vierzigern und einem leuchtend grünen Dress. Mottoparty oder Kinderfest? Die Frau ist Tinker Bell, die Fee aus Peter Pan, zu Deutsch: Glöckchen, oder in der Disney-Version: Naseweis. Unverkennbar an den Flügeln und dem Rock, der in großen, blattähnlichen Zacken abfällt. Dieses Kostüm sieht selbstgemacht aus, die Zacken sind aus grobem Filz geschnitten. Und auch sonst hat die Fee von der Leichtigkeit des Vorbilds nicht viel: Dicke, schwarze Locken, ein merkliches Bäuchlein. Stattliche Oberarme. Sie schnauft ein bisschen, wohl, weil sie eine schwere Tasche trägt. Vor einem Geschäft steht eine noch recht junge Mutter in einem Trainingsanzug mit Kinderkarre. Darin ein etwa zweijähriger Junge. Während die Mutter auf ihr Smartphone tippt, wandern die Augen des Kleinen mit der Verkleideten mit. Als sie schon vorbei ist, reißt er einen Arm hoch, deutet ihr nach, ruft: „Dino!“ Die Mutter schaut nur kurz auf, senkt den Blick sogleich wieder auf ihr Handy. „Die macht Werbung, Schatzi“, erklärt sie, „für die Politik. Bald sind Wahlen und die Frau ist von einer Partei, die heißt die Grünen.“
Maris Hubschmid
Ein Samstagabend in Kreuzberg, unweit des Görlitzer Bahnhofs...
[ "Mehr Berlin", "Friedrichshain-Kreuzberg" ]
Berlin
Berlin
2013-09-02T17:13:52.000Z
FÜNF  MINUTEN  STADT: Es grünt so grün
https://www.tagesspiegel.de//berlin/es-grunt-so-grun-6616021.html
Berlin: Langer Entzug
würde gern Geld in rauchfreien Kneipen verprassen Es wird einem ganz schwindelig, wenn man sieht, wie anderswo Politik gemacht wird. In New York rauchen nur noch schwer Suchtkranke andererswo als zu Hause. In Paris hat der Bürgermeister jetzt eine Offensive gegen das Rauchen begonnen. Er redet die „Nichtraucherzone Paris“ schön und streitet für freiwillig rauchfreie Bars und Bistros. Bei uns nimmt Erziehungssenator Klaus Böger das Thema auf. Er macht das, wie es der deutschen Raucherhauptstadt gebührt: mit Langstreckenperspektive, alles ganz freiwillig. „Be smart – don’t start“ heißt ein Wettbewerb, der Jugendliche vom Rauchen abhalten soll. Wenn das wirkt, wird es irgendwann weniger Raucher geben. Doch in diesem Winter bleibt, wer sich nicht zuqualmen lassen will, wie schon früher besser zu Hause. Berlin, so rauchfrei wie New York – das wäre was. Doch daran verhebt sich kein Politiker. Das wäre für hiesige Verhältnisse erschreckend ehrgeizig.
Werner van Bebber
würde gern Geld in rauchfreien Kneipen verprassen Es wird einem ganz schwindelig, wenn man sieht, wie anderswo Politik gemacht wird. In New York rauchen nur noch schwer Suchtkranke andererswo als zu Hause.
[]
Berlin
Berlin
2004-10-25T22:00:01.000Z
Berlin: Langer Entzug
https://www.tagesspiegel.de//berlin/langer-entzug-1165105.html
Brandenburg: Die Oderdeiche werden höher und breiter
NEURANFT .Durch das Oderbruch nordöstlich Berlins rollen wieder schwere Lastzüge mit Sand und Kies in Richtung Fluß.Denn fast ein Jahr nach dem sogenannten Jahrhunderthochwasser sind noch längst nicht alle kritischen Deichabschnitte repariert oder auf das von Experten ermittelte höhere und breitere Kronenmaß gebracht worden.Schwerpunkt ist jetzt der Neuranfter Bogen, unweit des Grenzübergangs Hohenwutzen.In den nächsten Wochen bringen täglich 60 Kipper über 1000 Tonnen an die Baustelle direkt an der Oder. Hier wird der gesamte Deichfuß erneuert.Während des Hochwassers war die vor 250 Jahren bei der Trockenlegung des Oderbruchs angelegte Konstruktion durchspült worden.Der Trocknungsprozeß im warmen Frühjahr ließ Risse und Böschungsschäden entstehen.Jetzt erhält der Fuß ein neues Fundament, in das gleich Dränagerohre zur eventuell notwendigen Entwässerung des Deiches eingesetzt werden. Die Deichkrone selbst wird erhöht.Das Hydrologische Institut in Frankfurt (Oder) wertete die Hochwasserscheitel seit 1901 aus und riet zu einer Aufstockung der Höhe um bis zu einem Meter.Betroffen sind auch die erst im letzten Herbst neugebauten Abschnitte in der vier Wochen lang überschwemmten Ziltendorfer Niederung, südlich von Frankfurt.Auf über 120 Millionen Mark werden die Kosten allein im Oderbruch geschätzt. "Doch wir können unsere Deiche nicht allein nur immer höher bauen, um alle Risiken auszuschließen", sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, auf einem Forum in Frankfurt.Das würde astronomische Kosten verursachen."Ingenieurtechnische Maßnahmen allein reichen nicht".Genauso wichtig seien ökologische Veränderung in der Oderlandschaft.So fehlten potentielle Überschwemmungsflächen, wo Menschen und Tiere nicht in Gefahr gerieten.Im Mittellauf der Oder hätte sich die Größe dieser gefahrlosen Gebiete auf zwölf Prozent der ursprünglichen Fläche reduziert. "Wir müssen deshalb diesen Verlust irgendwie kompensieren", forderte Freude.In Brandenburg seien zwei Gebiete als Überflutungsraum vorgesehen: Die Neuzeller Niederung bei Eisenhüttenstadt mit 5000 Hektar und der Lunow-Stolper Polder bei Angermünde mit 1600 Hektar.Ursprünglich hatte es Überlegungen gegeben, auch die durch zwei Deichbrüche überschwemmte Ziltendorfer Niederung freizuziehen.Doch die Landesregierung entschied sich zugunsten der rund 500 Bewohner der Niederung. Freude beklagte weiterhin das rapide Waldsterben im Altvatergebirge am Oberlauf der Oder.Wälder und Wiesen würden erfahrungsgemäß viel größere Wassermengen aufnehmen können als Acker- oder Brachflächen.Die Abflußgeschwindigkeit sei entscheidend für den Pegel des Flusses.Dem widersprach Alfred Dubicki vom Meteorologischen Institut Wroclaw."Ich habe Zweifel, ob der Wald wirklich die Wassermengen aufgehalten hätte.Wenn die durchschnittliche Regenmenge eines Jahres in Berlin innerhalb weniger Tage an einem Ort niedergeht, hilft auch kein Wald", sagte Dubicki. Die starken Regenfälle im Juli hatten das Oder-Hochwasser ausgelöst."Wir müssen etwas an der Oder und ihrer Umgebung unternehmen", verlangte der Professor."Wir hatten bis zur Katastrophe in unserem Land geglaubt, es gebe nur schöne Tage am Fluß." In Polen kann zurecht von einer Hochwasserkatastrophe gesprochen.Während sich die Schäden in Deutschland auf 650 Millionen Mark beliefen, stieg die Schadenssumme im Nachbarland auf 2,3 Milliarden Dollar.54 Menschen kamen ums Leben, 47 300 Gebäude wurden zerstört.Auf 362 Kilometern riß der Deich.An eine Aufstockung oder Grundreparatur wie im Oderbruch ist in Polen noch nicht zu denken. CLAUS DIETER-STEYER
Der Tagesspiegel
NEURANFT .Durch das Oderbruch nordöstlich Berlins rollen wieder schwere Lastzüge mit Sand und Kies in Richtung Fluß.
[]
Potsdam / Brandenburg
Brandenburg
1998-06-16T22:00:01.000Z
Brandenburg: Die Oderdeiche werden höher und breiter
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/brandenburg/die-oderdeiche-werden-hoher-und-breiter-574666.html
Potsdam-Mittelmark: Knapp für Funck, klar für Baaske
Bekannte Hoffnungsträger punkten im Wahlkampf / Millimeterentscheidung in Werder Potsdam-Mittelmark - Mit einer Millimeterentscheidung endete das Duell der beiden mittelmärkischen Kreis-Chefinnen von CDU und SPD um das Direktmandat im Wahlkreis 19. Auf der Ziellinie hatte die Christdemokratin Saskia Funck mit ganzen 71 Stimmen die Nase vorn. Zwar konnte ihre Kontrahentin Susanne Melior in Schwielowsee, Michendorf und Potsdam-Nord die meisten Erststimmen auf sich vereinen, doch die Ergebnisse aus Werder sollten noch die Wende bringen. 32,6 Prozent konnte Funck in der Blütenstadt auf sich vereinen, Melior nur 25,8 Prozent. So hatte die CDU-Kreischefin doch noch Grund zur Freude an einem ansonsten verkorksten Wahlabend. Funck gewann eines von vier Direktmandaten der CDU im Land, ein Fakt von überregionaler Bedeutung. Bei den Zweitstimmen sah das christdemokratische Ergebnis allerdings auch in Werder und Umgebung wenig berauschend aus. Mit 22,7 Prozent dritter Platz hinter der SPD (32,8 Prozent) und PDS (23,3 Prozent): Eine Enttäuschung nach den sehr guten Kommunalwahlergebnissen in Werder und Schwielowsee. Zweitstimme gleich Platzeck-Stimme – das hat wohl auch bei vielen Wählern gezogen, die sonst auf Werders CDU-Bürgermeister Werner Große schwören. Politik wird an Personen fest gemacht, wie sich wieder einmal zeigte. Und Vertrauen genießen an der Havel neben Platzeck auch die identifizierbaren Christdemokraten aus der Region. Dazu zählt Saskia Funck, die ihren Wohnsitz in Glindow hat und weiter als Vorsitzende der Kreistagsfraktion agieren will. Für Susanne Melior aus Langerwisch ist das fair geführte Duell angesichts der geringen Stimmendifferenz „eigentlich unentschieden“ ausgegangen. In den Landtag zieht auch sie über die Landesliste ihrer Partei ein. Dort würde sie sich gern der Bildung oder dem Umweltschutz widmen. Koalitionsgespräche sollte die SPD ihrer Meinung nach entsprechend dem Wahlergebnis zuerst mit der PDS und dann mit der CDU führen. „Ich warne davor, dass wir vor der CDU weiter einknicken“, so Melior. „Keine weiteren Kürzungen im Kita-Bereich und sechsjährige Grundschule – daran sollten wir nicht rütteln lassen“, betonte Melior, die als Vize-Fraktionschefin auch weiter im Kreistag agieren möchte. „Die Vererdung in der Region ist mir sehr wichtig“. Die Bündnisgrünen verbuchten im Wahlkreis 19 immerhin 6 Prozent. „Schön wäre es, wenn wir die auf Landesebene gehabt hätten“, resümierte Direktkandidat Hans-Joachim Gessinger aus Werder gestern. In der Region will der Grünen-Landeschef weiter aktiv bleiben. Schwerpunkte seien die Entwicklung rund um den Schwielowsee und das integrierte Verkehrsentwicklungskonzept. Einen kleinen persönlichen Erfolg konnte FDP-Direktkandidat Heiko Hüller für sich verbuchen: In seiner Heimatgemeinde Schwielowsee errang er immerhin 11,5 Prozent der Erststimmen. Die PDS-Spitzenkandidaten der Region schafften es trotz des guten Abschneidens ihrer Partei beide nicht in den Landtag. Ihre Listenplätze hätten womöglich gereicht, doch die 23 durch die PDS errungenen Direktmandate verwiesen sie auf die Plätze. Trotzdem freuten sich Andreas Bernig und die PDS-Kreischefin Astrit Rabinowitsch gestern über das Ergebnis. Über die Zukunft im Landesparlament ist man allerdings geteilter Meinung. Während Bernig „viele Berührungspunkte, gerade in der Bildungspolitik“ mit der SPD ausmacht, will Rabinowitsch ihre Partei lieber weiter auf der Oppositionsbank sehen. „Ich kann ja nicht wochenlang sagen, Hartz IV muss weg, und dann tragen wir das ganze im Landtag auch noch mit.“ Sie jedenfalls würde als Kreischefin ihr Amt niederlegen, wenn es unter diesen Voraussetzungen zu einer Regierungsbeteiligung kommt. SPD-Mann Günter Baaske will sich die Option indes offen lassen – genauso wie schwarz-rot. „Mit der PDS sind wir uns in Bildungsfragen einig und in Haushaltsfragen nicht, mit der CDU ist es umgekehrt.“ Baaske erwies sich bei der Wahl einmal mehr als Sympathieträger der Sozialdemokraten. Besonders in Belzig hat man den früheren Kreis-Sozialdezernent und SPD-Stadtchef gut in Erinnerung behalten: 44,9 Prozent! Nur Matthias Platzeck errang mit einer ähnlich deutlichen Punktzahl sein Direktmandat. Und ähnlich wie Platzeck formulierte auch Baaske einen neuen Anspruch an seine Parteifreunde: „Eine Politik dicht an den Menschen, die offensiv mit Problemen umgeht – da haben wir alle noch viel zu lernen.“ Baaske selbst hat mit seiner märkischen Hartz-IV-Reise vorgemacht, wie es geht. Im Poloshirt rechnete er Langzeitarbeitslosen vor, dass sie mit dem Arbeitslosengeld II und den neuen 1-Euro-Jobs oft besser fahren als jetzt. Ob ihm das jetzt einen Posten als Superminister eines Wirtschafts- und Sozialministeriums beschert? Baaske zumindest macht keinen Hehl daraus, dass er eine Zusammenlegung beider Ministerien für sinnvoll halten würde. CDU-Direktkandidat Detlef Braune hatte noch keine Ahnung, dass Günter Baaske sein Kontrahent im Wahlkreis 18 sein wird, als er sich für ein Kandidatur entschied. Magere: 18,6 Prozent - da blieb dem Brücker Dachdeckermeister gestern nur noch, seine Wahlplakate abzuhängen. „Mit Handwerk und Mittelstand wird es jetzt weiter bergab gehen“, ist er sich sicher. Die CDU sollte sich nach diesem Abschneiden in die Opposition verabschieden. „Das Wahlergebnis zeigt doch deutlich, was der Wähler will.“ Und auch Elke Seidel (Grüne) aus Beelitz reagierte gestern vergrätzt: „Ich wundere mich ja, dass die Leute auch 14 Jahre nach der Wende noch auf leere Versprechen reinfallen“, sagte die Ex-SPD-Frau, die in ihrem Heimatort Beelitz 6,5 Prozent der Stimmen errang. Vor allem was die Potsdamer Ortsumgehung angeht, sei sie auf die „Wendehälse“ gespannt.
Der Tagesspiegel
Bekannte Hoffnungsträger punkten im Wahlkampf / Millimeterentscheidung in Werder
[]
Potsdam / Potsdam-Mittelmark
Potsdam-Mittelmark
2004-09-21T00:00:00.000Z
Potsdam-Mittelmark: Knapp für Funck, klar für Baaske
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/potsdam-mittelmark/knapp-fur-funck-klar-fur-baaske-7739044.html?icid=in-text-link_7891555
Von der BVG zur Deutschen Bahn: Sigrid Nikutta hat eine harte Mission
In einem Besprechungsraum der DB Cargo zeigt die neue Chefin, dass sie Klartext reden kann. „Mal ganz unter uns...“, sagt Sigrid Nikutta neulich bei ihrem Besuch am Standort Halle (Saale), einer stolzen Eisenbahnerstadt seit 1840: „Es geht nicht, dass wir jedes Jahr Verlust machen.“ Die Konkurrenten der Güterbahngesellschaft der Deutschen Bahn würden „alle Hebel in Bewegung setzen“, um auch kleine Aufträge zu fahren, erklärt die Managerin, langsam, die Stirn in Falten, die Finger knetend, als würde sie sich damit bremsen. 28 Männer und drei Frauen hören und sehen zu, wie sie Wort für Wort betont: „Wir müssen echten Machergeist leben: Jeder Wagen zählt. Wir wollen Kunden wieder von der Schiene begeistern!“ [...und was ist los in Ihrem Bezirk? 187.000 Haushalte haben unsere Tagesspiegel-Bezirksnewslettern schon im Abo. Die gibt es Bezirk für Bezirk, kostenlos und kompakt hier: leute.tagesspiegel.de] Nur Sekunden später scheint etwas abzufallen von ihr: Nikutta steht noch immer vorn im Raum, wirkt aber gelöster, so als hätte sie irgendwo zwischen den Leuten Platz genommen, um sich zu verschwören und verbrüdern mit den Kollegen. Weiß sie doch, wie die hier rund um die Uhr per Computer, aber auch noch mit viel Hand- und Laufarbeit die 20 bis 30 Tonnen schweren Güterwaggons zu Zügen zusammensetzen – und diese durchs Land fahren. Dann weiht die Chefin ihre Mannschaft ein in die Strategie, ihren Plan: „Überall in Europa wird gerade die Frage gestellt: Wie transportieren wir umweltfreundlich?“ Nun müssten alle gemeinsam deutlich machen, dass es viel klüger sei, in den Schienengüterverkehr zu investieren, als Milliarden an Strafzahlungen fürs Verfehlen der Klimaziele zu zahlen. „Wir haben den Schlüssel für die Klimawende in der Hand. Deshalb werden wir wachsen und die Güter von der Straße holen“. Es ist ein Tag der Mission „DB Cargo retten“ von Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, die als Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe BVG einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist. Der Aufsichtsrat des landeseigenen Unternehmens hatte die heute 50-Jährige vor bald zehn Jahren von DB Cargo in Polen geholt, damit sie in Berlin frische Ideen und schwarze Zahlen produziert. Beides hat geklappt – dank konsequenter Entscheidungen, viel Netzwerkarbeit mit der Politik und mehr Service sowie der so frechen wie selbstironischen Imagekampagne mit dem gelben Herzen („Weil wir Dich lieben“). Heute befördert die BVG rund ein Fünftel mehr Fahrgäste als bei Nikuttas Antritt. © Kevin P. Hoffmann Im Herbst zeichnete sich aber ab: Sie kehrt zurück zum bundeseigenen Konzern Deutsche Bahn. Seit dem 1. Januar verantwortet sie im Vorstand der Konzernholding DB AG in Berlin den Bereich Güterverkehr. Und Nikutta ist – anders als ihre Vorgänger – zugleich Vorstandsvorsitzende der entsprechenden Güterverkehrstochter DB Cargo mit Zentrale in Mainz. Dort kann sie ihre eigenen Beschlüsse persönlich umsetzen. Die Zeit drängt: DB Cargo fährt jedes Jahr zwei- bis dreistellige Millionenverluste ein. Deshalb fordern einige Politiker immer wieder den Verkauf. Dann bliebe mehr Geld für den Personenverkehr, so die Hoffnung. Die promovierte Psychologin – Spezialistin für Arbeits-, Betriebs- und Organisationpsychologie – soll dieses überkomplexe Logistikunternehmen sichtbarer machen, sortieren, sanieren. Viele glauben: Nikuttas Therapie ist DB Cargos letzte Chance. Sonst wird der Laden verkauft. Eine einfache Methode wäre es nun, den Mitarbeitern genau das jeden Tag einzutrichtern – in der Hoffnung, dass sie vor lauter Jobangst mehr Züge in weniger Zeit abfertigen. So könnten die Kosten pro Tonne Fracht und Stückgut sinken, was den Schienenverkehr konkurrenzfähiger machen würde im Wettbewerb mit den Lkw auf den Autobahnen. Doch diese Masche funktioniert auch bei der DB in Halle an der Saale längst nicht mehr. Die Leute sind ja nicht blöd, alle haben doch erlebt, wie seit DDR-Zeiten in fast jedem Jahr Stellen abgebaut worden sind – egal wie gut oder schlecht es lief. Statt einst 1000 Lokführern gibt es heute noch 250 am Standort. Doch jetzt stockt DB Cargo erstmals wieder Personal auf. Nikutta will vermitteln: Wir brauchen Umparken im Kopf, wachsen statt schrumpfen, stolz sein statt klein! © Kevin P. Hoffmann So ähnlich hatte sie es damals auch mit der einst verschnarchten BVG gemacht, wo sich Mitarbeiter für die vielen Pannen geschämt hatten. Der Unterschied: DB Cargo spielt in der Europaliga, ist aktiv in 17 Ländern, nicht nur in Berlin. Jetzt trägt Nikutta Verantwortung für doppelt so viele Mitarbeiter, 30 000 insgesamt. Und neun von zehn sind Männer. Ihnen verschweigt auch Nikutta nicht den Ernst der Lage. Das wäre unredlich. Aber sie will zugleich das Selbstwertgefühl der Kollegen steigern. Dabei helfen ihr Millioneninvestitionen aus Berlin – und zwei einfache Techniken der Psychologie: fragen und zuhören. Auch deshalb war die Managerin bereits Stunden vor ihrem Klartext-Auftritt vor der Belegschaft nach Halle gereist. Der Betriebsrat, Regional- und Standortleiter – insgesamt zehn gestandene Herren – fahren und führen sie herum. Nikutta stellt dutzende Fragen: stehend auf der Straßenbrücke im Februarwind mit gekniffenem Blick hinab auf die 36 Gleise dieser gewaltigen Zugbildungsanlage, wie die Bahner sagen, weil Güterzüge hier neu „gebildet“ werden. Andere nennen es „Rangierbahnhof“. Dann stellt Nikutta Fragen in der Werkstatt, wo es herb riecht, nach Öl und altem Holz. Arbeiter in Blaumännern hebeln mit langen Stemmeisen gerade Bohlen aus Böden der Güterwagen, Splitter fliegen knackend durch die Halle. Wie genau, wo, warum, weshalb? © Kevin P. Hoffmann Nach einem Griff in einen Pappkarton hält Nikutta einen fußgroßen schwarzen Klotz in der Hand, als der Standortleiter ihr erstmals eine gute Antwort schuldig bleibt: Was denn der Hersteller dazu sage, dass die „Flüsterbremse“ zwar den Lärm der Güterzüge um zehn Dezibel auf die Hälfte reduziert, aber weniger Lebensdauer habe? „Das wird am Material liegen“, spekuliert der Mann. Die Chefin schweigt. Und lässt ihren Referenten, ein stets stiller Schatten, eine Notiz machen. Sigrid Nikutta ist ein Unikat in der von Männern kontrollierten Logistikbranche. Wer ihre Karriere plausibel erklären kann, hätte vielleicht auch Antworten auf einige Urfragen des Feminismus: Wie sollen (und warum wollen) Frauen sich in so einem verschwitzten Umfeld durchsetzen? Vielleicht: Weil sie es kann. Weil Nikutta die Sprache der Männer spricht. Weil sie sie versteht. Und von ihnen verstanden wird. Das hilft zumindest. Für eine zierliche Dame hat Nikutta eine recht tiefe Stimme. Oft klingt sie ein wenig heiser. Sie ist die Gianna Nannini der deutschen Wirtschaft. Nikutta verwendet wohldosiert männliche Sprachmuster. „Nee, nä?“ Sie gönnt ihrem Satzbau und Wortschatz hin und wieder etwas Idiom ihrer alten ostwestfälischen Heimat Enger, Kreis Herford. Das liegt zwischen Dortmund und Hannover. Hier schlenzt jeder beiläufig auch mal ein „Du“ oder „Ihr“ in den Satz. Nikutta kann das wie der einstige Arbeiterparteiführer Gerhard Schröder. „Hol mir mal ne Flasche Bier! Sonst streik’ ich hier“. © Mike Wolff So formuliert Nikutta mal hochdeutsch mit dem Skalpell, zieht jede Silbe scharf. Dann vernuschelt sie wieder wie ein Kumpeltyp – das wechselt mehrfach in einer Rede. Das wirkt organisch, intuitiv, nicht bewusst gesteuert. Und es öffnet Nikutta ein Tor zum männlichen Humor, bei dem es ja oft weniger auf die geistreiche Pointe ankommt als auf die Form der Rede, das Gespür fürs Timing. Nach ihrem Rundgang in Halle landet Nikutta in einem Besprechungsraum mit acht männlichen Führungskräften. Auf dem Tisch stehen Kaffeekannen und „Fingerfood“, wie ein Gastgeber sagt: eine Platte mit Mett- und Käsebrötchen. Nach einer Stunde intensiver Suche nach Sand im Getriebe hier am Standort Halle kommt die Chefin zu einem besonders kritischen Tagesordnungspunkt. Sie versucht es mit Ironie: „Und? Wie sieht es mit dem Neubau der Werkstatt aus? Ich nehme an, Sie wollen mir jetzt freundlich vermitteln, bei Zeitplan und Kostenplan ist alles... im Rahmen?“ Da fällt die Raumtemperatur, es geht um viel Geld. Ein Verantwortlicher berichtet taktisch klug, dass man sogar ein Jahr früher fertig werden dürfte, um dann im nächsten Satz einzugestehen, dass die Kosten wegen des Baubooms jedoch um 15 Prozent über Plan liegen. Ihre klare Order – „Unbedingt weiterbauen und die Kosten im Blick behalten!“ – sorgt für Entspannung. Bis Nikutta nochmal auf ihre Beobachtungen vorhin in der Werkstatt zu sprechen kommt, wo zwei Stunden zuvor Männer mit wirklich außergewöhnlich viel Körpereinsatz die Bretter der Waggons aufgehebelt haben... Nikutta beugt sich auf den Tisch und schaut über den Brillenrand: „Geb's zu, die Wagen vorhin habt ihr extra für mich da in die Halle reingestellt!“ Da schallt aus fast allen Kehlen der Ertappten ein frisches „Neiiiin. Wie kommen Sie denn...? Niemals würden wir... Hahahaha“. Wer genau die Inszenierung veranlasst hat, bleibt offen. Und das darf es auch. © Kevin P. Hoffmann So geht es an fast allen Tagen seit Neujahr: Erst besuchte sie 14 Standorte in zwei Wochen, stellt sich den lokalen Managern und der Belegschaft. Seit Februar verbringt sie stets den ersten Teil der Woche in der Konzernzentrale in Berlin, die zweite Hälfte geht es nach Mainz in die DB-Cargo-Zentrale. Zwischendurch findet sie Zeit für Besuche wie beim Matthiae-Mahl in Hamburg, ein seit Anno 1356 gepflegtes Ritual der örtlichen Stadtgesellschaft. Anderntags lässt sie sich für die Managerinnen-Fotostrecke im Magazin „Bunte“ ausleuchten. Eines hellgrauen Morgens um halb zehn steht sie im 23. Stock des Bahntowers an Berlins Potsdamer Platz in ihrem Büro. Anders als Vorstandskollegen kann Nikutta hier nicht über den Tiergarten gen Reichstagsgebäude und den Hauptbahnhof blicken, dafür aber auf die Häuserschluchten, das Gewimmel im Osten und Süden der Stadt. Der Blick schweift vom Roten Rathaus und dem Fernsehturm nach rechts über Kreuzberg nach Schöneberg. Ihr Büro ist geschmückt mit Devotionalien der BVG-Abschiedsparty. Das U-Bahn-Stationsschild „Sigrid-Nikutta-Platz“ sucht noch einen Platz. Während andere jetzt gerade ins Büro schlurfen, ist Nikutta schon fast fünf Stunden auf den Beinen. Sie hat sich ab 8 Uhr mit den Chefs der Güterbahnen aus den Benelux-Staaten, Frankreichs, Österreichs und der Schweiz zur Telefonkonferenz zusammengeschaltet. Thema: Wie könnte eine gemeinsame Linie aussehen beim Green Deal der EU? Und so geht Ihr Tag weiter im Viertelstundentakt. Es bleibt noch weniger Zeit für die Familie als damals bei der BVG, weshalb ihre fünf Kinder zwischen drei und 16 Jahren auch „halbwegs entsetzt“ waren über ihren Wechsel, wie sie berichtet. Zu Hause führt Ehemann Christoph Mönnikes das operative Geschäft. Ein großgewachsener Mann, der seiner Frau auch mal bei offiziellen Anlässen zur Seite steht, um dann aber bei guter Gelegenheit schnell die Flucht ins Getümmel zu ergreifen, wie man vor drei Wochen beim Ball der Wirtschaft im Hotel InterConti am Berliner Zoo erleben konnte. © Kevin P. Hoffmann Sie muss und will da hin, ist sie doch immerhin Vizepräsidentin des gastgebenden Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Zum Ball trägt sie ein altrosa Abendkleid, dreht eine Tanzrunde mit Michael Müller übers Parkett und macht sich später ein wenig lustig darüber, dass mehrere Damen eine ähnliche Kleiderfarbe gewählt hatten. Ihrem Gatten wäre das nicht passiert: Mönnikes sticht heraus aus der Masse der tausend Pinguine, alle in weißem Hemd, schwarzem Smoking oder Frack. Er trägt schwarzes Hemd und Jacke aus tiefrotem Samt, dazu eine grün-lila gescheckte Fliege. Dieser Mann macht Nikuttas Spagat zwischen Beruf, Familie und Ehrenamt möglich. Ein Freitagmittag, der letzte Tag im Januar: Sie nimmt die Fahrbereitschaft des Bahn-Towers, erreicht ein paar Minuten vor dem Termin den kleinen Rangierbahnhof Ruhleben in Spandau. Der Fahrer steuert die schwarze S-Klasse scharf links auf einen verwilderten Pfad, der das Grundstück eines Schrotthändlers von den Bahngleisen trennt. Neben dem Parkplatz sind Container gestapelt, wie man sie von Baustellen kennt. Ein Gartenzwerg mit Helm wacht über einen Goldfischteich. Eine Stahltreppe führt zu dem Provisorium, das Fahrern der Rangierloks als Aufenthaltsraum dient – und nun der Chefin kurz als Pausenraum. Ein paar Minuten für sich. Eben hat ihr Ehemann die gerade ausgeteilten Schulzeugnisse der drei „Großen“ eingescannt und aufs Handy gemailt. Nikutta scheint sehr zufrieden – mit den Noten der Kinder, aber auch darüber, dass sie unterwegs in Echtzeit mitbekommen kann, was gerade daheim wichtig ist. © DAVIDS/Dirk Laessig Mit dem Kopf zurück in Ruhleben will Nikutta jetzt begutachten, wie ihre Leute die „letzte Meile“ zu einem Kunden bewältigen. Das bedeutet, eine Fracht, die bereits um die halbe Welt und durch halb Deutschland transportiert worden ist, per Schiene an der Haustür abgeliefert wird. Der Kunde passt nicht so recht zu Nikuttas grüner Revolution auf der Schiene: Es ist Vattenfalls Heizkraftwerk Reuter. Hier geht’s um viel Kohle. Nikutta streift eine orangefarbene Warnweste mit DB-Logo über und setzt den Helm auf, nimmt die Stufen zum Bahndamm hinauf, geht 100 Meter am Rangierweg und steht dann vor einer 1983 in Hennigsdorf montierten Rangierlok im Dieseldunst. Sie muss sich strecken zur ersten Stufe zum Führerstand. Drinnen begrüßt sie Martin Ziesak auf seinem Arbeitsplatz. Der 30-jährige gebürtige Spandauer meldet per Funk seine Rangierfahrt von Gleis 614 auf 645 an. Er holt zwölf Waggons voller Steinkohle aus Übersee, die eine Lok vom Hochseehafen Brunsbüttel an der Elbe abgeholt hat, um sie noch einen Kilometer zum Kraftwerk zu befördern. Die hier verbauten Kommunikationsgeräte nehmen diesem Vehikel nur wenig vom Charme eines Panzers der NVA: Kippschalter, analoge Zeiger, Holzleisten rahmen die gekippten Fenster. So rollt Ziesak mit Nikutta zunächst 200 Meter mit rund 25 Kilometern pro Stunde in die eine Richtung, stößt seine Lok so sanft an den mehr als 1000 Tonnen schweren Kohlenzug an, dass man den Moment kaum spürt. „Das war aber mit viel Gefühl“, würdigt die Chefin. „Ja, mit etwas Übung bekommt man den Dreh raus“, erklärt der „Lrf“, wie er sich selber bezeichnet: „Lokrangierführer“. © Stefan Weger Nikutta kennt die meisten Vokabeln noch von früher. Und doch hat sich einiges geändert in diesem Beruf – oder soll sich jetzt bald ändern unter ihrer Regie. Zum Beispiel das Ankuppeln der Waggons. „Das ist eine körperlich anstrengende Tätigkeit, die wir digitalisieren und so unsere Mitarbeiter entlasten“, doziert Nikutta. „Ist ja schön, aber wir werden immer Menschen brauchen“, antwortet ihr junger Gastgeber Ziesack während er die Tür öffnet und die Treppe hinabsteigt, um die Lok per Hand an den Zug zu koppeln, also den Bügel über den Zughaken zu legen und die Druckluftschläuche zu verbinden. © Kevin P. Hoffmann Dann hält er sich mit beiden Händen an einer Stange am unteren Rand des Zuges fest, wie beim Klimmzug, um dann mit einem leichten Tritt zu überprüfen, ob die Bremsen tatsächlich locker sind. Man brauche Wissen, Erfahrung und Gefühl – und müsse übrigens acht bis zehn Kilometer gehen pro Schicht, erklärt der Mitarbeiter. Steigt ein Roboter auch so ein in den Limbo-Bremsen-Tanz bei Wind und Wetter? Müsste er wohl, sollen 35 Waggons voller Kohle pro Tag sicher zum Kraftwerk rollen. Andernfalls bliebe da der Brennstoff aus. Und Teile von Berlin kalt und duster. Am Kraftwerk führt ein Arbeiter einer Fremdfirma noch vor, wie nach drei Handgriffen drei Dutzend Tonnen Steinkohle aus den Waggons in den Schacht des Kraftwerkes rauschen. Kurz, laut, heftig! Nikutta und ein paar Umstehende stehen direkt daneben, freuen sich über die gewaltigen Kräfte, die hier wirken. Hier sind bereits alle Hebel in Bewegung, wie irgendwann wohl im gesamten Konzern Deutsche Bahn.
Kevin P. Hoffmann
Ihr Managerauftrag lautet: Sanierung von DB Cargo, der Gütersparte der Deutschen Bahn, Männeranteil 89 Prozent. Da ist die Psychologie gefragt.
[ "Deutsche Bahn", "BVG" ]
Berlin
Berlin
2020-03-12T23:25:43.000Z
Von der BVG zur Deutschen Bahn: Sigrid Nikutta hat eine harte Mission
https://www.tagesspiegel.de//berlin/sigrid-nikutta-hat-eine-harte-mission-6867247.html?icid=in-text-link_6857863
Google Doodle Weltfrauentag 2016
Hintergrund der Google-Aktion zum Weltfrauentag: Google schickte drei kreative Frauen Lydia Nichols (Illustratorin), Helene Leroux (Illustratorin) und Liat Ben-Rafael (Google Doodle Managerin) mit einer Videomission um die Welt. Sie befragten rund 300 Frauen nach ihren Zielen und Träumen. Entstanden ist ein Film, den man heute auf Googles Startseite zum internationalen Frauentag sehen kann. Die Verwirklichung der eigenen Ziele und Träume Von kleinen Kindern bis hin zu Großmüttern aus San Fransisco, Mexico City, Jakarta oder auch Tokyo – alle teilen in diesem Video ihre Ziele mit. Durch die Vielfältigkeit der in den Videos abgebildeten Träume, fühlt sich nahezu jeder angesprochen. Ziel dessen ist, sich auf seine eigenen Träume zu besinnen. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Ziel und Zweck dieses Videos zum internationalen Frauentag ist es, Mädchen und Frauen Mut zu machen, ihre Träume zu leben und zu verwirklichen. Doch auch Menschen, die bereits Ziele erreicht haben, haben weitere Ziele und Träume. Bekannte Menschen wie die Verhaltensforscherin Jane Goodall oder die Nobelpreisträgerin Mala Yousafzai haben weitere Wünsche für die Zukunft. Die Verhaltensforscherin, die durch ihre Arbeit mit Schimpansen internationale Berühmtheit erlangte, träumt davon, einmal ihre Vorstellungen mit dem Papst diskutieren zu können und die Nobelpreisträgerin und Aktivistin Malala Yousafzai hat das Ziel, dass alle Mädchen in der Zukunft zur Schule gehen können. Die politische Dimension des Weltfrauentags 2016 Bundespräsident Joachim Gauck nimmt den Weltfrauentag 2016 wieder zum Anlass, die Gleichberechtigung in den öffentlichen Fokus zu stellen. Im Arbeitsalltag und im Ehrenamt werden immer noch mehr Männer als Frauen in Führungspositionen eingesetzt, dem Gauck entgegenwirken möchte, so ließ er es auf einer gestrigen Preisverleihung verlauten. Themen, bei denen Gauck aufräumen möchte sind nach wie vor die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Ausgleich von Lohnunterschieden. Zudem wolle Gauck weiterhin die weibliche Präsenz in den Führungsebenen fördern.
Isabell Hentschel
#OneDayIWill – dieses Motto trägt das heutige Google Doodle zum Weltfrauentag. Zu sehen sind Filmsequenzen, die Frauen rund um die Welt zeigen, wie sie ihre Ziele und Wünsche der Kamera mitteilen.
[]
Gesellschaft / Panorama
Panorama
2016-03-08T09:15:00.000Z
Google Doodle Weltfrauentag 2016
https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/panorama/doodle-zum-internationalen-frauentag-3704185.html
Schüsse in Berlin abgefeuert: Polizei stellt 17-jährigen Schützen in Kinderzimmer
Schüsse aus Schreckschusswaffen haben am Mittwoch zwei Polizeieinsätze ausgelöst. Ein 17-jähriger Jugendlicher schoss am Abend vor einem Mietshaus in Berlin-Hellersdorf mit einer Schreckschusspistole in die Luft, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Ein Zeuge hörte die Schüsse, alarmierte die Polizei und zeigte den Polizisten die Wohnung des Jugendlichen. Diese fanden den Schützen im Kinderzimmer, auf seinem Bett lagen die Waffe, mehrere Patronen und Waffenaufsätze sowie in einer Tasche drei kleine Plastiktütchen, gefüllt vermutlich mit Marihuana. In Westend in Charlottenburg riefen Nachbarn die Polizei, weil sie Schüsse aus einer Wohnung hörten. Die Polizisten überredeten einen 44-jährigen Mann, aus der Wohnung zu kommen. In den Räumen fanden sie einen Pappkarton mit einer aufgeklebten Zielscheibe und mehrere Schreckschuss- und Softairwaffen. „Der Mann gab an, Mitglied in einem Schützenverein zu sein. Geschossen habe er, um Stress abzubauen.“ Er hatte einen sogenannten kleinen Waffenschein, aber auch 1,6 Promille Alkohol im Blut. (dpa)
Der Tagesspiegel
Wenn Schüsse fallen, rückt oft die Polizei an. Ob echte oder nachgemachte Pistolen abgefeuert wurden, ist zunächst unklar – so zuletzt auch in Berlin.
[ "Polizeieinsatz", "Charlottenburg-Wilmersdorf", "Droge", "Körperverletzung", "Festnahme" ]
Berlin
Berlin
2022-09-08T14:19:23.000Z
Schüsse in Berlin abgefeuert: Polizei stellt 17-jährigen Schützen in Kinderzimmer
https://www.tagesspiegel.de/berlin/schusse-in-berlin-abgefeuert-polizei-stellt-17-jahrigen-schutzen-in-kinderzimmer-8623111.html?icid=single-topic_8623363___
Baden, schwimmen und entspannen: So sieht die neue Havel-Therme in Werder aus
Werder (Havel) - Nur ein leichtes Glucksen ist zunächst zu hören. Doch dann wird das Blubbern immer lauter. Mit einem Mal sprudeln unzählige Liter Wasser empor, die sich schließlich mit lautem Getöse durch die blaue, geschlängelte Wildwasserbahn im Familienbereich der Havel-Therme schieben. Endlich ist sie fertig, die Havel-Therme - fast zehn Jahre, nachdem der Bau 2011, damals unter der Ägide der Kristall Bäder AG, begonnen hatte. Jetzt warten die zwölf Saunen und die Innen- und Außenbecken auf Besucher. Wann die kommen können, ist allerdings völlig offen. In der Coronapandemie müssen Schwimmbäder und Thermen schließen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Wann sie wieder öffnen dürfen, ist derzeit unklar. © Andreas Klaer Rund 100 Handwerker sind vor Ort in dem Neubau am Ufer des Zernsees noch mit kleinen Arbeiten beschäftigt. Sie schneiden die ornamentreichen hölzernen Umrahmungen zu, die künftig die Nischen verzieren sollen, in denen dann Besucher ihre Schmutzwäsche loswerden können und stellen die Lichtanlage für die Pools ein.  Noch ist Baustaub und Schmutz auf dem Boden zu sehen, stehen Werkzeuge und einige Möbel herum, sind noch nicht alle Kabel hinter den Wänden verschwunden. Auch der Parkplatz mit 300 Stellplätzen ist noch nicht ganz fertig. Doch die Sachverständigen hätten bereits alles Wichtige abgenommen - vom Badewasser über die Elektronik bis hin zum Belüftungssystem, sagt Thermen-Chef Andreas Schauer, Geschäftsführer der Schauer & Co GmbH aus Überlingen am Bodensee, bei einem Rundgang mit den PNN.  © Andreas Klaer Auch der Rutschentester vom TÜV war schon da. „Das ist wohl der schönste Beruf der Welt“, scherzt Schauer. Zusammen mit dem Sachverständigen hat der Bad-Chef persönlich auch die Wildwasserbahn überprüft. 2,5 Millionen Liter Wasser schießen an der höchsten Stelle der 45 Meter langen Bahn in der Stunde herunter. Die Anlage sei einem echten Wildwasserbach nachempfunden, erklärt Schauer. Anfang Dezember soll die baurechtliche Abnahme der gesamten Therme erfolgen. Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Potsdam und Brandenburg live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die sie hier für Apple und  Android-Geräte herunterladen können. Mediterranes, marokkanisches Flair prägt die Innenausstattung. Details und Dekorationen stammten aus Marokko, Andalusien und dem Orient oder seien stilecht nachgebaut worden, sagt Schauer. Die gemusterten, blau-, grün- und terrakottafarbenen Fliesen im Eingangsbereich seien auch in der Burganlage Alhambra in Granada verbaut, schwärmt der Bad-Chef. Stolz ist er auch auf die mit Blumen und Elefanten geschmückten schweren Holzportale aus Indien. Sie seien gut 400 Jahre alt. © Andreas Klaer Vom Eingangsbereich und den gleich nebenan liegenden Umkleiden geht es im Erdgeschoss in den Saunabereich. In der Olivensauna riecht das Holz noch ganz frisch nach den Ölbäumen. Alle Sitzbänke und die gemaserten Wandpaneele seien aus dem Holz gefertigt. Bei Klangschalen- und Meditationsaufgüssen können die Gäste durch ein großes Panoramafenster den direkten Blick auf den Zernsee genießen.  Später soll ein Olivenbaum vor dem Fenster wachsen. Im Rasul-Schlammbad, verziert mit goldenen Mosaikfliesen, lässt es sich in den Sitznischen entspannen, während allmählich der Dampf hochsteigt. Der reinigende Schlamm dazu komme aus dem Atlasgebirge in Marokko, sagt Schauer.  © Andreas Klaer Wer möchte, soll in der Kräutersauna bei milderen Temperaturen und Kräuteraufgüssen schwitzen oder sich ein Stockwerk weiter oben im orientalischen Hamam verwöhnen und abschrubben lassen können. Auf dem Außengelände findet sich die rustikale russische Banja-Sauna. Sie sei eigens aus Kelo-Holz gefertigt - abgestorbenem und natürlich getrocknetem Kiefernholz, das eine spezielle Färbung und einen sehr erdig-holzigen Geruch habe.  Dort soll es künftig auch Banja-Zeremonien mit Birkenaufgüssen und dem Abklopfen mit eingeweichten Birkenquasten geben. Ein Saunapool erstreckt sich vom Ruhebereich im Erdgeschoss bis nach außen. An der Poolbar sitzen Gäste im brusthohen warmen Wasser.  Im Obergeschoss befinden sich die Thermalbecken. In den zwischen 36 und 41 Grad heißen, mineralisierten Quellebecken sprudelt schon das Solewasser. Bei Nackendusche und Wasserstrahlenmassage blicken Besucher über den Solepool auf der Dachterrasse auf den Zernsee. Im Familien- und Sportbad befindet sich ein großes Becken mit vier 25 Meter langen Bahnen. Zudem gibt es Becken für Kleinkinder und Familien, eine Breitwellenrutsche, die Wildwasserbahn und einen Zugang zu den beiden großen Röhren- und Reifenrutschen. Mit oder ohne Reifen geht es 79 oder auch 84 Meter in die Tiefe. [Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]  Wer Hunger bekommt, kann im Restaurant mit 120 Sitzplätzen im Obergeschoss mediterrane Gerichte bestellen. Auf der Karte stehen Pasta, Pizza, Salat, Fisch und Fleisch. Pizzaecken gibt es ab 3,50 Euro, die Hauptgerichte wie Steak oder frische Pasta kosten unter 20 Euro.  Sobald die Therme geöffnet werden darf, werde das Hygienekonzept umgesetzt. Dazu gehört laut Schauer neben Abstandsmarkierungen und Wegleitsystemen auch eine Fiebermessung am automatischen Ticketsystem. Dank der Größe der Therme könnten sich Besucher gut aus dem Weg gehen und den Mindestabstand einhalten, sagt der Bad-Chef. Auch wenn nicht oder nur eingeschränkt geöffnet werden könne, sollen die rund 100 Mitarbeiter der Therme ihre Arbeitsverträge behalten, versichert Schauer. Er schloss jedoch Kurzarbeit für einen Teil der Beschäftigten nicht aus. © Andreas Klaer Dass die neue Therme erst einmal leer bleiben wird, sei "ein wenig frustrierend", sagt Schauer. Jetzt habe man "so viel Gas gegeben, so dass wir trotz der Umstände deutlich früher fertig sind als wie geplant im März 2021 und können trotzdem nicht richtig öffnen“. Um die durch die Corona-Pandemie entstehenden finanziellen Verluste abzufedern, will Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) in der Sitzung des Badausschusses am 24. November beschließen lassen, dass die Stadt der Firma Schauer & Co Nachlass bei der Pacht gewährt. Sie soll sich an der Zahl der zugelassenen Badegäste orientieren. Darf die Therme beispielsweise nur die Hälfte der Zahl der möglichen Gäste einlassen, müssten auch nur 50 Prozent der vertraglich vereinbarten Pacht gezahlt werden.  Dafür will die Stadt ihr Entgelt für Eintrittsrabatte reduzieren. Schauer hatte diese Lösung bereits vor einigen Monaten angeregt. Bei einer Restriktion auf die Hälfte der möglichen Gäste dürften nur 550 Personen gleichzeitig in die Therme. Monatlich würde das einen Verlust von 150.000 Euro bedeuten, so der Bad-Chef. Außerdem sieht der Antrag der Bürgermeisterin vor, neben der ersten Rate der Fertigstellungsprämie die zweite Rate in Höhe von insgesamt 619.387 Euro vorzuziehen und anteilig in den ersten vier Betriebsjahren auszuzahlen.
Sarah Stoffers
Fast zehn Jahre nach Baustart ist die neue Therme am Zernsee endlich vollendet. Doch wann der rund 50 Millionen Euro teure Neubau eröffnet werden kann, ist wegen der Corona-Pandemie derzeit unklar. Ein Besuch vor Ort.
[]
Potsdam / Potsdam-Mittelmark
Potsdam-Mittelmark
2020-11-19T19:31:00.000Z
Baden, schwimmen und entspannen: So sieht die neue Havel-Therme in Werder aus
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/potsdam-mittelmark/so-sieht-die-neue-havel-therme-in-werder-aus-7955425.html?icid=in-text-link_7973122
Zuwächse bei Online-Diensten: Apple löst sich aus der iPhone-Abhängigkeit
Apple hat die Rückgänge im iPhone-Geschäft verdaut und wächst wieder - dank Online-Diensten sowie Geräten wie der Computer-Uhr Apple Watch und der AirPods-Ohrhörer. Die iPhone-Erlöse fielen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf knapp 26 Milliarden Dollar (23,3 Milliarden Euro). Apple gelang es aber dennoch, den Konzernumsatz um ein Prozent auf 53,8 Milliarden Dollar zu steigern. Damit bleibt das iPhone immer noch das wichtigste Apple-Produkt. Aber sein Anteil am gesamten Geschäft des Konzern fiel auf 48 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit vielen Jahren - sonst waren es oft mehr als 60 Prozent. Ein Schlüssel zur Überwindung der iPhone-Abhängigkeit liegt in Online-Diensten. Dazu gehören der Streaming-Service Apple Music, der Bezahldienst Apple Pay und iCloud-Speicherplatz auf Apples Servern. Der Umsatz der Sparte wuchs binnen eines Jahres von 10,2 auf knapp 11,5 Milliarden Dollar. Apple hat inzwischen 420 Millionen Abo-Kunden. Demnächst kommen noch weitere Angebote wie das Spiele-Abo Apple Arcade und der Videostreaming-Dienst Apple TV+ dazu. In den USA wird im August auch eine Apple-Kreditkarte eingeführt. Eine spannende Frage ist, wie der Wandel der Erlösquellen auf Dauer die Geschäftspolitik von Apple verändern kann. Der Konzern macht sein Geld traditionell mit dem Verkauf von Geräten, wodurch er sich zum Beispiel klar von Tech-Rivalen wie Facebook und Google abgrenzen kann, die sich durch Werbung finanzieren und dafür auf Nutzerdaten angewiesen sind. Bei Apple dienten Online-Angebote ursprünglich dazu, als Ergänzung die eigenen Geräte attraktiver zu machen. Jetzt sind sie aber ein eigenständiger wirtschaftlicher Faktor mit zunehmender Bedeutung. Es ist zum Beispiel finanziell lukrativ für Apple, wenn Nutzer viel Geld in Spiele-Apps ausgeben oder größere Mengen Online-Speicherplatz brauchen. Den größten Umsatzsprung gab es im vergangenen Quartal aber in der Sparte, in der das Geschäft mit der Apple Watch, den AirPods, den vernetzten HomePod-Lautsprechern sowie Zubehör zusammengefasst ist. Dort stiegen die Erlöse von 3,7 auf 5,5 Milliarden Dollar. Apple nennt keine Absatzzahlen für seine Geräte, bei der Watch war aber von „Millionen“ neuen Nutzern die Rede - im vergangenen Quartal seien drei Viertel der verkauften Uhren an Erstkäufer gegangen. Bei den Mac-Computern legten die Erlöse von 5,3 auf 5,8 Milliarden Dollar zu und beim iPad von 4,6 auf gut fünf Milliarden. Rechnet man das iPhone heraus, wuchs das restliche Geschäft des Konzerns um 17 Prozent, wie Apple vorrechnete. Die iPhone-Umsätze sind unterdessen schon seit mehreren Quartalen rückläufig nach schwächeren Verkäufen in China sowie einer Abkühlung des Smartphone-Marktes insgesamt. Zuletzt sei das iPhone-Geschäft aber wieder besser gelaufen, sagte Konzernchef Tim Cook vor Analysten. © Reuters Unterm Strich verdiente Apple in dem Ende Juni abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal gut zehn Milliarden Dollar, das war ein Rückgang von rund 13 Prozent im Jahresvergleich. Der Konzern schloss das Quartal mit Reserven von 211 Milliarden Dollar ab - obwohl allein in dem Vierteljahr 21 Milliarden Dollar an Anteilseigner gingen, vor allem durch Aktienrückkäufe. Für das laufende Quartal stellte Apple einen Umsatz zwischen 61 und 64 Milliarden Dollar in Aussicht. Im Vorjahresquartal waren es 62,9 Milliarden Dollar gewesen. Auch angesichts dieser Prognose, die Erwartungen von Analysten übertraf, legte die Aktie im nachbörslichen Handel am Dienstag zeitweise um mehr als vier Prozent zu. Cook sagte in der Telefonkonferenz, dass Apple auch die neue Generation des Profi-Computers Mac Pro in den USA montieren wolle. Das sei der Grund, warum der Konzern beantragt habe, chinesische Bauteile für das Gerät von den 25-prozentigen US-Strafzöllen auszunehmen. US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche erklärt, der Konzern werde keine Befreiung von den Strafzöllen bei chinesischen Bauteilen bekommen. „Baut sie in den USA, keine Zölle“, schrieb Trump bei Twitter. Cook sagte, Apple erkläre derzeit die Position des Konzerns und hoffe auf eine Bewilligung des Freistellungsantrags. Apple montiert das bisherige Mac-Pro-Modell seit 2013 in Texas. Nach der Vorstellung der neuen Generation im Juni hatten das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“ geschrieben, die Endfertigung solle nach China verlegt werden. Cook sagte, die meisten Apple-Produkte würden „gewissermaßen überall“ produziert, mit Beiträgen etwa aus den USA, Europa, Südkorea, Japan und China. „Das liegt in der Natur einer globalen Zuliefererkette.“ dpa
Der Tagesspiegel
Der US-Konzern verkauft deutlich weniger iPhones und kann dennoch zulegen. Noch bleibt das Smartphone aber das wichtigste Apple-Produkt.
[ "Apple", "iPhone", "Apple Watch" ]
Wirtschaft
Wirtschaft
2019-07-31T07:26:57.000Z
Zuwächse bei Online-Diensten: Apple löst sich aus der iPhone-Abhängigkeit
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/apple-lost-sich-aus-der-iphone-abhangigkeit-4542388.html?icid=in-text-link_5066686
Kann Berlin bis 2030 klimaneutral werden?: Das meint die Tagesspiegel-Community zum Volksentscheid
Am Sonntag ist es soweit. Berlin stimmt ab, ob es bis 2030 Klimaneutral werden soll. Intensiv diskutiert und gestritten wird dazu schon seit Wochen in den Kommentarspalten. Gute Argumente haben Befürworter wie auch Gegner des Volksentscheids. Welche Chancen und Risiken unsere Community dabei erkennt, lesen Sie hier in einer redaktionellen Auswahl unserer Leserkommentare. GrossstadtberlinerinAuch ich glaube nicht, dass alles Notwendige bis 2030 geschafft sein wird. Aber wir werden weiter sein als ohne Klimagesetz. Bis 2045 sind es noch 4 Legislaturperioden - so weit denken Politiker (und auch wir Wähler) nur selten. Da kann man vieles aus den Augen verlieren oder bewusst auf die lange Bank schieben. Wer heute allen Ernstes noch eine Autobahn durch Berlin bauen will, wer nicht eine Bevorzugung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes vorantreibt, wem Parkplätze wichtiger sind als Bus- und Radspuren, dem glaube ich nicht sein Bemühen um einen schnellen klimagerechten Stadtumbau. Jochen_FurthlerKlar ist, dass Berlin so schnell wie möglich an Klimaneutralität herankommen muss. Warum? Wegen des Klimas, aber auch um eine regionale, weniger krisenanfällige Energieversorgung zu gewährleisten. Eine kluge Strategie dazu, die nicht von einer Legislaturperiode zur nächsten stolpert, wird für eine effiziente integrierte Planung sorgen (siehe dänische Wärmewende, ein Glanzstück der Politik). Eine integrierte Strom-Wärme Planung, eine regionale Partnerschaft mit Brandenburg. Lokale Wertschöpfung. Wer ignoriert, dass Deutschland gerade 200 000 Millionen Euro (!) bereitstellen muss, damit wir die explodierenden Gas- und Stromkosten im Rahmen halten können, ist mehr als kurzsichtig und egoistisch für die eigene Generation. Das Fraunhofer-Institut hat berechnet, dass Berlins Fernwärme für vier Milliarden klimaneutral gemacht werden kann. Die meiste Wärmeenergie wird lokal gewonnen. Meerwind7Ich arbeite seit 32 Jahren als Dipl.-Ing. im Bereich Energie- und Rohstoffwirtschaft. Es ist ohne weiteres möglich, Berlin bis 2030 klimaneutral zu machen. Es braucht dazu eine Mischung aus moderater Energieeinsparung, Energie aus der Region (v.a. Solarstrom) und Energie vom Weltmarkt (es gibt genügend Projekte, die auf Abnehmer warten, um loslegen zu können), dazu eine Mischung der Energiespeicher (Batterien, Wasserstoff, thermische Kurzzeitspeicher, saisonale thermische Speicher). Es wird nur mit der Dynamik der Privatwirtschaft gelingen. Dazu braucht der Senat Öffnungsklauseln in Bundesgesetzen. In sieben Jahren haben Länder wie China ihre gesamte Wirtschaftskraft verdoppelt, da sollen wir nicht in der Lage sein, einen kleinen Teilsektor der Wirtschaft umzubauen? SciaridaeManchem scheint etwas mulmig zu werden, bei der Vorstellung, sich mit der Realität zu befassen und das eigene Leben etwas umstellen zu müssen, um einen wichtigen Schritt Richtung Erhalt unserer Lebensgrundlagen voranzuschreiten. […] Ich denke nicht, dass das Ziel zu erreichen sein wird, dafür wurde die letzten Jahre zu sehr auf die Bremse getreten, um Wenigen die Pfründe zu sichern und den Plebs mit unumgänglichen Veränderungen im Lebensstil nicht gegen sich aufzubringen. Wie manche sich hier zum Thema einbringen, spricht Bände. Dennoch halte ich es für sinnvoll und richtig, endlich mal Tempo zu machen und das wird nur mit Druck auf die Politik möglich sein, einer Politik, die am liebsten den Weg des geringsten Widerstands geht. Ohne den konkreten, glasklaren Auftrag vom Wähler wird das doch wieder nichts... ThunWenn die Mehrheit Klimaschutz will, dann spricht nichts dagegen dieses Ziel anzuvisieren, denn was wir momentan erleben ist, dass an allen Ecken und Enden effektive Maßnahmen zum Klimaschutz sabotiert oder konterkariert werden. Braunkohle wird abgebaut und verfeuert, damit Geld gescheffelt werden kann und Rechnung zahlen unsere Kinder. Auto-Ökorichtlinien werden so umgeschrieben, dass große Autos mit 9-15l Verbrauch als umweltfreundlich gelten gegenüber einem 5l Auto. Der Staat hat die Pflicht, seine Bürger zu schützen. Er tut das mit Regeln wie Tempolimits und anderen Verboten. Da ist nichts Undemokratisches dran. Urbi_et_OrbiWas um alles in der Welt kann, soll und muss man denn tun, um endlich von der Politik eine ernsthafte, stabile und verlässliche Umsetzung der seit Jahrzehnten bekannten Vorgaben umzusetzen. Denn alles, was bisher passiert ist, sind schöne Worte. Seit 1998 reden wir über die Energiewende und haben so viel geschafft, was auch in 5 Jahren möglich gewesen wäre. Wir lernen jetzt mit großem Schmerz, dass autarke Versorgung nicht in erster Linie für die in den Augen der wählenden Mehrheit dummen Jugend (denn man selbst hält die Folgen des Klimawandels in der gut situierten Restlebenszeit ja locker aus) gut ist, sondern im Sinne der „Freiheitsenergien“ für uns alle eine Grundbedingung für das weitere Funktionieren unserer freien Gesellschaft darstellt. Und noch immer wird nicht entsprechend gehandelt! Von daher stimme ich mit Ja, weil ich das höher priorisiere als die genannten Risiken. Abgesehen davon ist das politische System in Berlin sowieso kaputt und ich gehe davon aus, dass auch dieser Volksentscheid am Ende des Tages nur ein wenig mehr moralischen Druck auf die Entscheider legen wird. Aber ich mache alles, was helfen könnte. KainmanErfahrungen mit der Politik zeigen, dass man Unmögliches verlangen muss, damit sich überhaupt etwas bewegt. Ein Volksentscheid kann entsprechenden Druck und Verbindlichkeit erzeugen, Alles andere kann man vergessen (s. Pariser Klimaabkommen 2016). Micky64Natürlich ist Klimaneutralität bis 2030 nicht zu schaffen. Allerdings ist die bisher geltende Hausnummer 2045 noch ziemlich weit entfernt. So weit entfernt, dass jeder aktuell in Verantwortung stehende Politiker sich einen Kehricht darum scheren wird - Das ist ja erst etwas für folgende Politiker-Generationen. Warum sich jetzt damit herumschlagen? Falsch! Allein um solchen Gedankenspielen Einhalt zu gebieten, muss Druck aufgebaut werden. Politiker müssen gezwungen werden, zu handeln. Das auf die lange Bank schieben funktioniert vielleicht beim Frühjahrsputz - für unsere Kinder und Kindeskinder wäre es eine Tragödie. ChotschasWir haben fünf Jahre gebraucht, um die Dämmung einer Geschossdecke und einer Brandwand genehmigt zu bekommen. Dieses Jahr bauen wir hoffentlich. Wie der gesamte Gebäudebestand in Berlin in 6 1/2 Jahren CO2-neutral gemacht werden soll, ist mir ein Rätsel. Denn wenn ich an all die Gasthermen, ungedämmten Gebäude, Milieuschutz, Bauämter, Bezirksverwaltungen und die unbegrenzte Menge an Dogma denke, dann bekomme ich schon Depressionen. Viel Spaß. MaxostDer Volksentscheid scheitert, weil das Quorum nicht zustande kommt, und Berlin wird durch den vertrauten Wesenszug der Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit der Nichtwähler auf wunderbare Weise vor den Folgen dieser irren Kampagne gerettet. […] Der Volksentscheid ist ein surreales Vorhaben, dessen Erfolg Berlin finanziell völlig ruiniert, die Wohnungsnot in noch ungeahnte Dimensionen katapultiert, Arbeitsplätze durch Deindustrialisierung vernichtet und die städtische Infrastruktur zerstört. FrankNFurterWarum, wenn man sich die Mühe macht einen Volksentscheid herbeizuführen, ist man nicht in der Lage, zeitlich und finanziell umsetzbare Maßnahmen zu formulieren? Ich will auch nicht irgendwie aus „Sympathie“ für eine Sache stimmen, die hinten und vorne nicht funktioniert. Ich bin sehr für konkreten Klimaschutz, aber von mir gibt es am Sonntag ein „Nein“. Charybdis66Die Hände in den Schoß zu legen, ist schlecht. Einfach etwas per Gesetz aber zu beschließen, was nicht funktionieren kann, wenn mindestens ansatzweise etwas von dem Sozialwesen Berlin übrigbleiben soll, […] ist aber auch kontraproduktiv. Wird das Gesetz am Ende gebrochen, damit auch die Bürger, die nicht ganz so viel Geld haben, noch ein bisschen bequem leben können, wird natürlich geklagt ohne Ende. Wird alles getan, um das Gesetz zu halten, wird das allerdings auch brutale Folgen für die Bewohner dieser Stadt haben. Dann gibt’s nämlich für die nächsten sechs Jahre wirklich nichts anderes als „Klimaschutz“. Die Extrempunkte sind oft schlecht, wenn sie verpflichtend werden. Das Gesetz ist einer dieser Extrempunkte. Das Nichtstun der andere. Von beiden ist abzuraten.  Insofern ist übrigens in meinen Augen eine Ablehnung des Volksbegehrens auch nicht gleichzusetzen mit der Aufforderung, gar nichts zu tun. Uwe@BDie Initiatoren haben einen riesigen Fehler gemacht. Ich stimme völlig überein, dass schnelles Handeln notwendig ist. Aber man muss auch konstatieren, dass es für sehr viele Menschen wohl nicht möglich sein wird, ihren Lebensstandard zu halten. Das nicht deutlich auszusprechen und stattdessen auf Ausgleich durch den Staat (bzw. Landeshaushalt) zu pochen ist der Kardinalfehler. Wirklich Bedürftigen soll geholfen werden, aber mit Augenmaß. Deshalb stimme ich mit NEIN. McgyverUm tatsächlich Klimaneutralität zu erreichen, müssten die Berliner ihre Autos abschaffen und auf den ÖPNV umsteigen. Schon allein deshalb muss dieser Volksentscheid gekippt werden. DinsdaleIch kann jedem nur raten, mit Nein zu stimmen. Man rettet weder „das Klima“, noch wird man die zu erwartenden klimatischen Veränderungen hierzulande nennenswert beeinflussen können. Irreale Ziele zu setzen bindet Ressourcen und ist höchst ineffizient. Natürlich sind alle sinnvollen Maßnahmen wie Ausbau der PV usw. damit nicht vom Tisch. Aber vielleicht sollte man mal auch daran denken, dass bspw. marode Schulgebäude vorrangig überhaupt in einen angemessenen Zustand gebracht werden sollten. Sofern es sinnvolle energetische Maßnahmen gibt, kann man diese dann auch parallel ausführen. Aber es bleibt einfach illusorisch, Klimaneutralität zu erreichen. Außer Berlin wird entvölkert und zur verbotenen Zone gemacht. Dann ja. Und nein, unsere Kinder werden nicht sterben. Sie werden aber mit veränderten Bedingungen klarkommen müssen. Und man wird sich zwingend an diese anpassen müssen, weil es eben nicht wie beim sauren Regen oder bei Gewässerverschmutzung reicht, die lokalen Emissionen zu beseitigen. Es gibt eben 3 Mrd. Chinesen und Inder, die noch fleißig mit Kohle feuern. Und nein, das Argument, wir haben einen Großteil der Emissionen verursacht in der Industrialisierung hilft hier auch nicht. Denn niemand hat eine Zeitmaschine. Wir können schlicht nicht überproportional CO2 einsparen, um 150 Jahre Industrialisierung auszugleichen. Der größte Hebel liegt leider in den genannten Ländern. Es gibt auch (noch) keine effizienten Technologien, die in großem Maßstab CO2 aus der Atmosphäre filtern. Wobei einsparen und einlagern im Falle von Kohlekraftwerken in China/Indien vermutlich immer noch eine bessere Lösung wäre als nichts zu tun. Wenn wir überproportional Geld investieren, um vielleicht 10% einzusparen, was mit den gleichen Mitteln in viel größerem Maßstab anderswo Einsparungen zu Folge hätte, die vielleicht in der Größenordnung des ganzen Landes liegen können, dann ist das einfach ökonomisch und sozial unsinnig. DeoEtPatriae 2030 - kein Problem. Berlin muss hier endlich seine Vorreiterrolle annehmen, damit alle anderen Städte dieser Welt diesem progressiven Beispiel nacheifern können! Berlin war schon immer ein Meister der großen Projekte. Mit so Kleinigkeiten wie einer funktionierenden Verwaltung, modernen Schulen oder gepflegten Parks geben wir Berliner uns doch gar nicht erst ab. Und Finanzen ... von solchen Petitessen lassen wir uns unsere Visionen doch nicht stören. Größenwahn und Klimanotstand - det is unsa Berlin! Zusammengestellt von Atila Altun
Atila Altun
Autos abschaffen oder Braunkohle weiter verfeuern? Könnte der Volksentscheid Berlin finanziell ruinieren? Ein Pro und Kontra unserer Online-Leser.
[ "Klimawandel", "Energiewende" ]
Meinung
Meinung
2023-03-17T13:53:46.000Z
2023-03-25T10:40:43Z
Kann Berlin bis 2030 klimaneutral werden?: Das meint die Tagesspiegel-Community zum Volksentscheid
https://www.tagesspiegel.de//meinung/kann-berlin-bis-2030-klimaneutral-werden-das-meint-die-tagesspiegel-community-zum-anstehenden-volksentscheid-9517697.html?icid=in-text-link_9525356
2. Bundesliga: Lautern tritt auf der Stelle
München - Damit vergaben die Pfälzer erneut wichtige Punkte im Aufstiegskampf. Erzgebirge Aue meldete sich dagegen mit dem 3:0 gegen Wacker Burghausen im Aufstiegsrennen zurück. Hoffnung kann wieder die SpVgg Unterhaching schöpfen: Nach sechs Spielen ohne Sieg fuhren die Oberbayern unter Trainer Harry Deutinger beim 2:0 gegen Kickers Offenbach drei wichtige Punkte gegen den Abstieg ein. Stürmisch begannen die Koblenzer das rheinland-pfälzische Derby, das wegen des starken Zuschauerandrangs erst mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen werden konnte. Wiederholt wurde Lautern vor der Pause vom wackeren Aufsteiger unter Druck gesetzt und vermied nur mit Glück einen Gegentreffer. Nach dem Wechsel wurden die Gäste mutiger und erspielten sich ihrerseits Torchancen, die aber ungenutzt blieben. Für die "Remis-Könige" aus der Pfalz war das torlose Unentschieden am Ende zu wenig für die eigenen Ansprüche. Aue zurück in der Erfolgsspur Nach zwei Niederlagen fand Aue gegen Burghausen zurück in die Erfolgsspur. Gegen die meist nur auf Defensive bedachten Gäste konnten sich die Hausherren sogar einen verschossenen Handelfmeter leisten, als Jubilar Andrzej Juskowiak (33.) bei seinem 100. Zweitliga-Einsatz an Uwe Gospodarek scheiterte. Wenig später (40.) machte es Dimitar Rangelow besser und köpfte zur Führung ein. Nach dem Wechsel stürzten Tomas Klinka (63.) und Richard Dostalek per Foulelfmeter (90.) die Gäste in noch tiefere Abstiegssorgen. Wieder etwas Luft im Abstiegskampf hat Unterhaching nach dem ersten Sieg seit zweieinhalb Monaten. Nicolas Feldhahn (16.) und Michal Kolomaznik (81.) schossen den für den in die Kritik geratenen Trainer Deutinger wichtigen Heimsieg heraus. Den Gästen aus Hessen droht nach der dritten Niederlage in Serie ein weiteres Abrutschen. (tso/dpa)
Der Tagesspiegel
"Remis-König" 1. FC Kaiserslautern verliert die Aufstiegschancen immer weiter aus den Augen. Zum Auftakt des 22. Spieltags kamen die Pfälzer im Prestige trächtigen Derby bei Aufsteiger TuS Koblenz über ein 0:0 nicht hinaus.
[]
Sport
Sport
2007-02-16T19:16:58.000Z
2. Bundesliga: Lautern tritt auf der Stelle
https://www.tagesspiegel.de//sport/lautern-tritt-auf-der-stelle-1451908.html
Tag der Arbeit: Berliner Polizei fehlen feuerfeste Einsatzanzüge
Berlin - Wie ein GdP-Sprecher sagte, sind die Berliner Beamten angehalten, ihren Baumwoll-Einsatzanzug bis Ende April gegen neue, schwer entflammbare Einsatzkleidung auszutauschen. Wegen Geldmangels könnten aber für jede Polizeidirektion lediglich 250 der benötigten 450 Anzüge bereitgestellt werden. Der stellvertretende GdP-Landesbezirksvorsitzende Michael Reinke nannte dies eine "Fürsorgepflichtverletzung des Dienstherrn" und forderte für die Polizei zusätzliche finanzielle Mittel vom Senat. "Es kann doch niemand allen Ernstes unsere Kollegen am 1. Mai und bei Großeinsätzen in Uniform 'ins Feuer schicken'", sagte Reinke. (tso/ddp)
Der Tagesspiegel
Der Berliner Polizei fehlt es nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) an feuerfester Ausrüstung für den Einsatz am 1. Mai. Dazu wären zusätzliche finanzielle Mittel vom Senat nötig.
[]
Berlin
Berlin
2007-03-16T13:43:06.000Z
Tag der Arbeit: Berliner Polizei fehlen feuerfeste Einsatzanzüge
https://www.tagesspiegel.de//berlin/berliner-polizei-fehlen-feuerfeste-einsatzanzuge-1465198.html
"Hart aber Fair" zur Atomkraft: Neues hören, Neues denken
Zwei waren es noch. Dirk Niebel von der FDP, der immer kommt, wenn irgendwo ein Talkstuhl leer zu bleiben droht. Und der Bündnisgrüne Jürgen Trittin, der schon da ist, wenn Niebel erst noch angekündigt wird. Niebel und Trittin verhakten sich sofort, schüttelten die Köpfe, wenn der andere angeblich wieder furchtbaren Unsinn geredet hatte über die Konsequenzen, die sich für Deutschland aus der Atom-Katastrophe in Japan ergeben sollten. Wer 24 Stunden pro Tag Parteipolitiker ist, der ist kontaminiert, der ist erkennbar unfähig, in anderen Kategorien als des Beutemachens beim Wähler zu denken, zu reden, zu handeln. Dieses Miniatur-Karo der Rechthaberei, diese Attitüde, nachher alles vorher gewusst zu haben, das ist abstoßend im Moment des GAU. Jene ferne Tragödie und ihre hiesige Aufarbeitung verlangen mehr, sie verlangen eine neue, weiträumige Perspektive. Und sie fordern von „Hart aber fair“, von der Redaktion und dem Moderator den Mut, komplett auf Parteipolitiker, die die Dimension des Geschehens nicht erfassen, zu verzichten. Niebel und Trittin, das waren nur zwei, und es waren doch zwei zu viel. Was wollte Frank Plasberg? Positionen abklopfen, den Stecker aus der Dose ziehen im Land der atomar Empörten? „Kommt jetzt das endgültige Atom-Aus?“, das war seine Eingangsfrage. Die Frage war richtig, doch die Kompetenz der Runde schien viel zu klein für eine wegweisende Antwort. Nix gegen Ursula Völker, Mitglied beim Verein „Ärzte gegen den Atomkrieg“, nix gegen den Atomlobbyisten Ralf Güldner, aber beide sind in ihren Horizonten gefangen. Besser Klaus von Dohnanyi, der vorführte, wie Politiker sich aus den Denk-Konventionen der Parteipolitik lösen können. Der SPD-Mann nimmt sich die Freiheit, die Regierung Merkel zu loben, über Deutschlands Grenzen zu schauen, einen weltweiten Standard für Atomkraftwerke zu fordern. Da und durch die klug gesetzten Einspielfilme war die Runde, mit fester Hand geführt von Frank Plasberg, auf einem ganz anderen Level der Konzentration beim Thema angelangt. Und als Lars-Olov Höglund, ehemals Chef der Konstrukteursabteilung beim AKW-Betreiber Vattenfall, schilderte, auf welch rückwärtigem Stand die Kerntechnik ist, da war diese Talkshow so ruhig, so intensiv, so nachdenklich wie selten. Höglund ist kein Atomkraftwerk-Gegner, er ist Skeptiker in der Abwägung von Nutzen und Risiken. Es wird für Niebel und Trittin kein Schade sein, wenn sie aus diesen 75 Minuten diese für sie überraschende Erkenntnis mitnehmen: Weniger Menschen denn je wollen das Immergleiche hören, immer mehr sind bereit, Neues zu hören. Die Tragödie in Japan fordert existenzielle Antworten und sie braucht Menschen, die neu denken.
Joachim Huber
"Kommt jetzt das endgültige Atom-Aus?" Die Kompetenz der Runde bei "Hart aber Fair" schien viel zu klein für eine wegweisende Antwort. Doch die Talkshow hatte intensive und nachdenkliche Momente.
[]
Gesellschaft / Medien
Medien
2011-03-17T06:52:00.000Z
"Hart aber Fair" zur Atomkraft: Neues hören, Neues denken
https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/medien/neues-horen-neues-denken-6733894.html
Besonderes Wohnen: Das Fenster zum Friedhof
Der AngehörigeDas ist direkt neben dem Friedhof, stellte ich fest, als ich eine Immobilienanzeige im Tagesspiegel näher prüfte. Es war im Herbst 1997. Drei Jahre zuvor war ich nach Berlin zurückgekehrt und wieder nach Hermsdorf gezogen, was anderes kam nicht infrage. In Hermsdorf hatte ich meine Kindheit verbracht, dort lebten mein Bruder und seine Frau, in deren Nähe und in der Nähe meiner Erinnerungen wollten wir wohnen, wir, Mann, Frau, Kind. Die Mietwohnung, die ich im Februar 1994 gefunden hatte, war schön, aber unglaublich teuer, und wir stellten bald fest, dass man für dieses Geld auch ein Haus abzahlen könnte. Also fingen wir an zu suchen, in Hermsdorf natürlich. Und was kam dabei heraus? Ein Grundstück neben einem kleinen, fast abgeschiedenen Friedhof, dem zwischen Schulzendorfer und Boumannstraße. Nicht irgendein Friedhof, sondern einer, auf dem ich als Kind gespielt hatte. Ein Friedhof, auf dem meine Großeltern und meine Eltern begraben waren. Kann man neben dem Grab der Eltern und Großeltern ein Haus bauen? Kann man überhaupt neben einem Friedhof leben? Wenn es einer der großen Berliner Friedhöfe gewesen wäre, hätten meine Frau und ich wahrscheinlich anders entschieden. Aber dieser Friedhof war ein Teil des Dorfes Hermsdorf. Die alten Gräber sind auch Erinnerungen an die Entwicklung des Dorfes zur Vorstadt, dazwischen stehen 150 Jahre alte Eichen, die einst den Fußweg von Hermsdorf nach Tegel säumten, als es noch keine Fahrstraße gab. Der Gedanke, eines Tages auch auf diesem Friedhof begraben zu sein, kam meiner Frau und mir nicht befremdlich vor – der Friedhof war und ist ein Teil meiner Heimat. Unsere Tochter hat als kleines Mädchen dort gespielt und mit Freundinnen Blumen gesammelt, nicht immer zur Freude der einen oder anderen Friedhofsbesucherin. Und natürlich tobten die Kinder im Garten. Aber wir respektieren die besondere Lage unseres Grundstücks. Und wir wussten und wissen, wann wir still sein sollten, man muss sich auf seine Nachbarschaft einrichten, ob es die von Lebenden oder von Toten ist. Und ganz prosaisch haben wir festgestellt: So lange dieser Friedhof als solcher genutzt wird, kann uns kein Investor eine der monströsen, so genannten Stadtvillen, die in Wirklichkeit nicht Architektur, sondern Konfektionsbauten sind, neben unser Haus stellen. Gerd Appenzeller © Doris Spiekermann-Klaas Wenn ich in diesem alten Haus aus dem Fenster blicke, dann sehe ich, was sich alles so verändert hat, im Bestattungswesen und auch auf den Friedhöfen dieser Stadt: Als ich mit meiner Familie vor 20 Jahren hier eingezogen bin, war der Friedhof „Zum Heiligen Kreuz“ in Mariendorf noch dicht belegt mit Gräbern, eins neben dem anderen, wie man es aus der Vergangenheit kennt und hier und da noch sehen kann. Heute blicke ich hingegen auf weite, grüne Flächen, wo nur noch vereinzelt Grabsteine stehen. Was ist passiert in der Zwischenzeit? War früher noch die Erdbestattung der Regelfall, ist das heute mit weitem Abstand die Urnenbeisetzung, und zwar immer öfter in so genannten Gemeinschaftsgrabanlagen. Statt einzelner, individueller Gräber mit Inschrift sieht man da nur noch einen Stein oder eine Stele, auf der die Namen der Verstorbenen vermerkt sind, die dort in einem Grab nebeneinander ruhen. Um sich zu überlegen, wie dieser ganze Prozess wohl weitergeht, braucht man nicht viel Fantasie. Irgendwann könnten hier alle Gräber weg sein, und ich würde nur noch auf eine Wiese blicken. Ohne zu erkennen, dass dies einmal ein Friedhof gewesen ist. Diese Entwicklung ist auch der Grund, warum ich überhaupt hier wohnen kann. Ursprünglich diente dieses Gebäude der Friedhofsverwaltung. Auf jedem Friedhof gab es einmal ein Haus mit einer Dienstwohnung für den Verwalter und ein Büro für ihn und seine Mitarbeiter. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Einen Verwalter, der nur für einen Friedhof zuständig ist, den gibt es heutzutage nicht mehr. Was macht man also mit diesen Gebäuden, die nicht mehr für Friedhofszwecke genutzt werden? Darin wohnen mittlerweile Menschen in ganz normalen Mietverhältnissen, und das gar nicht mal schlecht. Ich habe die Natur hier immerhin genau vor der Haustür – und das ist eine Wohnqualität, die nicht jeder hat. Vor allem nicht in einer Großstadt wie Berlin, wo man doch sehr eng aneinander lebt. Inzwischen haben aber auch andere den Friedhof als grüne Oase für sich entdeckt: Makler werben mit dem Ausblick und der grünen Umgebung für ihre Wohnungen, und immer mehr Menschen nutzen Friedhöfe wie Parks. Manchmal sehe ich Jogger, manchmal Radfahrer, die den Friedhof als eine Abkürzung verstehen, oder ich bekomme mit, wie der Rasen als Auslaufstelle für Hunde benutzt wird. Nur auf die Idee zu grillen, ist zum Glück noch niemand gekommen. Ich weiß, das tut niemand, um uns zu ärgern. Die Menschen sehnen sich einfach nach Orten der Erholung. Auf der anderen Seite habe ich schon Leute getroffen, denen die unmittelbare Nähe zu den Toten gar nicht gefällt. Sie haben dort ein unbehagliches Gefühl oder Angst. Ein Beispiel: In Kreuzberg kümmern wir uns als Gemeinde auch um die Flüchtlinge und suchen gerade Unterkünfte für den Winter. Als eine Wohnung auf dem Friedhof frei wurde, habe ich Platz für zehn junge Männer gefunden. Aber als ich ihnen erklärte, wo sie hinziehen werden, haben sie erst einmal erschrocken reagiert. Bei mir ist das ganz anders. Da ich ja Pfarrer bin und in dieser Eigenschaft ständig auf Friedhöfen zu tun habe, sind sie mir natürlich sehr vertraut. Und ich muss sagen, wenn man jeden Tag von seinem Küchenfenster auf einen Friedhof schaut, dann setzt irgendwann der Gewöhnungseffekt ein. Dann sieht man nicht mehr nur die Gräber. Man sieht auch kleine Eichhörnchen, die vorbeihuschen. Jürgen Quandt © Doris Spiekermann-Klaas Hin und wieder muss ich schon schmunzeln, weil ich von meiner Wohnung und von meiner Tanzschule aus auf einen Friedhof gucke. Dann frage ich mich, was soll das wohl heißen? Für mich hatte dieser Ort aber noch nie etwas Beklemmendes, sondern etwas Angenehmes, etwas Friedliches. Als ich klein war, ist meine Mutter oft mit uns auf Friedhöfen gewesen. Ich erinnere mich noch, wie ich als Mädchen hier auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof vor der Grabstelle der Gebrüder Grimm stand. Dafür ist er ja besonders bekannt. Selbst in Touristenführern. Mit meinen Töchtern bin ich das erste Mal dort gewesen, da lagen sie noch im Kinderwagen. Heute sind sie sechs und neun Jahre alt. Natürlich muss man darauf achten, dass Kinder nicht zu viel Tohuwabohu machen, aber es ist schön zu sehen, wie sie die kleinen Wege erkunden. Vielleicht ist es eben diese Spannweite von Gefühlen, die ich auf dem Friedhof wie auch beim Tangotanzen erleben kann, und die ich so sehr mag. Es gibt hier traurige, sehr traurige Geschichten. Aber es gibt auch positive, fröhliche Momente. Wenn meine Kinder lachen, wenn sie Himbeeren entdecken oder Kastanien sammeln. Vom Balkon aus sehe ich oft Besucher, Spaziergänger, manchmal Beerdigungsgesellschaften. Dann überlege ich: Was sind das wohl für Leute? Ist da ein jüngerer oder älterer Mensch gestorben? Was für eine Geschichte hätte er wohl zu erzählen? Diese Szenen haben schon etwas Melancholisches, und ich merke, wie ruhig, wie nachdenklich ich auch hin und wieder werde. Diese Ruhe, das ist auch so etwas Besonderes am Friedhof. Man hört keinen Lärm und kaum Stimmen. Die Menschen bewegen sich so würdevoll voran und langsamer als irgendwo sonst. Und dann dieser Weitblick. Hier setzt einem so schnell niemand ein Haus vor die Nase. Stattdessen blicke ich auf Baumkronen und Grünflächen. Unruhig wird es hier nur, wenn auf dem Friedhof Dreharbeiten stattfinden. Das kommt immer mal wieder vor. Tagsüber wird die Straße geräumt, man findet keine Parkplätze mehr, und nachts gibt es manchmal richtige Flutlichter. Dann kann es in dieser fast schon dörflichen Bergstraße in Schöneberg richtig abgehen. Ich hätte gern mal gesehen, was die da so machen, aber hab es bislang noch nie geschafft. Im Dunkeln müsste ich auch nicht unbedingt auf einem Friedhof sein, das stelle ich mir schon etwas gruselig vor. Stattdessen haben wir uns mal aus Spaß Michael Jacksons „Thriller“-Video angeguckt, nur um zu sehen, was man denn nachts so zwischen Grabsteinen filmen kann. Ob ich durch die Nähe zum Friedhof ein natürlicheres Verhältnis zum Tod bekomme, das kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht, das wäre schön. Der Weitblick vom Balkon bedeutet ja nicht nur, weit zu schauen. Es ist auch ein Blick, wohin es mal gehen wird. Ja, vielleicht liegt es nicht nur am Alter, dass ich bei dem Thema entspannter werde, und an der Tatsache, dass mehr und mehr Menschen um einen herum mit dem Tod konfrontiert werden. Vielleicht liegt es bei mir persönlich auch daran, dass ich seit elf Jahren auf einen Friedhof hinab schaue. Judith Preuss Die Gespräche mit Jürgen Quandt und Judith Preuss hat Marie Rövekamp protokolliert.
Der Tagesspiegel
Sie schauen auf Grabsteine, Trauernde – aber auch auf viel Grün. Drei Berliner erzählen von ihrer ungewöhnlichen Nachbarschaft: dem Friedhof.
[]
Gesellschaft
Gesellschaft
2014-11-11T10:26:37.000Z
Besonderes Wohnen: Das Fenster zum Friedhof
https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/das-fenster-zum-friedhof-3598102.html?icid=in-text-link_5675185
Heute vor 137 Jahren: Wie eine verzweifelte Suche in der Gründung von Coca-Cola endete
Eigentlich war John Stith Pemberton verzweifelt auf der Suche nach einem Mittel, das ihn von seiner Morphiumsucht abbringen sollte. Dass er aufgrund dessen das berühmteste Getränk der Welt zusammenmixen würde, konnte er nicht ahnen: Coca-Cola. Die Geschichte ist so überraschend wie tragisch: Pemberton war ein Apotheker und Chemiker aus Atlanta in Georgia, der gerne mit Pflanzen und Kräutern experimentierte und mehrere Medikamente und Sirupe entwickelte. Dann kam der amerikanische Bürgerkrieg (1861 bis 1865) und mit ihm die Sucht. Während seines Militärdienstes zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er vom Schmerzmittel abhängig wurde. Diese Kolumne zu meist unrunden Jahrestagen aus Wissenschaft, Technik, Natur und Medizin erscheint wochentäglich im Ressort Wissenschaft, auch in der gedruckten Zeitung. Von seinem Getränk namens „Pemberton’s French Wine Coca“, das er um 1885 erfand, erhoffte er sich endlich Heilung. Dafür mischte er Wein mit Kokablättern, die Kokain enthalten, koffeinhaltigen Kolanüssen, Damiana, einer Pflanze, der im 19. Jahrhundert und noch heute eine stärkende und aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird, sowie weiteren Zutaten. Sein Getränk ähnelte Vin Mariani, das 1863 in Paris entwickelt wurde. Es gilt als ein historischer Vorläufer von Coca-Cola.  © mauritius images / TopFoto Pemberton sah in seinem süßen Getränk ein Heilmittel und verschrieb es allen, die es wollten, gegen Kopfschmerzen, Impotenz, Nervosität, Müdigkeit – und als Abstinenzgetränk etwa gegen Morphinsucht. Als Atlanta und Fulton County 1886 ein Alkoholverbot aussprachen, musste er seine Mixtur ändern und experimentierte erneut herum. Er ersetzte den Wein mit kohlensäurehaltigem Wasser und schuf so die erste Charge der weltberühmten Limo. Den Namen wählte sein Geschäftspartner und Buchhalter Frank Mason Robinson: Coca, das von Kokablättern abgeleitet wurde, und Cola, das von den Kolanüssen stammte. Er meinte, die beiden Cs sähen schöner aus. Robinson war es auch, der die Farben und das Logo in der geschwungenen Schrift aussuchte. © Getty Images via AFP/JUSTIN SULLIVAN Am 8. Mai 1886, heute vor 137 Jahren, wurde Coca-Cola dann zum ersten Mal in „Jacobs‘ Pharmacy“ für wenige Cent pro Glas verkauft. Die Apotheke befand sich in der Innenstadt von Atlanta – eine Tafel erinnert noch heute an die ersten Coca-Cola-Verkäufe. Sein Getränk bewarb Pemberton weiterhin als „Lebenselixier“ und „wertvolles Gehirntonikum“. Es wurde zu einem Hit. Im ersten Jahr wurden weniger als 100 Liter der braunen Limo verkauft, im zweiten schon fast 4000. Kurz darauf wurde Pemberton krank, fast bankrott und kämpfte nach wie vor gegen seine Abhängigkeit. 1888 verkaufte er schließlich die Rechte an seinem Rezept an seinen Kollegen Asa Candler, für sehr wenig Geld wohlgemerkt – die Kaufkraft entspräche heute nicht einmal 10.000 Euro. Candler gründete die Coca-Cola Company und machte die Marke zu einer der größten und erfolgreichsten der Welt. Pemberton verstarb nur Monate nach dem Verkauf im Alter von 57 Jahren. Den Erfolg seines Getränks erlebte er nicht. Heute wird Coca-Cola in über 200 Ländern verkauft, in Dutzenden Versionen. Und noch heute ist in der Limo ein Extrakt aus Kokablättern enthalten, der seit den 1930ern in einem speziellen Verfahren allerdings „entkokainisiert“ wird. Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.
Miray Caliskan
Am 8. Mai 1886 wurde die braune Limo zum ersten Mal in einer Apotheke in Atlanta ausgeschenkt. Der Erfinder erkannte in seinem Getränk, das Kokain enthielt, ein Heilmittel. Der Rest? Ist Geschichte.
[ "Tagesrückspiegel" ]
Wissen
Wissen
2023-05-08T08:36:45.000Z
Heute vor 137 Jahren: Wie eine verzweifelte Suche in der Gründung von Coca-Cola endete
https://www.tagesspiegel.de//wissen/heute-vor-137-jahren-eine-verzweifelte-suche-endet-in-der-grundung-von-coca-cola-9766181.html
CDU-Parteivorsitz: Wolfgang Schäuble wirbt offen für Friedrich Merz
Mit einem vehementen Plädoyer für Friedrich Merz hat sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble kurz vor dem CDU-Parteitag in den Wettbewerb um den Parteivorsitz eingeschaltet. „Es wäre das Beste für das Land, wenn Friedrich Merz eine Mehrheit auf dem Parteitag erhielte“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Merz sei überzeugter Europäer, verlässlicher Transatlantiker und halte die soziale Marktwirtschaft hoch. „Für die Profilierung der CDU ist es sehr wichtig, jemanden mit so einem klaren Kompass an der Spitze zu haben.“ Schäubles Parteinahme für seinen langjährigen Freund Merz wenige Tage vor der Entscheidung am Freitag in Hamburg hat besonderes Gewicht. Kaum ein anderer CDU-Politiker verfügt in der Partei über ein so hohes Ansehen wie der 76-Jährige, der im Laufe seiner Karriere die Unionsfraktion führte, Parteichef war und mehrere Bundesministerien leitete. In der CDU wird mit einem knappen Wahlausgang gerechnet. Die größten Chancen auf die Nachfolge der langjährigen Parteivorsitzenden Angela Merkel hat neben Merz die bisherige Generalsekretärin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie gilt als Favoritin Merkels und liegt in den Umfragen in der Bevölkerung wie unter Parteianhängern vorn. Dem dritten Anwärter, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, wird allenfalls ein Achtungserfolg zugetraut. In dieser Lage könnte Schäubles Empfehlung auf dem Parteitag den Ausschlag geben und Unentschlossene unter den rund 1000 Delegierten dazu bewegen, für Merz zu stimmen. Sie könnte aber auch Widerstände wecken und das Gegenteil bewirken. Eine Wahl von Merz zum CDU-Chef würde es „erleichtern, wieder zu einer Integration der politischen Kräfte zur Mitte hin zu kommen“, argumentierte Schäuble. Die politischen Ränder würden dann „wieder schwächer“. Merz sei „ein Mann, der mit klaren Konzepten klare Signale sendet, der den Mut hat, nicht nur das Ende einer Diskussion abzuwarten, sondern sie stattdessen zu gestalten“. Das stoße zwar auch mal auf Widerstand, tue der politischen Debatte aber gut. Den Rückzug von Bundeskanzlerin Merkel vom CDU-Vorsitz würdigte Schäuble als vorbildliche Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. „Das alles hat eine befreiende Wirkung für die CDU“, sagte er. Das Verhältnis von Schäuble zu Merkel gilt als spannungsgeladen. Der heutige CDU-Übervater verlor den Parteivorsitz im Jahr 2000 im Zuge der Spendenaffäre, nachdem seine damalige Generalsekretärin Merkel unabgesprochen in einem Gastbeitrag für die „FAZ“ zum Bruch der CDU mit Helmut Kohl aufgerufen hatte. Auch später, in Schäubles Zeit als Finanzminister in der großen Koalition unter Merkels Führung, gab es Differenzen – etwa bei der Griechenlandrettung und in der Flüchtlingspolitik. In der „FAZ“ warf Schäuble der Kanzlerin nun indirekt Rechthaberei vor. Beim langen Streit über die Auswirkungen des Flüchtlingszustroms sei der Eindruck entstanden, „dass es am Ende nur noch ums Rechthaben ging“. In einer Zeit, in der es in Europa auf Deutschland angekommen wäre, habe zum Schluss die Handlungsfähigkeit gefehlt. „Wie es auch schon bei Helmut Kohl war, so werden selbst sehr erfolgreiche Kanzlerschaften nach langer Zeit irgendwann zäh“, fügte Schäuble hinzu. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Cordula Eubel|Stephan Haselberger|Rainer Woratschka
"Es wäre das Beste für das Land": Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat sich für Friedrich Merz als neuen CDU-Chef ausgesprochen.
[ "CDU", "Annegret Kramp-Karrenbauer", "Angela Merkel" ]
Politik
Politik
2018-12-04T17:48:03.000Z
CDU-Parteivorsitz: Wolfgang Schäuble wirbt offen für Friedrich Merz
https://www.tagesspiegel.de//politik/wolfgang-schauble-wirbt-offen-fur-friedrich-merz-4994914.html?icid=in-text-link_5309005
„Sie haben Tote draußen im Baum gefunden“: Hurrikan „Milton“ verwüstet Florida – mindestens elf Menschen sterben
Die Zahl der Todesopfer infolge des Durchzugs von Hurrikan „Milton“ im US-Bundesstaat Florida hat sich auf mindestens elf erhöht. In der Stadt Tampa fand die Polizei nach eigenen Angaben eine Frau Anfang 70, die unter einem großen Ast eingeklemmt war. Es werde angenommen, dass ihr Tod mit „den Instandsetzungsmaßnahmen“ nach dem Hurrikan zusammenhänge, erklärte die Polizei am Donnerstag. „Milton“ hatte Floridas Golfküste am Mittwochabend (Ortszeit) als Hurrikan der Kategorie 3 erreicht. Bei seinem nächtlichen Durchzug über den Bundesstaat im Südosten der USA schwächte sich der Wirbelsturm nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC bis zum Donnerstagmorgen auf die Hurrikan-Stärke 1 ab, verzeichnete aber immer noch Windstärken von bis zu 140 Stundenkilometern. Schließlich erreichte er die Ostküste Floridas und zog von dort weiter auf den Atlantik hinaus. Nach Angaben der US-Regierung gab es zunächst Berichte über mindestens zehn Todesopfer in Verbindung mit Hurrikan „Milton“ im Bundesstaat Florida. Das bestätigte Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas in einer Pressekonferenz. Fünf Tote wurden nach Behördenangaben im Bezirk St. Lucie verzeichnet, drei im Bezirk Volusia, zwei in St. Petersburg und einer in Tampa. © Getty Images via AFP/Sean Rayford Am Freitag hat sich die Zahl der Todesopfer auf mindestens elf erhöht, nachdem in der Stadt Tampa eine Frau Anfang 70 unter einem großen Ast eingeklemmt tot aufgefunden wurde. Nach Zählungen des US-Senders CBS stieg die Zahl der Toten im Zusammenhang mit „Milton“ derweil auf mindestens 16. Knapp 1000 Menschen hätten die Einsatzkräfte bislang im Sturmgebiet gerettet, zitierte der Sender CNN Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Der Sheriff des St. Lucie County, Keith Pearson, erklärte bereits am Donnerstag, dass in einer Wohnwagensiedlung für Senioren in Fort Pierce mehrere Menschen durch einen Tornado in Verbindung mit „Milton“ ums Leben kamen. Am Freitag wurde die Zahl der Todesopfer in der Seniorenwohnanlage von den Behörden auf mindestens vier beziffert. Es war ziemlich beängstigend. Sie haben Tote draußen in einem Baum gefunden. Susan Stepp, Bewohnerin aus Fort Pierce „Es war ziemlich beängstigend“, berichtete Susan Stepp aus Fort Pierce der Nachrichtenagentur AFP. „Sie haben Tote draußen in einem Baum gefunden“, so die 70-Jährige. „Ich wünschte, sie hätten sich in Sicherheit gebracht.“ Stepps Ehemann Bill sagte, der Tornado habe sein 22 Tonnen schweres Wohnmobil hochgehoben „und durch den Garten geschleudert“. „Es sah aus, als hätte jemand ein Gewicht vom Himmel fallen lassen und eine Reihe von Häusern plattgemacht“, berichtete Doug Anderson, ein Bewohner von St. Lucie Count der Lokalzeitung „Treasure Coast Newspapers“. © IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Carl Juste Dem Sender WPBF berichtete Sheriff Pearson, dass die Ortschaft Spanish Lakes gleich von mehreren Tornados getroffen worden sei, „und wir haben Menschenleben verloren“. Nach dem Durchzug des Hurrikans sind im US-Bundesstaat Florida weiterhin mehrere Millionen Menschen ohne Strom. In der Nacht zu Freitag waren immer noch rund 2,6 Millionen Menschen von Stromausfällen betroffen, wie aus Daten der US-Website PowerOutage hervorging. Das US-Hurrikanzentrum verwies auf weiter bestehende Gefahren durch herabgestürzte Stromleitungen und überflutete Gebiete vielerorts im Zentrum Floridas. Entsprechend sei Vorsicht beim Einsatz elektrischer Gerätschaften für die Aufräumarbeiten geboten. © REUTERS/RICARDO ARDUENGO In der Stadt St. Petersburg stellte die Stadt nach einem Wasserrohrbruch zwischenzeitlich das Trinkwasser ab. Zum Trinken, Kochen und Zähneputzen müsse Wasser bis auf Weiteres abgekocht werden, hieß es in einer Mitteilung der Behörden. In St. Petersburg leben etwa 260.000 Menschen. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Bäume wurden umgerissen, Straßen waren überflutet und Strommasten stürzten in mehreren Städten Floridas um. Das Stadiondach des Tampa Bay Rays-Baseballteams in St. Petersburg wurde durch den Wirbelsturm abgedeckt. Das Stadion war örtlichen Medienberichten zufolge vor der Ankunft des Sturms als Sammelort für Ersthelfer genutzt worden. Bei den Vorfällen seien keine Verletzten gemeldet worden, so die örtlichen Behörden. © Imago/Zuma Press/Tampa Bay Times Unweit des Stadions stürzte ein Baukran auf ein Gebäude. In Clearwater an Floridas Westküste retteten Einsatzmannschaften mit Schlauchbooten Bewohner aus den oberen Stockwerken überschwemmter Gebäude, während das Wasser brusthoch in den Straßen stand. © REUTERS/Octavio Jones In der Stadt Orlando mussten sogar Feuerwehr und Polizei stundenlang in Gebäuden Schutz suchen. Wenn der Wind wieder nachlasse, seien Polizei und Feuerwehr wieder in der Lage, auf Anrufe zu reagieren. Inzwischen rücken die Einsatzkräfte wieder aus. Nachdem der Hurrikan den US-Bundesstaat Florida überquert hat, betonte Gouverneur Ron DeSantis, dass der Sturm zwar Verwüstungen hinterlassen habe, das Schlimmste jedoch ausgeblieben sei. „Dieser Sturm war beträchtlich. Aber zum Glück war dies nicht das schlimmste Szenario“, sagte DeSantis bei einer Pressekonferenz. Er erklärte weiter, dass der Hurrikan viel Zerstörung und Schaden verursacht habe, wobei besonders die Tornados an der Ostküste des Staates verheerend gewesen seien. DeSantis warnte, dass mehrere Flüsse Hochwasser-Niveau erreicht hätten und die Wasserstände voraussichtlich weiter steigen würden. Im Vergleich zu Sturm „Helene“ vor rund zwei Wochen sei die Sturmflut jedoch weniger stark ausgefallen. Dieser Sturm war beträchtlich. Aber zum Glück war dies nicht das schlimmste Szenario. Ron DeSantis, Gouverneur von Florida Bereits vor der verheerenden Verwüstung durch Hurrikan „Milton“ erklärte Gouverneur DeSantis, dass am Mittwoch im Bundesstaat Florida mindestens 19 bestätigte Tornados gezählt worden seien. Pop-Superstar Taylor Swift kündigte unterdessen an, fünf Millionen US-Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) für die Hurrikan-Opfer zu spenden. © REUTERS/Octavio Jones Sie seien der Sängerin für ihre großzügige Spende für die Versorgung der Opfer der Hurrikans „Helene“ und „Milton“ unglaublich dankbar, teilte die Hilfsorganisation „Feeding America“ in ihren sozialen Medien mit. Das Geld würde in die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern und in den Wiederaufbau von Gemeinden fließen. Auch Deadpool-Darsteller Ryan Reynolds und dessen Frau Blake Lively haben für die Opfer der Hurrikans „Helene“ und „Milton“ eine Million Dollar (rund 914.000 Euro) gespendet. „Ihre langjährige Unterstützung von Feeding America in Krisenzeiten hat unserem Netzwerk vor Ort vor, während und nach Katastrophen geholfen“, erklärte die Leiterin von Feeding America, Claire Babineaux-Fontenot am Donnerstag (Ortszeit) auf Instagram. Die jüngsten Unwetter im US-Bundesstaat Florida fallen mitten in die heiße Phase des Wahlkampfes. In weniger als einem Monat, am 5. November, finden in den USA Präsidentschaftswahlen statt. US-Vizepräsidentin Kamala Harris will den Wiedereinzug des Republikaners Donald Trump in das Weiße Haus verhindern. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. © AFP/CHANDAN KHANNA Mayorkas äußerte sich besorgt über „absichtlich verbreitete Falschinformationen“, die reale Auswirkungen auf Überlebende hätten. So kursiere etwa die Behauptung, „dass Bundesbedienstete, die den Menschen helfen sollen, ihnen ihr Land wegnehmen werden“, sagte er. „Wir haben gesehen, dass die Menschen zurückhaltend sind und zögern, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, (...) weil sie Angst haben.“ Mayorkas sprach auch von Drohungen gegen Beamte der Katastrophenschutzbehörde Fema. „Wir erleben, dass auf Online-Plattformen schreckliche Hassrede aller Art verbreitet wird“, sagte Mayorkas. Auch Biden zeigte sich besorgt. Menschen riskierten ihr eigenes Leben, um anderen zu helfen und sähen sich Todesdrohungen ausgesetzt. Dies sei ein Resultat von „rücksichtslosen, unverantwortlichen, unerbittlichen Falschbehauptungen und offenen Lügen“, die weiterhin verbreitet würden. © IMAGO/ABACAPRESS/IMAGO/Pool/ABACA Seit Tagen warnen er und seine Stellvertreterin Harris vor Falschmeldungen. Sie warfen auch dem Republikaner Trump vor, gezielt Falschinformationen zu verbreiten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat veröffentlichte auf der Plattform X ein Video und stellte „Hilfe wie nie zuvor“ in Aussicht. „Hoffentlich wird am 20. Januar jemand im Amt sein, der wirklich helfen wird“, sagte Trump mit Blick auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl. Die Amtseinführung findet am 20. Januar statt. Trump kündigte auch an, erneut in das Katastrophengebiet zu reisen. „Ich werde sehr bald dort sein“, sagte er bei einer Rede in Detroit. Bereits nach Sturm „Helene“ war Trump zweimal in betroffene Gebiete gereist. Auch Biden und Harris besuchten Orte im Katastrophengebiet. Trump wirft ihnen allerdings vor, nicht angemessen auf den Sturm reagiert zu haben. Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser ab einer Temperatur von mindestens 26 Grad Celsius. In diesem Jahr waren die Oberflächentemperaturen der Meere so hoch wie noch nie seit Beginn der Messungen. Die zunehmende Erderwärmung erhöht sowohl die Häufigkeit von tropischen Wirbelstürmen als auch deren Gefährlichkeit. Da wärmere Luft mehr Wassermassen aufnehmen kann, gewinnen die Stürme schneller an Intensität und die im Verlauf abregende Wassermenge steigt. Die Wissenschaftler der World Weather Attribution, die den Zusammenhang von Extremwetterereignissen mit dem Klimawandel erforschen, haben in einer Schnellanalyse zu „Miltons“ Vorgänger „Helen“ herausgefunden, dass dessen Wind ohne den menschengemachten Klimawandel um etwa elf Prozent schwächer und der Regen um etwa zehn Prozent geringer ausgefallen wäre. Die Organisation Climate Central geht davon aus, dass die hohen Temperaturen des Meeres im Golf von Mexiko der Grund dafür sind, dass „Milton“ so rasch an Intensität zunahm. In einer entsprechenden Studie stellt sie auch dar, um wie viel wahrscheinlicher der menschengemachte Klimawandel die hohen Wassertemperaturen gemacht hat. © AFP/BRYAN R. SMITH Als Hurrikan der Kategorie 3 war der Sturm am späten Mittwochabend beim Ort Siesta Key an der Westküste Floridas auf Land getroffen und hatte eine weit ausgedehnte Schneise der Verwüstung durch die Halbinsel im Golf von Mexiko geschlagen, bevor er abgeschwächt auf den Atlantik hinausgezogen war. „Milton“ fegte nur zwei Wochen nach dem Sturm „Helene“ über Florida hinweg. „Helene“ war etwas nördlicher auf Land getroffen und dann durch mehrere Bundesstaaten im Südosten der USA gezogen. Mindestens 237 Menschen kamen durch „Helene“ ums Leben, zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört, weite Gebiete überschwemmt. „Helene“ war nach dem Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 der folgenschwerste Sturm in der Region seit 50 Jahren. (dpa, Reuters, AFP, Tsp)
Der Tagesspiegel
Am Freitag wird in Tampa eine Frau Anfang 70 unter einem großen Ast eingeklemmt tot geborgen. Die Zahl der Todesopfer in Verbindung mit Hurrikan „Milton“ erhöht sich in Florida auf mindestens elf.
[ "Sturm", "Joe Biden", "Flutkatastrophe", "Kamala Harris", "Donald Trump", "USA", "Klimawandel", "Hilfsorganisation", "Katastrophenschutz", "Feuerwehr", "Mexiko", "Polizei" ]
Gesellschaft / Panorama
Panorama
2024-10-11T10:30:00.000Z
„Sie haben Tote draußen im Baum gefunden“: Hurrikan „Milton“ verwüstet Florida – mindestens elf Menschen sterben
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/hurrikan-milton-verwustet-florida--mindestens-elf-menschen-sterben-12497051.html?icid=topic-list_12503594___
Erfolg für den US-Präsidenten: Kongress beschließt Bidens Klima- und Sozialpaket
Erfolg für US-Präsident Joe Biden: Der Kongress in Washington hat nach langem Streit ein Gesetzespaket über Milliardeninvestitionen in den Klimaschutz und den Sozialbereich verabschiedet. Nach dem Senat stimmte am Freitag auch das Repräsentantenhaus dem sogenannten Inflationsbekämpfungsgesetz zu. In beiden Parlamentskammern kamen alle Stimmen für das Gesetz von den Demokraten von US-Präsident Joe Biden, alle Stimmen dagegen stammten aus den Reihen der Republikaner. Biden kündigte nach der Abstimmung an, das Gesetz in der kommenden Woche zu unterzeichnen. Am 6. September werde er im Weißen Haus zudem eine „eine Feier zu Ehren dieser historischen Gesetzgebung“ abhalten. Biden hatte zuvor von den bisher umfassendsten Investitionen der USA zur Bekämpfung des Klimawandels gesprochen. [Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Bidens ursprüngliche Pläne für Klimaschutz und Sozialreformen gehörten zu den Kernvorhaben seiner Amtszeit. Das jetzige Paket ist wegen Streitigkeiten innerhalb seiner Partei ein Kompromiss. Es enthält nur noch einen Bruchteil dessen, was der Präsident einst durchsetzen wollte. Biden schrieb am Freitagabend auf Twitter, das Gesetz „erforderte viele Kompromisse. Das ist bei wichtigen Dingen fast immer der Fall.“ Dass das Gesetz überhaupt verabschiedet wurde, ist für den Präsidenten ein beachtlicher Sieg - bis vor kurzem wurde damit kaum noch gerechnet. Biden kämpft seit langem mit schlechten Zustimmungswerten. Nach einer Statistik der Webseite Fivethirtyeight, die verschiedene Umfragen zusammenführt, sind nur gut 40 Prozent mit seiner Arbeit zufrieden, mehr als 55 Prozent sind es nicht. Zuletzt haben sich seine Werte etwas verbessert. [Jeden Donnerstag die wichtigsten Entwicklungen aus Amerika direkt ins Postfach – mit dem Newsletter „Washington Weekly“ unserer USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.] Bidens Demokraten droht im November dennoch eine schwere Niederlage: Bei den Kongresswahlen werden den Republikanern gute Chancen ausgerechnet, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erobern. Dann wird es Biden, dem Abweichler in seiner eigenen Partei schon jetzt Probleme bescheren, mit Gesetzesvorhaben noch schwerer haben. Das sogenannte Inflationsbekämpfungsgesetz, das der Kongress nun verabschiedet hat, ist viel breiter gefasst, als der Name suggeriert. Es enthält unter anderem folgende Aspekte: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock würdigte nach der Verabschiedung des Gesetzes besonders dessen Klimaaspekt. „Unsere Chance, überhaupt noch unter den Zwei-Grad-Pfad zu kommen, ist heute ein Stückchen größer geworden“, sagte die Grünen-Politikerin am frühen Samstagmorgen in Berlin. „Das größte Klimainvestitionsprogramm in der US-Geschichte wird einen spürbaren Beitrag zur Senkung der globalen Treibhausgasemissionen und zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens leisten.“ (dpa)
Der Tagesspiegel
Die Pläne von US-Präsident Biden für das Klima und für Sozialreformen schienen gescheitert. Nun bringt er doch ein Gesetzespaket durch – allerdings abgespeckt.
[ "USA", "Joe Biden" ]
Politik
Politik
2022-08-13T06:32:03.000Z
Erfolg für den US-Präsidenten: Kongress beschließt Bidens Klima- und Sozialpaket
https://www.tagesspiegel.de//politik/kongress-beschliesst-bidens-klima-und-sozialpaket-8589229.html
Shortlist Deutscher Buchpreis: Terézia Moras neuer Roman "Das Ungeheuer"
Am Anfang, als alles noch in Ordnung ist oder zumindest so aussieht, liegen Darius und Flora in einem Budapester Hotelzimmer. „Womit habe ich dich verdient“, fragt Flora, und Darius antwortet: „Wahrscheinlich warst du ein unartiges Mädchen.“ Er ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie recht er damit hat. Darius Kopp ist wieder da. Jener Mann, „106 Kilo bei 178 cm Körpergröße“, den Terézia Mora für ihren grandiosen, 2009 erschienenen Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ erfunden hat, wird in dem Nachfolger „Das Ungeheuer“, der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis steht, auf eine Höllenfahrt geschickt. Kopp, von Beruf IT-Techniker, ein Mann, der nur für die Gegenwart lebt und dem der Innenraum seines Automobils sowie regelmäßige Nahrungs- und Sexzufuhr in großen Mengen völlig ausreichend für eine, wenn nicht gelungene, so doch befriedete Existenz erschienen, war in „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ eine Symbolfigur für die diffus-prekären Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Nun ist er am Ende. Flora, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von Ungarn nach Deutschland gekommen, wo sie sich als Kellnerin und Übersetzerin durchschlug, hat sich das Leben genommen, drei Tage vor ihrem 38. Geburtstag; beide, Kopp und Flora, hatten kurz zuvor ihre Jobs verloren. Als „Das Ungeheuer“ einsetzt, ist Flora bereits ein knappes Jahr tot. Zehn Monate lang hat Kopp die Wohnung nicht mehr verlassen; der Pizza-Lieferservice hat ihn am Leben erhalten. Nun muss er etwas tun. Zum Beispiel seine Frau begraben: Die Urne mit der Asche steht noch beim Beerdigungsunternehmer. „Das Ungeheuer“ ist nicht nur sprachlich, sondern auch grafisch ein zweigeteilter Roman: Auf der Mitte jeder Seite verläuft eine horizontale Trennlinie. Im oberen Teil sind wir bei Darius in seiner wortwörtlich rasenden Trauer; der untere Teil bleibt entweder leer oder ist gefüllt mit Notizen, die Darius nach Floras Tod auf deren Computer gefunden und aus dem Ungarischen hat übersetzen lassen und die er nach und nach liest. Das ist in mehrfacher Hinsicht äußerst raffiniert komponiert. Terézia Mora gibt dem Leser zwar eine genaue Anleitung an die Hand, in der die von ihr beabsichtigte Leseabfolge festgelegt ist, doch auch, wenn man davon abweicht, bemerkt man, dass der Darius- und der Flora-Part immer wieder miteinander korrespondieren. Was die getrennten Passagen verbindet, ist ihre ungeheure Schonungslosigkeit: Oben ist „Das Ungeheuer“ eine road novel, erzählt in einer schon vom Vorgänger bekannten multiperspektivischen Haltung. Erste, zweite, dritte Person Singular wechseln sich bruchlos ab. Das ist so konsequent wie klug: Da ist ein Ich, Darius, das ein offizielles Bild von sich vermitteln und nur so viel zeigen will wie nötig, und da sind ein übergeordnetes Du und Er, die dieses Bild korrigieren. Wir wissen mehr von Darius, als er uns verraten will. Und wir wissen mehr von Flora, als sie Darius jemals von sich verraten hat. Darius hat seine Frau zwar geliebt, aber nicht als die, die sie war. Floras Notizen, eine Mischung aus Aphorismen, Tagebucheinträgen, Kindheitserinnerungen, Krankheitsbeschreibungen und Selbstbeobachtungen, sind erschütternde Dokumente einer schweren Depression, die Terézia Mora zum einen als individuelle Krankheitsgeschichte stehen lässt, andererseits aber auch als Ausdruck eines pathologischen Gesellschaftszustandes markiert, in dem Selbstoptimierung, Selbstüberforderung, Selbstausbeutung und Selbsthass ineinander übergehen. Die wahre Höflichkeit, schreibt sie einmal, sei es, tauglich zu sein, nützlich. Das stört dann niemanden. Es ist hart, das mitzuverfolgen, und so ist es auch gedacht. Die horizontale Linie auf jeder Seite, das ist die Trennlinie zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Leben und Tod, zwischen Selbsttäuschung und Desillusionierung. Darius rast durch Osteuropa: Ungarn, Albanien, Bulgarien, Georgien, Armenien, zum Schluss Griechenland, immer Floras Asche im Kofferraum, maßlos in seiner Trauer. Es sind fabelhafte Szenen, die Terézia Mora gelingen: Darius, der im Fieberwahn, nah am Delirium, über die Grenze nach Albanien fährt, an seiner Seite eine albanische Studentin, die ihn zu ihrer Großmutter bringt. Eine Zecke unterhalb des Steißbeins, stellt sich später heraus, die eine Hirnhautentzündung ausgelöst hat. Die Studentin, wie jede Frau, der Darius begegnet, ein Spiegelbild Floras. Und der Gedanke: „Du hast dich davon blenden lassen – und zwar gerne! – was sich deinem Auge als erstes anbot. Dass sie da war, wenn du nach Hause kamst. Sie war da, die Zuhause war da, ein warmes Abendessen war da: alles in Ordnung.“ Jetzt ist nur noch das reine Unterwegssein da, mehr als ein halbes Jahr lang, und die damit verbundene Selbsterkenntnis. Ein Zustand der absoluten Freiheit, der für Darius Kopp naturgemäß ein Zustand völliger Desorientierung ist. Er gerät in ein bulgarisches Kloster, in einen georgischen Saunaclub. „Das Spiel heißt“, so steht es in Floras Notizen, „jeden Tag von vorne beginnen.“ Flora hat das Spiel verloren, Darius kämpft wie ein Wilder. Das mitzuverfolgen, all die aufwühlenden und anrührenden Szenen, auf knapp 700 Seiten, in all der situativen Komik und der grundsätzlichen Tragik, ist ein Erlebnis. „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ und „Das Ungeheuer“, das sich auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen lässt, gehören zum Besten, was in den vergangenen Jahren in deutscher Sprache geschrieben wurde. Denn Terezín Mora hat darin einen ästhetisch schlüssigen, psychologisch brutalstmöglichen Zugriff auf die Gegenwart gefunden. Am Ende, das darf verraten werden, ist nichts mehr da. Außer der Asche. Darius Koppe muss also irgendwie weitermachen. Darauf warten wir gespannt.
Christoph Schröder
Sie schafft den brutalstmöglichen Zugriff auf die Gegenwart: Terézia Mora mit ihrem grandiosen, für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman "Das Ungeheuer".
[]
Kultur
Kultur
2013-09-14T13:30:00.000Z
Shortlist Deutscher Buchpreis: Terézia Moras neuer Roman "Das Ungeheuer"
https://www.tagesspiegel.de//kultur/terezia-moras-neuer-roman-das-ungeheuer-2362807.html?icid=in-text-link_6345655
Koalitionskrise: Macht Platz!
Was kann da Hoffnung geben, dass sie endlich, endlich verstehen? Ihr Streit schadet dem Land, Europa, allen. Deutschland als Geisel des Wahns – man möchte die beiden packen und schütteln, auf dass sich die Dinge in ihren Köpfen neu sortieren. Angela Merkel und Horst Seehofer treiben es eindeutig zu weit. Ja, auch die Kanzlerin. Denn sie hat sich auf Händel mit ihrem Innenminister eingelassen, wohl wissend, dass das grundfalsch ist. Sowohl in der Sache als auch situativ. Oder kann sie nicht mehr anders? Dass Seehofer unberechenbar ist, geworden ist, hat sich auch dem Allerletzten gezeigt, als er nächtens vom Rücktritt zurücktrat. Vorläufig. Aber mehr noch. Wenn einer eine Koalition im größten Land Europas daran scheitern lassen will, dass an drei von 90 Übergangsstellen zu einem anderen Land keine Flüchtlinge abgewiesen werden dürfen, die sowieso nicht mehr kommen – ja, wie soll man den nennen? „Crazy Horst“. Allerdings war das der Kanzlerin auch schon seit Jahren bekannt: Seehofer ist in all seiner Unberechenbarkeit berechenbar; und wo er berechenbar zu sein scheint, ist er unbelehrbar. Darauf kann frau sich doch einstellen, oder? Seehofer sagt seit drei Jahren, dass er die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin ablehnt und ihr, wenn sie die nicht ändert, ans Leder gehen wird. Mag er alt geworden sein – so viel Krachledernes bringt er immer noch zustande. Oder will er gerade wegen des Nachlassens seiner Schlagkraft zustande bringen. Dass die Kanzlerin das nicht in ihre Berechnungen miteinbezogen hat und ihm nicht zuvorgekommen ist… Erstaunlich schwach wirken ihre Repliken. Weil Seehofer einen Punkt getroffen hat? Einer ist sicher, dass Merkel lange schon nicht mehr die Flüchtlingspolitik macht, die sie in den Salons der bürgerlichen Linken beliebt gemacht hat. Das zu bemänteln ist für sie immer schwieriger geworden, je mehr Seehofer darüber geätzt hat. Nur hätte die Merkel von früher ihn längst ins Abseits gestellt. Wenn das aber nun schon mal so ist – warum nicht die Konsequenzen daraus ziehen, dass diese beiden führenden Regierenden nicht mehr regieren können, und das ganz bestimmt nicht miteinander? Gegeneinander geht erst recht nicht. Regiert werden muss aber. Weil es auch dringend nötig ist. Denn vereinbarte Aufgaben erledigen, Missstände beseitigen – das ist, was eine immer größer werdende, unzufriedene Mehrheit von ihrer Regierung erwarten darf. Tatsächlich gibt es ja welche, die diese Politik machen, auch in dieser Regierung. Jedenfalls diese drei Minister: Franziska Giffey (Familie), Hubertus Heil (Arbeit), beide SPD, und Jens Spahn (Gesundheit), CDU. Sie haben soeben eine „Konzertierte Aktion Pflege“ ins Leben gerufen und sich vorgenommen, sogar darauf geschworen, binnen eines Jahres die miese Lage zu verbessern. Ein Schwur vor Millionen für Millionen: Das ist nicht allein relevant – das ist als normativer Gegenentwurf interessant. Denn Regieren muss man wollen. Wenn die an leitender, führender Stelle sich in ihrer politischen Erzfreundschaft verfangen und gegenseitig lähmen, damit aber das ganze Land in Mitleidenschaft ziehen, darüber hinaus noch dessen internationale Einflussmöglichkeiten schwächen – dann wird es Zeit. Die Achse der Willigen in der Regierung könnte ein Wort Seehofers nehmen und es gegen ihn und Merkel wenden: wirkungsgleich. In diesem Zusammenhang ist nicht der Masterplan Migration gemeint. Nein, es meint, dass längst andere Politiker wirkungsgleich sind zu denen, die da nicht regieren. Also sollten die jetzt Platz machen, beide. Deutschland darf nicht auf Dauer Schaden nehmen. Ein kleiner Hinweis für die Christen- Politiker: Alles hat seine Zeit. Die CDU- Chefin und der CSU-Chef hatten ihre. Jetzt ist die Zeit der Hoffnung, dass sich in dieser Krise das Rettende auch findet. Hoffnungsschimmer gibt es. Sie kommen nur nicht mehr von Angela Merkel und Horst Seehofer.
Stephan-Andreas Casdorff
Ihr Streit schadet allen. Warum nicht die Konsequenzen ziehen? Angela Merkel und Horst Seehofer können nicht mehr regieren. Ein Kommentar.
[ "Angela Merkel", "Horst Seehofer", "CDU", "CSU" ]
Politik
Politik
2018-07-02T18:01:59.000Z
Koalitionskrise: Macht Platz!
https://www.tagesspiegel.de/politik/macht-platz-5812210.html?icid=topic-list_5526706___
Datenschutz bei Facebook: Zuckerbergs Flucht nach vorn
Wer innerhalb eines Jahres 8,7 Milliarden US-Dollar seines Vermögens einbüßt, der muss etwas tun. Man könnte meinen, genau so ergeht es Mark Zuckerberg derzeit. Denn keine zwei Tage, nachdem das jährliche Forbes-Rankings offenbarte, dass er auf Platz acht der reichsten Menschen der Welt abgerutscht ist, kündigte der Facebook-Chef Verbesserungen beim Datenschutz in seinem sozialen Netzwerk an. Dass beides in unmittelbarem Zusammenhang steht, darf zwar bezweifelt werden. In indirektem allerdings schon. Schließlich war 2018 kein gutes Jahr für Facebook - und damit auch für das Vermögen von Zuckerberg, das größtenteils aus Aktien von Facebook besteht. Die versprochenen Neuerungen bedeuten nun eine deutliche Kehrtwende. Bisher lautete sein Credo, der Trend führe dahin, dass Menschen immer mehr über sich öffentlich machen wollen. Folglich nahm er es mit dem Datenschutz nicht immer so genau. In einem am Mittwochabend (nach mitteleuropäischer Zeit) veröffentlichtem Blogpost klingt das nun anders. "Ich glaube, dass die Kommunikation sich in der Zukunft zunehmend auf vertrauliche, verschlüsselte Dienste verlagern wird, in denen die Menschen sich darauf verlassen können, dass das, was sie einander mitteilen, sicher bleibt", schrieb Zuckerberg hier. Und er gibt sich einsichtig: "Ich verstehe, dass viele Leute nicht glauben, dass Facebook eine solche auf Privatsphäre fokussierte Plattform aufbauen würde oder wollte." Sein Online-Netzwerk habe nicht den Ruf, auf den Schutz der Privatsphäre ausgerichtete Dienste zu entwickeln. Künftig wolle er weitere Verschlüsselungsfunktionen einbauen, um die Kommunikation zu sichern. Er setzte dabei vor allem auf die End-to-End-Technik, bei der Inhalte einer Unterhaltung nur von Absender und Empfänger eingesehen werden können. Weitere Dienste wie Videochats, E-Commerce-Angebote, Bezahl-Services sollen auf dieser abgesicherten Basis aufbauen, erklärt Zuckerberg. Dieser Richtungswechsel erfolgt nicht ohne Grund. Zwar waren die Geschäftszahlen von Facebook im vergangenen Jahr gut, mit Blick auf das Vertrauen der Nutzer und staatlicher Institutionen steht das Unternehmen allerdings vor großen Problemen. Immer wieder geriet Facebook ins Visier von Datenschützern, noch immer wirkt der Cambridge-Analytica-Skandal nach. Auch wenn der Schwund zuletzt gestoppt werden konnte, verlor das soziale Netzwerk im Vergleich zu 2017 15 Millionen Nutzer, wie eine aktuelle Analyse zeigt. Und es kommen laufende Probleme hinzu, die langfristig weitaus größere Auswirkungen haben könnten als eine kurzfristig gute Bilanz. Ein großer Kritikpunkt ist die Verzahnung von Whatsapp, Instagram und Facebook. Auch der Messenger-Dienst und die Foto-App gehören zum Konzern und Zuckerberg hatte ursprünglich vor, die Nutzerkonten aller drei Apps zu verknüpfen. Medienberichten zufolge trieb der Gründer das Projekt persönlich voran; die Abgänge der ehemaligen CEOs von Instagram und Whatsapp sollen ebenfalls mit diesen Plänen zusammenhängen. Doch das rief nicht nur Datenschützer, sondern auch Wettbewerbshüter auf den Plan. So kritisierte Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) die Pläne im Tagesspiegel als "Versuch ein Monopol zu schaffen". Eine mögliche Integration werfe "große kartellrechtliche und datenschutzrechtliche Fragen auf". Auch in diesem Punkt lenkte Zuckerberg in seinem Blogpost ein. Das Zusammenlegen der verschiedenen Nutzer-Konnten werde demnach für den User nicht verpflichtend. Viel mehr müsse man aktiv zustimmen. "Wenn man möchte, kann man seine Konten natürlich weiter separat betreiben", so der Facebook-Chef. Auch in den USA hat Facebook Ärger am Hals. Die US Handelsbehörde FTC ermittelt wegen Datenschutzverstößen gegen Facebook. Laut einem Bericht der Washington Post steht zwar eine Einigung in Aussicht - allerdings nur gegen eine Strafzahlung von mehreren Milliarden US-Dollar. Auf die genau Summe konnten sich beide Seiten laut des Berichts noch nicht einigen. Dass Facebook derzeit aller Beteuerungen zum Trotz weiterhin Daten sammelt, wurde erst in dieser Woche durch eine Studie der britischen Datenschutzorganisation Privacy International (PI) deutlich. Der Organisation zufolge sendet eine Reihe von Android-Apps noch immer Daten automatisch an Facebook – egal, ob der Nutzer zugestimmt hat oder nicht. Und so stellt sich auch bei den aktuellen Ankündigungen die Frage, ob Zuckerberg auch tatsächlich umsetzt, was er verspricht. Es wäre nicht das erste Mal, dass den Worten des Facebook-Chefs keine Taten folgen. So hatte Facebook im März 2018 angekündigt, Nutzer könnten künftig ihre Tracking-History bei Facebook löschen, so wie man den Verlauf in Browsern löschen kann. Bis heute warten die User darauf allerdings vergeblich. Die Zögerlichkeit des Konzerns bei Zugeständnissen an den Datenschutz ist im Geschäftsmodell begründet. Denn ohnehin könnte kaum eine Strafzahlung für Facebook gefährlich werden, wohl aber das, was daraus folgt. Schließlich beruht das Geschäftsmodell des sozialen Netzwerks darauf, mithilfe von Nutzerdaten zielgerichtete Werbung schalten zu können. Sollte die Datenweitergabe empfindlich eingeschränkt werden, dürfte das große Folgen für die Einnahmen von Facebook bedeuten. Vor diesem Hintergrund dürfte Zuckerbergs Paradigmenwechsel eine Flucht nach vorn sein. Nach dem Motto: Lieber bestimme ich, wie der Datenschutz bei mir aussieht, als dass ich darauf warte, bis mir Gerichte Maßnahmen vorschreiben. An der Börse beeindruckte diese Strategie kaum. Die Aktie, die im zweiten Halbjahr 2018 rund 35 Prozent an Wert verloren hatte, seit Jahresbeginn aber wieder Aufwind hat, bewegte sich seit Mittwoch kaum.
Thorsten Mumme
Der Facebook-Chef will die Privatsphäre in seinen sozialen Netzwerken besser schützen. Es ist eine Kehrtwende, die nicht ganz freiwillig geschieht.
[ "Facebook", "Datenschutz" ]
Wirtschaft
Wirtschaft
2019-03-07T12:55:03.000Z
Datenschutz bei Facebook: Zuckerbergs Flucht nach vorn
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/zuckerbergs-flucht-nach-vorn-4630543.html?icid=in-text-link_5936965
Wer kann Kanzler?: Stefan Raab soll Kanzlerduell moderieren
Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber hat den Entertainer Stefan Raab als Moderator für das TV-Kanzlerduell vor der Bundestagswahl vorgeschlagen. Sein Anliegen sei, „wieder mehr junge Menschen mit Politik in Verbindung zu bringen“, sagte Stoiber dem „Spiegel“ laut Vorabmeldung vom Freitag. „Da liegt es nicht fern, auch an Moderatoren zu denken, die die Jugend erreichen.“ Bei der Fernsehdebatte sollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück vor der Wahl im September diskutieren. Mit Vorbehalten bei der Kanzlerin gegen seinen Personalvorschlag rechne er nicht, sagte Stoiber. Merkel habe „schon ganz andere Herausforderungen gemeistert“ und sei sicherlich an einem jüngeren Publikum jenseits der „klassischen Talkrunden von ARD und ZDF“ interessiert. Stoiber ist Beiratsvorsitzender der Münchner ProSiebenSat1 Media AG, für die auch Raab arbeitet. Auf ProSieben hatte der TV-Mann im November 2012 den Polittalk „Absolute Mehrheit“ moderiert. AFP
Der Tagesspiegel
Mit Polittalks hat der ProSieben-Mann bereits seit seiner Sendung "Absolute Mehrheit" Erfahrung. Nun hat der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber Raab als Moderator für das Kanzlerduell ins Gespräch gebracht.
[]
Gesellschaft / Medien
Medien
2013-02-08T23:00:00.000Z
Wer kann Kanzler?: Stefan Raab soll Kanzlerduell moderieren
https://www.tagesspiegel.de//gesellschaft/medien/stefan-raab-soll-kanzlerduell-moderieren-2284195.html?icid=in-text-link_7360903
US-Präsidentschaft: George W. Bush geht ohne Reue
Böse Zungen in Washington behaupteten, dass der Rekordurlauber unter den US-Präsidenten, George W. Bush, es kaum erwarten könne, wieder in sein geliebtes Texas heimzukehren. Es ist für den Republikaner aber wohl mehr als nur ein Wermutstropfen, dass er als unpopulärster Präsident seit Richard Nixon das Weiße Haus verlässt, als ein Mann, der die amerikanischen Ideale verraten haben soll. Dennoch strahlte und lächelte Bush bei seiner letzten Fernsehansprache wie selten zuvor, wirkte locker und gelöst, freute sich über viele Freundlichkeiten seiner Mitarbeiter. Außenministerin Condoleezza Rice schenkte ihm mit verschlossenen Augen einen fast seligen Ausdruck, als er sie innig auf die Wange küsste. Bush wirkt, wie viele Vertraute oft betonen, im direkten Umgang sehr gewinnend. Dennoch wurde auch beim Abschied wieder deutlich, dass er kein Meister der Rhetorik ist, kein charismatischer Führer. Vielen im prächtigen "East Room" des Weißen Hauses kam an diesem Abend wohl auch der Gedanke an den Nachfolger Barack Obama, der aus ganz anderem Holz geschnitzt zu sein scheint als Bush. Kein Kompromiss zwischen Gut und Böse Der scheidende Präsident gab sich dankbar "dem amerikanischen Volk" gegenüber, etwas selbstkritisch, manches würde er im Nachhinein lieber anders gemacht haben - aber im Kern war er unbeirrt. Sein Ton mag sich in den Jahren geändert haben, die neokonservative Botschaft nicht: Die USA und die freie Welt sind von Islamismus und Terrorismus bedroht, die USA müssten aktiv Freiheit und Demokratie in der Welt verbreiten, die Waffengänge im Irak und Afghanistan waren notwendig, der "Krieg gegen den Terror" müsse fortgesetzt werden. "Gut und Böse gibt es in der Welt, dazwischen gibt es keinen Kompromiss." Bisher hatte Bush vor allem darauf gehofft, dass ihm einmal die Geschichte recht geben werde. Inzwischen setzen zumindest viele Konservative in den USA auf Obama, der den Bush-Kurs rechtfertigen könnte. Bushs Rehabilitation komme schneller als viele denken, schrieb der Publizist Charles Krauthammer. Der "Chefrevisionist" werde Obama sein. Nicht nur Obamas Regierungsteam mit dem weiter amtierenden Pentagon-Chef Robert Gates oder anderen Bush-Vertrauten wie Timothy Geithner (künftiger Finanzminister) sei ein Beleg für sehr viel mehr Kontinuität als "Wandel". Insbesondere habe Obama längst Abschied genommen von einem raschen Irak-Rückzug, sei sehr viel vorsichtiger bei dem Thema der heftig umstrittenen Verhörmethoden des Geheimdienstes CIA. Obama hatte noch 2008 als Senator einem Gesetz über Lauschangriffe zugestimmt, jetzt distanzierte er sich bei den heiklen Sicherheitsthemen von der eigenen "Wahlkampf-Rhetorik". Nicht nur Krauthammer meint "erste Anzeichen für einen neuen, respektvollen Umgang mit dem Bush-Cheney-Erbe" zu sehen. Der Kommentator sagt eine künftig "heimlich grollende Anerkennung der Bush-Politik" voraus. Keiner tat mehr gegen Aids in Afrika Zu seinem Abschied zählen seine Anhänger auf, was Bush alles erreicht habe: Vor allem das Ausbleiben eines Terrorangriffs auf die USA sei Verdienst der Bush-Strategie. Afghanistan und der Irak seien auf einem guten Weg. Kein US-Präsident habe mehr für den Kampf gegen Aids und Malaria in Afrika getan. Und schließlich habe die Wirtschaft über sieben Jahre lang geboomt - wären Bushs Vorschläge für eine striktere Kontrolle der Immobilien-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac nicht vom Kongress verhindert worden, wäre auch das Debakel in der Finanzwirtschaft weniger schlimm geworden, schrieb der republikanische Abgeordnete Todd Akin. Für die Welt aber wird Bush vor allem als der Präsident in Erinnerung bleiben, der 2000 in einer höchst umstrittenen Wahl zum Sieger erklärt wurde, der präventive und unilaterale Kriege legitimierte, den Irak wegen angeblicher und später nicht gefundener Massenvernichtungswaffen angriff, in dessen Amtszeit die Menschenrechte in Abu Ghuraib oder Guantánamo ignoriert wurden - und der zur modernen Symbolfigur des "hässlichen Amerikaners" wurde, der arrogant, ungebildet und aggressiv die Welt nach seinem Willen gestalten will. Bush weiß, dass Millionen und Abermillionen in der "Lichtgestalt" Obama den "Anti-Bush" sehen. Um seinem Bild von der Welt doch noch Geltung zu verschaffen, will Bush jetzt erst einmal ein Buch schreiben. Laszlo Trankovits[dpa]
Der Tagesspiegel
US-Präsident George W. Bush scheint der Abschied von der Macht nicht schwer zu fallen. Sorgen macht ihm nur, dass er als unpopulärster Präsident seit Richard Nixon das Weiße Haus verlässt.
[]
Politik
Politik
2009-01-16T16:32:52.000Z
US-Präsidentschaft: George W. Bush geht ohne Reue
https://www.tagesspiegel.de/politik/george-w-bush-geht-ohne-reue-1731955.html?icid=topic-list_4182613___
„Desinformierender Journalismus“: Weltverband weist Doping-Enthüllungen zurück
Der Leichtathletik-Weltverband hat die jüngsten Doping-Enthüllungen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ als „sensationslüstern und konfus“ zurückgewiesen. Beiden Medien droht die IAAF sogar mit rechtlichen Konsequenzen. Das geht aus einer Erklärung hervor, die der Verband am Dienstag veröffentlichte. Die Verteidigungsstrategie der IAAF erinnert dabei an vergangene Doping-Debatten. Die Untersuchung von 12 000 Bluttests aus der IAAF-Datenbank könne nur verdächtige Werte, aber keine Beweise liefern, heißt es. Außerdem würden alle Proben aus der Zeit vor der Einführung des biologischen Blutpasses stammen, mit dem der Verband mittlerweile die Werte seiner Athleten überwacht. Seit es dieses System gebe, habe die IAAF „mehr Athleten wegen Betrugs gesperrt als andere Sport-Verbände und nationale Anti-Doping-Agenturen zusammen“. Besonders scharf reagiert der Verband darauf, dass die ARD und die „Sunday Times“ überhaupt an interne Datenbanken herankam. Demnach verurteilt die IAAF „in der stärksten Form die Verbreitung, Nutzung und Veröffentlichung privater und vertraulicher medizinischer Daten.“ Sie behalte sich auch das Recht vor, „alles Nötige dafür zu tun, um die Rechte der IAAF und ihrer Athleten zu schützen.“ Die ARD hatte am Wochenende die Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ ausgestrahlt. Sie basiert auf der Auswertung der insgesamt 12 000 Bluttests von rund 5000 Läufern. Bei 800 von ihnen sollen eindeutig dopingverdächtige Werte aufgefallen sein. Ganz konkret soll danach jeder dritte Medaillengewinner betroffen sein, der von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in den Ausdauer- Disziplinen von 800 Metern bis zum Marathon auf dem Siegerpodest gestanden hat. Hinzu kommt der Vorwurf, dass die IAAF diese Werte in den meisten Fällen geheim gehalten und nicht weiter verfolgt hat. „Es sieht so aus, als wären viele Athleten straflos davon gekommen“, sagte der australische Anti-Doping-Experte Robin Parisotto, der die Bluttests als einer von zwei Fachleuten ausgewertet hatte. Der ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt erklärte am Dienstag, dass man vor der Ausstrahlung des Films ein Schreiben der IAAF-Anwälte bekommen habe. „Wir sollten unterschreiben, dass wir bestimmte Informationen nicht öffentlich machen“, sagte er dem Internetportal „spox.com“. „Anstatt dass die IAAF darüber nachdenkt, ob sie das Gespräch sucht, ob sie für mehr Transparenz sorgt, verschanzt sie sich.“ Man habe „monatelang“ versucht, ein Interview mit IAAF-Präsident Lamine Diack. „Die sind nie zustande gekommen.“ Den Vorwurf, die verdächtigen Blutwerte nicht weiter verfolgt zu haben, nannte die IAAF „einfach falschen, enttäuschenden und desinformierenden Journalismus“. Der Weltverband verweist darauf, dass er bereits im Jahr 2011 eine Studie veröffentlicht habe, die in einigen Punkten das gleiche ergebe wie die Recherchen der ARD. „Auch die IAAF hat damals festgestellt, dass die Länder, die jetzt von der ARD und der Sunday Times ermittelt wurden, den höchsten Prozentsatz von abnormalen Blutproben haben und dass genau diesen Ländern die Entwicklung eines starken, robusten Anti-Doping-Programms fehlt.“ Die Rede ist dabei von Russland und Kenia. Unter dem Strich verweist die IAAF vor allem auf ihre vermeintlichen Bemühungen im Anti-Doping-Kampf. Auf den Vorwurf, dass genau diese Bemühungen von Athleten leicht zu unterlaufen sind, geht sie nicht ein. (dpa)
Der Tagesspiegel
Neue Doping-Enthüllungen über das „Schattenreich der Leichtathletik“ haben am Wochenende die Sportwelt erschüttert. Jetzt wehrt sich der Weltverband IAAF gegen die Recherchen von ARD und Sunday Times.
[ "Doping" ]
Sport
Sport
2015-08-04T17:35:00.000Z
„Desinformierender Journalismus“: Weltverband weist Doping-Enthüllungen zurück
https://www.tagesspiegel.de//sport/weltverband-weist-doping-enthullungen-zuruck-2608291.html?icid=in-text-link_3647713
Bruno D. wurde seit Montag vermisst: 14-Jähriger aus Potsdam wieder aufgetaucht
Potsdam - Bruno D. ist wieder da. Der 14 Jahre alte Potsdamer wurde seit Montagmorgen vermisst. Am Mittwochmorgen gab die Polizei bekannt, dass der Jugendliche wieder aufgetaucht ist. Wie die Beamten mitteilten, wurde Bruno D. am Dienstagabend am Potsdamer Lustgartenwall wohlbehalten angetroffen. Er wurde erst in Gewahrsam genommen, dann seinen Eltern übergeben. [Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.] Bruno D. hatte am Montamorgen gegen 7.30 Uhr die Wohnung verlassen, um zur Schule zu gehen. Dort kam er jedoch nicht an. Gegen 8.05 Uhr hatte ihn eine Angehörige am Potsdamer Hauptbahnhof getroffen.  Dann verlief sich seine Spur. Die Sorge um das Wohl des Jungen war umso größer, weil er aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen Medikamente benötigt. Er hätte sich laut Polizeiangaben in einer hilflosen Lage befinden können. Die Polizei leitete intensive Fahndungsmaßnahmen ein. Auch dem Hinweis, der Vermisste könnte sich nach Berlin begeben haben, wurde nachgegangen. "Wir haben überall gesucht. Und ihn schließlich am Lustgartenwall gefunden", sagte ein Polizeisprecher den PNN.
Christian Müller
Bruno D. machte sich am Montagmorgen auf den Weg in die Schule, kam dort aber nicht an. Die Polizei leitete Suchmaßnahmen ein - mit Erfolg.
[]
Potsdam / Landeshauptstadt
Landeshauptstadt
2020-09-16T07:34:18.000Z
Bruno D. wurde seit Montag vermisst: 14-Jähriger aus Potsdam wieder aufgetaucht
https://www.tagesspiegel.de//potsdam/landeshauptstadt/14-jahriger-aus-potsdam-wieder-aufgetaucht-7950910.html
Wirtschaft: British Airways baut um: Billigflugtochter Go wird verkauft / Gewinn rückläufig
British Airways (BA) verkauft seine Billigflug-Linie Go. Gleichzeitig teilte die britische Fluggesellschaft am Montag mit, dass der Vorsteuergewinn der BA im Sechsmonatszeitraum April/September auf 150 Millionen Pfund (495 Millionen Mark) nach 240 Millionen Pfund in der gleichen Zeit des Vorjahres zurückging. Seit einigen Jahren kämpft BA bereits mit rückläufigen Gewinnen. Im dritten Quartal 2000 hätte sich das Geschäft jedoch deutlich positiver entwickelt. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum habe sich der Gewinn auf 200 Millionen Pfund verfünffacht. Auch der Umsatz sei um 5,8 Prozent auf 2,5 Milliarden Pfund gesteigert worden. Die Neuausrichtung beginne zu greifen, sagte BA-Chef Rod Eddington. Die Londoner Börse reagierte mit einem Kurssprung bei BA-Aktien um mehr als acht Prozent. Eddington begründete den Verkauf von Go damit, dass BA auf dem Billigmarkt nicht zu Hause sei. "BA ist eine Fluggesellschaft mit vollem Service. Das ist das Geschäft, das wir am Besten verstehen. Go ist wirklich eine tolle Fluggesellschaft - aber sie operiert auf dem Billigmarkt, und das ist keine Sparte, die uns von Natur aus liegt." BA bleibt nach eigenen Worten "zuversichtlich", dass seine Concorde-Maschinen von der britischen Luftfahrtbehörde bald wieder als sicher eingestuft werden. Die Flüge würden dann "so schnell wie möglich" wieder aufgenommen. Zu den gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM sagte Eddington, die Gespräche seien weit fortgeschritten gewesen. Es sei aber nicht möglich gewesen, in allen Punkten eine Einigung zu erzielen. Dabei sei es auch um internationale Luftfahrtverträge und Wettbewerbsfragen gegangen.
Der Tagesspiegel
British Airways (BA) verkauft seine Billigflug-Linie Go. Gleichzeitig teilte die britische Fluggesellschaft am Montag mit, dass der Vorsteuergewinn der BA im Sechsmonatszeitraum April/September auf 150 Millionen Pfund (495 Millionen Mark) nach 240 Millionen Pfund in der gleichen Zeit des Vorjahres zurückging.
[]
Wirtschaft
Wirtschaft
2000-11-05T23:00:01.000Z
Wirtschaft: British Airways baut um: Billigflugtochter Go wird verkauft / Gewinn rückläufig
https://www.tagesspiegel.de//wirtschaft/british-airways-baut-um-billigflugtochter-go-wird-verkauft-gewinn-rucklaufig-726106.html
Autoindustrie in der Coronakrise: Produktion auf dem Stand von 1975
Der Weg wird lang und holprig, und wie viele Arbeitnehmer auf der Strecke bleiben, ist eine offene Frage. Die Autoindustrie hat ein einzigartig schlechtes Halbjahr hinter sich und blickt skeptisch in die Zukunft. „Die Brücke der Kurzarbeit wird nicht ewig halten", sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller am Freitag. Die Zahl der Beschäftigten lag Ende April mit 814 000 etwa drei Prozent niedriger als ein Jahr zuvor; aktuell ist jeder Zweite in Kurzarbeit. Entscheidend für die Arbeitsplätze sei eine anziehende Nachfrage, und die hängt wiederum ab von der Wirksamkeit der Konjunkturpakete. Hierzulande sind die entsprechenden Maßnahmen beschlossen und zum Teil umgesetzt, wie die um drei Prozent reduzierte Mehrwertsteuer. Doch auf der EU-Ebene ist das geplante Paket von bis zu 750 Milliarden Euro noch lange nicht geschnürt. Wenn die von Brüssel gesetzten Impulse erst Mitte nächsten Jahres wirkten, könnte das für viele mittelständische Zulieferer zu spät sein, befürchtet Müller. Die Präsidentin des Verbandes der Autoindustrie (VDA) musste eine düstere Halbjahresbilanz präsentieren und dazu einen Ausblick bis zum Jahresende wagen. Von Januar bis Juni fielen hierzulande die Neuzulassungen um 35 Prozent auf 1,21 Millionen Pkw, das ist der niedrigste Wert seit 1989. In der Nachbarschaft hielten sich die Autokäufer noch stärker zurück: In Spanien betrug das Minus 54 Prozent, in England 51 und in Italien 50 Prozent. Noch relativ moderat schrumpfte der US-Markt (23 Prozent), dort begann die Pandemie später als in Europa. Und ihn China, der größte Automarkt der Welt, wo die Pandemie im Januar begann, belief sich der Rückgang auf 27 Prozent. Müller erwartet „eine zarte Belebung in den kommenden Monaten“, da die Auftragseingänge derzeit langsam stiegen - vor allem in China. Alles in allem rechnet der Autoverband 2020 mit einem Rückgang der weltweiten Autoverkäufe um 17 Prozent auf rund 66 Millionen Fahrzeuge. Besonders stark bricht der Markt in Europa mit 24 Prozent ein. Für Deutschland geht der VDA von rund 2,8 Millionen Pkw-Neuzulassungen aus, das entspricht einem Rückgang um 23 Prozent. Nach jetzigem Stand werde es in den USA (minus 18 Prozent) sowie in China (minus zehn Prozent)nicht ganz so schlimm werden wie in Europa. Diese Prognosen basieren indes auf den Annahmen, dass es keine zweite Coronawelle gibt und dass die Konjunkturprogramme greifen. © dpa „Bei den Nutzfahrzeugen ist die Krise noch heftiger als im Pkw-Bereich“, sagte Müller. Der weltweite Absatz von Lkw mit mehr als sechs Tonnen wird nach der Verbandsprognose um 24 Prozent auf 2,6 Millionen Transporter zurückgehen. Für den US-Markt wird mit einem Minus von 40 Prozent gerechnet. In Westeuropa (minus 35 Prozent) und Deutschland (minus 29 Prozent) fällt der Rückgang ebenfalls erheblich aus. „Der dramatische Einbruch der Nachfrage, der zeitweise Abriss der Lieferketten sowie wochenlange Produktionsstopps führten dazu, dass die Pkw-Produktion in Deutschland im ersten Halbjahr auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren gesunken ist“, teilte der Autoverband weiter mit. In den deutschen Autofabriken wurden 1,5 Millionen Autos hergestellt, das waren 40 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Coronajahr erwartet der VDA eine Inlandsproduktion von 3,5 Millionen Einheiten (minus 25 Prozent). Auch hier sei mit einer langsamen Erholung im zweiten Halbjahr zu rechnen. Der Export wird voraussichtlich um 27 Prozent zurückgehen nach einem Einbruch um 40 Prozent auf 1,1 Millionen im ersten Halbjahr. Trotz Nachfrageeinbruch im Zuge der Pandemie müsse die Industrie „ihre Transformation für neue Antriebe und die Digitalisierung“ vorantreiben. Bis 2024 investiere die Branche hierzulande 50 Milliarden Euro in neue Antriebe und weitere 25 Milliarden Euro in die Digitalisierung. Die E-Modellpalette deutscher Marken werde von aktuell 70 auf mehr als 150 Modelle bis Ende 2023 mehr als verdoppelt, kündigte Müller an. „Wir brauchen weiterhin einen intelligenten Mix an Angeboten: Vom batterie-elektrischen Auto bis hin zu sparsamen und emissionsarmen Fahrzeugen mit hochmodernem Benzin- und Dieselmotor“, sagte die VDA-Präsidentin.
Alfons Frese
Das gab es noch nie: Weltweit schrumpfen Absatz und Produktion zweistellig. Bislang schützt hierzulande die Kurzarbeit vor Kündigungen.
[]
Wirtschaft
Wirtschaft
2020-07-03T13:08:01.000Z
Autoindustrie in der Coronakrise: Produktion auf dem Stand von 1975
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/produktion-auf-dem-stand-von-1975-4179733.html?icid=topic-list_4180837___