German Media
Collection
34 items
•
Updated
title
stringlengths 8
119
| content
stringlengths 1
1.24M
| author
stringlengths 0
100
| description
stringlengths 13
300
| keywords
sequencelengths 0
32
| category
stringclasses 8
values | datePublished
stringdate 2012-02-29 23:00:00
2025-06-12 15:54:33
| dateModified
stringdate 2017-08-07 05:35:56
2025-06-12 15:54:33
| url
stringlengths 48
243
|
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Haselbachtal: Refugium für bedrohte Arten soll erhalten werden | Ein Traktor mäht eine Fläche von der Größe eines halben Fußballplatzes mit meterhohem Schilf nieder. Doch hier wird kein Lebensraum zerstört, sondern neuer geschaffen. Das Schilf hatte in den letzten Jahren alles überwuchert, jetzt soll hier wieder eine artenreiche Nasswiese entstehen, auf der sich zum Beispiel der Laubfrosch wohlfühlt. "Der braucht dieses feuchte Milieu, er braucht natürlich auch das Gewässer als Lebensraum, als Laichraum", sagt Fabienne Finkenzeller, Biodiversitätsberaterin des Landkreises Unterallgäu. "Und er braucht ein Winterhabitat", fährt sie fort, "da geht er gerne ins Unterholz rein, in die alten Grasbestände". Um überleben zu können, sei der Laubfrosch über das Jahr auf ganz viele verschiedene Lebensräume angewiesen. In diesen Lebensräumen auf Wiesen, in Tümpeln und Wäldern tummeln sich neben dem Laubfrosch noch viele weitere Arten: die Sumpfschrecke und der Gelbringfalter, Trollblume und Knabenkraut, der Eisvogel und im Haselbach selbst die Elritze, ein wichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel. Damit all das im Biotopverbund im Haselbachtal, das sich über eine Länge von rund 15 Kilometer erstreckt, erhalten bleibt, arbeiten Behörden, Naturschutzverbände und auch die Grundbesitzer vor Ort zusammen. "Die Flächen, die wir im Hintergrund sehen, liegen in Privathand, die dem Landkreis oder dem Freistaat zur Verfügung gestellt wurden", sagt Maximilian Simmnacher von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Die Landwirte stellen etwa breite Uferrandstreifen entlang des Bachs zur Verfügung, zum Teil freiwillig. Es gebe aber auch finanzielle Anreize, sagt Simmnacher: "Sie kriegen eine Förderung über das Vertragsnaturschutzprogramm." Außerdem können die Landwirte von der Pflege der Naturschutzflächen wie jetzt bei der Schilfmahd profitieren: "Dafür werden sie vom Freistaat Bayern als Lohnunternehmer mit Stundensätzen vergütet." Doch vieles muss auch gar nicht gepflegt werden. Umgestürzte Bäume lässt man absterben, damit sich Totholz als Lebensraum bildet. Auf den sich selbst überlassenen Uferrandstreifen kann der Bach sich ausbreiten, auch mal ein Ufer unterspülen und kleine Buchten bilden. Auf einer anderen Fläche, etwa einen Kilometer weiter nördlich im Haselbachtal, wird das Schilf schon seit zwei Jahren gemäht - einmal jährlich. Hier sieht man bereits den Zustand, den auch die Fläche am Bach, die heuer zum ersten Mal gemäht wird, bald erreichen soll. Bereits jetzt im warmen Februar wird die Wiese grün, "es kommen schon die ersten Blühpflanzen wieder auf der Fläche vor", sagt Maximilian Simmnacher. Darunter auch der Schlangen- oder Wiesenknöterich, die Futterpflanze für den Randring-Perlmuttfalter. Die Schmetterlingsart lebt ebenfalls im Haselbachtal und gilt als Indikator für ein intaktes Ökosystem. Der artenreiche Lebensraum im Haselbachtal soll jetzt Stück für Stück ausgeweitet werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Florian Regensburger | Das Haselbachtal im Unterallgäu ist Naturjuwel und Relikt zugleich: Intensive Landwirtschaft hat hier nie stattgefunden. Auf Nasswiesen, in Teichen und Wäldern finden seltene Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Der soll aufgewertet werden. | [
"Bachmuschel",
"Renaturierung",
"Biotop",
"Laubfrosch",
"Eisvogel",
"Feuchtwiesen",
"Schwaben"
] | bayern | 2024-02-26T05:47:21.446267+00:00 | 2024-02-26T10:38:51.135528+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/haselbachtal-refugium-fuer-bedrohte-arten-soll-erhalten-werden,U57ZV8O |
Söder will mehr Deutschunterricht für Grundschüler | Wenn Markus Söder (CSU) zur Klausur der CSU-Fraktion ins Kloster Banz kommt, hat er meist ein ganzes Bündel von Ideen dabei. Diesmal geht es ihm um Bildungspolitik. "Die Frage der Qualität der Schule treibt mich um", sagt der Ministerpräsident. Besonders wichtig sei ihm alles, was mit Sprache und Deutsch zu tun habe. Söder will deshalb eine zusätzliche Stunde Deutsch pro Woche für alle Grundschüler. Dafür soll eine andere Schulstunde wegfallen. Welche, das lässt Söder in Banz noch offen. Nur so viel: "Deutsch ist das Wichtigste." Ohne Deutsch könne in anderen Dingen nichts erreicht werden. "Gerade haben wir den Pisa-Schock erlebt, und ehrlicherweise erleben wir seit Jahren, dass es schlechter wird", so der Ministerpräsident. Zwar stehe Bayern besser da als andere, aber "auch wir spüren, dass die Flughöhe eine andere ist als vielleicht noch vor zehn, vor 15 Jahren". Derzeit werden in der dritten und vierten Klasse je sechs Stunden Deutsch pro Woche unterrichtet. Außerdem fünf Stunden Mathematik und drei beziehungsweise vier Stunden Heimat- und Sachunterricht. Insgesamt haben die Dritt- und Viertklässler 28 beziehungsweise 29 Wochenstunden. Söder macht in Banz zudem deutlich, wie ernst es ihm mit seiner Ankündigung ist, den Druck auf Lehrerinnen und Lehrer zu erhöhen, weniger in Teilzeit zu arbeiten. Man müsse darüber nachdenken, "ob Teilzeit in der Größenordnung, wie sie jetzt stattfindet, angemessen ist, oder ob nicht die Unterrichtsversorgung oberste Priorität hat". Kinder und Eltern hätten den Anspruch, eine hervorragende Schulpolitik und eine Maximalversorgung zu haben. Er habe Argumente gehört, "die Teilzeit sei die Flucht vor Überlastung". Für Söder kein überzeugender Einwand. Schließlich gebe es viele Berufsgruppen, "wo wir ganz andere Arbeitszeiten haben". Angesichts des massiven Lehrermangels will Söder erreichen, dass Lehrkräfte mehr Stunden unterrichten. Eine seiner Überlegungen geht dahin, die Teilzeit an das Alter der Kinder zu knüpfen. Es macht für den Ministerpräsidenten einen Unterschied, ob ein Kind noch in die Kita geht oder schon volljährig ist. In Bayern arbeitet knapp die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit. Seit der Corona-Pandemie betont Söder immer wieder, wie wichtig ihm Kinder und Jugendliche und deren Bildung sind. "Kinder sind schließlich die Zukunft." Im vergangenen Jahr hatte er bei der Klausur in Banz ebenfalls mit etlichen Ankündigungen für den Bildungsbereich überrascht. So versprach er 8.000 neue Stellen an den Schulen, darunter 2.000 Verwaltungskräfte, Schulpsychologen und Sozialarbeiter bis 2028. Und er sorgte mit seinem Vorstoß, künftig in ganz Deutschland Lehrer abwerben zu wollen, bundesweit für Aufregung. Dafür stellte er sogar Start-Pakete und Umzugshilfen in Aussicht. Zudem versprach er Lehrkräften, dass sie künftig nur noch in ihrem Regierungsbezirk eingesetzt würden. Versetzungen von Würzburg nach Berchtesgaden seien damit ausgeschlossen. Auch die Idee, mehr Anreize zu schaffen, damit Lehrkräfte ihre Arbeitszeit erhöhen, hatte Söder schon im vergangenen Jahr in Banz dabei. Zahlen, ob und wenn ja, wie erfolgreich diese Ansätze waren, hat das Kultusministerium bislang nicht vorgelegt. Am Rande der Klausur protestierten mehrere hundert Bauern gegen die geplanten Kürzungen. Sowohl Fraktionschef Klaus Holetschek, als auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Ministerpräsident Söder kamen vor die Klostermauern und stellten sich den Landwirten. Deren Unmut richtete sich zwar vorrangig gegen die aktuelle Agrarpolitik der Ampelregierung, viel Applaus ernteten aber auch die CSU-Politiker nicht. Kaniber sicherte den Bauern ihre Unterstützung zu und forderte sie auf, sich von den Angeboten der Bundesregierung "jetzt nicht einwickeln zu lassen". Söder forderte erneut Neuwahlen und von der Bundesregierung eine Entschuldigung für die einseitigen Belastungen. Bauernproteste in Banz Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | Eva Eichmann | Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sorgt sich um die Qualität des Schulunterrichts. Beim Auftakt der CSU-Klausur in Banz hat er erneut betont, wie wichtig ihm Sprache ist. Deshalb will er für Grundschüler eine Stunde mehr Deutsch pro Woche. | [
"Oberfranken",
"Teilzeit",
"Bildung",
"Kloster Banz",
"Bayern",
"Markus Söder"
] | bayern | 2024-01-16T17:59:03.392+00:00 | 2024-01-17T05:49:29.162932+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/soeder-will-mehr-deutschunterricht-fuer-grundschueler,U1X26bL |
Pferd International: Diallo rockt die Dressur: Von Bredow-Werndl siegt in München | "Pferd International" lockt jedes Jahr Spitzen-Dressurreiter nach München-Riem. Mit dabei war auch die vierfache Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl. Ihr Goldpferd Dalera ist mittlerweile im Ruhestand - doch die 39-Jährige hat einen würdigen Nachfolger gefunden: Diallo heißt das neue Pferd von Bredow-Werndl. Schon am Vortag waren die beiden im Grand Prix erfolgreich. Am Samstag siegte das Duo von Bredow-Werndl/Diallo auch im Grand Prix Special - für den zehnjährigen Hannoveraner Wallach war es erst die dritte 5-Sterne-Dressur. Dabei gab es bislang noch nicht viel Zeit zum Kennenlernen. Erst seit Februar reitet die vierfache Olympiasiegerin den Dancier-Sohn. Doch die beiden harmonieren. Vor dem Wettkampf war die Aubenhausenerin im BR24-Sport-Interview noch etwas unsicher, ob Diallo mit der außergewöhnlichen Atmosphäre auf der Olympiareitanlage in Riem zurechtkommt. Doch Diallo blieb cool, zeigte sich beim abschließenden Applaus unbeeindruckt - so als wäre es das Normalste auf der Welt für ihn. Von Bredow-Werndl sieht großes Potenzial bei Diallo: "Seine Stärken sind, dass er keine Schwächen hat. Er hat einen unfassbar tollen Charakter: Er gibt mir immer das Gefühl 'ich weiß nicht, ob es geht, aber ich probiere es' - er zeigt im Training, dass er es unbedingt richtig schaffen will." | BR24Sport | Jessica von Bredow-Werndl hat mit ihrem neuen Pferd Diallo souverän die 5-Sterne-Dressur bei der Pferd International in München-Riem gewonnen. Für Diallo war es erst das dritte große Turnier - doch der Wallach war von der Kulisse unbeeindruckt. | [
"Oberbayern",
"Dressur",
"Jessica von Bredow-Werndl",
"Reitsport",
"Pferd International",
"Livestream"
] | sport | 2025-06-01T07:03:12.695105+00:00 | 2025-06-01T07:03:12.695105+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/von-bredow-werndl-siegt-in-muenchen-diallo-rockt-die-dressur,UmIMiJz |
Straubing Tigers im Finale des Spengler Cup chancenlos | Bei ihrem ersten Auftritt beim traditionellen Spengler Cup haben sich die Straubing Tigers teuer verkauft. Erst im Finale war die Mannschaft aus der Deutschen Eishockey Liga chancenlos und unterlag gegen den HC Fribourg-Gottéron klar mit 2:7 (1:4, 1:3, 0:0). Von Beginn an war der Schweizer Erstligist die überlegene Mannschaft. Früh ging Fribourg in Führung. Bereits nach dem ersten Drittel hatte der mehrfache Schweizer Vizemeister einen 4:1-Vorsprung herausgespielt und stellte so die Weichen auf Sieg. Im zweiten Drittel versuchten es die Tigers mit einem Torwartwechsel, doch auch diese Maßnahme fruchtete nicht. Auch der Mittelabschnitt ging mit 1:3 verloren. Im Schlussdrittel war dann für die Mannschaft von Headcoach Tom Pokel nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Damit heißt der Sieger des Spengler Cups 2024 HC Fribourg-Gottéron. Für den Klub aus dem Kanton Fribourg ist es der erste Triumph bei diesem Turnier. Straubing hatte als erster DEL-Verein seit 2018 in Davos teilgenommen. Den seit 1923 ausgespielten Pokal gewannen bislang drei deutsche Klubs: zuletzt 1999 die Kölner Haie, lange davor der EV Füssen (1952 und 1964) und der Berliner Schlittschuhclub (1924, 1926 und 1928). "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24Sport | Die Straubing Tigers haben das Finale des Eishockey-Spengler Cups in Davos verloren. Der DEL-Klub hatte überraschend das Endspiel erreicht und darf dies als großen Erfolg verbuchen. Im Finale gegen Fribourg waren die Niederbayern aber ohne Chance. | [
"Niederbayern",
"HC Fribourg-Gottéron",
"Straubing Tigers",
"Spengler Cup",
"Eishockey"
] | sport | 2024-12-31T14:24:22.39+00:00 | 2025-01-02T09:30:36.881745+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/sport/straubing-tigers-im-finale-des-spengler-cup-chancenlos,UYWqzp7 |
Atomkraft länger nutzen: Analyse von drei Szenarien | Im Frühjahr schien die Sache noch klar: Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten das Bundesumweltministerium und das Wirtschafts- und Klimaministerium eine mögliche Weiternutzung der Atomkraft geprüft. Es ging um die Frage, so Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), ob ein längerer Betrieb der Atomkraftwerke in der neuen außenpolitischen Situation helfen könne – für den Fall, dass die Energiezufuhr aus Russland nicht anders kompensiert werden könnte. "Dies ist zu verneinen", stellte Habeck nach der Prüfung fest. Einem geringen Nutzen stünden hohe Risiken gegenüber, so das Fazit der beiden von den Grünen geführten Ministerien. Auch die Betreiber der drei noch verbliebenen Atomreaktoren in Bayern (Isar 2), Baden-Württemberg (Neckarwestheim 2) und Niedersachsen (Emsland) äußerten sich zunächst zurückhaltend – die Kernkraftbetreiber sind für den Atomausstieg entschädigt worden und haben sich weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen. Mit der Sorge vor einer Energiekrise im Winter ist die Frage nach längeren Laufzeiten aber in den vergangenen Wochen wieder auf die Tagesordnung gekommen. Zumal inzwischen nicht mehr nur ein Gasmangel droht, sondern im Winter auch die Stromversorgung an Grenzen stoßen könnte – wenn Menschen ihre Wohnungen anstelle von Gas mit Heizlüftern und anderen elektrischen Geräten heizen. Vor diesem Hintergrund könnte eine längere Laufzeit "Sinn machen", wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erst vor wenigen Tagen sagte. Wenn auch mit der Einschränkung, dass Atomkraftwerke nur für einen kleinen Teil der Stromproduktion relevant seien. Eine Laufzeitverlängerung ist damit in den Bereich des Möglichen gerückt. Auch die öffentliche Stimmung deutet darauf hin: Laut dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend sind mehr als 80 Prozent der Deutschen für eine längere Nutzung der drei noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke. Die einen befürworten nur eine Nutzung im kommenden Jahr, die anderen plädieren sogar für eine längerfristige Nutzung. Bei diesem Szenario würde es sich um eine kurze Laufzeitverlängerung handeln. Die drei noch aktiven Kraftwerke verbrauchen in diesem Szenario lediglich die vorhandenen Brennstäbe. Um den Winter besser zu überstehen, wenn Sonne und Wind nicht so viel Strom liefern, könnte man den Betrieb jetzt im Sommer drosseln und die Stromgewinnung damit "strecken". Dafür müsste das Atomgesetz geändert werden, außerdem müssten Sicherheits- und Haftungsfragen geklärt werden. Die Betreiber von Isar 2 (Preußen Elektra) und Neckarwestheim 2 (EnBW) haben aber grundsätzlich erklärt, dass sie für einen Weiterbetrieb bereitstünden. In München haben sich sogar die Stadtratsfraktionen von SPD und Grünen hinter einen längeren Betrieb von Isar 2 gestellt. Eine Entscheidung für einen Streckbetrieb müsste aber bald getroffen werden. Ein möglicher Anlass könnte das Ergebnis eines aktuell laufenden Stresstests für den Strombereich in Deutschland sein. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Verantwortlichen der großen Stromnetze aufgefordert, die Risiken für die Stromversorgung unter besonders harten Bedingungen zu prüfen. Das Ergebnis soll noch im August vorliegen. Sollte der Test auf größere Risiken deuten, dürften die politischen Widerstände gegen einen Streckbetrieb, zumindest für Isar 2 und Neckarwestheim 2, nicht allzu groß sein. Unsere Schätzung der Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario: 80 bis 90 Prozent. Sowohl die Unionsparteien als auch die FDP setzen sich für eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke über einen reinen Streckbetrieb hinaus ein. So warb der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder bei seinem Besuch im Kernkraftwerk Isar 2 in der vergangenen Woche für eine Verlängerung bis mindestens Mitte 2024. Dafür müsste aber nicht nur das Atomgesetz geändert werden wie in Szenario 1. Vielmehr müssten die Reaktoren über die laufenden Sicherheitskontrollen hinaus umfassend gecheckt werden. So verlangt das Atomgesetz alle zehn Jahre eine so genannte "Periodische Sicherheitsüberprüfung" – eigentlich wäre diese 2019 fällig gewesen, wegen des anstehenden Atomausstiegs wurde aber darauf verzichtet. Wenn diese großen Sicherheits-Checks nun doch anfallen, müssten dafür zeitweilige Ausfälle der Kraftwerke eingeplant werden. Außerdem müssten schnellstens neue Brennstäbe für die Reaktoren besorgt werden. Sollte sich die Politik für eine mittelfristige Laufzeitverlängerung entscheiden, könnten auch die bereits Ende 2021 stillgelegten Reaktoren Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C wieder ins Spiel kommen. Nach Einschätzung von Joachim Bühler, dem Geschäftsführer des TÜV-Verbands, wäre es technisch durchaus möglich, diese Reaktoren wieder anzufahren. Die juristischen und vor allem politischen Hürden sind aber deutlich höher als bei einem reinen Streckbetrieb bis ins Jahr 2023 hinein. Unsere Schätzung der Wahrscheinlichkeit für eine mittelfristige Nutzung der Kernkraft: 30 bis 40 Prozent. Mit Ausnahme der AfD ist keine der im Bundestag vertretenen Parteien für eine dauerhafte Nutzung der Kernenergie. In manchen Diskussionen klingt aber durchaus die Frage an, woher der Strom in den kommenden Jahren kommen soll, wenn die Wirtschaft im Rahmen der Energiewende mehr und mehr auf Strom umgestellt wird. So wies der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner erst kürzlich darauf hin, dass nicht nur in den nächsten Monaten, sondern auch in den kommenden Jahren verstärkt mit Strom geheizt werden dürfte: "also müssen wir alle Kapazitäten zur Energieerzeugung erhalten und ausbauen", so Lindner. Auch wenn der FDP-Chef bereits klargestellt hat, dass er nicht für den Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg plädiert – in anderen Ländern feiert die Atomenergie eine Renaissance. Manche EU-Staaten bauen neue Atomkraftwerke, andere wie Belgien haben den Atomausstieg zeitlich nach hinten verschoben. Auch die EU-Kommission in Brüssel hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, angesichts der aktuellen Notlage die Ausstiegsbeschlüsse zu überprüfen. So dürfte, wenn andere Länder aus Solidarität mit Deutschland Gas sparen, von Deutschland im Gegenzug Solidarität in Sachen Strom erwartet werden. Derzeit ist beispielsweise Frankreich auf Stromimporte von jenseits des Rheins angewiesen, weil just die französischen Atomkraftwerke wegen notwendiger Sicherheitschecks und Wartungen nur begrenzt einsatzfähig sind. Das zeigt: Auch wenn neue Reaktoren in Deutschland derzeit nicht denkbar sind – die Debatte über längere Laufzeiten der Atomkraftwerke könnte über die aktuelle Gaskrise hinaus geführt werden. Unsere Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für den Ausstieg aus dem Ausstieg: maximal 10 Prozent. BR24 wählt regelmäßig Inhalte von unseren europäischen öffentlich-rechtlichen Medienpartnern aus und präsentiert diese hier im Rahmen eines Pilotprojekts der Europäischen Rundfunkunion. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Hans-Joachim Vieweger | Atomkraft? Nein danke - so lautete lange die Mehrheitsposition der Deutschen. Angesichts der drohenden Energiekrise hat sich die Stimmung gedreht. Wie könnte eine längere Nutzung der Atomkraft aussehen? Wie wahrscheinlich sind verschiedene Szenarien? | [
"Niederbayern",
"Gaskrise",
"Robert Habeck",
"Atomausstieg",
"Markus Söder",
"Atomkraft",
"Kernkraftwerk",
"Mittelfranken"
] | deutschland-welt | 2022-08-08T03:15:25.195572+00:00 | 2022-08-08T09:34:10.917955+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/atomkraft-laenger-nutzen-analyse-von-drei-szenarien,TDq22ZK |
Nach Kritik: Mehr Unterstützung beim Grundschul-Ganztagsausbau | Ab dem Schuljahr 2026/27 gilt eine Ganztags-Garantie für Grundschulkinder, zunächst für Erstklässler. Das haben Bund und Länder bereits zu Zeiten der Großen Koalition beschlossen. Aber die Zeit drängt, um die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Kommunen, Lehrer- und Elternverbände hatten in Bayern deshalb bereits Alarm geschlagen: Es fehle an Geld, Räumen und Personal. Damit es mit der Ganztagsbetreuung doch noch klappt, soll es von der Staatsregierung jetzt vor allem mehr Geld geben: für jeden zusätzlich geschaffenen Platz eine Ausstattungspauschale in Höhe von 1.500 Euro, zusätzlich zur Investitionskostenförderung. Damit können zum Beispiel Möbel, Spielgeräte oder Küchen gekauft werden. Die Kommunen sollen bei der Organisation der Ferienbetreuung unterstützt werden. Außerdem soll es einfacher werden, Um- und Erweiterungsbauten bei Horten zu fördern. Und die viertägigen Angebote unter schulischer Verantwortung (offener und gebundener Ganztag sowie Angebote der Mittagsbetreuung) sollen während der Schulwochen auf fünf Tage ausgeweitet werden. Die Kommunen sind die Träger der Grundschulen und müssen deshalb das Ganztagsangebot stemmen. Mehr Bildungsgerechtigkeit in Bayern verspricht sich Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) davon. Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) betont, wie wichtig es sei, dass sich Familien auf eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung verlassen können. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Simone Strohmayr, beklagt aber: In Bayern wurde bisher viel zu wenig Geld – nur knapp 20 Prozent der Bundesmittel – für den Ganztagsausbau abgerufen. In Baden-Württemberg beispielsweise dagegen schon knapp 99 Prozent. Die Kommunen in Bayern seien total überfordert, weil alles zu bürokratisch sei, so Strohmayr. Sie bräuchten mehr Hilfestellung vom Freistaat. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Julia Ruhs | Klappt es noch mit der Ganztags-Garantie für Grundschüler? Zuletzt waren Zweifel aufgekommen. Denn in Bayern fehlt es an Geld, Räumen und Personal. Nun kündigt die Staatsregierung an: Sie will die Kommunen intensiver unterstützen. | [
"Bildungsgerechtigkeit",
"Lehrer",
"Eltern",
"Schule",
"Kinder",
"Ganztagsbetreuung",
"Grundschule"
] | bayern | 2024-07-03T03:15:39.980088+00:00 | 2024-07-03T15:13:06.025387+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-kritik-mehr-unterstuetzung-beim-grundschul-ganztagsausbau,UHOaJAi |
Brandstiftung in Kleinlangheim: Mutmaßlicher Täter gefasst | Zuerst Waldbrände an gleich fünf Stellen, dazu ein flüchtiger Rollerfahrer, dann eine brennende Scheune – so die Situation am Donnerstagabend in Kleinlangheim im Landkreis Kitzingen. Der Verdacht auf Brandstiftung lag nahe und noch am selben Abend konnte die Polizei auch den mutmaßlichen Täter festnehmen: einen 43-jährigen Mann aus dem Ort. Gegen 19.30 Uhr wurde die Polizei über einen Waldbrand zwischen Kleinlangheim und Wiesenbronn informiert. Da es an gleich fünf Stellen brannte, wurde vermutet, dass die Feuer absichtlich gelegt wurden. Die Feuerwehr hatte im Wald auch einen Rollerfahrer angetroffen. Die Einsatzkräfte konnten ihn zwar nicht stoppen, hatten sich aber das Kennzeichen gemerkt, berichtet ein Polizeisprecher. Sofort sei die Fahndung nach dem Rollerfahrer eingeleitet worden. Als dann gegen 21.45 Uhr die Meldung über die brennende Scheune in Kleinlangheim eintraf, war schnell klar: Dort wohnt auch der gesuchte Rollerfahrer. Als die Polizeibeamten vor Ort eintrafen, war der 43-Jährige gerade beim Rettungsdienst in Behandlung. Laut Polizei riss er sich dort los und versuchte zu fliehen, konnte aber gefasst werden. Der mutmaßliche Brandstifter habe bei der Festnahme erheblichen Widerstand geleistet. Wie die Polizei weiter berichtet, griffen bei dem Scheunenbrand die Flammen auch auf ein angrenzendes Wohnhaus und einen Schuppen über. Die zwei Bewohner hatten das Haus aber rechtzeitig verlassen können und blieben unverletzt. Die Scheune ist komplett abgebrannt, das Wohnhaus ist vorerst nicht bewohnbar. Der Schaden liegt nach ersten Schätzungen im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich. Die Feuerwehren waren mit gut 100 Einsatzkräften vor Ort. Die zuerst im Wald gelegten Feuer im Wald konnten laut Polizei schnell gelöscht werden. Der Tatverdächtige wird heute voraussichtlich dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Hauftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der schweren Brandstiftung erließ. Der Mann ist nun in Haft. Sein Motiv ist noch unklar. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Julia Kuhles | Im unterfränkischen Kleinlangheim hat es am Donnerstagabend gleich zweimal gebrannt: zuerst in einem Waldstück, später stand eine Scheune im Ort in Flammen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und hat den mutmaßlichen Täter festgenommen. | [
"Feuer",
"Scheunenbrand",
"Kleinlangheim",
"Brandstiftung",
"Waldbrand",
"Unterfranken"
] | bayern | 2023-07-07T09:19:00.781+00:00 | 2023-07-07T15:45:35.184698+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/brandstiftung-in-kleinlangheim-mutmasslicher-taeter-gefasst,TjInZYT |
Verbraucherstimmung trübt sich im August wieder ein | Nach einer Aufhellung im Vormonat hat sich die Stimmung der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher im August wieder erheblich eingetrübt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konsumklimastudie, die das Marktforschungsunternehmen GfK in Zusammenarbeit mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) erstellt hat. Demnach leidet das Konsumklima derzeit vor allem unter dem Einbruch der Einkommensaussichten. Einen größeren Rückgang der Einkommensstimmung innerhalb eines Monats hatten die Macher der Konsumklimastudie zuletzt vor knapp zwei Jahren, im September 2022 gemessen. Damals mussten die privaten Haushalte durch Inflationsraten von knapp acht Prozent erhebliche Kaufkrafteinbußen hinnehmen. Aktuell stimmen negative Meldungen rund um die Arbeitsplatzsicherheit die Deutschen pessimistisch. Als Beispiele nennen die Marktforscher leicht steigende Arbeitslosenzahlen, eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen sowie Personalabbaupläne diverser Unternehmen. Dies lasse bei einer Reihe von Beschäftigten die Sorgen um ihren Arbeitsplatz zunehmen. "Die Hoffnungen auf eine stabile und nachhaltige Erholung der Konjunktur müssen damit weiter verschoben werden", urteilt Konsumexperte Rolf Bürkl. Trotz der Kaufkraftzuwächse, die viele Haushalte derzeit real verzeichnen, greift offenbar wieder mehr Verunsicherung um sich. Die Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist bei einer Reihe von Beschäftigten angestiegen. So meldete die Bundesagentur für Arbeit zuletzt wieder leicht steigende Arbeitslosenzahlen. Demnach liegt momentan die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen um etwa 200.000 höher als vor einem Jahr. Auch die Unternehmen verbreiten wenig Zuversicht. Zuletzt war beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge gesunken. Die gesunkenen Einkommenserwartungen wirken sich auch auf die Anschaffungsneigungen aus. Im Vergleich zum vergangenen Monat fällt der Rückgang zwar moderat aus und das Geld sitzt deutlich lockerer als im August des vergangenen Jahres, dennoch lässt die aktuelle Situation viele Menschen nicht unbeeindruckt. So setzt sich auch das Auf und Ab bei den Konjunkturaussichten im August weiter fort. Eine schwächelnde Konjunktur, Stellenabbaupläne in der deutschen Industrie, ein Anstieg der Insolvenzzahlen sowie ein zunehmendes Rezessionsrisiko verunsichern die Konsumenten und lassen den Konjunkturpessimismus für die kommenden zwölf Monate steigen, heißt es in der aktuellen Konsumklimastudie. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Oliver Tubenauer | Waren die Zugewinne im vergangenen Monat nur ein Strohfeuer, das die Fußball-EM ausgelöst hatte? Im August ist die Konsumlaune der Deutschen jedenfalls wieder deutlich rückläufig. | [
"Mittelfranken",
"Konjunktur",
"Nürnberg Institut für Marktentscheidungen",
"Konsum",
"GfK-Konsumklima",
"GfK-Konsumklimaindex",
"GfK"
] | wirtschaft | 2024-08-27T06:00:27.566+00:00 | 2024-08-27T06:13:04.38022+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/verbraucherstimmung-truebt-sich-im-august-wieder-ein,UMaVk4v |
Hanna-Prozess: Neun Jahre Haft für Angeklagten | Im Indizienprozess um den Tod der Studentin Hanna hat das Landgericht Traunstein am Dienstag den angeklagten jungen Mann zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig - die Verteidigung hatte bereits im Vorfeld angekündigt, Revision einzulegen. Nach Auffassung der Jugendkammer hat der damals 20-Jährige die junge Frau am frühen Morgen des 3. Oktober 2022 auf ihrem Heimweg vom Club "Eiskeller" in Aschau im Chiemgau aus sexuellen Motiven verfolgt, von hinten angegriffen und dann schwer verletzt in den nahen Bärbach geworfen. Er wurde wegen gefährlicher Körperverletzung und Mordes verurteilt. Weil der Angeklagte zur Tatzeit noch 20 Jahre alt war und ihm Gutachter Reifeverzögerung attestierten, verhängte das Gericht eine Jugendstrafe. Die Vorsitzende Richterin begründete nach dem Indizienprozess im Detail, wie sie zu ihrer Entscheidung gekommen ist. Das Gericht erklärte ausführlich, dass Hannas Verletzungen nicht zur These der Verteidigung passen, dass es sich auch um einen tragischen Unfall hätte handeln könnte. Das Gericht glaubte mehreren Zeugen, denen gegenüber der Angeklagte von seiner Tat gesprochen haben soll. Die Verteidigung hatte den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen bestritten. So hatte eine Bekannte des Angeklagten angegeben, dieser habe ihr bereits am 3. Oktober 2022 vom gewaltsamen Tod einer jungen Frau berichtet, als der Fall noch gar nicht öffentlich bekannt war; später schwieg die Zeugin. Zu einer anderen Zeugenaussage erklärte Verteidiger Markus Frank, sein Mandant habe das Gefühl gehabt, dass man ihm eh nicht glaube - darum habe er bei einer befreundeten Familie flapsig gesagt: "Dann war ich's halt." Bei einem Mithäftling, der den Angeklagten belastet hatte, handele es wiederum um einen jungen Mann, "der es mit der Wahrheit als andere als genau nimmt." Der Angeklagte selbst schwieg während der gesamten 35 Prozesstage zu den Vorwürfen. Die Verteidigung hatte während des Prozesses Fotos präsentiert, um zu belegen, dass Hannas Kopfverletzungen auch von Rohren oder Steinen im Fluss herrühren könnten. Gutachter gingen nicht davon aus, dass die schweren Verletzungen durch das Treiben im Fluss entstanden sein können. Der Gerichtsmediziner hatte unter anderem fünf gleichförmige Verletzungen am Kopf festgestellt. Laut Obduktion ertrank die 23-Jährige. Zudem argumentierte die Jugendkammer, dass der Angeklagte bereits bei seiner Zeugenaussage bei der Polizei Täterwissen offenbart habe. So habe er etwa angegeben, dass er zu einem Zeitpunkt vom Tod der Studentin erfahren habe, als er eigentlich davon noch nichts hätte wissen können. Verteidigerin Regina Rick kündigte unmittelbar nach dem Ende des Prozesses an, Revision einlegen zu wollen. Sie sprach von der "Verurteilung eines Unschuldigen sehenden Auges" und betonte: "Sowas kann der BGH nicht akzeptieren." Der Rechtsexperte Konstantin Grubwinkler erklärte im BR24 live, bei der Anrufung des Bundesgerichtshofs gehe es um mögliche Ermittlungs-, Verfahrens- oder Urteilsfehler. Ein solcher könnte darin liegen, dass das Gericht und die Staatsanwaltschaft in ihrem Mailverkehr einen - so die Auffassung der Verteidigung - allzu vertraulichen Ton angeschlagen hätten. Einen Befangenheitsantrag hatte das Gericht jedoch ebenso wie einen Beweisantrag der Verteidigung abgelehnt. Unter Umständen könnte es der BGH zudem als problematisch ansehen, dass das Urteil ohne handfeste Beweise auf Zeugenaussagen sowie einem pathologischen Gutachten beruhe, das einen Unfall ausschließe. Generell, so Grubwinkler, liege die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Revision beim BGH bei unter zehn Prozent - in diesem Fall könnten die Erfolgsaussichten etwas besser sein. Urteil im Prozess um den Tod der Studentin Hanna Die Staatsanwaltschaft hatte für den Angeklagten neuneinhalb Jahre Jugendstrafe wegen Mordes verlangt, die Verteidigung sah auch nach mehr als 30 Verhandlungstagen keine Beweise für die Schuld ihres Mandanten und hatte einen Freispruch gefordert. Hannas Eltern hatten als Nebenkläger an dem Verfahren teilgenommen. Immer wieder kämpfte die Mutter mit den Tränen. Für die Eltern stelle sich "tausendfach die Frage: warum?", sagte deren Anwalt Walter Holderle in seinem Plädoyer. Diese Frage sei in dem Prozess "bedauerlicherweise unbeantwortet" geblieben. Die Frage, wer ihre Tochter umbrachte, sei hingegen ganz klar beantwortet worden. Er hatte sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft zu einer Verurteilung des Angeklagten zu neuneinhalb Jahren Haft angeschlossen. Die junge Frau aus dem oberbayerischen Aschau im Chiemgau hatte in der Nacht zum 3. Oktober 2022 in dem Club "Eiskeller" gefeiert und war am nächsten Tag tot in der Prien gefunden worden. Eine Sonderkommission ermittelte unter Hochdruck, Hunderte Zeugen wurden befragt. Schließlich wurde unter Mordverdacht ein junger Mann verhaftet, der in der Nacht in der Nähe des Clubs gejoggt war. Der im Oktober 2023 gestartete Indizienprozess hatte sich schwierig gestaltet. Nicht zuletzt wegen vieler Beweisanträge hatte sich das Verfahren hingezogen. Der Angeklagte hatte in dem Verfahren geschwiegen und auch auf sein letztes Wort verzichtet. Die Urteilsverkündung hat der Mann zwar blass, aber gefasst und fast regungslos entgegengenommen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Christine Haberlander, Michael Kubitza, Christoph Müller | Das Schicksal der Studentin bewegt Bayern: Im Mordfall Hanna hat das Landgericht Traunstein nun neun Jahre Jugendstrafe gegen den Angeklagten verhängt. Die Verteidigung will, wie bereits vorab angekündigt, in Revision gehen. | [
"Urteil",
"Aschau im Chiemgau",
"Landgericht Traunstein",
"Justiz",
"Hanna-Prozess",
"Oberbayern"
] | bayern | 2024-03-19T15:24:03.257+00:00 | 2024-03-19T16:50:57.896591+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/hanna-prozess-neun-jahre-haft-fuer-angeklagten,U7Rw5hr |
Über Fenster eingestiegen: Versuchtes Sexualdelikt in Regensburg | Nach einem versuchten Sexualdelikt in Regensburg sucht die Polizei nach dem mutmaßlichen Täter. Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz am Dienstag, 11. Juni, mitteilte, ereignete sich die Tat bereits in der Nacht von Donnerstag, 6. Juni, auf Freitag. Nach Angaben der Polizei hatte sich der maskierte Mann über ein gekipptes Fenster Zutritt in das Schlafzimmer der 19-Jährigen verschafft. Dort sei der Mann die junge Frau angegangen und habe sie sexuell bedrängt. Der Täter habe dann jedoch von selbst unvermittelt von der Frau abgelassen und sei über die Tür aus der Wohnung geflüchtet. Gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin verständigte die 19-Jährige die Polizei. Eine Fahndung nach dem Mann in der Nähe des Tatorts blieb erfolglos. Der unbekannte Täter wird wie folgt beschrieben: Er war dunkel gekleidet und trug halb übers Gesicht gezogen eine Maske mit einem hellen Totenkopf-Aufdruck. Er trug Handschuhe und hatte eine Tasche dabei. Zeugen, die in der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag in der Nähe der Frankenstraße, Ecke Drehergasse einen verdächtigen, möglicherweise maskierten Mann gesehen haben, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Michael Wagner | Ein unbekannter Mann ist vergangene Woche in Regensburg über ein Fenster ins Schlafzimmer einer 19-Jährigen eingestiegen. Nun sucht die Polizei den Unbekannten wegen versuchten Sexualdelikts - und bittet die Bevölkerung um Hilfe. | [
"Oberpfalz",
"Fahndung",
"Regensburg",
"Zeugenaufruf",
"Sexualdelikt",
"Polizei"
] | bayern | 2024-06-11T13:35:37.0398+00:00 | 2024-06-11T14:18:35.830261+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/ueber-fenster-eingestiegen-versuchtes-sexualdelikt-in-regensburg,UFOO5Zh |
Spionage an Militärflughäfen mit Drohnen? Das sagen Experten | Am frühen Abend des 12. Januars kreisen mehrere Drohnen über dem Militärflugplätz im oberbayerischen Manching – trotz eines strengen Flugverbots. Die Polizei rückt an. Die Polizisten beobachten bis zu zehn verdächtige Flugkörper über dem Gelände. Anzahl und Größe deuteten auf Spionage hin, so das Bayerische Landeskriminalamt (LKA). Schon in den Wochen zuvor hatten Augenzeugen immer wieder verdächtige Drohnen gemeldet. Auch über dem Militärflughafen in Neuburg an der Donau waren Drohnen gesichtet worden. Verena Jackson arbeitet an der Universität der Bundeswehr München am "Center for Intelligence and Security (CISS)" und beschäftigt sich dort mit sicherheitspolitischen Fragen. Sie hat festgestellt, dass bereits seit 2014 – seit der Annektierung der Halbinsel Krim durch Russland – Spionage und Sabotageakte zugenommen haben. In den vergangenen drei Jahren – seit Beginn des Ukrainekriegs – sei es zu einer massiven Zunahme an Vorfällen mit Drohnen gekommen. "Diese Drohnen-Geschichte ist eindeutig was Neues. Und es betrifft nicht nur die Bundeswehrstandorte, sondern auch die amerikanischen (Stützpunkte, Anm. d. Redaktion) wie Rammstein oder Grafenwöhr oder die der NATO. Die haben die gleichen Probleme. Das gab es vorher nicht." Laut Jackson haben Drohnen viele Vorteile bei der Aufklärung. Auch wenn Satellitenbilder sehr exakt seien, könne man mit Drohnen viel umfangreicher aufklären. Satelliten seien immer stationär, Drohnen hingegen könne man flexibel einsetzen: "Ich kann zeitlich und geographisch flexibel agieren." Und man sei bei Drohnen unabhängig von der Witterung: "Mit Satelliten kann ich nur was sehen, wenn die Wolkendecke nicht geschlossen ist, wenn es nicht regnet, wenn es nicht Nacht ist. Bei Drohnen kann ich zudem auch Livebilder übertragen. Ich kann hören, was da gesprochen wird. Ich kann viel weiter aufklären wie mit Satellitenbildern." Der Idealfall sei, beides zu kombinieren. Dass die Polizei den Drohnenpiloten in Falle von Manching trotz des Einsatzes eines Hubschraubers nicht finden konnte, sei nicht ungewöhnlich, sagt ein Sprecher des LKA: "Man muss davon ausgehen, dass der Pilot viele, viele Kilometer entfernt ist. Möglicherweise sogar im Ausland. Und dann ist es eigentlich unmöglich, diesen Piloten zu identifizieren." Auffällig sind die Drohnen jedenfalls. Aber das kann auch ein Ziel des Auftraggebers sein. Denn es geht nicht nur um das Auskundschaften und das Ausmachen von möglichen Zielen, sondern auch darum, seine Macht zu demonstrieren. "Man zeigt, was man kann. Das ist ein psychologischer und ein militärischer Aspekt, der da zusammenkommt", meint Sicherheitsexpertin Jackson. Und man könne die Technologie testen und dann mögliche Probleme beheben. In Manching sorgt das Thema für viel Diskussion und Sorge. Als bedrohlich empfanden es viele. "Da macht man sich natürlich viele Gedanken, das macht schon Angst", so eine ältere Dame im Gespräch mit BR24. Und die Drohnenüberflüge hinterlassen viele Fragen. "Wie kann man die denn bei uns starten?", will eine andere Frau wissen. Und: "Erschreckend ist, dass nichts getan wird. Das hat unsere Politik wohl verschlafen", meint ein Mann. Und tatsächlich ist der Umgang mit verdächtigen Drohnen ein rechtliches Problem. Bislang darf die Bundeswehr die Drohnen rechtlich nicht abschießen. Die Bundesregierung hat nun eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes in den Bundestag eingebracht. Vor der Wahl im Februar wird sich aber wohl nichts ändern. Und es wären wohl noch weitere rechtliche Fragen zu klären, meint Verena Jackson. Die Gesetzesänderung sei ein erster Schritt. "Wir müssen die Rechtslage schaffen, dass wir richtig und schnell antworten können." Die Bundeswehr selbst müsse ihre Leute gezielt trainieren: "Sodass wir die Drohnen besser aufspüren können, dass wir schneller sehen können, wenn eine Drohne kommt, und dann auch adäquat reagieren können." Dafür müsse es dann einen klar geregelten Ablauf geben. Gab es an den Militärflughäfen in Oberbayern Spionageflüge mit Drohnen? Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Daniela Olivares | An den Militärflughäfen in Manching und Neuburg sind mehrmals Drohnen gesichtet worden. Behörden und Experten vermuten, dass es sich um Spionage handelt – auch, weil sich die Vorfälle häufen. Ein Grund: Drohnen sind effektiver als Satelliten. | [
"Neuburg an der Donau",
"Manching",
"Universität der Bundeswehr München",
"Oberbayern",
"Bayerisches Landeskriminalamt",
"Luftwaffe",
"Bundeswehr",
"Spionage",
"Drohnen"
] | bayern | 2025-01-20T16:02:50.532341+00:00 | 2025-01-20T18:37:08.479576+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/spionage-an-militaerflughaefen-mit-drohnen-das-sagen-experten,UaPf0ct |
Fußball-EM 2024: Bundespolizei bekommt Verstärkung aus EU-Staaten | Rund 300 Polizeibeamte aus europäischen Staaten sind am Mittwoch in Bamberg in ihren Dienst eingeführt worden. Sie erhielten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine sogenannte Beleihungsurkunde, um während der Fußball-EM ihren Dienst unter Führung der Bundespolizei antreten zu können. Unter anderem werden Kräfte aus Polen, Spanien und Italien zum Einsatz kommen. Während des Turniers werden rund 580 ausländische Polizeikräfte in Deutschland eingesetzt, sowohl im internationalen Polizeikooperationszentrum im nordrheinwestfälischen Neuss, als auch bei gemeinsamen Streifen in den Ausrichterstädten sowie im Aufgabenbereich der Bundespolizei, insbesondere im Bahnverkehr, teilt das Bundesinnenministerium mit. Sicherheit habe höchste Priorität. "Wir wappnen uns mit maximalem Einsatz der Sicherheitsbehörden gegen alle denkbaren Gefahren. Unser Fokus reicht von der Bedrohung durch islamistischen Terror über Hooligans bis hin zu Cyberangriffen", so Faeser. Die Bundespolizei nimmt auch Kontrollen an allen deutschen Grenzen vor. Diese Überprüfungen erfolgen auch an den Grenzen zu Dänemark, Frankreich und den Benelux-Staaten, an denen bisher keine Grenzkontrollen stattfanden, teilt das Bundesinnenministerium mit. Neben der Polizei werden tausende Rettungs- und sonstige Einsatzkräfte im Einsatz sein. Nach 1988 ist es erst das zweite Mal, dass Deutschland die Fußball-Europameisterschaft für Männer ausrichtet, und das erste Mal im wiedervereinigten Deutschland. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.e "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Claudia Grimmer, BR24 Redaktion | In Bamberg sind 300 Polizeibeamte aus verschiedenen europäischen Ländern in ihren Dienst während der Fußball-EM eingeführt worden. Es handelt sich unter anderem um Polizisten aus Polen, Italien und Spanien. Sie sollen die Bundespolizei unterstützen. | [
"Oberfranken",
"Fußball",
"Bundespolizei",
"Polizei",
"Fußball-EM"
] | bayern | 2024-06-13T04:41:08.592003+00:00 | 2024-06-14T08:13:30.143665+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/fussball-em-bundespolizei-bekommt-verstaerkung-aus-eu-staaten,UFVPdaV |
Titanwurz in Bayreuth: Größte Blume der Welt blüht bald wieder | Zu der mit Spannung erwarteten Blüte der Titanwurz (Amorphophallus titanum), der größten Blume der Welt, wird es voraussichtlich erst in der neuen Woche kommen. Das teilte der Ökologische-Botanische Garten (ÖBG) der Universität Bayreuth am Freitag mit. Am Sonntag verlängert der ÖBG deshalb die Öffnungszeiten der Gewächshäuser bis 19 Uhr. Die Pflanze stammt aus Sumatra in Indonesien und zählt zu den Aronstabgewächsen. Rein statistisch blüht sie nur etwa alle drei Jahre und auch dann nur für zwei Tage und Nächte. Das optische Spektakel hat allerdings einen kleinen Haken, denn sobald sie blüht, verströmt sie einen ziemlich unangenehmen Geruch. Die Uni Bayreuth ist im Besitz von drei Pflanzen. Die jetzt blühende Titanwurzpflanze ist 21 Jahre alt und hat bereits zwei Mal geblüht: 2018 blühte sie in ihrer damaligen Heimat, im Palmengarten in Frankfurt, wo sie 1,2 Meter groß wurde. Seit Juli 2021 ist die Pflanze in der Wagnerstadt und blühte dort auch kurz nach ihrer Ankunft, damals erreichte sie eine Höhe von 1,66 Meter. Das erste Mal überhaupt blühte 2014 eine Titanwurz im ÖGB – zuletzt 2022, insgesamt ist es die neunte Blüte einer Titanwurz in Bayreuth. Die Kultur der Titanwurz in botanischen Gärten gilt als schwierig, da ihre riesige Knolle sehr empfindlich ist und leicht von Pflanzenschädlingen befallen wird. Ihren Geruch nach verwesendem Fleisch und faulen Eiern verströmt die Pflanze nur in den ersten Stunden ihrer Blütezeit. Er dient dazu, spezielle Käfer und Insekten zur Bestäubung anzulocken. In Indonesien heißt die Titanwurz deswegen wohl auch Bunga Bangkai, was übersetzt "Leichenblume" bedeutet. Englisch heißt sie auch "Corpse Flower", was ebenfalls Leichenblume bedeutet. Eine blühende Titanwurz sei übrigens auch in Sumatra eine Sensation, für die, wie es heißt, "alle in den Wald rennen", so die Uni Bayreuth weiter. Wie oft das sei, wisse man nicht. In wenigen Tagen soll es so weit sein, bis dahin kann die Blütenentwicklung, wie auch in den vergangenen Jahren, über eine Webcam [Externer Link] verfolgt werden. Zur Blüte werde das Tropenwaldhaus am ÖBG dann abends bis 21 Uhr geöffnet sein, der Eintritt ist frei, Spenden sind aber willkommen, heißt es. In den vergangenen Jahren haben tausende Interessierte den ÖBG während der Titanwurzblüte besucht. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Ulla Küffner, Christina Küfner | Im Ökologisch-Botanischen-Garten der Uni Bayreuth soll sie kommende Woche blühen: Eine Titanwurz, die größte Blume der Welt, ist seit Jahren ein Besuchermagnet – und das, obwohl sie zunächst ziemlich übel riecht. | [
"Oberfranken",
"Pflanzen",
"Umwelt",
"Titanwurz",
"Natur",
"Gewächshaus",
"Uni Bayreuth",
"Ökologisch-Botanischer Garten",
"Bayreuth"
] | bayern | 2024-05-31T12:18:48.014+00:00 | 2024-05-31T12:29:48.330807+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/titanwurz-in-bayreuth-groesste-blume-der-welt-blueht-bald-wieder,UE5UoNT |
RKI: Inzidenzwert steigt leicht - knapp 12.000 Corona-Neuinfektionen | Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 11.907 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen des RKI von Montagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.08 Uhr wiedergeben. Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben innerhalb von 24 Stunden 60 neue Todesfälle verzeichnet. Nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Montags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Am Montag vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 11.437 Corona-Neuinfektionen und 92 neue Todesfälle gemeldet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 169,3. Am Sonntag hatte das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 165,6 angegeben, am Montag vergangener Woche mit 165,3. In Bayern meldeten die Gesundheitsämter 2:205 Corona-Neuinfektionen und elf neue Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei 179, deutlich höher als der Bundeswert. Am Vortag lag sie bei 176. Zur Zeit überschreiten sieben bayerische Landkreise eine Inzidenz von 300. Der Landkreis Haßberge hat mit 343,4 den höchsten bayerischen Inzidenzwert, gefolgt von Mühldorf am Inn (340,9). Sieben-Tage-Inzidenzwerte unter 100 melden hingegen aktuell fünf bayerische Landkreise. Mit einer Inzidenz von 80,6 ist der Wert in Landsberg am Lech am niedrigsten. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.299.325 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.910.100 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 81.624. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von Sonntagnachmittag bei 1,08 (Vortag: 1,09). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 108 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet innerhalb von 24 Stunden 11.907 neue Corona-Infektionen und 80 neue Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt bundesweit leicht. In Bayern liegt die Inzidenz weiterhin über dem Bundesdurchschnitt. | [
"Coronavirus",
"Robert-Koch-Institut",
"R-Wert",
"7-Tage-Inzidenz"
] | deutschland-welt | 2021-04-26T05:03:10.045862+00:00 | 2021-04-26T05:03:10.045862+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/rki-inzidenzwert-steigt-leicht-knapp-12-000-corona-neuinfektionen,SVevG9M |
Bayerns Internet wird endlich schneller - auch auf dem Land | Um den ländlichen Raum in Bayern noch attraktiver zu machen, müsste mehr Geld in schnelles Internet investiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in ihrer jüngsten Studie. Insgesamt gab es bei der Online-Versorgung in den letzten Jahren aber auch deutliche Fortschritte. Beim Glasfasernetz, das viele Unternehmen sich beim schnellen Internet wünschen, hat Bayern laut Studie noch großen Nachholbedarf. Die vbw lobt zwar die gute Internet-Versorgung in den Städten. Dort seien immerhin 41 Prozent der Unternehmen an das superschnelle Internet angeschlossen. Das ist mehr als im Bundesschnitt, der bei 34 Prozent liegt. Auf dem Land hätten aber nur 16 Prozent der bayerischen Betriebe einen Glasfaseranschluss, was deutlich weniger ist als die 26 Prozent bundesweit. Ähnlich schlecht sei die Versorgung in den vorstädtischen Regionen. Ganz ähnlich sieht es der vbw zufolge bei den Privathaushalten aus. Auch hier seien die Städte überdurchschnittlich gut aufgestellt beim schnellen Internet, während schon die Vorstädte zurückfielen und erst recht der ländliche Raum. Gemeint ist die Versorgung mit kabelgebundenen Breitbandnetzen. Im Mobilfunk, also der Internetverbindung via LTE- und 5G-Netz, schlägt Bayern sich vergleichsweise gut. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft hat hierzu eine bundesweite Vergleichsuntersuchung durchgeführt. Fast jeder Haushalt hat demzufolge Zugang zum mobilen Datennetz. Beim superschnellen 5G-Netz liegt die Versorgung im Freistaat bei rund 98 Prozent aller Unternehmen und Haushalte. Bei den einst sehr langsamen Internet-Verbindungen brachte das Breitband-Förderprogramm der Staatsregierung der Studie zufolge erhebliche Verbesserungen. In den Städten steht demnach fast jedem Haushalt eine mindestens 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) schnelle Datenleitung zur Verfügung, wobei 50 MBit/s für einen Einzelanschluss bereits als schnelles Internet gelten. Als Faustregel gilt, dass im privaten Bereich vier Personen mit einem 100-Mbit-Anschluss gleichzeitig im Heimnetz surfen, streamen und teilweise auch spielen können. Für einen allein sollten 50 Mbit in der Regel ausreichend sein, aber es gibt immer mehr Ausnahmen für besonders anspruchsvolle Internet-Anwendungen. Sollte zum Beispiel ein Familienmitglied ein ausgesprochener Gamer sein, ist eine solche Bandbreite von 50 bis 100 Mbit inzwischen viel zu gering für zahlreiche Onlinespiele. Auch in den Unternehmen stiegen die Ansprüche an die Datenmengen sprunghaft. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen: "Die digitale Infrastruktur ist ein elementarer Standortfaktor für den Freistaat", erklärt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Homeoffice und Videokonferenzen sind für neun von zehn Unternehmen aus dem Industrie-Dienstleistungsverbund in Bayern heute betrieblicher Alltag", sagt er. Und: "Das Interesse an datenintensiven Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Fernwartung, Extended Reality oder Cloud-Anwendungen wächst stetig." In Bayerns ländlichem Raum ist die Benchmark fürs Breitband (mit 100-Mbit-Anschlüssen) inzwischen erreicht: 82 Prozent aller Anschlüsse sind dort inzwischen mit Breitband ausgebaut. Das ist deutlich mehr als deutschlandweit. Aber es gibt auch immer noch Engpässe bei der Versorgung. Der Ausbau könne mit den steigenden Ansprüchen nur schwer Schritt halten, so Brossardt. Viele Unternehmen erlebten noch Beeinträchtigungen durch Netzlücken. Im Rahmen eines Kongresses zur digitalen Infrastruktur im Freistaat verteidigte der Finanzstaatssekretär Martin Schöffel das bayerische Vorgehen: Kein anderes Bundesland habe den Breitbandausbau so kraftvoll unterstützt mit eigenen Mitteln von 2,4 Milliarden Euro (seit 2014), obwohl doch der Bund dafür zuständig sei. Obwohl Bayern der größte Flächenstaat sei, stünden bereits an mehr als 90 Prozent der Standorte hier 100 Mbit/s zur Verfügung. Mehr als zwei Drittel seien sogar schon Gigabit-fähig, also bis auf 1.000 Mbit pro Anschluss und teilweise sogar noch mehr aufrüstbar. Doch gerade im privaten Bereich erscheint es angesichts des weit verbreiteten Mobilfunks mit superschnellen Datenverbindungen im 5G-Bereich der neuesten Generation oft nicht mehr sinnvoll, überhaupt noch einen Festnetzanschluss zu buchen. Der Mobilfunktarif, womöglich mit einer günstigen Daten-Flatrate, kann in vielen Haushalten den WLAN-Router mit Breitband-Anschluss mehr als ersetzen. Wer ohnehin mehr mit dem Smartphone oder Tablet surft und dabei kaum noch einen Computer wie PC oder Laptop nutzt, braucht eigentlich keinen klassischen Breitband-Anschluss mehr. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Felix Lincke | Auch wenn es immer mehr schnelles Internet gibt: Nur 16 Prozent der Unternehmen auf dem Land haben Zugang zum Glasfasernetz. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft fordert deshalb dringend Investitionen, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. | [
" 5G-Mobilfunkstandard",
"Mobilfunk",
"Breitband",
"WLAN",
"Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw)",
"Glasfasernetz",
"Internet"
] | wirtschaft | 2024-03-12T15:32:22.257532+00:00 | 2024-03-12T17:49:12.566676+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/bayerns-internet-wird-endlich-schneller-auch-auf-dem-land,U6orapN |
Höhere Temperaturen: Kirschernte in Unterfranken nimmt Fahrt auf | Wärme sei zwar grundsätzlich genau das Richtige für Kirschen, aber zu heiß sollte es auch nicht werden – sonst haben sie keine Zeit um groß und saftig zu werden, erklärt Rainer Gersitz aus Leinach im Landkreis Würzburg. Zehn verschiedene Sorten Kirschen baut der Landwirt mit seinem Familienbetrieb an. Die ersten Frühsorten sind schon geerntet. Wegen der hohen Temperaturen in den vergangenen Monaten hat die Kirsch-Ernste in Unterfranken dieses Jahr rund zwei Wochen früher begonnen als sonst. Insgesamt könnten es für Gersitz heuer gut fünf Tonnen Kirschen werden – ein Ertrag, mit dem er zufrieden wäre. Gewogen und gepflückt wird mit Stiel, weil die Süßkirschen sonst ihren Saft verlieren und schneller matschig werden. Und: Das alles ist Handarbeit. Für den Familienbetrieb von Rainer und Susanne Gersitz ist der Kirschanbau neben Viehhaltung und Kartoffelanbau lediglich ein zusätzliches Standbein. Aber eins, das sie nicht missen wollen, sagt er: "Mir macht die Kirschernte Spaß, weil wir das aus der Landwirtschaft kaum mehr gewöhnt sind: Diese Ruhe um einen, die Natur zu hören. Mit den Maschinen heutzutage mit zig Computer um einen rum, ob das auf'm Mähdrescher oder auf'm Schlepper ist. Da ist die Kirschernte richtig meditativ." Gersitz, seine Frau Susanne und die drei Töchter Lisa, Julia und Hanna stehen bei jedem Wetter zwischen den mannshohen Kirschbäumen und pflücken die roten Früchte – damit die Kunden das Obst so frisch wie möglich geliefert bekommen. Ein großes Plus gegenüber Import-Obst, das meist mehrere Tage bis hierher unterwegs ist. Trotzdem sind die Kirschen aus der Türkei, aus Italien oder Chile leidige Konkurrenz: In den vergangenen Jahrzehnten haben in Leinach die allermeisten Kirschbauern ihren Betrieb aufgegeben – von etwa 250 seien nur noch etwa 25 Kirschanbauer übrig, sagt Rainer Gersitz. "Die es noch machen, machen es als Hobby oder aus Idealismus. Aber lohnen tut es sich nicht." Für die meisten lohne sich auch der zeitliche Aufwand nicht mehr. Denn der Trend gehe zu immer kleineren Portionen und Verpackungen, weil immer mehr Menschen in Single-Haushalten leben. Früher sei die Sortierung des Ertrags einfacher gewesen, erzählt Rainer Gersitz: "Früher gab es nur Sechs-Kilo-Steigen zu kaufen. Aber da wurde das Obst auch noch verarbeitet zu Marmelade, oder es wurde eingekocht. Da braucht man mit der 500-Gramm-Schale nicht anfangen." Kirschernte ist aufwändige Handarbeit. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Carolin Hasenauer, BR24 Redaktion | Unterfränkische Obstbauern haben heuer schon zwei Wochen früher als sonst mit der Kirschernte begonnen. Ein Grund dafür: Die im Schnitt höheren Temperaturen der vergangenen Monate. Konkurrenz machen den Landwirten billige Kirschen aus dem Ausland. | [
"Leinach",
"Landwirte",
"Kirschen",
"Kirschernte",
"Obstbauern",
"Unterfranken"
] | bayern | 2022-06-22T07:05:30.203432+00:00 | 2022-06-22T07:05:30.203432+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/hoehere-temperaturen-kirschernte-in-unterfranken-nimmt-fahrt-auf,T9SCm4P |
Demo in München: "Soziales rauf – Rüstung runter" | Unter dem Motto "Soziales rauf, Rüstung runter" hat Verdi München und Region zusammen mit der Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft" und dem "Münchner Friedensbündnis" zu einer Friedensdemonstration auf dem Odeonsplatz aufgerufen. Gekommen sind vollkommen unterschiedliche Gruppierungen, vom Bikerclub bis zu linken Aktivisten oder Menschen mit Regenbogenfahne. Teilweise haben die rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch politisch aufgeladene Nationalfahnen und Schilder mitgeführt, etwa mit der Aufschrift: "Stoppt den Völkermord in Gaza" oder "Free Palestine". Schon im Vorfeld der Demonstration hat es Unmut gegeben: Das Bündnis "Palästina spricht" hatte mit einem Plakat und mit ihren Parolen für die Friedensdemonstration geworben und dabei auch das Logo von Verdi mit abgebildet. "Davon distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit, weil die eine antisemitische Tendenz haben", erklärte Harald Pürzel, der Vorsitzende von Verdi München und Region. Dass auf der Friedensdemonstration auch etwa ein Dutzend Palästina- und mehrere Libanon-Fahnen wehten, stoße bei Verdi "nicht auf Begeisterung", so Pürzel weiter im Gespräch mit BR24. "Nationalismus ist immer eine Triebkraft für den Krieg. Wenn die Leute nicht nationalistisch denken würden, würden weniger Kriege auftreten". Sollte es zu antisemitischen Parolen während der Demonstration kommen, würde sich die Polizei darum kümmern, er sei deshalb bereits mit dem Einsatzleiter in Kontakt gewesen, erklärte der Verdi-Vorsitzende kurz nach Beginn der Demonstration. Verdi sei es mit dem Aufruf zur Demo um das langfristige Ziel einer Abrüstungspolitik gegangen. "Das lässt sich natürlich nicht von heute auf morgen lösen", so Pürzel. "Wir sind hier gegen jede Einseitigkeit und wir wollen hier auch gar nicht die Schuldfrage bei den verschiedenen Konflikten diskutieren. Unsere Forderung ist, dass sich die Politiker und die Bundesrepublik dafür einsetzen, dass überall da, wo aktuell weltweit kriegerische Konflikte ausgetragen werden, die Waffen niedergelegt werden." Gegen 14 Uhr sammeln sich erste Demonstranten am Münchner Odeonsplatz Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Sandra Demmelhuber, Tobias Bönte, Anton Rauch | Etwa 1.500 Menschen demonstrieren in München gegen soziale Kürzungen. Laut Verdi soll die Demonstration ein Zeichen setzen für mehr Investitionen in Bildung, Gesundheit und Klimaschutz. Für Rüstung soll dagegen weniger ausgegeben werden. | [
"Oberbayern",
"Rüstung",
"Bildung",
"Verdi",
"Demonstration"
] | bayern | 2024-10-12T15:56:16.478+00:00 | 2024-10-12T17:40:10.393347+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/demo-in-muenchen-soziales-rauf-ruestung-runter,UQzmcIx |
Corona: Angela Merkel für weitreichende Schließungen nach Weihnachten | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat weitere Corona-Maßnahmen noch vor Weihnachten gefordert und in einem emotionalen Appell dazu aufgerufen, in der Pandemie-Bekämpfung auf die Wissenschaft zu hören. In der Generaldebatte im Bundestag forderte sie mit Blick auf die aktuellen Zahlen nachdrücklich, die Weihnachtsferien um weitere drei Tage auf den 16. Dezember vorzuziehen. Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 590 neue Todesfälle innerhalb eines Tages, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Das sind über 100 Fälle mehr als beim bisherigen Höchststand von 487 Toten vom vergangenen Mittwoch. "Wenn wir jetzt zu viele Kontakte vor Weihnachten haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben, das sollten wir nicht tun", fügte die Kanzlerin hinzu. Merkel lehnte entsprechend auch eine Öffnung von Hotels rund um die Feiertage ab. Es gebe wissenschaftliche Erkenntnisse, die seien real und an die sollte man sich besser halten, so Merkel. Die große Mehrheit der Deutschen nehme die Einschränkungen im Sinne der Gemeinschaft hin. Dennoch reichten die Maßnahmen derzeit nicht. Zugleich betonte Merkel, dass sie um die Härte der Maßnahmen für viele wissen, gerade in der Vorweihnachtszeit. "Es tut mir wirklich im Herzen leid." Merkel forderte im Kampf gegen die Corona-Pandemie weitreichende Schließungen nach Weihnachten. In einer Phase bis zum 10. Januar sollten Geschäfte geschlossen werden, sagte Merkel. Es sollten auch die Ferien verlängert oder auf Digitalunterricht umgestellt werden. "Wir müssen alles tun, dass wir nicht wieder in ein exponentielles Wachstum kommen", so Merkel. Merkel rief außerdem alle Bürger zu weiterer Rücksicht und Solidarität in der Corona-Krise auf. "Der wichtigste Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung des Virus bei uns ist das verantwortliche Verhalten jedes Einzelnen und die Bereitschaft zum Mitmachen", sagte die CDU-Politikerin. Sie sei überzeugt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung auch weiter dazu bereit sei, wofür sie von Herzen dankbar sei. Merkel erläuterte, dass der Staat in einer freiheitlichen Demokratie anders handeln könne als in Ländern, "die stärker einer Diktatur gleichen". Es sei ein Hoffnungsschimmer, dass erste Impfungen vielleicht Anfang des neuen Jahres beginnen könnten. Im ersten Quartal dürften aber noch nicht so viele Impfungen möglich sein, dass eine signifikante Veränderung in der Bevölkerung zu sehen sein werde. Es gebe aber die Chance, gerade Hochbetagte und Pflegekräfte zu impfen - also in Bereichen, in denen gerade die meisten Todesfälle aufträten. Merkel sprach sich für eine "faire Verteilung" von Impfstoffen auf der Welt aus. Es müssten auch die Entwicklungsländer berücksichtigt werden. Merkel würdigte in der Corona-Krise die Familien: "Die Familien stehen unter einem besonderen Stress, unter einer besonderen Herausforderung in diesen Zeiten." Man müsse sich diesen Stress immer wieder vor Augen halten. "Jeder ahnt, was jetzt los ist in den Familien, wenn man morgens nicht weiß, hat das Kind Schnupfen, kann es in die Schule gehen, was ist in der Schule los, was wartet auf uns." Die Regierung habe aber vieles für Familien getan, sagte Merkel. Sie verwies auf die Erhöhung des Kindergeldes ab dem kommenden Jahr, auf steuerliche Entlastungen für Alleinerziehende, den Abbau des Solidaritätszuschlags und die Erhöhung der Kinderkrankentage. Im Bereich Schule kritisierte Merkel, dass es in Deutschland die Anschaffung von Lehrerlaptops zu lange dauere. Von der Entscheidung, dass jeder Lehrer einen Laptop bekomme, bis zu der Umsetzung, dass jeder einen in der Hand halte, dauere es in Deutschland immer Monate. "Wir können an allen Stellen schneller werden, aber genügend Geld ist da." Sie verteidigte die hohe Neuverschuldung im Haushalt und verwies auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie. "Wir leben (...) in einer Ausnahmesituation", sagte Merkel. "Und wir müssen etwas dafür tun, dass wir in dieser besonderen Situation auch besonders handeln, und das drückt dieser Haushalt aus." Für das kommende Jahr sind neue Kredite in Höhe von fast 180 Milliarden Euro vorgesehen. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner kritisierte die Höhe der Neuverschuldung als völlig überzogen. Es sei möglich, diese zu halbieren - "und zwar ohne Voodoo und Zaubertricks". Deutschland dürfe nicht mehr Schulden machen als unbedingt notwendig und müsse so Stabilitätsanker in der Europäischen Union bleiben. Zum Auftakt der Debatte stellte sich die AfD strikt gegen die staatliche Corona-Politik. "Auch nach einem Dreivierteljahr stochern Sie immer noch im Nebel und klammern sich an die untaugliche Holzhammermethode 'Lockdown', die mehr Kollateralschäden anrichtet als Nutzen im Kampf gegen das Coronavirus", sagte Fraktionschefin Alice Weidel an die Adresse der Bundesregierung. Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte, einen "klaren Stufenplan" für den Kampf gegen die Pandemie und klare gesellschaftliche Prioritäten. "Von einer Ministerpräsidentenrunde zur nächsten uns zu hangeln, das kann so nicht weitergehen." Baerbock verlangte ferner, die Corona-Krise und die Hilfspakete für ein Umsteuern in der Politik zu nutzen. "Mit den Milliardenpaketen muss jetzt auch der Grundstein dafür gelegt werden, dass es in Zukunft besser wird." Die Linke warf der Bundesregierung eine falsche Prioritätensetzung bei den Staatsausgaben vor. "Ihre Politik, die treibt seit Jahren den Keil der sozialen Spaltung immer tiefer in unsere Gesellschaft, und so machen Sie auch in dieser Pandemie weiter", sagte Fraktionschefin Amira Mohamed Ali. Sie erneuerte die Forderung der Linken nach einer einmaligen Vermögensabgabe für "Superreiche, Multimillionäre und Milliardäre" in der Corona-Krise. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Kampf gegen die Corona-Pandemie weitreichende Schließungen nach Weihnachten gefordert. Bei der Debatte im Bundestag warb sie aber auch eindringlich um sofortige Kontaktreduzierung und vorgezogene Ferien. | [
"Coronavirus",
"Angela Merkel"
] | deutschland-welt | 2020-12-09T13:27:09.12+00:00 | 2020-12-09T13:27:09.311226+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/merkel-fuer-weitreichende-schliessungen-nach-weihnachten,SIf5h4P |
Wirecard-Prozess: Oliver Bellenhaus kommt aus Untersuchungshaft frei | Oliver Bellenhaus saß seit Juli 2020 ununterbrochen in Untersuchungshaft. Er hatte sich unmittelbar nach dem Zusammenbruch von Wirecard den Behörden gestellt und kooperativ gezeigt und galt deswegen als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft. "Nach vorläufiger Beurteilung der Sach- und Rechtslage unter Berücksichtigung der bisherigen Haftdauer, der geständigen Einlassung des Angeklagten und seinen Schadenswiedergutmachungsbemühungen ist die Kammer der Auffassung, dass die angeordneten Auflagen ausreichen, um die nach wie vor bestehende Verdunkelungs- und Fluchtgefahr so weit zu vermindern, dass der Angeklagte auf freien Fuß gesetzt werden kann", teilte das Landgericht München I mit. Dort läuft seit mehr als einem Jahr der Prozess gegen Bellenhaus. Angeklagt sind außerdem der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und der ehemalige Chefbuchhalter des Aschheimer Zahlungsdienstleisters, Stephan von Erffa – unter anderem wegen des Verdachts der Marktmanipulation und des bandenmäßigen Betrugs. Mehrfach hatte Bellenhaus in persönlichen Stellungnahmen und im Rahmen seiner Befragungen vor Gericht das Bild eines Zahlungsabwicklers gezeichnet, in dem das angeblich höchst profitable Geschäft mit sogenannten "Drittpartnern" von Wirecard frei erfunden war. Verträge und Umsatzzahlen seien mithilfe von Excel-Tabellen "gebastelt" worden, immer wieder habe er, Bellenhaus, etwas "frickeln" müssen, wenn zum Beispiel Wirtschaftsprüfer Belege für Händler-Umsätze sehen wollten. Das sogenannte Drittpartner-Geschäft mit ausländischen Firmen wie PayEasy, Al Alam und Senjo habe es nie gegeben. Damit stellte sich Bellenhaus wiederholt gegen seinen früheren Chef, Markus Braun. Seit Beginn des Prozesses im Dezember 2022 hat der ehemalige Wirecard-CEO vor Gericht darzulegen versucht, dass er und die Wirecard AG von einer Bande rund um den seit Juni 2020 untergetauchten Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und unter Beteiligung von Oliver Bellenhaus hintergangen worden seien. Mehrfach bezichtigten Braun und seine Verteidiger den früheren Wirecard-Statthalter in Dubai der Lüge. Der für morgen geplante Verhandlungstag am Landgericht München I dürfte aufgrund der jüngsten Entwicklungen spannend werden. Denn anders als Bellenhaus bleibt Markus Braun weiter in Untersuchungshaft, in der er ebenfalls seit über drei Jahren sitzt. Das Gericht hatte die Anträge seiner Verteidigung auf Beendigung der Untersuchungshaft unter anderem mit der bei Braun bestehenden Fluchtgefahr begründet. Für ihn und sein Team bedeutet die Entscheidung einen Rückschlag. Allerdings kann Bellenhaus die JVA Stadelheim nur unter Auflagen verlassen. So muss er unter anderem einen festen Wohnsitz nachweisen. Zudem habe er "sämtliche Ausweisdokumente bei der Staatsanwaltschaft zu hinterlegen" und ihm werde untersagt, "Kontakt zu den Mitangeklagten und zu (potenziellen) Zeugen aufzunehmen". Auf den Zeitplan des Verfahrens dürften diese Entwicklungen keinen großen Einfluss haben. Die Kammer hat bereits bis Ende dieses Jahres Verhandlungstermine festgesetzt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Arne Meyer-Fünffinger, Josef Streule | Der frühere Wirecard-Statthalter in Dubai, Oliver Bellenhaus, hat die Untersuchungshaft verlassen. Einem entsprechenden Antrag seiner Verteidigung hat das Gericht stattgegeben. | [
"Landgericht München",
"Markus Braun",
"Oliver Bellenhaus",
"Wirecard"
] | wirtschaft | 2024-02-06T15:11:29.349+00:00 | 2024-02-07T13:20:56.923725+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/wirecard-prozess-oliver-bellenhaus-kommt-aus-untersuchungshaft-frei,TKQBUFR |
Automobilzulieferer Brose will 950 Arbeitsplätze streichen | Das ausbleibende Wirtschaftswachstum wirkt sich besonders auf Deutschlands Autobauer aus. Jetzt trifft es auch den Automobilzulieferer Brose in Coburg. Der Konzern plant, 950 Stellen in der Verwaltung an Hochlohnstandorten abzubauen. Das sagte der Brose-Verwaltungsratsvorsitzende Michael Stoschek in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Werke mit ihren hochautomatisierten Fertigungsanlagen seien nicht ausgelastet, und kurzfristig ließe sich das nicht ändern, so der Verwaltungsratsvorsitzende. "Wir müssen unsere Organisation verschlanken, indem Hierarchien abgebaut und Führungsspannen vergrößert werden", betonte Stoschek. Die Brose-Unternehmenskommunikation bestätigte das Interview, wollte am Montag allerdings keine weiteren Details bekanntgeben. Am Dienstag bestätigte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage von BR24, dass die 950 abzubauenden Stellen weltweit im Rahmen der laufenden Restrukturierung bis Ende des Jahres 2025 umgesetzt würden. Allerdings sei noch nicht festgelegt, wie sich diese Zahl auf die internationalen und nationalen Standorte verteilen werde. Die entsprechende Personalplanung werde derzeit erstellt. Der Stellenabbau soll dabei möglichst sozialverträglich, unter Beachtung der Mitbestimmung und unter Einbeziehung der Betriebsräte umgesetzt werden, so der Sprecher weiter. In Bayern hat Brose Standorte am Hauptsitz Coburg, aber auch in Bamberg, Würzburg, Ingolstadt und München. Hinter dem angekündigten Personalabbau vermutet die IG Metall das bereits laufende Personalabbauprogramm. Demnach sollen bis Ende 2025 bei Brose 950 Beschäftigte gehen. Am Standort Bamberg seien maximal 240 Stellen betroffen, teilte die Gewerkschaft mit und bezieht sich auf Informationen aus der Betriebsversammlung im Sommer 2024. Ziel seien sozialverträglicher Abbau durch freiwilliges Ausscheiden, Altersteilzeit, Rentenbrücken oder natürliche Fluktuation. Die Maßnahme sei noch nicht abgeschlossen und laufe noch. Zwischen dem örtlichen Betriebsrat und der Unternehmensleitung seien entsprechende Vereinbarungen mit dem Unternehmen getroffen worden. Die IG Metall Bamberg vermutet, dass auch die Standorte Coburg und Würzburg sowie internationale Standorte von der Stellenstreichung betroffen seien. Der Arbeitsplatzabbau dort falle unter die Streichung von 950 Jobs. Mehr sei derzeit nicht bekannt.
Aus Sicht der IG Metall Bamberg ist Brose nach wie vor ein solides Unternehmen. Die Beschäftigten hätten sich in manchen Krisen als verlässliche Mitarbeiter erwiesen. Auf diese Stärke müsse man bauen, so die Gewerkschaft, und Innovationen wieder stärker vorantreiben. Die Belegschaft brauche jetzt ein Signal der Sicherheit und keine weiteren Hiobsbotschaften.
Brose beschäftigt eigenen Angaben zufolge weltweit rund 32.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Automobilzulieferer erzielte einen Umsatz von zuletzt fast acht Milliarden Euro und ist vollständig in Familienbesitz. Die beiden Familien Volkmann und Stoschek halten jeweils die Hälfte der Anteile, Michael Stoschek besitzt zehn Prozent. Das soll anders werden. "Brose ist das einzige Unternehmen dieser Größe, in dem vier Einzelpersonen allein das gesamte wirtschaftliche Risiko tragen. Das wollen wir künftig ändern und sind deshalb offen für Partner", sagte der Manager. "Ob das ein Joint Venture sein wird oder eine Beteiligung, das werden wir dann sehen", sagte Stoschek. Der 76-jährige Firmenpatriarch Michael Stoschek hatte sich Anfang des Jahres komplett aus der Führungsebene des Unternehmens zurückgezogen, nun sitzt er als Verwaltungsratsvorsitzender im Chefsessel des Familienunternehmens. Er hat erst vor wenigen Tagen wieder komplett das Ruder in die Hand genommen. Der neu geschaffenen Verwaltungsrat ist auch dem Management gegenüber weisungsbefugt. Transparenzhinweis: Der Artikel wurde ursprünglich am Montagabend (14.10.24) veröffentlicht. Am Dienstag ist er um eine Stellungnahme von Brose erweitert und erneut publiziert worden. Mit Informationen von dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Andi Ebert, BR24 Redaktion | Der Autozulieferer Brose plant, 950 Stellen abzubauen. Zudem sollen Partner ins Boot geholt werden, kündigte Verwaltungsratsvorsitzender Michael Stoschek in einem Interview an. Die Werke des Automobilzulieferers seien nicht ausgelastet. | [
"Oberbayern",
"Unterfranken",
"München",
"Ingolstadt",
"Würzburg",
"Bamberg",
"Michael Stoschek",
"Oberfranken",
"Konjunktur",
"Wirtschaft",
"Coburg",
"Arbeitsplätze",
"Stellenabbau",
"Jobs",
"Automobilzulieferer",
"Brose"
] | bayern | 2024-10-15T11:27:51.049+00:00 | 2024-10-15T15:48:44.532117+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/automobilzulieferer-brose-will-950-arbeitsplaetze-streichen,UQzIe1E |
Fußball-EM 2024 - Achtelfinale Deutschland-Dänemark: Gala-Auftritt von Musiala - Lob von Gündogan | Es war ein Sprint, der wieder einmal zeigte, wie wichtig dieser 21-jährige Zauberfußballer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schon ist. Jamal Musiala entwischte seinem Gegenspieler Joachim Andersen, dann empfing er einen langen Ball von Nico Schlotterbeck kurz vor dem Strafraum und zog diesen Sprint mit dem Spielgerät einfach weiter durch bis sieben Meter vor dem dänischen Tor. Dort blieb der Mittelfeldspieler vom FC Bayern München so cool, wie man ihn mittlerweile kennt. Musiala erzielte in dieser 68. Minute das 2:0 im EM-Achtelfinale gegen Dänemark. Er nahm damit die Spannung aus diesem K.o.-Spiel, führte das DFB-Team letztlich so ins Viertelfinale gegen Georgien oder Spanien und untermauerte damit seinen Status: "Er ist vielleicht der wichtigste Spieler für uns im Moment, so ein kompletter Spieler und dazu ein netter Kerl, so bodenständig", sagte der deutsche Kapitän İlkay Gündoğan, einst beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, schon vor einigen Tagen. Und er lobte weiter: "Wenn er so weiter macht, kann er einer der Besten werden." In diesen Tagen, und nach vier Spielen bei dieser Fußball-Europameisterschaft, bleibt festzuhalten: Vielleicht ist er gerade schon dabei, unter diesen Besten anzukommen. Zumindest nimmt Musiala beim DFB-Team schon eine Rolle des Unverzichtbaren ein. Anders als der andere Jungdribbler Florian Wirtz, für den die EM das erste große Turnier ist, der zuletzt jedoch als Spielgestalter blass blieb und der gegen Dänemark 80 Minuten lang zuschauen musste, spielte Musiala erneut wieder von Anfang an und drückte dem Spiel in der zweiten Hälfte seinen Stempel auf. "Man kann so froh sein, dass Jamal Musiala auf dem Platz geblieben ist, für solche Situationen ist er maßgeschneidert", sagte der ZDF-Experte Per Mertesacker zu dessen Treffer. Nicht zu vergessen dabei, dass der Münchner mit seinen mittlerweile drei Toren aktuell auch die Torjägerliste dieser EM anführt. Vor dem EM-Start gelangen Musiala insgesamt nur zwei Tore in 29 Länderspielen, beim Turnier traf er jetzt schon dreimal in vier Partien. Auch bei der WM 2022 in Katar stachen ja schon seine Dribblings heraus, Musiala hatte auch da viele Chancen, doch da haperte es noch mit dem Toreschießen. Nun bei seinem zweiten großen Turnier wirkt er gereifter – und so klappt es auch mit den Treffern, was seinen Wert fürs DFB-Team selbstredend steigert. Auch im Verein wird Musiala immer wichtiger, spielte wieder einmal eine prächtige Saison mit insgesamt 30 Torbeteiligungen, in der er sich nur in den abschließenden Saisonwochen mit Schmerzen herumplagen musste. Wochenlang musste er Schmerztabletten nehmen, seine Knieprobleme kehrten immer wieder – und vergingen erst, als er zum Nationalteam stieß. So drängt sich in diesen Tagen durchaus auch die Frage auf: Was wäre bloß mit einem topfitten Jamal Musiala für Tuchels FC Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid möglich gewesen? Vielleicht hätte Tuchel München ja doch mit einem Pokal verlassen. Nach dem Hinspiel-2:2 musste sich Musiala in Madrid beim Stand von 1:0 für den FCB wegen neuerlicher Knieprobleme auswechseln lassen, am Ende unterlagen seine Bayern 1:2. Bleibt zu hoffen, dass sich dieses Szenario nun beim DFB-Team nicht wiederholt. Aber nach allem, was von Musiala zu vernehmen ist, scheinen die Probleme endgültig überwunden zu sein. Und weil schon der Name Mertesacker fiel: Vor dem Musiala-Tor kamen ja durchaus Erinnerungen an Algerien hoch, damals vor dem Weltmeister-Titel 2014 in Brasilien tat sich die deutsche Nationalmannschaft gegen Algerien – ebenfalls im Achtelfinale – ähnlich schwer wie jetzt 50 Minuten lang gegen Dänemark. Der Treffer wollte nicht fallen für das hoch favorisierte Team – und so kam fast der Gegner zur Führung. Gegen Algerien verhinderte diese vor allem der zum Libero mutierte Torwart Manuel Neuer, der immer wieder rettete, diesmal vor allem der Videoassistent mit seinem Eingriff nach dem vermeintlichen 0:1 durch Joachim Andersen. "Die Freude überwiegt, hier erst einmal weiter zu sein", sagte daher auch der gebürtige Nürnberger David Raum. "Es war, glaube ich, ein wildes Spiel." Welches der ausgebuffte Jamal Musiala mit einem Sprint und einem Schuss zu beruhigen vermochte. Und das ist eine besondere Qualität für einen Offensivspieler, die der Münchner bereits als 21-Jähriger besitzt. Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Johannes Kirchmeier | Ein Spieler überragt im deutschen Team bei der Fußball-EM 2024. Jamal Musiala hat im EM-Achtelfinale erneut ein wichtiges Tor geschossen – und führt damit auch die Torjägerliste der UEFA EURO 2024 an. Seinen Wert unterstreicht auch der DFB-Kapitän. | [
"Jamal Musiala",
"Julian Nagelsmann",
"DFB-Team",
"Unwetter",
"Fußball",
"EURO 2024",
"Europameisterschaft",
"Fußball-EM",
"DFB"
] | sport | 2024-06-30T04:09:03.93913+00:00 | 2024-06-30T04:09:03.93913+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/sport/fussball-em-2024-achtelfinale-deutschland-daenemark-gala-auftritt-von-musiala-lob-von-guendogan,UH7SByY |
Die Bob- und Rodelbahn am Königssee - eine Erfolgsgeschichte | Die Eisbahn zwischen dem mächtigen Watzmann und dem Grünstein im Berchtesgadener Land, die heute "Eisarena Königssee" heißt, ist für die erfolgreichsten deutschen Rodler viel mehr als nur eine Sportstätte. Georg Hackl, Felix Loch, Natalie Geisenberger haben hier ihren Sport gelernt. Jahrelang war der Ort ihre sportliche Heimat. Bis ein Unwetter am 18. Juli 2021 diesen Ort zerstörte. "Da blutet einem das Herz", sagte eine aus dem aktuellen deutschen Rodelteam, Anna Berreiter, im Interview mit BR24Sport. "Ich war am Boden zerstört. Es war, als wäre eine Pistenraupe durch mein Wohnzimmer gefahren." Die Eisbahn am Königssee hat nicht nur eine sportliche Relevanz. Auch historisch ist die Bahn ein ganz besonderer Ort: 1959 begannen die ersten Bauarbeiten. Nur wenige Meter oberhalb des Königssees entstand die erste Kunsteisbahn der Welt. Viele freiwillige Helfer unterstützten den Bau der ersten Rodelanlage mit Naturvereisung. Im Januar 1960 fand dann die erste süddeutsche Rennrodel-Meisterschaft statt. Über die Jahre wurde die Bahn immer weiterausgebaut. 1962 gingen die ersten Zweierbobs auf die Bahn. Im Jahr 1968 wurde der Kanal zu einer Kunsteis-Bahn - weltweit einzigartig. Die Bahn wurde zu einer Erfolgsgeschichte: Berchtesgaden etablierte sich zur Talentschmiede für Rodel- und Bobfahrer. Neben Hackl, Loch und Geisenberger krönten sich auch die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt zu Olympiasiegern. Sieben Weltmeisterschaften - zuletzt im Jahr 2021 - wurden hier ausgetragen. Zwischen 1977 und 2021 gastierte hier 40-mal der Weltcup - nur die Rodelbahn in Innsbruck-Igls bringt es auf noch mehr (42). Insgesamt fanden fünf Bob-Weltmeisterschaften am Königssee statt sowie vier Skeleton-Weltmeisterschaften. An Bob- und Rodelwettkämpfe am Königssee ist aber vorerst noch nicht wieder zu denken. Wann die Heimstätte aufgebaut wird, ist unklar. Am Dienstag wird entschieden, wie es mit der Bahn weitergeht. Die Athleten hoffen auf einen schnellen Wiederaufbau: "Das ist so eine tolle Bahn, die von allen Sportlern durchweg auf der ganzen Welt geliebt wurde", sagte Berreiter. "Es war so eine tolle Stimmung, wenn die ganze Familie an der Bahn stand, hat man daraus so viel Kraft gezogen." "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24Sport | Seit ihrer Zerstörung durch ein Unwetter vor zwei Jahren liegt die Bob- und Rodelbahn am Königssee still. Sportlich wie historisch hat die Heimbahn von Georg Hackl, Felix Loch oder Natalie Geisenberger große Bedeutung für den Sport. | [
"Oberbayern",
"Wintersport",
"Rodelbahn",
"Bob- und Rodelbahn",
"Bobbahn",
"Königssee"
] | sport | 2023-11-21T07:54:46.310555+00:00 | 2023-11-21T18:02:32.942246+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/die-bob-und-rodelbahn-am-koenigssee-eine-erfolgsgeschichte,Tw9Us5f |
Espresso wird in ganz Italien teurer | Wenn Andrea Sammarone zu arbeiten beginnt, dann riecht das ein ganzes Viertel. Der Duft von frisch geröstetem Kaffee steigt aus dem kleinen Ladenlokal, das die Familie bereits in dritter Generation im römischen Stadtteil Montesacro betreibt: Die kleine, feine Kaffeerösterei setzt auf "unbehandelten Kaffee, ohne Zusatzstoffe", sagt Sammarone und legt Wert auf den Unterschied zu den großen Herstellern: "Unser Kaffee ist immer frisch. Ich röste alle 10 Tage." Qualität, die ihren Preis hat. In der Rösterei hängt noch die vier Jahre alte Liste: 2,30 Euro für hundert Gramm Arabica-Kaffee. Vorne im Laden sind die neuen Preise angeschlagen: 3,50 Euro für dieselbe Mischung – ob gemahlen oder als Bohnen. Die Energiekosten sind gestiegen, die Löhne auch. Größter Preistreiber aber ist der Weltmarkt für Kaffee. Rohe "Arabica"- oder "Robusta"-Bohnen werden zu ständig neuen Höchstpreisen gehandelt. Der Börsenpreis für Rohkaffee hat seit 2020 um 247 Prozent zugenommen und damit den höchsten Stand seit 1977 erreicht. Ein Grund: der Klimawandel. Wetterextreme in den Anbauländern – wie Dürren oder Überschwemmungen – reduzieren die Ernteerträge. "In ganz Südamerika ändern sich die Temperaturen, und deshalb fällt es immer schwerer, Kaffee anzubauen – im Vergleich zur Menge, die früher produziert wurde", sagt Sammarone. Außerdem habe sich die weltweite Nachfrage seit zehn Jahren deutlich erhöht. Auch in der Bar, die direkt an die Kaffeerösterei angeschlossen ist, macht sich der Preisanstieg bemerkbar. "Ich erinnere mich an Zeiten, als der caffè noch 300 Lire kostete", sagt Barista Francesco Bertini. Dann galt lange: Mehr als einen Euro darf eine Tasse Espresso nicht kosten. Diese Schallmauer ist schon lange gefallen. "Seit einem Jahr kostet er 1,20 Euro, und ich denke, dass wir bald bei 1,50 Euro landen werden." Diese Preise zahlt man bereits im Norden Italiens. Auch hier gibt es (wie in fast allen Lebensbereichen) ein Nord-Süd-Gefälle. In Sizilien oder Kalabrien findet man mit etwas Glück noch Bars, die den Espresso für weniger als einen Euro anbieten. Ganz im Norden, in Bozen, kostet die Tasse Espresso im Schnitt 1,43 Euro. Natürlich: Der Espresso an der Bar ist in Italien immer noch konkurrenzlos günstig. Zu günstig, findet auch Barista Bertini, wenn schon ein industriell hergestellter Fruchtsaft drei Euro koste. Einen guten Espresso zu produzieren, sei richtige Handarbeit: die Röstung, die Zubereitung. Unbezahlbar: die Kaffeekultur. Die sieht Bertini durch die Preiserhöhung gefährdet. "Wir könnten viel verlieren, weil unsere Bars eine große Kultur und Tradition haben." In einer Kaffeebar gehe es eben um mehr als nur den Konsum von Kaffee, schwärmt Francesco: "Es geht um zwischenmenschlichen Austausch." Mehr als sieben Milliarden Euro geben Italienerinnen und Italiener im Jahr für Espresso oder Cappuccino aus. Am liebsten im Stehen an der Bar. "Mein tägliches Ritual", sagt Kunde Marco Castelnuovo. Der Kaffee an der Bar schmecke schließlich ganz anders als der zu Hause. In der Bar Bertini hat der Preisanstieg noch keine gravierenden Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Das könnte sich ändern, wenn die Kaffeepreise weiter steigen. Cristina Scocchia, Chefin von Illy, einem großen italienischen Hersteller, bereitet die Kunden bereits auf den nächsten Anstieg vor. Der Preis für eine Tasse caffé werde "in den kommenden Monaten schätzungsweise zwei Euro erreichen, da der Preis für den Rohstoff Rohkaffee von einer hohen Volatilität und einem noch nie dagewesenen Aufwärtstrend betroffen ist". Dieser Artikel ist erstmals am 1.4.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Tilmann Kleinjung | Die symbolische Preisgrenze von einem Euro gilt in Italien fast nirgends mehr: Eine schlechte Nachricht für das Land, in dem angeblich 95 Millionen Espressi über die Bar-Theke gehen – jeden Tag. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. | [
"Italien",
"Espresso",
"Kaffeepreis"
] | deutschland-welt | 2025-04-04T07:55:10.981442+00:00 | 2025-04-04T07:55:10.981442+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/espresso-wird-in-ganz-italien-teurer-bis-zwei-euro,Uh7YAGi |
"Explosive Moderne" von Eva Illouz: Gefühle sind nicht privat | Mit soziologischen Abhandlungen auf die Bestseller-Liste kommen? Eva Illouz kann das. Sie ist eine der bekanntesten Vertreterinnen ihres Faches, ihr wichtigstes Thema: Gefühle. Zu ihren viel gelesenen Büchern gehören die Bände "Warum Liebe weh tut" und "Warum Liebe endet" – Illouz hat untersucht, wie Gefühle in der Konsumkultur zur Ware werden und wie Populisten gezielt mit "undemokratischen Emotionen" arbeiten. "Explosive Moderne" nun, das neue Buch von Eva Illouz, will die inneren Widersprüche einer ganzen Epoche sichtbar machen – an Gefühlen wie Zorn, Neid, Furcht, Nostalgie, Scham oder Stolz. Unter "Moderne" versteht Illouz dabei mehr als einen Zeitraum, es geht ihr um eine "historische Dynamik" unterschiedlicher Entwicklungen. Dazu gehören der Bruch mit Tradition und Religion, die Idee, alle Menschen seien grundsätzlich gleich, außerdem eine "technologiegestützte Kultur mit ihrem endlosen Strom von Bildern des guten Lebens". Auf die Einzelnen also kommt es an, sie haben ein Recht auf Freiheit und Entfaltung, sind aber für ihr Glück auch selbst verantwortlich. Dafür steht der "amerikanische Traum", ein klassisches Motiv der Moderne, verbundenen mit den großen Gefühlen Hoffnung, Enttäuschung und Neid. Das Versprechen, jede und jeder könne es schaffen, wird fast nie erfüllt, der Kapitalismus hat den Neid, der in der christlichen Tradition zu den Todsünden zählte, als Treiber des ökonomischen Fortschritts entdeckt. Gut fühlt er sich dennoch nicht an. Das ist eine der vielen Spannungen im emotionalen Haushalt der Moderne, die Illouz beschreibt. Ein anderes Beispiel: Furcht. Der neuzeitliche Staat, auch der liberale, zieht seine Legitimation aus der Zusage, Bürgerinnen und Bürger vor Gewalt zu schützen, innerer wie äußerer. Genau das aber habe, so Illouz, zu einer Vervielfachung öffentlicher Ängste geführt, zu Ängsten vor Terrorismus, Straßengewalt, der Macht Chinas oder dem Klimawandel. Illouz betrachtet Politik und Geschichte, zieht Theorie heran – und immer wieder Literatur. Homer, Proust und Jane Austen kommen vor, an "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist verhandelt das Buch unbändigen Zorn gegen Ungerechtigkeit, an Flauberts "Madame Bovary" eine Unzufriedenheit bürgerlichen Lebens, die sich in schwelgerische Fantasien flüchtet. Gefühle sind etwas Innerliches und zugleich gesellschaftlich geformt, sie sind, schreibt Illouz, "der Dialog, den wir sotto voce mit der Welt führen". Und dafür interessieren sich Literatur und Soziologie gleichermaßen. Eva Illouz spannt in ihrem lesenswerten und gut lesbaren Buch weite kulturgeschichtliche Bögen auf. Das kann sehr erhellend sein – ist zugleich aber auch ein Problem. Wenn Illouz etwa im Zusammenhang mit radikalem Zorn innerhalb weniger Absätze von Kleists Kohlhaas über den Arabischen Frühling, Black Lives Matter, Osama Bin Laden und wieder zurück zu Kohlhaas führt, dann wird zwar das Vergleichbare in der Emotion und ihrer Mobilisierung sichtbar. Die historischen und politischen Kontexte aber bleiben vage. Mit der Arbeit an einer "Grammatik der Gefühle" bekommt man die Misere der Moderne noch nicht zu fassen. Es käme darauf an, Machtverhältnisse und Überzeugungssysteme genauer zu verstehen, die dem Gefühl ihren Stempel aufdrücken. Buchcover von "Explosive Moderne" von Eva Illouz "Explosive Moderne" von Eva Illouz ist in der Übersetzung von Michael Adrian bei Suhrkamp erschienen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung! | Beate Meierfrankenfeld | Wut gegen Eliten, Angst vor der Zukunft, Neid auf Bessergestellte: Gefühle haben politische Sprengkraft. Die israelisch-französische Soziologin Eva Illouz untersucht in ihrem neuen Buch "Explosive Moderne" den Gefühlshaushalt einer Epoche. | [
"Angst",
"Neid",
"Wut",
"Explosive Moderne",
"Gefühle",
"Sachbuch",
"Literatur",
"Eva Illouz"
] | kultur | 2024-10-28T11:13:00.32453+00:00 | 2024-10-28T12:47:42.583052+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/kultur/explosive-moderne-von-eva-illouz-gefuehle-sind-nicht-privat,USUUTWv |
Schluss mit "Letzte Generation": Klimaaktivisten ändern Namen | Die "Letzte Generation" will nicht mehr die "Letzte Generation" sein. "Wir lassen den Namen hinter uns", sagte Carla Hinrichs, Mitgründerin und Sprecherin der Klimaaktivisten, dem "Spiegel". Aus den Strukturen der "Letzten Generation" werde etwas "Neues entstehen, etwas Großes". Konkret wurde Hinrichs in dem am Mittwochabend online veröffentlichten Interview nicht. Aber so viel steht fest: Proteste wird es weiterhin geben. Blockaden vor Autos, Flughäfen und Straßen seien aber erstmal "nicht mehr unser Fokus", sagte Hinrichs. Sei bisher das Mantra gewesen: "Wer nicht stört, wird nicht gehört", so werde sich das nun ändern. "Wir müssen uns nicht mehr an jeden Abendbrottisch kämpfen." Stattdessen will die Gruppe Hinrichs zufolge unter ihrem neuen Namen "Verbindungen herstellen" und sich "auf die kommenden Krisen vorbereiten". Es gehe um "gegenseitige Absicherung, um soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt", sagte Hinrichs. Zudem sei es das Ziel der Aktivisten, "in kritischen Momenten Tausende Menschen auf die Straße zu bringen, die für ein friedliches, demokratisches System einstehen". Als Begründung für den Schritt nannte Hinrichs das schnelle Fortschreiten der Erderwärmung. Als man Anfang 2022 gestartet sei, wäre die Regierung noch in der Lage gewesen, der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. "Heute stecken wir mittendrin", so Hinrichs. Die "Letzte Generation" könne nicht mehr sicher sein, dass sie die letzte Generation vor den Kipppunkten zu einem unwiderruflichen Klima-Umsturz sei. Hinrichs nannte als Beispiel das Amazonas-Gebiet in Südamerika. Es gebe Anzeichen, dass es schon gekippt sei und beginne, mehr Kohlendioxid auszustoßen als zu binden. "Die Lage eskaliert vor unseren Augen." Über die bisherigen Aktionen der "Letzten Generation" sagte Hinrichs: "Wir haben getan, woran wir glauben. Ich kann mich gut im Spiegel anschauen und würde immer verteidigen, was wir getan haben." Die Gruppe hatte seit Anfang 2022 umstrittene Aktionen wie etwa Farbattacken, Straßenblockaden oder die Störung des Betriebs an Flughäfen eingesetzt, um auf die Schädigung des Klimas aufmerksam zu machen. Gegen die Aktivisten wurden daraufhin mehrere Geld- und Bewährungsstrafen verhängt. Mit Informationen von dpa, KNA und epd. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Von der Gruppe "Letzte Generation" werden wir in Zukunft wohl nichts mehr hören. Die Aktivisten wollen aber nicht aufhören zu demonstrieren, sie wollen sich umbenennen - und haben gleichzeitig neue Protestformen angekündigt. | [
"Klimaaktivisten",
"Klimaschutz",
"Klimawandel",
"Letzte Generation"
] | deutschland-welt | 2024-12-19T14:46:17.939206+00:00 | 2024-12-19T15:32:23.926476+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/schluss-mit-letzte-generation-klimaaktivisten-aendern-namen,UXPXcM6 |
LNG und Co.: Gasversorgung in Deutschland gesichert – aber nicht billig | Die Gasversorgung in Deutschland ist gesichert. "Es gibt keine Gasmangellage mehr" – da ist sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sicher. Die Erdgas-Speicher sind vor dem Winter gut gefüllt und Deutschland habe seine Hausaufgaben weitgehend gemacht, so Habeck. Außerdem gebe es über die neuen LNG-Terminals auch noch Pufferkapazität. Das sind die schnell errichteten Anlandestellen für verflüssigtes Erdgas, das mit Tankschiffen über die Weltmeere transportiert wird. Größere Mengen kommen derzeit vor allem über Wilhelmshaven, aber auch Brunsbüttel. Ähnlich schätzt Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die Lage ein. "Wir sind ausreichend mit Gas über Infrastrukturen versorgt und erhalten Gas aus Norwegen und LNG über Terminals, die nur zu 50 Prozent ausgelastet sind", wie sie dem Tagesspiegel sagte. Trotzdem wird die Lage bei der Versorgung mit Erdgas grundsätzlich immer noch als kritisch betrachtet. Offiziell gilt in Deutschland nach wie vor die "Alarmstufe", eine fortgeschrittene Stufe des Gas-Notfallplans. Bei einer Branchentagung des Handelsblatts vor wenigen Tagen in Berlin betonte der für die Energiesicherheit zuständige Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, Philipp Steinberg, Deutschland sei immer noch in der Krise, da die Nervosität an den Gasmärkten immer noch groß sei. Und diese Nervosität spiegelt sich auch in den Preisen für Erdgas. Nach wie vor ist es teurer, mit Erdgas zu heizen, als vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Auch wenn die Nachfrage zurückgegangen ist: Lag der deutsche Erdgasverbrauch 2021 noch bei gut 90 Milliarden Kubikmetern, waren es 2023 nur noch 76 Milliarden Kubikmeter, was im Wesentlichen an den milden Wintern und der schwächelnden Wirtschaft lag. Und auch weltweit hatte sich die Nachfrage nach Erdgas reduziert. Das kann sich aber schnell wieder ändern. Zieht die Nachfrage an, egal wo auf der Welt, kann Erdgas zügig noch deutlich teurer werden. Denn das tiefgekühlte und verflüssigte Erdgas, das als LNG auf Tankschiffen transportiert wird, wird in der Regel dorthin verkauft, wo es die höchsten Preise erzielt. Und derzeit wächst der Bedarf in Asien wieder, vor allem in China und Indien. Aber auch in Österreich, der Slowakei und der Tschechischen Republik könnte der Bedarf an Erdgas aus neuen Quellen sprunghaft steigen, wenn zum Jahreswechsel kein russisches Erdgas mehr über die Ukraine dorthin gelangt. Denn Ende 2024 läuft ein Transitabkommen zwischen Russland und der Ukraine aus, das den Gasfluss dorthin geregelt hatte. Die drei Länder müssten dann zumindest teilweise über das deutsche Erdgasnetz versorgt werden. Das wäre ein Preistreiber. Was bedeutet das aber für die Verbraucher? Schwer zu sagen! Vor allem, wann es den Einzelnen trifft. Denn da hängt viel vom Versorger ab, bei dem man seinen Liefervertrag abgeschlossen hat. Normalerweise kaufen Versorger wie Stadtwerke ihr Gas in unterschiedlichen Tranchen zu verschiedenen Zeitpunkten ein, teils weit im Voraus als sogenanntes Termingeschäft. An den Endverbraucher wird dann ein Mittelwert aus diesen Bezugspreisen weitergegeben. Je nachdem, wie geschickt oder auch glücklich ein Versorger Erdgas einkauft, kommen Preisveränderungen bei den Kunden an. Bis dahin ist oft viel Zeit vergangen – und der Gaspreis kann schon viele weitere Kapriolen geschlagen haben. Wer sich genauer mit der Entwicklung der Gaspreise, aber auch der Strompreise, befassen will, der kann das beispielsweise seit kurzem über die Datenplattform Smard der Bundesnetzagentur tun. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Dirk Vilsmeier | Der russische Angriff auf die Ukraine hat Deutschland bei der Gasversorgung hart getroffen. Mittlerweile ist die Versorgung so sicher, dass die neuen LNG-Terminals nur zur Hälfte ausgelastet sind. Die Preise haben sich trotzdem nicht entspannt. | [
"Energie",
"LNG-Terminals",
"Erdgas"
] | wirtschaft | 2024-10-05T10:14:16.628639+00:00 | 2024-10-07T09:41:35.370246+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/lng-und-co-gasversorgung-in-deutschland-gesichert-aber-nicht-billig,UQDL9LX |
Retzstadt: 18-Jähriger richtet Laserpointer auf fahrende Autos | Eine Streifenbesatzung der Karlstadter bemerkte gegen 1.15 Uhr am Ortsende von Retzstadt einen grellen grünen Lichtstrahl bemerkte, der immer wieder auf die Hauptstraße geleitet wurde, auf der noch reger Verkehr herrschte. Als sich die Polizisten auf die Suche nach dem Verursacher der Lichtquelle machten, hielt der Lichtstrahl plötzlich direkt auf den Streifenwagen zu, so dass die beiden Beamten durch das Licht stark geblendet und leicht verletzt wurden. Die Polizisten konnten einen 18-jährigen als Verursacher ermitteln. Bei ihm fanden sie einen leistungsstarken Laserpointer, der eingezogen wurde. Laut Polizeiinspektion Karlstadt hatte der junge Mann von seinem Zimmerfenster aus den Laserstrahl auf Passanten und Fahrzeuge gehalten. Gegen den 18-Jährigen laufen nun Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr. | Marcus Filzek | Am Ortsausgang vor Retzstadt hat ein 18-Jähriger heute vorbeifahrende Autofahrer mit einem Laserpointer geblendet. Er blendete sogar die Polizei, bevor er festgenommen wurde. | [
"Landkreis Main-Spessart",
"Laserpointer",
"Straßenverkehr",
"Retzstadt",
"Polizeipräsidium Unterfranken",
"Polizei"
] | bayern | 2018-07-29T09:06:00.126764+00:00 | 2018-07-29T09:06:00.126764+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/retzstadt-18-jaehriger-richtet-laserpointer-auf-fahrende-autos,QzB4rGG |