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2012-02-29 23:00:00
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243
Abschied von James Grieve und Goldstar? Hitze stresst Obstbäume
Rund 300 Obstbäume haben Johannes und Markus Wenninger in idyllischer Lage über dem niederbayerischen Isartal in Thürnthenning bei Dingolfing. Der Blick in die Baumkronen aber verheißt nichts Gutes. Manche Bäume tragen keinen einzigen Apfel, andere nur wenige. Das nasskalte Frühjahr und der trockene Sommer 2023 mit Hitzerekorden haben den alten Obstbäumen zugesetzt. "Wenn man in die Kronen schaut - und wir stehen am Anfang der Ernte - dann sieht man, dass nichts oben hängt beziehungswiese nur minimaler Bestand da ist, den wir heuer verwerten können," sagt Markus Wenninger. Auf dem Biobetrieb in Niederbayern betreiben sie auch eine Kelterei, in der sie die eigenen, aber auch angelieferte Äpfel und Birnen im Lohnverfahren für Kunden zu Säften verarbeiten. Doch die Obstpresse steht still. Weil auch aus den Privatgärten kaum Obst angeliefert wird, musste der erste Termin zum Pressen von Obst ganz abgesagt werden. "Am zweiten und dritten Termin haben wir dann 300 bis 500 Liter Tagesleistung gefahren. Was eigentlich unserer Stundenleistung entspricht", erklärt Johannes Wenninger, zuständig für die Obstpresse. Auch auf einer der größten Obstplantagen Südbayerns, im Lehr- und Beispielsbetrieb des Bezirks Niederbayern in Deutenkofen bei Landshut, kämpfen sie mit dem Klimawandel. Betriebsleiter Hans Göding, der sich seit Jahren auf der 20 Hektar großen Plantage mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den heimischen Obstanbau beschäftigt, präsentiert uns auf der Plantage Äpfel mit Sonnenbrand. "Hier ist das Fruchtfleisch im wahrsten Sinn des Wortes verbrannt" erklärt der Fachmann an Äpfeln, deren Oberfläche dunkle Flecken haben und die dort zu faulen beginnen. "Durch Einwirkung von mindestens 42 Grad über mehrere Stunden werden Eiweiße im Fruchtfleisch zerstört, und dieser Schaden ist nicht mehr reparabel", erklärt der Experte. Ein Apfel mit typischem "Sonnenbrand". Hier ist das Fruchtfleisch im wahrsten Sinn des Wortes verbrannt, erklärt der Experte Andere Bäume haben wegen der Hitze und Trockenheit aus Selbstschutz das Obst schon frühzeitig als unbrauchbare kleine Früchte abgeworfen – um sozusagen Energie für den Selbsterhalt zu sparen. Manche Apfelbäume kommen mit dem sich verändernden Klima nicht zurecht. Für sie ist es zu trocken, zu heiß oder auch zu stürmisch. Beliebte alte Sorten wie James Grieve oder Cox Orange dürften bei uns wegen der klimatischen Veränderungen keine große Zukunft mehr haben, glaubt der Experte. Hier in dem Versuchsbetrieb aber gibt es erste Erfolge mit neuen Sorten, deren Bäume besser mit extremer Hitze und Trockenheit zurechtkommen und auch heuer ordentliche Erträge liefern: Aber das Problem ist, so Betriebsleiter Hans Göding: "Viele Auswirkungen des Klimawandels werden uns einfach überholen. Das heißt: Die Sorte, die heute marktfertig ist und die vom Kleingartenbesitzer gekauft werden kann, die kommt mit den jüngsten Veränderungen und Dramatisierungen des Wettergeschehens möglicherweise nicht mehr zurecht." Deshalb gehen sie in Deutenkofen jetzt einen ganz neuen Weg. Hier entsteht eine der ersten Agri-PV-Anlagen für Obstbäume. Die ersten Stahlträger dafür sind bereits in den Boden gerammt. Die lichtdurchlässigen PV-Module, die hier in den nächsten Wochen installiert werden, sollen Strom liefern, sagt Göding: "Und drunter sind die Bäume, die aber zumindest vor Hagel und Starkregen geschützt sind und vielleicht auch ein paar Grad kühler darunter gedeihen können." So könnten auch kostbare Flächen besser genutzt werden, sagt der Experte. Die Agri-PV-Anlage über Obstbäumen soll bereits bald in Betrieb gehen. Bis es belastbare Ergebnisse gibt, wie sich das auf die Obstplantage auswirkt, wird es allerdings Jahre dauern. Hier entsteht eine der ersten Agri-PV-Anlagen für Obstbäume. Unter den Solarmodulen sollen die Obstbäume Schutz finden. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Harald Mitterer
In Bayern hat die Obsternte begonnen. Manche Obstbauern berichten von 50 Prozent Ernteeinbußen im Vergleich zum Vorjahr. Obstbäumen macht der Klimawandel zu schaffen. In Niederbayern werden neue Sorten und Solarmodule über Plantagen getestet.
[ "Hitze", "Obstbauern", "Ernte", "Klimawandel", "Äpfel", "Deutenkofen", "Streuobstwiesen", "Obst", "Niederbayern" ]
bayern
2023-09-28T03:52:01.653136+00:00
2023-09-29T08:16:52.052853+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/abschied-von-james-grieve-und-goldstar-hitze-stresst-obstbaeume,Tr4pnZd
Verteidigung als Schulfach: Lettland als Vorbild für Bayern?
Die Aufrüstung beginnt in Lettland schon im Klassenzimmer. Seit diesem Schuljahr haben alle Schülerinnen und Schüler der zehnten und elften Klassen verpflichtend Verteidigungsunterricht. Dabei lernen sie den Umgang mit Schusswaffen – und wie man sich im Gelände nur mit einem Kompass orientiert. Ist so etwas auch in Bayern denkbar? Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, Simone Fleischmann, hat Verständnis für solche Gedankenspiele. Wenn, dann müsse aber die psychologische Komponente eine entscheidende Rolle spielen, sagte sie im BR24 Thema des Tages: "Wenn wir uns über Selbstverteidigung im kriegerischen Bereich unterhalten, dann gibt es die eine Ebene, die da heißt: Ich kann mich im Wald orientieren, ich kann ein Maschinengewehr bedienen oder aber kriegstauglich sein. Wenn man das machen möchte, so wie das in Lettland jetzt auf der Agenda steht, dann bin ich der Meinung, dass man aber auch die psychologische Kompetenz schulen muss." Fleischmann zielt dabei auf Fragen ab, wie: Was macht das mit mir, wie sehr macht mir das Angst, dass der Krieg vor meiner Haustüre ist? Wie gehe ich mit diesen Ängsten und Emotionen um? "Das sehe ich dann auch als wichtige Element in diesem Fach", so die Lehrerverbandspräsidentin. Während Lettland direkt an der Grenze zu Russland in der Verteidigung auch schon bei Kindern im Schulalter aufrüstet, sieht Fleischmann die Chancen bei uns eher im Kopf: Man dürfe in der Schule keinesfalls "auch nur einen Schritt zurückgehen", betonte die BLLV-Präsidentin, sondern müsse in der Demokratiebildung von Kindern und Jugendlichen mehrere Schritte vorausgehen. Nach ihrer Ansicht müssten Schulen nun aufstehen "und die Demokratiebildung in die Mitte unseres Auftrags rutschen" und sie appellierte an Lehrerinnen und Lehrer: Die politische Bildung brauche aufrechte Pädagoginnen und Pädagogen, die sich was "trauen" und "nicht nur den Pytagoras unterrichten". Angesichts der sicherheitspolitischen Zeitenwende und der Kriege in Europa und Nahost setzt das bayerische Kultusministerium die bereits seit 2010 bestehende Kooperation mit der Bundeswehr fort, wonach Jugendoffiziere auch ins Klassenzimmer kommen. Fleischmann ist es dabei wichtig zu differenzieren: Man habe damit in den vergangenen Jahren viel Erfahrung hinsichtlich der Berufsorientierung gesammelt. Der Besuch von Jugendoffizieren sei "ein sehr heißes Thema": Heute, mit einem Krieg vor der Haustüre, der allen auch Angst mache, sei das in einem anderen Zusammenhang zu sehen. Daher appellierte sie an Lehrerkolleginnen und -kollegen einen Besuch der die Bundeswehr "mit dem Kollegium am besten noch mit der Schülerkonferenz und den Eltern zusammen" gründlich vorzubereiten. Es sei ganz entscheidend zu wissen, "um was es da geht". Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Dominik Einzel
Angesichts der russischen Bedrohung setzt Europa auf Wiederaufrüstung. In Lettland ist Verteidigung nun Schulfach. Kann das ein Beispiel für Bayern sein? Die Präsidentin des Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Fleischmann setzt auf Demokratiebildung.
[ "BLLV", "Demokratiebildung", "Schulfach", "Lettland", "Verteidigung" ]
deutschland-welt
2025-03-20T10:13:22.985843+00:00
2025-03-20T10:13:22.985843+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/verteidigung-als-schulfach-lettland-als-vorbild-fuer-bayern,UfxvbZR
Hitzeschutz für Risikogruppen: Große Aufgabe für Bayerns Kreise da immer mehr Hitzetage
Wenn Leiterin Jana Schat morgens in die Kinderkrippe "Rappelkiste" in Regensburg kommt, lüftet sie als Erstes durch. Die Kita ist in einem Gebäude mit Flachdach untergebracht. Drinnen wird es schnell sehr warm. Schat öffnet alle Fenster und Türen, dann stellt sie Ventilatoren auf, um die warme Luft nach draußen zu blasen. Dazu werden die Schlafräume der Krippe mit einem mobilen Klimagerät gekühlt. "Damit kriegen wir den Raum ungefähr drei, vier Grad runtergekühlt. Und wenn die Kinder um 12 Uhr ins Bett gehen, haben sie erst mal eine gute Atmosphäre und auch ein gutes Klima zum Einschlafen", sagt die Erzieherin. Nachmittags können die Kinder dann im Planschbecken oder auf einer Matte mit Wasser spielen und werden regelmäßig zum Trinken ermuntert. Eine Analyse von BR Data zeigt: Regensburg ist ein Hotspot in Bezug auf Hitzetage, an denen es über 30 Grad heiß wird: Zwischen 1991 und 2020 haben die Menschen in der Stadt durchschnittlich neun heiße Tage pro Jahr mehr erlebt als im Vergleichszeitraum von 1961 und 1990 – mehr als in jedem anderen bayerischen Landkreis. Besonders gefährlich ist die Hitze für Kleinkinder und ältere Menschen. Zwar fällt in Regensburg nur etwa jeder fünfte Mensch in diese Altersgruppen, doch die Hitze-Belastung ist im Vergleich zu früher deutlich gestiegen. Neben Regensburg kämpfen auch Würzburg, Kitzingen, Erlangen und Bamberg zunehmend mit Hitzewellen. In den fränkischen Städten wurden zwischen 1991 und 2020 pro Jahr rund sieben Hitzetage mehr als in den 30 Jahren zuvor gemessen. Auch Landshut und Kelheim in Niederbayern und die Stadt München sind in ähnlichem Ausmaß betroffen. In Kaufbeuren und Garmisch-Partenkirchen sind gegenüber dem Vergleichszeitraum mit drei zusätzlichen Hitzetagen pro Jahr vergleichsweise wenige dazugekommen. Zum Glück könnte man sagen, weil in diesen Landkreisen relativ viele Menschen unter drei und über 65 Jahren leben, die zu den altersbedingten Risikogruppen zählen. Für die Datenanalyse wurden Zahlen des Deutschen Wetterdienstes für alle bayerischen Landkreise und Daten des jüngsten Zensus ausgewertet, der im Juni veröffentlicht wurde. Das Bewusstsein für die Hitzebelastung von Risikogruppen steigt in den letzten Jahren, meint Johannes Nießen. Er leitet kommissarisch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und ist selbst Arzt. Sind Menschen überhitzt, seien die Warnsignale immer die gleichen, egal ob bei Kindern oder älteren Menschen. "Man spürt Benommenheit, Schwindel, aber auch Übelkeit", erklärt er. Auch ein gerötetes Gesicht, bis hin zu Fieber, und zuletzt Bewusstlosigkeit sind Zeichen für einen Hitzeschlag oder einen Sonnenstich. Gerade in Kitas und Seniorenheimen, aber auch in Krankenhäusern müssten Pflegende und Erziehende auf diese Warnzeichen achten, weil Kinder und Kranke nicht immer selbst auf die Symptome achten können. Das allein reiche aber nicht, so Nießen. "Es sind eben nicht nur die individuellen Maßnahmen, sondern zum Beispiel Schulungsmaßnahmen für Erzieherinnen oder auch für Altenpflegerinnen, damit die lernen, mit dieser besonderen klimatischen Situation umzugehen. Zum anderen muss man natürlich überlegen, dass Baumaßnahmen oder Schatten gebende Maßnahmen nötig sind, um jüngere und ältere Menschen zu schützen." In Regensburg wünscht sich das auch Eleonore Hartl-Grötsch. Sie leitet dort das Amt für Tagesbetreuung von Kindern und würde eine staatliche Förderung für Nachrüstungen beim Hitzeschutz in Einrichtungen für Ältere befürworten. Generell sei in der Stadt Hitze schon lange ein Thema. Für Kitas gäbe es demnach eine Hitze-Checkliste: Hinweise zum Lüften, zu Klimageräten und Getränken stehen darauf, ab 26 Grad in den Innenräumen müssen Temperaturen gemeldet werden. Einzelne Kitas sind bereits voll klimatisiert. Im Rest sind wie in der "Rappelkiste" mobile Klimageräte im Einsatz, um die Temperaturen in den Schlafräumen zumindest leicht senken zu können. "Wir sind an dem Thema dran. Aber es sind noch nicht alle Probleme gelöst." Außerhalb der Kindergärten setzt die Stadt Regensburg beispielsweise auf mehr Bäume oder Trinkbrunnen für den öffentlichen Raum. Außerdem soll das Thema Hitze in der Städtebau-Planung eine größere Rolle spielen. Doch auch damit wird Regensburg ein Hitze-Hotspot bleiben, denn die stark versiegelte "Steinerne Altstadt" von Regensburg heizt sich im Sommer besonders schnell auf und bauliche Veränderungen sind im Weltkulturerbe oft nicht möglich. Um dem zu begegnen, wird gerade gemeinsam mit dem Landkreis ein Hitzeaktionsplan vorbereitet. Solche Hitzeaktionspläne sollen nach Willen des Freistaats alle Kommunen erstellen. Dafür wurde eine Toolbox erstellt, die Kommunen nach dem Baukastenprinzip helfen soll, sinnvolle Maßnahmen für einen Hitzeaktionsplan zu finden. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums erarbeiten immer mehr Kommunen solche Pläne. Allerdings haben die wenigsten bereits einen fertigen Hitzeaktionsplan vorliegen. Das ging im Mai dieses Jahres aus einer Befragung der Kommunen durch die Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel hervor. Hitze Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Constanze Bayer, Andreas Wenleder, Mareike Hoeck
Kleine Kinder und ältere Menschen laufen leicht Gefahr, einen Hitzeschlag oder Sonnenstich zu bekommen. Sie vor Hitze zu schützen, ist für Kommunen eine Herausforderung. Denn Hitzetage gibt es bayernweit immer mehr, zeigt eine Analyse von BR Data.
[ "Oberpfalz", "Sommer", "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung", "Hitzewelle", "Kinder", "Regensburg", "Hitze" ]
bayern
2024-09-06T03:26:21.492753+00:00
2024-09-06T15:42:14.529433+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/hitzeschutz-fuer-risikogruppen-grosse-aufgabe-fuer-bayerns-kreise-da-immer-mehr-hitzetage,UNVDa1v
Enthalten Corona-Impfstoffe Zellen von abgetriebenen Föten?
Es ist ein Gerücht, das sich schon verbreitete, bevor der erste Corona-Impfstoff überhaupt auf dem Markt war. Und auch jetzt taucht die Behauptung immer wieder auf: Werden für die Herstellung von Corona-Impfstoffen Zellen von Embryos verwendet? Werden eigens dafür sogar Embryos abgetrieben? Auf Twitter posten Nutzer Fotos von Produktinformationen des Astrazeneca-Impfstoffes. Dazu schreibt ein User: Nein, Corona-Impfstoffe enthalten keine Zellen von abgetriebenen Föten. Solche Zelllinien werden aber zur Vermehrung des Vektorvirus genutzt. Ein anderer schreibt: "Inhaltsstoffe der AstraZeneca-Impfung: unter anderem genetisch modifizierte Zellen aus Embryo-Nierengewebe. Na dann, angenehmes Impf-Erlebnis, allerseits." Richtig ist, dass die Hersteller der Corona-Vektorimpfstoffe bei der Produktion auch auf Zellen zurückgreifen, die ursprünglich einmal menschlichen Föten entnommen wurden. In Deutschland sind das die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson&Johnson. In einem FAQ auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts, der obersten deutschen Impfstoffbehörde, heißt es dazu: Masern- und Mumpsviren etwa würden auf Bindegewebszellen von Hühnern vermehrt, weil diese sich besonders gut dafür eignen. Röteln- und Windpockenviren hingegen auf menschlichen Zellen. In einer Mail an den #Faktenfuchs betont eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts: Das bestätigt auch Katja Schenke-Layland, Direktorin des Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts an der Universität Tübingen und Mitglied der Zentralen Ethik-Kommission für Stammzellenforschung des Robert Koch-Instituts: Anders als in einem der Tweets behauptet, sind die Zellen also kein "Inhaltsstoff" der Astrazeneca-Impfung. Schenke-Layland erklärt, was es mit den sogenannten "Zelllinien" auf sich hat und wie sie angelegt werden: Welche Zelllinie für einen Impfstoff verwendet wurde, kann jeder selbst nachsehen. Die Information findet sich in der Produktbeschreibung der Impfstoffe, man kann sie auch auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts einsehen: Bei Astrazeneca ist es die Linie 293 HEK. Diese wurde im Jahr 1973 angelegt und geht auf embryonale Nierenzellen zurück. Der Impfstoff von Johnson&Johnson hingegen verwendet die Zelllinie PER-C6. Diese Linie geht auf Netzhautgewebe zurück, das einem Embryo entnommen wurde, der 1985 abgetrieben worden ist. Anders als einer der Twitter-User behauptet, liegt diese Produktinformation allerdings nicht bei jeder Impfung schriftlich vor, wie eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts mitteilt: "Die Produktinformation muss nicht vorgelegt werden, es muss nur aufgeklärt werden. Entweder im Gespräch oder durch ein Dokument." Wer in der Apotheke Arzneimittel kauft, bekomme die Produktinformation immer mitgeliefert. "Das ist bei Impfstoffen insofern anders, als nur Privatpatienten sich den Impfstoff selbst kaufen", so die Sprecherin des PEI. "Deshalb ist es so wichtig, dass das Dokument (und noch viele andere) online verfügbar sind, damit alle, die es möchten, sich vorab das Dokument herunterladen können." Doch warum verwendet man überhaupt Zellgewebe von Embryos und nicht etwa von erwachsenen Menschen? Die Biologin Katja Schenke-Layland erklärt das so: Dass nur manche der Corona-Impfstoffe diese embryonalen Zelllinien verwenden, hat mit der Technologie zu tun, mit der sie den Wirkstoff in die menschlichen Zellen transportieren. Die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson nutzen dafür sogenannte "Vektorviren" oder Trägerviren, die den Wirkstoff in die Zelle transportieren. In diesem Fall sind es abgeschwächte Erkältungsviren, die sich nicht mehr vermehren und dem Menschen nicht mehr gefährlich werden können. Und um diese abgeschwächten Erkältungsviren in großer Anzahl herzustellen, braucht es menschliche Zellen. Anders ist das bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech oder Moderna. Sie nutzen flüssige Nano-Partikel - also kleine Fetttröpfchen - um die mRNA in die Zellen einzubringen. Es gibt auch Stimmen, die es durchaus kritisch sehen, dass Emryonalzellen benutzt werden, um Impfstoffe herzustellen. Dazu gehört etwa die Katholische Kirche, die Abtreibungen grundsätzlich ablehnt. Der Vatikan hat im Dezember 2020 eine sogenannte "Note" herausgegeben, mit dem Titel: "Über die Moralität des Gebrauchs einiger Impfungen gegen Covid-19". Darin wird die Herstellung von Impfstoffen auf Grundlage von Embryonalzellen zwar grundsätzlich verurteilt - in diesem konkreten Fall dürfe der einzelne Gläubige sich aber trotzdem damit impfen lassen. Denn: Fazit: Bei der Herstellung einiger Covid-19-Impfstoffe werden embryonale Zellen eingesetzt. Das ist bei den sogenannten Vektorimpfstoffen von Astrazeneca und Johnson & Johnson der Fall. Die Zellen werden gebraucht, um in ihnen harmlose Erkältungsviren zu vervielfältigen, die den Wirkstoff als sogenannte "Träger-" oder "Vektorviren" in die Zellen transportieren. Dafür werden keine Föten extra abgetrieben. Die Zellen stammen aus dem Gewebe von Embryos, die schon vor Jahrzehnten abgetrieben wurden. Aus diesem Gewebe haben Forscher sogenannte "Zelllinien" hergestellt, die seit Jahrzehnten kultiviert und vervielfältigt werden. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Julia Ley
Tatsächlich nutzen Vektorimpfstoffe Zelllinien, die auf Gewebe von Föten zurückgehen. Man braucht sie, um Viren darin zu vermehren. In der Impfung selbst sind die Zellen nicht enthalten – und Föten werden auch nicht extra dafür abgetrieben.
[ "AstraZeneca", "Vaxzevria", "Coronavirus", "Corona-Impfstoff", "Johnson & Johnson", "Covid-19", "Föten", "#Faktenfuchs" ]
wissen
2021-06-18T05:30:05.304+00:00
2021-06-18T07:58:25.00614+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wissen/enthalten-corona-impfstoffe-zellen-von-abgetriebenen-foeten,SabJ7Nq
Bitterer Ausfall mit Muskelbündelriss: FC-Bayern-München-Neuzugang Joao Palhinha fehlt wochenlang
Das war eine bittere Länderspielreise für Joao Palhinha. Der Sommer-Zugang des FC Bayern München hat sich in der vergangenen Woche im Teamtraining mit der portugiesischen Nationalmannschaft verletzt. Nun gab der deutsche Fußball-Rekordmeister die Diagnose bekannt: Palhinha zog sich einen Muskelbündelriss an den Adduktoren (rechts) zu. Damit wird der Mittelfeldspieler dem FC Bayern in den kommenden Wochen fehlen. Ob der 29-Jährige in diesem Jahr noch einmal zum Einsatz kommen wird, ist sehr fraglich. Damit ist auch klar: Es schlägt die Stunde von Leon Goretzka beim FC Bayern München, denn auch Aleksandar Pavlović fällt aktuell mit einem Schlüsselbeinbruch aus. Der 29-Jährige galt im Sommer als Verkaufskandidat. Neben Goretzka könnte auch Konrad Laimer für Trainer Vincent Kompany eine Alternative vor der Abwehr sein. Für die Bayern steht am Freitag (20.45 Uhr/live in der Radioreportage im BR24Sport Livecenter) zunächst das Derby gegen den FC Augsburg auf dem Programm. Danach folgen der Kracher in der Champions League gegen Paris St. Germain (26.11.) sowie die Topspiele gegen Borussia Dortmund in der Liga (30.11.) und im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen (3.12.). Immerhin hatte es am Montag gute Nachrichten von Pavlovic gegeben: Der Nationalspieler absolvierte rund einen Monat nach seinem Schlüsselbeinbruch, den er sich im Spiel gegen den VfB Stuttgart zugezogen hatte, schon wieder Teile des Mannschaftstrainings. Wann Pavlovic jedoch wieder spielen kann, ist offen. Ursprünglich waren die Münchner davon ausgegangen, dass er im Jahresendspurt fehlen wird. Palhinha war im Sommer für 50 Millionen Euro vom FC Fulham zum deutschen Rekordmeister gewechselt, hatte zunächst aber mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Erst durch die Verletzung von Pavlovic war Sechser Palhinha in der Mittelfeldzentrale neben dem gesetzten Joshua Kimmich in die Startformartion der Münchner gerückt. Nun könnte Goretzka der nächste Nutznießer sein. Mit Material von SID Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.
BR24Sport
Dem FC Bayern München gehen gerade die defensiven Mittelfeldspieler aus. Nach Aleksandar Pavlovic fällt nun auch der Sommer-Zugang Joao Palhinha wochenlang aus. Somit schlägt die Stunde eines lang Verschmähten.
[ "Fußball", "Joao Palhinha", "Bundesliga", "FC Bayern München", "Oberbayern" ]
sport
2024-11-19T10:42:24.1407+00:00
2024-11-19T12:27:46.695879+00:00
https://www.br.de/nachrichten/sport/bitterer-ausfall-mit-muskelbuendelriss-fc-bayern-muenchen-neuzugang-joao-palhinha-fehlt-wochenlang,UUZGIGX
Wie kann der Hochwasserschutz Bayern gelingen?: Weniger Beton, mehr Grün
In der oberbayerischen Gemeinde Piding im Berchtesgadener Land kam der Gemeinderat kürzlich zu einem überraschenden Abstimmungsergebnis. Mit einer knappen Mehrheit kippte er ein geplantes Gewerbegebiet mit knapp 40.000 Quadratmetern auf der grünen Wiese – eine Fläche, die bei Starkregen schnell unter Wasser steht. Doch ein verhindertes Gewerbegebiet ist in Bayern eher eine Ausnahme als die Regel. Im Vergleich mit allen anderen Bundesländern ist der Flächenverbrauch in Bayern am höchsten. Obwohl die Staatsregierung im Koalitionsvertrag anstrebt, nicht mehr als fünf Hektar pro Tag zu verbauen, werden täglich knapp elf Hektar Boden zubetoniert, das entspricht einer Größe von etwa 15 Fußballfeldern. Rund die Hälfte davon wird versiegelt: betoniert, asphaltiert, gepflastert, bebaut oder anderweitig befestigt. Einmal versiegelter Boden lässt sich nur schwer wieder in seinen ursprünglichen Zustand umwandeln. Einer aktuellen Erhebung der Universität Würzburg zufolge ist die Bodenversiegelung pro Einwohner in Städten geringer als auf dem Land. Die Spanne reicht von 73 Quadratmeter pro Einwohner in München bis hin zu 3.200 Quadratmeter, dem Höchstwert in Ramsau bei Berchtesgaden. In Großstädten werden Siedlungsflächen also deutlich besser genutzt. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in Bayern durchschnittlich zu 50,9 Prozent versiegelt (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt). Einmal versiegelte Flächen können kein Regenwasser mehr aufnehmen. Umgekehrt nimmt naturbelassener Boden durch seine Schwammfunktion Niederschlag auf und gibt ihn ganz langsam wieder ab. "Auf einer Wiese verdunsten fast zwei Drittel des Regenwassers und rund ein Viertel versickert", sagt die Geographin Anne von Streit von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. So könne sich auch wieder neues Grundwasser bilden. Doch wenn Regenwasser auf asphaltierten oder zugebauten Oberflächen rasch abfließt, ist die Kanalisation schnell überfordert. Das Wasser fließt dann wild im Straßenraum ab und überflutet Keller und Erdgeschosse. Das ist heuer in Bayern oft passiert. Hinzu kommt: Starkregen wird künftig häufiger auftreten. Das ist inzwischen Konsens in der Klimaforschung. Die Hochwasser-Gefahr durch Starkregen werde aber von vielen Kommunen unterschätzt. In einem interdisziplinären Forschungsteam entwickelt Anne von Streit deshalb Sturzflut-Risiko-Karten für Kommunen im südlichen Oberbayern. Die beiden Pilot-Gemeinden Weilheim und Garmisch-Partenkirchen sollen ihr Überflutungsrisiko kennen, besonders, wenn neu gebaut wird. Dabei sei es wichtig, "Flächenvorsorge und eine wassersensible Siedlungsplanung" zu betreiben. Dazu gehört, zuerst die möglichen Überflutungszonen zu kennen, dort auf Neubauten zu verzichten oder mit erhöhten Hochwasserschutz-Maßnahmen zu planen. Zu den Maßnahmen gehörten etwa natürliche Wasserspeicher, wie Grünstreifen, Mulden, begrünte Dächer und Fassaden sowie Parkplätze auf Schotter oder Rasengittersteinen. Außerdem könne man Anne von Streit zufolge auch im Bestand ansetzen und zum Beispiel Parkplätze und Höfe entsiegeln und in Schotter-Plätze umwandeln. Für die Landtags-Grünen und Umweltverbände ist der Flächenverbrauch in Bayern schon lange ein Ärgernis. Angesichts der Klimaveränderungen fordert der Bund Naturschutz Kommunen zum Umdenken auf. "Es gibt einige Gemeinden in Bayern, die sagen, wir begrenzen uns, wir definieren, wo brauchen wir Flächen zur Erholung, für den Wasserrückhalt, für die Freizeit oder für die Landwirtschaft und wo können wir überhaupt noch bebauen", sagt der Vorsitzende des Bund Naturschutz, Richard Mergner. Dazu gehöre auch ein Verständnis dafür, wenn es nicht mehr weitergeht. Dann müssten Kommunen eben die vorhandenen Flächen besser auslasten. Der Bund Naturschutz fordert von der Staatsregierung unter anderem, dass sich Städte und Gemeinden zum Erhalt der freien Landschaft verpflichten müssen. Außerdem sollte die Landesregierung den Flächenverbrauch halbieren und letztlich auf null bringen. "Flächenrecycling muss Vorrang haben und gefördert werden", so Mergner. Unter Flächenrecycling versteht man die Wieder- oder Umnutzung bestehender Flächen und Gebäude. Dem bayerischen Umweltministerium zufolge können Städte und Gemeinden viel tun, um ihre Infrastruktur den Klimaveränderungen anzupassen, ohne große Mehrkosten. Dazu gibt es viele staatliche Förderprogramme, die müssten nur genutzt werden. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Theresa Momsen
Achtmal so groß wie der Bodensee ist die versiegelte Fläche in Bayern. Die luftdichten Böden können kein Regenwasser aufnehmen, das Hochwasserrisiko steigt. Doch Kommunen können vorbeugen: durch weniger Versiegelung und natürlichen Hochwasserschutz.
[ "Überschwemmungen", "Flächenversiegelung", "Hochwasser", "Bayernthema", "Oberbayern" ]
bayern
2021-10-12T03:08:26.938756+00:00
2021-10-12T13:47:51.346946+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/wie-kann-der-hochwasserschutz-bayern-gelingen-weniger-beton-mehr-gruen,SlXEibq
Vegetarisch grillen – schmackhafte Tipps für Gemüse, Tofu und Co.
Fleisch und Würstchen gehören zu den beliebtesten Lebensmitteln auf dem Grill, wie der Grillkompass 2024 - eine Umfrage im Auftrag des Forums Moderne Landwirtschaft - zeigt. Gemüse kommt mit knapp 35 Prozent auf den Grill und Fleischersatzprodukte bilden mit vier Prozent das Schlusslicht beim Grillgut. Dabei kann auch das Grillen von Gemüse, Tofu oder von vegetarischem Grillgut eine leckere Alternative sein - such für Fleischesser. Lange Zeit mussten sich Veganer und Vegetarier bei Grillpartys mit den Beilagen wie Salaten oder einem verirrten Maiskolben vom Grill zufriedengeben. Die beliebteste Beilage ist Brot mit 71 Prozent, gefolgt von Kartoffelsalat mit 67 Prozent und grünem Salat mit 59 Prozent, so die Ergebnisse des Grillkompasses. Ein recht schlichtes Vergnügen für Menschen, die auf Fleisch verzichten wollen. Dabei lässt sich Gemüse auf vielfältige Art und Weise zubereiten. Zudem gibt es eine große Palette von Fleischersatz und anderen vegetarischen Produkte für den Grill. Besonders gut schmeckt Gemüse und Tofu, wenn es vorher einige Stunden lang mariniert wird. Wer ganz spontan zum Grillen geht, nimmt die Marinade mit und bestreicht die Gemüsespieße kurz vorher. Für eine mediterrane Marinade kann man Olivenöl, Salz und Pfeffer mit Salbei, Rosmarin, Thymian oder anderen typischen Mittelmeerkräutern mischen. Für eine fernöstliche Marinade mischt man Öl mit Sojasoße, gehackter Chilischote, Honig und Wasabi. Zum Marinieren eignet sich neben Gemüse auch milder Käse oder weißer Tofu. Sehr würziger Käse wie der zypriotische Halloumi oder Räuchertofu schmecken auch pur. Wenn man sowohl Fleisch als auch Gemüse grillt, sollte man die Garzeiten beachten. Das Gemüse gehört zuerst auf den Grill, denn es braucht länger als das Fleisch. Schneiden Sie das Gemüse nicht zu dick, damit es nicht so lange brutzeln muss. Wer es etwas ausgefallener möchte, kann Salatherzen auf den Grill legen, garniert mit Granatapfelkernen. Oder wie wäre es mit gegrilltem Obst? Ein paar Ideen: 33 Prozent der Deutschen gaben laut Grillkompass 2024 an, mindestens ein- bis fünfmal im Jahr zu grillen. 20 Prozent grillen im Schnitt sechs- bis zehnmal im Jahr. 21 Prozent aller Befragten gaben aber auch an, niemals zu grillen. Ist das Lieblingshobby der Deutschen in Gefahr? Die Abendschau im BR Fernsehen hat sich auf der Straße umgehört ... Vegetarisch Grillen Dieser Artikel ist erstmals am 9. Mai 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Marlene Riederer
Kaum steigen die Temperaturen, beginnt in den Gärten die Grillsaison. Doch es muss nicht nur Fleisch sein: Auch vegetarisches Grillgut wie Gemüse, Tofu und sogar Obst schmeckt mit Röstaroma hervorragend. Ideen und Tipps.
[ "Vegan", "Vegetarier", "Grillen", "Rezept", "Ernährung" ]
wissen
2025-06-10T09:56:37.10812+00:00
2025-06-10T09:56:37.10812+00:00
https://www.br.de//nachrichten/wissen/vegetarisch-grillen-leckere-tipps-fuer-gemuese-tofu-und-co,UAOAxR8
Rathaus-Probleme in Bad Wörishofen: Gut 40 Mitarbeitende weg
Mehr als 40 Personen sollen es laut mehreren Medienberichten sein, die seit 2020 das Rathaus Bad Wörishofen als Arbeitsplatz verlassen haben. "Sollen", weil aus dem Rathaus bis jetzt keine offizielle Bestätigung dieser Zahl vorliegt. Dass es Probleme mit dem Personal im Rathaus der Kneippstadt gibt, ist laut einer am Montag, 7. August, veröffentlichten Pressemitteilung aber klar: "Eine viel zu hohe Anzahl an Beamten und Angestellten haben in der Zeit von 2020 bis zum heutigen Tag dem Rathaus den Rücken gekehrt. Wir möchten an dieser Stelle klar zum Ausdruck bringen, dass sich der gesamte Stadtrat, gemeinsam mit dem Zweiten, wie auch der Dritten Bürgermeisterin, hinter die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung stellen und diese nicht alleine lässt", heißt es. Veröffentlicht wurde die Mitteilung vom Zweiten Bürgermeister, Daniel Pflügl (Grüne), und im Namen des gesamten Stadtrates, einschließlich der CSU-Fraktion. Dritte Bürgermeisterin ist die stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende Michaela Bahle-Schmid. Stefan Welzel (CSU) taucht als Erster Bürgermeister in der Mitteilung nicht auf. Er ist im Moment im Urlaub und erst am kommenden Montag wieder im Rathaus. Es gehe darum, alle an einen Tisch zu bekommen, sagte Pflügl. "Der Stadtrat wird geschlossen eine Sondersitzung zum Ende der Sommerpause beantragen", schreibt er in der Pressemitteilung und weiter: "Dort soll, nach vollständiger Information des Gremiums, über Lösungen beraten und entschieden werden." Auf die Frage, ob der Stadtrat sich damit gegen den Bürgermeister stelle, sagte Pflügl dem BR-Studio Landsberg-Mindelheim: "Die Beantragung der Sondersitzung ist keine Aktion gegen den Bürgermeister, sondern eine Aktion für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es geht darum, zusammen mit dem Bürgermeister zu erörtern, was im Rathaus schiefläuft und was wir daran verändern bzw. zum Besseren wenden können." Stand heute (10. August) ist der Antrag zur Einberufung der angekündigten Sondersitzung noch nicht beim Bürgermeister abgegeben. Laut Daniel Pflügl wird dies voraussichtlich nächste Woche passieren. Ist er abgegeben, muss es laut Gemeindeordnung für den Freistaat schnell gehen: "Die Sitzung muss spätestens am 14. Tag nach Beginn der Wahlzeit oder nach Eingang des Verlangens stattfinden", steht dort im Artikel 46 (2). Warum so viele Menschen das Rathaus verlassen haben, dazu wollte sich Pflügl vor der Sondersitzung nicht äußern. Personalreferentin und Stadträtin Doris Hofer (Grüne) sagte dem BR, dass ganz allgemein eine hohe Fluktuation beim Personal immer ein Zeichen beträchtlicher Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation sei. "Meist mangelt es an Wertschätzung und Kommunikation. Wer unzufrieden ist, hat bei der derzeitigen Lage am Arbeitsmarkt schnell gute Alternativen – bei anderen Gemeinden oder in Landratsämtern – und nutzt diese eben auch. Wer eine gute Bindung an seinen Arbeitgeber hat, sich wertvoll fühlt und in einer positiven Atmosphäre arbeitet, der bleibt", sagt Hofer. Erst im Mai 2023 erteilte Bürgermeister Welzel seinem Kämmerer, Tim Hentrich, kurzfristig Zutrittsverbot zum Rathaus, hob es dann aber wieder auf. Wie es jetzt mit den aktuellen Personal-Problemen im Rathaus weitergeht, wird sich nach der Sondersitzung zeigen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Monika Haugg
Die Personalsituation im Rathaus in Bad Wörishofen ist seit Jahren angespannt. Jetzt reagiert der gesamte Stadtrat und wird laut einer Pressemitteilung eine Sondersitzung beantragen. Fehlt es im Rathaus an Wertschätzung und Kommunikation?
[ "Sondersitzung", "Streit", "Personaldebatte", "Personal", "Personalmangel", "Rathaus", "Bad Wörishofen", "Schwaben" ]
bayern
2023-08-10T10:37:21.953652+00:00
2023-08-10T12:39:14.357586+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/rathaus-probleme-in-bad-woerishofen-gut-40-mitarbeitende-weg,TmRG88M
Dr. Oetker ruft Smoothies wegen Schimmelpilzgift-Verdacht zurück
Das Nahrungsmittelunternehmen Dr. Oetker ruft Smoothies im Schälchen wegen möglicher Schimmelpilzgifte vorsorglich zurück. Grund seien Rückstände des von Schimmelpilzen gebildeten Stoffes Patulin, die in dem Produkt "Smoothie Bowl mit Erdbeer, Banane, Aronia und Leinsamen" enthalten sein könnten, teilte das Unternehmen mit Sitz in Bielefeld mit. Die gesundheitlich bedenkliche Substanz könne zu Übelkeit, Erbrechen und Verdauungsstörungen führen. Daher sollten Kunden den Rückruf unbedingt beachten und den Smoothie nicht verzehren, heißt es in der Mitteilung. Betroffen sei Ware mit dem Verfallsdatum 23.4.2024. Das Produkt sei in Deutschland, Österreich und Finnland ab Januar in den Verkehr gebracht worden. Es könne gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgegeben werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Weil sich Schimmelpilzgifte darin befinden können, ruft Dr. Oetker seinen "Smoothie Bowl mit Erdbeere, Banane, Aronia und Leinsamen" zurück. Kunden sollten das Produkt nicht verzehren. Bei Rückgabe wird der Kaufpreis erstattet.
[ "Erdbeere", "Aronia", "Leinsamen", "Smoothie Bowl", "Banane", "Smoothie", "Rückruf", "Dr. Oetker" ]
wirtschaft
2024-03-06T19:22:45.859094+00:00
2024-03-06T19:22:45.859094+00:00
https://www.br.de//nachrichten/wirtschaft/dr-oetker-ruft-smoothies-wegen-schimmelpilzgift-verdacht-zurueck,U6Giual
Münchner Polizei hebt Fälscherwerkstatt für Impfpässe aus
Durch Zufall ist die Münchner Polizei einem mutmaßlichen Impfpass-Fälscher auf die Schliche gekommen. Als die Einsatzkräfte wegen anderer Ermittlungen Wohnung und Lagerstätten des 33-Jährigen durchsuchten, stießen sie auf eine Fälscher-Werkstatt und 100 Blanko-Impfpässe. Eigentlich hatte das Betrugskommissariat die drei Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt, weil der 33-Jährige im Verdacht stand, mit gefälschten Marken-Socken zu handeln. Als die Beamtinnen und Beamten am Montag deshalb die Wohnung und zwei angemietete Lagerstätten des Münchners durchsuchten, entdeckten sie neben den vermuteten Socken-Imitaten eine Fälscherwerkstatt mit allem, was man zur Herstellung von falschen Impfpässen braucht: 100 entsprechende Blanko-Dokumente, mehrere falsche Arztstempel, einen PC und einen Etikettendrucker. Nach jetzigem Ermittlungsstand hat der arbeitslose 33-Jährige die falschen Impfpässe über das Internet verkauft und zwar im "größeren Ausmaß", wie die Polizei vermutet. Außerdem soll der Beschuldigte auch gefälschte PCR-Tests angeboten haben, entsprechende Listen von Abnehmern wurden auf seinem Computer gefunden. Der bereits wegen anderer Delikte polizeibekannte Münchner wurde nach einer vorläufigen Festnahme wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei spricht von "umfangreichen" Ermittlungen, die jetzt durch das für Fälschungsdelikte zuständige Kommissariat geführt werden. Auch in Memmingen war die Polizei vor Kurzem auf hunderte gefälschte Impfpässe gestoßen. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Frank Jordan
Der Polizei ist in München ein mutmaßlicher Impfpass-Fälscher ins Netz gegangen. Die Beamten stellten 100 Blanko-Impfpässe und einen Etikettendrucker sicher. Die Impfpässe habe der Mann über dass Internet verkauft, berichtet die Polizei.
[ "Coronavirus", "Betrug", "Polizeimeldung", "gefälschte Impfpässe", "Oberbayern" ]
bayern
2021-12-22T15:21:05.946767+00:00
2021-12-23T11:51:17.594309+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/muenchner-polizei-hebt-faelscherwerkstatt-fuer-impfpaesse-aus,SsKif5y
München: Mutmaßlich illegaler Welpenhandel verhindert
Die Münchner Polizei hat einen mutmaßlich illegalen Welpenhandel verhindert. Zeugen hatten bemerkt, dass auf dem Parkplatz einer Tankstelle mehrere Welpen von einem moldauischen Kleintransporter in einen PKW geladen worden waren. Die Einsatzkräfte trafen auf einen 43-Jährigen aus Rumänien und einen 31-Jährigen aus Moldau sowie eine 49-Jährige aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. In deren Auto fanden die Polizisten zwei Welpen. Die Frau erklärte, die beiden Hunde stammen aus einem Tierheim in der Ukraine und seien kostenlos nach Deutschland eingeführt worden. Laut Impfdokumenten sind die beiden Welpen allerdings erst zwei Monate alt und können demnach nicht in die EU eingeführt werden. Die notwendigen Dokumente für die Einfuhr wurden laut Polizei ebenfalls nicht mitgeführt. Der 43-Jährige und der 31-Jährige wurden unter anderem wegen eines Verstoßes gegen das Tiergesundheitsgesetz angezeigt. Die Welpen wurden dem Tierschutzverein München übergeben. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Julia Binder
Zeugen beobachten, wie an einer Tankstelle im Stadtteil Sendling Hunde von einem Kleintransporter in ein anderes Auto verladen werden und rufen die Polizei. Die Beamten stellen die Tiere sicher und ermitteln nun.
[ "Oberbayern", "Illegaler Welpenhandel", "Polizeimeldung", "Tierschutz", "Haustiere" ]
bayern
2024-11-03T14:52:56.945949+00:00
2024-11-03T16:03:58.241593+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/muenchen-mutmasslich-illegaler-welpenhandel-verhindert,UT4ZVAn
Absatzzahlen sinken: Elektroautos als Ladenhüter
Das Interesse an neuen Elektroautos ist bei potenziellen Käufern in Deutschland derzeit gering. Im abgelaufenen Monat wurden 30.762 reine Elektroautos neu zugelassen - 36,8 Prozent weniger als im Juli 2023, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilt. Der Anteil der Stromer an allen Auto-Neuzulassungen in Deutschland im Juli lag bei 12,9 Prozent. Damit bestätigt sich ein Trend. Denn schon seit Monaten stockt der Absatz von Elektroautos, die Neuzulassungszahlen sind deutlich geringer als noch im Vorjahr. Seit Januar wurden in Deutschland knapp 215.000 Elektroautos zugelassen, das entspricht 12,6 Prozent aller Neuzulassungen. In den ersten sieben Monaten des Vorjahres waren es 268.926 Elektroautos, der Anteil an allen Neuzulassungen lag bei 16,4 Prozent. "Der Absatz von Elektroautos entwickelt sich enttäuschend, derzeit sind Elektroautos Ladenhüter", sagt Constantin Gall von der Beratungsagentur EY zu den neuen Zahlen. In weiten Teilen der Bevölkerung gebe es weiterhin erhebliche Vorbehalte gegen Elektroautos. "Die hohen Preise, das sehr überschaubare Angebot an bezahlbaren elektrischen Kleinwagen, der Preisverfall bei gebrauchten Elektroautos werden ebenso kritisch gesehen wie die Reichweiten-Problematik, lange Ladezeiten und die lückenhafte Ladeinfrastruktur", erklärt Gall. An der schlechten Nachfrageentwicklung änderten aktuell auch neue Modelle mit höheren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten nichts. Auch dass die Förderung von E-Autos Ende vergangenen Jahres ausgelaufen ist, dürfte für viele Verbraucher eine Rolle spielen. Bis dahin galt, dass Elektroautokäufer in Deutschland mit einer Gesamtförderung von bis zu 6.750 Euro rechnen könnten, davon kamen 4.500 Euro vom Staat. Als Ergebnis der Haushaltsverhandlungen der Bundesregierung wurde diese Prämie zum 18. Dezember 2023 eingestellt. Die Bundesregierung hatte zuvor das Ziel ausgegeben, dass in Deutschland bis 2030 15 Millionen Elektroautos unterwegs sind. Das Ziel scheint derzeit kaum erreichbar zu sein. Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren mit Stand 1. Januar 1,4 Millionen rein elektrische Autos in Deutschland zugelassen. Insgesamt wurden im Juli den Angaben zufolge 238.263 Neuwagen zugelassen - 2,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. 12,9 Prozent (30.762) der Neuwagen hatten einen reinen Elektroantrieb. Knapp 80.000 Hybride wurden neu zugelassen - ein Plus von 18,4 Prozent. Knapp 15.000 davon waren Plugin-Hybride. "Es bleibt eine große Lücke zum Vorkrisenniveau: So lag der Absatz im Juli um 28 Prozent unter dem Niveau von Juli 2019", analysiert die Beratung EY. Im bisherigen Jahresverlauf wurden in Deutschland demnach fast 500.000 Neuwagen weniger verkauft als im Vergleichszeitraum 2019. Ludwig Hartmann (Grüne) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) stellten sich bei "jetzt red i" den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Mit Informationen von dpa, AFP Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Vor allem die Preise dürften die meisten potenziellen Kunden abschrecken. Ein günstiges Elektroauto gibt es im Grunde genommen nicht. Und so schwächeln die Absatzzahlen der Stromer auch weiterhin. Doch es gibt noch mehr Gründe.
[ "Wirtschaft", "E-Mobilität", "Elektroautos" ]
deutschland-welt
2024-08-05T16:34:18.941925+00:00
2024-08-06T08:46:36.013452+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/absatzzahlen-sinken-elektroautos-als-ladenhueter,UKanOPZ
"Er will, dass wir uns treffen": Trump kündigt Putin-Gespräch an
Der designierte US-Präsident Donald Trump bereitet nach eigenen Angaben ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor. "Er will, dass wir uns treffen, und wir sind dabei, das zu organisieren", sagte Trump in seiner Residenz Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Bei dem geplanten Treffen mit Putin soll es demnach um ein Ende des Krieges in der Ukraine gehen. Trump tritt am 20. Januar sein Amt an. Er hatte im Wahlkampf angekündigt, den Frieden in der Ukraine nach seiner Amtsübernahme "binnen 24 Stunden" wiederherzustellen. Das stieß in der Ukraine auf Skepsis: Kiew befürchtet, dass es zu einer für das Land ungünstigen Vereinbarung gezwungen werden könnte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich zuletzt dennoch zuversichtlich gezeigt, dass der "starke" designierte US-Präsident Donald Trump Russland zu Friedensgesprächen zwingen und den Krieg in der Ukraine beenden könnte. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem US-Podcaster Lex Fridman sagte Selenskyj, dass der Republikaner entscheidend dazu beitragen werde, die Sicherheit der Ukraine zu gewährleisten und den Weg für eine Verhandlungslösung zu ebnen, die auch von den europäischen Staaten unterstützt werde. Russlands Präsident Putin hatte seinerseits Mitte Dezember gesagt, er sei zu einem Treffen mit Trump bereit. Er habe seit mehr als vier Jahren nicht mit Trump gesprochen, sagte Putin Mitte Dezember bei seiner jährlichen Pressekonferenz. "Ich bin dazu bereit, natürlich. Jederzeit." Russland sei bereit für "Verhandlungen und Kompromisse". Die USA sind seit Kriegsbeginn vor knapp drei Jahren mit Abstand der größte Unterstützer Kiews. 65,9 Milliarden Dollar (rund 63,9 Milliarden Euro) an "Sicherheitsunterstützung" hat Washington nach Angaben des Pentagon bislang bereitgestellt. Mit Informationen von AFP Xi Jinping, Donald Trump, Wladimir Putin: Machthaber, die 2025 prägen werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Es soll um ein Ende des Ukraine-Kriegs gehen: Der designierte US-Präsident Trump bereitet laut eigenen Angaben ein Treffen mit Kreml-Chef Putin vor. Der russische Machthaber hatte bereits vor Wochen erklärt, jederzeit für ein Gespräch bereit zu sein.
[ "Ukraine", "Russland", "USA", "Wladimir Putin", "Donald Trump" ]
deutschland-welt
2025-01-10T05:24:44.082+00:00
2025-01-10T12:51:13.531155+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/er-will-dass-wir-uns-treffen-trump-kuendigt-putin-gespraech-an,UZRwkef
Zwei Flüchtlinge aus der Ukraine unter Opfern des Zugunglücks
Mit einer Gedenkfeier haben am Montagabend mehr als 200 Menschen in der Pfarrkirchen Maria Himmelfahrt im Ortsteil Partenkirchen der fünf Todesopfer des Zugunglücks in Burgrain gedacht. Nur wenige Menschen wollten vor oder nach der ökumenischen Zeremonie etwas sagen, es herrschte eine ruhige, gedrückte und nachdenkliche Stimmung. Vereinzelt sah man Menschen, die sich in den Armen lagen. "Wir wollen für die Opfer beten, das ist doch das einzige, was wir machen können", sagte eine Frau, die in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes lebt. Eine andere Frau berichtete von einem bekannten Jugendlichen, der sonst immer in dem Zug fuhr, ihn aber wegen einer Schulveranstaltung dieses Mal verpasst hatte. Ein älterer Mann, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, kannte eine der zwei ukrainischen Frauen, die bei dem Unglück gestorben sind. Die Gedenkfeier wurde wegen der zwei verstorbenen ukrainischen Frauen neben der deutschen auch in der ukrainischen Sprache abgehalten. Das Lied, dass sich die Pfarrer ausgesucht hatten, war "Ich stehe vor Dir mit leeren Händen, Herr" – ein Lied, das auch bei dem Gedenken an die Opfer des Germanwings-Absturzes gespielt worden sei, so der Organist. Morgen soll es ab 10.30 Uhr bei der St.-Irmengard-Schule eine Möglichkeit für Jugendliche geben, sich über das Erlebte auszutauschen, wurde am Ende des Gottesdienstes mitgeteilt. Dabei seien auch zwei Mitglieder des Kriseninterventionsteams vor Ort. Das fünfte Todesopfer war ein Teenager, der aus der Region stammte. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Andreas Herz, BR24 Redaktion
Mehr als 200 Menschen haben am Montagabend bei einem Gedenkgottesdienst der fünf Todesopfer des Zugunglücks von Burgrain gedacht. Zwei der vier getöteten Frauen waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Ein Teenager stammte aus der Region.
[ "Flüchtlinge", "Deutsche Bahn", "Innenminister Joachim Herrmann", "Bergungsarbeiten", "Ukraine", "THW", "Zugunglück", "Garmisch-Partenkirchen", "Burgrain", "Oberbayern", "Mittelfranken" ]
bayern
2022-06-06T19:52:25.128+00:00
2022-06-07T11:46:04.130281+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/zwei-fluechtlinge-aus-der-ukraine-unter-opfern-des-zugungluecks,T7zfalD
Personalmangel: Müssen Kindergärten auf dem Land schließen?
Seit mehr als zehn Jahren haben Kinder in Bayern ab ihrem ersten Geburtstag bis hin zum Schuleintritt einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder in der Kindertagespflege. Doch nach wie vor gibt es viel zu wenige Erzieherinnen und Erzieher, die die Kinder betreuen könnten. Eine der drastischsten Folgen des Erziehermangels wird in Oberbayern sichtbar: Dem Landkindergarten in Sachrang droht nun die Komplettschließung. Die Gemeinde Aschau im Chiemgau fürchtet zudem den Verlust von 50 bis 80 Kita-Plätzen. Ein Kindergarten wie in Astrid Lindgrens Bullerbü: Kunterbunt ist der Kindergarten St. Michael in Sachrang, Ortsteil der Gemeinde Aschau im Chiemgau. Die Einrichtung ist in einem wunderschönen Altbau untergebracht, in dem die Holzdielen knarzen. Auf einem Tischchen steht geschnittenes Obst, und im Garten treiben neben dem Sandkasten schon die ersten Sträucher aus. Doch mit der Idylle könnte es demnächst vorbei sein. Zum 1. Mai droht dem katholischen Landkindergarten die Schließung. Mit dem Landkindergarten noch nicht genug: Sollte sich bis Herbst nicht zusätzliches Kita-Personal für drei andere Einrichtungen in der Gemeinde finden, droht insgesamt der Verlust von 50 bis 80 Kita-Plätzen, bilanziert Aschaus Bürgermeister Simon Frank. Das sei eine Katastrophe. Er werde auch oft beim Einkaufen oder auf der Straße darauf angesprochen, insbesondere von berufstätigen Eltern. In jeder größeren Familie sei jemand betroffen, schildert Frank. Oft müssten beide Elternteile arbeiten, es seien Kredite abzuzahlen, auch die Mietpreise seien hoch. Der Bürgermeister hat zu einem Aktionstag in die Gemeinde geladen, um auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen. Gleichzeitig wirbt Sachrang nun um Personal, insbesondere eine neue Leitung wird ab Herbst gesucht. Rosenheims Landrat Otto Lederer verweist auf die neue Berufsfachschule für Kinderpflege in Rosenheim. Ein erster Schritt, so Lederer. Nun müsse man mit den Erziehern nachziehen. Die Möglichkeit einer Ausbildung in der Region sei immens wichtig, unterstreicht der Rosenheimer Landrat. Der typische Landkindergarten mit rund 20 Plätzen in einer einzigen Gruppe wird es künftig wohl immer schwerer haben, schätzt Simone Tewes vom Kita-Verbund Chiemsee, der Träger des Sachranger Landkindergartens. Bei eingruppigen Kindergärten sei es zum Beispiel Auflage, dass stets zwei Betreuungspersonen anwesend sein müssen. Das bedeute einen großen Personalaufwand und Mehrkosten. Zudem verdiene die Leitung eines eingruppigen Kindergartens unwesentlich mehr. Die Verantwortung sei hingegen enorm, so Tewes. Auch andernorts im Landkreis Rosenheim haben einzelne Gruppen wegen Personalmangel derzeit nicht geöffnet, heißt es seitens des Landratsamts. Meist würden dann innerhalb einer Gemeinde Gruppen zusammengelegt, was nun auch für Sachrang geplant sei. Die komplette Schließung einer Einrichtung hat es bisher im Landkreis Rosenheim noch nicht gegeben. Bürgermeister Frank will sich noch keine Nachnutzung für den schönen Altbau überlegen. "Das bleibt Kindergarten!", ist er sich sicher. Der Elternbeirat verweist darauf, dass das kleine Dorf am Ende des Prientals ohne Kindergarten für junge Familien deutlich unattraktiver werden dürfte. Dass es auch Einrichtungen in Großstädten treffen kann, zeigt ein Beispiel aus der Landeshauptstadt München. Die Großtagespflege "Rehkitz" im Münchner Norden hat wegen zu wenig Kita-Personal Ende vergangenen Jahres die Türen geschlossen. Zehn Kinder und deren Familien mussten sich kurz vor Weihnachten einen neuen Kindergartenplatz suchen. Der Grund: Beide Erzieherinnen hatten gekündigt und der Träger "Akitz!" hatte in einer Zeitspanne von wenigen Wochen keine Möglichkeit, neue Erzieherinnen einzustellen. Die Kündigungsfrist von sechs Wochen sei für die Branche normal, sagt der Träger im Gespräch mit den Eltern. Trotz Betreuungsvertrags hatten die Eltern keinen rechtlichen Anspruch auf einen neuen Platz vonseiten des Trägers. Mittlerweile sind alle zehn Kinder in anderen Einrichtungen untergekommen. Die Räumlichkeiten des "Rehkitz" stehen aktuell leer. In Freising stehen derzeit 680 Kinder auf der Warteliste für Kita- und Hortplätze. "Wir machen alles, was wir können", versicherte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) gegenüber BR24, aber man habe einfach nicht genug Personal. An den Räumlichkeiten fehle es jedenfalls nicht: "Wir haben eine Kita nach der anderen gebaut." Bereits im vergangenen Jahr war die Lage in Freising sehr angespannt. Schon damals hatte Eschenbacher von einem "überregionalen Thema" gesprochen - der Personalmangel sei "eines der drängendsten Probleme unserer Zeit". Dass wegen Personalmangel Gruppen geschlossen werden müssen, bestätigt die Erzdiözese München und Freising für den ihr zuständigen Bereich. Es seien bislang keine Einrichtungen komplett geschlossen worden, wohl aber Gruppen, heißt es auf BR24-Anfrage. Zudem seien zwei nicht ausgelastete Einrichtungen zu einer zusammengelegt worden. Kürzungen von Öffnungszeiten seien eine Möglichkeit, um einem Personalmangel, der auch vorübergehender Art sein kann, zu begegnen, sagt die Erzdiözese. Genauere Zahlen oder Statistiken bayernweit gibt es nicht. Eine Datenerhebung wäre bei mehr als 10.600 Kinderbetreuungseinrichtungen in Bayern mit erheblichem Verwaltungsaufwand verbunden, teilt das bayerische Sozialministerium mit. Das Ministerium verweist darauf, dass Kinderbetreuung eine Aufgabe der Gemeinde im eigenen Wirkungskreis sei. Die Kommunen seien zuständig für die Planungs- und Finanzverantwortung, würden aber vom Freistaat Bayern hierbei unterstützt. Dieser Artikel ist erstmals am 13. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Dagmar Bohrer-Glas, Ursula Giebel, Veronika Beer, Birgit Grundner
Im Chiemgau droht vielen Familien eine Katastrophe: Die Gemeinde Aschau sieht sich gezwungen, einen beliebten Kindergarten zu schließen und in weiteren Einrichtungen Dutzende Plätze zu streichen, sofern sich nicht schnell Erzieherinnen finden.
[ "Krippe", "Landkreis Rosenheim", "Kinderbetreuung", "Kinder", " Oberbayern", "München", "Fachkräftemangel", "Kindergarten", "Kita", "Sachrang", "Aschau im Chiemgau", "Oberbayern" ]
bayern
2024-03-17T08:54:53.009432+00:00
2024-03-17T08:54:53.009432+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/personalmangel-muessen-kindergaerten-auf-dem-land-schliessen,U6ioMrO
Ereignisse im Nahost-Konflikt aus KW 27 im Rückblick
Nach neun Monaten Gaza-Krieg hat die Hoffnung auf ein Waffenstillstandsabkommen wieder einen Dämpfer erfahren. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Abend, ein solches Abkommen müsse Israel die Möglichkeit geben, seine Kämpfe bis zum Erreichen aller Kriegs-Ziele fortzusetzen. Zuletzt hatte die Hamas eine zentrale Forderung fallen gelassen, wonach sich Israel vor Unterzeichnung eines Abkommens zu einem dauerhaften Waffenstillstand verpflichten muss. Bei den Verhandlungen geht es auch um die Freilassung israelischer Geiseln im Gegenzug zu palästinensischen Gefangen. Netanjahu erklärte, ein Abkommen müsse auch den Waffenschmuggel an die Hamas über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten verbieten. Darüber hinaus dürfe die Rückkehr Tausender bewaffneter Kämpfer in den nördlichen Gazastreifen nicht zugelassen werden. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas ist offenbar dazu bereit, ohne eine "dauerhafte Waffenruhe" über die Freilassung von Geiseln und ein Ende des Krieges im Gazastreifen zu verhandeln. Ein ranghohe Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Forderung, dass Israel einer vollständigen Waffenruhe zustimmen müsse, um Gespräche über einen Austausch von Geiseln gegen Häftlinge zu beginnen, sei "überholt". Die Vermittler hätten zugesagt, dass die Waffenruhe für die Dauer der Verhandlungen in Kraft bleibt, sagte er weiter. In der Nähe des israelischen Grenzübergangs Kerem Schalom sind nach palästinensischen Angaben die Leichen von drei Palästinensern gefunden worden. Die Menschen seien mit zusammengebundenen Händen entdeckt worden, teilte das Nasser-Krankenhaus in der Stadt Chan Junis im Gazastreifen mit. Auch weitere Zeugen wollen diese Leichen gesehen haben. Das israelische Militär teilte mit, es prüfe die Berichte. Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und einen Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge sollen einem Medienbericht zufolge in Kairo weitergehen. Ägypten - neben den USA und Katar einer der Vermittlerstaaten - werde schon in diesen Tagen mit allen Seiten intensive Beratungen führen. Das berichtete der staatsnahe Fernsehsender Al-Kahira unter Berufung auf hohe ägyptische Regierungsbeamte.  Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon hat Ziele im Norden Israels angegriffen. In 24 Ortschaften wurde Luftalarm ausgelöst, Einwohner flüchteten sich in Schutzräume. Ein Mensch wurde schwer verletzt, teilt die Polizei mit. Die Hisbollah erklärt, sie habe Raketen auf einen Armeestützpunkt abgefeuert. Die israelische Armee hat ihre Angriffe im Gazastreifen am Sonntag fortgesetzt. Bei einem Angriff auf ein Haus in der Ortschaft Sawaida im Zentrum des Gazastreifens kamen nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds mindestens sechs Menschen ums Leben, darunter zwei kleine Kinder. Neun weitere Menschen wurden nach Angaben von Rettungskräften bei Angriffen in der Stadt Gaza getötet. Auch das Flüchtlingslager Nuseirat wurde demnach - wie schon am Samstag - erneut bombardiert. In ganz Israel haben Demonstranten am Morgen wichtige Verkehrsadern und Autobahnkreuzungen blockiert. Wichtige Kreuzungen waren zur Hauptverkehrszeit zeitweise unpassierbar. Auf der Hauptautobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem zündeten Protestierer Reifen an, bevor die Polizei den Weg freimachte. Mehrere Aktivisten bildeten Mahnwachen vor den Häusern von Ministern. "Totales Versagen! Totales Versagen!", skandierte etwa eine Gruppe vor dem Haus von Kabinettsmitglied Ron Dermer, der zum inneren Kreis von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zählt. Die Demonstranten fordern die Regierung auf, mit der Hamas eine Vereinbarung zur Freilassung der verschleppten Geiseln zu treffen. Außerdem verlangen sie den Rücktritt der Regierung. Nach israelischer Schätzung befinden sich noch etwa 120 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein. Die Proteste sind Teil des sogenannten "Tag des Widerstands", an dem heute an den Überfall der Hamas vor genau neun Monaten - am 7. Oktober 2023 - erinnert werden soll. Höhepunkt soll ein Massenprotest vor dem Militärhauptquartier in Tel Aviv werden. Zum Auftakt eines von Protestgruppen geplanten "Tag des Widerstands" haben sich am Morgen Aktivisten nahe der Grenze zum Gazastreifen versammelt, um schwarze und gelbe Luftballons steigen zu lassen. Das berichtete die "Times of Israel". Die Farbe Gelb dient als Symbol für das Schicksal der von der Hamas entführten Geiseln. Die Ballons waren an Schildern angebracht, die die Gemeinden repräsentieren, die am 7. Oktober - also vor genau neun Monaten - überfallen worden waren. Bereits am Samstagabend hatten zehntausende Menschen bei landesweiten Protesten in Israel gefordert, den wieder in Gang gekommenen indirekten Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen endlich zum Erfolg zu verhelfen. Eine diplomatische Lösung im Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon ist nach Ansicht des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, nicht in Sicht. Israel versuche, dies durch Diplomatie zu erreichen, sagte Prosor den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Es scheint aber so, als würde es jeden Tag mehr eskalieren." Und weiter: "Der Iran will, dass dieser Krieg weitergeht." Der Einsatz israelischer Bodentruppen im Libanon sei nur vermeidbar, so Prosor, wenn die Hisbollah sich hinter den Litani-Fluss zurückziehe, der parallel zur 30 Kilometer entfernten Grenze zu Israel verläuft. Israel müsse "diesen Krieg gewinnen und die Infrastrukturen von Hamas und Hisbollah beseitigen, damit wir wieder in Frieden leben können", sagte der Botschafter. Andernfalls werde Israel keine Ruhe in der Zukunft haben. "Wenn wir es tun, müssen wir es jetzt tun. Die Bevölkerung steht dahinter", zeigte sich Prosor überzeugt. Israel hat im Osten des Libanon offenbar ein Mitglied der radikalislamischen Schiiten-Miliz Hisbollah getötet. Laut der israelischen Armee handelt es sich um einen "Schlüsselakteur der Luftverteidigungseinheit der Hisbollah". Der Mann sei "an der Planung und Ausführung zahlreicher Terroranschläge" gegen Israel beteiligt gewesen und habe dazu beigetragen, das "iranische Waffenarsenal" der Gruppe auszubauen. Die Hisbollah bestätigte die Meldung insoweit, als ein Kämpfer aus der Region getötet worden sei. Aus Hisbollah-nahen Kreisen hieß es, er sei bei einem Drohnenangriff auf sein Auto nahe Baalbek getötet worden. Zehntausende Menschen sind in Tel Aviv für ihre Forderungen auf die Straße gegangen, dass die Geiseln aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden sollen. Damit übten sie weiteren Druck auf die israelische Regierung aus, zu einer Einigung mit der Hamas zu kommen. Teilnehmer der Kundgebung riefen immer wieder: "Abkommen jetzt!" Medienberichten zufolge kam es am Rande der Proteste zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden sowie zu Festnahmen. Bei Luftangriff des israelischen Militärs sollen im mittleren Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen in einer Flüchtlingsunterkunft gestorben sein. Es soll Dutzende Verletzte geben, meist Frauen und Kinder, so berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf örtliche Quellen. Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro spricht von etwa 75 Verletzten. Bei dem getroffenen Gebäude im Flüchtlingsviertel Nuseirat handelte es sich den Angaben zufolge um eine ehemalige Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, die seit Ausbruch des Gaza-Kriegs als Unterkunft Flüchtlinge diente. Das israelische Militär teilte mit, dass es mehrere Kämpfer der Hamas im Areal der UNRWA-Schule angegriffen habe. Das Objekt habe den Terroristen als Versteck und Operationsbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient. Der neue britische Außenminister David Lammy kündigte im Reuters-TV eine neue britische Israel-Politik. Er pocht auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen: "Ich werde alle diplomatischen Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass wir zu diesem Waffenstillstand kommen." Natürlich wolle auch London, dass die Hamas die israelischen Geiseln freilässt. "Aber wenn wir die enormen Verluste an Menschenleben sehen - 38.000 Menschen, Frauen und Kinder - dann müssen die Kämpfe aufhören." Im Gazastreifen sind bei israelischen Angriffen nach palästinensischen Angaben binnen 24 Stunden mindestens 29 Palästinenser getötet und 100 weitere verletzt worden. Unter den Toten seien fünf Journalisten und vier Polizisten, teilen die von der Hamas kontrollierten Behörden mit. Das israelische Militär erklärt, es habe seine Militäroperation fortgesetzt, mehrere bewaffnete Palästinenser getötet, Waffen sichergestellt und unterirdische Bauten zerstört. Zudem habe es eine Raketenbasis der Hamas ausgeschaltet, die sich in einem für humanitäre Zwecke ausgewiesenen Gebiet befunden habe. Die Verhandlungen über eine Feuerpause in Nahost werden nach Darstellung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kommende Woche fortgeführt. In einer Erklärung seines Büros heißt es, zwischen den beiden Parteien bestünden weiter Differenzen. Geheimdienstchef David Barnea sei von den Verhandlungen in Doha nach Israel zurückgekehrt. Ungeachtet der laufenden Verhandlungen über einen Waffenstillstand hat die israelische Armee am Samstag ihre Luftangriffe im Gazastreifen und an der Grenze zum  Libanon fortgesetzt. Laut dem von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen sind in den vergangenen 48 Stunden mindestens 87 Menschen getötet worden. Bei nächtlichen Angriffen seien auch vier Journalisten ums Leben gekommen, die für örtliche Medien arbeiten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNRWA meldete den Tod zweier seiner Mitarbeiter. Mediziner meldeten am Samstag zehn Tote nach einem  Luftangriff im Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens.  In die Bemühungen um die Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der radikal-islamischen Hamas kommt zunehmend Bewegung. Nach indirekten Verhandlungen zwischen der palästinensischen Gruppierung und Israel am Freitag bestätigte am Samstag ein hochrangiges Mitglied der Terrororganisation Hamas gegenüber Reuters, man habe die Forderung fallen lassen, dass Israel sich zunächst zu einem dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen verpflichten müsse. Demnach sei nun in einer ersten, auf sechs Wochen begrenzte Phase eines Abkommens ein befristeter Waffenstillstand vorgesehen, der Lieferungen von Hilfsgütern ermöglichen und den Abzug der israelischen Truppen garantieren solle. 16 Tage nach Beginn der ersten Phase sollten Gespräche über die Freilassung israelischer Geiseln, darunter auch Soldaten und männliche Zivilisten, beginnen, sagte das Hamas-Mitglied weiter. Grundlage der Gespräche ist ein von US-Präsident Joe Biden Ende Mai vorgelegter Plan, der die Freilassung von etwa 120 Geiseln der Hamas und einen Waffenstillstand umfasst. Der akute Treibstoffmangel im Gazastreifen verursacht nach UN-Angaben Stromausfälle in Krankenhäusern und bedroht das Leben von Neugeborenen und Nierenpatienten. Zudem gebe es in der brütenden Sommerhitze Auswirkungen auf die Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen. Die Vereinten Nationen und ihre Partner seien wegen des Treibstoffmangels gezwungen, "unmögliche Entscheidungen" zu treffen, schrieb der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Freitag im Netzwerk X. Allein der Gesundheitssektor im Gazastreifen benötige täglich etwa 80.000 Liter Treibstoff, sagte Tedros. Doch seien am Donnerstag lediglich 90.000 Liter für alle Bedarfe in dem Küstengebiet eingetroffen, was schwierige Entscheidungen bedeute. Derzeit leiteten die Partnerorganisationen der UN begrenzte Treibstofflieferungen an wichtige Krankenhäuser und 21 Krankenwagen des palästinensischen Roten Halbmonds weiter, "um zu verhindern, dass die Versorgung zum Erliegen kommt". Israel und die islamistische Hamas führen nach wochenlangem Stillstand wieder indirekte Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Nach der Rückkehr des israelischen Delegationsleiters David Barnea, Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, von ersten Gesprächen mit den Vermittlern in Doha gab Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu grünes Licht für eine Fortsetzung der Verhandlungen in der nächsten Woche. Das teilte sein Büro mit. Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander verhandeln, fungieren Katar, Ägypten und die USA als Vermittler. Auf dem Tisch liegt ein von den Vermittlerstaaten vorgelegter und von Israel weitgehend gebilligter Stufenplan, der zunächst eine zeitlich befristete Waffenruhe sowie den Austausch von weiblichen, älteren und kranken Geiseln gegen eine größere Zahl von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen vorsieht. Während der Waffenruhe sollen die Seiten über die Beendigung des Krieges und die Freilassung der restlichen Geiseln verhandeln.  Zur Wiederaufnahme der Gespräche kam es, nachdem die Islamisten eine gewisse Flexibilität signalisiert hatten.  Die Vereinten Nationen warnen vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts. Zunehmende Schusswechsel zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel an der Grenze zum Libanon erhöhten das "Risiko eines umfassenden Krieges", teilten die UN mit. "Eine Eskalation kann und muss vermieden werden. Wir betonen erneut, dass die Gefahr einer Fehleinschätzung, die zu einem plötzlichen und größeren Flächenbrand führt, real ist". Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich zu. Israel sieht nach der jüngsten Verhandlungsrunde mit der Hamas über eine Waffenruhe und eine Befreiung von Geiseln noch Unvereinbarkeiten. "Es gibt noch Gräben zwischen den Parteien", sagte der Sprecher von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Freitag nach den Gesprächen der israelischen Delegation unter Leitung von Geheimdienstchef David Barnea mit Vermittlern in Katars Hauptstadt Doha. "Es wurde vereinbart, dass die israelischen Unterhändler nächste Woche nach Doha reisen werden, um die Gespräche fortzusetzen", erklärte er weiter. Ein hochrangiger US-Beamter hatte am Donnerstag erklärt, ein neuer Vorschlag der Hamas bringe den Prozess voran und könne die Grundlage für den Abschluss des Abkommens bilden, auch wenn noch "erhebliche Arbeit" zu leisten sei. Vertreter der militant-islamistischen Hamas haben am Freitag ranghohe Mitgliedern der libanesischen Hisbollah und anderer verbündeter Gruppen getroffen. Die Hisbollah teilte mit, ihr Anführer Hassan Nasrallah habe eine Delegation unter der Leitung des Hamas-Funktionärs Chalil al-Hajja empfangen. In den Gesprächen sei es um die jüngsten Entwicklungen in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und sicherheitspolitische Entwicklungen in der Region gegangen. Die Hamas teilte ebenfalls am Freitag mit, ihr Chef Ismail Hanija habe den Anführer der Gruppe Al-Dschamaa al-Islamija aus dem Libanon empfangen, die mit der Hisbollah verbündet ist. Zudem hätten Hamas-Mitglieder mit Spitzenvertretern der jemenitischen Huthi-Miliz und verbündeter Gruppen aus dem Irak politische Entwicklungen diskutiert. Die Verhandlungen über eine Feuerpause in Nahost werden nach Darstellung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kommende Woche fortgeführt. In einer Erklärung seines Büros heißt es, zwischen den beiden Parteien bestünden weiter Differenzen. Geheimdienstchef David Barnea sei von den Verhandlungen in Doha nach Israel zurückgekehrt. Eine israelische Delegation hat einem Insider zufolge nach Gesprächen mit katarischen Vermittlern über eine Feuerpause im Gazastreifen die katarische Hauptstadt Doha verlassen. Die israelische Delegation sei von Geheimdienstchef David Barnea geleitet worden, sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine Hilfe zugesagt, sollten sich israelische Verhandler in den kommenden Wochen bei indirekten Gesprächen mit der Hamas auf eine Waffenruhe und einen Geiselaustausch einigen. Seine Partei der Nationalen Einheit werde jede vernünftige Abmachung, die zur Rückkehr der von den Islamisten verschleppten Geiseln führe, vollinhaltlich unterstützen, sagte Gantz nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit Netanjahu.  Bei einem Militäreinsatz der israelischen Armee in Dschenin im Westjordanland sind israelischen und palästinensischen Angaben zufolge sechs bewaffnete Kämpfer getötet worden. Das Gesundheitsministerium in Ramallah gab die Zahl der palästinensischen Toten in der Stadt insgesamt mit sieben an. Bei einer Person handelte es sich palästinensischen Angaben zufolge um einen Zivilisten. Israels Armee teilte mit, Soldaten hätten in Dschenin ein Gebäude umstellt, in dem sich Militante verschanzten. Laut Armee kam es in der Gegend zeitgleich zu Schusswechseln mit einer bewaffneten Gruppe. In dem von der Armee umstellten Haus wurden laut Gesundheitsministerium zugleich ein 23-Jähriger sowie ein 19-Jähriger getötet. Die Armee teilte mit, zwei Militante getötet zu haben. Beide waren demnach an einem Angriff beteiligt, bei dem kürzlich ein israelischer Soldat in Dschenin während einer Razzia ums Leben kam. Die Hamas teilte mit, der 30-jährige Getötete sei Mitglied der Terrororganisation. Auch die anderen fünf waren Mitglieder bewaffneter Gruppierungen, darunter des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ). Bei einem israelischen Militäreinsatz im besetzten Westjordanland sind am Freitag nach palästinensischen Angaben fünf Menschen getötet worden. Unter den Toten des Einsatzes in Dschenin im Norden des Palästinensergebiets seien vier junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren, erklärte das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde. Die Identität des fünften Toten sei noch nicht bekannt.  Nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa richtete sich am Freitag "ein Drohnenangriff" gegen die Flüchtlingssiedlung Dschenin. Demnach umringten Militärfahrzeuge ein Haus und die israelischen Einsatzkräfte forderten per Lautsprecher, "einen der Bewohner auf, sich zu ergeben". Danach seien Panzerabwehrhandwaffen eingesetzt worden, auch habe eine Drohne das Haus angegriffen. Die israelische Armee erklärte ihrerseits am Freitagmorgen, dass ihre Soldaten dabei seien, "ein Gebäude zu umstellen", in dem sich "Terroristen" verbarrikadiert hätten. Es sei zu Schusswechseln gekommen, in deren Verlauf "ein Fluggerät" der Armee "mehrere bewaffnete Terroristen in dem Bereich getroffen" habe.  Der Chef der Hisbollah im Libanon, Hassan Nasrallah, wird nach Angaben der radikal-islamischen Organisation mit der Hamas über die Lage im Gazastreifen beraten. Bei der Zusammenkunft mit einer Hamas-Delegation solle über die jüngsten Gespräche für eine Waffenruhe gesprochen werden, teilt die Hisbollah mit. Die Hisbollah wird wie die Hamas vom Iran unterstützt. Seit Ausbruch des Krieges im Gazastreifen hat auch die Gewalt an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel zugenommen. Seit Monaten wird um eine Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas gerungen. Am Donnerstag hatte ein Mitglied der israelischen Unterhändler von einer reellen Chance auf eine Einigung mit der Hamas zur Geisel-Freilassung gesprochen. Bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörden vier Palästinsner getötet worden. Zu dem Vorfall in der Stadt Dschenin erklärt das israelische Militär, Militante hätten sich in einem Gebäude verschanzt. Israelische Soldaten hätten das Gebäude umstellt, und die Luftwaffe habe Ziele in dem Gebiet getroffen. Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen im Oktober hat auch die Gewalt im israelisch besetzten Westjordanland zugenommen. Die Stadt Dschenin ist einer der Brennpunkte der Region. Mitten im sich zuspitzenden Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gibt es neue Hoffnung auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Man habe einen "Durchbruch" an einem Punkt erzielt, an dem die Verhandlungen bislang in der Sackgasse steckten, sagte ein US-Regierungsvertreter. "Was wir von der Hamas zurückbekommen haben, war eine ziemlich deutliche Anpassung ihrer Position, und das finden wir ermutigend." Die Islamistenorganisation hatte den Vermittlern USA, Katar und Ägypten am Mittwoch einen Vorschlag übermittelt, der nach eigener Darstellung einige Ideen enthält. Die Hamas fordere nun nicht länger einen vollständigen Rückzug der israelischen Truppen während der ersten Phase eines von US-Präsident Joe Biden im Mai präsentierten dreistufigen Plans, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf einen israelischen Regierungsbeamten. Die erste Phase sieht die Freilassung einiger Geiseln während einer sechswöchigen Waffenruhe vor. Der Beamte betonte gegenüber der Zeitung, die indirekten Verhandlungen seien aber weiter schwierig. Das US-Nachrichtenportal "Axios" zitierte einen israelischen Beamten, demzufolge bis zu einem möglichen Deal zwei bis drei Wochen vergehen könnten.  "Wir erwarten, dass diese Vereinbarung zu einem dauerhaften Waffenstillstand führt", sagte der US-Regierungsvertreter. Laut israelischen Medien sollen die indirekten Verhandlungen heute in Doha weitergehen. Am Vorabend habe Israels Sicherheitskabinett über das Mandat für die eigene Delegation unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea beraten. US-Präsident Biden begrüßte die vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu genehmigte Entsendung eines Verhandlungsteams. Der wichtigste Punkt sei, dass die Antwort der Hamas "Flexibilität" beinhalte, die es beiden Seiten erlaube, in die erste Phase des Abkommens einzutreten - auch mit dem Risiko, dass die nächste Phase nicht zustande kommt, zitierte "Axios" israelische Beamte. Laut dem Plan sieht die zweite Etappe die dauerhafte Einstellung der Kämpfe und die Freilassung der restlichen Geiseln vor. In dem abgeriegelten Küstenstreifen werden noch 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein.  Netanjahu bekräftigte im Telefonat mit Biden, der Krieg werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele erreicht habe, darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller Geiseln. Er hatte kürzlich in Aussicht gestellt, dass die letzten größeren Hamas-Verbände im Süden Gazas bald zerschlagen würden. Damit könnte zumindest die großangelegte Bodenoffensive enden, auch wenn das nicht das Ende des Militäreinsatzes in Gaza wäre. Israels Militärverwaltung hat den Bau von 5.295 Wohneinheiten im Westjordanland genehmigt. Weiterhin sollen drei Siedler-Außenposten legalisiert werden, wie die Menschenrechtsorganisation Peace Now mitteilte. Entsprechende Beschlüsse habe der Hohe Planungsrat gefasst, ein Gremium der Militärverwaltung für das Westjordanland. Bereits in der Vorwoche hatten die israelischen Besatzungsbehörden die Legalisierung von fünf Außenposten beschlossen.  Nach internationalem Recht ist jede Siedlungstätigkeit in militärisch besetzten Gebieten illegal. Auch nach israelischem Gesetz sind die Siedlungen illegal, sie werden aber gelegentlich rückwirkend legalisiert. Israel hatte während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute inmitten drei Millionen Palästinensern rund 700.000 israelische Siedler. 1993 waren es laut Peace Now noch 250.000. Die nahezu täglichen Angriffe der libanesischen Hisbollah-Miliz auf Israel und der israelische Beschuss gen Norden hinterlassen verbrannte Erde auf beiden Seiten. Die Flammen fressen sich durch Landschaften und Ackerland, vernichten Bäume und Ernte. Schon Tausende Hektar Land sind ihnen zum Opfer gefallen. Die Feuer sind zu einem sichtbaren Zeichen des eskalierenden Konflikts geworden. Im Libanon haben die Brände die überwiegend ländlichen Gebiete entlang der Grenze getroffen, deutlich vor der alljährlichen Waldbrandsaison und deutlich stärker. Die sunnitische Ortschaft Schebaa, wo die Hisbollah kaum präsent ist, wird zwar selten Ziel israelischer Angriffe. Doch in den Bergen oberhalb sind die ehemals von Eichen gesäumten Hänge verkohlt und kahl – ebenso wie der Obstgarten mit den Kirschbäumen einer Familie am Ortsrand. Der Berg Meron auf israelischer Seite ist eigentlich für seine einheimischen Eichen bekannt, für seinen dichten Wald, Heimat und Schutz auch für seltene Tier- und Pflanzenarten. Jetzt stechen sichtbare Brandlöcher hervor. Das größte ist einige Hundert Quadratmeter groß, verursacht von einer Sprengstoffdrohne der Hisbollah. Er könne sich nicht vorstellen, dass dieser Wald den Sommer überlebe, sagt Schai Koren von den israelischen Naturparkbehörden. Die US-Regierung will nach der Wiederaufnahme von Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen rasch Resultate sehen. "Es ist Zeit, das Abkommen zum Abschluss zu bringen", habe US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Donnerstag gesagt, verlautete aus Regierungskreisen in Washington. Dass die wochenlang gestoppten Gespräche nun wieder anlaufen, stufe man als "Durchbruch" ein, sagte die Gewährsperson aus Bidens Umfeld. Der Prozess schreite damit voran, allerdings seien nach wie vor Fragen offen. Amerikanische Streitkräfte haben nach Angaben des Zentralkommandos des US-Militärs zwei unbemannte Schiffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer zerstört. Zudem sei eine Radaranlage der Huthi in einem von den Rebellen kontrollierten Gebiet im Jemen erfolgreich vernichtet worden, teilt das US-Millitär weiter mit. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, ist nach AFP-Informationen am Donnerstagabend zu Gesprächen über eine Feuerpause im Gazastreifen und die Befreiung der Geiseln in der Gewalt von Palästinenserorganisationen ins Golfemirat Katar aufgebrochen. Wie aus Verhandlungskreisen verlautete, werde Barnea dort den katarischen Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani treffen. Ziel der Gespräche sei es, "die Verhandlungsparteien einem Abkommen im Gazastreifen näherzubringen". Die US-Regierung zeigt sich in den zähen Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen nach einem neuen Vorschlag der islamistischen Hamas optimistisch. Man habe einen "Durchbruch" an einem Punkt erzielt, an dem die Gespräche bislang in eine Sackgasse geraten seien, sagte ein US-Regierungsvertreter. "Was wir von der Hamas zurückbekommen haben, war eine ziemlich deutliche Anpassung ihrer Position, und das finden wir ermutigend." Er machte zunächst keine konkreten Angaben zu den Änderungen.  Die Antwort der Hamas könne den Prozess voranbringen und die Grundlage für den Abschluss eines Abkommens bilden, sagte er weiter. Der Regierungsvertreter warnte zugleich, dass dies nicht bedeute, dass es in wenigen Tagen einen Deal geben werde. «Es bleibt also noch viel Arbeit zu tun», sagte er. Ein Mitglied der israelischen Unterhändler spricht von einer reellen Chance auf eine Einigung mit der radikal-islamischen Hamas zur Freilassung der israelischen Geiseln. Es gebe in einem Teilbereich einen bedeutsamen Durchbruch, sagt er zu Reuters, ohne konkreter zu werden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat US-Präsident Joe Biden in einen Telefonat darüber informiert, dass er Unterhändler abgesandt hat, um die unterbrochenen Verhandlungen mit der Hamas wieder aufzunehmen. Das teilen die Büros von Netanjahu und Biden mit. Netanjahus Büro erklärt außerdem, der Ministerpräsident habe bekräftigt, die Kämpfe würden erst beendet, wenn alle Kriegsziele im Gazastreifen erreicht seien. US-Präsident Joe Biden begrüßt die vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu genehmigte Entsendung eines Verhandlungsteams für weitere Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Biden habe mit Netanjahu über den Stand der Verhandlungen gesprochen, bei denen es auch um die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas gehe, teilte das Weiße Haus mit. "Präsident Biden bekräftigte sein eisernes Engagement für Israels Sicherheit, auch angesichts der Bedrohung durch vom Iran unterstützte Terrorgruppen wie die libanesische Hisbollah", hieß es weiter. Die israelische Regierung hat nach Angaben einer Beobachtergruppe dem Bau von 5295 weiteren Häusern und Wohnungen in Siedlungen im besetzten Westjordanland genehmigt. Das teilte die Gruppe Peace Now mit, die israelische Siedlungen im Westjordanland ablehnt. Der Großteil der internationalen Gemeinschaft stuft die israelischen Siedlungen als illegal ein. Für die Palästinenser sind sie eines der größten Hindernisse für ein mögliches Friedensabkommen. Für die ultrarechte Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist das Westjordanland hingegen das religiöse Kernland des jüdischen Volkes. Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat den Ausbau israelischer Siedlungen zuletzt forciert. In die festgefahrenen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen kommt wieder Bewegung. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu werde Unterhändler zu neuen Gesprächen entsenden, verlautete am Donnerstag aus israelischen Regierungskreisen. Wann und wo die Gespräche stattfinden sollten, blieb zunächst unklar. Im Gaza-Krieg gibt es palästinensischen Angaben zufolge erneut Tote. Bei zwei israelischen Angriffen auf die Stadt Gaza im Norden des Gebiets seien mindestens acht Palästinenser ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen.  Dutzende weitere Menschen wurden demnach verletzt. Ziele sollen den Angaben zufolge ein Wohnhaus sowie eine Schule gewesen sein. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee sagte auf Anfrage, sie prüfe die Berichte. Die Zahl der im Gaza-Krieg getöteten Palästinenser ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums der militant-islamistischen Hamas auf mehr als 38.000 gestiegen. In den vergangenen 24 Stunden seien 58 Leichen in Krankenhäuser gebracht worden, hieß es am Donnerstag. Dadurch sei die Zahl der Toten auf 38.011 gestiegen. Mehr als 87.000 Menschen seien verletzt worden. Viele der Toten sollen Frauen und Kinder sein. Eine hochrangige israelische Verhandlungsdelegation ist laut informierten Kreisen am Flughafen Kairo in Ägypten eingetroffen. Die israelischen Vertreter seien von ägyptischen Sicherheitsbeamten empfangen worden, hieß es. Bei dem mehrstündigen Besuch in Ägypten gehe es darum, Wege zu einem Abkommen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie zur Freilassung von im Oktober aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln zu finden. Der israelische Regierungssprecher wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Besuch äußern. Israel hatte am Mittwochabend erklärt, einen entsprechenden Vorschlag der Hamas zu prüfen. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Entwurf der Islamistenorganisation vorgelegt. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags war zunächst nicht bekannt. Es war auch unklar, inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht. Seit Monaten laufen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen Israel zu einer Waffenruhe im Gazastreifen und die Hamas zur Freilassung von Geiseln aus ihrer Gewalt zu bewegen - bislang ohne Erfolg. Im Norden Israels und auf den besetzten Golanhöhen hat es am Donnerstagmorgen Raketenalarm gegeben. Wie die israelische Armee mitteilte, heulten die Warnungen ab 09.00 Uhr MESZ entlang der Grenze zum Libanon.  Die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah teilte ihrerseits mit, sie habe fünf israelische Stellungen mit "mehr als 200" Raketen angegriffen. Dies sei "Teil der Antwort" auf den Tod eines hochrangigen Kommandeurs am Mittwoch rund 20 Kilometer entfernt von der Grenze zu Israel. Laut der israelischen Armee handelte es sich dabei um den Kommandeur der Asis-Einheit der Hisbollah, "die für den Beschuss vom Südwesten des Libanon auf israelisches Gebiet verantwortlich ist".  Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will noch im Tagesverlauf über den Vorschlag der Hamas für eine Waffenruhe im Gazastreifen beraten. Netanjahu werde dazu für den Abend eine Sitzung des Sicherheitskabinett einberufen, verlautete aus seinem Büro. Zuvor werde Netanjahu zudem mit seinen Unterhändlern bei den indirekten Gesprächen für eine Waffenruhe die Vorschläge der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe erörtern. Ägypten, Katar und die USA versuchen seit Monaten eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen 120 israelischen Hamas-Geiseln zu vermitteln. Die Hamas fordert ein Ende des Krieges und einen vollständigen israelischen Abzug aus dem Gazastreifen, während Israel nur zu vorübergehenden Kampfpausen bereit ist und die Hamas zerschlagen will. In den zähen Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen prüft Israel nach eigenen Angaben den neuen Vorschlag der islamistischen Hamas. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Kompromiss-Entwurf der Terrororganisation vorgelegt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch mit. Israel werde den Vorschlag nun prüfen und den Vermittlern dann seine Antwort übermitteln. Die Hamas teilte mit, sie tausche mit den Vermittlern "einige Ideen" aus, um ein Ende des Kriegs in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu erreichen. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags und inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht, war zunächst nicht bekannt. Rund neun von zehn Menschen im Gazastreifen sind UN-Angaben zufolge seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas mindestens einmal vertrieben worden. Es werde von rund 1,9 Millionen Vertriebenen im Gazastreifen ausgegangen, sagte Andrea De Domenico vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) am Mittwoch. "Wir schätzen, dass neun von zehn Menschen im Gazastreifen seit Oktober mindestens einmal, wenn nicht bis zu zehnmal, (...) vertrieben wurden." Die Vereinten Nationen sehen erhebliche Schwierigkeiten, die nach der israelischen Evakuierungsanordnung aus Chan Junis geflohenen Palästinenser mit Hilfsgütern zu versorgen. Viele der rund 250.000 Menschen aus Chan Junis zögen in bereits überfüllte Gebiete an der Küste, wo es nicht genug Wasser und keine Toiletten gebe, sagte der Regionalleiter UN-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha), Andrea De Domenico, am Mittwoch. Es sei schon eine große Herausforderung, Nahrungsmittel nach Muwasi und Deir al-Balah zu bringen, die Israel zu sicheren Gebieten erklärt hat. Die militant-islamistische Hamas hat eigenen Angaben zufolge auf einen von Vermittlerstaaten vorgelegten Vorschlag für ein Waffenruhe-Abkommen reagiert. Den kürzlich von den USA angepassten Vorschlag habe seine Gruppe weder ausdrücklich abgelehnt noch akzeptiert, sagte ein Funktionär im Politbüro der Hamas, Bassem Naim. Doch habe man "mit einigen Ideen geantwortet, um den Graben" zwischen den beiden Seiten zu "überbrücken". Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad erklärte, er habe den Vorschlag der Hamas erhalten und prüfe ihn nun. Israel prüft eigenen Angaben zufolge einen Vorschlag der Hamas für ein Abkommen für eine Waffenruhe sowie die Freilassung weiterer Geiseln. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Entwurf der Islamistenorganisation vorgelegt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Israel will demnach den Vermittlern nach der Prüfung des Vorschlags seine Antwort übergeben.  Die Hamas teilte mit, mit den Vermittlern "einige Ideen" auszutauschen, um ein Ende des Kriegs zu erreichen. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags war zunächst nicht bekannt, auch inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht. Die israelische Armee geht nach eigenen Angaben unvermindert gegen Hamas-Ziele im Gazastreifen vor. Die "operativen Einsätze im gesamten Gazastreifen dauern an", erklärte die Armee am Mittwoch. Die israelische Luftwaffe habe binnen 24 Stunden "mehr als 50 Terrorinfrastruktur-Ziele" im Gazastreifen ins Visier genommen. Zudem hätten Bodentruppen "Terroristen ausgeschaltet", Tunnel lokalisiert und Waffenlager ausgehoben, die unter anderem mit Sturmgewehren vom Typ AK-47 bestückt gewesen seien. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat mit dem israelischen Präsidenten Izchak Herzog in einem Telefongespräch über die Lage in Nahost beraten. Er habe dabei seine Sorge über die Lage an der Nordgrenze Israels zum Ausdruck gebracht, teilte das Bundespräsidialamt anschließend mit. Steinmeier habe seine Hoffnung ausgedrückt, dass die Verhandlungen über einen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln wieder aufgenommen werden.  Die israelische Armee hat nach Angaben der Hisbollah zum zweiten Mal innerhalb eines Monats einen hochrangigen Kommandeur der radikalislamischen Miliz aus dem Libanon getötet. Die Hisbollah bestätigte am Mittwoch den Tod von Mohammed Naameh Nasser, auch bekannt als Hadschdsch Abu Naameh. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld der Miliz erfuhr, wurde Naameh bei einem israelischen Angriff auf ein Auto in Tyros getötet, rund 20 Kilometer entfernt von der Grenze zu Israel. Israel hat ein Gebiet in der Größe von 12,7 Quadratkilometern im besetzten Westjordanland zu Staatsland erklärt. Die Nachrichtenagentur AP konnte am Mittwoch eine entsprechende Bewilligung einsehen, die Ende Juni erteilt wurde. Es handle sich dabei um die größte Landnahme seit den Osloer Verträgen im Jahr 1993, kritisierte die Organisation Schalom Achschaw (Frieden Jetzt). Die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat war zunächst nicht für einen Kommentar zu erreichen. Im Süden des Libanons ist Insidern zufolge ein ranghoher Feldkommandeur der Hisbollah-Miliz bei einem israelischen Angriff getötet worden. Der Angriff habe außerhalb der Stadt Tyros stattgefunden, verlautet aus Sicherheitskreisen. Demzufolge war der Kommandeur für einen Teil des Hisbollah-Einsatzes entlang der Grenze zu Israel verantwortlich. Das israelische Militär hat wiederholt gezielt Hisbollah-Kommandeure getötet. Zum aktuellen Angriff gibt es zunächst ebenso wenig eine Stellungnahme ab wie die Hisbollah. Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde seit Beginn des Krieges mindestens 37.953 Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden. 87.266 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden. Die Zahlen dürften noch höher sein, da viele Menschen vermisst werden und zahlreiche Tote unter den Trümmern zerstörter Häuser begraben liegen. Die Vereinten Nationen haben die Angaben der Gesundheitsbehörde mehrfach als glaubhaft bezeichnet. Im Süden des Gazastreifens suchen zahlreiche Palästinenser Schutz vor neuen Angriffen. Israelische Streitkräfte hätten sich in der Nacht an zwei Stellen in Rafah Kämpfe mit palästinensischen Militanten geliefert, berichten Anwohner. Mindestens zwölf Menschen wurden nach Angaben der von der Hamas geführten Gesundheitsbehörde bei Beschuss im Zentrum und Norden des Gazastreifens getötet. Panzer nahmen in den vergangenen Tagen mehrere Bezirke ein und rückten weiter westlich und nördlich der Stadt vor. Das israelische Militär erklärt, man habe die gezielten Militäroperationen in Rafah fortgesetzt, mehrere Militärstützpunkte zerstört und palästinensische Militante getötet. Im Flüchtlingslager Maghasi im Zentrum des Gazastreifens wurden laut Gesundheitsbehörde durch zwei israelische Luftangriffe fünf Palästinenser getötet. In Schedschaia, einem östlichen Vorort von Gaza-Stadt, seien durch einen Luftangriff vier Menschen getötet und 17 verletzt worden. Ein weiterer Luftangriff habe ein Auto in der südlichen Stadt Deir Al-Balah getroffen und drei Menschen getötet. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland fordert erneut einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand im Gaza-Streifen. Geschäftsführer Christian Katzer sagte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk in "Die Welt am Morgen": "Wir hören immer wieder von unseren Mitarbeitern, dass die gesamte Situation gelinde gesagt ein Albtraum ist. Es fehlt an allem: an Sicherheit, an Nahrung, an medizinischer Versorgung." Deswegen brauche es so Katzer "grundsätzlich einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand." Ärzte ohne Grenzen habe seit Ende Mai keine Hilfslieferungen mehr über den Grenzübergang Rafah bekommen, so Katzer. Ärzte ohne Grenzen würde sich momentan Material vom Gesundheitsministerium borgen, um arbeiten zu können. Katzer kritisierte weiter: "Es stehen hunderte LKW auf der ägyptischen Seite bereit [...], wir sehen, dass die Versorgung des Piers, der ins Mittelmeer gebaut wurde, nicht funktioniert. Und auch über die anderen Grenzübergänge kommt einfach viel zu wenig, das muss dringend ausgeweitet werden." Israels Armeechef Herzi Halevi rechnet mit einer langen Schlacht gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas. Es sei eine lange Schlacht, aber mit "Entschlossenheit und Ausdauer" werde Israel seine Aufgaben erfüllen, sagte Halevi am Dienstag vor Truppen. "Mehr als 900 Terroristen" seien bei Kämpfen in der Region Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden. Zuvor hatte die "New York Times" unter Berufung auf israelische Sicherheitskreise berichtet, dass hochrangige Generäle eine Waffenruhe als als besten Weg ansehen würden, um die Freilassung verbleibender Geiseln zu erreichen - auch wenn dies bedeute, nicht alle Kriegsziele zu erreichen. "Ich bin hier, um unmissverständlich klarzumachen: Das wird nicht passieren", sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Der Krieg werde enden, "wenn Israel alle seine Ziele erreicht hat, einschließlich der Zerstörung der Hamas und der Freilassung aller unserer Geiseln". Bei einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Nur Shams im Westjordanland sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde mindestens vier Menschen getötet worden. In der Erklärung der israelischen Armee heißt es, ein Flugzeug habe eine Terrorzelle im Gebiet von Nur Shams getroffen, als diese einen Sprengsatz deponiert habe. Ein Ende der Kämpfe im Grenzgebiet zum Libanon kann es erst geben, wenn im Gazastreifen ein Waffenstillstand vereinbart ist. Das machte am Dienstag der Vize-Chef der Hisbollah, Scheich Naim Kassem, gegenüber der Nachrichtenagentur AP klar. Die Hisbollah habe sich in den Krieg zwischen Israel und der Hamas eingeschaltet, um für die Hamas, eine "Unterstützungsfront" aufzubauen. Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf den Süden des Libanons hat die pro-iranische Hisbollah-Miliz mitgeteilt, als Vergeltung für die Tötung des Zivilisten Dutzende Raketen auf einen Militärstützpunkt im israelischen Grenzort Kirjat Schmona abgeschossen zu haben. Israels Militär berichtete von rund 15 Raketen, die auf die Gegend gefeuert worden seien. Zehn Geschosse seien abgefangen worden. Berichte über Verletzte gab es demnach zunächst nicht. Israels Armee teilte weiterhin mit, sie habe eine Militäranlage der Hisbollah angegriffen. Angesichts der schwierigen humanitären Lage im Gazastreifen versorgt Israel nach eigenen Angaben im Süden des abgeriegelten Küstengebiets eine Wasserentsalzungsanlage mit Strom. "Derzeit produziert die Anlage nur 5.000 Kubikmeter Wasser pro Tag. Mit der neuen Stromleitung aus Israel wird die Anlage ihre Produktion auf 20.000 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag steigern", teilten die Armee sowie die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat mit.  Das Chaos im Gazastreifen infolge des israelischen Kriegs gegen die militante Hamas erschwert den Vereinten Nationen zufolge die Verteilung von Hilfsgütern. "Der fast völlige Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung hat zudem zu einem Klima der Gesetzlosigkeit und Kriminalität geführt. Diese besorgniserregende Entwicklung behindert die Fähigkeit der UN, ihrem Mandat nachzukommen", sagte die Hilfskoordinatorin Sigrid Kaag vor dem Weltsicherheitsrat in New York.  Kaag betonte, Israel müsse Lösungen für eine sichere Verteilung der vor Grenzposten aufgestauten Hilfsgüter an die gesamte notleidende Bevölkerung in dem Küstenstreifen finden. Zuletzt waren Lastwagen mit Gütern immer wieder von verzweifelten Palästinensern geplündert worden. Zudem sind im Gazastreifen nach UN-Angaben derzeit 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Süden des Libanon ist nach offiziellen Angaben ein Zivilist bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur ANI berichtete, traf der Angriff am Dienstag die in unmittelbarer Nähe zur israelischen Grenze gelegene Ortschaft Al-Bustan. Zuvor hatte ANI von Angriffen israelischer Kampfjets berichtet. Dem Ortsvorsteher von Al-Bustan zufolge war das Todesopfer ein rund 50 Jahre alter Bauer, dessen Haus bei dem Angriff getroffen wurde. Gut drei Wochen nach der Befreiung ihrer Tochter Noa aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen ist die schwerkranke Liora Argamani gestorben. Das behandelnde Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv und das Forum der Geiselfamilien bestätigten den Tod der Frau. Sie sei 61 Jahre alt geworden, berichteten Medien. Benny Gantz, bis vor kurzem Mitglied des inzwischen aufgelösten Kriegskabinetts, und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu drückten Noa und ihrem Vater ihr Beileid aus. Angesichts der aktuellen Spannungen im libanesisch-israelischen Grenzgebiet hat der Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ole Diehl, Hisbollah-Kreisen zufolge einen hochrangigen Funktionär der Schiitenorganisation getroffen. Zuvor hatte es Berichte von örtlichen und der Hisbollah nahestehenden Medien über die Unterredung mit dem stellvertretenden Generalsekretär Naim Kassim gegeben. Das Treffen soll demnach bereits am Samstag stattgefunden haben. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. Nach der Aufforderung des israelischen Militärs, Gebiete im südlichen Gazastreifen zu verlassen, ist auch das Europäische Krankenhaus in der Stadt Chan Junis fast menschenleer. "Das Krankenhauspersonal und die Patienten haben beschlossen, sich selbst zu evakuieren", sagt Rik Peeperkorn, Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO. Nur drei Patienten seien dort geblieben. Die WHO hoffe, dass die Klinik bei dem Vorgehen der israelischen Armee nicht beschädigt werde. Tausende Palästinenser fliehen im südlichen Gazastreifen aus ihren Häusern. Zuvor hatte das israelische Militär einige Gebiete dort bombardiert. Dabei seien mehrere Palästinenser getötet worden, teilt die von der Hamas geführte Gesundheitsbehörde mit. Die israelische Armee hatte die Bewohner mehrerer Städte und Dörfer bereits gestern aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Tausende Menschen, die dem Aufruf nicht gefolgt waren, mussten in der Nacht ihre Häuser verlassen, als israelische Panzer verschiedene Gebiete bombardierten, die in der Evakuierungsanordnung genannt worden waren. Zwei israelische Soldaten sind nach Militärangaben bei Gefechten im Zentrum des Gazastreifens getötet worden. Ein dritter wurde bei dem Einsatz schwer verwundet, wie die Streitkräfte mitteilten. Einzelheiten zu den Kämpfen wurden nicht genannt. Die militant-islamistische Gruppe Islamischer Dschihad teilte mit, sie habe israelische Versorgungslinien im sogenannten Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens beschossen, einer Verbindungsroute durch das Küstengebiet. Das israelische Militär legte den Korridor, der sich von der Grenze bis zum Meer erstreckt, zu Beginn des Krieges an, um den nördlichen Gazastreifen vom Süden abzutrennen. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben zu den Gefechten war nicht möglich. Ein israelischer Luftangriff in der Stadt Chan Junis im Gazastreifen hat laut palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet. Unter den Todesopfern waren drei Kinder, wie aus Unterlagen im Nasser-Krankenhaus hervorging, in das die Verletzten und Getöteten gebracht wurden. Reporter der Nachrichtenagentur AP haben laut eigenen Angaben in der Klinik die Leichen gesehen. Die israelische Armee hat nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen nach eigenen Angaben in der Nacht Abschussrampen für solche Waffen im Süden des Küstenstreifens angegriffen. Um zivile Opfer zu vermeiden, seien Bewohner östlicher Viertel der Stadt Chan Junis zuvor aufgefordert worden, das betroffene Gebiet zu verlassen, teilte die Armee mit. Augenzeugenberichten zufolge begaben sich Tausende Menschen auf die Flucht in sogenannte sichere Zonen weiter westlich, die aber bereits überfüllt seien. Über mögliche Opfer gab es zunächst keine Angaben. Israels Regierungschef Netanjahu rechnet mit einem baldigen Abschluss der großen Bodenoffensive im Gazastreifen. "Wir bewegen uns auf das Ende der Phase der Zerschlagung der Terror-Armee der Hamas zu", sagte er in Jerusalem bei einem Empfang für Kadetten der Nationalen Verteidigungsakademie. "Wir werden damit fortfahren, ihre Überreste zu bekämpfen." Die Offensive in im Süden des Gazastreifens gilt der Zerschlagung der letzten größeren Kampfverbände der Hamas. In Form von kleineren Trupps bleibt die islamistische Miliz allerdings weiterhin militärisch aktiv.  Angehörige der Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel im vergangenen Oktober haben in den USA mehrere Drittstaaten wegen deren mutmaßlicher Unterstützung der islamistischen Terrororganisation verklagt. Der Iran, Syrien und Nordkorea hätten die Hamas mit Waffen, Geld und Ausbildung überhaupt erst in die Lage versetzt, das Massaker mit hunderten Toten zu verüben, hieß es in der von der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League vor einem Bundesgericht in Washington eingereichten Klage im Namen von 125 Opfern und deren Familien. Ein hochrangiger iranischer General droht dem Erzfeind Israel mit einem gewaltigen neuen Raketenangriff. Laut Staatsmedien wählte General Amir Ali Hadschisadeh, Kommandeur der Luftstreitkräfte der iranischen Revolutionsgarden, bei einer Veranstaltung in Teheran scharfe Worte. Die Drohung dürfte im Zusammenhang mit den jüngsten Spannungen zwischen Israel und dem Libanon stehen. Erst am Wochenende hatte die iranische UN-Mission im Falle einer Eskalation zwischen Israels und der Hisbollah-MIliz mit einem "vernichtenden Krieg" gedroht. Die israelischen Streitkräfte haben palästinensische Zivilisten aufgerufen, den östlichen Teil der Stadt Chan Yunis im Gazastreifen zu verlassen. Die Aufforderung dürfte auf eine neuerliche Offensive in der zweitgrößten Stadt des Gazastreifens hindeuten. Das israelische Militär hatte sich bereits weitgehend aus Chan Yunis zurückgezogen und war zuletzt unter anderem in Rafah aktiv Angesichts des sich verschärfenden Konflikts zwischen der Hisbollah-Miliz im Libanon und dem israelischen Militär stellt die Lufthansa-Gruppe Nachtflüge von und nach Beirut vorübergehend ein. Aufgrund der aktuellen Entwicklung im Nahen Osten setzten die Airlines der Gruppe ihre Nachtflüge von und nach Beirut bis einschließlich 31. Juli aus, teilte der Konzern auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Tagflüge von und nach Beirut würden unverändert angeboten, hieß es.  Das Auswärtige Amt in Berlin warnt Deutsche angesichts des Konflikts zwischen der Hisbollah und Israel schon länger vor Reisen in den Libanon. Deutsche Staatsangehörige werden dringend aufgefordert, das Land zu verlassen. "Eine weitere Verschärfung der Lage und Ausweitung des Konflikts kann nicht ausgeschlossen werden", heißt es. Türkisches Bodenpersonal hat nach Darstellung der israelischen Fluggesellschaft El Al die Betankung eines ihrer Flugzeuge verweigert. Die Türkei wies diesen Vorwurf zurück. El Al teilte mit, ihr Flug LY5102 von Warschau nach Tel Aviv habe am Sonntag wegen eines medizinischen Notfalls außerplanmäßig in Antalya landen müssen. Der Passagier sei versorgt worden, doch das Bodenpersonal habe sich geweigert, die Maschine aufzutanken. Der Flugkapitän habe daraufhin entschieden, mit dem verbleibenden Treibstoff nach Rhodos zu fliegen. Der Leiter der Grenzverwaltung des Flughafens Antalya, Suat Seyitoglu, wies den Vorwurf zurück. Das Flugzeug sei binnen zehn Minuten weitergeflogen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Alle anderen Behauptungen seien unwahr. Der Flughafen fertige tägliche Hunderte Flüge ab, auch israelische. Das Bodenpersonal könne dabei nicht eigenständig handeln. Unter Berufung auf diplomatische Quellen berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu, dass das Flugzeug nach der Notlandung aus "humanitären Erwägungen" betankt werden sollte, doch der Pilot habe entschieden, weiterzufliegen. Der Hessische Friedenspreis 2023 ist posthum an die kanadisch-israelische Friedensaktivistin Vivian Silver verliehen worden. Silver wurde für ihren Einsatz für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern sowie ihr Engagement für Frauenrechte geehrt. Sie war am 7. Oktober beim Großangriff der Hamas auf Israel getötet worden. Silver wurde 74 Jahre alt. Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) würdigte Silver im Vorfeld der Vergabe für ihr Engagement. "Über ein halbes Jahrhundert setzte sie sich in verschiedenen Organisationen und Projekten mit großem persönlichen Engagement und ganzem Herzen für den Frieden in der Region ein", erklärte Wallmann. Silver sei eine Hoffnungsträgerin auf ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern gewesen, fügte Wallmann hinzu. Die Verleihung fand in diesem Jahr mit einem Festakt im hessischen Landtag statt. Im Westjordanland sind nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörde zwei Palästinenser bei einem Einsatz Israels getötet worden. Eine Frau und ein Junge seien in der Stadt Tulkarm ums Leben gekommen, teilt die Behörde mit. Israelische Streitkräfte hatten gestern eine Razzia in Tulkarm durchgeführt und dabei ein Mitglied der militanten Gruppe Islamischer Dschihad getötet. Der Direktor der Schifa-Klinik im Gazastreifen ist nach sieben Monaten Haft ohne Prozess oder Anklage wieder freigelassen worden und hat Israel Folter vorgeworfen. Er und andere Gefangene seien fast täglich misshandelt worden, sagte Mohammed Abu Selmia nach seiner Freilassung. Israel äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht zu den Gründen seiner Freilassung und den Vorwürfen. Unabhängig konnten Abu Selmias Angaben nicht bestätigt werden. Mehrere andere aus israelischer Haft entlassene Palästinenser hatten in der Vergangenheit ähnliche Anschuldigungen vorgebracht. Beim massivsten Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen seit Wochen haben militante Palästinenser nach Angaben der israelischen Armee eine Salve von etwa "20 Geschossen" aus dem Süden des Küstengebiets auf Israel abgefeuert. "Es wurden ungefähr 20 Geschosse identifiziert, die aus dem Gebiet Chan Junis kamen", erklärte die Armee. Zahlreiche Raketen seien abgefangen worden, einige von ihnen seien "im Süden Israels" eingeschlagen. Opfer gab es demnach keine.  Die Al-Kuds-Brigaden, der bewaffnete Arm der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad, gaben an, die Raketensalve abgefeuert zu haben, die mehrere israelische Ortschaften im Grenzgebiet zum Gazastreifen getroffen habe. Israels Armee beantwortete den Raketenbeschuss mit Geschützfeuer. Israel hat 55 im Gazastreifen festgenommene Palästinenser freigelassen. Der Direktor des Nasser-Krankenhauses im Süden des Gazastreifens, Nahedh Abu Taema, sagte, unter den Freigelassenen sei der Direktor der Schifa-Klinik, Mohammed Abu Selmia, der während eines Einsatzes des israelischen Militärs in der Einrichtung im November festgenommen wurde. Bis auf fünf seien alle zur medizinischen Untersuchung ins Nasser-Krankenhaus gebracht worden, die anderen in die Al-Aksa-Märtyrer-Klinik in Deir al-Balah. Israel beschuldigt die Hamas und andere militante Gruppen, in Krankenhäusern Unterschlupf zu suchen und diese für militärische Zwecke zu nutzen. Die palästinensischen Gesundheitsbehörden werfen Israel vor, mit Razzien mehrere Krankenhäuser zur Schließung oder zur drastischen Einschränkung ihrer Dienste gezwungen zu haben, wodurch Zivilisten gefährdet worden seien. Krankenhäuser können ihren Schutz nach internationalem Recht verlieren, wenn sie für militärische Zwecke benutzt werden. Die israelische Armee hat ihre Bodenoffensive im Viertel Schudschaija in der Stadt Gaza den vierten Tag in Folge fortgesetzt, während Regierungschef Netanjahu von einem "schwierigen Kampf" spricht. "Dies ist ein schwieriger Kampf, der über der Erde, manchmal im Nahkampf, und auch unter der Erde geführt wird", sagte Netanjahu laut einer Erklärung seines Büros. Die israelischen Streitkräfte seien im Krieg gegen die radikalislamische Hamas in Rafah, Schudschaija und überall im Gazastreifen im Einsatz, betonte der Ministerpräsident. Sein Büro erklärte, jeden Tag würden "Dutzende Terroristen eliminiert".  In Israel eskaliert der Streit um die Einführung der Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. Tausende streng religiöse Männer protestierten in Jerusalem wutentbrannt gegen die gerichtlich verfügte Verpflichtung zum Wehrdienst in der israelischen Armee. Laut örtlichen Medienberichten kam es in der Stadt zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Mit berittenen Beamten und einem Wasserwerfer gingen die Einsatzkräfte demnach gegen aufgebrachte Demonstranten vor. Bei einem Drohnenangriff auf die nördlichen Golanhöhen sind nach Angaben der israelischen Armee 18 ihrer Soldaten verletzt worden. Einer der Soldaten sei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte das Militär mit. Die Luftwaffe habe in Reaktion auf den Angriff Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon attackiert. Dabei sei auch eine Abschussrampe bombardiert worden, von der ein Projektil auf den Norden Israels abgefeuert worden sei. Zusätzlich habe die eigene Artillerie in mehreren Gebieten im Südlibanon "Bedrohungen beseitigt", hieß es. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
BR24 Redaktion
Entwicklungen, Reaktionen und Nachrichten zum Nahost-Konflikt vom 1. bis 7. Juli im Rückblick.
[ "Gaza", "Gazastreifen", "Hamas", "Israel", "Nahost", "Nahostkonflikt", "Westjordanland", "Palästinenser" ]
deutschland-welt
2024-07-07T22:01:52.616+00:00
2024-07-08T04:49:04.432563+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/krieg-in-israel-und-gaza-im-news-ticker-vom-24-bis-30-juni,UGbPpAD
Oscarfavorit "September 5": Der Terror von 1972 als Kinofilm
Der Sende- und Kontrollraum des US-Senders ABC in München. Enge Gänge, kleine Zimmer, schwerfällige Übertragungskameras, Schaltpulte, Kabelstränge und Entwicklungsräume. Nachrichtengeschäft. Und mittendrin eine hektische Gruppe von Journalisten und Technikern, die eigentlich für die Sportberichterstattung nach München kam und nun durch ihre Nähe zum Geschehen zu den Chronisten der Geiselnahme im Olympischen Dorf wird. Die einzige Frau bei ihnen ist eine junge deutsche Übersetzerin, gespielt von Leonie Benesch, die in die realen Ereignisse "hineingeschrieben" wurde – als Vertreterin eines jungen, unbelasteten Nachkriegsdeutschlands. "Ich kannte die ganzen Details nicht, ich wusste nicht, dass das ein 22-Stunden-Newsmarathon war", sagt Benesch im Gespräch mit dem BR "ich wusste auch nicht, wie sehr die deutschen Behörden tatsächlich versagt haben. Und mir war auch nicht klar, dass das vor dem Hintergrund passiert ist, dass sich Deutschland eigentlich der Welt auf neue Art zeigen wollte." Regisseur Tim Fehlbaum erzählt in seinem von Sean Penn koproduzierten Thriller die Geschichte nah an den tatsächlichen Abläufen. Die allesamt gut besetzten amerikanischen Charakterdarsteller wie Peter Saarsgad, Ben Chaplin oder John Maguro verkörpern die Personen von damals bis hin zum legendären Moderator Peter Jennings, auf deren Erlebnissen und Erzählungen die Story basiert. Zudem bekamen die Produzenten vom damaligen ABC-Chef und heutigem Disney-CEO Bob Iger die Erlaubnis, das originale Fernsehmaterial zu benutzen. Fehlbaum verwebt dabei das historische Material mit nachgestellten Szenen und einer fiktiven Geschichte rund um einen ehrgeizigen Journalisten. Und schafft so ein packendes Kammerspiel mit verschränkten Dialogen wie in den Klassikern von Robert Altman, bei denen der Focus der Dramaturgie auf den Fernsehleuten liegt. "Tim wollte, dass die Wände nicht bewegbar sind, dass man nicht mehr Platz schaffen kann für unsere Crew, sondern dass es so beengt ist wie es damals war. Der Film spielt im Sommer, es hat gestunken, es war verraucht, weil alle geschlotet haben wie verrückt", erzählt Benesch. Die zentrale Frage im Entscheidungsdurcheinander und bei der hierarchischen Abklärung von Sendeslots über verschiedene Verantwortungsebenen ist dabei stets: Welche moralischen Maßstäbe gelten? Macht man sich zum Handlanger? Was darf das Medium? Fehlbaum und sein genialer Schnittmeister Hans-Jürgen Weissbrich arbeiten in dieser atemlosen Montage mit Aufnahmen aus der Halb-Totale und mit Close-Ups. Und so wird man als Zuschauer gleichsam hineingesogen. Was "September 5" jenseits der Medienbespiegelung in einen aktuellen Rahmen setzt, sind die umsichtig eingesetzten Bezüge auf die deutsche Geschichte. Wie etwa das in den Film integrierte Interviewmaterial eines israelischen Sportlers von 1972, in dem dieser am Tag vor seiner Geiselnahme vom Besuch im ehemaligen KZ Dachau berichtet. Man folgt bei diesen 90 bewegenden Minuten jenseits des Dramas auch einem Stück Fernsehgeschichte, mit den zu dieser Zeit üblichen Materialien und den Widrigkeiten des Produktionsprozesses. Ein packender Ensemblefilm aus Deutschland, der bei der diesjährigen Oscarverleihung ganz vorne mitspielen wird. September 5 kommt in Deutschland am 9. Januar in die Kinos. "September 5 – The Day Terror Went Live" zeigt das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Markus Aicher
"September 5 – The Day Terror Went Live" zeigt das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München als atemloses Nachrichtenereignis. Der Film wird als Favorit für einen Oscar gehandelt.
[ "Tim Fehlbaum", "Sean Penn", "Olympia 1972", "München", "Kino", "Film" ]
kultur
2025-01-07T09:40:45.877489+00:00
2025-01-08T10:07:23.09765+00:00
https://www.br.de//nachrichten/kultur/oscarfavorit-september-5-der-terror-von-1972-als-kinofilm,UZ01sbj
Ski-Alpin: Brignone triumphiert im Riesenslalom bei Weltcup-Auftakt in Sölden
Nach einem fulminanten ersten Durchgang musste Mikaela Shiffrin den Sieg noch aus der Hand geben. Im zweiten Lauf hatte die Favoritin nicht die beste Sicht und weniger Zug auf dem Ski. Die US-Amerikanerin wurde Fünfte und muss weiter auf ihren 98. Weltcup-Sieg warten. Als Siegerin stand Federica Brignone auf dem Podest. Die Italienerin holte sich in 2:16,05 Minuten den ersten Weltcup-Sieg der Saison. Den zweiten Platz aus Durchgang eins halten konnte Alice Robinson. Die Neuseeländerin präsentierte sich in guter Form und landete wegen etwas Pech mit der Sicht 0,17 Sekunden hinter Brignone. Eine Überraschung gelang der Österreicherin Julia Scheib (+1,08 Sekunden). In einem starken zweiten Lauf machte die 26-Jährige einige Plätze gut und sicherte sich vor heimischem Publikum den ersten Weltcup-Podestplatz ihrer Karriere. Beste deutsche Starterin war Lena Dürr. Bereits im ersten Lauf hatte sich die Technikspezialistin vom SV Germering mit einem souveränen Auftritt eine gute Position erarbeitet, die sie im zweiten Durchgang sogar noch verbessern konnte: Mit einem Rückstand von 1,56 Sekunden auf Brignone landete Dürr am Ende auf dem zehnten Rang: "Ich wusste gar nicht, wo ich stehe, das hätte heute alles sein können", sagte Dürr nach ihrem Rennen am BR-Mikrofon: "Ich bin jetzt glücklich, dass das so aufgegangen ist." Federica Brignone Ähnlich zufrieden konnte die Münchnerin Fabiana Dorigo sein. Als erste Starterin des zweiten Durchgangs legte die 26-Jährige vor, war als 30. gerade so ins Finale gerutscht und konnte sich dort auf Platz 24 verbessern: "So in diese Saison zu starten, hätte ich mir nicht erträumen können", freute sich die Athletin des TSV 1860 München nach dem Rennen: "Ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht." Vorjahressiegerin Gut-Behrami hatte verzichtet, was die Schweizerin kurz vor dem Start unter Tränen verkündete: "Es ist eine harte Entscheidung. Aber ich fühle mich nicht zu 100 Prozent bereit", sagte die 33-Jährige, die in der vergangenen Saison die Weltcup-Kugel im Super-G sowie im Riesenslalom gewonnen hatte. Sie hatte bereits im Vorfeld darüber gesprochen, dass sie sich mental nicht fit genug fühle. Am Sonntag steht das große Comeback von Marcel Hirscher an. Auch Lucas Braathen feiert sein Comeback. Als Favorit geht Marco Odermatt ins Rennen. Der BR überträgt beide Durchgänge im Riesenslalom um 10 und um 12:45 live. Mikaela Shiffrin "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Karoline Kipper
Ski-Königin Michaela Shiffrin musste sich beim Riesenslalom in Sölden der Italienerin Federica Brignone geschlagen geben. Die Kombinations-Weltmeisterin profitierte von guten Bedingungen. Auch die deutschen Starterinnen waren gut in Form.
[ "Fabiana Dorigo", "Lena Dürr", "Federica Brignone", "Riesenslalom", "Ski Alpin", "Sölden", "Oberbayern" ]
sport
2024-10-26T14:43:55.874+00:00
2024-10-26T14:43:56.272935+00:00
https://www.br.de//nachrichten/sport/ski-alpin-brignone-triumphiert-im-riesenslalom-bei-weltcup-auftakt-in-soelden,USJOfv2
"Frei und gleich" – Kinderbuch über die Menschenrechte
Anthony Tyrer wurde zur Polizei vorgeladen. Zusammen mit zwei Freunden hatte er, 15 Jahre alt und auf der zu Großbritannien gehörenden Isle of Wright lebend, einen Klassenkameraden geschubst und ihm wehgetan. Laut Gesetz gab es dafür drei Schläge mit der Route, in Anwesenheit des Vaters und eines Arztes. 1972 war das – Anthony Tyrer wollte sich mit dieser Bestrafung nicht abfinden. Er wandte sich an die Europäische Menschenrechtskommission und schließlich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, erzählt die Juristin Angelika Nußberger. "Und der Gerichtshof musste sich damit auseinandersetzen, ob er einen Standard anwenden kann in den 70er Jahren, der vielleicht in den 50er Jahren noch kein Standard war für das Verständnis der Menschenwürde." Am Beispiel dieses und anderer interessanter Verfahren am Europäischen Gerichtshof erzählt Angelika Nußberger von den Menschenrechten. Die Münchner Künstlerin Rotraut Susanne Berner hat, mit Buntstift, symbolische Illustrationen und Vignetten für die einzelnen Kapitel gezeichnet. Bei der Geschichte von Anthony Tyrer etwa sieht man ein Mädchen im roten Kleid in der Ecke stehen, unter einer nackten Glühbirne, es hält sich die Augen zu. Dazu der Satz: "Niemand darf der Folter oder grausamer oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden." Angelika Nußberger ist die Autorin von "Frei und gleich. Die Menschenrechte". Angelika Nußberger sorgt sich um die Menschenrechte in der Gegenwart. "Wir haben das Gefühl, dass die Menschen nicht mehr so im Mittelpunkt stehen, wie sie eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten – sondern dass die Interessen von Staaten und große Pläne und Agenden im Mittelpunkt stehen." Auch deshalb dieses Buch. Angelika Nußberger lehrt Verfassungs- und Völkerrecht an der Universität Köln. Sie war acht Jahre lang als Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte tätig, zwei davon als Vizepräsidentin. Sie erinnert, mit Blick auf die Verschiebung vom Blick auf die Menschen zu den Interessen von Staaten, an den Umgang mit Flüchtlingen. "Wir wissen, dass hinter jedem Flüchtling eine schwierige, eine traurige, eine dramatische Geschichte steht. Und die Flüchtlinge werden instrumentalisiert in der internationalen Politik." Themen wie Flucht und Migration, aber auch die Situation in Russland unter Putin nehmen im Kinderbuch über die Menschenrechte, ihre Geschichte und auch ihre Philosophie eine wichtige Rolle ein. Angelika Nußberger und Rotraut Susanne Berner widmen sich auch dem Schutz der Umwelt. Sie erinnern an die Klagen von portugiesischen Jugendlichen und von den Schweizer Klimaseniorinnen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die erste wurde negativ beschieden, die andere nicht – da sich die Schweizer Klimaseniorinnen zunächst an ein Gericht in ihrem Land gewandt hatten. Mit dieser Geschichte habe man zeigen wollen, "wie hier ganz neue Themen in ein altes Korsett quasi gebracht werden", sagt Nußberger. "Denn die Menschenrechts-Konvention enthält kein Recht auf Klimaschutz. Sie enthält noch nicht einmal ein Recht auf Umweltschutz. Aber sie enthält ein Recht auf Privatsphäre, in das man es hineininterpretieren kann." Ein leises, immer wieder erhellendes Buch, anschaulich erzählt, feinsinnig bebildert und auch ästhetisch schön gestaltet: Es zeigt die Geschichte einer großen Idee und ihre beständige Fortschreibung. Angelika Nußberger und Rotraut Susanne Berner erinnern auch daran: Neben den Menschenrechten dürfen auch die Menschenpflichten nicht vergessen werden. "Frei und gleich. Die Menschenrechte". Das Buch von Angelika Nußberger und Rotraut Susanne Berner ist im Beck-Verlag erschienen. Am Sonntagvormittag wird es im "Haus der Kunst" vorgestellt, bei der Münchner Bücherschau, mit Angelika Nußberger und Rotraut Susanne Berner. Das traditionsreiche Münchner Lesefestival wird präsentiert von Bayern 2. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!
Niels Beintker
In ihrem Kinderbuch "Frei und gleich" erzählt die Juristin Angelika Nußberger die Geschichte der Menschenrechte. Im Zusammenspiel mit den Illustrationen von Rotraut Susanne Berner ist ein erhellendes und schön gestaltetes Buch entstanden.
[ "Literatur", "Kinderbuch", "Angelika Nußberger ", "Rotraut Susanne Berner", "Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte", "Menschenrechte" ]
kultur
2024-11-22T14:11:10.108018+00:00
2024-11-22T14:11:10.108018+00:00
https://www.br.de//nachrichten/kultur/frei-und-gleich-kinderbuch-ueber-die-menschenrechte,UUqR145
Nach Schlachthofskandal: Bauern und Metzger fürchten um Existenz
Als Tierschützer letzten Sommer Bilder gequälter Schweine und Rinder aus dem Schlachthof in Aschaffenburg veröffentlichten, war das auch für Marco Vad ein Schock. Er ist Schweinehalter aus Obernburg im Landkreis Miltenberg und bringt jede Woche 100 Tiere nach Aschaffenburg. Vad: "Damit haben wir nicht gerechnet. Gerade in so einem kleineren Schlachthof. Ich kenne meine Tiere von Geburt an, fahre sie selbst zum Schlachthof, bin von Anfang bis zum Ende dabei." Als die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen den Schlachthof letzten Sommer kurzzeitig geschlossen hatte, wurden seine Schweine am Hof abgeholt und nach Fulda gefahren. Kein schönes Gefühl und nicht wirtschaftlich. "Wenn es keinen Schlachthof in der Region mehr gibt, werden wir die Schweinehaltung vermutlich aufgeben", so Marco Vad. Ein neuer Schlachthof am Untermain ist zwar seit Jahren im Gespräch, doch bis der gebaut ist, gehen Jahre ins Land. Bis dahin sei die Wertschöpfungskette am Untermain aber zusammengebrochen, sagt Marco Häuser, Obermeister der Metzgerinnung in Aschaffenburg. Das wäre auch ein harter Schlag für die Verbraucher. 17 Metzgerei-Filialen betreibt Familie Häuser selbst am Untermain. Marco Häuser spricht von einer noch gesunden Struktur mit insgesamt 100 Metzgereibetrieben in der Region bayerischer und hessischer Untermain. Der Spessart-Metzger wirbt mit Fleisch von glücklichen Tieren aus der Region für die Region. Der Standort bedeute kurze Transportwege und letztlich auch Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher. "Diese traditionelle Nähe vom Landwirt über den Metzger zum Verbraucher, das wollen wir unbedingt für uns erhalten. Da ist ein Schlachthof in der Region unser wichtigstes Bindeglied und da setzen wir uns vehement dafür ein." Eigentlich dürfte in Aschaffenburg schon gar nicht mehr geschlachtet werden. Die Stadt hat den Pachtvertrag mit der Betreibergesellschaft AB Schlachthof GmbH fristlos gekündigt. Doch es wird weitergeschlachtet, die Kontrollbehörde hat den Betrieb wieder frei gegeben. Mit der Räumungsklage, die die Stadt vor dem Landgericht eingereicht hat, hat die Behörde nichts zu tun. Der Schlachthof sei bereits häufiger wegen Tierquälereien in die Schlagzeilen geraten und immer noch seien die gleichen Betreiber in der Gesellschaft am Wirken, sagt Meinhard Gruber, Rechtsreferent der Stadt Aschaffenburg. Mit dem neuen Geschäftsführer und den Maßnahmen, die er ergriffen hat zum Wohl der Tiere, habe das gar nichts zu tun. Das Vertrauen in die Gesellschafter sei irreparabel geschädigt. Der Tierschutz ist im Pachtvertrag nicht verankert. "Am liebsten wäre es dem Stadtrat, wenn es ein genossenschaftliches Modell gäbe, an dem sich eine Vielzahl an Unternehmen, an Metzgern, Landwirten, fleischverarbeitenden Betrieben beteiligen und dieses Unternehmen gemeinschaftlich tragen, so dass nicht einzelne Personen eine dominierende Stellung haben und entscheiden, wie der Betrieb zu laufen hat", so Meinhard Gruber. Solch ein genossenschaftliches Modell ist für einen neuen Schlachthof am Untermain ohnehin im Gespräch – 2029 läuft der Pachtvertrag mit dem Schlachthof regulär aus. Doch Genehmigung und Bau einer neuen Schlachtstätte wird mehrere Jahre dauern. Marco Häuser hat sich Anfang des Jahres mit einem Brief an die Stadt gewandt. Der Obermeister der hiesigen Metzgerinnung hat diese Woche auch erste Gespräche mit Stadtratsmitgliedern geführt. Die Hoffnung: Doch noch eine provisorische Lösung am derzeitigen Standort in Aschaffenburg zu finden. Marco Häuser: "Wenn wir die Wertschöpfungskette zerstören, dann können wir es uns eigentlich sparen an einen neuen Schlachthof zu denken. Denn wo keine Tiere mehr sind, wo keine Abnehmer mehr sind, braucht man auch keinen Dienstleister mehr. Wir haben uns jetzt einfach mal besprochen diese Woche und ich denke, das sieht alles machbar und darstellbar aus. Alles Weitere wird die nächste Zeit zeigen müssen." Archiv: Schlachthof in Aschaffenburg Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Katrin Küx
Nach dem Skandal um Tiermisshandlungen am Schlachthof Aschaffenburg klagt die Stadt auf Räumung gegen den Betreiber. Doch Bauern und Metzger der Region wollen den Betrieb erhalten. Sie fürchten eine Pleitewelle, die auch die Kunden treffen würde.
[ "Unterfranken", "Fleisch", "Tierhaltung", "Tierwohl", "Rinder", "Schweine", "Schlachthofskandal", "Landwirte", "Metzger" ]
bayern
2024-02-29T18:36:07.906+00:00
2024-02-29T18:36:08.459284+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-schlachthofskandal-bauern-und-metzger-fuerchten-um-existenz,U5fl1np
US-Wahlergebnis: Schlappe für Trump-Lager
Die rote Welle für die Republikaner ist ausgeblieben. Die Partei wird aller Voraussicht nach im Repräsentantenhaus eine knappe Mehrheit von vermutlich nur fünf Sitzen erobern. Der Vorsprung ist damit deutlich geringer ausgefallen als von beiden Lagern angenommen. Im Senat läuft alles auf ein Kopf-Kopf-Rennen hinaus. Gut möglich, dass die Demokraten in dieser Parlamentskammer ihre hauchdünne Mehrheit behalten werden. In vier Wochen kommt es in Georgia zur Stichwahl über den alles entscheidenden Senatssitz zwischen dem Demokraten Raphael Warnock und seinem republikanischen Herausforderer Herschel Walker. Der große Verlierer heißt aber Donald Trump. Er hat im Hintergrund vielfach die Fäden gezogen und Kandidaten unterstützt, die seine Lüge von der "gestohlenen Wahl" weiterverbreitet haben. Sicherere Gewinne hat bei den Republikanern aber nicht das rechte Lager eingefahren, sondern gemäßigte Konservative wie der wiedergewählte Gouverneur von Georgia, Brian Kemp. Die zum Teil unerfahrene Kandidatenriege von Trumps Gnaden ist nach Meinung der Wahlforscher dem US-Wahlvolk eher suspekt gewesen oder, anders ausgedrückt, die republikanische Basis will die verlorene Wahl 2020 und die damit verbundene "Big Lie" (die große Lüge) hinter sich lassen. Nur einer weigert sich das zu tun: Donald Trump. Die Antwort lautet: sehr wahrscheinlich. Denn die Chancen der Republikaner, mit einem Kandidaten Trump zu gewinnen, sind größer als mit dem eigentlichen Wahlsieger des Abends: dem wiedergewählten Gouverneur von Florida Ron DeSantis. Trump kostet die Republikaner die gebildeten Wählerinnen und Wähler in den Vorstädten. Er begeistert dafür aber die Wähler mit niedrigem Bildungsstand. Ob das Ron DeSantis schaffen kann, der bei den Republikanern als "intelligentere" Ausgabe von Trump gilt, ist eher unwahrscheinlich. Das Ergebnis offenbart aber auch, wie starr die beiden politischen Lager geworden sind. Es scheint kaum Wählerwanderungen zwischen den beiden Parteien zu geben. In jedem Wahlkampf kommt es also darauf an, die jeweilige Basis zu aktivieren. Die Demokraten haben das mit dem Themen "Demokratie in Gefahr" und dem Abtreibungsrecht geschafft. Die Republikaner haben auf die Themen Sicherheit und Inflation gesetzt. Was aber nicht verfangen hat, war "The Big Lie". Am Tag nach der Wahl hat er genau dies in Aussicht gestellt. Im Januar, so Biden, wolle er sich dazu definitiv erklären. Die Beliebtheit des bald 80-Jährigen ist auf einem Tiefpunkt. Dennoch scheint er einiges richtig gemacht zu haben: Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Benzinpreise sind am Fallen und die Ukraine-Krise hat er gut gemeistert. Das sorgt für ein Grundvertrauen unter den Demokraten und könnte ihm - trotz hohen Alters und schlechter Beliebtheitswerte - die Kandidatur sichern. Auch wenn US-Präsident Joe Biden jetzt aufatmen kann, mit dem voraussichtlichen Ausgang der Wahl ist das Leben für ihn und seine Regierung nicht leichter geworden. Das Repräsentantenhaus ist verloren, den Senat dürfte er, wenn die Stichwahl in vier Wochen zugunsten der Demokraten ausgeht, behalten. In den kommenden zwei Jahren dürfte er mit so manchem Untersuchungsausschuss rechnen und ebenso harten Verhandlungen und Kompromissen beim Thema Klimaschutz, Immigration und Ukraine-Krieg. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Marcus Schuler
Die Midterm Elections sind anders ausgegangen als erwartet. Auch wenn zur Stunde weder die Machtverhältnisse im Repräsentantenhaus noch im Senat feststehen, gibt es einen klaren Verlierer, der auf keinem Wahlzettel stand: Donald Trump. Eine Analyse.
[ "USA", "Midterm Elections", "Joe Biden", "Donald Trump" ]
deutschland-welt
2022-11-10T00:59:08.772+00:00
2022-11-10T07:53:53.924422+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/us-wahlergebnis-schlappe-fuer-trump-lager,TMjJvy1
Museum gesucht: Turmuhren voller Zeitgeschichte aus Oberfranken
Seit 1982 sucht, sammelt und restauriert Georg Rammensee aus Gräfenberg im Landkreis Forchheim Turmuhren. In einer Scheune sind die restaurierten Stücke aufgebaut. Die Besonderheit: Die einzelnen Stücke dokumentieren die komplette Turmuhrengeschichte: von den Anfängen ohne Zeiger bis zur digitalen Variante. Bis jetzt sind alle Bemühungen gescheitert, ein Museum zu finden, das die wertvollen Teile als Sammlung übernimmt. Der 81 Jahre alte Besitzer hat aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Rund 70 Schätze stehen im Gräfenberger "Gerbersstodl". Georg Rammensee kennt sie alle in- und auswendig, denn er hat sie gesucht, restauriert und ausgestellt. Die älteste Turmuhr stammt aus dem 15. Jahrhundert: die Türmeruhr. "Ein Zifferblatt kannte man in diesem Zeitalter noch nicht. Der damalige Türmer musste die Uhr im Inneren beobachten und dann nach dem Schlagen nach außen gehen und dort die große Glocke anschlagen", erklärt Georg Rammensee. Der Besitzer der vielen Turmuhren kennt die Geschichte der Zeitgeber. Seine Besucher erfahren alles über die Anfänge bis zum Ende der Turmuhrenproduktion, über die Zeitmessung nach dem julianischen und gregorianischen Kalender und dass man früher lediglich eine Einteilung von Tag und Nacht mit den Uhren verkündete. Erst später kam die Stunden-, Halbstunden- und Viertelstundenmessung dazu, weil der Handel oder auch Eisenbahnen eine genauere Zeitmessung brauchten. Der 81-Jährige war viel unterwegs, um all die Exponate zusammenzutragen, die jetzt in einer Scheune auf zwei Stockwerken zu sehen sind. 1957 musste die Gräfenberger Turmuhrenfabrik Rammensee nach 120 Jahren endgültig schließen, denn statt Mechanik war Elektronik gefragt. Mehr als 1.600 Großuhren gingen von hier in die ganze Welt. Der Enkel des letzten Besitzers ging Jahre später auf Suche nach den Werken seines Urgroßvaters und Großvaters. Er holte sie zurück und restaurierte sie. Werke alter Meister und anderer Hersteller kamen hinzu. Mittlerweile ist der Sammler Georg Rammensee 81 Jahre alt. Das Betreiben des Museums wurde immer beschwerlicher. Vor ein paar Wochen musste er den Gerbersstodl ganz schließen. Gerne wüsste er seine Werke in guten Händen, doch bis jetzt hat noch kein Museum Interesse gezeigt. Aufgeben will Rammensee noch nicht, um seine Exponate vor einer ungewissen Zukunft zu schützen. In den 1070er Jahren wurde die letzte mechanische Turmuhr gebaut, dann hielt die Elektronik Einzug. Statt Gewichte trieben Motoren das Uhrenwerk an. Die ganze Geschichte ist in dem kleinen Gräfenberger Museum zu sehen. Mittlerweile hat es geschlossen. "Hier steht eine einmalige Zeitgeschichte, und ich möchte, dass sie erhalten bleibt", so Rammensee. Der Freistaat würde den Bau einer Halle für die Uhren als Museum finanziell fördern, doch nur, wenn der jetzige Besitzer in Vorleistung geht. Sprich, den Bau einer neuen Unterkunft vorfinanziert. Das kann der 81-Jährige nicht leisten. Er hofft immer noch darauf, dass sich ein Museum findet, dass seine Schätze als Dauerleihgabe übernimmt. "Ich bin zu jeder Schandtat bereit, Hauptsache, die Sammlung bliebt erhalten." Turmuhren im Gerbersstodl in Gräfenberg Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Claudia Grimmer
Im ehemaligen Gräfenberger Turmuhrenmuseum stehen rund 70 Exponate. Alle sind sie restauriert und funktionieren. Der jetzige 81-jährige Besitzer des Museums sucht seit langem nach einer neuen Heimat für seine Schätze. Bis jetzt ohne Erfolg.
[ "Kirche", "Uhren", "Oberfranken", "Turmuhrenmuseum", "Gräfenberg" ]
bayern
2024-12-30T07:43:34.793+00:00
2025-01-02T05:56:14.078716+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/museum-gesucht-turmuhren-voller-zeitgeschichte-aus-oberfranken,UXCTS3B
Florian Wellbrock holt Olympia-Gold im Freiwasser
Florian Wellbrock glückt ein triumphaler Olympia-Abschluss. Nach Bronze über 1500 Meter gewinnt der 23-Jährige im Freiwasserrennen über zehn Kilometer Gold. "Das ist mein persönliches Sommermärchen", sagte Wellbrock im ZDF: "Das Ziel war eine Medaille, auf Gold hatte ich nicht spekuliert. Vielleicht habe ich den kleinen Dämpfer über 800 m gebraucht, um heute so stark zurückzukommen." In seinem ersten Beckenwettbewerb hatte Wellbrock bis 50 m vor dem Ziel geführt, als Vierter aber das Podium verpasst. Am vergangenen Sonntag war er zum Abschluss der Beckenwettbewerbe auf Platz drei über 1500 m Freistil geschwommen. Sein Klubkollege Rob Muffels, WM-Dritter von 2019, fiel schon früh entscheidend zurück und hatte mit den Medaillen nichts zu tun. Ins Ziel kam er als Elfter mit 4:29,6 Minuten Rückstand auf Wellbrock, der 1:48:33,7 Stunden für die Strecke brauchte. Für das deutsche Team war es die neunte Goldmedaille in Tokio, für die Schwimmer das dritte Edelmetall. Neben Wellbrock hatte es auch seine Verlobte Sarah Köhler, die den Freiwasser-Wettkampf in der Heimat mit Wellbrocks Eltern verfolgte, als Dritte über 1500 m auf das Podest geschafft. Zittern musste sie kaum, zu dominant gestaltete Wellbrock das Rennen. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 im Radio
Im Zehn-Kilometer-Rennen schlug der 23-Jährige Wellbrock aus Magdeburg mit deutlichem Vorsprung vor dem ungarischen Fünf-Kilometer-Weltmeister Kristof Rasovszky und dem italienischen Europameister Gregorio Paltrinieri an.
[ "Freiwasserschwimmen", "Florian Wellbrock", "Tokio 2020", "Olympia" ]
sport
2021-08-05T15:35:37.685+00:00
2021-08-05T15:35:37.888455+00:00
https://www.br.de//nachrichten/sport/florian-wellbrock-holt-olympia-gold-im-freiwasser,SfAFDAa
Silvester in Unterfranken: Mehrere Verletzte – mehrere Brände
"Ein gesundes neues Jahr": Überall in Unterfranken haben sich die Menschen zugeprostet. Tausende haben Silvester friedlich gefeiert und das neue Jahr begrüßt. Polizei, Feuerwehr und andere Blaulicht-Organisationen hingegen waren die ganze Nacht über im Einsatz. Zum Artikel: Party, Randale und Unfälle: Turbulenter Start ins neue Jahr Die Gesamt-Bilanz des Polizei-Präsidiums Unterfranken fällt aber relativ positiv aus: Es gab "keine größeren Sicherheitsstörungen", so die Polizei. Insgesamt hatte die Polizei 130 Einsätze, die direkt mit Silvester zu tun hatten. Im vergangenen Jahr waren es 110. Anlass waren vor allem Ruhestörungen, Brände, Streitigkeiten und Sachbeschädigungen. Die Zahl der Einsätze von allen Blaulicht-Organisationen in Unterfranken lag dieses Jahr bei 350, im Vorjahr bei 390. In Dettelbach im Landkreis Kitzingen ist ein Feuerwerkskörper in den Händen eines Mannes explodiert. Wie das Rote Kreuz berichtet, kam der 42-Jährige mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Er hat Brand-Verletzungen an den Händen, im Gesicht und am Oberkörper. In Marktbreit im Landkreis Kitzingen war eine Feuerwerksrakete laut Polizei "auf Irrwegen". Die Rakete ist erst mehrere Meter in den Himmel geflogen – dann aber abgestürzt und in einer Gruppe von Menschen explodiert. Dabei wurden zwei Personen durch Funken leicht an den Beinen verletzt. Im Würzburger Stadtteil Hubland hat das Feuer von einer Mülltonne auf die Fassade eines Wohn- und Geschäftshauses übergegriffen, so die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte mussten die Fassade auf einer Fläche von 40 Quadratmetern abreißen, um löschen zu können. Verletzt wurde niemand. Der Schaden liegt im sechsstelligen Bereich. Die Kriminalpolizei Würzburg ermittelt. Das Polizei-Präsidium Unterfranken berichtet von zwei weiteren Bränden mit größerem Schaden: In Lohr am Main im Landkreis Main-Spessart hat kurz nach Mitternacht der Balkon eines Hauses gebrannt. Die Flammen haben auf das Gebäude übergegriffen. Laut Polizei liegt der Schaden im niedrigen sechsstelligen Bereich. Auch hier gibt es Ermittlungen zur Ursache. In Merkershausen bei Bad Königshofen im Grabfeld haben kurz vor 1.00 Uhr rund 240 Strohballen gebrannt, die im Freien gelagert waren. Die Einsatzkräfte haben den Brand gelöscht. Die Polizei schätzt den Schaden auf eine Summe im unteren fünfstelligen Bereich. Die Kripo Schweinfurt bittet um Hinweise. Die einzelnen Polizei-Inspektionen melden außerdem mehrere kleine Brände, verursacht durch Feuerwerkskörper, etwa im Landkreis Würzburg. In Rimpar hat ein Unbekannter offenbar einen Brandsatz in einen Kleidercontainer geworfen. In Reichenberg gab es einen Schmorbrand auf dem Dach eines Friseursalons. In Bergtheim hat jemand eine nicht abgekühlte Feuerwerksbatterie in eine Papiertonne geworfen. Die Polizei im Landkreis Main-Spessart berichtet von einer "Feuerstelle auf der Straße". In Karlburg hat eine Gruppe von acht Männern gegen 1.00 Uhr die Reste ihres Feuerwerks auf der Straße verbrannt. Direkt daneben: Ein Holzlager – aber kein Wasser, um zu löschen. Die Männer im Alter von etwa 30 Jahren bekommen eine Anzeige. Die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg spricht von einer ruhigen Silvesternacht im Landkreis. Das neue Jahr hat "mit den üblichen Einsätzen" begonnen, heißt es: In Kahl am Main hat eine Hecke gebrannt, in Albstadt mehrere Bäume. Weil Mülltonnen oder Container gebrannt haben, mussten die Feuerwehren in Großostheim, Bessenbach und Hösbach ausrücken. Mehrere Feuerwehren sind angerückt, weil es in einem Waldstück im Spessart gebrannt haben soll. Doch dieses Feuer war bewacht. Silvesterfeuerwerk über München Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Christiane Scherm
Nach der Silvester-Nacht haben die Einsatzkräfte in Unterfranken Bilanz gezogen: Mehrere Menschen haben sich an Feuerwerkskörpern verletzt. Außerdem haben mehrere Gebäude gebrannt – und über 200 Strohballen.
[ "Unterfranken", "Feuerwerkskörper", "Feuerwehr", "Brand", "Verletzung", "Einsatzkräfte", "Polizei", "Silvesternacht", "Silvester", " Unterfranken" ]
bayern
2025-01-01T13:02:50.534+00:00
2025-01-02T09:09:09.055312+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/silvester-in-unterfranken-mehrere-verletzte-mehrere-braende,UYdOdR4
Neuausrichtung der Autoindustrie: Bündnis macht Druck
Die Autoindustrie gilt als wirtschaftliches Zugpferd in Deutschland. Seit Jahrzehnten garantiert die Branche Wohlstand und sichere Arbeitsplätze. Doch die Mobilität befindet sich im Wandel. Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbänden sowie der evangelischen Kirche fordert nun nicht weniger als eine strategische Neuausrichtung der Fahrzeugindustrie. Das sogenannte Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende erklärte, es brauche eine "veränderte Modellpolitik der Unternehmen hin zu kleinen, bedarfsorientierten und bezahlbaren Fahrzeugen". Gleichzeitig erwarte man "gezielte Förderinstrumente" und einen "deutlichen Schub im Ausbau der Ladeinfrastruktur", um den Antriebswechsel hin zu Elektromotoren in Deutschland voranzutreiben. Es sei eine entsprechende "aktive Industriepolitik" nötig, um neue Wertschöpfung sowie Beschäftigung zu ermöglichen, so das Bündnis mit Verweis auf ein veröffentlichtes Positionspapier in Berlin. Angesichts der Bedeutung der deutschen Automobilwirtschaft als "Schlüsselindustrie" sei eine "aktiv gestaltete Transformation" entscheidend. Firmen und Politik müssten die Branche daher "sozial, innovativ und zukunftsgerichtet" aufstellen. Denn im Fahrzeugbau gingen Arbeitsplätze aufgrund der laufenden Umbrüche "in hohem Tempo verloren". Eine "sozialverträgliche und proaktive Gestaltung" der Mobilitätswende in der Branche sei daher auch Teil einer "vorausschauenden Beschäftigungs- und Rentenpolitik". Die Verkehrswende werde hierzulande insgesamt nur gelingen, wenn "auch die deutsche Automobilindustrie ihr Potenzial im Bereich nachhaltigere Mobilität ausschöpft". Dazu kämen weitere Schlüsselbereiche wie die Finanzierung und der Ausbau von Schienen- und öffentlichem Nahverkehr sowie die Verlagerung von Gütern und die Umgestaltung von städtischen Verkehrsräumen, betonte die Vereinigung. In dem Bündnis haben sich Gewerkschaften und Gewerkschaftsverbände wie die IG Metall und der DGB mit Sozial-, Wohlfahrts- und Umweltverbänden wie VdK, VCD und BUND sowie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusammengeschlossen. Sie wollen auf diese Weise gemeinsam ihre Positionen zur Mobilitätswende vertreten. Die Zukunft der Mobilität ist auch am Montag im Bundeskanzleramt ein großes Thema. Dort kommen am Mittag Spitzenvertreter der deutschen Automobilwirtschaft mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu einem Gipfeltreffen zusammen. Teilnehmen werden neben Regierungsvertretern der Ressorts Verkehr, Wirtschaft, Arbeit und Umwelt auch Verbände der Branche sowie in- und ausländische Hersteller und Zulieferer. Anders als bei vorherigen "Mobilitätsgipfeln" geht es explizit um die Autoindustrie und vor allem um die E-Mobilität, etwa die Produktion von preiswerteren E-Autos und den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Deshalb sind auch Unternehmensvertreter aus weiteren Brachen wie Batteriezellenproduzenten und Chip-Hersteller dabei. Das Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende ist nach eigenen Angaben nicht eingeladen. Mit Informationen der AFP. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Markus Wolf
Wie sieht die Zukunft der deutschen Autoindustrie aus? Wenn es nach Gewerkschaften und Umweltverbänden geht, dann vor allem elektrisch. Aber auch der Trend von immer größeren Modellen soll gestoppt werden. Heute steht ein Treffen mit dem Kanzler an.
[ "Verkehrswende", "Evangelische Kirche", "Gipfeltreffen", "Bündnis", "Umweltverbände", "Gewerkschaften", "E-Autos", "Autoindustrie", "Olaf Scholz", "Mobilitätswende" ]
deutschland-welt
2023-11-27T08:10:53.073+00:00
2023-11-27T08:10:54.373254+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/neuausrichtung-der-autoindustrie-buendnis-macht-druck,TwjfMZ9
Ehrenamt im Fokus: Ein Leben für die Feuerwehr
Johanna Feldmeier ist Notärztin, Chirurgin – und mit ganzem Herzen ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Hohenbrunn aktiv; sie wohnt mit ihrer Familie sogar im Haus der Feuerwehr. Bereits seit 1989 engagiert sich Johanna Feldmeier bei der Feuerwehr. "Das ist für mich gelebte Nächstenliebe." Hautfarbe, Herkunft oder Geschlecht spielen keine Rolle – im Einsatz zähle allein, Menschen in Not zu helfen. Als ihr Vater sie 1989 zur Feuerwehr holte, war die damals 22-Jährige eine der ersten Feuerwehrfrauen im Landkreis München. Das war nicht immer einfach – so war beispielsweise in den sanitären Anlagen keine extra Kabine für Frauen vorgesehen. Obwohl die Feuerwehr eines ihrer liebsten Hobbys ist und sie viele tolle Momente damit verbindet, gibt es auch düstere Tage. Denn was an ihr bis heute nie ganz spurlos vorbeigeht: Wenn Menschen an der Unfallstelle sterben. Auch das gehört zum Ehrenamt. Ob Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Telefonseelsorge: Das Ehrenamt ist ein entscheidender Pfeiler für die Gesellschaft in Bayern. Und das Ehrenamt wächst, wie Recherchen der Münchner Runde zeigen. Rund 4,7 Millionen Menschen engagieren sich momentan freiwillig, große Institutionen wie das BRK, die Tafeln oder der Landessportbund Bayern berichten durchweg von stabilem oder sogar zunehmendem Zulauf. Besonders auffällig: Das Engagement ist breit gefächert. Es reicht von Katastrophenschutz über Sport bis hin zur Nachbarschaftshilfe. Das Ehrenamt spielt auch eine Rolle im Koalitionsvertrag der geplanten schwarz-roten Bundesregierung; über 30 Mal taucht der Begriff auf. Wichtig sei, dass das Ehrenamt konkrete Unterstützung in Form einer stärkeren staatlichen Unterstützung brauche, betonte Grünen-Politikerin Katharina Schulze in der Münchner Runde: "Ehrenamtliches Engagement darf nicht nur gelobt werden – wir müssen an die Strukturen ran." Aber auch in Zukunft wird in Sachen Ehrenamt das Engagement einzelner Menschen eine entscheidende Rolle spielen. Nicht nur Johanna Feldmeier ist bei der Feuerwehr aktiv, sondern auch ihr Mann, ihr Sohn und ihre zwei Töchter. Für Tochter Theresa war ein gemeinsamer Einsatz bei einem Verkehrsunfall der Auslöser, selbst aktiv zu werden: Damals war sie noch nicht ausgebildet – und fühlte sich hilflos. Heute ist Theresa selbst Teil der Feuerwehr und hilft, wo sie kann. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Anne Gümpelein, Anna Sophie Heider
Feuerwehrfrau Johanna Feldmeier engagiert sich seit Jahrzehnten mit Herzblut – wie Millionen Ehrenamtliche in Bayern. Recherchen der Münchner Runde zeigen: Das Ehrenamt wächst in Bayern, braucht aber auch Unterstützung.
[ "Münchner Runde", "Feuerwehr", "Ehrenamt" ]
bayern
2025-04-20T04:14:56.611022+00:00
2025-04-29T11:55:45.291704+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/ehrenamt-im-fokus-ein-leben-fuer-die-feuerwehr,Uihv9VQ
Mehr als nur Transport: Der Bürgerbus im Fichtelgebirge
Stefan Unglaub beginnt um 13 Uhr seine Fahrerschicht mit dem Bürgerbus in Bischofsgrün. In den nächsten vier Stunden wird er zweimal den Ochsenkopf umrunden. Doch zuerst geht es einmal rund um Bischofsgrün. Er wird die abgelegenen Ortsteile anfahren: dort, wo es keine Haltestellen für die Überlandbusse gibt. Dort, wo dennoch Menschen wohnen, die nicht mobil sind. Über die Glasermühle geht es hinauf nach Wülfersreuth. Das Dorf liegt auf 688 Metern Höhe. Bei Schnee könnte es manchmal haarig werden mit dem Kleinbus mit Heckantrieb, meint Fahrer Stefan Unglaub, aber das werde man dann sehen. In Wülfersreuth gibt es seit Anfang November wenigstens die Bürgerbushaltestelle und damit eine mögliche Verbindung in die Welt: zum Einkaufen, zu Behörden oder zu Ärztinnen und Ärzten. Weiter geht es mit Haltepunkten wie Rangen und Birnstengel zurück zum alten Rathaus in Bischofsgrün. Stefan Unglaub ist einer von zwölf Fahrern und zwei Fahrerinnen auf den zwei Fichtelgebirgslinien des Bürgerbusses. Die Fahrer engagieren sich ehrenamtlich, mussten dafür den Personenbeförderungsschein absolvieren. Und natürlich einen gültigen Führerschein vorweisen. Zwei- bis dreimal in der Woche sitzt Unglaub hinter dem Steuer. Meist begleitet ihn Jimmy O'Bryand, ebenfalls ein Ruheständler. Der sagt ihm die Abfahrtszeiten und die nächste Station an. Außerdem, so Stefan Unglaub, sei es zu zweit unterhaltsamer auf der Tour. Von Bischofsgrün geht es jetzt nach Warmensteinach, wo er eine kleine Ortsrunde dreht. Dann fährt Unglaub wieder hinauf nach Neubau und stoppt am Besucherbergwerk Gleissinger Fels. Auch Touristen sollen den Bürgerbus nutzen können. Deswegen wurden unter anderem auch Wanderparkplätze und die Seilbahnen als Haltestellen mit in die Routenplanung aufgenommen. Die Fahrpreise sind günstig: 1,50 Euro für die einfache Fahrt, 2,50 Euro für Hin- und Rückfahrt. Schwerbehinderte zahlen gar nichts. Einzige Einschränkung: eine Rollstuhlrampe haben die Busse bislang nicht. Montag bis Freitag sind sie unterwegs. Ab 8 Uhr morgens bis 17 Uhr. Dienstag und Donnerstag fahren die Busse auch hinüber nach Gefrees und bedienen dort die einzelnen Ortsteile. Eine Übersicht aller Haltepunkte samt Abfahrtszeiten ist auf der Website der Gemeinde Fichtelberg zu finden. Seit Anfang des Jahres tüftelten sie im Landratsamt an dem Streckennetz für den Bürgerbus im Fichtelgebirge, erklärt Projektleiterin Christine Lautner. Wo machen Haltestellen Sinn? Wo gibt es Umsteigemöglichkeiten und Anschlüsse nach Bayreuth, Wunsiedel oder Marktredwitz? Wie kommen wir zu ausreichend Fahrerinnen und Fahrern? Im November ging es dann los im Fichtelgebirge. Seit über 30 Jahren gibt es die Bürgerbusse vor allem im südlichen und westlichen Landkreis Bayreuth. Der Landkreis beschafft die Fahrzeuge, kümmert sich um die Wartung. "Die Busse haben auch eine soziale Funktion", freut sich Landrat Florian Wiedemann (FW). Es hätten sich auf den bestehenden Linien ganze Fahrgemeinschaften gebildet. Die Leute kommen zusammen, tauschen sich aus und fahren gemeinsam zum Einkaufen oder zum Kaffeetrinken. "Es haben sich dabei Freundschaften entwickelt", fährt Wiedemann fort. Das bestätigt auch Stefan Unglaub. Bei seinen Fahrten komme er schnell ins Gespräch mit den Fahrgästen und diese untereinander. Am Busbahnhof in Fichtelberg ist so eine Umsteigestation. Die Fahrer der großen Überlandbusse grüßen hinüber zum neunsitzigen Bürgerbus. Der soll eine Ergänzung zum bestehenden ÖPNV sein, keine Konkurrenz. Sie kommen sich auf ihren Linien nicht in die Quere – auch wenn die roten Busse vom Omnibusverkehr Franken (OVF) ebenfalls mit einer Linie um den Ochsenkopf fahren. Der Bürgerbus fährt dorthin, wo die großen Busse nicht hinsteuern. "Das Angebot muss sich noch herumsprechen, ich bin da zuversichtlich, dass die Fahrgastzahlen steigen werden", meint Stefan Unglaub. "Auf den anderen Bürgerbuslinien im Landkreis sei das auch so gewesen", sagt er und schwingt sich wieder hinter das Lenkrad. Beifahrer Jimmy O'Bryand hat das Klemmbrett mit dem Fahrplan griffbereit, die Uhr daneben. Auf geht's zur zweiten Runde um den Ochsenkopf an diesem Nachmittag. Seit 30 Jahren bedienen Bürgerbusse im Landkreis Bayreuth Nebenstrecken und Dörfer ohne Haltestellen. Jetzt fahren sie auch im Fichtelgebirge. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Markus Feulner, BR24 Redaktion
Bürger fahren für Bürger. Sie fahren vor allem dorthin, wo sonst kein Bus fährt. Seit 30 Jahren bedienen Bürgerbusse im Landkreis Bayreuth, jetzt fahren sie auch im Fichtelgebirge. Für manch einen ist der Bus mehr als ein Transportmittel.
[ "Mobilität", "Fichtelgebirge", "Landkreis Bayreuth", "Verkehr", "Bürgerbus", "Oberfranken" ]
bayern
2023-11-25T07:58:30.902723+00:00
2023-11-27T18:42:09.566879+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/mehr-als-nur-transport-der-buergerbus-im-fichtelgebirge,TwX4hzF
Auch bayerische Tierheime am Limit – So kann man helfen
Erwartungsvolle braune Augen, hängende Ohren, eine Zunge, die lustig aus dem Mund ragt - König Ludwig heißt der Hund, für den das Tierheim Regensburg ein neues Zuhause sucht. "Diesem (Dackel-)Blick kann doch niemand widerstehen, oder?", heißt es in dem Text daneben. Doch offenbar können viele Menschen widerstehen. Ludwig wohnt seit fast zwei Jahren im Heim. Viele Tierheime in Deutschland haben Schwierigkeiten, Hunde, Katzen und Kleintiere zu vermitteln. Die Kapazitätsgrenzen sind vielerorts ausgereizt. "Dramatisch wie nie zuvor" sei die Lage, erklärte kürzlich der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder. Einer Umfrage des Redaktions Netzwerks Deutschland (RND) in 85 Tierheimen zufolge schätzten drei von vier Einrichtungen ihre Auslastung mindestens als hoch ein, hieß es weiter. 80 Prozent gaben den Angaben zufolge an, Hunde von Privatpersonen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt über Wartelisten aufnehmen zu können. Bei Katzen seien es mehr als 60 Prozent. Bayern ist keine Ausnahme, wie die Präsidentin des bayerischen Landesverbands im Deutschen Tierschutzbund, Ilona Wojahn, bestätigt. 85 Heime sind unter dem Dach des Verbands organisiert. Die Einrichtungen würden einander helfen, erfragen, wo es noch Kapazitäten gebe – doch immer häufiger komme bei solchen Anfragen nichts zurück. Mitarbeiter des Tierheims Ansbach hatten kürzlich schwere Vorwürfe erhoben: Um Kosten zu sparen, sollen dort immer wieder tote Katzen im Hausmüll entsorgt worden sein. Ein Tierheim hat zudem der Deutschen Presse-Agentur gegenüber erklärt, Hunde hätten zeitweise auf einer Toilette untergebracht werden müssen. Im Tierheim München gibt es derzeit Wartelisten für neue Tiere. "Wir sind voll, wir sind schon lange voll", sagt Sprecherin Kristina Berchtold. Jeder Quadratmeter werde genutzt, ältere Gebäude werden reaktiviert. Ein Grund für die hohe Auslastung: Mangelndes Verantwortungsbewusstsein bei den Haltern. Viele geben das Tier beim ersten Problem auf, anstatt eine Beratung oder eine Hundeschule aufzusuchen. Und: Bei vielen Tieren sei es schwierig, sie weiterzuvermitteln. "Katze Saskia ist eine zuckersüße Maus, aber sie ist seit Jahren da, weil sie inkontinent ist", berichtet Berchtold. Vermutlich bei einem Autounfall erlitt Saskia einen sogenannten Schwanzabriss. Doch wer die Gewohnheiten der Katze beobachte, könne damit umgehen lernen. Auch eine Windel könne helfen. "Es ist aber eine super liebe Katze", sagt Berchtold. Bei Hunden seien Verhaltensauffälligkeiten oft ein Problem. "Turko ist unser längster Insasse, er ist seit 2015 da", berichtet Berchtold. Bei seinen Bezugspersonen und Gassigehern sei er sehr beliebt. Doch einige Situationen triggern den Hund. Man könne lernen, damit umzugehen, dass sich Turko dann nicht unter Kontrolle hat. Turko trage auch einen Maulkorb. Doch in Tierheimen wohnen nicht nur kranke oder verhaltensauffällige Tiere, betont Berchtold. Auch die Farbe des Fells sei oft ein Problem: Dunkle Hunde seien weniger gefragt. "Das beobachten wir auch auf Social Media bei den Klicks", berichtet Berchtold. Auch bestimmte Haltungsanforderungen können dafür sorgen, dass Tiere lange im Heim wohnen. "Kibar ist ein Herdenschutzhund und ganz lieb, aber sie ist kein Stadthund", erklärt Tierpflegerin Ivonne Schug vom Tierheim Bayreuth. Sie brauche Auslauf und ein Zuhause mit viel Platz. Nicht jeder Interessent könne dem gerecht werden. Inzwischen sei Kibar auch nicht mehr die Jüngste. Die Einrichtung habe derzeit keine Kapazitäten mehr für große Hunde, einige hätten bereits abgelehnt werden müssen. Kleine Hunde könne man vielleicht noch aufnehmen. 15 Hunde wohnen bereits im Tierheim, hinzu kommen etwa 30 bis 35 Katzen sowie 9 Kaninchen und Meerschweinchen. "Bei den Katzen ist die Auslastung aktuell noch okay", erklärt Schug. Doch das werde sich vermutlich bald wieder ändern. Auch in Regensburg sei die Auslastung derzeit im grünen Bereich. "Das ist aber immer nur eine Momentaufnahme", betont Ariane Weckerle, 1. Vorsitzende im Tierschutzverein Regensburg und Umgebung e.V.. Im vergangenen Jahr habe das Heim auf einmal 17 Hundebabys aus einem aufgedeckten Tiertransport aufgenommen. Aktuell leben 15 Hunde in der Einrichtung sowie 50 Katzen und 10 bis 15 Kaninchen. Bei Katzen sei die Auslastung immer in der Ferienzeit hoch, denn dann kämen weniger Interessenten, an die man Tiere vermitteln kann. Auch verhaltensauffällige Hunde seien ein Problem. "Ich vermute, dass während Corona viele leichtfertig ein Tier angeschafft, aber die Erziehung vernachlässigt haben", sagt Weckerle. Derzeit suche etwa Kater Tom ein Zuhause, der bereits 14 Jahre alt ist und ein Nierenmedikament benötigt. Zudem müsse er als Einzelkater und Freigänger gehalten werden. "König Ludwig" ist nach einer gescheiterten Vermittlung wieder auf der Suche. "Er hat, typisch Dackel, Rückenprobleme und benötigt Schmerzmittel", verrät Weckerle. Zudem sei er rassetypisch eigensinnig. "Wenn er will, macht er, was man ihm sagt, wenn nicht, zwickt er einen auch mal", sagt Weckerle. Zumindest was Katzen angeht, ist auch beim Tierheim Augsburg noch nicht die Kapazitätsgrenze erreicht. Derzeit sei das Heim für 60 Katzen und 40 Hunde verantwortlich, inklusive Pflegestellen. In der Einrichtung selbst sei Platz für 120 Katzen und 20 Hunde. "Wir haben die besondere Situation, dass wir das alte Tierheim zurückbauen und ein neues aufbauen", berichtet Sabina Gaßner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg. Das sei bei ohnehin bestehenden Auslastungsproblemen schwierig. Obwohl neue Tierheimplätze entstehen sollen, werde die Lage aber angespannt bleiben. "Wir haben die typischen Probleme, die alle Tierheime haben: alte, kranke, unerzogene Tiere, die schwer zu vermitteln sind", sagt Gaßner. "Im Tierheim gibt es für jeden ein passendes Tier", erklärt Berchtold vom Tierheim München. Tierpflegerin Schug aus Bayreuth sieht das ähnlich. Man müsse sich dafür aber Zeit nehmen. "Viele wollen den Hund sofort mitnehmen. Das geht aber nicht", gibt sie zu bedenken. Man müsse die Tiere kennenlernen, zusammen Gassigehen und ausprobieren, ob es passt. Je nach Tierheim läuft der Prozess etwas anders ab. In der Regel folgt auf ein Beratungsgespräch ein Kennenlernen mit dem Tier. Meist wird eine Selbstauskunft verlangt und ein Schutz- oder Abgabevertrag geschlossen. Auch Vorkontrollen und unangekündigte Nachkontrollen vor Ort werden oft durchgeführt, um sicherzustellen, dass das neue Umfeld eine artgerechte Haltung ermöglicht. Manche Tierheime ermöglichen ein Probewohnen. Zudem fällt bei der Adoption meist eine Schutzgebühr an. Bei einigen Tierheimen kann man sich auch als Pflegestelle bewerben. Man nimmt in diesem Fall das Tier auf, bis ein endgültiges Zuhause gefunden ist. Oft handelt es sich um besondere Pflegefälle, also kranke oder ältere Tiere. Die Heime oder Tierschutzvereine tragen meist die Kosten für Ausstattung und Tierarztuntersuchungen. Doch auch wer kein Tier adoptieren kann oder möchte, kann sich einbringen. Bei vielen Tierheimen kann man beim Gassigehen helfen. Im Tierheim Bayreuth würde man sich besonders über hundeerfahrene Interessenten freuen, erklärt Tierpflegerin Schug. Denn besonders bei verhaltensauffälligen Hunden ist der Bedarf hoch. Auch als Katzenstreichler kann man sich bei einigen Tierheimen einbringen. So können scheue Tiere lernen, dass der Mensch gut ist und dass sie ihm vertrauen können. Am besten vereinbaren Interessenten telefonisch einen Termin zum Kennenlernen. Doch es fehlt den Tierheimen nicht nur an Platz und Personal, sondern auch an Geld: Allein der Investitionsstau in den Heimen liege bei 160 Millionen Euro, erklärt Tierschutzbund-Präsident Schröder. Wer spenden möchte, kann je nach Einrichtung Einzel- und regelmäßige Zahlungen überweisen, die Bankverbindung findet sich meist auf der Website. Manche Tierheime haben auch Bezahl-Tools wie bei einem Online-Shop eingerichtet. Patenschaften können direkt beim Tierheim für konkrete Tiere oder Tierarten angefragt werden. Das Tierheim Regensburg berichtet auch von Spenden, nachdem Menschen das Heim in ihrem Testament erwähnt hatten. Zudem hat so manches Heim Wunschlisten für Sachspenden angelegt. Sie sind auf der jeweiligen Website einsehbar. "Auch neue Vereinsmitglieder helfen uns", erklärt Berchtold vom Tierheim München. "Dadurch finden wir eher Gehör in der Politik. Ob man sich als aktives oder passives Mitglied einbringen möchte, sei zweitrangig. In München beispielsweise koste die Mitgliedschaft 60 Euro pro Jahr und es gebe keine Verpflichtungen. Um zu verhindern, dass immer mehr Tiere in die Heime gebracht werden, könnten politische Lösungen sinnvoll sein. Tierschutzbund-Präsident Schröder fordert unter anderem eine komplette Einstellung des Onlinehandels mit Tieren sowie die Einführung einer Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht bei Heimtieren. Auch für einen Sachkundenachweis für Tierhalter sprach Schröder sich aus. "Wichtig ist, dass wir klarstellen, dass nicht jeder irgendwo ein Tier kaufen darf und das dann ohne jede Beratung, ohne jede Sachkunde", sagte der Verbandschef. Zudem fordern mehrere Tierheime im Gespräch mit BR24 eine Kastrationspflicht für Katzen und Kater oder sie empfehlen zumindest, dass Halter ihr Tier freiwillig kastrieren lassen. Andernfalls können sich Freigänger unkontrolliert fortpflanzen. Aus diesem Grund blicken auch Tierheime, die derzeit noch nicht voll belegt sind, besorgt auf den Frühling. Denn dann werden meist viele Katzenbabys und trächtige Tiere gefunden - und letztlich in ein Tierheim gebracht. Mit Informationen von EPD, DPA und AFP Laut Tierheim-Mitarbeitenden zeigen diese Bilder im Hausmüll entsorgte Katzen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Tanja Koch
Turko, Saskia und viele andere Tiere suchen ein Zuhause: Etliche Heime sind deutschlandweit überfüllt. Viele blicken besorgt auf den Frühling. Wie ist der Stand in Bayern? Und wie wird man Katzenstreichler, Patin, Pflegestelle oder Vereinsmitglied?
[ "Mittelfranken", "Oberfranken", "Schwaben", "Oberbayern", "Oberpfalz", "Haustiere", "Tierschutz", "Tierheime" ]
deutschland-welt
2024-02-21T04:19:43.600341+00:00
2024-02-21T13:42:11.274363+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/auch-bayerische-tierheime-am-limit-so-kann-man-helfen,U4pHHwo
Tiefgaragendecke einer Dachauer Schule eingestürzt
In der Dachauer Realschule ist die komplette Decke der Tiefgarage aus unbekannter Ursache eingestürzt. Das hat das Landratsamt am späten Mittwochnachmittag bekannt gegeben. Glücklicherweise befanden sie zum Zeitpunkt des Einsturzes keine Personen in der Tiefgarage – niemand wurde verletzt. Der Schaden am Gebäude sei aber erheblich, teilte die Polizei mit. Außerdem sind sieben Fahrzeuge, die in der Tiefgarage geparkt waren, unter der Trockenbaudecke begraben und beschädigt worden. Laut Landratsamt Dachau ist das Unglück gegen 16 Uhr passiert. Die abgehängte Decke, die unterhalb der Dämmung angebracht war, brach vollständig herunter. Sie habe die Installationseinrichtungen, wie zum Beispiel Beleuchtung oder Feuermelder, getragen. Die tragende Decke und damit der Boden der darüber liegenden Turnhalle sei nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen. Ein Statiker und ein Gutachter sollen nun die Ursache des Vorfalls untersuchen. Die Schule und die Turnhalle bleiben aus Sicherheitsgründen erst einmal gesperrt. Morgen, am Donnerstag, findet deshalb Distanzunterricht statt. Man werde die Ursache rasch klären, um die Schule so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen zu können, hieß es vom Landratsamt. Auch an einer Schule in der Oberpfalz ist vor wenigen Tagen ein Unglück passiert: Ein großes Fenster fiel aus der Verankerung und zerschlug die Platte eines Schultisches in einem Klassenzimmer der Grund- und Mittelschule in Hirschau. Verletzt wurde auch dort mit viel Glück niemand: Die Schülerin, die am betroffenen Tisch gesessen war, war zu dem Zeitpunkt auf der Toilette. Das Gebäude der Schule im Landkreis Amberg-Sulzbach ist seit vielen Jahren marode. Eine Sanierung ist seit Jahren geplant, kann aber aufgrund der kommunalen Finanzen der Stadt Hirschau nicht begonnen werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Birgit Grundner, BR24 Redaktion
In der Tiefgarage der Realschule in Dachau ist die gesamte abgehängte Decke auf die darunterliegende Parkfläche herabgefallen. Durch viel Glück wurde niemand verletzt. Der Schaden sei erheblich, so die Polizei.
[ "Distanzunterricht", "Statik", "Tiefgarage", "Dachau", "Einsturz", "Schule", "Oberpfalz", "Oberbayern" ]
bayern
2025-02-19T19:07:45.575979+00:00
2025-02-19T19:07:45.575979+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/tiefgaragendecke-einer-dachauer-schule-eingestuerzt,UdGyRgb
Mobilität auf dem Land: Murnauer Vorzeigeprojekt vor dem Aus
Der Murnauer Rufbus Omobi war vor drei Jahren einer der Pioniere für On-Demand-Mobilität auf dem Land. Das preisgekrönte Projekt steht jetzt aber vor dem Aus. Heute Abend ist eine Sondersitzung des Gemeinderats im Kultur- und Tageszentrum angesetzt. Eigentlich ist Omobi ein Erfolgsmodell: Erst fuhr nur ein Bus, dann folgte ein zweiter. Nachbarorte wie Riegsee und Seehausen wurden integriert, die Nutzerzahlen stiegen. Rund 120 Personen werden derzeit pro Tag befördert. Algorithmen berechnen die optimale Route und bündeln Fahrten, Fahrgäste schätzen die Flexibilität, ein Klick in der App oder ein Anruf, und der Minibus kommt zu einer der Haltestellen, die über den ganzen Ortsbereich verteilt sind. Vor fast jeder Haustür hält der Bus. Eine Fahrt kostet pro Person 2,50 Euro. Vor allem Kinder und Jugendliche sowie Senioren nützen das Angebot. Rainer Paschen, Vorstand vom Seniorenbeirat in Murnau, spricht von einem neuen Lebensgefühl für die älteren Bürger im Ort. Schon seit Längerem bekommt das Vorzeigeprojekt jedoch Gegenwind. Zu teuer, zu ineffektiv lauten die Vorwürfe der Kritiker. Josef Bierling von der CSU spricht von Steuergeldverschwendung und zielt dabei auf die Fördergelder, mit denen der Ortsbus zur Hälfte subventioniert wird. Ohne alle Förderungen und den Anteil der Gemeinde würde eine Fahrt bei zirka 19 Euro liegen, rechnet er vor. Welf Probst von den Freien Wählern sieht in Omobi einen Taxiersatz, und dieser Luxus sei auf Dauer nicht tragbar. Auch die Grünen schließen sich der Kritik an. Sie wünschen sich stattdessen Mobilität für alle und bringen eine Ringbuslinie ins Spiel. Lediglich die Bürgermeisterpartei ÖDP/Bürgerforum und Rathaus-Chef Rolf Beuting positionierten sich zuletzt für das Rufbus-System. Sie sehen nichts Verfängliches in Fördergeldern. Sie bezweifeln, dass ein Linienbussystem mehr Menschen Mobilität bringen würde, und zudem würde bei einem Linienbus der Großteil der Fördergelder wegfallen, weil die der Freistaat ausdrücklich für solche innovativen Rufbus-Systeme zur Verfügung stellt. Wolfgang Küpper von der ÖDP findet, Fördergelder dürften den Bürgern nicht vorenthalten werden. Schließlich subventioniere der Freistaat innovative Rufbussysteme gezielt im ländlichen Raum, um Bürgern mehr Mobilität zu bieten. Abzüglich sämtlicher Fördergelder und der Einnahmen durch die Fahrttickets komme er auf eine Belastung für den Markt Murnau von etwa 3 Euro pro Fahrtgast. Der ÖPNV sei immer defizitär und brauche Unterstützung. In einer Sondersitzung am Montagabend im Kultur- und Tageszentrum soll über die Zukunft von Rufbus Omobi entschieden werden. Jedoch stehen die Chancen auf eine Verlängerung des Vertrags über den 30. Juni 2023 hinaus schlecht. Vier von fünf Fraktionen sind gegen den Rufbus. Ohne den Rufbus könnte Murnau ab Juli komplett ohne jeglichen Bus dastehen, da so kurzfristig auch kein Alternativkonzept möglich sei. Damit will sich Rainer Paschen vom Seniorenbeirat nicht abfinden. Zusammen mit dem Verein für Wirtschaftsförderung hat der Seniorenchef Unterschriften gesammelt. Die Unterstützung für Omobi in der Bevölkerung sei groß. Innerhalb von nur fünf Tagen seien über 1.400 Unterschriften für den Bürgerantrag zusammengekommen, so Paschen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Martin Breitkopf
Eigentlich ist der Rufbus Omobi in Murnau ein Erfolgsmodell. Er befördert rund 120 Personen pro Tag. Doch nun steht das preisgekrönte Projekt vor dem Aus. In einer Sondersitzung des Gemeinderats soll über Omobis Zukunft entschieden werden.
[ "ÖPNV", "Bus", "Öffentlicher Nahverkehr", "Murnau", "Omobi", " Rufbusse" ]
bayern
2023-03-27T07:36:46.726+00:00
2023-03-27T14:19:10.671147+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/mobilitaet-auf-dem-land-murnauer-vorzeigeprojekt-vor-dem-aus,TZg97BN
Vom Labor auf den Teller: Fleisch ohne Schlachtung
Seit Menschengedenken hat der Verzehr von Fleisch das Schlachten von Tieren erfordert. Diese Ära könnte zu Ende gehen: Das US-Landwirtschaftsministerium hat jetzt zwei Unternehmen erlaubt, kultiviertes Fleisch, das im Labor hergestellt wird, auf den Markt zu bringen. Diese Unternehmen nutzen Zellkulturen, die von Tieren entnommen wurden, um Fleisch zu produzieren. Die Produktionshalle von Upside Food in Berkeley, in der Nähe von San Francisco, erstreckt sich über 6.500 Quadratmeter und erinnert auf den ersten Blick an eine Brauerei, mit großen silbernen Edelstahltanks. Doch statt Bier zu brauen, wird hier Fleisch kultiviert. Uma Valeti, CEO von Upside Food, erklärte: "Das ist ein Huhn. Wir züchten es aus tierischen Zellen, in einer sehr sauberen, kontrollierten Umgebung." Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Fleisch nicht mit Veggie-Burgern, die hauptsächlich aus Pflanzenproteinen hergestellt werden, vergleichbar ist. Upside Food legt Wert darauf, dass für ihr Fleisch kein Tier getötet werden muss. In der Testküche von Upside Food bekommt Reporterin Sophia die Gelegenheit, dem Unternehmenskoch bei der Zubereitung einer Hühnerbrust, die aus einem der Kultivierungstanks stammt, zuzusehen. "Es sieht genauso aus wie ein normales Stück rohes Hühnerfleisch. Ich kann die Textur sehen. Es glänzt etwas. Ich bin gespannt, wie es sich braten lässt." Nach einigen Minuten ist das Fleisch fertig gebraten. Test-Esserin Sophia ist erstaunt: "Ich bin im Moment hin und weg. Die Textur ist perfekt. Es schmeckt saftig und zart. Genau wie ein Huhn. Es ist Huhn. Es ist sehr lecker. Ich werde das ganze Stück jetzt essen." Die traditionelle Fleischindustrie behauptet, effizient und kostengünstig zu produzieren. Allerdings hat sie erhebliche Umweltauswirkungen, wie den hohen Verbrauch von Energie, Wasser, und Land sowie die Emission von Treibhausgasen. Bruce Friedrich vom gemeinnützigen Good Food Institute stellt fest: "Gezüchtetes Fleisch bietet den Verbrauchern alles, was sie an Fleisch schätzen, benötigt aber nur einen Bruchteil der Anbaufläche und deutlich weniger Wasser." Kultiviertes Fleisch benötigt deutlich weniger Zeit zur Produktion als traditionell hergestelltes Fleisch. Hühnerfleisch kann in etwa drei Wochen produziert werden, während die Aufzucht eines schlachtreifen Huhns drei Monate dauert. Bei Rindern und Schweinen sind die Unterschiede noch größer. Die Revolution in der Fleischproduktion, die ohne Antibiotika, Treibhausgase und ohne Tieropfer auskommt, ist jedoch noch in den Anfängen. Weltweit sind etwa 150 Unternehmen in der Erforschung und Entwicklung von kultiviertem Fleisch tätig. Die Produktionskapazitäten sind derzeit noch gering und die Preise für kultiviertes Fleisch im Supermarkt werden zunächst deutlich höher sein als die für traditionelles Fleisch. Uma Valeti, CEO von Upside Foods, sagt: "Unser Ziel ist es, die konventionellen Preise zu unterbieten. Aber zunächst müssen wir wegen der Entwicklungskosten mit Premium-Preisen starten. Wir gehen davon aus, dass unsere Produkte mit der Zeit mit konventionellem Fleisch gleichziehen werden. Das wird noch fünf bis 15 Jahre dauern." Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Marcus Schuler
Das US-Landwirtschaftsministerium hat grünes Licht für die Markteinführung von Labor-Fleisch gegeben. Beginnt damit eine neue Ära, in der der Verzehr von Fleisch nicht mehr zwangsläufig mit dem Schlachten von Tieren verbunden ist?
[ "Künstliches Fleisch", "Labor-Fleisch", "Landwirtschaft" ]
deutschland-welt
2023-06-22T06:00:49.083741+00:00
2023-06-22T20:31:12.522107+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/vom-labor-auf-den-teller-fleisch-ohne-schlachtung,ThsdRm3
Hunderte Spritzen gesetzt: Falscher Impfarzt räumt Vorwürfe ein
Das Geständnis kam für viele überraschend: Ein Theologe, der als falscher Impfarzt mehrere Hundert Menschen geimpft haben soll, hat vor dem Landgericht Traunstein die Vorwürfe der Anklage weitestgehend eingeräumt. Über seine Verteidigung ließ er zum Prozessauftakt am Donnerstag mitteilten, es sei richtig, dass er zwei falsche Doktortitel benutzt, eine Approbationsurkunde gefälscht und damit zu Unrecht Impfstoff verabreicht hat. Seine Anwältin Carolin Arnemann räumte im Namen von Stefan H. ohne große Umschweife ein, dass er ohne Befähigung die Anstellung als Arzt in den Impfzentren in Rosenheim und Karlsfeld bei München erschlichen hatte. Dort betreute der 50-Jährige dann nicht nur über 1.000 Corona-Impfungen, sondern verabreichte viele hundert Spritzen auch selbst. Den Tatvorwurf der Körperverletzung weist die Verteidigung aber zurück. Die Begründung: Zum einen seien die Impfwilligen bereits vorher von Hausärzten und durch den obligatorischen Informations-Film aufgeklärt worden, und zum anderen sei es durchaus möglich, dass viele sich von Stefan H. auch impfen lassen hätten, wenn sie gewusst hätten, dass er ein Schwindler ist. Die überraschende Argumentation, viele hätten sich auch wissentlich von einem falschen Arzt impfen lassen, begründet H.s Verteidigerin Carolin Arnemann mit Fragebögen, die die Kripo Rosenheim im Rahmen der Ermittlungen an die Geimpften versendet hat. Darin wurde explizit abgefragt, ob die Betroffenen sich auch hätten impfen lassen, wenn sie gewusst hätten, dass der Beschuldigte kein Arzt ist. Das Ergebnis, zu dem ihr Büro bei der Auswertung gekommen ist: "Es gab 279 Personen, die hier explizit mit "Ja" geantwortet haben." Jetzt steht die Annahme im Raum, dass bei knapp 1.000 der angezeigten 1.700 Fälle demnach eine Einwilligung möglich wäre. Dazu kommt, dass sich bislang keiner der betroffenen Geimpften der Klage angeschlossen hat. Vor Gericht präsentierte sich der Angeklagte als ein Mann mit einer schweren Lebensgeschichte, mit vielen gescheiterten Anläufen, beruflich erfolgreich zu sein. Schon als Therapeut und Trauerbegleiter hatte er ohne Ausbildung versucht, eine Praxis aufzubauen - ohne Erfolg. Auch eine Scheidung und Geldsorgen führte die Verteidigung an, um die Schwere der Schuld zu mindern. Dazu gehört auch die Bitte um Vergebung bei allen, die durch ihn getäuscht wurden. Er habe niemandem schaden wollen, so die Verteidigerin. Es sei ihm darum gegangen, eine Beschäftigung zu haben und auch etwas zum Lebensunterhalt beizutragen, sagte Anwältin Arnemann. Er habe zudem gedacht, "er tut etwas Gutes" und bringe die Impfkampagne voran. In neun Monaten Untersuchungshaft sei ihm klar geworden, "dass das, was er gemacht hat, nicht geht". Laut Anklage soll der 50-Jährige bei mehr als 306 Menschen ohne ärztliche Zulassung selbst die Spritze gesetzt und in 1.144 Fällen Injektionen von medizinischem Fachpersonal überwacht haben. Gesundheitliche Schäden oder Komplikationen bei den Geimpften gab es den Ermittlern zufolge nicht. Die Staatsanwaltschaft in Bayern wirft dem Mann im Einzelnen vor, vom 3. Februar bis 23. März 2021 im Impfzentrum Rosenheim sowie am 16. März 2021 im Impfzentrum Karlsfeld im Landkreis Dachau tätig gewesen zu sein. Außerdem war er laut Anklage bei mobilen Impfeinsätzen in Pflegeeinrichtungen im Einsatz. Er soll gut 20.000 Euro in Rechnung gestellt haben, laut Verteidigung bekam er aber am Ende kein Geld für seine Tätigkeit. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Diethard Kühne, BR24 Redaktion, Matthias Lauer
Der Prozess gegen einen falschen Impfarzt, der ohne Approbation Hunderte geimpft haben soll, begann mit einem Geständnis des Angeklagten am Landgericht Traunstein. Gegen den Vorwurf der Köperverletzung wehrt er sich - mit ungewöhnlichen Argumenten.
[ "Coronavirus", "Traunstein", "Prozess", "Arzt", "Impfen", "Oberbayern" ]
bayern
2022-02-10T15:31:25.275+00:00
2022-02-10T16:27:35.155549+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/hunderte-spritzen-gesetzt-falscher-impfarzt-raeumt-vorwuerfe-ein,Sx2INCQ
Sternstunden: Harry G. radelt mit Schülern über die Alpen
Noch 70 Kilometer liegen heute vor ihnen – mit dem Rad über die Alpen bis ins Zillertal. 13 Schülerinnen und Schüler wollen in sieben Tagen von Niederbayern zur Adria-Küste. Den ersten Tag haben sie bereits geschafft. Mit der Aktion wollen die Jugendlichen für die Sternstunden Geld sammeln. Ein BR-Duo aus BR-Moderator Florian Schwegler und BR-Korrespondent Philip Kuntschner radelt mit, besonderer Gast-Mitradler heute: Comedian Harry G als Pate der Aktion. Vorbereiten musste er sich auf die Tour nicht. Denn Harry G ist trainiert, hat schon selbst mit dem Rennrad mehrere Alpendurchquerungen gemacht, macht häufig Sport und fährt viel Rad. Auch die Schüler seien unglaublich fit. "Die Schnelleren motivieren die Langsameren. Der Zusammenhalt funktioniert und wir kommen gut voran", sagt Harry G. Jetzt sammelt die Gruppe am Spitzingsee bei einer Pause ihre Kräfte. Das Projekt kommt den Sternstunden zugute, der Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk, der die Aktion täglich im Programm begleiten wird. Der sogenannte "Alpen-Cross" begann am Dienstag. Vom Klassenzimmer im niederbayerischen Furth geht es über Weyarn, Drei Zinnen in den Dolomiten bis nach Jesolo. Organisiert haben alles die Elftklässler. Harry G sitzt bei einer Tagesetappe mit im Sattel. Am Dienstagabend ist er zur Alpen-Cross-Gruppe dazugestoßen und fährt heute die rund 90 Kilometer lange Strecke von Weyarn nach Zell am Ziller mit. Er liebt solche Herausforderungen: "Ich finde es unglaublich schön, wenn man etwas für einen guten Zweck machen kann und sich dabei selbst beweisen muss und eine Challenge hat." Der anstrengendste Part von heute liegt mittlerweile schon hinter der Gruppe: die Steigung zum Spitzingsee. Spaß darf dabei natürlich nicht fehlen. Jeder sei zwar sehr fokussiert, "aber die Schüler haben trotzdem Spaß mit mir und ich mit ihnen. Ich hoffe, dass ich mehr als der alte Mann mit Hut, beziehungsweise Helm bin", scherzt Harry G. Ganz ohne Hindernisse geht’s auch nicht: Gestern machten der Gruppe platte Reifen das Leben schwer, dann hat sich die Gruppe auch noch verfahren. Heute sei die Herausforderung allerdings das Wetter. Denn immer wieder regnet es, das gehe irgendwann an die Substanz. Noch hoffen sie, dass es jetzt trocken bleibt. Jetzt liegt ein Streckenabschnitt vor den Alpen-Crossern, bei dem "der Kontakt zur Außenwelt verloren geht", so Harry G - ohne normale Fahrstraßen und ohne Infrastruktur mit Autos. "Es wird erst noch spannend." Wenn es allerdings richtig zu regnen beginnt, sei die mentale Kondition der Gruppe gefragt. Harry G ist sich aber sicher, dass die Strecke alle gut schaffen werden. Zwischendurch helfen ihnen kleine Motivationspausen: "Ein paar Jungs haben Lautsprecher mit Musik dabei, ab und zu einen Riegel essen und trinken, dann lafft des scho." Die Alpenüberquerung ist ein Bildungs- und Benefizprojekt zugleich, denn für die Radler kann und soll gespendet werden – für Sternstunden, die Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk. Über sternstunden.de kann schon jetzt gespendet werden. Die Bankverbindung lautet: IBAN DE61 7005 0000 0004 0510 00. Auch die BR-"Bergfreundinnen" Catharina Schauer und Katharina Kestler haben angekündigt, eine Etappe mitradeln zu wollen. Harry G kann über die Jugendlichen, die sich für Kinder in Not einsetzen, nur staunen: "Es ist wirklich beachtlich, dass eine Schulklasse über die Alpen fährt - und das gekoppelt mit dieser einzigartigen Aktion. Das habe ich noch nicht erlebt." Man sei manchmal anderer Auffassung, was Jugendliche heutzutage für Werte und Prinzipien haben. "Es ist beachtlich, dass sie sich so einsetzen für etwas, von dem sie selbst noch nicht so weit entfernt sind." Bei der Benefiztour zusammen mit einer Schulklasse aus Furth geht es heute von Weyarn nach Zell am Ziller. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Franziska Bohn, BR24 Redaktion
Comedian Harry G begleitet die Sternstunden-Benefizaktion des BR und radelt mit einer Schulklasse über die Alpen. Er ist vom Einsatz der Jugendlichen beeindruckt: Sie wollen mit der Aktion Geld für Kinder in Not sammeln.
[ "Oberbayern", "Niederbayern", "Schüler", "Sternstunden", "Alpen", "Radtour", "Bayerischer Rundfunk", "Benefizaktion" ]
bayern
2024-07-03T15:27:02.416+00:00
2024-07-04T07:39:15.802679+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/sternstunden-harry-g-radelt-mit-schuelern-ueber-die-alpen,UHSzWnB
Lichterkette am Nachthimmel: Starlink-Satelliten sichtbar
Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk hat für seinen Plan eines Weltall-gestützten Internets erneut Satelliten ins All gebracht. Am Montag startete zum dritten Mal eine Rakete mit 60 Mini-Satelliten - die nun wie eine Perlenkette in 290 Kilometer Höhe, um die Erde ziehen. Im Laufe der Monate werden sie auf eine Umlaufbahn in 550 Kilometern Entfernung von der Erde gebracht. Die Satelliten wurden von einer Falcon-9-Rakete in den Weltraum befördert. Es war der vierte Flug der wiederverwendbaren Trägerrakete, die nach dem Aussetzen der Satelliten auf einer Plattform im Ozean landete. Das dürfte noch eine Weile so weitergehen: Seit Mai vergangenen Jahres sind bereits 180 der Satelliten ins All geschossen worden und umkreisen nun die Erde, insgesamt sollen es aber 12 000 oder mehr werden. Ziel des milliardenschweren Programms ist es laut SpaceX, sowohl entlegene Gebiete als auch Ballungszentren mit schnellem und preiswertem Breitband-Internet zu versorgen. "Die Satelliten sind nach dem Start relativ eng beieinander, sehr niedrig und deswegen sehr auffallend für gelegentliche Beobachter", erklärt Rainer Kresken von der Starkenburger-Sternwarte im hessischen Heppenheim. Die Bahn der nun gestarteten Satelliten verläuft derzeit nicht über Deutschland. Ihre Vorgänger, die SpaceX im November 2019 ins All schickte, seien bei gutem Wetter aktuell aber noch rund eine Woche am frühen Abendhimmel zu sehen, sagt Hansjürgen Köhler vom Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (Cenap). Cenap ist ein privater Zusammenschluss zur Aufklärung ungewöhnlicher Himmelserscheinungen. Die ungewöhnliche Lichterkette am Himmel sei für viele Menschen irritierend, so Köhler. Die Hotline der Meldestelle stehe an manchen Abenden kaum mehr still, es gebe bis zu 60 Anrufe. Ein Problem der Satellitenkette ist, dass sie so hell strahlt: Astronomen beschwerten sich bereits vergangenes Jahr darüber, dass dadurch ihre Beobachtungen des Sternenhimmels gestört werden. SpaceX will die bei den neuen Satelliten nun mit einer dunklen Beschichtung reduzieren. Der Leiter des Komitees der American Astronomical Society für Lichtverschmutzung und Weltraumschrott, Jeff Hall, sagte, die dunkle Beschichtung für die Starlinks sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Das Problem sei aber noch nicht gebannt, zumal neben SpaceX auch andere Firmen wie Amazon und OneWeb mit Starlinks ein weltraumgestütztes Hochgeschwindigkeitsinternet insbesondere für Regionen aufbauen wollen, die sonst nur schwer oder unter hohen Kosten erreichbar wären. Wissenschaftler warnen immer wieder vor einem "überfüllten" Weltall.
BR24 Redaktion
SpaceX hat weitere 60 Satelliten für ein Weltraum gestütztes Internet ins All geschossen. Astronomen kritisieren, dass die Satellitenkette Beobachtungen des Nachthimmels störten. SpaceX will jetzt mit einer dunklen Beschichtung nachbessern.
[ "Sternenhimmel", "SpaceX", "Satelliten", "Elon Musk", "Starlink" ]
wissen
2020-01-20T09:20:25.5+00:00
2021-02-16T09:20:33.38502+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wissen/lichterkette-am-nachthimmel-starlink-satelliten-sichtbar,Rn3Yp1L
Schnee und Eis: Was Hauseigentümer beachten müssen
Schneemassen türmen sich vor der Einfahrt und auf den Dächern, der Baum hängt gefährlich in Nachbars Garten – an vielen Orten im Süden und Südosten Bayerns herrscht diese Tage dieses Bild. Viele Hauseigentümer fragen sich, wie weit ihre Sicherungspflichten gehen und wer für den Fall haftet, dass tatsächlich etwas passiert. Grundsätzlich gelten laut dem Verband Haus und Grund die üblichen Räum- und Streupflichten. Die sehen unter anderem vor, dass jeder Grundstückseigentümer verpflichtet ist, die Gehwege und Zufahrten an Werktagen bis spätestens 7 Uhr zu räumen und zu streuen (an Sonn- und Feiertagen bis 8 Uhr) und dies gegebenenfalls bis 20 Uhr so oft zu wiederholen, wie nötig. Vermieter können diese Pflichten auch auf ihre Mieter übertragen. Anwohner müssen dabei aber nicht zwingend den gesamten Gehweg räumen, mindestens aber einen Bereich, der groß genug ist, damit zwei Personen gefahrlos aneinander vorbeigehen können. Die aktuelle Rechtsprechung schreibt laut den Experten von Haus und Grund den Fußgängern allerdings auch eine gewisse Eigenverantwortung zu. Sind Gehwege und Einfahrten nicht geräumt, müssen Fußgänger eine entsprechende Aufmerksamkeit und Vorsicht walten lassen. Tun sie das nicht, kann ihnen ein Mitverschulden angerechnet werden. Das gilt zum Beispiel auch, wenn jemand kein geeignetes Schuhwerk trägt. Komplizierter ist die Frage bei der Schneelast auf Bäumen. Grundsätzlich gilt auch da: Gefährdet ein Baum oder Ast konkret Personen auf dem Gehweg oder in Nachbars Garten, oder auch Gegenstände wie Autos oder Gartenhäuser, muss der Eigentümer den Ast entfernen bzw. entfernen lassen, zur Not von der Feuerwehr. Allerdings – und da wird es knifflig – muss die Gefahr für den Laien erkennbar sein, so Rechtsanwalt Rudolf Stürzer von Haus und Grund München: "Nur viel Schnee auf einem Baum reicht da nicht aus". Es muss also klar erkennbar sein, dass der Ast jederzeit abbrechen kann, z.B. weil schon Risse sichtbar sind oder schon andere Äste abgebrochen sind. Konnte ein Grundstückseigentümer das nicht erkennen, muss er im Schadensfall auch nicht haften. "Der geschädigte Nachbar hat dann juristisch gesehen tatsächlich Pech gehabt und kann nur auf seine eigene Gebäudeversicherung hoffen", so Anwalt Stürzer. Ganz ähnlich ist es beim Thema Dachlawinen. Auch hier muss die Gefahr für einen Hauseigentümer erkennbar sein, damit er haftet. Das kann allerdings schon dann der Fall sein, wenn z.B. in der Vergangenheit bei ähnlichen Schneefällen bereits Dachlawinen abgegangen sind. Und: Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in Bayern keine Pflicht für Schneefanggitter. "Wer allerdings ein Schneefanggitter auf dem Dach hat, ist in der Regel bei der Haftung aus dem Schneider, selbst wenn trotzdem eine Lawine abgeht", sagt Anwalt Stürzer. Wer bei hohen Dachneigungen keine Schneefanggitter hat, riskiert bei Schäden durch Dachlawinen, komplett für den Schaden aufkommen zu müssen. Geräumter Schnee muss zwar grundsätzlich auf dem eigenen Grundstück gelagert werden, hier räumt die Rechtsprechung Anwohnern allerdings ebenfalls einen gewissen Spielraum ein. "Bei den aktuellen Schneemengen ist es völlig ok, wenn Anwohner den Schnee z.B. auf einen ungenutzten Parkplatz am Straßenrand räumen", so Anwalt Stürzer von Haus und Grund. Allerdings sollte man darauf achten, keine Einfahrten zu blockieren. Dann könne nämlich ein betroffener Nachbar den Schnee kostenpflichtig entfernen lassen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Michael Bartmann
Was tun, wenn sich der Baum im Garten durch die Schneelast zum Nachbarn biegt? Wer haftet bei Schäden? Diese Frage stellen sich gerade viele Hausbesitzer in Bayern – und die Antworten können knifflig sein.
[ "Schneebruch", "Dachlawinen", "Haus und Grund", "Schnee" ]
bayern
2023-12-04T16:47:53.264339+00:00
2023-12-05T08:30:48.208186+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/schnee-und-eis-was-hauseigentuemer-beachten-muessen,TxUDG4C
#Faktenfuchs: Woran Sie irreführende Sprachnachrichten erkennen
Darum geht’s: "Noch geheim", "ganz exklusiv", "von einem Insider", "eine krasse Sache": So locken Sprachnachrichten, die viral gehen über WhatsApp oder Telegram, oft. Und häufig sind die Informationen falsch. So erreichten den #Faktenfuchs zum Beispiel während der Bauernproteste im Februar zwei Sprachnachrichten, die Kaufpanik hätten auslösen können. Die Ereignisse, vor denen gewarnt wurde, traten jedoch nicht ein. Irreführende Sprachnachrichten auf Plattformen wie WhatsApp oder Telegram sind besonders leicht zu erstellen und auch besonders trickreich. Sie können viral gehen und Angst und Wut auslösen, auch wenn sie nicht den Tatsachen entsprechen. Doch woran kann man das erkennen? Dieser #Faktenfuchs blickt auf Forschungsergebnisse zu Sprachnachrichten mit Falschinformationen und erklärt an Beispielen, wie diese funktionieren. "Die Spediteure wollen Deutschland dicht machen", hieß es in der einen. "Kein LKW fährt in Deutschland", in der anderen. Weitere Aussagen aus den Audio-Dateien: "Wenn das publik wird, kannst du dir vorstellen, was in den Läden abgeht", es empfehle sich, die Vorratsschränke vollzumachen, und: "Ich sag’s euch nur, kauft’s euch ein paar Lebensmittel ein", in kurzer Zeit "geht’s richtig ab hier in diesem Lande". Diese Aussagen sind typische Beispiele für Warnungen: Sie malen katastrophale Zustände an die Wand. Die Realität hingegen: Die Blockaden waren nicht so umfassend wie in diesen Sprachnachrichten vorhergesagt, Deutschland wurde nicht “dicht gemacht”, die Supermärkte waren nicht flächendeckend leer. Doch gerade Sprachnachrichten sind geeignet, solche Inhalte wirksam zu verbreiten. Denn die vermeintlich exklusive Information in so einer Sprachnachricht wirke auf den Empfänger attraktiv, sagt Josef Holnburger, Co-Geschäftsführer des Centers für Monitoring und Analyse (CeMAS), im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. Er befasst sich mit der Erhebung und Analyse von Daten auf zahlreichen Plattformen und nutzt dabei computergestützte Methoden. "Man kennt das auch von Überschriften, die man als 'Click Bait' bezeichnet", sagt Holnburger. "Jeder kennt solche Beispiele wie 'Diese 5 Geheimnisse von Ärzt:innen solltest du kennen'." Jeder sei da erst mal interessiert, was das Geheimnis sei. "Und deswegen haben solche Sprachnachrichten das Potenzial, viral zu gehen, die sagen: 'Ich habe da einen Cousin, der mir das gerade erzählt hat, und es darf eigentlich noch keiner wissen'." Dass eine vermeintlich exklusive Information versprochen wird und das verlockend wirkt, bedeute nicht unbedingt, dass eine Sprachnachricht viral gehen wird. "Aber wenn es zum Beispiel auf bestimmte politische Erwartungen oder Wünsche trifft, dann kann sich so etwas in Social Media schon entfalten." Gerade in Situationen, die als Krisen wahrgenommen werden können, spielen Gefühle eine große Rolle. Zum Beispiel das Gefühl, jemanden warnen zu wollen oder auf eine Warnung reagieren zu wollen. Dafür erscheint manchen besonders eine Sprachnachricht als geeignet. Zwar ist oft das Motiv dafür, solche Sprachnachrichten weiterzuleiten, andere Menschen schützen zu wollen. Trotzdem kann das problematisch werden. "Das kann etwa bei Terroranschlägen gefährlich sein, wenn man sich zum Beispiel auf eine Person oder Personengruppe einschießt als vermeintliche Täter, die es vielleicht am Ende gar nicht gewesen sind", sagt Holnburger. Auch bei Hochwasserkatastrophen könne es schädlich sein, wenn zum Beispiel Falschnachrichten über angeblich ausbleibende Hilfe möglicherweise Aggressionen gegen Helfer schüren. Das zeigt ein Beispiel aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie. Eine Frau, die sich als "Elisabeth, die Mama vom Poldi" bezeichnete, sprach die Nachricht ein. Anfang März 2020 ging sie auf WhatsApp viral. Die Frau verwies auf ihr vermeintliches Insiderwissen über Ibuprofen und dessen Wirkung bei Covid-19, das ihr wiederum eine Freundin von der Uniklinik Wien übermittelt habe. Das Insiderwissen erwies sich als haltlos. Die Klinik gab wegen der großen Verbreitung der Audio-Datei eine öffentliche Stellungnahme zu der Falschinformation ab. "Damit hatte es eine einfache Sprachnachricht geschafft, Kapazitäten einer Klinik zu binden", heißt es in einem Blog-Beitrag des Centers für Monitoring und Analyse (CeMAS). Auch zu Corona-Impfstoffen hatte sich 2020 eine Sprachnachricht mit falschen Behauptungen verbreitet, die der #Faktenfuchs hier widerlegte. Als angebliche Quelle nannte die Urheberin damals die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Die Universität widersprach, die zuständige Behörde sprach von falschen Behauptungen. All diese Beispiele beziehen sich auf konkrete Handlungen, die zum Alltag der Menschen gehören: Autofahren, Einkaufen für die Familie, Ibuprofen-Einnahme bei Schmerzen und Fieber, Impfungen. Sprachnachrichten können dieses Verhalten beeinflussen. Eine menschliche Stimme kann viel transportieren: Wut, Angst, Trauer, Zuneigung. Das ist ein Grund, warum Sprachnachrichten so beliebt sind. "Sprachnachrichten befördern intimere und authentischere Kommunikation, deswegen verwenden Menschen sie gerne – weil sie sich eben austauschen können mit Leuten, mit denen sie sehr vertraut sind, und dabei direkter kommunizieren können. Weil es damit leichter ist, Emotionen zu transportieren, als mit Text oder Bild", sagte Martin Riedl in einem Gespräch mit dem #Faktenfuchs. Riedl lehrt an der University of Tennessee, Knoxville, zu Digitaljournalismus und Falschinformationen und forschte auch zu WhatsApp-Sprachnachrichten. Andere Experten bestätigen das: Ein Text oder Bild könne den Ton, die Dringlichkeit, die Emotion oder den Zweck nicht so umfassend übertragen wie eine Audio-Nachricht, heißt es in einer Studie. In dieser untersuchten die Forscher rund 40.000 Sprachnachrichten in WhatsApp-Gruppen in Brasilien. Eine Audio-Nachricht – anders als ein Text – wirke über den Ton und den Gefühlsausdruck der aufgenommenen Stimme zusätzlich emotionalisierend und verstärke damit kommunikative Strategien der Überzeugung, heißt es im CeMAS-Blog. "Irreführende Sprachnachrichten sind nicht per se gefährlicher als Falschinformationen in Bild oder Text, aber aufgrund ihrer Eigenheiten sind sie vielleicht überzeugender in der Art, wie sie Menschen erreichen", sagte Riedl. Sie ermöglichten den Menschen, emotionaler zu sein, und die Emotionen hätten möglicherweise einen größeren Eindruck. Zunächst gibt es einen wichtigen Unterschied: Einerseits können Sprachnachrichten zwar authentisch und technisch unverfälscht sein, aber dennoch irreführende oder falsche Informationen enthalten. Andererseits können die Audio-Dateien manipuliert oder gar künstlich erstellt sein. Sprachaufnahmen, die zum Beispiel langsamer als im Original abgespielt werden, um über den Zustand der sprechenden Person zu täuschen, werden als manipuliert, verfälscht oder als "Cheapfakes" bezeichnet. Nachrichten, die mit künstlicher Intelligenz (KI oder AI für "Artificial Intelligence") erstellt wurden, als "Deepfakes". Ein bekannter Fall von "Cheapfake", der auch die Tonspur betraf, war ein Video, das 2020 viral ging und die US-amerikanische Demokratin Nancy Pelosi zeigte. In dem Video erschien es so, als lalle Pelosi. Das Video war verlangsamt worden, um Pelosi als betrunken darzustellen. Derzeit lässt sich noch festhalten, dass einfache Falschinformation häufiger vorkommt. Übertriebene oder erfundene Sätze schlicht in ein Handy zu sprechen oder zu tippen gehört aktuell zu den einfachsten Mitteln. "Die Menschen, die daran arbeiten, online Propaganda zu verbreiten und andere online zu beeinflussen, sind pragmatisch", sagte Samuel Woolley der US-amerikanischen Nachrichtenseite "The Daily Beast". Woolley ist einer der Mit-Autoren von Riedls Fallstudie und Gründer des Digital Intelligence Lab. Die Verbreiter wollen ihm zufolge "die billigste verfügbare Technologie nutzen". Das ist eine weitere Besonderheit von Sprachnachrichten, wie Martin Riedl erklärt: "Ein wichtiger Punkt ist die Leichtigkeit, mit der man kommunizieren kann mittels Sprachnachrichten – auch weil man wenig Technologiekompetenz braucht, wenig Lese- und Schreibkompetenz benötigt, um Falschinformation sehr schnell und effizient in die Welt zu setzen. Ungeachtet dessen, ob das jetzt mit Absicht geschieht, dass man etwas Falsches verbreitet hat, oder ob es unbeabsichtigt war." Durch Plattformen, über die Audio-Daten verschickt werden können, wird die Zahl von Akteuren signifikant größer. Mehr Menschen haben damit die Werkzeuge, manipulierende Information zu verbreiten, heißt es in einer Fallstudie, die Riedl mit zwei Kolleginnen und Kollegen 2022 veröffentlichte. Die Forscher und Forscherinnen versuchten in der Studie herauszufinden, woran irreführende Sprachnachrichten erkennbar sein könnten. In den 35 untersuchten Sprachnachrichten aus dem Libanon zeigte sich ein Muster, wie sie schreiben: Typische Bestandteile einer irreführenden Sprachnachricht Zunächst baut der ursprüngliche Sender der Nachricht eine persönliche Beziehung auf zum ursprünglichen Empfänger der Nachricht. Im nächsten Schritt folgt oft, dass der Sender seine eigene Glaubwürdigkeit feststellt – als Augenzeuge, Experte, Insider. Man habe selbst gesehen oder selbst erlebt, was man im Folgenden erzähle. Oder jemand, den er oder sie kenne, habe besonderen Zugang zu exklusiven Informationen. Darauf folgen in der Regel die irreführenden oder falschen Behauptungen. In Riedls Fallstudie enthielt außerdem jede dritte der untersuchten Sprachnachrichten einen expliziten Aufruf, die Nachricht weiterzuverbreiten. Die gesamte Nachricht wird in der Regel getragen von negativen Gefühlen wie Ärger, Empörung oder Angst. Die erwähnten Nachrichten aus dem deutschsprachigen Bereich zu den Bauernprotesten oder zu Ibuprofen, die auch dem #Faktenfuchs vorliegen, haben diese Bestandteile ebenfalls. In Fällen, in denen bewusst Falsches verbreitet wird, kann es darum gehen, einem bestimmten Ziel zu dienen. Vor der Bundestagswahl 2021 gab eine AfD-Provinzpolitikerin eine Sprachnachricht heraus, wonach sie angeblich geheime Quellen aus Berlin habe, die gezeigt hätten, dass die Bundestagswahl 2021 abgekartet sei. "Haberl müsste natürlich wissen, dass das nicht stimmt: Diese Quellen hatte sie nicht", sagte Holnburger dem #Faktenfuchs. "Und auch die Behauptungen in der Sprachnachricht waren Unsinn." Bei den Menschen, die so etwas in die Welt setzen, gebe es das Phänomen "blue lies", erklärt Holnburger. "Bei einer 'blue lie' lüge ich, meine aber, dass meine Lüge gerechtfertigt sei, weil sie einem guten, größeren Zweck dienen würde." Die Sender wüssten, dass das Gesagte falsch sei. Sie denken aber, so sagt Holnburger, dass es stimmen könnte, weil es in ihr Weltbild passt, weil sie zum Beispiel Politikern alle möglichen Vergehen zutrauen. Deshalb rechtfertige das aus deren Sicht, zum Beispiel auch ein Falschzitat in die Welt zu setzen. Handelten die Empfänger dann entsprechend, wie zum Beispiel nicht die Grünen zu wählen, dann heilige der Zweck quasi die Mittel. Die Sprecher in irreführenden Sprachnachrichten manipulieren der Fallstudie von Riedl und seinen Kollegen zufolge damit auch den Kommunikationsraum auf WhatsApp, in den Vertrauen gesetzt werde. Sie verwendeten dafür emotional aufgeladene Wörter, um Dringlichkeit zu vermitteln – und bei den Empfängern eine "Kampf oder Flucht"-Reaktion auszulösen. Bezogen auf den Libanon konnten die Forscher feststellen, dass die Sprecher oft einen angeblich ruchlosen politischen Gegnern als schuldig identifizierten, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen oder ihr zu schaden. Außerdem spiele die Flüchtigkeit von Sprachnachrichten eine große Rolle in Kombination mit der Leichtigkeit des Produzierens und Konsumierens und dem weniger bewussten Medienkonsum, so Riedl. "Man kann nebenbei kochen oder putzen. Dabei brauche ich weniger Aufmerksamkeit, als wenn ich mich mit Text oder Bild auseinandersetzen muss." Wenn Sprachnachrichten auf WhatsApp oder Telegram genutzt werden, haben sie einen Vorteil: "Gerade bei Nachrichten, die von Freunden oder Verwandten weitergeleitet werden, entsteht oft die Annahme, sie seien private und damit glaubwürdige Weiterleitungen." So ist das häufig in Gruppen bei Messenger-Diensten, in denen sich politisch Gleichgesinnte zusammentun. Dort treffen dann bestimmte Inhalte auch auf die entsprechenden Überzeugungen, die dadurch weiter bestätigt werden können. Das gehört zu den Grundprinzipien solcher Dienste: "Da ist jemand, den ich über drei Ecken kenne – das ist die Art, wie Authentizität und Legitimität in diesem Netzwerk kommuniziert wird, egal ob ich die Quelle noch direkt kenne." Genau das sei das Gefährliche daran: die Dekontextualisierung. "Es gibt einen Thread, und daraus wird ein Meme geteilt, aber der Kontext nicht. Als Empfänger weiß man dann nicht, wie es eigentlich gemeint war. Ist das irreführende Meme geteilt worden, um auf die Falschinformation hinzuweisen, oder wurde die Falschinformation für bare Münze genommen und deshalb geteilt?" Bei Twitter, Facebook, Instagram und Co. spielen Sprachnachrichten laut Josef Holnburger vom CeMAS kaum eine Rolle, denn dafür fehle das Visuelle. "Aber bei Messenger-Diensten wie WhatsApp und Telegram können die durchaus viral gehen", sagt Holnburger im Gespräch mit dem #Faktenfuchs. "Weil sie auch in der privaten Kommunikation landen, in der Eins-zu-Eins-Kommunikation, nicht nur in Gruppen." Wie viele Sprachnachrichten per WhatsApp oder Telegram aktuell verschickt werden, lässt sich nicht überprüfen. Das Unternehmen Meta, zu dem WhatsApp gehört, schrieb dem #Faktenfuchs in einer Mail, dass der Konzern diese Frage nicht beantworte. 2022 meldete WhatsApp, dass User über die App "täglich 7 Milliarden Sprachnachrichten" versendeten. Wegen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung könne Meta auch nicht beantworten, wie viele Sprachnachrichten Falschinformationen enthalten, schrieb Meta dem #Faktenfuchs. Telegram beantwortete dieselben Fragen bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht. Die Forschung steht deshalb bislang vor denselben Fragen. "Die Auswertung von Sprachnachrichten für die Forschung ist sehr schwierig", sagte die Informatikerin Jana Lasser dem #Faktenfuchs. Sie wird ab Mai 2024 an der Universität Graz auf Basis eines großen Telegram-Datensatzes im Kontext von Verschwörungstheorien forschen. In WhatsApp gebe es erst seit kurzem öffentliche Gruppen. "Zuvor waren Forscher und Forscherinnen darauf angewiesen, dass ihnen auffällige Sprachnachrichten aktiv übergeben wurden." Und das Transkribieren von Audio-Nachrichten oder Videos in so großer Zahl ermögliche maschinelles Lernen erst seit ungefähr einem Jahr. "Davor war es viel zu teuer." Der Datensatz in Graz umfasst 57,9 Millionen Telegram-Nachrichten, größtenteils aus den Jahren 2019 bis 2022. Davon waren laut Lasser rund 72 Prozent Textnachrichten, knapp 20 Prozent Fotos, rund 4 Prozent Videos und 1,6 Prozent Sprachnachrichten. "Allerdings haben Sprachnachrichten und Videos durch ihre Länge meist deutlich mehr Inhalt als eine einzelne Textnachricht oder ein Bild", sagte Lasser. Es werden also mehrere gegebenenfalls verschwörungstheoretische Inhalte auf einmal geteilt. "Man kann den Wert einer Nachricht nicht daran messen, wie hoch der Anteil im Vergleich zur sonstigen Kommunikation ist", gibt CeMAS-Experte Holnburger zu bedenken. Virale Sprachnachrichten schafften es unter die meistaufgerufenen Nachrichten eines Jahres. Sprachnachrichten sind für viele Menschen attraktiv, weil sie für den Sender bequem zu verschicken sind. Sie sind zudem gut geeignet, um Gefühle zu vermitteln. Gerade deshalb sind sie auch ein Mittel der Desinformation. Häufig wird darin ein vermeintlich exklusives, noch geheimes Wissen angepriesen, das attraktiv wirken und der weiteren Verbreitung dienen kann. Gerade in Gruppen Gleichgesinnter kann das Vertrauen ausgenutzt werden, um emotional aufgeladene, irreführende Sprachnachrichten zu verbreiten und bestehende Überzeugungen zu bestätigen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Sophie Rohrmeier
Sie klingen oft eindringlich und authentisch – und können Angst machen oder Wut schüren: Sprachnachrichten mit Falschinformationen werden auf WhatsApp oder Telegram verbreitet. Warum das gefährlich ist. Ein #Faktenfuchs.
[ "Sprachnachrichten", "Hochwasser", "Bauernprotest", "Falschinformation", "Faktencheck", "Messenger-Dienste", "Telegram", "WhatsApp", "#faktenfuchs", "#Faktenfuchs" ]
netzwelt
2024-04-02T03:35:56.425971+00:00
2025-04-17T10:48:52.359097+00:00
https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/faktenfuchs-woran-sie-irrefuehrende-sprachnachrichten-erkennen,U7k6Kqv
18-jährige Schweizerin nach Sturz bei Rad-WM verstorben
Nicht einmal drei Monate nach dem tödlichen Unfall des norwegischen Radsport-Profis André Drege kam es bei der Straßenrad-WM in Zürich erneut zu einem Drama: Die erst 18-jährige Schweizerin Muriel Furrer starb, einen Tag nachdem sie schwer gestürzt war. Das teilten Rad-Weltverband UCI und die Organisatoren mit. Murrer starb im Universitätskrankenhaus von Zürich. "Mit dem Tod von Muriel Furrer verliert die internationale Radsport-Gemeinschaft eine Fahrerin, die eine großartige Zukunft vor sich hatte", schriebt die UCI in einer ersten Mitteilung. Furrer war am Donnerstag im Rennen der Juniorinnen schwer gestürzt. In einem Waldstück auf der Nordseite des Zürichsees hatte sich der Unfall eriegnet. Furrer war mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden, wo die Ärzte am Freitag den Kampf um ihr Leben verloren. Die genaue Ursache des Sturzes ist noch unklar, Untersuchungen laufen. "Die Abklärungen durch die zuständigen Behörden sind im Gange", hatte Swiss Cycling unmittelbar nach dem Unfall erklärt. Olivier Senn, Chef des Organisationskomitees, ergänzte am späten Nachmittag: "Die Staatsanwaltschaft und die Polizei ermitteln. Es gibt im Moment keine gesicherten Informationen." Furrer galt als großes Talent im Schweizer Radsport. Sie war nicht nur auf dem Straßenrad, sondern auch auf dem Mountainbike und im Cyclocross in Wettkämpfen aktiv. Bei der Mountainbike-EM in Rumänien hatte sie im Mai die Bronzemedaille im Team-Wettkampf gewonnen. Furrer lebte in der Nähe der WM-Strecke in Zürich. "Die Rennen werden fortgesetzt, das ist der Wunsch der Familie", sagte Senn. Am Samstagmittag steht das Frauenrennen auf dem Programm, am Sonntag starten die Männer. Die Sicherheitsvorkehrungen auf der Strecke sollen noch einmal erhöht worden sein. "Wir haben in der Abfahrt mehr Streckenposten und haben uns am Morgen die Abfahrt noch einmal angeschaut. Wir geben unser Maximum für die Sicherheit der Fahrer", so Senn, der auch Direktor der Tour de Suisse ist. Parallel zur Todesmeldung waren die Junioren auf der Strecke. Mit dem Bremer Radsporttalent Niklas Behrens krönte sich erstmals seit 2006 wieder ein Deutscher zum U23-Weltmeister. Grund zum Feiern hatte an diesem Nachmittag aber niemand. In der jüngeren Vergangenheit häuften sich schwere Stürze im Radsport. Neben dem Norweger Drege, der bei der Österreich-Rundfahrt auf der Abfahrt vom Großglockner gestürzt und ums Leben gekommen, war, verlor auch der Schweizer Gino Mäder im Juni 2023 sein Leben. Er war auf einer Abfahrt des Albula-Passes von der Straße abgekommen. Mäders Tod hatte die Debatten um die Sicherheit im Radsport angestoßen. Die Tode von Mäder und Drege haben etwas bewirkt, meint zumindest der deutsche Radprofi Simon Geschke. "Die Streckenabsicherung ist deutlich besser geworden, auch die Streckenführung. Man kann das Risiko nicht auf null reduzieren", sagte er. Der Einfluss der Fahrervereinigung CPA sei größer geworden. Für die Strecken der Straßenrad-WM hatte es im Vorfeld viel Lob gegeben. "Hier hat man viel gemacht. Viele Verkehrsinseln und Hindernisse wurden abgebaut", sagte beispielsweise WM-Teilnehmer Maximilian Schachmann. Seine Teamkollegin Franziska Koch unterstrich, dass nach der Streckenbesichtigung vor einigen Wochen zudem noch nachgebessert wurde: "Da stand ab und an noch eine Insel im Weg, doch das ist jetzt alles frei. In der Hinsicht haben sie echt gute Arbeit gemacht." Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
BR24Sport
Die Radsport-Welt trauert um Muriel Furrer. Die 18-jährige Schweizerin war bei der Straßenrad-WM in Zürich im Rennen der Juniorinnen schwer gestürzt. Einen Tag später erlag sie ihren Verletzungen.
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sport
2024-09-27T15:54:12.821+00:00
2024-09-27T15:54:13.418861+00:00
https://www.br.de/nachrichten/sport/18-jaehrige-schweizerin-nach-sturz-bei-rad-wm-verstorben,UPZzT6c
Streit und Konflikt an Weihnachten: Tipps für einen stressfreien Heiligen Abend
Der 22-Jährige Münchner Jonas freut sich in diesem Jahr auf Weihnachten. Für ihn ist das nicht selbstverständlich - er hat Depressionen, aber inzwischen kann er darüber sprechen. "Bei manchen Themen ist es einfach wichtig, offen darüber zu sprechen. Deswegen mache ich das auch", erzählt er BR24. Seine Familie hat sich an eine Selbsthilfegruppe gewandt, den Verband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. Für die Weihnachtsfeiertage haben sie nun eine Regel eingeführt: "Wenn einem etwas zu viel wird, darf man sich zurückziehen und sich eine Pause nehmen." An Weihnachten fallen plötzlich viele Strukturen weg: Die Schule ist geschlossen, der Sportverein macht Trainingspause, Freunde und Bekannte sind bei ihren Familien. Weihnachten kann so in manchen Familien zu einer besonderen Herausforderung werden, meint auch Johanna Löchner, Professorin für Psychologie an der Universität Erlangen. "Da gibt es teils hammerhart hohe Erwartungen: Die Familie kommt zusammen, und man hat ganz bestimmte Vorstellungen im Kopf, wie es ablaufen soll." Dann knalle es zwischendrin schon einfach mal, erklärt die Psychologin. Mit der Familie im Vorhinein Regeln für Weihnachten zu vereinbaren: Das kann entlastend wirken - vor allem wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Konflikten oder Krisen gekommen sei, argumentiert Dominique de Marné von der Mental Health Crowd München. Sie war 15 Jahre lang psychisch erkrankt und berät nun Menschen, wie sie die Weihnachten möglichst ohne zu große psychische Belastung durchstehen. Hier einige ihrer Tipps: Auch die Psychologin Johanna Löchner rät, sich psychisch schon vor Weihnachten vorzubereiten, indem man sich die eigenen Erwartungen bewusst macht und mit anderen Familienmitgliedern abklärt. Das Ziel: überhöhte Erwartungen herunterschrauben und Kompromisse finden, damit es möglichst allen mit dem Familientreffen gut geht. "Grundsätzlich würden alle davon profitieren, ein bisschen entspannter ranzugehen, was ihre Erwartungen angeht", meint sie. Offen zu sein und nicht nur die eigenen Ideen durchsetzen zu wollen, helfe. Und wenn es trotz aller Vorbereitung dann doch zu Konflikten oder Streit kommen sollte, empfiehlt Dominique de Marné: "Falls es doch eskaliert, dann würde ich vor allem empfehlen, nicht noch extra hart zu sich selber zu sein, sondern vielleicht extra nett - und zu akzeptieren, dass diese Tage viel Konfliktpotenzial bergen." In einem zweiten Schritt könne man dann überlegen, woran es gelegen hat und wie man es im nächsten Jahr an Weihnachten besser machen kann. Falls Sie psychologische Hilfe brauchen, können Sie sich jederzeit an die Krisendienste Bayern unter der 0800 / 655 3000 wenden. Außerdem haben die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge 24 Stunden am Tag ein offenes Ohr: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222. Für eine Beratung per Chat kann man sich auch beim Krisenchat melden. Speziell für ältere Menschen ist zudem das "Silbernetz-Feiertagstelefon" ab dem 24. Dezember um 8.00 Uhr bis Neujahr um 22.00 Uhr erreichbar - deutschlandweit unter 0800 / 4 70 80 90. Hat Weihnachtsstress Einfluss auf das Immunsystem? Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Anna Dannecker
Wenn Familien an Weihnachten aufeinander treffen, können Streits und Konflikte die Stimmung trüben. Das ist besonders schwierig für Menschen, die psychisch krank sind. Doch es gibt einige Tipps für mehr psychisches Wohlbefinden an Weihnachten.
[ "Familien", "Konflikte", "Feiertage", "Weihnachten", "psychische Gesundheit", "Depression" ]
bayern
2024-12-08T08:01:00.474464+00:00
2024-12-08T16:10:39.309426+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/streit-und-konflikt-an-weihnachten-tipps-fuer-einen-stressfreien-heiligen-abend,UWB3aea
Polizeiexperte: "Aschaffenburg-Diskussion führt am Thema vorbei"
Nach der tödlichen Messerattacke auf eine Gruppe Kinder in Aschaffenburg streitet die Politik über Möglichkeiten und Konsequenzen in der Migrations- und Sicherheitspolitik. Ein psychisch kranker Asylbewerber hatte in der unterfränkischen Stadt einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann, der zur Hilfe eilte, erstochen. Der Polizeiforscher Hermann Groß im BR24-Gespräch über die Debatte nach der Tat. BR24: Hat Sie die aktuelle Diskussion und Migrations- und Sicherheitspolitik überrascht? Hermann Groß: Überhaupt nicht. BR24: Warum? Groß: Wir befinden uns im Wahlkampf. Die Diskussion ist dadurch geprägt. Aber sie trifft aus meiner Sicht nicht die richtigen Aspekte. Denn: Mit wem haben wir es zu tun? Wir haben es mit einer psychisch kranken Person zu tun, die auch einen Migrationshintergrund hat. Daraus eine Asyldiskussion machen zu wollen, führt aus meiner Sicht am Thema vorbei. BR24: Worüber sollte stattdessen gesprochen werden? Groß: Über psychosoziale Versorgung. Nicht nur von Migranten, sondern psychosoziale Versorgung allgemein. Was machen wir, wenn jetzt der nächste Angriff von einer deutschen psychisch kranken Person ausgeführt wird? Die Diskussion auf Migration kaprizieren zu wollen, führt aus meiner Sicht am Thema vorbei, ist aber natürlich durch den Wahlkampf geprägt. Und, dass das jetzt zum Hauptthema gemacht wird: Da muss sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Wir werden diese Diskussion nicht mehr stoppen können bis zu den Wahlen. BR24: Was ist denn "Sicherheit"? Groß: Sicherheit ist erstmal ein Konstrukt, das vor allem das Problem enthält, dass es ein unendliches Bedürfnis ist. Sie können Sicherheit nicht so befriedigen, dass es nicht immer noch weitergehen würde. Wir haben unsere Sicherheitsmaßstäbe schon sehr stark nach oben getrieben, schon fast ins Unendliche – werden das aber nie erfüllen können. Das erzeugt auch Frustration. Und Sicherheit steht in einer offenen Gesellschaft auch im Konkurrenzverhältnis zu Freiheit. Es gilt, abzuwägen. BR24: Wie meinen Sie das? Groß: Wir hören immer wieder den Ruf nach mehr Polizei, insbesondere im öffentlichen Raum, damit sich Bürger sicher fühlen. Aber überlegen Sie mal: Wenn Sie in ein Land kommen, in dem an jeder Ecke ein Polizist steht, vielleicht auch mit einer Waffe in der Hand: Fühlen Sie sich dann sicher? Oder sagen Sie: "Oh, was ist denn hier los?" Da ist eine Ambiguität zwischen dem Wunsch nach mehr Polizei und ein Effekt, der dann kontraintuitiv stattfindet und eigentlich Unsicherheit produziert. BR24: Objektive Sicherheitsmerkmale lassen sich durch Daten, Statistiken und Entwicklungen weitestgehend gut beschreiben. Wie ist das bei der subjektiven Sicherheit? Groß: Viele Faktoren spielen für das subjektive Sicherheitsgefühl eine Rolle. Der Rechtsgelehrte Franz von Liszt hat vor über hundert Jahren formuliert: "Eine gute Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik". Das beschreibt schon einen Teil: Wenn Sie sich unsicher fühlen in einem Bereich, der jetzt unmittelbar noch nichts mit Kriminalität zu tun hat – zum Beispiel, Sie haben Angst um ihren Arbeitsplatz, Sie haben Zukunftsängste im Allgemeinen – dann fühlen Sie sich auch im Sicherheitsbereich unsicherer. BR24: Welche Möglichkeiten gibt es, das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken? Groß: Das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken ist schwierig, weil es von so vielen anderen Faktoren abhängt. Ob jetzt tatsächlich mehr Polizei das Sicherheitsgefühl stärkt, bleibt zweifelhaft. Es gibt eine neue Untersuchung für Kassel, in der untersucht wurde, ob höhere Polizeipräsenz zu verringerter Kriminalität und zu einem höheren Sicherheitsgefühl führt. Und die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Also es gibt keinen klaren Zusammenhang. Tendenziell verschlechtert sich das Sicherheitsgefühl sogar bei höherer Polizeipräsenz. BR24: Was kann also jetzt sinnvoll getan werden? Groß: Wir haben Defizite in der Sicherheitsarchitektur, die in Fachkreisen auch benannt werden. Jetzt wäre die Chance, sie auf den Prüfstand zu bringen. Da muss man aber ganz dicke Bretter bohren. In Anlehnung an das Zitat "Gute Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik" könnte man mit Blick auf Aschaffenburg sagen: "Eine gute psychosoziale Versorgung ist die beste Prävention vor Attentaten von psychisch erkrankten Personen." Und das ist unabhängig von Migrationshintergrund. Denn, nochmal: Aschaffenburg liegt nicht daran, dass eine migrantische Person zum Messer gegriffen hat, sondern, dass eine psychisch kranke Person zum Messer gegriffen hat. Wenn also die Union jetzt einen großen zehn-Punkte-Plan zur psychosozialen Versorgung aufgestellt hätte, dann würde ich sagen: Ja, gut gebrüllt Löwe. Das ist eigentlich die Problematik, die dahintersteht. BR24: Danke für das Gespräch. Der Politologe und Psychologe Hermann Groß ist Fachhochschullehrer für Sozialwissenschaften an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung und Mitglied des Arbeitskreises Empirische Polizeiforschung, einem interdisziplinären, unabhängigen und praxisorientierten Forum. Dieser Artikel ist erstmals am 2. Februar 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Anna Feininger
Nach dem Messerangriff in Aschaffenburg diskutiert die Politik über die innere Sicherheit in Deutschland. Polizeiforscher Hermann Groß hält den Fokus auf die Migration für falsch. Der psychosoziale Aspekt komme zu kurz. Ein BR24-Interview.
[ "Sicherheitspolitik", "Migrationspolitik", "Possoch klärt", "Sicherheit", "Innere Sicherheit", "Kriminalität", "Polizeiliche Kriminalstatistik", "Polizei", "Aschaffenburg" ]
deutschland-welt
2025-02-05T06:52:46.755042+00:00
2025-02-05T10:39:03.439884+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/polizeiexperte-zu-aschaffenburg-diskussion-fuehrt-problem-vorbei,UbSnzaf
Ifo: Hälfte der Baufirmen klagt über zu wenige Aufträge
Immer mehr Baufirmen in Deutschland klagen über einen Auftragsmangel. Wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts für den Monat November ergeben hat, ist inzwischen fast die Hälfte aller Anbieter betroffen: 49,1 Prozent. Im Vormonat waren es 48,7 Prozent gewesen. Damit stieg der Anteil bereits den achten Monat in Folge. Viele Unternehmen verzeichnen auch Stornierungen. Laut den Marktforschern springen reihenweise Bauherren ab. Im November wurden 21,5 Prozent der Aufträge abgesagt. Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, erklärt das so: "Die hohen Baukosten und das aktuelle Zinsniveau lassen viele Bauherren verzweifeln." Viele Projekte rechneten sich unter diesen Bedingungen schlicht nicht mehr und müssten zurückgestellt oder gestrichen werden. Für einige Unternehmen wird das schwache Neugeschäft gefährlich. 11,1 Prozent der befragten Betriebe meldeten Finanzierungsschwierigkeiten. Im Oktober lag der Anteil noch bei 9,9 Prozent. "Die Stimmung unter den befragten Betrieben bleibt eisig", kommentierte Wohlrabe die Entwicklung. "Besserung ist im Moment nicht in Sicht." Die Baubranche rechnet erstmals seit vielen Jahren mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. "Für 2024 erwarten wir einen deutlichen Rückgang um rund 30.000 Beschäftigte mit weiterem Abwärtspotential", sagte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Wolfgang Schubert-Raab. Im vergangenen Jahrzehnt habe man 220.000 neue Jobs am Bau geschaffen. Im zu Ende gehenden Jahr dürfte die Zahl der Beschäftigten um fast 7.000 auf 920.000 sinken. Die aktuellen Meldungen zur Haushaltskrise der Bundesregierung dürften den Ifo-Angaben zufolge noch keinen wesentlichen Einfluss auf die Befragungsergebnisse gehabt haben: Der Großteil der Antworten ging bereits in der ersten Novemberhälfte ein. Damit sei zudem auch noch nicht abzulesen, wie sich die Insolvenz der Signa-Holding auf die Stimmung auswirke. Der Bayerische Handwerkstag (BHT) rechnet preisbereinigt mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent für das Gesamtjahr und erwartet, dass die Beschäftigung um ein Prozent zurückgeht. In Bayern gibt es rund 210.000 Handwerksbetriebe. Nach Schätzungen des BHT sind 965.000 Menschen im bayerischen Handwerk tätig. Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl sagte Ende Oktober, 84 Prozent der befragten Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage im dritten Quartal 2023 als gut oder befriedigend. Im Vorjahresvergleich stiegen die Einnahmen zwar nominal, inflationsbereinigt rechne man allerdings mit einem Minus von 1,3 Prozent. Das schwache Konsumklima, verhaltene Investitionen der Unternehmen und die hohe Unsicherheit mit Blick auf die künftigen Energiekosten ließen den Auftragsbestand im bayerischen Handwerk weiter schrumpfen von durchschnittlich zehn Wochen auf nun noch 9,4 Wochen. Für das Schlussquartal zeigten sich die befragten Betriebe pessimistisch: Nur 8 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage bis zum Jahresende, 26 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Mit Informationen von Reuters und AFP 11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Die Lage beim Wohnungsbau wird immer trüber: Im November sagten gut 49 Prozent der deutschen Unternehmen, sie litten unter einem Mangel an Aufträgen, wie das Ifo-Institut mitteilt. Viele Bauherren stornieren wegen hoher Zinsen und Baukosten.
[ "Aufträge", "Baubranche", "ifo-Institut" ]
wirtschaft
2023-12-11T10:11:14.333449+00:00
2023-12-11T11:42:07.839988+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/ifo-haelfte-der-baufirmen-klagt-ueber-zu-wenige-auftraege,Ty7JSfK
Regensburg rettet Augsburg – Panther gehen auf Trainersuche
Dass er sich für Regensburg gefreut hat, erzählt der nach Augsburg zurückgekehrte Larry Mitchell im BR-Interview. "Und natürlich auch für die Augsburger Panther", schiebt der neue Sportdirektor hinterher. Für seinen Club ist nun eine wochenlange Hängepartie beendet. Da es keinen Aufsteiger in die Deutsche Eishockeyliga (DEL) geben wird, steigen die Panther nicht in Liga 2 ab und können für die neue Saison planen. Im Finale um die Zweitligameisterschaft rangen die Eisbären Regensburg den haushohen Favoriten Kassel Huskies nieder und feierten am Mittwochabend einen überraschenden Triumph. Erst zur Vorsaison waren die Oberpfälzer in die DEL 2 aufgestiegen. Für den Schritt in Liga 1, die DEL, beantragten sie keine Lizenz. Augsburg kann erst jetzt die Planungen für die kommende Saison richtig in Angriff nehmen. Ganz oben auf der Bedarfsliste des AEV: ein neuer Trainer. Die Zusammenarbeit mit Christof Kreutzer wurde zum Saisonende beendet. In der vergangenen Woche stellten die Panther dann Larry Mitchell als neuen Sportdirektor vor. Mitchell ließ sich bei der Frage nach dem neuen Mann an der Bande im Curt-Frenzel-Stadion noch nicht in die Karten schauen. Ein Trainer mit Erfahrung im Profibereich soll es werden. Außerdem soll der neue auch mit jungen Spielern gut umgehen können. "Jetzt werde ich mich mehr damit befassen", sagte Mitchell im BR-Interview. Im Fall des Abstiegs aus der DEL in die DEL2 hätte er selbst auch als Cheftrainer fungieren sollen. Bei der Suche nach Spielern sind die Panther erneut spät dran. Schon in der vergangenen Saison hatte man das Handicap, die Ergebnisse der Zweitliga-Playoffs abwarten zu müssen, bevor man richtig aktiv werden konnte. "Jeder hat gesehen, wie schwierig das war, deshalb will ich das nicht schönreden", erklärte Mitchell. Nun gehe es darum, gute ausländische Spieler zu finden, die nach Augsburg passen. "Zumindest ein bisschen nach oben klettern", will Mitchell. Der erste Schritt sei es, im kommenden Jahr vom Abstiegsplatz wegzukommen. Wenn das gelinge, sei man auf einem guten Weg, sagt der Rückkehrer. Larry Mitchell coachte die Panther schon von 2007 bis 2014. Im Jahr 2010 erreichte er mit dem AEV die Vizemeisterschaft in der Deutschen Eishockeyliga. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Kilian Geiser, Angelika Schneiderat
Für die Augsburger Panther geht es nach Wochen der Ungewissheit jetzt auf Trainer- und Spielersuche. Dass Regensburg Meister in der DEL2 wurde, rettet den AEV vor dem Abstieg. Sportdirektor Larry Mitchell spricht über Aufgaben und Ziele.
[ "Oberpfalz", "Schwaben", "Eisbären Regensburg", "Klassenerhalt", "Larry Mitchell", "Augsburger Panther", "AEV" ]
sport
2024-04-24T17:50:40.411359+00:00
2024-04-24T21:44:43.599006+00:00
https://www.br.de//nachrichten/sport/regensburg-rettet-augsburg-panther-gehen-auf-trainersuche,UAswF0H
#fragBR24💡 Wie funktioniert die Corona-App?
Unter dem sperrigen Namen PEPP-PT ist das Projekt an den Start gegangen: Die Abkürzung steht für "Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing": Paneuropäisches Privatsphäre-erhaltendes Begegnungs-Nachverfolgen. Universitäten und Institute aus acht europäischen Ländern arbeiten gemeinsam daran, darunter auch das Robert-Koch-Institut. Das Ziel: Die Ausbreitung des Coronavirus durch Handydaten nachzuverfolgen, und das ohne die Privatsphäre der Bürger zu verletzen. Wie das Ganze funktioniert, lässt sich am besten an einem Beispiel erläutern: Person A ist eine typische Nutzerin, die sich die App mit PEPP-PT-Technologie auf ihrem Smartphone installiert. Die App sucht per Bluetooth nach anderen Smartphones mit derselben App - immer im Hintergrund. Person A kommt nun in nahen Kontakt mit Person B - die ebenfalls die App installiert hat. In den Smartphones von beiden wird diese Begegnung vermerkt - aber nirgendwo hochgeladen. Eine Woche später bekommt Person B einen Testbefund: Sie ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Daraufhin kann Person A informiert werden, die sich bei ihrer Begegnung mit B möglicherweise angesteckt hat. Und genauso alle anderen Kontakte, denen Person B in letzter Zeit für eine bestimmte Dauer nahegekommen ist. Alle Daten werden nur auf den Smartphones gespeichert, es werden keine Bewegungsprofile erstellt. Deshalb sind auch viele Datenschützer im Grundsatz von der Idee überzeugt. Ob die Umsetzung unter Beachtung des Datenschutzes gelingt, wird sich allerdings erst zeigen, wenn die App verfügbar gemacht wird. Das könnte noch im April passieren. Die Nutzung der App wird dann freiwillig sein. Je mehr Leute mitmachen, desto größer sind die Chancen, dass die Corona-Verbreitung durch die PEPP-PT-Technologie mit eingedämmt werden kann. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Gregor Schmalzried
Das Robert-Koch-Institut und viele andere Institute in Europa haben ein technisches Tool gegen das Coronavirus entwickelt - bemüht um Datenschutz. Das Projekt könnte helfen, die Ausbreitung von Corona einzudämmen.
[ "Tracing", "Datenschutz", "Corona-Virus", "Deutschland und Welt", "Coronavirus", "Corona", "Erklärvideo", "#fragBR24" ]
netzwelt
2020-04-03T16:44:33.466103+00:00
2023-07-31T15:42:29.010627+00:00
https://www.br.de//nachrichten/netzwelt/fragbr24-wie-funktioniert-die-corona-app,Rv6wWfv
Reinhold Messner über seinen "Berg"-Krimi "Mythos Cerro Torre"
Reinhold Messner gehört zu den bekanntesten Bergsteigern der Welt. Sein Leben ist geprägt von physischen und psychischen Grenzerfahrungen. Der gebürtige Brixener bezwang als Erster alle 14 Achttausender der Erde ohne Sauerstoffhilfe. Und mit seinen Publikationen trug der Alpinist wesentlich dazu bei, dass Bergsteigen als Extremsport immer beliebter wurde. Außerdem gründete er die sechs Messner Mountain Museen: Wer richtig tief eintauchen möchte in die Kultur- und Berggeschichte, wer etwas erfahren möchte über das Verhältnis zwischen Mensch und Berg, ist hier richtig. Messner ist Abenteurer, Politiker und Filmemacher und auf Schloss Juval in Südtirol zuhause. Mit seinem Engagement, das begeistert und polarisiert, ist er durchaus erfolgreich, hat er sich doch stets neu erfunden. Beim Film "Mythos Cerro Torre" führte er zum vierten Mal Regie. Reinhold Messner scheint in jeder Hinsicht unermüdlich: Erst stellte er den beeindruckenden Dokumentarfilm über die rätselhafte Erstbesteigung des Cerro Torre in Patagonien fertig, dann war er noch in Äthiopien beim Bergsteigen. Nur die Vortragsreihe musste er dann unterbrechen: Krisenbedingt sitzt die Bergsteiger-Legende gerade mit seiner Partnerin in München fest. "Den Gleichmut, den ich mir angeeignet habe bei diesen schwierigen Expeditionen, die ich gemacht habe, setze ich jetzt ein, um nicht durchzudrehen, um nicht zu verzweifeln, um das zu ertragen", kommentiert Messner die Zwangspause. Für die BR Redaktion kinokino und die BR KulturBühne war der Stopp in München die perfekte Gelegenheit, Reinhold Messner zu treffen – für ein Gespräch mit dem Filmemacher, der auch in der flachen Großstadt ungern stillsitzt. Und so berichtet Reinhold Messner von seinem vierten Film, den er einem der schwierigsten Berge der Welt gewidmet hat: dem majestätischen Cerro Torre im Süden Argentiniens. Mit seinen 3.128 Metern ist der Berg nicht besonders hoch, aber die eisig-steile Granitnadel macht das Erreichen des Gipfels fast unmöglich. Ein winziger Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Toni Egger bezahlte den Cerro-Torre-Aufstieg 1959 mit seinem Leben. Zusammen mit Cesare Maestri soll er damals als erster oben gewesen sein. Angeblich. So erzählt es zumindest der Italiener Maestri, der die Expedition überlebte. Reinhold Messner beschäftigt sich seit 50 Jahren mit dem "kühnen" Cerro Torre und den teils widersprüchlichen Geschichten, die sich um diesen unbezwingbaren Giganten ranken – wie die angebliche Erstbesteigung. Daraus entstand die Idee eines Films: "Mythos Cerro Torre". In den "Messner Mountain Museen" in Südtirol befinden sich Funde der Ausrüstung wie Eispickel und Seil, aber auch die Notizen und Aufzeichnungen Cesare Maestris zur Tour mit Toni Egger 1959. Obwohl der Extrem-Bergsteiger Messner selbst nie oben auf dem Cerro Torre war – Klettern geht seit dem Verlust von sieben Zehen nicht mehr gut – zeigt er in seinem Berg-Epos, dass Maestris Schilderungen schlichtweg falsch sind: "Der Berg beweist uns, dass die Geschichte nicht so passiert ist – so wie sie der noch lebende Akteur Cesare Maestri vorgibt – und wir folgen ihm mit Verständnis." Nur zu gut weiß Reinhold Messner wie es ist, seinen Partner am Berg zu verlieren. Bei der Erstbesteigung der Südwand des Nanga Parbat 1970 verlor er nicht nur Zehen, sondern auch seinen jüngeren Bruder: Günther stürzte beim Abstieg ab und starb. Messner überlebte, doch die Erlebnisse sind tief in seiner Seele verankert. So hat er nicht nur eine ähnliche Erfahrung gemacht wie Cesare Maestri: Auch Messners erschütternde Darstellung der Tour vom Nanga Parbat wird bis heute angezweifelt – wie Maestris Schilderung des Dramas am Cerro Torre. Allerdings gehen beide grundverschieden mit diesen traumatischen Extremsituationen um: Während Reinhold Messner stets um eine minutiöse Aufarbeitung der Geschichte am Berg und um Aufklärung bemüht war, verwickelt sich Cesare Maestri, damals "Spinne der Dolomiten" genannt, über die Jahre in ein Netz von Widersprüchen und schweigt, wie Messner berichtet: "Und auf die Frage, die einzige Frage den Cerro Torre betreffend – wie ist Toni genau gestorben – hat er gesagt: 'Das wird nie jemand erfahren. Da liegt ein Stein drauf, ein Felsen, so groß wie der Cerro Torre selbst, und der kann nicht gehoben werden.'" Diese Aussage lässt Reinhold Messner, der Klarheit will, keine Ruhe. Er begibt sich auf Spurensuche und versucht, das Geheimnis um die Erstbesteigung zu lüften. Fast detektivisch geht der Regisseur im Film "Mythos Cerro Torre" vor. Er dreht in den Anden, an wunderschönen Original-Schauplätzen, zieht Zeitzeugen und Bergsteiger-Spezialisten zu Rate. Mit einem Forscher-Team tastet er sich Schritt für Schritt voran – bis zur Spitze, bis kein Zweifel mehr besteht. Der Film zeigt, in welche Obsessionen die höchsten Gipfel Menschen treiben, wie dünn die Luft ganz oben ist und in welche Intrigen sie sich verwickeln. Die wahrhafte Geschichte lässt Messner vom Felsen selbst erzählen, denn "Berge sind absichtslos und lügen nicht." Die nicht vorhandenen Beweisstücke sagen ihm genug, erklärt Messner: "Wenn sie da im Gipfelbereich oder 200 Meter drunter einen einzigen Haken im Felsen gefunden hätten, der kleiner ist als dieser Finger, hätte ich gesagt, ich habe mich geirrt. Liebe Cesare, kriegst von mir ein Telegramm. Ich entschuldige mich." Im Film deckt Messner das Konstrukt aus Lug und Trug um die Erstbesteigung des Cerro Torre auf und zeigt gleichzeitig Verständnis für die damaligen Geschehnisse. Das ist spannend. Die Dokumentation macht nachvollziehbar, was passiert, wenn ein Alpinist die Zivilisation verlässt und in die Wildnis geht: Plötzlich befindet man sich in einer archaischen Welt, geht anarchisch vor und muss nach den inneren Gesetzen leben: "Wenn jemand nicht mehr auskommt, wird er versuchen, sein Leben zu retten, weil der Selbsterhaltungstrieb der stärkste ist. Und wenn jemand behauptet, dass der Mensch nicht auch ein Egoist sei, hat er von der menschlichen Natur keine Ahnung." Für Messner gehört auch Scheitern zum Leben. Und das macht den Film "Mythos Cerro Torre" interessant. Er erzählt gleichermaßen von der erfolgreichen Bezwingung des Berges wie vom mühsamen Umgang mit Misserfolgen. Durch die mächtigen Landschaftsaufnahmen wähnt man sich auf einer Fernreise nach Patagonien und auf einer Zeitreise – als die Bergwelt noch in Ordnung war. Reinhold Messner mischt bildgewaltige Bergpanoramen mit Spiel- und Dokumentarfilmszenen. Deshalb ist "Mythos Cerro Torre" nicht nur ein Muss für Bergfans. Mehr Kino? Hier geht’s zu kinokino in der BR-Mediathek. Noch mehr Kino? Mit dem BR-Kino-Newsletter verpasst ihr keinen guten Film mehr! Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!
Saskya Kamphuis
Er gilt als einer der schwierigsten Berge der Welt: der Cerro Torre. Die angebliche Erstbesteigung des südamerikanischen Giganten 1959 gibt bis heute Rätsel auf. Bergsteiger-Legende Reinhold Messner versucht, sie in "Mythos Cerro Torre" zu lösen.
[ "Berg", "Cerro Torre", "Dokumentarfilm", "Interview", "Bergsteigen", "Reinhold Messner", "Mythos Cerro Torre", "kinokino", "Kino" ]
kultur
2020-05-16T09:00:14.03876+00:00
2020-05-16T09:00:14.03876+00:00
https://www.br.de//nachrichten/kultur/reinhold-messner-ueber-seinen-berg-krimi-mythos-cerro-torre,Ryy3thH
Demo in München: Rund 10.000 protestieren gegen Regierungspolitik
Landwirte, Gastronomen, Handwerker und Spediteure sind am Sonntag auf der Theresienwiese zusammengekommen, um ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik zu zeigen. Nach Angaben der Polizei waren rund 10.000 Menschen vor Ort, der Veranstalter nannte dem BR keine abweichenden Teilnehmerzahlen. Die Veranstaltung sei störungsfrei verlaufen, sagte die Polizei. Damit sind weniger Demonstrierende gekommen als erwartet: Angemeldet hatte das Bündnis "Hand in Hand für unser Land" 35.000 bis 50.000 Teilnehmende. Die Organisatoren hatten die Menschen dazu aufgerufen, Lkw und Traktoren zu Hause zu lassen und stattdessen mit dem Bus anzureisen. Dieser Bitte sind offensichtlich viele, wenn auch nicht alle gefolgt: Zwischenzeitlich standen auf der Theresienwiese rund 100 Busse und 130 Autos, aber auch etwa 70 Traktoren. Angekündigt waren 250 bis 400 Busse. Im Gespräch mit dem BR beklagten die Demonstrierenden etwa die Bürokratie, Subventionskürzungen für Landwirte sowie die Rückkehr zu einer Mehrwertsteuer von 19 Prozent für Gastronomen. Während der Corona-Pandemie hatte die Regierung den Steuerersatz für Speisen in Restaurants und Cafés vorübergehend von 19 auf sieben Prozent gesenkt; seit Januar wird nun wieder der volle Mehrwertsteuersatz fällig. Auf den Schildern der Demonstrierenden standen Aufschriften wie "Es betrifft uns alle" oder "Stoppt den Irrsinn". Durchgestrichene Ampeln waren zu sehen, vereinzelt auch "Lügenpresse"-Aufschriften. "Das Wichtigste für uns wäre ein Mitspracherecht", sagt Markus Huber, einer der Hauptorganisatoren der Demo am Sonntag und Kran-Unternehmer aus Bad Feilnbach, "dass nicht immer alles über unsere Köpfe hinweg entschieden wird". Man habe in Deutschland kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem, sagte er weiter. "Wenn der Geldbeutel leer ist, dann können wir nichts mehr ausgeben, und das muss die Politik verstehen“, so Huber. Die geladenen Redner sprachen sich auf der Bühne unter anderem gegen Leistungen für Asylbewerber und Bürgergelderhöhungen aus. Mehrfach betonten sie dabei, sich weder dem linken noch dem rechten Spektrum zuzuordnen. Die Stimmung heizte sich im Laufe der Veranstaltung immer weiter auf. Vor allem über die Medien äußerten einige lautstark ihren Unmut: Zwischenzeitlich riefen Teilnehmende im Chor „Lügenpresse“, ein Redner nannte die Berichterstattung über Demonstrationen gegen Rechtsextremismus "regierungstreue Propaganda". Der Veranstalter sagte im Gespräch mit dem BR, er stehe nicht hinter den "Lügenpresse"-Rufen. Es seien hier ganz normale Leute aus dem Mittelstand gewesen und man habe darauf geachtet, dass das Ganze nicht unterwandert wird, betonte er. Eindeutige Kritik an den Medien äußerten Demonstrierende auf Plakaten und verbal. Auch Politiker kamen zu der Demonstration, durften aber keine Rede halten. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) saß auf der Bühne, der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wurde von den Protestierenden laut beklatscht, verließ die Kundgebung aber nach rund 20 Minuten wieder. Bereits am Samstag hatte eine Demonstration mit anschließendem Autokorso in München stattgefunden. Die Anliegen der Demonstrierenden entspreche denen der Demonstrierenden vom Sonntag, hieß es von den Veranstaltern. Die Demonstration am Samstag fiel mit rund 120 Personen und ca. 100 Fahrzeugen aber weit kleiner aus als der Protest am Sonntag. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Manuel Rauch, Julia Binder, Caroline von Eichhorn
Laut Polizeiangaben haben sich ca. 10.000 Menschen unter dem Motto "der Mittelstand steht auf" auf der Münchner Theresienwiese versammelt. Angemeldet waren 35.000 bis 50.000 Teilnehmende. Die Stimmung wurde im Laufe der Veranstaltung hitziger.
[ "Mittelstand", "München", "Demonstration", "Oberbayern" ]
bayern
2024-01-28T15:34:21.427+00:00
2024-01-29T13:38:29.8792+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/demo-in-muenchen-tausende-protestieren-gegen-regierungspolitik,U2Ztx6G
Ereignisse im Russland-Ukraine-Krieg aus KW 2 im Rückblick
Die Ukraine räumt bei ihren Gesprächen zur Beendigung des Kriegs mit Russland dessen Partner China eine wesentliche Rolle ein. Es sei wichtig, dass China bei weiteren Gesprächen über die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj entworfene "Friedensformel" mit am Tisch sitze, sagte der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak im schweizerischen Davos. Dort hatten vor der am Montag beginnenden Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums Sicherheitsberater der Regierungen von 80 Staaten über mögliche Wege zu einem Frieden beraten. Russland und China waren in der Runde nicht vertreten. Die Ukraine sieht wachsende Unterstützung für ihren Friedensplan im Krieg mit Russland und strebt perspektivisch einen Friedensgipfel auf höchster Ebene an. Russland könne an einem solchen Treffen aber nur teilnehmen, wenn es ein ernsthaftes Ansinnen für einen Frieden im Sinne der Ukraine beweise, sagte der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in Davos. Hier hatten zuvor mehr als 80 Länder und internationale Organisationen an einer Konferenz über die Vorschläge der Ukraine für einen dauerhaften Frieden teilgenommen. Aktuell seien Friedensverhandlungen mit Russland nicht möglich, machte Jermak klar. Er zeigte sich zugleich zufrieden, dass zuletzt mehr Länder ihre Unterstützung für die Ukraine signalisiert und an den Gesprächen auf Ebene der Sicherheitsberater teilgenommen hätten. In wichtigen Fragen sei man sich hier einig. Ziel sei, dass bis zu einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs ein ausgearbeiteter Friedensplan vorliege. Die Ukraine fordert unter anderem den Rückzug aller russischen Truppen aus dem Land, auch von der Krim. Ebenso verlangt sie Strafen für russische Kriegsverbrecher, Reparationen und Sicherheitsgarantien. Russland stellte umgehend eine Reihe von Gegenforderungen für eine eventuelle Teilnahme Moskaus an Ukraine-Verhandlungen. An erster Stelle müsste der Westen seine Waffenlieferungen an Kiew einstellen, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa nach Angaben der Staatsagentur Tass. Zudem müssten antirussische Sanktionen eingestellt und "russophobe Erklärungen" eingestellt werden. Ohne China ist nach Worten des Schweizer Außenministers Ignazio Cassis ein Kriegsende in der Ukraine kaum denkbar. Die Volksrepublik spiele eine bedeutende Rolle, es müssten Wege gefunden werden, um mit China zusammenzuarbeiten, sagte Cassis nach einem Treffen von Sicherheitsberatern verschiedener Nationen im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos. Frieden für das ukrainische Volk sei dringend notwendig. China war mit seinem Sicherheitsberater nicht bei dem Treffen vertreten. Die russische Luftwaffe hat nach offiziellen ukrainischen Angaben bei einem Angriff in der Ostukraine ein Getreidelager zerstört. Das Gebäude in Wowtschansk sei von einer Flugzeugbombe getroffen und größtenteils zerstört worden, teilte Polizeisprecher Serhij Bolwinow auf Facebook mit. In dem Ort unweit der Grenze zu Russland sei bei dem Angriff in der Nacht zudem ein Gebäude für den Getreideumschlag zerstört worden. "Glücklicherweise gab es keine Verletzten", schrieb Bolwinow. Auf den beigefügten Fotos war ein zerstörtes Getreidelager erkennbar. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Die russischen Militärs haben seit Beginn ihres Angriffskriegs gegen die Ukraine vor fast zwei Jahren immer wieder Objekte der zivilen Infrastruktur ins Visier genommen. Die hohe Zahl der Teilnehmerländer bei der Ukraine-Konferenz in Davos ist nach den Worten des Schweizer Außenministers Ignazio Cassis ein großer Erfolg. Gut 80 Delegationen seien bei dem eintägigen Treffen. Die Verständigung auf Grundprinzipien für eine Friedenslösung auf so breiter Ebene könne dazu beitragen, Russland eines Tages an den Verhandlungstisch zu bekommen. Auch China, das nicht teilnahm, müsse möglichst eingebunden werden, sagte Cassis. Es sei ermutigend, das Länder der Brics-Gruppe der aufstrebenden Schwellenländer wie Brasilien, Indien, Saudi-Arabien und Südafrika dabei seien, die Kommunikationskanäle zu Moskau offen halten. Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit dem 24. Februar 2022 gegen einen russischen Angriffskrieg. Noch sei keine Seite zu irgendwelchen Zugeständnissen bereit, sagte Cassis. Bis zu einer Friedenslösung sei noch ein langer Weg, Diskussionen wie in Davos müssten weiter geführt werden. "Wir haben keine Alternative." Hohe Beamte und nationale Sicherheitsberater beraten in Davos über die sogenannte Friedensformel der Ukraine. Der Zehn-Punkte-Plan sieht den Abzug aller russischen Truppen, Strafen für russische Kriegsverbrecher, Reparationen und Sicherheitsgarantien vor. Es ist das vierte Treffen dieser Art. Moskau hat den Prozess in der Vergangenheit als Farce bezeichnet. Andrij Jermak, der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, wollte sich nach Abschluss der Konferenz am Abend äußern. Das russische Militär hat die ukrainische Stadt Cherson beschossen. Sechs Menschen seien dabei verletzt worden, teilte die Militärverwaltung der Region mit. Im Großraum Cherson seien zudem vier Löschkräfte verletzt worden, als eine Drohne ihre Feuerwehrstation angegriffen habe. Der Gouverneur der russischen Region Kursk, Roman Starowoit, teilte unterdessen in sozialen Netzwerken mit, bei einem ukrainischen Angriff auf das Grenzdorf Tetkino sei ein Mensch verletzt worden. Ein wegen Bestechlichkeit verurteilter Ex-Bürgermeister aus Russland verkürzt seine Haftzeit durch die Verpflichtung, in der Ukraine zu kämpfen. Oleg Gumenjuk habe einen Vertrag unterzeichnet, um sich dem russischen Militär in der Ukraine anzuschließen, berichteten lokale Medien. Gumenjuk war von 2018 bis 2021 Bürgermeister von Wladiwostok, Hauptstadt der Region Primorje im Fernen Osten des Landes. Im vergangenen Jahr war er im Zusammenhang mit der Annahme von Bestechungsgeldern in Höhe von 38 Millionen Rubel (rund 400.000 Euro) zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach seiner Verpflichtung zum Dienst an der Waffe sei er freigelassen worden, sagte sein Anwalt Andrej Kitaew der russischen Tageszeitung "Kommersant". Wo sich Gumenjuk jetzt befinde, sei unbekannt, er sei aber angewiesen gewesen, sich am 22. Dezember bei der Militäreinheit zu melden, der er zugeordnet wurde. Lokale Vertreter der Strafvollzugsbehörden in der Region Primorje bestätigten die Berichte zunächst nicht. Bilder, die in sozialen Medien im Umlauf waren, zeigten jedoch einen bewaffneten Mann, der Gumenjuk ähnelt, im Kreise anderer Soldaten. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zieht nach britischen Erkenntnissen auch die russische Gesundheitsversorgung in Mitleidenschaft. Die russische Zivilbevölkerung spüre höchstwahrscheinlich die Auswirkungen des Krieges auf das Gesundheitswesen in ihrem Land, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update mit. Russische Medien hätten berichtet, dass die breite Öffentlichkeit im ganzen Land Probleme habe, Zugang zu Krankenhausdienstleistungen zu erhalten, schrieb das Ministerium. Auch Medikamente wie Antibiotika seien demnach knapp. Nach Unterzeichnung eines Sicherheitsabkommens mit Großbritannien hofft der ukrainische Präsident Wolodymir Selenskyj auf ähnliche Vereinbarungen mit weiteren Ländern. "Wir werden mit anderen Partnern arbeiten, um unsere Sicherheit weiterzuentwickeln", schrieb der Präsident auf Facebook. "Wir machen die Ukraine Schritt für Schritt stärker." Das Abkommen mit Großbritannien gebe der Ukraine Sicherheit, während sie sich gegen die russische Aggression verteidige, schrieb Selenskyj. Zugleich stärke es die Position seines Landes bis zu einem Nato-Beitritt. Papst Franziskus hat die weltweiten Kriegshandlungen erneut verurteilt. "Krieg ist an und für sich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte er beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Abermals rief Franziskus zum Frieden auf und erinnerte an das Leid der Betroffenen in der Ukraine, den Palästinensergebieten und in Israel. "Zum Jahresanfang haben wir Friedenswünsche ausgetauscht", sagte der Papst. "Aber die Waffen töten und zerstören weiterhin." Die Mächtigen müssten endlich begreifen, dass Krieg keine Lösung sei. Die Völker und die Welt bräuchten Frieden. Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Grenzregion Kursk ist nach Angaben der dortigen Behörden ein Mann verletzt worden. Die Drohnen hätten das Dorf Tjotkino direkt an der Grenze zur nordukrainischen Region Sumy getroffen, teilte der Gouverneur der Region Kursk mit. Eine Stellungnahme der Ukraine lag zunächst nicht vor. In der Schweiz hat eine Ukraine-Konferenz über die Grundsätze eines dauerhaften Friedens in dem Konflikt begonnen. Vertreter von rund 80 Staaten hatten nach Angaben des Schweizer Außenministeriums ihre Teilnahme im Skiort Davos zugesagt. Das waren weitaus mehr als bei den drei Vorgängerkonferenzen im vergangenen Jahr in Dänemark, Saudi-Arabien und auf Malta. Im Mittelpunkt steht die "Friedensformel" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Sein Zehn-Punkte-Plan sieht unter anderem den Abzug aller russischen Truppen, Strafen für russische Kriegsverbrecher, Reparationen und Sicherheitsgarantien vor. Die Ukraine sucht breite Anerkennung dafür, um Ländern, die sie zu Zugeständnissen an Russland drängen wollen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Für Deutschland ist nach Angaben einer Regierungssprecherin Jens Plötner dabei, Berater des Bundeskanzlers für Außen- und Sicherheitspolitik. Die Ukraine wirft Russland den gehäuften Einsatz von verbotenem Tränengas gegen ukrainische Soldaten in ihren Schützengräben vor. Seit Beginn des Krieges vor fast zwei Jahren seien 626 Fälle gezählt worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. In den ersten Januartagen 2024 seien es 51 Fälle gewesen mit steigender Tendenz von bis zu zehn Angriffen am Tag. Die Granaten mit dem Reizgas CS, das vielerorts auch von der Polizei verwendet wird, würden von Drohnen abgeworfen oder von Artillerie verschossen. Im Krieg ist der Einsatz von Tränengas durch die Chemiewaffen-Konvention verboten, die auch Moskau unterzeichnet hat. Unabhängige Bestätigungen für die ukrainischen Angaben gab es nicht. Die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui wird einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zufolge am Montag in Russland erwartet. Auf Einladung ihres Kollegen Sergej Lawrow werde sich Choe bis Mittwoch in Russland aufhalten. Die USA werfen Nordkorea unter Berufung auf Geheimdienst-Erkenntnisse vor, Russland mit ballistischen Raketen und Abschussanlagen versorgt zu haben. Die Regierungen in Moskau und Pjöngjang haben Waffengeschäfte verneint. Jedoch hatten sie angekündigt, ihre militärische Zusammenarbeit zu vertiefen. Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben am Samstag acht von 37 von Russland abgefeuerten Raketen abgefangen. Auch drei Drohnen seien gegen die Ukraine zum Einsatz gebracht worden. Die Luftwaffe erklärte in ihrem Telegram-Kanal, dass 20 der gesamten Attacken nicht ihre Ziele erreicht hätten, weil dies "mit Mitteln der elektronischen Kriegsführung" verhindert worden sei. Sowohl die Ukraine als auch Russland setzen Technologie ein, die darauf abzielt, feindliche Drohnen und Lenkraketen zu stören und abzulenken. Frankreichs neuer Außenminister Stéphane Séjourné hat in der ukrainischen Hauptstadt Kiew bei seiner ersten offiziellen Auslandsreise die Unterstützung für das von Russland angegriffene Land betont. Die Ukraine werde trotz der Zunahme von Krisen die Priorität für Frankreich bleiben, sagte er am Samstag in Kiew. Frankreich werde nicht zögern, die Entschlossenheit sei ungebrochen, sagte er bei einer Pressekonferenz mit seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba. Die Ukraine verteidige in ihrem Kampf gegen Russland die Grundprinzipien des internationalen Rechts, die Werte Europas, aber auch die Sicherheitsinteressen der Franzosen, sagte Séjourné. Geplant war auch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Séjourné, ein enger Vertrauter von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, war am Donnerstag bei einer Regierungsumbildung überraschend zum neuen Außenminister ernannt worden. Er hatte der Ukraine bereits am Freitag bei der Amtsübergabe eine weitere Unterstützung zugesagt. "Der Ukraine zu helfen bedeutet, den Sieg der Demokratie zu garantieren." Zuletzt war Frankreich in die Kritik geraten, weil die französische Unterstützung für die Ukraine geringer ausfällt als die deutsche. Die Ukraine ist nach eigenen Angaben am Samstagmorgen erneut Ziel schwerer Luftangriffe Russlands geworden. In mindestens fünf Regionen seien Raketen abgeschossen worden, melden die zuständigen Behörden. Mehrere Gebäude - darunter auch Wohnhäuser - wurden demnach durch herabstürzende Trümmer beschädigt. Insgesamt seien 40 Luftangriffe registriert worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Acht Raketen seien zerstört worden. Russland habe unter anderem Marschflugkörper, ballistische Raketen, Flugabwehrraketen und Drohnen eingesetzt. Insgesamt hätten über 20 Flugkörper ihr Ziel aufgrund "aktiver Maßnahmen mittels elektronischer Kriegsführung" nicht erreicht. Die ukrainischen Behörden meldeten zunächst keine Todesopfer. In der nordöstlichen Region Sumy wurde nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft ein Zivilist bei einem Raketenangriff verletzt, 26 Gebäude wurden beschädigt. In der Region Tschernihiw im Norden der Ukraine sprach der örtliche Gouverneur von "Schäden", ohne nähere Angaben zu machen. In der westukrainischen Großstadt Schytomyr ist Medienangaben zufolge der Strom in weiten Teilen ausgefallen. Insgesamt seien 21 Umspannwerke unerwartet abgeschaltet worden, teilte das Stadtparlament am Freitag per Facebook mit. Mitarbeiter der Energiewerke seien bei der Schadensbehebung, hieß es. Über die Ursachen wurde ebenso wenig bekannt wie über die Länge des Stromausfalls. Im Herbst und Winter 2022/23 hatte Russland intensiv Objekte der Energieversorgung in der Ukraine beschossen, um den Widerstandswillen der dortigen Bevölkerung gegen die Invasion zu brechen. Auch wenn es in diesem Winter bisher noch keinen derart regelmäßigen Beschuss der Energieinfrastruktur gegeben hat, so gilt das ukrainische Stromnetz durch die Angriffe als störanfällig. Laut Wetterkarten herrschen derzeit in Schytomyr fast zehn Grad Frost. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach dem Besuch des britischen Premierministers Rishi Sunak Londons Hilfszusagen für Kiew mit den US-Sicherheitsgarantien für Israel verglichen. "Dieser Tag ist bereits in die Geschichte unseres Landes eingegangen: Heute haben wir ein Abkommen, ein Sicherheitsabkommen mit Großbritannien, an dem wir lange gearbeitet haben", sagte Selenskyj am Freitag in seiner täglichen Videoansprache. Viele hätten von den Sicherheitsvereinbarungen zwischen den USA und Israel gehört. "Jetzt haben wir ein solches Modell für unsere Zeit geschaffen." Das gebe Zuversicht für den Abwehrkampf gegen Russland, sagte der 45-Jährige. Die russische Regierung hat den im Exil lebenden Schriftsteller Boris Akunin als "ausländischen Agenten" eingestuft. Der 67-Jährige habe sich gegen die "militärische Spezialoperation in der Ukraine" ausgesprochen, teilte das Justizministerium in Moskau am Freitag zur Begründung mit. Ihm werde außerdem vorgeworfen, "fehlerhafte Informationen verbreitet zu haben, um ein negatives Bild von Russland und seinen Streitkräften zu vermitteln", und Geld für die ukrainische Armee gesammelt zu haben. Der in Georgien geborene Autor, der mit bürgerlichem Namen Grigori Tschchartischwili heißt, ist für seine historischen Kriminalromane bekannt. Er ist ein langjähriger Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin. 2014 hatte er sich gegen die Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim ausgesprochen und war nach London ins Exil gegangen. Nach dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 schrieb Akunin auf Facebook: "Russland wird von einem psychisch gestörten Diktator regiert, und das Schlimmste ist, dass es gehorsam seiner Paranoia folgt." Trotz seines Zerwürfnisses mit dem Kreml ist Akunin einer der meistgelesenen zeitgenössischen Autoren in Russland. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat davor gewarnt, für die Unterstützung der Ukraine die Schuldenbremse erneut auszusetzen. "Sowohl die Stabilität der Staatsfinanzen als auch die Unterstützung der Ukraine sind Teil unserer Wehrhaftigkeit. Beides darf man also nicht gegeneinander ausspielen", sagte Lindner im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Der FDP-Chef kritisierte: "Tatsächlich gibt es gegenwärtig einen Sport, nach immer neuen Anlässen und Gründen zu suchen, um mehr Schulden zu machen. Das ist gefährlich. Unsere Verfassung verlangt von uns, dass, wenn es außerordentliche Ausgaben gibt, zunächst geprüft wird, ob es Möglichkeiten im Haushalt gibt. Das Ausrufen einer Notlage ist nicht die erste, weil bequemste Option, sondern die letzte." Schon heute kämen auf jeden Bürger gut 500 Euro Zinsen für Schulden der Vergangenheit. "Diese 40 Milliarden Euro an Zinsausgaben fehlen uns für Investitionen in Bildung, Infrastruktur oder für Steuerentlastung", so der Bundesfinanzminister. Beim jüngsten Kriegsgefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine hat Moskau Medienberichten zufolge vor allem in den eigenen Reihen kämpfende Straftäter zurückgeholt. Von den 248 beim Austausch nach Russland heimgekehrten Soldaten seien 180 in Gefängnissen für den Krieg in der Ukraine angeworben worden, berichtete unter anderem das unabhängige Internetportal istories. Unter den Heimkehrern seien verurteilte Mörder, Entführer und Räuber, viele davon Wiederholungstäter. Es war der erste Gefangenenaustausch seit einem halben Jahr zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern. Auf ukrainischer Seite kamen bei dem Austausch 230 gefangen genommene Soldaten frei. Nach Angaben aus Kiew befinden sich noch mehr als 4000 Ukrainer in russischer Gefangenschaft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft angesichts der anhaltenden russischen Angriffe aus der Luft auf weitere Verstärkung der Flugabwehr seines Landes. Weitere westliche Hilfe werde kommen, sagte er bei einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit Großbritanniens Premier Rishi Sunak. Selenskyj räumte ein, dass die derzeitige Flugabwehr des Landes Lücken aufweise. Neben Patriot-Systemen fehlten auch Flugabwehrkomplexe mit anderer Reichweite, sagte er. Der britische Premierminister Rishi Sunak hat bei einem Besuch in Kiew ein neues Hilfspaket für die Ukraine vorgestellt. Das Paket im Umfang von 2,5 Milliarden Pfund (etwa 2,9 Milliarden Euro) im kommenden Haushaltsjahr ist das bislang größte, das London seit der russischen Invasion in die Ukraine zur Verfügung gestellt hat, wie die britische Regierung mitteilte. "Ich bin heute mit einer Botschaft hier: Auch das Vereinigte Königreich wird nicht nachlassen", sagte Sunak: "Wir werden der Ukraine zur Seite stehen, in ihren dunkelsten Stunden und in den besseren Zeiten, die kommen werden." Mit dem Hilfspaket sollen Raketen, Tausende Drohnen, Luftverteidigungssysteme, Geschützmunition und maritime Sicherheit finanziert werden, wie Sunaks Büro mitteilte. Es fällt in eine kritische Zeit für die Ukraine, in der weitere Hilfen aus der EU und den USA in der Schwebe hängen. Sunak sagte, er habe seine erste Auslandsreise des Jahres in die Ukraine unternommen, um ein starkes Signal der Unterstützung zu senden. Es solle den Ernst der Lage und die britische Entschlossenheit unterstreichen, der Ukraine beizustehen. Die Ukraine braucht nach den Worten des Kommandeurs der Bodentruppen, Olexander Syrskyj, Bodenkampfflugzeuge für den Krieg gegen die russischen Invasionstruppen. Dazu gehörten US-amerikanische A-10-Jets zur Unterstützung der Infanterie. Die A-10 sei keine neue Maschine, habe sich aber in vielen Kriegen bewährt, sagt er Reuters. Sie verfüge über ein großes Arsenal zur Zerstörung von Bodenzielen. Die A-10 wäre eine entscheidende Unterstützung der Bodentruppen. Nötig seien auch Flugzeuge, die Marschflugkörper mit großer Reichweite abfeuern können. Ein Moskauer Gericht hat gegen den linksgerichteten Kremlkritiker Sergej Udalzow Untersuchungshaft wegen mutmaßlicher Rechtfertigung von Terrorismus angeordnet. Die U-Haft gilt nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax zunächst bis zum 15. Februar. Anlass seiner Strafverfolgung seien Blogeinträge gewesen, in denen er seine Unterstützung für einen marxistischen Debattenklub in der Millionenstadt Ufa geäußert habe, sagte Udalzow Medien im Gericht. Der Klub wurde kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vom russischen Geheimdienst FSB aufgelöst, mehrere Mitglieder wurden unter dem Vorwurf der Bildung einer terroristischen Vereinigung und des versuchten Staatsstreichs festgenommen. Im Zusammenhang mit einer Kriegskritik steht die FSB-Aktion offenbar nicht. Die Mitglieder des Klubs, mehrheitlich Stalinisten, waren Kriegsbefürworter. Mit großem Polizei- und Militäreinsatz bereitet sich die Schweiz im Skiort Davos auf die Ukraine-Konferenz am Sonntag und die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) ab Montag vor. Der Luftraum über Davos sei bereits gesperrt worden, sagte Polizeikommandant Walter Schlegel in Davos. Bis Ende kommender Woche werden dort mehr als 3.000 Gäste aus aller Welt erwartet, darunter Spitzenpolitiker wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der chinesische Ministerpräsident Li Qiang, die Präsidenten Frankreichs und Israels, Emmanuel Macron und Isaac Herzog, sowie Chefinnen und Chefs großer Weltkonzerne und ranghohe UN-Vertreter. Insgesamt seien 250 Kilometer Schutzzäune rund um Davos installiert worden, ebenso Betonelemente, die Zufahrten von unbefugten verhindern sollen, berichtete Schlegel. Ab Sonntag würden die Straßen Richtung Davos kontrolliert. 5.000 Armeeangehörige unterstützen die Polizei. Dazu gehören nach Angaben von Schlegel Cyberspezialisten, Scharfschützen, Hundeführer und Sanitäter. Für die Kosten von rund neun Millionen Franken (9,6 Mio Euro) kommen das WEF selbst sowie Bund, Kanton und örtliche Behörden auf. Papst Franziskus hat russische Raketenangriffe auf die Ukraine verurteilt. Die Kriegshandlungen, die "die Zivilbevölkerung und die lebenswichtige Infrastruktur des Landes getroffen haben, sind schändlich, inakzeptabel und können in keiner Weise gerechtfertigt werden", schreibt Franziskus in einem Brief an den griechisch-katholischen Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk. Der britische Premierminister Rishi Sunak hat am Freitag unangekündigt die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht. Er wolle dort mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ein Abkommen zur Sicherheitskooperation unterzeichnen, teilte der britische Regierungssitz 10 Downing Street mit. Zuvor habe Sunak militärische Unterstützung für die Ukraine in Höhe von 2,5 Milliarden Pfund (etwa 2,9 Milliarden Euro) für 2024 und 2025 zugesagt. Das seien 200 Millionen mehr als in den vergangenen beiden Jahren. Zu dem Paket gehöre eine 200 Millionen Pfund umfassende Initiative, um rasch Tausende von militärischen Drohnen für die Ukraine einzukaufen und zu produzieren, darunter Aufklärungs-, Langstrecken- und See-Drohnen, hieß es in der Mitteilung weiter. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat einen Mann wegen angeblicher Spionage für Polen festgenommen. Der Festgenommene habe in einem Rüstungsbetrieb im Gebiet Pensa etwa 500 Kilometer südöstlich von Moskau gearbeitet, teilte der FSB offiziell mit. Er habe einem Vertreter des polnischen Geheimdienstes von sich aus die Zusammenarbeit angeboten. Als Lohn für den Verrat von Betriebsgeheimnissen habe er auf eine Aufenthaltserlaubnis im Ausland gehofft. Nähere Einzelheiten wurden nicht genannt. Die FSB-Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Das Nato- und EU-Mitglied Polen ist einer der wichtigsten Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine und gilt damit für Moskau als einer der größten Feinde. Der britische Premierminister Rishi Sunak erhöht die Militärhilfe für die Ukraine im nächsten Haushaltsjahr auf umgerechnet rund 2,9 Milliarden Euro. Die Unterstützung Großbritanniens für das Land werde nicht ins Stocken geraten, sagt Sunak vor dem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die beiden kommen am Freitag in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zusammen. Der für den Binnenmarkt sowie Verteidigung zuständige EU-Kommissar Thierry Breton will innerhalb eines neues Programms mit Hilfe von drei Milliarden Euro die Produktion von Verteidigungsausrüstung innerhalb der EU ankurbeln. Der Schritt unterstreicht die wachsende Rolle der EU in Verteidigungs- und Militärangelegenheiten, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine. Die Europäische Kommission habe bereits 1,5 Milliarden Euro bereitgestellt, wolle den Betrag aber verdoppeln, sagte Breton laut gegenüber Reportern. Das US-Außenministerium verhängt gegen drei russische Einrichtungen und eine Einzelperson Sanktionen, weil sie an der Weitergabe und dem Testen ballistischer Raketen aus Nordkorea beteiligt gewesen sein sollen. "Wir werden nicht zögern, weitere Maßnahmen zu ergreifen", teilt US-Außenminister Antony Blinken mit. Nordkoreas Transfer von ballistischen Raketen nach Russland unterstütze Russlands Angriffskrieg, vergrößere das Leid des ukrainischen Volkes und untergrabe das globale Nichtverbreitungssystem von Kernwaffen, erklärt der Minister weiter. In der vergangenen Woche erklärte das Weiße Haus unter Berufung auf neu freigegebene Geheimdienstinformationen, Russland habe ballistische Kurzstreckenraketen (SRBM) aus Nordkorea für mehrere Angriffe auf die Ukraine eingesetzt. Die US-Hilfen für die Ukraine sind der Regierung in Washington zufolge ausgelaufen. "Die von uns geleistete Hilfe ist nun zum Erliegen gekommen", sagt John Kirby, Sprecher der US-Regierung für die nationale Sicherheit. Hintergrund ist ein Streit im Kongress über weitere finanzielle Unterstützung für die Regierung in Kiew. Inmitten des Streits um durch Ungarn blockierte EU-Hilfsgelder für Kiew könnte es bald zu einem Treffen von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kommen. Darüber wollen die Außenminister beider Länder, Peter Szijjarto und Dmytro Kuleba, am 29. Januar im ukrainischen Uschhorod verhandeln, wie beide Seiten bekanntgaben. Orban pflegt gute Beziehungen zu Russlands Präsident Waldimir Putin. Beim letzten EU-Gipfeltreffen hatte Orban deshalb die geplante Sonderzahlung von 50 Milliarden Euro für die Ukraine per Veto verhindert. Über dieses Thema soll beim nächsten EU-Gipfel im Februar erneut beraten werden. Die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine kritisiert Orban ebenfalls. In Budapest galt es aber als unsicher, ob es noch vor dem EU-Gipfel im Februar zum Treffen Orbans mit Selenskyj kommen könnte. Szijjarto betonte, ein solches Treffen habe nur Sinn, wenn dieses "bedeutende Ergebnisse" verspreche. Dafür müsse es "entsprechend vorbereitet" werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine verstärkte europäische Waffenproduktion als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen sein Land gefordert. "In diesem Jahr wird die Ukraine alles daran setzen, ein neues europäisches Waffenarsenal zu schaffen, um eine russische Aggression gegen Europa zu verhindern", sagte Selenskyj in Riga, der letzten Station einer Baltikum-Reise. Die von Russland angegriffene Ukraine ringt weiter um ein verschärftes Gesetz, das die Rekrutierung dringend benötigter Soldaten für die Front ermöglichen soll. Einen ersten Entwurf gab das Parlament jetzt erst einmal wieder an die Regierung zurück. "Einige Positionen verletzen direkt die Menschenrechte und andere sind nicht optimal formuliert", schrieb der Fraktionschef der Präsidentenpartei "Diener des Volkes", David Arachamija, auf Telegram. Verteidigungsminister Rustem Umjerow erklärte wenig später, eine neue Version sei bereits ausgearbeitet und werde demnächst vorgelegt. Der ursprüngliche Entwurf war dem Parlament kurz nach Weihnachten von Regierungschef Denys Schmyhal vorgelegt worden. Erwartet worden war daraufhin, dass das Gesetz in dieser Woche in erster Lesung verabschiedet würde. Das Dokument sah unter anderem eine Absenkung des Reservistenalters um zwei Jahre von 27 auf 25 vor, wodurch die Armee Zugriff auf zwei weitere Jahrgänge bekommen hätte. Zudem sollte der Druck für wehrpflichtige Männer erhöht werden, sich im Wehrregister zu registrieren. Lettland hat der Ukraine weitere Militärhilfe für den Abwehrkampf gegen Russland zugesagt. Staatspräsident Edgars Rinkevics sagte am Donnerstag nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Riga, das nächste Hilfspaket werde Haubitzen, 155-mm-Artilleriemunition, Systeme zur Panzer- und Flugabwehr sowie Raketenwerfer, Geländefahrzeuge, Handgranaten, Hubschrauber und weitere Ausrüstung umfassen. Lettland will in diesem Jahr zudem 3.000 ukrainische Soldaten ausbilden und die Ukraine bei der Produktion von Drohnen unterstützen. Selenskyj dankte Lettland für die "unerschütterliche Unterstützung" und die erneute Militärhilfe. Hunderte Trauernde haben am Donnerstag in Kiew Abschied von dem an der Front getöteten ukrainischen Dichter und Soldaten Maxym Krywzow genommen. Viele trugen Blumen und die ukrainische Nationaflagge, als der Sarg des Toten in die St. Michaels-Kathedrale im Zentrum von Kiew getragen wurde. Sein erstes Buch verfasste er an der Front. Dort diente der 33jährige als Maschinengewehrschütze. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er eine Gedichtsammlung. Der ukrainische Zweig der internationalen Schriftstellervereinigung PEN kürte sie zu einem der besten literarischen Werke des Landes. "Neunzig Prozent der Gedichte hier handeln vom Tod", hatte Krywzow einen Tag vor seiner Tötung in Onlinediensten geschrieben. Die Wirtschaft der Ukraine hat sich im zweiten Kriegsjahr offenbar wieder etwas gefangen. Das Bruttoinlandsprodukt legte 2023 um fünf Prozent zu. Das teilte Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko mit. 2022, als die russische Invasion begann, war die Wirtschaftsleistung um 28,8 Prozent eingebrochen. Das ukrainische Parlament hat es abgelehnt, sich mit einem Gesetzentwurf der Regierung für eine erleichterte Mobilmachung zu befassen. Er soll nun überarbeitet werden. Der Fraktionschef von Präsident Selenskyjs Partei, David Arachamia, sagte, einige Vorschriften verstießen gegen die Menschenrechte, andere seien "nicht optimal formuliert". Der Entwurf sieht vor, das Wehrpflichtalter von 27 auf 25 Jahre abzusenken, das Einberufungsverfahren zu vereinfachen und neue Strafen für Kriegsdienstverweigerer einzuführen. Zugleich soll der Kriegsdienst auf 36 Monate beschränkt werden. Bisher ist er zeitlich unbegrenzt. In der Ukraine wird seit Wochen über eine verstärkte Mobilmachung debattiert. Nach bald zwei Jahren Krieg gegen Russland hat die Armee Schwierigkeiten, ihre Reihen wieder aufzufüllen. Der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) mahnt eine langfristige Strategie für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine an. Im März 2025 ende für sie der vorübergehende Schutz, sagte der Leiter des Bereichs Forschung beim vom Bund finanzierten SVR, Jan Schneider, am Donnerstag in Berlin. Es brauche tragfähige Nachfolgelösungen, "sonst stehen in gut einem Jahr vielleicht mehrere Millionen Menschen in Europa ohne Aufenthaltstitel da". Die Geflüchteten, die Arbeit in Deutschland und anderswo gefunden hätten, könnten sich inzwischen häufiger vorstellen, im Aufnahmeland zu bleiben. Diese gut ausgebildeten Menschen, oft Frauen, seien aber auch Stützen des Wiederaufbaus in der Ukraine. "Zirkuläre Mobilität" und mobiles Arbeiten könnten hier Teile einer transnationalen Strategie sein, so Schneider. Einigten sich die EU-Länder nicht auf neue Aufenthaltsregeln, drohe, "was mit der Aktivierung der EU-Richtlinie zum vorübergehenden Schutz verhindert werden sollte: Eine Überlastung der Asylsysteme durch individuelle Asylanträge in hoher Zahl." Finnland verlängert die Schließung seiner Grenze zu Russland um vier Wochen bis zum 11. Februar. Das Innenministerium bestätigte vorherige Medienberichte, dass alle Grenzübergänge zwischen dem Nato-Staat und dem Nachbarland geschlossen blieben. Nach Erkenntnissen der Behörden bestehe die Gefahr, dass es erneut zu einem Zustrom von Migranten aus Russland kommen könne, heißt es zur Begründung. Als im Dezember zwei Grenzübergänge kurzzeitig wieder geöffnet wurden, reisten dem Grenzschutz zufolge innerhalb zweier Tage mehr als 300 Asylbewerber von Russland aus ein. Finnland warf Russland eine Inszenierung vor und schloss die Grenze wieder - zunächst bis 15. Januar. Die Regierung in Moskau hat den Vorwurf zurückgewiesen. Eine Waffenruhe führt nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht zum Dialog. Lediglich Russland würde davon profitieren, es würde dem Land ermöglichen, seine Munitionsreserven aufzufüllen, sagt Selenskyj bei seinem Besuch in Estland. Russland verhandele derzeit mit dem Iran über Raketenlieferungen, aus Nordkorea habe es eine Million Schuss erhalten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist auf der zweiten Station seiner Baltikum-Reise zu Gesprächen in Estland eingetroffen. Bei seiner Ankunft am Donnerstag in Tallinn wurde er am Flughafen von Außenminister Margus Tsahkna begrüßt. Selenskyj will in dem baltischen EU- und Nato-Land - wie zuvor bereits am Mittwoch in Litauen - über weitere Militärhilfe für sein von Russland angegriffenes Land und die Integration der Ukraine in EU und Nato sprechen. Danach reist er zum Abschluss seiner ersten Auslandsreise in diesem Jahr ins benachbarte Lettland weiter. Die Türkei, Rumänien und Bulgarien haben sich auf eine Initiative zur Räumung von Minen im Schwarzen Meer geeinigt. Die Außenminister der drei Länder unterzeichneten in Istanbul eine entsprechende Absichtserklärung. Bei einem russischen Angriff auf ein Hotel in der ukrainischen Stadt Charkiw sind den örtlichen Behörden zufolge 13 Menschen verletzt worden. Unter ihnen seien zwei ausländische Journalisten, teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft im Onlinedienst Telegram mit. Es handele sich um einen Türken und einen Georgier. Zehn Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben des Bürgermeisters von Charkiw, Ihor Terechow, seien mehrere weitere Gebäude bei dem Angriff beschädigt worden, darunter Wohnhäuser. Dem örtlichen Gouverneur, Oleh Synehubow, zufolge trafen zwei russische S-300-Raketen am Mittwochabend das Hotel. Die ukrainischen Rettungskräfte evakuierten nach eigenen Angaben insgesamt 19 Menschen. Russlands Flugabwehr hat eigenen Angaben zufolge drei ukrainische Drohnen über russischem Gebiet abgeschossen. Die Drohnen seien am frühen Donnerstagmorgen über den Regionen Rostow, Tula und Kaluga abgefangen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Die Mitteilungen zu den Drohnenvorfällen konnten nicht unabhängig überprüft werden. Berichte über mögliche Schäden oder Opfer gab es zunächst nicht. Zwei russische Raketen sind nach ukrainischen Angaben in einem Hotel im Zentrum der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw eingeschlagen. Zehn Menschen seien verletzt worden, einer davon schwer, teilt der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synehubow, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Unter den Verletzten seien auch türkische Journalisten. Der Leiter der Charkiwer Staatsanwaltschaft, Oleksandr Filtschakow, erklärt in einem auf Telegram v Uhreröffentlichten Video, eine Rakete habe ein Gebäude in der Nähe des Hotelkomplexes getroffen, die zweite den Eingang des Gebäudes. 23 Gäste und acht Angestellte hätten sich im Hotel befunden. Neben Charkiw wurde auch aus den Regionen Donezk und Dnipropetrowsk am Abend Beschuss gemeldet. Die Behörden in der ostukrainischen Großstadt Charkiw haben erneut schwere russische Raketenangriffe gemeldet. Kurz nach dem Beschuss am Mittwochabend war von mindestens neun Verletzten die Rede. Die russische Armee habe mit umfunktionierten Flugabwehrraketen vom Typ S-300 angegriffen, schrieb der Charkiwer Militärgouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram. Es sei ein ziviles Objekt beschädigt worden. Weitere Details nannte er zunächst nicht. Die UN haben in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast zwei Jahren mehr als 10.200 getötete Zivilisten erfasst. Allein während der Verschärfung der russischen Luftangriffe in der gesamten Ukraine seit Ende Dezember seien 125 Tötungen und mehr als 550 Verletzungen von Zivilisten dokumentiert worden, sagte Edem Wosornu, Direktorin beim UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe, am Mittwoch in New York. Dabei gehen die Vereinten Nationen von einer hohen Dunkelziffer aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seinem ersten Auslandsbesuch in diesem Jahr mehr Waffenhilfe zur Abwehr russischer Luftangriffe gefordert. "Flugabwehrsysteme stehen an erster Stelle unter den Dingen, die uns fehlen", sagte er in Litauen nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Gitanas Nauseda in Vilnius. Russland hatte zuletzt seine schweren Luftangriffe auf die Ukraine fortgesetzt. Zum Jahreswechsel seien mindestens 500 Raketen und Drohnen auf die Ukraine abgefeuert worden, sagte Selenskyj. 70 Prozent davon seien von der Luftabwehr abgefangen worden. Nauseda sicherte der Ukraine im Gegenzug weitere militärische, wirtschaftliche und politische Unterstützung zu. "Wir werden im Januar erneut Munition, Generatoren und Sprengsysteme in die Ukraine senden", so Litauens Präsident. "Im Februar werden wir gepanzerte M577-Personentransporter liefern, ukrainische Soldaten ausbilden und die Kooperation mit der Verteidigungsindustrie stärken." Die Präsidenten Litauens und Estlands machen zum Auftakt der Baltikumsreise ihres ukrainischen Amtskollegen klar, dass sie weiterhin an der Seite Kiews stehen wollen. Die baltischen Länder gehören zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine. Sie haben die übrigen westlichen Verbündeten Kiews dazu gedrängt, dem Land zunehmend moderne und schwere Waffen zu liefern. Selenskyj wiederum dankte den Nationen für die "kompromisslose" Unterstützung der Ukraine in den vergangenen zehn Jahren – also bereits seit der illegalen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. "Wir wissen, wie ermüdend dieser langanhaltende Krieg ist, und wir sind an einem vollständigen Sieg der Ukraine so bald wie möglich interessiert", sagte der litauische Präsident Gitanas Nauseda. "Demokratische Länder haben viel getan, um der Ukraine zu helfen, aber wir müssen zusammen mehr tun, damit die Ukraine gewinnt und der Aggressor verliert", fügte der estnische Präsident Alar Karis hinzu. Dann gebe es Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine die letzte militärische Aggression in Europa bleibe, bei der ein Land seinem Nachbarn mit Raketen, Drohnen und Kanonen diktieren wolle, welche politischen Entscheidungen getroffen werden. Der russische Einmarsch in die Ukraine hat im Baltikum Sorgen befeuert, man könne zum nächsten Ziel der russischen Aggression werden. Unter anderem deswegen hat die Bundeswehr seit 2023 mehrere Kampfverbände, darunter auch Kampfpanzer und Panzerhaubitzen, nach Litauen verlegt, um das Militär vor Ort zu verstärken. Dieses Jahr werde entscheidend sein für sein Land, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Dem ukrainischen Militär fehle es an modernen Geräten zur Luftverteidigung, das sei das größte Defizit. Mit Blick auf den für Juli geplanten Nato-Gipfel in Washington sagt Selenskyj, sein Land wünsche sich dort mindestens einen konkreten Schritt auf seinem Weg in das westliche Verteidigungsbündnis. Nach Angriffen durch die ukrainische Armee sind 93 Kinder aus der russischen Stadt Belgorod in der Nähe der Grenze in die rund 200 Kilometer entfernte Region Woronesch gebracht worden, teilte der örtliche Gouverneur mit. Ihm zufolge nehmen sie dort in den kommenden drei Wochen an verschiedenen Bildungs- und Freizeitaktivitäten teil. Bereits zuvor waren angesichts verstärkter ukrainischer Angriffe 300 Menschen aus der Stadt gebracht worden. Bei ukrainischen Angriffen auf Belgorod Ende Dezember waren 25 Menschen getötet worden. Der Angriff folgte auf die massive russische Bombardierung ukrainischer Städte, die auch in der ersten Januarwoche fortgesetzt wurde. In den vergangenen Tagen waren auch weitere russische Grenzregionen wie Kursk und Oriol von ukrainischem Beschuss getroffen worden. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw soll wegen des anhaltenden russischen Angriffskriegs im März die erste unterirdische Schule in Betrieb gehen. Der Bau im Industrieviertel der Stadt verlaufe nach Plan, ungeachtet des feindlichen Beschusses und des Frosts, erklärte Bürgermeister Ihor Terechow bei Telegram. Die ersten Betonkonstruktionen seien bereits errichtet. Es werde an Dämmung, Lüftung, Wasser- und Kanalisationssystemen gearbeitet. Nach der Eröffnung im März solle auch in einem zentralen Stadtbezirk eine unterirdische Schule gebaut werden. Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto hat im Parlament in Rom davon gesprochen, dass es an der Zeit sei, mit Diplomatie den Weg für einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu ebnen. Die feste Unterstützung des Westens für Kiew sei dabei entscheidend, um ernsthafte Verhandlungen zu gewährleisten. Die ukrainische Gegenoffensive 2023 habe nicht das gewünschte Ergebnis gebracht und die militärische Situation müsse mit "Realismus" betrachtet werden, sagt er zur Begründung. "Aus dieser Perspektive ... scheint die Zeit für eine einschneidende Diplomatie gekommen zu sein, neben der militärischen Unterstützung. Denn es gibt eine Reihe wichtiger Signale von beiden Seiten", fügte Crosetto hinzu. Der Iran soll einem Bericht des Fernsehsenders Sky News zufolge eine neue Drohne für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine entwickelt haben. Der Drohnen-Typ mit dem Namen Shahed 107 werde als unbemanntes Fluggerät mit Explosions- und Aufklärungsfunktion beschrieben, berichtet der britische Fernsehsender unter Berufung auf eine nicht näher genannte "informierte Quelle". Die Drohne sei möglicherweise mit Technologie ausgestattet, mit der wichtige Ziele auf dem Schlachtfeld aufgespürt werden könnten, zum Beispiel britische und US-Mehrfachraketensysteme, die von ukrainischen Streitkräften eingesetzt würden. Die Drohne könnte demnach eine Reichweite von bis zu 1.500 Kilometern haben. Einige der neu entwickelten Drohnen seien Russland möglicherweise im Rahmen eines Geschäfts angeboten worden, berichtete Sky News. Das spiegele wider, wie stark Iran in die Entwicklungsarbeit zur Unterstützung russischer Interessen in der Ukraine involviert sei. Durch Russlands Angriffskrieg sind in der Ukraine nach Angaben Kiews bisher 872 Kulturstätten beschädigt oder zerstört worden. Laut dem ukrainischen Kulturministerium sind darunter 120 Objekte von nationaler Bedeutung. In der Statistik seien die Beschädigungen bis zum 25. Dezember 2023 enthalten. Unter Berufung auf die regionalen Militärverwaltungen berichtete das Ministerium, mindestens 23 Stätten des kulturellen Erbes seien vollständig zerstört. Auch die UN-Kulturorganisation Unesco hatte die russischen Luftangriffe auf ukrainische Kulturschätze verurteilt und mehrere Welterbestätten als gefährdet eingestuft. Der ukrainische Präsident Selenskyj ist zu Gesprächen im Baltikum eingetroffen. Zum Auftakt seiner zuvor nicht angekündigten Reise landete er in Litauen und wurde in Vilnius am Flughafen von Außenminister Gabrielius Landsbergis begrüßt. In den kommenden Tagen wird das Staatsoberhaupt des von Russland angegriffenen Landes dann in den beiden anderen baltischen EU- und Nato-Staaten Lettland und Estland erwartet, die an Russland und teils auch an dessen Verbündeten Belarus grenzen. Mit seinem Besuch will Selenskyj den baltischen Staaten für ihre "kompromisslose Unterstützung der Ukraine" danken. Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Im südrussischen Gebiet Saratow hat die Flugabwehr nach Behördenangaben eine Drohne abgeschossen. Die ukrainische Drohne sei von der Luftverteidigung zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am frühen Morgen auf Telegram mit. Damit sei der Versuch Kiews, "einen Terroranschlag auf Einrichtungen im Hoheitsgebiet der Russischen Föderation zu verüben", vereitelt worden. Russland hatte schon mehrfach im Gebiet Saratow, wo sich auch der Militärflugplatz Engels-2 befindet, Drohnen abgeschossen. Hier hat Russland strategische Bomber für Raketenangriffe auf die Ukraine stationiert. Erst im Dezember hatte Moskau Raketen von mehreren Bombern bei Engels abgefeuert. Engels ist mehr als 500 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. In der Nacht auf Mittwoch waren in der ostukrainischen Stadt Charkiw erneut Explosionen zu hören. Die grenznahe Stadt werde mit Raketen beschossen, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram. Zu Schäden war zunächst nichts bekannt. Die ukrainische Luftwaffe warnte auch vor russischen Angriffen mit Kampfdrohnen im Süden des Landes. Wegen der schweren russischen Raketenangriffe über Neujahr berät die Ukraine an diesem Mittwoch mit der Nato über einen stärkeren Schutz. Generalsekretär Jens Stoltenberg rief den Nato-Ukraine-Rat auf Botschafterebene in Brüssel zusammen. Die Nato-Länder hätten bereits eine Vielzahl von Luftabwehrsystemen an die Ukraine geliefert und seien entschlossen, deren Verteidigung weiter zu verstärken, hieß es vor dem Treffen. Der Nato-Ukraine-Rat wurde 2023 ins Leben gerufen. Er soll eine engere Zusammenarbeit ermöglichen, bis die Voraussetzungen für eine Aufnahme der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis erfüllt sind. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb zu dem außerordentlichen Treffen auf der Plattform X (ehemals Twitter), zentrales Thema werde die Stärkung der Luftverteidigung der Ukraine sein. "Ein wichtiges Zeichen der euro-atlantischen Einheit angesichts der Eskalation des russischen Terrors." Konkrete Ergebnisse sind indes nicht abzusehen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow und Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj besuchten einen besonders umkämpften Abschnitt der Front bei Kupjansk. Das teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Kupjansk war von der Ukraine im Herbst 2022 zurückerobert worden. Nun versuchen russische Truppen seit mehreren Wochen, das nahe gelegene Dorf Synkiwka einzunehmen. Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach am Dienstag mit den Spitzen des Militärs und der zuständigen Ministerien über die Versorgung der Einheiten mit Munition und Drohnen. Das berichtete er abends in seiner Videoansprache. "Die Hauptsache ist, dass die gesamte Logistik schneller werden muss", sagte Selenskyj. Die ukrainischen Truppen leiden nach Berichten von der Front unter Munitionsmangel. Angesichts der häufigen russischen Luftangriffe gibt es auch Befürchtungen, dass der Flugabwehr die Munition ausgeht. In den USA als wichtigstem Unterstützer steckt die Gewährung neuer Militärhilfen im innenpolitischen Streit fest. Selenskyj gab sich zuversichtlich, dass die Truppen trotz solcher Probleme mit dem Notwendigen versorgt werden können. Eine Gruppe von knapp 50 Staaten verurteilt die Lieferung nordkoreanischer Raketen an Russland und deren Einsatz gegen die Ukraine. Das US-Außenministerium veröffentlichte am Dienstag in Washington eine entsprechende Erklärung. Ihr haben sich auch Deutschland und fast alle europäischen Staaten, dazu Kanada, Israel, Australien, Japan und Südkorea angeschlossen. Der Transfer dieser Waffen vergrößere das Leid des ukrainischen Volkes, unterstützt Russlands Angriffskrieg und untergrabe das internationale Nichtverbreitungsregime, hieß es. Der Einsatz der nordkoreanischen Waffen durch Russland wirke sich auf die Sicherheitslage in Europa, auf der koreanischen Halbinsel, im Pazifischen Raum und in der ganzen Welt aus. Nach Erkenntnissen der USA hat Russland bei schweren Luftangriffen am 29. Dezember 2023 und 2. Januar 2024 Raketen mit mehreren Hundert Kilometern Reichweite aus Nordkorea auf die Ukraine abgeschossen. Die ukrainischen Bodentruppen sehen sich trotz heftigem Frost weiter vielen russischen Attacken ausgesetzt. Am Dienstag habe es 64 versuchte russische Sturmangriffe gegeben, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Abendbericht mit. Die Zahl war etwas höher als in den vergangenen Tagen. Die operative Lage im Osten und Süden der Ukraine bleibe schwierig. Alle russischen Angriffe seien abgewehrt worden, teilte der Generalstab mit, ohne dass diese Angaben unabhängig überprüfbar waren. Allein auf die Stadt Awdijiwka gab es demnach zehn russische Angriffe, dazu elf weitere bei den benachbarten Ortschaften Perwomajske und Newelske. Russische Truppen versuchen seit Oktober, Awdijiwka abzuriegeln und zu erobern. Hier verläuft die Front dicht an der von Russland kontrollierten Großstadt Donezk. Auf einen ukrainischen Brückenkopf auf dem Südufer des Dnipro im Gebiet Cherson gab es den Angaben zufolge neun russische Angriffe. Ukrainische Soldaten halten diese Stellung, auch wenn ihre Versorgung über den Fluss schwierig ist. Die Ukraine hofft darauf, von hier aus einmal Richtung Krim vorrücken zu können. Nach Einschätzung des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in den USA fehlen den ukrainischen Truppen Artilleriemunition und Mittel elektronischer Kampfführung. Sie versuchten, den Feind statt mit Artillerie mit pilotengesteuerten Kleindrohnen (First Person View/FPV) zu beschießen. Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Hinweise auf eine Verlangsamung in der russischen Rüstungsindustrie. In seiner abendlichen Videoansprache sprach er von "eindeutigen Anzeichen". Aber damit Sanktionen zu 100 Prozent greifen, müssten auch die Schlupflöcher der Strafmaßnahmen zu 100 Prozent gestopft werden, so Selenskyj. Allerdings lieferte der ukrainische Präsident keine Belege für seine Behauptung. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor. Das russische Innenministerium hat den im Exil lebenden früheren Oligarchen Michail Chodorkowski auf seine Fahndungsliste gesetzt. Chodorkowski habe Falschinformationen über die russische Armee und den russischen Staat verbreitet, begründete das Ministerium seinen Schritt der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Darauf stünden bis zu fünf Jahre Haft. Bereits seit September werde gegen Chodorkowski wegen Aussagen zu Onlinezahlungen für in der Ukraine getötete russische Soldaten ermittelt. Russland hat das Gesetz gegen Diskreditierung der Armee nach Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine erlassen und es wiederholt genutzt, um Kritiker des Krieges und von Präsident Wladimir Putin ins Gefängnis zu bringen. Chodorkowski gilt seit Anfang des Jahrhunderts als Putin-Kritiker. Er saß zehn Jahre in russischen Gefängnissen, lebt heute in London und hat Putin und den Ukrainekrieg immer wieder kritisiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt in diesem Jahr persönlich zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Das kündigte WEF-Präsident Børge Brende an. Am Sonntag (14.1.), einen Tag vor dem Auftakt des WEF, findet in Davos bereits ein Ukraine-Treffen statt. Daran nehmen Sicherheitsberater und ranghohe Beamte aus rund 70 Ländern nehmen teil. Die Grünen haben die Bundesregierung zu einer baldigen Entscheidung über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine aufgefordert. Co-Parteichef Omid Nouripour sagte in Berlin nach einer Klausur des Bundesvorstandes: "Es ist jetzt, nachdem monatelang darüber diskutiert worden ist, verständlich, dass die Ukraine hofft, dass die Entscheidung sehr bald kommt." Seines Wissens nach werde genau diese Frage sehr eng abgestimmt mit den Partnerstaaten. Es gebe seit Beginn des Jahres einen massiven Beschuss gerade von zivilen Zielen in der Ukraine durch Russland. Der Taurus ist einer der modernsten Flugkörper der Luftwaffe. Die Waffen finden auch aus großen Höhen und Entfernungen ihr Ziel und können zum Beispiel Bunkeranlagen zerstören. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang Oktober entschieden, vorerst keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Dahinter steckte die Befürchtung, dass auch russisches Territorium von den Präzisionswaffen mit einer Reichweite von 500 Kilometern getroffen werden könnte. Bei Drohnenangriffen auf verschiedene strategische Ziele in Westrussland sind nach Behördenangaben eine Frau getötet und drei weitere Menschen verletzt worden. In der Ortschaft Gornal sei eine Einwohnerin durch Splitterverletzungen nach einem Drohneneinschlag ums Leben gekommen, teilte der Gouverneur der Region Kursk, Roman Starowoit, auf Telegram mit. Ziel der Attacke war laut Medienberichten der militärisch genutzte Flughafen der Region. Im benachbarten Gebiet Orjol wurde eine Ölanlage getroffen. Moskau macht Kiew für die Angriffe verantwortlich. Das russische Verteidigungsministerium meldete lediglich den angeblichen Abschuss von vier ukrainischen Drohnen über dem Gebiet Kursk und von zwei Drohnen über dem Gebiet Orjol. Kiews Versuch eines "Terroranschlags" auf russische Objekte sei vereitelt worden, heißt es da. In der Darstellung anderer russischer Behörden liest sich das anders. So schrieb der Gouverneur von Orjol, Andrej Klytschkow, dass zwei Drohnen in einem Treibstofflager eingeschlagen seien, drei Menschen seien jedoch verletzt worden. Eine weitere Drohne habe ein Gebäude getroffen. Die Vereinten Nationen brauchen rund 4,1 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 3,75 Milliarden Euro) für die humanitäre Ukraine-Hilfe im laufenden Jahr. Mehr als 14,6 Millionen Menschen, rund 40 Prozent der Bevölkerung der Ukraine, benötigten Unterstützung, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) in Genf mit. Ocha-Sprecher Jens Laerke betonte, die Menschen seien auf die Lieferung von Lebensmitteln, Wasser, Medizin und anderen humanitären Gütern angewiesen. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR wächst der Bedarf an humanitärer Hilfe, da die zivile Infrastruktur immer stärker unter Beschuss gerate. Zudem seien die Temperaturen auf den Gefrierpunkt gesunken. Seit der russischen Invasion seien rund 6,3 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer aus dem Land geflüchtet. Die meisten davon, 5,9 Millionen Menschen, hätten in anderen Staaten Europas Schutz gesucht. Innerhalb der Ukraine harrten weitere 3,7 Millionen Binnenflüchtlinge aus. Rund ein Viertel der Bevölkerung sei somit vertrieben. Die russische Armee tut nach Kreml-Angaben alles, um den ukrainischen Beschuss der grenznahen Stadt Belgorod zu stoppen. "Natürlich wird unser Militär weiterhin alles tun, um die Gefahr zunächst zu verringern und sie dann ganz zu beseitigen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Er warf der ukrainischen Armee vor, mit Waffen aus Lieferungen der europäischen Verbündeten zivile Ziele in der Stadt mit etwa 340.000 Bewohnern anzugreifen. Russland hat sich bemüht, im eigenen Land den Anschein von Normalität zu wahren, aber die kürzlichen Angriffe auf Belgorod rücken den Ukraine-Konflikt näher an die russische Bevölkerung heran. Im vergangenen Monat wurden bei Luftangriffen der ukrainischen Streitkräfte auf Belgorod 25 Menschen getötet. Etwa 300 Menschen wurden aus der Stadt evakuiert. Die Stadtverwaltung forderte die Bewohner Belgorods auf, ihre Fenster mit Klebeband zu sichern, damit diese nicht bei Angriffen zersplittern. Das russische Militär will im Jahr 2023 nach eigenen Angaben die Initiative auf dem Schlachtfeld in der Ukraine gewonnen haben. "Im vergangenen Jahr haben die Verluste des Gegners 215.000 Soldaten und 28.000 Einheiten überschritten", sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Militärbesprechung. Entlang der gesamten Front habe sich Russland die strategische Initiative gesichert, fügte er hinzu. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht. Die ukrainische Führung beziffert die Verluste der russischen Armee in zwei Kriegsjahren auf mehr als 365.000. Offiziell macht keine der Kriegsparteien Angaben zu eigenen Verlusten. Die Zahlen zu den angeblichen Ausfällen der Gegenseite gelten als überhöht. Von hohen Verlusten auf beiden Seiten sprechen aber auch internationale Militärexperten. Nach Einschätzung der USA vom vergangenen August hatte die Ukraine seit Kriegsbeginn rund 70.000 Tote und bis zu 120.000 Verletzte zu beklagen. Die russischen Verluste wurden derweil auf 120.000 Tote und bis zu 180.000 Verletzte taxiert. Nach ukrainischen Angaben sind Kommunen in neun Regionen des Landes von der Stromversorgung abgeschnitten. "Seit heute Morgen wurde aufgrund des schlechten Wetters - starker Wind, Eis - in 1.025 Orten der Strom abgeschaltet", teilt der Betreiber des Stromnetzes des Landes, Ukrenergo, mit. Alle Bürger seien aufgefordert, Strom zu sparen, da die Energieversorgung durch russische Angriffe beschädigt wurde. Der Stromverbrauch erreicht derzeit Spitzenwerte, da die Temperaturen in vielen Landesteilen auf bis zu minus 15 Grad Celsius gefallen sind. CDU-Chef Friedrich Merz hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erneut aufgefordert, mit einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nicht weiter zu zögern. "Das würde der Ukraine immens helfen", sagte Merz der "Rheinischen Post". Scholz müsse seine Zurückhaltung endlich aufgeben. Die Aufforderung des Kanzlers an die Verbündeten, ihre Anstrengungen für die Ukraine zu verstärken, begrüßte Merz. "Das ist eine gute Botschaft", sagte er: "Sie sollte allerdings auch für Deutschland selbst gelten." Wenn Scholz seinen Widerstand gegen Taurus-Lieferungen aufgebe, "dann wäre die Äußerung des Kanzlers auch glaubwürdiger". Scholz hatte am Montag die Ukraine-Verbündeten in der Europäischen Union aufgefordert, das von Russland angegriffene Land stärker zu unterstützen. "Die bisher von der Mehrzahl der EU-Mitgliedstaaten geplanten Waffenlieferungen für die Ukraine sind jedenfalls zu gering", sagte Scholz am Montag in Berlin. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reist nach einem Schweizer Medienbericht möglicherweise zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Laut "Tages-Anzeiger" laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Das Außenministerium in Bern hält sich bedeckt, man kommentiere diese Berichte nicht, sagte ein Sprecher. Das WEF beginnt am kommenden Montag, dem 15. Januar. Fest steht bislang, dass einen Tag vor dem Beginn, am Sonntag, das 4. sogenannte Friedensformel-Treffen zur Ukraine in Davos stattfindet. Dazu haben sich bei den vorherigen Treffen Sicherheitsberater aus einigen Dutzend Ländern getroffen, um über die Zukunft der Ukraine zu beraten. Selenskyj hatte mit seiner Friedensformel Ende 2022 zehn Grundsätze für einen dauerhaften Frieden formuliert, darunter unter anderem den Abzug Russlands aus sämtlichen Gebieten und eine Bestrafung Moskaus. Die Ukraine fehlen nach Angaben der Luftstreitkräfte lenkbare Flugabwehr-Raketen. Das Land habe einen erheblichen Vorrat dieser Waffengattung während der letzten drei russischen Angriffe verbraucht, sagte Luftwaffensprecher Juri Ihnat. "Intensive russische Luftangriffe zwingen uns, eine entsprechende Menge an Luftverteidigungsmitteln einzusetzen", so Ihnat im ukrainischen Fernsehen: "Deshalb brauchen wir mehr davon, während Russland seine Angriffsfähigkeiten ausbaut." Während sich die Soldaten auf beiden Seiten der etwa 1.500 Kilometer langen Frontlinie in weitgehend statischen Positionen gegenüberstehen, hat Russland bei seinen jüngsten Attacken eine Vielzahl verschiedener Raketentypen mit dem Ziel eingesetzt, die ukrainische Luftverteidigung zu überfordern und Lücken darin zu finden. Mehr als 500 Drohnen und Raketen wurden allein zwischen dem 29. Dezember und dem 2. Januar auf das Land abgefeuert, wie Behördenvertreter in Kiew erklärt haben. FDP-Verteidigungsexpertin Agnes Strack-Zimmermann unterstützt den Druck von Kanzler Olaf Scholz auf EU-Partner, mehr Militärhilfe für die Ukraine zu leisten. "Der Bundeskanzler hat recht", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages der Nachrichtenagentur Reuters: "Nur Europa gemeinsam kann der Ukraine wirkungsvoll helfen. Deutschland kann das definitiv nicht bilateral und alleine lösen." Mit Blick auf die von Scholz bislang verweigerte Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern sagte sie: "Das ändert allerdings nichts daran, dass wir schnellstmöglich die Taurus liefern müssen." Scholz hatte am Montag mit Hinweis auf die geplante Verdopplung der deutschen Militärhilfe 2024 die EU-Partner aufgefordert, ihre Anstrengungen zu verstärken. Er verlangte bis zum EU-Sondergipfel Klarheit, wie viel Waffen und Munition die 26 anderen Staaten an die Ukraine liefern wollen. Was bisher bekannt sei, reiche jedenfalls nicht aus. Die Ukraine kämpft einem ukrainischen Politiker zufolge gegen Angriffe auf ihre Zahlungssysteme. Das Land wehre sich seit zwei Wochen gegen massive russische Cyberattacken auf staatliche Zahlungsnetzwerke, sagt der Vorsitzende des parlamentarischen Finanzausschusses Danilo Hetmantsew. Russische Hacker hätten zuletzt versucht, systemrelevante Software für Zahlungen aus der ukrainischen Staatskasse zu zerstören. Die Angriffe seien erfolgreich abgewehrt worden. Für Nutzer aus dem Ausland seien einige geringfügige Zugangsbeschränkungen möglich. Bei ukrainischen Angriffen auf die grenznahe russische Region Belgorod sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau drei Menschen verletzt worden. Die Luftabwehr habe zehn Raketen abgefangen. In mehrstöckigen Wohngebäuden seien Fenster zersplittert, mehrere Fahrzeuge seien beschädigt worden, erklärt der örtliche Gouverneur auf Telegram. Er habe sich an andere russische Regionen mit der Bitte gewandt, Kinder aus Belgorod aufzunehmen. Nötigenfalls sollten auch Lehrer in diese Regionen entsandt werden. Ein ukrainischer Gesetzentwurf zur militärischen Mobilisierung sieht nach offiziellen Angaben weder die Einberufung von Frauen noch eine Lotterie vor. "Ich kann definitiv sagen, dass es keine Lotterie für die Einberufung und keine Mobilisierung von Frauen geben wird", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsausschusses des Parlaments, Jehor Tschernew, im staatlichen Rundfunk. "Es wird keine verfassungswidrigen Regelungen geben." Die Reform der Wehrpflicht, die es der Regierung in Kiew erlauben würde, mehr Ukrainer einzuziehen und die Strafen für Verweigerer zu verschärfen, stößt jedoch auf Kritik. 22 Monate nach Kriegsbeginn sinkt die Zahl der Ukrainer, die sich freiwillig zum Kriegsdienst melden. Die Ukraine will die jüngsten schweren Angriffe Russlands eigenen Angaben zufolge nicht unbeantwortet lassen. "Der Terrorstaat wird definitiv unsere Antwort spüren", sagte der ukrainische Präsident Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. In den Gebieten Charkiw, Saporischschja, Chmelnyzkyj sowie in seiner Heimatregion Krywyj Rih seien insgesamt vier Menschen getötet und 45 weitere verletzt worden. Zudem seien die Verhandlungen mit internationalen Partnern in den kommenden Wochen auf die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung ausgerichtet, sagte Selenskyj. "Viele Schritte werden unternommen, und ich bin zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, unseren Staat zu stärken. Unser Luftverteidigungssystem. Unsere Arbeit mit Partnern an Drohnen." Die Ukraine geht von mehr als 19.500 Kindern aus, die im Krieg illegal nach Russland verschleppt worden sind. Das sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak. "Russland hat im Laufe seines Krieges gegen die Ukraine schreckliche Verbrechen begangen, doch die Deportation und gewaltsame Entführung von Kindern, unseren Schutzbedürftigsten, zählt zu den grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte Jermak einer Mitteilung zufolge. CDU-Chef Friedrich Merz fordert eine härtere Gangart, damit mehr ukrainische Geflüchtete in Deutschland arbeiten und der Staat dadurch finanziell entlastet wird. Während in der Bundesrepublik nur 20 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge im Arbeitsmarkt seien, liege die Quote in den Niederlanden bei 60 Prozent und in Polen bei 90 Prozent, sagte Merz beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf. Es zeige sich, dass das bisherige System Schwächen habe und verbessert werden müsse. Kritisch bewertete Merz die Tatsache, dass ukrainische Geflüchtete Anspruch auf Bürgergeld haben und dadurch mehr staatliche Leistungen bekommen als Asylbewerber. Die Ukraine will die jüngsten schweren Angriffe Russlands eigenen Angaben zufolge nicht unbeantwortet lassen. "Der Terrorstaat wird definitiv unsere Antwort spüren", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. In den Gebieten Charkiw, Saporischschja, Chmelnyzkyj sowie in seiner Heimatregion Krywyj Rih seien insgesamt vier Menschen getötet und 45 weitere verletzt worden. Der Leiter des Präsidialamtes der Ukraine, Andrij Jermak, hat mit dem Friedensbeauftragten des Papstes telefoniert. Yermak habe Kardinal Matteo Zuppi über Russlands jüngste Raketenangriffe auf die Ukraine unterrichtet, teilte die ukrainische Botschaft beim Heiligen Stuhl mit. Weiteres Thema sei die Teilnahme eines Vatikan-Vertreters beim bevorstehenden Treffen der Nationalen Sicherheitsberater zur Ukraine im schweizerischen Davos gewesen Trotz des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge in den letzten fünf Monaten des Jahres 2023 knapp 15 Millionen Tonnen Waren verschiedener Art über das Schwarze Meer exportiert. "Davon sind zehn Millionen Tonnen Produkte unserer Landwirte", teilte Infrastrukturminister Olexander Kubrakow mit. Insgesamt haben demnach 469 Frachter die drei Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj angelaufen. Knapp 40 Schiffe werden aktuell beladen. Weitere rund 80 planen nach diesen Angaben, demnächst die Häfen in der Südukraine anzulaufen und 2,4 Millionen Tonnen Fracht zu laden. Bundeskanzler Olaf Scholz hat die anderen EU-Staaten aufgerufen, die Ukraine in diesem Jahr stärker zu unterstützen. "Die bisher von der Mehrzahl der EU-Mitgliedstaaten geplanten Waffenlieferungen für die Ukraine sind jedenfalls zu gering", sagte der Kanzler nach einem Treffen mit Luxemburgs Premierminister Luc Frieden in Berlin: "Ich rufe deshalb die Verbündeten in der Europäischen Union auf, ihre Anstrengungen zugunsten der Ukraine ebenfalls zu verstärken." Spätestens bis zum EU-Gipfel am 1. Februar müsse ein möglichst präziser Überblick vorliegen, welchen Beitrag die europäischen Partner zur Unterstützung der Ukraine in diesem Jahr leisten werden, so Scholz. "Europa muss demonstrieren, dass es eng an der Seite der Ukraine steht, an der Seite der Freiheit, des Völkerrechts, der europäischen Werte", mahnte er. Deutschland selbst sei nach den USA der stärkste Unterstützer der Ukraine. Allein für dieses Jahr sei Vorsorge getroffen, Waffen und Material im Wert von acht Milliarden Euro zu liefern. Hinzu komme humanitäre und finanzielle Hilfe in Milliardenhöhe. Die russischen Nachrichtenagenturen Tass und RBC melden eine Explosion an einer Bahnstrecke der russischen Ural-Region. Der als "Knall" bezeichnete Vorfall ereignete sich demnach nahe der Stadt Nischni Tagil. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben. Medienberichten zufolge kam es in der Nähe eines Öldepots zu der Explosion. Ein Insider hatte im Dezember gesagt, der Inlandsgeheimdienst der Ukraine habe Sprengstoff auf einer russischen Eisenbahnlinie in Sibirien gezündet. Es war damals der zweite Angriff innerhalb einer Woche auf militärische Versorgungsrouten in der Region. Russland hat während des Berufsverkehrs am Montagmorgen erneut einen großangelegten Raketenangriff auf die Ukraine gestartet. Dutzende Raketen seien auf Wohnhäuser und Industrieanlagen im ganzen Land abgefeuert worden, teilten die ukrainischen Behörden mit. Mindestens vier Zivilisten seien getötet und etliche verletzt worden. Ziel waren unter anderem die Städte Krywyj Rih, Saporischschja, Charkiw, Dnipropetrowsk und Chmelnyzkyj im Süden, Osten und Westen der Ukraine. Zum Teil fiel die Stromversorgung aus - und das inmitten einer Kältewelle in der Ukraine. "Der verrückte Feind hat erneut Zivilisten angegriffen", schrieb der Gouverneur von Krywyj Rih, Serhij Lysak, auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. "Raketen zielen auf Menschen." Das russische Verteidigungsministerium erklärte, das Militär habe militärisch-industrielle Ziele angegriffen. Die Ukraine hat laut Sportminister Matwij Bidny noch nicht entschieden, wie sie auf die Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen in Paris reagieren wird. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte zugestimmt, im Sommer Einzelsportlerinnen und -sportler aus Russland und Belarus unter Auflagen als neutrale Athleten teilnehmen zu lassen. "Alle sind sich einig, dass wir mit einem Protest reagieren sollten", sagte Bidny in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Das Wort 'Boykott' ist nicht das, worüber wir jetzt sprechen. Wir wissen, dass jede Entscheidung, die wir treffen, im Interesse unseres Landes getroffen werden muss. Denn für uns geht es jetzt nicht nur um einen Sieg im Sport." Die russische Armee hat bei ihrem schweren Luftangriff auf die Ukraine nach Kiewer Angaben 59 Marschflugkörper, Raketen und Drohnen eingesetzt. Das teilte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj auf Telegram mit. Alle 8 eingesetzten Shahed-Drohnen iranischer Bauart und 18 von 24 Marschflugkörpern der Typen Ch-101, Ch-555 und Ch-55 seien abgewehrt worden. Unabhängige Bestätigungen seiner Angaben gab es nicht. Saluschnyj sprach davon, dass Objekte der zivilen Infrastruktur, industrielle und militärische Ziele angegriffen worden seien. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es habe einen kombinierten Angriff auf militärisch-industrielle Objekte in der Ukraine gegeben. Bei einer neuen russischen Angriffswelle sind in der Ukraine mindestens drei Menschen getötet worden. "Der Feind feuerte dutzende Raketen auf Städte und Dörfer ab", erklärte der stellvertretende Leiter des Präsidentenbüros, Oleksij Kuleba, im Onlinedienst Telegram. Mehr als 30 Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden, darunter fünf Kinder. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal erklärte, Russland habe Marschflugkörper und Hyperschallraketen vom Typ Kinschal eingesetzt. Kuleba verurteilte die "massiven" Angriffe unter anderem auf Krywyj Rih, die Geburtsstadt von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Demnach wurden ein Einkaufszentrum und Wohnhäuser bei den Angriffen getroffen. Die Lage vor Ort sei wegen des Wetters "kompliziert", es gebe "zahlreiche Stromausfälle". Auch die Region Saporischschja, die zum Teil von Russland besetzt wird, sei angegriffen worden. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat zurückhaltend auf die mögliche Öffnung zur Lieferung von Eurofightern an Saudi-Arabien reagiert. "Wer Eurofighter nach Saudi-Arabien exportiert, der muss auch umgehend den Taurus an die Ukraine liefern", sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Auch Sicherheitspolitik braucht einen Werte-Kompass." In der Region Chmelnyzkyj sind bei den erneuten russischen Luftangriffen nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Zudem sei kritische Infrastruktur getroffen worden, verlautet von örtlichen Behörden. Nach Angriffen aus der Ukraine hat Russland eigenen Angaben zufolge rund 300 Einwohner der in der Nähe zur ukrainischen Grenze gelegenen Stadt Belgorod evakuiert. Die Bewohner, die sich freiwillig für eine Evakuierung entschieden hätten, würden zunächst in Notunterkünften in den weiter von der Grenze entfernten Bezirken Stary Oskol, Gubkin und Korotschansky untergebracht, sagte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video. In den vergangenen 24 Stunden seien 1300 Anfragen zur Evakuierung von Kindern aus Belgorod eingegangen, die "in Schullandheime außerhalb der Stadt, in anderen Regionen" geschickt werden sollten, erklärte Gladkow. Nach den schweren russischen Luftangriffen auf die Ukraine werden aus verschiedenen Landesteilen Schäden gemeldet. In der südukrainischen Großstadt Saporischschja sei ein Wohnhaus beschädigt worden, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Jurij Malaschko, mit. Bislang sei bekannt, dass ein Mann und eine Frau verletzt worden seien. Bei dem Angriff mit Marschflugkörpern und ballistischen Raketen habe es in der Stadt insgesamt fünf große Explosionen gegeben. Aus der Großstadt Charkiw im Osten wurden vier Treffer gemeldet. Es seien vor allem Industriebetriebe angegriffen worden, teilte Bürgermeister Ihor Terechow mit. Er sprach auf Telegram von einer Verletzten. Feuerwehrleute löschten die entstandenen Brände. In der Kleinstadt Smijiw im Gebiet Charkiw mussten mehrere Menschen aus den Trümmern eines Hauses geborgen werden. Auch aus den Städten Dnipro, Kriwyj Rih und Chmelnyzkyj wurde von Explosionen berichtet. Der großangelegte Luftangriff hat nach Angaben des ukrainischen Militärs am Morgen während des Berufsverkehrs begonnen. Es seien mehrere Regionen in der Ukraine betroffen, teilte das ukrainische Militär mit. "Kiew - in Deckung!", schreibt die Luftwaffe auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Die Hauptstadt sei einer Bedrohung durch ballistische Raketen ausgesetzt. Auch die Städte Krywyj Rih, Saporischschja, Charkiw, Dnipropetrowsk und Chmelnyzkyj seien einem "massiven Raketenangriff" der russischen Streitkräfte ausgesetzt, teilt das Militär in den jeweiligen Städten mit. Die russische Luftwaffe hat die Ukraine erneut massiv mit Raketen angegriffen. Ukrainische Medien meldeten Explosionen um die südostukrainische Großstadt Dnipro. Beobachtern zufolge sind von knapp einem Dutzend strategischen Bombern Marschflugkörper auf Ziele in der Ukraine abgefeuert worden. Ebenso seien Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) im Einsatz. In der gesamten Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. Schon am Wochenende war es zu Luftschlägen auf Dnipro gekommen.
BR24 Redaktion
Entwicklungen, Reaktionen und Nachrichten zum Russland-Ukraine-Krieg vom 8. bis 14. Januar im Rückblick.
[ "Russland", "Ukraine", "Wladimir Putin", "Wolodymyr Selenskyj", "Russland-Ukraine-Krieg" ]
deutschland-welt
2024-01-14T23:01:25.566+00:00
2024-01-15T09:22:27.368398+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/russland-ukraine-krieg-im-news-ticker-kw-1,U06gLVc
FDP nach Bundestagswahl: Lindner erklärt Rückzug – Nachfolger Kubicki?
FDP-Chef Christian Lindner hat nach der Niederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl seinen Rückzug angekündigt. "Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus", schrieb Lindner am späten Sonntagabend im Online-Dienst X. Neben Lindner kündigte zunächst auch FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki seinen Rückzug von der Parteispitze an, wenn der Einzug ins Parlament nicht klappt. "Ich werde meiner Partei sagen: Ich übernehme einen Teil der Verantwortung", sagte der 72-Jährige. Er sei "nicht derjenige, der die Partei in den nächsten Jahren aus dem Tal des Jammers wieder herausführt". Über Nacht änderte Kubcki seine Meinung dann offenbar wieder. Laut einem "Bild"-Bericht sagte er am Montagmorgen: "Ich bin heute Nacht von so vielen Menschen aus der Partei und von Unterstützern gebeten worden, die Führung der Partei zu übernehmen, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, im Mai zu kandidieren, um die Partei zusammenzuhalten und neu zu motivieren." Die Liberalen liegen laut dem vorläufigen Ergebnis deutlich unter fünf Prozent und sind damit im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten. Bereits kurz nach den ersten veröffentlichten Zahlen hatte Lindner gesagt: "Wir haben zu wenige Menschen, gemessen an unseren eigenen Ansprüchen gewinnen können." "Die Bundestagswahl brachte eine Niederlage für die FDP, aber hoffentlich einen Neuanfang für Deutschland", schrieb Lindner am Wahlabend weiter. "Dafür hatte ich gekämpft." Er gehe nun "mit nur einem Gefühl: Dankbarkeit für fast 25 intensive, herausfordernde Jahre voller Gestaltung und Debatte." Neben Lindner zogen auch weitere Spitzenpolitiker der FDP persönliche Konsequenzen. Der designierte Generalsekretär Marco Buschmann erklärte, dass es "Zeit sein muss für neue frische Köpfe". Er werde sich von dem Posten zurückziehen. FDP-Vizechef Johannes Vogel erklärte, er wolle nicht neuer Bundesvorsitzender der Liberalen als Nachfolger von Christian Lindner werden. "Ich stehe nicht für die Spitze der FDP zur Verfügung", sagte der 42-Jährige dem Sender Phoenix. Er habe kein Mandat und werde jetzt erst einmal wieder ehrenamtlich Politik machen.  Im ARD-"Morgenmagazin" winkte auch der stellvertretende FDP-Fraktionschef Konstantin Kuhle ab. Er werde jetzt in seinen erlernten Beruf als Rechtsanwalt zurückkehren, sagte der 36-Jährige. Die frühere Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger kündigte an, sie werde nicht mehr als stellvertretende Bundesvorsitzende kandidieren und sich vom FDP-Landesvorsitz in Hessen zurückziehen. Lindner ist seit 2013 Bundesvorsitzender der FDP. Er führte die Partei 2017 nach vier Jahren in der außerparlamentarischen Opposition zurück ins Parlament und entschied sich damals gegen eine Jamaika-Regierungsbeteiligung. In der Ampel-Bundesregierung ab 2021 war Lindner Bundesfinanzminister, bis die FDP im vergangenen November die Regierung verließ. Dass er es schon als Jugendlicher mit einer Marketingagentur zu viel Geld und noch während des Zivildienstes zu seinem ersten Porsche brachte, kam in der FDP gut an. "Probleme sind nur dornige Chancen", sagte Lindner 1997 als Schüler. Später machte er noch die Rennfahrerlizenz und den Jagdschein – in den Augen seiner Kritiker Beweise seiner Abgehobenheit. Auch in der Partei machte Lindner schnell Karriere. Mit 16 trat er der FDP bei. Wenn Lindner die Parteiführung abgibt, hinterlässt er dort ein Machtvakuum. Auf der Wahlparty rief der 46-Jährige: "So oder so: Ab morgen wird die Fahne der Freien Demokraten wieder aufgerichtet." Wer dafür in Frage kommt, ist unklar. Das gilt auch für die Frage, welche Zukunftspläne er selbst hat. Es heißt, er habe viele Möglichkeiten, wieder in die freie Wirtschaft zu wechseln.  Langweilig werden dürfte ihm nicht: Lindner und seine Ehefrau, die Journalistin Franca Lehfeldt, erwarten Ende März ihr erstes gemeinsames Kind, knapp drei Jahre nach ihrer schlagzeilenträchtigen Hochzeit auf Sylt. Lindner sagte dazu mal, beide Elternteile wollten sich "gleichermaßen um die Erziehung kümmern". Mit Informationen von AFP Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
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"Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus": Die FDP ist im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten. Parteichef Lindner zieht Konsequenzen. Parteivize Kubicki will offenbar sein Nachfolger werden. Und auch Generalsekretär Buschmann wirft hin.
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https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/fdp-nach-bundestagswahl-lindner-rueckzug-kubicki-nachfolger,UdfJyRC
Blockade am Hauptbahnhof: Klimaaktivist zu Geldstrafe verurteilt
Rund um den Nürnberger Hauptbahnhof ging fast nichts mehr an jenem Tag im August 2022. Zusammen mit 40 anderen Aktiven der Klimabewegung "Letzte Generation" hatte sich ein 73 Jahre alter Mann aus Freising an der Fahrbahn festgeklebt, um auf die Klimakatastrophe hinzuweisen. Deshalb stand er heute wegen Nötigung vor dem Amtsgericht Nürnberg. Er war der erste, alle anderen Beteiligten werden noch folgen. Einen Strafbefehl hatte der Rentner nicht akzeptiert, daher kam es zur Verhandlung. Das Urteil: 115 Tagessätze zu je 40 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte eine kurze Freiheitsstrafe von vier Monaten ohne Bewährung gefordert. Auf einen Verteidiger hatte der Angeklagte, der auf Freispruch plädierte, bewusst verzichtet. Stattdessen gab er seitenlange Erklärungen ab. Insgesamt sechs selberverfasste Beweisanträge legte der 73-jährige Rentner dem Richter am Amtsgericht Nürnberg vor. Vier davon ließ der Richter den Angeklagten verlesen, zwei weitere während der Sitzung kopieren und an die Prozessbeteiligten verteilen. Da war schon eine Stunde der Verhandlung vergangen – denn zuvor hatte der Angeklagte bereits eine Erklärung von rund 30 Minuten abgegeben Dies sei notwendig, sagte er, denn viele Richter verstünden die Tragweite der Klimakatastrophe nicht. "Solange die Bundesregierung und der Bundestag nicht handeln", so der Mann, "sehe ich mich dazu gezwungen, weiterzumachen." Und: "Ich habe den Eindruck, ich tue alles, was ich kann. Wenn nicht, würde ich mir schäbig und egoistisch vorkommen." Deshalb stellte er auch seine Beteiligung an der Klebeaktion auf dem Asphalt vor dem Hauptbahnhof in Nürnberg erst gar nicht in Abrede. Auch eine weitere Aktion – damals klebte er mit selbst angerührtem Kleister Plakate auf die Schaufenster einer Bankfiliale – hält er heute noch für angemessen. Ein Gericht hatte ihn damals wegen Mittäterschaft und Sachbeschädigung zu einer Strafe von zehn Tagessätzen zu je 20 Euro verurteilt. Seit Januar 2019 engagiere er sich in der Klimabewegung, berichtete der achtfache Großvater. Er tue dies für seine Enkel. Aus Sicht des Angeklagten macht sich die Bundesregierung schuldig, ihr Verhalten sei rechtswidrig und selbstzerstörerisch. Zudem zitierte er mehrere Klimaforscher, zeigte Diagramm und berief sich unter anderem auf den umstrittenen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Strafrechtlich wertete die Staatsanwaltschaft in ihrer Klageschrift die Klima-Klebeaktion vom August 2022 als gemeinschaftliche Nötigung. Begleitet wurde das Strafverfahren von einer Mahnwache auf dem Gehweg vor dem Justizpalast in Nürnberg. Knapp zehn Unterstützerinnen und Unterstützer waren am Morgen mit Plakaten vor dem Gerichtsgebäude erschienen. Eine ihrer zentralen Botschaften: "Klima schützen ist kein Verbrechen". In das Urteil gegen den Mann floss auch seine Verurteilung wegen der Plakat-Klebeaktion an der Bankfiliale ein. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Jörg Hertle
Im August 2022 hatte er sich zusammen mit anderen am Nürnberger Hauptbahnhof auf der Straße festgeklebt. Dafür hat das Amtsgericht einen Freisinger zu einer Geldstrafe verurteilt. Reue zeigte der Klimaaktivist nicht: Er tue dies für seine Enkel.
[ "Klimakrise", "Oberbayern", "Klimaschutz", "Justiz", "Letzte Generation", "Extinction Rebellion", "Amtsgericht Nürnberg", "Mittelfranken" ]
bayern
2023-06-27T17:27:10.711+00:00
2023-06-27T17:55:22.311241+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/blockade-am-hauptbahnhof-klimaaktivist-zu-geldstrafe-verurteilt,TiOKJZ1
Kulturförderung: Antidiskriminierungsklausel auch in Bayern?
Zur Bekämpfung von Antisemitismus und anderen Formen von Diskriminierung knüpft Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) die Vergabe von Fördergeldern an ein Bekenntnis gegen "jedwede Diskriminierung und Ausgrenzung". Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) begrüßt die neue Regelung des Landes Berlin bei der Kulturförderung als klares Bekenntnis gegen Antisemitismus, wie er auf Anfrage dem BR mitteilte. "Die Antidiskriminierungsklausel des Landes Berlin knüpft künftig Kulturförderung an ein klares Bekenntnis gegen gruppenfeindliche Tendenzen. … Für mich ist das ein gutes Beispiel, wie ein Land im Kampf gegen Antisemitismus vorangeht", so Spaenle. Er erkenne in diesem Vorgehen eine Umsetzung des Grundgesetzes und keine Einschränkung der Kunstfreiheit. Auch Kunstminister Markus Blume (CSU) betont, dass Antisemitismus und Diskriminierung keinen Platz hätten: "Es gilt: Null Toleranz! Und nach dieser Haltung handeln wir auch. Kunst und Kultur sind untrennbar mit den Werten der Demokratie und Freiheit verbunden. Unter dem Deckmantel der Freiheit darf nicht Unfreiheit und Hass verbreitet werden", so Blumes Mitteilungen an den BR. Auch bereits jetzt seien Zuwendungen des Freistaats an die strikte Auflage gebunden, dass die freiheitlich demokratische Grundordnung oder einzelne durch die Verfassung geschützte Rechtsgüter nicht ansatzweise Missachtung erfahren dürfen. Wichtig sei es, jetzt den nächsten Schritt zu gehen. Mit der Kunstministerin in NRW, Ina Brandes (CDU), sei er sich einig, "dass wir eine bundesweit abgestimmte Lösung für ein wirkungsvolles Vorgehen brauchen. Bund und Länder sollten hier gemeinsam zu einer Lösung kommen", so Markus Blume. Spätestens seit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober und dem Bombardement des Gazastreifens durch Israel macht sich auch in Deutschland der Antisemitismus so lautstark Luft, dass allerorten ein entschlosseneres Vorgehen gegen Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung gefordert wird. Berlin ist jetzt mit einer Maßnahme gegen Missstände in der subventionierten Kulturszene vorgeprescht: Auf Initiative von Senator Joe Chialo gibt es seit Dezember eine "Antidiskriminierungsklausel" in den Kulturförderungsanträgen der Stadt Berlin. Die geforderte Distanzierung gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung ist für viele an sich kein Problem. Kritik entzündet sich aber nun daran, wie die Klausel genau formuliert ist, die die Antragstellenden unterschreiben müssten. Der Berliner Senator für Kultur formuliert seine Antidiskriminierungsklausel ausdrücklich auf der Grundlage der "Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und ihrer Erweiterung durch die Bundesregierung". Antisemitismus liegt danach vor, wenn "in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen" vorgegangen wird. Dabei kann auch – so hat die Bundesregierung die IHRA-Erklärung erweitert – "der Staat Israel als jüdisches Kollektiv verstanden und Ziel solcher Angriffe sein". Mit ihrem starken Bezug auf Israel bezogenen Antisemitismus ist Joe Chialos Klausel so formuliert, dass sie gegen alle Kritik an Israel – etwa auch am Vorgehen Israels jetzt im Gazakrieg – instrumentalisiert werden kann. Kann, nicht muss: Das liegt im jeweiligen Ermessen – und das macht der Kulturszene in Berlin große Sorgen: Seit Joe Chialo seine Antidiskriminierungsklausel am vergangenen Donnerstag vorgestellt hat, steht der Senator in der Kritik: Juristen und Kulturschaffende fürchten Gesinnungsschnüffelei. Zahlreiche Kulturverbände und der Rat für Kultur haben in einem Appell gegen die Klausel protestiert. "Wir begrüßen Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus sowie Maßnahmen gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus", heißt es darin. In der gegenwärtigen Form sei die Antidiskriminierungsklausel kontraproduktiv, sie verfehle nach ersten juristischen Einschätzungen die angestrebten Ziele. "Wir, der Rat für die Künste, die Koalition der Freien Szene, der bbk berlin, der LAFT Berlin, inm berlin sowie festiwelt – Netzwerk Berliner Filmfestivals, rufen daher sowohl den Berliner Senat, insbesondere Kultursenator Joe Chialo, als auch die kulturpolitischen Sprecherinnen aller Parteien dazu auf, diese Antidiskriminierungsstrategie im gemeinsamen Dialog zu überarbeiten." Die aktuelle Klausel kollidiere mit dem Grundgesetz und bringe eine mannigfaltige Rechtsunsicherheit, zweifelhafte Praktikabilität und die Gefahr der Diskriminierung mit sich." Damit werde ein "gefährlicher Präzedenzfall der Gesinnungsprüfung von Einzelpersonen geschaffen, die womöglich eine auf Dauer angelegte Überprüfungspflicht nach sich zieht", so der Rat für die Künste. So gefährde die Klausel demokratischer Grundwerte wie Meinungs- und Kunstfreiheit, womit auch der Kreativstandort Berlin an Bedeutung zu verlieren drohe: "Demokratie, Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit und der Kampf gegen Diskriminierung, Antisemitismus und Hass gegenüber Minderheiten gehören zusammen". Der Appell endet mit der Aufforderung, die Klausel gemeinsam zu überarbeiten. Zustimmung zu Chialos Klausel kommt dagegen vom Zentralrat der Juden in Deutschland "Die Klausel der Senatsverwaltung für Kultur Berlin gegen Antidiskriminierung bei Fördergeldern setzt neue Maßstäbe und reagiert damit auch auf die Erfahrungen der letzten Jahre", sagte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster. Gerade antisemitische Darstellungen in der Kunst würden viel zu wenig erkannt, benannt und kritisiert, so Schuster. Berlin werde durch die Antidiskriminierungsklausel seinem Vorbildcharakter als wichtigster deutscher Kunst- und Kulturstandort gerecht. Mit Informationen von DPA Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!
BR24 Kultur
Wie kann man Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung bekämpfen? Braucht es eine Klausel wie in Berlin? Bayerns Antisemitismusbeauftragter sympathisiert damit, Kunstminister Markus Blume drängt auf eine bundesweite Lösung.
[ "Zentralrat der Juden", "Israel", "Antidiskriminierungsklausel", "Bayern", "Kulturförderung" ]
kultur
2024-01-11T17:24:58.414659+00:00
2024-01-12T10:49:19.073609+00:00
https://www.br.de//nachrichten/kultur/kulturfoerderung-antidiskriminierungsklausel-auch-in-bayern,U0x0fqw
Prominente US-Demokraten scharen sich hinter Kamala Harris
Nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um eine weitere Amtszeit versammeln sich mehr und mehr US-Demokraten hinter seiner Stellvertreterin Kamala Harris. Die 59-Jährige gilt damit derzeit als aussichtsreichste Ersatzbewerberin für die Wahl am 5. November. Sie hat von Biden und zahlreichen weiteren Parteigrößen öffentlich ihre Unterstützung erhalten und muss nun von ihrer Partei nominiert werden. Offen ist, ob die Partei Bidens Vorschlag folgt – und wen sich Harris als Vize an ihre Seite holen könnte. Der Nominierungsparteitag der Demokraten findet vom 19. bis 22. August in Chicago statt. Nachdem Biden seiner Vize die volle Unterstützung zugesagt hatte, sprachen sich auch eine Reihe weiterer Parteigrößen zügig für sie aus – darunter vor allem die ebenfalls als mögliche Bewerber gehandelten Gouverneure Gavin Newsom (Kalifornien), Josh Shapiro (Pennsylvania) und Roy Cooper (North Carolina). Nach einigem Zögern gab auch die einflussreiche Demokratin Nancy Pelosi ihre Unterstützung für Harris bekannt. "Politisch gesehen gibt es keinen Zweifel: Kamala Harris ist als Frau in der Politik brillant und scharfsinnig – und ich habe volles Vertrauen, dass sie uns im November zum Sieg führen wird", erklärte die ehemalige Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses. Sie werde Harris begeistert unterstützen. Zu den Unterstützern zählen auch die bekannte Parteilinke Alexandria Ocasio-Cortez sowie die ehemalige Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton. Der ehemalige Präsident Barack Obama sprach dagegen nur von der Zuversicht, dass "ein herausragender Kandidat" gefunden werde. In seiner Stellungnahme verlor er über Harris kein Wort. Finanziell machte sich die breite Unterstützung für die Vizepräsidentin bereits bemerkbar: Ihr Wahlkampfteam meldete, dass Harris seit Ankündigung ihrer Bewerbung bereits 49,6 Millionen Dollar (rund 45 Millionen Euro) an Spenden erhalten habe. Harris braucht die Unterstützung einer einfachen Mehrheit, das heißt von schätzungsweise 1.969 der 3.936 Delegierten, um ihre Nominierung auf dem Parteitag der Demokraten im August zu sichern. Etwa ein Viertel davon hat sich laut öffentlichen Verlautbarungen bisher für sie ausgesprochen. Offenbar gibt es in der demokratischen Partei aber auch noch Stimmen, die den steilen Karriereweg von Harris kritisch sehen. Mehrere ranghohe Demokraten wollen nicht automatisch Bidens Stellvertreterin zur neuen Präsidentschaftskandidatin küren. Eine kurze "Mini-Vorwahl" gegen potenzielle andere Anwärter würde der Vizepräsidentin helfen, ihren Anspruch zu legitimieren, sagte eine Gewährsperson mit engen Beziehungen ins Weiße Haus der Nachrichtenagentur AP. Damit könnte sie auch Kritiker auf ihre Seite ziehen, die argumentieren, sie sei nicht über das übliche Vorwahlsystem der Demokraten als Präsidentschaftskandidatin gewählt worden. Auch Nancy Pelosi hatte zunächst für eine kurze Vorwahl geworben, bevor sie dann doch ihre klare Unterstützung für Harris bekannt gab. Für den Politikwissenschaftler und US-Experten Stephan Bierling ist indes klar, dass die Demokraten Harris zu ihrer neuen Präsidentschaftskandidatin küren werden. Im Interview mit BR24 sagte Bierling, für ein breites parteiinternes Nominierungsverfahren mit einer großen Auswahl an Kandidaten sei die Zeit bis zu den Wahlen am 5. November zu kurz. Gespräch mit dem Politikforscher und US-Experten Stephan Bierling von der Uni Regensburg Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Rückzug Bidens würdigte Harris am Montag dessen Vermächtnis als "unübertroffen in der modernen Geschichte". Was der 81-Jährige geleistet habe, sei beispiellos in der jüngeren Geschichte der USA, sagte Harris bei einer Veranstaltung für Universitätssportler im Garten des Weißen Hauses. Dass sie selbst Biden als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten nachfolgen könnte, erwähnte sie nicht. Ob Harris Trump schlagen kann, ist offen. Viele Demokraten hoffen darauf, dass Harris zumindest verhindern kann, dass die Republikaner am Ende auch beide Kammern des US-Parlaments kontrollieren. Denn bei der Wahl im Herbst werden auch alle Sitze des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der Sitze im Senat neu vergeben. Ex-Präsident Donald Trump äußerte sich nach dem Rückzug Bidens erbost und setzte auf seiner Online-Plattform Truth Social mehrere Posts in Folge ab. Sein Team habe Zeit und Geld in "den Kampf gegen den betrügerischen Joe Biden" investiert. "Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen", schrieb Trump. Trump ist 18 Jahre und vier Monate älter als Harris. Mit Bidens Rückzug ist Trump der älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA. Mit Informationen von dpa und AFP Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Bei vielen Demokraten hat der späte Rückzug von Joe Biden aus dem Wahlkampf für Erleichterung gesorgt. Immer mehr Parteigrößen sprechen sich nun für Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin aus. Doch noch sind nicht alle überzeugt.
[ "US-Präsidentschaftswahl", "USA", "Donald Trump", "Joe Biden", "Kamala Harris" ]
deutschland-welt
2024-07-22T18:34:38.655168+00:00
2024-07-22T19:44:22.812034+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/prominente-us-demokraten-scharen-sich-hinter-kamala-harris,UJGPU8g
ChatGPT o1: Die KI grübelt jetzt
Wer schon einmal mit ChatGPT & Co. gearbeitet hat, kennt das Problem: Die KI erzählt im Brustton vollster Überzeugung totalen Quatsch. Da ist zum Beispiel die Rezepte-KI, die ein Rezept für ein Erfrischungsgetränk ausspuckte, das sich nach der Zubereitung allerdings als giftiges Chlorgas entpuppt hätte. Oder das Biologie-Papier, das wissenschaftlich aussehende Bilder von Mäusen enthielt, die sich aber bei genauer Betrachtung als KI-generierte Quatsch-Bilder herausstellten. Unvergessen auch die Empfehlung der Google KI Gemini, mindestens einen Stein am Tag zu essen, um den Mineralien-Haushalt des menschlichen Körpers im Gleichgewicht zu halten. Besonders bekannt auch das "Strawberry"-Problem. ChatGPT kann allerlei Wunderdinge vollbringen, aber ist nicht in der Lage die korrekte Anzahl des Buchstaben "r" in dem Wort "Strawberry" zu berechnen. Der zugrundeliegende Mechanismus dieser Phänomene ist die Tatsache, dass KI-Sprachmodelle mit statistischen Korrelationen zwischen Wortgruppen und Bedeutungskategorien gefüttert werden, was zu Texten führt, die auf den ersten Blick täuschend echt erscheinen können. KIs lernen auf der Basis großer Textmengen Zusammenhänge herzustellen und nutzen statistische Wahrscheinlichkeiten, um Vorhersagen darüber zu treffen, was als Nächstes kommt. Die KI "weiß" also nicht, was wahr ist und was nicht – sie kennt nur Muster und Wahrscheinlichkeiten. Nun hat OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, ein neues KI-Modell vorgestellt. Es trägt den etwas nichtssagenden Namen o1 und soll in logischem Denken, Mathematik und Programmieren deutlich besser sein als das Modell 4o. Allerdings lässt o1 mehr Zeit für seine Antworten, das aber aus guten Gründen: Die Grübel-KI überprüft seine Antworten, weil es Techniken des "verstärkten" Lernens benutzt. Dieser Ansatz zielt darauf ab, das System so zu trainieren, das den menschlichen Problemlösungsprozess nachahmt. Oder wie OpenAI in einem Blogbeitrag schreibt: Die KI verbringe Zeit mit nachdenken, "so wie eine Person es machen würde". OpenAI gibt an, dass die neue Trainingsmethode zu einer verbesserten Genauigkeit und höherer Zuverlässigkeit führe. Einen Befund, den Gregor Schmalzried, Host von "Der KI-Podcast", in einem ersten kurzen Test bestätigt. Auf der anderen Seite kann o1 keine Bilder generieren und auch nicht das Internet durchsuchen. Das neue Modell steht ab sofort allen Nutzern von ChatGPT Plus- und Team-Abonnenten genutzt werden, während Gratis-User später Zugang bekommen sollen. Über dieses Thema berichtet "Der KI Podcast" am 17.2.2024 Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Christian Schiffer
Erst denken, dann antworten: OpenAI hat ein neues KI-Modell vorgestellt. ChatGPT o1 grübelt mehr – und soll so weniger Fehler machen. Klappt das?
[ "ChatGPT o1", "KI", "ChatGPT", "OpenAI" ]
netzwelt
2024-09-13T11:18:19.324535+00:00
2024-09-27T14:10:46.036371+00:00
https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/chatgpt-o1-die-ki-gruebelt-jetzt,UOF5SB1
Deutlich mehr Unfälle mit E-Scootern in Bayern
Unfälle mit E-Scootern haben auf Bayerns Straßen in diesem Jahr noch einmal deutlich zugenommen. Bis Ende Oktober kam es zu mehr als 1.500 Unfällen, wie das Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das sind knapp 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Verletzten stieg um rund 25 Prozent auf 1.479. Knapp 1.300 der Verletzten standen demnach selbst auf einem E-Scooter. Zwei Menschen starben. In einem Fall hatte ein E-Scooter-Fahrer beim Queren der Gleise die Straßenbahn übersehen. Im anderen Fall kam ein E-Scooter-Fahrer alleinbeteiligt zu Sturz und zog sich tödliche Verletzungen zu, so das Ministerium. Die Zahl der Fahrer, die bei einem Verkehrsunfall unter Drogen standen, ging dabei von 11 auf 2 zurück, während die Zahl alkoholisierter Fahrer um fast 14 Prozent auf 165 anstieg. Bei den Verstößen zeichnet sich derweil eine positive Entwicklung ab. Zwar sei eine gesicherte Aussage derzeit noch nicht möglich, weil es noch zu Nachmeldungen kommen dürfte, erläuterte das Ministerium. Außerdem werden E-Scooter nicht einzeln erfasst, sondern fallen unter die Kategorie "Elektrokleinstfahrzeuge" – wobei Unfälle mit Segways & Co. wohl eher seltener vorkommen dürften. Jedenfalls sei bei den Kleinfahrzeugen insgesamt voraussichtlich von einem Rückgang der Verstöße auszugehen, hieß es vom Ministerium. Bis Ende Oktober registrierten die Behörden insgesamt 1.120 Verstöße in dieser Kategorie – vor einem Jahr waren es in diesem Zeitraum 1.330 gewesen. Dabei wurden Fahrer überwiegend wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss (609 Fälle) beziehungsweise unter Drogeneinfluss (429 Fälle) angezeigt. Seit der Einführung vor mehr als fünf Jahren sorgen E-Scooter immer wieder für Diskussionen. Die Fahrgeräte stehen mitten auf dem Gehweg. Es gibt immer wieder Unfälle. Und nachdem vereinzelt E-Scooter in London, Barcelona und Madrid brannten, ist die Mitnahme inzwischen bei mehreren Verkehrsbetrieben in Bayern verboten. Ärger gibt es vor allem immer wieder wegen Fahrzeugen, die mitten auf dem Gehweg abgestellt werden. Die Stadt Nürnberg reagiert inzwischen. Innerhalb des Bundesstraßenrings dürfen die Roller nur noch auf dafür vorgesehenen Sammelparkplätzen abgestellt werden. Italien greift inzwischen durch und hat eine Helmpflicht durchgesetzt. Eine Maßnahme auch für Deutschland? Das Bundesverkehrsministerium ist bisher skeptisch. "Wir wollen keine Vorschriften und daher auch keine Helmpflicht" hieß es im November auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Das Ministerium setzt auf eigenverantwortliches Handeln. Mit Informationen von dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Unfälle mit E-Scootern haben in diesem Jahr in Bayern stark zugenommen: Bis Ende Oktober gab es über 1.500 Unfälle – ein Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwei Menschen starben. Auch die Zahl der Verletzten nahm zu.
[ "Polizei", "Unfälle", "Verkehr", "E-Scooter" ]
bayern
2024-12-23T07:28:36.969543+00:00
2024-12-23T07:28:36.969543+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/deutlich-mehr-unfaelle-mit-e-scootern-in-bayern,UXl4VH7
Rassismus, Hate Speech & Co.: BFV arbeitet mit Justiz zusammen
Affenlaute gegen dunkelhäutige Spieler, Neonazi-Gegröle in der Kabine: Rassistische, antisemitische oder beleidigende Rufe und Sprechchöre von Fans, Gewalt gegen Spieler und Schiedsrichter - die Fälle häufen sich im Amateurbereich. Doch was kann man konkret dagegen tun, damit es die Täter auch abschreckt? Der Bayerische Fußballverband (BFV) reagiert und wird künftig ungeachtet der sportgerichtlichen Aufarbeitung Fälle von Tragweite auch an die Justiz weiterleiten. Diese wird nach Prüfung eigene Strafverfahren anstrengen. Reinhard Röttle, Generalstaatsanwalt in München, und BFV-Präsident Christoph Kern vereinbarten am Donnerstag diese bislang einmalige Zusammenarbeit. "In Fällen antisemitischer, rassistischer oder sonst menschenfeindlicher Straftaten muss der Rechtsstaat besonders genau hinschauen und konsequent vorgehen", betonte der bayerische Justizminister Georg Eisenreich, Schirmherr der Kooperation. Bayern nehme so "eine Vorreiterrolle ein". Eisenreich präsentierte folgende Zahlen: In der Saison 2022/23 seien insgesamt 185.281 Spiele in Bayern digital erfasst worden. Dabei wurden 315 Gewaltvorfälle und 196 Diskriminierungen gemeldet. 87 Spiele mussten abgebrochen werden. Auch wenn die große Mehrheit von Spielern und Fans friedlich blieben, seien eben doch immer auch "schwarze Schafe" dabei, so der Minister. Computertaste mit der Aufschrift Hate Speech Der Verband fahre zwar seit Jahren "eine stringente Null-Toleranz-Politik" und sanktioniere Vorfälle "hart und konsequent", ergänzte BFV-Präsident Christoph Kern: "Die Sportgerichtsbarkeit stößt aber immer wieder an ihre Grenzen, wenn es darum geht, Täterinnen und Täter zu bestrafen. Das geht nur dann, wenn wir die Person auch kennen und sie Mitglied in einem unserer Vereine ist. Oftmals bleibt uns nur die Bestrafung des Vereins. Wir aber wollen gegen die Täterinnen und Täter vorgehen." Mit der jetzt geschlossenen Kooperationsvereinbarung sei man einen großen Schritt weiter, fremdenfeindliche Angriffe auch strafrechtlich bewerten zu lassen. Laut der Vereinbarung werden besonders schwere Fälle von Unsportlichkeit erfasst, insbesondere erhebliche Vorfälle von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. Sport-Doku "Schiri - wir wissen wo dein Auto steht!" Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.
BR24Sport
Es reicht. Im Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus im Fußball kooperiert der Bayerische Fußball-Verband nun sogar mit der Generalstaatsanwaltschaft. Das Ziel: Die Täter sollen künftig auch strafrechtlich belangt werden können.
[ "Antisemitismus", "Rassismus", "Hate Speech", "Schiedsrichter", "Generalstaatsanwaltschaft München", "BFV", "Fußball", "Oberbayern" ]
sport
2024-02-08T17:22:52.077+00:00
2024-02-08T17:22:52.390233+00:00
https://www.br.de//nachrichten/sport/rassismus-hate-speech-and-co-bfv-arbeitet-mit-justiz-zusammen,U3goSom
Nach Wildvogel-Sterben in Pocking: Verdacht auf Salmonellen
Die genaue Ursache für den Tod von rund 500 Wildvögeln in Pocking im Kreis Passau ist zwar noch unklar, doch die Behörden haben bei einem verendeten Tier einen hochgradigen Salmonellenbefall festgestellt. Die Labortests gehen unterdessen weiter. Salmonellen können über Wasser oder Futter aufgenommen werden und bei Wildvögeln binnen Stunden zu Durchfall, Dehydrierung, Teilnahmslosigkeit, Bewegungsstörungen und auch zum Tod führen. Weil noch die Untersuchung zahlreicher weiterer toter Vögel aussteht und auch das Wasser mikrobiologisch analysiert werden muss, kann aber noch kein abschließender Grund für das Massensterben genannt werden. Die Symptome könnten auch auf andere virale oder bakterielle Infektionserreger oder auf Vergiftungen hindeuten, informiert das Landratsamt Passau. Geflügelpest schließt die Behörde mit großer Wahrscheinlichkeit aus. Wie das Landratsamt weiter mitteilt, zeigten die Vögel vor dem Tod unspezifische Symptome. Sie wirkten abgeschlagen, hatten Probleme mit dem Gleichgewicht und bei Bewegungen. Fünf von sechs Tiere hatten Durchfall. Experten konnten beobachten, dass sich viele Vögel vor dem Tod an den Uferbereichen der angelegten Wassertümpel aufhielten. Nach Beobachtungen des Landschaftspflegeverbands Passau nimmt das übermäßige Vogelsterben aber mittlerweile deutlich ab. Vergangene Woche sind auf der sogenannten Kiebitz-Ausgleichsfläche in Pocking Hunderte Wildvögel verendet. Die über 40 Hektar große Fläche wurde von der bundeseigenen Autobahn GmbH angelegt. Wegen des Baus der A94 musste für den Kiebitz eine Ausgleichsfläche geschaffen werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Katharina Häringer
Nach dem Tod von rund 500 Wildvögeln auf der sogenannten Kiebitz-Ausgleichsfläche in Pocking äußert das Landratsamt Passau einen ersten Verdacht: Eine Salmonellen-Infektion könnte der Auslöser für das Verenden der Tiere sein.
[ "Landkreis Passau", "Tod", "Vogelsterben", "Kiebitz", "Wildvögel", "Pocking", "Labor", "Niederbayern" ]
bayern
2024-08-02T11:53:40.744161+00:00
2024-08-02T13:08:30.262034+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-wildvogel-sterben-in-pocking-verdacht-auf-salmonellen,UKI7ifw
Israel soll Sprengstoff in Hisbollah-Pagern platziert haben
Bei der Massenexplosion von Pagern der pro-iranischen Hisbollah im Libanon handelt es sich einem Bericht zufolge offenbar um eine israelische Sabotageaktion. Dem israelischen Geheimdienst Mossad sei es gelungen, eine Lieferung von Pagern abzufangen und in den Geräten Sprengstoff zu platzieren, berichtete die "New York Times" (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt). Bei den Explosionen wurden am Dienstag um 15.30 Uhr (Ortszeit) laut Angaben der Regierung in Beirut neun Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten wird mit fast 2.800 angegeben. Andere Berichte sprechen von rund 3.000 Verletzten. Mehr als 200 Verletzte schweben laut Gesundheitsministerium in Lebensgefahr.  Aus Krankenhäusern hieß es, die Menschen hätten vor allem Verletzungen an Augen, Händen und im Bauchbereich. Die Pager explodierten zeitgleich an verschiedenen Orten des Landes. 💡 Was sind Pager? Die kleinen Geräte waren so etwas wie ein Vorläufer des Handys. Die Grundidee: Wenn man mit jemandem sprechen will, pingt man den Pager der Person an. Diese sieht die Telefonnummer – oder eine kurze Nachricht – und kann zurückrufen oder entsprechend der Nachricht handeln. Pager wurden vor allem seit den 1980er-Jahren breit eingesetzt, unter anderem bei Rettungsdiensten. Die permanente Erreichbarkeit dank der allgegenwärtigen Handys machte sie jedoch weitgehend überflüssig. Dass eine Miliz wie die Hisbollah in großem Stil Pager verwendet, hat wohl einen einfachen Grund: Anders als bei Handys oder Smartphones kann ihr Aufenthaltsort nicht ermittelt werden. Eine der Hisbollah nahestehende Quelle sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die explodierten Pager zu einer kürzlich von der Hisbollah importierten Lieferung gehörten. Höchstwahrscheinlich seien an der Batterie je 25 bis 50 Gramm Plastiksprengstoff eingebaut worden (externer Link auf tagesschau.de). Dieser sei durch einen Telefonanruf oder ein Funksignal zur Explosion gebracht worden, sagte Charles Lister von der US-Denkfabrik Middle East Institute. Der israelische Geheimdienst habe offenbar die Lieferkette "infiltriert". Laut dem Bericht der "New York Times" hatte die Hisbollah die Pager bei der in Taiwan ansässigen Firma Gold Apollo bestellt. Das Unternehmen erklärte jedoch, bei den explodierten Pagern handele es sich "nicht um unsere Produkte". Auf dpa-Nachfrage erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte gefertigt habe. Die ungarische Firma habe das Recht, die Marke der taiwanesischen Firma zu verwenden. Die ungarische Firma BAC Consulting Kft. äußerte sich bisher nicht. Wie die ungarische Internet-Zeitung "24.hu" berichtete, existiert diese Firma laut Firmenregister seit 2022. Sie befasst sich offiziell mit Beratung. Die Hisbollah hatte ihre Mitglieder nach Beginn des Gaza-Kriegs angewiesen, Mobiltelefone zu meiden. Aus Sicherheitsgründen bevorzugt sie die Nutzung von Pagern für die interne Kommunikation, statt mit Handys Gefahr zu laufen, dass ihre Kommunikation zurückverfolgt, abgehört oder blockiert wird. Der mit der Hisbollah verbündete libanesische Parlamentsvorsitzende Nabih Berri sprach von einem "Massaker und Kriegsverbrechen Israels". Die Hisbollah drohte, dass Israel für die Angriffe "sicherlich seine gerechte Strafe" erhalten werde. Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah kündigte für Donnerstag eine Rede an. Die mit der Hisbollah verbündete radikalislamische Hamas bezeichnete die Explosionen als "zionistische terroristische Aggression". Israel hat den Pager-Angriff bislang weder bestätigt noch dementiert. Das US-Außenamt bestritt, daran beteiligt gewesen oder im Vorfeld informiert worden zu sein.  Zugleich mahnte die US-Regierung den Iran, nichts zu tun, was die angespannte Lage verschärft. Teheran unterstützt die Hisbollah im Libanon, die nach dem Beginn des Gaza-Krieges ihre Angriffe auf Israel intensiviert hatte. Dem iranischen Staatsfernsehen zufolge wurde auch der iranische Botschafter in Beirut, Modschtaba Amani, bei den Pager-Explosionen "oberflächlich" verletzt. Seit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen haben die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah zugenommen. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze mussten fliehen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hatte am Montag erklärt, "militärisches Handeln" sei "der einzige verbliebene Weg, die Rückkehr der nordisraelischen Gemeinden sicherzustellen". Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters Nach den mutmaßlich koordinierten Explosionen von vielen Pagern im Libanon ist die Sorge vor einer Eskalation groß. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Claudia Steiner
Hunderte Pager explodieren zeitgleich im Libanon. Berichten zufolge könnte der israelische Geheimdienst Mossad involviert sein. Der taiwanesische Hersteller der Geräte weist eine Beteiligung von sich. Die Pager seien in Ungarn hergestellt worden.
[ "Ungarn", "Geheimdienst", "Mossad", "Sprengstoff ", "Hisbollah", "Pager", "Israel", "Libanon" ]
deutschland-welt
2024-09-18T10:24:06.425+00:00
2024-09-18T11:38:45.372065+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/israel-soll-sprengstoff-in-hisbollah-pagern-platziert-haben,UOhgLiP
Betrunkene Fluggäste: So geht es Airlines und Airports
In diesem Sommer habe die Gewalt besonders zugenommen: Fast jede Woche gebe es Angriffe, berichtet der Chef der Airline Ryanair Michael O‘Leary in der britischen Zeitung "Telegraph". Er führt das auf Alkoholkonsum zurück – und fordert als Konsequenz ein Getränke-Limit vor Abflug: Passagiere sollen maximal zwei Drinks pro Bordkarte kaufen können, so seine Idee. Deutschlands Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo registriert zwar mehr "Vorfälle mit verhaltensauffälligen Fluggästen" – allerdings auch eine steigende Anzahl von Fluggästen. Das heißt: Es gibt insgesamt mehr Passagiere, also auch mehr Vorfälle. Der Flughafen München schreibt auf BR-Anfrage, dass zu mehr Übergriffen durch alkoholisierte Passagiere keine Erkenntnisse vorliegen. Auch die Bundespolizei hat nach BR-Informationen nichts in der Art festgestellt. Was also steckt hinter der Aussage von O‘Leary? Handelt es sich vielleicht um ein spezifisches Problem seiner Billigfluglinie Ryanair? Andere Anbieter scheinen jedenfalls weniger Probleme mit alkoholisierten Fluggästen zu haben: Condor schreibt dem BR, man verzeichne "kein erhöhtes Vorkommen in diesem Bereich". Nur in sehr seltenen Fällen würden "Passagiere, die sich vermehrt und stark auffällig verhalten […], von der Beförderung ausgeschlossen". Die Lufthansa will sich auf BR-Anfrage dazu nicht äußern. Sie verweist nur darauf, dass "erfahrungsgemäß Alkoholkonsum oft in Verbindung mit (latenter) Flugangst" Faktoren für ungebührliches Verhalten seien. In Bayern fliegt Ryanair von Memmingen und Nürnberg aus. Der Nürnberger Flughafen hat bereits seine Gäste gebeten, sich respekt- und rücksichtsvoll zu verhalten. Verbalattacken, Gewaltandrohung oder Beleidigungen würden nicht toleriert, heißt es in einer Service-Mitteilung vom Januar. Ein Pressesprecher des Flughafens teilt allerdings dem BR mit, ihm sei nicht bekannt, dass es "speziell zum Thema Alkohol eine Zunahme an Vorfällen gibt". Der Flughafen Memmingen reagiert auf die BR-Anfrage nicht. Womöglich spielen auch die einzelnen Flugstrecken eine Rolle: Vor allem auf Flügen von Großbritannien zu bekannten Party-Orten wie Ibiza gibt es immer wieder alkoholbedingte Zwischenfälle. Im Juli wurde ein britischer Tourist wegen eines sexuellen Übergriffs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der Mann hatte auf einem Ryanair-Flug von Newcastle nach Mallorca einen Flugbegleiter begrapscht. Laut O’Leary gibt es aber auch auf Flügen von Irland oder Deutschland Probleme. In jedem Fall findet O’Learys Vorschlag, den Alkoholkonsum auf Flügen oder an Flughäfen zu begrenzen, bisher wenig Anklang. Der Vorstandsvorsitzende der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo, Joachim Vázquez Bürger, hält den Vorschlag für keine gute Lösung – denn: "Wer verhindert, dass sich der wartende Fluggast im Duty-Free-Shop eine Flasche Whiskey kauft und sich vor Flugantritt 'volllaufen' lässt?" Auch der Nürnberger Flughafen und die Fluglinie Condor antworten dem BR, dass sie aktuell keine Änderung bei der Getränkeausgabe planen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Xaver Scheffer
Mehr betrunkene Passagiere, mehr Gewalt gegen Flugpersonal – darüber klagt der Chef der Billig-Airline Ryanair. Stellen Flughäfen und Fluganbieter in Bayern einen ähnlichen Trend fest?
[ "Gewalt", "Ryanair", "Airline", "Fluglinie", "Flughafen", "Alkohol" ]
deutschland-welt
2024-08-30T17:56:34.507981+00:00
2024-08-30T19:54:53.501812+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/betrunkene-fluggaeste-so-geht-es-airlines-und-airports,UMwe788
Früher in die Schulferien starten? Warum das keine gute Idee ist
Es gibt auf den ersten Blick gute Gründe, ein paar Stunden oder sogar Tage vor dem eigentlichen Start der Sommerferien den Urlaub zu starten. Pauschalreisen und Flugtickets sind dann günstiger, bei Familien kommen schnell ein paar hundert Euro Ersparnis zusammen. Flughäfen und Autobahnen sind nicht überfüllt. Günstigere und stressfreiere Ferientage – das klingt doch erstmal wundervoll. Man müsste ja nur das eigene Kind, vielleicht samt Geschwistern, für den letzten Schultag krankmelden... Und für den vorletzten Schultag vielleicht gleich auch noch, damit es nicht so auffällig ist... Allerdings gibt es einen gewichtigen Grund gegen solche Überlegungen: die Schulpflicht. Das betont ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums auf BR24-Anfrage. Die Erziehungsberechtigten müssten dafür sorgen, "dass die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen die Schule besuchen", sagt der Ministeriumssprecher. "Dies gilt auch für die letzten Tage vor den Ferien." Wer es anders macht und erwischt wird, muss mit Strafen rechnen – möglicherweise höher als das gesparte Geld. "Über Ordnungswidrigkeiten und Bußgelder wegen einer Verletzung der Schulpflicht entscheiden die Kreisverwaltungsbehörden", heißt es aus Bayerns Kultusministerium. Wenn Schülerinnen und Schüler vorsätzlich nicht am Unterricht teilnehmen, könne das mit einem Bußgeld geahndet werden – mindestens fünf Euro, höchstens 1.000 Euro, in Ausnahmefällen mehr. Bevor es dazu kommt, sind aber die Schulleitungen am Zug. Sie ergreifen laut dem Ministeriumssprecher bei missachteter Schulpflicht "nach pädagogischem Ermessen" Maßnahmen. Es handle sich immer um Einzelfallentscheidungen. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen, könne eine Schulpflicht-Verletzung "als Ordnungswidrigkeit geahndet werden". Generell gilt: Ob man der Schule für eine Krankmeldung ein Attest vorlegen muss, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wie häufig es vorkommt, dass Kinder und Jugendliche für einen früheren Urlaubsbeginn krankgemeldet werden, erhebt das Kultusministerium nicht. Aus der Vergangenheit gibt es einige bayerische Zahlen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: So wurden etwa am Flughafen Nürnberg im Jahr 2022 laut der Polizei insgesamt rund 150 einschlägige Verstöße festgestellt. Allerdings wird an den bayerischen Flughäfen während der eigentlichen Schulzeit laut früheren Angaben der Polizei nicht extra kontrolliert, ob alle Kinder eine Schulbefreiung haben. Die Bundespolizei im Freistaat teilt dazu auf BR24-Anfrage mit: "Etwaige gezielte Maßnahmen zur Überwachung der Schulpflicht sowie zur Ahndung entsprechender Verstöße liegen außerhalb der Zuständigkeit der Bundespolizei." Auch ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums betont auf BR24-Anfrage: "Die bayerische Polizei fahndet nicht gezielt nach Schulschwänzern." Trotzdem könne es sein, dass im Rahmen der polizeilichen Tätigkeit Kinder und Jugendliche aufgegriffen werden, die zu diesem Zeitpunkt in der Schule sein müssten. "Dann werden je nach konkretem Einzelfall die zuständige Kreisverwaltungsbehörde und die Schule verständigt." Bleibt für alle urlaubsplanenden Eltern die Frage: Kann man sein Kind nicht ganz regulär für die letzten Schultage vor den Ferien vom Unterricht freistellen lassen, über den Klassenlehrer oder die Schulleiterin? Klare Antwort aus dem Kultusministerium: Nein. "In der Bayerischen Schulordnung ist vorgesehen, dass Schülerinnen und Schüler auf schriftlichen Antrag in begründeten Ausnahmefällen vom Unterricht in einzelnen Fächern befreit oder vom Schulbesuch beurlaubt werden können", teilt der Sprecher mit. Darüber entscheide die Schulleitung. "Dabei gilt, dass ein günstigeres Ticket vor Ferienbeginn, die Kosten einer Reise oder die Verfügbarkeit eines bestimmten Transportmittels zum gewünschten Reiseziel keine begründeten Ausnahmefälle darstellen und deshalb keine Gründe für eine Beurlaubung oder Befreiung sein können." Noch etwas liegt dem Kultusministerium am Herzen. "Die Wochen und Tage vor den Ferien sind wichtige und wertvolle Elemente des Schullebens", betont der Ministeriumssprecher. Gerade in dieser Zeit fänden häufig Fahrten, Exkursionen, Aktionen oder Projekttage statt, die für die Förderung der Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler ganz wichtig seien. "Hier trainieren sie Eigenverantwortung, stärken die Klassengemeinschaft und erfahren Schule besonders als einen Ort des sozialen Miteinanders." Allzu groß ist das Schulschwänz-Problem vor den Ferien zum Glück nicht. Ein letztes Mal der Sprecher des Kultusministeriums: "Die ganz überwältigende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule anstandslos bis zu den Ferien." Dieser Artikel ist erstmals am 23. Juli 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Maximilian Heim
Kind oder Kinder für die letzten Schultage vor den Sommerferien krankmelden, um stressfreier und günstiger vorzeitig in den Urlaub zu düsen? Das ist nicht empfehlenswert. Welche Konsequenzen drohen und wie kontrolliert wird – ein Überblick.
[ "Polizei", "Kultusministerium", "Bayern", "Eltern", "Kinder", "Sommerferien", "Schule" ]
bayern
2024-07-25T10:19:31.889167+00:00
2024-07-25T10:19:31.889167+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/schulferien-frueher-starten-warum-das-keine-gute-idee-ist,UJKszNd
Georg Gänswein wird Vatikan-Botschafter im Baltikum
Jahrelang war Erzbischof Georg Gänswein der Privatsekretär des früheren Papst Benedikt XVI., seit seinem Tod hatte er kein Amt mehr in der Kirche inne. Nun schickt ihn Papst Franziskus ins Baltikum, er wird dort den Vatikan vertreten. In Vilnius, der Hauptstadt Litauens, wird Erzbischof Georg Gänswein seinen Sitz haben. Als sogenannter Apostolischer Nuntius vertritt er die Interessen des Vatikans in den baltischen Ländern Litauen, Estland und Lettland. Dies teilte der Heilige Stuhl am Montag mit. Seit Sommer 2023 lebt der gebürtige Schwarzwälder in Freiburg im Breisgau, nach seiner Entlassung aus dem Vatikan hatte er keine offizielle Aufgabe mehr inne. In Freiburg hatte Gänswein eine Wohnung im Priesterseminar und feierte regelmäßig Gottesdienste im Münster. Ein ziemlicher Kontrast für Gänswein, der als Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. durchaus eine lange Zeit auch eine weltpolitische Rolle gespielt hat. Das Verhältnis zwischen dem 67-jährigen Erzbischof und Papst Franziskus galt seit längerem als angespannt. Gänswein hatte nach dem Tod von Benedikt XVI das Buch "Nichts als die Wahrheit" veröffentlicht, in dem er teils auch vertrauliche Details beschrieb und sich zu den inhaltlichen Konflikten zwischen Franziskus und Benedikt äußerte. Dabei zeigte er sich enttäuscht über den jetzigen Papst. Franziskus kritisierte seinerseits die Veröffentlichung des Buches scharf und warf Gänswein einen Mangel an Anstand und Menschlichkeit vor. Und er warf ihm vor, Benedikt XVI. in dessen letzten Lebensjahren instrumentalisiert zu haben, ihn bewusst von der Außenwelt abgeschottet und gegen den amtierenden Papst in Stellung gebracht zu haben. 19 Jahre lang war Gänswein der Privatsekretär von Benedikt XVI. gewesen, seit dessen Rücktritt als Papst kümmerte er sich um ihn und galt als sein engster Vertrauter. Mit der jetzigen Ernennung zum Vatikanbotschafter im Baltikum erhält der 67-Jährige nochmals einen wichtigen Posten in der Weltkirche. Papst Franziskus hatte die drei Republiken selbst 2018 besucht. Geopolitisch waren sie früher ein Teil der Sowjetunion und gehören seit 2004 der NATO und der EU an. In religiöser Hinsicht sind es sehr unterschiedliche Länder. In Estland gehört die Mehrheit der Menschen keiner Religion an. Aufgrund der Nähe zu Skandinavien hat aber der evangelisch-lutherische Glaube eine lange Tradition. 13 Prozent der Bevölkerung sind evangelisch-lutherisch, 12 Prozent orthodox und nur 0,5 Prozent römisch-katholisch. In Lettland sind rund 36 Prozent der Einwohner evangelisch-lutherisch, jeweils 19 Prozent römisch-katholisch und orthodox. In Lettland leben auch rund 7.000 Muslime, die meisten Tataren und Aserbaidschaner. In Litauen sieht es dagegen ganz anders aus. Dort sind mehr als 75 Prozent Katholikinnen und Katholiken, zwei Drittel bezeichnen sich selbst auch als praktizierend. Deshalb befindet sich der Sitz des Apostolischen Nuntius, des diplomatischen Vertreters des Papstes, auch in Litauen. Nur 4 Prozent sind russisch-orthodox und weniger als zwei Prozent sind evangelisch-lutherisch. Mit dem Job als Botschafter im Baltikum endet nun auch für Gänswein die Zeit der Ungewissheit, wie es beruflich für ihn weiter geht. Mit 67 Jahren ist der Erzbischof für die katholische Kirche noch verhältnismäßig jung, lange wurde spekuliert, ob ihn Franziskus mit der Leitung eines Bistums betreut oder nicht. Kürzlich verdichteten sich dann die Meldungen, Franziskus würde Gänswein zum Apostolischen Nuntius machen, vor allem, nachdem der Posten im Baltikum frei geworden war. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.
Elisabeth Pongratz, Andrea Neumeier
Lange wurde spekuliert, nun hat Franziskus eine Entscheidung getroffen: Der ehemalige Sekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, wird Botschafter im Baltikum. Das Verhältnis zwischen den beiden galt lange als angespannt.
[ "Benedikt XVI.", "Papst Franziskus", "Katholische Kirche", "Glaube", "Religion", "Georg Gänswein" ]
deutschland-welt
2024-06-24T14:42:27.118315+00:00
2024-06-24T14:42:27.118315+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/georg-gaenswein-wird-vatikan-botschafter-im-baltikum,UGcMYDP
Neue Flüchtlingsunterkunft in Warngau: Protest hat sich beruhigt
In der Gemeinde Warngau im Landkreis Miesbach sind am Montagmorgen die ersten Container für eine große Flüchtlingsunterkunft aufgestellt worden. Rund 500 Menschen sollen auf dem Areal in einem Industriegebiet in der Nähe von Holzkirchen Platz finden. Zunächst waren die Anwohner nicht begeistert, doch die Stimmung im Ort habe sich verändert, sagt der Bürgermeister. Die Container werden zweistöckig in Modulbauweise zu vier Wohneinheiten für jeweils 126 Menschen zusammengefügt. Auch mit der Aufstellung der geräumigen Gemeinschaftshalle mit Küche und Kantine ist am Montag begonnen worden. Straßen und Gehwege in dem neuen Areal sind asphaltiert, Wasser- und Stromanschlüsse wurden bereits verlegt. Die Pläne des Landratsamtes Miesbach sehen auch Container für Wachdienst und Sanitäter vor, die rund um die Uhr besetzt sein sollen. Um diese Sammeleinrichtung für Erstankömmlinge hatte es in Warngau und Holzkirchen heftigen Streit gegeben. Viele Einwohner protestierten gegen die Unterkunft. Sie fanden, diese sei viel zu groß für die Gemeinde mit knapp 4.000 Einwohnern. Manche Bürger äußerten auch Sorge um die Sicherheit wegen vieler junger Männer unter den Migranten. Landrat Olaf von Löwis, CSU, verwies auf die angespannte Lage bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Es seien kaum noch geeignete Unterkünfte zu finden, und er wolle unbedingt zwei Schulturnhallen wieder freibekommen, die derzeit noch als Sammelunterkünfte dienten. Der Bürgermeister von Warngau, Klaus Thurnhuber, sagte dem BR, die Stimmung im Ort habe sich deutlich beruhigt. Man habe eine Klage gegen die Einrichtung überprüft, diese aber als chancenlos gesehen. Insgesamt würde er sich eine gleichmäßigere Verteilung der Ankömmlinge im ganzen Landkreis wünschen. Laut Landratsamt ist die Unterkunft in Warngau auf zwei Jahre angelegt und muss danach abgebaut werden. Denn die Verträge für Pacht und Abwasser seien auf zwei Jahre abgeschlossen. Die Unterkunft soll im Januar 2025 bezugsfertig sein. Ein Container nach dem anderen wird auf das Gelände geladen. Dieser Artikel ist erstmals am 22.10.2020 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert. Die Top-Themen aus Europa - hier klicken! "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Jonas Breitner
In Warngau im Kreis Miesbach sind die ersten Container für eine Flüchtlingsunterkunft aufgestellt worden. Rund 500 Menschen sollen dort unterkommen. Die Stimmung im Ort - gegen die große Unterkunft - hat sich laut Bürgermeister inzwischen beruhigt.
[ "Geflüchtete", "Container", "Holzkirchen", "Warngau", "Baubeginn", "Flüchtlingsunterkunft", "Flüchtlinge", "Oberbayern" ]
bayern
2024-11-18T16:05:32.323238+00:00
2024-11-19T09:53:32.921315+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/neue-fluechtlingsunterkunft-in-warngau-protest-hat-sich-beruhigt,UUTTcs2
Feiertag: Darum feiern Christen an Ostern ein leeres Grab
Ostern ist für Christen der höchste Feiertag des Jahres. Sie glauben: An diesem Tag ist Jesus, der Sohn Gottes, von den Toten auferstanden, nachdem er am Karfreitag gekreuzigt wurde und gestorben ist. Ostern steht für den Sieg des Lebens über den Tod. Bei Festgottesdiensten in der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag wird am frühen Morgen die Osterkerze entzündet, die symbolisiert, dass Jesus das Licht in die Welt gebracht hat. Ostersonntag ist auch das Ende der Fastenzeit, in der viele Gläubige von Aschermittwoch an auf liebgewonnene Nahrungsmittel oder Rituale verzichtet haben. Die Osterzeit geht bis Pfingsten, wo an Christi Himmelfahrt (der 40. Tag nach Ostern) die Rückkehr Jesu an Gottes Seite und an Pfingsten (dem 50. Tag nach Ostern) die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert wird. Wann Ostern ist, hängt vom Frühlingsvollmond ab. Es findet immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond statt. Damit ist der frühestmögliche Termin der 22. März, der spätestmöglichste der 25. April. Das Wort Ostern leitet sich laut Herkunftswörterbuch des Duden vom altgermanischen "Austrō" = "Morgenröte" ab, das eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete. Im Althochdeutschen entwickelte es sich dann zu "ōst(a)ra" weiter. Rund um Ostern sind auch viele nicht-religiöse Bräuche entstanden. So suchen zum Beispiel Kinder nach Ostereiern, die der Osterhase für sie versteckt hat. Wieso Hase und Ei mit Ostern verbunden werden, dazu gibt es verschiedene Theorien. Eine Begründung ist, dass beide Symbole der Fruchtbarkeit und des Lebens sind. Somit lassen sie sich wunderbar sowohl dem Osterfest als auch dem Frühling zuordnen. Dieser Artikel ist erstmals am 2.4.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.
Martin Jarde
Was bedeutet Ostern? Was hat der Osterhase mit Eiern und der Auferstehung von Jesus Christus zu tun? Und warum fällt der Feiertag jedes Jahr auf ein anderes Datum?
[ "Religion und Orientierung", "Karsamstag", "Karfreitag", "#fragBR24", "Auferstehung", "Ostern" ]
deutschland-welt
2025-04-20T07:28:39.533+00:00
2025-04-20T07:28:37.836905+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/darum-feiern-christen-an-ostern-ein-leeres-grab,TaA6yHG
Kita-Personalmangel: Ausbildung für Quereinsteiger in Würzburg
Nach den Weihnachtsferien ist die Krankheitswelle in den bayerischen Schulen und Kitas zwar wieder abgeebbt, doch es fehlt immer noch an Betreuungspersonal. In Würzburg, Bamberg und München will man jetzt Abhilfe schaffen: Mit einer Kursreihe für Quereinsteiger, die sich zur "Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen" ausbilden lassen können. Denn ähnlich wie in der Altenpflege, verschärft sich die Betreuungssituation bei den Kindern zusehends. Allein in Würzburg sind laut Stadt im vergangenen Jahr die Zahlen der betreuten Kinder um 67,1 Prozent bei den Ein- bis Dreijährigen und um 60,9 Prozent bei den Drei- bis Sechs- bzw. Siebenjährigen gestiegen. Gleichzeitig stieg die Zahl des Kindergartenpersonals in den vergangenen zehn Jahren jedoch nur um knapp 30 Prozent. Und es kommt noch schlimmer: Die Stadt Würzburg geht davon aus, dass bis zum Jahr 2025 aufgrund des Fachkräftemangels etwa 400 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte fehlen werden. Denn während der Anstellungsschlüssel in den vergangenen Jahren von 1:12 auf 1:10 gesunken ist, wollen gleichzeitig viele Berufsanfänger laut Stadt nur Teilzeit arbeiten. Hinzu komme ein spürbarer Rückgang an sehr erfahrenen Fachkräften. Bemerkbar mache sich dies schon jetzt mitunter durch kürzere Öffnungszeiten in Kitas. Ab dem Schuljahr 2025/26 könnte sich die Situation sogar noch einmal dramatisch verschärfen, befürchtet Monika Kraft, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie, Stadt Würzburg. Ab dann haben Eltern einen Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung ihrer Grundschulkinder. Dieser Entwicklung will die Stadt mit der neuen Kursreihe für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger gezielt entgegentreten, so Sozialreferentin Hülya Düber: "Ich bin daher sehr froh, dass wir als eine von nur drei Kommunen in Bayern die Ausbildung zur 'Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen' anbieten können." Sie hofft auf zahlreiche, befähigte Bewerberinnen und Bewerber. Voraussetzungen sind ein mindestens mittlerer Schulabschluss, sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein abgeschlossenes Studium und drei Jahre Berufserfahrung im erlernten Beruf. Der berufsbegleitende Kurs ist zertifiziert durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft bbw gGmbH. 15 Monate dauert die Weiterbildung, während der die Teilnehmenden bereits als pädagogische Ergänzungskräfte in Kindertageseinrichtungen tätig sein werden. Im Anschluss werden die Fachkräfte in multiprofessionellen Teams eingesetzt. Dank deren verschiedenen Berufserfahrungen und originären Ausbildungen, wie etwa in den Bereichen Musik, Sprache, Gesundheit oder Naturwissenschaften, sollen ganzheitliche Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern ermöglicht werden, heißt es. Nach fünf Jahren Tätigkeit können die ehemaligen Quereinsteiger dann als "Pädagogische Fachkraft in Kindertageseinrichtungen" arbeiten. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Conny Kleinschroth
Viele Kinder, keine Betreuer: In bayerischen Kitas herrscht eklatanter Personalmangel. Die Stadt Würzburg will dem entgegenwirken. Als eine von drei bayerischen Kommunen bietet sie Quereinsteigern eine Ausbildung zur Fachkraft für Kitas an.
[ "Unterfranken", "Würzburg", "Kita", "Fachkräftemangel", "Kinderbetreuung", "Kindergarten", "Kindertagesstätten" ]
bayern
2023-01-11T12:07:59.209154+00:00
2023-01-12T10:01:57.877388+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/kita-personalmangel-ausbildung-fuer-quereinsteiger-in-wuerzburg,TSd5PWI
Filmbrunch: BR präsentiert Filmhöhepunkte 2019
Beeindruckend ist vor allem die inhaltliche Bandbreite, die der BR heute in Literaturhaus im Zentrum Münchens beim "Filmbrunch" unter Beweis stellte. Spielfilme, Dokumentarfilme, Krimiserien mit Stoffen, die aktuelles Zeitgeschehen, innere Konflikte, neue Technologien und ihre Herausforderungen für die Familie ebenso spiegeln wie ein bayerisches Lebensgefühl. Dabei setzt der BR auf bewährte erfolgreiche Marken und Namen, die bereits in der Vergangenheit für Erfolge sorgten. Eberhofer-Darsteller Sebastian Bezzel beim BR Filmbunch in München Auch der BR hat sein "Franchise". Und das stärkt er. Mit "Leberkäsjunkie" geht ein neuer, inzwischen der sechste Eberhofer-Krimi an den Start. Natürlich mit dem beliebten Trio Sebastian Bezzel, Lisa Maria Potthoff und Simon Schwarz. Polizist Eberhofer kämpft diesmal mit den Tücken der Vaterschaft, einer Beziehungskrise und mit einem Brandopfer. Kinostart ist im August 2019. Bereits im Februar schickt Ralf Westhoff ("Shoppen", "Wir sind die Neuen") mit "Wie gut ist deine Beziehung" eine augenzwinkernde Rom-Com in die deutschen Kinos mit Bayerischer-Filmpreis-Gewinner Friedrich Mücke als eigentlich glücklich liierter Steve, der aber aufgrund einer Trennung im Freundeskreis seine Beziehung zu Carola (Julia Koschitz) komplett auf den Prüfstand stellt. Unterhaltungskino mit ernsten Untertönen, das den Zuschauern ein breites Feld zur Identifikation geben dürfte. Regisseurin Doris Dörrie beim Filmbrunch Mit "Kirschblüten – Hanami" gelang Doris Dörrie einer ihrer größten Kino-Erfolge. In ihrem neuesten Kinofilm "Kirschblüten & Dämonen" geht die Geschichte nun weiter. Karl, der gemeinsame Sohn von Rudi und Trudi, steht zehn Jahre nach dem Tod seiner Eltern vor den Trümmern seines Lebens. Arbeitslos und verlassen von Frau und Kind, kann er seine inneren Dämonen im Zaum halten. "Kirschblüten & Dämonen" startet am 7. März in den deutschen Kinos. Regisseur Marcus H. Rosenmüller inszeniert u.a. die BR-Koproduktion "Dreiviertelblut". Kinostart ist im Herbst 2019. Einer der beliebtesten bayerischen Regisseure, der vom BR seit seinen Anfängen geförderte Regisseur Marcus H. Rosenmüller schickt mit "Unheimlich perfekte Freunde" eine Teen-Fantasy-Story bereits im April in die Kinos: Im Mittelpunkt der junge Träumer Frido, der einen Zauberspiegel entdeckt. Der zaubert Frido sein besseres "zweites Ich" herbei. Und das hat Folgen. Denn Frido II sorgt zwar für bessere Schulnoten, beginnt den echten Frido aber auch langsam aus seiner Familie hinauszudrängen. Im Herbst kommt dann Rosenmüllers Musiker-Porträt "Dreiviertelblut - Mia san ned nur mia" ins Kino. Rosenmüller begleitet hier Sebastian Horn und Gerd Baumann, die sich einst zum Komponieren eines Filmsoundtracks zusammenfanden und nun mit dem gemeinsamen Schaffen von Musik nicht mehr aufhören können und wollen. Das Ergebnis ist die Band "Dreiviertelblut", die "folklorefreie Volksmusik" macht. Große originäre Stoffe finden sich heuer auch unter den Fernsehfilmen des BR. Die preisgekrönte Schauspielerin Martina Gedeck begibt sich auf eine schauspielerische Tour de Force in "Herzjagen". Gedeck spielt eine herzkranke Frau, die nach einer erfolgreichen Transplantation nicht mit ihrem neuen, "bewegteren" Leben als gesunde Frau klar kommt und in eine Psychose stürzt. Tom Schilling und Burghart Klaußner wagen sich an den großen Bertold Brecht heran und mimen den weltberühmten Dramatiker und Lyriker sowohl in seiner Jugend als auch seinen späteren Lebensjahren. Der Zweiteilter "Brecht" wird voraussichtlich im Frühjahr im Ersten ausgestrahlt. Einen Familienfilm der beklemmenden Art hat der BR mit "Play" im Gepäck: Im Zentrum steht die 17-jährige Schülerin Jennifer, die aufgrund einer veränderten Lebenssituation eine Sucht für ein virtuelles Computerspiel entwickelt. Nicht nur, dass Jennifer und ihre Eltern bald kaum noch eine Basis der Kommunikation haben, sie verliert sich zusehends in der virtuellen Welt und den Anschluss an die Realität. Ein Drama von hoher Brisanz und trauriger Aktualität. Maximilian Brückner als Alfons Zischl dreht im Frühjahr die zweite Staffel der Erfolgsserie "Hindafing". Bettina Ricklefs, BR Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, betonte in München, wie wichtig das Engagement im Serien-Bereich ist: Die zweite Staffel "Hindafing" schickt Alfons Zischl (Maximilian Brückner), ehemaliger Bürgermeister von Hindafing, in den Landtag. Statt Ruhm und rotem Teppich erwartet ihn die harte politische Realität. Auf der Jagd nach Wählerstimmen verstrickt er sich in dubiose Geschäfte mit einem Rüstungsunternehmen. Mit der Serie "Watzmann ermittelt" gibt es eine neue bayerische Farbe im Vorabend des Ersten und in der Mystery-Mediensatire "Akte Lansing" erfahren die Zuschauer die "wahre" Geschichte hinter den Kulissen von "Dahoam is Dahoam". Krimi-Fans können außerdem auf ein neues Gesicht beim Münchner Polizeiruf gespannt sein. Matthias Brandt alias Hanns von Meuffels übergibt den Staffelstab an Verena Altenberger, die als Kommissarin Elisabeth Eyckhoff ebenfalls im Frühjahr das erste Mal für einen Polizeiruf vor der Kamera steht. Das gesamte Film- und Serienprogramm 2019 können Sie hier herunterladen. Mehr Kino? Hier geht’s zu kinokino in der BR-Mediathek. Noch mehr Kino? Mit dem BR-Kino-Newsletter verpasst ihr keinen guten Film mehr!
Gregor Wossilus
Ein neuer Eberhofer-Krimi, eine zweite Staffel "Hindafing" oder der neue Film von Marcus H. Rosenmüller: Das Programm des BR verspricht sehr viel Unterhaltung. Beim "Filmbrunch" in München gab es einen Ausblick auf Filmhöhepunkte 2019.
[ "Simon Schwarz", "Franz Eberhofer", "Polizeiruf", "Servus Baby", "Maximilian Brückner", "Akte Lansing", "BR Fernsehen", "Play", "Marcus H. Rosenmüller", "Doris Dörrie", "Leberkäsjunkie", "Lisa Potthoff", "Kino", "kinokino", "Sebastian Bezzel", "Eberhofer", "Wie gut ist Deine Beziehung", "Kirschblüten & Dämonen", "Hindafing", "Martina Gedeck", "Dreiviertelblut", "Watzmann ermittelt" ]
kultur
2019-01-25T15:22:11.008979+00:00
2019-01-25T15:22:11.008979+00:00
https://www.br.de/nachrichten/kultur/filmbrunch-br-praesentiert-filmhoehepunkte-2019,RGAheit
Franken-Tatort kommt nach Bayreuth
"Ein Tag wie jeder andere" heißt der neue Franken-Tatort. Schauplatz ist dieses Mal wieder Oberfranken – genauer: Bayreuth. Im Frühjahr sollen die Dreharbeiten beginnen. Vor der Kamera werden neben Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel auch Andreas Leopold Schadt, Matthias Egersdörfer und Eli Wasserscheid stehen. Genaue Drehorte werden derzeit noch gesucht. Die Ausstrahlung ist für 2019 geplant. Zum Inhalt: In ihrem fünften Fall bekommt es die Mordkommission Franken mit einer Mordserie in Oberfranken zu tun. Jede Stunde wird in Bayreuth ein Mensch erschossen – ein Wettlauf gegen die Zeit für Felix Voss, Paula Ringelhahn und ihr Team. Mit dem Tatort "Ein Tag wie jeder andere" setzen Autor Erol Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka ihre erfolgreiche Zusammenarbeit (Tatort München: "Die Wahrheit") für den BR nun in Franken fort. Produzenten sind Jakob Claussen und Uli Putz. Die Redaktion liegt bei Stephanie Heckner.
Der Schauplatz für den neuen Franken-Tatort steht fest: Ab Frühjahr 2018 wird in Bayreuth gedreht. Der Tatort von Sebastian Marka trägt den Arbeitstitel "Ein Tag wie jeder andere".
[ "Franken-Tatort", "Tatort", "Kult", "Franken", "Drehort", "Bayreuth" ]
bayern
2018-01-26T05:00:00.661+00:00
2018-01-26T05:00:00.661+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/franken-tatort-kommt-nach-bayreuth,Qhl7uAe
U-Ausschuss Stammstrecke: Gleich vier Abschlussberichte
Der Landtag steht dieses Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode. Und das heißt: Die Untersuchungsausschüsse müssen ihre Arbeit noch vor der Landtagswahl abschließen. Deshalb kommt der Untersuchungsausschuss Stammstrecke heute zu seiner letzten Sitzung zusammen. Er sollte ein mögliches Fehlverhalten der Staatsregierung angesichts der Kostensteigerung und der Terminverzögerung prüfen. Sie soll statt knapp vier nun achteinhalb Milliarden kosten - und erst neun Jahre später fertig werden als vorgesehen. Nach fast 40 Zeugen und über hunderttausend Seiten Akten ist den Abgeordneten klar: Die Bahn ist an der unglaublichen Kostensteigerung sowie der Verzögerung bei der Fertigstellung zumindest mit schuld. Trotz der anstehenden Milliardeninvestitionen sei das Projekt 2. Stammstrecke von der Konzernspitze stiefmütterlich behandelt worden, stellte der Ausschussvorsitzende, Bernhard Pohl von den Freien Wählern, nach dem Zeugenauftritt von Bahn-Chef Richard Lutz fest: "So wie der heute aufgetreten ist, hat er eine hohe Glaubwürdigkeit. Umso schlimmer für die Bahn, dass Kommunikationswege so schlecht funktionieren. Da muss einem ja angst und bange werden." Auch das Bundesverkehrsministerium habe wenig getan, um Klarheit über das Projekt zu erlangen. Dabei geht es um Milliarden aus dem Bundeshaushalt. Eine weitere Ursache für die Fehlkalkulation ist aus Sicht der Koalition von CSU und Freien Wählern die uneindeutige Vertragsgestaltung, ohne Kostendeckel, Terminvorgabe und möglicher Strafzahlung. Das soll sich künftig ändern, heißt es im gemeinsamen Abschlussbericht von CSU und Freien Wählern. Da ist von einer Grundlagenvereinbarung die Rede, zwischen Auftraggeber, in dem Fall dem Freistaat Bayern, sowie dem Planer und Ausführer, der Bahn. Inzwischen gibt es auch einen Unterausschuss im Landtag, der den Fortgang der Bauarbeiten an der 2. Stammstrecke begleiten soll. Offen bleibt, wann der Landtag und dann auch die Öffentlichkeit über die Fehlkalkulation hätten informiert werden müssen. Die Staatsregierung verteidigt sich, sie habe auf belastbare Zahlen von der Bahn warten müssen. Die Opposition vermutet, die Diskussion um die 2. Stammstrecke hätte die Chancen einer möglichen Kanzlerkandidatur von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geschmälert, deshalb sei es verschwiegen worden. Tatsächlich geht aus Akten der Staatskanzlei hervor, dass die Stammstrecke "kein Gewinnerthema" sei und das Thema "dilatorisch", also schleppend, behandelt werden solle. Ausschuss-Vize Jürgen Baumgärtner (CSU) stellt dennoch fest: "Alle Vorwürfe gegen die Staatsregierung wurden entkräftet. Nichts von den Vorwürfen ist übriggeblieben." Offen bleibt aber, warum die Warnungen der früheren Verkehrsministerin Kerstin Schreyer in den Wind geschlagen wurden. Immerhin bringen das CSU und Freie Wähler in ihrem Abschlussbericht zur Sprache. Wobei die Freien Wähler der 2. Stammstrecke schon immer skeptisch gegenüberstanden. Der Bundesrechnungshof hatte die Nutzen-Kosten-Untersuchung bei der 2. Stammstrecke unter die Lupe genommen und als unzureichend kritisiert. Zu Konsequenzen hat das allerdings nicht geführt. Der Grünen-Abgeordnete Martin Runge ist der Ansicht, spätestens nach dieser Prüfung hätte die 2. Stammstrecke eingestampft gehört: "Der Bundesrechnungshof, beziehungsweise der Vertreter, hat ganz klar bei der Befragung gesagt, das Regelwerk bei der standardisierten Berechnung ist nicht eingehalten worden. Es fehlen wesentliche Kosten." In so einem Fall hätte der Bund die Stammstrecke nicht fördern dürfen. Der Freistaat wäre finanziell nicht in der Lage gewesen, die Stammstrecke allein zu schultern. Deshalb haben die Grünen auch einen eigenen, von SPD und FDP unabhängigen, Abschlussbericht vorgelegt. Die Grünen wollen den Bau immer noch stoppen, SPD und FDP trotz des Desasters fortsetzen, ebenso wie die CSU. Inzwischen haben sich die Grundannahmen bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), der sogenannten standardisierten Bewertung, geändert. Eine neue NKU ist unter den neuen Voraussetzungen in Arbeit, die Ergebnisse sind noch nicht da. Und die AfD will auch noch einen eigenen Abschlussbericht vorlegen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
Peter Kveton
Seit Monaten läuft der U-Ausschuss des Landtags, der die Fehlkalkulationen um die 2. S-Bahn-Stammstrecke untersucht. Auch diesmal konnten sich die Fraktionen nicht auf einen gemeinsamen Abschlussbericht einigen – gleich vier werden heute vorgestellt.
[ "Oberbayern", "Landtagswahl", "Untersuchungsausschuss", "Deutsche Bahn", "S-Bahn-Stammstrecke", "München" ]
deutschland-welt
2023-07-11T03:13:55.033552+00:00
2023-07-11T11:23:17.650719+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/u-ausschuss-stammstrecke-gleich-vier-abschlussberichte,Tjd78Y6
Schülermedientage: Im Austausch mit den Profis
Im Bayern1-Studio stehen rund zehn Schüler der Berufsschule für Fahrzeugtechnik München und löchern Moderatorin Melitta Varlam mit Fragen: "Freuen sich die Leute wirklich, wenn sie im Radio was gewonnen haben? Oder ist das gestellt?" Und, mit Blick auf die vielen Monitore im Raum: "Wo bekommen Sie eigentlich die ganzen Informationen her?" Melitta Varlam schiebt kurz an den Reglern für den Übergang zwischen zwei Liedern und sagt dann: "Wir arbeiten im Team. Es gibt eine Redakteurin oder einen Redakteur, der oder die die Sendung vorbereitet. Und dann haben wir zum Beispiel Korrespondentinnen und Korrespondenten in Bayern, und auch der ganzen Welt. Wenn beim Konklave heute der Rauch aufsteigt, dann rufen wir in Rom an und machen zum Beispiel einen Livetalk." Anlässlich des Tags der Pressefreiheit am 3. Mai veranstaltet der BR derzeit die Schülermedientage. In Webpanels ging es um das Thema Pressefreiheit in den USA, der Türkei und dem Iran - oder um investigative Recherchen in Bayern und Deutschland. Schülerinnen und Schüler konnten ihre Fragen direkt aus dem Klassenzimmer an Journalisten stellen. Die Schülermedientage finden in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit statt. Am Aktionstag "mitmischen! bei den Schülermedientagen" konnten Klassen aus ganz Bayern teilnehmen und bekamen vor Ort einen Einblick in verschiedene Redaktionen, Arbeitsbereiche und Berufe, und sie konnten sich selbst ausprobieren. So übte beispielsweise BR-Sprecher Benedikt Schregle mit den Berufsschülern für Fahrzeugtechnik Dominik, Jan und Martin, wie man eine Nachricht im Radio rüberbringt, dass sie alle verstehen. Man müsse beim Sprechen immer drei Fragen mitdenken: Was erzähle ich? Für wen? Und warum? BR-Sprecher Benedikt Schregle übt mit Berufsschülern für Fahrzeugtechnik das Sprechen vor dem Mikrofon. Für Clemens Finzer, Leiter der Redaktion BR Medienkompetenzprojekte, die die Schülermedientage organisiert, ist der Schlüssel zu mehr Medienkompetenz eine Mischung aus Hinter-die-Kulissen-Blicken und Selbermachen. Das Ziel müsse sein, dass Schülerinnen und Schüler das Erfahrene umsetzen in ihrer alltäglichen Praxis. "Sie können für sich auch arbeiten wie Journalisten. Fakten checken, Quellen prüfen, schauen, wo ist möglicherweise Desinformation im Spiel? Wo kann ich da was überprüfen? Damit ich mich in Zukunft noch besser informieren kann." "So ein Schülermedientag ist meiner Meinung nach eine sehr gute Sache. Wir werden ja täglich von sehr vielen Informationen ja fast überschwemmt und es ist sicherlich schwierig für uns alle, aber gerade auch für die Schüler, da die passenden und die seriösen Informationen rauszufiltern", meint Lehrer Alexander Weid von der Mittelschule Sennfeld im Landkreis Schweinfurt. Wie zahlreiche andere Schulen in ganz Bayern hatte er diese Woche Besuch von einem BR-Journalisten, der von seinem Arbeitsalltag berichtete. Schulen und Medien müssten hier verstärkt mit der ganzen Gesellschaft zusammenarbeiten, meint er. Man stehe in Sachen Medienkompetenz noch oft am Anfang. Für Nicole Wagner-Engel von der Montessori FOS Gestaltung in Neuötting ist Medienkompetenz auch in der Schule immer wieder Thema. Praktische Einblicke wie bei den Schülermedientagen schätzt sie deshalb sehr: "Wahnsinnig wichtig, weil die Schüler blind sind durch die Flut an Medien. Das ist glaub ich mit so das I-Tüpfelchen heute, dass die da nicht nur zuhören, sondern auch Hand anlegen und die sind auch wissbegierig und kreativ … Also, das ist wirklich ein Highlight für sie." Bei Schüler Jan stand heute statt vier Stunden Elektrotechnik das Sprechen vor dem Mikro auf dem Stundenplan. Sein stolzes Fazit: "Wenn man dann sieht, was man vorgelesen hat und im Radio die Zuhörer auch berühren könnte … tolles Gefühl!" Mehr Angebote für Schulklassen? Zum Newsletter der BR Medienkompetenzprojekte können Sie sich hier anmelden. Schülermedientage 2025: Mehr als 180 Schülerinnen und Schüler waren am Mittwoch im BR unterwegs und mischten mit. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Kathrin Reikowski
Wie kommen BR-Journalisten an ihre Nachrichten? Fakten checken, Quellen prüfen – das lernen Schülerinnen und Schüler bei den Schülermedientagen. 180 Jugendliche waren am Mittwoch im BR-Studio Freimann, im Funkhaus und in Regionalstudios.
[ "Lehrer", "Schule", "Medienkompetenz" ]
bayern
2025-05-07T14:45:42.399178+00:00
2025-05-07T17:45:08.588753+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/schuelermedientage-im-austausch-mit-den-profis,UkUthYJ
Selenskyj in Cherson: "Der Anfang vom Ende des Krieges"
"Wir sind bereit für den Frieden, für Frieden für unser gesamtes Land": Diese Worte sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag bei seinem Besuch in der von der russischen Besatzung befreiten Stadt Cherson im Süden des Landes. "Wir kommen voran", sagte er vor Soldaten nahe eines Verwaltungsgebäudes, an dem sich zahlreiche Zivilisten mit ukrainischen Fahnen versammelt hatten. Die Befreiung Chersons sei "der Anfang vom Ende des Krieges", sagte Selenskyj. Er dankte den westlichen Staaten für deren anhaltende Unterstützung und betonte, vor allem die Lieferung von US-Raketen habe einen großen Unterschied gemacht. Die Reaktionen der Bevölkerung auf die Ankunft der ukrainischen Truppen in Cherson würden für sich sprechen, sagte Selenskyj. "Ihre Reaktionen sind nicht gestellt." Seit Freitag begrüßen die Menschen in der Stadt die einrückenden ukrainischen Soldaten teils frenetisch. Selenskyj grüßte auf den Straßen Soldaten, verteilte Orden und posierte für Fotos mit den Truppen. Er wolle den Menschen in Cherson mit seiner Anwesenheit seine persönliche Unterstützung ausdrücken, sagte Selenskyj vor Journalisten. Außerdem wolle er selbst die Emotionen und die Energie seiner Landsleute spüren. "Das motiviert auch sehr." Die russischen Streitkräfte hatten sich zuvor auf das östliche Ufer des Flusses Dnipro zurückgezogen - dort kontrollieren sie weiterhin rund 70 Prozent der Region Cherson. Die Befreiung von Cherson nach einer zermürbenden Offensive, die die russischen Truppen zum Rückzug aus der Stadt zwang, ist einer der bisher größten Erfolge der Ukraine seit dem Beginn des russischen Angriffs. Cherson ist eine von vier ukrainischen Regionen, die die Regierung in Moskau völkerrechtswidrig annektiert und zum Teil des Staatsgebiets der Russischen Föderation erklärt hat. Nach Angaben Selenskyjs haben Ermittler in den zurückeroberten Teilen der Region Cherson bislang bereits mehr als 400 russische Kriegsverbrechen aufgedeckt. Es seien Leichen von Soldaten und Zivilisten gefunden worden. Weiter sagte er in seiner abendlichen Video-Botschaft am Sonntag, es würden zurückgebliebene russische Soldaten und Söldner festgenommen. In 226 Ortschaften mit insgesamt über 100.000 Einwohnern sei der Rechtsstaat wiederhergestellt worden. Vorwürfe, Zivilisten seien getötet und verschleppt worden, weist Russland zurück. Einwohner berichteten, die abziehenden russischen Truppen hätten die Stadt geplündert. Sie zerstörten auch wichtige Infrastruktur, bevor sie sich zurückzogen. "Die Energieanlage, die das gesamte rechte Ufer der Region Cherson und einen bedeutenden Teil der Region Mykolajiw mit Strom versorgte, ist praktisch zerstört", erklärte der Leiter des staatlichen Stromversorger Ukrenergo, Wolodymyr Kudryzkyj, auf Facebook. Die Zerstörung sei ein Folge "der ohnmächtigen Wut der Besatzer vor ihrer Flucht", fügte er hinzu. Der größte Teil der befreiten Region Cherson sei bereits seit dem 6. November ohne Strom, sagte Kudryzkyj. "Wir tun unser Bestes, um die Menschen so schnell wie möglich wieder mit Strom zu versorgen." Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte den Besuch von Selenskyj in Cherson nicht kommentieren, sondern sagte lediglich: "Sie wissen, dass es sich um das Gebiet der Russischen Föderation handelt." US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Rückeroberung der Gebietshauptstadt am Montag als "bedeutenden Sieg". Die ukrainische Armee sei "wirklich wunderbar", sagte er in Nusa Dua auf der indonesischen Insel Bali. "Ich kann nur applaudieren." Die USA würden auch weiterhin helfen, damit die Ukrainer sich selbst verteidigen können. Washington werde aber nicht in irgendwelche Verhandlungen ohne Kiew treten. Mit Informationen von Reuters, AP und dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Wenige Tage nach dem Abzug russischer Truppen ist der ukrainische Präsident Selenskyj in die Stadt Cherson gereist. Er grüßt Soldaten und will den Menschen Unterstützung demonstrieren - tankt gleichzeitig aber auch selbst Kraft.
[ "Russland", "Wolodymyr Selenskyj", "Cherson", "Ukraine-Krieg" ]
deutschland-welt
2022-11-14T20:30:28.087+00:00
2022-11-14T20:31:04.335506+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/selenskyj-in-cherson-der-anfang-vom-ende-des-krieges,TNA9E9w
Abtei Münsterschwarzach für Flüchtlingsarbeit geehrt
Die Flüchtlinge kommen aus Syrien, Eritrea, Afghanistan, Irak, Iran und Somalia. Aktuell leben 36 Geflüchtete im Kloster. Von insgesamt 18 Minderjährigen konnten 14 inzwischen aus der Abtei Münsterschwarzach wegziehen – weil sie auf eigenen Füßen stehen. Die Landrätin Tamara Bischof verleiht den 6. Integrationspreis des Landkreises Kitzingen an die Mönche der Abtei Münsterschwarzach. Im Dezember 2014 hatte die Abtei damit begonnen, Geflüchtete aus aller Welt aufzunehmen. Das Landratsamt Kitzingen hat auf dem Gelände der Abtei eine dezentrale Unterkunft eingerichtet. Seit 2014 haben bereits 45 Flüchtlinge ihren Aufenthaltstitel bekommen und konnten in eine eigene Wohnung ziehen. Von den insgesamt 18 unbegleiteten Minderjährigen konnten 14 aus der Abtei Münsterschwarzach wegziehen; vier leben noch hier und sind mittlerweile volljährig geworden. Im Moment leben 36 geflüchtete Menschen, überwiegend junge Männer, in der Abtei Münsterschwarzach.
Marcus Filzek
Der Integrationspreis des Landkreises Kitzingen geht an die Abtei Münsterschwarzach. Das hat die Abtei heute gemeldet. Seit dreieinhalb Jahren haben die Benediktiner dort Geflüchtete aus aller Welt aufgenommen und tatkräftig unterstützt.
[ " Mönche", "Landkreis Kitzingen", "Münsterschwarzach", " Abtei" ]
bayern
2018-05-28T16:30:38.591463+00:00
2018-05-28T16:30:38.591463+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/abtei-muensterschwarzach-fuer-fluechtlingsarbeit-geehrt,QtMIT5a
Mann stört Sprengung der AKW-Kühltürme von Grafenrheinfeld – Schadenersatz?
Sein Selfie ist am Freitagabend in Whatsapp-Gruppen und auf Social Media kursiert: Ein bärtiger Mann mit Kletterhelm und Kamera, mit Klettergurten gesichert. Im Hintergrund sind die 143 Meter hohen Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld bei Schweinfurt zu sehen. Der 37-Jährige war auf einen Strommast im Absperrbereich geklettert und hatte sich in zehn Metern Höhe festgekettet. Dadurch hat sich die für 18.30 Uhr geplante Sprengung der Türme überraschend um etwa eineinhalb Stunden verzögert. Lange war nicht klar, ob die Sprengung an diesem Abend überhaupt noch stattfinden kann. Nach der Aktion des Atomkraft-Befürworters prüft Kraftwerksbetreiber "PreussenElektra" aktuell Schadenersatz-Ansprüche. Für den 37-Jährigen könnte es nun teuer werden. "Zur Höhe der Mehrkosten können wir derzeit aber noch keine Angaben machen. Deren Ermittlung läuft erst an", so eine Sprecherin. Der Betreiber will diese Woche auch noch darüber entscheiden, ob er Anzeige erstattet. Die Polizei prüft ebenfalls, ob sie dem 37-Jährigen die Mehrkosten für den Einsatz von Rettungskräften in Rechnung stellen kann. Darunter war ein extra angefordertes Team der Höhenrettung, das den Mann schließlich vom Strommast geholt hat. Laut Polizei ist der Aktivist der Pro-Atom-Szene zuzuordnen. In der Zeit der Sprengung war er in Gewahrsam, danach hat ihn die Polizei wieder entlassen. Außerdem laufen Ermittlungen der Polizei gegen den 37-Jährigen – wegen Nötigung, Hausfriedensbruch und einem Verstoß gegen die Allgemeinverfügung, mit der das Landratsamt Schweinfurt die Absperrzone rund um das ehemalige Atomkraftwerk angeordnet hatte. Die Ermittlungen liegen bei der Polizei Schweinfurt und werden nach Abschluss von der Staatsanwaltschaft geprüft. In dieser Allgemeinverfügung vom 13. August geht es um den Absperrbereich in der Zeit vor und nach der Sprengung. Darin heißt es unter anderem: "Zuwiderhandlungen gegen das Betretungsverbot können mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 1.000 Euro belegt werden." Die spektakuläre Sprengung hatte am Freitag tausende Schaulustige aus der ganzen Region angelockt. Außerhalb des Gefahrenbereichs saßen Menschen auf Campingstühlen oder Picknickstühlen und verfolgten das Geschehen. Die Polizei schätzt die Zahl auf rund 10.000. Etwa 200 Polizeikräfte und 50 Feuerwehrkräfte waren im Einsatz. Die Bauarbeiten für das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld hatten vor genau 50 Jahren begonnen. 2015 wurde es stillgelegt, seit 2018 läuft der Rückbau. Dieser soll noch etwa zehn Jahre dauern. Aktuell ist der Standort ein Zwischenlager für Brennelemente. Die Kühltürme in Grafenrheinfeld wurden aus zwei Gründen gesprengt: Einmal soll damit der Fortgang des Rückbaus sichtbar gemacht werden. Zum anderen braucht der einstige Betreiber "PreussenElektra" die Fläche eines Kühlturms, um darauf abgebaute Bauteile lagern zu können. Es war deutschlandweit die zweite Sprengung von Kühltürmen eines stillgelegten Kernkraftwerks. Vor gut vier Jahren waren in Philippsburg in Baden-Württemberg zwei Türme gesprengt worden. Wegen Corona hatte die Sprengung damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. VIDEO: Drohnenaufnahmen der Sprengung Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Kurz vor der Sprengung der AKW-Kühltürme in Grafenrheinfeld hatte sich ein Mann festgekettet und so die ganze Aktion verzögert. Für ihn könnte das jetzt teuer werden. Es geht um Schadenersatz und Mehrkosten für die Rettungskräfte.
[ "Unterfranken", "Kosten", "Polizei", " Unterfranken", "Schadenersatz", "Ermittlungen", "Schweinfurt", "Kernkraftwerk Grafenrheinfeld", "Grafenrheinfeld", "Kühltürme", "Atomkraftwerk", "Sprengung" ]
bayern
2024-08-19T15:55:19.049791+00:00
2024-08-20T15:00:26.635757+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/mann-stoert-sprengung-von-akw-tuermen-schadenersatz,ULuJUXr
Kohlmeisen singen je nach Alter und Region unterschiedlich
Kohlmeisen singen nicht alle gleich. Es ist ein bisschen wie in der Popmusik: Ältere Vögel singen Oldies, jüngere zwitschern neue Lieder. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Oxford. Dafür haben sie 20.000 Stunden Tonaufnahmen von über 100.000 Vogelgesängen analysiert. Ihre Arbeit ist jetzt im Fachmagazin "Current Biology" (externer Link) erschienen. Dass Ältere andere Lieder bevorzugen als Jüngere, ist nicht nur bei uns Menschen so. Auch Kohlmeisen haben je nach Alter ein eigenes Gesangsrepertoire. Ältere Kohlmeisen können dazu beitragen, altes Liedgut der Vögel zu bewahren - ähnlich wie bei uns, wenn Großeltern für die Jüngeren unbekannte, alte Lieder singen. Verschwinden oder sterben Vögel, gehen mit ihnen allerdings auch viele ihrer Gesänge verloren. Ein weiteres Fazit der Studie: Kohlmeisen haben je nachdem, wo sie leben, einen eigenen Gesang. Ähnlich wie bei uns Dialekte. Und ähnlich wie bei uns die verschiedenen Mundarten verändern sich auch die Gesänge der Vögel im Lauf der Zeit. Kommen gebietsfremde Vögel neu in eine Population hinzu, passen sie sich zwar gesangstechnisch ihrer neuen Region an, bereichern aber gleichzeitig das lokale Liedgut mit neuen Melodien. Die größte "Songvielfalt" konnte das Team um Nilo Merino Recalde, Biologe an der Universität Oxford und leitender Wissenschaftler der Studie, in altersgemischten Populationen, also mit jungen und alten Tieren, feststellen. Die Studie zeige, wie das Kommen und Gehen einzelner Vögel sowohl die Gesangsvielfalt als auch die Geschwindigkeit dieses Wandels beeinflusst, kommentiert der Forscher in einer Veröffentlichung (externer Link) die Arbeit. Sie biete nicht nur Einblicke in das Verhalten von Vögeln, sondern auch einen wichtigen Ausblick darauf, wie demografische Veränderungen die kulturelle Evolution bei Tierarten beeinflussen könnten. Ein möglicherweise wichtiger Beitrag für künftige Naturschutzbemühungen. Video: Studie belegt Wirkung von Vogelgezwitscher auf unsere Psyche Wenn Vögel - hier ein Rotkehlchen - singen, macht uns das glücklich. Das belegt eine aktuelle Studie. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Sylvaine von Liebe
Kohlmeisen singen unterschiedliche Lieder - abhängig davon, wie alt sie sind und wo sie leben. Wenn alte Vögel sterben, gehen auch ihre Gesänge verloren. Sogar die Migration von Kohlmeisen hat einen Effekt auf ihr Zwitschern.
[ "Biologie", "Singvögel", "Evolution", "Lieder", "Gesang", "Kohlmeise", "Vögel", "Tiere", "Forschung", "Wissenschaft" ]
wissen
2025-03-13T19:20:52.31215+00:00
2025-03-14T13:44:04.40676+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wissen/kohlmeisen-singen-je-nach-alter-und-region-unterschiedlich,UfJhmjK
Corona-News-Ticker Oberpfalz KW 50
Die Bundespolizei Waldmünchen wird ihre Binnengrenzfahndung zum Jahresende hin intensivieren. Das teilt die Behörde heute mit. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf den Schmuggel von illegalen Feuerwerkskörpern gelegt werden. Der Verkauf von Pyrotechnik wurde diese Woche in ganz Deutschland das zweite Jahr in Folge untersagt. Damit sollen unter anderem weniger Krankenhaus-Einlieferungen zum Jahreswechsel stattfinden, da die Intensivstationen durch Corona-Patienten bereits am Anschlag sind. Die Bundespolizei Waldmünchen warnt deshalb davor, Pyrotechnik in Tschechien zu kaufen. Der Besitz und die Einfuhr von nicht zugelassenen Feuerwerkskörpern ist verboten. Verstöße gegen das Sprengstoff- oder Zollrecht können eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zur Folge haben. Aufgrund der hohen Nachfrage erweitert der Landkreis Cham sein Familien-Impfangebot um zwei Tage. Am 21.12. können sich Kinder ab fünf Jahren in Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten von 9 bis 17 Uhr impfen lassen. Der Termin für die Zweitimpfung wäre dann der 11.01.2022. An den Impfzentren Roding und Bad Kötzting gilt das Angebot am 28.12. von 9 bis 17 Uhr. Der Termin für die Zweitimpfung wäre entsprechend der 18.01.2022. An diesen Tagen können sich auch ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene impfen lassen, heißt es. Kinder unter elf Jahren erhalten laut Landratsamt den Impfstoff von Biontech in der Kinderdosierung. Personen zwischen 12 und 30 Jahren und Schwangere werden mit Biontech in normaler Dosierung geimpft. Ältere erhalten den Impfstoff von Moderna. Für eine Impfung ist eine Anmeldung per Mail an [email protected] notwendig. Die Anmeldung kann auch telefonisch unter 09971/78992 erfolgen. Zur Impfung müssen ein Ausweisdokument und, falls vorhanden, der Impfpass und medizinische Befunde mitgebracht werden. Für die Impfung von Kindern braucht es die Zustimmung aller Erziehungsberechtigten. Die Impfungen für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren starten heute im Landkreis Regensburg. Stattfinden sollen diese zunächst nur im Impfzentrum Nittendorf als Familienimpftage oder -nachmittage, an denen nur diese Altersgruppe geimpft werden soll. Momentan ist die Resonanz nach Impfterminen dort "sehr gut", so das Regensburger Landratsamt. Im Dezember sollen insgesamt 400 Impftermine angeboten werden. Mittlerweile (Stand 15.12.2021) sind laut dem Landratsamt bereits über 200 Termine vergeben. Am 16.12 und am 17.12. soll es nur noch wenige freie Termine geben. Die Termine am 18.12. sowie vom 20.12. - 23.12 sind bereits vollständig belegt. Im Landkreis Schwandorf gibt es einen ersten Omikron-Verdachtsfall. Das teilte das Landratsamt am späten Nachmittag mit. Demnach handelt es sich um einen Reiserückkehrer aus Südafrika, der sich mit der neuen Coronavirus-Variante angesteckt haben könnte. Die Infektion ist durch einen PCR-Test bestätigt, in Bezug auf die neue Mutation sei der Fall aber noch nicht bestätigt, so das Amt. Er werde priorisiert geprüft. Das traditionelle Weihnachtskonzert der Regensburger Domspatzen kann Corona-bedingt auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Der weltberühmte Knabenchor teilt nun mit, dass es dafür ein digitales Ersatzprogramm geben wird: ein Live-Konzert, das online übertragen wird. Das Konzert mit dem Titel "O magnum mysterium" findet am 21. Dezember ab 19.30 Uhr im Audimax der Regensburger Universität statt. Zu sehen ist es kostenfrei im Internet. Die Adresse dazu lautet: www.domspatzen.de und auch auf dem Youtube-Kanal der Domspatzen, "Domspatzen TV", wird es übertragen. Der Chor präsentiert ein Programm quer durch die Epochen der Musikgeschichte, heißt es. Im Zentrum stehe die bekannte Motette "O magnum mysterium" von Morten Lauridsen. "Mit unserem Gesang möchten wir den Menschen vorweihnachtliche Freude nach Hause bringen", sagt Domkapellmeister Christian Heiß. In der über 1.000-jährigen Geschichte des weltberühmten Chores handle es sich um die erste große eigene Live-Online-Produktion. Das Theater Regensburg beschränkt freiwillig seine Platzkapazitäten. Wie das Theater mitteilt, wird die Reduzierung der Platzkapazität auf 25 Prozent bis zum 31. Januar 2022 ausgedehnt. Obwohl die Bayerische Regierung gestern eine Verlängerung der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung nur bis zum 12. Januar verkündet hatte. "Mit der Verlängerung der Kapazitätsreduktion möchten wir verhindern, dass unser Publikum auch im Januar wieder sehr kurzfristig von eventuell neuen Maßnahmen der Bayerischen Staatsregierung betroffen sein könnte. Wir bitten um Ihr Verständnis", heißt es auf der Homepage des Theaters. Alle Karten und Abo-Plätze verlieren im Zeitraum von 16.12. bis einschließlich 31.01.2022 ihre Gültigkeit, so das Theater. Die neuen Vorverkaufsstarts sowie die angepassten Saalpläne mit Sitzinsel-Lösung und viel Abstand finden Interessierte auf der Theater-Homepage. Ein Besuch von Veranstaltungen im Theater Regensburg ist weiterhin nur unter Einhaltung der 2G plus-Regelung mit zusätzlicher FFP2-Maskenpflicht möglich. Die Regensburger Brauerei Bischofshof hat den Mitarbeitenden im Impf- und Testzentrum am Dultplatz 40 Kästen Bier spendiert. Es soll ein Dankeschön sein, an alle Ehrenamtlichen, die im Kampf gegen die Pandemie für die Bevölkerung da sind. "Wenn sich jemand gerade ein Bier nach Feierabend verdient hat, dann sind es die fleißigen Helfer vom Malteser Hilfsdienst, von den Johannitern und der DLRG", teilt die Malteser Diözesangeschäftsstelle Regensburg heute mit. Maximilian Land, Leiter Impfen und Testen von den Maltesern, freute sich über die Wertschätzung. Das komme bei den Mitarbeitern sehr gut an, so Land. "Wir haben im Impfzentrum gerade erfreulich viel zu tun und nach Feierabend auf ein Bier zusammenzustehen - das stärkt den Gemeinschaftssinn." Das Impfzentrum des Landkreises Schwandorf wird in der Außenstelle am Globus-Markt an bestimmten Tagen Kinder-Impfungen durchführen. Das teilte das Landratsamt mit. Begonnen wird damit bereits am Donnerstag - von 13.30 bis 16.30 Uhr. Während dieser Zeit finden ausschließlich Kinderimpfungen statt. Eine Anmeldung ist hierfür nicht erforderlich. Für spezielle Fragen rund um das Thema Schutzimpfung für Kinder wird ein Kinderarzt anwesend sein und abseits des regulären Impfbetriebs die Eltern aufklären. Unbedingt mitzubringen sind ein amtlicher Lichtbildausweis des Kindes sowie dessen Impfpass. Um den Ablauf im Impfzentrum zu beschleunigen, ist es zudem hilfreich, das zu impfende Kind bereits vorher unter impfzentren.bayern zu registrieren. Am Standort Nabburg sind laut Amt derzeit keine speziellen Impfangebote für Kinder geplant. Zum ersten Mal ist im Landkreis Regensburg die veränderte Coronavirus-Variante Omikron nachgewiesen worden. Das Gesundheitsamt bestätigte einen Fall am Montag, wie ein Landratsamtssprecher dem BR auf Nachfrage sagte. Demnach handelt es sich um die Infizierung einer 29 Jahre alten Person aus dem Landkreis Regensburg. Diese kam offenbar mit der Virusvariante aus Dublin in Irland zurück. Laut Sprecher war die Person bereits dreimal geimpft – zuletzt Anfang November. "Sie hatte Symptome, aber einen moderaten Verlauf", heißt es. Mittlerweile sei die betroffene Person fast symptomfrei, befinde sich aber weiterhin in häuslicher Isolation. Der Regensburger Weihnachtscircus ist am Montag abgesagt worden. Wie ein Sprecher mitteilt, ist es nach 2020 jetzt das zweite Mal, dass der Weihnachtscircus coronabedingt eine Zwangspause einlegen muss. Das Gastspiel hätte eigentlich vom 22. Dezember 2021 bis 9. Januar 2022 auf dem Dultplatz stattfinden sollen. "Corona hält uns alle weiter im Griff, die Angst vor der neuen Virus-Variante Omikron verschärft noch einmal die Situation. Deshalb haben wir uns schweren Herzens entschlossen, den Regensburger Weihnachtscircus in diesem Winter abzusagen", so Produzent Thomas Schütte. Karten können dort, wo sie gekauft wurden, zurückgegeben werden. Der nächste Regensburger Weihnachtscircus soll vom 22. Dezember 2022 bis zum 8. Januar 2023 stattfinden. Rund 100 Personen haben sich am Sonntagabend in Erbendorf im Landkreis Tirschenreuth am Stadtpark zu einer Demonstration versammelt. Wie die Polizei heute mitteilt, wurde zu der Aktion in den sozialen Netzwerken unter dem Motto "Mahnwache für Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung" aufgerufen. Die Teilnehmer gingen im Anschluss daran über den Kaiserberg in Richtung Stadtmitte, wendeten dort und kehrten zum Stadtpark zurück. Dort hat sich die Versammlung dann aufgelöst. Beamte der Polizeiinspektion Kemnath überwachten die Aktion. Laut Polizei verlief die Mahnwache störungsfrei, es wurden keine Verstöße hinsichtlich des Infektionsschutzes festgestellt. Den Corona-Ticker Oberpfalz der Vorwoche finden Sie hier "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Die Bundespolizei Waldmünchen warnt vor Pyrotechnik aus Tschechien und wird Autos an der Grenze verstärkt kontrollieren. In Deutschland wurde nämlich der Verkauf wegen Corona verboten. Mehr Corona-News aus der Oberpfalz im Ticker:
[ "Corona", "Covid-19", "Bayern", "Pandemie", "Coronavirus", "Oberpfalz" ]
bayern
2021-12-17T13:22:54.338+00:00
2021-12-17T13:27:25.878216+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/corona-news-ticker-oberpfalz-kw50,SrSbfPb
Armenien und Aserbaidschan einigen sich auf Waffenruhe
Nach zweitägigen Kämpfen haben sich Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe geeinigt. Diese sei am Mittwochabend um 20 Uhr in Kraft getreten, teilte der Sekretär des armenischen Sicherheitsrats, Armen Grigorjan, in der Nacht zum Donnerstag im armenischen Fernsehen mit. Armenien meldete 105 tote Soldaten in seinen Reihen, Aserbaidschan 50, seit der schwelende Konflikt zwischen den beiden Staaten Anfang der Woche wieder ausgebrochen war. Die beiden Staaten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich und dafür, dass die Kämpfe am Dienstag und am Mittwoch zunächst noch weitergingen. Ein erster Versuch Russlands, bereits am Dienstag eine Feuerpause zu vermitteln, war gescheitert. Unklar war, ob sie diesmal halten würde. In der armenischen Hauptstadt Eriwan hatten nur wenige Stunden vor der Ankündigung der Waffenruhe Tausende Menschen gegen Regierungschef Nikol Paschinjan demonstriert und ihm Landesverrat vorgeworfen. Auslöser waren Aussagen des Ministerpräsidenten, seine Regierung sei bereit, in einem möglichen künftigen Friedensabkommen mit Aserbaidschan die territoriale Integrität des Nachbarlandes anzuerkennen, sofern die Regierung in Baku wiederum die Kontrolle über eroberte Gebiete in Armenien aufgebe. Einige oppositionelle Abgeordnete werteten Paschinjans Aussagen vor dem Parlament am Mittwoch als Zeichen, dass der Regierungschef im wieder aufgeflammten Konflikt mit Aserbaidschan zu allzu großen Zugeständnissen bereit sei. Innerhalb kürzester Zeit strömten Tausende zum Regierungssitz und forderten Paschinjans Rücktritt. Bereits nach dem sechswöchigen Krieg 2020, als er durch den Kampfverlauf gezwungen war, ein nachteiliges Friedensabkommen mit Aserbaidschan zu unterzeichnen, war es zu massiven Protesten gegen Paschinjan gekommen. Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um Bergkarabach hält seit Jahrzehnten an. Die Region gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber seit dem Ende eines Separatistenkriegs im Jahr 1994 von armenischen Kräften kontrolliert, die von Armenien unterstützt werden. Während eines sechswöchigen Krieges im Jahr 2020, in dem mehr als 6.600 Menschen getötet wurden, eroberte Aserbaidschan weite Teile der Region und umliegende Gebiete zurück, die seit Jahrzehnten von den von Armenien unterstützten Separatisten kontrolliert worden waren. Der Krieg endete mit einem von Russland vermittelten Waffenstillstand. Moskau entsandte im Rahmen des Abkommens 2020 etwa 2000 Soldaten als Friedenstruppe in die Region. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! Mit Informationen der Nachrichtenagenturen dpa/AP
BR24 Redaktion
Seit der schwelende Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan Anfang der Woche wieder hochkochte, sind nach Angaben beider Seiten 155 Soldaten ums Leben gekommen. Nun haben sich beide Parteien auf eine Waffenruhe geeinigt.
[ "Bergkarabach", "Kaukasus", "Armenien", "Waffenruhe", "Aserbaidschan", "Konflikte" ]
deutschland-welt
2022-09-15T04:24:30.975238+00:00
2022-09-15T10:27:26.938351+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/armenien-und-aserbaidschan-einigen-sich-auf-waffenruhe,THTL2RY
Längerer Kündigungsschutz nach Geburt: Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) will den Kündigungsschutz für Eltern nach der Geburt deutlich verlängern. "Wenn Väter und Mütter in den Beruf zurückkehren, soll ihr besonderer Kündigungsschutz um drei Monate verlängert werden", sagte die neue Ministerin dem "Tagesspiegel". Bis auf wenige Ausnahmen ist die Kündigung des Beschäftigungsverhältnisses durch den Arbeitgeber bislang bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Entbindung unzulässig. Auf die Gesetzesänderung hatten sich SPD, Grüne und FDP zuvor im Ampel-Koalitionsvertrag geeinigt. "Das nimmt viel Druck von den Familien", so Spiegel im Interview. Die neue Familienministerin sieht in der Verlängerung des Kündigungsschutzes eine von drei zentralen Maßnahmen, um gleichberechtigte Partnerschaften zu ermöglichen. Die Ampel-Parteien haben sich zudem auf die Verlängerung der Partnermonate beim Elterngeld um einen Monat verständigt und wollen außerdem einen zweiwöchigen, bezahlten Urlaub nach der Geburt gesetzlich ermöglichen. Schwangere Frauen haben bereits Anspruch auf Mutterschutz rund um die Geburt: Arbeitgeber in Deutschland dürfen sie sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Entbindung nicht beschäftigen. Mit dem neuen Urlaubsanspruch soll nun auch der zweite Elternteil bei vollem Gehalt bei der Familie bleiben können. "Damit muss man sich diese Zeit nicht mühsam zusammensparen", sagte Spiegel. Weitere Elterngeldmonate soll es Paaren erleichtern, sich die Elternzeit aufzuteilen - und so zu mehr Gleichberechtigung führen. Spiegel ist selbst vierfache Mutter, sie will das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einem ihrer Schwerpunkte als Ministerin zu machen. "Ich arbeite daran, dass Frauen sich beruflich verwirklichen können." Die 41-Jährige appellierte zudem an die Politik, als Vorbild voranzugehen. "Wir tun gut daran, noch stärker zu zeigen, dass wir Politik und Familie miteinander vereinbaren wollen", sagte Spiegel. Es müsse normal werden, dass Abgeordnete und Regierungsmitglieder im Parlament auch mal ihr Baby mitbringen, sagte Spiegel weiter. Zu ihrer Zeit als Familienministerin von Rheinland-Pfalz hatte sie ihr viertes Kind einmal in den Bundesrat mitgebracht. "Als ich das gemacht habe, hat das im Bundesrat direkt zu anderen Gesprächen geführt." Unter Verwendung von Agentur-Material. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
Claudia Kühle
Nach der Geburt ihres Kindes sind Eltern mindestens vier Monate lang vor einer Kündigung geschützt. Für Familienministerin Spiegel ist das nicht ausreichend. Sie will den Kündigungsschutz um drei Monate verlängern - und plant weitere Erleichterungen.
[ "Bundesfamilienministerium", "Anne Spiegel", "Elternzeit", "Eltern", "Familie", "Kündigungsschutz" ]
deutschland-welt
2021-12-24T06:57:07.092255+00:00
2021-12-24T06:57:07.092255+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/laengerer-kuendigungsschutz-nach-geburt-vereinbarkeit-von-beruf-und-familie,SsUASN8
Cannabis-Gesetz kommt durch Bundesrat: Kiffen ab Ostern erlaubt
Das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis kann wie von der Bundesregierung geplant zum 1. April in Kraft treten. Bei der Sitzung des Bundesrates warnten Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Bundesländer in der Länderkammer zwar eindringlich vor negativen Folgen des Gesetzes – eine Mehrheit für die Anrufung des Vermittlungsausschusses kam in der Abstimmung aber nicht zustande. Ein Vermittlungsverfahren zwischen Bund und Ländern hätte das Inkrafttreten des Gesetzes verzögert. Die Mehrheit der Bundesländer enthielt sich bei der Abstimmung im Bundesrat. Sachsens Stimme wurde für ungültig erklärt, weil das Land nicht einheitlich abstimmte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete den Beschluss zur Teillegalisierung von Cannabis als richtungsweisend. "Die Cannabis-Politik der letzten zehn Jahre ist gescheitert", sagte der SPD-Politiker nach der Bundesratsabstimmung in Berlin. Lauterbach führte eine Verdopplung des Konsums bei Kindern und Jugendlichen an und eine Verdopplung der Zahl der Drogentoten. Zudem werde der Schwarzmarkt immer größer. "So konnte es nicht weitergehen. Ich war jahrelang auch gegen eine Cannabis-Legalisierung, aber die Studienlage zeigt, wir brauchen hier ein neues Angebot".  Von CDU/CSU gibt es dennoch massive Kritik an dem Gesetz. Die unionsgeführten Länder kündigten deswegen vorab an, der geplanten Teillegalisierung von Cannabis nicht zuzustimmen, wie beispielsweise der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther. Das Gesetz sei ohnehin fragwürdig, er halte es für "Unsinn, Cannabis zu legalisieren", sagte er im Deutschlandfunk. Man müsse aber akzeptieren, dass es eine Mehrheit im Bundestag dafür gebe. "Das Gesetz ist einfach handwerklich so schlecht gemacht, dass es in den Ländern überhaupt nicht umsetzbar ist, wenn es zum 1. April in Kraft tritt", betonte der CDU-Politiker. Günther hatte gefordert, das Cannabis-Gesetz auf Oktober zu verschieben. Unionspolitiker hatten die Hoffnung, das Gesetz in den Vermittlungsausschuss bringen zu können – manche mit einem klaren Ziel, wie es CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt öffentlich machte: "Es wäre wünschenswert, wenn dieses Gesetz nie wieder aus dem Vermittlungsausschuss herauskäme", so Dobrindt. Sachsens CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer äußerte sich ähnlich. Dazu kommt es nun nicht. Bayerns Ministerpräsident Söder kündigte bereits vor Wochen an, Cannabis-Konsumenten das Leben schwer machen zu wollen: Bayern werde das Gesetz "extremst restriktiv" anwenden. Wer mit Cannabis glücklich werden wolle, sei außerhalb Bayerns besser aufgehoben. Passend zu dieser Haltung sollen Millionen für Cannabis-Kontrolleure bereitgestellt werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) rechnet nach der Billigung des Cannabis-Gesetzes durch den Bundesrat mit Schwierigkeiten und einer Mehrbelastung für die Polizei. "Die Länder haben die Chance vertan, angesichts vieler offener Fragen politische Vernunft walten zu lassen", sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende, Alexander Poitz. Polizei, Zoll, Justizbehörden und Jugendämter stünden nun vor unnötigen Herausforderungen. "Ab dem 1. April werden unsere Kolleginnen und Kollegen in zahlreiche Konfliktsituationen mit Bürgerinnen und Bürgern geraten", prognostizierte der GdP-Vize. Denn auf allen Seiten gebe es nach wie vor Unsicherheiten. Mit Material von dpa, AFP, epd Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Die Teillegalisierung von Cannabis gilt wie geplant ab dem 1. April. Nach dem Bundestag gab heute auch der Bundesrat grünes Licht für das umstrittene Gesetz. Ab Ostermontag ist der Konsum damit legal – jedoch nur für Erwachsene und nicht überall.
[ "Ampelkoalition", "CDU/CSU", "SPD", "Karl Lauterbach", "Drogen", "Bundesrat", "Cannabis", "Cannabis-Legalisierung" ]
deutschland-welt
2024-03-22T21:14:27.148+00:00
2024-03-22T21:14:28.03247+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/cannabis-gesetz-kommt-durch-bundesrat-kiffen-ab-ostern-erlaubt,U7jI13q
80 Jahre Befreiung von KZ-Außenlager: Überlebende erinnern sich
Es ist Abba Naors 17. Geburtstag, als er bei einem Todesmarsch von US-Soldaten befreit wird. An diesen Tag kann sich der heute 90-Jährige noch genau erinnern. Er gehört zu den wenigen Überlebenden des KZ-Außenlagerkomplexes Landsberg am Lech/Kaufering. Heute ist er an diesen Ort zurückgekehrt – zu dem Monster, wie Abba Naor den ehemaligen Rüstungsbunker der Nationalsozialisten in der Welfenkaserne in Landsberg am Lech nennt. Rund 250 Menschen versammelten sich anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ-Außenkomplexes in der heutigen Untertageanlage zu der Gedenkveranstaltung. Auch nach so vielen Jahren habe die Befreiung der Menschen nicht an Bedeutung verloren, betonte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, in ihrer Rede. Der wachsende Antisemitismus ließe jüdische Menschen wieder in Angst leben. Demokratie und Menschenwürde seien mit bitteren Opfern errungen worden, so Knobloch. "Nun ist es an den Nachgeborenen, die Erinnerung an diese Verbrechen weiterzutragen", sagte Knobloch auf der Veranstaltung. Deutschland stehe derzeit an einem historischen Scheidepunkt, an dem es innere und äußere Feinde der Demokratie gebe. In Zeiten von Hass und Hetze sei Geschichte noch nie so nah wie jetzt, sagte Ilse Aigner, Bayerische Landtagspräsidentin. "Wir brauchen Erinnerung, um mit dem Blick zurück nach vorne zu denken." Sie selbst stelle sich in den Dienst der Erinnerung. Zu der Gedenkveranstaltung kamen neben Überlebenden des Lager-Komplexes auch zahlreiche Nachkommen. Die Bundeswehr hatte zum Tag der Befreiung zusammen mit der Stadt Landsberg und der Marktgemeinde Kaufering eingeladen. Im Anschluss an die Gedenkfeier wurde die Ausstellung "Dr. Zalman Grinberg – Leiter DP Hospital Sank Ottilien" eröffnet. Im April 1945 hatte Dr. Zalman Grinberg nach Weisung der US-Truppen Teile der Krankenstation der Erzabtei St. Ottilien übernommen. Er organisierte einen Monat danach ein Befreiungskonzert mit dem Orchester, das sich selbst "Jewish Orchestra in Bavaria" nannte. In Erinnerung an dieses Konzert wurde ein Musikstück davon heute auf der Gedenkveranstaltung gespielt. Ein Erinnerungsstein an die NS-Verbrechen im Außenlagerkomplex Landsberg/ Kaufering Die Welfenkaserne Landsberg am Lech ist ein Relikt deutscher Nazi-Vergangenheit. Anfang 1944 wurde aufgrund alliierter Luftangriffe geplant, im Reichsgebiet sechs unterirdische Flugzeugfabriken zu bauen. Drei davon in Landsberg am Lech unter den Decknamen "Diana II", "Weingut II" und "Walnuss II". Für den Bau der Bunker wurden zwischen Juni 1944 und April 1945 etwa 23.000 Zwangsarbeiter, überwiegend jüdischer Herkunft, aus dem KZ-Dachau in die Außenlager nach Landsberg und Kaufering deportiert. Darunter auch Zalman Grinberg und Abbo Naor. Der 90-Jährige berichtete, wie er 50 Kilogramm schwere Zementsäcke schleppen musste, in Tages- oder Nachtschichten. Die Häftlinge mussten unter grausamen Arbeitsbedingungen für die Nazis schuften. Mehr als 6.000 von ihnen starben. Der einzige noch erhaltene Bunker "Weingut I" wurde halb fertiggestellt und befindet sich heute auf dem Gelände der Welfenkaserne. Nach dem Krieg nutzten US-Streitkräfte das Gelände um die Bunkerbaustelle als Lager für Flugzeugbomben.1959 wurde das Gebiet durch die deutsche Luftwaffe übernommen. Die Bundeswehr errichtete eine neue Untertageanlage. Ab 1964 wurde das Gelände als Lager- und Instandsetzungseinrichtung genutzt. Die heutige Welfenkaserne wurde in den 1970er Jahren neu gebaut und beherbergt das Instandsetzungszentrum 13, das unter anderem zum Waffensystemunterstützungszentrum 1 in Manching gehört. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
Anna Parschan
Am 27. April jährte sich zum 80. Mal die Befreiung des KZ-Außenlagerkomplexes Kaufering/Landsberg durch amerikanische Truppen. Heute fand ein bewegender Gedenkakt statt – in der Untertageanlage der Welfenkaserne in Landsberg am Lech.
[ "Holocaust-Gedenktag", "Holocaust", "Tag der Befreiung", "Erinnerungsort", "Zwangsarbeit", "Antisemitismus", "KZ Außenlager Landsberg", "Kaufering", "Oberbayern" ]
bayern
2025-05-02T15:03:13.581778+00:00
2025-05-02T17:14:48.644843+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/80-jahre-befreiung-von-kz-aussenlager-ueberlebende-erinnern-sich,Uk2KfMb
Weltweit erster Todesfall mit Vogelgrippe-Virus-Typ H5N2
Fieber, Kurzatmigkeit, Durchfall und Schwindel: Das waren die Symptome, mit denen ein 59-jähriger Mensch in Mexiko-Stadt ins Krankenhaus kam. Wenige Tage später starb der Patient. Jetzt bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Infektion mit der Vogelgrippe-Virusvariante H5N2 – es ist der weltweit erste Todesfall eines Menschen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Person zuvor Kontakt zu "Geflügel oder anderen Tieren" gehabt habe. Die in Genf arbeitende, deutsche Virologin Isabella Eckerle schrieb auf X (ehemals Twitter) von einem "besorgniserregenden Todesfall" – "Viele offene Fragen - nicht gut!" Nach Angaben des mexikanischen Gesundheitsministeriums hatte die Person unter einem chronischen Nierenleiden, Diabetes Typ II und seit langem bestehendem Bluthochdruck gelitten. Die WHO führte aus, der Mensch habe am 17. April die Vogelgrippe-Symptome entwickelt. Am 24. April sei er in der Hauptstadt Mexiko-Stadt ins Krankenhaus eingeliefert worden und dort noch am selben Tag gestorben.  Nach einer Bestätigung durch mehrere Tests meldeten die mexikanischen Gesundheitsbehörden der WHO den Todesfall am 23. Mai. Wie der Betroffene sich angesteckt hatte, ist unklar. In Mexiko sind allerdings bereits H5N2-Infektionen bei Geflügel aufgetreten, unter anderem im Bundesstaat Mexico, in dem der Verstorbene lebte.  Die WHO schätzt das Risiko für Menschen in den betroffenen Regionen trotz des Todesfalls als "gering" ein. Das mexikanische Gesundheitsministerium versicherte, es bestehe "kein Ansteckungsrisiko für die Bevölkerung". Die Tests bei den Kontaktpersonen des Verstorbenen seien allesamt negativ ausgefallen. Die Behörden prüften demnach die Lage in landwirtschaftlichen Betrieben in der Nähe des Wohnorts des Verstorbenen und richteten ein Überwachungssystem ein, um mögliche H5N2-Infektionen bei Wildtieren zu entdecken. Die Variante H5N2 gilt als weniger stark krankheitserregend als H5N1. Bei Vieh wurde H5N2 in den vergangenen Jahren schon in mehreren Ländern festgestellt. Eine Übertragung der Virusvariante auf einen Menschen war bislang nicht bestätigt worden. Von 2003 bis Mai 2024 waren der WHO aus 23 Ländern insgesamt 463 Todesfälle nach Infektionen mit Vogelgrippeviren gemeldet worden, es handelte sich aber immer um A (H5N1). Infektionen mit Vogelgrippe-Viren sind meldepflichtig. In vielen Ländern werden aber nicht alle Todesfälle mit vogelgrippeähnlichen Symptomen wie Atemproblemen oder Durchfall untersucht oder die Laborkapazitäten reichen zur Bestimmung von Viren nicht aus. Experten gehen deshalb davon aus, dass nicht jeder Fall der WHO gemeldet wird.  In Mexikos Nachbarland USA breitet sich seit Wochen die Vogelgrippe-Virusvariante H5N1 aus und hat dort unter anderem auch Milchviehherden befallen. Vereinzelt wurden auch Infektionen bei Menschen festgestellt, Übertragungen von Mensch zu Mensch wurden jedoch nicht registriert. H5N1 grassiert inzwischen fast auf der ganzen Welt und lässt vor allem Vögel an der Vogelgrippe erkranken, die auch Geflügelpest genannt wird. Gelegentlich befällt das Virus aber auch Säugetiere, obwohl diese weniger empfänglich sind. Infiziert haben sich zum Beispiel bereits Nerze, Robben, Schweine, Pferde und Katzen. Mit Informationen von AFP und dpa Experten sind überrascht, dass Rinder mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert sind. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Die WHO hat in Mexiko den weltweit ersten bestätigten Todesfall eines Menschen durch eine Unterart der Vogelgrippe nachgewiesen. Demnach starb eine 59 Jahre alte Person nach einer H5N2-Infektion – und zwar ohne Kontakt mit Tieren gehabt zu haben.
[ "H5N2 ", "WHO", "Mexiko", "Vogelgrippe" ]
deutschland-welt
2024-06-06T09:05:37.225151+00:00
2024-06-06T14:05:23.706955+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/weltweit-erster-todesfall-mit-vogelgrippe-virus-typ-h5n2,UEu86ho
Baustelle Recycling: Baustoffe haben ein Nachhaltigkeitsproblem
In Memmingen kommt ein Lkw mit Bauschutt bei der Firma Geiger an. Was sonst nur zum Verfüllen von Baugruben taugt, wird hier zu neuem Baumaterial: Beton, Holz oder dreckiger Gleisschotter von der Bahn. "Der Gleisschotter geht in unsere nassmechanische Aufbereitungsanlage, durchläuft verschiedene Prozesse und kommt unten fraktioniert wieder heraus", erläutert Standortleiter Andreas Dietrich. Fraktioniert, das heißt nach Korngrößen sortiert, um dann in verschiedenen neuen Baumaterialien weiterverwendet zu werden. Das Unternehmen hat die Kreislaufanlage im Juli eröffnet. Sie ist vor allem eine Investition in die Zukunft. Bisher, beklagt die Branche, hätten recycelte Baustoffe ein schlechtes Image. "Ein Problem ist die Akzeptanz in der Öffentlichkeit", sagt der Wissenschaftler Volker Thome vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen. "Wann verliert ein Abfallstoff seine Abfalleigenschaft? Wann wird es wieder ein Produkt? Das ist leider nicht geregelt." Es geht darum, wie ein Recyclingprodukt deklariert werden muss. Ein Baustoff, der "Abfall" genannt wird, ist weniger attraktiv für Kunden. Selbst wenn sie bei Baustoffen mit Recyclinganteil zugreifen, dann nur bei der allerbesten Materialklasse, heißt es vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Minderwertigeres, aber noch ausreichend gutes Material findet kaum Abnehmer. Holger Seit, Pressesprecher des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen, bestätigt das. Vor allem bei öffentlichen Auftraggebern sei die Akzeptanz gering. Er kritisiert die komplizierten Regelungen, die es Bauherren erschweren, sich für Recyclingprodukte zu entscheiden. Ein technisch geeignetes Material aus dem Abbruch eines Gebäudes könne man nicht einfach so wiederverwenden. Es müssten aufwendige Laboruntersuchungen durchgeführt werden, um keine Schadstoffgrenzen zu überschreiten. "Da reden wir nicht über Gramm oder über Kilogramm, sondern über Milligramm", so Seit, "Wenn Sie das eingebaut haben und Sie haben einen Fehler gemacht, dann haften sie praktisch unbeschränkt." Bei der Firma Geiger gibt man sich optimistischer: "Wir merken, dass Bauherren nicht nur der Preis wichtig ist, sondern zunehmend auch recyceltes Material", meint Unternehmenschef Pius Geiger. "Ich denke, weil das Umweltbewusstsein größer wird." Ein weiteres Recycling-Material könnte Gips sein. Noch ist genügend davon vorhanden. Ein Großteil kommt als Abfallprodukt aus Kohlekraftwerken, aber die sollen bis 2030 abgeschaltet werden. Dann fehlen Millionen Tonnen Gips. Fraunhofer-Forscher Thome erzählt von einer Pilotanlage, die den im Bauabfall gebundenen Gips wieder zu seinem Ausgangsprodukt machen soll. "Wir nehmen ein Lebkuchenbackpulver", erklärt Thome. Chemisch gesehen ein Ammoniumkarbonat, das in eine Austauschreaktion mit dem Gips trete. Am Ende der Reaktion entsteht Kalk, der als Dünger verwendet werden kann oder wieder zu neuem Gips gemacht wird. Schon im kommenden Jahr soll die Anlage gebaut werden. Noch besser wäre es, Beton nicht zerkleinern, Gips nicht herauslösen zu müssen, sondern ganze Teile von Gebäuden einfach wiederzuverwenden. Wie der Bauschuttaufbereiter aus Memmingen und der Wissenschaftler aus Holzkirchen arbeiten auch beim Thema Wiederverwendung schon Menschen an der Zukunft; eine Zukunft, die bisher noch an überbordenden Regelwerken und fehlenden Anreizen für die Kunden scheitert. Das Unternehmen Concular in Berlin entwickelt eine "Dating-App" für Baumaterial: Die Software analysiert sämtliche Materialien eines Abrissgebäudes, von der Betonplatte bis zu Holzteilen. Der Computer macht dann ein "Matching" zwischen Abrissgebäude und geplantem Neubau und zeigt, wo Teile wiederverwendet werden können. "Wenn man sich das Bauen vor ein paar Jahrhunderten anguckt, dann war das gang und gäbe, Baumaterialien nicht zu entsorgen", sagt Unternehmenssprecherin Franziska Stein. Das Produzieren von Bauabfall sei eine relativ junge Entwicklung. Aus alten Häusern sollen wieder neue Häuser werden. So verschwendet man auch weniger graue Energie. Also die Energie, die für Herstellung und Transport von Baustoffen und für das Errichten eines Gebäudes aufgewendet wurde. Aber am ressourcenschonendsten ist es manchmal, ein Gebäude stehenzulassen und zu modernisieren. Dann fällt nämlich am wenigsten Bauschutt an. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Philip Artelt, Florian Regensburger, Dorothee Rengeling
Die Rohstoffe unserer Erde werden immer knapper. Das betrifft auch die Baubranche. Mit der Ersatzbaustoffverordnung will die Regierung entgegenwirken und Recycling am Bau fördern. Ein Erfolg ist aber noch nicht absehbar.
[ "Oberbayern", "Ersatzbaustoffverordnung", "Nachhaltigkeit", "Rohstoffe", "Beton", "Baustoffe", "Bauen", "Recycling", "Forschung", "Wissenschaft" ]
wissen
2024-08-26T03:07:37.754011+00:00
2024-08-26T13:16:21.907432+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wissen/baustelle-recycling-baustoffe-haben-ein-nachhaltigkeitsproblem,UMGUStU
Eine Woche ohne Müll: Kaufbeurer Gymnasium setzt sich hohes Ziel
Montagfrüh um kurz vor acht: Die Schüler des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren geben die Abfalleimer aus ihrem Klassenzimmer bei der Umwelt AG ab. Fünf Tage lang bleiben die Eimer in der Abstellkammer. Eine Woche möglichst ohne Müll – das ist das Ziel. Selma und Anja engagieren sich in der Umwelt AG, die die Idee zur müllfreien Woche an der Schule hatte. Ob alle mitmachen? Die beiden Schülerinnen sind sich nicht so sicher. Selma: "Ich hab' ein bisschen Angst, dass sie das halt gar nicht ernst nehmen und irgendwie alles überall hinschmeißen oder so." Auch Anja ist skeptisch, ihr geht es aber vor allem darum, "ein Bewusstsein zu schaffen" und dem ein oder anderen einfach zu zeigen, "was man an Abfall vielleicht wirklich reduzieren kann". Hört man sich auf dem Schulhof um, dann kommt die Idee zur müllfreien Woche bei den Schülern unterschiedlich gut an. Nicht alle sind überzeugt, dass bei ihren Mitschülern wirklich der Ehrgeiz da ist, das Ganze eine Woche lang durchzuziehen. Raphael wiederum glaubt, dass aber vielleicht sogar die Faulheit von Schülern ein Vorteil sein könnte: "Wenn man keine Möglichkeit hat, den Müll wegzuschmeißen, dann versucht man vielleicht auch, gar keinen zu produzieren - weil man keinen Bock hat, den mit sich herumzutragen." Seit vier Jahren ist das Jakob-Brucker-Gymnasium in Kaufbeuren Umweltschule. In verschiedenen Projekten setzen sich die Schüler für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Doch eine ganze Woche ohne Müll? Für die Schülerinnen und Schüler eine ganz neue Herausforderung. Das zeigt auch der erste Kontrollgang der Umwelt AG Mitte dieser Woche. Gleich im ersten Klassenzimmer fischt Aylin mehrere Verpackungen von Keksen und anderen Süßigkeiten aus dem Altpapier. Trotz der Enttäuschung ist die Schülerin von der Aktion der müllfreien Woche überzeugt. Aylin: "Natürlich, viele finden es nicht so toll. Aber die Hauptsache ist, dass sich manche dafür interessieren und mithelfen." Vor allem in der Oberstufe, glaubt ihre Mitschülerin Hannah, sei das Bewusstsein bei den meisten vorhanden. Hier würden auch viele versuchen, ihren Müll zu reduzieren. Die Schule selbst geht als gutes Vorbild voran. Seit dieser Woche gibt es in der Mensa Mehrwegschalen für die Pommes, die früheren Pappschalen haben ausgedient. Ein wichtiger Schritt, um Müll zu reduzieren, findet auch die Umwelt AG. Fast 1.000 Schülerinnen und Schüler zum Müllsparen zu motivieren - das ist nicht einfach, so also das Fazit der ersten Tage. Aber einige konnten sie bestimmt ein bisschen zum Umdenken bewegen, glauben die Schüler von der Umwelt AG. Sophia und Mira zum Beispiel wollen künftig weniger Verpacktes vom Automaten kaufen, sondern ihr Essen hauptsächlich von zu Hause mitbringen. Und Junis plant, den Müll, der in der Schule anfällt, auch wieder mit nach Hause zu nehmen. Zum Nachdenken angeregt hat sie also auf jeden Fall, die müllfreie Woche am Jakob-Brucker-Gymnasium in Kaufbeuren. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Rupert Waldmüller, Michaela Neukirch
Pausenbrotpapier, Taschentuch, Kekspackung: An einer Schule fällt einiges an Müll an. Im Kaufbeurer Jakob-Brucker-Gymnasium sollen die Abfalleimer nun eine Woche lang möglichst leer bleiben. Wie sich die rund 1.000 Schüler bei dem Versuch schlagen.
[ "Gymnasium", "Schule", "Recycling", "Müll", "Kaufbeuren", "Schwaben" ]
bayern
2024-05-16T09:08:57.589538+00:00
2024-05-17T09:13:13.944189+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/eine-woche-ohne-muell-kaufbeurer-gymnasium-setzt-sich-hohes-ziel,UCv8jKX
IT-Anbindung in der Pflege meilenweit hinter Zeitplan
Eigentlich sollten die rund 36.000 Pflegeheime und ambulante Pflegedienste in Deutschland schon seit Juli des vergangenen Jahres an die neue Daten-Autobahn des Gesundheitswesens angeschlossen sein, die Telematik-Infrastruktur. Tatsächlich angebunden sind aber erst rund 2.000, stellt der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) nach einer Umfrage fest. Die Bundesregierung hatte die Frist zur Anbindung zwar bereits um ein Jahr verschoben, auf 1. Juli dieses Jahres. Doch es sei "illusorisch" zu glauben, dass dieser Termin eingehalten werden kann, erklärt der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad). Der Verband beklagt gleichzeitig, es gebe "eine große Unzuverlässigkeit" bei der Einführung digitaler Technik im Pflegebereich. Über die Telematik-Infrastruktur können Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen beispielsweise Daten mit einem besonders hohen Sicherheitsstandard untereinander austauschen. Auch die Nutzung der elektronischen Patientenakte soll in Zukunft möglich sein. Damit könnten Pflegeeinrichtungen etwa auf elektronische Medikationspläne oder digitale Arztbriefe zugreifen und die Informationen bei der Betreuung von Pflegebedürftigen berücksichtigen. Nach Einschätzung der halbstaatlichen Gesellschaft Gematik, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen soll, ist es deshalb wichtig, dass auch Pflegeheime und ambulante Dienste sich an die Telematik-Infrastruktur anschließen. Auch eine Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGfW), in der unter anderem Pflege-Träger wie Caritas, Diakonie, Paritätischer oder AWO organisiert sind, sieht für Einrichtungen große Vorteile. Bessere Möglichkeiten, Abrechnungen elektronisch bei den Kassen einzureichen, wären beispielsweise eine beträchtliche Arbeitserleichterung, heißt es von der BAGfW. Allerdings hätten vor allem kleinere Pflegedienste oft nicht die personellen Ressourcen, um sich neben der Alltagsarbeit auch intensiv um das Thema Digitalisierung zu kümmern, erklärt der Dachverband. Strafen drohen bislang nicht, wenn Pflege-Einrichtungen bis 1. Juli nicht an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sind. Bei Kassenarzt-Praxen ist das anders. Sie müssen seit 2020 damit rechnen, dass ihnen 2,5 Prozent von ihren Kassenhonoraren abgezogen werden, wenn sie keinen Anschluss haben. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns ist aber die ganz überwiegende Mehrheit der Praxen mittlerweile an das Datennetz angeschlossen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Nikolaus Nützel
Auch Pflege-Einrichtungen sollen möglichst umfassend digitalisiert werden. Allerdings hat sich ein Großteil der Heime und Pflegedienste noch nicht an ein neues Gesundheits-Datennetz angeschlossen - dabei wird das in wenigen Monaten für alle Pflicht.
[ "elektronische Patientenakte", "Digitalisierung", "Gesundheitswesen", "Telematik", "Pflegedienst", "Pflege" ]
wirtschaft
2025-03-04T04:13:50.758222+00:00
2025-03-04T11:25:00.655528+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/it-anbindung-in-der-pflege-meilenweit-hinter-zeitplan,UeOZmsx
Bundesverfassungsgericht soll krisenfest(er) werden
SPD, Grüne, FDP und CDU/CSU im Bundestag haben sich auf eine Grundgesetzänderung geeinigt, um das Bundesverfassungsgericht zu stärken. Die Neuregelung soll dazu beitragen "Bestrebungen vorzubeugen, welche die Unabhängigkeit oder Funktionsfähigkeit der Verfassungsgerichtsbarkeit in Frage stellen wollen", heißt es in der Begründung. "Heute ist ein guter Tag für die demokratische Kultur in unserem Land", sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) bei der Vorstellung der Pläne in Berlin. Sollten extreme Parteien in Deutschland Mehrheiten gewinnen, würde mit der geplanten Verfassungsänderung politische Einflussnahme auf das Gericht verhindert oder zumindest deutlich erschwert. Viele Fragen rund um Organisation und Besetzung des Bundesverfassungsgerichts sind bisher nur in einem einfachen Gesetz, dem Bundesverfassungsgerichtsgesetz, geregelt. Für eine Änderung reicht die einfache Mehrheit im Bundestag. Über diese vermeintlichen Formalia könnte also die Arbeit des Gerichts als höchste Kontrollinstanz vom Parlament beeinflusst werden. Gewisse Strukturen sollen deshalb nach Wunsch von Ampel und Union Verfassungsrang erhalten und dadurch abgesichert werden. Denn für eine Änderung des Grundgesetzes sind die Hürden wesentlich höher: Es braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat. So soll unter anderem die Zahl der (zwei) Senate und ihre Besetzung mit je acht Richterinnen und Richtern verfassungsrechtlich festgelegt werden, ebenso die Dauer der richterlichen Amtszeit von zwölf Jahren und die Altersgrenze von 68 Jahren. Dadurch können bei einem Regierungswechsel unliebsame Richter nicht so einfach entfernt, politisch linientreue nicht so einfach eingesetzt werden. Auch der Ausschluss einer Wiederwahl von Richterinnen und Richtern soll künftig im Grundgesetz stehen, sowie die "Geschäftsordnungsautonomie" des Bundesverfassungsgerichts als Verfassungsorgan. Heißt, das Gericht soll seine Arbeitsweise selbst festlegen können. Das betrifft laut der stellvertretenden Unionsfraktionsvorsitzenden Andrea Lindholz (CSU) auch die Frage, in welcher Reihenfolge Akten zu bearbeiten sind. "Das kann im Zweifel sehr entscheidend sein." So hatte in Polen die mittlerweile abgewählte nationalkonservative PiS-Regierung das Verfassungsgericht verpflichtet, Fälle nach Eingangsstempel zu bearbeiten, nicht nach Dringlichkeit – und damit die Wirksamkeit des Gerichts als Kontrollinstanz untergraben. Zudem ersetzte sie Verfassungsrichter durch eigene, linientreue Kandidaten. In Ungarn entzog Ministerpräsident Viktor Orbán unabhängigen Richtern Befugnisse und nahm ihnen sogar die Möglichkeit, sich an den Europäischen Gerichtshof zu wenden. Erst als die Europäische Union Fördermittel blockierte, ruderte Orbán zurück. "Wir haben in Osteuropa leider sehen müssen, wie schnell der Rechtsstaat abgebaut werden konnte", sagte Johannes Fechner, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Bundestag. "Da gab es verschiedene Tricksereien, das werden wir verhindern." Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz ergänzte: "Wir müssen unsere Demokratie wehrhaft und resilient aufstellen." Eine "nicht vollkommen fernliegende Bedrohung" sieht von Notz auch in der möglichen Blockade bei der Wahl von Verfassungsrichtern. Sie werden je zur Hälfte von Bundestag und Bundesrat gewählt, nötig dafür ist laut Gesetz eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Falls sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag ändern und eine Fraktion mehr als ein Drittel der Stimmen hält, könnte sie die Wahl eines bestimmten Richters verhindern. Abhilfe schaffen soll künftig eine "Öffnungsklausel" im Grundgesetz: Sollte es der Bundestag nicht schaffen, eine freie Richterstelle rechtzeitig neu zu besetzen, soll der Bundesrat einspringen können – und umgekehrt. Einzelheiten dazu muss das Parlament allerdings noch festlegen. Man wolle hier die Verfassung nicht mit "Detailregelungen überfrachten". Der Deutsche Anwaltverein (DAV) sprach von "wichtigen und klugen Vorschlägen", mit denen Richterinnen und Richter "vor politischen Übergriffen geschützt werden". Dass sich Regierung und größte Oppositionsfraktion auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt haben, nannte der Deutsche Richterbund (DRB) "erfreulich". Allerdings sei die angekündigte Absicherung "nur ein erster Schritt". DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn forderte mit Blick auf das Weisungsrecht der Länder-Justizminister gegenüber Staatsanwälten, auch diese "gesetzlichen Einfallstore für einen politischen Missbrauch der Strafverfolgung" zu schließen. Sie seien "Gift für das Vertrauen der Menschen in eine unabhängige Strafverfolgung". Kritik an den Reformplänen kommt von der AfD: Stephan Brandner, stellvertretender Bundessprecher der Partei, sagte, seine Fraktion habe bereits eigene Vorschläge zur Resilienz der Demokratie gemacht. Dass die AfD von der Arbeit an der geplanten Reform ausgeschlossen worden sei, zeige "die miserable demokratische Kultur unter der Ampelregierung". Noch im Februar hatte die Union den Plänen von Bundesjustizminister Buschmann eine Absage erteilt und Gespräche mit den Ampelparteien abgebrochen. Zuvor waren Ideen der Ampel öffentlich geworden. Die Union zeigte sich irritiert und forderte eine „ernsthafte Debatte im Hintergrund“, nicht über die Presse. Später hieß es, eine Verfassungsänderung sei nicht nötig, das Bundesverfassungsgericht sei genug vor Einflussnahme geschützt. Nun haben sich Ampel und Union in vertraulichen Gesprächen zusammengerauft, loben einhellig "leidenschaftliche Diskussionen" und "intensiven, guten Austausch". Ihre Pläne wollen sie zeitnah als Gesetzentwurf in den Bundestag einbringen, noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2025 soll die Grundgesetzänderung verabschiedet werden. Die dafür notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit ist den vier Fraktionen sicher. Mit Material von dpa und AFP Die Regierung und die Union wollen das Bundesverfassungsgericht unabhängiger machen. ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam erklärt die Vorschläge. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Julia Kammler
Ampel und Union wollen Deutschlands höchstes Gericht besser vor Demokratiefeinden schützen. Gemeinsame Pläne sehen eine Verfassungsänderung vor. Verabschiedet werden soll sie noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2025.
[ "verfassungsfeindlich", "Extremismus", "Bundesverfassungsgericht" ]
deutschland-welt
2024-07-23T15:55:12.673189+00:00
2024-11-20T17:41:01.818088+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/bundesverfassungsgericht-soll-krisenfest-er-werden,UJMeHym
Schlaganfall: Jede Minute zählt
Wolfgang Sandt ist seit zweieinhalb Monaten in Reha in der Fachklinik Enzensberg bei Füssen. Ende Juli hatte der 61-Jährige einen Schlaganfall. Er war für eine Familienfeier in Italien, als ihm plötzlich übel und schwindlig wurde. Ein Hitzschlag, dachte er zuerst: "Dann habe ich aber plötzlich gemerkt: Die linke Hand hat sich heiß angefühlt, die rechte Hand kalt", erzählt Sandt. "Ich habe meine Frau angerufen – die ist Ärztin – und sie hat sofort erkannt, dass das ein Schlaganfall ist." Der Bildhauer und leidenschaftliche Tangotänzer kam umgehend ins Krankenhaus, war die ersten Wochen im Bett, kann bis heute nicht ohne Rollator laufen. Er sei stark weggetreten gewesen, erzählt Wolfgang Sandt. Der 61-Jährige hatte Probleme beim Sprechen, beim Schlucken und musste per Magensonde ernährt werden. "Ich selber habe mich ja nicht von außen gesehen. Aber die, die mich gesehen haben, waren sehr besorgt." Ein Schlaganfall kann jeden treffen, sagt Hans Jürgen-Gdynia, Chefarzt der Neurologie in der Fachklinik Enzensberg. Arterien sind plötzlich verstopft, bestimmte Gehirnregionen werden nicht mehr mit Blut versorgt. Nur wenn man ganz schnell handelt, können schwere bleibende Schäden verhindert werden: "Das einzig Richtige, was man machen kann, ist: Sie wählen sofort den Notruf", sagt Chefarzt Gdynia. "Time is brain. Zeit ist Gehirn. Das gilt beim Schlaganfall ganz dramatisch." 260.000 Menschen erleiden in Deutschland pro Jahr einen Schlaganfall. Meist sind ältere Menschen betroffen. Schwere Behinderungen sind häufig die Folge. Die Patienten können zum Pflegefall werden. Doch die Medizin ist heute sehr weit: Komme der Patient innerhalb von viereinhalb Stunden in die Klinik, seien die Aussichten für eine erfolgreiche Therapie in vielen Fällen sehr gut, sagt Neurologe Gdynia. Wenn Symptome auftreten, sollte man deshalb am besten sofort reagieren. Alarmzeichen sind halbseitige Lähmungserscheinungen, ein hängender Mundwinkel, plötzliche Sprachstörungen, Schwindel und Übelkeit. "Die Symptome kommen von einer Minute auf die andere", sagt Hans-Jürgen Gdynia. Man solle aber auf keinen Fall abwarten, ob sich die Beschwerden wieder legen. "Und Sie gehen bitte nicht erst zum Hausarzt oder warten nicht bis morgen - im schlimmsten Fall können Sie sich morgen nicht mehr darum kümmern." Wichtig ist auch: Jeder kann das Schlaganfallrisiko selbst vermindern, wenn er Risikofaktoren vermeidet oder daran arbeitet. Dazu gehören Bluthochdruck, Rauchen, eine Zuckererkrankung und hohe Blutfettwerte. "Wenn man darauf achtet, hat man nicht nur viel getan, um einen Schlaganfall zu vermeiden, sondern auch einen Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen in anderen Bereichen", sagt Chefarzt Gdynia. "Das Risiko ist dann natürlich nicht null. Aber Sie haben dann viel gemacht, um es zu reduzieren." Schlaganfallpatient Wolfgang Sandt macht in der Reha in Enzensberg jeden Tag Fortschritte. Inzwischen kann er auch wieder kurze Strecken ohne Rollator laufen. Die große Hoffnung für den leidenschaftlichen Tangotänzer ist, dass er auch irgendwann wieder das Tanzbein schwingen kann: "Ich gehe davon aus, dass ich das kann", sagt der 61-Jährige. "Wenn ich hier rauskomme, gebe ich, wenn das gewünscht ist, eine Runde Tango-Gratisunterricht in Enzensberg." "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Rupert Waldmüller
Es sind Sekunden, die ein Leben für immer verändern können. Ohne Vorwarnung kann er kommen: Ein Schlaganfall. Doch schwere bleibende Schäden lassen sich verhindern. Wenn man schnell handelt. Darauf machen Mediziner zum Weltschlaganfalltag aufmerksam.
[ "Landkreis Ostallgäu", "Schlaganfall", "Füssen", "Medizin", "Schwaben" ]
bayern
2021-10-29T12:17:11.462+00:00
2021-10-29T12:17:13.862702+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/schlaganfall-jede-minute-zaehlt,SnDnBu3
BayWa in der Krise: Kleinaktionäre wolllen sich wehren
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW hat nach der Meldung über das Sanierungsgutachten bei der BayWa Aktionäre und Anleihegläubiger dazu aufgerufen, sich bei ihr zu melden, um gemeinsame Interessen zu bündeln. Offensichtlich nehmen das viele Investoren in Anspruch. Hunderte Anteilseigner haben die Aktionärsschützer mittlerweile kontaktiert und täglich werden es mehr, wie es bei der DSW heißt. Die Investoren wollen prüfen lassen, ob sie nicht zu spät über die Schieflage im Unternehmen informiert worden sind. So kritisiert die DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt, dass bei der Hauptversammlung im Juni der Vorstand noch ein ganz anderes Bild gezeichnet hat. Der Vorstandschef Marcus Pöllinger habe bei dem Aktionärstreffen allen Anwesenden das Gefühl vermittelt, dass das Unternehmen gut dastehe. Der Wegfall der Dividende für das vergangene Jahr sei ein einmaliger Ausrutscher gewesen, im nächsten Jahr solle auf jeden Fall wieder eine Dividende gezahlt werden, habe Pöllinger versprochen. Doch nur wenige Wochen später ist keine Rede mehr davon. Die hohe Not könne doch nicht in vier Wochen entstanden sein. Das sei schon sehr merkwürdig, so Bergdolt. Bei der BayWa will man sich zu diesen Vorwürfen nicht äußern. Mit Spannung warten die Anleger nun auf das Sanierungsgutachten. Denn die Anteilseigner fürchten, dass die BayWa nun womöglich auf ihre Kosten saniert wird, zum Beispiel durch einen Kapitalschnitt, bei dem ihre Aktien entwertet würden. Bei der DSW haben sich übrigens ihren Worten nach auch Lieferanten gemeldet, mit der Frage, ob sie die BayWa überhaupt noch beliefern sollen, unter anderem mit Getreide. Sie habe diese Anfragen aber nicht beantworten können und die Lieferanten an entsprechenden Fachanwälte weiter verwiesen. Die wichtigsten Eigentümer der BayWa wollen offenbar kurzfristig wenigstens die Voraussetzungen für eine Rettung des hochverschuldeten Münchner Agrarkonzerns schaffen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, könnte es eine Kapitalspritze von den beiden Großaktionären geben, der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs-AG (rund 34 Prozent BayWa-Anteil) und der österreichischen Raiffeisen Agrar Invest (rund 28 Prozent). Die Rede ist von jeweils 200 Millionen Euro Liquidität. Auf dieser Grundlage seien auch die Gläubigerbanken bereit, Kredite über weitere 200 Millionen Euro zu geben. Aus dem Kreis der Gläubigerbanken wird aber dem Vernehmen nach die Forderung erhoben, der Freistaat möge die Kredite der Banken über eine Landesbürgschaft absichern. Bis alle nötigen Beschlüsse vorliegen, könne es aber noch einige Tage dauern. Ein Firmensprecher wollte auch dies nicht kommentieren. Die Meldung über frisches Kapital beruhige. Damit könnte das Überleben erst einmal gesichert werden, aber es sei nach wie vor unklar, wie es dann weitergehe, so das Fazit der Aktionärsschützerin Bergdolt. Mitte Juli hatte die BayWa in einer Pflichtmitteilung für die Börse die "angespannte" Finanzlage und die Berufung eines Sanierungsgutachters publik gemacht. Sorgen ausgelöst hatte das nicht nur in der Finanzszene: Die BayWa ist für die Lebensmittelversorgung in Süddeutschland von erheblicher Bedeutung. Das Unternehmen aus München ist nicht nur Lieferant von Saatgut, Dünger und Landmaschinen, sondern kauft vielen Bauern auch ihre Ernte ab. Außerdem sind viele Landwirte Kleinaktionäre des Unternehmens. Bei der BayWa sind weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter beschäftigt, rund 8.000 davon in Bayern. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Gabriel Wirth, Ralf Schmidberger
Die BayWa steckt tiefer in der Krise als es zunächst den Anschein hatte. Deshalb fühlen sich viele Aktionäre getäuscht. Sie haben sich an Aktionärsschützer gewandt, um ihre Interessen zu bündeln.
[ "Oberbayern", "Marcus Pöllinger", "Raiffeisen-Agrar Invest", "Raiffeisen-Beteiligungs-AG", "Daniela Bergdolt", "DSW", "BayWa" ]
wirtschaft
2024-08-01T11:07:43.343396+00:00
2024-08-01T15:14:15.481322+00:00
https://www.br.de//nachrichten/wirtschaft/baywa-in-der-krise-kleinaktionaere-wolllen-sich-wehren,UKC0Sm8
Brandstiftung: Waldbrände im Spessart vorsätzlich gelegt
Nach den beiden Waldbränden gestern im Spessart gehen die Ermittler von Brandstiftung aus. Das bestätigte das Polizeipräsidium Unterfranken dem BR. "Die Brände sind laut der Untersuchung der Experten zeitgleich an mehreren Stellen und abseits der Wege entstanden. Deshalb gehen die Brandfahnder auch nicht von einer unabsichtlichen Verursachung wie einer weggeworfenen Zigarette, sondern von absichtlicher Brandstiftung aus", sagte Polizeisprecher Philipp Hümmer am Donnerstagnachmittag. Am Mittwoch hatte vor allem der Waldbrand bei Heimbuchenthal im Landkreis Aschaffenburg einen Großeinsatz ausgelöst. 4.000 Quadratmeter Wald waren dort betroffen. Die Feuerwehr war mehrere Stunden mit dem Löschen beschäftigt. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Weil die Fläche kurz zuvor gerodet worden war, hielt sich der Saschschaden mit rund 5.000 Euro allerdings in Grenzen. Den deutlich kleineren Brand auf einer Fläche von 250 Quadratmetern bei Eschau im Landkreis Miltenberg hatten die Einsatzkräfte dagegen schnell unter Kontrolle. Schon am Tag des Brands hatten die Brandfahnder wegen der Entfernung von nur wenigen Kilometern und der zeitlichen Nähe einen Zusammenhang zwischen den beiden Bränden vermutet. Dazu hat es im Bereich um Eschau schon im vergangenen Jahr viermal im Wald gebrannt. Die Fahnder wollen deshalb herausfinden, ob auch zu dieser früheren Brandserie ein Zusammenhang besteht. Die Waldbrandgefahr steigt, in Teilen Bayerns ist die höchste Warnstufe ausgerufen worden. Doch im Ernstfall ist der Brandort oft nicht sicher zu erreichen. Darum sollen die zentralen Wege nun ausgebaut werden. Sonnig und trocken bleibt es auch in den nächsten Tagen. Für weite Teile Bayerns gilt Stufe 4 des Waldbrand-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes. Das heißt: hohe Waldbrandgefahr. Die Tendenz fürs Wochenende verheißt nichts Gutes. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Achim Winkelmann
Die Waldbrände in Heimbuchenthal und Eschau am Mittwoch sind offenbar vorsätzlich gelegt worden. Darauf wiesen mehrere zeitgleich entstandene Brandherde abseits der Wege hin, so die Polizei gegenüber BR24.
[ "Brandstiftung", "Waldbrand", "Unterfranken" ]
bayern
2023-06-15T17:23:57.00292+00:00
2023-06-15T17:23:57.00292+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/brandstiftung-waldbraende-im-spessart-vorsaetzlich-gelegt,ThGd1Tk
Nach 60 Jahren: Neue Seile für die Mittenwalder Karwendelbahn
Zwei riesige Kompressoren ächzen an der Talstation der Karwendelbahn in Mittenwald. Sie treiben eine hydraulische Maschine an, die das tonnenschwere Seil auf den Berg zieht. Aber wie geht das, wenn ein tonnenschweres Drahtseil rund 2,5 Kilometer in schwindelnde Höhen gezogen wird? Es ist so wie Lego-Spielen, sagt der Betriebsleiter Stefan van den Heuvel. "Du hast einen Motor und baust eine Umlenkung und ziehst damit ein Seil", sagt van den Heuvel. So einfach wie Lego spielen ist es dann allerdings doch nicht. Das neue, 33 Tonnen schwere Seil ist auf einer riesigen Rolle aufgewickelt. Eine Spezialfirma aus Südtirol hat dieses neue Seil mit einem der beiden 60 Jahre alten Tragseile verbunden – und zieht mithilfe einer Umlenkung das neue hoch auf den Berg. Das alte Seil sammelt sie im Tal auf einer zweiten Rolle wieder ein. Was so einfach klingt, dauert mehrere Wochen. "Auf der Rolle ist jetzt eines der beiden Seile mit 2.700 Metern Länge", sagt der Bergbahnchef. Ein Meter wiegt 12,3 Kilo – daher das hohe Gesamtgewicht. Das Seil ist ein kleines Wunder der Technik. Im Kern ist ein Lichtwellenleiter (Glasfaser) vergossen, der demnächst die Internetanbindung der Bergstation sicherstellt. Ohne sein Team geht nichts, sagt der Mann vom Nieder-Rhein, der seit zwölf Jahren den Betrieb überwacht. Zentimeter um Zentimeter schiebt die Hydraulik das knapp fünf Zentimeter dicke Stahlseil in die Höhe. Wie die Hydraulik genau funktioniert, bleibt das Betriebsgeheimnis der Südtiroler Bergbahnfirma. Fotografieren dürfen wir sie beim Pressetermin nicht. Wenn das neue Seil an der Bergstation angekommen ist, beginnt der nächste Teil des Seil-Wechsels. Dort oben, 1.300 Meter hoch über Mittenwald, muss das Tragseil befestigt werden. Im sogenannten Poller-Raum wird das Ende des Tragseils drei bis vier Mal um einen metergroßen Poller aus Beton gewickelt und dann fixiert. Wenn beide Tragseile schlussendlich verlegt sind, werden sie mit Gewichten auf die richtige Spannung gebracht. Erst dann – und wenn der TÜV die Anlage auf Herz und Nieren überprüft hat - dürfen die Wanderer wieder die luftige Fahrt in 2.200 Meter Höhe antreten. Mitte Mai soll es wieder losgehen – bis dahin wollen der Betriebschef und seine Crew die "alte Dame", wie sie die Karwendelbahn liebevoll nennen, komplett durchgecheckt und auf Vordermann gebracht haben. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Lui Knoll
Der Wechsel des Tragseils einer Bergbahn ist eine spannende Angelegenheit. Wie kommt ein kilometerlanges Drahtseil hoch auf den Berg? In Mittenwald wurden die Tragseile der Kabinenbahn erneuert. Allein ein Meter des Seils wiegt über zwölf Kilogramm.
[ "Sicherheit", "Alpen", "Bergbahn", "ÖPNV", "Tragseil", "Mittenwald", "Karwendelbahn" ]
bayern
2023-04-21T14:12:47.861978+00:00
2023-04-21T14:12:47.861978+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/nach-60-jahren-neue-seile-fuer-die-mittenwalder-karwendelbahn,Tc3NXPV
Nach Swift-Absagen: Keine akuten Bedenken für Münchner Konzerte
Nach den sicherheitsbedingten Konzert-Absagen von Taylor Swift in Wien besteht für die kommenden Großkonzerte in München nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden aktuell keine konkrete Gefahr. Es bestehe derzeit kein Anlass, beispielsweise die Konzerte von Sängerin Adele abzusagen, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Bayerischen Rundfunk. "Vergleichbare Drohungen oder Besorgnisse oder Hinweise wie die Kollegen in Wien haben wir definitiv in Bayern nicht", betonte der Minister. Ähnlich äußerte sich das Polizeipräsidium München. Die Polizei prüfe mit Blick auf die Adele-Konzertreihe täglich die Sicherheitslage – und könne die Sicherheitsvorkehrungen jederzeit anpassen. Die Ereignisse in Wien würden dabei auch berücksichtigt. "Aktuell gibt es nach unseren Erkenntnissen hierzu keine konkrete Gefährdungslage", teilte ein Sprecher mit. Fans könnten entspannt die Konzerte der Künstlerin besuchen. Zugleich verwies der Sprecher auf eine "erhöhte abstrakte Gefährdung". Sie bestehe bundesweit "aufgrund der gesamten weltpolitischen Lage" nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 – insbesondere für Großveranstaltungen. Anlass sind aktuelle Terrorermittlungen in Wien. Dort hätte US-Superstar Taylor Swift an drei Abenden im Ernst-Happel-Stadion vor jeweils rund 65.000 Fans auftreten sollen. Doch die Konzerte wurden nach Terrorwarnungen am Mittwoch kurzfristig abgesagt. In München treten in den kommenden Tagen mehrere Stars jeweils vor Zehntausenden Zuschauern auf: Die Sängerin Adele steht von Donnerstag bis Ende August noch achtmal auf der Bühne auf dem Messe-Gelände Riem. Die britische Pop-Rock-Band Coldplay spielt in der kommenden Woche drei Konzerte im Olympiastadion. Das Medienunternehmen Live Nation veranstaltet die Konzerte von Adele und Coldplay in München. Das Unternehmen organisiert auch drei Coldplay Konzerte Ende August in Wien, ebenfalls im Ernst-Happel-Stadion. Nach der Swift-Absage stand die Befürchtung im Raum, dass auch diese Konzerte abgesagt werden könnten. Der Veranstalter ruft dazu auf, Ruhe zu bewahren und die Situation nicht mit Spekulationen weiter anzuheizen. Auf Anfrage teilte das Unternehmen allgemein mit: "Wir sind in ganz engem Austausch mit den zuständigen Sicherheitsbehörden und orientieren uns an deren Einschätzungen und Empfehlungen. Alle Fans können davon ausgehen, dass die Sicherheit der Besucher, Mitarbeiter und Künstler stets Vorrang hat." Sorgen mache er sich nicht, sagt auch Nils Hoch vom Olympiapark München. Sie seien allerdings "sensibilisiert für das Thema". Hoch ist zuversichtlich: "Wir bieten die größtmögliche Sicherheit, die wir bieten können." Großveranstaltungen wie Konzerte würden seit Jahren gut geschützt – und im Zweifel auch kurzfristig abgesagt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Anna Fries
In Wien sind drei Taylor Swift-Konzerte aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt worden. Auch in München stehen in den kommenden Tagen mehrere Großkonzerte an: Adele und Coldplay. Hier rechnet die Polizei allerdings nicht mit akuten Gefahren.
[ "Oberbayern", "Großveranstaltungen", "Polizei", "Sicherheitslage", "Coldplay", "Adele", "Konzerte" ]
bayern
2024-08-08T15:04:30.717265+00:00
2024-08-09T05:19:51.477434+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/nach-swift-absagen-keine-akuten-bedenken-fuer-muenchner-konzerte,UKrkbju
Stiko-Empfehlung zur Corona-Impfung für Kinder: Das müssen Sie wissen
In bayerischen Impfzentren sowie bei Haus- und Kinderärzten sind am heutigen Mittwoch die Kinderimpfungen gegen das Coronavirus angelaufen. Nicht überall sind die Vorbereitungen dafür schon abgeschlossen, daher startet die Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige in manchen Städten und Gemeinden auch erst am Donnerstag oder später. Im Freistaat gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums etwa 855.000 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren. Johannes Hübner, Münchner Professor für Kinderheilkunde, zeigt sich im Gespräch mit BR24live sehr zufrieden mit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die nicht nur für Kinder mit Vorerkrankungen gilt und solche, die Kontaktpersonen mit Risiko für einen schweren Verlauf haben, sondern auch eine Öffnungsklausel enthält. Das bedeutet: Wenn Eltern oder Kinder das wünschen, dann kann die Impfung durchgeführt werden. Andere Länder wie die USA und Israel impften schon seit einigen Wochen Kinder in dieser Altersgruppe - dort hätte man sehr gute Erfahrungen gemacht, so Hübner. In den USA seien schon über fünf Millionen Kinder geimpft und man sehe, die Impfung wird sehr gut vertragen. Es gebe sehr wenig Nebenwirkungen, und wenn, dann Fieber, Schmerzen, Abgeschlagenheit. Dies könne über einen Zeitraum von 24 bis 48 Stunden auftreten. "Eine Herzmuskelentzündung, wie sie bei den Elf- bis Fünfzehnjährigen vorkam, ist auch dort bisher in keinem einzigen Fall aufgetreten. Sehr, sehr selten kann es eine allergische Reaktion geben, das ist die schwerwiegendste mögliche Nebenwirkung. Für diesen Fall sind aber alle seitens der Ärzte vorbereitet, deswegen wartet man auch noch 15 Minuten nach der Impfung". Die Nachfrage bei den Kinderimpfungen ist vielerorts groß. Das bestätigt auch etwa der Leiter des Augsburger Impfzentrums, Dr. Andreas Schneider: "Wir haben die Impfungen gar nicht groß beworben - das war gar nicht nötig. Viele Eltern wünschen sich die Impfung für ihre Kinder schon lange. Wir hatten aber auch schon die Angst, dass ein Shitstorm auf uns niedergehen könnte." Viele Eltern wollen ihre Kinder auch in Arztpraxen impfen lassen. "Die Nachfrage ist riesig groß", sagte der Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dominik Ewald, am Mittwoch in Regensburg. "Jeder hat einen kranken Verwandten oder Schulkinder, die bei einer Infektion in Quarantäne müssten." Die große Nachfrage stelle die Praxen "vor Weihnachten noch einmal vor eine Herausforderung", betonte Ewald. Schließlich würden parallel auch immer noch viele Erwachsene gegen Corona geimpft. Viele Kinderärzte in Bayern würden ihre Praxen wegen des Andrangs auch in den Weihnachtsferien an einigen Tagen für Kinderimpfungen öffnen. Genug Impfstoff werde an die Kinderärzte geliefert, wenn auch teils erst in den kommenden Tagen, sagte Ewald. "Meine Praxis hat sogar mehr angeboten bekommen, als wir momentan verimpfen können." Abgesehen von dem "ganz normalen logistischen Chaos" bei der Verteilung solch großer Mengen an Impfstoff gebe es dabei aus Sicht der bayerischen Kinderärzte bislang keine größeren Probleme. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte vergangene Woche Corona-Impfungen für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen empfohlen. Wie das Gremium in Berlin mitgeteilt hat, empfiehlt es zusätzlich Impfungen in dieser Altersgruppe auch für Kinder, in deren Umfeld Risikopatienten leben, die sich selbst nicht durch Impfungen schützen können. Für alle anderen Kinder soll eine Impfung bei "individuellem Wunsch" möglich sein. Bei der EU-Zulassung des Impfstoffs ab zwölf Jahren im Mai hatte die Stiko zunächst ebenfalls nur Impfungen von Jugendlichen mit Vorerkrankungen empfohlen. Erst im August hatte sie diese dann allen ab zwölf empfohlen und auf eine breitere Datengrundlage verwiesen. Der Impfstoff konnte von den Arztpraxen bereits am vergangenen Dienstag bestellt werden. Arztpraxen konnten damit theoretisch ab Montag impfen. Ab Mittwoch geht es in Bayern dann in den Impfzentren los. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte schon am 25. November 2021 den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer ("Comirnaty") für Kinder ab fünf Jahren freigegeben. Die EMA hat auch festgelegt, wie die Impfung bei den Kindern ablaufen soll: Insgesamt gibt es 4,5 Millionen Kinder in Deutschland in dieser Altersgruppe, für die die EMA-Zulassung schon vorliegt. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, erklärte: "Die unter Zwölfjährigen bekommen nur ein Drittel der Dosis, die Jugendliche erhalten." So eine kleine Menge lasse sich nicht gut mit einer Spritze aus den herkömmlichen Ampullen aufneh­men. "Für jüngere Kinder ist also eine eigene Darreichungsform nötig, die gut verimpfbar ist", ergänzte er. 2,4 Millionen Dosen davon sind für den Start der Impfkampagne für Deutschland reserviert. Bei der Zulassungsstudie bekamen von rund 2.300 Kindern zwei Drittel den Impfstoff und ein Drittel ein Placebo gespritzt. Dabei wurden Nebenwirkungen, die Impfreaktionen und auch die Wirksamkeit bis zu sechs Monate nach der zweiten Spritze erfasst. Das Ergebnis: Bislang seien keine schweren Nebenwirkungen gemeldet worden. Milde Reaktionen wie Fieber, Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen wurden aber schon berichtet. Zehn der Kinder, die mit Comirnaty geimpft wurden, entwickelten eine Schwellung der Lymphknoten. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen gemeldet, die bei anderen Geimpften schon aufgetreten sind. Da das grundsätzlich sehr seltene Nebenwirkungen sind, kann darüber zu diesem Zeitpunkt kein abschließendes Urteil abgegeben werden. Innerhalb der zwei bis sechs Monate Beobachtungszeit traten in der geimpften Gruppe drei Covid-19-Fälle auf. In der Vergleichsgruppe dagegen erkrankten 16 Teilnehmende an Covid-19. Keines der Kinder entwickelte einen schweren Covid-19-Verlauf. Biontech/Pfizer sagt, die Immunantwort durch den Impfstoff sei sogar noch besser als bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25 Jahren. In den USA ist der Kinderimpfstoff schon seit Anfang November zugelassen, bis Anfang Dezember hatten schon rund vier Millionen Kinder über 5 Jahren mindestens ihre erste Dosis erhalten. In Israel werden Kinder seit 22. November geimpft, Anfang Dezember waren das schon über 60.000. Das israelische Gesundheitsministerium erfasst auch Nebenwirkungen und Impfreaktionen. Bislang seien diese nicht auffällig. Spanien und Portugal haben den Kinderimpfstoff am 7.12. genehmigt. Die Sächsische Impfkommission hat am 1. Dezember ebenfalls die Kinderimpfungen empfohlen, zunächst aber nur für Risikogruppen. Ab 13. Dezember soll es los gehen, wenn der Impfstoff ausgeliefert wird. In Bremen soll es am 14.12. mit den Kinderimpfungen los gehen, per Post sollen Termineinladungen verschickt werden. Rechtlich ist es übrigens kein Problem, Kinder gegen Covid-19 zu impfen, die nicht unter die Stiko-Empfehlungen fallen. Es gilt die EMA-Zulassung. Dazu wurde das Infektionsschutzgesetz angepasst. Normalerweise ist bei Haftungsansprüchen und der Kostenübernahme die Stiko-Empfehlung zu Impfungen entscheidend. Im Zuge der Corona-Pandemie übernimmt der Staat bei Impfschäden durch Corona-Impfungen die Behandlungskosten und möglicherweise auch eine Rente (§ 60 Infektionsschutzgesetz). Wichtig ist aber, dass die Eltern und Kinder über die Risiken der Impfung aufgeklärt werden und dass eine (schriftliche) Einwilligungserklärung vorliegt. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Yvonne Maier, BR24 Redaktion
Bayern hat heute mit den Corona-Impfungen für die Fünf- bis Elfjährigen begonnen. Die Nachfrage ist groß. In einem BR24live gab Johannes Hübner, Münchner Professor für Kinderheilkunde, Antworten auf die wichtigsten Fragen.
[ "Kinderimpfungen", "Stiko", "Covid-19", "Coronavirus", "Impfen", "Forschung", "Wissenschaft" ]
bayern
2021-12-15T17:26:03.918+00:00
2021-12-15T17:26:04.301981+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wissen/stiko-empfehlung-zur-corona-kinder-impfung,Sqzafpn
EU plant Sonderabgabe für Pakete von Temu, Shein und Co.
Die orangenen Pakete von Temu, dem Online-Händler aus China, werden mittlerweile jeden Tag zu Hunderttausenden vor den Türen europäischer Privathaushalte abgelegt. Die Lieferungen von Temu und dem ebenfalls aus China stammenden Konkurrenten Shein machen mittlerweile rund ein Drittel des Umsatzes aus, den Online-Anbieter aus dem Ausland in Deutschland erzielen. Der Handelsverband Bayern schätzt das Volumen der beiden Billiganbieter auf bis zu 3,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Der bayerische Anteil daran liegt bei bis zu 528 Millionen Euro, teilte der Verband auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks mit. Was für viele Kundinnen und Kunden ein gutes Geschäft ist, ist der EU zunehmend ein Dorn im Auge. "Das Phänomen der Einzelpakete mit niedrigstem Wert (...) wächst durch Billigst-Marktplätze wie Shein und Temu unaufhörlich", erklärte die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna Cavazzini. Laut EU-Kommission sind im vergangenen Jahr täglich rund zwölf Millionen Pakete in der EU angekommen. Das europäische System aus Zoll und Marktüberwachung ist darauf aber nicht ausgelegt. Die Brüsseler Behörde plant daher eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro auf Bestellungen aus Drittstaaten außerhalb der EU, um damit "erhöhte Überwachungskosten" zu decken. Marktüberwachung bedeutet in der EU die systematische Kontrolle von Produkten, die auf den europäischen Binnenmarkt gelangen, um sicherzustellen, dass sie rechtlichen Vorgaben entsprechen – insbesondere in Bezug auf Produktsicherheit oder die Einhaltung von EU-Vorgaben etwa im Hinblick auf Schadstoffe. Die Marktüberwachung ist daher ein Schutzmechanismus, der gewährleisten soll, dass nur regelkonforme Produkte in der EU verkauft werden. Da es an Personal, Technik und digitalen Kontrollsystemen mangelt, sei die Sonderabgabe notwendig, argumentiert die EU-Kommission. Für den Handelsverband Bayern gehen die Pläne der EU-Kommission grundsätzlich in die richtige Richtung. Es sei aber entscheidend, so Verbandssprecher Bernd Ohlmann gegenüber dem BR, dass das Geld auch tatsächlich für die Überwachung verwendet werde. Die chinesischen Billiganbieter Shein und Temu würden die geltenden Auflagen etwa hinsichtlich Produktsicherheit oder Produktionsstandards regelmäßig umgehen. Nur so seien die Kampfpreise möglich. Wären die Anbieter aufgrund strenger Kontrollen gezwungen, sich an europäische Normen zu halten, würden die Preise steigen und die Anbieter und Händler hierzulande wären wieder wettbewerbsfähig. Derzeit herrsche hier "ein ungleicher Kampf", so Ohlmann. Dieser würde zusätzlich dadurch verschärft, dass chinesische Anbieter aufgrund der gestiegenen US-Zölle verstärkt auf andere Märkte, darunter auch den europäischen, ausweichen würden. Bis die EU ihre ambitionierte Ankündigung tatsächlich in die Tat umsetze und stärker gegen den unlauteren Wettbewerb vorgehe, werde der bayerische Handel aber nicht "die Hände in den Schoß legen", gibt sich Verbandssprecher Ohlmann kämpferisch. Es gebe eine eigene Strategie (externer Link), um dem "Tsunami aus China" etwas entgegenzusetzen. Ein zentraler Aspekt: Eine Omnichannel-Strategie, der den stationären Handel durch digitale Angebote ergänzt. Denkbar seien etwa Click-and-Collect-Modelle sowie Angebote, die online reserviert und im Laden abgeholt werden können. Der Handelsverband rät zudem zu einer klaren Kommunikation über die Herkunft und Produktionsmethoden. Würden heimische Anbieter transparent machen, "wie Produkte umweltfreundlich hergestellt werden und welche Vorteile sie gegenüber globalen Angeboten haben", könne man sich von den globalen Plattformen abheben. Die EU-Kommission erhöht den Druck auf Temu & Co. Das Ziel: Online-Shopping sicherer und fairer machen. Bekommt sie so die Flut von Milliarden Päckchen aus China unter Kontrolle? Was heißt das für das Geschäftsmodell von Temu und die niedrigen Preise? Dazu gibt es im ARD-Podcasts "Plusminus. Mehr als nur Wirtschaft" ausführliche Antworten. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Jan Müller-Raith
Die Wirtschaft stagniert, der Online-Handel floriert. Für 2025 rechnet der Handelsverband erneut mit einem satten Plus. Um den Handel mit Drittstaaten wie China besser zu regulieren, plant die EU jetzt eine Sonderabgabe auf jedes Paket.
[ "Shein", "Temu", "Handel", "Einzelhandel", "China", "Europäische Kommission" ]
wirtschaft
2025-05-22T10:56:03.6559+00:00
2025-05-22T13:57:16.789499+00:00
https://www.br.de//nachrichten/wirtschaft/eu-plant-sonderabgabe-fuer-pakete-von-temu-shein-und-co,UluUpaM
Serienproduktion von Kleinsatelliten bald in Würzburg
Ob Wettervorhersage, Fernaufklärung, oder Navigation: Satelliten sind die Grundbausteine unserer vernetzten Welt. Im Miniaturformat sollen sie möglichst bald in Serie gehen – von Unterfranken aus. Geplant ist dort eine Forschungsfabrik zu bauen, in der die Kleinsatelliten in Serie produziert werden können. Ein am unabhängigen Forschungsinstitut Zentrum für Telematik (ZfT) angesiedeltes Team etwa von Informatikern, Maschinenbauern und Elektronikern soll unter anderem herausfinden, wie in kurzer Zeit große Stückzahlen bereitgestellt werden können. Laut Zft-Vorstand Klaus Schilling könne in Europa zum derzeitigen Zeitpunkt niemand Hunderte pro Jahr herstellen. Einige Fertigungsinseln seien jetzt seien schon in Betrieb. Im All sollen die kleinen Satelliten als "Schwärme“ bei der Erdbeobachtung helfen. Sie können vor allem schnell ablaufende Phänomen erfassen und so bei der Aufklärung unterstützen – zum Beispiel bei Naturereignissen wie vor rund einem Jahr im Südseestaat Tonga. Dort war ein Unterwasservulkan ausgebrochen. Dazu sollen die Kleinsatelliten in einer niedrigen Umlaufbahn unterwegs sein, etwa 400 Kilometer über der Erde oder weniger. "Wenn sie niedriger fliegen, bekommt man eine bessere Auflösung", erklärte Schilling. Zudem seien die Verzögerungen bei der Kommunikation geringer, das ist wichtig etwa für das autonome Fahren oder interaktive Internetanwendungen. Schilling gilt als Pionier bei der Kleinsatelliten-Forschung. Über Jahre war er Inhaber des Lehrstuhls "Robotik und Telematik" an der Universität Würzburg. In Würzburg arbeiten Forscher seit vielen Jahren an kleinen Satelliten so groß wie ein Schuhkarton, die in Entwicklung und Transport deutlich günstiger sind als ihre großen Geschwister. Der erste deutsche Pico-Satellit kam 2005 von Schillings Uni-Team und hieß "Uwe-1". Seine Mission: via Internet im All Signale zwischen Bodenstationen weiterzuleiten. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützt mit Bundesmitteln das Zentrum für Telematik beim Aufbau der Forschungsfabrik. Das ZfT ist eine außeruniversitäre Einrichtung. Es finanziert sich durch Aufträge der EU, der Europäischen Weltraumorganisation, des DLR und der Industrie. Ziel in Würzburg ist es zunächst, binnen eines Jahres eine Produktionsstrecke zu bauen, an der unter anderem Roboter arbeiten. Laut Schilling wird Hightech-Automatisierungstechnik eingesetzt, um Satelliten aus den einzelnen Bauteilen zusammenzusetzen. Schon jetzt kleben Roboter beispielsweise Solarzellen an den Außenseiten der Satelliten auf. Mit Material von dpa. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Mit einer Forschungsfabrik für Kleinsatelliten sollen in Würzburg die Grundlagen für eine Serienproduktion von Mini-Satelliten in Deutschland gelegt werden. Im All sollen sie bei der Erdbeobachtung unterstützen. Auch Roboter helfen bei der Fertigung.
[ "Würzburg", "Zentrum für Telematik", "Weltraumforschung", "Klaus Schilling", "Mini-Satelliten", "Unterfranken" ]
bayern
2022-10-12T06:24:57.172133+00:00
2022-10-12T10:21:36.178566+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/serienproduktion-von-kleinsatelliten-bald-in-wuerzburg,TK1WapZ
Experten warnen vor Vitamin B12-Mangel bei veganer Ernährung
Immer mehr Menschen ernähren sich vegan. Doch Fleisch, Fisch und tierische Erzeugnisse wie Milch, Käse oder Eier sind wichtige Nährstofflieferanten. Ein Vitamin fällt hier besonders ins Gewicht: Vitamin B12. Vitamin B12 ist einerseits, wie alle anderen Vitamine, ein lebensnotwendiger Stoff für den menschlichen Körper, erklärt der Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner: "Vitamin B12 ist bei vielen Stoffwechselreaktionen beteiligt, um nicht zu sagen notwendig. Dementsprechend braucht der Körper ständig Vitamin B12 für ein optimales Funktionieren." Andererseits ist Vitamin B12 anders als andere Vitamine, ergänzt Margrit Richter, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Referat Wissenschaft bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: "Es ist der einzige Nährstoff, der ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorhanden ist, weil es nur von Mikroorganismen produziert wird: Mikroorganismen, die im Magen oder auch im Darm vieler Tiere leben." Vitamin B12 ist also in der für den menschlichen Körper zu verarbeitenden Form in Fleisch, Fisch und auch in tierischen Produkten wie zum Beispiel Milch, Eiern oder Käse zu finden. Wer sich vegetarisch ernährt und beispielsweise ausreichend Milchprodukte zu sich nimmt, nimmt auch Vitamin B12 auf. Allerdings seien Fleisch und Fisch immer noch die größten B12-Quellen, so die Experten Richter und Hauner. Also gelte, sowohl für Vegetarier und vor allem für Veganer: Sie sollten B12 über Nahrungsergänzungsmittel, meist Pillen oder Tropfen, zu sich nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt das sogar: "Hier können wir Vitamin B12 gut und sicher supplementieren", betont Richter. Das bestätigt auch der Ernährungsmediziner Hans Hauner. Vitamin B12-Supplemente seien eine gute Alternative und wissenschaftlich weitreichend untersucht. Mittlerweile gibt es sogar mit B12 angereicherte Lebensmittel. Auch das sei eine Option. Allerdings könne man, im Vergleich zu Präparaten, die richtige Menge an Vitamin B12 in Lebensmitteln schwieriger nachvollziehen. Während sowohl Richter als auch Hauner bei Erwachsenen keine Bedenken haben, was B12 als Nahrungsergänzungsmittel angeht, so sehen sie das bei Kindern deutlich kritischer: "Ich bin kein Freund davon, Kindern Nahrungsergänzungsmittel zu geben", sagt Professor Hauner. Wenn Eltern ihren Kindern eine vegane Ernährung aufzwängen, dann halte er das für sehr problematisch: "Kinder haben im Wachstum einen Mehrbedarf an vielen Substanzen, wie zum Beispiel Eisen, aber auch Vitamin B12, das eben nur in tierischen Produkten vorkommt." Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung teilt diese Einschätzung und empfiehlt für Kinder keine vegane Ernährung. Wer das dennoch machen möchte, solle dem Kind dann auch ein B12-Präparat geben, betont Margrit Richter. Ein B12-Mangel bei Kindern könne zu irreversiblen Schäden führen, da das Vitamin unter anderem besonders wichtig für die Entwicklung des Gehirns sei. Aber auch bei Erwachsenen ist ein Vitamin B12-Mangel nicht zu unterschätzen. "Er entwickelt sich schleichend“, der Ernährungsmediziner Hans Hauner. Ein Fehlen von Vitamin B12 störe die Blutbildung, könne also zu Blutarmut führen. Außerdem ist B12 essentiell für das zentrale und das periphere Nervensystem. Ein längerer Mangel könne zu Störungen führen, zum Beispiel zu Kribbeln in den Beinen oder Lähmungen bis hin zu Gedächtnisstörungen. Um einen B12-Mangel und auch einen Mangel an anderen Nährstoffen zu vermeiden, empfehlen sowohl Ernährungsmediziner Hauner als auch Margrit Richter, die Werte regelmäßig beim Hausarzt checken zu lassen und gegebenenfalls eine professionelle Ernährungsberatung zu machen. Dies sei natürlich ein Rat für alle: Egal ob Fleischesser, Vegetarier oder Veganer. Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.
Franziska Timmer
Immer mehr Menschen ernähren sich vegan. Doch was bedeutet das für die Gesundheit? Denn Fleisch, Fisch und tierische Erzeugnisse wie Milch, Käse oder Eier sind wichtige Nährstofflieferanten. Ein Vitamin fällt hier besonders ins Gewicht: Vitamin B12.
[ "Ernährung", "Veganer", "Vitamine" ]
wissen
2023-06-16T09:51:44.096456+00:00
2023-06-16T09:51:44.096456+00:00
https://www.br.de//nachrichten/wissen/experten-warnen-vor-vitamin-b12-mangel-bei-veganer-ernaehrung,ThKl9GR
Ereignisse im Nahost-Konflikt aus KW 15 im Rückblick
Mit Informationen der ARD-Korrespondentinnen und -Korrespondenten sowie der Nachrichtenagenturen AFP, AP, dpa, epd, KNA und Reuters. Zum Teil lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen. Bei Angriffen der USA im Jemen sind nach Angaben der pro-iranischen Huthi-Miliz fünf Menschen getötet worden. 13 weitere Menschen seien bei einem Angriff auf eine Fabrik in der Provinz Sanaa verletzt worden, erklärte die Huthi-Miliz. Die USA flogen demnach am Sonntag auch Angriffe auf andere Landesteile, darunter die Provinzen Saada und Hodeida. Die Huthi-Miliz kontrolliert große Teile des Jemen einschließlich der Hauptstadt Sanaa. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron über eine mögliche Anerkennung Palästinas als Staat kritisiert. Macron begehe einen schweren Fehler, wenn er weiterhin die Idee eines palästinensischen Staates propagiere, schrieb Netanjahu am Sonntagabend auf der Plattform X. Israel werde seine Existenz nicht aufgrund "realitätsferner Illusionen" aufs Spiel setzen und sich auch keine Moralpredigten für die Gründung eines palästinensischen Staates gefallen lassen, der die Existenz Israels gefährden würde. Macron hatte vor wenigen Tagen in einem Interview des Senders France 5 in Aussicht gestellt, dass Frankreich im Juni einen palästinensischen Staat anerkennen könnte. Er machte deutlich, dass er zugleich anstrebt, dass propalästinensische Staaten Israel anerkennen. Er äußerte das Ziel, dass bei einer gemeinsam mit Saudi-Arabien geleiteten Konferenz im Juni diese "wechselseitige Anerkennung" durch mehrere Staaten erfolgen könne.  Nach dem Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Kind gestorben. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte am Sonntag, das Kind sei "aufgrund der Unterbrechung der Behandlung" im Al-Ahli-Krankenhaus gestorben. Darüber habe der Krankenhausdirektor die WHO informiert. Bei dem Angriff seien die Notaufnahme, das Labor, die Röntgengeräte der Notaufnahme und die Apotheke der Klinik zerstört worden. Der palästinensische Rote Halbmond (PRCS) wirft Israel vor, seit dem Beschuss eines Rettungswagens im Gazastreifen im März einen der Sanitäter in Gewahrsam zu halten. "Wir sind vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass der Sanitäter Asaad al-Nsasrah von den israelischen Besatzungsbehörden festgehalten wird", erklärte der PCRS am Sonntag.  Weiter hieß es, vier Wochen nach dem Angriff mit 15 Todesopfern sei das Schicksal des Mannes nun endlich geklärt. Al-Nsasrah sei bei der "Ausübung seiner humanitären Pflichten gewaltsam entführt worden", erklärte der PCRS weiter. Die Organisation rief die internationale Gemeinschaft auf, die israelischen Behörden zu seiner Freilassung zu drängen. In Tel Aviv und in weiten Teilen Zentralisraels ist am frühen Abend Raketenalarm ausgelöst worden. Ein Militärsprecher teilte mit, nach den bisherigen Erkenntnissen sei eine Rakete aus dem Jemen abgefeuert und vermutlich erfolgreich abgefangen worden. Angaben zu Sachschaden oder Verletzten gab es zunächst nicht. Bereits am Nachmittag war eine Rakete aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet abgefeuert worden. Kurz darauf kündigte das Militär einen bevorstehenden Angriff in Chan Junis im südlichen Gazastreifen gegen die vermutete Abschussstelle an. Die Zivilbevölkerung wurde aufgefordert, das Gebiet zu verlassen und Schutzräume aufzusuchen. Nach dem Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine Rückkehr zur Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas angemahnt. "Der grausame Hamas-Terror gehört bekämpft", schrieb Baerbock am Sonntag im Onlinedienst Bluesky. "Aber humanitäres Völkerrecht gilt, mit besonderer Schutzverpflichtung für zivile Orte." Baerbock stellte in diesem Zusammenhang die Frage: "Wie soll ein Krankenhaus in weniger als 20 Minuten evakuiert werden?" Nötig sei ein "fester Waffenstillstand" im Gazastreifen, fügte Baerbock hinzu. Die israelischen Geiseln müssten freigekommen und humanitäre Hilfe in das Palästinensergebiet gelangen. "Sonst gibt es nur noch mehr Leid, Hass & Vertreibung", erklärte die Ministerin. Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen war nach palästinensischen Angaben in der Nacht ein Krankenhaus getroffen und teilweise zerstört worden. Die israelische Luftwaffe habe nach Mitternacht ein Gebäude des Al-Ahli-Krankenhauses in der Stadt Gaza angegriffen, erklärte die Zivilschutzbehörde der Hamas. Der Luftangriff erfolgte demnach nur wenige Minuten nach einer Warnung der israelischen Armee, "das Gebäude zu evakuieren, in dem sich Patienten, Verletzte und ihre Begleiter befanden". Zerstört worden seien das Operationsgebäude und die Station für die Sauerstofferzeugung für die Intensivstationen. Tote oder Verletzte gab es offenbar nicht. Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben eines Militärsprechers in den vergangenen 48 Stunden mehr als 90 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Attackiert wurden Waffenlager, Terrorzellen und Anlagen, von denen am Samstag Geschosse in Richtung Israel abgefeuert worden waren, hieß es. In der Nacht zu Sonntag sei außerdem ein Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas angegriffen worden. Im Norden des Gazastreifens seien mehrere Terroristen getötet worden, die versucht hätten, einen Sprengsatz im Boden zu platzieren. Israels Militär bestätigte den gemeldeten Angriff auf einen Krankenhauskomplex in Gaza Stadt (vgl. Meldung um 03.39 Uhr). Man habe eine Kommandozentrale der Hamas innerhalb des Krankenhauses getroffen, von der aus die militant-islamistische Gruppe Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten geplant habe. Man habe zuvor einiges dafür getan, Menschenleben zu schützen und die Schäden gering zu halten. So sei das Krankenhaus zuvor gewarnt worden, damit es Patienten in Sicherheit bringen konnte, und es sei Präzisionsmunition zum Einsatz gekommen. Das Al-Ahli-Hospital in der Stadt Gaza ist ein christliches Krankenhaus, das von der Diözese Jerusalem betrieben wird. Der Krankenhausdirektor, Fadel Naim, bestätigte die Warnung auf der Online-Plattform X. Trotzdem sei ein Kind gestorben, weil es nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden konnte. Weiter schrieb er, dass die Intensivstation und umliegende Gebäude schwer beschädigt seien. Das Gesundheitsministerium ergänzte, durch die Attacke seien die Ambulanz und Labore zerstört worden. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Auto im Zentrum des Gazastreifens hat es palästinensischen Angaben zufolge mehrere Tote gegeben. Sieben Menschen seien am Morgen in der Stadt Deir al-Balah ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen in dem Küstengebiet. Angaben zur Identität der Opfer gab es zunächst nicht. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen. Die immer häufigeren Evakuierungsbefehle von Israels Armee hätten dazu geführt, dass Palästinenser gewaltsam in immer kleiner werdende Gebiete gedrängt werden, in denen sie kaum oder gar keinen Zugang zu Wasser, Nahrung und Unterkünften hätten, beklagte das UN-Menschenrechtsbüro. Eine Zwangsvertreibung verstoße gegen die Genfer Konventionen zum Schutz der Zivilbevölkerung unter einer Besatzungsmacht, sagte die Sprecherin des Büros, Ravina Shamdasani, am Freitag in Genf. Das sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seit mehr als einem Monat lässt Israel zudem keine humanitären Hilfsgüter mehr nach Gaza. Mit der Maßnahme, die vor allem die notleidende Zivilbevölkerung trifft, will Israel den Druck auf die Hamas erhöhen, die letzten israelischen Geiseln auszuhändigen. Das Al-Ahli Baptist Krankenhaus im Gazastreifen wurde laut Krankenhausmitarbeitern von zwei israelischen Raketen getroffen, die Teile der Gebäude zerstört haben. Kurz vor dem Angriff sei ein Anruf des israelischen Sicherheitsdienstes mit einer Warnung eingegangen, hieß es aus Krankenhauskreisen. Patienten konnten evakuiert werden. Das von der Hamas geführte Medienbüro verurteilte die Attacke als "schmutziges und abscheuliches Verbrechen". Israel würde vorsetzlich Krankenhäuser angreifen, um dem Gesundheitssystem zu schaden. Eine Stellungnahme Israels lag nicht vor. Israel ist nach Angaben der Armee erneut aus dem umkämpften Gazastreifen beschossen worden. Die Luftwaffe habe das Geschoss im eigenen Luftraum abgefangen, teilte die Armee am späten Abend mit. Verletzte habe es nicht gegeben. Zuvor hatte es nahe der Grenze zum abgeriegelten Küstengebiet Raketenalarm gegeben. Ein Sprecher der Armee rief nach dem Beschuss Bewohner in Nuseirat im Zentrum Gazas auf, auszuweichen. Man werde jeden Ort, von wo aus Raketen abgefeuert werden, mit voller Wucht angreifen. Israels Truppen sind dabei, in Gaza-Stadt im Norden des Küstenstreifens die sogenannte "Sicherheitszone" weiter auszubauen, so ein Armeesprecher. Dutzende Terroristen der islamistischen Hamas seien getötet und Beobachtungsposten zerstört worden. Mehrere hundert Menschen haben während des jüdischen Pessach-Festes in der israelischen Großstadt Tel Aviv an das Schicksal der Geiseln in Gefangenschaft der Hamas erinnert. Unter freiem Himmel bei einem sogenannten Seder-Mahl hielten einige an ihrem Tisch symbolisch einen leeren Stuhl frei, andere stellten Tische und Stühle mit Bildern der Geiseln auf.  "Wir können keinen normalen Pessach-Seder feiern", hieß es im Aufruf des Forums der Angehörigen der Geiseln – für "unsere Brüder und Schwestern, die nicht frei sind." Auch Menschen in weiteren Orten Israels folgten dem Aufruf.  Die Familie eines amerikanisch-israelischen Soldaten sagte in einer Stellungnahme, Pessach sei kein Fest der Freiheit, solange die 59 verbliebenen Geiseln nicht zu Hause seien. Von 59 Gefangenen sollen nur noch 24 Männer am Leben sein. Israelische Truppen haben nach Angaben eines Militärsprechers mit neuen Einsätzen in Gaza-Stadt begonnen. Ziel sei es, die Kontrolle über das Gebiet zu stärken, Infrastruktur der Hamas zu zerstören und die sogenannte Sicherheitszone auszubauen, gab ein Armeesprecher bekannt. Seit Beginn des Einsatzes am Vorabend seien Dutzende Terroristen getötet und Beobachtungsposten zerstört worden. Zivilisten sei vor und während des Einsatzes das Verlassen des Kampfgebiets über sichere Routen erlaubt worden. Stunden zuvor hatte Israels Verteidigungsminister Israel Katz eine Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifen angekündigt. Die seit Samstag umzingelte Stadt Rafah im Süden des Küstenstreifens sei nun Teil einer israelischen Sicherheitszone, schrieb Katz israelischen Medien zufolge in einer an die Bevölkerung im Gazastreifen gerichteten Stellungnahme. Das israelische Militär werde seinen Einsatz bald auf weitere Teile des Gazastreifens ausweiten, so Katz weiter. Die Bevölkerung werde die Kampfgebiete verlassen müssen. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat erneut ein Video von einer israelischen Geisel veröffentlicht. Das Forum der Geiselfamilien erklärte am Samstag, bei der Geisel handle es sich um den US-Israeli Edan Alexander, der als Soldat an der Grenze zum Gazastreifen eingesetzt war und beim Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt wurde. In dem mehr als dreiminütigen Video sagt der 21-Jährige, er wolle für das jüdische Pessach-Fest nach Hause zurückkehren. Außerdem wirft Alexander dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, ihn nicht freibekommen zu haben. Unklar war, wann das Video aufgenommen wurde. Veröffentlicht wurde es vom bewaffneten Arm der Hamas, den Essedin-al-Kassam-Brigaden. Israel hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über ein weiteres Gebiet im Gazastreifen übernommen und will seine Militäroffensive auf fast das gesamte Palästinensergebiet ausweiten. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte am Samstag, die israelischen Streitkräfte hätten die Einnahme der zwischen den Städten Rafah und Chan Junis gelegenen sogenannten Morag-Achse abgeschlossen. Damit werde ein großes Gebiet im Süden des Gazastreifens Teil der "israelischen Sicherheitszone". Durch den Morag-Korridor sind die Städte Rafah und Chan Junis im Süden des Gazastreifens voneinander getrennt. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat die Situation im Gazastreifen als "katastrophal" bezeichnet. Der erste Eindruck sei ein verlassenes Land, die Menschen lebten dort "mitten im Nichts und Nirgendwo", sagte der Kardinal in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem TV-Sender "Welt". "Man findet kilometerweit kein einziges stehendes Haus. Berge von Müll, dieser Geruch, weil das Abwassersystem nicht funktioniert." Als Kirchenvertreter hat Pizzaballa mehrfach den Gazastreifen besucht. Rund 600 Christen leben noch dort, die meisten auf dem Gelände einer Kirche. Seine Kirche liefere derzeit Essen für rund 40.000 Menschen in das Kriegsgebiet. Zudem versuche man, die christliche Gemeinde zu schützen, so gut man könne. Er hoffe, dass die Verhandlungen zwischen der israelischen Regierung und der Hamas bald Ergebnisse zeigten. Der israelischen Regierung warf er vor, keine Vision für die Zeit nach dem Krieg zu haben. "Palästinenser und Israelis werden weiter hier leben, sie brauchen eine Vision, sie brauchen einen Rahmen, um in diesem Land zu leben, einer in der Nähe des anderen." Allerdings gebe es auch sehr große Unterschiede bei den Positionen der Palästinenser, deren Gesellschaft zersplittert sei: "Das ist Teil des Problems." Ein israelischer Militärsprecher hat die Einwohner großer Gebiete der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. Es handele sich um die letzte Warnung vor einem bevorstehenden Angriff, schrieb er in arabischer Sprache auf der Plattform X. Die Einwohner sollten sich zu ihrer Sicherheit sofort auf den Weg zu Schutzräumen im Westen der Stadt machen. Das israelische Militär werde jedes Gebiet, von dem aus Raketen abgefeuert würden, mit extremer Gewalt angreifen, hieß es in der Nachricht weiter. Am Samstagvormittag waren nach Armeeangaben drei Raketen aus dem südlichen Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Sie wurden vom israelischen Raketenabwehrsystem abgefangen, hieß es. Israel will seine Militäroffensive im Gazastreifen auf fast das gesamte Palästinensergebiet ausweiten. Von der Intensivierung des Einsatzes werde "fast der ganze Gazastreifen" betroffen sein, erklärte am Samstag Verteidigungsminister Israel Katz. Zugleich rief er die Bevölkerung in dem Palästinensergebiet auf, die "Kampfgebiete" zu verlassen. "Bald werden die Operationen der Armee intensiviert und auf andere Gebiete über fast den gesamten Gazastreifen ausgeweitet - und Sie werden die Kampfgebiete räumen müssen", hieß es in einer an die Bewohner des Küstengebietes gerichteten Erklärung von Katz. Anfang dieses Jahres galt zwischenzeitlich eine Waffenruhe. Nachdem deren erste Phase auslief und keine Einigung auf eine zweite Phase erzielt wurde, nahm Israel Mitte März seine massiven Luftangriffe auf Ziele der Hamas im Gazastreifen wieder auf. Zudem startete sie neue Bodeneinsätze in dem Palästinensergebiet. Das israelische Militär hat nach Angaben eines Sprechers die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens vollständig umzingelt. Die Gebiete von Rafah und Chan Junis seien voneinander abgeschnitten, hieß es am Samstag. Nach israelischen Militärangaben wurden im Rahmen des eineinhalbwöchigen Einsatzes Dutzende Hamas-Kämpfer getötet und Tunnel der Organisation zerstört. Mit der Eroberung des sogenannten Morag-Korridors sind die Städte Rafah und Chan Junis im Süden voneinander getrennt. Zusammen mit dem weiter nördlich gelegenen Netzarim-Korridor entsteht so faktisch eine Dreiteilung des Gazastreifens. Verteidigungsminister Israel Katz sprach von eroberten Gebieten, die als israelische "Sicherheitszonen" dienen sollen. Eine hochrangige Hamas-Delegation will nach Angaben der radikalislamischen Palästinenserorganisation nach Kairo reisen und dort mit den ägyptischen Vermittlern neue Waffenruhe-Verhandlungen für den Gazastreifen führen. Die Delegation solle noch im Laufe des Tages die ägyptische Hauptstadt erreichen. Die Hamas wolle eine Beendigung des Krieges und "den vollständigen Abzug" der israelischen Armee aus dem Gazastreifen, sagte ein anonymer Vertreter der Palästinenserorganisation. Ägypten vermittelt neben anderen Ländern zwischen Israel und der Hamas. Israelischen Medienberichten zufolge hatten zuletzt Israel und Ägypten Entwürfe für einen möglichen Waffenstillstand und eine Geiselfreilassung ausgetauscht. Die Hamas habe aber noch keine neuen Vorschläge erhalten, sagte ihr Vertreter. Ein großer spanischer TV-Sender fordert eine Debatte über einen Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest (ESC) im schweizerischen Basel. Die möglichen Menschenrechts- und Kriegsverbrechen Israels im Gazastreifen bedürften einer dringenden Diskussion über die Teilnahme des Landes an dem Wettbewerb im Mai. Das fordert der Chef der Fernseh- und Rundfunkanstalt RTVE, José Pablo López, laut Medienberichten vom Freitag in einem Schreiben an die Europäische Rundfunkunion (EBU). Nachdem bei dem israelischen Luftangriff auf die Stadt Chan Junis am Freitag zehn Mitglieder einer Familie getötet worden waren, darunter auch Kinder, verurteilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Angriff scharf. "Wenn das keine Barbarei ist, dann frage ich Sie, was ist es dann?", sagte Erdogan am Freitag bei einer Konferenz im südtürkischen Antalya. Saudi-Arabien forderte mehr Druck auf Israel, um wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu ermöglichen. "Ich fordere die Ausübung maximalen Drucks, um einen kontinuierlichen und ausreichenden Zufluss von Hilfsgütern in den Gazastreifen sicherzustellen", sagte der saudi-arabische Außenminister Faisal bin Farhan bei dem Treffen in Antalya. Israel hatte Anfang März angesichts der ausbleibenden Waffenruhe-Einigung die Hilfslieferungen blockiert. Die israelische Armee erklärte, den Vorfall untersuchen zu wollen. Unabhängig davon gab sie an, in den vergangenen Tagen etwa 40 "Terrorziele" im gesamten Gazastreifen angegriffen zu haben. Seit der Wiederaufnahme der israelischen Luftangriffe sind im Gazastreifen nach UN-Angaben zahlreiche Frauen und Kinder getötet worden. Seit dem 18. März "gab es etwa 224 Luftangriffe auf Wohngebäude und Zelte von Vertriebenen", erklärte das UN-Menschenrechtsbüro am Freitag. Bei etwa 36 Angriffen seien "ausschließlich Frauen und Kinder" getötet worden. Am Freitag wurde palästinensischen Angaben zufolge eine zehnköpfige Familie getötet. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sicherte am Vorabend des jüdischen Pessach-Fests die Rückkehr aller Geiseln zu. Insgesamt handele es sich bei einem großen Prozentsatz der Todesopfer "um Kinder und Frauen, wie aus den Informationen unseres Büros hervorgeht", sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani, in Genf. "Der Tod, die Zerstörung, die Vertreibung, die Verwehrung des Zugangs zu grundlegenden, lebensnotwendigen Gütern in Gaza sowie der wiederholte Aufruf an die Menschen das Gebiet zu verlassen, geben Anlass zu echter Sorge um das künftige Überleben der Palästinenser als Gruppe", sagte Shamdasani. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat anlässlich des jüdischen Pessach-Fests zugesagt, die im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln zurückzubringen. "Zusammen werden wir unsere Geiseln zurückholen", sagte er am Freitag in einer Videobotschaft. Israelische Medien berichteten unterdessen über Entwürfe für ein neues Abkommen mit der radikalislamischen Hamas über die Freilassung von Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen. Die israelische Zeitung "The Times of Israel" berichtete am Freitag, ein ägyptischer Vorschlag für eine neue Vereinbarung mit der Hamas beinhalte die Übergabe von acht lebenden und acht toten Geiseln. Im Gegenzug sehe der Vorschlag eine Waffenruhe von 40 bis 70 Tagen sowie die Freilassung einer "hohen Zahl" palästinensischer Häftlinge vor.  Das UN-Menschenrechtsbüro sieht nach eigenen Angaben Anzeichen, dass Israel das Leben der Palästinenser im Gazastreifen unmöglich machen will. Das Büro sei ernsthaft besorgt, "dass Israel den Palästinensern im Gazastreifen offenbar Lebensbedingungen zumutet, die mit ihrem Fortbestand als Gruppe im Gazastreifen zunehmend unvereinbar sind". Es verurteilte unter anderem einen Evakuierungsaufruf in der Region Rafah. Es bestehe große Sorge, dass die Menschen nicht zurückkehren könnten, weil Israel dort eine Pufferzone errichten wolle. Eine Zwangsvertreibung verstoße gegen die universal geltenden Genfer Konventionen zum Schutz der Zivilbevölkerung unter einer Besatzungsmacht. Das sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sagt die Sprecherin des Büros, Ravina Shamdasani, in Genf. Bei den jüngsten israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der Vereinten Nationen zahlreiche Frauen und Kinder getötet worden. "Zwischen dem 18. März und dem 9. April 2025 gab es etwa 224 Luftangriffe auf Wohngebäude und Zelte von vertriebenen Menschen", erklärte das UN-Menschenrechtsbüro am Freitag. Bei etwa 36 Angriffen seien unter den Todesopfern "ausschließlich Frauen und Kinder" gewesen. "Insgesamt ist ein großer Prozentsatz der Todesopfer Kinder und Frauen, wie aus den Informationen unseres Büros hervorgeht", sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani, sagte in Genf. Außenminister aus Ägypten, Saudi-Arabien und Indonesien haben Israels Blockade der Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen erneut scharf kritisiert. "Die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza darf nicht an einen Waffenstillstand geknüpft sein. Wir fordern Druck auf Israel, damit die Hilfe die Zivilbevölkerung in Gaza erreicht», sagte der saudische Außenminister Faisal bin Farhan am Rande des Antalya Diplomacy Forums in der Türkei. Die Minister warnten auch vor einer Zwangsvertreibung der Palästinenser. Mitte März hatten arabische Länder den USA einen Wiederaufbauplan für den Gazastreifen vorgelegt. Seit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen vor mehr als drei Wochen sind dort UN-Angaben zufolge wieder etliche Menschen geflohen. "Schätzungsweise fast 400.000 Menschen sind nach dem Scheitern der Waffenruhe in Gaza vertrieben worden", teilte das Palästinenserhilfswerks UNRWA mit. Insgesamt leben im dicht besiedelten Gazastreifen mehr als zwei Millionen Menschen.Israel Armee ruft regelmäßig Menschen dazu auf, Gebiete in dem Küstengebiet zu verlassen, in denen sie gegen die islamistische Hamas vorgehen will - kürzlich etwa den Großteil der Anwohner der Stadt Rafah. Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der Hamas in Israel vor eineinhalb Jahren wurden UN-Angaben zufolge rund 90 Prozent der Bewohner des Gazastreifens vertrieben, viele mehrfach. Im Zuge einer zweimonatigen Waffenruhe Anfang des Jahres kehrten viele Binnenflüchtlinge in ihre Heimatorte zurück. Israel nahm Mitte März die massiven Angriffe wieder auf, nachdem keine Einigung mit der Hamas auf die Konditionen für eine Verlängerung der Feuerpause erzielt worden war. Seit mehr als einem Monat lässt Israel zudem keine lebenswichtigen humanitären Hilfsgüter mehr in den abgeriegelten Küstenstreifen, um Druck auf die Hamas auszuüben. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Haus in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens hat es einem Bericht zufolge zehn Tote gegeben. Wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, handelt es sich um Mitglieder einer Familie. Es habe auch mehrere Verletzte gegeben. Weitere Angaben zu den Opfern gab es zunächst nicht. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen. Laut Wafa gab es auch zwei Tote sowie Verletzte bei einem israelischen Angriff auf eine Gruppe von Menschen in Beit Lahia im Norden des Gazastreifens. Die palästinensische Nachrichtenagentur meldete zudem weitere Angriffe in dem Küstengebiet ohne Angaben zu Opfern. Israels Armee forderte unterdessen Bewohner mehrerer östlich gelegener Viertel der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens zur Flucht auf. Das israelische Militär will dort eigenen Angaben zufolge "terroristische Infrastruktur" zerstören. Die radikalislamische Hamas hat die von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Aussicht gestellte Anerkennung eines Palästinenserstaates als "wichtigen Schritt" bezeichnet. "Wir begrüßen die Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur Bereitschaft seines Landes, den Staat Palästina anzuerkennen", sagte der Hamas-Funktionär Mahmud Mardawi. Die Ankündigung Macrons sei "ein wichtiger Schritt, welcher, wenn er umgesetzt wird, eine positive Veränderung (...) in Richtung der legitimen nationalen Rechte unseres palästinensischen Volkes darstellen würde". Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben elf Palästinenser im Gazastreifen getötet, die am Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sein sollen. Neun Männer, deren Namen und Bilder veröffentlicht wurden, seien seit der Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs im März getötet worden, teilte das Militär mit. Zwei weitere Männer demnach davor. Bei den elf Männern soll es sich nach Armee-Angaben um Mitglieder der Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad handeln. Sie seien vor fast eineinhalb Jahren vom Gazastreifen aus nach Israel eingedrungen und an dem Massaker unmittelbar beteiligt gewesen. Wenige Tage vor Beginn des jüdischen Pessach-Fests hat Israels Militär die Alarmstufe im ganzen Land erhöht. Dies wurde nach einer Lagebeurteilung durch Generalstabschef Ejal Zamir entschieden, wie die Streitkräfte mitteilten. Die Präsenz der Armee in verschiedenen Teilen Israels werde zudem verstärkt. Pessach ist eines der wichtigsten jüdischen Feste. Es beginnt in diesem Jahr an diesem Samstagabend und endet am 20. April. Zamir betonte deswegen, wie wichtig es sei, die "Bereitschaft und Wachsamkeit" aufrechtzuerhalten sowie die Sicherheitsmaßnahmen weiter zu verstärken. Israelische Reservepiloten, die das israelische Vorgehen im Gaza-Krieg in Frage gestellt haben, werden nach Angaben eines Militärvertreters aus der Luftwaffe entlassen. Diese Reservisten könnten nicht mehr in den israelischen Streitkräften dienen, sagte der Militärvertreter am Donnerstag. Er reagierte auf einen von rund tausend Reserve- und pensionierten Piloten unterzeichneten Brief, in dem die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gefordert wird, selbst wenn dies die Beendigung des Krieges im Gazastreifen bedeuten würde. Der Brief wurde in mehreren Tageszeitungen ganzseitig veröffentlicht. Darin wird die Politik von Regierungschef Benjamin Netanjahu in Frage gestellt. Netanjahu will mit verstärktem militärischen Druck die islamistische Palästinenserorganisation Hamas zur Freilassung der Geiseln zwingen. In dem Brief wird die "sofortige Rückkehr" der Geiseln gefordert - "selbst um den Preis einer sofortigen Einstellung der Kämpfe". Weiter heißt es, der Krieg diene "in erster Linie politischen und persönlichen Interessen, nicht Sicherheitsinteressen".  Fast 1.000 aktive und pensionierte Angehörige der israelischen Luftwaffe haben die Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs kritisiert und damit für Unmut in Regierung und Armee gesorgt. Derzeit dienten die Kämpfe "hauptsächlich politischen und persönlichen Interessen"», nicht aber der Sicherheit des Landes, hieß es in einem Brief der Gruppe. Die Unterzeichner forderten darin auch ein Abkommen zur Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen, auch wenn dies das Ende des Kriegs gegen die Hamas bedeuten würde. Die Fortsetzung der Kämpfe könne zum Tod der Geiseln, israelischer Soldaten und unschuldiger Zivilisten führen, hieß es in dem Schreiben weiter. Die meisten Unterzeichner sind pensionierte Armeeangehörige, hieß es aus Kreisen des israelischen Militärs. Alle beteiligten aktiven Reservisten würden als Konsequenz entlassen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterstützt diesen Schritt. Der Brief schwäche die Armee und stärke den Feind in Kriegszeiten, so Netanjahus Büro. Bei den Unterzeichnern handle es sich um eine "radikale Randgruppe", deren Ziel der Sturz der Regierung sei, behauptete er. Der katholische Pfarrer von Gaza vermeldet dramatische Zahlen: Im aktuellen Nahost-Krieg seien bisher mehr als 17.000 Kinder im Gazastreifen getötet worden. In einer Mitteilung des katholischen Hilfswerks Kirche in Not erklärte Gabriel Romanelli am Donnerstag: "So viele Kinder wurden bislang getötet, das ist einfach schrecklich." Der Pfarrer der Pfarrei "Heilige Familie" berichtete: "Wir hatten bislang über 50.000 Tote und über 110.000 Verletzte. Vielen von ihnen mussten Gliedmaßen amputiert werden." Die erneuten Kampfhandlungen nach der vereinbarten Waffenruhe seien fatal: "Kein weiterer Kriegstag löst die Situation, sondern verschlimmert sie nur noch." Der argentinische Seelsorger erklärte, er hoffe auf einen Verhandlungserfolg und dass die von der Hamas entführten Geiseln in naher Zukunft freikommen. Der israelische Außenminister Gideon Saar hat die von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Aussicht gestellte Anerkennung eines Palästinenserstaates scharf kritisiert. "Eine einseitige Anerkennung eines fiktiven palästinensischen Staates wäre eine Belohnung von Terrorismus und ein Auftrieb für die Hamas", schrieb Saar im Onlinedienst X. Dies würde die Aussicht auf Frieden und Sicherheit für die Region weiter schmälern.  Macron hatte zuvor gesagt, dass Frankreich im Juni auf einer gemeinsam mit Saudi-Arabien organisierten Konferenz in New York einen palästinensischen Staat anerkennen könnte. Im Gegenzug sollten mehrere Staaten Israel anerkennen, sagte Macron am Mittwoch dem Sender France 5.  Bei Angriffen auf die jemenitische Hauptstadt Sanaa sind nach Angaben der Huthi-Miliz drei Menschen getötet worden. Die der Miliz nahestehende Nachrichtenagentur Saba machte die USA für den Angriff im Viertel Sabine verantwortlich. Demnach wurde Sanaa von einer Reihe von Angriffen getroffen, auch die Insel Kamaran im Roten Meer sei ins Visier genommen worden.  US-Präsident Trump hat seine Drohung bekräftigt, militärische Gewalt anzuwenden, wenn der Iran nicht zustimme, sein Atomprogramm zu beenden. "Wenn es einen Militäreinsatz erfordert, werden wir Militär einsetzen. Israel wird dabei natürlich führend sein. Keiner führt uns. Wir tun, was wir wollen", sagte Trump vor Reportern in seinem Büro. Der Iran dürfe keine Atomwaffen besitzen. Trump sagte nicht, wann ein militärischer Einsatz beginnen könnte. "Ich möchte nicht konkret werden. Aber wenn man mit den Gesprächen beginnt, weiß man, ob sie gut verlaufen oder nicht. Und ich würde sagen, die Schlussfolgerung wäre, wenn ich denke, dass sie nicht gut verlaufen", sagte Trump. Der US-Senat hat den konservativen Hardliner Mike Huckabee als neuen US-Botschafter in Israel bestätigt. Der langjährige Unterstützer der jüdischen Siedlerbewegung im Westjordanland wurde am Mittwoch mit einer Mehrheit von 53 zu 46 Stimmen größtenteils entlang der Parteilinien bestätigt - lediglich der demokratische Senator John Fetterman stimmte für den Republikaner. Präsident Trump hatte mit der Nominierung von Huckabee als Botschafter in Israel Hoffnungen bei Verfechtern der Annexion des Westjordanlands geweckt. Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump einen Plan vorgestellt, der eine israelische Annexion von rund 30 Prozent des Gebietes des Westjordanlands vorsieht. Bei dem israelischen Angriff in der Stadt Gaza sollen neuesten palästinensischen Angaben zufolge nun mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen sein. Weitere 50 Palästinenser seien im Viertel Schidschaija verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen vor Ort. Den Angaben zufolge wurden Wohnhäuser getroffen. Rettungskräfte suchten derzeit unter den Trümmern nach Verschütteten.  Israels Armee teilte auf Anfrage mit, sie habe in Schidschaija auf ein hochrangiges Mitglied der Hamas gezielt. Vor dem Angriff habe die Armee Maßnahmen getroffen, um die Zivilbevölkerung zu schonen – diese werde von der Hamas laut israelischer Darstellung als menschliche Schutzschilde missbraucht. Auf die Opfer ging das israelische Militär bis zum Abend nicht ein. Bei Luftangriffen der USA im Jemen sind nach Angaben der pro-iranischen Huthi-Miliz zehn Menschen getötet worden. Die US-Armee habe am Dienstagabend ein Wohngebiet in der Küstenstadt Hodeida ins Visier genommen, teilte der von den Huthis betriebene Fernsehsender Al-Masirah jetzt mit. In einer vorherigen Opferbilanz hatte der Sender außerdem von 16 Verletzten gesprochen. Unter den Getöteten waren demnach auch mehrere Kinder und Frauen. Die Huthi-Miliz hatte am Montag nach eigenen Angaben eine israelische Militäranlage in der Region Tel Aviv und zwei US-Kriegsschiffe im Roten Meer angegriffen. Der vom Iran finanzierten Huthi-Miliz geht es nach eigenen Angaben um "Solidarität mit den Palästinensern" im Gazastreifen. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohngebäude im nördlichen Gazastreifen sollen nach letzten Angaben des Al-Ahly-Krankenhauses mindestens 23 Menschen getötet worden sein. Unter den Opfern sollen sich acht Frauen und acht Kinder befinden. Mehr als 60 weitere Menschen seien verletzt worden. "Es sind noch immer Menschen unter den Trümmern eingeschlossen", sagte ein Sprecher des Zivilschutzes. Der Angriff traf ein vierstöckiges Gebäude im Viertel Schidschaija der Stadt Gaza. Der von den Hamas-Behörden betriebene Zivilschutz erklärte, es seien auch umliegende Gebäude beschädigt worden. Das israelische Militär teilte mit, es habe einen ranghohen Hamas-Kommandeur getroffen. Einen Namen oder weitere Details nannte das Militär nicht. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus im Gazastreifen sind am Mittwoch nach palästinensischen Angaben mindestens 20 Menschen getötet worden. Mehr als 40 weitere Menschen seien bei dem Angriff im Viertel Schidschaja in der Stadt Gaza verletzt worden, teilte ein Sprecher der palästinensischen Zivilschutzbehörde mit. Die Suche nach Menschen unter dem Schutt gehe weiter. Der 26-jährige Augenzeuge Ajub Salim sprach von "mehreren Raketen", die in dem Viertel eingeschlagen seien. Dieses sei "überfüllt mit Zelten, vertriebenen Menschen" gewesen. Staub, Schreie und massive Zerstörung hätten die Menschen in "Panik" versetzt. Indonesien hat angekündigt, als Folge des Gaza-Kriegs vorübergehend palästinensische Zivilisten aufnehmen zu wollen. Vorrang hätten dabei Menschen, die verwundet oder vertrieben worden seien, sagte der Präsident des muslimischen Inselstaates, Prabowo Subianto. Sein Land werde Flugzeuge schicken, um zunächst rund 1.000 Menschen aus Gaza in den Inselstaat zu bringen, sagte er. Das Angebot richte sich vor allem an Verletzte, Waisen und Menschen mit Traumata. Die betreffenden Palästinenser sollen später in ihre Heimat zurückkehren. Das südostasiatische Land ist der Staat mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung. Das Land unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel und macht sich schon lange für einen unabhängigen palästinensischen Staat stark. Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus in Gaza-Stadt sind nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörde 18 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende seien bei dem Angriff auf das mehrstöckige Wohnhaus in dem Vorort Schidschaia verletzt worden. Das israelische Militär äußert sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Vergangene Woche forderte das Militär die Bevölkerung dort auf, sich in Sicherheit zu bringen. Es werde in der Gegend gegen Extremisten vorgehen. Erneut sind humanitäre Helfer bei der Ausübung ihrer Tätigkeit durch Beschuss ums Leben gekommen. Ein Arzt und ein Krankenpfleger am Montag beim Verlassen der Krankenstation "Juzoor Medical Point" in Gaza-Stadt getötet. Die Hilfsorganisationen Help - Hilfe zur Selbsthilfe und Johanniter-Auslandshilfe trauern mit ihren Familien, Freunden und Kollegen. Ein Angriff auf Zivilist*innen stelle eine Verletzung des humanitären Völkerrechts dar. Beide seien als Helfer im Einsatz gewesen und hätten das mit ihrem Leben bezahlt. Dass humanitäre Helfende immer wieder Opfer von Angriffen würden, sei absolut inakzeptabel, so die Hilfsorganisationen. Israel will nach UN-Angaben weitere sechs Schulen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems schließen. Polizeikräfte und Mitarbeiter der Jerusalemer Stadtverwaltung seien mit Gewalt in die Schulen eingedrungen, schrieb UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf der Plattform X. Rund 800 Jungen und Mädchen seien direkt von diesen Schließungsanordnungen betroffen. Israels Polizei äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorfall. Israels Oberstes Gericht erlaubt die von der rechtsreligiösen Regierung gewünschte Entlassung des Inlandsgeheimdienstchefs Ronen Bar vorerst nicht. Die Richter erließen eine einstweilige Verfügung, wonach der Schin-Bet-Chef im Amt bleiben muss und seine Befugnisse nicht eingeschränkt werden dürfen, bis es eine finale Entscheidung in dem Fall gibt. Die Regierung darf demnach auch keinen Nachfolger für Bar ernennen. Ein hochrangiger Vertreter der libanesischen Hisbollah-Miliz hat gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die Bereitschaft der Gruppe zur Entwaffnung unter bestimmten Bedingungen erklärt. "Die Hisbollah ist bereit, über ihre Waffen zu sprechen, wenn Israel sich von den fünf besetzten Positionen zurückzieht und seine Aggressionen gegen die Libanesen einstellt", sagte er am Dienstagabend gegenüber Reuters. Unter diesen Umständen sei die Miliz zu Gesprächen mit dem libanesischen Präsidenten bereit, fügte er hinzu. Das Medienbüro der Hisbollah reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme. Das libanesische Präsidialamt lehnte eine Stellungnahme ab. Indonesiens Präsident Prabowo Subianto erklärt am Mittwoch, dass sein Land vorübergehend die vom Krieg im Gazastreifen betroffenen Palästinenser aufnehmen will. Dies teilte der Präsident zu Beginn seiner Reise in den Nahen Osten und in die Türkei mit. Prabowo sagte, er habe seinen Außenminister bereits angewiesen, zügig mit der palästinensischen Seite und anderen Parteien zu besprechen, wie die Betroffenen nach Indonesien evakuiert werden können. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist "irritiert", dass der Inlandsgeheimdienstchef Ronen Bar vorerst im Amt bleiben soll. Das hat der Oberste Gerichtshof am Dienstag entschieden. Das Gericht hatte nach einer über 10-stündigen Sitzung angeordnet, dass Bar für mindestens zwölf weitere Tage im Amt bleiben soll. Netanjahu hatte im März seine Entlassung ausgesprochen. UN-Generalsekretär António Guterres befürchtet eine weitere Eskalation im Nahostkonflikt - vor allem im Westjordanland. "Das Risiko, dass das besetzte Westjordanland zu einem zweiten Gaza wird, verschärft die Lage zusätzlich", sagte Guterres in New York. Er rief Israel und die Weltgemeinschaft auf, sich an ihre Verpflichtungen nach dem Völkerrecht zu halten. Außerdem machte er Israel schwere Vorwürfe wegen der humanitären Lage im Gazastreifen. Seit mehr als einem Monat sei "nicht ein Tropfen" Hilfe in das Palästinensergebiet gelangt: "Keine Lebensmittel, kein Treibstoff, keine Medikamente, keine Handelsgüter." Mit dem Versiegen der Hilfe hätten sich im Gazastreifen "die Schleusen des Schreckens" wieder geöffnet. "Gaza ist ein 'Killing Field'", sagte Guterres.  Israel will nach UN-Angaben weitere sechs Schulen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems schließen. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini schreibt auf X, dass Polizisten sich am Morgen mit Gewalt Zugang zu den Schulen verschafft hätten. Dann sei eine Schließung innerhalb von 30 Tagen verfügt worden. Von Israels Polizei gibt es dazu zunächst keine Stellungnahme. Lazzarini beklagt, dass davon rund 800 Jungen und Mädchen direkt betroffen seien, die ihr Schuljahr voraussichtlich nicht beenden könnten. Israel wirft dem UN-Palästinenserhilfswerk vor, dass Mitarbeiter an Terroraktivitäten der islamistischen Hamas beteiligt gewesen seien. Israels Parlament hatte als Konsequenz ein Arbeitsverbot auf israelischem Staatsgebiet verhängt, das Ende Januar in Kraft trat. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu fordert, dass ein Atomabkommen mit dem Iran die Vernichtung des iranischen Atomprogramms beinhaltet. Nach der US-Ankündigung zu neuen Atomgesprächen mit dem Iran sagte er in einer Videoansprache in Washington: "Wir sind uns einig, dass der Iran keine Atomwaffen besitzen wird. Dies kann in Form einer Vereinbarung geschehen, allerdings nur, wenn es sich dabei um eine Vereinbarung nach libyschem Vorbild handelt." Damit meint Netanjahu, dass die iranischen Atomanlagen wie 2003 und 2004 diejenigen in Libyen an die USA aushändigt werden sollen. Anschließend sollten die Anlagen unter US-amerikanischer Aufsicht gesprengt und die gesamte Ausrüstung demontiert werden, so Netanjahu. Es scheint allerdings nahezu ausgeschlossen, dass die Führung der Islamischen Republik einem solchen Abkommen zustimmenn könnte. Deshalb schlägt Netanjahu eine Militärintervention vor. Innerhalb von 24 Stunden haben israelische Angriffe im Gazastreifen offenbar mindestens 58 Todesopfer gefordert. Das ist die Zahl von Leichen, die laut dem öftlichen Gesundheitsministerium in Krankenhäuser gebracht worden sind. Außerdem seien 213 Verletzte eingeliefert worden. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Hamas aufgefordert, Israel keine Gründe für weitere Angriffe im Gazastreifen zu liefern. Er verlangte, dass die Hamas aufhöre, "unverantwortliche Entscheidungen" zu treffen, weil die Palästinenser nur so vor dem "Völkermord" zu schützen seien. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel "Hinrichtungen" im Gazastreifen vorgeworfen. "Wir sind Zeuge eines Banditentums geworden, das eindeutige Kriegsverbrechen begeht, indem es sogar auf Krankenwagen schießt, die Verletzte transportieren, und medizinisches Personal hinrichtet", sagte Erdogan in Ankara. Israel wird derzeit in Zusammenhang mit dem Tod von Sanitätern am 23. März scharf kritisiert. Ein Kranken- und ein Feuerwehrwagen waren nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds in Rafah von Soldaten angegriffen worden. Die Leichen von 14 Männern konnten erst sieben Tage später geborgen werden.  Die israelische Armee hatte zunächst behauptet, dass sich Fahrzeuge auf verdächtige Weise den Truppen genähert hätten. Das Militär hat inzwischen eingeräumt, dass diese Darstellung falsch war. Soldaten hätten jedoch niemanden vorsätzlich getötet und auch nichts zu vertuschen versucht. Dem Militär zufolge handelte es sich bei sechs der Getöteten um Mitglieder der Hamas.  Nach dem israelischen Angriff auf ein Zelt mit Medienvertretern im Gazastreifen ist ein weiterer Journalist gestorben. Der Mann habe am Montag schwere Verbrennungen erlitten und sei seinen Verletzungen erlegen, teilte das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis mit. Bei dem Angriff waren bereits ein Reporter der Webseite Palestine Today und ein weiterer Mann ums Leben gekommen. Es gab acht Verletzte, unter ihnen fünf Journalisten. Das Zelt stand nach Klinikangaben vor dem Spital. Das israelische Militär teilte mit, Ziel des Angriffs sei ein Extremist der militant-islamistischen Hamas gewesen, der zu den Verletzten gehöre. Russland unterstützt nach eigenen Angaben sowohl direkte als auch indirekte Gespräche der Regierungen in Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm. Solche Kontakte böten eine Chance zur Entspannung zwischen den USA und dem Iran, erklärte das Präsidialamt in Moskau. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bekräftigte die russische Unterstützung für eine diplomatische und politische Lösung. "Wir wissen, dass bestimmte Kontakte, direkte und indirekte, in Oman geplant sind. Dies kann natürlich nur begrüßt werden, da es zu einer Entspannung rund um den Iran führen könnte", sagte Peskow. Iranische Staatsmedien berichteten, dass die Gespräche am 12. April in Oman stattfinden sollen. Das Format der Gespräche bleibt unklar. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass man vor der Aufnahme direkter Gespräche stehe. Irans Außenminister erklärte jedoch, die Diskussionen würden über Vermittler geführt. Israelische Streitkräfte haben im besetzten Westjordanland nach eigenen Angaben eine palästinensische Angreiferin getötet. Die Frau habe die Soldaten an einer Straßenkreuzung in der Nähe einer israelischen Siedlung mit Steinen beworfen und versucht, sie zu erstechen, teilte das Militär mit. Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, die Getötete sei 30 Jahre alt gewesen und habe in der nahe gelegenen Stadt Salfit gelebt. Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Streifen hat die Gewalt im Westjordanland zugenommen. Menschenrechtsgruppen werfen den israelischen Streitkräften vor, oft tödliche Gewalt anzuwenden, obwohl ihr Leben nicht in Gefahr sei. Israel erklärt dagegen, die Soldaten müssten in einem gefährlichen Umfeld oft blitzschnelle Entscheidungen treffen. Der Iran hat die von den USA angekündigten Gespräche über sein Atomprogramm bestätigt - allerdings mit einer wichtigen Einschränkung. Er werde am Samstag im Oman indirekt mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff verhandeln, sagte der iranische Außenminister Abbas Araghtschi während eines Algerienbesuchs dem iranischen Staatsfernsehen. US-Präsident Trump hatte zuvor direkte Gespräche zwischen den beiden Staaten angekündigt. Eine Bestätigung aus Washington, dass Witkoff die US-Delegation anführen würde, stand zunächst noch aus. Trump insistierte nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag im Weißen Haus, Teheran dürfe nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Er drohte zudem, der Iran werde in "großer Gefahr" sein, sollten die Gespräche über eine Beendigung des iranischen Atomprogramms scheitern. Weil sie bei einem Einsatz Häuser von Palästinensern verwüstet und Brauchbares gestohlen hatten, hat die israelische Armee mehrere ihrer Generäle entlassen. Auch löste sie eine Teileinheit von Reservisten auf und rügte mehrere Soldaten, berichtete die "Times of Israel". Die Vorfälle hatten sich demnach am 2. April während einer Razzia im Flüchtlingslager Dheisheh ereignet. Berichten zufolge durchsuchten die Soldaten stundenlang Häuser. Anschließend wurde eine Untersuchung eingeleitet. Der zuständige Generalmajor sprach von einem schwerwiegenden Vorfall, der den Werten der Armee widerspreche. Bereits Anfang April waren mehrere israelische Soldaten nach einem Einsatz im palästinensischen Dorf Jinba im Süden des besetzten Westjordanlands betraft worden. Das Treffen von Ministerpräsident Netanjahu mit US-Präsident Trump in Washington hat in Israel Verunsicherung hinterlassen. In Sachen Zollpolitik machte Trump nicht die erhofften Zusagen für eine Ausnahmeregelung zugunsten der Israelis, irritierend wirkte auch seine Ankündigung, mit dem Iran über dessen Atomprogramm verhandeln zu wollen. Im Verfahren zur Entlassung von Israels Inlandsgeheimdienstchef Ronen Bar hat der Vorsitzende des Obersten Gerichts kurz nach Beginn der Anhörungen den Saal räumen lassen. "Kein Gericht der Welt kann so arbeiten", sagte Richter Jizchak Amit angesichts von Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung im Publikum. Zuvor hatten die Streitenden die Ordnungsrufe des Richters ignoriert. Auch außerhalb des Gerichtssaals gab es Auseinandersetzungen. Die Anhörungen sind der Auftakt eines Berufungsverfahrens gegen die Entlassung Bars durch die Regierung von Benjamin Netanjahu. Vier Oppositionsparteien und NGOs waren gegen den Beschluss der Regierung vom 21. März vorgegangen. Die Oppositionsparteien hatten eine "rechtswidrige Entscheidung" kritisiert, "die ein echtes Risiko für die nationale Sicherheit des Staates Israel darstellt". Netanjahus Kabinett hatte Bars Entlassung als Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet beschlossen, nachdem Netanjahu ein "fortwährendes Misstrauen" im beiderseitigen Verhältnis beklagt hatte. Bar soll sein Amt demnach am 10. April abgeben.  Israels Oberstes Gericht hat eine mit Spannung erwartete Beratung über die umstrittene Entlassung des Inlandsgeheimdienstchefs Ronen Bar aufgenommen. Das Gericht hatte die Entlassung des Schin-Bet-Chefs mit einer einstweiligen Verfügung ausgesetzt. Nun müssen sich die Richter in Jerusalem mit acht Klagen gegen die Kündigung befassen. Mit einer Entscheidung des Gerichts wird in dieser Woche gerechnet. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte den Schritt mit einem "Mangel an Vertrauen" in den Geheimdienstchef begründet. Kritiker werfen ihm jedoch vor, sich in der Frage in einem Interessenkonflikt zu befinden. Bars Entlassung löste Massenproteste aus. Bei neuen israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern seien acht Kinder und fünf Frauen, berichteten palästinensische Ersthelfer und Krankenhäuser im Gazastreifen. Vom israelischen Militär lag zunächst keine Stellungnahme vor. Unter anderem seien bei einem Angriff auf ein Haus in Deir-al-Balah elf Menschen getötet worden, darunter fünf Kinder ab zwei Jahren, teilte das Al-Aksa-Märtyrerkrankenhaus mit, wo die Leichen hingebracht wurden. Die Klinik meldete vier weitere Tote bei einem anderen Angriff auf Deir al-Balah. Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind in der Nacht zum Dienstag nach palästinensischen Angaben mindestens 19 Menschen getötet worden. Unter den getöteten Zivilisten seien auch fünf Kinder, sagte der Sprecher der von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde, Mahmud Bassal. Neun Menschen wurden bei einem Angriff am späten Montagabend auf ein Haus in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens getötet.  Im Morgengrauen habe die israelische Armee zudem Ziele in der Stadt Gaza und in Beit Lahia im Norden des Palästinensergebiets angegriffen. Dabei seien zehn Menschen getötet worden.  US-Präsident Donald Trump hat erneut Anspruch auf den Gazastreifen erhoben. "Das ist ein unglaublich wichtiges Stück Grundbesitz", sagte er während eines Treffens mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Es wäre Trump zufolge eine "gute Sache", eine "Friedenstruppe wie die Vereinigten Staaten dort zu haben, die den Gazastreifen kontrolliert und besitzt". Bereits Anfang Februar hatte Trump bei einer Pressekonferenz an Netanjahus Seite mit einer ähnlichen Aussage schockiert. Damals erklärte er, die USA könnten den Gazastreifen übernehmen, das kriegszerstörte Gebiet planieren, neu aufbauen und in eine "Riviera des Nahen Ostens" verwandeln. Bei mehreren israelischen Luftangriffen im Süden des Libanon sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens drei Menschen getötet worden. In der Ortschaft Taybeh nahe der Grenze zu Israel habe ein Drohnenangriff einen Menschen getötet, ein Drohnenangriff auf die Straße Dardara habe zwei Menschen getötet und einen weiteren verletzt, erklärte das Ministerium am Montag. Nach Angaben der israelischen Armee handelte es sich bei dem Toten in Taybeh um einen Kommandeur der pro-iranischen Hisbollah-Miliz. Der Mann sei für zahlreiche Angriffe auf den Norden Israels verantwortlich gewesen, erklärte die Armee. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, der Angriff sei "vor einer Motorradwerkstatt" erfolgt. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden zudem zwei weitere Menschen bei Luftangriffen im Südlibanon verletzt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach eigenen Angaben bei seinem Besuch im Weißen Haus mit US-Präsident Donald Trump über die Bemühungen um die Freilassung der noch in der Gewalt der militant-islamistischen Hamas verbliebenen Geiseln gesprochen. Sie arbeiteten an einem weiteren Deal, "von dem wir hoffen, dass er erfolgreich sein wird", sagte der israelische Regierungschef am Montag in Washington. Sie seien entschlossen, alle Geiseln zu retten und die Hamas im Gazastreifen zu vernichten. Er habe mit Trump auch über dessen Plan gesprochen, Palästinenser aus dem Gazastreifen umzusiedeln, während das Gebiet neu aufgebaut werde. Netanjahu sprach von einer "kühnen" Vision. Die pro-iranische Huthi-Miliz im Jemen hat nach eigenen Angaben eine israelische Militäranlage in der Region Tel Aviv und zwei US-Kriegsschiffe im Roten Meer angegriffen. Das Ziel in Israel sei mit einer Drohne, die zwei US-Zerstörer mit mehreren Raketen und Drohnen attackiert worden, sagte ein Sprecher der Miliz am Montag in einer Videobotschaft.  Zuvor am Montag hatte die israelische Armee erklärt, eine sich aus dem Osten nähernde Drohne abgefangen zu haben, bevor sie in den israelischen Luftraum eindringen konnte. Kurz nach seiner Ankündigung direkter Gespräche mit Teheran hat US-Präsident Donald Trump der Islamischen Republik gedroht. Der Iran werde in "großer Gefahr" sein, sollten die Gespräche über eine Beendigung des iranischen Atomprogramms scheitern, sagte der Republikaner, der am Montag in Washington den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu empfing. Nach dem Treffen hatte er Journalisten gesagt, die Gespräche mit dem Iran würden am Samstag beginnen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angekündigt, dass Israel Zölle und Handelshemmnisse gegenüber den USA abbauen werde. "Wir beabsichtigen, dies sehr schnell zu tun", sagte Netanjahu bei einem Empfang im Weißen Haus. Er sprach auch von einem Abbau des Handelsdefizits gegenüber den Vereinigten Staaten.  Über die Abschaffung der Zölle habe er bereits mit US-Handelsminister Howard Lutnick gesprochen. Nach israelischen Angaben sind bereits seit Jahrzehnten etwa 99 Prozent der aus den USA eingeführten Waren vollständig von Zöllen befreit. Netanjahu ist der erste ausländische Regierungschef, der im Weißen Haus seit Verkündung der neuen Zölle zu Gesprächen empfangen wird. US-Präsident Donald Trump hat direkte Gespräche mit dem Iran über das Atomprogramm des Landes angekündigt. Diese würden am Samstag beginnen, erklärte er am Montag. Teheran dürfe nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangen, insistierte er nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag im Weißen Haus. Iranische Staatsmedien hatten unlängst berichtet, es habe eine offizielle Antwort auf ein Schreiben Trumps an Ajatollah Ali Chamenei gegeben. Bei einem Gipfeltreffen in Kairo haben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sein ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi und der jordanische König Abdullah II. eine Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde über den Gazastreifen gefordert. Die im Westjordanland ansässige Behörde müsse "gestärkt" werden und "in allen Palästinensergebieten" regieren, hieß es am Montag in einer gemeinsamen Erklärung der drei Staatschefs. Später telefonierten sie nach Angaben aus Paris mit US-Präsident Donald Trump über die "Situation im Gazastreifen". Im Gespräch mit dem US-Präsidenten betonten sie demnach die Notwendigkeit des sofortigen "vollen Zugangs" von Hilfslieferungen in den Gazastreifen, sowie die Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln. Zudem müssten "günstige Zustände für einen echten politischen Horizont" geschaffen werden. Die drei Staatschefs forderten in ihrer gemeinsamen Erklärung eine "sofortige Rückkehr" zur Waffenruhe im Gazastreifen. In Israel haben erneut viele Menschen für ein Abkommen mit der Hamas zur Freilassung der verbliebenen Geiseln in Gaza demonstriert. Der Protest richtete sich auch wieder gegen die Regierung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Tausende versammelten sich Medienberichten und Augenzeugen zufolge im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv.  Viele Demonstranten sprachen sich auch gegen die Fortsetzung des Gaza-Kriegs aus. "Wie viel Blut wird vergossen werden?" und "Beendet den Krieg" war unter anderem auf Plakaten zu lesen. Zu sehen waren auch wieder viele Poster mit den Gesichtern der noch immer von Islamisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Der Leiter der UN-Friedensmission Unifil im Libanon sieht Chancen auf langsame Fortschritte im Streben nach einem dauerhaften Waffenstillstand im Libanon. Das Kräfteverhältnis in dem Land habe sich nun deutlich verändert, sagte er am Montag vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Es könne jedoch noch lange dauern, bis der Fortschritt sich einstelle, sagte Generalleutnant Aroldo Lázaro Sáenz. Ein innerer politischer Prozess könne vonnöten sein, um sich Schlüsselfragen wie dem Umgang mit Hisbollah-Kämpfern und anderen bewaffneten Gruppen zuzuwenden. Angegangen werden müssten etwa auch die Frage nach militärischen Fähigkeiten "und ein politischer Weg zwischen dem Libanon und Israel, um Fragen der Souveränität und territorialen Integrität sowie der Grenzziehung zu klären", sagte er. Die geplante Pressekonferenz von US-Präsident Donald Trump und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Anschluss an ein Treffen im Weißen Haus ist überraschend abgesagt worden. Das teilte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses zunächst ohne Angabe von Gründen mit. Journalisten sollten aber den Beginn des Treffens der beiden im Büro des Präsidenten mitverfolgen können, wie mehrere Korrespondenten berichteten.  Netanjahu befindet sich derzeit zu einem Besuch in Washington. Neben einem Gespräch im Oval Office, vor dem in der Regel eine kleine Gruppe ausgewählter Journalistinnen und Journalisten Fragen stellen darf, war ursprünglich für 20.30 Uhr MESZ (14.30 Uhr Ortszeit) die gemeinsame Pressekonferenz vorgesehen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist zu Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Trump empfing ihn mit einem Händeschütteln vor der Regierungszentrale in Washington. Netanjahu hatte vorher erklärt, er wolle mit Trump unter anderem über das neue US-Zollpaket, die Bemühungen um die Freilassung der Hamas-Geiseln im Gazastreifen und die Bedrohung durch den Iran sprechen.  Krankenhäuser im Gazastreifen haben nach Angaben des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums binnen 24 Stunden 57 Leichen aufgenommen. Die Menschen seien bei israelischen Angriffen getötet worden, hieß es am Montag. Weitere 137 Menschen seien verletzt worden. Die Gesamtzahl der im Gaza-Krieg getöteten Palästinenserinnen und Palästinenser stieg damit nach Ministeriumsangaben auf 50.752, die der Verletzten auf 115.475. Das Ministerium unterscheidet in seiner Zählung nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten, macht aber geltend, dass mehr als die Hälfte der Getöteten Frauen und Kinder seien. Israel hat nach eigenen Angaben etwa 20.000 Extremisten getötet, dies aber nicht durch Belege untermauert. Ein palästinensisch-amerikanischer Jugendlicher, der von israelischen Soldaten erschossen wurde, soll zuvor mit Steinen geschmissen haben. Das teilte das israelische Militär am Montag mit. Der Jugendliche habe Fahrer auf einer Straße im besetzten Westjordanland gefährdet. Das palästinensische Gesundheitsministerium hatte am Sonntag mitgeteilt, dass bei dem Vorfall in der Nähe der Stadt Turmus Aja ein Jugendlicher getötet und zwei weitere Menschen verletzt worden seien. Mehrere Organisationen der Vereinten Nationen haben eine umgehende Erneuerung der Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Seitdem Israel das Bombardement gegen die radikal-islamische Hamas Mitte März wieder aufgenommen habe, gebe es gravierende Engpässe bei Hilfsleistungen, erklärten die Leiter von sechs UN-Organisationen gemeinsam am Montag. Dazu gehören die Agentur für die Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA) und das Welternährungsprogramm. "Mehr als 2,1 Millionen Menschen sitzen erneut fest, werden bombardiert und müssen hungern, während sich an den Grenzübergängen Vorräte an Nahrungsmitteln, Medikamenten, Treibstoff und Unterkünften stapeln und lebenswichtige Ausrüstung feststeckt", hieß es in der Mitteilung. Seitdem Israel am 2. März die Einfahrt von Lastwagen mit Hilfsgütern blockiert habe, seien keine neuen Hilfsgüter in den Küstenstreifen gelangt. Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) hat den an dem Angriff auf Rettungskräfte im Gazastreifen beteiligten israelischen Soldaten eine absichtliche Tötung der Helfer vorgeworfen. Eine Autopsie der 15 Todesopfer habe ergeben, dass allen "in den oberen Teil ihres Körpers mit der Absicht zu töten geschossen" worden sei, sagte PRCS-Präsident Junis al-Khatib vor Journalisten in Ramallah im Westjordanland.  Al-Khatib forderte zudem eine internationale Untersuchung der Geschehnisse. "Wir rufen die Welt dazu auf, eine unabhängige und unparteiische internationale Untersuchungskommission einzusetzen", sagte er. An die israelischen Soldaten gerichtet fragte er, warum sie nach dem Angriff die Leichen versteckt hätten. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) hatte zuvor erklärt, die sterblichen Überreste der Rettungskräfte seien in einem "Massengrab" in Rafah im Süden des Gazastreifens gefunden worden. Nach dem tödlichen Angriff auf Sanitäter im Gazastreifen dringt das Auswärtige Amt auf Aufklärung von israelischer Seite. Ein am Wochenende bekanntgewordenes Video von dem Vorfall sei "wirklich furchtbar", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Es stünden schockierende und schwerwiegende Vorwürfe zum Vorgehen der israelischen Armee im Raum. Diese müssten untersucht und Täter sowie Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Das sei auch eine Frage, an der sich die Glaubwürdigkeit des israelischen Rechtsstaates messe. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lehnt eine dauerhafte Umsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen strikt ab. "Wir lehnen die Vertreibung der Bevölkerung und jede Annexion des Gazastreifens und des Westjordanlandes entschieden ab", sagte Macron nach einem Treffen mit Ägyptens Präsident Abdel Fatah al-Sisi in Kairo. Pläne, den Gazastreifen oder das Westjordanland zu annektieren, verstießen gegen das Völkerrecht, sagte Macron.  "Wir verurteilen die Wiederaufnahme der israelischen Angriffe auf Gaza", sagte Macron weiter. Israelische Geiseln, die beim Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 in das Küstengebiet verschleppt wurden, müssten sofort freigelassen und Verhandlungen über eine Waffenruhe wieder aufgenommen werden. Die Bundesregierung hat von Israel Aufklärung zu einem tödlichen Angriff auf Rettungskräfte im Gazastreifen gefordert. Ein am Samstag veröffentlichtes Handy-Video, das den Vorfall zeigen soll, habe "gravierende Vorwürfe" gegen Israels Armee zur Folge, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. "Das ist furchtbar und muss dringend aufgeklärt werden." Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, fügte der Sprecher hinzu. Mit einem Generalstreik im Westjordanland haben Palästinenser am Montag gegen den Krieg im Gazastreifen protestiert. Geschäfte blieben geschlossen, und auf den Straßen von Ramallah, dem Sitz der vom Westen unterstützten Palästinensischen Autonomiebehörde, waren nur wenige Autos unterwegs. Israel eroberte das Westjordanland im Sechstagekrieg von 1967. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil eines künftigen Staates für sich. Die Palästinensische Autonomiebehörde verwaltet die Bevölkerungszentren mit begrenzter Autonomie. Nach einer mehr als einmonatigen Blockade erwägt Israel offenbar, wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen. Damit sollen Verstöße gegen das Völkerrecht sowie rechtliche Probleme für die Militärführung vermieden werden, berichten israelische Medien unter Berufung auf die Onlinezeitung "Ynet-News". Seit 2. März hat Israel die Einfuhr von Waren einschließlich Hilfsgütern in den Gazastreifen verhindert. Einen konkreten Termin für eine Wiederaufnahme von Hilfslieferungen gab es demnach noch nicht. Medien sprachen von wenigen Wochen. Die israelische Armee wolle testweise ein Pilotprogramm starten, in dem Soldaten Hilfsgüter an Zivilisten verteilen sollten. Das solle verhindern, dass die Hamas Kontrolle über Hilfslieferungen habe. Der französische Präsident Macron hat während eines Besuchs in Ägypten eine Waffenruhe für den Gazastreifen gefordert. Der Präsident verlangte zudem die Aufhebung der israelischen Blockade von Hilfslieferungen für die Menschen in dem Küstengebiet. Macron wollte sich in Kairo mit Präsident Abdel Fattah el-Sisi und später mit dem jordanischen König Abdullah II. treffen. Beide sind enge Verbündete des Westens, die ebenfalls eine Waffenruhe fordern. Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Zelt im südlichen Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mehrere Journalisten getötet und verletzt worden. Den Berichten zufolge stand das Zelt in der Nähe des Nasser-Krankenhauses in Chan Junis. Mindestens zwei Menschen seien getötet und mehrere verletzt worden. Ein israelischer Militärsprecher sagte zu dem Vorfall, es sei ein Terrorist der islamistischen Hamas angegriffen worden.  Vor dem Hintergrund des Krieges im Gazastreifen haben sich die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Israels zu Gesprächen in Abu Dhabi getroffen. Scheich Abdullah bin Sajed al Nahjan habe gegenüber seinem Kollegen Gideon Saar unterstrichen, wie wichtig die Bemühungen "um eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln" im Gazastreifen seien, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums der Emirate. Scheich Abdullah habe zudem "die dringende Notwendigkeit" bekräftigt, "einen ernsthaften politischen Horizont für die Wiederaufnahme von Verhandlungen zu schaffen, um einen umfassenden Frieden auf der Grundlage der Zweistaatenlösung zu erreichen". Aus Israel verlauteten zunächst keine Einzelheiten zu dem Treffen zwischen den beiden Spitzendiplomaten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wird am Montag von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Netanjahu werde mit Trump über die neuen US-Zölle, die Bemühungen um die Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen und die Bedrohung durch den Iran beraten, kündigte das Büro des israelischen Regierungschefs an. Trump hatte Zölle in Höhe von 17 Prozent auf Importe aus Israel verhängt, obwohl das Land ein enger Verbündeter ist. Ein weiteres wichtiges Thema des Treffens dürften die Verhandlungen über eine neue Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der in der Gewalt der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbliebenen Geiseln sein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hält am Montag ein Gipfeltreffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und dem jordanischen König Abdullah II. zum Gaza-Krieg ab. Das Dreiertreffen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo dürfte sich um die Bemühungen für eine neue Waffenruhe im Gazastreifen drehen. Die israelische Armee hatte ihre massiven Luftangriffe auf Ziele der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen Mitte März wieder aufgenommen und zudem neue Bodeneinsätze in dem Palästinensergebiet gestartet. Zuvor hatte dort seit Mitte Januar eine Waffenruhe gegolten. Die Verhandlungen über eine Fortsetzung der Feuerpause verliefen bislang ergebnislos.
BR24 Redaktion
Entwicklungen, Reaktionen und Nachrichten zum Nahost-Konflikt vom 07. bis 13. April im Rückblick.
[ "Gaza", "Gazastreifen", "Hamas", "Israel", "Nahost", "Nahostkonflikt", "Westjordanland", "Palästinenser" ]
deutschland-welt
2025-04-13T22:00:09.727+00:00
2025-04-14T06:00:19.983389+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/krieg-in-israel-und-gaza-im-news-ticker-vom-31-maerz-bis-6-april,Uh0NTwr
Das ändert sich im Juli: Renten steigen, Autos brauchen Blackbox
Die heiße Phase des Sommers beginnt, ganz wortwörtlich. Vergangenes Jahr war der Juli der weltweit heißeste Monat seit Messbeginn. Angesichts einiger öffentlicher Sportereignisse ist zu hoffen, dass dieser Rekord heuer nicht gebrochen wird: Bis zum 14. Juli läuft die EM in Deutschland und bis zum 21. Juli die Tour de France durch Frankreich. Ebenfalls bis zum 14. Juli wird außerdem in Wimbledon Tennis gespielt, am 26. Juli beginnen die Olympischen Sommerspiele in und um Paris und nicht zu vergessen: Am 7. Juli findet in Franken der Triathlon "Challenge Roth" statt. Jenseits von Sport und Wetter gibt es einige Veränderungen für Verbraucherinnen und Verbraucher, die wichtig werden. Rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland bekommen ab dem 1. Juli höhere Rentenzahlungen auf ihre Konten: Der Rentenwert steigt um 4,57 Prozent. Damit liegt die Anhebung heuer deutlich über der Inflationsrate, die im Mai bei 2,4 Prozent gelegen hatte. Der Rentenwert ist der Betrag, der einer abschlagsfreien monatlichen Rente aus Beiträgen eines Durchschnittsverdieners für ein Jahr entspricht. Außerdem wichtig für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in die Pflegeversicherung einzahlen: Zum 1. Juli steigt hier der Beitragssatz von aktuell 3,05 auf 3,4 Prozent. Der Beitragszuschlag für Kinderlose steigt von 0,35 auf 0,6 Prozent. Seit dem 30. Juni dürfen Wohnungsvermieter die Kosten für die Sammelverträge mit ihren Kabelanbietern nicht mehr einfach so auf die Mieterinnen und Mieter umlegen. Deshalb haben alle, die zur Miete wohnen und weiterhin per Kabel Fernsehen wollen, jetzt die Qual der Wahl. Sie müssen eigene Verträge abschließen. Auf dem Anbietermarkt ist dadurch ein Wettkampf um die Kundschaft ausgebrochen und wer noch keinen neuen Vertrag abgeschlossen hat, sollte nichts voreilig entscheiden. Bei den Verbraucherschutz-Organisationen gibt es Hilfe bei der Auswahl. Als Faustregel gilt: Mehr als zehn Euro sollte niemand für einen gewöhnlichen Kabelanschluss zahlen. Anstelle von mühsamen Beweisfotos und teuren Gutachten soll künftig verstärkt die Technik helfen, wenn im Straßenverkehr ein Unfall passiert. Ab dem 7. Juli müssen neu zugelassene Autos mit einem sogenannten Event Data Recorder (EDR) ausgestattet sein. Ähnlich wie bei der Blackbox in Flugzeugen soll der bei einem Unfall einen kurzen Zeitraum vor und nach dem Crash aufzeichnen. Ziel ist es, den Unfallhergang sicherer rekonstruieren zu können. Dabei werden lokal Daten gespeichert, die Auskunft über Geschwindigkeit, Motorendrehzahl, Airbag-Auslösung oder den Lenkwinkel geben. Verbaut ist der Datenspeicher meistens im Airbag-Steuergerät. Zusätzlich wird der Einbau eines Hinweissignals verpflichtend, das bei Überschreiten der Geschwindigkeitsgrenze ertönt. Damit nicht mehr so viel kleiner Plastikmüll aus den Recycling-Kreisläufen herausrutscht, gilt ab dem 3. Juli nun offiziell eine Neuerung, die vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern schon aufgefallen sein dürfte: Einwegflaschen aus Kunststoff haben jetzt nur noch festsitzende Verschlüsse. Sie dürfen sich also nicht mehr komplett abschrauben lassen, sondern bleiben an einer Art seidenem Faden aus Plastik an der Flasche hängen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Hanna Heim
Der Sommer ist da und die Verbraucher erwartet in sportlicher Hinsicht mehr als nur das EM-Finale. Hinzu kommen Veränderungen im alltäglichen Leben: mehr Verkehrssicherheit, neue Regelungen beim Pflegezuschuss – und Umweltschutz, der hängenbleibt.
[ "Pflege", "Kabelnetzbetreiber", "Sport", "Renten", "Verkehrssicherheit", "Verbraucher" ]
wirtschaft
2024-06-29T07:52:53.280936+00:00
2024-06-29T09:03:15.000938+00:00
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/renten-steigen-autos-brauchen-blackbox-das-aendert-sich-im-juli,UGngX9G
Ex-US-Präsident Trump in Dokumentenaffäre angeklagt
Der frühere US-Präsident Donald Trump ist in der Affäre um geheime Regierungsdokumente in 37 Punkten angeklagt worden. In 31 davon geht es um die vorsätzliche Aufbewahrung von Informationen zur nationalen Verteidigung. Das geht aus der nun veröffentlichten Anklageschrift hervor. Demnach bewahrte Trump in seinem Privatanwesen Mar-a-Lago nach Ende seiner Amtszeit im Weißen Haus unter anderem Dokumente zum US-Atomwaffen-Programm und zu militärischen Aktivitäten anderer Staaten auf. Die US-Justiz wirft Trump außerdem Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen vor. Der Ex-Präsident habe geheime Dokumente, die er aus dem Weißen Haus mitgenommen hatte, behalten und sie einem Bundesgericht vorenthalten, hieß es. Neben Trump ist auch einer seiner Berater angeklagt: Walt Nauta ist auf Überwachungsvideos zu sehen, wie er Kartons mit Unterlagen in Mar-a-Lago umhertrug, als die US-Justiz die Herausgabe von Geheimdokumenten forderte. Nauta soll angegeben haben, dies auf Anweisung Trumps getan zu haben, und könnte als Zeuge eine wichtige Rolle in dem Verfahren spielen. Am Dienstag soll Trump in der Angelegenheit in Miami vor Gericht erscheinen. Der frühere Präsident hatte die Anklage selbst publik gemacht und sich als Opfer einer politischen Hexenjagd bezeichnet. Führende Republikaner sprangen ihm bei und warfen Präsident Joe Biden vor, das Justizministerium als Waffe gegen seinen Vorgänger einzusetzen. "Die korrupte Biden-Regierung hat meine Anwälte informiert, dass ich angeklagt wurde, scheinbar wegen der falschen Geheimdokumentenaffäre", hatte Trump am Donnerstag auf seiner Online-Plattform Truth Social erklärt. "Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass so etwas einem ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten passieren könnte", schrieb er. Mehrere US-Medien hatten am Mittwoch übereinstimmend berichtet, dass Staatsanwälte aus dem Team von Sonderermittler Jack Smith Trumps Anwälte darüber informiert hätten, dass der Ex-Präsident persönlich Ziel ihrer Ermittlungen ist. Trump ist der erste Ex-Präsident der US-Geschichte, gegen den eine Anklage erhoben wurde: Im März wurde er von der Staatsanwaltschaft von Manhattan wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor der Präsidentschaftswahl 2016 angeklagt. Die US-Bundespolizei FBI hatte im vergangenen August bei einer Razzia in Trumps Privatanwesen Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida nach Angaben des US-Justizministeriums rund 13.000 Dokumente beschlagnahmt, darunter viele mit Geheimhaltungsstufen. Die Unterlagen hatte Trump zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2021 aus dem Weißen Haus nach Mar-a-Lago mitgenommen. Laut einem Gesetz müssen Präsidenten offizielle Unterlagen nach dem Ende ihrer Amtszeit dem Nationalarchiv übergeben. Darüber hinaus gibt es strenge gesetzliche Regeln für einen Umgang mit Geheimdokumenten, unter anderem in einem Spionagegesetz. Im November setzte Justizminister Merrick Garland mit Jack Smith einen Sonderermittler ein, der die Untersuchung in der Affäre übernahm. Smith prüft auch eine strafrechtliche Verantwortung Trumps im Zusammenhang mit der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021. Der Sonderermittler in der Affäre um geheime Regierungsunterlagen stellte indessen ein "zügiges Gerichtsverfahren" in Aussicht. "Beachten Sie, dass die Angeklagten in diesem Fall als unschuldig zu gelten haben, bis ihre Schuld vor Gericht zweifelsfrei bewiesen ist", sagte Sonderermittler Jack Smith bei einer Pressekonferenz. Die Anklageschrift zeige aber den "Umfang und die Schwere" der Vorwürfe gegen Trump. Auch Trumps persönlicher Assistent wurde angeklagt. Smith betonte, dass die Mitarbeiter der US-Geheimdienste und des Militärs "ihr Leben dem Schutz unseres Landes" widmeten. Der Schutz von Informationen der Landesverteidigung sei von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der USA. "Verstöße gegen diese Gesetze bringen unser Land in Gefahr", so Smith. Laut Sonderermittler Jack Smith geht es bei den Vorwürfen gegen Trump auch um die nationale Sicherheit. Katrin Brand berichtet aus Washington. Trump wettert seit langem, seine Gegner würden lediglich versuchen, ihn an einem Wiedereinzug ins Weiße Haus 2024 zu hindern. Er hatte seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner im November offiziell angekündigt. Bisher liegt er in Umfragen unter Parteianhängern vorn - bis zur endgültigen Entscheidung kann aber noch viel passieren. Gegen Trump laufen noch weitere Ermittlungen. Alle Augen waren zuletzt auf den Fall in New York gerichtet, der zur ersten Anklage eines Ex-Präsidenten wegen einer Straftat in der US-Geschichte führte und in dem er auf "nicht schuldig" plädierte. Im Bundesstaat Georgia ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Trump zudem wegen möglicher Wahlmanipulation. In einem anderen Fall wurde Trump schon belangt - zumindest indirekt. Sein Immobilienkonzern wurde in New York unter anderem wegen Steuerbetrugs zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Ex-Präsident war dabei nicht persönlich angeklagt gewesen. Auch bei US-Präsident Joe Biden waren als geheim eingestufte Regierungsdokumente aus seiner Zeit als Vizepräsident unter Barack Obama in Räumlichkeiten gefunden worden, in denen sie nicht hätten aufbewahrt werden dürfen. Auch hier ist ein unabhängiger Sonderermittler tätig. In Bidens Fall geht es aber um deutlich weniger Dokumente. Nach Darstellung des Weißen Haus hat Biden sich auch nicht geweigert, Dokumente zu übergeben. Mit Informationen von AFP, AP und dpa. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. 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BR24 Redaktion
Der frühere US-Präsident Trump ist erneut von der US-Justiz angeklagt worden - erstmals auf Bundesebene. Dem Republikaner wird unter anderem Verschwörung vorgeworfen. Und: Er soll Geheimdokumente zum Atomwaffen-Programm mitgenommen haben.
[ "Republikaner", "Dokumentenaffäre", "Anklage", "USA", "Donald Trump" ]
deutschland-welt
2023-06-09T18:36:28.593+00:00
2023-06-09T20:09:21.312824+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/ex-us-praesident-trump-in-dokumentenaffaere-angeklagt,TgddOBb
"Zauber der Stille": Florian Illies zu Caspar David Friedrich
Kanarienvogelzüchter war er also auch, dieser Caspar David Friedrich. "Das ist sehr überraschend", sagt Florian Illies im Gespräch, "weil sich nach allen anderen Quellen der Kanarienvogel erst Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete. Friedrich züchtete und zeichnete sie aber bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, um 1810, 1820 herum". Das ist nur einer von vielen kuriosen Funden, die dieses Buch des Kunsthistorikers, einstigen Kunsthändlers und Kunstmagazin-Gründers sowie Ausstellungs-Kurators Florian Illies zu einem großen Lesevergnügen machen. Der 52-Jährige nähert sich dem "feinmalerischsten Künstler der deutschen Romantik" und "verschrobenen Spätzünder" Caspar David Friedrich, der bisweilen auch ein "unglaublicher Kindskopf" sein konnte und dem es einfach nicht gegeben war, Menschen zu malen, keineswegs huldvoll-ehrfürchtig, sondern mit der ihm eigenen Nonchalance. 2015 hatte Illies bereits einen zweiseitigen "Liebesbrief" an jenen Maler veröffentlicht, dem er nun eine auch an leiser Kritik nicht sparende Liebeserklärung in Form eines ganzen Buches nachfolgen lässt. "Sie haben aus Ihrer bodenlosen Melancholie heraus Bilder geschaffen, die uns bis heute erzählen von der schmerzhaft schönen Sehnsucht nach dem Glück", so adressierte Illies seinerzeit den "großen Meister" Caspar David Friedrich. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. "Das war ein langer Weg, weil ich zunächst einmal in mir einen großen Trotz spürte", so Illies: "Das ist so wie mit Goethe oder Bach. Man hat das Gefühl, als ordentlicher Deutscher hat man den zu lieben. Der gehört zum Bildungskanon dazu, und auch zum Verehrungskanon. Dagegen habe ich mich unglaublich lange gewehrt. Aber dann irgendwann war ich ihm doch erlegen und habe gemerkt: Jeder Widerstand ist zwecklos." Solche Himmel, findet Illies, hat nur Caspar David Friedrich gemalt. Und mit seiner spät erwachten Liebe zum "himmlischen Caspar David Friedrich", wie ihn Thomas Mann in "Lotte in Weimar" einmal nennt, ist es Florian Illies "himmelernst". Caspar David Friedrich war selbst ein großer Liebender, der aber im Falle des von ihm zutiefst bewunderten Johann Wolfgang von Goethe auf keine große Gegenliebe stieß. Er korrespondierte mit dem Dichterfürsten, bewarb sich auch mal um einen Preis, den Goethe in Weimar ausgelobt hatte, bekam den auch, aber Goethe versagte ihm dennoch die Anerkennung, um die Friedrich wieder und wieder bettelte bei ihm. Man kann sagen: Goethe hat ihn regelrecht verkannt: "Die Melancholie, die Sehnsuchtsmalerei, die wir bei Friedrich heute lieben, behagte Goethe überhaupt nicht. Sie hat ihn wahnsinnig gemacht. Es gibt eine Briefstelle, in der er schreibt, er könne diese Wut auf Friedrich kaum noch kontrollieren, er hätte sogar einmal ein Bild von ihm an der Tischkante zerschlagen. Goethe wollte, dass die Kunst den Menschen Antworten gibt. Friedrich wusste, dass die Kunst nur Fragen stellen kann." Immerhin: Goethe besuchte ihn einmal in seinem Dresdner Atelier "An der Elbe 33". Erstaunlich, wer alles da in seinem peinlich reinlich gehaltenen Studio vorbeikam und sich die Klinke in die Hand gab: Alexander Turgenjew war zu Besuch, ebenso Heinrich von Kleist. Beide hatten offenbar besser als Goethe Friedrichs Größe erkannt. Illies schreibt, bei Friedrich sei eigentlich immer "Tag der offenen Tür" gewesen. Mit einer Ausnahme: Wenn der "fromme Friedrich" an seiner Staffelei den Himmel malte, durfte ihn auch seine Familie nicht stören. Seine Frau Caroline überliefert den Satz: "Himmel malen ist Gottesdienst." Illies gelingt es, in der aus früheren Büchern bekannten und bewährten kurzweilig-sprunghaften Kaleidoskop-Technik zahlreiche aufschlussreiche Einblicke in Friedrichs Leben zu geben, ohne sich an einer ja doch meist ermüdenden Chronologie der Lebensereignisse entlanghangeln zu müssen. Lieber gliedert er sein Buch auf durchaus sinnfällige Art und Weise in vier Kapitel nach den Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft. Kunsthistoriker und Bestsellerautor Florian Illies auf der 75. Frankfurter Buchmesse Das Buch heißt nicht umsonst im Untertitel "Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten", denn es behandelt immer wieder die Rezeptionsgeschichte dieses Künstlers. Schon zu Lebzeiten geriet er in Vergessenheit. Als er 1840 stirbt, verschwinden die wenigen Werke, die bisher in Museen hingen, von der Bildfläche. Sie wandern in die Depots oder überwintern unerkannt in Schlössern oder einem niedersächsischen Beamtenerholungsheim. Seine Gemälde werden fälschlicherweise anderen Malern wie etwa Carl Blechen zugeschrieben (was auch damit zusammenhängt, dass Friedrich nie eines seiner Bilder signierte). Niemand kennt und nennt seinen Namen mehr, bevor er dann Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wird - ausgerechnet durch einen Norweger, den Kunstkritiker Andreas Aubert. Darin liegt keine geringe Ironie, verband Friedrich, der in Kopenhagen studiert hatte, doch zeitlebens eine innige Freundschaft mit einem norwegischen Maler: Johan Christian Clausen Dahl wohnte sogar jahrelang im selben Dresdner Haus wie Friedrich. Erst lange nach Friedrichs Tod beginnt man seine Einzigartigkeit wahrzunehmen. Eine besonders schöne Anekdote spart Florian Illies nicht aus: Die späterhin berühmte Fotografin Gisèle Freund schläft in ihrem Kinderzimmer unter keinem anderen Gemälde als den "Kreidefelsen auf Rügen". Ihr Vater, der Kunstsammler Julius Freund, hatte es erworben und seiner Tochter lieber übers Bett als in den Salon gehängt. So konnte Gisèle Freund später voller Stolz sagen, was sonst niemand behaupten konnte: "Ich bin unter den Kreidefelsen von Rügen aufgewachsen." Samuel Beckett wurde von ihm genauso beeinflusst wie die Film-Regisseure Leni Riefenstahl und Friedrich Wilhelm Murnau. Selbst der amerikanische Trickfilmzeichner Walt Disney studierte Caspar David Friedrichs Gemälde in der großen Romantik-Ausstellung im Münchner Glaspalast (der mitsamt den Gemälden 1931 niederbrannte) - und ließ Bambi durch Landschaften hoppeln, die verdächtig dem von Friedrich gemalten Erzgebirge, seiner Sächsischen Schweiz oder sogar der von ihm gemalten Ostsee ähneln. Cover: Zauber der Stille von Florian Illies Florian Illies' kundiges und lustvolles Aufspüren solcher motivischen Bezüge sorgt für einen ungeheuren Lesespaß. Nicht zuletzt klärt er das Rätsel auf, weshalb eigentlich alle Figuren Friedrichs - sei es sein "Wanderer über dem Nebelmeer", sei es seine "Frau am Fenster", sei es das Paar auf dem Gemälde "Auf dem Segler", welches das Cover seines Buches ziert - dem Betrachter den Rücken zuwendet. Der Grund ist denkbar simpel: Caspar David Friedrichs "Ungeschicklichkeit im Malen von Menschen" war legendär. Die Proportionen missrieten ihm, von den Gesichtszügen ganz zu schweigen. So malte er alle Figuren lieber von hinten. "Er macht aus seiner Schwäche seine allergrößte Stärke", so Illies, "er bedient sich eines Tricks: Er dreht die Figuren einfach um. Er muss nur noch ihren Mantel zeigen oder ihren Hut, ihre schwarze Silhouette, sodass niemand sich mehr über seine unzureichende Menschenzeichnung mokieren kann." Der Trick Caspar David Friedrichs ist für Illies gleichzeitig Ausweis seiner Genialität: "Weil da dieser Mönch am Meer steht, können wir als Betrachter ins Bild hineinsteigen. Wir können uns quasi den Mantel dieser Rückenfigur umlegen und mit diesen Figuren aufs Meer gucken. Das ist ein singulärer Kniff, um uns in seine Bilder hereinzuholen." Eines von Caspar David Friedrichs Gemälden, "Nebelschwaden", wurde 1994 aus der Frankfurter Kunsthalle Schirn gestohlen worden und lagerte zeitweise zwischen Autoreifen, bis es dann Jahre später auf verschlungenen Wegen wieder auftauchte. Eine echte "Räuberpistole", von der Illies ebenso kenntnisreich zu berichten weiß wie von der Odyssee, ja "Hafenrundfahrt" seiner traumverlorenen Greifswalder Hafenansicht. Man wünscht dem Autor, dass diese Art der höchst lebendigen, spannenden Kunstgeschichtsschreibung viele Leser finden wird. Am 7. November erhält Florian Illies in der Münchner Allerheiligenhofkirche den Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten beim Bayerischen Buchpreis 2023. Florian Illies: "Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten" erschienen bei S. Fischer Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!
Knut Cordsen
Florian Illies ist der Verfasser der internationalen Bestseller "1913" sowie "Liebe in Zeiten den Hasses". Jetzt komplettiert der Kunsthistoriker seine Trilogie historischer Epochenporträts mit einem fulminanten Buch über Caspar David Friedrich.
[ "Goethe", "Maler", "Florian Illies", "Caspar David Friedrich" ]
kultur
2023-10-25T12:16:29.279+00:00
2024-09-05T12:10:38.904613+00:00
https://www.br.de//nachrichten/kultur/zauber-der-stille-florian-illies-zu-caspar-david-friedrich,TthFlqe
Knochenjob Spargelernte: Acker statt Uni
"Das ist eine Katastrophe, normal wären wir ja schon voll drin", beschreibt Landwirt Florian Kreiselmeyer aus Heilsbronn in Mittelfranken die Situation. Der kalte April macht ihm zu schaffen. Denn dadurch wächst der Spargel langsamer. Die Nachfrage ist groß, doch er kann sie nicht bedienen. Wenn das Wetter in den kommenden Wochen wärmer wird, löst sich das Problem. Doch dann steht er vor dem nächsten. Denn auch das zweite Pandemiejahr erschwert die Ernte. Die Landwirtschaft ist auf ausländische Saisonarbeitskräfte angewiesen. Doch die Unsicherheit ist groß: Werden die Erntehelfer aus Osteuropa sicher einreisen können? Wird auch niemand Corona-positiv getestet? Obwohl Saisonarbeitskräfte in diesem Jahr ungehindert einreisen dürfen, kommen bei Weitem nicht alle. Darum hat sich der Landwirt Florian Kreiselmeyer bereits im vergangenen Jahr bei der Plattform "Das Land hilft" angemeldet, eine Anzeige inseriert und nach Erntehelfern gesucht. Zuerst war er aber skeptisch: "... weil ich auch gesagt hab: Ich weiß nicht, ob das funktioniert. Und die haben dann auch mal gemerkt, was das für eine harte Arbeit ist." Er wünscht sich von den Helfern: "Tragt das bitte nach außen, weil viele Leute wissen das gar nicht." Die Jobplattform ist 2020 in der Corona-Krise entstanden und soll dabei helfen, die Ernte der Landwirte zu sichern, indem potentielle Erntehelfer mit Landwirten vernetzt werden. Für die Studentin Johanna Ostermair eine unerwartete Chance: Ihr ist in der Corona-Krise der Nebenjob in der Gastronomie weggebrochen. Als Studentin brauche sie Geld, Arbeit in Restaurants oder Bars gibt es derzeit jedoch nicht. Also tauscht die Studentin den Hörsaal gegen den Acker. Sie will einige Tage auf dem Hof der Familie Kreiselmeyer arbeiten und sie bei der Spargelernte unterstützen. Das BR Politikmagazin Kontrovers begleitet sie bei dem Projekt. Für die Arbeit auf dem Feld gelten auch in diesem Jahr strenge Regeln für Landwirte wie Familie Kreiselmeyer und Erntehelfer wie Johanna Ostermair. Ohne negativen Corona-Test darf Johanna nicht auf den Bauernhof. Außerdem wohnen Johanna und die anderen Erntehelfer in Einzelzimmern auf dem Hof. Ausgestattet mit einem Spargelmesser startet die Studentin motiviert zu ihrem ersten Einsatz auf dem Feld. Eingearbeitet wird sie von erfahrenen Erntehelfern. Eine unerwartete Herausforderung ist es, den Spargel überhaupt zu finden: "Ich muss mehr drauf achten: wenn es da eine kleine Erhebung gibt, könnte man schon nochmal ein bisschen zur Sicherheit graben und schauen, ob da was ist." Doch auch nach stundenlanger Arbeit ist die Ausbeute an diesem Tag mager. Der Grund: Zwar speichert die Erde unter der Folie Wärme besser, doch die Sonne fehlte in den vergangenen Wochen. Der wechselhafte und kalte April ist ein großes Problem für die Landwirte, denn der Spargel wächst dadurch sehr langsam, der Ertrag fällt geringer aus. Dennoch erhalten die Erntehelfer den Mindestlohn. "Das ist zwar jetzt nicht wirtschaftlich, aber wir sind froh um jede Stange," erzählt Landwirt Florian Kreiselmeyer. Denn die Nachfrage nach frischem Spargel ist bereits hoch. Nach drei Stunden Ernte haben die vier Erntehelfer nur zwei Kilo Spargel ernten können. Ein Minusgeschäft für die Landwirte. Dazu kommen Corona-bedingt weitere finanzielle Belastungen, erzählt Landwirt Florian Kreiselmeyer. Denn Corona schlägt sich nicht nur bei der Arbeit auf dem Hof nieder. Auch die Kosten für etwa Maschinenwartungen sind durch die Pandemie gestiegen. Eine wirtschaftlich schwierige Angelegenheit für die Landwirte. Kreiselmeyer sieht nur den Ausweg über die Preise: "Wenn wir die Kosten überall aufgebrummt bekommen, dann müssen das auch ein Stück weit weitergeben. Das muss nicht eins zu eins sein, aber irgendwo muss das wieder reinkommen. Im Endeffekt muss der Spargel etwas teurer werden. Das ist einfach so." Nicht überall sind Saisonarbeiterinnen und -arbeiter gut aufgehoben. Im Gewerkschaftshaus in Nürnberg suchen Erntehelfer regelmäßig Hilfe bei der Initiative "Faire Mobilität". Bei diesen Arbeitern wurden dann häufig auf einmal weniger Stunden vergütet als tatsächlich gearbeitet wurden. Die Gewerkschaft sieht vor allem ein Problem im Abhängigkeitsverhältnis. Erntehelfer hätten eine sehr schwache Position auf dem Arbeitsmarkt. "Diese abhängige Beziehung zum Arbeitgeber führt dazu, dass die Arbeitnehmer auch die Ausbeutung in Kauf nehmen", bedauert Marius Hanganu vom Team "Faire Mobilität" im Interview mit dem Kontrovers. Den Weg vor das Arbeitsgericht scheuen jedoch viele Erntehelfer. Landwirt Florian Kreiselmeyer ist froh, dass junge Leute ihn bei der Ernte unterstützen wollen. Auch wenn die Skepsis zu Beginn groß war. Er erhofft sich, dass dieses Projekt sogar über die Erntehilfe hinaus Früchte tragen wird und mehr Anerkennung für die Arbeit in der Landwirtschaft bringen könnte: "Die haben dann auch mal gemerkt, was das für eine harte Arbeit ist." Zumindest bei der Aushilfs-Erntehelferin Johanna Ostermeier hat diese Arbeit auf dem Feld Eindruck hinterlassen: "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Anna Feininger, Johannes Lenz
Die Spargelernte ist mit wenigen ausländischen Saisonarbeitskräften kaum zu stemmen. Die Hoffnung: Studierende, die ihre Nebenjobs verloren haben, sollen auf dem Spargelfeld mit anpacken. Wie gelingt der Wechsel vom Hörsaal auf den Acker?
[ "Coronavirus", "Landwirtschaft", "Corona-Pandemie", "Mittelfranken", "Spargelpreis", "Kostenexplosion", "Studentenjob", "Kontrovers", "Erntehelfer", "Nebenjob", "Spargelernte", "Spargelbauern" ]
wirtschaft
2021-04-28T16:08:05.525+00:00
2022-07-14T12:56:19.556796+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/knochenjob-spargelernte-acker-statt-uni,SVoGgt5?
Corona-News-Ticker Niederbayern KW 27
In Niederbayern haben die Landkreise Freyung-Grafenau, Regen, Straubing-Bogen sowie die Stadt Straubing am Samstag einen Corona-Inzidenzwert von null. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor (Stand: 10.07., 3.13 Uhr). Das heißt, in den vergangenen sieben Tagen gab es hier keinen neuen Corona-Fall. Die höchsten Inzidenzwerte in Niederbayern weisen am Samstag laut RKI die Landkreise Deggendorf (8,4) und Landshut (8,1) auf. Eine Anwaltskanzlei will eine Impfaktion in Passau für Schüler verhindern. Das Impfzentrum der Stadt bietet am kommenden Sonntag eine freiwillige Impfaktion für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren an. Die Kanzlei verlangt vom Verwaltungsgericht Regensburg in einem Eilantrag, die Aktion zu untersagen. Außerdem soll OB Jürgen Dupper in einem erneuten Brief an die Eltern über die Risiken der Impfung aufklären. Die Eltern waren laut Kanzlei über Elternbriefe auf die Aktion hingewiesen worden. Die geplante Impfkampagne stellt nach Ansicht der Antragsteller eine Gefahr für die geimpften und ungeimpften Jugendlichen dar und stehe im Gegensatz zur wissenschaftlichen Erkenntnis sowie den Empfehlungen der WHO und der STIKO. Teilweise führen die Anträge auch medizinisch umstrittene Begründungen an. Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts steht noch aus. Die Anwaltskanzlei trat bereits des öfteren im Zusammenhang mit der Querdenken-Bewegung in Erscheinung. Aus Sorge vor der Delta-Variante des Coronavirus verschärft Tschechien seine Einreisebestimmungen ab heute. Alle Reisenden ins Nachbarland müssen ein Online-Meldeformular ausfüllen und Ungeimpfte benötigen zudem einen negativen PCR-Test. Eine wichtige Änderung gibt es auch in einem anderen Punkt: Als ausreichend geimpft gilt man erst 14 Tage nach Verabreichung aller notwendigen Covid-19-Impfstoffdosen. Bisher war dies bereits drei Wochen nach der ersten Impfung der Fall. "Die Corona-Situation bei uns stagniert", sagte Tschechiens Gesundheitsminister. "In Prag verschlechtert sie sich sogar, auch wenn die absoluten Zahlen noch niedrig sind. Außerdem beobachten wir die Verbreitung der Delta-Variante." Deshalb müsse man auf diese Situation reagieren. Im Land selbst ist in Restaurants und bei Veranstaltungen ebenfalls ein Corona-Test nötig, sofern der oder die Betreffende nicht zweimal geimpft oder genesen ist. Urlaubsrückkehrer sollen gar nicht erst an ihre Arbeitsplätze dürfen, wenn sie nicht vollständig geimpft oder getestet sind. Bürgerinnen und Bürger der Stadt Passau haben am Samstag die Möglichkeit, sich die Erstimpfung gegen das Coronavirus geben zu lassen. Zur Wahl stehen die Impfstoffe Biontech/Pfizer und Johnson & Johnson. Die mobile Impfstation wird vor dem Dienstleistungszentrum Passavia stehen. Geimpft wird von 9 bis 18 Uhr. Eine Terminvereinbarung ist nicht notwendig. Auch eine vorherige Registrierung im Online-Portal www.impfzentren.bayern ist nicht erforderlich. Am Samstag können sich Interessierte ab 18 Jahren vor dem Rathaus in der Landshuter Altstadt von 8 bis 17 Uhr ohne Terminanmeldung gegen das Coronavirus impfen lassen. Für diese Sonderaktion stehen der Stadt Landshut insgesamt 300 Dosen des Herstellers Johnson & Johnson zur Verfügung. Dessen Vorteil: Es ist nur eine Spritze nötig. Nur zwei Wochen nach diesem ersten und einzigen Stich gilt man dann bereits als vollständig geimpft – die Wirkung tritt also noch vor dem Beginn der Sommerferien ein. Am Samstag kann nur geimpft werden, solange der Vorrat reicht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Impfwilligen werden gebeten, ihren Impfpass und den Personalausweis mitzubringen. Sollte die Nachfrage besonders groß sein, können gegebenenfalls auch längere Wartezeiten nicht ausgeschlossen werden. Das Impfzentrum des Landkreises Freyung-Grafenau bietet am kommenden Sonntag einen freien Impftag für alle Kurzentschlossenen im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags in Grafenau an. Dabei werden ausschließlich Erstimpfungen durchgeführt. Zur Wahl stehen der Impfstoff von Biontech/Pfizer sowie der Impfstoff Janssen von Johnson & Johnson. Wer sich spontan für eine Covid-19-Schutzimpfung entscheidet, kann im Zeitraum von 12 bis 17 Uhr ohne Terminvereinbarung den Impfbus am Stadtplatz besuchen. Allerdings muss mit Wartezeiten gerechnet werden, heißt es. Der Zweitimpfungstermin für den mRNA-Impfstoff wird direkt vor Ort vergeben und findet mit einem Abstand von sechs Wochen statt. Eine Zweitimpfung für den Impfstoff Janssen von Johnson & Johnson ist nicht erforderlich, hier wird nur eine Impfdose verabreicht. Die Aktion richtet sich an alle noch Unentschlossenen, die sich bisher noch für keine Impfung entschieden haben. Bereits geimpfte Personen mit einem bestehenden Termin für die Zweitimpfung können nicht berücksichtigt werden. Der Deutsche Lehrerverband hätte von der Ständigen Impfkommission (Stiko) gerne eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche über zwölf Jahren. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger aus dem Landkreis Rottal-Inn sagte der "Passauer Neuen Presse", dass eine allgemeine Empfehlung hilfreich sei. Als "überhaupt nicht" zielführend bezeichnete der Verbandspräsident Äußerungen des Chefs der Stiko, Thomas Mertens, der die Sinnhaftigkeit von Massentests in Schulen angezweifelt hatte. Tests und Maskenpflicht hält Meidinger zumindest zu Beginn des neuen Schuljahres weiter für nötig. "Wir benötigen eine Sicherheitsphase zu Schuljahresbeginn, um auf Reiserückkehrer und dadurch möglicherweise verstärkt eingeschleppte Infektionen zu reagieren, in der wir erneut auf regelmäßige Testungen und Maskenpflicht setzen müssen." Alle Impfwilligen ab 18 Jahren aus dem Landkreis Landshut haben am kommenden Wochenende die Möglichkeit, sich bei einer Sonderaktion impfen zu lassen. Das teilt das Landratsamt Landshut heute mit. Am Samstag und Sonntag stehen im Impfzentrum in Kumhausen-Preisenberg rund 800 Impfdosen mit dem Präparat von Johnson & Johnson zur Verfügung, heißt es weiter. Die Sonderimpfaktion geht von 8 bis 16 Uhr. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Je nach Auslastung kann es eventuell zu Wartezeiten kommen. Bislang sind im Impfzentrum, im Impfbus, von den mobilen Impfteams und bei den Hausärzten rund 140.000 Impfdosen verabreicht worden, wobei rund 56.000 Geimpfte im Landkreis Landshut bereits die zweite Impfung erhalten haben. Aktuell liegt die Impfquote dort - bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl - bei rund 50 Prozent, so das Landratsamt. Stadt und Landkreis Straubing bieten zusätzliche Impfangebote an. Es gebe einen Impfbus, offene Impftermine und sogenannte "Feierabendimpfungen", heißt es in einer Mitteilung. Damit wolle man Menschen erreichen, die sich noch nicht für eine Corona-Impfung entschieden haben. Am Donnerstag kommt von 13 bis 17 Uhr ein Impfbus an die Tafel des Malteser Hilfsdienstes in der Johannes-Kepler-Straße. Interessierte sollen ihren Personalausweis und hren Impfpass bereit halten. Verimpft werden die Präparate von Biontech/Pfizer und Johnson & Johnson. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Am kommenden Wochenende finden zudem im Impfzentrum Am Hagen offene Erstimpfungstermine statt. Hier können Impfwillige ohne Termin und vorherige Anmeldung vorbeikommen. Angeboten werden voraussichtlich alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe. An Berufstätige richtet sich das Angebot der "Feierabendimpfung". Am Dienstag, den 13. Juli, und Mittwoch, den 14. Juli, stehen zwischen 17 und 20 Uhr jeweils 300 Impftermine mit Biontech- oder Moderna-Impfstoff zur Verfügung. Für diese Termine ist eine Registrierung und Terminbuchung unter www.impfzentren.bayern notwendig. Das Landratsamt Rottal-Inn bietet allen Impfwilligen eine Einmal-Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson an. Hierfür stehen ausreichend Dosen zur Verfügung, so das Amt. Interessenten können sich per Email an [email protected] wenden. Eine vorherige Registrierung ist notwendig. Der Impfstoff von Johnson & Johnson benötigt nur eine einzelne Verabreichung. Für Menschen unter 60 ist eine gesonderte Risikoaufklärung erforderlich. Die Stadt Landshut muss nach der Frühjahrsdult nun auch die Bartlmädult im Sommer 2021 absagen. Grund sind einerseits die landesrechtlichen Vorgaben, die Volksfeste bis auf Weiteres ohnehin nicht zulassen. Andererseits herrsche große Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie, sagt Oberbürgermeister Alexander Putz (parteilos). Wie schon im vergangenen Jahr, ist auch in diesem Spätsommer wieder eine kleine Ersatzveranstaltung geplant: Vom 20. August bis zum 5. September soll die "Bartlmäwiesn" für einen Hauch von Volksfestflair in der Stadt sorgen. Laut Stefan Wimmer, Leiter des Sachgebiets Marktwesen im Ordnungsamt, sollen vornehmlich auf der Ringelstecherwiese und im isarnahen Bereich der Grieserwiese einige Vergnügungsangebote wie Fahrgeschäfte, Kinderkarussells, Schieß- und Losbuden sowie einzelne Verzehrstände - beispielsweise Imbiss- und Süßwarengeschäfte - aufgebaut werden. "Die Attraktionen werden in weitem Abstand platziert sein, damit Menschenansammlungen vermieden werden können", so Wimmer. Ein Festzelt- und Biergartenbetrieb sei aus Infektionsschutzgründen nicht vorgesehen. Auch im Impfzentrum für den Landkreis Deggendorf übersteigt derzeit die Impfstoffmenge die Zahl der angemeldeten impfwilligen Personen. Morgen werden die restlichen Termine über das Programm BayIMCO vergeben. Nach diesem Tag sind keine registrierten Impflinge mehr vorhanden. Ab Mittwoch wird deshalb für Landkreisbürger ab 16 Jahren probeweise auf das Verfahren "Komme-wer-wolle-ohne Termin" umgestellt, so das Landratsamt. Das heißt, dass von der starren Terminierung abgerückt wird. Impfwillige können somit ohne Termin zu den Öffnungszeiten des Impfzentrums zur Impfung erscheinen. Der Impfstoff kann je nach vorrätigem Bestand frei gewählt werden. Im Landkreis Regen hat es am Wochenende die 40.000ste Erstimpfung gegeben. Das teilte das Landratsamt mit. Damit sind im Landkreis rund 52 Prozent der Bürgerinnen und Bürger erstgeimpft - zieht man den Anteil der Kinder, für die noch kein Impfangebot besteht, ab, sind es sogar rund 60 Prozent. Die Beteiligung an den mobilen Impfterminen, mit denen das Personal des Impfzentrums seit letzter Woche durch die Orte im Landkreis "tourt", ist allerdings nach wie vor schleppend. Am Wochenende haben sich in Viechtach, Teisnach und Kirchberg im Wald insgesamt 569 Menschen impfen lassen. Es hätte allerdings mRNA-Impfstoffe für mehr als 2.500 Menschen gegeben. "Wir hatten natürlich auf mehr Impfungen gehofft", sagt der ärztliche Leiter des Regener Impfzentrums, Dr. Stefan Brücklmayer. Das Impfzentrum habe inzwischen auch allen Menschen, die sich online zum Impfen angemeldet hatten und "scheinbar noch keinen Termin bekommen haben oder wahrnehmen konnten", einen Termin angeboten. 7.000 Einladungen wurden verschickt. Bisher haben aber nur 177 der Angeschriebenen die Einladung angenommen. Brücklmayer geht davon aus, dass die Mehrzahl der Betroffenen sich bereits beim Haus-oder Betriebsarzt hat impfen lassen. Mobile Impftermine gibt es diese Woche im Landkreis Regen wieder in sieben Orten. In Niederbayern weisen heute drei Regionen eine Inzidenz von null auf: Es sind die Städte Straubing und Passau sowie der Landkreis Regen. Das meldet das Robert-Koch-Institut am Morgen. Bayernweit gibt es noch sieben weitere Regionen mit einer Null-Inzidenz. In den Landkreisen Passau und Rottal-Inn liegt die 7-Tage-Inzidenz heute nahe null - bei 0,5 beziehungsweise 0,8. Die höchsten Werte des Bezirks verzeichnen die Kreise Dingolfing-Landau und Kelheim mit jeweils 4,1. Am Wochenende meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit für den Bezirk Niederbayern die niedrigste Inzidenz Bayerns. Den Corona-Ticker Niederbayern der Vorwoche finden Sie hier "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Aus Sorge vor der Delta-Variante des Coronavirus verschärft Tschechien seine Einreisebestimmungen ab heute. In Landshut, Grafenau und Passau gibt es Sonderimpfaktionen am Wochenende. Weitere Corona-Nachrichten aus Niederbayern im Ticker:
[ "Bayern", "Coronavirus", "Corona", "Pandemie", "Covid-19", "SARS-CoV-2", "Liveticker", "Corona-Krise", "Niederbayern" ]
bayern
2021-07-10T14:30:30.718+00:00
2021-07-10T14:40:48.862613+00:00
https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-news-ticker-niederbayern-kw-27,ScGF8bp
DFB-Frauen bei Olympia 2024 in Paris: Schüller & Co. nominiert: Fünf FC-Bayern-Stars im Olympia-Team
Während die EURO 2024 bei den Fußball-Männern in die heiße Phase geht, läuft bei den deutschen Fußball-Frauen der Countdown für die Olympischen Spiele (26.7. bis 11.8.) in Paris. Für das Turnier im Zeichen der fünf Ringe stellte Bundestrainer Horst Hrubesch nun seinen Kader vor. Vom FC Bayern München sind fünf Spielerinnen nominiert: Verteidigerin Giulia Gwinn, die Mittelfeldspielerinnen Lena Oberdorf und Sydney Lohmann sowie die Offensivkräfte Klara Bühl und Lea Schüller. Der Bundestrainer stellte aber nicht nur seine Hoffnungsträgerinnen, sondern auch gleich das angestrebte Ziel des Team D vor: "Wir fahren aber nicht nach Frankreich, um nur teilzunehmen - wir wollen um die Medaillen spielen! Ich habe Vertrauen in meine Spielerinnen und bin optimistisch." Allerdings betonte Hrubesch auch - "klar ist: Wenn wir etwas reißen wollen in Paris, braucht es alle in Bestform!" Das Team besteht aus 16 Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen, angeführt wird es von Kapitänin Alexandra Popp. Aus Wolfsburg kommen auch Kathrin Hendrich sowie ihre Abwehrkolleginnen Marina Hegering und Sarai Linder, dazu die beiden Offensivkräfte Jule Brand und Vivien Endemann sowie Torhüterin Merle Frohms. Den drittstärksten Block stellt Eintracht Frankfurt mit Abwehrspielerin Sara Doorsoun, Stürmerin Laura Freigang und Mittelfeldspielerin Elisa Senß. Komplettiert wird die Mannschaft von den internationalen Akteurinnen: Torhüterin Ann-Katrin Berger von NJ/NY Gotham FC, Bibiane Schulze Solano von Athletic Bilbao und Sjoeke Nüsken vom FC Chelsea. Nicht dabei sein kann die Oberpfälzer Mittelfeldspielerin Sara Däbritz von Olympique Lyon, die sich nach einer Knöchelverletzung noch im Rehatraining befindet. "Uns war es wichtig, die Spielerinnen frühzeitig zu informieren. Dabei mussten wir leider auch einige Spielerinnen enttäuschen, diese Gespräche sind immer schwierig", so Hrubesch. Bereits am kommenden Montag, 8. Juli, trifft sich das Team in Düsseldorf zur Vorbereitung auf die beiden EM-Qualifikationsspiele. Am Dienstag werden die Nationalspielerinnen im Paul-Janes-Stadion in Düsseldorf ein öffentliches Training absolvieren. Am 12. Juli geht es in Reykjavik gegen Island und am 16. Juli in Hannover gegen Österreich, die Partien wird Hrubesch mit fast identischem Kader bestreiten. Hinzu kommt da nur noch Pia-Sophie Wolter von Eintracht Frankfurt. "Beide Spiele möchten wir nochmal intensiv nutzen, um zu testen und auszuprobieren", so Hrubesch. Danach gibt es eine kurze Pause. Treffpunkt für das Olympiaaufgebot ist am 20. Juli in Frankfurt, ehe die Akteurinnen am 21. Juli die gemeinsame Reise nach Marseille antreten. Das erste Vorrundenspiel findet am 25. Juli (ab 19 Uhr) in Marseille gegen Australien statt. Die weiteren Partien folgen am 28. Juli (ab 21 Uhr) in Marseille gegen den Olympia-Rekordsieger USA und am 31. Juli (ab 19 Uhr) in Saint-Étienne gegen Sambia. Die jeweils zwei besten Mannschaften der drei Vierergruppen qualifizieren sich für das Viertelfinale. Zudem erreichen die beiden besten Gruppendritten die Runde der letzten Acht. Die Viertelfinals werden am 3. August gespielt, die Halbfinals am 6. August. Das Finale findet am 10. August im Parc des Princes in Paris statt. Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.
BR24Sport
Fünf Spielerinnen des FC Bayern sind für den Olympiakader von Bundestrainer Horst Hrubesch nominiert. Neben Klara Bühl, Lea Schüller, Giulia Gwinn und Sydney Lohmann wird auch die Neu-Münchnerin Lena Oberdorf in Paris für die DFB-Elf auflaufen.
[ " Giulia Gwinn", "Klara Bühl", "Sydney Lohmann", "Oberbayern", "Lea Schüller", "Lena Oberdorf", "FC Bayern Frauen" ]
sport
2024-07-03T13:50:17.030774+00:00
2024-07-03T13:50:17.030774+00:00
https://www.br.de/nachrichten/sport/dfb-frauen-bei-olympia-2024-in-paris-schueller-and-co-nominiert-fuenf-fc-bayern-stars-im-olympia-team,UHSxrBp
Genesener Papst Franziskus feiert Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz
Im Vatikan haben die Osterfeierlichkeiten begonnen - mit Papst Franziskus, der nach seiner Genesung von einer Bronchitis die Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz zelebrierte. Franziskus begann seine 15-minütige Rede mit klarer Stimme, die im Verlauf aber heiser und schwächer wurde. Gelegentlich streute er dem vorbereiteten Text spontane Bemerkungen ein. Sein Thema waren Menschen, "die extremen Schmerz empfinden, Liebe, die scheitert, zurückgewiesen oder betrogen wird". Es sprach von "Kindern, die abgelehnt oder abgetrieben werden", gescheiterte Ehen, "Arten sozialer Exklusion, Ungerechtigkeit und Unterdrückung, der Einsamkeit der Krankheit". Vom Text abweichend sprach er auch über einen obdachlosen Deutschen, der "allein, verlassen" im Säulengang um den Petersplatz starb, in dem Obdachlose oft übernachten. Franziskus bedankte sich bei den Gläubigen in Rom und auf der Welt für deren Gebete und Genesungswünsche während seiner Zeit im Krankenhaus. "Ich danke euch für eure Anteilnahme und auch für eure Gebete, die ihr in den vergangenen Tagen nochmals verstärkt habt. Vielen Dank", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Palmsonntagsmesse. Daraufhin applaudierten die Tausenden anwesenden Gläubigen. Der 86-Jährige war wegen einer Bronchitis im Krankenhaus behandelt worden und erst am Samstag wieder in den Vatikan zurückgekehrt. Der Palmsonntag erinnert an den Tag, an dem Jesus nach biblischer Überlieferung in Jerusalem einzog. Mit ihm beginnt die Heilige Woche. Auf die traditionelle Prozession zu Beginn der Feier mit Palmzweigen musste der Papst verzichten - dies war aufgrund seines Knieleidens, wegen dem er seit einem Jahr nur noch schwerlich laufen kann, aber ohnehin nicht anders vorgesehen. Franziskus wurde mit dem Papamobil auf den Platz gefahren. Er will in der Karwoche und dann an Ostern – dem wichtigsten Fest im katholischen Kirchenjahr – an allen wichtigen Messen teilnehmen. Nach Angaben des Heiligen Stuhl wird der Pontifex den Gottesdiensten auch jeweils vorstehen. Die Gabenbereitung am Altar, bei der man stehen muss, sollen aber jeweils andere übernehmen. Am Palmsonntag war dies etwa Kardinal Leonardo Sandri; für den Ostersonntag ist Giovanni Battista Re, der Dekan des Kardinalskollegiums, vorgesehen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!
BR24 Redaktion
Kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hat Papst Franziskus die Messe zum Palmsonntag auf dem Petersplatz vor 30.000 Gläubigen gefeiert. Es ist geplant, dass der Papst in der Karwoche und an Ostern an allen wichtigen Messen teilnimmt.
[ "Religion", "Palmsonntag", "Karwoche", "Ostern", "Papst Franziskus" ]
kultur
2023-04-02T17:42:03.743+00:00
2023-04-02T17:42:04.65259+00:00
https://www.br.de/nachrichten/kultur/genesener-papst-feiert-palmsonntagsmesse-auf-dem-petersplatz,TaGURY0
"Mama Bavaria": Luise Kinseher erhält Kitzinger Schlappmaulorden
"Was ich heute erlebt habe, das habe ich noch nie erlebt." Luise Kinseher zeigte sich bei der gestrigen Prunksitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) sichtlich überwältigt. Als Niederbayerin bekam sie ein wahres Herzstück fränkischer Tradition überreicht: den Schlappmaulorden. Bereits seit 1989 verleiht ihn die KiKaG jährlich an besonders schlagfertige Prominente. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist die Schauspielerin und Kabarettistin Luise Kinseher nun die 37. Ordensträgerin. Die Kabarettistin beweise in all ihren Rollen Humor, eine scharfsinnige, spitze Zunge, die jedoch nie verletzend sei, und nehme treffend hintersinnig so manche Persönlichkeiten aufs Korn – so begründete Dr. Rainer Müller, Präsident der Karnevalsgesellschaft, die Entscheidung. Zudem habe es einen Nachfolger gebraucht, der es mit dem vorhergehenden Ordensträger aufnehmen kann: Zuletzt hatte nämlich Ministerpräsident Markus Söder die Auszeichnung erhalten. Dass Luise Kinseher auch vor ihm nicht zurücksteckt, hat die 54-Jährige am Nockherberg regelmäßig bewiesen. In ihrer Kultrolle "Mama Bavaria" hat sie Söder immer wieder aufs Korn genommen. Und auch in ihrer Antrittsrede machte sie sich mit liebevollem Augenzwinkern über den Ministerpräsidenten lustig. Sie hege nur mütterliche Gefühle für ihn, so Kinseher, sei immer besorgt um ihn, so wie es eine "Mama" eben ist. Als vorhergehender Ordensträger fiel Söder traditionell die Aufgabe der Laudatio auf die Preisträgerin zu. Doch statt die Gelegenheit zu ergreifen und endlich zurückzuschießen, zeigte der Ministerpräsident sich versöhnlich – von kleinen Spitzen abgesehen. Kinseher sei eine sympathische und großartige Künstlerin, mit Mut und auch Charme. Naja, zumindest wenn sie es denn wolle. Kabarettistin Luise Kinseher bei ihrer Antrittsrede Söder gab der Kabarettistin aus dem niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen in seiner Rede lieber Nachhilfe in der fränkischen Lebensweise. Und tatsächlich zeigte Kinseher sich begeistert und sogar ein wenig überrumpelt von den hiesigen Fastnachtstraditionen. "Gegen das, was ich heute erlebt habe, ist das Oktoberfest ein veganer Kindergeburtstag", so die Kabarettistin. Eine solche Liebe zum Karneval sei ihr als Niederbayerin völlig neu. "Aber wenn die Franken mir den Preis geben, dann heißt das doch, dass Bayern zusammengehört", so Kinseher. Der Schlappmaulorden wird von der Kitzinger Karnevalsgesellschaft an Personen verliehen, die in der Öffentlichkeit durch "eine gar trefflich lockere Zunge und ein schlagkräftiges Wort" in Erscheinung treten, so die KiKaG. Der Elferrat entscheidet jährlich, wer diese Voraussetzungen am besten erfüllt. Vor Kinseher wurden unter anderem bereits Helmut Kohl, Günther Beckstein, Gregor Gysi, Barbara Stamm sowie Hubert Aiwanger mit dem Orden geehrt. Auch andere Prominente wie Sternekoch Alfons Schuhbeck und Kabarettist Michl Müller kamen zum Zug. Markus Söder durfte den Orden als erster Preisträger für ganze drei Jahre behalten, da die Veranstaltung pandemiebedingt zwei Jahre entfallen war. Dass er nun nicht mehr als Schlappmaul auftreten dürfe, sei schon schwer, witzelte Söder. Ab sofort müsse er sich wohl wieder normal verhalten. Nächstes Jahr ist es an Luise Kinseher, die Laudatio auf ihren Nachfolger zu halten. Tatsächlich könnte sie aber bereits davor in den fränkischen Fasching eintauchen: bei der Fastnacht in Franken. In seiner Laudatio schlug Söder eine gemeinsame Verkleidung vor. Als Kinseher anmerkte, gar nicht eingeladen zu sein, versprach der Ministerpräsident das zu regeln. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Mona Böhm
Nach zweijähriger Coronapause hat die Kitzinger Karnevalsgesellschaft wieder den Schlappmaulorden für besondere Schlagfertigkeit verliehen. Die Kabarettistin Luise Kinseher bekam die Auszeichnung vom vorherigen Preisträger Markus Söder überreicht.
[ "Niederbayern", "Mama Bavaria", "Fastnacht", "KiKaG", "Markus Söder", "Luise Kinseher", "Schlappmaulorden", "Karneval", "Fasching", "Unterfranken" ]
bayern
2023-02-21T11:10:34.001159+00:00
2023-02-21T13:50:19.376241+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/mama-bavaria-luise-kinseher-erhaelt-kitzinger-schlappmaulorden,TWUY9NM
Felsenlabyrinth Luisenburg soll Nationales Naturmonument werden
Wer einmal hindurchgelaufen ist, der weiß: Von einem Labyrinth ist hier nicht umsonst die Rede. Schmale, verwinkelte Pfade führen durch ein Meer aus gigantischen Granitblöcken, oft müssen sich Besucherinnen und Besucher regelrecht dazwischen hindurchschlängeln. Mal geht es ein paar Stufen rauf, dann wieder tief hinunter in eine Schlucht. Und manchmal steht man auch ganz oben auf einem der 300 Millionen Jahre alten Blöcke und kann übers ganze Fichtelgebirge blicken. Eine Landschaft, die zweifelsohne beeindruckt – und die es in dieser Größe in Europa auch nur einmal gibt. Deshalb soll das Felsenlabyrinth Luisenburg jetzt als Nationales Naturmonument ausgewiesen werden. Die bayerische Staatsregierung hat ein entsprechendes Verfahren auf den Weg gebracht. Der Freistaat wird damit ein zweites solches Naturmonument bekommen – nach der Weltenburger Enge im Landkreis Kelheim in Niederbayern. Das Ausweisungsverfahren selbst wird laut Staatsregierung etwa anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Bundesweit gibt es nur acht Nationale Naturmonumente [externer Link]. Als Schutzgebietskategorie sind sie vergleichsweise jung: Erst 2010 wurde das Bundesnaturschutzgesetz entsprechend ergänzt. Dort lässt sich auch nachlesen, was Nationale Naturmonumente eigentlich genau sind – nämlich "rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, die aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind". Dass das alles ganz gut auf das Felsenlabyrinth Luisenburg zutreffen könnte, dachte man sich auch in Wunsiedel. Der Erste Bürgermeister der Stadt, Nicolas Lahovnik (CSU) war es, der den (Granit-)Stein schließlich ins Rollen brachte und eine entsprechende Initiative startete, die der Stadtrat einstimmig absegnete. Dass der oberfränkische Vorstoß in Richtung Staatsregierung jetzt Früchte getragen hat, freut das Stadtoberhaupt natürlich. Von der Ernennung zum Nationalen Naturmonument verspreche man sich "eine nochmalige Steigerung des Renommees Wunsiedels und der Luisenburg als bedeutender Natur- und Kulturstandort", schreibt die Stadt auf Anfrage von BR24. Bereits seit 130 Jahren finden hier nämlich auch die Luisenburg-Festspiele statt. Bis zu 150.000 Besucherinnen und Besucher kommen Sommer für Sommer. Das Felsenlabyrinth selbst kommt auf 85.000 Gäste pro Jahr. Die Ernennung zum Nationalen Naturmonument wird voraussichtlich noch mehr Menschen anziehen. Dass das mit den strengen Schutzvorschriften kollidieren könnte, erwartet die Wunsiedeler Stadtspitze nicht. Ein weiterer Anstieg der Besucherzahlen im Felsenlabyrinth Luisenburg lasse sich "sehr gut bewältigen" – wenn man ihn eben entsprechend organisiere. Was die genaue Ausgestaltung anbelangt, befinde man sich zudem in enger Abstimmung mit dem bayerischen Umweltministerium. Das Ministerium betont auf Anfrage von BR24 ebenfalls die hohe Bedeutung, die die Auszeichnung besitze. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), selbst ein Oberfranke, lässt per Statement mitteilten: "Oberfranken bekommt mit der Luisenburg sein erstes Nationales Naturmonument. Das ist ein herausragendes Prädikat für ein herausragendes Gebiet." Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Christina Küfner, BR24 Redaktion
Das Felsenlabyrinth Luisenburg in Wunsiedel wird bald ein besonderes Prädikat erhalten: Es soll Bayerns zweites Nationales Naturmonument werden. Bundesweit gibt es bislang nur acht dieser speziellen Schutzgebiete.
[ "Niederbayern", "Oberfranken", "Nationales Naturmonument", "Wunsiedel", "Fichtelgebirge", "Luisenburg", "Felsenlabyrinth" ]
bayern
2024-07-17T12:40:40.670624+00:00
2024-07-18T03:38:34.670231+00:00
https://www.br.de//nachrichten/bayern/felsenlabyrinth-luisenburg-soll-nationales-naturmonument-werden,UIm4RGf
Masern-Fälle in Deutschland: Warum steigen sie an
In diesem Jahr sind die Masernerkrankungen sowohl weltweit als auch in Deutschland [externe Link auf tagesschau.de] deutlich angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) im Epidemiologisches Bulletin 46/2024 (externer Link) wurden bis Kalenderwoche 45 insgesamt 618 Fälle registriert. Leif Erik Sander, Leiter der Infektiologie an der Berliner Charité, erklärte, dass dieser Anstieg kein rein deutsches Phänomen sei, sondern einem weltweiten Trend folge. Von einem großflächigen Ausbruchsgeschehen kann man in Deutschland derzeit noch nicht sprechen. Aber: Im Jahr 2023 wurden lediglich 79 Fälle und im Jahr 2022 sogar nur 15 Fälle gemeldet. In früheren Jahren lagen die Zahlen jedoch deutlich höher – etwa 2.470 Fälle im Jahr 2015 und 1.770 im Jahr 2013. Die Altersgruppe der Infizierten reichte in Deutschland in diesem Jahr von Neugeborenen bis zu 75-Jährigen, wobei vor allem Kinder in den ersten beiden Lebensjahren betroffen waren. Die überwiegende Mehrheit der Erkrankten war nicht geimpft, so das RKI. Seit Einführung der Meldepflicht für Masern im Jahr 2001 ging die Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland dank steigender Impfquoten stark zurück. Seit 2020 liegt die Inzidenz von Masern in Deutschland sogar unter dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Wert von einem Fall pro eine Million Einwohner. Zudem gilt in Deutschland seit März 2020 eine Impfpflicht gegen Masern. Eltern müssen seitdem nachweisen, dass ihre Kinder gegen Masern geimpft sind oder bereits an der Krankheit gelitten haben, bevor sie in Kitas oder Schulen aufgenommen werden. Leif Erik Sander, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, betont, dass es keine einzelne Ursache für den Anstieg der Masernerkrankungen in Deutschland gibt. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Immunität in der Bevölkerung zurückgegangen ist, da viele Menschen während der Corona-Pandemie aufgrund der Kontaktbeschränkungen kaum mit Krankheitserregern in Berührung gekommen sind. Zudem deuten Studien darauf hin, dass die Impfbereitschaft gesunken ist: "Es genügt schon, wenn sich einige Menschen weniger impfen lassen, um Ausbrüche zu verursachen", so Sander. Ein weiterer Faktor ist die Einschleppung des Virus durch infizierte Reisende. In diesem Jahr sind etwa 15 Prozent der Masernfälle auf infizierte Einreisende zurückzuführen, die das Virus in Deutschland weiterverbreitet haben, berichtet das RKI. Masern sind eine hochansteckende Virusinfektion, die lange als typische Kinderkrankheit galt. Allerdings infizieren sich zunehmend auch Jugendliche und Erwachsene mit dem Masernvirus, bei denen der Krankheitsverlauf oft schwerwiegender ist. Das Virus wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, etwa durch Sprechen, Husten oder Niesen eines Infizierten. Bereits das Einatmen der Viren reicht aus, um sich anzustecken. Über die oberen Atemwege oder die Augenbindehaut gelangt das Virus schließlich in den Blutkreislauf. Auch der direkte Kontakt mit infektiösem Sekret aus Nase oder Rachen, etwa durch gemeinsames Trinken oder die Nutzung desselben Bestecks, kann eine Ansteckung zur Folge haben. Masern Aufgrund der leichten Ansteckungsgefahr ist eine hohe Impfquote besonders wichtig, um Masern einzudämmen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung für alle Kinder in zwei Dosen: die erste zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat und die zweite zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat. Die Impfung bietet nicht nur individuellen Schutz, sondern schützt auch diejenigen, die selbst nicht geimpft werden können, wie zum Beispiel Babys, die nach der Geburt noch keine Abwehrkräfte gegen das Masernvirus haben. Werden diese durch ungeimpfte Kinder oder Erwachsene angesteckt, kann es zu schweren Krankheitsverläufen und sogar zu tödlichen Komplikationen kommen. Auch Ungeborene sind gefährdet, denn bei ungeimpften Schwangeren können die Masernviren die Plazenta überwinden und das ungeborene Kind infizieren. "Masern sind eine Erkrankung, die bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einer Impfung vollständig verhindert werden kann", betont Sander. Masern-Imfpung Dieser Artikel ist erstmals am 6.10.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Marlene Riederer
Masern sind hochansteckend und potenziell tödlich. Eine Impfung bietet hohen Schutz und ist seit 2020 Pflicht für Kinder, die in Kita und Schule kommen. Warum steigen die Fälle dieses Jahr trotzdem? Wie sieht die Situation in Deutschland aus?
[ "Virusinfektion", "Impfung", "Medizin", "Gesundheit", "Masern" ]
wissen
2024-11-20T09:53:31.654381+00:00
2024-11-20T09:53:31.654381+00:00
https://www.br.de//nachrichten/wissen/masern-faelle-in-deutschland-warum-steigen-sie-an,UPwBLM6
Nancy Faeser weist Kritik der Union an Migrationspolitik zurück
Egal, ob es um die neuen Einbürgerungspläne der Ampelkoalition geht, ob über den Umgang mit Klimaaktivisten und einen besserer Bevölkerungsschutz bei Katastrophen diskutiert wird - die viele Streitpunkte zwischen der Ampel und der Union belasten auch die Innenministerkonferenz in München. Seit vorgestern sitzen die Ressortchefs von Bund und Ländern zusammen, Bayern hat den Vorsitz - und aus dem Freistaat kam im Vorfeld auch am meisten Kritik. Innenminister Joachim Herrmann von der CSU legte gestern seinen Standpunkt bezüglich der Aufnahme von Flüchtlingen und den zur Verfügung stehenden Unterbringungsmöglichkeiten dar. Politisch entscheidend ist nach seinen Worten, "dass die Bundesregierung nicht ständig Signale aussendet, letztendlich in die ganze Welt, als ob noch beliebig viele weitere Flüchtlinge in Deutschland herzlich willkommen sind. Das mag man ja gerne mögen, aber wir spüren, die Kommunen sind am Limit und schaffen das nicht, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen", so Herrmann. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte dazu im BR24-"Thema des Tages", wie sehr sie die Leistung der kommunalen Ebene anerkenne, insbesondere aber auch die der vielen Menschen, die Geflüchtete Zuhause bei sich aufgenommen hätten. "Wir versuchen zu unterstützen, wo wir nur können", so Faeser mit Blick auf das Immobilienangebot des Bundes und die finanzielle Unterstützung. Gleichzeitig wies sie die Kritik an der Migrationspolitik der Bundesregierung zurück und appellierte an die Union, auf die Forderungen der Wirtschaft nach mehr Fachkräften zu hören. Auf Kritik an einer fehlenden Rückführungsoffensive entgegnete die Bundesinnenministerin: "Ich habe in einem Jahr mehr gemacht als manch einer meiner Vorgänger." Zuletzt hatte CDU-Chef Merz dazu aufgerufen, abgelehnte Asylbewerber konsequenter in ihre Heimatländer abzuschieben. Bezüglich des großen Bedarfs an Fachkräften empfahl Faeser den Dialog mit mit Wirtschaftsverbänden. Nach ihren Worten fehlten in Deutschland hunderttausende Arbeitskräfte beispielsweise in den Bereichen IT und Energie. "Wir müssen da was tun. Der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren noch schlimmer", erklärte Faeser. Da die Babyboomer-Generation in Rente ginge, bestehe zwingender Handlungsbedarf. "Wir kriegen gerade aus der Wirtschaft unheimlich viel Zuspruch darüber zu sagen, bekennt euch doch endlich dazu, ein modernes Einwanderungsland zu sein. So wie die USA, wie Kanada." Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Björn Dake, Dominik Einzel
Einbürgerung, Umgang mit Klimaaktivisten, Bevölkerungsschutz - es gibt diverse Streitthemen zwischen Ampelparteien und Union bei der Innenministerkonferenz. Kritik an der Migrationspolitik wies Innenministerin Faeser im BR24-Interview zurück.
[ "Fachkräftemangel", "Arbeitskräftemangel", "Migration", "Zuwanderung", "Joachim Herrmann", "München", "Innenministerkonferenz", "Nancy Faeser" ]
deutschland-welt
2022-12-02T08:46:49.740278+00:00
2022-12-02T10:26:53.429445+00:00
https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/nancy-faeser-weist-kritik-der-union-an-migrationspolitik-zurueck,TOq85VQ
Krieg in der Ukraine: Im zweiten Kriegswinter gegen Russland - Ermüdung auf beiden Seiten
Der zweite Kriegswinter in der Ukraine wird trotz Eis und Schnee mit ungehinderter Härte geführt. Russland hat seine Angriffe noch einmal verstärkt. Die Gegenoffensive der Ukraine tritt offenbar auf der Stelle. Erbitterte Kämpfe toben um Städte und Dörfer an der 2.400 Kilometer langen Front im Osten der Ukraine. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden auf beiden Seiten bis zu 100.000 Soldatinnen und Soldaten getötet. Gleichzeitig geraten die Militärhilfen aus den USA ins Stocken. Im Kongress blockieren die Republikaner die Freigabe weiterer Mittel für die Ukraine. Deutschland gehört nach den USA und der EU zu den stärksten Unterstützern der Ukraine. Angesichts der Haushaltskrise gibt es auch hier eine politische Diskussion über die Militärhilfen. Bisher sichern Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius der Ukraine aber zu, dass das neue 1,3 Milliarden Euro teure Hilfspaket mit Artilleriemunition, Antipanzerminen und Flugabwehrsystemen kommt. Pistorius sagte bei seinem jüngsten Besuch in der Ukraine wörtlich: "Wir werden einem Ende dieses Krieges nicht näherkommen, wenn wir diese Unterstützung reduzieren oder einstellen. Davon bin ich zutiefst überzeugt, deswegen ist das die klare Linie." Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg versucht, Zuversicht zu verbreiten. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba würdigte Stoltenberg vorige Woche den Abwehrkampf der ukrainischen Soldaten. Sie hätten 50 Prozent der von Russland eroberten Gebiete zurückgewonnen und den russischen Invasoren "enorme Verluste" zugefügt. Tatsächlich aber macht sich in der Ukraine Ernüchterung breit, vor allem in den Truppen an der Front, die durch brutale Kämpfe im Schützengraben abgenutzt sind. Zuletzt ging ein 30-minütiges Video in der Ukraine viral, das ukrainische Soldatinnen und Soldaten unter russischem Beschuss im Osten bei Awdijiwka zeigt. Mit ihren Kameras nahmen die Kämpfenden auf, wie sie das russische Feuer erwidern, Granaten werfen und sich vor heranrollenden Panzern verstecken. "Wir sind am Ende, wir sind alle müde", sagt die ukrainische Soldatin Olena Rysch über den aktuellen Zustand der ukrainischen Armee. "Wir haben niemanden mehr zum Kämpfen und der Feind wird immer aktiver." Die ukrainischen Truppen sind in einer schwierigen Lage. Russland hat mehr Drohnen, mehr Artilleriegeschosse, mehr Männer. Die Zeit läuft aktuell für Russland, das sich seit Monaten auf einen langen Krieg einstellt und von Verbündeten wie Nordkorea oder dem Iran mit Waffen und Munition beliefert wird. Wer da mithalten wolle, müsse umdenken, fordern westliche Militär- und Sicherheitsexperten. Passiert sei bislang zu wenig, sagt Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer: "Das Fass ist leer." Eine Million Artilleriegranaten hatte die EU versprochen, geliefert werden können offenbar nur 300.000. Nordkorea hingegen hat nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes eine Million Artilleriegeschosse an Russland geliefert. Und das in den vergangenen vier Monaten. "Es scheint, als habe Europa den Ernst der Lage nicht erkannt", befürchtet Oberst Markus Reisner. Aber auch in Russland ändert sich die Stimmung. Ein Ende der sogenannten "Militärischen Spezialoperation", wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland nach wie vor bezeichnet werden muss, ist nicht abzusehen. Kein Tag, an dem das russische Staatsfernsehen nicht ausführlich über das Vorgehen der russischen Armee berichtet. Die Streitkräfte hätten nicht nur die ukrainische Gegenoffensive erfolgreich abgewehrt, betont Verteidigungsminister Sergej Schoigu, sondern auch Schritt für Schritt die eigene Position verbessert. Dass aber auch im zweiten Kriegswinter wieder und weiter um dieselben Orte und Städte gekämpft wird - um Awdijiwka zum Beispiel oder Kupjansk -, fällt in Russland trotzdem auf. "Es scheint Neuigkeiten von der Front zu geben, aber sie führen nirgendwo hin", fasst es der Gründer der unabhängigen Meinungsforschungsgruppe Russian Field, Artemij Wwedenskij zusammen. Der Meinungsforscher beobachtet, dass sich in der Bevölkerung Ermüdungserscheinungen breit machten. Unabhängige Umfragen sind in Russland möglich, aber heikel. Kaum jemand traut sich, seine ehrliche Meinung zu sagen. Auch die Fragesteller selbst sind bemüht, keine allzu großen Risiken einzugehen und fragen eher durch die Blume. Dennoch ergab die jüngste Umfrage von Russian Field, dass jeder Zweite den offiziellen Nachrichten zum Verlauf der Kämpfe in der Ukraine skeptisch gegenübersteht. Erstmals haben sich zudem mehr Befragte für Friedensgespräche ausgesprochen als für eine Fortsetzung. Die Leute, sagt Wwedenskij, wollten ein Ende. Allerdings nicht auf Kosten Russlands und keinesfalls verbunden mit einer Rückgabe der Krim. Gleichzeitig geht in der russischen Bevölkerung die Angst vor einer zweiten Mobilisierungswelle um. Sechs von zehn Befragten sind gegen weitere Teil-Mobilisierungen. Schon Gerüchte darüber versetzen die Bevölkerung in Aufruhr. Zudem haben sich nun Ehefrauen und Mütter der Mobilisierten zu einer Bewegung zusammengeschlossen. Sie fordern mit immer mehr Nachdruck öffentlich die Rückkehr ihrer Männer und Söhne, die aus ihrer Sicht lange genug an der Front ausgeholfen haben. Die militärische Spezialoperation, erklärte Maria Andrejewa, eine der Ehefrauen, im Interview mit dem Sender Nastojaschee Vremja, sei zwar eine notwendige Maßnahme. Aber letztlich Sache der Armee. "Wenn wir, entschuldigen Sie, einen militärischen Konflikt auf fremdem Territorium führen, dann sollte dies durch die Hände einer Vertragsarmee und nicht durch die Zivilbevölkerung geschehen", sagte Andrejewa. Es ist ein Krieg, für den der russische Präsident Wladimir Putin weiter bereit ist, viel Geld auszugeben. Weit über 30 Prozent der Staatsausgaben sollen dem Haushaltsplan zufolge ans Militär gehen. Ein Ende des Krieg gegen die Ukraine ist nicht abzusehen. Das wirkt sich langsam, aber sicher auch auf die Stimmung in Russland aus. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. 11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis.
Rebecca Barth, Christina Nagel, Carola Brand
Seit einem Jahr und neun Monaten toben die blutigen Kämpfe in der Ukraine. Die Verluste auf beiden Seiten sind groß und ein Ende ist nicht in Sicht. Ein Abnutzungskrieg, der in Russland und der Ukraine auf die Stimmung schlägt.
[ "Wladimir Putin", "Militärhilfe", "Soldaten", "Winter", "Ukraine-Krieg", "Ukraine", "Russland" ]
deutschland-welt
2023-12-10T05:22:22.978044+00:00
2023-12-11T09:16:26.891037+00:00
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/krieg-in-der-ukraine-im-zweiten-kriegswinter-gegen-russland-ermuedung-auf-beiden-seiten,Txr39GH