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Twitter hat im vergangenen Quartal rund um den turbulenten Übernahmeversuch durch Elon Musk einen Umsatzrückgang und einen hohen Verlust verbucht. Dafür macht der US-Kurznachrichtendienst das Hin und Her rund um die Pläne des Tech-Milliardärs verantwortlich. Die Gründe seien Unsicherheiten im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme durch den milliardenschweren Tesla-Chef und ein schwächelnder digitaler Werbemarkt gewesen, teilte der Konzern heute mit. Twitter meldete für das zweite Quartal einen Nettoverlust von 270 Millionen Dollar oder 35 Cents pro Aktie - nach einem Gewinn von 65,6 Millionen Dollar oder 8 Cents pro Aktie im Vorjahr. Der Quartalsumsatz sei leicht auf 1,18 Milliarden Dollar von 1,19 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr gesunken, hieß es. Analysten hatten Twitter eigentlich mehr zugetraut. Sie waren von einem bereinigten Gewinn von 14 Cent pro Aktie und einem Umsatzanstieg auf 1,32 Milliarden Dollar ausgegangen. Musk hatte im April angekündigt, Twitter für rund 44 Milliarden Dollar zu kaufen. Wenige Wochen später erklärte er den Deal jedoch einseitig für ausgesetzt. Anfang Juli, kurz nach Quartalsende, machte er schließlich eine 180-Grad-Wende und zog sein Angebot zurück. Zur Begründung verwies er auf seine bisher nicht belegten Behauptungen, dass Twitter deutlich mehr Fake-Accounts habe als die vom Unternehmen stets genannte Schätzung von weniger als fünf Prozent. Beobachter halten dies für unbegründet.Mit einer Klage will das in San Francisco ansässige Social-Media-Unternehmen Musk nun zwingen, die Fusion wie vereinbart durchzuziehen. Die Twitter-Anwälte hielten in einem Brief an Musks Rechtsvertreter fest, seine Aufkündigung des Deals sei aus Sicht des Unternehmens "ungültig und unrechtmäßig". Twitter habe - anders als von Musk behauptet - nicht gegen die Übernahmevereinbarung verstoßen. Hingegen verletze der Milliardär mit seinem Rückzieher die Übereinkunft wissentlich und absichtlich. Laut Twitter addierten sich die Kosten rund um den Übernahmedeal im vergangenen Quartal auf 33 Millionen Dollar. Der vereinbarte Übernahmepreis lag bei 54,20 Dollar je Aktie. Zum Auftakt des US-Handels gab der Kurs heute nach Vorlage der Zahlen um über ein Prozent auf gut 39 Dollar nach.Die Zahl der täglich aktiven Nutzer, die Twitter mit seiner Werbung erreichen kann, weil sie die hauseigene App oder die Web-Version nutzen, stieg derweil binnen drei Monaten lediglich von 229 Millionen auf 237,8 Millionen. Im ersten Quartal hatte der Dienst noch gut 14 Millionen Nutzer dazugewonnen.Der Druck auf den Twitter-Umsatz kommt nicht ganz überraschend: Angesichts der Inflation und schwachen Konjunktur fahren viele Unternehmen ihre Werbeausgaben zurück. So meldete die Firma hinter der Foto-App Snapchat im zweiten Quartal ihr bisher schwächstes Umsatzwachstum mit einem Plus von 13 Prozent. Die Snapchat-Aktie sackte im frühen US-Handel um mehr als ein Drittel ab. Unter Verweis auf Musks Übernahmeversuch ließ Twitter zum zweiten Mal in Folge die bei US-Unternehmen übliche Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen ausfallen, in der Analysten das Top-Management zu Details der Geschäftsentwicklung befragen können.
5unternehmen
Explosiver Start und Stehvermögen: Shelly-Ann Fraser-Pryce machte im Hayward Field Stadium ihrem Spitznamen "Pocket Rocket" alle Ehre und sprintete in unnachahmlicher Weise zum Sieg. 10,67 Sekunden bedeuteten WM-Rekord für die gerade einmal 1,52 Meter große Jamaikanerin, die damit als einzige Leichtathletin fünfmal Gold in der gleichen Einzeldisziplin gewonnen hat. "Ich fühle mich gesegnet, dass ich dieses Talent habe und mit 35 Jahren und einem Baby immer noch dabei bin und hoffentlich Frauen inspirieren kann, ihren eigenen Weg zu gehen", sagte Fraser-Pryce. Vor 13 Jahren in Berlin hatte sie erstmals den WM-Titel geholt. Insgesamt hat Fraser-Pryce nun zwölf WM-Medaillen gesammelt, zehnmal Gold und zweimal Silber. Auf mehr Weltmeisterschafts-Triumphe kommen nur die Amerikanerin Allyson Felix (13) und der Jamaikaner Usain Bolt (11).Hinter "Pocket Rocket" ging Silber an Shericka Jackson (10,73). Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (10,73) blieb nur Bronze, machte damit aber das rein jamaikanische Treppchen perfekt. Am Tag zuvor hatten die USA den "Sweep" im Männerfinale über 100 Meter geschafft. In einem denkwürdigen WM-Finale der Frauen blieben sieben von acht Läuferinnen unter der magischen Elf-Sekunden-Marke.Gina Lückenkemper schied mit 11,08 Sekunden in ihrem Halbfinallauf als Vierte aus. Der 25-Jährigen, die erneut nicht gut aus den Blöcken kam, fehlten letztlich zwölf Hundertstel zum Finale. Im Vorlauf war die Vize-Europameisterin von 2018 nach schwachem Start 11,09 Sekunden gelaufen. Bereits vor vier Jahren hatte die Sprinterin vom SCC Berlin das WM-Halbfinale erreicht. Damals war sie in London in Runde eins als erste Deutsche seit Katrin Krabbe unter elf Sekunden gesprintet (10,95), dann aber nicht über 11,16 hinausgekommen. Nach vier durchwachsenen Jahren war Lückenkemper bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni erstmals wieder unter elf Sekunden geblieben.Die letzte deutsche Medaille im 100-Meter-Sprint hatte Krabbe als Weltmeisterin 1991 in Tokio geholt. Zuletzt stand Melanie Paschke 1997 in einem WM-Finale über 100 Meter, damals wurde die Wattenscheiderin Sechste."Nichtsdestotrotz sind 11,08 Sekunden eine gute Leistung und ich bin Dreizehnte der WM geworden", so Lückenkemper. "Es war aber ein bisschen wild heute." Durch einen Fehlstart samt Diskussionen von TyNia Gaither hatte sich der Halbfinallauf der Deutschen gezogen. Nach der Disqualifikation der Sprinterin von den Bahamas hatte das Publikum mitten in die folgende Konzentrationsphase der Läuferinnen gebuht. "Ich kann den Frust verstehen, aber das war einfach unfair allen anderen Sportlern gegenüber", sagte Lückenkemper: "Dreimal in den Startblock zu gehen, um einmal zu rennen, das war schon heavy."Die Deutsche ließ sich die Vorfreude auf ihren zweiten Auftritt bei der WM aber nicht nehmen. "Jetzt geht es noch mit der Staffel rund, darauf freue ich mich", sagte Lückenkemper. Die Vorläufe über 4x100 Meter der Frauen stehen am kommenden Samstag (23.07.2022, 2.40 Uhr) an. Das Finale steigt am Schlusstag der Weltmeisterschaften in Eugene. "Ich glaube schon, dass wir ein ordentliches Team auf der Bahn stehen haben werden und ordentlich etwas auf das Parkett zaubern können." Quelle: sportschau.de
4sportschau
Anderthalb Wochen nach dem Besuch von US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi ist überraschend eine Delegation des US-Kongresses in Taiwan eingetroffen. Während ihres vorab nicht angekündigten Besuchs will die Delegation unter anderem mit Präsidentin Tsai Ing-wen zusammentreffen, wie beide Seiten in Taipeh mitteilten. Die fünfköpfige Delegation werde von Ed Markey angeführt und bis Montag im Rahmen "eines längeren Besuchs in der indopazifischen Region" in Taiwan bleiben, erklärte das US-Institut in Taipeh. In den Gesprächen mit taiwanischen Politikern gehe es um die bilateralen Beziehungen, regionale Sicherheit, Handel und Investitionen, Klimawandel und andere wichtige Themen.  Laut taiwanischem Außenministerium waren ein Treffen mit Präsident Tsai und ein Bankett mit Außenminister Joseph Wu geplant. In einer Erklärung des Ministeriums hieß es, da China "die Spannungen in der Region weiter verschärft", habe der US-Kongress erneut eine hochrangige Delegation zu einem Besuch nach Taiwan entsandt, "um eine Freundschaft zu zeigen, die sich nicht vor Chinas Drohungen und Einschüchterungen fürchtet". Chinas Verärgerung über den Besuch der US-Delegation äußerte sich in einem Kommentar, den die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichte. In dem Beitrag mit dem Titel "US-Politiker sollten aufhören, bei der Taiwan-Frage mit dem Feuer zu spielen" wurden die fünf Parlamentarier als "Opportunisten" geschmäht, die Taiwan aus eigennützigen Motiven wegen der Kongress-Zwischenwahlen im November besuchten. Es gebe "keinen Platz für Kompromisse oder Zugeständnisse, wenn es um Chinas Kerninteressen geht", hieß es in dem Kommentar weiter. Als Reaktion auf den Taiwan-Besuch Pelosis, der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, hatte China die größten Militärmanöver seiner Geschichte in den Gewässern rund um Taiwan abgehalten. China betrachtet die Insel als Teil seines Staatsgebiets und will sie mit dem Festland vereinigen - notfalls mit militärischer Gewalt.
1asien
Der äußerst umstrittene Onlinedienst Parler ist wieder im Play Store von Google verfügbar. Der Anbieter habe zugesagt, künftig beleidigende oder andere gegen die Regeln verstoßende Inhalte zu blockieren beziehungsweise zu löschen, erklärte Google am Freitag. Parler habe seine App entsprechend geändert. Die App ist vor allem bei Anhängern von Ex-US-Präsident Donald Trump beliebt und war im Januar 2021 nach der Erstürmung des US-Kapitols durch militante Trump-Anhänger in den Fokus geraten.Kritiker warfen dem Netzwerk vor, Aufrufe zur Gewalt nicht schnell genug entfernt zu haben. Apple und Google entfernten die Parler-App daraufhin aus ihren Stores. Bei Apple ist sie aber bereits seit Mai vergangenen Jahres wieder verfügbar. Parler war im Jahr 2018 gestartet und bezeichnet sich selbst als Plattform für Meinungsfreiheit. Seitdem Netzwerke wie Facebook und Twitter verschärft gegen Falschmeldungen sowie rassistische und gewaltverherrlichende Inhalte vorgehen, haben Plattformen wie Parler massiven Zulauf bekommen. Unter anderem wichen Unterstützer Trumps, die dessen unbelegte Wahlbetrugsvorwürfe glauben, auf die Plattform aus.Nach Aussage des Unternehmens hatte sich die Nutzerzahl im November 2020 von fünf auf zehn Millionen verdoppelt, allein zwischen dem 6. und 10. November kamen über 4,5 Millionen neue Nutzer hinzu. Im Januar 2021 lag die Nutzerzahl nach Angaben des Unternehmens bei 20 Millionen Nutzern.
0amerika
Lan erinnert sich noch wie heute an den Sonntag, als ihre Mutter einfach nicht mehr vom Markt zurückkam - und verschwunden war. Ihre Mutter sei in China, hört Lan von einem Onkel. Er verspricht, der damals 14-Jährigen zu helfen.Lans Geschichte ist eine von vielen in den Bergen von Nordvietnam, von ihrem Dorf sind es nur wenige Kilometer bis zur Grenze nach China. "Es war schon nachts, als mich mein Onkel über die Grenze brachte", erzählt Lan. "Dort wartete eine Frau. Sie versprach, mich zu meiner Mutter zu bringen. Aber als wir auf der anderen Seite des roten Flusses waren, war meine Mutter da nicht."Statt ihre Mutter zu treffen, wird sie als Braut an eine chinesische Familie verkauft. Illegal und ohne Trauschein soll die Teenagerin nun als Ehefrau wider Willen zu Diensten sein. Nach Monaten gelingt es ihr, in einem unbeobachteten Augenblick zu fliehen. Passanten bringen das weinende Mädchen, das kein Wort Chinesisch kann, schließlich zur Polizei. Lan spricht nicht gern über die Einzelheiten ihrer Zeit in China: "Ich war sehr verzweifelt und einfach traurig", sagt sie. "Ich hatte alle meine Hoffnung verloren und den Willen zu leben."Allein zwischen 2011 und 2017 wurden laut der vietnamesischen Regierung 6000 solcher Fälle von Frauenhandel registriert, die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Nur die wenigsten kommen zurück.Auch Anh wurde verkauft. Ein Freund ihres Bruders hatte ihr einen Ausflug versprochen. Dann war sie plötzlich in China und wurde chinesischen Männern und Familien als Braut angeboten. Umgerechnet rund 5000 Euro habe er für Anh bezahlt, habe ihr der aufgezwungene Schwiegervater später gesagt."Ich habe mich wie ein Objekt gefühlt, wie ein Produkt auf dem Markt. Ich war kein Mensch mehr",beschreibt sie ihre damalige Lage. "Männer kamen vorbei und begutachteten mich wie eine Ware, die sie auswählen. Ich hatte solche unbeschreibliche Angst."Die meisten Mädchen, die als Bräute nach China verschleppt werden, kommen aus sehr armen Familien, die nur die Hälfte des vietnamesischen Durchschnittseinkommens zum Leben haben. Manchmal werden sie sogar von den eigenen Verwandten verkauft. Auf Märkten oder in sozialen Netzwerken sprechen Gleichaltrige die junge Frauen an und locken sie unter einem Vorwand nach China - oder setzen sie unter Drogen und verschleppen sie dann. Extreme Armut auf vietnamesischer Seite und großer Frauenmangel auf der chinesischen Seite: Darin sieht die Sozialarbeiterin Loan Hong Luong von der Hilfsorganisation Pacific Links die Ursachen des Frauenhandels. Von 1979 bis 2015 herrschte in China eine strenge Ein-Kind-Politik. Söhne als Stammhalter waren bevorzugt, Mädchen wurden oft abgetrieben."Chinesische Männer finden nun keine Frauen und suchen deshalb Vietnamesinnen, um eine Familie zu gründen", sagt Luong. "Selbst wenn sie nicht heiraten können, wollen sie eine Frau kaufen und ein Kind haben."In der Bao Yen High School Nummer 1 versammeln sich die Jungen und Mädchen der Oberstufe zu einer Aufklärungskampagne der Regierung. Fast jede kennt im Familien- oder Bekanntenkreis inzwischen verschwundene Mädchen. Vu Thi Thuy vom Sozialministerium warnt vor den Menschenhandel. Bläut den Teenagern ein, sich nicht von Versprechen über gutbezahlte Jobs oder die Aussicht auf einen schönen, reichen Mann locken zu lassen. "Es ist grausam, was die Mädchen und Frauen zum Teil durchmachen müssen. Sie müssen nicht nur ihren Ehemännern sexuell zu Diensten sein", erklärt sie den Teenagern, "sondern manchmal noch anderen Familienmitgliedern. Wenn sie sich weigern, riskieren sie, dass man sie schlägt oder ihnen nichts zu essen gibt."Die vietnamesisch-chinesische Grenze ist fast 1300 Kilometer lang und verläuft durch schwer zu bewachende Berglandschaften. In den vergangenen Jahren aber habe es Fortschritte gegeben, berichtet Trong Ha von der vietnamesischen Grenzpolizei.Die Chinesen haben einen Zaun gebaut, Menschenhändler hätten es nun schwerer: "Wir haben ein Memorandum mit China unterzeichnet und bilaterale Investigativ-Teams gebildet. Es gibt eine Hotline für schnelle Kommunikation, um die Identität von Opfern und Menschenhändlern zu prüfen. In den letzten Jahren hat China sehr geholfen, viele Opfer zu retten."Nach Schätzungen von Experten gibt es auf der anderen Seite der Grenze, in China, mindestens 30 Millionen Männer im heiratsfähigen Alter, die keine Frau finden. Erst in 20 Jahren könnte sich das Geschlechter-Ungleichgewicht wieder normalisieren.In Lans Familie wird das Thema ihrer Verschleppung nach China vermieden. Sie haben genug damit zu tun, über die Runden zu kommen mit dem, was die Reisfelder abwerfen. Im Dorf haben viele über Lan getratscht: Als "China-Mädchen" werden Frauen wie sie beschimpft.Die Hilfsorganisation hat ihr inzwischen eine Ausbildung zur Köchin vermittelt. Ihre Mutter ist mutmaßlich immer noch irgendwo in China. Sie hat nichts mehr von ihr gehört: "Manchmal vermisse ich sie so sehr. Immer wenn ich an zu Hause denke, denke ich an meine Mutter", klagt Lan. "Immer wenn ich müde und erschöpft bin, will ich einfach zu ihr."Manchmal fühle sich ihr Leben taub an: Die strenge Covid-Politik Chinas hat es entführten Frauen aus Vietnam noch schwerer gemacht zurückzukehren. Doch Lan hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ihre Mutter irgendwann wiederzusehen. Diese und weitere Reportagen sehen Sie am Sonntag im Weltspiegel - um 18.30 Uhr im Ersten.
1asien
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des US-Kapitols Anfang 2021 hat dem damaligen Präsidenten Donald Trump vorgeworfen, der Gewalt seiner Anhänger stundenlang absichtlich keinen Einhalt geboten zu haben. Der republikanische Abgeordnete Adam Kinzinger sagte bei der vorerst letzten einer Reihe öffentlicher Anhörungen des Gremiums, Trump habe es nicht einfach nur versäumt zu handeln: "Er hat sich entschieden, nicht zu handeln."Der Untersuchungsausschuss forderte schwere Konsequenzen für Trump und dessen Helfer. "Wenn für den 6. Januar keine Verantwortung übernommen wird, für jeden Teil dieses Plans, fürchte ich, dass wir die anhaltende Bedrohung für unsere Demokratie nicht überwinden werden. Es muss harte Konsequenzen für die Verantwortlichen geben", sagte der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson zu Beginn der letzten öffentlichen Anhörung vor der Sommerpause. Es müsse Verantwortung vor dem Gesetz und gegenüber dem amerikanischen Volk übernommen werden. Es bestehe kein Zweifel daran, dass Trump eine koordinierte Anstrengung beaufsichtigt und geleitet habe, um das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 zu kippen, sagte Thompson weiter. Er war wegen einer Corona-Infektion per Video zugeschaltet. "Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass er einem Mob befahl - einem Mob, von dem er wusste, dass er schwer bewaffnet, gewalttätig und wütend war - zum Kapitol zu marschieren und zu versuchen, die friedliche Machtübergabe zu verhindern", sagte Thompson weiter. "Er hat gelogen. Er schikanierte. Er verriet seinen Eid. Er hat versucht, unsere demokratischen Institutionen zu zerstören." Nach Auffassung ehemaliger Mitarbeiter goss Trump noch "Öl ins Feuer": "Es war offensichtlich, dass die Situation im Kapitol gewalttätig war und schnell eskalierte", sagte die damalige Vizesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Matthews. Sie sprach über einen Tweet, den Trump während der dramatischen Ereignisse vor anderthalb Jahren abgesetzt hatte - darin griff er seinen damaligen Vize Mike Pence erneut an. "Er hätte diesen Leuten sagen sollen, dass sie nach Hause gehen sollen", sagte Matthews. Der Tweet sei das Letzte gewesen, was es in diesem Moment gebraucht habe, sagte Matthews.Auch der damalige stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Matthew Pottinger betonte bei der Anhörung, der Tweet sei das Gegenteil von Deeskalation gewesen.In den Stunden des Sturms auf das US-Kapitol soll Trump inständige Bitten aus seinem Umfeld ignoriert haben, seine Anhänger zum Rückzug aus dem Kongresssitz aufzurufen. "Der frühere Präsident zog es vor, nicht das zu tun, worum ihn all diese Menschen anflehten", sagte die demokratische Abgeordnete Elaine Luria. Dann ließ sie einen Mitschnitt aus einem von Trump selbst aufgenommenen Video abspielen, in dem er den Kapitolstürmern versicherte: "Wir lieben euch." Den Angriff auf den Kongresssitz habe Trump an einem Fernseher im Esssaal des Weißen Hauses verfolgt, während ihn seine Mitarbeiter zum Handeln aufgerufen hätten. Der damalige Präsident habe sich aber aus seinem selbstsüchtigen Wunsch, an der Macht zu bleiben, geweigert. Mehr als zweieinhalb Stunden habe Trump stattdessen den konservativen Nachrichtensender Fox News geschaut. Es gebe keine offizielle Akte, die belege, dass er an jenem Nachmittag ein Telefonat geführt oder entgegengenommen habe, ergänzte LuriaTrump hätte sich während der gewalttätigen Proteste unmittelbar an seine Anhänger wenden können, meinte die Ex-Vizepressesperecherin Matthews. "Wenn der Präsident eine Erklärung hätte abgeben und sich an das amerikanische Volk wenden wollen, hätte er fast sofort vor der Kamera stehen können." Vom Speisesaal, wo sich Trump während der Stürmung des Kapitols aufhielt und die Berichterstattung im Fernsehen verfolgte, dauere es "wahrscheinlich weniger als 60 Sekunden bis zum Presseraum", so Matthews.Während des Angriffs auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 fürchteten die Sicherheitsleute Trumps damaligen Stellvertreters Mike Pence um ihr Leben. Über Funk hätten Personenschützer des Secret Service gebeten, dass ihren Familien Lebewohl gesagt werde. Dies berichtete ein unkenntlich gemachter Sicherheitsmitarbeiter des Weißen Hauses vor dem Untersuchungsausschuss. Zuvor waren in dem Ausschuss Audiomitschnitte von Funksprüchen der Agenten abgespielt worden, die angesichts von ins Gebäude eindringenden Mitgliedern des gewalttätigen Mobs einen sicheren Fluchtweg für Pence suchten - und schließlich auch fanden. Die republikanische Abgeordnete und Vizevorsitzende des Ausschusses, Liz Cheney, erklärte, dass im Rahmen der hartnäckigen Untersuchungen des Gremiums neue Vorladungen an potenzielle Zeugen verschickt worden seien. Ein Erfolg sei zudem, dass sich Zeugen nicht länger vor einer Aussage scheuten. "Der Damm hat zu brechen begonnen", sagte Cheney. Thompson kündigte an, dass die Ermittlungen des Ausschusses weitergehen würden. Im September werde es weitere Anhörungen geben. Der Ausschuss selbst kann keine strafrechtlichen Schritte einleiten. Die Entscheidung darüber liegt beim Justizministerium.  
0amerika
Der Iran wird Mitglied in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ). Wie der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian auf seiner Instagram-Seite mitteilte, unterzeichnete die Teheraner Führung ein Abkommen über einen Wechsel vom bisherigen Beobachterstatus hin zur vollständigen Mitgliedschaft. An dem zurzeit im usbekischen Samarkand tagenden SOZ-Gipfel nimmt iranischen Medien zufolge Präsident Ebraim Raisi teil. Er sprach dort auch mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin. Putin, der seinerseits bei dem Gipfel in der Stadt an der Seidenstraße den chinesischen Präsidenten Xi Jinping traf, versprach dem Iran einer Agenturmeldung zufolge eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit. Bereits kommende Woche solle eine Delegation von 80 großen russischen Unternehmen die Islamische Republik besuchen, erklärte Putin laut der russischen Staatsagentur RIA. Der Iran bemüht sich in den Kreisen der SOZ darum, die Folgen der vor allem von den USA im Atomstreit verhängten Sanktionen abzufedern. Russland wiederum ist nach dem Einmarsch in der Ukraine seinerseits mit schärfsten Strafmaßnahmen der USA und der EU belegt worden und ist auf der Suche nach neuen Verbündeten und Absatzmärkten. Bis der Iran die volle Mitgliedschaft bekommt, dürfte es nach Einschätzung von SOZ-Vize-Generalsekretär Grigory Logwinow noch einige Zeit dauern. Bis dahin könnten Vertreter Teherans aber bereits an Treffen teilnehmen, sagte Logwinow dem russischen Staatsfernsehen. Der Iran hatte im Juli Verständnis für das russische Vorgehen in der Ukraine geäußert. Die militärische und diplomatische Annäherung Russlands an China wird ihrerseits im Westen mit Sorge betrachtet. Parallel zu dem Treffen in Usbekistan starteten die russische und die chinesische Marine eine gemeinsame Militärübung im Pazifik. Der 2001 gegründeten Organisation gehören neben China und Russland die zentralasiatischen Länder Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan und Tadschikistan sowie Indien und Pakistan an. Weitere Länder besitzen einen Beobachterstatus. Iran hatte bereits vergangenes Jahr auf der SOZ-Konferenz in Duschanbe in Tadschikistan die Mitgliedschaft im asiatischen Bündnis beantragt.
1asien
Die Deutsche Telekom verkauft ihr Funkturm-Geschäfts GD Towers an zwei nordamerikanische Partner. Die kanadische Brookfield Asset Management und DigitalBridge aus Florida, ein Spezialist für digitale Infrastruktur, übernehmen demnach 51 Prozent der Anteile an GD Towers mit einer Gesamtbewertung von rund 17,5 Milliarden Euro. Der DAX-Konzern rechnet mit Einnahmen von rund 10,7 Milliarden Euro, die unter anderem zur "Entschuldung des Konzerns" dienen sollen."Wir machen den Wert unseres Funkturmgeschäfts sichtbar und schaffen damit Wert für unsere Aktionäre", sagte Telekom-Chef Tim Höttges. Weil der Konzern 49 Prozent der GD-Towers-Anteile behalte, werde er zudem von "weiteren Wertzuwächsen im Funkturmgeschäft profitieren". Laut Telekom hat der Konzern nach Abgabe der Mehrheitsanteile weiter bedeutende Minderheitsrechte.Der Bonner Konzern wolle sich nun weiter entschulden und den Weg in Richtung des angestrebten Mehrheitsanteils von 50,1 Prozent an T-Mobile US beschleunigen.Mit rund 800 Beschäftigten betreibt das Funkturmgeschäft GD Towers mehr als 40.000 Standorte in Deutschland und Österreich. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr laut der Telekom einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis lag bei rund 640 Millionen Euro. Wichtigster Mieter der Funktürme ist die Telekom selbst. Diese Mietverträge werden nach Angaben des Unternehmens zu "vorteilhaften" Konditionen weitergeführt, darunter etwa garantierter Zugang zu strategisch entscheidenden Standorten und priorisierte Kapazität für Netzmodernisierungen. DigitalBridge und Brookfield brächten Expertise im Funkturmgeschäft und Kapital mit, um die strategischen Pläne von GD Towers weiterzuentwickeln, betonte die Telekom. Der Konzern wird die Standorte weiter mieten.Auch das Telekom-Geschäft rund um die Funktürme hatte zahlreiche Interessenten auf sich gezogen. Laut Insidern hatte auch ein Konsortium um den US-Finanzinvestor KKR Interesse bekundet, auch die spanische Cellnex hatte mit Partnern die Funktürme in Deutschland und Österreich im Visier. Letztlich konnten sich aber die beiden Unternehmen aus Nordamerika durchsetzen, deren Offerte es der Telekom möglich macht, weiter ein gewichtiges Wort in dem Geschäft mitzusprechen. Zudem kann sie mit ihrem Minderheitsanteil von künftigem Wachstum profitieren.Die Telekom folgt mit dem teilweisen Verkauf ihrer Funkmasten den Konkurrenten Vodafone und Telefonica, die bereits vor einiger Zeit ihre Funktürme ausgegliedert oder verkauft hatten. Vodafone brachte seine Funkturm-Tochter Vantage Towers im vergangenen Jahr an die Börse. Dem Konzern gehören noch rund 82 Prozent des Grundkapitals. Bei Telefonica Deutschland gehören die meisten Funktürme der US-Firma American Tower, nur ein kleiner Teil ist noch im Eigentum von O2.
5unternehmen
In diesem Sommer summiert sich die Freilandernte von Erdbeeren in Deutschland voraussichtlich auf 91.300 Tonnen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Bestätigt sich diese vorläufige Schätzung, wäre das der niedrigste Wert seit 24 Jahren: Damals, im Jahr 1998, waren 81.500 Tonnen Erdbeeren geerntet worden.Mit dem nun für 2022 geschätzten Wert würde die von den Feldern geholte Menge fünf Prozent unter der bereits sehr geringen Erdbeerernte des vergangenen Jahres von rund 96.000 Tonnen liegen. Zum Vergleich: In den Jahren 2016 bis 2021 hatte die durchschnittliche Erntemenge 115.600 Tonnen betragen."Eine Ursache für diese Entwicklung ist die Reduzierung der Anbauflächen für Erdbeeren im Freiland auf bundesweit rund 9700 Hektar. Dies ist der niedrigste Wert seit der Jahrtausendwende", teilte das Statistische Bundesamt mit und bezifferte den Flächenrückgang im Vergleich zum Vorjahr auf neun Prozent. "Ein weiterer Grund ist möglicherweise die sinkende Nachfrage nach Erdbeeren aus heimischer Erzeugung."Bereits Ende Mai hatte die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen darauf hingewiesen, dass einige Bauern auf die Erdbeerernte verzichteten, weil sie sich schlicht nicht mehr lohne. Die Kaufzurückhaltung sei demnach unter anderem auf die Auswirkungen der Inflation zurückzuführen: Viele alltägliche Produkte seien teurer geworden, die Kunden verzichteten deshalb auf bestimmte Lebensmittel wie Erdbeeren.Die Spargelernte wird im laufenden Jahr nach ersten Schätzungen mit rund 113.100 Tonnen ebenfalls rückläufig gewesen sein. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre dürfte sich das Minus auf knapp zehn Prozent belaufen, im Vergleich zum Vorjahr dürfte der Rückgang fünf Prozent betragen, so die Statistiker. Wie bei Erdbeeren könnte auch beim Stangengemüse eine sinkende Nachfrage der Grund dafür gewesen sein.
6verbraucher
Der Tod einer jungen Frau nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei hat im Iran neben Trauer und Bestürzung auch Proteste gegen die Machthaber ausgelöst. Nach Medienangaben nahmen Tausende an der Beerdigung der 22-Jährigen in ihrer Heimatstadt Saghes im Nordwesten des Landes teil. Laut einem Bericht der halbamtlichen iranischen Nachrichtenagentur Fars bildete sich im Anschluss an die Beerdigung ein Protestzug, gegen den die Polizei mit Tränengas vorging. Die Agentur Reuters berichtet unter Verweis auf Videos in sozialen Netzwerken, es seien Parolen wie "Tod dem Diktator!" gerufen worden - in Anspielung auf den obersten iranischen Führer Ayatollah Ali Khamenei.Auslöser der Proteste ist der Tod von Mahsa Amini, die in einem Krankenhaus in Teheran gestorben war. Die junge Frau war während eines Familienbesuchs in der Hauptstadt von der Sitten- und Religionspolizei wegen ihrer "unislamischen" Kleidung festgenommen und auf eine Polizeiwache gebracht worden. Nach Darstellung der Polizei sei sie dort wegen Herzversagens zunächst in Ohnmacht und danach ins Koma gefallen. Ihr Tod wurde am Freitag bestätigt.Im Internet kursiert jedoch eine ganz andere Version. Die Frau sei verhaftet worden, weil ihr Kopftuch nicht richtig saß und ein paar Haarsträhnen zu sehen waren. Dieser Version zufolge wurde ihr nach der Verhaftung auf den Kopf geschlagen, was zu einer Hirnblutung, dem Koma und letztendlich - schon am Dienstag - zu ihrem Hirntod führte. Diese Darstellung hat die Polizei vehement zurückgewiesen - und versucht, mit nicht verifizierbaren Videoaufnahmen ihre Version zu beweisen. Die Behörden haben Ermittlungen eingeleitet. Ein Mediziner sagte, Ergebnisse gerichtsmedizinischer Untersuchungen könnten bis zu drei Wochen dauern. Proteste gab es auch in Deutschland. In Berlin etwa demonstrierten einige Dutzend Menschen vor der iranischen Botschaft.Seit der Islamischen Revolution von 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften für Frauen. Genauso lange werden diese jedoch von Frauen, insbesondere in den Metropolen, ignoriert - sehr zum Ärger erzkonservativer Politiker.Die Regierung in Teheran und die Hardliner im Parlament versuchen seit Monaten, die islamischen Gesetze strenger umzusetzen. Die Sittenpolizei setzt die Kleidungsvorschriften teilweise auch mit Gewalt durch, was in den vergangenen Wochen zu Protesten von Frauen geführt hatte.
1asien
Nach einer fünfstündigen Waffenruhe in der Nacht flogen im Morgengrauen erneut Raketen. Erstmals seit Beginn der Angriffe wurde dabei auch Jerusalem Ziel des Islamischen Dschihads. Mehrere Raketen wurden vom israelischen Abwehrschutzschild - der sogenannten Eisernen Kuppel - in Vororten der Hauptstadt des Landes abgefangen. An anderen Orten gingen dennoch Raketen mit voller Wucht nieder. Die Anwohner blieben meist unverletzt, sie hatten nach dem Raketenalarm im Schutzbunker Zuflucht gesucht. Auch das israelische Militär setzt seit dem Morgen seinen Beschuss in Gaza fort. Dabei wurden vor allem Ziele im Norden des Gazastreifens beschossen. Nach Angaben der palästinensischen Autonomiebehörde gab es dabei bei Detonationen zwei weitere Todesopfer. Israelische Behörden gehen aber davon aus, dass beide durch eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihads getötet wurden. Was kein Einzelfall zu sein scheint, wie Israels Militärsprecher Richard Hecht betont:Man wolle keine Eskalation der Situation. Die Sicherheit der Bevölkerung sei das wichtigste, ergänzte Hecht.Insgesamt ist damit die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Kampfhandlungen am Freitag auf rund 30 gestiegen, darunter sind auch einige Kinder. Mehr als 250 Menschen wurden verletzt.Am Morgen äußerte sich Ministerpräsident Jair Lapid zur aktuellen Lage. Er betonte erneut, die Militäraktion so lange wie nötig fortzusetzen. Israel handle dabei verantwortungsbewusst, um den Schaden für Unbeteiligte so gering wie möglich zu halten. Lapid traf sich dabei am Vormittag auch mit Oppositionsführer und Ex-Premier Benjamin Netanyahu. In dem Gespräch erörterten beiden Politiker zentrale Sicherheitsfragen. In einem Statement betonte Netanyahu, er unterstütze die Regierung und die Militärführung des Landes vollständig. Und: Er habe dem Ministerpräsidenten zudem mit Blick auf seine politische Erfahrung zahlreiche Ratschläge gegeben - eine heikle Aussage, die den Ministerpräsidenten nicht gut aussehen lässt. Beide - Netanyahu und Lapid - sind bei der Parlamentswahl am 1. November die größten Konkurrenten.Mit Spannung wird derzeit auch die Entwicklung am Tempelberg beobachtet: An dem heutigen jüdischen Feiertag, der an die Zerstörung der beiden jüdischen Tempel erinnert, gehen nationalreligiöse Juden traditionell auf den Tempelberg, was für die muslimische Bevölkerung eine Provokation darstellt. Unter dem Protest muslimischer Einwohner Jerusalems beteiligte sich auch der umstrittene rechtsradikale Abgeordnete Ben Gvir an dem Marsch über den Tempelberg. Unklar ist derzeit, wie die islamistische Hamas auf diese - aus ihrer Sicht - Provokation reagieren wird. Noch hat sich die Hamas, die in Gaza das Sagen hat, nicht an Kampfhandlungen beteiligt. Nicht zuletzt davon hängt es ab, ob dieser Konflikt zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad noch weiter eskalieren könnte. Im Hintergrund bemühen sich vor allem Ägypten, Katar und die Vereinten Nationen um eine Beendigung der Kampfhandlungen. In New York soll sich morgen der UN-Sicherheitsrat mit der Krise beschäftigen.
1asien
US-Außenminister Antony Blinken hat erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gesprochen. Es habe ein "offenes und direktes Gespräch" über ein Angebot gegeben, wie die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner und der ebenfalls in Haft sitzende US-Staatsbürger Paul Whelan freigelassen werden könnten, sagte Blinken in Washington. "Ich habe den Kreml gedrängt, den substanziellen Vorschlag zu akzeptieren, den wir (...) gemacht haben." Das russische Außenministerium bestätigte das Telefonat der beiden Chefdiplomaten. Die US-Regierung hatte am Mittwoch bekanntgeben, Russland ein Angebot zur Freilassung der beiden US-Bürger gemacht zu haben. Details zu dem Vorschlag gab sie aber nicht bekannt. Auch Einzelheiten zur Lawrows Reaktion auf das US-Angebot wurden nicht genannt. Laut Blinken habe ein entsprechendes Angebot bereits vor Wochen auf den Tisch gelegen, um die Freilassung Griners und Whelans zu erreichen. Die Entscheidung zu dem Angebot sei nicht leicht gefallen, hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betont. Medien hatten zuvor berichtet, dass ein Gefangenenaustausch mit dem in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Viktor But Teil des Angebots sei. Moskau fordert seit Jahren die Auslieferung des früheren Sowjetoffiziers, der Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben soll. But war als "Händler des Todes" berüchtigt. Die US-Basketballerin Brittney Griner war am 17. Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen eines Drogendelikts festgenommen worden. Bei der Kontrolle ihres Gepäcks im Februar soll sie sogenannte Vape-Kartuschen und eine geringe Menge Haschisch-Öl bei sich gehabt haben. Griner hat ihre Schuld eingestanden, verteidigte sich am Mittwoch aber vor Gericht: Sie habe medizinisches Marihuana in Absprache mit ihrem Arzt als schmerzstillendes Mittel verwendet und nicht die Absicht gehabt, "irgendein Gesetz der Russischen Föderation zu verletzen." Die US-Regierung kritisiert, dass Griner zu Unrecht festgehalten werde. Den Vorwurf, der Prozess gegen die Sportlerin sei politisch motiviert, weist Moskau allerdings zurück. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern war schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zerrüttet, seither hat es sich nochmals drastisch verschlechtert. Paul Whelan, der mehrere Staatsbürgerschaften hat, war im Dezember 2018 in Russland verhaftet und der Spionage beschuldigt worden. Er soll in Russland geheime Informationen auf einem Datenträger entgegengenommen haben. Im Juni 2020 wurde er zu einer 16-jährigen Haftstrafe mit der Möglichkeit eines Aufenthalts in einem Arbeitslager verurteilt. Whelan kritisierte das Verfahren als politische Inszenierung. Bereits im April hatten die USA und Russland inmitten des Ukraine-Kriegs überraschend Gefangene ausgetauscht. Am Flughafen der türkischen Hauptstadt Ankara war der Russe Konstantin Jaroschenko gegen den US-Amerikaner Trevor Reed ausgetauscht werden. Angesichts der verhärteten Fronten zwischen Washington und Moskau kam die Entwicklung damals besonders unerwartet.
0amerika
In Deutschland fehlen Zehntausende Erzieherinnen und Sozialpädagogen, um bis Ende des Jahrzehnts allen Grundschulkindern den gesetzlich garantierten Ganztagsplatz sicher anbieten zu können. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Die Bundesländer müssten gemeinsam mit allen Verantwortlichen schon jetzt handeln, um dem steigenden Personalmangel in Grundschulen und Horten vorzubeugen, sagte Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. Insgesamt könnten mehr als 100.000 pädagogische Fachkräfte fehlen. Vor allem im Westen wird die Umsetzung des Rechtsanspruchs demnach schwierig, im Osten sollte dagegen der vergleichsweise schlechtere Personalschlüssel auf West-Niveau verbessert werden. Am Geld scheitert es der Studie zufolge nicht - es gibt schlicht zu wenige Menschen, die den Beruf ergreifen wollen. Bund und Länder hatten im vergangenen September einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule beschlossen, der schrittweise eingeführt wird. Ab dem Schuljahr 2026/2027 greift die Regelung bei Kindern der 1. Klasse, ab 2029/2030 bei allen Klassen. Die Ausgangslagen in den Bundesländern unterscheiden sich stark: Im Osten nutzen bereits heute im Schnitt 83 Prozent der Grundschulkinder ein Ganztagsangebot. Dazu kommen 3,5 Prozent, die ein Angebot bis 14.30 Uhr besuchen. Im Westen sind es dagegen nur 47 Prozent im Ganztag und 18 Prozent im Übermittagsangebot. Dafür hinkt die Personalausstattung im Osten hinterher: In Horten etwa muss eine Vollzeitfachkraft dort rechnerisch mehr als doppelt so viele Kinder betreuen wie eine Kollegin oder Kollege im Westen. Ein gutes Zeugnis stellt die Studie nur Berlin, Hamburg und Thüringen aus. Dort gibt es bis Ende des Jahrzehnts laut der Prognose genügend Personal, um jedem einzelnen Grundschulkind einen Ganztagsplatz anzubieten - und das bei einem guten Betreuungsschlüssel. Auch alle weiteren ostdeutschen Bundesländer können bis 2030 jedem Kind ein Ganztagsangebot machen. Allerdings plädiert die Studie dafür, die personelle Situation an Grundschulen und Horten zu verbessern. Würde man sich an Westdeutschland orientieren, wären laut der Prognose dafür rund 26.000 zusätzliche Fachkräfte nötig. Die könnten laut Studie mit Bundesmitteln aus dem Ganztagsförderungsgesetz finanziert werden. Die westdeutschen Bundesländer müssten sich dagegen auf den Platzausbau konzentrieren. Sollte jedem einzelnen Kind in der Grundschule ein Ganztagsangebot gemacht werden, bräuchte es bis 2030 aber mehr als eine Million zusätzliche Plätze und rund 76.000 Fachkräfte. Selbst wenn nur die heutige Quote Ostdeutschlands - wo mehr als vier von fünf Grundschülern ganztags betreut werden - angepeilt würde, fehlten noch 55.000 Fachkräfte. Und auch wenn ein Teil der Kinder weiter das Übermittagsangebot nutze, bliebe noch ein Minus von 34.000 Fachkräften, heißt es in der Studie. Expertin Stein von der Bertelsmann Stiftung forderte eine "langfristig angelegte Fachkräfteoffensive von Bund und Ländern". Für eine bessere und bundeseinheitliche Ausstattung müsse die Politik jetzt gesetzliche Rahmenbedingungen, genügend Ausbildungskapazitäten und Anreize für den Einstieg ins Berufsbild schaffen.
5unternehmen
Nach den schweren Überschwemmungen in Pakistan wächst bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Sorge, dass sich unter der Bevölkerung verstärkt Krankheiten ausbreiten könnten. Angaben der pakistanischen Behörden zufolge sind etwa 33 Millionen Menschen von den Auswirkungen der Überschwemmungen betroffen - jede oder jeder siebte Einwohnerin oder Einwohner des Landes.Infolge der Naturkatastrophe hätten Millionen Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung und Behandlungsmöglichkeiten verloren, warnte die WHO. Zudem seien fast 900 medizinische Einrichtungen des Landes durch die Überschwemmungen beschädigt oder zerstört worden. Das Risiko nehme zu, dass sich potenziell tödliche Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber ausbreiten könnten, aber auch Cholera oder die Ruhr. Auch die Polio-Impfkampagne sei in den betroffenen Gebieten unterbrochen worden.Farhad Khan, der ärztliche Leiter einer behelfsmäßigen Klinik in der Stadt Charsadda in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, warnte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass bereits jetzt mehr Menschen mit Durchfallkrankheiten zur Behandlung zur Behandlung kämen als Menschen mit Verletzungen. Ein Grund ist die fehlende oder ungenügende Versorgung der von der Katastrophe betroffenen Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser. Auch lokale Behörden gaben an, dass es in der Provinz bereits Hunderte Ansteckungen mit Krankheiten gegeben habe, die wahrscheinlich auf unreines Trinkwasser zurückzuführen seien.Die Überschwemmungen in Pakistan gehen auf ungewöhnlich heftige Regenfälle während der diesjährigen Monsun-Periode zurück. Seit Juni kamen mehr als 1160 Menschen ums Leben. Laut der Nachrichtenagentur AFP wurden fast eine Million Häuser und Tausende Hektar Ackerland zerstört. Zahlreiche Dörfer sind nach wie vor von der Versorgung abgeschnitten, vielerorts gibt es keinen Strom.Die pakistanische Regierung versuchte auch am Mittwoch, Bewohnerinnen und Bewohner aus entlegenen Dörfern in Sicherheit zu bringen. In Hochwassergebieten wurden bislang rund 4200 medizinische Notfalleinrichtungen bereitgestellt, teilte Azra Fazal Pechuho mit, Gesundheitsministerin in der besonders schwer betroffenen Provinz Sindh. Doch obwohl die Hochwasser langsam zurückgehen, geschieht dies nur sehr langsam. Fast ein Drittel des ganzen Landes stehen laut AFP unter Wasser, sodass es kaum Möglichkeiten gibt, wohin die Wassermengen abfließen können. Pakistans Klimaministerin Sherry Rehman verglich das Land mit einem "vollgesogenen Schwamm", der kein weiteres Wasser mehr aufnehmen könne. UN-Generalsekretär António Guterres sprach in Bezug auf die heftigen Regenfälle von einem "Monsun auf Steroiden". Er will am Freitag der kommenden Woche nach Pakistan reisen und dort auch die Katastrophengebiete besuchen, wie ein Sprecher des Generalsekretärs ankündigte. Die UN versuchen über einen Nothilfeaufruf 160 Millionen Euro für die Hilfe in Pakistan aufzubringen. Doch diese Summe wird den Schätzungen der pakistanischen Regierung kaum reichen, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Pakistans selbst geht von Kosten von mindestens zehn Milliarden Euro aus.
1asien
Nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien ist US-Präsident Joe Biden mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zusammengetroffen - und hat nach eigenen Angaben gleich zu Beginn den Mord am saudischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi angesprochen. Bin Salman habe jedoch jede Verantwortung zurückgewiesen. "Er sagte im Grunde, dass er nicht persönlich dafür verantwortlich sei. Ich deutete an, dass ich glaube, er ist es", sagte Biden nach dem Treffen in Dschidda. "Ich bereue nichts, was ich gesagt habe. Was mit Khashoggi passiert ist, war empörend."Der in den USA lebende Journalist Khashoggi war 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Killerkommando auf brutale Weise getötet worden. US-Geheimdienste halten den Kronprinzen bin Salman, auch bekannt unter seinem Kürzel "MbS", für direkt verantwortlich. Er bestreitet, die Tötung angeordnet zu haben. Biden sagte weiter, er habe den Thronfolger vor künftigen Gewalttaten gewarnt: Eine weitere Tat wie der Mord an Khashoggi hätte eine "Antwort" der Vereinigten Staaten zur Folge. Der US-Präsident kündigte zudem an, US-Soldaten abzuziehen, die Teil einer Friedensmission auf der Insel Tiran im Roten Meer sind. Auf der gegenüber von Scharm el-Scheich am Eingang des Golfs von Akaba gelegenen Insel ist seit dem Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten 1981 - damals gehörte die Insel noch zu Ägypten - eine multinationale Beobachtertruppe stationiert. 2017 wurde sie Saudi-Arabien zugesprochen, das die Insel touristisch erschließen will. Der Entscheidung, die Friedenstruppe abzuziehen, musste Israel zustimmen - der Schritt wird deshalb als Hinweis aufgefasst, dass Israel und Saudi-Arabien ihre Beziehungen normalisieren wollen. Bidens Ankunft in der Golfmonarchie - der letzten Station seiner Nahostreise - war unterkühlt verlaufen. Beim Eintreffen am königlichen Palast in Dschidda stießen er und Kronprinz bin Salman nur kurz die Fäuste aneinander. Danach waren sie ohne weiteres Gespräch weitergegangen.Vor dem Start der Reise in den Nahen und Mittleren Osten hatte das Weiße Haus mitgeteilt, Biden wolle Körperkontakte möglichst vermeiden. Als offizielle Begründung wurde das Coronavirus genannt. "Wir versuchen, Kontakt so weit wie möglich zu minimieren", betonte Bidens-Sprecherin Karine Jean-Pierre an Bord der Präsidentenmaschine. Einige US-Journalisten spekulierten hingegen, dass vermieden werden soll, dass Fotos eines Handschlags mit dem Kronprinzen entstehen. Dieser wird unter anderem wegen der schlechten Menschenrechtslage in Saudi-Arabien kritisiert. Sein Treffen mit ihm muss Biden seit Wochen gegen Kritik verteidigen. Die Vermutungen der Journalisten schienen sich wenig später zu bewahrheiten: Beim Treffen mit König Salman am Abend schüttelten sich die beiden Staatsoberhäupter mehrere Sekunden die Hände. Solche Gesten spielen in der internationalen Diplomatie immer eine große Rolle. Biden möchte mit seiner Reise nach Saudi-Arabien die bilateralen Beziehungen aus der Krise holen.
1asien
Schon seit Tagen hatten die Märkte die amerikanischen Inflationsdaten für den Juli mit Spannung erwartet, und sie wurden positiv überrascht. Mit 8,5 Prozent lag die Jahresteuerungsrate zwar noch erschreckend hoch, aber unter den Erwartungen von 8,7 Prozent und unter dem Juni-Wert von 9,1 Prozent, der vorläufig das höchste Niveau seit 40 Jahren markiert hatte. Die schwächere Inflation wurde unter anderem mit dem Rückgang der Benzinpreise in den USA erklärt.Das nimmt tendenziell etwas Druck von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), den Leitzins aggressiv zu erhöhen. Die Wall Street eröffnete eine Stunde nach Bekanntgabe der Daten deutlich höher, und bis zum Handelsschluss konnte der Dow Jones ein Plus von 1,6 Prozent halten. Tatsächlich erwartet nun wieder eine deutliche Mehrheit der Marktteilnehmer in den USA einen Zinsschritt von "nur" einem halben Prozentpunkt, wenn die Fed Ende September tagt.Die zinssensitiveren Technologietitel konnten noch stärker zulegen. Der Nasdaq 100 schloss 2,85 Prozent höher. Ob sich die Euphorie des Marktes bis September aufrechterhalten lässt, dürfte von nun an auch wieder stärker von den Unternehmensdaten abhängen.Der deutsche Aktienmarkt wurde ebenfalls von den um 14.30 Uhr deutscher Zeit veröffentlichten US-Daten beflügelt. Mit 13.700 Punkten, einem Plus von 1,2 Prozent, schloss der DAX nur knapp unter seinem Tageshoch. "Der heutige Tag könnte eine Zeitenwende sein", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Es gibt gute Chancen, dass der Inflationsgipfel überschritten ist."Auch die deutsche Inflation hat sich im Juli leicht abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Morgen mitteilte. Damit bestätigte die Behörde ihre ersten Schätzungen von Ende Juli. Angetrieben wurde die Teuerung erneut von den Preisen für Energie und für Nahrungsmittel. Am Devisenmarkt sorgten die US-Inflationsdaten ebenfalls für heftige Kursbewegungen. Der Euro schoss zeitweise um über einen US-Cent nach oben. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,03 Dollar. Die Ölpreise erholten sich. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Abend 97,80 Dollar. Der Preis für die Feinunze Gold zog zeitweise stärker an, fiel bis zum Abend aber wieder auf 1789 Dollar zurück.Tesla-Chef Elon Musk hat Aktien des US-Elektroautobauers im Milliardenwert verkauft und will sich damit für eine mögliche Niederlage im Rechtsstreit um die Twitter-Übernahme wappnen. So verkaufte Musk Aktien im Wert von 6,9 Milliarden Dollar, wie aus Mitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC vom Dienstag (Ortszeit) hervorgeht. Das ist sein größter Aktienverkauf am Unternehmen überhaupt. Mit dem Kurznachrichtendienst steckt Musk in einem Rechtsstreit, weil er die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Dienstes abblasen will. Die Aktie legte in New York dennoch zu. Musks Transaktion schütze davor, dass später ein Blitzverkauf notwendig werde, sagte Matt Britzman, Analyst bei Hargreaves Lansdown. Nach Börsenschluss legte Metro die Bilanz zu seinem dritten Geschäftsquartal (bis Ende Juni) vor. Diese war von den Belastungen in Russland und dem Verkauf des verlustträchtigen Belgien-Geschäfts geprägt. Während der Umsatz im Jahresvergleich um 26,6 Prozent auf gut 7,9 Milliarden Euro zulegte, blieb unter dem Strich einen Verlust von 290 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 63 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die Anfang Juli zum zweiten Mal erhöhte Prognose bestätigte der Konzern. Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September soll der Umsatz währungsbereinigt um rund 17 bis 22 Prozent wachsen.Die Adidas-Aktie gehörte zeitweise zu den größten Kursverlierern. Konzernchef Kasper Rorsted hatte in einem Interview einen längerfristigen Ausfall von China als Wachstumsmarkt für den Sportartikelkonzern als möglich dargestellt. Damit würden auch die Umsatz- und Gewinnziele von Adidas für die Jahre bis 2025 in Frage gestellt. E.ON-Aktien waren die größten Verlierer im DAX. Bei dem Energieversorger ging im zweiten Quartal das bereinigte Ergebnis um 15 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zurück. Der Konzernüberschuss sank um ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro. Anders als im Auftaktquartal konnte E.ON nun einen Teil seiner gestiegenen Kosten an die Kunden weitergeben. Im Ergebnis werde dies jedoch erst vollständig in der zweiten Hälfte des Jahres sichtbar werden, so das Unternehmen. Ein kräftiges Ergebnisplus im abgelaufenen Quartal verhalf der Aktie von Heidelberger Druck zu einem Plus von 18,5 Prozent. Neben dem operativen Ergebnis hätten auch der Auftragseingang und der Umsatz die Erwartungen übertroffen, sagte ein Händler. Im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal stieg der Umsatz zum Vorjahr um ein Fünftel auf 530 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug 35 Millionen Euro, was einer Verdopplung entspricht.Auch die Aktie von Kontron konnte im SDAX deutlich zulegen. Der österreichische IT-Dienstleister hat mit der französischen Vinci einen Käufer für einen Großteil des IT-Servicegeschäfts gefunden. Der Transaktionswert liege bei rund 400 Millionen Euro. Kontron aktualisierte zudem die Prognose für 2022. So sollen die fortgeführten Bereiche im diesem Jahr 1,12 Milliarden Euro umsetzen und dabei auf eine Marge gemessen am Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von mehr als zehn Prozent kommen. Das Unternehmen, das bis zum 1. Juni unter dem Namen S&T firmierte, will das Geld aus dem Verkauf in den Ausbau des Kerngeschäfts rund um das sogenannte Internet der Dinge vorantreiben. Mit der Umfirmierung auf Kontron hatte der österreichische Konzern den Namen des deutschen Unternehmens wiederbelebt, das er 2017 übernommen hatte.Gefragt waren auch Papiere von Jenoptik. Der Technologiekonzern wird nach einem starken zweiten Quartal und dank gut gefüllter Auftragsbücher zuversichtlicher für das Gesamtjahr und peilt einen Umsatz zwischen 930 und 960 Millionen Euro an. Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um ein Drittel auf 239 Millionen Euro. Dabei profitierte der Konzern weiter von der hohen Nachfrage aus der Halbleiterindustrie. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn allerdings wegen höherer Kosten um rund 32 Prozent auf 22,5 Millionen Euro.Auf der Verliererseite des SDAX fiel die Aktie von Secunet mit einem Minus von 8,8 Prozent auf. Der IT-Sicherheitsdienstleister hat für das erste Halbjahr einen Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebit) um gut 38 Prozent auf knapp 15 Millionen Euro gemeldet. Wegen geringerer Nachfrage fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als Secunet noch Rekordwerte eingefahren hatte, um mehr als acht Prozent auf 135,5 Millionen Euro. Für das kommende Quartal erwartet das Unternehmen, das traditionell das meiste Geschäft im zweiten Halbjahr macht, einen überdurchschnittlichen Auftragseingang. Secunet bekräftigte die Jahresziele, die einen Umsatz von rund 320 Millionen Euro und ein Ebit von etwa 50 Millionen vorsehen. Voraussetzung dafür sei aber, dass sich die Beschaffungslage nicht wesentlich verschlechtere.Der Logistikkonzern HHLA profitiert weiter von hohen Einnahmen durch lagernde Container. Die sogenannten Lagergelderlöse sorgten für Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis. Die Erlöse stiegen im ersten Halbjahr um knapp zehn Prozent auf fast 780 Millionen Euro. Davon blieben als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 101,3 Millionen Euro knapp zwölf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. HHLA erwartet den Containerumschlag 2022 nun auf dem Niveau des Vorjahres, während bislang mit einem moderaten Anstieg gerechnet wurde.Der weltgrößte Reisekonzern TUI rechnet trotz der Engpässe an vielen Flughäfen in diesem Sommer mit Urlauberzahlen nahe dem Vorkrisenniveau. Derzeit hätten die Buchungen mit 11,5 Millionen Gästen rund 90 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht, so das Unternehmen. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni legte der Umsatz im Vergleich zum pandemiebelasteten Vorjahreszeitraum von 650 Millionen auf 4,4 Milliarden Euro zu. Weil der Konzern wegen Flugausfällen und -verspätungen vor allem in Großbritannien Sonderkosten von 75 Millionen Euro schultern musste, lag das bereinigte operative Ergebnis noch mit 27 Millionen im Minus.Hohe Kosten für Rohstoffe und Logistik sowie Materialengpässe haben den dänischen Windkraftanlagen-Hersteller Vestas im zweiten Quartal weiter stark belastet. Der Umsatz des Konkurrenten von Nordex und Siemens Gamesa ging im zweiten Quartal um sieben Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurück. Der Nettoverlust betrug 119 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 83 Millionen Euro erzielt.
2finanzen
"Lets‘ go, let’s go" rief Shinzo Abe 2006. Damals war der Liberaldemokrat zum ersten Mal als Japans Regierungschef vereidigt worden. Es wird nicht das einzige Mal gewesen sein - der rechtskonservative Politiker wird das Land prägen. "Ich habe ein Kabinett eingerichtet, dass ein schönes Land schaffen soll", sagte Abe. Doch daraus wurde erstmal nichts. Nach einer herben Wahlniederlage musste er schon ein Jahr später zurücktreten. 2012, nach der Dreifachkatastrophe von Fukushima und glücklosen Demokraten, kehrte Abe dann als Premier zurück. Er versprach Wirtschaftsreformen, die so genannten Abenomics, die den Bestand als drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sichern und 126 Millionen Japanerinnen und Japanern ein besseres Leben bescheren sollten. Unter seiner Führung rückte das Land nach rechts. Er änderte die Sicherheitsgesetze und stärkte die Allianz mit den USA. Nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump war er der erste ausländische Gast im Weißen Haus - die beiden Politiker spielten zusammen Golf.Zu Hause in Japan waren Abe und zum Teil auch seine Frau in diverse Skandale verwickelt. Doch trotz erdrückender Beweise kam er mit einem blauen Auge davon. Es gab Proteste gegen ihn und Rücktrittsforderungen. Doch Abe war immer gut vernetzt und ein Strippenzieher - er blieb im Amt, wurde sogar wiedergewählt."Wir haben fünf Wahlen in der Vergangenheit gewonnen, die uns das Mandat für eine stabile wirtschaftliche Basis geben. Durch sie hat jeder einen anständigen Job gefunden und Japan hat sich außenpolitisch behauptet", sagte Abe 2018 selbstbewusst.Er traf Kanzlerin Merkel, Putin, Xi - mit allen schüttelte er Hände, doch mehr war es dann oft auch nicht. Vom russischen Präsidenten erhoffte er sich zwei der Kurileninseln, die zu Russland gehören, aber von Japan beansprucht werden. Abe gab sich siegessicher, doch Putin ließ ihn eiskalt abblitzen.Von Anfang an wollte Abe vor allem eines: Japan aufrüsten. Die Verteidigungsausgaben stiegen jährlich. Und er plante, die pazifistische Verfassung abzuschaffen: "Mit der neuen Regierung, die jetzt antritt, werden wir als Liberaldemokraten eine energische Diskussion über eine Verfassungsänderung führen", kündigte er 2019 an.Ein Jahr später sollten eigentlich die Olympischen Spiele ausgerichtet werden. Obwohl die Covid-Zahlen auch in Japan stiegen, hielt der damalige Premier an den Spielen fest, bis es nicht mehr anders ging. Und verkaufte den Aufschub dann als seine Idee: "IOC-Präsident Bach hat meinem Vorschlag zugestimmt. Wir verschieben die Olympischen Spiele und die Paralympics auf Sommer 2021."Dann wurde der Corona-Ausnahmezustand erklärt - und Abe verabschiedete sich, offiziell aus gesundheitlichen Gründen, aus dem Amt. Bis zu seinem Tod zog er aber im Hintergrund die Strippen.
1asien
Der Wirbelsturm "Ian" hat an der Westküste Floridas für starke Überschwemmungen und Sturmfluten gesorgt. Nach Angaben von Floridas Gouverneur Ron DeSantis erreichten sie zum Teil eine Höhe von rund dreieinhalb Metern und sind "lebensgefährlich". Fotos und Videos in sozialen Medien zeigten im Bereich der Städte Fort Myers Beach, Cape Coral und Naples heftige - teils meterhohe - Überschwemmungen. Trotz Abschwächung des Sturms war auf seinem Weg ein mehr als 100 Kilometer breiter Landstreifen heftigen Unwettern ausgesetzt. Das Zentrum des Sturms befand sich nach Angaben des Hurrikanzentrums in der Nacht rund 90 Kilometer südöstlich von Orlando. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Regen durch Straßen peitschte, von Autos nur die Dächer aus den Fluten herausragten und Trümmer durch die Luft flogen. Ein Krankenhaus in Port Charlotte steht unter Wasser. Mehr als 2,4 Millionen Haushalte waren zeitweise ohne Strom, wie die Website "Poweroutage" zeigte. Das seien rund 20 Prozent der Haushalte im Bundesstaat, schrieb der Sender CNN. Der Bezirk mit den meisten Ausfällen sei Lee County, in dem Fort Myers und Cape Coral liegen. 90 Prozent der Haushalte dort seien ohne Strom. US-Medien gingen davon aus, dass die Zahl der Stromausfälle zunächst weiter steigen werde. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde habe "Ian" inzwischen die niedrigste Stärke eins von fünf, teilte das Hurrikanzentrum mit. Nach Einschätzung DeSantis, dürfte "Ian" dennoch auf die Liste der fünf schwersten Hurrikans in Florida kommen. Mehrere Medien berichten mittlerweile sogar, der Sturm gehöre zu den stärksten in der US-Geschichte. Der Wirbelsturm hatte über dem Golf von Mexiko auf seinem Weg Richtung Florida bedeutend an Kraft zugenommen und lag mit Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde nur knapp unterhalb der Schwelle zur höchsten Hurrikan-Kategorie fünf. "Ian" war mit einer Stärke von vier nahe der Stadt Cape Coral auf Land getroffen. Aktuell befindet sich der Wirbelsturm weiter über Florida - Experten zufolge rund 110 Kilometer südlich von Orlando. Für 2,5 Millionen Menschen in der Region galten Evakuierungsanweisungen. Andernorts wurden Menschen eindringlich davor gewarnt, ihre Häuser zu verlassen - um etwa die Schäden zu begutachten. Auch wenn der Wirbelsturm abziehe, bestehe weiter Gefahr durch Trümmer, kaputte Stromleitungen und dergleichen. "Sie haben dann unterbrochene Stromleitungen, weiterhin Überflutungen, Generatoren könnten bei falscher Anwendung lebensgefährlich sein", erklärte der Gouverneur. Bei früheren Wirbelstürmen habe es häufig in den Tagen nach einem Hurrikan zehn Mal so viele Tote gegeben als während des Sturms selbst. "Ian" könnte auch heute bei der Ankunft an der Ostküste des Bundesstaats noch zerstörerische Hurrikanstärke haben, warnten die Meteorologen. Anrufe bei Rettungsdiensten von Hunderten Menschen in Florida, die ihre Häuser vor der Ankunft des Sturms nicht verlassen hatten, mussten zunächst unbeantwortet bleiben, schrieb die Zeitung "Miami Herald". Gouverneur DeSantis erklärte, die Behörden stünden für Bergungs- und Reparaturarbeiten bereit, sobald das Wetter diese zulasse. Auf Twitter schrieb er, rund 7000 Soldaten der Nationalgarde und 179 Flugzeuge oder Hubschrauber könnten eingesetzt werden. Zudem hielten sich bereits mehr als 40.000 Monteure der Versorgungsunternehmen bereit, um Stromleitungen zu reparieren. In einer Ansprache erklärte der Gouverneur außerdem, Tausende Menschen bräuchten nun Hilfe beim Wiederaufbau.Der Direktor des Nationalen Hurrikanzentrums, Ken Graham, betonte, es werde nach dem Eintreffen an Land vermutlich 24 Stunden dauern, bis der Wirbelsturm über Florida hinweggezogen sei. Meteorologen zufolge wird "Ian" in den kommenden Stunden weiter über Florida ziehen. Im Laufe des Donnerstags soll der Sturm dann den Atlantik erreichen, bevor er voraussichtlich nach Norden weiterziehen werde. Die Menschen in den Bundesstaaten Georgia, South und North Carolina sowie Virgina bereiteten sich auf die Ankunft des Sturms vor. Floridas Gouverneur DeSantis hatte die Bevölkerung in seinem Bundesstaat zuvor auf schwere Schäden durch den nahenden Hurrikan "Ian" vorbereitet. "Dies ist ein großer, starker Sturm", sagte DeSantis. Die nächsten ein bis zwei Tage würden "sehr hässlich", bis der Wirbelsturm über Florida hinweggezogen sei, sagte der republikanische Politiker. "Das wird eine harte Strecke."UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete "Ian" als "ein weiteres Beispiel dramatischer Klima-Aktivitäten, wie wir sie auf der ganzen Welt mit zunehmender Frequenz und zunehmender Zerstörung sehen". Am Dienstag war "Ian" als Hurrikan der Kategorie drei von fünf in Kuba auf Land getroffen. In dem Staat mit gut elf Millionen Einwohnern fiel der Strom zeitweise landesweit aus. Zwei Menschen seien nach dem Einsturz ihrer Häuser gestorben, teilte die Regierung mit. Ein Boot mit Migranten aus Kuba sank unterdessen am Mittwoch vor der Küste Floridas. Die US-Küstenwache suchte zunächst nach 23 Menschen, wie sie auf Twitter mitteilte. Drei wurden dabei gerettet. Zuvor hatten vier Migranten von dem Boot schwimmend eine vorgelagerte US-Insel bei Key West in stürmischen Wetterverhältnissen erreicht. Mit Informationen von ARD-Washington-Korrespondent Ralf Borchard.
0amerika
Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Umso gravierender sind für die Händler die Folgen der anhaltenden Lieferprobleme bei einer Vielzahl von Waren, die auch bei Kunden zu Enttäuschungen bei Weihnachtseinkäufen führen dürften. 77,5 Prozent der Einzelhändler klagten bei der August-Umfrage des ifo-Instituts über entsprechende Lieferprobleme, im Juli waren es 77,3 Prozent. "Im Moment sieht es überhaupt nicht danach aus, dass sich die Probleme in der Vorweihnachtszeit entspannen werden", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Stark angespannt bleibt die Lage bei den Fahrradhändlern: Hier berichten 95,5 Prozent von Lieferschwierigkeiten. Ähnliches melden die Händler von Haushaltsgeräten (95,5 Prozent) und Unterhaltungselektronik (95,7 Prozent). Bei den Spielwarenhändlern hat sich die Situation dagegen ein wenig entspannt. Nachdem im Juli noch 100 Prozent über ausbleibende Ware klagten, waren es im August noch 73,5 Prozent. Ein Grund für die Probleme ist der stockende Welthandel, der etwa unter wiederkehrenden Lockdowns bei Exportweltmeister China leidet. Einer Untersuchung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zufolge stecken aktuell rund elf Prozent aller verschifften Waren fest. Doch nicht nur die Lieferengpässe drückten auf die Stimmung im Einzelhandel, so Wohlrabe. "Auch die hohen Inflationsraten dämpfen die Einkaufslust der Kunden." Im August lag die Teuerungsrate bei 7,9 Prozent. Mit Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sei im September mit einem weiterem Schub zu rechnen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. "Dies wird im laufenden Monat zu erneuten Preissteigerungen bei Energie und Dienstleistungen führen und die Inflationsrate entsprechend erhöhen." Die Inflationsrate dürfte daher "in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrücken". Konsumforscher rechnen in diesem Jahr angesichts voller Lager und schwindender Kaufkraft mit einem frühen Beginn des Weihnachtsgeschäfts im deutschen Einzelhandel. "Der Druck ist in diesem Jahr besonders stark, rechtzeitig dabei zu sein", sagte der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln), Kai Hudetz, kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters. "Denn viele Händler haben durch allgemeine Konsumzurückhaltung infolge von Inflation und Preissteigerungen volle Lager."
5unternehmen
Die befürchteten negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen in Deutschland durch den gesetzlichen Mindestlohn sind einer Studie zufolge ausgeblieben. Die Einführung des Mindestlohns Anfang 2015 und seine ersten Erhöhung 2017 hätten kaum zu Marktaustritten von Unternehmen geführt, heißt es in einer Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die im Auftrag der Mindestlohnkommission durchgeführt wurde. Manche Branchen seien teilweise sogar produktiver geworden, lautet ein Ergebnis der Studie. "Hauptaspekt unserer Untersuchung waren die Lohnkostenerhöhungen, die durch den Mindestlohn verursacht werden und am Ende die Wettbewerbsbedingungen von Unternehmen beeinflussen", erläuterte der ZEW-Experte und Co-Autor der Studie, Moritz Lubczyk. Der Studie zufolge gaben zwar Kleinstunternehmen mit bis zu vier Beschäftigten in den Arbeitsmarktregionen auf, wo viele Mitarbeiter zuvor weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdienten. Gezeigt habe sich das vor allem in Ostdeutschland, wo der Bruttodurchschnittslohn 2015 zum Untersuchungszeitpunkt wesentlich niedriger gewesen sei als im Westen. "Oft sind es die unproduktiveren Unternehmen, die den Markt verlassen", sagte Lubczyk. Die Arbeitslosigkeit sei wegen der starken Nachfrage nach Arbeitskräften jedoch nicht gestiegen.Zugleich erhöhte sich den Angaben der Studie zufolge die Arbeitsproduktivität in manchen Branchen, die besonders vom Mindestlohn betroffen waren, wie das Wett- und Lotteriewesen oder die Werbebranche. Das bedeutet, dass der Umsatz im Verhältnis zu den eingesetzten Arbeitskräften stieg. "Zum einen kann das damit zusammenhängen, dass Unternehmen verstärkt in Kapital, also Maschinen oder Technologien, investieren und somit ihre Arbeitskräfte produktiver einsetzen", erläuterte Lubczyk. "Wenn vor allem weniger produktive Unternehmen aus dem Markt austreten, dann steigt die durchschnittliche Produktivität der gesamten Branche."Der gesetzliche Mindestlohn war zum 1. Januar 2015 mit einem Betrag von 8,50 Euro brutto pro Stunde eingeführt worden. Erstmals erhöht wurde er Anfang 2017 auf 8,84 Euro. Derzeit liegt die gesetzliche Lohnuntergrenze bei 10,45 Euro brutto pro Stunde. Die Mindestlohnkommission aus Vertretern von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Wissenschaft passt den Betrag regelmäßig an. Außerdem soll sie Auswirkungen des Mindestlohns auf den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, den Wettbewerb, Beschäftigung und Produktivität begutachten. Zum 1. Oktober folgt nach dem Wunsch der Politik ein außerplanmäßiger einmaliger Sprung auf 12 Euro pro Stunde. Daneben gibt es in mehreren Branchen tarifliche Mindestlöhne.
5unternehmen
Es war der unumstrittene Lieblingssatz des Bundesverkehrsministers: "Im Herzen der Menschen in Deutschland hat dieses Ticket bereits jetzt einen festen Platz", wiederholte Volker Wissing bereits zum Start des 9-Euro-Tickets Anfang Juni bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Heute klingt das beim FDP-Politiker sogar noch eine Spur euphorischer: Einen "fulminanten Erfolg" nennt Wissing die Ampel-Idee mit dem Billig-Ticket für drei Monate: Man habe spürbar weniger Verkehr auf den Straßen und deutlich weniger Staus. Ganz ähnlich hört sich das bei der Grünen-Politikerin Nyke Slawik an: "Das 9-Euro-Ticket ist schon jetzt ein Highlight unserer Ampel-Koalition."Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge haben mit Stand Ende Juni bundesweit zehn Millionen Abonnenten und rund 21 Millionen weitere Kunden das 9-Euro-Ticket erworben. Nur wie soll es Ende August weitergehen? Und wie verhindert werden, dass das Highlight schnell wieder verglüht?Die Linke fordert, das 9-Euro-Ticket zunächst bis Ende des Jahres zu verlängern. Und dann dauerhaft günstige Preise für Bus und Bahn: "Das sollte zunächst das 1-Euro-Ticket sein, nämlich 1 Euro am Tag. Als Linke fordern wir zudem, dass die Nutzung von Bussen und Bahnen mittelfristig zum Nulltarif möglich ist." Das sagte Linken-Chefin Janine Wissler im Bundestag.Das sind sehr konkrete, wenn auch teure Vorstellungen, die man bei den Sozialdemokraten "realitätsfern" nennt. Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, Dorothee Martin, sieht den großen Vorteil des 9-Euro-Tickets vielmehr in seiner Einfachheit: "Also quasi Einsteigen, Fahren, Aussteigen - und gut is."In eine ähnliche Richtung scheinen auch Überlegungen von Verkehrsminister Wissing zu gehen, wenn er laut über die Nach-9-Euro-Ticket-Phase nachdenkt. Wissing geht es vor allem darum, den in Deutschland herrschenden Tarifdschungel, wie er ihn nennt, zu beenden. "Wenn die komplizierten Tarifzonen verschwinden und die Tickets bundesweit gelten, wird der öffentliche Nahverkehr sehr viel stärker genutzt", sagte der FDP-Politiker der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ob es auch nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets Ende August preisgünstige Angebote für Bus und Bahn geben wird, ließ Wissing offen. Nun werde zunächst alles ausgewertet, ab Herbst werde man die nötigen Schlüsse ziehen. "Lassen Sie uns den Sommer nutzen, eine Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket zu finden", mahnt die Grünen-Politikerin Slawyk. Aber wie könnte die aussehen? Wie kann es gelingen, die im Wortsinn "Zugestiegenen" bei Bus und Bahn nicht wieder zu vergraulen? Die FDP hat so gut wie ausgeschlossen, dass das 9-Euro-Ticket verlängert wird. Das wäre viel zu teuer. Bei der Union ist man ohnehin skeptisch: Der schlecht angebundenen Landbevölkerung würden Billigtarife ohnehin nichts nützen, kritisiert der Reutlinger CDU-Bundestags-Abgeordnete Michael Donth, bei ihm auf der Alb halte sich die Begeisterung für das Ticket in Grenzen: "Denn völlig überraschend fährt auch dort für 9 Euro im Monat kein einziger Bus mehr."Die vernachlässigte Landbevölkerung, der gewaltige Nachholbedarf beim Ausbau des Schienennetzes - es gibt also viel zu bedenken, wenn sich die Ampel im Sommer Gedanken über die Zeit nach dem 9-Euro-Ticket macht. Und über die Frage, wie man verhindern könne, dass es seinen "festen Platz in den Herzen der Menschen" - wie Wissing es ausdrückte - allzu schnell wieder verlässt. 
3innenpolitik
Der Vorstandschef des russischen Konzerns Lukoil, Rawil Maganow, ist auf dem Gelände eines Krankenhauses in Moskau ums Leben gekommen. Wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtet, starb er beim Sturz aus einem Fenster. Lukoil erklärte, der Manager sei an einer schweren Krankheit gestorben. Dennoch hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet. Medien berichten, als wahrscheinlichste Ursache gelte ein Suizid. Bei Maganow sei im Krankenhaus neben Herzproblemen eine Depression diagnostiziert worden, heißt es. Der 67-jährige Maganow arbeitete seit 1993 bei dem zweitgrößten russischen Öl-Konzern und wurde 2020 Vorstandsvorsitzender. Er war ein enger Mitarbeiter von Wagit Alekperow, einem der Gründer von Lukoil. Alekperow trat im April als Präsident von Lukoil zurück, nachdem Großbritannien im Rahmen der Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs sein Vermögen eingefroren und ihm ein Reiseverbot auferlegt hatte. Maganows Bruder Nail ist Chef des russichen Ölproduzenten Tatneft.Der Todesfall Maganow ist nicht der erste unter Russlands Top-Managern seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Medienberichten zufolge kam beispielsweise im Mai der Lukoil-Manager Alexander Subbotin angeblich bei einer okkulten Behandlung gegen Alkoholsucht ums Leben. Auch mehrere andere Manager russischer Energiekonzerne wurden tot aufgefunden. Auch sie sollen sich das Leben genommen haben. In einem Video-Interview, das Ende April auf YouTube veröffentlicht wurde, bezweifelte der langjährige Vizechef der Gazprombank, Igor Wolobujew, dass es sich um Suizide handelte. Wolobujew war in die Ukraine geflohen und gab an, sich den ukrainischen Truppen im Kampf gegen Russland anschließen zu wollen.
5unternehmen
Eine Frau, Anfang 40 vielleicht, steht vor einem Zelt in einem Lager in der südpakistanischen Provinz Belutschistan. Wie ihr Haus jetzt aussehe, will ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen von ihr wissen. "Ich habe kein Haus mehr", antwortet sie. "Meine Kinder sind nun obdachlos. Wir müssen jetzt umherziehen."Mehr als einhundert Zelte stehen in diesem Lager am Rande der Stadt Usta Muhammad, in jedem eine Familie. Hunderte Menschen haben hier eine Zuflucht gefunden - vorerst.Am Wochenende war UN-Generalsekretär António Guterres in Begleitung des pakistanischen Premiers Shehbaz Sharif und des Außenministers Bilawal Bhutto Zardari im Lager zu Besuch. Sie wurden von den Kindern der Lagerschule mit einem Lied begrüßt. Nebenan haben Helfer einen Stand aufgebaut, um den Besuchern zu zeigen, was sie tun. Es sei längst nicht genug, sagt ein Helfer aus dem Golfstaat Katar: "Es sitzen Menschen einfach am Straßenrand. Für sie ist kein Platz im Camp. Die Regierung will da jetzt Hilfsteams hinschicken. Die Leute brauchen Zelte, Wasser und mehr im Hinterland. Wir müssen einfach noch weiter rausgehen."Im Hubschrauber überflog der UN-Generalsekretär die Flutgebiete der Provinzen Belutschistan und Sindh. Wasser, so weit das Auge reicht, viele Dörfer unter Wasser. Guterres zeigte sich anschließend erschüttert: "Mir fehlen einfach Worte beim dem, was ich heute gesehen habe. Ein überflutetes Gebiet, das dreimal so groß ist wie mein Heimatland Portugal."Im Juni schon hatte die Katastrophe begonnen: Monsunregenfälle, wie es sie das Land noch nie erlebt hat, Überschwemmungen ungekannten Ausmaßes. Mehr als 1400 Tote, fast 13000 Verletzte, Millionen obdachlos. Die Infrastruktur weiter Landstriche ist zerstört: Straßen, Brücken, Schulen, Krankenhäuser. Zehn bis fünfzehn Milliarden Dollar kostet der Wiederaufbau, schätzt die pakistanische Regierung. Damit dürfe man das Land nicht alleine lassen, sagte Guterres.Was hier geschehe, sei eine drastische Folge des Klimawandels. Um die Folgen zu bewältigen, brauche sein Land dringend internationale Hilfe, sagte Pakistans Außenminister Bilarwal Bhutto Zardari: "Die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren, in dieser Krise zu helfen, das ist nun wichtig. Auch weil wir selber nicht daran schuld sind."Im Camp hoffen die Menschen, bald bald wieder in ihre Dörfer zu können. Wenn es nicht erneut regnet, könnte das Wasser in einigen Wochen zurückgehen. Aber auch dann werden sie Hilfe brauchen. "Bitte bauen Sie mein Haus wieder auf", sagt eine Frau, die sagt, sie habe sechs Kinder: "Ich habe so Angst vor der Zukunft. Wir haben niemanden mehr, der uns hilft."
1asien
RB Leipzig entwickelt sich so langsam zu Union Berlins Lieblingsgegner. Die "Eisernen" schlugen die Sachsen am Samstagabend (20.08.2022) im Stadion an der Alten Försterei vor rund 22.000 Zuschauern mit 2:1 (2:0). Jordan Siebatcheu (32. Minute) brachte Union in Führung, Sheraldo Becker (38.) erhöhte. Willi Orban (84.) gelang nur noch der Anschlusstreffer. Es war der vierte Bundesliga-Erfolg in Serie gegen RB für die Mannschaft von Urs Fischer.Mit zwei Siegen und einem Unentschieden haben die Berliner einen gelungenen Saisonstart hingelegt. Leipzig hinkt seinen eigenen Ansprüchen nach der aktuellen Niederlage und zuvor zwei Remis weit hinterher.Die "Eisernen" bauten wieder einmal auf ihre Heimstärke und ihre Fans, schließlich haben in den vergangenen 23 Monaten dort nur Borussia Dortmund und Bayern München gewonnen. Nach einer etwas zähen Anfangsviertelstunde mit einem kleinen Aufreger wegen eines vermeintlich elfmeterwürdigen Fouls an Timo Werner hatten die Berliner die erste Großchance.Julian Ryerson (15.) zielte aus dem Rückraum flach aufs linke Eck. RB-Torwart Janis Blaswich, der wegen einer Verletzung von Péter Gulácsi sein Liga-Debüt gab, hätte keine Chance gehabt, doch Mohamed Simakan klärte kurz vor der Linie. Vier Minuten später hatte der Pokalsieger seine erste Riesenchance. Werner lupfte den Ball über Union-Schlussmann Frederik Rönnow, traf aber nur den linken Innenpfosten.RB zeigte die reifere Spielanlage, hatte im ersten Durchgang deutlich mehr Ballbesitz (76 Prozent), die Führung erzielte aber Union. Den ersten Blitz-Konter schloss Siebatcheu per Flachschuss zum 1:0 ab, das Stadion bebte. Noch mehr Ekstase machte sich sechs Minuten später breit, erneut nach einem schnellen Gegenstoß, den Becker im langen Eck vollendete.Den Konter zur Führung veredelten die Berliner 13 Sekunden nach der Balleroberung, den zum 2:0 sogar nach zwölf Sekunden. Die Leipziger Defensive wirkte jedes Mal reichlich unsortiert.Mit Wut im Bauch starteten die Leipziger in die zweite Halbzeit. So simpel wollten sich die ambitionierten Sachsen nicht abfertigen lassen. Doch Union hielt weiter mit einer kompakten und aggressiven Mannschaftsleistung dagegen und versuchte durchaus, ein drittes Tor nachzulegen.Die Großchance zum Leipziger Anschlusstreffer hatte der eingewechselte Marcel Halstenberg (68.). Seinen Schuss nach einer Flanke ließ Rönnow unter der rechten Hand durchrutschen, doch auf der Linie klärte Ryerson im letzten Moment.Besser machte es dann Orban sieben Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit, als ihm per Kopfball der Anschlusstreffer gelang. Am Ende zitterten die Berliner trotz Leipziger Sturmlaufs den Sieg über die Ziellinie. RB hatte in allen Statistiken die Nase vorn - nur nicht auf der Anzeigetafel.Union muss am kommenden Samstag (27.08.2022) um 15.30 Uhr bei Schalke 04 ran. Leipzig spielt zur selben Zeit daheim gegen den VfL Wolfsburg.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Es gibt kaum noch einen Ort, an dem er sich sicher fühlt. Schon gar nicht, um ein Interview zu geben. Bei einer Autofahrt würde es gehen, sagt Habib, der eigentlich einen anderen Namen hat, den er aber nicht erwähnt wissen will. Bevor die Taliban die Macht übernommen haben, war Habib der stellvertretende Leiter des Kriminalamtes auf einem Revier in Kandahar. Codename: Skorpion. Vergangenes Jahr, Anfang August, hat er zusammen mit den afghanischen Soldaten in seiner Stadt gegen die Taliban gekämpft - vergebens. Am 12. August hatten die Islamisten Kandahar eingenommen, drei Tage später sind sie in Kabul einmarschiert: "Ich bin nach Hause gelaufen und hatte unglaublich große Angst", erinnert er sich. "Mir gingen so viele Fragen durch den Kopf, wie: Wo soll ich meine Uniform verstecken, wo meine Militärausrüstung, wo soll ich selbst hin? Ich habe dann erst einmal meine ganze Ausrüstung vergraben."Der einst stolze "Skorpion" hat sich dann zwei Wochen lang zu Hause versteckt, er ist kein einziges Mal vor die Tür gegangen. Bis er und seine Familie nichts mehr zu essen hatten. Habib musste Geld verdienen, hat angefangen, als Taxifahrer zu arbeiten. An einem der Checkpoints, die die Taliban bis heute überall in der Stadt aufgestellt haben, flog er auf und wurde festgenommen. "Im Gefängnis haben sie mich geschlagen und ständig gefragt, wo meine Waffen seien. Ich habe immer wieder gesagt, dass ich alle offiziellen Waffen schon vorher abgegeben hatte", sagt Habib. "Als ich dann meine private Pistole erwähnt habe und sie die konfisziert haben, haben sie immerhin aufgehört, mich zu schlagen. Aber es war so heiß im Gefängnis und sie haben uns weder zu Essen noch Wasser gegeben."Habib kam nach einer Woche wieder auf freien Fuß und floh gleich darauf mit seiner Familie nach Kabul. Sie hatten kaum Geld dabei, einen Job konnte er auch nicht finden - allein in der Hauptstadt sind Tausende auf der Suche - und sich die Miete in der Hauptstadt nicht leisten. Habib musste zurück nach Kandahar. Und das, obwohl dort bis heute noch ehemalige Kollegen von ihm über Nacht verschwinden würden, wie er erzählt: "Zwei meiner jüngeren Kollegen haben sie gleich umgebracht, als sie unsere Stadt erobert haben. Nicht im Kampf, die waren zu Hause, da haben sie einfach auf sie geschossen. Es gibt viele solcher Fälle. Sie verhaften und schlagen uns oder sie bringen uns um. Es gibt keine Gnade für uns."Die Vereinten Nationen schreiben in einem Bericht von mindestens 160 außergerichtlichen Tötungen seit der Machtübernahme: Ehemalige Beamte und Sicherheitskräfte seien von den Taliban umgebracht worden, obwohl die Islamisten mehrfach betont hatten, dass es für die Afghaninnen und Afghanen eine Generalamnestie gebe. Ihren Worten könne man nicht trauen, sagt Habib: "Die internationale Gemeinschaft sollte mehr Druck auf die Taliban ausüben. Wenn sie das nicht tun, dann wird dieses Regime Dinge tun, die nichts mehr mit Menschlichkeit zu tun haben."
1asien
Seit den 1980er-Jahren ist der Great Salt Lake bereits um mehr als zwei Drittel auf heute noch knapp 1600 Quadratkilometer Fläche geschrumpft. Wo früher Wasser war erstrecke sich jetzt eine grau-braune festgebackene Fläche. Der Wissenschaftler Kevin Perry warnt, der trockengelegte Seegrund habe es in sich. "Der See könnte zu einer der größten Staubquellen in Nordamerika werden. Das Ökosystem befindet sich am Rande des Zusammenbruchs."Viele Jahre wurde in den Bergen Utahs nach Metallen und Mineralien geschürft. Die Flüsse Jordan, Weber und Bear haben Unmengen an toxischen Stoffen wie Antimon, Kupfer, Zirconium und andere Schwermetalle in den Großen Salzsee getragen. Im Great Salt Lake ticke eine Zeitbombe, warnen Wissenschaftler. Die nach dem Austrocknen festgebackene Kruste des einstigen Seegrundes werde nach und nach erodieren und gefährliche Stoffe freisetzen, warnt John Perry von der Utah State University. "Uns besorgt, dass Partikel vom Seegrund in die Lunge der Menschen gelangen. Das besorgt uns umso mehr, weil da potentiell gefährliches Arsen dabei ist."In bepflanzten Regionen gleicht das aride Utah einem Garten Eden mit Obstbau, Viehzucht, Garten- und Ackerbau. Das kostbare Nass dafür kommt hauptsächlich aus den drei den See speisenden Flüssen. Knapp 80 Prozent des Wassers werden in der Landwirtschaft verbraucht. Im Sommer wird es heiß im staubtrockenen Bundesstaat Utah, oft sogar ziemlich heiß. Die Luftfeuchtigkeit ist niedrig. Ohne künstliche Bewässerung würde vielerorts wenig bis nichts wachsen. Bepflanzte Anlagen, Parks und Vorgärten in der Stadt: Salt Lake City und ihre Bürger lieben es grün. Das hat Folgen. Utahs Stadtbewohner haben den höchsten Pro-Kopf-Wasserverbrauch in den USA, moniert Zachary Frankel. Er ist Direktor des Utah Rivers Council. Im Schnitt verbrauchen die Menschen in Utah über 300 Liter mehr Wasser pro Kopf und Tag als beispielsweise die Bewohner von Denver (US-Bundesstaat Colorado), so Frankel. Der Wasserverbrauch wächst rasant, weil Salt Lake City mit heute rund 2,5 Millionen Einwohnern auch weiter rasant wächst. Wassersparen, so Frankel, sei für viele keine Option. "Du wirst mit Wasser gefüllte Rinnsteine sehen, Leute benutzen einen Schlauch anstatt eines Besens, um ihre Einfahrt zu säubern. Sie wässern, während es regnet. Das alles, weil wir die niedrigsten Wasserpreise in den Vereinigten Staaten haben."Der Wasserpreis ist hochsubventioniert. Niemand wird über einen höheren Wasserpreis in einem der trockensten Bundesstaaten der USA dazu angehalten, Wasser zu sparen. Der Wasserverbrauch spielt beim Austrocknen des Great Salt Lake eine große Rolle. Noch wichtiger sind aber zurückgehende und ausbleibende Niederschläge. Im Jahresdurchschnitt belaufen die sich je nach Region auf 20 bis 120 cm im Jahr. Das meiste Wasser kommt als Schmelzwasser aus der mehr als 3000 Meter hohen Wasatch Bergkette. Aber der Schneefall gehe spürbar zurück, sagt der Klimatologe Robert Gillies von der Utah State University. "Durch das wärmere Klima fällt Regen statt Schnee. Und durch höhere Temperaturen schmilzt der Schnee im Frühjahr zwei bis drei Wochen eher."In den vergangenen vier Jahren sei die Schneemenge auf noch etwa 80 Prozent des Durchschnitts früherer Jahre zurückgegangen, sagt Klimaforscher Gillies. Der Grund dafür: Von dem schrumpfenden See verdunstet weniger Wasser zur Wolkenbildung. In den Bergen geht die Feuchtigkeit dann als Schnee nieder.  Hinzu kommt: Durch die höheren Temperaturen im Frühjahr verdunste auch gleich bei der Schneeschmelze mehr Wasser als früher. Dadurch gelange weniger Schmelzwasser in die Flüsse und schließlich in den See. Der Wasserkreislauf gleicht einer Spirale nach unten. Weniger Wasser im salzigen See, heißt auch: Der Salzgehalt steigt. Das habe beträchtliche Auswirkungen auf Flora und Fauna, warnt Robert Gillies. Denn der See diene rund 10 Millionen Zugvögel als Rastplatz, weil es dort Wasser und Nahrung gebe - vor allem Brine Shrimps. "Diese Shrimps sind auf Algen angewiesen. Während der See abnimmt, nimmt der Salzgehalt zu. Wenn der Salzgehalt 17 Prozent überschreitet, können die Algen nicht überleben und damit werden auch die Brine Shrimps abnehmen."Pessimisten fürchten, dass die kritische Marke von 17 Prozent Salzgehalt schon in diesem Sommer erreicht werden könnte. Sterben die Algen, dann sterben die Shrimps. Die vielen Vögel werden nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Etwas Besseres oder Anderes als den Great Salt Lake werden sie im Umkreis von vielen hundert Meilen nicht finden. 
0amerika
Die erste Testphase für E-Rezepte läuft seit fast einem Jahr. Jetzt geht es weiter auf diesem Weg: Heute soll ein schrittweiser Start des E-Rezepts anlaufen - zunächst bei Praxen und Kliniken in der Region Westfalen-Lippe und bei Zahnärzten in Schleswig-Holstein. Ab heute sollten zudem bundesweit Apotheken E-Rezepte annehmen können. Wer statt des rosa Zettels also den digitalen Code vorlegt, bekommt das Medikament. Aber noch nicht alle Arztpraxen stellen sie aus, auch für die Patienten und Patientinnen ist noch längst nicht alles geklärt.Das E-Rezept löst die ärztliche Verordnung eines apothekenpflichtigen Arzneimittels ab, das bisher auf rosa Papier gedruckt wurde. Es hat den Rechtsstatus einer Urkunde - eine Fälschung würde als Straftatbestand gelten. Darüber hinaus dient das Rezept als Abrechnungsdokument der Apotheke gegenüber den Krankenkassen. Das E-Rezept gehört neben der elektronischen Patientenakte zu den wichtigsten Anwendungen der Telematik-Infrastruktur (TI). So wird das geschützte Netzwerk genannt, über das Apotheken, Arztpraxen und andere Beteiligte des deutschen Gesundheitswesens kommunizieren. Dort werden die E-Rezept-Daten verschlüsselt auf Servern gespeichert. Nur berechtigte Personen können die Codes dort entschlüsseln, also die Versicherten selbst, Ärzte und Apotheken.Für den flächendeckenden Einsatz bräuchten auch alle Arztpraxen eine entsprechende Software - die ohnehin bereits stark digitalisierten Apotheken haben diesen Schritt schon getan und stehen laut Apothekenverband ABDA nahezu vollständig bereit. E-Rezepte sind derzeit für die rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten möglich, nicht aber für Mitglieder einer privaten Krankenkasse.Mitte 2021 hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) anhand von Gutachten zum Datenschutz die generelle Sicherheit des E-Rezepts bestätigt. Schließlich werden die Daten verschlüsselt auf Servern der Telematikinfrastruktur gespeichert und sind nicht so ohne weiteres auslesbar. Zwar sind ab dem 1. September Apotheken bundesweit in der Lage, solche Rezepte anzunehmen. Aber es fehlt noch an ausstellenden Ärztinnen und Ärzten. Flächendeckend geht es derzeit nur in den Arztpraxen in der Region Westfalen-Lippe. Der kassenärztliche Verband der zweiten Pilot-Region Schleswig-Holstein ist wegen Datenschutzbedenken kurzfristig wieder ausgestiegen: Dort sind es bisher nur noch die Kassenzahnärzte, die bereits E-Rezepte ausstellen wollen. Andere Bundesländer sollen nach und nach dazukommen.Bereits in der Vorgänger-Bundesregierung gab es diesen Plan. Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die elektronische Gesundheitskarte als eines der wichtigsten Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen angekündigt. Verschiedene Gesetzesänderungen zwischen 2019 und 2020 ebneten dafür den Weg und legten den Starttermin ursprünglich schon auf den 1. Januar 2022 fest. Zum 1. Juli 2021 sollte eine bundeseinheitliche Rezept-App dafür vorgelegt werden. Beauftragt wurde damit die halbstaatliche Gematik GmbH, die für ein sicheres Datennetzes im deutschen Gesundheitssystem sorgen soll. Zum Jahreswechsel 2021/22 sollte das Vorhaben also bereits starten. Der amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) befürwortet das Vorhaben, verschob jedoch den allgemeingültigen Start - und verlängerte die Testphase mit der Begründung, "damit Praxen, Apotheken, Krankenkassen und Softwareanbieter noch mehr Erfahrung mit dem E-Rezept sammeln".In der Ärzteschaft und unter Kassen hatte es starke Bedenken gegeben, ob das Verfahren bereits ausgereift genug sei. Mitte Dezember hatten sich die Chefs der größten gesetzlichen Krankenkassen an Lauterbach gewandt und davor gewarnt, dass das E-Rezept noch nicht startreif sei. Trotz der verlängerten regionalen Testphase seien damals nicht einmal 50 E-Rezepte ausgestellt worden, "und selbst diese wenigen E-Rezepte konnten teilweise nicht bis zur Abrechnung mit den Krankenkassen geführt werden", so die Kassenchefs in einem Schreiben an den Minister. "Zwingend notwendige Massentests fanden nicht statt. Damit ist die Voraussetzung für eine flächendeckende Einführung eines erprobten E-Rezepts nicht gegeben." Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz wiederum reagierte verärgert über die Verzögerung: Es sei "gerade die Ärzteschaft, die gern an alten Zöpfen zu Lasten der Patientinnen und Patienten festhält".Dem Hausärzteverband jedoch geht die Einführung des E-Rezepts nicht schnell genug: "Es ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar, warum etwas, das in anderen europäischen Ländern seit Jahren problemlos und datenschutzkonform funktioniert, in Deutschland anscheinend ein Ding der Unmöglichkeit ist", sagte dessen Vorsitzender der "Rheinischen Post".Für Praxen bedeutet die Umstellung auf E-Rezepte recht hohe Investitionskosten in die Software, die auch regelmäßig mit Folgekosten erneuert werden müsse.Wenn die Pilotphase überwunden ist, könnte es für Versicherte einfacher werden, zu ihren Arzneimitteln zu kommen - Fahrwege zu Arztpraxen und Apotheken könnten teilweise wegfallen. Mit dem E-Rezept kann man Medikamente bei Apotheken vorbestellen oder sich liefern lassen. Dies wäre gerade für chronisch Kranke eine große Erleichterung, die auf dauerhafte Medikamentierung angewiesen sind. Aber auch für Bettlägerige, Pflegebedürftige oder Eltern von kranken Kindern, die nicht so ohne weiteres das Haus verlassen können, wäre das neue Verfahren eine Hilfe. Auch in ländlichen Regionen, in denen Wege zu Apotheken und Arztpraxen lang sein können, würde das E-Rezept helfen. Zudem können Folgerezepte im gleichen Quartal ohne erneuten Arztbesuch über die zum E-Rezept gehörige Gematik-App bestellt werden. Bei Videosprechstunden kann es Prozesse erleichtern, weil nichts mehr auf Papier per Post geschickt werden muss. Und wenn Diagnosen und Rezepte gleich in der (freiwillig angelegten) elektronischen Patientenakte landen, behalten alle den Überblick.Noch sei man jedoch von einem reibungslosen Funktionieren meilenweit entfernt, kritisiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Im Moment dauere es für die Arztpraxen viel zu lange, die E-Rezepte samt elektronischer Signatur auszustellen. Und da viele Versicherte nicht die technischen Möglichkeiten haben, werde der digitale Code dann doch meistens ausgedruckt. Von der Testphase ist es also noch ein Stück bis zum Normalbetrieb, damit das E-Rezept wirklich Papier und Aufwand spart.Bisher ist es etwas kompliziert: "Man muss es wirklich wollen", heißt es unter Experten. Wer das E-Rezept nutzen will, braucht dafür eine spezielle App und zusätzlich die elektronische Gesundheitskarte mit sogenannter NFC-Funktion und sechsstelliger Zahl von der Krankenkasse. Die NFC-Funktion braucht es zur Datenübertragung. Allein diese Karte zu beantragen, ist nicht trivial. Zusätzlich braucht es eine PIN, die man nur nach persönlicher Identifizierung - etwa per Video - von der Kasse erhält. Besitzerinnen und Besitzer neuerer Gesundheitskarten haben das Problem nicht: Die neue Generation der Gesundheitskarten mit NFC-Funktion wird seit 2019 von den Kassen als Standard ausgegeben. Die App der Firma Gematik wiederum erfordert Handys neuerer Generationen, über die nicht jeder verfügt. Die App heißt "Das E-Rezept", ist kostenlos in allen gängigen App-Stores verfügbar - und wurde laut Gematik bisher rund 320.000 Mal heruntergeladen. Doch auch dort muss man sich kompliziert einloggen. In der Gesundheitsbranche geht man derzeit deswegen nicht davon aus, dass es in der Anfangsphase des E-Rezeptes einen großen Ansturm auf das neue Verfahren gibt. Es wird zunächst vermutlich eher nur von digitalaffinen Patientinnen und Patienten genutzt werden.Martin Tschirsich vom Chaos Computer Club schätzt, dass von den rund 73 Millionen Versicherten maximal 500.000 das E-Rezept vollumfänglich per App nutzen könnten. Ein zentrales Problem sei nämlich nicht gelöst, sagte der Experte für das digitale Gesundheitswesen dem ZDF: "Die Infrastruktur fürs Einloggen in die Rezept-App ist einfach nicht vorhanden."Wer die Voraussetzungen nicht nicht erfüllen kann oder mag, bleibt dennoch gut versorgt. Die Arztpraxis kann den Rezept-Code auf Papier ausdrucken, die Versicherten können dies wie das bisherige rosafarbene Rezept einfach in der Apotheke vorlegen. Allerdings fällt dann das für das E-Rezept sprechende Argument der Druck- und Papierersparnis weg.Im kommenden Jahr könnte es leichter werden: Dann soll es direkt über die Gesundheitskarte funktionieren - dies hat die Gesellschafterversammlung der Gematik diese Woche beschlossen. Zu den Gesellschaftern zählten der Bund mit eigener Mehrheit, außerdem Bundesärztekammer und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen.Bis zum Jahresende soll das E-Rezept flächendeckend ausgerollt sein, so lautet dem Vernehmen nach das Ziel der Bundesregierung. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hätte das Verfahren gern noch einfacher: Er ist dafür, dass die Arztpraxen die E-Rezepte direkt an die Apotheke schicken - das ist eine Frage der Technik. Und es wäre praktisch, das E-Rezept direkt per Mail oder SMS aufs Smartphone zu bekommen - hier gibt es jedoch offene Fragen beim Datenschutz.In Planung ist bereits, dass auch Heil- und Hilfsmittel künftig auf diesem Wege verschrieben werden können. Eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung kommt mittlerweile in groß angelegter Testphase die Gänge: Ab 2023 ist die "E-AU" für Praxen und Arbeitgeber obligatorisch. Nur Patienten sollen dann noch einen Papierausdruck ihrer Krankmeldung für die eigenen Unterlagen ausgehändigt bekommen.
3innenpolitik
Der Energiekonzern Uniper steht offenbar mit dem Rücken zur Wand: Seit der Unterzeichnung der Stabilisierungsvereinbarung mit der Bundesregierung im Juli hätten sich die finanziellen Verluste aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten deutlich erhöht, teilte das im MDAX notierte Unternehmen mit. Die europäische Energiekrise habe sich weiter verschärft, erklärte Uniper und verwies zur Begründung auf den Stopp der russischen Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1. Die Gas- und Strompreise seien sehr hoch und volatil. Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten im operativen Umfeld würden die Beteiligten - also die Bundesregierung, Uniper und der finnische Großaktionär Fortum - nun auch alternative Lösungen prüfen. Dazu zähle auch eine "direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde". Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, der Bund erwäge eine Verstaatlichung von Uniper. Die geplante Beteiligung könne über 50 Prozent liegen, hieß es unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Bislang seien aber keine Entscheidungen getroffen, die über die im Stabilisierungspaket vom Juli getroffenen Vereinbarungen hinausgehen, betonte Uniper in seiner aktuellen Mitteilung. Der Bund hatte zur Rettung von Uniper ein 19 Milliarden Euro schweres Rettungspaket geschnürt. Dieses sieht auch den Einstieg des Bundes vor: Der Staat soll sich demnach mit rund 30 Prozent an Uniper beteiligen. Im Gegenzug würde der Fortum-Anteil von derzeit knapp 78 Prozent auf 56 Prozent schrumpfen. Der finnische Konzern wäre damit weiterhin Mehrheitsaktionär. Bundeskanzler Olaf Scholz stellte damals zudem in Aussicht, der Bund solle nicht dauerhaft an Uniper beteiligt sein.Am Aktienmarkt kommt die Verstaatlichungsperspektive nicht gut an: Uniper-Aktien fallen in der Spitze um 20,4 Prozent auf 3,87 Euro. Die im Nebenwerteindex MDAX notierten Papiere markieren damit ein neues Rekordtief. In den vergangenen sechs Monaten haben sie über 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Der Düsseldorfer Konzern ist von den Gas-Lieferkürzungen Russlands schwer getroffen. Uniper muss, um seinen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden nachzukommen, Gas am teuren Spotmarkt erwerben - und schreibt dadurch Milliardenverluste. Nach bisherigen Berechnungen wird der Konzern mit Abstand am meisten von den Zahlungen aus der künftigen Gasumlage profitieren.
5unternehmen
Jahr für Jahr erzählt das härteste Radrennen der Welt drei Wochen lang Geschichten über Sieg und Niederlage. Der Druck, unter dem die Fahrer stehen, ist immens: Ein schwacher Tag, ein unverschuldeter Sturz, ein taktischer Fehler in einer krisenhaften Situation - all das kann die harte Arbeit vieler Tage zunichte machen. Man spricht angesichts dieser Dramatik vom "Mythos Tour de France". Dieser Mythos ist Teil des Geschäftsmodells, er ist das Mittel, um das Produkt zu verkaufen.  Für Ralph Denk, Gründer und Teammanager des deutschen Tour-Teams "BORA - hansgrohe", hat der "Mythos" mit der jahrzehntelangen Tradition zu tun: "Allein die Entstehungsgeschichte ist spannend: Eine Zeitung erfindet ein Radrennen, um die Auflage in die Höhe zu treiben", sagte er gegenüber tagesschau.de. Die erste Tour fand im Jahr 1903 statt, initiiert wurde sie von einer Sportzeitung, ausgerechnet mit dem Namen "L‘Auto". Daraus wurde eine fast 120 Jahre dauernde Erfolgsgeschichte, und die Geschäftsidee ist geblieben. Organisator der Tour ist seit 1947 die "Amaury Sport Organisation" (ASO). Sie gehört zum französischen Familienkonzern Amaury, der unter anderem auch die Sportzeitung "L’Equipe" herausgibt. Zeitungen brauchen Geschichten. Große und kleine Storys über die "Helden der Landstraße" produziert die Tour drei Wochen lang. Es gebe hunderte, alle haben ihren Charme, meint Denk. Es sind aufregende sportliche Duelle, die sich erzählen lassen, oft mit tragischem Ausgang.   Unvergessen bleibt die Tour des Jahres 1989, die der zweifache französische Toursieger Laurent Fignon im Gelben Trikot des Führenden am Schlusstag in Paris beim Zeitfahren um acht Sekunden gegen den US-Konkurrenten Greg LeMond verlor. Le Mond, selbst Toursieger des Jahres 1986, feierte 1989 nach einem schweren Jagdunfall ein Comeback, mit Dutzenden Schrotkugeln in seinem Körper. Dramatische Geschichten wie diese über Sieger und Verlierer stehen am nächsten Tag in der "L’Equipe", werden im Fernsehen übertragen oder können über Onlinemedien verfolgt werden.  Selbst die Dopingskandale der vergangenen Jahre haben der Tour nicht geschadet: "Auf dem Höhepunkt des Interesses vor einigen Jahren gab es durch das Bekanntwerden praktisch flächendeckenden Dopings erstmal einen Abwärtsknick. Aber gerade Sportfans vergessen schnell und die Faszination des Sports hat sich dadurch ja nicht geändert, also steigt auch das Interesse wieder", meint Professor Sebastian Uhrich vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule in Köln im Gespräch mit tagesschau.de. Letztlich würden Skandale auch einen Teil der Faszination ausmachen.  "Die Produkte, die durch die Tour verkauft werden, sind Aufmerksamkeit und Medienpräsenz", erklärt der Sportökonom. "Es sind diese beiden Faktoren, die sie für werbetreibende Unternehmen so attraktiv machen." Bezogen auf die mediale Reichweite ist sie laut Denk das größte jährlich wiederkehrende Sportereignis des Jahres.    Wer wartet noch auf die Zeitung am nächsten Morgen? Trotzdem verdient die ASO mit den Geschichten der Tour ihr Geld. Die Vermarktung ruhe auf drei Säulen, erklärt Uhrich: "Das sind zum einen die Einnahmen durch die werbetreibende Wirtschaft und durch Sponsoren. Hinzu kommen die Übertragungsrechte, die an Medienunternehmen verkauft werden", so der Sportökonom. Das sei bei allen Sportveranstaltungen im Wesentlichen gleich. "Eine Besonderheit der Tour sind aber die Einnahmen, die durch die Zielorte generiert werden, denn um ein Etappenziel zu werden, müssen die Städte bezahlen." Rund 60 Prozent der ASO-Einnahmen werden durch TV-Übertragungsrechte erzielt. Im vergangenen Jahr wurde das Rennen von 100 TV-Kanälen in 190 Länder übertragen, 60 Kanäle berichteten live. Weitere Einnahmen erhalten die Organisatoren durch Werbung und Sponsoren. Dieser Anteil am Umsatz beträgt Schätzungen zufolge 30 bis 40 Prozent. Den Rest tragen die Städte bei.Transparente Zahlen über das, was die ASO mit der Tour jährlich erwirtschaftet, sind nicht zu erhalten. Die Schätzungen der vergangenen Jahre bewegen sich im Rahmen von 150 bis 200 Millionen Euro. Vermutlich ist es mittlerweile mehr. Verglichen mit dem Umsatz, den die Fifa in diesem Jahr durch die Fußball-WM in Katar machen dürfte, ist die Tour de France nur ein mittelgroßes Sportevent. Auch hier ist man auf Schätzungen angewiesen: In diesem Jahr dürften die Einnahmen der Fifa bei rund sieben Milliarden Dollar liegen. Im vergangenen Jahr 2021, also ohne Weltmeisterschaft, waren es noch 766 Millionen. Internationale Fußball-Ligen sind für die Veranstalter ebenfalls deutlich lukrativer. So verkaufte die Premier League als reichste Liga der Welt die TV-Rechte für den Zeitraum 2022 bis 2025 für mehr als fünf Milliarden Euro. Wenn man den Vergleich zur Fußball-Bundesliga ziehe, die das ganze Jahr über vermarktet werden könne, sei es nachvollziehbar, warum dort die Summen, die durch TV-Rechte und Sponsoring erzielt würden, viel höher seien, so Uhrich. "Die Tour erzeugt kein so anhaltendes Interesse und ist deshalb auch als Produkt nicht ganz so interessant." Gleichwohl ist das Radrennen für Sponsoren und die Profi-Teams ein profitables Geschäft: "Bei der medialen Reichweite erzielt sie, verglichen mit anderen Sportarten, gute Ergebnisse", erklärt der Teammanager Denk. Für die Teams ist die Tour deshalb das mit Abstand wichtigste Ereignis des Jahres. Sie dominiert den Radsport, deshalb will jeder Sponsor und jeder Fahrer am Start sein. Zwischen 60 und 70 Prozent des jährlichen Werbewerts erziele BORA-hansgrohe bei der Tour. Das hänge auch von den sportlichen Erfolgen ab, ergänzt der Teammanager. Wenn das Team oder ein Fahrer erfolgreich ist, können es auch über 80 Prozent werden. "Das Geschäftsmodell des Radsports ist knüppelhart", sagt der ehemalige Radrennfahrer. Ein Radteam finanziere sich zu rund 90 Prozent durch Sponsorengelder. Das Merchandising, etwa über den Verkauf von Trikots, ist deutlich schwieriger als beim Fußball: Die Markenidentität sei nur temporär, erklärt der Manager.Das jährliche Budget eines Teams, das nicht nur aus Fahrern, sondern auch aus Logistik, Mechanikern und medizinischen Betreuern besteht, beträgt im Schnitt 18 Millionen Euro. Sein Budget verrät Denk nicht. Medienberichten zufolge soll der Etat des derzeit wohl teuersten britischen Radteams Ineos Grenadier bei über 50 Millionen Euro liegen. "Bei uns ist noch Luft nach oben", mehr möchte Denk dazu nicht sagen.   Der deutliche Abstand bei den Summen, die beispielsweise im Fußball durch Sponsoren und TV-Rechte erzielt werden, wirkt sich auf die Gehälter aus. Im Schnitt verdienen Radprofis jährlich 350.000 Euro. Mit einem Gehalt, dass bei rund sechs Millionen Euro liegen soll, ist der zweifache Toursieger und Titelverteidiger Tadej Pogačar der bestbezahlte Profi.  Die spanische Tageszeitung "El Mundo" hatte 2021 veröffentlicht, was Lionel Messi in vier Spielzeiten beim FC Barcelona von 2017 bis 2021 verdient haben soll. Der Betrag liegt bei mehr als 550 Millionen Euro. Das dürfte genügen, um die Jahresetats der 22 an der Tour teilnehmenden Teams zu finanzieren.  Auch ein Blick auf die Liste der Preisgelder zeigt: Es ist kaum der mögliche Reichtum, der die Fahrer nach Frankreich lockt, um sich den Strapazen des Rennens zu stellen. 2022 werden knapp 2,3 Millionen Euro ausgeschüttet, der Sieger erhält 500.000 Euro. Beim Tennisturnier in Wimbledon freuen sich die Teilnehmer über rund 46 Millionen Euro Preisgeld. Der Manager Denk sieht das sportlich: "Über das Gehalt entscheidet der Markt. In anderen Sportarten verdienen Sportler mehr, nicht weil sie bessere Sportler sind, sondern weil es sich im TV mehr Leute ansehen und mehr Merchandising verkauft wird." Denk wünscht sich für sein Team einen Platz auf dem Podium in Paris und einen Etappensieg; außerdem spannenden Sport und eine Tour, die erst auf den letzten Etappen entschieden wird. Das ist gut für die Zuschauer, die drei Wochen lang mitfiebern. Und es ist aus wirtschaftlicher Perspektive gut für Reichweite, Medienaufmerksamkeit und Medienpräsenz. Denn ein knapper und dramatischer Ausgang nährt und erneuert den Mythos Tour, sodass sich die Menschen noch Jahrzehnte später an das Rennen erinnern - wie an die Geschichte, als Laurent Fignon im Jahr 1989 die Tour nach 3285 km auf den letzten Metern der Champs- Élysées verlor.
5unternehmen
Ein blauer Würfel, eine goldene kreisförmige Plakette darauf, eine Warnung: nicht beschädigen, nicht entfernen, sonst 500 Millionen Rupien - also 30.000 Euro - Strafe. Der Titik Nol - übersetzt "Nullpunkt", auf Deutsch wohl Grundstein - für die neue Hauptstadt Indonesiens. Riesige weiße Lettern sind über dem runden Nullpunkt-Platz befestigt: "Titik Nol Nusantara" steht da. Nusantara soll die neue Hauptstadt heißen - "Archipel" -, wie Indonesien eben ein riesiger Archipel mit 17.000 Inseln ist. Außer dem blauen Würfel und weißer Schrift ist noch nicht viel zu sehen, trotzdem ist der "Nullpunkt" ein beliebtes Fotomotiv für die selfiefreudigen Indonesier, die posierenden Besucher gut bewacht von Militär und Geheimdienst. Noch stehen hier im Osten von Kalimantan, wie der indonesische Teil der riesigen Insel Borneo heißt, zahlreiche Bäume, die abgeholzt werden. Rückewagen transportieren Stämme um Stämme ab. Aber es ist kein Regenwald, der weichen muss, sondern Eukalyptusplantagen. Das große Ziel erklärt Sidik Pramono, der Kommunikationschef für das Hauptstadtprojekt. Die Stadtplanung sehe vor, dass von 256.000 Hektar Land 75 Prozent begrünt werden sollen: "Es geht also gar nicht um Abholzung, sondern im Gegenteil, um die Chance, den tropischen Wald wieder aufzuforsten", sagt er.Die Idee, die alle Gegner beruhigen soll: Nusantara soll die grünste und nachhaltigste Stadt der Welt werden.Der Regierungssitz soll heraus aus dem verstopften und versinkenden Moloch Jakarta. Teile der jetzigen Hauptstadt sacken bis zu 25 Zentimeter pro Jahr ab, im sumpfigen Boden und unter eigenem Gewicht. Präsident Joko Widodo, genannt Jokowi, ist nur nur noch bis 2024 im Amt. Die jahrzehntelange Idee einer neuen Hauptstadt wirklich in die Tat umzusetzen - dessen möchte er sich rühmen können. Sidik Pramono erzählt, in der Vorbereitungsphase konzentriere man sich jetzt auf die grundlegende Infrastruktur für den logistischen Zugang. Baubeginn für die Bürogebäude im Regierungszentrum solle im August sein. Und man arbeite an einem Staudamm für die Wasserversorgung. Die Wasserversorgung ist besonders wichtig - gerade nach dem Mangel in Jakarta, wo illegale Wasserentnahme dazu führt, dass die Stadt weiter versinkt.Bauleiterin Irene Lucas steht an der gigantischen Baustelle für den Sepaku-Semoi-Damm. Es wird gebaggert, ausgehoben, befestigt - in strammem Tempo. "Unser Ziel ist, dass die Staumauer bis September fertig ist. Nächstes Jahr September? Dieses Jahr! Verrückt, oder?", fragt sie.Bis Ende 2023 soll der Damm voll sein. In der Zwischenzeit wird nicht weit von der Baustelle gepflanzt, was die Wurzeln hergeben: In der Persemaian Mentawir, der Baumschule von Mentawir. Hoch oben in den grünen Hügeln gelegen, bei angenehmem Klima, wacht Mohammad Yussuf über die künftige Pracht der nachhaltigsten Stadt der Welt.Yussuf erzählt: "Zwei Millionen Setzlinge werden es in diesem Jahr. Wir züchten sie hier, und dann können sie auf dem Gelände der neuen Hauptstadt ausgepflanzt werden. Es sind lauter Arten, die hier in Kalimantan heimisch sind."Teilweise können die Bäume bis zu hundert Jahre alt werden; noch sind die künftigen Baumriesen erst kniehoch, noch wird das Gelände für die Baumschule erweitert - um Infrastruktur wie Laboratorien, ein Gebetshaus, Unterkünfte für die Gärtner, damit die benötigten 20 Millionen Jungbäume pro Jahr herangezogen werden können. Es gibt allerdings schon einen Helikopterlandeplatz. Denn nicht nur Politiker kommen vorbei, um das Projekt voranzutreiben, sondern auch Geldgeber für das Mega-Vorhaben. Im August, erzählt Yussuf, komme Jokowi zum nächsten Trip mit arabischen Besuchern - potenzielle Investoren.Teile des Projekts - die grundlegende Infrastruktur etwa - werden aus dem Staatshaushalt finanziert, erklärt Pramono. Aber das sei klar keine Belastung, sondern eine Investition. Und die werde dann genutzt, um Investoren anzulocken. Die Sorge, dass China - wie in vielen anderen Ländern Südostasiens - durch große Anlagen Macht bekommt, wiegelt er ab. Es gebe Rahmenbedingungen, die erfüllt werden müssen.Für viele ist der Schritt hierher klar eine Investition in die Zukunft, die viel verspricht. Andere äußern sich besorgter. Ibu Renie ist von der Orang Utan Foundation International, eine Stiftung, die seit vielen Jahrzehnten in diesem Teil Borneos arbeitet. Sie meint, die Umsiedlung der Hauptstadt werde sich auf jeden Fall auf die Umwelt auswirken, besonders für Orang Utans und andere Wildtiere: Denn auch wenn Nusantara eine grüne Stadt wird, wachsen dort nicht die Bäume, die Orang Utans benötigen. Und auch wenn die Planung Korridore und Barrieren vorsieht, ist es schwer, wilden Tieren vorzuschreiben, wie sie sich bewegen sollen. Es sollte also unbedingt Wildtier-Rettungsteams in der neuen Hauptstadt geben, die jederzeit einsatzfähig sind. Forest city, Waldstadt, smart city, grüne Stadt, nachhaltigste Stadt - Nusantara hat viele Titel. Und es gibt noch einen: Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Idee der "Zehnminutenstadt", erläutert Dyah Fatma, eine der beratenden Architektinnen in der ersten Planungsphase.Sie erklärt: "Unser Ziel ist es, dass alle Bewohner ihre wichtigsten Anlaufpunkte innerhalb von fünf bis zehn Minuten erreichen können." Also man soll die Arbeitsstelle, die Schule, den Supermarkt oder den Arzt mit dem Fahrrad oder zu Fuß schnell erreichen können. "Und wir versuchen, die Bebauung dicht genug anzulegen, dass öffentlicher Nahverkehr alles abdeckt." Fatma gibt sich stolz darauf, an diesem Projekt mitzuwirken. Doch ihr Kollege Tiyok äußert auch Zweifel: "Es ist bereits ein fragiles Ökosystem, wenn man es aus der Umweltperspektive betrachtet; man kann also nicht einfach seine Absicht erklären und los bauen."Bis 2045 soll Nusantara fertig sein, zwei Millionen Menschen sollen dann eine neue Heimat haben - in der nachhaltigsten Stadt der Welt. Tiyok sagt, es sei ein Meilenstein-Projekt für Indonesien, der das Land zu Größe oder in den Ruin führen könne. Es könne beweisen, dass Indonesien es mit der Nachhaltigkeit ernst meine. Oder einfach weitermache wie immer. Indonesiens neue Hauptstadt ist eine Chance - und eine Gefahr.
1asien
Eine Waffenbesitzkarte online beantragen, das geht in Berlin. In Stuttgart kann man seinen Hund digital anmelden. Für einen neuen Personalausweis oder die Anmeldung des Wohnsitzes muss man weiterhin persönlich aufs Amt. Der Grund sind zum Teil rechtliche Hürden, vor allem aber ist die Digitalisierung der deutschen Verwaltung nach wie vor eine riesige Baustelle. Das zeigt auch eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke. Die Antwort des für die Behördenmodernisierung zuständigen Bundesinnenministeriums (BMI) liegt dem ARD-Hauptstadtstudio exklusiv vor. Es ist ein Dokument des Schulterzuckens, in dem der Bund immer wieder auf Länder und Kommunen zeigt. Digitale Aufbruchstimmung oder gar digitaler Führungsanspruch, wie sie die Ampel doch eigentlich versprochen hat, sucht man vergebens. Dabei fällt beispielsweise auf, dass viele Gelder, die der Bund für die Digitalisierung der Verwaltung bereitstellt, dieses und vergangenes Jahr von den Ländern nicht abgerufen wurden. Aus Sicht des BMI scheint das unproblematisch zu sein, weil am Anfang von Projekten weniger Mittel gebraucht würden als im Fortgang. Faktisch heißt es aber, es geht sehr langsam voran. Anke Domscheit-Berg, digitalpolitische Sprecherin der Linksfraktion ist wenig überrascht, aber ernüchtert: "Es zeigt, dass Bund, Länder und Kommunen nicht an einem Strang ziehen." An vielen Stellen fehle geeignetes Personal und ein Plan, wie man das Geld sinnvoll einsetzt, kritisiert auch Moreen Heine. Sie ist Professorin für E-Government an der Universität zu Lübeck. Eigentlich müssten Behörden die meisten Verwaltungsdienstleistungen - vom Arbeitslosengeld bis zur Sterbeurkunde - bis Jahresende bundesweit digital anbieten - so lautet die Vorgabe im Onlinezugangsgesetz (OZG), das 2017 verabschiedet wurde. Von diesem Ziel hat sich die Bundesregierung aber wohl schon verabschiedet und setzt nun darauf, dass in den Ländern wenigstens ein Grundgerüst an Leistungen flächendeckend online zur Verfügung steht. Im Mai hat der IT-Planungsrat - das politische Steuerungsgremium von Bund und Ländern - beschlossen, dass 35 Leistungen priorisiert umgesetzt werden sollen. Dabei geht es um sogenannte Einer-für-alle-Projekte, also Onlinedienste für Verwaltungsleistungen, die von einem Bundesland entwickelt und betrieben werden und von anderen genutzt werden können. Dazu gehören etwa die KFZ-Zulassung, das Elterngeld, die digitale Baugenehmigung - und eben auch die Beantragung von Waffenerlaubnissen, zeigt die Auflistung des Ministeriums. "Das macht mich wirklich fassungslos", sagt Digitalpolitikerin Domscheit-Berg. "Wahrscheinlich lässt sich das einfach schnell realisieren und ist deshalb auf der Liste." Solche Anwendungsfälle würden von den wirklich wichtigen ablenken und Kapazitäten binden. "Es kann doch nicht sein, dass man am Ende des Jahres in 16 Bundesländern Waffenscheine online beantragen kann, wir uns aber wahrscheinlich immer noch nicht digital ummelden können." Die "Relevanz für die Bürgerinnen und Bürger" und die "Realisierungsprognose" im vorgesehenen Umsetzungszeitraum seien entscheidend für die Auswahl gewesen, erklärt das Ministerium in seiner Antwort. Auch Wissenschaftlerin Heine hat Zweifel, dass zumindest die 35 priorisierten OZG-Leistungen bis Ende des Jahres flächendeckend nutzbar sind, denn laut Innenministerium ist bislang nicht mal die Hälfte verfügbar. Schon im April 2022 hatte der Bundesrechnungshof kritisiert, dass das BMI den Fortschritt bei der Verwaltungsdigitalisierung beschönige. Immer wieder in der Kritik steht dabei auch das "Dashboard Digitale Verwaltung", eine Website, auf der die Bundesregierung Daten zur Umsetzung des OZG bereitstellt. Aktuell fehlen dort allerdings Angaben dazu, wie viele digitale Leistungen in Berlin und im Saarland regional und kommunal zur Verfügung stehen. Der Grund: Beide Bundesländer haben zwar entsprechende Dienste, stellten aber laut BMI-Antwort die Daten dazu bislang nicht in einem Format zur Verfügung, das das Dashboard nutzen kann. Auch das scheint symptomatisch, denn bei der Verwaltungsdigitalisierung fehlt an vielen Stellen eine Vereinheitlichung und Standardisierung. Das bedeutet, dass Länder und Kommunen zum Teil sehr unterschiedliche IT-Lösungen gebastelt haben, wie man zum Beispiel das Elterngeld beantragt. Das BMI spricht von "notwendigen Standards", um zugleich zuzugeben: Die "Art der Standards und die Art der Festlegung muss noch bestimmt werden." Für Anke Domscheit-Berg ist das ein grundsätzlich falscher Angang: "Das ist so ein bisschen, als würde man verschiedene Häuser bauen, aber erst hinterher überlegen, wie die Anschlüsse für Strom, Gas und Wasser aussehen sollen." Standards und Schnittschnellen brauche man am Anfang eines Prozesses. "Das erst im Nachhinein zu machen, ist absurd." Das Problem beim Onlinezugangsgesetz geht aber noch weiter. Dass eine Leistung als digital verbucht wird, heißt nicht, dass sie wirklich durchdigitalisiert ist, kritisieren Fachleute. Zwar kann man vielleicht seine Eingaben für einen Antrag online machen, in der Behörde selbst wird dann trotzdem wieder alles ausgedruckt und analog verwaltet, sagt Expertin Heine. "Viele Prozesse im Hintergrund sind überhaupt nicht digitalisiert. Jeder wurschtelt vor sich hin."Sie kritisiert, dass durch das OZG viel Zeit und Energie darauf verschwendet wurde, das "Schaufenster" nach außen digitaler erscheinen zu lassen, statt Abläufe in den Behörden zu reorganisieren und veraltete Fachanwendungen zu ersetzen. "Es gibt viel Potenzial für die Automatisierung von bestimmten, immer gleichen Vorgängen - nicht um Personal zu sparen, sondern damit das seine Zeit sinnvoller nutzen kann, zum Beispiel um Bürger und Bürgerinnen zu beraten." Das Onlinezugangsgesetz müsste entsprechend angepasst werden. Aber wann das im Koalitionsvertrag angekündigte Update des OZG kommt, ist unklar. "Gegenwärtig finden vorbereitende Gespräche statt," heißt es vom BMI. Domscheit-Berg schüttelt den Kopf: "Das klingt so, als hätten wir noch ewig Zeit, in Wirklichkeit sind wir Jahre hinterher."
3innenpolitik
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat eine positive Bilanz des 9-Euro-Tickets gezogen. Die dreimonatige Sonderfahrkarten-Aktion habe einen deutlichen Effekt auf die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs gehabt. Rund 52 Millionen Tickets seien über den gesamten Zeitraum bundesweit verkauft worden, teilte der Verband bei einer gemeinsamen Video-Pressekonferenz mit der Verkehrsministerkonferenz der Länder (VMK) mit. "Hinzu kommen mehr als zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket jeweils monatlich über den Aktionszeitraum automatisch erhalten haben", hieß es.Eine wesentliche Erkenntnis sei, "dass wir viele Umsteiger haben", sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Es habe schätzungsweise eine Milliarde Fahrten pro Monat im Zeitraum Juni bis August durch die Sondermaßnahme gegeben, so der VDV. Zehn Prozent der Fahrten mit dem Neun-Euro-Ticket seien für eine Strecke genutzt worden, die sonst mit dem Auto gefahren worden wäre. Insgesamt liege der Anteil der aus anderen Verkehrsmitteln verlagerten Fahrten bei 17 Prozent. Die Menge an eingespartem Treibhausgas schätzt der VDV auf 1,8 Millionen Tonnen CO2. Das sei in etwa der gleiche Effekt, als hätte es ein Jahr lang ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gegeben. "Die Ergebnisse der Marktforschung belegen deutlich: Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr, wenn das Ticket einfach und verständlich sowie überall flexibel nutzbar ist", sagte die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schaefer, die auch Vorsitzende der VMK ist.Wenn ein derartiges Angebot nicht nur über den überschaubaren Zeitraum von drei Monaten bestehe, seien die Menschen bereit, ihr Auto dafür stehenzulassen. Schaefer forderte vom Bund konkrete Vorschläge, wie eine Anschlusslösung an das 9-Euro-Ticket ausgestaltet und finanziert werden könne.Auch der VDV spricht sich für eine zügige Anschlusslösung für das Ticket aus. "Wenn wir Verkehrswende und Klimawandel ernst nehmen, dann müssen wir jetzt handeln", so Wolff. "Das Ticket war sehr erfolgreich und es lohnt, sich über die Fortsetzung Gedanken zu machen", sagte er. Er forderte ebenso wie mehrere Landesverkehrsminister und -ministerinnen zugleich mehr Investitionen, um das Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu verbessern. Der Verband führt zusammen mit der Deutschen Bahn die umfangreichste Umfrage zur Nutzung des 9-Euro-Tickets durch, 6000 Menschen werden jede Woche befragt, insgesamt 78.000. Dabei zeigte sich, dass der günstige Anschaffungspreis für 56 Prozent der Befragten das Hauptargument für den Kauf war. Immerhin 43 Prozent nannten den Verzicht auf Autofahrten als Kaufgrund. Auch die Flexibilität sowie die bundesweite Gültigkeit wurden als wichtige Kaufargumente genannt.Das 9-Euro-Ticket hatte für Juni, Juli und August für jeweils neun Euro Monatsgebühr die Fahrt in allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Deutschland ermöglicht. Der Fahrschein war eine von mehreren Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der hohen Energiepreise. Das Angebot Ende am 30. August. Seit Wochen wird über mögliche Folgeangebote diskutiert.
5unternehmen
Spontane Demo gestern Abend vor Donald Trumps Luxus-Anwesen in Florida: Mehrere Dutzend Trump-Anhänger zeigen ihre Solidarität mit dem ehemaligen US-Präsidenten und protestieren gegen die Durchsuchung seiner Räumlichkeiten.Ein Trump-Anhänger sagt: "Wir wissen, was ihr versucht, Justizministerium. Ihr versucht, irgendeinen Grund zu finden, warum Trump nicht zur Wiederwahl antreten kann."Das FBI hatte gestern in einem beispiellosen Polizeieinsatz Trumps Domizil Mar-a-Lago in Palm Beach durchsucht. US-Medien berichten, die Razzia hänge mit Dokumenten zusammen, die Trump nach Ende seiner Präsidentschaft mitgenommen habe, obwohl sie eigentlich ins Nationalarchiv gehörten. Ob darunter auch belastendes Material ist, das zu einer weiteren Anklage Trumps führen könnte, ist nicht klar. Fakt sei, dass Präsidentschaftsakten nichts in Mar-a-Lago verloren hätten, so der ehemalige Direktor des Nationalarchivs, Jason Baron auf CNN: "Solche Topsecret-Dokumente könnten - wenn sie öffentlich werden -  der nationalen Sicherheit großen Schaden zufügen."Der sogenannte Presidential Records Act von 1978 schreibt vor, dass sämtliche Unterlagen eines US-Präsidenten für die Nachwelt archiviert werden müssen. Trump soll seit Monaten mit dem Nationalarchiv darüber gestritten haben. Schließlich wurde der Fall der Justizbehörde übergeben, die nun den Durchsuchungsbefehl durchgesetzt hat. Die meisten Republikaner reagierten erbost auf die unangekündigte Razzia. In den sozialen Netzwerken entlud sich ein regelrechter Sturm der Entrüstung. "Der Einsatz von Regierungsmacht zur Verfolgung politischer Gegner ist etwas, das wir viele Male in marxistischen Diktaturen der Dritten Welt gesehen haben,  aber noch nie in Amerika", twittert etwa Senator Marco Rubio aus Florida. Lara Trump - die Schwiegertochter des Ex-Präsidenten - spricht auf Fox News von einer eindeutig politisch motivierten Aktion: "Jeder weiß, warum sie das tun, nämlich, weil das Establishment große Angst hat vor Donald Trump. Er ist nicht einer von ihnen, und es ist höchstwahrscheinlich, dass er 2024 wieder für die Präsidentschaft kandidieren wird. Sie suchen verzweifelt nach einem Ausweg, um ihn zu disqualifizieren."Trump selbst, der sich zum Zeitpunkt der Razzia in New York aufhielt, nannte die Durchsuchung einen linksradikalen Angriff der Demokraten. Trump-Biograph Michael Antonio hält es für möglich, dass Trump auf den Besuch des FBI vorbereitet war. Schließlich habe er nur kurze Zeit später eine Art Wahlwerbespot auf Truth Social - seinem social media Kanal - publiziert. Trump sei ein Experte darin, jeden Angriff auf ihn zu seinen Gunsten auszuschlachten, so Antonio auf CNN: "Er denkt, jede Publicity ist gute Publicity. Und die Hardcore Trump-Anhänger - 35 Prozent der Wählerschaft - werden elektrisiert sein. Ich glaube, Trump wird heute einen guten Tag haben."Möglicherweise wird Trump nun schon früher als erwartet seine Kandidatur für 2024 ankündigen. Als Präsidentschaftskandidat wird es wesentlich schwieriger, strafrechtlich gegen ihn vorzugehen.
0amerika
Der SC Freiburg hat zum Auftakt des 4. Spieltags in der Fußball-Bundesliga am Freitagabend (26.08.22) 1:0 (0:0) gegen den VfL Bochum gewonnen. In der Tabelle ist Freiburg nun Zweiter. Den Siegtreffer erzielte Vincenzo Grifo in der 49. Minute - man wird dieses Tor so schnell nicht vergessen.Nach einem Hosenzupfer von Bochums Torhüter Manuel Riemann an Freiburgs Roland Sallai ließ Schiedsrichter Marco Fritz zunächst weiterlaufen - und entschied später doch auf Strafstoß, nachdem er sich die Szene noch einmal auf dem Bildschirm angeschaut hatte. Elfmeter für Freiburg, das ist eine Sache für Grifo. Vom Punkt trifft er eigentlich immer. Dreizehn Mal war Grifo in der Bundesliga zuvor aus elf Metern angetreten, nur einmal zielte er schlecht. Bochums Riemann hat Grifo nun die Statistik vermiest, nur wird der das verschmerzen können. Als Grifo schoss, war Riemann in der richtigen Ecke und parierte. Noch einmal kam Grifo an den Ball, diesmal köpfte er, nur das Ergebnis war identisch: Kein Tor, Riemann war im Weg. Beendet war das Duell damit noch nicht. Wieder landete der Abpraller bei Grifo, diesmal war Bochums Torhüter machtlos. Überhaupt machte Riemann eine ganz starke Partie, sieht man einmal von jener Szene ab, die zum Elfmeter führte. Einmal, es lief die 22. Minute, hielt Riemann erst einen Schuss von Michael Gregoritsch und dann auch den Nachschuss von Sallai. Einen Versuch, es war der dritte, hatten die Freiburger noch, aber Nicolas Höfler setzte den Ball rechts neben das Tor.Eigentlich musste das schon die Führung für Freiburg sein - auch Trainer Christian Streich sah an der Seitenlinie einigermaßen fassungslos aus. Man hat ihn später noch einmal ähnlich gucken sehen, als Riemann einen Kopfball von Gregoritsch parierte und der anschließend nur den Pfosten traf. Und dann köpfte auch noch Grifo in Riemanns Arme (73.).Doch dieses Spiel schrieb noch andere Geschichten, nicht alle handelten sie vom starken und doch unglücklichen Torhüter Riemann. Viermal trafen beide Mannschaften in der zweiten Hälfte Pfosten und Latte, in dieser Disziplin stand es 2:2. Da war Gregoritsch und später auch noch Nils Petersen, der vom Strafraumrand schoss, aber nur die Latte traf (81.). Und Bochums Gerrit Holtmann traf in der 65. Minute mit dem Fernschuss erst den Pfosten und gut zwanzig Minuten später auch noch die Latte. Am Ende, als Schiedsrichter Fritz abgepfiffen hatte, sank der Torhüter Riemann auf den Rasen, die Handschuhe vor dem Gesicht. Der VfL Bochum hatte ein gutes Spiel gemacht, zumindest ein Punkt wäre möglich gewesen. Doch die Realität ist eine andere: Vier Spiele, null Punkte, Platz 18. Die Möglichkeit zur Wiedergutmachung bietet sich den Bochumern am Samstag (03.09.2022), dann ist der VfL gegen Werder Bremen gefordert. Der SC Freiburg tritt parallel in Leverkusen an. Quelle: sportschau.de
4sportschau
In den Medien des Gastgeberlandes Usbekistan ist schon jetzt von "bahnbrechenden Initiativen und Vorschlägen" die Rede, die der usbekische Präsident, Shavkat Mirziyoyev, vorlegen werde. Er selbst zeigte sich in einer vorab veröffentlichten Erklärung zuversichtlich, dass die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit bei dem Gipfeltreffen in Samarkand "die Geburt einer neuen Etappe" erleben werde. Und auch der russische Asien-Experte Kirill Babajew spricht perspektivisch von nicht weniger als der "Bildung einer neuen Weltordnung im eurasischen Raum".Zunächst aber soll die vor 21 Jahren gegründete Organisation, die sich damit rühmt, durch ihre acht Mitgliedstaaten mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung zu vertreten, selbst erweitert werden. So soll der Iran, der zuvor den Beobachterstatus inne hatte, ein Abkommen über eine vollwertige Mitgliedschaft unterzeichnen. Ägypten, Katar und Saudi-Arabien sollen Dialogpartner werden. Auch mit Bahrain und den Malediven werde über eine engere Zusammenarbeit verhandelt. Für Gründungsmitglied Russland ist der Gipfel in Samarkand aber vor allem auch eine Möglichkeit bereits bestehende Partnerschaften zu vertiefen - allen voran mit China. Das erwartete persönliche Treffen Wladimir Putins mit Staatschef Xi Jinping wäre das erste seit Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine."China ist jetzt unser guter Freund, ein strategischer Partner", erklärt der Moskauer Sinologe Alexander Lukin. Putin wird in den kommenden beiden Tagen aber nicht nur zeigen können, dass er international alles andere als isoliert ist. Am Rande des Gipfels soll auch der Wille Moskaus demonstriert werden, an Lösungen für Probleme zu arbeiten, die mit den Kämpfen in der Ukraine verbunden sind. Bereits in der vergangenen Woche kündigte der Kreml deswegen auch bilaterale Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Erdogan an. Dieser hatte bei der Einigung über den Getreideexport aus den Schwarzmeerhäfen der Ukraine vermittelt. Kremlsprecher Peskow sagt:Insgesamt werden 14 Staats- und Regierungschefs und zahlreiche Vertreter internationaler Organisationen bei dem Gipfel im usbekischen Samarkand zusammenkommen. Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan hatte seine Teilnahme gestern kurzfristig abgesagt - mit Verweis auf die weiterhin angespannte Situation im Grenzgebiet zu Aserbaidschan. In der Nacht zum Dienstag waren dort schwere Gefechte ausgebrochen.
1asien
Bei Heizungsbauern steht seit Wochen das Telefon nicht mehr still. Viele Haus- und Wohnungsbesitzer rufen an und wollen schnellstmöglich eine neue Heizmöglichkeit haben. "Mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Nachfrage regelrecht explodiert", sagt ein Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Aus Angst, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Gashahn abdreht, wollen einige Haus- und Wohnungseigentümer ihre Gasheizung gleich ganz loswerden. Viele möchten unabhängig werden, berichtet Peter Loth, Installateur aus dem nordhessischen Vellmar bei Kassel. Er höre von einigen, dass sie kein Gas und Öl aus Russland mehr wollen. Besonders Wärmepumpen sind gefragt. Im vergangenen Jahr wurden 154.000 Pumpen installiert. In diesem Jahr dürften es deutlich mehr werden. Doch Personal- und Materialmangel bremsen den Boom. Bis der Handwerker kommt und eine neue Anlage einbaut, können mehrere Wochen, ja sogar mehrere Monate vergehen. Laut ZVSHK betragen die aktuellen Wartezeiten auf einen Techniker im Schnitt 18 Wochen. Schwieriger sei es derzeit, überhaupt an Geräte heranzukommen. Wärmepumpen sind so gut wie nicht zu bekommen. "Kunden, die heute eine Wärmepumpe ordern, werden sie frühestens im neuen Jahr geliefert und eingebaut bekommen", sagt ZVSHK-Sprecher Frank Ebisch. Die meisten Betriebe hätten gravierende Lieferprobleme. "Das Personal ist da, das Material nicht.""Beim Einbau von Wärmepumpen müssen sich die Kunden auf Wartezeiten von bis zu einem Jahr einstellen", warnt auch Corinna Kodim, Energie-Expertin von Haus & Grund gegenüber tagesschau.de. Das heißt: Wer eine Wärmepumpe jetzt noch einbauen will, muss wohl bis zum nächsten Sommer warten. Schneller verfügbar könnten noch Holzöfen sein, die zum Beispiel mit Pellets befeuert werden. Allerdings herrschen auch hier zunehmende Engpässe. Brennholzhändler können vielerorts die rasant gestiegene Nachfrage nicht mehr bedienen. "Der Markt ist leer", sagt Gerd Müller, Leiter der Geschäftsstelle des Bundesverbands Brennholz. Problemloser dürfte die Umrüstung von alten Gasheizungen sein. Der Austausch eines alten Gaskessels gegen einen neuen sei noch vor dem Winter möglich, meint Energie-Fachfrau Kodim. Hier lägen die Wartezeiten bei nur zwei Monaten. Der Lobbyverband der Heizungsbauer sieht vor allem bei den rund 6,4 Millionen veralteten Gaskesseln in deutschen Kellern Handlungsbedarf. Hier mache es auf jeden Fall Sinn, über Alternativen nachzudenken, sagt ZVSHK-Sprecher Ebisch. Er verweist auf großes Energieeinsparpotenzial. Wer sich in den letzten Jahren indes eine effiziente Gasbrennwertheizung habe einbauen lassen, sollte diese vorerst weiterbetreiben, rät Ebisch - und beim lokalen Heizungsinstallateur nachfragen, welche sinnvollen technischen Ergänzungen zur Einbindung erneuerbaren Energien wie etwa Solarthermie möglich seien. Noch wird von den 43 Millionen Wohnungen in Deutschland gut die Hälfte mit Gas beheizt. In jeder vierten Wohnung steht eine Ölheizung. Das heißt: In der Mehrheit der Gebäude kommen noch fossile Energien zum Einsatz. Nur in Neubauten sieht es anders aus: Dort werden inzwischen über die Hälfte mit erneuerbaren Energien beheizt, insbesondere mit Hilfe der Wärmepumpe. Die Bundesregierung plant eine "Wärmepumpe-Offensive". Ab 2024 sollen jährlich 500.000 Pumpen bundesweit installiert werden. Das Gebäudeenergiesetz schreibt vor, dass ab 2024 möglichst jede eingebaute neue Heizung zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien betrieben wird.
6verbraucher
An der Wall Street dominieren auch weiter Sorgen um kräftige Zinserhöhungen und eine drohende Rezession. Zwar hatten die US-Börsen nach dem sechsten Verlusttag in Folge gestern überraschend einen kräftigen Sprung nach oben gemacht. Doch schon heute waren wieder alle Gewinne verpufft. Robuste Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten und die Furcht vor weiteren Zinsschritten sorgten für einen Ausverkauf. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war in der vergangenen Woche überraschend und deutlich gesunken. Der Markt reagiert auf solche Signale aktuell mit erhöhter Alarmbereitschaft.Dementsprechend nach unten ging es für den US-Leitindex Dow Jones, der bis zum Ende des Handelstages um 1,54 Prozent auf 29.226 Zähler fiel. Seit Anfang September hat der Index nun mehr als acht Prozent verloren. Der breiter gefasste S&P 500 büßte 2,11 Prozent ein, der technologielastige Nasdaq-100-Index verlor 2,86 Prozent. Der Tech-Sektor enthält viele hoch bewertete Aktien; entsprechend sensibel reagiert die Branche auf steigende Zinsen, denn künftige hohe Unternehmensgewinne sind dann zum heutigen Zeitpunkt weniger wert. "Wir bewegen uns von einem Niedrigzins- zu einem Hochzinsumfeld", sagte Andrea Cicione, Chef-Anlagestratege des Research-Hauses TS Lombard. Anleger bewerteten die Risiken für die Konjunktur und der Katalysator hierfür seien die Zinserhöhungen der Fed und anderer Notenbanken. Die Furcht vor Finanzierungsproblemen für Staaten mit hohen Leistungsbilanz-Defiziten werde sehr real.Der DAX schaffte es auch heute nicht, den Handelstag mit einem Plus zu beenden. Eine Inflation von zehn Prozent und robuste Konjunkturdaten aus den USA haben dem deutschen Leitindex die Stimmung vermiest. Um 1,7 Prozent ging es für den wichtigsten deutschen Index heute auf 11.976 Punkte runter. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab ebenfalls deutlich nach, er fiel um 2,4 Prozent auf 21.791 Punkte. An den Märkten dürften die vorläufige Schätzung des Statistischen Bundesamtes zur Inflation im September für Unbehagen gesorgt haben. So ist die Teuerungsrate in Deutschland nach dem Wegfall des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts auf zehn Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit 70 Jahren. "Die Inflationsrate durchbricht die Schallmauer", kommentierte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Mit einer raschen Beruhigung sei nicht zu rechnen, die Teuerung werde vorerst im zweistelligen Bereich bleiben. Eine weitere Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte scheine bei der nächsten Zinssitzung Ende Oktober sehr wahrscheinlich. "Gleichzeitig gewinnen Diskussion über einen noch größeren Schritt an Fahrt", fuhr Gitzel fort. Auch Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen IMK-Institut sieht den Höhepunkt der Inflation noch nicht erreicht. "In den kommenden Monaten wird es noch weiter aufwärts gehen."Krieg, Inflation, Rezessionsangst: Schlechter könnten die Vorzeichen für einen Börsengang kaum sein. Der Sportwagenhersteller Porsche hat ihn dennoch über die Bühne gebracht. Er fiel gemessen am Tageshoch von 86,76 Euro durchaus erfolgreich aus. Die Konsortialbanken hatten allerdings einige Mühe, das Niveau des Ausgabepreises von 82,50 Euro zu verteidigen. Bis zum Handelsschluss sackte die Aktie dann merklich ab und schloss bei 82,50 Euro exakt auf dem Niveau des Ausgabepreises. Für Aktionäre von VW und ihres Großaktionärs Porsche SE gab es dabei wenig Anlass zur Freude. Papiere der Porsche SE erwischte es mit minus 11,4 Prozent am DAX-Ende dabei besonders heftig. Die Volkswagen-Vorzüge büßten mehr als sechs Prozent ein.Der Euro hat seine Vortagesgewinne heute verteidigt, nachdem sich die Gemeinschaftswährung gestern zeitweise um fast zwei Cent gegenüber der US-Währung erholt hatte. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 0,9794 US-Dollar. Trotz der Erholung steht der Euro an den Finanzmärkten aber weiterhin unter hohem Druck. Der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die trüben Konjunkturaussichten haben den Euro unlängst auf einen 20-jährigen Tiefstand fallen lassen."Widerstand (gegen die Dollar-Stärke) ist zwecklos", hieß es von der ING Bank. Seien es die überraschend starke US-Konjunktur oder der Energiekrieg in Europa - alles spreche für weitere Dollar-Kursgewinne.Die Aussicht auf eine gedrosselte Förderung der OPEC+-Staaten gibt dem Ölpreis Rückenwind. Die Sorte Brent aus der Nordsee grenzt ihre Verluste von zeitweise mehr als zwei Prozent ein und notiert nur noch leicht im Minus bei 88,57 Dollar je Barrel. Insidern zufolge diskutieren die Mitglieder des erweiterten Exportkartells, zu dem auch Russland gehört, über einen Schritt bei ihrem kommenden Treffen am 5. Oktober.Ein mögliches Verbot des Handels mit russischen Industriemetallen an der wichtigen Börse London Metal Exchange (LME) treibt die Preise. Aluminium verteuerte sich heute zeitweise um bis zu 8,5 Prozent und Nickel um bis zu sechs Prozent, im späteren Handelsverlauf gaben sie aber einen Großteil der Gewinne wieder ab. Insidern zufolge erwägt die Londoner Börse einen Bann für Nickel des Produzenten Nornickel und für Aluminium von Rusal. Die beiden russischen Konzerne liefern sieben beziehungsweise sechs Prozent des weltweiten Bedarfs der jeweiligen Metalle. Im Zuge seines Umbauprogramms will der angeschlagene Windanlagenbauer Siemens Gamesa Tausende Stellen streichen. Bis spätestens zum Geschäftsjahr 2025 sollen weltweit 2900 Arbeitsplätze abgebaut werden, teilte die Tochtergesellschaft des Energietechnikkonzerns Siemens Energy heute mit. Ein Großteil soll etwa mit 800 Stellen in Dänemark wegfallen, in Spanien sind 475 Arbeitsplätze betroffen und in Deutschland 300. Das Unternehmen werde mit den Arbeitnehmervertretern zusammenarbeiten, dabei sollen bevorzugt die natürliche Fluktuation oder interne Versetzungen genutzt werden. Gamesa ächzt unter hohen Kosten, Materialengpässen und Problemen mit seinen Landturbinen und erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) Verluste. Dabei hatte der Konzern bereits mehrfach seine Prognose senken müssen. Um die Profitabilität zu stabilisieren und mittelfristig zu verbessern, will Konzernchef Jochen Eickholt den Konzern neu aufstellen. Mehrheitseigner Siemens Energy hat angekündigt, die schwächelnde Tochter vollständig übernehmen zu wollen. Die Aktien von Siemens Gamesa stiegen leicht, die der Mutter Siemens Energy fielen um mehr als drei Prozent.Der Schweizer Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli hat einen weiteren Erfolg zum Schutz seiner Schokoladenhasen errungen. Das Schweizer Bundesgericht in Lausanne veröffentlichte heute einen Entscheid, wonach die Lidl Schweiz AG und die Lidl Schweiz DL AG ähnliche Produkte nicht mehr verkaufen dürfen, weil Verwechslungsgefahr mit den in Goldfolie verpackten Hasen von Lindt bestehe. Außerdem müssen laut dem höchstrichterlichen Urteil alle verbliebenen Hasen der Supermarktkette zerstört werden. Der Lindt-Hase sei als sogenannte Formmarke geschützt, weil er sich nachweislich auf dem Markt durchgesetzt habe, stellte das Gericht fest. "Aufgrund ihres Gesamteindrucks lösen die Lidl-Hasen naheliegend Assoziationen zur Form des Lindt-Hasen aus; in der Erinnerung des Publikums können sie nicht auseinandergehalten werden", hieß es in einer Mitteilung. Zu den Verlierern am amerikanischen Aktienmarkt zählten Fluggesellschaften und Kreuzfahrt-Anbieter, weil wegen des Sturms "Ian" zahlreiche Flüge und Kreuzfahrten gestrichen oder umgeleitet werden müssen. Die Aktien von American Airlines, Delta und United sowie die Titel von Carnival Cruise, Royal Caribbean und Norwegian fielen zwischen drei und fünf Prozent. Weil auch viele Geschäfte geschlossen blieben, büßten Einzelhändler wie Target oder Home Depot rund zwei Prozent ein.Unter den größten Verlierern in US-Leitindex Dow Jones büßten die Aktien des iPhone-Herstellers Apple mehr als vier Prozent ein. Als Belastung erwies sich eine skeptische Studie der Bank of America. Die Papiere hätten in dem aktuell schwierigen Umfeld quasi als sicherer Hafen gedient, doch inzwischen hielten sich Chancen und Risiken wieder in etwa die Waage, schrieb Analyst Wamsi Mohan. Dabei verwies der Experte auf die Abschwächung im Bereich der Inhalte und Services sowie die recht maue iPhone-Nachfrage, die auf sinkende Ausgaben der Verbraucher hindeuteten. Der US-Konzern Google erklärt seinen Ausflug ins Geschäft mit dem Videospielen aus dem Netz für gescheitert. Der Internet-Riese stellt seinen Games-Streamingdienst Stadia ein. Bei solchen Angeboten laufen die Videospiele nicht auf PCs oder Konsolen der Nutzer, sondern auf Servern der Anbieter im Internet und werden mit Hilfe schneller Leitungen gesteuert. Die Lösungen gelten vielen Experten als Zukunft der Spieleindustrie. Stadia habe nicht genug Zuspruch von Nutzern bekommen, räumte Google in einem Blogeintrag heute ein. Kunden werden ihre Spiele noch bis zum 18. Januar kommenden Jahres nutzen können und sollen Ausgaben für Hardware und Software zurückerstattet bekommen. In der DAX-Gewinnerliste haben es sich die Aktien der Münchener Rück und der Hannover Rück auf den besten Plätzen bequem gemacht. Anleger reagierten erleichtert darauf, dass sich der in Florida wütende Hurrikan "Ian" auf seinem Weg durch den US-Bundesstaat abgeschwächt hat. Meteorologen stuften ihn zunächst auf die niedrigste Stärke eins von fünf herab. Am Vortag hatten die Branchenwerte noch deutlich nachgegeben aus Angst, dass der Wirbelsturm extrem hohe Schäden verursachen könnte, die letztlich auch die Rückversicherer heftig getroffen hätten. Komplett entgegengesetzt läuft es für die Aktien von Thyssenkrupp und Salzgitter mit einem Minus von jeweils mehr als neun und sieben Prozent. Händler verwiesen auf die Nachricht, dass erste Industriebetriebe mit einem hohem Stromverbrauch wegen der stark gestiegenen Energiepreise ihre Produktion reduzieren. Demnach stoppt Europas größter Stahlkonzern ArcelorMittal ab Oktober zwei Anlagen im Norden Deutschlands. Der Vorstandsvorsitzende des Batteriekonzerns Varta, Herbert Schein, wird sein Amt mit sofortiger Wirkung niederlegen. Er bleibe jedoch bis Ende des Jahres im Vorstand, wie das Unternehmen heute mitteilte. Als Grund nannte Varta den Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs. Schein soll das Geschäft mit E-Mobility und Batterypacks vorantreiben. Die Aktivitäten sollen künftig in einer eigenen Gesellschaft gebündelt werden. Die Position des Vorstandssprechers werde Markus Hackstein übernehmen, hieß es. Im MDAX waren die Aktien des Batterieherstellers trauriges Schlusslicht mit Verlusten von mehr als zehn Prozent. Im Einzelhandelsbereich mussten Anleger europaweit wieder heftige Kursverluste hinnehmen. Nach schwachen Geschäften im dritten Geschäftsquartal ist der Modekonzern Hennes & Mauritz (H&M) zwar besser in den September gestartet. Nichtsdestotrotz seien die Aussichten auf die kommenden Monate sehr negativ, auch weil Beschaffungskosten wegen des anziehenden Dollars weiter steigen. Die Titel reagierten mit teils kräftigen Abschlägen. Auch die Anteilsscheine des deutschen Online-Händlers Zalando verloren mehr als sechs Prozent.
2finanzen
Polizei, Handel und Banken in Deutschland haben im ersten Halbjahr 19.789 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen. Das teilte die Deutsche Bundesbank mit. Das waren fast 3,9 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2021 und zugleich der niedrigste Wert seit dem zweiten Halbjahr 2013 mit damals 19.350 Blüten. "Seit 2016 geht der Trend bei Falschgeld zurück", bilanzierte Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann in Frankfurt.Zu verdanken sei das den hochwertigen Sicherheitsmerkmalen auf den Banknoten sowie den Informationskampagnen und Schulungen der Bundesbank, aber auch dem guten Zusammenwirken mit den Strafverfolgungsbehörden, erläuterte Beermann. Der finanzielle Schaden stieg jedoch gegen den Trend der vergangenen Jahre im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2021 um rund elf Prozent auf 991.690 Euro. Das lag nach Angaben der Bundesbank vor allem daran, dass vermehrt größere Stückelungen wie gefälschte Hunderter und Zweihunderter aus dem Verkehr gezogen wurden. Am beliebtesten bei Fälschern sind aber weiterhin die 20- und 50-Euro-Banknoten, auf die zusammen 77 Prozent der sichergestellten Blüten entfallen.Die Wahrscheinlichkeit, eine gefälschte Euro-Banknote angedreht zu bekommen, ist indes sehr gering. Nach Angaben der Bundesbank entfielen im ersten Halbjahr in Deutschland fünf gefälschte Banknoten auf 10.000 Einwohner. Europaweit gab es zehn Fälschungen auf 10.000 Einwohner.Wie sich die Aufhebung der Corona-Beschränkungen in diesem Frühjahr auf die Entwicklung der Falschgeldzahlen auswirkt, dürfte sich Beermann zufolge voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2022 zeigen. Wegen der Einschränkungen in der Pandemie konnten Kriminelle ihre Nachahmungen schwerer unters Volk bringen, zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten oder Volksfesten, wo meist mit Scheinen und Münzen bezahlt wird.Nach jüngsten Daten des Bundeskriminalamtes (BKA) ist die Zahl von Straftaten mit Falschgeld in Deutschland in der Corona-Pandemie aber weiter gesunken. Im vergangenen Jahr zählte die Behörde 38.234 Falschgelddelikte. Das waren 16,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit habe sich der seit Jahren rückläufige Trend fortgesetzt, bilanzierte das BKA. Seit 2020 fließen Fälle mit gefälschten Münzen nicht mehr in diese Gesamtstatistik ein. Polizeilichen Schätzungen zufolge wird mittlerweile mehr als die Hälfte des in Deutschland festgestellten Falschgelds online verkauft, zum Beispiel über verschlüsselte Messengerdienste oder im Darknet.Die Bundesbank stellt fest, dass Bürger, die sicher sind, Falschgeld (Banknoten oder Münzen) erhalten zu haben, sofort die Polizei benachrichtigen sollen. Denn bei der Weiter- oder Rückgabe von Falschgeld könne man sich genau wie bei der Herstellung von Falschgeld strafbar machen. Für Falschgeld gebe es keinen Ersatz, heißt es weiter. Daher sollte auch keine Ware vor Bezahlung mit gültigem Geld herausgegeben werden.
6verbraucher
Die US-Märkte sind mit Verlusten in die neue Woche gestartet. Während die Standardaktien sich dabei etwas besser schlugen, ging es bei den besonders konjunktursensiblen Technologieaktien stärker bergab. Der Leitindex Dow Jones schloss am Ende bei 31.173 Punkten, ein Rückgang von 0,52 Prozent. Zwischenzeitlich war der Index im Tageshoch sogar ganz leicht ins Plus gedreht. Technologieaktien wurden hingegen deutlicher abverkauft. Der Composite-Index der Nasdaq gab 2,26 Prozent nach auf 11.372 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 büßte 2,19 Prozent auf auf 11.860 Stellen. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Technologieaktien als auch Standardwerte enthalten sind, ging bei 3854 Zählern aus dem Handel, ein Tagesverlust von 1,15 Punkten. Marktteilnehmer verwiesen einmal mehr auf die inzwischen zum Börsenalltag gehörenden Zins-, Inflations- und Rezessionsängste. Vor weiteren wichtigen Wirtschaftsnachrichten in dieser Woche und der beginnenden US-Bilanzsaison der Unternehmen haben diese Sorgen die Anleger wieder etwas mehr im Griff.In der vergangenen Woche hatten sich die wichtigsten US-Indizes ein Stück weit erholt. Mit dem am Freitag vorgelegten robusten US-Arbeitsmarktbericht ebbte die Dynamik der Stabilisierung aber bereits ab - denn viele Börsianer sehen damit die Erwartung bestätigt, dass die Tore für eine weitere deutliche Straffung der US-Geldpolitik weit geöffnet sind.Für zusätzliche Unsicherheit unter den Anlegern sorgt zudem ein Blick auf den Terminkalender: Zur Wochenmitte stehen neue Daten zur US-Inflation an. Zuletzt hatten sich Hoffnungen auf eine baldige Trendwende bei den Verbraucherpreisen als verfrüht erwiesen. "Eine höher als erwartet ausfallende Verbraucherpreisinflation würde nach den starken Arbeitsmarktzahlen den Druck auf die US-Zentralbanker erhöhen, weiter mit umfangreichen Zinsschritten konsequent gegen den Preisdruck vorzugehen", schlussfolgern deshalb die Experten der Postbank mit Blick auf die anstehenden Daten zur Teuerung.Unter den Einzelwerten stand das Papier des Fahrdienstleisters Uber im Blick. Die Aktie gab nach Berichten über aggressive Geschäftspraktiken des Unternehmens in der Vergangenheit deutlich nach. Öffentlich gewordene E-Mails und Chats des Fahrdienst-Vermittlers aus den Jahren 2013 bis 2017 geben tiefere Einblicke in das damalige Geschäftsgebaren des Unternehmens. Mehr als 124.000 Dokumente wie E-Mails und Chatnachrichten wurden der britischen Zeitung "Guardian" zugespielt. Als Quelle gab sich nach der Veröffentlichung ein ehemaliger Uber-Manager zu erkennen. Die Unterlagen stammen aus einer Zeit, in der Uber unter dem Mitgründer und damaligen Chef Travis Kalanick auf eine aggressive internationale Expansion setzte. Nach dem Einschreiten von Regulierern gab Uber die Praxis auf, Spannungen mit Taxibranche und Behörden blieben jedoch über Jahre groß. Seit 2017 Dara Khosrowshahi den Spitzenjob bei Uber übernahm, distanzierte sich das Unternehmen wiederholt vom Geschäftsgebaren seines Vorgängers.Ein ganzes Bündel von Ängsten wabert derzeit über dem deutschen Aktienmarkt und sorgt weiter für einen unsteten Handelsverlauf. Allen voran derzeit die Frage, ob Russland nach dem heutigen Beginn der regulären zehntägigen Wartung der Gasleitung Nordstream 1 überhaupt noch Gas nach Deutschland liefert. "Die Angst vor einem totalen Lieferstopp danach ist schon an Tag Eins der eigentlichen Routinemaßnahme an der Frankfurter Börse deutlich zu spüren", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets.Ökonomen erwarten mittelfristig einen Konjunktureinbruch, wenn die Gaspipeline Nord Stream 1 nicht wieder am 21. Juli ihren Betrieb aufnehmen sollte. "Die deutsche und die europäische Wirtschaft würden in eine tiefe Rezession abrutschen", warnte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die deutsche Wirtschaft fordert schon einen Rettungsschirm für den Fall, dass Gaslieferungen aus Russland auch nach der Wartung der Pipeline Nord Stream 1 ganz ausbleiben sollten. Unternehmen dürften dann ganz oder teilweise kein Erdgas mehr abbekommen. "Dann steht die Produktion in diesen Unternehmen still", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, dem Sender "Welt". "Notwendig ist daher nicht nur eine rasche Ausdehnung der Notfallzahlungen für Unternehmen mit extrem hohen Energiepreisen, sondern auch ein Konzept für Überbrückungshilfen im Falle von faktischen Betriebsschließungen." Der DAX rutschte zum Wochenstart in Folge der starken Unsicherheit erneut unter die Marke von 13.000 Zählern und notierte am Ende 1,4 Prozent schwächer bei 12.832 Punkten. Bei nervösem Handel sorgten Schnäppchenjäger im Verlauf für eine leichte Erholung. Der Tiefstand lag heute bei 12.774 Punkten, der Höchststand bei 12.934 Zählern. "Als sei die drohende Energiekrise nicht schon schlimm genug, hat sich das Coronavirus in China wieder zurückgemeldet", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Dies schürt nun erneut die Angst vor Lockdowns und einer Beeinträchtigung der Wirtschaft." Die chinesischen Behörden haben über mehrere Städte neue Beschränkungen verhängt und für Shanghai Massentests angeordnet. Im Frühjahr hatte ein Lockdown der Wirtschaftsmetropole die Konjunktur global in Mitleidenschaft gezogen. Auch in Europa steigen die Fallzahlen wieder deutlich an, so dass Rezessionsänsgte auch von dieser Seite wieder befeuert werden. Ohnehin muss sich der Markt wegen der hohen Inflation mit steigenden Zinsen auseinandersetzen. Normalerweise reicht eine solche Zinswende alleine, um die Anleger erheblich zu verunsichern - der aktuelle Cocktail von ökonomischen, pandemischen und politischen Risiken auf einmal ist ein absolutes Novum. Die dunklen Wolken, die sich derzeit über Europa zusammenbrauen, schlagen sich auch am Devisenmarkt nieder. Der Euro handelt im US-Handel bei 1,0044 Dollar nur noch knapp über der Parität - darunter versteht man ein Tauschverhältnis eins zu eins - und damit so schwach, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Furcht vor einer durch eine Gaskrise ausgelösten Rezession in Europa und die Aussicht auf rasch steigende Zinsen in den USA belasten seit Wochen schon den Euro-Dollar-Wechselkurs. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0098 (Freitag: 1,0163) Dollar festDie Ölpreise sind kaum verändert in die neue Woche gegangen, anfängliche Verluste wurden dabei im Verlauf aufgeholt. Am Abend notiert ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent nahezu unverändert, der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt um 0,5 Prozent. Steigende Corona-Infektionen in China lassen Anleger vor Öl-Investments zurückscheuen, zählt China doch zu den größten Ölverbrauchern. Hinzu kommt eine drohende Rezession in Europa wegen der Gaskrise. Aktien der konjunktursensiblen Gas-Großverbraucher aus der Chemie-, Industrie-, Auto- und Stahlbranche zählten heute zu den größten Verlierern. Im DAX belegten Daimler Truck, Covestro, aber auch die Deutsche Bank die hinteren Plätze. Die Papiere der größten deutschen Geschäftsbank fielen heute unter acht Euro. Hintergrund sind die Sorgen der Anleger über drohende hohe Kreditabschreibungen der Geldhäuser, sollte es zu einer scharfen Rezession kommen. Diese Sorgen überwiegen derzeit die Aussicht auf höhere Zinsmargen. Der gesamte europäische Bankensektor tendierte zuletzt schwächer. Im Nebenwerteindex MDAX brachen Uniper, der größte Importeuer russischen Gases, um über 14 Prozent ein. Nach dem Antrag des strauchelnden Gasversorgers auf staatliche Unterstützung ist weiter unklar, wie diese genau aussehen wird. Uniper-Hauptaktionär ist der finnische Energieversorger Fortum, der rund 80 Prozent des Grundkapitals hält und der wiederum zu etwas mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat gehört. Auch Fortum-Aktien stehen deutlich unter Druck. Auch der Spezialchemiehersteller Lanxess musste Federn lassen. Windparkbetreiber Encavis hingegen legte gegen den Trend zu. Anders als die Bundesregierung macht die finnische Regierung keine Hoffnung darauf, dass sich Unipers Mehrheitsaktionär Fortum an den Rettungsmaßnahmen für den strauchelnden deutschen Energiekonzern weiter beteiligt. Als Fortums Mehrheitseigner sehe die finnische Regierung es für den Konzern nicht als möglich an, mehr in Uniper zu investieren, sagte Europaministerin Tytti Tuppurainen, die auch die finnischen Staatsbeteiligungen beaufsichtigt, der finnischen Nachrichtenagentur STT. Der Mangel an Computerchips und der Corona-Lockdown in China haben den Absatz von Mercedes-Benz im zweiten Quartal stark sinken lassen. Von April bis Juni lieferte der Autobauer 490.000 Pkw oder 16 Prozent weniger als im Vorjahr aus. Fehlende Teile und Transportprobleme im Zusammenhang mit dem Lockdown in China bremsten Produktion und Auslieferung. Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat seine Auslieferungen im Juni deutlich gesteigert. Der DAX-Konzern übergab im abgelaufenen Monat 60 Verkehrsjets an seine Kunden und damit 13 mehr als im Mai. Für sein Jahresziel von rund 720 auszuliefernden Flugzeugen muss sich Airbus weiter ranhalten: Nach den ersten sechs Monaten sind davon erst 297 geschafft. Airbus-Aktien tendierten gegen den Trend höher. Der Chemiekonzern BASF hat im zweiten Quartal dank Preiserhöhungen und dem schwachen Euro mehr Geschäft und Gewinn gemacht als von Experten erwartet. Der Umsatz des DAX-Konzerns legte im Jahresvergleich um 16 Prozent auf knapp 23 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Abend nach Xetra-Schluss mitteilte.Das operative Ergebnis - der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sonderposten - sank um knapp ein Prozent auf 2,34 Milliarden Euro, fiel damit aber weit besser aus als von Analysten zuvor geschätzt. Diese hatten im Schnitt nur mit knapp 2,1 Milliarden Euro Ergebnis gerechnet. Gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie hätten weitgehend über höhere Verkaufspreise weitergegeben werden können, hieß es. Unter dem Strich verdiente BASF mit 2,1 Milliarden Euro gut ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor, vor allem dank eines höheren Beteiligungsergebnisses bei der Gas- und Ölfördertochter Wintershall Dea. Die Aktie legte auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion um fast zwei Prozent zu. Detaillierte Quartalsergebnisse legen die Ludwigshafener am 27. Juli vor.Der erste Schrecken über eine weitere Kapitalmaßnahme war bei den Nordex-Aktionären schnell verflogen. Nach hohen Anfangsverlusten drehte der Kurs ins Plus. Während ein Händler die angekündigte Kapitalerhöhung über 212 Millionen Euro als negatives Signal sieht, lassen für einen Analysten dadurch die Sorgen hinsichtlich der Finanzlage nach. Die Übernahme des Telekomausrüsters Adva Optical durch den US-Konzern Adtran hat auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Nebenwerteindex SDAX. Die aktuell im Index befindliche und zum Umtausch eingereichte Aktiengattung werde zum 15. Juli durch die Aktien der Amerikaner ersetzt, teilte die Deutsche Börse am späten Abend mit. Die Übernahme werde dabei durch einen Aktiensplit im Index abgebildet. Dabei werden den Angaben zufolge 0,8244 neue Aktien für jede alte Aktie getauscht.Heimische Anleihe-Investoren des angeschlagenen Immobilienkonzerns China Evergrande haben einen Zahlungsaufschub für einen umgerechnet fast 700 Millionen Dollar schweren Schuldentitel abgelehnt. Die Hengda Real Estate Group, das Kernunternehmen der Evergrande-Immobiliensparte, sei mit den Anleihehaltern in Gesprächen, um so bald wie möglich eine akzeptable Lösung für den Bond zu finden, hieß es in einer Mitteilung der Gesellschaft an die Börse Shenzhen. Das Schnäppchenportal ebay Kleinanzeigen wird künftig den Namensteil ebay streichen und unter der Marke "Kleinanzeigen.de" auftreten. Das teilte das Unternehmen heute in Kleinmachnow bei Berlin mit. Die ehemalige Kleinanzeigen-Sparte von ebay, zu der auch mobile.de gehört, war im Juni 2021 an den norwegischen Online-Marktplatz Adevinta verkauft worden. Die turbulente Twitter-Übernahme durch Elon Musk hat die Chaos-Stufe erreicht: Der Tech-Milliardär tritt vom Kauf zurück, doch die Firma will den Deal vor Gericht durchboxen. Die Plattform, die die Welt veränderte, steuert damit auf Monate der Ungewissheit zu. Die in Deutschland notierten Aktien des Kurznachrichten-Dienstes fallen im Frankfurter Frühhandel um rund neun Prozent.
2finanzen
Der Softwarekonzern SAP hat in den vergangenen drei Monaten die Folgen des Kriegs in der Ukraine deutlich zu spüren bekommen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank im Vorjahresvergleich um 13 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Dabei schlug die Aufgabe von Geschäften in Russland und Belarus mit 160 Millionen Euro zu Buche. Außerdem musste der Konzern hohe Investitionen ins Geschäft mit Cloud-Software schultern sowie das düstere wirtschaftliche Umfeld verkraften.Der Nettogewinn sackte sogar um 86 Prozent auf nur noch 203 Millionen Euro ab. Nicht nur der Aktienkurs von SAP, sondern insbesondere auch die Marktbewertung von kleineren Start-ups im Technologiebereich hat in den ersten Jahresmonaten deutlich gelitten. SAP investiert mit seiner Beteiligung am Risikokapitalgeber Sapphire Ventures genau in solche Unternehmen.Im Tagesgeschäft läuft es aber nach Angaben des Managements dennoch rund. Der Umsatz legte vor allem dank des schwachen Euro um 13 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro zu. Die Cloud-Software zur Nutzung über das Netz wuchs um ein gutes Drittel und damit stärker als von Analysten erwartet. Konzernchef Christian Klein und Finanzchef Luka Mucic führten das in einer Telefonkonferenz auf den Erfolg des Produktbündels "Rise" zum schnelleren Umstieg der Kunden in die Cloud zurück.Klein hatte im Herbst 2020 die Anstrengungen von SAP in Richtung Cloud deutlich forciert. Dafür opfert das Unternehmen auch Rendite, weil die herkömmliche Lizenzsoftware zu Anfang dank ihrer hohen Einmalverkaufspreise profitabler ist. Die Cloud-Software rechnet sich für SAP erst nach längerer Laufzeit über die Einnahmen des Abo-Modells. Weil für die veränderte Strategie auch die Technik umgebaut wird und der Vertrieb mit finanziellen Anreizen auf den Verkauf von Cloud-Produkten getrimmt wird, kostet das Geld.Am Markt kam das Bündel an Nachrichten schlecht an: Die Aktie verlor im Tief 4,4 Prozent auf 86,70 Euro. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen nach einem enttäuschenden Ausblick. Denn währungsbereinigt dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dieses Jahr nun gegenüber dem Vorjahr um vier bis acht Prozent fallen. SAP hatte zuvor noch ein stagnierendes oder um bis zu fünf Prozent fallendes Betriebsergebnis in Aussicht gestellt.Die US-Investmentbank Goldman Sachs schrieb in einer ersten Stellungnahme, SAP hätte im zweiten Quartal durchwachsene Ergebnisse erzielt. Der neue Ausblick für das operative Ergebnis 2022 sei eher mau, hieß es weiter.Immerhin will SAP weitere Aktien am Markt zurückkaufen. Nach dem Abschluss eines vorhergehenden Programms über knapp eine Milliarde Euro in diesem Jahr will der DAX-Konzern noch einmal bis zu 500 Millionen Euro ausgeben, um Papiere vor allem für anteilsbasierte Vergütungsprogramme der Mitarbeiter zu erwerben. SAP-Finanzchef Mucic sagte in einer Telefonkonferenz, der Konzern wolle das noch immer niedrige Kursniveau nutzen. Das neue Programm soll von Anfang August bis Ende Dezember laufen. Im Jahr 2020 hatte SAP für rund 1,5 Milliarden Euro Aktien zurückgekauft.
5unternehmen
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen könnte das in die Hände spielen. Schon zweimal ist die Einführung einer Tierhaltungskennzeichnung gescheitert. Beide Male war das Ministerium da noch unionsgeführt.Das erste Mal im Jahr 2016, als der damalige Agrarminister Christian Schmidt von der CSU ein freiwilliges staatliches Tierwohllabel einführen wollte. Umgesetzt hat er das genauso wenig wie seine Nachfolgerin Julia Klöckner von der CDU. Als sie ihren Stuhl räumen musste, war dieses Vorhaben weiterhin ungelöst.Im dritten Anlauf soll es nun endlich klappen. Diesmal sogar verpflichtend. Cem Özdemir gibt sich ambitioniert. "Wir machen das jetzt", sagte er Anfang Juni bei der Vorstellung der Eckpunkte für die gesetzliche Tierhaltungskennzeichnung. Gerade wurde laut Ministerium die Ressortabstimmung eingeleitet. Nach der Kabinettsbefassung muss das Vorhaben noch der EU vorgelegt werden. Ende des Jahres soll die erste Lesung im Bundestag stattfinden. "Die Verbraucher und Verbraucherinnen wollen mehr Informationen", wird Özdemir nicht müde zu betonen. Und er wolle, dass auch morgen noch gutes Fleisch aus Deutschland auf unsere Tische komme. Die Fallhöhe ist also gesetzt. Der Minister von den Grünen will nicht so wie seine Amtsvorgänger von der Union an dem Vorhaben scheitern, mehr Tierschutz in der Tierhaltung umzusetzen.Doch bisher ist die Finanzierung vollkommen unklar. Eine Milliarde Euro sind im Etat des Bundesagrarministeriums für die Jahre 2023 bis 2026 vorgesehen. Viel zu wenig, um die Landwirte beim Umbau der Ställe zu unterstützen. Experten veranschlagen dafür bis zu vier Milliarden Euro jährlich. Mehr Geld rausrücken wird Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP aber wohl nicht. Mit der Begründung, keine Steuererhöhungen und keine zusätzliche Belastung für die Verbraucher und den Bundeshaushalt.Wo auch immer in der Branche man sich umhört, herrscht Unverständnis. Es sei wirklich ärgerlich, dass sich die Ampelkoalition nicht zu einem klaren Kurs in der Finanzierung des Tierwohls durchringen könne, heißt es etwa vom Deutschen Bauernverband. Damit drohe weiterer Stillstand. Denn ohne ausreichende staatliche Finanzierung könnten deutsche Tierhalter angesichts des europäischen Wettbewerbs ihre Ställe nicht auf die höheren Standards umbauen. Martin Hofstetter von Greenpeace sieht das ähnlich. Nicht nur bei den Landwirten schwingt die Befürchtung mit, dass mehr von ihnen aufgeben, wenn Druck und Anforderungen steigen, die Vermarktungsmöglichkeiten und die Finanzierung aber unklar sind. Hofstetter sagt, wenn die FDP sich da verweigere, dann müsse sie sich auch den Schuh anziehen, dass sie für diesen radikalen Abbruch in der Tierhaltung mitverantwortlich sei.Auch in der Wissenschaft blickt man besorgt auf die Unterfinanzierung des Vorhabens. Harald Grethe, Agrarökonom an der Humboldt-Universität zu Berlin, befürwortet die Haltungskennzeichnung. Sie könne zur Transparenz beitragen. Aus der Marktforschung sei aber bekannt, dass mit Transparenz nur eine beschränkte Gruppe von Konsumentinnen und Konsumenten erreicht werde. Die Anreize für einen Umbau ausschließlich über eine Kennzeichnung seien sehr begrenzt. "Kennzeichnung alleine reicht nicht aus. Wir brauchen zusätzlich dringend staatliche Zahlungen, die die Mehrkosten des Tierwohls ausgleichen, sonst ist der Umbau nicht zu schaffen", sagt Grethe.Ähnlich sieht das Professor Achim Spiller, Agrarökonom an der Georg-August-Universität Göttingen. Ein Label alleine sei noch kein "Gamechanger". Der Wissenschaftler ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, der das Bundeslandwirtschaftsministerium berät. Spiller befürchtet einen starken Abbau der Tierhaltung in Deutschland, wenn ein Label ohne ausreichend finanzielle Unterstützung eingeführt wird. "Und es wäre ja für den Tierschutz nichts gewonnen, wenn wir dann zukünftig mehr Fleisch importieren würden, vielleicht zu niedrigen Preisen, aber zu schlechten Haltungsstufen", sagt Spiller.Die Liberalen pochen auf die Formulierung im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Darin ist festgehalten, dass der Umbau der Ställe durch ein "durch Marktteilnehmer getragenes finanzielles System" getragen werden soll. Der Handel verweist allerdings auf die Vorschläge der Borchert-Kommission. Das Expertengremium hatte in der vergangenen Legislatur Finanzierungskonzepte erarbeitet, etwa die Einführung einer Tierwohlabgabe oder die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf tierische Produkte. Beides lehnt die FDP ab. "Insofern bedarf es eines weiteren Dialogs, um Lösungen zu finden. Daran wird sich der Lebensmittelhandel gern beteiligen", heißt es vom Handelsverband Lebensmittel (BVLH).Im Bundeslandwirtschaftsministerium ist man derweil erst einmal zufrieden. Die Vorstellung der Eckpunkte zur verpflichtenden staatlichen Tierhaltungskennzeichnung sei gut gelaufen, heißt es. Es sei klar geworden, wer die auskömmliche Finanzierung des Vorhabens blockiere. Auch Özdemir weiß, dass das Gelingen seines Prestigeobjekts steht und fällt mit der finanziellen Unterstützung der Landwirte. Gut möglich, dass die Tierhaltungskennzeichnung nun also im dritten Anlauf kommt. Und dass sie wegen der mangelnden Finanzierung auf kurze Sicht trotzdem erst einmal kein Erfolg sein wird.
3innenpolitik
Als Russlands Präsident Wladimir Putin zum Gipfel der "Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit" eintraf, begrüßte ihn lediglich Usbekistans Regierungschef Abdulla Oripow als Gastgeber am Flughafen. Chinas Präsident Xi Jinping hingegen wurde von Staatsoberhaupt Schawkat Mirsijojew persönlich willkommen geheißen. Bei den Treffen am Rande des Gipfels in Samarkand war es Putin, der auf mehrere seiner Gesprächspartner warten musste und dabei gefilmt wurde. Er, der andere gern eine Stunde und länger ausharren lässt und damit machtpolitische Zeichen setzt. In einem weiteren Videoausschnitt ist Putin am Arm des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu sehen. Für einem Moment wirkt er müde und kraftlos.Sprechen diese Szenen für einen Ansehensverlust und eine Schwäche Russlands - gerade unter den Despoten von der Türkei bis China? Wirken sich die massiven Verluste der russischen Streitkräfte in der Ukraine auf Russlands Fähigkeiten aus, Machtpolitik in seiner Nachbarschaft zu betreiben, namentlich im Südkaukasus und in Zentralasien?Dort waren in der vergangenen Woche Konflikte wieder aufgeflammt: im Südkaukasus der schwelende Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan, in Zentralasien der Jahrzehnte währende Grenzkonflikt zwischen Kirgistan und Tadschikistan. In beiden Fällen stimmten die Gegner inzwischen Waffenruhen zu. Doch die Vereinbarungen werden kaum verhindern, dass in wenigen Monaten erneut Gewalt ausbricht und noch mehr Opfer als bisher schon kosten wird.Die russische Führung behandelte Konflikte und Instabilität in ihrer Nachbarschaft in den vergangenen 30 Jahren nicht zuvorderst als zu bannende Gefahren, sie nutzte diese als Mittel der Einflussnahme. So reiht sich eine ganze Kette ungelöster Konflikte von West nach Ost, in die Russland involviert ist.Die nun wieder aufgeflammten Konflikte im Südkaukasus und in Zentralasien zeigen aber auch, dass den Entwicklungen dort ganz eigene Dynamiken zugrunde liegen: bedingt durch die Lebensbedingungen in den Konfliktregionen und durch die Machtinteressen der jeweiligen Staatsführer.Doch hat Russland im Moment nicht die Flexibilität, wie in den vergangenen Jahren militärisch zu agieren oder mit einem Eingreifen zu drohen. 60 Prozent der russischen Landstreitkräfte seien in der Ukraine gebunden, sagt der Militärexperte Gustav Gressel. "Die übrigen 40 Prozent sind allerdings Rumpfeinheiten zum Ausbilden von Wehrpflichtigen. Die kann man nicht mir nichts, dir nichts in einen Krieg schicken, vor allem nicht außerhalb der Grenzen der Russischen Föderation." Zudem habe man so gut wie alle Truppen aus dem Ausland - etwa aus Syrien - zurückgerufen.Beim Verbündeten Armenien allerdings sehe die Lage anders aus, erklärt Richard Giragosian, Direktor des Zentrums für Regionale Studien in Jerewan: "Trotz der zunehmenden Misserfolge und taktischen Rückschläge des russischen Militärs in der Ukraine bleibt die russische Militärposition in Armenien weitgehend unberührt. Weder die 2000 Soldaten der russischen Friedenstruppen in Bergkarabach noch die 7000 Mann starke russische Militärbasis in Gjumri spielen eine direkte Rolle bei Kampfhandlungen im ukrainischen Gebiet." Angesichts der effektiveren Mobilisierungsmöglichkeiten Russlands und der Verlegung besser ausgerüsteter Einheiten aus anderen Einsatzgebieten werde sich diese Situation wohl kaum ändern, so Giragosian.Jedoch verhindert die Präsenz der russischen Truppen nicht, dass die Lage dort im Abstand weniger Monate immer wieder aufs Neue eskaliert. Der Krieg, der eigentlich Ende 2020 beendet sein sollte mit einer von Russland vermittelten Friedensvereinbarung, geht weiter.Die russischen Friedenstruppen in Bergkarabach berichten zwar über Waffenstillstandsverletzungen der aserbaidschanischen Streitkräfte, lassen diese aber weitgehend gewähren. Auch die russischen Truppen auf armenischem Territorium unternehmen wenig, die inzwischen mehrfach erfolgten Einmärsche aserbaidschanischer Streitkräfte zu verhindern.Im Ergebnis gelingt es Aserbaidschan immer wieder, Land einzunehmen, Armenier zu vertreiben und dessen Führung massiv unter Druck zu setzen. Viele Armenier fürchten um die Existenz ihres Landes und fühlen sich von Russland und dem Militärbündnis OVKS (auch CSTO und ODKB genannt) im Stich gelassen. Am Wochenende demonstrierten Hunderte in Jerewan für den Austritt Armeniens aus der Organisation.Deutlich wird, dass Russland wenig auf langfristige Effekte mangelnder Solidarität und Bündnistreue achtet und zuvorderst eigene Interessen durchsetzt: Im Südkaukasus geht es um Einflussnahme auf Aserbaidschan, das an Russland vorbei Transportwege zwischen Asien und Europa bietet und über begehrtes Gas und Öl verfügt. In Bergkarabach sicherte sich die russische Führung erstmals seit Jahren wieder eine Militärpräsenz auf aserbaidschanischem Territorium und hielt dabei den Rivalen Türkei heraus. Zugleich kommt Putin Aserbaidschan entgegen, das sich in der Friedensvereinbarung Transportrouten über armenisches Gebiet zusichern ließ, die nun bald realisiert werden sollen.Dass Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew aber rhetorisch und militärisch testet, wie weit er darüber hinaus gehen kann, fordert Russland immer wieder heraus, zumindest seine politischen und wirtschaftlichen Druckmittel einzusetzen. Dabei wird es sichtbar schwieriger, Aserbaidschan Einhalt zu gebieten. Letztlich gelingt es nur, weil auch die Türkei und der Iran als Regionalmächte kein Interesse an einer massiven Eskalation haben, in die sie unweigerlich hineingezogen werden würden. Zudem bringt die EU beide Konfliktparteien immer wieder an einen Tisch und kühlt die Lage zumindest ein Stück weit ab.Spätestens in zwei Jahren wird sich zeigen, wie weit Russland gehen will und kann, um seine Interessen durchzusetzen: Dann läuft die Vereinbarung über die Präsenz der russischen Friedenstruppen in Bergkarabach ab. Aserbaidschan, hochgerüstet mit modernen Waffen aus der Türkei und Israel, hat erkennbar kein Interesse an einer Verlängerung.Im zweiten, kürzlich wieder aufgeflammten Konflikt zwischen Kirgistan und Tadschikistan ist Russland nicht militärisch involviert. Die wiederkehrenden Eskalationen gehen stark auf Faktoren vor Ort zurück. Beide Länder sind mehr denn je von sozialen und wirtschaftlichen Problemen geprägt. Der Konflikt um den Grenzverlauf und die Exklaven entzündet sich an Streitigkeiten um den Zugang zu Wasser und Land.Regionalexpertinnen wie Asel Doolotkeldieva verweisen darauf, dass die Staatschefs beider Länder mit der Bewahrung und Stärkung der eigenen Macht beschäftigt sind. Tadschikistans Präsident Emomali Rachmon will den Machtübergang auf seinen Sohn sichern. Kirgistans Präsident Sadyr Dschaparow machte populistischen Wahlkampf mit dem Grenzkonflikt. Ein Mechanismus zur Konflikteindämmung mit Hilfe internationaler Akteure - wie beispielsweise durch EU und KFOR im Kosovo - fehlt in der Region.Die Führung in Moskau sieht in Zentralasien eine vorgeschobene Sicherheitszone - auch im Hinblick auf das südlich von Tadschikistan gelegene Afghanistan. Um gegen ein Erstarken islamistischer Kräfte nach dem Abzug der westlichen Alliierten gewappnet zu sein, verstärkte Russland seine Truppen in Tadschikistan und führte vermehrt Militärübungen durch.Nun berichtet Radio Free Europe mit Bezug auf Quellen vor Ort, Russland habe mehr als 2000 Soldaten von Tadschikistan in die Ukraine verlegt. Mehrere Hundert Soldaten sollen auch aus Kirgistan abgezogen sein worden. Das schwächt die militärische Handlungsfähigkeit Russlands nicht nur in Bezug auf Afghanistan: Es ist auch zweifelhaft, ob Operationen wie der OVKS-Einsatz bei den Unruhen in Kasachstan zu Jahresbeginn für die russischen Streitkräfte derzeit leistbar wären. Für Russland, das mit seinem militärischen Drohpotenzial auch politische Ziele durchsetzt, bedeutet dies eine Schwächung. Dass sich russisches Militärgerät in der Ukraine als unterlegen erweist, kann auch dazu führen, dass Russland als Waffenlieferant gegenüber Konkurrenten wie der Türkei verliert.
1asien
Die Gespräche zur Wiederherstellung des Atomabkommens zwischen dem Iran und sechs weiteren Staaten sind beendet. Die Europäische Union habe einen Vorschlag vorgelegt, um den internationalen Pakt von 2015 wieder herzustellen, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf Twitter. "Was verhandelt werden kann, ist verhandelt worden."Borrell betonte, dass es sich bei dem Dokument der EU um einen endgültigen Text handele. "Allerdings steht hinter jeder technischen Frage und jedem Absatz eine politische Entscheidung, die in den Hauptstädten getroffen werden muss." Wenn es von dort positive Antworten gebe, könne die Vereinbarung unterzeichnet werden. Nach Einschätzung eines hohen EU-Vertreters handelt es sich um einen "sehr guten Kompromiss für alle Beteiligten". Mit einer Antwort nach den fast zweijährigen Verhandlungen rechne er "in wenigen Wochen".Der Iran teilte mit, dass er den von der EU vorgelegten Text noch prüfe. "Sobald wir diese Ideen erhielten, haben wir unsere erste Antwort und unsere Überlegungen mitgeteilt", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna einen Beamten des Außenministeriums. "Aber natürlich erfordern diese Punkte eine umfassende Überprüfung, und wir werden unsere zusätzlichen Ansichten und Überlegungen mitteilen."Als Schlüsselfrage in den Gesprächen zur Wiederbelebung des Abkommens hatte der Iran eine derzeit laufende Untersuchung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) benannt. Teheran fordert, dass diese Untersuchung "komplett" zum Abschluss kommt. Darin geht es um Spuren von angereichertem Uran, die an drei nicht gemeldeten Standorten im Iran gefunden worden waren. Der EU-Diplomat sagte jedoch, die IAEA-Untersuchung habe "nichts" mit dem Abkommen von 2015 zu tun. Er hoffe, dass "der Iran und die IAEA eine Einigung erzielen, da dies viele Dinge erleichtern würde".  Die Verhandlungen in Wien zur Wiederbelebung des Atomabkommens waren am Donnerstag wiederaufgenommen worden, nachdem sie monatelang festgesteckt hatten. Das Abkommen von 2015 hatten die USA, China, Russland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit dem Iran ausgehandelt. Es soll das iranische Nuklearprogramm begrenzen und sicherstellen, dass das Land keine Atomwaffen baut. Die Regierung in Teheran bestreitet ein solches Ziel. 2018 stiegen die USA unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump dann jedoch einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten erneut massive Sanktionen gegen den Iran. Teheran zog sich daraufhin seinerseits schrittweise aus seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurück.
1asien
In mehreren Landkreisen des Bundesstaats New York waren zuletzt Polioviren im Abwasser nachgewiesen worden. Ein Alarmsignal, denn die Erreger der Kinderlähmung werden häufig über verunreinigtes Wasser verbreitet. Außerdem war in einer der betroffenen Kommunen im Juli ein Mann an Polio erkrankt - der erste Fall in den USA seit fast einem Jahrzehnt. Die New Yorker Gesundheitsbehörde befürchtet, das Virus könnte sich auch in der Millionenmetropole verbreiten. Die Gouverneurin des Bundesstaats, Kathy Hochul, hat deshalb den Katastrophenfall ausgerufen. Unter anderem wurde das Netzwerk der Anbieter ausgeweitet, die Polio-Impfungen verabreichen dürfen - auf Noteinsatzkräfte, Hebammen und Pharmazeuten. Die Gesundheitsbehörde rief alle unzureichend oder gar nicht geimpften Einwohner dringend auf, sich immunisieren zu lassen. Das gelte vor allem für Kinder.Polio gilt seit Ende der 1970er-Jahre in den USA als ausgerottet. Dass die Infektionskrankheit nun wieder auf dem Vormarsch ist, führen die Experten auf die Impfmüdigkeit in der Bevölkerung zurück.In New York City sind 14 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren nicht vollständig gegen Polio geimpft. In den Landkreisen, in denen Viren im Abwasser nachgewiesen wurden, liegt die Impfquote in der Gesamtbevölkerung zum Teil nur bei 40 Prozent.
0amerika
G20-Gastgeber Indonesien zufolge haben zahlreiche Mitgliedstaaten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt. In der Abschlusserklärung Indonesiens zum zweitägigen Treffen der Finanzminister und Zentralbankchefs der G20-Staaten auf Bali hieß es, "viele Mitglieder" seien sich einig gewesen, dass "Russlands Krieg gegen die Ukraine" die Weltwirtschaft belaste. Der Krieg sei "deutlich verurteilt" und sein Ende gefordert worden. Am Ende des zweitägigen Treffens war keine gemeinsame Abschlusserklärung zustande gekommen, da es wegen des Kriegs Streit mit Russland gegeben hatte, das selbst G20-Mitglied ist. Die Vertreter der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer hätten sich nicht einigen können, ob eine Stellungnahme zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine darin einfließen solle, teilte die indonesische Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati mit - wie schon bei einem ähnlichen Treffen im April in Washington. Das außenpolitisch neutrale Indonesien veröffentlichte daher als Gastgeber-Nation eine Abschlusserklärung mit 14 Paragraphen. In zwei davon ging es um Differenzen zwischen den Mitgliedstaaten. Diese hätten die westlichen Sanktionen gegen Russland betroffen, die "ein Mitgliedstaat" als "zusätzliche Herausforderung" bezeichnet habe. Bei dem Staat handelt es sich vermutlich um Russland selbst. Zudem habe es keine gemeinsame Position zur Frage gegeben, ob die russische Invasion der Ukraine die globale Ernährungskrise verschärft. Während viele westliche Staaten Russland vorwerfen, die Ausfuhr von Getreide aus ukrainischen Häfen zu blockieren und geerntetes Getreide zu verbrennen, weist Moskau jegliche Schuld von sich.Der russische Finanzminister Anton Siluanow hatte an dem G20-Treffen nur virtuell teilgenommen, jedoch war sein Stellvertreter Timur Maximow vor Ort. Auch der ukrainische Finanzminister Serhij Marschenko nahm virtuell teil, obwohl sein Land nicht zur G20 gehört. Maximow befand sich im Raum, als westliche Vertreter den russischen Angriffskrieg verurteilten, wie ein Teilnehmer berichtete. Eine Woche zuvor hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow während eines G20-Treffens auf Bali den Raum verlassen, als seine deutsche Kollegin Annalena Baerbock eine Rede hielt. Einig waren sich hingegen alle Teilnehmer - einschließlich Russlands -, dass die weltweite Nahrungsmittelkrise angegangen werden müsse. "Wir waren uns alle einig, dass die Unsicherheit bei der Lebensmittelversorgung Aufmerksamkeit, ein Einschreiten und eine passende Politik erfordern, und deshalb haben wir darüber diskutiert, wie wir Unterbrechungen der Versorgung angehen können", sagte Sri Mulyani Indrawati. Der Protektionismus müsse beseitigt werden, damit Nahrungsmittel leichter von den Erzeuger- in die Empfängerländer gelangen könnten.Auch in anderen Bereichen gab es demnach Einigkeit: unter anderem zur Einführung internationaler Steuerregeln im Jahr 2024 sowie zur Zusammenarbeit im Kampf gegen die Corona-Pandemie, steigende Inflation und Klimawandel. Das nächste Treffen der G20-Finanzminister ist für Oktober in Washington geplant.
1asien
Es war eine extrem emotionale Aussprache im Bundestag zur Situation im Iran. Seit rund zwei Wochen demonstrieren die Menschen dort, angeführt von den iranischen Frauen - und sie sind laut. Außenministerin Annalena Baerbock sagt: "Auch wenn das Internet jetzt abgeschaltet ist, wir sehen und hören diese Frauen." Verschiedene Quellen sprechen von mindestens 70 Toten und weit über 1000 Verhaftungen. Gabriela Heinrich von der SPD hat mit einem Zitat der iranischen Journalistin Masih Alinejad passende Worte gefunden: Besonders eindringlich waren die Reden der Bundestagsabgeordneten mit iranischem oder kurdischem Hintergrund. Omid Nouripour von den Grünen ist in Teheran aufgewachsen und er schildert, dass er viele Nachrichten aus dem Land bekommt. Zum Beispiel auch die über Hadiz, eine junge Frau, die eine Demo nicht überlebt hat. Bijan Djir-Sarai von der FDP ist ebenfalls im Iran aufgewachsen: "Ich musste 1987 den Iran verlassen, da war ich 11 Jahre alt. Ich habe mit eigenen Augen Krieg und Menschenrechtsverletzungen im Iran gesehen. Wer am eigenen Leib erfahren hat, wie sich Unfreiheit anfühlt, wird sich tagtäglich und unmissverständlich für Freiheit einsetzen." Gökay Akbulut von der Partei Die Linke hat eine kurdische Migrationsgeschichte und hat ihre Rede in einem T-Shirt gehalten, auf dem eine der Parolen stand, die gerade überall in Iran zu hören sind: Es seien nicht die üblichen Demos und Streiks, das hört man bei dieser Debatte immer wieder. Der Iran stehe vor einer Revolution und das Mullah-Regime vor dem Zusammenbruch. Annette Widmann-Mauz von der CDU/CSU hat vor diesem Hintergrund ihre Enttäuschung über Kanzler Scholz zum Ausdruck gebracht: Außenministerin Baerbock hat aufgezeigt, welche Schritte sie in den letzten Tagen gemacht hat, um härtere Sanktionen gegen Iran zu erwirken. Und Omid Nouripour von den Grünen drang abschließend darauf, dass diese Sanktionen schnell kommen müssten: "Vor diesem unglaublichen Mut dieser Frauen, die vor Sicherheitsleuten mit 'ner Knarre in der Hand das Kopftuch ziehen und ihnen ins Gesicht schreien, dass sie sich das nicht mehr bieten lassen, kann man nur auf die Knie fallen."
3innenpolitik
Seit mehr als 40 Jahren ist Richard Leipold Taxiunternehmer. In den guten Zeiten schickte er 32 Taxifahrer auf die Straßen Berlins, jetzt sind es noch drei. Und auch die könnten bald Geschichte sein. Denn es rechnet sich nicht mehr. "Wir machen - wie befürchtet - seit zwei Monaten Miese", erzählt Leipold. In den nächsten Monaten werde sich das verstärken. Im September fiel der Tankrabatt weg, ab 1.Oktober steigt der Mindestlohn. Zwölf Euro pro Stunde muss er dann zahlen, noch einmal 1,55 Euro mehr. Bei einem Durchschnittsverdienst von 19 bis 26 Euro pro Stunde bleibt dann nichts mehr. Denn auch die gestiegenen Spritkosten und die Unterhaltskosten für die Fahrzeuge müssen damit finanziert werden. Nicht nur für Leipold ist das unwirtschaftlich. Der geltende Taxi-Tarif federe die Mehrkosten nicht ab, hätte schon vor langer Zeit angehoben werden müssen, sagt er.Im August gab es in Berlin 2045 Taxiunternehmen - knapp 250 weniger als vor einem Jahr. So steht es in der Statistik der Berliner Taxi-Innung. Dort befürchtet man jetzt das große Taxisterben. Zwar haben sich die Fahrgastzahlen von der Corona-Pandemie einigermaßen erholt, auch wenn sie nicht das Vorkrisenniveau erreichen. Doch was hilft das, wenn jeder Kunde Geld kostet, statt einfährt?  Berlin ragt beim Taxisterben wie ein Leuchtturm heraus, sagt Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e.V. Denn in der Hauptstadt sei die Konkurrenz groß. Doch auch in Frankfurt oder Hamburg seien Bolt oder UBER ein echtes Problem, weil sie zum Teil deutlich niedrigere Preise anbieten würden. Dazu kommen in den Großstädten andere Alternativen: Leihräder, Carsharing, Roller oder der öffentliche Nahverkehr. Die gibt es in den ländlichen Regionen nicht. Doch auch dort zieht sich das Taxigewerbe zurück, weil es sich nicht rechnet. Auf der Strecke bleiben immobile Menschen. Für den Bundesverband ist das ein Problem, das politisch gelöst werden muss. Denn das Taxi gilt als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs. Wenn der in der Zukunft gestärkt werden soll, wollen auch die Taxis davon profitieren. Vorstellbar, so der Bundesverband, seien zum Beispiel Verträge mit Kommunen, um dort den Personenverkehr auszubauen. "Statt leere Busse übers Land zu schicken, macht es vielleicht Sinn, Taxis zu nutzen und zu subventionieren", sagt Oppermann.  Ruf-Taxi statt drei Mal täglich Bus also. Was man könne, habe man in der Pandemie bewiesen, als Taxis zu Impfzentren fuhren oder Krankentransporte übernahmen.  Doch solche Ansätze brauchen Zeit. Die schnellere Lösung: Preiserhöhungen, um die Mehrkosten auszugleichen. Doch auch das dauert. Denn die Taxitarife und ihre Anpassung ist im Personenbeförderungsgesetz geregelt und bedarf der Genehmigung durch die Behörden, eben weil das Taxi Teil des ÖPNV ist. Subventionen sind dabei nicht vorgesehen. Heißt: Anders als bei Bussen und Bahnen müssen die Fahrgäste allein für die Kosten aufkommen beziehungsweise die Unternehmer mit dem eingefahrenen Geld klarkommen. Auch deshalb sehen sich die Taxiunternehmen als "Stiefkinder des ÖPNV". Das Gesetz regelt auf der anderen Seite die Pflichten. Eigene Preise dürfen Taxifahrer nicht erheben, sie müssen 24 Stunden am Tag befördern, um Mobilität zu gewährleisten. Also verfügbar sein, auch wenn sie nicht gebraucht werden und nur warten - unbezahlt. Damit rechnet es sich dann eben nicht mehr. Doch die Erhöhung der Tarife birgt die Gefahr, dass noch weniger Kunden einsteigen. Taxifahren wird exklusiver - und für weniger Menschen bezahlbar. Vielleicht, so sagt es Richard Leipold, der Berliner Taxiunternehmer, sei die Zeit der Taxen einfach vorbei. Wie lange er noch weitermachen kann, weiß er nicht. Zumindest in Berlin ist über die Preiserhöhung noch nicht entschieden worden. Der Mindestlohn allerdings steigt zum 01.Oktober.
5unternehmen
Angesichts der nach wie vor dramatischen Lage in den Überschwemmungsgebieten in Pakistan will das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) seine Unterstützung für die betroffene Bevölkerung verstärken.Seit Wochenbeginn werden Hilfslieferungen über eine Luftbrücke in das Land gebracht. Ein erster Flug sei am Montag von Dubai aus gestartet, für Mittwoch und Donnerstag seien weitere Flüge vorgesehen, teilte ein Sprecher der Organisation mit. Ziel dieser Lieferungen sei vor allem die Provinz Sindh im Süden Pakistans, in der die Überschwemmungen besonders große Verwüstungen angerichtet haben. Vorrangig werden laut UNHCR Schlafmatten, Küchengerät und Mehrzweckplanen an Bord der Flugzeuge nach Pakistan gebracht. Über Land würden aus Usbekistan mit Lastwagen Zelte für etwa 11.000 Familien in die Katastrophengebiete geliefert. Angaben der Vereinten Nationen zufolge sollen zunächst rund 50.000 Haushalte über die Nothilfe der UN versorgt werden. Seit Mitte Juni kommt es in Pakistan zu ungewöhnlich starken Regenfällen. Mehr als 1300 Menschen kamen bislang ums Leben. Behörden des Landes schätzen, dass insgesamt etwa 33 Millionen Menschen von den Auswirkungen der Überschwemmungen betroffen sind. Die UN gehen davon aus, dass davon derzeit mehr als 6,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Fast 634.000 Menschen leben demnach in provisorischen Camps. Im ganzen Land wurden nahezu eine Million Häuser zerstört.Doch bislang erscheine die internationale Hilfe, die Pakistan erreiche, noch sehr unstrukturiert, berichtet ARD-Korrespondent Oliver Mayer aus der pakistanischen Provinz Sindh. "Dabei brauchen die Menschen hier so vieles", so Mayer - von Wasserpumpen über Lebensmittel bis hin zu ärztlicher Versorgung. Und auch die Sorge vor der Verbreitung hochansteckender Krankheiten nimmt in Pakistan immer weiter zu. Seit Tagen herrsche in dem Land eine "unsägliche Hitze", berichtet Mayer weiter. Und diese schaffe in den Überschwemmungsgebieten den Brutgrund für Moskitos, die etwa Malaria oder auch das Dengue-Fieber übertragen können.Meteorologen warnen jedoch auch in den kommenden Wochen vor weiteren Regenfällen. Das würde den Kampf von Einsatzkräften in der Provinz Sindh weiter erschweren, die versuchen, den größten Süßwassersee des Landes am Überlaufen zu hindern. Etwa 100.000 Anwohnerinnen und Anwohner rund um den Manchar-See wurden bereits vorsorglich in Sicherheit gebracht. An drei Stellen wurde der um den See errichtete Deich gebrochen, um Wasser abfließen zu lassen.
1asien
Lynda Reynolds und ihr Mann waren überrascht, wie schnell sich das Feuer ihrem Haus genähert hat. "Es war beängstigend, unsere Körper waren mit Asche bedeckt", erzählt Linda. Es sei ihr so vorgekommen, als wäre das Feuer direkt über ihrem Haus. Ihr Mann erzählt: "Wir haben dann fix unsere Sachen zusammengesucht. Als ich den Hügel hinauf ging und schaute, dachte ich: Oh mein Gott, das kommt aber schnell."Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat inzwischen für den Bezirk Mariposa den Notstand ausgerufen. Die Region liegt gut 300 Kilometer östlich von San Francisco, direkt am Rand des Yosemite Nationalparks. Das Feuer war am Freitagmorgen ausgebrochen. Und hatte sich dann rasend schnell ausgebreitet. Die Einsatzkräfte bezeichnen es als "explosiv".Kalifornien leidet seit fast drei Jahren an einer extremen Dürre. In diesem Jahr hat es in dem US-Bundesstaat kaum geregnet. Wälder und Büsche sind sehr trocken. Windböen und verdorrtes Unterholz tragen zur Brandbeschleunigung bei. Die kalifornische Feuerwehr hat bislang null Prozent des Feuers unter ihrer Kontrolle. Trotzdem gibt sich Sprecherin Natasha Fouts optimistisch" Wir haben es mit einem zerklüfteten Gebiet zu tun, es ist sehr steil. Wir haben aber einen guten Kampf vor uns."Mittlerweile sind die Einsatzkräfte verstärkt worden. Von erst 400 Feuerwehrleuten auf jetzt mehr als 2000. Mit 17 Löschhubschraubern und schwerem Gerät wird versucht, den Flammen Einhalt zu gebieten. Es hat sich bereits auf einer Fläche von mehr als 63 Quadratkilometern ausgebreitet.Das einzig Positive - so man das bei einem Feuer dieses Ausmaßes überhaupt sagen kann - ist, dass die Region nur dünn besiedelt ist. Mehrere Tausend Häuser waren zuletzt von dem Brand bedroht, einige waren zerstört oder beschädigt worden. Etwa 6000 Anwohner mussten sich Medienberichten zufolge in Sicherheit bringen. Weite Teile der USA erleben derzeit eine extreme Hitzewelle - oft mit Temperaturen jenseits der 40 Grad.
0amerika
US-Präsident Joe Biden ist wenige Tage nach seiner Covid-19-Infektion erneut positiv auf das Coronavirus getestet worden - obwohl er zuvor bereits zwei Mal negativ getestet worden war. Das Weiße Haus erklärte, er werde sich wieder in Isolation begeben. Symptome habe er aber keine. Auf Twitter schrieb Biden, dass er nun wieder positiv getestet sei und dies bei nur wenigen Menschen passiere. Bidens Arzt Kevin O'Connor teilte mit, dass der Präsident mit einem Antigen-Test getestet wurde. Ein solcher "Rückfall" sei in seltenen Fällen bei Patienten beobachtet worden, die wegen ihrer Covid-Erkrankung mit dem Medikament Paxlovid behandelt wurden. Vergangene Woche war Biden positiv auf Covid-19 getestet worden und hatte sich isoliert. Die Krankheit verlaufe milde, der Präsident bekäme Paxlovid, hatte es geheißen. Am Mittwoch wurde der er dann nach Angaben des Weißen Hauses zwei Mal negativ getestet, beendete seine Isolation und nahm seitdem auch wieder Termine wahr.
0amerika
Die US-Märkte haben mit Verlusten auf die Eskalation im Streit um den Inselstaat Taiwan reagiert. Bei nervösem Handel fanden sie lange keine klare Richtung und schlossen am Ende nachgebend. Während der Leitindex Dow Jones stärker um 1,23 Prozent auf 32.396 Punkte absackte, hielt sich die Technologiebörse Nasdaq besser. Der Composite-Index ging bei 12.348 Zählern aus dem Handel, ein leichter Tagesverlust von 0,16 Prozent. Der Auswahlindex Nasdaq 100 fiel um 0,3 Prozent, der marktbreite S&P-500-Index um 0,67 Prozent auf 4091 Zähler.Trotz scharfer Drohungen aus Peking besuchte die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, am Abend wie geplant den Inselstaat Taiwan. Das sorgte den ganzen Tag über für Nervosität auf dem Parkett und dämpfte die Aktivitäten der Anleger. China betrachtet die Insel als Teil des Landes, de facto ist sie aber unabhängig und wird von den USA auch militärisch unterstützt. Der Besuch Pelosis ist der ranghöchste Besuch eines US-Politikers seit einem Vierteljahrhundert in Taiwan.Die Börse reagiere immer noch recht gelassen auf die Reise der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, sagte ein Marktbeobachter. "Natürlich, falls China überreagiert mit einer sehr aggressiven Antwort, wird der Aktienmarkt und auch andere Märkte mit Sicherheit stärker reagieren. Im Moment aber schauen die meisten Anleger auf Quartalszahlen, die Inflation und darauf, wie diese in den nächsten sechs bis neun Monaten die US-Notenbank beeinflussen wird." Aktien chinesischer Firmen, die an der Wall Street gelistet sind, gaben nach. Auch chinalastige börsennotierte Fonds (ETF) von iShares und KraneShares fielen zurück. Im Gegenzug stiegen Aktien von Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin, Northrop Grumman und Raytheon."Ein Cocktail der Unsicherheit überschattet die zuletzt gute Stimmung an den globalen Aktienmärkten", kommentierte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. "Geopolitische Risiken, Konjunkturängste und die damit im Zusammenhang stehenden Rezessionssorgen lassen Anleger Wertpapiere mit spitzen Fingern anfassen."Unter den Einzelwerten rutschten die Aktien von Caterpillar ans Ende des Kurszettels im Dow und gaben um 5,8 Prozent nach. Der Baumaschinen- und Nutzfahrzeughersteller enttäuschte den Markt mit seinem Umsatz im zweiten Quartal. Wegen geringerer Baumaschinen-Erlöse in China war er hinter der durchschnittlichen Analystenschätzung zurückgeblieben. Caterpillar-Ergebnisse werden an der Börse gerne auch als Konjunkturindikator genutzt und finden stets Beachtung.Als ob der heiße Krieg in der Ukraine nicht schon genug wäre - mit der neuen Krise um den fernöstlichen Inselstaat Taiwan loderte heute ein neues Feuer auf, das geeignet sein kann, die Märkte negativ zu beeinflussen. Im Mittelpunkt stand auch hierzulande die Reise von Nancy Pelosi nach Taiwan, die für so manche Sorgenfalte sorgte. Die Mehrheit der Investoren gehe zwar nicht von einer militärischen Eskalation zwischen den USA und China aus, sagte Jochen Stanzl, Analyst vom Brokerhaus CMC Markets. "Es könnte trotzdem ein Fehler sein, die Situation zu verharmlosen. Ein Angriff Russlands auf die Ukraine wurde im Vorfeld auch mehrheitlich als nicht wahrscheinlich angesehen." So plötzlich die neue Krise in Fernost die Märkte auch erreicht hat, der erste Schock zog sich nicht durch den ganzen Tag. Der DAX grenzte seine Verluste am Nachmittag ein, zu mehr reichte es aber nicht. Am Ende blieben die Anleger zurückhaltend, der deutsche Leitindex schloss bei 13.449 Punkten um 0,23 Prozent leicht im Minus. Im Tageshoch war er bis auf 13.484 Punkte geklettert, das Tagestief lag bei 13.335 Zählern. Derweil ging das eigentliche Brot- und Buttergeschäft der Börse weiter: die Bewertung neuer Unternehmensergebnisse und damit der zukünftigen Gewinnaussichten. Die Berichtssaison zum abgelaufenen zweiten Quartal nimmt nun auch in Deutschland Fahrt auf, zahlreiche Firmen haben schon heute ihre Bücher geöffnet, u.a. die DAX-Mitglieder Symrise und Covestro. Im weiteren Wochenverlauf wird die Zahlenflut noch zunehmen. Anleger erhoffen sich Hinweise darauf, ob die jüngsten Kursgewinne im DAX und den anderen Indizes fundamental gerechtfertigt sind. Vor allem die Ausblicke der Unternehmen sind in dem weiterhin von Rezessionsängsten geprägten schwierigen Marktumfeld dabei entscheidend. Die Furcht vor einer Eskalation der Spannungen zwischen China und den USA ließ Anleger unmittelbar zu als "sicherer Hafen" angesehenen Staatsanleihen greifen. Im Gegenzug fiel die Rendite der als Benchmark für den Euroraum angesehenen zehnjährigen deutschen Bonds in der Spitze auf 0,72 Prozent, am Abend lag sie dann wieder bei 0,77 Prozent. Auch der Dollar legte zum Euro heute wieder zu. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0224 (Montag: 1,0233) Dollar fest. Im US-Handel wurden 1,0178 Dollar bezahlt. Der Goldpreis gab mit dem starken Greenback leicht nach auf 1766 Dollar. Der Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen sowie anderer Lebensmittelzusätze, Symrise, erhöht nach deutlichen Zuwächsen im ersten Halbjahr die Umsatzprognose. Das Unternehmen profitiert insbesondere von einer regen Nachfrage nach Anwendungen für Kosmetika, Feinparfümerie und Heimtiernahrung. Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram rechnet für 2022 nun mit einem Umsatzwachstum aus eigener Kraft von deutlich über sieben Prozent. Bisher wurde ein Plus von fünf bis sieben Prozent avisiert. Im ersten Halbjahr erzielte der DAX-Konzern ein organisches Umsatzplus von gut zehn Prozent.Wie die gesamte Chemiebranche bereitet sich auch der Kunststoffkonzern Covestro auf einen möglichen Erdgasmangel in Deutschland vor. Zur kurzfristigen Senkung des Gasbedarfs in Deutschland seien verschiedene Maßnahmen wie etwa die Umstellung auf ölbasierte Generatoren zur Dampferzeugung getroffen worden. Zudem werde weiter an den Produktionsprozessen gearbeitet, um den Gas- und Energieverbrauch zu senken. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um fast ein Fünftel auf 4,7 Milliarden Euro, was allerdings an höheren Verkaufspreisen und dem schwachen Euro lag. Der Absatz ging im zweiten Quartal zurück. Der Überschuss hat sich mit 199 Millionen Euro mehr als halbiert.Die Aktien von Rheinmetall haben heute an ihren positiven Wochenauftakt angeknüpft. Am nachmitag verbuchen sie unter den größten Gewinnern im MDAX Zuwächse von knapp drei Prozent. Zuletzt standen sie noch drei Prozent höher. In der vergangenen Woche waren sie dem steigenden Gesamtmarkt noch hinterhergelaufen. Nun aber belasten den Markt zunehmende geopolitische Spannungen, was wiederum Aktien von Rüstungskonzernen tendenziell hilft. Die Lufthansa Gruppe testet in Skandinavien die Einführung eines Sondertarifs für CO2-neutrales Fliegen. Die sogenannte Green Fare beinhalte einen vollständigen Ausgleich der durch den Flug entstehenden Treibhausgasemissionen, erklärte das Unternehmen. Der Tarif stehe ab sofort im Rahmen eines Pilotprojektes neben den bekannten Tarifen als zusätzliche Option in der Online-Buchungsmaske für Flüge aus Schweden, Norwegen und Dänemark zur Auswahl."Der Ausgleich erfolgt dabei zu 80 Prozent über hochwertige Klimaschutzprojekte und zu 20 Prozent über den Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe, so genannter Sustainable Aviation Fuels (SAF)", erklärte der Konzern, zu dem neben der Lufthansa auch die Fluggesellschaften Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines gehören.Das Prinzip, bei der Flugbuchung einen Aufpreis zum Ausgleich von Treibhausgasemissionen zu zahlen, gibt es schon seit einiger Zeit. Nach eigenen Angaben ist die Lufthansa das erste Unternehmen, welches den Ausgleich in seine Tarifstruktur aufnimmt. Der britische Öl-Multi BP hat wie seine Wettbewerber Shell, ExxonMobil und TotalEnergies vom gestiegenen Ölpreis und hohen Raffineriemargen profitiert und im zweiten Quartal das beste Ergebnis seit 14 Jahren eingefahren. BP verdreifachte seinen Gewinn im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr auf 8,5 Milliarden Dollar und übertraf damit die Analystenschätzungen von 6,8 Milliarden deutlich.Wertminderungen im Russland-Geschäft haben den Gewinn des italienischen Versicherers Generali gedrückt. Der Nettogewinn sank im ersten Halbjahr um neun Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Die Bilanz belasteten Wertminderung russischer Forderungen mit 138 Millionen Euro. Dennoch lag der Überschuss über den Erwartungen der Analysten, die lediglich 1,33 Milliarden Euro prognostiziert hatten. "Wir waren in der Lage, diese Ergebnisse in einem zunehmend unsicheren geopolitischen und makroökonomischen Umfeld zu erzielen", erklärte Generali-Chef Philippe Donnet. Er kündigte aber auch an, dass der Versicherer seine Preise erheblich erhöhen wird, um die Folgen der Inflation zu mildern. Der Vakuumpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum hat dank guter Geschäfte in allen Bereichen und Regionen einen Rekordumsatz erzielt. Die Erlöse stiegen im zweiten Quartal um fast 13 Prozent auf 225 Millionen Euro. Neben einer hohen Nachfrage habe Pfeiffer Vacuum dabei auch von günstigen Wechselkurseffekten profitiert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um knapp 13 Prozent auf 28,7 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 20,4 Millionen Euro hängen und damit 2,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Im dritten Quartal litt der Windanlagenbauer Siemens Gamesa unter hohen Rohstoffkosten, Störungen in der Lieferkette sowie Ausgaben für die neue, problembehaftete Landturbine 5.X. Dazu kamen Projektverzögerungen im Zusammenhang mit Qualitätsmängeln sowie Kosten für die Reparatur mangelhafter Komponenten bei älteren Windkraftanlagen an Land. Der Konzern weitete den Verlust mit 446 Millionen Euro kräftig aus. Ein Jahr zuvor hatte der Verlust 314 Millionen Euro betragen. Nun erwägt Siemens Gamesa Insidern zufolge den Abbau von rund 2500 Arbeitsplätzen. Der Luxussportwagenbauer Ferrari erwartet dank des schwachen Euro und besserer Geschäfte mit Wunschausstattungen in diesem Jahr etwa mehr Umsatz und Ergebnis als bisher. So wollen die Italiener den Umsatz von 4,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf nun rund 4,9 Milliarden steigern, wie das Unternehmen heute in Maranello mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen dürfte zwischen 1,7 und 1,73 Milliarden Euro landen. Zuvor hatte Ferrari mit rund 4,8 Milliarden Euro Umsatz gerechnet und sich davon einen operativen Gewinn von im besten Fall bis zu 1,7 Milliarden Euro versprochen. Analysten hatten bereits etwas mehr operatives Ergebnis auf dem Zettel als bisher avisiert. An der Mailänder Börse drehte die Ferrari-Aktie nach den Zahlen ins Plus.Der Taxi-Rivale Uber ist im zweiten Quartal trotz Inflations- und Rezessionssorgen stark gewachsen. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 105 Prozent auf 8,1 Milliarden US-Dollar (7,9 Mrd. Euro), wie der Konzern heute mitteilte. Das bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um 873 Millionen auf 364 Millionen Dollar zu. Wertberichtigungen auf Beteiligungen an anderen Unternehmen verursachten trotzdem einen Nettoverlust von 2,6 Milliarden Dollar. Aber die Zahlen übertrafen die Erwartungen der Experten klar. Die Aktie steigt um rund 15 Prozent. Im laufenden Quartal erwartet Uber ein bereinigtes Betriebsergebnis zwischen 440 Millionen und 470 Millionen Dollar.Mitten im Rechtsstreit zwischen Twitter und Tesla-Chef Elon Musk hat der Hedgefonds Greenlight Capital seinen Einstieg bei dem Kurznachrichtendienst bekanntgegeben. Man habe im vergangenen Monat die Aktien bei einem Kurs von durchschnittlich 37,24 Dollar gekauft, hieß es in einem Brief des Gründers David Einhorn an Investoren, in den die Nachrichtenagentur Reuters Einblick erhielt. Wenn Twitter sich bei dem Verfahren durchsetze, könne der Kurs relativ dazu um 17 Dollar steigen. Wenn der Deal jedoch platze, dürfte ein Minus von 17 Dollar die Folge sein. "Also haben wir eine 50-50 Chance auf etwas, das zu mehr als 95 Prozent eintreten sollte," schrieb Einhorn.Der aktivistische Investor Elliott ist nach eigenen Angaben größter Aktionär von Pinterest. Die Foto-Onlineplattform sei ein "hoch strategisches Unternehmen mit erheblichem Wachstumspotenzial." Man sei so von der Wertschöpfungschance bei Pinterest überzeugt, dass man größter Investor des Unternehmens geworden sei. Wie groß der Anteil genau ist, gab Elliott nicht bekannt. Die Zeitung "Wall Street Journal" hatte Mitte Juli berichtet, es seien mehr als neun Prozent. Fast zeitgleich zu der Ankündigung legte der US-Konzern seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Dabei verfehlten Gewinn und Umsatz die Erwartungen der Analysten.  
2finanzen
Pelosi signalisiert auch, dass die USA hier geostrategische und wirtschaftliche Interessen verfolgen und einen Führungsanspruch haben. Und schließlich ist es ein Signal an die USA, wo es einen großen überparteilichen Konsens für einen härteren Kurs gegenüber China gibt.Die zweite Ebene: Dieser Besuch trägt eine sehr persönliche Note. Wir dürfen vermuten, dass Pelosi sich vor ihrer Reise mit ihrem Parteifreund Biden ausgetauscht hat. Aber sie hat sicher auch aus persönlichen und biographischen Gründen auf diesem Besuch bestanden - Pelosi hat sich ja immer sehr deutlich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte auch in China eingesetzt.Das ist ein Prozess, den die USA schon vor längerer Zeit - auch unter Donald Trump - begonnen haben, damals viel spektakulärer und rhetorisch sicherlich auch nicht so geschickt wie die jetzige US-Administration. Wir müssen abwarten, welche weiteren Ankündigungen noch kommen und tatsächlich umgesetzt werden, zum Beispiel ob und wo die chinesische Armee Raketen abfeuern wird. Wir erinnern uns an die Krise der Jahre 1995 und 1996, als Peking Raketentests unmittelbar vor der taiwanesischen Küste durchgeführt hat.Gut ist, dass die USA und China miteinander reden, wie das Telefongespräch von Biden und Xi gezeigt hat. Es wichtig, dass die beiden Führungen weiter direkt miteinander in Kontakt sind und sich darüber informieren und austauschen, wo rote Linien liegen und welche Schritte getroffen werden können.Ich denke aber nicht, dass die chinesische Führung jetzt kurzfristig versuchen wird, Taiwan einzugliedern. Das wäre eine sehr komplexe militärische Operation, die viel Vorbereitung erfordert. Das ist aus Sicht der chinesischen Führung auch aufgrund der Erfahrung des Krieges in der Ukraine kurzfristig sehr risikoreich.Aber zugleich ist es beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen in Taiwan sagen, dass sie solche Sorgen schon ihr ganzes Leben begleiten. Dass sie bereit sind, mit aller Kraft für ihre Unabhängigkeit, ihre Freiheit und für die Demokratie einzustehen, mit dieser Angst zu leben, ihr nicht nachzugeben und sich nicht zu ergeben. Das erinnert mich stark an die Kraft und den Widerstandswillen der Menschen in der Ukraine. Für Europa und für Deutschland heißt das, dass wir Taiwans Rolle sehr viel stärker anerkennen sollten. Natürlich sollten wir die chinesische Führung nicht provozieren. Aber wir müssen Peking deutlich signalisieren, dass aggressive Drohgebärden innerhalb einer auf Regeln basierenden internationalen Ordnung keinen Platz haben. Das ist die Basis für eine Außenpolitik, die Interessen und Prinzipien nicht trennt, sondern verbindet. Also ist die Zeit ist gekommen, eine klare Position für Demokratie und Freiheit zu beziehen, sei es in der Ukraine, oder sei es in der Taiwan-Straße. Das Gespräch führte Eckart Aretz, tagesschau.de
1asien
Wenn man in diesen Tagen mit Menschen spricht, die Oliver Blume kennen, dann fallen immer wieder diese Worte: Umgänglich sei er. Zugewandt. Immer auf Augenhöhe. Und noch etwas hört man oft: seinen Spitznamen. "Der Olli", so wird er von Menschen genannt, die ihn schon lange kennen. Ein vergleichbarer Spitzname bei seinem Vorgänger Herbert Diess? Undenkbar. Und vielleicht lässt sich schon daran erkennen, worin der größte Unterschied zwischen diesen beiden Top-Managern liegt. Der eine, Herbert Diess, wirkt auf seine Mitmenschen kühl, distanziert, viele sagen auch: knallhart, keinen Konflikt scheuend. Der andere, Oliver Blume, "der Olli", steht für das Gegenteil. Nahbar, verbindlich, mit Handschlagqualitäten, heißt es aus Kreisen des Betriebsrates.Die Art, wie Top-Manager ihre Belegschaft führen, mit ihr in Kontakt treten, ist in jedem Unternehmen wichtig. Aber in kaum einem ist es so wichtig wie im Volkswagen-Konzern - weil dort die Arbeitnehmer deutlich mehr mitregieren als in anderen Unternehmen. Mitbestimmung gehört zu Kern der DNA von Volkswagen. Und deshalb ist es nicht nur entscheidend, dass an der Spitze des Autobauers mit seinen rund 670.000 Beschäftigten jemand steht, der fachlich topqualifiziert ist. Es muss auch jemand sein, der es versteht, mit den VW-Besonderheiten umzugehen und die richtigen Signale an die Belegschaft zu senden.Oliver Blume, so die Hoffnung vieler im Konzern, könnte so eine Führungsfigur sein. Zum Bild passt, dass der 54-Jährige fast im Schatten der VW-Türme aufgewachsen ist. Er ist in Braunschweig geboren, hat dort sein Abitur gemacht und an der TU Maschinenbau studiert, nach seinem Wehrdienst im Landkreis Gifhorn. Ein Teamplayer sei er, sagen Wegbegleiter, die mit ihm in Braunschweig Tennis gespielt haben. Einer, der schon bei der Bundeswehr auffiel, sagen andere. Nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch, weil er viel Energie hatte, sich nicht scheute, im Mittelpunkt zu stehen und überaus komisch Vorgesetzte imitieren konnte.Oliver Blume tritt seinen neuen Job mit derart vielen Vorschusslorbeeren an, dass er die Latte eigentlich nur reißen kann, fürchtet Automobilexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. "Die Gefahr ist, dass er so hoch gelobt wird, dass er die Erwartungen am Ende nicht erfüllen kann." Die Aufgaben, die vor Blume lägen, seien riesengroß und Blume ja "kein Zauberer". Bisher jedenfalls hat sich Blume erst einen Patzer erlaubt: durch einen fragwürdigen Austausch mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zur Zukunft synthetischer Kraftstoffe. Diese sind für Porsche wichtig, für den VW-Konzern insgesamt dagegen nicht. Das Thema dürfte - und sollte - daher ein Randaspekt bleiben, meint Bratzel.Der Branchenexperte schätzt an Blume unter anderem, dass dieser sehr strategisch denken und mit seiner Mannschaft verbindlich erreichbare Ziele vereinbaren könne. Bei Porsche hat das zum Erfolg geführt. Das Geschäft läuft, der Sportwagen-Hersteller ist der Renditebringer im Volkswagen-Konzern. Blume will Porsche auch weiterhin führen - neben seinem Job als VW-Chef. Es dürfte fraglich sein, wie lange er das Pensum durchhält. Denn Herbert Diess hat Volkswagen zwar erfolgreich in Richtung Elektromobilität getrimmt und gute Zahlen vorgelegt; gleichzeitig hinterlässt er seinem Nachfolger aber auch zahlreiche Baustellen. "Herbert Diess hat die Ziele richtig gesetzt, aber in der Umsetzung war er nicht so stark", analysiert Bratzel. "Weil er es mit seiner Art nicht geschafft hat, die Leute hinter sich zu bringen."Das muss jetzt Blume gelingen, vor allem bei der Großbaustelle Software. Volkswagen will die Software für die Zukunftsautos zunehmend selbst entwickeln, hinkt aber den eigenen Zeitplänen weit hinterher; es hakt und knirscht an allen Ecken und Enden. Ob Blume dabei bleibt, dass in Zukunft 60 Prozent der Software in den Autos aus dem eigenen Haus kommen soll: ungewiss. Und noch etwas zeichnet sich jetzt bereits ab: Blume will den Konzernvorstand verkleinern, der unter Diess zuletzt auf zwölf Mitglieder angeschwollen war. Wie er das managt, darauf werden sie in Wolfsburg ganz genau achten. Durchsetzungskraft und Fingerspitzengefühl -bei all den Machtbasen im VW-Konzern wird Oliver Blume beides dringend brauchen.Eine dieser Machtzentralen: der Gesamtbetriebsrat unter der Vorsitzenden Daniela Cavallo. Der erste Termin für einen gemeinsamen Auftritt vor der Belegschaft steht bereits. Oliver Blume wird dann gerade einmal fünf Tage im Amt sein - und für diesen digitalen Auftritt seine Vorstandssitzung unterbrechen. Auch für die Betriebsversammlung Ende September hat er bereits zugesagt. Die wollte Herbert Diess im vergangenen Herbst eigentlich sausen lassen und sich stattdessen mit Investoren in den USA treffen. Erst nach einem offen ausgetragenen Streit mit Daniela Cavallo knickte er ein und kam doch. Diesen Unterschied haben sie beim Betriebsrat genau registriert. "Vielversprechend" sei das, heißt es dort. Aber: Gemessen wird Oliver Blume am Ende des Tages nicht an seinen verbindlichen Worten, sondern an seinen Taten. Und am wirtschaftlichen Erfolg des Volkswagen-Konzerns.
5unternehmen
Rund zweieinhalb Jahre nach dem Tod ihres Mannes wurde der Witwe des US-Basketballstars Kobe Bryant vor Gericht Schadenersatz in Millionenhöhe zugesprochen. Der Sportler war bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Vanessa Bryant hatte dagegen geklagt, dass Einsatzkräfte an der Unglücksstelle Fotos aufgenommen und diese dann verbreitet hatten.Da sich der Absturz am 26. Januar 2020 nahe Los Angeles ereignet hatte, muss der Landkreis Los Angeles den Schadenersatz leisten. Die Witwe Bryant soll 16 Millionen Dollar erhalten - umgerechnet rund 16 Millionen Euro. Einem weiteren Kläger, dessen Frau und Tochter bei dem Unglück gestorben waren, sprach die Geschworenenjury 15 Millionen Dollar zu. Bei dem Absturz befanden sich neben Bryant auch dessen 13 Jahre alte Tochter sowie sieben weitere Insassen an Bord des Helikopters. Der Pilot soll die Orientierung verloren haben, als er in dichte Wolken geriet.Die Anwälte der 40-jährigen Witwe des Sportstars hatten während des Prozesses angegeben, dass in den 24 Stunden nach dem Unglück mindestens elf Polizisten und etwa ebenso viele Feuerwehrleute Fotos vom Unglücksort Bekannten und anderen Rettungskräften gezeigt oder zugeschickt hatten. Auf den Aufnahmen waren teilweise auch Leichenteile zu erkennen. Ein Mitarbeiter des Büros des Sheriffs von Los Angeles soll Bilder bei einem Besuch in einer Bar herumgezeigt haben.Die Anwälte des verklagten Landkreises hatten zwar nicht bestritten, dass die Fotos gemacht wurden. Die Bilder seien aber nie öffentlich verbreitet und inzwischen gelöscht worden.Vanessa Bryant und der weitere Kläger, Chris Chester, hätten durch dieses Handeln großes emotionales Leid erfahren, hieß es vonseiten der Klägeranwälte. Sie hatten sogar einen Schadenersatz von 40 Millionen Dollar für die Witwe und für Chester in Höhe von 30 Millionen Dollar gefordert. Vanessa Bryant hatte ihre Angst, die Aufnahmen könnten auch ins Internet gelangen und dort weiter verbreitet werden, vor Gericht mit der Corona-Pandemie verglichen: Es ist nicht das erste Urteil auf Schadenersatz rund um den Tod des Basketball-Profis und den weiteren Insassen des Helikopters. In einem separaten Prozess hatten weitere Angehörige der Todesopfer im vergangenen Jahr wegen der Fotos insgesamt 2,5 Millionen Dollar Schmerzensgeld zugesprochen bekommen. Kobe Bryant gilt als einer der besten Spieler in der Geschichte der nordamerikanischen Profiliga NBA. Er holte in seiner 20-jährigen Laufbahn fünf NBA-Meisterschaften mit den Los Angeles Lakers und gewann bei den Olympischen Spielen 2008 und 2012 die Goldmedaille mit dem US-Team. 2016 beendete er seine Karriere.
0amerika
Der Tropensturm "Noru" ist über Nordthailand gefegt. Heftige Regenfälle in Dutzenden Provinzen führten zu starken Überschwemmungen. Die Behörden hatten vorsorglich Tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Insgesamt seien in Thailand 10.000 Haushalte vom Hochwasser betroffen, wie die Katastrophenschutzbehörde des Landes mitteilte.Besonders schlimm betroffen sei die Region Ubon Ratchathani, wo das Wasser teilweise hüfthoch in den Straßen stehe, berichteten thailändische Medien. In der Provinz Si Sa Ket starb ein Mann, als ein Baum im Unwetter auf sein Auto stürzte, wie die Nachrichtenseite "The Thaiger" unter Berufung auf die Polizei schrieb. Agrarflächen standen vielerorts völlig unter Wasser. Auch in der weiter südwestlich gelegenen Hauptstadt Bangkok regnete es heute pausenlos.Mittlerweile hat sich der Sturm zu einem tropischen Tiefdruckgebiet abgeschwächt. "Noru" war zunächst am Sonntag als Supertaifun eingestuft worden und mit Böen von bis zu 240 Stundenkilometern über die Philippinen gezogen, wo es mindestens acht Todesopfer gab.Seit der Nacht zum Mittwoch fegte der Taifun mit starken Winden und heftigem Regen über die zentralen Küstenregionen von Vietnam. In mehreren Provinzen fiel der Strom aus. Bäume knickten um, Dächer wurden abgedeckt und Tausende Häuser beschädigt. Im Nachbarland Kambodscha kamen bei heftigen Überschwemmungen 16 Menschen ums Leben.
1asien
Die Verhandlungen zur Rettung des Atomabkommens mit dem Iran gehen weiter: In Wien begann die erste multilaterale Gesprächsrunde seit März unter Vermittlung des hochrangigen EU-Diplomaten Enrique Mora. Zur Wiederherstellung des Paktes, der das iranische Nuklearprogramm begrenzen soll, bleiben aus Sicht von westlichen Diplomaten nur noch wenige Wochen Zeit. Ein unmittelbarer Durchbruch zeichnete sich aber vorerst nicht ab.Das internationale Atomabkommen mit Teheran von 2015 soll sicherstellen, dass das Land keine Atomwaffen baut. Ausgehandelt hatten es die USA, China, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Iran. Die USA waren jedoch 2018 unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump einseitig aus dem Abkommen ausgestiegen, woraufhin der Iran sich schrittweise von seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen lossagte. Am ersten Verhandlungstag fanden zunächst bilaterale Treffen im Palais Coburg, einem Luxushotel, statt. EU-Koordinator Mora empfing den russischen Botschafter Michail Uljanow, danach den chinesischen Vertreter Wang Qun und schließlich den iranischen Chefunterhändler Ali Bagheri.Letzterer hatte die USA am Mittwoch dazu aufgerufen, "diese Gelegenheit (...) zu nutzen, um verantwortungsvoll zu handeln". Es fand auch ein separates Treffen zwischen Iranern und Russen statt, die sich bei den Gesprächen traditionell nahestehen.Es ist das erste Mal seit März, dass sich alle Vertragsparteien wieder treffen. "Unsere Erwartungen halten sich in Grenzen", schrieb US-Unterhändler Robert Malley zuvor auf Twitter. Die USA begrüßten jedoch die EU-Initiative und seien bereit für den Versuch, eine Übereinkunft zu erzielen.In der vergangenen Woche hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell den an den Verhandlungen in Wien beteiligten Seiten einen Kompromissentwurf vorgelegt und sie aufgefordert, diesen anzunehmen, um "eine gefährliche Atomkrise zu vermeiden". Der Iran hatte sich daraufhin am Montag "optimistisch" geäußert, dass eine Wiederbelebung des Atomabkommens erreicht werden könne.Zu Beginn der Verhandlungen zeigte sich der Iran wenig kompromissbereit. Über die staatliche Nachrichtenagentur Irna dementierte Teheran, dass es seine Versuche aufgegeben habe, die paramilitärische Revolutionsgarde von der US-Terrorliste streichen zu lassen. Diese Bedingung für ein Abkommen galt als einer der schwierigsten Punkte in den Gesprächen. Westliche Diplomaten befürchten, dass im Wahlkampf für die Kongresswahlen in den USA im November die Chance auf Kompromisse schwindet, weil sowohl demokratische als auch republikanische Abgeordnete einem Pakt mit dem Iran misstrauen.Gleichzeitig befürchten Experten und Diplomaten, dass Teheran schon bald so viel nukleares Know-how angesammelt hat, um trotz einer Rückkehr zu den Beschränkungen von 2015 über genug Wissen für den Atomwaffenbau zu verfügen. Am Dienstag berichtete die IAEA, der Iran benötige nur noch wenige Wochen, um das Ausgangsmaterial für eine Atombombe zu produzieren. Teheran betont stets, Nukleartechnologie nur für friedliche Zwecke zu nutzen.
1asien
Angesichts der Drohungen von Kremlchef Wladimir Putin hat US-Präsident Joe Biden vor einem Krieg mit Atomwaffen gewarnt. Russland spreche "verantwortlungslose atomare Drohungen zum Einsatz von Atomwaffen" aus, sagte Biden in der Generaldebatte vor der UN-Vollversammlung in New York. "Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf nie geführt werden." Wegen der jüngsten Eskalation im Ukraine-Krieg rief Biden die Vereinten Nationen zu einem geschlossenen Vorgehen gegen Putin auf. Jedes Mitglied der UN-Vollversammlung müsse fest und unerschütterlich in seiner Entschlossenheit sein, die internationalen Werte zu verteidigen. "Ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats hat seinen Nachbarn angegriffen, versucht, einen souveränen Staat von der Landkarte zu löschen", sagte der US-Präsident.Biden warf Russland vor, die Ukraine mit seinem schamlosen Verstoß gegen die UN-Charta vernichten zu wollen. "In diesem Krieg geht es schlicht und einfach darum, das Existenzrecht der Ukraine als Staat auszulöschen. Und das Recht der Ukraine, als Volk zu existieren." An die Weltgemeinschaft appellierte Biden: "Wer auch immer Sie sind, wo auch immer Sie leben, was auch immer Sie glauben, das sollte Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen." Niemand habe Russland bedroht. Niemand anderes als Russland habe den bewaffneten Konflikt gesucht. Der US-Präsident betonte auch, dass die geplanten Scheinreferenden in besetzten Gebieten der Ukraine eklatant die UN-Charta verletzten. Putin will in okkupierten Gebieten in der Ukraine sogenannte "Referenden" über einen Beitritt zu der Russischen Föderation abhalten lassen. In seiner Rede sprach Biden zudem die jüngst in den von der ukrainischen Armee zurückeroberten Gebieten gefundenen Gräber und Massengräber an. Die Leichen zeigten Spuren von Folter. Für Kriegsverbrechen in der Ukraine müsse die Regierung in Moskau zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Biden. Biden versprach der Ukraine weitere Hilfen der USA, um sich gegen die russische Aggression zu wehren. Er verwies auch auf die Folgen, die der Krieg auf die Nahrungsmittelsicherheit vor allem in ärmeren Ländern hat. Dabei versprach Biden eine Summe von 2,9 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern, um der Lebensmittelknappheit entgegenzuwirken. Nach einer Vereinbarung unter Vermittlung der UN und der Türkei konnten zumindest wieder einige Getreidelieferungen aus der Ukraine nach Afrika und in andere Regionen gebracht werden. Biden forderte, dass dieser Korridor für Schiffe über das Schwarze Meer trotz des Konflikts offen gehalten werden müsse.Die Generaldebatte der 77. UN-Vollversammlung dauert eine Woche und wird erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder vollständig als Präsenzveranstaltung abgehalten. Nur der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, wird sich per Video zuschalten dürfen.
0amerika
Schon mittags färbt sich der Himmel über Apuí orange. Die Luft ist drückend schwül und rauchig, links und rechts ragen verkohlte Baumstümpfe aus den Feldern. Es sind die Tage des Feuers, hier im Süden des Bundesstaates Amazonas. "Du musst Feuer legen, um die Flächen von Gestrüpp und Unterholz zu reinigen. Zuerst wird abgeholzt, dann wird Feuer gelegt und später, wenn die Regenzeit beginnt, wird darauf Weidegras gesät. Wir brauchen die Flächen für Weideland," erklärt Wellington Reculiano.Er ist einer von Dutzenden neuen Siedlern in Apui, einer 25.000-Einwohner-Stadt an der staubigen Transamazônica-Straße. Land ist hier noch bezahlbar. Ganz anders ist das dort, wo Wellington herkommt: weiter südlich in Rondônia, wo sich große Viehzüchter und Sojaweiden ausbreiten. Einen offiziellen Landtitel allerdings haben Wellington und seine Frau Milene nicht. Sie haben, unwissend, wie sie sagen, ein Grundstück gekauft, für das einst illegal Wald gerodet wurde. Das sei ganz normal in der abgelegenen Amazonasregion, wo Gesetze meist mit der Machete und dem Streichholz gemacht würden, sagt Landwirt Estevão Anghinoni, einer der Pioniere in Apui. "Unter der Regierung Bolsonaro wurde das noch einfacher", erklärt er. "Man kann heute Grundstücke mit entsprechenden Geodaten einfach online registrieren. Damit sind sie noch nicht legalisiert, aber die Prüfung kann sich zwei, drei Jahre ziehen. Wird es abgelehnt, wird innerhalb von Minuten ein neuer Antrag gestellt und man ist erneut in der Warteschlange."Währenddessen werden Fakten geschaffen. Abholzen, Feuerlegen, verkaufen - Grilagem nennt man diese Form von Landraub in Brasilien. Meist handelt es sich um staatliches Land, zunehmend dringen die Landdiebe aber auch in Schutzgebiete ein. Grilagem sei heute der größte Treiber der Waldzerstörung am Amazonas, sagt Hugo Loss von der Umweltschutzbehörde IBAMA."Der Süden des Bundesstaates Amazonas ist heute die Region, in der am meisten abgeholzt wird", so Loss. "Dahinter stecken oft organisierte Gruppen. Denn man holzt ja nicht einfach ab, sondern spekuliert darauf, das Land teuer verkaufen zu können." Die meisten solcher Flächen würden dann zu Rinderweiden.Während Holzdiebe und Landräuber heute immer besser organisiert seien und mit ihren illegalen Geldern Wahlkämpfe von Politikern finanzierten, die ihre Interessen vertreten, habe die Regierung Bolsonaros systematisch Kontrollen abgebaut und Behörden wie der IBAMA die Gelder gekürzt, erzählt Loss aus eigener Erfahrung. Die Verbrecher müssten heute kaum noch Strafen fürchten.Zurück auf dem Land der Reculianos bei Apui. Nur wenige Kilometer entfernt steht plötzlich eine Wand aus Feuer. Mehrere Hundert Hektar brennen da, und die Flammen kommen immer näher. Milene und Wellington rennen los, stecken das Gras und Unterholz um ihr Haus nun selbst in Brand, damit das Feuer dort kein Fressen findet. Ein Schutzring, der doch gleichzeitig das Wenige vernichtet, das sie sich in den letzten sechs Monaten erarbeitet haben.Milene Reculiano ist wütend und verängstigt: "Ich habe solche Angst, um mein Leben, um mein Haus. Guck dir dieses Feuer an, das ist kein Kinderspiel. Wenn der Staat uns hier unterstützen würde, allen ein Stück zuteilen würde, ich glaube, dann würden die Leute den Wald stehen lassen. Aber so ist es ein Geschäft! Die dahinterstecken werden nie bestraft, wir Kleinen sind die Verlierer."Währenddessen rückt die Agrargrenze immer weiter in noch unberührte Waldgebiete vor und bedroht ein Ökosystem, das eine zentrale Rolle für das Klima auf der ganzen Welt spielt. Apui, eine Gemeinde mit 25.000 Einwohnern, gehört aktuell zu den zehn Städten Brasiliens, die am meisten Treibhausgase in die Atmosphäre ausstoßen - neben Megacities wie São Paulo oder Rio de Janeiro.
0amerika
Die Münchner gewannen am Mittwochabend bei Inter Mailand mit 2:0 (1:0). Sané erzielte das erste Tor nach einem Kabinettstückchen selbst (25.) und erzwang das Eigentor von Danilo D'Ambrosio (66.)."Er ist ein Schlüsselspieler, einer für die besonderen Momente, der auch Spiele entscheiden kann", lobte Torwart Manuel Neuer den Offensivspieler. Sané selbst reagierte nach seiner starken Leistung mit leisen Tönen. "Ich will einfach nur ein gutes Spiel abliefern, ein gutes Gefühl haben und froh vom Platz gehen", sagte er.Bei bester Fußball-Atmosphäre brauchten die Bayern nur wenige Minuten, um in der neuen Saison der Champions League anzukommen. Mit viel Druck arbeitete sich der deutsche Rekordmeister Richtung Strafraum vor. Joshua Kimmich versuchte als Erster, Onana zu überwinden (3.), wenig später war Thomas Müller dran (8.). Der Inter-Torwart spielte anstelle von Samir Handanovic für die "Nerazzurri", bei denen Nationalspieler Robin Gosens in der Startelf stand, aber unauffällig blieb.Dass die Gegner in der Königsklasse ein anderes Format haben können als in der Bundesliga, zeigten die in der Serie A schwächelnden Mailänder nur in Ansätzen. Die Bayern setzten immer wieder starkes Direktspiel gegen die Fünferkette, nach einer Kombination über Sané und Sadio Mané musste sich Onana ganz schön strecken, um den Schuss von Müller über das Tor zu lenken (23.). Dann sorgten Kimmich und Sané im Verbund für das Führungstor. Einen präzisen langen Ball von Kimmich nahm der in die Tiefe sprintende Nationalstürmer filigran mit dem linken Fuß volley mit, umkurvte Inters Torwart André Onana und schob den Ball zum krönenden Abschluss mit dem rechten Fuß über die Torlinie. Vorwerfen lassen mussten sich die Münchner höchstens, die Überlegenheit wieder nicht zeitig in mehr Tore umgewandelt zu haben. Alphonso Davies, Müller und Sabitzer verpassten bei einer Dreifachchance den zweiten Treffer (37.).Mit Beginn der zweiten Halbzeit legte Inter, gezwungen durch den Spielstand, die eigene Passivität ab, der frühere Bundesliga-Profi Edin Dzeko versuchte es in der 50. Minute gegen Nationaltorwart Manuel Neuer aus kurzer Distanz. Die Bayern leisteten sich in dieser kurzen Phase zwar Unkonzentriertheiten - konnten sich mit leichter Tempoverschärfung aber weiterhin locker von Inters Druck befreien. Onana flutschte fast eine abgefälschte Kimmich-Flanke durch die Hände ins Tor (65.), ehe Sané nach starkem doppelten Zusammenspiel mit Kingsley Coman im Inter-Strafraum das zweite Bayern-Tor erzwang.Nach dem Sieg gehen die Münchener aus einer Position der Stärke in das Kräftemessen mit dem FC Barcelona in der kommenden Woche. Dann treffen die Bayern auf ihren Ex-Stürmer Robert Lewandowski. Der Weltfußballer erzielte beim 5:1 des FC Barcelona gegen Viktoria Pilsen gleich drei Tore. "Ich freue mich auf Robert - nicht als Gegner, weil er sehr gut ist, aber als Mensch", sagte Trainer Julian Nagelsmann. Auch Thomas Müller freut sich "absolut" auf das Duell, "nicht nur wegen Robert. Es ist immer super gegen Barca, das ist ein Gipfeltreffen", sagte er. Anstoß des Gipfeltreffens ist am 13. September um 21 Uhr (Live zum Hören und im Ticker bei sportschau.de). Quelle: sportschau.de
4sportschau
Der in Finanznöte geratene Energiekonzern Uniper hat weitere staatliche Kredite im Umfang von vier Milliarden Euro beantragt. Man habe zwei Milliarden Euro aus der bestehenden Kreditfazilität der staatlichen KfW Bank in Anspruch genommen und damit die Fazilität in Höhe von neun Milliarden vollständig ausgeschöpft, teilte das Unternehmen heute mit. Man habe daher eine Erweiterung des Kreditrahmens in Höhe von vier Milliarden Euro beantragt.Mit der Bitte um weitere staatliche Hilfe solle "die kurzfristige Liquidität des Unternehmens sichergestellt werden", erklärte Uniper. "Die heute beantragte Erweiterung der Kreditlinie sichert die Energielieferungen, die wir unseren Kunden versprochen haben, und stabilisiert damit die Energiemärkte", so Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach.Der Düsseldorfer Konzern muss wegen der Drosselung der russischen Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Gas am Markt teurer einkaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Ab Oktober erhofft sich Uniper Erleichterung durch die geplante Gasumlage, mit der die Gaskunden Uniper und weitere unter Druck geratene Versorger stützen sollen. Der Konzern spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert über 100 Stadtwerke und Industrieunternehmen.Bereits im Juli hatte der Bund ein milliardenschweres Rettungspaket für den größten deutschen Gasimporteur geschnürt. Dies sah neben den KfW-Milliarden auch den Einstieg des Staates mit rund 30 Prozent vor. Die Details müssen der Bund und Uniper unter anderem noch mit dem finnischen Mutterkonzern Fortum klären.Die Uniper-Aktie brach nach dem neuerlichen Antrag auf Staatshilfe zunächst um sieben Prozent auf ein Rekordtief von 5,05 Euro ein, bevor sie sich wieder erholte. Vor einem Jahr notierte das Papier noch bei über 30 Euro.
5unternehmen
In der Zentrale der Regierungspartei LDP sind die Ergebnisse gerade bekannt geworden: Die Liberaldemokratische Partei und ihr Koalitionspartner haben eine deutliche Mehrheit der Stimmen erhalten. Premierminister Fumio Kishida und seine Parteikollegen nehmen auf dem Podium Platz und legen erst einmal eine Schweigeminute ein: Für ihren Parteifreund, den ehemaligen Regierungschef Shinzo Abe, der am Freitag bei einem Attentat ermordet wurde.Abe galt bis zuletzt als sehr einflussreich in seiner Partei. Die Wahlen in Japan wurden von seinem gewaltsamen Tod überschattet: "Für mich ging es bei der Wahl um die Stärkung der Wirtschaft und um Sicherheit", sagt ein Geschäftsmann aus Tokio gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.Vor dem Anschlag spielte das Thema Sicherheit kaum eine Rolle in Japan. Das Land hat mit die schärfsten Waffengesetze der Welt und gilt als eines der sichersten Länder. Abe aber wurde mitten am Tag bei einer Wahlkampfrede erschossen, der Täter hatte bis auf drei Meter an den berühmten Politiker herankommen können. Mit einer selbst gebauten Waffe hatte er zwei Schüsse abgefeuert. Wenige Stunden später wurde Abe für tot erklärt.Fast neun Jahre lang war er als Premierminister im Amt - so lange wie niemand vor ihm. Ein wichtiges politisches Lebensziel hatte er allerdings noch nicht erreicht: eine Verfassungsänderung. Konkret ging es ihm um die Abschaffung des so genannten Friedensparagraphen, der es Japan verbietet, sich an Kriegen zu beteiligen.Die Regierungskoalition hat nach den Wahlen eine Zwei-Drittel-Mehrheit und will nun einen Vorschlag ausarbeiten, diesen Paragraphen zu ändern. Für viele Menschen im Land löst dieses Vorhaben allerdings nicht das wichtigste Problem: Abe hatte neoliberale Wirtschaftsreformen eingeführt. Die Kluft zwischen arm und reich sei dadurch sehr viel größer geworden, sagt ein Wähler in Tokio: "Wir müssen verstärkt darüber nachdenken, wie wir unsere Wirtschaft verbessern können. Hier und da ein paar Hilfsgelder, das wird nicht ausreichen. Ich denke, wir sollten die Zahl der regierenden Politiker reduzieren, damit stünde wieder mehr Geld zur Verfügung."Die Corona-Pandemie hatte Japan noch gut überstanden, doch seit Russland die Ukraine angegriffen hat, steigen auch hier die Preise. Die Menschen klagen und der Yen rutscht immer weiter ab.Die starke Regierungskoalition hat einige Probleme zu lösen. Was die Sicherheitslage angeht, sind es vor allem die wachsende Macht von China und die Atom- und Raketenprogramme von Nordkorea. Gesellschaftlich wird es weiter darum gehen, wie die Überalterung sowie der Mangel an Arbeitskräften aufgefangen werden kann. Die nächsten beiden Tage allerdings werden in Japan noch ganz im Zeichen von Abe stehen.Heute findet eine Trauerfeier statt, morgen soll die Beerdigung im kleinen Kreis abgehalten werden. US-Außenminister Blinken ist zu einem Kondolenzbesuch nach Japan gereist. Auch Annalena Baerbock ist seit gestern im Land. Sie führt Gespräche in Tokio, dabei steht die Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland im Hinblick auf die Politik im Indopazifik im Mittelpunkt.
1asien
Angesichts der deutlich gestiegenen Inflationsrate hat die Europäische Zentralbank (EZB) nun reagiert und erstmals seit 2011 die Leitzinsen für die Eurozone erhöht. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde beschlossen, den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz um einen halben Punkt auf 0,5 Prozent zu erhöhen. Dieser Zinssatz gilt, wenn sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld für einen längeren Zeitraum leihen. Auch der sogenannte Einlagensatz wurde angehoben, und zwar von minus 0,5 Prozent auf 0,0 Prozent. Banken müssen somit nicht mehr draufzahlen, wenn sie überschüssiges Geld über Nacht bei der EZB parken. Die Wende der EZB gilt als historisch: Sie folgt auf eine Ära der ultra-lockeren Geldpolitik. Doch die Rekordinflation im Euroraum bewegte die Zentralbank nun zu dem ungewöhnlich kräftigen Straffungsmanöver: Erstmals seit dem Jahr 2000 hoben die Währungshüter die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte an. In ihrer vorangegangenen Sitzung hatte die EZB lediglich eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte angekündigt. Doch das wurde bereits in den vergangenen Tagen vielfach als nicht ausreichend eingeschätzt in Anbetracht der Rekordinflation von zuletzt 8,6 Prozent in der Eurozone."Der EZB-Rat gelangte zu der Einschätzung, dass im Zuge seiner Leitzinsnormalisierung ein größerer erster Schritt angemessen ist als auf seiner letzten Sitzung signalisiert", teilte die Notenbank nach ihrer Entscheidung mit. Zugleich machte sie deutlich, dass in den nächsten Monaten weitere Zinserhöhungen folgen werden. Bei den kommenden Sitzungen werde eine weitere Normalisierung der Zinssätze angemessen sein. Der EZB-Rat werde zu einem Ansatz übergehen, bei dem Zinsbeschlüsse von Sitzung zu Sitzung gefasst würden. "Der künftige Leitzinspfad des EZB-Rats wird weiterhin von der Datenlage abhängen und dazu beitragen, dass das Inflationsziel des EZB-Rats von zwei Prozent auf mittlere Sicht erreicht wird."Flankierend zur Zinswende haben sich die Währungshüter auf ein neues Krisenprogramm mit der Bezeichnung "Transmission Protection Instrument" (TPI) geeinigt. Ziel des Programms ist es Lagarde zufolge, Staaten bei Turbulenzen an den Finanzmärkten unterstützen zu können.Es sei für spezielle Situationen und Risiken geschaffen worden, die jeden Staat treffen könnten. Somit soll auch jedes Land in der Eurozone von dem Programm profitieren können. Die EZB wolle damit "ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamiken" entgegenwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Wirkung der Geldpolitik im Euroraum darstellen. Der EZB-Rat werde bei Bedarf darüber entscheiden, ob dieses Programm für ein Land aktiviert werde. Dabei würden die Währungshüter eine Reihe von Indikatoren als Kriterien heranziehen. Der EZB-Rat werde darüber selbst entscheiden, betonte Lagarde. Im Rahmen des TPI-Programms will die EZB notfalls mit Kauf von Staatsanleihen einschreiten, sollten die Zinsen für Wertpapiere eines Euro-Landes durch Finanzspekulation unverhältnismäßig stark in die Höhe schnellen. TPI werde somit sicherstellen, "dass unser geldpolitischer Kurs reibungslos auf alle Länder des Euroraums übertragen wird", sagte Lagarde. Die EZB würde TPI lieber nicht nutzen, versicherte sie. "Aber wenn wir es nutzen müssen, werden wir nicht zögern."Die Renditen der Staatsanleihen der Euro-Länder waren im Zuge der erwarteten Zinswende in den vergangenen Monaten gestiegen. Denn mit der Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik blicken Investoren auch wieder verstärkt auf die unterschiedlichen Risiken, wenn sie Anleihen eines bestimmten Staates kaufen. Die Renditen stark verschuldeter Euro-Länder wie Italien legten zuletzt besonders stark zu. Zeitweise waren die Renditeabstände zwischen den Staatsanleihen verschiedener Euro-Staaten so stark gestiegen, dass Befürchtungen aufkamen, es könne womöglich eine neue Euro-Krise heraufziehen. Denn mit dem Renditeanstieg erhöhen sich für die Länder die Finanzierungskosten.Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung in Italien nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi lehnte Lagarde zwar eine Kommentar ab. "Die EZB nimmt keine Stellung zu politischen Angelegenheiten", sagte sie. Jedoch erklärte Lagarde auf Nachfrage nach einer möglichen Unterstützung Italiens durch das neue TPI-Programm: Der EZB-Rat werde genau bewerten, ob ein Land am TPI teilnehmen könne, wenn es soweit sei. Teil der Bedingungen für die Teilnahme am TPI-Programm ist laut EZB eine solide und nachhaltige Wirtschaftspolitik.
2finanzen
Nach dem Schusswaffenangriff auf eine Parade zum US-Nationalfeiertag hat die Polizei nahe Chicago den mutmaßlichen Schützen festgenommen. Der 21-Jährige sei nach einer kurzen Verfolgungsjagd mit dem Auto "ohne Zwischenfall" festgenommen worden, teilte die Polizei der Stadt Highland Park mit. Das FBI hatte zuvor mitgeteilt, sie fahnde nach dem Beschuldigten wegen "mehrerer Tötungsdelikte" in Highland Park im US-Bundesstaat Illinois. Der Mann wird verdächtigt, während der Parade das Feuer eröffnet und mindestens sechs Menschen getötet zu haben. Mindestens 24 Verletzte wurden nach Polizeiangaben in Krankenhäuser gebracht. Ein Sprecher des Sheriffbüros sagte, der Täter habe vermutlich vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus wahllos auf die Menge geschossen. Am Tatort sei ein "leistungsstarkes Gewehr" gefunden worden. Der mutmaßliche Todesschütze konnte Medienberichten zufolge anhand der Waffe identifiziert werden. Ermittler hätten DNA-Spuren an dem Gewehr gefunden, das der Verdächtige am Ort des Geschehens zurückgelassen habe, berichtete der US-Sender NBC News. Ein mögliches Motiv für die Tat ist noch unklar. Der Verdächtige soll vor der Tat Musikvideos mit Szenen von Waffengewalt im Netz veröffentlicht haben. Die Social-Media-Konten, von denen anzunehmen ist, dass sie dem Mann zuzuordnen sind, wurden inzwischen gesperrt. In archivierten Versionen sind anscheinend Videos des mutmaßlichen Schützen zu sehen, der laut US-Medien versuchte, sich einen Namen als Rapper zu machen. Sie wurden unter einem Pseudonym veröffentlicht. Ein etwa vor einem Jahr hochgeladenes Video zeigt einen Comic, in dem mehrere Szenen von Erschießungen zu sehen sind. An einer Stelle liegt ein Schütze in einer Blutlache am Boden, umzingelt von Polizisten mit gezückten Gewehren. Ein weiteres Video zeigt einen Mann mit bunt gefärbtem Haar und mehreren Tätowierungen, unter anderem im Gesicht. Er ist in einem Raum zu sehen, der wohl ein Klassenzimmer darstellen soll. Gegen Ende des Videos posiert er mit einem Schutzhelm und einer Art Einsatzweste vor einer Tafel. Er hält dabei eine US-Flagge hoch. US-Präsident Joe Biden sagte, er und seine Frau Jill seien "von sinnloser Schusswaffengewalt schockiert, die wieder einmal einer amerikanischen Gemeinde Trauer gebracht hat an diesem Unabhängigkeitstag". Illinois' Gouverneur J. B. Pritzker zeigte sich ebenfalls schockiert: "Es ist niederschmetternd, dass eine Feier von Amerika durch unsere einzigartige amerikanische Plage in Stücke gerissen wurde", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Ich bin zornig, weil es nicht so sein müsste. Während wir den 4. Juli einmal im Jahr feiern, sind Massenerschießungen eine wöchentliche - ja, wöchentliche - amerikanische Tradition." Highland Parks Bürgermeisterin Nancy Rotering sprach bei einer Pressekonferenz von einer terroristischen Tat - das Ganze an einem Tag, an dem die Stadt eigentlich die Gemeinschaft und die Freiheit habe feiern wollen. Das Fest zum 4. Juli sei abgesagt worden. Der Kongressabgeordnete Brad Schneider, der an der Parade teilnehmen wollte, schrieb auf Twitter: "Mein Beileid an die Familie und die Angehörigen." Er verpflichte sich, alles zu tun, "um unsere Kinder, unsere Städte und unser Land sicherer zu machen. Genug ist genug!" Miles Zaremski, ein Augenzeuge, sagte dem Sender CNN, er habe mehrere Verletzte und leblose Menschen gesehen, die auf dem Boden lagen. "Es war herzzerreißend." Zaremski sagte weiter, er habe rund 30 Knallgeräusche gehört. Menschen seien von der Parade geflohen. "Es war einfach chaotisch."Die USA haben seit langem mit einem riesigen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Erst Ende Mai richtete ein 18 Jahre alter Schütze an einer Grundschule in Texas ein Massaker an. Er tötete in der Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen, bevor er von der Polizei erschossen wurde.Die Bluttat entfachte die Diskussion über schärfere Waffengesetze in den USA neu. Schusswaffen sind in den Vereinigten Staaten relativ leicht erhältlich.Mit Informationen von Steffen Wurzel und Florian Mayer, ARD-Studio Washington
0amerika
Es läuft nicht gut für den grünen Vizekanzler der Ampelkoalition, wirklich nicht. War er gerade noch als Überflieger, bester Politikerklärer und eigentlich sogar als der bessere Kanzler gehandelt worden, scheint Vizekanzler Robert Habeck nun an Flughöhe zu verlieren. Die Querelen und Nachbesserungen bei der Gasumlage und das undeutliche Herumreden bei "Maischberger", als es um mögliche Insolvenzen kleinerer Betriebe infolge der Wirtschafts- und Energiekrise ging, brachten den Minister ins Trudeln - und dann lieferte er der Opposition und der FDP am Montag auch noch mit seiner Entscheidung die perfekte Vorlage, zwei der drei noch laufenden Kernkraftwerke nur für einen Notreservebetrieb ab Januar vorzusehen.Kein Wunder also, dass Oppositionschef Friedrich Merz in der vielbeachteten Generaldebatte des Bundestages am Mittwoch die Besetzung des Wirtschaftsministeriums mit Habeck an der Spitze als "Irrsinn" bezeichnete und die FDP lauthals nach einem deutlicheren und längeren Weiterbetrieb der AKWs ruft, inklusive des Einkaufs neuer Brennstäbe - und das als Habecks eigentlich zu einer gewissen Loyalität verpflichteter Koalitionspartner. Habeck bekommt derzeit sogar aus seiner eigenen Koalition heraus noch Gegenwind für seine Entscheidungen.Fast vergessen scheint der harmonische Auftritt von Habeck und Lindner bei der Kabinettsklausur in Meseberg erst in der vergangenen Woche, in der die beiden zumindest ansatzweise versuchten, das Miteinander der Anfangsphase zu verkörpern. Offenbar nahezu wirkungslos verhallt sind die dortigen Worte des Bundeskanzlers, man müsse sich gemeinsam auch als Koalition in diesen Krisenzeiten "unterhaken".Sicher, es lastet immenser Druck auf der Koalition, gegen die sogar die Finanzkrise 2008, die Angela Merkel und Peer Steinbrück bewältigen mussten, vergleichsweise harmlos erscheint. Aus den jetzt agierenden Ministern Christian Lindner (FDP) und Habeck sind über die "Zeitenwende" zwei zentrale Akteure geworden: In ihren Ressorts Finanzen, Wirtschaft, Energie und Klimaschutz müssen Lösungen erarbeitet werden, die die Krisen abfedern; multiple Krisen, die durch Putins Angriffskrieg ausgelöst wurden, sei es bei der Energiegewinnung, bei den Energiepreisen und der Inflation. Aber aus den beiden Protagonisten einer Reformkoalition ist spürbar eher ein Nebeneinander als ein Miteinander geworden.Habeck mutiert immer mehr zum Manager des Mangels, statt strahlender Minister der Transformation hin zum klimaneutralen Deutschland zu sein, wie er es sich vermutlich vorgestellt hat. Gerade in dieser Woche kann man geradezu zuschauen, wie ihm die Sorgenfalten auf der Stirn wachsen. Wächst ihm auch die Aufgabe über den Kopf?Als er am heutigen Donnerstag ans Rednerpult des Bundestages tritt, um seinen Haushalt zu verteidigen, wirkt er eher gefasst, wenngleich leicht genervt: "Eigentlich haben wir besseres und wichtigeres zu tun, als übereinander zu reden - die Wirklichkeit fordert unsere volle Konzentration." Und holt dann doch zum Gegenangriff gegen Merz und seine Union mit 16 Jahren "Verhinderungspolitik" bei Erneuerbaren Energien. Jetzt sei Krisenpolitik gepaart mit Transformationspolitik gefragt.Seine eigentliche Botschaft: Die Zeiten seien zu ernst für dieses Kleinklein und Aufeinanderherumgedresche. Man befände sich schließlich in einer Energiekrise, deren Aufgaben weit komplexer und größer seien als die Ölkrise 1973. Und einmal scheint auch in dieser Woche der alte Politik-Philosoph Habeck durch: "Wir sollten vielleicht auch überdenken, in welcher Rolle sich Opposition und Regierung manchmal befinden."Habeck geht auf die Kritik an Gasumlage, AKW-Laufzeit und Inflations-Talk einfach gar nicht mehr ein. Für ihn Schnee von gestern. Seine Haltung ist hier klar: Krisenbewältigungspolitik in dieser Geschwindigkeit - mit manchmal schlechten Ausgangsdaten wie beim Gasmarkt erforderten halt zuweilen das Nachsteuern bei unbeabsichtigten Fehlentwicklungen. Und das hat er gemacht, Thema abgehakt. Bei der Kernkraft hat er sich ja bewegt, so sieht es sein Ministerium und seine Parteispitze - die Kraftwerke liefen ja weiter, wenn Bedarf sei.Bei der drohenden Insolvenz kleinerer Betriebe hatte er wohl gute Gründe dienstags bei Sandra Maischbergers ARD-Talkshow nicht deutlicher zu werden. Der dafür vorhergesehene Rettungsschirm war nach Informationen von tagesschau.de da noch nicht koalitionsintern abgestimmt. Wäre Habeck konkreter geworden, hätte Lindner noch ein Beispiel mehr gehabt zu sagen: War mal wieder nicht abgesprochen.Da zog er es vor, nebulös zu bleiben - mit anschließendem Twitter-Bashing. Zumal ihm führende Ökonomen wie etwa Marcel Fratzscher inhaltlich zur Seite sprangen. Zwei Tage später verkündete Habeck dann offiziell das Rettungsprogramm, um Insolvenzen im kommenden Herbst und Winter abzuwenden."Mehr Habeck wagen", war im ersten Halbjahr durchaus ein geflügeltes Wort im Regierungsviertel und darüber hinaus: Für direkte Ansprache, viel aktives Erklären der aktuellen politischen Entscheidungen und sie dadurch nachvollziehbar machen. Dafür scheint ihm momentan die Luft zu fehlen.
3innenpolitik
Im Falle einer Annahme reformiert Kubas neues Familienrecht das Adoptionsrecht, legalisiert Leihmutterschaft und künstliche Befruchtung, stärkt die Rechte von Frauen, älteren Menschen und Pflegenden und erhöht den Schutz vor häuslicher Gewalt. Es trägt auch der Tatsache Rechnung, dass in vielen Familien vier Generationen unter einem Dach leben, füreinander sorgen und sich die Kinderbetreuung teilen. Doch gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare stemmen sich nicht nur evangelikale Gemeinschaften und die katholische Kirche. Älteren Kommunisten passt die "Homo-Ehe" oft nicht ins revolutionäre Weltbild. Für viele junge Menschen wie die Mittzwanzigerin Osorio ist die Öffnung dagegen überfällig. "Ich will mit einer Frau eine Familie gründen, gerne ein Kind mit ihr haben können", sagt sie. "Ich möchte, dass meine Familie und die Gesellschaft mich respektieren, statt verurteilt zu werden. Ich begehe ja kein Unrecht. Ich möchte nur glücklich in meiner Familie sein."Die kommunistische Partei- und Staatsführung wünscht sich für das Vorhaben breite gesellschaftliche Unterstützung. Über Tausende Diskussionsveranstaltungen flossen Änderungsvorschläge ein, Staats- und Parteimedien trommelten in zahllosen Sendungen und Artikeln für ein "Ja" im Referendum, parteinahe Organisationen demonstrierten für die Annahme. Kubas Präsident und Parteichef Miguel Díaz-Canel setzte sich persönlich für die Reform des Familienrechts ein. Er nannte es einen überfälligen Schritt der Modernisierung. "Der Kodex schreibt nicht vor, dass es eine bestimmte Art von Familie geben muss; er erkennt alle an, die es gibt und die von der Liebe inspiriert sind", sagte der Präsident. "Daher ist es ein Akt der Ausgrenzung, die Existenz einer anderen Art von Familie zu leugnen. Ich glaube, dass Ausgrenzung schadet und uns zurückwirft."Das Referendum stellt für die Regierung durchaus ein Wagnis dar - nicht nur wegen der Öffnung der Ehe. Der junge Universitätsprofessor Raúl Escalona brachte es kürzlich so auf den Punkt:Durch den Exodus Zehntausender aus Kuba sind zahllose Familien in den vergangenen Jahren auseinander gerissen worden. Und nach den erneuten Protesten für einen Wandel auf Kuba im Juli sitzen immer noch Hunderte Menschen in Haft. Auch deswegen warben Exilierte und in Kuba lebende Oppositionelle für ein "Nein". Aber im Falle der erwarteten Annahme des Familiengesetzes dürften sich viele auf Kuba fragen, warum es nicht auch auf anderen Politikfeldern in Zukunft mehr Beteiligung geben sollte.
0amerika
Der erste Bericht des Ostbeauftragten beginnt mit einer Feststellung: Der Blick auf das, was im Vergleich mit dem Westen fehle, dominiere den Blick der Gesellschaft auf Ostdeutschland, findet Carsten Schneider (SPD) in seinem ersten Jahresbericht. Er will es anders machen. Deshalb gibt er im ersten Teil seines Berichtes denjenigen das Wort, die im Osten leben und auch andere Geschichten erzählen können. Wer will da schon leben - das mögen viele denken über die Stadt, die sich selbst wohl vor allem als Arbeiterstadt begreift. Die jungen Leute suchen nach dem Schulabschluss das Weite. Die Musikerin Nina Kummer ("Blond") nimmt eine andere Perspektive ein. Sie wollte immer schon in Chemnitz bleiben. Ihre Beschreibungen der kulturellen Netzwerke, der günstigen Bedingungen für künstlerische Arbeit, aber auch der Selbstverständlichkeit, mit der sie und ihre Freunde schon lange und immer wieder gegen rechte Kundgebungen demonstrieren, setzen einen ganz anderen Ton als das Klagelied der Abgehängten, das vielen in den Ohren klingt. Als Chemnitz den Titel als Kulturhauptstadt Europas 2025 gewinnt, stellt Kummer nüchtern fest: "Wir wollten diesen Titel nicht gewinnen, weil wir so toll sind, sondern weil wir ihn bitter nötig haben."  Beim Beispiel Jena geht es vor allem um neugegründete oder unter anderen Bedingungen fortgeführte Unternehmen, um die Tradition eines Standortes, der immer schon technische Innovation und wirtschaftlichen Fortschritt zusammengebracht hat und der nun vor neuen Herausforderungen steht. Denn war Jena bei der niedrigen Gründungsneigung in Deutschland (im Osten ist sie noch niedriger) eher die Ausnahme von der tristen Regel, bedroht der Fachkräftemangel die Stadt besonders. Dennoch kommt der Autor des Kapitels zu dem Schluss: Jena biete beste Beispiele für das German Engineering, das den Markenkern des Made in Germany bilde. Der Bericht widmet sich einer ganzen Menge von Orten, die zur gesamtdeutschen Gesellschaft beizutragen haben. Da ist das brandenburgische Städtchen Lebus, das besonders unter den letzten Schlachten des Zweiten Weltkriegs gelitten hat. Schon zu DDR-Zeiten stellten die Menschen sich der Geschichte, arbeiteten sie mit bürgerschaftlichem Engagement auf, anstatt zu verdrängen. In Zollbrücke, ebenfalls Brandenburg, fand ein Theaterprojekt seine Heimat. Das Theater am Rand nahm ein ganzes Dorf mit, gemeinsam für eine Belebung des durch Abwanderung stiller werdenden Landlebens. Oder schließlich Buckow, wo es viele Zuzüge gibt und Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft versuchen, Wachstumsschmerzen zu lindern. In den Beispielorten ist viel geschafft worden, aber es gibt auch noch viel zu tun. Außerdem schreiben Autoren über die Kinder der Wendezeit oder die Herausforderungen des Strukturwandels nach dem Abschied von der Kohle. Der Deutschland-Monitor fragt Einstellungen zu Politik und Gesellschaft in Ost und West ab. Dabei tritt vor allem ein altbekannter Unterschied hervor: Im Osten wurde 1989 und in den Folgejahren alles anders. Im Westen blieb das meiste. Dadurch sind in den damals noch neuen Ländern die Biographien verändert, aber auch Vertrauen und Zuversicht erschüttert worden. Es scheint lange nachzuwirken. Und nicht nur das. Noch immer bleiben Vermögens- und Einkommensverhältnisse in Ostdeutschland weit hinter denen im Westen zurück. Dazu kommen die infrastrukturellen Folgen der Abwanderung. Das alles bildet sich auch in Umfragewerten ab: Nur noch ein Viertel der Menschen im Osten ist mit der sozialen Gerechtigkeit zufrieden. Mit der Demokratie, so wie wir sie in Deutschland haben, geben dies nur noch 39 Prozent der Befragten an (im Westen 59 Prozent). Natürlich ist ein solcher Bericht immer auch PR für die Regierung. Mit dem dritten Kapitel unterstreicht der Ostbeauftragte Schneider, was die Bundesregierung heute schon für den Osten tut oder noch vorhat zu tun. Es geht unter anderem um mehr Ostdeutsche in Führungspositionen, Regionalentwicklung und Extremismusbekämpfung. Ein Vorhaben ist besonders konkret: das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. Mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall kommt eine solche Einrichtung wohl kaum zu früh. Sie soll Geschichte schreiben, in der auch der ostdeutsche Blickwinkel mehr vorkommt als bisher, soll Lehren ziehen, aus dem was war und Strategien entwickeln, für das was kommt. Denn eines lehrt der gesamtdeutsche Blick in die jüngere deutsche Geschichte: Ein Transformationsprozess mag vielleicht irgendwann mal abgeschlossen sein. Aber dann kommt schon der nächste. Ost- wie Westdeutsche erleben es in dieser Zeitenwende mit allen ihren Folgen besonders tiefgreifend. Das Zentrum soll 2028 eröffnet werden.
3innenpolitik
Die Demokraten im US-Senat haben sich überraschend auf ein großes Gesetzespaket geeinigt, das Ausgaben für die Energie- und Gesundheitsversorgung, den Klimaschutz sowie höhere Steuern für Superreiche und Konzerne vorsieht. Die Einigung gab der Mehrheitsführer der Parlamentskammer, Chuck Schumer, gemeinsam mit seinem Parteifreund Joe Manchin bekannt. Letzterer hatte über Monate hinweg ein umfangreiches Reformpaket blockiert, das Präsident Joe Biden und andere Demokraten anstreben. Als Grund hatte Manchin angegeben, dass er sich vor einer Verschärfung der hohen Inflation sorge. Nun lenkte der eher konservative Senator offenbar ein. Manchin und Schumer erklärten, dass durch das geplante Paket über zehn Jahre hinweg Einnahmen von rund 670 Milliarden Dollar zusammenkommen würden. "Die Investitionen werden vollständig durch die Schließung von Steuerschlupflöchern für wohlhabende Privatpersonen und Unternehmen finanziert", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Paket ist allerdings nur ein Bruchteil dessen, was US-Präsident Joe Biden ursprünglich für Klima und Soziales durchsetzen wollte. Manchin, der Senator von West Virginia ist, hatte Bidens Pläne allerdings torpediert und ein billionenschweres Sozial- und Klimapaket zerschossen. Biden erklärte nun, dass er die Einigung unterstütze. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, sei es von "historischer Bedeutung". Der Einigung zufolge sollen rund 370 Milliarden Dollar allein in Programme für Energiesicherheit und Klimawandel investiert werden.Mit Manchin stehen und fallen viele Vorhaben des Weißen Hauses, weil die Demokraten in der Parlamentskammer nur eine hauchdünne Mehrheit haben - für den Erfolg seiner Vorhaben braucht Biden daher alle Stimmen seiner Parteifreunde. Manchins Verhalten verstärkte zudem interne Flügelkämpfe und eine Vertrauenskrise innerhalb der Demokratischen Partei. Auch Biden ließ das Gezerre in einem schlechten Licht dastehen - schließlich hatte er es nicht geschafft, seine eigene Partei zusammenzuhalten.
0amerika
Sein Mais bekommt in diesem Jahr nicht mehr genug Wasser aus dem Brandenburger Boden. "Der ist hier, obwohl wir am Wochenende ordentlich Niederschlag hatten am Freitag und Sonnabend, schon wieder total ausgetrocknet", erklärt Landwirt Hans-Joachim Deter auf einem seiner Felder im Neuruppiner Ortsteil Wulkow im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. "Hier oben ist schon alles wieder Asche und die Pflanzen, die haben natürlich extrem gelitten, die sind hier ja nicht mal einen Meter hoch - vom Kolben gar nicht zu sprechen."In seiner Hand hält der Agraringenieur einen kahlen Maishalm. "Hier sind keine Kolben dran an den Pflanzen", meint der Bauer, dessen Familie die Felder seit Jahrhunderten bewirtschaftet. Ein anderer Kolben sei nur rund ein Zehntel so groß wie sonst.In seiner aktuellen Erntebilanz bestätigt der Deutsche Bauernverband, dass die Probleme des Brandenburger Landwirts bundesweit existieren. "Ein großer Unsicherheitsfaktor ist in diesem Jahr die zu erwartende Erntemenge beim Körnermais", so Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied. "Dieser hat in vielen Regionen massiv unter der Trockenheit der letzten Wochen gelitten." Die Ernte in Deutschland sei in der Summe unterdurchschnittlich und enttäuschend, bilanziert der Cheflobbyist der Landwirte. "Die Ernteerträge sind sehr unterschiedlich", ergänzt er aber. Von Nordrhein-Westfalen über Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern und in Alpennähe hätten die Bauern eine "überdurchschnittliche Ernte einfahren können - und alles, was dazwischen liegt, ist äußerst unterdurchschnittlich, beispielsweise in Sachsen-Anhalt - eigentlich eine Kornkammer in Deutschland". Dort sei vor allem die Weizenernte deutlich zurückgegangen.Von seinem Getreide hat der Brandenburger Bauer Deter nach eigenen Angaben in dieser Saison fast ein Drittel verloren. Bevor er mit der Kartoffelernte startet, gräbt er ein paar Knollen mit Hand und Harke aus der Erde. "Die sind auf jeden Fall halb so groß wie sonst", meint er, als er die Kartoffeln sieht. "Und sie sind teilweise so klein, dass sie durch die Siebkette fallen." 30 bis 35 Millimeter messen die Lücken zwischen den Siebketten seiner Erntemaschine. Doch er ist überzeugt, dass genügend Kartoffeln hängen bleiben. Deshalb lässt er seine Helfer die Erntemaschine auf dem ersten Feld anschmeißen. Doch das Band, auf dem die Kartoffeln von diesem Hektar Land in die Erntekörbe fallen, ist bisher nur halb so voll wie im Vorjahr. "Es wird auf jeden Fall einiges fehlen - am Monatsende", klagt Deter. Selbst für erfahrene Erntehelfer ist die erste Bilanz ernüchternd. Aber: "Das ist eben so, wenn es trocken ist", meint Siegunde Herrmann, die seit mehr als 30 Jahren in dem Wulkower Familienbetrieb arbeitet: "Dann sind es eben mehr Pellkartoffeln."Seine Kartoffeln verkauft der Brandenburger Landwirt unter anderem an Kundinnen und Kunden auf seinem Hof und an Gaststätten in Neuruppin. Noch hat er den Preis für diese Abnehmer nicht erhöht. "Die meisten Kartoffeln gehen zur Stärkefabrik. Da ist der Preis auch noch ein Fragezeichen, weil Dünger und Diesel wesentlich teurer geworden sind", sagt der Landwirt. Auf höhere Preise weist auch der Bauernverbandspräsident bei seiner Erntebilanz hin. "Wir gehen davon aus, dass die Verbraucherpreise stabil bleiben, in der Tendenz möglicherweise noch steigen", erklärt Joachim Rukwied: "Wir Bauern brauchen schlichtweg höhere Preise, um überhaupt noch wirtschaften zu können." Denn deutsche Bauern hätten mit einer Kostenexplosion zu kämpfen: "Die Düngemittelpreise haben sich vervierfacht, die Energiepreise verdoppelt, die Futterpreise sind deutlich angestiegen." Viele Bauern griffen bereits auf ihre Wintervorräte zurück, um ihre Tiere füttern zu können - auch auf Grund der Dürre.Im brandenburgischen Wulkow reichen Deters Futtervorräte momentan für seine 5000 Schweine, darunter Ferkel, Sauen und Zuchteber. "Aber die Preise für Tierfutter sind um bis zu 80 Prozent gestiegen", erzählt der Landwirt: "Das ist enorm." Deswegen habe er seinen Sauenbestand fast halbiert - auf 500 Tiere: "Das ist eine Notlösung, die wir nicht so vorhatten." Von den Erlösen für das Schweinefleisch habe er das Futter aber nicht mehr finanzieren können. "Wo landen wir im nächsten Jahr?" frage er sich ständig. "Bauen wir im nächsten Jahr noch in dem Umfang Kartoffeln an? Das ist noch nicht sicher." Auch für Getreide muss er auf Grund stark schwankender Weltmarktpreise neu kalkulieren. Der Landwirt hat aber Verträge mit festen Preisen abgeschlossen. Deswegen will er in Zukunft wieder Felder künstlich bewässern, obwohl auch das Geld kostet. "Wenn man das im Prinzip ohne Beregnung betreibt, dann kann man die Verträge nicht erfüllen. Dann rechnet sich da nichts mehr", sagt er. Noch müssen Behörden aber genehmigen, dass er Wasser aus einem Brunnen für seine Felder holen darf. Denn der fehlende Regen lässt auch den Grundwasserspiegel sinken.
5unternehmen
Das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos hat erstmals den Fehlstart einer Rakete hinnehmen müssen. Die Rakete des Raumfahrtunternehmens Blue Origin geriet eine Minute nach dem Start über dem Westen von Texas vom Kurs ab.Das Startabbruchsystem der Kapsel setzte umgehend ein und koppelte diese von der Rakete ab. Das System habe wie vorgesehen funktioniert, hieß es. An Bord befanden sich keine Menschen, sondern lediglich wissenschaftliche Experimente.Wenige Minuten später segelte die Kapsel an einem Fallschirm in einer abgelegenen Wüstenregion zu Boden. Als die Kapsel von der Rakete getrennt wurde, brach der Startkommentar von Blue Origin ab. Später wurde mitgeteilt, es habe offenbar eine Anomalie gegeben.Der Fehler geschah, als die Rakete mit rund 1100 Kilometern pro Stunde in einer Höhe von etwa 8500 Metern flog. Anschließend gab es keine Bilder von der Rakete, sondern lediglich von der Kapsel. Normalerweise landet die Rakete in der Wüste und wird für weitere Flüge wiederverwendet. Das geschah dieses Mal offensichtlich nicht. Es war der 23. Flug im Rahmen des Programms New Shepard, benannt nach dem ersten Amerikaner im All, dem Astronauten Alan Shepard. Dieselbe Art Rakete und Kapsel wurden auch für zehnminütige Flüge mit zahlenden Passagieren an den Rand des Alls genutzt, zuletzt im August.
0amerika
Die Deutsche Bahn hat sich als Lieferant für große Mengen Wasserstoff für die Industrie angeboten. Mit Energieversorgern habe man ein Konzept erarbeitet, wie Wasserstoff in den bestehenden Kesselwagen der Güterbahn von den Seehäfen ins Hinterland transportiert werden könne, teilte die Bahn mit. Dies sei eine effiziente Alternative zum aufwändigen Bau von Pipelines. Die Konkurrenten der Bahn hingegen sehen auch Hindernisse für den Bahntransport. "Grüner" Wasserstoff gilt als einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel, vor allem für diejenigen industriellen Anwendungen, in denen eine Elektrifizierung nicht möglich ist. Bislang gibt es aber weder größere Mengen zu wettbewerbsfähigen Preisen noch die erforderlichen Lager- und Verteilnetze. Weil hierzulande die benötigten Mengen noch für viele Jahre nicht verfügbar sein werden, wird Deutschland auf Importe angewiesen sein. Die Deutsche Bahn will den in Flüssigkeiten gebundenen Wasserstoff so wie er ist, in die Kesselwagen verladen. Erst bei den Empfängern in der Industrie soll der Wasserstoff von seinem Trägermedium separiert werden, sodass er als Energieträger genutzt werden kann. "So schaffen wir für die deutsche Wirtschaft eine sichere und leistungsfähige Lieferkette", warb Cargo-Chefin Sigrid Nikutta. Der Deutschen Bahn gehört etwa die Hälfte der Güterzüge, die durch Deutschland fahren. Ihre Konkurrenten sind beim Thema Wasserstoff noch zurückhaltend. Ihr Verband Netzwerk Europäischer Eisenbahnen verweist darauf, dass der Transport mit dem Zug deutlich ineffizienter sei als per Pipeline. Zurzeit sei auch die Zahl der Wagen begrenzt und das Schienennetz bereits hoch ausgelastet. Dennoch hat auch Bahn-Konkurrent VTG das mögliche neue Geschäftsfeld im Blick. Man habe spezielle Kesselwagen und Tankcontainer im Angebot, heißt es bei dem Hamburger Unternehmen. Denn geeignete Wasserstoffpipelines gibt es noch nicht. Möglich ist auch der Transport per Lastwagen und nach Expertenangaben auch die Beimischung im bestehenden Erdgasnetz. Auch der Transport flüssigen Wasserstoffs im Bahn-Kesselwagen ist demnach ein Weg. Die Deutsche Bahn beteiligt sich auch an der Entwicklung neuer Wasserstoff-Container, um etwa Tankstellen für Wasserstoff-Lokomotiven zu versorgen.
5unternehmen
Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaats New York erhebt eine Zivilklage gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump wegen Betrugs. Auch gegen Trumps Unternehmen und seine Kinder Donald Junior, Eric und Ivanka wird Anklage erhoben, wie Generalstaatsanwältin Letitia James ankündigte. James strebt nach eigenen Angaben Geldstrafen in Höhe von insgesamt 250 Millionen Dollar an. Außerdem solle Trump und seiner Familie für immer verboten werden, Geschäfte im Bundesstaat New York zu machen. Den Vorwürfen zufolge sollen die Angeklagten ihre Finanzen je nach Bedarf größer oder kleiner gerechnet haben, um beispielsweise einfacher an Kredite zu kommen oder um weniger Steuern zu zahlen. Dabei geht es um jährliche Angaben zur finanziellen Lage von 2011 bis 2021. Auch die Deutsche Bank soll solche Kredite gewährt haben, sagte James. "Donald Trump hat fälschlicherweise sein Vermögen um Milliarden Dollar aufgebläht, um sich selbst zu Unrecht zu bereichern und um das System auszutricksen - und damit uns alle", sagte James. Sie hat über drei Jahre hinweg zivilrechtliche Ermittlungen gegen Trumps Firmenimperium geleitet und laut aktuellen Angaben mit 65 Zeugen für die Anklage gesprochen und "Millionen Dokumente" ausgewertet. Trumps Anwältin Alina Habba warf der Demokratin James vor, sie verfolge mit ihren unbegründeten Vorwürfen eine rein politische Agenda. "Es ist völlig klar, dass die Generalstaatsanwaltschaft ihre gesetzlichen Befugnisse überschritten hat, indem sie in Vorgängen herumschnüffelte, in denen absolut kein Fehlverhalten vorlag", sagte Habba. "Wir sind zuversichtlich, dass unser Rechtssystem diesen unkontrollierten Amtsmissbrauch nicht dulden wird." In den USA gehören Generalstaatsanwälte meist zu einer Partei und werden in vielen Bundesstaaten vom Volk gewählt. James ist Mitglied der Demokratischen Partei und zählt zur Regierung des Bundesstaats New York. Der zur Republikanischen Partei gehörende Trump bezeichnet das Verfahren deshalb immer wieder als politisch motiviert und nennt es eine "Hexenjagd". Gegen den früheren Präsidenten gibt es in vielen Instanzen Vorwürfe. Unter anderem soll das FBI vertrauliche und geheime Dokumente in Trumps Anwesen Mar-a-Lago sichergestellt haben. Im Bundesstaat Georgia soll er die Wahlleitung unrechtmäßig unter Druck gesetzt haben, bei der Wahl 2020 zusätzliche Stimmen für ihn auszuweisen. Ein Untersuchungsausschuss beschäftigt sich außerdem mit seiner Rolle beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und könnte am Ende die Empfehlung aussprechen, ihn strafrechtlich zu verfolgen. Trump hat immer wieder angedeutet, 2024 noch einmal als Präsident kandidieren zu wollen, dies aber noch nicht offiziell angekündigt. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass eines der oft mehrjährigen Verfahren mit Möglichkeiten für Revision und Nachverhandlungen vor der Wahl im November 2024 zu einer Verurteilung führen würde.
0amerika
Die UN-Vollversammlung hat das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als eigenständiges Menschenrecht anerkannt. Für eine entsprechende Resolution stimmten 161 Staaten, acht Mitglieder der UN enthielten sich. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, nannte die Resolution einen "Meilenstein". "Die Resolution wird helfen, ökologische Ungerechtigkeiten zu verringern, Lücken im Schutz zu schließen und Menschen zu stärken, besonders solche in vulnerablen Situationen wie Verteidiger ökologischer Menschenrechte, Kinder, Jugendliche, Frauen und indigene Völker", sagte Guterres. Die heutige Entscheidung zeige, dass die Staatengemeinschaft im Kampf gegen die dreifache planetare Krise von Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Umweltverschmutzung zusammenkommen könne. Ob die Resolution aber tatsächlich Erfolg hat, ist unklar. Denn rechtlich bindend ist die Entscheidung für die Mitgliedsländer nicht. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erklärte in Genf, allein das Recht auf eine gesunde Umwelt zu bekräftigen, reiche nicht. "Die Resolution der Vollversammlung ist sehr klar: Die Staaten müssen ihre internationalen Verpflichtungen umsetzen und ihre Bemühungen dazu verstärken." Die Entscheidung spiegele wider, "dass alle Rechte mit der Gesundheit der Umwelt verbunden sind", so Bachelet. Jeder Mensch habe "ein Recht zu essen, zu atmen und zu trinken, ohne seinen Körper dadurch zu vergiften", und ein Recht, ohne die Bedrohungen durch einen Kollaps des Ökosystems und einer Klimakatastrophe zu leben. Bachelet forderte, jetzt gelte es, Regierungen und Unternehmen für Umweltschäden zur Verantwortung zu ziehen und die Rechte derer anzuerkennen und zu wahren, die von Umweltzerstörung am meisten betroffen seien. Vertreter der internationalen Gemeinschaft sehen die Resolution selbst schon als Erfolg. Sie sprachen von einem "historischen" Schritt und einem Appell an Regierungen, internationale Organisationen und die Wirtschaft. Der UN-Menschenrechtsrat hatte das Recht auf eine saubere Umwelt bereits im Oktober vergangenen Jahres als Menschenrecht anerkannt. Der Menschenrechtsrat ist ein Nebenorgan der Vollversammlung, in den 47 der insgesamt 193 UN-Mitgliedsstaaten regelmäßig gewählt werden.
0amerika
Kommunen schließen ihre Hallenbäder, Denkmäler werden nicht mehr beleuchtet, und in öffentlichen Gebäuden soll weniger geheizt werden: Möglichkeiten, im öffentlichen Raum Energie zu sparen, gibt es viele. Im Privaten müssen sich Mieter oder Hausbesitzer auf hohe Nachzahlungen für ihre Energie einstellen.Auch manche Vermieter haben schon reagiert, um bei Warmwasser oder Heizung den Verbrauch zu senken. Aus Frankfurt ist sogar der Fall von Wohnungsmietern bekannt geworden, die seit Wochen kein Warmwasser mehr haben - weil der Hauseigentümer die Heizungsanlage abgestellt hat. Was ist Vermietern in Zeiten der steigenden Energiekosten und hohen Inflation erlaubt und was nicht? Ein Überblick."Das darf er nicht", so die eindeutige Einschätzung von Gert Reeh, dem Vorsitzenden vom Mieterbund Hessen: "Es gibt eine sogenannte Grundversorgung im Mietrecht, dazu gehört die Warmwasserversorgung." Und die gelte den ganzen Tag über. Das hätten Gerichte bestätigt. Passiert dies trotzdem, können Mieter mit einer einstweilige Verfügung reagieren. "Die einstweilige Verfügung ist vorläufig vollstreckbar. Wenn der Vermieter nicht kommt, können die Bewohner einen Installateur bestellen, und auch einen Schlüsseldienst, wenn die Anlage abgesperrt ist", sagt Reeh. Außerdem seien Vermieter schadenersatzpflichtig und müssten die Kosten übernehmen, wenn die Mieter woanders duschen, zum Beispiel in Schwimmbad. Eine Absenkung der Heizung auf 17 oder 18 Grad ist laut aktueller Rechtsprechung zwischen 22 und 6 Uhr erlaubt. Um die Kosten zu senken, plant der Wohnungskonzern Vonovia genau das zum Beginn der nächsten Heizperiode. Etwas mehr als die Hälfte der 490.000 Vonovia-Wohnungen ist angeschlossen an Gas-Zentralheizungen, die jetzt bei routinemäßigen Wartungen umgestellt werden. Vonovia will auf 17 Grad drosseln, und zwar in der Zeit zwischen 23 und 6 Uhr. Damit sollen bis zu acht Prozent eingespart werden. Die Versorgung mit Warmwasser sei davon nicht betroffen, so das Unternehmen. "Das wird problematisch für Schichtarbeiter oder ältere Leute, die auch dann mal länger wach bleiben wollen oder schlecht schlafen und dann heizen wollen", sagt Experte Reeh. "Dann muss man mit dem Vermieter in Kontakt treten." "Momentan stellen wir in der Beratung fest, dass viele Vermieter ihre Mieter bitten, die Betriebskosten-Vorauszahlung anzuheben", so Gert Reeh. Doch nur, weil bei der aktuellen Abrechnung eine Nachzahlung fällig wurde, habe der Vermieter das Recht, die Vorauszahlung anpassen.  Der Mieterbund Hessen rät seinen Mitgliedern trotzdem, mit Vermietern ins Gespräch zu kommen, um die Vorauszahlung anzupassen. So lässt sich verhindern, dass eine Nachzahlung im kommenden Jahr unverhältnismäßig hoch ausfällt.Manche Mietverträge sehen Betriebskostenpauschalen vor. Eine Erhöhung muss der Vermieter trotzdem schriftlich ankündigen und erklären, warum die Pauschale erhöht wird. Und: Wenn die Betriebskosten wieder sinken, muss die Pauschale ebenfalls angepasst werden. Die Miete richtet sich normalerweise nach den "ortsüblichen Vergleichsmieten". Das heißt: Der örtliche Mietspiegel entscheidet darüber, ob eine Miete angehoben werden darf oder nicht. Vermieter dürfen das weder willkürlich noch unbegrenzt: "Es gibt eine Kappungsgrenze, so dass innerhalb von drei Jahren die Miete nur um 15 Prozent angehoben werden kann", so Reeh. Wurde die Miete einmal verändert, dürfe erst 15 Monate später erneut eine Erhöhung angesetzt werden. Anders ist der Fall, wenn Mieter einen Vertrag unterschrieben haben, der eine Indexmiete vorsieht: Dabei wird eine Ausgangsmiete vereinbart, die der Vermieter entsprechend der aktuellen Inflationsrate anpassen kann. Maßgeblich ist hierbei der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes. Die Miete erhöhen darf der Vermieter hier höchstens einmal im Jahr beziehungsweise frühestens ein Jahr nach Beginn des Mietverhältnisses.
6verbraucher
Aufregung vor dem Verfassungsgericht: Dutzende Journalisten versuchen, vom Pressesprecher einen Zettel mit dem Statement des Gerichts zu ergattern. Der Inhalt kommt für viele überraschend: Thailands Verfassungsgericht suspendiert vorübergehend den Regierungschef Prayuth Chan-O-Cha - und zwar so lange, bis das Gericht über einen Antrag der größten Oppositionspartei entschieden hat. Diese fordert eine Absetzung des Regierungschefs, weil Prayuth diese Woche bereits die maximal erlaubte Amtsdauer erreicht habe, so die Opposition. "Ich freue mich, dass das Verfassungsgericht mit fünf zu vier Stimmen beschlossen hat, Premierminister Prayuth zu suspendieren", erklärt ein Mann, der vor dem Gericht gewartet hat, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Das Gericht muss jetzt rausfinden, ob er weiter im Amt bleiben darf. Er ist schließlich schon seit acht Jahren Premierminister. Ich bin glücklich, weil wir der Demokratie näherkommen." Die Amtszeit des Premierministers ist in Thailand auf acht Jahre begrenzt. Die Oppositionspartei argumentiert, dass Prayuth Chan-O-Cha bereits seit 2014 im Amt sei. Damals führte er einen Militärputsch an, der die gewählte Regierung stürzte. Prayuth übernahm als Chef der Militärjunta die Regierungsgeschäfte. Die Unterstützer des 68-jährigen Regierungschefs argumentieren hingen, dass seine Amtszeit erst 2019 begonnen habe, als er bei einer Parlamentswahl offiziell zum Regierungschef gewählt wurde. Laut einer aktuellen Umfrage sind zwei Drittel der Thailänderinnen und Thailänder für eine Absetzung des Regierungschefs - noch in diesem Monat. Auf den Straßen der Hauptstadt waren daher heute viele Demonstranten unterwegs."Ich bin sehr zufrieden mit der Entscheidung. General Prayuth ist schon lange im Amt und hatte keine Vision für die Entwicklung des Landes", sagt einer von ihnen "Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob das gut für uns ist oder nicht. Denn manchmal spielen die Mächtigen ein Spiel. Aber ich bin froh, dass das Gericht Prayuth erstmal von seinem Amt suspendiert hat.""Ich bin bis zu einem gewissen Grad zufrieden, aber ich denke, das gesamte Kabinett hätte gehen müssen", erklärt ein anderer. "Lasst uns jemanden finden, der besser geeignet ist, Premierminister zu werden. In Thailand gibt es viele gute Leute, es gibt nicht nur drei, die das Land führen können." Damit spielt der Demonstrant auf den Interimspräsidenten an. Bis zur Entscheidung des Gerichts soll der stellvertretende Premierminister die Amtsgeschäfte führen, erklärte der andere stellvertretende Premierminister. Prawit Wongsuwan ist Prayuths enger Verbündeter und Teil der Militärclique, die 2014 den Putsch initiiert hatte. Ein Regierungssprecher erklärte, dass Prayuth die Entscheidung des Gerichts respektiere. Der Ministerpräsident hat nun 15 Tage Zeit, um auf die Entscheidung zu reagieren. Da im Zuge der Gerichtsentscheidung weitere Proteste erwartet werden, hat die Polizei in Bangkok Straßen gesperrt, Barrikaden mit Stacheldraht errichtet und den Regierungssitz mit großen Schiffscontainern gesichert. Noch ist unklar, wann das Gericht seine endgültige Entscheidung zur Länge der Amtszeit Prayuth Chan-O-Cha bekanntgeben wird. 
1asien
Hurrikan "Ian" hat nach den schweren Verwüstungen im US-Staat Florida nun Kurs auf die nächste US-Küste genommen. Noch vor seinem erwarteten Auftreffen auf Land in South Carolina erklärte US-Präsident Joe Biden den Notstand für den Staat. Bundesbehörden seien damit angewiesen worden, die dortige Regierung und örtliche Stellen bei Hilfs- und Rettungsarbeiten zu unterstützen, teilte das Weiße Haus mit. Das Nationale Hurrikanzentrum warnte in seinem Lagebericht vor lebensbedrohlichen Sturmfluten entlang der Küste von South Carolina sowie vor Regen und Überschwemmungen auch im nördlichen Nachbarstaat North Carolina sowie im Süden des angrenzenden Staates Virginia. Auf seinem Weg Richtung Norden gewann "Ian" seit Donnerstag weiter an Stärke, wie das Nationale Hurrikanzentrum weiter mitteilte. Demnach erreichten seine maximalen Windgeschwindigkeiten zuletzt 140 Kilometer pro Stunde, das entsprach weiter der Kategorie eins von fünf. Als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie 4 war "Ian" am Mittwoch mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde in Florida auf Land getroffen. Bei seinem Zug quer über den südlichen Bundesstaat hinterließ er Zerstörungen und Überschwemmungen. Auf dem Weg durch Florida schwächte er sich zu einem Tropensturm ab, über dem Meer wuchs er aber wieder zu einem Hurrikan der Stärke eins an. Die Behörden hielten sich mit Schätzungen zur Zahl der mutmaßlichen Todesopfer zurück - hatten aber keine Zweifel, dass der Hurrikan Menschenleben gekostet hat. "Dies könnte der tödlichste Hurrikan in der Geschichte Floridas sein", sagte Biden. Der US-Sender ABC berichtete unter Berufung auf vorläufige Zahlen örtlicher Polizei- und Sheriffbüros, es habe in Florida mindestens zwölf Tote gegeben. Allein im Bezirk Charlotte County an der südlichen Westküste Floridas, in dessen Nähe der Hurrikan auf Land getroffen war, seien sieben Menschen ums Leben gekommen. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis machte deutlich, dass er am Ende ebenfalls mit hohen Opferzahlen rechnet. Er warnte, die Situation sei nach wie vor gefährlich. "Wir erleben weiterhin tödliche Regenfälle, katastrophale Sturmfluten, überflutete Straßen und Häuser", sagte er. "Wir haben noch nie solche Überschwemmungen erlebt, wir haben noch nie eine Sturmflut diesen Ausmaßes gesehen", so DeSantis bei einer Pressekonferenz. In mehr als 700 Fällen seien in Not geratene Menschen gerettet worden. Unter anderem war die Küstenwache mit Hubschraubern unterwegs, um Menschen von Häuserdächern zu bergen. Mehr als 2,6 Millionen Haushalte waren ohne Strom, im Laufe des Donnerstags wurde für mehr als 350.000 die Energieversorgung wieder hergestellt, wie der Gouverneur sagte. An der Insel Sanibel Island wurde die Brücke zerstört, die sie mit dem Festland verbindet. Behörden warnten Bewohner überfluteter Gebiete vor Gefahren im Wasser wie Schadstoffe aus der Kanalisation, Chemikalien - oder auch Alligatoren. Auch unterbrochene Strom- und Gasleitungen könnten Menschenleben kosten. Auf Hubschrauber-Aufnahmen waren brennende Häuser zwischen überfluteten Straßen zu sehen oder Grundstücke, von denen die Gebäude komplett weggeschwemmt wurden. "Hurrikan 'Ian' wird ein Sturm sein, über den wir noch jahrzehntelang sprechen werden", sagte die Leiterin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Es gebe viele komplexe Probleme zu lösen bei den Einsätzen im Sturmgebiet, und es gebe noch keine genaue Einschätzung zu den Schäden. "Aber es wird katastrophal sein." Ihre Behörde stelle sich darauf ein, dass Tausende Familien nicht in ihre Häuser zurückkehren könnten und vorübergehend eine Bleibe bräuchten. Zu Wochenbeginn hatte "Ian" zunächst auf der Karibikinsel Kuba Überschwemmungen und Schäden angerichtet.
0amerika
Der Chef des israelischen Spionagesoftware-Herstellers NSO, Shalev Hulio, ist nach Angaben des Unternehmens zurückgetreten. Mitarbeiter der Firma berichteten zudem, dass 100 Angestellte, rund 13 Prozent des NSO-Personals, entlassen werden sollten. Hulio verlasse im Rahmen einer Umstrukturierung seinen Posten, teilte ein Unternehmenssprecher mit. An seine Stelle rücke der bisherige Vorstand für das operative Geschäft, Yaron Shohat, der auch den Reorganisationsprozess leiten werde. Das verschuldete Unternehmen will sich demnach künftig auf die Nato-Mitgliedsstaaten als Kunden konzentrieren.   NSO war international in die Kritik geraten, weil das Unternehmen die Spionage-Software "Pegasus" herstellt. Mit ihr können Kontakte, Nachrichten und die Standortdaten einer Zielperson auf deren Smartphone überwacht werden. Gedacht ist das laut NSO für das Aufspüren von Terroristen und Verbrechern - tatsächlich wurden jedoch auch in Ländern wie Saudi-Arabien und Mexiko oder dem Westjordanland Journalisten und Aktivisten ausgespäht. Auch deutsche Behörden - das Bundeskriminalamt und der Bundesnachrichtendienst - nutzten die Software, wie journalistische Recherchen ergaben. Die USA setzten NSO 2021 auf die Sanktionsliste, um der Firma den Zugang zu US-amerikanischer Technologie zu erschweren. Apple und Facebook werfen NSO vor, in ihre Produkte "einzubrechen" und haben die Firma verklagt. Auch die israelische Entscheidung, Software-Exporte strenger zu kontrollieren, hat der Firma einen Schlag versetzt. Die Zahl der Staaten, in die NSO seine Überwachungswerkzeuge verkaufen kann, verringerte sich dadurch von 100 auf 37.
5unternehmen
Mit scharfer Kritik hat China auf den UN-Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen in der Region Xinjiang reagiert. Hinter dem Bericht stünden in Wirklichkeit "die USA und einige weitere westliche Kräfte", er sei "komplett unrechtmäßig und ungültig", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, in Peking. Er bezeichnete den Bericht als "ein Sammelsurium von Fehlinformationen". Hinter dem Bericht der UN-Menschenrechtskommission stehe die Strategie des Westens, mit Hilfe des Themas Xinjiang "China zu kontrollieren", sagte Wang weiter. Ziel des Westens sei es, China durch "politische Manipulation" zu isolieren. Der UN-Kommission warf er vor, sich zum "Handlanger und Komplizen der USA und des Westens gegen die Schwellenländer" gemacht zu haben. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hatte in der Nacht zum Donnerstag kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit den Bericht zur Lage der Muslime in Xinjiang veröffentlicht. Die 46-seitige Bewertung spricht von "glaubhaften" Vorwürfen von systematischer Folter, Zwangsarbeit und Vergewaltigungen in Internierungslagern in Xinjiang. Die Behandlung der Uiguren und anderer vorwiegend muslimischer Gruppen im Namen der Extremismusbekämpfung könne "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" darstellen. Inhaftierte hätten von grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung berichtet. Wenn Menschen willkürlich und diskriminierend inhaftiert würden, könnte das "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" darstellen, heißt es in dem Report der Vereinten Nationen weiter. Die internationale Gemeinschaft müsse sich "dringend" mit der Menschenrechtslage in Xinjiang befassen. Nach dem UN-Bericht zur Lage der Menschenrechte in Xinjiang forderte die Bundesregierung die sofortige Freilassung aller dort Inhaftierten. "Wir rufen die chinesische Regierung dazu auf, allen Menschen in Xinjiang umgehend in vollem Umfang ihre Menschenrechte zu gewähren", erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. "Alle willkürlich Inhaftierten müssen sofort freigelassen werden."Zudem rief das Auswärtige Amt die chinesische Regierung auf, "eine weitere unabhängige Aufklärung dieser Vorwürfe zu schwersten Menschenrechtsverletzungen in China zuzulassen".  China sieht sich seit Jahren mit Vorwürfen konfrontiert, die Uiguren in Xinjiang systematisch zu unterdrücken und als Zwangsarbeiter zu missbrauchen. China hat dies stets entschieden zurückgewiesen. Mit Informationen von Benjamin Eyssel, ARD-Studio Peking
0amerika
Marco Reus brachte Dortmund bereits in der zehnten Minute in Führung. Auch wenn Bayer noch zweimal vergeblich jubelte: Es war das Tor des Tages im mit mehr als 80.000 Zuschauern gefüllten Westfalenstadion."Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die Mannschaft hat unglaublich hart gearbeitet für den Sieg. Sie hat gekämpft, gekratzt und gebissen. Das ist das, was die Menschen hier sehen wollen", sagte Dortmunds Sportchef Sebastian Kehl. Enttäuscht war dagegen Leverkusens Jonathan Tah: "Es war relativ ausgeglichen, was die Chancen angeht. Es ist schade, dass wir nichts mitnehmen." Man habe ein anderes Gesicht als beim Pokal-Aus gegen Elversberg gezeigt.Die Partie war von Beginn an heftig umkämpft, annähernd bei jedem Zweikampf ging mindestens einer der beteiligten Spieler zu Boden, FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych hatte alle Hände voll zu tun. Grobe oder unfaire Fouls blieben jedoch aus - dennoch mussten früh zwei Akteure den Platz verlassen. Auf Leverkusener Seite musste Robert Andrich vom Feld (13.), wenig später konnte Karim Adeyemi bei den Gastgebern nach einem Zweikampf nicht mehr weitermachen (23.).Zu diesem Zeitpunkt war Dortmund aber bereits in Führung gegangen - maßgeblich auf Initiative von Karim Adeyemi hin. Der deutsche U-21-Nationalspieler zog nach Zuspiel von Youssoufa Moukoko aus halbrechter Position wuchtig ab. Lukáš Hrádecký im Kasten der Gäste parierte den Flachschuss zwar, doch der Ball trudelte die Torlinie entlang. Marco Reus schaltete am schnellsten und stocherte den Ball ins Netz. Nach der Pause ging das Team von Gerardo Seoane konzentrierter und zielstrebiger zu Werke. Prompt hatten die Gästefans den Torschrei auf den Lippen, als Exequiel Palacios einen Abpraller im Tor von Gregor Kobel unterbrachte (53.). Doch der Schütze stand beim vorangegangenen Torschuss von Patrik Schick knapp im Abseits. Kurz zuvor hatte Hrádecký gegen Hazard glänzend und Leverkusen im Spiel gehalten.Die Borussia hatte ihre Übermacht aus dem ersten Abschnitt zu diesem Zeitpunkt längst verloren. Die Gäste drückten auf den Ausgleich, aber zweimal scheiterte Schick am herausragend haltenden BVB-Keeper Kobel (64./69.). Leverkusen wollte unbedingt das Remis, doch Dortmund verteidigte die knappe Führung mit Geschick und Fortune. In der Nachspielzeit sah Tormann Hrádecký nach Videobeweis noch die Rote Karte, weil er den Ball vor dem heranstürmenden Thorgan Hazard außerhalb des 16-Meter-Raums mit den Händen aufnahm. Edmond Tapsoba musste ersatzweise in den Kasten, Reus konnte den fälligen Freistoß aber nicht aufs Tor bringen.Gegen Spielende wurden die Stadionbesucher via Anzeigetafel und über den Kurznachrichtendienst Twitter aufgefordert, das Stadion nicht zu verlassen. Grund sei ein Fahrzeug, das auf dem Parkplatz E3 mit laufendem Motor aufgefunden wurde. Eine knappe halbe Stunde nach Spielende wurde die Warnung aufgehoben. Der Motor des Wagen soll aufgrund eines technischen Defektes gelaufen sein, eine Gefahr sei von dem Fahrzeug nicht ausgegangen. Dortmund reist am zweiten Spieltag am Freitag (12.08.2022) nach Freiburg, Leverkusen spielt am Samstag gegen Augsburg.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Die geheimen Dokumente, die der ehemalige US-Präsident Donald Trump nach dem Ende seiner Amtszeit mitgenommen hat, sollen von den US-Geheimdiensten ausgewertet werden. Das berichteten die "New York Times", das Magazin "Politico" und andere Medien unter Berufung auf ein Schreiben der Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines an hochrangige Mitarbeiter. Damit solle geklärt werden, ob aus der Aufbewahrung in Trumps Villa Mar-a-Lago in Florida Risiken für die nationale Sicherheit entstanden. "Das Justizministerium und das Büro der US-Geheimdienstkoordinatorin arbeiten zusammen, um eine Klassifizierungsprüfung der relevanten Materialien zu erleichtern, einschließlich der bei der Durchsuchung sichergestellten", schrieb Haines dem Magazin "Politico" zufolge. Die Geheimdienste könnten demnach auch prüfen, ob Unbefugte Zugang zu den Dokumenten hatten. Dies könne von strafrechtlicher Relevanz sein. Haines gehört als Geheimdienstkoordinatorin der Regierung von Trumps Nachfolger Joe Biden an. Trumps Anwälte Trump forderten zuletzt einen neutralen Prüfer der FBI-Ermittlungen. Eine Richterin im US-Bundesstaat Florida kündigte nun an, möglicherweise einen Sonderbeauftragten einzusetzen. "Das Gericht gibt hiermit seine vorläufige Absicht bekannt, in dieser Rechtssache einen Sonderbeauftragten zu ernennen", teilte Richterin Aileen Cannon mit. Richterin Cannon kündigte an, eine Anhörung dazu solle am Donnerstag stattfinden. Cannon war von Trump während seiner Präsidentschaft im Jahr 2020 zur Richterin ernannt worden. Außerdem wies Cannon das Justizministerium an, unter Verschluss bekannt zu geben, welche weiteren Gegenstände bei der FBI-Razzia Anfang August konfisziert worden seien. Trump hatte zuvor gefordert, beschlagnahmte Gegenstände, die nicht in den Rahmen der Ermittlungen fielen, zurückzugeben. Am vergangenen Freitag hatte das US-Justizministerium teilweise öffentlich gemacht, auf welcher Grundlage die Wohnräume des Ex-Präsidenten am 8. August durchsucht wurden. Dadurch wurde bekannt, dass Trump zuvor schon zahlreiche vertrauliche, geheime und streng geheime Dokumente ans Nationalarchiv zurückgegeben hatte. Da Trump die Unterlagen bis dahin in seinem privaten Anwesen aufbewahrte, könnte er gegen Gesetze verstoßen haben.
0amerika
Trotz pandemiebedingter Produktionsausfälle in China und anhaltender Lieferkettenprobleme hat Tesla den Gewinn im zweiten Quartal fast verdoppelt. Der Elektroautobauer verdiente unterm Strich 2,3 Milliarden Dollar und damit 98 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das teilte der Konzern von Elon Musk nach US-Börsenschluss mit. Im Vorquartal hatte das Ergebnis allerdings noch bei deutlich höheren 3,3 Milliarden Dollar gelegen. Analysten hatten dennoch mit deutlich weniger Gewinn gerechnet.Die Tesla-Aktie legte nachbörslich rund vier Prozent zu. Der Autobauer steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar. Gemessen am ersten Quartal 2022 bedeutet das aber dennoch einen Rückgang. Damals lag der Umsatz bei 18,76 Milliarden Dollar. Damit endete eine Serie von Rekordumsätzen, da Tesla sein Werk in Shanghai wegen eines Lockdowns vorübergehend schließen musste. Zudem gab es Produktionsprobleme in den neuen Werken in Texas und in Grünheide bei Berlin. Beide Fabriken würden derzeit "Milliarden" verlieren, erklärte Tesla-Chef Musk im Juni.Als Gründe führte er damals einen Mangel an Batterien und Lieferkettenprobleme wegen der Lage in den chinesischen Häfen an. Tesla hat die Preise für seine Fahrzeuge in diesem Jahr mehrmals erhöht. Damit sollten unter anderem höhere Kosten für Lithium, das in den Batterien verwendet wird, und für Aluminium ausgeglichen werden. Trotz der jüngsten Schwierigkeiten bestätigte der Konzern seine ambitionierten Jahresziele und stellte eine "rekordbrechende" zweite Jahreshälfte in Aussicht. Überraschende Neuigkeiten lieferte Tesla außerdem zu seinem Bitcoin-Bestand: Rund 75 Prozent davon hatte das Unternehmen zum Quartalsende verkauft, was den Cash-Bestand in der Bilanz im vergangenen Vierteljahr um 936 Millionen Dollar erhöhte. Tesla hatte 2021 rund 1,5 Milliarden Dollar in die Digitalwährung investiert, einen Teil aber wenig später schon wieder veräußert.
5unternehmen
Die Präsidenten Russlands und Chinas haben beim ersten Treffen seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine demonstrativ den Schulterschluss geübt. Wladimir Putin und Xi Jinping trafen am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) im usbekischen Samarkand zusammen. Putin bedankte sich dabei für die Unterstützung aus Peking und die "ausgewogene Position unserer chinesischen Freunde" in der Ukraine-Krise. "Wir verstehen Ihre Fragen und Sorgen diesbezüglich und sind natürlich bereit, im Verlauf des heutigen Treffens unsere Position zu dieser Frage ausführlich darzustellen, obwohl wir auch schon vorher darüber geredet haben", sagte der russische Präsident laut russischen Nachrichtenagenturen zum Auftakt des Treffens. China will sich nach den Worten von Xi zusammen mit Russland dafür einsetzen, "Stabilität und positive Energie in eine chaotische Welt" zu bringen. Während China die russische Argumentation im Ukraine-Krieg unterstützt, fordert es gleichzeitig "alle Beteiligten" zur Einstellung der Feindseligkeiten auf. Peking vermeidet aber Verstöße gegen internationale Sanktionen, um nicht selbst zur Zielscheibe von Strafmaßnahmen zu werden. Gleichwohl hat der Handel zwischen beiden Ländern stark zugenommen. Chinesische Produkte füllen sanktionsbedingte Marktlücken in Russland. Auch bezieht China mehr Energie, seit der Westen russische Lieferungen boykottiert. Beide Präsidenten hatten sich zuletzt kurz vor Beginn des Krieges zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele Anfang Februar in Peking getroffen und ihre "grenzenlose Freundschaft" beschworen. Xi setzt auf die Partnerschaft mit Putin, um in den wachsenden Spannungen mit dem Rivalen USA gemeinsam Front zu machen. So stellte sich Putin in dem Konflikt um Taiwan auch hinter China und verurteilte die "Provokationen" der USA und ihrer Verbündeten. Außerdem bekräftigte der russische Präsident den "Ein-China-Grundsatz", mit dem Peking seinen Machtanspruch auf die demokratische Inselrepublik begründet, die Peking nur als Teil der Volksrepublik betrachtet. Die US-Regierung kritisierte Xis Treffen mit Putin. "Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für 'business as usual' mit Herrn Putin angesichts dessen, was er in der Ukraine tut", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, dem Sender CNN. China habe eine Wahl zu treffen. Peking habe sich klar dafür entschieden, den Krieg in der Ukraine nicht zu verurteilen. Es bleibe abzuwarten, ob Xi sich dazu entscheide, Russland tatsächlich auch materiell zu unterstützen.Die Shanghai-Gruppe der acht Staaten unter Führung Chinas und Russlands will eine Alternative zu der aus ihrer Sicht westlich dominierten Weltordnung schaffen. Der 2001 zunächst mit dem Blick auf den Kampf gegen Terrorismus gegründeten Shanghai-Gruppe gehören heute außer Russland, China, Indien und Pakistan auch Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan an. Auf dem Gipfel wird auch der Iran aufgenommen, der bislang Beobachter war. Zudem wird über die Aufnahme von Belarus beraten, das wie die Mongolei Beobachterstatus hat. Als Partner eingestuft sind Armenien, Aserbaidschan, Kambodscha, Nepal, Sri Lanka und die Türkei.Der Iran will nach den Worten seines Präsidenten Ebrahim Raisi durch die Kooperation mit Russland einen Großteil der US-Sanktionen gegen sein Land neutralisieren. "Die Kooperationen können in politischen, kommerziellen, wirtschaftlichen Bereichen sowie in der Luft- und Raumfahrt ausgebaut werden", sagte Raisi, der in Samarkand ebenfalls mit Putin zusammentraf. Nach Spannungen mit dem Westen und Streit über sein Atomprogramm hat der Iran seine Außenpolitik neu ausgerichtet und umwirbt besonders China und Russland. In Samarkand sollen auch Indiens Premierminister Modi und Xi zusammentreffen - zum ersten Mal seit den tödlichen Konfrontationen beider Seiten an der umstrittenen Grenze im Himalaya 2020. Mit seiner ersten Auslandsreise seit mehr als zweieinhalb Jahren meldete sich Chinas Staatschef wieder persönlich auf der internationalen Bühne zurück.
1asien
Im Fall von Krisen wie der Corona-Pandemie oder des russischen Krieges gegen die Ukraine will die EU-Kommission Firmen künftig Produktionsvorgaben machen können. Konkret geht es etwa darum, bestimmte Aufträge für die Produktion "krisenrelevanter Güter" bevorzugt zu behandeln. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, der dem ARD-Studio Brüssel vorliegt. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur dpa darüber berichtet.Zunächst sollen Unternehmen dies demnach auf freiwilliger Basis machen. Akzeptieren sie die Empfehlungen aber nicht, könnte die Kommission unter "außergewöhnlichen Umständen" die Firmen verpflichten, bestimmte Aufträge vorrangig zu behandeln. Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtete über die Pläne.Es gehe der Kommission um alle Arten von Waren oder auch Dienstleistungen, die in Folge von geopolitischen Krisen, dem Klimawandel, Naturkatastrophen, dem Verlust der Biodiversität oder globaler wirtschaftlichen Instabilität in der EU knapp werden könnten, heißt es dazu in der "FAZ".Zudem soll den EU-Staaten den Plänen zufolge im Extremfall vorgegeben werden können, Reserven von wichtigen Gütern anzulegen. Auch hier blieb zunächst unklar, um welche Güter es genau geht. Im Entwurf heißt es lediglich, Waren und Dienstleistungen von strategischer Bedeutung seien solche, die "nicht diversifizierbar und nicht austauschbar sind und die für das Funktionieren des Binnenmarktes in strategisch wichtigen Bereichen der Wirtschaft unerlässlich sind".Generell sieht das Vorhaben drei Phasen vor: Notfallplanung, Wachsamkeitsmodus und Notfallmodus. Zwangsmaßnahmen für Firmen sollen erst möglich sein, wenn der Notfallmodus ausgerufen wurde. Dies kann etwa der Fall sein, wenn es bereits zu schwerwiegenden Störungen im Binnenmarkt gekommen ist. Der Notfallmodus soll zudem auf sechs Monate begrenzt sein. An dem Entwurf könne sich laut dpa aber noch einiges ändern. Ferner ist es ungewiss, ob es überhaupt zu so weitreichenden Eingriffen in die unternehmerische Freiheit kommen wird. Ein strittiger Punkt dürfte sein, ob solche Eingriffe rechtlich zulässig sind. Der Entwurf wurde noch nicht formell von der EU-Kommission vorgestellt. Offenbar ist vorgesehen, dass das Kabinett von Ursula von der Leyen in gut zehn Tagen eine Entscheidung trifft. Zudem müssten EU-Staaten und EU-Parlament den Plänen zustimmen. In der Regel dauert es bei europäischen Gesetzesvorhaben mehrere Monate, in manchen Fällen aber auch deutlich länger, einen Kompromiss auszuhandeln.EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat angesichts dieser Pläne heute auch die Notwendigkeit betont, Zulieferketten breiter aufzustellen. "Ich würde sehr klar davon Abstand nehmen, dass wir Mikrovorschriften machen. Das ist nicht die Aufgabe der Europäischen Kommission", sagte sie am Freitag auf einer Klausur der Unions-Bundestagsfraktionsspitze im oberbayerischen Murnau. Aus der Erfahrung der Corona-Pandemie sei es aber nötig, sich bei bestimmten krisenhaften Entwicklungen frühzeitig miteinander darüber abzustimmen, "was haben wir, was können wir oder wo müssen wir zusammen als 27 handeln". Von der Leyen sagte, erst durch die krisenhafte Situation der Pandemie sei man sich bewusst geworden, wie abhängig man zum Teil von einer einzigen Zulieferkette sei. Deshalb sei der Gedanke, dass man "ungesunde Abhängigkeiten zum Beispiel von einzelnen Rohstoffen oder von einzelnen Zulieferern" frühzeitig erkennen könne, um sich dann breiter aufzustellen.Laut "FAZ" stößt der Vorschlag im Europaparlament bereits auf Kritik. "Im Kern setzt das Notfallinstrument das Prinzip um: gemeinsam sind wir in Europa am stärksten", zitiert die Zeitung den Europaabgeordneten Andreas Schwab (CDU). Ob "strategische Reserven" die Antwort in Zeiten der Globalisierung seien, sei eine andere Frage. Versorgungssicherheit im Krisenfall sicherzustellen sei eine Aufgabe auch für die Unternehmen, so Schwab.
5unternehmen
Ein Fan war im Zuge der Ausschreitungen im Stadion aus fünf Metern Höhe vom Mittel- in den Unterrang gestürzt. Anders als zunächst angenommen, handelt es sich bei dem verletzten Mann nach Angaben der französischen Behörden nicht um einen deutschen Fan des 1. FC Köln, sondern um einen Franzosen. Zunächst hatte es auch geheißen, er schwebe in Lebensgefahr. Das war später am Abend nicht mehr der Fall, wie die Präfektur mitteilte.Der Lokalsender BFM Nice-Cote d'Azur berichtete zudem, dass eine Person eine Stichverletzung davongetragen haben soll. Kölns Geschäftsführer Christian Keller sagte über die Ausschreitungen: "Das geht mir richtig auf den Sack." Er kündigte an, dass der Verein "mit aller Härte und Entschlossenheit" versuchen werde, die Beteiligten zu ermitteln. "Ich weiß nicht, ob das 50, 60 oder 70 waren. Es waren auf jeden Fall sehr, sehr wenige. Aber wir werden alles probieren, um möglichst viele rauszuziehen. Und die schließen wir dann aus, die werden nix mehr machen." Die Konsequenzen für den Verein seien "noch nicht abzusehen. Ich will auch nicht spekulieren. Da gibt es sicher eine große Bandbreite."Nizzas Trainer Lucien Favre, ehemals unter anderem bei Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund unter Vertrag, sagte zu den Geschehnissen: "Das ist wirklich enttäuschend. Es macht mich wütend." Die Anhänger seines aktuellen Arbeitgebers nahm der Schweizer in Schutz. Sie hätten nur auf die Aggressionen der Gegenseite reagiert. Wie sich alles entwickelt hatte, muss noch aufgearbeitet werden. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete von "einigen Hundert" Kölnern, die in den Heimbereich eingedrungen waren - allerdings auch von Anhängern Paris St. Germains, Nizzas Erzrivalen. Zwischen Fangruppen von PSG und des 1. FC Köln besteht seit Jahrzehnten eine Verbundenheit.Die Anhänger von PSG sollen sich unter die Kölner gemischt und deren Farben getragen haben, zudem ein provokantes Plakat entrollt. Zweifellos waren aber Kölner stark an den Krawallen beteiligt. FC-Präsident Werner Wolf sprach von "abscheulichen Geschehnissen auf beiden Seiten. Wir werden all unsere Kraft in die Aufklärung setzen und dabei mit aller Konsequenz gegen die Gewalttäter vorgehen."Diese hatten im eigenen Lager einen schweren Stand. Einige von ihnen wurden bei der Rückkehr in den eigenen Block wüst beschimpft, Videos davon kursierten in den Sozialen Medien. "Wir sind Kölner - und ihr nicht", skandierten die Fans. "Die große Mehrheit", sagte FC-Torwart Marvin Schwäbe, "hat eine klare Birne."Auch die Gastgeber von OGC Nizza verurteilten die Vorfälle "aufs Allerschärfste", wie es in einer nach dem Spiel veröffentlichten offiziellen Mitteilung des Klubs hieß. Darin hieß es weiter, dass sich "Dutzende von Hooligans aus dem für Köln-Fans reservierten Bereich gewaltsam Zutritt zur Ehrentribüne verschafft" hätten.Der Klub sprach außerdem von "Sachbeschädigungen innerhalb der Stadt" vor dem Spiel. Man sei schockiert vom "Ausbruch der Gewalt", zumal man im Vorfeld alles dafür getan habe, die "Fans des 1. FC Köln willkommen zu heißen".Wie WDR-Reporter Jochen Hilgers aus Nizza berichtete, seien Fangruppen des 1. FC Köln zuvor auf dem Weg zum Stadion von Nizza-Anhängern angegriffen worden. Die Polizei habe schon dort eingreifen müssen. Im Stadion hätten dann rund 50 vermummte FC-Anhänger die Haupttribüne und OGC-Fans angegriffen. Es sei auch Pyrotechnik abgefeuert worden. Kurz darauf sei es zu einem Gegenangriff der französischen Fans gekommen, die ebenfalls Feuerwerkskörper abgefeuert hätten. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen sollen laut dpa-Meldungen zudem Leuchtraketen, E-Roller, Stühle und Tische geflogen sein. Erst nach mehr als fünf Minuten hatte die Polizei die Situation unter Kontrolle. Die Kapitäne Jonas Hector vom 1. FC Köln und Nizzas Kapitän Dante traten im Anschluss mit Mikrofonen vor die jeweiligen Fan-Blöcke und riefen zu Besonnenheit auf. "Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um uns für die Conference League zu qualifizieren, und wollen das hier auch spielen", rief Kölns Kapitän Hector: "Verhaltet euch bitte ruhig, wir wollen hier Fußball feiern und keine Gewalt haben."Quelle: sportschau.de
4sportschau
"Today nuclear power provides ten percent of the world’s electricity", tönt es aus dem Fernseher. "Zehn Prozent des Stroms in der Welt liefert die Atomkraft." Werbespots wie dieser haben gerade Hochkonjunktur in den USA: Der Anteil der Atomkraft am Energiemix müsse steigen, damit die ehrgeizigen Klimaziele der Biden-Regierung eingehalten werden können. So schreibt es die Nuklearindustrie der Politik ins Stammbuch. Und stößt etwa bei Joe Bidens Energieministerin Jennifer Granholm auf offene Ohren. "Die Hälfte von Amerikas sauberer, sprich emissionsfrei generierter Energie, stammt aus Kernkraftwerken", so die Ministerin. Was sie meint, ist, dass zwar gut die Hälfte des Strombedarfs noch über fossile Brennstoffe gedeckt wird; bei der anderen Hälfte aber die Atomkraft einen ebenso hohen Anteil hat wie Wind und Sonne gemeinsam.Scott Melbye, seines Zeichens Lobbyist für Amerikas Uranproduzenten, argumentiert, erneuerbare Energien und AKW würden sich ideal ergänzen. "Kernkraftwerke könnten immer dann einspringen, wenn Flaute herrscht oder die Sonne nicht scheint." Entsprechend zeichnet sich in den USA ein massiver Ausbau der AKW-Infrastruktur ab. Aktuell sind 56 Atommeiler am Netz, verteilt auf 28 Staaten. Die Biden-Regierung hat ein Sechs-Milliarden-Dollar-Programm zur Modernisierung der Altmeiler aufgelegt. In Georgia stehen zwei neue Atomkraftwerke kurz vor der Inbetriebnahme. Weitere sollen folgen: Vor allem in ehemaligen Bergbauregionen, um dort abgewickelten Kohlekumpeln neue Jobperspektiven zu bieten. Sicherheitsbedenken kennt die Biden-Regierung nicht: "Die USA setzen den Goldstandard, was die Betriebssicherheit der brandneuen und auch der überholten Reaktoren betrifft", betont Energieministerin Granholm. Beim heiklen Thema "strahlende Altlasten" winkt der Kernkraft-Lobbyist Melbye ab: "Der gesamte Atommüll der USA, der seit den 1950er Jahren angefallen ist, findet auf einem einzigen Fußballfeld Platz", sagt er.Doch ein Endlager gibt es ebensowenig wie in Deutschland. Daher warnen Umweltschützer wie Ralph Cavanagh die Kommunen, auf deren Gebiet Atomkraftwerke entstehen sollen: "Wer ein Kernkraftwerk beherbergt, der beherbergt auch auf unabsehbare Zeit Atommüll!" Mehr als die Altlasten-Problematik bereitet in den USA jedoch das Bereitstellen von Brennmaterial Sorge. "Ein Fünftel der radioaktiven Energieträger stammt aus Russland", gibt Melbye zu bedenken.Zählt man Kasachstan und Usbekistan als Lieferanten dazu, dann stammen 60 Prozent des Urans für US-amerikanische Atomkraftwerke aus dem Ausland. Seit Beginn der russischen Ukraine-Invasion ist klar: Das soll sich ändern. In sieben oder acht westlichen US-Bundesstaaten schlummert ein enormes Uranvorkommen: Lobbyisten wie Melbye werben in Washington nachdrücklich dafür, bei Genehmigungen für den Uranbergbau auf die Tube zu drücken. Die Zeichen der Zeit seien nie günstiger gewesen.
0amerika
Noch immer liegt das jährliche Durchschnittsgehalt in Ostdeutschland im Schnitt rund 12.200 Euro unter dem Lohn in Westdeutschland. Das geht aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" vorliegt. Westdeutsche verdienten demnach im vergangenen Jahr im produzierenden Gewerbe und bei Dienstleistungen 55.797 Euro. Ostdeutsche bekamen im Schnitt lediglich 43.624 Euro. Das entspricht einem Gehaltsunterschied von exakt 12.173 Euro im Jahr. Im Jahr 2020 hatte die Lohnkluft noch bei 11.967 Euro gelegen. Damit ist die Lohnlücke um 206 Euro angewachsen. "Wenn die ostdeutsche Mittelschicht 12.000 Euro im Jahr weniger zur Verfügung hat, dann zeigt das, dass sich die Preissteigerungen im Osten noch deutlich dramatischer auswirken werden", sagte Sören Pellmann, Ostbeauftragter der Linksfraktion, den Zeitungen. "Die Lohnlücke muss sich endlich schließen."Im April hatte die Bundesagentur für Arbeit dagegen noch festgestellt, dass das Gefälle 2021 zurückgegangen sei. Nach der Auswertung der Behörde lagen die monatlichen Löhne und Gehälter im Osten im vergangenen Jahr um 619 Euro unter denen im Westen. Im Jahr davor habe der Unterschied noch 650 Euro betragen. Den neusten Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge wird im Osten in Mecklenburg-Vorpommern mit 41.715 Euro durchschnittlich am wenigsten verdient und in Sachsen mit 44.531 Euro am meisten. In Westdeutschland lag demnach in Hamburg der Durchschnittsjahreslohn 2021 am höchsten (62.506 Euro), am niedrigsten war er in Schleswig-Holstein (49.005 Euro). Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen weiterhin. Während Männer deutschlandweit im Schnitt 56.853 Euro verdienten, kamen Frauen im Jahr 2021 nur auf durchschnittlich 47.976 Euro. Bundesweit betrug 2021 der durchschnittliche Bruttolohn von Vollzeitbeschäftigten 54.193 Euro im Jahr.
2finanzen
Teile der Ostküste Kanadas sind durch den Wirbelsturm "Fiona" verwüstet worden. Heftige Regenfälle und Windböen in Hurrikan-Stärke entwurzelten Bäume, spülten Häuser ins Meer und beschädigten Stromleitungen. In etwa 500.000 Haushalten fiel der Strom aus. In der Provinz Neufundland wurden nach Polizeiangaben zwei Frauen durch den Sturm ins Meer gerissen. Eine von ihnen konnte gerettet werden, die zweite wird noch vermisst.Stark betroffen war unter anderem die Küstenorte Port aux Basques und Labrador, wo mehrere Häuser von hohen Wellen weggerissen wurden. Die Polizei hatte die Bewohner zuvor angewiesen, Gefahrenzonen zu verlassen. Auch in der Provinz Nova Scotia deckte der Sturm Dächer ab, ließ Strommasten und Bäume einknicken und überflutete Straßen. Der Premierminister von Nova Scotia, Tim Houston, sprach von einer "unglaublichen Zahl" umgeknickter Bäume.Der kanadische Premierminister Justin Trudeau versprach den Provinzen und ihren Einwohnern die Hilfe der Regierung. "Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir für Sie da sind. Unsere Regierung steht bereit, die Provinzen mit zusätzlichen Mitteln zu unterstützen", erklärte er auf Twitter. Obwohl "Fiona" von einem Hurrikan zu einem sogenannten posttropischen Wirbelsturm herabgestuft worden war, brachte dieser nach Angaben von Meteorologen noch immer Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern mit sich. "Fiona" war am Sonntag vergangener Woche zuerst im US-Überseegebiet Puerto Rico auf Land getroffen. Danach suchte der Sturm auch die Dominikanische Republik, Guadeloupe, die Turks- und Caicos-Inseln und die Bermuda-Inseln heim. Insgesamt wurden sechs Todesfälle gemeldet, vier in Puerto Rico, einer in der Dominikanischen Republik und ein weiterer im französischen Überseegebiet Guadeloupe.
0amerika
Auf der Homepage erscheint die Meldung in einem schmalen, grauen Kästchen. "Nuri hat am Dienstag, den 9. August 2022 Insolvenz angemeldet", heißt es auf der Internetseite der Nuri-Bank. Wer darauf klickt, wird kumpelhaft geduzt: "Wir möchten Dich über eine wichtige Entwicklung informieren, die weder unsere Dienstleistungen noch die Einlagen und Investments bei Nuri betrifft." Gründe für die Insolvenz des einst von Geldgebern umgarnten Fintechs seien, so das Unternehmen, die aktuell schwierigen Marktentwicklungen und die Folgen für die Finanzmärkte und das Geschäft von Nuri.Die Nuri-Bank bezeichnet die Insolvenz als notwendigen Schritt, um den Weiterbetrieb der App und die Erfüllung der Verbindlichkeiten sicherzustellen. Alle Einlagen und Investitionen auf einem Nuri-Konto seien durch die Partnerschaft mit der Solarisbank AG sicher. Nuri selbst hat keine Banklizenz, sondern arbeitet seit 2018 mit Solaris aus Berlin zusammen. Solaris wiederum ist Teil des Einlagensicherungsfonds, der Kundeneinlagen bis 100.000 Euro gesetzlich schützt. Die von Nuri verwalteten Einlagen liegen nach Angaben des Instituts bei 325 Millionen Euro. Nuri-Kunden wird auf der Homepage versprochen: "Du hast weiterhin garantierten Zugriff auf Dein Geld und kannst es jederzeit ein- und auszahlen." Alle Beträge in den sogenannten Wallets und Vaults, in denen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether gespeichert werden, könnten jederzeit abgehoben oder gehandelt werden, heißt es von Nuri. Gesperrt ist laut Nuri Kryptogeld auf sogenannten Bitcoin-Ertragskonten. "Der Auszahlungsstopp von Celsius bleibt unverändert bestehen, und die Auszahlfunktion bleibt inaktiv", so das Institut. Celsius ist ein US-Partnerunternehmen der Nuri-Bank, das vor wenigen Wochen ebenfalls Insolvenz anmeldete. Nuri hatte im Rahmen der Bitcoin-Ertragskonten Kunden an die Amerikaner vermittelt. Diese hatten ihre Coins an Celsius verliehen, die es wiederum an andere Anleger weiterverliehen - gegen einen jährlichen Zins von drei Prozent.Trotz der Nuri-Pleite sieht der Risiko-Kapitalgeber Jan Miczaika von HV Capital weiterhin einen Bedarf für das Geschäftsmodell. Dabei geht es um eine Mischung aus Online-Bankkonto, Krypto-Wallet und Wertpapierhandel. Diese "Kombination der Welten und der Anlagekategorien" werde von Kunden sehr nachgefragt, sagt Miczaika. Das zeigten interne Daten verschiedener Beteiligungen an Fintechs. HV Capital ist unter anderem an der Solarisbank beteiligt. Zur Insolvenz der Nuri-Bank sagte der Riskokapitalgeber gegenüber tagesschau.de: "Nuri waren sehr innovativ, als sie gestartet sind, doch der Markt ist gerade gesättigt." Trotzdem hätten solche Fintechs weiterhin Chancen. Der "Neobanken"-Experte Oliver Geiseler von der auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Unternehmensberatung Capco glaubt, dass es im Markt noch an Reife fehlt. Viele Unternehmen seien zu schnell gewachsen, ohne profitabel zu sein - um möglichst viele Neukunden zu gewinnen. Die sogenannten Neobanken und Fintechs haben laut Geiseler zuletzt harte Zeiten erlebt. "Wenn die Bewertungen signifikant zurückgehen, aber der Finanzierungsbedarf weiter groß ist, ist das schwierig." Auch in den USA seien einige dieser Geschäftsmodelle zusammengebrochen. Aus Sicht des Fintech-Spezialisten herrscht derzeit ein "Krypto-Winter", was sich in deutlich gefallenen Kursen widerspiegele. Wegen der unsicheren Weltlage durch den Ukraine-Krieg, den hohen Inflation und den steigenden Zinsen seien die Kunden-Gelder zurückgegangen. Die Folge: Anbieter wie der schwedische Finanzdienstleister Klarna, einst Europas wertvollstes Start-up, brach in der Bewertung um 85 Prozent ein. Aktuell ist es noch 6,7 Milliarden Dollar wert, während es noch im Juni 2021 auf 45,6 Milliarden Dollar taxiert wurde.Spätestens seit Beginn der Zinserhöhung großer Notenbanken hat sich der Wind für die Branche gedreht. Das dürfte zur Insolvenz der Nuri-Bank beigetragen haben. Offenbar gelang es dem Institut seit Monaten nicht, neue Geldgeber oder einen Käufer zu finden - ein Problem, vor dem gerade viele in der Start-up-Szene stehen dürften.
2finanzen
Einer der größten Energieversorger Deutschlands verteuert den Strom für seine Kunden massiv. EnBW hebt die Preise im Grundversorgungstarif im Durchschnitt um 31,1 Prozent an, wie der Konzern heute ankündigte. Grund seien gestiegene Beschaffungskosten unter anderem infolge des Ukraine-Kriegs und der gedrosselten Gaslieferungen aus Russland. EnBW beliefert nach eigenen Angaben rund 5,5, Millionen Kunden mit Strom und Gas. "Berücksichtigt man die Entlastung, die sich aus der Weitergabe des Wegfalls der EEG-Umlage ergibt, liegt das Preisniveau um 15,2 Prozent über Vorjahr", hieß es von dem Versorger. Die Tarife jenseits der Grundversorgung erhöht er in ähnlichem Umfang. Die Preisanpassung bewege sich im Mittelfeld des Marktes, so EnBW. Beim Wärmestrom etwa für Nachtspeicherheizungen sei derzeit keine Preisanpassung geplant.Der EnBW sei klar, dass diese Preiserhöhung eine finanzielle Belastung für Kunden und Kundinnen darstelle, sagte die für den Vertrieb zuständige Vorständin Colette Rückert-Hennen. "Dennoch ist es für uns nicht möglich, unsere derzeitigen Preise beizubehalten. Grund dafür sind die massiv erhöhten Kosten am Energiemarkt." Seit 2020 hatte die EnBW die Strompreise zweimal gesenkt.Finanziell schwer belasteten Haushalten solle im Winter nicht die Strom- und Gaszufuhr abgedreht werden, kündigte Rückert-Hennen an. "Denn wir möchten verhindern, dass sie durch Sperrungen in eine zusätzliche Notlage geraten", so die Vorständin. Hier würden andere Lösungen gesucht.Zudem plant EnBW eine Spar-Prämie von einmalig 100 Euro für Gas-Bestandskunden, die im Vergleich zur Heizperiode des Vorjahrs mindestens zehn Prozent weniger Gas verbrauchen.Der Versorger behält sich indes vor, die Preise noch weiter zu erhöhen. So unvorhersehbar wie die Lage an den Energiemärkten aktuell sei, "kann ich leider nicht ausschließen, dass sie weitere Anpassungen nötig machen wird", sagte Rückert-Henne der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".Die Strompreise hatten schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine deutlich zugelegt. Grund dafür war die konjunkturelle Erholung nach der Corona-Krise. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) liegt der durchschnittliche Strompreis für Haushalte im Juli 2022 bei 37,30 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Im Vorjahr habe er im Schnitt noch bei 32,16 Cent gelegen. Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox beträgt der aktuelle Durchschnitts-Strompreis rund 42 Cent pro Kilowattstunde. Die Preise für Haushalte seien in den vergangenen zwölf Monaten so stark gestiegen wie nie zuvor.
6verbraucher
Farzana versucht, sich mit anderen Frauen und Kindern in ein Taxi zu quetschen, während Männer mit Schubkarren Lebensmittel in den Kofferraum hieven. Farzanas Nerven liegen blank, genau wie bei allen anderen im Stadtviertel Shahr-e Naw, mitten in Kabul. Mit Hunderten anderen Menschen hat sie seit fünf Uhr morgens in der Schlange angestanden. Fünf Stunden später hat sie endlich die Lebensmittel erhalten, die ihr zustehen: "Mein Mann hat seinen Job verloren, deswegen bin ich hier. Jetzt haben wir niemanden mehr daheim, der Geld verdienen kann...", klagt sie. Ihre Stimme versagt. Farzana versucht die Tränen mit dem Zipfel ihres schwarzen Kopftuchs wegzuwischen, aber sie laufen ständig nach. Ihr Ehemann hatte einen Job beim Geheimdienst in der ehemaligen Regierung. Deswegen ist er ins Nachbarland Iran geflohen, kurz nachdem die Taliban an die Macht kamen - zusammen mit dem 18-jährigen Sohn. Für Farzana und die jüngeren Kinder wäre eine solche Flucht zu gefährlich. Sie lebt also nun allein mit ihren zwei kleinen Töchtern und zwei Söhnen. Obwohl - leben könne man das fast nicht mehr nennen, sagt Farzana, sie versuche einfach nur von Tag zu Tag über die Runden zu kommen. "Manchmal greifen uns noch Verwandte unter die Arme oder die Nachbarn geben was ab, wenn sie mal einen Job haben."Fast 15.000 Menschen erhalten alleine im Viertel Shar-e Naw einmal im Monat kostenlos Lebensmittel: 50 Kilogramm Mehl, ein paar Kilo Bohnen, Öl und Salz. Organisiert vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, das hier mit einer lokalen Hilfsorganisation zusammenarbeitet. Mehr als die Hälfte der Afghaninnen und Afghanen weiß derzeit nicht, woher die nächste Mahlzeit kommt - und wann. In Kabul sind immer mehr Menschen auf die kostenlosen Lebensmittel angewiesen. Dabei ist Shahr-e Naw ein sehr schicker Kiez: Mit Boutiquen, klimatisierten Einkaufszentren und teuren Supermärkten mit Lebensmitteln aus dem Ausland. Es gibt sie noch, diese Läden, nur jetzt sind sie meist gähnend leer. Auch Farzana ging hier gerne shoppen. Dann kamen die Taliban vergangenes Jahr Mitte August an die Macht - und Farzanas Leben wurde, wie bei fast allen Menschen in Afghanistan, von heute auf morgen auf den Kopf gestellt:Die Wirtschaft in Afghanistan liegt komplett am Boden. Die Taliban sind ziemlich unerfahren darin, einen Staat zu lenken. 20 Jahre haben die Mitglieder eher das Kämpfen in den Bergen gelernt denn als Beamte an Schreibtischen zu sitzen. Schon vor ihrer Machtübernahme war die Republik Afghanistan ohne Hilfe aus dem Ausland kaum überlebensfähig. Das neue Islamische Emirat, wie die Taliban den Staat nun nennen, wurde bislang noch von keinem anderen Land der Welt offiziell anerkannt. Es gibt Sanktionen, einige Minister stehen noch auf internationalen Terrorlisten, ausländische Konten sind eingefroren."Die Wirtschaftsleistung in unserem Land liegt unter Null", sagt der ehemalige Taxifahrer Abdul. "Das sehen Sie an mir und an der Situation meiner Kunden. Die meisten haben ihren Job verloren. Wenn also kein Geld im Umlauf ist, geht es der Wirtschaft einfach richtig schlecht." Abduls Kunden waren vor allem Beamte der ehemaligen Regierung. Viele dieser Posten sind nun von den Taliban besetzt. Und die meisten Menschen verdienen seit der Machtübernahme der Taliban weniger Geld - oder gar nichts mehr. Trotzdem wird fast alles teurer in Afghanistan: Die Spritpreise haben sich verdoppelt, die Ersatzteile für Autos seien nun unerschwinglich, sagt Abdul. Und sein kaputtes Auto muss jetzt erst einmal stehen bleiben. Deswegen ist Abdul jetzt mit Tausenden anderen bei der Lebensmittelausgabe, damit ihre Familien für einige Zeit etwas zu Essen bekommen. Ein Mitarbeiter der lokalen Hilfsorganisation ruft die Namen der Menschen einzeln auf, die ihre Ration abholen dürfen. Abdul schämt sich: "Wir sind auf Almosen angewiesen. Das macht was mit einem. Das geht auf die Moral und auf die Psyche." Nicht einmal mehr Hoffnung habe er, sagt Abdul. Farzana, die versucht, alleine mit ihren vier Kindern zu überleben, sagt, sie könne sich derzeit überhaupt keine Zukunft mehr in Afghanistan vorstellen.  
1asien
Christopher Nkunku brachte die Gäste aus Sachsen schnell in Führung (8.), Naouirou Ahamada glich vor der Pause für die Hausherren aus (31.). Die Sachsen verwerteten in der Anfangsphase ihren ersten Schuss auf den Kasten, um in Führung zu gehen: Nkunku vollendete nach Pässen von Benjamin Henrich und Dani Olmo eiskalt. Doch bis auf einen Kopfball Klostermanns (14.). gab es vorerst keine weiteren klaren Abschlüsse. Die Schwaben wurden in der Folge etwas selbstbewusster und kamen gegen zwischenzeitlich passive Gäste durch einen schönen Angriff zum Ausgleich: Nach einem Doppelpass mit Sasa Kalajdžić traf Ahamada aus mittlerer Distanz mit einem verdeckten Präzisionsschuss rechts unten in die Maschen. Kurz vor und auch nach der Pause, in der beide Trainer auf Wechsel verzichteten, schrammte Stuttgart mehrfach an der Führung vorbei: Zuerst setzte Konstantinos Mavropanos einen Fernschuss an den linken Pfosten (45.), nach dem Seitenwechsel verfehlte Vagnoman das rechte Kreuzeck aus etwa neun Metern halbrechter Position nur knapp.Nach etwa einer gespielten Stunde drehte sich das Kräfteverhältnis wieder - in Richtung Leipzig. Domenico Tedesco brachte Dominik Szoboszlai für Kevin Kampl und wechselte damit viel offensive Dynamik in sein Team ein. Und Florian Müller im Kasten der Schwaben hatte plötzlich alle Torwarthandschuhe voll zu tun: Erst rettete der Keeper sehr stark gegen Hugo Novoa (63.), dann zweimal gegen Nkunku (67./69.). Einen weiteren Beweis seiner Klasse zeigte der 24 Jahre alte Torwart gegen Willi Orban: Dessen Abnahme einer Raum-Flanke von der linken Seite aus fünf Metern Torentfernung fischte Müller aus der rechten unteren Ecke. Die letzte Großchance der Gäste vergab Szoboszlai, als er einen Flatterball knapp links am Tor der Hausherren vorbeisetzte (90.). Glücklicher Punktgewinn der Schwaben gegen überlegene, aber abschlussschwache Leipziger.Stuttgart reist am 2. Spieltag am Samstag (13.08.2022) nach Bremen, Leipzig spielt dann gegen Köln.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Als Folge der zunehmenden Spannungen mit China hat Taiwan angekündigt, seine Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen. Demnach will der demokratisch regierte Inselstaat den Militäretat für das kommende Jahr um 14 Prozent auf einen Rekordwert von 19,5 Milliarden Euro erhöhen. Das darin enthaltene Verteidigungsbudget soll umgerechnet etwa 13,7 Milliarden Euro enthalten. Die taiwanische Regierung hat zudem angekündigt, einen Sonderhaushalt von 3,6 Milliarden Euro für neue Kampfflugzeuge einzurichten. Das Parlament muss den Ausgaben allerdings noch zustimmen.Anfang August hatte der Besuch von US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan zu schweren Spannungen geführt. China hatte dies als Provokation gewertet. Kurze Zeit später begann China mit dem bislang größten Militärmanöver um Taiwan, bei dem auch eine mögliche Eroberung der Insel geübt wurde. Laut dem taiwanischen Außenministerium wurde bei den Manövern scharfe Munition eingesetzt. Die chinesische Armee hätte Raketen ins Meer abgefeuert. Zudem sei auch eine Rakete über Land geflogen. Auch Taiwan hielt Übungen ab und präsentierte Kampfjets.Taiwans Militärausgaben sind bereits in den vergangenen Jahren angestiegen, allerdings um weniger als vier Prozent seit 2017. China betrachtet die Insel als Teil der Volksrepublik und hat bisher nicht ausgeschlossen, Taiwan als letzten Ausweg mit militärischer Gewalt einzunehmen. Hingegen versteht sich Taiwan mit seinen 23 Millionen Einwohnern als unabhängig. Es wurde bereits vor der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 unabhängig regiert. Der Status von Taiwan ist auch ein Hauptstreitpunkt zwischen China und den USA. Ungeachtet der Spannungen, soll der taiwanischen Nachrichtenagentur CNA zufolge eine weitere Kongressdelegation aus den USA nach Taiwan einreisen. Taiwans Außenministerium bestätigte, dass "wichtige Personen" am Abend in der Hauptstadt Taipeh erwartet werden. Um wen es sich handeln soll, ist noch nicht bekannt. Laut CNA will Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen die Besucher am Freitag empfangen.
1asien
Es ist bereits das zweite Mal in einer Woche, dass die Protestierenden das Gebäude stürmen. Wieder schwenken sie irakische Flaggen und sitzen auf den Stühlen der Abgeordneten. "Wir sind hier, weil die Politik uns unterdrückt, verfolgt und bestiehlt", empört sich einer der Demonstranten. In der Grünen Zone, einem besonders gesicherten Gebiet in Bagdad mit vielen Regierungseinrichtungen, finde so viel Korruption statt, klagt er. "Und wir sind so arm, aber leben im angeblich reichsten Land. Warum? Und wie lange soll das noch andauern?"Er ist wie die meisten Protestierenden Anhänger des schiitischen Geistlichen Moktada Al-Sadr. Al-Sadr hatte bei den Parlamentswahlen im vergangenen Herbst zwar die meisten Sitze gewonnen, konnte aber bislang keine Regierung bilden. Vor einigen Wochen hatten die Abgeordneten seines Blocks ihre Parlamentssitze niedergelegt. Am Samstag wollten nun politische Gegner Al-Sadrs in einer Parlamentssitzung einen neuen Ministerpräsidenten wählen. Politik-Analyst Zaidon Alkinani erklärt: "Die Demonstranten stürmen das Parlament immer wieder, weil Moktada Al-Sadr seinen politischen Gegnern eine Botschaft senden will. Al-Sadr will seinen Rivalen damit Steine in den Weg legen. Und tatsächlich hatten die ähnliche Methoden angewandt, als Al-Sadr versucht hatte, eine Regierung zu bilden, aber keine Mehrheit gefunden hat."Seit den Parlamentswahlen im Herbst tobt ein erbitterter Machtkampf - das bedeutet: Seit zehn Monaten hat der Irak keine neue Regierung. Zehn Monate politischer Stillstand. Die Unzufriedenheit und der Frust darüber in der irakischen Gesellschaft wachsen. Der Politik-Professor Muhannad Al-Janabi aus Erbil sagte dem Sender Al-Arabiya: "Wir befinden uns in einer echten Krise, die vielleicht den Punkt erreicht hat, an dem es kein Zurück mehr gibt. Wir brauchen unkonventionelle Lösungen und kein Festhalten an traditionellen Mechanismen, die nur noch mehr Chaos und Störung verursachen." Experten deuten die aktuellen Proteste als Machtdemonstration von Al-Sadr. Er wolle zeigen, wie viele Menschen er auf die Straße bringen kann und auch in Zukunft mobilisieren wird. Und tatsächlich sind ihm viele seiner Anhänger treu ergeben. Einer erzählt bei der Demonstration: "Wir machen immer weiter, so Gott will. Wenn sie wieder eine Parlamentssitzung abhalten wollen, dann demonstrieren wir wieder. Wir sind bereit, Tag für Tag zu eskalieren." Die Proteste zeigen, wie tief der Irak weiter gespalten ist. Neu ist dabei: Die Spaltung verläuft nicht mehr nur entlang ethnischer oder religiöser Linien, sondern auch mitten durch diese Gruppen. Und je länger es keine neue Regierung gibt, desto mehr wächst die Gefahr, dass die Streitigkeiten gewalttätiger werden.
1asien
Sozialverbände und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di haben kritisch auf die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent reagiert. "Die Mehrwertsteuerabsenkung entlastet alle, also auch diejenigen, die es überhaupt nicht nötig haben", erklärte der Paritätische Gesamtverband gegenüber der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Dadurch profitierten auch Topverdienende, "die mit der Mehrwertsteuer unsere Sozialsysteme entlasten könnten".Der Verband sprach sich stattdessen für "gezielte Hilfen für die aus, die ihre Gasrechnung nicht mehr bezahlen können".Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sagte der "Rheinischen Post", die Steuersenkung müsse bei den Menschen auch ankommen. "Es darf dieses Mal nicht wieder so laufen wie beim Tankrabatt. Die Steuersenkung muss bei den Menschen ankommen." Damit das sichergestellt werde, sei eine "rechtlich wirksame Vorschrift" nötig, sagte Bentele weiter. "Denn den Gasanbieter zu wechseln ist komplizierter, als zur nächsten Tankstelle zu fahren." Ver.di-Chef Frank Werneke sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, er halte die vorübergehende Absenkung der Mehrwertsteuer auf Erdgas für nicht ausreichend. "Zusätzlich notwendig ist die Umsetzung des von uns geforderten Gaspreisdeckels auf den normalen Verbrauch; dieser liegt beispielsweise für eine vierköpfige Familie bei 12.000 Kilowattstunden pro Jahr." Die Kosten müssten auf dem Niveau von 2021 gedeckelt und für die Energieversorger ausgeglichen werden, schlug der ver.di-Chef vor. Die Ankündigung der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer für Gas von 19 auf sieben Prozent abzusenken, sei dennoch "ein Schritt in die richtige Richtung". Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas am Donnerstag verkündet. Dadurch sollen die Menschen stärker entlastet werden, als sie durch die Gasumlage belastet werden. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie bezeichnete die Mehrwertsteuersenkung als falsches Signal. "Gas zu sparen bleibt wichtig. Die Entlastung durch die angekündigte niedrigere Mehrwertsteuer geht an den Unternehmen vorbei, denn Unternehmen zahlen keine Mehrwertsteuer", sagte Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDI, der Nachrichtenagentur dpa. Die Gasumlage belaste Unternehmen mit Kosten von bis zu 30.000 Euro pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter, so Lösch. "Die Unternehmen kämpfen ohnehin schon mit ausufernden Energiekosten. Die Politik muss jetzt konsequent die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie erhalten und schutzbedürftige Unternehmen entlasten."Lösch forderte, die Bundesregierung sollte die Höhe der Gasumlage senken und die Dauer der Erhebung zeitlich strecken. Der BDI verlange außerdem, die Stromsteuer auf das europäische Minimum zu senken, Netzentgelte für alle Verbraucher staatlich mitzufinanzieren und bisherige Energiesteuerentlastungen wie den Spitzenausgleich weiterzuführen. Die Kommunen in Deutschland rechnen dagegen mit erheblichen finanziellen Einsparungen durch die Absenkung der Mehrwertsteuer auf den Gasverbrauch. "Die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Gas von 19 auf sieben Prozent ist ein wichtiges Signal und stellt eine spürbare Entlastung für Bürgerinnen und Bürger, die Wirtschaft und nicht zuletzt auch für die Kommunen selbst dar", sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der "Funke Mediengruppe" zufolge.
6verbraucher
Das war's mit der Erholung. Nach einem Auftaktplus von mehr als einem Prozent musste der Dow Jones im Verlauf dem schwierigen Umfeld Tribut zollen und driftete schließlich sogar ins Minus. Zu Handelsschluss notierte der Leitindex 0,7 Prozent tiefer. Am Freitag hatte der Dow Jones dank robuster Konjunkturdaten eine fünftägige Verlustserie beendet und sein Wochenminus fast noch wettgemacht.Zuletzt hatten sich mehrere führende US-Notenbanker skeptisch über eine mögliche Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt geäußert. Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet von der Fed-Sitzung in der kommenden Woche nun wieder einen Zinsschritt von "nur" 75 Basispunkten. Dennoch bleibt das Szenario stark steigender Zinsen intakt, was auch die Technologietitel wieder zurückfallen ließ. Der Technologieindex Nasdaq 100 ging 0,9 Prozent tiefer aus dem Handel.Der deutsche Aktienmarkt konnte noch an seine Erholung vom Freitag anknüpfen. Doch allzu weit wollten sich die Investoren auch hier nicht aus dem Fenster lehnen: Nachdem der DAX zeitweise bis zu 1,5 Prozent auf 13.062 Punkte zugelegt hatte, blieb ihm am Ende ein deutlich bescheideneres Plus von 0,74 Prozent.Im derzeit schwierigen Umfeld schienen die Marktakteure zunächst weiterhin bereit, wieder höhere Risiken in Kauf zu nehmen. Diese so genannte "Risk on"-Positionierung zeigte sich auch an den Öl- und Kryptomärkten. "Sichere Häfen" wie der US-Dollar hatten das Nachsehen.Vor dem Zinsentscheid der EZB am Donnerstag könnte die Nervosität wieder zunehmen. Dass die Europäische Zentralbank auf ihrer Ratssitzung erstmals seit neun Jahren den Leitzins um mindestens 25 Basispunkte erhöht, gilt aus ausgemacht. Unsicherheiten gibt es bezüglich des neuen Anti-Fragmentierungsinstruments, das die Notenbank am Donnerstag vorstellen möchte. Die EZB möchte damit die Ausweitung der Renditedifferenzen zwischen den Staatsanleihen der verschiedenen Länder der Eurozone bekämpfen.Doch am Donnerstag findet nicht nur die EZB-Sitzung statt, an diesem Tag sollen auch die Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 beendet werden. Sollten die Gasflüsse nicht wieder aufgenommen werden, könnte die Bärenmarktrally des Euro und der europäischen Aktien genauso verpuffen wie die Pipeline-Flüsse, warnte Jeffrey Halley, Analyst beim Devisenbroker Oanda. Sollte Russland die Gaslieferungen als Vergeltung für die Sanktionen des Westens einstellen, würde das Deutschland und den Rest Europas in eine Rezession stürzen, sind Ökonomen überzeugt. Der sichere Hafen US-Dollar war zu Wochenbeginn nicht gesucht. Der Greenback gab zu wichtigen Währungen wie Yen und Schweizer Franken nach. Parallel dazu stieg der Euro bis zum Abend um 0,5 Prozent auf 1,0150 Dollar. Die Marke von 1,00 Dollar fungiere derzeit als wichtige Unterstützung für den Euro, betont Marktexperte Robert Rethfeld. Anleger bleiben aber wegen der ungewissen Zukunft der Nord-Stream-1-Pipeline nervös. Die Ölpreise sind weiter auf dem Vormarsch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich bis zum späten Abend auf 105,65 Dollar pro Barrel. Neben der nachlassenden Risikoaversion der Anleger befeuerte auch das Bekenntnis des chinesischen Notenbankchefs Yi Gang zu zusätzlichen Konjunkturhilfen die Nachfrage. Zudem macht der schwächere Dollar Öl für Abnehmer außerhalb des Dollarraums günstiger und stützt so den Preis für das "Schwarze Gold". Der Goldpreis konnte seine Anfangsgewinne nicht halten. Der Preis für eine Feinunze verharrte am Abend nahe seines Freitagsstandes bei 1708 Dollar. In der vergangenen Woche war das gelbe Edelmetall zeitweise unter die Marke von 1700 Dollar gerutscht. In der Sechs-Monats-Perspektive beläuft sich das Minus auf rund sechs Prozent. Besonders die Bilanz von Goldman Sachs beflügelte den Handelsstart der Wall Street. Die Investmentbank verdiente im zweiten Quartal unter dem Strich 2,9 Milliarden Dollar und damit 47 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Flaute im Investmentbanking und der höheren Kreditvorsorge stand ein boomendes Wertpapierhandelsgeschäft gegenüber. Goldman-Vorstandschef David Solomon sprach von "soliden Ergebnissen". Analysten hatten im Schnitt mit deutlich schwächeren Zahlen gerechnet. Außerdem kündigte Goldman Sachs eine Erhöhung der Quartalsdividende von 2,00 auf 2,50 Dollar pro Aktie an.Auch bei den Zahlen der Bank of America setzte sich eine positive Lesart durch. Hier ließen höhere Rücklagen für faule Kredite und Rechtskosten den Gewinn im Jahresvergleich um 33 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar sinken. Dabei stiegen die Erträge um sechs Prozent auf 22,7 Milliarden Dollar. Doch starke Zuwächse in einigen Geschäftsbereichen wie dem Handel mit Wertpapieren konnten höhere Kosten nicht ausgleichen.General Motors will mit E-Autos im großen Stil auf den europäischen Markt zurückkehren, den es 2017 mit dem Verkauf von Opel verlassen hatte. "Alles, was ich Ihnen sagen kann ist, dass es eine riesige Wachstumschance für das Unternehmen ist, und wir sind begeistert, zurück zu sein", erklärte GM-Chefin Mary Barra der Nachrichtenagentur AP. Die Vorstandsvorsitzende bekräftigte ihre Zielvorgabe, bereits zur Mitte dieses Jahrzehnts mehr Elektrofahrzeuge in den USA zu verkaufen als der derzeitige Marktführer Tesla. GM hat im vergangenen Jahr 25.000 E-Autos in den USA verkauft, Tesla 325.000.Der durch die Gaskrise angeschlagene Versorger Uniper greift auf einen milliardenschweren Kredit der staatseigenen Förderbank KfW zurück. "Uniper hat heute die bestehende KfW-Kreditfazilität in Höhe von zwei Milliarden Euro in Anspruch genommen und damit die Fazilität vollständig ausgeschöpft", teilte der Konzern mit. Wie lange die Gelder reichen, hängt einem Uniper-Sprecher zufolge von der weiteren Entwicklung des Gasmarktes ab. Ein Oberleitungsschaden bei der Bahn hat die Produktion im größten europäischen BMW-Werk in Dingolfing lahmgelegt. Heute fielen in beiden Montagehallen sowohl Früh- als auch Spätschicht aus, wie ein Sprecher sagte. Mehrere Tausend Mitarbeiter waren davon betroffen, rund 1600 Autos konnten zunächst nicht gebaut werden. Wegen des Oberleitungsschadens können fertige Autos aus Dingolfing nicht abtransportiert werden. Für die weitere Produktion fehlt BMW schlicht der Platz. Der VW-Konzern sieht in Autos mit Verbrennungsmotor mittelfristig keine kostengünstige Alternative mehr zu Elektroautos. Der neue Chef der Marke Volkswagen, Thomas Schäfer, erwartet deutlich steigende Fahrzeugpreise durch die geplante EU-Abgasnorm Euro 7. Verbrennerfahrzeuge würden durch die aufwändigere Abgasreinigung um jeweils 3000 bis 5000 Euro teurer, sagte er der "Welt am Sonntag". Der DAX-Titel war heute aber wegen der Renditeziele seiner Sportwagentochter Porsche AG (nicht zu verwechseln mit der Konzern-Holding Porsche SE) gefragt. Die Porsche AG, die noch in diesem Jahr wieder an die Börse gebracht werden soll, will in den kommenden Jahren ihre Profitabilität deutlich steigern und strebt langfristig ein operatives Ergebnis von 20 Prozent des Umsatzes an. Im vergangenen Jahr hatte die Marge bei überdurchschnittlichen 16 Prozent gelegen. Mittelfristig will Porsche über die kommenden Jahre den Umsatz um jährlich durchschnittlich sieben bis acht Prozent steigern und 17 bis 19 Prozent Marge erzielen.Ab heute präsentieren Hersteller wie Airbus und Boeing im britischen Farnborough südwestlich von London ihre Produkte und buhlen um Bestellungen. Bei der ersten großen Luftfahrtmesse seit der Corona-Pandemie erwarten Experten kein ganz so großes Auftragsfeuerwerk wie vor der Krise. In Farnborough könnte sich zeigen, wie sich der von vielen Problemen gebeutelte US-Konzern Boeing gegenüber dem inzwischen weltgrößten Flugzeugbauer Airbus aus Europa schlägt. Zum Start der Messe haben die Flugzeugbauer und Fluggesellschaften ihre Bemühungen gegen den Klimawandel mit neuen Vereinbarungen zu untermauern versucht.Der Autokonzern Stellantis hat die geplante Mehrheitsübernahme eines chinesischen Gemeinschaftsunternehmens für die lokale Jeep-Produktion abgeblasen. Weil es mit dem Vorhaben nicht voranging, beendet der Opel-Mutterkonzern das Joint Venture mit dem chinesischen Partner GAC und will die Marke Jeep künftig nur noch in die Volksrepublik importieren. Der Schritt wird die Stellantis-Bilanz des ersten Halbjahres mit rund 297 Millionen Euro an Sonderkosten belasten. Der Modekonzern Hennes & Mauritz (H&M) zieht sich aus Russland zurück. In der aktuellen Situation sehe sie es als "unmöglich" an, das Geschäft in Russland weiterzuführen, sagte H&M-Chefin Helena Helmersson. Das Management erwartet, dass der gesamte Abwicklungsprozess einmalige Kosten in Höhe von rund zwei Milliarden schwedischen Kronen (190 Millionen Euro) verursacht. Das Börsendebüt von Haleon war für die Eigner des Anbieters von "Voltaren"-Salbe ein schmerzhaftes Erlebnis. Die Aktien pendelten in London um ihren Eröffnungskurs von 330 Pence. Damit wurde die Konsumgütersparte des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline mit umgerechnet insgesamt 36,5 Milliarden Euro bewertet. Analysten hatten Haleon einen Börsenwert von bis zu 56,5 Milliarden Euro zugetraut.
2finanzen
Dreimal wird die Abschlusssession dieser Kontrollkonferenz zum Atomwaffensperrvertrag nach vier Wochen der konzentrierten Verhandlungen verschoben. Hinter den Kulissen arbeiten die Akteure offenbar mit Hochdruck an einer Einigung über ein Abschlussdokument.Dann tritt ein zerknirschter Konferenzpräsident, der argentinische Botschafter Gustavo Zlauvinen, schließlich ans Mikrofon der UN-Generalversammlung: "Zu meinem tiefsten Bedauern haben wir verfolgen können: Diese Konferenz hat keinen Konsens erringen können."Die Atommacht Russland hatte das Papier abgelehnt. Grund: Die Weltgemeinschaft kritisiert darin die russische Invasion in der Ukraine sowie die Besetzung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja. Der stellvertretende Leiter der Abteilung für Rüstungskontrolle des russischen Außenministeriums, Igor Wischnewetski erklärt: Russland hätte gerne einen Konsens gehabt, stehe zum Atomwaffensperrvertrag, könne aber die politische Schelte nicht mittragen.Es ist nach 2015 das zweite Mal, dass die Konferenz an ihrer gemeinsamen Erklärung scheitert. Teilnehmer und Experten äußerten sich zwar enttäuscht. Doch dürfe dieser Erklärung nicht zu viel Gewicht beigemessen werden, so der Forscher Matt Korda vom Nuklearprojekt des Bunds amerikanischer Wissenschaftler.Er zitiert, was zuvor ein Vertreter der österreichischen Delegation ausgedrückt hatte: "Wenn es ein Abschlussdokument gibt, was ändert sich am Tag nach dessen Annahme?" Solange die Parteien den Vertrag zur Nichtverbreitung nuklearer Waffen nicht prinzipiell anzweifelten und miteinander redeten, gebe es Hoffnung auf Einigung.In der gegenwärtigen angespannten Weltlage hatten viele Diplomaten damit gerechnet, dass keine einstimmige Erklärung bei der Konferenz herauskommen würde. Sie findet alle zwei Jahre statt, um die Fortschritte und die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags zu überprüfen. Er schreibt die Nicht-Verbreitung von Kernwaffen und ihre Abrüstung sowie die friedliche Nutzung der Kernenergie fest. Tatsächlich könne der Erfolg dieser Konferenz nicht am Zustandekommen einer Abschlusserklärung gemessen werden - wenn sich hinterher sowieso keiner daran halte, meint Korda: "Auf der internationalen Bühne sehen wir, dass alle Atommächte ihre Waffen modernisieren, die Rolle von Nuklearwaffen in ihrer Militärdoktrin ausdehnen, mehr Geld dafür ausgeben. Und der Abbau von Atomwaffen geht zurück."Der Atomwaffensperrvertrag besagt, dass nur die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien Atomwaffen besitzen dürfen. Die vier anderen mutmaßlichen Atommächte Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind dem Vertrag entweder nicht bei- oder wieder ausgetreten. "Ich verstehe, warum sich so viel Frustration in Ländern aufbaut, die keine nuklearen Waffen haben, viele von ihnen aus dem globalen Süden", sagt Korda.Sie bringen immer öfter ein anderes Werkzeug zur Abrüstung in ihren Redebeiträgen ein: Den Atomwaffenverbotsvertrag, der vor fünf Jahren bei den UN in New York verhandelt worden ist - mit dem Ziel, eine Welt ganz ohne Atomwaffen zu schaffen. Knapp 90 Staaten haben ihn inzwischen unterzeichnet und er ist in Kraft. Die NATO und damit auch Deutschland boykottieren das Abkommen jedoch. Ihrer Meinung nach ist es kontraproduktiv zum bestehenden Atomwaffensperrvertrag.
0amerika
Das Einsparziel der Bundesregierung von 20 Prozent vom Gasverbrauch ist noch nicht ganz erreicht. Die aktuelle Statistik des Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) deutet aber darauf hin, dass es in Reichweite kommt. Im ersten Halbjahr 2022 ist Deutschlands Gasverbrauch wegen der hohen Preise und milder Wintermonate im ersten Halbjahr deutlich gesunken. Mit 497 Milliarden Kilowattstunden seien 14,7 Prozent weniger Erdgas verbraucht worden als im Vorjahreszeitraum, erklärte der Verband heute. Vor allem die hohen Preise für Erdgas, aber auch die milden Wintermonate im ersten Halbjahr seien dafür verantwortlich. Aber auch um die außergewöhnlich hohen Temperaturen bereinigt ging der Verbrauch des Brennstoffs laut BDEW um rund acht Prozent zurück. Im Monat Juni wurde sogar ein Minus von 22,6 Prozent festgestellt. Als Gründe dafür gelten einerseits die geringere Stromerzeugung über Gaskraftwerke, aber auch die allgemein schwächere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, die einen geringeren Gasverbrauch nach sich zieht. Der Trend zu einem geringeren Verbrauch dürfte aber wohl nur anhalten, wenn im Herbst und Winter weitere Sparmaßnahmen greifen. Dazu gehört etwa die Absenkung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden. Über Verordnungen im Rahmen des Energiesicherungsgesetzes, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt hat, soll auch festgelegt werden, dass Gebäude und Denkmäler nicht mehr nachts angestrahlt und Werbeanzeigen beleuchtet werden sollen. "Um gut durch den Winter zu kommen, ist es wichtig, den Gasverbrauch weiter zu senken und den restlichen Sommer die Gasspeicher so weit wie möglich zu füllen", so BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Dabei müssten Industriebetriebe, aber auch jeder einzelne Haushalt mithelfen. Auf die Verbraucherinnen und Verbraucher kommt ab Oktober eine Gasumlage zu, die wohl einen weiteren Sparimpuls auslösen könnte, aber Betriebe und Endverbraucher finanziell belastet. Um Gasimporteure zu stützen, müssen Kundinnen und Kunden in Deutschland 2,419 Cent pro Kilowattstunde ohne Mehrwertsteuer zahlen. Nach aktuellen Meldungen können sie dabei nicht auf eine Befreiung von der Mehrwertsteuer rechnen. Die EU-Kommission bekräftigte in Brüssel, dass eine Streichung der Steuer anders als von der Bundesregierung erhofft nicht möglich sei. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte auf EU-Ebene um eine Ausnahme gebeten. Ein Sprecher der EU-Kommission machte nun deutlich: "Es gibt an sich keine Möglichkeit, diese Art von Umlage auszunehmen." Zugleich betonte er: "Wir sind in Kontakt mit der deutschen Regierung, um Lösungen zu finden, die den Verbrauchern nutzen und den gleichen Effekt für sie hätten." Welche Optionen es gibt und wann die Brüsseler Behörde sich dazu äußern will, war zunächst unklar.
6verbraucher
Für Samia ist vor einem Jahr ein Traum in Erfüllung gegangen. "Ich kann kaum den Moment beschreiben, als die Taliban die Macht übernommen hatten. Wir waren alle so glücklich", sagt sie. Die 18-jährige ist die Tochter und Schwester von Taliban-Kämpfern, die die vergangenen Jahre in den Krieg gezogen sind. An den 15. August 2021, als die Taliban Kabul eroberten und endgültig im ganzen Land an der Macht waren, erinnert sie sich genau: "Wir haben ein großes Essen vorbereitet, aber vor lauter Glück haben wir kaum einen Bissen runterbekommen. Wir haben getanzt und den Sieg gefeiert."Seit einem Jahr hat Samia nun eine Idee davon, was Frieden bedeutet. So oft musste sie in ihrem Leben umziehen, um nicht entdeckt zu werden. Die meiste Zeit in Kandahar, im Süden von Afghanistan. Die Provinz gilt als Herzland der Taliban, hier traten die Islamisten zum ersten Mal im Jahr 1994 in Erscheinung. In den letzten 20 Jahren hatten in Kandahar heftige Schlachten stattgefunden. Samia sagt, Drohnen seien über ihr Haus geflogen, Bomben bei den Nachbarn eingeschlagen. Ihre ganze Kindheit habe sie in Angst verbracht, sagt sie: "Eines Tages haben sie die Waffe auf meinen kleinen Bruder gerichtet, sie haben wohl gesagt, er solle stehen bleiben. Aber er hat sie nicht verstanden, dann haben sie auf ihn geschossen, wir haben alle laut geschrien. Zum Glück hat sich mein Bruder dann schnell hingesetzt, sonst hätten ihn die Kugeln getroffen. Das waren amerikanische Soldaten. Sie haben Menschen einfach so getötet, als hätten sie kein Herz in ihrer Brust."Jetzt sitzt Samia mit ihrer kleinen Schwester, ihrer Schwägerin und der kleinen Nichte entspannt im Wohnzimmer und verteilt Granatapfel-Limonade in Gläser. Es war nicht leicht, Samia zu finden. Die Taliban trauen westlichen Journalistinnen nicht. Schon gar nicht, wenn es darum geht, zu ihnen nach Hause zu kommen und mit den weiblichen Verwandten zu sprechen. Aber Samias Vater hat sich schließlich doch dazu durchgerungen: Viel zu selten, sagt er, werde über die Sicht der Familie der Taliban geredet, die so viele Jahre hatten leiden müssen. Stolz zeigt er sein Gewehr und seinen Munitionsgürtel, Andenken an einen Krieg, den er vor einem Jahr gewonnen hat. Samia ist heilfroh, dass ihr Vater diese Ausrüstung nun endlich nicht mehr nutzen muss: "Wenn mein Vater und mein Bruder so lange im Kampf waren, hat meine Mutter nur geweint. Morgens war ihr Kopfkissen ganz nass vor lauter Tränen." Auch ihren Bruder habe sie ein ganzes Jahr nicht wiedergesehen. "Aber als der Krieg vorbei war, kam er zurück nach Hause. Wir waren alle so glücklich." Nun bereitet sich Samia auf ihre Hochzeit vor. Stolz zeigt sie ein langes Hemd vor, das sie gerade bestickt. Ein Geschenk für ihren zukünftigen Ehemann. Kein Soldat, keine Bombe und keine Drohne werden diesen wichtigen Tag für Samia zerstören können, sagt sie. Und allen Afghaninnen würde sie am liebsten die Botschaft mitgeben: "Habt keine Angst vor den Taliban. Sie haben den Krieg beendet. Wir können stolz auf sie sein. Wir können nun endlich in Frieden leben."
1asien
Die Geldentwertung schreitet fort, und die Wachstumsaussichten werden einfach nicht besser. Diese Tatsachen schlagen nun wieder an den Aktienmärkten durch. Wie zuvor an den europäischen Märkten haben sich die Kursverluste an der Wall Street im Verlauf ausgeweitet. Der Dow Jones ging 1,9 Prozent tiefer aus dem Handel.Die Investoren werden also wieder vorsichtiger, nachdem sie zuletzt darauf gesetzt hatten, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte - trotz deutlicher Warnungen von Experten und Notenbankern. Ein Indiz dafür, dass sich die US-Anleger vor allem um die Zinsentwicklung sorgen, ist der noch deutlichere Verlust der Technologietitel, die wegen ihrer vergleichsweise höheren Verschuldung als besonders zinssensitiv gelten. Der Technologieindex Nasdaq 100 büßte 2,7 Prozent ein.Mit besonderer Spannung blicken die Anleger auf das an diesem Donnerstag beginnende Notenbanktreffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Anleger spekulieren, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) weiter einen strikten Straffungskurs verfolgen wird, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Im Falle eines erneuten deutlichen Zinsschritts der Fed von 0,75 Prozentpunkten würden Aktien im Vergleich zu verzinslichen Anlagen weiter an Attraktivität verlieren. Das Treffen in Jackson Hole könnte den Ton für den Rest des Jahres bestimmen, meinte Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets.Am deutschen Markt mehrten sich derweil die Hinweise auf eine nahende Rezession. So sind die deutschen Exporteure beim wichtigen Geschäft mit den nicht zur EU zählenden Ländern schwach in die zweite Jahreshälfte gestartet. Die Ausfuhren in die sogenannten Drittstaaten brachen im Juli um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein. Das war der erste Rückgang nach zuvor drei Anstiegen in Folge. Der DAX stand seit Handelsbeginn unter Druck und ging 2,3 Prozent tiefer aus dem Handel.Die Sorgen wurden noch durch die Ankündigung Russlands verstärkt, die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 Ende August für drei Tage zu unterbrechen.Zudem rechnet die Deutsche Bundesbank nach einer Stagnation im Sommer mit einer Rezession im Winter. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland wegen der anhaltenden Energiekrise Ende 2022/Anfang 2023 schrumpfen, heißt es heute im August-Monatsbericht der Notenbank: "Die Wahrscheinlichkeit, dass das BIP im kommenden Winterhalbjahr zurückgeht, hat sich aufgrund der ungünstigen Entwicklungen am Gasmarkt deutlich erhöht." Mit Auslaufen der Entlastungsschritte der Regierung erwartet die Bundesbank - nach europäischer Messung (HVPI) - im Herbst Inflationsraten von rund zehn Prozent. Im Juli hatte die Teuerung nach dieser Rechnung bei 8,5 Prozent gelegen.China will mit einer erneuten Senkung des Leitzinses die Kreditnachfrage in der durch die Immobilienkrise und Corona-Ausbrüche gebeutelten Wirtschaft weiter ankurbeln. Der Schlüsselsatz für einjährige Kredite (LPR) wurde bei der monatlichen Festsetzung durch die Zentralbank um fünf Basispunkte auf 3,65 Prozent gesenkt, der für fünfjährige Kredite um 15 Basispunkte auf 4,30 Prozent. Der Euro erlebte einen außerordentlich schwachen Tag. Im Tief wurden für einen Euro nur noch 0,9930 Dollar bezahlt. Damit ist der Euro, wie schon im Juli, wieder unter die Parität zum Dollar gefallen. Der Dollar profitierte zuletzt von verstärkten Spekulationen über einen erneuten kräftigen Zinsschritt der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) von 75 Basispunkten im September.Die Ölpreise standen bis zum späten Nachmittag stark unter Druck. Die Äußerung des saudischen Energieministers, das Kartell OPEC+ müsse vielleicht die Ölförderung zur Stabilisierung der Preise verringern, sorgte dann für eine deutliche Erholung. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am späten Abend mit 95,70 US-Dollar rund 0,5 Prozent weniger. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern sinken die Ölpreise neben den Rezessionssorgen weiterhin durch die Aussicht auf verstärkte Ölexporte aus dem wichtigen OPEC-Förderland Iran. Derzeit laufen Verhandlungen über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens.Die Furcht vor Engpässen treibt den Gaspreis derweil weiter an. Der europäische Future stieg um mehr als zehn Prozent auf 282,50 Euro je Megawattstunde. Grund ist die Ankündigung des russischen Exporteurs Gazprom vom Freitag, zum Monatsende für drei Tage erneut den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen.Ein US-Gericht hat Ford nach einem tödlichen Unfall zu einer Zahlung in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar verurteilt. Dem zweitgrößten US-Autobauer wird vorgeworfen, das Dach des Pickup-Truck-Modells F-250 nicht ausreichend verstärkt zu haben, um die Insassen bei einem Überschlagsunfall hinreichend zu schützen. Der Autobauer will gegen das Urteil vorgehen. Wie schon in den Medien vor einigen Wochen berichtet, macht Ford außerdem Ernst mit seinem geplanten Stellenabbau. Der Konzern streicht rund 3000 Stellen in Nordamerika und Indien, um Kosten zu senken und mehr Geld in seine Elektro-Offensive stecken zu können. Laut dem jüngsten Quartalsbericht hatte Ford weltweit zuletzt ungefähr 182.000 Beschäftigte.Ebay hat heute seine Absicht bekundet, den spezialisierten Marktplatz TCGplayer für bis zu 295 Millionen Dollar zu kaufen. Auf TCGplayer werden Sammelkartenspiele wie Magic oder Pokemon gehandelt. Anfang 2023 soll die Transaktion abgeschlossen sein. TCGplayer soll danach eigenständig weitergeführt werden.Im DAX legte die Fresenius-Aktie gegen den Trend deutlich zu. Auch die Aktie der Dialysetochter FMC lag leicht im Plus. Nach turbulenten Zeiten soll ein neuer Mann den Medizin- und Krankenhauskonzern aus der Dauerkrise führen. Der Aufsichtsrat bestellte mit Wirkung zum 1. Oktober 2022 den amtierenden Chef der Fresenius-Tochter Kabi, Michael Sen, zum Vorstandsvorsitzenden. Am Markt hieß es, es handele sich um einen von Anlegern erhofften Schritt angesichts des Aktienkurses, der mittlerweile auf das niedrigste Niveau seit 2012 gesunken ist.Der Personalwechsel kommt nicht ganz überraschend: Der scheidende Konzernchef Stephan Sturm hatte nach mehrmaligen Gewinnwarnungen in den vergangenen Jahren erst kürzlich auch die Ziele für das laufende Jahr zurechtstutzen müssen. Dies brachte wohl auch für den Aufsichtsrat das Fass zum Überlaufen, der Sturm trotz anhaltender Probleme die Treue gehalten hatte. Der Manager verlasse das Unternehmen "im guten Einvernehmen", hieß es. Aktien aus dem Volkswagen-Konzernumfeld gehörten zu den größten DAX-Verlierern. Die VW-Vorzugsaktie und die Konzernholding Porsche SE büßten über vier Prozent ein. Unter Investoren mehre sich die Kritik daran, dass der Autobauer seinen Chef künftig mit der Sportwagentochter Porsche AG teilen muss, hieß es am Markt. Diese ist nicht mit der vorgenannten Holding Porsche SE zu verwechseln. Marktteilnehmer verwiesen auf einen Bericht in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wonach laut einer Umfrage des Analysehauses Bernstein zwei Drittel der Anleger die ab September vorgesehene Doppelrolle von Oliver Blume kritisierten.Adidas muss sich einen neuen Chef suchen. Der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted und der Aufsichtsrat hätten sich im gegenseitigen Einvernehmen darauf geeinigt, dass Rorsted 2023 aus seinem Amt ausscheiden werde, teilte der DAX-Konzern überraschend heute mit. Die in diesem Jahr bislang schwer gebeutelte Adidas-Aktie weitete ihre Verluste auf die Nachricht hin aus und verlor über fünf Prozent. Der Sportartikelhersteller hatte wegen Problemen in China sowie einer zu erwartenden schwächeren Konsumlaune in anderen Ländern Ende Juli die Prognosen gesenkt.Die BioNTech-Aktie drehte im Verlauf ins Plus. Der Mainzer Impfstoffentwickler und sein US-Partner Pfizer haben die Notfallzulassung des auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Corona-Vakzins in den Vereinigten Staaten beantragt. Ein entsprechender Antrag sei bei der US-Aufsicht FDA eingereicht worden, teilen die Unternehmen mit. Der Impfstoff soll gegen die Urform des Coronavirus sowie die derzeit dominanten Varianten BA.4 und BA.5 wirken.Die Deutsche-Post-Tochter DHL Paket erhöht zum Jahreswechsel die Preise für Geschäftskunden. Gründe dafür seien die volatile Entwicklung der Energiepreise und die gestiegenen Transport- und Personalkosten, teilte die Post mit. Die Preise für den Paketversand durch Privatkunden bleiben unverändert.Die T-Aktie konnte gegen den Trend ein kleines Plus verbuchen. Die Deutsche Telekom soll nach dem Ziel von Vorstandschef Timotheus Höttges in absehbarer Zukunft zum wertvollsten deutschen Börsenunternehmen aufsteigen und dabei den Software-Konzern SAP überholen. "Mein Anspruch ist: Die Telekom soll das wertvollste Unternehmen Deutschlands werden", sagte Höttges der "Augsburger Allgemeinen". Der Konzern sei dem Spitzenreiter SAP als Nummer 2 schon auf den Fersen. Das Geschäft laufe gut. Höttges verwies darauf, dass die Telekom jüngst ihre Ergebnisprognose auf 37 Milliarden Euro vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen erhöht habe. Ein Wechselbad der Gefühle erlebten heute Aktionäre von Online-Apotheken. Die Aktie der Shop Apotheke war zunächst ins Plus gedreht, als die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, dass der schweizerische Konkurrent Zur Rose strategische Optionen prüfe, darunter auch einen Verkauf. Kurz darauf sackte der SDAX-Titel aber kräftig ab, nachdem die kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) mitgeteilt hatte, dass das Land vorerst aus dem E-Rezept aussteige. Grund sei, dass eine Mail-basierte Umsetzung nach dem Landesdatenschutzgesetz untersagt sei. Eigentlich sollte das E-Rezept von der kommenden Woche an in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein als Pilotprojekt starten.Der unter einem hohen Schuldenberg ächzende britische Kinobetreiber Cineworld erwägt eine Sanierung unter US-Insolvenzrecht. Der weltweit zweitgrößte Kinokonzern prüfe entsprechende Optionen, teilte er am Montag mit und schickte damit seine in London notierten Aktien auf einen weiteren Sinkflug. Ende 2021 beliefen sich die Schulden auf rund 8,9 Milliarden Dollar. Die Branche leidet unter den Folgen der Corona-Krise und geänderten Sehgewohnheiten der Zuschauer.
2finanzen
Die Energiekrise verhilft den Steinkohlekraftwerken in Deutschland zu einem Comeback. Um Gas in der Stromversorgung zu sparen, ist nun ein weiterer Meiler aus der Reserve geholt worden. Das Kraftwerk Heyden im nordrhein-westfälischen Petershagen an der Grenze zu Niedersachsen sei seit heute Früh 5.30 Uhr wieder regulär am Netz, sagte ein Sprecher des Betreibers Uniper. Es soll nach früheren Angaben bis Ende April Strom produzieren. Das Kraftwerk Heyden 4 ist mit einer Leistung von 875 Megawatt laut Uniper eines der leistungsstärksten Kohlekraftwerke Deutschlands. Es war seit 1987 in Betrieb und befand sich zuletzt in der Netzreserve. Das bedeutet, dass es nur noch zeitweise Strom für die Netzstabilität produzierte. Mitte Juli hatte die Bundesregierung beschlossen, mit Steinkohle oder Öl betriebenen Kraftwerken aus der sogenannten Netzreserve wieder den Betrieb zu erlauben, um so Erdgas einzusparen. Die Verordnung gilt vorerst bis Ende April 2023. Im Juli lag der Gasanteil an der Stromerzeugung laut Bundesnetzagentur bei 9,8 Prozent. Als erstes Steinkohlekraftwerk war Anfang August das Kraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, aus der Reserve geholt worden. Im Saarland will der Essener Energieversorger STEAG seine Werke Quierschied (Weiher III) und Bexbach spätesten im November wieder hochfahren.Der Umweltverband Greenpeace bezeichnete die Wiederinbetriebnahmen als notwendig. "Es ist bitter, aber unumgänglich, dass bereits stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen", sagte Karsten Smid, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace. "Um sich aus der politisch verschuldeten Abhängigkeit von Putins Gaslieferungen zu befreien, müssen Steinkohlekraftwerke kurzzeitig in die Bresche springen." Damit daraus kein Rückschritt für den Klimaschutz werde, müssten jedoch die jetzt zwangsläufig entstehenden zusätzlichen Emissionen in den folgenden Jahren ausgeglichen werden, sagte Smid.Greenpeace fordert aber, auf das Anfahren von Braunkohlekraftwerken für die Stromversorgung zu verzichten. "Für eine sichere Stromversorgung muss kein einziges der besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke wieder angefahren werden - um die beschlossenen Klimaziele zu erreichen, dürfen sie auf keinen Fall neu befeuert werden", sagte Smid. "Die hohen Preise für Gas und Strom erzwingen einen sparsamen Umgang mit Energie und machen Wind- und Sonnenstrom konkurrenzlos günstig", sagte der Greenpeace-Experte.
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Jeden Tag steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ölpest vor der Küste des Jemen - wenn es so weit kommt, wäre das Ausmaß viermal größer als der Unfall der Exxon Valdez in Alaska vor mehr als 30 Jahren. Dort liegt die "FSO Safer" vor Anker: 1976 gebaut, 260 Meter lang. Seit 1987 wird der rötlich-rostige Megatanker als schwimmender Speicher genutzt. Er hat 180 Millionen Liter Rohöl geladen - eine hochexplosive Fracht. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs im Jemen wurde die "Safer" nicht mehr gewartet. Am Bug sind Lecks sichtbar. Viele Ventile und Leitungen sind marode, Maschinen defekt. Gas kann aus dem Rumpf nicht mehr abgepumpt werden. "Das Öl könnte jederzeit explodieren", warnt David Gressly, UN-Koordinator für den Jemen. Anderenfalls zerbreche das Schiff einfach. Alle Experten seien sich einig, dass das Schiff im letzten Stadium vor dem Zerfall sei. Und das ausgerechnet vor den Herbststürmen im Roten Meer: "Die Stürme nehmen von Oktober bis Dezember zu. In der Zeit ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass das Schiff auseinanderbricht."Die Folgen wären für die gesamte Region katastrophal. Nicht nur Fischgründe im Roten Meer würden auf Jahrzehnte zerstört. Zweihunderttausend Fischer hätten damit keine Lebensgrundlage mehr. Das Wasser zu reinigen, würde nach UN-Schätzungen 20 Milliarden Euro kosten - Geld, das bei humanitärer Hilfe fehlen würde. Auch der Hafen von Hodeida wäre blockiert - die Lebensader des Jemen, über die Hilfsgüter, Treibstoff, Medikamente für die notleidende Bevölkerung des Jemen geliefert werden. Andere Häfen am Roten Meer in Somalia oder Dschibuti wären ebenfalls betroffen, glaubt Gressly. Zudem müsste der Schiffsverkehr über den Suez-Kanal gestoppt werden mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen für die Weltwirtschaft. Manfred Santen von Greenpeace warnt: "Wir steuern auf eine Katastrophe zu". Deshalb sei es so wichtig, genau jetzt zu handeln, bevor die stürmische Jahreszeit beginnt.Was zu tun ist, um die Katastrophe abzuwenden, ist bekannt. Die Vereinten Nationen haben im März einen ausgeklügelten Plan entwickelt, um das Öl auf ein anderes Schiff abzupumpen und sicher zu lagern. Die Notoperation würde etwa 80 Millionen Euro kosten. Bei einer Geberkonferenz im Mai, an der auch das Auswärtige Amt teilnahm, wurden 70 Millionen Euro zugesagt. Lediglich zehn Millionen fehlen. David Gressly macht Druck: "Sie müssen jetzt liefern! Wir können ohne das Geld nicht loslegen." Etliche Länder hätten Geld zugesagt, aber noch nichts ausgezahlt. Manfred Santen von Greenpeace ergänzt: "Es kann nicht sein, dass diese zehn Millionen Euro, die jetzt noch fehlen, der Grund dafür sein sollen, dass man diese Katastrophe sehenden Auges in Kauf nimmt." Denn sei es erst einmal zu spät, warnt er, würden die Folgen Milliarden verschlingen.Deutschland habe seinen zugesagten Beitrag von acht Millionen Euro noch nicht ausgezahlt, sagt Greenpeace. "Dass nicht alle Gebernationen bezahlt haben, ist schon erstaunlich und auch empörend", meint Santen.Und so passiert weiter nichts. Der Herbst steht vor der Tür. Die Sorgen steigen, dass die Hilfe zu spät kommen könnte. Vor allem bei den Menschen im Jemen. Nach sieben Jahren Krieg sind dort 20 Millionen Menschen auf Hilfslieferungen angewiesen. Viele leiden Hunger, gerade Kinder. Läuft die "FSO Safer" aus, müssten sämtliche Hilfslieferungen über das Meer gestoppt werden. Es wäre eine neue Hiobsbotschaft für die Menschen in einer der schlimmsten Krisen der Welt.
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