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2004-11-01 12:00:00
2024-03-28 09:19:09
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2024-07-30 13:08:02
2025-03-11 12:39:42
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Genever Old Fashioned mit Minze
Portionen: 1Insgesamt: 15 Minuten Für den Minz-Genever: 20 g frische Minze 300 ml Bols Genever Für das Oleo Saccharum: Schale von 3 Zitronen10 g Zucker240 ml frisch gepresster Zitronensaft Für den Cocktail: 5 Dashes Angostura Bitter5 Dashes Orangenbitter60 ml Minz-GeneverMinzzweige, zum Garnieren 1. Zuerst den Minz-Genever machen: Wenn du einen ISI benutzt, Genever und Minze hineingeben, 1 Minute schütteln und dann den Stickstoff rauslassen. Den Genever abgießen und die Minze abseihen. Wenn du ohne ISI arbeitest, einfach Minze und Genever in ein großes Gefäß geben, verschließen und mindestens 24 Stunden ziehen lassen. Dann abseihen. 2. Jetzt das Oleo Saccharum (“gezuckertes Öl”) machen: Dafür Zucker und Zitronenschale in einem Gefrierbeutel mit Gleitverschluss vermischen und über Nacht ziehen lassen, mindestens aber 12 Stunden. Dann den Zitronensaft hineingeben, verrühren und die Zitronenschale herausnehmen. Das Oleo hält sich bis zu einem Monat im Kühlschrank. 3. Zum Schluss den Cocktail bauen: Dafür in einem Whiskeyglas mit einem großen Eiswürfel die Bitters verrühren, den Minz-Genever und das Oleo hinzugeben und verrühren. Mit Minzzweigen garnieren.
[ "bitters", "Bols Genever", "cocktail-rezept", "Cocktails", "drinks", "Food", "fresh mint", "genever", "Gin", "Klassiker", "lemon juice", "Minze", "Munchies", "Old Fashioned", "Oleo Saccharum", "Pfefferminze", "rezepte", "Wacholder" ]
2017-07-05T13:32:23+00:00
2024-08-12T10:01:17+00:00
https://www.vice.com/de/article/genever-old-fashioned-mit-minze/
Alles, was wir bisher über die Ereignisse in Stockholm wissen
Am Freitagnachmittag soll Medienberichten zufolge in Stockholm ein Laster zunächst an der Kreuzung der beiden Einkaufsstraßen Drottninggatan und Kungsgatan in eine Menschenmenge gefahren sein und mehrere Menschen verletzt haben. Laut einem Bericht des schwedischen Senders SVT soll außerdem ein Brand ausgebrochen sein. Anschließend soll der Fahrer oder die Fahrerin die Amokfahrt fortgesetzt haben und in ein Einkaufszentrum gerast sein. Bei dem LKW soll es sich um einen gestohlenen Lieferwagen der schwedischen Brauerei Spendrups handeln. Die Brauerei soll bestätigt haben, dass Stunden zuvor einer ihrer LKWs “entführt” worden sei. Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven sprach von einer “fürchterlichen Terrorattacke” im Zentrum der schwedischen Hauptstadt. Löfven bestätigte außerdem Berichte darüber, dass es bereits zu einer ersten Verhaftung in Zusammenhang mit den Ereignissen von Freitagnachmittag gekommen sein soll. Der gesamte U-Bahn-Verkehr in Stockholm wurde unterbrochen und die Bevölkerung laut Reuters davor gewarnt, die Innenstadt aufzusuchen. Über der Stadt kreisen Hubschrauber, schwer bewaffnete Polizeieinheiten haben im Zentrum Stellung bezogen. Das Parlamentsgebäude wurde abgeriegelt. Die Polizei spricht von mehreren Toten und Verletzten. Facebook hat seinen Security-Check für Schweden aktiviert, mit dem sich Menschen vor Ort als “in Sicherheit” markieren können. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
VICE Staff
[ "Europa", "News", "Politik", "Schweden", "Sweden Attack", "terror" ]
2017-04-07T14:27:34+00:00
2024-07-30T19:38:17+00:00
https://www.vice.com/de/article/alles-was-wir-bisher-uber-die-ereignisse-in-stockholm-wissen/
„Die Flüchtlinge sollen gefälligst dankbar sein“
Die Realität geht ja (überraschenderweise) an den sogenannten „Asylkritikern” oft ziemlich vorbei. Vor ein paar Wochen waren Smartphones noch das große Thema. „Warum haben diese angeblich so armen Flüchtlinge Smartphones??!!” wurde auf die ein oder andere Weise immer wieder gefragt. Wir und viele andere haben diese Frage beantwortet. Der Tenor ist in etwa: Wenn in Deutschland ein Bürgerkrieg ausbrechen würde und du nach (Land deiner Wahl), in dem du nicht (von religiösen Fanatikern/ einem totalitären Regime/ Leuten, die Rothaarige hassen) geköpft wirst, fliehen musst, würdest du nicht als Erstes dein Smartphone ins Klo werfen, sondern es vermutlich eher mitnehmen. Vor allem, wenn die Infrastruktur so ist, dass Smartphones sehr günstig sind, das Mobilfunknetz das einzige Kommunikationsmittel ist und du über das Gerät Kontakt zu deiner Familie und Freunden halten kannst. Aber die Smartphone-Debatte scheint vorbei zu sein. Die Bild titelt mit Antifa-Slogans, in Ermangelung staatlicher Hilfe springen tatsächlich viele Menschen privat ein, begrüßen, wie gerade am vergangenen Wochenende, Flüchtlinge an den Bahnhöfen, und helfen mit Sachspenden und Lebensmitteln aus. Überall haben sich Initiativen gegründet, die versuchen, im Rahmen ihrer Mittel Geflüchteten zu helfen. Der Plan der Neonazis und Rassisten, in der breiten Bevölkerung Stimmung zu machen, ging nicht auf (das fast jeden Tag geplante Flüchtlingsunterkünfte brennen, die Neonazi-Propaganda also zumindest in den eigenen Kreisen auf fruchtbaren Boden fällt, steht auf einem anderen Blatt). Gerade weil der Staat nur sehr langsam, zäh und unflexibel reagiert (wer hätte auch damit rechnen können, dass aus einer Region, in der seit vier Jahren Krieg herrscht, Menschen fliehen?), sind die Initiativen auf sich selbst gestellt und bestehen aus Freiwilligen, die auf die Hilfsbereitschaft von Einzelnen angewiesen sind. Dabei geht aber auch mal was schief. Wie bei allen Kleiderspenden wird auch hier eine Menge Zeug dabei sein, von dem die Spender froh sind, es nicht mehr in ihrem Kleiderschrank sehen zu müssen, das aber am Ende von niemandem mehr getragen werden kann. Mitarbeiter des DRK gehen davon aus, dass 75% der Kleiderspenden in der Regel nicht weitergegeben werden können. Das gleiche gilt für Sachspenden oder Essen. Viele muslimische Flüchtlinge ernähren sich halal und werden demenstprechend keine Gummibärchen aus Schweinegelatine essen. Da der Staat es offenbar nicht für nötig hält, flächendeckend professionelle Helfer einzusetzen (Angela Merkel spricht davon, dass „Wir […] noch lange Zeit freiwilliges Engagement brauchen” werden und lieber faktisch das Asylrecht erneut verschärft), müssen sich viele der neuen Initiativen erst ordnen. Der logische nächste Schritt der Rassisten: die Dankbarkeit. In der Welt der Rechtsextremen ist der Platz der Geflüchteten ganz weit unten. Die sollen gefälligst dankbar sein. Wenn eine syrische Mutter von drei Kindern kein bauchfreies Shirt mit dem Aufdruck „I FUCK ON THE FIRST DATE” haben will, ist das ein Schlag ins Gesicht des hilfsbereiten deutschen Volkes. Wenn in einer Flüchtlingsunterkunft die Betten so dicht aneinander stehen, dass gerade mal Platz für das Allernotwendigste ist, dann ist leider kein Platz für Dreiräder und überdimensionale Plüschtiere. Und wenn solche Sachen wegkommen oder nicht transportiert werden können, soll die Volksseele jetzt kochen. Facebook-Seiten wie „Wir sind das Pack” spezialisieren sich darauf, Fotos zu posten, auf denen angeblich weggeworfene Spenden zu sehen sind. Es werden Bilder von Zügen gezeigt, in denen angeblich Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und die voller Müll verlassen wurden, ein Video soll die Hinterlassenschaften der Menschen zeigen, die am Wochenende zu Fuß aus Ungarn in Richtung Österreich und Deutschland aufgebrochen sind. Nachvollziehen kann man nichts davon. Ein Bild zeigt einen Müllcontainer, vor dem mehrere Kinderfahrräder stehen. Dieses Bild könnte überall aufgenommen worden sein und könnte einen Müllcontainer vor jedem beliebigen Mietshaus, Kindergarten oder jeder Kita zeigen. „Wir sind das Pack” schreibt dazu: „Hier sieht man noch einmal deutlich, wie dankbar aus dem Krieg flüchtende Menschen sind. Hust oder etwa doch Wirtschaftsflüchtlinge?” In der Welt der Rassisten sollen Flüchtlinge sich idealerweise vor Dankbarkeit auf dem Boden rollen, wenn man ihnen ein Stück trockenes Brot zuwirft, bevor sie in den nächsten Abschiebeknast gebracht werden und bis dahin am besten noch das Haus des gnädigen Spenders neustreichen. In einem Video auf der Facebook-Seite sagt demzufolge auch jemand, vermutlich der Ersteller der Seite: „Wenn also Flüchtlinge ihnen gespendete Lebensmittel wegwerfen, dann können diese keinen Hunger haben. Wenn diese Flüchtlinge ihnen gespendete Kleidung achtlos wegwerfen, oder sogar zereißen, weil sie nicht einer gewissen Marke gehören, dann haben diese Flüchtlinge keine Kälte.” Sieht man mal von den sprachlichen Schwierigkeiten ab, sollte ein Flüchtling also, wenn „wir” ihn denn schon gnädigerweise aufnehmen, permanent dankbar sein, immer eine Flasche Glasreiniger zur Hand haben, um hinter sich alles wieder sauber zu hinterlassen und leise und unauffällig irgendwo möglichst unsichtbar leben. Und zwar so kurz wie möglich. Die CSU denkt schon darüber nach, Syrien zum sicheren Herkunftsland zu erklären. Scheinbar herrscht vor allem in den Köpfen des „Packs” auch ein merkwürdiges Bild von Flüchtlingen vor. Vielleicht angelehnt an die extrem unterernährten, praktisch nackten „Biafra-Kinder”, deren Bilder während der Hungerblockade durch Nigeria um die Welt gingen, erwartet man scheinbar solche Flüchtlinge. Ohne zu bedenken, dass der ökonomische Lebensstandard in Ländern wie Syrien oder Irak vor den Kriegen zumindest durchmischt war. Menschen, die vor Bürgerkriegen fliehen, müssen äußerlich nicht irgendeinem ausgedachten oder „traditionellem” Flüchtlingsideal entsprechen. Essen und Kleidung sind Soforthilfen, um Menschen, die eine lange Reise hinter sich haben, unmittelbar zu helfen. Tatsächlich müssen die Geflüchteten überhaupt gar nichts und vor allem müssen sie sich nicht vor Dankbarkeit nass machen, weil ihnen jemand Müll geschenkt hat, den er oder sie letztes Jahr bei Primark gekauft hat und der nach zweimal waschen aussieht wie ein aus der Form geratenes Zirkuszelt mit Pailletten. Menschenrechte muss man sich nicht verdienen. Folgt Stefan auf Twitter. Titelfoto: Imago/Christian Mang
Stefan Lauer
[ "Angela Merkel", "Dankbarkeit", "Deutschland", "flüchtlinge", "Stuff", "Syrien", "Vice Blog" ]
2015-09-09T08:26:00+00:00
2024-07-31T01:36:18+00:00
https://www.vice.com/de/article/die-fluechtlinge-sollen-gefaelligst-dankbar-sein-188/
So testet Boyan Slat die vollkommene Plastikbefreiung der Weltmeere
Boyan Slat war erst 17, als er seine Idee zur Rettung der Weltmeere zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit vorstellte. Mit seinem Plan für schwimmende Filteranlagen, die den Kunststoff aus den Meeren sammeln und diese somit von einem der drängendsten unserer Umweltprobleme befreien sollen, beeindruckte der Teenager nicht nur das anwesende Publikum bei der TEDx Delft 2012. Das Video von der Veranstaltung ging viral, Boyan bekam Unterstützung von hunderten Freiwilligen und initiierte eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. Ein paar Jahre später konnte ich nun mit eigenen Augen sehen, wie Boyans Erfindung im MARIN, einem Forschungsinstitut für Meerestechnik, getestet wurde. The Ocean Clean Up ist die von Boyan ins Leben gerufene Organisation, welche in den letzten Jahren die Machbarkeit des Projekts in ständigen Studien auf die Probe stellte. Dieses Jahr erst führten sie eine groß angelegte Expedition zwischen Hawaii und Kalifornien durch, deren Ergebnisse im Laufe des kommenden Jahres veröffentlicht werden sollen. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass im Pazifik zehn mal mehr Kunststoff treibt als bisher angenommen wurde. Laut Boyan ist das eine schlechte Nachricht für die Umwelt, jedoch eine gute für sein Projekt. The Ocean Clean Up finanziert sich selbst durch das Geld aus dem Verkauf von recycletem Ozean-Kunststoff. Mehr Kunststoff bedeutet auch, dass die Entfernung des Mülles aus den installierten Auffanggeräten billiger wird. Mit MARIN arbeitet die Organisation derzeit an einer der Schwachstellen des Projekts: einem 100 Kilometer langen schwimmenden Schlauch. Solch eine lange Schwimmstruktur wurde bisher noch nie gebaut und Skeptiker zweifeln, dass eine derartige Konstruktion so solide sein kann, dass sie Jahrzehnte im Meer überlebt. Boyan, seine Mitarbeiter und ein Team von Ingenieuren wollen nun das Gegenteil beweisen. „Jeder sagt: eine 100 Kilometer lange flexible Leitung? Mark, das kann nicht funktionieren! Vier Kilometer tief? Das geht nicht!”, erzählt Mark Paalvast, ein Ingenieur des Projekts. „Jeder ist skeptisch, und ich denke, diese Tests sind aus diesem Grund auch wichtig. Jedes Mal wenn wir wieder bewiesen haben, dass etwas möglich ist, können wir sie darauf hinweisen.” In einem der Tanks von MARIN, der einem überdimensionierten Wellenbad gleicht, testet The Ocean Clean Up ein Modell der 360 Meter langen Auffangschlange, die im Ozean ausgesetzt installiert soll. Das Modell beträgt eine Länge von 20 Metern, was einem Verhältnis von 1 zu 18 entspricht. Ein Test des finalen 100 Kilometer langen Schlauches ist leider nicht möglich, wie Paalvast erläutert. Auf einer Skala von 1 zu 20 wäre das Modell immer noch fünf Kilometer lang. „Das ist riesig, das geht einfach nicht”, so Paalvast. Paalvast erklärt weiter, das Forschungsteam nutze die Messungen für eine bessere Simulation mit der Konstruktionssoftware. „Wie bewegt es sich? Was sind die Kräfte, die wirken? Das ist nicht so aufregend wie die Welle, aber wir bekommen einen Einblick in Strukturen, die zehn oder hundert Mal so lang sind.” Da das finale Design aus Modulen besteht, lassen sich auch Untersuchungen im Wasser mit Einzelteilen der Konstruktion vornehmen. Paalvast muss sich somit auch eingestehen, dass sie nicht wirklich wissen, ob die Konstruktion später im Wasser auch tatsächlich funktioniert. Zusätzlich zu den Experimenten im MARIN will das Team von Ocean Cleanup bis Ende 2016 genug Erkenntnisse gesammelt haben, um einen Prototypen von zwei Kilometern vor der Küste Japans auszulegen. Mindestens ein Jahr Tests und Experimente sind dafür aber noch nötig. Genug Zeit für Boyan, um sich zwischen den Experimenten mit mir unterhalten zu können Motherboard: Hi Boyan! Bereust du schon, dass du vor zwei Jahren versprochen hast, die Weltmeere aufzuräumen? Boyan: Nein. Absolut nicht. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als das, was ich gerade mache. Niemand anderes macht das, deswegen muss es ja jemand machen. Wenn man sich das Ausmaß des Problems anschaut, ist es wichtig, dass wir es zumindest versuchen. Warst du selbst mal in dieser Plastiksuppe? Wie sieht es dort wirklich aus? Ich selbst war bei der jüngsten Megaexpedition nicht dabei. Die hat einen Monat lang gedauert, und dafür hab ich keine Zeit. Außerdem muss man für einen Monat auf’s Internet verzichten. Wir haben Leute dahin geschickt, die mit sowas klarkommen. Aber ich war zweimal im nordatlantischen Strudel. Der Müllteppich dort ist über zehnmal dünner als der im Pazifik. Ich war da vier Tage von der nächsten Landmasse entfernt. Die nächsten Menschen sind die Astronauten auf der ISS. Es gibt im Nordatlantik natürlich auch eine Menge Plastik, aber verteilt über ein großes Gebiet. Es ist keine Insel, auf der man stehen kann. Deswegen haben wir diese langen Arme benutzt, die wir entworfen haben. Genauer gesagt simulieren wir damit eine künstliche Küstenlinie. Wenn sich das Zeug einmal in der Mitte sammelt, ist die Plastiksuppe 100.000-fach konzentrierter. Dann kann man darauf auch stehen. Der Wellenpool wird für einen neuen Test in Betrieb gesetzt. Boyan wird von den Wellen abgelenkt. Findest du es aufregend, wenn hier ein neuer Test durchgeführt wird? Kannst du deinen Freunden erklären, was du hier machst? Diesen Teil vielleicht nicht. Aber alles in allem verstehen sie, was ich hier tue. Inwieweit ist so ein Test wie dieser hier zuverlässig? Zum Beispiel würde Shell so einen Test auch durchführen, bevor sie entscheiden, ob sie für eine Milliarde Euro eine Bohrinsel ins Meer bauen. Was ich hier mache, hier ist noch etwas ungewöhnlicher als eine Bohrinsel. Wir müssen also noch mehr Tests machen. Aber das zeigt auch, wie genau und zuverlässig der Test ist. Wie hoch schätzt du die Kosten ein? Wir schätzen die Kosten auf 30 Millionen Euro ab Sommer des vergangenen Jahres bis zum Jahr 2020. Begonnen haben wir ja mit 2,2 Millionen Dollar im Crowdfunding. Für den Rest müssen wir uns auf andere Menschen und Philanthropen verlassen. Unternehmen können natürlich auch mitmachen, aber gerade sind es vor allem Einzelpersonen, die unsere Ansicht teilen, dass das Projekt umgesetzt werden soll. Wann könnt ihr mit Sicherheit sagen, dass das System funktioniert? Dann, wenn wir es sagen. Andere Neuigkeiten hab ich leider nicht. Es ist unser Job, sicherzustellen—und zwar bevor wir hunderte Millionen Euro in das System pumpen—dass die Chance eines Versagens nur noch ungefähr so hoch wie der eines Blitzeinschlags ist. Wenn das Ding in Japan läuft, ist die größte Hürde schon genommen. Dann müssen wir es nur noch beobachten. Und dann wird es auch einfacher sein, Menschen zu finden, die bereit sind, darin zu investieren. Das Ausmaß dieses Projekts ist also abhängig vom Erfolg der PR? Es macht alles viel einfacher. Als ich gerade mit dem Studium fertig war, hatte ich 300 Euro in der Tasche und hab 300 Unternehmen per E-mail für eine mögliche Förderung angeschrieben… Boyan wird von den Wellen abgelenkt. Echt große Wellen! Sorry, manchmal kann ich meinen inneren Nerd nicht zurückhalten. Ich frage mich, ob ich darauf surfen kann. Dafür schreiben deine Leute bestimmt gerade schon ein kleines Programm. Ach, das machen die hier nachts und am Wochenende… Gut, aber wir haben gerade über etwas anderes geredet. Ja. Also, ich habe damals 300 Unternehmen angeschrieben und eine einzige Antwort bekommen. Nichts ist dabei rumgekommen, und dabei brauchten wir dringend Geld. Aber mittlerweile sind alle, mit denen wir arbeiten, auf uns zugekommen. Dadurch geht alles zehnmal schneller. Wieviel Zeit investierst du eigentlich in das Projekt? Hast du zum Beispiel Zeit, dir mal einen Film anzugucken? Kaum. Ich hänge hier im Durchschnitt hundert Stunden pro Woche rum. Manchmal mehr. Ich habe wirklich keine freie Zeit. Das fing ja als Hobby an, also kann man ruhig sagen, dass das mal ein hübsches kleines Projekt war, das komplett außer Kontrolle geraten ist. Aber ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, deshalb will ich mich nicht beschweren. Und es kann nicht schnell genug gehen, daher will ich so viel Zeit wie möglich reinstecken. Aber ja, manchmal gucke ich mir auch einen Film an. Stell dir vor, es ist 2020 und der Ocean Cleanup läuft, aber trotzdem haben wir es nicht geschafft, den stetigen Fluss an Plastikmüll in unsere Meere zu unterbinden. Ergibt das alles dann noch Sinn? Am Ende holen wir ja trotzdem Plastik aus dem Meer. Das geht ja nicht von alleine weg. Selbst wenn wir alles rausholen, müssen wir das Ganze nochmal in ein paar Jahrzehnten wiederholen. Wir überlegen gerade, ob wir eine Art SPin-Off-Technik entwickeln könnten, die den Müll schon in den Flüssen abhält, bevor er ins Meer weiterfließt. Als ich angefangen habe, dachte ich, dass wir nur das fehlende Bindeglied wären. Es gab so viele Organisationen, die schon Präventionsarbeit machten. Ich dachte, das würde ausreichen. Aber es fließt immer mehr Plastikmüll ins Meer, deswegen glaube ich, es ist Zeit, endlich was dagegen zu tun. Ob das Sinn ergibt? Klar, aber es wäre besser wenn das „große Plastikventil” in dieser fernen Zukunft endlich komplett geschlossen bleibt.
Toon Heesakkers
[ "Boyan Slat", "Motherboard", "motherboard show", "natur", "Ozeane", "Plastikmüll", "Tech", "The Ocean Cleanup", "Umweltschutz" ]
Tech
2015-12-02T13:11:00+00:00
2024-07-31T01:50:41+00:00
https://www.vice.com/de/article/boyan-slat-testet-plastikfilter-in-wageningen-243/
DJs, Partygänger und Tontechniker: Was macht guten Sound aus und was ist schlecht fürs Gehör?
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Earwear entstanden. Wenn die Party am nächsten Tag im Gehörgang weitergeht, ist das nicht zwingend ein Zeichen dafür, dass sie gut war. Vor allem Musiker, DJs und Partygänger kennen es: Man verlässt nach einem Konzert oder sechs Stunden auflegen den Club und—um es mit den Worten Beethovens zu sagen—die “Ohren, die sausen und brausen, Tag und Nacht fort.” Aber nicht nur Menschen, die regelmäßig extremer Lautstärke ausgesetzt sind, laufen Gefahr, ihr Gehör dauerhaft zu schädigen. Manchmal reicht schon ein einziger Abend, ein zu lautes Konzert oder eine schlecht eingestellte Anlage auf einer Party, um dauerhafte Probleme zu entwickeln. Nicht jeder hat dabei dasselbe Empfinden—manch ein Ohr ist mehr, manches weniger empfindlich und für stressbedingten Tinnitus anfällig. Laut dem Österreichischen ArbeitnehmerInnenschutzgesetz ist ab einer Lautstärke von 80 Dezibel das Tragen von Gehörschutz verpflichtend. 80 Dezibel sind übrigens ungefähr so laut wie Verkehrslärm oder das Arbeiten in einem Großraumbüro. Für viele Konzertgeher und Clubbesucher kommt ein Gehörschutz aber nicht in Frage, auch wenn dort schon mal Lautstärken jenseits von 100 Dezibel herrschen. Musik muss man schließlich spüren—je lauter, desto besser. Blickt man aber auf die Wiener Clublandschaft, so ist der Großteil der Anlagen darin gesetzlich limitiert und darf eine bestimmte Lautstärke nicht überschreiten. Das führt dazu, dass sich manche Clubbesucher über zu leisen oder durch die Limitierung zu breiigen, höhenlastigen Sound beschweren, der wiederum eine Gefahr für die Ohren sein kann—vor allem für DJs und Musiker. Viele haben sich an den dauerhaften Tinnitus im Ohr gewöhnt und merken erst spät im Leben, wie beeinträchtigt sie sind. Wir haben mit verschiedenen Menschen aus der österreichischen Musik– und Clublandschaft gesprochen: Was macht guten Sound aus? Welche Rolle spielt dabei die Anlage und wie gefährlich kann sie fürs eigene Ohr sein?  “Viele beschäftigen sich mit dem Thema Soundqualität prinzipiell nicht, unterbewusst wirkt das aber auf jeden Menschen. Was viele aber annehmen, ist, dass vor allem Lautstärke guten Sound ausmacht. Eine Anlage muss aber nicht primär laut, sondern klar sein. Wenn die Anlage limitiert ist, man am DJ-Pult aber lauter dreht, dann klingt der Sound breiig und schlecht. In den großen Clubs ist das auch weniger ein Problem, da sie gut ausgestattet sind. Ein kleiner Club braucht aber keine Mega-Anlage, die in erster Linie Bass hat—sie muss vor allem richtig eingestellt sein und DJs müssen wissen, dass es keinen Sinn macht, immer nur lauter zu drehen. Ab einer bestimmten Höhe wird’s nämlich gefährlich für die Ohren—hauptsächlich bei elektronischer Musik. Heutzutage werden Anlagen in Clubs so eingestellt, dass MP3s am besten klingen, weil die meisten DJs damit auflegen. Und die sind schon um einiges höhenlastiger als beispielsweise Vinyls oder CDs. Ich habe irgendwann ein Gefühl dafür entwickelt, was mein Ohr aushält und was zu viel ist. Heißt nicht, dass es immer klappt: Wenn man sechs Stunden alleine auflegt, hat man am nächsten Tag das Surren in den Ohren, ob man will oder nicht. Ich kenne viele Musiker, die Gehörschutz verwenden und sich daran gewöhnt haben. Die tun sich damit sicher einen Gefallen.” “Eine gute Anlage ist für mich als Musikerin essenziell. Natürlich kommt es bei einem Konzert auf viele Parameter an: die Stimmung, das Publikum, die Räumlichkeiten. Aber je besser das Übertragungsmedium Anlage ist, desto weniger Distanz herrscht zwischen Publikum und Künstler. Guter Sound definiert sich für mich durch Transparenz, Druck und Wärme. Nichts ist für mich schlimmer als schriller, hallender und verwaschener Klang. Die Lautstärke finde ich aber ebenso wichtig. Damit Dynamik wirklich wirken kann, muss es auch einmal laut werden dürfen.” “Die Anlage ist sehr wichtig, es kommt aber sehr auf die Musikrichtung an. Man kann generell sagen, dass hauptsächlich das Fundament—sprich der Bass—die Leute bewegt. Eine Anlage ist dann gut, wenn sie satt klingt, aber nicht so laut ist, dass es in den Ohren weh tut. Vor allem bei Besuchern gilt aber oft die Devise: Je lauter desto besser. Die ganze Signalkette—vom DJ Pult bis zum Lautsprecher—ist aber sehr komplex. Deshalb ist es auch immer schwierig die Anlage in einem Club aufgrund eines Abends zu bewerten. Was man meiner Meinung nach nicht außer Acht lassen darf, ist die Qualität, die vom DJ kommt. Womit wird aufgelegt? Vinyl? CD? Serato oder Traktor? Und wenn Serato, woher bezieht der DJ seine Files und in welcher Auflösung sind sie? Dann gibt es da noch das liebe Amt. In fast allen Clubs wird die Lautstärke mit externen Geräten, sogenannten Limitern, begrenzt. Die haben die Eigenschaft, dass sie ab einer bestimmten Grenze den Sound zusammendrücken. Das klingt dann einfach nicht gut und kann zu einem breiigen Klang führen.”  Foto: Laura Karasinski “Ich habe seit drei Jahren einen Tinnitus, der bei einer Party ausgelöst wurde. Dort war es einfach viel zu laut—meine Freunde und ich haben dann sogar DJs und die Veranstalter darauf aufmerksam gemacht, die daraufhin die Lautstärke herabgesetzt haben. Leider sind meine Ohren seitdem sehr empfindlich auf Lautstärke und Lärm—auch lautes Klatschen ist extrem unangenehm. Aber da ich vorher nie Probleme und Erfahrungen in dieser Hinsicht hatte, dachte ich mir an dem Abend nicht viel dabei. Ich habe zwar nun das Gefühl, jetzt mehr zu hören, als zuvor, da mein Gehör nun empfindlicher auf Geräusche reagiert—darauf könnte ich aber gerne verzichten. Gerade am Beginn, als ich den Tinnitus bekommen habe, habe ich mich extrem aus dem Gleichgewicht gefühlt. Das wieder in den Griff zu bekommen, war eigentlich das Schwierigste. Seitdem trage ich beim Ausgehen immer Ohrstöpsel, weil es für mich wichtig ist und nicht anders geht. Natürlich habe ich davor schon darüber Bescheid gewusst, wie sich zu laute Musik auf das Ohr auswirken kann, aber man denkt leider immer, dass einem selbst nichts passieren kann.” Foto: Gernot Ebenlechner “Wir haben unter anderem das Soundkonzept für die Grelle Forelle, das Flex, die Auslage, das Chaya Fuera, das Sass und zum Beispiel auch die Hinterhof Bar in Basel, die für ihren guten Sound bekannt ist, erstellt. Auch die beste Anlage kann kein herausragendes Ergebnis liefern, wenn, zum Beispiel, die Lautsprecher nicht auch unter Miteinbeziehung der raumakustischen Gegebenheiten ausgewählt, entsprechend installiert und auf den Raum eingemessen werden. In der Grellen Forelle haben wir ein hocheffizientes Basskonzept entwickelt, das nur funktioniert, weil wir die gesamte Rückwand des Clubs als Bassabsorber gestaltet haben. Die Anlage selbst muss imstande sein, die Dynamik der Musik bei hohen Pegeln und ohne Einschränkungen wiederzugeben und damit auch das Hörgefühl zu vermitteln: laut ja, aber “gut” laut—ohne Ohren belastende Verzerrungen. Konventionelle Hochtöner produzieren bei zu hohen Pegeln Verzerrungen, die die Ohren belasten und das berühmte “Klingeln” in den Ohren hervorrufen. Wichtig ist eine gewisse Durchhörbarkeit des Sounds: Auf dem Dancefloor sollten Gespräche noch möglich sein, trotz des genannten hohen Pegels. Dieser Aspekt wurde anfänglich vom Publikum kritisiert (nicht wirklich ‘laut’ …), inzwischen als Qualitätsmerkmal für guten Sound hoch geschätzt—und ja, weiß Gott, laut genug.”  Foto via Cirque de la nuit “Als Promoter, DJ und Musiker sind mir beide Seiten sehr wichtig. Als Performer ist man das Bindeglied zwischen Publikum und dem Sound, mit dem man seine Zuhörer bespielt. Diese Connection kann nur funktionieren, wenn beiden Seiten eine hochqualitative Schallquelle zur Verfügung steht—sprich genügend Schalldruck, damit immer noch angenehme Lautstärke erzeugt werden kann. Worst Case sind zu laut eingestellte Systeme, die nur wenig Druck erzeugen. Da gibt’s dann das berühmte Sausen in den Ohren und man macht sich auf Dauer sein Gehör kaputt. Ich geh zum Beispiel nicht gerne in einschlägige Nachtclubs, weil es in den meisten Fällen viel zu laut ist und man es ohne Gehörschutz und viel Alkohol nicht lange aushält.” Foto: Greta Springsfeld “Es gibt nichts Schlimmeres, als fieses Feedback von den Monitoren oder aber auch beispielsweise MCs, die sich auf der Bühne nicht vernünftig hören und dadurch ein wenig seltsam aus dem Takt kommen. Natürlich soll es auch, je nach Musikrichtung, laut sein. Der Druck müsste aber über dem gesamten Tanzbereich gleichmäßig verteilt sein. Guter Sound im Club wäre vor allem auch dann garantiert, wenn der Tontechniker den DJs auch mal drüberfährt, wenn sie im Mixer übersteuern—gerade bei den Headlinern. So ein lauter Club ist eine ziemliche Belastung für den Menschen. Man beschädigt nicht nur sein Gehör, sondern den ganzen Körper. Deswegen trage ich inzwischen fast immer Gehörschutz. Wenn ich mal keinen habe und die Anlage unangenehm laut ist, tut es zur Not auch Klopapier. Wenn ich in Clubs oder auf Festivals als Fotograf arbeite, versuche ich immer Gehörschutz zu tragen, da man dabei den Monitoren oder den Anlagen deutlich näher als sonst kommt. Privat im Club kommt es ganz darauf an, ob es eben eine laute Veranstaltung ist oder nicht.” Dauerhaft hohe Lautstärke ist der Feind des guten Sounds. Das Gehör braucht auch Pausen zum Entspannen, um dann den nächsten Lautstärkeschub genießen zu können. EARWEAR bietet Profi-Musikern, Feierabend-Schlagzeugern oder Sängern verlässlich Schutz und sorgt dafür, dass sie den perfekten Sound genießen können. Jedes Produkt ist ein Unikat und wird genau an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst. Wenn es schnell und preiswert gehen muss—etwa wenn das nächste Festival ansteht—gibt es auch die Möglichkeit auf die Intro Line zurückzugreifen. Diese ist mit unterschiedlichen Filtern ausgestattet, passt perfekt und man kann sie jederzeit online bestellen. ​ Header: Lylit, Musikerin. Foto:  Severin Koller. ​ ** Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.
Branded Staff
[ "beschallung", "Clubkultur", "dj", "gehör", "Music", "musiker", "Noisey", "Party", "sound", "tinnitus", "Vinyls", "Wiener Clubkultur" ]
2016-11-07T13:28:58+00:00
2024-07-30T21:39:29+00:00
https://www.vice.com/de/article/djs-partyganger-tontechniker-was-macht-guten-sound-aus-und-was-ist-schlecht-fur-das-gehor/
Mit einem neuen Bioreaktor können Astronauten ihre Shuttles mit Urin betreiben
In Zeiten, in denen uns der selbst fabrizierte Weltraumschrott auf den Kopf fällt, sollten wir alles tun, um nicht in unserem eigenen Müll zu ersticken, sondern ihn in etwas Brauchbares verwandeln. Und das nicht nur mit dem allgegenwärtigen Plastik, sondern auch mit der wortwörtlichen „eigenen Scheiße”. Eine praktikable Idee ist die autarke Solartoilette, die menschliche Fäkalien mit Hilfe von Sonnenenergie verbrennt, desinfiziert und in Biokohle verwandelt. Eine wunderbare Lösung für Gegenden mit sanitären Schwierigkeiten. Auch im Weltall, wo der vom Himmel regnende Schrott herkommt, sind Menschen den gleichen Problemen ausgesetzt. Vor einiger Zeit wurde deshalb schon eine Technik entwickelt, die den Urin von Astronauten in Trinkwasser verwandelt. Doch scheinbar pinkeln die Astronauten mehr als sie trinken oder sie wollen sich zwischendurch auch einmal eine Apfelschorle gönnen—und ein kleiner Prozentsatz des Urins lässt sich einfach auch nicht für Drinks verwenden. Aus diesen Gründen hat die American Chemical Society eine neue Technik entwickelt, die Weltraumpisse in Kraftstoff transformiert. Das Forscherteam um die Wissenschaftler Eduardo Nicolau und Carlos R. Cabrere betont, dass menschliche Abfälle die Hälfte des gesamten Mülls bei einer Weltraumexpedition ausmachen und es schwierig sei, das Umfeld für die Astronauten sauber zu halten. Die Wissenschaftler sammelten Urin und Duschwasser und filterten in einer Osmose den Harnstoff (Urea) heraus, eine der Hauptkomponenten beider Flüssigkeiten. Mit ihrem neuen Urea Bioreactor Elektrochemical System (UBE) verwandeln sie den Harnstoff in Ammoniak und transformieren dieses mit Hilfe von Kraftstoffzellen in Energie. Mit dem Kraftstoff können die Raumanzüge mit Energie versorgt und sogar ganze Spaceshuttles angetrieben werden. Begeistert schlossen die Forscher ihren Bericht mit dem Fazit: „Die Ergebnisse des UBE-Systems können auf jede Art von Abwasser angewandt werden, die Harnstoff oder Ammoniak enthält.” Das UBE-System könnte also gleichermaßen unsere terrestrischen Kraftstoffprobleme lösen und die Ausbeutung der fossilen Energievorräte begrenzen. Du würdest dein Auto direkt am Haus aus der Toilette betanken und umweltfreundliche Urintankstellen schützen uns vor weiteren Ölkatastrophen und Pipelinebrüchen. Sollte das Verfahren einmal für den Masseneinsatz entwickelt sein, würde es Urin wohl zur perfekten erneuerbaren Energiequelle der menschlichen Zivilisation auf diesem Planeten machen.
Christine Kewitz
[ "astronauten", "entdeckungen", "Motherboard", "motherboard show", "Müll", "nasa", "Raumfahrt", "recycling", "Tech", "Urin", "Weltall" ]
Tech
2014-05-20T10:00:00+00:00
2024-07-31T04:12:28+00:00
https://www.vice.com/de/article/astronautenurin/
Das ist das LineUp des Dynamo Festivals 2016
Wie wir euch bereits mitgeteilt haben, gibt es in Dornbirn seit letztem Jahr etwas tolles Neues. Das Dynamo Festival geht dort bald zum zweiten Mal über die Bühne. Heuer werden neben dem Spielboden, Rhombergareal und Marktplatz auch der Kunstraum und das Parkhaus Rooftop bespielt. Wir wollen euch jetzt aber nicht unnötig zutexten. Es sei gesagt, dass einige großartige Acts nach Gsiberg kommen. Unter dem Video findet ihr die Liste. In alphabetischer Reihenfolge—wir wollen ja niemanden bevorzugen. Bucht schon mal euer Zugticket. AVEC Bob RobinsonDJ DSLFaber Farewell Dear GhostGab&GalJulian & der FuxLydmor & Bon HommeMynth Nesta & LT. SelnerichNihilsPablo NouvellePlease MadameRobbRooseveltSteaming SatellitesWe Walk Walls Das Dynamo Festival findet vom 31. März bis 2. April in Dornbirn statt. Tickets gibt’s hier.
Noisey Staff
[ "Features", "Festival", "lineup", "Music", "Noisey", "Noisey Blog" ]
2016-02-16T11:40:00+00:00
2024-07-30T21:16:07+00:00
https://www.vice.com/de/article/dynamo-festival-987/
2chan-User stellen Sexarbeiterinnen per Face-Tracking öffentlich an den Pranger
In Russland haben mehrere Internetnutzer Anfang des Monats eine regelrechte digitale Hetzjagd auf Frauen veranstaltet, die in Pornofilmen mitspielen oder sich als Prostituierte verdingen. Um die Frauen öffentlich bloß zu stellen, suchten sie dafür zunächst auf einer bekannten Porno-Plattform gezielt nach russischen Darstellerinnen sowie nach Frauen mit einem Profil auf der Plattform Intimcity, über die jeder sexuelle Dienste anbieten kann. Über die russische Version des Imageboards 2channel hatten die Männer dabei alle anderen User aufgerufen, mitzumachen und aus der Aktion einen regelrechten Wettbewerb gemacht: „Unter allen erotischen Fotos suchen wir uns das angemessenste aus und laden es bei ‘FindFace’ hoch. Dieser Service findet das ‘VKontakte’-Profil der Schlampe und zeigt uns ihre Freunde an. Wir senden dem Mann/Freundinnen dann einen Link zu dem Foto/Video”, heißt es in dem entsprechenden Thread. Die so gesammelten Fotos der Pornodarstellerinnen und Sexarbeiterinnen wurden dann mit Hilfe des kostenlosen Face-Tracking-Tools FindFace mit öffentlichen Bildern des russischen Facebook-Pendants VK, ehemals VKontakte, verglichen, und so die Nutzerprofile der entsprechenden Frauen identifiziert. Wie die Blogplattform Global Voices berichtet, schrieben die Männer anschließend tatsächlich gezielt Familienmitglieder und Freunde der Frauen an, um diese mit Hilfe eindeutiger Screenshots über ihre „Entdeckung” zu informieren. Auf 2channel inszenierten sich Teilnehmer an der Aktion auch noch als Moralapostel, nachdem sie stolz die Ergebnisse ihrer Aktion gepostet hatten: „Es ist Zeit, diesen Abschaum zu erziehen. Wenn sie nicht rumhuren würden, sondern sich mit normalen Typen wie uns abgeben würden, würde es diesen Buhurt nicht geben”, beginnt ein Post, bevor er noch deutlicher unter die Gürtellinie geht und auch einige rassistische Ausdrücke fallen. Beim Lesen der Kommentare bleibt der Eindruck, als wären ihre Verfasser aber vor allem missgestimmt, dass sich die Frauen, die zur Zielscheibe ihres Hasses geworden sind, nicht auch mal um die 2chan-Mitglieder kümmerten. Die Software FindFace ermöglicht es, beliebige Fotos mit den öffentlichen Fotos auf VK abzugleichen. Man könne so jedwede Person, von der man nichts weiter als ein Foto besitze, in dem sozialen Netzwerk wiederfinden, hatten die Entwickler bei der Veröffentlichung im Februar stolz verkündet. Eine Art Shazam für Bilder also. Wirklich bekannt wurde FindFace dann im März, als der Software-Spezialist und frühere VK-Entwickler Andrei Mima die Probe aufs Exempel machte. Mima war sechs Jahre zuvor von zwei Frauen auf der Straße gebeten worden, ein Foto von ihnen zu schießen und es ihnen später zu schicken—allerdings vergaß man, Kontakte auszutauschen. Mima kramte dieses Foto nun aus den digitalen Tiefen seiner Festplatte hervor und übergab es dem Algorithmus von FindFace. Wenig später hatte er tatsächlich die VK-Profile der beiden Frauen auf dem Foto gefunden. Mima berichtete anschließend schriftlich von seinem Experiment—natürlich mit einem Post auf VK. In all seiner überschwänglichen Begeisterung, die beiden Frauen gefunden zu haben, ließ Mima auch durchblicken, was wohl viele dachten: „Ihr merkt, jede Person kann nun ein Foto von euch auf der Straße machen und die öffentlich zugänglichen Informationen über euch abrufen.” Dass vielen Menschen noch immer nicht klar ist, dass grundlegende Informationen über sie in sozialen Netzwerken auf verschiedene Weise öffentlich zugänglich sind, bewies zuletzt unter anderem die Tinder-Suchmaschine Swipebuster. Anders als deren Entwickler, die (nicht unbedingt glaubwürdig) behaupteten, mit Swipebuster lediglich auf die Sicherheitslücken von Tinder aufmerksam machen zu wollen, verfolgten die Macher von FindFace aber lediglich das Ziel, „Online-Dating einfacher zu machen.” Dass FindFace aber auch als perfektes Stalking-Tool benutzt werden kann, bewies dann Anfang April der russische Fotograf Egor Tsvetkov. Für sein Projekt mit dem didaktischen Titel „Your face is Big Data” knipste der 21-Jährige reihenweise Menschen in der Moskauer U-Bahn, um sie anschließend auf VK zu identifizieren. Die Erfolgsquote betrug bei “jungen Menschen” laut Tsvetkov rund 70 Prozent. „Theoretisch könnten Serienkiller oder Schuldeneintreiber diesen Dienst nutzen”, erklärte der junge Fotograf anschließend aufgeregt gegenüber RuNet Echo. Dass schon wenige Tage später FindFace tatsächlich für eine äußerst perfide Form des Doxing angewendet werden würde, ahnte er zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht. Und möglicherweise wurden die 2chan-Mitglieder wirklich erst durch Tsvetkovs Projekt, dem viel mediale Aufmerksamkeit widerfuhr, auf die Möglichkeiten von FindFace aufmerksam. Screenshot aus der VK-Gruppe der Täter. Foto: Global Voices Wie viele Frauen der Aktion der 2chan-Mitglieder zum Opfer gefallen sind, ist nicht bekannt. Gegenüber T Journal erklärte ein Sprecher von FindFace, dass der Kundensupport vermehrt Beschwerden erhalten habe, und die Zahl der Opfer auf rund zehn geschätzt werde. Eine VK-Gruppe, in der die Täter alle Screenshots ihrer Aktion gespeichert hatten, ist mittlerweile auf Drängen einer Anti-Sexismus-Organisation gelöscht worden. Global Voices hat allerdings einen dieser Screenshots veröffentlicht. Er zeigt, wie die Täter eine Person aus dem Umfeld einer Frau mit ihrer „Entdeckung” konfrontieren: „Kennen sie Frau …?”—„Wussten Sie, dass die Pornodarstellerin ist?”— „Finden Sie, dass es ok ist, Pornos zu drehen?”.
Johannes Hausen
[ "Face-Tracking", "Moskau", "Motherboard", "motherboard show", "Privatsphäre", "Sex", "Sexarbeit", "Soziale Medien", "Tech", "überwachung", "VK" ]
Tech
2016-04-28T08:07:00+00:00
2024-07-30T22:50:08+00:00
https://www.vice.com/de/article/2chan-user-stellen-sexarbeiterinnen-per-face-tracking-ffentlich-an-den-pranger-423/
Apple veröffentlicht erstmals die behördlichen Anfragen nach den Nutzerdaten
Gestern veröffentlichte Apple seinen sogenannten „Transparency Report“. Darin legten sie die Anzahl der Informationsanfragen von Regierungen und Strafverfolgungsbehörden offen, und listeten ebenfalls die unterschiedlichen Ursprungsländer der Anfragen.  Große Überraschung: Die Anzahl der US-Anfragen stellt alle übrigen Länder in den Schatten. Dem Bericht zufolge erhielt Apple zwischen 1000 und 2000 Anfragen zu Kontodaten von diversen US-Regierungsbehörden. Zum Vergleich: die zweitgrößte Zahl an Anfragen kam aus dem Vereinigten Königreich und betrug lediglich 127. Diese Bemühung um Transparenz stellt den neusten Versuch eines amerikanischen Technologiekonzerns dar, seine Kunden, die vor dem Hintergrund des NSA Skandals um ihre persönlichen Daten bangen, zu beruhigen. Apples Bericht zeigt die Anzahl der Anfragen zu individuellen Kontodaten und unterschiedlichen Geräten (iPhone, iPad, iPod, Mac), die das Unternehmen vom Januar bis Juni diesen Jahres erhalten hat.  Unglücklicherweise verbietet es die US-Regierung, Apple offenzulegen, welche Anfragen im Namen der nationalen Sicherheit gestellt wurden. Anders ausgedrückt, die Regierung verlangt, dass Apple die angefragten Kontoinformationen in einer sehr großen Spannbreite veröffentlicht. Dies macht den Aussagewert solcher Auskünfte äußerst gering. So heisst es im nun veröffentlichten Bericht, dass Apple zwischen 0 und 1000 Anfragen vom FBI erhielt, die daraufhin offengelegt wurden. Äußerst hilfreich, bedenkt man auch, dass die Anfragen der NSA zusammen mit den Anfragen der örtlichen Polizeibehörden, die zum Beispiel Diebe über iPhones verfolgen, zusammengezählt werden.  Apple behauptet, dass bis jetzt noch keine einzige Anfrage auf Grundlage des Partiot Acts gestellt wurde. Paragraph 215 des Patriot Acts erlaubt nämlich, dass die US-Regierung die Metadaten der Geschäftseinträge von Telefongesellschaften, wie etwa Verizon, einsammeln darf. Laut Apple „würde das Unternehmen eine solche Forderung, sollte diese gestellt werden, anfechten.“ Den vorliegende Bericht möchte man als ein Versprechen zu größerer Transparenz verstanden wissen. Für die Zukunft erhofft sich Apple, dieses Ziel durch einen Dialog mit dem Gesetzgeber zu erreichen und es nicht auf gerichtliche Auseinandersetzungen ankommen zu lassen. Wir widersetzen uns solchen Anordnungen entschieden. Apple hat wiederholt in Treffen und Diskussionen mit Vertretern des Weißen Hauses, mit dem amerikanischen Generalstaatsanwalt, Abgeordneten des Kongresses und mit Gerichten gefordert, von diesen gesetzlichen Einschränkungen ausgenommen zu werden. Trotz unseren großen Bemühungen in dieser Angelegenheit haben wir bis jetzt noch keine Vereinbarung erzielen können, die das Recht unserer Kunden würdigt, genau zu wissen wie oft und unter welchen Umständen wir Daten gegenüber Strafverfolgungsbehörden offenlegen müssen.  Natürlich versäumte es Apple nicht, Unternehmen wie Google und Facebook einen kleinen Seitenhieb zu verpassen, indem klar herausgestellt wurde, dass das Geschäftsmodell von Apple nicht darauf ausgerichtet sei, persönliche Daten seiner Kunden zu sammeln. „Vielleicht ist das Wichtigste, dass wir kein Interesse daran haben, persönliche Daten unserer Kunden anzuhäufen,“ schreibt das Unternehmen. „Wir schützen private Unterhaltungen durch die Bereitstellung von End-to-End Verschlüsselungen bei iMessage und FaceTime. Wir speichern keine Ortsdaten, Kartenabfragen oder Siri-Anfragen in irgendeiner nachweisbaren Form.“
Meghan Neal
[ "Apple", "Features", "Kontrollgesellschaft", "Motherboard", "Motherboard Blog", "nsa", "Tech", "überwachung" ]
Tech
2013-11-06T09:45:00+00:00
2024-07-31T05:56:13+00:00
https://www.vice.com/de/article/apple-veroeffentlicht-erstmals-nutzerabfragen-von-strafverfolgungsbehoerden/
Warum verkauft das Z7 weiterhin Tickets für ein abgesagtes Konzert?
Jeder Konzertveranstalter war schon in der Situation: Da verhandelt man—meistens Monate im Voraus—mit Booking-Agenturen oder Managements über eine Show, findet einen Deal, der für beide Seiten stimmt, veröffentlicht den Gig. Dann—der Vorverkauf läuft schon—die schlechte Nachricht: Das Konzert kann doch nicht stattfinden. Abgesagt! Gründe dafür gibt es viele, von nachvollziehbaren wie Krankheit über weniger einleuchtende bis schlicht asoziale („Wir haben eine tolle Gelegenheit erhalten, die wir auf keinen Fall ausschlagen können“). In all diesen Fällen jedoch, ob die Absage nun nur Tage vor der Show oder mit mehr Vorlauf geschieht, gilt: Kommunizieren! Und zwar je schneller umso besser. Nicht ganz dieser Meinung zu sein scheint derzeit die ansonsten glorreiche Konzertfabrik Z7. Der Sachverhalt: Im Sommer wurden die Daten der Deathcrusher Tour veröffentlicht. Für das Package, bestehend aus Ikonen des Extreme Metals wie Carcass oder Napalm Death werden zwei Schweizer Stopps, am 03.11. in der L’Usine in Genf und am 18.11. im Z7, angekündigt. Mitte August jedoch fehlt die Show in Pratteln auf dem finalen Tourposter. Erste Verunsicherung unter Fans, die ihr Ticket bereits gekauft haben, macht sich breit und entsprechend werden erste Anfragen ans Z7 gestellt, die unbeantwortet bleiben, während der Vorverkauf weiterläuft. Auch heute Mittag kann man auf der Club-Homepage noch immer Tickets bestellen, 45 Franken kostet die vermeidliche Headbang-Sause. Dass die Show nicht stattfinden wird, daran gibt es mittlerweile jedoch keinen Zweifel mehr. Auf Nachfrage eines Ticketkäufers antwortete die verantwortliche Booking Agency M.A.D. vor einer Woche mit folgendem Mail, welches sich auf Facebook befindet: Gleich klingt es von Seiten der beteiligten Bands, die sich gegenüber den vielzähligen Anfragen in den letzten Tagen ebenfalls gezwungen sahen, klare Statements via Facebook zu veröffentlichen. So schreiben etwa Carcass: Die Frage, die nun natürlich tonnenschwer, wie ein Roboter von einem Voivod-Cover, im Raum steht: Warum zur Hölle schweigen die Leute vom Z7? Und warum lassen sie, jetzt, wo es auch bis zum letzten Metal-Nerd, obwohl er sich gerade „Scum“ von Napalm Death auf 110db reinpfeifft, durchgedrungen ist, Ankündigung und Vorverkauf nicht vom Netz und canceln den FB-Event? Auch auf unsere Anfrage hat das Z7 bisher leider nicht reagiert. Regelmässige Besucher bemerken in den Kommentaren auf der Seite der Facebook-Veranstaltung (erstellt vom Z7), dass ansonsten auch via Facebook äusserst rasch geantwortet werde. „Alle Achtung!!!“ lese ich zwar gleich, als ich auf ebenjene Page klicke, doch leiten die drei Ausrufezeichen nicht die längst überfällige Klarstellung ein, sondern den Hinweis, dass es für die Show von Bring Me The Horizon noch die allerletzten 29 Tickets zu ergattern gibt. Schweigen befördert—das gehört zum 1×1 des Krisenmanagments—Spekulationen. Und die reichen von „Sie versuchen sicher noch, die Sache irgendwie hinzukriegen“ bis zu „Die sind angepisst und wollen der Tournee und den Bands jetzt eins reinwürgen und warten darum, bis die Shows in der Nähe vorbei sind.“ Auch damit haben wir das Z7 konfrontiert und auch darauf kam bisher keine Antwort. Was für Gründe auch immer hinter der Absage und dem Schweigen dazu stecken mögen: das Z7 setzt damit langsam aber sicher seinen guten Ruf aufs Spiel. Bands aus der ganzen Welt feiern die Location für Professionalität und Catering, die Fans für den guten Sound und die faire Behandlung und ich selbst nur schon deswegen, weil sie es mit dem Rauchverbot im Club nicht allzu streng nehmen. Rock- und Metalfans sind treue Seelen. Für viele von ihnen ist dieser Schuppen zwischen Einkaufszentren und Autobahn, mehr als nur eine Halle. Als früher im Jahr das Z7 mit der Bitte um Support an seine Community herantrat, weil gleich nebenan ein OBI gebaut und dafür die Strasse geöffnet werden sollte, mobilisierte das Tausende von Fans in wenigen Tagen. Dass man diese Supporter nun im Ungewissen lässt und sie munter weiter zahlen lässt für einen Konzert-Abend, der gar nicht stattfinden wird, ist nicht gerade kundenfreundlich, um es mal gelinde auszudrücken. Hätten die Leute vom Z7 früh genug Klartext geredet, sie wären vielleicht sogar als die Guten aus der Sache rausgekommen, da ja scheinbar die Booking Agency die Show abgesagt hat. Seine Stammgäste aber veräppeln, Anfragen bis zwei Wochen vor der Show einfach ignorieren, so tun, als wäre nichts? Das klingt nach Trotzkopf, nach Kindskopf, nach verwöhntem Bengel, der sich gewohnt ist, zu bekommen was er will und nun plötzlich mal nicht zum Zug kommt. So ein Kind findet keine Freunde auf dem Spielplatz, weder unter Bands, noch Bookern, noch Zuschauern. Während wir also alle gespannt auf eine Antwort warten, sollte man als (mobiler) Anhänger stilbildenden Lärms nicht lange fackeln und sich eines der letzten Tickets für morgen in Genf oder übermorgen in Stuttgart sichern. Oder „Scum“ zum Zweck des Agressionsabbau noch etwas lauter ballern lassen als sonst schon. Die Deathcrusher Tour 2016 mit Carcass, Obituary, Napalm Death, Voivod und Herod doch noch erleben könnt ihr morgen, 03.11. in der Usine in Genf, oder übermorgen, 04.11 nach Stuttgart ins LKA Longhorn. Kissi feiert Aufrichtigkeit und Voivod derweil auf Twitter. Noisey Alps tanzt, träumt und headbnagt ebenfalls auf Twitter und Facebook. °
Daniel Kissling
[ "Absage", "carcass", "Features", "genf", "Herod", "Music", "napalm death", "Noisey", "Noisey Blog", "obituary", "PRATTELN", "Schweiz", "stuttgart", "Voivod", "Vorverkauf", "Z7" ]
2015-11-02T14:42:00+00:00
2024-07-31T00:18:32+00:00
https://www.vice.com/de/article/warum-verkauft-das-z7-weiterhin-tickets-fuer-ein-abgesagtes-konzert-711/
Karriere-Neustart für die Liebe zur Wurst
Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich. In der Serie Quereinsteiger sprechen wir mit Menschen über die Gründe und Erfahrungen, ihre sichere Karriere für einen Neustart in der Food-Industrie aufzugeben – einem der härtesten Pflaster der Berufswelt. “Wenn du schlechten Darm erwischst, kann dich das viele Nerven kosten”, erklärt Mika Lanz. Dabei stülpt er – mit für Männer leicht erkennbaren Handbewegungen – den hauchdünnen Schafsdarm über das Metallrohr der Wurstmaschine. Mika macht Wurst; im Keller einer Kirche in Zürich-Oerlikon und mit ausgewählten Zutaten aus der Region. Während er für seine Trockenwürste, Stadtjäger genannt, auch mal bei Spezialausgaben Turicum Gin aus Zürich verwendet oder mit Heidelbeeren und Zitronen Trockenfleisch für die Weihnachtssaison mariniert, kommen in die Grillwurst, die er an diesem Tag zubereitet, neben bestem Schweinefleisch bloss ausgesuchte Gewürze, richtig guter Weisswein und frisch gehackte Petersilie. Stadtzwicker nennt Mika seine Bratwurst. Die Version mit Weidelamm kriegt zusätzlich noch eine scharfe Chilinote und wilde Bio-Aprikosen mit auf den Weg zum Grill. Seit sieben Jahren wurstet Mika nun schon im Kirchenkeller. Obwohl er grundsätzlich zufrieden mit seiner Karriere als Kameramann für Spielfilme und Werbespots war, entschloss er sich mit 30 Jahren kurzerhand, etwas völlig Neues auszuprobieren. Wir haben mit ihm über diese Lebensveränderung gesprochen: MUNCHIES: Du hast deine frühere Karriere als Kameramann an den Nagel gehängt und dich stattdessen der Wurst gewidmet. Wie kam es zu dieser drastischen Berufsänderung?Mika: Es gab keinen einzelnen Auslöser, viel mehr war es ein Prozess. Ich habe einfach gemerkt, dass ich mit 20 Jahren eine andere Idealvorstellung meines Berufslebens hatte, als mit 30, besonders wenn es um Auslandsaufenthalte oder Arbeitszeiten geht. Ich fragte mich, mit was ich meinen Tag am liebsten verbringen würde. Da Kochen und Essen schon immer meine grössten Hobbies waren, entstand der Entschluss, Lebensmittelwissenschaften zu studieren. Parallel dazu arbeitete ich bei einem Metzger als Ausgleich zum kopflastigen Studium und als Abschlussarbeit habe ich Trockenwürste hergestellt. Diese Arbeit hat mich sehr fasziniert, so dass sie nun zu meinem Beruf wurde. Mit 30 nochmal komplett von vorne anzufangen klingt anstrengend und finanziell erschöpfend. Wie war das für dich?Ehrlich gesagt, früher hätte ich dieses Studium kaum geschafft. Ich war viel zu undiszipliniert. Mit 30 Jahren konnte ich mich viel besser fokussieren und selektionieren, was mir wichtig ist und was nicht. Zudem war nach zehn Jahren Schulpause meine Neugier auf Wissen wieder grösser. Allerdings war es schon auch anstrengend, wieder lernen zu müssen, wie man lernt. Und der Altersunterschied zwischen mir und den Dozenten war kleiner, die waren ja teilweise kaum älter als ich. Natürlich war ich irgendwie auch ein Exot an der ETH, habe aber ein paar tolle Leute kennengelernt, die zwar ein Jahrzehnt jünger sind als ich, aber mit denen ich heute noch in Kontakt stehe. Was war eine persönliche Challenge, die mit deiner Firmengründung einherging?Es ist schwierig, da etwas Einzelnes auszumachen, aber eine Challenge war es sicher, den eigenen Energiehaushalt zu managen. Ich weiss, wenn ich mich übernehme, kracht alles zusammen. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den eigenen Ressourcen ist zentral. Man könnte auch problemlos rund um die Uhr arbeiten, zu tun gibt es ja immer genug. Und wie siehts finanziell aus?Die grösste Herausforderung war für mich, aus einer funktionierenden Idee auch ein Business zu machen, das langfristig und nachhaltig Bestand hat. Die Idee, Trockenwürste aus Biofleisch aus der Stadt Zürich herzustellen, stiess schnell auf Anklang. Der Weg zu einem stabilen Unternehmen ist aber noch mal ganz was anderes. Ich hatte das Glück, aus meiner vorherigen Zeit als Kameramann noch etwas Geld auf der Seite zu haben, so konnte ich mir den Grundstock an gebrauchten Maschinen leisten. Mich haben zwar Ideen und deren Umsetzung schon immer mehr fasziniert als der monetäre Output, aber mittlerweile habe ich logischerweise auch Interesse daran entwickelt, wirtschaftlich zu arbeiten. Hast du manchmal Zweifel?Klar, Zweifel gehören dazu. Aber das ist für mich auch ein Antrieb den es braucht, um dranzubleiben und weiterzukommen. Wie stellst du dir deine weitere Zukunft vor?Ich gehe offen durchs Leben und habe bisher die Erfahrung gemacht, dass sowieso nichts genau so kommt, wie man es plant. Ich finde es ja heute immer noch manchmal schräg, wenn jemand den ich nicht kenne im Laden neben mir einen Stadtjäger kauft. Das hätte ich mir vor ein paar Jahren ja noch gar nicht vorstellen können. Oder auch die Chance die Schweins- und Lammzwicker, unsere Grillwürste, beim legendären Sternen Grill zu verkaufen, dem wohl bekanntesten Wurstgrill in Zürich. Ich hätte früher nie daran gedacht, dass das klappen könnte. Insofern mache ich mir grundsätzlich keine zu langfristigen, konkreten Ziele. Ich versuche einfach immer die in diesem Moment bestmögliche und ehrlichste Entscheidung zu treffen und bin der Überzeugung, dass sich daraus ein Weg ergibt, der Sinn macht und meinen Werten entspricht. Wohin der genau führt, weiss ich aber nie. Folge MUNCHIES auf Facebook und Instagram.
Katinka Oppeck
[ "Food", "Handarbeit", "Interview", "Lebensmittelindustrie", "Manufaktur", "Munchies", "Quereinsteiger", "Schweiz", "selbstständig", "Wurst" ]
2018-02-05T10:15:28+00:00
2024-07-30T18:20:03+00:00
https://www.vice.com/de/article/karriere-neustart-quereinsteiger-wurst-dech/
Wenn Deutschland so weitermacht, entscheiden alte, reiche Menschen über unsere Zukunft
Eine Freundin aus einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen machte nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Eigentlich wollte sie Abitur machen und studieren, aber um auszuziehen, musste Geld her – und zwar nicht erst in fünf Jahren nach Abi und Bachelor. Sie wollte raus aus der Kleinstadt, und ihre Eltern konnten sie finanziell nicht unterstützen. Schon in der Ausbildung verdiente sie mehr, als es ihr neben Schule und Studium möglich gewesen wäre. Andere meiner Freunde, deren Eltern als Chemiker oder Unternehmensberater arbeiten und teilweise zwei Wohnungen oder mehrere Autos besitzen, konnten nach dem Abi erstmal ein Jahr nach Südamerika gehen oder nach ein paar Semestern ein Studium hinschmeißen und ein Neues anfangen. In der Gewissheit: Im Zweifel helfen die Eltern aus. Hätte meine Freundin aus NRW dieselbe Unterstützung gehabt, wäre sie heute nicht Kosmetikerin, sondern hätte vielleicht Kunst studiert, oder Chemie. Beide Fächer mochte sie in der Schule. Die Ungerechtigkeit beeinflusst nicht nur persönliche Entscheidungen, sondern auch, in was für einem Land wir leben. Wer uns regiert, welche Gesetze beschlossen werden. Wer weniger Geld hat, geht seltener wählen. Das zeigt der fünfte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der nun vorliegt. Darin steht: Seit 1980 ist die Wahlbeteiligung unter Gutverdienern kaum zurückgegangen, die Wahlwahrscheinlichkeit für Haushalte mit niedrigem Einkommen ist hingegen bis 2012 um ein ganzes Viertel gesunken. Die Bertelsmann Stiftung beobachtete außerdem bei der letzten Bundestagswahl 2013: Je mehr Menschen in einem Viertel arbeitslos waren, desto niedriger fiel dort die Wahlbeteiligung aus. Sprich: Wohlhabende Menschen nehmen mehr Einfluss auf politische Entscheidungen als Geringverdiener. (Diese Folgerung findet man so nicht mehr im Bericht. In der ersten Fassung stand noch, dass Menschen mit mehr Geld mehr Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Laut Süddeutscher Zeitung ist die Passage aber wohl auf Druck des Kanzleramts weggefallen.) Das Problem wird von Generation zu Generation weitergereicht, zeigt der Bericht: Wer reiche Eltern hat, wird später mit großer Wahrscheinlichkeit selbst wohlhabend – in einer Umfrage unter 130 Hochvermögenden gaben über zwei Drittel Erbschaften und Schenkungen als Grund für ihren Reichtum an. Fassen wir kurz zusammen: Besserverdiener gehen öfter wählen und haben so größeren Einfluss auf die Politik. Und wer Gutverdiener als Eltern hat, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst Gutverdiener. Die Freundin aus NRW sagte letztens bei einem Spaziergang zu mir: “Erklär mir die Weltpolitik, ich weiß nichts.” Währenddessen diskutiert der Freund mit den Chemiker-Eltern in seiner WG über den Umgang der Medien mit einem Tweet von Beatrix von Storch. Und die Freundin, deren Vater acht teure Autos besitzt, kann drei verschiedene Typen jener Linken unterscheiden, die sich als antideutsch bezeichnen. Ein Unterschied: Die Kosmetikerin zahlt ihre Miete selbst, bei vielen meiner Freunde, die studieren, zahlen sie die Eltern. Nein, das soll nicht heißen, dass Menschen mit Ausbildung sich alle nicht mit Politik befassen. Und auch nicht, dass es in irgendeiner Weise schlecht ist, während des Studiums Unterstützung von den Eltern zu bekommen, oder dass nicht auch manche Studenten sehr viel jobben müssen. Aber es zeigt trotzdem, was logisch ist: Wer mehr arbeiten muss, hat weniger Zeit, sich mit Utopien, Theorien und Artikeln auseinanderzusetzen – oder mit Parteiprogrammen. Das müssen wir – junge Menschen von 18 bis 30 – allerdings machen, wenn wir keinen Bock darauf haben, dass alte, wohlhabende Menschen über unsere Zukunft entscheiden. Der Alterstrend zur Wahlbeteiligung ist beängstigend. Bei den Bundestagswahlen von 1953 bis 2013 ist niemand fleißiger wählen gegangen als die Über-50-Jährigen. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 war die Wahlbeteiligung der 21- bis 25-Jährigen am niedrigsten (60,3 Prozent). Auch bei den 25- bis 30-Jährigen (62,4 Prozent) und den Unter-21-Jährigen (64,2 Prozent) sah es nicht viel besser aus. Das erklären manche damit, dass es uns wirtschaftlich gut geht und wir friedlich und satt unter Merkels Raute dösen und viele keine direkte Not sehen, sich zu politisieren. Oder aber mit einem Desinteresse, weil viele Politiker irgendwie dröge wirken. (Ja, teilweise sind sie das auch: Anton Hofreiter will Wähler erreichen, indem er das Erste einlädt, ihn zu filmen, wie er mit einer Mistgabel im Stall steht. Und wenn Politiker sprechen, hält es oft her für ein Bullshit-Bingo aus Phrasen von “Wir stehen an der Seite“, “Gute Politik. Starkes Land“, “XY verursacht neue Bürokratie” (Politiker-Tweets dieser Woche)). Wer aber will, dass der Armutsbericht in den nächsten Jahren anders aussieht, sollte sich in diesem Jahr trotzdem mit ihnen auseinandersetzen – und wählen gehen. Und wenn euch das nicht reicht: Alle Methoden, wie ihr politisch Einfluss nehmen könnt, fassen wir in unseren VICE-Guides zur demokratischen Selbstverteidigung zusammen. Antworte Sofia auf Twitter.Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
Sofia Faltenbacher
[ "Armuts- und Reichtumsbericht", "bundesregierung", "Deutschland", "einkommen", "Politik", "vermogen" ]
2017-03-24T12:41:32+00:00
2024-07-30T19:33:36+00:00
https://www.vice.com/de/article/wenn-deutschland-so-weitermacht-entscheiden-alte-reiche-menschen-uber-unsere-zukunft/
Mein Super Sweet 16 hatte die besten Gastauftritte überhaupt
Kannst du dich noch daran erinnern, als es bei MTV noch richtige Musik gab? Nein, nicht Musikvideos, daran erinnert sich nun wirklich niemand mehr—ich spreche doch offensichtlich über My Super Sweet 16, diese Sendung, die in ihrer 2005-2009er Blütezeit überraschenderweise eine äußerst gute, deepe Auswahl an HipHop und R&B-Stars kredenzte. Wie als Juicy J den ganzen Vorort in Aufruhr brachte oder als E40 in der obligatorischen Geburtstags-Corvette abhing. Im Jahre 2013 wirkt das alles ziemlich verrückt, wo der Eskapismus des amerikanischen EDM in der Post-Marktzusammenbruch-Ära dem Mainstream besser schmeckt als Street-Rap-Flexen. Nicht, dass die Kids weniger Rap hören—er wurde einfach nur aus dem Programm der großen Sendeanstalten gelöscht bis zu einem Punkt, an dem es irgendwie progressiv erscheint, dass diese großen, vielschichtigen Teenie-Crowds zu solch trotzend regionalen Figuren, wie Keak Da Sneak oder Crime Mob im nationalen Fernsehen abgehen. Schau es dir einfach selbst an—ich habe mich durch ein riesiges Archiv aus Standbildern der Show gewühlt, um dir ein paar Beispiele der besten Gastauftritte von den größten Superstars zu liefern, komplett mit den berauschenden, originalen Bildunterschriften irgendeines MTV-Praktikanten. Denn lasst uns der Tatsache doch mal ins Auge blicken, die Mid-2000er waren der kreative Höhepunkt unserer Zivilisation. Also, zieh den Reißverschluss deines Bape-Hoodies hoch, schenk dir ein großes Glas Pimp Juice ein und verliere dich selbst in diesen schwelgerischen Momenten. —@ezra_marc ** Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker. @Noisey_DE folgen MEHR VON YOU NEED TO HEAR THIS
Ezra Marcus
[ "HipHop", "Music", "My Super Sweet 16", "Noisey", "Noisey Blog", "r&b", "Rap" ]
2013-06-22T08:00:00+00:00
2024-07-31T04:54:17+00:00
https://www.vice.com/de/article/mein-super-sweet-16-hatte-die-besten-gastauftritte-berhaupt/
Robag Wruhme verschenkt zum neuen Jahr 5 Tracks
Gestern war weltweiter Katertag, heute können wir also endlich mit freiem Kopf das neue Jahr begrüßen. Möge es ein gutes werden. Damit gleich der Start möglichst positiv gerät, schenkt euch Robag Wruhme heute 5 Songs mit eben dem Wunsch, dass 2012 besser werde als 2013. Die Stücke haben zwar klassische Wruhme-Titel, klingen aber insgesamt anders als wir es von ihm gewohnt sind—der Rhythmus tendiert eher zum 2Step als zum gewohnten 4/4 House-Beat. Warum er zum neuen Jahr so verschwenderisch mit seinen Songs umgeht, erklärt Wruhme bei Facebook: „… auf einer festplatte von anno dazumal habe ich 5 lieder gefunden die nie veröffentlicht wurden und da es ja des öfteren die frage nach einem downloadpatsch für umme gab, gibt es die schweinchen einfach so für umme. dazu musste ich mir natürlich ein neues Alias ausdenken da es keine ROBAG musik ist… was für ein stress zwischen den Feiertagen. na ja.“ Ja, schon stressig, sich ständig so bekloppte Namen einfallen zu lassen. Aber Wruhme ist diese Bürde ja jetzt los und mit den folgenden fünf Tracks habt ihr auch erstmal genug zu tun und lasst ihn mit Anfragen nach weiteren Downloadpatschen in Frieden. Ihr könnt drei der fünf Tracks hier streamen und runterladen. Den Rest bekommt ihr auf Wruhmes Soundcloud-Profil. ** Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker. MEHR VON NOISEY
Noisey Staff
[ "Download", "Music", "New music", "Noisey", "Noisey Blog", "Soundcloud", "stream" ]
2013-01-02T15:00:00+00:00
2024-07-31T04:44:32+00:00
https://www.vice.com/de/article/robag-wruhme-verschenkt-zum-neuen-jahr-5-songs/
Dieser libanesische Rapper wurde fälschlicherweise für einen Terroristen gehalten
Hussein Sharaffedine, alias Double A the Preacherman Im Libanon scheint dieser Tage jeder ein bisschen paranoid zu sein—warum das der Fall ist, ist ziemlich offensichtlich. Innerhalb von knapp fünf Wochen gab es fünf Selbstmordattentate von Gruppierungen aus dem al-Qaida Umfeld wie Jabhat al Nusra und den Abdullah Azzam Brigaden, die im Land aktiv sind. Die meisten dieser Attentate richteten sich gegen Hisbollah-Hochburgen im Bekaa-Tal und dem südlichen Vorort von Beirut Dahiyeh—Vergeltung dafür, dass die militante schiitische Gruppe das syrische Regime weiter unterstützt. Als Reaktion darauf wurden auf den Straßen nach Dahiyeh Kontrollpunkte errichtet, unbekannte Autos werden mit Argwohn betrachtet und in öffentlichen Bussen wurden Schilder aufgehängt, auf denen freundlich darum gebeten wird, dass die Fahrgäste ihre Jacken ausziehen, bevor sie den Bus betreten. All das war wahrscheinlich der Grund, warum der 32-jährige Hussein Sharaffedine, alias Double A the Preacherman, Moderator der wöchentlichen Open-Mic-Nacht auf Radio Beirut und Sänger der örtlichen Funkband The Banana Cognacs von den internen Sicherheitskräften in Handschellen abgeführt, 24 Stunden lang festgehalten und zur Anti-Terror-Einheit des Landes gebracht wurde. Am 22. Januar—dem Tag seiner Festnahme und einen Tag nach einem tödlichen Anschlag im Beiruter Vorort Haret Hreik—wurden Fotos von Sharaffedine in Handschellen bei Twitter gepostet, die in der gleichen Gegend aufgenommen wurden. Der Rapper sieht darauf mehr nach Cholo als nach Salafist aus. Ich habe mich mit ihm getroffen, um darüber zu sprechen, wie es ist, als verdächtiger Terrorist verhaftet zu werden und habe herausgefunden, dass seine „moderne mexikanische Kleidung“ das war, was ihn überhaupt in Schwierigkeiten gebracht hat. Noisey: Was ist passiert? Was hast du in Haret Hreik gemacht?Hussein Sharaffedine: Ich bin aus Sidon nach Beirut gereist, wo ich lebe, und habe einen Mechaniker in Haret Hreik aufgesucht, um die Karosserie vom Auto meiner Mutter verschönern zu lassen. Das sollte eine Überraschung werden. Ich bin die Straße entlang gefahren, nachdem ich einen Kontrollpunkt passiert hatte—niemand hatte mich dort gebeten anzuhalten. Plötzlich sah ich diesen Typen im Rückspiegel, der mir mit einer Waffe in der Hand hinterherlief. Ich weiß noch, dass ich dachte „Was zur Hölle passiert hier?“ und mir auffiel, dass er eine militärische Uniform trug, also bin ich an die Seite gefahren und habe meine Hände über den Kopf gehalten. Nachdem ich angehalten habe, hat er mich mit seiner Waffe gestoßen und versucht, mich aus dem Fenster zu ziehen. Ein weiterer Beamter kam und auch er schlug mich. Dann haben sie mir Handschellen angelegt und mich auf den Rücksitz eines Autos gezerrt, während sich bereits eine ziemlich große Menschenmenge angesammelt hatte. Niemand fragte nach meinem Ausweis. Später habe ich herausgefunden, dass der Typ, der mich verhaftet hatte—die Leute nannten ihn „Rambo“—in der Gegend durch vorherige Vorfälle schon ziemlich bekannt war und während einer Razzia bereits jemanden getötet hatte. Anscheinend wäre ich sein viertes Opfer geworden. Wo haben sie dich hingebracht?Sie haben mich auf die örtliche Polizeiwache gebracht. Zu dieser Zeit war die Geschichte schon überall in den Nachrichten. Ein Polizeibeamter zeigte mir eine Whatsapp-Nachricht auf seinem Handy, in der es hieß, dass ich ein bekannter Musiker bin und meine Festnahme keine gute Publicity für die Polizei wäre. Er hat gelacht. Die Leute auf der Station verhielten sich sehr entschuldigend; niemand hat mich angerührt. Sie haben mich gefragt, ob ich gegen den Beamten, der mich festgenommen hatte, Anzeige erstatten wolle. Mir wurde erlaubt mit Freunden zu telefonieren; wir haben Witze darüber gemacht wie verrückt die Situation war. Aber es gab Komplikationen?Ich dachte, die Ermittlung wäre zu Ende. Ich hatte meine Entlassungspapiere. Ungefähr um 13:30 Uhr hat mir der befehlshabende Polizist gesagt, dass ich auf den stellvertretenden Chefermittler warten müsse, um die Angelegenheit abzuschließen. Er war anscheinend in der Mittagspause. Um 17:30 Uhr war er immer noch nicht da, also rief der Polizist ihn an. Sie haben mir die Handschellen wieder angelegt und mir gesagt, ich solle mein Handy ausmachen. Was hat der stellvertretende Chefermittler gesagt?Dass er meinen Fall an die Anti-Terror Spezialeinheit weitergeleitet hätte. Der Polizist versuchte ihm zu erklären, dass bereits ein Bericht angefertigt wurde und ich ein bekannter Musiker bin, aber das interessierte ihn nicht. Mein Bruder hat mir mitgeteilt, dass ich über Nacht festgehalten werde und dass ich am nächsten Morgen zur Befragung zur Anti-Terror-Einheit gebracht werden würde. Wie hast du dich gefühlt, als dir klar wurde, dass sie dich nicht freilassen würden?Ich war wütend. Ich wäre gern ausgeflippt, aber ich wusste, dass es das Beste wäre, ruhig zu bleiben. Ich komme aus einer schiitischen Familie. Es ist nicht wichtig für meine Identität; ich bin nicht besonders religiös. Aber Familie und Herkunft sind im Libanon sehr wichtig. Das ist unsere Kultur. Der Beamte, der mich festgenommen hat, war Schiit und hat mich aufgrund meines Aussehens als abtrünnigen Salafisten bezeichnet. Das war für mich ein neuer Begriff. Mir ist bewusst, dass die Spannungen stark sind—und wenn man sich unsere Geschichte als Libanesen ansieht, sind wir daran gewöhnt—aber es gibt gewisse Vorgehensweisen. An Kontrollpunkten verhalte ich mich immer sehr respektvoll, aber ich wurde überhaupt nicht respektiert. Ich meine, die Sicherheitskräfte sagen uns, dass wir mit unserem Alltag weitermachen sollen, aber ich werde dafür bestraft, dass ich genau das tue. Sie wollten mich in eine Zelle stecken, aber dank der Argumente von meinem Bruder und der Tatsache, dass den Polizisten bewusst war, dass ein Fehler vorlag und sie das wieder gut machen wollten, durfte ich in der Unterkunft der Beamten schlafen. Ich war aber immer noch in Handschellen. Wie waren deine Erfahrungen mit der Anti-Terror-Einheit am nächsten Tag?Die Leute bei der Anti-Terror-Einheit waren eigentlich ziemlich großartig. Sie waren sehr höflich, eine Seite, die ich von Sicherheitsbeamten noch nicht kannte. Als ich mit dem Chef sprach, sagte er zu mir: „Hassan, die Leute, die dich verhaftet haben, sind Idioten.“ Ich fragte: „Warum?“ Er sah mich an—ich hatte die gleiche Kleidung an wie am vorigen Tag—und sagte: „Weil das kein Afghanen-Stil ist, sondern du eher wie ein Cholo aussiehst.“ Ich konnte es nicht glauben. Im Bericht, den die Anti-Terror-Einheit angefertigt hat, steht, dass die Kleidung, die ich trug, nicht mit afghanischer Kleidung vergleichbar wäre, sondern „moderne mexikanische Kleidung“. Ungefähr um 17 Uhr wurde ich freigelassen. Wie fühlst du dich, wenn du von dieser Erfahrung erzählst?Danach haben lokale, regionale und internationale Zeitungen angefangen, mich zu kontaktieren—Anwälte, Menschenrechtsgruppen usw. Politiker haben ihre Bestürzung zum Ausdruck gebracht und die Polizisten am Kontrollpunkt in Saida haben sich für das, was passiert ist, entschuldigt. Ich denke das Rampenlicht war unvermeidbar. Die Leute kennen mich jetzt aufgrund dessen, was passiert ist, und nicht aufgrund meiner Musik und das gefällt mir nicht unbedingt. Aber wenn dadurch mehr Interesse entsteht, dann hat das auch eine gute Seite. Ich hatte immer das Gefühl, dass HipHop als ein Aufruf gegen Rassismus und Engstirnigkeit dienen und auf Fälle von Ungerechtigkeit und Misshandlung aufmerksam machen kann. Wir leben in einem sektiererischen Staat, in dem die Sicherheitslage sehr instabil ist, die Grenzen nicht bewacht sind und den Leuten das Vertrauen in die Sicherheitskräfte und Gerichte fehlt. Eine Menge libanesischer HipHop ist politisch geprägt. Manchmal denke ich, dass das ein Nachteil ist. Musik sollte auch ein Ventil sein. Wenn ich auftrete, äußere ich mich zu den Angelegenheiten der Bürger, aber ich möchte es auch genießen und dadurch entspannen, genauso wenn ich Musik höre. Ich will weiter rappen. Vielleicht habe ich jetzt ein bisschen Spielraum, um über die Polizei zu sprechen. Das habe ich schon vorher gemacht. Ich bin sogar überrascht, dass sie dazu nichts gesagt haben. Ich glaube nicht, dass sie zugehört haben. Folgt Martin bei Twitter: @scotinbeirut ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter. MEHR VON NOISEY
Martin Armstrong
[ "Features", "Libanon", "Music", "Noisey", "Noisey Blog", "Rap", "terror" ]
2014-02-12T15:40:00+00:00
2024-07-31T02:39:47+00:00
https://www.vice.com/de/article/dieser-libanesische-rapper-wurde-falschlicherweise-fur-einen-terroristen-gehalten/
Wie du dir dein Musikerleben finanzierst
Wie alt der Spruch ist, weiss ich nicht und auch nicht, woher er kommt, aber wenn du mit ein paar Musikern oder Szene-Leuten auf Facebook befreundet bist, geistert er immer wieder (und wieder und wieder) Mal über deine Pinnwand: „Ein Musiker ist jemand, der 5000 Franken-Equipment in ein 500 Franken-Auto verstaut, um 100 Kilometer weit an ein Konzert zu fahren, wo er 50 Franken Gage bekommt.“ Ob man Musik nun als Berufung versteht, als Risiko-Investment oder als teures Hobby: Nur für die allerwenigsten springt etwas dabei heraus. Bands, die mit Gagen (falls es denn überhaupt gibt) oder Alben-Verkäufen ihre Ausgaben decken können, müssen sich schon glücklich schätzen. Und wer davon leben will, der lebt mit Verzicht, mit Büchsen-Ravioli, durchgelatschten Turnschuhen und angewiesen auf den Grossmut seiner Freunde. Oder man quersubventioniert sich den eigenen Traum klangvoller Selbstverwirklichung auf eine oder mehrere der folgenden Arten: Nein, kreativ ist das nicht. Und wirklich spannend auch nicht, aber das haben gewöhnliche Broterwebe so an sich. „Pay jobs“ nennen das die Amis und mehr müssen sie auch nicht ausser: Fürs Leben zahlen. Zwar kenne ich Jungs, die behaupten, ihr Job als Sozialarbeiter oder Spengler sei der perfekte Ausgleich zum Sounden—„Wenn du davon leben müsstest, wäre es sicher nur noch halb so cool“—, aber eigentlich wissen wir alle: Wäre es finanziell möglich, würden sie, vom Tracks bastelnden DJ-Lageristen bis zum Skalen runternudelnden Jazz-Buchhalter, ihre „richtigen“ Jobs an den Nagel hängen. Dafür wirst du anständig bezahlt (heisst: chices Equipment und fette Albumproduktion). Und vor allem sind deine Abende frei und deine Wochenenden auch. Das wiederum heisst dagegen auch: Aufstehen müssen. Und das meistens früh, auch wenn die Probe oder die Show am Abend davor etwas länger dauerte und du wieder nicht deiem Abstinenzgelübde hast treu bleiben können. Musiker sein ist irgendwie wie Student sein. Deine Hauptbeschäftigung besteht aus Dingen, die eben kein Geld einbringen (und im Falle einer Modern-Freejazz-Noise-Band oder eines Philosophie-Studiums auch nie Geld einbringen werden). Also weichst du auf Gelegenheits- und Mini-Jobs aus. Klar ist Versuchskaninchen für das nächste Wundermittel der Pharma zu spielen riskant, aber als Nachfolger von Jimi und Kurt machst du es ja eh nur bis 27. Ein gesteigertes Sendungsbewusstsein ist das, was Bühnen-Menschen oft antreibt. Sei es in poetischen Lyrics, in politischen Ansagen oder einfach als Kopf auf einem T-Shirt: Musiker finden es geil, wenn man ihnen zuhört, ihnen folgt (auf Twitter, auf Tour, in den Backstage), zu ihnen hochschaut. Lehrer ist da der perfekte Plan B, sollten die kreischenden Teenies einen noch nicht zum Halbgott erkoren haben. Also gibt man seine Skills weiter, wie Obi-Wan oder Yoda damals an Luke, und hofft, dass sein Schützling irgendwann das erreicht, was man selber nicht geschafft hat. Oder enerviert sich jede Woche über den blonden Bengel, der wieder nicht geübt hat und lieber Fussball spielen gehen will, dieser Proll. Nicht jeder kann im Scheinwerferlicht stehen. Irgendwer muss den Spot ja auch noch an die Decke hängen, ausrichten und während der Show bedienen. Und jemand muss diese Show organisieren. Und wieder jemand muss die Bands an den Veranstalter vermitteln, diese dann dorthin karren, um ihr Album zu promoten, das von jemandem produziert wurde, dessen Mikrofon irgendwer verkauft und gebaut hat und vielleicht schon einmal geflickt hat. Zumindest im Musikbusiness gilt „Knapp daneben ist auch halb vorbei“ irgendwie nicht, denn ob du nun als Mischer, Veranstalter oder Journalist im R’n’R-Zirkus mitmischst: Du lernst Leute kennen, lernst die Tricks und kannst dich dazu erst noch (gratis) betrinken. Reich wirst du davon aber nicht: Ein Bekannter von mir ist Drummer in drei Bands, arbeitet in einem Plattenladen, macht das Booking für einen Club, vermittelt Bands und bringt sie auf seinem eigenen Label raus. Und verkauft Ende Monat trotzdem hin und wieder seine alten Band-Shirts schweren Herzens auf Facebook. Ein anderer Kumpel hingegen spielt in vier Bands Gitarre. Drei davon treten mit eigenen Songs an, die erste, sein Baby, macht folkigen Pop, die zweite Stoner Rock, die dritte wandelt auf den Spuren von Mumford & Sons. Und die vierte? Eine Cover-Band, mit welcher er alle anderen Bands quer subventioniert. An Hochzeiten, Firmenanlässen und Festzelt-Abenden nämlich sind die Leute spendabel und so verdient er mit geschliffen biederen Versionen von „Stand By Me“ oder „Surfing USA“ mehr als Einzelmusiker als mit allen anderen Bands zusammen. Das Problem nur ist, dass Hochzeiten dann sind, wenn auch Konzerte wären und plötzlich entscheidest du dich für den Gig mit der besseren Gage, dem 4-Gang-Menü und der Übernachtung im Romantik-Hotel. Doch lass dir von mir, dessen Hochzeitsband-Freund immer noch Single ist, sagen: Wenn du jeweils zusammenräumst, sind (zumindest die attraktiven) Brautjungfern bereits verschwunden. Wer seine Steuererklärung wirklich und einzig mit dem Wort „Musiker“ als Berufsbezeichnung abschickt, der muss nicht unbedingt DJ Bobo oder Chris von Rohr heissen (Wobei bei ersterem die Bezeichnung Musiker natürlich genauso falsch wäre wie DJ und der zweite sich wohl eher als „Super-Rocker“ bezeichnen würde). Auch ohne, dass man das Hallenstadion füllt, kannst du aber von der Musik leben. Voraussetzung: Du machst das, was den Leuten gefällt und nicht dir selber. Also verkaufst du dein Talent und deine Integrität und zwar für gar nicht so üblen Lohn. Ein guter (und möglichst simpler) Song ist Gold wert und verschafft dir nicht nur ein Honorar, sondern, hast du gut verhandelt und sollte deine besoffene Bier-Idee wirklich zum Hit werden, auch jahrelang Urheberrechtstantiemen. So schämst du dich zwar jedes Mal ein wenig, wenn die neue Single von Beatrice Egli im Radio gespielt wird, aber du hörst gleichzeitig auch die Kasse klingeln. Schon Jim Morrison wollte lieber Gedichte schreiben, Tom Waits kennen wohl mehr Leute als Schauspieler denn als Musiker (wobei dann wohl nicht namentlich), Marylin Manson macht gleich beides zusammen und zeichnet danach noch ein paar Bildchen mit seinem eigenen Absinth. Zugegeben: Im Falle grosser Rockstars ist es mehr ein Können denn ein Müssen. Aber auch mit weniger Bekanntheit machen zwei Berufe in der Kreativwirtschaft gar nicht so wenig Sinn. Um feste Arbeitszeiten kommst du komplett drum herum und dein Plattencover oder das Bandfoto kannst du selber machen, kannst dir somit den Gang zum Grafiker-Kumpel sparen (den du entweder mit schlechtem Gewissen oder teurem Geld bezahlen würdest). Was dafür besteht ist die Gefahr dich zu verzetteln. Noch ein Job mehr, der mehr Zeit erfordert, als bezahlt wird, noch einmal abhängig davon, dass andere gut finden, was dir die Muse ins Ohr flüstert. Doch sind wir ehrlich: Als Musiker wirst du immer das Gefühl haben, dass alles andere Zeitverschwendung ist. Daniel Kissling spielt Bass und schreibt und barkeept und veranstaltet und ist auf Twitter. Noisey Alps macht auch irgendwas mit Musik und zwar auch auf Twitter und auf Facebook.
Noisey Staff and Daniel Kissling
[ "armut", "Coverband", "Coverbands", "DIY", "Features", "Geld verdienen", "geldprobleme", "Hochzeitsband", "Music", "musikerleben", "Musiklehrer", "Noisey", "Noisey Blog", "Schweiz", "songwriting", "uni" ]
2015-10-21T05:00:00+00:00
2024-07-31T00:14:10+00:00
https://www.vice.com/de/article/wie-du-dir-dein-musikerleben-finanzierst-724/
Dieser Mann hütet eines der wichtigsten Kabel des Internets
In einem unscheinbaren Backsteingebäude in einer kleinen Stadt in Westjütland, Dänemark, versteckt sich eine der wichtigsten Adern des Internets. Während wir inzwischen täglich überall online gehen, vergessen wir schnell, dass das Internet in großen Teilen auf physischer Infrastruktur beruht: Unter dem Atlantischen Ozean erstreckt sich ein Kabelnetz, das das Internet in Europa und Nordamerika verbindet. Der transatlantische Datenverkehr verläuft über diese Glasfaserkabel, die am Meeresboden entlang führen. In Westjütland kommt eines der 30.500 Kilometer langen Kabel heraus. Es verbindet die dänischen Computer mit den Google-Servern in den USA und umgekehrt. Wir haben Keld Sørensen besucht, der das Tiefseekabel in Westjütland hütet – und damit einen der wenigen Orte, an denen sich das Internet anfassen lässt. Folgt Motherboard auf Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter
Motherboard Staff
[ "Internet", "Motherboard", "Tech", "usa", "video" ]
Tech
2018-06-06T05:00:00+00:00
2024-07-30T18:37:59+00:00
https://www.vice.com/de/article/internet-tiefseekabel-in-juetland-zu-besuch/
Wie kreativ Hansa und seine Fans ein Geisterspiel umgehen
Geldprobleme, negative Schlagzeilen und ein Geisterspiel zum Rückrundenauftakt—die Gegenwart des FC Hansa Rostock sieht alles andere als rosig aus. Doch mangelnde Kreativität in Zeiten der Krise kann man dem Verein und vor allem der Fanszene nicht vorwerfen. Das bewiesen die Rostocker nun ein weiteres Mal. Weil der Drittligist beim Rückrundenstart am 28. Januar gegen den SSV Jahn Regensburg vor leeren Rängen spielen muss, versucht man der Strafe mit einer phantasievollen Idee wenigstens ein bisschen auszuweichen. So ein Spiel ohne Zuschauer schmerzt Hansa nämlich doppelt. Neben der fehlenden Fan-Unterstützung erwartet man laut NDR durch das Geisterspiel einen Einnahmeverlust von 250.000 bis 300.000 Euro. Nun haben „viele Fans, Mitglieder und Sympathisanten dem Verein signalisiert, dass sie den FCH dabei unterstützen möchten, den wirtschaftlichen Schaden verkleinern zu können”, wie der Verein auf seiner Website bekannt gab. Also versucht der Klub mit der Aktion „Mit dem Herzen dabei” verschiedene Sonder-Tickets zu verkaufen, um trotzdem Geld einzunehmen. In der Kategorie 1 können die FCH-Anhänger für 9,95 Euro ein Ticket erwerben und ihre Liebe zum Verein beweisen. Bei den Kategorien 2 und 3 hat sich der Verein etwas ganz Besonderes ausgedacht: Für 19,65 Euro sind die Hansa-Fans trotz des Geisterspiels auf eine „besondere Art” im Ostseestadion dabei. Jeder Fan, der sich solch ein Ticket kauft, kann dem Klub ein Foto von sich zuschicken und dieser verteilt die ausgedruckten Fan-Porträts auf die Sitze im Stadion. „Mit einer entsprechenden Anzahl an Fotos kann somit auch bei diesem Spiel eine besondere und noch nie dagewesene Fan-Kulisse entstehen und vor allem ein Zeichen für den großen Zusammenhalt beim F.C.H. gesetzt werden”, erklärte der Verein in seiner Mitteilung. In der Kategorie 3 setzte der Klub noch einen drauf: Zum Preis von 49,95 Euro „erhält der Käufer nach dem Spiel ein Foto, auf dem einer der Hansa-Profis mit dem persönlichen Porträt am Stadion-Sitz zu sehen sein wird.” Damit wolle der Verein nicht nur sich selbst helfen, sondern auch die friedlichen Fans stärken. „Der F.C. Hansa, die Mannschaft und seine Fans sind durch das rücksichtslose Fehlverhalten einiger Unverbesserlicher bereits genug gestraft, so dass wir mit Hilfe derer, denen der Verein am Herzen liegt, alles versuchen wollen, die finanziellen Einbußen zumindest ansatzweise aufzufangen und damit auch ein Stück weit zeigen wollen, was wahre Liebe zum Verein bedeutet,” erklärte Vorstandsvorsitzender Robert Marien. Wegen „Zuschauer-Vorkommnissen” in insgesamt acht Spielen hatte das Sportgericht des DFB den FCH zu dem Geisterspiel, 10.000 Euro Strafe und weiteren fünf Partien vor heimischer Kulisse mit nur maximal 2.000 Fans auf der Südtribüne verurteilt. Das Sportgericht widerrief damit die Strafaussetzung aus einem Urteil im November 2015, wo der FCH ein Geisterspiel auf Bewährung erhielt. Grund dafür waren die „neuerlichen Verfehlungen der Anhänger”—wie der stellvertretende Vorsitzende des DFB-Sportgerichts erklärte. Gemeint war das Abbrennen von Pyrotechnik in den Spielen gegen Fortuna Düsseldorf, Preußen Münster, den VfR Aalen, Fortuna Köln, den SC Paderborn, den 1. FC Magdeburg und RW Erfurt. Zudem gelangen im Drittligaspiel gegen Werder Bremen II Glassplitter und eine Schnapsflasche im Bremer Strafraum und es soll bei den Spielen gegen Paderborn und Erfurt zu Handgreiflichkeiten mit Ordnern gekommen sein. Folgt Benedikt bei Twitter: @BeneNie
Benedikt Niessen
[ "aktion", "dritte liga", "fankultur", "fans", "fc hansa rostock", "Fußball", "geisterspiel", "Pyrotechnik", "Sports", "ultras", "VICE Sports" ]
2017-01-04T12:00:00+00:00
2024-07-30T19:46:23+00:00
https://www.vice.com/de/article/wie-kreativ-hansa-und-seine-fans-ein-geisterspiel-umgehen/
Kunstunterricht und LSD-Erfahrungen mit Daniel Richter
Daniel Richter ist insgeheim Deutschlands größter Künstler. Er kommt aus Hamburg, lebt jetzt aber in Berlin. Seinen Ruhm erlangte er durch seine Kunst über Politik, doch jetzt malt er nur noch coole, psychedelische Gemälde, die wie Bayern auf LSD aussehen. Setz dich 20 Minuten mit Daniel Richter hin und du wirst merken, dass er ein echt entspannter Typ ist. Er trägt Cordhosen und seine Haare sind auf 60er Jahre gestylt. Und vielleicht erinnerst du dich an seinen Folge bei Art Talk. Der 50-jährige Künstler unterrichtete früher an der Universität der Künste (mittlerweile aber in Wien) und macht Bilder mit Sprühfarbe, was manchmal wie Graffiti aussieht. Seine Kunst ist im Museum of Modern Art in New York (uh lala) und im Centre Pompidou in Paris zu bewundern. Richter hat sechs große, neue Bilder gemalt, die noch bis zum 30. April im Contemporary Fine Arts in Berlin ausgestellt werden—einer der schicksten Galerien in Mitte, die normalerweise ihre Arbeiten für Millionen verkauft (der Golden-Globe-Gewinner und Regisseur von Bevor es Nacht wird Julian Schnabel hat dort auch mal ausgestellt). Das ist der wichtigste und bekannteste Ort, um seine Kunst auszustellen, und sie haben dort sogar zwei Sicherheitsleute am Eingang, die deinen Rucksack durchchecken. Das ist wie ein Museum für Künstler, die noch am Leben sind. Ich bekam per E-Mail eine Einladung der Galerie, um Richter an einem Samstagnachmittag dort zu interviewen. Er gab erst gar keine große Eröffnungsfeier mit Hunderten Gästen. Wir gingen also in den Hinterraum mit schicken Designerstühlen und Bildern von Leuten, die ich nicht kannte. Ich schmiss mein Diktiergerät an und nahm ein 20-minütiges Interview auf (obwohl ich eigentlich nur zwölf Minuten zugesagt bekommen hatte). Richter ist sehr philosophisch. Dieser Rücklick auf seine Kunstschule fühlte sich an, als wäre ich die ganze Zeit auf LSD gewesen.   VICE: Kannst du mir sagen, worum es in den Bildern geht? Richter: Oh! Wenn überhaupt geht es darum, eine gewisse Abbildung nicht mehr zu machen. In den letzten zehn oder zwölf Jahren habe ich mich mit der Figuration beschäftigt, und dabei handelt es sich sehr oft um politische Ideen. In den letzten Jahren ging es um heroische Landschaften und die Romantik von klischeehafter Männlichkeit, wie rauchenden Cowboys und Waffen. Das sind alles unterbewusste Bilder der Männlichkeit. Aber ich wollte das nicht nochmal machen …  Stimmt. Am Ende des Tages sind alle Gemälde einfach flache Gegenstände. Ich dachte, es wäre gut, auch mal nichtrepräsentative Bilder zu malen, die Freiheit der Gesten und Experimente darstellen. Ich wollte also nichts Figuratives mehr machen und Reinheit vermeiden. Ich bin kein großer Purist. Es ging mir ums Malen und den Versuch, einen Code zu gestalten, wo das Experiment eine größere Rolle spielt als eine Ideologie. Ist es schwierig, über die Malerei zu sprechen? Es ist schwieriger, als über die meisten anderen Themen zu sprechen. Daniel Richter, „Zweifel an der Monokausalität“, 2013 Oder Autounfälle. Aber über Autounfälle zu reden, wäre komplizierter. Das ist ein bisschen so wie bei der Musik. Die Vagheit macht es so besonders für mich. Ein Bild bewegt sich nicht, so wie ein Berg. Es ist ein lebloser Gegenstand. Wie der Berg evoziert es Reflektionen der malenden Person. Die Malerei ist wie die Musik—präzise aber auch unklar. Die Qualität eines Bildes ist nichts, was du in eine Sprache übersetzen kannst. Wenn du es übersetzen könntest, bräuchtest du kein Bild dafür. Die Malerei unterscheidet sich von anderen Kunstarten, da ein Werk oder ein Körper betrachtet wird. Es ist nicht wie ein Film, den man für anderthalb Stunden anschaut und der dir was erzählt. Musik findest du in einem dreiminütigen Lied oder im Jazz, wo du gut zuhören musst, um die Struktur des Liedes zu erkennen. Die Malerei bewegt sich nicht und du entscheidest, wie viel Zeit du damit verbringen willst. Entweder du verstehst das Werk sofort oder überhaupt nicht. Das Bild wirkt auf dich irgendwie, selbst wenn du Chaos veranstaltest oder Materialen anordnest, die nicht zusammenpassen. Alles liegt innerhalb von einer Sekunde vor dir. Wie du es deutest, hängt von dir ab. Das gilt für alles. Für meine Großmutter war es sehr schwer, Popmusik zu verstehen. Für sie klang alles nach Free Jazz, da sie nichts damit anfangen konnte. Wo wohnst du? Ich komme aus Hamburg, aber ich lebe seit zwei Jahren in Berlin. Wie gefällt es dir? Berlin ist eine beschissene Stadt, aber ich wohne trotzdem gerne hier.  Bist du also eher alleine oder treibst du dich in der Stadt herum? Berlin ist mir fremd, als wäre es Toronto. Ich komme aus Toronto! Siehst du? Unterbewusste Kommunikation. Deine Kunst scheint sehr unbearbeitet und roh. Das Politikdrama hat mich früher sehr interessiert, genauso wie die Zweideutigkeiten, die du findest, wenn du beispielsweise eine Demonstration siehst—es kann eine Demonstration sein, aber auch etwas komplett anderes. Wie Gesellschaftstänze? Ja. Also, ich wohne in Berlin, aber ich weiß nichts über diese sogenannte Szene. Ich weiß, dass es dort viel improvisierte Musik gibt und Hunderte Leute super Sachen machen. Ich habe im Studio viel Zeit mit Lesen und Musikhören verbracht und ich saß viel in Restaurants. Diese Bilder sind in den letzten acht Monaten entstanden. Es war viel Arbeit. Wenn ihr es aufhängt, bin ich glücklich damit. Ich denke nicht darüber nach, wie schwer es war. Aber es war viel Arbeit, und das vergesse ich oft. Es scheint viel Frische zu besitzen. Interessante Bemerkung. Vorher ging es um kulturellen Pessimismus und eine düstere Melancholie. Jetzt verdoppelt das Bild die Melancholie meiner Meinung nach. Es ist ein antikulturelles Bild. Daniel Richter, „Erfindung des guten Irrtums“, 2013 Wie hat diese Veränderung angefangen? Ich hatte eine Ausstellung in L.A. und kam im Sommer zurück. Ich hatte im Studio noch Arbeit, die ich nicht beendet hatte, und konnte mich einfach nicht mehr einfühlen. Ich wusste mal, was ich machen wollte, aber es gab keinen Grund mehr, es zu tun. Menschen verändern sich. Ja, so in der Art.  Viele Künstler haben auch Angst vor Veränderung und davor, nicht mehr erkannt zu werden. Na ja, nicht unbedingt. Jeder versucht, wie ein Fremder auf seine eigene Arbeit zu schauen. Manchmal besteht die Gefahr, den Kontakt zu verlieren. Du sagst zu dir selber: „Das ist zu formalistisch.“ Mir fehlt ein wenig Aggression darin oder eine gewisse entgegenwirkende Beschaffenheit. Aber du findest es nur, indem du es tust.  Also hast du es getan! Ich glaube, es ist gut geworden. Sich zu wiederholen, ist doch langweilig.  Wann hattest du das Gefühl, deinen großen Durchbruch zu haben? Ich hatte nie das Gefühl von einem großen Durchbruch. Ich fühle mich eher, als hätte ich damals und auch jetzt einen Zusammenbruch gehabt. Zweimal. Ich glaube nicht an Höhen und Tiefen. Ich glaube daran, dass sich Gebiete verändern. Wenn du von der Gestaltung zur Non-Figuration übergehst, ist es wichtig, sich Bilder anzuschauen, die sich auf unsere Welt beziehen. Ich mache mittlerweile auch andere Sachen. Höhlenmalerei mit Flächenelementen, oder Geschichten, die sich mehr darauf konzentrieren, Bilder herauszuschneiden. Ich glaube, alles, was du für dich selber neu machst, bringt dich auf ein neues Level. Jetzt sind es psychedelische, paranoide, surreale Gefühle und Emotionen. Früher war ich präziser in Bezug auf Dinge, die in der Vergangenheit passierten. Es sieht aus wie Bayern auf LSD. Haha. Ich mag hohe Farbauflösungen. Was steht bei dir als Nächstes an? Ich werde im Studio malen. Was ist dein größter Wunsch? Lange zu leben, Friede für die Menschheit und dass böse Menschen brutal bestraft werden.
Nadja Sayej
[ "Art Talk", "Daniel Richter", "Kunst", "Leipzig", "Malerei", "maleri", "Neo Rauch", "Stuff", "Vice Blog" ]
2013-04-03T09:26:00+00:00
2024-07-31T05:45:22+00:00
https://www.vice.com/de/article/kunstunterricht-mit-daniel-richter/
20 Jahre später: Ein Rückblick auf die Entstehung des Kultfilms ‘Trainspotting’
Robert Carlyle, Jonny Lee Miller, Ewan McGregor und Ewen Bremner in ‚Trainspotting’ Ich war viel zu jung, um mir Trainspotting anzuschauen, als der Film rauskam. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, in die wohlbehütete Blase meiner vorpubertären Welt einzudringen. Es war der Film, über den meine Freunde und ich im Unterricht redeten; der Film, dessen Kinoposter wir uns mit unserem zusammengesparten Taschengeld kaufen wollten; der Film, über den wir behaupteten, ihn gesehen zu haben, bis wir ihn dann tatsächlich gesehen hatten. Ende der 90er, vor dem Internet und in meinem kleinen Ort, war es Trainspotting, der uns mit vielem als erstes in Kontakt brachte. Der Film war ein Portal in eine Erwachsenenwelt, die wir so noch nie zuvor gesehen hatten—weder im echten Leben noch auf der Leinwand. Quentin Tarantino hatte uns einen Blick auf Sex und Drogen gewährt, aber bei ihm war alles so ästhetisch, so stilisiert. Trainspotting beschwerte diese Welt dann noch mit einer gehörigen Portion Realität und allein weil wir diesen Film geschaut hatten, fühlte man sich—mit 12—plötzlich viel erwachsener und erfahrener. Zumindest ging es mir dabei so. Letzte Woche feierte der Film sein 20-jähriges Jubiläum und um das zu zelebrieren, habe ich mit drei Schlüsselfiguren gesprochen: Ewan McGregor, der Renton spielte, Kelly MacDonald, die Diane spielte, und Irvine Welsh, der den Roman geschrieben hat, auf dem der Film basiert. Welshs neues Buch The Blade Artist, das diesen April erscheint, ist eine Fortführung der Geschichte des Trainspotting-Charakters Begbie. Kelly MacDonald und Ewan McGregor Kelly MacDonald: Ich hatte zwar schon mal davon gehört, es aber noch nicht gelesen. Wirklich gekauft habe ich es mir auch erst nach dem ersten Casting, also war mein Wissensstand auch dementsprechend niedrig. Ewan McGregor: Danny Boyle gab mir das Skript zum Durchschauen mit und so etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich hielt das tatsächlich für die beste Rolle, die ich jemals gelesen habe. Zwar war mir das eigentliche Buch und sein exzellenter Ruf schon bekannt, aber persönlich gelesen hatte ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich war also komplett hin und weg und machte es zu meinem erklärten Ziel, Danny davon zu überzeugen, dass ich für die Rolle perfekt geeignet wäre. Als ich dann endlich das Buch las, fand ich es total gut und ergreifend. Irvine Welsh ist ein unglaublicher Schriftsteller, der einen innerhalb von Sekunden von den Abgründen und der Verzweiflung der menschlichen Existenz hin zur absoluten Verzückung bringen kann. Da ich selbst Schotte bin, fand ich mich in dem durch und durch schottischen Roman direkt wieder. Irvine Welsh: Es gab viele Interessenten—es schien fast so, als wollte jeder Mensch Trainspotting in einen Film verwandeln. Ich verkaufte die Rechte dann zuerst an die falsche Person, denn damals war ich eher noch ein ziemlich naiver Jungspund, der einfach irgendwie in diese bizarre Welt geraten ist, in der unterschiedliche Leute an deinem Tun interessiert sind. Als ich dann endlich eine Vorabkopie von Danny Boyles Regiedebut Kleine Morde unter Freunden in die Finger bekam, hatte ich die Rechte wie gesagt schon verkauft. Ich dachte mir nur „Scheiße, das hab ich jetzt richtig in den Sand gesetzt”, denn diese Art des energetischen Filmemachens in Kombination mit meinen Charakteren wäre perfekt gewesen. Ich ging wirklich davon aus, alles ruiniert zu haben, aber zum Glück konnten wir die Situation dann schließlich doch noch klären. Für mich ist die Verfilmung des eigenen Buchs eine absolute Win-Win-Situation. Wenn der Film letztendlich scheiße ist, dann kannst du ja ganz einfach jegliche Schuld von dir weisen und meinen: „Die haben es versaut.” Total genial. Ich habe auch schon mit einigen Schriftstellern gesprochen, die der Meinung sind, dass ihre Werke durch eine Verfilmung entweiht werden, aber das stimmt doch gar nicht. Ich meine, das Buch bleibt an sich ja unberührt—es werden keine Seiten rausgerissen oder Wörter vertauscht. Es passiert eigentlich nur eine Sache: Die Geschichte wird auf ein anderes Medium übertragen. Ich wurde auch gefragt, ob ich als Drehbuchautor in das Projekt involviert sein will, aber mir war im Grunde nur wichtig, die Energie zwischen Danny Boyle und dem Produzenten Andrew Macdonald nicht kaputt zu machen. Ich führte mir noch mal John Hodges Drehbuch für Kleine Morde unter Freunden zu Gemüte und dachte mir nur: „Diesem Typen kann ich in Sachen Drehbuchschreiben garantiert nichts mehr vormachen.” Deshalb hielt ich mich schön im Hintergrund und ließ die Verantwortlichen einfach ihr Ding machen. Munchies: Guide to Schottland – Teil 1 KM: Ich erfuhr von dem ganzen Projekt, als in dem Glasgower Restaurant, wo ich zu diesem Zeitpunkt arbeitete, Flyer verteilt wurden. Damals machte ich mir sowieso Gedanken darüber, in welche Richtung sich mein Leben bewegen sollte, und der Film weckte gleich mein Interesse, weil ich sowieso schon über eine Schauspielausbildung nachgedacht hatte. Ich weiß noch, wie ich dann den Raum betrat und direkt Augenkontakt mit Danny aufnahm. Das hat sich ziemlich bedeutsam angefühlt. Rückblickend weiß ich gar nicht mehr, wieso dem so war. Irgendetwas lag auf jeden Fall in der Luft. Als ich die Rolle bekam, war ich noch richtig jung. Ich hatte gerade erst meinen 19. Geburtstag gefeiert und konnte absolut keine Erfahrungen vorweisen. Ich war immer entweder total glücklich darüber, mit diesen coolen, charismatischen und interessanten Leuten rumhängen zu dürfen, oder aber ein absolutes Nervenbündel, das sich auf der Toilette versteckte. KM: Die Clubszene kommt mir rückblickend immer wieder ins Gedächtnis. Ich glaube, das war auch an meinem ersten Drehtag, der sich über ganze 24 Stunden erstreckte. Die Jungs waren alle ziemlich frech drauf und nur am Trinken. Da wollte ich natürlich mithalten. Shirley Henderson, die im Film Gail spielt, hat mir dann den Tipp gegeben, damit aufzuhören. Ich war wirklich stundenlang im Pub und betrank mich mit unterschiedlichen Leuten, die zum Teil nicht mal für den Film da waren. Sie meinte dann zu mir: „Du solltest den Alkohol jetzt besser mal links liegen lassen.” Und damit hatte sie vollkommen Recht. Als ich die besagte Szene dann drehte, war ich tatsächlich total verkatert. Ich konnte nicht mal mehr auf den Markierungen stehen bleiben und war allgemein total durch den Wind. Ich wusste nicht mehr, was ich überhaupt zu tun hatte. Aber auch die Sexszene hat mich einiges an Nerven gekostet. Da ich ja noch so jung war, hatte ich natürlich auch noch nicht so viele sexuelle Erfahrungen sammeln können—deswegen war mir das Ganze auch ein wenig peinlich. Dazu kam dann noch, dass ich meine Mutter und meinen Bruder aufgrund meiner Verpeiltheit natürlich genau an diesem Drehtag ans Set eingeladen hatte. EM: Da gibt es so viele, weil alle Szenen so gut geschrieben sind und alle anderen Darsteller so toll schauspielern. Ich kann mich jedoch noch genau an die Unterwasser-Sequenzen erinnern. Ich fand es super, die zu drehen, weil alles so entspannt und ruhig ablief und man die Kamera auf eine ganz andere Art und Weise einsetzte. Diese Sequenzen liebe ich einfach, weil sie so ein schönes Konzept haben und so ruhig anmuten. Aber auch die Szenen mit Kelly und im Club haben richtig viel Spaß gemacht. Oh, und natürlich auch vor dem Club, wenn Renton versucht, mit ihr abzuhauen, und dann ins Taxi steigt und so weiter. Mit Kelly auf dem Rücksitz eines Taxis zu knutschen, war auch ziemlich cool. Ich fand es allgemein sehr angenehm, mit ihr zusammenzuarbeiten. Damals war sie noch keine etablierte Schauspielerin und hatte mit Trainspotting ihre erste richtige Rolle an Land gezogen. Gerade deswegen hat sie am Set ständig für offene Münder gesorgt. Die Entzugsszene zu drehen, war auch total unglaublich, so mit den ganzen Halluzinationen und Jimmy Cosmo als mein Vater. Ich hatte auch richtig viel Spaß, als ich mit Jonny Lee Miller im Park auf den Hund schoss—natürlich haben wir dabei nicht wirklich mit einer Waffe auf einen Hund gefeuert. IW: Die Szene, in der „Perfect Day” von Lou Reed im Hintergrund zu hören ist, und der Protagonist langsam im Boden versinkt—meiner Meinung nach ist das eine sehr gute Metapher für eine Überdosis und die Art, wie man dabei dem Tod immer näher kommt. Die zweite Hälfte dieser Szene besitzt dann eine kompromisslose Energie; es folgt ein dramatischer Höhepunkt nach dem anderen. Das ist mir gleich aufgefallen, weil ich schon selbst gesehen habe, dass man durch Drogen nicht zwangsläufig auf eine dramatische Art und Weise sterben muss, sondern auch einfach nur ganz langsam wegdriften und im Grunde einschlafen kann. Einige Drogensüchtige genießen dieses Gefühl sogar irgendwie—manchmal können sie sich davon dann wieder loslösen, manchmal nicht. Diese Szene hat sowohl das Grauen als auch den Reiz von Heroin für mich perfekt eingefangen. Quasi eine Art tödliche Umarmung. Ich war einfach hin und weg. Es gibt nur wenige Regisseure, die besser sind als Danny Boyle. Er weiß genau, wie man mithilfe von Bildern eine Geschichte erzählt und etwas durch eine gefilmte Sequenz visuell zum Ausdruck bringt. Jonny Lee Miller, Ewan McGregor, Kevin McKidd und Ewen Bremner am Set IW: Sie haben einen Vorführraum in Soho gebucht, also habe ich Leute mitgebracht, die das Buch geliebt haben und deswegen sehr kritisch gegenüber dem Film sein würden. Ich habe auch Bobby Gillespie und Andrew Innes von Primal Scream mitgenommen, Jeff Barrett von Heavenly Records; im Grunde einfach Freunde, die das Buch sehr gut fanden. Leute, die es direkt sagen würden, wenn der Film scheiße wäre und nicht die Stimmung des Buchs einfinge. Um ehrlich zu sein, habe ich mehr auf sie geschaut als auf die Leinwand. Es gab ein paar Kommentare wie: „Soll das Begbie sein? Das soll Sick Boy sein?” Aber dann hörte es einfach auf. Sobald die Figuren sich in ihren Köpfen eingenistet hatten, rückte der Film in den Fokus und sie waren wie hypnotisiert. Am Ende waren sie alle sprachlos. Als sie danach in der Bar wieder Worte fanden, war es verdammt nochmal großartig—sie waren überwältigt und fanden den Film einfach genial. Da wusste ich, dass er ein riesiger Erfolg werden würde. EM: Ich war absolut sprachlos. Es hat mir wirklich die Schuhe ausgezogen. Ich weiß noch, dass ich danach auf die Straße raus bin und meine Gedanken nicht richtig ordnen konnte. Er war alles, was ich mir vorgestellt hatte, und dazu noch hundert andere Dinge. KM: Woran ich mich von der ersten Vorführung am besten erinnere, ist Bobby Carlyles Reaktion, denn ich saß neben ihm. Er kroch vor lauter Scham schon fast über den Boden. Jedes Mal, wenn er zu sehen war, hat er sich tiefer in seinen Sitz gedrückt, was ich sehr interessant fand. So fühle ich mich aber auch. Ich glaube, das ist ziemlich verbreitet. Ich habe mich nicht gern selbst gesehen. Ich mag es immer noch nicht. IW: Ich glaube, beim Soundtrack habe ich mich dann wieder ein bisschen besser einbringen können. Weil ich viele von den Musikern persönlich kannte, konnte ich direkten Kontakt zwischen ihnen [und den Filmemachern] herstellen, sodass sich der ganze Vorgang mit dem Sichern der Rechte umgehen ließ, was sie sich ohnehin nicht hätten leisten können. Die Musiker waren so begeistert von dem Film und wollten so gerne beteiligt sein, dass sie zu ihren Plattenfirmen gegangen sind und gefragt haben: „Hey, können wir ihnen diesen Song hier geben?” Das hat uns dabei geholfen, die Rechte zu günstigen Preisen oder manchmal sogar gratis zu bekommen. So ein Soundtrack wäre auf die herkömmliche Art niemals zustande gekommen. Danny hatte für Kleine Morde unter Freunden mit Leftfield gearbeitet, und ich glaube, er kannte New Order auch noch aus Manchester. Den Film umgab so ein guter Vibe, dass er auch auf die Musiker abgefärbt hat und sie uns einen Haufen Zeug überlassen haben, das uns sonst ein Vermögen gekostet hätte. Ich beziehe mich auf die meisten der Künstler im Buch: Iggy, Lou Reed, Bowie und eine Menge von dem House, den ich damals mochte. Aber was ich nicht kapiert habe, war die Britpop-Sache. Primal Scream und Damon Albarn waren befreundet und ich kannte Jarvis Cocker, aber ich habe nicht ganz verstanden, wie Britpop da reinpasste. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte, doch es war Danny, glaube ich, der beschloss, dass wir einen modernen Touch brauchten. Das war ein Geniestreich, denn Britpop war der letzte Strang der britischen Jugendkultur, und das hat dabei geholfen, den Film als den letzten Film der britischen Jugendkultur zu positionieren. Begbie wirft sein Glas in eine Menschenmenge IW: Da war der US-Präsidentschaftskandidat Bob Dole, der den Film kritisierte, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Das Kino selbst verherrlicht für sich genommen rein gar nichts: Da sind Schauspieler, es wird stilisiert. Eine Sache, die ich an Dannys Vision für den Film liebte, war, dass es nicht zu einem wichtigtuerischen Film im Stil des sozialen Realismus der 70er werden würde, der die Bourgeoisie und die Politiker mit erhobenem Zeigefinder dazu ermahnt, Geld in die Innenstädte zu investieren und all den Scheiß, denn dieser Zug ist abgefahren und so etwas wird niemals funktionieren. Wenn man Politiker nicht mit dem erhobenen Zeigefinger dazu bringen kann, Mittel zugänglich zu machen, dann erreicht man nichts weiter, als dass sich reiche Menschen noch besser fühlen, dass sie keine armen Menschen sind. Ich wollte die Spannung und den Schwung der Jugend in einer potentiell sehr gefährlichen Umgebung einfangen, doch es sollte gleichzeitig der Eindruck bestehen bleiben, dass die Zukunft voller Möglichkeiten ist, selbst wenn die Gegenwart nicht gerade glänzend aussieht. Es war der erste Film, der über Drogen sagte: „Das kann wirklich Spaß machen, auch wenn es richtig gefährlich sein kann.” Ich glaube, das muss so sein. „Keine Macht den Drogen” funktioniert nicht. Man muss sowohl die Höhen als auch die Tiefen zeigen. Man muss zeigen, wieso die Leute überhaupt erst damit anfangen. Für mich liegt es auf der Hand, warum Leute Drogen nehmen. KM: Ich bin nach dem Film für ein Weilchen zurück zu meiner Mutter gezogen. Ich war in der Stadt gewesen und als ich nach Hause kam, saßen zwei Journalisten von der Klatschpresse im Wohnzimmer und unterhielten sich mit meiner Mum, was ein bisschen seltsam war. Ich habe ein schnelles Interview gegeben und sie aus dem Haus gekriegt. Ein paar Tage später gab es eine Titelstory über den Drogen-Albtraum eines Trainspotting-Stars. Ich dachte: „Oh, wer ist es?”—tja, ich war es. Sie hatten mich gefragt, ob ich jemals Drogen genommen hätte, und weil ich ein bisschen ein naiver Knallkopf war, habe ich gesagt: „Ja, ich habe mal einen Hasch-Joghurt gegessen und danach ging es mir sehr schlecht.” Motherboard: Glorifizierung 2.0: Heroin-Junkies haben die traurigsten Instagram-Accounts IW: John [Hodge] hat ein umwerfendes Drehbuch abgeliefert, was absolut fantastisch ist. Es basiert auf Porno [Welshs Fortsetzung zu Trainspotting], aber es ist auch eine Weiterentwicklung. Wir mussten es weiterentwickeln, weil die Schauspieler zu der Zeit, als Porno herauskam, 10 Jahre älter gewesen wären, aber jetzt sind sie 20 Jahre älter. Dieser Tatsache muss Rechenschaft getragen werden. Der Film erzählt eine Geschichte über das Edinburgh von heute. Der Kern der Story ist im Grunde, dass Renton, Begbie, Sick Boy und Spud sich wieder zusammenfinden und auf sehr innovative Art in die Porno-Branche einsteigen. Ich denke, es gibt hier einige wunderbare Gelegenheiten für die Schauspieler zu glänzen, ich bin also sehr gespannt. Ich weiß nur, dass Dannys visuelle Umsetzung atemberaubend sein wird. Ich denke, es wird großartig. Es wird interessant zu sehen, wie die jungen Leute in den Multiplex-Kinos es heute aufnehmen, denn es geht ja um ältere Typen—es ist kein Jugendfilm wie Trainspotting. Es könnte für sie sein, als müssten sie ihrem Onkel auf einer Hochzeit beim Tanzen zusehen. Aber es wird genug Spaß und Verrücktheit geben. Der Film hat das Potential, großartige und mitreißende Darbietungen aus den Schauspielern herauszuholen. EM: Es wird unglaublich gut. Das Drehbuch ist sehr schön und genial, und das musste es auch sein. Ich glaube nicht, dass jemand von uns sich daran beteiligt hätte, wenn die Fortsetzung nicht mit dem ersten Film mithalten könnte. Die Gefahr besteht bei jeder Fortsetzung, aber besonders bei dieser hier, weil sie erst nach so einer langen Zeit kommt. KM: Ich befinde mich in Verhandlungen. Ich habe das Drehbuch gelesen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie viel ich darüber sprechen darf. Es wäre so interessant, mit denselben Leuten zusammenzuarbeiten, und alle werden sich verändert haben. Aber heute weiß ich definitiv, wie man sich auf eine Markierung stellt. Trainspotting war mein seltsamer Durchbruch, und ich bin so dankbar, denn das hätte auch das Ende sein können, doch stattdessen bin ich heute hier und mache diesen Job, den ich wirklich liebe, und verstecke mich viel seltener in Toilettenkabinen. Vielen Dank an VICE Kanada für die Unterstützung bei der Entstehung dieses Artikels.
Daniel Dylan Wray
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Popkultur
2016-03-04T05:08:00+00:00
2024-07-30T21:53:41+00:00
https://www.vice.com/de/article/zwanzig-jahre-spaeter-ein-rueckblick-auf-die-entstehung-des-kultfilms-trainspotting-462
Partyboot-Touristen verarschen syrische Flüchtlinge und sind offiziell das Letzte
Dass einige Europäer wenig Empathie für das Schicksal von Flüchtlingen besitzen, dürfte uns spätestens seit dem Dilemma der Wahlwiederholung schmerzlich bewusst sein. Doch trotz der großen Konkurrenz seitens einer gewissen Partei und der Pegida, sowie diverser Facebook-Rambos, gewinnt heute dieser DJ eindeutig das Rennen um die Unmensch-Aktion des Tages. Engagiert auf einem britischen Partyboot unterbricht er sein Set, dann bittet er “um einen Moment des Respekts und der Stille”, da er jetzt die Nationalhymne Syriens spielen möchte, wie er sagt. Die ausgelassene Partymeute verstummt tatsächlich—bis die Musik wieder einsetzt. Denn das Lied, das der DJ nach seiner Bitte um eine Gedenkminute für Syrien spielt, ist nicht die Nationalhymne Syriens, sondern der Popbanger “Runaway (U & I)” von Galantis. Absolute scum honestly pic.twitter.com/IQ71kzk0IW Als ob die Aktion an sich und der Ort, an dem sie stattfindet (höchstwahrscheinlich auf einem Boot im Mittelmeer, wo tausende Flüchtlinge bereits ihr Leben verloren haben) nicht schon schlimm genug wären, ist die Wahl dieses Songs aufgrund seiner Lyrics natürlich nochmals besonders perfide. Hier haben wir nämlich die Pointe des “Jokes”, wenn die gesamte Partymeute fröhlich gröhlt: “I wanna run away / I wanna run away / Anywhere out this place / I wanna run away.” Galantis haben sich zum Vorfall noch nicht geäußert, dafür aber sehr viele Nutzer auf Twitter, wo das Video gerade viral geht und den Shitstorm kassiert, den es verdient. Der ursprüngliche Post auf Facebook wurde inzwischen gelöscht. @lamb_karahi I’m speechless thats more than just disrespectful. Sometimes i hate humans @lamb_karahi @jxnann what is this world coming??? Heartless pigs @lamb_karahi this is fucked up in so many levels. I see humans but I don’t see humanity. @golfbollox @kanzyx @lamb_karahi how the fuck is it funny? @lamb_karahi shame their boat didn’t capsize like so many Syrian refugees suffered in the Mediterranean. Für die, die tatsächlich nicht verstehen, warum es absolut keinen Grund gibt, über eine solche Aktion zu lachen, hier ein paar Fakten: Über 4.8 Millionen Menschen mussten im Zuge des Konfliktes in Syrien fliehen (laut der United Nations High Commissioner for Refugees UNHCR). Nicht weil die Musik dort scheiße ist, sondern weil dort Krieg herrscht. Wer den Mut und das Geld aufbringt, vor Bomben, Terrorismus und Armut zu fliehen, hat immer noch eine recht große Chance, bei seinem Versuch ein besseres Leben zu finden, um selbiges zu kommen. Allein in diesem Jahr sind schon über 3000 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gestorben. Wenn ihr also das nächste Mal auf einem Boot nicht nur das Festland, sondern auch jegliche Grenzen des guten Geschmacks hinter euch lassen müsst, dann achtet doch bitte darauf, lediglich unseren Gehörsinn zu beleidigen. ** Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.
Noisey Staff
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2016-07-27T08:38:00+00:00
2024-07-30T21:27:15+00:00
https://www.vice.com/de/article/partyboot-touristen-verarschen-syrische-fluechtlinge-und-sind-offiziell-das-letzte/
How-To: Ceviche mit Javier Wong
Javier Wong ist einer der besten Ceviche-Köche der Welt. Kein Wunder, stammt er doch aus Peru, dem Mutterland dieses köstlichen Fischgerichts. Sein „Geheimnis” (obwohl er meint, es gebe keins) besteht übrigens darin, dass ein perfektes Ceviche so simpel wie möglich zu sein hat. Hier kommen also kulinarische Minimalisten voll auf ihre Kosten. Das Wichtigste ist nämlich frischer Fisch. Verstanden? FRISCH! Javier vertraut dabei auf Seezunge. Dazu kommen noch peruanische Limetten (du darfst aber auch die aus dem Supermarkt um die Ecke verwenden), Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Ach so, und Liebe. Ganz viel sogar. Also zuschauen und nachkochen! Abonniere MUNCHIES für mehr.
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2014-10-27T10:00:32+00:00
2024-08-12T09:06:54+00:00
https://www.vice.com/de/article/how-to-ceviche-mit-javier-wong/
One-Hit-Wondering mit Johann Pachelbel
Jede Woche höre ich mir die gesamte Diskografie einer One-Hit-Wonder-Band an und lasse euch wissen, ob man sich auch die restlichen Songs anhören sollte. Diese Woche: Johann Pachelbel. Wisst ihr, wo One-Hit-Wonder oft gespielt werden? Auf Hochzeiten. Und so wie ich das sehe, gibt es kein One-Hit-Wonder, das dort öfter gespielt wird als Johann Pachelbel. der Komponist des omnipräsenten Wegbegleiters „Kanon in D-Dur“. Okay, ich weiß, dass das kein typisches One-Hit-Wonder ist, und es passt nicht mal in die technische Definition, aber scheiß auf die Formalitäten und Definitionen. Wenn das hier mal kein Zeichen für ein One-Hit-Wonder ist, dann weiß ich auch nicht weiter: Ich habe versucht, mir seine ANDEREN Lieder auf Spotify anzuhören, aber es war zu kompliziert. Vielleicht habt ihr schon bemerkt, dass die meisten One-Hit-Wonder, über die ich in den letzten Wochen geschrieben habe, aus den 80er Jahren kamen. Bei meinem Kumpel Johann ist das nicht anders, außer—naja—der Kanon wurde in den 1680er Jahren geschrieben. Er ist seiner Zeit also voraus. Aber dennoch war dieser klassische Hit nicht immer so bekannt—er wurde erst im Jahr 1919 veröffentlicht und das Wiederaufleben seiner Bekanntheit hat erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angefangen, dank einer Aufnahme von Jean-François Paillard in den 1970er Jahren. Heute ist der Kanon auf Hochzeiten genauso beliebt wie Wagners „Hochzeitsmarsch“ und er hat sich als ein zeitloser Klassiker bewiesen. Aber wenn Pachelbel einer der größten deutschen Komponisten und Orgelspieler des Barocks ist, und zudem eine Reihe anderer brillianter klassischer Komponisten beeinflusst hat—zu erwähnen sei hier sein Schützling und Nachfolger J.S. Bach—warum kenne ich dann nichts anderes von ihm? Es gab keine wirkliche Abfolge, an die man sich hier halten konnte. Schließich gibt es keine Diskografie, geschweige denn eindeutige Daten für seine Kompositionen. Außerdem merkte ich, dass es viel zu viele Lieder gibt, die meisten davon sind ziemlich lang, und einige existieren heute überhaupt nicht mehr. Also fing ich mit dem Band Pachelbel: Organ Works an, denn anscheinend spielte der Mann Orgel wie sonst niemand auf der Welt. Außerdem bestand dieses Werk aus einem guten Mix aus Fugen, Chören, Tokaten und anderen Genres, um eine ungefähre Vorstellung von seinem Werk als Ganzes zu bekommen. (Ich habe tatsächlich keine Ahnung, was auch nur einer dieser Ausdrücke bedeutet, aber ich wollte trotzdem mit ein paar um mich werfen, damit ich intelligent klinge.) Ich will nicht Pachelbels Brillianz in Frage stellen—denn er ist ein echter Barock-Meister—aber seit ich mir diese Alben angehört habe, bin ich, glaube ich, offiziell depressiv. Es ist so, als hätte er die Musik für eine Hochzeit und TAUSEND Beerdigungen geschrieben. Aber ich meine das ernst, ich bin diese Woche richtig traurig und Pachelbels Hang im Moll Schlüssel herumzuklimpern, hat wirklich nicht geholfen. Man muss allerdings auch sagen, dass auf einer Orgel alles viel depressiver klingt. Und trotzdem dachte ich mir „Oh Johann, warum denn so ernst?“ Dann habe ich irgendwo gelesen, dass seine Frau und sein Baby an der Pest starben—natürlich nicht an der Pest, aber trotzdem an einer tödlichen Plage—die seine Stadt im Jahr 1683 befiel. Es ist also kein Wunder, dass er traurig ist! Kurz nach dem Tod seiner Familie, schrieb Pachelbel eine Chor-Serie namens „Musicalische Sterbens-Gedancken“, die ironischerweise das fröhlichste seiner Werke war. Dennoch stellte sich heraus, dass seine Musik schon immer sehr traurig war, selbst vor der Tragödie. Denn er war bei der Kirche angestellt, um ernste lutheranische Hymnen und sonstwas zu schreiben, die mich vor allem dazu brachten, mir eine Krichenbank ausleihen zu wollen und darauf wochenlang zu weinen. Ich sage übrigens nicht, dass das etwas Schlechtes ist—einige der besten Songs der Welt sind traurige Songs. Aber nein, ihr habt Recht: traurige Orgelmusik ist nicht wirklich mein Fall. Jedenfalls bis ich über die Kammermusik von Pachelbel gestolpert bin, der Stil zu dem auch „Kanon in D-Dur“ gehört. Dann änderte sich das. Als Teil seines Werks schrieb Pachelbel eine sechsteilige Folge namens „Musicalische Ergötzung” und wie der Name es schon behauptet, war das Anhören wahrhaftig eine musikalische Ergötzung. Oh und wie ich mich gefreut habe, eine Violine zu hören! Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur begeistert, etwas anderes als eine Orgel spielen zu hören. Pachelbels Kammermusik ist eine wundervolle Demonstration seiner kompositionellen Arbeiten, und nicht zu vergessen, eine angenehme Abwechslung von der Beerdingungswoche. Leider haben die meisten seiner Kammerwerke nicht überlebt, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass diese auch wunderbar waren. Im Endeffekt ist nichts mit der Genialität aus „Kanon in D-Dur“ vergleichbar, das im Original mit einem Gigue im gleichen Notenschlüssel gepaart war (und wieder habe ich keine Ahnung, was dieser musikalische Begriff bedeuten soll). Außer dass er eine beliebte Wahl ist, den (vermutlich) glücklichsten Tag seines Lebens zu untermalen, ist der Kanon mit so viel Melancholie gefärbt—und ich denke, diese feine Balance gehört zu den schönsten Dingen an diesem Werk. Mir kamen gerade wirklich die Tränen, als ich es anhörte, so als hätte ich es noch nicht eine Millionen Mal vorher gehört. (Ich weiß auch nicht woran das liegt, ich bin diese Woche einfach emotional.) Aber es ist ja auch so verdammt wunderschön. Schnief. …Und dann habe ich das alles komplett ruiniert, indem ich mir dieses Album anhörte: Nochmal ein Danke an Spotify. Warum die Leute gute Dinge immer ruinieren müssen, indem sie sie nicht in Ruhe lassen können, verstehe ich nicht. Oh mein Gott. Ich höre mir gerade die „Goth Rock“-Version an—was zur Hölle? Hey, das Album heißt The Canon in D Experience; niemand hat gesagt, dass die Erfahrung gut sein wird. Aber im Ernst, was ist mit diesem Album los? Wie du bereits weißt, hatte der Kanon einen bedeutenden Einfluss auf die Pop-Kultur (ähm, ich habe zum Beispiel gerade herausgefunden, dass Green Days „Basket Case“ die genau gleiche Klangfolge hat) und trotzdem gibt es sowohl gute als auch schreckliche, schrecklich schlechte Aufnahmen davon. Hier sind einige meiner Favoriten: @kristenyoonsoo Letzte Woche mit Haddaway
Kristen Yoonsoo Kim
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2012-10-28T16:30:00+00:00
2024-07-31T06:06:55+00:00
https://www.vice.com/de/article/one-hit-wondering-mit-johann-pachelbel/
“Antidote” von Remedy ist heute das nostalgischste Video der Welt
Der Sommer nähert sich schon bald dem Ende, die Welt hat sich auf “Despacito” als schlimmsten Sommerhit aller Zeiten geeinigt und nur die Indie-Kids warten noch auf etwas, um sie aus ihren Kellern zu locken. Oder besser: warteten. Remedy aus Graz haben mit “Antidote” den Hit für alle Dinosaur Jr-, Yuck– und alles-andere-das-an-die-frühen-Neunziger-erinnert-Fans, um ihren Sommer noch nicht ganz abschreiben zu müssen. Sie waren dafür mit Wolfgang Möstl alias Mile Me Deaf im Studio. Rausgekommen sind dicke Riffs, eine akzeptable Anzahl an Gitarrensoli und Potential zum Indiesommerhit 2017. Dass sich das Video in nostalgischem Lo-Fi präsentiert, passt perfekt zur Inspiration und dass die vier Burschen so einen schönen letzten Sommer hatten, freut uns auch, vielleicht kommen ja noch ein paar Badetage. Remedy nehmen wir jedenfalls nächstes Mal mit zur Alten Donau (ich weiß nicht, wo man in Graz baden gehen kann). Das Album Cool erscheint auf Laserliferecords und kommt am 30. August. Vorbestellen kann man’s hier. ** Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.
Noisey Staff
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2017-07-28T10:15:00+00:00
2024-07-30T20:30:43+00:00
https://www.vice.com/de/article/antidote-von-remedy-ist-heute-das-nostalgischste-video-der-welt/
Von „Trump isst Pizza mit der Gabel“ und „Mein Trumpf“
Alle Fotos: Henry Langston und Olivia Becker Während Donald Trump am Samstag im US-Bundesstaat Arizona Wahlkampf betrieb, marschierten in seiner Heimatstadt New York Hunderte Demonstranten durch den Central Park in Richtung Trump Tower und machten dabei ihrem Ärger über den Medienmogul Luft. Besagte Demonstranten blieben während der gesamten Aktion relativ friedlich und verliehen ihrer Wut lieber mit Slogans wie „Build bridges, not walls”, „Dump Trump” oder „Donald Trump, go away, racist, sexist, anti-gay” Ausdruck. Auch die Lehrerin Mary-Beth Whitehouse lief bei der Demonstration mit und hielt dabei ein Schild mit der Aufschrift „Build a wall around Trump; I’ll pay for it” in die Luft. Sie ist der Meinung, dass Trump nicht für New York steht: „Diese Stadt ist doch so großartig, weil hier so viele unterschiedliche Menschen leben. Diese Vielfalt wird von Donald Trump jedoch nicht unterstützt. Er spricht sich stattdessen lieber für Hass, Angst und Wut aus.” Die aus Nordafrika stammende Suad Kerama beteiligte sich an der Demonstration, weil sie Trumps Aussagen in Bezug auf das Thema Immigration sehr bedenklich findet. Am Anfang nahm sie den möglichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten noch nicht ernst, aber dessen aktuellen Erfolge bei den Vorwahlen machen ihr nun doch ziemlich Angst. Motherboard: Anonymous erklärt Trump den „totalen Krieg” Während der Demonstration kam es auch zu einigen Handgemengen—zum Beispiel als ein paar Demonstranten versuchten, durch die Polizeiabsperrung zu brechen und auf der anderen Straßenseite gegen den Verkehr zu laufen. Drei Menschen (darunter auch ein Fotojournalist) wurden aufgrund von Verkehrsbehinderung festgenommen und die Polizei setzte kurzzeitig sogar Pfefferspray gegen die Menge ein. Es waren auch einige wenige Gegendemonstranten anwesend, die um ihren Faible für Trump keinen Hehl machten. Unter ihnen befand sich auch George Overbach, der sich eine „Make America Great Again”-Cap aufgesetzt hatte und ein „Trump for America”-Schild vor sich hertrug. „Ich glaube, dass Donald Trump aufgrund seiner direkten Art der erste US-Präsident sein wird, der für seine Entscheidungen und Handlungen auch wirklich die Verantwortung übernimmt”, meinte er. Einige der Anti-Trump-Demonstranten legten sich zwar verbal mit Overbach an und bewarfen dessen Schild mit diversen Gegenständen, aber der Trump-Unterstützer meinte dennoch, dass er die meiste Zeit in Ruhe gelassen worden wäre. „Ich hoffe nur, dass niemand die Scheiben [meines Autos] eingeworfen hat”, scherzte er noch abschließend.
Olivia Becker
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2016-03-21T11:29:00+00:00
2024-07-30T21:52:29+00:00
https://www.vice.com/de/article/selbst-in-seiner-heimatstadt-wird-donald-trump-nicht-viel-liebe-entgegengebracht-462/
Metronomy auf NOISEY
Es gibt jetzt auf Noisey ein Feature über Metronomy. Wir müssen wahrscheinlich nicht viel zu der Band sagen, oder?Wenn es jemanden gibt, er Dance-Pop davon abhält, eine komplett vernachlässigbare Kategorie zu sein, dann sind es Metronomy. Im Beitrag erzählen sie einige ganz amüsante Anekdoten über das manchmal steinige Tourleben. Beispielsweise, dass sie auf einer Support-Tour für Kate Nash von deren Fans als schwul beschimpft wurden. Lass dir das auf der Zunge zergehen: Fans von Kate Nash nennen andere Leute schwul. Jetzt, da wir die beste Pointe schon verraten haben, wirst du dich fragen: Ist es für mich überhaupt noch sinnvoll, die Clips zu sehen? Natürlich ist es das. Los geht’s: Mehr über Noisey auf Facebook und Twitter.
VICE Staff
[ "Musik", "Vice Blog" ]
2011-08-03T15:30:00+00:00
2024-07-31T07:32:32+00:00
https://www.vice.com/de/article/metronomy-auf-noisey/
Bei der Relegation ging es um alles, aber nicht um Fußball
Das Hinspiel der Bundesliga-Relegation zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg sorgte für ordentlich Zündstoff—zumindest neben dem Platz. Das maue 1:1 mit offensivschwachen Nürnbergern und relativ planlosen Frankfurter Angriffsbemühungen enttäuschte fast 90 Minuten lang. Die Tumordiagnose von Marco Russ, die völlig deplatzierten Nürnberger Aussagen darüber und die ständig zündelnden Fanlager schwebten über diesem Spiel. Nur wenige Stunden vor dem Spiel wurde bekannt, dass der Eintracht-Kapitän trotz diagnostizierter Tumorerkrankung im Relegationsspiel auflaufen will. Schon vor dem Spiel zeigten die Frankfurter Fans ein riesiges Transparent mit der Aufschrift „Kämpfen und Siegen Marco”. Als die Mannschaftsaufstellung verkündet wurde, rief die Frankfurter Arena nach jedem Vornamen nur „Russ”. Das Zeichen: Heute spielen auch alle für ihren Kapitän. Auch das Spiel stand im Schatten von Marco Russ. Zwar schossen die Nürnberger nicht ein Mal auf das Eintracht-Tor, jedoch gingen sie durch ein unglückliches Eigentor von Russ mit 1:0 in Führung. Anschließend sah er noch die gelbe Karte und ist somit für das Rückspiel in Nürnberg gesperrt. ARD-Kommentator Tom Bartels ließ es sich nicht nehmen, sprach immer wieder über den Frankfurter Kapitän und erinnerte an das „ganz eigene Drehbuch des Fußballs”. Schließlich versuchte er sogar noch ein Tor von Russ in den letzten Minuten herbeizureden. Zumindest vor den TV-Bildschirmen konnte man sich irgendwie nur schwer auf das Spiel konzentrieren. Einige Fans taten ihr übriges. Schon vor Anpfiff zündeten die Ultras beider Klubs Pyrotechnik. Auch während des Spiels und vor der zweiten Hälfte rauchte es immer wieder in den Blöcken. Vor allem die Nürnberger brannten in Kurzintervallen immer wieder einzelne Bengalos ab. Der Frankfurter Stadionsprecher appellierte immer wieder—auch für den TV-Zuschauer gut hörbar—an die zündelnden Fans, das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterlassen. Dabei verwies er auf den Schaden für die Vereine und die hochauflösenden Kameras im Stadion. Während ARD-Mann Bartels über Russ redete, flehte der Stadionsprecher der Eintracht die Fans im 5-Minutentakt an. Nach dem Spiel sorgten einige Nürnberger Aussagen dann für einen Eklat—und es ging wieder nur um Russ. „Ich glaube, wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er heute kein Fußball spielen”, sagte Club-Torwart Raphael Schäfer bei Sky. „Von dem her war das schon eine sehr komische Meldung genau heute vor dem Spiel.” Auch der Nürnberger Trainer René Weiler fand völlig deplatzierte Worte: „Der Fußball darf nicht für irgendwelche Inszenierungen herhalten.” Eintracht-Trainer Nico Kovac musste also nach dem Spiel mehr über seinen Kapitän als über das Spiel reden. Er kritisierte die Aussagen von Weiler scharf: „Krankheiten kann man nicht inszenieren—Krankheiten kommen.” Nürnbergs Torwart Schäfer entschuldigte sich noch in der Nacht bei Russ. Auch Weiler revidierte seine Aussage. Die Erkrankung von Russ war nur bekannt geworden, weil er Ende April bei einer Doping-Probe „einen auffällig erhöhten Wert des Wachstumshormons HCG” aufwies. Also erklärte Kovac weiter und kritisierte auch Staatsanwaltschaft und Anti-Doping-Agentur NADA wegen einer Hausdurchsuchung bei Russ und wochenlangen Doping-Verdächtigungen. Für ARD-Moderator Gerhard Delling war Russ auch noch lange nach Abpfiff das Top-Thema. Alex Meier wurde zu erst nach ihm gefragt, ebenso wie Bastian Oczipka. Die Relegation trat irgendwo in den Hintergrund. Und so hatte man den Eindruck, dass die wirklich sehr lobenswerte Entscheidung von Russ für die Mannschaft da zu sein und zu spielen, dann doch nicht die beste war. Das lag aber nicht an ihm oder der Eintracht. Vielmehr an der völlig überzogenen Berichterstattung über Russ und den noch deplatzierteren Aussagen der Nürnberger Schäfer und Weiler. Im Rückspiel ist Russ nicht dabei und kämpft schon um seine Gesundheit. Vielleicht ist das auch besser. Denn der Fußball wird dann hoffentlich im Mittelpunkt stehen—und wohl nur von ein bisschen Pyro untermalt. Folgt Benedikt bei Twitter: @BeneNie
Benedikt Niessen
[ "Sports", "VICE Sports" ]
2016-05-20T09:05:00+00:00
2024-07-30T23:34:03+00:00
https://www.vice.com/de/article/bei-der-relegation-ging-es-um-alles-aber-nicht-um-fuball/
Ich habe versucht, K-Pop-Fan zu werden
In bestimmten Momenten ist man aus ungeklärten Gründen empfänglicher für außergewöhnliche Gedanken – wenn man nach dem Feiern auf die U-Bahn wartet zum Beispiel. Genau in einem solchen Moment habe ich über folgende drei Dinge nachgedacht: Ich war noch nie in Asien auf Urlaub, ich habe noch nie etwas mit einem Asiaten gehabt und ich habe noch nie Sushi gegessen. Diese drei Tatsachen waren mir schon immer bewusst, aber genau in diesem Augenblick ist mein Gehirn besonders aktiv und es entstehen neuronale Verbindungen, die es davor noch nicht gegeben hat. Die drei Gedanken verschmelzen miteinander und ich stelle mir die Frage “Habe ich ein Problem mit Asien?” Ich habe generell sehr spezielle Ansprüche an Essen und Co. und es kann natürlich auch nur ein Zufall sein, dass all das mit Asien zu tun hat. Trotzdem frage ich mich, ob ich vielleicht nicht doch eine unbewusste Antipathie habe. Da ich ein sehr offener Mensch bin, bin ich im Endeffekt trotzdem davon überzeugt, dass es irgendetwas geben muss, das ich an Asien mag – ich musste nur herausfinden, was. Aber welche Optionen bleiben mir neben Reisen, Essen und Männer noch übrig? Es gibt nur eine Möglichkeit: Ich muss K-Pop-Fan werden. Pop-Musik ist nicht gerade die Créme de la Créme der Musikwelt – eher das Toastbrot – und die Tatsache, dass ich koreanisch nicht verstehe, wird das Toastbrot wahrscheinlich auch nicht schmackhafter machen. Aber es muss nunmal sein. Ich öffne YouTube, tippe “K-Pop” in die Suchleiste ein und klicke auf die erste Playlist, die mir vorgeschlagen wird “Mix – K-Pop“. Girls’ Generation – “소녀시대 I Got a Boy” ist das erste Lied in der Liste. Das Video startet von allein. Ich habe nicht mal die Gelegenheit, mich seelisch darauf vorzubereiten. Die ersten paar Sekunden zeigen einen pinken Raum voller kichernder Mädchen, die angezogen sind, als wären sie auf einer Bad-Taste-Party. Ich habe noch nie so viele verschiedene Farben auf einmal gesehen. Mein Gehirn ist jetzt schon überfordert. So muss es in Hello Kitty’s Vagina aussehen. Dann beginnt die Musik. Die kichernden Mädchen rappen jetzt und ich bin verwirrt. Sie tragen Klamotten aus den 00er Jahren und ich frage mich, wie man gleichzeitig seinen Arsch so bewegen und dabei so unschuldig aussehen kann. 20 Sekunden später gibt es erneut einen Szenenwechsel, jetzt erst beginnt der typische K-Pop-Sound – mit electronic Drums und Synthesizer wird nicht gespart. Generell gilt im K-Pop nicht das Weniger-ist-mehr-, sondern das mehr-ist-mehr-Prinzip. In einem etwas ruhigeren Moment pausiere ich das Video um abzuzählen, wie viele Mitglieder die Gruppe hat: neun. Das ist fast das Doppelte von den Spice Girls. Schon nach dem ersten Video muss ich eine Pause machen und das Gesehene und Gehörte verarbeiten. Ich habe Fragen und Google gibt mir die Antworten. Knallige Farben, verrückte Outfits, die mindestens alle 30 Sekunden gewechselt werden, Gruppen mit mehr als sechs Mitgliedern, Mädchen, die gleichzeitig verführerisch und süß aussehen sollen – das alles sind typische Merkmale von K-Pop. Zusätzlich dazu müssen die Stars sich einer langen, strengen “Ausbildung” unterziehen. Aussehen, Gesang und Bewegungen müssen perfekt sein. Nur die mit den höchsten Standards schaffen es, sich durchzusetzen. In meinen Gedanken schreit es nach Schlagwörtern wie “Materialismus”, “Leistungsdruck” und “Sexismus“. Ich recherchiere weiter und erfahre, dass einige junge Leute sich so unter Druck gesetzt fühlen, dass sie Schönheits-OPs machen. Auch sexuelle Belästigungen sind keine Seltenheit. Der Open World Entertainment CEO Jang Seok-woo wurde beispielsweise verhaftet, weil er sechs minderjährige Mädchen sexuell belästigt hat. Ich sehe, dass meine Recherche für meinen Plan, K-Popper zu werden, sehr unvorteilhaft ist und beschließe, mich lieber auf die Musik und die Musikvideos zu konzentrieren. Ich kehre zurück zur YouTube-Playlist und ziehe mir ein Musikvideo nach dem anderen rein. Langsam gewöhnen sich meine Ohren an den Klang der Musik und ich beginne vor mich hinzusummen. “Fantastic Baby” von Bigbang ist mein neues Lieblingslied und ich höre es mir gleich mehrmals hintereinander an. Ich freue mich jedes Mal auf den Refrain, weil der auf Englisch ist und ich mitsingen kann. Meine Mitbewohnerin klopft an meine Tür und fragt mich, ob’s mir eh gut geht. Durch diese Frage wird mir bewusst, dass es Zeit für den nächsten Schritt ist und ich mich mit anderen K-Pop-Fans austauschen muss. Hoch lebe Social Media, denn ich finde tatsächlich ein paar Leute. Nachdem ich in meiner Insta-Story frage, wer von meinen Freunden K-Pop höre, meldet sich beispielsweise der 24-jährige Chris* bei mir. Er hat lange Zeit nur Metal gehört und hat dann zufällig ein K-Pop-Video entdeckt. Auch die anderen Leute, die ich über K-Pop ausfrage, erzählen mir, dass sie durch Zufall auf die Musik gestoßen sind. Alle von ihnen werden wegen ihres Musikgeschmackes meistens komisch angesehen, haben sich aber damit abgefunden und sind stolz darauf. Ich genieße es eigentlich, dass ich die Texte nicht verstehe. Ich glaube, es ist besser so. Wahrscheinlich wären Taylor Swift-Songs auch besser, wenn wir die Texte nicht verstehen würden. Die 20-jährige Johanna versteht die Texte auch nicht, aber sie meint, dass es für jedes Lied eine Übersetzung auf Englisch gibt und außerdem findet sie, dass es in der Musik sowieso keine sprachlichen Barrieren gäbe. Die 19-jährige Jennifer versteht die Texte hingegen, weil sie Koreanologie studiert. Viele ihrer Studienkollegen haben sich nur wegen K-Pop für das Studium entschieden. Außerdem meint sie, ist die Sprache in der Musik nicht das Wichtigste. “Das beste Beispiel sind Opern. Man versteht entweder nichts, muss mitlesen oder Italienisch lernen.” Ich finde einen Artikel mit dem Namen “5 einfache Tricks für das Erlernen von K-Pop-Lyrics” und beschließe, dem Ganzen eine Chance zu geben. Die Tricks lauten wie folgt: Weil ich immer schon sehr ehrgeizig war, überspringe ich die ersten 4 Punkte und gehe gleich zu Schritt 5. Ich liebe K-Pop. Immer wieder lese ich, dass K-Pop-Fans die besten Fans sind. K-Pop-Künstler haben die größte Fanbase überhaupt und darauf sind alle sehr stolz. Die Fans merken sich das Datum, an dem sie ihr erstes K-Pop-Video gesehen haben und feiern diesen Tag jedes Jahr wie die Geburt Christi. Unter den YouTube-Videos findet man sehr selten Hater-Kommentare. Das liegt nicht daran, dass es keine Hater gibt, sondern daran, dass es einfach zu viele Fans gibt, die gerne nette Kommentare schreiben. Es muss wohl sehr anstrengend sein, immer etwas Neues zu finden, das man kommentieren kann und irgendwann gehen jedem die Emojis aus. Das ist wohl der Grund dafür, warum K-Pop Fans einfach die Anzahl der Views kommentieren. Ich möchte wissen wie es sich anfühlt, ein richtiger K-Pop-Fan zu sein und kommentiere unter ein Video “129,022,406 views!! OMG! *Emoji-mit-Herzaugen*”. War es das? Bin ich jetzt offiziell Teil der Sekte? Auf Playbuzz finde ich ein Quiz mit dem Namen “Bist du ein wahrer K-Pop-Fan?“. Auch wenn ich erst vor zwei Stunden mein erstes K-Pop-Lied gehört habe, fühle ich mich bereit für diesen Test. Schnell muss ich mir eingestehen, dass ich wohl doch noch nicht bereit bin. Ich habe nur 3 von 15 Fragen richtig und am Ende des Quizes steht “Es gibt Hoffnung. Hör einfach mehr Musik von verschiedenen Künstlern.” Trotzdem fühle ich mich schlecht und suche Trost bei meinen K-Pop-Freunden. Es gibt unzählige Blogs und Foren, in denen man sich aufgehoben fühlt. Ich bin auch nicht die Einzige, die Probleme hat, sich all die Namen und Lieder zu merken. Auf einem Blog finde ich sogar einen Beitrag mit dem Titel “10 Wege, die Namen deiner K-Pop-Idole zu lernen“. Ich hätte mich damit zufrieden geben sollen, aber meine Neugierde führt mich immer weiter in die Tiefen dieser Foren, bis ich in der Memes-Abteilung lande. Ein Fehler, wie es sich herausstellen sollte. Ich verstehe kein einziges. So fühlt es sich also an, wenn man nicht cool genug für K-Pop ist. Trauer überkommt mich. Enttäuschung. Wut. Ich wollte K-Pop wirklich eine Chance geben, aber der Druck, ein guter Fan zu sein, ist einfach zu groß. Ich sehe mir wieder Videos an, aber diesmal ohne unterdrückte Abneigungen. Die Choreographien, die Gesichter, die Videos – alles ist einfach zu perfekt. Die Gesichter sind makellos, niemand macht einen Fehler, sie strengen sich einfach zu sehr an. Die Augen so gefühllos und leer. Wahrscheinlich sind das gar keine echten Menschen, sondern asiatische Roboter. Die Boybands singen und tanzen, als wären sie eine Mischung aus Justin Timberlake und One Direction. Was ist G-Dragon überhaupt für ein Name für einen Sänger? Alles erscheint mir so künstlich wie Bubble-Tea. Bubble-Tea hasse ich. Mit jedem Video werde ich unruhiger, mein Herzrhythmus wird unregelmäßig und ich bekomme einen Tinnitus – alles Symptome von Reizüberflutung. Ich klappe meinen Laptop zu und fahre zum Donaukanal. Dort suche ich mir einen Platz zum Meditieren. Je grauer, desto besser. Ich erinnere mich an die Frau, die ich vor ein paar Tagen interviewt habe und die gesagt hat, dass man ab dem zweiten Lebensjahr kein optimales Verständnis für fremde Musikkultur hat. Für morgen habe ich mich mit einem Asiaten zum Sushi-Essen verabredet. *Name von der Redaktion verändert ** Folgt Noisey Austria bei Facebook, Instagram und Twitter.
Michi Koffler
[ "Asien", "Fan", "Features", "korea", "Music", "Noisey", "VICE K-Pop" ]
2018-02-27T11:19:38+00:00
2024-07-30T18:23:42+00:00
https://www.vice.com/de/article/ich-habe-versucht-k-pop-fan-zu-werden/
Der König des Spagats
Flickr-User CS87, auch bekannt als Chris, dehnt sich leidenschaftlich gerne. Um das der Welt zu beweisen, verbringt er seine Freizeit gerne damit, sich im Spagat zu fotografieren, gerne auch während er einen Handstand macht.  „Ich bin einfach ein normaler Typ, der die Freiheit der Beweglichkeit genießt“, erklärt er. „Meine ganze Gelenkigkeit ist autodidaktisch. Ich hatte keine praktische Erfahrung oder professionelles Training. Ich habe nie irgendeinen Sport gemacht. Als Kind war ich nie sehr dehnbar. Ich erinnere mich, wie ich in der Grundschule mit dem Rücken an der Wand im Gang saß und meine Beine kaum gerade vor dem Körper ausstrecken konnte, ohne sie zu beugen. Ich habe erste mit 15 mit dem Dehnen angefangen.“ „Ich spiele auch gerne Videospiele.“ Dem habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen, in erster Linie, weil ich großen Respekt habe.
Bea de Giacomo
[ "flexibel", "flickr", "Foto", "Fotos", "Handstand", "Spagat", "Vice Blog" ]
2012-05-02T23:55:00+00:00
2024-07-31T06:58:14+00:00
https://www.vice.com/de/article/fotos-der-konig-des-spagats-und-des-handstands/
Lieder, die eigentlich auf der Wiesn laufen sollten
Foto: La Imagen Im echten Leben hat man es als Musik-Nazi leicht. Hörst du Techno, gehst du in ein Technoclub, hörst du Chris Brown, Drake und Lady Gaga, gehst du in die Großraumdisco und wenn du auf Hardcore und Punk stehst, gehst du auf die Pogo-Party. Und obwohl man auf dem Oktoberfest eine ziemlich große Auswahl an Bierzelten hat, läuft doch überall der gleiche Dreck. Warum es so viele verschiedene Wiesn-Bands gibt, die sogar ehrliche Reputationen haben und einige davon als „besonders stimmungsvoll“ eingestuft werden, bleibt wohl ein Mysterium der Bayern. Denn im Endeffekt klingen sie alle gleich. Sie spielen ja auch alle die gleichen Lieder. Es gibt wohl kaum jemanden, der beim Mitgrölen tatsächlich Notiz davon nimmt, wenn der Lead-Sänger mal krank ist oder im Stamm-Bierzelt außerplanmäßig eine anderen Band spielt. Seltsamerweise interessiert das allerdings auch keine Sau. Zeitgenössische Musik ist auf der Wiesn in etwa so viel Wert wie ein Diätplan – gar nichts. Genauso ist es egal, was man da eigentlich mitsingt und ob in dem Lied eine versteckt ist oder irgendwelche Verschwörungstheorien propagiert werden. Da fragt sich auch niemand, warum rot ist und ob Joana nicht vielleicht doch ziemlich hässlich ist. Man kommt ja auch nicht ausund eben doch ganz schönund nicht . Und, verdammt nochmal, ihr wart doch alle schon mal in New York. Andere Liedtexte würden mit Sicherheit hundertmal besser zu den Situationen auf dem größten Volksfest der Welt passen. Wir hätten da mal ein paar Vorschläge. Nouvelle Vague – Too Drunk To Fuck Hinter dem Hackerzelt befindet sich der sogenannte Leichenhügel, auf dem nicht nur Bierleichen herumliegen, sondern auch neugewonnene, sich abschlabbernde Bierbekanntschaften. Da kann man nur hoffen, dass dieser Text zutrifft. LCD Soundsystem – Drunk Girls „Drunk Girls wait an hour to pee“ – nicht, dass man eine andere Wahl hätte. NoFX – I gotta pee Gleiche Problematik: Viel Bier und viele Menschen lösen einen Dauerdruckzustand der Blase aus. 2Live Crew – Me So Horny Wahrscheinlich wird im Bierzelt Aphrodisiakum versprüht oder sogar ins Bier gekippt, vielleicht sind auch höhere Mächte im Spiel, anders kann man sich die dauergeilen Besucher jedenfalls nicht erklären. Cody Chesnutt – Look Good in Leather Typen, die gut in Leder aussehen, können wirklich alles machen: auch 1 Liter Bier exen, zurück in die Maß kotzen und gleichen Inhalt nochmal runterwürgen. Happy Birthday!
Viola Funk
[ "besoffen", "Bier", "Features", "feiern", "Music", "Noisey", "Noisey Blog", "oktoberfest", "saufen", "singen", "wiesn" ]
2012-10-03T13:30:00+00:00
2024-07-31T06:05:53+00:00
https://www.vice.com/de/article/lieder-die-eigentlich-auf-der-wiesn-laufen-sollten/
Essen mit einem Lach—wer isst hier Ratten?
Đà Lạt ist eine Stadt im zentralvietnamesischen Hochland. Sie ist umgeben von Bergen, in denen sich die Lach, eine der 54 vietnamesisch ethnischen Minderheiten angesiedelt haben. Das Klima ist angenehm mild, das Klima zwischen verschiedenen Minderheiten eher weniger. Die Lach wurden nämlich von der Kinh, einer größeren Volksgruppe aus der Stadt vertrieben, weil sie ,,verrückt” seien. Die Managerin meines Hotels erzählte mir, sie leben zurückgezogen, haben hässliche, dunkle Haut, geringe Bildung und tierartige Augen, weil sie sich ja in erster Linie von Rattenfleisch ernähren. Ob diese Behauptungen tatsächlich der Wahrheit entsprechen oder eher doch nur rassistischer Scheiß sind, galt es jetzt herauszufinden. Also begab ich mich auf die Reise von Đà Lạt nach Langbien/Lat Village. Ich begegnete einem älteren, in traditioneller Tracht gekleideten Lach, der gut Englisch sprach und mich gleich zu sich nach Hause einlud. Sein Haus war auf kurzen Stelzen gebaut, um ihn vor Insekten zu schützen. Traditionelles Haus eines Lach Er packte seine Instrumente aus, spielte mir etwas vor, zeigte mir das Dorf und gab an mit seiner hohen Schulbildung: ,,Das war dem Vater meiner Braut sogar fünf Büffel als Mitgift wert!” Von rattenessenden Vollidioten konnte keine Rede sein. Traditionelle Kleidung eines Lach Ich wollte mehr über die kulinarischen Gepflogenheiten der Lach wissen, aber irgendwie wich er mir immer aus. Schließlich erzählte er, dass früher, als die Häuser noch auf meterhohen Stelzen standen, die Lach darunter Büffel und Tiger hielten. Die wurden natürlich auch gegessen. Um die mentale Leistungsfähigkeit zu steigern, haben die Lach auch Affengehirn gegessen. ,,Leider ist das jetzt verboten—verdammte Tierschutzgesetze!”, so der ältere Herr. Nach einigem ziellosen Herumstreunen traf ich einen jungen Lach, der auch gut Englisch sprach und bereit war, mir ein paar ‚Lachgerichte’ zu zeigen. Ob es illegales Affenhirn geben würde? Ein bisschen mulmig war mir schon. Bren Kotorbu Das erste Gericht namens Bren Kotorbu war äußerst gewöhnungsbedürftig. Es besteht aus Bren, einer erbsenähnlichen Beere, die bitter schmeckt und laut meines Gastgebers von französische Kolonialherren eingeführt wurde. Diese Beere wird zusammen mit Mre (Chili), Blon (eine Art kleine Aubergine), Kaoah (eine Art Bohne) und Blomkor, also Cocktailtomate, in eine Schüssel gegeben und zerstampft. Der dadurch entstandene Brei wird in einen Topf gegeben, mit Öl, Wasser, Fischsauce und einer Brühe aus Büffelknien verrührt. Das Ganze wird einmal aufgekocht und zum krönenden Abschluss gibst du noch Büffelhaut und Büffelknie dazu. Bren Kotorbu Mein Gastgeber hatte nicht unrecht, als er meinte, dass das Bier, das man dazu trinkt, nach dem ersten Löffel wie Wasser schmecken würde. Aber auch die knorpeligen Büffelknie waren irgendwie eigenartig. Büffelknie Pailo Das nächste Gericht war eine Art Fischsuppe und hat mir persönlich am besten geschmeckt, da es die Geschmacksnerven nicht völlig lahmlegte. Pailo besteht aus Mais, Blomkor und gebratenem Räucherfisch. Der Räucherfisch besteht aus drei Fischarten und hört auf den appetitlichen Namen Pigfish. Fische entgräten Bangsrad Bangsrad heißt auf der Sprache der Lach so viel wie „saure Bambussprossen”. Bei der Zubereitung dieses Gerichts werden junge Bambussprossen in einem Topf auf offenem Feuer in Wasser gekocht. Nach einiger Zeit wird auch hier gebratener Räucherfisch mit Gemüse dazugegeben, heraus kommt eine säuerliche und leicht bittere Suppe. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Bangsrad Ich fragte meinen Gastgeber Krajan, inwieweit sich die Küche der Lach von der der anderen Vietnamesen unterscheide. Er meinte: ,,Ich sehe mich nicht als Vietnamesen. Die spinnen, die Vietnamesen, die essen alles! Ob Hund, Frosch oder Schlange. Die essen sogar Ratten!”
Max Stiglitz
[ "Asiatisch", "Eintopf", "Essen", "fischsuppe", "Food", "küche", "Kultur", "Minderheiten", "Munchies", "Vietnam", "Vietnamesisch" ]
2014-11-04T19:02:09+00:00
2024-07-31T04:34:48+00:00
https://www.vice.com/de/article/essen-mit-einem-lach-wer-isst-hier-ratten-3/
Nicht Religion oder ihre Heimat, sondern das Internet hat die Zarnajew-Brüder radikalisiert
Fotos von Robert King Lorenzo Vidino ist Senior Fellow am Center for Security Studies an der ETH Zürich. Wir haben seinen Text mit Archivbildern von Robert King illustriert, der sich seine Sporen als Kriegsfotograf Mitte der 90er in Tschetschenien verdient hat, als er Kugeln und Raketen ausgewichen ist. Er war einer der wenigen westlichen Fotografen, die damals über den Konflikt berichtet haben, und die Fotos zeigen perfekt, wie anders die Situation in Tschetschenien ist, im Vergleich zu dem amerikanischen, von sozialen Netzwerken beeinflussten Terrorismus, wie er angeblich von den Zarnajew-Brüdern verübt wurde.  Eine tschetschenischer Kämpfer wirft eine Granate in einen russischen Mannschaftstransportwagen. Im August 1996 verdrängten tschetschenische Rebellen die russische Armee aus der tschetschenischen Hauptstadt. 2000 verloren sie die Stadt aber wieder an die russischen Streitkräfte.  Die Zarnajew-Brüder sind die ersten Tschetschenen, die beschuldigt werden, auf amerikanischem Staatsgebiet in islamistischen Terrorismus verwickelt zu sein. Aber je mehr wir über Dschochar und Tamerlan herausfinden, desto unklarer werden ihre Motive. Warum sollten diese beiden, scheinbar so gut integrierten, jungen Männer, Staatsbürger des Landes töten wollen, das sie mit offenen Armen aufgenommen hat? Was hat Amerika Tschetschenien getan? Und ist der Horror, den die USA in Boston erlebt haben, der Beginn eines beängstigenden neuen Trends—einem Hybrid aus nationalem und internationalem Terrorismus, eine neue Form von undefiniertem und verwirrtem Hass? Wir werden vermutlich noch Monate, wenn nicht Jahre nach Informationen über die Zarnajew-Brüder suchen und was die Motivation hinter ihrer Tat war. Aber ihre tschetschenischen Wurzeln und die Geschichte des Landes könnten eine guter Anfangspunkt sein. Im frühen 19. Jahrhundert widersetzten sich die Tschetschenen den Versuchen Russlands, das 1.600 Kilometer südlich von Moskau gelegene, kleine waldige Bergland zu besetzen. Der Widerstand wurde stärker, als das Land an die Sowjetunion angeschlossen wurde. Stalin versuchte ihn im Keim zu ersticken, indem er fast die gesamte Bevölkerung in entlegene Regionen Zentralasiens umsiedelte und das Bergland mit Russen bevölkerte. Etwa 200.000 Menschen, ein Drittel der tschetschenischen Bevölkerung, verloren dabei ihr Leben. Eine Familie macht einen Nachmittagsspaziergang durch die Trümmer und an den ausgebrannten Häuserblocks vorbei, die während der Kämpfe zwischen den russischen Streitkräften und den tsche­tschenischen Rebellen zerstört wurden.  Obwohl der Islam ein zentraler Teil der tschetschenischen Identität ist, hat Religion bis vor Kurzem keine große Rolle im Kampf um die Selbstständigkeit gespielt. Mitte der 90er, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, versuchten die Tschetschenen erneut unabhängig von Moskau zu werden. Freiwillige Kämpfer, Kleriker und islamische NGOs, die den Wahhabiten (eine Form des ultrakonservativen Islams, wie er in den Staaten am Persischen Golf praktiziert wird) nahestanden, strömten in die Region, um gegen Russland zu kämpfen und die Tschetschenen mit ihrer radikalen Weltanschauung zu indoktrinieren. Ein tschetschenischer Minister erklärte es damals so: „Sie [die Wahhabiten] sind auf den Markt gekommen und haben mit US-Dollar bezahlt. Hier gab es keine Regierung mehr, überall war Chaos und ihr Einfluss war groß. Die Menschen in Tschetschenien hatten schon so viel gelitten und unsere jungen Männer konnten einfach nicht mehr denken. Sie haben alles akzeptiert.“ In den letzten 20 Jahren befinden sich tschetschenische Rebellen in einem zwar schwelenden, aber trotzdem konstanten Aufstand gegen russische Abgesandte und moderate islamische Institutionen. 2004 besetzten Rebellen eine Schule in Beslan, einer Stadt im nördlichen Ossetien und schlachteten auf grausame Weise über 300 Kinder und Eltern ab. Tschetschenische Selbstmordattentäterinnen, die sich als „schwarze Witwen“ bezeichnen, haben sich in russischen Flugzeugen in die Luft gesprengt, in einem Moskauer Theater, am Flughafen und in der U-Bahn. Ein junger Klebstoffschnüffler steht neben einer zerschossenen Wand in Grosny, 1997.  Die meisten Tschetschenen lehnen diese Gewalt und den radikalen Islam, der ihr zu Grunde liegt, ab. Trotzdem sind sie überzeugte Nationalisten, befürworten die Unabhängigkeit, aber die Mehrzahl hegt keinerlei Abneigungen gegen die USA, einem Land, das immer wieder die Taktik Russlands im Kaukasus kritisiert und Führern des tschetschenischen Widerstandes Asyl gewährt hat. Aus politischen Gründen ist es aber praktisch für Moskau die tschetschenischen Kämpfer mit Al-Qaida-Terroristen in einen Topf zu werfen. Diese fehlerhafte Analyse hilft Moskau dabei, auf der ganzen Welt Sympathien zu sammeln und gleichzeitig den tschetschenischen Widerstand niederzuwerfen. Es gibt durchaus Verbindungen zwischen den Rebellen und Al-Qaida-Gruppen. Dschihadisten aus der ganzen Welt haben in Tschetschenien gekämpft. Und Tschetschenen haben auch neben Dschihadisten in Afghanistan, Pakistan, dem Irak und jetzt gerade Syrien gekämpft. Aber sind es wirklich diese politischen und religiösen Dynamiken, die die Zarnajew-Brüder radikalisiert haben? Videos, die Tamerlan auf seiner Facebook-Seite und auf Youtube gepostet hat, zeigen sein Interesse an salafistischen und islamistischen Ideologien. Aber man findet nirgends Aufnahmen vom Kampf in Tschetschenien. Stattdessen war er eher an den Extremisten in Afghanistan interessiert und an den Predigten von Feiz Mohammed, einem englischsprachigen, radikalen Kleriker, der beliebt bei westlichen Salafisten ist. Es ist natürlich möglich, dass der Kampf in Tschetschenien und die Erinnerung daran die Zarnajew-Brüder grundsätzlich beeinflusst hat, aber trotzdem geht es hier um eine Region, die die beiden eigentlich nicht kannten. Eine Gruppe tschetsche­nischer Dorf­bewohner sammelt sich um eine nicht-explodierte Rakete, die von den Russen auf sie abgefeuert wurde, 1999.  Nach dem Anschlag in Boston sagte der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow: „Jeder Versuch eine Verbindung zwischen den Zarnajews und Tschetschenien herzustellen, sollten sie schuldig sein, ist unmöglich. Sie sind in den Vereinigten Staaten aufgewachsen. Ihre Einstellung und ihr Glaube wurden dort geformt. Die Wurzel dieses Übels muss in Amerika gesucht werden.“ Wie bei allen Politikern muss man die Aussagen des Präsidenten mit Vorsicht genießen, aber die Fakten zeigen immer deutlicher, dass die Radikalisierung der Zarnajews dort angefangen hat, wo heute so viele Dinge zum ersten Mal passieren: im Internet. Bevor klar wurde, dass die Zarnajew-Brüder hinter dem Anschlag stecken, spekulierten viele Kommentatoren, ob es sich um „einheimischen“ (also rechten) oder „fremden“ (also islamistischen) Terror handelt. In dieser Analyse stecken eine Menge Fehler und sie übergeht das Problem einheimischer Dschihadisten, die sich in den letzten Jahren in den USA ausgebreitet haben. Einige dieser amerikanischen jungen Leuten sind zutiefst religiös und passen zum Fundamentalisten-Klischee. Andere leben eine Doppelexistenz—sie stehen hinter extremistischen Gedankengut, rauchen aber gleichzeitig Gras, tragen moderne Klamotten, gehen aus und hören Rap. Je mehr wir rausfinden, desto verwirrender wird das Bild. 2012 reiste Tamerlan nach Dagestan, einer russischen Republik, die neben Tschetschenien liegt, um sich dort mit ansässigen Dschihadisten zu treffen. Der russische Geheimdienst wurde darauf aufmerksam und informierte das FBI. Nachdem Tamerlan von ihnen befragt wurde, wurde entschieden, ihn nicht weiter zu beobachten. Eine offensichtlich tödliche Entscheidung. Nach den Ereignissen in Boston könnte es nichts Unproduktiveres geben, als die muslimischen Gemeinden aufs Neue zu stigmatisieren, die genau wie alle anderen schockiert über die Anschläge sind und vor allem eine große Hilfe dabei sein könnten, neue Anschläge zu verhindern. Außerdem sollte das Problem nicht dramatisiert und politisiert werden, was beides vermutlich leider passieren wird.  
Lorenzo Vidino
[ "Anschläge", "Boston", "Islam", "Jahrgang 7 Ausgabe 5", "Jahrgang 9 Ausgabe 5", "Moskau", "News", "radikalisierung", "Religion", "terror", "The World Hates You Issue", "Tschetschenien", "usa", "Vice Blog", "VICE Magazine" ]
2013-06-10T15:00:00+00:00
2024-07-31T05:20:25+00:00
https://www.vice.com/de/article/weit-weg-von-zu-hause-0000485-v9n5/
Kartellkids lieben es, mit ihrem Reichtum auf Twitter und Instagram anzugeben
​Joaquin „El Chapo” Guzman hat die Kameras stets gescheut. Von dem Kartellchef existieren nur wenige Bilder. Das gleiche lässt sich jedoch kaum von seinen Kindern und engsten Vertrauten behaupten. Der Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells wurde in dem Urlaubsort Mazatlan nach ausgiebigen Polizeiermittlungen in seinem näheren Umfeld an der Pazifikküste festgenommen. Sein Reichtum wird auf ungefähr eine Milliarde Dollar geschätzt, und er besitzt einen fast schon mythischen Status als Boss von einem der reichsten, mächtigsten und technisch versiertesten Drogenkartelle der Welt. Laut Berichten hat er sich ohne Widerstand festnehmen lassen, und wurde aus einem eher schmucklosen vierstöckigen Gebäude von einem Team mexikanischer Marinesoldaten geführt. Der eigenartigste Aspekt seiner Festnahme liegt aber wohl in den Fakten, die über diejenigen ans Licht kommen, die ihm nahestehen. Nachdem ich mich ein wenig durch die Social Media Feeds seiner Verwandten und engen Schmugglerkollegen geklickt habe, wurde mir schnell klar, dass sie nicht besonders gut darin sind den Reichtum, den das Imperium von El Chapo produziert hat, zu verstecken. „Während ihr nach meinem Vater sucht, sitzt er eigentlich ganz entspannt direkt vor euren Augen, und euch fällt es noch nicht einmal auf”, hat sein Sohn Alfredo Guzman einmal getweetet.  Und unter einem anderen Foto, dass mexikanische Soldaten zeigt, die neben seinem Auto fahren, schrieb er: „Diese Jungs sind meine Eskorte. So ist es besser für sie, und sie wissen das auch.” Das wäre eine ziemliche unverblümte Bestätigung der Gerüchte, dass die Regierung direkt mit den Kartellen zusammenarbeitet. Alfredo zeigt auf seinem Twitter-Account Bilder seiner Affen, Tiger, Geldberge und Lamborghinis. Er hat auch ein Bild einer an ihn geschickten Leiche veröffentlicht; scheinbar ein Opfer der Geschäfte seines Vaters. Alfredo achtet genau darauf, die Gesichter in einigen der Bilder unkenntlich zu machen—aber er ist nicht so vorsichtig sich selbst die Freude zu nehmen, mit seinem illustren Lebensstil anzugeben, den er auf Kosten des Lebens anderer lebt. Einige Bilder zeigen beispielsweise Flugzeuge, die auf einer improvisierten Landebahn stehen. Natürlich fragst du dich da zwangsläufig, was die Flugzeuge wohl transportieren. Ein anderes Mitglied des Kartells ist José Aréchiga Gamboa, der auch Teil des Antrax Kommandos ist. „El Chino Antrax”, wie er auch genannt wird, wartet auf seinen Twitter– und Instagram-Profilen mit Schnappschüsse noch wertvollerer Autos, juwelenüberzogener Waffen, von noch mehr Tigern und sogar von Paris Hilton auf. El Chino teilt diese Bilder seines Lebens nicht nur mit seinen Freunden. Er hat alleine auf Instagram über 26.000 Follower. Ich überlasse es euch zu entscheiden, ob das gephotoshopt ist. Und dann gibt es da noch Serafin Zambada, den Sohn von Ismael „El Mayo” Zambada, dem Partner von El Chapo. In seinen Bilder werden die Gesichter nicht unkenntlich gemacht und einige zeigen explizite Beweise, der von dem Kartell begangenen Morde. Natürlich zeigt auch er gerne seine teuren Einkäufe, aber er hat auf Facebook auch ein Bild gepostet, auf dem ein männlicher Körper zu sehen ist, der aufgeschlitzt wurde und aus dem Magen blutet—er bezeichnet den Mann als „Ratte”, der nun bekommen hätte, was er verdiene. Er hat auch ein Foto zu bieten mit maskierten Kartellmitgliedern und einer Frau in Handschellen: „El Chino wird dieser Proletin den Kopf abhacken, dafür dass sie Informationen preisgegeben hat”, schreibt Serafin dazu. Dezente Kommunikation ist definitiv nicht die Stärke dieser Kids.
Thor Benson
[ "Drogenhandel", "El Chapo", "entdeckungen", "Instagram", "Kartell", "Motherboard", "motherboard show", "Social Media", "Tech", "Twitter" ]
Tech
2014-02-27T07:57:00+00:00
2024-07-31T04:10:59+00:00
https://www.vice.com/de/article/kartellkids-lieben-es-anzugeben/
Echte Riot Girls
Hier sind wir bei der Demo vor dem Hauptgebäude der University of London. Zu diesem Zeitpunkt war es noch schön friedlich. Aza trägt einen Vintagemantel von Beyond Retro, eine Strickjacke von Vans, ein Vintage-T-Shirt von Rokit, einen Vintagerock von Mint, einen Vintageschal von Rellik, Vintagestiefel von Beyond Retro und Pretty-Polly-Strumpfhosen. FOTOS VON MUIR VIDLER STYLIST: SAM VOULTERS Art Director: Andy Capper    Make-up: Xabier Celaya Haare: Michael Jones    Fotoassistent: Florian Renner Stylingassistent: Thais Mendes
Muir Vidler
[ "demos", "Fashion", "Jahrgang 5 Ausgabe 2", "Mode", "Muir Vidler", "Riot Girls", "Vice Blog", "VICE Magazine" ]
Popkultur
2011-03-01T00:00:00+00:00
2024-07-31T07:22:32+00:00
https://www.vice.com/de/article/vice-fashion-echte-riot-girls-v7n1/
Abriss der Woche: Biebs hat noch alle Eier, Snoop kifft wie ein Bagger, Paul macht den Kurt und Britney ist sowas von zurück!
Im Grunde haben wir ja schon fast Weihnachten. Das bedeutet, neben dem Fakt, dass wir angefangen haben, wie wild Geschenke zu verteilen, dass niemand mehr Bock hat, zu arbeiten und trotzdem alle mehr arbeiten, als im kompletten Jahr zuvor. Ach du schöne Adventszeit. Aber es nützt ja nüscht, da müssen wir jetzt einfach mal durch. Spätestens heute in einer Woche steht das heilige Fest ja dann auch wirklich vor der Tür und wir feiern den seltenen Besuch unseres liebsten Rappers Action Bronson. Wenn ihr schnell seid, könnt ihr sogar noch dabei sein, hier gibt’s Tickets zu gewinnen und hier zu kaufen. Los, los. Aber kümmern wir uns mal um die Musiknews aus dieser Woche: —Und es fängt gleich haarig an: Justin Bieber hat noch beide Eier. Das ist durchaus eine Nachricht, nachdem ein inhaftierter Bieber-Fan, Vergewaltiger und Mörder namens Dana Martin zwei Männern 2.500 Dollar pro Bieber-Hoden geboten hat, woraufhin die beiden tatsächlich planten, Bieber zu entführen und zu kastrieren. Anschließend wollten sie ihn auch noch strangulieren und zwar mit einer gemusterten Krawatte. Es sind die Details, die einen Mord interessant machen. Zum Glück für Biebs’ künftigen Nachwuchs, konnte die Polizei die beiden festnehmen, bevor es ans Eingemachte ging. Haha. Im Auto fand die Herren Wachtmeister übrigens ein Gartenschere. Es sind die Details, die eine Kastration interessant machen. Die Noisey-Redaktion möchte an dieser Stelle Erleichterung zum Ausdruck bringen, dass sowohl Biebs als auch seine Eier noch intakt sind. —Nirvana sind zurück! Okay, stimmt natürlich nicht, denn so irre, auf die Idee zu kommen, Kurt Cobain ernsthaft ersetzen zu wollen ist nicht einmal Paul McCartney. Unter der weltweit für extreme Aufregung sorgenden Überschrift „Nirvana-Reunion mit McCartney als Kurt Cobain” traten die verbliebenen Mitglieder Dave Grohl, Krist Novoselic unnd Pat Smear beim Hurricane-Sandy-Benefizkonzert in New York auf. Mit Nirvana hatte der Gig faktisch nichts zu tun, dafür aber mit dem Dokumentarfilm Sound City, den Grohl Anfang 2013 in Kino bringen wird. Ehre, wem Ehre gebührt: eine sehr gelungene Promoaktion, Dave! —Außerdem hat Dave Grohl noch verkündet, dass sich die Foo Fighters trotz aller Unkenrufe zuletzt nicht auflösen werden. Was gut ist. Sonst würde Paul McCartney noch auf die Idee kommen, an Grohl’s Stelle mit der Band zu touren. —Britney Spears ist die bestverdienende Musikerin 2012. Eigentlich kann man es gar nicht glauben, aber wenn Forbes das sagt, muss es ja stimmen. Alles, was Forbes sagt stimmt. Erinnert ihr euch an Britney? „Baby One More Time”-, „Ooops, I Did It Again”-, „Toxic”-Britney? Glatze-, Höschen-, kein Höschen-, Alkohol-, Koks-Britney? Ganz genau, diese Britney. In den USA gilt Britney als Riesen-Comeback und ein Riesen-Comeback entspricht genau der Tellerwäscher-zum-Millionär-Romantik, die in Amerika ganz tief in der Kultur verwurzelt ist. Folglich kaufen noch mehr Menschen ihr Album, das Comeback wird noch größer und noch mehr Menschen kaufen ihr Album. Ein Engelskreis. Dadurch konnte Brit ihr Einkommen in 2012 auf 58 Millionen Dollar schrauben und belegt Platz eins in der gerade veröffentlichten Forbes-Liste, vor Taylor Swift, Rihanna und Lady Gaga. —Psy ist im laufenden Jahr zu einem der größten Popstars der Welt aufgestiegen. Das hat er zwar eher einem Tanz zu verdanken als einem Song, aber es hat ihm immerhin einen YouTube-Rekord und einen Auftritt im Weißen Haus eingebracht. Moment, hatte Psy nicht mal diesen Song darüber gemacht, dass er jeden einzelnen Amerika ermorden möchte ..? —Snoop Lion fomerly known as Dogg hat diese Woche erzählt, dass er 81 Tüten am Tag kifft. Das wäre ein Joint alle zwölf Minuten. Also absolut machbar. Vor allem für jemanden wie Snoop. Er erzählte in einer Frage-Antwort-Runde mit Fans im Internet auch, dass er mal 164 Tage auf Gras verzichtet hätte, am Stück! Hat ihm aber nicht so gefallen. —Die Grammy-Nominierungen sorgten weltweit für die ein oder andere runtergklappte Kinnlade. Mit Skrillex unter den fünf Nominierten im Bereich EDM hätte man ja noch gerechnet, aber Al Walser? Und wer ist dieser Typ überhaupt? Um es kurz zu machen: Al Walser war Mitglied bei Fun Factory II, der Nachfolgeband von Fun Factory, hat Jürgen Drews talentierte Tochter Dings produziert und ist ohne jede Übertreibung Liechtensteins größter Popmusiker. Die Nominierung ist, wenn man so drüber nachdenkt, also gar nicht überraschend. —Diplo ist aktuell einer der bekanntesten und einflussreichsten Produzenten der Welt, da will ihm ja auch niemand ein bisschen Selbstbewusstsein verwehren. Aber seine Request-Liste für das Konzert am 30. Dezember in New York liest sich schon leicht überheblich. Er fordert unter anderem einen Gorilla (am liebsten einen Silberrücken,notfalls täte es aber auch ein Orang Utan), einen Papagei, der seinen Namen aussprechen kann, ein Waisenkind aus Malawi und eine Dartscheibe mit dem Gesicht von Nicolas Cage darauf. Damit reiht sich Diplo auf Anhieb in die Liste der lächerlichsten Tour-Rider der Rockgeschichte ein. Wüsste gern, was er machen würde, wenn man ihm all diese Wünsche tatsächlich erfüllen würde. ** Ayke bei Twitter: @tamidemusic Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker. MEHR VON NOISEY
Ayke Süthoff and Ayke Süthoff
[ "Al Walser", "Blur", "Britney Spears", "diplo", "Features", "Justin Bieber", "Music", "Nirvana Paul McCartney", "Nirvana Paul McCartney Reunion", "Nirvana Paul McCartney Video", "Nirvana Reunion", "Noisey", "Noisey Blog", "Psy", "Rihanna" ]
2012-12-14T15:15:00+00:00
2024-07-31T06:10:22+00:00
https://www.vice.com/de/article/abriss-der-woche-biebs-hat-noch-alle-eier-snoop-kifft-wie-ein-bagger-paul-macht-den-kurt-und-britney-ist-sowas-von-zurck/
Was es für euch bedeutet, dass Drogen in Österreich bald straffrei sein könnten
Wir haben in der Redaktion schon zu Beginn des Jahres interne Wetten darüber abschlossen, ob 2015 in Österreich das große Jahr der Cannabis- und Legalisierungsdebatte wird. Und nachdem die Menschen in Irland kürzlich 48 Stunden lang legalen Drogenbesitz zelebrieren konnten (siehe Titelbild) und die Grünen in Deutschland einen durchaus ernstzunehmenden Gesetzentwurf zur Legalisierung von Cannabis eingebracht haben, scheint sich durch einen Gesetzentwurf des Justizministeriums aktuell auch hierzulande wirklich was auf dem Gebiet zu tun. Nur wirkt es, als würde kaum jemand wirklich wissen, was es mit dem neuen Gesetzentwurf eigentlich genau auf sich hat. Aber von vorne: Anfang des Monats wurde berichtet, dass Justizminister Wolfgang Brandstetter plant, den Besitz von Cannabis in persönlicher Bedarfsmenge künftig nicht mehr unter Strafe zu stellen. So weit, so überraschend. Die Schlagzeilen und Informationen, die in Folge kursierten, waren aber großteils uneinheitlich und verwirrend. Nachdem erst einmal berichtet wurde, dass damit explizit Cannabis straffrei wäre, las man ein bisschen später, dass die neue Gesetzesnovelle wohl überhaupt alle illegalen Substanzen umfassen könnte, und nicht nur Gras. Auch die Aussagen über die Menge haben gewaltig variiert. Die einen sprachen von fünf Gramm Cannabis, andere von 20 Gramm, und wieder andere überhaupt von bis zu 80 Gramm. Und in manchen Gazetten klang es überhaupt so, als wäre die Gesetzesänderung schon eine fixe Sache, und viele schienen den Gesetzentwurf zu deuten, als wäre Drogenbesitz nicht nur straffrei, sondern quasi legal. Alejandro Forero Cuervo | Flickr | CC BY 2.0 Bei all den Facebook-Kommentaren, die wir unter all den „Drogenbesitz bald straffrei”-Schlagzeilen so gelesen haben, waren wir uns nicht sicher, ob manche Leute nicht gleich mit Cannabis-Flaggen mit einem dicken Spliff im Mund auf die Straße laufen und vorm Parlament euphorisch ihr Kush in die Luft werfen würden, als wäre es Reis bei einer Hochzeit (so viel vorweg: Tut das auf keinen Fall!). Weil es uns ein Anliegen ist, dass ihr nichts Unkluges im Glauben tut, dass man euch dafür sowieso nicht belangen kann, haben wir uns etwas genauer mit dem neuen Gesetzentwurf auseinandergesetzt. Erster wichtiger Punkt: Das Ganze ist nach wie vor nur ein Gesetzentwurf, und kein gültiges Gesetz. Laut Justizministerium soll dieser Entwurf nun erst einmal in Begutachtung gehen. Tatsächlich würde dieser Gesetzentwurf aber nicht nur Cannabis umfassen, sondern alle Substanzen, die unter das Suchtmittelgesetz fallen. Ja, auch Dinge wie Ecstasy, Kokain, oder sogar Heroin. Die Menge, die als Eigenbedarf gilt, wäre dabei übrigens weiterhin die selbe, wie es bisher auch schon der Fall war, und ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Bei Cannabis wären es bis zu zwanzig Gramm an THC-Reinsubstanz. Bis dato läuft es ja so ab, wenn du mit illegalen Drogen in persönlicher Bedarfsmenge erwischt wirst: Du bekommt mit hundertprozentiger Sicherheit eine Strafanzeige durch die Polizei an die Staatsanwaltschaft. Wenn es sich tatsächlich um eine Menge zum persönlichen Bedarf handelt, muss (!) die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren dann aber vorläufig wieder einstellen, und über dich wird eine ein- bis zweijährige Probezeit verhängt. Zusätzlich wirst du an die Gesundheitsbehörde gemeldet—auf gut deutsch gesagt: Du musst zum Amtsarzt pissen gehen (Leuten, die zum ersten Mal und nur mit Cannabis erwischt werden, kann der Gang zum Amtsarzt von den Behörden aber theoretisch erspart werden). Wenn du dir in der Probezeit nichts zu Schulden kommen lässt, und du dich an die Auflagen der Gesundheitsbehörden hältst, wird das Verfahren letztlich ganz eingestellt. Du merkst schon, diese Methode klingt nach einem gewaltigen bürokratischen und finanziellen Aufwand für die Behörden und einem Haufen Stress für die Konsumenten, die letztendlich für nichts und wieder nichts bei der Justiz aktenkundig werden. Es dürfte vor allem auch der behördliche Aufwand sein, den sich das Justizministerium mit dem neuen Entwurf zu ersparen hofft. Aber was würde einem jetzt tatsächlich als Konsument erspart bleiben, wenn der neue Gesetzentwurf tatsächlich in Kraft tritt? Die Ernüchterung (no pun intended): nur ein kleiner Teil des alten Prozedere würde tatsächlich wegfallen, nämlich die Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft. Konsumenten wären also nicht mehr rechtlich vorbelastet. Ein wesentlicher Kritikpunkt an der aktuellen Drogenpolitik würde damit aber immerhin wegfallen. Völlig legal wird der Besitz von deinem Gras, deinem MDMA oder deinem Koks damit noch lange nicht. Wenn die Polizei dich damit erwischt, würdest du zwar nicht mehr an die Staatsanwaltschaft gemeldet, aber wie bisher auch an die Gesundheitsbehörden. Das bedeutet wiederum eine Ladung zum Amtsarzt. Wenn du ein Gerichtsverfahren vermeiden willst, muss du mit den Gesundheitsbehörden kooperieren. Es gibt aber Leute, die den neuen Gesetzentwurf auch wegen anderen Aspekten sehr kritisch sehen. Beispielsweise der Verein Take Your Rights, der auf die Rechtsberatung von jungen Menschen spezialisiert ist, insbesondere auch beim Thema Drogendelikte. Der Verein sieht, abgesehen von dem Problem, dass durch die mediale Wahrnehmung ein fälschliches Bild von einer Legalisierung entstanden ist, in dem Entwurf sogar ein Manöver der Justiz, und viel weniger einen Schritt zur Entkriminalisierung. Martin Feigl, Jurist und Geschäftsführer bei Take Your Rights, erklärt uns, dass der Entwurf seiner Meinung nach letztendlich mehr Nachteile als Vorteile für den Konsumenten mit sich bringt. „Denn während man als Suchtgift-Konsument bisher selbst Beschuldigter war und damit die Aussage verweigern konnte, würde man nun als Zeuge gelten, und wäre damit verpflichtet, bei einer polizeilichen Vernehmung auszusagen.” Konsumenten könnten so verstärkt zum Instrument auf der Jagd nach Dealern werden. Vermutlich haben sich die Legalisierungs- und Entkriminalisierungs-Befürworter in diesem Fall einfach ein bisschen zu früh gefreut. Ob der neue Gesetzentwurf, falls er denn in Kraft tritt, sich am Ende sogar negativ für die Konsumenten auswirkt, wird sich wohl in Praxis zeigen. Wir glauben jedenfalls weiterhin an unsere Wette, dass 2015 das große Jahr der Drogendiskussion wird.
Tori Reichel
[ "Cannabis", "Drogen", "drogenpolitik", "Jeden Tag 4/20", "Justizministerium", "Kiffen", "polizei", "Stuff" ]
Drogen
2015-03-31T09:33:00+00:00
2024-07-31T00:45:18+00:00
https://www.vice.com/de/article/was-der-neue-drogen-gesetzesentwurf-wirklich-bedeutet-673/
Surfweltmeister Mick Fanning hatte gestern mehr als nur einen Schutzengel
Mein lieber Herr Gesangsverein!! Auch wenn Mick Fanning fast unbeschadet davongekommen ist, war der Haiangriff mitten im Finale der J-Bay Open in Südafrika einer der Aufreger am Wochenende. Denn Fanning kann ohne Übertreibung von sich behaupten, dem Tod nur um Haaresbreite entkommen zu sein. Der obige Clip zeigt, wie verdammt nah der Hai dem dreimaligen Surfweltmeister gekommen ist—und das alles vor laufender Kamera und den Augen seiner Mutter. ‘Ich saß auf dem Board, als ich spürte, dass sich irgendetwas in meiner Fangleine verheddert hatte. Dann sah ich auch schon seine Flossen und habe nur noch auf die Zähne gewartet.’ Die bekam er glücklicherweise nicht mehr zu Gesicht und wurde damit zum wohl größten Gewinner des vergangenen Sportwochenendes.
Sean Newell
[ "andere sportarten", "Hai", "Highlights", "Holy Shit", "Mick Fanning", "Sports", "surfen", "VICE Sports" ]
Sports
2015-07-20T08:31:40+00:00
2024-07-31T02:26:40+00:00
https://www.vice.com/de/article/surfweltmeister-mick-fanning-hatte-gestern-mehr-als-nur-einen-schutzengel-271/
Ecstasy, Ketamin und Crystal Meth sind bis Donnerstag in Irland legal
Heiliger Bimbam! Drogen sind in Irland legal. Dank einer vorübergehenden Gesetzeslücke gilt der Besitz von Ecstasy, Ketamin, Crystal Meth und mehr als 100 anderen Substanzen momentan nicht als Straftat. Der Haken an der Sache: Das wird nur bis Donnerstag um Mitternacht so bleiben. Verantwortlich für diese unverhoffte Traumsituation aller Raver ist die heutige Entscheidung des irischen Berufungsgerichts, das den Misuse of Drugs Act von 1977 für verfassungswidrig erklärt hat, da diverse Ergänzungen des Gesetzes nie durch das irische Parlament gegangen waren. Die Entscheidung erklärte damit alle Verbote von illegalen Substanzen durch die Regierung als unwirksam. Das irische Unterhaus wird heute noch ein Notstandsgesetz auf den Weg bringen, das die Zustände im Land wieder ins Lot bringen wird. Vor Donnerstag wird dieses aber nicht in Kraft treten. Bis dahin also … Für Updates zu dieser Geschichte, folgt Michelle Lhooq bei Twitter. ** Folgt THUMP auf Facebook und Twitter.
[ "CRYSTAL METH", "Drogen", "ecstasy", "ketamin", "News" ]
2015-03-10T17:04:38+00:00
2024-08-12T05:38:51+00:00
https://www.vice.com/de/article/ecstasy-ketamin-und-crystal-meth-sind-bis-donnerstag-in-irland-legal/
Die 10 besten Filme übers Feiern
Von der Explosion der House-Musik in Chicagos Underground-Clubs über DJs als Superstars, Nachtclubs als globale Marke und Clubbing als Lifestyle: Diese Dokumentation des britischen Senders Channel 4 aus dem Jahr 2001 (immerhin über 145 Minuten) gilt als einer der besten Dokus über die Club-Kultur. Und die Musik ist – wer hätte das gedacht – auch nicht schlecht. Alle Filme findet du jetzt auf i-D.
i-D Staff
[ "club", "club-kultur", "feiern", "Film", "filmliste", "i-D", "Kultur", "Party" ]
Popkultur
2017-10-22T05:15:00+00:00
2024-07-30T20:56:23+00:00
https://www.vice.com/de/article/die-10-besten-filme-ubers-feiern/
Wir haben ein paar Fragen an das Bollwerk Klagenfurt
Update: Chris Tall kommt nicht ins Bollwerk Klagenfurt hat uns soeben das Bollwerk Klagenfurt mitgeteilt. Die Party wurde „nur” von Chris Tall inspiriert. Was eigentlich noch mehr Fragen aufwirft. Bollwerk. Eine Discokette, die unserer lieben Schicht gleicht—Massendisco mit Massenmusik für die Masse. Mit Pizza-Ecke. So weit, so gut. Wir hatten ja auch Spaß im Bollwerk. Viel Spaß. War wundervoll. Dann war Gigi da. Auch das gefiel unseren Gemütern. Und so mauserte sich das Bollwerk in unseren Köpfen zu einer lustigen Ortschaft—in die wir halt trotzdem nie gehen würden. Nun aber hat das Bollwerk Klagenfurt sein Marketing-Team mit Wodka on Rocks zum Frühstück verköstigt und eine Party der besonderen Art erstellt. So etwas war echt noch nie da—muss man ihnen schon lassen. Allerdings war auch noch nie ein radioaktiver Killer-Mutant aus dem All in Klagenfurt. Wisst ihr, was ich meine? Es muss halt auch nicht jeden Scheiß geben. Bisher hat die Party 72 Zusagen. Die Discothek, die ab 16 ist, hat nämlich eine fragwürdige Party ins Leben gerufen. Sie ist eine Mischung aus Geburtstagsparty-Spielen für kleine Kinder und HC Straches Facebook-Seite. So fühlt sich also ein schrecklicher Unfall an. Wir haben ein paar Fragen an das Bollwerk Klagenfurt. Kein Mensch stürzt bis Mitternacht auf Disco-Tequilla, der zu 70 Prozent aus Wasser besteht. Also lügt mich nicht an. Das war keine Frage, das ist ein Fakt. Ab wann ist die Person auf meinem Selfie meine vermeintliche Mutter? Darf ich mich neben schlafenden PensionistInnen in der Therme stellen und einfach ein Selfie machen? Wer trägt die Anwaltkosten? Mein Bruder ist zwei Meter und zehn Zentimeter groß und wiegt wohl über 100 Kilo. Ist er fett? Wie prüft ihr, ob jemand auch wirklich fett ist? Wer zahlt die Rettung, wenn ein Krankenwagen kommen muss? Was, wenn das Kind noch 16 ist und noch keinen harten Alkohol trinken darf? Bekommt es dann Pizza-Schnitten von euch? Ist die Bändchen-Scheiße nicht seit 2008 ausgestorben? Darf man Witze über Heteros machen? Wieso werden keine gemacht? Was hat Homosexualität mit Lippenstift zu tun? Ist es der Bildungsauftrag, den ihr erfüllt, so als öffentliches Lokal für Jugendliche in einer konservativen Gegend ? Werden die Homosexuellen in Klagenfurt so verwöhnt, dass man sich EIN MAL über sie lustig machen kann? Wie würde Jörg so einen Scheiß finden? Warum kostet Dummheit nur 20 Euro? Habt ihr dann zumindest Flaschen-Angebote um 20 Euro? Warum habt ihr nicht den Edding-Blödsinn als „Witze über Schwarze” genommen? Wo genau ist der Konnex zwischen schwarzen Mitbürgern und dem Bollwerk-Tattoo? Wieso beledigt ihr schwarze Menschen so sehr? Womit haben die das Bollwerk-Logo als Zusammenhang verdient? Warum nur das S5 und nicht das S6 für ein lebenslanges Tattoo an Jugendlichen? Habt ihr eine Seele? Was ist ein Manga-Outfit? Warum dürfen Asiaten gratis trinken, Dicke aber nicht? Denkt ihr, dass Manga ein Phänomen von ganz Asien ist? Oder ist es eher euer einziger Wissensstand über so einen fernen Kontinent? Lasst ihr Türken im Manga-Outfit auch gratis trinken? Habt ihr jetzt googeln müssen, warum ich die letze Frage gestellt habe? Ist es ein Mann, wenn er 16 ist? Ab wann ist man ein Mann? Mehr Gehalt, berufliche Aufstiegschancen und sexuelle Freiheit reichen für Männer erst mal nicht? Seid ihr so gleichberechtigt in Kärnten, dass man Frauen aus Spaß benachteiligen kann? Um dann mit dem Auto heimzufahren? Wie überprüft ihr, ob ich einen VW fahre? Oder reicht Papas Schlüssel auch? Wer trägt die Anwaltskosten? Und nochmal: WAS WÜRDE JÖRG DAZU SAGEN?! Habt ihr die Ideen mit den Schlagworten „Lustige Spiele Party Jugendliche” in Google gefunden? Also Chris. Chris ist sein Vorname. Oder Christoph? Christopher? Christian? Chrisantheme? Um was geht’s? Wann hört diese Veranstaltung auf? Ah hat sie schon. Gott sei Dank. Kein Hate gegen Ingrid und Klaus. Die mag ich. Fredi ist auch auf Twitter: @schla_wienerin **
Fredi Ferkova
[ "Bollwerk", "Features", "klagenfurt", "Music", "Noisey", "Noisey Blog", "Party", "Strache", "WTF" ]
2016-02-16T11:15:00+00:00
2024-07-30T21:15:14+00:00
https://www.vice.com/de/article/fragen-die-die-bollwerk-klagenfurtdarf-man-das-party-aufwirft-256/
Die Wienwoche, KW 34—Frequency-Verweigerer-Special
Lieber Josef, danke, dass du den Partyplaner liest. Ja, wir meinen dich, alle anderen sind am Frequency. Fahr schon einmal dein Handy hoch und überleg dir die passenden Formulierungen, mit denen du deine Freunde neidisch machen wirst. Wer braucht schon Schlamm und Chaos, wenn Wien sich gerade an diesem Frequency-Wochenende dazu entschließt überdurchschnittlich viele Partys zu veranstalten. Diese Überkompensation ist uns sehr recht. Wenn ich von unserer Redaktion darauf schließen kann, wie viele Leute am Frequency sind, dann wirst du endlich einmal genug Platz zum Tanzen haben und niemals auf Getränke warten müssen. Deine Freunde könnten also niemals so viel Spaß haben wie du. Vermutlich. Also putz dich am Wochenende picobello raus, verinnerliche den Noisey Daheimbleiber-Guide fürs Frequency und bereite dich auf den gepflegten Absturz vor. Tagestipp: KIDS N CATS spielen um acht im MQ—im Freien Biertrinken und Gratiskonzert, das sollte an Überzeugungsarbeit reichen. Ansonsten: Weil die Leute vom Werk wissen wie man feiert, gibts beim Kanalratten-Technoplantscherl vor dem Tanz- und Alkoholexzess eine Grillerei, um sich für unsere beiden Lieblingsaktivitäten zu stärken. Deephouse und Techno erwarten dich bei Tiefton Anomalienim Elektro Gönner (könnte experimentell werden). Vihanna und The Birds & The Bees bespielen den wunderschönen Volksgartenpavillon. Bei RAVE ON #11 kannst du die ganze vergeudete Zeit in den 90ern nachholen, die du vermutlich mit allgemeinen Kinderaktivitäten verbracht hast. Tagestipp: HipHop ist mir ja am liebsten, wenn er geschmeidig ist und möglichst viel Soul hat. Zum Glück veranstaltet das Label Hector Macello im celeste ein Label-Showcase. Fid Mella & Jamin und Anthony Mills & Clefco performen live. Ansonsten: In der Arena findet das POWER TO THE PEOPLE – REFUGEE SOLI FEST statt. Alle Einnahmen gehen an die Asylkoordination und den Verein Ute Bock. Oder zuerst beim #FOODIEDAY stärken und dann zu United Colors of Beton und Susi’s Sieger Sause in die Grelle Forelle schauen. Im Weberknecht wird es düster, bei Urban Darkness feiert die Dunkelheit mit Industrial und Dark Electro. Tagestipp: Wenn du noch nicht genug hast, gibt es den 5 Uhr Tee in der Pratersauna mit Oliver Koletzki! Das bedeutet Burger, und dass der Hauptact anfängt, bevor du dich im Delirium befindest. Ansonsten: Lache deine Freunde aus, die fertig und dreckig vom Frequency zurückkommen. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Noisey Staff
[ "Features", "Music", "Noisey", "Noisey Blog" ]
2015-08-21T08:28:00+00:00
2024-07-31T00:11:53+00:00
https://www.vice.com/de/article/die-wienwoche-kw-36/
„Musik ist mein Tagebuch“—Lone im Interview
Fotos: Promo © R&S Records Anfang 2012 veröffentlichte Lone Galaxy Garden auf R&S Records, sein insgesamt fünftes Album und gleichzeitig sein Debüt auf dem belgischen Traditionslabel. Musikalisch glich das weniger einer farbenfrohen Injektion, sondern einer regelrechten Klangexplosion. Galaxy Garden atmete den Geist von kistenweise 90er Hardcore-Tapes, die Lone alias Matt Cutler im Schrank eines Freundes fand. Das Album verlötete Rave-Nostalgie mit hedonistischen Progressionen, vom Jungle geprägte Drum-Schemata mit träumerischen Vocal-Harmonien—und schickte die Leute dann so richtig ins Nirvana, als der Animationskünstler Konx-om-Pax zwecks Übersetzung des Ganzen in Visuals hinzustieß. Ein Album voller Persönlichkeit und Reminiszenzen an vergangene Tage, dem es aber auch an einer gewissen Verspieltheit nicht mangelte. Mit seinem neuen Album Reality Testing legt Lone nun nach, bei uns kannst du das Album jetzt schon in Gänze hören. Und wenn Galaxy Garden in erster Linie vorwärtsgewandt und futuristisch klang, dann hat Lone mit Reality Testing einen schönen Fleck für sich gefunden, um sich musikalisch zurückzulehnen und alles aufsaugen zu können. Kaum noch Spuren von 90er Rave-Einflüssen, dafür eine andere Art von Nostalgie: Seine Wiederentdeckung von HipHop zeigt Lone nun in seinen besten Momenten und macht aus Reality Testing ein wahres Hörvergnügen. Im Interview mit Lauren Martin spricht Lone über seine klangliche Weiterentwicklung, die musikalischen Parallelen von HipHop und House, und was Skateboarding mit dem Album zu tun hat. Noisey: Man mag es kaum glauben, aber dein fünftes Album Galaxy Garden ist erst vor zwei Jahren erschienen. Was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Hast du sofort angefangen, neue Musik zu schreiben? Lone: Ja, das ist schon arg. Galaxy Garden hatte ich Anfang 2012 fertiggestellt und sofort danach stürzte ich mich wieder in den Schreibprozess—ich fühlte mich aber eingeschränkt. Ich wollte, dass bei Galaxy Garden alles schimmert—dass alles synthetisch, kristallklar, farbenprächtig ist. Ich machte eine EP in der gleichen Art, verwarf sie aber sofort wieder. Warum? Es klang einfach genauso wie Galaxy Garden. Ich war einfach nicht mit dem Herzen dabei. Es ist zwar sehr klischeebehaftet, zu sagen, dass du die Musik nur für dich selber machst. Aber wenn ich selber schon davon gelangweilt bin, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass es irgendjemand anderem gefallen würde. Es wäre einfach beschissen gewesen. Ich musste mir also etwas Neues ausdenken. Glaubst du, dass die positiven Reaktionen auf Galaxy Garden etwas damit zu tun hatten—also in Hinsicht darauf, Musik für dich selber und für andere zu machen? Ich habe mir jetzt nie bewusst vorgenommen, Menschen irgendwie dazu zu bewegen, meine Sachen zu mögen. Ich versuche größtenteils, mich selbst zu überraschen. Ich warte gerne auf eine Idee, die mein Interesse erweckt. Ich betrachte das Lone-Projekt oft von außen. Lone ist für mich eine Art imaginärer Freund. Ich denke mir also: Wenn ich der größte Fan von Lone wäre, was würde ich gerne von ihm hören? Was wäre für Lone ein cooler nächster Schritt? Ich höre auf jeden Fall einen starken HipHop-Einfluss auf Reality Testing. Den gibt es dort tatsächlich. Keine Hardcore Rave-Stabs, keine schillernden Akkorde, nichts in der Art. Ich wusste, dass ich damit durch war und überlegte mir, in was ich mich als nächstes vertiefen könnte. Ich erinnerte mich an ein paar Dinge, die ich mochte, als ich jünger war—vor allem diese Skatevideos, die ich mir immer angeschaut habe. Vielleicht war es auch eine verfrühte Midlife-Crisis. Durch das Skateborden habe ich mit 15 HipHop entdeckt und diese Skatevideos hatten immer coole Soundtracks—so Zeug wie alte Wu-Tang- und Gang Starr-Songs. Um ehrlich zu sein hat mich HipHop dazu gebracht, wieder an Tracks zu arbeiten, aber ich wollte weiterhin Songs machen, die man auch im Club spielen kann. Es gibt als auch eine Menge von House- und Techno-Einflüssen auf Reality Testing. Als ich mich immer weiter in diese Welten vertiefte, merkte ich, dass viele der alten Technotracks genau wie HipHop-Instrumentals aufgebaut sind. Wie das? Nimm zum Beispiel Theo Parrish. Dieser Housesound, der an MPCs mit Hilfe von Soul- und Disco-Samples zusammengebaut wird, ist nicht so weit entfernt von der Art, wie HipHop-Producer die selben Platten benutzen. Es ist diese Tiefe der Produktion, die Körnigkeit des Ganzen. Ich liebe elektronische Musik, die sich wie zu Hause gemacht anfühlt. Es ist fast so, als würdest du dich im selben Raum befinden. Was von diesem Gefühl hast du ausprobiert und auf Reality Testing untergebracht? Ich habe viel Hoffnung gefunden. Also ich bin schon der Meinung, dass es sich immer nach mir anhören wird, egal, was ich auch mache. Aber es ist so in etwa wie wenn Filmregisseure nach Quellenmaterial forschen. Das ist mein Ansatz dahinter. Der Startpunkt waren Skatevideos und meine alten Platten, die ich mir damals gekauft habe. Ich versuchte aber, mich nicht zu viel an J Dilla zu halten. Das ist das, was der L.A. Beatszene vor ein paar Jahren passiert ist. Brainfeeder sind großartig, aber ich wollte nicht, dass meine Platte wie eine Möchtegern-Brainfeeder Platte klingt. Das im Hinterkopf habend muss ich sagen, dass das Album in vieler Hinsicht nicht das geworden ist, was ich ursprünglich damit vor hatte. Ich wollte ganz einfachen HipHop machen—kein Schnickschnack, keine Spielereien—aber dann, weil ich eben ich bin, klang es überhaupt nicht danach. Ich schätze dass es wenig Sinn macht, das ganze so zu reduzieren, dass man seine eigene Persönlichkeit gleich mit wegreduziert. Das Album fühlt sich wesentlich dichter gepackt an als Galaxy Garden und klingt nicht so ‚sauber‘. Das Meiste von diesem ‚sauber‘-klingenden Kram ist momentan überhaupt nicht meines. Wenn ich von etwas gelangweilt bin, dann war es das für mich. Das heißt jetzt nicht, dass ich niemals wieder etwas in der Richtung machen werde … Ich glaube, dass mein nächstes Album Richtung Jungle gehen wird. Es ist wahrscheinlich auch kein Zufall, dass ich viel Gefallen an rauerem Techno wie L.I.E.S. und diesem neuen Detroit-House wie Funkineven, Kyle Hall und Jay Daniel gefunden habe, während ich Reality Testing geschrieben habe. Das ist die Gegenreaktion zu der ganzen Sauberkeit. Wie sample-lastig in der HipHop-Tradition ist Reality Testing letztlich geworden? Es sollte sich total sample-lastig anhören, aber ich wollte gleichzeitig nicht viel samplen. Generell versuche ich vor allem zu lernen, wie man bessere Akkordfolgen macht, weil mir das am Wichtigsten ist. „Coincidences“ besteht eigentlich nur aus einem einfachen VST Rhodes-Sound, aber ich bin stolz darauf, weil es sich wie ein altes Soul-Sample anhört. Ich gab mir wirklich Mühe, damit es abgenutzt klingt. Hier und dort gibt es einige Bläserstabs und zwischendurch mal einen schiefen Akkord, den ich woanders her habe. Abgesehen davon ist alles, was du hörst, von mir. Ich glaube, dass es keineswegs so farbenprächtig ist wie Galaxy Garden. Es gibt schon Farben in Reality Testing, sie sind nur gedämpfter. Ja, genau das meine ich. Vielleicht hilft es, HipHop hier eher als Technik und Einstellung zu betrachten, als einen bestimmten Sound. Natürlich. Die ganzen housigeren Tracks haben diese swingenden Drums. Ich wollte Housetracks in der gleichen Weise aufbauen, wie ich HIpHop Beats aufbauen würde. Es ist einfach nur eine andere Geschwindigkeit. Sie sind tatsächlich nicht so weit voneinander entfernt. Wie hast du den HipHop-Vibe so frisch und nicht nach abgedroschenem Revivalkram klingen lassen? Vielleicht, weil ich mich abseits jeder Szene aufhalte und mich nicht darum kümmere, was wohl ein HipHop-Publikum zu den Songs sagen würde? Ich war mit dabei als UK-HipHop richtig groß war, weil ich öfters DJ auf den Shows war. So war meine Verbindung zu der örtlichen HipHop-Szene immer sehr eng, meine Favoriten kamen aber immer aus New York. Es fühlt sich einfach wie eine runtergefilterte Version von HipHop an. Ich bin vor ein paar Jahren zum ersten Mal in NYC gewesen. Du hast auch eine neue Live-Show für Reality Testing vorbereitet, wieder einmal in Zusammenarbeit mit Konx-om-Pax. Wie würdest du sie beschreiben, ohne jetzt zu viel zu verraten? Wie ist der Vibe? Ich wollte eine komplett neue Show mit Konx-om-Pax machen, weil er für die Animationen von Galaxy Garden so verdammt gute Arbeit abgeliefert hat. Ich wollte, dass es in dieser Show gleichermaßen um seine Arbeiten wie um meine eigenen geht. Er ist völlig frei mit seinen Animationen—um es aber kurz zu fassen: Er ist wirklich darauf versessen, Dinge zu machen, die wirklich zu dem Album passen. Er versteht meinen Sound. Diese Show wird nicht so bunt und ravy werden wie die Galaxy Garden-Shows. Diese ist jetzt recht abstrakt. Es gibt mehr Aufnahmen als Animationen. Wir haben vor kurzem in Lissabon einige Szenen gefilmt—mit viel Gegenlichtaufnahmen und Körnung. Es gibt auch Skateboarding zu sehen. Fährst du darin selber Skateboard? Das tue ich tatsächlich, allerdings ziemlich schlecht. Du sagtest mal, dass deine Inspiration für Galaxy Garden alte Rave-Tapes waren, die du gefunden hattest. Bei Reality Testing ist es jetzt deine alte Leidenschaft für Skateboarden und HipHop. Glaubst du, dass deine Gedanken hinter dem Schreibprozess für Musik nicht unbedingt nostalgisch, aber vielleicht inhärent kindlich sind? Dass es darum geht, alte Lieben wiederzuentdecken und neu zu interpretieren? Ich habe noch nicht in dieser Art darüber nachgedacht, aber das stimmt in gewisser Weise. Meine Alben sind auch Dokumente meines Lebens. Musik ist mein Tagebuch. Ich schätze, es ist meine Art, den Überblick zu behalten. Lone, Reality Testing, R&S Records, 13. Juni 2014, Vinyl / Digital Folgt Lauren Martin auf Twitter: @codeinedrums Folgt Noisey bei Facebook und Twitter. MEHR VON NOISEY
Lauren Martin
[ "Features", "Interview", "Lone", "Lonely", "Music", "Neues Album", "Noisey", "Noisey Blog", "Reality Testing" ]
2014-06-11T09:28:00+00:00
2024-07-31T02:46:06+00:00
https://www.vice.com/de/article/musik-ist-mein-tagebuch-lone-im-interview-und-reality-testing-albumstream/
Liebe Sriracha, du bist zu weit gegangen
Die südostasiatische Chilisauce Sriracha, die seit ein paar Jahren auch bei uns für einige wie Katzenminze ist, hatvor langer Zeit den gleichen Weg eingeschlagen wie Rosé-Wein und Avocado: Sie ist so weit verbreitet, dass es schon nicht mehr auszuhalten ist. Mittlerweile ist es so gar so schlimm geworden, dass selbst die nachsichtigsten Sriracha-Fans ein ungutes Gewühl haben. Zwei Sriracha-News könnten nun dem wahnwitzigen Trend rund um die leckere Sauceein Ende bereiten.Liebe Saucenhersteller der Zukunft, denkt immer an folgende goldene Regel: Wenn euer Produkt irgendwann Teil eines neuen Gimmicks einer großen Fast-Food-Kette ist, seid ihr einfach nicht mehr so cool wie vorher. OK, das ist nicht ganz fair: Als wir gehört haben, dass McDonald’s einen neuen Sriracha Big Mac testen will, haben wir nach außen hin vielleicht mit den Augen gerollt. Innerlich haben wir uns aber so etwas wie Will ich haben! gesagt. Selbst all die Übertreibungen—zum Beispiel dass McDonald’s damit das erste mal seit 50 Jahren etwas am Big Mac verändert hat oder dass Sprecherin Becca Hary den neuen Burger „einen Meilenstein für McDonald’s” nannte—haben irgendwie funktioniert. Den Sriracha Big Mac gibt es zur Zeit nur in Columbus im US-Bundesstaat Ohio. Und so weit hergeholt ist die Idee gar nicht mal: In McDonald’s Filialen in Bangkok werden Burger schon lange mit einer süßen Chilisauce serviert und (entschuldigt die Wortwahl) das ist echt geiler Scheiß. Doch dann musste die Sriracha-Lobby unbedingt einen Schritt zu weit gehen. .@Lexus just made a Sriracha car, and no this isn’t an April Fools’ joke: https://t.co/kEhYyGhcsb pic.twitter.com/JpmOAEOJRY In den letzten Jahren lief bei den meisten Menschen die Beziehung zur Sriracha nach einem festen Schema ab: Erst darüber lustig machen und müde abwinken, dann probieren und lieben lernen. Mit der Zeit waren wir irgendwann alle überzeugt, dass ein Spritzer Sriracha auf unsere Eier, unsere Burger, unser gegrilltes Hühnchen, in unser Bier und unsere Bloody Marys gehört. Verdammt, mittlerweile wäre es nicht mal so schwer, uns dazu zu bringen, auch auf unser Schokoladen-Soufflé Sriracha zu träufeln. Doch es gibt etwas, auf das keine Sriracha gehört, niemals, nämlich auf einen gottverdammten Lexus. Das heißt jetzt nicht, dass Sriracha nichts in deinem Auto zu suchen hätte, eine Flasche im Handschuhfach als Reserve ist sicher nicht verkehrt. Aber das hier geht gar nicht. Macht euch auf heftiges Kopfschütteln gefasst, denn hier kommt der neue 2017 Lexus Sriracha IS, das erste Auto der Firma mit Essens-Design. Die Lackierung ist angelehnt an die berühmte Flasche mit den Hahn von Huy Fong Foods. In der Farbe soll sogar echte Sriracha enthalten sein, inklusive kleiner Stückchen künstlicher Chiliflocken. Lexus IS Sriracha. The singular most amusing car in the LA Auto show. pic.twitter.com/u7qMgoF6n7 Das Auto hat viele neue Features, bei denen man sich nur fragtWTF? Zum Beispiel das Lenkrad: In das aus Kunstharz gegossene Lenkrad wurde eine Flüssigkeit eingespritzt, ähnlich wie Sriracha. Obendrauf wurde extra ein Warnhinweis aufgeklebt, dass der Inhalt extrem scharf ist. Damit der nächste noch so kleine Unfall auch besonders schmerzhaft wird? Also, egal ob man in der Wirtschaft arbeitet oder eine trendige Chilisauce ist, wenn man sich ein unverschämt rotes Auto zulegt, kann das nur eines bedeuten: Die Midlife-Crisis steht an. Deshalb, liebe Trendmacher von Sriracha, ein paar Worte an euch, die wir auch an einen Menschen richten würden, der an einem ähnlichen Punkt in seinem Leben angekommen ist: Das hier geht zu weit und irgendwann werdet auch ihr sterben. Lexus slathered a bunch of #Sriracha-inspired mods on its compact performance sedan.https://t.co/tkXTmIsNqx #LAautoshow pic.twitter.com/6XpvYgRi7I Das hört sich vielleicht heftig an, doch durch diese ganze Sache ist es uns wie Schuppen von den Augen gefallen. Ja, Sriracha schmeckt gut, ziemlich gut sogar, aber viel zu lange haben wir jedes Essen in dieser Sauce ertränkt, ohne uns dabei wirklich zu fragen warum. Wir kennen nur noch Sriracha und wir brauchen mal eine Pause. Weiß überhaupt noch jemand, wie Ketchup schmeckt?
[ "Auto", "Big Mac", "Chilisauce", "Denken", "Food", "lexus", "McDonald's", "Munchies", "sriracha", "Trend", "WTF" ]
2016-11-22T10:00:46+00:00
2024-08-12T10:21:30+00:00
https://www.vice.com/de/article/liebe-sriracha-du-bist-zu-weit-gegangen/
Schwedische Feministinnen diktieren Männern, wie sie zu sitzen haben
Ein schwedischer Chauvinist. Foto vom Blog Macho i Kollektivtrafiken. Schweden genießt den Ruf eines weltweiten Vorreiters in Sachen Gleichberechtigung—Politiker werden von Feministinnen zur „Frau des Jahres“ gekürt, junge Väter spielen während ihrer Elternzeit mit ihren Kleinen, während ihre Frauen arbeiten, und eine Vorschule kann einfach so Personalpronomen verbieten. Ein aktueller Bericht des World Economic Forums erklärte Schweden zum Land mit der meisten Gleichberechtigung. Dennoch denken manche Schwedinnen offenbar, dass das Image des skandinavischen Landes als feministisches Paradies nur eine Fassade für fest verwurzelte Frauenfeindlichkeit ist. Ihre Beweise? Männer, die sich hinfläzen und mehr als einen Sitzplatz in Bussen, Zügen und S-Bahnen einnehmen. Um diesem „normalisiertem Ausdruck von Macht“ (wie sie das Hinfläzen nennen) entgegenzuwirken, hat eine Gruppe hitzköpfiger Feministinnen einen Blog namens „Macho i Kollektivtrafiken“ („Machos in öffentlichen Verkehrsmitteln“) gegründet und fordert die Leser dazu auf, heimlich Aufnahmen von Männern in entspannter Pose zu machen. Das Ziel ist es, Bewusstsein für die „symbolische und aktive Ausübung nicht nur von Macht, sondern auch von einer stereotypen Form der Männlichkeit“ zu schaffen.     Fühlen sich schwedische Frauen wirklich von lümmelnden Männern in der U-Bahn bedroht? Kann das ernsthaft als feministisches Problem ausgelegt werden? Sehen Feministen Frauen heutzutage wirklich als Schwächlinge, die von breitbeinigen Fahrgästen traumatisiert sind und dabei nicht den Mut haben, die Männer aufzufordern, rüber zu rutschen? Es verleitet zu dem Vorschlag, dass die Frauen, die Fotos von diesen Männern posten, sich einfach mal zusammenreißen sollen, und sich bewusst werden sollen, dass Feministinnen hart dafür gekämpft haben, ihr Image als empfindliche Opfer los zu werden, und dabei bewiesen haben, dass Frauen Einfluss, Grips und Macht besitzen. Die 27-jährige Gründerin des Blogs, My Vingren, versichert mir, dass Macho i Kollektivtrafiken kein Schwindel und das bescheidene Ziel die Weltverbesserung ist. VICE: Dein Blog behauptet, dass Männer, die in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr Platz einnehmen, als sie brauchen, einen „unsichtbaren und unbewussten Ausdruck von Macht an einem alltäglichem, öffentlichen Ort“ einnehmen. Können Männer Frauen unterdrücken, ohne es zu wissen? My Vingren: Absolut. Ich denke, einer der problematischsten Aspekte einer so umfangreichen Machtstruktur ist, dass es vielen Menschen nicht bewusst ist, wie sie andere beeinträchtigen. Die Tatsache, dass Männer mehr Platz in Klassenzimmern, bei Vorstandssitzungen und so weiter bekommen, ist Teil einer strukturellen Unterdrückung, von der keiner weiß, dass er dazu beiträgt. Was für Gründe geben Männer an, wenn sie in S-Bahnen, Bussen und Zügen mehr Platz einnehmen als Frauen? Da gibt es einiges. Von „Hodenschweiß ist unangenehm“ über „Ich habe das Recht auf bequemes Sitzen“ bis hin zu „Es ist physisch für mich unmöglich, anders zu sitzen, weil ich einen Penis habe“. Wie würdest du jenen entgegnen, die behaupten, dass dieses Problem im Großen und Ganzen ein Luxusproblem ist? Meine Argumentation ist ja, dass es ein Teil der Art von Unterdrückung ist, die irgendwann dazu führt, dass Frauen vergewaltigt werden, weniger verdienen und häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Wie passt deine Kampagne in die Geschichte des feministischen Kampfs um Gleichberechtigung? Die Diskussion um Platz, wer ihn gibt und wer ihn nimmt, ist ein großer Teil vom Feminismus. Schweden hat den Ruf einer egalitären Gesellschaft, also fast ein feministisches Paradies. Stimmt das nicht? Nein, tut es nicht. Ich arbeite mit Vergewaltigungsopfern, also sehe ich oft die dunklen Schattenseiten unseres Landes. Natürlich haben wir viele Ziele erreicht und Frauen haben heutzutage mehr Wahlmöglichkeiten als vor 30 Jahren, aber wir sind weit von Gleichberechtigung entfernt.   Glaubst du, Frauen können für sich selbst eintreten? Ja, davon bin ich überzeugt. Aber ich glaube, es ist effektiver, wenn Mädchen zusammen an der Veränderung arbeiten, als wenn jedes einzelne Mädchen die machtstrukturellen Probleme lösen muss. Haben Frauen nicht genug Mut, um die Männer zu konfrontieren und sie aufzufordern, rüber zu rutschen? Ich glaube nicht, dass Frauen und Mädchen damit umgehen können. Sie entschließen sich gegen diese Schlacht. Was glaubst du, würde passieren, wenn eine Frau einen Mann zum Rücken auffordert? Hast du oder hat jemand, den du kennst, das schon einmal versucht? Es ist schwer zu sagen, wie Männer allgemein darauf reagieren würden. Damit sich etwas verändert, müssen sich Männer, glaube ich, eingestehen, dass eine Veränderung stattfinden muss. Es scheint so, als würden viele Leute deinen Blog als Witz verstehen. Warum ist das so? Ich habe keine Ahnung.  Wird dein Blog etwas verändern? Natürlich, wir werden die Welt verändern.
Nathalie Rothschild
[ "Chauvinismus", "Feminismus", "gleichberechtigung", "machos", "Schweden", "Stuff", "Ungleichheit", "Vice Blog" ]
2013-04-02T13:15:00+00:00
2024-07-31T05:18:27+00:00
https://www.vice.com/de/article/schwedische-feministinnen-sind-so-gelangweilt-dass-sie-mannern-erklaren-wie-man-sich-im-bus-richtig-hinsetzt/
Kunstblut in Hollywood: ein kleiner Überblick
Wenn man bedenkt, wie wichtig Blut für das menschliche Dasein ist, ist es eigentlich kein Wunder, dass es Kunstblut für Theaterbühnen schon gleich lang gibt wie Theaterbühnen selbst. Nachdem der gute, alte Trick mit dem roten Taschentuch alt geworden war, brauchten die Darsteller eine Substanz, die das echte Zeug glaubwürdig simuliert. Als törichter Laie ohne umfangreiches Wissen über die Bühnenkunst im 16. Jahrhundert würde man vielleicht glauben, dass in frühen Vorstellungen von Theaterstücken wie Titus Andronicus, eines der blutigsten Werke Shakespeares, Tierblut auf der Bühne verwendet wurde. Aus praktischen Gründen bezweifeln Experten jedoch, dass sich tierisches Blut jemals durchgesetzt hat. Wie Farah Karim-Cooper, der Leiter des Bereichs Higher Education & Research am Globe Theatre in London sagt: „Die Frage, ob Tierblut auf der Bühne verwendet wurde, ist anhand der vorhandenen Beweise über die Ausdrucksstärke und die Qualität der Kostüme der Schauspieler sowie ihr Unvermögen, sie zu waschen, schwierig zu beantworten.” In anderen Worten: Keine Reinigung, kein Tierblut. Angesichts der beschränkten Möglichkeiten brauchte man also schon vor Jahrhunderten ein Rezept für Kunstblut für die Bühne und über die Jahre wurden mehrere verschiedene entwickelt, während sich die Produktionen von Bühnen auf die Leinwand ins Fernsehen und heute zu HD-computergenerierten Quellen der Unterhaltung verschoben haben. Wie würde also Kunstblut früher hergestellt? Eines der ersten Rezepte wurde aus Käfern zubereitet. Das Grand Guignol—das Pariser Teheater, das 1890 eröffnete und für seine Horror-Stücke bekannt war—verwendete für sein Kunstblut roten Farbstoff, der beim Kochen von getrockneten Käfern wie der Schildlaus (die übrigens bis vor kurzem auch für Campari verwendet wurde) gewonnen wurde. Wenn die Mischung auskühlte, wurde sie fest und man konnte sie wunderbar als blutige Kruste verwenden. Modernes Kunstblut wird natürlich nicht mehr aus gekochten Insekten hergestellt. Mit der Entwicklung der Filmbranche und dem Aufkommen von Schwarz-Weiß-Filmen fand man eine schnelle und einfache Lösung, um Blut zu simulieren: Schokoladensirup. In der Schwarz-Weiß-Welt stand der Schokoladensirup in starkem Kontrast zu hellen Hintergründen. Strenge Zensurrichtlinien haben auch geholfen. So war es nämlich gar nicht erlaubt, viel Blut zu zeigen. Und um den Sirup wie echtes Blut tropfen zu lassen, wurde eine weitere unwahrscheinliche Lösung gefunden: die Quetschflasche. Quetschflaschen waren gerade erst auf den Markt gekommen, als Hitchcocks Make-up-Supervisor Jack Barron beauftragt wurde, einen Weg zu finden, den blutrünstigen Film Psycho authentisch rüberkommen zu lassen. Er sagte zum Autor Stephen Rebello, der The Making of Psycho schrieb, dass Sirup in einer Quetschflasche eine neue, fortschrittliche Innovation war, mit der es klappte: „Shasta [Anm.: ein amerikanischer Getränke- und Lebensmittelhersteller] hat gerade Schokoladensirup in einer Quetschflasche aus Plastik herausgebracht. Das war vor den Tagen der ‚Plastikexplosion’, damals war das also ziemlich revolutionär. Bis dahin verwendeten wir in Filmen Hershey’s [Anm.: amerikanischer Schokoladenhersteller], aber mit einer Quetschflasche hatte man viel mehr Möglichkeiten.” Als Filme aus Hollywood erstmals in Farbe erschienen, stieg der Druck, falsches Blut echt aussehen zu lassen, exponentiell an. Kunstblut in Filmen wurde als „Kensington Gore” bekannt, nachdem ein britischer Pharmazeut in Rente, John Tynegate, anfing, Kunstblut herzustellen, das er nach einer Straße in London benannte. Dieses Rezept wurde in den 60er- und 70er-Jahren überall verwendet. BBCs Variante von John Tynegates Kensington Gore: Zwei Tassen Golden Syrup (Zuckerrübensirup) Eine Tasse lauwarmes Wasser (gleiche Temperatur wie für Gelatine) Zehn Teelöffel rote Lebensmittelfarbe Ein paar Tropfen blaue Lebensmittelfarbe Ein paar Tropfen gelbe Lebensmittelfarbe Zehn Esslöffel Maismehl Minz-Geschmack (Nur notwendig, wenn es so schmecken soll, wie Kunstblut aus dem Handel) Anweisungen gibt es keine, also nehmen wir einfach mal an, es wir alles zusammengemischt. Et voilà—eine blutige Sauerei, perfekt für einen Königsmord auf der Leinwand. Das bekannteste Rezept für Kunstblut stammt jedoch vom Hollywood-Make-up-Artist Dick Smith, der vergangenes Jahr mit 92 Jahren starb. Smith war verantwortlich für das Blut in Klassikern wie Der Exorzist, Taxi Driver und Der Pate. Das Rezept von Smith, der von manchen als „der beste Make-up-Artist, den es je geben wird” bezeichnet wurde, hat sich bewährt, aber aufpassen, es ist extrem giftig: Dick Smiths giftiges Kunstblut zum Nicht-Zuhause-Nachmachen: 1 Teelöffel Zinkoxid (im Laborbedarf kaufen) 1 Teelöffel Ehler’s gelbe Lebensmittelfarbe 30 ml Ehler’s rote Lebensmittelfarbe 30 ml Wasser 30 ml Kodak Photo-Flo-Lösung *GIFTIG* (gibt’s beim Fotobedarf) 950 ml weißer Maissirup Anleitung: Zinkoxid in eine Schüssel geben und Wasser sowie Kodak Photo-Flo-Lösung hinzufügen. Die rote und die gelbe Lebensmittelfarbe zugeben und vermischen (wenn ihr für das Gelb eine andere Marke als Ehler’s verwendet, nur die Hälfte der angegebenen Menge nehmen). Mit 1/4 des Maissirups vermischen und in einen Behälter geben. Der Behälter sollte recht groß sein, da sich das Blut absetzen wird. Den Rest des Maissirups hinzufügen und gut vermischen. Blut in den Kühlschrank stellen, weil es durch den Maissirup sonst anfängt zu schimmeln. Vor dem Verwenden kräftig umrühren. NICHT ESSEN ODER IN DEN MUND NEHMEN: Wie gesagt, dieses Rezept ist giftig und nicht für den Verzehr geeignet. Wieso, fragt ihr euch vielleicht, ist Smiths giftiges Rezept so beliebt, wenn Blut doch so oft vom Mund der Schauspieler tropft? Es gibt auch zahlreiche essbare Versionen, die allesamt auf Smiths Originalrezept basieren. Wenn ihr einen auf Tanz der Teufel machen wollt, können einen Blick in If Chins Could Kill: Confessions of a B Movie Actor von Bruce Campbell riskieren, wo sich ein Rezept für essbares Blut aus Kaffeeweißer findet. Vielleicht möchtet ihr aber auch lieber eine Schlachtorgie mit mit Schokolade oder Erdnussbutter nachspielen. Heute hat sich das Hilfsmittel, um Kunstblut zu verteilen, ebenfalls über die Quetschflasche hinaus weiterentwickelt—zum Kondom. Warren Appleby, ein Koordinator für Special-Effects, der bei Filmen wie dem Remake von Carrie mitgearbeitet hat, betont, dass das Kondom perfekt ist, um eine schöne, blutige Sauerei zu veranstalten: „Es ist billig und es hat bereits ein Reservoir, das man mit Blut füllen kann. Man kann es an der Kleidung befestigen und gibt dann einen Minisprengsatz zwischen den Blutbeutel und den Schauspieler. Wir verwenden vakuumverschließbare Beutel—manchmal platzen die Kondome nicht, manchmal schon. Wie im echten Leben.” Leider könnte das Handwerk der Kunstblutherstellung schon bald Vergangenheit sein—zumindest für Film- und Fernsehproduktionen. Immer öfter wird computergeneriertes Blut, das ausschließlich aus Pixel besteht, die Methode der Wahl für Regisseure. Keiner der alten, verrunzelten Darsteller in The Expendables 2 hat auch nur einen einzigen Tropfen Blut auf der sonnengeküssten Haut gespürt. Jeder Milliliter Blut auf der Leinwand wurde von Computergrafikern kreiert. Auch der angesehene Regisseure David Fincher ließ für Zodiac das meiste Blut von Computern generieren, weil es bequemer ist und man eine Szene mehrmals filmen kann, ohne das Make-up neu machen zu müssen. Die traurige Tatsache, dass Kunstblut wahrscheinlich schon bald nur noch auf Theaterbühnen zu finden sein wird, sollten wir akzeptieren. Aber vergesst nur nicht, woraus ihr gemacht seid.
[ "blut", "bühne", "Denken", "Film", "Food", "golden syrup", "Hollywood", "Kunstblut", "Lebensmittelfarbe", "Maismehl", "Munchies", "Theater", "Zuckerrübensirup" ]
2015-11-02T17:25:28+00:00
2024-08-12T04:48:02+00:00
https://www.vice.com/de/article/kunstblut-in-hollywood-ein-kleiner-uberblick-719/
So haben WIR das Champions-League-Finale erlebt
Wir bekamen vor kurzem die Nachricht, dass uns Heineken zwei Tickets für das Champions-League-Finale spendieren würden. Ich war natürlich völlig aus dem Häuschen. Wir entschieden uns, die zweite Karte zu verlosen und ein Gewinnspiel draus zu machen. Ich bat die Leute, mir ihre denkwürdigste Champions-League-Geschichte zu erzählen. Es erreichten uns unglaublich viele Einsendungen von „Gib mal diese Ticket”-Sätzen (ja, „diese”) bis 4-Seiten-Drehbüchern und einigen dreist erfundenen Geschichten. (An dieser Stelle: Vielen Dank an alle Einsendungen, wir haben viel gelacht) Vielleicht war es aber nicht so schlau, die Ausschreibung in meiner Facebook-Timeline zu posten. Denn es kamen Nachrichten wie: „Toni was geht du Wahlberliner..haste cl Ticket? gib die mal hier nem richtigen Balkan Hooligan anstatt den Kartoffel-hipstern mit ihren erfundenen Geschichten.” Auch wenn das Angebot verlockend war, entschied ich mich, die Karte an Simon zu geben. Um seine Geschichte kurz zu erzählen: Simon—22, Jurastudent und seit sechs Jahren kein Spiel von Borussia Mönchengladbach verpasst—hat bei einer Auswärtsfahrt seine Schuhe verloren und ist mit Flipflops nach Brüssel geflogen. Weil er am Brüssler Bahnhof nicht wegkam und es nicht rechtzeitig nach Hause schaffte, ist er am Sonntag in seinen Zehenstegsandalen und Socken zum Auswärtsspiel nach Leverkusen gefahren. Die Story war auch witzig und wirklich gut geschrieben, vor allem aber beeindruckte mich die Selbstverständlichkeit in seinen Worten, dass er natürlich noch zum Spiel nach Leverkusen fahren müsste. Man merkte, dass das jemand war, der Fußball wirklich liebte und mir bestimmt einiges erzählen konnte. Als wir uns also ein paar Stunden vor dem Spiel trafen, waren wir beide sichtlich nervös. Wir konnten es beide nicht fassen, dass wir wirklich beim CL-Finale dabei sein würden. Mit dem Taxi kamen wir nur auf einen Kilometer vor’s Stadion, weil die Straßen völlig verstopft waren. Wir stiegen aus, sehr zur Freude von Simon. („Sorry, ich muss mal kurz den Fußball-Asi raushängen lassen”) Wir gingen auf dem Weg zum Stadion an einer Kneipe vorbei, die—wie es aussah—seit einigen Stunden von Barcelona-Fans besetzt war. Simon erzählte mir, dass er besonders gespannt auf die Barcelonistas war. Denn die Stimmung soll im Camp Nou schlecht sein, weil der Verein auf der ganzen Welt populär ist und dementsprechend vor allem aus Asien Touristen-Publikum anzieht. Doch als wir der Ostkurve immer näher kamen, staunte auch Simon nicht schlecht: Überall Trauben von Barça-Fans, die lauthals Fangesänge schmetterten. Natürlich wäre uns nie im Leben der Gedanke gekommen, die Karten zu verkaufen, doch wir waren neugierig zu wissen, was man auf dem Schwarzmarkt für ein 390-Euro-Ticket bekommt. Ein Schwarzmarkthändler bot uns zuerst ein Ticket für 1500 Euro an und als Simon ihm erklärte, dass wir unsers verkaufen wollten, bot er uns 900 an. Die wissen einfach, wie man wirtschaftet. Und so gab es vor dem Spiel dann auch genau das zu sehen, was man erwarten konnte. Menschen aus aller Welt, die meisten in aktuellen Barcelona-Trikots und stets das Smartphone oder den Selfie-Stick gezückt. Wir gingen einmal um das Stadion herum zur Westkurve, um mal zu schauen, was bei den Juventus-Fans ging. Alle waren eher gesitteter drauf, aber in der Regel mit einem grimmigen Blick unterwegs. Während Simon mich über die verschiedenen Ultra-Gruppen von Juve aufklärte, liefen plötzlich zwei schreiende Gestalten durchs Bild, die nur dank ihrer Begleitungen voneinander ferngehalten werden konnten. Hier war es definitiv angespannter, vielleicht weil man nicht noch mal Lust hatte, ein CL-Finale zu verlieren. Etwa eine halbe Stunde vor Anpfiff gingen wir ins Stadion. Unsere Plätze waren auf der Haupttribüne zwischen den Logen und den Barça-Fans. Simon war sofort von der Stimmung begeistert, die die Barcelona-Fans bereits jetzt schon aufboten. Ihr fragt euch sicherlich, mit wem man da so auf der Haupttribüne eines CL-Finales sitzt. Natürlich zum einen mit Gaunern wie uns, die Tickets bekommen haben. Aber auch sonst mit jedem Schlag an Leuten. Reiche Säcke, für die die heutige Veranstaltung eher Prestige war, aber auch ein Haufen Edel-Fans, die einfach eine Stange Geld bezahlen mussten, um hier zu sein. Alle hatten sie gemeinsam, dass sie andauernd ihre Smartphones zückten, um ja sicher zu gehen, dass sie der Außenwelt mitteilen konnten: Ich bin hier und du nicht. Wie zum Beispiel der Typ im Ecuador-Trikot. Er rief einen Kollegen nach dem anderen über Skype an, um ihnen zu berichten, dass er im CL-Finale war. Irgendwann tippte mir Simon auf die Schulter und zeigte auf die Barcelona-Kurve, in der sich langsam die Choreo formierte. „Das ist zu früh, 20 Minuten vor Spielbeginn, das werden die niemals bis zum Anpfiff halten können. Ok, guck mal, sie brechen ab”. Normalerweise bin ich kein Fan von diesen Eröffnungszeremonien, weil sie im Fernsehen einfach nicht so rüberkommen. Aber live und unterlegt mit der epischen Musik von Woodkid, war es genau der richtige Heißmacher auf das, was noch kommen sollte. Ich hatte mich am meisten auf die Champions-League-Hymne gefreut, war aber ein wenig enttäuscht, irgendwie kam sie aber akustisch nicht zu mir durch. Vielleicht war es auch mein Fehler, denn wenn man sich lieber drauf konzentriert, dass das Video scharf bleibt, dann ist es wohl die eigene Schuld. Der verdammte Wahn, alles festhalten zu müssen, hatte mich auch erfasst. Vielleicht war es auch die Nervosität, denn am meisten freute ich mich auf das Spiel an sich. Ich hatte noch nie so viele großartige Spieler auf einem Platz gesehen und wir wurden wahrlich nicht enttäuscht. Was Barcelona technisch und taktisch ablieferte, hatte ich so noch nie vorher gesehen, und ja, es macht einen Unterschied, ob man das Spiel live sieht oder nicht. Meine Erkenntnisse aus dem Spiel: -Messi hin oder her, aber in der Kreisliga wäre er schon längst vom Kapitän dafür zusammengefaltet worden, dass er auf dem Platz so rumschleicht -Es bleibt mir weiterhin unerklärlich, wie man den Vollblut-Asi Luis Suarez nicht lieben kann -Paul Pogba wird in fünf Jahren Weltfußballer sein -Carlos Tevez ist einfach kein Big-Game-Player -Gigi Buffon kann einem nur Leid tun Auch wenn wir es eher Juventus gegönnt haben (einfach weil sie so oft im Finale den Kürzeren gezogen haben) und wir fast aus unseren Sitzen kippten, als Morata das 1:1 machte, wurden wir vom Spiel nicht enttäuscht. Denn diese Partie wurde wahrlich einem Finale der Königsklasse gerecht. Schon vor dem Spiel sprach ich mit Simon darüber, was die Faszination an der Champions League ausmacht. Natürlich ist die Königsklasse ein Grund dafür, dass der Fußball durchkommerzialisiert wird. Der Erfolg Bayerns misst sich an ihrem Abschneiden in diesem Wettbewerb und dementsprechend versuchen sie, sich die bestmöglichen Spieler zu holen. Doch ein Fußball-Fan will nun mal großartigen Fußball sehen. Und die Champions League ist ein Versprechen darauf. Und so war es an diesem Abend. Das, was ich wohl mitgenommen habe, ist, dass ich live noch nie eine so großartige Mannschaft wie den FC Barcelona an diesem Abend gesehen habe und so schnell wohl auch nicht mehr sehen werde. Bei Simon weiß ich es nicht genau. Vielleicht hatte er seinen größten Moment in der Halbzeitpause. Auch ganz ohne Selfie-Stick.
Toni Lukic
[ "Champions League", "champions-league-finale", "Fc Barcelona", "Fußball", "juventus turin", "olympiastadion", "Sports", "VICE Sports" ]
2015-06-10T13:15:00+00:00
2024-07-31T02:30:36+00:00
https://www.vice.com/de/article/so-haben-wir-das-champions-league-finale-erlebt-456/
N24 und n-tv streichen Podolskis Türkei-Werbeclip
“Ich habe hier meine Erfolgsgeschichte geschrieben”, sagt ein grinsender Lukas Podolski im schönsten Poldi-Englisch in die Kamera. Anschließend werden Tore von ihm im Galatasaray-Trikot eingeblendet. Der an ein Compilation-Video erinnernde Werbespot ist eine riesige Imagekampagne für die Türkei. Und Poldi, der bis vor wenigen Wochen noch bei Galatasaray Istanbul spielte, wirbt darin mit Gala-Mannschaftskollege Wesley Sneijder für den Wirtschaftsstandort Türkei und Investitionen im Land. Damit das auch jeder sieht, wurde der Clip auch bei den deutschen Nachrichtensendern N24 und n-tv ausgestrahlt. Damit ist jetzt aber Schluss. Verantwortlich für die Werbeclip ist die Vereinigung türkischer Exporteure – unter der Schirmherrschaft der Erdogan-Regierung. Podolski ist neben Antalyaspor-Stürmer Samuel Eto’o und internationalen Großkonzernen wie Nestlé, Vodafone, Ford und Toyota das einzige deutsche Gesicht der Kampagne. N24 und n-tv nehmen nun – unter anderen nach massiver Kritik von ihren Zuschauern – die Clips aus dem Programm. „Auch wenn wir klar zwischen Programm und Werbung trennen, ist es uns auch wichtig, unser Publikum in Anbetracht der neuesten Entwicklungen nicht zu irritieren”, erklärte N24-Sprecherin Kristina Faßler gegenüber Der Westen. Das Unternehmen WeltN24, für das ausgerechnet auch der seit mehr als 150 Tagen in der Türkei inhaftierte Journalist Deniz Yücel tätig ist, reagiert damit auch auf den neuesten Ton der Bundesregierung. Außenminister Sigmar Gabriel hatte gestern nach der Verhaftung des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner die Reisehinweise des Auswärtigen Amts für das Land verschärft. Seit dem Putsch-Versuch, Anschlägen und zahlreichen Festnahmen von Journalisten, Oppositionellen und Kritikern kehren Unternehmen und Touristen dem zunehmend autoritären Land den Rücken zu. So ist die Zahl der deutschen Touristen um fast einen Drittel auf knapp vier Millionen gesunken. Seit der Ausstrahlung muss sich “Everybody’s Darling” Podolski mit viel Kritik in den sozialen Netzwerken auseinandersetzen. Ein wenig grotesk wirken die Worte von ihm, der mittlerweile in Japan für Vissel Kobe sein Geld verdient, schon. „Come to Turkey, discover your own story”, sagt er am Ende des Clips. Für den deutschen Journalisten Deniz Yücel dürfte dieser Satz mehr als zynisch klingen.
VICE Sports
[ "Fußball", "Lukas Podolski", "Poldi", "Politik", "Sports", "türkei", "VICE Sports", "Werbung" ]
2017-07-21T10:18:23+00:00
2024-07-30T20:28:17+00:00
https://www.vice.com/de/article/n24-und-n-tv-streichen-podolskis-turkei-werbeclip/
Warum Landkinder bessere Trinker als Stadtkinder sind
Foto von benchfrooser/Flickr, CC BY-SA 2.0, bearbeitet. Dieser Artikel ist zuerst bei Noisey Alps erschienen Das Land. Unendliche Weiten. Als Absolvent der Adoleszenzausbildungskompanie habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Landkinder sind die besseren Trinker als Stadtkinder. Landkinder vertragen ihren Alkohol meistens besser und können auch besser betrunken sein. Weniger kontrollverlustbedingte Ausschreitungen, weniger Krankenhausbesuche. “Wie kommst du denn auf diese gewagte These”, fragt der schon schnaubende Leser. Auf dem Land ist es generell kein Problem, zwischen sich und die Elternschaft ein paar Kilometer Abstand zu bringen. Jeder hat Freunde, die weiter weg wohnen oder der Wald ist direkt hinter der Türe. Die frisch gewonnene Freiheit wird natürlich prompt dafür verwendet, seine Eltern zu imitieren: Trinken, Rauchen, Autofahren. Dies gibt dem Landkind einen jahrelangen Erfahrungsvorteil gegenüber dem Stadtkind, wenn es um das “Wie führe ich mich betrunken auf”-Problem geht. Man muss nicht erst ausziehen, um sein eigener Teilzeit-Herr zu sein. Obwohl es von der Politik nicht gerne zugegeben wird, ist das Einstiegsalter für Alkohol auf dem Land gefühlte 13. Richtig offensichtlich wird dieser Unterschied normalerweise, wenn das Landkind in Richtung Stadt migriert, um sich der höheren geistigen Bildung zu widmen. Man beobachtet mit einer gewissen Schadenfreude, wie 19-jährige Städter das elternlose Machtvakuum der ersten WG in ein Regime der Ethanoldiktatur verwandeln. Auf das erste Hoch folgt auch das erste Tief, meistens beim Nichtbestehen der Studieneingangsphase. Dann wird auf einmal die Daueralkoholleiche zum predigenden Straight-Edger. Nach dem ersten Semestermonat dann wieder zurück zum Trunkenheitsopfer. Das Ganze wiederholt sich zum Gaudium des Landmitbewohners dann im Halbjahreszyklus und wenn dieser nicht durchbrochen wird, folgt auch der Studienabbruch. Ich will jetzt nicht sagen, dass man am Land per se zu mehr Selbstständigkeit erzogen wird. Stimmt nicht. Jedoch ist die Allgegenwärtigkeit von Betäubungsmittel aller Art in einer gewissen Art und Weise eine effektive Methode der Desensibilisierung, um später den Versuchungen der erwachsenen Selbstbestimmung besser widerstehen zu können. Oder eine effektive Methode des “Man kriegt sie früh”. Die Wissenschaft streitet sich noch—schöne, neue Welt. Doch warum sollen die Landkinder besagten Vorteil haben? Alkohol ist einfach etablierter in der Pampa. Der Teufel/Engel Alkohol ist auf eine Art und Weise in die Land-Gesellschaft integriert welche dir erst auffällt, wenn du nicht mehr dort wohnst. Man wird ja direkt genötigt, sich eine gute Trinkausbildung zuzulegen. Habt ihr mal versucht eine Familienfeier ohne Vollrausch zu überleben? Man bekommt auf einmal alle Gehässigkeiten und Sprachuntertonssticheleien mit, die sich die liebende Großfamilie mit einem Lachen an die Köpfe wirft. Man hat auf einmal ein seriöses Problem damit, dass Onkel Hubert nicht mehr laufen, aber noch fahren kann. Man findet es doch ein bisschen unverantwortlich, dass die Polizei als letztes vom Zeltfest geht, weil dann niemand in den Alkomaten blasen muss. Zeltfeste, ich fang gar nicht erst damit an. Wer würde bitte freiwillig jemals wieder auf sowas gehen? Im allgemeinen ist das Land mangels intellektuellem Stimulus nur betrunken zu ertragen. Keine Bücherei hat mehr als das Nötigste und Harry Potter. Primär Schundromane für deine Mutter. Es gibt keine Austellungen, keine Museen und keine Konzerte, außer die von deiner schlechten Band oder der schlechten Bands deiner Freunde im nächsten Jugendzentrum. Es gibt keine Clubs, es gibt keine Bars, es gibt nur all-in-one Lösungen namens Diskothek. Wirklich, auf der Türe steht Diskothek. Wenn es dir dazu noch, wie mir, mit keinem Level an Alkoholintoxikation möglich ist, den Stadl-Floor in deiner Bauerndisco als unterhaltsam zu empfinden, bist du wirklich aufgeschmissen. Was mir auch manchmal zu denken gibt: Warum feiern Ex-Land-Kinder dann eigentlich den Stadlfloor wieder so sehr, wenn sie mal weggezogen sind? Not macht erfinderisch, schlechte Zeiten gebären gute Lösungen. Dank dem Brachland-Land haben wir Landkinder einfach ein paar Jahre Trinkvorsprung. Dafür können wir meistens nicht richtig drehen. Dieser Unterschied egalisiert sich in der Großstadt dann meistens auch schnell, die Stadtkinder lernen das Trinken und die Landkinder den städtischen Struggle kennen. Ob Landkinder wirklich die besseren Trinker sind, kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Im Glorifizieren (dem es sich vehement Selbstschönreden) der Volltrunkenen sind wir aber auf jeden Fall besser. Folge THUMP auf Facebook und Instagram.
Viktor Sohm
[ "Alkohol", "Ausgehen", "Bier", "dorf", "Legale Drogen", "schnaps", "stadt", "Thump", "trinken", "Trinkkultur" ]
2016-01-27T10:15:00+00:00
2024-07-30T23:25:27+00:00
https://www.vice.com/de/article/warum-landkinder-bessere-trinker-als-stadtkinder-sind-281/
Das One of a Million-Festival ist der beste Grund seit langem, in den Aargau zu fahren
Der Aargau, unser Rüeblikanton. Er trennt Zürich von Basel und Bern und umgekehrt. Da steht ein Fressbalken und ein Kernkraftwerk dampft vor sich hin. Jeder Nicht-Aargauer findet wohl hundert Gründe, den Kanton nicht aufzusuchen. Wäre da nicht eine musikalische Ausnahme: Nein, nicht das Argovia-Festival – das ist zum Sterben schrecklich. Am heutigen Freitag startet das One of a Million in die siebte Ausgabe und macht Baden bis zum 11. Februar ein wenig zur Weltstadt. Rund 50 Perlen warten darauf, entdeckt zu werden. Wir haben unsere fünf Highlights rausgepickt. “15 verfickte Jahre habe ich gebraucht, den Mut zu sammeln, das zu machen”, sagt sir Was über seine Musik. Die 15 Jahre haben sich auf alle Fälle gelohnt. Auch, wenn wir bis jetzt nur in den Genuss von einer EP und einer Handvoll Singles gekommen sind, wollen wir mehr. Mehr verträumte Beats, mehr unerwartete Instrumente – gebt euch den Dudelsack und die Blockflöte auf “A Minor Life” – mehr tiefe Basslines, mehr melancholische Texte. Bevor am 10. März sein Debütalbum rauskommt, geben wir uns auf alle Fälle seinen Auftritt am OOAM. sir Was, Freitag, 10.2. um 21:15 Uhr in der Druckerei Lasst euch von den abgefuckten Frisuren dieser zwei St. Galler nicht einschüchtern. Lord Kesseli hat die Stimme eines Engels und The Drums spielt das Schlagzeug wie ein Gott. Wenn du auf fetten Psych-Riffs ins Nirwana abdriften willst, dann können wir dir ihren Gig nur ans Herz legen – 2016 soll das schon ziemlich geil gewesen sein. Und zieh dir ihr 16-Minuten-Brett von einem Clip zu “Waiting for Arnold” rein – das Teil hat nicht umsonst am Austin Music Video Festival den Award für das “Best Live Music Video” abgeräumt. Lord Kesseli & The Drums, Freitag, 10.2. um 00:30 Uhr in der Stanzerei Tanz mir den Tanz des Todes. Auch wenn der Name der französischen Band eher düster anmutet, ist es ihre Musik keineswegs. Samba De La Muerte lädt zum Tanzen ein – mal mit treibenden elektronischen Beats, mal mit französischem Synth-Pop, mal mit funkigen Indie-Gitarrenstücken. Langweilig wird es da nie und hauptsache Euphorie. Samba De La Muerte, Freitag, 3.2. um 00:30 Uhr in der Stanzerei Der Name ist ja schon mal Programm. Und wir lieben die Heiterkeit einfach für ihren Zynismus – oder ist es doch Nihilismus? Sie singen davon, dass alle schlechten Vibes im Universum von ihnen kommen, ihr Album heisst “Pop & Tod I&II” und sowieso sind wir dem Untergang geweiht. Chansonnier mal anders, schön düster, wie dein Café und deine Seele. die Heiterkeit, Sonntag, 5.2. um 20:45 in der Druckerei Wer sagt, gute alte Gitarrenmusik sei tot, dem antwortet Demob Happy “Man You’re Wrong”. Die Engländer gehören zu der neuen Bandgeneration, die gerade Brighton entspringt und sind die lautesten von allen – das behaupten zumindest die Kollegen aus dem Königreich. Klar ist aber: Wenn die Truppe ihre Instrumente in die Hand nimmt, jagt dem Publikum eine geballte Ladung Rock entgegen. Demob Happy, Samstag, 11.2. um 00:30 in der Stanzerei ** Folge Noisey Schweiz auf Facebook
Noisey Staff
[ "aargau", "baden", "Die Heiterkeit", "Festival", "Lord Kesseli & The Drums", "Music", "Noisey", "sir was" ]
2017-02-03T14:36:46+00:00
2024-07-30T19:14:29+00:00
https://www.vice.com/de/article/das-one-of-a-million-festival-ist-der-beste-grund-seit-langem-in-den-aargau-zu-fahren/
Jeden Tag 4/20 – Wann wird Gras in der Schweiz legal?
Heute feiert die Welt den 20. April, den weltweiten Tag der Kiffer und des Cannabis. Die Schweiz scheint angesichts der offiziellen Cannabis-Projekte, die in diversen Städten durchgeführt werden, einer Legalisierung immer näher zu kommen. Ist Kiffen also in der Schweiz also bald legal? Das zu beantworten ist etwas kompliziert. Marihuana ist schon seit Jahrtausenden Teil der menschlichen Kultur. In China wurden mehr als 3000 Jahre alte Gräber gefunden, in denen Hanf als Grabbeigabe lag. Von den alten Ägyptern über das antike Griechenland und natürlich Indien bis in die Schweiz des 19. Jahrhunderts, wurde die Hanfpflanze für medizinische Zwecke, als Rauschmittel und als Faserlieferant genutzt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts rutschte Gras als Gegenstand internationaler juristischer Verhandlungen langsam in die Illegalität. Laut einem Bericht des Global Drug Policy Observatory sind Italiens Diplomaten mit der Unterstützung der Amerikaner hauptverantwortlich dafür, dass dem internationalen Opiumabkommen von 1912 auch indischer Hanf beigefügt wurde. Hier fand das Hanfverbot, das die Schweiz auch heute noch betrifft, seinen Urquell. Foto von Diana Pfammatter Das Global Drug Policy Observatory führt weiter aus, dass nach dem Ende der Alkoholprohibition der amerikanische Staat damit begann, die Verfolgung von Cannabis zu intensivieren. Eine Politik, die zu wesentlichen Teilen aus der Feder von Harry J. Anslinger, dem achten Sohn einer Schweizer Immigrantenfamilie, stammte. Diese Bestrebungen gipfelten vorläufig im Jahr 1961 in der UN-Resolution mit dem Titel: „Single Convention on Narcotic Drugs”. Diese Resolution wurde damals aufgrund internationaler Lobby-Arbeit der amerikanischen Diplomaten fast weltweit ratifiziert. Die Unterzeichnerstaaten sind verpflichtet, den Anbau, den Besitz und den Verkauf von Cannabis unter Strafe zu stellen. Zwar gab es nie ein Gutachten, das Marihuana als psychoaktive Substanz klassifizierte, nichtsdestotrotz wurde mit diesem Einheitsabkommen der Grundstein für das seither andauernde internationale Verbot von Cannabis gelegt. Marihuana war auch in der Schweiz nicht immer illegal oder als Einstiegsdroge verschrien. Die THC-haltige Pflanze fand in der Schweiz bis 1951 vornehmlich in der Medizin Verwendung: Migräne, Schmerzen, Schlafprobleme und Asthma wurden beispielsweise mit Hanf behandelt. Ab 1951 trat in der Schweiz das Betäubungmittelgesetz in Kraft, unter das auch Cannabis fiel. Damit lag die Schweiz (in ihrem inzwischen üblich gewordenen vorauseilendem Gehorsam gegenüber der US-Aussenpolitik—man denke etwa an das Bankgeheimnis) noch zehn Jahre vor der internationalen UN-Resolution. In den folgenden Jahrzehnten passierte wenig Erwähnenswertes, ausser dass Gras mit der Hippie-Bewegung zur Lifestyle-Droge schlechthin avancierte. Es wurde derweil in der Schweiz bis heute—trotz einer 1975 eingeführten Verschärfung des Verbots—stets munter weiter gekifft. Die anhaltende Debatte über die Nutzbarkeit von Cannabis und die Idee einer Liberalisierung der Gesetzeslage, kam 1991 erneut ins Rollen, als die Schweizer Bauernzeitung den Anbau von Hanf aus ökologischen und ökonomischen Gründen empfahl. Foto von Flickr | Sheri | CC BY SA 2.0 Diese Einstellung teilt der Bauernverband heute nicht mehr unbedingt. So erklärt mir Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband: „Aktuell ist nur der Anbau von Hanf mit einem THC-Wert von weniger als einem Prozent erlaubt. Dieser wird für Tees, als Kisseninhalt, für die Hanfbierproduktion oder andere Mini-Nischenprodukte verwendet. Nicht-Drogen-Hanf könnte auch als nachwachsender Rohstoff zum Beispiel für die Energiegewinnung in der Biogasanlage oder als Faserpflanze für Textilien genutzt werden. Dafür sind aber grosse Flächen und eine kostengünstige Produktion nötig, welche in der kleinen, teuren Schweiz chancenlos ist. Falls die Gesellschaft eine Legalisierung beschliessen würde, wovon wir aber ehrlich gesagt nicht ausgehen, dann gäbe es sicher Landwirte, welche diesen neuen Markt beliefern würden.” Es gibt aber auch Bauern in der Schweiz, die einer Legalisierung von Cannabis durchaus optimistisch entgegenblicken. Wie wir in der „Tagesschau” vom letzten Sonntag zu sehen bekamen, haben einige Bauern bereits bei ihrem Verband angefragt, welche Bedingungen sie zum Anbau von Drogenhanf erfüllen müssten. Ab 1992 durfte auch die Presse wieder straffrei über Konsummöglichkeiten oder den Hanfanbau berichten, was natürlich einer Diskussion um den Sinn und Unsinn eines Verbots erst echte Lebenschancen verlieh. Die Schweizer Regierung tat sich aber nach wie vor schwer mit Cannabis. Der Bundesrat beschloss zwar im Jahr 2000 die Frage des Hanfanbaus im Rahmen der Betäubungsmittelgesetzesrevision zu regeln, diese Revision wurde aber vier Jahre später vom Parlament abgelehnt. Abgelehnt wurde auch die Hanfinitiative, die den Anbau, Besitz und Konsum von Hanf vollkommen straffrei machen wollte, zuerst 2006 vom Bundesrat (ohne Gegenvorschlag) und dann 2008 vom Volk. Aber der Vorstoss war nicht vollständig umsonst. Angenommen wurde die Revision des Betäubungsmittelgesetzes und dank dieser gibt es ein Schlupfloch im eidgenössischen Cannabisgesetz: Die Forschung mit Cannabis ist heute mit einer Projekt-Genehmigung des BAG (Bundesamt für Gesundheit) erlaubt. Die nächste Welle einer vernünftigen Hanfpolitik startete 2011 setzte sich zum Ziel, kleine Mengen Marihuana von weniger als zehn Gramm im Ordnungsbussenverfahren zu regeln. Dieses Bussenverfahren wurde 2013 implementiert. Seither zahlst du für ein konfisziertes Säcklein Gras noch 100 Franken Busse, also gleich viel wie für eine nicht angebrachte Parkkarte beim Parken in Zürichs blauer Zone. Ob das nun eine Liberalisierung der Cannabis-Politik bedeutet oder einfach, dass in Zürich die Parkbussen viel zu hoch sind, musst du für dich selbst entscheiden. Relevant ist die Einführung des Bussen-Verfahrens alleweil, da pro Jahr in knapp 38 000 Fällen Personen im Besitz von Marihuana einem Polizisten gegenüberstehen. Durch das Bussen-Verfahren ist Cannabis zwar nach wie vor illegal, aber es wird niemand deswegen vorbestraft und der Staat verdient sogar an seinen Kiffern, statt Unsummen für deren Verfolgung aus dem Fenster zu werfen. Dieses Jahr will die Forschung den nächsten Schritt tun. Bereits 2014 haben vier (links regierte) Städte angekündigt, soziale Experimente mit der Alltagsdroge durchzuführen: Zürich, Bern, Genf und Basel wollen sich den 2008 durchgesetzten Passus der bedingten Legalität wissenschaftlicher Forschung zunutze machen und haben Projekte für eine regulierte Abgabe von Cannabis kreiert. Die Stadt Zürich konzentriert sich bei ihrem Projektplan auf junge, straffällige Personen, Genf will Cannabis-Clubs ins Leben rufen und Bern prüft die Abgabe via Apotheken. Alle vier Projekte wollen der—mitunter teuren und kontraproduktiven—Kriminalisierung entgegenwirken und präventiv wirken. Der Genfer Soziologieprofessor Sandro Cattacin, der die Projekte koordiniert, erläutert gegenüber SRF: „Wir wollen die Dealer vertreiben, indem wir ihnen die Kunden wegnehmen—und den Konsumierenden ermöglichen, straffrei zu ihrem Cannabis kommen. Justiz und Polizei werden so vom bürokratischen Leerlauf befreit, die harmlosen Gelegenheitskiffer büssen zu müssen.” Foto vom Autor Neben diesen sozialen Experimenten existieren in der Schweiz bereits Firmen, wie etwa die St. Galler Ai Fame, die seit Jahren Hanf-Forschung zu medizinischen Zwecken betreiben und gerade auf dem Gebiet der Linderung chronischer Schmerzen Erfolge erzielt haben. Heute, am internationalen Feiertag der Kiffer, sieht es also gar nicht so schlecht aus für eine Legalisierung von Cannabis aus—mag man annehmen. Diese Annahme ist aber leider etwas gar optimistisch, wie mir Thomas Widmer, Professor am politikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich, auf Anfrage zu einem Ausblick auf die Gesetzeslage in vier Jahren erläutert: „Derzeit ist eine allgemeine Legalisierung von Cannabis nicht absehbar, wobei noch genauer zu definieren wäre, was mit Legalisierung gemeint ist—ob Konsum, Besitz, Handel, Anbau oder bedingter Zugang mit Konzession, Rezeptpflicht oder unbedingter Zugang für alle et cetera. Möglicherweise könnten im Zeithorizont von vier Jahren die von einigen Städten (Genf, Zürich, aber auch Basel und Bern) angestrebten Pilotprojekte Realität werden, welche zur Untersuchung der Legalisierungsfolgen dienen sollen. Meines Wissens sind die Gesuche aber noch nicht beim BAG eingereicht worden.” Trotz den Schritten in Richtung Legalisierung auf lokaler Ebene dürfte es demnach bis zu einer liberalen Regelung auf nationaler Ebene noch andauern. Nichtsdestotrotz: Allen Ganja-Jüngern einen fröhlichen 20. April! Till kann man auch auf Twitter einen fröhlichen 4/20 wünschen: @Trippmann VICE Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland Titelbild: Screenshot von YouTube
Till Rippmann
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Drogen
2016-04-20T12:30:00+00:00
2024-07-30T21:58:39+00:00
https://www.vice.com/de/article/wann-wird-gras-in-der-schweiz-legal-523/
European Citizenship – die Lizenz zum Beschissen werden
Meine Nachbarn, Alex Nikolic und Michael Kalivoda, sind bekannte und versiertere Unruhestifter im Bereich des politischen Kunst-Aktivismus. Auch mit ihrer aktuellen Arbeit „European Citizenship“, einer Skulptur der uns gnädig mit Scheiße nährenden deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden sie ihrem Ruf gerecht. Seit ihrer ersten Präsentation vor wenigen Wochen löst die Skulptur Tumulte, Proteste, Beifall und Reaktionen aller Art aus. Doch während international die Wogen hoch gehen, herrscht in Österreich mediale Beschaulichkeit, wo die Tabloids auch mit internationaler Legitimierung die Witterung von Scheiße nicht aufnehmen. Deshalb hier kurz eine Chronologie der Ereignisse und ein Interview mit einem der beteiligten Künstler – denn auch mich stellt die Arbeit vor ein großes Rätsel: Warum scheißt die Kanzlerin eigentlich knapp vor den Kopf des Mannes, der sie stützt? Die Notdurft verrichtende Angie wurde erstmals vor 2 Wochen im Wiener Kulturraum W.U.K. präsentiert, was zu einem nicht zu verachtenden Eklat führte. Ein ebenso entrüsteter wie betrunkener junger Mann namens Daniel F. fühlte sich zu einer Variation einer Bücherverbrennung bemüßigt und glaubte, er könnte die Angie-Skulptur in einem unbeobachteten Moment zerstören. Nur blöd, dass das Ding auf der Bühne stand und er dafür am übrigen Publikum vorbei musste – ein paar Watschen und eine Ausnüchterung später half Daniel aus Mangel an politischer Argumentationsfähigkeit dann an der Wiederherstellung von European Citzenship mit. Wie geplant wurde die Skulptur anschließend bei der Ausstellung „Da ist was im Busch“ im Rahmen der Internationalen Skulpturen Biennale im Botanischen Garten Graz ausgestellt. Und schon ging der mediale Shitstorm in Deutschland los: Während der Münchner Merkur sofort die autoritäre Untertanenfrage stellte „Darf man die Kanzlerin so darstellen?“, gab sich das Magazin Focus großzügiger und gesteht den Künstlern verdattert zu, die Redenschreiber Angela Merkels überflügelt zu haben. Als nächstes schwappte die Kunst-Aufregung in den südosteuropäischen Blätterwald über, und Herrn Nikolic wird mein Lebenstraum erfüllt: Mit Urlaubsfoto und Überschrift „Dieser Serbe schockiert die Welt“ ist er am Cover von ALO, einer der größten serbischen Illustrierten zu sehen. Michael Kalivoda wird von nun an in allen Medien ignoriert, vermutlich da nicht-Serbe. Während in Diskussionsforen über doppelte europäische Standards gestritten wird, warum man Mohammed zeigen darf aber Merkel nicht, andere in der Angie-Skulptur eine neue Mona Lisa zu erkennen glauben und dritte sich begeistert die Errichtung ebensolcher Skulpturen vor allen serbischen Verwaltungssitzen wünschen, sorgen sich vierte darum, dass sich Serbiens EU-Beitritt nun um 100 Jahre verzögern werde, alles nur weil Nikolic Schande über das Serbentum gebracht habe. Inzwischen nahm artleaks die Witterung auf und auch griechische Medien kaperten die Story. Laufend werden weitere internationale Reaktionen publik, nur am Entstehungsort herrscht weiter die geheiligte Ruhe des stillen Örtchens Österreich. Ich frage mich nun, wo seid ihr österreichischen Boulevardmedien, wenn euch die Scheiße in mundgerechten Häppchen frisch serviert wird? Keine Empörung? Was ist los, wenn einmal frisch vom Arschloch gegen Ekelkunst von Zuwanderern geschimpft werden kann? Vielleicht liegt es daran, dass ihr die Skulptur nicht finden könnt, weil den Ausstellungsverantwortlichen, hier die Uni Graz, der ganze Wirbel mit Kunst, Medien und politischem Diskurs ein bisschen zu viel, zu anstrengend, zu was auch immer geworden ist, und sie den Namen der Grazer Ausstellung „Da ist was im Busch“, sehr direkt und wörtlich in die Tat umgesetzt haben: Kanzlerin Angela Merkel wurde praktisch unauffindbar in einen Busch verschoben und so wird an ihr von höchster Stelle Kunstvandalismus betrieben. Nun sitzt Angie auf einer Hecke, ihre Hose wurde artig hinaufgeschoben und das aus ihrem Popo ragende Kackwürstchen wurde entfernt. Der Mann liegt nicht mehr unter ihr, sondern stützt sich von hinten auf ihren Schultern auf. Ein Schild weist nun darauf hin, dass man das Exponat nur mehr vom Weg aus betrachten darf. Was Daniel F. aus innerem Drang begann, hat die Grazer Uni konsequent zu Ende gebracht. Auch sehr lustig, dass die Grazer Uni im Rahmen eines kleinen Ausrutschers den gesamten internen Mail-Verkehr an Alex Nikolic weiterleitete. Darin diffamierten Mitarbeiter des Gastgebers zunächst pauschal alle eingeladenen Künstlerinnen: “Insgesamt lässt die künstlerische Qualität der Exponate meiner Meinung nach zu wünschen übrig. Mit wenigen Ausnahmen, die als Garten-Deko eine Zukunft haben könnten.“ Anstatt sich schützend vor die bei ihnen ausgestellten Künstler zu stellen, gibt sie ihr Kunstverständnis preis: „Nichts gegen Aufreger/Schocker in der Kunst oder auch Trash, aber das hier ist wert- und geschmacklos.“ Während die Grazer Uni ihren geladenen Künstlern in den Rücken fällt und österreichische Medien den Fall ignorieren, wollte ich von dem meiner Meinung nach interessantesten Künstler Österreichs in Sachen Partizipation, Migration und Öffentlichkeit, Alexander Nikolic, vor allem eines wissen. VICE: Warum scheißt Merkel dem Mann neben den Mund? Alex Nikolic: Wir haben uns gedacht: Die produziert so viel Scheiße, einer alleine kann das gar nicht schlucken. Was war für Dich die abstrakte Idee, die hier die Form einer skulpturalen Arbeit gefunden hat? Inspirierend war der Titel der Ausstellung: Da ist was im Busch. Nachdem es vor allem bei meiner Arbeit um Kollektive, Repräsentation und Partizipation geht und wir auch sehr stark innerhalb von ArbeiterInnenschichten arbeiten, wollten wir ein hier sehr verbreitetes Gefühl adressieren: Die Politik scheißt auf uns. Das haben wir auf die mächtigste europäische Politikerin umgelegt, welche in allen europäischen Ländern die Politik dominiert, aber nur in einem gewählt wurde. Die Skulptur hat in 2 Wochen mehr erlebt als andere in einem Leben. Haben dich die Reaktionen überrascht? Nein, sie waren kalkulierter Aspekt der Arbeit selbst. Wir wollten European Citizenship zu einem weithin rezipierten Ereignis machen und die Frage stellen: Wen repräsentiert Angela Merkel überhaupt noch? Uns hat aber schon überrascht, dass eine österreichische Uni sich so eilfertig mit der deutschen Kanzlerin solidarisiert und sich zu ihrem verlängerten Arm macht. Wir beschweren uns ja auch nicht beim Botanischen Garten: Das ist alles Unkraut, baut mehr halluzinogene Pflanzen an! Ich bin froh, dass die Ausstellung nicht in einem Tiergarten stattgefunden hat, sonst hätten sie uns wohl Gaddafis weißen Babytigern zum Fraß vorgeworfen. Wie erklärst du dir das Schweigen österreichischer Medien? Die Konservative Angela Merkel ist bekanntermaßen das Vorbild des Sozialdemokraten und österreichischen Bundeskanzlers Werner Faymann. Von letzterem ist bekannt, dass er der größten Zeitung des Landes viel Geld gezahlt hat, dass sie nur über ihn selbst berichtete. Wenn sogar Faymann für Artikel in Zeitungen zahlen muss…? Nächste Frage bitte. Wie ist es denn grundsätzliche für Migranten in Österreich künstlerisch zu arbeiten? Seitens der Wiener Stadtregierung war wiederholt von Migrant Mainstreaming die Rede. Mainstream ist richtig, nur nicht auffallen, nur nicht außerhalb der zugestandenen Zielgruppe arbeiten, sondern immer brav den konstruktiven Ausländer machen. Migrant darf man nur im Rahmen von beschaulicher und zahnloser Community-Arbeit oder an ein paar gettoisierten Restplätzen  sein. Am liebsten ist es ihnen wie beim Wiener Afrikafest, deutsche Unternehmen richten die Veranstaltung aus, Fress-Stände werden als  kulinarischer Tourismus inszeniert und die in Österreich lebenden Afrikaner spielen bei der Gestaltung keine Rolle. Das sagt alles. Du arbeitest für gewöhnlich längerfristig und prozessual an  Fragestellungen, wie beispielsweise im Fall deines in Nairobi realisierten Projekts Slum-TV oder wie im Fall des Wiener BOEM. Was ist für dich das Spannende an dieser Arbeitsweise und was steht als nächstes an? Bewiesenermaßen ist die Kunstsinnigkeit von Afrikanern im Slum und diskriminierten Migranten rund ums Boem höher als die einer Grazer Universität. Dadurch ist unsere gemeinsame Arbeit schärfer, lustiger und viel näher an den Problemen und Fragen des gewöhnlichen Lebens dran. Kunst, die zum Dekor in der Weltbank verkommt, interessiert mich nicht. Als nächstes machen wir wieder ein Theaterstück: AUSTROCALYPSE NOW – Tauchen Sie ein in die Wiener Nachkriegswelt! Mit Kampf erprobten Veteranen des Jugoslawien-Krieges, die 11 Monate des Jahres hier leben. Der meist verdrängte Krieg in Österreich ist der des ehemaligen Jugoslawiens. Am Vorabend des österreichischen Nationalfeiertags, dem 25. Oktober, „ehren“ wir im Volkstheater endlich alle unsere Veteranen.
Barry-Kate Hamster
[ "Angela Merkel", "European Citizenship", "Graz", "Interview", "Kunst", "Scheiße", "Stuff", "Vice Blog" ]
2013-07-31T12:00:00+00:00
2024-07-31T05:25:58+00:00
https://www.vice.com/de/article/european-citizenship-die-lizenz-zum-beschissen-werden-alex-nikolic-michael-kalivoda-angela-merkel/
Cage The Elephant haben für uns mit einer Wegwerfkamera ihren Aufenthalt in Zürich festgehalten
Hey Hipsterkids, passt auf! Noisey hat etwas, was ihr lieben werdet: Analoge Fotos, eine angesagte Band und ungefiltertes Rockstar-Leben. Die einfache Formel dafür: Drücke einer Band wie Cage The Elephant eine Wegwerfkamera in die Hand und lass sie Fotos von ihrem Aufenthalt in Zürich schiessen. Das haben wir gemacht und die Amerikaner fanden die Idee so geil, dass sie uns zwei zurückgegeben haben. “Ain’t no rest for the wicked”, könnte man sagen. ** Folge Noisey Schweiz auf Facebook
Noisey Staff
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2017-02-09T13:25:59+00:00
2024-07-30T19:16:09+00:00
https://www.vice.com/de/article/cage-the-elephant-haben-fur-uns-mit-einer-wegwerfkamera-ihren-aufenthalt-in-zurich-festgehalten/
“Scheiß drauf, ich wähle trotzdem AfD”—Ein offener Brief von Staiger an Bushido
Mein lieber Bushido, Wir kennen uns jetzt lange genug, als dass ich auf so eine billige Provokation von dir hereinfallen würde. In einem Videoblog, der in den letzten Tagen veröffentlicht wurde, hast du erklärt, dass du AfD wählen willst. Uuuhhhh, schrecklich, und alle Welt steht Kopf. Ich meine, vielleicht stimmt das ja sogar und letztlich kann es mir auch ziemlich wurscht sein, welche Partei du wählst. Ich weiß ja, dass das Bekenntnis zur AfD gerade so etwas wie das absolute “Ich ficke deine Mutter” in der Politiklandschaft ist und man damit so schön schocken kann. Das ist die ultimative Provokation fürs Establishment. Das No Go, über das jeder anständige Demokrat die Nase rümpft. Die anderen Parteien flippen aus und werden hysterisch und die AfD kann weiterhin von sich behaupten, die einzige rebellische Kraft in diesem System zu sein. Und das, mein lieber Bushido, das ist dann auch das Problem an deinem Statement und an deiner möglichen Wahlentscheidung. Selbst wenn du sie in Wahrheit gar nicht wählst, so siehst du sie doch irgendwie als Protestpartei, mit der man provozieren kann. Leider ist die AfD nichts von alledem. Weder ist sie Protest, noch ist sie rebellisch, noch ist sie Alternative. Die AfD sind Spießbürger, die einen Kulturkampf führen und dafür kämpfen, politisch unkorrekt sein zu dürfen, aber an der grundsätzlichen Ordnung erstmal gar nichts ändern wollen. Vielleicht verbindet sie das mit dir. Sie wollen zwar nichts ändern, aber sie wollen, dass es anders gemacht wird, nämlich so, wie sie es wollen—was dann auf Forderungen wie D-Mark statt Euro, mehr Polizei und die Abschaffung der Rundfunkgebühr hinausläuft. Dabei dürfte das Letztgenannte wahrscheinlich ihre originellste Idee sein. Ansonsten steht der Kampf gegen die Islamisierung des Abendlandes auf dem Programm, was bestimmte Vorurteile in der Gesellschaft bedient, was die Pfeifen aber nicht daran hindert, dein Statement auf Twitter auszuschlachten und dich zur Wahlparty einzuladen, ganz nach dem Motto: “Wenn der Moslem uns nützt, dann darf er bleiben. Wenn er uns ausnutzt, dann muss er gehen.” Eine Einstellung, die im Übrigen auch von der deutschen Bundesregierung beherzigt wird, die gerade alle möglichen Leute abschieben lässt, weil diese eben nicht nützlich sind—nur so viel zur scheinbaren Alternative. Vielleicht gefällt dir aber auch nur einfach, dass die Boys and Girls von der AfD auf diese politische Korrektheit scheißen und ihr in den politisch korrekten “Alt 68ern”, die nach AfD-Angaben die Republik beherrschen, einen gemeinsamen Feind habt. Vielleicht gefällt dir auch, dass sie ein klassisches Familienmodell mit Papa, Hausfrau, Kind favorisieren. Gegen Letzteres ist ja nichts einzuwenden, das soll jeder so halten, wie er will. Nur sollte man dabei in Betracht ziehen, dass das Leben nicht immer so verläuft, wie man es sich vorstellt und sich so manche Alleinerziehende ihr Schicksal nicht selbst ausgesucht hat. Manchmal muss man sich eben trennen und da hilft es auch nicht weiter, wenn sich eine Partei hinstellt und das Gegenteil fordert, oder mit Bestrafung droht, wenn man es trotzdem macht. Mit dem politisch Korrekten ist es das gleiche. Die AfD spielt sich als Partei der kleinen Leute auf, denen es anscheinend auf den Geist geht, “Menschen mit migrantischem Hintergrund” statt Ausländer und “Schwarze” statt “Neger” sagen zu müssen. Leute, die anscheinend auch mal wieder scheiße zu Schwulen sein, oder ihren Kindern eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen wollen, weil das ja früher auch nicht geschadet hat … die alten Werte und so. Die Frage ist nur, warum eigentlich? Glauben diejenigen, die darauf reinfallen, dass ihre Frauen in Zukunft tatsächlich wieder zu Hause bleiben können und nicht mehr arbeiten müssen, weil sie als Herr im Haus wieder genug Geld verdienen werden, sodass ein Auskommen ausreicht, um eine Familie zu ernähren? Mit Sicherheit nicht, und mit der AfD schon gar nicht, denn diese will sich ja nicht einmischen in so etwas wie Lohnpolitik. Glauben diejenigen, die jetzt aus Protest AfD wählen wirklich, dass man mit den Jugendlichen, die zwar hier geboren sind, den Deutschtümlern aber immer noch zu fremd sind, dass man mit diesen Jugendlichen besser zurechtkommt, wenn man das Minarett als Herrschaftssysmbol des Islam für deutsche Städtelandschaften ablehnt? Glauben die Menschen, dass sie wieder Vollbeschäftigung haben wie in den 70ern, nur weil sie wieder Worte benutzen dürfen wie in den 70ern? Glauben die Leute wirklich, dass sich das Rad der Zeit zurück drehen lässt, nur weil man Begriffe aus der Vergangenheit reaktiviert und die linksversiffte Elite in Berlin bekämpft? Das ist genau die gleiche bescheuerte Vorstellung, wie wenn die Alt-68er denken, sie würden die Verhältnisse besser machen, nur weil sie die Dinge netter und korrekter benennen. Im Endeffekt geht es doch darum, die Gesellschaft wirklich zu verändern. Die Art von Mitbestimmung und Volksentscheid, welche die AfD in diesem Zusammenhang anbietet ist genauso eine Blamage, wie der Rest ihres alternativen Geschwätzes, das keine Alternative ist. Volksabstimmungen darüber, dass der Staat noch mehr Staat sein darf, unter den man sich dann bedingungslos unterzuordnen hat? Ich könnte mir was Schöneres und auch Praktischeres vorstellen, denn wirkliche Veränderung passiert doch erst dann, wenn man sich mal darauf verständigen würde, wie man gemeinsam gut und gemeinschaftlich leben kann. Nachbarschaftlich sozusagen, wobei es doch dann vollkommen egal ist, woher die Nachbarin oder der Nachbar kommt. Nach Ansicht einiger Spezialisten in der AfD sei so etwas allerdings weder gewünscht noch möglich, da dem die Pigmentierung der Haut und der damit verbundene kulturelle Hintergrund im Weg stehe. Aber vielleicht gefällt dir ja auch einfach nur die Vorstellung, in Zukunft weniger Steuern zahlen zu müssen und du hast die Hoffnung, dass Polizei und Finanzämter dadurch weniger Personal haben, um dir auf die Nerven zu gehen. Täusch dich nicht. Eher streichen sie den Alleinerziehenden die Unterstützung, als dass sie auch nur einen Polizisten entlassen. Insofern viel Spaß mit der provokativen Alternative. Ich bleibe lieber radikal. Mit den Besten Grüßen, Dein Staiger. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Marcus Staiger
[ "AfD", "Arbeitslosigkeit", "Brief", "Bushido", "Deutschland", "Deutschlandtour", "Deutschrap", "Features", "gesellschaft", "HipHop", "Kommentar", "Kommentare", "Konservatismus", "Meinung", "Migranten", "Music", "Noisey", "offener brief", "Politik", "Provokation", "Radikalität", "Rap", "Staiger", "Staiger vs das Elend der modernen Welt", "Steuerpolitik", "wahlen" ]
2016-06-01T09:56:00+00:00
2024-07-30T21:22:43+00:00
https://www.vice.com/de/article/bushido-und-die-afdein-brief-von-staiger-an-bushido/
Wie rechts ist Andreas Gabalier?
Foto Credit: badkleinkirchheim via photopin cc Wir können froh sein, dass Andreas Gabalier nach 1945 zur Welt kam. Denn Hymnen singt der Schlagersänger immer so, wie er sie in der Schule gelernt hat. Doch wie rechts ist der Typ eigentlich? Wir haben uns schon vor ein paar Tagen gefragt, ob das einfach Dumpfheit ist und der Antifaschist in uns mit uns durchgeht, oder ob da vielleicht doch etwas mehr Kalkül dahinter steckt, als wir dem Volksrocknroller zutrauen würden. Sicher ist auf jeden Fall, dass Andreas Gabalier in die Hausverstand-Offensive geht. Als Antwort auf die Kritik an seiner Interpretation der Bundeshymne beim Formel 1 Rennen fordert er nun nach der Ö3-Abstimmung eine tatsächliche Volksabstimmung über die „Töchter” in der Bundeshymne. Die „Söhne” würden reichen—die „Töchter” sind dann quasi mitgemeint. Mir persönlich sind Hymnen, Grenzen und das ganze Zeug ja herzlich egal. Nicht mehr egal ist es aber, wenn die rechte Volksseele kocht vor Glück und die Foren platzen vor sexistischen Kommentaren. Doch bei Gabalier stellt sich spätestens seit seinem Album Volks Rock’n‘ Roller noch eine ganz andere Frage, nämlich jene nach seinen politischen Vorlieben. Das Cover dieser CD zeigt Gabalier in einer äußerst seltsamen Verrenkung. Ljubisa Tosic nannte sie im Standard eine „dynamische Körperpose, die sehr an ein Hakenkreuz erinnert”. Und wer das Cover betrachtet, wird sich Tosic durchaus anschließen können. Oder aber man fühlt sich an die Houston Hardcore Band D.R.I. erinnert, die exakt dieselbe Pose auf ihrem dritten Album Crossover von 1987 verwenden und ganz sicher nichts mit rechter Ideologie zu tun hat. Wie immer sind Zeichen und Codes schwer zu entschlüsseln und können in unterschiedlichen Kontexten komplett unterschiedliches bedeuten. Ein Cover von Andreas Gabalier und eines von D.R.I. Auch manche Texte von Gabalier sind durchaus kritisch zu betrachten. In seinem Song „Biker” etwa heißt es: „Touren-Renn-und Harleyfahrer Herz haben wir ein gesundes Italiener, Deutsche und Japaner grüßen tun wir uns und dass mit der Sozia geknuspert wird, ist gewiss aber nur so fern sie nicht verwandt mit einem ist.” Reden wir jetzt mal nicht über die dichterischen Fähigkeiten des Schlagersängers. Aber interessant ist doch, dass „wir” Italiener, Deutsche und Japaner uns dabei grüßen. Wie kommt Gabalier genau auf diese drei Länder, denen er sich offenbar besonders verbunden fühlt? Dass es sich hier um die faschistischen Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg handelt, ist sicher nur Zufall. Wir haben versucht, irgendeine Motorrad-Erklärung dafür zu finden, aber irgendwie fanden wirs auch komisch, würden die Biker plötzlich Honda, Minarelli und MZ (scheinbar eine deutsche Motorradmarke) grüßen. Auch das Lied „Mein Bergkamerad” hat Einschlägiges parat. „Kameraden halten zusammen ein Leben lang eine Freundschaft, die ein Männerleben prägt wie ein eisernes Kreuz das am höchsten Gipfel steht und selbst dem allerstärksten Sturmwind widersteht.” Kameradschaft und ein eisernes Kreuz? Das klingt doch mehr nach einer rechten als nach einer echten Männerfreundschaft. Netz gegen Nazis schreibt, dass das Eiserne Kreuz nicht zwangsläufig ein rechtsextremes Symbol ist, doch „ein gern und allumfassend genutztes Symbol der rechten Szene”. Was dieses Symbol aber auf einem Gipfel zu suchen haben soll, wird wohl nur Gabalier beantworten können. Natürlich kann damit ganz harmlos das Gipfelkreuz gemeint sein, aber die Kombination mit Kameradschaft, die selbst den allerstärksten Sturmwind übersteht, lässt das eiserne Kreuz eben auch eine andere Interpretation zu. Wie immer geht es um Zeichen und Codes, die so oder so gedeutet werden können. Aktuell wird Gabalier übrigens vor allem von FPÖ-Chef HC Strache unterstützt, der sich auch ganz gut mit Zeichen und Symbole auskennt, wie auch das aktuelle Beispiel eines Sebastian Kurz Fotos zeigt, das vom Biber übernommen wurde. Auf seiner Facebook-Seite hat Strache innerhalb einer knappen Woche bereits sieben Postings gebracht, wo er Gabalier unterstützt und ihm gratuliert. Im ZIB 24 Interview behauptet Gabalier nicht politisch sein zu wollen. Doch es ist ja immer durchaus aufschlussreich, aus welcher Ecke am intensivsten geklatscht wird. Wer mehr wissen will: Martin Blumenau hat auch einen interessanten Kommentar zu dem Thema verfasst. Und zum Abschluss gibts noch ein kleines Zuckerl von FB:
Michael Bonvalot
[ "Andreas Gabalier", "codes", "eisernes Kreuz", "Musik", "rechts", "Vice Blog" ]
2014-06-27T11:54:00+00:00
2024-07-31T03:33:06+00:00
https://www.vice.com/de/article/wie-rechts-ist-andreas-gabalier/
Bruna
Richard bringt das Unglaubliche vor die Kamera: eine rothaarige Brasilianerin.
[ "NSFW", "Shot By Kern" ]
Sex
2011-07-18T00:00:00+00:00
2024-08-12T06:56:37+00:00
https://www.vice.com/de/article/bruna/
Anonymous.Kollektiv ist zurück auf Facebook—und hetzt gefährlicher denn je
Anonymous.Kollektiv kann es nicht lassen. Nach einer längeren Pause ist die mit Abstand reichweitenstärkste deutsche Anon-Seite jetzt wieder auf Facebook aktiv—und postet wie gehabt fleißig verschwörungstheoretische, neurechte und rassistische Beiträge. Zwar sind die Geschichten allesamt viel zu unglaublich, um wahr zu sein, finden aber dennoch tausende Likes und Shares unter den insgesamt 1,8 Millionen Fans der Facebook-Seite. Zuvor hatte Anonymous.Kollektiv in den vergangenen Wochen ausgiebig das russische Facebook-Pendant vKontakte angepriesen und versucht, die eigenen Fans dorthin zu lotsen. Dort könne man „Anonymous unzensiert genießen”—ohne Furcht vor „Reichsjustizminister Maas” und seinen „SS-Zensur-Schergen”. Viele der eigenen Beiträge veröffentlichten die Macher der Seite seit Anfang des Jahres in voller Länge über vKontakte oder gar ausschließlich in dem russischen Netzwerk. Keine Netzpolitik, keine traditionellen Anon-Themen: Andere deutsche Anon-Aktivisten distanzieren sich von Anonymous.Kollektiv Tatsächlich war die absolute Posting-Pause in den vergangenen Wochen nicht ganz freiwillig. Anonymous.Kollektiv selbst bestätigte in einem PasteBin, dass das eigene Facebook-Konto gesperrt worden sei und man keine Beiträge mehr veröffentlichen könne. Die letzten Beiträge im Februar datieren vom 4.2. („Pädokriminelle grüne Inzestjugend”, „Antifa durchsiebte mit Kugeln vom Kaliber 22 erneut Büro der AfD”), danach wurde erst wieder am 9. März etwas veröffentlicht. Die Dauer der Facebook-Abstinenz deckt sich tatsächlich grob mit jener 30-tägigen Sperrfrist (plus gelegentlicher Bearbeitungszeit für Freischaltungen), die Facebook bei Verstößen gegen die eigenen Geschäftsbedingungen verhängt und von der deutsche Facebook-Nutzer in anderen Fällen berichtet haben. Ob die Seite gesperrt wurde, und wenn ja, wieso, ist—wie bei Facebook-Sperren üblich—von dem sozialen Netzwerk selbst nicht öffentlich erklärt worden. Gegenüber Motherboard wollte Facebook sich nicht zum Grund der Sperre äußern, da man zum Status einzelner Accounts grundsätzlich keine Stellung beziehe. Der Fall zeigt allerdings, dass man bei einer öffentlichen Seite mit 1,8 Millionen Likes mit dieser Politik auch wilde Spekulationen nährt. Unklar ist, ob möglicherweise die Hashtag-Kampagne #FakeAnonymous, die Ende Januar zum Melden der Seite aufrief, für die Sperre mitverantwortlich sein könnte. Natürlich bleibt auch die Behauptung vom neurechten Compact-Magazin, dass Anonymous.Kollektiv für die Veröffentlichung von einigen mehr oder weniger brisanten internen Lageberichten aus dem Innenministerium (die man zum Leak stilisierte) gesperrt wurde, unbestätigt. Für das Compact-Magazin passt das aber einfach zu gut ins eigene BRD-GmbH-Narrativ, um diese haltlose Behauptung nicht als Tatsache zu veröffentlichen. Die Geschichte von Anonymous.Kollektiv: Was ist da eigentlich schiefgelaufen? Am naheliegendsten erscheint, dass die Seite wegen ihrer hetzerischen Inhalte gesperrt wurde. So verschärfte man die eigene Rhetorik gegen Flüchtlinge in den vergangenen Wochen noch einmal: „Illegale Asylforderer vergewaltigen systematisch unsere Frauen und Kinder: Polizei schaut tatenlos zu, Politiker und Strafverfolgungsbehörden schützen die Täter! […] Migranten feiern in Deutschland mittlerweile ungestraft regelrechte Vergewaltigungs-Orgien und Sex-Exzesse”, heißt es beispielsweise in einem Post. Logische Konsequenz für die Anons: „Gründet Bürgerwehren, und ja, falls notwendig, bewaffnet euch auch.” Solcherlei Posts erreichen zusammen über 20.000 Shares auf Facebook. In den neuesten Posts schlagen die anonymen Hetzer in die selbe Panik-verbreitende, rassistische oder verleumdnerische Kerbe: Monsanto vernichte schleichend „die Lebensräume unserer Kinder”, mitten in Deutschland hätten 70 Migranten eine „IS-Außenstelle” gegründet und die „Asyllobby” verteile Bolzenschneider an der mazedonischen Grenze. Nur für die Jenaer Polizei hat man lobende Worte, weil sie sich durch das Ablegen eines einzigen Magazins scheinbar zu „AfD und Compact” bekannt habe. Screenshot: Facebook Anonymous.Kollektiv schreckt auch nicht davor zurück, das Zugunglück in Bad Aibling, das 11 Menschen das Leben kostete, politisch auszuschlachten und durch den neurechten Fleischwolf zu drehen. In einem selbst verfassten Text wird der vermeintlich Schuldige von einer ganz anderen Seite herbeigeredet: Der Zusammenstoß zweier Regionalzüge sei in Wirklichkeit ein Anschlag der Antifa gewesen. Als Zeugen für die unglaubliche „Enthüllung” spannt man einen ehemaligen Bahnmitarbeiter vor den eigenen Karren: Karl-Dieter Bodack, der bis 1995 in leitenden Positionen bei der Bahn tätig war und heute in der Initiative „Bürgerbahn statt Börsenbahn” tätig ist, hatte gegenüber der Huffington Post in einem Interview zwar erklärt, dass das Unglück nur durch „einen bewussten Eingriff in die Technik geschehen” könne. Dabei bezog er sich jedoch auf die automatischen Sicherungssysteme, die einen Zusammenstoß eigentlich verhindern sollten—von konkreten Schuldzuweisungen ist nicht die Rede. Auch eine interessante Anonymous-Theorie feat. Antisemitismus: Der Charlie Hebdo-Anschlag war eine False-Flag-Aktion Nach bisherigem, vorläufigem Ermittlungsstand gehen Experten von menschlichem Versagen aus und kritisieren gleichzeitig das System der Bahn, das die Gefahr solcher Fehler erhöhe: Die beiden Züge prallten wohl aufeinander, weil der Fahrdienstleister ein falsches Signal gab. Ein abschließender Bericht des Unglücks liegt jedoch noch nicht vor—bis dahin sollten sich jegliche Spekulationen, zumal politisch instrumentalisiert, eigentlich verbieten. Anonymous.Kollektiv hat inzwischen schon die nächste unglaubliche Horrormeldung im Anschlag für seine 1,8 Millionen Follower: Schwedische Sicherheitsexperten seien sich sicher, dass in Europa in wenigen Jahren der dritte Weltkrieg toben würde—angetrieben von den Kriegstreibern der NATO, die Russland besiegen wollten.
Max Hoppenstedt & Theresa Locker
[ "Anonymous", "Antisemitismus", "Motherboard", "motherboard show", "Netzpolitik", "rechts", "Tech", "Verschwörungstheorien" ]
Tech
2016-03-11T10:59:00+00:00
2024-07-30T22:48:52+00:00
https://www.vice.com/de/article/anonymouskollektiv-ist-zurck-auf-facebookund-postet-wirrer-denn-je/
Der vegane Gemüsekönig
Portionen: 1Insgesamt: 45 Minuten Für die Sauce:2 Esslöffel Olivenöl1 kleine Zwiebel, fein gehackt2 Schalotten, fein gehackt2 Knoblauchzehen, fein gehackt120 ml Apfelessig130 ml Melasse80 ml Reisessig3 Esslöffel Kokosblütenzucker3 Esslöffel vegane Worcestersauce2 Esslöffel Sesamöl2 Teelöffel geräuchertes Paprikapulver1 Teelöffel frisch gemahlener schwarzer Pfeffer1 Teelöffel Himalayasalz1 Teelöffel Tomatenmark1 g Cayennepfeffer5 Pflaumentomaten, entkernt und gewürfelt2 Esslöffel Hanföl Für das Gemüse:1 Esslöffel Olivenöl1 Knoblauchzehe, fein gehackt¼ Zwiebel, in Scheiben geschnitten1 Stück Ingwer (circa 2,5 cm), zerdrückt500 g Gemüse deiner Wahl, zum Beispiel Okra, Erbsen, Karotten, Brokkoli, Babymais und Paprika70 g Kichererbsen aus der Dose1 Esslöffel Sojasauce70 ml selbst gemachte Sauce, mehr nach Belieben180 ml Gemüsebrühe Zum Anrichten:brauner ReisQuinoaHanfnüsseKoriander 1. Zuerst die Sauce machen: Das Olivenöl in einem Topf bei mittlerer Hitze erwärmen. Zwiebeln hinzugeben und andünsten, circa 5 Minuten. Dann Knoblauch und Schalotten dazu und leicht anbraten. 2. Apfelessig, Melasse, Reisessig, Kokosblütenzucker, Worcestersauce, Sesamöl, Paprikapulver, Pfeffer, Salz, Tomatenmark und Pflaumentomaten hinzugeben und verrühren. Aufkochen lassen, dann Hitze reduzieren, sodass es nur noch leicht köchelt. 20 Minuten köcheln lassen, dabei gelegentlich umrühren. 3. Die Sauce in einen Mixer geben und zu einer glatten Masse pürieren, Hanföl hinzugeben und noch mal durchmixen. Abkühlen lassen. 4. In einem großen Topf das Olivenöl bei mittlerer Hitze erwärmen. Knoblauch, Zwiebelwürfel und Ingwer 1 bis 2 Minuten leicht andünsten. Gemüse und Kichererbsen dazugeben und weitere 3 Minuten garen. Dann die selbst gemachte Sauce und die Sojasauce hinzufügen und alles noch mal 2 Minuten kochen lassen. Gemüsebrühe dazugießen und gut umrühren, weitere 2 Minuten garen. 5. Mit braunem Reis oder Quinoa servieren, mit Hanfnüssen und Koriander garnieren.
[ "Food", "gemüse", "Gemüsepfanne", "Hanföl", "Hanfsamen", "machen", "Munchies", "Rezept", "rezepte", "sauce", "Vegan", "Worcestershire sauce" ]
2016-07-21T10:30:38+00:00
2024-08-12T10:52:16+00:00
https://www.vice.com/de/article/der-vegane-gemuesekoenig/
Die Handball-EM in Polen verträgt kein Zeichen gegen Homophobie
Es sollte nur ein kleines, aber feines Zeichen gegen Homophobie und für Toleranz werden. Der Kapitän der schwedischen Handballnationalmannschaft, Tobias Karlsson, hatte beim Europäischen Handballverband (EHF) angefragt, ob er bei der heute startenden EM in Polen mit einer regenbogenfarbenen Spielführerbinde auflaufen könne, so wie auch schon in mehreren EM-Vorbereitungsspielen zuvor. Nachdem er Anfang der Woche noch positive Signale aus Wien erhalten hatte, gab es gestern von Verbandsseite die kalte Dusche. So werden wir Karlsson (rechts) also in den kommenden zwei Wochen nicht sehen können: Sveriges lagkapten Tobias Karlsson spelar i regnbågens färger i handbolls-EM i Polen: — DN Sport (@DN_Sport)January 13, 2016 Der Grund dafür klingt ziemlich fadenscheinig: Weil die Kapitänsbinde „als Teil des Trikotsatzes” zu betrachten sei, müsse sie auch „eine Farbe oder mehrere Farben der jeweiligen Nation” enthalten. Nicht nur, dass man argumentieren könnte, dass die Regenbogenfarben genau das erfüllen (schließlich beinhalten sie auch Gelb- und Blautöne). Vielmehr hat es den Anschein, dass der EHF am Ende einfach nur unter dem Druck polnischer Medien eingeknickt ist. Im Gastgeberland wurde das geplante Toleranzbekenntnis als ein Protest gegen Homophobie in Polen gedeutet. So what, möchte man sagen. Doch weil die polnischen Medien Homophobie offenbar OK finden—oder ist es gar die neue Regierung, die bisher nicht unbedingt als Verfechter von Pressefreiheit aufgetreten ist?—ist so ein Zeichen natürlich unerwünscht. Dabei ging es nie darum, den Finger gegen ein bestimmtes Land zu erheben, wie Karlsson im Interview mit SVT Sport erklärte: „Es ist schade, dass sie die Aktion als etwas interpretiert haben, was es gar nicht ist. Und dass sie diese Botschaft dann auch noch an sehr viele Polen verbreitet haben. Das Ganze hat nichts mit Polen zu tun, sondern ist ein stilles Plädoyer für Akzeptanz. Ich hätte damit auch gespielt, wenn die EM in der Schweiz oder Frankreich stattfinden würde.” Es ist wohl kein Zufall, dass das bekannteste LGBT-Symbol gerade in Polen unerwünscht ist. Schließlich ist in Polen—vor allem außerhalb der Hauptstadt Warschau—Homophobie noch immer ein verbreitetes Problem, was nicht zuletzt mit dem großen Einfluss der katholischen Kirche im Land zu tun hat. Doch Karlsson lässt sich davon nicht unterkriegen und denkt bereits an die Zukunft: „Hier—unter der Regie des EHF in Polen—bin ich ja nur vorübergehend. Ich werde in Zukunft aber auch andernorts Handball spielen, und dort werde ich die Binde dann mit Freude tragen.” Eine Reaktion der schwedischen Fans auf das Last-Minute-Verbot blieb natürlich nicht aus. Viele haben sich bei Karlsson gemeldet und gefragt, wo sie regenbogenfarbene Kapitänsbinden herbekommen können, damit die Pro-Toleranz-Aktion nicht im Sande verlaufen muss. Karlsson selbst hat schon versprochen, möglichst viele an Schweden-Fans bei der EM zu verteilen. „Ich sorge gerne dafür, dass sie unsere Botschaft in die Welt tragen, wenn wir es schon nicht tun dürfen”, so Karlsson im Interview mit Aftonbladet.
Markus Hofmann
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2016-01-15T11:30:00+00:00
2024-07-30T23:44:19+00:00
https://www.vice.com/de/article/die-handball-em-in-polen-vertraegt-kein-zeichen-gegen-homophobie-271/
Ich bin wahrhaftig traurig, dass Ryan Davis gestorben ist
Manche werden jetzt fragen: “Wer zum Teufel ist das und warum sollte der Sack meine Blog-Lesezeit wert sein?!” Aber lasst euch von dieser furchtbaren Nachricht das Herz brechen: Ryan Davis, ein Co-Founder der legendären Gaming-Website Giant Bomb und Moderator des sauwitzigen Bombcast Podcasts, ist im Alter von 34 (das ist gerade mal so alt wie mein Bruder, verdammt) wenige Tage nach seiner Hochzeit (!) letzte Woche verstorben. Mit den Details der Todesumstände rücken weder Giant Bomb noch die normalerweise pietätlose Internet-Community heraus. Man kann vermuten, dass Gewichtsprobleme, Sauferei und das Rauchen eine Rolle spielten. Auf jeden Fall hat mich die Nachricht gestern unheimlich traurig gemacht und ich war echt für ein paar Minuten den Tränen nahe. Ich höre den Giant Bombcast, in dem neben Ryan auch Jeff Gerstmann, Vinny Caravella, Brad Shoemaker und Patrick Klepek wöchentlich dreistündige Unterhaltungen über Gott und das Gaming in den Äther schießen, eigentlich erst seit einigen Monaten. Aber das Phänomen der fassungslosen Trauer, das in der Gaming-Community gerade um sich greift, kann ich vollkommen nachvollziehen. Diese Jungs quatschen sich vertrauter als Muttern in deine Comfortzone und man lässt sie mit Freude in den inneren Dachboden einziehen. Sie sind wie die Kumpels, die mit Graskuchen in der Hand deine Couch besetzen und lautstark dein fehlendes Talent bei CoJ: Gunslingers anprangern—echte, angriffslustige und Bier verschüttende Freunde eben. Allgemeininformationen fernab der Spielewelt sind auch immer Teil der Show, wie Steak-Empfehlungen—wusstet ihr, dass roher als “rare” in Restaurants “blue/blue” genannt wird—, Tipps für Hängemattenbesitzer oder wie man Drogenspitzel wird. Manchmal reden sie dann doch auch über Videospiele und zerlegen News rund um alle relevanten Unterhaltungsmedien in ihre pixeligen Bestandteile. Äußerst unterhaltsam war auch die Folge, in der rauskommt, dass manche Leute auf der E3 mit Google Glasses rumlaufen, um Pornos schauen. 0 von 0
Josef Zorn
[ "GAMES", "Giant Bomb", "Nachruf", "Podcast", "RIP", "Ryan Davis", "Videospiele" ]
2013-07-09T08:11:00+00:00
2024-07-31T05:21:35+00:00
https://www.vice.com/de/article/ryan-davis-gestorben/
Der First Vienna Football Club ist der Choreo-Endgegner
Die Fans des First Vienna Football Club zeigten am Samstag die ultimative Videospiel-Choreo. Im letzten Heimspiel der Saison ließen die Anhänger des ältesten Fußballvereins aus Österreich Wario über die Tribüne laufen. Der aus den Super-Mario-Spielen bekannte Bösewicht und Endgegner teilt schließlich die Farben des ältesten Fußballvereins aus Österreich. Nach seinem kurzen aber erfolgreichen Kampf hisste er noch eine Fahne in den Vereinsfarben. Die unterhaltsame und witzige Idee wurde von mehreren Supporter-Gruppen des Vereins umgesetzt. Am letzten Spieltag kann der Verein zumindest noch sportlich Meister werden—auf eine Lizenz für die zweite Spielklasse und somit einen Aufstieg verzichtete man jedoch. Die Unterstützung aller Videospieler ist ihnen wohl trotzdem sicher. Update: In einer vorherigen Textversion sind wir fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der Verein noch in die zweite Liga aufsteigen kann, was angesichts eines Verzichts auf die Lizenz aber nicht möglich ist.
[ "Choreo", "fans", "First Vienna FC", "Fußball", "Highlights", "Sports", "tifo", "ultras", "VICE Sports" ]
2016-05-30T14:40:00+00:00
2024-08-12T11:28:00+00:00
https://www.vice.com/de/article/der-first-vienna-football-club-ist-der-choreo-endgegner-123/
Die “Identitären” sind laut Innenministerium eine Gefährdung für das friedliche Zusammenleben
Die Gefährlichkeit der sogenannten “Identitären Bewegung” wurde in letzter Zeit oft negiert. Das sei bloß eine kleine Gruppe frustrierter, unwichtiger Jugendlicher, hieß es in vielen Beiträgen. Die Presse, die einen Bericht der APA übernahm, verzichtete vor Kurzem zum Beispiel darauf, die Gruppe als “extrem” oder “radikal” zu bezeichnen. Und oe24.at lud sogar den Chef der “Identitären” ein, um zu diskutieren, “wie gefährlich Rechtsextreme sind” (Spoiler: laut dem Rechtsextremen-Anführer gar nicht). Eine ganz andere Sprache spricht im Vergleich dazu der gerade erst präsentierte Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2016. Das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) geht darin erstmals näher auf die Gruppierung ein. Und das obwohl der Inlands-Nachrichtendienst die “Identitären” seit Jahren überwacht. “Dies impliziert wohl nicht zufällig sowohl in Diktion als auch im Geist Anklänge an die nationalsozialistische ‘Rassenhygiene’” – Verfassungsschutzbericht 2016 2012 wurden die “Identitären” in einem Satz indirekt erwähnt, 2013 wurde auf ihren Internetauftritt verwiesen. 2014 hieß es relativ deutlich: “Die beschriebene, für eine ‘Erhaltung der eigenen Identität’ werbende Bewegung fungierte im Jahr 2013 als eine Art Sammelbecken für Aktivistinnen und Aktivisten aus unterschiedlichen Bereichen, die Affinitäten zum Rechtsextremismus aufweisen.” Im 2016er-Bericht wird den “Identitären”, die sie – anders als in vergangenen Jahren – wörtlich erwähnen, ein vierseitiger Fachbeitrag gewidmet. Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse der Verfassungsschützer zusammen: “Durch ihre öffentliche Inszenierung als vermeintlich harmlose ‘Jugendbewegung’ sind ihre rechtsextremen Einstellungsmuster für nur peripher informierte Sympathisanten nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Diese dienen jedoch gezielt als Codes und Signale für Anhänger rechtsextremen Gedankenguts, Milieus und Szenen, die in den letzten Jahren aufgrund ihrer gewaltaffinen Erscheinung und offen nationalsozialistischen Verherrlichung zunehmend gesellschaftlich geächtet wurden und daher kaum noch Nachwuchs generieren können.” “Die offensichtlichste Strategie derartiger Bewegungen und Netzwerke liegt einerseits im Versuch, rechtsextreme Einstellungsmuster in der Öffentlichkeit ‘salonfähig’ zu machen und andererseits im Bemühen, klassische rechtsextreme Szenestrukturen aufzubrechen und sich als junge popkulturelle Avantgarde zu stilisieren. Es ist erkennbar, dass diese Abgrenzungsversuche strategischen Hintergrund haben, um die weitere Ausbreitung derartiger Netzwerke nicht zu gefährden.” “Sprach man in ihren Anfängen noch von einem ‘Bloc identitaire’, ‘Jeunesses Identitaires’ und später von der ‘Génération Identitaire’, stellte man dies in einigen Ländern strategisch auf den zum Mitmachen geeigneteren Bewegungszusatz um. Zentrales Merkmal der Kommunikationsstrategie der Identitären ist die Uniformierung eines gemeinsamen Erscheinungsbildes (gemeinsames Lambda-Symbol und die Schriftzüge in den Farben schwarz-gelb) als Wiedererkennungswert. Die gemeinsame Corporate Identity und synchronisierte Kampagnenarbeit lässt Rückschlüsse darauf zu, dass die Vernetzung zentral organisiert und von Netzwerkknotenpunkten gesteuert und koordiniert wird. Dieser auffallend professionelle Organisationsgrad und die ressourcenintensive Kampagnenarbeit heben sich daher schon per Definition von klassischen Bewegungstypologien ab.” “Mit dem überhöhten Bezug auf die zu bewahrende ‘Nation’, als ein diffuses kulturvölkisches ‘Wir’, wird seitens der Ideologieproduzenten der Neuen Rechten gegen jegliche Form der auf Pluralismus und internationalen Menschenrechten beruhenden demokratischen Gesellschaftsordnung argumentiert und mobilisiert.” “Als maßgebliches Ideologiefundament beziehen sich die Identitären auf eine ethnopluralistische Weltanschauung. Mit dem Begriff ‘Ethnopluralismus’ wird ein Theoriekonzept bezeichnet, welches den für Rechtsextreme typischen Rassismus neu und weniger angreifbar begründen soll. Wie ‘klassische Rassisten’ behaupten auch Ethnopluralisten, es gebe grundsätzliche und unveränderliche Eigenschaften von Menschengruppen und jede Gruppe sei umso besser und stärker, je ähnlicher sich ihre jeweiligen Angehörigen seien. Welche ‘Ethnie’ dieser Ansicht nach der ‘besseren’ identitären ‘Leitkultur’ entspricht und welche nicht, wird von den Ethnopluralisten selbst vorgegeben und dient in einem nächsten Schritt der Stigmatisierung, Ausgrenzung und Abwertung ganzer Bevölkerungsgruppen und im Inneren gegen alle, die nicht ihre Weltanschauung teilen.” “Die Identitären in Europa versuchen in den letzten Jahren mit islam- und aktuell mit asylfeindlichen Kampagnen und Aktionen Ängste und Ressentiments gegen Asylwerber, gegen politische Entscheidungsträger und Parteien sowie gegen Unterstützer von Pro-Asylkampagnen zu schüren und diese einzuschüchtern. Mit ihrer Leitkampagne ‘Der große Austausch’ verbreiten sie verschwörungstheoretische Argumente, in denen unterstellt wird, dass die Regierungen Europas durch Masseneinwanderung und ‘Multikulti’ die Bevölkerung Europas ‘austauschen’ wollen und somit der ‘Volkstod’ drohe. Dies impliziert wohl nicht zufällig sowohl in Diktion als auch im Geist Anklänge an die nationalsozialistische ‘Rassenhygiene’. “Vor diesem Hintergrund (bezieht sich auf obigen Absatz, Anm.) werden klassische rechtsextreme Praktiken der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Abwertungshandlungen (wie sie aktuell für Asyl- und Flüchtlingsfeindlichkeit konstitutiv sind) kommunikativ anschlussfähig gemacht und für Protestmobilisierungen sowie für Kampagnentätigkeiten instrumentalisiert. Ein weiteres strategisches Ziel dieser aktuellen Entwicklung ist es, mit islam- und asylfeindlichen Themensetzungen den öffentlichen Meinungsdiskurs auf der Grundlage von Angstkonstruktionen und der Heraufbeschwörung von Schreckensszenarien zu beeinflussen. So sollen auch rechtskonservativ Gesinnte (meist junge Männer) der ‘gesellschaftlichen Mitte’ erreicht und zum Mitmachen bewegt werden.” “(…) ihre tatsächlichen Mobilisierungserfolge sind bei (Straßen-) Protesten aufgrund geringer Teilnehmerzahlen europaweit bescheiden geblieben. Dieser Mangel an nachhaltig mobilisierbarer Masse wird durch aufsehenerregende Aktionen von kleinen Gruppen oder Einzelpersonen kompensiert und in ihren eigenen Medienportalen als ‘Heldentaten’ gefeiert.” “Derartige gesellschaftszersetzende Kommunikationsstrategien (gemeint sind die Aktionen der Organisation, Anm.) und das öffentliche Auftreten rechtsextremer Ideologieträger bei identitären Splittergruppen führen zunehmend zu einer Polarisierung und Spaltung in der Öffentlichkeit und gefährden das friedliche Zusammenleben liberaler Demokratien.” Folge Christoph auf Twitter: @Schattleitner
Christoph Schattleitner
[ "bvt", "identitäre bewegung", "Österreich", "Politik", "Verfassungsschutz" ]
2017-06-14T15:00:43+00:00
2024-07-30T20:13:26+00:00
https://www.vice.com/de/article/die-identitaren-sind-laut-innenministerium-eine-gefahrdung-fur-das-friedliche-zusammenleben/
Wir haben Fuck, Marry, Kill auf dem Flow Festival in Helsinki gespielt
Das Flow Festival in Helsinki ist nicht nur für das gute Essen, die schönen Menschen und die inoffiziellen Aftershow-Partys bekannt (wie ihr bereits wissen solltet), auf dem finnischen Festival ist auch die Mischung aus schnulziger Träumermusik (Beck, Florence and the Machine), Auf-die-Fresse-Shows (Major Lazor, Diplo), freshem Rap (Tyler, the Creator, Run the Jewels) und experimentellem Gedöns (Flying Lotus, Evian Christ, Grouper) so vielseitig, dass jeder einzelne Besucher alleine für seinen Musikgeschmack eine schillernde Anstecknadel erhalten sollte. Da wir dieses Jahr keine dabei hatten, haben wir ein paar Besucher anderweitig in ein Gespräch verwickelt, indem wir ihnen unmögliche Fragen gestellt und sie vor menschenverachtende Entscheidungen gestellt haben. Genauer gesagt haben wir das Spiel „Fuck, Marry, Kill“ mit ihnen gespielt, bei dem wir jemandem Namen an den Kopf werfen, und er/ sie rigoros entscheiden muss, wen sie umbringen, wen sie heiraten und mit wem sie ins Bett steigen würden. Am Sonntagabend haben neben Florence and the Machine (offensichtlich das Highlight für alle Finnen) außerdem Beck, Flying Lotus und Tyler, the Creator gespielt und waren somit die Grundlage unseres Spiels. Letzterer war das beliebteste Mordopfer. Astrid, 22, aus Helsinki Noisey: Wen schaust du dir heute an?Astrid: Flying Lotus, Beck, Florence und Tyler, the Creator. Alles, fuck yeah! Okay, wir spielen „Fuck, Marry, Kill“ mit Flying Lotus, Beck und Tyler, the Creator. Wen würdest du heiraten, wen würdest du umbringen und wen mit nach Hause nehmen?Oh, scheiße. Ich heirate Beck. Warum?Er sieht wie ein netter Kerl aus. Er ist ja bei Scientology, wusstest du das?Oh Mist, das wusste ich nicht (lacht). Verdammt, aber ich heirate ihn trotzdem. Ich kann ihn ja immer noch ändern. Und ansonsten… Ich kann Flying Lotus nicht umbringen, also muss ich mit ihm schlafen und Tyler muss ich dann wohl leider umbringen. Wie stellst du dir Becks Antrag vor?Sehr romantisch, mit Kerzen und Musik. Würde dir das gefallen?Nicht jetzt, aber vielleicht in ein paar Jahren. Teemu Keisteri, DJ aus Helsinki Fuck, Marry, Kill: Was würdest du mit Beck machen?Teemu: Beck war wirklich langweilig, deswegen würde ich ihn gerne umbringen. Und Flying Lotus?Würde ich auch umbringen. Er ist langweilig. Und Tyler, the Creator?Wer ist das? Ein Rapper von Golf Wang.Ich würde ihn nicht umbringen, aber auch nicht heiraten, irgendwas dazwischen. Also ficken?Ja, ficken, genau. Hast du eine Fantasie, wie das ablaufen könnte?Ich würde Beck Schlaftabletten geben, Flying Lotus mit einem Hammer umbringen und bei Tyler einfach mit dem Flow gehen. Vielleicht als Sklave in einem Bett gefesselt sein und er dürfte machen, was er will. Mai, 19, und Isalie, 19, aus Helsinki Hi, wir spielen „Fuck, Marry, Kill“. Was würdest du mit Tyler, the Creator anstellen?Mai: (überlegt) Wahrscheinlich ficken. (Gelächter) Findest du ihn attraktiv?Ja, irgendwie schon. Nicht wegen seines Aussehens, aber wegen seiner Musik und den Dingen, die er sagt. Warum dann nicht heiraten?Ich kann mir nicht vorstellen, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen. Er wäre vielleicht ein guter Freund, aber kein Ehemann. Die anderen beiden sind Flying Lotus und Beck. Wen heiratest du, wen bringst du um?Ich heirate Flying Lotus und bringe Beck um. Warum bringst du Beck um?Ich kann Flying Lotus nicht umbringen, Beck ist mir egal. Iris, 21, und Alina, 20, aus Amsterdam Wen wollt ihr heute sehen?Iris: Wir wollen heute Florence and the Machine, Flying Lotus, Beck und Alt-J sehen. Florence am meisten. Tyler auch?Iris: Wer? Tyler, the Creator?Alina: Ich habe von ihm gehört, aber ich bin mir nicht sicher. Iris: Wir haben die Flow-Festival-Playlist angehört, daher kennen wir ihn. Er macht Rapmusik und wir sind eher so Housemusik. Wir spielen ein Spiel namens „Fuck, Marry, Kill“ mit Tyler, Flying Lotus und Beck. Was sagt ihr?Iris: Ich würde Tyler, the Creator umbringen, Flying Lotus ficken und Beck heiraten.Alina: Gute Antwort, ich stimme zu. Warum würdest du Flying Lotus nicht heiraten?Iris: Ich mag ihn als Künstler, aber ich finde nicht, dass er angemessenes Heiratsmaterial ist. Ist er besser im Bett als Beck?Beide: Ja, definitiv. Wie würdest du Tyler umbringen?Alina: Ertränken. Iris: Ich würde ihn Gangstastyle umbringen, mit einem schwarzen Auto und heruntergelassenen Fenstern und dann drauf losballern. Warum nicht? Thug life. Christofer, 29, aus Helsinki Würdest du Tyler, the Creator, Flying Lotus oder Beck umbringen?Christofer: Ich kenne Flying Lotus gar nicht, nur Tyler und Beck. Hier ist ein Foto.Er sieht gut aus. Also heiraten?Nein, ich würde Beck heiraten, ihn ficken und Tyler umbringen. Wie würdest du ihn umbringen?Ich weiß nicht. Ich bin ein bisschen verwirrt (lacht). Siehst du dir eine Show an?Beck schaue ich an. Aber eigentlich will ich nur Florence the Machine sehen. Matti, 26, und Matti, 24, aus Helsinki Schaut ihr euch Tyler, the Creator an?Matti 1: Wen? Kennst du ihn?Matti 2: Ich habe von ihm gehört. Kennt ihr Flying Lotus?Matti 1: Irgendwie schon. Beck?Matti 1: Beck spielt gleichzeitig mit Todd Terje, er ist okay. Wir spielen „Fuck, Marry, Kill“ mit diesen dreien. Ich zeige euch Fotos und ihr entscheidet. Matti 2: (schaut sich die Fotos an) Vom Aussehen her würde ich Beck heiraten, Tyler umbringen und Flying Lotus mit nach Hause nehmen.Matti 1: Ich auch.Matti 2: Er hat den gleichen Geschmack. Warum würdest du Beck heiraten?Matti 2: Er sieht vertrauensvoll aus. Und Flying Lotus sieht einfach besser aus als Tyler. Henri, 22, und Nora, 21, aus Helsinki Wen wollt ihr heute sehen?Nora: Beck und Tyler, the Creator. Wir spielen mit den beiden und Flying Lotus „Fuck, Marry, Kill“. Was sagt ihr?Henri: Oh, das ist hart.Nora: Ich würde selbstverständlich Beck heiraten. Obwohl er bei Scientology ist?Nora: Das wusste ich nicht, aber ich will ihn nicht umbringen. Also würde ich ihn trotzdem heiraten. Und wen bringen wir um? Wir bringen Fying Lotus um und ficken Tyler. Wie würdet ihr Flying Lotus umbringen?Henri: Nicht schmerzhaft.Nora: Ja, im Schlaf. Henri: Keine Schmerzen. Wir sind gnädig. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Viola Funk
[ "Beck", "Features", "finnland", "flow", "flow festival", "flying lotus", "Fuck Marry Kill", "golf wang", "Helsinki", "Music", "Noisey", "Noisey Blog", "tyler the creator" ]
2015-08-18T10:00:00+00:00
2024-07-31T00:13:25+00:00
https://www.vice.com/de/article/flow-festival-2015-tyler-the-creator-flying-lotus-beck-877/
​R&B-Globetrotter Purple hat nur ein Zuhause. Den Dancefloor
Aufgewachsen in Porto, zog es den volljährigen Purple erstmal raus in die weite Welt: Über Barcelona und London strandete der produzierende Sänger irgendwann in Berlin. Via Soundcloud schickte er kuriose Remix-Balladen von t.A.T.u. und Enya in die Späre, connectete mit Shlohmo und bewegt sich nun seit zwei Jahren im kreativen Dunstkreis des WEDIDIT-Kollektivs um Groundislava, Ryan Hemsworth und RL Grime. Sein Debütalbum Silence & Remorse, das dieser Tage über das kalifornische Innovativ-Kollektiv erscheint, spielt mit der Ästhetik postmodernen R&Bs und stellt den 31-jährigen Purple als gereiften Songwriter vor. Wir trafen den (musikalischen) Weltenbummler im Rahmen des Berlin Festivals und sprachen über das Nachtleben Berlins, die Geisterstadt Porto und seinen Labelchef Shlohmo. Erinnerst du dich noch an deine erste Show, die du in Berlin gespielt hast?Das muss ca. 2011 gewesen sein, bei einer Creamcake-Party im Südblock am Kotti—einer meiner ersten Gigs überhaupt. Lass uns doch ganz von vorne anfangen: Wie bist du überhaupt in Deutschland gelandet?2010 bin ich das erste Mal hergezogen. Da habe ich noch an visuellen Projekten mit einem Kumpel gearbeitet. Und lebte dann zwischenzeitlich in London, wo einfach alles viel zu teuer war. Seit einem Jahr bin ich wieder hier, habe bei Bekannten aufgeschlagen und mir ein Studio gesucht. Ich war total isoliert vom Außenleben, konnte mich voll auf die Musik konzentrieren und in Ruhe die musikalischen Skizzen ausarbeiten, auf denen ich schon länger rumsaß. Spielte die Wirtschaftskrise und Jugendarbeitslosigkeit in Portugal eine Rolle für dein ständiges Umziehen?Ich war eher gelangweilt und lebte ja schon 21 Jahre in Porto. Zum Studium zog es mich für zwei Jahre nach Barcelona. Das ist jetzt knapp eine Dekade her. Ich musste weg, da gab es verschiedene Gründe für. Mir schien die Stadt einfach der falsche Ort zu sein, um mich entfalten zu können. Das viele Rumreisen hat mich offener gemacht und mir super viel Input für meine Musik gegeben. Das konnte ich alles aufsaugen. An Berlin hat mich immer die Clubszene fasziniert, das Angebot an gutem House und Techno. Ich spürte hier keinen Druck und konnte mich auf meine Musik fokussieren, die jetzt nicht unbedingt dem Sound der Stadt entspricht. Aber immer wenn ich hier bin, spüre ich diese weirde, wunderschöne Energie Berlins, die mich inspiriert. Es als Musiker in Portugal zu schaffen, stelle ich mir auch deutlich schwieriger vor als hier in Berlin, wo es eine lebhafte elektronische Musik-Szene und Infrastruktur gibt.Das Land ist zwar klein und geografisch abgeschottet, hat aber eine wirklich interessante Musikszene. Mir fehlte trotzdem der Austausch mit Kreativen und das Feedback von Leuten, die ich in Porto nie getroffen hätte. Nicht, dass man diese Leute in einer speziellen Stadt sofort finden würde, aber das Reisen hat da schon geholfen. Die Entscheidung, Portugal zu verlassen, hatte definitiv keinen wirtschaftlichen Hintergrund. Mein Leben fühlte sich wie in einem langweiligen Loop an—es war immer das Gleiche. Ich war durstig nach neuen Erfahrungen und Abenteuern. Die portugiesische Musik-Szene ist nicht unbedingt über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt. Wie kann man sich die elektronische Szene dort vorstellen?In Lissabon und Porto gibt es natürlich junge Leute, die sich engagieren und die Musik am Leben halten. Lissabons Szene ist wohl am organisiertesten und fortschrittlichsten. Es gibt dort einen starken afrikanischen Einschlag, der sich auch in der Musik widerspiegelt. Sie ist sehr geerdet, perkussiv und legt Wert auf das Rhythmische. In Porto muss man sich schon auskennen. Alles ist versteckter und findet im Unterground statt. Ich war vor zwei Jahren in Porto. Die Stadt schien stark von der Krise gebeutelt. Es sah dort fast aus wie in einer verlassenen Geisterstadt.Wenn du im Herbst dort warst: Hast du den Nebel gesehen, der sich über die Stadt zieht? Dann wird’s richtig gruselig. Viele Häuser stehen mittlerweile leer und sind verlassen. Das ist krass deprimierend, vor allem, wenn du die Stadt anders kennengelernt hast. Die Wirtschaftskrise hat mein ganzes Land wirklich gefickt. Aber wir halten immer noch ein kleines Kollektiv aus lokalen Produzenten und Freuden am Leben. Bevor ich mich Purple nannte, veröffentlichte ich ja größtenteils Techno. Wir haben versucht, was auf die Beine zu stellen, uns zu organisieren, kleine Raves zu veranstalten und zu provozieren. Irgendwann sind einfach alle weggezogen. Und wenn man keine richtige Reaktion darauf bekommt, ist es schwer, so etwas wie eine Szene aufzubauen. Kaum einer meiner Freunde lebt noch in Portugal. Über Berlin gibt es ja das Klischee, das junge Künstler, die hierher kommen, sich im Partyleben verlieren und unkreativ werden. Kennst du solche Schicksale oder hast du hier schon selbst kreative Tiefpunkte erlebt?Wenn du als Musiker oder Künstler bist und nach Berlin kommst, wirst du von diesen Dingen natürlich angezogen. Und je nachdem, wie alt man ist, kann man sich dem entziehen oder es kontrollieren. Ich bin ein riesiger Technofan, schon immer gewesen. Und am Anfang wollte ich das alles aufsaugen, nichts verpassen. Die Stadt kann ein sehr dunkler Ort sein. Ich mag es aber eh nicht, die Kontrolle zu verlieren. Deshalb bestand die Gefahr bei mir nie. Auf mich hatte die Stadt immer eine positive, inspirierende Wirkung. [daily_motion src=’//www.dailymotion.com/embed/video/x2rrty2′ width=’480′ height=’270′] Wann hast du angefangen, Musik zu machen? Wie klangen deine ersten Produktionen?Vor knapp zehn Jahren habe ich das erste Mal bewusst Musik produziert. Ich komme ursprünglich aus der Visual-Arts- und Illustrations-Ecke und war zu der Zeit total down. Meine Eltern flogen gerade in ein südspanisches Familienressort und überredeten mich, mitzukommen. Was darin endete, dass ich mich mit dem Laptop meiner Mutter und dem Aufnahme-Programm Audacity im Zimmer einschloss. Lustig, mit dem Programm schneide ich gerade unser Interview mit.Ach, krass. Du benutzt das noch? (Gelächter) Viele wissen ja gar nicht, wie alt das ist. Jedenfalls programmierte ich damit erste Loops, besorgte mir Garage Band und jede Software, die ich auftreiben konnte. Ein Kumpel schenkte mir ein altes, schrottiges Yamaha-Keyboard und wir begannen erstmals auch Vocals aufzunehmen. Als ich dann in Berlin landete, produzierte ich progressiven Deep-Techno, sehr düster. Nachdem ich mich länger in der Szene rumtrieb, spürte ich aber, dass ich da nicht hingehöre. Auch wenn der Dancefloor mein Zuhause ist, habe ich es nie darauf angelegt, im Berghain zu spielen. Im Dezember 2010 nahm ich dann innerhalb von zwei Wochen meine erste EP als Purple auf. Draußen war es arschkalt und die Stimmung so düster-winterlich. Nach der Veröffentlichung hat sich super viel für mich verändert und ich ging die Musik mit einer neuen Professionalität und Ernthaftigkeit an. Dein Album Silence & Remorse lässt sich grob als zeitgenössischer R&B einordnen. Hat dich der R&B der 90er-Jahre als Kind geprägt?Nicht wirklich, ich war eher ein HipHop-Kid. Als Teenager, Mitte, Ende der 90er, hörte ich viel Eastcoast-Rap. Meine Mutter war immer bessesen von brasilianischer Musik, mein Vater hörte Jazz. Das war also eher präsent bei uns zu Hause. R&B habe ich nie wirklich viel gehört. Auch das neue Zeug, die ganzen Post-Irgendwas-Geschichten, verfolge ich nur sporadisch. Ich stehe auf verrückte Experimental-Musik, elektronischen Kram aus den frühen 90ern aus Bristol, so Post-Portishead-Zeugs. Die UK-Vibes aus den 90ern trage ich definitiv in mir. Ich hatte eine ältere Schwester, die verrückt nach Tricky und Massive Attack war. Später stieg sie dann auf den Emo-Zug auf, was ich ihr als kleiner Bruder natürlich nachmachte. Meine größte Inspirationsquelle mittlerweile sind wohl Filme und Bewegtbilder jeglicher Art. Der Gesang auf dem Album, bist das alles du?Ja, fast. Da ich auf meinen früheren EPs die Vocals immer runter- oder hochgepitcht hatte, wollte ich meiner Stimme nun eine neue Ästhetik verleihen. Letztlich haben wir uns drei Sängerinnen ins Studio geholt, die meine Gesangsspuren nochmal nachsangen, und teilweise in die Songs gemischt. Ich habe mit ihren Stimmen gespielt und sie in einen Dialog mit mir gesetzt. Das Album ist sehr romantisch auf seine spezielle Weise und beschreibt die Sicht eines dramatischen, verlorenen Antihelden, de versucht, sich im Jahre 2015 zu verlieben. Das ganze Album spiegelt das Ping-Pong-Spiel zweier Liebenden wider. Ich bin wahrscheinlich nicht der erste, den deine Stimmfarbe an Michael Jackson erinnert.Ja, ich habe das schon in einigen Kommentaren online gelesen. Und, klar, liebe ich Michael und habe ihn als Kind viel gehört. Was das Stimmliche angeht, muss ich noch sehr viel lernen. Alles, was ich vor Silence & Remorse aufnahm, habe ich immer durch einen Hall-Effekt gejagt und unkenntlich gemacht. Ich lerne jeden Monat neue Dinge dazu, wie ich meine Stimme einsetzen kann, ihr mehr Power gebe oder mit Emotionen spiele. Die Stimme an sich ist ein unfassbar mächtiges Tool. Du siehst dich also in erster Linie als Produzent, nicht als Singer?Ich denke, das verschiebt sich gerade bei mir. Auf meiner ersten EP Salvation sang ich zwar alles selbst ein, da ich die Stimme aber nachträglich bearbeitete, hielten es viele für Samples. Wenn ich die Tracks heute live spiele, arbeite ich auch immer noch mit der Pitch-Funktion auf der Stimme. Die Bezeichnung singender Produzent bringt es wohl ganz gut auf den Punkt. Shlohmo hat dein Debütalbum mitproduziert. Erinnerst du dich noch daran, wie du zum ersten Mal etwas von ihm gehört hast?Das war sicherlich die Bad Vibes-Platte, irgendwo auf Youtube. Damals war ich aber kein großer Anhänger der Witch-House-Bewegung, und hörte da nur mal rein. Ich war total auf Microhouse, Techno und Electronica hängengeblieben. Mein Kumpel Evil, mit dem ich in Portugal schon Musik machte, schickte Shlohmo meine EP. Das ist so drei Jahre her. Shlohmo schrieb mir daraufhin bei Soundcloud, dass er die EP feiere. Von da an schickte ich meine neuesten Demos und Remixe immer an Nick (Melons, Manager von WEDIDIT, Anm. d. Verf.). Shlohmo und ich wurden zu „best internet buddies” und skypten regelmäßig. Wie ist die Arbeits-Atmosphäre im WEDIDIT-Headquarter in West Hollywood? Findet dort im Kollektiv viel kreativer Austausch statt?Es ist einfach total gechillt. Jedes Mal wenn ich dort war, haben wir uns eingeschlossen, zusammen gekifft und an Tracks gearbeitet. Wir beschäftigen uns nicht groß mit Abläufen und Timings, auch wenn das mittlerweile natürlich immer wichtiger und organisierter verläuft. Irgendjemand klimpert immer auf einem Keyboard rum, woraus dann meistens spontane Jam-Session entstehen und Tracks ausproduziert werden. Es ist einfach eine große Clique, die den Spaß ihres Lebens hat. Die anderen kennen sich ja schon seit der High-School. Wirst du nicht wie der Neue behandelt?Gar nicht. (lacht) Es fühlt sich eher an, als wäre ich auch auf die gleiche Schule gegangen. Auch was den musikalischen Geschmack und unsere Persönlichkeiten angeht, sind wir uns alle gespenstisch ähnlich. Wie nimmst du das wahr, als Europäer Teil eines kalifornischen Kollektivs zu sein: Denkst du, es gibt einen europäischen Ansatz zu produzieren?Voll … Die Musikszenen sind so unterschiedlich. Gleichzeitig sorgt das Internet und die Globalisierung dafür, dass wir uns immer mehr annähern und die selben Einflüsse verarbeiten. Nimm’ mal nur die Londoner Szene und vergleich’ sie mit LA. Auf der einen Seite hast du das Brainfeeder-Camp, das Lichtjahre voraus zu sein scheint. In UK geht gerade wieder der Grime-Film los, der nirgendwo anders so hätte entstehen können. Berlin hat seine eigne verrückt-ausufernde Clubkultur, die gerade weltweit einmalig ist. Das sind ganz andere Ausdrucksarten und Energien. Das vermisse ich etwas an Europa: Die Städte bauen meistens auf einen Sound, den man dann in jedem Club hört. Und der ändert sich alle paar Jahre gewaltig. Europa und die USA unterscheiden sich kulturell natürlich immer noch stark. Mich interessiert gerade dieser kulturelle Dialog zwischen unterschiedlichen Menschen und Musikern.
Carlos Steurer
[ "barcelona", "Berlin", "deep techno", "Feature", "Interview", "LA", "Lissabon", "Los Angeles", "Porto", "Portugal", "purple", "r&b", "Shlohmo", "shlomo", "techno", "Thump", "Wedidit" ]
2015-06-11T17:30:00+00:00
2024-07-31T02:22:08+00:00
https://www.vice.com/de/article/rb-globetrotter-purple-hat-nur-ein-zuhause-den-dancefloor/
Diesem Berliner drohten fünf Jahre Haft, weil er Instrumente an Nordkoreaner verkaufte
Folgende Dinge solltest du nicht nach Nordkorea verkaufen: Waffen, Schiffe, Flugzeuge, Nukleartechnik, Flöten und Klarinetten. Wenn dir an dieser Liste irgendetwas seltsam vorkommt, dann liegt es vielleicht daran, dass du nicht weißt, dass indirekt auch Musikinstrumente auf einer Liste von UN-Sanktionen gegen das nordkoreanische Regime stehen. Auch den beiden Berliner Musikinstrumente-Händlern Andreas Schmucker und Thomas Reichle war laut einem Bericht des Tagesspiegels nicht bewusst, dass sie sich gerade mit dem UN-Sicherheitsrat anlegten, als sie vor zwei Jahren eine Klarinette und eine Flöte an drei Nordkoreaner verkauften. Erst als sich der Verfassungsschutz bei ihnen meldete und die Staatsanwaltschaft ihnen mit fünf Jahren Gefängnis drohte, wurde beiden klar, dass sie unwissentlich gegen Sanktionen verstoßen hatten. Auch bei VICE: Warum sich nordkoreanische Zwangsarbeiter in Polen zu Tode schuften Wir haben Andreas Schmucker, einen der beiden Geschäftsführer, gefragt, wie es sich anfühlt, in einen internationalen Konflikt hineingezogen zu werden. VICE: Wie kam es dazu, dass ihr Musikinstrumente-Geschäft ins Visier des Verfassungsschutzes geriet? Andreas Schmucker: Eine Mitarbeiterin hat an diesem Tag drei asiatische Kunden bedient, ich selbst war nicht im Laden. Sie interessierten sich für eine Flöte und eine Klarinette. Zwei waren Musiker, die sich offensichtlich gut auskannten und die Instrumente ausgesucht haben. Der dritte war ein Dolmetscher. Es war ein normaler Vorgang, wir haben häufig asiatische Kunden. Wir haben eine Rechnung gestellt, das Geld kam zügig und sie holten die Instrumente ab. Das einzig Ungewöhnliche war, dass sie einen koreanischen Namen und eine Adresse in Pjöngjang angaben. Zwei Tage später rief der Verfassungsschutz bei uns an. Wie haben Sie reagiert? Die Kollegin am Telefon war schockiert. Der Herr vom Verfassungsschutz hat sehr freundlich erklärt, dass ein Embargo gegen Nordkorea besteht und wir dagegen verstoßen hätten. Das Gespräch endete dann in dem Tenor: Passt in Zukunft besser auf und macht das nicht wieder. Es gibt verschiedene Embargostufen. Gegen Waffen und andere Technologien, aber auch gegen Luxusgüter. Dazu gehören auch hochwertige Musikinstrumente. Was genau als “hochwertiges Musikinstrument” gilt oder wie teuer es sein muss, ist jedoch nicht näher ausgeführt. In den meisten Fällen sind Musikinstrumente Handwerkszeug und keine Luxusgüter. Insbesondere wenn Musiker sie kaufen. Damit war die Sache für Sie erledigt? Nein. Ein Jahr später standen plötzlich sieben Zollfahnder im Laden. Sie wollten alle Unterlagen zu dem Fall und drohten, andernfalls alle Papiere und Computer zu beschlagnahmen. Wir haben dann alles ausgehändigt. Kurz darauf kam ein Brief der Staatsanwaltschaft. Darin wurden wir offiziell beschuldigt, gegen Paragraf 18 Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben, weil wir uns über Sanktionen hinweggesetzt hätten. Das werde mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet, hieß es. Wie fühlten Sie sich, als Sie lasen, dass Ihnen fünf Jahre Haft drohen, weil Sie zwei Musikinstrumente verkauft haben? Meine Frau öffnete zu Hause den Brief und bekam einen gehörigen Schock. Das war für mich und meinen Geschäftspartner unvorstellbar. Wir dachten, die Instrumente gehen an Privatleute und nicht an den Nordkoreanischen Staat. Wir hatten keine Ahnung, dass wir gerade gegen UN-Sanktionen verstoßen hatten. Wenn wir eine Anfrage vom Nordkoreanischen Heeresmusikcorps erhalten hätten, dann hätten wir das natürlich nicht gemacht. Halten Sie die ganze Sache trotzdem für gerechtfertigt? Ich halte es für gerechtfertigt, dass solche Embargos eingehalten werden müssen. Aber die weitere Verfolgung durch Zollfahndung und Staatsanwaltschaft über zwei Jahre halte ich für unangemessen. Der Hinweis und die Ermahnung vom Verfassungsschutz hätten ausgereicht. Vor zwei Wochen wurde das Verfahren eingestellt, weil kein Tatverdacht zu konkretisieren war. Auf den Anwaltskosten von ungefähr 5.000 Euro bleiben wir sitzen. Was wurde aus den Instrumenten? Keine Ahnung. Es hat sich kein Nordkoreaner bei uns gemeldet und ich weiß auch nicht, wie der Verfassungsschutz überhaupt darauf aufmerksam wurde. Die meldeten sich ja schon zwei Tage nach dem Kauf bei uns. Ich weiß von den Ermittlern nur, dass die Instrumente nach Moskau an die nordkoreanische Botschaft gehen sollten. Ob die Behörden die Instrumente beschlagnahmt haben, weiß ich nicht. Das wäre übertrieben. Mein Kollege nannte das eine kafkaeske Situation und es ist grundsätzlich bedenklich, wie schnell man in so eine Lage kommen kann. Rechtlich ist uns nichts nachzuweisen, auch wenn die Sache wohl nicht ganz sauber gewesen ist. Aber das war für uns nicht erkennbar und es bestand auch kein Vorsatz. Überprüfen Sie Kunden heute genauer? Wir kennen das Problem jetzt und sind vorsichtiger, aber nach wie vor verstehe ich nicht, dass ich an gewisse Musiker nichts verkaufen darf, zumal der Begriff “hochwertiges Musikinstrument” nicht definiert ist. Es wird auch in Zukunft Fälle geben, die wir ablehnen. Mir ist aufgefallen, dass sich die Ermittler überhaupt nicht dafür interessiert haben, ob wir das regelmäßig machen. Das wäre für mich verständlich gewesen, auch wenn wir das nicht gemacht haben. Wir haben mit dem Staat Nordkorea nichts zu tun. Haben Sie nachgeforscht, ob Sie in der Vergangenheit bereits versehentlich gegen Embargos verstoßen haben? Das wäre sehr schwer. Es ist ja alleine schon schwierig zu erkennen, ob jemand aus Nord- oder Südkorea kommt. Es gibt erstaunlich viele Länder, gegen die Sanktionen erlassen wurden, und wir können nicht alle kennen. Zum Beispiel bestehen Embargos gegen Ägypten, ich bin aber nicht sicher, ob das auch für Instrumente gilt. Wir wären aber vorsichtig, wenn eine staatliche Anfrage aus Ägypten käme. Wenn jedoch ein Ägypter kommt, um eine Klarinette bei uns zu kaufen, warum nicht? Es gibt hier in Berlin an der Musikhochschule auch ägyptische Studenten, die brauchen ja auch Instrumente. Folge Tim auf Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
Tim Geyer
[ "Berlin", "instrument", "Musik", "Musik und Politik", "Nordkorea", "Politik", "Rechtsstreit" ]
2017-08-21T14:45:34+00:00
2024-07-30T20:37:52+00:00
https://www.vice.com/de/article/diesem-berliner-drohten-funf-jahre-haft-weil-er-instrumente-an-nordkoreaner-verkaufte/
Was ich über das Leben und Essen lernte, als ich mit dem Fahrrad von London nach Kapstadt fuhr
Es gibt nur wenige Menschen, die von sich behaupten können, dass sie mit dem Fahrrad von London nach Kapstadt gefahren sind. Tom Perkins gehört zu diesen wenigen. Mit seinem Freund und treuem Fahrradbuddy Matt Chennels hat er sich auf eine Mammutreise durch 26 Länder gemacht. 501 Tage lang haben sie mit ihren Drahteseln Europa, den Nahen Osten und Afrika bereist, um mit hungrigem Magen die Welt von Norden nach Süden zu erkunden. Sie wollten die regionalen Küchen bei den Menschen entdecken, die sie unterwegs trafen. Aus der Reise ist mittlerweile auch ein Buch, Spices and Spandex, entstanden. Tom erzählt uns heute mehr davon: In einem Pub in Kapstadt hatte ich mit Matt einmal ein Bier getrunken, da kamen wir auf die Idee zur Fahrradtour. Wir hatten gerade unseren sinnfreien Abschluss in Geisteswissenschaften gemacht und jahrelang im Studium alles über Subsahara-Afrika erfahren—aber richtig dort gewesen sind wir nie. Wir wollten aus diesem Elfenbeinturm raus. Nach ein paar Drinks waren wir fest entschlossen, eine riesige Fahrradtour zu machen: Start sollte ein Pub in einem Dorf im Süden Englands sein, wo ich aufgewachsen bin, Ziel war unsere Stammkneipe in Kapstadt. Dummerweise haben wir ein paar Leuten an diesem Abend von unserem Plan erzählt und dachten uns am nächsten Morgen nur: „Scheiße, jetzt müssen wir das auch durchziehen.” Und das haben wir dann getan. Wir waren keine Radprofis. Die Gepäckträger hielten nicht an unseren Fahrrädern, wir haben alles mit Schlauchschellen und Kabelbindern festgemacht. Ein chaotisches Bild. Als wir unsere Tour begonnen haben, war Matt in einem desolaten Zustand: Er hatte seit Ewigkeiten nicht mehr auf dem Rad gesessen. Ich guckte ihn nur fragend an und meinte: „Sicher, dass du das machen kannst?” Wir hatten zwar keinen festen Plan, aber ich wusste, was ich durch diese Reise erreichen wollte. Wenn man so lange „on the road” ist, muss man ein ein Ziel haben, das man leidenschaftlich verfolgt. Ich wollte meine großen Leidenschaften—die Fotografie, das Schreiben, das Erzählen von Geschichten und vor allem das Essen—irgendwie miteinander kombinieren, also erschien es mir logisch, ein Kochbuch zu schreiben. Ich wollte einfach lernen und wie ein Schwamm so viel Wissen wie nur möglich aufsagen. Ich bin kein ausgebildeter Koch und obwohl ich es liebe zu kochen, wusste ich immer, dass ich diesen Karriereweg nicht einschlagen wollte. Mit dem Buch wollte ich Essen aus einer sozialen, anthropologischen Perspektive betrachten: Was bedeutet Essen für verschiedenen Menschen und an verschiedenen Orten? Wie kann Essen Menschen zusammenbringen? Ich wollte etwas machen, das über den perfekt angerichteten Teller(-rand) hinausblickt. Egal wo, ich habe immer versucht, mit den Menschen, die wir getroffen und kennengelernt haben, über Essen zu reden. Ich habe sie gebeten, mir bestimmte Gerichte beizubringen: ihr Lieblingsgericht aus ihrer Kindheit oder ein Gericht, das ihnen viel bedeutet oder auch das Nationalgericht. Dann habe ich ihnen beim Kochen zugeschaut und mit ihnen gekocht. Einen ganzen Abend lang habe ich gelernt, wie man Injera macht, ein gesäuertes Fladenbrot, das man in Äthiopien zu fast jeder Tagesmahlzeit isst. Eine türkische Frau, die nicht größer war als 1,20 m, hat vor meinen Augen einen riesigen Bullen mit der Präzision eines Schneiders zerlegt. Bei der sudanesischen Familie durfte ich mit den Frauen kochen, was einem Mann sonst nicht gestattet ist. Die Rezepte im Buch sind eine Mischung aus den Dingen, die ich auf meiner Reise gelernt habe, und meinen eigenen Kreationen. Es gibt ein Gericht aus Tansania, das dort definitiv noch nicht so gekocht wurde, aber ich wollte mit den tollen Zutaten, die wir dort entdeckt haben, etwas Persönliches kreieren. Auf den Märkten habe ich alles probiert, von frittierten Heuschrecken bis hin zu Fischköpfen. Wir hatten nur wenig Geld, also viel schon mal alles raus, was teuer war. 501 Tage lang lebten wir quasi von dem, was wir vor Ort finden konnten. Irgendwann wurde es spät und je nachdem, welche Jahreszeit es war und wo wir gerade waren, mussten wir dann darüber nachdenken, wo wir die Nacht verbringen konnten. Eine Stunde vor Sonnenuntergang haben wir uns auf die Suche nach einem guten Nachtlager gemacht: eine alte Bushaltestelle, ein Gehölz, ein Wald, ein Park. Im Winter hingen wir Ewigkeiten in Cafés oder Bars rum, bis uns jemand fragte, wo wir denn noch hinwollten. Mit unseren gebrochenen Sprachkenntnissen antworteten wir meist nur: „Zelt. Schlafen.” So unzählige Male haben uns völlig Fremde zu sich nach Hause eingeladen. Wir waren bereits ein paar Monate unterwegs, als mein Knie, das schon vorher ziemlich angeschlagen war, als ich mir das Schienbein gebrochen hatte, quasi den Geist aufgab. Wir waren mitten in der Wüste, an der Westgrenze zu Libyen, es war ein paar Tage nach Weihnachten und ich konnte kaum laufen, geschweige denn mit einem Fahrrad fahren, woraufhin ich im Krankenhaus in Luxor behandelt wurde. Dann ging es weiter nach Süden in Richtung Sudan und nach Khartum, um dort dann zu planen, wie es weiter gehen soll. Dort habe ich einen LKW-Fahrer getroffen, der mich seinem Cousin Mohammed vorgestellt hat. Mohammed hat mich zu sich zu Hause eingeladen und meinte zu mir: „Das ist dein Zuhause.” Über einen Monat lang blieb ich bei Mohammed und seiner Familie und kurierte mein Knie aus. Das war unglaublich. Ich habe immer noch jeden Monat Kontakt mit ihm und habe ihm ein großes Kapitel im Buch gewidmet, von dem ich ihm auch ein Exemplar geschickt habe. Das ist das Beste, was ich mit dem Buch machen kann: es den Leuten zurückgeben, die ich getroffen habe und die mir geholfen haben. Auch Nelson werde ich nie vergessen: Wir sind gerade 100 km durch Malawi gefahren, es wurde langsam dunkel. Uns wurde klar, dass wir gerade ohne Essen im Nirgendwo feststeckten. Wir fuhren einen Feldweg entlang und landeten in einem Dorf, wo uns glücklicherweise Nelson begrüßte, der Leiter der Dorfschule. Wir konnten in einem der Klassenzimmer schlafen, er hat uns Wasser zum Waschen gegeben (schließlich rochen wir nach 100 km nicht sonderlich gut) und hat uns zu sich nach Hause eingeladen, um dort traditionell malawisch zu essen: Es gab mielie (ein bisschen wie fester Kartoffelbrei) mit Tomaten und gehackten Avocados. Als ich ihn fragte, ob er etwas Salz habe, schaute er mich leicht entgeistert an. „Salz ist teuer geworden und ich kann mir diesen Monat keines leisten”, erzählte er mir. Dieser Mann konnte sich kein Salz kaufen—etwas, das in den Industrieländern ganz normal ist—und trotzdem hat er uns alles Mögliche angeboten, was er im Haus hatte. Für Nelson und viele andere Menschen auf unserer Reise gehörte es dazu, Fremde willkommen zu heißen, mit ihnen einen gute Zeit zu verbringen und sich um sie zu kümmern. Diese Menschen machten sich keine Gedanken darüber, was ein Fremder ihnen klauen könnte, sondern sie dachten eher daran, wie bereichernd es für sie sein kann, wenn sie Fremde kennenlernen. Wenn man mit dem Fahrrad fährt, kann man ein Land aus erster Hand erleben, man ist aber auch gleichzeitig sehr angreifbar. Wenn ich so zurückblicke, wird mir klar, wie gefährlich das war und wie naiv wir waren. Zwei Mal wurde ich angefahren; als ich Wasser aus dem Nil getrunken habe, wurde ich richtig krank; wir waren genau zur Zeit der Revolution in Kairo; mein Knie war kaputt und ich musste auf einem alten Motorrad weiterfahren, mit dem ich jeden Tag irgendeine Panne hatte. Aber bei einer Reise wie dieser will man beides erleben, die Höhen und die Tiefen. Es klingt komisch, aber man man muss auch die schlechten Zeiten genießen können, denn die machen eine Story aus. Als ich mir eine Mageninfektion eingefangen hatte, eine Woche lang flach lag und Suppe mit Rinderlungen und Sauerkirschen essen musste, war das schrecklich, aber das ist immer noch meine Lieblingserinnerung rund ums Essen. Wir haben uns immer gesagt, dass wir uns diese Situationen ganz allein eingebrockt haben. Das war unsere Traum-Tour und wir sind so glücklich, dass wir diese Reise machen konnten. Ob uns das verändert hat? Klar. Man müsste schon ganz schön blind oder starrköpfiger sein als ich, wenn man denkt, dass das nicht passiert. Die Leute, die man trifft, die Dinge, die man erlebt und für die man sich bei so einer Reise öffnet, sind so beeindruckend und anders als alles, was man je zuvor erlebt hat. Das verändert einen unweigerlich. Und das nimmt man mit offenen Armen entgegen. Gerade für mich war das mit 23 eine ziemlich prägende Erfahrung. Und jetzt mache ich eine neue Tour durch Südamerika—nur diesmal nicht mit dem Fahrrad, sondern mit einem Tuk-Tuk. Illustration von Hisham Bharoocha Fotos von Tom Perkins
Tom Perkins
[ "afrika", "Essen", "Fahrrad", "Food", "Munchies", "reise", "Reisen", "Spices and Spandex", "Tom Perkins" ]
2016-06-16T08:00:41+00:00
2024-07-30T23:14:10+00:00
https://www.vice.com/de/article/was-ich-ueber-das-leben-und-essen-lernte-als-ich-mit-dem-fahrrad-von-london-nach-kapstadt-fuhr/
Die Wissenschaft hinter euren aufgeweichten Cornflakes
Gibt es jemanden, der keine Cornflakes mag? Klar, manche mögen sie lieber als andere, aber es gibt schon einen triftigen Grund, weshalb diese Kohlenhydratbomben im Supermarkt ihr eigenes Regal bekommen. Nicht ganz so beliebt ist die triefende Nässe, die folgt, wenn man seine Smacks oder seine Cini Minis oder was auch immer zu lange mit der Milch in der Schüssel lässt. In nur wenigen Minuten wird aus einer knusprigen Party in einem Swimmingpool voller Milch ein homogener Sumpf von cremiger Stärke. Forscher von der University of Massachusetts Amherst hat dieses Phänomen extrem beunruhigt—und zwar so sehr, dass sie eine Review-Studie zum Thema Aufgeweichtheit von Frühstücksflocken durchführten, die kürzlich Journal of Food Science erschien. Klar, ihr könntet die Studie auch selbst durchlesen, wenn euch Ausdrücke wie „glätten ihre kompresse Kraft-Weg-Kurve” und „scheinbare fraktale Dimension” ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Aber hier ist eine Zusammenfassung. Wissenschaftler sahen sich drei knusprige Lebensmittel an: Peanut Butter Crunch (die Erdnussbutterversion von Cap’n Crunch), Cheese Balls (die billige, runde Version von Käseflips), und frittierte Schweineschwarte. Obwohl diese Lebensmittel alle eine ähnliche Konsistenz haben, werden sie aus sehr verschiedenen Zutaten hergestellt, haben unterschiedliche chemische Zusammensetzungen und natürlich besitzt jedes seinen eigenen Geschmack. Wenn sie in Flüssigkeit gelegt werden, verlieren alle drei „ihre Sprödigkeit und sie werden aufgeweicht”. Keine große Überraschung. Aber während sich ihr Feuchtigkeitsanteil erhöht und die Knusprigkeit zu einer entfernten Erinnerung wird, wird die „Steifheit” und „teilweise Plastizierung”erhöht. Ein staubtrockenes Käsebällchen zerbröselt passiv in deinem Mund, während eines, das zuvor in einem Glas Cola lag und und trotzdem gegessen wird, beim ersten Bissen ein bisschen seiner Dehnbarkeit verliert. Anscheinend machen aufgeweichte Cornflakes einen Prozess durch, der sich „moisture toughening” nennt. Von den drei Lebensmitteln, die untersucht wurden, wies nur die frittierte Schweineschwarte diese Eigenschaft nicht auf. Die Sprödigkeit von Cornflakes sind für das Knuspern verantwortlich, das wir so gerne mögen, aber wenn die Milch ins Spiel kommt, kann jedes einzelne Cornflake größerer Kraft standhalten als zuvor. Zumindest bis es mit den anderen Cornflakes zu einer einzigen Pampe verschmilzt. Dieser vorher erwähnte Prozess ist euch wahrscheinlich so noch nie aufgefallen, aber jetzt, da ihr Bescheid wisst, könnt ihr euch sicher sein, dass es euch stören wird, wenn ihr eure Cornflakes 45 Sekunden zu lange in der Milch gelassen habt. Spröde, zäh, aufgeweicht—das ist die Abfolge deiner Frühstücksflocken. Das klingt wahnsinnig appetitlich, oder? Der leitende Forscher Micha Peleg baute auf bereits bestehende Forschungsergebnisse über die Aufgeweichtheit von Frühstücksgetreideflocken auf, für die eine Gruppe von britischen Forschern 1995 einen Ig-Nobelreis bekam. Zwanzig Jahre später und unser Fortschritt in der Frühstücksflockenforschung ist erbärmlich. Seufz. Wenn euch aber dieses Wissen nicht reicht und ihr verzweifelt nach einer Lösung für das Problem sucht, könnt ihr euch immer noch eine Schüssel kaufen, die eure Cornflakes von der Milch trennt. Sieht zwar nicht so schön aus, aber wenigstens sind zähe Cornflakes ein Problem weniger auf eurer Liste.
Hilary Pollack
[ "Denken", "Feuchtigkeit", "Food", "Forschung", "Frühstücksflocken", "Kohlenhydrate", "milch", "Munchies", "Müsli" ]
Food
2015-08-03T10:00:50+00:00
2024-07-31T02:03:33+00:00
https://www.vice.com/de/article/die-wissenschaft-hinter-euren-aufgeweichten-cornflakes-728/
Warum drei Monate Ferien zu viel des Guten sind
Foto: pabloneco | photopin | cc Ihr kennt das bestimmt. Der gemeine Pöbel ist davon überzeugt, Kinder, Lehrer und Studenten haben zu lange Ferien. Zwei oder sogar ganze drei Monate, wie unfair. Was viele aber nicht bedenken, ist dass während Lehrer die überwältigenden Vorzüge und Geldberge, die das Lehrerdienstrecht so mit sich bringt, genießen und Kinder gerade einmal beginnen, sich zum Mensch zu entwickeln—und damit zirka soweit von Sorgen entfernt sind wie Leonardo DiCaprio vom Oscar—, haben Studenten weder Geldberge zur Verfügung noch sind sie so sorgenfrei wie der Burli, der an der Supermarktkasse die Apokalypse heraufbeschwört, weil er den dritten Beutel zähnezerbröselnder Süßigkeiten wieder aus dem Einkaufswagerl geben muss. Ich habe mir daher zur Aufgabe gemacht, die Schattenseiten der Studentenferien aufzuzeigen und euch Gründe zu geben, mir für drei Monate Ferien eine dicke Dose Mitleid aufzumachen. Foto: quinn.anya | photopin | cc Wer (im Gegensatz zu mir) einen Kalender führt, wird es irgendwann schon erkannt haben—die Highlights des Lebens sind in einem Alltag aus ödem Einheitsbrei versteckt wie die Rindfleischstücke in der 1 Euro-Reisbox, von denen man gerne doch ein paar mehr hätte, obwohl man doch eigentlich genau wusste, worauf man sich eingelassen hat. Wenn du nicht nicht gerade einen Ferialjob bei der Bäckerei-Kette oder dem Marktforschungsinstitut deines Vertrauens angenommen hast (möge Gott deiner Seele gnädig sein), stehst du plötzlich vor einem großen Loch und hast viel Zeit, um über dich selbst nachzudenken und der bitteren Realität ins Auge zu blicken—was mich auch schon zu meinem nächsten Punkt bringt. Foto: Dan Bilzerian auf Facebook Wenn Dan Bilzerian auf seiner Facebook-Plattform nicht auch „Arschloch” neben der Beschreibung, „Schauspieler, Astronaut und Pokerspieler” stehen hätte, dann hätte ich nichts mit ihm gemeinsam. Dieser stinkreiche Ex-Navy Seal versammelt gleichzeitig mehr (halb)nackte Frauen um sich, als in allen Pornos, die ich je gesehen habe, zusammen und hat mehr fette Knarren zuhause als mein letzter GTA-Charakter—Fuck yeah! Dan Bilzerian lebt ein Leben, von dem wir nur träumen können, und über diese Erkenntnis tröstet mich auch die verstaubte Softgun in meinem Kasten oder meine Premium-Mitgliedschaft bei Brazzers nicht hinweg. Drei Monate Ferien helfen uns nicht dabei, diesem Leben näher zu kommen. Sie ermöglichen uns nur, mehr darüber nachzudenken, wie weit wir tatsächlich davon entfernt sind. Foto: SlipStreamJC | photopin | cc Wir haben also erkannt, dass man eigentlich ziemlich weit davon entfernt ist, ein funktionierender Erwachsener zu sein, geschweige denn Super-Celebrity oder zumindest Präsident des größten Fucking-Machine-Konzerns der Welt. Deshalb versuchen wir, uns mit den beschränkten Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, zu amüsieren—also ab ins Internet! Nach dem zwanzigsten Besuch auf den beliebten Spaß-Seiten deiner Wahl innerhalb einer Stunde wirst du jedoch merken, dass auch das Internet seine Grenzen hat (wenn du nicht gerade herausfinden willst, wie es beim Schwarzen-Amputations-Handjob-Toiletten-Porno abgeht). Serien gibt es im allesverschlingenden Sommerloch auch nur wenige, und die haben sich in der Regel auch sehr schnell durchgesehen. Zum Glück gibt es auch ein Leben abseits des Computers, und das erste, was einem da einfällt, sind die Freunde. Wenn es da nicht ein kleines Problem gäbe … Foto: Alejandro Hernandez. | photopin | cc Anders als du haben all deine Freunde Geld und lassen sich um diese Zeit vermutlich schon von den zweckentfremdeten Einwohnern geschützter Reservate beim Dschungelpicknick oder Schwimmen mit Delfinen fotografieren, um es im WiFi-Zelt nebenan gleich auf Facebook hochzuladen (denn sonst ist es bekanntermaßen nie passiert). So bleibt dir also nichts anderes über, als dich mit Halbfreunden und Social Media-Bekanntschaften zu verabreden, um neben relativ belanglosen Feriengesprächen dem alljährlichen sommerlichen Bräunungswahn zu frönen, der mir übrigens ganz nebenbei gewaltig auf den Sack geht. Das Braunsein als Schönheitsideal ist ein absolut arbiträr gesetzter mitteleuropäischer Standard—in China zum Beispiel gilt Blässe als vornehm, weil dort die niederen Schichten von der Feldarbeit gebräunt werden—, was mich mit meiner Hautfarbe gesellschaftstechnisch gleich im oberen Hochadel ansiedeln würde. Also bitte Schluss damit. Foto: Flооd | photopin | cc Jedes Jahr das Gleiche. Der nächste selbsterklärte Sommerhit aus dem Mainstream Label-Reagenzglas ist fertig und alle Radiosender und Clubs der Stadt haben es sich zur Aufgabe gemacht, dir durch dauerhafte Zwangsbeglückung den Liedtext (wenn vorhanden) in deine DNA einzubrennen und uns ein sommerlich-urlaubshaftes Lebensgefühl vorzugaukeln. Unter dem Unwort des Jahrtausends „Smash-Hit” vereinen sich Klassiker wie „Ab in den Süden”, „The Ketchup Song” und „Summer Jam” zu einer unertragbaren Symphonie des Grauens. Und wenn ihr denkt, es könnte nicht schlimmer kommen, springt Pharell Williams mit seinem nächsten vorprogrammierten Super-Hit aus dem Gebüsch und verpasst euch den Finishing Move. Das wirklich Schlimme an der Sache ist jedoch, dass unsere Freunde, die auf den Bahamas Cocktails aus Kokosnüssen mit kleinen Schirmchen trinken, von diesen musikalischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verschont bleiben. Apropos Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Habt ihr gewusst, dass es ein neues Musikvideo der Venga Boys gibt? Prädikat: besonders brustvoll. Wenn man nicht gerade einen sehr eigenwilligen Musikgeschmack hat und Freitag Abends nur auf das lokale Schranz-Revival-Festival geht, dann bleibt man auch in den Clubs nicht vor den omnipräsenten Sommerhits verschont. Allerdings treiben uns dort ja auch andere Dinge hin … Foto: Jonathan Harford | photopin | cc Die letzte Station deiner Sommer-Odyssee ist der Club (früher auch als Disco bezeichnet). Ein Ort, an dem Menschen mit jedem Drink hübscher werden, du deine irdischen Sorgen vergessen und dein Bräunungsdefizit mit schlechter Beleuchtung und lahmen Sprüchen wie „Hey, den Song kenn ich!” und „Serwas, du schoarfe Rodel” ausgleichen kannst. Trotz dieser liebreizend-unkreativen Sprüche hat sich noch niemand in dich verliebt und du musst bei gefühlten 3000 Grad Celsius weiterhin deinen besten Balztanz bringen. Aber keine Sorge, für jeden Topf gibt es einen Deckel, und mit späterer Stunde sinken bekanntermaßen auch die Standards und Moralvorstellungen für deinen Traumpartner und du wirst überrascht (und im Nachhinein entsetzt) sein, was alles auf deinen Topf passt. Du hast also gerade den lieblosesten Sex deines Lebens und außerdem noch eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie es wohl ist, Billard statt mit einem Queue mit einem schlabbrigen Seil zu spielen, und spätestens am nächsten Morgen (aber wahrscheinlich eher sofort danach) packt dich der Ekel vor dir selbst. Also tust du, was jeder in dieser Situation tun würde (oder nur ich): Du schälst dir den klatschnassen Partner vom Körper, schleichst dich aus dem Bett und stirdelst irgendwo in den zerfledderten Habseeligkeiten deiner Discoliebe nach Geld um es ihr danach stolz und wohlwollend für ein Taxi zu überreichen. Win-Win! Zu diesem Zeitpunkt fragst du dich dann noch, warum du einen Geschmack im Mund hast, als hättest du die Nacht in einer mit Alko-Pop gefüllten Waschmaschine voller Zigaretten verbracht und ob das wirklich ein Schülerausweis in der Tasche deiner Bettbekanntschaft war. Spätestens hier erkennst du, dass auch überbewerteter Disco-Sommersex nicht alle Löcher in deinem Leben stopfen kann. Drei Monate Ferien sind also definitiv zu lang, denn sie erinnern uns nur viel zu gerne und viel zu oft an den Verkorkstheitsgrad unseres Lebens. Und sind wir uns mal ehrlich—ein geregelter, aber vielleicht öder Tagesablauf kann auch mal besser sein, als jeden zweiten Tag gegen 5 Uhr nachmittags mit einem lapprigen Stück Pizza im Gesicht aufzuwachen. Und wenn ihr euch wirklich so sehr vor Langeweile krümmt, dann gibt es bestimmt die ein oder andere kreative Freizeitaktivität, bei der ihr die Tristesse des Alltags ganz schnell wieder vergesst. Wie wäre es zum Beispiel, wenn du dich mit einem Metalldetektor bewaffnet ins Freie stürzt und die Schilling- oder Reichsmarksammlung der Großeltern aufmotzt? Alternativ kannst du dich auch zu gemeinnützigen Arbeiten verpflichten lassen oder zur Fremdenlegion gehen (wobei du dir dann auch eine gute Ausrede zurechtlegen solltest, warum du nach 3 Monaten schon wieder nach Hause willst). Jetzt könnt ihr mich natürlich für einen erbärmlichen Loser halten, aber wenn ich damit zu einem Ende des leidigen Studenten-Ferien-Bashings beitrage, dann bin ich eben euer ganz persönlicher Märtyrer. Außerdem wäre ich überrascht, wenn ich nicht zumindest irgendwo den ein oder anderen Nerv getroffen hätte. Und wenn ihr gerade auf paradiesischen Stränden liegt, dann denkt doch auch mal wieder an eure Freunde, die im großen Asphaltdschungel dahinsiechen, während ihr euch unter der karibischen Sonne exotischen Alkohol in die Birne ballert. Adrian auf Twitter: @doktorSanchez
Adrian Aranyos
[ "Campus, Sex und Ravioli", "Ferien", "Langeweile", "sommerloch", "studentenleben", "studieren", "Stuff" ]
2014-07-24T08:30:00+00:00
2024-07-31T03:33:25+00:00
https://www.vice.com/de/article/warum-drei-monate-ferien-zu-viel-sind-519/
Mädchen waren mit sich selbst noch nie so unzufrieden wie heute
Wie eine beunruhigende Studie der britischen Jugendhilfsorganisation Girlguiding festgestellt hat, ist der Druck auf Mädchen, sich selbst schön zu finden, mittlerweile höher denn je. Die Umfrage, an der rund 1.600 Mädchen und junge Frauen im Alter von sieben bis 21 Jahren teilnahmen, stellte fest, dass sich eine überwältigende Mehrheit ihrer alltäglichen Sorgen um Fragen in Bezug auf das eigene Körperbild, die Nutzung von sozialen Medien, Belästigung auf offener Straße und Zweifel hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung dreht. Die Mädchen von heute sind allgemein unglücklicher und unsicherer wegen ihrer Erscheinung und machen sich darüber hinaus auch mehr Sorgen über ihre Zukunft als jemals zuvor. Schon im Alter von sieben Jahren sagt rund ein Fünftel der Mädchen, dass sie abnehmen wollen, während ein Viertel von ihnen das Bedürfnis verspürt, „perfekt zu sein.” Im Alter von 11 bis 16 Jahren schämen sich 42 Prozent der Mädchen für ihr Aussehen. Siebenundvierzig Prozent der 11- bis 21-Jährigen glauben, dass ihnen ihr Aussehen Chancen verbauen würde und 66 Prozent der 17- bis 21-Jährigen sind der Meinung, dass sie nicht hübsch genug sind. Diese Selbstbewusstseinskrise zieht sich durch das gesamte Leben der Mädchen und jungen Frauen: Eine Statistik zeigt, dass sich 69 Prozent der Mädchen und jungen Frauen im Alter von sieben bis 21 Jahren selbst als „nicht gut genug” betrachten. Mehr lesen: Teenager werden von Pornos beeinflusst, finden es aber selbst nicht gut Neben dem zermürbenden Druck, gewissen Schönheitsidealen zu entsprechen, hoben die befragten Mädchen vor allem die eindimensionale und sexistische Medienberichterstattung als besonders bedenklich heraus. Siebzig Prozent aller Befragten sagten, dass sie beim Großteil ihrer Lebensbereiche auf Sexismus stoßen, währen sich 88 Prozent wünschten, dass die Medien aufhören würden, den Körper von Frauen zu kritisieren. Neben dem medialen Druck gehörte auch das Thema Belästigung auf offener Straße zu den Alltagsproblemen der Befragten: 32 Prozent der Mädchen fühlten sich die meiste Zeit über nicht sicher, wenn sie allein unterwegs sind und 67 Prozent gaben an, dass sie ihr Verhalten entsprechend anpassen. „Der Druck kommt von allen Seiten”, meint Sharon Lushiku, die als Betreuerin mit jungen Mädchen zusammenarbeitet. „Von Gleichaltrigen in der Schule, aus dem Fernsehen, der Werbung, dem Internet—sie sind ständig davon umgeben und sind dem Druck, einem bestimmten Ideal zu entsprechen, pausenlos ausgesetzt.” Lushiku hat das Gefühl, dass sich diese Situation im Verlauf der drei Jahre, die sie mittlerweile mit jungen Mädchen arbeitet, verschlimmert hat. „Ich habe den Eindruck, dass sich Mädchen schon in viel jüngeren Jahren mit ihrem Aussehen beschäftigen. Sie sehen im Netz einen neuen Trend und denken, dass sie dadurch hübscher aussehen würden. Oft kommen sie in unsere Gruppenstunden und sprechen über Make-up, Klamotten oder Schönheitsprodukte, die sie ausprobieren wollen.” Symbolfoto: r. nial bradshaw | Flickr | CC BY 2.0 (bearbeitet) Die Untersuchung von Girlguiding ist die einzige Untersuchung, die ganz offen darüber spricht, dass wir eine Generation von Frauen heranziehen, die unter Umständen später einmal vollkommen gehemmt vor Angst sein wird. Eine weitere Umfrage der Organisation hat festgestellt, dass junge Mädchen weniger selbstbewusst sind, je älter sie werden und es gibt Berichte von einer zunehmenden Zahl von Teenagern, die den Wunsch haben, operative Eingriffe vornehmen zu lassen, um ihr äußeres Erscheinungsbild bis hin zu den Schamlippen verändern zu lassen. Es ist schwer zu sagen, was genau diesen Trend befeuert. Es gab bereits alle möglichen Erklärungen—von den sozialen Medien über die zerstörerische Wirkung von Online-Pornografie bis hin zu Zukunftsängsten. „Das Erste, was man zu einem Mädchen sagt, ist oft: ‚Du siehst aber hübsch aus.’ Außerdem werden Mädchen häufig mit Prinzessinnen verglichen oder kriegen zu hören, wie süß sie sind”, sagt Becky Hewitt, Direktorin von Girlguiding. „Wir wollen, dass Mädchen wissen, dass sie dafür geschätzt werden, wer sie sind—für ihren Mut, ihre Meinung, ihre Liebenswürdigkeit und ihre Talente.” Mehr lesen: Gute Nachrichten—Frauen haben endlich weniger Probleme mit ihrem Körper Lushikus Erfahrung nach werden Mädchen von ihrem negativen Körpergefühl oft davon abgehalten, ihr volles Potenzial zu erkennen. „Sie wollen vielleicht keinen Sport mehr machen oder sich nicht in der Schule melden”, sagt sie. „Das kann schwere Folgen haben.” Zum Teil wird das Verhalten von Mädchen aber auch durch Gleichaltrige bestärkt. „Egal, was in ihrem näheren Umfeld passiert, sie denken gemeinsam darüber nach, innerhalb der Gruppe.” Die Lösung? „Die Leute sollten zwei Mal darüber nachdenken, wofür sie die Mädchen in ihrer Umgebung loben”, sagt Hewitt. „Wir müssen ihnen sagen, dass sie großartig sind, weil sie großartige Dinge tun und weil sie großartige Menschen sind und nicht weil sie gut aussehen.” Foto: splitshire.com | Pexels | CC0
[ "abnehmen", "Feminisme", "gesellschaft", "Gesundheit", "Gewicht", "Jugend", "kindheit", "Körperbild", "Mädchen", "Pornografie", "Selbstbewusstsein", "Soziale Medien", "Studie", "Teenager" ]
2016-10-12T07:40:00+00:00
2024-08-12T11:44:53+00:00
https://www.vice.com/de/article/maedchen-waren-mit-sich-selbst-noch-nie-so-unzufrieden-wie-heute/
Wir haben das Nuke von einem Teenager rezensieren lassen
Obwohl das Nuke schon am Samstag war, sind wir heute noch verkatert. Trotz einem Aspirin und Schmerzmittel-Cocktail sind wir noch so sehr im Arsch, dass es übertrieben ist, uns als lebendig zu bezeichnen. Ja, die Noisey-Redaktion gibt ein trauriges Bild ab. Über den einen großen Moment—die Schweigeminute—haben wir euch ja schon erzählt. Und da wir selbst heute lieber eine ruhige Kugel schieben (müssen), haben wir einen Menschen mit Lebenskraft gebeten, das Nuke für uns zu rezensieren. Christina ist 17 Jahre alt und ein fleißiges Mädchen, das noch nicht weiß, wie es sich anfühlt um sechs Uhr morgens kaputt heimzugehen oder dem Taxifahrer in Graz zu sagen, man möchte bitte in seine Wohnung in Wien, weil man denkt, man sei auch in Wien. Wir wollten von ihr wissen, wie das Nuke für einen jungen Menschen war: Unten weiterlesen… Das Nuke Festival fand heuer erstmals—und nach langjähriger Pause—auf dem Freigelände der Grazer Messe statt. Es waren ausschließlich deutschsprachige Interpreten gebucht, die alle mehr als bemüht waren, den Besuchern einen schönen und lustigen Tag zu bescheren. Die Anreise zum Festivalgelände war mühsam: Busse und Straßenbahnen zum Festivalgelände waren völlig überfüllt, da keine Sonderfahrten eingeschoben wurden. Aber der Weg vom Jakominiplatz zur Messe war nicht so weit, wie anfangs befürchtet. Wir haben uns mit anderen hundert (bzw tausend) Leuten auf den Weg gemacht. Als wir am Messegelände angekommen sind, war die Stimmung schon ziemlich cool. Die Wartezeiten bei den Eingängen waren trotz Taschenkontrollen und Bänderausgaben kurz, sodass man rasch auf dem Festivalgelände war. Somit war die erste Hürde gemeistert und wir machten uns—hitzebedingt—auf die Suche nach etwas Trinkbarem. Wir haben schnell bemerkt, dass es wenige Getränkestände gegeben hat, wodurch lange Wartezeiten entstanden sind. Als wir endlich einen weißen Spritzer (das Bier war an diesem Stand leider gerade ausgegangen) in der Hand gehalten haben, spielte auch schon die erste Band und wir haben beschlossen uns noch etwas in den Schatten zu setzen, um alles erstmal zu beobachten. Als wir die Getränke ausgetrunken hatten, machten wir uns auf den Weg zu einer der vielen WC-Anlagen, welche—entgegen meiner Erfahrungen auf anderen Festivals—sehr sauber waren (sogar noch nach dem Festival!). Danach holten wir uns ein frisches Getränk und machten uns auf den Weg zur Bühne, um uns Wanda anzuschauen. Die Stimmung war top, die Band war top und die Musik sehr, sehr super. Vor dem Auftritt von Prinz Pi wagten wir uns in den ersten Wavebreaker, weil wir mehr sehen wollten. Nach Bilderbuch wurde die Hitze unerträglich! (37 Grad!!). Da es verboten war, sich auf den Boden zu setzen und wir unbedingt eine Pause und etwas Wasser brauchten, mussten wir unseren Platz verlassen, um uns etwas zu trinken zu organisieren. Wir entdeckten bei den Toilettanlagen ein Schild mit der Aufschrift „Gratis Trinkwasser“. Das freute uns sehr, weil die Getränke am gesamten Gelände waren extrem teuer—zumindest für mich. Nicht einmal zehn Minuten später hatte jeder von uns einen Becher Wasser und wir machten uns wieder auf den Weg, um möglichst nah bei der Bühne zu stehen. Das hat bei Cro auch geklappt. Kein Gedränge, Wahnsinns-Stimmung, extreme Hitze. Das Festival füllte sich gegen Abend hin merklich und immer mehr Leute waren um uns. Plötzlich kamen—zu unserem großen Erstaunen und voll überraschend—alle Interpreten und auch Organisatoren auf die Bühne. Es wurde eine Schweigeminute für die 71 toten Flüchtlinge organsisiert. Es befanden sich mehr als 20.000 Menschen vor der Bühne: Völlige Stille. Ich traute mich kaum zu atmen und ich merkte, dass es den Menschen um mich herum ähnlich ging. Die wirklich tolle Aktion ging mit einem Riesen-Applaus zu Ende. The Parov Stelar Band versuchte trotz der nachdenklichen Stimmung, die gerade herrschte, eine gute Show zu liefern. Dies gelang ihnen ausgezeichnet und als endlich Seeed die Bühne betraten, war die Stimmung auf dem absoluten Höhepunkt. Alle tanzten und sangen lautstark die Texte mit. So ging ein schönes Festival zu Ende. Bei den Ausgängen gab es kein Gedränge und so gingen wir total erschöpft und extrem hungrig zurück auf den Jakominiplatz, auf dem gerade der Subway zusperrte und der Mc Donald´s komplett überfüllt war. Wir haben eine halbe Stunde auf die Straßenbahn gewartet und fuhren nach Hause. Zusammengefasst finde ich persönlich, dass das Nuke Festival 2015 im Großen und Ganzen gut organisiert war und freue mich auf nächstes Jahr! ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Christina K.
[ "bilderbuch", "Cro", "Features", "heiss", "Music", "Noisey", "Noisey Blog", "nuke", "schweigeminute", "seeed", "Teenager", "teenagers", "Wanda" ]
2015-08-31T11:26:00+00:00
2024-07-31T00:12:38+00:00
https://www.vice.com/de/article/ein-teenager-hat-fuer-uns-das-nuke-rezensiert-987/
Das Beyoncé-Spiel ist der vielleicht kreativste Twitter-Content aller Zeiten
Heute ist dein erster Tag in deinem neuen Job als Assistentin von Beyoncé. Was bringst du ihr zum Frühstück: Müsli und Früchte oder ein üppiges Eier-Wurst-Gemisch? Wenn du Letzteres gewählt hast, kannst du schonmal dein LinkedIn-Profil auffrischen, denn du bist gefeuert, du gewissenlose Amateurin. Zum Glück für alle Beteiligten ist das Berufsverhältnis mit der 37-jährigen Queen B nur eine Simulation und niemand verliert seinen Job oder wird mit gefüllten Tierdärmen gefüttert. Am Sonntag veröffentlichte der Account Green Chyna (@Cornyassbitch) einen Thread auf Twitter, in dem Nutzer und Nutzerinnen durchspielen können, wie lange sie als Assistenz von Mrs. Knowles-Carter höchstpersönlich überleben würden. Jede Antwort verlinkt auf die nächste Ebene des verschachtelten Threads. Bei den richtigen eröffnet sich die nächste stressige Situation im Leben des Superstars (Hotelsuite teilen mit den Wests, Ja/Nein?), bei der falschen droht die virtuelle Arbeitslosigkeit. Dafür müssen sie nur die richtigen Entscheidungen für Beyoncés Tagesverlauf treffen: Welchen Song möchte sie beim Malen hören? Wie beschäftigt sie sich, bis die Visagistin eintrifft? Und wie zur Hölle soll sie ihre Haare pünktlich zur Award-Show trocknen, wenn du sie vorm Styling schwimmen lässt, du Pflaume? Das klingt für die Userinnen und User auf Twitter offenbar nach so viel Spaß, dass sie den Thread mittlerweile über 80.000 Mal geretweetet haben – und sogar Menschen außerhalb des Netzwerks auf das “Choose your own adventure”-Spiel aufmerksam gemacht haben. Tatsächlich ist “Being Beyoncés Assistant for the Day: Don’t Get Fired” der vielleicht kreativste Content, den das Netzwerk seit Langem hervorgebracht hat. Hinter dem komplexen Aufbau dürften ein detailliert ausgearbeitetes Konzept und mehrere Stunden Arbeit stecken. Und noch mehr legendäre Beyoncé-Memes und GIFs. Für manche ist der Thread den Emotionen nach die größte digitale Errungenschaft seit der virtuellen Terminvergabe ihres lokalen Bürgeramts. Für andere ist es die bessere Version dessen, was Netflix im Black Mirror-Special Bandersnatch versprochen hatte. Dort konnten Zuschauende mit unterschiedlichen Auswahlmöglichkeiten ebenfalls die Geschichte des Films beeinflussen. Twitter hat nun seinen eigenen Bandersnatch. Oder, wie ein Account schreibt: Das, was Bandersnatch gerne gewesen wäre. Auch bei VICE: Auf spiritueller Suche beim Beyoncé-Gottesdienst Denn das Besondere am Beyoncé-Thread sind nicht nur der innovative Content, die lustigen Insider-Referenzen oder schlichtweg der interaktive Spaß für die Mittagspause in der Bürokantine. Es ist der Gedanke, dass ein gewöhnlicher Mensch für die Idee und Umsetzung verantwortlich ist. Ein Mensch, der auch unser Nachbar, unser DHL-Bote oder die stille Kommilitonin aus dem Uni-Seminar sein könnte. Ein Mensch, der kein Netflix im Rücken hat und auch kein mit Laptops und hundert Stunden Programmierwissen bewaffnetes Nerd-Team. Der Thread zeigt, wie schnell soziale Netzwerke die Ideen einer einzelnen Person multiplizieren und in andere Lebensbereiche hinüberschwappen lassen können. Das funktioniert mit banalen Dingen wie dem Beyoncé-Game, das dem erstellenden Account nun weltweit Aufmerksamkeit und Möglichkeiten generiert haben dürfte. Aber es funktioniert auch mit ganzen politischen Bewegungen: Die Revolution im Sudan wurde vor allem über soziale Netzwerke organisiert. Über Twitter, Facebook und Instagram informierten Protestierende über die Demonstrationen, bis die Armee ihnen das Internet abstellte. Das alles sind die Beweise dafür, dass Twitter sehr viel mehr ist als ein Netzwerk, in dem Menschen über die (erfundenen) Dialoge mit ihren Kindern schreiben können. Es ist ein Ort, an dem auch diejenigen ihre Ansichten und Ideen teilen können, die in der Öffentlichkeit sonst nicht danach gefragt werden. Das ist zwar blöd, wenn es sich um rechte Trolle handelt, aber für den Rest der Gesellschaft ist diese Teilhabe eine ganz gute Sache. Twitter ist außerdem der Ort, an dem man auf alles Mögliche mit einem Beyoncé-GIF antworten kann. Und das sollte als Erklärung doch eigentlich schon reichen. Folge Rebecca auf Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
Rebecca Baden
[ "Beyoncé", "choose your own adventure", "job", "POP", "Social Media", "Twitter" ]
2019-06-24T15:05:58+00:00
2024-07-30T14:08:03+00:00
https://www.vice.com/de/article/das-beyonce-spiel-ist-der-vielleicht-kreativste-twitter-content-aller-zeiten/
Cocktails für mehr Selbstbestimmung: Wenn sich Barkeeper sozial engagieren
Als ich in der Bar des Cliff’s Edge meinen Cocchi Cobbler mixte—einen Cocktail mit Cocchi Rosa, Wodka, Zuckersirup, Passionsfruchtpüree, Limettensaft und Angostura—, hatte ich eine Art Erleuchtung: Habe ich das alles wirklich verdient? Alle möglichen Magazine haben über mich geschrieben und viele Barkeeper sind auf mich zugekommen und haben mich gefragt: „Du bist doch berühmt, wie fühlt sich das an? Wie kann ich das auch schaffen?” Als ich aber so auf meinen Erfolg zurückblickte, wurde mir klar, dass das nicht mein wirkliches Ich war. Klar, ich habe echt hart gearbeitet und viele Hürden überwunden, um es bis dort hin zu schaffen, aber ich wusste, dass das noch nicht alles war—das konnte es einfach nicht sei. Mein größte Angst war es, von diesem hohen Punkt aus sehr tief zu fallen. Der ganze Erfolg lastete ziemlich schwer auf meinen Schultern. Beim Workshop von Darwin Manahan lernen die Teilnehmer, wie man Bowle macht Ich bin jemand, der richtig verbissen an eine Sache rangeht und immer weiter arbeitet, egal wie viel über mich geschrieben wird. Für mich waren all diese Artikel über mich nur eine Art Sicherheit, dass meine Arbeit funktionierte. Dann habe ich erkannt, wie unglaublich egoistisch dieser Gedanke war und ich wurde kritischer. Wie kann ich meinen Erfolg mit anderen Leuten teilen, die so etwas brauchen? Mit Senioren? Mit Kindern? Mit anderen Filipinos? Ruhm ist letztendlich auch nur ein Wort. Meine Eltern haben mir immer gesagt: Wenn du etwas hast, dann gib auch zurück. Ich wollte Menschen helfen und nicht untätig sein und mich auf meinen Lorbeeren ausruhen. Aber ich wollte auch nicht den üblichen Weg einschlagen, wie das bei vielen aufstrebenden Barkeepern der Fall ist: Ich wollte nicht für eine bestimmte Marke werben und auch nicht für irgendein neues Restaurant als eine Art Cocktailberater arbeiten. Viele meiner Freunde machen das und ich mag sie deshalb nicht weniger, aber für mich war das nicht das Richtige. Ich wollte als Barkeeper auch einen Beitrag leisten, nur eben in anderer Art und Weise. Dann haben mich die Leute von Public Matters angesprochen, einer kreativen Sozialinitiative aus Kalifornien. Das hat mir eine völlig neue Perspektive verschafft, wie ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich erinnere mich noch, wie ich zu meiner Verlobten und meiner Familie meinte: Ich will anderen Filipinos etwas zurückgeben. Und genau das war mein neues Ziel. Kurz danach habe ich angefangen, ehrenamtlich für Pilipino Workers Center zu arbeiten, eine Non-Profit-Organisation, die sich für die Rechte der Filipinos in Südkalifornien einsetzt. Dabei drehte sich alles um das Thema Bars und Cocktails: Ich habe Workshops in sozial benachteiligten Vierteln gegeben, zum Beispiel in Historic Filipinotown in L.A. Ich wollte den Menschen mithilfe von Alkohol ein Gefühl der Kontrolle, der Selbstbestimmung vermitteln. Das hört sich zunächst komisch an, aber wenn man das richtig macht, kann das perfekt funktionieren. Ich bringe den Menschen bei, wie man richtig trinkt und welches Handwerk sich hinter Alkohol verbirgt—genauso wie einige in ihrer Familie gelernt haben, dass Wein etwas ist, das den Geschmack von Essen verbessert, weil beim Essen immer ein guter Wein getrunken wurde. Wer Alkohol so schätzen lernt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit die feinen Aromen bei Spirituosen mögen und nicht einfach nur eine Flasche Schnaps herunterspülen, um betrunken zu werden. Ich arbeite auch mit Jüngeren und versuche ihnen beizubringen, dass Alkohol nicht immer nur dazu da ist, um sich zu betrinken oder abzuschießen. Alkohol kann Kultur sein. Zu jeder Flasche gibt es eine persönliche Geschichte, die man bei jedem Schluck herausschmecken kann. Alkohol muss kein Werkzeug des Bösen sein, sondern kann auch Gutes bewirken. Außerdem zeige ich ihnen, dass es noch so viel mehr in der Cocktailwelt gibt, als nur Jack-Daniels-Cola oder Eimer-Cocktails mit den abgefahrensten Alkoholkombinationen. Ich erkläre ihnen, welche Bedeutung das Verhältnis bei Cocktails hat, welche Geschichte Alkohol hat und dass Cocktails auch einen Genussaspekt haben. Sie müssen richtig anpacken und ihre eigene Bowle machen. Für mich geht es vor allem darum, für eine andere Art von Barkeeper zu stehen: ein Barkeeper, dem es nicht um Titel geht, der bescheiden ist.Es ist immer noch ein handwerklicher Beruf. Ich mache das aus Leidenschaft, aus einem inneren Antrieb heraus und nicht, um irgendwo Gratis-Drinks zu bekommen oder abgelichtet zu werden. Ein guter Bartender muss schnell und kreativ sein und ein Gespür für Details haben. Wenn es nach mir geht, kommen da noch zwei Dinge hinzu: Liebe und Gemeinschaftssinn. Das ist, glaube ich, nicht zu viel verlangt. Aufgezeichnet von Javier Cabral Darwin Manahan ist Barkeeper in L.A. Mehr von seiner ehrenamtlichen Arbeit findest du auf Instagram.
Darwin Manahan
[ "Alkohol", "barkeeper", "Cocktailkultur", "Cocktails", "filipinos", "Food", "LA", "Munchies", "Non-Profit-Organisation", "soziale Ungerechtigkeit", "Soziales Engagement", "trinken" ]
Food
2016-05-17T14:00:31+00:00
2024-07-30T23:14:11+00:00
https://www.vice.com/de/article/cocktails-fuer-mehr-selbstbestimmung-wenn-sich-barkeeper-sozial-engagieren/
„Es gibt wichtigere Probleme“ ist das dümmste Argument in der Töchter-Söhne-Diskussion
Foto von _dChris via Flickr Eigentlich wollte ich mich aus dieser Diskussion komplett raushalten, weil die Themenkomplexe Bundeshymne, Formel 1 und Andreas Gabalier in meinem bisherigen Leben einen ähnlich wichtigen Stellenwert eingenommen haben, wie die Frage, obs im Rathaus 5 Häusl gibt oder eher 15. Ich sehe sprachliche Korrekturen grundsätzlich eher kritisch und bin ganz wie Christine Nöstlinger mehr dafür, den Kontext zu erklären, als auszubessern. Nur weil wir in Wien den Dr.-Karl-Lueger-Ring umbenannt haben, ändert das nichts an der Tatsache, dass sich die Bundeshauptstadt 13 Jahre lang von einem antisemitischen Bürgermeister regieren lassen hat. Was rückblickend ganz offensichtlich eine ziemlich beschissene Wahl war, hat damals nicht so viele gestört—und genau das sollten wir nicht vergessen. Aber ich kann auch nachvollziehen, dass es viele Menschen stört, wenn ein Teil der wichtigsten Straße Österreichs nach einem Antisemiten benannt ist und der damit symbolisch geehrt wird. Sprache und Symbole erzeugen Realität—um das zu kapieren muss man nicht Philosophie studiert haben, sondern es reicht vollkommen einfach nur eine Sekunde über die Problematik nachzudenken. Aber zurück zum Töchter-Söhne-Streit. Erschreckend ist, was da aktuell für Kommentare abgegeben werden. Und ich bin von VICE FB einiges gewohnt. Meine Theorie ist, dass zwar mittlerweile einfach jeder in diesem Land Internet hat. Aber während die junge Digital Natives Generation gelernt hat, dass das Internet genauso das echte Leben ist, wie die Welt in der man isst, kackt und fickt (und damit online ähnliche Umgangsformen gelten), ist das für den Großteil der Österreicher neu. Es ist kein Problem der Anonymität, wie das vermutlich Armin Thurnher kommenden Mittwoch wieder im Falter argumentieren wird, sondern der Irrglaube, online dem ES völlig freien Lauf lassen zu können. Ingrid Brodnig hat sich dazu aber schon bedeutend mehr Gedanken gemacht, also solltet ihr hier weiterlesen. Was mich aber wirklich ärgert ist das unglaublich dumme Argument, dass es doch wichtigere Probleme zu lösen gibt. Dieses „Argument“ ist gleich doppelt falsch. Erstens geht es davon aus, dass wir nicht zwei oder sogar—man kann es kaum glauben—mehrere Probleme gleichzeitig angehen könnten. Hätten diejenigen recht, müssten wir auch die Verwaltungsreform, die Steuerproblematik, Aids, Entwicklungshilfe und alles andere hinten anstellen, weil es zu allererst darum geht, den Weltfrieden zu lösen. Beziehungsweise sollten wir alles liegen und stehen lassen um das essentielle Problem zu diskutieren, welches unserer Probleme die höchste Priorität hat und diese Rangliste der Reihe nach abzuarbeiten. Und zweitens, wenn ihr schon der Meinung seid, dass es wichtigere Probleme gibt, dann Shut the fuck up! Wenn dieses Thema so unwichtig ist, ein Punkt, dem ich aus persönlicher Sicht nicht unbedingt widersprechen kann (siehe oben), dann macht es nicht zu dem riesen Scheißhaufen, der aktuell das Internet vollstinkt. Die Bundeshymne hat nach einem Parlamentsbeschluss die Töchter auch im Text. Ende der Diskussion, danke!
David Bogner
[ "Andreas Gabalier", "Bundeshymne", "Meinung", "Stuff", "Vice Blog" ]
2014-06-28T10:32:00+00:00
2024-07-31T03:31:53+00:00
https://www.vice.com/de/article/bundeshymne-es-gibt-wichtigere-probleme-ist-das-duemmste-argument-in-der-toechter-soehne-diskussion/
Schaut euch die zweite Folge der A$AP Rocky-Doku SVDDXNLY an
Habt ihr schon die erste Folge unserer fünfteiligen Doku über den Aufstieg von A$AP Rocky gesehen? Bestimmt habt ihr das. Denn es gibt wohl kaum einen Künstler im aktuellen Rapgeschäft, der mit so einer Wucht ins Game gestürzt ist. Wir erinnern nochmal an seinen drei Millionen Dollar-Vorschuss, den er nur wegen eines Mixtapes bekam. In der zweiten Folge von „SVDDXNLY“ begleiten wir den Pretty Motherfucker in seinem Tourbus und lernen seine engsten Vertrauten kennen. Ach ja, Macklemore und Drake sind auch da. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter. MEHR VON NOISEY
Noisey Staff
[ "ASAP Rocky", "doku", "Drake", "Features", "Macklemore", "Music", "Noisey", "svddxnly" ]
2014-08-13T09:15:00+00:00
2024-07-31T02:53:00+00:00
https://www.vice.com/de/article/zweite-folge-asap-rocky-doku-svddxnly-an/
Diese Projekte für Flüchtlinge sorgen dafür, dass es weiter gute Nachrichten gibt
Foto: VICE Media / Michael Bonvalot Es ist schon eine eigenartige Stimmung, die derzeit in Österreich herrscht: die Zivilgesellschaft und Hilfsorganisationen springen da ein, wo Politik und Staat versagen, und ernten völlig zurecht für ihr Engagement viel Lob. Gleichzeitig macht sich unter diesem Konsens der Menschlichkeit ein Wir-Gefühl bemerkbar, das sonst—natürlich mit anderem Vorzeichen—eher bei „echten Österreichern” und selbsternannten Patrioten zu verorten ist. Gudenus, Strache und Co. sind davon sichtlich überfordert und versuchen, mit dem Posten von Falschmeldungen gegenzusteuern. (Hier könnt ihr die 4 Phasen der FPÖ-„Trauerarbeit” noch mal nachlesen.) Zum Glück überwiegt aber eine Stimmung des Mitgefühls für jene Menschen aus Syrien, dem Irak, Afghanisten und anderen Ländern, die alles hinter sich gelassen haben und auf der gefährlichen Balkan-Route die chaotischen Zustände an der ungarischen Grenze und andere Strapazen auf sich genommen haben. Die prekären Zustände in Traiskirchen, in Nickelsdorf und auch in dem ungarischen Grenzort Röszke werden durch die tatkräftige Unterstützung vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer für die vielen Menschen vor Ort ein klein wenig erträglicher. Damit die Hilfe aber nicht abflaut und es auch künftig Positives zu vermelden gibt, haben wir hier einige gute Projekte und Events zusammengetragen, die ihr euch ansehen solltet und natürlich auch unterstützen könnt. MOTHERBOARD: Deshalb sind Smartphones für Flüchtlinge so wichtig Ein junges Projekt, das erst im August 2015 gegründet wurde. Ziel ist es, die Integration von Flüchtlingen, Asylsuchenden und auch generell Migranten aktiv zu fördern. Das Konzept dahinter ist einfach: Die „Welcomers”, die bereits in Österreich leben, begleiten die Neuankömmlinge auf Willkommensspaziergänge, nehmen sie auf Veranstaltungen mit, laden sie zum Essen bei sich zu Hause ein, zeigen ihnen die Region, machen sie auf kulturelle Besonderheiten in Österreich aufmerksam, knüpfen im Idealfall Freundschaften und bringen ihnen nebenbei auch noch die deutsche Sprache bei. Erwähnenswert ist, dass sich diese „Welcoming Tours” nicht nur an Flüchtlinge richten, sondern auch an Migranten, die schon länger in Österreich leben, bislang aber wenig Kontakt zu Einheimischen hatten. Auf der Webseite www.welcomingtours.at kannst du dich selbst als „Welcomer” bewerben. Gesucht werden Menschen aus ganz Österreich. Bei #WECARE sollen 40 bis 50 Jugendlichen aus CARITAS-Flüchtlings-Wohnheimen einen Tag lang die Chance bekommen, sich beim Sport auszupowern, neue Menschen kennenzulernen und einfach Spaß zu haben. Angeboten werden verschiedene Sportarten, außerdem gibt es Snacks und Getränke vor Ort. Der Reinerlös fließt in ein Projekt, dass es ermöglichen soll, derartige Aktivitäten künftig wöchentlich stattfinden zu lassen. Der erste Termin ist schon morgen, am Samstag den 12. September. Stattfinden wird das Ganze auf der Birkenwiese im zweiten Wiener Bezirk. Alle weiteren Infos findet ihr auf dem Facebook-Event zu #WECARE . Gleich vorweg: Bei dieser Sache könnte man uns ein bisschen Befangenheit vorwerfen. Das ist zwar nicht wahr, weil wir sonst schon viel früher darüber berichtet und es in jedem unserer bisherigen Refugee-Artikel verlinkt und gelobpreist hätten, aber trotzdem muss man der Fairness halber dazusagen, dass „Refugees Welcome to Austria ” unter anderem von einer Miteigentümerin von VICE CEE mitgegründet wurde. Jetzt, wo wir abgehakt haben, können wir uns auch wieder dem Inhalt widmen, der ohnehin viel wichtiger ist. Das Ziel von Refugees Welcome to Austria ist ganz einfach: Die Aktion setzt sich dafür ein, dass Flüchtlinge menschenwürdig in Österreich aufgenommen und behandelt werden. Die Aktivitäten begannen bereits Anfang des Sommers, als sich die Lage in Traiskirchen zuspitzte. Auf eigene Faust wurden Spenden gesammelt, sortiert und an Menschen in Traiskirchen verteilt. Mittlerweile ist daraus ein gemeinnütziger Verein entstanden, der vor Kurzem eine parlamentarische Petition zur „Menschenwürdigen Aufnahme von AsylwerberInnen” eingebracht hat. +++Unsere Petition ist online++++++BITTE TEILEN und UNTERZEICHNEN+++Wir fordern die menschenwürdige Aufnahme von Flü…Posted by Refugees Welcome to Austria on Montag, 7. September 2015 Hinter dem Verein stehen unter anderem Farangis Firozian, die selbst aus dem Iran fliehen musste und als Kind im Auffanglager Traiskirchen untergebracht war, und eben unsere Kollegin Katha Schinkinger von der Agentur katha. Das in Innsbruck ansässige soziale Startup InterprAID gibt es schon seit Mai 2015. Die Webseite interpraid.com dient dabei als Vermittler-Plattform, um sozialen Einrichtungen die Suche nach Dolmetscherinnen und Dolmetschern zu erleichtern. Erstere profitieren davon, dass schnell und einfach Personen mit speziellen Sprachkenntnissen gefunden werden können. Letztere wiederum finden quasi von alleine neue Aufträge und können via Internet flexibel arbeiten. Besonders erwähnenswert ist, dass es für Traiskirchen einen besonderen Service gibt: Übersetzerinnen und Übersetzer, die gebrauchte Sprachen wie Arabisch, Kurdisch oder Farsi beherrschen, können ihre Mithilfe kostenlos anbieten und sich via Video-Calls über die Internetverbindung zuschalten lassen. Raphael auf Twitter: @raphschoen
Raphael Schön
[ "#refugeeswelcome", "Asyl", "Flucht", "flüchtlinge", "Hilfe", "hilfsorganisationen", "ngos", "refugees", "Stuff", "Syrien", "Vice Blog" ]
2015-09-11T12:30:00+00:00
2024-07-31T01:05:03+00:00
https://www.vice.com/de/article/fluechtlinge-projekte-unterstuetzen-354/
Noisey Special Engagements mit Woodkid
Die nächste Runde der Noisey Special Engagements wird in Paris abgehalten. Wo in Paris würdest du, vorausgesetzt, du könntest mal richtig auf die Kacke hauen, in dieser Stadt ein Konzert veranstalten? Na klar, auf dem Eiffelturm. Wen würdest du, wenn es darum ginge, einen der interessantesten Künstler dieser Tage zu verpflichten, den ikonischen Stahlkoloss heraufklettern und dort spielen lassen? Woodkid. Bingo! Der Typ, der eigentlich Yoann Lemoine heißt, der sich im Spektrum von High Fashion-Kampagnen bis Lana Del Rey-Videos gerade als most wanted feiern lassen darf und der neben seiner filmischen und grafischen Expertise in diesem Jahr auch mit seinem mystisch vernebelten Songwriter-Sound unüberhörbar durch die Decke gehen wird. Das ganze wird am 24. Januar live auf Noisey.com gestreamt. Auch diesmal wirst du die Show mitbestimmen und sogar ein Meet and Greet mit Woodkid höchstpersönlich oben auf dem Eiffelturm gewinnen können. Wie das genau funktioniert, erfährst du hier. Mehr über Noisey auf Facebook und Twitter.
VICE Staff
[ "Musik", "Vice Blog" ]
2012-01-06T13:45:00+00:00
2024-07-31T06:18:00+00:00
https://www.vice.com/de/article/noisey-special-engagements-mit-woodkid/
Die Macher vom Tresor wollen ein Berliner Techno Club in Detroit errichten
Für das ungeübte Auge ist das Fisher Body Plant 21 in Detroit nichts als eine Ruine mit zerbrochenen Fenstern und Graffiti. Viel Graffiti. Aber für Dimitri Hegemann könnte es eines Tages viel mehr sein: Ein pulsierendes Zentrum für Kunst, gekrönt mit einem Techno Club. Es wäre nicht das erste Mal, dass der 60-jährige Berliner etwas Ähnliches durchzieht. 1991 sah Hegemann in den Ruinen der deutschen Hauptstadt seine Chance und baute den Tresor, heute einer der führenden Techno Clubs der Welt. „Niemand hat geglaubt, dass sich Techno von Orten wie dem Tresor ausbreiten könnte. Aber er hat es, genauso wie von der Bar 25″, sagt Hegemann. „Diese Locations haben abertausende junge Menschen nach Berlin gebracht, nicht die Shopping Malls.” Hegemann sieht diese Chance jetzt auch in Detroit. „Es passiert dort gerade unglaublich viel. Die nächste Generation sieht sich nach Alternativen um, um etwas Neues zu starten. Es herrscht ein guter Vibe. Ich glaube, wir können da ein paar Türen aufstoßen. Detroit und Berlin haben ähnliche Energien. Ich war wirklich in etlichen Städten, aber Detroit ist etwas Besonderes.” Um der Erfüllung seiner Träume näher zu kommen, hat Hegemann die Detroit-Berlin-Connection gestartet—eine Gruppe von Leuten aus der Musikindustrie beider Städte, die seinen Enthusiasmus für die Revitalisierung der Motor City durch Techno teilen. Ende November steht das nächste Treffen der Gruppe an. Hegemann kam auf einer USA-Reise im Jahr 1987 das erste Mal mit Techno in Kontakt. Nachdem er ein Demo-Album von einigen Detroiter DJs gehört hatte, lud er sie für einen Gig nach Berlin ein. Zwei Jahre später fiel die Mauer und verwandelte die deutsche Hauptstadt in ein Paradies für Raver. Clubs wie der Tresor setzten sich in den Ruinen der Teilung fest und vereinten die Menschen aus Ost- und Westberlin unter einem neuen, härteren Sound. Zahlreiche Mitglieder der elektronischen Musikszene in Detroit unterstützen Hegemanns Pläne—in der Hoffnung, dass der Fisher Body Plant 21 Techno Club eine größere, kulturelle Revolution auslösen könnte. „Detroit braucht einen vernünftigen Club, der auch im globalen Vergleich bestehenden kann”, sagt Kevin Reynolds, ein langjähriger DJ aus Detroit. „Berlin war nach der Teilung ein raues und ökonomisch hartes Pflaster. Genau wie Detroit heute. Aber sie haben die Krise als Chance genutzt.” Erika Sherman von Interdimensional Transmissions, ein legendäres Label und eine noch legendärere Partycrew, glaubt, dass der Club nicht nur eine Bestätigung der Leistung der Detroiter Community sein könnte. Sondern auch eine Möglichkeit für diese, ihre eigenen Kultur quasi in ihrem Hinterhof zu feiern. „Die Musik, die wir machen, für die unsere Stadt international steht, findet überall auf der Welt im richtigen Rahmen statt. Überall—außer in Detroit.” Für Sherman wäre der Club auch ein weiterer Grund für internationale Techno-Fans, Detroit zu besuchen—neben dem Movement Festival. „Techno-Tourismus findet statt”, ist sie sich sicher. „Menschen sind bereit und willig, für ein großartiges Party-Wochenende in verschiedene Städte zu reisen. Detroit könnte problemlos eine Kultur-Haupstadt wie New Orleans sein, es müssten sich nur einige gesetzliche Beschränkungen aufheben.” Auf der anderen Seite wenden manche ein, dass Hegemanns Masterplan, Detroit durch Techno zu retten, ziemlich romantisch ist. Vielleicht zu romantisch. Außerhalb des Movement Festivals sei der Markt für Techno Events in Detroit relativ klein. Wenn man sich The Works—ein legaler After Hour-Club, der dem, was in Berlin als „Club” gilt am nächsten kommt—anschaut, sieht man schnell, dass auch dieser Schwierigkeiten hat, voll zu werden, obwohl er deutlich kleiner als der Fisher Body Plant 21 ist. Detroits Promoter haben schon Schwierigkeiten, mit Tresor-ähnlichen Bookings einmal im Monat 400 Leute zusammenzukriegen. Eine Tatsache, die Hegemann bedenken sollte. Die Medienberichterstattung zu dem Projekt erweckt manchmal den Eindruck, als sei Techno-Kultur im größeren Ausmaß eine neue Sache in Detroit. Das stimmt nicht. Die Stadt hat einige Clubs den Bach runtergehen sehen, oft durch eine Kombi aus schlechtem Management und äußeren Problemen. In den letzten Jahren mussten große Venues wie das Vain, 10 Critics und das Oslo schließen—ikonische Plätze wie die Motor Lounge oder The Music Institute, wo die zweite Welle des Detroit Techno entstand, sind ohnehin schon längst weg. Techno Partys sind in Bars, Lounges und Art Spaces gewandert, ein paar Clubs halten die Stange. „Ich glaube nicht, dass die Szene groß genug ist, um eine so große Venue zu erhalten”, sagt Delano Smith—ein DJ, der von Anfang an dabei war. Zusätzlich wird Hegemann einige rechtliche Probleme überwinden müssen, zum Beispiel die Sperrstunde. Die Polizei in Detroit beendet Raves im Grunde seit den frühen 90ern. Erika Sherman ist skeptisch, ob es in einer Stadt, die weitgehend von Bars beherrscht wird, die um 2 Uhr schließen, noch so etwas wie eine Clubkultur gibt. „Die Leute haben verlernt, was es heißt, die ganze Nacht zu feiern. Man kann hier einfach kein 6-stündiges DJ-Seit erleben.” Clubs versuchen durch Tricks länger offen zu halten, was häufig nicht funktioniert. Hegemann möchte dieses Problem durch eine spezielle Lizenz für den Fisher Body Plant 21 lösen. Er weißt außerdem darauf hin, dass seine Pläne weit über den Club selbst hinausgehen und ein Netzwerk aus Studios, Galerien und Restaurants umfassen. „Mein Traum ist ein großer Markt, in dem wir verschiedene Welten verbinden können. Wir fangen mit einem Raum an und breiten uns immer weiter aus.” Zusammengefasst kann man sagen, dass viele Leute in Detroits lokaler Techno-Szene hinter Hegemanns Plan für den Fisher Body Plant 21 stehen. Die Zukunft der lokalen Wirtschaft liegt im Export, und ein solches Projekt könnte ein Funken sein. „Detroit war immer der Underdog”, fasst es Reynolds zusammen. „Das ist das erste Mal seit langer, langer Zeit, dass wir an der Schwelle zu etwas wirklich Großem stehen” Ashley Zlatopolsky ist Journalistin und auf elektronische Musik spezialisiert. Sie lebt in Detroit. – @ashley_detroit Dieser Text erschien zuerst auf Thump. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Ashley Zlatopolsky
[ "club", "Clubkultur", "Detroit", "Detroit Techno", "Features", "Music", "Noisey", "Noisey Blog" ]
2014-11-25T11:01:00+00:00
2024-07-31T02:56:59+00:00
https://www.vice.com/de/article/berlin-detroit-club-fisher-body-plant-21-plaene-539/
Wir haben jede Band rezensiert, die auf dem Coachella 2015 spielt
Jedes Jahr pilgern an zwei Wochenenden im April abertausende Menschen nach Indio, Kalifornien, ausgestattet mit ihrem besten Neon-Kopfschmuck, bis zum Maximum vollgepumpt mit allen möglichen Drogen und bereit, ihren verdammten Verstand zu ihrer Lieblingsmusik zu verlieren und das Ganze auf diversen Social-Media-Plattformen zu dokumentieren. Das ist das Coachella. Um das gestern veröffentlichte Line-Up zu ehren, haben wir beschlossen, jede einzelne Band und jeden einzelnen Musiker, die auf dem Festival spielen, zu reviewen. Ab-SoulDieses Jahr wird das Coachella aufgeweckt. AC/DC„Heißt das, ich kann mein Handy aufladen?“ Action BronsonWelches verrückte Essen wird Bronson auf der Bühne essen? Finde es bei Munchies heraus! Alabama ShakesDas klingt wie eine Geisteskrankheit, die du dir einfängst, wenn du zu lange in der Wüsten-Sonne bleibst. AlessoDas steht auf meiner Shampoo-Flasche. Alison WonderlandSie ist Australierin. Allah-LasOh, wir verstehen, weil wir buchstäblich in der Wüste sind. Alt-JWenn Google eine Rockband wäre. Alvin RiskHört sich an wie jemand, der immer noch Shutter Shades trägt. Andrea OliviaAnscheinend nicht weiblich. Andrew McMahonWenn Jim Halpert Musik machen würde. Angel OlsenJodeln ist cool. Angus & Julia StoneRick Rubin hat sie berühmt gemacht. Annie MacIrgendeine britische Tussi mit Plattenspielern. AntemasqueDie Typen von At the Drive-In, aber ohne die Freude, dass alle Leute ihre Songs kennen. Axwell ? IngrossoFragezeichen. Azealia BanksWird Charli XCX auch da sein? Bad ReligionIch hoffe, sie spielen ihr Weihnachtsalbum! Bad SunsDiese Typen sind schlimm. Belle and SebastianDie 90er haben angerufen! Ben ClockBen Cock. Benjamin Booker Bixel BoysGrafikdesigner, die auch bei den Bloods sind. Brand NewIch liebe Taking Back Sunday! Brant Bjork & the Low Desert Punk BandDas ist bis jetzt Björks merkwürdigstes Nebenprojekt. Built to SpillWohl eher „Built to Kill their set list“ CaribouKlingt wie wenn du deinen Doktor verliehen bekommst, während du auf Molly steil gehst. Carl CraigZwei Vornamen = nicht so berauschend. Cashmere Cat*Katzen-Emoji* / *Glitzer-Emoji* / *Tanzende-Frau-Emoji* Cedric GervaisDieser Typ klingt wie ein Ritter, der einen sehr Shakespear-artigen Tod gestorben ist. Charles BradleyEinmal hat er Eric zum Weinen gebracht. Chet FakerJazzlegende. Chicano BatmanChristian Bales Nebenprojekt. Chris MalinchakWahrscheinlich ein Chef. Circa Survive.Diese Band war besser, als sie noch Saosin hieß. Na ja, eigentlich nicht. Claude von StrokeVor ein paar Jahren spielte noch die komplette Band, jetzt nur noch Claude. Der Abstieg der Strokes ist unaufhaltsam. Clean BanditHat wahrscheinliche coole T-Shirts beim Merch-Tisch. Cloud NothingsLaute Gitarren! CoastsRivers. Danny TenagliaIst dieser Typ Zauberer? David GuettaWie die Black Eyed Peas, nur für Europäer. DeorroHouse-Musik, die so progressiv ist, dass sie ihre Kinder zuhause Gras rauchen lässt. DesaparecidosIch liebe diesen Eagles-Song. Dirty SouthIch hoffe, das ist einfach eine Boombox, die Goodie Mob spielt. DJ HarveyResident-DJ in diesem Sandwich-Laden, den du so liebst. DJ SnakeEhrlich gesagt die am meisten unterbewertete Simpsons-Figur. Doc MartinGeil, Gratis-Schuhe! DrakeMann, Migos hat diesen Typen echt groß rausgebracht. Drive Like JehuDas ist entweder ein Bandname oder der Name einer komplizierten Street-Fighter-Combo. DubfireRIP Robin Williams. Duke DumontUm dir dieses Set anzusehen, musst du eine Ascot tragen. Eagulls2013 die beste Band des CMJ. Erol AlkanDer Name der Medizin, die du nehmen musst, damit dein Urin weniger sauer ist. Father John MistyZeit für ein Nickerchen. Fitz & the TantrumsDieser Typ hat eine blonde Strähne in seinem Haar. FKA TwigsFreier Eintritt mit Google Glasses! Florence + The MachineWas macht diese Frau eigentlich zwischen Musikfestivals? FlosstradamusRap mit Zahnarzt-Thematik. Flying LotusIch bin auf dem Höhepunkt! George EzraBrite. Geboren 1993. GesaffelsteinFür Kanye die einzige echte Möglichkeit für ein Coming-Out während des Festivals. Glass AnimalPiep! Gorgon CityErinnerst du dich an Zelda? Das solltest du besser. GramatikNICHT Orthographie. HaertsWirklich schwer, das richtig zu schreiben. Hot Natured (Inclusive of Lee)Neon (Inklusive Drogen) HozierAuf Acid? Mach dich auf die lahmste spirituelle Erfahrung überhaupt gefasst. InterpolWohl eher InterLOL. J.E.S.&S. (Jack Master, Eats Everything, Skream, & Seth Troxler)Ich bin schon wieder auf dem Höhepunkt! Jack WhiteWer?Schon wieder?Immer noch? Jameston RevivalWirklich das Dämlichste, was man wiederbeleben kann. Jamie XXDie USA haben den Unabhängigkeitskrieg nicht ohne Grund gewonnen. Jason BentleyNicht einmal annähernd so gut wie Dierks Bentley. Jenny LewisKomm wegen der Musik. Bleib wegen dem großartigen farbenfrohen Anzug. Jon HopkinsIch würde mir eher eine Vorlesung in der Johns Hopkins University anhören. Joyce ManorDu kannst bei Musikfestivals nicht Stagediven, also lachen diese Typen vielleicht mal. JungleEin paar weiße Kids. KasabianWarum gibt es die denn noch? KaskadeBeeindruckendes Geschirrspülmittel. Hinterlässt kaum Streifen. KaytranadaKanadier können Musik machen? KeleKönnte eine Software sein. Keys n KratesDiese Gruppe ist nur ein „K“ davon entfernt, problematisch zu sein. KimbraEine neue, spezielle Art von BH für Frauen mit riesigen Brüsten. KygoDu solltest zwei Mal am Tag deine Kygo-Übungen machen, um sicherzugehen, dass dein Beckenboden gestärkt ist. LightsOK, jetzt werden es zu viele Kanadier. Lil BER SPIELT EIN SET MIT 140 ZEICHEN ODER WENIGER GOTT SEGNE EUCH – Lil B Nothing else matters except showing people how special they are – Lil B Loco Dice„Wow, das sind wirklich ein paar verrückte Würfel.“ Los RakasWe dem boyz! Lykke LiEin Sturm poltert in der Ferne, während die Dunkelheit der Nacht über die Wüste von Indio, Kalifornien hereinbricht. Diese Nacht wird eine Feuerprobe für deine Seele. Nimm dich vor den nebligen Ranken des Unglücks in Acht. Mac DemarcoWie jeder Typ, mit dem du aufs College gegangen bist, und der gesagt hat, er könne Gitarre spielen und auf deinem Fußboden geschlafen hat. MadeonDabei kannst du laut einen fahren lassen. Marco CarolaAdams musikalisch veranlagter kleiner Bruder. Marina and the DiamondsHat garantiert weniger Zuschauer beim Coachella als ihre Schwester Lucy in the Sky. Marques WyattDieser Typ spielt beim Coachella Music Festival. Martin SolveigHat schon damit angefangen, Facebook-Einladungen für sein Set zu verschicken. Matthew KomaIst ins Koma gefallen. Milky ChanceMilky mit der Chance auf Coachella-Bälle. MKIhre Taschen sind in dieser Coachella-Saison angesagt! NeroIst scheiße an der Violine. New World PunxHaben wahrscheinlich Dreads, Leinenhosen mit Aufnähern und Hanf-Atem. Night Terrors of 1927Geh unbedingt in das Zeitreise-Erlebnis-Zelt, präsentiert von Samsung. Nortec Collective Presents: Bostich + FussibleDas ist die Algebra-Gleichung zum Drogen nehmen. OdeszaGesundheit! OFF!Dies wird das Jahr, in dem Keith Morris’ Dreads endlich bis zum Boden reichen. Oliver HeldensDiese Person spielt auf dem Coachella Music Festival. Panda BearDefinitiv der beste Bär. Parquet CourtsHeißer Tipp für Indierock-Fans, die sich ausgefallen fühlen wollen. Perfume GeniusDazu werde ich so hart voguen. Pete TongEine zukünftige, extrem rassistische Family Guy-Pointe. Phil SelwayWie Coldplay. PhoxPhox this. Porter RobinsonEine edle Parfüm-Make. R3HABDas ist cool, weil das „E“ als „3“ geschrieben wird. RACWie normale Musik, aber beschissener. RadkeyWenn du einen Namen für deine Band brauchst und das Einzige, was auf dem Tisch ist, Rettich und ein Schlüssel ist. Raekwon und Ghostface KillahLasst das Gefühl wieder aufleben! RatatatBringen dir die besten Beats von 2005. Reverend Horton HeatGehen danach wahrscheinlich sowieso auf Tour. Royal BloodKennst du die Folge von Game of Thrones, in der dem Typen die Augen aus dem Schädel gerissen werden? Das war verrückt. RideEin wirkliches Highlight für Leute Anfang 40. Ruen BrothersMach dich darauf gefasst, mit Steinen zu zaubern und Met in Walhalla zu trinken. Ryan AdamsIch hoffe, er spielt „Summer of ’69“! Run the JewelsDie weißen Rap-Fans sind begeistert. Ryan HemsworthFUCK YEAH, THOR! Ryn WeaverDu wirst es auf Instagram sehen. Saint MotelEine Band mit einem Bassisten, der einfach „Dak“ heißt. SBTRKTLernen die Vokale noch. SloanNicht die aus Entourage. SquarepusherWohl eher Play-Button-Pusher. St. LuciaIrgendein Urlaubsziel, das wir uns nicht leisten können. St. Paul and the Broken BonesDiese Band spielt auf dem Coachella Music Festival. St VincentSicherlich der beste Tim-Burton-Charakter. Steely DanDie beste Band des CMJ 1974. StromaeNicht schlecht, auch wenn er Franzose aus der französischen Hauptstadt Brüssel ist. SwansFred. Sylvan EssoMach einen interpretativen Tanz dazu und schäm dich nicht dafür. Tale of UsDeep House. Deeper. Deeper! The CribsIch liebe MTV. Tame ImpalaPILZE! The Gaslamp Killer ExperienceEine Gaslight Anthem Tribute Band. The Ghost of a Saber Tooth TigerWie die Beatles, nur beschissener. The OrwellsIhr Set darf als nicht anderes als „Orwellian“ bezeichnet werden. The War on Drugssiehe: Sun Kil Moon The WeekndLass deine Drinks nicht unbeaufsichtigt. Tiger and WoodsMehr oder weniger Par. TiniWahrscheinlich skurril. Todd Terje and the OlsensDas wird ein Full House! Toro Y MoiWenig bekannte, aufstrebende Grindcore-Band Touche AmoreWeißt du, was auf Musik-Festivals total super läuft? Keller-Screamo aus den späten 90ern. TouristElektronische Musik, zu der du Emo werden kannst. TychoDie beste Firma für Spielzeugautos. Tyler the CreatorSockenverkäufer. Until The Ribbon BreaksVersagen beim Nähen. Vance JoySpielt wahrscheinlich Gitarre. Vic MensaBerühmter Schlagzeuger. What’s So NotWohl eher „What’s So Not on your list“ an Dingen, die du sehen willst. YelleHatte 2008 ein bekanntes Musikvideo. Yellow ClawIch habe „Ocean Avenue“ GELIEBT! ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Noisey Staff
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2015-01-08T09:00:00+00:00
2024-07-31T00:00:55+00:00
https://www.vice.com/de/article/coachella-2015-band-review/
Knuspriger Truthahn mit Trüffelbutter
Bei Thanksgiving geht es sehr viel um den Moment, in dem du den Truthahn präsentierst. Bevor ich den schönen Anblick zerstöre und ihn auseinandernehme, rufe ich alle her und sage: Schaut, wie schön er ist! Und dann geht’s los. Portionen: 5Vorbereitung: 24 StundenInsgesamt: 27 Stunden 30 Minuten Für die Pökelflüssigkeit:Wasser (genug, dass der Truthahn komplett unter Wasser ist)60 g Meersalz pro Liter WasserCognac, zum Abschmecken (so viel dazugeben, dass die Mischung zumindest ein bisschen danach schmeckt)Streifen OrangenschaleFenchel, in Scheiben aufgeschnittengeröstete FenchelsamenLorbeerblätterZwiebeln, in Scheiben aufgeschnittenThymianKnoblauchzehen Für die Trüffelbutter:TrüffelspäneMeersalzfrisch gemahlener schwarzer PfefferButter (Zimmertemperatur) Für den Truthahn:1 Truthahn, am besten bio und aus Freilandhaltungca. 11 Blöcke Butter, geschmolzen, bei Bedarf mehr 1. Alle Zutaten in einem großen Eimer oder einer Schüssel vermischen. Den Truthahn (ganz unter Wasser) 24 Stunden lang ins Salzwasser legen. Normalerweise mache ich das in einem Eimer auf meiner Terrasse, wenn es draußen nicht weniger als 2° C hat. 2. Für die Trüffelbutter die Trüffelspäne, das Salz und den Pfeffer in die Butter mischen. Zur Seite stellen. 3. Den Truthahn aus der Pökelflüssigkeit nehmen und trocken tupfen. Die Haut ausdehnen; dafür die Hände unter die Haut des Truthahns schieben, um Platz zwischen dem Fleisch und der Haut zu schaffen. Die Trüffelbutter unter die Haut schmieren. 4. Den Truthahn auf ein Backgitter stellen und einen Ventilator auf hoher Stufe vor den Truthahn stellen, damit die Haut trocknet. Dadurch wird dann die Haut knusprig. Den Ventilator solange davorstellen, bis sich die Haut ziemlich trocken anfühlt. Im nächsten Schritt wird wieder Feuchtigkeit hinzugefügt. 5. Den Ofen auf 160° C vorheizen. Käse- oder saubere Geschirrtücher in die geschmolzene Butter tauchen. Die Tücher über den Truthahn legen, während er im Backofen ist. Immer wieder mehr Butter über die Tücher gießen. 6. Wenn der Truthahn durch ist (die Zeit hängt von der Größe des Truthahns ab), aus dem Backofen nehmen und mindestens 30 Minuten mit Alufolie bedecken bevor er zerlegt wird. Wenn du möchtest, kannst du die Haut abnehmen, bevor du den Truthahn unter das Alufolienzelt stellst und dann noch einmal kurz im Backofen knusprig machen, bevor alles serviert wird. Du kannst die Schenkel auch mit Confit zubereiten und die Brust separat garen, wenn du möchtest.
[ "amerika", "butter", "feiertage", "Fenchel", "Fenchelsamen", "fettig", "Fleisch", "Food", "gären", "Haut", "Käsetuch", "knusprig", "machen", "Meersalz", "Munchies", "Orangenschale", "Pökel", "Rezept", "rezepte", "Salz", "Trüffel", "truthahn", "usa" ]
2014-11-25T11:37:55+00:00
2024-08-12T09:06:30+00:00
https://www.vice.com/de/article/knusprig-gepokelter-truthahn-mit-truffelbutter-237/
Video von ’92 aufgetaucht: Hier zerlegen Rage Against the Machine einen Plattenladen, kurz bevor sie berühmt wurden
“Der Name dieser Band ist Rage Against the Machine”. Tom Morellos unvergleichliche Gitarrenriffs plus Wut Wut Wut in Zack de la Rochas Stimme. So hört und sieht man die blutjungen Typen von Rage Against The Machine wie sie Anfang/Mitte 20 im legendären Plattenladen Zed Records in Long Beach/Kalifornien eine kleine Jam Session veranstalten. Jawoll, vor dem Release ihres selbstbetitelten Debütalbums, vor ihrem Aufstieg zu Weltruhm und bevor 50.000er-Festival-Crowds zu diesen Songs ausgerastet sind. Der damals 22-jährige Zack schreit sich seinen Ärger aus dem Leib, während der 27-jährige Tom wie kein anderer die Saiten seiner Gitarre bearbeitet. Bis dato hatte wohl kaum einer die Band – vor allem als Live-Größe – auf dem Schirm. Einem Reddit-Thread haben wir es zu verdanken, dass dieses Video gerade wieder aufgetaucht ist. Zum ersten Mal wurde es vom Original-Filmer aus dem Plattenladen bereits 2013 hochgeladen. Nun erhält es noch einmal die Aufmerksamkeit, die es verdient. Hellfuckinyeah. Hier die ganze Tracklist: 0:44 – “Bombtrack”4:52 – “Darkness” (or “Darkness of Greed”)8:31 – “Take the Power Back”13:48 – “Bullet in the Head”19:23 – “Settle For Nothing”24:06 – “Killing in the Name”29:42 – Tom jamming30:02 – “Know Your Enemy”34:37 – “Freedom”
Tamara Güclü
[ "1992", "Fundstücke", "Music", "Noisey", "Rage Against The Machine", "rock", "video", "Zed Records" ]
2018-01-29T17:05:51+00:00
2024-07-30T18:19:07+00:00
https://www.vice.com/de/article/video-von-92-aufgetaucht-hier-zerlegen-rage-against-the-machine-einen-plattenladen-kurz-bevor-sie-beruhmt-wurden/
Sieh dir an, wie Skrillex gestern in China zum ersten Mal beim Boiler Room spielte
Boiler Room bringt seit mittlerweile sechs Jahren die spannendsten DJs der Welt auf deinen Laptop, dein Smartphone oder dein Tablet. Gestern gab es eine Premiere, denn sie konnten zum ersten Mal Skrillex auf ihrer digitalen Bühne begrüßen. In Zusammenarbeit mit dem IMS Asia-Pacific übertrug die Streaming-Webseite die Party seines Labels OWSLA aus Shanghai. Nach Sets von Damacha, Cavia, Blaise James und Zean b2b Conrank wurde Sonny Moore begrüßt und auch auf launige Weise erklärt, warum er vorher noch nie ein Set für den Boiler Room gespielt hat: „Er ist recht beschäftigt.” Dafür gab es jetzt Grime, Rap und DnB. Und Enigma. Und eine menschliche Grinsekatze. Sieh es dir hier in voller Länge an: Folge THUMP auf Facebook und Instagram.
Colin Joyce
[ "boiler room", "dubstep", "edm", "News", "OWSLA", "Shanghai", "stream" ]
Music
2016-09-30T13:03:11+00:00
2024-07-30T23:20:34+00:00
https://www.vice.com/de/article/sieh-dir-an-wie-skrillex-gestern-in-china-zum-ersten-mal-beim-boiler-room-spielte/
Ein mutmaßlicher Wilderer wurde von Elefanten totgetrampelt und dann von Löwen gefressen
In der ersten Aprilwoche verschaffte sich eine Gruppe mutmaßlicher Wilderer illegal Zugang zum Kruger-Nationalpark in Südafrika. Ihr Ziel war offenbar, Nashörner zu töten, um ihr wertvolles Horn abzugreifen. Wenige Tage später stießen die Ranger des Parks auf einen menschlichen Schädel und eine Hose – beides gehörte zu einem der Wilderer. Laut den anderen Männern wurde ihr Kollege von einem Elefanten totgetrampelt und später von einem Rudel Löwen verspeist. Inzwischen befinden sich drei mutmaßliche Wilderer-Komplizen im Alter von 26 bis 35 in Untersuchungshaft, so der Polizeibeamte Leonard Hlathi gegenüber der lokalen Nachrichtenseite TimesLive. Die Anklagepunkte: illegaler Waffenbesitz, versuchte Wilderei und unerlaubtes Betreten eines Grundstücks. Wie Hlathi erklärt, drangen die Männer am 1. April in den Nationalpark ein. Dort wurden sie plötzlich von einem Elefanten angegriffen, einer der Männer kam dabei ums Leben. Die anderen behaupten nun, sie hätten die Leiche zuerst zu einer nahegelegenen Straße geschleppt, damit sie dort am nächsten Morgen jemand finden würde. Dann informierten sie wohl die Familie des Toten. Auch bei VICE: Die großen Katzen des Persischen Golfs “Die Verwandten des Toten riefen bei einem der leitenden Ranger an. Der versicherte ihnen, er setze alle Hebel in Bewegung, um die Leiche zu bergen. Anschließend stellte er einen Suchtrupp zusammen”, sagt Isaac Phaahla, ein Sprecher des Nationalparks. Während mehrere Ranger zu Fuß das von der Familie genannte Gebiet durchkämmten, suchten Flugzeuge die Gegend von oben ab. Weil es aber schon dunkel wurde, fanden die Suchtrupps die Leiche nicht. Nur durch weitere Hinweise von den anderen Wilderern entdeckten die Ranger am folgenden Morgen die Überreste des Toten. “An der Fundstelle gab es mehrere Anzeichen dafür, dass ein Rudel Löwen die Leiche gefressen und nur den Schädel sowie die Hose übrig gelassen hatte”, sagt Phaahla. Der Geschäftsführer des Nationalparks, Glenn Phillips, hat den Angehörigen des Toten sein Beileid ausgesprochen. “Den Kruger-Nationalpark illegal und zu Fuß zu betreten, ist sehr gefährlich. Dieser Vorfall zeigt das mehr als deutlich”, sagte er. “Es ist traurig zu sehen, wie die Töchter des Verstorbenen jetzt um ihren Vater trauern.” Noch schlimmer sei laut Phillips nur, dass man nur so wenige Überreste der Leiche bergen konnte. Andere würden das vielleicht unter “der ewige Kreis des Lebens” verbuchen, den wir schon aus Der König der Löwen kennen. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
[ "Elefanten", "Gerechtigkeit", "Löwen", "News", "Südafrika", "Tiere", "Tod", "Verbrechen", "Wilderei", "wildnis" ]
2019-04-09T10:38:45+00:00
2024-08-12T08:26:05+00:00
https://www.vice.com/de/article/ein-mutmasslicher-wilderer-wurde-von-elefanten-totgetrampelt-und-dann-von-lowen-gefressen/
Nach „Drecksasylant“ ist der Hitlergruss jetzt auch okay
Foto vom Deutschen Bundesarchiv Man darf in vielen Ländern viele Dinge nicht und andere Dinge schon. In Deutschland darf man kein durchgestrichenes Hakenkreuz tragen, aber „Ruhm und Ehre der Waffen-SS” sagen. Das klingt komisch, ist aber so. Immer wieder treffen einzelne Gerichte Entscheide, die verwirren. Das Schweizer Bundesgericht hat heute einen Nazi freigesprochen, der an einer PNOS-Feier den Hitlergruss gezeigt hat. Was geht mit denen? Sind die Bundesrichter nach der Annahme der Pädophilen Initiative einfach traumatisiert? Um das vorweg ganz klarzustellen: Es geht um einen echten Hitlergruss. So richtig klassisch, mit ausgestrecktem Arm, finsterer Miene und allem. Hat der olle Henryk M. Broder noch vor zwei, drei Jahren polemisiert “Vergesst Auschwitz!”, ist es jetzt soweit. Semiotisches Tabula Rasa. Ja. Endlich dürfen wir Hitlergrüsse in Katzenbilder photoshoppen! Endlich dürfen wir auf Facebook den Hitlergruss machen! Vielleicht noch mit dem Comment: „Ich möchte meine persönliche nationalsozialistische Haltung ausdrücken und niemanden diskriminieren.” Wichtig bleibt dabei, dass man die Etikette wahrt. Foto von Markus Nägele Der frischgebackene Entscheid reiht sich in die leicht bräunliche Tendenz, die das Bundesgericht in letzter Zeit eingeschlagen hat. Man erinnere sich an den Basler Polizisten, der einen Verhafteten lauthals und öffentlich als „Drecksasylant” beschimpft hat und in zweiter Instanz freigesprochen wurde. Vom Bundesgericht versteht sich. Das mag etwas paradox anmuten, da dasselbe Gericht vor genau einem Jahr einen Familienvater als Provokateur einer Schlägerei bezeichnete. Dieser hat zwei Rowdys den Mittelfinger gezeigt und wurde daraufhin krankenhausreif geprügelt. Das Bundesgericht hat diesen Mann wegen dem Mittelfinger zum Mitschuldigen erklärt und gab deshalb dessen Versicherung darin Recht, sein Krankentaggeld zu halbieren. Man könnte jetzt denken, dass das Bundesgericht den Bürgerkrieg will. Wenn ich ein Symbol, das für den rassistisch motivierten Mord an Abermillionen Unschuldigen steht, ohne weiteres zeigen darf, ein anderes, das für eine Körperöffnung steht, aber nicht, könnte das sozialen Zündstoff mit sich bringen. Man stelle sich vor, der Familienvater hätte anstelle des Fingers den Hitlergruss zum Besten gegeben, so hätte er jetzt vielleicht das volle Krankentaggeld. Das könnte einige Leute wütend machen. Das könnte im Alltag zu Problemem führen. Foto von chätzle Das Bundesgericht hat aber differenziert: In der Schweiz darf man den Hitlergruss nur dann zeigen, wenn man damit nur seine Meinung ausdrückt und damit niemanden von seiner „nationalsozialistischen Gesinnung” überzeugen will. Es gilt also das Werbeverbot. Der Hitlergruss als Werbemittel ist aber auch etwas suboptimal gewählt. Wer mit dem Hitlergruss Neumitglieder anwerben will, kann auch an einem Marketingkurs bei den Zeugen Jehovas noch etwas lernen. Foto von Tim Bartel Werben wollte der nette Herr Nazi auf dem Rütli aber sicher nicht. Nein! Er war ja an einer Nazifeier. Wen will er dort überzeugen? Die anwesenden Polizisten? Alle Freunde des Wilhelm Tell-Reenactments glauben doch schon an den Dolf. Und hey, Mitglieder anderer Kulturen wollte der unschuldige Nazi mit seinem Hitlergruss auch nicht diskriminieren! Man sagt das nicht laut, aber ja: Die „eidgenössisch-sozialistische” Partei PNOS hat relativ wenig Anhänger unter Ausländern und Secondos. Also, es gibt kein PNOS-Gegenstück zu den Secondos bei der SP. Da war also niemand, der sich diskriminiert gefühlt hat. Drum ist es anscheinend okay, wenn Schweizer Nazis einander Verslein von Friedrich Schiller vortragen und dann mal die Hand heben. Gegen einen Literaturkreis hat eigentlich niemand was und dass unsere Nazis Schillers Tell nicht schon aus der Schule kennen, dürfen wir ihnen wirklich nicht vorwerfen. Sind ja alles einig Hirten, die Braunen. Nazis unter Nazis dürfen Pfötchen heben. Vielleicht hat der unbescholtene Herr Nazi ja nur die Hand gehoben, um eine Frage zu stellen? „Sie, Herr…äh Herr PNOS, wo zwischen Sturm & Drang und Weimarer Klassik lässt sich der Wilhelm Tell eigentlich verorten?” Foto von kyuubidemon98 Sind wir irgendwann so weit wie in Ostdeutschland, wo der Staat No-Go-Areas für Touristen bestimmen muss, dürfen die Nazis in dem Nazi-Reservat die Pfötchen heben. Grade wegen der Zweitwohnungsinitiative sollten Nazis auf Zonenplänen eingetragen werden. National befreite Zonen haben nur Vorteile: 1. Die Nazis bleiben da. Keine kalten Betten. 2. Da Nazis unter Nazis jetzt ganz Nazi sein dürfen, gibt es in den No-Go-Areas auch niemanden, der sich diskriminiert fühlt. Zudem würde ein etliches an Steuern für unnötige “Antirassismus”- Gerichtsverfahren gespart.
Benjamin von Wyl und Till Rippmann
[ "1. August", "Bundesgericht", "Faschismus", "Faschos", "Hitler", "Hitlergruß", "Nazi", "News", "Schweiz", "Vice Blog" ]
2014-05-21T14:26:00+00:00
2024-07-31T03:23:48+00:00
https://www.vice.com/de/article/nach-drecksasylant-hitlergruss-jetzt-auch-okay/
Fotos davon, was in den Kühlschränken von Berner Studenten steckt
200 Franken listet der Verband der Schweizer Studierendenschaften in seinem empfohlenen Budget als monatliche Kosten für Essen an der Uni auf. 200 Franken klingen nach extrem vielen Stunden in überfüllten Mensen oder vor kochendem Pasta-Wasser. Jeder, der schon einmal über mehrere Jahre mit dem Mittagessen in einer Uni- oder Schulmensa konfrontiert war, weiss, dass es einem Gericht selten zugute kommt, wenn es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hunderter Menschen getrimmt wird. In anderen Worten: Oft schmeckt das günstige Mensa-Menü entweder nach gar nichts oder nach viel zu viel Salz. Nun dauert ein Studium aber mindestens drei Jahre lang an. Das bedeutet ein drei Jahre langer Kampf zwischen ausgeglichenem Budget und gutem Geschmack. Um herauszufinden, wie Studenten, die in Bern wohnen, diesen Spagat meistern, habe ich einige von ihnen Zuhause besucht und einen Blick in ihre Kühlschränke geworfen. Alle Fotos von Pascal Triponez VICE: Hi Jessica, habt ihr euren Kühlschrank in der WG aufgeteilt?Jessica: Wir sind drei Mädels in der WG und jede von uns hat ein Fächchen. Dazu teilen wir uns noch ein Fach mit Gemüse und eines mit Alkohol. Die anderen beiden arbeiten aber bereits, darum sind ihre Fächchen meist leer. Dort müssen wir schauen, dass nichts vergammelt. Der Kühlschrank ist ausserdem ziemlich kaputt. Die Seitenfächer wackeln, das Gefrierfach ist auch nicht wie es sein sollte. Ich muss diese Woche nochmal beim Vermieter anrufen—aber der ist so faul und hat nie Zeit! Kommt es da manchmal zu Konflikten, wenn zum Beispiel Dinge vergammeln?Gar nicht, es ist eher lustig, wenn wir hin und her raten wer das gekauft hat. Und wenn ich den Platz der anderen in Beschlage nehme, entschuldige ich mich. Bei Geburtstägen ist das mit dem Platz oft lustig. Wir müssen die Sachen im Kühlschrank richtig zusammenstopfen. Wenn dann noch jemand einen Kuchen mitbringt, wird es zur grossen Herausforderung für den noch einen Platz zu finden. Was kaufst du am meisten ein?Ich kaufe immer viel zu viel ein, vor allem frisches Gemüse, Milchprodukte und Früchte. Abends koche ich aber auch oft mehr und nehme die Resten am nächsten Tag mit an die Uni. Ab und zu bringe ich vom Bauernhof neben meinen Eltern frische Eier mit. Mir gefällt es, zu wissen, woher die Eier kommen. Du kochst also oft selbst. Was kochst du denn so?Ich koche sehr gerne, aber nicht alles schmeckt am Ende gleich gut. Leider misslingt mir manch eine meiner zusammengewürfelten Kreationen. Wenn ich Stress habe, gibt es viel ähnliche Sachen. Oft Salate, auch mal etwas ausgefallenere Varianten mit Quinoa, Gemüse oder Käse. Dazu Quiches oder alles andere, was wir im Ofen backen können. Wenn es sich ausgeht, essen wir am Abend zusammen. Wie viel Geld gibst du wöchentlich für Essen aus?Vielleicht zu viel für mein Studibudget? Nein, ich schätze etwa 50 Franken pro Woche. Ich koche gerne mit frischen und verschiedenen Zutaten, das geht schon ins Geld. Wie viel es schlussendlich wird, hängt immer davon ab, ob ich Zuhause oder an der Uni esse. Zum Glück esse ich kaum Fleisch, sonst wäre es noch teurer. Gibst du mehr Geld für Essen oder für Alkohol aus?In Zürich würde ich wahrscheinlich mehr für Alkohol ausgeben! Aber in Bern sind meine Lieblingsdrinks zum Glück etwas billiger. Ich gehe auch nicht so oft in den Ausgang, deshalb klar für Essen. Da ich nebenbei noch im Service arbeite, trinke ich dort ab und an mal ein Feierabendbier. Ich komme also schon auf meine Alkoholkosten, ohne wirklich Geld dafür auszugeben. VICE: Die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Gibst du mehr Geld für Alkohol oder für Essen aus? Mel: Für Essen. Pro Woche sind das zwischen 50 und 80 Franken. Ich esse selten auswärts, gebe das Geld also vor allem zum Einkaufen aus. Was kaufst du hauptsächlich ein? Gemüse und Früchte habe ich immer im Kühlschrank. Und Milch! Milch ist das Wichtigste! Ich mag keinen Kaffee, darum trinke ich enorm viel Schokomilch. Was kochst du üblicherweise? Ich kann überhaupt nicht kochen. Oft kocht mein Freund oder meine Mitbewohnerin, die das sehr gut macht. Ich habe genug Leute um mich herum, die gut und gerne kochen, wieso sollte ich das dann auch machen? Wenn ich aber doch einmal etwas mache, dann gibt’s Pommes—wir haben immer Pommes im Kühlschrank. Und sonst viel Salat. Und was isst du von deinen Köchen am liebsten? Meine Mitbewohnerinnen machen sehr gute Suppen, Spaghetti mit Tomatensauce und Pizzas. Habt ihr den Kühlschrank in der WG organisiert? Jede von uns hat ihr Fächchen. Wenn etwa mir einmal etwas fehlt, kann ich mich aber auch einfach bei den anderen bedienen. Ich muss ihnen das einfach sagen. VICE: Hi Laurent, was kaufst du hauptsächlich ein?Laurent: Sehr viel Pasta, ich bin ein grosser Pastafarian. Brot und Käse esse ich auch sehr viel. Wir kaufen meistens jeweils für uns selbst ein, zusätzlich aber auch die Dinge, die wir in der WG alle zusammen brauchen. Was uns eben gerade einfällt.Gleich nebenan gibt es einen Supermarkt, das ist sehr praktisch. Ich mache also nie Wocheneinkäufe. Wenn ich etwas brauche, gehe ich einfach kurz nach nebenan. Das passiert manchmal drei Mal pro Tag. Euren Kühlschrank teilt ihr also auf?Theoretisch ja. Aber da gibt es immer wieder ein Durcheinander und schlussendlich kommt alles zusammen. Wenn jemand von uns zehn Leute zum Essen einlädt, dehnen wir die Aufteilung zum Beispiel einfach aus. Da sind wir sehr familiär. Wir essen alle voneinander. Meine Mitbewohnerin hat einmal viel zu viel Berliner gekauft und mir gesagt, ich müsse die einfach essen. Es ist ein Geben und Nehmen. Kochst du oft selbst?In letzter Zeit schon. Das hängt aber immer davon ab, ob ich an der Uni viel zu tun habe oder ob ich etwas ausprobieren möchte. Meistens wird es dann zum Impro-Kochen. Ich habe ein paar Rezepte die ich kann und einfach abwandle. Da gibt es dann schon einmal spontan Curry mit Pasta. Und findest du, dass du gut kochen kannst?Ich kann zumindest so gut kochen, dass ich es gern habe und mich mein eigenes Essen nicht ankotzt. Die Mitesser sind meistens auch zufrieden. Ich denke also, ich mache das ganz OK. Ich habe zwar keine krassen Rezepte auf Lager aber kann so kochen, dass ich es abwechslungsreich und spannend finde. Hast du sowas wie ein Spezialgericht?Ich mache Pasta in der Bratpfanne. Das habe ich in Italien irgendwo gelernt. Dort haben sie gemeint, das sei die schnellste Methode, um Pasta zu kochen. Das ist mittlerweile mein bestes Gericht: Es braucht nicht viel Aufwand und ich bin schon so routiniert, dass es nie schlecht wird. Das ist der gute Kompromiss zwischen schnell und fein. Brauchst du mehr Geld für Alkohol oder für Essen?Ziemlich sicher für das Essen. Ich bin kein grosser Bier- oder Weinkenner. Beim Essen variiert es stark, wieviel ich brauche. Wir haben hier sehr viel Platz und da kommen öfters Leute zum Abendessen vorbei. Wenn die ganze Woche niemand kommt brauche ich um die 50 Franken, sonst schon gegen 100 Franken. VICE: Für was gibst du mehr Geld aus, für Essen oder Alkohol? Für Essen. Ich brauche fast kein Geld für Alkohol. Insgesamt gebe ich etwa 600 Franken pro Monat aus, davon schon das meiste für Essen. Ist 100 Franken pro Woche viel? Wieviel gibst du aus? Puh, keine Ahnung. Ich esse aber auch oft auswärts. Was kaufst du denn hauptsächlich ein? Gemüse, Früchte und bei jedem Mal Milch und Joghurt für mein Müesli am Morgen. Das kaufe ich alles im Supermarkt, der gleich um die Ecke liegt. Kochst du häufig selbst? Eigentlich koche ich nur selbst, ja. Ich bin Küchenchef! Ich bekomme immer Komplimente. In der WG kochen wir aber meistens separat. Hast du ein Gericht, das deine Spezialität ist? Viele! Curry kann ich extrem gut, Kuchen und Desserts auch und alles mit Gemüse. Und Reis! Ich kann so gut Reis kochen, da müsst ihr einmal vorbeikommen, um den zu probieren. Die meisten sagen ja, Reis sei sehr schwierig zu kochen. Gibt es denn etwas besonderes, auf das du beim Kochen achtest? Dass viel Gemüse dabei ist. Ich liebe Gemüse. Ich spüre das auch immer, wenn ich zu wenig davon gegessen habe. Dann geht es mir nicht mehr gut. Sebastian auf Twitter: @seleroyaleVICE Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland
Sebastian Sele
[ "bern", "Kochen", "Schweiz", "Studenten", "Stuff", "uni", "Vice Blog" ]
Politik
2016-04-02T14:45:00+00:00
2024-07-30T21:55:48+00:00
https://www.vice.com/de/article/fotos-davon-was-berner-studenten-in-ihren-kuehlschraenken-haben-523/
Jung, reflektiert, aggressiv: Benjamin Fischer steht für die SVP von morgen
Der formelle Benjamin Fischer. Foto von Facebook Benjamin Fischer ist 24 Jahre jung, seit Februar Präsident der Jungen SVP und will das Kiffen legalisieren—das ist, was in der breiten Öffentlichkeit über ihn bekannt ist. Nicht wenige prophezeien ihm weiterhin eine steile Karriere in der SVP. Benjamin Fischer gliedert sich scheinbar perfekt in den neuen Stil der Köpfe der rechtspopulistischen Volkspartei ein (reflektiert im Stil, hart in der Sache) und hat doch deutlich mehr zu bieten, als in eine Headline von 20 Minuten passt. Benjamin Fischer kann als Symptom einer gesamteuropäischen Entwicklung verstanden werden. In vielen Ländern Europas ist der Rechtspopulismus auf dem Vormarsch—in sieben davon bereits in der Regierung. Während in den Medien des grossen Nachbarns im Norden die Alarmglocken klingeln, wenn die Alternative für Deutschland in regionalen Wahlen über 20 Prozent der Stimmen bekommt, erstaunt es in der Schweiz kaum noch jemanden, wenn die SVP mit fast 30 Prozent als Siegerin aus den nationalen Wahlen geht. Ich frage mich, was einen Menschen in meinem Alter, einen Vertreter der Generation, die global so vernetzt und mobil ist wie keine vor ihr, dazu bringt, einen grossen Teil seines Lebens einer Überzeugung hinzugeben, die in die Schublade „nationalkonservativ” fällt. Um meine Fragen zu beantworten, bitte ich Benjamin Fischer um ein Gespräch. Er sagt sofort zu und schlägt zu meiner Überraschung vor, wir könnten uns bei ihm Zuhause treffen. Als ich bei der Adresse in Volketswil, einer von 18.000 Einwohnern bevölkerten Agglomerationsgemeinde wenige Autominuten östlich von Zürich, ankomme, bin ich erstmal überrascht. Der wie ein in Vergessenheit geratenes Überbleibsel vergangener Jahrzehnte vor mir prangende Wohnblock, dessen rötliche Fassade sich wohl durch den Feinstaub der in der Nähe rauschenden Autobahn dunkel verfärbt hat, möchte nicht in mein Klischee der politischen Zukunft der Schweiz passen. Ich suche auf dem Klingelschild nach dem Knopf mit der Aufschrift „Fischer”. Nachdem mein Blick über mindestens zwei Namen kreist, die auf albanischstämmige Bewohner schliessen lassen, finde ich den Namen des Jungpolitikers, der auf smartvote angibt, zu 100 Prozent für eine restriktive Migrationspolitik einzustehen. Ich drücke drei Mal, der Türöffner summt etwas verloren, ich trete ein und Benjamin Fischer, den ich im bisherigen Mail-Kontakt gesiezt habe, begrüsst mich mit den Worten „Ich bin übrigens der Beni”. VICE: Du bist mit 16 Jahren der Jungen SVP beigetreten. Was war ausschlaggebend, dass du dich schon in deiner Jugend für Politik interessiert hast?Benjamin Fischer: Ich hatte keinen Erweckungsmoment. Am Anfang stand bei mir ein allgemeines Interesse an der Gesellschaft: Warum ist unsere Gesellschaft so, wie sie ist und warum geht es uns besser als anderen Menschen an anderen Orten und zu anderen Zeiten? Davon ausgehend habe ich mich sehr für Geschichte und Philosophie interessiert, für die ganzen Utopien, die sich mit der Frage beschäftigen, was den besten Staat ausmacht. Der informelle Beni Fischer. Foto vom Autor Ich kam zur Erkenntnis, dass die Schweiz ein sehr gutes und ausgeklügeltes Modell ist, das über eine sehr lange Zeit gewachsen ist und erhalten bleiben muss. Dass es uns so gut geht, hängt eng mit unserer Geschichte, mit dem demokratischen System und der freiheitlichen Wirtschaftsordnung zusammen. Benjamin Fischer spricht bedachter als viele seiner Parteikollegen. Er wendet seinen Blick vom Gesprächspartner ab, wenn er sich in scheinbar endlose Gedankengänge vertieft, spricht so reflektiert, dass er seine Wortwahl in der Stunde, die wir uns Sirup und Kaffee trinkend gegenüber sitzen, mehrmals selbst kritisiert—und trotzdem unterscheidet sich das, was er sagt, in inhaltlicher Konsequenz wenig von dem, was mir seine Parteikollegen antworten würden. VICE: Dich hat also ein theoretisches Interesse angetrieben.Benjamin Fischer: So ging es los, ja. Das wurde selbstverständlich konkretisiert. Zur SVP gefunden habe ich auch über die Migrationsthematik, die man in Volketswil stark erlebt hat. Schon in der Schule habe ich die Gruppenbildung auf dem Pausenplatz erlebt. Die Pausen wurden nach Nationalitäten verbracht und wir hatten mit Gewalt zu tun.Ein Schüler kam etwa zur Lehrerin und meinte, er sei vom Ausländer verprügelt worden. Ihre Reaktion war: Es spielt keine Rolle, ob das ein Ausländer war oder nicht. Eigentlich hat sie natürlich richtig reagiert. Man erwartet von einer Lehrperson, zu sagen, dass die Nationalität keine Rolle spielt. Nur war die Problematik in dieser spezifischen Situation, dass jeder gewusst hat, dass die Probleme immer von den gleichen Leuten ausgingen. Der Begriff „Ausländer” wurde vor allem für Leute aus den Balkanstaaten verwendet. Wenn jemand gesagt hat, er wurde von einem Ausländer zusammengeschlagen, wusste also jeder, wer gemeint war. Als Schüler hat man rasch gemerkt, dass die Lehrer mit der Situation überfordert waren. Ich merkte, dass sich Kollegen im Umfeld in Richtung Rechtsextremismus radikalisiert haben. Ich habe das—auch eher aus einer beobachtenden und einordnenden Perspektive—mitverfolgt und mir gesagt, dass es nicht passieren darf, dass Leute denken, sie würden nicht ernst genommen und dürften nicht offen ansprechen, was ihnen passiert ist. Benjamin Fischer verweist darauf, dass es auch eine Funktion der SVP sei, Auswüchse wie Pegida zu verhindern. Den Frustrierten sollte sie zeigen, dass im Schweizer System keiner die Faust im Sack machen müsse, sondern mitdiskutieren und abstimmen könne. Mit Parolen auf die Strasse zu gehen sei, auch dank der SVP, hier nicht nötig. In Volketswil ist die SVP seit jeher beliebt. Seit Ende der 70er Jahre, gut ein Jahrzehnt bevor die Partei unter Blocher zu ihrem nationalen Höhenflug ansetzte und ihren Weg in Richtung Rechtspopulismus antrat, macht mindestens jeder fünfte hier sein Kreuz bei der Rechtspartei—gesamtschweizerisch war es damals gerade einmal jeder neunte. Als Benjamin Fischer 2008 der SVP beitrat, hatte sich die Partei zwischen 40 und knapp 50 Prozent der Wählerstimmen eingependelt, ist in der Agglomerationsgemeinde also längst zum politischen Mainstream geworden. Barbara Bussmann, Präsidentin der Volketswiler SP, erklärt sich die historische Stärke der SVP unter anderem damit, dass die Identität der Volketswiler gespalten sei. Einerseits handle es sich um eine Kleinstadt mit 18.000 Einwohnern, andererseits verstünden sich viele immer noch als Bewohner eines Bauerndorfes. Diesen sei es wichtig, ob jemand alteingesessen sei: „Ich selbst wohne seit 28 Jahren hier, werde aber immer noch oft als Zugezogene angesehen.” Es gebe Bewohner, die zwar auch links abstimmten und wählten, diese würden sich aber nicht politisch engagieren. So komme es, dass sämtliche Behörden der Gemeinde bürgerlich besetzt sind: „Wir haben keinen einzigen gewählten Vertreter mehr.”Die Ende Februar an die Urne gelangte SVP-Initiative zur radikalen Umsetzung der Ausschaffungsinitative lehnten die Volketswiler trotzdem mit fast 55 Prozent ab und reihten sich so in den nationalen Trend zum Nein ein. Zu jenem Zeitpunkt der ersten Niederlage der Rechtspopulisten seit Jahren war Benjamin Fischer genau 28 Tage lang im Amt des Präsidenten der Jungen SVP. Benjamin Fischers politisches Profil. Screenshot von smartvote.ch VICE: Die Durchsetzungsinitiative war die erste Abstimmung, die du als Präsident der Jungen SVP erlebt hast. War das nicht ein frustrierender Einstieg?Benjamin Fischer: Solche Dinge frustrieren mich nicht. Mich frustriert nur, wenn anschliessend—zumindest aus meiner Sicht—falsch kommentiert wird. Wenn gesagt wird, die Zivilgesellschaft sei aufgestanden und Flavia Kleiner habe als Helvetia die SVP niedergerungen. Wenn eine Partei als einzige gegen andere steht, hat sie es schwer—die meisten Abstimmungen zu Initiativen werden von ihren Initianten verloren. Du siehst die Operation Libero als Gegenspieler zur SVP also nicht als Gefahr?Nein, gar nicht. Ich finde es schön, dass es verschiedene Kreise gibt. Anscheinend hatten die Anderen nichts gegen die SVP zu bieten. Operation Libero sind die ersten, die es geschafft haben, der SVP die Begriffshoheit aus der Hand zu nehmen. Sie sind den Abstimmungskampf etwas frischer und besser angegangen. Wieso hast du trotzdem keine Angst? Es ist doch ein grosses Zeichen, wenn das jemand schafft.Es stehen weitere wichtige Abstimmungen an, wir werden unsere Argumente bringen und die Operation Libero wird noch merken, was der raue politische Alltag bedeutet. Die SVP ist seit Jahrzehnten in den Gemeinden und den Kantonen verankert. Das ist nichts, das ein paar Studenten schnell einmal erreichen können.Letzten Endes kämpfen wir politisch immer noch um die Sache. Wenn wir diese rein pragmatisch anschauen, haben wir heute nach einem über zehnjährigen Kampf eine härtere Ausschaffungspraxis. Die Sache scheint Benjamin Fischer nicht nur in diesem Fall wichtig zu sein. Schon vor dem Gespräch lässt er durchblicken, dass er eine differenzierte und nicht emotionalisierte Sicht auf die Welt schätzt—und auch am Tisch in seiner Wohnung holt er oft weit aus, kommt vom Grossen ins Kleine, vom Philosophischen ins Konkrete. Das sei es auch, was er an politischen Gegenspielern schätze, dass sie ihre Meinung argumentativ begründen könnten und intellektuell für tiefergehende Diskussionen gerüstet seien—obwohl sie alle als Politiker letzten Endes auf jede Frage mit einer zwangsweise etwas falschen Ja- oder Nein-Antwort reagieren können müssen. VICE: Die SVP setzt—ebenso wie die Operation Libero—aber auf eine emotionalisierte Kommunikation. Wie passt das mit deiner Ansicht zusammen, dass alles differenziert betrachtet werden muss?Benjamin Fischer: Wir leben nicht in einer theoretisch konstruierten, sondern in einer realen Welt. In dieser Welt ist es so, dass es ein Produkt gibt und das braucht—egal wie gut es auch sein mag—eine Marketing-Abteilung, die es an den Mann bringt. Du kannst die besten Ideen haben, sie interessieren kein Schwein, wenn sie nicht gut rübergebracht werden. Die Junge SVP nutzt auch Unfallopfer zum Abstimmungskampf. Screenshot von Facebook Also ist es Pragmatismus, dass du diesen Kompromiss eingehst?Ich möchte betonen, dass das Produkt stimmen muss. Aber ja, ich muss dieses Produkt verkaufen und dafür das passende Mittel verwenden—das ist nun mal das Polit-Marketing.Es wird immer schwieriger, die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen, das ist ein kleines Dilemma. Als Partei konkurrenzieren wir gegen die ganze Informations- und Werbeflut. Wir müssen keine Kampagne machen, um uns gegen die CVP durchzusetzen. Wir müssen die Leute erstmal überhaupt auf die Politik aufmerksam machen. Natürlich gibt es Grenzen und man muss immer wieder neu ausloten, was sinnvoll ist. Unser Gespräch driftet in der Folge etwas ab. Wir sprechen über den kleinen aber feinen Unterschied zwischen Opportunismus und Pragmatismus („Ich bin in dem Sinne pragmatisch, dass ich nicht naiv bin—aber ich bin nicht opportunistisch. Ich habe Überzeugungen, die für mich grundlegend sind und in denen ich mich nicht verbiegen würde.”), die Probleme in den Grundannahmen der Linken („Die Linken vergleichen die jetzige Welt mit einer Welt, wie sie sein sollte. Da frage ich mich: War es jemals anders? Früher hatten wir etwa die Herrschaft der Kirche oder Stammesgesellschaften, in denen sich der Mensch tagtäglich um sein Überleben kümmern musste. Das war der Urzustand.”) und das Image der SVP („Mich stört der Begriff der Problembewirtschaftung. Grundsätzlich nehmen wir Probleme auf, die zumindest aus der Perspektive sehr vieler Menschen in diesem Land vorhanden sind.”). Nach etwas mehr als einer Stunde endet das Gespräch dort, wo es angefangen hatte: in Volketswil. Viel in Benjamin Fischers Biografie dreht sich um die Kleinstadt. Hier ist er auf einem Bauernhof aufgewachsen, hier arbeitet er heute im Gartenbau- und Montage-Geschäft seiner Brüder und hier lebt er heute noch. Hattest du nie das Bedürfnis, woanders Eindrücke zu sammeln?Doch, auf jeden Fall. Das grösste Problem, wieso Junge nicht in der Politik aktiv sind, ist die Mobilität. Unser ganzes System ist darauf ausgerichtet, dass du in einer bestimmten Gemeinde wohnst, diese Gemeinde ist einem bestimmten Bezirk oder Kanton, der wiederum dein Wahlkreis ist. Volketswil von oben. Foto: Simisa | Wikimedia | CC BY-SA 3.0 Ich trat mit 16 der SVP Volketswil bei, kam dort in den Vorstand, wurde Präsident und bin nun im Bezirk Uster für den Kantonsrat gewählt. Würde ich wegziehen, müsste ich wieder von vorne anfangen. Das macht es für Junge sehr schwierig—auch wenn sie nur ein Jahr ins Ausland wollen.Meine Freundin musste auch einen Kompromiss eingehen und aus ihrem schönen Dörfchen im Zürcher Unterland in die Agglomeration nach Volketswil ziehen. Ich hätte während meines Studiums zudem gerne ein Auslandssemester gemacht, das lag als Präsident der SVP in Volketswil aber einfach nicht drin. Mein Kompromiss ist nun, dass ich—wenn immer möglich—Reisen gehe. Ich war etwa auf Studienreise in China, mit der Jungen SVP in Israel, einmal in Ägypten, Marokko und in Südostasien. Du hast vorhin gesagt, du möchtest kein Berufspolitiker werden. Die Politik ist dir aber trotzdem wichtig genug, diesen Kompromiss einzugehen.Genau, ich musste diesen Entscheid fällen. Darum stoppen viele Junge ihre politische Karriere, wenn es wirklich ernst werden würde. Steht man etwa bei einer Wahl auf der Parteiliste, muss man sich entscheiden, ob man sich vier Jahre lang verpflichten möchte. Dieser Entscheid ist auch im Alter von über 20 Jahren nicht einfach. Man muss Opfer bringen und Kompromisse eingehen—aber für mich war der Drang stärker, dass ich etwas mache, mich einsetze und mich nicht das ganze Leben lang darüber aufrege, dass ich nichts gemacht habe. Benjamin Fischer hat sich entschieden, diesen Kompromiss einzugehen und einen grossen Teil seines Lebens der Politik und dem Stil der SVP hinzugeben. Von der Zürcher Agglomeration aus möchte der Präsident der Jungen SVP die Schweiz mit seinen Visionen prägen und reiht sich damit in eine internationale Bewegung ein, die die Zukunft ganz Europas verändern dürfte. Wie man zu dieser Veränderung steht, ist jedem selbst überlassen—wichtig ist, dass wir uns intensiv mit der neuen Realität und ihren prägenden Köpfen auseinandersetzen. Sebastian auf Twitter: @seleroyale VICE Schweiz auf Twitter: @ViceSwitzerland
Sebastian Sele
[ "Benjamin Fischer", "jsvp", "Präsident", "Schweiz", "Stuff", "SVP", "Vice Blog" ]
2016-03-29T08:00:00+00:00
2024-07-30T21:53:34+00:00
https://www.vice.com/de/article/jung-aggressiv-und-reflektiert-die-svp-von-morgen-523/
Ihr ganz eigener Aufstand
Anders als die protestfreudigen Franzosen waren die Briten schon immer etwas faul darin, Sachen anzuzünden und Pflastersteine auf Polizisten zu werfen. Auch im letzten Jahr, als die Tories erneut an die Macht kamen und eine Regierungskoalition mit ihren liberaldemokratischen Freunden bildeten, herrschte Apathie in England. Zufrieden saß man zu Hause herum und jammerte über alles und jeden, aber für einen Protest reichte es nicht. Das änderte sich am 10. November 2010. Angesichts der immensen Staatsverschuldung beschloss die Regierung eine Erhöhung der jährlichen Studiengebühren von ungefähr 5.500 Euro auf 16.000 Euro. Tausende Studenten stürmten die Parteizentrale der Tories und blamierten die Metropolitan Police, weil die nicht in der Lage war, das Gebäude zu schützen. Der angerichtete Schaden belief sich auf mehr als 3,5 Millionen Euro. Einen Monat später war London immer noch in der Hand von Demonstranten. Sporadisch kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und die Regierung war erstaunlich unfähig, die sich schnell auf andere Universitäten ausweitenden Proteste unter Kontrolle zu bringen. Trotz des öffentlichen Drucks hat sich die Haltung der Regierung nicht verändert, es bleibt bei der Erhöhung der Studiengebühren. In den Augen der protestierenden Studenten sind die neuen Tories unter der Führung von David Cameron genauso schlimm wie die der Thatcher-Ära. Durch die Proteste sind die Teile der britischen Gesellschaft radikalisiert worden, die die Erhöhung um jeden Preis verhindern wollen. Die Gewerkschaften traf der Protest völlig unvorbereitet. Sie versuchten auf den fahrenden Zug aufzuspringen, riefen zum Streik auf und brachten schließlich im März rund 500.000 Menschen gegen die Sparpolitik der Regierung und die Rentenkürzungen auf die Straße. Die Demonstrationen blieben friedlich, bis der anarchistische Schwarze Block auftauchte. Er nutzte die Masse, um die Polizei von sich abzulenken, attackierte Banken und Fastfood-Ketten und warf Farbbeutel aufs Ritz. Die Stadt London blieb auf ungefähr 1,7 Millionen Euro Reinigungskosten sitzen und die Regierung musste erkennen, dass ihre Polizeibeamten komplette Deppen sind. In den Monaten darauf drückte die Regierung noch mehr Sparpläne durch und kündigte unter anderem Massenentlassungen bei der Polizei an. Die meisten würden wohl zustimmen, dass es eine weise Entscheidung war, Letzteres nicht zu tun. Denn nachdem am 4. August ein Polizeibeamter einen jungen Schwarzen in Tottenham erschossen hatte, kam es zu Protesten der Community, die sehr bald in ein allgemeines Chaos ausarteten. Während die Polizei noch damit beschäftigt war, zu verstehen, was da überhaupt abging, wurde London von Brandstiftungen und Plünderungen in die Knie gezwungen, gefolgt von Manchester, Birmingham, Leeds und selbst Orten wie Banbury. Die Kids waren in einem richtigen Plünderungsfieber, Gangs drehten durch und die Londoner Polizei war so schlecht besetzt, dass 16 andere Polizeieinheiten zur Hilfe geholt werden mussten. Insgesamt waren 16.000 Beamte im Einsatz. Abgesehen von den paar eingeschlagenen Schaufensterscheiben haben die Riots Fragen aufgeworfen, die von der Regierung lange Zeit ignoriert worden sind: Gangstrukturen, die innerstädtische Armut und der Mangel an Aufstiegsmöglichkeiten für große Teile der Arbeiterklasse. Es gibt viele, die die Straftaten der arbeitslosen Jugendlichen, denen jetzt Gefängnisstrafen für das Klauen von Turnschuhen drohen, weniger schwerwiegend finden als die der Banker, die in teuren Anzügen den Steuerzahler ausgenommen haben. Einige von ihnen verwandelten die brennenden Kaufhäuser in die Occupy-Bewegung. Am 15. Oktober schlug Occupy London Stock Exchange ein Camp vor der St. Paul’s Cathedral in London auf. Das war der letzte und am wenigsten gewalttätige Protest in einer langen Reihe von Unruhen. Die Protestler wollen auch weiterhin ihrer Unzufriedenheit Ausdruck verleihen, bis man sie oder die Kirche zum Aufhören zwingt. Sie werden eine Menge Glück brauchen.  
Henry Langston
[ "Jahrgang 7 Ausgabe 12", "News", "The Moral Compass Issue", "Vice Blog", "VICE Magazine" ]
2012-01-28T00:00:00+00:00
2024-07-31T06:47:59+00:00
https://www.vice.com/de/article/ihr-ganz-eigener-aufstand-0000083-v7n12/
Leeds ist ein Paradies
Leeds soll das am schnellsten wachsende Moloch des Vereinigten Königreichs sein. Interessiert das jemanden? Hier geht es zu den Paradiesen Berlin, Bristol, Barcelona, Brighton, Budapest, Essen uvm.
[ "Fotos", "ist ein Paradies", "Jake Krushell", "Leeds", "Vice Blog", "WTF" ]
2012-12-10T08:30:00+00:00
2024-08-12T06:09:40+00:00
https://www.vice.com/de/article/leeds-is-a-paradise/
​Ich habe einen Tag lang so gelebt, als wäre ich wieder 17
Früher war alles besser, da bin ich mir sicher. Nicht nur das Fernsehprogramm und Britney Spears’ Dancemoves habe ich um einiges spannender in Erinnerung als ihre modernen Gegenstücke; nein, auch ich selbst—so muss ich mir immer wieder eingestehen—war mit 17 um einiges sympathischer, witziger und rundum fantastischer, als ich es heute (ganze sechs Jahre später) je sein könnte. Mit 17 war ich einfach nicht zu stoppen. Damals konnte ich es kaum erwarten, bis es endlich Freitag war und ich mich aus meiner konservativen katholischen Privatschulen-Kluft in meine fetzige Ausgeh-Kleidung schmeißen konnte, um bis in die frühen Morgenstunden zu feiern. In trashigen Wiener Nachtclubs tanzte ich, als würde mir niemand zusehen, liebte, als wäre ich nie verletzt worden und trank, als wären “Kater” und “Filmrisse” verrückte, von der Pharma-Industrie erfundene Konzepte. Den gesamten Sonntag verbrachte ich dann damit, die wilden Geschehnisse der Vortage zu rekonstruieren. Heute dagegen besteht meine Vorstellung eines perfekten Freitagabends aus einer Kanne Tee und einem Sex and the City-DVD-Set, bei dem ich—hemmungslos wie ich bin—schnurstracks die “Alle Episoden abspielen”-Funktion ansteuere. Das einzige, was ich am nächsten Tag zu rekonstruieren versuche, ist es, an welcher Stelle welcher Episode ich eingeschlafen bin. Nicht selten komme ich mir dabei vor wie ein Schatten meiner selbst. Ich lebe vom Glanz vergangener Zeiten und bin nicht mehr annähernd so wild und spontan, wie man es mir gerne nachsagt. Versteht mich nicht falsch: Ich bin zufrieden mit meinem bequemen, halbwegs erwachsenen Leben, aber dennoch frage ich mich manchmal, ob ich vielleicht doch noch ein klein wenig jugendlichen Elan in mir trage. Kann ich wieder 17 sein, wenn ich will? Oder mich zumindest für einen Tag lang so verhalten? Ich muss es herausfinden. Trotz der frühen Uhrzeit wache ich an diesem Samstag vollkommen ausgeschlafen auf und würde am liebsten energisch aus dem Bett springen und “Here Comes the Sun” singen. Da das für den 17-jährigen Michael allerdings in etwa so uncharakteristisch wäre wie diese Staffel von Tom & Jerry, in der die beiden plötzlich Freunde sind, zwinge ich mich dazu, ein paar Stunden länger liegen zu bleiben. Zur Mittagsstunde begebe ich mich dann vollkommen groggy aus dem Bett und habe eindeutig zu lange geschlafen. In einem nostalgischen Bedürfnis nach der Standpauke, die mir meine Mutter fürs Langschlafen oft gehalten hat, rufe ich sie gleich mal an. “Mama, ich bin gerade erst aufgewacht, um 12:00 Uhr Mittag. Und ich habe noch nichts gegessen!”, berichte ich in einem verzweifelten Versuch, all ihre Buttons zu pushen. Doch anstatt wie eine Katze zu fauchen oder einen lauten Staubsauger aggressiv ins Telefon zu halten, reagiert meine Mutter überraschend gelassen auf meine Aussage. “Gut für dich”, ermutigt sie mich. “Du arbeitest viel und hast es dir verdient, am Wochenende zu entspannen!” Enttäuscht davon, wie unkooperativ sich meine Mutter in meinem “Wieder 17”-Experiment zeigt, hole ich zum erneuten Schlag aus: “Die Energie kann ich gut gebrauchen! Heute Abend treffe ich mich mit Freunden im Park und werde wahrscheinlich viel Alkohol trinken!”, erzähle ich bewusst provokant, während ich mit der Hand eine Flasche mime, an der ich gierig nuckle. Natürlich kann meine Mama das nicht sehen, da wir miteinander am Telefon sind, aber ich stelle mir vor, dass sie die jugendliche Chuzpe in meiner Stimme dennoch vernehmen kann. “Na dann, viel Spaß!!!”, trällert sie freundlich ins Telefon und verabschiedet sich. Enttäuschend. Sie hat mich nicht mal gebeten, einen Pullover anzuziehen. Wenig später schickt sie mir zusammenhangslos ein Bild von einem Hund, der an einer Bar sitzt, mit der Bildunterschrift: “Der Hund betrinkt sich heut!” Ich verdrehe genervt meine Augen. Mütter!!! Nachdem ich ein Gericht namens “Pasta à la Michi”, welches in Jugendjahren meine Leibspeise war (und bei dem es sich—unter uns—nur um Pasta mit Ketchup handelt), zubereitet habe, mache ich mir Gedanken darüber, was ich mit 17 samstags eigentlich tagsüber getrieben habe. Ich einige mich darauf, dass ich vermutlich schlechte Fernsehserien geschaut oder Videospiele gespielt habe. Weil es mir für dieses Experiment äußerst passend erscheint, lade ich mir also Pokémon Go herunter und mache mich in einem Anmarsch der Nostalgie auf den Weg durch die Stadt, um ein paar seltene Wesen zu fangen. Dieser Schritt meines Experiments wirkt auf jeden Fall größere Wunder als das Telefonat mit meiner Mama: Spätestens nach dem dritten Taubsi fühle ich mich wieder wie ein Teenager und hege den Wunsch, mich am Abend über die Maße zu betrinken und dann (hoffentlich!) mit jemandem zu schmusen. Foto von Dominik Pichler. So begebe ich mich also in den Supermarkt, mit der Mission, meine liebsten Getränke aus Jugendjahren einzukaufen: Eristoff Ice und Eristoff Rot (a.k.a. “der rote Wodka”); zwei fürchterliche Gesöffe, vor denen mir schon graut, wenn ich nur ihre Namen tippe—und das nicht ohne Grund. Im Alter von 16 bis 18 habe ich mich regelmäßig von diesen Getränken übergeben, vorzugsweise auf dem Parkplatz vor einer Frauenarztpraxis, welcher nach geraumer Zeit mein designierter Kotz-Platz wurde. Im Supermarkt verhalte ich mich in etwa so mysteriös wie Carmen Sandiego. Blitzartig schnappe ich mir meine beiden Getränke und schleiche damit zur Kasse, als würde ich eine Leiche über die Grenze schmuggeln. Mittlerweile bin ich so in meiner 17-jährigen Gesinnung, dass ich große Angst habe, die Kassiererin könne nach meinem Ausweis verlangen. Sie tut es nicht, denn ich bin 23 und sehe aus wie 32. Foto von Dominik Pichler. “Seht mal, was ich hier habe!”, trällere ich meinen Freunden entgegen, die ich mittlerweile zum Picknick/Vorglühen im Park getroffen habe. Energisch hole ich meine beiden Eristoff-Getränke aus meinem Eastpak-Rucksack und halte sie vor mich hin. Meine Freunde sehen mich entgeistert an: Ohne Zweifel deswegen, weil sie nicht fassen können, wie genial und jugendlich ich bin. “BOOM! Eristoff!”, schreie ich dann, nach ein paar Sekunden der totalen Stille, doch der Jubel bleibt aus. Erst dann merke ich, dass meine Picknick-Partner angeekelt sind: Sie geben die Sorte von Geräuschen von sich, die ich persönlich mir nur für Brettspiele und die Musik von David Hasselhoff aufhebe. Offensichtlich haben wenige von ihnen gute Erfahrungen mit Alkopops. “Michael, davon habe ich früher nur gekotzt,” meldet sich schließlich meine Freundin Bianca zu Wort. “Warum sollte ich so etwas trinken?”. Bianca ist Anfang 30, also ignoriere ich sie einfach und lasse sie nicht meinen jugendlichen Esprit killen. Stattdessen köpfe ich mein Eristoff Ice und fange an, im Gespräch mit meinen Mitmenschen gezielt die Themen “Hausübung”, “Taubsi” und “Prof. Willow” anzusteuern. Meine Gesprächspartner nicken abwesend und reagieren kaum, und wenn, dann vor allem mit einem Blick, den ich als “Wer hat Michael eingeladen?” interpretiere. Foto von Dominik Pichler. Man möchte meinen, dass ich nach zwei Eristoff Ice und drei Eristoff Red Shots zumindest ein bisschen etwas spüren würde, aber dem ist nicht so. Vielleicht bin ich über die Jahre einfach in die Meisterklasse der Alkoholtrinker aufgestiegen, aber wo ich im Alter von 17 bereits etlichen Leuten lallend meine Liebe gestanden hätte, fühle ich mich heute noch locker im Stande, eine Boeing 747 zu steuern. Mittlerweile weiß ich wieder, warum alle Alkopops verteufeln: Sie schmecken fruchtig-leicht, gaukeln einem Nüchternheit vor und wirken dann alle auf einmal. Wo ich soeben noch ein Flugzeug hätte steuern können, würde ich nun allerhöchstens nur noch nach den Brechbeuteln in eben diesem suchen. Ich beschließe, für die nächste halbe Stunde nichts zu trinken. Foto mit freundlicher Genehmigung einer der immer noch schönen Girls. Es ist übrigens bemerkenswert, wie viele Jugendliche sich nachts im Park aufhalten! Wo ich einst nur Drogendealer und Sex suchende Männer vermutet hatte, finde ich in Wahrheit mehr Teenager, als auf jedem “5 Seconds of Summer”-Konzert. Gelassen sitzen sie auf den Grünflächen, rauchen und trinken. Ich mache mir eine mentale Notiz: “Coole Kids lieben Parks!” Es gelingt mir, eine Bande an jungen Girls in ein Gespräch zu verwickeln. Mein Versuch, ihnen ihre Jugend Vampir-artig aus den Seelen zu saugen, bleibt jedoch gänzlich erfolglos. Sie vertrösten mich mit ein paar Fortgeh-Tipps und verschwinden dann wieder in den Park, wo sie ohne Zweifel über jugendliche Themen wie Pretty Little Liars und Hoverboards diskutieren. Aus schier unerfindlichen Gründen beschließen zwei Drittel meiner Freunde (oder “miese Verräter”, wie ich sie mittlerweile nenne), mich im Park zurückzulassen. Mit dem Rest mache ich mich auf den Weg ins Wiener Bermudadreieck, wo wir gezielt die Kaktus Bar ansteuern. Ich kann mich gut daran erinnern, im Alter von 17 Jahren äußerst gerne in dieses Lokal gegangen zu sein und es einmal sogar als “geilen Schuppen” bezeichnet zu haben. Die Kaktus-Bar war zum Beispiel der Ort, an dem ich mit einem Mann namens Gerald eine Stunde lang geschmust habe, weil er mir einen Meter Tequila gekauft hat. Und da sage noch mal einer, Gentlemen seien tot! Als Gerald mich jedoch in meinem “Special Place” berührte, musste ich unserer Romanze abrupt ein Ende setzen und verabschiedete mich dann auf den Parkplatz, um in Ruhe zu erbrechen. Wie dem auch sei: Wo ich einst einen “geilen Schuppen” mit junger Klientel in Erinnerung hatte, finde ich nun ein winziges, pink-beleuchtetes Lokal, das so aussieht, als wäre Katy Perry darin explodiert. Die Kellner tragen allesamt Anzug und wirken dabei so, als hätten sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen an und wären direkt am Weg zu ihrer Erstkommunion; die Gäste wiederum sind heute um einiges älter als ich. Wer weiß: Vielleicht machen sie ebenfalls ein “Wieder 17”-Experiment? Foto von Dominik Pichler. Ich bestelle eine Runde Bier für mich und meine Freunde, welches in Windeseile an unseren Tisch gebracht wird. “Wow, das geht ja schnell bei dir!”, sage ich zu unserem Kellner.“Das sagt meine Alte auch immer”, entgegnet er blitzartig, als hätte er sein Leben lang drauf gewartet, diesen Hammer-Gag zu bringen. Wie viele Meter Tequila ich wohl trinken muss, um diesen Abend zu vergessen? In einem Moment der jugendlichen Rebellion stehle ich sämtliche Bierflaschen, die an unserem Tisch stehen, und lasse sie in meinem Rucksack wandern. Nicht aber, weil ich diesen gewissen Kick suche, sondern weil mein Freund seinen eigenen Kombucha zubereiten möchte und dafür Behälter mit Bügelverschluss braucht. Warum bin ich bloß so langweilig? Foto von Dominik Pichler. Gerne würde ich behaupten, dass ich mein Experiment die ganze Nacht lang durchgezogen habe, wie in alten Zeiten bis 7:00 Uhr morgens unterwegs war und dann glücklich und zufrieden, in voller Montur und mit Schuhen an den Füßen, eingeschlafen bin. Die Realität sieht jedoch ein bisschen anders aus: Nicht mal eine Stunde im Bermudadreieck, und unzählige ordinäre Kellner-Witze später, fühle ich mich bereit, ein ausgiebiges Bad in einer Wanne voller Desinfektionsgel und Weihwasser zu nehmen. Wie so oft war mein letztes Bier definitiv eines zu viel und ich spiele “Ene-Mene-Muh”, um zu eruieren, welcher meine Freunde mir später beim Kotzen die Haare halten muss. In einem letzten Versuch, den Glanz vergangener Zeiten wieder aufzubauen, gehe ich zum nahegelegenen McDonald’s und gönne mir inmitten von sturzbetrunkenen Teenies eine Portion Pommes. Doch selbst dieser Versuch scheitert: Die Pommes sind nicht schlecht, schmecken aber ein bisschen fahl und nicht so aufregend, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich sehe sie als Metapher für mich selbst. Vielleicht bin ich einfach zu langweilig geworden oder vielleicht war 17 sein nie so toll, wie ich es in Erinnerung habe, aber während ich mein kleines Experiment ausführte, konnte ich oftmals nicht anders, als mir zu denken, dass ich kostbare Zeit verschwende, die ich genau so gut zuhause auf dem Sofa verbringen könnte. Klar: Mein kleiner Spaziergang durch die Erinnerungsgasse hatte definitiv seine Highlights und positiven Erkenntnisse (meine Abende verbringe ich fortan nur noch im Stadtpark und versuche, jungen Menschen ihre Schönheit zu rauben), aber ich möchte bitte nie mehr wieder 17 sein und weiß auch nicht, wie ich es das erste Mal überstanden habe. Obwohl ich das Revival von Pokémon und Britneys Comeback durchaus begrüße (und jedem ein Fläschchen Eristoff Ice für den gewissen Kick zwischendurch empfehlen würde), sollte man gewisse Dinge vielleicht einfach in der Vergangenheit belassen: Den 17-jährigen Michi zum Beispiel. Michael ist jetzt wieder 23. Folgt ihm bei Twitter.
Michael Buchinger
[ "Bermudadreieck", "Eristoff", "Kaktus", "Michi Buchinger", "Rausch", "Stuff", "Sturz", "Teenager", "Vice Blog" ]
2016-07-21T05:00:00+00:00
2024-07-30T22:10:36+00:00
https://www.vice.com/de/article/ich-habe-einen-tag-lang-so-gelebt-als-waere-ich-wieder-17/
Das sind alle Geheimnisse, die Trump den Russen verraten hat
Ein neuer Tag, ein neues Trump-Fiasko: Letzte Woche soll der US-Präsident dem russischen Außenminister Sergei Lawrow ganz spontan “hochsensible Geheimdienstinformationen” verraten haben. Wie die Washington Post berichtet, kamen diese Informationen von einem befreundeten Dienst, betrafen den Islamischen Staat und waren so geheim, dass die Amerikaner sie nicht mal mit ihren engsten Verbündeten geteilt haben – was Trump aber nicht daran gehindert hat, sie vor dem russischen Außenminister auszuplappern. Der Präsident hat seine Entscheidung mittlerweile auf Twitter als “humanitär” verteidigt. In der US-Geheimdienst-Community bricht jetzt also Panik aus, weil die Infos unter Umständen dazu führen könnten, dass die Russen die Quelle identifizieren. Was CIA und NSA aber noch nicht wissen: Trump hat Lawrow noch einen ganzen Batzen anderer Geheimnisse verraten. VICE ist es exklusiv gelungen, Zugang zu den geheimen Mikrowellen-Protokollen aus dem Weißen Haus zu bekommen. Was wir gehört haben, ist schockierend. Keine zwei Minuten, nachdem sich der Präsident und der Außenminister hingesetzt hatten, begann Trump wie manisch im Flüsterton auf Lawrow einzureden. Was folgt, ist eine Auswahl der wichtigsten Geheimnisse, die der US-Präsident dem Russen verraten hat: “Sergei, ich weiß, warum du hier bist. Ich bin bereit, ich habe meine Zahnbürste schon eingesteckt. Aber wir müssen extrem vorsichtig sein, extrem vorsichtig. Am besten, wir gehen durch das Fenster und dann sprinten wir über den Rasen zu eurem Helikopter.” “Steve [Bannon] ist ein Monster. Er lässt mich hier nicht raus. Jeden Tag bringt er mir Stapel von Papieren, die ich unterschreiben muss. Meine Hand tut so weh! Ich hätte nie gedacht, dass das hier so hart wird.” “Ich wollte doch nur ins Fernsehen!” “Sergei, ich hasse es hier. Hast du gesehen, wie die Frauen im Büro rumlaufen?” “Sehr wichtig: Steve kontrolliert die Katzen. Wenn wir auf dem Weg eine Katze sehen, müssen wir rennen. Oder dein Bodyguard erschießt sie einfach!” An diesem Punkt hört man 30 Sekunden lang nur noch Trump, der immer wieder “Pch! Pch! Pch!” zu flüstern scheint. Wir vermuten, dass er mit seinen Zeigefingern Pistolen formt und auf den Teppich schießt. “Heute morgen hatte ich schon wieder Blut in meinem Urin.” “Sean Spicer ist ein Roboter. Ich weiß nicht, wer ihn gebaut hat, aber er hat einen schlechten Job gemacht. Wenn es still im Raum ist, hört man ihn surren.” “Manchmal bestelle ich mir bei KFC einen ganzen Eimer Chicken Wings. Und dann esse ich bei allen Wings nur die Kruste.” “Steve riecht immer nach alter Haut.” “Melania hat unsere Wohnung seit sechs Jahren nicht mehr verlassen. Sie sagt, das interessiert sie einfach nicht. Wenn ich sie draußen dabei haben will, muss unsere Nanny eine Melania-Maske anziehen. Glücklicherweise hat unsere Nanny die Figur dazu.” “Ich habe die Chinesen verarscht. Ich habe denen gesagt, der Schokoladenkuchen sei hausgemacht, aber der war aus der Tüte. Haha!” “Seit sie 16 ist, will Ivanka nicht mehr bei mir auf dem Schoß sitzen. Jetzt sitzt sie bei Jared auf dem Schoß. Ich hasse Jared!” “Ich liebe es, beim Autofahren meine Hand aus dem Fenster zu halten. Ich tue dann so, als wäre meine Hand ein Flugzeug. Pchchiiiuuuu. Aber jetzt will der Secret Service mir das nicht mehr erlauben.” “Wenn wir in Russland sind, musst du mich unbedingt zu Rasputin bringen. Ich will, dass er meinen Penis heilt.” “Steve hat mir das Nachtlicht weggenommen. Er sagt, ich muss lernen, mit der Angst zu leben.” “Manchmal klemme ich mir meinen Pimmel zwischen die Beine, und dann sehe ich aus wie eine Frau!” “Ich habe hier irgendwo eine Falltür einbauen lassen, um Steve reinfallen zu lassen. Aber ich habe die Fernbedienung verloren.” “Das Klo? Das Klo ist dahinten. Einfach raus und die erste rechts.” “Sergei?” “Sergei!” Ab hier hört man nur noch Schneuzen. Dann endet die Aufnahme abrupt. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
VICE Staff
[ "Cia", "Donald Trump", "Geheimdienste", "Geheimnisverrat", "nsa", "Satire", "usa" ]
2017-05-16T19:11:33+00:00
2024-07-30T19:56:36+00:00
https://www.vice.com/de/article/das-sind-alle-geheimnisse-die-trump-den-russen-verraten-hat/
Pinkel-Sklaven machen es nach der Uhr
Urophilie ist ein ziemlich lahmer Fetisch. Klar, auf deinen Freund zu pinkeln kann total heiß sein und merkwürdig und lustig – aber auf der Skala der sexuellen Abartigkeiten ist es doch leider nur eine vier. Omorashi auf der anderen Seite ist verglichen mit dem Piss-Fetisch eine viel ausgefallenere Paraphilie. Das ist, wenn Leute drauf abfahren ihre Pisse wahnsinnig lange Zeit anzuhalten- so lange manchmal, dass es eventuell zu einem „kleinen Unfall“ kommt.Einige Pinkel-Sklaven gehen sogar so weit, die totale Kontrolle darüber, wann und wie sie das Badezimmer benutzen dürfen an den dominierenden Sexpartner abzugeben. Das kann entweder zu Demütigungszwecken passieren – es kann aber auch von Seiten des Pinkel-Sklaven ein Ausdruck seiner Ergebenheit zu seinem Gebieter sein. Verstehe es einfach als Zeichen ihrer ganz besonderen Bindung. Aww, wie süß ist das denn bitte?! Ricky ist ein 29-jähriger Walgreens-Angestellter aus Biloxi, Mississippi. Er steht drauf wenn Mädchen bestimmen wann, wo und wie viel er pinkelt. Er sagt, dass seine Obsession ein so extremes Ausmaß angenommen hat, dass sie jeden Aspekt seines Lebens vereinnahmt- und ihn dazu gebracht hat, ständig einen Messbecher bei sich zu tragen (aber mehr dazu später). Manche Fälle vom Omorashi-Fetisch haben mit verstörenden Erfahrungen in der Schule zutun- wenn den Schülern nämlich verboten wurde während des Unterrichts aufs Klo zu gehen (was übrigens wirklich eine grausame Strafe ist!). Jedenfalls sagt Rick, dass das bei ihm nicht der Fall sei und fügt hinzu, dass „er einfach nur so drauf abfährt und dass er seine Pisse für alle Mädchen beliebig lang zurückhalten kann- egal wer oder was sie sind“. Vice: Wie lernst du Mädchen kennen, die dir verbieten auf’s Klo zu gehen? Ricky: Viele Fetisch-Seiten haben eine spezielle Auswahl für Leute die auf Kloverbot stehen. Es ist kein besonders gängiger Fetisch- wie Fussfetischismus oder Auspeitschen oder so- aber du kannst normalerweise wenigstens ein paar Leute finden, die drauf abfahren. Wenn sie nicht in deiner Nähe wohnen, könnt ihr telefonieren. Ich hab zum Beispiel Mädchen in meinem Handy die ich anrufe wenn ich echt lang nicht pinkeln war und ich bettel sie dann an, endlich pinkeln zu dürfen – aber sie verbieten es mir. Manchmal spiele ich auch solche Spiele mit Mädchen über meine Webcam. Hat dich schon mal jemand persönlich dazu gebracht nicht zu pinkeln? Ja, ich habe eine Herrin, zu der ich einmal in der Woche gehe. Sie ist eine Stunde Fahrt von hier entfernt und sie bestimmt uneingeschränkt wann und wo ich auf’s Klo darf. Wenn ich bei ihr bin, zwingt sie mich viele Gläser Wasser zu trinken bis ich richtig verzweifelt bin und dann verhaut sie mich, was wirklich wahnsinnig schmerzhaft ist wenn man eine so volle Blase hat. Manchmal lässt sie mich nicht auf’s Klo bis ich mir in die Hose pinkeln oder scheißen muss. Sie kontrolliert auch meine Privatsphäre im Bad. Manchmal beobachtet sie mich auf dem Klo und wischt mich dann ab – oder manchmal verbietet sie es mir ganz, die Toilette zu benutzen und ich muss auf ein Handtuch pinkeln oder in eine Kanne oder ein Loch graben und da reinpinkeln. Klingt witzig. Ja. Oder manchmal gibt sie mir einen Einlauf und dann quält mich während sich meine Blase füllt bis ich das Gefühl habe, sie wird gleich platzen – und sie sieht mir zu wie ich den „Ich-muss-echt-ganz-dringend-pinkeln-Tanz mache bis mir dann ein Malheur passiert. Und dann muss ich meine Nase reintecken wie man es bei einem Hund macht, der auf den Teppich gepinkelt hat. Was machst du, wenn du nicht gerade bei deiner Herrin bist? Wie kontrolliert sie deine Badezimmer-Gewohnheiten dann? Ich lebe gerade nach einem Pinkel-Zeitplan, den sie mir gemacht hat. Ich darf vier mal am Tag pinkeln: um 9Uhr morgens, um 13:30, um 18:30 und um halb elf abends. Ich bin nachts wirklich verzweifelt weil ich ihr schreiben -und sie um Erlaubnis bitten will zu pinkeln. Aber manchmal befiehlt sie mir dann das nächste Mal ganz ausfallen zu lassen – und dann wird’s richtig schrecklich. Ich darf jedes mal nicht mehr als 30 ml pinkeln, also muss ich einen Messbecher benutzen. Ich nehme ihn jeden Tag mit zur Arbeit und hab ihn eigentlich immer bei mir für den Fall, dass es auf einen Klogang hinausläuft. Das klingt fast unmöglich. Du wirst mit der Zeit besser darin. Ich weiß, welche Haltung am bequemsten ist wenn ich wirklich dringend muss. Und ich trinke nur größere Mengen an Flüssigkeit bevor ich auf’s Klo kann. Und es ist keine gute Idee enge Hosen anzuhaben weil sie deine Blase einquetschen. Was ist deine ultimative Phantasie? Mein Wunsch ist es, dass mich jemand kidnappt und vergewaltigt und zu seinem Sklaven macht, mich dazu zwingt Gewicht zu verlieren in dem er mich quält und sich über mich lustig macht. Sie halten mich als Sklaven und ich muss die Tiere versorgen oder einen Hund oder ein Pferd oder so- und ihre Scheiße essen und meine Blase mit einem Katheter füllen bis sie platzt. Ich steh auch auf Rollenspiele- mag es z.B. wie ein Schwein gekocht zu werden.. aber ich weiß nicht ob dieser Traum wahr werden kann. Ich wünsche dir für deine Pläne alles Gute!
Karley Sciortino
[ "Domina", "NSFW", "Pisse", "S&M", "Sklaven", "Vice Blog" ]
Sex
2011-02-14T16:02:00+00:00
2024-07-31T07:27:21+00:00
https://www.vice.com/de/article/pinkel-sklaven-machen-es-nach-der-uhr/
Wie viel EU-Länder wirklich für “Schnaps und Frauen” ausgeben
Wenn es darum geht, kein noch so offensichtliches Fettnäpfchen auszulassen, dann hat Jeroen Dijsselbloem gerade vorgemacht, wie es geht. Und zwar mit nur einem, wenn auch bemerkenswerten, Satz: “Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten.” Der Eurogruppenchef sagte diesen Satz in einem Interview mit der FAZ, in dem es um Hilfe für EU-Krisenländer ging – er wollte damit verdeutlichen, dass jeder, der Solidarität einfordert, auch Pflichten hat. Sofort haben sämtliche Politiker des südlichen Europas gleichzeitig Schnappatmung bekommen, und seitdem ist der innereuropäische Kot am Kochen. Dijsselbloems Bemerkung sei “rassistisch und machohaft” (Spanien), “dumm” (Italien) und vertiefe “den Graben zwischen Nord- und Südeuropa” (Griechenland). Vergebens hat Dijsselbloem seitdem versucht zu beschwichtigen, dass er nicht unbedingt nur südeuopäische Länder gemeint habe. Aber: Ist die EU nicht ein Zusammenschluss von Freunden? Und sind Freunde nicht dazu da, sich gelegentlich auch mal die Wahrheit zu sagen? Aber: Ist das überhaupt die Wahrheit? Abgesehen von dem offensichtlichen Sexismus, der da durchscheint (immerhin könnten Frauen sich genauso auch Männer kaufen, sie wollen es nur meistens nicht). Als unermüdliche Datenjournalisten, die wir sind, haben wir sofort mit der Recherche begonnen. Welches EU-Land gibt am meisten für Schnaps aus? Und welches für Frauen? Nach stundenlanger, zäher Wühlerei in den Archiven der Europäischen Statistik-Agentur Eurostat, der WHO, dem Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und dem Landesarchiv für überholte Bauernweisheiten können wir nun die Ergebnisse präsentieren. Leider konnten wir nicht für alle EU-Länder Daten finden. Aber seht selber: Zugrunde liegende Europakarte: CrazyPhunk | Wikimedia | CC BY-SA 3.0 * Es war leider unmöglich, verlässliche Zahlen für den alleinigen Anteil von Prostitution an der Schattenwirtschaft zu bekommen. Zugrunde liegende Europakarte: CrazyPhunk | Wikimedia | CC BY-SA 3.0 Dijsselbloem sollte sich schämen. Nicht nur, weil er versucht, mit frauenfeindlichen Sprüchen Volksnähe zu simulieren. Sondern vor allem, weil er damit auch noch Unrecht hat. Es ist bei Weitem nicht so, dass im Norden hart und nüchtern gearbeitet und im Süden gesoffen und gevögelt wird. Die Wahrheit ist, wie immer, komplexer. Beziehungsweise: Einfach zweigeteilt. Denn die Untersuchungen ergeben ein klares Bild: Gesoffen wird im Norden, gevögelt im Süden. Und damit ist wohl auch geklärt, warum der Niederländer Dijsselbloem so grantig mit den Südländern ist. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
VICE Staff
[ "Europa", "Frauen", "schnaps", "Stuff" ]
2017-03-24T09:47:53+00:00
2024-07-30T19:30:44+00:00
https://www.vice.com/de/article/wie-viel-geben-eu-lander-wirklich-fur-schnaps-und-frauen-ausgeben/
Als ich gegen die Wiener Polizei vor Gericht stand – und gewonnen habe
Der Platz neben dem Wiener Burgtheater ist eigentlich mehr ein Nicht-Platz. Parkende Autos, eine Tankstelle, ein selten benutzter Eingang zum Volksgarten. Hin und wieder fährt ein Auto vorbei. Es ist das Wiener Regierungsviertel – vor allem am Wochenende ist da kaum Verkehr. Dementsprechend ungewöhnlich wirkt das Bild am 5. März 2016. An diesem sonnigen Samstag stehen Polizeiautos mitten auf der Straße, daneben sitzt eine Gruppe junger Menschen und rund um sie stehen PolizistInnen. Kurz zuvor war ein rechtsextremer Mini-Aufmarsch am Minoritenplatz zu Ende gegangen, danach auch die Gegenkundgebung der “Offensive gegen Rechts” am benachbarten Ballhausplatz. Ich war als Journalist bei beiden Kundgebungen, machte Fotos, hörte den RednerInnen zu. Und natürlich blieb ich stehen, als ich beim Weg zur nächstgelegenen U-Bahn eine Amtshandlung beim Burgtheater mitbekam. Offensichtlich hatte die Polizei einige TeilnehmerInnen der antifaschistischen Kundgebung angehalten – für mich ohne ersichtlichen Grund. Während ich die Amtshandlung so beobachtete, wurde auf einmal neben mir völlig unvermittelt ein Mann von PolizistInnen zur Identitätsfeststellung aufgefordert und zwischen zwei Polizeiwagen gebracht. Ich ging ihnen nach, um zu sehen, was passieren würde – sehr zum Missfallen eines der Beamten. Knapp einen Monat später kam dann allerdings die Überraschung: in der Form eines eingeschriebenen Briefs mit einer Strafverfügung über insgesamt 140 Euro. Obwohl ich meinen Presseausweis gut sichtbar um den Hals trug, wurde ich sofort aufgefordert, mich zu entfernen. Schließlich schubste mich der Polizist von der Straße. Die Sache ging weiter hin und her, bis zu seinem Vorgesetzten, bei dem ich protestierte. Danach entfernte sich die gesamte Polizeieinheit. Inzwischen war auch die Amtshandlung gegen den anderen Mann bereits beendet. Knapp einen Monat später kam dann allerdings die Überraschung: in der Form eines eingeschriebenen Briefs mit einer Strafverfügung über insgesamt 140 Euro. Der Grund: Behinderung des fließenden Verkehrs und Stehen auf der Straße. Der Polizist hatte sich offensichtlich meinen Namen vom Presseausweis gemerkt und aufgeschrieben. Im entsprechenden Paragraf heißt es, dass die Polizei befugt wäre, Anordnungen zu treffen, wenn es die “Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit des sich bewegenden oder die Ordnung des ruhenden Verkehrs erfordert”. Durch meine Beobachtung der Amtshandlung hätte ich den Verkehr allerdings nur dann behindern können, wenn andere Autos beschlossen hätten, durch mich hindurch und in die parkenden Polizeiautos hinein zu fahren. Zusätzlich wurden in einer ausführlichen Stellungnahme des anzeigenden Polizisten Behauptungen aufgestellt, die sich – freundlich formuliert – meiner Erinnerung entziehen. Innerhalb eines Monats ist ein Einspruch gegen eine solche Strafverfügung möglich. Die Frist steht immer am Ende des Briefes, daher ist es wichtig, solche Briefe möglichst schnell von der Post abzuholen. Ich erhob also Einspruch “binnen offener Frist”, wie das juristisch heißt, und forderte die Polizei zur Rücknahme der Strafe auf. Nach diesem ersten Einspruch wurde tatsächlich ein Teil der Strafe zurückgezogen. Den Verkehr hätte ich nun nicht mehr behindert, aber eine Strafe in Höhe von insgesamt 80 Euro wegen des Stehens auf der Straße blieb trotzdem aufrecht. Ich erhob erneut Einspruch und forderte für die nächste Instanz eine mündliche Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Wien. Dabei ging es natürlich nicht nur um die Strafe. Zentral war auch die Frage, ob es für PolizistInnen tatsächlich möglich werden sollte, mit Anzeigen auf die Beobachtung von Amtshandlungen durch JournalistInnen zu reagieren. Dankenswerterweise stellte mir VICE für die Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Wien juristische Unterstützung zur Verfügung; Rechtsanwältin Birgit Kopp von der Kanzlei pfletschinger . renzl begleitete mich zu Gericht. Eine anwaltliche Vertretung bei einer solchen Verhandlung ist an sich nicht erforderlich, es geht auch ohne. Klarerweise ist die juristische Beratung im Vorfeld und die Unterstützung während der Verhandlung aber enorm hilfreich. Auch bei Vice: Auf unbestimmte Zeit eingesperrt: Maßnahmenvollzug in Österreich Unter dem Vorsitz von Richter Jörg Osinger tagte nun am 20. Juli 2017 das Verwaltungsgericht Wien. Das klingt allerdings ein bisschen pompöser, als es ist. Im Raum saßen der Richter, ein Protokollführer vor seinem Computer, Anwältin Kopp und ich. Das Ganze ist einfach ein etwas größerer Büroraum mit mehreren Schreibtischen, an denen die Beteiligten sitzen. Als erstes wird bei einer solchen Verhandlung der “Beschwerdeführer” gehört, in dem Fall also ich. Ich schilderte meine Sicht der Dinge und legte einige Fotos und eine Skizze zur Amtshandlung vor. Hier hatte ich Glück, ein ebenfalls anwesender Pressefotograf hatte mehrere Bilder der Szene gemacht, auf denen gut zu erkennen war, dass ich einen Presseausweis um den Hals trug. Nachdem die gesamte Geschichte schon länger her war, war ich recht glücklich, dass ich zuvor noch mal meine beiden Einsprüche durchlesen konnte, wo ich den Ablauf der Amtshandlung erklärt hatte. Eigentlich wäre es klug, nach jeder Amtshandlung ein Gedächtnisprotokoll zu erstellen. Aber in diesem Fall hatte ich einfach nicht damit gerechnet, dass eine Strafverfügung in meinem Briefkasten landen könnte. Während meiner Aussage fragte Richter Osinger das eine oder andere nach. Der Schriftführer tippte mit. Alles ruhig, alles entspannt. Nach der Aussage des Zeugen ist es dem Beschwerdeführer erlaubt, Fragen an den Zeugen zu richten. Ich konnte also den Polizisten vernehmen. Dann kam als Zeuge Gruppeninspektor Ronald T., der die Anzeige verfasst hatte. Er berichtete in seiner Aussage, dass er und seine Gruppe vor dem Burgtheater noch viel mehr Personen angezeigt hätten. Mehrmals erwähnte T., dass die betreffenden AntifaschistInnen immerhin gelacht hätten, wie auch im Protokoll vermerkt ist. (Ich selbst konnte so ein Gelächter zumindest nicht wahrnehmen.) An mehrere teilweise entscheidende Details unserer Begegnung konnte sich T. allerdings nicht mehr genau erinnern. Nach der Aussage des Zeugen ist es dem Beschwerdeführer erlaubt, Fragen an den Zeugen zu richten. Ich konnte also den Polizisten vernehmen. Eine anscheinend eher ungewohnte Situation für T., der meine Befragung gleich zu Beginn zu unterbrechen versuchte. Erst nach einem Hinweis, dass es angenehm wäre, meine Sätze auch selbst beenden zu können, konnte die Befragung fortgesetzt werden. Einen Erkenntnisgewinn brachte die Einvernahme aber nicht. Die Pressefreiheit sei ein schützenswertes Gut und schon allein mit dem Hinweis auf die Pressefreiheit sei die Strafe aufzuheben. Abschließend noch ein Statement von Rechtsanwältin Kopp zur Bedeutung der Pressefreiheit, dann zog sich das Gericht zur Beratung zurück. Also das heißt: Die Rechtsanwältin und ich mussten kurz den Raum verlassen, während der Richter und der Schriftführer sitzen blieben. Einige Minuten später wurden wir noch mal in den Raum geholt. Das Urteil: Das Straferkenntnis wurde aufgehoben, Fall gewonnen. Über den Einzelfall hinausgehend spannend war die Begründung von Richter Osinger. Einerseits sei die Pressefreiheit ein schützenswertes Gut und schon allein mit dem Hinweis auf die Pressefreiheit sei die Strafe aufzuheben. Andererseits stellte Osinger aber auch in den Raum, ob in diesem Fall die Benutzung der Fahrbahn nicht auch grundlegend in Ordnung gewesen wäre. Er verwies dabei zum Vergleich auf den Paragraf 82 der Straßenverkehrsordnung, der Werbung auf der Straße erlaubt. Das könnte auch für künftige Fälle interessant sein. Denn seit einigen Jahren versucht insbesondere die Wiener Polizei zunehmend häufig, mit Anzeigen nach der Straßenverkehrsordnung gegen soziale Proteste vorzugehen. Eine Sache muss allerdings an dieser Stelle noch mal explizit betont werden: Ich war in diesem Fall in einer sehr privilegierten Situation. Ich habe selbst rechtliche Grundkenntnisse, ich bin geübt im Umgang mit Behörden, ich war durch einen Presseausweis als Beobachter gekennzeichnet, ich bekam in diesem Fall anwaltliche Unterstützung. Viele andere haben diese Möglichkeit nicht. Und das ist auch das eigentliche Problem, das dieses Verfahren berichtenswert macht. Nämlich dass durch finanzielle Einschüchterungen die Berichterstattung über mögliche behördliche Willkürakte erschwert werden könnte. Allerdings nur, solange sich niemand dagegen zur Wehr setzt. 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Michael Bonvalot
[ "Gericht", "polizei" ]
2017-07-26T04:00:00+00:00
2024-07-30T20:29:39+00:00
https://www.vice.com/de/article/als-ich-gegen-die-wiener-polizei-vor-gericht-stand-und-gewonnen-habe/
The Hoff(nung) stirbt nie: David Hasselhoff in Gmunden
Fotos von Andreas Lenzhofer Ein Auto, eine Boje, ein Mann. David Hasselhoff. Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht. Seit 30 Jahren hat sich daran nichts geändert. Mit einem sanften Wellenschlag spülte das Meer David Hasselhoff in Gmunden an. Der “Wellengang seines Lebens” (so heißt seine Autobiografie) hatte es vorgesehen, dass er hier noch einmal an Land gehen, ja sogar hinauf in die Höhen des Höllengebirges kraxeln konnte, bevor er, sich an eine rote Rettungsboje klammernd, wieder in die Gewässer des Traunsees sprang und die Wellen ihn davontrugen. Mit der dreitägigen Festivalreihe “Hoff Mania” haben sich die beiden Konzertveranstalter Florian Werner und Robert Zauner einen Kindheitstraum erfüllt. Sie fragten an und ihr Idol kam tatsächlich. Und für Mr. H. stiegen zahlreiche Hoff-Fans aus ganz Europa in ihre blinkenden K.I.T.T.-Nachbauten und düsten in das beschauliche Städtchen, in dem sich plötzlich alles um den ehemaligen “Knight Rider” zu drehen begann. Der Glanz und die Glorie einer Kindheitsikone erzeugt halt immer noch ein Gravitationsfeld, mit dem (zumindest in der Alpenpampa) kein neuer Twitter- oder YouTube-Stern so schnell mithalten kann. Hasselhoff genoss seinen einwöchigen Landgang im Salzkammergut ersichtlich und wahrte dabei stets seine königliche Contenance—so als wäre der Knight Rider ein echter Ritter, der gerade vom Drachentöten in der Excalibur City auf Sommerfrische in die Gmundner Ödnis geflüchtet ist. “Ich habe auch meinen 61. Geburtstag hier gefeiert und ihn mit einer Wanderung in den Bergen verbracht. Gmunden ist einer der schönsten Orte der Welt!” erzählte er uns im VICE-Interview. David Hasselhoff ist das, was viele schlechte Directly-to-DVD-Filme gleich bei ihrem ersten Erscheinungstermin von sich behaupten: Kult. Um uns auch noch mal daran zu erinnern, zeigen die Einspielfilme vor den beiden Konzerten noch mal Hasselhoffs größte Erfolge: David mit dem sprechenden Auto K.I.T.T., David als berühmtester Bademeister Hollywoods, David, der die Berliner Mauer singend zu Fall bringt. Der Rückgriff auf diese drei Highlights im Leben des Hoff geschieht wieder und wieder und wieder. Danach kam auch nicht mehr viel mehr. Er selbst benennt den Höhepunkt seiner Karriere so: „Als ich es mit dem Musical Jekyll & Hyde endlich an den Broadway geschafft habe“. Ein großer Broadway-Schauspieler wurde er zwar nicht und genau genommen wissen die wenigsten, dass er überhaupt jemals außerhalb von Eiskaffee-Werbung gesungen hat. Aber der Broadway ist für Menschen von The Hoffs Generation wohl generell noch ein Sinnbild für Popkultur-Erfolg, den wir Jüngeren (die wir noch nicht bei Boden-Big Macs angekommen sind) inzwischen längst anders messen: Zum Beispiel daran, dass Hasselhoff als Retter von Spongebob und Patrick zu sehen und schneller als jedes Boot unterwegs war. Oder daran, dass Lisa Simpsons erste Worte “David Hasselhoff” waren. Seine Fans sind größtenteils groß gewordene Kinder, die sich bei Hits wie “Wir zwei allein heut Nacht” und “Looking for Freedom” gerührt an die Schweißhände fassen, ihre Kindheits-K.I.T.T.s in der Bleach-Jeans-Jackentasche drücken und wie blubbernde Gedärme mitgrölen, weil sie immer noch nicht so richtig Englisch sprechen (und die deutschen Texte auch ein bisschen peinlich klingen). Die Attribute des Hoff’schen Fankults haben sich über die Jahrzehnte kaum verändert: Rote Hosen, weiße Shirts und Rettungsbojen ziehen immer. Auch wenn David treffsicher jeden zweiten Ton falsch singt und den Einsatz verpasst rufen sie im O-Ton: „Er is einfoch der Größte!“, „Für mi wird er immer a Halbgott bleiben!” und “Naa Gott! Er is Gott!!!” Der Tenor im Publikum ist einhellig—oder alle, die ihn nicht für Gott halten, schweigen. Dass The Hoff nur in den deutschsprachigen Ländern ein erfolgreicher Schlagersänger ist, wissen einerseits nicht alle und ist andererseits auch kein Manko: So gehört er wenigstens nur ihnen, scheinen die Deutsch-Schunkler sich zu freuen. Trotzdem singt sich das Babyface neben seinen alten Kassenschlagern auch durch einige ruhige Klassiker des American Songbooks. Nur mit Klavierbegleitung zeigte er sich in der intimen Atmosphäre des Gmundner Stadttheater in der Rolle des charismatischen Entertainers, der brillanten Charme und Ausstrahlung versprüht. Ein bisschen wie Frank Sinatra, nur mit Marzipan-Überzug. Immer wieder zitiert The Hoff das Motto seines populären Serienhits Knight Rider: „Ein Mann kann etwas verändern“. Sich selbst zu verändern, neu zu erfinden, das sprechende Auto und die Badelatschen hinter sich zu lassen, hat der Schauspieler seit seinem letzten Karrierehöhepunkt (wurscht, ob jetzt Baywatch oder Broadway) nicht mehr geschafft. Mit seinen aktuellen Projekten fährt David Hasselhoff die Reality TV-Schiene. Nach „The Hasselhoffs“—einer Reality Show mit der ganzen Familie, in der ihn seine beiden Töchter regelmäßig als besten Vater der Welt preisen (RIP, Burgergate)—fand nach anfänglichen Startschwierigkeiten auch die Reality-Serie “Tales from the Hoff” ihre Schreiber und Produzenten in Großbritannien. Für Regisseur Joe Carnahan trat Hasselhoff einmal mehr als eine verkappte Version seiner selbst vor die Kamera. Ab März 2014 wird der Film Stretch mit David Hasselhoff in seiner Paraderolle als David „The Hoff“ Hasselhoff in den US-amerikanischen Kinos zu sehen sein. Auch sein nächstes Projekt klingt nach exzessiver Selbstüberzeichnung. Die Komödie trägt den selbstironischen Titel “Killing Hasselhoff”. Seine Hoff’sche Realität bleibt die Paraderolle als Kultfigur, die um sich selber kreist—und das sogar in der Tierwelt. Vor kurzem entdeckten Forscher eine haarige alte Krabbe aus der Gruppe der Yeti-Krabben und benannten sie kurzerhand nach dem Rettungsschwimmer mit dem wilden Brusthaar. Wie sein Namensvetter liebt die „Hoff“-Krabbe den heißen Ritt auf den Wellen, der sie vor 40 Millionen Jahren über den Pazifik in den Atlantik spülte. Wie unlängst bekannt wurde, ist das Relikt früherer Zeiten aufgrund veränderter Umweltbedingungen jetzt vom Aussterben bedroht. Es wird also von den modernen Zeiten überholt. Der Namensgeber der Krabbe wird’s nachempfinden können.
Julia Breitkopf & VICE Staff
[ "baywatch", "david hasselhoff", "event", "Gmunden", "Hollywood", "KITT", "knight rider", "Malibu", "Stuff", "The Hoff", "Vice Blog" ]
2013-07-22T10:30:00+00:00
2024-07-31T05:25:42+00:00
https://www.vice.com/de/article/the-hoff-war-in-gmunden/
Avicii will nach seinem Karriereende Controller gegen Lenkrad tauschen
Nachdem Tim Bergling alias Avicii am Dienstag überraschend sein Karriereende bekannt gab, hat er der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet nun erste Details über seine ambitionierte Zukunft verraten: Bergling will in „zwei bis drei Jahren“ Formel 1 fahren. Der 26-Jährige Schwede hat in der Vergangenheit bereits einige Rennen besucht. „Formel 1 ist hier bei uns in Schweden kein großes Thema, aber ich habe immer über den mit Köttbullar bedeckten Tellerrand geblickt und mich für andere Bereiche interessiert. Bei der Musik war das auch schon so. Ich hab mich immer mehr für Laidback Luke und Daft Punk interessiert als für Mando Diao und Abba.“ Da sein Aufstieg zum globalen Star-DJ bereits so rasant verlaufen war, traut sich Bergling auch Großes auf der Rennstrecke zu. Allerdings kann T(STB)FKA Avicii nicht ohne weiteres in die Formel 1 einsteigen. Er muss erst einmal Erfahrung in der Formel E sammeln, eine der Nachwuchserien, die schon für viele Fahrer den Weg in die Königsklasse ebnete. In ihr fahren Formelwagen mit Elektromotoren. „Mit Elektro kenn ich mich durch meine DJ-Karriere schon gut aus und in Schweden legen wir auch viel Wert auf die Umwelt.“ Schon als Kind und Jugendlicher sei er leidenschaftlich gerne Kart gefahren. Der berühmte Lenkarm, ein Folgeschaden des sportlichen Fahrstils, drohte allerdings seine DJ-Leidenschaft zu behindern. Nun will er zu seinen Anfängen zurück. Seine zukünftigen Kollegen haben bereits auf Aviciis Pläne reagiert. Weltmeister Lewis Hamilton, mit dessen On-Off-Freundin Nicole Scherzinger und ihm sich Bergling bereits mehrfach über Musik und Rennwagen ausgetauscht hat, scherzte gegenüber der Daily Mail: „Er wird sich daran gewöhnen müssen, mehr Knöpfe benutzen zu müssen als an seinem DJ-Pult. Nur Play zu drücken und ab und zu am Filter rumzudrehen, wird nicht reichen. Einen Sync-Button gibt es auch nicht.“ Erste Testfahrten will Avicii nach dem Ende seine laufenden Tour absolvieren: „Wenn ich kein Talent haben sollte, werd ich vielleicht was mit Musik machen.“ ** Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen. Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Noisey Staff
[ "Avicii", "bergling", "controller", "Controllerist", "Features", "karriereende", "Music", "Noisey", "Thump", "tim", "Time" ]
2016-04-01T11:59:00+00:00
2024-07-30T21:21:16+00:00
https://www.vice.com/de/article/avicii-controller-tausch-284/
Marterias und Caspers Video zu “Supernova” ist heute das beste Musikvideo der Welt
Es sei das “beste Video aller Zeiten”, verkündete Casper heute stolz auf Twitter. Nach dieser bescheidenen Ansage guckten wir uns ein bisschen hibbelig “Supernova” an, die zweite Videoauskopplung aus Marterias und Caspers Album 1982. Die Rapper treten darin im wohl epischsten Tischtennis-Match ever gegeneinander an, bei dem allein das Zusehen mehr Spaß macht, als den Gegner durch einen angeschnittenen Schmetterball zu demütigen. Angefeuert von ihren Trainern und einer wilden Meute, artet das Match recht fix in roher Gewalt aus. Tischtennis eben. Dabei tragen die beiden geil bescheuerte Kostüme, bei denen vom “FUCK EM”-Stirnband, echten Greifvogel auf dem Arm und Fischgriff-Schläger bis zum gestickten Schwertfisch alles sitzt. Überhaupt sind die über drei Minuten Video so vollgestopft mit Gimmick-Details und Cameos, dass man mit dem Erkennen und Verarbeiten kaum hinterherkommt. Da haut sich etwa Nico von K.I.Z. voller Euphorie seinen Becher gegen die Stirn, Felix Brummer von Kraftklub pöbelt an der Seite von Casper das Gegnerteam an, Dendemann macht den teilnahmslosen Schiri, Ansgar Brinkmann und Thorsten fucking Legat sind die Trainer. Besonders schön: Lena Meyer-Landrut ist auch dabei und outet sich als Casper-Fan. (Unvergessen die Durch die Nacht mit …-Folge, in der sie 2011 an der Seite von Casper ziemlich griesgrämig durch Berlin zog. Später rappte der “Laune so gut, kann mir nicht mal die Landrut versau’n”.) Und wie ist der Song eigentlich? Nach dem stampfenden “Champion Sound” (siehe unten) kommt “Supernova” wesentlich ruhiger daher, bricht in der Hook aber zum absoluten Stadion-Chorus aus. Laut Casper selbst soll der Song “den Abend beschreiben, an dem sich alle wiedertreffen […] So wie es bei vielen ja auch Heiligabend ist, Hochzeiten oder besondere Geburtstage, egal was – eben dieser magische eine Abend, an dem wirklich alle von damals zusammenkommen und einfach alles stimmt und zusammen durchdrehen, lachen und tanzen.” Ist es das beste Video aller Zeiten? Das Konzept ist ähnlich wie Kraftklubs Flunkyball-Match im Video zu “Blau”, nur in noch mal komplett durchgedrehter. Also ja, verdammt, für heute ist es das beste Video der Welt! 1982 von Casper und Marteria erscheint am 31. August 2018 ** Mehr zum Thema: Folge Noisey auf Facebook, Instagram und Snapchat.
Noisey Staff and Julius Wußmann
[ "1982", "Beste Musikvideo der Welt", "Casper", "K.I.Z.", "Kraftklub", "Marteria", "Music", "Noisey", "Supernova", "tischtennis" ]
2018-08-10T09:21:24+00:00
2024-07-30T18:48:13+00:00
https://www.vice.com/de/article/marterias-und-caspers-video-zu-supernova-ist-heute-das-beste-musikvideo-der-welt/
Diese Wellness-Influencerinnen trinken kein Wasser mehr
Mein Instagram-Feed ist voll von Influencerinnen, die Gesundheitstees verhökern, und Vloggern, die mich mit toten Augen und leuchtend weißen Zähne anschauen, in der Hand ein Bleaching-Kit. Vielleicht wurde mir deswegen Alise Mikstas Account vorgeschlagen. Er ist voller Fotos von einem Traumleben mit Yoga-Verrenkungen in fernen Ländern, leckerem Obst und gelegentlichem Blankziehen in den Bergen. Soweit so 08/15-Wellness-Influencerin, könnte man meinen. Aber Alise geht mit ihrem Account noch einen Schritt weiter. Neben der obligatorischen Mindfulness und Raw-Vegan-Ernährung trinkt Alise seit Sommer 2019 kein Wasser mehr. Flüssigkeit bezieht sie nur noch aus wasserreichen Früchten. Begleitet wird die Wasserabstinenz von ausgedehnten Phasen Trockenfasten, in denen Alise 24 Stunden am Stück nichts isst. In einem Post schreibt sie: “Ich habe zum ersten Mal 24 Stunden gefastet, (abgesehen von fünf Schlucken grünem Tee gegen 11 Uhr, als es zu kalt wurde) und ich bin hin und weg.” Alise ist nicht die einzige, die Wasser abgeschworen hat und immer wieder fastet. Sie selbst folgt einer Reihe Accounts von Frauen, die ähnliche Sachen posten. Sie alle sind gut gebräunt, dünn und leben da, wo andere Urlaub machen. Auf ihren Accounts sieht es so aus, als würde ihre Ernährungsweise ihnen nicht schaden, aber Expertinnen und Experten warnen, dass sie mit den Posts ihre Tausenden Followerinnen und Follower gefährden könnten. VICE-Video: Wie ich mich 30 Tage nur von Soylent ernährte Alise ist 30, stammt ursprünglich aus Lettland. Momentan lebt sie in Dubai. Vor fünf Jahren besuchte sie einen Aschram in Indien. Der Guru soll ihr gesagt haben, dass sie nicht ständig eine Flasche Wasser mit sich rumschleppen müsse: “In Europa ist das ein großer Hype.” “Ich glaube, dass Wasser dem Körper keine Flüssigkeit zuführt – Wasser reinigt nur”, sagt Alise. “Wenn du ungekochte Nahrung und Obst isst, brauchst du kein Wasser.” Obwohl sie glaubt, dass Flaschenwasser “wahrscheinlich sehr giftig und schmutzig” ist, und die offizielle Empfehlung, zwei Liter am Tag zu trinken, für “ein großes Geschäft und Marketing” hält, verzichtet Alise nicht komplett auf Wasser. Ihren Konsum habe sie allerdings um schätzungsweise 90 Prozent reduziert. Die 35-jährige Yogalehrerin Sophie Prana hingegen behauptet stolz, seit einem Jahr keinen Tropfen angerührt zu haben. Die Österreicherin versucht, auch andere vom wasserfreien Leben zu überzeugen. Das tut sie wie Alise über ihren Instagram-Account. Ihre Leidenschaft für das Thema wird auch deutlich, als ich mit ihr über eine schlechte WhatsApp-Verbindung spreche. Zum Zeitpunkt unseres Interviews wohnt sie in Thailand. “Es ist das Beste, was ich je in meinem Leben getan habe”, sagt sie. “Wenn du dich nach einer normalen westlichen Diät ernährst, Salz und gekochte Fette isst, kann es gefährlich sein, kein Wasser zu trinken. Ich habe mich allerdings auf eine rohe, vegane Ernährung umgestellt und beziehe meine Flüssigkeit aus Früchten mit lebendigem Wasser. Ich habe aufgehört, totes Wasser aus Flaschen oder dem Hahn zu trinken. In den Wasserflaschen ist nichts. Es ist die Wasserindustrie, die uns sagt, dass wir ständig trinken müssen.” Auch wenn “lebendiges Wasser” vor allem nach einfältigem Eso-Gedöns klingt, gibt es dafür durchaus wissenschaftliche Belege. “Es ist bekannt, dass wir unser Wasser nicht nur aus Wasser beziehen. Wir erhalten es auch aus Gurken, Melonen und anderen wasserhaltigen Nahrungsmitteln”, erklärt Haleh Moravej, Dozentin für Ernährungswissenschaften an der Manchester Metropolitan University. In gewissen Situationen, wie nach dem Sport, sagt sie, könne das Wasser aus Pflanzen wieder die Mineralien liefern, die unser Körper beim Schwitzen verloren hat: “Für Elektrolyte eignet sich das Wasser einer Gurke besser als Leitungswasser. Beim Sport verlierst du Salz. Gurken sind eine bessere Kaliumquelle und eignen sich nach dem Sport besser für die Flüssigkeitsaufnahme.” Allerdings, sagt Haleh, müsse der Durchschnittsmensch neben diesen Nahrungsmitteln immer noch Flüssigkeit zu sich nehmen. “Die beiden effektivsten Hydrierungsflüssigkeiten sind Milch und Wasser – das weiß man aus jahrelanger Forschung und Erfahrung”, sagt sie. “Ich würde Menschen weiterhin empfehlen, ihre fünf bis zehn Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, aber dazu auch ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen – sei es in der Form von Wasser oder anderen geeigneten Getränken.” Die Vorstellung, dass sich der Flüssigkeitsbedarf allein durch Nahrung decken lässt, ist nicht nur unter jungen Frauen auf Instagram verbreitet. Dr. Howard Murad, Medizindozent an der UCLA und selbsternannter “Vater der modernen Wellness”, hat ein Buch mit dem Titel The Water Secret geschrieben. Darin behauptet auch er, dass es besser sei, wässrige Nahrung zu essen, als mehr Wasser zu trinken. Dr. Murad vertritt die These, dass übermäßiger Wasserkonsum Vitamine und Mineralien aus dem Körper schwemmt. Das Wasser in Nahrungsmitteln hingegen – und die “Vitamine, Mineralien, Enzyme, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe”, die sie enthalten – könne langsamer absorbiert werden und bleibe länger in unseren Körpern. Eine Studie von Forschenden der Aberdeen Medical School kam zu ähnlichen Ergebnissen. “Wir nehmen Wasser auf, um den Wassergehalt unserer Zellen aufrecht zu halten – und das lässt sich besser machen, indem du dein Wasser isst. Das wird dann langsam im Körper abgegeben, während du die Nahrung verdaust, anstatt alles auf einmal”, sagt Dr. Murad. “Solange du nicht durch Hitze, Sport oder Krankheit dehydriert bist, läuft das Wasser nur durch dich durch.” Ich frage Elaine Anderson, eine selbstständige Ernährungsberaterin mit zehn Jahren Berufserfahrung, und Ernährungswissenschaftlerin Haleh Moravej, ob sie Studien kennen, die den Wasserverzicht in irgendeiner Weise unterstützen. Beide verneinen entschieden und verweisen auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, der Harvard Medical School und so ziemlich jeder Gesundheitsseite im Internet. “Ich würde Menschen dringend davon abraten, auf Wasser zu verzichten”, sagt Haleh. “Unser Körper besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Die Flüssigkeitsaufnahme ist wichtig zur Konzentration, für unsere Stimmung und unser Wohlergehen – und natürlich auch für körperliche Aktivitäten. Wir brauchen Wasser, um die ganzen Nährstoffe zu verarbeiten, wir brauchen es für unseren Stoffwechsel. Es spricht einfach sehr viel dafür, dass Dehydration schädlich ist.” A post shared by SOPHIE • PRANA (@pimpyourprana) Trotz allem sagen Sophie und Alise, dass sie noch keine gesundheitlichen Probleme durch ihren Wasserverzicht hatten. “Ich habe aufgehört, Salz und Öle zu essen”, sagt Sophie. “Ich lebe von wasserhaltigem Obst und Gemüse – und das, kombiniert mit Trockenfasten, ist sehr gesund für den Körper. Die Menschen sind schockiert, wenn sie hören, dass ich aufs Trinken und Wasser verzichte, aber da steckt eine ganze Wissenschaft hinter.” Die schockierten Reaktionen, von denen Sophie spricht, sind verständlich: Elaine sagt, dass jeder Ernährungsberater, mit dem sie über das Thema gesprochen habe, verwundert darüber war, dass jemand überhaupt auf die Idee kommen würde, kein Wasser mehr zu trinken. Sie habe auch noch nie von einer Person gehört, die aus gesundheitlichen Gründen auf Wasser verzichtet hat. Menschen bräuchten Wasser, um Mineralien durch den Körper zu transportieren und Giftstoffe auszuscheiden. Aber wir haben noch gar nicht über das Trockenfasten gesprochen. Trockenfasten bedeutet, mindestens 12 Stunden auf Essen und Trinken zu verzichten. Manche tun das bis zu zehn Tage am Stück. Seit Jahrtausenden fasten Menschen aus religiösen Gründen. Wellness-Hungern hingegen ist ein neuer Trend – und nichts, was Expertinnen und Experten als besonders schlau erachten. Vor allem nicht, wenn du deine Flüssigkeitsaufnahme ohnehin nur durch Nahrung abdeckst. Diverse Studien legen nahe, dass Intervallfasten, bei dem man zwischen 16 und 24 Stunden auf Essen und Trinken verzichtet, gesundheitliche Vorteile haben kann. Wenn man ohnehin bei guter Gesundheit ist. Allerdings liefen viele dieser Studien nur über einen kurzen Zeitraum oder wurden an Tieren durchgeführt. Außerdem ist man sich einig, dass Intervallfasten gefährlich sein kann, wenn man untergewichtig ist oder in der Vergangenheit unter Essstörungen litt. Wenn du planst, 24 Stunden lang zu fasten, raten die meisten Ratgeber, vorher einen Arzt zu konsultieren. Auch wenn längere Fastenperioden für manche Menschen gewisse Vorteile haben können, klagten 72 Prozent der Teilnehmenden einer Studie mit 768 Menschen, die 48 Stunden fasteten, über Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Schwindel. Zusätzlich zu untergewichtigen und Menschen mit Essstörung sollten auch Personen mit Diabetes vom Typ 1 oder niedrigem Blutdruck nicht länger fasten. Stillende Frauen, Schwangere oder solche, die ein Kind bekommen wollen, sollten ebenfalls nicht auf die Nahrungsaufnahme verzichten. Doppelt beunruhigend ist der Fasten-Hype auf Social Media. Es gibt zahlreiche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Instagram und Essstörungen. Manche Menschen verstecken ihre Essstörung hinter vermeintlicher Wellness. Auch zwanghafte gesunde Ernährung, sogenannte Orthorexie, kann eine Krankheit sein. Ernährungswissenschaftlerin Elaine hat gar nicht die Zeit für längere Fastenperioden. Sie beschreibt den Trend als beängstigend und verweist auf die fehlenden wissenschaftlichen Belege für die vermeintlichen Gesundheitsvorteile. Längere Fastenperioden könnten zu Dehydrierung, niedrigem Blutdruck, Müdigkeit und Kopfschmerzen führen. Außerdem seien die Langzeitfolgen für die Nieren bedenklich. Sophie fastet jeden Tag zwischen 18 und 11 Uhr. Beim ersten Mal habe sie noch das Universum um Hilfe gebeten. Ihr Gesundheitszustand habe sich dadurch extrem verbessert, sagt sie. Alise legt längere Fastenperioden ein. Sie glaubt, dass Essen “totale Ablenkung und großer Ballast” sei. Sie sagt: “Ich glaube, dass es im Leben etwas Größeres gibt als Frühstück, Mittagessen, Abendessen und Arbeit.” A post shared by VEGAN | ACTIVE LIFESTYLE | DAILY FOOD INSPIRATION (@alisemango) Offensichtlich scheinen Sophie, Alise und andere unter ihrem aktuellen Lebensstil nicht akut zu leiden, sonst würden sie ihn wahrscheinlich nicht so lange durchziehen. Problematischer ist allerdings, dass sie aktiv diese Ernährungsentscheidungen als Weg zur besseren Gesundheit anpreisen. Kontext oder Sicherheitsratschläge gibt es dazu in der Regel nicht. Hier wird es problematisch. Elaine weist darauf hin, dass der Hashtag #NoWater regelmäßig in Posts über Clean-Eating und Wellness verwendet wird. Die Gefahr sei, dass die Bündelung mit so vielen anderen wohlgemeinten Ratschlägen zur Selbstverbesserung Fehlinterpretationen begünstigt. Wenn du nicht gerade das Influencerinnen-Traumleben von Menschen wie Sophie und Alise lebst, kommst du nicht immer so leicht an frisch gepressten Wassermelonensaft oder hast morgens die Zeit, dir zum Frühstück ein Kilo Trauben reinzupfeifen. Wasserhaltiges Obst und Gemüse kann dem Körper Flüssigkeit zuführen, aber die meisten Social-Media-User führen ein komplett anderes Leben als die Frauen auf ihren Handybildschirmen. Als ich beide Influencerinnen direkt frage, ob sie in ihrer Verbreitung der wasserfreien Ernährung irgendwelche Gefahren sehen, zeigt sich keine übermäßig besorgt. Alise sagt, dass jede Userin und jeder User selbst entscheiden müsse, was er oder sie von Instagram mitnehme. “Du hast dieses Tool und du entscheidest selbst, wie du es benutzen möchtest.” Sophie betont, dass ihr Account keineswegs den Eindruck erwecken sollte, dass #NoWater und Trockenfasten über Nacht alle Probleme verschwinden lassen. Sie sagt, dass sie allen, die sie um Rat bitten, erkläre, dass eine solch große Ernährungsumstellung langsam und mit Bedacht angegangen werden muss. Auch Dr. Murad scheint die Sache eher gelassen zu sehen. “Ich mache mir keine großen Sorgen, dass Menschen #NoWater sehen und dann mit dem Trinken aufhören. Das Durstgefühl ihres Körpers wird sie dazu bringen, etwas zu trinken.” Aber machen sie es sich damit nicht zu einfach? Ein paar perfekt komponierte Bilder, Tausende Follower und eine starke persönliche Marke reichen, um den Anschein der Legitimität zu verleihen. Eine Ernährungsweise als Allheilmittel zu predigen, die unter normalen Umständen gefährlich sein kann, bleibt allerdings unverantwortlich. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Menschen
2020-02-20T04:00:00+00:00
2024-08-12T07:20:01+00:00
https://www.vice.com/de/article/nowater-wellness-influencerinnen-trinken-kein-wasser-mehr/
Sevdaliza macht auf altmodische Weise neumodische Popmusik
„Es ist eine Achterbahnfahrt, so viel Input,“ ist das erste, was Sevdaliza sagt, als sie sich mir gegenüber in ein Sitzkassen fallen lässt. Schon auf den ersten Blick ist die Holländerin, die gerade die gesamte Musikpresse verrückt macht, über die gerade alle alles wissen wollen, eine beeindruckende Person: Nicht ganz 1,90 m groß, aufmerksamer Blick, Haifisch Nikez an den Füßen, ganz viel nicht fassbare Ausstrahlung. Wir befinden uns in einem kleinen Tonstudio von knapp acht Quadratmeter. In so einem Raum hat sich Sevdaliza die letzten Nächte um die Ohren geschlagen und vermutlich die eine oder andere Dose Energy-Brause leergemacht—immerhin ist sie bei der Red Bull Music Academy zu Gast. Um uns herum befinden sich noch ungefähr fünf weitere dieser Studios und ich male mir vor meinem geistigen Auge aus, wie hier um vier Uhr morgens ein Dutzend junger Musiker fisselig durch die Gänge tigert und in Pro Tools ständig neue Spuren anlegt. Sevdaliza sei in diesem hübschen Labor der Musik-Möglichkeiten der Star, raunt man sich auf den Gängen der Academy zu. Zum Glück sagt Sevdaliza in diesem Moment: „Wenn ich Musik mache, fühle ich mich einfach zuhause und beruhigt und hier ist es besonders gut.“ Noisey: Warum hast du vor ein paar Jahren angefangen, Musik zu machen?Sevdaliza: Ich hatte da dieses dumme Gefühl in mir: eine kleine Stimme, die mir, obwohl ich das Musikmachen technisch nicht beherrschte, sagte, dass ich das kann. Weißt du? Du wusstest: Du kannst das, bevor du es wissen konntest?Genau. Natürlich stehe ich immer noch ganz am Anfang. Ich muss hart und diszipliniert an mir arbeiten und regelmäßig aus meiner Komfortzone ausbrechen, nur so kann ich als Musikerin weiter wachsen. Du hast also keinen Lehrer gehabt, der dir als Kind das Singen beibrachte?Nein, ich hatte keinen Lehrer und auch kein bestimmtes Vorbild. Da war einfach diese Kraft in mir, die mich dazu trieb, Musik zu machen. Es war einfach das, was ich tun musste. Ich will einfach Musik machen und mich kreativ ausdrücken. Wohin bewegte sich dein Leben gerade, als du anfingst Musik zu machen? Warst du an einem Punkt, an dem ein Reset nötig war?Ich habe damals studiert, das war eine Zeit, die mir aus irgendeinem Grund große Angst gemacht hat, und ich bin nun mal eine sehr impulsive Person und manchmal sehr „over the top“. Im Moment wirkst du um ehrlich zu sein überhaupt nicht „over the top“, sondern sehr ruhig.Das stimmt, ich bin gerade sehr entspannt. Als ich entschieden hatte, dass das hier meine Karriere werden sollte, aber noch nicht voran kam, da war das allerdings noch anders. Ich wollte unbedingt allen beweisen, dass ich was kann. Erst als ich damit aufhörte, wurde ich entspannt und konnte tatsächlich das machen, was mich heute ausmacht. Ich wüsste auch nicht, was ich sonst mit meinem Leben anfangen sollte. Genau. Vermutlich ist es gar nicht möglich, so viel Zeit mit einer kreativen Tätigkeit zu verbringen, wenn man sich nicht innerlich ständig die ganz großen Fragen stellt, oder was meinst du?Ich denke auch. Ich schreibe natürlich Song-Texte, um nach Antworten auf die Fragen zu suchen, die ich mir selbst stelle. Heißt das dann, dass bei dir die Texte an erster Stelle kommen, also vor der Musik?Nein, das nicht. Da muss es eine Balance geben, Text und Musik sind gleich wichtig. Schau, die Leerstelle zwischen zwei Noten ist ja das, was einen Akkord ausmacht und vielleicht ist es gerade das, was das Gefühl ausmacht, das der Song transportieren soll. Wenn ich Zuhause sitze und mir die Skizzen anhöre, die ich am Tage zuvor im Studio gemacht habe, dann müssen sich Text und Musik im Zusammenspiel richtig anhören. Nur dann weckt der Song in mir auch das richtige Gefühl. Manchmal nehme ich zwanzig, dreißig verschiedene Versionen eines Songs auf, weil schon eine falsch gesetzte Snare dieses Gefühl beschädigen oder verändern kann. Du bist also eher eine traditionelle Perfektionistin als eine post-moderne Internetkünstlerin, die ihre Kunst „unverfälscht“ ins Netz stellt, direkt nachdem du sie aufgenommen hast?Ja, da bin ich eher altmodisch. Ich lasse meine Songs reifen. Aber: Wenn etwas gut ist, dann weiß ich das sofort, selbst wenn der Song noch nicht fertig klingt. Ich muss einen Song sofort fühlen, damit er wirklich gut ist—selbst wenn er noch Fehler hat. Ich mache meine Stücke in der Regel an einem Tag: Struktur, Vocals, sogar den ersten Mix. Aber danach ist die Arbeit ja noch nicht getan, da dann eben die Detailarbeit folgt. Die Song-Ideen, die ich nicht sofort aufnehme, weil sie sich zwar interessant aber nicht ganz richtig anfühlen, sterben häufig früher oder später. Zur Zeit läuft es ja offenbar recht gut: immer mehr Leute hören dir zu und du giltst vielen selbsternannten Experten als Geheimtip. Ändert dieser Umstand etwas daran, wie du deine Musik machst?Hm, ich könnte natürlich nein sagen, aber das wäre eine Lüge. Unterbewusst macht das natürlich etwas mit einem, auch wenn es nichts an der Musik ändert, die ich machen möchte. Es ist eher so, dass ich mich mittlerweile frage, wie ich langfristig damit umgehe, dass die Öffentlichkeit sich fast von jedem Künstler wünscht, er würde sich nicht weiterentwickeln, wohingegen man als Musiker natürlicherweise genau das möchte. Ich glaube, ich bin schon jetzt an dem Punkt, an dem ich mich verändere und eine andere Künstlerin werde. Deine zweite EP Children Of Silk ist gerade erst vor ein paar Wochen erschienen. Weißt du bereits, in welche Richtung es nun für dich geht?Nein, weil ich keine Richtung wähle, sondern einfach mache und dann am Ende schaue, wohin mich mein Weg nun geführt hat. Irgendjemand sagte letztens zu mir, er fände, mein Gesang würde ihn rhythmisch an Jazz erinnern—etwas, was ich selbst noch nie so gesehen habe. Aber dann habe ich mir meine Songs unter diesem Gesichtspunkt noch mal angehört habe, gemerkt, dass er recht hat. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich keinen Musik-theoretischen Background habe, aber von daher arbeite ich wirklich komplett intuitiv, gleichzeitig entwickelt sich aber mein Geschmack immer weiter und deshalb verändert sich auch meine Musik, doch das geschieht komplett unterbewusst. Du hast mal in einem Interview erwähnt, dass du großer David Lynch-Fan bist. Über Lynch könnte man sagen, dass er versucht, seine Zuschauer mit seinen Filmen abzuholen, in dem er unterbewusst schwelende Ängste an die Oberfläche holt. Willst du mit deiner Musik etwas Ähnliches erreichen?Es freut mich, dass du das sagst. Wenn das tatsächlich der Eindruck ist, den du von meiner Musik hast, dann gefällt mir das sehr, obwohl ich nicht versuche, meine Hörer dazu zu bringen, dass sie etwas Bestimmtes denken. Wir sind in unserem Alltag von sehr viel Lärm umgeben. Damit meine ich nicht unbedingt Straßenlärm, sondern eher das Internet, das uns unter anderem auch jeden Tag neue Musik anbietet. Für einen Musiker muss diese Ablenkung noch gefährlicher sein als für andere. Da stellt sich die Frage: Wie kann man dennoch eigene Gedanken und Ideen haben, obwohl man die ganze Zeit mit den kreativen Ideen anderer bombardiert wird? Wenn ich anfange zu singen, dann möchte ich nicht in meiner Emotion gestört werden. Du kannst zwar mit mir reden, aber wenn du in dem Moment auf einer anderen Wellenlänge bist als ich, dann fühle ich das und dann bringt mich das raus. Aber zum Beispiel jetzt gerade haben wir beim Reden diese sehr ruhige Energie und ich fühle mich sehr still, obwohl wir gerade reden und um uns herum all diese Geräusche sind. Das bedeutet für mich, dass das, was ich dir hier sage, auf jeden Fall aus mir kommt und nicht beeinflusst ist durch das Draußen. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
Sascha Ehlert
[ "2015", "children of silk", "Features", "holland", "Interview", "Interviews", "Music", "Noisey", "POP", "Popmusik", "RBMA", "Red Bull Music Academy", "sevdaliza", "that other girl" ]
2015-12-10T14:30:00+00:00
2024-07-31T00:20:00+00:00
https://www.vice.com/de/article/sevdaliza-interview-871/
Hühnchen mit Mai-Tai-Infusion
Wir alle lieben Mai Tai: Rum, Orangen- und Limettensaft, ein Limettenschnitz und ein kleines Cocktailschirmchen obendrauf—so muss Sommer. Wäre es nicht großartig, die zwei besten Sachen des Sommers—Cocktails und Barbecue—zusammenbringen könnte? Wie wäre es mit einem Mai-Tai-Hühnchen. Oh ja, das ist möglich. Samantha Evans und Shauna Guinn aus Wales, zeigen dir, wie stinknormale Hähnchenkeulen einen Mai-T(h)ai-Twist bekommen. Dafür musst du dein Hühnchen einfach nur über Nacht in einer selbst gemachten, fruchtig-scharfen Marinade ziehen lassen (eine kleine Massage tut den Hähnchenschenkeln auch ganz gut) und sie dann schön langsam im Smoker garen. Du hast keinen Smoker? Kein Problem, dein Backofen tut es auch.
[ "Barbecue", "Food", "Grillen", "hühnchen", "mai tai", "Munchies", "Rezept" ]
2016-06-10T12:00:15+00:00
2024-08-12T10:36:48+00:00
https://www.vice.com/de/article/huehnchen-mit-mai-tai-infusion/
Was diese Emoji-Studie über Deutschland verrät *Zwinkersmiley*
Kim Kardashian hat ein eigenes Set, manche Menschen kämpfen jahrelang, um einen eigenen zu bekommen, und im letzten Jahr drehte ein Animationsstudio sogar einen als Blockbuster missverstandenen Kunstfilm über sie: Emojis. Diese kleinen runden Gesichter, mit denen du alles und nichts sagen kannst. Das Berliner Softwareunternehmen Brandwatch hat ausgewertet, wie die Twitter-Nutzer dieser Welt Emojis verwenden. Von Oktober 2015 bis September 2017 haben die Analysten über sechs Milliarden Emojis registriert. Das Ergebnis lässt sich am besten mit zwei Emojis zusammenfassen: ein “lachender Kackehaufen” für die Welt, ein “Kuss werfender Smiley” für eine westdeutsche Großstadt, die bislang wohl kaum jemand in seiner Must-follow-Liste hatte. Für alle, die das nicht verstehen, folgt jetzt eine ausführliche Zusammenfassung der Studie. Wenn Menschen die SPD bashen, über Rechtschreibfehler in der Mittagsmenükarte der Bürokantine lästern möchten oder einfach nur der dreihunderteinundsiebzigste Berliner sein wollen, der bemerkt hat, dass nach 13 Tagen Wolken wieder mal die Sonne scheint, geht ihre Hand zum Smartphone und die Twitter-App steht parat. Die Deutschen drücken ihre Gefühle jedoch sehr unterschiedlich aus. Brandwatch hat in seiner Studie analysiert, welche Emojis in den 15 einwohnerstärksten Städten am häufigsten getwittert werden. Der überraschende Gute-Laune-Sieger: Duisburg im Ruhrpott. Dabei finden sich nur drei Gründe, warum Deutschland überhaupt von der zwischen den Metropolen Moers und Oberhausen eingeklemmten Stadt Notiz nimmt: In Duisburg kämpft ein Herrenfußballverein wieder mal um den Aufstieg in die Bundesliga, ein “Problemviertel” sorgt bundesweit für Schlagzeilen und verwesende Leichen liegen dort drei Jahre lang unbemerkt in Wohnungen herum. Aus dem VICE Netzwerk: Wie man eine feministische Dating-App entwickelt München und Leipzig landen im oberen Drittel, Frankfurt und Köln in der Mitte, Hamburg und Berlin im unteren Drittel. Den abgeschlagenen letzten Platz belegt Dresden. Die Stadt hat ein ebenso angekratztes Image wie Duisburg, wirtschaftlich geht es ihr jedoch gut und das Elbflorenz mit seinen Barockbauten ist zweifellos schöner anzusehen als der Duisburger “Magic Moutain”. Wie kann es also sein, dass Duisburg “positiver” twittert als Dresden? Erklärungsansatz Nummer 1: Duisburger haben das Konzept Galgenhumor verstanden, Dresdener nicht. Erklärungsansatz Nummer 2: In Duisburg hat sich – selbst von Motherboard unbemerkt – eine Anti-Troll-Armee zusammengetan, die für gute Laune und freie Liebe twittert. In Dresden marschiert und twittert Pegida. Erklärungsansatz Nummer 3: Duisburger verreisen (notgedrungen) oft, Dresdener bleiben lieber zu Hause. Das wirkt sich auf den Emoji-Einsatz aus, denn laut Brandwatch verwenden Deutsche am ehesten positive Emojis, wenn sie über Hotels twittern. Verwaltung, Versicherungen und Banken – die drei Branchen, die am negativsten betwittert werden – haben Duisburger und Dresdener dagegen gleichermaßen vor der Haustür. Aber Duisburg arbeitet bereits an seinem Abstieg. Das aktuelle Karnevalsmotto lautet: “Duisburger Karneval besuchen, ist wie tierisch guten Urlaub buchen“. Lustig. Es gibt ein Emoji, das die Welt eint, das Dresden und Duisburg, Kapstadt und Kathmandu miteinander vereint: das “Gesicht mit den Freudentränen”. Doch niemand weiß so recht, wofür das weltweit am meisten genutzte Emoji überhaupt steht. Weint das Emoji in Wahrheit nicht so sehr, dass es schreit? Ist ihm die Hysterie ins gelbe Gesicht gefahren? Oder freut sich da einfach jemand, dass er Jahrzehnte nach seiner ersten SMS mit einem :D-Smiley endlich auch mal einen anderen lachenden Smiley verwenden kann? Mit Emojis verhält es sich wie mit anderen Internetabkürzungen: Niemand rollt lachend über den Boden, wenn er “ROFL” schreibt, und das Gesicht der Kollegin am Nachbartisch bleibt regungslos, während sie “lol” tippt. So ist es auch mit dem “Gesicht mit den Freudentränen”. Außerhalb eines Kinos hat jeder Mensch wohl bestenfalls ein oder zwei Bekannte mal vor Freude weinen gesehen haben. Weniger Verwirrung bietet der Rest des Emoji-Rankings. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das – nennen wir es – “anatomisch nicht ganz korrekte Gesicht mit den Herzaugen” und das “klar erkennbar weinende Gesicht”. Liebe, Trauer, Ambivalenz – auf Twitter liegt alles so nah beinander. Vor allem im Bett liegt die schlechte Laune. Die Studie ordnet jedes vierte getwitterte Emoji als negativ ein, besonders bemerkbar macht sich das zwischen 18 Uhr und 6 Uhr morgens. Dann steigt die Zahl trauriger und wütender Rundgesichter auf Twitter um 21 Prozent. Besonders viele negative Emojis erschienen laut Brandwatch während der US-Präsidentschaftswahlen. Ein Tweet, in dem Wahlgewinner Donald Trump diese statistische Messung als “Fake News” abtut, steht zur Stunde noch aus. Ebenfalls auffällig: Frauen auf Twitter verwenden 6,83 Prozent häufiger negative Emojis als jenes Geschlecht, das Twitter gerne mal zum digitalen Knopf- und Schwanzvergleich heranzieht. Im Detail nähren die Emoji-Zahlen einen schrecklichen Verdacht: Sind Frauen tatsächlich gefühlsduseliger? Wo Männer (die alten Skeptiker!) eher das “fragende Gesicht”, das coole “Sonnenbrillen”-Emoji oder einfach die “100 Punkte” verwenden, twittern Frauen wahlweise küssende oder erschöpfte Emojis und doppelte, obendrein rosafarbene Herzen. Einen Faktor lässt Brandwatch in seiner Analyse unerwähnt: die Ironie. Denn wie aussagekräftig bleibt die Studie, wenn, grob geschätzt, ein Fünftel aller Emojis ironisch eingesetzt wird? Zwar gilt: “IRONIE FUNKTIONIERT NICHT IM INTERNET!!11ELF” Das hat SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erst am Mittwoch mit seiner Toaster-Aktion für den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert bewiesen. Das weiß sogar Jan Böhmermann. Aber weiß das auch der Rest von Twitter-Deutschland? Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
VICE Staff
[ "Brandwatch", "dresden", "Duisburg", "Emojis", "Satire", "Studie", "Twitter" ]
2018-02-08T11:35:41+00:00
2024-07-30T18:20:42+00:00
https://www.vice.com/de/article/was-diese-emoji-studie-uber-deutschland-verrat-zwinkersmiley/
Werder-Ultras legen sich mit der “BILD” an
BILD und Fußball, das war schon immer eine ganz eigene Beziehung. Dass Ultras darin keine besonders positive Rolle einnehmen, zählt beinahe zu einer der Konstanten des deutschen Fußballs. Doch auch Seitens der Stadiongänger hält sich die Zuneigung gegenüber dem Boulevard-Blatt in Grenzen. Das zeigte auch eines der wenigen Highlights der Samstagspartie zwischen Werder Bremen und Bayern München (0:2) – im Block der Werder-Fans. Die Gruppe “Caillera” zeigte auf einem Doppelhalter eine typische Titelseite des Axel Springer-Blatts, inklusive Datum des Spieltags. Nur war darauf nicht der übliche Boulevard-Inhalt zu sehen, sondern eine Abbildung des Vorsitzenden der Bild-Chefredaktion Julian Reichelt. Beschrieben war die Abbildung mit: “Gesucht! Wer kennt diesen BILD-Hetzer?”. Weiter war zu lesen “Erst das Image poliert, nun wieder völlig ungeniert. Bild hetzt wieder gegen Geflüchtete!” Das Bremer Banner ist dabei wohl eine Reaktion auf einen Tweet des für seine Twitter-Tiraden bekannten Chefredakteurs. Reichelt hatte auf Twitter angekündigt, “Gewalttäter in den Kurven” so zu zeigen, dass sie identifizierbar seien. Auch in der Berichterstattung schlug die BILD teilweise sehr harsche Töne an, jedoch nicht immer auf Grundlage der Fakten. Unter anderem Rainer Koch, Vizepräsident des DFB, widersprach Teilen der Berichterstattung von BILD, die angab, dass er von Ultras bedroht worden sei. Die Fans setzten sich allerdings nicht nur mit selbstbezogenen Themen auseinander, sondern griffen auch eine Aktion der BILD aus dem Jahr 2015 auf, die Flüchtlinge unterstützen sollte. Damals wurden alle 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga aufgerufen, mit einem “Wir helfen”-Logo auf dem Trikotärmel aufzulaufen. Weil die Aktion aber freiwillig war, erklärten einige Vereine, zum Beispiel der FC St. Pauli, dass sie nicht an der Aktion teilnehmen würden. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung, Kai Diekmann, warf St. Pauli daraufhin mangelnde Unterstützung von Geflüchteten vor, obwohl der Verein für sein hohes gesellschaftliches Engagement bekannt ist. Etliche Fangruppen von anderen Vereinen forderten ihre Clubs auf, die Aktion ebenfalls zu boykottieren. Ein zentraler Kritikpunkt war dabei die teilweise populistische Berichterstattung der BILD über Flüchtlinge, sowie, dass die Aktion gleichzeitig eine Werbemaßnahme für die Zeitung sei. Dass sich Bremer Ultras in ihrer Kurve zu einem so politischen Thema äußern, überrascht dabei nicht: Unter anderem hatte “Caillera” schon 2013 mit einem großen “Refugees Welcome”-Banner in der Kurve klar Stellung bezogen. Auf ihrer Website schreiben die Fans: “Wir sehen uns als weltoffene Gruppe und die Kurve als Ort der Selbstorganisation und Freiheit. Wir legen dabei besonderen Wert auf ein respektvolles Verhalten und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen.”
VICE Sports
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2017-08-28T14:19:05+00:00
2024-07-30T20:40:01+00:00
https://www.vice.com/de/article/werder-ultras-legen-sich-mit-der-bild-an/
Was an der Debatte um Schwimmbadverbote für Flüchtlinge nervt
Meine Heimatstadt Bornheim ist eine grundsätzlich wenig spektakuläre Gemeinde im Rheinland, die es meines Wissens nach bis Anfang 2016 nie in die Schlagzeilen der internationalen Presse geschafft hat. Vor zwei Wochen platzte aber eine Nachricht in die nach den Vorkommnissen von Köln ohnehin relativ angespannte Diskussion um Flüchtlinge, sexuelle Gewalt und die neu entdeckte Liebe vieler Männer zum Feminismus: „Kleinstadt verbannt Flüchtlinge aus dem Schwimmbad”, hieß es plötzlich überall. Das war nicht grundsätzlich falsch, aber eben auch nur die halbe Wahrheit. Doch dazu später. Vergangenen Freitag machte dann das Foto von einem Aushang im Schwimmbad Mödling die Runde, demzufolge „Menschen mit Migrationshintergrund” nur noch in Begleitung hinein dürften. Die Aufregung, die dem Ganzen natürlich auf den Fuß folgte, hat sich der zuständige Stadtrat Rudolf Mayer selbst verdient, aber wie gewohnt verlor die digitale Schwarmintelligenz recht schnell das vernünftige Maß. Die SJ versandte sogar eine relativ hysterische OTS, in der sie fragte, ob Mödling jetzt „Arier-Nachweise” ausstelle. Clemens Neuhold vom Profil tat dann das, was man als Journalist tun sollte, und rief bei Mayer an. Wenn man den Artikel liest, schaut die Sache plötzlich gar nicht mehr so glasklar aus. Natürlich ist seine Wortwahl recht daneben. Er spricht davon, dass mit „diesen Leuten” keine Kommunikation möglich sei. Ihm war offenbar nicht mal bewusst, dass „Menschen mit Migrationshintergrund” fast ein Drittel der österreichischen Wohnbevölkerung einschließt und ein nicht nur denkbar schlechtes Unterscheidungsmerkmal ist, sondern auch einfach nicht das beschreibt, worum es ihm geht. Es geht offenbar gezielt um eine bestimmte Gruppe von unbegleiteten, minderjährigen afghanischen Flüchtlingen, die im Schwimmbad für Probleme gesorgt haben sollen. Natürlich kann man seine Reaktion darauf kritisieren, nicht nur in der Wortwahl. Eine Gruppe pauschal für das Vergehen einiger weniger verantwortlich zu machen, ist äußerst problematisch. Aber irgendwie lesen sich seine Antworten doch eher trotzig und patschert als immanent rassistisch. Das ist nichts, was den schnell herbeizitierten Vergleich mit dem Dritten Reich auch nur irgendwie rechtfertigen würde. In Bornheim lag der Fall übrigens ähnlich. Mehrere Frauen hatten angegeben, im örtlichen Schimmbad von minderjährigen, männlichen Flüchtlinge begrabscht worden zu sein. Die konkreten Übeltäter waren nicht ausfindig zu machen. Die Stadt (in der die Integration von Flüchtlingen übrigens seit Jahrzehnten auch aufgrund von Freiwilligen-Arbeit exzellent funktioniert) entschloss sich, ein Zeichen zu setzen und Asylbewerbern den Zugang temporär zu untersagen. Die zuständigen Sozialarbeiter kommunizierten das so in den Flüchtlingsunterkünften und stießen dort dem Vernehmen nach auf viel Verständnis. Zwei Tage kochten dann schon die Foren hoch, und die Feinheiten wie das von Anfang an geplante Ablaufdatum gingen in den Mühlen der Schlagzeilen unter. Man muss wirklich kein Fan von Schwimmbadverboten für bestimmte Gruppen sein. Die Maßnahme ist mit ziemlicher Sicherheit nicht verhältnismäßig, dafür aber eine Kommunikations-Katastrophe und rechtlich heikel. Trotzdem bekommtdie Diskussion derzeit eine problematische Schlagseite, die niemandem wirklich hilft. Die Debatte um die Flüchtlinge ist auch gerade deshalb schwierig, weil es wenig wirklich feststehende und anerkannte Tatsachen gibt. Zu der Frage, ob Männer, die aus muslimisch und patriarchal geprägten Ländern nach Europa kommen, wirklich weniger Respekt vor Frauen haben als der durchschnittliche Österreicher, gibt es so viele Meinungen wie „Be Like Bill”-Postings. Man weiß es einfach nicht. Ein paar Sachen weiß man aber schon. Zum Beispiel: Wenn viele kommen, kommen auch viele Arschlöcher. Das ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis. Ebenfalls klar ist: Wenn besonders viele Menschen aus der demographisch gefährlichsten Gruppe weltweit (junge Männer) nach Österreich kommen, werden Mitglieder aus dieser Gruppe Verbrechen begehen. Unter anderem auch die, für die diese Gruppe statistisch anfällig ist. Das ist alles andere als mindblowing. Überall auf der Welt machen Gruppen junger Männer Probleme, weil junge Männer überall auf der Welt gleich sind: vollgepumpt mit Testosteron und übersteigerten Bildern von Männlichkeit. Ständig darauf angewiesen, sich selbst und den anderen jungen Männern etwas beweisen zu müssen. Das weiß ich unter anderem deshalb, weil ich auch mal ein Teenager war. Und nicht mal meine grundsätzlich astreine Mittelstands-Biographie hat mich davor bewahrt, mich wie ein hormongesteuerter Halbstarker durch die Gegend zu prollen. Wenn sogar ein relativ behüteter Beamtensohn wie ich das tut, ist es nicht verwunderlich, dass männliche UMFs (unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge) Probleme machen. Zusätzlich zu allen Eigenschaften, die junge Männer ohnehin gefährlich machen, haben die nämlich eine wochenlange Flucht hinter sich, sind teilweise traumatisiert und haben keine Mutter, die ihnen die Ohren langzieht, wenn sie am Frühstückstisch etwas Sexistisches sagen. Wenn ich mit 17 Jahren, nach einer wochenlangen Flucht aus einem vom Bürgerkrieg zerstörten Land, in Sorge um meine Familie und mit dem Ausblick auf eine ungewisse Zukunft mit anderen 17-Jährigen Typen den ganzen Tag schlecht betreut in einer Unterkunft hocken würde, würde ich komplett auszucken. Wie soll das denn auch anders sein? Die Vorstellung, die verstärkte Zuwanderung würde neben guten Seiten keine Probleme verursachen, ist geradezu beeindruckend naiv. Natürlich gibt es diese Probleme. Die zuständigen Stellen versuchen dem entgegenzuwirken. Das machen sie manchmal gut, und natürlich machen sie dabei auch Fehler. Darauf darf man hinweisen. Gleich die Nazi-Keule auszupacken ist aber wenig hilfreich. Auch aus einem anderen, ganz trivialen Grund. Wie Robert Misik völlig zurecht sagt, können nur Gemeinden mit falschen Methoden auf Probleme mit jungen Flüchtlingen reagieren, die überhaupt mal junge Flüchtlinge beherbergen. Wenn ich mich standhaft weigere, Flüchtlinge aufzunehmen, brauche ich mich natürlich auch nicht mit den Problemen, die diese verursachen könnten, beschäftigten. Dass der Shitstorm jetzt Mödling trifft und keine der rund 800 Gemeinden, die noch keine Flüchtlinge (von UMFs ganz zu schweigen) beherbergen, ist halt irgendwie recht unsmart. Wir sollten uns darauf einstellen, dass Fehler passieren. Sehr viele. Man braucht die Verantwortlichen nicht künstlich zu schonen, sollte aber gelegentlich mal darüber nachdenken, ob der Ton der Kritik noch angemessen ist. Jonas auf Twitter: @l4ndvogt
Jonas Vogt
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2016-01-26T06:00:00+00:00
2024-07-30T21:45:00+00:00
https://www.vice.com/de/article/was-zu-den-schwimmbadverboten-noch-zu-sagen-waere-111/