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Mali: Präsident Touré
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Dakar - Bei gewaltsamen Protesten in Mali ist der amtierende Präsident des westafrikanischen Landes verletzt worden. Hunderte Aktivisten hätten sich zu Demonstrationen gegen die Übergangsregierung vor dem Präsidentenpalast versammelt und diesen gestürmt, teilten die Behörden mit. Die Eindringlinge sollen Präsident Diouncounda Traoré geschlagen und seine Kleidung zerrissen haben. Sie fordern den Rücktritt Traorés. Der 70-Jährige sei mit Verletzungen im Gesicht in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Über seinen Gesundheitszustand lagen keine Angaben vor. Ende März hatte das Militär in Mali zunächst die Macht übernommen. Es wollte mit dem Putsch den Kampf gegen einen Aufstand der Tuareg-Rebellen im Norden des Landes vorantreiben. Unter dem Druck der Nachbarländer stimmten die Streitkräfte Anfang April der Machtübergabe an eine zivile Regierung zu. Der damalige Parlamentspräsident Traoré übernahm das Präsidentenamt. Kritiker sehen in ihm aber nur einen weiteren Vertreter der vor allem auf ihr eigenes Wohl bedachten Politiker-Kaste, die seit Jahren in dem riesigen Land das Sagen hat.Ursprünglich hatte die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas mit den Putschisten vereinbart, dass Traoré bis Montag Wahlen organisiert. Da dies aber bisher nicht möglich war, hatte die Ecowas am späten Sonntagabend mit den derzeitigen Machthabern vereinbart, dass Traoré weiter im Amt bleiben soll. Wann demokratische Wahlen durchgeführt werden können, war weiter unklar.
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lgr/dpa/Reuters
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Heftige Ausschreitungen in Mali: Zwei Monate nach dem Militärputsch wurde der Übergangspräsident Traoré von Demonstranten verletzt. Hunderte Menschen hatten sich vor seinem Palast versammelt, einige Protestler stürmten das Gebäude und attackierten den 70-Jährigen.
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[
"Mali",
"Afrika",
"Afrikanische Union"
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Ausland
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default
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2012-05-21T22:08:31+02:00
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2012-05-21T22:08:31+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-praesident-toure-a-834335.html
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Taylor Swift erhält Ehrendoktortitel der New York University
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US-Popstar Taylor Swift wird mit der Ehrendoktorwürde der New York University (NYU) ausgezeichnet. Die 32-Jährige erhalte einen Ehrendoktortitel der bildenden Künste, teilte die Universität mit.Die Sängerin werde zudem bei der Zeremonie des Abschlussjahrgangs im Yankee Stadion für die Absolventen 2022 eine Rede halten. Swift sei »eine der produktivsten und meist gefeierten Künstlerinnen ihrer Generation«, erklärte die NYU . Sie sei die einzige Künstlerin in der Geschichte, die die höchste Auszeichnung der Musikindustrie, den Grammy Award für das Album des Jahres, dreimal gewonnen habe. Die Universität erwähnte zudem die zahlreichen übrigen Auszeichnungen der Sängerin und würdigte Swift als »einzige Solokünstlerin dieses Jahrhunderts, die mit drei Alben in einem Jahr Platz eins erreicht hat«.Bei den Zeremonien am 18. Mai für die Absolventen der jüngsten drei Jahrgänge werden laut NYU fünf weitere Ehrendoktortitel verliehen. Eine weitere Empfängerin ist demnach die Aktivistin Judith Heumann, 74, die sich seit Jahrzehnten für die Rechte behinderter Menschen einsetzt.
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wit/dpa
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Für die New York University ist Taylor Swift »eine der produktivsten und meist gefeierten Künstlerinnen ihrer Generation«. Deshalb will die Hochschule dem Popstar die Ehrendoktorwürde verleihen.
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[
"Taylor Swift"
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Panorama
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Leute
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2022-03-29T10:18:37+02:00
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2022-03-29T10:18:37+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/leute/taylor-swift-erhaelt-ehrendoktortitel-der-new-york-university-a-5c33e8f5-e4c3-4070-a47b-395c549de078
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Wyze-Datenpanne: Überwachungs-App zeigte Fremden private Videos anderer Nutzer an
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Mehrere Tausend Nutzerinnen und Nutzer von Wyze-Kameras dürften am Wochenende einen Schreck bekommen haben, als sie ihre E-Mails öffneten. Der Anbieter von Überwachungskameras für den Heimgebrauch berichtete in einer Nachricht von einem »Sicherheitsproblem«, durch das in 13.000 Fällen Aufnahmen ihrer Kameras in einem fremden Wyze-Konto angezeigt wurden. Rund 1500 Nutzerinnen und Nutzer hätten die entsprechenden fremden Aufnahmen angeklickt. Teilweise hätten sie dadurch ein Vorschaubild, manchmal aber auch eines der eigentlich privaten Video sehen können. Zu der Datenpanne sei es gekommen, als Wyze-Kameras wieder ans Netz gingen, nachdem sie am vergangenen Freitagabend deutscher Zeit über mehrere Stunden ausgefallen waren. Grund dafür seien Probleme mit einem Drittanbieter, hieß es in der E-Mail des Unternehmens, aus der verschiedene US-Medien übereinstimmend zitieren. Wyze entschuldigte sich für die »enttäuschenden Nachrichten«. Echtzeit-Überwachung der eigenen KatzenWer sich eine Kamera von Wyze kauft, will damit zumeist entweder den Innenraum oder den Eingangsbereich seines Zuhauses in Echtzeit überwachen. Manche Menschen nutzen die kleinen Überwachungskameras etwa, weil sie meinen, sich damit vor Einbrechern schützen zu können oder um ihr Haus im Blick zu haben, wenn sie unterwegs sind. Andere verwenden sie, um ihre Haustiere zu filmen, wenn sie nicht da sind. Genau dafür verwendete auch eine 23-Jährige ihre Kamera nach eigenen Angaben. Wie sie auf Reddit berichtete, sei sie ebenfalls von dem Vorfall betroffen gewesen. Sie postete einen Screenshot der E-Mail von Wyze. Darin hieß es, dass in ihrem Fall offenbar Kameraaufnahmen von jemand anderem angesehen wurden.Die Nutzerin schrieb, dass sie sich während des Kameraausfalls gerade für die Arbeit fertig gemacht und umgezogen habe. An der Westküste der USA ereignete sich der Kameraausfall in den Morgenstunden. »Ich fühle mich so verletzt«, schrieb die Frau. Sie sei schockiert, habe ihr Konto bereits gelöscht und sich auch bei dem Unternehmen beschwert. Wyze hatte bereits in der Vergangenheit mit einzelnen Sicherheitsvorfällen zu kämpfen. Im vergangenen September bestätigte das Unternehmen etwa Berichte einzelner Nutzerinnen und Nutzer, wonach sie fremde Kameraaufnahmen angezeigt bekamen, wie »The Verge« berichtete. Laut dem Portal könnten dem Unternehmen aufgrund des aktuellen Vorfalls Klagen drohen. Die per Mail verschickte Entschuldigung reiche möglicherweise nicht aus, um diese abzuwenden.
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hpp
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Wyze hat versehentlich Dritten die Videos von 13.000 Menschen ausgespielt. Im Netz berichtet eine 23-Jährige, sie sei möglicherweise ausgespäht worden, als sie sich für die Arbeit umzog.
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"Smart Home"
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Netzwelt
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Apps
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2024-02-20T11:05:00+01:00
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2024-02-20T14:18:00+01:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/wyze-datenpanne-ueberwachungs-app-zeigte-fremden-private-videos-anderer-nutzer-an-a-82ec6b84-e821-47e4-9380-cfff6d8bb3e3
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Hochwasser in Westdeutschland: So läuft es in der Einsatzzentrale am Nürburgring
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Eine ungewöhnliche Perspektive auf die Dimension der Katastrophe bietet sich von den VIP-Räumen des Nürburgrings: abgestellte weiße Krankenwagen, soweit das Auge reicht. Dazu die olivgrünen Lastwagen der Bundeswehr, das Technische Hilfswerk in Blau, die Feuerwehr in Rot. Hunderte Fahrzeuge parken im Innenraum der Rennstrecke, ständig fahren welche ein und aus. »Katastrophenschutz Landkreis Neunkirchen« ist auf den Fahrzeugen zu lesen oder »Malteser Stadt Memmingen«. Aus dem ganzen Bundesgebiet sind professionelle Helfer angereist, um im verwüsteten Ahrtal zu helfen. »Wir hatten noch nie einen solchen Einsatz«, sagt Lars Ritscher auf dem Balkon des VIP-Centers. Es ist neun Uhr Samstagabend, Ritscher kommt gerade aus der Lagebesprechung, an der Tür zum Besprechungsraum hängt ein Schild mit der Aufschrift »Stabsraum Abholung Marschbefehl«. Ritscher koordiniert die Bereitstellung der Helfer und ihrer Fahrzeuge. Der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur der Kreisverwaltung Rhein-Lahn ist ein erfahrener Krisenmanager, er war schon beim Elbe-Hochwasser 2002 im Einsatz. Das hier sei noch größer, so Ritscher: »Die ganze weggebrochene Infrastruktur über Kilometer, die Belastung für die Einsatzkräfte, das emotionale Leid der Betroffenen.« Der Brand- und Katastrophenschützer rechnet damit, dass die Hilfskräfte die Infrastruktur des Rennkurses noch mehrere Tage in Anspruch nehmen müssen. In den Boxen, wo normalerweise am Feintuning der Rennmotoren getüftelt wird, schlafen Helfer auf Feldbetten. Ein paar Stunden, bis es wieder losgeht. Die Mitarbeiter der Rettungsdienste können duschen in den vor Ort installierten Toiletteneinheiten. An der Essensausgabe gibt es kleine Pakete: Ökobesteck, Lyoner Wurst, Fisch mit Senfsoße in der Dose, Müsliriegel, zwei Wasser.Ordnung in der Höhe, Verwüstung im TalDer ausgefeilten Logistik oben am Nürburgring steht die Zerstörung im Ahrtal gegenüber. In dem verwüsteten Dorf Schuld, das Kanzlerin Angela Merkel am Sonntag besuchen wird, ist schon viel schweres Gerät im Einsatz. Die Straßen sind geräumt, teilweise provisorisch mit Sand aufgeschüttet, um sie passierbar zu machen. Doch auch hier hängen in den Böschungen am Rand noch die Teile der Wohnwagen, die es vom Campingplatz wegschwemmte, dazu Dämmplatten von Häusern. Fast alle Straßenschilder entlang des Flusses sind abgeknickt, in der braunen Brühe des Flusses liegen entwurzelte Bäume. Vor dem Landgasthaus »Zum Köbes« sammeln sich die Sattelzüge mit den zerschmetterten Autos. Ein örtlicher Bauunternehmer hat Gerät zur Verfügung gestellt, dazu das THW und die Räumpanzer der Bundeswehr.»Wir müssen Straßen wiederherstellen, wir müssen die Hilfsgüter koordinieren, die ankommen«, so beschreibt Andreas Solheid, der Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Adenau, die aktuellen Aufgaben. »Die Müdigkeit ist da, doch es geht immer weiter.« Lesen Sie hier aktuelle Nachrichten zur Flutkatastrophe.Das ganze Ahrtal ist von den Fluten schwer getroffen und nur in Teilen passierbar. In Fuchshofen hat es Häuser am Fluss überschwemmt, aber die Brücke steht noch. In Antweiler sind an der alten Steinbrücke die Seiten weggefräst. Das Wasser suchte sich seinen Weg um blockierendes Treibgut herum. Im Brückenweg erzählt ein Anrainer, wie das Hochwasser im ersten Stockwerk seines Hauses von innen durch die Fenster brach. Retten musste er sich ins zweite Obergeschoss. Im Hintergrund verladen Freunde und Familienmitglieder Schutt auf einen Hänger. Überall: Menschen, die sich gegenseitig helfen, Bauern und Winzer, die ihre Traktoren einsetzen, Gruppen, die gemeinsam vor verschlammten Häusern stehen und sich beim Kaffee Mut zusprechen. Der Zusammenhalt im Tal ist groß, doch der Bedarf nach den nötigsten Dingen des Alltags ebenso.Kein Strom, um Konserven zu wärmenTobias und Natascha Lindner verteilen Brot, Brötchen oder Hundefutter aus dem Kofferraum ihres weißen Kombis heraus, dazu Schaufeln und Müllsäcke. Sie wohnen am Berg in Blankenheim, einem Ort, den es nicht so schlimm getroffen hat. Sie haben bei der Freiwilligen Feuerwehr gesammelte Hilfsgüter eingepackt, mit denen sie nun durch die Dörfer fahren. Die Erfahrung des Ehepaares: Süßigkeiten gehen gut, Wasser immer. Kaffee und Konservendosen hingegen nicht, die Menschen im Ahrtal haben keinen Strom, um sie zuzubereiten. Vor allem aber fehle es an Logistik für private Helfer, sagt Tobias Lindner. Es gebe beispielsweise zu wenige Schnittstellen zwischen den Facebook-Gruppen und den Verwaltungen. »Da ist eine enorme Macht von Menschen, die einspringen wollen, aber es fehlt an Anlaufstellen«, sagt Tobias Lindner.Eine solche findet sich beispielsweise oben am Nürburgring. Bei Tina Klipphahn klingelt alle paar Sekunden das Telefon: Weitere Freiwillige, die mitmachen wollen, Menschen, die nach Kleidern oder Hygieneartikeln fragen. Klipphahn steht hinter einem Biertisch vor dem Eventcenter am Nürburgring. Wo sonst gefeiert wird, koordiniert sie die Ausgabe der Sachspenden. Bei der Hilfsaktion machen inzwischen Hunderte Ehrenamtliche mit. Folgende Bestellung der Freiwilligen Feuerwehr in Schuld hätten sie und Mitstreiter zum Beispiel bedient: »Stirnlampen, Kanister, Gummistiefel, einen Kinderbuggy, Windeln für Erwachsene.« Es sei alles angekommen. »Die Bevölkerung ist sehr hilfsbereit«, sagt Klipphahn. Die Initiative musste zwischenzeitlich einen Annahmestopp verkünden, man kam nicht mehr nach. Die Herausforderung seien nicht die Waren, sondern deren Verteilung, sagt Klipphahn. Die Freiwilligen vom Nürburgring geben die Sachspenden den ausrückenden Trupps vom THW oder der Bundeswehr mit. Das funktioniere derzeit am besten, sagt Klipphahn. Dann wendet sie sich den Männern in Uniform zu, die vor ihrem Tisch warten. »Wir wollen nur fragen, ob für uns wieder Neues da ist«, sagt einer.
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Jan Friedmann
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Die Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland hat enorme Hilfsbereitschaft ausgelöst – von professionellen Trupps wie von Privatleuten. Beides zu koordinieren, ist eine große Herausforderung.
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"Flutkatastrophe 2021",
"Nürburgring"
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Panorama
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Gesellschaft
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2021-07-18T11:49:00+02:00
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2021-07-18T16:36:00+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/flutkatastophe-so-laeuft-es-in-der-einsatzzentrale-am-nuerburgring-a-fa004d79-40dd-4ffc-a433-8b282cbe7442
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Liz Truss: Wurde das Handy der britischen Politikerin gehackt? Opposition fordert Aufklärung
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Die Opposition fordert dringend Aufklärung von der britischen Regierung: Ist das Mobiltelefon der ehemaligen britischen Premierministerin Liz Truss Ziel eines gelungenen Hackerangriffs geworden? Wenn ja, wer steckt dahinter? Wie konnte es dazu kommen? Und wurde dieser Vorfall vertuscht? Ein Bericht der »Mail on Sunday« wirft etliche Fragen auf. Der Zeitung zufolge soll das Handy von Liz Truss über längere Zeit hinweg abgehört worden sein, als sie britische Außenministerin war. Truss’ persönliches Mobiltelefon soll demnach »von Agenten gehackt worden sein, die im Verdacht stehen, für den Kreml zu arbeiten«. Weitgehend unklar bleibt allerdings, woher die »Mail on Sunday« diese Informationen hat.Der Bericht ist noch unbestätigt, wie unter anderem der Sender BBC schreibt . Die Informationen hätten bisher nicht verifiziert werden können. Die »Mail on Sunday« beruft sich auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen. Die Angreifer sollen sich demnach Zugang zu privaten Gesprächen von Truss, aber auch »streng geheimen Gesprächen mit internationalen Partnern« verschafft haben. Demnach hörten die Hacker Gespräche der britischen Politikerin mit Kwasi Kwarteng ab, den sie später zum Finanzminister ernannte. Die Angreifer hätten Nachrichten aus bis zu einem Jahr heruntergeladen, berichtet die Zeitung. Dabei handele es sich um Kritik an Johnson, die Truss mit Kwarteng ausgetauscht habe, aber auch um sensible Informationen zum russischen Krieg gegen die Ukraine, etwa zu Waffenlieferungen. Der Vorfall erkläre, warum Truss nach vielen Jahren ihre Handynummer gewechselt habe, schreibt die Zeitung. Wusste Boris Johnson Bescheid?Der Hackerangriff sei bereits im Sommer entdeckt worden, als die damalige Außenministerin sich um den Parteivorsitz und den Posten der Premierministerin als Nachfolge von Boris Johnson bewarb, berichtet die »Mail on Sunday«. Damals setzte sich Truss durch. Weiter hieß es, der damalige Premierminister Boris Johnson habe sich gemeinsam mit Kabinettssekretär Simon Case entschieden, den Vorfall zu verschweigen. Die Opposition ist alarmiert. »Wenn sich herausstellt, dass diese Informationen der Öffentlichkeit verschwiegen wurden, um die Kandidatur von Liz Truss zu schützen, wäre dies unverzeihlich«, sagte die außenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten, Layla Moran. Sie forderte »dringend eine unabhängige Untersuchung, um die Wahrheit ans Licht zu bringen«. Der Verteidigungspolitiker Tobias Ellwood von Truss’ Konservativer Partei forderte beim Sender Sky News, ein Parlamentsausschuss müsse den Berichten nachgehen. Auch die innenpolitische Expertin der wichtigsten Oppositionspartei Labour, Yvette Cooper, sagte, diese Sicherheitsfragen müssten auf höchster Ebene aufgeklärt werden. Der Bericht werfe »wichtige Fragen zur nationalen Sicherheit« auf, einschließlich der Frage, warum und wie die Informationen hätten durchsickern können. Die Regierung wollte sich laut BBC bisher nicht zu dem konkreten Fall äußern. Eine Sprecherin teilte nur allgemein mit: »Wir äußern uns nicht zu den Sicherheitsvorkehrungen für Einzelpersonen«. Es gebe aber »robuste Systeme zum Schutz vor Cyberbedrohungen«, fügte sie hinzu. »Dazu gehören regelmäßige Sicherheitsbriefings für Kabinettsmitglieder sowie Ratschläge zum Schutz ihrer persönlichen Daten und zur Eindämmung von Cyberbedrohungen.«
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fok/AFP/dpa/Reuters
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Die britische Opposition fordert dringend eine unabhängige Untersuchung, »um die Wahrheit ans Licht zu bringen«: Nach einem Medienbericht über Hackerangriffe auf das Mobiltelefon von Liz Truss stellen sich brisante Fragen.
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[
"Liz Truss"
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Politik
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default
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2022-10-30T10:47:00+01:00
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2022-10-30T19:41:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/liz-truss-wurde-das-handy-der-britischen-politikerin-gehackt-opposition-fordert-aufklaerung-a-12eb11ae-0ab1-463c-b3a6-244ee14f83d9
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Bundesnetzagentur: Internet ist oft langsamer als versprochen
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Internet ist für viele Verbraucher oft nicht so schnell, wie der Vertrag eigentlich in Aussicht stellt. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Bundesnetzagentur hervor. Nur knapp drei Viertel (73,6 Prozent) der dafür untersuchten Festnetz-Breitbandanschlüsse in Deutschland erreichen demnach mindestens die Hälfte der zugesicherten maximalen Datenübertragungsrate. Gerade einmal bei 24 Prozent der Nutzer wurde der Wert voll erreicht oder überschritten. Die Behörde bezog sich dabei auf rund 950.000 Messungen im Zeitraum Oktober 2019 bis September 2020. Im Vergleich zum Berichtszeitraum davor, also von Oktober 2018 bis September 2019, waren besagte Anteile mit 70,8 Prozent und 16,4 Prozent noch niedriger. »Gegenüber den Vorjahren ist die Entwicklung positiv«, erklärte Netzagentur-Chef Jochen Homann. Zwar erreichten Kunden nach wie vor oft nicht die Geschwindigkeit, die im Vertrag als »Bis zu«-Höchstwert angegeben worden ist, aber es ließen sich leichte Verbesserungen feststellen. Im Mobilfunk sieht es deutlich schlechter aus. Hierzu wertete die Behörde rund 450.000 Messungen aus. Nur 17,4 Prozent der App-Nutzer bekommen demzufolge im Download mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten, maximalen Datenübertragungsrate. Der Anteil stieg im Vergleich zu 2018/19 um 2,5 Prozentpunkte – die Zahlen verbesserten sich also nur geringfügig.Recht auf schnelles Internet rückt näherDer Bundestag hatte noch am Donnerstag für ein Telekommunikationsmodernisierungsgesetz votiert, das Bundesbürgerinnen und -bürger unter anderem ein Recht auf schnelles Internet zusichern soll. Voraussichtlich ab Mitte 2022 sollen dann für Datenübertragungsraten Mindestvorgaben gelten. Bei Verstößen könnten Verbraucher dann bessere Festnetz-Verbindungen einfordern. Der Bundesrat muss noch zustimmen.
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ime/dpa
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Internet in Deutschland ist meistens nicht schnell genug: Laut Bundesnetzagentur können nur 24 Prozent der Nutzer mit der vertraglichen Maximalgeschwindigkeit surfen.
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[
"Internet",
"Internetrecht"
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Netzwelt
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default
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2021-04-22T23:13:20+02:00
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2021-04-22T23:13:20+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/bericht-der-bundesnetzagentur-internet-ist-oft-langsamer-als-versprochen-a-b9bec8da-8c16-43e3-8f5a-ae58b552af14
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Wahlsieger: Boliviens neuer Präsident nennt Bush Terrorist
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Dubai - "Der einzige Terrorist der Welt, den ich kenne, istBush. Seine Militärinterventionen wie die im Irak, das istStaatsterrorismus", sagte Morales dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira.Es gebe einen Unterschied, ob Menschen für eine Sachekämpften oder als Terroristen agierten, sagte Morales. "Heute inBolivien und Lateinamerika erheben die Menschen nicht mehr ihreWaffen gegen den Imperialismus, aber der Imperialismus erhebtseine Waffen gegen die Menschen, und zwar mitMilitärinterventionen und Militärstützpunkten." Im Wahlkampf hatte sich Morales als Alptraum für die USAbezeichnet. Unmittelbar nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahlin Bolivien kündigte der Sozialist erste Schritte zurVerstaatlichung der Gasvorkommen des Landes an. Bolivien verfügtüber Südamerikas zweitgrößte Gasvorkommen, 90 Prozent davongehen in den Export.Mit Morales steht erstmals in derGeschichte des Landes ein Indio vor der Übernahme derPräsidentschaft Boliviens. Nach Auszählung fast aller Stimmzettel hat Morales mit der absolutenMehrheit gewonnen. Nach vorläufigen offiziellen Angabenvom Mittwoch kam er auf 54,2 Prozent und dürfte damit direkt zumWahlsieger erklärt werden. Hätte er die absolute Mehrheit verfehlt,würde der Kongress über das zukünftige Staatsoberhaupt entscheiden.
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Im Wahlkampf hatte sich Boliviens künftiger Präsident schon als Alptraum der USA bezeichnet. Nach seinem Sieg betitelte der Sozialist Evo Morales Präsident George W. Bush nun als Terroristen.
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Ausland
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2005-12-21T10:05:25+01:00
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2005-12-21T10:05:25+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/wahlsieger-boliviens-neuer-praesident-nennt-bush-terrorist-a-391602.html
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Virtuelle Plakate: Anzeigenattacke im Online-Spiel
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Von rechts attackiert ein Wesen mit bläulichem Teint mit einer Laserwaffe. Links lockt ein Werbeplakat zum Genuss von "Dunkin' Donuts"-Teigringen. Wenige Minuten später - das Alien ist inzwischen unschädlich gemacht - hat sich die Werbetafel verwandelt und ruft nun zum Erwerb des neuen Albums von Mötley Crüe auf. Während die Laserattacke für Abonnenten des Online-Rollenspiels "Anarchy Online" zum Alltag gehört, ist die Werbeattacke neu: "In-Game Advertising" erobert die Welt des Daddelns - und soll der Industrie völlig neue Marketingmöglichkeiten eröffnen. Live zugespielte, dynamisch angepasste Werbung soll die fernsehmüden Gamer wieder in Reichweite der Werber bringen. Der Beginn, da sind sich die Player im neuen Markt sicher, eines wahrhaftigen Booms. Die Zielgruppe sitzt zu wenig vor dem FernseherDenn die Industrie hat ein Problem: Ihre traditionellen Werbekanäle funktionieren nicht mehr richtig. Gerade die höchst konsumfreudige und kaufkräftige Gruppe der Männer zwischen 18 und 34 sieht immer weniger fern. Die Zeitbudgets der Internet-Generation verschieben sich in Richtung Gaming. Schon im Jahr 2002, ergab eine Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen, verbrachte diese Altersgruppe in den USA 30 Milliarden Stunden mit Videospielen - ebenso viel Zeit, wie sie vor dem Fernseher saß. Inzwischen dürfte sich die Verteilung noch weiter verlagert haben. "Durchs Fernsehen können Sie die nicht mehr erreichen", sagte Mitchell Davis dem US-Fernsehsender CNBC. Davis ist der Chef von Massive Incorporated, einem Unternehmen, dass aus den Sorgen der Werbetreibenden Kapital schlagen will. In 40 Onlinespielen soll bis Jahresende Werbung platziert werden - und viele der Großen der Industrie wie Atari, Eidos und Ubisoft sind mit im Boot. Davis spricht von einem "Multimilliarden-Dollar-Markt". Coca Cola, Honda, Nestlé, Intel und auch T-Mobile gehören schon zu Massives Kunden. Das Geschäftsprinzip basiert auf einem Stück Software: Damit können an virtuellen Wänden innerhalb von Spielen Werbeposter angebracht, auf Billboards Produkte angepriesen, Frachtcontainer im Spielhintergrund mit Markennamen beschriftet werden. In dem Agentenspiel "Splinter Cell Chaos Theory" und in "Anarchy Online" etwa hängen die Pixelplakate schon. Die Marktforscher von Nielsen, die auch für die Ermittlung von TV-Einschaltquoten zuständig sind, überwachen dabei, wie oft ein bezahltes Stück Werbung ins Blickfeld eines Spielers gerät. Und davon, dass die virtuelle Werbung wirkt, ist man zumindest bei Massive überzeugt: "Im Gegensatz zum Konsum von Fernsehsendungen und anderen Medien sind Gamer 100 Prozent auf das Spiel fokussiert." Pixel-Plakate machen den Spielspaß billigerFür die Spieler kann das Geschäftsmodell im Augenblick geldwerte Vorteile bringen: Die mit Werbung befütterte Version von "Anarchy Online" beispielsweise ist komplett kostenlos. Mitchell Davis glaubt sogar, Werbetafeln in Spielen könnten zum "Realismus der Spielerfahrung" beitragen. Inwieweit ein Science-Fiction-Spiel allerdings durch darin aufgehängte Sprite-Plakate "realistischer" wird, sei dahingestellt. Zumindest ist die In-Game-Werbung weniger störend als im Fernsehen oder im Internet, passt sie sich doch vergleichsweise unauffällig in die Spielwelt ein. In einige Spiele, etwa die jüngeren Folgen der "Grand Theft Auto"-Reihe wurde sogar Werbung für erfundene Filme und Produkte eingebaut - meist allerdings mit einem bitter satirischen Dreh. Inzwischen haben auch andere Marktteilnehmer das Potenzial der Werbung in virtuellen Welten entdeckt. Am Mittwoch kündigte das vor allem durch sein Gaming-Webangebot bekannte Informationsnetzwerk IGN Entertainment an, ebenfalls einen In-Game-Advertising-Service starten zu wollen. Dabei soll Werbung in klassischen Online-Angeboten mit der in Spielen koordiniert werden.Werbefinanzierte KampfpreiseDas mobile Spielgerät "Gizmondo" soll mittels Werbung sogar fast 150 Euro billiger gemacht werden. Gizmondo ist in Großbritannien ein direkter Konkurrent für Sonys Mobilkonsole PSP und Nintendos DS. Mit einem werbefinanzierten Kampfpreis von 129 britischen Pfund will der Hersteller Tiger Telematics jetzt offenbar den Druck auf die Mitbewerber erhöhen. Drei kurze Werbespots pro Tag sollen auf das Spielgerät geschickt werden, aber nicht während einer Spielrunde. Nur dann, wenn der Benutzer sich gerade durch das Bedienungsmenü bewegt, können die Spots auf dem Display auftauchen. Ohne die täglichen Werbeblöcke ist Gizmondo weiterhin für 229 Pfund (etwa 335 Euro) zu bekommen, mit Werbung kostet das Gerät 129 Pfund (189 Euro). Der Preis der PSP von Sony liegt in den USA bei 249 Dollar oder mehr. Bei Tiger Telematics hofft man sogar, die Kunden werden die Handheld-Werbung zu schätzen wissen: "Unsere Zielgruppe besteht aus Leuten, die gute Werbung tatsächlich schätzen", sagte Peter Lilley, Chef des hauseigenen Service "Smart Adds" der Branchenseite Gamesindustry.biz. Der Branchenriese Electronic Arts (EA) wirbt schon seit einiger Zeit in seinen Spielen für die Produkte anderer - aber nur offline. In Sportspielen von EA hängen beispielsweise Plakate für Burger King, in den Fußballsimulationen der "Fifa"-Reihe wird sogar für E.on geworben. Für das Echtzeit-Angebot von Massive Inc. kann man sich bei EA aber nicht begeistern: "Wir sind skeptisch", sagte Julie Shumaker, bei EA zuständig für In-Game-Advertising, der "New York Times". Die kreative Kontrolle der Spielemacher könne durch den Service eingeschränkt werden.Auch die Verdienstmöglichkeiten in dem neuen Markt seien noch unklar. EA hat im vergangenen Jahr vier Milliarden Dollar mit Spielen umgesetzt. In-Game-Werbung brachte dagegen nur etwa zehn Millionen Dollar ein.
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Christian Stöcker
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Das Geschäft mit Werbung in Online-Spielen boomt, denn die konsumfreudige Gamer-Klientel ist durch Fernsehwerbung immer schlechter zu erreichen. Die Anbieter echter, live zugeschalteter Reklame in virtuellen Welten erhoffen sich gewaltige Umsätze. Für die Gamer wird ihr Hobby dagegen billiger.
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"Gamers' Corner"
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Netzwelt
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Web
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2005-04-14T16:38:26+02:00
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2005-04-14T16:38:26+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/virtuelle-plakate-anzeigenattacke-im-online-spiel-a-351191.html
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Berg-Premieren auf Platte und Podium
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Ungewöhnlich, doch nicht unerwartet flott macht Alban Bergs »Lulu« ihre Runde durch die Branche: Nach Bühnen-Erfolgen in Paris, wo die Oper im vergangenen Februar erstmals vollständig dargeboten wurde, in Santa Fé, Zürich und Frankfurt kommt die komplettierte Fassung jetzt schon zu Platten-Ehren: Letzte Woche veröffentlichte die Deutsche Grammophon Gesellschaft eine technisch wie musikalisch exzellente Studioproduktion des Dreiakters mit den Interpreten der Pariser Premiere unter Pierre Boulez. Ein ähnlich prompter Service für die Stereokundschaft wäre auch für ein anderes Berg-Werk wünschenswert: die geheimnisumwitterte »Lyrische Suite«. Jahrzehntelang wurde diese »latente Oper« (Adorno) nur als Streichquartett gespielt. Nun haben Musikologen verschlüsselte Angaben in einem Manuskript des Komponisten als Kürzel eines Baudelaire-Sonetts entziffert, und bei einem Konzert in New York Anfang November wurde diese »authentischere« Version mit gesungenem Baudelaire-Text erstmals aufgeführt.
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Kultur
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1979-11-18T13:00:00+01:00
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1979-11-18T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/berg-premieren-auf-platte-und-podium-a-619b6367-0002-0001-0000-000039686049?context=issue
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Beraterjob trotz Reichskriegsflagge
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Karl Dersch, der 1992 als Vorstand der Daimler-Benz-Tochter Dasa zurücktrat, nachdem eine Reichskriegsflagge in seinem Garten entdeckt worden war (SPIEGEL 49/1992), ist auch für den neuen DaimlerChrysler-Konzern aktiv: Der 64jährige führt das DaimlerChrysler-Büro in München und arbeitet nach eigenen Angaben »als Berater des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp«. Dersch war enger Freund des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß und ist 1992 keineswegs aus dem Unternehmen ausgeschieden. Er erhielt vielmehr einen Beratervertrag, der noch bis zu seinem 65. Geburtstag im nächsten Jahr läuft. Zweimal hatte Dersch in der Zwischenzeit die Zusage, eine Position im Mercedes-Benz-Vorstand besetzen zu können. Doch beide Male scheiterte er am Widerstand einiger Mercedes-Manager, die auch seine Weiterbeschäftigung als Berater des DaimlerChrysler-Konzerns unangemessen finden. Dersch selbst will sich darüber nicht aufregen: »Mag sein, daß dies jemandem einen hohen Blutdruck verschafft - mir nicht.«
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Wirtschaft
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1999-04-18T13:00:00+02:00
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1999-04-18T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/beraterjob-trotz-reichskriegsflagge-a-49af13ee-0002-0001-0000-000012137999?context=issue
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Rechtsextremer Diplomand: Uni Potsdam verliert gegen NPD-Praktikanten
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Im Streit über die Zulassung eines Brandenburger NPD-Funktionärs zu den Abschlussprüfungen ist die Universität Potsdam unterlegen. Das Potsdamer Verwaltungsgericht gab am Donnerstag einer Klage des 25-jährigen Ronny Z. gegen die Hochschule statt.Die Uni hatte ein Praktikumnicht anerkannt, das Z. als Politikstudent 2009 in der NPD-Bundeszentrale absolviert hatte. Ohne ein anerkanntes Praktikum aber sollte der Student seinen Politikwissenschafts-Abschluss nicht bekommen. Der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät hatte die Nichtanerkennung des NPD-Praktikums offiziell mit formalen Mängeln und einem Hinweis auf das Brandenburgische Hochschulgesetz begründet. Die Uni schrieb: "Der Dekan konnte dem Praktikumsbericht des Studenten nicht entnehmen, welche an der Universität Potsdam erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bei einer Partei, deren Verfassungstreue in Zweifel steht, eingeübt, überprüft oder ergänzt wurden." Es sei nicht erkennbar, "dass das Praktikum Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden vermittelte, welche zu verantwortlichem Handeln in einem freiheitlichen, demokratischen und sozialen, den natürlichen Lebensgrundlagen verpflichteten Rechtsstaat befähigen." Das aber sollen Studium und Lehre dem Gesetz nach leisten.Das Gericht hob den Bescheid des Dekans nun auf. Für die Anerkennung von Praktika sei allein der Prüfungsausschuss zuständig, begründeten die Richter ihre Entscheidung. Dieser habe den Kläger aber zur Diplomprüfung - die er inzwischen auch bestanden hat - zugelassen. Der Prüfungsausschuss habe nicht erkennen lassen, dass er das Praktikum nicht anerkennt. Aufgrund dieser Verfahrensfehler gab das Gericht der Klage statt. "Gesinnungsfragen über politische Inhalte, die der Kläger vertritt, interessieren an dieser Stelle nicht", sagte der Vorsitzende Richter Winfried Hamm. Kann die Zulassung zur Abschlussprüfung widerrufen werden?Die Universität werde die Begründung des Urteils abwarten und mögliche Rechtsmittel prüfen, sagte Sprecherin Birgit Mangelsdorf. Zudem werde sie prüfen, ob die Zulassung zur Abschlussprüfung widerrufen werden könne. Am "grundsätzlichen Rechtsempfinden" und den Beweggründen, das Praktikum nicht anzuerkennen, habe sich durch das Urteil nichts geändert, sagte sie.Sein Abschlusszeugnis hat Ronny Z. nach Angaben der Sprecherin bislang nicht bekommen. Die Uni werde ihm kein Diplom verleihen, bis sie entschieden habe, ob sie Rechtsmittel einlege. Auch der Praktikumsbeauftragte des Fachbereiches Sozialwissenschaften, Markus Lederer, verteidigte das Vorgehen der Hochschule. In seinem Praktikumsbericht habe Ronny Z. Tätigkeiten wie das Verfassen von Flugblättern und Internetbeiträgen dokumentiert sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. "Doch in solch einem Bericht müsste auch deutlich werden, dass sich ein Politikstudent nach seinem Studium an der Uni Potsdam kritisch mit einer Partei auseinandersetzt, die sich klar gegen die freiheitliche Grundordnung gestellt hat", sagte Lederer. Der Student hatte der Uni vorgeworfen, sein Praktikum aus politischen Gründen nicht anzuerkennen. Seine Argumentation lautet: Die NPD ist eine zugelassene Partei, deshalb müsse seine Hospitanz dort akzeptiert werden. Zumal Kommilitonen von ihm ähnliche Praktika bei anderen Parteien absolviert hätten. "Ich bin nicht verpflichtet irgendwelche Hohelieder auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung anzustimmen", findet er, jedenfalls nicht in seinem Praktikumsbericht. NPDEin unbeschriebenes Blatt ist Ronny Z. nicht. Laut Verfassungsschutz arbeitete er "offen mit rechtsextremistischen Gewalttätern und Neonationalsozialisten zusammen". Er vertrete eine "eindeutig neonationalsozialistische Ideologie". Die Verfassungsschützer vermuten, er soll für "weitere Positionen in deraufgebaut werden, um dem Mangel an qualifizierten Mitgliedern abzuhelfen".Der Fall zeigt das Dilemma, in dem sich viele Hochschulen befinden: Wie geht man mitrechtsextremen Studenten um und mit rechten Gruppen, die auf den Campus drängen? Verbieten, bekämpfen, verjagen? Oder soll man mit ihnen ernsthaft diskutieren, auch über krude Forderungen? Manche Unis entscheiden sich, Signale gegen rechts zu setzen, indem sie in den Vorschriftswerkzeugkasten greifen. So sorgte die Uni Greifswald im vergangenen Jahr für Aufsehen, weilsie es mit einer neuen Kleiderordnung versuchte: Jacken und T-Shirts der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar sind dort mittlerweile unerwünscht. Gegen das Potsdamer Urteil kann die Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg beantragt werden.(Verwaltungsgericht Potsdam - Aktenzeichen VG 1 K 1538/10)
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otr/dapd
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Ein studentischer NPD-Funktionär absolvierte ein Praktikum in der Zentrale der rechtsextremen Partei. Der Dekan der Uni Potsdam wollte eine solche Hospitanz nicht anerkennen - und dem jungen Rechten kein Diplom verleihen. Jetzt unterlag die Hochschule vor Gericht.
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"Rechtsextremismus",
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"Potsdam"
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Panorama
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2011-06-23T16:15:00+02:00
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https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/rechtsextremer-diplomand-uni-potsdam-verliert-gegen-npd-praktikanten-a-770153.html
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»Frauen gelingen mir ganz gut«
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SPIEGEL: Herr Geiger, wie gut geht es Ihnen als erstem Empfänger des Deutschen Buchpreises?Geiger: Ich bin riesenstolz darauf. Bei diesem Preis war die Aufmerksamkeit sehr groß. Wir Autoren haben das gespürt: Schon durch die Bekanntgabe der Long- und Shortlist wurde das Interesse geweckt. Nur einer erhält den Preis, aber die Auswahl zeigt ein Panorama der gegenwärtigen deutschsprachigen Literatur. SPIEGEL: Sie waren einer von sechs Kandidaten und schienen bei der Preisverkündung sehr überrascht. Gespielte Bescheidenheit?Geiger: Nein. Ich habe die Bücher meiner Mitbewerber gelesen und nicht damit gerechnet, dass ich den Preis erhalten würde. Aber natürlich habe ich es mir gewünscht.SPIEGEL: In Ihrem Roman lassen Sie verschiedene Personen sprechen, Jüngere und Ältere, Männer wie Frauen. War dieser Wechsel für Sie ein Wagnis? Geiger: Ich wollte nicht alles aus der Perspektive des Enkels erzählen. Ich habe also versucht, in verschiedene Figuren und in die jeweiligen Zeitumstände einzutauchen. Man muss sich selbst vergessen. Es kamen Sachen dabei heraus, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie in mir drin sind. Es ist wie ein Geschenk des Romans an den Autor. SPIEGEL: Was fiel Ihnen leichter: Männer oder Frauen sprechen zu lassen? Geiger: Mit den Frauenfiguren gelang es vielleicht deshalb gut, weil Distanz beim Schreiben hilft. Die Männer habe ich insgesamt etwas härter angefasst.SPIEGEL: Helfen Preise beim Schreiben?Geiger: Ich habe 1998 ein Fünfjahresstipendium erhalten. Und ich hätte »Es geht uns gut« ohne diese Unterstützung nicht schreiben können. Genauso ist es mit dem Buchpreis: Das Geld hält mir den Rücken frei für Neues. Ich habe größte Bewunderung für Autoren, die sich nicht zur voreiligen Abgabe eines Manuskripts überreden lassen.
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Der Schriftsteller Arno Geiger, 37, Gewinner des erstmals vergebenen, mit 25 000 Euro dotierten Deutschen Buchpreises, über Sinn und Zweck solcher Auszeichnungen und seinen prämierten Roman »Es geht uns gut«
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Kultur
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2005-10-23T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/frauen-gelingen-mir-ganz-gut-a-31788ec6-0002-0001-0000-000042813425?context=issue
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Not So Merry Now: German 'Robin Hood' Banker Goes to Jail
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Redistribution of wealth is an idea dear to German hearts. The country has a generous social welfare system and whopping 42 percent income tax rates for high earners. One latter-day Robin Hood who decided to take wealth redistribution into his own hands, however, has been sentenced to jail -- after giving himself up to the police. A German bank employee, identified only as Dragan V., stole money from rich customers to give it to poor ones. He's now been sentenced to two years and 10 months in prison, officials in the southern German town of Mosbach announced Thursday. The 45-year-old man diverted €2.1 million ($2.8 million) to needy clients while he was a senior executive at a savings bank in the southern region of Tauberfranken. "I felt sympathy for the unemployed and the socially disadvantaged and wanted to help them," the man, who made a full confession, told the court. At the bank in the town of Lauda he managed to win loans for poor customers by transferring money to their accounts from rich customers, to make the disadvantaged ones look a bit wealthier. At first he tried to fill the inevitable gaps in the poor customers' loan accounts with his own money. Then he started to use other customers' money. Finally -- at the end of 2005 -- he admitted to himself that he had lost track of his illicit deals. He did not, however, profit personally from the embezzlement. In early 2006 he came clean, first to the bank and then to police. He currently works as a freelance broker for savings accounts and insurance policies and is paying €300 a month back to his former employer.dgs/dpa/reuters
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Robbing from the rich and giving to the poor might have been an admirable pursuit in medieval England, but it tends to be frowned upon among the upper management of banks -- as one German ex-bank executive has learned to his cost.
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International
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Zeitgeist
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2007-06-15T12:03:29+02:00
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https://www.spiegel.de/international/zeitgeist/not-so-merry-now-german-robin-hood-banker-goes-to-jail-a-488735.html
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Umfrage: Note 3 für Regierung Merkel
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Hamburg - Bei der Umfrage für den "Stern" wurden die Bürger gebeten, die Arbeit des neuen Kabinetts mit Schulnoten zu beurteilen. Zwei Prozent vergaben die Note 1 (sehr gut). 21 Prozent bewerten die Arbeit mit einer 2 (gut). Fast jeder zweite Bürger (49 Prozent) beurteilte die Leistung als befriedigend. 18 Prozent der Bürger vergaben die Note 4 (ausreichend), fünf Prozent fanden sie mangelhaft (Note 5), und zwei Prozent hielt sie für ungenügend (Note 6). In der wöchentlichen Forsa-Umfrage für RTL und "Stern" liegt die Union mit 39 Prozent unverändert elf Punkte vor der SPD, die wie in der Vorwoche auf 28 Prozent kommt. Auch die Werte der kleinen Parteien änderten sich nicht: FDP 10 Prozent, Linkspartei 9 Prozent, Grüne 9 Prozent. Für "sonstige Parteien" würden sich wie in der Vorwoche 5 Prozent entscheiden.als
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Nach 100 Tagen im Amt die Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel bei einer Umfrage im Schnitt die Note 3 bekommen. Die Union liegt in der Wählergunst unverändert weit vor der SPD.
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Politik
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Deutschland
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2006-03-01T09:31:56+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/umfrage-note-3-fuer-regierung-merkel-a-403725.html
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Universals Musikbörse: Testballon, Version Deutschland
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Der Musikkonzern Universal will am 9. August ein eigenes deutsches Internet-Musikangebot starten. Bei "Popfile" sollen zum Start zunächst 5000 Titel für 0,99 Euro pro Stück zur Verfügungstehen, sagte der Deutschland-Chef Tim Renner der "Berliner Morgenpost". Mit Hilfe von Kopierschutztechnologie will das Unternehmen verhindern, dass ein heruntergeladenes Stück mehr als einmal auf einen Datenträger gebrannt wird. Natürlich sei jeder Kopierschutz zu knacken, sagte Renner. "Aber wir müssen immer einen Schritt voraus sein."Popfile:Deutschsprachige Musikbörse von Universal MusicNet PressPlay:Einer der legalen Online-Musik-Anbieter Parodie:PressPlayster Noch im Frühjahr hatte das Unternehmen nach Presseberichten geplant, Musik ohne Kopierschutz ins Netz zu stellen. Trotz jahrelangem Rechtsstreit mit verschiedenen Online-Tauschbörsen wie Napster, MP3.com oder aktueller dem Fasttrack-Netzwerk oder Audiogalaxy hatten sich die großen Musikkonzerne bislang schwer getan, eigene Angebote ins Netz zu stellen und an die Popularität der Tauschbörsen anzuknüpfen. Die ersten Angebote der Musikindustrie wirkten durchweg halbherzig und für die Fans nicht akzeptabel: Entweder erlaubten es die angebotenen Datenformate nicht, CDs aus den Dateien zu brennen, oder aber die Preise waren so hoch, dass der Kauf im Laden billiger gewesen wäre als der Download. Der P2P-Boom geht mittlerweile unvermittelt und ungebremst weiter. Erfolge der Industrie vor Gericht verpuffen wirkungslos, weil zeitgleich immer neue P2P-Angebote entstehen. Seit einigen Wochen scheint die Musikindustrie nun auf gezielte Sabotage von P2P-Börsen zu setzen. Auch das dürfte jedoch nicht genügen, das P2P-Problem zu lösen, wenn die Industrie nicht zugleich attraktive, bezahlbare Alternativen bietet. Schon sollen erste funktionierende "Fake-Filter" im Einsatz sein, die von der Industrie lancierte unbrauchbare Dateien aufspüren können sollen. Als erster kommerzieller Anbieter der Musikindustrie hatte Mitte Dezember der US-Softwarehersteller RealNetworks mit Musiktiteln des MusicNet-Katalogs der drei Branchenriesen Bertelsmann Music Group(BMG), AOL Time Warner und EMI seinen Dienst gestartet. Wenige Tage später folgten Sony und der französische Mischkonzern Vivendi Universal mit ihrem Abo-Dienst Pressplay. Die Nutzung der Musikstückeist bei allen Angeboten jedoch limitiert, kommerzielle Erfolge blieben bislang aus.
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Der Musikkonzern Universal will in Deutschland mit einem kommerziellen Online-Musikservice versuchen, dem P2P-Boom Paroli zu bieten. "Popfile" will ab Anfang August brennbare Musik für 99 Cent pro Download bieten.
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"Copyrights"
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Netzwelt
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Web
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2002-07-01T14:57:07+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/universals-musikboerse-testballon-version-deutschland-a-203428.html
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Japan: Verteidigungsminister tritt nach Äußerung über Atombomben zurück
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Tokio - Japans Verteidigungsminister Fumio Kyuma hielt der massiven Kritik an seinen Bemerkungen zum Einsatz von Atombomben im Zweiten Weltkrieg nicht mehr stand. "Ich bedauere, dass meine Kommentare für Unruhe gesorgt haben. Es tut mir leid", sagte der 66-Jährige - und trat zurück. Kyuma hatte erklärt, die Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki durch die USA sei "unvermeidbar" gewesen. Nagasaki gehört zu seinem Wahlbezirk. Durch die im August 1945 eingesetzten Atombomben starben bis heute mehr als 360.000 Menschen. Japan kapitulierte nach der Bombardierung.Neue Verteidigungsministerin soll nach Regierungsangaben die Nationale Sicherheitsberaterin Yuriko Koike werden. Die 54-Jährige spricht fließend Englisch und Arabisch und wäre die erste Frau auf dem Posten. Die Kontroverse um Kyuma kommt für Abe zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Umfragen zufolge droht ihm bei den Oberhauswahlen am 29. Juli der Verlust der Mehrheit in der Parlamentskammer. Sollte er deutlich an Stimmen verlieren, könnte er sich gezwungen sehen, auch die Wahlen für das Unterhaus vorzuziehen.asc/Reuters/AFP
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Nur vier Wochen vor den Wahlen muss Japans Ministerpräsident Shinzo Abe die Regierung umbilden. Verteidigungsminister Kyuma trat zurück, weil er die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki als "unvermeidbar" bezeichnet hatte.
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Ausland
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2007-07-03T10:24:06+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/japan-verteidigungsminister-tritt-nach-aeusserung-ueber-atombomben-zurueck-a-492031.html
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Schmidts Not-Therapie: "Alle fürchten um ihre Pfründe"
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Berlin - Erst einmal ein paar harte Antibiotika verordnen und danach in Ruhe den Krankheitsherd suchen: Mit zügigen Notmaßnahmen will Ministerin Ulla Schmidt sich Zeit verschaffen für eine spätere Strukturreform im Gesundheits- und Rentensystem. Dabei würden Sparbeiträge von allen Leistungserbringern gefordert, aber keine notwendigen Leistungen blockiert, versicherte Schmidt am Donnerstag im Bundestag in ihrer Antrittsrede als Chefin des neuen Großressort "Gesundheit und Soziales". Mit dem angekündigten Vorschaltgesetz, das zum Jahreswechsel in Kraft treten soll, will sie immerhin über drei Milliarden Euro sparen. Doch das ist nur der Anfang. In ihrem Ministerium und gegenüber der SPD-Fraktion erläuterte sie bereits Details des Gesetzentwurfes, der bis kommende Woche fertig sein soll. Die Ministerin will vor der eigentlichen Gesundheitsreform die Beitragssätze der Krankenkassen einfrieren, die Bemessungsgrenze für den Wechsel in die Privatkassen anheben und die Ausgaben der Ärzte und Krankenhäuser 2003 auf dem Niveau von 2002 festschreiben. Die Pharmabranche soll mit zusätzlichen Rabatten 1,4 Milliarden Euro beisteuern. Nach dem Aufschrei der Betroffenen zeigt sich aber auch erste Verhandlungsbereitschaft in den Verbänden. Die Bundesvereinigung der Apotheker erkennt die Notwendigkeit zum Verzicht. "Zur Reform unseres Sozialsystems können und wollen wir konstruktiv beitragen", erklärte der Verband am Donnerstag. "Kahlschläge können aber weder die Apotheker noch die anderen Beteiligten im Gesundheitswesen verkraften." Doch eine Einsparsumme von etwas mehr als drei Milliarden bei Gesundheits-Gesamtkosten von weit über hundert Milliarden Euro sind alles andere als ein Kahlschlag. "Alle haben gut verdient und fürchten um ihre Pfründe", heißt es in der SPD-Fraktion. Dort soll die Angst vor einem Wahlkampf im Wartezimmer dem Reformwillen weichen.Die SPD sucht Verbündete. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) warnte Ärzte und Kliniken, die geplante "Nullrunde" zum Vorwand für eine schlechtere medizinische Versorgung der Patienten zu nehmen. "Wenn Ärztepräsident Hoppe schon eine drastische Verschlechterung der Patientenversorgung und lange Wartezeiten an die Wand malt, dann beweist das nur, dass es den Ärzten offenbar nur um ihre eigenen Pfründe geht", kritisiert SoVD-Präsident Peter Vetter. Ärzte sollen Druck der Nullrunde nutzenDie Mediziner in Praxen und Kliniken sollten die "Nullrunde" nutzen, um die vorhandenen Unwirtschaftlichkeiten zu beseitigen, sagt Vetter. Er nennt Medikamentenversorgung, Doppeluntersuchungen, überflüssiges Röntgen und häufig unnötige Operationen. Dann bliebe immer noch genug Geld übrig, um die Patienten vollwertig zu versorgen und Kliniken und Ärzte angemessen zu bezahlen. Der Vorsitzende des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), Herbert Rebscher, kritisiert hingegen das geplante Verbot für gesetzliche Kassen, den Beitrag zu erhöhen, als "Witz". Schmidt will das bereits in der kommenden Woche durchpauken. Die Kassen fühlen sich überrannt. "Das ist so, als würden sie die Folgen der Flut damit heilen wollen, dass sie im Deutschen Bundestag die Flut verbieten", sagt Rebscher. Beitragserhöhungen ab Januar seien "seit Wochen von allen gesetzlichen Kassen" angekündigt worden, betont er. Die geplante Anhebung sollte etwa 0,3 oder 0,4 Prozentpunkte betragen. Doch genau die will die Schmidt unter allen Umständen vermeiden. Zum einen, weil das dem alten Reflex folgt, immer nur neues Geld ins System zu pumpen, anstatt das System selbst zu überdenken. Zum anderen muss sie gerade in einer anderen Notoperation die Beiträge zur Rente erhöhen, um Löcher zu stopfen. Kämen dann noch höhere Kassenbeiträge hinzu, stiegen die Abgaben für die Sozialversicherungen insgesamt über 42 Prozent. Das will die SPD unbedingt vermeiden, die im Wahlkampf "stabile Beiträge" versprochen hatte.Jahrhundertreform als Jahrhundertflop?Schmidt muss bereits den Beitragssatz zur Rentenversicherung Anfang kommenden Jahres von 19,1 auf 19,5 Prozent anheben. Das bestätigte ihr Sprecher Klaus Vater. Damit wolle die Ministerin Liquiditätsengpässe bei den Rentenkassen vermeiden. Denn diese müssen derzeit Einnahmeausfälle in Milliardenhöhe verkraften. Der Anstieg des Rentenbeitragssatzes sollte ursprünglich auf 19,3 Prozent begrenzt werden - aber hinter vorgehaltener Hand reden auch die Koalitionäre längst von knapp unter 20 Prozent. Denn die Riester-Rente funktioniert nicht so, wie es Rot-Grün erhofft hatte. "Das ist eine Welturaufführung, dass eine Jahrhundertreform nach zehn Monaten am Ende ist", spottete der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Horst Seehofer (CSU), am Donnerstag im Bundestag über die Ankündigung, Kommissionen für Gesundheits- und Rentenreformen einzusetzen. Die Rentenversicherung war erst im vergangenen Jahrreformiert worden.Zur Konsolidierung der Renten wollen SPD und Grüne kurzfristig das faktische Renteneintrittsalter (derzeit 60 Jahre) an das gesetzlichen (65 Jahre) heranführen. Doch auch das löst nicht die demographische Falle: Immer weniger Arbeitende zahlen für immer mehr Rentner. Auch höhere Beiträge in der Gegenwart, um kurzfristig mehr Geld einzunehmen, führen letztlich zu höheren Renteansprüchen in der Zukunft - das Problem wird nur auf die lange Bank geschoben. Seehofer glaubt schon, Schmidt werde nicht als "Superministerin" in Erinnerung bleiben, sondern als diejenige, die das System auf direktem Wege "in den Super-GAU geführt hat". Kurzfristig will sich Schmidt in der Gesundheitspolitik vorrangig mit der Ausgabenentwicklung beschäftigen und dafür sorgen, "dass jeder Euro im System optimal ausgegeben wird". Aber sie weiß, dass dies das Problem nicht grundlegend löst. Langfristig wird man sich mit der Einnahmensituation und der Struktur der Sozialsysteme beschäftigen. Dafür will sie nach dem Vorbild der Hartz-Kommission eine Expertenrunde einsetzen - auch um Zeit zu gewinnen. Die ganze Wahrheit dürften SPD und Grüne wohl erst nach den Landtagswahlen im kommenden Jahr auspacken. Der frühere Arzte-Funktionär Ellis Huber ahnt, welche Richtung diese Reform nehmen kann. Er schlägt zum Beispiel eine Pflichtversicherung für alle Bürger vor, also auch für Selbstständige und Beamte. Damit solle der medizinische Grundbedarf gewährleistet werden. Eine mögliche Zusatzversicherung für "individuelle Luxusbedürfnisse" stünde dann im Ermessen jedes Einzelnen. Doch über die Frage, ob das der Einstieg in eine Zwei-Klassen-Medizin ist und was "Grundbedürfnisse" und was "Luxus" darstellt, herrscht auch innerhalb der Koalition noch alles andere als Konsens.
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Markus Deggerich
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Mit harten Sofortmaßnahmen will Ulla Schmidt Zeit gewinnen für eine grundlegende Reform. Denn noch traut sich Rot-Grün nicht, die Wahrheit zu sagen: Dass die Rente nicht mehr sicher ist und der Eintritt in die Zwei-Klassen-Medizin bevorsteht.
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Politik
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Deutschland
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2002-10-31T16:40:42+01:00
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2002-10-31T16:40:42+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/schmidts-not-therapie-alle-fuerchten-um-ihre-pfruende-a-220690.html
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Spanien-Länderspiel: Völler sucht die richtige Mischung
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Neu-Isenburg - "Es sind leider auch im neuen Jahr die alten Sorgen", sagte Völler am Sonntagabend. Bis zuletzt hatte er gehofft, dass nach dem Ausfall von Dietmar Hamann mit Michael Ballack wenigstens der zweite Mittelfeldstratege einsatzfähig sein würde. Dann aber folgte telefonisch aus München die Absage. "Mir geht es zwar täglich etwas besser, aber ich habe seit Anfang der Woche nicht mehr trainiert und bin auch nicht bei Kräften", meldete sich der grippekranke Ballack ab. Marko Rehmer hatte sich am Samstag beim 4:2-Sieg der Berliner Hertha gegen den FC Schalke 04 einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Sehr wahrscheinlich fällt auch Sebastian Kehl aus, der wegen einer Sprunggelenksverletzung bereits am Sonntag bei der Dortmunder 0:1-Niederlage in Stuttgart fehlte.Wird Balitsch nachnominiert?Dagegen gab Stürmer Oliver Neuville, der zuletzt über Magen-Darm-Probleme geklagt hatte, nach der Ankunft am Sonntagabend im Trainingsquartier in Neu-Isenburg Entwarnung. Die DFB-Auswahl bestreitet am Mittwoch um 21.30 Uhr (Liveticker SPIEGEL ONLINE) in Palma de Mallorca ein Testspiel gegen die spanische Fußball-Nationalmannschaft. Die Dienstreise auf die Ferieninsel wird mehr und mehr zu einem Schaulaufen der Talente. Gleich sechs der noch 18 verfügbaren Spieler, darunter die Debütanten Benjamin Lauth (TSV 1860 München) und Tobias Rau (VfL Wolfsburg), sind 23 Jahre alt oder noch jünger. Und sollte der Kader bei einer Kehl-Absage aufgefüllt werden müssen, will Völler den 22-jährigen Hanno Balitsch nachnominieren. Der Leverkusener gehört zum Kader der U21-Auswahl, die am Dienstag ebenfalls auf Mallorca gegen Spaniens Nachwuchs antritt. Viele Neulinge im TeamVöller missfallen die vielen notwendigen Umstellungen. Bereits im ersten Spiel nach der Weltmeisterschaft, beim 2:2 vor einem halben Jahr in Bulgarien, habe "die gesunde Mischung" gefehlt. "Da hatten wir zu viele Junge in der Mannschaft, da fehlten erfahrene Spieler, an die sich die jüngeren ein bisschen hätten anlehnen können", sagte Völler. In diese Verlegenheit will der 42-Jährige nicht noch einmal kommen. Deshalb werden die WM-erprobten Oliver Kahn, Carsten Ramelow, Jens Jeremies, Torsten Frings, Christoph Metzelder, Bernd Schneider und Miroslav Klose wie auch Routinier Christian Wörns das Gerüst der Elf bilden. Lauth und Rau kommen allenfalls in der zweiten Halbzeit als Neulinge Nummer 17 und 18 der Völler-Ära zum Zug. Probleme gegen SpitzenteamsDie Partie gegen den Dritten der Fifa-Rangliste ist für Völler nach derzeitigem Stand die einzige Möglichkeit, sein auf Platz vier eingestuftes Team mit einer Mannschaft von Weltklasseformat zu messen. "Die Spanier sind eine Mannschaft, die wir bei der WM im Halbfinale erwartet hatten. Das ist schon ein ganz besonderes Spiel", so Völler, Das deutsche Team konnte seit fast zweieinhalb Jahren keinen Gegner aus den Top 10 mehr schlagen. Damals glückte ein 1:0 in England. Ansonsten steht das Jahr ganz im Zeichen der EM-Qualifikation. Weitere Testspielgegner sind Serbien-Montenegro (am 30. April in Bremen), Kanada (am 1. Juni in Wolfsburg) sowie voraussichtlich Rumänien (am 20. August). Der DFB hat sich eine Option für diese Partie in Bukarest gesichert.
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Es ist noch keine Absageflut, aber im Testländerspiel am Mittwoch auf Mallorca gegen Spanien muss DFB-Teamchef Rudi Völler auf bewährte Kräfte verzichten. Nach Michael Ballack und Marco Rehmer wird wohl ein weiterer Stammspieler passen müssen.
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"Fußballnationalmannschaft"
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Sport
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Fußball-News
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2003-02-09T21:08:24+01:00
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2003-02-09T21:08:24+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/spanien-laenderspiel-voeller-sucht-die-richtige-mischung-a-234444.html
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Ins Vaterhaus
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Und seien es kahle Felsen oder öde Inseln, du Wirst dieses Land ewig lieben.Wandspruch im Grenzdurchgangslager Friedland.Mit einem »bißchen Wäsche und so«in zwei Koffern und drei Kisten kam der Zimmermann Erich Gunia, 35, Anfang August aus dem ostpreußischen Allenstein in die Bundesrepublik. Seinen ersten Ausreiseantrag den er viermal erneuern mußte, bis er endlich genehmigt wurde -- hatte er bei den polnischen Behörden schon 1962 gestellt. Sein Antrieb: »Alle fahren »raus, also fahre ich auch, na, was willste.«Aus Beuthen in Oberschlesien traf am selben Tag das Ehepaar Folkmann mit zwei halbwüchsigen Töchtern im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen ein, um wieder unter Deutschen zu leben -- zunächst »in einer Notwohnung in Aachen«. Bis auf Bettzeug und Bekleidung haben sie ihre Habe in der kalten Heimat zurückgelassen, und sie wollen noch einmal ganz von vorn anfangen. Automechaniker Werner Folkmann. 44: »Nu, wissen Se, vor dem Arbeiten habe ich keine Angst, nicht wahr, wenn's weiter nix ist.« Und aus Nowosibirsk machte sich Ferdinand Nuss, 74, auf den Weg, kaufte sich für 51 Rubel und 84 Kopeken eine Fahrkarte und traf, drei alte Hosen und drei verschlissene Hemden im Handgepäck, nach viel Tagen und vier Nächten in Friedland ein. Nuss, bei Odessa geboren, einst Landarbeiter, deutscher Landesschütze Holzfäller, Pferdewärter und Verbannter in einem sibirischen Arbeitslager, blickt voller Optimismus in die Zukunft: »Zehnmal haben sie mir schon die Haare ausgerissen gehabt, und sie sind immer wieder gewachsen.« 23 Jahre nach dem Ende des Krieges ist die Völkerwanderung, die er ausgelöst hat, noch immer nicht abgeschlossen. Allein im Juli dieses Jahres trafen im Lager Friedland und in der Durchgangsstelle Nürnberg 2003 deutsche Staatsangehörige oder -- so das Bundesvertriebenengesetz -- deutsche Volkszugehörige ein, die »nach Abschluß der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen« außerhalb der neuen deutschen Grenzen seßhaft geblieben waren.Sie kamen aus der CSSR (1214), aus ehemals deutschen, heute polnischen Gebieten (490), aus Jugoslawien (108), Polen (66), Rumänien (46), der Sowjet-Union (40), Ungarn (24), aus Asien und Übersee (9) und auch aus dem westlichen Ausland (6). Sie reisen zweiter Klasse im Fernschnellzug an. Sie brauchen keine Grenze schwarz zu überqueren, sondern sind mit allen nötigen Papieren ausgestattet. Sie werden nicht vertrieben, sondern kommen höchst freiwillig. Und sie können mitnehmen, was immer sie wünschen.Bislang drei Familien verluden in Ostpreußen komplette Fertighäuser fabrikneu auf Eisenbahnwaggons, (durften sie dann aber nicht aufstellen, weil sie den Vorschriften der westdeutschen Baupolizei nicht entsprachen).Zahlreiche Aussiedler kommen mit Pferden, Kühen, Schweinen oder Hühnern, die sie zumeist in Friedland schlachten lassen, um dafür Bargeld zu erhalten. Ein Ostpreuße brachte sein Motorrad mit, das er jedoch in der Gepäckhalle des Bahnhofs Friedland stehenließ, nachdem er eingesehen hatte, daß es wohl nicht in die bundesdeutsche Straßenlandschaft passen würde. Die Mehrheit beschränkt sich auf die Mitnahme von Hausrat in Kisten, wobei -- wie die Friedländer Lagerzeitung feststellte -- die Kosten meist höher sind als der Wert des Inhalts. Mitgeführtes Mobiliar ist sogar »zum Teil nur Brennholz«, so Oberregierungsrat Wilhelm Kampf, zuständiger Referent im niedersächsischen Vertriebenenministerium.Immerhin: Die Zeit der großen Not ist vorüber. Als das Lager Friedland am 26. September 1945 von den Engländern zur »Erfassung« von Vertriebenen, Flüchtlingen, Evakuierten und Heimkehrern eingerichtet wurde, nächtigten die Insassen auf Heidekraut, das im Kuhstall des Friedländer Versuchsguts der Universität Göttingen aufgeschichtet worden war, und sie wurden mit einer Scheibe Brot nebst Ersatzmarmelade beköstigt. Von der nahen Zonengrenze karrten Handwagenvermieter Gepäck, Kinder, Greise, Kranke, Amputierte und Tote heran. Weil die Unterkünfte nicht ausreichten, kampierten auch im strengen Winter 1945/46 Nacht für Nacht bis zu 30 000 Menschen im Freien. Wer irgend transportfähig war, wurde in unbeheizten Güterwagen weiter ins Landesinnere verbracht. Mitunter ließ der britische Kommandant das Gepäck aus den Waggons auf den Bahnsteig werfen, um noch mehr Menschen in den Zug zu pferchen. 128 Tote mußten in Friedland begraben werden. Todesursachen: Herzschwäche, schwerer Erschöpfungszustand, Unterernährung, Schädelbruch durch Sturz vom anfahrenden Zug.Insgesamt 951 884 Ostflüchtlinge passierten das Lager Friedland, davon knapp 840 000 in den beiden Jahren 1945 und 1946. Aus Kriegsgefangenschaft kehrten 566 422 deutsche Soldaten über Friedland heim ins Vaterland. An Aussiedlern, die in Friedland mit Rücksicht auf polnische Empfindsamkeit Übersiedler genannt werden, wurden bis Ende letzter Woche 440 790 im Lager registriert. Die Übersiedlung von Deutschen aus dem Osten begann 1950 aufgrund von Rot-Kreuz-Abmachungen über die sogenannte freiwillige Familienzusammenführung. Der letzte geschlossene Transport erreichte Friedland am 17. Februar 1959. Seither treffen die Aussiedler als Einzelreisende ein, darunter auch »rückgeführte« Deutsche aus Rußland, die aufgrund eines im April 1958 geschlossenen zwischenstaatlichen Abkommens eine Ausreisegenehmigung erhielten, und Volksgenossen, die nach der Vertreibung ihr Glück in anderen Welten suchten und dabei scheiterten -- laut Vertriebenenministerium in Hannover »die Ärmsten der Armen.«. Arm dran sind nicht selten auch die Deutschpolen, die sich einem zermürbenden Papierkrieg aussetzen müssen, sobald sie sich entschlossen haben, in die Bundesrepublik überzuwechseln. Die Prozedur beginnt mit einem Einladungsschreiben westdeutscher Verwandter. Text etwa: »Lieber Fritz, ich lade Dich ein, für immer zu mir in die Bundesrepublik zu kommen. Wohnung und Lebensunterhalt sind gesichert.«Der Brief, dessen Unterschrift amtlich beglaubigt werden muß, geht zunächst an die polnische Militärmission in West-Berlin, die das Papier mit einem Sichtvermerk gegen 30 Mark Nachnahme zurückschickt. Erst dann kann das Schreiben den Angehörigen in Polen zugesandt werden, die es übersetzen lassen müssen, bevor sie damit ihren Ausreiseantrag bei der zuständigen Woiwodschaft stellen. Außerdem müssen sie nachweisen, daß Devisen für die Fahrt ab polnischer Grenze (etwa 68 Mark) an die Nationalbank überwiesen worden sind, und die Freistellung des Arbeitgebers vorlegen. Ferner sind gebührenpflichtige Bescheinigungen darüber beizubringen, daß keine Steuerschulden bestehen, sämtliche Versicherungsbeiträge bezahlt sind, das Elektrizitätswerk keine Forderungen mehr hat, das Rundfunkgerät abgemeldet und die Telephonrechnung bezahlt ist.Für den Ausreisepaß kassieren die polnischen Behörden 5000 Zloty (durchschnittlicher Monatslohn eines Facharbeiters: 2000 Zloty 333 Mark) pro Person zwischen 16 Jahren und dem Pensionsalter. Ältere Ausreisewillige zahlen die Hälfte. Da die Ausreiseanträge häufig zunächst abgelehnt werden und jeweils nach Jahresfrist neu eingereicht werden müssen, kommt es laut Rot-Kreuz-Chef Grünhage in Friedland darauf an, »daß die Leute genügend Luft haben, sechs oder sieben Jahre durchzuhalten«.Die Friedländer Lagerleitung weiß zu berichten, daß Antragsteller nach und nach ihre ganze Habe verkaufen mußten, um alle Gebühren aufbringen zu können. Um die dauernden Fahrtkosten zur Behörde zu sparen, »haben manche Familien irgendwo in Oppeln auf dem Friedhof geschlafen«, wie DRK-Mann Grünhage weiß.Obwohl beim Deutschen Roten Kreuz noch etwa 500 000 Aussiedlungsanträge registriert sind, haben sich längst nicht alle Ostdeutschen entschließen können, Polen zu verlassen. Manche bauen auf abenteuerliche Gerüchte, wonach die polnische Verwaltung über die deutschen Ostgebiete ihrem Ende entgegengeht, andere hofften darauf, der Prager Frühling werde bald auch Einzug in Polen halten. Auch die Vorstellungen, die sich Aussiedler von der neuen Heimat machen, sind nicht immer real. So begehrte ein Friedland-Ankömmling nach Hamburg zu ziehen, weil dort die Reeperbahn sei, und einen anderen zog es nach Köln, denn: »Da haben wir mal »ne Sendung gehört, die war so lustig.« Die Folge mancher Illusion ist, »daß viele Jugendliche ihren Eltern übelgenommen haben, weil sie nicht in Polen geblieben sind« -- so Ministerialdirigent Erwin Wronka im niedersächsischen Vertriebenenministerium.Zuweilen freilich werden Träume wahr. »Mindestens zehn Anrufe im Monat« bekommt der Friedländer Bundesbeauftragte Schütz von Westdeutschen, die ihren Angehörigen aus dem Osten eine Wohnung »oder gar ein Häuschen mit allem Drum und Dran« eingerichtet haben. Auch Deutsche ohne Ost-Familie melden sich in Friedland, weil sie gern »einen Schlesier« oder »einen Herrn aus Posen« bei sich haben möchten, und Prinz Wilhelm-Karl von Preußen fragte an, ob vielleicht ein Pferdepfleger zu bekommen sei, für freie Wohnung und 300 Mark im Monat.Doch auch ohne so fürsorgende Gönner und Verwandte leiden die Ankömmlinge keine Not. Sie werden von der Lagerleitung mit »liebe Landsleute« begrüßt, hören dann der Friedlandglocke zu ("Läute in die Welt hinaus, bis der letzte Bruder kehrt ins Vaterhaus"), lassen sich von karitativen Verbänden frisch einkleiden, empfangen für ihre Kinder Spielzeug und Bilderbücher ("Horst wird Förster") und erhalten nebst der Rückerstattung aller Aussiedlungskosten eine »Begrüßungsgabe der Bundesregierung« (über 21 Jahre: 100 Mark, darunter: 50 Mark) sowie ein »Überbrückungsgeld« von 20 Mark für den »Haushaltungsvorstand« und von zehn Mark für jeden Familienangehörigen. Der erste Weg mit dem guten Geld führt zumeist in die Lagerkantine, wo die Herren sich Bier und Korn und die Damen einen »Moha«-Eiskrembecher gönnen.Alsdann erwerben sie an der Theke ein Viertel »Vox-Caffee«, eine Dose Bratheringe und Dextropur-Traubenzucker -- für ein »Päckchen nach drüben«, wie es Anschlagzettel im Lager Friedland empfehlen.
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"Bundesrepublik",
"Polen"
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Politik
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default
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1968-09-01T13:00:00+01:00
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1968-09-01T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ins-vaterhaus-a-05286f9f-0002-0001-0000-000045950103?context=issue
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BUNDESFILMPREIS
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Das Bundesinnenministerium will in diesem Jahr bei den Berliner Filmfestspielen sieben Spielfilme mit insgesamt 950 000 Mark prämiieren. Weitere 150 000 Mark sollen einem abendfüllenden Kulturfilm und einem Kurzdokumentarfilm zugesprochen werden. Folgende Prämienverteilung ist vorgesehen: * für den besten Spielfilm »Filmband in Gold« und 250 000 Mark, * für die beiden nächstbesten Spielfilme »Filmband in Silber« und je 150 000 Mark, * für vier weitere überdurchschnittliche Spielfilme internationalen Formats »Filmband in Silber« und je 100 000 Mark, * für den besten abendfüllenden Kulturfilm »Filmband in Gold« und 100 000 Mark, * für den besten Kurz-Dokumentar- oder Kulturfilm »Filmband in Gold« und 50 000 Mark. Alle Prämien sind für die Produzenten der Filme bestimmt; sie sollen zur Finanzierung neuer Filme verwandt werden.
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Politik
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1956-02-14T13:00:00+01:00
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1956-02-14T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/bundesfilmpreis-a-929b4848-0002-0001-0000-000031587453?context=issue
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Mieterschutzbund warnt vor Abzockversuchen beim Umstieg auf digitales Antennenfernsehen
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Der Ausbau des digitalen Antennenfernsehens DVB-T sorgt bei der Wohnungswirtschaftfür eine erstaunliche Begeisterung für den konkurrierenden EmpfangswegKabelfernsehen. In Norddeutschland, Rheinland-Pfalz und in Teilen des Ruhrgebiets,wo das digitale Überallfernsehen seit kurzem den bisherigen analogen Antennenempfangersetzen soll, erhalten zahlreiche Mieter in diesen Tagen Post, in der dieVermieter sie über den Abschluss eines Kabelvertrags und in der Folge über steigendeBetriebskosten informieren. In einigen Anschreiben wird gar suggeriert, derGesetzgeber lasse der Wohnungswirtschaft keine andere Wahl. „Eine Unverschämtheit“,schimpft Eckard Pahlke, Vorstandsmitglied des deutschen Mieterbundes,der in den vergangenen Wochen „eine eklatante Zunahme dieser Fälle“registriert. Tatsächlich können bisherige Analog-Antennenzuschauer nach einerEinmal-Investition in einen DVB-T-Empfänger (ab etwa 79 Euro im Elektronikhandel)künftig 20 oder mehr Programme sehen – auch ohne Kabelanschluss, für den monatlicheKosten anfallen. Pahlke vermutet hinter der plötzlichen Kabel-Begeisterungvieler Vermieter „wirtschaftliche Interessen“. Nach den Erfahrungen in Berlin, woder DVB-T-Umstieg schon vor zwei Jahren begann, scheint das Misstrauen berechtigt:Dort versuchten damals mehrere Wohnungsunternehmen, ihre Mieter zuKunden eigener Kabel-Tochterfirmen zu machen.
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Politik
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2004-11-20T10:30:00+01:00
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2004-11-20T10:30:00+01:00
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https://www.spiegel.de/spiegel/vorab/a-328768.html
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Ulla Schmidt-Interview in Leichter Sprache: "Alle sollen dazugehören"
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Alle sollen dazu gehören.Von Anfang an.Das schwere Wort dafür ist: Inklusion. Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf Inklusion.Das steht in der Uno-Behinderten-Rechts-Konvention.Man kann auch sagen: Uno-Konvention.Das ist ein Vertrag zwischen vielen Ländern.Darin stehen die Rechte von Menschen mit Behinderung.Behinderte und nicht behinderte Menschen sollen die gleichen Rechte haben. Auch Deutschland hat die Uno-Konvention unterschrieben.Das ist jetzt 5 Jahre her.Viele wollen wissen:Was ist seitdem passiert?Deshalb hat Ulla Schmidt mit einem Journalisten von SPIEGEL ONLINE geredet.Der Journalist heißt: Christian Füller.Ulla Schmidt ist die Bundes-Vorsitzende der Lebenshilfe.Die Lebenshilfe setzt sich für Menschen mit Behinderung und ihre Familien ein .SPIEGEL ONLINE:Frau Schmidt, wieso tun wir uns in Deutschland so schwer mit behinderten Menschen und dem Thema Inklusion? Ulla Schmidt: Es läuft gar nicht so schlecht. Menschen mit Behinderung sollen überall mitmachen können.Das muss normal sein.Aber es kann lange dauern, bis das gut klappt.Weil es für viele Menschen in Deutschland lange normal war, dass nicht alle dazugehören.SPIEGEL ONLINE:Was meinen Sie damit? Schmidt: Menschen mit Behinderung waren sehr lange ausgeschlossen. Alle haben nur gesehen: Das können Menschen mit Behinderung nicht.Niemand hat gesehen:Das können Menschen mit Behinderung besonders gut. Das muss sich ändern.Erst dann können alle dazugehören.Wir dürfen keine Vorurteile mehr gegen Menschen mit Behinderung haben.Das wird aber eine Zeit dauern.SPIEGEL ONLINE:Viele Menschen mit Behinderung sind ungeduldig:Sie wollen jetzt mehr Rechte.So wie es in der Uno-Konvention steht.Schmidt:Es ist schon viel passiert. Früher gab es mehr Hindernisse.Jetzt gibt es abgesenkte Bord-Steine.Und Aufzüge am Bahnhof.Und barriere-freie Busse.Barriere-frei heißt: Ohne Hindernisse.Trotzdem verstehe ich die Menschen. Es könnte alles schneller gehen.Auch die Politiker könnten mutiger sein.Auch Unternehmen sollten sich mehr um Barriere-Freiheit kümmern.SPIEGEL ONLINE:Müsste man nicht als erstes das Wort Inklusion barriere-frei machen?Das versteht doch keiner.Schmidt: Inklusion ist wie eine Überschrift.Das Wort kann man ganz leicht erklären.SPIEGEL ONLINE:Machen Sie mal!Schmidt: Menschen mit Behinderung wollen überall mitmachen können. Sie wollen von Anfang an dabei sein.Sie wollen mittendrin sein. SPIEGEL ONLINE:Was finden Sie am wichtigsten:Straßen und Räume von Hindernissen zu befreien?Oder Schulen und Berufe für alle zugänglich machen?Oder, dass Menschen mit Behinderung in der Kultur und Politik mitmachen können?Schmidt:Alles ist wichtig.Es muss alles gleichzeitig passieren. Der Aktions-Plan der Bundes-Regierung zur Uno-Konvention war wichtig.In dem Aktions-Plan stand:Das will die Bundes-Regierung machen, damit Menschen mit Behinderung überall mitmachen können. Das Problem war:Es stand nichts genaues drin.Es fehlten genaue Termine.SPIEGEL ONLINE:In der Uno-Konvention stehen aber absichtlich keine Zeit-Pläne.Schmidt: Trotzdem sollte jedes Land einen Zeit-Plan haben.Darin muss stehen:Wann wollen wir was für Menschen mit Behinderung erreichen. Wir brauchen in Deutschland einen Zeit-Plan.SPIEGEL ONLINE:Was soll da drin stehen?Schmidt: Alles muss barriere-frei sein. Damit meine ich nicht nur Bord-Steine oder Treppen.Auch Blinde und Gehör-Lose brauchen Unterstützung.Und Texte in Leichter Sprache können alle besser verstehen.Alle müssen sich frei bewegen können.Das schwere Wort dafür ist: Mobilität. Menschen mit Behinderung müssen alles gut erreichen können.Viele Menschen mit Behinderung haben nicht viel Geld.Sie wohnen am Stadt-Rand. Es muss genügend Busse für sie geben.Wichtig ist auch Teilhabe.Teilhabe heißt: mitmachen, entscheiden, mitbestimmen.Die muss in ein Gesetz geschrieben werden.SPIEGEL ONLINE:Warum ist das Gesetz wichtig?Schmidt: Menschen mit Behinderung müssen selbst entscheiden können:Wie und wo wollen sie leben?Wie und wo wollen sie lernen?Wie und wo wollen sie arbeiten?Viele Menschen mit Behinderung dürfen das noch nicht selbst entscheiden.Das muss sich ändern.SPIEGEL ONLINE:Aber im Sozial-Gesetz-Buch steht: Menschen mit Behinderung bekommen Brillen und Hör-Geräte.Oder einen Roll-Stuhl.Das können sie alles beantragen. Schmidt: Ja, aber immer nach den Regeln der Sozial-Hilfe. Sozial-Hilfe heißt:Wenn das Geld zum Leben nicht reicht, kann das Sozial-Amt helfen. Sozial-Hilfe gibt es aber erst, wenn das gesparte Geld fast alle ist.Deshalb brauchen wir das neue Bundes-Teilhabe-Gesetz.Denn jeder Mensch mit Behinderung soll Unterstützung bekommen. Egal wie viel Geld er oder seine Familie haben.So lange es noch Hindernisse gibt, haben Menschen mit Behinderung Nachteile.Das muss der Staat ausgleichen.SPIEGEL ONLINE:Es wird Inklusion versprochen. Aber dafür ist nicht genug Geld da.Das ist nicht richtig, oder? Schmidt: So einfach ist es nicht.Immerhin wird in allen Bundes-Ländern über Inklusion in der Schule gesprochen. SPIEGEL ONLINE:Es wird nur gesprochen.Es passiert aber nichts. Schmidt: Das stimmt doch nicht.Es gibt inklusive Kinder-Gärten.Und es gibt viele gute inklusive Schulen.Aber unsere Schulen sortieren immer noch zu viele Kinder aus. Dann kann Inklusion nicht klappen.Und vergessen Sie nicht: Viele streiten sich über Inklusion.SPIEGEL ONLINE:Wer kämpft da gegen wen? Schmidt: Manche Lehrer wollen Inklusion. Andere Lehrer haben davor Angst.Bei den Eltern ist das auch so. Manche kämpfen für Inklusion.Andere sind gegen Inklusion. SPIEGEL ONLINE:Der Staat muss die Uno-Konvention trotzdem umsetzen.Auch in der Schule.Schmidt:Für die Inklusion in den Schulen sind die Bundes-Länder zuständig. SPIEGEL ONLINE:Die Bundes-Länder machen es aber nicht gut.Sie streiten sich mit dem Bund:Wer trägt die Verantwortung? Viele Eltern behinderter Kinder kotzt das an. Schmidt: Das geht mir auch manchmal so. Es geht darum, wie Inklusion in der Schule klappen kann.Es geht nicht mehr darum, ob wir überhaupt Inklusion in der Schule wollen.Das macht mich schon froh.Nur eins muss klar sein: Inklusion in der Schule ist nicht zum Sparen da! Wir brauchen zwei Lehrer pro Klasse.Und wir brauchen ein anderes Lernen. SPIEGEL ONLINE:Was raten Sie Eltern von einem Kind mit Behinderung?Schmidt:Sie müssen ihre Rechte kennen.Und sie müssen für ihre Rechte kämpfen.Sie sollen sich in die Schule einklagen. Sie sollten in die Schulen gehen und sagen: Welche Möglichkeiten gibt es hier für mein Kind?SPIEGEL ONLINE:Ein Kind ist in einer inklusiven Klasse.Es sagt:Die Kinder mit Behinderung werden hier immer bevorzugt!Was raten sie ihm?Schmidt: Ich denke, da geht es um Aufmerksamkeit. Vielleicht hat das Kind das Gefühl: Für mich haben die keine Zeit.Sie haben nur für die Menschen mit Behinderung Zeit.Das muss man ernst nehmen.Denn Kinder sind sehr ehrlich.Das Interview führte Christian Füller; Übersetzung in Leichte Sprache: Nina Krüger, Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. und die Prüfergruppe für Leichte Sprache der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.Bilder: Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V.; Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013
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"Inklusion",
"Menschen mit Behinderung",
"Geistige Behinderung",
"Körperliche Behinderung",
"Lernschwäche und -behinderung",
"Ulla Schmidt ",
"Gesundheitspolitik"
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Gesundheit
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Diagnose
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2014-03-26T13:33:00+01:00
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2014-03-26T13:33:00+01:00
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https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/ulla-schmidt-interview-in-leichter-sprache-alle-sollen-dazugehoeren-a-960422.html
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London: BLM-Aktivistin Sasha Johnson durch Schüsse schwer verletzt
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In der Nähe eines Wohnhauses im Londoner Stadtteil Peckham ist es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu einer folgenschweren Attacke gekommen. Der Londoner Polizei zufolge erlitt eine 27 Jahre alte Frau dabei lebensgefährliche Verletzungen. Sie sei mit einer Schusswunde ins Krankenhaus eingeliefert worden und befinde sich in einem kritischen Zustand. Die Schüsse seien am Rande einer Party gefallen. Bei der 27-Jährigen handelt es sich um die Black-Lives-Matter-Aktivistin Sasha Johnson, die in Großbritannien zu den bekannten Gesichtern der Bewegung und zum Führungsgremium der Partei »Taking the Initiative Party« gehört. Aus einer Erklärung der Partei geht hervor, dass diese mit »großer Traurigkeit« erfahren habe, dass Sasha Johnson nach »zahlreichen Todesdrohungen« eine Schusswunde am Kopf erlitten habe. »Sasha hat sich immer für schwarze Menschen eingesetzt und gegen die Ungerechtigkeiten in der schwarzen Community gekämpft«, schreibt die Partei in ihrem Facebook-Beitrag. »Lasst uns zusammenkommen, für Sasha und ihre Genesung beten.« Die Londoner Polizei betonte in der Nacht zum Montag, es gebe bisher weder Hinweise auf einen gezielten Angriff noch auf Drohungen. Die Behörde sucht per Zeugenaufruf nach Hinweisen auf den Angreifer beziehungsweise die Angreiferin. Die Labour-Abgeordnete Claudia Webbe schrieb derweil auf Twitter , sie sei schockiert: »Alle Frauen sollten auf unseren Straßen sicher sein. Es gibt noch immer zu viele Waffen, die zu viele Leben zerstören #BLM.« Sasha Johnson hatte im Sommer 2020 Proteste gegen systemischen Rassismus in Großbritannien mitorganisiert. Zuvor studierte sie an der Oxford Brookes University. Laut ihrer Partei ist sie Mutter von drei Kindern.
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nil/dpa
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Im Süden Londons wurde auf die Aktivistin Sasha Johnson geschossen, sie liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Vor der Tat soll sie laut ihrer Partei Todesdrohungen erhalten haben.
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"London",
"Black Lives Matter"
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Panorama
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Justiz & Kriminalität
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2021-05-24T10:30:53+02:00
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2021-05-24T10:30:53+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/justiz/schiesserei-in-peckham-london-aktivistin-sasha-johnson-schwer-verletzt-a-6a8b04e2-b867-48a7-8e18-eb3ef9610007
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Reaktion auf Schwächeanfälle: Bundestag will Nachtsitzungen abschaffen
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Schwächeanfälle von zwei Abgeordneten im Bundestag hatten zuletzt eine Debatte über die Arbeitsbelastung im Parlament losgetreten. Als Folge werden die Nachtsitzungen voraussichtlich in absehbarer Zeit abgeschafft.Michael Grosse-Brömer, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir haben uns im Kreis der parlamentarischen Geschäftsführer mit Mehrheit auf eine sinnvolle und praktikable Straffung des Plenarbetriebs geeinigt." Sitzungen bis in die frühen Morgenstunden könnten dadurch vermieden werden, sagte der CDU-Politiker. Demnach sollen die meisten Debatten von 38 auf 30 Minuten verkürzt werden. Fünf Tagesordnungspunkte würden vom Donnerstag, an dem zuletzt immer wieder bis in den Morgen debattiert worden war, auf Mittwoch vorgezogen, schreibt die Zeitung. Auch die parlamentarische Fragestunde, die jeweils am Mittwoch angesetzt ist, werde um eine halbe Stunde auf 60 Minuten verkürzt. Allein die AfD lehnt die Reform ab. Grosse-Brömer sagte dazu: "Das zeigt erneut, dass diese Partei kein Interesse an einer guten Debattenkultur hat und auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundestags nicht ausreichend Rücksicht nimmt." Den Vorwurf wies AfD-Fraktionssprecher Christian Lüth zurück. Mehrheit scheint gegeben - auch wenn die AfD blockiertÄnderungen des Plenarbetriebs müssen in der Regel einstimmig vom Ältestenrat beschlossen werden. Bleibt die AfD am Donnerstag in dem Gremium bei ihrem Widerstand, werde in der kommenden Sitzungswoche im Plenum über die Reform abgestimmt, sagte ein Sprecher der Unionsfraktion der Zeitung. Dabei sei dann eine Mehrheit sicher. Am 7. November war der CDU-Politiker Matthias Hauer während einer Rede zusammengebrochen. Später erlitt die Linkenabgeordnete Simone Barrientos am selben Tag einen Schwächeanfall. Dies hatte zu Diskussionen über die Arbeitszeiten der Abgeordneten geführt.
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jok/dpa
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Zwei Parlamentarier waren an einem Tag kollabiert - nun ändert der Bundestag laut einem Medienbericht seine Regularien für Debatten zu später Stunde. Widerstand kommt von der AfD.
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"Bundestag",
"Michael Grosse-Brömer",
"Alternative für Deutschland (AfD)",
"US-Kongress",
"Deutschland",
"Osnabrück"
] |
Politik
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Deutschland
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2019-11-27T02:17:00+01:00
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2019-11-27T11:07:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/reaktion-auf-schwaecheanfaelle-bundestag-will-nachtsitzungen-abschaffen-a-1298428.html
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Ousmane Dembélé soll beim FC Barcelona bis zu 20 Millionen Euro verdienen
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In der aktuellen Transferperiode gaben die europäischen Vereine fast fünf Milliarden Euro für Transfers aus - ein neuer Rekord. Borussia Dortmund erzielte mit dem Verkauf von Ousmane Dembélé für 105 Millionen Euro die höchsten Transfereinnahmen, die je ein Bundesligist erhalten hat. Der 20-jährige Franzose soll beim FC Barcelona zwölf Millionen Euro Jahresgehalt erhalten, im besten Fall inklusive Bonuszahlungen über 20 Millionen. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)Das ergibt jedenfalls eine interne Aufstellung des katalanischen Vereins, die dem SPIEGEL von der Enthüllungsplattform Football Leaks zugespielt wurde. Gemäß dieser Tabelle plante Barcelona für Dembélés Berater eine Provision von neun Millionen Euro ein.
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Ousmane Dembélé kostet den FC Barcelona auch jenseits der 105 Millionen Euro Ablöse richtig viel Geld. Nach SPIEGEL-Informationen verdient der Franzose mindestens zwölf Millionen im Jahr.
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"Ousmane Dembélé",
"FC Barcelona",
"Gehälter im Fußball",
"Fußball-Transfers",
"Fußball allgemein international",
"Fußball international"
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Sport
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Fußball-News
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2017-09-01T13:00:00+02:00
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2017-09-01T14:41:00+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/ousmane-dembele-so-viel-verdient-er-beim-fc-barcelona-pro-jahr-a-1165624.html
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Niedersachsen: Verfassungsschutz stuft AfD als Verdachtsobjekt ein
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Die AfD ist in Niedersachsens Verfassungsschutzbericht als Verdachtsobjekt eingestuft worden. Das geht aus dem am Donnerstag von Innenminister Boris Pistorius (SPD) vorgelegten Bericht für 2021 hervor. Zuvor war in Niedersachsen die Jugendorganisation der AfD als Verdachtsobjekt eingestuft worden, aber nicht die ganze Partei. Niedersachsens Verfassungsschutzpräsident Bernhard Witthaut erläuterte in einer Mitteilung, die ehemaligen »Flügel«-Angehörigen der Partei seien mit ihrem Gedankengut und ihren Zielsetzungen in die Parteistrukturen der AfD eingesickert. Darüber hinaus weise die Partei im Bundesland Kontakte, Bezüge und Verbindungen zu rechtsextremistischen Organisationen und Protagonisten auf. Die AfD als Gesamtpartei wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall im Bereich Rechtsextremismus eingestuft. Das Kölner Verwaltungsgericht hatte im März eine Klage der AfD gegen diese Einstufung zugunsten des Verfassungsschutzes entschieden. Die Partei hat Berufung eingelegt. Die Landesverbände der AfD werden von den jeweiligen Landesbehörden unterschiedlich beurteilt. Beispielsweise wird die Thüringer AfD als gesichert rechtsextremistische Bestrebung beobachtet.
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til/dpa
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Viele Bundesländer sehen es schon länger so, nun zieht Niedersachsen nach: Der Verfassungsschutz untersucht den Landesverband der AfD genauer.
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"Niedersachsen",
"Alternative für Deutschland (AfD)",
"Verfassungsschutz",
"Landesämter für Verfassungsschutz"
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Politik
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Deutschland
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2022-06-16T16:48:11+02:00
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2022-06-17T08:25:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/niedersachsens-verfassungsschutz-stuft-afd-als-verdachtsobjekt-ein-a-971da7c9-ebfb-4cf5-b904-ecfbbca23646
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Monika Grütters über Kulturschließungen im November: "Eine echte Katastrophe"
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Kulturstaatsministerin Monika Grütters befürchtet angesichts neuer Corona-Beschränkungen schwere Folgen für die Kulturszene. "Ich bin in großer Sorge um die Kultur", sagte die CDU-Politikerin in einer Stellungnahme. Die Kultur dürfe nicht zum Opfer der Krise werden. "Leider zwingt uns die Dynamik des Infektionsgeschehens zu harten Maßnahmen", sagte Grütters. "Doch bei allem Verständnis für die notwendigen neuen Regelungen: Für die Kultur sind die erneuten Schließungen eine echte Katastrophe." Kultur sei weit mehr als Freizeit und Unterhaltung. "Sie ist kein Luxus, auf den man in schweren Zeiten kurzerhand verzichten kann." Kultur sei keine Delikatesse für Feinschmecker, sondern Brot für alle. "Und sie ist das notwendige Korrektiv in einer lebendigen Demokratie. Gerade das macht sie natürlich systemrelevant." Künstlerinnen, Künstler und Kreative haben sich nach den Worten von Grütters in der Krise solidarisch und konstruktiv gezeigt, "obwohl die Coronakrise an ihren Lebensnerv geht". Kultur und die Kreativwirtschaft bräuchten daher jetzt rasche Hilfen wie alle anderen Branchen auch. "Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern das ist vor allem eine Frage der Wertschätzung." Es gehe um Tausende Kinos, Privattheater, das gesamte Bühnengeschehen, Klubs oder Festivals. Betroffen seien zahlreiche Beschäftigte. "Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen und häufig als Soloselbstständige arbeiten", sagte Grütters. Einnahmeausfälle in den Kultureinrichtungen müssten "schnell, effizient und großzügig" kompensiert und für die vielen Soloselbstständigen passgenaue Förderungen geschaffen werden. "Arbeit am gesellschaftlichen Sinn"In eine ähnliche Richtung hatte bereits Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) argumentiert. Er warb zwar für Verständnis für die Maßnahmen, merkte aber an, ein solcher Schritt könne "gesellschaftlich und auch wirtschaftlich nicht beliebig oft" wiederholt werden. "Daher müssen wir diesen Monat jetzt dringend dazu nutzen, alles dafür zu tun, dass möglichst schnell wieder das kulturelle Leben stattfinden kann und die Stimme der Künstlerinnen und Künstler weiter gehört wird." Die konkreten Beschlüsse träfen die Kultur hart, sagte Brosda weiter. "Denn natürlich ist Kultur nicht nur Freizeitgestaltung, sondern schafft Räume und Anlässe zur Arbeit am gesellschaftlichen Sinn." Die Branche habe in den vergangenen Monaten mit viel Kreativität, Engagement und Verantwortungsbewusstsein bewiesen, dass sie auch unter den Bedingungen der Pandemie gut und sicher arbeiten könne. Erst vor wenigen Tagen hatte Brosda Theater und Konzerthäuser mit Blick auf mögliche Ansteckungsrisiken als "sicherer als zu Hause" beschrieben. Die Kultur gilt gemessen an den Beschäftigten als zweitgrößter Wirtschaftszweig in Deutschland. Deshalb muss Brosda zufolge die versprochene Erstattung von 75 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats schnell umgesetzt werden und "dort ankommen, wo es am dringendsten nötig ist, damit wir auch in dieser schwierigen Zeit die kulturelle Vielfalt erhalten".
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feb/dpa
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Als Korrektiv sei die Kultur "natürlich systemrelevant", sagt die zuständige Staatsministerin Monika Grütters. Dennoch wirbt sie um Verständnis für die Corona-Maßnahmen – und drängt auf zügige Hilfen.
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"Monika Grütters",
"Coronavirus"
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Kultur
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default
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2020-10-30T10:23:37+01:00
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2020-10-30T10:23:37+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/monika-gruetters-ueber-kultur-schliessungen-eine-echte-katastrophe-a-371fb868-3859-4857-8b3a-21cfea1fed5b
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Krankenhaus-Statistik: Weniger Kliniken, mehr Patienten
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Weniger Kliniken behandeln mehr Patienten in kürzerer Zeit - dieser Trend setzt sich in Deutschland fort, wie neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen. Die Infografik der Woche von Statista und SPIEGEL ONLINE zeigt: Im Vergleich zu 1991 dauert der durchschnittliche Klinikaufenthalt nur noch halb so lange, gleichzeitig werden ein Drittel mehr Patienten behandelt. Die Zahl der Krankenhäuser nimmt seit Jahren ab. Waren es 1991 noch rund 2400, zählt das Statistische Bundesamt aktuell nur noch 1979 Kliniken in Deutschland. Im Durchschnitt wurden also pro Jahr etwa 20 Häuser geschlossen. Mit der Zahl der Krankenhäuser reduzierte sich auch die der Krankenbetten. 1991 wurden noch mehr als 665.000 verzeichnet, vergangenes Jahr nur noch rund 500.000 - ein leichtes Minus zum Vorjahr. Dieser Rückgang steht im Gegensatz zur Entwicklung der Patientenzahlen. 1991 versorgten die Krankenhäuser noch etwa 14,5 Millionen Patienten vollstationär, 2014 waren es mehr als 19 Millionen. Nach einem kurzen Rückgang steigen die Fallzahlen seit 2006 stetig - zuletzt um 350.000 Personen in nur einem Jahr. Weniger Betten und Kliniken, aber mehr Patienten - das geht nur bei einer deutlich verringerten Verweildauer. Verbrachten Patienten 1991 noch im Schnitt zwei Wochen in deutschen Krankenhäusern, waren es 2014 nur noch 7,4 Tage. Wie lange der Klinikaufenthalt dauert, unterscheidet sich je nach Fachabteilung deutlich. So verlassen Patienten der Augenheilkunde nach durchschnittlich drei Tagen das Krankenhaus wieder, ähnlich rasch in der Kinderchirurgie. In der Psychotherapeutischen Medizin hingegen dauert eine stationäre Behandlung im Durchschnitt 42 Tage. So kommt Deutschland mit weniger Krankenbetten aus, bei einer zuletzt stabilen Bettenauslastung von bundesweit 77 Prozent. In den Bundesländern zeigen sich aber große Unterschiede: Während die Klinikbetten im Saarland im Durchschnitt zu 87 Prozent belegt waren, betrug die Auslastung in Rheinland-Pfalz lediglich 73 Prozent. Hinter der schnelleren Behandlung steht auch die zunehmende Privatisierung der Kliniken. Waren 1991 noch 15 Prozent der Krankenhäuser in privater Trägerschaft, hat sich dieser Anteil mittlerweile mehr als verdoppelt. Der Anteil öffentlicher Kliniken ist dagegen von 46 auf 30 Prozent deutlich gesunken. Dieser Trend dürfte weiter anhalten. In einer aktuellen Studie hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) die wirtschaftliche Lage der Kliniken untersucht. Jedem sechsten Krankenhaus in Deutschland droht demnach die Insolvenz, insbesondere öffentlichen Häusern.Für die Patienten muss das keine Verschlechterung bedeuten. Im Gegenteil: Momentan seien die Krankenhausstrukturen noch in vielen Regionen ungünstig, heißt es im RWI-Report. Es gebe "zu viele kleine Einheiten, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung". Gerade die würde aber die Qualität der Versorgung verbessern. Mehr Infografiken der Woche finden Sie auf unserer Themenseite.
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Andreas Grieß (Statista)/che
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Die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland sinkt, die Zahl der Patienten aber steigt. Wie geht das zusammen? Die Infografik der Woche zeigt die Entwicklung seit 1991.
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"Infografik der Woche",
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Gesundheit
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Diagnose
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2015-09-17T16:56:00+02:00
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2015-09-17T16:56:00+02:00
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https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/krankenhaus-statistik-weniger-kliniken-mehr-patienten-a-1053286.html
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Großraumjet 777X: Boeing droht das nächste Debakel
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Der US-Flugzeugbauer Boeing muss wegen der erneuten Entwicklungsverzögerungen um mehr als ein Drittel seiner Bestellungen für seinen Großraumjet 777X fürchten. Der Konzern bezifferte seinen Auftragsbestand am Montag (Ortszeit) auf nur noch 191 Maschinen des Typs – das sind 38 Prozent weniger als auf der Website des Konzerns genannt. Weil sich die Erstauslieferung des Modells auf Ende 2023 verschiebt, können einige Kunden von ihren Bestellungen zurücktreten. Boeing erklärte den verringerten Auftragsbestand mit einer Bilanzierungsregel, nach der der Konzern gefährdete Bestellungen von der Liste nehmen müsse.Boeing 777X drei Jahre hinter PlanBoeing hatte vergangene Woche weitere Verzögerungen bei der Entwicklung und Zulassung des Modells bekannt gegeben. Mit der Verschiebung auf Ende 2023 liegt die erste Auslieferung rund drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Ende 2020 verbuchte Boeing in diesem Zusammenhang eine Sonderbelastung von 6,5 Milliarden US-Dollar, wodurch der Konzern für das Gesamtjahr einen Rekordverlust von 11,9 Milliarden Dollar verkraften musste. In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC warnte Boeing davor, dass die Belastung bei der 777X im Fall von Stornierungen, Produktionskürzungen und Problemen bei Flugtests noch höher ausfallen könnte.Langstreckenjets Opfer der CoronakriseBei der 777X handelt es sich um die spritsparende Neuauflage des langjährigen Verkaufsschlagers Boeing 777. Maschinen dieser Größe werden im Langstreckenverkehr eingesetzt, und dieses Geschäft wird sich nach Einschätzungen aus der Branche als letztes von dem Einbruch infolge der Coronakrise erholen. Boeing hat die Produktion der 777 und 777X sowie des kleineren Langstreckenjets 787 »Dreamliner« stark gekürzt. Gleiches tat sein europäischer Rivale Airbus bei seinen Modellen A350 und A330neo. Die arabische Boeing-Großkundin Emirates hat bereits angedeutet, einen weiteren Teil ihrer Bestellungen von der 777X auf den »Dreamliner« umzuschreiben. Üblicherweise können Airlines von Aufträgen zurücktreten, wenn sich die Auslieferung eines Flugzeugs mehr als ein Jahr verspätet. Dadurch hatte Boeing bereits Bestellungen über mehr als 1100 Exemplare seines Mittelstreckenjets 737 Max aus dem Bestand streichen müssen, nachdem das Unternehmen erst das Modell nach zwei tödlichen Abstürzen und einem behördlichen Startverbot mehr als anderthalb Jahre lang nicht ausliefern konnte.
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caw/dpa
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Der US-Flugzeugbauer Boeing liegt bei der Entwickung des Großraumjets 777X um Jahre zurück. Jede dritte Bestellung droht wegzubrechen.
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"Boeing"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2021-02-02T09:29:43+01:00
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2021-02-02T09:29:43+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/boeing-droht-mit-grossraumjet-777x-das-naechste-debakel-a-9f54d088-50d2-4d11-a4c5-101b16b4ecc0
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Plagiatsfall Mathiopoulos: Uni Bonn durfte Doktortitel entziehen
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Bonn - Die Universität Bonn hat zu Recht entschieden, der früheren FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos ihren Doktortitel zu entziehen. So urteilte das Verwaltungsgericht Köln am Donnerstag. Es sei rechtmäßig gewesen, dass die Hochschule im April beschlossen habe, Mathiopoulos den Doktorgrad abzuerkennen, fand das Gericht. Die Uni Bonn hatte ihr "vorsätzliche Täuschung" attestiert, an mehr als 320 Stellen habe sie fremde Quellen in der Dissertation nicht ordnungsgemäß zitiert. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Mathiopoulos' Anwalt ließ offen, ob er sich an die nächste Instanz, ans Oberverwaltungsgericht in Münster, wenden wird. Bis ihre Klage endgültig abgewiesen ist, darf Mathiopoulos ihren Titel weiter führen. Sie hat die FDP mehrere Jahre lang in außenpolitischen Fragen beraten und wehrt sich gegen die Plagiatsvorwürfe mit der Begründung, dass der Fakultätsrat der Uni Bonn 1991 keinen Täuschungsvorsatz festgestellt und ihr damals den Titel auch nicht entzogen habe. Die Plagiatsaffäre reicht mehr als 20 Jahre zurück: Mathiopoulos hatte 1986 in Bonn promoviert, mit der Arbeit "Amerika: Das Experiment des Fortschritts. Ein Vergleich des politischen Denkens in den USA und Europa". Einige Jahre später tauchten erstmals Plagiatsgerüchte auf . Anfang der neunziger Jahre hatte eine stichprobenartige Überprüfung dann gravierende handwerkliche Mängel in der Dissertation ergeben. Weil sie aber keinen Täuschungsvorsatz erkennen konnte, entzog die Uni den Doktorgrad damals nicht. Entscheidung von 1991 sei rechtswidrig, sagt die UniIm Nachklang der Guttenberg-Affäre gruben Plagiatsjäger im Netz dann zahlreiche Fundstellen aus und dokumentierten sie auf der Website VroniPlag . Die Universität überprüfte die Dissertation daraufhin erneut und revidierte ihr früheres Urteil. Die Entscheidung von 1991 sei aus heutiger Sicht objektiv rechtswidrig und konnte daher aufgehoben werden, teilte die Hochschule mit. Im April beschloss die Uni, den Titel einzuziehen. Dagegen zog Mathiopoulos vor Gericht.Mathiopoulos studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Jura in Bonn, an der Sorbonne, in Harvard und Stanford. Sie stand in den achtziger Jahren der SPD nahe und wurde bundesweit bekannt, als sie der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt 1987 zur Parteisprecherin machen wollte. Die Nominierung führte zu heftiger innerparteilicher Kritik an Brandt. Gegen Mathiopoulos sprach aus Sicht mancher Parteimitglieder, dass sie kein SPD-Mitglied und mit Friedbert Pflüger aus der CDU verlobt war. Der war Pressesprecher des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Nach einer Woche entschied sich Mathiopoulos gegen den Posten. Brandt legte danach alle Parteiämter nieder.Aktenzeichen: 6 K 2684/12
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son/dpa
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Die Plagiatsaffäre um Margarita Mathiopoulos reicht mehr als 20 Jahre zurück - und ist noch immer nicht vorbei: Ein Kölner Gericht hat entschieden, dass die Uni Bonn der früheren FDP-Beraterin ihren Doktortitel wegnehmen durfte. Offen ist, ob Mathiopoulos das Urteil akzeptiert.
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Panorama
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2012-12-06T14:58:00+01:00
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https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/plagiatsfall-mathiopoulos-uni-bonn-durfte-doktortitel-entziehen-a-871394.html
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Kardinal Rainer Maria Woelki schredderte Liste mit verdächtigen Priestern
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Kurz nachdem Rainer Maria Woelki sein Amt in Köln angetreten hat, soll er sich einen Überblick über die Missbrauchsvorwürfe gegenüber Priestern verschafft haben wollen. Woelki ließ sich deshalb eine Excel-Tabelle mit den Namen beschuldigter Priester vorlegen. Nun hat das Erzbistum Köln bestätigt, dass Woelki diese Liste im Jahr 2015 eigenhändig geschreddert hat. Er habe die Liste aus Datenschutzgründen vernichtet, es seien aber keinerlei Informationen verloren gegangen. Die Originalakten seien weiter vorhanden, betonte das Erzbistum. Der »Kölner Stadt-Anzeiger« hatte berichtet. In der Tabelle seien außerdem die Zahlungen aufgeführt gewesen, die den Missbrauchsopfern geleistet worden waren. Woelki habe heute keine Erinnerung mehr daran, welche Namen damals auf der Liste gestanden hätten, hieß es vom Erzbistum.
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kha/dpa
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Rainer Maria Woelki hat vor sieben Jahren eigenhändig Listen geschreddert, auf denen Namen missbrauchsverdächtiger Priester standen. Daten seien allerdings nicht verloren gegangen, so das Erzbistum Köln.
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"Missbrauch in der katholischen Kirche",
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Panorama
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Justiz & Kriminalität
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2022-08-27T11:56:36+02:00
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2022-08-27T11:56:36+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/justiz/kardinal-rainer-maria-woelki-schredderte-liste-mit-verdaechtigen-priestern-a-bd0db912-b4e7-46e4-8aa5-175dd027289d
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16. Oktober 2000 Buchmesse
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Die jährlichen SPIEGEL-Sonderseiten aus Anlass der Frankfurter Buchmesse sind eine regelrechte Institution: Kritiken, Trendartikel, Tipps und Interviews geben einen Überblick für Leser und Buchliebhaber. Wie begehrt die Erwähnung auf diesen Seiten ist, zeigt sich schon daran, dass bis wenige Stunden vor Andruck des SPIEGEL immer noch Verlagsleute (bisweilen auch die Autoren persönlich) am Telefon wissen möchten, ob eine ihrer Publikationen besprochen wird. Und wenn nicht? »Etliche Anrufer wünschen eine ausführliche Begründung, warum ausgerechnet ihr Werk nicht dabei ist«, sagt Literatur-Redakteur Volker Hage, 51, der zusammen mit Johannes Saltzwedel, 38, die Beiträge zur Buchmesse betreute. Unter dem Berg von Neuerscheinungen deutscher Schriftsteller fand Hage auch einen neuen Trend: das wiedererwachte Interesse an jenem Staat, der genau vor zehn Jahren seinen Geist aufgab, nämlich an der DDR. »Überraschend ist, dass auch West-Autoren Ostdeutschland damals und heute zum Schauplatz ihrer Geschichten machen«, so Hage (Seite 162).
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Politik
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2000-10-15T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/16-oktober-2000-buchmesse-a-4397d6d0-0002-0001-0000-000017596356?context=issue
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de Maizière "Gewalt kriecht bis in die Mitte der Gesellschaft"
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Die Zunahme der Übergriffe auf Asylheime beunruhigt Politik und Sicherheitsbehörden. "Es ist erschreckend, dass die Gewalt teilweise bis in die Mitte der Gesellschaft kriecht", sagt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gegenüber dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Das Bundeskriminalamt zählte im vergangenen Jahr mehr als tausend Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte, darunter 95 Brandstiftungen. "Die Befürwortung von Gewalt gegen Flüchtlinge steigt nicht nur unter Rechtsextremen, sondern auch in der normalen Bevölkerung", sagt die Konfliktforscherin Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein. "Lange sicher geglaubte gesellschaftliche Normen kommen ins Wanken." Er neige nicht dazu, in Panik zu verfallen, sagt der Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer: "Aber der Druck im Kessel ist hoch."
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Politik
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2016-02-05T16:21:13+01:00
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https://www.spiegel.de/spiegel/vorab/de-maiziere-gewalt-kriecht-bis-in-die-mitte-der-gesellschaft-a-1075856.html
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Prognosen: Ökonomen erwarten mehr als vier Millionen Arbeitslose
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Kiel - Es sind beeindruckende Zahlen, die das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) vorgelegt hat: Für 2009 rechnet es mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,7 Prozent, teilte das IfW an diesem Donnerstag in Kiel mit. Im Dezember waren die Forscher noch von einem Minus von 2,7 Prozent ausgegangen. Auch für das kommende Jahr geht das Institut nun von einer negativen Rate von 0,1 Prozent aus. Bislang wurde ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent veranschlagt. Eine Stabilisierung der Konjunktur erwarten die Forscher im kommenden Jahr, ein spürbares Wachstum sogar erst zum Jahresende 2010.Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang des BIP um sogar 3,8 Prozent. Seit Herbst 2008 habe sich der Abschwung in einem Maße verschärft, das über eine zyklische Rezession deutlich hinausgehe, erklärte das HWWI am Donnerstag. Die Experten rechnen nicht mit einem raschen Aufschwung, glauben aber zumindest, dass sich die Lage bis zur Jahresmitte stabilisiert. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet erst 2010 mit einer Erholung der derzeit kriselnden Wirtschaft. Jüngste Wirtschaftsdaten und Umfrageergebnisse hätten weitere Belege dafür geliefert, "dass die Nachfrage weltweit wie auch im Eurogebiet im laufenden Jahr sehr schwach sein dürfte", schreibt die Notenbank in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht für März. Im nächsten Jahr werde dann "mit einer allmählichen Konjunkturerholung gerechnet". Erstmals seit den 1930er Jahren rechnen die IfW-Forscher auch mit einem Abrutschen der gesamten Weltkonjunktur in eine Rezession. "Die Weltkonjunktur ist zum Ende des vergangenen Jahres deutlich stärker eingebrochen als von uns erwartet", begründet das IfW die gesenkten Prognosen. Für das laufende Jahr wurden die Erwartungen für die Weltproduktion nochmals deutlich reduziert. Nun werde ein Rückgang um 0,8 Prozent erwartet. Im Dezember waren die Experten noch von einem moderaten Wachstum um 0,4 Prozent für 2009 ausgegangen. Für das kommende Jahr rechnet das IfW indes mit einer etwas deutlicheren Erholung der Weltwirtschaft als bislang. Es wird ein Zuwachs um 2,1 Prozent nach bislang 1,9 Prozent erwartet. "Die Rezession hat inzwischen alle Regionen erfasst", hieß es in dem Bericht. "Zwar bemühen sich die Regierungen und Notenbanken, den Bankensektor zu stabilisieren und die Konjunktur anzuregen." Eine konjunkturelle Wende sei allerdings vorerst nicht in Sicht. Auch der für das kommende Jahr erwartete Anstieg bleibe sehr mäßig.Arbeitslosenzahl über vier MillionenDie schlechten Wirtschaftsdaten haben auch Folgen für den Arbeitsmarkt, die Aussichten hätten sich deswegen stark eingetrübt, hieß es. Im Herbst 2009 dürften weit über eine dreiviertel Million mehr Menschen ohne Stelle sein als zu Jahresanfang, prognostizierten die IfW-Forscher. Im Jahresschnitt bedeute das einen Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 400.000 auf 3,6 Millionen. Im kommenden Jahr werde sich der Jobabbau fortsetzen, im Schnitt dürfte die Erwerbslosenzahl um 600.000 auf 4,3 Millionen steigen. Die Arbeitslosenquote werde auf 10,2 Prozent klettern und damit den höchsten Stand seit 2006 erreichen. Die HWWI-Experten gehen dagegen nur von einem Anstieg auf gut vier Millionen aus. Zwar rechnen die Forscher damit, dass das milliardenschwere Konjunkturpaket der Bundesregierung Wirkung zeigt. In der zweiten Jahreshälfte 2009 werde vor allem die Bauwirtschaft anziehen. "Allerdings wird der Impuls, der dadurch auf die Konjunktur ausgehen wird, geringer sein als vielfach erwartet", schrieben sie. Einerseits sei es unrealistisch, dass die staatlichen Bauinvestitionen so schnell aufgestockt werden könnten wie geplant. Andererseits reichten die Kapazitäten bei den Baufirmen nicht aus, so dass mit einem deutlichen Anstieg der Baupreise zu rechnen sei. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung mit dem Konjunkturpaket um etwa 0,75 Prozent höher ausfallen als ohne. Geringes Lohnplus bremst Auswirkungen auf JobmarktÄhnlich pessimistisch fällt die Prognose des IAB-Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit aus - aus seiner Sicht wird die Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt womöglich härter treffen als bislang erwartet. "Wenn wir die Winterarbeitslosigkeit berücksichtigen", sei es möglich, dass die Zahl von vier Millionen bei den Arbeitslosen überschritten werde, sagte IAB-Konjunkturexpertin Sabine Klinger. "Ob das bereits zur Bundestagswahl der Fall sein wird, bezweifele ich, weil September und Oktober saisonal bedingt gute Monate sind." Im September hatte das IAB noch mit einem Rückgang der Jahresarbeitslosenzahl 2009 auf 3,16 Millionen gerechnet. Auswirkungen der tiefen Rezession auf dem Arbeitsmarkt werden nach Einschätzung der IAB-Forscher von mehreren Faktoren gebremst. Die strukturelle Arbeitslosigkeit sei gesunken, und der Arbeitsmarkt profitiere von der moderaten Lohnentwicklung der vergangenen Jahre. Zudem drängen aus demografischen Gründen 150.000 Menschen weniger auf den Arbeitsmarkt. Positiv sei auch das Konjunkturprogramm der Bundesregierung, das Beschäftigung erhalten solle. Dazu gehört auch die Erleichterung von Kurzarbeit, mit der Unternehmen Auftragsflauten für eine begrenzte Zeit ohne Entlassungen überbrücken können.
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mik/sam/dpa-AFX/Reuters
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Die Rezession gewinnt an Schärfe: Immer mehr Konjunkturforscher rechnen damit, dass der Abschwung in Deutschland bis Ende 2010 andauert. Mit gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt - die Experten fürchten, dass die Arbeitslosigkeit die Vier-Millionen-Marke deutlich überschreiten wird.
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"Finanzkrise ab 2007",
"Konjunkturprognosen"
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Wirtschaft
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2009-03-12T12:54:25+01:00
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2009-03-12T12:54:25+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/prognosen-oekonomen-erwarten-mehr-als-vier-millionen-arbeitslose-a-612870.html
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»Wir verteidigen unsere Souveränität«
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Mit dem Angriff auf die eritreische Hafenstadt Assab will Äthiopiens Präsident Negasso Gidada, 55, keinen Zugang zum Roten Meer zurückerobern: »Wir haben keine territorialen Ansprüche, weder auf Assab noch auf einen Fußbreit eritreischen Bodens«, kommentierte der Staatschef die jüngste Attacke seiner Streitkräfte, »wir verteidigen nur unsere Souveränität.« Die Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Äthiopien und Eritrea, das nach einer Volksabstimmung 1993 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, waren Anfang Februar wiederaufgeflammt; Äthiopien setzte dabei auch Kampfflugzeuge vom Typ MiG-23 ein. Die Bemühungen der Organisation für Afrikanische Einheit, angesichts des Flüchtlingselends in dem Dauerkonflikt zu vermitteln, blieben bislang ohne Erfolg. Gidada, der zwischen 1974 und 1991 in Deutschland im Exil lebte, rügte die jüngste Uno-Resolution, weil der Aufruf nach einem Stopp der Waffenlieferungen Äthiopien mit den »Aggressoren« auf eine Stufe gestellt habe. »Während Eritrea an seiner 1000 Kilometer langen Küste weiterhin Waffen ins Land schmuggelt, haben wir das Nachsehen«, so Gidada zum SPIEGEL. »Wir verlangen den Rückzug der Eritreer zu den alten Grenzen.«
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"Äthiopien"
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Politik
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1999-02-21T13:00:00+01:00
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1999-02-21T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/wir-verteidigen-unsere-souveraenitaet-a-dfd2137d-0002-0001-0000-000009447214?context=issue
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Spanien-Rundfahrt: Zabel besiegt Sprint-König Petacchi
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Sabadell - Auf dem Schlussspurt des mit 194 Kilometer längsten Vuelta-Teilstücks von Andorra nach Sabadell setzte sich Zabel nach 4:10:51 Stunden gegen Petacchi und dem Bianchi-Profi Fabrizio Guidi aus Italien durch. Spitzenreiter im Gesamtklassement bleibt Isidro Nozal (Spanien). Zabel entschied diesmal den Zweikampf mit Petacchi klar für sich. Der Italiener, der schon zwei Etappen bei dieser Vuelta gewonnen hat und bei der Tour de France bis zu seinem Ausscheiden vier Mal erfolgreich war, übernahm frühzeitig die Spitzenposition. Zabel hielt sich klug in seinem Windschatten und kam im Finish zum Erfolg. Es war sein elfter Saisonsieg. "Das war eine Etappe, wie wir sie uns gewünscht haben", freute sich Telekoms sportlicher Leiter Mario Kummer, "wir sind von Anfang an mitgefahren, weil wir immer die Chance auf diesen Sieg gesehen haben. Wenn es so endet, ist das einfach genial. Ein Erfolg über Petacchi stärkt natürlich zusätzlich das Selbstbewusstsein - auch in Richtung Weltmeisterschaft." Auf der schnellen Etappe vor dem Ruhetag am Dienstag lagen zeitweise sechs Fahrer mit 2:30 Minuten Vorsprung vorn, wurden aber schnell wieder eingeholt. Zum Niederländer Karsten Kroon schlossen danach Beat Zberg (Schweiz) und der Spanier Garcia Calvo auf. Aber auch sie waren chancenlos, als die Sprinter-Teams Ernst machten. Nicht mehr im Rennen ist der Franzose Richard Virenque, der nach der neunten Etappe disqualifiziert wurde. Der Kletter-Star, der bei der Tour de France eine Etappe gewonnen hatte und das Bergtrikot gewann, ließ sich am Berg von seinem Teamfahrzeug über längere Zeit ziehen.
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Selbst im Herbst der Saison beweist Radprofi Erik Zabel, dass immer noch mit ihm zu rechnen ist. Bei der zehnten Etappe der Spanien-Rundfahrt behielt der Telekom-Kapitän im Dauerduell mit dem Italiener Alessandro Petacchi die Nerven und sicherte sich seinen ersten Etappensieg bei der diesjährigen Vuelta.
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"Erik Zabel"
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Sport
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2003-09-15T17:25:43+02:00
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2003-09-15T17:25:43+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/spanien-rundfahrt-zabel-besiegt-sprint-koenig-petacchi-a-265733.html
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Filmfestival Locarno: Von Leoparden, Oscar Wilde und "Sophiiiie!"
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Mit dem britischen Schauspieler Rupert Everett und US-Regisseur Sydney Pollack konnten Festivalpräsident Marco Solari und Direktorin Irene Bignardi schon zur mitternächtlichen Eröffnung Stars vorstellen. Damit präsentierte sich Locarno selbstbewusst in der A-Kategorie der Filmfestivals, zu der es sich seit dem vergangenenHerbst neben Cannes und Berlin zählen darf. Im Wettbewerb um den begehrten Leoparden von Locarno stehendiesmal 22 Spielfilme aus 15 Ländern. Aus Deutschland sind MichaelHofmanns "Sophiiiie!" (mit Katharina Schüttler und Alexander Beyer) und Iain Diltheys "Das Verlangen" (mit Susanne-Marie Wrage und Klaus Grünberg) darunter.In der siebenköpfigen Jury unter dem Vorsitz des serbisch-französischen Produzenten Cedomir Colar sitzt auch der Schweizer SchauspielerBruno Ganz. Den Ehrenleoparden erhält US-Regisseur und -SchauspielerSydney Pollack. Die Preisverleihung bildet am 11. August denfeierlichen Abschluss des Festivals. Als Erstaufführungen stehen Filme wie Gurinder Chadhas"Bend it Like Beckham", "The Bourne Identity" von Doug Liman (mitFranka Potente und Matt Damon) oder der Thriller "Insomnia" vonChristopher Nolan (mit Al Pacino und Robin Williams) auf dem Programm.Retrospektiven sind dem indischen Kino, erstmals ausgestrahltenafghanischen Filmen, die vor den Taliban versteckt worden waren, unddem kanadischen Filmschaffenden Allan Dwan gewidmet. Auf der 7000 Zuschauer fassenden Piazza Grande unter freiem Himmellaufen 17 der Produktionen. Zusätzlich sind drei große Kinosälegebucht. Tagsüber werden in diesen Kinos die Kurzfilme "Leoparden von morgen", die Schweizer Filme der Sektion "Appellation suisse", sowie die beiden Retrospektiven "Allan Dwan" und "Indian Summer" gezeigt. Als Neuheit präsentiert Locarno das Projekt "In Progress". Es sollnach Angaben der Festivalleitung nicht nur das neue Kino zeigen,sondern auch seine Beziehung zu verwandten Kultur-Genres wieLiteratur, Musik, Malerei, bildende Kunst, Architektur und Theater.Dazu wurden sechs Schriftsteller eingeladen: Anita Desai (Indien),Antonio Tabucchi (Italien), Petro Markaris (Griechenland), ArnoldWesker (Großbritannien), Abraham Yeoshua (Israel) und Martin Suteraus der gastgebenden Schweiz.
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Mit der Oscar-Wilde-Komödie "The Importance of Being Earnest" ist in der Nacht zum Freitag in Locarno das 55. Internationale Filmfestival eröffnet worden. Der Film des britischen Regisseurs Oliver Parker ist der erste von fast 400 Beiträgen im Rekordprogramm des größten Schweizer Filmfestes.
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Kultur
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Kino
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2002-08-02T15:12:29+02:00
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2002-08-02T15:12:29+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/kino/filmfestival-locarno-von-leoparden-oscar-wilde-und-sophiiiie-a-207852.html
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SPIEGEL Interview with Syrian President Bashar Assad
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Editor's note: The following is the version of the interview with Syrian President Bashar Assad that ran in the Monday edition of SPIEGEL. Earlier on Monday, the Syrian state news agency Sana published its own version of the interview. There are minor differences that reflect changes made by our fact-checkers. SPIEGEL: Mr. President, do you love your country?Assad: That is a simple, evident question. Of course. It's human to love where you come from. But it is not just a question of the emotional relationship. It is also about what you, as a person, can do for your home, especially when you are in a position of authority. That becomes especially clear in times of crisis. Right now, at a time when I have to protect my country, I am feeling just how much I love it. SPIEGEL: If you were a true patriot, you would step down and pave the way for negotiations for an interim government or a cease-fire with the armed opposition. Assad: The Syrian people will determine my fate. That is not a question any other party can decide. Who are these factions? Who do they represent? The Syrian people? At least part of the Syrian people? If they do, then let's go to the ballot box. SPIEGEL: Are you prepared to stand in an election?Assad: My second term in office will end next August. Two months earlier we will hold a presidential election. I cannot decide now whether I am going to run. It's still early, because you have to probe the mood and will of the people. If I no longer know that I have the will of the people behind me, then I will not run. SPIEGEL: So you're really considering giving up power?Assad: Whether I'm open-minded or not, this is about the decision of the people, because this is their country. It's not only my country.SPIEGEL: But you are the reason for the rebellion. The people want to get rid of corruption and despotism. They are calling for a real democracy and the opposition believes this will only be possible if you step down. Assad: Again, when you talk about factions, whether they are opposition or supporters, you have to ask yourself the question: Whom do they represent? Themselves or the country that made them? Are they speaking for the United States, the United Kingdom, France, Saudi Arabia and Qatar? My answer here has to be frank and straight to the point. This conflict has been brought to our country from abroad. These people are located abroad, they live in five-star hotels and they say and do what those countries tell them to do. But they have no grassroots in Syria. SPIEGEL: Do you dispute that there's a strong opposition against you in your country? Assad: That's normal. If I don't have opposition, it means all the people support me, and that's impossible.SPIEGEL: But we aren't the only ones who are disputing your legitimacy. "A leader who slaughtered his citizens and gassed children to death cannot regain the legitimacy to lead a badly fractured country," US President Obama said at the United Nations General Assembly at the end of September. Assad: First of all, you're talking about the president of the United States, not the president of Syria -- so he can only talk about his country. It is not legitimate for him to judge Syria. He doesn't have the right to tell the Syrian people who their president will be. Second, what he says doesn't have anything to do with the reality. He's been talking about the same thing -- that the president has to quit -- for a year and a half now. Has anything happened? Nothing has happened. SPIEGEL: From our point of view, it looks more like you are the one who is ignoring reality. If you stepped own, you would spare your people a lot of suffering.Assad: The whole problem wasn't about the president. What do killing innocents, explosions and the terrorism that al-Qaida is bringing to the country have to do with me being in office? SPIEGEL: It has to do with the president because your troops and intelligence services are responsible for a part of these horrors. That is your responsibility.Assad: Our decision from the very beginning was to respond to the demands of the demonstrators, although they were not truly peaceful demonstrations from the start. We already lost soldiers and policemen during the first weeks. Nevertheless, a committee changed the constitution (to reflect the protesters' concerns), and later there was a referendum. But we also have to fight terrorism to defend our country. I admit that mistakes were made during the implementation of this decision. SPIEGEL: The victims in the first protests in Daraa, where the insurgency began, were largely protesters who were beaten and shot. This harshness was a mistake on the part of your regime.Assad: In every implementation in the world, you have mistakes. You are human.SPIEGEL: So you admit that the harshness against the protesters was a mistake?Assad: There were personal mistakes made by individuals. We all make mistakes. Even a president makes mistakes. But even if there were mistakes in the implementation, our decisions were still fundamentally the right ones.SPIEGEL: Was the massacre at Houla only the result of the failure of individuals? Assad: It was the gangs and militants who attacked the village residents, never the government or its supporters. That's exactly what happened. And if you talk about proof, no one has proof against this. Actually, what happened was that our supporters are the ones who were killed, and we can give you the names of the victims' families because they supported our course against terror. SPIEGEL: We have plenty of evidence. Our reporters were in Houla, where they conducted in-depth research and spoke to survivors and relatives of the victims. UN experts have also come to the conclusion that the 108 village residents who were killed, including 49 children and 34 women, were the victims of your regime. So how can you deny any responsibility and blame the so-called terrorists? Assad: With all due respect to your reports, we are the Syrians. We live here and we know the reality better than your reporters. We know what is true and we can document it. SPIEGEL: The perpetrators are part of Shabiha, a militia that is close to your regime. Assad: Let me be frank with you. Your question is full of misstatements. However you put it, in the end a lie is a lie. So, what you say is not correct. SPIEGEL: So you deny that the Shabiha militia was involved?Assad: What do you mean by "Shabiha?"SPIEGEL: This militia, the "ghosts," who are close to your regime.Assad: This is a Turkish name. There is nothing called "Shabiha" in Syria. In many remote areas where there is no possibility for the army and police to go and rescue the people and defend them, people have bought arms and set up their own small forces to defend themselves against attacks by militants. Some of them have fought with the army, that's true. But they are not militias that have been created to support the president. At issue is their country, which they want to defend from al-Qaida. SPIEGEL: So massacres and terror are only perpetrated by the other side? Your militias, security forces and secret services have nothing to do with this?Assad: You cannot go to the extreme and make things absolute -- they did everything and we did nothing, 100 percent and zero percent. Reality isn't black and white like this. It has shades of gray. So if you want to talk about our side, if you talk about the decisions, we are defending our country. The mistakes are individual, and, as president, I wouldn't discuss individual mistakes because there are 23 million Syrians. Every country has criminals who have to be fought. They can exist anywhere, including the government or the army -- or outside the government and army. This is normal, but we don't have sufficient information about this. You're asking me to generalize, but I cannot generalize. SPIEGEL: A president's legitimacy is not a question of phrases and declarations. You are measured by your deeds. Through the deployment of chemical weapons against your own people, you have definitively lost the legitimacy to hold your office. Assad: We did not use chemical weapons. This is a misstatement. So is the picture you paint of me as a man who kills his own people. Who isn't against me? You've got the United States, the West, the richest countries in the Arab world and Turkey. All this and I am killing my people and they still support me! Am I a Superman? No. So how can I still stay in power after two and a half years? Because a big part of the Syrian people support me, the government and the state. Whether that figure is greater or less than 50 percent? I am not saying that it is the bigger part of our population. But a big part means that you are legitimate. That is very simple. And where is another another leader who would be similarly legitimate? SPIEGEL: President Obama said after the investigation into this crime by the United Nations that there was "no doubt" that your regime used chemical weapons on Aug. 21 in an attack that killed more than 1,000 people. Assad: Once again, I dare Obama to give a single piece of evidence, a single shred. The only thing he has is lies. SPIEGEL: But the conclusions of the UN inspectors …Assad: What conclusions? When the inspectors came to Syria, we asked them to continue the investigation. We are hoping for an explanation of who is responsible for this act. SPIEGEL: Based on the trajectory of the rockets, it is possible to calculate where they were fired from -- namely the positions of your Fourth Division. Assad: That doesn't prove anything, because the terrorists could be anywhere. You can find them in Damascus now. They could even launch a missile from near my house.SPIEGEL: But your opponents are not capable of firing weapons containing Sarin. That requires military equipment, training and precision.Assad: Who said that they are not capable? In the 1990s, terrorists used Sarin gas in an attack in Tokyo. They call it "kitchen gas" because it can be made anywhere. SPIEGEL: But you really can't compare these two Sarin attacks -- they aren't comparable. This was a military action.Assad: No one can say with certainty that rockets were used -- we do not have any evidence. The only thing certain is that Sarin was released. Perhaps that happened when one of our rockets struck one of the terrorists' positions? Or perhaps they made an error while they were handling it and something happened. Because they have Sarin -- they used it earlier in Aleppo. 'The West Is more Confident in al-Qaida than Me'SPIEGEL: In total, 14 instances in which chemical weapons were used have been detected, but never before were they used on the same massive scale as they were in August. Have you actually started your own investigation?Assad: Any investigation should begin with the identifying the number of the real victims. The militants said 350 victims, the US said 1,200 victims. There is something not true on the ground. There are also inconsistencies in the pictures. One of the dead children can be seen in two locations in two photos. What I want to say with this is that you have to verify this case very precisely, but no one has done that so far. We can't do that either because it is a terrorist area. SPIEGEL: So close to the capital city?Assad: They are very close to Damascus and very close to our army barracks. They could kill our soldiers, and that cannot be allowed to happen.SPIEGEL: Do you think you can recapture ground you have lost?Assad: Our fight is not about winning or losing ground. We're not two countries in which one has occupied a part of the other, like Israel has done with our Golan Heights. It's about getting rid of the terrorists. If we liberate a piece of this ground -- and that is what is happening in many areas in Syria -- this doesn't mean that you're winning, because the terrorists will go to another area and destroy it. If the people support us, then we are gaining. SPIEGEL: Western intelligence agencies have tapped phone calls from your officers in which they urge the leadership to use chemical weapons.Assad: That's completely fake. I don't want to base our conversation just on such allegations.SPIEGEL: Is it irritating for you that we in the West perceive the situation so differently?Assad: Your region always arrives late when it comes to understanding the actual situation. When we were speaking about violent protests, you were still talking about "peaceful demonstrations." And when we started talking about extremists, you started talking about "some" militants. When you spoke of extremists, we were already talking about al-Qaida. Then they started talking about a "few" terrorists at a time when we were already talking about a majority. Now they have started talking about it being 50-50. Of course, John Kerry is still in the past -- he's talking about 20 percent. SPIEGEL: Could it be that we hesitate in following your assessments of the situation because we lack confidence in you? And how would you explain this lack of confidence?Assad: It seems to me the West is more confident in al-Qaida than me.SPIEGEL: That's absurd.Assad: No, this is freedom of expression, please. That's my opinion, I'm telling you frankly. Everything that the West has been doing for the past 10 years has supported al-Qaida. Maybe they don't have this intention, but in reality it is what happened. Because of this, we now have al-Qaida here, with fighters from 80 countries. We have to deal with tens of thousands of fighters. And with that, I am just talking about the foreigners.SPIEGEL: You have lost many soldiers who are defecting to the opposition. Are you trying to tell us that they are becoming al-Qaida supporters overnight?Assad: No. I didn't say everybody is now al-Qaida. I said the majority. The minority is comprised of deserters or outlaws. At the beginning of the crisis, 60,000 Syrian outlaws were walking around freely outside of prison. They alone would be enough to create an army. I can't tell you the number of people fighting against us because most of them come in illegally through the borders. They come to go to paradise in their jihad against atheists or non-Muslims. Even if you get rid of thousands of them, they will still have a constant supply coming from outside.SPIEGEL: And you still think you have a chance of winning this war?Assad: Even if we don't have the chance, we don't have any other choice but to fight and to defend our country. SPIEGEL: Let's go back to the issue of chemical weapons. We would like to remind you that you have always denied possessing chemical weapons. But now, after the crimes against humanity on Aug. 21 and the threat of a military strike by the US, you have admitted possessing them. Assad: We never said we didn't have chemical weapons. We always say "if we had, then" …SPIEGEL: Chemical weapons are no reason to laugh, but there is nothing else we can do.Assad: In any case, we never lied.SPIEGEL: There is evidence that German firms delivered chemicals to Syria that can also be used in the making of chemical weapons. Do you have more details about that? Assad: No, I don't know. It is not my business. But in principle we do not get any help from abroad when it comes to building the weapons. We don't need it. We are experts in this area ourselves. SPIEGEL: How many tons of Sarin or other chemical weapons do you currently have at your disposal?Assad: That's classified information until we give it to the Organization for the Prohibition of Chemical Weapns (OPCW).SPIEGEL: We know that Western secret services suspect a thousand tons.Assad: In the end, it's about the concept, not the tons. We have the principle that we have chemical weapons, but we think the Middle East should be a weapons of mass destruction-free zone. SPIEGEL: That, too, is a question of trust. If you admit to having 45 storage depots for such weapons, how do we know that is correct?Assad: The president doesn't deal with the numbers. He deals with the policy. We're very transparent. The experts can go to every site. They are going to have all the data from our government, and then they're going to verify that data on the ground. Then they can say if we are credible or not. We don't accept or commit ourselves to any agreement partially. This is our history. We're not going to pay for the destruction of the weapons, though.SPIEGEL: Is the international community supposed to believe that you don't have secret depots?Assad: In international relations there's nothing called trust; there's something called mechanism. They don't have to trust me in person. What counts is that the institutions work together -- my government and the OPCW -- and if I have the trust of the Syrian people. I'm not made by the West. I am made by the Syrians. SPIEGEL: You don't need the West?Assad: Of course we do, but not instead of the Syrians, and not instead of our real friends like the Russians. The Russians understand the reality here much better. I'm not just praising them because we have long relations. They are more independent than Europe, which is too oriented toward US policy. SPIEGEL: The Russians are only concerned with their strategic interests.Assad: You can discuss this with President Vladimir Putin. But let me say this: Some Europeans have come to us through different channels to say that they are convinced about our position and analysis, but cannot voice this out loud.SPIEGEL: Is that also true with regard to your portrayal of the chemical weapons attack?Assad: Obama's lies couldn't even convince the American people. According to one poll, 51 percent were against a military strike against Syria. The British parliament was against it too. The French parliament had a bitter debate about it. The atmosphere in Europe was against such an attack. Why? Because the majority didn't believe the story.SPIEGEL: Are any of the European contacts that you continue to maintain from Germany?Assad: We have some relations with some institutions, and have recently been using channels that didn't exist before. We exchange some information, but we cannot say that we have political relations. SPIEGEL: Does Germany play a special role for you?Assad: When I think of Europe, I ask myself who is closer to the reality in my region? Every European position is still far from our reality. Germany and Austria have the most objective and closest position to reality. The German position is the closest.SPIEGEL: Could Germany take on the role of intermediary?Assad: Of course, I would like to see envoys from Germany come to Syria to see and discuss the reality. Coming here doesn't mean you support the government. But if you come here, you can do, you can talk, you can discuss, you can convince. If you think you have to isolate us, you only end up isolating yourselves. This is also about your interests: Do you really want a backyard that is filled with al-Qaida? When you support instability here? After two and a half years, you should rethink your policies. SPIEGEL: Given the unrest in your country, do you even have your chemical weapons arsenal under control?Assad: Of course, under full control. Because let me tell you this: the material that could be used by any regular army doesn't exist in the stores in activated form. So no one can use it before it is activated. SPIEGEL: Is this also true of depots containing biological weapons, which you also possess?Assad: It is classified information. We never talk about military classified information, but this should not be understood as confirmation that we possess them. SPIEGEL: Do you understand the international community's fears that these weapons of mass destruction could fall into the hands of terrorists?Assad: The situation is not as bad as it seems in the media and the West. There is no need for any undue concern. 'We Don't Have any Other Option than To Believe in Our Victory'SPIEGEL: According to our information, the armed opposition controls at least 40 percent of the country, and some estimates put that figure as high as more than two-thirds of the country.Assad: These numbers are exaggerated. Sixty percent of Syria is desert. Who's in the desert? Nobody. In the rest of the country they don't control a single full area. SPIEGEL: That's not true for the area along the Turkish border. Assad: They are on the borders in the north of Aleppo with Turkey, but only on that part, not fully. They have some areas, but they are just focal points. We're not talking about a front. Sometimes they are isolated in areas where there's no army to fight them. But this isn't about percentages. The solidarity of the population is much more important to us. And this is growing because many don't want terrorists destroying the country any more. SPIEGEL: The brutality of the conflict has turned a quarter of the population -- some 6 million people -- into refugees. Assad: We don't have a precise number. Even 4 million could be exaggerated because many Syrians moved within Syria to another house or with relatives and didn't register themselves. SPIEGEL: You sound as if you are talking about a tax increase and not a humanitarian catastrophe. Assad: Actually, no. In the West, when you ask about the number, you talk about it like spreadsheets. If you have 1 million or 5 million, you're going to do the same. Whether it's 70,000 victims, 80,000, then 90,000, or 100,000, it's like an auction. It's not an auction -- it's a tragedy. Whether it's 1,000 or 10,000, it's the same.SPIEGEL: The flood of refugees is happening for one reason -- you and your regime.Assad: Sorry, is this a question or a statement of fact? If it's a statement, it's not correct. If it's a question, the first thing we have to ask is why people leave? You don't have one reason; you have multiple reasons. One of the reasons is that many people left their homes and houses because of the threat of the terrorists.SPIEGEL: No one is fleeing your soldiers and security forces?Assad: The army represents Syria, otherwise you wouldn't have the army, because it would have been divided a long time ago. It is a threat to no one. When it comes to refugees, you have to ask yourself a question about the other governments, especially the Turkish government. What is their interest in having these high numbers? You know what it is? Their interest is to use them as a humanitarian card with the UN. Some other countries used them to get money for themselves, not the refugees. So you have corruption, interests and some people that could have fled because they are scared of the government, but we don't have anything against them. And in the last two weeks, more than 100,000 or 150,000, depending on the estimate, came back to Syria. So the tide has recently been reversed.SPIEGEL: How did you convince people to return?Assad: We worked hard to bring them back. We engaged with everybody to alleviate their fears. If you didn't violate the law, then we have no problem with you. If you are against the government, come be against the government in Syria. We don't have a problem. That was very successful.SPIEGEL: From a military perspective, however, you haven't had any success. The capture of Aleppo that was promised has not come to pass. Maalula remains a major problem, and there's even fighting in the suburbs of Damascus. We heard the thunder of grenades on our way to your palace.Assad: When you have this kind of crisis, you cannot say you are as strong as before. The damage is much too massive. To be realistic, it will take time before we get over this problem. We don't have any other option than to believe in our victory. SPIEGEL: How can you be so confident of victory when you need help from Lebanon's militant group Hezbollah? Assad: Lebanon is a small country with a population of 4 million. In Damascus alone we have 5 million. Syria is too big for Hezbollah even if they want to send all their troops. We fought with them on the border with Lebanon against terrorists who attacked their loyalists, and we cooperated, and that was good.SPIEGEL: So you could actually do without Hezbollah's help?Assad: That's not what I said. I'm talking about the perception in the West and in the media that Hezbollah is fighting because the Syrian army cannot fight. Even if you want to make it a reality, you can't, because the proportion doesn't work.SPIEGEL: Hezbollah are among the few who still support you. Russian President Putin appears to be slowly losing his patience with you. And the new Iranian president, Hassan Rohani, could find rapprochement with the US to be more important than your survival. Assad: Putin is more supportive than ever. This has been proven by Russia's three vetoes against sanctions in the UN Security Council. SPIEGEL: But he voted in favor of a resolution to destroy your chemical weapons. Assad: It's a good resolution.SPIEGEL: Because it prevented a US air strike?Assad: There's not a single point in that resolution that's against our interests. The Russians see very clearly what we are doing here because they suffered from terrorists in Chechnya, and they know the meaning of terrorism.SPIEGEL: Does that mean you are confident Moscow will deliver the S-300 air defense system you've been waiting on for months?Assad: He said very clearly on many different occasions that he would continue supporting Syria, and that he's committed to the contract -- not only on air defense, but all kinds of armaments.SPIEGEL: The international community will do everything possible to prevent you from acquiring more arms. Assad: On what grounds? They don't have any right. We are a state, and we have the right to defend ourselves. We don't occupy others' lands. Why doesn't the international community oppose Israel when they get all these armaments? Germany sent Israel three submarines, and they occupy our land. We don't trust the West because of its double standards.SPIEGEL: Even if Putin delivers the new air defense system, aren't you afraid that Israel will bomb it to pieces?Assad: You cannot be afraid. When you are in a war situation, you don't do something because you're afraid of doing it. You have to strengthen yourself and not to allow your enemy to destroy your armaments or to win.SPIEGEL: And if they try?Assad: When that happens we can talk about it.SPIEGEL: In the past you sounded more self-confident when it came to Israel.Assad: No, we have always said we need peace and stability in this region. Even if you want to retaliate, you have to ask yourself the question: What would the result be? Now that we're fighting al-Qaida, in particular, we have to be cautious that we don't start a new war.SPIEGEL: At what point will you be able to claim victory over al-Qaida?Assad: The victory is stability. The first phase is to get rid of the terrorists. The second one, which is more difficult and dangerous, is to get rid of their ideology, which has infiltrated some parts in Syria. It cannot be that an eight-year-old boy tries to behead someone, which happened in the north. Or that children watch the beheading with jubilation, happy like they're watching a soccer match, for example. If we don't deal with this problem, which is more dangerous than the terrorists themselves, we're going to face a bleak future.SPIEGEL: This scene wouldn't sound all that surprising if it had taken place in Somalia. But in Syria?Assad: The brutality we are experiencing in Syria is incredible. People slaughtered a Christian bishop by slitting his throat with a small knife. SPIEGEL: Do you still believe you can return Syria to its pre-war state?Assad: In terms of stability, of course we can. If we stop billions in support for the terrorists from Saudi Arabia and Qatar, and the logistic support of Turkey, we could solve this problem in a few months.SPIEGEL: Is it still possible to find a solution through negotiations?Assad: With the militants? No. The definition of political opposition doesn't include an army. We will negotiate with whoever wants to lay down his arms and go back to normality. Since we discussed deserters before, I'd like to point out that it's going the other way too. People who used to be militants are fighting with the army now. SPIEGEL: The international community blames you for the escalation of this conflict, whose end is not yet in sight. How do you live with this guilt?Assad: It's not about me, but about Syria. The situation in Syria worries and saddens me; that's where my concern is. I am not concerned for myself. SPIEGEL: Are your wife and three children still standing by you?Assad: Of course, they never left Damascus for one moment.SPIEGEL: Do you sometimes fear that something like what happened to Romanian President Ceausescu might happen to you? After a short trial, he was shot by his own soldiers. Assad: If I were afraid, I would have left Syria a long time ago.SPIEGEL: Mr. President, we thank you for this interview.
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Dieter Bednarz, Klaus Brinkbäumer
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In a SPIEGEL interview, Syrian President Bashar Assad discusses his fight for power, his arsenal of weapons of mass destruction and the special expectations he has for Germany.
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"Syria",
"Middle East"
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International
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World
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2013-10-07T18:43:00+02:00
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2013-10-07T18:43:00+02:00
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https://www.spiegel.de/international/world/spiegel-interview-with-syrian-president-bashar-assad-a-926456.html
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Autokennzeichen-Scanner: Becksteins neustes Spielzeug
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Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums handelt es sich dabei um einen dreimonatigen Test und um den ersten umfassenden Pilotversuch zum Einsatz von Autokennzeichen-Scannern inDeutschland. Am deutsch-tschechischen Grenzübergang beim oberpfälzischen Waidhaus nehmen die Fahndungsgeräte mit zwei digitalen Kameras automatisch die Kennzeichen von vorbeifahrenden Fahrzeugen auf. Die Daten werden dannan Computer weitergeleitet und überprüft. Fahndungstreffer werden an die zuständigen Einsatzzentralen gemeldet. Laut Innenministeriums sollen die Daten vonUnbeteiligten dabei nicht gespeichert werden. Bei den bayerische Datenschützern regt sich Widerstand gegen das neue System. Nach den Worten des Datenschutzbeauftragten Reinhard Vetter gibt es im Freistaatbislang keine rechtliche Grundlage für den Einsatz von Kennzeichen-Scannern. "Dafür gibt es kein Gesetz, und damit ist es im Grunde unzulässig", erklärte er.Doch Beckstein denkt schon weiter. Neben der Kontrolle des Einreiseverkehrs an den Grenzübergangen Waidhaus und Schirnding soll die neue Technik auch für denEinsatz bei Geschwindigkeitskontrollen getestet werden. Im Frühjahr 2003 soll dann eine Entscheidung über den weiteren Einsatz der Autokennzeichen-Scanner inBayern fallen. Auch in Hessen werden derzeit die Geräte zur Nummernschilderkennung testweise eingesetzt. Hier kommen die Systeme allerdings nur zurFahndungszwecken und zur Verkehrsüberwachung zum Einsatz.
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Wenn es nach dem bayerischen Innenminister geht, fährt bald kein Autofahrer mehr unerkannt durch den Freistaat. Günther Beckstein hat ein Projekt vorgestellt, mit dem Auto-Kennzeichen künftig elektronisch erfasst und automatisch im Fahndungscomputer überprüft werden sollen.
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Mobilität
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https://www.spiegel.de/auto/aktuell/autokennzeichen-scanner-becksteins-neustes-spielzeug-a-224854.html
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Arthur Bretschneider
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Arthur Bretschneider, stellvertretender LDP-Landesvorsitzender von Sachsen-Anhalt, verunglückte auf der Autofahrt zum LDP-Parteitag Eisenach. Er starb im Krankenhaus. Bretschneiders Parteifreunde hegen Zweifel an einem normalen Unfall.
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Politik
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https://www.spiegel.de/politik/arthur-bretschneider-a-e6ea0d35-0002-0001-0000-000044435994?context=issue
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Filmstart von Mitternachtskinder nach dem Buch von Salman Rushdie
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Ein Feuerwerk erhellt den Nachthimmel von Mumbai. Menschen feiern auf den Straßen, fallen sich glücklich in die Arme. Das Land ist frei, die Briten sind abgezogen. Es ist der 15. August 1947, und der Lärm der Straße dringt in die Säuglingsstation der Stadtklinik, in der eine Krankenschwester zwei Neugeborene betreut. In weiße Tücher gewickelt, sehen die Jungen fast gleich aus. Zur Mitternachtsstunde wurden sie geboren - in dem Moment, als Britisch-Indien seine Unabhängigkeit erlangte. Die ersten freien Bürger einer neu gegründeten Nation. Und die ersten Betrogenen. "Die Reichen sollen arm sein und die Armen reich", dachte sich der Freund der Krankenschwester angesichts der gerade erlangten Unabhängigkeit. Und um das gleich in die Praxis umzusetzen, vertauscht die Frau die Namensbinden der beiden Neugeborenen auf ihrer Station - das eine Spross einer reichen Familie, das andere Sohn von armen Schluckern. Wie der Verrat die Hoffnung zerstört - das ist das große Thema von "Mitternachtskinder", dem zweiten Roman von Salman Rushdie. Regisseurin Deepa Mehta macht daraus ein bildgewaltiges Filmdrama. Im Zentrum steht eines der beiden Krankenhauskinder: Saleem Sinai, der Sohn einer Straßenkünstlerin, der bei den reichen Eltern des anderen Säuglings, Shiva, aufwächst. Ein Junge, dessen Leben "an die Geschichte gefesselt" ist, wie es heißt. Ein Zauberer. Ein Mitternachtskind. Die Darstellung des UnverfilmbarenRushdie veröffentlichte "Mitternachtskinder" 1981. Der Roman, der die Geschichte seines Landes aus der Sicht eines Jungen mit telepathischen Kräften erzählt, wurde zum internationalen Bestseller. Das Mammutwerk von über 700 Seiten galt als unverfilmbar. Doch eben das scheint die Filmindustrie derzeit als besondere Herausforderung zu betrachten. Die Studios überbieten sich zumindest gerade darin, wenn es darum geht, schwierige Stoffe umzusetzen. Allein 2012 kam die Verfilmung von Jack Kerouacs mäanderndem Beat-Klassiker "On the Road" heraus, die Kino-Adaption von David Mitchells auf sechs Zeitebenen spielendem "Cloud Atlas", oder auch Yann Martels Märchenstoff "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" in der Oscar-gekrönten Regie von Ang Lee. "Mitternachtskinder" ist ein Epochenroman, der sich über drei Generationen erstreckt und dabei das Schicksal des indischen Subkontinents nachzeichnet: von den Kriegen zwischen Indien, Pakistan und Bangladesch bis zu den Notstandsgesetzen unter Indira Gandhi. All diese Momente hat Rushdie mit Saleems Leben oder dem seiner Verwandten verknüpft. Er verliert Familienangehörige, muss in den Krieg ziehen und trifft immer wieder auf seinen Tauschbruder Shiva.Regisseurin Mehta setzt auf kräftige, warme Farben, um die Geschichte zu erzählen. Die Kamera fängt in Bollywood-Manier Frauen in bunten Saris ein oder gleitet durch das berühmte Zauberghetto von Delhi mit seinen Schlangenbeschwörern und Fakiren - es ist ein Reich, in dem magische Momente ihren Platz haben. Verliebt in eine ZauberinShiva und Saleem besitzen Zauberkräfte. So wie alle 1001 Mitternachtskinder, die in der ersten Stunde nach der Staatsgründung geboren wurden. Saleem bringt sie mittels Telepathie zusammen, um gemeinsam eine friedliche Nation zu gründen. Doch Shiva stellt sich ihnen in den Weg - erst als Jugendlicher, später als Mann, der sich wie Saleem in die Zauberin Parvati verliebt. Rushdie selbst hat das Drehbuch verfasst - und das tut dem Film gut. Der Autor hat sein Werk entschlackt, ohne dessen humorvollen Ton zu gefährden. So überlebten viele absurde Szenen im Kinofilm - etwa die erste Begegnung von Saleems Großeltern, die nach streng-muslimischer Sitte erfolgt. Der Großvater, ein Allgemeinarzt, darf die junge Frau nicht zu Gesicht bekommen, während er sie untersucht. Deswegen wird ein Tuch vor die Patientin gespannt mit einem Loch, das jeweils die schmerzende Körperstelle enthüllt - den Bauch, die Brust, dann endlich das Gesicht. Immer wieder hinterfragt der Film mit solchen Szenen Sitten, ohne seine Figuren lächerlich zu machen. Dafür sorgen auch die Schauspieler, die selbst den Nebenrollen Tiefe verleihen. Indiens Hoffnungen auf eine Zukunft in Wohlstand sind bis heute nicht erfüllt. "Mitternachtskinder" zeigt auf allegorische Weise, wie der Wunsch nach Einheit durch falsche Machtansprüche zerstört wird. Und endet dennoch versöhnlich. Das ist das Geheimnis des Films: Sein Glaube, dass sich alles zum Guten wenden wird. Man kann darin Kitsch sehen. Oder aber Magie. Mitternachtskinder. Regie: Deepa Mehta. Start: 28.3. Mit Satya Bhabha, Seema Biswas, Siddhart.
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Simon Broll
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So kam Indien auf die Welt! Die Regisseurin Deepa Mehta hat Salman Rushdies magischen Roman "Mitternachtskinder" für das Kino adaptiert und erzählt von der Geburt des Landes als Familiengeschichte. Mit farbenprächtigen Bildern und einer prächtigen Prise Bollywood.
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"KULTUR SPIEGEL-Tageskarte Kino",
"KULTUR SPIEGEL-Tageskarte",
"Rezensionen",
"Salman Rushdie"
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Kultur
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Kino
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2013-03-28T08:42:00+01:00
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2013-03-28T08:42:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/kino/filmstart-von-mitternachtskinder-nach-dem-buch-von-salman-rushdie-a-890841.html
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Gegen Coronafrust: Soziologe Klaus Hurrelmann fordert nächtliche Freiräume für Jugendliche
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Mehr Freiräume für junge Leute fordert der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann: Im zweiten Pandemiesommer müsse es auch nachts Möglichkeiten geben, sich in der Öffentlichkeit zu treffen. »Das ist sehr, sehr einfallslos, was viele Städte und Kommunen da bisher auf die Reihe bekommen haben«, sagte Hurrelmann der Nachrichtenagentur dpa. Noch deutlich mehr als andere Altersgruppen seien Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 22 Jahren am Ende ihrer Geduld. »Das ist eine Lebensphase, in der man rausmuss, in der man sich erproben muss, Räume erobern«, sagte Hurrelmann. Viele Jugendliche wollten endlich wieder ein freies Leben führen und sich so benehmen und bewegen können, wie es für ihr Alter angemessen sei. Hurrelmann regte an, Plätze für Aktivitäten freizugeben und vorher die Anwohner zu informieren. »Da lässt sich ja dann sagen: Nehmt Rücksicht auf die Jugend, sie hat auch Rücksicht auf euch genommen. Und darum geben wir hier jetzt mal für ein paar Tage eine Sondergenehmigung.« Provokativer ProtestViele junge Leute fühlten sich immer noch eingesperrt und hätten das Gefühl, gar nicht richtig leben zu können. Bei bis zu einem guten Drittel könnten deshalb Frust und Ohnmachtsgefühle auch in Randale und Aggressionen umschlagen. Diese Gruppe sei seit dem vergangenen Sommer nach aktuellen Studien größer geworden, sagte Hurrelmann. Es sei vielfach ein dumpfer, provokativer Protest, vorwiegend von jungen Männern mit wenig Perspektiven mit Blick auf Schule und Berufsausbildung. Da baue sich Schritt für Schritt ein Unbehagen auf – und irgendwann könne sich das auch in Krawallen entladen. »Die Disziplin der jungen Leute ist nach wie vor hoch, aber nicht mehr so hoch wie noch vor sechs Monaten«, sagte Hurrelmann. »Das bröckelt.« Rund zwei Drittel hielten sich weiter an die Regeln und nähmen Rücksicht auf die Älteren. Doch der Anteil der jungen Leute, der Schwierigkeiten mit den Coronaregeln habe, steige. Als Freifahrtschein will Hurrelmann seine Ratschläge allerdings nicht verstanden wissen. »Die Polizei sollte nachts Parks räumen, wenn ein ganz eindeutiger Verstoß gegen Regeln vorliegt. Das muss sein. Das brauchen junge Leute auch als Signal«, sagte er.
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him/dpa
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Einfallslose Städte, frustrierte Jugendliche: Der Berliner Wissenschaftler Klaus Hurrelmann plädiert für ein Anti-Aggressions-Programm – sonst drohten Gewalt und Randale.
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2021-07-13T10:23:21+02:00
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2021-07-13T10:23:21+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/bildung/coronavirus-soziologe-klaus-hurrelmann-fordert-naechtliche-freiraeume-fuer-jugendliche-a-83169f16-cf2f-4cc0-9481-0f992c01eff8
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Disneys "Schatzplanet": Der Letzte seiner Art
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Walt Disney hat mehrere Generationen bewegt, vielleicht sogar emotional ebenso geprägt wie viele andere Erfahrungen ihrer ganz frühen Jahre. Seine Zeichentrickfilme waren oft die erste Konfrontation mit Tod, Liebe, Einsamkeit, Freundschaft, Hass, Bangen und Hoffen. Denn die Kurzgeschichten, Märchen und Bücher, die er verfilmen ließ, konnten die meisten noch nicht lesen, als sie neben den Eltern im Kino saßen und staunten. Disney brachte sie zum Weinen und Lachen auf eine Art, die schon hinter den Horizont kindlicher Reflexe verwies. Dafür brauchte man nicht mal die Handlung ganz verstehen. Es waren die Bilder von Bambis entsetzen Augen, Susi und Strolchs unfreiwilligem Spaghetti-Kuss, vom Verzicht des rührig-rauen Balu auf Mowgli oderSchicksal der Aristocats-Familie in einem Korb am Straßenrand, die alles sagten und an die man sich noch heute erinnert. Solche Momente machen Filme zu Klassiker. Seit Disney 1937 mit "Schneewitchen und die sieben Zwerge" seinen ersten langen Zeichentrickfilm herausbrachte, gab es in jedem Jahrzehnt für jeden von uns andere solcher Klassiker. "Die Schöne und das Biest" oder "Der König der Löwen" dürften auch dazu zählen. Dennoch ließen einen die Disney-Filme in den letzten Jahren immer gleichgültiger. Das liegt natürlich am eigenen Alter und Leben, das die Sentimentalität geschliffen hat. Aber auch den Kreativen und Produzenten im Disney-Konzern ging das Gespür für die rechte Mischung aus Witz und Wärme verloren. Die Filme waren entweder zu infantil oder zu kompliziert, die Zeichnungen wirkten überholt, steril oder krampfhaft neumodisch. Außerdem haben sich die Konditionen geändert: Fernsehen und Playstation beherrschen inzwischen die Erlebniswelt der Kinder, die immer ausgereiftere CGI-Technik hat den herkömmlichen Zeichentrick zum Stummfilm des Animationsgenres gemacht und mit "Shrek" und "Ice Age" das Disney-Monpol gebrochen. Zwar konnte der Konzern mit seiner computergenerierten "Monster AG" dagegen halten, aber Zeichentrickfilme wie das ernsthafter angelegte "Atlantis"-Abenteuer und "Lilo & Stitch" mit seinen farblichen Experimenten warenFlops.In dieser Situation überrascht "Der Schatzplanet" mit gemischten Gefühlen. Der neue Disney wurde noch von Zeichnern entworfen, aber im Tempo und Schnitt mittels CGI auf Höhe der Zeit gebracht. Die Figuren weisen auf den romantischen Disney-Stil der Vierziger, Fünfziger und Sechziger zurück, Robert Louis Stevensons Roman "Die Schatzinsel" wurde indes zum Sci-Fi-Plot. Regie führten Ron Clements und John Musker, die mit "Arielle", "Aladdin" und "Hercules" drei verschiedene Phasen bei Disney mitgemacht haben. Dieser Zeichentrickfilm könnte der Letzte seiner Art sein und illustriert zugleich als Zwitter die Zäsur. Die Handlung entspricht im Wesentlichen der Vorlage. Der Teenager Jim Hawkins kommt in Besitz einer Karte, die zu der sagenumwobenen Beute des legendären Weltraumpiraten Flint führt. Er heuert auf einem Schiff an, wo ihn der Koch John Silver unter seine Fittiche nimmt, der allerdings selbst hinter dem Schatz her ist und schließlich eine Meuterei anführt. Hawkins ist gewiss als Identifikation für das kleine bis junge Publikum gedacht, ein rebellischer Surfer-Typ mit smarter Boygroup-Attitüde. Zur signifikantesten, zentralsten Figur wird im Verlauf aber Silver.Heimtückisch, schelmisch, mit bärbeißigem Humor und sentimentaler Ader sindin dem alternden, massigen Cyborg alle emotionalen Bindungen und Wendungen der Story verbunden. Er ist der Vagabund, der Hawkins sein möchte, wird für den Jungen zum Vater, den jener nicht hat, und im Verrat zur Enttäuschung wie dessen Erzeuger. Vor allem Silvers Mimik ist bemerkenswert gezeichnet, sein Ringen zwischen Freundschaft und Gier, Härte und Herzlichkeit, Schuldgefühlen und der Leichtigkeit des einzelgängerischen Abenteurers. Auch das Universum, eine Kombination aus historischen und intergalaktischen Elementen, Seemannsgarn und Futurismus, ist ohne Zweifel phantastisch gezeichnet. Die Schiffe werden mit Solar-Segeln angetrieben, es gibtantiquarische Laserkanonen und eine Mannschaft aus diversen Aliens. Gleichzeitig zeigt sich hier das gleiche Problem wie beim aktuellen Bond-Film: Disney schöpft nicht mehr nur aus dem eigenen Kosmos. Stattinhaltlich und optisch Visionen vorzugeben, wird zitiert, kopiert und parodiert, was andere Filme bereits in den Köpfen der Zuschauer verankert haben. Der Schlüssel zum Schatzplaneten ist ein "Stargate", derWeltraumhafen ist dem aus "Star Wars: Episode I Die dunkle Bedrohung" nachgestellt, den Protokoll-Droiden C3PO findet man als durchgeknallten Roboter B.E.N wieder, obschon der Blechkasten ungemein lustig ist. Ebenfalls sehr ulkig sind die Streiche des winzigen und grünen Formwandlers Morph, der das Gegenteil zu seinem goldglänzenden, steifen und humorlosen Verwandten Odo aus "Star Trek: Deep Space Nine" darstellt. Bei CGI-Filmen wie "Das große Krabbeln", "Shrek" oder "Die Monster AG" sind die Referenzen Teil desKonzeptes und heutiger Popkultur. Hier wirkt das ein wenig anbiedernd.Dennoch ist "Der Schatzplanet" ein Vergnügen auch für die ältere Generation. Manchmal scheinen die klassischen Folienzeichnungen gegenüber den reinen CGI-Animationen noch eine Atmosphäre auszustrahlen, die man auch bei Vinylplatten verspürt. Das ist womöglich nur eingebildet. Aber auch dieses Gefühl ist etwas wert. "Der Schatzplanet" ("Treasure Planet"). USA 2002. Regie: Ron Clements, John Musker; Deutsche Stimmen: Robert Stadlober, Jochen Striebeck, Suzanne von Borsody, Carin C. Tietze, Thomas Fritsch; Produktion: Walt Disney Pictures; Verleih: Buena Vista; Länge: 95 Min.; Start: 5. Dezember 2002
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Oliver Hüttmann
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Disney ist nicht mehr das Maß aller Dinge im Trickfilm-Geschäft, seit computeranimierte Helden wie "Shrek" die Herzen der Zuschauer erobert haben. Das liebevoll gestaltete Science-Fiction-Abenteuer "Der Schatzplanet" versprüht zum vielleicht letzten Mal den Charme klassisch gezeichneter Kinokunst.
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Kultur
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2002-12-05T18:16:36+01:00
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2002-12-05T18:16:36+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/kino/disneys-schatzplanet-der-letzte-seiner-art-a-225807.html
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Glendale: Auto in Kalifornien parkt unfreiwillig auf Hausdach
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In Parkhäusern dient das Dach oft als zusätzliche Parkfläche - bei Einfamilienhäusern dagegen eher selten. Ein Fahrer hat in Glendale im US-Bundesstaat Kalifornien sein Auto dennoch unfreiwillig auf einem Wohnhaus abgestellt.Der Cadillac-Fahrer verlor die Kontrolle über den Wagen, raste einen Abhang hinab, flog über einen Grünstreifen und kam auf dem Dach zum Stehen. Ernsthaft verletzt wurde niemand. Ein 80-Jähriger sei im Raum unter dem Dach gewesen, berichtete die Zeitung "Glendale Newspress". Er habe sich erschreckt, aber ansonsten gehe es ihm gut. Die Feuerwehr hob das Auto mit einem Kran vom Dach. Ein Nachbar sagte dem Blatt zufolge, der Unfall habe sich wie ein Erdbeben angehört. Mit einer Leiter habe er das Paar in dem Auto von dem Dach geholt."Ich habe ähnliche Unfälle gesehen. Wir haben hier in Glendale viele Hügel", sagte ein Polizeisprecher. Aber dieser Fall sei besonders - so sei noch kein Auto gelandet. Es sei zudem ungewöhnlich, dass es das Dach nicht durchbrochen und keine Verletzungen angerichtet habe.
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ulz
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"kurz & krass",
"Kalifornien"
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Panorama
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2013-03-26T12:18:00+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/glendale-auto-in-kalifornien-parkt-unfreiwillig-auf-hausdach-a-890991.html
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Sicherheitsdebatte: Schäuble terrorisiert die SPD
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Berlin - Die erste Seite der "tageszeitung" dürfte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble am Montagmorgen gar nicht so sehr missfallen haben. Mit Krummsäbel im Mund und Maschinengewehr um die Schulter porträtiert das linke Blatt den CDU-Politiker. "Schäuble will Osama Bin Laden töten", steht daneben. Martialisch mag das Bild ja sein. Doch im Kern illustriert die Zeitung genau das Image, das Schäuble gern von sich malt. Als Macher in Sachen Innere Sicherheit will er gelten. Als einer, der anpackt und nicht zaudert. Und der gelegentlich an Tabus kratzt. Zu nichts anderemdiente dem Minister das SPIEGEL-Interview, das einen Aufschrei in der Regierungskoalition hervorrief. Schäuble sinniert darin unverblümt über die Rechtsgrundlagen für gezielte Tötungen von Terror-Verdächtigen, präventive Haft für sogenannte "Gefährder", einen neu zu schaffenden Tatbestand der terroristischen Verschwörung und vieles mehr nach. Konkret als Ziele benennt er nichts, doch öffentlich darüber zu spekulieren reichte schon. Das passte dem gewieften Politikprofi ins Kalkül. Die Grenzüberschreitung, daran besteht kein Zweifel, war gewollt. Ebenso die Reaktion am Montag: Pflichtgemäß warf sich die SPD in Stellung, kritisierte Schäubles Vorhaben und kündigte an, sich solchen Plänen in jedem Fall zu widersetzen. Mit uns, so der Tenor, wird es so etwas nicht geben. Dass die Regierung selber Schäubles Vorstöße wenig später in der Bundespressekonferenz über ihren stellvertretenden Sprecher lediglich als allgemeinen "Denkanstoß" abtat, stoppte die Kritik nicht mehr. Die Positionen waren bereits gefestigt. Zumutungen für die SPDWas Schäuble in den letzten Monaten treibt, entspricht einem taktischen Kalkül, das sich nicht nur aus Sorge vor den neuen Gefahren des Terrorismus speist, sondern auch gegen den Regierungspartner SPD richtet. Mit immer neuen Vorschlägen, mal ist es die Bundeswehr im Inlandseinsatz, mal präventive Haft für Terror-Sympathisanten, prescht der Minister nach vorne und provoziert harsche Kritik von den Sozialdemokraten. Seine Methode ist dabei durchaus geschickt: Viele seiner Forderungen verpackt er in Fragestellungen und allgemeine Überlegungen - so hält er auch die Antworten in der Schwebe. Schäuble versus Schily: Gezielte Tötung vonTerroristen, Vorbeugehaft, Rasterfahndung -SPIEGEL ONLINE dokumentiert die Gemeinsamkeitenund Unterschiede. Klicken Sie hier...Beispielsweise beim Thema Osama Bin Laden: Würden die Amerikaner den Top-Terroristen töten, atmeten viele Bürger auf und sagten: "Gott sei Dank", erklärte er im SPIEGEL. Um dann konkret im Vagen zu bleiben: "Aber seien wir ehrlich: Die Rechtsfragen dabei wären völlig ungeklärt, vor allem, wenn daran Deutsche beteiligt wären. Wir sollten versuchen, solche Fragen möglichst präzise verfassungsrechtlich zu klären, und Rechtsgrundlagen schaffen, die uns die nötigen Freiheiten im Kampf gegen den Terrorismus bieten", so Schäuble. Das Interview im SPIEGEL nennt denn auch der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Sebastian Edathy, ein "ausgesprochenes Schwadronieren". Statt als Innenminister für Sicherheit zu sorgen und Hysterie zu vermeiden, müsse man bei Schäuble den Eindruck gewinnen, "dass er nicht ungern bestimmte Ängste für parteipolitische und ideologische Zwecke instrumentalisieren möchte". Zumal Schäuble wisse, dass er für weite Teile seiner Vorschläge "nie und nimmer eine parlamentarische Mehrheit finden wird", sagt der SPD-Politiker zu SPIEGEL ONLINE.Die Methode von Schäuble ist der SPD noch schmerzlich bekannt.Als Otto Schily noch Bundesinnenminister war, verfuhr er ähnlich. Er tat es manchmal weniger subtil: Mit markigen Ankündigungen ("Wer den Tod liebt, kann ihn haben") brachte er die eigene Partei gegen sich auf, um am Ende in zähen Verhandlungen über Details seine als "Otto-Katalog" geschmähten Vorstellungen durchzusetzen. Damals allerdings konnte die SPD sich sicher sein, dass er das Thema öffentlich abdeckte. Dass nun ausgerechnet ein CDU-Mann die Partei vorführt, ist für viele Genossen äußerst ärgerlich. "Es liegt in der Logik der Sache, dass ein Amtsinhaber mehr öffentliche Aufmerksamkeit erhält", sagt Edathy. Doch glaubt der SPD-Politiker, Schäuble würde sich durch seine Interviews wie jetzt im SPIEGEL "Gestaltungsmöglichkeiten eher verbauen", als sie erhalten. Die Große Koalition sei durch das Votum der Bürgerinnen und Bürger nun einmal keine "Liebesheirat", sondern eine "Zwangsehe", analysiert er die Lage. Beide Fraktionen und Bundesregierung seien zusammen daher "gut beraten, vor öffentlich gemachten Äußerungen miteinander zu reden, wenn man miteinander auch Politik gestalten will". Und da, sagt Edathy, "sehe ich gewisse Defizite bei Herrn Schäuble". "Die Vorschläge sollen uns auf die Palme bringen" Der Frust über Schäuble hat sich tief eingegraben in die SPD. "Manche Vorschläge von Herrn Schäuble gleichen den Vorschlägen eines Amokläufers", schimpft Fraktionschef Peter Struck. "Die Stimmung ist vergiftet", konstatiert auch der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz ganz offen. Ohne Absprachen verbreite der Minister ständig "heiße Luft" in Interviews, von "denen am Ende nichts, aber auch gar nichts realisiert wird". Statt in der Sache vernünftig zu reden und zu Lösungen zu kommen, packe Schäuble stets immer drastischere Ideen aus. "Die Vorschläge haben nur einen Sinn", sagt Wiefelspütz zu SPIEGEL ONLINE, "sie sollen uns auf die Palme bringen." Am Montag gelang das wieder einmal ganz gut. "Aberwitzig" nennt Edathy etwa Schäubles Überlegungen zu präventiven Tötungen von Terroristen. Das sei "die Einführung der Todesstrafe durch die Hintertür". Schäubles Überlegung sei mit dem demokratischen Rechtsstaat in Deutschland nicht vereinbar: "Wenn ich einen Kriminellen verfolge, sollte ich ihn festnehmen und vor Gericht bringen und nicht erschießen."Gleichwohl illustriert der aktuelle Streit auf Seiten der SPD vor allem ein eigenes Manko. Die Regierungspartei, einst mit dem SPD-Innenminister Otto Schily so stark in Sachen Sicherheit, droht das Themenfeld Innere Sicherheit zu verlieren. Wiefelspütz und sein Kollege Edathy beackern fast alleine das weite Feld, das mit jedem neuen Terroranschlag irgendwo auf dieser Welt aktuell wird. Wiefelspütz gesteht denn auch die eigene "Schwäche auf der Flanke Sicherheit" offen ein. "Uns fehlt ein Gesicht, das das Thema besetzt", sagt er. Seit Schily das Feld geräumt hat, habe die SPD "die Meinungsführerschaft komplett verloren". Deutlich moniert Wiefelspütz erstmals auch die Führung seiner eigenen Partei. "Weder auf Präsidiumsebene noch bei der Fraktionsführung ist das Thema bisher richtig erkannt worden", mahnt er, "obwohl ich seit Monaten auf die offene Flanke bei uns hinweise". Wiefelspütz hat als Lösung im schwierigen Umgang mit Schäuble nicht viel anzubieten. "Wir müssen einfach cool bleiben, wenn er mit solchen Vorschlägen um die Ecke kommt." Im Augenblick wird zurückgedroht - diplomatisch natürlich. SPD-Innenpolitiker Edathy sagt, die Kooperationsbereitschaft seiner Partei werde "durch die ständigen Provokationen des Bundesinnenministers nicht unbedingt gesteigert".
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Matthias Gebauer, Severin Weiland
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Rollentausch in der Großen Koalition: Unter Rot-Grün trieb der damalige Innenminister Schily die Union mit immer neuen Ideen zur Sicherheitspolitik vor sich her. Sein Nachfolger Schäuble hat den Spieß umgedreht - und bringt damit die ratlose SPD in Zugzwang.
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"Otto Schily"
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Politik
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Deutschland
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2007-07-09T17:37:13+02:00
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2007-07-09T17:37:13+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sicherheitsdebatte-schaeuble-terrorisiert-die-spd-a-493375.html
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Massachusetts: Abgeordnete wollen per Gesetz Haftverkürzung für Organspenden erlauben
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Die Aussicht auf Haftverkürzung dürfte für viele Gefängnisinsassen verlockend sein – und ist in vielen Ländern durch gute Führung erreichbar. So auch im US-Bundesstaat Massachusetts. Dort könnten Häftlinge ihre Strafe bald womöglich aber auch noch auf anderem Wege reduzieren: durch die Spende von Organen oder Knochenmark. Wie unter anderem der »Guardian « und der »Boston Herald « berichten, haben mehrere Abgeordnete einen entsprechenden Gesetzesvorschlag ausgearbeitet, wonach Gefängnisinsassen »nicht weniger als 60 und nicht mehr als 365 Tage Verringerung ihrer Haftdauer« erhalten sollen, wenn sie Knochenmark oder ein Organ spenden. Darüber, ob Häftlinge für das neue Programm infrage kämen und welche Strafreduktion genau angewendet werden soll, solle demnach eine Kommission entscheiden. Organspenden aus der Haft prinzipiell erlaubtDerzeit sind laut »Guardian« Organspenden von Häftlingen an den engsten Familienkreis prinzipiell erlaubt. In vielen Bundesstaaten, darunter auch Massachusetts, gebe es aber keine Abläufe, damit Häftlinge Organe oder Knochenmark spenden könnten. In keinem Bundesstaat ist zudem die Organentnahme bei hingerichteten Häftlingen erlaubt, selbst wenn diese als Organspender registriert waren. Die Abgeordneten hoffen mit dem Gesetz offenbar einerseits den drastischen Mangel an Spenderorganen abzumildern. Demnach warten in den USA derzeit mehr als 104.000 Menschen auf eine Organtransplantation. Laut der Abgeordneten Judith García, die das Vorhaben unterstützt, sollen es allein in Massachusetts fast 5000 sein. Mit den frühzeitigeren Entlassungen könnte auch das strapazierte Gefängnissystem entlastet werden. García schrieb dazu auf Twitter, es gelte die »körperliche Selbstbestimmung für Häftlinge wiederherzustellen«, indem man ihnen die Möglichkeit zur Organ- und Knochenmarkspende gebe. An dem Vorstoß gibt es jedoch auch Kritik. Jesse White, Direktorin der Rechtshilfe für Häftlinge in dem Bundesstaat, äußerte dem Bericht zufolge Bedenken über die medizinische Nachsorge nach entsprechenden Eingriffen. »Wir sind besorgt, was die Möglichkeiten des Zwangs und die möglichen Folgen unangemessener medizinischer Behandlung unter Haftbedingungen angeht«. Demnach müsse es eher darum gehen, die Zahl derjenigen, die überhaupt ins Gefängnis müssten, zu verringern.
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fek
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Mindestens 60 Tage und maximal ein Jahr weniger Knast für ein Organ oder eine Knochenmarkspende: Mit einem neuen Gesetz könnten Häftlinge in Massachusetts mehr Freiheiten bei der Organspende erhalten. Doch es gibt Kritik.
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"USA",
"Organspende",
"Massachusetts"
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Panorama
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2023-02-01T10:48:49+01:00
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2023-02-01T10:48:49+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/massachusetts-abgeordnete-wollen-per-gesetz-haftverkuerzung-fuer-organspenden-erlauben-a-7344c19b-8fad-44b3-ba8f-bdffc3cb7dc6
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Ausgebrannte Studenten: Lost in Perfection
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Wer bei Frau Orgel im Zimmer sitzt, blickt durch das Fenster auf Plattenbauten und hofft auf einen neuen Anfang. Wer bei Frau Orgel sitzt, blickt mit Angst in die Zukunft: Angst vor der nächsten Klausur, dem Studium, dem Leben. Wer hier sitzt, hat eine Schachtel mit Taschentüchern vor sich und das diffuse Gefühl: Mir ist alles zu viel. Eva-Maria Orgel sitzt auf ihrem Stuhl vor dem Fenster, die Brille in der Hand. Sie ist Psychotherapeutin und kennt so viele unglückliche Studenten wie kaum jemand. Seit 18 Jahren arbeitet sie in der psychologischen Beratungsstelle des Berliner Studentenwerks, hört sich Geschichten an über Schreibblockaden und Prüfungsängste, über Panik-Attacken und Schweißausbrüche, 25 Termine pro Woche plus Gruppensitzungen. Wer heute studiere, sagt sie, der versuche perfekt zu sein - beste Noten, Auslandssemester, Praktika; alles am liebsten in sechs Semestern. "Es gibt keinen Raum mehr für Unvollkommenheit." Lost in Perfection. Zu Frau Orgel kommen jene, die daran zerbrechen. Leistungsträger von morgen, die verzweifeln, bevor die Karriere richtig beginnt - ausgebrannt vom Uni-Stress. Das Burnout hat die Hochschulen erreichtDa war die 26-jährige Master-Studentin, Einser-Kandidatin, Doktorandenstelle in Aussicht. Vor den entscheidenden Prüfungen ging plötzlich nichts mehr, sie schlief kaum, das Herz raste, Zweifel zerfraßen ihr Selbstvertrauen. Orgel hörte zu, hörte die Geschichte einer Frau, die sich um andere kümmerte, um die psychisch kranke Schwester, den drogenabhängigen Bruder; hörte von einer Frau, die sich selbst vergaß und irgendwann nicht mehr konnte. "Wir haben sie ein Semester lang psychotherapeutisch begleitet", sagt Orgel, "und dann weitervermittelt, in eine ambulante Psychotherapie." BurnoutDas-Syndrom hat die Hochschulen erreicht. Orgel und ihre Kollegen, Psychologen und Studienberater aus Uni-Städten wie Berlin, Göttingen, Münster, erleben in ihren Sprechstunden, wie erschöpft und überfordert sich die Studenten fühlen. Die Therapeuten berichten übereinstimmend: Das Problem hat sich verschärft, mehr Studenten als noch vor einigen Jahren fühlen sich ausgebrannt. In einer Umfrage der Techniker Krankenkasse gibt jeder siebte Student an, unter depressiven Verstimmungen zu leiden. Sie klagen über Zeitstress und Hektik. Sie bekämpfen die Erschöpfung und Trübheit auch mit Medikamenten: Studenten, die älter sind als 25, bekommen mehr Psychopharmaka verschrieben als Gleichaltrige, die bereits arbeiten. "Sogar die Liebe fühlt sich taub an"In Internet-Foren schreiben ausgebrannte Studenten über Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme, Weinkrämpfe. "Ich fühle eigentlich fast gar nichts", heißt es da, "weder besondere Angst, noch Freude. Sogar die Liebe fühlt sich taub an." Die manchmal seitenlangen Beiträge dokumentieren, wie den künftigen Akademikern klar wird: Irgendwas läuft verdammt schief.Der Druck beginnt jedoch schon vor der Immatrikulation. Jeder dritte Schüler in Deutschland hat mit Stress-Symptomen zu kämpfen, offenbart eine Studie der Universität Lüneburg für die Deutsche Angestellten Krankenkasse. Sie sind gereizt, niedergeschlagen, nervös; der Kopf tut weh, der Rücken, der Bauch. Die Hälfte der Schüler mit solchen Beschwerden verzweifele in der Schule, schreiben die Wissenschaftler. "Es trifft nicht nur Führungskräftein der Wirtschaft, sondern zunehmend junge Menschen, von denen man gemeinhin denkt, dass sie eine lockere Zeit haben", sagt Günter Reich, der die psychotherapeutische Ambulanz der Universität Göttingen leitet. Fast jeder zweite Student kommt zu ihm und seinen Kollegen mit Belastungsstörungen oder Depressionen. Nicht alle leiden unter Burnout, doch die Therapeuten sind alarmiert. Zunehmend klappen auch jene Studenten zusammen, denen es sonst gut ging, die sich nicht herumschlagen müssen mit einem drogenabhängigen Bruder oder einer kranken Schwester. Wenn der Druck steigt, erwischt es irgendwann auch die Stabilen. "Viele Studenten neigen zur Selbstausbeutung"Von einer 20-Jährigen im zweiten Semester erzählt Ulrike Mälzig, Ärztin und Psychotherapeutin an der Göttinger Ambulanz: Die Studentin hatte im ersten Semester einen Schnitt von 1,3, kein Grund zur Sorge eigentlich. Doch sie lernte bis zu 16 Stunden am Tag, auch am Wochenende, ging nicht mehr feiern und nicht mehr zum Sport. Trotzdem hatte sie das Gefühl, nichts zu begreifen. Kurz vor den Klausuren saß sie in ihrer WG und weinte - tagelang. Erst dann holte sie sich Hilfe. "Viele Studenten neigen zur Selbstausbeutung", sagt Mälzig. "Die kommen vollkommen erschöpft zu uns, haben manchmal seit Tagen nicht geschlafen." In den ersten Sitzungen versuchen die Therapeuten, die Studenten zu stabilisieren. Wie lassen sich Pausen in den Tag bauen? Welche Prüfungen sind wirklich wichtig? Reicht es nicht, einen Kurs ins nächste Semester zu schieben? Manchmal hilft aber nur noch die Krankschreibung. "In der ersten Phase geht es darum, den Zugang zu eigenen Ressourcen wieder herzustellen", sagt Mälzig. Alles andere kommt später, die Suche nach den tieferen Ursachen, das Herausarbeiten von Verhaltensmustern. Wie bei einem Ertrinkenden, dem man einen Rettungsring zuwirft, um ihn an Land zu ziehen. Warum er ins Wasser gefallen ist, darum geht es erst, wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hat. Doch viele zögern, sich Hilfe zu holen. Manche aus Scham, weil Therapie sich für sie anhört wie Niederlage, wie Schwäche. Manche fürchten aber auch um ihren künftigen Job. "Juristen und Lehrer können Probleme bei der Verbeamtung bekommen, wenn sie sich psychotherapeutisch haben behandeln lassen ", sagt Mälzig. "Das ist gängige Praxis." Das gefährde die Zukunftschancen der Studenten, die sich Hilfe suchen. Deshalb behandeln einige Ambulanzen und Beratungsstellen ihre studentischen Patienten auch ohne Krankenschein, so dass niemand davon erfährt, auch die Krankenversicherung nicht. Die Therapie soll nicht zur Karrierebremse werden. Lassen Bachelor und Master die Studenten verzweifeln?Für Studentenvertreter ist ziemlich klar, wer schuld ist an der Überlastung: Bachelor und Master, deren Einführung zu überfrachteten Studiengängen führe. Das Deutsche Studentenwerk warnte schon im Jahr 2007 vor dem "Studieren bis zum Umfallen". Laut dessen Sozialerhebung brauche bereits jeder siebte Student eine Beratung zu Themen wie "depressive Verstimmungen". Die Therapeuten wollen sich da allerdings nicht eindeutig festlegen. "Ich würde nicht alles auf den Bologna-Prozess schieben", sagt Ulrike Mälzig aus Göttingen. Jedoch könne die verschulte Struktur zu mehr Stress führen - selbstwenn Bachelor-Studenten nicht mehr Zeit aufs Studium verwenden als ihre Diplom- und Magsiter-Vorgänger. "Viele Studenten wollen wenigstens den Bachelor fertig machen, auch wenn sie vollkommen unglücklich in ihrem Fach sind." Zudem fürchteten Studenten, dass sie ohne Top-Noten keinen Master-Platz bekommen und ohne Master keinen Job, sagt Eva-Maria Orgel. Viele setzen sich aber auch selbst unter Druck: "Es herrscht das Gefühl, sich unbedingt durchbeißen zu müssen, und das möglichst schnell", sagt die Berliner Therapeutin. "Diese extreme Rastlosigkeit ist neu." Ihre Burnout-Kandidaten müssen erst wieder lernen, es ruhiger angehen zu lassen.Von den Langzeit-Studenten früherer Tage, bei denen die Semesterzahl das Lebensalter übersteigt, können sich die jungen Ehrgeizigen das Relaxen allerdings kaum abgucken. Die sind selten geworden in Orgels Beratungsstelle. Studenten verzweifeln nicht mehr so sehr an ihrer Bummelei - es ist ihr Tempo, das sie aus der Bahn wirft. Fühlen Sie sich ausgebrannt? Einen anerkanntenSelbsttest finden Sie hier . Bitte bedenken Sie aber, dass es sich nur um einen kurzen Test handelt, der keine psychologische Untersuchung und Diagnose ersetzen kann.
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Oliver Trenkamp
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Prüfungsdruck, Zukunftsangst, Perfektionswahn - der Uni-Stress nimmt zu, viele Studenten fühlen sich überfordert. So brennen die Hochqualifizierten von morgen aus, bevor sie ihre Karrieren überhaupt gestartet haben. Vor einer Therapie schrecken viele zurück.
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Panorama
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2011-01-26T15:06:00+01:00
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https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/ausgebrannte-studenten-lost-in-perfection-a-741692.html
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Befehl vom Labor
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Jeden Morgen um 9.30 Uhr spielt Fabrikdirektor Marius Poldermann, 48, im welfischen Niedersachsen den Kolchos-Chef. Zwölf Abteilungsleiter des Wunstorfer Langnese-Iglo-Werkes melden ihm Wetterdaten, Erntezahlen und landwirtschaftlichen Maschinenbedarf. Eine Blitzkonferenz beschließt neue Landoperationen. Dann rollen im Umkreis von 40 Kilometern die Räder nach einem minuziösen Produktionsplan. Feldmanager dirigieren werkseigene Mähdrescher über Gemüsefluren, Lastwagen befördern die Ernte zu den Tiefkühl-Verarbeitungsanlagen. Erbsen zum Beispiel werden binnen 90 Minuten gemäht, gedroschen und eingefroren. Poldermann steht mit den Einsatztrupps in ständiger Sprechfunk-Verbindung.Der Boß der zum Unilever-Konzern gehörenden Iglo-Feinfroster zählt zu den 540 Obst- und Gemüseverarbeitern, die mit deutschen Landwirten Anbauverträge schließen. Unter Poldermanns Fuchtel ackern mehr als hundert Vertragsbauern auf 1500 Hektar Land. Insgesamt ein Drittel der 70 000 Hektar Gemüseanbaufläche in der Bundesrepublik ist durch Anbauverträge für industrielle Abnehmer reserviert. Nach den letzten statistischen Erhebungen kaufen Konserven- und Tiefkühlindustrie* 93 Prozent der Frischerbsenernte; > 84 Prozent der Buschbohnenernte; > 76 Prozent des Herbstspinats; > 52 Prozent der Frühmöhrenernte.Die meisten Verarbeiter garantieren den Bauern für vorher vereinbarte Mengen feste Abnahmepreise. Poldermann bestimmt sogar den Arbeitsrhythmus auf den Bauernhöfen, Der Iglo-Boß liefert den Landwirten nicht nur Saatgut, er legt auch die Aussaattermine fest und gibt Dünge- und Pflanzenschutz-Anweisungen. Poldermann: »Nur so können wir eine gleichmäßig gute Tiefkühlware auf den Markt bringen.« Bis zur Ernte verlangt Iglo von den Landwirten lediglich »gute Pflege der Gemüsekulturen«. Fachberater der konzerneigenen landwirtschaftlichen Abteilung inspizieren ständig die Felder und ziehen Gemüseproben für das Werkelabor. Kosten für solchen Service: jährlich 300 000 Mark.Unilevers Landwirtschaftsberater streifen täglich mit Automobilen, in denen ein Telephon installiert ist, durch Feld und Flur. Als zum Beispiel ein Feldhüter im Mai dieses Jahres die Rübenfliege auf einem Spinatfeld entdeckte, löste er sofort Alarm aus. Poldermann verordnete daraufhin eine Aktion zur Schädlingsbekämpfung und bewahrte die Vertragsbauern rechtzeitig vor größeren Schäden. Den Zeitpunkt der Ernte setzt das Labor fest. Der Reifegrad von Erbsen zum Beispiel wird durch ein sogenanntes Tenderometer ermittelt. Dann ernten Spezialmaschinen die Felder ab. Der Kapitalwert der auf einem einzigen Erbsenf ebd eingesetzten Iglo-Maschinen beträgt eine Million Mark.Für andere Gemüsesorten läßt Poldermann zur Zeit neue Maschinen entwickeln: »Es ist unser Ziel, alle Erntearbeiten vollmechanisch durchzuführen.« In den nächsten fünf Jahren soll die Kapazität des Werkes verdreifacht werden.Den Bauern Ist solche Mühewaltung nicht unangenehm. Da ihnen Iglo die Sorge um totes Kapital abnimmt, erzielen sie auf ihren Vertragsfeldern einen Durchschnittsertrag von 2000 Mark pro Hektar. Ein normales Weizenfeld bringt Ihnen nur etwas mehr als die Hälfte. Dank der hohen Vertragsprämien kann sich Iglo heute seine Partner aussuchen. Allein »im Raum Wunstorf«, so der Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung, Dr. Heinz Winzer, »stehen 160 Interessenten auf der Warteliste«. Angebote erreichen ihn aber auch aus Schleswig-Holstein und Bayern.Bewährte Lodenröcke in Iglos Mannschaft haben ihre Vertragsanbaufläche inzwischen planmäßig vergrößert. Bauer Georg Jendritza aus dem niedersächsischen Esperke zum Beispiel, der 1961 auf 0,5 Hektar mit Puffbohnen startete, hat heute 26 Hektar unter Pflug und Vertrag. Sein Kollege Erhard Jahnke aus Holtensen vergrößerte seinen Vertragsanteil von 17,5 Hektar auf 100,25 Hektar. Jahnke: »Ich müßte täglich viele Stunden unterwegs sein, um das alles zu kontrollieren.«
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Politik
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1968-08-11T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/befehl-vom-labor-a-43380d5e-0002-0001-0000-000045950198?context=issue
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Förderung von Elektroautos: Höhere Kaufprämie kann starten
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Die EU-Kommission hat grünes Licht für höhere Kaufprämien für Elektroautos in Deutschland gegeben. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin mit. Die Europäische Kommission habe keine Einwände dagegen. Die Koalition hatte die höhere Förderung bereits im vergangenen September in ihrem Klimaschutzprogramm beschlossen. Die neuen Fördersätze seien für alle Fahrzeuge anwendbar, die nach dem 4. November 2019 zugelassen worden seien, erklärte das Ministerium. Mit den höheren Kaufprämien soll der Verkauf von Elektroautos angekurbelt werden. Der Förderbetrag für reine E-Autos mit einem Netto-Listenpreis bis 40.000 Euro steigt von 4000 auf 6000 Euro, für Plug-in-Hybride soll es statt 3000 künftig 4500 Euro geben. Autos, die mehr als 40.000 Euro teuer werden, sofern es sich um ein vollelektrisches Auto handelt, mit 5000 Euro bezuschusst, Plug-in-Hybride mit 3750 Euro. Die Förderung ist jedoch gedeckelt und gilt nur bis zu einem Netto-Listenpreis von 65.000 Euro. Bundeswirtschaftsministerium sorgte offenbar für VerzögerungEine Hälfte der Prämie trägt der Bund, die andere schießen die Autohersteller zu und ziehen sie bereits im Kauf- oder Leasingvertrag ab. Für den Erhalt der zweiten Hälfte müssen Käufer anschließend einen Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle stellen. Schuld an der Verzögerung war laut einem Bericht der "Zeit " das Bundeswirtschaftsministerium, das demnach den Antrag für die Genehmigung der Subvention durch die EU-Kommission zu spät vorgelegt hat. "Im November 2019 hat Deutschland die Kommissionsdienststellen über den Beschluss informiert, die Regelung von 2016 zu verlängern und zu ändern, um einen Bonus für den Erwerb von Elektrofahrzeugen, Hybridfahrzeugen und Brennstoffzellenautos zu erhalten. Deutschland hat jedoch seitdem keine weiteren Informationen vorgelegt", erklärte eine Kommissionssprecherin gegenüber der Wochenzeitung.
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ene/dpa
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Die Bundesregierung hat die Kaufprämie für Elektroautos deutlich erhöht, die EU-Kommission musste das jedoch erst genehmigen. Autofahrer warteten deshalb vergeblich - bis jetzt.
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"Elektroautos",
"Alternative Antriebe",
"Wirtschaftsministerium"
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Mobilität
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2020-02-11T18:30:49+01:00
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https://www.spiegel.de/auto/hoehere-kaufpraemie-fuer-e-autos-kann-starten-a-40345dfa-dcdf-429f-8e79-3e8172ce249e
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Börsenausblick: Stoppt der Industrie-Index die Talfahrt?
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Frankfurt am Main - Den Akteuren an den Aktienmärkten könnte in der kommenden Woche eine kleine Verschnaufpause gegönnt sein. Nach den zum Teil starken Verlusten der zurückliegenden Handelstage sehen Marktexperten Chancen zumindest für eine kurzfristige Erholung. Wegen der "deutlichen überverkauften Situation der Aktienmärkte" reichen nach Ansicht der Analysten der Commerzbank bereits "wenige positive Nachrichten aus, um die Börsen wieder drehen zu lassen." Hoffen auf Konjunktur - Sorge um Irak"Sollte sich das Szenario einer baldigen Fortsetzung der Konjunkturerholung bewahrheiten, werden die Aktienkurse positiv reagieren", schreiben die Experten der Bankgesellschaft Berlin. Einer schnellen, dauerhaften Erholung stünde jedoch der sich immer stärker abzeichnende Konflikt mit dem Irak im Wege. Auch bei den anstehenden wirtschaftlichen Frühindikatoren seien noch immer Enttäuschungen möglich. US-Einkaufsmanagerindex am DienstagSo gehen Experten davon aus, dass die Arbeitslosenquote in den USA im September leicht gestiegen ist. Ob sich dies bewahrheitet, wird der Freitag zeigen. Positive Signale erwarten Analysten dagegen von dem für den Dienstag angekündigten US-Einkaufsmanagerindex der Industrie. Der von vielen Marktteilnehmern beachtete Indikator soll nach Ansicht der meisten Experten mit einem leichten Anstieg im September auf eine Aufhellung der wirtschaftlichen Lage hinweisen. Am Mittwoch gibt dann der Geschäftsklimaindex der Euro-Zone Aufschluss über die Stimmung im Euroraum. Neuer Chef für France TélécomDagegen sieht die Nachrichtenlage seitens der Unternehmen in der kommenden Woche eher mager aus. Der irische Billigflieger Ryanair will am Mittwoch seine Pläne zum Flughafenausbau Frankfurt-Hahn vorstellen. Am gleichen Tag entscheidet zudem der Verwaltungsrat der France Télécom über die Besetzung des Spitzenpostens beim führungslosen französischen Telefonkonzern. Als aussichtsreiche Kandidaten für das nach dem Rücktritt von Michel Bon verwaiste Amt des Vorstandsvorsitzenden gelten der bisherige Chef des Unterhaltungskonzerns Thomson Multimedia Thierry Breton und der Airbus-Vorstandsvorsitzende Noël Forgeard. Puma - geht die Erfolgsstory weiter?Am Donnerstag stellt der Sportartikelhersteller Puma seine Strategie für die kommenden Jahre vor. Der weltgrößte Aluminiumkonzern Alcoa berichtet am Freitag dann über den Geschäftsverlauf im dritten Quartal.
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Sollte der US-Einkaufsmanagerindex die Erwartungen erfüllen, könnten die Indizes zumindest kurzfristig zu einer Erholung kommen. France Télécom, Puma und US-Schwergewicht Alcoa stehen diese Woche im Blickpunkt. Die Stimmung bleibt nervös, und die Kursausschläge dürften erneut groß sein.
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Wirtschaft
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2002-09-30T08:20:58+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/boersenausblick-stoppt-der-industrie-index-die-talfahrt-a-216215.html
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Inszeniertes Gedenken: Ein Tag im September
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Berlin - Sie sind sich so nah und so fern wie lange nicht mehr. Gerhard Schröder und US-Botschafter Dan Coats sitzen schweigend im Dom bei den Berliner Beiträgen zum 9/11-Erinnerungsmarathon. Der Bundeskanzler betont die unerschütterliche Freundschaft zu den USA, unabhängig von "aktuellen Meinungsverschiedenheiten". Die galante Umschreibung der vergangenen 365 Tage, die symbolisch steht für die vielen Stufen der Entwicklung von der "uneingeschränkten Solidarität" in der Terrorbekämpfung zum "Mit-uns-nicht" in der Irak-Frage. Selten waren sich Deutsche und US-Amerikaner näher als vor einem Jahr. Auch ihre Repräsentanten zeigten sich Arm in Arm. Das halbe Kabinett inklusive Oppositionsführer stand zusammen mit Coats auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor und 200.000 Berliner hielten Blumen, Kerzen und Hände. "Seien sie sicher, wir werden das nie vergessen", bedankte sich der US-Botschafter. Ferne Zeiten.Die Erinnerungsmaschine läuft Ein Jahr danach stehen vor der US-Botschaft in Berlin mehr Kameras als Kränze, mehr Polizisten als Trauernde. So wie rund um jenen 11. September die Gefühle übermächtiger und ohnmächtiger waren als dass sie eine angemessene Form hätten finden können, so übermächtig ist an diesem 11. September das Erinnerungsgewerbe, in seiner Dominanz und Form größer als die Gefühle, die es zu kanalisieren sucht. Die allgegenwärtige Frage "Wo warst Du am 11. September?" pervertiert zu einem launigen Ratespiel im Hörfunk, in dem "Radio Fritz" in Berlin seine Hörer fragt: "Und, war nichts mit Frauen an dem Tag?" Ist dies das prophezeite Ende der Spaßgesellschaft? Der "Stern" startete bereits im August die Erinnerungsmaschine mit "neuen Bildern", was so ziemlich der einzige Aspekt war, der nicht neu sein kann, weil es gerade die Bilder sind, die sich am stärksten eingeprägt haben. Nein, nicht das Endlosvideo von den zu Bomben umfunktionierten Flugzeugen, die in die Türme flogen. Flugzeug eins verbuchten wir als Unfall, ein fast vertrautes Bild, ein special effect aus Hollywood. Flugzeug zwei brachte die Ahnung: Das kann kein Zufall sein. Und dann sprangen die Menschen aus dem 80. Stock. Diese Körper, die im freien Fall strampelten, als könnten sie sich noch festhalten. Die Menschen, die sich nicht mehr entscheiden können, ob sie für einen Irak-Krieg sind, weil sie sich entscheiden mussten, ob sie verbrennen oder zerschellen wollten. Für einen kurzen Moment war sich die Welt sehr nah. Die Bilder aus New York erreichten jeden (vielleicht bis auf die wie Tiere gehaltenen Frauen in Afghanistan und die vor den Taliban nach Pakistan geflohenen Kinder in den Massenlagern). Ein Jahr danach rückt sie wieder auseinander. Beim ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom saßen Bundespräsident Johannes Rau, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und viele Kabinettsmitglieder. Auch die Opposition war prominent vertreten.Kanzlerkandidat Edmund Stoiber saß unweit des Amtsinhabers, Blickkontakt meidend, der dritte Kanzler-Bewerber, FDP-Chef Guido Westerwelle, eine Reihe dahinter. US-Botschafter Daniel Coats, der sein Amt im vergangenen Jahr, wenige Tage vor den Attentaten, angetreten hatte, las vom Altar aus eine Fürbitte. Er bat um Trost in der Trauer und der Hoffnung, dass die Betroffenen wieder Mut fassen. Einen Kontakt zwischen Coats und Schröder gab es nicht. Der evangelische Bischof Wolfgang Huber wünschte der Welt eine "Achse des Friedens". Coats rührte sich nicht. Während die versammelte politische Klasse drinnen ernste Mienen zu dunkeln Anzügen trug, führte sie später außerhalb in Interviews ihre Grabenkämpfe weiter. Auch der Gedenktag trägt Wahlkampffarben. Unions-Fraktionschef Friedrich Merz beklagte, die Bundesregierung instrumentalisiere die Irak-Frage zu Wahlkampfzwecken, Johannes Rau erklärte, der Krieg gegen den Terror sei noch nicht gewonnen, Coats erklärte anschleißend bei "n-tv", was die USA darunter verstehen: im Zweifel auch im Alleingang gegen den Irak. Ein Jahr danach wird der 11. September weniger betrauert, eher betrachtet. Bei Hugendubel in Berlin gibt es an diesem Tag den Bildband "New York 360 Grad" mit Panoramafotos vom World Trade Center im Sonderangebot. Das Logo "9/11" ist ein internationales Markenzeichen geworden, unter dem Gedanken und Gefühle verkauft werden, Copyright Bin Laden.Die in Berlin lebende Soulsängerin Jocelyn B. Smith hatte im Dom zwei Gospels gesungen. Siewidmete die Lieder allen Kindern. Jenen, deren Eltern am Abend nicht da seien, um "Gute Nacht" zu sagen.
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Markus Deggerich
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"Nichts wird mehr so sein, wie es war", hieß es nach dem 11. September. Der Gedenktag in Berlin zeigt, dass dies ein Irrtum war. Weder ist ein Ende der Spaßgesellschaft zu orten, noch kommt sich die Politik näher. Die alten Reflexe funktionieren noch. Opfer werden betrachtet, nicht betrauert.
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Politik
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Deutschland
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2002-09-11T18:35:27+02:00
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2002-09-11T18:35:27+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/inszeniertes-gedenken-ein-tag-im-september-a-213543.html
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FERNSEHEN Donnerstag, 26. 11.
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19.00 Uhr. Bayern III. Hula-Hopp, Conny Cornelia Froboess läßt in diesem Streifen von 1958 (Regie: Heinz Paul) zu Rocktönen den Reifen kreisen, daß die Nierentische wackeln und die Pomade aus der Tolle tropft. 19.30 Uhr. ZDF. Tele-As Quiz mit Carolin Reiber, die neuerdings nicht nur mit den Augen und Rrrs rollt. In Springers »Hörzu« beklagte sie sich über »zu viele kaputte Typen im Fernsehen« und zuwenig glückliche Familien. 20.00 Uhr. Hessen III. Peter Ibbetson Angestaubtes Hollywood-Melodram von 1935 (Regie: Henry Hathaway) mit einer genialen Fehlbesetzung: Gary Cooper als liebesschmachtender Architekt. 20.15 Uhr. West III. Teufel im Nacken Cameron Mitchell (Photo, mit Dianne Foster) spielt in diesem Film von 1957 (Regie: Andre de Toth) einen Boxer, der seinen Titel an einen jüngeren abgeben muß. Von da an geht's bergab. Im Dschungelkrieg macht er zwar noch eine gute Heldenfigur und holt Japaner treffsicher von den Bäumen, doch dann verfällt er immer mehr dem Morphium. Die »Welt": »Schwer und beklemmend läuft dieser Film ab, aber er ist zuweilen brillant photographiert.« 22.10 Uhr. ZDF. Im Kreuzfeuer: Die Steuerreform Stoltenbergs Millionenspiel - Diskussion mit dem Bundesfinanzminister.
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Politik
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1987-11-22T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/fernsehen-donnerstag-26-11-a-9e0aec36-0002-0001-0000-000013528469?context=issue
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Halbleitermangel wegen Corona-Krise: Autoherstellern gehen die Chips aus
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Mehr und mehr Werken gehen die Chips aus: Die Autohersteller und Zulieferbetriebe leiden unter den Folgen eines Halbleitermangels. Audi schickt nun in der kommenden Woche rund 10.000 Mitarbeiter in Ingolstadt und Neckarsulm in Kurzarbeit. Schon im Dezember hatte VW Engpässe bei den Halbleitern gemeldet, »jetzt hat es auch uns ereilt«, sagte eine Audi-Sprecherin. Volkswagen beantragte Kurzarbeit für sein Werk in Emden, und auch beim Zulieferer Hella bremst der weltweite Mangel an Mikrochips die Produktion. Tausende Beschäftigte in KurzarbeitBei Audi in Neckarsulm ruht die Produktion der A4-Limousine und des A5-Cabrios ab Montag. In Ingolstadt stehen zwei Bänder, auf denen A4- und A5-Autos gebaut werden, ab Donnerstag nächster Woche. Geplant ist die Kurzarbeit für bis zu 10.200 Beschäftigte zunächst bis Ende Januar, so die Sprecherin. Bei VW in Emden soll die Kurzarbeit ebenfalls am kommenden Montag beginnen und zunächst zwei Wochen dauern. Laut Betriebsrat sind rund 9000 Beschäftigte betroffen. Das Unternehmen verwies darauf, dass an einigen Stellen die Arbeit aber regulär weiterlaufe – etwa im eigenen Presswerk oder bei der Neuausrichtung für den Bau von Elektrofahrzeugen. Grund für die Probleme ist, dass viele Chipfirmen während des Auto-Absatzeinbruchs zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 ihre Produktion auf Unterhaltungselektronik umgestellt hatten – im zuletzt wieder besser laufenden Autogeschäft fehlen nun Teile.BMW bislang von Produktionsausfällen verschontVolkswagen prüfe fortlaufend Gegenmaßnahmen, um die Auswirkungen des Lieferengpasses und damit die Zahl der betroffenen Fahrzeuge zu begrenzen, hieß es in einer Mitteilung. »Dementsprechend fährt Emden weiterhin auf Sicht.« Laut Betriebsrat könnten durch den Produktionsausfall an zehn Arbeitstagen rund 10.000 Neuwagen weniger das Band verlassen. Was das für die Jahresproduktion bedeute und der Ausfall wieder aufgeholt werden könne, sei noch nicht absehbar. Bereits am Mittwoch hatte der Konzern erklärt, im Stammwerk Wolfsburg die Produktion an mehreren Tagen zu drosseln. VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer hatte vergangene Woche dem »Handelsblatt« gesagt: »Wir werden 2021 um jedes Auto kämpfen.« Besonders betroffen vom Chipmangel sei die Golf-Produktion in Wolfsburg. Volkswagen hoffe auf Besserung im zweiten Quartal. »Doch niemand kann mit absoluter Sicherheit vorhersagen, dass wir dann eine völlige Normalisierung der Lage haben werden.«Auch Daimler hat für sein Kompaktwagenwerk in Rastatt Kurzarbeit angekündigt. Angaben aus dem Betriebsrat zufolge kann zudem im Mercedes-Werk in Bremen nicht wie geplant produziert werden. Die Chipkrise trifft die deutsche Autoindustrie in einer empfindlichen Phase. Nach den Einbrüchen in der Coronakrise mit viel Kurzarbeit konnten sich VW, Daimler und Co. dank des kräftig angezogenen Chinageschäfts gerade erst wieder berappeln. Zugleich befinden sich die Hersteller in einer tiefgreifenden strukturellen Transformation – weg vom Verbrenner, hin zu E-Mobilität.Beim Zulieferer Hella hieß es, die hohe Nachfrage nach elektronischen Bauteilen habe in einzelnen Werken zu einer Stopp-and-go-Produktion geführt. »Wir sehen da schon erhebliche Auswirkungen«, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Breidenbach bei der Vorlage der Zahlen für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2020/21. »Teilweise mussten wir unsere Linien anhalten.« BMW registriert nach eigenen Angaben bisher keine Ausfälle. »Die Versorgung unserer Produktionsstandorte mit elektronischen Bauteilen führte bisher zu keinen Produktionsunterbrechungen«, sagte eine Sprecherin. Man beobachte das Thema intensiv und sei im ständigen Austausch mit den Lieferanten.
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apr/dpa
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Viele Chipfirmen stellten zu Beginn der Coronakrise auf gefragte Unterhaltungselektronik um. Im zuletzt wieder besser laufenden Autogeschäft fehlen nun Teile – mit Folgen für Tausende Beschäftigte in Deutschland.
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"Autoindustrie",
"Fahrzeugtechnik",
"Kurzarbeit",
"Coronavirus: Arbeit und Wirtschaft"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2021-01-15T07:48:58+01:00
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2021-01-15T07:48:58+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/halbleitermangel-wegen-corona-krise-autoherstellern-gehen-die-chips-aus-a-d568c343-3c08-4bee-8988-cc769c4fed9d
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Atomwaffenfähiges Uran: Fischer warnt Iran vor neuen Nuklearplänen
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Berlin - "Ich hoffe, dass Teheran begreift, dass es einerFehlkalkulation unterliegt", sagte Fischer in einem Interview mitdem Fernsehsender n-tv zu den iranischen Atomplänen. Am Dienstag hatten sich Hinweise verdichtet, dass Iran denBau von Zentrifugen zur Produktion von hochangereichertem Uranwieder aufgenommen hat. Mit diesem radioaktiven Stoff könnenAtomreaktoren betrieben oder Atomwaffen gebaut werden. Diplomaten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) inWien sagten der Nachrichtenagentur AP, Teheran testezurzeit nicht nur entsprechende Ausrüstungen, sondern habe auchUran-Hexafluorid hergestellt - ein Gas, das in Zentrifugen zuwaffenfähigem Material angereichert werden kann. Die jüngstenNachrichten von der IAEA erfüllten ihn mit "großer Sorge", sagte Fischer. Es sei "nicht der richtige Weg", wenn Teheran an den Plänen zur Urananreicherung festhalte, warnte er. Iranhatte im vorigen Jahr unter internationalem Druck die Anreicherungvon Uran und den Bau von Zentrifugen gestoppt. Im Gegenzug hattenFrankreich, Großbritannien und Deutschland der Regierung in Teheran die Lieferung vonAtomtechnik in Aussicht gestellt.Mit dieser europäischen Initiative habe man versucht, das Land aufeinen anderen Kurs zu bringen, sagte Fischer.Der Schritt Teherans sei nicht im Interesse des Landes und derRegion. Das Interesse Irans müsse sein, "denWeg weiter zu gehen durch die Tür, die wir geöffnet haben".
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Außenminister Joschka Fischer hat Iran aufgefordert, nicht weiter an der Herstellung von atomwaffenfähigem Uran zu arbeiten. Den jüngsten Schwenk in der Atompolitik sehe er mit "großer Sorge".
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Ausland
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2004-07-28T14:57:48+02:00
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2004-07-28T14:57:48+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/atomwaffenfaehiges-uran-fischer-warnt-iran-vor-neuen-nuklearplaenen-a-310751.html
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Apple: Die neuen Geldmaschinen des iPhone-Konzerns
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Der Erfolg des iPhones ist für Apple Fluch und Segen zugleich. Einerseits sorgte das Smartphone ein Jahrzehnt lang für immer neue Rekordgewinne. Andererseits zeigte der Gewinnrückgang wegen schwächelnder iPhone-Verkäufe in China Ende 2018, wie drastisch der Erfolg des Unternehmens von diesem einen Produkt abhängt. Der Konzern will die Abhängigkeit von seinem Vorzeigemodell daher verringern und entwickelt sich zunehmend zu einem integrierten Konzern, der seine Hardware mit Dienstleistungen verzahnt.Mit der Einführung neuer Streamingdienste hat der Konzern am Montag einen Schritt in diese Richtung gewagt. Ein paar Ideen, was das sein könnte, hat der Konzern auf einem Event in seinem Hauptquartier in Kalifornien vorgestellt: eine Flatrate für Spiele, die extra für Apples iPhones, iMacs und iPads entwickelt werden; eine Flatrate für digitale Zeitungen und Zeitschriften und ein Streamingdienst für den Apple - ähnlich wie Netflix, mit Milliardenaufwand und mit Hollywoodgrößen - eigene TV-Serien und Filme produzieren lässt.Doch das ist bei Weitem nicht alles. Tatsächlich ist der Konzern schon jetzt sehr breit aufgestellt, macht schon lange auch mit anderen Angeboten riesige Gewinne - und forscht nach neuen Einnahmequellen. In der Fotostrecke finden Sie eine Übersicht: Neue ErlösquellenNeben den bisherigen Geschäftsfeldern arbeitet Apple an weiteren Produkten, die dem Unternehmen als künftige Erlösquellen dienen sollen. Ob dabei allerdings ein ähnlicher Erfolgsbringer wie das iPhone ist, lässt sich bisher nicht sagen. An folgenden Projekten arbeitet Apple:Apps, die auf Macs, iPads und iPhones laufenDen Gedanken, macOS und iOS zu einem einzigen Betriebssystem zu verschmelzen, lehnt Apple seit Jahren vehement ab. Zu unterschiedlich seien die Anforderungen von Smartphones und Computern. Im vergangenen Jahr stellte der Konzern aber ein System in Aussicht, das es Entwicklern ermöglichen soll, iOS-Apps ohne viel Aufwand auf macOS zu übertragen. Dieses System wird der Konzern im Juni 2019 vorstellen. Autonomes FahrenBerichten zufolge forscht Apple unter dem Codenamen "Project Titan" an Technologien für autonom fahrende Autos. Welches Ziel der Konzern mit dem 2014 gestarteten Vorhaben genau verfolgt, ist allerdings unklar.Apples Manager hatten mehrfach versucht, mit Autoherstellern wie BMW und Mercedes-Benz zu kooperieren. Schließlich wurde bekannt, dass der Konzern Ende 2017 eine Zusammenarbeit mit Volkswagen eingegangen ist. Einem Bericht der "New York Times " zufolge will Apple den T6-Transporter von VW umbauen und auf seinem Firmengelände als fahrerloses Shuttle für seine Mitarbeiter einsetzen. Ende Januar wurde bekannt, dass Apple 200 Mitarbeiter vom "Projekt Titan" abzieht. Das Team solle sich in diesem Jahr auf einige Schlüsselbereiche fokussieren, sagte ein Firmensprecher dem TV-Sender CNBC . Einige Teams würden in anderen Projekten im Konzern eingesetzt, wo sie beispielsweise an maschinellem Lernen arbeiten sollen. "Wir glauben weiter daran, dass autonome Systeme eine große Zukunft haben", hieß es. "Das ist das bisher ambitionierteste Projekt für maschinelles Lernen."Was auch immer beim "Projekt Titan" am Ende herauskommt, ein von Apple hergestelltes "iCar" wird es kaum werden. Dafür fehlt dem Konzern die Expertise im Autobau. Eher dürfte es Apples Ziel sein, eine Softwareplattform für autonom fahrende Autos zu entwickeln, die dann - ähnlich wie heute CarPlay für Autoradios - an Pkw-Hersteller lizenziert wird. Vielleicht wird man dann Autos mit einem Aufkleber "Apple inside" sehen. Das Augmented-Reality-HeadsetSeit 2015 gibt es Gerüchte, dass Apple an einer Augmented-Reality-Brille arbeitet . Durch die Übernahme des Headset-Herstellers Vrvana für rund 30 Millionen Dollar bekamen diese Spekulationen 2017 neue Nahrung. Vrvana hatte eine Datenbrille entwickelt, die sowohl Augmented als auch Virtual Reality darstellen kann. Bei Augmented Reality wird die reale Welt per Datenbrille mit digitalen Bildern überzogen, bei der Virtual Reality taucht der Nutzer in eine rein virtuelle Welt ein.Apple-Chef Tim Cook gibt sich überzeugt, dass Augmented Reality - bei der Bilder der realen Welt in Echtzeit von Computergrafiken ergänzt werden - ein ähnlich großes Potenzial wie das Smartphone hat . Es sei eine Technologie für jedermann, sagte er der britischen Tageszeitung "Independent": "Ich glaube, AR ist riesig, es ist enorm." Mitte vergangenen Jahres sagte Apple-Analyst Kuo eine Augmented-Reality-Brille von Apple für das Jahr 2020 voraus . Sie habe das Potenzial, die digitale und reale Welt zu verbinden und die neue große Benutzeroberfläche zu werden, schrieb er. "Wir erwarten, dass AR die nächste revolutionäre Benutzeroberfläche sein wird."Google hatte bereits 2014 die AR-Brille "Glass" auf den Markt gebracht, den Verkauf des Produkts aber ein knappes Jahr später wegen Datenschutzbedenken und mangelnder Akzeptanz wieder eingestellt. Doch zu Apples Erfolgsmodell gehörte es bisher, technische Entwicklungen zu adaptieren, zu verfeinern und schließlich oft bessere Lösungen als die Konkurrenz anzubieten. So war es beim iPhone und beim iPad, so könnte es auch bei einer virtuellen Benutzeroberfläche sein.
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Andreas Albert, Matthias Kremp
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Apple verdient sein Geld vor allem mit dem iPhone. Nun investiert der Tech-Konzern in die Entwicklung neuer Produkte und Dienste. Wie lukrativ sind die neuen Geschäftsfelder?
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"Apple",
"iPad",
"Apple iOS"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2019-03-30T11:11:00+01:00
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2019-03-30T11:11:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/apple-die-neuen-geldmaschinen-des-iphone-konzerns-a-1259548.html
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Deutsche geben mehr Geld für Obst und Gemüse aus als für Fleisch und Fisch
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Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland haben im Jahr 2018 erstmals mehr Geld für Obst, Gemüse und Kartoffeln ausgegeben als für Fleisch und Fisch.Für Produkte wie Äpfel oder Tomaten waren es durchschnittlich 62 Euro im Monat, für Waren wie Schnitzel oder Fischstäbchen 59 Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Insgesamt gaben die privaten Haushalte demnach für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren im Schnitt 321 Euro monatlich aus. Der Anteil von Obst, Gemüse und Kartoffeln betrug 19 Prozent, der von Fisch und Fleisch rund 18 Prozent. Bei der letzten Erhebung für das Jahr 2013 waren die Tierprodukte noch vorn gewesen. Gründe für die Verschiebung gaben die Statistiker nicht an. Offen blieb also, ob veränderte Einkaufsmengen oder Preise ursächlich waren.Brot und Getreideerzeugnisse sowie Molkereiprodukte und Eier hatten je einen Anteil von 13 Prozent am durchschnittlichen Einkaufskorb, ebenso wie Zucker, Konfitüren, Süßwaren, Speisefette und andere Nahrungsmittel. Für alkoholfreie Getränke gaben die Haushalte im Mittel zehn Prozent aus, für alkoholische Getränke neun Prozent – und für Tabakwaren fünf Prozent. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke sanken mit steigender Haushaltsgröße: Alleinlebende kauften im Schnitt laut den Statistikern für 190 Euro pro Monat ein, Zweipersonenhaushalte für 365 Euro – also weniger als das Doppelte. Haushalte mit fünf und mehr Menschen gaben durchschnittlich 579 Euro im Monat aus, also nur das Dreifache eines Einpersonenhaushalts.Der kürzlich vorgestellte Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums hatte ergeben, dass mehr Deutsche regelmäßig Obst und Gemüse essen: So gaben 76 Prozent der Befragten an, diese Lebensmittel täglich zu verspeisen, im vergangenen Jahr waren es 70 Prozent. Demgegenüber nahm der Verzehr von Fleisch und Wurst ab. 26 Prozent gaben an, diese Produkte täglich zu essen; im Jahr 2015 waren es noch 34 Prozent.
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clh/AFP
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Erstmals haben Obst und Gemüse einen größeren Anteil am Einkaufskorb als Fleisch und Fisch. Liegt es an neuen Ernährungsgewohnheiten, der wachsenden Zahl der Vegetarier – oder schlicht an Preisänderungen?
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"Lebensmittel",
"Lebensmittelindustrie",
"Konsumgüter",
"Deutschland",
"Vegetarische Ernährung"
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Wirtschaft
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Verbraucher & Service
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2021-05-21T14:41:23+02:00
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2021-05-21T14:41:23+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/deutschland-buerger-geben-mehr-geld-fuer-obst-und-gemuese-aus-als-fuer-fleisch-und-fisch-a-8376b22a-795a-475b-b2d7-ce079232b072
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A 400 Million Euro Windfall: Swiss Data Affair Could Pay Off Handsomely for Germany
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The extent of tax evasion by a number of German citizens with Swiss bank accounts appears to be far wider than originally thought. As the German government prepares to fork out a considerable sum for a CD withinformation about Germans suspected of dodging taxes, a newspaper reports that tax authorities could recover up to €400 million ($500 million) in back taxes. According to a report in Friday's edition of the Süddeutsche Zeitung, German tax officials are basing their assessment on a sample of data relating to around 100 bank accounts that the informant has already provided them with. The German government has been criticized over the fact that it is willing to pay a large sum, thought to be around €2.5 million ($3.4 million), for the stolen data.It is still not completely clear which bank the data refers to. Until now speculation had revolved around Swiss banking giant UBS and British-based lender HSBC. However, the spotlight is now focusing on Credit Suisse, Switzerland's second biggest bank, which is active in 50 countries and has over 47,000 employees. The Süddeutsche Zeitung reports that internal Credit Suisse documents from 2004 suggest that more than 80 percent of German customers who held accounts with the bank in Switzerland were hiding the interest earned on these deposits from tax authorities back home. In 2004 Credit Suisse is reported to have attempted to persuade these customers to also invest other money in the bank, but this time in transparent accounts that could be declared to the tax man. Bank advisers are reported to have tried to convince their customers with the sentence: "We have already known each other for a long time, and your official assets can also profit from this good basis." 'Far From a Trivial Offense'The newspaper reports that German authorities assume that the Credit Suisse employees have been helping Germans evade taxes for years. The tax authorities in Germany have been dealing with this case for longer than was initially thought. An informant apparently first approached the tax office in Wuppertal, North Rhine-Westfalia, around one year ago with documents relating to the bank's customers. Credit Suisse has so far said that it has no information about any stolen data. "We have no indication that we could be affected," a Credit Suisse spokesman told the Agence France Press news agency on Thurday. However, the internal report from the bank indicates that up to 100,000 Germans have been hiding their money in Switzerland. The assets in question are thought to total 34 billion Swiss francs (€23 billion or $31 billion.) Germany is determined to track this money down. On Thursday evening, Chancellor Angela Merkel defended her government's decision to purchase the stolen data. In remarks to the television station ZDF, she said that the Berlin government had made the decision together with the authorities in the state of North Rhine-Westfalia. "I believe that there is a common interest in having this information," she said. "Tax evasion is far from a trivial offense." Earlier on Thursday, North Rhine-Westfalia's finance minister, Helmut Linssen, had said that the remaining legal hurdles to buying the CD had been cleared. He said that state tax investigators could now negotiate with the informant. German Finance Minister Wolfgang Schäuble is to hold a meeting with state finance ministers on Friday to coordinate how to proceed. The cost of acquiring the CD is to be shared equally between the states involved and the federal government. Schäuble has already urged tax evaders to turn themselves in and lawyers and tax advisers in Germany and Switzerland are already reportingfloods of calls from clients. In 2008, a similar deal with an informant to purchase data on bank accounts in Liechtenstein netted the German authorities around €200 million in fines and back taxes.
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smd -- with wire reports
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German tax authorities are preparing to pay a hefty sum for information on tax evaders with accounts in Switzerland, but the deal looks well worth it. The state is expected to recover as much as 400 million euros in back taxes, a German newspaper reports Friday.
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International
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Germany
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2010-02-05T12:47:46+01:00
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2010-02-05T12:47:46+01:00
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https://www.spiegel.de/international/germany/a-400-million-euro-windfall-swiss-data-affair-could-pay-off-handsomely-for-germany-a-676136.html
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Rockefeller-Spende: 200 Millionen Dollar für MoMA
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Geldsegen für das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA): Die Industriellen-Familie Rockefeller lässt dem weltbekannten Kunstmuseum eine Spende von 200 Millionen Dollar (175 Millionen Euro) zukommen, wie das Museum mitteilte. Es handelt sich um eine der größten Spenden, die jemals an ein Museum gezahlt wurde. Die Rockefellers haben eine lange Geschichte als großzügige Mäzene der New Yorker Kunstinstitution: Im Jahr 2005 ließ der inzwischen verstorbene Familienpatriarch David Rockefeller (1915-2017) dem Museum schon einmal 100 Millionen Dollar zukommen. David Rockefellers Mutter Abby zählte zu den Mitbegründern des Museum of Modern Art. Sie steckte viel Zeit und Energie in das Projekt - allerdings wenig Geld, weil ihr Mann John D. Rockefeller mit moderner Kunst nicht viel anfangen konnte. Unter ihrem Sohn David änderte sich das. Er wurde zu einem angesehenen Kunstsammler. Erst im Mai vergangenen Jahres versteigerte Christie's den Nachlass des Bankiers und erzielte unter anderem mit Werken von Claude Monet, Pablo Picasso, Henri Matisse und Paul Gauguin die Rekordsumme von 830 Millionen Dollar. Das Museum wird die neue Großspende gut brauchen können: Wie es ebenfalls am Dienstag mitteilte, wird es über den Sommer wegen Umbauarbeiten für vier Monate geschlossen sein. Die Kosten werden auf 400 Millionen Dollar geschätzt.
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brs/afp
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Schon einmal hatte die Familie Rockefeller dem New Yorker MoMA eine Millionenspende zukommen lassen, jetzt verdoppelt sie die Summe. Das Museum kann das Geld gut gebrauchen.
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"New York City"
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Kultur
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2019-02-06T10:37:00+01:00
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2019-02-06T10:37:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/rockefeller-spende-200-millionen-dollar-fuer-moma-a-1251814.html
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CEO of the Future: Wettbewerb kürt die Chefs von morgen
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Vier Minuten nach dem Rüffel des E.on-Chefs zieht der Jungmanager, 30, endlich die Hände aus den Hosentaschen. Er tut es beiläufig, ohne Hast, es soll nicht zu sehr nach Niederlage aussehen. Das letzte Wort im Duell Vorstandschef gegen Nachwuchstalent hatte er. Es gehe hier doch nicht um Etikette, sondern um einen guten Auftritt, hatte der Wettbewerbsfinalist gekontert, als Johannes Teyssen - 55 Jahre, Boss von mehr als 50.000 E.on-Mitarbeitern - wissen wollte, warum er bei der Diskussion nach dem Gruppenvortrag fast durchgehend die Hände in den Taschen gehabt habe. Dann legte der Teilnehmer nach: "Ich beschwere mich ja auch nicht darüber, dass Sie keine Krawatte anhaben." Schlagfertig, mutig, erfrischend - oder einfach nur dreist? Die McKinsey-Berater, die wie eine Phalanx hinter der Jury aus Firmenbossen sitzen, sind sich uneins. So etwas hat es beim Managerwettbewerb "CEO of the Future" noch nicht gegeben. Zum neunten Mal kämpften am vergangenen Freitag in Kitzbühel 20 junge Leute mit Powerpoint-Präsentationen um den Titel, den die Beratungsfirma McKinsey zusammen mit Partnerunternehmen vergibt. Zu gewinnen gibt es 5000, 4000 und 3000 Euro sowie ein Coaching von einem der Juroren, allesamt hochkarätige Manager vom Kaliber des E.on-Chefs. 20 Finalisten mit makellosen LebensläufenMehr als 2100 Nachwuchsmanager haben sich in diesem Jahr für die Teilnahme beworben. Sie schrieben kurze Essays zu den Themen "Vorbild Silicon Valley", "grüne Gentechnik" und "Digitalisierung im Konzernvorstand". www.future-ceo.de Facebook-Fanpage: "CEO of the Future" Ansonsten gelten beim Wettbewerb die üblichen Standards der Top-Unternehmensberatungen: Glänzende Noten, überdurchschnittliches Engagement und fließendes Englisch werden bei den Bewerbern vorausgesetzt. Die Lebensläufe der 14 Finalisten und sechs Finalistinnen sind so makellos wie ihre Anzüge und Kostüme: Einser-Abitur, Masterstudium an einer Eliteuni in London oder Cambridge, Praktika bei BMW, Siemens oder der Deutschen Bank. Zehn der 20 haben schon Jobs. Ein Flugzeugingenieur ist dabei, ein Physiker, ein Inhouse-Berater, eine Analystin. Auch der Kandidat mit den Händen in den Hosentaschen arbeitet bereits als Projektleiter. "Im echten Leben hätte ich das nicht gemacht, aber das hier ist eine Spielsituation, da kann man auch mal seine Grenzen testen", sagt er später über die Kontroverse. Aufgeteilt in Fünfergruppen hatten die Finalisten fünf Wochen Zeit für die Projekte, die sie in Kitzbühel präsentierten. So sollte das Team Porsche eine Verkaufsstrategie für die Generation Y entwickeln, unterstützt vom amtierenden Sieger des Wettbewerbs: Philipp Eska, 26, arbeitet mittlerweile als Unternehmensberater für McKinsey. Allein der Auftritt in der Endrunde zähltIm Publikum sitzen außer ihm noch vier andere "CEO of the Future"-Veteranen, die nach dem Wettbewerb bei der Beratungsfirma angeheuert haben. Ein klassisches Recruiting-Event ist die Veranstaltung aber nicht: Hier geht niemand mit einem Arbeitsvertrag nach Hause. Wer bei McKinsey oder einer der Partnerfirmen einsteigen will, muss trotzdem durchs Assessment Center. Die Aufgaben der drei anderen Teams: SAP-Lösungen in die Cloud bringen, Städte mit erneuerbarer Energie von E.on versorgen, das Digitalgeschäft im Bertelsmann-Verlag ausbauen. 20 Minuten bleiben jeder Gruppe, um die Jury von ihren Ideen zu überzeugen. Das macht rund fünf Minuten Redezeit pro Person - in der sich jeder Einzelne als potenzieller "CEO of the Future", als Chef von morgen, empfehlen muss. Wer in den fünf Wochen zuvor welche Arbeit geleistet hat, erfährt die Jury nicht. Sie bewertet nur den Auftritt beim Finale, mit Einzelnoten für Inhalt und Struktur des Vortrags, Präsentationsweise, Teamfähigkeit und Gesamteindruck. Wer dabei wie abgeschnitten hat, können die Kandidaten schon aus der Diskussion mit der Jury nach dem Vortrag ableiten. "Von Ihnen haben wir noch gar nichts gehört. Was sagen Sie denn dazu?", ist eine der Lieblingsfragen, mit denen E.on-Chef Teyssen Teilnehmer aus dem Konzept bringt. Beim letzten Mal sei die Jury bei weitem nicht so streng gewesen, sagt Ex-Sieger Eska: "Das war richtig locker, wir konnten mit den Juroren scherzen." An diesem Abend ist es Johannes Teyssen, der alle zum Lachen bringt. Als sein Mitjuror Achim Berg von Bertelsmann sagt, er würde die vorgestellte Strategie der E.on-Gruppe lieber nutzen, um den Stromkonzern anzugreifen, antwortet Teyssen: "Sie sind gefeuert!" Reden und fangen - die Gewinnerin kann beides zugleichZiemlich unbeeindruckt zeigt sich die Jury von den Gadgets, mit denen die Kandidaten ihre Vorträge aufmotzen: Das SAP-Team verteilt selbstgebastelte Karten, die beim Öffnen den Schlager "Über den Wolken" abspielen; das E.on-Team hat eine eigene App programmiert und ein Kartenspiel drucken lassen.Am Ende gewinnt den Teampreis das Team Bertelsmann - das als einzige Gruppe auf Rollwände mit ausgedruckten Schaubildern gesetzt hatte. Und zur "CEO of the Future" gekürt wird Corinna Gerleve, 25, Wirtschaftsstudentin an der Uni Maastricht. Sie habe eine tolle Präsenz gezeigt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, und auf Rückfragen fachkundig geantwortet, so das einstimmige Lob. Dass Gerleve es auch noch schaffte, beim Reden die Wände aufzufangen, die Kollegen ihr vom Bühnenrand aus zuschubsten, hat die Jury ebenfalls beeindruckt. Einig sind sich die Juroren am Ende des Tages auch darin, dass während eines Vortrags die Hände auf gar keinen Fall in die Taschen gehören. Käme einer seiner Berater auf diese Idee, würde er persönlich eingreifen, sagt McKinsey-Deutschlandchef Cornelius Baur. Die Begründung des Nachwuchsmanagers, er könne so besser präsentieren, lässt Baur nicht gelten: "Es geht nicht darum, wie man sich selbst fühlt, sondern darum, wie sich der Kunde fühlt." Wirklich übel nimmt dem Kandidaten die Aktion aber keiner der Juroren: Er zählt zu den Gewinnern - weil er die dramaturgisch geschickte Präsentation seiner Gruppe so souverän und eloquent moderierte. Autorin Verena Töpper (Jahrgang 1982) ist KarriereSPIEGEL-Redakteurin.
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Anmerkung: SPIEGEL ONLINE ist Medienpartner des Wettbewerbs "CEO of the Future". Verena Töpper
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Glänzende Noten und fließendes Englisch sind Pflicht, ebenso ein makelloser Anzug: Beim Wettbewerb "CEO of the Future" zeigen Jungspunde, ob sie das Zeug zum Boss haben. Regel Nr. 1: Jury-Mitglied und E.on-Chef Teyssen nicht provozieren!
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"CEO of the Future",
"Manager von morgen",
"Unternehmensberater",
"Branche Unternehmensberatung",
"Manager"
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Job & Karriere
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2015-06-29T14:30:00+02:00
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2015-06-29T14:30:00+02:00
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https://www.spiegel.de/karriere/ceo-of-the-future-wettbewerb-kuert-die-chefs-von-morgen-a-1041089.html
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Texas: Stromversorger drosseln Klimaanlagen aus der Ferne
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Das kam für viele Texaner mit Smart Homes offenbar unerwartet: Um das Stromnetz zu schonen, regelten die Stromversorger in dem US-Bundesstaat ferngesteuert private Klimaanlagen herunter. Vielen Kunden war nicht bewusst, dass sie sich zu einem Energiesparprogramm angemeldet hatten. Eine Hitzewelle hatte in der vergangenen Woche den mittleren Westen der USA erfasst. Für das Stromnetz war dies ein Stresstest: Viele Eigenheime in Texas werden mit Klimaanlagen gekühlt, also stieg der Verbrauch auf ein Rekordniveau. Hinzu kamen unerklärte Ausfälle bei der Stromproduktion. Also rief der Electric Reliability Council of Texas (ERCOT) am Freitag die Bewohner dazu auf, Energie zu sparen, wo immer es möglich sei. Wie sich das in der Praxis auswirkte, überraschte viele Texaner: Sie waren nicht mehr in der Lage, den Thermostat in ihrem eigenen Haus unter eine gewisse Temperatur zu stellen. Andere berichteten davon, dass ihnen die erhoffte Kühlung zeitweise ganz verweigert wurde und machten ihrem Ärger auf sozialen Medien Luft. Sie zeigten sich zwar bereit, Energie zu sparen. Innenraumtemperaturen von teilweise über 26 Grad Celsius waren ihnen aber doch zu viel. Heimlich geschah der Eingriff aus der Ferne allerdings nicht: Damit die Stromversorger die Klimaanlage fernsteuern können, müssen sich die Kunden bei dem Programm anmelden und bekommen dafür einen Rabatt auf ihre Stromrechnung. Offenbar hatten aber viele Teilnehmer dies vergessen oder das Kleingedruckte ihres Vertrags mit dem Energiezulieferer nicht genau gelesen. Die Funktion ist nicht neu, viele Hersteller sogenannter »smarter« Thermostate beteiligen sich an dem Programm. Bereits 2013 hatte etwa die von Google übernommene Firma Nest die Fernsteuerungsfunktion vorgestellt . Mit dem Herunterregeln der Klimaanlagen wollten die Stromversorger großflächige Stromausfälle wie im Februar vermeiden. Damals hatte ein plötzlicher Wintereinbruch die Stromversorgung kollabieren lassen. Die Maßnahme war offensichtlich erfolgreich: Größere Stromausfälle wurden nicht gemeldet. ERCOT meldet inzwischen wieder einen normalen Betrieb des Stromnetzes ohne Einschränkungen. Texas ist für Stromengpässe besonders anfällig, da sich der Bundesstaat nicht am nationalen Stromaustausch beteiligt.
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tmk
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Warme Überraschung für viele Texaner: Um das Stromnetz zu schonen, haben Energieversorger ferngesteuert bestimmte Klimaanlagen heruntergeregelt. Einige Betroffene wussten gar nicht, dass das geht.
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"Strom",
"Smart Home",
"Smart Grid",
"Klimakrise",
"Texas"
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Netzwelt
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Gadgets
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2021-06-21T12:58:12+02:00
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2021-06-21T13:29:00+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/stromversorger-in-texas-drosseln-klimaanlagen-aus-der-ferne-a-386d6957-7466-457d-9928-dc49bec4748d
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Zinspolitik: Steinbrück warnt vor neuer Wachstumsblase
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Berlin - Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat vor einer Wiederholung der Fehler gewarnt, die entscheidend zur aktuellen Finanzkrise beigetragen haben. "Wir sollten verhindern, dass eine Politik des billigen Geldes wieder eine neue kreditfinanzierte Wachstumsblase entstehen lässt", sagte Steinbrück mit Blick auf die starken Zinssenkungen in den USA. Das gelte auch für die Zinspolitik in Europa. Er sehe diesen "problematischen Punkt" mit Sorge, sagte Steinbrück. "Es ist deshalb wichtig, den Akzent mindestens bei uns in Deutschland vor allem auf nachhaltige Infrastrukturinvestitionen zu legen und weniger auf schuldenfinanzierten Konsum", sagte der Minister. "Übrigens auch ein Grund, der gegen eilfertige Steuersenkungen auf Pump spricht."Eine Ursache der Finanzkrise ist unter anderem, dass die Verbraucher in den USA sich über Jahre zu sehr niedrigen Zinsen verschulden konnten. Die US-Zentralbank hatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die Leitzinsen sehr stark gesenkt. Um gegen die derzeitige Krise anzusteuern, senkte die US-Zentralbank nun die Zinsen sogar noch stärker - auf bis zu null Prozent. "Was wir machen, muss intelligent sein, generationengerecht und eine Zukunftsrendite versprechen", sagte Steinbrück. "Befristete Mehrwertsteuersenkungen erfüllen zum Beispiel keines dieser Kriterien." Großbritannien etwa hatte die Mehrwertsteuer ab Dezember gesenkt. Steinbrück sagte: "Meine Position ist und bleibt, dass wir nicht einfach nur deshalb etwas machen sollen, weil andere es machen."Trotz der jüngsten Differenzen mit Frankreich und Großbritannien zeigte sich Steinbrück überzeugt, dass Europa weiterhin geschlossen bei den Verhandlungen über die Reform der Rahmenbedingungen der Finanzmärkte auftreten werde. Daran habe er "überhaupt keinen Zweifel", sagte der Minister. Im Gegensatz zur Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre sei die deutsche Demokratie gefestigt und in der Lage, international abgestimmt zu reagieren. "Abgestimmt heißt allerdings nicht zwangsläufig gleichartig, weil es von Land zu Land beträchtliche Unterschiede gibt." In den vergangenen Wochen war es zu Differenzen zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern gekommen. So sorgte unter anderem die Kritik von Steinbrück an der Mehrwertsteuersenkung in Großbritannien für Verstimmung in London. Der Bundesregierung wurde dagegen von anderen europäischen Ländern immer wieder vorgeworfen, nicht genügend gegen die Krise zu unternehmen. Die führenden Industrie- und Schwellenländer wollen im Laufe des Jahres neue Regeln für das Weltfinanzsystem voranbringen, um künftig mit mehr Kontrolle und Transparenz ähnliche Krisen wie die derzeitige zu verhindern.Den anstehen Amtsantritt Barack Obamas als US-Präsident sieht der Bundesfinanzminister als große Chance für die geplante Neugestaltung des Weltfinanzsystems. "Selten war die Gelegenheit so gut, dass wir die Lehren aus einer so schwerwiegenden Krise in konkretes politisches Handeln umwandeln können." Er sei "sicher, dass Barack Obama die Initiativen, die wir auf G-7-Ebene angestoßen haben, aufgreifen und mit seiner neuen Regierung fortsetzen wird".
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kaz/AFP
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Für Peer Steinbrück ist klar: Die Finanzwelt macht den gleichen Fehler zweimal. Der deutsche Finanzminister sieht die Gefahr einer neuen Wachstumsblase auf Pump - und warnt vor schuldenfinanziertem Konsum durch die Notenbank-Politik des billigen Gelds.
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"Finanzkrise ab 2007",
"Peer Steinbrück"
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Wirtschaft
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2008-12-30T12:37:18+01:00
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2008-12-30T12:37:18+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/zinspolitik-steinbrueck-warnt-vor-neuer-wachstumsblase-a-598857.html
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Nike wirbt mit Colin Kapernick: Donald Trump kritisiert "schreckliche Botschaft"
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Der umstrittene US-Footballspieler Colin Kaepernick ist eines der Gesichter der neuesten "Just Do It"-Werbekampagne von Nike. Dem Aktienkurs des Sportartikelherstellers bekam das am Dienstag nicht gut: Er rutschte um fast drei Prozent ab. Unter dem Twitter-Hashtag #NikeBoycott verbreiteten Nutzer Fotos, wie sie Schuhe und Kleidungsstücke des US-Unternehmens zerreißen und verbrennen. Andere lobten Nike für das Engagement. Kaepernick polarisiert in den USA wie kaum ein anderer Sportstar: In der Spielzeit 2016/17 hatte der frühere Quarterback der San Francisco 49ers mit einer provozierenden Geste für Aufsehen gesorgt. Vor NFL-Spielen ging er beim Abspielen der Nationalhymne aus Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA auf die Knie. Seit Januar 2017 bestritt er keine Partie mehr, er findet keinen neuen Klub. Mit seinem Protest löste Kaepernick eine Bewegung aus, etliche Spieler übernahmen die Geste. Die Liga kommt seither nicht zur Ruhe. Auch US-Präsident Donald Trump attackierte die meist afroamerikanischen Football-Stars scharf, die aus Protest gegen Rassismus die Hymne boykottierten und sich weigerten, während der Hymne vor dem Spiel aufzustehen. Trumps Reaktion auf die Nike-KampagneZur aktuellen Nike-Kampagne sagte Trump nun im Interview mit der konservativen Website "The Daily Caller" , er halte es für eine "furchtbare Botschaft" des Unternehmens, die seiner Meinung nach nicht verbreitet werden sollte. "Es gibt keinen Grund dafür." Er lehne die Unterstützung von Kaepernick durch Nike ab. Andererseits sei es das, was Amerika ausmache, "dass man die Freiheit hat, gewisse Dinge zu tun, von denen andere Menschen denken, man sollte sie nicht tun". Neben Kaepernick sind unter anderem auch Odell Beckham Jr. (American Football), Serena Williams (Tennis) und LeBron James (Basketball) Teil der "Just Do It"-Kampagne, mit der Nike den 30. Geburtstag seines Slogans feiert. Kaepernick wird seit 2011 von Nike gesponsert. "Wir glauben, Colin ist einer der inspirierendsten Sportler seiner Generation, der die Plattform Sport dazu nutzte, um die Welt zu verbessern", sagte Gino Fisanotti, der nordamerikanische Marken-Vizepräsident für Nike, dem Sender ESPN.Kaepernick verbreitete das Werbefoto auf seinem Twitteraccount. Darauf ist sein Gesicht in Nahaufnahme zu sehen, dazu der Schriftzug: "Glaube an etwas, auch wenn das heißen sollte, alles andere zu opfern". Analysten erklärten, Nike zeige mit der Wahl Kaepernicks zwar eine "noble Haltung" - handle aber "kommerziell unvorsichtig". Dem Unternehmen droht nun der Verlust von Kunden - "und das zu einem Zeitpunkt, zu dem der Markt für Sportartikel nicht mehr so stark ist wie vor Jahren und zu dem die Konkurrenz wächst".
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hej/aar/AFP/sid
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Mit seinem knienden Protest löste Colin Kaepernick eine Bewegung gegen Donald Trump aus. Nun macht Nike den Footballspieler zum Gesicht seiner Werbekampagne - der US-Präsident spricht von einer "furchtbaren Botschaft".
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"Nike",
"NFL",
"Donald Trump",
"USA"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2018-09-04T19:07:00+02:00
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2018-09-05T00:24:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/nike-wirbt-mit-protestausloeser-colin-kapernick-aktie-stuerzt-ab-a-1226544.html
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Kuh auf dem Eis
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Am Sonntag, dem 4. November, um 13.05 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wurde im Bonner Bundesverteidigungsministerium zum erstenmal echter Gefechtslärm vernommen. Er kam aus Budapest und drang durch einen Fernsprechhörer in das Hauptquartier der deutschen Bundeswehr. Ein Offizier der Aufständischen war am Apparat und bat die bundesrepublikanische Armee um militärische Unterstützung. Sein Flehen aus dem 8. Bezirk der umkämpften ungarischen Hauptstadt wurde von Geschützdonner und MG-Salven untermalt. Der telephonische Hilferuf blieb ohne das erhoffte Echo. Der Ungar bekam ein paar jener ermutigenden Trostworte zu hören, die der freie Westen in diesen Tagen so freigebig spendete.48 Stunden später lagen die dunklen Schatten des Krieges auch über der kleinen Residenz am Rhein. Einen langen Tag hindurch sah sich Westdeutschland der apokalyptischen Vision eines dritten Weltkrieges gegenüber. Der Kanzler-weilte zu dieser Zeit in Paris, die partei-politische Elite von Regierung und Opposition trieb Studien im fernen Asien (SPIEGEL 44/1956), und am Abend des letzten Donnerstag debattierten die glücklichen Naturen der westdeutschen Volksvertreter schon wieder mit gewohnter Leidenschaft im Bundestag über die Ladenschlußzeiten. Die dramatischsten und gefahrvollsten Stunden seit Gründung der Bundesrepublik waren kaum unter ihre Haut gedrungen. Die schicksalhafte letzte Woche begann am Sonntag des gespenstischen Anrufs aus Budapest damit, daß die Abreise des Kanzlers zum Staatsbesuch in Paris verschoben wurde. Da die herbstlichen Witterungs- und Nebelverhältnisse eine Reise mit dem Flugzeug untunlich erscheinen ließen, sollten der Kanzler und seine Begleitung am Montag mit einem Sonderzug der Bahn fahren.Wegen der Verschärfung der Situation im Nahen Osten und in Ungarn wurden die Pläne dann aber kurzfristig umgestoßen: Die Reise wurde auf die Nacht vom Montag zum Dienstag verlegt. So gewann Konrad Adenauer einen Tag Zeit zu Besprechungen und Konferenzen in Bonn. Im Mittelpunkt der Sorgen des Bundeskanzlers stand dabei die Frage, ob die Reise nach Paris angesichts der Weltlage - die Sowjets kämpften in Ungarn, die Engländer und Franzosen in Ägypten - überhaupt stattfinden solle. Alle Fraktionen der Bundestags-Opposition - SPD, FDP und BHE - hatten an den Kanzler appelliert, er möge zu Hause bleiben und nicht durch ein Zusammentreffen mit den Franzosen das ohnehin schon stark ramponierte Ansehen der Bundesrepublik in der arabischen Welt noch weiter verschlechtern. Aber Konrad Adenauer blieb hart. Er gefiel sich in einer Rolle, die ihm der Quai d'Orsay in seinem Bemühen, den westdeutschen Regierungschef unter allen Umständen nach Paris zu bekommen, zugeschoben hatte. Das französische Außenministerium hatte Meldungen in die Presse und in die Radionachrichten lanciert des Inhalts, der Bonner Kanzler sei die geeignete Person, das getrübte Verhältnis zwischen Amerika und den anglofranzösischen Mächten wieder aufzupolieren. Obschon das Auswärtige Amt alle diese Meldungen aus der französischen Hauptstadt verschämt und bescheiden dementierte, reizte es Konrad Adenauer augenscheinlich, in diesem Augenblick den weltpolitischen Vermittler zu spielen. Denkmal für NasserDas wurde während einer Teestunde offenbar, zu der Konrad Adenauer an diesem Montagnachmittag zehn vom Bundespresseamt auserwählte Bonner Korrespondenten gebeten hatte.In dem langen und wohlpräparierten Monolog, den der Kanzler seinen Teegästen hielt, sparte er nicht mit Kritik an seinen Verbündeten: »Ich habe bis heute noch nicht herauskriegen können. warum Amerika und die Weltbank die Finanzierung des Assuan-Staudamms ablehnten. Als der ägyptische Produktionsminister in Bonn war und er sich mit mir über den deutschen Wiederaufbau unterhielt, habe ich ihm erklärt, daß Ägypten und Deutschland in der gleichen psychologischen Situation gewesen sind. Auch wir hatten es zu Beginn schwierig. Aber wir haben dafür gesorgt, daß das Volk arbeiten konnte und etwas aufbaute. Das hätte man auch den Ägyptern ermöglichen können. Ein Mann wie Nasser will etwas schaffen, und der Assuan-Damm wäre ein schönes Denkmal für ihn gewesen.« Um 16.15 Uhr waren die Teegäste im Palais Schaumburg an jenem Montag erschienen. Für 17 Uhr hatte Konrad Adenauer die Vorsitzenden aller Bundestagsfraktionen mit ihren Stellvertretern zu einer Konferenz bestellt. Ihnen erklärte der Kanzler mit ungewöhnlicher Offenheit und in krassem Gegensatz zur offiziellen antisowjetischen Propaganda von CDU und Bundesregierung:»Nagy ist viel zu weit gegangen. Er durfte die große russische Nation nicht mit überspitzten Forderungen konfrontieren. Es war ein großer Fehler, den Warschauer Pakt zu kündigen und der sozialistischen Staatsform sofort abzuschwören. Die Ungarn hätten es so machen sollen wie die Polen.« Konrad Adenauer machte in seiner herben Kritik nicht einmal vor der katholischen Kirche Ungarns und ihrer Rolle in der Rebellion (siehe Seite 35) halt. Er fügte aber hinzu, daß die Vorgänge in Ungarn auch zeigten, daß man zu den Russen kein Vertrauen haben könne. Ihr Vorgehen sei hinterhältig gewesen. Auf der einen Seite habe man mit den Ungarn verhandelt, um sie in Sicherheit zu wiegen, während gleichzeitig sieben Divisionen nach Ungarn eingeschleust wurden: »Ich habe einen deutschen Panzergeneral gefragt, der nicht mehr aktiv ist, und er hat mir bestätigt, daß es möglich ist, in zwölf bis vierzehn Tagen sieben Panzerdivisionen aus Rußland oder aus der Tschechoslowakei nach Ungarn zu werfen. Vom Tage der ersten Unruhen in Budapest an gerechnet bis zu dem blutigen Sonntag kommt diese Zeitspanne gerade aus.« Emser Depeschen am laufenden BandDiese sowjetische Hinterlist veranlaßte den, westdeutschen Regierungschef, der eben noch das polnische Beispiel zitiert hatte, zu der nicht sehr einleuchtenden Schlußfolgerung, die Hoffnung auf eine Liberalisierung im Ostblock habe sich nun zerschlagen. Die Russen wollten die Politik der Gewalt fortsetzen, die sie schon bei der Begründung des Satellitensystems angewandt hätten. Deshalb müsse auch. der Westen wieder zu der Politik der Starke zurückkehren.Den Fraktionsführern, die eigentlich gekommen waren, um dem Kanzler die Reise nach Paris auszureden, und nicht, um weltpolitische Spekulationen anzuhören, vertraute der Kanzler dann eine Befürchtung an, die ihn im Hinblick auf Frankreich besonders beschäftige und die eine Fahrt nach Paris erforderlich mache. Er meinte, es sei möglich, daß die Franzosen eine Reiseabsage zum Anlaß nehmen würden, die Ratifizierung des Saarvertrages aufzuschieben. Schon deshalb sei es unbedingt notwendig, ein »Solidaritätsopfer« zu bringen. Abends gegen zehn Uhr verließ des Kanzlers Triebwagenzug denn auch Bonn. Im Hundert-Kilometer-Tempo ging es rheinabwärts bis in die Gegend von Trier. Dort hatten die Reisemarschälle des westdeutschen Regierungschefs ein stilles Abstellgleis für eine dreistündige Ruhepause entdeckt. Da der Zug für die Fahrt nach Paris nur etwa sieben Stunden benötigt, sollte durch diese gewaltsame Verlängerung der Reise den Insassen des Kanzler-Zuges die Möglichkeit zu einem normalen Nachtschlaf beschert werden.Allein, der Kreml warf alle sorgsamen Dispositionen der westdeutschen Reiseleitung über den Haufen. Außer Kanzler Konrad Adenauer tat in dieser Nacht kaum ein Mitglied der Reisegesellschaft ein Auge zu. Schuld daran war der Sowjet-Premier und Marschall Bulganin. Kaum war nämlich der Sonderzug kurz nach Mitternacht auf das Abstellgleis rangiert, da wurde die Telephonanlage des Kanzlerzuges an das Leitungsnetz geschlossen. Während der Gliederzug bis dahin nur durch Funk-Fernschreiber mit der Außenwelt verbunden war, wurde er nun an das bundesrepublikanische Fernsprechnetz angeschlossen. Konrad Adenauers persönlicher Pressesekretär, der ebenso aktive wie attraktive Dr. Wand, genannt »Bonn-vi-wand«, hängte sich sofort an den Apparat und klingelte das heimatliche Bundespresseamt in Bonn an. Was ihm die Nachrichtenzentrale mitteilte, blies ihm alle Müdigkeit aus den Gliedern. In Stichworten diktierte Wand seinem Außenamts-Kollegen Gesandtschaftsrat Jaenicke, der neben ihm stand, die aus Bonn übermittelte Fassung der nächtlichen Bulganin-Botschaft an den britischen Premierminister Sir Anthony Eden ins Stenogramm:»Die Sowjetregierung erachtet es für notwendig, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß der von England und Frankreich entfesselte Aggressionskrieg gegen den ägyptischen Staat ... sehr gefährliche Folgen für den Weltfrieden in sich birgt... Wie wäre die Lage Englands, wenn es selber von stärkeren Staaten überfallen würde, die über sämtliche Arten moderner Vernichtungswaffen verfügen ... zum Beispiel die Raketentechnik? ... Wir sind fest entschlossen, durch Gewaltanwendung die Aggressoren zu zerschlagen.« Der Kanzler hatte sich zehn Minuten zuvor in seine Schlafkabine zurückgezogen, als Wand und Jaenicke mit dieser ultimativen Forderung aus Moskau in den Salon zurückkehrten. Während unter den Anwesenden, darunter Außenminister Heinrich von Brentano und Felix von Eckardt, noch betretenes Schweigen herrschte, begann der Funk-Fernschreiber zu ticken und übermittelte die erste Kurzfassung der Hiobsbotschaft, eine United-Press -Meldung aus Washington.Die UP-Meldung klang keineswegs beruhigender als die Mitteilung aus Bonn. Nach der im Nachrichtengeschäft üblichen Methode waren alle die in der vier Seiten langen Sowjet-Botschaft ohnehin kargen Wendungen der Mäßigung und Höflichkeit ausgelassen und nur die schärfsten Drohungen zusammengestellt. Felix von Eckardt: »Die Nachrichtenagenturen müssen ja heute berufsmäßig Emser Depeschen* am laufenden Band produzieren.« Dieser wahrhaft schreckerregende Text wurde Bundeskanzler Konrad Adenauer in seine Schlafkabine geschickt. Die Geisterstunde näherte sich gerade ihrem Ende. Der große alte Mann, noch nicht eingeschlafen, überflog die Botschaft und erkundigte sich, ob »die Herren« noch auf seien. Als ihm das bestätigt wurde, erklärte er, sein Außenminister möge sich um die Angelegenheit kümmern, drehte sich zur Wand, löschte das Licht und fiel alsbald in tiefen Schlummer. Seine Kabine verließ er keine Sekunde.Das wachbleibende diplomatische Gefolge begann nun in den beiden Salons eine fieberhafte nächtliche Tätigkeit. Zunächst wurde das Bonner Außenamt angerufen. Außenminister Heinrich von Brentano beauftragte seine Diplomaten in der Zentrale, unverzüglich Kontakt mit den westlichen Botschaftern in Bonn aufzunehmen. Doch das Ergebnis dieser ersten diplomatischen Aktion war mager. Amerikaner und Franzosen waren überhaupt nicht zu erreichen, der britische Botschafter Sir Frederick R. Hoyer Millar befand sich in London. An seiner Stelle wurde Hoyer Millars Stellvertreter, Gesandter R. Allen, in Bad Godesberg aus seinen Träumen geklingelt. Schlaftrunken riet er den deutschen Diplomaten und ihrem Kanzler, zunächst weiter nach Paris zu fahren: Dort säßen sie ja an der Quelle und würden zweifellos mehr erfahren können als von ihm. Vom Sonderzug war unterdes auch ein Gespräch nach Paris in die Privatwohnung des deutschen Botschafters Vollrath von Maltzan angemeldet worden. Auch dort hatte man sich offenbar schon zur Ruhe begeben. Erst nach längerem Läuten meldete sich die Gattin des deutschen Botschafters. Außenminister Heinrich von Brentano entschuldigte sich galant und bat ihren Mann an den Fernsprecher. Bundespräsident Felix von Eckardt machte im Hintergrund ein paar suffisante Bemerkungen über deutsche Ehemänner, die bei nächtlichen Telephonanrufen zunächst einmal ihre Frauen an den Apparat schicken, um zu sehen, ob vielleicht jemand falsch verbunden wäre.Laufend übermittelte das Bundespresseamt aus Bonn die neuesten Meldungen und Nachrichten an den Sonderzug auf dem Abstellgleis. In diesen Stunden wurde eine endgültige Entscheidung über einen Plan gefällt, den Außenminister Heinrich von Brentano schon seit Tagen hegte: Der Staatsbesuch in Paris, den man angesichts der Weltsituation bereits verspätet begonnen hatte, sollte nun im Hinblick auf die drohende Kriegsgefahr auch noch vorzeitig beendet werden. Statt Mittwochvormittag, so wurde in jener Nacht zum Dienstag im Sonderzug beschlossen, werde man schon Dienstagabend wieder heimreisen.Übernächtigt, nervös und mit zerquälten Hirnen kletterte am Dienstagmorgen um 8.20 Uhr die deutsche Delegation hinter ihrem ausgeschlafenen Kanzler aus dem Sonderzug auf den mit roten Läufern ausgelegten Bahnsteig des Pariser Ostbahnhofs.Der französische Ministerpräsident Guy Mollet war - wie es protokollgerecht gewesen wäre - nicht zum Empfang erschienen; denn auch in Paris war die Nacht wegen der Bulganin-Note ähnlich ruhelos gewesen wie im Sonderzug des Kanzlers.Nach einer dramatischen nächtlichen Beratung des Moskauer Ultimatums im französischen Kabinett waren die Minister gegen sechs Uhr morgens ins Bett gefallen. Ministerpräsident Guy Mollet und Außenminister Christian Pineau ließen sich bei ihrem Staatsgast aus Bonn durch den Minister ohne Geschäftsbereich Chaban-Delmas und den stellvertretenden Außenminister Maurice Faure entschuldigen, die als jüngste Kabinettsmitglieder die Nacht im Ratssaal noch am besten überstanden hatten. Die beiden hatten kurz zuvor noch ihre Köpfe in kaltes Wasser getaucht, um sich einigermaßen morgenfrisch zu fühlen.Im Hotel Bristol rief der Kanzler sogleich alle seine Mitarbeiter einschließlich des Nato - Botschafters Herbert Blankenhorn und des deutschen Botschafters in Paris, des Freiherrn Vollrath von Maltzan, in seinen Salon, um die letzten Nachrichten zu deuten und die Unterredung mit den Franzosen vorzubereiten. Der gemeinsame Markt und Euratom, eigentlich Arbeitsthemen des Besuchs, spielten dabei keine Rolle. Sie waren ganz in den Hintergrund getreten und konnten den Experten überlassen bleiben.Da nur ein einziger Tag zur Verfügung stand, war vom Mittagessen beim Ministerpräsidenten bis zum Besuch beim Präsidenten der Republik am Spätnachmittag ein pausenloses Verhandlungsprogramm angesetzt worden, ohne daß eine feste Tagesordnung vereinbart worden wäre.Der Rat des KanzlersEhe Adenauer und Brentano mit ihren Beratern beim Premierminister Guy Mollet eintrafen, war bekanntgeworden, daß Präsident Eisenhower dem französischen Ministerpräsidenten und dem britischen Premierminister dringend nahegelegt hatte, ihren Truppen so schnell wie möglich den Befehl zur Feuereinstellung zu geben, um zu verhindern, daß sowjetische Truppen als »Freiwillige« oder als »Hilfskontingente« der Sowjet-Union für das verbündete Ägypten gegen das anglo-französische Expeditionskorps eingesetzt würden. Zum Ultimatum aus Moskau war damit eine neue politische Pression aus Washington gekommen. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen ließ in Paris und London mitteilen, daß Ägypten einer sofortigen Feuereinstellung zustimmen würde. Schon ehe er Konrad Adenauer sah, hatte Mollet sich unter diesen vielerlei Pressionen entschlossen, das Feuer in Ägypten einstellen zu lassen.Als er dies Konrad Adenauer mitteilte und ihn fragte, ob er nicht auch der Meinung sei, daß diese Lösung unter den gegebenen Umständen die einzig mögliche sei, gab der Kanzler dem zuspruchbedürftigen französischen Ministerpräsidenten die einzig mögliche Antwort: Ja, er sei auch dieser Meinung und begrüße das Ende der Kämpfe von ganzem Herzen.Es war allerdings noch nicht festgelegt, ob die Waffen in zwölf Stunden, also um Mitternacht desselben Tales, oder erst nach Ablauf von sechsunddreißig Stunden schweigen sollten. Die Militärs auf Zypern und in den heimischen Generalstäben in Paris und London forderten am Dienstagnachmittag noch sechsunddreißig Stunden Zeit. Sie hatten Ismailia noch nicht genommen, und Port Said war noch nicht fest in ihrer Hand. Doch in sechsunddreißig Stunden, so versicherten die Generale, würden sie die gesamte Kanalzone einschließlich des Hafens und der Stadt Suez wie geplant besetzt haben.Gegen diese Forderung mußte derselbe Einwand erhoben werden wie gegen die Fortsetzung der Operationen überhaupt: Den Sowjets würde Zeit zur militärischen Intervention gelassen werden. Die Logik des Arguments setzte sich durch. Wieder stimmte Konrad Adenauer dem Guy Mollet zu, dessen Entscheidung aber wiederum schon grundsätzlich gefallen war. Hätte der Kanzler ihm geantwortet, Frankreich und England sollten noch 36 Stunden warten, so würde er damit nichts mehr an der Entscheidung für die sofortige Feuereinstellung geändert haben.Schüler schrien: »Mörder!«Während dieser hektischen Betriebsamkeit in Paris war es in Bonn kaum weniger aufgeregt zugegangen.Der Tag hatte im Bonner Auswärtigen Amt mit einer Schnellanalyse der nächtlichen Botschaften Bulganins an Eden und Mollet begonnen. Diese Expertise stützte sich nicht zuletzt auf den jüngsten, drei Tage allen Bericht der deutschen Botschaft in Moskau. Dessen wesentlichste Punkte lauten:- Die Sowjets wurden durch die Ereignisse in Polen und Ungarn überrascht und möchten die Situation im Ostblock auf dem Niveau des Titoismus stabilisieren.- Durch die Vorgänge bei den Satelliten erfolgt gleichzeitig eine Abwertung der DDR und eine Aufwertung der Bundesrepublik, da das Sicherheitsproblem für die Russen in den Vordergrund gerückt ist.- Im Kreml ist ein Zusammenrücken der divergierenden Kräfte zu beobachten, Beweis dafür. Das gemeinsame Auftreten von Bulganin, Chruschtschew, Molotow und Kaganowitsch auf Parties und Empfängen. Als neuer Mann tritt der Parteiideologe Suslow immer mehr hervor, der jeden Kompromiß mit dem Westen ablehnt. Parallel dazu wächst die Bedeutung der Militärs unter Marschall Schukow.- Die Moskauer Botschaft mahnt zur Vorsicht in allen antisowjetischen Erklärungen.Das Ergebnis der an Hand solcher und anderer Unterlagen angefertigten Ausarbeitung der Bonner. Sowjetspezialisten wurde dem Außenminister Heinrich von Brentano nach Paris gedrahtet und war furchterregend: Die sowjetische Drohung sei bitter ernst zu nehmen. Der Überraschungsangriff sei wesentlicher Bestandteil der neuen sowjetischen Strategie. Raketen auf London und Paris seien jederzeit möglich.Aus dieser Erkenntnis der Ostexperten des Auswärtigen Amtes folgerte der in diesen Stunden in der Koblenzer Straße anwesende ranghöchste Diplomat, der Chef der Länderabteilung, Freiherr von Welck, allerdings hellsichtig, daß London und Paris angesichts dieser Drohung ihre Aktion in Ägypten trotz des damit verbundenen Prestigeverlustes unverzüglich abbrechen würden.Für alle Fälle holte der vorsichtige Diplomat dennoch ein militärisches Gutachten ein Aus dem Bundesverteidigungsministerium kam die beruhigende Versicherung, daß nach Ansicht des westdeutschen Generalstabs Amerika einen dritten Weltkrieg gewinnen würde.Wie mißlich hingegen die westdeutsche Situation in militärischer Sicht in diesem Moment sein würde, hatte die Abteilung Streitkräfte des General Speidel an jenem Vormittag in einer Lagebeurteilung dargelegt. Nur wenige Alarmeinheiten der Armee könnten mobilisiert werden. Für die Luftwaffe meldete General Kammhuber völlige Fehlanzeige; Piloten in Ausbildung seien alles, was er zu bieten habe. Der Bundesgrenzschutz schließlich, durch seine Überführung in die Bundeswehr zur Hälfte völlig aktionsunfähig gemacht, verfügte über einen Munitionsbestand von 15 Schuß je Mann.Während das Wissen um den Ernst dieser Lage die verantwortlichen Offiziere und Diplomaten im Verteidigungsministerium und Außenamt mit tiefer Sorge erfüllte, bewies die Bonner Bevölkerung - an ihrer Spitze die Studenten der Universität- ungebrochenen Kampfesmut. 30 000 Menschen zogen im Schweigemarsch »aus Protest gegen jede Aggression überall in der Welt« durch die Stadt. Die Aktion nahm ein unrühmliches Ende, weil auf Anweisung des Rektors, des katholischen Theologen Professor Schäfer, der Festredner und Philosoph Litt in seiner Ansprache nur der Ungarn, nicht aber der Ägypter gedachte. SPD, DGB, »Unteilbares Deutschland« und zahlreiche Studentengruppen protestierten anschließend gegen diese Einseitigkeit.Zur selben Zeit schrien hunderte Schüler und Schülerinnen von Bonner und Bad Godesberger Oberschulen vor der Sowjet-Botschaft in Rolandseck: »Mörder!« Bereitschaftspolizei schützte die Mission vor Übergriffen. Die Russen hatten während der Demonstration in Kelleröffnungen und auf dem Balkon vier Tonbandgeräte untergebracht, auf denen sie die Proteste mitschnitten. Die Bänder wurden sofort nach Abzug der Demonstranten den Botschaftsangehörigen vorgespielt und später nach Moskau gesandt. Dem Botschafter Smirnow wurde von der Sowjetregierung anheimgestellt, aus Bonn abzureisen, wenn ihm die Situation zu unangenehm werde.Inzwischen wurden auch die britische und die französische Botschaft mit einem deutschen Polizei-Kordon umgeben, um die verbündeten Diplomaten vor jugendlichen Demonstranten zu schützen. Meinte der britische Botschaftsrat Lance Pope: »Wir erwarten jeden Tag Schulbesuch.«Im Gegensatz zu der idealistischen Empörung der Jungen standen die Vorbereitungen mancher westdeutscher Geschäftsherren. War es schon am Dienstagvormittag in Godesberg unmöglich, Benzinkanister und 200-Liter-Fässer Treibstoff zu beziehen (siehe Seite 22), so verdichteten sich solche Angstkäufe am Abend mancherorts zur Beratung detaillierter Fluchtpläne. Als einer der größten Ruhr-Industriellen an diesem Abend von seinem Bonner Repräsentanten über die Waffenstillstands-Ankündigung Edens im Unterhaus telephonisch informiert wurde, gestand der Chef aufatmend, daß er gerade mit seinen engsten Vertrauten in einer Konferenz Absetz-Bewegungen besprochen hatte.Als in Paris der Kanzler viertel vor Sechs zum Besuch beim Staatspräsidenten Coty antrat, hatte die Edensche Erklärung auch in Paris die Spannung gelöst. Des Kanzlers Pressesprecher verkündete im Hotel Bristol: »Die Engländer und Franzosen werden von einer militärisch hinreichend starken Position aus in den Waffenstillstand gehen. Sie haben jetzt gute Verhandlungsmöglichkeiten.« Das alliierte Oberkommando auf Zypern hatte die Einnahme von Ismailia für den selben Abend zugesagt.Die deutschen Presseamtsfunktionäre erklärten aber noch mehr: »Des Kanzlers Rat wurde erbeten, und er drängte den französischen Ministerpräsidenten zum sofortigen Waffenstillstand, was dann auch entschieden wurde.« Einen zweiten Rat des Kanzlers verschwiegen sie allerdings vor der Öffentlichkeit. Konrad Adenauer warnte seine Gastgeber scharf vor jeder Waffenlieferung an die ungarischen Aufständischen. »Es ist furchtbar, aber wahr«, sagte Kanzlerberater Felix von Eckardt, »aber dieses ganze Europa ist ohnmächtig zu tatkräftiger Hilfe für ein europäisches Volk, das sein Leben um seine Freiheit einsetzt und nach Europa zurück will. Es ist erbärmlich, daß wir nichts anderes tun können als protestieren, Verbandszeug, Medikamente und warme Decken schicken.«Am Abend, bei dem prunkvollen Empfang im Quai d'Orsay, der für diese Gelegenheit zum erstenmal mit blauweißrotschwarzrotgoldenen Fahnenbuketts geschmückt war, war der Weg frei für hoffnungsfrohe europäische Tischreden. Konrad Adenauers Rede wurde dem Kanzler von einem Boten aus dem Salon-Sekretariat in den Bankettsaal nachgetragen, da er wegen der sich überstürzenden Besprechungen über die internationale Lage keine Zeit mehr gehabt hatte, das Manuskript mitzunehmen.Während er zwischen zwei Damen Tafelkonversation machte und gemeinsam mit Guy Mollet befriedigt feststellte, daß die Ereignisse der Weltpolitik den Zusammenschluß Westeuropas fördern würden, setzten seine Presseamtspropagandisten noch vor der Rückfahrt des Kanzlers nach Bonn im Hotel Bristol die große Propagandawalze mit dem neuen Wahlschlager in Bewegung: Adenauer habe entscheidend zur Rettung des Friedens beigetragen. Die Deutsche Presse-Agentur meldete aus Paris, daß in kritischer Situation der Rat des Kanzlers erbeten worden sei, worauf Konrad Adenauer zu sofortiger Feuereinstellung geraten habe. Die beamteten Propagandisten gaben die Parole vom Friedenskanzler aus. Unter den Bonner Offiziellen herrschte Hochstimmung. Ein Unternehmen, das wenig versprach, als es begann, war - wie ein deutscher Diplomat es ausdrückte - »dank des Fortune, das ein Staatsmann eben haben muß«, doch noch zum Guten gewendet worden.»Es war doch richtig, daß er nach Paris gekommen ist«, sagten des Kanzlers Sprecher.Folgen für die IndustrieNun kam es darauf an, den Bundeskanzler - durch leichte Retuschen des historischen Vorgangs - für innenpolitische Zwecke als Weltfriedensstifter zurechtzuschminken. Bonner Regierungsjournalisten und Presseamtsleute stürzten sich schon im Hotel Bristol auf den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Fritz Berg, der ganz zufällig dort abgestiegen war, und redeten in der Hotelhalle im Stehkonvent auf ihn ein »Jetzt muß die Industrie dem Kanzler auch in der Rentenreform entgegenkommen! Wenn die Rentenreform attraktiv ist, so wie der Kanzler das will, dann sieht nächstes Jahr alles anders aus. Die Rentenreform muß jetzt dem Erfolg des Waffenstillstandes folgen...«Wie auf der Hinfahrt wurde auch auf der nächtlichen Rückreise von diesem eintägigen Staatsbesuch in Paris auf halbem Wege eine mehrstündige Pause auf einem Abstellgleis eingeschoben, damit der Zug nicht schon mitten in der Nacht in Bonn eintreffe. Und wie die vorangegangene, so wurde auch diese Nacht vom Dienstag zum Mittwoch vom Kanzler zu einem erquickenden Schlaf genutzt, während seine Begleitung angespannt werkelte.Schon als der Kanzler-Expreß noch durch die Vororte von Paris heimwärts ratterte, bastelte Außenminister Heinrich von Brentano mit seinen Mitarbeitern an einer außenpolitischen Regierungserklärung zur Lage, die am übernächsten Tag, dem Donnerstag, von Bundeskanzler Konrad Adenauer dann im Bonner Bundestag abgegeben wurde.Als Unterlage diente ein Entwurf, den der Referent in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Dr. Oncken, angefertigt hatte. Nachdem die Endfassung hergestellt war, legte sich der Minister für ein paar Stunden aufs Ohr, um das Dokument dann am nächsten Morgen - Mittwoch - zwischen acht und zehn im Zug einer Sekretärin in Reinschrift zu diktieren.Etwa zur gleichen Stunde war auch Konrad Adenauer wieder erwacht. Wie allmorgendlich wurde ihm gegen acht Uhr der Tee gebracht. Seine erste Frage an diesem Mittwoch im Sonderzug galt einem Ereignis, das über den dramatischen Vorgängen des letzten Tages fast in Vergessenheit geraten war: den amerikanischen Präsidentschaftswahlen: »Haben Sie dat Erjebnis aus den USA schon vorliegen?«General Dwight D. Eisenhowers klarer Vorsprung zu jener Stunde versetzte den westdeutschen Kanzler in so gehobene Stimmung, daß er sich noch drei Stunden später, bei seiner Ankunft in Bonn, zu einer Geste herabließ, die von seiner unmittelbaren Umgebung als untrügliches Zeichen für gnädigste Laune angesehen wird: Er erlaubte seinem diplomatischen Adjutanten, dem Ministerialrat Kilb, mit ihm in den wartenden Mercedes 300 zu steigen.Der Kanzler selbst rief an diesem Mittwoch noch einmal die Fraktionsführer zu sich, schilderte ihnen seine Visite an der Seine als großen Erfolg und wischte Thomas Dehlers Gemäkel, er habe sich nicht genügend über die mangelnde Konsultation durch die Engländer und Franzosen beschwert, mit der Bemerkung vom Tisch: »Erst einmal mußte die Kuh vom Eis geholt werden.«Die Gäste blieben ausAm Abend des gleichen Tages gab die Sowjet-Botschaft in Rolandseck ihren traditionellen Empfang zum Jahrestag der bolschewistischen Oktoberrevolution. Während in Washington zu der gleichen Veranstaltung überhaupt kein Vertreter des amerikanischen Außenministeriums erschien, entsandte das Bonner Auswärtige Amt aus Höflichkeit seinen Protokollchef, den Gesandten Mohr. Außer ihm repräsentierte nur noch der Präsident des Raiffeisenverbandes, Reichsminister a.D. Hermes, die bundesrepublikanische Prominenz. Hermes wollte seine Überzeugung dokumentieren, daß er eine einseitige Bindung der Bundesrepublik an den Westen im Hinblick auf die Wiedervereinigung für falsch hält. Andere geladene offizielle deutsche Gäste und auch die Botschafter der Nato-Staaten hatten abgesagt.Wie schnell indes die Mehrheit der Repräsentanten der Bonner Republik bereit war, den jähen Blick in den Abgrund zu verdrängen, der sich am Wochenanfang vor ihnen aufgetan hatte, wurde bereits zu Beginn der zweiten Wochenhälfte deutlich, als der Bundestag am letzten Donnerstag wieder zusammentrat. Vormittags gedachten die westdeutschen Parlamentarier der Toten in Ungarn und Ägypten mit bewegten Worten. Nachmittags erledigten sie gemäß dem Willen der Regierungskoalition in erster Lesung das Gesetz über die Wehrdienstzeit in der Bundesrepublik.Und selbst ihr Gedenken an die Opfer der blutigen Konflikte trug schon wieder den Stempel der westdeutschen Parteipolitik. Bevor Bundesregierung und Bundestagsfraktionen vorbereitete Erklärungen abgaben, bat nämlich der amtierende Parlamentspräsident Richard Jaeger von der CSU das Plenum, sich zu Ehren der Toten zu erheben. Zu Ehren welcher Toten, diese Frage war zuvor Gegenstand ernsthafter Auseinandersetzungen im Ältestenrat des Parlaments gewesen. Richard Jaeger hatte die Ansicht vertreten, man könne die Toten Ungarns und Ägyptens nicht gleichsetzen. Die SPD-Opposition konnte durch Androhung eines Skandals erreichen, daß der christlich-soziale Vizepräsident auf solche feinen Nuancierungen bei der Totenehrung verzichtete.* Die Emser Depesche nennt man das Telegramm, das 1870 über die Unterredung zwischen Wilhelm I. und dem französischen Botschafter Benedetti in Ems nach Berlin berichtete. Benedetti hatte auf Weisung Napoleons III. eine bindende Verzichterklärung Wilhelms I. hinsichtlich der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollern gefordert. Bismarck veröffentlichte das Telegramm stark gekürzt, wobei Akzentverschiebungen die napoleonische Forderung verschärften. Die französische Erregung darüber löste die Kriegserklärung Frankreichs aus.Verhandlungspartner Pineau, Adenauer, Mollet, Brentanos Rettete der Kanzler den Frieden?Kanzler-Intimus von EckardtBemerkungen über EhemännerBonner Schüler vor der Sowjet-Botschaft: Tonbandgeräte auf dem Balkon
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Politik
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1956-11-13T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/kuh-auf-dem-eis-a-2028074e-0002-0001-0000-000043064624?context=issue
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FREITAG 12.7.
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20.45 - 22.40 Uhr Arte Alle haben geschwiegen Leider ist die Geschichte, die der Grimme- und Bundesfilmpreisträger Norbert Kückelmann in dem Film erzählt, keine wirklichkeitsfremde Erfindung zur Verunglimpfung der Kleinstadtidylle. Die junge Frau, die drei Männer aus Frust, Suff und Langeweile brutal mißhandelten und erwürgten, hat es tatsächlich gegeben. Der Prozeß konnte nur deshalb eröffnet werden, weil einer der Mörder Jahre nach der Tat gestand. Dann erst kam heraus, daß die Kumpel mehrere Mädchen vergewaltigt hatten. Doch in der Enge der Kleinstadt hatte keine von ihnen den Mut gefunden zu reden. 22.15 - 22.45 Uhr ZDF Aspekte In Atlanta sprinten nicht nur die Athleten, sondern auch Kulturartisten um die Wette. Moderator Manfred Eichel steht am Start. 22.45 - 23.15 Uhr ZDF Willemsens Zeitgenossen Anhänger der ernsthaften Kultur sollten dranbleiben am ZDF. Roger W. hat einen Mann getroffen. Das ist viel besser, als wenn er Frauen empfängt: Der Schmachtwert des Moderators sinkt Männern gegenüber meistens in erträgliche Zonen. An Geist ist der heutige Gast obendrein dem Edelplauderer ebenbürtig, an Bescheidenheit - Kunststück - klar überlegen: Michel Piccoli. 22.50 - 0.30 Uhr ARD Mystic Pizza Wer lieber über schöne Frauen lacht, schaltet um auf Julia Roberts. Bevor sie als Pretty Woman gefallen und im Leben unglücklichen Lieben verfallen war, bewies sie 1988 im ersten Film von Donald Petrie ihr komisches Talent. Die Romanze über drei Frauen auf dem Sprung ins (Liebes-)Leben, schrieb die New York Times, »ist randvoll mit Herz und Humor«.
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"ZDF"
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Politik
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Beamtenbund: Dem Staat fehlen mehr als 185.000 Mitarbeiter
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Dem Staat fehlen nach Einschätzung des Beamtenbundes dbb derzeit mehr als 185.000 Mitarbeiter. Das geht aus einer Aufstellung des dbb Beamtenbund und Tarifunion hervor. Demnach fehlen in den Kommunalverwaltungen fast 138.000 Mitarbeiter, davon allein im Erziehungsdienst 130.000. Den Feuerwehren fehlen laut dbb 4000, den Jugendämtern 3000 Mitarbeiter. Eine Lücke von 32.000 Mitarbeitern habe sich an den Schulen aufgetan, 8000 Mitarbeiter fehlten den Landespolizeien und 500 der Bundespolizei. Im öffentlichen Gesundheitsdienst gibt es laut Beamtenbund eine Unterbesetzung von 2500, in der Justiz von 3000 und bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern von 1500 Mitarbeitern.Die Zahlen stammen von den einzelnen Mitgliedsgewerkschaften des dbb und zeigen laut Beamtenbund offene Stellen sowie den tatsächlichen Personalmangel im Arbeitsalltag. Unter dem Dach des dbb sind 42 Mitgliedsgewerkschaften organisiert. Unter anderem wegen der Herausforderungen durch Inklusion und Migration bräuchten vor allem Länder und Kommunen zusätzliches Personal, so der dbb. In den kommenden 15 Jahren werde sich der Personalmangel verschärfen, denn 1,5 Millionen Beschäftigte würden altersbedingt aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden. Ziehe man davon die zu erwartenden Neueinstellungen ab, bleibe rechnerisch eine Personallücke von mehreren Hunderttausend Beschäftigten.
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asa/dpa
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Es fehlen Lehrer, Polizisten, Erzieher. Die Verwaltungen sind überlastet. Laut Beamtenbund ist der Personalmangel beim Staat groß - und dürfte sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.
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"Bundesagentur für Arbeit",
"Bundespolizei"
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Wirtschaft
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Soziales
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2018-01-03T07:06:00+01:00
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2018-01-03T07:06:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/beamtenbund-dem-staat-fehlen-mehr-als-185-000-mitarbeiter-a-1185958.html
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Sigmar Gabriel: Der SPD-Chef und die konservativen Medienberater
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Die kommenden Bundestagswahlen sind noch eine Weile hin. Erst in zwei Jahren werden die Bürger wieder zu den Urnen gerufen. In den Parteien beginnen allerdings jetzt schon erste konkrete Maßnahmen. So bereitet sich nach Informationen des SPIEGEL der SPD-Parteichef Sigmar Gabriel mit ersten personellen Entscheidungen auf den Wahlkampf 2017 vor. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.) Um die Umfragewerte seiner Partei und seiner Person zu verbessern, hat er sich die Beratungsdienste zweier konservativer Medienexperten aus Nordrhein-Westfalen gesichert. Der eine, Thomas Hüser, Leiter einer PR-Agentur in Essen, unterhält enge Kontakte zur katholischen Kirche und gilt im Ruhrgebiet als in Wirtschaftskreisen gut vernetzt. Der andere, Wilhelm Klümper, war bis 2014 Vize-Chefredakteur der in Essen herausgegebenen "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" ("WAZ"). Zu beiden soll Gabriel den Kontakt auf Anraten von Bodo Hombach, dem früheren "WAZ"-Geschäftsführer, gesucht haben. Hombach, nach dem rot-grünen Wahlsieg 1998 acht Monate lang Kanzleramtschef unter dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder, ist innerhalb der SPD höchst umstritten, vor allem auf dem linken Flügel. "Er hat zweimal Wahlkampf gegen uns gemacht", heißt es etwa bei nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten. Zu Zeiten der damaligen Regierung hatte er gegen den Kurs des damaligen SPD-Parteichefs und Bundesfinanzministers Oskar Lafontaine gearbeitet. Lafontaine ist heute in der Linkspartei.
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Die Umfragewerte für Vizekanzler Gabriel und seine SPD sind schlecht. Nun sollen nach Informationen des SPIEGEL ausgerechnet zwei konservative Medienberater helfen, sein Image zu verbessern.
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"Sigmar Gabriel",
"SPD",
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"CDU",
"Angela Merkel",
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"Michael Spreng"
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Politik
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Deutschland
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2015-07-04T12:19:00+02:00
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2015-07-04T12:19:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sigmar-gabriel-der-spd-chef-und-die-konservativen-medienberater-a-1041932.html
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Uwe Gensheimer bleibt Kapitän der deutschen Handballer
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Uwe Gensheimer wird die deutsche Handball-Nationalmannschaft auch unter dem neuen Bundestrainer Christian Prokop als Kapitän anführen. "Uwe hat einen riesigen Erfahrungsschatz. Er gibt der Mannschaft, in der viele junge Spieler stehen, Ausstrahlung und Ruhe. Er bleibt Kapitän", sagte Prokop in Frankfurt. Dort bereitet sich der Europameister auf das Top-Duell in der EM-Qualifikation beim WM-Dritten Slowenien vor. Für die Partie an diesem Mittwoch (20 Uhr) in Ljubljana hat Prokop sein stärkstes Aufgebot zur Verfügung. "Es sind alle Spieler fit angereist. Einige haben ein bisschen mit Erkältungen zu kämpfen, aber es nichts Ernstes", sagte er.Für Prokop, der Mitte März die Nachfolge von Dagur Sigurdsson angetreten hat, ist es das Pflichtspieldebüt als Bundestrainer. "Die Vorfreude ist riesig, aber es geht nicht um mich, sondern um die Mannschaft. Ich erwarte ein kampfbetontes Spiel, das für uns ein Gradmesser ist", sagte der 38-Jährige. "Wir haben den Ehrgeiz, dort erfolgreich zu sein."
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aha/sid
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Der neue Handball-Bundestrainer setzt auf Kontinuität: Christian Prokop will in der Kapitänsfrage nichts ändern. Uwe Gensheimer führt die Nationalmannschaft weiterhin an.
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"Handball"
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Sport
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2017-05-01T15:53:00+02:00
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2017-05-01T15:53:00+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/uwe-gensheimer-bleibt-kapitaen-der-deutschen-handballer-a-1145605.html
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Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
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Mitarbeiter, die sich von ihrem Chef geschätzt fühlen, arbeiten besser und gehen zuvorkommender mit den Kunden um als Angestellte, die dieses Gefühl nicht haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der York University in Kanada. Ein Wissenschaftler-Team um die Psychologin Sabrina Deutsch Salamon hatte sich zum Ziel gesetzt, eine der großen Fragen der Mitarbeiterführung zu beantworten: Wann arbeiten Angestellte effektiver - wenn sie überwacht werden, wie es beispielsweise der deutsche Discounter Lidl tat, oder wenn sie das Gefühl haben, selbstverantwortlich arbeiten zu können? Zu diesem Zweck analysierten die Forscher die Verkaufsergebnisse in 88 Filialen einer kanadischen Einzelhandelskette und befragten in den Filialen über 4000 Mitarbeiter. Die Analyse der Ergebnisse zeigte, dass es einen unstrittigen Zusammenhang gibt zwischen dem Gefühl des Vertrauens und der Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern. Wie Vorgesetzte dieses Gefühl am besten erzeugen können, ist noch nicht genau geklärt. Dies soll in einer Folgestudie geschehen.
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Panorama
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2008-05-18T13:00:00+02:00
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2008-05-18T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/kontrolle-ist-gut-vertrauen-ist-besser-a-7d650e5f-0002-0001-0000-000057038073?context=issue
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Libor-Skandal: Deutsche Bank erleidet Schlappe vor Londoner Gericht
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London - Die Deutsche Bank und Barclays haben eine Schlappe vor dem Appellationsgericht in London erlitten. Beiden Instituten ist es nicht gelungen, Vorwürfe über Manipulationen beim Referenzzins Libor aus zwei separaten Gerichtsverfahren London herauszuhalten, bei denen es unter anderem um Falschberatung bei Derivaten ging. Das Appellationsgericht entschied, dass in beiden Fällen die Libor-Vorwürfe relevant seien und hat sie deshalb zugelassen. Die beiden Verfahren werden voraussichtlich 2014 beginnen. Das Urteil könnte die Tür für zahllose weitere Schadensersatzverfahren von Kleinunternehmen öffnen, die Banken vorwerfen, ihnen durch die Manipulation des Libor-Satzes geschadet zu haben.Die zwei Unternehmen Guardian Care Homes und Unitech Global haben in zwei separaten Verfahren den Vorwurf erhoben, dass sie von Barclays beziehungsweise von der Deutschen Bank beim Kauf von Produkten zur Absicherung von Zinsrisiken falsch beraten worden seien. Die Geschäfte orientierten sich an der London Interbank Offered Rate (Libor), deren Satz mehrere Banken manipuliert haben sollen. Sowohl Barclays als auch die Deutsche Bank hatten geltend gemacht, dass die Vorwürfe zu den Swap-Geschäften nichts mit den Vorwürfen über Libor-Manipulationen zu tun hätten. Das Appellationsgericht sah dies nun anders. Guardian Care Homes wirft Barclays vor, auf Swap-Geschäfte, die auf dem Libor basierten, seit 2008 mehr als zwölf Millionen Pfund Sterling verloren zu haben. Barclays habe den Referenzzins zu seinem eigenen Vorteil manipuliert. Barclays hat im vergangenen Jahr Strafen von insgesamt 290 Millionen Pfund gezahlt, nachdem sich das Institut mit den Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien geeinigt und Manipulationsversuche eingestanden hatte. Barclays teilte mit, die Vorwürfe einer Falschberatung bei den Geschäften hätten mit oder ohne Libor-Vorwürfe keinen Bestand. Das Unternehmen habe über eine Gruppe von Beratern verfügt und die erworbenen Hedging-Produkte verstanden. Die Deutsche Bank hatte auch versucht, das indische Unternehmen Unitech Global daran zu hindern, die Vorwürfe über eine Falschberatung beim Kauf von Swap-Produkten mit breiter gefassten Vorwürfen über Manipulationen von Zinssätzen zu verknüpfen. Auch diesen Ansatz schmetterte das Appellationsgericht ab. Die Deutsche Bank hatte anfänglich Unitech Global auf die Rückzahlung eines Kredits verklagt. Eine Sprecherin der Deutschen Bank in London sagte, man sei über das Gerichtsurteil enttäuscht und werde dagegen vorgehen. Es handele sich um ein seit längerem anhängiges Verfahren über einen Kredit, der nicht zurückgezahlt worden sei. Die Einführung breiter und unbegründeter Vorwürfe in Zusammenhang mit dem Libor sei der Versuch der Beschuldigten, die Zahlung zu verzögern und das Augenmerk von den unbezahlten Schulden abzulenken. Originalartikel auf Wall Street Journal Deutschland
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Max Colchester
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Rückschlag für die Deutsche Bank und Barclays: Die Kreditinstitute scheiterten vor einem Londoner Gericht mit dem Versuch, Vorwürfe im Libor-Skandal aus Verfahren herauszuhalten. Die Entscheidung könnte zahllose Schadensersatzverfahren von Kleinunternehmen ins Rollen bringen.
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Wirtschaft
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2013-11-11T07:50:00+01:00
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2013-11-11T07:50:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/libor-skandal-deutsche-bank-erleidet-schlappe-vor-londoner-gericht-a-932839.html
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Meinung: Schwarze Null: Sparsamkeit in der Politik führt zu katastrophalen Zuständen
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Beim Kampf um den SPD-Vorsitz geht es nur vordergründig um Themen wie GroKo oder vermeintliche Außenseiter versus Establishment. Im Hintergrund steht das wirkmächtigste, deutsche Politikkonzept der letzten Dekaden. Nein, nicht Bigotterie. Obwohl, ein bisschen doch: Es handelt sich um die schwarze Null. Die schwarze Null ist ein Symbol für eine Politik, die in Deutschland über lange Zeit zur Religion erhoben wurde von fast allen Parteien. Außer der Linkspartei im Bund, die dafür alles unternahm, um bloß nicht versehentlich in Regierungsbeteiligung zu geraten.In Berlin geschieht eine digitale und gesellschaftliche Unfasslichkeit. Das Kammergericht wurde im September von einer Schadsoftware angegriffen. Damit ist eine der wichtigsten Infrastrukturen des Rechtsstaates lahmgelegt worden. Die Spätschäden lassen sich kaum überblicken. Olaf Scholz steht für die schwarze Null wie sonst nur Wolfgang Schäuble und Angela Merkel. Eine häufig gehörte Begründung für Niedergang und Wiederaufstiegschance der SPD lautet: Hartz IV. Das halte ich für verkürzt, wer der SPD diese zweifellos problembehafteten Reformen übelnimmt, ist meist unwiederbringlich zur Linkspartei abgewandert. Der Niedergang der SPD - der durch die Vorsitzendenwahl aufgehalten werden soll - ist enger verbunden mit dem Politikkonzept, das hinter der schwarzen Null steht: Austerität. Die deutsche Begeisterung dafür lässt sich daran erahnen, dass die Schuldenbremse 2009 von CDU und SPD im Grundgesetz verankert wurde. Und daran, dass Merkel und Schäuble die Austerität ganz Europa überstülpten: Ein ausgeglichener Haushalt hat das Ziel zu sein, und Sparsamkeit ist der Weg dorthin, so lässt es sich vereinfacht beschreiben. Aber das ist nur die Oberfläche. Denn eigentlich verbirgt sich hinter Austerität und Schuldenbremse eine Umkehrung der Politik, die Folge des konservativen Blicks auf die Welt. Progressive Politik sagt: Wir legen ein Ziel fest und besorgen dafür das Geld. Konservative Politik sagt: Wir schauen, wieviel Geld da ist und machen nur damit Politik. Für beide Spielarten gibt es sinnvolle Anwendungsszenarien, aber wir leben in Zeiten von mehreren radikalen Veränderungen der Welt, von der heraufziehenden Klimakatastrophe bis zur Digitalisierung. Die schwarze Null funktioniert vor allem als Primat der Finanzpolitik gegenüber allen anderen Ressorts. Sie gibt den Finanzministern oft die Möglichkeit, bei ihnen missfallenden Maßnahmen zu sagen: sorry, kein Geld. Weil die deutschen Austeritäter auch glauben, man müsse um jeden Preis Schulden reduzieren, können sie sogar mit zweistelligen Milliardenüberschüssen behaupten, es sei kein Geld da. "Schulden reduzieren" kann faktisch bedeuten, so viel Geld aus dem Budget zu ziehen, dass es immer irgendwie knapp ist. Am Berliner Kammergericht läuft noch über einen Monat nach der Attacke auf die IT-Infrastruktur der Justiz ein "Notbetrieb". Über 500 Rechner sind infiziert und müssen ausgetauscht werden.Die größte Unverschämtheit der Ritter der schwarzen Null ist ihre Standardbegründung, man dürfe kommenden Generationen nicht so große Schulden hinterlassen. Es beginnt mit der Anmaßung zu wissen, was genau die kommenden Generationen eigentlich wollen. Wenn man junge Menschen konkret fragt, sagen sie: Wir möchten 2050 in Hamburg nicht ertrinken und schon vorher flächendeckenden Handyempfang. Die beste Antwort der Jungen auf die schwarze Null wäre: Not ok, Boomer . Der Niedergang der SPD ist vor allem darin begründet, dass sie seit 2005 keine investitionsgetriebene Vision einer besseren Zukunft für alle vorgetragen hat, sondern versuchte, Merkels Politik der Gegenwartsverwaltung irgendwie sozialdemokratisch anzupinseln. Wenn ein Merkelkonzept rötlich lackiert daherkommt, bleibt es doch ein Merkelkonzept, also eine Politik, die zuerst nach dem Budget schaut, es dann künstlich verknappt und schließlich konservative Politik mit dem Kampfruf "Kein Geld!" durchsetzt.Eine Sprecherin der Justizverwaltung in Berlin sagte nach dem Angriff : "Um die Ausbreitung der Schadsoftware zu verhindern, haben wir anschließend als Vorsichtsmaßnahme das komplette Computersystem vom Netz genommen." In Zeiten des Wandels ist die schwarze Null ein toxisches Konzept. Die meisten Großprobleme, unter denen Menschen im Alltag in Deutschland gegenwärtig leiden, lassen sich direkt oder indirekt auf die Haushaltspolitik zurückführen. Der bittere Zustand der Deutschen Bahn etwa mit einem Sanierungsstau von fast 60 Milliarden Euro. Oder die extreme Teuerung der Mieten in Städten.Zur Wahrheit gehört zwar, dass der Zuzugssog in einer attraktiven Stadt wie Berlin den Markt zwingend anheizt. Aber das hätte man abfedern können, etwa mit sozialem Wohnungsbau. Stattdessen hat man die Wohnungspolitik der Schwarzen Null unterworfen, landeseigene Gesellschaften zum Spottpreis verkauft und staatliche Wohnungsbau-Investitionen teilweise drastisch zurückgefahren. Wenn die SPD wie in Berlin gefühlte 60 Jahre regiert und die Mieten explodieren - glaubt man der Partei nicht mehr, sich für Ungutsituierte wirklich einzusetzen. Am Berliner Kammergericht müssen wichtige Dokumente kopiert oder gefaxt werden. Das ohnehin überlastete Berliner Gericht leide dadurch "unter schwierigeren Bedingungen", wie sogar der ansonsten abwiegelnde Justizsenator zugeben muss.Bundesweit schlimm ist - auch das vor allem die Folge der Haushaltspolitik - die Infrastruktur. Die Schulen haben einen Sanierungsstau von über 40 Milliarden Euro . Und Sanierung ist nicht zwingend eine Investition, sondern nur die Erhaltung der Substanz. Die digitale Infrastruktur in Deutschland ist eine Katastrophe und schlimmer noch, sie bleibt auch eine Katastrophe. Weil die Ritter der schwarzen Null mit ihrer Anführerin Angela Merkel die notwendigen, staatlichen Investitionen verzögern, behindern, verunmöglichen. Auch die digitale Verwaltung samt angrenzender Services ist auf einem erbärmlichen Niveau. Eine Untersuchung der EU-Kommission sieht Deutschland weit abgeschlagen , im Bereich "Nutzung digitaler Formulare" auf dem drittletzten Platz in der EU, bei der Nutzung digitaler Gesundheitsangebote auf dem vorletzten. Oder Bildung: In Dänemark nutzen 91 Prozent der Schüler täglich digitale Medien im Unterricht . In Deutschland 4 Prozent. Wie auch, wenn kaum 30 Prozent der Schulen eine akzeptable Internetanbindung haben.Solche Zustände gibt es quer durch die Gesellschaft. Deutschland lebt auf Kosten seiner im 20. Jahrhundert aufgebauten Substanz. Das geht nicht mehr lange gut. Oder besser: Es ist längst in vielen Bereichen katastrophal. In München müssen kranke Kinder oft ins fast 100 Kilometer entfernte Garmisch-Partenkirchen gebracht werden . Die Münchner Kinderkrankenhäuser sind dramatisch unterbesetzt - weil sich Krankenpflegerinnen dort keine Wohnung mehr leisten können. Die Münchner SPD hat angesichts dieses Missstandes eine ausgesprochen Olaf-Scholz-hafte, schuldenbremsenfreundliche Maßnahme ergriffen: Pflegepersonal darf jetzt bei Hausbesuchen Anwohnerparkplätze benutzen . Hört sich irgendwie okay sozial an - aber kostet nichts. Also muss man nichts verändern, nichts investieren, nicht über die fatale schwarze Null nachdenken.Wie der "Tagesspiegel" berichtet , kam die IT-Katastrophe am Berliner Kammergericht mit Ansage. 2017 hatte eine IT-Beratung eine eindringliche Warnung ausgesprochen: "Nicht supportete Software und Betriebssysteme sind ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko. Bitte warten Sie nicht länger! Budgetieren und unterstützen Sie ein umfassendes Transformationsprogramm." Das ist nicht geschehen, weil weder Geld noch fachkundiges Personal dafür vorhanden war, Schwarze Null sei Dank. Die Schadsoftware war auch deshalb erfolgreich, weil ein wesentliches Programm am Kammergericht auf Windows 95 bzw. Word 95 basierte. Das heißt so, weil es 1995 auf den Markt kam. 2001 stellte Microsoft jeden Support für diese Software ein.
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Sascha Lobo
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Sparsamkeit ist ein heikles politisches Konzept: Die meisten Großprobleme im Alltag der Deutschen lassen sich auf die Haushaltspolitik zurückführen. Das geht nicht mehr lange gut - vor allem im Digitalen.
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Netzwelt
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Web
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2019-11-13T17:18:00+01:00
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2019-11-13T17:18:00+01:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/schwarze-null-sparsamkeit-in-der-politik-fuehrt-zu-katastrophalen-zustaenden-a-1296266.html
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Union Berlin: Ristic kommt für Trainer Votava
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Berlin - Wenige Stunden nach der Trennung von Votava unterschrieb Ristic bei den "Eisernen" einen zunächst bis zum Saisonende datierten Vertrag. Der 59-Jährige hatte zuletzt Rot-Weiß Oberhausen betreut, wo er am 21. April 2003 vorzeitig gehen musste. Bereits heute Nachmittag leitete Ristic in Berlin das erste Training. Es ist bereits der sechste Trainerwechsel in der laufenden Zweitliga-Saison nach Eugen Hach, Thomas Kost (beide Greuther Fürth), Stefan Kuntz (Ahlen), Ingo Peter (Regensburg) und Benno Möhlmann (Bielefeld). "Auf mich wartet eine schwere Zeit, doch ich bin überzeugt, dass wir den Abstieg in den verbleibenden neun Spielen verhindern können", schätzt Ristic seine Chancen ein.Der Bosnier hatte sich mit Union-Präsident Jürgen Schlebrowski gestern Morgen auf eine Zusammenarbeit geeinigt. "Das war keine Panik-Entscheidung, sondern das Ergebnis einer reiflichen Überlegung. Jetzt müssen wir am Sonntag gegen Trier siegen", so Schlebrowski. Ristic selbst wollte nur einen Vertrag mit einer Laufzeit von drei Monaten. "Wenn es gut läuft, können wir über ein weiteres Engagement reden", kündigte der Coach an. Votava, seit November 2002 für die "Eisernen" als Cheftrainer tätig, stand seit Monaten im Dauerzwist mit der Vereinsführung um Präsident Jürgen Schlebrowski. In der zweiten Halbserie hatte er sich zunächst mit fünf Partien ohne Niederlage etwas Luft verschafft. DerRückfall auf einen Abstiegsplatz mit einem 0:0 zu Hausegegen Unterhaching und einem 1:3 in Regensburg, als die Berliner drei Tore innerhalb von 18 Minuten kassierten, ließ die Verantwortlichen nun handeln. Schlebrowski informierte Votava am Mittwoch um zehn Uhr von der Entscheidung.
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Fünf Spiele hintereinander war Fußball-Zweitligist Union Berlin ungeschlagen geblieben und neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt geschöpft. Die 1:3-Niederlage in Regensburg am vergangenen Sonntag aber ist Coach Mirko Votava zum Verhängnis geworden. Er wird nun von Defensivspezialist Aleksandar Ristic abgelöst.
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"Union Berlin"
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Sport
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Fußball-News
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2004-03-24T11:24:11+01:00
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2004-03-24T11:24:11+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/union-berlin-ristic-kommt-fuer-trainer-votava-a-292126.html
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BRILLANTINE IN DER SPITZE
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Ich will Ihnen mal ein Beispiel sagen, wie man sich ärgern kann, weil man ungerecht behandelt wird.Als Untertertianer hatte ich das gleiche Haar, das ich heute auch habe. Da kam der Studienrat, der Mathematik-Unterricht erteilt, und sagte: Bürschlein, Bürschlein, du brennst dir die Haare. Und der hat mich schlecht behandelt. Und da kam noch hinzu, daß er das hatte, was man einen Kahlkopf nennt. Vier Jahre später machte er mit uns einen Ausflug, wir schwammen auch. Er sah mich zwei-, dreimal im Wasser und wieder aus dem Wasser heraus, und am späten Nachmittag sagte er: Ich habe Ihnen unrecht getan. (Inzwischen war ich Obersekundaner geworden.) Sie brennen sich nicht die Haare, Sie haben Naturlocken.Von dieser Zeit hat er mich bevorzugt, weil er offensichtlich das Gefühl hatte, er hat mich schlecht behandelt. Schauen Sie, heute sagt man, der Mende hat Brillantine im Haar. Machen die Kabarettisten. Darüber ärgere ich mich nicht, ich staune nur über die Unkenntnis. Ich habe noch nie diesen Stoff benutzt. Aber ich gehe jeden Morgen unter die Dusche. Wer sein Haar jeden Morgen naß macht, bei dem liegt es auch. Das mag im Winter nicht immer angenehm sein, der Arzt ist auch dagegen, wenn man sich im Winter mit nassem Haar ins Freie begibt bei zehn oder 20 Grad. Also, das ärgert mich nicht. Und ich versuche auch, die Boshaftigkeiten zu ertragen. Wer sich in die Politik begibt, ja, wer sich überall in die Spitze begibt, auch beim Sport, in der Kunst, in der Literatur, der muß damit rechnen, daß er Zielscheibe gerechter und auch ungerechter Angriffe ist. Das muß man hinnehmen.
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Politik
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1964-06-30T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/brillantine-in-der-spitze-a-cfe03889-0002-0001-0000-000046174054?context=issue
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DFB-Pokal - Viertelfinale: Bayer Leverkusen empfängt Stuttgart, Saarbrücken fordert Gladbach
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Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen trifft im Viertelfinale des DFB-Pokals auf den VfB Stuttgart. Das ergab die Auslosung am Sonntag im Deutschen Fußballmuseum. Pokalschreck 1. FC Saarbrücken, der bereits Rekordsieger Bayern München und Eintracht Frankfurt ausgeschaltet hatte, bekommt es als einziger im Wettbewerb verbliebener Drittligist mit Borussia Mönchengladbach zu tun. Außerdem treffen Hertha BSC und der 1. FC Kaiserslautern sowie der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf aufeinander. Als Ziehungsleiter hatte U17-Weltmeistercoach Christian Wück fungiert, gezogen wurden die Lose von dessen Assistenten Jens Nowotny.Die Viertelfinal-Partien werden am 30./31. Januar sowie am 6./7. Februar ausgetragen. Die Halbfinals sind für den 2./3. April terminiert, das Finale findet am 25. Mai in Berlin statt. Erstmals seit 20 Jahren haben es nur drei Bundesligisten ins Viertelfinale des Wettbewerbs geschafft. Neben den Bayern hatte sich auch Titelverteidiger RB Leipzig frühzeitig verabschiedet. Leverkusen und Stuttgart hatten sich am Sonntag auch in der Bundesliga gegenüber gestanden. Der VfB erkämpfte sich dabei ein 1:1 gegen die noch ungeschlagenen Rheinländer.In den Viertelfinal-Partien im Frauen-Pokal kommt es mit der Partie zwischen der TSG Hoffenheim und Titelverteidiger VfL Wolfsburg zu einem Topspiel. Dazu wurden folgende weitere Partien ausgelost: Sieger aus Kickers Offenbach/FC Bayern München – Carl Zeiss Jena, Bayer Leverkusen – SGS Essen, Sieger aus Eintracht Frankfurt/SC Freiburg – MSV Duisburg
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aha/dpa
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Zwei Topteams der Bundesliga treffen im DFB-Pokal aufeinander: Die Auslosung des Viertelfinals führt Bayer Leverkusen und den VfB Stuttgart zusammen. Außenseiter Saarbrücken will auch Gladbach aus dem Wettbewerb werfen.
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"DFB-Pokal",
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"Hertha BSC"
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Sport
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Fußball-News
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2023-12-10T19:51:00+01:00
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2023-12-10T19:51:00+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/auslosung-im-dfb-pokal-bayer-empfaengt-stuttgart-saarbruecken-fordert-gladbach-a-7fd18f97-2654-4069-8a6e-eeeff6898a5c
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»Deutschland war uns eine wichtige Lehre«
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Die Menschen von Taesong Dong, dem »Dorf, das Erfolg verspricht«, haben Angst. Zwar sind sie wohlhabender als die meisten anderen Bauern in der Republik Korea. Mit rund 17 Hektar bewirtschaftet jede der knapp 120 Familien fast zehnmal mehr Ackerfläche als im Landesdurchschnitt. Die gesamte Reisernte wird von der Regierung zum überhöhten Festpreis aufgekauft. Dazu genießen sie beispiellose Privilegien: Ihre Häuser, schmucke weißgetünchte Bungalows, hat der Staat finanziert. Niemand im Dorf braucht Steuern zu zahlen. Die jungen Männer sind vom Wehrdienst befreit. Doch die reichen Bauern von Taesong Dong leben wie Gefangene. Nur bei Tageslicht dürfen sie sich draußen aufhalten. Von 23 Uhr bis Sonnenaufgang müssen alle Türen und Fenster verschlossen sein, sogar die Lüftungsklappen fallen zu. Denn der Feind ist nah. Jederzeit, so wird den Bauern immer wieder von der Ortsverwaltung eingeschärft, könne er überraschend losschlagen. Tag und Nacht streifen schwerbewaffnete Soldaten ums Dorf und durch die Felder. Taesong Dong - im schwülstigen Politjargon Südkoreas auch Jayu Maul, »Dorf der Freiheit«, genannt - ist der einzige bewohnte Ort im koreanischen Niemandsland, mitten in der vier Kilometer breiten, entmilitarisierten Zone, die entlang dem 38. Breitengrad die Halbinsel durchschneidet und in zwei Staaten teilt: die kommunistische Demokratische Volksrepublik im Norden mit 22 Millionen Einwohnern, die kapitalistische Republik im Süden mit 43 Millionen Menschen. Seit kurzem wächst eine neue, andere Sorge im Freiheitsdorf. Hartnäckig hält sich das Gerücht, die Regierung wolle demnächst den Bauern die Vergünstigungen streichen. Solange Taesong Dong Frontfestung bleibt, ist es jeden Propaganda-Dollar wert, den Seoul hineinsteckt. Aber »wenn unser Vaterland vereinigt wird«, bangt ein Bauer, ist das Dorf nur mehr ein gewöhnlicher, unwichtiger Flecken. Dann hätte Südkoreas Nationalflagge, die am Ortsrand von einem 120 Meter hohen Mast bis weit nach Nordkorea hinein von Freiheit kündet, ihre herausfordernde Signalwirkung verloren. Vor wenigen Monaten noch wäre es absurd gewesen, eine Wiedervereinigung in absehbarer Zukunft für eine realistische Perspektive zu halten. Die innerkoreanische Grenze, an der sich etwa anderthalb Millionen Soldaten gegenüberstehen, ist der einzige Platz, wo der Ost-West-Konflikt noch nicht beigelegt ist. US-Verteidigungsminister Richard Cheney bezeichnete die Demarkationslinie als »gefährlichsten Krisenherd der Welt«. Selbst in einer Broschüre des Ministeriums für Nationale Einheit in Seoul hieß es noch vergangenen November: »Die geteilte Heimat zu vereinen« sei zwar »eine hehre Aufgabe für alle Koreaner«, in Wirklichkeit aber kaum mehr als ein »unisono angestimmter Slogan«. Doch seit kurzem ist Bewegung in die Vereinigungsdebatte gekommen - auf beiden Seiten. In Pjöngjang strebt der »Weise Führer« Kim Il Sung, 79, Diktator seit über 40 Jahren, eine »Demokratische Konföderierte Republik Koryo« an. Das zuständige Ministerium in Seoul legt eine eigene »Blaupause zur koreanischen Vereinigung« vor: »Nationale Einheit schaffen durch ein koreanisches Commonwealth«. Südkoreas Ministerialbürokratie und die Chefmanager der Großkonzerne schmieden Pläne, entwerfen Szenarien, als sei die Einheit beschlossene Sache, womöglich schon für morgen. Jeon Sang Jin vom Industrieverband in Seoul schwärmt bereits von den »billigen Arbeitskräften« und den »reichen Naturschätzen« des Nordens, die Südkoreas Bruttosozialprodukt weiter anschwellen ließen. Für einen Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten steht fest, daß Seoul »natürlich Hauptstadt ganz Koreas« ist. Und Präsident Roh Tae Woo, 59, der nur noch wenige Monate amtieren wird, befand kategorisch: Korea werde noch »in diesem Jahrzehnt« geeint. Für Kim Kook Chin, Dekan des regierungseigenen Instituts für auswärtige Angelegenheiten und nationale Sicherheit, sind solche Visionen allerdings voreilig. »Von Wiedervereinigung reden wir noch lange nicht«, sagt der Professor in seinem saalgroßen Büro am Han-Fluß, »wir müssen erst Frieden schaffen auf der koreanischen Halbinsel, und das kann Jahre dauern.« Seit 39 Jahren hält der brüchige Waffenstillstand, der 1953 in Panmunjom, einem künstlichen Dorf genau auf der Demarkationslinie, geschlossen wurde. Drei Jahre hatte der Bruderkrieg nach dem Überfall des Nordens getobt, fast alle Städte des Landes waren zerstört, zehn Millionen Familien wurden bis auf den heutigen Tag auseinandergerissen. Woche um Woche treffen sich seitdem in einer schlichten Baracke - genau in der Mitte des grünbezogenen Konferenztisches verläuft die Grenze - Vertreter beider Seiten, um über wirkliche oder vermeintliche Verletzungen der Waffenruhe zu reden. Die Straße durch Panmunjom ist die einzige Landverbindung zwischen den beiden Koreas. Haß und Mißtrauen wurzeln tief, der Propagandakrieg erlahmte nie. Doch 1990 geschah, was ein westlicher Diplomat in Seoul »das Wunder von Panmunjom« nennt: Erstmals gab es Anzeichen, daß Kim Il Sungs Emissäre zu sachlichen Verhandlungen bereit waren. Auch der skeptische Professor Kim muß zugeben: »Wir führen jetzt einen echten Dialog mit dem Norden.« Bei dem so lange aufgestauten Haßpotential mutet es wundersam an, wie schnell beide Seiten sich plötzlich aufeinander zu bewegen. Ersten Expertengesprächen folgten hochrangige politische Kommissionen, schließlich trafen sich die Regierungschefs Chung (Süd) und Yon (Nord) mehrfach in Pjöngjang wie in Seoul. Präsident Roh Tae Woo würde seine fünfjährige Amtszeit im März gern mit einem beispiellosen Gipfel krönen und zum ersten Mal mit der »Sonne der Nation«, Kim Il Sung, einem der rätselhaftesten Diktatoren der Welt, zusammentreffen. Binnen weniger Monate haben die bisherigen Todfeinde einen weiten Weg zurückgelegt: Vor einem halben Jahr hatte der Seouler Verteidigungsminister noch öffentlich gedroht, er werde notfalls das nordkoreanische Nuklearzentrum Yongbyon durch ein militärisches Kommandounternehmen vernichten lassen, da der Verdacht bestehe, Pjöngjang baue heimlich an der Atombombe. Im Dezember erklärte Präsident Roh, die USA hätten alle Nuklearwaffen aus Südkorea abgezogen; kurz darauf verpflichtete sich Kim Il Sungs Regierung, internationale Inspektionen ihrer Atomanlagen zuzulassen. Die beiden Premiers Chung und Yon unterschrieben in Seoul einen Vertrag, den »wir noch vor zwei Jahren für absolut utopisch gehalten hätten«, so Südkoreas stellvertretender Vereinigungsminister Koo Bon Tae. Die bislang hermetisch abgeriegelte Grenze am 38. Breitengrad soll plötzlich weit aufgerissen werden. Die Pläne der Seouler Regierung für den Ausbau der Verkehrswege sind schon fertig. Sechs Autobahnen, drei Bahnlinien, eine Luft- und vier Seerouten sollen wieder eröffnet werden - so wie es vor der Teilung war. Die Arbeiten am Bau von drei Trassen, darunter der direkten Autobahnverbindung Seoul-Pjöngjang, beginnen noch in diesem Monat. Im Frühjahr werden die ersten Gleise für die Eisenbahn verlegt; allein für die Schienenwege hat Rohs Regierung über 50 Milliarden Won (105 Millionen Mark) bereitgestellt. Im Niemandsland an der Grenze will Seoul einen Industriepark mit über hundert Fabriken anlegen. Der innerkoreanische Handel, der seit seinem Auftakt im Oktober 1988 bis heute insgesamt nur ein Volumen von 220 Millionen Dollar erreichte, wird schon in wenigen Jahren auf 5 Milliarden Dollar pro Jahr emporschnellen, wie das Industrie- und Handelsministerium in Seoul vorrechnet. Der Chef des größten südkoreanischen Industriekonglomerats Daewoo weilte Ende Januar bereits vorsorglich zu Kontaktgesprächen in Pjöngjang. »Die Investitionsmöglichkeiten im Norden«, urteilt Jeon vom Industrieverband, »sind unvorstellbar.« Aber meint es der Norden, rückständig und weltabgeschottet wie bisher nur Albanien, überhaupt ernst mit der Wiedervereinigung, die unweigerlich seinen Untergang bedeutete? In die allgemeine Hochstimmung mischen sich warnende Stimmen. »Vereinigung kann sich nur langsam vollziehen«, sagt Vizeminister Koo, »wenn beide Koreas ihre Identität bewahren.« Wie aber sollte das möglich sein? Professor Kim vom Institut für nationale Sicherheit nennt ein abschreckendes Beispiel: »Alle Koreaner, egal wo sie leben, haben Angst davor, der Norden könnte vom Süden einfach geschluckt werden - wie die DDR von der Bundesrepublik.« Wann immer nordkoreanische Vertreter auf Gesprächspartner aus dem Süden treffen, so berichtet ein hoher Beamter des Außenministeriums, »sagen sie als erstes: Aber nicht wie Deutschland. Dann reden sie über gemeinsame Zukunftsprojekte«. »Wir haben Glück gehabt«, meint ein enger Berater des Seouler Oppositionsführers Kim Dae Jung, der Ende dieses Jahres gute Chancen hat, zum Präsidenten gewählt zu werden, »Deutschlands Vereinigung hat es möglich gemacht, daß auch wir von nationaler Einheit träumen dürfen. Aber Deutschland war uns auch eine wichtige Lehre: So etwas können wir uns gar nicht leisten.« Ein Sprecher des Unternehmensverbandes meint, die Wirtschaftsführer in Südkorea stellten sich auf Übernahmekosten von 100 Milliarden Dollar ein. Aber ob die Vereinigung überstürzt und chaotisch, langsam und geplant oder gar nicht kommt, läßt sich nicht in Seoul planen. »Das entscheiden allein Kim Il Sung und Kim Jong Il«, sagt ein südkoreanisches Regierungsmitglied. Kim Il Sung, der seine stalinistische Teilrepublik mit einem bizarren Personenkult regiert, ist alt und krank. Sohn Kim Jong Il, in der Regierungspropaganda als »Geliebter Führer« gepriesen, der vergangenen Sonntag mit Pomp seinen 50. Geburtstag zelebrieren ließ, soll dem Vater demnächst nachfolgen. Kim senior und Kim junior würden damit die erste rote Dynastie begründen. Im vergangenen Dezember ernannte der Vater den Sohn zum Oberkommandierenden der nordkoreanischen Streitkräfte - ein Amt, das nach der Verfassung einzig dem Staatspräsidenten zukommt. »Die großen Ideen und revolutionären Taten unseres Führers werden nicht mit ihm sterben, sondern übernommen und fortgeführt werden von seinem getreuen Erben«, versprach dabei Kim Jong Il, der Erbe. Am 15. April wird Vater Kim 80 Jahre alt - die Machtübergabe an diesem Nationalfeiertag gilt als sicher. Die bestellten Massen werden pflichtgemäß jubeln. Aber unter den Führungskadern der kommunistischen Partei könnte ein bedrohliches Grummeln anheben: Schon in den vergangenen Jahren soll es zu mehreren Rebellionsversuchen gegen den als bornierten Playboy verachteten Kim Jong Il gekommen sein. Vor allem das Militär, Nordkoreas mächtigste Elite, kann sich offenkundig mit dem neuen Kommandeur nicht anfreunden. Schon kursieren Gerüchte, die Armee plane einen Putsch. Die Moskauer Zeitung Nesawissimaja gaseta spekulierte gar, die chinesische Führung fördere heimlich die Coup-Gelüste. Kritisch wird die Lage in jedem Fall, wenn Kim Jong Il die Staatsgeschäfte übernimmt. Das hart unterdrückte Volk (rund 150 000 politische Gefangene sollen in Lagern einsitzen) könnte die Gelegenheit zur Auflehnung nutzen - so wie es die DDR-Bürger vorgemacht haben. Südkoreanische Experten halten eine plötzliche Fluchtwelle von zwei bis drei Millionen Menschen über die entmilitarisierte Zone für möglich. Das ist ein Szenario, vor dem sich alle in Nord und Süd fürchten. Eine soziale Explosion in Nordkorea, meint ein Präsidentenberater in Seoul, »könnte uns ins Chaos stürzen. Wir hätten dann zwar schnell die Wiedervereinigung, aber sie wäre ein Unglück«.
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"Kim Il Sung",
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Politik
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1992-02-16T13:00:00+01:00
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1992-02-16T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland-war-uns-eine-wichtige-lehre-a-a7991ff9-0002-0001-0000-000013686920?context=issue
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Istanbul: Polizei beendet Geiselnahme kurdischer Rebellen
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Istanbul - Die Geiselnehmer gehören ersten Angaben zufolge einer kurdischen Rebellengruppe an, berichtet der Nachrichtensender n-tv unter Berufung auf einen türkischen Fernsehsender.Die Polizei in Istanbul stürmte das Gerichtsgebäude und nahm alle beteiligten Kurden fest. Die Nachrichtenagentur Anatolien hatte berichtet, dass die Gruppe vom dritten Stock des Gerichtsgebäudes aus Transparente aufgehängt hatte.Die Geiselnehmer hatten die Freilassung des Präsidenten der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Abdullah Öcalan, gefordert.
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Eine Geiselnahme in Istanbul ist von der Polizei beendet worden. 20 Kurden waren in ein Gerichtsgebäude eingedrungen und hatten Richter als Geiseln festgehalten. Sie forderten die Freilassung des inhaftierten Rebellenführers Öcalan.
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Ausland
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2003-11-18T10:53:04+01:00
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2003-11-18T10:53:04+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/istanbul-polizei-beendet-geiselnahme-kurdischer-rebellen-a-274459.html
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Handball-WM 2019: DHB startet ohne Torwart Johannes Bitter
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Handball-Bundestrainer Christian Prokop verzichtet bei der Heim-WM (10. bis 27. Januar 2019) auf Europameister Kai Häfner. Prokop strich den 29-Jährigen von der TSV Hannover-Burgdorf bei seiner Reduzierung des WM-Kaders von 28 auf 18 Spieler am Freitag. Auch Torhüter Johannes Bitter, Weltmeister von 2007, steht nur noch auf Abruf bei Verletzungen zur Verfügung. Statt Häfner, der die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) beim EM-Triumph 2016 als Nachnominierter im Halbfinal-Krimi gegen Norwegen überhaupt erst ins Endspiel geworfen hatte, erhielt der Leipziger Franz Semper im rechten Rückraum den Vorzug. "Nach langem Abwägen sehen wir es so, dass Semper der Mannschaft etwas mehr geben kann", begründete Prokop: "Wer Kai und seine Vergangenheit kennt, der weiß, dass er keinem etwas Schlimmes wünscht, er aber immer bereitsteht, wenn etwas passiert." Nach den beiden letzten Testspielen gegen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinien (6. Januar in Kiel) wird Prokop zwei weitere Spieler streichen und den dann finalen 16-köpfigen Kader benennen. Prokop setzt auf bewährte KräfteProkop verzichtete 20 Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen eine gesamtkoreanische Mannschaft (10. Januar) erneut auf Überraschungen. Die lange verletzten Berliner Paul Drux und Fabian Wiede wurden wie erwartet nominiert. Insgesamt gehören neun Spieler zum Aufgebot, die 2016 sensationell den EM-Titel geholt hatten. Angeführt wird der deutsche Kader von Kapitän Uwe Gensheimer. In Linkshänder Semper und Spielmacher Tim Suton (Lemgo) stehen nur noch zwei Spieler im 18er-Aufgebot, die noch kein großes Turnier mit der deutschen A-Nationalmannschaft absolviert haben. Neben dem Auftaktspiel gegen das vereinte Team von Korea tritt Deutschland in der WM-Vorrunde in Berlin noch auf Brasilien (12. Januar), Russland (14. Januar), Titelfavorit Frankreich (15. Januar) und Serbien (17. Januar). Die Hauptrundenspiele würde die DHB-Auswahl in Köln austragen. Die Halbfinals werden in Hamburg ausgetragen, die Spiele um Gold und Bronze bei Co-Gastgeber Dänemark (Herning). Der erweiterte 18er-Kader der deutschen Handball-Nationalmannschaft:Tor: Andreas Wolff (THW Kiel), Silvio Heinevetter (Füchse Berlin)Linksaußen: Uwe Gensheimer (Paris St. Germain), Matthias Musche (SC Magdeburg)Rückraum links: Finn Lemke (MT Melsungen), Fabian Böhm (TSV Hannover-Burgdorf), Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen), Paul Drux (Füchse Berlin)Rückraum Mitte: Martin Strobel (HBW Balingen-Weilstetten), Fabian Wiede (Füchse Berlin), Tim Suton (TBV Lemgo Lippe)Rückraum rechts: Steffen Weinhold (THW Kiel), Franz Semper (SC DHfK Leipzig)Rechtsaußen: Tobias Reichmann (MT Melsungen), Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen)Kreis: Patrick Wiencek (THW Kiel), Hendrik Pekeler (THW Kiel), Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen)
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aha/sid
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Ohne den Weltmeister Johannes Bitter starten Deutschlands Handballer in die Herausforderung Heim-WM. Bundestrainer Christian Prokop setzt auf andere Torleute als auf den Routinier.
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"Handball",
"Handball-WM 2019"
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Sport
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2018-12-21T13:39:35+01:00
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2018-12-21T13:39:35+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/handball-wm-2019-dhb-startet-ohne-torwart-johannes-bitter-a-1245048.html
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Luthers Flucht in den Schrank
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Eigentlich hat sich Luther Whitney schon aus dem Geschäft zurückgezogen. Aber diesen einen lukrativen Einbruch in der Nähe von Washington will sich der Meisterdieb doch noch gönnen. Es ist ein Kinderspiel. Die Alarmanlage in dem derzeit unbewohnten Prachtbau hat er schnell ausgeschaltet, und auch der Rest geht wie von selbst. Bis plötzlich ein alkoholisiertes Liebespaar in die Villa kommt. Luther flüchtet in einen begehbaren Schrank im Schlafzimmer und beobachtet durch den Einwegspiegel, wie der ältere Mann die junge Frau beim außerehelichen Quickie zu sadistischen Spielchen zwingt. Die Frau wehrt sich mit einem Brieföffner, der Mann schreit, und sofort stürmen Bodyguards den Raum. Die Dame wird vorschriftsmäßig erschossen. Denn der ältliche Sadist entpuppt sich als Alan J. Richmond, 44. Präsident der USA. Und wie fast alle Amtsinhaber, die in jüngster Zeit in Büchern und Filmen das Land regieren, ist auch dieses Exemplar in David Baldaccis Thriller »Der Präsident« ein vollwertiger Krimineller. Richmond vertuscht den Mord und läßt Luther Whitney, der zwar fliehen konnte, aber Spuren hinterließ, von seiner Polizei-Maschinerie jagen. Baldacci, 35, ein erfolgreicher Anwalt, hat seinen Erstling kühl und kühn konstruiert. Denn Tat und Täter stehen am Beginn des Buches. Die Spannung des Wälzers (Übersetzung: Michael Krug) muß sich nun ganz und gar aus der uralten Konstellation David gegen Goliath speisen. Baldacci erzählt seine raffinierte Parabel vom ungleichen Kampf jedoch mit immer neuen Volten, Präzision und - unerläßlich - fein dosierten Klischees. Ähnlichkeiten mit den so überaus erfolgreichen Romanen seines Advokaten-Kollegen John Grisham sind möglicherweise zufällig, wenn vielleicht auch nicht ganz unerwünscht. Die Filmrechte am verbrecherischen »Präsidenten« jedenfalls gingen schon für eine Million Dollar über den Tisch. David Baldacci Der Präsident Lübbe Verlag 46 Mark
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Kultur
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1996-04-07T13:00:00+02:00
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1996-04-07T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/luthers-flucht-in-den-schrank-a-2f002b5a-0002-0001-0000-000008906385?context=issue
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Ghana: Mindestens 130 Tote nach Fußballspiel
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Accra - Bei einer der schlimmsten Tragödien in einemFußballstadion sind am Mittwoch in der ghanaischen Hauptstadt Accrabei einer Massenpanik mindestens 130 Menschen getötet worden. NachInformationen des britischen Senders BBC vom Donnerstag wird eineÜberreaktion der Polizei für das Unglück bei dem Fußballspielverantwortlich gemacht. Die Partiezwischen den beiden Spitzenteams der höchsten Liga deswestafrikanischen Landes, den Accra Hearts of Oak und Kumasi AsanteKotoko, stand kurz vor Schluss 2:1, als Fans von Kumasi begannen,Plastiksitze aus ihren Verankerungen zu reißen und auf das Spielfeldzu werfen. Die Panik schließlich war entstanden, nachdem diePolizei Tränengasgranaten abgefeuert und die Stadiontore geschlossenhatte, um Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Fangruppen zustoppen. Hunderte von Fans seien verletzt worden, als die etwa 70.000Zuschauer das Stadion verlassen wollten, sagte eine Journalistin desghanaischen Fernsehens dem US-Nachrichtensender CNN. NachKrankenhausangaben lag die Zahl der Verletzten bei 150.Der Präsident des Landes, John Kufuor, berief für Donnerstag eineaußerordentliche Kabinettssitzung ein, um die Hintergründe derTragödie zu erörtern. Kufuor und mehrere Minister waren noch amMittwochabend in die vier größten Krankenhäuser der Hauptstadtgeeilt, um Opfer zu besuchen. Es war bereits das vierte Unglück bei einem Fußballspiel auf demafrikanischen Kontinent binnen eines Monats: Am 11. April starben 43Menschen in einem Stadion in Johannesburg; am 29. April kamen beieiner Massenpanik in Lubumbashi im Kongo acht Menschen ums Leben; am6. Mai kämpften gegnerische Fans zweier Mannschaften in derElfenbeinküste gegeneinander: Es gab ein Todesopfer und 39 Verletzte.
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Aus Wut über die drohende Niederlage ihrer Mannschaft hatten Fans zu randalieren begonnen. Durch den daraufhin erfolgenden Polizeieinsatz war eine Massenpanik ausgebrochen.
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Panorama
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2001-05-10T17:22:07+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/ghana-mindestens-130-tote-nach-fussballspiel-a-133058.html
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Immobilienmakler Sodenkamp: Rotlicht, Schwarzgeld und ein Mord
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Udo Krollmann, 61, würde man gemeinhin als Selfmademan bezeichnen. Begonnen hat der Berliner Unternehmer, dessen Firmengruppe seit wenigen Monaten im bürgerlich gediegenen Stadtteil Zehlendorf residiert, als Autovermieter und Discothekenbetreiber in Westfalen. Dann stieg Krollmann ins Immobiliengeschäft ein. Dass der Unternehmer dabei wenig Berührungsängste kannte, auch nicht zu diversen Größen des Rotlichtmilieus im Ruhrgebiet, sollte fürs Geschäft kein Nachteil sein. An diesem Freitag wird Krollmann als Zeuge im Mordfall Sodenkamp vernommen. Das Berliner Landgericht verspricht sich von dessen Aussage Erkenntnisse zum schillernden Vorleben des Opfers und Fakten zu den geschäftlichen Aktivitäten Sodenkamps,die schließlich zu den drei tödlichen Schüssen auf der Berliner Fischerinsel führten.Krollmanns unternehmerische Karriere ist eng mit Friedhelm Sodenkamp verbunden, und das seit mehr als zwei Jahrzehnten, eine geschäftliche Liaison und private Freundschaft zwischen Bordellen und vornehmen Cocktailbars, zwischen Schmuddel und Hochglanz. Eine Geschichte, die in den achtziger Jahren beginnt in der westfälischen Provinz, am Rande des Ruhrgebiets. Iserlohn ist kein aufregender Ort, gesichtslose Nachkriegsbauten prägen das Stadtbild. Anfang der achtziger Jahre, als der junge Rechtsanwalt Sodenkamp in eine Sozietät in der Friedrichstraße eintrat, war das nicht anders. Nur ein Highlight hatte die Stadt zu bieten - die Megadisco "Sounds", zu der am Wochenende das halbe Ruhrgebiet pilgerte. Wie Sodenkamp waren auch seine Partner in den Dreißigern, liebten heiße Nächte und schnelle Autos. Ihre Mandanten suchten sich die agilen Jung-Juristen nicht etwa in bürgerlichen Kontaktbörsen wie dem örtlichen Rotarierclub, sondern in Halbwelttreffs, in der Gaststätte "Linse" oder einen diskreten Bordell in der Victoriastraße. Unter Kollegen hatte die Kanzlei nicht den besten Ruf: Die Initialen der Partner HSK wurden in der Branche mitunter mit "Hilfe, sie kommen" übersetzt, auch weil sich hartnäckig das Gerücht hielt, die Kanzlei sei enger mit kriminellen Dunkelmännern verbunden, als es die Standesordnung zulässt.Verkaufte Sodenkamp den Ferrari eines Zuhälters?Immerhin so viel steht fest: Die Sozietät sollte nicht lange existieren, die Anwälte büßten allesamt ihre Zulassung ein. Einer von Sodenkamps Ex-Partner wurde gar wegen der Veruntreuung von Mandantengeldern zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Sodenkamp selbst verlor 1994 seine Zulassung, über die Gründe schweigt die zuständige Anwaltskammer in Hamm. Die Version, die Sodenkamp in weinseliger Runde gern zum Besten gab, könnte aber passen: Ein Mandant, ein Zuhälter aus Hamburg, der in Untersuchungshaft saß, habe sein Honorar nicht bezahlt. Darauf habe er dessen Ferrari verkauft. Der Zuhälter habe ihn dann wegen Unterschlagung angezeigt. Ohnehin war die anwaltliche Tätigkeit bei dem Juristen schon ein wenig in den Hintergrund gerückt. Sodenkamp machte in Geschäften, und zwar solchen, die nicht immer den Grundsätzen eines ehrbaren Kaufmanns entsprachen. Weggefährten von damals berichten von dubiosen Bargeldtransfers und Deals mit unverzolltem Gold aus dunklen Kanälen. Auch als diskreter Finanzier eines Saunaclubs im Münsterländischen soll Sodenkamp aufgetreten sein, ob mit eigenem Geld oder nur als Strohmann, ist unklar. Der clevere Jurist, der sein Studium in Münster als Taxifahrer finanzierte, war inzwischen eine Nummer in der Szene. Zu seinem Freundeskreis gehörten neben halbseidenen Immobilienhändlern und Geldverleihern auch sein späterer Geschäftspartner, Udo Krollmann, der damals seinen Lebensunterhalt mit dem Verleihen von Luxusautos finanzierte und der inzwischen verstorbene Jürgen Medenbach, der Rotlichtkönig des Ruhrgebiets, der einmal in einem Gerichtsprozess als "größter Zuhälter Nordrhein-Westfalens" bezeichnet wurde. Die illustere Runde fand sich beim Eishockey. Beim ECD Iserlohn, der Ende der achtziger Jahre unter notorischer Geldnot litt, war jeder willkommen, der Bares mitbrachte, woher die Gelder stammten, schien die Vereinsführung wenig zu interessieren. Ein solcher Geldbote war offenbar auch Sodenkamp. "Der brachte schon mal 100.000 Mark im Koffer vorbei", erinnert sich ein früherer Vereinsfunktionär.Was Sodenkamp mit Revolutionsführer Gaddafi mauschelteDer umtriebige Jurist war auch mit von der Partie bei der wohl spektakulärsten Finanzakquise des Vereins, die damals sogar die Bundesregierung beschäftigte. Der Verein wollte den libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi als Sponsor gewinnen. Um aller Welt zu zeigen, dass es sich bei Aktion nicht um einem plumpen PR-Gag handelt, organisierte Sodenkamp 1987 eine Pressereise nach Tripolis, inklusive einer Audienz beim "Denker Gaddafi" im Beduinenzelt. Sodenkamp und seine Reisegruppe wurden in der Tat vom libyschen Staatschef empfangen, ob aber die aus Tripolis avisierten 1,5 Millionen Mark jemals flossen, ist bis heute unklar. Der Verein ging wenig später pleite. Für Sodenkamp hingegen sollte sich das Eishockey-Engagement als äußerst lohnend erweisen. Er stieg in den Stahlhandel ein, erst als juristischer Berater eines Stahlhändlers, der einer der Hauptsponsoren des Clubs war, später dann ging er nach Tschechien zu einer Stahlhütte als Verkaufsmanager.Sodenkamps Nachfolgerin setzte sich ins Ausland abIn Westfalen war in den neunziger Jahren der Boden für den Halbwelt-Advokaten zu heiß geworden, er war ins Visier der Staatsanwaltschaft Hagen geraten. Seine Kanzlei hatte er pro forma einer jungen Kollegin übergeben, die allerdings später ebenfalls ihre Zulassung verlor und sich erst einmal für mehrere Monate in die Dominikanische Republik absetze, als die Staatsanwaltschaft Münster sie als Zeugin suchte. Es ging um einen Brand, ausgerechnet in dem Saunaclub, mit dem schon Sodenkamp Geschäfte gemacht haben soll. Doch auch während des tschechischen Exils ließ Sodenkamp den Kontakt zu den alten Eishockey-Freunden nicht abreißen. Und als er schließlich Anfang 2003 wieder nach Westfalen zurückkehrte, erwartete ihn einer davon schon mit offenen Armen: Udo Krollmann, der einstige Autoverleiher, war inzwischen ein vermögender Immobilienhändler und Besitzer von mehreren Grundstücksgesellschaften geworden, er heuerte Sodenkamp als Berater an. Schließlich war Krollmann gerade dabei, das Geschäft aus der westfälischen Provinz nach Berlin, in die Hauptstadt, zu verlagern Die beiden drehten nun große Räder und bewegten sich in der feinen Welt von Finanzinvestoren und Immobilientycoonen; gespeist wurde nun in Sterne-Lokalen, entspannt in gediegenen Etablissements, wie "Harry's New York Bar" im Berliner Esplanade-Hotel. Und wie es sich für Männer von Welt gehört, kamen Provisionen, mitunter im hohen sechsstelligen Bereich, nun nicht mehr bar im Koffer, sondern wurden diskret über eine Liechtensteiner Anstalt auf ein verschwiegenes Konto bei der Zürcher UBS-Bank überwiesen. Warum musste der Berliner Immobilienmakler sterben?Krollmann und sein Berater Sodenkamp hatten 2006 einen Millionendeal erfolgreich abgewickelt. Rund 2000 Wohnungen größtenteils in Berlin und Kassel, die die Krollmann-Gesellschaften von dem damals noch bundeseigenem Wohnungsunternehmen Gagfah erst kurz zuvor erworben hatten, wurden mit Gewinn weiterverkauft an die Tower Group, einem dänischen Finanzinvestor, der groß ins deutsche Immobiliengeschäft einsteigen wollte.Bestandteil des Geschäftes war auch ein lukrativer Verwaltervertrag. Damit übertrug die Tower Group Krollmanns Alpha Immobilien, bei der nun Sodenkamp als Geschäftsführer fungierte, das Management nicht nur für die von Krollmann erworbenen Immobilien, sondern für ihren damaligen gesamten Haus- und Grundstücksbesitz in Deutschland. Die Dänen waren flächendeckend auf Einkaufstour gegangen. Und wie so manche Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland kauften sie nicht nur erste Wahl, sondern mitunter marode Gebäude mit hohem Leerstand. Mehrere hundert Wohnungen in den Berliner Stadtteilen Wedding und Neukölln, die die Tower Group gekauft hatte, waren dringend sanierungsbedürftig. Im Herbst 2007 vergab das Unternehmen einen Sanierungsauftrag mit einem Volumen von über vier Millionen Euro. Doch nicht etwa ein großes Bauunternehmen kam bei den Dänen zum Zug, sondern ein kleiner Malerbetrieb, der noch ein Jahr zuvor knapp an der Pleite vorbei schrammte: die Willbau GmbH und damit die beiden Männer, die von der Staatsanwaltschaft beschuldigt werden, den Mord an Sodenkamp in Auftrag gegeben zu haben. Der Mordfall Sodenkamp bietet Stoff für einen KrimiMit dieser fragwürdigen Auftragsvergabe beginnt nun ein regelrechter Krimi - ein Stoff, der scheinbar weniger ins Berliner Handwerkermilieu passt, sondern eher in die Welt aus Rotlicht und Immobilienfilz, der Welt des Friedhelm Sodenkamp. Und dennoch, folgt man der Staatsanwaltschaft, sollen es die Handwerker Benjamin L. und Thorsten L. gewesen sein, die das Stück zum Krimi machten, bei dem Sodenkamp die Rolle des Aufrechten und Unbestechlichen gab.Anfangs lief für die beiden Tower-Auftragnehmer alles bestens. Rechnungen wurden offenbar kaum geprüft, aber anstandslos bezahlt. Der zuständige Tower-Projektleiter schien grenzenloses Vertrauen in die Sanierungsnovizen zu haben. 1,5 Millionen Euro flossen an den Malereibetrieb und die Subunternehmer, die Thorsten L. und Benjamin L. für die Renovierungsarbeiten geheuert hatten. Doch dann tauchte im vorigen Sommer Sodenkamp auf. Der Chef der Alpha-Immobilien hatte angeblich überhöhte Rechnungen entdeckt und soll auf hundsmiserable Leistungen der Willbau gestoßen sein, die eigentlich auch den Auftraggebern von Tower hätten auffallen müssen. Sodenkamp legte dem Tower-Vorstand Indizien für seine Anschuldigungen vor, im September schließlich stoppte die Tower Group weitere Zahlungen vorerst.Welches Motiv hätten Thorsten L. und Benjamin L. gehabt?Noch waren Thorsten L. und Benjamin L. guter Dinge. Schließlich hatten sie einem Tower-Vorstand, wie aus einem Schreiben des Willbau-Insolvenzverwalters hervorgeht, eine Wohnung in Nizza renoviert. Der Insolvenzverwalter bezifferte die Leistung auf exakt 260.317 Euro und 26 Cent. Der Vorstand beteuert dagegen, er habe die Renovierung privat bezahlt. Vielleicht lag es auch diesem Nebengeschäft, dass die Tower Group die Unstimmigkeiten geräuschlos beilegen wollten. Doch Sodenkamp soll Stimmung gegen einen Vergleich gemacht haben. Was dafür der wirkliche Grund war, liegt bisher noch im Dunkeln. Bei Willbau wurde die Lage aber langsam prekär. Zahlungen von 1,3 Millionen Euro waren blockiert, der Gang zum Insolvenzrichter nur noch eine Frage der Zeit. Da besann sich Thorsten L. eines flüchtigen Bekannten, der über ganz spezielle Kenntnisse bei der Lösung derartiger Probleme verfügte. Der Pole Adam M., Experte im Vermitteln günstiger Arbeitskräfte aus Osteuropa und ehemaliger Fremdenlegionär, sollte sich der Sache annehmen. Noch im September soll es dann zu einem ersten Treffen gekommen sein. Ein Honorar von 10.000 Euro plus Spesen wurde M. in Aussicht gestellt. Für ein paar Monate aus dem Verkehr ziehen sollte er Sodenkamp, erklärte Thorsten L. bereits kurz nach seiner Festnahme. "Von Mord sei nie die Rede gewesen", beteuerte der ehemalige Gerüstbauer. Am Abend des 3. November wurde Sodenkampbei einem Spaziergang auf der Fischerinsel von hinten erschossen. Zwei Kugeln trafen ihn in den Rücken, einer in den Kopf, den dritten Schuss abgefeuert aus nächster Nähe. Kurz darauf verschwand Adam M. aus seiner Wohnung im vierten Stock eines Mietshauses in Berlin Friedenau, wenige Tage später flog er nach London und von dort ins indische Goa, wo er am 14. März dieses Jahres festgenommen wurde. M. sitzt in Delhi in Auslieferungshaft und bestreitet jede Tatbeteiligung. Doch so sehr auch noch Details der Tat im Dunkeln liegen, in einem ist sich Udo Krollmann, der langjährige Weggefährte des Opfers, sicher: Hätte die Tower Group "konsequent nach Hinweisen auf kriminelle Machenschaften der Willbau den Cut gemacht, wäre Sodenkamp wohl noch am Leben". Die einst für beide Seiten so einträgliche Geschäftsverbindung zwischen den Dänen und Krollmann jedenfalls hat Sodenkamps Tod gekappt. Krollmann verwaltet keine Tower-Immobilien mehr. Auch in anderen Geschäften haben sich die Wege getrennt.
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Andreas Wassermann
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Friedhelm Sodenkamp wurde 2008 beim Abendspaziergang erschossen. Zwei Handwerker werden des Mordes an dem Makler beschuldigt. Die Spurensuche führt in eine Halbwelt zwischen Rotlichtmilieu und Immobilienfilz - und einem dubiosen Finanzinvestor.
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Panorama
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Justiz & Kriminalität
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2009-08-14T14:38:29+02:00
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2009-08-14T14:38:29+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/justiz/immobilienmakler-sodenkamp-rotlicht-schwarzgeld-und-ein-mord-a-642355.html
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Thanksgiving: Ariana Grande und das Truthahn-Problem
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Berlin - Thanksgiving ist für US-Sängerin Ariana Grande ein harter Tag. "Alle essen Truthahn und ich will die ganze Zeit nur heulen", sagt die Veganerin. Seit etwa über einem Jahr verzichte sie komplett auf tierische Produkte, was bei ihrer Familie noch immer Verwirrung stifte. "Alle sind verärgert, besonders meine Großmutter." Diese sei stolz auf ihre italienische Herkunft und frage noch immer, ob ihre Enkelin nicht Mozzarella oder "Prosciutto" (Schinken) probieren wolle, sagt die 21-Jährige. Grande ist derzeit sehr erfolgreich. Gerade erst wurde sie bei den MTV Europe Music Awards als beste Künstlerin ausgezeichnet. Die Sängerin durfte gleich noch einen zweiten Preis mit nach Hause nehmen: Ihr Hit "Problem" wurde zum Besten Song gekürt.Das Erntedankfest Thanksgiving, das jeweils am vierten Donnerstag im November begangen wird, ist in den USA ein fast so wichtiger Feiertag wie Weihnachten. Es soll an die erste Ernte der Einwanderer in Neuengland 1621 erinnern und ist seit 1863 ein offizieller Feiertag. Viele Amerikaner nehmen lange Reisen in Kauf, um mit Angehörigen und Freunden bei Truthahn, Kartoffelbrei, Preiselbeerkompott, süßen Kartoffeln und Kürbiskuchen zusammenzusitzen. Welches Gericht Grande an Thanksgiving verspeisen wird, verriet die Sängerin nicht.
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wit/dpa
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Thanksgiving in den USA ist traditionell der Tag des großen Truthahn-Essens. Ein Problem für Sängerin Ariana Grande: Die 21-Jährige verwirrt ihre Familie mit einer veganen Lebensweise.
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"USA",
"Musik",
"Ariana Grande"
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Panorama
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Leute
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2014-11-26T13:00:00+01:00
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2014-11-26T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/leute/thanksgiving-ariana-grande-und-das-truthahn-problem-a-1005109.html
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Europaabgeordneter Brok: EU-Gipfel in Nizza ist noch zu retten
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SPIEGEL ONLINE: Ist Nizza noch zu retten?Elmar Brok: Nizza ist noch zu retten, wenn sich die Staats- und Regierungschefs endlich zu einer großen Tat aufraffen. Nach der bisherigen Vorbereitung wäre es aber ein Wunder, wenn sich noch ein Erfolg einstellen sollte. Das Hauptproblem der bisherigen Verhandlungen war, dass dies ein bürokratischer Prozess war, der von den jeweiligen Hauptstädten zu verantworten ist. Jetzt müssen die Regierungschefs selbst die Verantwortung übernehmen, wenn sie zu einem Ergebnis bei den EU-Reformen kommen wollen. SPIEGEL ONLINE: Sehen Sie die Gefahr, dass die kleineren Staaten bei den Reformverhandlungen untergebuttert werden?Brok: Ich befürchte, dass bei der Neugestaltung der Stimmgewichtung im Rat der Abstand von den kleinen zu den großen Ländern zunimmt, und dass die kleinen Länder das nicht mitmachen werden. Dies könnte uns dann in fünf oder zehn Jahren große Legitimationsprobleme bringen, weil wir dann im Rat, der EU-Länderkammer, die kleinen Länder überproportional berücksichtigt haben - mit den Folgen, wie man sie im Augenblick im amerikanischen Senat beobachten kann. SPIEGEL ONLINE: Lässt sich eine Personalschwemme in der EU-Kommission nach der Erweiterung vermeiden?Brok: Wenn wir die Erweiterung um zwölf Länder betrachten, würde das sieben Kommissare mehr bedeuten, sofern die großen EU-Mitgliedstaaten auf ihren zweiten Kommissarposten verzichten würden. Ob es 20 oder 27 Kommissare gibt, das scheint mir keine kriegsentscheidende Frage zu sein - bis zu dieser Größenordnung. Denn wir wollen ja auf alle Fälle eine Stärkung des Kommissionspräsidenten, damit er bei der Verteilung der Posten stärker durchgreifen kann. Er muss über die Vergabe von bedeutenden Ämtern und weniger wichtigen entscheiden. So haben wir das ja auch in der Bundesregierung mit Ministern und parlamentarischen Staatssekretären; das sind insgesamt mehr als 27 Leute in Berlin. SPIEGEL ONLINE: Die französische Präsidentschaft ist wegen der Vorbereitungen des Gipfels von Nizza hart kritisiert worden. Statt Mittler zwischen allen Interessen zu sein, denke sie zuerst an Frankreich, heißt es.Brok: Ich will nicht die Motive solcher Klagen untersuchen, aber ich wundere mich doch manchmal, warum nicht weitgehende Optionen, die doch von einer Reihe von Mitgliedstaaten getragen werden, nicht weiterhin vorbereitet und den Regierungschefs vorgelegt werden. Da werden wir als Europäisches Parlament in den noch verbleibenden Tagen noch darauf drängen, dass solche Optionen nicht unberücksichtigt bleiben. SPIEGEL ONLINE: Sie sind in Nizza dabei. Sie sitzen aber nicht mit am Beratungstisch. Was ist Ihre Rolle dort?Brok: Wir Parlamentarier werden insbesondere darauf drängen, dass es mit den qualifizierten Mehrheitsentscheidungen vorankommt. Die Zahl der Kommissare und das Stimmengewicht der einzelnen EU-Mitglieder sind weniger wichtig. Die Entscheidungsfähigkeit von später einmal 27 EU-Mitgliedstaaten muss in wichtigen Bereichen verbessert werden, sonst geraten wir in eine Blockadepolitik.SPIEGEL ONLINE: In welchen Bereichen?Brok: Vor allem bei Strukturfonds, der Sozialpolitik und Fragen der Rechts- und Innenpolitik muss diese Entscheidungsfähigkeit verbessert werden. Die Staats- und Regierungschefs müssen deshalb in den letzten Tagen vor Nizza den Reformprozess politisieren und ihn aus den Händen der nationalen Beamtenapparate lösen. Das Interview führte Rudolf Wagner
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Der EU-Gipfel von Nizza soll Anfang Dezember die Weichen für eine Reform der EU stellen. Elmar Brok (CDU), Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Europäischen Parlaments, hofft im SPIEGEL-ONLINE-Interview angesichts magerer Erfolgschancen auf ein Wunder.
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"Elmar Brok"
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Ausland
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2000-11-24T09:24:35+01:00
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2000-11-24T09:24:35+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/europaabgeordneter-brok-eu-gipfel-in-nizza-ist-noch-zu-retten-a-104401.html
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Best of Schumacher: Zwischen Dreirad und Drama
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Wo er ist, ist der Erfolg: Ross Brawn war jahrelang der Garant für den Erfolg von Michael Schumacher. Der Ingenieur feierte bereits Mitte der Neunziger die ersten beiden Weltmeister-Titel mit dem deutschen Ausnahmefahrer. In dieser Saison gewann sein neu gegründetes Team auf Anhieb nicht nur den Konstrukteurstitel, sondern stellt mit Jenson Button auch den Überraschungsweltmeister. Wer also könnte die beiden Champions besser vergleichen, als das "Superhirn" Brawn? Der sagt über den amtierenden Weltmeister: "Jenson ist ein sehr beständiger Fahrer und er hat wie Michael die Fähigkeit, auf Knopfdruck schnelle Rundenzeiten zu produzieren, wenn wir ihn anweisen. Button sei aber in seinen Anforderungen an das Auto spezieller als Schumacher und kaum in der Lage, die Schwächen des Wagens zu kaschieren. "Wenn es welche gibt, kann er damit nicht gut fahren. Er muss erst das Setup hundertprozentig hinbekommen. Wenn er das schafft, ist er unglaublich schnell", so Brawn. Das war mit Michael Schumacher offenbar anders: "Michael hatte die Fähigkeit einer gewissen rauen Fahrweise, welche sich manchmal fast ein wenig als hinderlich erwies, das Auto richtig einzustellen", sagte Brawn der englischen Tageszeitung "The Guardian": "Er konnte mit einem wenig ausbalancierten Auto gut leben. Er warf das Auto gerne wild herum und nur seine reinen Fähigkeiten verdeckten manchmal, was am Auto nicht richtig stimmte." Genau das mache den Unterschied zwischen dem aktuellen und dem Rekordweltmeister aus. Der heute 40-Jährige Schumacher ist siebenfacher Formel-1-Weltmeister, hat die meisten Grand-Prix-Siege der Geschichte geholt und hält etliche weitere Rekorde. Er galt als bester Regenfahrer seiner Zeit, hat legendäre Rennen gezeigt. Doch in fast 16 Jahren Formel 1 hat Schumacher auch für Skandale gesorgt. SPIEGEL ONLINE erinnert an große, überraschende und unschöne Momente aus den Formel-1-Jahren des Michael Schumacher.Highlights aus 249 Grand-Prix-RennenDie Ein-Gang-Strategie1994 beim Grand Prix in Barcelona wird Schumacher zwar nur Zweiter hinter Damon Hill, vollbringt aber dennoch eine fahrerische Meisterleistung. Denn erst nach dem Rennen wird bekannt, dass der Benetton seinem Piloten ab der 23. Runde nur noch einen Gang zugestanden hat: den fünften. Getriebeprobleme und ein Hydraulikschaden zwangen Schumacher, die restlichen Runden in eben jenem fünften Gang zu absolvieren. Der Deutsche sagte später, dies sei aufgrund der Übersetzung der ideale Gang, wenn man nur mit einem auskommen müsse. Taktische Meisterleistung in Frankreich"Ich glaube, wir waren die Ersten, die das mit Absicht gemacht haben", sagte Schumacher nach dem Rennen. Soeben hatte er den Großen Preis von Frankreich, die Ausgabe des Jahres 2004, gewonnen. Sein 79. Karriere-Erfolg, keine große Sache also. Ein Sieg jedoch, der auf vier geplanten Boxenstopps fußte. Eine bis dahin einmalige Strategie, entschieden nach Boxenbesuch Nummer zwei. "Die Vier-Stopp-Strategie ist von unseren Ingenieuren irgendwann einmal als Backup-Strategie vorbereitet worden", berichtet Schumacher. "Als der erste Vorschlag kam, hat jeder gelacht und die Nase gerümpft." In Magny-Cours 2004 ist sie Realität geworden. Sieg außerhalb der Strecke1998 gewinnt Schumacher eines seiner unzähligen Regenrennen. Das Besondere am diesem Sieg im englischen Silverstone: Schumacher sieht die Zielflagge nicht. Da er in der 43. Runde überholt hat, obwohl die Gelbe Fahne geschwenkt wurde, brummt ihm die Rennleitung eine Zehn-Sekunden-Strafe auf. Im letzten Umlauf biegt er deshalb statt Richtung Ziel zu fahren in die Box ab, um dort die Strafe abzusitzen. Eigentlich ein überflüssiges Manöver, denn in den letzten Rennrunden verhängte Zeitstrafen werden laut Reglement auf die Schlusszeit aufgerechnet. Kurze Zeit später jedoch steht fest: Der Ferrari-Pilot hat in der Box, die sich im Zielbereich findet, die entscheidende Linie überfahren. Schumacher wird zum Sieger erklärt. Beifall von der KonkurrenzViele weitere seiner 91 Grand-Prix-Siege manifestierten die Klasse Schumachers als Rennfahrer. Etwa sein erster Sieg auf dem Nürburgring 1995, bei dem er zwei Runden vor Schluss Jean Alesi noch spektakulär überholen konnte und sogar der zuvor ausgeschiedene Damon Hill vom Streckenrand aus applaudierte. In der Saison 2000 dann konnte Mika Häkkinen im Mercedes in den ersten drei Rennen in Australien, Brasilien und San Marino jeweils die Pole-Position erobern, in den Rennen aber triumphierte Schumacher. Der Finne schied zweimal aus und wurde einmal Zweiter. Am Ende holte der Deutsche seinen ersten WM-Titel mit Ferrari - vor Häkkinen auf Platz zwei. Die SkandaleDie Schwarze Flagge von SilverstoneDer Große Preis von Großbritannien 1994, Michael Schumacher hat sich anscheinend viel vorgenommen. Von Startplatz zwei startend überholt er Polesetter und WM-Konkurrent Damon Hill bereits während der Einführungsrunde - was das Reglement klar untersagt. Schumacher bekommt als Folge von der Rennleitung eine Zeitstrafe auferlegt, die er an der Box absitzen müsste. Das Team weigert sich jedoch, diese anzuerkennen und fordert seinen Piloten auf, weiterzufahren. Die Reaktion der Offiziellen: Die Schwarze Flagge wird geschwenkt, Schumacher disqualifiziert. Erneute Teamanweisung: weiterfahren! Wenig später kommt Schumacher doch noch an die Box, beendet das Rennen als Zweiter. Proteste diverser Teams haben letztlich doch noch die Disqualifikation und eine Sperre für zwei Rennen zur Folge - Weltmeister wird Schumacher trotzdem. Kollision in der KurveZum Saisonfinale 1997 reist Schumacher mit einem Punkt Vorsprung vor Williams-Pilot Jacques Villeneuve ins spanische Jerez. Dort ist bereits das Qualifying kurios: gleich drei Fahrern gelingt auf die tausendstel Sekunde genau dieselbe Zeit. Die Startreihenfolge wird deswegen danach festgelegt, wer diese Zeit im Qualifying am frühesten erreicht hatte. Das ergab folgende Reihenfolge: Villeneuve vor Schumacher und Heinz-Harald Frentzen. In der 48. Runde des Rennens dann der Skandal: Villeneuve kann auf einer langen Geraden zu Schumacher aufschließen und setzt aus dem Windschatten zum Überholen in der folgenden Rechtskurve an. Plötzlich zieht der Ferrari-Pilot nach innen und kollidiert mit dem Kanadier. Schumacher rutscht ins Kiesbett, Villeneuve kann weiterfahren, wird Dritter und gewinnt den WM-Titel. Schumacher wurde später wegen Unsportlichkeit von der Fia aus der Gesamtwertung ausgeschlossen. Der falsche SiegerTatort Österreich im Jahr 2002, A1-Ring, der sechste Grand Prix der Saison. Der zweite Ferrari-Pilot Rubens Barrichello führt nahezu die gesamte Distanz über das Rennen an, steht vor seinem ersten Saisonsieg. Es wäre erst der zweite in seiner Karriere überhaupt. In der Schlusskurve geht der Brasilianer plötzlich vom Gas, Schumacher überholt und gewinnt mit einem Vorsprung von 0,182 Sekunden. Der Grund für das unerwartete Manöver war ein Funkspruch vom Kommandostand der Scuderia: "Let Michael pass for the championship." Bei der Siegerehrung schiebt Schumacher Barrichello auf das oberste Podest, reicht ihm den Siegerpokal weiter. Das alles geschieht unter Pfiffen und gesenkten Daumen der Fans. Die Fia verurteilt Ferrari später zu einer Geldstrafe von einer Million Euro. Nicht wegen der Team-Order - dagegen steht nichts im Reglement - sondern für "ungebührliches Verhalten bei einer Siegerehrung". Parkplatz in der RascasseKurz vor Ende des Qualifyings zum Großen Preis von Monaco 2006 steht Schumachers Ferrari plötzlich mitten in der Rascasse-Kurve. Gelbe Flaggen werden geschwenkt, die noch auf der Strecke befindlichen Piloten müssen ihr Tempo drosseln. Schumachers Zeit reicht für die Pole am nächsten Tag. Doch nicht lange. Die Rennkommissare beurteilen sein Verhalten als vorsätzlich und grob unsportlich, werfen ihm vor, seinen Boliden absichtlich dort geparkt zu haben, um seinen Konkurrenten die Möglichkeit zu nehmen, ihn noch von Startplatz eins zu verdrängen. Sie monieren "ungewöhnliche, unmotivierte und ruckartige" Betätigungen des Bremspedals. Der Angeklagte bestreitet dies: "Ich habe viel Druck gemacht, habe die Räder blockiert und kam ins Rutschen. Mir ging die Straße aus, was hier in Monte Carlo typisch ist", so Schumacher. Erzfeind Jacques Villeneuve erwidert: "Wenn man so einen Fehler machen kann, sollte man sich nicht in ein Rennauto setzen. So etwas passiert nicht einfach so." Die besten Rennen des M. SchumacherBrillanz zum Abschied248 Rennen sind absolviert, 16 Jahre Formel 1 liegen hinter ihm, nur noch einmal ins Cockpit zwängen, dann für immer aussteigen: Brasilien 2006, das letzte Rennen in der Karriere Michael Schumachers steht an. Zehn Punkte Rückstand auf Fernando Alonso, nur noch äußerst theoretische Chancen auf den achten WM-Titel, dazu aufgrund technischer Probleme im Qualifying lediglich ein zehnter Startplatz. Nichtsdestotrotz zeigt Schumacher noch mal all sein Können, kann bereits in den ersten Runden mehrere Konkurrenten überholen, bis er sich bei einem Manöver gegen Giancarlo Fisichella einen Hinterreifen zerstört. Schumacher fällt nach dem notwendigen Boxenbesuch auf den letzten Rang zurück. Erneut kämpft er sich nach vorn, zeigt begeisternde Überholmanöver, beendet das Rennen auf dem vierten Rang. Zudem gehört ihm bei seinem letzten Auftritt die schnellste Runde. Ferrari-Teamchef Todt sagt nach dem Rennen: "Er ist ein einmaliger Fahrer." Von 16 auf 1Startplatz 16, viel schlechter kann die Ausgangsposition für Schumacher 1995 in Spa nicht sein. Auf der Strecke, auf der er drei Jahre zuvor den ersten Sieg seiner Karriere gefeiert hat und die später seine "Hausstrecke" werden wird. Doch kaum springt die Ampel auf Grün, ist der Benetton-Pilot nicht zu bändigen. Bereits nach sechs Runden wird er auf Rang fünf gelistet. Über 100.000 Fans, darunter viele Deutsche, toben. In Runde 20 setzt der Regen ein. WM-Konkurrent Damon Hill holt sich an der Box Regenreifen, Schumacher setzt auf Risiko und bleibt draußen, auf Slicks. Wenig später hat Hill dank der nun wesentlich besseren Bodenhaftung aufgeschlossen, will überholen. Schumacher wehrt sich, blockiert den Briten immer wieder. Der schimpft später: "So eine Fahrweise kann ich nicht akzeptieren." Beide rutschen später einmal von der Strecke, am Ende aber siegt Schumacher. Der Protest von Hills Team hat nicht die Disqualifikation, sondern nur eine zur Bewährung ausgesetzte Sperre zur Folge. "Ich haben mit allem gerechnet, nur nicht mit einem Sieg", sagt der Triumphator. "Es war einfacher, als ich gedacht habe." Die spektakulärsten UnfälleEin glücklicher BeinbruchDen heftigsten Crash seiner Karriere erlebt Schumacher 1999 in Silverstone. Bereits kurz nach dem Start will er Teamkollege Eddie Irvine in der Stowe-Kurve außen überholen. Doch der Bolide rast von der Strecke, weiter übers Kiesbett und prallt nahezu ungebremst in die Reifenstapel. Das letztlich glückliche Resultat: ein glatter Schien- und Wadenbeinbruch im rechten Unterschenkel. Schuld, das gibt Ferrari später bekannt, ist ein Bremsdefekt.Doppelter Überschlag Saisonauftakt 2001 in Australien, freies Training. Schumacher verliert in der Anfahrt auf Kurve sechs die Kontrolle über sein Auto. Der Ferrari dreht sich auf der Strecke, rutscht ins Kiesbett und überschlägt sich zweimal. Als der aufgewirbelte Staub verschwindet, sieht man, dass der Bolide glücklicherweise mit dem Cockpit nach oben liegt. Im selben Moment legt Schumacher schon das Lenkrad auf den vorderen Teil des Autos, und bevor die herbeieilenden Streckenposten helfen können, steigt er eigenhändig aus. "Nicht mal blaue Flecken" habe er, so Schumacher später. Das Rennen gewinnt er, es wird jedoch von einem schweren Crash zwischen Jacques Villeneuve und Ralf Schumacher überschattet. Umherfliegende Teile vom Auto des Kanadiers verletzten einen Streckenposten tödlich. Dreirad auf dem AsphaltSpa 1998. Es regnet. Schumacher führt das Rennen deutlich an, fährt seit einer Weile hinter dem Schotten David Coulthard her, bereit, den McLaren-Mercedes zu überrunden. In Runde 25 wird Coulthard dann unerwartet langsamer. Schumacher kann bei miserabler Sicht nicht schnell genug reagieren, kracht voll auf den Silberpfeil und reist sich das rechte Vorderrad samt Aufhängung ab. Als Dreirad schleicht der Ferrari über die Strecke. Schumacher parkt ihn in der Ferrari-Box, schält sich blitzschnell aus dem Auto und hastet wutentbrannt Richtung McLaren-Box. Es dauert Sekundenbruchteile, bis die Ferrari-Offiziellen dies bemerken und ihm folgen. Angekommen bei McLaren wird er zurückgehalten, schreit aber noch Richtung Coulthard: "Verdammt noch mal, wolltest du mich umbringen?"Wieder zur Ruhe gekommen sagt Schumacher: "Die wichtigste Frage, die ich mir stelle, ist, warum er mitten auf der Geraden vom Gas geht. Du gehst eigentlich nie, wenn du jemanden vorbeilassen willst, mitten auf der Geraden vom Gas. Denn der Hintermann hat eigentlich keine Chance, da zu reagieren. Wenn man in der Formel 1 bei Geschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde vom Gas geht, ist das wahrscheinlich gleichbedeutend mit einer PKW-Vollbremsung bei 100." Der Schotte reagiert: "Schumacher benimmt sich wie ein Tier. Sein Verhalten kann ich in keinster Weise akzeptieren. Ich habe meine Geschwindigkeit nicht verändert." Der Automobilweltverband untersucht die Geschehnisse. Ergebnis: Ein normaler Rennunfall, keine Sanktionen.
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Frieder Schilling
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Sensationelle Siege, unvergessene Unfälle: Michael Schumacher ist der erfolgreichste Formel-1-Pilot der Geschichte. Doch was unterscheidet den Rekordweltmeister vom aktuellen Champ, Jenson Button? SPIEGEL ONLINE blickt zurück auf eine unvergleichliche Karriere.
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"Michael Schumacher",
"Formel 1",
"Ferrari F1"
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Sport
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Formel 1
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2009-10-20T10:22:56+02:00
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2009-10-20T10:22:56+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/formel1/best-of-schumacher-zwischen-dreirad-und-drama-a-654138.html
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Schlimmster Teil
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Am 6. Juni 1791 brachten die Richter des Kammergerichts Berlin »die Geschichte sehr vieler Verbrecher« zu Papier. In einem Schreiben an den Großkanzler der Preußischen Staatsregierung schilderten sie, wie ein »Inquisit nach ausgestandener Strafe mit zerfleischtem Rücken, arm und abgerissen aus dem Zuchthaus entlassen wurde«. »Von der Obrigkeit«, schilderten Juristen den Fall, »erhielt er ... keine Unterstützung, keine Anweisung für die Zukunft.« Resultat: »Er brach ein, stahl und ward methodisch von neuem ein Dieb.«Zwar sind zerfleischte Rücken in bundesdeutschen Haftanstalten nicht mehr zu finden. Doch knapp zwei Jahrhunderte nach der preußischen Fallstudie zeigt das System der Wiedereingliederung Straffälliger noch Symptome von Anno dazumal: In den Kittchen der Republik sind keine Zimmer frei, denn die Rückfallquote von Strafgefangenen liegt bei 80 Prozent. Warum das so ist, belegt eine Studie des Frankfurter Strafvollzugswissenschaftlers Bernd Maelicke. In einer Untersuchung über »Entlassung und Resozialisierung« weist er nach, daß Rückfälle allein schon aus wirtschaftlichen Gründen geradezu programmiert sind. Denn »die Schuldenberge«, formuliert etwa Häftling Hans Josef Elz aus der hessischen Justizvollzugsanstalt in Kassel-Wehlheiden die nun auch wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, »zerdrücken uns und geben uns dadurch keine Chance, in der Gesellschaft wieder richtig Fuß zu fassen«. Daß die wirtschaftliche Misere von Strafgefangenen der »Kern der Rückfälligkeit« sei, ist Kriminologen seit langem geläufig. Daß Haft-Entlassene jedoch oft mit immensen Schulden in die Freiheit starten, belegt jetzt Maelickes Untersuchung: 143 von dem Wissenschaftler befragte Insassen der Justizvollzugsanstalt Freiburg standen mit Summen bis zu zwei Millionen Mark in der Kreide. Bei einem Entlassungsgeld von rund 300 Mark brachten es die Häftlinge auf einen Schuldenschnitt von fast 50 000 Mark. Die auf 213 Seiten niedergeschriebenen Ergebnisse der Freiburger Gefangenenbefragung* erhellen -- trotz mancher Verbesserungen bei der Resozialisierung -- einen entscheidenden Mangel: »Mit der Entlassung«, urteilt Maelicke, »beginnt vielfach der schlimmste Teil der Strafe.« Gläubiger, deren Forderungen während der Haftzeit nicht erfüllt worden sind, lassen oft schon den ersten in Freiheit verdienten Lohn pfänden. Und das führt zuweilen dazu, daß der Arbeitsplatz gleich wieder verlorengeht.Die hohe Verschuldung hat vor allem zwei Ursachen:* Mit der Verurteilung entstehen zugleich oder in der Folge Kosten für Gericht, Rechtsanwalt, Schadenswiedergutmachung, Unterhalt und Scheidung. * Diese Summen können in der Praxis während der Haftzeit nie getilgt werden, weil die Verurteilten kein reguläres Einkommen haben. Denn bis zur Strafvollzugsreform verdienten bundesdeutsche Häftlinge kaum mehr als vier Mark täglich, seit dem 1. Januar vergangenen Jahres erhalten sie fünf Prozent vom Lohn ihrer Kollegen in Freiheit: maximal zehn Mark pro Tag. Daß die rückfallträchtige Verschuldung verringert werden könnte, steht für Kriminologen außer Frage: Im Ausland ist die wirtschaftliche Wieder- * Bernd Maelicke: Entlassung und Resozialisierung, C. F. Müller Verlag, Heidelberg: 68 Mark.eingliederung von Strafgefangenen längst gelungen. Häftlinge in Jugoslawien, Polen, der Tschechoslowakei, Spanien, Finnland und Schweden erhalten beispielsweise für gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie ihre Kollegen in Freiheit. In der schwedischen Vollzugsanstalt Tillberga etwa kassierten Arbeiter 1972 netto rund 1300 Kronen (knapp 800 Mark) monatlich -- ebensoviel wie ein Industriearbeiter nach Hause brachte.In der Bundesrepublik hingegen müssen die Schuldner nicht nur auf angemessene Bezahlung während der Haft, sondern meist auch auf staatliche Hilfestellung nach der Entlassung verzichten. Lediglich Fürsorgevereine und Stiftungen, etwa in Hamburg, Hannover und Stuttgart, unterstützen entlassene Strafgefangene bei der Regulierung ihrer Schulden. Einen ersten Anlauf, den gewichtigen Rückfallfaktor zu bekämpfen, unternimmt nun Berlins Justizsenator Jürgen Baumann, FDP. Mit Spenden, Geldern der Deutschen Klassenlotterie und zinsgünstigen Darlehen der West-Berliner Sparkasse will der Rechtspolitiker Strafgefangene jetzt beim Abstottern ihrer Schulden unterstützen.Baumanns Modell bringt womöglich neben Sozialem auch volkswirtschaftlichen Gewinn: Verhinderte Wiederholungstaten verursachen keine finanziellen Schäden, die Kosten für den Gefängnisplatz des Rückfalltäters (18 000 Mark pro Jahr) werden eingespart. Freut sich Baumann: »Da machen wir sogar noch ein gutes Geschäft.«
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Resozialisierung scheitert oft schon an den hohen Schulden, die Häftlinge nach ihrer Entlassung tilgen müssen.
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Politik
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1978-03-05T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/schlimmster-teil-a-4f4dab52-0002-0001-0000-000040616476?context=issue
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Offensiver Marcell Jansen: Stürmisch in die Stammelf
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Ende Januar 2010, der Hamburger SV spielt zu Hause gegen Wolfsburg. Anpfiff, keine zwei Sekunden vergehen, und schon stürmt Marcell Jansen in die Hälfte des Gegners. Er attackiert und dribbelt, als habe er nie etwas anderes gemacht. Man meint, Jansen sei ein Außenstürmer, so weit vorn rennt er herum. "Ich fühle mich da sehr wohl, immer mitten im Geschehen, bei allen Angriffen dabei, das macht mir Spaß", sagt er SPIEGEL ONLINE. "Ich glaube, das sieht man auch." Stimmt, man sieht es. Doch das war nicht immer so. Denn es ist gar nicht lange her, da galt der junge Marcell Jansen als große Hoffnung auf der Position des linken Verteidigers. Seinen Gegnern konnte er hinten geschickt die Bälle abnehmen, manchmal lief er sogar selbst nach vorn - auch wenn nicht jede Flanke dorthin kam, wo sie hin sollte. Als Abwehrspieler hat er es trotzdem weit gebracht, in die Bundesliga zu Borussia Mönchengladbach, zu den Bayern, die 14 Millionen Euro für ihn ausgaben, in die Nationalmannschaft und sogar zu großen Turnieren. Neue Position als WM-ChanceHeute aber ist Marcell Jansen ein ganz anderer Fußballer - und wenige Monate vor dem Beginn der Weltmeisterschaft in Südafrika beschert ihm der Positionswechsel vom Abwehrspieler zum offensiv ausgerichteten Mittelfeldspieler eine große Chance: Für den 24-Jährigen könnte die neue Rolle den Aufstieg zum Stammspieler in der Nationalelf bedeuten. Vieles spricht derzeit für Jansen. Kölns Lukas Podolski, ein Hauptkonkurrent um den Platz im linken Mittelfeld, fällt längere Zeit aus. Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger dürfte nach seinen überzeugenden Auftritten im zentralen Mittelfeld und der erneutenKnie-Operation von Simon Rolfes wohl auch in der Nationalelf von derAußenbahn ins Zentrum wechseln. Und da sich die Auswahlneulinge Toni Kroos aus Leverkusen und Thomas Müller von den Bayern erst einmal bei Bundestrainer Joachim Löw beweisen müssen, sagt Jansen nicht zu unrecht: "Im Moment würde es im linken Mittelfeld ganz gut passen für mich." Vier Bundesligatore, so viele wie noch nie zuvor, hat Jansen in dieser Runde für den Hamburger SV geschossen - alle seit November. Vorher war er einige Wochen verletzt gewesen. Seitdem ist er fit und spielt auf konstant hohem Niveau. Endlich, wie er findet. Denn genau das war immer sein großes Manko. "Ich weiß, dass ich gesund bleiben und einfach so weiterspielen muss wie in den letzten Wochen", sagt er, "dann rechne ich fest damit, in Südafrika dabei zu sein." Und zwar als Offensivspieler. Denn hinten links kommt er an Philipp Lahm seit Jahren nicht vorbei, 2009 spielt er nur zweimal im Nationaldress, bei der EM 2008 wird er nach einem schwachen Vorrundenauftritt gegen Kroatien kaum noch benötigt. Auch bei den Bayern steht ihm Lahm im Weg, Jansen kommt nicht vorbei und darf wechseln, für acht Millionen Euro nach Hamburg. Und dort, nach einem durchwachsenen ersten Jahr, analysiert der neue Trainer Bruno Labbadia die Kaderqualität, hält Jansen defensiv für verschwendet, stellt ihn nach vorne und wird bestätigt. Fortan blüht der Linksfüßer auf, nach 20 Spieltagen hat er beim HSV die beste Durchschnittsnote des "kickers", seine WM-Chancen stehen besser denn je. Schließlich besticht er neben den zuletzt überzeugenden Leistungen auch durch Vielfältigkeit: Im 4-4-2-System des HSV kann er beide linken Positionen spielen, gleiches gilt für das bei der Nationalmannschaft denkbare 4-2-3-1. Und trotz seiner neu entdeckten stürmischen Art hat Jansen den Blick nach hinten nicht verloren, lässt seinen Gegnern nicht zu viel Raum - Trainer schätzen das. "Die defensiven Abläufe habe ich natürlich drauf. Jetzt bin ich doppelt einsetzbar", sagt er. "Diese Flexibilität, zwei Positionen auf sehr hohem Niveau spielen zu können, hat mich weitergebracht." Immer von links, immer mit DynamikIm Heimspiel gegen Wolfsburg erweckt er den Eindruck, seine immer auffälligere Offensivstärke mit aller Macht zur Schau stellen zu wollen. Mal flankt er aus vollem Lauf, mal versucht er, einen Abwehrspieler auszuspielen, alles Aktionen, die Selbstvertrauen verlangen. "Davon spüre ich im Moment genug", sagt Jansen. Später wechselt er mit Stürmer Mladen Petric die Position und ist für ein paar Minuten sogar ganz vorne zu finden. Man meint, er könnte stundenlang anrennen. Immer wieder von links, immer wieder voller Dynamik. Hinterher sagt er: "Es gibt auch gute Spiele, in denen man kein Tor geschossen und auch keins vorbereitet hat. Das war so eins von mir." Der HSV dominiert, hat eine Fülle von besten Chancen,spielt aber nur 1:1. Und trotzdem bleibt niemandem im Stadion verborgen, was Trainer Bruno Labbadia meinte, als er SPIEGEL ONLINE ein paar Tage zuvor über Marcell Jansen gesagt hatte: "Von seinen guten Leistungen profitieren wir alle."Für den gebürtigen Mönchengladbacher ist die neue Position indes nicht ungewohnt, schon in seinen Jugendmannschaften ist er mehr vorne als hinten zu finden, daher kommt ihm das Spiel heute vor "wie in alten Zeiten". Und da er vor seiner Versetzung in die Verteidigerrolle offensiv groß geworden ist, muss er sich auch nicht umstellen, sondern nur "die Bewegungsabläufe wieder reinbekommen und an ein paar Feinheiten arbeiten." Fehlt nur noch, dass sie auch auf der clubeigenen Homepage aus dem Verteidiger Jansen den Mittelfeldspieler Jansen machen.
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Marco Plein
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Marcell Jansen hat schon einiges erreicht - Stammspieler in der Nationalmannschaft war er aber noch nie. Nun hat der Profi des Hamburger SV die Position gewechselt und stürmt nach vorn. Das könnte ihm auch bei Bundestrainer Löw den entscheidenden Vorteil bringen.
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"Hamburger SV",
"Fußballnationalmannschaft"
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Sport
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Fußball-News
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2010-02-06T10:58:25+01:00
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2010-02-06T10:58:25+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/offensiver-marcell-jansen-stuermisch-in-die-stammelf-a-675174.html
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Schlingernde Hintern
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Schlingernde Hintern (Nr. 12/1974, Gesellschaft: Nackte Sprinter)Die emanzipierenden Frauen lang ist's her -- ließen das Korsett fallen: Teufel! Heute schnellen uns nicht nur breite Brüste entgegen, sondern sogar schlingernde Hintern -- und das öffentlich. Ich meine: Das geht so nicht mehr. -- Es ist der Teufel, der über unsere Straße blitzt. Göttingen KARL K. KROJOWOrganistDie Blitzer in München müssen entweder selbst Presseleute oder von ihnen angeheuert gewesen sein. Wie anders soll man sich den Zufall erklären, daß bei ihren maximal 30 Sekunden dauernden Auftritten gerade Presseleute mit schußbereiten Kameras anwesend waren. Und das am frühen Vormittag, wo Journalisten sowieso meistens noch pennen.München PAUL WALTER
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Schlingernde Hintern
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Politik
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1974-03-31T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/schlingernde-hintern-a-efeea4dc-0002-0001-0000-000041784267?context=issue
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Ruderin Drygalla droht Karriere-Aus: Ist alles noch viel schlimmer?
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Aber...
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Panorama
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2012-08-07T10:29:00+02:00
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2012-08-07T10:29:00+02:00
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https://www.spiegel.de/spam/ruderin-drygalla-droht-karriere-aus-ist-alles-noch-viel-schlimmer-a-848633.html
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Fritz Eberhard
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Fritz Eberhard, 63, Dr. rer. pol., einst SPD-Staatssekretär in Stuttgart und Intendant des Süddeutschen Rundfunks, ist als Nachfolger des emeritierten Professors Dr. Emil Dovifat, 69, als Ordinarius für Publizistik und Direktor des Instituts für Publizistik der Freien Universität Berlin vorgesehen. Eberhard will aber erst abwarten, ob er noch als Kandidat für die im Herbst anstehende Intendantenwahl beim Sender Freies Berlin herangezogen wird.
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Politik
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1960-08-30T13:00:00+01:00
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1960-08-30T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/fritz-eberhard-a-c3cff72c-0002-0001-0000-000043066750?context=issue
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»Reize bedeckt«
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SPIEGEL: Frau Ludin, Ihr Kopftuch ist nach Auffassung der baden-württembergischen Kultusministerin ein »politisches Signal«, ein Zeichen der Ausgrenzung. Können Sie das nachvollziehen? Ludin: Für mich sind das keine sachlichen Argumente. Zumal es dafür nicht einmal Beweise gibt, auch in bezug auf meine Person nicht. Es geht ja erst mal um mich. SPIEGEL: Was bedeutet das Kopftuch für Sie? Ludin: Das Kopftuch ist ein Teil der islamischen Kleidung einer muslimischen Frau. Damit werden die Reize bedeckt, und zu den Reizen der Frau gehören auch die Haare. Da gibt es eine Kleidernorm. Und da ich selbst praktizierende Muslima bin, in allen Bereichen meines Lebens, gehört für mich die Kleidung auch dazu. Das ist für mich ein Teil vom Ganzen. SPIEGEL: Die Rigorosität, mit der beispielsweise die Mullahs in Iran oder die Taliban in Afghanistan auf der Einhaltung der Kleiderordnung bestehen, kann man aber auch als ein Zeichen der mangelnden Toleranz und der Unterdrückung sehen. Ludin: Die Haltung der Mullahs und der Taliban in diesen Ländern verstößt gegen das Prinzip der Glaubensfreiheit und gegen die Vielfalt im Islam. Nach dem Koran soll niemand zum Glauben oder zu einer Kleiderordnung gezwungen werden. Ja, da handelt es sich eindeutig um eine Einschränkung der Glaubensfreiheit. Ich habe mich sicherlich nicht wenig mit dem Islam befaßt und kann insofern überhaupt nicht bestätigen, daß es ein Symbol für die Unterdrückung der Frau ist. Zu der Situation in Deutschland, denn hier lebe ich ja: Es gibt bestimmt hier und da unterdrückte Frauen, die auch ein Kopftuch tragen. Aber ich würde nicht ihre Unterdrückung mit dem Kopftuch gleichsetzen. Ich denke, wenn man das tut, wenn man so eine Schlußfolgerung zieht, dann ist das eine Stigmatisierung dieser Frauen. SPIEGEL: Aber Sie setzen doch ein religiös motiviertes Zeichen. Ludin: Ich beziehe das auf mich, und ich möchte andere weder davon überzeugen noch missionarisch vorgehen, sondern es geht um meine religiöse Einstellung, die ich für mich so entschieden habe. SPIEGEL: Auch wenn Ihr Kopftuch ein Glaubensbekenntnis ist, könnten Sie doch als Lehrerin in einem Staat, der sich als säkular definiert, darauf verzichten. Ludin: Man kann dieses nicht vergleichen mit dem Ablegen eines Mantels. Hier geht es um meine Würde als muslimische Frau, um meine grundsätzliche menschliche Würde. Das Tuch abzulegen, hieße für mich, mich zu entblößen. Es wäre eine Entwürdigung. Die Schule spiegelt die Gesellschaft wider und damit ihre Vielfalt. Die Lehrer davon auszuschließen, würde das Lehren von Toleranz unglaubwürdig machen. SPIEGEL: Was würden Sie einer muslimischen Schülerin raten, deren Eltern sie gegen ihren Willen zum Tragen eines Kopftuchs zwingen? Ludin: Ich würde mit den Eltern darüber sprechen und versuchen, ihnen klarzumachen, daß es problematisch ist, das Kind durch Zwang statt durch nachvollziehbares Überzeugen zu einer solchen Sache zu bewegen. Es ist ein sehr wichtiger Grundsatz im Islam, daß es keinen Zwang im Glauben gibt. Man kann diese Entscheidung dem Kind nahelegen, sie ihm aber nicht abnehmen. SPIEGEL: Und wenn die Schülerin sich gegen das Kopftuch entscheidet? Ludin: Das wäre für mich kein Problem, weil ich eben grundsätzlich gegen Zwang bin. Gerade in Sachen Glauben. Ich verlange von niemandem, ein Kopftuch zu tragen. Ich möchte auch nicht, daß von mir verlangt wird, es zu machen oder zu lassen.
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Die abgelehnte Lehramtsanwärterin Fereshta Ludin über Kopftücher, Schulalltag, Religion und Toleranz
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Politik
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1998-07-19T13:00:00+02:00
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1998-07-19T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/reize-bedeckt-a-e45d6ba9-0002-0001-0000-000007938161?context=issue
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Hayabusa 2 gestartet: "Mascot" auf dem Weg zu Asterioden
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Hamburg - Mit Landungen auf unwirtlichen Himmelskörpern kennt man sich beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mittlerweile ganz gut aus. Der spektakuläre Besuch auf dem Kometen Tschuri liegt erst wenige Wochen zurück, nun nehmen die Forscher bereits den nächsten Himmelskörper ins Visier. Diesmal geht es zu einem Asteroiden - und wieder soll ein Apparat den Boden erreichen und untersuchen. Am Mittwoch ist die japanische Sonde "Hayabusa 2" mit einer H-IIA-Rakete vom Raumfahrtzentrum Tanegashima im Süden Japans ins All aufgebrochen. Mit dabei ist das in Deutschland entwickelte "Mascot"-Landegerät. Sein Name, kurz für "Mobile Asteroid Surface Scout", ist Programm: Die Box von der Größe eines Schuhkartons soll auf der Oberfläche des Asteroiden "1999 JU3" herumhüpfen und seiner Muttersonde "Hayabusa 2" Hinweise geben, wo sie interessante Materialproben einsammeln kann. Die Reise zum Asteroiden wird rund vier Jahre dauern. "Mascot" fliegt huckepack mit der japanischen Sonde mit. Es werde "die nächste Etappe einer aufregenden Reise ins All", sagte Hansjörg Dittus, DLR-Vorstand für die Raumfahrt. Der Asteroid "1999 JU 3" gehört zu einer häufig vorkommenden Klasse von erdnahen Asteroiden. Er zieht zwischen Mars und Erde seine Bahn und ist gerade einmal einen Kilometer im Durchmesser groß. Asteroiden stammen aus der Frühzeit unseres Sonnensystems, daher rührt auch das große Interesse der Wissenschaftler. Teleskopmessungen von der Erde aus lassen vermuten, dass "1999 JU 3" eventuell Wasser enthält. Es besteht die Möglichkeit, dass Asteroiden einst mit Einschlägen auf der Erde auch Wasser zu unserem Planeten gebracht haben könnten. Abwurf aus 100 Metern Höhe"Hayabusa 2" wird den Asteroiden zunächst für ein Jahr begleiten, bevor der Lander aus etwa hundert Metern Höhe abgesetzt wird. Wichtig ist, dass die Kiste möglichst langsam auf der Oberfläche auftrifft - damit sie nicht wie ein Pingpongball wegspringt. Genau wie beim Kometen Tschuri ist auch beim Asteroiden "1999 JU 3" die Gravitationskraft äußerst gering. Die geringe Anziehung war es auch, die den Lander "Philae" nach dem ersten Touchdown auf Tschuri noch einen Kilometer weit hüpfen ließ. Anders als "Philae" verfügt "Mascot" über keine Mechanismen, um sich auf der Oberfläche festzukrallen. Ganz im Gegenteil: Mit Hilfe des eingebauten Schwungarms soll der zehn Kilogramm schwere Apparat bis zu 70 Meter weit hüpfen und erstmals Messungen an verschiedenen Stellen eines Asteroiden vornehmen. Die Sonde "Hayabusa 2" umkreist den Felsklotz währenddessen, kartografiert ihn und sammelt Staub von der Oberfläche ein, der über der Asteroidenoberfläche schwebt. Die Proben sollen anschließend zur Erde zurückgebracht werden. Es wäre erst das zweite Mal, dass der waghalsige Stunt einer Probenrückführung gelingt - von Mondmissionen einmal abgesehen. Mit der Sonde "Hayabusa 1" hatte die japanische Weltraumagentur Jaxa im Jahr 2010 zum ersten Mal Staub vom Asteroiden Itokawa zur Erde gebracht. Auch wenn es sich nur um wenige Milligramm handelte, die noch nicht einmal mit bloßem Auge sichtbar waren: Die Sammelaktion war wissenschaftlich ein Erfolg. Viel Zeit bleibt "Mascot" übrigens nicht, um den Asteroiden hüpfend zu erkunden. Der Lander hat keine ausklappbaren Solarpanel, die Techniker wollten ihn so einfach wie möglich bauen. Nur für etwa 16 Stunden wird der Strom seiner Lithium-Ionen-Batterie reichen.
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chs/hda/dpa
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Die Raumsonde "Hayabusa 2" ist erfolgreich gestartet. Vier Jahre lang wird sie zu ihrem Ziel-Asteroiden unterwegs sein. Dann soll auf dem Felsklotz eine schuhkartongroße Box aus Deutschland landen - und gigantische Sprünge vollführen.
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"Asteroiden",
"DLR",
"Sonnensystem",
"Japan"
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Wissenschaft
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Weltall
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2014-12-03T05:37:00+01:00
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2014-12-03T05:37:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/hayabusa-2-gestartet-mascot-auf-dem-weg-zu-asterioden-a-1005599.html
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RKI: Robert Koch-Institut meldet mehr als 3000 Hitzetote
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In Deutschland sind in diesem Sommer rund 3100 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben. Das geht aus einem vorläufigen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Demnach war mehr als jeder zweite Hitzetote diesen Sommer mindestens 85 Jahre alt. Der abschließende Bericht soll im Herbst veröffentlicht werden, dürfte sich aber nur in Details von der vorläufigen Bilanz unterscheiden. »Die Größenordnung sollte sich nicht mehr verändern«, sagte eine Sprecherin des RKI der »Rheinischen Post« .Weniger Hitzetote als im VorjahrLaut dem RKI-Bericht sterben absolut gesehen mehr Frauen als Männer an den Folgen hoher Temperaturen. Grund dafür sei allerdings der hohe Frauenanteil unter älteren Menschen, heißt es in der Mitteilung. Damit ist die Zahl der Sterbefälle im Vergleich zum Vorjahr gefallen. 2022 verzeichnete das RKI 4500 hitzebedingte Todesfälle. »Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie war die Mortalität im Sommer 2022 ungewöhnlich hoch«, schreibt das RKI in seinem Bericht. Seit 2013 erreichten die Jahre 2018, 2019 und 2015 mit jeweils über 6000 hitzebedingten Sterbefällen die höchsten Werte. 2014, 2016, 2017 und 2021 lag die geschätzte Anzahl hitzebedingter Sterbefälle jeweils zwischen etwa 1000 und etwa 1700 und fällt damit deutlich niedriger aus. »Diese Unterschiede können auf die unterschiedlich ausgeprägten Hitzeepisoden zurückgeführt werden«, heißt es in dem Bericht. Auf dem Totenschein steht nur selten »Hitze« als TodesursacheDas RKI weist darauf hin, dass es sich bei den veröffentlichten Zahlen um eine Schätzung handelt, die Sterbedaten des Statistischen Bundesamtes und Temperaturmessungen des Deutschen Wetterdienstes kombiniert. Das liegt daran, dass nur in wenigen Fällen Hitzeeinwirkung unmittelbar zum Tod führt, etwa beim Hitzschlag. In den meisten Fällen ist Hitze ein verschärfender Faktor für bereits bestehende Vorerkrankungen und wird daher nicht auf dem Totenschein als Todesursache vermerkt. Also greift das RKI auf statistische Methoden zurück, um das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle abzuschätzen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Ende Juli einen Hitzeschutzplan vorgestellt und dabei das Ziel ausgegeben, die Zahl der Hitzetoten in diesem Jahr unter 4000 zu drücken.Der Plan sieht unter anderem eine stärkere Sensibilisierung für die Gefahren durch Hitze, Hinweise auf Schutzmaßnahmen und Warnmeldungen bei extremer Hitze vor. So sollen nach dem Willen Lauterbachs in möglichst vielen Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen künftig Plakate des Bundesgesundheitsministeriums und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Verhaltenstipps bei Hitze angebracht werden.
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mgo/AFP
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Im Sommer sind rund 3100 Menschen wegen der Hitze gestorben, schätzt das Robert Koch-Institut. Besonders gefährdet waren demnach Senioren über 85 Jahren.
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"Robert Koch-Institut (RKI)",
"Wetter"
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Wissenschaft
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Mensch
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2023-09-30T11:50:33+02:00
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2023-09-30T12:20:06+02:00
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sommer-2023-robert-koch-institut-meldet-mehr-als-3000-tote-a-2b25f57f-bec4-4512-861c-1fcdf160320a
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Indonesien: Vulkan Merapi erneut ausgebrochen
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Erneutes Lava-Spektakel an Indonesiens aktivstem Vulkan: Der Mount Merapi auf Java ist am Montag wieder ausgebrochen und hat nach Angaben der örtlichen Vulkanologie-Behörde insgesamt 16-mal glühende Lava in die Luft geschleudert. Zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr morgens (Ortszeit) seien bis zu 1500 Meter lange Lavaströme am Südwesthang des Feuerbergs niedergegangen, berichtete die Nachrichtenagentur Antara. Berichte über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht. Bereits in den vergangenen Monaten ist der Merapi mehrfach ausgebrochen. Der Vulkan liegt etwa 35 Kilometer nördlich der Großstadt Yogyakarta. Bei einem schweren Ausbruch 2010 waren mehr als 340 Menschen getötet worden, Zehntausende flohen. Ganz in der Nähe des knapp 3000 Meter hohen Vulkans befinden sich die berühmten Tempelanlagen Borobudur und Prambanan, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählen. Indonesien liegt auf dem sogenannten Feuerring im Pazifik. In dem Inselstaat gibt es 127 aktive Vulkane, von denen der Merapi als der aktivste gilt.
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lmd/dpa
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Der Merapi ist der aktivste Vulkan Indonesiens, in seiner Nähe befinden sich berühmte Tempelanlagen. Jetzt hat er erneut Lava in die Luft geschleudert.
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"Vulkan Merapi",
"Indonesien"
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Panorama
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2021-04-19T10:02:05+02:00
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2021-04-19T10:02:05+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/indonesien-vulkan-merapi-erneut-ausgebrochen-a-8e1db84f-e968-436e-a8d7-aa6342725f95
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Durch Kugelbombe verletztes Kind in Berlin: Jugendlicher als Tatverdächtiger identifiziert
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Im Fall eines lebensgefährlich verletzten Kindes durch eine Kugelbombe in der Silvesternacht in Berlin hat die Polizei einen Verdächtigen identifiziert. Zwei Wohnungen seien durchsucht worden, teilte die Polizei auf X mit. Der 17 Jahre alte Verdächtige sei über Informationen aus der Bevölkerung über das eigens eingerichtete Hinweisportal der Polizei im Internet gefunden worden. »Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass der 17-Jährige für die Explosion verantwortlich sein könnte«, sagte Sebastian Büchner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft der »Berliner Morgenpost«. Weitere Menschen durch Explosion verletztDurch die Explosion der Kugelbombe an Silvester kurz nach Mitternacht im Bottroper Weg in Tegel war ein siebenjähriger Junge lebensgefährlich verletzt worden. Er wurde notoperiert. Ein 41-jähriger Mann erlitt Bein- und Handverletzungen und wurde mehrfach operiert. Laut Polizei wurden sechs weitere Menschen – drei Kinder, eine Jugendliche und zwei Erwachsene – leicht verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Kugelbomben sind Feuerwerkskörper, die zwar nicht illegal sind, aber nur von Fachleuten gezündet werden dürfen. Sie sind unter anderem wegen ihrer deutlich heftigeren Explosionskraft gefährlicher als Silvesterfeuerwerk, das im Einzelhandel erhältlich ist.
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bbr/dpa
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Ein Kind wurde in der Silvesternacht von einer Kugelbombe so schwer verletzt, dass es notoperiert werden musste. Nun hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefunden, mithilfe von Hinweisen aus der Bevölkerung.
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"Berlin",
"Silvester"
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Panorama
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Justiz & Kriminalität
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2025-01-14T11:43:00+01:00
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2025-01-14T14:35:00+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-durch-kugelbombe-verletztes-kind-jugendlicher-als-tatverdaechtiger-identifiziert-a-c37e3c8a-9c95-4267-a313-206271276361
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Knapp an Karten
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Als der Zug in Neapel einlief, stürmte die Meute einen Wagen 1. Klasse. Sie zerrte zwei junge Männer heraus und riß ihnen den Anzug stückweise vom Leib. Einer von ihnen stand nur noch im Slip da, als Bahnpolizisten ihn retteten.So überschwenglich hatten Fans einst den Argentinier Omar Sivori und den Brasilianer José Altafini, neue Stars des SSC Neapel, eingeholt. Zum Titel langte es auch weiterhin nicht. Aber die fußballnärrischste Stadt im fußballverruckten Italien ist Neapel nach wie vor. Als einziger Klub der Welt muß der SSC Neapel seine Eintrittskarten oft zuteilen. 1973, als die Cholera die schmuddelige, von der Bauspekulation verschandelte Hafenstadt heimsuchte, meldete der Klub einen neuen Verkaufsrekord. In der letzten Saison hatten Fans 72 000 der insgesamt 82 000 Plätze im Stadion San Paolo schon vor dem ersten Anpfiff als Dauerkarten aufgekauft und dafür insgesamt 8,25 Millionen Mark angelegt. »Die Neapolitaner mögen arm sein«, wunderte sich der Zürcher »Sport«, »für den Fußball haben sie Geld.« Beim Vorverkauf für die bevorstehende Saison setzte der Klub binnen Stunden 36 000 Dauerkarten vor allem für die Kurvenplätze ab. obwohl jeder nur ein Ticket zugeteilt erhielt.Dann setzte es Hiebe. Erbost protestierten die Kaufwilligen gegen Schwarzhändler, die vor den Vereinsschaltern in der Via Crispi ihre Großfamilie zum Kauf der begehrten Kurvenkarten einsetzten, und gegen bagarini -- Hamsterer -, die sich immer wieder in die Schlangen einreihten. Die Polizei griff ein, der Klub sperrte die Kassen, die Via Crispi versank im Chaos. Ein Vorverkauf von 70 000 bis 75 000 Karten gilt dennoch als ausgemacht. Mehr als andere Großstadtbürger bedürfen die Neapolitaner der Ablenkung. 120 000 von ihnen sind offiziell arbeitslos. Mindestens ebenso viele schlagen sieh als Gelegenheitsarbeiter oder mit Schmuggelgeschäften durch. 10 000 Prostituierte bieten sieh an. In den Slums und den bassi, den Wohnhöhlen der Altstadt, gibt es kaum fließendes Wasser. Es stinkt.Um so dringlicher erhoffen die Bürger vom SSC Neapel Erfolgserlebnisse. Mehr hat der Klub auch nicht zu bieten: Er ist wie die anderen italienischen Profivereine ein Geschäftsunternehmen ohne Klubhaus und Vereinsleben.Heimspiele alle zwei Wochen genügen den Anhängern nicht. Zu den Punktspielen« etwa nach Rom, reisen bis zu 50 000 Neapolitaner mit, zwei Drittel von ihnen im Wagen. oft sechs in einem Fiat 500, einige hundert schließen sich der Fahrradkolonne an. Für den Trip nach Rom und das Ticket zum Spiel gegen den Erzrivalen Roma bringen arme Napoli-Fans sogar ihre Matratze ins Pfandhaus Monte di Pieta (deutsch: Berg des Mitleids). Anderen strecken Mäzene schon mal die Reisespesen vor -- gegen Schuldschein.Der Klub verkauft auch Abonnements auf Raten. Für gewitzte Händler springt Gewinn heraus. Die Kurvendauerkarten für 30 000 Lire werden nur gelocht und eignen sich zur Versteigerung von Spiel zu Spiel. Etwa 80 Prozent der Fans tippen überdies im Fußballtoto.Schon mehrmals wollte die Polizei das Stadion schließen, wenn Tausende ohne Karten geblieben waren und die Tore zu stürmen drohten. Bei einem Spiel gegen Rom verhafteten die Sicherheitskräfte mehr als hundert tobende Fans. Vor einem Europacupspiel 1974 gab es beim Ansturm auf die letzten Karten 30 Verletzte. Zwar änderte sieh die politische Landschaft in der 1,3-Millionenstadt grundlegend: Seit 1975 hat das einst christdemokratisch beherrschte Neapel einen kommunistischen Bürgermeister. Bei den Wahlen 1976 stieg der Stimmenanteil der KPI gar auf 41 Prozent. auch deshalb, weil rund 100 000 Slum-Bewohner von den Neofaschisten nach links schwenkten. Doch am Fußballwahn der Neapolitaner änderte sieh nichts.Den Pokalsieg ihres Klubs feierten sie 1976 mit einem Volksfest. Klubpräsident Corrado Ferlaino, ein millionenschwerer Baulöwe, der den Reeder und Monarchisten Achille Lauro nach 25 Jahren abgelöst hatte, bedauerte den Erfolgszwang: »Jetzt müssen wir immer siegen. Schon bei einem Unentschieden gibt es Pfiffe.« Seit undenklichen Zeiten steckt Napoli in roten Zahlen. Der Dauerkartenerlös geht sofort für neue Spieler drauf. 1975 tätigte Neapel »in einem Klima kollektiven Irrsinns« ("La Stampa") einen Rekordeinkauf:Es erwarb von Bologna für 5,6 Millionen Mark in bar und zwei eigene Spieler (Wert 2,4 Millionen Mark) den Stürmer Giuseppe Savoldi, 28. »Ich muß meist zu Hause bleiben«, klagte Savoldi. »Wenn ich rausgehe. wollen Hunderte Autogramme von mir -- furchtbar.« In diesem Jahr kaufte Napoli sechs neue Spieler, darunter aus Mailand den Nationalspieler Chiarugi.Die Gewalttätigkeit enttäuschter Fans trachtete sogar Papst Paul VI. zu bremsen. Er empfing Abgeordnete der Fanklubs und mahnte milde Mäßigung an.
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Krawalle um den Vorverkauf der Karten für den Fußballklub SSC Neapel brachten es an den Tag: Für viele Neapolitaner ist der Verein einziger Lichtblick in Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit.
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"Neapel",
"Rom",
"SSC Neapel"
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Sport
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1976-09-05T13:00:00+01:00
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1976-09-05T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/knapp-an-karten-a-976ce11c-0002-0001-0000-000041147033?context=issue
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Jörg Meuthen (AfD) will nicht mit CDU zusammenarbeiten
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Ist die AfD womöglich doch ein Partner für die Christlich Demokratische Union? CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer bemüht sich derzeit stark um Abgrenzung, eine Zusammenarbeit auch auf kommunaler Ebene schloss sie zuletzt am Sonntagabend kategorisch aus. Auf den erklärten Ausschluss einer Zusammenarbeit durch Kramp-Karrenbauer hat nun die AfD reagiert. Deren Parteichef Jörg Meuthen erklärte, er schließe seinerseits eine Kooperation mit der Union aus. "Natürlich kann und wird es mit der CDU unter Führung von Merkel und Kramp-Karrenbauer unter gar keinen Umständen eine Zusammenarbeit geben", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.An der Basis aber gibt es sie schon: In der rund 3000 Einwohner zählenden mecklenburgischen Kleinstadt Penzlin hat die CDU in der Stadtvertretung eine Zählgemeinschaft mit dem einzigen AfD-Vertreter gebildet. Zusammen stellen sie 4 der 15 Mitglieder der Stadtvertretung. Das brachte der Union mehr Sitze in Ausschüssen ein, und auch der AfD-Vertreter ist nun im Rechnungsprüfungsausschuss sowie im Schul- und Kulturausschuss vertreten. Allein hätte ihm kein Sitz zugestanden, wie der "Nordkurier" berichtete. Der Vorsitzende der Zählgemeinschaft, Mario Röse (CDU), sagte: "Der AfD-Mann hat bei der Kommunalwahl viele Stimmen bekommen, mehr als viele andere." Ignoriere man ihn, schlösse man einen nicht kleinen Teil der Wähler aus. "Wir wollten ihn einbinden und sehen, was er leistet." AfD-Chef in Brandenburg: CDU ist Parteiführung vorausGroße Linien der Parteien seien das eine, in der Kommunalpolitik sehe es mitunter etwas anders aus. Die Bildung der Zählgemeinschaft mit dem AfD-Mann sei aber auch in der CDU Penzlin umstritten gewesen, räumte er ein. Wie Kramp-Karrenbauer spricht auch Meuthen offenbar nicht für alle Gliederungen der Partei. Der Brandenburger AfD-Landesvorsitzende Andreas Kalbitz, der auch im Bundesvorstand sitzt, sagte ebenfalls dem RND unter Verweis auf das Beispiel Penzlin: Die "formale Koalition" dort und die praktische Zusammenarbeit in vielen Kommunalvertretungen zeigten, dass "die CDU-Basis ihrer bewegungsunfähigen Parteiführung längst voraus" sei.
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cht/dpa
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Die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer erklärt die AfD zum Tabu, AfD-Chef Meuthen schließt eine Zusammenarbeit mit der Union ebenfalls kategorisch aus. Dabei wird in einer ostdeutschen Kleinstadt bereits kooperiert.
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"Annegret Kramp-Karrenbauer",
"CDU",
"Alternative für Deutschland (AfD)",
"Anne Will (Talkshow)",
"Hans-Georg Maaßen",
"Mecklenburg-Vorpommern",
"Jörg Meuthen"
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Politik
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Deutschland
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2019-06-24T12:53:00+02:00
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2019-06-24T12:53:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/joerg-meuthen-afd-will-nicht-mit-cdu-zusammenarbeiten-a-1274017.html
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EU-Kommission verbietet Plastikprodukte - Was bedeutet das?
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Die EU-Kommission will bestimmte Plastikprodukte verbieten, um Umwelt und Meere besser zu schützen. Zudem sollen Hersteller für Umweltschäden zur Kasse gebeten werden. Doch was bedeutet das für Verbraucher? Antworten auf die wichtigsten Fragen. Wo liegt das Problem? Weltweit werden enorme Mengen Kunststoffe genutzt und anschließend weggeworfen. Allein in der EU entstehen nach Angaben der EU-Kommission jedes Jahr rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll. Nicht mal ein Drittel davon wird wiederverwertet.Der Rest landet auf Müllkippen oder in der Umwelt. Im Pazifik treibt bereits ein Müllstrudel der viermal so groß ist wie Deutschland. Immer wieder werden Kadaver von Wasservögeln und Fischen entdeckt, die verendeten, weil ihre Mägen voll mit Plastik waren. Bis zu 85 Prozent des Mülls an europäischen Stränden sind nach EU-Angaben Plastik, die Hälfte davon Wegwerfprodukte zum einmaligen Gebrauch. Zudem verteilt sich Mikroplastik überall auf der Welt - es landet auf Äckern, an Stränden, selbst in der Arktis ist es bereits nachgewiesen worden. Die ökonomischen und gesundheitlichen Folgen sind noch kaum erforscht.Was plant die EU?Schon im Januar forderte die Brüsseler Behörde in einer Plastik-Strategie, dass bis 2030 alle Kunststoffe wiederverwertbar sein sollen. Jetzt legt sie mit konkreten Vorschlägen für Vorschriften und Verbote nach, die vor allem auf den Schutz der Weltmeere abzielen. Demnach sollen vor allem Plastikgegenstände verboten werden, für die es weniger schädliche Alternativen gibt wie bei Plastiktellern und Strohhalmen, die auch aus Pappe hergestellt werden können. Die EU-Kommission hat zudem Plastikprodukte ins Visier genommen, die am häufigsten in Strandmüll auftauchen. Dazu gehören Besteck und Geschirr, Trinkhalme, Getränkerührstäbchen, Halter für Luftballons und Wattestäbchen. Darüber hinaus nennt die Kommission Einmalprodukte, die nicht verboten, aber massiv zurückgedrängt werden sollen, darunter Verpackungen für Fastfood, Luftballons, Getränkeverpackungen und Deckel. Damit Deckel nicht durch die Landschaft fliegen, sollen sie gleich so konstruiert werden, dass sie künftig an Einwegflaschen oder -trinkbechern hängen bleiben. Hersteller von Chipstüten, Zigarettenfiltern und anderen häufig in der Umwelt gefundenen Produkten sollen an den Kosten für Müllsammlungen und Infokampagnen beteiligt werden. So sollen bestimmte Produkte wie Luftballons mit auffälligen Warnhinweisen versehen werden, die die Verbraucher über die Umweltrisiken und die richtige Entsorgung aufklären.Den EU-Staaten schließlich will die EU-Kommission das Ziel vorgeben, bis 2025 mindestens 90 Prozent der Einwegplastikflaschen getrennt zu sammeln. Eine Möglichkeit zur Umsetzung wäre ein Einwegpfand, der in Deutschland bereits 2003 eingeführt wurde. Hat die EU nicht auch eine Plastiksteuer vorgeschlagen? Haushaltskommissar Günther Oettinger hat erst von einer Plastiksteuer gesprochen, dann aber eine andere Variante ins Gespräch gebracht: eine Abgabe, die die EU-Staaten für nicht verwertete Plastikabfälle an die EU abführen sollen. Oettinger spricht von 80 Cent pro Kilo. Das wäre ein Anreiz, mehr zu recyceln. Wann und ob die Abgabe tatsächlich kommt, ist jedoch noch unklar.Ab wann sollen die Verbote gelten?Das kann dauern. Zunächst ist es nur ein Vorschlag, der nun mit dem EU-Parlament und den EU-Staaten geklärt werden muss. Vor der Europawahl 2019 wird das knapp. Und weil es eine Richtlinie werden soll, müssen die EU-Staaten sie nach der Verabschiedung noch in eigene Gesetze gießen. Plastikmüll:Alle Artikel und Hintergründe Bringt der Maßnahmenkatalog denn etwas?Die Kritik an den Plänen der EU-Kommission kommt von mehreren Seiten. Die einen halten die Vorgaben für übertrieben, andere für noch nicht drastisch genug. So moniert das wirtschaftsnahe Centrum für Europäische Politik (CEP), die Kommission schieße mit den Verboten übers Ziel hinaus und schränke die Wahlfreiheit der Verbraucher ein. Infokampagnen, Pfandsysteme und notfalls lokale Verbote reichten aus, meint CEP-Experte Moritz Bonn. Die Grünen im Europaparlament argumentieren andersherum: Der Ansatz mit dem Verbot bestimmter Produkte sei gut, reiche aber nicht. Entscheidend seien die Reduzierung des Verpackungsmülls und höhere Recyclingquoten. Die Grünen fordern komplette Wiederverwertbarkeit von Kunststoffen schon 2025, nicht erst 2030. Warum gerade Trinkhalme?Plastikstrohhalme sind für Aktivisten weltweit das Symbol für unnötigen Einmalkonsum mit drastischen ökologischen Folgen. Und es geht um gewaltige Stückzahlen. Verlässliche Daten gibt es zwar nicht, aber die in Brüssel ansässige Umweltschutz-Dachorganisation Seas at Risk schätzt den jährlichen Verbrauch in den 28 EU-Ländern auf Grundlage von Handels- und Abfallstatistiken auf 36,4 Milliarden Halme. Rechnerisch nutzt demnach jeder der etwa 512 Millionen EU-Bürger 71 Stück pro Jahr.Was sollen Verbraucher stattdessen benutzen?Große Hersteller arbeiten längst an Alternativen für die vielleicht einmal verbotenen Produkte, auch für Trinkhalme. Im April kündigte zum Beispiel Tetrapak die Umstellung auf Papiertrinkhalme bis zum Jahresende an - dabei geht es um die Röhrchen für Saft- oder Milchpackungen zum Direktverzehr. Bis es so weit ist, gebe es einen einfachen Rat für Verbraucher, die die Vermüllung durch Strohhalme vermeiden wollen, sagt eine Tetrapak-Sprecherin: "Schieben sie ihn zurück in die Packung, sodass sie zusammen eingesammelt und recycelt werden können.Zudem können Verbraucher auf andere Wegwerfprodukte aus Pappe zurückgreifen. Vor macht es EU-Kommissar Oettinger. Er habe seine Saitenwürstchen immer auf dem Papierteller gegessen.
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koe/dpa
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Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und Ballonhalter: Die EU-Kommission plant, bestimmte Plastikprodukte zu verbieten. Welche Folgen hat das? Der Überblick.
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"Plastikmüll",
"Umweltschutz",
"Europäische Union",
"EU-Kommission",
"Müll"
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Wissenschaft
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Natur
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2018-05-28T12:45:00+02:00
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2018-05-28T12:45:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/eu-kommission-verbietet-plastikprodukte-was-bedeutet-das-a-1209893.html
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Schildbürgerstreich in Straßburg
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Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe geht im Streit um einen europäischen Schildbürgerstreich auf Konfrontationskurs zum Bundesrat. Nach einer Straßburger Richtlinie sollen zukünftig auch Ausflugsdampfer auf Flüssen mit hochseetauglichen Rettungsflößen ausgestattet werden, die zu hohen Mehrkosten für die Reeder führen. Sowohl die Binnenschiffer, Fachinstitute als auch der Bundesrat hatten sich gegen die Einführung der aufblasbaren Schlauchbootflöße ausgesprochen. Binnenschiffe können kaum sinken, weil Deutschlands Flüsse dafür meist gar nicht tief genug sind. Ansonsten können Havaristen in der Regel einfach ans Ufer fahren. Trotz einer internen, negativen Studie aus Stolpes Ministerium will die Bundesregierung diese Woche in Straßburg der Novellierung zustimmen, die dann als EU-Richtlinie für 900 Personenschiffe auf allen deutschen Flüssen und Seen wirksam werden kann.
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Politik
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2004-11-21T13:00:00+01:00
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2004-11-21T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/schildbuergerstreich-in-strassburg-a-ef8824b8-0002-0001-0000-000037494649?context=issue
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Streit um Frachtdrehkreuz: Moskau verlängert Überflugrechte für Lufthansa
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Moskau - Es ist ein Kompromiss-Signal, aber noch keine Lösung: Die Lufthansa -Frachtflugtochter darf nun bis zum 15. November über russisches Territorium fliegen. Jetzt muss weiter verhandelt werden. In den Gesprächen mit den Deutschen sei aber "guter Wille" zu einer Einigung erkennbar, teilte das russische Verkehrsministerium in Moskau mit. Russland hatte der Lufthansa Cargo am vergangenen Samstag ohne Vorwarnung die Nutzung seines Luftraums verboten. Ein offenkundiger Versuch, Druck auszuüben: Praktisch zeitgleich forderte Russland die Lufthansa auf, ihr Asien-Frachtdrehkreuz von der kasachischen Hauptstadt Astana ins südsibirische Krasnojarsk zu verlegen. Es geht dabei nach Einschätzung vonExperten vor allem um die anfallenden Start- und Landegebühren. Lufthansa lehnte die Verlegung ab: Die technische Ausstattung in Krasnojarsk reiche nicht aus. Die Bundesregierung hatte höchst irritiert auf das Verhalten der russischen Seite reagiert. Zuletzt hatte sich auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier in den Luftverkehrsstreit eingeschaltet und mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow telefoniert. Pro Woche fliegt die Lufthansa Cargo 49 malüber Astana. Der Flughafen der kasachischen Hauptstadt ist derzweitgrößte Frachtflughafen für die Airline nach Frankfurt. Seit Inkrafttreten des Flugverbotes in Russland mussten die Cargo-Maschinen einen Umweg fliegen - dieser hätte die Airline pro Woche rund eine halbe Million Euro und 600.000 LiterKerosin gekostet. In dem Streit hatte Deutschland im Gegenzug vorübergehend einEinflugverbot für russische Frachtmaschinen verhängt, dies aberwenig später wieder aufgehoben, um die Gespräche über dieBeilegung des Konflikts nicht zu belasten. Eine Sprecherin desVerkehrsministeriums in Berlin sprach von einem Zeichen desguten Willens. Sie äußerte sich nicht dazu, ob dierheinland-pfälzische Landesregierung unter SPD-Chef Kurt Beck umeine Aufhebung des Landeverbots für den Flughafen Hahn gebetenhatte, wie dies Medien berichtet hatten. itz/dpa/ddp/AP/Reuters
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Entgegenkommen der russischen Regierung: Sie hat die Überflugrechte für Maschinen der Lufthansa Cargo nun doch verlängert - allerdings nur für wenige Tage. Zuvor hatte Außenminister Steinmeier persönlich in dem Streit interveniert.
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Wirtschaft
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2007-11-02T14:27:31+01:00
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2007-11-02T14:27:31+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/streit-um-frachtdrehkreuz-moskau-verlaengert-ueberflugrechte-fuer-lufthansa-a-515056.html
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"Oldschool Society"-Prozess in München: "Aber tun, selber - nie!"
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Im Münchner Terrorprozess gegen die mutmaßlich rechtsextreme "Oldschool Society" hat der selbst ernannte Anführer konkrete Anschlagspläne zurückgewiesen. Mit Blick auf Facebookeinträge, Telefonate und Chats sagte der angeklagte Andreas H. vor dem Oberlandesgericht: "Ich kann mir vorstellen, wie das auf einen Außenstehenden wirkt. Aber tun, machen, selber - nein, nie." Nach Überzeugung des Generalbundesanwalts ist H. einer der vier Führungskader der "Oldschool Society" (OSS). Der Gruppe wird abgesehen von der Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, Anschläge auf bewohnte Asylbewerberheime mit Brand- oder Nagelbomben beabsichtigt zu haben - unter anderem auf eine Flüchtlingsunterkunft in Sachsen. Das bestritt H. nun vehement. Alles sei "wirklich verbal" gewesen, sagte der 57 Jahre alte "Präsident" der Gruppe, der NS-Devotionalien und Waffen sammelte und zeitweilig Mitglied der NPD war. Bei dem Staatsschutzverfahren, das zeitweise 20 Polizeibeamte im Saal absicherten, herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen. (Lesen Sie hier mehr über den bisherigen Prozessverlauf.) "'Gesellschaft der alten Schule', ja passt doch""Wie soll ich das erklären? Bei uns hat sich generell ein Ton, eine Art und Weise zu reden aufgebaut - ohne es zu merken", sagte Andreas H. über Chats, in denen die Gruppe sich über mögliche Anschläge austauschte. "Aber tun tut es eh keiner." Dem Vernehmen nach kam in Telefonaten und Chats auch einmal die Frauenkirche in Dresden vor. Planlos sei die Gruppierung gewesen, antwortet Andreas H. auf die Frage des Vorsitzenden Richters Reinhold Baier nach den Zielen. Man habe überlegt, auf Kriegsgräbern die Grabsteine zu säubern - und eigene T-Shirts anzubieten, mit dem Schriftzug "Oldschool" bestickt. "Es sollte ja alles nach außen hin ein bisschen schön aussehen." Auch die Genese der Namensgebung hin zu "Oldschool Society" konnte er nicht recht klären. Das habe ihm zwar nichts gesagt, sich aber doch auch gut angehört. "'Gesellschaft der alten Schule', ja passt doch." Waffen-SS-Ring, Gaspistole, JagdmesserEin erstes Treffen der Gruppe, die sich im Internet zusammengefunden hatte, sei vor lauter Alkohol ins Wasser gefallen. "Einer hat sich so betrunken, dass wir sogar noch den Notarzt holen mussten", sagte Andreas H., der sich selbst ein bisschen eitel nennt und deshalb bei den Treffen einen Waffen-SS-Ring getragen habe. Eine Gaspistole hatte er auch dabei und ein Jagdmesser - "zum Grillen". Ein zweites Treffen im Mai 2015 sollte geordneter ablaufen - und dabei sollte nach Auffassung der Anklage ein Anschlag auf ein Flüchtlingsheim verübt werden. Demnach besorgten Markus W. und Denise G. in Tschechien Feuerwerkskörper sowie Nägel; die Gegenstände wurden bei der Festnahme des Quartetts wenige Tage vor dem geplanten Treffen sichergestellt.In einem Telefonat hatten Andreas H. und Markus W. laut Bundesanwaltschaft darüber gesprochen, die Feuerwerkskörper mit Nägeln zu ummanteln und so die Zerstörungskraft zu erhöhen. "Jetzt bin ich im Zugzwang, zu erklären, dass es abgelaufen wäre, wie es immer abgelaufen ist: viele Worte um nichts", sagte Andreas H. Auf die Frage nach möglichem Hass auf Ausländer sagte H.: Er finde, dass zu viele Zuwanderer nach Deutschland kämen. Und könne sich aufregen, wenn Flüchtlinge mit der Unterbringung nicht zufrieden seien. "Wenn man dann sagt 'der scheiß Ausländer', dann wird man gleich in die rechte Ecke abgestempelt", sagte der selbstständige Maler. "Das, was in der Presse alles mit rechts bezeichnet wird, das ist für mich nicht rechts."
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mxw/dpa
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Alles nur Gerede: So stellt der selbsternannte Chef der "Oldschool Society" die Anschlagspläne der mutmaßlichen Terrorgruppe dar. Die Gruppe sei planlos gewesen, behauptete Andreas H. nun vor Gericht.
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"Rechtsextremismus",
"München"
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Panorama
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Justiz & Kriminalität
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2016-05-10T18:56:00+02:00
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2016-05-10T18:56:00+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/justiz/oldschool-society-prozess-in-muenchen-aber-tun-selber-nie-a-1091690.html
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Ikea in Altona: Bitte kommt, liebe Autofahrer
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Hamburg - Wie schön waren die Zeiten, in denen Ikea-Werbung nicht nur im Gedächtnis blieb, sondern auch noch den Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch feierte. "Wohnst du noch, oder lebst du schon?" zum Beispiel. Doch pünktlich zum 40. Geburtstag des schwedischen Möbelhauses scheinen die PR-Coups des Möbelgiganten nicht mehr so recht zu gelingen. Da war das lebenslange Umtauschrecht auf Ikea-Möbel, das erst ausgerufen, dann verwässert (keine verlebten Möbel, nur mit Kassenbon) und hinterher doch wieder bekräftigt wurde. Und nun gerät auch noch die Werbestrategie um die erste Ikea-Filiale in Hamburg-Altona zur unfreiwilligen Posse - denn eine Werbebotschaft muss kurzerhand ins Gegenteil verkehrt werden. Grund dafür sind nicht die Besucherzahlen. Die sind nach eigenen Angaben hervorragend, aus dem Stand heraus sei die Filiale in Altona zu der mit den meisten Besuchern in Deutschland geworden, sagte Ikea-Geschäftsführer Michael Mette dem "Handelsblatt". Das Problem ist vielmehr die Anreise der Kunden: 90 Prozent kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Möbel-Shopping. Jeder Dritte lässt sich zudem die Einrichtung nach Hause zu schicken, statt sie ins eigene Auto zu quetschen. Parkhaus steht nahezu leerZwar hatte Ikea im Vorfeld der Eröffnung im Juni gerade mit der guten Erreichbarkeit des Hauses auch ohne Auto geworben. Doch nun stehen die 700 Plätze im Parkhaus nahezu leer. Die Lösung des Problems: "Wir wollen unsere Kunden darüber informieren, dass neben den schon beworbenen Anreise- und Transportwegen auch ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sind", teilt eine Ikea-Sprecherin mit. Auf der Internetseite wird bereits angepriesen, dass Kunden ab einem bestimmten Warenwert vier Stunden lang kostenlos das Auto auf dem Parkdeck abstellen können. Ist der von Gegnern der Ikea-Filiale befürchtete Verkehrskollaps also tatsächlich ausgeblieben? Weder Vertreter der Bürgerinitiativen noch des zuständigen Bezirksamts äußern sich bislang dazu. Ikea gibt an, weiterhin die Verkehrslage "im Sinne guter Nachbarschaft" beobachten zu wollen. Parkplätze für Anwohner sollen dennoch nicht entstehen. Ikea sei verpflichtet, die Kundenparkplätze in der vorhandenen Größenordnung vorzuhalten, sagte die Sprecherin.
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vks
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Hier kann man prima mit Bus und Bahn herkommen: Das war das Mantra zur Eröffnung der Ikea-Filiale in Hamburg-Altona. Nun aber verwaist das Parkhaus - und Ikea hat eine neue Botschaft.
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"Ikea",
"Schweden"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2014-10-30T16:59:00+01:00
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2014-10-30T16:59:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ikea-in-altona-bitte-kommt-liebe-autofahrer-a-1000223.html
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Handball-WM 2017: VDS übt Kritik an DKB-Stream
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Der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) hat das Sponsoren-TV von der Handball-WM in Frankreich kritisiert. "Wehret den Anfängen. Wenn nicht Journalisten das Geschehen filtern, sondern PR-Leute, dann hat das nichts mit objektiver Berichterstattung zu tun", sagte VDS-Präsident Erich Laaser der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist ein Präzedenzfall." In Deutschland werden bewegte Bilder von dem am Mittwoch beginnenden Turnier nur über die Internetseite des Handball-Sponsors DKB zu sehen sein. "Gerade in der heutigen Zeit braucht man Journalisten zum Einordnen", sagte Laaser. Man müsse die WM-Berichterstattung durch die Bank "genau beobachten, ob sie tendenziös ist". Der VDS-Präsident sieht die "schreibenden Journalisten" in Frankreich als "Korrektiv". Der katarische Rechteinhaber BeIN Media hatte die Angebote mehrerer Medienunternehmen abgelehnt und der DKB den Zuschlag erteilt.Die deutschen Fernsehsender sehen das exklusive Sponsoren-TV von der Handball-WM ebenfalls kritisch. Dass es überhaupt bewegte Bilder gebe sei für die Fans erfreulich, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Doch die Berichterstattung durch ein werbetreibendes Unternehmen werfe viele Fragen auf. Als "sehr missliche Situation" bezeichnete das ZDF die ausschließliche TV-Berichterstattung durch DKB. "Interessant ist, dass hier ein Sponsor mit klaren Sponsoringinteressen offenbar als Rundfunkveranstalter mit einer Sendelizenz auftreten möchte." Balkausky hält Sponsoren-TV für "keine Alternative zum frei empfangbaren Fernsehen mit dessen journalistisch-qualitativer Herangehensweise, mit dessen Reichweite und dessen Zuschauerakzeptanz".Unmut kommt nach dem Deal auch von DHB-Seite. Verbandspräsident Andreas Michelmann äußerte sich beim RedaktionsNetzwerk Deutschland über BeIN Media: "Dieser Rechteinhaber ist wirklich ein Ärgernis." Nationalspieler Tobias Reichmann monierte obendrein, dass sich der Weltverband IHF trotz der Probleme offenbar nicht eingeschaltet habe. "Vor zwei Jahren bekommen wir noch eine Wildcard für die WM, weil Deutschland angeblich so wichtig für den Handball ist. Jetzt kommt kein Wort vom IHF", sagte der Rechtsaußen.
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aha/dpa
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Die deutschen Spiele bei der Handball-WM werden wohl nur per Stream auf der Website des DHB-Sponsors zu sehen sein. Dies ruft Kritik vom Fachverband der Sportjournalisten hervor.
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"Handball-WM 2017"
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Sport
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2017-01-06T12:16:00+01:00
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2017-01-06T16:23:00+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/vds-uebt-kritik-an-dkb-stream-zur-handball-wm-a-1128883.html
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Subsets and Splits
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