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Haselbachtal: Refugium für bedrohte Arten soll erhalten werden | Ein Traktor mäht eine Fläche von der Größe eines halben Fußballplatzes mit meterhohem Schilf nieder. Doch hier wird kein Lebensraum zerstört, sondern neuer geschaffen. Das Schilf hatte in den letzten Jahren alles überwuchert, jetzt soll hier wieder eine artenreiche Nasswiese entstehen, auf der sich zum Beispiel der Laubfrosch wohlfühlt. "Der braucht dieses feuchte Milieu, er braucht natürlich auch das Gewässer als Lebensraum, als Laichraum", sagt Fabienne Finkenzeller, Biodiversitätsberaterin des Landkreises Unterallgäu. "Und er braucht ein Winterhabitat", fährt sie fort, "da geht er gerne ins Unterholz rein, in die alten Grasbestände". Um überleben zu können, sei der Laubfrosch über das Jahr auf ganz viele verschiedene Lebensräume angewiesen. In diesen Lebensräumen auf Wiesen, in Tümpeln und Wäldern tummeln sich neben dem Laubfrosch noch viele weitere Arten: die Sumpfschrecke und der Gelbringfalter, Trollblume und Knabenkraut, der Eisvogel und im Haselbach selbst die Elritze, ein wichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel. Damit all das im Biotopverbund im Haselbachtal, das sich über eine Länge von rund 15 Kilometer erstreckt, erhalten bleibt, arbeiten Behörden, Naturschutzverbände und auch die Grundbesitzer vor Ort zusammen. "Die Flächen, die wir im Hintergrund sehen, liegen in Privathand, die dem Landkreis oder dem Freistaat zur Verfügung gestellt wurden", sagt Maximilian Simmnacher von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Die Landwirte stellen etwa breite Uferrandstreifen entlang des Bachs zur Verfügung, zum Teil freiwillig. Es gebe aber auch finanzielle Anreize, sagt Simmnacher: "Sie kriegen eine Förderung über das Vertragsnaturschutzprogramm." Außerdem können die Landwirte von der Pflege der Naturschutzflächen wie jetzt bei der Schilfmahd profitieren: "Dafür werden sie vom Freistaat Bayern als Lohnunternehmer mit Stundensätzen vergütet." Doch vieles muss auch gar nicht gepflegt werden. Umgestürzte Bäume lässt man absterben, damit sich Totholz als Lebensraum bildet. Auf den sich selbst überlassenen Uferrandstreifen kann der Bach sich ausbreiten, auch mal ein Ufer unterspülen und kleine Buchten bilden. Auf einer anderen Fläche, etwa einen Kilometer weiter nördlich im Haselbachtal, wird das Schilf schon seit zwei Jahren gemäht - einmal jährlich. Hier sieht man bereits den Zustand, den auch die Fläche am Bach, die heuer zum ersten Mal gemäht wird, bald erreichen soll. Bereits jetzt im warmen Februar wird die Wiese grün, "es kommen schon die ersten Blühpflanzen wieder auf der Fläche vor", sagt Maximilian Simmnacher. Darunter auch der Schlangen- oder Wiesenknöterich, die Futterpflanze für den Randring-Perlmuttfalter. Die Schmetterlingsart lebt ebenfalls im Haselbachtal und gilt als Indikator für ein intaktes Ökosystem. Der artenreiche Lebensraum im Haselbachtal soll jetzt Stück für Stück ausgeweitet werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Florian Regensburger | Das Haselbachtal im Unterallgäu ist Naturjuwel und Relikt zugleich: Intensive Landwirtschaft hat hier nie stattgefunden. Auf Nasswiesen, in Teichen und Wäldern finden seltene Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Der soll aufgewertet werden. | [
"Bachmuschel",
"Renaturierung",
"Biotop",
"Laubfrosch",
"Eisvogel",
"Feuchtwiesen",
"Schwaben"
] | bayern | 2024-02-26T05:47:21.446267+00:00 | 2024-02-26T10:38:51.135528+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/haselbachtal-refugium-fuer-bedrohte-arten-soll-erhalten-werden,U57ZV8O |
Söder will mehr Deutschunterricht für Grundschüler | Wenn Markus Söder (CSU) zur Klausur der CSU-Fraktion ins Kloster Banz kommt, hat er meist ein ganzes Bündel von Ideen dabei. Diesmal geht es ihm um Bildungspolitik. "Die Frage der Qualität der Schule treibt mich um", sagt der Ministerpräsident. Besonders wichtig sei ihm alles, was mit Sprache und Deutsch zu tun habe. Söder will deshalb eine zusätzliche Stunde Deutsch pro Woche für alle Grundschüler. Dafür soll eine andere Schulstunde wegfallen. Welche, das lässt Söder in Banz noch offen. Nur so viel: "Deutsch ist das Wichtigste." Ohne Deutsch könne in anderen Dingen nichts erreicht werden. "Gerade haben wir den Pisa-Schock erlebt, und ehrlicherweise erleben wir seit Jahren, dass es schlechter wird", so der Ministerpräsident. Zwar stehe Bayern besser da als andere, aber "auch wir spüren, dass die Flughöhe eine andere ist als vielleicht noch vor zehn, vor 15 Jahren". Derzeit werden in der dritten und vierten Klasse je sechs Stunden Deutsch pro Woche unterrichtet. Außerdem fünf Stunden Mathematik und drei beziehungsweise vier Stunden Heimat- und Sachunterricht. Insgesamt haben die Dritt- und Viertklässler 28 beziehungsweise 29 Wochenstunden. Söder macht in Banz zudem deutlich, wie ernst es ihm mit seiner Ankündigung ist, den Druck auf Lehrerinnen und Lehrer zu erhöhen, weniger in Teilzeit zu arbeiten. Man müsse darüber nachdenken, "ob Teilzeit in der Größenordnung, wie sie jetzt stattfindet, angemessen ist, oder ob nicht die Unterrichtsversorgung oberste Priorität hat". Kinder und Eltern hätten den Anspruch, eine hervorragende Schulpolitik und eine Maximalversorgung zu haben. Er habe Argumente gehört, "die Teilzeit sei die Flucht vor Überlastung". Für Söder kein überzeugender Einwand. Schließlich gebe es viele Berufsgruppen, "wo wir ganz andere Arbeitszeiten haben". Angesichts des massiven Lehrermangels will Söder erreichen, dass Lehrkräfte mehr Stunden unterrichten. Eine seiner Überlegungen geht dahin, die Teilzeit an das Alter der Kinder zu knüpfen. Es macht für den Ministerpräsidenten einen Unterschied, ob ein Kind noch in die Kita geht oder schon volljährig ist. In Bayern arbeitet knapp die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit. Seit der Corona-Pandemie betont Söder immer wieder, wie wichtig ihm Kinder und Jugendliche und deren Bildung sind. "Kinder sind schließlich die Zukunft." Im vergangenen Jahr hatte er bei der Klausur in Banz ebenfalls mit etlichen Ankündigungen für den Bildungsbereich überrascht. So versprach er 8.000 neue Stellen an den Schulen, darunter 2.000 Verwaltungskräfte, Schulpsychologen und Sozialarbeiter bis 2028. Und er sorgte mit seinem Vorstoß, künftig in ganz Deutschland Lehrer abwerben zu wollen, bundesweit für Aufregung. Dafür stellte er sogar Start-Pakete und Umzugshilfen in Aussicht. Zudem versprach er Lehrkräften, dass sie künftig nur noch in ihrem Regierungsbezirk eingesetzt würden. Versetzungen von Würzburg nach Berchtesgaden seien damit ausgeschlossen. Auch die Idee, mehr Anreize zu schaffen, damit Lehrkräfte ihre Arbeitszeit erhöhen, hatte Söder schon im vergangenen Jahr in Banz dabei. Zahlen, ob und wenn ja, wie erfolgreich diese Ansätze waren, hat das Kultusministerium bislang nicht vorgelegt. Am Rande der Klausur protestierten mehrere hundert Bauern gegen die geplanten Kürzungen. Sowohl Fraktionschef Klaus Holetschek, als auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Ministerpräsident Söder kamen vor die Klostermauern und stellten sich den Landwirten. Deren Unmut richtete sich zwar vorrangig gegen die aktuelle Agrarpolitik der Ampelregierung, viel Applaus ernteten aber auch die CSU-Politiker nicht. Kaniber sicherte den Bauern ihre Unterstützung zu und forderte sie auf, sich von den Angeboten der Bundesregierung "jetzt nicht einwickeln zu lassen". Söder forderte erneut Neuwahlen und von der Bundesregierung eine Entschuldigung für die einseitigen Belastungen. Bauernproteste in Banz Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | Eva Eichmann | Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sorgt sich um die Qualität des Schulunterrichts. Beim Auftakt der CSU-Klausur in Banz hat er erneut betont, wie wichtig ihm Sprache ist. Deshalb will er für Grundschüler eine Stunde mehr Deutsch pro Woche. | [
"Oberfranken",
"Teilzeit",
"Bildung",
"Kloster Banz",
"Bayern",
"Markus Söder"
] | bayern | 2024-01-16T17:59:03.392+00:00 | 2024-01-17T05:49:29.162932+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/soeder-will-mehr-deutschunterricht-fuer-grundschueler,U1X26bL |
Pferd International: Diallo rockt die Dressur: Von Bredow-Werndl siegt in München | "Pferd International" lockt jedes Jahr Spitzen-Dressurreiter nach München-Riem. Mit dabei war auch die vierfache Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl. Ihr Goldpferd Dalera ist mittlerweile im Ruhestand - doch die 39-Jährige hat einen würdigen Nachfolger gefunden: Diallo heißt das neue Pferd von Bredow-Werndl. Schon am Vortag waren die beiden im Grand Prix erfolgreich. Am Samstag siegte das Duo von Bredow-Werndl/Diallo auch im Grand Prix Special - für den zehnjährigen Hannoveraner Wallach war es erst die dritte 5-Sterne-Dressur. Dabei gab es bislang noch nicht viel Zeit zum Kennenlernen. Erst seit Februar reitet die vierfache Olympiasiegerin den Dancier-Sohn. Doch die beiden harmonieren. Vor dem Wettkampf war die Aubenhausenerin im BR24-Sport-Interview noch etwas unsicher, ob Diallo mit der außergewöhnlichen Atmosphäre auf der Olympiareitanlage in Riem zurechtkommt. Doch Diallo blieb cool, zeigte sich beim abschließenden Applaus unbeeindruckt - so als wäre es das Normalste auf der Welt für ihn. Von Bredow-Werndl sieht großes Potenzial bei Diallo: "Seine Stärken sind, dass er keine Schwächen hat. Er hat einen unfassbar tollen Charakter: Er gibt mir immer das Gefühl 'ich weiß nicht, ob es geht, aber ich probiere es' - er zeigt im Training, dass er es unbedingt richtig schaffen will." | BR24Sport | Jessica von Bredow-Werndl hat mit ihrem neuen Pferd Diallo souverän die 5-Sterne-Dressur bei der Pferd International in München-Riem gewonnen. Für Diallo war es erst das dritte große Turnier - doch der Wallach war von der Kulisse unbeeindruckt. | [
"Oberbayern",
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] | sport | 2025-06-01T07:03:12.695105+00:00 | 2025-06-01T07:03:12.695105+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/von-bredow-werndl-siegt-in-muenchen-diallo-rockt-die-dressur,UmIMiJz |
Straubing Tigers im Finale des Spengler Cup chancenlos | Bei ihrem ersten Auftritt beim traditionellen Spengler Cup haben sich die Straubing Tigers teuer verkauft. Erst im Finale war die Mannschaft aus der Deutschen Eishockey Liga chancenlos und unterlag gegen den HC Fribourg-Gottéron klar mit 2:7 (1:4, 1:3, 0:0). Von Beginn an war der Schweizer Erstligist die überlegene Mannschaft. Früh ging Fribourg in Führung. Bereits nach dem ersten Drittel hatte der mehrfache Schweizer Vizemeister einen 4:1-Vorsprung herausgespielt und stellte so die Weichen auf Sieg. Im zweiten Drittel versuchten es die Tigers mit einem Torwartwechsel, doch auch diese Maßnahme fruchtete nicht. Auch der Mittelabschnitt ging mit 1:3 verloren. Im Schlussdrittel war dann für die Mannschaft von Headcoach Tom Pokel nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Damit heißt der Sieger des Spengler Cups 2024 HC Fribourg-Gottéron. Für den Klub aus dem Kanton Fribourg ist es der erste Triumph bei diesem Turnier. Straubing hatte als erster DEL-Verein seit 2018 in Davos teilgenommen. Den seit 1923 ausgespielten Pokal gewannen bislang drei deutsche Klubs: zuletzt 1999 die Kölner Haie, lange davor der EV Füssen (1952 und 1964) und der Berliner Schlittschuhclub (1924, 1926 und 1928). "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24Sport | Die Straubing Tigers haben das Finale des Eishockey-Spengler Cups in Davos verloren. Der DEL-Klub hatte überraschend das Endspiel erreicht und darf dies als großen Erfolg verbuchen. Im Finale gegen Fribourg waren die Niederbayern aber ohne Chance. | [
"Niederbayern",
"HC Fribourg-Gottéron",
"Straubing Tigers",
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"Eishockey"
] | sport | 2024-12-31T14:24:22.39+00:00 | 2025-01-02T09:30:36.881745+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/sport/straubing-tigers-im-finale-des-spengler-cup-chancenlos,UYWqzp7 |
Atomkraft länger nutzen: Analyse von drei Szenarien | Im Frühjahr schien die Sache noch klar: Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatten das Bundesumweltministerium und das Wirtschafts- und Klimaministerium eine mögliche Weiternutzung der Atomkraft geprüft. Es ging um die Frage, so Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), ob ein längerer Betrieb der Atomkraftwerke in der neuen außenpolitischen Situation helfen könne – für den Fall, dass die Energiezufuhr aus Russland nicht anders kompensiert werden könnte. "Dies ist zu verneinen", stellte Habeck nach der Prüfung fest. Einem geringen Nutzen stünden hohe Risiken gegenüber, so das Fazit der beiden von den Grünen geführten Ministerien. Auch die Betreiber der drei noch verbliebenen Atomreaktoren in Bayern (Isar 2), Baden-Württemberg (Neckarwestheim 2) und Niedersachsen (Emsland) äußerten sich zunächst zurückhaltend – die Kernkraftbetreiber sind für den Atomausstieg entschädigt worden und haben sich weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen. Mit der Sorge vor einer Energiekrise im Winter ist die Frage nach längeren Laufzeiten aber in den vergangenen Wochen wieder auf die Tagesordnung gekommen. Zumal inzwischen nicht mehr nur ein Gasmangel droht, sondern im Winter auch die Stromversorgung an Grenzen stoßen könnte – wenn Menschen ihre Wohnungen anstelle von Gas mit Heizlüftern und anderen elektrischen Geräten heizen. Vor diesem Hintergrund könnte eine längere Laufzeit "Sinn machen", wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erst vor wenigen Tagen sagte. Wenn auch mit der Einschränkung, dass Atomkraftwerke nur für einen kleinen Teil der Stromproduktion relevant seien. Eine Laufzeitverlängerung ist damit in den Bereich des Möglichen gerückt. Auch die öffentliche Stimmung deutet darauf hin: Laut dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend sind mehr als 80 Prozent der Deutschen für eine längere Nutzung der drei noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke. Die einen befürworten nur eine Nutzung im kommenden Jahr, die anderen plädieren sogar für eine längerfristige Nutzung. Bei diesem Szenario würde es sich um eine kurze Laufzeitverlängerung handeln. Die drei noch aktiven Kraftwerke verbrauchen in diesem Szenario lediglich die vorhandenen Brennstäbe. Um den Winter besser zu überstehen, wenn Sonne und Wind nicht so viel Strom liefern, könnte man den Betrieb jetzt im Sommer drosseln und die Stromgewinnung damit "strecken". Dafür müsste das Atomgesetz geändert werden, außerdem müssten Sicherheits- und Haftungsfragen geklärt werden. Die Betreiber von Isar 2 (Preußen Elektra) und Neckarwestheim 2 (EnBW) haben aber grundsätzlich erklärt, dass sie für einen Weiterbetrieb bereitstünden. In München haben sich sogar die Stadtratsfraktionen von SPD und Grünen hinter einen längeren Betrieb von Isar 2 gestellt. Eine Entscheidung für einen Streckbetrieb müsste aber bald getroffen werden. Ein möglicher Anlass könnte das Ergebnis eines aktuell laufenden Stresstests für den Strombereich in Deutschland sein. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Verantwortlichen der großen Stromnetze aufgefordert, die Risiken für die Stromversorgung unter besonders harten Bedingungen zu prüfen. Das Ergebnis soll noch im August vorliegen. Sollte der Test auf größere Risiken deuten, dürften die politischen Widerstände gegen einen Streckbetrieb, zumindest für Isar 2 und Neckarwestheim 2, nicht allzu groß sein. Unsere Schätzung der Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario: 80 bis 90 Prozent. Sowohl die Unionsparteien als auch die FDP setzen sich für eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke über einen reinen Streckbetrieb hinaus ein. So warb der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder bei seinem Besuch im Kernkraftwerk Isar 2 in der vergangenen Woche für eine Verlängerung bis mindestens Mitte 2024. Dafür müsste aber nicht nur das Atomgesetz geändert werden wie in Szenario 1. Vielmehr müssten die Reaktoren über die laufenden Sicherheitskontrollen hinaus umfassend gecheckt werden. So verlangt das Atomgesetz alle zehn Jahre eine so genannte "Periodische Sicherheitsüberprüfung" – eigentlich wäre diese 2019 fällig gewesen, wegen des anstehenden Atomausstiegs wurde aber darauf verzichtet. Wenn diese großen Sicherheits-Checks nun doch anfallen, müssten dafür zeitweilige Ausfälle der Kraftwerke eingeplant werden. Außerdem müssten schnellstens neue Brennstäbe für die Reaktoren besorgt werden. Sollte sich die Politik für eine mittelfristige Laufzeitverlängerung entscheiden, könnten auch die bereits Ende 2021 stillgelegten Reaktoren Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C wieder ins Spiel kommen. Nach Einschätzung von Joachim Bühler, dem Geschäftsführer des TÜV-Verbands, wäre es technisch durchaus möglich, diese Reaktoren wieder anzufahren. Die juristischen und vor allem politischen Hürden sind aber deutlich höher als bei einem reinen Streckbetrieb bis ins Jahr 2023 hinein. Unsere Schätzung der Wahrscheinlichkeit für eine mittelfristige Nutzung der Kernkraft: 30 bis 40 Prozent. Mit Ausnahme der AfD ist keine der im Bundestag vertretenen Parteien für eine dauerhafte Nutzung der Kernenergie. In manchen Diskussionen klingt aber durchaus die Frage an, woher der Strom in den kommenden Jahren kommen soll, wenn die Wirtschaft im Rahmen der Energiewende mehr und mehr auf Strom umgestellt wird. So wies der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner erst kürzlich darauf hin, dass nicht nur in den nächsten Monaten, sondern auch in den kommenden Jahren verstärkt mit Strom geheizt werden dürfte: "also müssen wir alle Kapazitäten zur Energieerzeugung erhalten und ausbauen", so Lindner. Auch wenn der FDP-Chef bereits klargestellt hat, dass er nicht für den Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg plädiert – in anderen Ländern feiert die Atomenergie eine Renaissance. Manche EU-Staaten bauen neue Atomkraftwerke, andere wie Belgien haben den Atomausstieg zeitlich nach hinten verschoben. Auch die EU-Kommission in Brüssel hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, angesichts der aktuellen Notlage die Ausstiegsbeschlüsse zu überprüfen. So dürfte, wenn andere Länder aus Solidarität mit Deutschland Gas sparen, von Deutschland im Gegenzug Solidarität in Sachen Strom erwartet werden. Derzeit ist beispielsweise Frankreich auf Stromimporte von jenseits des Rheins angewiesen, weil just die französischen Atomkraftwerke wegen notwendiger Sicherheitschecks und Wartungen nur begrenzt einsatzfähig sind. Das zeigt: Auch wenn neue Reaktoren in Deutschland derzeit nicht denkbar sind – die Debatte über längere Laufzeiten der Atomkraftwerke könnte über die aktuelle Gaskrise hinaus geführt werden. Unsere Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für den Ausstieg aus dem Ausstieg: maximal 10 Prozent. BR24 wählt regelmäßig Inhalte von unseren europäischen öffentlich-rechtlichen Medienpartnern aus und präsentiert diese hier im Rahmen eines Pilotprojekts der Europäischen Rundfunkunion. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Hans-Joachim Vieweger | Atomkraft? Nein danke - so lautete lange die Mehrheitsposition der Deutschen. Angesichts der drohenden Energiekrise hat sich die Stimmung gedreht. Wie könnte eine längere Nutzung der Atomkraft aussehen? Wie wahrscheinlich sind verschiedene Szenarien? | [
"Niederbayern",
"Gaskrise",
"Robert Habeck",
"Atomausstieg",
"Markus Söder",
"Atomkraft",
"Kernkraftwerk",
"Mittelfranken"
] | deutschland-welt | 2022-08-08T03:15:25.195572+00:00 | 2022-08-08T09:34:10.917955+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/atomkraft-laenger-nutzen-analyse-von-drei-szenarien,TDq22ZK |
Nach Kritik: Mehr Unterstützung beim Grundschul-Ganztagsausbau | Ab dem Schuljahr 2026/27 gilt eine Ganztags-Garantie für Grundschulkinder, zunächst für Erstklässler. Das haben Bund und Länder bereits zu Zeiten der Großen Koalition beschlossen. Aber die Zeit drängt, um die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Kommunen, Lehrer- und Elternverbände hatten in Bayern deshalb bereits Alarm geschlagen: Es fehle an Geld, Räumen und Personal. Damit es mit der Ganztagsbetreuung doch noch klappt, soll es von der Staatsregierung jetzt vor allem mehr Geld geben: für jeden zusätzlich geschaffenen Platz eine Ausstattungspauschale in Höhe von 1.500 Euro, zusätzlich zur Investitionskostenförderung. Damit können zum Beispiel Möbel, Spielgeräte oder Küchen gekauft werden. Die Kommunen sollen bei der Organisation der Ferienbetreuung unterstützt werden. Außerdem soll es einfacher werden, Um- und Erweiterungsbauten bei Horten zu fördern. Und die viertägigen Angebote unter schulischer Verantwortung (offener und gebundener Ganztag sowie Angebote der Mittagsbetreuung) sollen während der Schulwochen auf fünf Tage ausgeweitet werden. Die Kommunen sind die Träger der Grundschulen und müssen deshalb das Ganztagsangebot stemmen. Mehr Bildungsgerechtigkeit in Bayern verspricht sich Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) davon. Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) betont, wie wichtig es sei, dass sich Familien auf eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung verlassen können. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Simone Strohmayr, beklagt aber: In Bayern wurde bisher viel zu wenig Geld – nur knapp 20 Prozent der Bundesmittel – für den Ganztagsausbau abgerufen. In Baden-Württemberg beispielsweise dagegen schon knapp 99 Prozent. Die Kommunen in Bayern seien total überfordert, weil alles zu bürokratisch sei, so Strohmayr. Sie bräuchten mehr Hilfestellung vom Freistaat. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Julia Ruhs | Klappt es noch mit der Ganztags-Garantie für Grundschüler? Zuletzt waren Zweifel aufgekommen. Denn in Bayern fehlt es an Geld, Räumen und Personal. Nun kündigt die Staatsregierung an: Sie will die Kommunen intensiver unterstützen. | [
"Bildungsgerechtigkeit",
"Lehrer",
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"Schule",
"Kinder",
"Ganztagsbetreuung",
"Grundschule"
] | bayern | 2024-07-03T03:15:39.980088+00:00 | 2024-07-03T15:13:06.025387+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-kritik-mehr-unterstuetzung-beim-grundschul-ganztagsausbau,UHOaJAi |
Brandstiftung in Kleinlangheim: Mutmaßlicher Täter gefasst | Zuerst Waldbrände an gleich fünf Stellen, dazu ein flüchtiger Rollerfahrer, dann eine brennende Scheune – so die Situation am Donnerstagabend in Kleinlangheim im Landkreis Kitzingen. Der Verdacht auf Brandstiftung lag nahe und noch am selben Abend konnte die Polizei auch den mutmaßlichen Täter festnehmen: einen 43-jährigen Mann aus dem Ort. Gegen 19.30 Uhr wurde die Polizei über einen Waldbrand zwischen Kleinlangheim und Wiesenbronn informiert. Da es an gleich fünf Stellen brannte, wurde vermutet, dass die Feuer absichtlich gelegt wurden. Die Feuerwehr hatte im Wald auch einen Rollerfahrer angetroffen. Die Einsatzkräfte konnten ihn zwar nicht stoppen, hatten sich aber das Kennzeichen gemerkt, berichtet ein Polizeisprecher. Sofort sei die Fahndung nach dem Rollerfahrer eingeleitet worden. Als dann gegen 21.45 Uhr die Meldung über die brennende Scheune in Kleinlangheim eintraf, war schnell klar: Dort wohnt auch der gesuchte Rollerfahrer. Als die Polizeibeamten vor Ort eintrafen, war der 43-Jährige gerade beim Rettungsdienst in Behandlung. Laut Polizei riss er sich dort los und versuchte zu fliehen, konnte aber gefasst werden. Der mutmaßliche Brandstifter habe bei der Festnahme erheblichen Widerstand geleistet. Wie die Polizei weiter berichtet, griffen bei dem Scheunenbrand die Flammen auch auf ein angrenzendes Wohnhaus und einen Schuppen über. Die zwei Bewohner hatten das Haus aber rechtzeitig verlassen können und blieben unverletzt. Die Scheune ist komplett abgebrannt, das Wohnhaus ist vorerst nicht bewohnbar. Der Schaden liegt nach ersten Schätzungen im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich. Die Feuerwehren waren mit gut 100 Einsatzkräften vor Ort. Die zuerst im Wald gelegten Feuer im Wald konnten laut Polizei schnell gelöscht werden. Der Tatverdächtige wird heute voraussichtlich dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Hauftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der schweren Brandstiftung erließ. Der Mann ist nun in Haft. Sein Motiv ist noch unklar. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Julia Kuhles | Im unterfränkischen Kleinlangheim hat es am Donnerstagabend gleich zweimal gebrannt: zuerst in einem Waldstück, später stand eine Scheune im Ort in Flammen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und hat den mutmaßlichen Täter festgenommen. | [
"Feuer",
"Scheunenbrand",
"Kleinlangheim",
"Brandstiftung",
"Waldbrand",
"Unterfranken"
] | bayern | 2023-07-07T09:19:00.781+00:00 | 2023-07-07T15:45:35.184698+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/brandstiftung-in-kleinlangheim-mutmasslicher-taeter-gefasst,TjInZYT |
Verbraucherstimmung trübt sich im August wieder ein | Nach einer Aufhellung im Vormonat hat sich die Stimmung der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher im August wieder erheblich eingetrübt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konsumklimastudie, die das Marktforschungsunternehmen GfK in Zusammenarbeit mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) erstellt hat. Demnach leidet das Konsumklima derzeit vor allem unter dem Einbruch der Einkommensaussichten. Einen größeren Rückgang der Einkommensstimmung innerhalb eines Monats hatten die Macher der Konsumklimastudie zuletzt vor knapp zwei Jahren, im September 2022 gemessen. Damals mussten die privaten Haushalte durch Inflationsraten von knapp acht Prozent erhebliche Kaufkrafteinbußen hinnehmen. Aktuell stimmen negative Meldungen rund um die Arbeitsplatzsicherheit die Deutschen pessimistisch. Als Beispiele nennen die Marktforscher leicht steigende Arbeitslosenzahlen, eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen sowie Personalabbaupläne diverser Unternehmen. Dies lasse bei einer Reihe von Beschäftigten die Sorgen um ihren Arbeitsplatz zunehmen. "Die Hoffnungen auf eine stabile und nachhaltige Erholung der Konjunktur müssen damit weiter verschoben werden", urteilt Konsumexperte Rolf Bürkl. Trotz der Kaufkraftzuwächse, die viele Haushalte derzeit real verzeichnen, greift offenbar wieder mehr Verunsicherung um sich. Die Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist bei einer Reihe von Beschäftigten angestiegen. So meldete die Bundesagentur für Arbeit zuletzt wieder leicht steigende Arbeitslosenzahlen. Demnach liegt momentan die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen um etwa 200.000 höher als vor einem Jahr. Auch die Unternehmen verbreiten wenig Zuversicht. Zuletzt war beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge gesunken. Die gesunkenen Einkommenserwartungen wirken sich auch auf die Anschaffungsneigungen aus. Im Vergleich zum vergangenen Monat fällt der Rückgang zwar moderat aus und das Geld sitzt deutlich lockerer als im August des vergangenen Jahres, dennoch lässt die aktuelle Situation viele Menschen nicht unbeeindruckt. So setzt sich auch das Auf und Ab bei den Konjunkturaussichten im August weiter fort. Eine schwächelnde Konjunktur, Stellenabbaupläne in der deutschen Industrie, ein Anstieg der Insolvenzzahlen sowie ein zunehmendes Rezessionsrisiko verunsichern die Konsumenten und lassen den Konjunkturpessimismus für die kommenden zwölf Monate steigen, heißt es in der aktuellen Konsumklimastudie. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Oliver Tubenauer | Waren die Zugewinne im vergangenen Monat nur ein Strohfeuer, das die Fußball-EM ausgelöst hatte? Im August ist die Konsumlaune der Deutschen jedenfalls wieder deutlich rückläufig. | [
"Mittelfranken",
"Konjunktur",
"Nürnberg Institut für Marktentscheidungen",
"Konsum",
"GfK-Konsumklima",
"GfK-Konsumklimaindex",
"GfK"
] | wirtschaft | 2024-08-27T06:00:27.566+00:00 | 2024-08-27T06:13:04.38022+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/verbraucherstimmung-truebt-sich-im-august-wieder-ein,UMaVk4v |
Hanna-Prozess: Neun Jahre Haft für Angeklagten | Im Indizienprozess um den Tod der Studentin Hanna hat das Landgericht Traunstein am Dienstag den angeklagten jungen Mann zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig - die Verteidigung hatte bereits im Vorfeld angekündigt, Revision einzulegen. Nach Auffassung der Jugendkammer hat der damals 20-Jährige die junge Frau am frühen Morgen des 3. Oktober 2022 auf ihrem Heimweg vom Club "Eiskeller" in Aschau im Chiemgau aus sexuellen Motiven verfolgt, von hinten angegriffen und dann schwer verletzt in den nahen Bärbach geworfen. Er wurde wegen gefährlicher Körperverletzung und Mordes verurteilt. Weil der Angeklagte zur Tatzeit noch 20 Jahre alt war und ihm Gutachter Reifeverzögerung attestierten, verhängte das Gericht eine Jugendstrafe. Die Vorsitzende Richterin begründete nach dem Indizienprozess im Detail, wie sie zu ihrer Entscheidung gekommen ist. Das Gericht erklärte ausführlich, dass Hannas Verletzungen nicht zur These der Verteidigung passen, dass es sich auch um einen tragischen Unfall hätte handeln könnte. Das Gericht glaubte mehreren Zeugen, denen gegenüber der Angeklagte von seiner Tat gesprochen haben soll. Die Verteidigung hatte den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen bestritten. So hatte eine Bekannte des Angeklagten angegeben, dieser habe ihr bereits am 3. Oktober 2022 vom gewaltsamen Tod einer jungen Frau berichtet, als der Fall noch gar nicht öffentlich bekannt war; später schwieg die Zeugin. Zu einer anderen Zeugenaussage erklärte Verteidiger Markus Frank, sein Mandant habe das Gefühl gehabt, dass man ihm eh nicht glaube - darum habe er bei einer befreundeten Familie flapsig gesagt: "Dann war ich's halt." Bei einem Mithäftling, der den Angeklagten belastet hatte, handele es wiederum um einen jungen Mann, "der es mit der Wahrheit als andere als genau nimmt." Der Angeklagte selbst schwieg während der gesamten 35 Prozesstage zu den Vorwürfen. Die Verteidigung hatte während des Prozesses Fotos präsentiert, um zu belegen, dass Hannas Kopfverletzungen auch von Rohren oder Steinen im Fluss herrühren könnten. Gutachter gingen nicht davon aus, dass die schweren Verletzungen durch das Treiben im Fluss entstanden sein können. Der Gerichtsmediziner hatte unter anderem fünf gleichförmige Verletzungen am Kopf festgestellt. Laut Obduktion ertrank die 23-Jährige. Zudem argumentierte die Jugendkammer, dass der Angeklagte bereits bei seiner Zeugenaussage bei der Polizei Täterwissen offenbart habe. So habe er etwa angegeben, dass er zu einem Zeitpunkt vom Tod der Studentin erfahren habe, als er eigentlich davon noch nichts hätte wissen können. Verteidigerin Regina Rick kündigte unmittelbar nach dem Ende des Prozesses an, Revision einlegen zu wollen. Sie sprach von der "Verurteilung eines Unschuldigen sehenden Auges" und betonte: "Sowas kann der BGH nicht akzeptieren." Der Rechtsexperte Konstantin Grubwinkler erklärte im BR24 live, bei der Anrufung des Bundesgerichtshofs gehe es um mögliche Ermittlungs-, Verfahrens- oder Urteilsfehler. Ein solcher könnte darin liegen, dass das Gericht und die Staatsanwaltschaft in ihrem Mailverkehr einen - so die Auffassung der Verteidigung - allzu vertraulichen Ton angeschlagen hätten. Einen Befangenheitsantrag hatte das Gericht jedoch ebenso wie einen Beweisantrag der Verteidigung abgelehnt. Unter Umständen könnte es der BGH zudem als problematisch ansehen, dass das Urteil ohne handfeste Beweise auf Zeugenaussagen sowie einem pathologischen Gutachten beruhe, das einen Unfall ausschließe. Generell, so Grubwinkler, liege die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Revision beim BGH bei unter zehn Prozent - in diesem Fall könnten die Erfolgsaussichten etwas besser sein. Urteil im Prozess um den Tod der Studentin Hanna Die Staatsanwaltschaft hatte für den Angeklagten neuneinhalb Jahre Jugendstrafe wegen Mordes verlangt, die Verteidigung sah auch nach mehr als 30 Verhandlungstagen keine Beweise für die Schuld ihres Mandanten und hatte einen Freispruch gefordert. Hannas Eltern hatten als Nebenkläger an dem Verfahren teilgenommen. Immer wieder kämpfte die Mutter mit den Tränen. Für die Eltern stelle sich "tausendfach die Frage: warum?", sagte deren Anwalt Walter Holderle in seinem Plädoyer. Diese Frage sei in dem Prozess "bedauerlicherweise unbeantwortet" geblieben. Die Frage, wer ihre Tochter umbrachte, sei hingegen ganz klar beantwortet worden. Er hatte sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft zu einer Verurteilung des Angeklagten zu neuneinhalb Jahren Haft angeschlossen. Die junge Frau aus dem oberbayerischen Aschau im Chiemgau hatte in der Nacht zum 3. Oktober 2022 in dem Club "Eiskeller" gefeiert und war am nächsten Tag tot in der Prien gefunden worden. Eine Sonderkommission ermittelte unter Hochdruck, Hunderte Zeugen wurden befragt. Schließlich wurde unter Mordverdacht ein junger Mann verhaftet, der in der Nacht in der Nähe des Clubs gejoggt war. Der im Oktober 2023 gestartete Indizienprozess hatte sich schwierig gestaltet. Nicht zuletzt wegen vieler Beweisanträge hatte sich das Verfahren hingezogen. Der Angeklagte hatte in dem Verfahren geschwiegen und auch auf sein letztes Wort verzichtet. Die Urteilsverkündung hat der Mann zwar blass, aber gefasst und fast regungslos entgegengenommen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Christine Haberlander, Michael Kubitza, Christoph Müller | Das Schicksal der Studentin bewegt Bayern: Im Mordfall Hanna hat das Landgericht Traunstein nun neun Jahre Jugendstrafe gegen den Angeklagten verhängt. Die Verteidigung will, wie bereits vorab angekündigt, in Revision gehen. | [
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] | bayern | 2024-03-19T15:24:03.257+00:00 | 2024-03-19T16:50:57.896591+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/hanna-prozess-neun-jahre-haft-fuer-angeklagten,U7Rw5hr |
Über Fenster eingestiegen: Versuchtes Sexualdelikt in Regensburg | Nach einem versuchten Sexualdelikt in Regensburg sucht die Polizei nach dem mutmaßlichen Täter. Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz am Dienstag, 11. Juni, mitteilte, ereignete sich die Tat bereits in der Nacht von Donnerstag, 6. Juni, auf Freitag. Nach Angaben der Polizei hatte sich der maskierte Mann über ein gekipptes Fenster Zutritt in das Schlafzimmer der 19-Jährigen verschafft. Dort sei der Mann die junge Frau angegangen und habe sie sexuell bedrängt. Der Täter habe dann jedoch von selbst unvermittelt von der Frau abgelassen und sei über die Tür aus der Wohnung geflüchtet. Gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin verständigte die 19-Jährige die Polizei. Eine Fahndung nach dem Mann in der Nähe des Tatorts blieb erfolglos. Der unbekannte Täter wird wie folgt beschrieben: Er war dunkel gekleidet und trug halb übers Gesicht gezogen eine Maske mit einem hellen Totenkopf-Aufdruck. Er trug Handschuhe und hatte eine Tasche dabei. Zeugen, die in der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag in der Nähe der Frankenstraße, Ecke Drehergasse einen verdächtigen, möglicherweise maskierten Mann gesehen haben, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Michael Wagner | Ein unbekannter Mann ist vergangene Woche in Regensburg über ein Fenster ins Schlafzimmer einer 19-Jährigen eingestiegen. Nun sucht die Polizei den Unbekannten wegen versuchten Sexualdelikts - und bittet die Bevölkerung um Hilfe. | [
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] | bayern | 2024-06-11T13:35:37.0398+00:00 | 2024-06-11T14:18:35.830261+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/ueber-fenster-eingestiegen-versuchtes-sexualdelikt-in-regensburg,UFOO5Zh |
Spionage an Militärflughäfen mit Drohnen? Das sagen Experten | Am frühen Abend des 12. Januars kreisen mehrere Drohnen über dem Militärflugplätz im oberbayerischen Manching – trotz eines strengen Flugverbots. Die Polizei rückt an. Die Polizisten beobachten bis zu zehn verdächtige Flugkörper über dem Gelände. Anzahl und Größe deuteten auf Spionage hin, so das Bayerische Landeskriminalamt (LKA). Schon in den Wochen zuvor hatten Augenzeugen immer wieder verdächtige Drohnen gemeldet. Auch über dem Militärflughafen in Neuburg an der Donau waren Drohnen gesichtet worden. Verena Jackson arbeitet an der Universität der Bundeswehr München am "Center for Intelligence and Security (CISS)" und beschäftigt sich dort mit sicherheitspolitischen Fragen. Sie hat festgestellt, dass bereits seit 2014 – seit der Annektierung der Halbinsel Krim durch Russland – Spionage und Sabotageakte zugenommen haben. In den vergangenen drei Jahren – seit Beginn des Ukrainekriegs – sei es zu einer massiven Zunahme an Vorfällen mit Drohnen gekommen. "Diese Drohnen-Geschichte ist eindeutig was Neues. Und es betrifft nicht nur die Bundeswehrstandorte, sondern auch die amerikanischen (Stützpunkte, Anm. d. Redaktion) wie Rammstein oder Grafenwöhr oder die der NATO. Die haben die gleichen Probleme. Das gab es vorher nicht." Laut Jackson haben Drohnen viele Vorteile bei der Aufklärung. Auch wenn Satellitenbilder sehr exakt seien, könne man mit Drohnen viel umfangreicher aufklären. Satelliten seien immer stationär, Drohnen hingegen könne man flexibel einsetzen: "Ich kann zeitlich und geographisch flexibel agieren." Und man sei bei Drohnen unabhängig von der Witterung: "Mit Satelliten kann ich nur was sehen, wenn die Wolkendecke nicht geschlossen ist, wenn es nicht regnet, wenn es nicht Nacht ist. Bei Drohnen kann ich zudem auch Livebilder übertragen. Ich kann hören, was da gesprochen wird. Ich kann viel weiter aufklären wie mit Satellitenbildern." Der Idealfall sei, beides zu kombinieren. Dass die Polizei den Drohnenpiloten in Falle von Manching trotz des Einsatzes eines Hubschraubers nicht finden konnte, sei nicht ungewöhnlich, sagt ein Sprecher des LKA: "Man muss davon ausgehen, dass der Pilot viele, viele Kilometer entfernt ist. Möglicherweise sogar im Ausland. Und dann ist es eigentlich unmöglich, diesen Piloten zu identifizieren." Auffällig sind die Drohnen jedenfalls. Aber das kann auch ein Ziel des Auftraggebers sein. Denn es geht nicht nur um das Auskundschaften und das Ausmachen von möglichen Zielen, sondern auch darum, seine Macht zu demonstrieren. "Man zeigt, was man kann. Das ist ein psychologischer und ein militärischer Aspekt, der da zusammenkommt", meint Sicherheitsexpertin Jackson. Und man könne die Technologie testen und dann mögliche Probleme beheben. In Manching sorgt das Thema für viel Diskussion und Sorge. Als bedrohlich empfanden es viele. "Da macht man sich natürlich viele Gedanken, das macht schon Angst", so eine ältere Dame im Gespräch mit BR24. Und die Drohnenüberflüge hinterlassen viele Fragen. "Wie kann man die denn bei uns starten?", will eine andere Frau wissen. Und: "Erschreckend ist, dass nichts getan wird. Das hat unsere Politik wohl verschlafen", meint ein Mann. Und tatsächlich ist der Umgang mit verdächtigen Drohnen ein rechtliches Problem. Bislang darf die Bundeswehr die Drohnen rechtlich nicht abschießen. Die Bundesregierung hat nun eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes in den Bundestag eingebracht. Vor der Wahl im Februar wird sich aber wohl nichts ändern. Und es wären wohl noch weitere rechtliche Fragen zu klären, meint Verena Jackson. Die Gesetzesänderung sei ein erster Schritt. "Wir müssen die Rechtslage schaffen, dass wir richtig und schnell antworten können." Die Bundeswehr selbst müsse ihre Leute gezielt trainieren: "Sodass wir die Drohnen besser aufspüren können, dass wir schneller sehen können, wenn eine Drohne kommt, und dann auch adäquat reagieren können." Dafür müsse es dann einen klar geregelten Ablauf geben. Gab es an den Militärflughäfen in Oberbayern Spionageflüge mit Drohnen? Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Daniela Olivares | An den Militärflughäfen in Manching und Neuburg sind mehrmals Drohnen gesichtet worden. Behörden und Experten vermuten, dass es sich um Spionage handelt – auch, weil sich die Vorfälle häufen. Ein Grund: Drohnen sind effektiver als Satelliten. | [
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] | bayern | 2025-01-20T16:02:50.532341+00:00 | 2025-01-20T18:37:08.479576+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/spionage-an-militaerflughaefen-mit-drohnen-das-sagen-experten,UaPf0ct |
Fußball-EM 2024: Bundespolizei bekommt Verstärkung aus EU-Staaten | Rund 300 Polizeibeamte aus europäischen Staaten sind am Mittwoch in Bamberg in ihren Dienst eingeführt worden. Sie erhielten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine sogenannte Beleihungsurkunde, um während der Fußball-EM ihren Dienst unter Führung der Bundespolizei antreten zu können. Unter anderem werden Kräfte aus Polen, Spanien und Italien zum Einsatz kommen. Während des Turniers werden rund 580 ausländische Polizeikräfte in Deutschland eingesetzt, sowohl im internationalen Polizeikooperationszentrum im nordrheinwestfälischen Neuss, als auch bei gemeinsamen Streifen in den Ausrichterstädten sowie im Aufgabenbereich der Bundespolizei, insbesondere im Bahnverkehr, teilt das Bundesinnenministerium mit. Sicherheit habe höchste Priorität. "Wir wappnen uns mit maximalem Einsatz der Sicherheitsbehörden gegen alle denkbaren Gefahren. Unser Fokus reicht von der Bedrohung durch islamistischen Terror über Hooligans bis hin zu Cyberangriffen", so Faeser. Die Bundespolizei nimmt auch Kontrollen an allen deutschen Grenzen vor. Diese Überprüfungen erfolgen auch an den Grenzen zu Dänemark, Frankreich und den Benelux-Staaten, an denen bisher keine Grenzkontrollen stattfanden, teilt das Bundesinnenministerium mit. Neben der Polizei werden tausende Rettungs- und sonstige Einsatzkräfte im Einsatz sein. Nach 1988 ist es erst das zweite Mal, dass Deutschland die Fußball-Europameisterschaft für Männer ausrichtet, und das erste Mal im wiedervereinigten Deutschland. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.e "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Claudia Grimmer, BR24 Redaktion | In Bamberg sind 300 Polizeibeamte aus verschiedenen europäischen Ländern in ihren Dienst während der Fußball-EM eingeführt worden. Es handelt sich unter anderem um Polizisten aus Polen, Italien und Spanien. Sie sollen die Bundespolizei unterstützen. | [
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] | bayern | 2024-06-13T04:41:08.592003+00:00 | 2024-06-14T08:13:30.143665+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/fussball-em-bundespolizei-bekommt-verstaerkung-aus-eu-staaten,UFVPdaV |
Titanwurz in Bayreuth: Größte Blume der Welt blüht bald wieder | Zu der mit Spannung erwarteten Blüte der Titanwurz (Amorphophallus titanum), der größten Blume der Welt, wird es voraussichtlich erst in der neuen Woche kommen. Das teilte der Ökologische-Botanische Garten (ÖBG) der Universität Bayreuth am Freitag mit. Am Sonntag verlängert der ÖBG deshalb die Öffnungszeiten der Gewächshäuser bis 19 Uhr. Die Pflanze stammt aus Sumatra in Indonesien und zählt zu den Aronstabgewächsen. Rein statistisch blüht sie nur etwa alle drei Jahre und auch dann nur für zwei Tage und Nächte. Das optische Spektakel hat allerdings einen kleinen Haken, denn sobald sie blüht, verströmt sie einen ziemlich unangenehmen Geruch. Die Uni Bayreuth ist im Besitz von drei Pflanzen. Die jetzt blühende Titanwurzpflanze ist 21 Jahre alt und hat bereits zwei Mal geblüht: 2018 blühte sie in ihrer damaligen Heimat, im Palmengarten in Frankfurt, wo sie 1,2 Meter groß wurde. Seit Juli 2021 ist die Pflanze in der Wagnerstadt und blühte dort auch kurz nach ihrer Ankunft, damals erreichte sie eine Höhe von 1,66 Meter. Das erste Mal überhaupt blühte 2014 eine Titanwurz im ÖGB – zuletzt 2022, insgesamt ist es die neunte Blüte einer Titanwurz in Bayreuth. Die Kultur der Titanwurz in botanischen Gärten gilt als schwierig, da ihre riesige Knolle sehr empfindlich ist und leicht von Pflanzenschädlingen befallen wird. Ihren Geruch nach verwesendem Fleisch und faulen Eiern verströmt die Pflanze nur in den ersten Stunden ihrer Blütezeit. Er dient dazu, spezielle Käfer und Insekten zur Bestäubung anzulocken. In Indonesien heißt die Titanwurz deswegen wohl auch Bunga Bangkai, was übersetzt "Leichenblume" bedeutet. Englisch heißt sie auch "Corpse Flower", was ebenfalls Leichenblume bedeutet. Eine blühende Titanwurz sei übrigens auch in Sumatra eine Sensation, für die, wie es heißt, "alle in den Wald rennen", so die Uni Bayreuth weiter. Wie oft das sei, wisse man nicht. In wenigen Tagen soll es so weit sein, bis dahin kann die Blütenentwicklung, wie auch in den vergangenen Jahren, über eine Webcam [Externer Link] verfolgt werden. Zur Blüte werde das Tropenwaldhaus am ÖBG dann abends bis 21 Uhr geöffnet sein, der Eintritt ist frei, Spenden sind aber willkommen, heißt es. In den vergangenen Jahren haben tausende Interessierte den ÖBG während der Titanwurzblüte besucht. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Ulla Küffner, Christina Küfner | Im Ökologisch-Botanischen-Garten der Uni Bayreuth soll sie kommende Woche blühen: Eine Titanwurz, die größte Blume der Welt, ist seit Jahren ein Besuchermagnet – und das, obwohl sie zunächst ziemlich übel riecht. | [
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] | bayern | 2024-05-31T12:18:48.014+00:00 | 2024-05-31T12:29:48.330807+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/titanwurz-in-bayreuth-groesste-blume-der-welt-blueht-bald-wieder,UE5UoNT |
RKI: Inzidenzwert steigt leicht - knapp 12.000 Corona-Neuinfektionen | Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 11.907 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen des RKI von Montagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.08 Uhr wiedergeben. Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben innerhalb von 24 Stunden 60 neue Todesfälle verzeichnet. Nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Montags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Am Montag vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 11.437 Corona-Neuinfektionen und 92 neue Todesfälle gemeldet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 169,3. Am Sonntag hatte das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 165,6 angegeben, am Montag vergangener Woche mit 165,3. In Bayern meldeten die Gesundheitsämter 2:205 Corona-Neuinfektionen und elf neue Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei 179, deutlich höher als der Bundeswert. Am Vortag lag sie bei 176. Zur Zeit überschreiten sieben bayerische Landkreise eine Inzidenz von 300. Der Landkreis Haßberge hat mit 343,4 den höchsten bayerischen Inzidenzwert, gefolgt von Mühldorf am Inn (340,9). Sieben-Tage-Inzidenzwerte unter 100 melden hingegen aktuell fünf bayerische Landkreise. Mit einer Inzidenz von 80,6 ist der Wert in Landsberg am Lech am niedrigsten. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.299.325 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.910.100 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 81.624. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von Sonntagnachmittag bei 1,08 (Vortag: 1,09). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 108 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet innerhalb von 24 Stunden 11.907 neue Corona-Infektionen und 80 neue Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt bundesweit leicht. In Bayern liegt die Inzidenz weiterhin über dem Bundesdurchschnitt. | [
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] | deutschland-welt | 2021-04-26T05:03:10.045862+00:00 | 2021-04-26T05:03:10.045862+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/rki-inzidenzwert-steigt-leicht-knapp-12-000-corona-neuinfektionen,SVevG9M |
Bayerns Internet wird endlich schneller - auch auf dem Land | Um den ländlichen Raum in Bayern noch attraktiver zu machen, müsste mehr Geld in schnelles Internet investiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in ihrer jüngsten Studie. Insgesamt gab es bei der Online-Versorgung in den letzten Jahren aber auch deutliche Fortschritte. Beim Glasfasernetz, das viele Unternehmen sich beim schnellen Internet wünschen, hat Bayern laut Studie noch großen Nachholbedarf. Die vbw lobt zwar die gute Internet-Versorgung in den Städten. Dort seien immerhin 41 Prozent der Unternehmen an das superschnelle Internet angeschlossen. Das ist mehr als im Bundesschnitt, der bei 34 Prozent liegt. Auf dem Land hätten aber nur 16 Prozent der bayerischen Betriebe einen Glasfaseranschluss, was deutlich weniger ist als die 26 Prozent bundesweit. Ähnlich schlecht sei die Versorgung in den vorstädtischen Regionen. Ganz ähnlich sieht es der vbw zufolge bei den Privathaushalten aus. Auch hier seien die Städte überdurchschnittlich gut aufgestellt beim schnellen Internet, während schon die Vorstädte zurückfielen und erst recht der ländliche Raum. Gemeint ist die Versorgung mit kabelgebundenen Breitbandnetzen. Im Mobilfunk, also der Internetverbindung via LTE- und 5G-Netz, schlägt Bayern sich vergleichsweise gut. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft hat hierzu eine bundesweite Vergleichsuntersuchung durchgeführt. Fast jeder Haushalt hat demzufolge Zugang zum mobilen Datennetz. Beim superschnellen 5G-Netz liegt die Versorgung im Freistaat bei rund 98 Prozent aller Unternehmen und Haushalte. Bei den einst sehr langsamen Internet-Verbindungen brachte das Breitband-Förderprogramm der Staatsregierung der Studie zufolge erhebliche Verbesserungen. In den Städten steht demnach fast jedem Haushalt eine mindestens 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) schnelle Datenleitung zur Verfügung, wobei 50 MBit/s für einen Einzelanschluss bereits als schnelles Internet gelten. Als Faustregel gilt, dass im privaten Bereich vier Personen mit einem 100-Mbit-Anschluss gleichzeitig im Heimnetz surfen, streamen und teilweise auch spielen können. Für einen allein sollten 50 Mbit in der Regel ausreichend sein, aber es gibt immer mehr Ausnahmen für besonders anspruchsvolle Internet-Anwendungen. Sollte zum Beispiel ein Familienmitglied ein ausgesprochener Gamer sein, ist eine solche Bandbreite von 50 bis 100 Mbit inzwischen viel zu gering für zahlreiche Onlinespiele. Auch in den Unternehmen stiegen die Ansprüche an die Datenmengen sprunghaft. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen: "Die digitale Infrastruktur ist ein elementarer Standortfaktor für den Freistaat", erklärt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Homeoffice und Videokonferenzen sind für neun von zehn Unternehmen aus dem Industrie-Dienstleistungsverbund in Bayern heute betrieblicher Alltag", sagt er. Und: "Das Interesse an datenintensiven Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Fernwartung, Extended Reality oder Cloud-Anwendungen wächst stetig." In Bayerns ländlichem Raum ist die Benchmark fürs Breitband (mit 100-Mbit-Anschlüssen) inzwischen erreicht: 82 Prozent aller Anschlüsse sind dort inzwischen mit Breitband ausgebaut. Das ist deutlich mehr als deutschlandweit. Aber es gibt auch immer noch Engpässe bei der Versorgung. Der Ausbau könne mit den steigenden Ansprüchen nur schwer Schritt halten, so Brossardt. Viele Unternehmen erlebten noch Beeinträchtigungen durch Netzlücken. Im Rahmen eines Kongresses zur digitalen Infrastruktur im Freistaat verteidigte der Finanzstaatssekretär Martin Schöffel das bayerische Vorgehen: Kein anderes Bundesland habe den Breitbandausbau so kraftvoll unterstützt mit eigenen Mitteln von 2,4 Milliarden Euro (seit 2014), obwohl doch der Bund dafür zuständig sei. Obwohl Bayern der größte Flächenstaat sei, stünden bereits an mehr als 90 Prozent der Standorte hier 100 Mbit/s zur Verfügung. Mehr als zwei Drittel seien sogar schon Gigabit-fähig, also bis auf 1.000 Mbit pro Anschluss und teilweise sogar noch mehr aufrüstbar. Doch gerade im privaten Bereich erscheint es angesichts des weit verbreiteten Mobilfunks mit superschnellen Datenverbindungen im 5G-Bereich der neuesten Generation oft nicht mehr sinnvoll, überhaupt noch einen Festnetzanschluss zu buchen. Der Mobilfunktarif, womöglich mit einer günstigen Daten-Flatrate, kann in vielen Haushalten den WLAN-Router mit Breitband-Anschluss mehr als ersetzen. Wer ohnehin mehr mit dem Smartphone oder Tablet surft und dabei kaum noch einen Computer wie PC oder Laptop nutzt, braucht eigentlich keinen klassischen Breitband-Anschluss mehr. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Felix Lincke | Auch wenn es immer mehr schnelles Internet gibt: Nur 16 Prozent der Unternehmen auf dem Land haben Zugang zum Glasfasernetz. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft fordert deshalb dringend Investitionen, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. | [
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"WLAN",
"Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw)",
"Glasfasernetz",
"Internet"
] | wirtschaft | 2024-03-12T15:32:22.257532+00:00 | 2024-03-12T17:49:12.566676+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/bayerns-internet-wird-endlich-schneller-auch-auf-dem-land,U6orapN |
Höhere Temperaturen: Kirschernte in Unterfranken nimmt Fahrt auf | Wärme sei zwar grundsätzlich genau das Richtige für Kirschen, aber zu heiß sollte es auch nicht werden – sonst haben sie keine Zeit um groß und saftig zu werden, erklärt Rainer Gersitz aus Leinach im Landkreis Würzburg. Zehn verschiedene Sorten Kirschen baut der Landwirt mit seinem Familienbetrieb an. Die ersten Frühsorten sind schon geerntet. Wegen der hohen Temperaturen in den vergangenen Monaten hat die Kirsch-Ernste in Unterfranken dieses Jahr rund zwei Wochen früher begonnen als sonst. Insgesamt könnten es für Gersitz heuer gut fünf Tonnen Kirschen werden – ein Ertrag, mit dem er zufrieden wäre. Gewogen und gepflückt wird mit Stiel, weil die Süßkirschen sonst ihren Saft verlieren und schneller matschig werden. Und: Das alles ist Handarbeit. Für den Familienbetrieb von Rainer und Susanne Gersitz ist der Kirschanbau neben Viehhaltung und Kartoffelanbau lediglich ein zusätzliches Standbein. Aber eins, das sie nicht missen wollen, sagt er: "Mir macht die Kirschernte Spaß, weil wir das aus der Landwirtschaft kaum mehr gewöhnt sind: Diese Ruhe um einen, die Natur zu hören. Mit den Maschinen heutzutage mit zig Computer um einen rum, ob das auf'm Mähdrescher oder auf'm Schlepper ist. Da ist die Kirschernte richtig meditativ." Gersitz, seine Frau Susanne und die drei Töchter Lisa, Julia und Hanna stehen bei jedem Wetter zwischen den mannshohen Kirschbäumen und pflücken die roten Früchte – damit die Kunden das Obst so frisch wie möglich geliefert bekommen. Ein großes Plus gegenüber Import-Obst, das meist mehrere Tage bis hierher unterwegs ist. Trotzdem sind die Kirschen aus der Türkei, aus Italien oder Chile leidige Konkurrenz: In den vergangenen Jahrzehnten haben in Leinach die allermeisten Kirschbauern ihren Betrieb aufgegeben – von etwa 250 seien nur noch etwa 25 Kirschanbauer übrig, sagt Rainer Gersitz. "Die es noch machen, machen es als Hobby oder aus Idealismus. Aber lohnen tut es sich nicht." Für die meisten lohne sich auch der zeitliche Aufwand nicht mehr. Denn der Trend gehe zu immer kleineren Portionen und Verpackungen, weil immer mehr Menschen in Single-Haushalten leben. Früher sei die Sortierung des Ertrags einfacher gewesen, erzählt Rainer Gersitz: "Früher gab es nur Sechs-Kilo-Steigen zu kaufen. Aber da wurde das Obst auch noch verarbeitet zu Marmelade, oder es wurde eingekocht. Da braucht man mit der 500-Gramm-Schale nicht anfangen." Kirschernte ist aufwändige Handarbeit. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Carolin Hasenauer, BR24 Redaktion | Unterfränkische Obstbauern haben heuer schon zwei Wochen früher als sonst mit der Kirschernte begonnen. Ein Grund dafür: Die im Schnitt höheren Temperaturen der vergangenen Monate. Konkurrenz machen den Landwirten billige Kirschen aus dem Ausland. | [
"Leinach",
"Landwirte",
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"Kirschernte",
"Obstbauern",
"Unterfranken"
] | bayern | 2022-06-22T07:05:30.203432+00:00 | 2022-06-22T07:05:30.203432+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/hoehere-temperaturen-kirschernte-in-unterfranken-nimmt-fahrt-auf,T9SCm4P |
Demo in München: "Soziales rauf – Rüstung runter" | Unter dem Motto "Soziales rauf, Rüstung runter" hat Verdi München und Region zusammen mit der Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft" und dem "Münchner Friedensbündnis" zu einer Friedensdemonstration auf dem Odeonsplatz aufgerufen. Gekommen sind vollkommen unterschiedliche Gruppierungen, vom Bikerclub bis zu linken Aktivisten oder Menschen mit Regenbogenfahne. Teilweise haben die rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch politisch aufgeladene Nationalfahnen und Schilder mitgeführt, etwa mit der Aufschrift: "Stoppt den Völkermord in Gaza" oder "Free Palestine". Schon im Vorfeld der Demonstration hat es Unmut gegeben: Das Bündnis "Palästina spricht" hatte mit einem Plakat und mit ihren Parolen für die Friedensdemonstration geworben und dabei auch das Logo von Verdi mit abgebildet. "Davon distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit, weil die eine antisemitische Tendenz haben", erklärte Harald Pürzel, der Vorsitzende von Verdi München und Region. Dass auf der Friedensdemonstration auch etwa ein Dutzend Palästina- und mehrere Libanon-Fahnen wehten, stoße bei Verdi "nicht auf Begeisterung", so Pürzel weiter im Gespräch mit BR24. "Nationalismus ist immer eine Triebkraft für den Krieg. Wenn die Leute nicht nationalistisch denken würden, würden weniger Kriege auftreten". Sollte es zu antisemitischen Parolen während der Demonstration kommen, würde sich die Polizei darum kümmern, er sei deshalb bereits mit dem Einsatzleiter in Kontakt gewesen, erklärte der Verdi-Vorsitzende kurz nach Beginn der Demonstration. Verdi sei es mit dem Aufruf zur Demo um das langfristige Ziel einer Abrüstungspolitik gegangen. "Das lässt sich natürlich nicht von heute auf morgen lösen", so Pürzel. "Wir sind hier gegen jede Einseitigkeit und wir wollen hier auch gar nicht die Schuldfrage bei den verschiedenen Konflikten diskutieren. Unsere Forderung ist, dass sich die Politiker und die Bundesrepublik dafür einsetzen, dass überall da, wo aktuell weltweit kriegerische Konflikte ausgetragen werden, die Waffen niedergelegt werden." Gegen 14 Uhr sammeln sich erste Demonstranten am Münchner Odeonsplatz Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Sandra Demmelhuber, Tobias Bönte, Anton Rauch | Etwa 1.500 Menschen demonstrieren in München gegen soziale Kürzungen. Laut Verdi soll die Demonstration ein Zeichen setzen für mehr Investitionen in Bildung, Gesundheit und Klimaschutz. Für Rüstung soll dagegen weniger ausgegeben werden. | [
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"Verdi",
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] | bayern | 2024-10-12T15:56:16.478+00:00 | 2024-10-12T17:40:10.393347+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/demo-in-muenchen-soziales-rauf-ruestung-runter,UQzmcIx |
Corona: Angela Merkel für weitreichende Schließungen nach Weihnachten | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat weitere Corona-Maßnahmen noch vor Weihnachten gefordert und in einem emotionalen Appell dazu aufgerufen, in der Pandemie-Bekämpfung auf die Wissenschaft zu hören. In der Generaldebatte im Bundestag forderte sie mit Blick auf die aktuellen Zahlen nachdrücklich, die Weihnachtsferien um weitere drei Tage auf den 16. Dezember vorzuziehen. Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 590 neue Todesfälle innerhalb eines Tages, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Das sind über 100 Fälle mehr als beim bisherigen Höchststand von 487 Toten vom vergangenen Mittwoch. "Wenn wir jetzt zu viele Kontakte vor Weihnachten haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben, das sollten wir nicht tun", fügte die Kanzlerin hinzu. Merkel lehnte entsprechend auch eine Öffnung von Hotels rund um die Feiertage ab. Es gebe wissenschaftliche Erkenntnisse, die seien real und an die sollte man sich besser halten, so Merkel. Die große Mehrheit der Deutschen nehme die Einschränkungen im Sinne der Gemeinschaft hin. Dennoch reichten die Maßnahmen derzeit nicht. Zugleich betonte Merkel, dass sie um die Härte der Maßnahmen für viele wissen, gerade in der Vorweihnachtszeit. "Es tut mir wirklich im Herzen leid." Merkel forderte im Kampf gegen die Corona-Pandemie weitreichende Schließungen nach Weihnachten. In einer Phase bis zum 10. Januar sollten Geschäfte geschlossen werden, sagte Merkel. Es sollten auch die Ferien verlängert oder auf Digitalunterricht umgestellt werden. "Wir müssen alles tun, dass wir nicht wieder in ein exponentielles Wachstum kommen", so Merkel. Merkel rief außerdem alle Bürger zu weiterer Rücksicht und Solidarität in der Corona-Krise auf. "Der wichtigste Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung des Virus bei uns ist das verantwortliche Verhalten jedes Einzelnen und die Bereitschaft zum Mitmachen", sagte die CDU-Politikerin. Sie sei überzeugt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung auch weiter dazu bereit sei, wofür sie von Herzen dankbar sei. Merkel erläuterte, dass der Staat in einer freiheitlichen Demokratie anders handeln könne als in Ländern, "die stärker einer Diktatur gleichen". Es sei ein Hoffnungsschimmer, dass erste Impfungen vielleicht Anfang des neuen Jahres beginnen könnten. Im ersten Quartal dürften aber noch nicht so viele Impfungen möglich sein, dass eine signifikante Veränderung in der Bevölkerung zu sehen sein werde. Es gebe aber die Chance, gerade Hochbetagte und Pflegekräfte zu impfen - also in Bereichen, in denen gerade die meisten Todesfälle aufträten. Merkel sprach sich für eine "faire Verteilung" von Impfstoffen auf der Welt aus. Es müssten auch die Entwicklungsländer berücksichtigt werden. Merkel würdigte in der Corona-Krise die Familien: "Die Familien stehen unter einem besonderen Stress, unter einer besonderen Herausforderung in diesen Zeiten." Man müsse sich diesen Stress immer wieder vor Augen halten. "Jeder ahnt, was jetzt los ist in den Familien, wenn man morgens nicht weiß, hat das Kind Schnupfen, kann es in die Schule gehen, was ist in der Schule los, was wartet auf uns." Die Regierung habe aber vieles für Familien getan, sagte Merkel. Sie verwies auf die Erhöhung des Kindergeldes ab dem kommenden Jahr, auf steuerliche Entlastungen für Alleinerziehende, den Abbau des Solidaritätszuschlags und die Erhöhung der Kinderkrankentage. Im Bereich Schule kritisierte Merkel, dass es in Deutschland die Anschaffung von Lehrerlaptops zu lange dauere. Von der Entscheidung, dass jeder Lehrer einen Laptop bekomme, bis zu der Umsetzung, dass jeder einen in der Hand halte, dauere es in Deutschland immer Monate. "Wir können an allen Stellen schneller werden, aber genügend Geld ist da." Sie verteidigte die hohe Neuverschuldung im Haushalt und verwies auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie. "Wir leben (...) in einer Ausnahmesituation", sagte Merkel. "Und wir müssen etwas dafür tun, dass wir in dieser besonderen Situation auch besonders handeln, und das drückt dieser Haushalt aus." Für das kommende Jahr sind neue Kredite in Höhe von fast 180 Milliarden Euro vorgesehen. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner kritisierte die Höhe der Neuverschuldung als völlig überzogen. Es sei möglich, diese zu halbieren - "und zwar ohne Voodoo und Zaubertricks". Deutschland dürfe nicht mehr Schulden machen als unbedingt notwendig und müsse so Stabilitätsanker in der Europäischen Union bleiben. Zum Auftakt der Debatte stellte sich die AfD strikt gegen die staatliche Corona-Politik. "Auch nach einem Dreivierteljahr stochern Sie immer noch im Nebel und klammern sich an die untaugliche Holzhammermethode 'Lockdown', die mehr Kollateralschäden anrichtet als Nutzen im Kampf gegen das Coronavirus", sagte Fraktionschefin Alice Weidel an die Adresse der Bundesregierung. Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte, einen "klaren Stufenplan" für den Kampf gegen die Pandemie und klare gesellschaftliche Prioritäten. "Von einer Ministerpräsidentenrunde zur nächsten uns zu hangeln, das kann so nicht weitergehen." Baerbock verlangte ferner, die Corona-Krise und die Hilfspakete für ein Umsteuern in der Politik zu nutzen. "Mit den Milliardenpaketen muss jetzt auch der Grundstein dafür gelegt werden, dass es in Zukunft besser wird." Die Linke warf der Bundesregierung eine falsche Prioritätensetzung bei den Staatsausgaben vor. "Ihre Politik, die treibt seit Jahren den Keil der sozialen Spaltung immer tiefer in unsere Gesellschaft, und so machen Sie auch in dieser Pandemie weiter", sagte Fraktionschefin Amira Mohamed Ali. Sie erneuerte die Forderung der Linken nach einer einmaligen Vermögensabgabe für "Superreiche, Multimillionäre und Milliardäre" in der Corona-Krise. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Kampf gegen die Corona-Pandemie weitreichende Schließungen nach Weihnachten gefordert. Bei der Debatte im Bundestag warb sie aber auch eindringlich um sofortige Kontaktreduzierung und vorgezogene Ferien. | [
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] | deutschland-welt | 2020-12-09T13:27:09.12+00:00 | 2020-12-09T13:27:09.311226+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/merkel-fuer-weitreichende-schliessungen-nach-weihnachten,SIf5h4P |
Wirecard-Prozess: Oliver Bellenhaus kommt aus Untersuchungshaft frei | Oliver Bellenhaus saß seit Juli 2020 ununterbrochen in Untersuchungshaft. Er hatte sich unmittelbar nach dem Zusammenbruch von Wirecard den Behörden gestellt und kooperativ gezeigt und galt deswegen als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft. "Nach vorläufiger Beurteilung der Sach- und Rechtslage unter Berücksichtigung der bisherigen Haftdauer, der geständigen Einlassung des Angeklagten und seinen Schadenswiedergutmachungsbemühungen ist die Kammer der Auffassung, dass die angeordneten Auflagen ausreichen, um die nach wie vor bestehende Verdunkelungs- und Fluchtgefahr so weit zu vermindern, dass der Angeklagte auf freien Fuß gesetzt werden kann", teilte das Landgericht München I mit. Dort läuft seit mehr als einem Jahr der Prozess gegen Bellenhaus. Angeklagt sind außerdem der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und der ehemalige Chefbuchhalter des Aschheimer Zahlungsdienstleisters, Stephan von Erffa – unter anderem wegen des Verdachts der Marktmanipulation und des bandenmäßigen Betrugs. Mehrfach hatte Bellenhaus in persönlichen Stellungnahmen und im Rahmen seiner Befragungen vor Gericht das Bild eines Zahlungsabwicklers gezeichnet, in dem das angeblich höchst profitable Geschäft mit sogenannten "Drittpartnern" von Wirecard frei erfunden war. Verträge und Umsatzzahlen seien mithilfe von Excel-Tabellen "gebastelt" worden, immer wieder habe er, Bellenhaus, etwas "frickeln" müssen, wenn zum Beispiel Wirtschaftsprüfer Belege für Händler-Umsätze sehen wollten. Das sogenannte Drittpartner-Geschäft mit ausländischen Firmen wie PayEasy, Al Alam und Senjo habe es nie gegeben. Damit stellte sich Bellenhaus wiederholt gegen seinen früheren Chef, Markus Braun. Seit Beginn des Prozesses im Dezember 2022 hat der ehemalige Wirecard-CEO vor Gericht darzulegen versucht, dass er und die Wirecard AG von einer Bande rund um den seit Juni 2020 untergetauchten Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und unter Beteiligung von Oliver Bellenhaus hintergangen worden seien. Mehrfach bezichtigten Braun und seine Verteidiger den früheren Wirecard-Statthalter in Dubai der Lüge. Der für morgen geplante Verhandlungstag am Landgericht München I dürfte aufgrund der jüngsten Entwicklungen spannend werden. Denn anders als Bellenhaus bleibt Markus Braun weiter in Untersuchungshaft, in der er ebenfalls seit über drei Jahren sitzt. Das Gericht hatte die Anträge seiner Verteidigung auf Beendigung der Untersuchungshaft unter anderem mit der bei Braun bestehenden Fluchtgefahr begründet. Für ihn und sein Team bedeutet die Entscheidung einen Rückschlag. Allerdings kann Bellenhaus die JVA Stadelheim nur unter Auflagen verlassen. So muss er unter anderem einen festen Wohnsitz nachweisen. Zudem habe er "sämtliche Ausweisdokumente bei der Staatsanwaltschaft zu hinterlegen" und ihm werde untersagt, "Kontakt zu den Mitangeklagten und zu (potenziellen) Zeugen aufzunehmen". Auf den Zeitplan des Verfahrens dürften diese Entwicklungen keinen großen Einfluss haben. Die Kammer hat bereits bis Ende dieses Jahres Verhandlungstermine festgesetzt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Arne Meyer-Fünffinger, Josef Streule | Der frühere Wirecard-Statthalter in Dubai, Oliver Bellenhaus, hat die Untersuchungshaft verlassen. Einem entsprechenden Antrag seiner Verteidigung hat das Gericht stattgegeben. | [
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] | wirtschaft | 2024-02-06T15:11:29.349+00:00 | 2024-02-07T13:20:56.923725+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/wirecard-prozess-oliver-bellenhaus-kommt-aus-untersuchungshaft-frei,TKQBUFR |
Automobilzulieferer Brose will 950 Arbeitsplätze streichen | Das ausbleibende Wirtschaftswachstum wirkt sich besonders auf Deutschlands Autobauer aus. Jetzt trifft es auch den Automobilzulieferer Brose in Coburg. Der Konzern plant, 950 Stellen in der Verwaltung an Hochlohnstandorten abzubauen. Das sagte der Brose-Verwaltungsratsvorsitzende Michael Stoschek in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Werke mit ihren hochautomatisierten Fertigungsanlagen seien nicht ausgelastet, und kurzfristig ließe sich das nicht ändern, so der Verwaltungsratsvorsitzende. "Wir müssen unsere Organisation verschlanken, indem Hierarchien abgebaut und Führungsspannen vergrößert werden", betonte Stoschek. Die Brose-Unternehmenskommunikation bestätigte das Interview, wollte am Montag allerdings keine weiteren Details bekanntgeben. Am Dienstag bestätigte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage von BR24, dass die 950 abzubauenden Stellen weltweit im Rahmen der laufenden Restrukturierung bis Ende des Jahres 2025 umgesetzt würden. Allerdings sei noch nicht festgelegt, wie sich diese Zahl auf die internationalen und nationalen Standorte verteilen werde. Die entsprechende Personalplanung werde derzeit erstellt. Der Stellenabbau soll dabei möglichst sozialverträglich, unter Beachtung der Mitbestimmung und unter Einbeziehung der Betriebsräte umgesetzt werden, so der Sprecher weiter. In Bayern hat Brose Standorte am Hauptsitz Coburg, aber auch in Bamberg, Würzburg, Ingolstadt und München. Hinter dem angekündigten Personalabbau vermutet die IG Metall das bereits laufende Personalabbauprogramm. Demnach sollen bis Ende 2025 bei Brose 950 Beschäftigte gehen. Am Standort Bamberg seien maximal 240 Stellen betroffen, teilte die Gewerkschaft mit und bezieht sich auf Informationen aus der Betriebsversammlung im Sommer 2024. Ziel seien sozialverträglicher Abbau durch freiwilliges Ausscheiden, Altersteilzeit, Rentenbrücken oder natürliche Fluktuation. Die Maßnahme sei noch nicht abgeschlossen und laufe noch. Zwischen dem örtlichen Betriebsrat und der Unternehmensleitung seien entsprechende Vereinbarungen mit dem Unternehmen getroffen worden. Die IG Metall Bamberg vermutet, dass auch die Standorte Coburg und Würzburg sowie internationale Standorte von der Stellenstreichung betroffen seien. Der Arbeitsplatzabbau dort falle unter die Streichung von 950 Jobs. Mehr sei derzeit nicht bekannt.
Aus Sicht der IG Metall Bamberg ist Brose nach wie vor ein solides Unternehmen. Die Beschäftigten hätten sich in manchen Krisen als verlässliche Mitarbeiter erwiesen. Auf diese Stärke müsse man bauen, so die Gewerkschaft, und Innovationen wieder stärker vorantreiben. Die Belegschaft brauche jetzt ein Signal der Sicherheit und keine weiteren Hiobsbotschaften.
Brose beschäftigt eigenen Angaben zufolge weltweit rund 32.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Automobilzulieferer erzielte einen Umsatz von zuletzt fast acht Milliarden Euro und ist vollständig in Familienbesitz. Die beiden Familien Volkmann und Stoschek halten jeweils die Hälfte der Anteile, Michael Stoschek besitzt zehn Prozent. Das soll anders werden. "Brose ist das einzige Unternehmen dieser Größe, in dem vier Einzelpersonen allein das gesamte wirtschaftliche Risiko tragen. Das wollen wir künftig ändern und sind deshalb offen für Partner", sagte der Manager. "Ob das ein Joint Venture sein wird oder eine Beteiligung, das werden wir dann sehen", sagte Stoschek. Der 76-jährige Firmenpatriarch Michael Stoschek hatte sich Anfang des Jahres komplett aus der Führungsebene des Unternehmens zurückgezogen, nun sitzt er als Verwaltungsratsvorsitzender im Chefsessel des Familienunternehmens. Er hat erst vor wenigen Tagen wieder komplett das Ruder in die Hand genommen. Der neu geschaffenen Verwaltungsrat ist auch dem Management gegenüber weisungsbefugt. Transparenzhinweis: Der Artikel wurde ursprünglich am Montagabend (14.10.24) veröffentlicht. Am Dienstag ist er um eine Stellungnahme von Brose erweitert und erneut publiziert worden. Mit Informationen von dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Andi Ebert, BR24 Redaktion | Der Autozulieferer Brose plant, 950 Stellen abzubauen. Zudem sollen Partner ins Boot geholt werden, kündigte Verwaltungsratsvorsitzender Michael Stoschek in einem Interview an. Die Werke des Automobilzulieferers seien nicht ausgelastet. | [
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] | bayern | 2024-10-15T11:27:51.049+00:00 | 2024-10-15T15:48:44.532117+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/automobilzulieferer-brose-will-950-arbeitsplaetze-streichen,UQzIe1E |
Fußball-EM 2024 - Achtelfinale Deutschland-Dänemark: Gala-Auftritt von Musiala - Lob von Gündogan | Es war ein Sprint, der wieder einmal zeigte, wie wichtig dieser 21-jährige Zauberfußballer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schon ist. Jamal Musiala entwischte seinem Gegenspieler Joachim Andersen, dann empfing er einen langen Ball von Nico Schlotterbeck kurz vor dem Strafraum und zog diesen Sprint mit dem Spielgerät einfach weiter durch bis sieben Meter vor dem dänischen Tor. Dort blieb der Mittelfeldspieler vom FC Bayern München so cool, wie man ihn mittlerweile kennt. Musiala erzielte in dieser 68. Minute das 2:0 im EM-Achtelfinale gegen Dänemark. Er nahm damit die Spannung aus diesem K.o.-Spiel, führte das DFB-Team letztlich so ins Viertelfinale gegen Georgien oder Spanien und untermauerte damit seinen Status: "Er ist vielleicht der wichtigste Spieler für uns im Moment, so ein kompletter Spieler und dazu ein netter Kerl, so bodenständig", sagte der deutsche Kapitän İlkay Gündoğan, einst beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, schon vor einigen Tagen. Und er lobte weiter: "Wenn er so weiter macht, kann er einer der Besten werden." In diesen Tagen, und nach vier Spielen bei dieser Fußball-Europameisterschaft, bleibt festzuhalten: Vielleicht ist er gerade schon dabei, unter diesen Besten anzukommen. Zumindest nimmt Musiala beim DFB-Team schon eine Rolle des Unverzichtbaren ein. Anders als der andere Jungdribbler Florian Wirtz, für den die EM das erste große Turnier ist, der zuletzt jedoch als Spielgestalter blass blieb und der gegen Dänemark 80 Minuten lang zuschauen musste, spielte Musiala erneut wieder von Anfang an und drückte dem Spiel in der zweiten Hälfte seinen Stempel auf. "Man kann so froh sein, dass Jamal Musiala auf dem Platz geblieben ist, für solche Situationen ist er maßgeschneidert", sagte der ZDF-Experte Per Mertesacker zu dessen Treffer. Nicht zu vergessen dabei, dass der Münchner mit seinen mittlerweile drei Toren aktuell auch die Torjägerliste dieser EM anführt. Vor dem EM-Start gelangen Musiala insgesamt nur zwei Tore in 29 Länderspielen, beim Turnier traf er jetzt schon dreimal in vier Partien. Auch bei der WM 2022 in Katar stachen ja schon seine Dribblings heraus, Musiala hatte auch da viele Chancen, doch da haperte es noch mit dem Toreschießen. Nun bei seinem zweiten großen Turnier wirkt er gereifter – und so klappt es auch mit den Treffern, was seinen Wert fürs DFB-Team selbstredend steigert. Auch im Verein wird Musiala immer wichtiger, spielte wieder einmal eine prächtige Saison mit insgesamt 30 Torbeteiligungen, in der er sich nur in den abschließenden Saisonwochen mit Schmerzen herumplagen musste. Wochenlang musste er Schmerztabletten nehmen, seine Knieprobleme kehrten immer wieder – und vergingen erst, als er zum Nationalteam stieß. So drängt sich in diesen Tagen durchaus auch die Frage auf: Was wäre bloß mit einem topfitten Jamal Musiala für Tuchels FC Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid möglich gewesen? Vielleicht hätte Tuchel München ja doch mit einem Pokal verlassen. Nach dem Hinspiel-2:2 musste sich Musiala in Madrid beim Stand von 1:0 für den FCB wegen neuerlicher Knieprobleme auswechseln lassen, am Ende unterlagen seine Bayern 1:2. Bleibt zu hoffen, dass sich dieses Szenario nun beim DFB-Team nicht wiederholt. Aber nach allem, was von Musiala zu vernehmen ist, scheinen die Probleme endgültig überwunden zu sein. Und weil schon der Name Mertesacker fiel: Vor dem Musiala-Tor kamen ja durchaus Erinnerungen an Algerien hoch, damals vor dem Weltmeister-Titel 2014 in Brasilien tat sich die deutsche Nationalmannschaft gegen Algerien – ebenfalls im Achtelfinale – ähnlich schwer wie jetzt 50 Minuten lang gegen Dänemark. Der Treffer wollte nicht fallen für das hoch favorisierte Team – und so kam fast der Gegner zur Führung. Gegen Algerien verhinderte diese vor allem der zum Libero mutierte Torwart Manuel Neuer, der immer wieder rettete, diesmal vor allem der Videoassistent mit seinem Eingriff nach dem vermeintlichen 0:1 durch Joachim Andersen. "Die Freude überwiegt, hier erst einmal weiter zu sein", sagte daher auch der gebürtige Nürnberger David Raum. "Es war, glaube ich, ein wildes Spiel." Welches der ausgebuffte Jamal Musiala mit einem Sprint und einem Schuss zu beruhigen vermochte. Und das ist eine besondere Qualität für einen Offensivspieler, die der Münchner bereits als 21-Jähriger besitzt. Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Johannes Kirchmeier | Ein Spieler überragt im deutschen Team bei der Fußball-EM 2024. Jamal Musiala hat im EM-Achtelfinale erneut ein wichtiges Tor geschossen – und führt damit auch die Torjägerliste der UEFA EURO 2024 an. Seinen Wert unterstreicht auch der DFB-Kapitän. | [
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] | sport | 2024-06-30T04:09:03.93913+00:00 | 2024-06-30T04:09:03.93913+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/sport/fussball-em-2024-achtelfinale-deutschland-daenemark-gala-auftritt-von-musiala-lob-von-guendogan,UH7SByY |
Die Bob- und Rodelbahn am Königssee - eine Erfolgsgeschichte | Die Eisbahn zwischen dem mächtigen Watzmann und dem Grünstein im Berchtesgadener Land, die heute "Eisarena Königssee" heißt, ist für die erfolgreichsten deutschen Rodler viel mehr als nur eine Sportstätte. Georg Hackl, Felix Loch, Natalie Geisenberger haben hier ihren Sport gelernt. Jahrelang war der Ort ihre sportliche Heimat. Bis ein Unwetter am 18. Juli 2021 diesen Ort zerstörte. "Da blutet einem das Herz", sagte eine aus dem aktuellen deutschen Rodelteam, Anna Berreiter, im Interview mit BR24Sport. "Ich war am Boden zerstört. Es war, als wäre eine Pistenraupe durch mein Wohnzimmer gefahren." Die Eisbahn am Königssee hat nicht nur eine sportliche Relevanz. Auch historisch ist die Bahn ein ganz besonderer Ort: 1959 begannen die ersten Bauarbeiten. Nur wenige Meter oberhalb des Königssees entstand die erste Kunsteisbahn der Welt. Viele freiwillige Helfer unterstützten den Bau der ersten Rodelanlage mit Naturvereisung. Im Januar 1960 fand dann die erste süddeutsche Rennrodel-Meisterschaft statt. Über die Jahre wurde die Bahn immer weiterausgebaut. 1962 gingen die ersten Zweierbobs auf die Bahn. Im Jahr 1968 wurde der Kanal zu einer Kunsteis-Bahn - weltweit einzigartig. Die Bahn wurde zu einer Erfolgsgeschichte: Berchtesgaden etablierte sich zur Talentschmiede für Rodel- und Bobfahrer. Neben Hackl, Loch und Geisenberger krönten sich auch die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt zu Olympiasiegern. Sieben Weltmeisterschaften - zuletzt im Jahr 2021 - wurden hier ausgetragen. Zwischen 1977 und 2021 gastierte hier 40-mal der Weltcup - nur die Rodelbahn in Innsbruck-Igls bringt es auf noch mehr (42). Insgesamt fanden fünf Bob-Weltmeisterschaften am Königssee statt sowie vier Skeleton-Weltmeisterschaften. An Bob- und Rodelwettkämpfe am Königssee ist aber vorerst noch nicht wieder zu denken. Wann die Heimstätte aufgebaut wird, ist unklar. Am Dienstag wird entschieden, wie es mit der Bahn weitergeht. Die Athleten hoffen auf einen schnellen Wiederaufbau: "Das ist so eine tolle Bahn, die von allen Sportlern durchweg auf der ganzen Welt geliebt wurde", sagte Berreiter. "Es war so eine tolle Stimmung, wenn die ganze Familie an der Bahn stand, hat man daraus so viel Kraft gezogen." "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24Sport | Seit ihrer Zerstörung durch ein Unwetter vor zwei Jahren liegt die Bob- und Rodelbahn am Königssee still. Sportlich wie historisch hat die Heimbahn von Georg Hackl, Felix Loch oder Natalie Geisenberger große Bedeutung für den Sport. | [
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] | sport | 2023-11-21T07:54:46.310555+00:00 | 2023-11-21T18:02:32.942246+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/die-bob-und-rodelbahn-am-koenigssee-eine-erfolgsgeschichte,Tw9Us5f |
Espresso wird in ganz Italien teurer | Wenn Andrea Sammarone zu arbeiten beginnt, dann riecht das ein ganzes Viertel. Der Duft von frisch geröstetem Kaffee steigt aus dem kleinen Ladenlokal, das die Familie bereits in dritter Generation im römischen Stadtteil Montesacro betreibt: Die kleine, feine Kaffeerösterei setzt auf "unbehandelten Kaffee, ohne Zusatzstoffe", sagt Sammarone und legt Wert auf den Unterschied zu den großen Herstellern: "Unser Kaffee ist immer frisch. Ich röste alle 10 Tage." Qualität, die ihren Preis hat. In der Rösterei hängt noch die vier Jahre alte Liste: 2,30 Euro für hundert Gramm Arabica-Kaffee. Vorne im Laden sind die neuen Preise angeschlagen: 3,50 Euro für dieselbe Mischung – ob gemahlen oder als Bohnen. Die Energiekosten sind gestiegen, die Löhne auch. Größter Preistreiber aber ist der Weltmarkt für Kaffee. Rohe "Arabica"- oder "Robusta"-Bohnen werden zu ständig neuen Höchstpreisen gehandelt. Der Börsenpreis für Rohkaffee hat seit 2020 um 247 Prozent zugenommen und damit den höchsten Stand seit 1977 erreicht. Ein Grund: der Klimawandel. Wetterextreme in den Anbauländern – wie Dürren oder Überschwemmungen – reduzieren die Ernteerträge. "In ganz Südamerika ändern sich die Temperaturen, und deshalb fällt es immer schwerer, Kaffee anzubauen – im Vergleich zur Menge, die früher produziert wurde", sagt Sammarone. Außerdem habe sich die weltweite Nachfrage seit zehn Jahren deutlich erhöht. Auch in der Bar, die direkt an die Kaffeerösterei angeschlossen ist, macht sich der Preisanstieg bemerkbar. "Ich erinnere mich an Zeiten, als der caffè noch 300 Lire kostete", sagt Barista Francesco Bertini. Dann galt lange: Mehr als einen Euro darf eine Tasse Espresso nicht kosten. Diese Schallmauer ist schon lange gefallen. "Seit einem Jahr kostet er 1,20 Euro, und ich denke, dass wir bald bei 1,50 Euro landen werden." Diese Preise zahlt man bereits im Norden Italiens. Auch hier gibt es (wie in fast allen Lebensbereichen) ein Nord-Süd-Gefälle. In Sizilien oder Kalabrien findet man mit etwas Glück noch Bars, die den Espresso für weniger als einen Euro anbieten. Ganz im Norden, in Bozen, kostet die Tasse Espresso im Schnitt 1,43 Euro. Natürlich: Der Espresso an der Bar ist in Italien immer noch konkurrenzlos günstig. Zu günstig, findet auch Barista Bertini, wenn schon ein industriell hergestellter Fruchtsaft drei Euro koste. Einen guten Espresso zu produzieren, sei richtige Handarbeit: die Röstung, die Zubereitung. Unbezahlbar: die Kaffeekultur. Die sieht Bertini durch die Preiserhöhung gefährdet. "Wir könnten viel verlieren, weil unsere Bars eine große Kultur und Tradition haben." In einer Kaffeebar gehe es eben um mehr als nur den Konsum von Kaffee, schwärmt Francesco: "Es geht um zwischenmenschlichen Austausch." Mehr als sieben Milliarden Euro geben Italienerinnen und Italiener im Jahr für Espresso oder Cappuccino aus. Am liebsten im Stehen an der Bar. "Mein tägliches Ritual", sagt Kunde Marco Castelnuovo. Der Kaffee an der Bar schmecke schließlich ganz anders als der zu Hause. In der Bar Bertini hat der Preisanstieg noch keine gravierenden Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Das könnte sich ändern, wenn die Kaffeepreise weiter steigen. Cristina Scocchia, Chefin von Illy, einem großen italienischen Hersteller, bereitet die Kunden bereits auf den nächsten Anstieg vor. Der Preis für eine Tasse caffé werde "in den kommenden Monaten schätzungsweise zwei Euro erreichen, da der Preis für den Rohstoff Rohkaffee von einer hohen Volatilität und einem noch nie dagewesenen Aufwärtstrend betroffen ist". Dieser Artikel ist erstmals am 1.4.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Tilmann Kleinjung | Die symbolische Preisgrenze von einem Euro gilt in Italien fast nirgends mehr: Eine schlechte Nachricht für das Land, in dem angeblich 95 Millionen Espressi über die Bar-Theke gehen – jeden Tag. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. | [
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] | deutschland-welt | 2025-04-04T07:55:10.981442+00:00 | 2025-04-04T07:55:10.981442+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/espresso-wird-in-ganz-italien-teurer-bis-zwei-euro,Uh7YAGi |
"Explosive Moderne" von Eva Illouz: Gefühle sind nicht privat | Mit soziologischen Abhandlungen auf die Bestseller-Liste kommen? Eva Illouz kann das. Sie ist eine der bekanntesten Vertreterinnen ihres Faches, ihr wichtigstes Thema: Gefühle. Zu ihren viel gelesenen Büchern gehören die Bände "Warum Liebe weh tut" und "Warum Liebe endet" – Illouz hat untersucht, wie Gefühle in der Konsumkultur zur Ware werden und wie Populisten gezielt mit "undemokratischen Emotionen" arbeiten. "Explosive Moderne" nun, das neue Buch von Eva Illouz, will die inneren Widersprüche einer ganzen Epoche sichtbar machen – an Gefühlen wie Zorn, Neid, Furcht, Nostalgie, Scham oder Stolz. Unter "Moderne" versteht Illouz dabei mehr als einen Zeitraum, es geht ihr um eine "historische Dynamik" unterschiedlicher Entwicklungen. Dazu gehören der Bruch mit Tradition und Religion, die Idee, alle Menschen seien grundsätzlich gleich, außerdem eine "technologiegestützte Kultur mit ihrem endlosen Strom von Bildern des guten Lebens". Auf die Einzelnen also kommt es an, sie haben ein Recht auf Freiheit und Entfaltung, sind aber für ihr Glück auch selbst verantwortlich. Dafür steht der "amerikanische Traum", ein klassisches Motiv der Moderne, verbundenen mit den großen Gefühlen Hoffnung, Enttäuschung und Neid. Das Versprechen, jede und jeder könne es schaffen, wird fast nie erfüllt, der Kapitalismus hat den Neid, der in der christlichen Tradition zu den Todsünden zählte, als Treiber des ökonomischen Fortschritts entdeckt. Gut fühlt er sich dennoch nicht an. Das ist eine der vielen Spannungen im emotionalen Haushalt der Moderne, die Illouz beschreibt. Ein anderes Beispiel: Furcht. Der neuzeitliche Staat, auch der liberale, zieht seine Legitimation aus der Zusage, Bürgerinnen und Bürger vor Gewalt zu schützen, innerer wie äußerer. Genau das aber habe, so Illouz, zu einer Vervielfachung öffentlicher Ängste geführt, zu Ängsten vor Terrorismus, Straßengewalt, der Macht Chinas oder dem Klimawandel. Illouz betrachtet Politik und Geschichte, zieht Theorie heran – und immer wieder Literatur. Homer, Proust und Jane Austen kommen vor, an "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist verhandelt das Buch unbändigen Zorn gegen Ungerechtigkeit, an Flauberts "Madame Bovary" eine Unzufriedenheit bürgerlichen Lebens, die sich in schwelgerische Fantasien flüchtet. Gefühle sind etwas Innerliches und zugleich gesellschaftlich geformt, sie sind, schreibt Illouz, "der Dialog, den wir sotto voce mit der Welt führen". Und dafür interessieren sich Literatur und Soziologie gleichermaßen. Eva Illouz spannt in ihrem lesenswerten und gut lesbaren Buch weite kulturgeschichtliche Bögen auf. Das kann sehr erhellend sein – ist zugleich aber auch ein Problem. Wenn Illouz etwa im Zusammenhang mit radikalem Zorn innerhalb weniger Absätze von Kleists Kohlhaas über den Arabischen Frühling, Black Lives Matter, Osama Bin Laden und wieder zurück zu Kohlhaas führt, dann wird zwar das Vergleichbare in der Emotion und ihrer Mobilisierung sichtbar. Die historischen und politischen Kontexte aber bleiben vage. Mit der Arbeit an einer "Grammatik der Gefühle" bekommt man die Misere der Moderne noch nicht zu fassen. Es käme darauf an, Machtverhältnisse und Überzeugungssysteme genauer zu verstehen, die dem Gefühl ihren Stempel aufdrücken. Buchcover von "Explosive Moderne" von Eva Illouz "Explosive Moderne" von Eva Illouz ist in der Übersetzung von Michael Adrian bei Suhrkamp erschienen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung! | Beate Meierfrankenfeld | Wut gegen Eliten, Angst vor der Zukunft, Neid auf Bessergestellte: Gefühle haben politische Sprengkraft. Die israelisch-französische Soziologin Eva Illouz untersucht in ihrem neuen Buch "Explosive Moderne" den Gefühlshaushalt einer Epoche. | [
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"Literatur",
"Eva Illouz"
] | kultur | 2024-10-28T11:13:00.32453+00:00 | 2024-10-28T12:47:42.583052+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/kultur/explosive-moderne-von-eva-illouz-gefuehle-sind-nicht-privat,USUUTWv |
Schluss mit "Letzte Generation": Klimaaktivisten ändern Namen | Die "Letzte Generation" will nicht mehr die "Letzte Generation" sein. "Wir lassen den Namen hinter uns", sagte Carla Hinrichs, Mitgründerin und Sprecherin der Klimaaktivisten, dem "Spiegel". Aus den Strukturen der "Letzten Generation" werde etwas "Neues entstehen, etwas Großes". Konkret wurde Hinrichs in dem am Mittwochabend online veröffentlichten Interview nicht. Aber so viel steht fest: Proteste wird es weiterhin geben. Blockaden vor Autos, Flughäfen und Straßen seien aber erstmal "nicht mehr unser Fokus", sagte Hinrichs. Sei bisher das Mantra gewesen: "Wer nicht stört, wird nicht gehört", so werde sich das nun ändern. "Wir müssen uns nicht mehr an jeden Abendbrottisch kämpfen." Stattdessen will die Gruppe Hinrichs zufolge unter ihrem neuen Namen "Verbindungen herstellen" und sich "auf die kommenden Krisen vorbereiten". Es gehe um "gegenseitige Absicherung, um soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt", sagte Hinrichs. Zudem sei es das Ziel der Aktivisten, "in kritischen Momenten Tausende Menschen auf die Straße zu bringen, die für ein friedliches, demokratisches System einstehen". Als Begründung für den Schritt nannte Hinrichs das schnelle Fortschreiten der Erderwärmung. Als man Anfang 2022 gestartet sei, wäre die Regierung noch in der Lage gewesen, der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. "Heute stecken wir mittendrin", so Hinrichs. Die "Letzte Generation" könne nicht mehr sicher sein, dass sie die letzte Generation vor den Kipppunkten zu einem unwiderruflichen Klima-Umsturz sei. Hinrichs nannte als Beispiel das Amazonas-Gebiet in Südamerika. Es gebe Anzeichen, dass es schon gekippt sei und beginne, mehr Kohlendioxid auszustoßen als zu binden. "Die Lage eskaliert vor unseren Augen." Über die bisherigen Aktionen der "Letzten Generation" sagte Hinrichs: "Wir haben getan, woran wir glauben. Ich kann mich gut im Spiegel anschauen und würde immer verteidigen, was wir getan haben." Die Gruppe hatte seit Anfang 2022 umstrittene Aktionen wie etwa Farbattacken, Straßenblockaden oder die Störung des Betriebs an Flughäfen eingesetzt, um auf die Schädigung des Klimas aufmerksam zu machen. Gegen die Aktivisten wurden daraufhin mehrere Geld- und Bewährungsstrafen verhängt. Mit Informationen von dpa, KNA und epd. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Von der Gruppe "Letzte Generation" werden wir in Zukunft wohl nichts mehr hören. Die Aktivisten wollen aber nicht aufhören zu demonstrieren, sie wollen sich umbenennen - und haben gleichzeitig neue Protestformen angekündigt. | [
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] | deutschland-welt | 2024-12-19T14:46:17.939206+00:00 | 2024-12-19T15:32:23.926476+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/schluss-mit-letzte-generation-klimaaktivisten-aendern-namen,UXPXcM6 |
LNG und Co.: Gasversorgung in Deutschland gesichert – aber nicht billig | Die Gasversorgung in Deutschland ist gesichert. "Es gibt keine Gasmangellage mehr" – da ist sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sicher. Die Erdgas-Speicher sind vor dem Winter gut gefüllt und Deutschland habe seine Hausaufgaben weitgehend gemacht, so Habeck. Außerdem gebe es über die neuen LNG-Terminals auch noch Pufferkapazität. Das sind die schnell errichteten Anlandestellen für verflüssigtes Erdgas, das mit Tankschiffen über die Weltmeere transportiert wird. Größere Mengen kommen derzeit vor allem über Wilhelmshaven, aber auch Brunsbüttel. Ähnlich schätzt Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die Lage ein. "Wir sind ausreichend mit Gas über Infrastrukturen versorgt und erhalten Gas aus Norwegen und LNG über Terminals, die nur zu 50 Prozent ausgelastet sind", wie sie dem Tagesspiegel sagte. Trotzdem wird die Lage bei der Versorgung mit Erdgas grundsätzlich immer noch als kritisch betrachtet. Offiziell gilt in Deutschland nach wie vor die "Alarmstufe", eine fortgeschrittene Stufe des Gas-Notfallplans. Bei einer Branchentagung des Handelsblatts vor wenigen Tagen in Berlin betonte der für die Energiesicherheit zuständige Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, Philipp Steinberg, Deutschland sei immer noch in der Krise, da die Nervosität an den Gasmärkten immer noch groß sei. Und diese Nervosität spiegelt sich auch in den Preisen für Erdgas. Nach wie vor ist es teurer, mit Erdgas zu heizen, als vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Auch wenn die Nachfrage zurückgegangen ist: Lag der deutsche Erdgasverbrauch 2021 noch bei gut 90 Milliarden Kubikmetern, waren es 2023 nur noch 76 Milliarden Kubikmeter, was im Wesentlichen an den milden Wintern und der schwächelnden Wirtschaft lag. Und auch weltweit hatte sich die Nachfrage nach Erdgas reduziert. Das kann sich aber schnell wieder ändern. Zieht die Nachfrage an, egal wo auf der Welt, kann Erdgas zügig noch deutlich teurer werden. Denn das tiefgekühlte und verflüssigte Erdgas, das als LNG auf Tankschiffen transportiert wird, wird in der Regel dorthin verkauft, wo es die höchsten Preise erzielt. Und derzeit wächst der Bedarf in Asien wieder, vor allem in China und Indien. Aber auch in Österreich, der Slowakei und der Tschechischen Republik könnte der Bedarf an Erdgas aus neuen Quellen sprunghaft steigen, wenn zum Jahreswechsel kein russisches Erdgas mehr über die Ukraine dorthin gelangt. Denn Ende 2024 läuft ein Transitabkommen zwischen Russland und der Ukraine aus, das den Gasfluss dorthin geregelt hatte. Die drei Länder müssten dann zumindest teilweise über das deutsche Erdgasnetz versorgt werden. Das wäre ein Preistreiber. Was bedeutet das aber für die Verbraucher? Schwer zu sagen! Vor allem, wann es den Einzelnen trifft. Denn da hängt viel vom Versorger ab, bei dem man seinen Liefervertrag abgeschlossen hat. Normalerweise kaufen Versorger wie Stadtwerke ihr Gas in unterschiedlichen Tranchen zu verschiedenen Zeitpunkten ein, teils weit im Voraus als sogenanntes Termingeschäft. An den Endverbraucher wird dann ein Mittelwert aus diesen Bezugspreisen weitergegeben. Je nachdem, wie geschickt oder auch glücklich ein Versorger Erdgas einkauft, kommen Preisveränderungen bei den Kunden an. Bis dahin ist oft viel Zeit vergangen – und der Gaspreis kann schon viele weitere Kapriolen geschlagen haben. Wer sich genauer mit der Entwicklung der Gaspreise, aber auch der Strompreise, befassen will, der kann das beispielsweise seit kurzem über die Datenplattform Smard der Bundesnetzagentur tun. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Dirk Vilsmeier | Der russische Angriff auf die Ukraine hat Deutschland bei der Gasversorgung hart getroffen. Mittlerweile ist die Versorgung so sicher, dass die neuen LNG-Terminals nur zur Hälfte ausgelastet sind. Die Preise haben sich trotzdem nicht entspannt. | [
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] | wirtschaft | 2024-10-05T10:14:16.628639+00:00 | 2024-10-07T09:41:35.370246+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/lng-und-co-gasversorgung-in-deutschland-gesichert-aber-nicht-billig,UQDL9LX |
Retzstadt: 18-Jähriger richtet Laserpointer auf fahrende Autos | Eine Streifenbesatzung der Karlstadter bemerkte gegen 1.15 Uhr am Ortsende von Retzstadt einen grellen grünen Lichtstrahl bemerkte, der immer wieder auf die Hauptstraße geleitet wurde, auf der noch reger Verkehr herrschte. Als sich die Polizisten auf die Suche nach dem Verursacher der Lichtquelle machten, hielt der Lichtstrahl plötzlich direkt auf den Streifenwagen zu, so dass die beiden Beamten durch das Licht stark geblendet und leicht verletzt wurden. Die Polizisten konnten einen 18-jährigen als Verursacher ermitteln. Bei ihm fanden sie einen leistungsstarken Laserpointer, der eingezogen wurde. Laut Polizeiinspektion Karlstadt hatte der junge Mann von seinem Zimmerfenster aus den Laserstrahl auf Passanten und Fahrzeuge gehalten. Gegen den 18-Jährigen laufen nun Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr. | Marcus Filzek | Am Ortsausgang vor Retzstadt hat ein 18-Jähriger heute vorbeifahrende Autofahrer mit einem Laserpointer geblendet. Er blendete sogar die Polizei, bevor er festgenommen wurde. | [
"Landkreis Main-Spessart",
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] | bayern | 2018-07-29T09:06:00.126764+00:00 | 2018-07-29T09:06:00.126764+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/retzstadt-18-jaehriger-richtet-laserpointer-auf-fahrende-autos,QzB4rGG |
Ereignisse im Russland-Ukraine-Krieg aus KW 35 im Rückblick | Im Mai waren Vorwürfe laut geworden, dass Südafrika Waffen und Munition auf ein vor Kapstadt liegendes russisches Schiff habe verladen lassen und damit die Sanktionen gegen Russland verletzt habe. Jetzt verkündet Präsident Cyril Ramaphosa, dass eine Untersuchungskommission dafür keine Beweise geliefert habe. Demnächst werde eine Zusammenfassung des Abschlussberichts der Kommission veröffentlicht werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Verteidigungsminister Oleksij Resnikow entlassen. "Ich glaube, dass das Ministerium neue Ansätze und andere Formate der Interaktion sowohl mit dem Militär als auch mit der Gesellschaft im Allgemeinen braucht", sagte der Präsident am Sonntag in seiner abendlichen Ansprache. Resnikow sei bereits seit mehr als 550 Tagen Krieg im Amt. Er werde das Parlament noch in dieser Woche bitten, Resnikow durch Rustem Umerow zu ersetzen. Umerow ist derzeit der Leiter des wichtigsten Privatisierungsfonds der Ukraine. Resnikow war im November 2021 zum Verteidigungsminister ernannt worden. Er hat dazu beigetragen, westliche Militärhilfe für die Ukraine in Milliardenhöhe zu sichern. Gegen sein Ministerium gab es allerdings auch Korruptionsvorwürfe. Resnikow hatte das als Verleumdungen bezeichnet. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow erwartet den Einsatz der westlichen Kampfjets vom Typ F-16 gegen die russischen Angreifer im kommenden Frühjahr. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform sagte der Minister, dass neben der Ausbildung der Piloten an den Kampfjets auch die Infrastruktur im Land sowie Experten und Anlagen für die Wartung vorgehalten werden müssten. Deshalb dürfte es Frühjahr werden, bis die Maschinen tatsächlich an der Front zum Einsatz kämen. Die Niederlande, Dänemark und Norwegen haben der Ukraine F-16-Lieferungen zugesichert. Resnikow sagte, er habe mehrere Briefe schreiben müssen mit der Zusicherung, diese Nato-Waffen nicht gegen russisches Staatsgebiet einzusetzen. Russland hat davor gewarnt, dass der Einsatz der westlichen Kampfflugzeuge zur weiteren Eskalation der Gewalt in dem Krieg beitragen werde. Die ukrainische Marine hat nach Militärangaben ein russisches Kriegsboot an der Schwarzmeer-Küste zerstört. Die feindliche Besatzung sei im Nordwesten des Schwarzen Meeres an Land gegangen, sechs Besatzer seien getötet und zwei verletzt worden, teilte die ukrainische Marine am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Auf einem ebenfalls veröffentlichten Video war aus Drohnenperspektive aus der Luft zu sehen, wie Menschen das Boot entladen und Dinge ans Ufer bringen. Wenig später folgt eine Explosion. Unabhängig überprüfbar waren die Angaben des Militärs nicht. Es gab keine Informationen, von wann die Aufnahme stammte. Die Ukraine will die Herstellung von Kampfdrohen massiv steigern. "Ich denke, dass es in diesem Herbst einen Boom bei der Produktion verschiedener ukrainischer Drohnen geben wird: fliegende, schwebende, kriechende und so weiter", sagte Verteidigungsminister Olexij Resnikow der Agentur Ukrinform. Ukrainischen Drohnenangriffe auf russisches Territorium hatten in den vergangenen Wochen zugenommen. Die Gespräche zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in Sotschi sollen am Montagmittag beginnen. Bei dem Treffen geht es um bilaterale und um internationale Fragen, wie der Kreml mitteilte. Ein wichtiges Thema ist die von Erdogan geforderte Rückkehr zu dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Die Türkei betont immer wieder, dass das Abkommen wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei. Putin hatte für eine Rückkehr zu dem Abkommen Bedingungen gestellt. So sollten die vom Westen im Zuge den russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erlassenen Sanktionen gelockert werden, damit Russland auch eigenes Getreide und Düngemittel ungehindert exportieren kann. Für die Türkei sind aber auch die russischen Gaslieferungen durch das Schwarze Meer wichtig. Es ist das erste Treffen der beiden Staatschefs seit Erdogans Wiederwahl im Mai. Rumänien hat die russischen Drohnenangriffe in der Donauregion, unweit seiner Grenze, verurteilt. Derartige Attacken gegen zivile Ziele seien "ungerechtfertigt und im tiefen Widerspruch zu den Regeln des internationalen humanitären Rechts", erklärte das Verteidigungsministerium. Zugleich versicherte es, dass "zu keiner Zeit" eine militärische Bedrohung für rumänische Gebiete oder Gewässer bestanden habe. Die Donau-Häfen an der Grenze zu Rumänien sind seit Russlands Ausstieg aus dem Getreideabkommen im Juli zu wichtigen Umschlagplätzen für ukrainische Getreideexporte geworden. Seitdem griff Moskau verstärkt die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und an der Donau an. Armenien bewertet vor dem Hintergrund des Konflikts mit Aserbaidschan und des Ukraine-Krieges die Sicherheitspartnerschaft mit Russland als strategischen Fehler. "Armeniens Sicherheitsarchitektur war zu 99,99 Prozent an Russland gebunden", sagte Ministerpräsident Nikol Paschinjan in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Repubblica". Russland brauche gegenwärtig wegen des Krieges in der Ukraine aber selbst Waffen und Munition. Es sei deshalb verständlich, dass es die Sicherheitsbedürfnisse Armeniens nicht erfüllen könne: "Dieses Beispiel sollte uns zeigen, dass die Abhängigkeit von nur einem Partner in Sicherheitsfragen ein strategischer Fehler ist." Armenien streitet seit Jahrzehnten mit Aserbaidschan um die Kaukasus-Region Berg-Karabach. Die überwiegend von Armeniern bewohnte Exklave gehört nach internationaler Auffassung zu Aserbaidschan, von dem es sich aber losgesagt hat. Der Konflikt mündete mehrfach in kurzen Kriegen zwischen den beiden ehemaligen Sowjet-Republiken. Nach einem von Moskau vermittelten Waffenstillstand 2020 wurden russische Friedenstruppen in der Region stationiert. Vertreter der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine wollen mit Papst Franziskus über dessen Haltung zu Russland reden. "Der Papst versteht weder Russland noch seine Geschichte oder derzeitigen Verbrechen", sagte Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk im Vorfeld einer am Sonntag begonnen Bischofssynode in Rom. "Und wir sind diejenigen, die die Stimme der Wahrheit für das ukrainische Volk sein müssen, sogar vor dem Heiligen Vater in Rom." Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine kündigte an, dass die bis zum 13. September in Rom versammelten Bischöfe seiner Kirche auch Franziskus treffen werden. Vor Kurzem hatten Äußerungen des Papstes bei einer katholischen Jugendveranstaltung in Russland Empörung unter Ukrainern hervorgerufen. Franziskus, der per Video-Übertragung an dem Event in Sankt Petersburg teilnahm, war vom Redemanuskript abgewichen und hatte die russischen Jugendlichen aufgerufen, ihr Erbe nicht zu vergessen. "Ihr seid Erben des großen Russlands: des großen Russlands der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II.", sagte er. Die ukrainische Armee hat gemeldet, sie habe in der Region Saporischschja die erste Verteidigungslinie der Russen durchbrochen. Das sagte der ukrainische General Oleksandr Tarnawskij dem britischen "Guardian". Die ukrainische Armee schließe nun "die Zerstörung der feindlichen Einheiten ab, die den russischen Truppen Deckung für den Rückzug hinter ihre zweite Verteidigungslinie bieten", schilderte der General. Am Montag hatte die ukrainische Armee bereits die Rückeroberung des Dorfes Robotyne verkündet. Stark vermintes Gebiet habe das Vorrücken der ukrainischen Truppen verlangsamt, sagte Tarnawskij. Soldaten hätten nachts zu Fuß Meter für Meter einen Korridor freigeräumt. Danach sei die ukrainische Armee mit Panzern und anderen Militärfahrzeugen vorgerückt. Der ukrainische Oligarch Ihor Kolomojskyj ist wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche festgenommen worden. Ein Gericht in Kiew habe eine zweimonatige Untersuchungshaft für den früheren Unterstützer des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angeordnet, berichtete Radio Swoboda. Zugleich wurde demnach eine Kaution in Höhe von umgerechnet rund 12,7 Millionen Euro festgelegt. Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU erklärte, Kolomojskyj werde des Betrugs und der illegalen Beschaffung von Eigentum verdächtigt. Der Milliardär erschien am späten Samstagabend zu einer Anhörung in einem Kiewer Bezirksgericht. Der 60-Jährige trug ein gelbes T-Shirt und eine blaue Trainingsjacke. Nach heftiger Kritik in Schweden verzichtet die Nobel-Stiftung auf eine geplante Einladung des russischen Botschafters zur diesjährigen Nobelpreis-Verleihung in Stockholm. Wie schon vergangenes Jahr würden die Botschafter von Russland, Belarus und Iran nicht zu der Zeremonie im Dezember eingeladen, teilte die Stiftung mit. Die ukrainische Regierung begrüßte die 180-Grad-Wende der Stiftung. Noch am Donnerstag hatte die Stiftung erklärt, dass sie im Unterschied zum vergangenen Jahr in diesem Jahr wieder alle Botschafter der in Schweden vertretenen Länder zu der Zeremonie in Stockholm einladen werde. Daraufhin kündigten mehrere schwedische Politiker an, dass sie die Veranstaltung boykottieren wollten. Russland hat offiziellen Angaben zufolge in diesem Jahr rund 280.000 Berufssoldaten verpflichtet. Sie seien laut Verteidigungsministerium auf Vertragsbasis ins Militär aufgenommen worden, sagte der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew bei einem Besuch im Fernen Osten Russlands. Dort berate er mit örtlichen Behörden darüber, wie das Militär weiter gestärkt werden könne. Medwedew ist aktuell Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats. Bei der Zahl von 280.000 Soldaten seien auch Reservisten berücksichtigt, so Medwedew. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im September 2022 eine Teil-Mobilisierung von 300.000 Reservisten angeordnet. Spekulationen über eine weitere Mobilisierungskampagne danach wies Putin zurück. Einen Tag vor Gesprächen zwischen Präsident Wladimir Putin und seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan über eine Wiederaufnahme von Getreidelieferungen über das Schwarze Meer hat Russland erneut für Getreideexport wichtige Infrastruktur in der Ukraine aus der Luft angegriffen. Wie die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft mitteilte, wurden bei dem Beschuss eines zivilen Industriegeländes an der Donau zwei Menschen verletzt. Zudem wurden weitere Drohnenangriffe aus der Schwarzmeerregion Odessa gemeldet. "Der Feind hat zivile Industrieinfrastruktur im Bereich der Donau angegriffen", erklärte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft im Onlinedienst Telegram. Die zwei Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden. Die ukrainische Luftwaffe teilte am Sonntag auf Telegram mit, sie habe in der Nacht mehrere russische Drohnenangriffe in der Region Odessa abgewehrt. 22 der 25 Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion seien zerstört worden. Russland wirbt nach britischen Angaben Migranten aus Zentralasien sowie Menschen in Nachbarländern als Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine an. "Es gibt mindestens sechs Millionen Migranten aus Zentralasien in Russland, die der Kreml vermutlich als potenzielle Rekruten ansieht", teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Russlands Ziel sei, vor der für 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere unpopuläre Mobilmachung zu vermeiden. Mit Stand Ende Juni habe Russland Werbeanzeigen in Nachbarstaaten wie Armenien oder Kasachstan geschaltet und locke mit einer Anzahlung von 495.000 Rubel (aktuell 4.750 Euro) und Monatslöhnen ab 190.000 Rubel. Das ist deutlich mehr als der Durchschnittslohn. Die Pläne für eine Teilnahme von russischen und belarussischen Sportlern bei den Asienspielen sind geplatzt. Das Internationale Olympische Komitee erklärte das Vorhaben für "nicht umsetzbar aus technischen Gründen", wie mehrere Medien berichteten. Damit können die Athleten aus beiden Ländern nicht über den Umweg der Asienspiele im chinesischen Hangzhou eine Qualifikation für die Sommerspiele in Paris erreichen. Asiens Olympia-Komitee OCA hatte zuvor den Weg für den Start von maximal 500 Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus frei gemacht. Nun verwies das OCA auf die IOC-Entscheidung und teilte knapp mit, dass keine Athleten aus diesen Ländern bei den Asienspielen in China im September und Oktober dabei sein werden. Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Schwarzmeer-Region Odessa sind nach Angaben der Ukraine zwei Zivilisten verletzt worden. Der Angriff am frühen Morgen habe dreieinhalb Stunden gedauert, erklärt die ukrainische Luftwaffe auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Russland habe 25 Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt, von denen 22 abgeschossen worden seien. Bei dem Angriff seien Hafen-Einrichtungen getroffen und beschädigt worden. Einer der reichsten Unternehmer der Ukraine, der einst als Förderer des heutigen Präsidenten Wolodymr Selenskyj galt, ist in Untersuchungshaft genommen worden. Selenskyj nahm den Fall des prominenten Oligarchen Ihor Kolomojskyj als Anlass für eine demonstrative Botschaft gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität: Wer das Land ausraube und sich selbst über das Gesetz stelle, werde damit nicht mehr weitermachen können wie bislang, versprach der Staatschef in seiner am Samstagabend in Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft. Kurz zuvor war der 60 Jahre alte Milliardär Kolomojskyj unter anderem wegen Betrugsverdachts in Haft genommen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlicht auf X, früher bekannt als Twitter, dass zwei weitere Schiffe den "temporären Getreidekorridor" im Schwarzen Meer passiert hätten. Der Korridor wurde eingerichtet, nachdem sich Russland im Juli aus einem von den Vereinten Nationen unterstützten Getreideexportabkommen zurückgezogen hatte. Nach Angaben ukrainischer Behörden konnten bereits am Freitag zwei Schiffe den Korridor passieren. Trotz der russischen Seeblockade haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zwei weitere Frachtschiffe den von Kiew eingerichteten Getreidekorridor passiert. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sieht Risiken für die Gasversorgung auch im kommenden Winter und ruft die Bürger zu einem sparsamen Gasverbrauch auf. "Die Speicher sind zu 94 Prozent gefüllt, und wir verfügen über alternative Bezugsquellen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir können also optimistisch sein für den nächsten Winter. Für eine Entwarnung aber ist es zu früh, es verbleiben Risiken." Müller verwies darauf, dass Russland weiterhin Gas in europäische Länder liefere. "Wenn diese Lieferungen eingestellt würden, muss auch Südosteuropa aus anderen Quellen versorgt werden", sagte er. "Da würde Deutschland eine wichtige Rolle zufallen." Der Netzagentur-Chef appellierte: "Für Hausbesitzer und Mieter gilt, sich möglichst gut auf den Winter vorzubereiten. Dazu gehören zum Beispiel die optimale Einstellung der Gasheizung und energetische Investitionen." Gas sei "weiterhin deutlich teurer als vor der Krise", sagte Müller. "Sparen schont den Geldbeutel und das Klima und hilft der sicheren Versorgung." Bei Beschuss der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine sind nach Angaben von Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Samstag ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden. Der Leiter der regionalen Militärverwaltung in der südukrainischen Region Cherson, Olexander Prokudin, berichtete von einer toten Person und vier Verletzten am Samstag. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Fortschritte bei der Gegenoffensive der Streitkräfte zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete. "Die ukrainischen Streitkräfte bewegen sich vorwärts. Trotz allem und ungeachtet dessen, was alle sagen, kommen wir voran, und das ist das Wichtigste. Wir sind in Bewegung", teilte Selenskyj am Samstag bei Telegram mit. Die Ukraine hatte zuletzt immer wieder kritisiert, dass westliche Experten von einem schleppenden Fortgang der Offensive ohne die erwarteten Durchbrüche an der Frontlinie sprachen. Auch Selenskyj hatte erklärt, die Offensive sei kein Hollywood-Film. Er sei stolz auf den Mut und die Treffsicherheit der ukrainischen Schützen, teilte Selenskyj auch bei X (vormals Twitter) mit. Er veröffentlichte dazu Fotos von Explosionen bei den Einsätzen im Kriegsgebiet. Er sei den Soldaten der 47. Artilleriebrigade dankbar für die wirksame Verteidigung "unseres Landes" in den Gebieten Saporischschja, Donezk und Sumy und für "ihre Stärke in unseren nördlichen Regionen". Beim ersten Mongolei-Besuch eines katholischen Kirchenoberhauptes hat Papst Franziskus eindringlich für Frieden geworben. Ohne den russischen Angriff auf die Ukraine zu nennen, sagte er am Samstag in dem Land zwischen Russland und China: "Mögen die dunklen Wolken des Krieges vorüberziehen, mögen sie vom festen Willen einer universalen Geschwisterlichkeit hinweggefegt werden." Die Erde werde von zu vielen Konflikten verwüstet. Der Papst rief zur Achtung internationaler Gesetze sowie zum Dialog auf und verlangte Grundrechte für alle Menschen. "Bemühen wir uns gemeinsam darum, eine Zukunft des Friedens zu errichten", sagte er. Das norwegische Friedensnobelpreis-Komitee hat Moskaus Einstufung von Dmitri Muratow als "ausländischer Agent" als Versuch verurteilt, den russischen Journalisten "zum Schweigen zu bringen". Muratow sei im Jahr 2021 für seine Bemühungen um die Förderung der Meinungsfreiheit sowie des unabhängigen Journalismus mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden, erklärte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, am Samstag. Es sei "traurig, dass die russischen Behörden nun versuchen, ihn zum Schweigen zu bringen". Nach heftiger Kritik in Schweden verzichtet die Nobel-Stiftung auf eine bislang geplante Einladung des russischen Botschafters zur diesjährigen Nobelpreis-Verleihung in Stockholm. Wie schon vergangenes Jahr würden die Botschafter von Russland, Belarus und Iran nicht zu der Zeremonie im Dezember eingeladen, teilte die Stiftung am Samstag mit. Noch am Donnerstag hatte die Stiftung erklärt, dass sie im Unterschied zum vergangenen Jahr in diesem Jahr wieder alle Botschafter der in Schweden vertretenen Länder zu der Zeremonie in Stockholm einladen werde. Daraufhin kündigten mehrere schwedische Politiker an, dass sie die Veranstaltung boykottieren wollten. Auch Ministerpräsident Ulf Kristersson äußerte Kritik. "Ich hätte es nicht getan, wenn ich für die Einladungen zu einer Preisverleihung zuständig wäre, und ich verstehe, dass dies viele Menschen sowohl in Schweden als auch in der Ukraine verärgert", erklärte er. In der Ukraine wird dem ehemaligen Förderer von Präsident Wolodymyr Selenskyj und einflussreichen Geschäftsmann Ihor Kolomoisky Geldwäsche vorgeworfen. Kolomoisky habe zwischen 2013 und 2020 über eine halbe Milliarde Hrywnja (12,5 Millionen Euro) Schwarzgeld in Umlauf gebracht, erklärte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU am Samstag im Kurznachrichtendienst Telegram. Kolomoisky, einer der reichsten Menschen des Landes, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Der SBU veröffentlichte Bilder von Ermittlern, die vor dem Haus von Kolomoisky stehen. Es ist zu sehen, wie der Beschuldigte Dokumente entgegennimmt. Bereits Anfang des Jahres hatten Sicherheitsbehörden die Wohnung des 60-Jährigen im Zuge von Ermittlungen wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung in zwei Ölgesellschaften durchsucht. Kolomoisky hielt Anteile an beiden Unternehmen. Die USA belegten 2021 Kolomoisky wegen Geldwäsche mit Sanktionen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hilft die Bundeswehr seit Samstag, den Luftraum des Nato-Mitglieds Slowakei zu schützen. Dazu gibt es bis zum 22. Dezember sogenannte Schutzflüge im slowakischen Luftraum, wie die Luftwaffe in Berlin mitteilte. Eine Alarmrotte zweier Eurofighter-Kampfflugzeuge des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 im oberbayerischen Neuburg an der Donau werde ständig bereitstehen, um im Ernstfall unidentifizierte oder feindliche Luftfahrzeuge im slowakischen Luftraum abzufangen, führte die Bundeswehr auf ihrer Webseite aus. Zudem sind Trainingsflüge über der Slowakei und auch Landungen dort geplant. Die Slowakei ist Teil der Nato-Ostflanke und direktes Nachbarland der von Russland angegriffenen Ukraine. In Russland ist der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Journalist Dmitri Muratow zum "ausländischen Agenten" erklärt worden. Muratow sei vom Justizministerium zusammen mit anderen russischen Staatsbürgern auf die Liste der als Gegner des Staates eingestuften Menschen gesetzt worden, berichteten mehrere russische Nachrichtenagenturen am Samstag. Das Ministerium wirft dem Journalisten vor, von ausländischen Agenten produziertes Material verbreitet zu haben. Zudem soll er "negative Meinungen" über russische Politik veröffentlicht haben. Indem russische Kräfte gleichzeitig die ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes abwehren und im Osten selbst angreifen, riskiert Russland nach britischer Einschätzung eine Aufteilung seiner Kräfte. Russland setze seine Vorstöße bei Kupjansk im Osten der Ukraine fort und wolle so die ukrainischen Angreifer zwingen, ihre Einheiten zwischen dem Süden und Osten zu spalten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. "Angesichts der Tatsache, dass Russland seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive im Juni bescheidene Gewinne in der Nähe von Kupjansk erzielt hat, wird es höchstwahrscheinlich versuchen, daraus Kapital zu schlagen, indem es die Achse weiterhin mit Ressourcen versorgt", hieß es in London. Allerdings könne Russland dadurch selbst gezwungen sein, seine Truppen aufzuspalten, um im Süden auf der Orichiw-Achse einen Durchbruch der Ukraine zu verhindern. Dort hätten ukrainische Kräfte die erste russische Hauptverteidigungslinie erreicht. Einheiten der 58. Armee sowie Luftlandetruppen versuchten, die Ukrainer aufzuhalten. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. Die Ukraine kann mit eigenen Waffen nach offiziellen Angaben aus Kiew inzwischen Ziele auf russischem Staatsgebiet in 1.500 Kilometern Entfernung erreichen. Das Land arbeite schon länger an einem Raketen- und Drohnenprogramm, weshalb Ziele sogar in solch weiter Entfernung kein Problem mehr seien, sagte der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, in Kiew im ukrainischen Radio. Die auf russischem Staatsgebiet angewendeten Waffen seien ukrainischer Herkunft, sagte er mit Blick auf die Angriffe auf militärische Ziele im Nachbarland. Russland hatte den Krieg gegen die Ukraine vor mehr als 18 Monaten begonnen. Das russische Militär hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums einen Drohnenangriff in der Grenzregion Belgorod abgewehrt. Zwei unbemannte Fluggeräte seien zum Absturz gebracht worden, teilt das Ministerium mit und macht die Ukraine für die Attacke verantwortlich. In der ebenfalls an die Ukraine grenzenden Region Kursk wurde laut den dortigen Behörden eine Frau durch Beschuss aus dem Nachbarland verletzt. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Die ukrainische Regierung äußert sich in der Regel nicht zu Vorwürfen, russisches Territorium anzugreifen. Die Zahl der Drohnenangriffe in Russland hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Moskau hat eigenen Angaben zufolge drei ukrainische Marinedrohnen abgewehrt, die die Krim-Brücke zerstören sollten. "Am 2. September um etwa 02.20 Uhr Moskauer Zeit (01.20 MESZ) wurde die dritte ukrainische (...) Seedrohne im Schwarzen Meer zerstört", erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag im Onlinedienst Telegramm. Die Drohne sei "vom Kiewer Regime geschickt worden, um einen Terroranschlag auf die Krim-Brücke auszuführen", hieß es. Eine weitere Drohne sei bereits am Freitag, eine dritte am frühen Samstagmorgen zerstört worden. Kiew, das eigenen Angaben zufolge die bereits seit 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim zurückerobern möchte, hat die strategisch wichtige Brücke zwischen der Krim und dem russischen Festland bereits wiederholt angegriffen. In der jüngsten Zeit haben sich die Angriffe jedoch verstärkt. Die 2014 von Präsident Wladimir Putin persönlich eröffnete Brücke besteht aus zwei parallel verlaufenden Abschnitten - einer für den Straßenverkehr, ein weiterer für die Eisenbahn. Über die Krim-Brücke wird unter anderem militärische Ausrüstung für die in der Ukraine kämpfende russische Armee transportiert. Ein Angriff im Juli hatte schwere Schäden am Straßenteil des Bauwerks verursacht. Staatschef Putin hatte danach verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die Brücke angeordnet. Die USA liefern erstmals panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran an die Ukraine. Das geht aus einem von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Dokument und den Aussagen von zwei Insidern hervor. Die Geschosse sind demnach Teil eines neuen Militärhilfspakets, das nächste Woche vorgestellt werden soll. Einer der US-Vertreter sagte, das kommende Paket habe je nach Inhalt einen Wert zwischen 240 und 375 Millionen Dollar. Eine Stellungnahme der US-Regierung liegt nicht vor. Großbritannien hat bereits Uran-Munition an die Ukraine geliefert. Inmitten zunehmender Repressionen gegen Kremlkritiker hat Russland den Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow als "ausländischen Agenten" eingestuft. Der renommierte Journalist habe Materialien anderer "ausländischer Agenten" verbreitet sowie "ausländische Plattformen für die Verbreitung von Meinungen genutzt, die darauf abzielen, eine negative Haltung gegenüber der russischen Außen- und Innenpolitik zu bilden", teilte das Justizministerium in Moskau am Freitagabend mit. Mit dem vielfach kritisierten Etikett des "ausländischen Agenten" brandmarkt Russlands Justiz sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird zur Generaldebatte der UN-Vollversammlung Mitte des Monats in New York erwartet. Das sagte der Vorsitzende des UN-Sicherheitsrates, der albanische Botschafter Ferit Hoxha, am Freitag in New York. Selenskyj habe bereits einen fest vereinbarten Termin für ein Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres, sagte Hoxha. Zwar sei es nicht seine Aufgabe, Besuche anderer Staatsoberhäupter zu bestätigen, doch Selenskyj sei zuletzt viel gereist. Diplomatinnen und Diplomaten in New York sagen seit Wochen, dass eine Reise des Ukrainers zum Hauptsitz der Vereinten Nationen möglich bis wahrscheinlich ist. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird voraussichtlich an der jährlichen Zusammenkunft der Vereinten Nationen in New York in diesem Monat teilnehmen. Selenskyj werde auch zu einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Thema Ukraine erwartet, sagt Albaniens UN-Botschafter Ferit Hoxha. Albanien hat im September den Vorsitz des 15-köpfigen Rates inne. Ab dem 18. September werden die Staats- und Regierungschefs in New York zur UN-Generalversammlung erwartet. Die Sicherheitsrats-Sitzung zur Ukraine ist für den 20. September angesetzt. Dänemark will zehn russische Diplomaten ausweisen. Wie das Außenministerium in Kopenhagen am Freitag mitteilte, soll die Zahl der Mitarbeiter in der russischen Botschaft in Dänemark künftig der Zahl der Mitarbeiter in der dänischen Botschaft in Moskau entsprechen. Es sollten höchstens fünf Diplomaten sowie 20 weitere Angestellte in der Botschaft in Kopenhagen arbeiten dürfen. Nach Angaben des dänischen Außenministeriums hatte es schon länger Verhandlungen über Visa für die Mitarbeiter der dänischen Botschaft in Moskau gegeben. Der erste Schultag in der Ukraine nach den Sommerferien ist in der Hauptstadt Kiew durch Bombendrohungen gestört worden. Mit Unterstützung des Katastrophenschutzes überprüfte die Kiewer Polizei alle Bildungseinrichtungen, wie eine Sprecherin am Freitag erklärte. Umfassende Evakuierungen blieben aber aus. Auch in Russland begann wieder die Schule, Präsident Wladimir Putin bezeichnete sein Land dabei vor Schülern als "unbesiegbar". Mehr als 2.000 Soldaten eines von Russland geführten Sicherheitsbündnisses haben am Freitag in Belarus militärische Manöver begonnen. An den Übungen der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit nahmen Truppen aus Russland, Belarus, Kirgistan, Kasachstan und Tadschikistan teil. Armenien ist ebenfalls Mitglied der Organisation, entsandte aber keine Soldaten. Russland strebt eigenen Angaben zufolge eine engere Zusammenarbeit mit der Militärregierung im westafrikanischen Burkina Faso an. Zu den möglichen Bereichen gehörten "die militärische Zusammenarbeit, die technische Zusammenarbeit, aber auch die Zusammenarbeit im Bereich von Wirtschaft und Atomenergie", erklärte der Leiter einer hochrangigen russischen Delegation, Junus-Bek Jewkurow, am Freitag nach einem Treffen mit Übergangspräsident Ibrahim Traoré in der Hauptstadt Ouagadougou. Russland werde sein Bestes tun, um Burkina Faso dabei zu unterstützen, sich in allen Bereichen weiterzuentwickeln, betonte Jewkurow. Im Bereich der militärischen Zusammenarbeit werde über Trainingsformate für burkinische Offiziersanwärter und Offiziere gesprochen. Der Kreml hat für die kommende Woche ein Treffen zwischen dem russischen Staatschef Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan angekündigt. Beide Politiker würden am Montag im russischen Sotschi am Schwarzen Meer zusammenkommen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag. Vor der Ankündigung war wochenlang über Ort und Zeitpunkt eines neuen Treffens spekuliert worden. In dieser Woche traf der türkische Außenminister Hakan Fidan in Moskau bereits seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow. Dänemark will die Zahl der Mitarbeiter in der russischen Botschaft in Kopenhagen verringern, sodass sie der Zahl der Mitarbeiter in der dänischen Botschaft in Russland entspricht. Wie das dänische Außenministerium mitteilte, sollen in Zukunft höchstens fünf Diplomaten sowie 20 weitere Angestellte in der russischen Botschaft in Kopenhagen arbeiten dürfen. Wie viele Diplomaten dort aktuell tätig sind, war zunächst unklar. Nach Angaben des dänischen Außenministeriums hatte es schon länger Verhandlungen über Visa für die Mitarbeiter der dänischen Botschaft in Moskau gegeben. Diese führten demnach zu keinem Ergebnis, da Russland dabei versucht habe, Visa für russische Geheimdienstmitarbeiter zu beantragen. Die Verringerung des Mitarbeiterstabs in der russischen Botschaft in Kopenhagen soll bis zum 29. September abgeschlossen sein. Die USA beobachten nach eigener Darstellung Erfolge des ukrainischen Militärs. "Wir haben in den vergangenen 72 Stunden einige bemerkenswerte Fortschritte der ukrainischen Streitkräfte zur Kenntnis genommen", sagte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates. Diese habe es "in der südlichen Vorstoßlinie aus dem Gebiet Saporischschja heraus" gegeben. Zudem habe die Ukraine einige Erfolge gegen die zweite russische Verteidigungslinie erzielt. Russlands Präsident Wladimir Putin will sich eigenen Aussagen zufolge in naher Zukunft mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen. "Ziemlich bald werden wir Veranstaltungen haben, und es wird ein Treffen mit dem Präsidenten der Volksrepublik China geben", sagte Putin bei einem Treffen mit Kindern und Jugendlichen anlässlich des Beginns des neuen Schuljahres in Russland. Einen genauen Zeitpunkt für das Treffen mit Xi Jinping sowie weitere Details nannte er nicht. Bereits vor einigen Wochen allerdings hatte der Kreml eine Reise Putins nach China für Oktober angekündigt, wenn dort der Seidenstraßen-Gipfel stattfinden soll. Russland hat nach eigenen Angaben Schlüsselpositionen nahe der ostukrainischen Stadt Kupjansk eingenommen. "In Richtung Kupjansk haben Einheiten der Truppengruppe West ihre taktische Position verbessert, indem sie feindliche Stellungen und Schlüsselhöhen erobert haben", teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es erklärte zudem, die ukrainischen Streitkräfte hätten "erhebliche" Verluste erlitten. Zuvor hatten örtliche ukrainische Behörden Angriffe auf mehrere Orte gemeldet. Russland hat große Anstrengungen unternommen, um wieder die Kontrolle über das im vergangenen Jahr von der Ukraine zurückeroberte Gebiet um Kupjansk zu erlangen. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach zuletzt von "sehr intensiven" Kämpfen in der Region, Anfang August hatten die Behörden die Evakuierung von nahe Kupjansk lebenden Menschen angeordnet. Die Einladung des russischen Botschafters zum diesjährigen Nobel-Bankett hat in Schweden Kritik hervorgerufen. "Die Nobel-Stiftung entscheidet natürlich, wen sie einladen will. Aber wie viele andere auch war ich sehr überrascht, dass Russland eingeladen wurde", erklärte der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson der Nachrichtenagentur AFP. "Ich hätte es nicht getan, wenn ich für die Einladungen zu einer Preisverleihung zuständig wäre, und ich verstehe, dass dies viele Menschen sowohl in Schweden als auch in der Ukraine verärgert", teilte der schwedische Regierungschef weiter mit. Am ersten Schultag nach den Sommerferien hat es an den Schulen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Bombendrohungen gegeben. Mit Unterstützung des Katastrophenschutzes überprüfte die Polizei alle Bildungseinrichtungen, wie eine Polizeisprecherin erklärte. Umfassende Evakuierungen der Schulen blieben aber aus. Insgesamt kehrten laut Bildungsministerium 3,6 Millionen Schülerinnen und Schüler virtuell oder in Präsenz in die Klassenzimmer zurück. Behördenangaben zufolge wurden tausende Schulen durch Angriffe beschädigt oder zerstört. Dennoch hätten die ukrainischen Kinder weiter die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, sagte der Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak. Laut der Hilfsorganisation Save the Children können aber 1,7 Millionen Kinder nicht mehr ganztägig zur Schule gehen und sind auf Online- oder Hybridunterricht angewiesen, weil es in ihren Schulen keine Luftschutzbunker gibt. Russland hat nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums in dieser Woche insgesamt 281 ukrainische Drohnen abgeschossen. Davon seien 29 über dem Westen des Landes gestoppt worden, teilt das Ministerium weiter mit. Russland selbst greift seit Beginn seines Angriffskriegs am 24. Februar 2022 regelmäßig Ziele in der Ukraine aus der Luft an, sowohl mit Drohnen als auch mit Raketen. Die Nobelpreisstiftung macht bei ihrer Einladungspolitik einen Rückzieher. Zur Vergabe der Nobelpreise in diesem Jahr seien wieder Vertreter aus Belarus, dem Iran und Russland eingeladen, sagte Stiftungsdirektor Vidar Helgesen. Auch der Vorsitzende der rechtspopulistischen Schwedendemokraten, Jimmie Åkesson, sei willkommen. Helgesen sagte, die Nobelstiftung wolle dem Trend entgegentreten, den Dialog zwischen Menschen mit unterschiedlichen Auffassungen einzuschränken. Damit wolle sie deutlich machen, wie wichtig eine freie Wissenschaft und freie, friedliche Gesellschaften sind. Die Zeremonie und das Bankett zur Übergabe der Nobelpreise am 10. Dezember in Stockholm und Oslo sind ein gesellschaftliches Ereignis. Im vergangenen Jahr wurden die Botschafter von Belarus und Russland wegen des Krieges gegen die Ukraine nicht eingeladen. Der iranische Botschafter erhielt wegen des brutalen Vorgehens der Polizei gegen Proteste in seinem Land keine Einladung und auch die Schwedendemokraten blieben Außen vor. US-Behörden werfen einem Deutsch-Russen vor, in den USA produzierte Militärtechnik nach Russland exportiert zu haben. Das US-Justizministerium teilte mit, der 33-Jährige habe gegen Ausfuhrkontrollen verstoßen, indem er US-Mikroeletronik an eine russische Firma verkauft habe, die "kritische elektronische Teile" an das Militär liefert. Der Mann war kurz zuvor auf Ersuchen der USA in Zypern festgenommen worden. Um den wahren Abnehmer der Produkte zu verschleiern, habe der Mann eine Firma auf Zypern genutzt und behauptet, die Teile würden dort und in anderen zugelassenen Ländern in Brandschutzsystemen eingesetzt, so die Behörden. Eigentlicher Käufer sei jedoch das St. Petersburger Unternehmen Electrocom VPK gewesen, das Elektronik für Waffen liefert. Die US-Justiz wirft dem 33-Jährigen Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten, Verstöße gegen das Exportgesetz, Schmuggel, Internetbetrug und Geldwäsche vor. Auf diese Anklagepunkte stehen bis zu 20 Jahre Haft. Der Drohnen-Angriff auf den Flughafen von Pskow in Russland, bei dem mehrere Militärflugzeuge getroffen wurden, ist nach ukrainischen Angaben von russischem Staatsgebiet aus ausgeführt worden. "Die Drohnen, mit denen der Luftwaffenstützpunkt 'Kresty' in Pskow attackiert wurde, wurden von Russland aus gestartet", erklärte der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow in Online-Diensten. Bei dem Angriff in der Nacht zu Mittwoch seien zwei militärische Transportflugzeuge des Typs IL-76 zerstört und zwei weitere "ernsthaft beschädigt" worden. Budanow veröffentlichte einen Link zu einem Artikel im Online-Portal The War Zone. In dem Artikel über den Angriff auf Pskow wird der Geheimdienstchef mit den Worten zitiert: "Wir arbeiten vom russischen Territorium aus." Ob die Attacke auf den Militärstützpunkt von Mitarbeitern des ukrainischen Geheimdienstes oder von russischen Partisanen ausgeführt wurde, wollte Budanow demnach nicht sagen. The War Zone veröffentlichte auch Satellitenbilder von ausgebrannten Flugzeugen. Die UN-Sonderberichterstatterin für Folter und andere unmenschliche Behandlung, Alice Jill Edwards, reist kommende Woche in die Ukraine, um die Verfolgung von Verbrechen in Zusammenhang mit dem Krieg zu untersuchen. Das teilte das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen in Genf mit. Es handelt sich um den ersten Besuch der australischen Juristin in dem Land. Die Regierung in Kiew hatte Edwards dazu eingeladen. Im Mittelpunkt der am Montag beginnenden einwöchigen Visite stehen mögliche Folterverbrechen einschließlich Vergewaltigungen, aber auch die Haftbedingungen von Kriegsgefangenen und mutmaßlichen Kriegsverbrechern. Die Sonderberichterstatterin wird den Angaben zufolge mit hochrangigen Regierungsvertretern, ukrainischen Abgeordneten und Justizmitarbeitern zusammentreffen sowie mit Nichtregierungsorganisationen, Anwälten, Opfern und deren Familien sprechen. Ihren Bericht will Edwards dem Menschenrechtsrat im März 2024 vorlegen. Zwei weitere Frachtschiffe haben trotz einer russischen Seeblockade südukrainische Schwarzmeerhäfen verlassen. Der Internetseite Marinetraffic zufolge haben die beiden Schiffe vom Hafen Piwdennyj circa 20 Kilometer östlich von Odessa abgelegt. Die Frachter "Filia Glory" und "Ocean Courtesy" fahren unter den Flaggen von Liberia und den Marshall-Inseln. Ob die Schiffe Fracht geladen haben, wurde nicht bekannt. In den ukrainischen Schwarzmeerhäfen sitzen seit Kriegsbeginn vor über 18 Monaten Dutzende Handelsschiffe fest. Zwischenzeitlich konnten im Rahmen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides einige Frachter die Häfen verlassen, doch seit Mitte Juli hat Russland die Vereinbarung ausgesetzt und die Seeblockade wieder in Kraft gesetzt. Die ukrainische Marine hingegen hat Anfang August eine küstennahe Route für die Ausfahrt ziviler Schiffe festgelegt. Bisher nutzten zwei Frachter diese Möglichkeit den Hafen Odessa zu verlassen. Beide haben die Passage unbeschadet überstanden. Die russischen Interkontinentalraketen des Typs Sarmat sind offenbar einsatzbereit. Das meldet die staatliche Agentur RIA unter Berufung auf den Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos. Die Rakete kann bis zu zehn Atomsprengköpfe tragen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Juni erklärt, die Raketen seien bald einsatzbereit. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine vor anderthalb Jahren hat er wiederholt mit Atomwaffen gedroht. Russland droht mit der Blockade einer G20-Erklärung, sollten seine Ansichten über die Ukraine und andere Krisen nicht berücksichtigt werden. Das sagt der russische Außenminister Sergej Lawrow vor Studierenden in Moskau. Der G20-Gipfel ist am 9. und 10. September in Neu-Delhi. Russland wird von Lawrow vertreten. Präsident Wladimir Putin hat das Land nicht mehr verlassen, seit im März ein internationaler Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Der Kreml hat das bevorstehende Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan bestätigt. "Die Verhandlungen finden am Montag in Sotschi statt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Türkei will eine Neuauflage des Abkommens erreichen, das ukrainische Getreide-Exporte über das Schwarze Meer sichert. Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat dazu bereits Gespräche mit seinem russischen Kollegen in Moskau geführt. Ankara betont immer wieder, dass das Abkommen wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei. Russland hingegen hat ein Ende der Seeblockade und die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreidelieferungen erst unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt, dass die eigenen Bedingungen erfüllt werden. Dazu gehören eine Lockerung der westlichen Sanktionen, die nach Angaben Moskaus den Export von russischen Dünge- und Lebensmitteln beeinträchtigen. Bei einem mutmaßlichen ukrainischen Drohnenangriff auf einen russischen Luftwaffenstützpunkt sind nach Erkenntnissen der Nachrichtenagentur AP am Dienstag mindestens zwei Transportflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 zerstört worden. Das geht aus Satellitenbildern hervor, die am Freitag von der AP ausgewertet wurden. Örtlichen Medienberichten zufolge wurden bei Drohnenangriffen auf den Flughafen vier Il-76 beschädigt. Die Aufnahmen vom Donnerstag zeigen den Internationalen Flughafen Prinzessin Olga in Pskow, der sowohl militärisch als auch zivil genutzt wird. Er liegt etwa 700 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze in der Nähe von Estland und Lettland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Donnerstag, sein Land habe eine Waffe entwickelt, die ein Ziel in 700 Kilometern Entfernung getroffen habe. Er bezog sich damit offenbar auf den Luftwaffenstützpunkt. Die Spitze der Unionsfraktion pocht vor dem Hintergrund des Zögerns von Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf eine rasche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. "Diese Marschflugkörper sollten geliefert werden, so wie Frankreich und Großbritannien ja auch Marschflugkörper bereits liefern, um der Ukraine weiter auch aus der Luft heraus zu helfen", diesen Angriffskrieg Russlands zurückzudrängen, sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Friedrich Merz (CDU), am Freitag am Rande der Klausur der Fraktionsspitze in Schmallenberg im Sauerland. Carlo Masala, Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr München, der von der Union zu einer Diskussion über die Themen Außen- und Sicherheitspolitik eingeladen worden war, unterstützte die Forderung nach einer raschen Taurus-Lieferung. Er plädierte aber zugleich dafür, sich in der Debatte von der Fixierung auf einzelne Waffensysteme zu lösen. Die deutsche Gesellschaft fokussiere sich sehr auf technische Details einzelner Waffensysteme. "Der zentrale Punkt ist weiterhin: Was ist das politische Ziel und was sind wir dafür bereit zu geben," frage Masala. UN-Generalsekretär António Guterres hat Russland neue Vorschläge für eine Wiederaufnahme der Schwarzmeer-Getreide-Initiative unterbreitet. Russische Lebensmittel und Düngemittel sollten zu angemessenen Preisen einen besseren Zugang zu den Weltmärkten erhalten, sagte Guterres am Donnerstag in New York. Die UN wollten eine positive Lösung für Russland und die Ukraine finden. Er habe dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in einem Brief sein Konzept für eine Wiederbelebung der Getreide-Initiative übermittelt, die Moskau im Juli nicht verlängert hatte. Guterres betonte, dass die Initiative die weltweite Ernährungssicherheit gestärkt habe. Russland wirft westlichen Ländern vor, dass ihre Sanktionen die Ausfuhren von Agrargütern behinderten. Das Abkommen ermöglichte die sichere Verschiffung von Agrargütern aus der Ukraine über das Schwarze Meer, trotz des russischen Angriffskriegs. Russland hat nach britischer Einschätzung besondere Schutzmaßnahmen für die Krimbrücke ergriffen. Mit Stand von Dienstag bestätigten Bilder, dass Russland eine Unterwasserbarriere errichtet habe, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Freitag beim Kurznachrichtendienst X. Dafür seien Schiffswracks und treibende Absperrungen genutzt worden. Im südlichen Teil der Brücke befänden sich mehrere Schiffe im Abstand von 160 Metern. Die Straße von Kertsch, die das Schwarze Meer und das Asowsche Meer verbindet, sei ein Nadelöhr, um russische Streitkräfte in den besetzten Gebieten Cherson und Saporischschja militärisch zu versorgen. "Russland ist sehr abhängig von der Krimbrücke und von Fähren, um die Meerenge zu überqueren", schrieben die Briten. Russland setze etwa auch Rauchgeneratoren und Luftabwehrsysteme ein. Bei einem russischen Raketenangriff in der zentralukrainischen Region Winnyzja sind nach Angaben der Behörden mehrere Menschen verletzt worden. Die genaue Zahl sei noch unklar, teilt Regionalgouverneur Serhij Borsow mit. "Leider gibt es Opfer, denen alle notwendige Hilfe zuteil wird", schreibt er auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Bei dem Angriff in der Nacht sei ein privates Unternehmen von einem russischen Marschflugkörper getroffen worden. Die ukrainische Luftabwehr habe einen zweiten Marschflugkörper über der zentralen Region Kirowohrad abgeschossen. Das russische AKW Kursk ist bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die nahe gelegene Stadt Kurtschatow offenbar nicht beschädigt worden. Die Fassade eines Gebäudes sei beschädigt worden, sagte der russische Gouverneur Roman Starowoit. Das AKW erwähnt er nicht. "Es gab keine Verletzten." Starowoit stellt klar, dass lediglich eine Drohne Kurtschatow angegriffen habe. Zuvor hatte er von zwei Fluggeräten gesprochen. In Russland hat die Luftabwehr nach russischen Angaben eine Drohne im Anflug auf die Hauptstadt Moskau zerstört. In der Nähe von Ljuberzi östlich von Moskau habe die Luftabwehr "einen erneuten Versuch, eine Drohne nach Moskau zu fliegen, vereitelt", erklärte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin am Freitag im Onlinedienst Telegram. "Ersten Berichten zufolge gab es keine Opfer oder Schäden. Die Rettungsdienste sind vor Ort." An den Hauptstadtflughäfen Domodedowo und Wnukowo war nach Angaben der russischen Tageszeitung Iswestija der Flugverkehr ausgesetzt. Schon am Donnerstag hatte Russland den Abschuss einer Drohne mit dem Ziel Moskau vermeldet. Zwei ukrainische Drohnen haben einem russischen Gouverneur zufolge die russische Stadt Kurtschatow angegriffen. Ein Wohnhaus und ein Verwaltungsgebäude seien beschädigt worden, schreibt Roman Starowoit auf Telegram. Die Ukraine hat Medienberichten zufolge vor einigen Tagen den militärischen Teil eines Flughafens im russischen Grenzgebiet Kursk mit einem neuen Drohnentyp angegriffen. Insgesamt 16 aus Karton gefertigte Flugkörper, die für Flugabwehr-Radare nur schwer zu orten sein sollen, seien in der Nacht zum vergangenen Sonntag zum Einsatz gekommen, berichteten ukrainische Medien am Donnerstag unter Berufung auf Quellen beim Geheimdienst SBU. Dabei sollen in Kursk fünf russische Kampfflugzeuge und mehrere Flugabwehrsysteme beschädigt worden sein. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht. Russische Behörden hatten zuvor zwar das Flugabwehrfeuer auf feindliche Drohnen bestätigt, aber keine Angaben zu Schäden an Flugzeugen und anderer Militärtechnik gemacht. Satellitenaufnahmen vom Montag zeigten ebenfalls keine eindeutig erkennbaren Zerstörungen. Einem russischen Gouverneur zufolge hat die Luftabwehr Russlands in der nordwestlichen Region Oblast Pskow einen unbekannten Flugkörper abgeschossen. Gouverneur Michail Wedernikow postete auf Telegram ein Video, das eine Explosion am Himmel zeigt. Laut Wedernikow, hat es sich um ein "nicht identifizierbares Objekt" gehandelt. Nach dem Abschuss habe es keine Schäden am Boden gegeben. In derselben Region hatte Russland nach eigenen Angaben am Mittwoch über dem Militärflugplatz von Pskow bereits einen Drohnenangriff vereitelt, infolgedessen vier russische Transportflugzeuge beschädigt worden waren. Angesichts sich häufender Drohnenangriffe auf die russische Hauptstadt hat Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin vom Ausbau der eigenen Luftverteidigung gesprochen. "In diesem Jahr haben wir viel getan, um Moskau vor Drohnen und versuchten Terroranschlägen zu schützen", sagte Sobjanin der Agentur Interfax zufolge am Donnerstagabend vor Vertretern kommunaler Unternehmen. In den vergangenen Wochen seien teils täglich neue Flugabwehrsysteme errichtet worden, behauptete Sobjanin, der sich in mehr als einer Woche wiederwählen lassen will. "Manchmal hat der Asphalt gar keine Zeit zum Abkühlen - und schon sind die Raketen im Einsatz, die die fliegenden Drohnen abschießen." Unabhängige Beobachter äußern hingegen immer wieder Zweifel an offiziellen Darstellungen, wonach viele der mutmaßlich ukrainischen Drohnen von der Moskauer Flugabwehr erkannt und abgeschossen werden. Mehrfach drangen die unbemannten Flugkörper in den vergangenen Wochen bis ins Stadtzentrum vor und richteten dort Schäden, etwa im berühmten Wolkenkratzerviertel Moskwa City an. Die Ukraine hat Medienberichten zufolge vor einigen Tagen den militärischen Teil eines Flughafens im russischen Grenzgebiet Kursk mit einem neuen Drohnentyp angegriffen. Insgesamt 16 aus Karton gefertigte Flugkörper, die für Flugabwehr-Radare nur schwer zu orten sein sollen, seien in der Nacht zum vergangenen Sonntag zum Einsatz gekommen, berichtet der Geheimdienst SBU. Dabei sollen in Kursk fünf russische Kampfflugzeuge und mehrere Flugabwehrsysteme beschädigt worden sein. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht. Aus Karton und Gummibändern gefertigte Leichtgewichtsdrohnen hatte Kiew einem Medienbericht zufolge im Frühjahr von einer australischen Firma erhalten. In den vergangenen Tagen flogen ukrainische Drohnen mehrfach Angriffe auf Ziele in Russland. Russland führt einem Medienbericht zufolge ab Freitag eine Exportabgabe von sieben Prozent auf eine Reihe von Düngemitteln ein. Sie gelte bis Ende 2024, meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf ein Regierungsdekret. Zudem würden die Abgaben auf Exporte von Sonnenblumenöl und Extraktionsschrot bis zum 31. August 2024 verlängert. Ein Bezirksgericht in Sankt Petersburg hat einen orthodoxen Geistlichen, der gegen Russlands Krieg gegen die Ukraine protestierte, zu drei Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sprach Ioann Kurmojarow am Donnerstag nach Justizangaben schuldig, falsche Informationen über die russische Armee verbreitet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte demnach sieben Jahre Haft beantragt. Kurmojarow hatte im März 2022 in einem Youtube-Video Russlands Überfall auf die Ukraine verurteilt und gesagt, im dortigen Krieg gefallene russische Soldaten kämen in die Hölle. Im Juni 2022 wurde er festgenommen und saß seither in Untersuchungshaft. Angesichts erheblicher Verluste bei der Offensive gegen die russischen Invasoren hat die Ukraine Deutschland und die anderen EU-Staaten um weitere Waffen- und Munitionslieferungen gebeten. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte am Donnerstag bei Gesprächen mit den Außenministern der europäischen Partner Artilleriemunition, gepanzerte Fahrzeuge und Panzer. Um Russland die Produktion von Raketen und Drohnen zu erschweren, forderte er einen verstärkten Kampf gegen die Umgehung von Sanktionen. Deutschland drängte der Minister erneut zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Kuleba rief Deutschland "konstruktiv, freundlich und ohne Druck" auf, endlich Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen. "Es gibt wirklich kein einziges objektives Argument gegen diese Entscheidung." Die Außenminister der EU-Staaten unterstützen nach Angaben von EU-Chefdiplomat Josep Borrell die Pläne für eine Ausweitung der europäischen Ausbildungsmission für die ukrainischen Streitkräfte. Die Minister befürworteten seinen Vorschlag, sich als neues Ziel zu setzen, 40.000 Soldaten auszubilden, wie Borrell am Donnerstag nach EU-Beratungen im spanischen Toledo sagte. Die Ausbildungsmission der EU war im vergangenen November von den Außenministern der Mitgliedstaaten beschlossen worden. Damals hatte es geheißen, es sollten erst einmal bis zu 15.000 ukrainische Soldaten in Deutschland, Polen und anderen EU-Ländern ausgebildet werden. Später wurde das Ziel dann auf 30.000 hochgeschraubt. UN-Generalsekretär António Guterres sieht keinen baldigen Frieden in der Ukraine nahen. Auf die Frage, ob er entsprechende Gespräche während der UN-Generaldebatte Mitte September für möglich halte, sagte der Chef der Vereinten Nationen am Donnerstag in New York: "Ich würde natürlich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich glaube, dass wir in der unmittelbaren Zukunft die Möglichkeit eines Friedens in der Ukraine sehen." Dies lasse die Situation momentan nicht zu. In der Zwischenzeit sei es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die dramatischen Auswirkungen des Kriegs zu verringern. Die Staatsoper Unter den Linden in Berlin will die Arbeit mit der russischen Sängerin Anna Netrebko wieder aufnehmen. Die Leitung der Oper habe sich eingängig mit der 51-Jährigen auseinandergesetzt: "Es ist wichtig hier differenziert vorzugehen und zwischen vor und nach dem Kriegsausbruch zu unterscheiden. Anna Netrebko hat seitdem keine Engagements in Russland angenommen und es wurde uns seitens ihres Managements bestätigt, dass es auch weiterhin keinerlei Vorhaben für Auftritte in Russland gibt". Sie habe sowohl durch ihr Statement als auch durch ihr Handeln seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine eine klare Position eingenommen und sich distanziert - "das gilt es anzuerkennen". Die Außenminister Russlands und der Türkei haben in Moskau über eine mögliche Neuauflage der Vereinbarungen für ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer gesprochen. Der russische Außenminister Lawrow verlangte dafür vom Westen Garantien, dass auch sein Land Getreide und Dünger ungehindert ausführen dürfe. Dann sei Russland bereit, zu dem Mitte Juli ausgesetzten Getreideabkommen zurückkehren. Der türkische Außenminister Fidan sagte, eine Wiederaufnahme der ukrainischen Exporte auf dem Seeweg sei wichtig für die sichere Versorgung der Welt mit Lebensmitteln. Fidan verwies auf neue Vorschläge von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, den russischen Interessen bei dem Getreideabkommen Rechnung zu tragen. Lawrow erwiderte, die Vorschläge von Guterres seien weiterhin nur Versprechungen, keine harten Garantien. Die westlichen Länder mit ihren Sanktionen seien daran schuld, dass Russland sein Getreide nicht ausführen könne. Über bereits erfolgte Zusagen hinaus braucht die Ukraine Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg rund 100 weitere Kampfflugzeuge. "Insgesamt brauchen wir für eine schlagkräftige Luftwaffe etwa 160 Kampfflugzeuge", sagte Selenskyj in einem vom portugiesischen Fernsehen veröffentlichten Interview. Damit solle Russland die Möglichkeit genommen werden, den ukrainischen Luftraum zu beherrschen. Bisher habe Kiew Zusagen für "50 oder 60" F-16-Kampfjets erhalten, sagte der ukrainische Staatschef. Am Vortag hatte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat beim ukrainischen Fernsehen von einem Bedarf von "ungefähr 128 F-16-Jagdflugzeugen" gesprochen. Wegen geplanter Auftritte mit der russischen Opernsängerin Anna Netrebko wächst der Druck auf die Berliner Staatsoper Unter den Linden. Eine Online-Petition forderte die Absage der vier Konzerte, in denen die Sopranistin ab dem 15. September in der Oper Macbeth auftreten soll. Bis Donnerstag hatten mehr als 27.500 Menschen die Unterschriftensammlung unterzeichnet. Zudem rufen ukrainische Exil-Gruppen für den 15. September zu einer Demonstration vor der Staatsoper auf. Die Kritiker werfen Netrebko vor, sich nicht klar von Russlands Präsident Putin distanziert und den russischen Krieg in der Ukraine nicht verurteilt zu haben. In der Petition wird von der künstlerischen Leitung der Staatsoper deshalb gefordert, die Rolle der Lady Macbeth mit einer anderen Künstlerin zu besetzen. Die Staatsoper erklärte auf Anfrage, es sei "wichtig, hier differenziert vorzugehen und zwischen vor und nach dem Kriegsausbruch zu unterscheiden". Netrebko habe sowohl durch ein Statement als auch durch ihr Handeln seit Beginn des Krieges eine klare Position eingenommen und sich distanziert. Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine eigene Langstreckenwaffe entwickelt. Die Waffe könne Ziele in 700 Kilometern Entfernung treffen, sagte Selenskyj und bezog sich damit offensichtlich auf einen Angriff auf einen Flughafen in Westrussland am Vortag. Die Waffe werde vom ukrainischen Ministerium für strategische Industrie produziert, teilte der Präsident im Netzwerk Telegram mit. Details nannte er nicht. Am Mittwoch hatte es eine Welle von Drohnenangriffen auf einen Flughafen nahe der russischen Grenze zu Estland und Lettland gegeben. Vier militärische Transportflugzeuge vom Typ Il-76 wurden beschädigt, wie örtliche Medien berichteten. Der Flughafen liegt in der russischen Region Pskow, etwa 700 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze. Insgesamt wurden Ziele in sechs russischen Regionen angegriffen. Russland machte die Ukraine für die Drohnenangriffe verantwortlich. Menschenrechts- und Antikriegsgruppen haben einen umfassenden Schutz von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren aus Russland gefordert. Russen, die sich einem Einsatz im Krieg gegen die Ukraine entziehen, sollten ohne Wenn und Aber in Deutschland Schutz erhalten, erklärten der Verein Connection, die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) sowie Pro Asyl in Bonn anlässlich des Antikriegstages am 1. September. Bis Ende Juli sei in Deutschland nur 83 russischen Flüchtlingen im wehrpflichtigen Alter Schutz gewährt worden, erklärte die Initiative mit Verweis auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Das seien gerade einmal knapp 38 Prozent der 221 Anträge aus der Gruppe von russischen Männern im Alter von 18 bis 45 Jahren. 138 Anträge seien abgelehnt worden. Der inhaftierte frühere Separatistenführer Igor Girkin hat seine Kandidatur für die russische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr angekündigt. "Ich halte mich in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident, und sicherlich für kompetenter als der Verteidigungsminister", erklärte Girkin in seinem Kanal beim Online-Dienst Telegram. Präsident Wladimir Putin sei "zu freundlich". Der Staatschef sei "nicht nur von seinen Partnern im Westen und in Kiew an der Nase herumgeführt worden, sondern auch von den Chefs unserer Sicherheitsbehörden, Geheimdienste und der Militärindustrie", erklärte Girkin. Anders als Putin habe er keine Millionärsfreunde, sagte der 52-Jährige, ein Seitenhieb auf zahlreiche Korruptionsvorwürfe. Girkin wird eine Nähe zu dem ultranationalistischen Oligarchen Konstantin Malofejew nachgesagt. Die Ukraine hat zum Schulbeginn im zweiten Kriegsjahr wieder mehr Einschulungen registriert. "In diesem Jahr erwarten wir etwa 340.000 Erstklässler", sagte Vize-Bildungsminister Andrij Witrenko im ukrainischen Fernsehen. Im Vorjahr waren es etwa 15.000 weniger. 2021 gab es jedoch noch über 400.000 Kinder, die eingeschult wurden. Die Hauptstadt Kiew hat mit rund 25.000 Erstklässlern dabei fast das Vorkriegsniveau erreicht. Schulbeginn ist für die über vier Millionen ukrainischen Schüler traditionell der 1. September. Mit Ausnahme frontnaher Gebiete findet der Unterricht in den Schulen statt. Voraussetzung ist aufgrund möglicher russischer Luftangriffe jedoch das Vorhandensein von Luftschutzkellern. Landesweit sind knapp 70 Prozent der Schulen mit Schutzräumen ausgestattet. Beim Absturz von zwei Hubschraubern im Osten der Ukraine sind nach Angaben von Ermittlern sechs ukrainische Soldaten ums Leben gekommen. "Zwei Mi-8-Militärhubschrauber stürzten während eines Kampfeinsatzes ab. Sechs Soldaten der Streitkräfte der Ukraine starben", erklärte die staatliche ukrainische Ermittlungsbehörde SBI. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am Dienstag im Bezirk Kramatorsk in der Region Donezk. Mi-8-Helikopter werden von der Ukraine in Kampfeinsätzen geflogen, in der Regel werden die aus Sowjetzeiten stammenden Maschinen aber für den Transport genutzt. Jeder Helikopter ist mit einer dreiköpfigen Crew besetzt. Im Kampfeinsatz werden sie genutzt, um die russischen Verteidigungslinien mit Raketen anzugreifen. Zwei Tage nach der Beerdigung von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist auch dessen Stellvertreter Dmitri Utkin beigesetzt worden, der bei demselben Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Bewacht von einem großen Polizeiaufgebot nahmen am Donnerstagmorgen rund 20 Angehörige auf dem weitläufigen Militärfriedhof in Mytischtschi im Norden Moskaus Abschied, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Die Zeremonie fand zunächst in kleinem Kreis in der Kirche St. Sergius statt. Im Anschluss wurde der Sarg unter Polizeischutz in einer Autokolonne zum Friedhof gefahren. Nicht alle Personen vor Ort durften den Friedhof betreten, ein Zutritt war nur nach Einladung der Familie möglich. Einige Trauergäste trugen Kleidung mit dem Logo der Wagner-Gruppe. In den von Russland besetzten ukrainischen Regionen Donezk und Saporischschja haben vorab Kommunal- und Regionalwahlen begonnen. Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete den Beginn der Stimmabgabe für die eigentlich auf den 10. September angesetzten Wahlen, bei denen Abgeordnete für Regionalparlamente und Gemeindevertreter bestimmt werden sollen. Ab dem 2. September sollen auch in den russisch besetzten Regionen Cherson und Luhansk "vorgezogene Wahlen" stattfinden. Russland hatte im September 2022 trotz scharfer Verurteilung westlicher Staaten die Annexion der vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson verkündet. Zuvor waren dort als "Referenden" bezeichnete Abstimmungen abgehalten worden, die international nicht anerkannt wurden. Damals wie heute kontrolliert Russland nur einen Teil der vier beanspruchten Regionen. Insgesamt hält Russland knapp 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe zu einem weiteren Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz eingeladen. Die fünfte Zusammenkunft dieser Art finde am 19. September statt, teilte die größte US-Air-Base außerhalb der Vereinigten Staaten mit. Verteidigungsminister und Militärs werden dann erneut über die Unterstützung der Ukraine beraten. Zur Kontaktgruppe gehören etwa auch Deutschland und Großbritannien. Wie bei früheren Treffen wurden auch Nicht-Nato-Staaten eingeladen. Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei Angriffen gegen russische Verteidigungslinien im südlichen Gebiet Saporischschja weitere Erfolge erzielt. Dabei sei man südlich des Dorfes Robotyne in Richtung Nowoprokopiwka vorgerückt, teilte der Generalstab in Kiew mit. Östlich davon haben ukrainische Truppen unbestätigten Berichten zufolge in Richtung der Ortschaft Werbowe Geländegewinne erzielt. Das US-Institut für Kriegsstudien ISW berichtete gestützt auf Videoaufnahmen, dass zumindest ukrainische Aufklärungstrupps den Dorfrand von Werbowe erreicht haben könnten. Bei Robotyne hatte die ukrainische Armee nach wochenlangen Kämpfen russische Verteidigungsanlagen überwunden. Auf dem Weg nach Werbowe liegt eine weitere Abwehrlinie. Die russischen Besatzungstruppen schützen mit mehreren solcher Befestigungen die Städte Tokmak und Melitopol. Strategisches Ziel der ukrainischen Armee ist es, das noch etwa 80 Kilometer entfernte Asowsche Meer zu erreichen, um so für Russland den Landweg auf die Halbinsel Krim und den Frontabschnitt westlich davon abzuschneiden. Die Ukraine hat die zögerliche deutsche Haltung bei der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern kritisiert. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte nach Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Toledo, es gebe "kein einziges objektives Argument" gegen die Militärhilfe. Die Taurus-Marschflugkörper seien wichtig für die Gegenoffensive gegen Russland. "Sie helfen, den Krieg schneller zu beenden", betonte Kuleba, Frankreich und Großbritannien lieferten bereits weitreichende Marschflugkörper. Die Bundesregierung hatte zuletzt erklärt, sie sehe sich in der Frage nicht unter Druck. Kritikern der ukrainischen Gegenoffensive trat Kuleba mit scharfen Worten entgegen: Wer meine, die Offensive verlaufe zu langsam, spucke damit ukrainischen Soldaten ins Gesicht, die ihr Leben für einen Kilometer Bodengewinn opferten. "Ich empfehle allen Kritikern, den Mund zu halten, in die Ukraine zu kommen und zu versuchen, selbst einen Quadratzentimeter zu befreien", sagte Kuleba. Die Forderung Polens und der baltischen Staaten nach Rückzug der Wagner-Söldner aus Belarus ist nach Ansicht von Präsident Alexander Lukaschenko "grundlos und dumm". So lange ausländische Truppen in den Nato-Staaten Polen, Estland, Lettland und Litauen stationiert seien, sei dieser Anspruch nicht gerechtfertigt, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Belta den belarussischen Präsidenten. Nach dem abgebrochenen Aufstand im Juni hatten sich viele Söldner der Gruppe nach Belarus zurückgezogen. Russland will sein Verhältnis zu Nordkorea weiter verbessern. Beide Länder hätten gute und von gegenseitigem Respekt geprägte Beziehungen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau: "Wir beabsichtigen, sie weiter auszubauen. Kontakte werden auf verschiedenen Ebenen geknüpft." Nordkorea sei "ein sehr wichtiger Nachbar". Russland ist neben China und Südkorea der einzige Staat mit einer Landgrenze zum abgeschotteten Nordkorea. Nicht bestätigen wollte Peskow Angaben aus den USA, wonach sich Präsident Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Yong Un per Briefwechsel eine engere Zusammenarbeit zugesagt hätten. Die USA hatten sich besorgt darüber gezeigt, dass zwischen Russland und Nordkorea Verhandlungen über die Lieferung von Waffen stattfänden, die in der Ukraine eingesetzt werden könnten. Der britische Premierminister Rishi Sunak hat den bisherigen Energieminister Grant Shapps zum neuen Verteidigungsminister ernannt. Die Personalie bildet den Auftakt einer Kabinettsumbildung vor den für 2024 erwarteten Parlamentswahlen. Shapps, der Sunaks Bewerbung um das Amt des Parteivorsitzenden und des Premierministers unterstützte, ist seit 2019 Kabinettsmitglied. Zuvor hatte der bisherige Amtsinhaber Ben Wallace seinen Rücktritt eingereicht. Er hatte das Amt vier Jahre lang inne und somit die Federführung bei der britischen Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Sein Rücktrittsschreiben nutzte er, um auf eine Aufstockung der Mittel für das Militär zu drängen. Die Ukraine hat mit dem größten britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems einen Vertrag zur gemeinsamen Waffenproduktion unterzeichnet. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte bei einem Treffen mit der BAE-Fühung in Kiew, dass Waffen des Unternehmens bereits in der Ukraine im Einsatz seien. Er nannte Artilleriegeschütze der Typen L119 und M777 sowie den Schützenpanzer CV90. Die ukrainische Regierung plant, eine gemeinsame Produktion der leichten L119-Geschütze im eigenen Land zu entwickeln. In diesem Kontext wurde eine Rahmenvereinbarung zur Kooperation bei Reparatur und Produktion dieser Waffen unterzeichnet. BAE Systems hat im Land bereits ein Büro eröffnet und soll mit einheimischen Unternehmen die Waffenproduktion aufbauen. Mit einem Umsatz von rund 25 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr gilt BAE Systems als siebtgrößter Rüstungskonzern der Welt. Russland hat eigenen Angaben zufolge zwei Ukrainer getötet, die als Teil einer "Sabotage- und Aufklärungsgruppe" ins russische Grenzgebiet eingedrungen waren. Wie der russische Geheimdienst FSB erklärte, wurden bei den "Kampfeinsätzen" in der Region Brjansk fünf weitere Menschen gefangen genommen, drei von ihnen seien verletzt gewesen. "Ziel der Saboteure war die Ausübung einer Reihe von aufsehenerregenden Terroranschlägen auf Militär- und Energieeinrichtungen", teilte der FSB weiter mit. Die Gruppe habe aus Soldaten des ukrainischen Geheimdienstes SBU, des militärischen Nachrichtendienstes und aus Spezialkräften des ukrainischen Verteidigungsministeriums bestanden. Angaben des FSB zufolge führten die Soldaten Maschinenpistolen, "schlagkräftige Sprengkörper", Granaten und Nachtsichtgeräte mit sich. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat grundsätzliche Zustimmung für ein neues EU-Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 20 Milliarden Euro signalisiert. "Wir müssen uns jeden Tag immer wieder in Erinnerung rufen: Wir investieren hier in den Frieden Europas", sagte sie am Rande eines informellen Treffens mit ihren EU-Kollegen in Toledo: "Deshalb ist diese Unterstützung notwendig." Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte das neue Hilfspaket von jeweils fünf Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren angeregt. Demnach sollen die Mittel aus einem Topf fließen, den Deutschland zu rund 25 Prozent, also mit etwa 5 Milliarden, finanziert. Die Mitgliedsländer können sich damit Geld für Waffenlieferungen erstatten lassen. Borrell hofft auf einen Beschluss bis "Ende des Jahres". Wegen der Haushaltszwänge in vielen Ländern gelten die Verhandlungen aber als schwierig. Österreichs Außenminister Schallenberg erklärte, man müsse noch diskutieren, "ob es wirklich dieser 20 Milliarden bedarf oder wie die angesiedelt werden". Die Hilfsorganisation Brot für die Welt hat in ihrem Jahresbericht vor einer Zunahme des Hungers in vor allem in Afrika infolge ds Ukraine-Krieges gewarnt. Der Krieg könne den Hunger noch verschärfen, wenn auch das Schwarze Meer "noch mehr zum Kriegsgebiet" werde, über das Russland und die Ukraine Getreide verschiffen. Müsste Russland seine Exporte einstellen, könnten die Preise stark steigen und das Getreide in vielen Ländern fehlen, erklärte die Vorsitzende Pruin. Sie kritisierte auch die von der Bundesregierung geplanten Einsparungen bei den Ausgaben für Entwicklung und humanitäre Hilfe. Damit entziehe sich Deutschland seiner internationalen Verantwortung, erklärte die Präsidentin der evangelischen Hilfsorganisation, der Entwicklungsetat dürfe nicht zugunsten der Ausgaben für Verteidigung gekürzt werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird Russlands Staatschef Wladimir Putin nach Angaben aus Regierungskreisen in Ankara am 4. September in der russischen Schwarzmeer-Stadt Sotschi treffen. Dabei werde es vor allem um die Frage gehen, wie Getreideexporte aus der Ukraine künftig geregelt würden, sagten Insider. Das von der Türkei und den Vereinten Nationen vermittelte Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer wurde von Russland im Juli nicht mehr verlängert. Die Regierung in Ankara versucht nun, Putin zur Rückkehr zu der Vereinbarung zu bewegen. Die Ukraine bittet Deutschland und die anderen EU-Staaten um weitere Waffen- und Munitionslieferungen für den Kampf gegen Russland. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte bei Gesprächen mit den Außenministern der europäischen Partner Artilleriemunition, gepanzerte Fahrzeuge und Panzer als benötigte Rüstungsgüter. Militärisch neutrale EU-Staaten wie Österreich und Irland bat er, gepanzerte Rettungsfahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Um Russland die Produktion von Raketen und Drohnen zu erschweren, forderte Kuleba die EU-Staaten zudem zu einem verstärkten Kampf gegen die Umgehung von Sanktionen auf. "Wir sehen, dass die Produktion gesteigert und dass westliche Teile dabei verwendet werden", sagte er bei dem EU-Treffen in Toledo. Dies müsse beispielsweise mit Exportkontrollen verhindert werden. Die jüngsten Drohnenangriffe auf Russland offenbaren nach britischer Einschätzung Schwächen in der dortigen Flugabwehr. Im August habe Russland etwa 25 einzelne Drohnenangriffe hinnehmen müssen, schrieb das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag. Die Ukraine hatte diese Woche ihren bislang massivsten Drohnenangriff gegen Ziele in Russland geflogen und in der Stadt Pskow mehrere russische Militärflugzeuge beschädigt. Die Briten schrieben in ihrem täglichen Update beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter), viele unbemannte Drohnen hätten ihr Ziel erreicht, was wahrscheinlich bedeute, dass die russische Flugabwehr Probleme habe, sie aufzuspüren und zu zerstören. Vom 9. bis zum 23. September 2023 findet das diesjährige maritime Großmanöver Northern Coasts (NOCO), in der Ostsee statt. Das Ziel von NOCO 23 sei es, in einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung taktische Verfahren in küstennahen Gewässern zu üben, so die Bundeswehr. Das Übungsgebiet umfasse hauptsächlich die Küstengewässer Estlands und Lettlands, einschließlich des Land- und Luftraums, sowie den östlichen und zentralen Teil der Ostsee. An dem Manöver seien 3.200 Soldatinnen und Soldaten aus 14 Nationen sowie rund 30 Schiffe, U-Boote und bis zu 15 Luftfahrzeuge sowie Landeinheiten beteiligt, erklärte der zuständige Flottenadmiral der Deutschen Marine. Zum 1. September 2023 wird Vassili Golod crossmedialer Leiter im ARD-Studio in Kiew. Im Februar hatte der WDR ein neues ARD-Studio in der ukrainischen Hauptstadt eröffnet. Bis dahin gehörte die Ukraine zum Berichtsgebiet des ARD-Studios Moskau. Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, erklärt zur Gründung des Studios: "Wir haben das Studio in Kiew gegründet, weil es – selbst wenn der Krieg hoffentlich in naher Zukunft enden sollte – noch lange ein hohes Interesse an Berichterstattung aus der Ukraine geben wird. Dies wird nicht mehr wie in den vergangenen Jahren vom Standort Moskau aus zu leisten sein, denn eine Berichterstattung wird künftig immer beide Sichtweisen brauchen, die russische und die ukrainische. Vassili Golod wurde in Charkiw geboren. Er studierte an den Universitäten Göttingen und Aberystwyth und arbeitete für WDR, NDR und Rheinische Post. Seit 2022 berichtet er als Korrespondent aus der Ukraine. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace ist zurückgetreten. Das teilte das Büro von Premierminister Rishi Sunak mit. Sunak dankte Wallace in einem Brief für dessen "Einsatz und Können", die dieser in seiner Amtszeit gezeigt habe, in der er eine führende Rolle bei der Unterstützung des Westens für die Ukraine im Krieg gegen Russland eingenommen hatte. Wäre es nach London gegangen, hätte Wallace Jens Stoltenberg als Nato-Generalsekretär beerbt. Doch der Brite scheiterte daran, die wichtige Unterstützung der USA zu bekommen. Als Nachfolger von Wallace im Amt des britischen Verteidigungsministers wurde der aktuelle Energieminister Grant Shapps ernannt. Um den Bedarf für seinen Krieg in der Ukraine zu decken, soll Wladimir Putin an Nordkoreas Diktator Kim Jong Un geschrieben und um Waffen und Munition gebeten haben. Die Russen bieten im Gegenzug Lebensmittel. Aus neuen Geheimdienstinformationen gehe hervor, dass Putin und Kim Briefe ausgetauscht hätten, teilte das Weiße Haus mit. Russland sei auf Artilleriegranaten und anderes Material aus, sagte der Sprcher des nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby. Die Briefe seien zwar "eher oberflächlich", die Gespräche über einen Waffenverkauf kämen aber voran. Die USA, Großbritannien, Südkorea und Japan forderten Nordkorea bei den Vereinten Nationen auf, die Verhandlungen mit Russland einzustellen. Jegliche Waffengeschäfte zwischen Russland und Nordkorea würden gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verstoßen, die es allen Ländern verbieten, Waffen aus Nordkorea zu kaufen oder zu beziehen, so die vier Länder in einer gemeinsamen Erklärung. Diese Resolutionen seien auch von Russland unterstützt worden. Die russische Luftabwehr hat nach Angaben von Moskaus Bürgermeister Sergei Sobjanin eine Drohne abgeschossen. Die feindliche Drohne habe sich der Hauptstadt genähert, schrieb Sobjanin auf dem Nachrichtendienst Telegram. Zuvor hatten russische Medien berichtet, dass Dutzende Flugzeuge an Moskauer Flughäfen nicht starten durften. Während Drohnenangriffen stellen die Flughäfen normalerweise den Betrieb ein. Um das Blutvergießen in der Ukraine zu stoppen, fordert Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) verstärkte diplomatische Bemühungen. "Jeder Tag, an dem die Waffen schweigen und man es mit Diplomatie versucht, ist ein guter Tag, weil keine Menschen sterben", sagt Kretschmer der Zeitung "Augsburger Allgemeine". Er sei fest davon überzeugt, dass "man viel mehr auf diplomatische Initiativen setzen muss". Der CDU-Politiker lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine ab und steht damit in scharfem Kontrast zu seiner Parteispitze. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj prangert die nach seinen Worten "systematische Korruption bei der medizinischen Freistellung von Kriegsdienstverweigerern" an. Eine Untersuchung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates zeige das Ausmaß von falschen Befreiungen, Bestechung und Flucht ins Ausland seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Es gibt Beispiele von Regionen, in denen sich die Zahl der Wehrdienstbefreiungen aufgrund von Entscheidungen der Ärztekommission seit Februar vergangenen Jahres verzehnfacht hat." Es sei völlig klar, "um was für Entscheidungen es sich handelt: korrupte Entscheidungen." Es gehe um Bestechungsgelder zwischen 3.000 und 15.000 Dollar. Die Regierung in Kiew will im Zuge der angestrebten EU-Mitgliedschaft verstärkt gegen Korruption vorgehen. Die Flugabwehr auf der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim hat nach örtlichen Angaben am späten Mittwochabend einen ukrainischen Marschflugkörper abgeschossen. Das teilte der russische Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Ähnlich äußerte sich das Verteidigungsministerium in Moskau. Betroffen war demnach der Osten der Halbinsel bei der Stadt Feodossija. Teile der Lenkrakete hätten eine Stromleitung getroffen, sagte ein Mitarbeiter Aksjonows. Die offiziellen Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Polens Parlament hat die Mitglieder einer umstrittenen Kommission zur Untersuchung russischer Einflussnahme auf die Politik des EU-Landes ernannt. Die Abgeordneten der nationalkonservativen Regierungspartei PiS bestätigten am Mittwoch alle neun Kandidaten, die ihre Fraktion für das Gremium vorgeschlagen hatte. Die Oppositionsparteien schlugen keine eigenen Kandidaten vor und beteiligten sich mit Ausnahme der rechten Konfederacja auch nicht an der Abstimmung. Das Gremium soll prüfen, ob Amtsträger in den Jahren 2007 bis 2022 unter dem Einfluss Moskaus Entscheidungen getroffen haben, die die Sicherheit des Landes gefährden. Beim Absturz zweier ukrainischer Militärhubschrauber sind nach Armeeangaben alle sechs Männer an Bord getötet worden. Die Helikopter vom Typ Mi-8 seien aus ungeklärte Ursache nahe Kramatorsk in der Ostukraine verunglückt. Die Leichen seien in den Wracks der völlig zerstörten Maschinen gefunden worden. Wegen der Absturzursache werde ermittelt. Mehrere ukrainische Militärpiloten können nach Angaben des Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj in Dänemark mit der Ausbildung auf dem Kampfjet F-16 beginnen. Das teilte Saluschnyj am Mittwoch nach einem Telefonat mit dem Befehlshaber der dänischen Streitkräfte mit. Nach dänischen Angaben hätten die Piloten die Vorbereitung erfolgreich absolviert und könnten mit der eigentlichen Flugausbildung anfangen. Zugleich wollten Kopenhagen und Kiew die Logistik vorbereiten, um die F-16 künftig in der Ukraine warten und reparieren zu können. Dänemark wird der Ukraine 19 seiner F-16-Jets übergeben. Russische Unternehmen haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres weniger Gewinn erwirtschaftet. Wie aus Daten der Statistikbehörde Rosstat hervorgeht, sanken die Firmengewinne verglichen mit dem Vorjahr um 11,4 Prozent auf 14,80 Billionen Rubel (umgerechnet rund 154,3 Milliarden Dollar). Der Westen hat Dutzende von Großunternehmen und ganze Sektoren der russischen Wirtschaft, insbesondere die Finanz- und Energiebranche, mit weitreichenden Sanktionen belegt. Deutschland hat der Ukraine weitere zehn Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 A5 zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden weitere 13,1 Millionen Schuss Munition für Handfeuerwaffen geliefert. Das geht aus der Liste der Bundesregierung zu militärischen Hilfen für die Ukraine hervor, die wie jede Woche am Mittwoch aktualisiert wurde. Zur aktuellen Lieferung zählt ein Luftraumüberwachungsradar vom Typ TRML-4D, das mit dem Flugabwehrsystem Iris-T zum Einsatz kommt. Deutschland schickte auch ein Feldhospital, vier Schwerlastsattelzüge und 16 Aufklärungsdrohnen vom Typ Vector. Die russische Wirtschaft ist im Juli im Jahresvergleich um fünf Prozent gewachsen. Das teilte das Wirtschaftsministerium mit. Im Juni war eine revidierte Wachstumsrate von 5,7 Prozent verzeichnet worden. Im Zeitraum von Januar bis Juli stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresvergleich um 2,1 Prozent. Russland sichert einen Teil seiner Brücke zur besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim Satellitenbildern zufolge mit einer Barriere aus Schiffen. Die online veröffentlichten Fotos zeigen eine Kette aus sieben größeren Seefahrzeugen, die vor dem Brückenteil zwischen der Insel Tusla und dem russischen Festland verankert sind. Nach Einschätzungen von Beobachtern soll dies als Schutz vor möglichen ukrainischen Angriffen mit See-Drohnen dienen. Der US-Auslandssender RFE/RL zeigte am Mittwoch die Fotos der Satellitenfirma Planet.com, die angeblich vom Vortag stammen. Auf der Plattform X (früher Twitter) kursierten auch Fotos, auf denen der Bau der Barriere zwischen dem 19. und 26. August zu sehen sein soll. Schon vergangene Woche teilte der Militärgeheimdienst der Ukraine (HUR) mit, die Russen versenkten auf der Südseite der Brücke mindestens sechs Schuten, offene Lastkähne ohne eigenen Antrieb. Zwischen den Schiffen sollten demnach Absperrzäune errichtet werden. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Barriere blockiert nicht das Hauptfahrwasser unter der Brücke hindurch vom Schwarzen Meer in das Asowsche Meer. Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein türkischer Amtskollege Hakan Fidan wollen bei ihrem Treffen in dieser Woche einen Vorschlag Moskaus für eine Alternative zum Schwarzmeer-Getreideabkommen besprechen. Der Plan sehe vor, dass Russland mit finanzieller Unterstützung aus Katar eine Million Tonnen Getreide zu einem ermäßigten Preis in die Türkei liefere, die dort verarbeitet und an die bedürftigsten Länder weitergeleitet würden, teilte das russische Außenministerium am Mittwoch mit. Russland betrachte dieses Projekt als optimale Alternative zum Schwarzmeer-Abkommen. Nach dem tödlichen Flugzeugabsturz des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin in Russland wird nach Angaben des Kremls in alle Richtungen ermittelt, auch die eines "vorsätzlichen Verbrechens". Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch auf Nachfrage in seiner täglichen telefonischen Pressekonferenz, dass das russische Ermittlungskomitee alle Möglichkeiten überprüfe. Es sei "offensichtlich, dass es unterschiedliche Versionen gibt", darunter auch die eines "vorsätzlichen Verbrechens". sagte er. "Warten wir daher auf die Ergebnisse unserer russischen Ermittlungen." Das Flugzeug mit dem Chef der russischen Söldnergruppe an Bord war am vergangenen Mittwoch auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg abgestürzt. Neben dem Wagner-Chef starben dabei auch dessen Stellvertreter Dmitri Utkin sowie acht weitere Menschen. Russland und Nordkorea treiben nach Darstellung der USA Gespräche über Waffenlieferungen voran. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sei kürzlich nach Nordkorea gereist, sagt der US-Sprecher für nationale Sicherheit, John Kirby. Er habe versucht, die Regierung in Pjöngjang zum Verkauf von Artilleriemunition zu bewegen. Die Gespräche würde vertraulich geführt, die jeweiligen Machthaber Wladimir Putin und Kim Jong Un hätten Schreiben ausgetauscht. Eine Stellungnahme von Russland oder Nordkorea liegt nicht vor. Aus der Europäischen Union kommt Kritik an der schleppenden Munitionslieferung an die Ukraine. Bisher hätten die EU-Länder von der zugesagten Zahl von einer Million Geschosse nur ein Viertel geliefert, rügte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bestätigte die Angaben und rief die Mitgliedsländer zu Aufträgen an die Rüstungsindustrie auf. "Wir müssen mehr tun, und das schneller", forderte Borrell. Wenn die Bestände der Mitgliedsländer erschöpft seien, müssten diese der Rüstungsindustrie konkrete Aufträge erteilen. Russland will seine Ölexporte im September um weitere 300.000 Barrel (je 159 Liter) am Tag drosseln. Das kündigte der für die Energiebranche zuständige Vizeregierungschef Alexander Nowak am Mittwoch in Moskau an. Schon im August seien die täglichen Exporte um 500.000 Barrel am Tag gesenkt worden, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Moskau spreche mit anderen ölproduzierenden Ländern darüber, die Menge auch im Oktober zu verknappen. Trotz westlicher Sanktionen hatte Russland im März täglich 8,1 Millionen Barrel Öl ausgeführt. Es war nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris der höchste Stand seit April 2020. Allerdings sanken die Erlöse für Moskau, weil westliche Staaten kaum noch russisches Öl kaufen. Hauptabnehmer waren China und Indien. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ist davon überzeugt, dass nur die Rückkehr des ehemaligen Präsidenten Donald Trump an die Spitze der USA den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beenden könne. Das sagte Orban in einem Interview mit dem früheren Fox-News-Moderator Tucker Carlson, das dieser am Mittwoch auf der Online-Plattform X, vormals Twitter, veröffentlichte. Auf die Frage Carlsons, was sein nächster Zug wäre, wenn er der Nato-Chef oder US-Präsident Joe Biden wäre, sagte Orban: "Frieden. Sofort. Und Trump zurückholen, das ist der einzige Ausweg." In seiner Präsidentschaft von 2017 bis 2021 habe Trump "für die Welt die beste Außenpolitik der letzten Jahrzehnte" gemacht. Wäre er im Februar 2022 in den USA an der Macht gewesen, hätte Russland die Ukraine gar nicht erst angegriffen, spekulierte Orban weiter. Die Ukraine kann auf eine Ausweitung der europäischen Ausbildungsmission (EUMAM) für ihre Streitkräfte hoffen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schlug am Mittwoch bei einem EU-Verteidigungsministertreffen vor, bis Ende des Jahres 40.000 statt 30.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten in der EU auszubilden. Das Ziel von 30.000 werde bereits Ende Oktober erreicht werden. Die ukrainische Hauptstadt Kiew hat Behördenangaben zufolge den massivsten Luftangriff durch Russland seit Monaten erlebt. Mindestens zwei Menschen kamen dabei ums Leben, drei weitere wurden durch herabstürzende Trümmerteile verletzt, wie Militärverwaltungschef Serhij Popko am Mittwoch mitteilte. Derweil warf auch Russland der Ukraine vor, mehrere russische Regionen mit Drohnen beschossen zu haben, darunter den Flughafen Pskow in der nordwestlichen Grenzregion zu Estland. "Kiew hat seit dem Frühjahr keinen so starken Angriff mehr erlebt", erklärte Popko im Onlinedienst Telegram. Russische Kampfjets haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau mehrere ukrainische Schnellboote samt Besatzung im Schwarzen Meer zerstört. Am Mittwochnachmittag meldete das Ministerium innerhalb eines Tages den Abschuss eines sechsten Bootes im Raum der Schlangeninsel durch einen Kampfjet vom Typ Suchoi Su-24. Am Morgen hatten die russischen Militärs von der Zerstörung eines ukrainischen Bootes durch ein Su-30-Flugzeug berichtet. Bei russischen Angriffen in der Ukraine sind mindestens fünf Zivilisten getötet und mehr als 15 weitere verletzt worden. Nach Angaben der ukrainischen Behörden vom Mittwoch setzte das russische Militär dabei Marschflugkörper, Drohnen und Artillerie ein. Betroffen waren mehrere Regionen im ganzen Land. Alleine in der Hauptstadt Kiew und der umliegenden Region wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens zwei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Opfer gab es auch in den ukrainisch kontrollierten Gebieten der umkämpften Region Donezk im Osten des Landes. Der Staatsanwaltschaft zufolge starben im Dorf Bahatyr rund 60 Kilometer westlich der von Moskau besetzten Industriestadt Donezk zwei Nachtwächter eines Agrarbetriebs nach einem Raketeneinschlag. In der nahen Ortschaft Kurachowe wurden sieben weitere Personen verletzt, nachdem ihre Wohnhäuser unter russischen Beschuss geraten waren. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben Hunderte Menschen die Rückholung von gefangenen und vermissten Soldaten gefordert. "Holt die Helden nach Hause", skandierten nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens vor allem Frauen und Kinder auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz. Sie zeigten dabei Bilder von mutmaßlich in Gefangenschaft geratenen Soldaten und Transparente mit den Bezeichnungen von Einheiten. Adressiert an Präsident Wolodymyr Selenskyj hieß es auch: "Herr Präsident! Wehrdienstleistende sind keine Sklaven!" Gefordert wurde auch ein verstärkter Austausch von Leichen und die Gewährung von Fronturlaub. Die russische Luftwaffe hat nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums in der Nähe der Schlangeninsel im Schwarzen Meer zwei ukrainische Schnellboote zerstört. Reuters konnte die Angaben unabhängig nicht überprüfen. Die Schlangeninsel liegt südöstlich der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Russland hatte sie kurz nach Beginn seines Angriffs auf die Ukraine eingenommen. Die Ukraine hatte sie später zurückerobert. Laut dem ukrainischen Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj hat Russland in der Nacht 28 Marschflugkörper und 16 Drohnen gegen die Ukraine eingesetzt. Der Großteil der Geschosse konnte laut der Militärführung jedoch abgefangen werden. Alleine über Kiew hätte die Luftabwehr nach Angaben der Behörden mehr als 20 feindliche Ziele vernichtet. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Mindestens zwei Menschen wurden nach ukrainischen Angaben getötet und drei weitere verletzt. Zuvor war von zwei Verletzten die Rede gewesen. Russland hat nach eigenen Angaben mehrere ukrainische Kommando- und Geheimdienstziele erfolgreich angegriffen. Dies teilte das russische Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA mit. Die Erklärung folgt auf die schwersten russischen Luftangriffe mit Raketen und Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew seit dem Frühjahr, bei denen in der Nacht zwei Menschen getötet wurden. Russland hat erstmals eingeräumt, dass der Absturz des Flugzeugs mit Wagner-Chef Jewgeny Prigoschin an Bord absichtlich herbeigeführt worden sein könnte. "Es ist offensichtlich, dass verschiedene Versionen in Erwägung gezogen werden, einschließlich der Version, Sie wissen, worüber wir sprechen, sagen wir mal, einer absichtlichen Gräueltat", sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow zu Journalisten: "Warten wir die Ergebnisse der russischen Untersuchung ab." Einen "internationalen Aspekt" gebe es diesbezüglich im übrigen nicht, fügte Peskow mit Blick auf Forderungen nach einer unabhängigen internationalen Untersuchung des Absturzes hinzu. Das EU-Programm zur Lieferung von einer Million Artilleriegeschossen an die Ukraine kommt offensichtlich nur langsam voran. Nach Angaben des estnischen Verteidigungsministers Hanno Pevkur gab es zuletzt nur Zusagen für etwa 226.000 Geschosse. Es müsse noch viel getan werden, mahnte er am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens im spanischen Toledo. Dabei gelte es, alle Optionen in Erwägung zu ziehen. Neben der Erhöhung von Produktionskapazitäten seien dies auch die Aufbereitung alter Geschosse und der Einkauf von Munition in Drittstaaten. Laut Pevkur verschießt die Ukraine derzeit etwa 6.000 Geschosse pro Tag, während Russland an Spitzentagen auf bis zu 70.000 kommt. Ein Vorteil westlicher Munition sei, dass sie präziser sei, sagte er. Zur laufenden ukrainischen Gegenoffensive sagte Pevkur, man sehe, dass die ukrainischen Streitkräfte Fortschritte bei der Stadt Tokmak machten. Wenn sie zurückerobert werde, könnten Versorgungslinien der Russen abgeschnitten werden. Grundsätzlich sei es für die Ukrainer aber sehr schwierig, da sie wegen Minenfeldern nur "Zentimeter um Zentimeter" vorankämen. Zum Schutz der Schülerinnen und Schüler vor russischen Raketen haben die Behörden in der nordostukrainischen Großstadt Charkiw Dutzende unterirdische Klassenräume in U-Bahnhöfen eingerichtet. Nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow wurden mit Blick auf den Schulbeginn im September 60 solcher Räume geschaffen, in denen insgesamt mehr als 1.000 Kinder in Präsenz am Unterricht teilnehmen können. "Die Kinder werden in der Lage sein, sich zu treffen, eine gemeinsame Sprache zu finden, sich zu unterhalten", sagte Iryna Loboda, Mutter eines Schülers, vor einer Metro-Station im Zentrum der der zweitgrößten Stadt des Landes. "Ich unterstütze das voll und ganz", fügte sie hinzu. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 lebten in der Stadt mehr als 1,4 Millionen Menschen. Teile von Charkiw liegen nur rund 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will nach Russland reisen und mit Präsident Putin über das ausgesetzte Getreideabkommen beraten. Erdogan werde dazu "in naher Zukunft" in die russische Schwarzmeerstadt Sotschi reisen, sagte der Sprecher der AK-Partei, Ömer Celik. Die Türkei hoffe durch die Gespräche eine "drohende Ernährungskrise" zu verhindern, fügte er hinzu. Kremlspreche Peskow hatte am Montag ein "baldiges Treffen" Erdogans und Putins bestätigt, wollte aber nichts zu Ort und Zeit sagen. Zuvor hatten Medien darüber spekuliert, dass Erdogan am 4. September nach Sotschi reisen könnte. Russland hatte das für die Welternährung wichtige und unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Getreideabkommen Ende Juli aufgekündigt. Die Vereinbarung hatte unter anderem den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglicht. Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird seinen türkischen Amtskollegen Hakan Fidan am Donnerstag und Freitag zu Gesprächen in Russland empfangen. Das kündigte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, an. Ein zentrales Thema dürfte bei dem Treffen das von Moskau aufgekündigte Getreideabkommen und in Verbindung damit die Vorbereitung des Besuchs von Präsident Erdogan sein. Außerdem werde es um die Konflikte in der Ukraine, in Syrien, in Libyen, im Kaukasus sowie die Zusammenarbeit beider Länder im Energiesektor gehen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Die jüngste Welle von Drohnenangriffen auf russisches Territorium wird dem russischen Außenministerium zufolge nicht ungestraft bleiben. Die Drohnen, von denen einige den 600 Kilometer von der Ukraine entfernten Luftwaffenstützpunkt in Pskow angegriffen hätten, wären nicht ohne Informationen aus dem Westen in der Lage gewesen, eine solche Entfernung zurückzulegen, ergänzte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Papst Franziskus hat erneut zum Gebet für die Ukraine aufgerufen. Am Ende der Generalaudienz sagte der Papst im Vatikan: "Erneuern wir unsere Nähe und unser Gebet für die liebe und gequälte Ukraine, die so viel erleiden muss." Auf die jüngste ukrainische Kritik an seinen würdigenden Worten über die russische Geschichte unter Zar Peter dem Großen und Zarin Katherina der Großen ging der Papst nicht ein. Der Gebetsaufruf des Papstes für die leidende Bevölkerung der Ukraine ist seit vielen Monaten ein fester Bestandteil der regelmäßigen öffentlichen Auftritte des Papstes. Zahlreiche Urteile gegen Deserteure zeigen nach britischer Einschätzung eine schlechte Moral der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine. "Die Verweigerung zu kämpfen, spiegelt wahrscheinlich den Mangel an Ausbildung und Motivation sowie die hohen Stresssituationen wider, mit denen die russischen Streitkräfte entlang der gesamten Front in der Ukraine konfrontiert sind", teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Die Behörde verwies auf einen Bericht des unabhängigen russischen Internetportals "Mediazona" vom 18. Juli, dem zufolge jede Woche etwa 100 Soldaten wegen Fahnenflucht verurteilt würden: "Die hohe Zahl von Verurteilungen zeigt den schlechten Zustand der Moral in der russischen Armee und die Zurückhaltung einiger Teile, zu kämpfen." Auf die Gesamtstärke der Truppe habe dies aber kaum Auswirkungen. Russland gleiche seine Verluste aus, indem hohe Zahlen von schlecht ausgebildeten Soldaten an die Front geschickt würden. Neben dem Angriff auf Pskow sind in der Nacht und am frühen Mittwochmorgen weitere russische Regionen von Drohnen attackiert worden. In der westrussischen Stadt Brjansk nahe der ukrainischen Grenze sei dabei durch Trümmer das Gebäude der Ermittlungsbehörde beschädigt worden, meldete die Stadtverwaltung auf Telegram. Nach Angaben von Gouverneur Alexander Bogomas wurden sechs Drohnen abgeschossen. Im benachbarten Gebiet Orlow hat sich die Zahl der gemeldeten Abschüsse von eins auf zwei erhöht. Der Gouverneur des Gebiets Kaluga, Wladislaw Schapscha, schrieb von zwei Drohnen, die das Gebiet angegriffen hätten. Eine sei abgeschossen worden und habe die Verglasung eines Wohnhauses beschädigt. Eine weitere sei auf ein leeres Tanklager gestürzt und dort explodiert. Größere Schäden habe es nicht gegeben. Auch im Gebiet Rjasan südöstlich von Moskau sind nach offiziellen Angaben zwei Drohnen abgeschossen worden. Medien berichteten zudem über Explosionen nahe einem Industriebetrieb in der Region Tula bei Moskau. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang nicht. Nach den Drohnenangriffen in der Nacht haben die russischen Behörden Starts und Landungen auf dem Flughafen Pskow für heute abgesagt. Betroffen seien zwei Chartergesellschaften, teilte die Luftfahrtaufsicht Rosawijazija auf Telegram mit. Hintergrund der Schließung sei die Stärkung der Sicherheitsmaßnahmen. Maßnahmen zur schnellen Wiedereröffnung des Flugverkehrs würden getroffen, hieß es. Pskow liegt rund 660 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze und nahe der Grenze zu Lettland und Estland. In der Nacht hatten nach Behördenangaben Dutzende Drohnen den Flughafen, auf dem auch russische Militäreinheiten stationiert sind, attackiert. Offiziellen Angaben zufolge wurden dabei vier Militärtransporter vom Typ Il-76 beschädigt, zwei Maschinen seien in Flammen aufgegangen, ebenso ein Tanklager, die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Feuers bestehe nicht, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Russische Behörden meldeten zudem, dass sie Drohnen auch über den russischen Regionen Moskau, Brjansk, Orlow, Rjasan und Kaluga abgeschossen hätten. Nach starker Kritik an den positiven Worten von Papst Franziskus über Russland hat ein ukrainischer Bischof das Kirchenoberhaupt in Schutz genommen. Der römisch-katholische Bischof von Kiew, Witalij Krywyzkyj, erinnerte auf Facebook daran, dass Franziskus die Ukraine wiederholt unterstützt habe. Zugleich fragte er jene Katholiken, die jetzt bereit seien, den Papst zu "kreuzigen", ob sie dessen spirituellen Rat befolgt hätten, als er das größte Vertrauen unter den religiösen Führern in der Ukraine genoss. Krywyzkyj bekannte, dass ihn die kritisierten Worte des Papstes selbst auch verletzt hätten. Aber dies halte ihn nicht davon ab, für Franziskus zu beten. Die Papstworte bezeichnete der Bischof als "unüberlegt". Franziskus hatte am Freitag junge russische Katholiken in einem Videogespräch aufgerufen: "Vergesst niemals das Erbe. Ihr seid Erben des großen Russland: des großen Russland der Heiligen, der Könige, des großen Russland von Peter dem Großen, von Katharina II." Die ukrainische Regierung und Bischöfe des Landes hatten diese Worte kritisiert, weil sie als Unterstützung für russischen Imperialismus verstanden würden. Russland will nach Angaben der brasilianischen Luftfahrtbehörde keine internationale Untersuchung des Flugzeugabsturzes, bei dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin ums Leben kam. Die Regierung in Moskau habe der brasilianischen Luftfahrtbehörde Cenipa mitgeteilt, dass sie "vorerst" keine Untersuchung des Absturzes nach internationalen Regeln einleiten werde, teilte das brasilianische Zentrum für Forschung und Prävention von Luftfahrtunfällen (Cenipa) der Nachrichtenagentur Reuters mit. Im Interesse der Verbesserung der Flugsicherheit hatte Cenipa zuvor erklärt, sich auf Einladung einer Untersuchung unter russischer Leitung anzuschließen, wenn diese nach internationalen Regeln durchgeführt werde. Nach Angaben der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation der Vereinten Nationen (ICAO) mit Sitz in Montreal unterliegen Inlandsflüge, wie Prigoschins Flug von Moskau nach St. Petersburg, nicht den internationalen Vorschriften. Bei einem Angriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind am Mittwochmorgen mindestens zwei Menschen getötet worden. "Leider sind im Kiewer Stadtteil Schewtschenkiwskyj durch herabfallende Trümmerteile nach ersten Informationen zwei Menschen ums Leben gekommen", erklärte der Leiter der Militärverwaltung der Hauptstadt, Serhij Popko, im Onlinedienst Telegram. Ein weiterer Mensch sei verletzt worden, fügte er hinzu. Popkow schrieb, Russland habe bei der Attacke Drohnen vom Typ Schahed eingesetzt. Dann habe ein strategischer Bomber des Typs Tu-95MS die ukrainische Hauptstadt mit Raketen ins Visier genommen. "Im Kiewer Stadtteil Darnyskyj fielen Trümmerteile auf das Dach einer Geschäftseinrichtung", erklärte er. An den Stellen, an denen die Trümmerteile niedergegangen sind, seien Brände ausgebrochen. Laut der Militärverwaltung wurden in der Nacht insgesamt mehr als 20 Raketen und Drohnen "von den Luftverteidigungskräften zerstört". Demnach handelt es sich um den "größten Raketen- und Drohnenbeschuss seit dem Frühling". Im Nordwesten Russlands sind bei einem Drohnenangriff auf den Flugplatz der Stadt Pskow laut Behördenangaben mehrere schwere Armeetransportflugzeuge beschädigt worden. Die Armee wehre einen Angriff mit Drohnen ab, schrieb der Gouverneur des Gebiets Pskow, Michail Wedernikow, am frühen Mittwochmorgen in seinem Telegram-Kanal. Er veröffentlichte ein kurzes Video, auf dem eine Explosion zu hören und Feuerschein über dem Flugplatz zu sehen war. Russland wehrte in der Nacht eigenen Angaben zufolge etliche weitere ukrainische Drohnenangriffe ab, darunter auch im Gebiet Moskau, in Brjansk und Orjol sowie in der Bucht von Sewastopol auf der Krim. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko Explosionen zu hören. Über seinen Telegram-Kanal fordert er die Bewohner der Stadt auf, in Notunterkünften zu bleiben. Ein Marineflugzeug der russischen Schwarzmeerflotte hat nach Angaben aus Moskau vier ukrainische Militär-Schnellboote im Schwarzen Meer zerstört. An Bord sollen sich bis zu 50 Angehörige ukrainischer Spezialeinheiten befunden haben, teilte das russische Verteidigungsministerium in der Nacht zum Mittwoch mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bürger und Bürgerinnen seines Landes zum Gedenken an die getöteten Soldaten aufgerufen. "Viele Ukrainer haben heute jemanden, an den sie sich erinnern, jemanden, den sie ehren", sagte er in seiner Abendansprache am Dienstag, der in der Ukraine als Tag der Verteidiger begangen wird. "Viele von uns waren heute in Gedanken bei ihren Angehörigen, Verwandten und Freunden, die sich derzeit im Krieg befinden. Diejenigen, die jeden Tag, jede Stunde ihr Leben für die Ukraine riskieren." Der Tag sei eine "Mahnung für unser ganzes Land". Um des großen Leides willen solle jeder sich für die Ukraine einsetzen, sich um seinen Nächsten kümmern. Die genauen Verluste der Ukraine an Menschen durch den von Russland begonnenen Krieg sind nicht bekannt. Die Zahl der getöteten Soldaten wird geheim gehalten. Doch nach Schätzungen sind sowohl Zehntausende Soldaten wie Zehntausende Zivilisten getötet worden. Im Land gibt es Millionen Binnenflüchtlinge, weitere Millionen sind ins Ausland geflüchtet. Die USA kündigen weitere Militärhilfe für die Ukraine in Höhe von 250 Millionen Dollar an. Das Paket umfasse unter anderem zusätzliche Minenräumgeräte, Luftabwehr-Raketen, Artillerie-Geschosse und mehr als drei Millionen Schuss Kleinkalibermunition, erklärt US-Außenminister Antony Blinken. Blinken erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme: "Russland hat diesen Krieg begonnen und könnte ihn jederzeit beenden, indem es seine Streitkräfte aus der Ukraine abzieht und seine brutalen Angriffe einstellt." Solange dies nicht geschehe, stünden die USA und ihre Partner geschlossen an der Seite der Ukraine. Russland wirft der Ukraine Artilleriebeschuss auf ein grenznahes Dorf im Gebiet Brjansk mit Todesopfern vor. Dabei seien in dem rund 15 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernten Dorf Klimowo mehrere Menschen getötet und weitere fünf Menschen verletzt worden, schrieb der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, in seinem Telegram-Kanal. Zu den Opfern sollen demnach auch Kinder zählen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht. Aus Kiew gab es zunächst keine Stellungnahme. Der Vatikan hat auf ukrainische Kritik an Worten des Papstes über zwei russische Herrscher des 17. und 18. Jahrhunderts reagiert. Mit seinen spontan formulierten Worten habe der Papst russische Jugendliche ermutigt, das beizubehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe, erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni am Dienstag. Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen, die er lediglich genannt habe, um den historischen Zeitraum anzugeben, habe der Papst damit in keiner Weise loben wollen, so der Sprecher. Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ist nach Angaben seines Pressedienstes beigesetzt worden. Die Zeremonie habe im privaten Rahmen auf einem Friedhof am Stadtrand seiner Heimatstadt St. Petersburg stattgefunden, heißt es. Prigoschin war nach offiziellen Angaben bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, zwei Monate nachdem er und seine Kämpfer kurzzeitig gegen die Führung in Moskau gemeutert hatten. Die Ukraine will künftig zu einem der größten Produzenten von Waffen und Munition werden und auch russische Ziele stärker ins Visier nehmen. Die ukrainischen Attacken erfolgen dabei ausschließlich aus "Verteidigungsmotiven", sagte der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak. Die westlichen Verbündeten akzeptierten inzwischen - anders als etwa noch vor einem Jahr - auch Angriffe auf russische Objekte auf der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Litauen schließt trotz der Präsenz der Wagner-Gruppe in Belarus zunächst keine weiteren Grenzübergänge zum Nachbarland. «Es wird in naher Zukunft sicherlich keine Entscheidung über die Schließung zusätzlicher Kontrollpunkte geben», sagte Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte am Dienstag im litauischen Rundfunk. Die Pläne dafür blieben aber bestehen, solange die Bedrohungen anhalten. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Frankreich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieg für seine Hilfe gedankt. Es gehe dabei nicht nur um französische Waffen, sagte Kuleba am Dienstag in Paris bei einer Pressekonferenz mit der französischen Außenministerin Catherine Colonna. Es gehe auch um die immense politische Unterstützung durch Frankreich mit Blick auf die gewünschten Beitritte in die Europäische Union und das Militärbündnis Nato. Man werde Frankreich und dem französischen Volk für die geleistete Unterstützung auf ewig dankbar sein. Der russische Nationalist Igor Girkin muss wegen des Vorwurfs der Anstachelung zum Extremismus in Untersuchungshaft bleiben. Das entscheidet ein Moskauer Gericht. Girkin, auch bekannt unter dem Pseudonym Strelkow, wird nach Angaben seines Anwalts wegen eines Kommentars auf dem Nachrichtendienst Telegram angeklagt. Dort kritisierte er die Behörden der von Russland annektierten ukrainischen Region Donezk, weil sie Familien von russischen Frontkämpfern nicht ausreichend unterstützt hätten. Dem 52-Jährigen droht eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren. Bekannt ist Girkin auch, weil er von einem niederländischen Gericht wegen Beteiligung am Abschuss eines malaysischen Passagierflugzeugs 2014 über der Ostukraine verurteilt wurde, bei dem knapp 300 Menschen starben. Die Ukraine will wegen des Kampfgeschehens an der südlichen Front die Kinder aus fünf Ortschaften in der Region Saporischschja in Sicherheit bringen. Von der "obligatorischen Evakuierung" seien insgesamt 54 Kinder und 67 Begleitpersonen betroffen, teilte das für die Reintegration russisch besetzter Gebiete zuständige Ministerium am Dienstag im Onlinedienst Telegram mit. Es begründete die Evakuierungsmaßnahme mit der "schwierigen Sicherheitslage und feindlichen Bombenangriffen". Für rund 400 junge Katholiken im russischen Sankt Petersburg war es ein ganz besonders bewegender Moment: 70 Minuten lang sprach Papst Franziskus am Freitag zu und mit ihnen in der Katharinenbasilika. Auf einer großen Video-Leinwand aus dem Vatikan zugeschaltet, rief Franziskus die jungen Leute in Russland auf, "Handwerker des Friedens" zu sein. Dabei sagte er: "Ich lade euch ein, Samen zu säen, Samen der Versöhnung; kleine Samen, die in diesem Kriegswinter noch nicht im gefrorenen Boden sprießen, aber in einem Frühling der Zukunft gedeihen werden." In freier Rede sagte der Papst in dieser Video-Schaltung auch noch einige Sätze auf Italienisch - die nun vor allem in der Ukraine für Entsetzen und Ärger sorgen, aber auch etwa im Baltikum: "Vergesst niemals das Erbe. Ihr seid Erben des großen Russlands: des großen Russlands der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II." Dieses Reich habe eine große Kultur und viel Menschlichkeit besessen. "Ihr seid Erben der großen Mutter Russland; macht weiter damit", so Franziskus. Eine weitere Gruppe russischer Soldaten ist nach Angaben von Militärbeobachtern am Dienstag in Brest im äußersten Westen von Belarus eingetroffen. Laut der oppositionellen belarussischen Militärbeobachtungsplattform "Belaruski Hajun" sollen die Soldaten an einem gemeinsamen Manöver des Militärbündnisses Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) teilnehmen. Die erste Gruppe war Berichten zufolge bereits am 18. August in der belarussischen Grenzstadt zu Polen angekommen. Die gemeinsame Übung des von Russland dominierten Militärbündnisses startet am 1. September. Daran sollen den belarussischen Staatsmedien zufolge rund 2500 Soldaten aus Russland, Belarus, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan teilnehmen. Moskaus stelle dabei rund 300 Soldaten zur Verfügung. Beim Absturz eines Hubschraubers des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB sind Behörden zufolge mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Die Toten seien am Unglücksort im Ural-Gebiet Tscheljabinsk im Kreis Sosnowski geborgen worden, teilte der russische Zivilschutz am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Die Maschine vom Typ Mi-8 habe in einem Wald in Flammen gestanden, das Feuer sei gelöscht, hieß es. Am Boden sei durch den Absturz niemand sonst verletzt worden. Die Absturzursache war zunächst unklar. Russlands Präsident Wladimir Putin wird nach Angaben des Kreml nicht an der Beerdigung des bei einem Flugzeugabsturz gestorbenen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin teilnehmen. "Die Anwesenheit des Präsidenten ist nicht vorgesehen", erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Bislang gibt es keine offiziellen Angaben darüber, wann und wo Prigoschin beigesetzt werden soll. Im Nordosten der Ukraine ist nach Angaben der Behörden ein 45-jähriger Mann durch russischen Beschuss getötet worden. Bei dem Vorfall in der Stadt Kupiansk sei zudem ein 67-Jähriger verletzt worden, heißt es weiter. Die Stadt in der Region Charkiw war kurz nach Beginn der russischen Invasion vor eineinhalb Jahren von russischen Truppen eingenommen und später von ukrainischen Truppen zurückerobert worden. Inzwischen steht sie ukrainischen Angaben zufolge wieder verstärkt unter russischem Beschuss. Russland hat der Ukraine 84 Soldatenleichen übergeben. Die Übergabe sei entsprechend den Normen der Genfer Konventionen erfolgt, teilte das Reintegrationsministerium in Kiew am Dienstag mit. Nach der Identifikation der Leichen werden diese den Angehörigen zur Bestattung übergeben. Wo die Übergabe erfolgte und ob die russische Seite ebenfalls ihre toten Kämpfer zurückerhielt, wurde nicht mitgeteilt. Offiziellen Mitteilungen zufolge hat Russland bisher rund 1.500 ukrainische Gefallene überstellt. Die Ukraine wehrt seit über 18 Monaten eine russische Invasion ab. Einem Bericht der New York Times zufolge gehen die USA von gut 70.000 getöteten ukrainischen und 120.000 getöteten russischen Soldaten aus. Verlustzahlen unterliegen auf beiden Seiten der Geheimhaltung. Der russische Angriffskrieg verschärft laut Unicef immer mehr die Bildungsmisere in der Ukraine. Die russischen Attacken auf Schulen hielten unvermindert an, sodass die Kinder keinen sicheren Ort zum Lernen hätten, erklärte die Regionaldirektorin des Hilfswerks für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis, am Dienstag in Genf. Die Kinder hätten nicht nur Schwierigkeiten, in ihrer Bildung voranzukommen, sondern auch, das zu behalten, was sie gelernt hätten, führte die Direktorin aus. Nach jüngsten Umfragedaten berichteten bis zu 57 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer von einer Verschlechterung der ukrainischen Sprachkenntnisse der Schüler. Bis zu 45 Prozent der Lehrer meldeten einen Rückgang der Mathematikkenntnisse, und bis zu 52 Prozent stellten einen Rückgang der Fremdsprachenfertigkeiten fest. Mehr als 1.300 Schulen sind in der Ukraine wegen des russischen Angriffskriegs bislang zerstört worden, wie das UN-Kinderhilfswerk Unicef mitteilt. Mehr als die Hälfte der in sieben Ländern registrierte ukrainische Kinder besuchten in ihrem Gastland keine Schule. Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge die Zustimmung westlicher Staaten zu Angriffen auf russische Objekte auf der besetzten Krim erhalten. "Heute gibt es einen absoluten Konsens dazu, dass wir alles Russische in den besetzten Gebieten, beispielsweise auf der Krim, vernichten können", sagte der Berater im Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, in der Nacht zum Dienstag im ukrainischen Fernsehen. Vor einem Jahr hätten die westlichen Partner sich noch gegen Angriffe auf die seit 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel ausgesprochen. Die ukrainischen Attacken erfolgen dabei ausschließlich aus "Verteidigungsmotiven", so Podoljak. Neben vor allem militärischen Objekten auf der Krim greift Kiew inzwischen auch Militärflughäfen und die Hauptstadt Moskau mit Drohnen an. Der ehemalige russische Staatschef, Dmitri Medwedew, legte die Aussage bei Telegram als "direkten juristisch gewichtigen Beweis für die Beteiligung des Westens am Krieg gegen Russland" aus. Moskau habe damit die Möglichkeit "gegen alle und jeden in den Nato-Staaten" vorzugehen. "Die Vorhersagen der Apokalypse rücken immer näher", schrieb er und spielte damit auf die Drohung an, Atomwaffen gegen die Ukraine und deren westliche Unterstützer einzusetzen. Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht an der Bestattung des Söldner-Anführers Jewgeni Prigoschin teilnehmen. Die Vorbereitungen der Trauerfeier seien Sache der Familie, erklärte Kreml-Sprecher Peskow. Der russische Präsident Wladimir Putin lässt sich beim G20-Gipfeltreffen wichtiger Industrie- und Schwellenländer Anfang September in Indien von Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Das kündigte Putin in einem Telefongespräch mit Indiens Premierminister Narendra Modi an, wie das indische Außenministerium heute mitteilte. Der Vatikan hat auf ukrainische Kritik an Worten des Papstes über zwei russische Herrscher des 17. und 18. Jahrhunderts reagiert. Mit seinen spontan formulierten Worten habe der Papst russische Jugendliche ermutigt, das beizubehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe, so Vatikansprecher Matteo Bruni am Dienstag. Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen, die er lediglich genannt habe, um den historischen Zeitraum anzugeben, habe der Papst damit in keiner Weise loben wollen, erklärte der Sprecher. Am Vortag hatte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleh Nikolenko, auf Facebook geschrieben: "Es ist sehr bedauerlich, dass russisches Großmachtdenken, das in Wirklichkeit die Ursache für Russlands chronische Aggressivität ist, bewusst oder unbewusst aus dem Mund des Papstes kommt." Mit solch "imperialistischer Propaganda" und der Behauptung, das große Russland müsse gerettet werden, rechtfertige der Kreml die Ermordung Tausender Ukrainer. Das von Importteilen entkernte russische Flugzeug SJ100 hat offiziellen Angaben zufolge den ersten Probeflug absolviert. Industrieminister Denis Manturow sprach von einem Erfolg für die russische Luftfahrtindustrie. Der Sektor ist einer der Branchen, die am schwersten von den westlichen Sanktionen betroffen sind. Der Probeflug der SJ100 dauerte den Angaben zufolge 54 Minuten. In der Zeit erreichte die Maschine eine Höhe von 3.000 Metern und eine Höchstgeschwindigkeit von 343 Kilometer pro Stunde. Trotz dieser für Düsenflugzeuge eher geringen Geschwindigkeit wertete die Behörde die Proberunde als Erfolg, sei dabei doch "die stabile Funktion aller heimischen Systeme und die Steuerungsfähigkeit und Stabilität des Flugzeugs in der Luft bestätigt" worden. Einem Bericht des unabhängigen Portals Wjorstka zufolge umgehen die vier größten Fluggesellschaften des Landes, Aeroflot, S7, Pobeda und Rossija recht erfolgreich die Sanktionen und haben trotz Verbot - teils auf Umwegen - seit Jahresbeginn Flugzeug-Bauteile im Wert von insgesamt etwa 100 Millionen Euro importiert. Der ukrainische Vize-Verteidigungsminister Wolodymir Gawrilow sieht in einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern eine weitere Verbesserung der militärischen Möglichkeiten seines Landes im Abwehrkampf gegen die russischen Invasionstruppen. "Mit dem Taurus-System könnten wir russische Ziele überall in den besetzten Gebieten angreifen. Das wäre der nächste Game-Changer", sagt er den Sender RTL und ntv. Mit den von Frankreich und Großbritannien gelieferten Marschflugkörpern könne man russische Ziele in einer Entfernung von bis zu 200 Kilometer bekämpfen. Es gebe in dem Krieg "mehrere Game-Changer". Die Bundesregierung hat sich bisher nicht entschieden, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Die Ukraine macht nach der Rückeroberung des Dorfes Robotyne im Süden des Landes nach eigenen Angaben weitere militärische Fortschritte in der Region. Die ukrainische Armee sei in der teils von Russland besetzten Region Saporischschja tiefer in Richtung der russischen Verteidigungslinien vorgedrungen, sagte Armeesprecher Andriy Kowaljow am Dienstag staatlichen Medien. Sie verbuchte demnach "Erfolge in Richtung von Nowodanyliwka nach Werbowe", zwei Siedlungen in der Region. Die ukrainische Armee halte zudem zurückerobertes Gebiet weiter unter ihrer Kontrolle und greife die russische Artillerie an, führte der Armeesprecher aus. Dabei stößt die ukrainische Armee in die russischen Verteidigungslinien aus Minenfeldern und Gefechtsgräben vor. Experten zufolge zeigt die Rückeroberung von Robotyne, dass die ukrainischen Streitkräfte auf ihrem Marsch südwärts die russischen Linien durchbrechen können. Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich der Sold in der russischen Armee nach britischen Angaben deutlich erhöht. Lohn und Bonusleistungen seien starke Motive, dem Militär beizutreten, "insbesondere für diejenigen aus den ärmeren Gebieten Russlands". Das britische Ministerium verwies auf Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der am 4. Februar 2022 - knapp drei Wochen vor Kriegsbeginn - den Sold eines Leutnants mit 81.200 Rubel im Monat angab. Inzwischen erhielten aber sogar schon mobilisierte Gefreite nach offiziellen Angaben 195.000 Rubel (aktuell 1.887 Euro). Und viele Unteroffiziere, die in der Ukraine kämpfen, verdienen demnach mehr als 200.000 Rubel monatlich. "Dies ist mehr als das 2,7-fache des russischen Durchschnittslohns von 72.851 Rubel", hieß es in London weiter. Übertragen auf Großbritannien bedeute das ein Jahresgehalt von mehr als 90.000 Pfund (105.000 Euro). Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksej Resnikow sieht nach eigenen Angaben derzeit keine Notwendigkeit einer neuen Mobilmachung in der Ukraine. Die ukrainischen Verluste seien um ein Vielfaches niedriger als die der russischen Besatzer. Zahlen nannte er nicht. " Zuletzt hatte Selenskyj auf eine Frage, ob angesichts hoher Verluste künftig mehr Rekruten einberufen werden sollen, auch erklärt, dass die Militärführung darum bitte, mehr Soldaten zu mobilisieren. Vor allem aber sollen nun die Männer zum Kriegsdienst einberufen werden, die ohnehin schon unter die bisherige Mobilmachung fallen, aber bisher nicht eingezogen wurden. Dazu hatte Selenskyj nach zahlreichen Skandalen in Kreiswehrersatzämtern die Führungen dort auswechseln lassen. In der Ukraine sind alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren grundsätzlich zum Wehrdienst verpflichtet und können einberufen werden - es sei denn, sie sind aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen, etwa als alleinerziehende Väter, vom Dienst befreit. Russland hat offiziellen Angaben zufolge erneut einen ukrainischen Drohnenangriff auf seinem Territorium abgewehrt. Die Luftabwehr habe zwei unbemannte Luftfahrzeuge über dem Gebiet Tula südlich von Moskau zerstört, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstagmorgen in seinem Telegram-Kanal mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Der Ukrainekrieg läuft nicht so, wie es sich die russischen Angreifer erhofft hatten. Umso wichtiger ist es für die Führung in Moskau, ihn zu glorifizieren und zu rechtfertigen. Ein neuer russischer Kinofilm tut genau das. Er dreht sich um einen Violinisten aus Belgien, der zu einer Aufführung nach Kiew reist. Es ist Februar 2022, und sein Aufenthalt wird völlig durcheinander gebracht, als Russland damit beginnt, die Ukraine zu bombardieren. Der Künstler überlebt eine Serie "inhumaner Verbrechen und blutiger Provokationen seitens ukrainischer Nationalisten", und nun will er der Welt erzählen, "wie es wirklich war". "Der Zeuge" - ein vom Staat gesponsertes Drama, das in Russland am 17. August Premiere hatte - ist der erste Spielfilm über die nunmehr schon 18 Monate dauernde Invasion, der landesweit in den Kinos anläuft. Er stellt ukrainische Soldaten als gewalttätige Neonazis dar, die ihre eigenen Landsleute foltern und töten. Der russische Präsident Wladimir Putin hat das Kulturministerium angewiesen sicherzustellen, dass Dokumentationen über die "spezielle Militäroperation" in der Ukraine, wie der Kreml seinen Angriffskrieg bezeichnet, in die Kinos kommen. Dafür stehen 30 Milliarden Rubel (etwa 295 Millionen Euro) bereit - mehr als je zuvor. Der Film "der Zeuge" spielte an seinem ersten Wochenende gerade einmal 6,7 Millionen Rubel ein - umgerechnet etwa 66.000 Euro. Das Bundesinnenministerium sieht weiterhin zahlreiche Versuche russischer Fehlinformationen. "Russische Stellen verbreiten in unverändert hohem Maße Desinformation", sagte ein Sprecher in Berlin. "Es werden nach wie vor die bekannten Narrative verbreitet und aktuelle Themen aufgegriffen. Dabei stützt sich Russland weiterhin auf ein komplexes Netzwerk von staatlichen oder staatlich gesteuerten Akteuren." Dabei würden vor allem soziale Medien wie Telegram genutzt. Nach mehr als anderthalb Jahren Krieg hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine maximale Erhöhung der Waffenproduktion für den Kampf gegen die russische Invasion angekündigt. Neben Artilleriewaffen und Munition sollten auch Drohnen, Raketen und gepanzerte Fahrzeuge im Land hergestellt werden. "Wir erhöhen den Produktionsumfang auf ein Maximum. Die Ukraine kann das. Die Finanzierung steht. Unsere Verteidigungsindustrie wird gute Ergebnisse bringen", sagte Selenskyj in seiner am Montag in Kiew verbreiteten allabendlichen Videobotschaft. Die ukrainische Führung hatte immer wieder angekündigt, das Land zu einem der größten Waffenproduzenten zu machen. Selenskyj traf nach eigenen Angaben mit Vertretern der Rüstungsindustrie zusammen, damit die Produktion weiter hochgefahren wird. Russland hat nach eigenen Angaben über dem Schwarzen Meer erneut zwei US-Aufklärungsdrohnen abgefangen. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Onlinedienst Telegram nahe der 2014 von Moskau annektierten Halbinsel Krim. Um eine "mögliche Verletzung der Grenze zu verhindern", seien zwei russische Kampfjets entsandt worden. Die Drohnen hätten daraufhin ihren Kurs geändert. In den vergangenen Monaten war es sowohl im Schwarzen Meer als auch über der Ostsee vermehrt zu Zwischenfällen gekommen, an denen russische Flugzeuge sowie US-Drohnen oder Flugzeuge aus anderen Nato-Staaten beteiligt waren. Bereits am Sonntag hatte Moskau nach eigenen Angaben eine US-Drohne abgefangen, die sich über dem Schwarzen Meer dem russischen Luftraum genähert habe. Ein ähnlicher Vorfall hatte sich demnach Anfang August ereignet. Der russische Präsident Wladimir Putin wird nach Angaben des indischen Premierministers Narendra Modi nicht am G-20-Gipfel in Neu-Delhi im September teilnehmen. Moskau werde bei dem Treffen am 9. und 10. September stattdessen von Außenminister Sergej Lawrow vertreten, erklärte Modis Büro am Montag. Putin habe Modi in einem Telefongespräch über seine Entscheidung informiert. Modi habe "Verständnis" für Putins Entschluss geäußert. Vor dem Hintergrund eines gegen ihn vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) verhängten Haftbefehls war Putin bereits vergangene Woche dem in Südafrika abgehaltenen Gipfel der Brics-Staaten ferngeblieben - zu denen sowohl Indien als auch Russland gehören. Indien ist allerdings, anders als Südafrika, kein Vertragsstaat des IStGH. Die Ukraine lehnt einen weiteren Importstopp für ukrainisches Getreide über die bislang geltende Frist am 15. September ab. "Dieser Schritt wird gegen die Regeln des Gemeinsamen Marktes verstoßen", sagt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bei einem Besuch in der tschechischen Hauptstadt Prag. Die Ukraine sei bereit, nach Lösungen zu suchen. Polen, Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Bulgarien wollen weiter kein ukrainisches Getreide in ihren Ländern verkaufen, weil die günstigen Produkte ihren heimischen Landwirten schaden. Sie fordern, dass ein entsprechendes Verkaufsverbot zumindest bis zum Jahresende verlängert wird. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat sich in Tschechien für die große Solidarität mit seinem Land bedankt. Das sei die wichtigste Nachricht seines Besuchs in Prag, sagte er am Montag nach einem Treffen mit seinem tschechischen Kollegen Jan Lipavsky. Themen der Gespräche waren unter anderem die weitere Rüstungskooperation und die EU-Perspektive für die Ukraine, die sich gegen einen Angriffskrieg Russlands wehrt. Tschechien, das im Zuge der Osterweiterung 2004 in die EU aufgenommen wurde, kenne "alle Hürden" des Beitrittsprozesses und könne mit seinen Erfahrungen helfen, betonte Kuleba. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird nach eigenen Angaben "bald" Russland besuchen, um mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin über eine mögliche Wiederaufnahme des Getreideabkommens mit der Ukraine zu diskutieren. Das Treffen werde in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi stattfinden, sagte der Sprecher von Erdogans Partei AKP, Ömer Celik, am Montag in Ankara. Die Türkei hoffe durch die Gespräche eine "drohende Ernährungskrise" zu verhindern, fügte Celik hinzu. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte Journalisten, es werde "intensiv" an der Vorbereitung des Treffens gearbeitet, nannte aber ebenso wie Celik kein Datum. EU-Ratspräsident Charles Michel will die Europäische Union bis zum Jahr 2030 fit für die Aufnahme neuer Mitgliedsländer machen. "Wir müssen auf beiden Seiten bis 2030 zur Erweiterung bereit sein", sagte Michel am Montag bei einer internationalen Konferenz in der slowenischen Stadt Bled. Dies sei eine Frage der "Glaubwürdigkeit". Zu den Beitrittskandidaten zählen die Ukraine und das kleine Nachbarland Moldau. Die EU-Staaten hatten ihnen im russischen Angriffskrieg vor gut einem Jahr den Kandidatenstatus verliehen. Bereits deutlich länger harren fünf Westbalkanstaaten im Wartesaal der EU aus. Dabei handelt es sich um Albanien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien. Knapp sechs Wochen nach dem Scheitern des Getreideabkommens mit Russland hat ein zweites Frachtschiff nach dem Auslaufen aus dem südukrainischen Hafen von Odessa Istanbul erreicht. Der unter liberianischer Flagge fahrende Frachter "Primus" erreichte laut Portalen zur Schiffsverfolgung am Montag den türkischen Hafen. Das Schiff einer Reederei aus Singapur hatte Odessa am Sonntag verlassen. Nato-Neumitglied Finnland will im kommenden Jahr nach Angaben des Verteidigungsministeriums 2,3 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben. Laut geltendem Beschluss der Allianz sind die 31 Mitgliedstaaten angehalten, mindestens 2,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts dafür bereitzustellen. Im vergangenen Jahr haben nur sieben Mitgliedstaaten mehr als die zwei Prozent in das Militär investiert. Mehrere Tage nach dem Tod des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin ist das Datum seiner Bestattung weiter unklar. "Ich habe noch keine Informationen über die Beerdigung», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, die nach der Beisetzung der insgesamt zehn Opfer des Flugzeugabsturzes vom vergangenen Mittwoch fragten. "Sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird sie vermutlich öffentlich gemacht werden". Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge nach wochenlangen Kämpfen die russischen Besatzer aus einem Dorf im südukrainischen Gebiet Saporischschja verdrängt. "Nach der Befreiung von Robotyne rücken unsere Truppen südöstlich davon weiter vor", sagte am Montag Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar gemäß einer Mitteilung. Der russische Widerstand sei weiter heftig. Nächste Ziele in Richtung der Stadt Tokmak seien die Orte Nowoprokopiwka und Otscheretuwate. Angaben aus dem Kriegsgebiet können oft nicht direkt unabhängig überprüft werden. Durch russischen Raketenbeschuss einer Speiseölfabrik in der zentralukrainischen Region Poltawa sind mindestens drei Mitarbeiter getötet worden. Fünf Menschen wurden ukrainischen Behörden zufolge in der Nacht zum Montag verletzt. Alle Opfer seien zum Zeitpunkt des Angriffs in Nachtschichten in dem rund 250 Kilometer östlich der Hauptstadt Kiew gelegenen Betrieb im Einsatz gewesen, schrieb der Leiter des Präsidentenamtes, Andrij Jermak, auf Telegram. Der Raketeneinschlag zerstörte der örtlichen Militärverwaltung zufolge die Produktionswerkstatt der Fabrik vollständig. Suchaktionen und Trümmerbeseitigung wurden am Vormittag noch fortgesetzt. Ein Mann in Schweden soll fast ein Jahrzehnt lang Informationen für den russischen Militärgeheimdienst GRU gesammelt haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Montag, der in Russland geborene schwedische Staatsbürger werde wegen grober "illegaler nachrichtendienstlicher Aktivitäten" angeklagt. Der 60-Jährige war im November zusammen mit seiner Frau in Nacka unweit von Stockholm festgenommen worden. Schwedische Medien berichteten von Eliteeinheiten der Polizei, die sich dafür im Morgengrauen von zwei Hubschraubern abgeseilt hätten. Der Mann befindet sich seit der Festnahme im Gewahrsam und streitet jedes Fehlverhalten ab, wie seine Anwältin Ulrika Borg sagte. Seine Ehefrau wurde ohne Anklage wieder freigelassen. Polen fordert Belarus auf, dass Wagner-Söldner das Land verlassen. Sollte es zu einem schwerwiegenden Vorfall kommen, würden Polen und die baltischen Staaten ihre Grenzen zu Belarus dichtmachen, sagt Innenminister Mariusz Kaminski. Durch russischen Raketenbeschuss einer Speiseölfabrik in der zentralukrainischen Region Poltawa sind mindestens zwei Mitarbeiter getötet worden. Fünf weitere Menschen wurden ukrainischen Behörden zufolge in der Nacht zum Montag verletzt. Alle Opfer seien zum Zeitpunkt des Angriffs in Nachtschichten in dem rund 250 Kilometer östlich der Hauptstadt Kiew gelegenen Betrieb im Einsatz gewesen, schrieb der Leiter des Präsidentenamtes, Andrij Jermak, auf Telegram. Der Raketeneinschlag zerstörte der örtlichen Militärverwaltung zufolge die Produktionswerkstatt der Fabrik vollständig. Suchaktionen und Trümmerbeseitigung wurden am Vormittag noch fortgesetzt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe feuerte Russland in der Nacht insgesamt vier Marschflugkörper und zwei Raketen auf die Ukraine ab. Bei Krywyj Rih - der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj - wurden Medienberichten zufolge einige Häuser durch abgestürzte Raketenteile beschädigt. Menschen sollen nicht verletzt worden sein. Darüber hinaus beschoss Russlands Armee am Montagvormittag die Ortschaft Sadowe nahe der südukrainischen Stadt Cherson. Dabei wurden laut der regionalen Militärverwaltung eine 63-jährige Frau getötet und ein 58-jähriger Mann verletzt. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, erwartet zügige Fortschritte bei den Planungen für die Stationierung einer deutschen Brigade in Litauen. Bei einem Besuch am Montag in dem baltischen Land machte er deutlich, dass der Planungsprozess in diesem Jahr abgeschlossen werden soll und beide Staaten 2024 in die "Umsetzungsphase" eintreten werden. Die Bundesregierung will rund 4.000 Soldaten als eigenständig handlungsfähigen und gefechtsbereiten Verband in Litauen stationieren. Damit soll dem Bedürfnis des Nato-Verbündeten nach einer verstärkten Abschreckung Rechnung getragen werden. Russland hat nach eigenen Angaben zwei ukrainische Drohnen über der annektierten Krim abgefangen. Eine Drohne sei über dem nördlichen Teil der Schwarzmeer-Halbinsel und die andere im Westen abgeschossen worden, teilt der von Russland eingesetzte Verwalter der Region, Sergej Axjonow, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Das Amtsgericht Baden-Baden hat Strafbefehl gegen ein Mitglied des Gemeinderats der Stadt wegen mit Hakenkreuzen beschmierten ukrainischen Autos erlassen. Der Mann wurde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Beleidigung in zwei Fällen zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen verurteilt, wie die Staatsanwaltschaft Baden-Baden am Montag mitteilte. Er soll im Januar und im März insgesamt zwei Fahrzeuge mit ukrainischen Kennzeichen mit einem Faserstift großformatig mit dem Text "Fuck UA" sowie einem Hakenkreuz beschmiert haben. Beide Autos standen in einer öffentlichen Tiefgarage in der Stadt. Eine Betroffene stellte daraufhin einen Strafantrag. Welcher Partei das Gemeinderatsmitglied angehört, war zunächst nicht bekannt. Ukrainische Streitkräfte haben ukrainischen Angaben zufolge den Ort Robotyne an der südlichen Frontlinie von den russischen Truppen zurückerobert. "Robotyne ist befreit worden", sagte die Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag. "Unsere Streitkräfte rücken südöstlich von Robotyne und südlich von Mala Tokmatschka vor." Beide Orte befinden sich in der Region Saporischschja. Russland hatte diese und drei weitere ukrainische Regionen im September 2022 für annektiert erklärt. Die Ukraine hatte Anfang Juni eine groß angelegte Gegenoffensive gestartet, um die von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern. Beim Vorrücken gegen die russischen Einheiten stoßen die ukrainischen Kräfte auf weite Gebiete, in denen Panzerfallen und Minen deponiert wurden. Eine neue Studie des Center for the Study of Democracy (CSD) im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung zeigt auf, welche Verflechtungen zwischen der deutschen und russischen Wirtschaft trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch immer bestehen. Die russische Wirtschaft hat nach Erkenntnissen der Autoren strategisch informelle Netzwerke aufgebaut, um Einfluss auf die deutsche Wirtschaft zu nehmen und Sanktionen zu umgehen - besonders im Energiesektor sowie der chemischen Industrie und der Lebensmittel- und Baustoffindustrie. Der Kreml habe außerdem über die letzten Jahrzehnte tiefgreifende informelle wirtschaftliche Netzwerke in Deutschland geknüpft. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 haben diese dazu beigetragen, dass Russland die wirtschaftlichen Beziehungen weiter ausbauen oder zumindest aufrechterhalten konnte. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, äußert seine Besorgnis: "Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Deutschland und Russland sind selbst im zweiten Jahr des russischen Angriffskriegs noch zu intransparent. Der Kreml nutzt wirtschaftliche Hebel, um politischen Einfluss auf andere Länder auszuüben. Deutschland hat diese Realität zu lange ignoriert und sich in bestimmten Wirtschaftsbereichen erpressbar gemacht." Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben einen ehemaligen russischen Mitarbeiter des US-Konsulats in Wladiwostok wegen der Weitergabe von Informationen zum Ukraine-Konflikt an US-Diplomaten festgenommen. Er habe die "illegalen Aktivitäten von Robert Robertowitsch Schonow unterbunden", erklärte der FSB am Montag. Ihm werde vorgeworfen, ein Informant für die US-Botschaft in Moskau zu sein. Russland hat britischen Angaben zufolge wohl sein für September geplantes Militärmanöver Sapad 23 an seiner Westgrenze wegen eines Mangels an Soldaten und Material abgesagt. Die Führung in Moskau habe die Übung sehr wahrscheinlich gestrichen, weil zu wenig Truppen und Ausrüstung zur Verfügung stünden, erklärte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Lagebericht zum Ukraine-Krieg. Russland hatte das Manöver Sapad (russisch für Westen) zuletzt vor zwei Jahren gemeinsam mit Belarus abgehalten. Es fand unter anderem in der Nähe der Grenzen zu EU-Mitgliedsländern statt. Bei einem russischen Raketenangriff auf die zentralukrainische Region Poltawa sind nach Angaben der örtlichen Behörden zwei Menschen getötet worden. Zwei weitere Personen seien mit leichteren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, teilt Regionalgouverneur Dmytro Lunin über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Zwei Personen würden noch vermisst. Ziel des Angriffs sei eine Industrieanlage gewesen. Dem ukrainischen Militär zufolge wurde auch die Region um die südöstliche Stadt Krywyj Rih von einem Raketenangriff getroffen. Laut den örtlichen Behörden wurden dabei mehrere Privathäuser beschädigt, es habe aber keine Verletzten gegeben. Nach Angaben des ukrainischen Militärs feuerte Russland über Nacht vier Raketen vom Schwarzen Meer aus ab, von denen zwei abgeschossen wurden. Die russische Luftabwehr hat nach Angaben russischer Behörden in der Nacht zum Montag eine Drohne nahe der Hauptstadt Moskau und zwei weitere in der an der Grenze zur Ukraine gelegenen Region Brjansk zerstört. Wie Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin am Montag im Onlinedienst Telegram mitteilte, zerstörte die russische Luftabwehr im Bezirk Ljubertsyj südöstlich der russischen Hauptstadt eine "Drohne, die in Richtung Moskau flog". Es habe keine Opfer oder Schäden gegeben, Rettungskräfte seien vor Ort im Einsatz. In der Nacht war ohne Angabe von Gründe der Flugverkehr in der Region Moskau vorübergehend unterbrochen worden. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow geht von einem Einsatz der F-16-Kampfflugzeuge gegen Russland ab dem Frühjahr aus. "Ich würde sagen, das könnte im Frühling nächsten Jahres sein", sagt er dem Podcast Ronzheimer einer Vorabmeldung der Zeitung "Bild" zufolge. Der Minister erwartet demnach, dass die westlichen Kampf-Jets sich als ein "ernsthafter Game-Changer" im Kampf gegen die russischen Truppen erweisen werden. "Wir müssen die Vorherrschaft Russlands am Himmel beenden, neben dem Schlachtfeld", sagte Resnikow. "Das wäre schon ein großer Durchbruch für uns. Sehr groß." "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Entwicklungen, Reaktionen und Nachrichten zum Russland-Ukraine-Krieg vom 28. August bis 03. September im Rückblick. | [
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] | deutschland-welt | 2023-09-03T22:01:11.272+00:00 | 2023-09-04T06:11:18.587817+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/ereignisse-im-russland-ukraine-krieg-aus-kw-35-im-rueckblick,TnXhBYG |
Terrorverdächtiger von Hof saß in Österreich in Haft | Der wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf Bundeswehrsoldaten in Oberfranken festgenommene Verdächtige hat in Österreich mehrere Monate im Gefängnis gesessen. Der 27 Jahre alte Syrer sei am Landgericht Eisenstadt im österreichischen Burgenland wegen Schleusung zu einer Freiheitsstrafe von 19 Monaten verurteilt worden, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München der Deutschen Presse-Agentur. Nach der Verurteilung Anfang August 2018 sei der Mann Ende April 2019 wieder entlassen worden. Nach der Festnahme am Donnerstag hatten die Ermittler zunächst mitgeteilt, dass der Mann nicht vorbestraft gewesen sei. Das sei auch zutreffend – allerdings nur mit Blick auf Deutschland, ergänzte die Generalstaatsanwaltschaft nun. Der Syrer war nach Angaben der Ermittler vor zehn Jahren nach Deutschland eingereist. Er genieße sogenannten subsidiären Schutz. Dieser eingeschränkte Schutz gilt für Menschen, die nicht als individuell verfolgte Flüchtlinge anerkannt werden, aber stichhaltige Gründe liefern, warum ihnen bei einer Rückkehr in ihr Herkunftsland ernsthafte Schäden – etwa durch Bürgerkrieg – drohen. Eine Abschiebung war den Angaben zufolge nicht geplant. Der 27-Jährige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft, weil er sich zwei Macheten beschafft haben soll, um möglichst viele Bundeswehrsoldaten während deren Mittagspause in der Innenstadt von Hof in Oberfranken zu töten. Die Ermittler gingen davon aus, dass der 27-Jährige Anhänger einer radikal-islamischen Ideologie ist. Mit dem Anschlag habe er die Bevölkerung verunsichern und Aufsehen erregen wollen. Er werde der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verdächtigt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gelte aber die Unschuldsvermutung. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte ein "Zeugenhinweis aus dem Umfeld des Beschuldigten" die Ermittler auf die Spur des Syrers gebracht. Dieser sei am vergangenen Mittwoch bei der Polizei eingegangen. Der Fall zeige, die Ermittlungsbehörden handelten "bei Verdacht sofort". Zum aktuellen Stand der Ermittlungen wollte sich die Generalstaatsanwaltschaft nicht äußern. Mit Informationen von dpa Aufgenähte Deutschland-Flagge auf dem Ärmel einer Uniformjacke Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Wenige Tage nach einem offenbar vereitelten Anschlag eines mutmaßlichen Islamisten in Hof sind weitere Details zu dem Fall bekanntgeworden. Demnach war der 27-jährige Syrer in Österreich bereits zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. | [
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] | bayern | 2024-09-17T04:10:03.705203+00:00 | 2024-09-17T09:05:23.911193+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/terrorverdaechtiger-von-hof-sass-in-oesterreich-in-haft,UObCIbX |
Pilotprojekt: Schüler lernen Demokratie an und mit TikTok-Videos | "Wir sollen das so machen wie der TikTok-Account der Tagesschau". Joshua Grundmann versammelt sich mit seinen Mitschülern aus der 8b des Labenwolf-Gymnasiums in Nürnberg rund um einen Tisch. Die Jugendlichen sind mitten in ihrem Projekt. Das Ziel: Ein Video zum Thema Demokratie erstellen. Das Ganze ist Teil eines bayernweit einmaligen Pilotprojekts. Es geht dabei nicht nur darum, Videos auf Social Media zu konsumieren, sondern selbst welche zu produzieren. Die Aufgabe des Projekts besteht darin, die Schüler kreativ für Demokratie und Meinungsfreiheit zu begeistern. Dabei durfte die Schülergruppe ihr eigenes Thema wählen. "Wir haben uns die Frauenrechte ausgesucht, weil das gerade ziemlich wichtig ist", erklärt Schülerin Hannah Morgenroth. Das fertige Video soll am Ende zeigen, dass Frauen nicht überall gleichberechtigt sind. Und dass sich das ändern müsse. Gemeinsam überlegen die Schüler deshalb, was in ihrem Video vorkommen soll: Wie man politische und gesellschaftliche Inhalte zusammenfasst und zuspitzt. Das Projekt ist eine Kooperation des Bildungs-Start-ups "DigitalSchoolStory" und des Nürnberger Verlags Tessloff, der für die Kindersachbuchreihe "Was ist was" bekannt ist. Durch Arbeitsprojekte soll die Demokratiebildung in den Schulen nachhaltig gelebt werden, erklärt Lehrer Matthias Göller im BR24-Interview – und das über ein Medium, das die Jugendlichen erreicht. "Gerade in der Mittelstufe sind die Jugendlichen sehr beeinflussbar und beeinflusst von sozialen Medien." Dieses Projekt biete deshalb den Vorteil, das Thema Demokratie in den Deutschunterricht zu bringen, sagt Göller. "Dadurch ergeben sich viele Gespräche. Man merkt, dass das Thema Demokratie besprochen und reflektiert wird." Bei den Schülern kommt der kreative Ansatz an. "Alleine erfahre ich täglich nicht so viel über die Demokratie", sagt beispielsweise Alexandra Green, die ebenfalls Teil der Schülergruppe ist, die sich mit den Frauenrechten befasst. Die Jugendlichen sind inzwischen dabei, das Video zu drehen. Joshua Grundmann hält ein Mikrofon in der Hand und spricht in die Kamera. "Frauen werden immer noch nicht gleichberechtigt, oder? Schauen wir uns mal an, wie das in anderen Ländern ist. Dazu jetzt ein Interview aus Deutschland." In dem von Mitschülern gestellten Interview ist anschließend zu sehen, wie der Fragesteller mit einer Frau aus Afghanistan reden möchte. Doch ihr Ehemann, der daneben steht, schneidet ihr immer das Wort ab. Die Schüler erleben dadurch hautnah Themen, die sie über die Nachrichten vielleicht gar nicht mitbekommen würden. "Das ist natürlich grauenvoll, dass Frauen in Afghanistan gefühlt gar keine Rechte haben und eher wie Objekte behandelt werden", sagt Joshua Grundmann, als die Filmaufnahme beendet ist. Insgesamt 18 Stunden hatten die Schüler in drei Wochen Zeit für die Idee und das Erstellen des Videos. Noch fehlt dem Clip das filmische Fazit. Aber schon jetzt haben die Schüler etwas durch das Projekt gelernt. "Ich nehme mit, dass es viel mehr Aufwand ist, so ein Video zu erstellen, als man eigentlich denkt", sagt Joshua Grundmann. "Und, dass es Zeit für Recherche benötigt." Mitschülerin Ella Scheckenbach ergänzt: "Ich sehe oft TikToks und dann schaue ich in die Kommentare, ob das wirklich stimmt – und das stimmt meistens nicht." Ob das Pilotprojekt am Labenwolf-Gymnasium in Nürnberg in Zukunft auch an anderen Orten Schule macht, ist offen. Fest steht, dass mindestens ein Teil der Schüler der 8b nach dem Projekt mehr über demokratische Inhalte und soziale Medien weiß als davor. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Lasse Berger | Wie kann man Schüler kreativ und nachhaltig für Demokratie begeistern? Dieses Ziel hat ein bayernweites Pilotprojekt an einem Gymnasium in Nürnberg. Die Jugendlichen erstellen dabei Videos und lernen auch, was gute Recherche braucht. | [
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] | netzwelt | 2024-12-13T13:28:20.911309+00:00 | 2024-12-13T13:30:19.297517+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/netzwelt/pilotprojekt-schueler-lernen-demokratie-an-und-mit-tiktok-videos,UWlBlEx |
DLRG-Retter im Ehrenamt: Zwischen Pflaster und Kreislaufkollaps | "Vor allem hier vorne müssen wir aufpassen, das Wasser ist trüb und viele der kleineren Schwimmer waren noch nicht oft in so einem Gewässer. Das müsst ihr alles im Blick behalten", sagt Achim Trager und bereitet sein Team der DLRG auf den Einsatz beim Kinder- und Jugendtriathlon in Waldershof vor. Mit dabei sind auch die 60-jährige Gitta Linnemannstöns und der 16-jährige Andreas Bekisch. Sie sind für die Versorgung an Land und im Wasser eingeteilt. Beide machen die Arbeit, wie alle bei der DLRG, ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Noch bevor das Versorgungszelt richtig steht, ist schon der zwölfjährige Levi bei ihnen. Er hat sich an einer Glasscherbe verletzt. Dank Säuberung der Wunde und einem Pflaster, steht seinem Start beim Triathlon aber nichts im Weg. "Das ist eigentlich typisch. Solche Fälle haben wir bei solchen Einsätzen immer. Es passiert eigentlich nie nichts", so Achim Trager. Sorgen macht ihm vielmehr etwas anderes: Der Deutsche Wetterdienst warnt vor schweren Unwettern am Nachmittag. "Gewitter und Wasser ist ein tödlicher Mix. Da kann es sein, dass wir die Veranstaltung unterbrechen müssen." Am Versorgungszelt geht es derweil Schlag auf Schlag. Gitta versorgt gerade den Finger eines Dreijährigen, muntert ihn auf und malt ein grinsendes Gesicht auf das Pflaster. "Es ist wirklich toll, dass sie hier sind und sofort helfen", sagt der Vater des Kindes und trocknet die letzten Tränen seines Sohnes. Und schon steht Quinn vor Gitta. Der 17-Jährige hat sich beim Wasserausstieg verletzt, hat eine blutende Zehe. Andreas und Gitta arbeiten Hand in Hand. Legen geübt einen Verband an und schicken ihn anschließend zum Arzt. Die DLRG-Wasseraufsicht in einem Schwimmbad oder an einem Badesee dürfen Mitglieder ab 16 Jahren übernehmen. Dafür müssen sie das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber ablegen, dies ist schon ab 14 Jahren möglich. Zum Abzeichen gehört auch eine Erste-Hilfe-Ausbildung. Vorher steht das Juniorretterabzeichen und das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze. Die Arbeit der Wasseraufsicht hat sich in den letzten Jahren verändert, mittlerweile erklären die Mitglieder fast täglich die Baderegeln und erläutern den Besuchern immer wieder, wie man sich in einem Schwimmbad verhält. Rücksichtnahme und aufeinander zu achten würden leider nicht mehr automatisch dazugehören, erzählen die Rettungsschwimmer aus Marktredwitz. Für die DLRG ist Wasserrettung Teamwork. Regelmäßig treffen sich die Rettungsschwimmer aus Marktredwitz, um einen Einsatz wie beim Triathlon zu proben. Immer wieder kommt es zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen, auch in Marktredwitz. Vor sechs Jahren ist etwa ein kleiner Junge im Naturfreibad ertrunken. Der Siebenjährige war mit seinen Geschwistern im Schwimmbad und konnte nicht schwimmen. Mitglieder der DLRG haben den Jungen aus dem Wasser geborgen, das Schwimmbad gesperrt. Erste Hilfe geleistet und den Rettungshubschrauber ins Freibad gelotst. Sie konnten dem Jungen aber nicht mehr helfen. Um solche Erlebnisse zu verarbeiten und sich gegenseitig zu stützen, macht Lara Krüger vom DLRG-Team in Marktredwitz eine Ausbildung für Psychosoziale Notfallversorgung. Denn: Auch Helfer brauchen Hilfe. "Es ist ganz wichtig, dass man dann miteinander redet. Ich musste auch schon einmal eine Wiederbelebung machen – und da war es unglaublich wichtig für mich, dass ich jemanden hatte, mit dem ich darüber sprechen konnte." Die PSNV-Ausbildung macht Lara Krüger gemeinsam mit ihrer Mutter. Zusammen besprechen sie auch jetzt schon immer mit den Teilnehmern der Übungen wie es für sie war. "Denn auch das ist immer unterschiedlich. Jeder reagiert auf etwas anders." Wie wichtig das regelmäßige Üben ist, zeigt sich auch beim Kinder- und Jugendtriathlon. Bei jedem Start ins Wasser muss Andreas die Schwimmer im Blick behalten. Immer wieder muss er helfen und mit dem Schwimmbrett eines der teilnehmenden Kinder sicher an Land bringen. "Es ist schön, wenn ich helfen kann. Auch wenn es natürlich noch schöner wäre, wenn ich es nicht machen müsste. Aber dass ich es kann, ist ein gutes Gefühl." An Land wird es hektisch, der erste Donner ist zu hören. Das heißt: Zuschauer und Sportler müssen sofort raus aus dem Bad. Blitzschlag und herunterfallende Äste drohen. Sturmböen bis zu 90 Kilometer pro Stunde wüten bereits im Landkreis. Der Veranstalter muss eine Entscheidung treffen – und die heißt: Abbruch. Sicherheit geht vor. Auch wenn der Feierabend für die ehrenamtlichen Retter früher als gedacht ist, haben sie erneut ihre Freizeit für die Sicherheit anderer geben. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt. Sie wurde 1913 gegründet und hat die Aufgabe Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Die DLRG bildet Schwimmer und Rettungsschwimmer aus. An Seen und im Schwimmbad klären sie über Gefahren im, am und auf dem Wasser auf. In Bayern sind aktuell 40.000 Menschen bei der DLRG aktiv. Die Gesellschaft arbeitet ehrenamtlich und kommt für Einsatz-Kleidung, Trainingsgeräte und sämtliche Ausstattung selbst auf. DLRG Marktredwitz: Sie geben ihre Freizeit für die Sicherheit anderer Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Kristina Kreutzer, Anne Axmann | Bei einem Kinder- und Jugendtriathlon geben Nachwuchssportler alles. Doch es lauern Gefahren und Verletzungen. Ohne freiwillige Helfer vor Ort geht es nicht. Worauf sie dabei alles vorbereitet sein müssen? Ein Beispiel der DLRG Marktredwitz. | [
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] | bayern | 2024-07-13T04:45:18.689917+00:00 | 2024-08-09T09:04:40.019739+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/dlrg-retter-im-ehrenamt-zwischen-pflaster-und-kreislaufkollaps,UIJLNtd |
Umstrittenes Gipsbergwerk wird jetzt "Chefsache" im Ministerium | Anwohner Klaus Bolch ist sauer: "Ich finde es unbegreiflich und unverantwortlich, dass man mit allen Mitteln versucht, in einem Trinkwassereinzugsgebiet ein Bergwerk zu installieren", sagte er in der Sendung "jetzt red i". Er verweist darauf, dass dieses Projekt für die Firma Knauf ein Pilotprojekt sei: "Und ich frage mich jetzt: Warum will man unbedingt, in Zeiten, wo sowieso das Trinkwasser immer knapper wird, das Risiko eingehen?" In seiner Heimat Altertheim will die Firma Knauf aus Iphofen bis 2027 ein neues Gipsbergwerk bauen. Warum das Projekt so umstritten ist? Erstens: Es soll unterhalb des Grundwasser-Spiegels nach dem Rohstoff gebohrt werden und zweitens: Das geplante Bergwerk liegt in der Nähe der "Zeller Quellen", die rund 65.000 Menschen alleine in Würzburg mit Trinkwasser versorgen. Einer der verantwortlichen Politiker ist Tobias Gotthardt (Freie Wähler), Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium. Er versuchte, die Gemüter zu beruhigen: Man prüfe den Antrag ausführlich und vor allem: "Höchster Trinkwasserschutz ist in Bayern nicht verhandelbar – ohne Wenn und Aber." Trinkwasserschutz ist das Stichwort für Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete der Grünen aus der Region. Sie sprach sich deshalb klar gegen das Gipsbergwerk aus. "Es gibt keine Abwägung zwischen Trinkwasserschutz und anderen Dingen. Sobald eine Gefährdung besteht, ist der Trinkwasserschutz vorrangig und es hat nicht genehmigt zu werden." Sie verwies als weiteres Gegenargument auf die Wasserknappheit in dem Gebiet rund um Altertheim und betonte, dass Gips ein "Allerweltsrohstoff" sei, den man auch woanders abbauen könne: "Es gibt in Unterfranken und im Südharz weitere Möglichkeiten, Gips zu fördern. Aber das Trinkwasser in unserer Region – davon hängen wir ab." Derzeit liegt das Vorhaben mitsamt dem Gutachten, das die Baufirma hat erstellen lassen, beim Bergamt Nordbayern zur Genehmigung. Tobias Gotthardt (Freie Wähler) meinte dazu: "Dann können wir sagen, ob es möglich ist oder nicht." Er warb dafür, in die Behörden zu vertrauen. Gotthardt betonte, wie wichtig Gips für die Baubranche in Bayern sei. Deshalb wolle er schauen, was möglich ist. Und das Ganze zur "Chefsache" in seinem Ministerium machen. Unterstützung bekam Gotthardt dabei von Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken: "Über die Hälfte der Betriebe sind vom Gipsabbau abhängig." Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie stark man von Lieferketten abhänge, deshalb sei eine lokale Rohstoff-Gewinnung aus seiner Sicht wichtig. Paul wünschte sich mehr Sachlichkeit in der Debatte und mehr Vertrauen in "rechtsstaatliche Reglements". Der Punkt Vertrauen war auch den Mitarbeitenden des Weltunternehmens Knauf wichtig, die zum Mitdiskutieren in die bis auf den letzten Platz gefüllte "jetzt red i"-Arena in Höchberg gekommen waren. Dietmar Stich sagte etwa: "Ich bin fast 40 Jahre bei der Firma Knauf, ich kann nur bestätigen, dass hier ein seriöses Vorgehen gemacht wird." Und sein Chef Jan Ellringmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Firma Knauf, betonte ebenfalls, dass alle Seiten sorgfältig im Vorfeld der Beantragung abgewogen wurden. Auf "Basis der Faktenlage" müsse man davon ausgehen, dass Trinkwasserschutz und Gipsabbau vereinbar seien: "Wenn es das nicht wäre, hätten wir das Projekt schon längst gestoppt, weil es nicht vereinbar ist mit dem wirtschaftlichen Betrieb eines Bergwerks." Die Debatte in Höchberg zeigte: Das Thema wird vor Ort heiß diskutiert. Ob das geplante Gipsbergwerk gebaut werden kann, müssen jetzt die Behörden entscheiden. Politiker und die Anwohnerinnen und Anwohner wollen aber zumindest weiterhin im Gespräch bleiben. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Annika Braun | Das Gipsbergwerk, das die Firma Knauf in Altertheim (Landkreis Würzburg) bauen will, sorgt derzeit für hitzige Debatten: Denn in der Region formiert sich immer mehr Widerstand. Bei "jetzt red i" diskutierten Bürgerinnen und Bürger vor Ort. | [
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] | bayern | 2025-04-24T10:45:47.40144+00:00 | 2025-04-24T10:45:47.40144+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/umstrittenes-gipsbergwerk-wird-jetzt-chefsache-im-ministerium,UjEUrXN |
Vor Umstellung auf Sommerzeit: Chronobiologie - so tickt unsere innere Uhr | Sieben bis acht Stunden Schlaf benötigen wir, so ist die weit verbreitete Meinung. Till Roenneberg, Leiter des Zentrums für Chronobiologie an der LMU München, geht dagegen von drei bis zwölf Stunden Schlaf aus, also mit großen individuellen Unterschieden. Belegen kann er das anhand einer Datenbank über das Schlafverhalten von mehr als 280.000 Menschen weltweit. Allgemein brauchen Kinder mehr Schlaf als Erwachsene. Im Lauf des Lebens nimmt das Schlafbedürfnis kontinuierlich ab. Jürgen Zulley, Schlafforscher an der Universität Regensburg, weiß, dass das Schlafbedürfnis nicht nur eine Altersfrage, eine Frage der Jahreszeit, der Gesundheit und der Gewohnheit, sondern auch eine Geschlechterfrage ist - Frauen schlafen mehr als Männer. Aus Experimenten weiß man, dass zu wenig Schlaf in seiner Wirkung dem Einfluss von Alkoholkonsum ähnelt. Man denkt beispielsweise, man könne noch Auto fahren, obwohl dem nicht so ist. Manche Menschen verkraften einen Schlafmangel besser als andere. Dafür gibt es mehrere Ursachen, eine davon ist der innere Rhythmus, besser bekannt als die beiden Schlaftypen Lerchen (Morgenmenschen) und Eulen (Abendmenschen). Wer ständig gegen die eigene innere Uhr schläft, bekommt häufig zu wenig Schlaf. In der Nacht wird das wichtige Hormon Melatonin ausgeschüttet. Ihm werden zahlreiche positive Wirkungen zugeschrieben: Es fördert den Schlaf, stärkt das Immunsystem und soll vor Krebs schützen. Durch künstliches Licht, zum Beispiel bei Nachtarbeit, wird diese Ausschüttung gestört. Deswegen können Krankheiten leichter entstehen, wie Schlafstudien belegen. Chronomedizin ist, wenn der Zeit – griechisch: Chronos – eine besondere Bedeutung in der medizinischen Therapie zukommt. Denn unser Körper arbeitet nicht immer gleich. Das gilt für unser Herzkreislaufsystem ebenso wie für unseren Stoffwechsel und unsere Organe. Vielmehr schwanken sämtliche Vorgänge rhythmisch, etwa im Tages- oder Jahresverlauf. Der 24-Stunden-Rhythmus unseres Körpers, auch zirkadianer Rhythmus genannt, ist der wichtigste, wenn es um die zeitabhängige Wirkung von Medikamenten geht. Daneben existieren aber auch Schwankungen im Jahresverlauf. Was zum Beispiel zu vermehrten Herzinfarkten in den Wintermonaten führt – unabhängig von der klimatischen Region, in der ein Mensch lebt. Das heißt, die äußere Temperatur spielt keine so große Rolle, sondern eine innere jahreszeitliche Uhr beeinflusst das Phänomen. Jede einzelne Zelle unseres Körpers hat ihre eigene innere Uhr. Die Uhren folgen im Körper einer Art Hierarchie. Diese Konstellation macht es erst möglich, dass wir uns an einen neuen Hell-Dunkel-Rhythmus anpassen können, zum Beispiel nach der Zeitumstellung oder wenn wir in eine andere Zeitzone fliegen. Die Hauptuhr in unserem Gehirn synchronisiert dann gemäß dem neuen Hell-Dunkel-Rhythmus alle inneren Uhren unseres Körpers neu. Allerdings dauert das ein paar Tage, weshalb wir erst mal unter einem Jetlag leiden. Eine der künftigen Herausforderungen auf dem Gebiet der Chronomedizin wird es sein, den optimalen Zeitpunkt einer Therapie für den einzelnen Patienten zu bestimmen. Der Chronobiologe Achim Kramer und sein Team an der Berliner Charité haben deshalb einen Bluttest entwickelt, mit dem sie den jeweiligen Chronotyp bestimmen können. Denn nicht nur die Dosis eines Medikaments entscheidet über seine Wirksamkeit, sondern auch der Zeitpunkt seiner Einnahme. Zeitumstellung Dieser Artikel ist erstmals am 18.10.2018 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Georgia Tscharke | Ende März werden die Uhren umgestellt. Es gilt wieder die Sommerzeit. Heißt: Wir verlieren dabei eine Stunde. Der geänderte Rhythmus belastet unseren Körper, aber er kann sich an die Zeitumstellung anpassen. | [
"Chronomedizin",
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"Chronotypen",
"Biorhythmus",
"Chronobiologie",
"Schlafforschung",
"Innere Uhr",
"Schlaf"
] | wissen | 2025-03-10T09:57:16.717136+00:00 | 2025-03-10T09:57:16.717136+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/wissen/zeitumstellung-sommerzeit-so-tickt-die-innere-uhr-chronobiologie,R6p0pqn |
#Faktenfuchs: Diese Gerüchte kursierten rund um die EU-Wahl | Viele Wahlaufrufe und Reaktionen auf Prognosen und Hochrechnungen – aber auch einige Gerüchte: In sozialen Netzwerken haben Nutzer am Europawahltag auch Zweifel und Unsicherheiten geäußert oder provoziert. Der #Faktenfuchs hat sich die Behauptungen angesehen und die Fakten zusammengetragen. Manche Wählerinnen und Wähler wundern sich, dass sie ihren Personalausweis nicht im Wahllokal vorzeigen mussten. Allerdings ist es nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass die Wählerinnen und Wähler sich ausweisen müssen. In der Regel genügt es, die Wahlbenachrichtigung vor dem Einwerfen des Stimmzettels vorzuzeigen. So soll verhindert werden, dass eine Person mehrmals wählen geht. Die entsprechende Vorschrift in der Europawahlordnung besagt, dass ein Wähler sich aber auf Verlangen ausweisen muss, zum Beispiel, falls er keine Wahlbenachrichtigung dabei hat. Der Perso oder ein Reisepass reicht auch zum Wählen, wenn man die Wahlbenachrichtigung verloren hat. Ein anderer Fall kann sein, dass Zweifel an der Identität bestehen, schrieb der damalige Bundeswahlleiter 2021 auf der Plattform X (früher Twitter). Auf ihrer Webseite schreibt die jetzige Bundeswahlleiterin zu dieser nicht bestehenden Ausweispflicht: Die Strafandrohung für Wahlfälschung werde als ausreichend angesehen, um Menschen von einer doppelten Stimmabgabe abzuschrecken. Wahlfälschung kann laut § 107 des Strafgesetzbuches mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe bestraft werden. Die Europawahl ist – wie jede Wahl hierzulande – öffentlich. Das heißt, jede und jeder kann bei der Auszählung zuschauen. Das ist einer der Sicherheitsmechanismen, die eine Manipulation der Wahl verhindern sollen. Wahlhelfer, die am Wahlabend die Stimmen auszählen, kontrollieren sich gegenseitig. Doch Wähler zu verunsichern, ist ein Ziel von bewusst gestreuter Falschinformation. Eine der häufigsten Behauptungen rund um Wahlen ist, dass Wahlhelfer Stimmen verschwinden ließen oder ungültig machten – zugunsten der von ihnen favorisierten Partei. Doch solche Manipulationen sind in der Praxis unwahrscheinlich. Der #Faktenfuchs fasst hier noch einmal die Gründe dafür zusammen: Ausführlich können Sie darüber in diesem #Faktenfuchs lesen. Doch nicht alle kennen diese Regeln oder misstrauen dennoch dem Wahlsystem. Deshalb kann es verunsichern, was heute manchmal in sozialen Netzwerken rund um die Wahlen zu lesen ist. In einigen Fällen handelt es sich bei den Accounts, die behaupten, sie manipulierten selbst in Wahllokalen, um sogenannte Troll-Accounts. Das sind Benutzerprofile, die prinzipiell Beiträge schreiben, die nicht für bare Münze zu nehmen sind oder provozieren sollen. Oft ist nicht zu klären, wer dahintersteckt. In einem Fall suggerierte ein User, bereits am frühen Nachmittag während einer Auszählung Stimmen für die Europawahl ungültig zu machen. Das ist aufgrund der bis 18 Uhr laufenden Wahl allerdings gar nicht möglich, weil die Stimmzettel bis zur Auszählung nach 18 Uhr in den verschlossenen Wahlurnen bleiben. In anderen Fällen handelt es sich um Gerüchte und Falschbehauptungen, die Vorurteile bestärken oder Zweifel säen können. Update 11.06.2024: Der #Faktenfuchs hat nach Bekanntgabe der Ergebnisse noch einmal bei der Bundeswahlleiterin und dem Bayerischen Landeswahlleiter nachgefragt, ob es rund um die Europawahl zu Manipulationsversuchen durch Wahlhelfer gekommen sei. Die übereinstimmende Antwort: Bisher lägen keine Hinweise darauf vor. Sollte so etwas in einem Wahlraum aufgefallen sei, berichtet der Wahlvorstand darüber in der "Wahlniederschrift", die dann der Gemeinde bzw. der Stadt zugeht. Danach folgt ein mehrstufiges Verfahren: Die Vorkommnisse werden als erstes in den Stadt- und Kreiswahlausschüssen thematisiert. Anschließend tagen die Landeswahlausschüsse zwischen dem 17. und 28. Juni. Alle Sitzungen sind öffentlich. Sollten aus diesen Ausschüssen wesentliche Vorfälle an die Bundeswahlleiterin herangetragen werden, informiert sie den Bundeswahlausschuss und die Öffentlichkeit im Rahmen der Bundeswahlausschusssitzung, die am 03.07.2024 stattfindet. Ein Facebook-User berichtet, ihm sei der Zugang zum Wahllokal verweigert worden, weil er ein T-Shirt mit der Aufschrift "FCKAfD" trug. Erst, als er es "andersherum" angezogen habe, habe man ihn ins Wahllokal gelassen. Unter dem Post kommentierten User und vermuten, der Aufdruck auf seinem T-Shirt falle unter unzulässige Wahlpropaganda. Aber stimmt das? Unzulässige Wahlpropaganda definiert die Bundeswahlleiterin auf ihrer Webseite als Beeinflussung von Wählern im Wahlraum durch etwa Wort, Ton, Schrift oder Bild. Auf #Faktenfuchs-Nachfrage kommentierte eine Sprecherin der Bundeswahlleiterin den konkreten Fall nicht. Um ihn abschließend einschätzen zu können, müsse man die genauen Umstände kennen, sagte sie am Telefon. Es gebe aber Regeln für solche Fälle: Grundsätzlich dürfe man auch mit Kennzeichnung für eine politische Partei auf dem T-Shirt wählen gehen. Trotzdem müsse sichergestellt werden, dass andere Wählerinnen und Wähler nicht beeinflusst werden. Diese Entscheidung treffe aber der Wahlvorstand des Wahlbezirkes im Einzelfall, sagte die Sprecherin. In besonders schweren Fällen könne der Wahlvorstand auch Menschen aus dem Wahlraum verweisen. Auf Tiktok verbreiten sich derzeit einige Videos, in denen behauptet wird, in manchen Wahlkabinen lägen Bleistifte aus, die sich ausradieren ließen, um später Wahlzettel zu manipulieren. Dabei handelt es sich um eine alte, bei Wahlen oft wiederkehrende Behauptung, die der #Faktenfuchs bereits hier widerlegt hat. Zunächst: Bleistifte sind gemäß Bundeswahlordnung erlaubt. Die Bundeswahlleiterin schreibt dazu: "Als Schreibstifte im Sinne des Wahlrechts gelten Bleistifte (die nicht dokumentenecht sein müssen), Farbstifte, Kopierstifte, Tintenstifte, Kugelschreiber, Faserstifte, Filzstifte und ähnliche." Auch wenn mit einem Bleistift, den man theoretisch radieren kann, das Kreuz gesetzt wird, gibt es immer noch viele Sicherheitsmechanismen gegen eine solche angebliche Manipulation. Nach der Stimmabgabe landet der Wahlzettel in der Urne. Das Öffnen der Urnen und die Auszählung am Abend geschieht dann öffentlich und unter den Augen mehrerer Wahlhelfer. Außerdem werden die Wahlzettel nach der Auszählung aufgehoben und können bei Bedarf geprüft werden. Wählerinnen und Wähler können trotzdem auch eigene Stifte mitbringen, solange der Stimmzettel damit gut erkennbar ausgefüllt werden kann. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Fabian Dilger, Max Gilbert, Jana Heigl, Sophie Rohrmeier | Muss man den Ausweis vorzeigen, um wählen zu können? Sind Bleistifte in der Wahlkabine okay? Und was hat es mit Gerüchten zu angeblich entfernten Stimmzetteln auf sich? Der #Faktenfuchs hat wiederkehrende Behauptungen zur Europawahl geprüft. | [
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] | deutschland-welt | 2024-06-09T21:16:50.850082+00:00 | 2024-06-11T12:02:38.570791+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-diese-geruechte-kursierten-rund-um-die-eu-wahl,UFDzPX4 |
Lützerath: Bayern schickt Polizisten, Pferde und Wasserwerfer | Für die wohl ab Mittwoch geplante Räumung des Protestcamps in Lützerath (Nordrhein-Westfalen) sind auch Polizeikräfte aus Bayern eingeplant. Wie das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage mitteilte, ist "ständig eine Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei sowie eine USK-Hundertschaft in Lützerath im Einsatz". Mit der Abkürzung USK ist ein sogenanntes Unterstützungskommando gemeint, das bei erhöhtem Gefährdungspotenzial eingesetzt wird. Dazu kommen den Angaben zufolge aus Bayern "acht Polizeipferde nebst Reiter sowie eine Wasserwerfer-Staffel". Das Dorf Lützerath soll geräumt werden, weil der Energiekonzern RWE dort weiter Braunkohle abbauen will. Klagen gegen das für den Ort verhängte Aufenthaltsverbot wurden zurückgewiesen – zuletzt vom Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen. Lützerath besteht aus wenigen Gebäuden, die ursprünglichen Bewohner sind bereits weggezogen. Allerdings besetzen Klimaaktivisten und Protestierer seit Monaten den Ort: Sie wollen den geplanten Kohleabbau verhindern und halten den Lützerath-Abriss für ein klimapolitisch fatales Zeichen. Teilweise leben die Aktivisten auch in Wohnwagen oder Zelten. Nach Angaben des zuständigen Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach handelt es sich bei ihnen um eine "gemischte Szene", überwiegend "bürgerlich und friedlich orientiert". Ein kleiner Teil sei aber zu Gewaltstraftaten bereit. In den vergangenen Tagen kam es teils zu Übergriffen auf Polizeibeamte sowie zu Handgemengen zwischen Polizisten und Aktivisten. Eine deutliche Warnung kam zuletzt vom Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang. Friedliche Proteste seien in einer Demokratie legitim, sagte Haldenwang der "taz". Die Protestbewegung in Lützerath sei "allerdings sehr heterogen". Man registriere, dass bundesweit auch gewaltbereite Linksextremisten gegen die Räumung mobilisieren und sich bereits vor Ort sammeln. Zur Zahl der Demonstrantinnen und Demonstranten, die aus dem Freistaat nach Lützerath gereist sind, sagt das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage nichts. Stattdessen verweist ein Ministeriumssprecher darauf, dass die Einsatzleitung bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen liege. Laut einer Sprecherin von "Fridays for Future" (FFF) in München sind "auf jeden Fall" auch Aktivisten aus der Landeshauptstadt und ganz Bayern vor Ort – eine genaue Zahl kenne sie aber nicht. Unterdessen forderte die Sprecherin des Bündnisses "Lützerath bleibt", Lakshmi Thevasagayam, erneut ein Einlenken der Politik und den Erhalt des Dorfs. In einem Phoenix-Interview warf sie der Politik und dem Energieversorger RWE vor, mit "jeder Baggerschaufel, die hier einen Zentimeter weiterbaggert", die globale Klimakatastrophe zu verschärfen und besonders die Lebensgrundlage von Menschen im globalen Süden zu zerstören. Thevasagayam verwies auch auf Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), wonach die Braunkohle unter der Siedlung für die Energiesicherheit in Deutschland nicht benötigt werde. Die Polizei in Aachen hat angekündigt, das Dorf Lützerath im Laufe dieser Woche räumen zu wollen – frühestens ab Mittwoch. Am heutigen Dienstag begannen Einsatzkräfte damit, erste Barrikaden wegzuräumen. Dabei kam es laut Beobachtern teils zu Handgreiflichkeiten. Demnach bildeten am Vormittag rund 300 Aktivisten Menschenketten und Sitzblockaden, bei der sich einige Beteiligte etwa einen halben Meter tief in die Erde eingruben. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und der Energiekonzern RWE haben sich darauf verständigt, Lützerath als letzte Siedlung abbaggern zu lassen, um die darunter liegende Kohle zu fördern. Andere Ortschaften, die ursprünglich ebenfalls dem Kohleabbau weichen sollten, sollen erhalten bleiben. Nordrhein-Westfalen will früher als zunächst geplant aus der Kohle aussteigen – 2030 statt 2038. Mit Informationen von dpa 09.01.23: Ein Aktivist sitzt auf einem sogenannten Monopod in Lützerath. Der Ort soll zur Erweiterung des Braunkohletagebaus abgebaggert werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Maximilian Heim | Wohl ab Mittwoch will die Polizei das Klimaschützer-Protestcamp in Lützerath räumen – auch mit bayerischer Unterstützung. Im Einsatz sind laut dem Innenministerium zwei Hundertschaften, mehrere Polizeipferde samt Reiter und eine Wasserwerfer-Staffel. | [
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] | bayern | 2023-01-10T14:23:51.793+00:00 | 2023-01-10T15:54:39.999816+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/luetzerath-bayern-schickt-polizisten-pferde-und-wasserwerfer,TSXH9fT |
"Gib dir einen Ruck": So veralbern Russen Putins "Wahlergebnis" | "Gib dir einen Ruck", forderte ein russischer Leser Wladimir Putin sarkastisch auf: "Der rumänische Präsident Nicolae Ceausescu schaffte doch auch 97 Prozent Zustimmung." Nach offiziellen Angaben liegt Putin ungefähr zehn Prozent darunter, wobei sich seine Gegner und Kritiker einig sind, dass auch das ein manipuliertes Wunschergebnis ist, das mit der tatsächlichen Stimmungslage wenig zu tun hat. Ein findiger Kopf rechnete nach, dass Putin bei den letzten Wahlgängen seit 2012 jeweils zwölf Prozentpunkte zulegte, so dass die 100 Prozent Zustimmung spätestens beim nächsten Urnengang 2030 erreicht sein dürften. Bisher "schaffte" der Präsident das annähernd nur in der kaukasischen Region Tschetschenien. Selbst die 100-Prozent-Grenze werde einen wie Putin jedoch nicht "bremsen", war zu lesen. "Die Igel jammerten, bekamen Schmerzmittel, knabberten aber weiter an den Kakteen", so das vielsagende Gleichnis eines Humoristen. Ähnlich witzig drückten sich Putin-Unterstützer aus, allerdings unfreiwillig: "Ich hatte eine schwierige Kindheit. Erst mit Putin wurde alles gut." Diese Äußerung wurde von Kreml-Kritikern prompt als "Fan-Fiction im Stil der Post-Apokalypse" bezeichnet. Vermutlich habe der Kreml nur den Intelligenzquotienten der Bevölkerung abgefragt, bevor er alle Menschenrechte abschaffe, so ein Leser aus dem Ural über die "Wahl". Exil-Politologe Wladimir Pastuchow sprach von einer "Wahlsimulation" und sagte für die nahe Zukunft die "vollständige Wiederherstellung sowjetischer Zustände" voraus: "Es ist unmöglich, gegen einen Betrüger anzutreten. Wenn Sie das Spiel beginnen, haben Sie schon verloren." Immerhin habe der Kreml viele Russen "emotionalisiert" und die Wahlbeteiligung tatsächlich hochgetrieben: "Aber ich bin nicht bereit, Putin dafür zu danken oder das als Kennzeichen einer Demokratie zu betrachten." So sehen es offenbar auch viele Russen. Die Kommentarspalten der Medien quellen über mit spöttischen Bemerkungen zu Putins "Wiederwahl": "Nach Gesprächen mit Kollegen und Bekannten bin ich zum Schluss gekommen, dass ich mich ab jetzt ausschließlich mit denen abgebe, die nicht für Putin gestimmt haben", so ein Leser aus St. Petersburg. Andere behaupteten, sie hätten bisher gar nicht gewusst, "wie viele Rentner und Beamte" das Land habe - eine Anspielung auf Putins treueste Wählerbasis. Sicherlich werde der Präsident jetzt alle Russen "ins Paradies führen". Ein mutiger Leser meinte: "Wenn einer der Kandidaten mehr als 50 Prozent erreicht, deutet das für mich auf eine ungesunde Gesellschaft sowie auf aktuelle und zukünftige Probleme hin." Andere empfahlen ihren Landsleuten, schon mal den "Seesack" zu packen, denn Putin werde demnächst eine neue Mobilisierungswelle anordnen: Seine Fans sollten sich schon mal als erste in die Schlangen vor den Rekrutierungsbüros einreihen. Die Zeit werde es keineswegs richten: "Die Liberalen brauchen nicht abzuwarten. Neulich starb Putins Cousin im Alter von 91 Jahren. Putins Eltern wurden beide 90 Jahre alt. Der Präsident hat wunderbare Gene und kümmert sich sehr gut um seine Gesundheit. Ich bin mir sicher, dass er uns bis zu seinem 105. Lebensjahr mit seiner Arbeit begeistern wird. Fünf weitere Amtszeiten von mindestens sechs Jahren!" Exil-Politologe Anatoli Nesmijan erging sich in ähnlich düsteren Prophezeiungen. Wunder seien nicht zu erwarten, das Putin-Regime werde sich "bis zum Ende" an die Macht klammern: "Aus offensichtlichen Gründen kann ich als Fachmann, der sich seit geraumer Zeit mit sozialen Krisen, Katastrophen und damit verbundenen Prozessen beschäftigt, mit voller Zuversicht sagen, dass das derzeitige Regime am Ende ist. Und aus rein menschlicher Sicht hoffe ich, dass wir nach dem Zusammenbruch eine Chance haben, etwas Humaneres zu schaffen. Leider nicht mehr für uns, denn auch wir sind endlich, und selbst die wunderbarste Regierung, selbst wenn sie morgen anfängt, wird noch ein paar Generationen lang aufräumen müssen, was das derzeitige Regime dem Land angetan hat. Wir werden das Ergebnis also nicht mehr erleben, obwohl die Möglichkeit besteht, dass wir zumindest einen Trend wahrnehmen." Der systemtreue Kolumnist Sergej Markow behauptete trotzig, die Meinung des Westens "spiele keine Rolle" und begründete das groteske "Wahlergebnis" so: "Alle Kandidaten waren bei dieser Wahl für Putin und arbeiteten daran, die Legitimität seines Sieges zu stärken. Das ist Demokratie, denn das war der Wille ihrer Wähler – nicht gegen Putin zu sein, sondern ihm zur Seite zu stehen." Hinter vorgehaltener Hand sollen "kremlfreundliche Politologen" jedoch signalisiert haben, dass sie Putins Zahlen für "übertrieben und unnötig" halten, wie Kolumnistin Tatjana Kantseljarija unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet: "Dafür gibt es keine logische Erklärung." Das "Wahlergebnis" werde jetzt wie ein "Damoklesschwert" über den Gouverneuren in den Regionen hängen, die alle künftigen Abstimmungen "noch langweiliger und vorhersehbarer" machen müssten. Wie das Exil-Nachrichtenportal "Meduza" schreibt, hatte der Kreml kurz vor der Wahl den Gouverneuren vermittelt, dass 80 Prozent für Putin ein "absolutes Minimum" seien. Die Regionen im Fernen Osten hätten dann vorsichtshalber 85 Prozent-Ergebnisse veröffentlicht und den westlicheren Landesteilen damit eine Vorgabe gemacht. Ein hochrangiger Putin-Mitarbeiter wird zitiert: "Egal, was jemand behauptet: ‚sie sind über das Ziel hinausgeschossen‘, ‚sie haben es übertrieben‘ – sie werden für diese Art Sieg wohl kaum zur Rechenschaft gezogen. Dem Chef gefällt es. Er empfindet das als echte Unterstützung. [Kreml-Manager] Sergei Kirijenko weiß, wie man Putin alles präsentiert und verkauft. Das ist die Hauptsache." Politologe Dmitri Michailitschenko erwartet in der näheren Zukunft zwar keine "Massenrepressionen", weil diese wirtschaftliche Probleme mit sich bringen würden, aber eine "strukturelle Umerziehung Andersdenkender" mit Anleihen bei Ländern wie China, Belarus und dem Iran. Putin werde trotz aller Schwierigkeiten versuchen, ein gewisses "Gleichgewicht" zu halten: "In der Kreml-Elite weiß fast jeder, dass sie wirtschaftlich aktive und gebildete Bürger brauchen, die zwar nicht bereit sind, sich dem Regime offen zu widersetzen, aber gern weniger Stress hätten und die Feindseligkeiten beenden möchten. Hinzu kommt das Verhalten der jungen Leute, die eine ganz andere Einstellung haben als Rentner." Kremlkritischen Telegram-Kanälen konnten Interessierte entnehmen, dass Putin in ausländischen Wahllokalen deutlich weniger Zustimmung fand als im Inland: So verlor er zum Beispiel haushoch in Warschau, Prag, Den Haag, Vilnius und Haifa. Auch in Seoul und Phuket lag er bei den dort abstimmenden Emigranten unter 50 Prozent. Die in Amsterdam erscheinende "Moscow Times" spekulierte mit Hinweis auf angeblich "unabhängige Nachwahlbefragungen", dass Putin tatsächlich nur rund 55 Prozent der Wählerstimmen erhalten habe. Bezogen auf die Gesamtzahl der Wahlberechtigten seien es etwa 44 Prozent gewesen. Experte Wassili Gatow analysierte, Putin und sein Clan hätten wohl "große Angst". Der russische Politologe Konstantin Kalaschew bilanzierte die "Wahl" mit den Worten: "Warum sind die Russen heute stumm? Weil sie gestern ihre Stimme abgegeben haben." Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung! | Peter Jungblut | Selbst Propagandisten sollen die offiziell verbreiteten Zahlen für "übertrieben und unnötig" halten. Die Kommentarspalten der Medien quellen über mit spöttischen Bemerkungen zu Putins Sieg bei der Präsidentenwahl. | [
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] | kultur | 2024-03-18T10:05:46.115952+00:00 | 2024-03-18T13:37:36.342128+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/kultur/gib-dir-einen-ruck-so-veralbern-russen-putins-wahlergebnis,U7MIpDo |
Corona: Ereignisse vom 29. August bis 4. September im Rückblick | Die Debeka-Versicherungsgruppe meldet erstmals auch Corona als Grund für eine anerkannte Berufsunfähigkeit verbunden mit einer Invalidenrente. "Wir hatten 2021 die ersten sechs Fälle, da zahlen wir", sagte Vorstandschef Thomas Brahm am Stammsitz Koblenz der dpa. Die Debeka ist nach eigenen Angaben viertgrößter Lebensversicherer in Deutschland mit 451.000 gegen Berufsunfähigkeit Versicherten. Eine Covid-19-Infektion und ihre Folgen werden laut Brahm erst zeitversetzt als Grund für Berufsunfähigkeit anerkannt: Bei längeren Erkrankungen fließen beispielsweise zunächst Lohnersatzleistungen. Zudem fehlte laut der Debeka "kurz nach Ausbruch der Pandemie eine Arztprognose zur Berufsunfähigkeit von mindestens sechs Monaten". Corona als anerkannter Grund hierfür könnte Brahm zufolge aber häufiger werden: "Das wird vielleicht noch unterschätzt. Long und Post Covid werden sowieso die sozialen Systeme noch mehr belasten." Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht sonntags keine neuen Coronazahlen. Viele Gesundheitsämter melden am Wochenende nicht. Am Samstag war die Sieben-Tage-Inzidenz auf 230,5 von 234,4 am Vortag gesunken. Das RKI meldete 120 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Die bekannte Gesamtzahl lag damit bei 147.762. Keine Maskenpflicht, aber nicht genügend Lehrkräfte - unter diesen Vorzeichen beginnt für etwa zwölf Millionen französische Kinder und Jugendliche am Donnerstag wieder die Schule. Derzeit sind in Frankreich etwa 4.000 Lehrerstellen nicht besetzt. Die Regierung setzt auf Aushilfskräfte, deren nur wenige Tage dauernde Ausbildung in der Kritik steht. In Frankreich werden Lehrer schlechter bezahlt als im Durchschnitt der OECD-Länder. Berufsanfänger verdienen etwa 1.800 Euro brutto, nach elf Berufsjahren liegt das Gehalt bei etwa 3.000 Euro brutto. Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es keine verpflichtenden Schutzmaßnahmen mehr an den Schulen, lediglich Empfehlungen, etwa zum Händewaschen und regelmäßigen Lüften. Die landesweite Inzidenz liegt derzeit bei 184 Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. Mädchen leiden einer Untersuchung der Krankenkasse DAK Gesundheit psychisch deutlich stärker unter der Corona-Pandemie als Jungen. So seien bei Depressionen die Behandlungszahlen von 15- bis 17-jährigen Mädchen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2018 um 18 Prozent gestiegen, teilte die Kasse am Dienstag in Hamburg mit. Bei den 10- bis 14-Jährigen waren es den Angaben zufolge sogar 23 Prozent. Bei Jungen hingegen sank die Depressions-Neuerkrankungsrate bei den 10- bis 14-Jährigen um 17 Prozent und bei den 15- bis 17-Jährigen um 15 Prozent. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Essstörungen und Angststörungen: Während bei Mädchen die Behandlungszahlen deutlich zunahmen, sanken sie bei Jungen. Für den Kinder- und Jugendreport untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Analyseunternehmens Vandage und der Universität Bielefeld den Angaben zufolge Abrechnungsdaten von rund 782.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Untersucht worden seien die Jahre 2018 bis 2021. In die Studie flossen laut DAK allein 2021 rund 3,3 Millionen Arztbesuche, 3,3 Millionen Arzneimittelverschreibungen und 88.000 Krankenhausaufenthalte ein. Mit der steigenden Zahl neu an einer Depression erkrankter Teenager-Mädchen erhöhte sich auch die Verschreibung von Medikamente. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat ein Betretungs- und Tätigkeitsverbot für einen Mitarbeiter einer Behinderteneinrichtung wegen einer fehlenden Corona-Impfung bestätigt. Das Gericht erklärte eine entsprechende Entscheidung des Kreises Viersen in einem am Dienstag verkündeten Beschluss für rechtmäßig. Ein Eilantrag des Betroffenen wurde damit abgelehnt. (AZ: 29 L 1703/22) Das Verwaltungsgericht verwies auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom April, wonach die Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht verfassungsgemäß war. Das Gesundheitsamt des Kreises Viersen habe zu Recht dem Schutz der in der betreffenden Einrichtung betreuten, besonders schutzbedürftigen Menschen den Vorrang gegenüber den Belangen des Antragstellers eingeräumt. Das Gericht wies zudem darauf hin, dass das Betretungs- und Tätigkeitsverbot bis Jahresende befristet wurde. Zudem sei es dem Antragsteller möglich, mit einem ärztlichen Attest nachzuweisen, dass er die Corona-Impfung aus medizinischen Gründen nicht bekommen kann. Gravierende Folgen einer Impfung seien nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Gegen den Beschluss kann Beschwerde am Oberverwaltungsgericht in Münster eingelegt werden. Der Ausbruch einer Pandemie kann Pauschalurlauber zur kostenfreien Stornierung ihrer Reise berechtigen. Ob sie dem Veranstalter Stornogebühren zahlen müssen, ist aber vom Einzelfall abhängig. Das ergibt sich aus der Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) zu drei Corona-Fällen, die die Karlsruher Richter und Richterinnen heute verkündet haben. (Az. X ZR 66/21 u.a.) Laut Gesetz bekommt der Kunde nur dann den vollen Preis zurück, wenn "außergewöhnliche Umstände" die Reise "erheblich beeinträchtigen". Im Fall einer Über-80-Jährigen mit Anfälligkeit für Lungenentzündungen, der eine Flusskreuzfahrt zu riskant geworden war, sah der BGH diese Voraussetzungen gegeben. Das zuständige Landgericht habe hier zu Recht das Alter und die Vorerkrankungen berücksichtigt, weil diese Umstände bei Corona auf einmal eine besondere Rolle gespielt hätten. Die Annahme, dass die Ansteckungsgefahr auf einem Schiff mit 100 Passagieren trotz Hygienekonzept deutlich höher gewesen sei als zu Hause, ist demnach ebenfalls nicht zu beanstanden. Ein zweites Verfahren setzten die Richter aus, um ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in einem anderen Fall abzuwarten. Hier war die stornierte Ostsee-Kreuzfahrt später ganz ausgefallen. Der EuGH soll sich dazu äußern, ob eine solche nachträgliche Entwicklung zu berücksichtigen ist. Der dritte Fall - hier geht es um eine Mallorca-Pauschalreise - muss erneut am Berufungsgericht verhandelt werden. Dass das gebuchte Hotel geschlossen war, reicht dem BGH als einzige Begründung für den Erlass der Stornogebühren nicht aus. Nun muss geklärt werden, ob eine andere Unterkunft zumutbar gewesen wäre und wie die Corona-Lage insgesamt war. Alle drei Reisen waren Anfang 2020 vor Ausbruch der Pandemie in Europa gebucht worden und hatten im Sommer 2020 stattfinden sollen. Nach massiver Kritik wegen schwerer Mängel im Krankenhaus-System ist die portugiesische Gesundheitsministerin Marta Temido zurückgetreten. Der sozialistische Ministerpräsident António Costa teilte am Dienstag mit, er habe ihren Rücktritt akzeptiert. Costa dankte der 48-Jährigen besonders für ihre Arbeit während der Corona-Pandemie. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für Temido werde "nicht schnell" ernannt werden, fügte sein Büro hinzu. Temido war seit 2018 Teil der portugiesischen Regierung. Anerkennung bekam sie für die Bewältigung der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Gesundheitskrise in Portugal. Sie gehörte zu den beliebtesten Politikerinnen und Politikern der Regierung von Costa. Zuletzt war die 48-Jährige jedoch von der Opposition und Vertretern des Pflegepersonals scharf kritisiert worden. Krankenhäuser in Portugal hatten im Sommer wegen eines Ärztemangels Schwierigkeiten, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Zuletzt sorgte ein Fall für große Empörung: Eine schwangere Inderin starb an einem Herzstillstand beim Transport von einem Krankenhaus ins andere in Lissabon, weil die Neugeborenenstation der ersten Klinik überfüllt war. In Großbritannien nimmt die Zahl der ausgesetzten Tiere nach Angaben von Aktivisten stark zu. Wie die Tierschutzorganisation Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA) mitteilte, werden wegen der steigenden Lebenshaltungskosten jetzt viele Tiere ausgesetzt, die während der Corona-Pandemie angeschafft wurden. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden demnach 22.908 ausgesetzte Tiere verzeichnet. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 18.375. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sieht die Impfzentren im Freistaat gut auf bevorstehende Corona-Impfungen mit den neuen Impfstoffen vorbereitet. "Wir können in Bayern zügig mit den Impfungen beginnen, sobald der angepasste Impfstoff im September angekommen ist", sagte Holetschek am Dienstag laut Mitteilung in München. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Montag angekündigt, dass zwei an die Omikron-Variante BA.1 angepasste Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna bereits Anfang September ausgeliefert werden sollen. Holetschek sagte, es müssten "rasch ausreichend Impfdosen zur Verfügung gestellt werden, um die zu erwartende Nachfrage decken zu können". Bei der Spanien-Rundfahrt der Radprofis häufen sich die Corona-Fälle. Zum Zeitfahren in Alicante konnte am Dienstag der Brite Ethan Hayter nicht mehr antreten, wie dessen Team Ineos kurz zuvor mitgeteilt hatte. Am Ruhetag am Montag wurde zuvor der Däne Mathias Norsgaard aus dem Movistar-Team positiv getestet. Seit dem Auftakt der Vuelta am 19. August schieden insgesamt bereits 13 Fahrer wegen positiver Corona-Befunde aus. Im zweiten Corona-Jahr haben sich Angebot und Nachfrage von Krankenhäusern im Durchschnitt kaum verändert: Die Zahl der aufgestellten Betten und auch der Intensivbetten war laut Statistischem Bundesamt 2021 genauso hoch wie 2020. Wie die Statistiker am Dienstag in Wiesbaden berichteten, gab es im vergangenen Jahr insgesamt 483.532 Betten, darunter 27.394 Intensiv- und 7.494 sogenannte Intermediate Care-Betten, eine Zwischenstufe zwischen Intensiv- und Normalstation. Im Vorfeld eines wichtigen Kongresses der Kommunistischen Partei in China hat das Land für mehrere Millionen Menschen einen Corona-Lockdown verhängt. Seit Dienstag müssen fast vier Millionen Menschen in der Provinz Hebei bei Peking bis zum Ende der Woche Zuhause bleiben. Zudem müssen sich mehr als 13 Millionen Menschen in der benachbarten Hafenstadt Tianjin PCR-Tests unterziehen. Zuvor waren dort 80 Corona-Fälle festgestellt worden. Die Behörden wollen mit den Maßnahmen größere Corona-Ausbrüche verhindern. Nach der Allgäuer Festwoche in Kempten ist die Zahl der Corona-Erkrankungen in der Region leicht angestiegen. In Kempten selbst lag die 7-Tage Inzidenz zu Beginn der Festwoche am 13. August knapp unter 300 und erreichte eine Woche nach deren Ende einen vorläufigen Höhepunkt am vergangenen Samstag (27.8.22) mit fast 420. Vergleicht man den gestrigen Wert im Stadtgebiet Kempten mit dem von vor einer Woche, ergibt sich fast eine Verdreifachung (129 am 22.8., 364 am 29.8.). Wie sich das im Wochenverlauf weiterentwickele, bleibe abzuwarten, erklärt Doktor Eva Niederle vom Gesundheitsamt Oberallgäu, da gerade montags die Werte durch das Wochenende etwas verzerrt würden. Aufgrund der Urlaubszeit und möglicherweise auch ab und an wegen des "Verkennens als Sommergrippe" würden zudem viel weniger Testungen durchgeführt, man gehe mithin von einer großen Ungenauigkeit bei der Erfassung aus. Eine ähnliche Dynamik wie durch in Straubing zeichne sich allerdings noch nicht ab. Dort hat die Inzidenz eine Woche nach dem Gäubodenfest den bundesweit höchsten Wert erreicht. Die Allgäuer Festwoche fand vom 13. bis 21. August statt. Sie ist die größte Verbrauchermesse im Allgäu mit Volksfest und Bierzelt, die auch heuer, trotz einer deutlich verkleinerten Version, insbesondere zu den Abendveranstaltungen viele Besucher anlockte. 2020 und 2021 war sie pandemiebedingt ausgefallen. In China haben weitere Regionen im Zuge der "Null-Covid-Strategie" erneut Lockdowns oder Einschränkungen des öffentlichen Lebens verhängt. Die neuen Maßnahmen sollen zunächst nur wenige Tage dauern, wie die Behörden mitteilten. So schloss Longhua, ein Stadtteil von Shenzhen mit 2,5 Millionen Einwohnern, am Dienstag verschiedene Unterhaltungsstätten und Großhandelsmärkte und setzte Großveranstaltungen aus. In der Hafenstadt Dalian, im Nordosten Chinas, die für Sojabohnen und Eisenerzimporte wichtig ist, traten die größten Stadtteile mit rund drei Millionen Einwohnern am Dienstag in einen Lockdown ein, der bis Sonntag dauern soll. Offiziellen Daten zufolge wurden am 29. August in China 1.717 Infektionen gemeldet, 349 symptomatische und 1.368 asymptomatische. Ökonomen befürchten weitere Beeinträchtigungen der Wirtschaft bei einer erneuten Eskalation oder Verlängerung der Beschränkungen in großen Metropolen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstagmorgen mit 247,3 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 242,8 gelegen (Vorwoche: 288,5; Vormonat: 578,1). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 54.504 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 60.411) und 119 Todesfälle (Vorwoche: 146) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelt in Karlsruhe erneut über die Konsequenzen aus der Stornierung einer Pauschalreise wegen der Corona-Pandemie. In drei Fällen fordern Touristen ihre Anzahlung zurück, nachdem sie wegen Corona nicht an der Reise teilnehmen wollten. Kunden können eine Reise vor deren Beginn jederzeit stornieren - das Reiseunternehmen kann aber normalerweise eine Entschädigung verlangen. (Az. X ZR 66/21 u.a.) Eine Ausnahme gilt, wenn "unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände" die Reise erheblich beeinträchtigen würden. Die strittigen Reisen wurden kurz vor oder zu Beginn der Pandemie gebucht. Vor den jeweiligen Landgerichten hatten die Kläger Erfolg. Nun überprüft der BGH die Urteile. Einen ähnlichen Fall legte er Anfang August dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor. Dabei ging es um Stornokosten. Die Frau des US-Präsidenten, Jill Biden, ist nach einer Infektion mit dem Coronavirus negativ getestet worden. Die 71-Jährige werde am Dienstag wieder in die Hauptstadt Washington zurückkehren, teilte das Weiße Haus am Montag mit. Mitte vergangener Woche war Biden nach einem "Rückfall" ihrer Covid-Infektion erneut positiv getestet worden. Sie habe keine Symptome gehabt, sich aber weiterhin isoliert. Biden war wie ihr Mann Joe Biden, der seine Infektion vor einigen Wochen ausgestanden hatte, mit dem Medikament Paxlovid behandelt worden. Dass eine Covid-Erkrankung kurz nach der Therapie mit Paxlovid zurückkehren kann, ist bekannt. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern kommt es aber selten vor. Der Präsident hatte wenige Tage nach einer Infektion im Juli ebenfalls einen Rückfall erlitten. Die Corona-Inzidenzen in Deutschland sind laut Robert Koch-Institut (RKI) vergangene Woche in fast allen Bundesländern und Altersgruppen zurückgegangen. "Lediglich bei den Schulkindern war in den letzten beiden Wochen ein leichter Anstieg zu beobachten", heißt es im Covid-19-Bericht des RKI von Donnerstagabend, der sich vor allem auf die vorige Woche bezieht. Im Wochenvergleich betrage der bundesweite Inzidenzrückgang knapp 14 Prozent. Neben der Inzidenz, die das Infektionsgeschehen nur noch sehr unvollständig abbildet, blickt das RKI auf eine Reihe anderer Indikatoren. Übereinstimmend zeigten Daten, "dass auch bei schwer verlaufenden Erkrankungen der Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten ist", hieß es. Am stärksten von schweren Krankheitsverläufen betroffen sind laut RKI weiter Menschen über 80: Der Rückgang der schweren Erkrankungen verlaufe bei ihnen aktuell langsamer als dies bei den Gesamtzahlen beobachtet werde. Eine im Bericht genannte Stichprobe lässt darauf schließen, dass in Deutschland mittlerweile fast alle Ansteckungen von der Omikron-Sublinie BA.5 hervorgerufen werden. Ihr Anteil betrug knapp 97 Prozent. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rief zum Impfen auf. "Ab der nächsten Woche können die Impfungen mit den neuen Impfstoffen beginnen", erklärt der SPD-Politiker. Jetzt sei "der optimale Zeitpunkt", um Impflücken für den Herbst zu schließen. Lauterbach bezeichnet die Zulassung der angepassten BA.1-Impfstoffe als Quantensprung im Kampf gegen die Pandemie. Die EU-Kommission muss noch formal über die Zulassung entscheiden, die Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht gegeben: "Jetzt können Impfstoffe eingesetzt werden, die gegen alle bisher bekannten Virusvarianten sehr gut wirken." Im August ist mit knapp 700.000 Impfungen in rund 24.000 impfenden Stellen "der bisherige Tiefststand des Covid-19-Impfgeschehens" in diesem Jahr erreicht worden. Das geht aus einem monatlich erscheinenden Impfbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstag hervor. "Die Mehrzahl der gegenwärtig verabreichten Impfungen sind zweite Auffrischimpfungen, Erstimpfungen werden dagegen am wenigsten verabreicht", heißt es. Im Bericht wird von mehr als neun Millionen Erwachsenen in Deutschland ausgegangen, die sich bislang nicht gegen Covid-19 impfen ließen. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich demnach die Zahl der Erwachsenen, die ihren Impfschutz mit mindestens einer Impfung auffrischen müssten. Wichtige Institutionen der EU haben dem Europäischen Rechnungshof zufolge erstaunlich gut auf die Corona-Pandemie reagiert. Die Organe hätten schnell und flexibel gehandelt und von früheren Investitionen in Digitalisierung profitiert, heißt es in einem am Donnerstag in Luxemburg veröffentlichten Bericht des Rechnungshofs. Geprüft wurden das Europaparlament, die Vertretung der Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission sowie der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) im Zeitraum zwischen Februar 2020 bis Juli 2021. Die erwartete EU-Zulassung der beiden angepassten Corona-Impfstoffe kommt aus Sicht des Münchner Infektiologen Clemens Wendtner zu spät. Er verwies in der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag) darauf, dass die Omikron-Sublinie BA.1, gegen die die neuen Mittel besonders gut schützen sollen, in Deutschland keine Rolle mehr spielt. So langsam sickere bei vielen durch, dass der Impfstoff nicht vollumfänglich das halte, was suggeriert werde, ergänzte Wendtner. Zwar wirkten die Präparate in gewissem Maße auch gegen die aktuell vorherrschenden Sublinien BA.4 und BA.5 - das habe das bisherige Präparat aber auch schon getan. Die Praxisärzte bereiten sich auf zügige Impfungen mit den neuen, fortentwickelten Corona-Impfstoffen vor, dringen aber auch auf eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission. "Vorausgesetzt, die Impfstoffe erreichen die Praxen in ausreichender Menge wie zugesagt, werden die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die Impfungen in bewährter Art und Weise rasch durchführen können", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Deutschen Presse-Agentur. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgefordert, vor der Auslieferung des angepassten Corona-Impfstoffs eine Empfehlung zu dessen Verwendung abzugeben. "Was nützt uns der beste Impfstoff, wenn unklar ist, wer sich damit impfen lassen soll", sagte Holetschek. Die europäische Arzneimittelbehörde hatte zuvor grünes Licht für zwei an die Corona-Variante BA.1 angepasste Impfstoffe der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna gegeben. In der Bayern 2-radioWelt sagte Holetschek, dass eine klare Empfehlung der Stiko auch dafür wichtig sei, "dass wir jetzt bei den angepassten Impfstoffen nicht wieder ein Kommunikationsdesaster erleben, wie vor ein paar Wochen". Vor der ersten Sitzungswoche nach der Sommerpause hat der Bundestag seine Corona-Regeln für den Herbst aktualisiert. Die Maskenpflicht bleibe wie schon seit Ende April aufgehoben, berichtete der "Spiegel" am Donnerstag aus einem Schreiben von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) an die Abgeordneten. Die Abgeordneten sollten sich im Interesse der gegenseitigen Rücksichtnahme weiterhin freiwillig an bekannte Hygienemaßnahmen halten. In der Europäischen Union dürfen in Kürze auch auf die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe eingesetzt werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam hat für Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna grünes Licht gegeben, die auf die Omikron-Subvariante BA.1 angepasst sind. Die EU-Kommission muss noch formal über die Zulassung entscheiden. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen die neuen Impfstoffe bereits kommende Woche in Deutschland ausgeliefert werden. In der Europäischen Union rückt die Verfügbarkeit von auf die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoffen in greifbare Nähe. Bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam begann am Donnerstag eine Sondersitzung, um die Zulassung von Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna zu erörtern, die auf die Omikron-Subvariante BA.1 angepasst sind. Der Deutsche Lehrerverband hat Nachbesserungen am neuen Infektionsschutzgesetz gefordert, um die Schließung von Grundschulen wegen der Corona-Pandemie zu verhindern. Wie an weiterführenden Schulen müsse auch dort eine Maskenpflicht möglich sein, erklärte Verbandspräsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger. "Für die Grundschulen ist dies bislang aus unerfindlichen Gründen nicht vorgesehen, obwohl gerade für die Jüngeren die Sicherung des Präsenzunterrichts besonders wichtig ist." Die Liste der wirtschaftlich bedeutenden chinesischen Regionen mit Corona-bedingten Einschränkungen wird immer länger. Zum Technologiezentrum Shenzhen, der Hafenstadt Dalian und der Wirtschaftsmetropole Guangzhou gesellte sich am Donnerstag das 21,2 Millionen Einwohner zählende Chengdu. Alle Einwohner der Hauptstadt der Provinz Sichuan wurden angewiesen, ab 18.00 Uhr weitgehend zu Hause zu bleiben. Nur eine Person je Haushalt darf zum Einkaufen geschickt werden, wie die Behörden anordneten. Chengdu ist die größte Stadt, die seit den zweimonatigen Beschränkungen Shanghais in der ersten Jahreshälfte einen Lockdown durchsetzt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angesichts der anstehenden Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) über die angepassten Corona-Impfstoffen dazu geraten, bei Impfungen gegen das Virus auf die neuen Vakzine zu warten. "Jetzt macht es wirklich Sinn, die paar Tage zu warten, bis der neue Impfstoff da ist", sagte Lauterbach im ARD-"Morgenmagazin". Beide neuen an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe böten einen "sehr guten Schutz" gegen alte und neue Virusvarianten. Sie enthielten Teile des alten Impfstoffs und darüber hinaus Teile, die gegen die Omikron-Varianten schützten. Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelt am Dienstag in Karlsruhe erneut über die Konsequenzen aus der Stornierung einer Pauschalreise wegen der Corona-Pandemie. In drei Fällen fordern Touristen ihre Anzahlung zurück, nachdem sie wegen Corona nicht an der Reise teilnehmen wollten. Kunden können eine Reise vor deren Beginn jederzeit stornieren - das Reiseunternehmen kann aber normalerweise eine Entschädigung verlangen. (Az. X ZR 66/21 u.a.) Eine Ausnahme gilt, wenn "unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände" die Reise erheblich beeinträchtigen würden. Die strittigen Reisen wurden kurz vor oder zu Beginn der Pandemie gebucht. Eine von ihnen fand mit angepasstem Hygienekonzept statt. Eine andere wurde nach der Stornierung abgesagt, im dritten Fall war das Hotel geschlossen. Vor den jeweiligen Landgerichten hatten die Kläger Erfolg. Nun überprüft der BGH die Urteile. Einen ähnlichen Fall legte er Anfang August dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor. Dabei ging es um Stornokosten. Die Auslieferung von neuen Corona-Impfstoffen, die besser gegen Omikron-Varianten des Virus schützen, könnte ab kommender Woche starten. In den beiden Kalenderwochen 36 und 37, also ab dem 5. September, sollten pro Woche jeweils rund fünf Millionen Dosen des angepassten BA.1-Impfstoffs von Biontech/Pfizer ausgeliefert werden, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Schreiben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Zudem erhalte der Bund vom Hersteller Moderna insgesamt rund vier Millionen Dosen BA.1-Impfstoff im Laufe der beiden Septemberwochen. Die Impfdosen sollen demnach umgehend an den pharmazeutischen Großhandel ausgeliefert werden, sodass Apotheken und Ärzteschaft rasch versorgt sind. Zuvor muss allerdings die EU-Kommission noch grünes Licht geben. Die Lufthansa sieht sich durch die geplante Verschärfung der Maskenpflicht in Flugzeugen erheblich wirtschaftlich benachteiligt. "Passagiere, die die Wahl haben, über mehrere Stunden mit oder ohne Maske zu fliegen, entscheiden sich meist für die komfortablere Variante", schreibt das Unternehmen in seinem am Montag veröffentlichten Politikbrief. Zwar gelte die Maskenpflicht grundsätzlich auf allen Flügen von und nach Deutschland. Es sei aber ein offenes Geheimnis, dass Fluggesellschaften aus Ländern, in denen keine Maskenpflicht herrsche, die Regelung kaum umsetzten. Die Bundesregierung hat beschlossen, zur Corona-Abwehr in Fernzügen und Flugzeugen künftig das Tragen von FFP2-Masken verbindlich vorzuschreiben. Bislang sind auch die leichteren medizinischen Masken erlaubt. Lufthansa verweist auf die abweichende Praxis in vielen anderen Staaten, wo keine Maskenpflicht mehr bestehe. Der deutsche Sonderweg stelle auch eine erhebliche Belastung der Crews dar, die für die Durchsetzung sorgen sollen. Schon seit Monaten weist Lufthansa das Personal an, zwar auf die Maskenpflicht aufmerksam zu machen, aber auf Eskalationen zu verzichten. Der Gesetzentwurf müsse dringend überarbeitet werden. Die Behörden in der südchinesischen Stadt Shenzhen haben den weltgrößten Elektronikmarkt Huaqiangbei nach einem Corona-Ausbruch vorübergehend geschlossen. Der Markt in der auch als "Silicon Valley von China" bekannten Metropole blieb am Montag zu. Drei Hauptgebäude des weitläufigen Areals mit Tausenden von Ständen, die Mikrochips, Telefonteile und andere Komponenten an Hersteller verkaufen, sollen vorerst bis zum 2. September dicht bleiben. Das Technologiezentrum mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern hatte zuvor insgesamt elf neue Corona-Fälle gemeldet. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurden auch 24 U-Bahn-Stationen in der Metropole geschlossen. Diese liegen in den zentralen Bezirken Futian und Luohu. BRK-Präsidentin Angelika Schorer hat eine neue Corona-Teststrategie gefordert. "Die Testverordnung muss dringend auf den Prüfstand, das Angebot muss hochgefahren und die Hürden abgebaut werden, um für den Herbst gut aufgestellt zu sein", sagte die Chefin des Bayerischen Rotes Kreuzes der Mediengruppe "Münchner Merkur/tz". "Unsere Testzentren können nicht von heute auf morgen ihr Angebot ausbauen. Wir müssen auch darüber diskutieren, ob die Tests wieder in mehr Bereichen nötig sind." Schorer, die für die CSU im bayerischen Landtag sitzt, zeigte sich "besonders von der Bundesregierung (...) enttäuscht". Die Lage in den Pflegeheimen und beim Rettungsdienst sei so angespannt wie nie zuvor. "Viel Personal fällt gerade Corona-bedingt aus, Dienstpläne müssen ständig umgeschmissen werden, freie Betten können nicht mehr belegt werden, weil Kräfte fehlen. Rettungswagen müssen Notfallpatienten lange Strecken transportieren, weil viele Krankenhäuser abgemeldet sind. Die Hilferufe sind seit Wochen laut - aber sie werden zu wenig gehört." Das Kanzleramt hat beschlossen, dass auf Flügen von Bundeskanzler Olaf Scholz wieder einen Maskenpflicht gilt. Diese Entscheidung sei mit Blick auf die Debatte der vergangenen Tage getroffen worden, teilt ein Regierungssprecher am Montag mit. Zusätzlich müssen Mitreisende einen negativen PCR- und Schnelltest vorweisen. Scholz fliegt heute mit einer Delegation nach Prag. Auf dem Flug nach Kanada wurde die Regel der Flugbereitschaft angewandt, dass an Bord der Regierungsflugzeuge keine Maskenpflicht mehr gilt. Dies hatte eine Debatte über eine Ungleichbehandlung gegenüber Passagieren auf kommerziellen Flügen ausgelöst. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) wirft seinem Gesundheitskollegen Karl Lauterbach (SPD) Panikmache in der Corona-Politik vor. Lauterbach hatte auf eine Interviewfrage nach einer Reaktivierung des Rechtsstatus der epidemischen Lage nationaler Tragweite gesagt, wenn es keine neuen Corona-Varianten gebe, werde man ohne dieses Notfallwerkzeug auskommen, was er hoffe. Der Rechtsstatus war im vergangenen Winter Grundlage für schärfere Maßnahmen gewesen, als derzeit für den Herbst geplant - etwa für Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen. Buschmann sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Von Panikmache halte ich gar nichts. Für solche Virusvarianten gibt es derzeit nirgendwo Anzeichen." Er fügte hinzu: "Zur Reaktivierung müsste der Bundestag dem zustimmen. Dafür gibt es keine Mehrheit in der Koalition. Denn die Freien Demokraten haben gesagt, es müsste sich schon regelrecht die Hölle unter uns auftun, ehe wir dem zustimmen." Im Kampf gegen das Coronavirus will die europäische Arzneimittelagentur EMA am Donnerstag die Zulassung fortentwickelter Impfstoffe prüfen, die auf neuere Virusvarianten zugeschnitten sind. Bei dem Treffen des EMA-Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) geht es um Anträge von Biontech/Pfizer und des US-Unternehmens Moderna auf Zulassung von Impfstoffen, die vor dem ursprünglichen Sars-CoV-2 und vor der Omikron-Sublinie BA.1 Schutz bieten sollen. In Deutschland spielen diese Viren mittlerweile keine Rolle mehr. Die Hoffnung ist aber, dass dieser Impfstoff auch gegen die aktuell kursierenden Omikron-Sublinien besser wirkt. Die EU-Kommission will die Empfehlung der EMA möglicherweise sehr zeitnah annehmen. Bei den Corona-Impfungen plant der Bund für Anfang September den Start mit fortentwickelten Impfstoffen auch für neuere Virusvarianten. Vorbehaltlich der erwarteten EU-weiten Zulassung sollen in den beiden Wochen ab 5. September rund 14 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna kommen, die an die Variante BA.1 angepasst sind. Das geht aus einem Schreiben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hervor. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hofft auf eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Corona-Impfung mit den angepassten Omikron-Impfstoffen in der kommenden Woche. Das sagte er heute dem Bayerischen Rundfunk und kritisierte die Unsicherheit, in der die Bürgerinnen und Bürger derzeit bezüglich einer möglichen Booster-Impfung seien. Holetschek hätte sich eine solche Empfehlung schon früher gewünscht, machte er deutlich und plädierte nun für eine schnelle und vor allem eindeutige Impfempfehlung der STIKO: "Wir fahren ja jetzt Kampagnen, wir sind draußen, wir haben große Feste und viele Veranstaltungen. Deswegen ist es wichtig, sich jetzt impfen zu lassen. Aber dazu brauchen die Menschen eine verlässliche Ansage und Kommunikation." Vorbehaltlich einer Zulassung der Omikron-Impfstoffe durch die Europäische Arzneimittelagentur können Impfzentren, Arztpraxen und Apotheken den Impfstoff ab dem 5. September im Großhandel bestellen. Ein paar Tage später sollte dieser dann in den Arztpraxen und Impfzentren verimpft werden können, zeigte sich Holetschek optimistisch. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat zwei Covid-19-Impfstoffen, die auch der Omikron-Variante Rechnung tragen, als Auffrischungsimpfungen eine Notfallzulassung erteilt. Dabei handelt es sich um sogenannte bivalente mRNA-Impfstoffe der Unternehmen Biontech/Pfizer und Moderna, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte. Bivalent bedeutet, dass zwei Komponenten berücksichtigt sind: Die Präparate sollen Schutz bieten sowohl vor dem ursprünglichen Sars-CoV-2 als auch vor den Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5. Die angepassten Impfstoffe können laut Zulassung frühestens zwei Monate nach einer Impfung gegen das Virus verabreicht werden. Die FDA genehmigte den bivalenten Impfstoff von Moderna als einmalige Auffrischungsdosis bei Menschen ab 18 Jahren. Der von Biontech/Pfizer kann als einmalige Auffrischungsdosis demnach schon Menschen ab 12 Jahren verabreicht werden. "Jetzt, wo wir uns auf den Herbst zubewegen und mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, empfehlen wir allen, die dafür in Frage kommen, eine Auffrischungsdosis mit einem bivalenten Covid-19-Impfstoff in Erwägung zu ziehen, um einen besseren Schutz gegen die derzeit zirkulierenden Varianten zu erhalten", teilte FDA-Chef Robert Califf mit. Der zuständige Ausschuss der europäischen Arzneimittelagentur EMA plante für Donnerstag eine Entscheidung über die Zulassung bivalenter Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Dabei geht es um die Komponenten zum ursprünglichen Sars-CoV-2 und zur Omikron-Sublinie BA.1. Die EMA prüft derzeit noch eine Zulassung von auf die aktuellen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Corona-Impfstoffen. Die Zahl der ausländischen Touristen in Portugal hat im Juli erstmals wieder das vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreichte Niveau übertroffen. Mehr als 1,8 Millionen Ausländer übernachteten im vergangenen Monat in portugiesischen Hotels, wie das Statistikamt am Mittwoch in Lissabon mitteilte. Das waren rund 600.000 mehr als vor einem Jahr und auch etwas mehr als die 1,78 Millionen im Juli 2019. Besonders Spanier, Briten und US-Amerikaner strömten ins Land. Der Tourismus ist für Portugal enorm wichtig: Er machte fast 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, bevor die Pandemie Anfang 2020 ausbrach und den weltweiten Reiseverkehr lahmlegte. Davon hat sich die Branche trotz des positiven Verlaufs im Ferienmonat Juli immer noch nicht richtig erholt: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres lag die Zahl der ausländischen Besucher mit 8,1 Millionen immer noch um etwa eine Million unter der des gleichen Zeitraums 2019. Die geplanten Corona-Vorgaben für Unternehmen im Herbst sind entschärft worden: Die Betriebe sollen doch nicht verpflichtet werden, ihren Beschäftigten Homeoffice und Tests anzubieten. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch im brandenburgischen Meseberg eine neue Corona-Arbeitsschutzverordnung. Demnach sollen Arbeitgeber im Rahmen eines Hygienekonzepts Homeoffice- und Testangebote für die Beschäftigten prüfen. Die neue Verordnung soll vom 1. Oktober bis 7. April 2023 gelten. In einem früheren Entwurf der Verordnung von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte es geheißen: "Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten anzubieten, geeignete Tätigkeiten in ihrer Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen." Zudem war eine Pflicht für das Angebot von zwei Tests pro Woche vorgesehen. Das ist nicht mehr der Fall. Nach dpa-Informationen setzte sich die FDP in der Bundesregierung für die Entschärfung ein. Die Arbeitgeber hatten an die Regierung appelliert, auf die Wiedereinführung von Pflichten zu verzichten. Das nahende Oktoberfest hat offenbar keine größeren Auswirkungen auf die Corona-Impfquote in München und dem Landkreis. Eine Sprecherin des Landratsamts München sagte zum Bayerischen Rundfunk, es wäre zwar wegen der vielen Volksfeste und der nahenden Wiesn wünschenswert, man könne aber keine erhöhte Impfbereitschaft in den drei Impfzentren des Landkreises feststellen. Insgesamt haben sich laut der Sprecherin seit Beginn der Corona-Impfungen am 27.12.2020 rund 825.000 Menschen aus den 29 Städten und Gemeinden im Landkreis impfen lassen. Derzeit seien es pro Woche seit einiger Zeit ziemlich konstant um die 400 Menschen pro Woche, die in die Impfzentren in Unterschleißheim, Oberhaching und Haar kämen. Ein Sprecher des Münchner Gesundheitsreferats stellte einen kleinen Anstieg der Impfnachfrage für die drei Münchner Impfzentren in den Wochen vor den Sommerferien fest. Der gesundheitspolitische Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Peter Liese, rechnet mit der Lieferung von Omikron-Impfstoffen in der Europäischen Union innerhalb weniger Tage nach deren Zulassung. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird voraussichtlich im Laufe dieser Woche eine Entscheidung über die von Moderna sowie von BioNTech und Pfizer hergestellten Impfstoffe treffen, die sowohl auf die ältere Omikron-Variante BA.1 als auch auf den ursprünglichen Virusstamm zugeschnitten sind. Die EMA hatte für Donnerstag eine Sondersitzung angekündigt, auf der Zulassungsanträge für die angepassten Booster gegen Omikron besprochen werden sollen. Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat sich dafür ausgesprochen, die frühe Gabe von antiviralen Mitteln bei Covid-19-Patienten zu erleichtern. Trotz bestimmter Einschränkungen sei "ein breiter Einsatz antiviraler Medikamente in Risikopopulationen möglich", hieß es in einer veröffentlichten Stellungnahme. In Ländern wie Israel und Großbritannien werde dies bereits umgesetzt. "Um den Einsatz dieser in der Frühphase der Erkrankung hochwirksamen Medikamente in Deutschland in den kommenden Monaten weiter zu verbessern", empfehlen die Expertinnen und Experten "Maßnahmen zur besseren Information der Bevölkerung und der Ärzteschaft". Vorgeschlagen werden hier unter anderem Internetseiten und Apps. Spezielle Informationsangebote solle es für ältere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund geben. Für niedergelassene Ärzte und Amtsärzte sollen Fort- und Weiterbildung zu dem Thema intensiviert werden. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwochmorgen mit 243,7 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 247,3 gelegen (Vorwoche: 275,3; Vormonat: 551,8). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 49.303 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 52.939) und 181 Todesfälle (Vorwoche: 147) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Die Gastronomieangebote im Handel von der Mitnahmetheke bis zum im Laden integrierten Restaurant werden nach der Corona-bedingten Nachfragedelle wieder deutlich häufiger besucht. Nach einer Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI erwarten die Händler in diesem Jahr einen Gesamtumsatz von knapp neun Milliarden Euro. Das bedeutet eine Steigerung von rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr, liegt allerdings noch etwa 10 Prozent unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019. Vor allem die Angebote von Speisen zum Mitnehmen hätten deutlich an Bedeutung gewonnen. Dies zeige sich beim Durchschnittsbon. Sorgen machen der Branche zurzeit vor allem die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Der Deutsche Hausärzteverband hat klare Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu den neuen Corona-Impfstoffen gefordert. Patientinnen und Patienten würden sich fragen, ob es sinnvoll sei, sich Anfang September mit dem an BA.1 angepassten Impfstoff impfen zu lassen, oder ob man auf den an BA.4/BA.5 angepassten Impfstoff warten sollte, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes, Ulrich Weigeldt, der "Rheinischen Post". Am Montag hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Lieferungen eines an die Virusvariante BA.1 angepassten Impfstoffes für Anfang September angekündigt. Eine EU-weite Zulassung steht noch aus, wird aber erwartet. Lauterbach ruft zu Impfung mit neuen Corona-Vakzinen auf Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat vor einem Chaos wegen der Attestpflicht für Schüler nach einer Corona-Infektion gewarnt. "Die Bundesregierung muss das neue Infektionsschutzgesetz so fassen, dass Kinder und Jugendliche nicht jedes Mal ein ärztliches Attest benötigen, um wieder in die Schule oder in die Kindertageseinrichtung zurückkehren zu dürfen", sagte der CSU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Ein negativer Schnelltest sollte ausreichen." Der jetzige Entwurf sei praxisuntauglich, belaste die Ärzte und benachteilige Kinder und Jugendliche. In Deutschland steigt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Zahl der bekannten Infektionen um 29.345 Fälle auf über 32,24 Millionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 230,5 von 234,4 am Vortag. Das RKI meldet 120 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Die bekannte Gesamtzahl liegt damit bei 147.762. Beim Verabreichen der neuen, an Omikron angepassten Impfstoffe wollen die Bundesländer vor allem auf niedergelassene Ärzte und Impfstellen setzen - mit einem großen Andrang rechnen sie aber nicht. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Ländern hervor. Impfungen in Apotheken dürften dagegen kaum eine Rolle spielen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte am Donnerstag grünes Licht für die beiden Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gegeben, die an den Subtyp BA.1 der Omikron-Variante des Coronavirus angepasst sind. Am Freitag ließ die EU-Kommission die Vakzine zu. BA.1 spielt in Deutschland zwar keine Rolle mehr, Experten gehen aber davon aus, dass die neuen Impfstoffe auch einen Vorteil gegen den derzeit dominierenden Subtyp BA.5 bringen. Eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt es allerdings noch nicht. Schon in den beiden Wochen ab Montag sollen rund 14 Millionen Dosen des BA.1-Präparats von Biontech/Pfizer und Moderna kommen. In den zentralen Bezirken des chinesischen Technologiezentrums Shenzhen sind am Freitag die städtischen Verkehrsmittel stillgelegt und öffentliche Aktivitäten weiter eingeschränkt worden. Mittlerweile seien mindestens fünf Bezirke mit rund 13 Millionen Einwohnern von der Schließung von Unterhaltungs- und Kulturbetrieben betroffen, teilen die Behörden mit. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! Wegen eines Corona-Ausbruchs haben Chinas Behörden erneut eine Ausgangssperre in einer der größten Metropolen des Landes verhängt. Wie chinesische Staatsmedien berichteten, sollen grundsätzlich alle rund 21 Millionen Bewohner der südwestchinesischen Metropole Chengdu ab Donnerstagabend nicht mehr vor die Tür gehen. Innerhalb von vier Tagen soll dann die gesamte Stadt durchgetestet werden. Die Behörden kündigten die strikten Maßnahmen an, nachdem am Mittwoch 132 Corona-Infektionen in Chengdu entdeckt worden waren. Landesweit meldeten die Behörden 307 neue Infektionen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstagmorgen mit 237,3 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 243,7 gelegen (Vorwoche: 271,3; Vormonat: 538,9). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 39.396 Corona-Neuinfektionen und 90 Todesfälle innerhalb eines Tages. Über die Warnapp Nina ist heute eine Entwarnung mit Blick auf das Coronavirus verbreitet worden. Das Bundesgesundheitsministerium tritt diesem Eindruck entgegen und sagt, es handele sich um aktualisierte Informationen. Dass diese als Entwarnung gekennzeichnet worden seien, habe technische Gründe. Das Coronavirus sei weiterhin eine ernste Gefahr für die Gesundheit. Die an die erste Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoffe wirken wohl auch gegen andere Subvarianten des Virus. Die neuen Präparate seien nach vorläufigen Studiendaten unter anderem gegen die Mutationen BA.2, BA.275 und BA.5 wirksam, teilte die europäische Arzneimittelbehörde EMA am Freitag mit. Die Behörde prüfe auch einen angepassten Comirnaty-Impfstoff von Pfizer und Biontech gegen die BA.4- und BA.5-Varianten und erwarte ein Ergebnis bis Mitte September. Zudem sollten bald andere Zulassungsanträge eingereicht werden - darunter noch in diesem Monat einer des US-Biotechnologieunternehmen Moderna. Zur Vorbereitung auf eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst und Winter ruft die EU-Kommission die Mitgliedstaaten auf, Impflücken in der Bevölkerung zu schließen. Außerdem empfiehlt sie die Entwicklung von Plänen, welche Bevölkerungsgruppen bei Impfungen mit den neuen angepassten Impfstoffen Priorität haben sollen. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides erklärte am Freitag, man müsse jetzt gemeinsam handeln, um dazu beizutragen, einen weiteren Anstieg schwerer Covid-19-Fälle zu verhindern. Eine psychische Vorerkrankung wie eine Depression oder eine Angststörung erhöht einer Studie zufolge das Risiko, an einem Post-Covid-Syndrom zu leiden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Essen und der Universität Duisburg-Essen, das 171 Patientinnen und Patienten mit Post-Covid untersucht hat. Die Forscher gehen davon aus, dass psychologische Mechanismen für die Entstehung des Post-Covid-Syndroms wichtig seien. Die wachsende Zahl von Krankmeldungen aufgrund der Corona-Variante Omikron wird nach einer aktuellen Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Milliardenbelastung für die Unternehmen. Im vergangenen Jahr hätten die Firmen für ihre erkrankten Mitarbeiter im Jahr insgesamt 77,7 Milliarden Euro an Bruttogehältern und Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung gezahlt. "Weil Omikron vermehrt für Ausfälle in den Belegschaften sorgt, kommen in diesem Jahr voraussichtlich noch einmal 3,6 Milliarden Euro dazu", prognostizierten die IW-Experten in der am Freitag veröffentlichten Studie. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sieht die Praxen auf die Nachfrage nach dem angepassten Corona-Impfstoff vorbereitet. Zudem rechne er damit, dass anders als zu Beginn der ersten Impfkampagne voraussichtlich ausreichend Impfstoff vorhanden sein werde, sagte der Präsident der Bundesärztekammer. Entscheidend sei nun, die Menschen über die Impfungen zu informieren. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte am Donnerstag den auf BA.1 angepassten Corona-Impfstoffen der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna die Zulassung erteilt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einem "Quantensprung im Kampf gegen die Pandemie" und will die neuen Vakzine bereits kommende Woche bereitstellen. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne räumt im Zusammenhang mit flächendeckenden Schulschließungen während der Corona-Pandemie Fehler ein. "Wir haben gesehen, dass es richtig war, dass wir in Niedersachsen gegen viele Widerstände die Grundschulen offen gehalten haben. Da hätten wir ruhig noch mutiger sein können und dieses Modell auch auf die jüngeren Jahrgänge an weiterführenden Schulen übertragen sollen", sagte der SPD-Politiker im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). In den USA kann mit Corona-Auffrischungsimpfungen mit den neuen, auf die Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 abzielenden Vakzinen begonnen werden. Die US-Gesundheitsbehörde CDC sprach eine offizielle Impfempfehlung für die entsprechenden Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna aus. Zuvor hatte sich das zuständige Expertengremium bei der CDC mit klarer Mehrheit hinter die neuen Vakzine gestellt. Die deutschen Amtsärzte haben sich ausdrücklich für eine breite Nutzung der neuen, an die Omikron-Subvariante BA.1 angepassten Corona-Impfstoffe ausgesprochen. "Mit der Zulassung des neuen Omikron-BA.1-Impfstoffes stellen sich viele die Frage, ob sie dieses Vakzin für eine Boosterimpfung nehmen sollen oder ob sie besser auf den Impfstoff warten, der an BA.4 und BA.5 angepasst ist", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienste (BVÖGD), Johannes Nießen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 234,4 an. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 237,3 gelegen (Vorwoche: 263,6; Vormonat: 516,1). Allerdings liefern diese Angaben nur ein unvollständiges Bild, denn Experten gehen von vielen nicht erfassten Fällen aus. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 33.930 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 37 343) und 148 Todesfälle (Vorwoche: 90) innerhalb eines Tages. | BR24 Redaktion | Nachrichten und Entwicklungen zum Coronavirus in Bayern, Deutschland und in der Welt vom 29. August bis 4. September im Rückblick. | [
"Corona",
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] | deutschland-welt | 2022-09-04T01:35:00.753+00:00 | 2022-11-07T15:53:27.047226+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-ereignisse-vom-29-august-bis-4-september-im-rueckblick,TFEc2wI |
Journalistin Mesale Tolu in der Türkei freigesprochen | "Nach 4 Jahren, 8 Monaten und 20 Tagen: Freispruch in beiden Anklagepunkten!" – das hat die Journalistin Mesale Tolu getwittert. Sie wurde am Montag zum Abschluss eines Prozesses in der Türkei freigesprochen. Das Urteil war ursprünglich für Weihnachten angekündigt, wurde dann aber überraschend verschoben. Tolu und ihr Ehemann Suat Corlu nahmen nicht an der Verhandlung in Istanbul teil. Auch Suat Corlu wurde freigesprochen, wie der Geschäftsführer der Organisation "Reporter ohne Grenzen", Christian Mihr, twitterte, der als Prozessbeobachter in Istanbul vor Ort war. Tolu war Ende April 2017 in Istanbul festgenommen worden und kam anschließend in Untersuchungshaft. Dadurch war sie mehrere Monate von ihrem kleinen Sohn getrennt, bevor er zu ihr ins Gefängnis durfte. Die Journalistin kurdischer Herkunft hatte in Istanbul unter anderen für die Nachrichtenagentur Etha gearbeitet. Der Prozess gegen sie begann im Oktober 2017, rund zwei Monate später wurde Tolu unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Im August 2018 durfte sie nach Aufhebung der Ausreisesperre in ihre Heimat Deutschland zurückkehren. Ihr Mann konnte 2019 aus der Türkei ausreisen. Die Familie lebt in Neu-Ulm. Die türkische Staatsanwaltschaft hatte Tolu, ihrem Ehemann und anderen in der ursprünglichen Anklage unter anderem Mitgliedschaft in der linksextremen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) sowie Terrorpropaganda vorgeworfen. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation. Später war die Staatsanwaltschaft dann zurückgerudert und hatte einen Freispruch in allen Anklagepunkten gefordert. Unter Verwendung von Agentur-Material. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Die deutsche Journalistin Mesale Tolu ist von einem türkischen Gericht von Terrorvorwürfen freigesprochen worden. Auch für ihren Mann endete der Prozess nun mit einem Freispruch. | [
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] | deutschland-welt | 2022-01-17T12:30:06.176023+00:00 | 2022-01-17T18:46:02.6486+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/journalistin-mesale-tolu-in-der-tuerkei-freigesprochen,Sum5cC7 |
Ampel-Halbzeit: Die holprige Fahrt der "Fortschrittskoalition" | 2021 tritt Olaf Scholz als Kanzler der "Fortschrittskoalition" an – und zieht erst einmal einen Vergleich, der weit zurück in die Vergangenheit reicht: "Die erste Verkehrsampel ist 1924 in Berlin am Potsdamer Platz errichtet worden – damals eine ungewöhnliche Technik. Kann das funktionieren?" Die politische Ampel aus SPD, FDP und Grünen ist ebenso ungewöhnlich. Für Olaf Scholz ist 2021 aber klar, sie wird funktionieren: als moderner Wegweiser Richtung Zukunft, mit mehr Tempo für Investitionen in Deutschland und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Trotz Kaltstart im Corona-Krisenmodus scheint die erste Etappe zu gelingen – vorerst. Doch dann kommt der 24. Februar 2022: Der Tag, der "eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents" markiert, sagt Scholz. Mit dem Ukraine-Krieg kommt Tempo in die Aufrüstung der Bundeswehr – und bei Außenministerin Baerbock von den Grünen gibt es einen Kurswechsel: "Vor wenigen Wochen habe ich in diesem Saal zum Thema Waffenlieferungen noch gesagt, dass man seine außenpolitische 180-Grad-Wendung im richtigen Moment und bei vollem Bewusstsein treffen muss. Jetzt ist, so traurig es ist, der Moment dafür." Die Ampel-Regierung muss immer öfter reagieren, statt regieren. Ihr Treibstoff soll nicht ausgehen, das nächste Schild mit dem Titel "Doppelwumms" kommt: für bezahlbare Energie- und Strompreise. Die Minister sind getrieben von Krisen. In der Energiekrise und dem Streit über die Laufzeitverlängerung der letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland – darunter Isar ll in Niederbayern – folgt ein Machtwort des Kanzlers: "Ich habe eine Entscheidung getroffen." Die Atomkraftwerke laufen weiter, Mitte April 2023 wird der Atomausstieg Deutschlands besiegelt. Doch nach der Atomausstiegs-Debatte bahnt sich die nächste Baustelle der Ampel-Regierung an: das Heizungsgesetz. Federführend für den Gesetzentwurf ist Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der in einem Fernseh-Interview dem Koalitionspartner FDP vorwirft: "Hier ist der Gesetzentwurf an die BILD-Zeitung bewusst geleakt worden, um dem Vertrauen in die Regierung zu schaden." Das Heizungsgesetz wird zum Dauerstreit und zum Umfrage-Tief der Ampel. Das nächste Warnschild zum Gesetz kommt aus Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht räumt mit einem Urteil dem Parlament längere Beratungszeiten ein – für FDP-Finanzminister Lindner ist "völlig klar, dass das für eine Regierung ein unangenehmer und peinlicher Moment ist." Weitere unangenehme Momente folgen: wie der monatelange, öffentliche Streit zwischen Finanzminister Lindner (FDP) und Familienministerin Paus (Grüne) um die Finanzierung der Kindergrundsicherung – Bayern lehnt das Vorhaben im Bundesrat bis heute ab. Es folgt ein Machtwort des Kanzlers und die Erkenntnis von Vize-Kanzler Habeck: "Wir versauen es uns permanent selbst." Auch die von SPD-Gesundheitsminister Lauterbach geplante Teillegalisierung von Cannabis entspannt da nicht. Nach eineinhalb Jahren holpriger Fahrt stellt sich die Frage: Kriegt die Ampel-Regierung bei der gemeinsamen Klausur im Sommer dieses Jahres in Meseberg die Kurve? Lindner betont: "Wir sind eine Regierung, wo gehämmert und geschraubt wird, das führt zu Geräuschen, wie Sie schon festgestellt haben." Und Scholz verspricht: "Wir werden hämmern und klopfen, aber mit Schalldämpfer." Völlig geräuschlos verläuft der weitere Weg tatsächlich nicht, Unfälle passieren: Der Kanzler stürzt, trägt Augenklappe – sein rechtes Sehfeld ist eingeschränkt. Doch die AfD ist bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern auf der Überholspur und treibt die Regierung beim Thema Migration vor sich her. Vieles stürzt im Inneren auf die Ampel ein – doch von Außen noch viel mehr: Am 7. Oktober 2023 greift die Terrororganisation Hamas Israel an. Kanzler Scholz spricht für die gesamte Ampel-Regierung: Deutschland steht "fest und unverbrüchlich an der Seite Israels. (…) Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson." Mit Deutschlandtempo und Deutschlandpakt folgen weitere Versprechen. Die Ampel will mit der Union und den Ländern gemeinsam den Bürokratie-Stau auflösen, schneller genehmigen, zügiger bauen. Doch auf dem Weg geht das Geld aus: Es fehlen Milliarden im Haushalt. Der Grund: Das Stopp-Schild des Bundesverfassungsgerichts – geplante Corona-Hilfen können nicht einfach umgeschichtet und für Klima-Projekte der Ampel verwendet werden, so das Urteil. Trotz Haushaltsloch bleibt Kanzler Scholz stur auf seiner Route und wiederholt sein Credo: "Wir lassen niemanden allein mit den Herausforderungen, mit denen wir es aktuell so geballt zu tun haben. You’ll never walk alone." Die Opposition mit CDU-Chef Merz geht da nicht mit – Merz macht Scholz für die Haushaltskrise verantwortlich: "Sie sind ein Klempner der Macht, Ihnen fehlt jede Vorstellung davon, wie sich dieses Land in den nächsten Jahren weiter entwickeln soll." Erst einmal ist die Ampel auf der Suche nach Milliarden für nächstes Jahr – die einen bestehen dabei auf die Einhaltung der Schuldenbremse und wollen keine neuen Schulden mehr aufnehmen, allen voran FDP-Finanzminister Lindner. Anders die Grünen und viele in der SPD, die eine Reform der Schuldenbremse fordern. Vor zwei Jahren noch hatte Olaf Scholz freudig verkündet: "Die Ampel steht." Zur Halbzeit steht die Ampel noch – laut Bertelsmann-Studie sogar ganz gut, fast zwei Drittel der Vorhaben sind demnach umgesetzt oder angepackt: vom Bürgergeld bis zur Mindestlohnerhöhung. Doch das Bild der Ampel ist geprägt von Krisen und Pannen. Um im Bild zu bleiben, das Scholz zu Beginn der Regierungszeit gezeichnet hat: Anders als bei der Verkehrsampel, ist bei der politischen Ampel noch offen, ob sie wirklich funktioniert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | Sarah Beham | Halbzeit bei der Ampel-Regierung: Vor zwei Jahren startete das Bündnis von SPD, FDP und Grünen. Doch die selbst ernannte "Fortschrittskoalition" hat eine holprige Fahrt mit Streit und Urteilen hinter sich – funktioniert die Ampel noch? | [
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] | deutschland-welt | 2023-12-07T12:42:09.332433+00:00 | 2023-12-07T13:19:55.868913+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ampel-halbzeit-die-holprige-fahrt-der-fortschrittskoalition,TxkaO6v |
Wüsten-Oktoberfest: München geht auf Distanz zu Dubai-Wiesn | Wenn es ums Oktoberfest geht, versteht die Stadt München keine Gaudi. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass dem Münchner Wirtschaftsreferenten und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) die Pläne einer Unternehmergruppe für ein Oktoberfest im Wüstenstaat Dubai sauer aufstoßen. Bierfeste gibt es überall, kommentierte Baumgärtner am Freitag das Vorhaben. Aber: "Es gibt nur ein echtes Oktoberfest, und das ist in München", sagte er. "Wir werden alle juristischen Möglichkeiten prüfen, um unser Münchner Oktoberfest zu schützen." Die Stadt teilte zudem schriftlich mit: "Die jetzt bekannt gewordenen Pläne werden von den Veranstaltern des Events in Dubai weder im Auftrag noch mit Zustimmung der Landeshauptstadt München verfolgt." Weder den Wiesn-Wirten noch den Schaustellern sind Kollegen bekannt, die am Golf dabei sein wollen. "Mir ist keiner bekannt, der hinfährt", sagte der Vorsitzende des Münchner Schaustellerverbandes, Peter Bausch. Ähnlich äußerte sich Wirte-Sprecher Peter Inselkammer. Wiesn-Chef Baumgärtner sagte, angesichts der aktuellen Corona-Lage sehe er kaum eine realistische Chance auf das Münchner Oktoberfest in diesem Jahr. Das Volksfest an den Golf zu verlagern, sei aber "völlig absurd". Nach Angaben der Veranstalter soll die Golf-Ausgabe des Oktoberfests zeitgleich zur dort geplanten Expo-Weltausstellung im Oktober öffnen und bis Ende März 2022 dauern. Ähnlich wie beim Münchner Vorbild wollen die Veranstalter 32 (Bier-)Zelte, Fahrgeschäfte und Buden aufbauen lassen. Geplant sind 620 Betriebe auf 400.000 Quadratmetern. Man sei in der Planung, deshalb gebe es keine Angaben zu den möglichen Kosten der Veranstaltung, sagte ein Sprecher am Freitag. Die Idee zur Wüsten-Wiesn hatte der Münchner Ex-Gastronom Dirk Ippen, der seit einigen Jahren in Dubai lebt. Mit-Veranstalter Charles Blume aus München hatte dem BR auf Anfrage am Donnerstag gesagt, dass es bereits unverbindliche Vorverträge mit Schaustellern und Wiesn-Wirten gebe. Konkrete Namen konnte Blume jedoch nicht nennen. Aktuell warte man nur noch auf eine offizielle Bestätigung aus Dubai. Bierzelte, Bierbänke, das nötige Equipment sei vor Ort vorhanden oder könne leicht von China hergebracht werden. (mit Material von dpa) "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Die Stadt München geht auf Distanz zu den Plänen einer Unternehmergruppe, ein Oktoberfest in Dubai zu veranstalten. Falls nötig, will die Stadt vor Gericht ziehen, um das Münchner Oktoberfest zu schützen. Die Dubai-Wiesn soll im Oktober eröffnen. | [
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] | bayern | 2021-04-30T18:10:06.641436+00:00 | 2021-04-30T18:10:06.641436+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/wuesten-oktoberfest-muenchen-geht-auf-distanz-zu-dubai-wiesn,SW5Afu8 |
Landwirte kämpfen mit Hochwasser, Schädlingen und Bürokratie | Aus Sicht der Bauern ist das regnerische Wetter zunächst eine gute Nachricht: "Während wir in den vergangenen Jahren oftmals von Trockenheit betroffen waren, sieht es heuer ganz anders aus. Über mangelnde Niederschläge können wir uns nicht beschweren", sagt Ely Eibisch, stellvertretender Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Allerdings liegt der Teufel im Detail. Hermann Greif, BBV-Bezirkspräsident Oberfranken, erklärt, dass trotz ausreichender Wasser- und Wärmezufuhr regionale Unterschiede bestehen. Spätfröste und extreme Niederschläge führten zu teils erheblichen Schäden. Zu nasse Böden erschwerten beispielsweise Pflanzenschutzmaßnahmen, besonders für Biobetriebe. Und das Hochwasser verursachte auf 55.000 Hektar Landfläche Ernteeinbrüche bis hin zu Totalausfällen, teilt der Bauernverband mit. Derzeit läuft noch die exakte Schadensbewertung. Das ist die Kehrseite des Wassers. Die ersten Ergebnisse der Wintergerste sind laut BBV trotz guter Aussaatbedingungen enttäuschend. Spätere Kulturen wie Weizen und Raps seien von Unkraut und Krankheiten betroffen, weil es einfach zu nass ist für die Pflanzen. Pilzerkrankungen drohten bei langanhaltender Staunässe. "Für notwendige Pflegemaßnahmen und ganz besonders für die anstehende Ernte wünschen sich jetzt auch die Landwirte Freibadtemperaturen, sprich, beständig trockenes Wetter", sagt Greif. Zusätzlich zu Wetterextremen belasteten Klimawandel, Bürokratie, Preisdruck und politische Maßnahmen die Landwirte, so der Bauernverband. Verbands-Vize Eibisch betont die Bedeutung der bayerischen Landwirte bei Themen wie Wettbewerbsfähigkeit, Ernährungssicherung, Energieversorgung, Arten- und Klimaschutz. Der "Zukunftsvertrag" (externer Link) zwischen Bauernverband und der Staatsregierung unterstreiche die Rolle der Bauern als Teil der Lösung. Als Ziel der Politik nennt der Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern eine "produktive, ökonomisch erfolgreiche und umfassend nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft". Die Koalitionsparteien halten am Prinzip "Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht" fest. Das im Begleitgesetz zum angenommenen Volksbegehren Artenvielfalt festgeschriebene Ziel, den Anteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlichen Fläche bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen, wird nicht mehr erwähnt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Tobias Betz | Der Bayerische Bauernverband rechnet für die Erntesaison 2024 mit höchstens durchschnittlichen Erträgen. Allerdings ist diesmal nicht Trockenheit der Grund. Im Gegenteil: Es hat mehr als genug geregnet. | [
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] | bayern | 2024-07-11T08:30:04.112105+00:00 | 2024-07-12T08:46:59.702652+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/landwirte-kaempfen-mit-hochwasser-schaedlingen-und-buerokratie,UI7yY3S |
Community Kitchen: Aufessen und das Klima retten | Allein in München werfen die Privathaushalte täglich 165 Tonnen verzehrfähiges Essen in den Müll. Um sich vorzustellen, wie viel das ist, könnte man sagen, dass alle Lebensmittel, die von Jahresanfang bis zum 30. April eines jeden Jahres produziert werden, weggeworfen werden. Unvorstellbar traurig und absolut vermeidbar, findet das Günes Seyfarth. Die Social-Business-Gründerin will etwas dagegen tun: mit ihrer "Community Kitchen" – Deutschlands größtem Lebensmittel-Rettungsprojekt. Schon im vergangenen Jahr begleitete der BR Günes Seyfarth einen Tag lang auf Tour. Seit über acht Jahren engagiert sich Seyfarth in der Lebensmittelrettung, anfangs teilte sie die von ihr geretteten Lebensmittel mit Freunden und Familie. Doch schnell ist klar: Täglich kommen so viele Kisten an Milchprodukten, Obst, Gemüse und Co. rein, dass ihre kleine Küche aus allen Nähten platzt. Sie baut sich ein Netzwerk Ehrenamtlicher auf und gründet den Verein "Foodsharing München". Herstellung, Verarbeitung und der Transport von Lebensmitteln verbrauchen jede Menge Energie und Ressourcen, wie beispielsweise Wasser und Ackerland. Werden Lebensmittel unnötig weggeworfen, werden Ressourcen also ungenutzt verschwendet. In Bayern landen im Durchschnitt pro Person und Jahr Lebensmittel im Wert von etwa 200 Euro im Müll und das, obwohl es in Bayern etwa 50 Foodsharing-Gemeinschaften gibt. Als studierte Betriebswirtin hat Seyfarth dieses Potenzial erkannt und eröffnet nun in einem ehemaligen Versicherungsgebäude mit ihrer Münchner Community Kitchen das größte Lebensmittel-Rettungsprojekt Deutschlands. Seyfarths Ziel ist es, dass im Umkreis von bis zu 100 Kilometer um München herum Erzeuger, Hersteller und Großmarkthändler künftig die Foodsharing-Community anrufen, bevor sie etwas wegwerfen. Die Besonderheit der Community Kitchen: Hier werden ab sofort nicht nur täglich bis zu sieben Tonnen gerettete Lebensmittel gesammelt. Das Geschäftsmodell basiert auch auf einem Restaurantkonzept: Jeden Mittag sollen vor Ort zwei verschiedene Mittagessen, vegan und nicht-vegan, angeboten werden. Geöffnet für jeden und jede: für umliegende Büros, Anwohner und Menschen, die wenig Geld haben. Dabei sollen die Gerichte weniger kosten als in einer gewöhnlichen Kantine. Und nichts soll verkommen. Reste werden eingeweckt. Eine echte Herausforderung, besonders auch für Küchenchef Bastian Reisinger. Er lässt sich überraschen, was ihm das Team der Lebensmittel-Retter morgens in die Küche stellt. "Das ist anders als in jedem anderen Restaurant, wo man den Einkauf so plant, dass man die Lebensmittel kauft," erzählt Reisinger. "Ich muss mich jeden Tag neu fragen, was kann ich denn daraus überhaupt zaubern?" Ihr Wissen rund um das Thema Lebensmittelverschwendung wollen Seyfarth und ihr Team zudem künftig in Workshops auch anderen Menschen vermitteln. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Alexandra Rinschler, Christine Schlech | Aufessen, was da ist, weniger Lebensmittel verschwenden und so das Klima retten: 50 Foodsharing-Projekte in Bayern haben sich das zum Ziel gesetzt. Jetzt startet in München das größte Lebensmittelrettungsprojekt Deutschlands – mit eigenem Restaurant. | [
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] | bayern | 2021-09-24T03:27:47.845941+00:00 | 2021-09-24T15:17:19.007248+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/community-kitchen-aufessen-und-das-klima-retten,Sjq97mZ |
Pilzsaison startet in Bayern dieses Jahr früher | Pilzsammler in Bayern können sich freuen: Dank der vielen Niederschläge in den vergangenen Wochen sprießen die Schwammerl vielerorts in den Wäldern. Besonders in der Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben finden sich jetzt schon viele Speisepilze. Das bestätigt auch Günther Groß, Vorsitzender des Pilzvereins Augsburg-Königsbrunn. "Die Pilze sind dieses Jahr früher dran", sagt Groß. Denn eigentlich würde die Saison erst richtig im September starten. Wer jetzt schon in die Wälder zum Pilzesammeln ziehen möchte, sollte sich laut Groß aber lieber beeilen: Da die Tage nun wieder wärmer und trockener werden, könnte auch das "kurze Aufflammen" der Pilze erst mal wieder nachlassen. Auch Pilzexperte Rudi Markones aus Unterfranken hat seit einer Woche schon Hunderte Arten von Pilzen entdeckt. Pfifferlinge seien noch rar, Steinpilze würden allerdings stellenweise stark sprießen. "Das Pilzvorkommen ändert sich aber täglich rasant", so Markones. Doch Sammler sollten wie immer achtsam sein: Auch wenn in den Wäldern an vielen Stellen Hochbetrieb herrscht, wachsen zwischen den beliebten Speisepilzen auch giftige Schwammerl. Vor allem Steinpilze können sehr leicht verwechselt werden. Davor warnt auch Diplom-Biologe und Pilzberater der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft, Dr. Klaus Breese. Verwechslungen mit giftigen Pilzen könnten im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein, so der Experte. Breese rät dazu, sich von Pilzberatern Unterstützung zu suchen. Diese können dann die gesammelten Pilze fachkundig prüfen und auch die jeweilige Pilzsorte richtig bestimmen. Er selbst bietet auch kostenlose Pilzkorbkontrollen an. Die Essbarkeit von Pilzen bestätigt er allerdings nur, wenn er diese auch direkt vor Ort begutachten kann – und nicht nur auf zugeschickten Bildern zu sehen bekommt. "Ich muss einen Pilz in der Hand haben, weil die Haptik ganz wichtig ist, genauso wie der Geruch und das Aussehen. Das kann man auf Bildern nicht erkennen", sagt Breese. Eine Liste mit Beratern und Pilzsachverständigen gibt es zum Beispiel bei der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft. Bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie oder bei der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg findet man ebenfalls Pilzsachverständige. Auch die Beratungsstellen des Münchner Vereins für Pilzkunde hat ihre Türen für Pilzsammler bereits geöffnet. Vom 14. August bis Mitte Oktober können Schwammerlsucher ihre Pilze dort Experten vorlegen, die prüfen, ob nichts Giftiges im Korb gelandet ist. Sie helfen auch bei der Bestimmung, geben Tipps für die Zubereitung und klären auf, wie man sich bei einer Pilzvergiftung richtig verhalten muss. Die Beratungsstellen befinden sich im Rathaus am Münchner Marienplatz (montags, 10 bis 13 Uhr und 16.30 bis 18 Uhr) und im Pasinger Rathaus (montags, 8.30 bis 11.30 Uhr). Ein ähnliches Programm wird von Pilzexperten auch in Augsburg und Königsbrunn angeboten. Vom 28. August bis Mitte Oktober können Pilzsucher dann immer montags zwischen 16 Uhr und 17.30 Uhr zum Stadtmarkt kommen. Von 18 bis 19 Uhr werden Pilze im Hotel Krone in Königsbrunn begutachtet. Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, man finde eine Liste mit Beratern und Pilzsachverständigen bei der "Bayerischen Ökologischen Gesellschaft". Richtig ist jedoch, dass man die Liste bei der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft findet. Knapp 40 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl immer noch ein Thema: Wie stark sind Pilze noch radioaktiv? Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Eileen Kelpe | Durch die verregneten vergangenen Wochen sprießen vielerorts in den bayerischen Wäldern schon die Pilze. Auch der beliebte Steinpilz ist darunter. Da man diesen leicht mit Giftpilzen verwechseln kann, öffnen auch die Pilzberatungen früher. | [
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] | bayern | 2023-08-15T04:15:23.777274+00:00 | 2024-01-03T13:12:39.01979+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/pilzsaison-startet-in-bayern-dieses-jahr-frueher,Tmv7cYV |
Vor 60 Jahren: So lief der Tieftauchrekord im Marianengraben ab | Am 23. Januar 1960 schrieben der Schweizer Jacques Piccard und der Amerikaner Don Walsh Geschichte: Als erste Menschen erreichten sie das Challenger-Tief im Marianengraben, eine der tiefsten Stellen der Meere. Doch ihre Tiefseeexpedition war weit mehr als ein Rekord, der erst im Mai 2019 vom US-Abenteurer Victor Vescovo geknackt wurde. Sie war eine technische und menschliche Meisterleistung, die auch den Weltmeeren zugutekam. Das U-Boot, das die beiden Männer für ihre vier Stunden und 47 Minuten währende Reise benötigten, hatte Jacques Piccard gemeinsam mit seinem Vater Auguste, einem bekannten Luftfahrpionier, entworfen. Die Tauchkapsel, die dem immensen Wasserdruck von 1.100 bar in 10.916 Metern Tiefe standhalten musste, wurde vom Stahlbauer Krupp in Essen gefertigt. Piccard soll das U-Boot nicht, wie bei einer Schiffstaufe üblich, mit Champagner, sondern mit Weihwasser bespritzt haben. Ausgestattet mit Sauerstoff, der für zwei Tage reichen sollte, einem Unterwassertelefon und amerikanischen und schweizerischen Schokoriegeln ging es in die Tiefe. Beängstigend fand Piccard das Abenteuer nicht, wie er in einem Interview kurz vor seinem Tod verriet: So ganz ohne Zwischenfälle verlief die Reise auf den Meeresgrund aber nicht: Bei fast 10.000 Metern Tiefe hörten die beiden Männer eine laute Implosion, wie Walsh 2017 in einem Video erzählt, das den Tauchgang in Virtual-Reality-Manier zeigt. "Weil wir noch lebten und alle Instrumente funktionierten, sagten wir uns, es kann nicht so schlimm gewesen sein und entschieden, den Tauchgang fortzusetzen", so Walsh. Wie sich später herausstellte, hatte eine Luke am Einstiegsschacht unter dem enormen Wasserdruck Risse bekommen. Aber sie hielt. Am Meeresgrund angekommen, sahen Piccard und Walsh aus ihrem Fenster ein paar Meter über dem Meeresboden in lichtloser Tiefe einen etwa 30 Zentimeter langen Plattfisch. Wissenschaftler meinten später, es könne auch eine Seegurke gewesen sein. Wie auch immer: Damals war das eine Sensation. Denn dass es so tief am Meeresboden Leben gab, war bis dahin unbekannt. "Das Ziel meines Vaters war es ja nicht, einen Rekord aufzustellen, sondern zu sehen, ob es dort Leben gibt", sagte Jacques Sohn Bertrand Piccard anlässlich des Jubiläums. Seinerzeit sei überlegt worden, Atommüll auf dem Meeresboden zu deponieren. Die Entdeckung von Piccard und Walsh habe das verhindert, so Piccard junior. Bertrand Piccard wurde knapp zwei Jahre vor dem legendären Tauchgang geboren. Eine seiner ersten Erinnerungen sei, dass er seinen Vater im Fernsehen sah und hinter die Kiste kroch, um zu sehen, ob der Vater sich dort versteckt hatte, erzählt er. Schon sein Großvater hat Geschichte geschrieben. Auguste Piccard war 1931 in einem Ballon so hoch wie niemand vor ihm geflogen: 15.785 Meter. Jacques Piccard (l) und sein Sohn Bertrand (Foto aus dem Jahr 1962 oder 1963) Aber auch Bertrand Piccard hat bereits mehrere Einträge in die Geschichtsbücher erreicht: 1999 umrundete er gemeinsam mit Brian Jones als erste die Welt nonstop in einem Ballon. 2015 und 2016 steuerte Piccard, abwechselnd mit dem Schweizer Piloten und Unternehmer André Borschberg, das mit Solarenergie angetriebene Flugzeug "Solar Impulse" um die Welt. Bertrand Piccard, der eigentlich ausgebildeter Psychiater ist, sagt zu den Erfolgen in seiner Familie: "Jeder von uns hat etwas gemacht, von dem man zu dem Zeitpunkt annahm, dass es unmöglich war." Dieser Artikel ist erstmals am 22.01.2020 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert. "Hier ist Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Sylvaine von Liebe | Am 23. Januar 1960 tauchten Jacques Piccard und Don Walsh als erste Menschen bis auf den Grund des Marianengrabens im Pazifik. Das war nicht nur ein Rekord, der bis 2019 halten sollte. Ihre Expedition kam auch der Umwelt zugute. | [
"Meere",
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"Marianengraben",
"Tiefsee",
"Rekord"
] | wissen | 2024-01-22T15:40:33.223+00:00 | 2024-01-22T15:40:34.167307+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wissen/vor-60-jahren-so-lief-der-tieftauchrekord-im-marianengraben-ab,RoIjfJn |
Niederlande: Rechtspopulist Wilders wird nicht Premierminister | Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders sieht nach eigenen Angaben keine Chancen mehr, das Amt des Regierungschefs zu übernehmen. "Ich kann nur Premierminister werden, wenn alle Parteien in der Koalition dies unterstützen", schrieb Wilders am Mittwoch im Onlinedienst X. "Das war nicht der Fall", fügte er mit Blick auf die anhaltenden Koalitionsverhandlungen hinzu. "Die Liebe zu meinem Land und meinen Wählern ist größer und wichtiger als meine eigene Position." Wilders' rechtspopulistische PVV hatte im November die vorgezogene Parlamentswahl in den Niederlanden überraschend gewonnen, bislang gelang es der Partei aber nicht, ein Regierungsbündnis zu schmieden. Die Partei von Wilders braucht mindestens zwei weitere Parteien für eine Mehrheit. Doch seine beiden möglichen Partner, die rechtsliberale VVD des scheidenden Ministerpräsidenten Mark Rutte sowie die Mitte-Rechts-Partei NSC, hatten es abgelehnt, unter Wilders eine Koalition zu bilden. In den vergangenen Tagen hatten sich die Parteichefs aber darauf geeinigt, die Verhandlungen über die Bildung einer Koalition wieder aufzunehmen. Wilders' Entscheidung könnte nun zum Durchbruch führen. Er wolle mit einer neuen rechten Regierung erreichen, dass es weniger Immigration und weniger Asyl in den Niederlanden gebe, sagte der 60-Jährige. Er verzichte auf das Amt, um das Ziel zu erreichen. Wilders' Wahlsieg war für die Niederlande einem politischen Erdbeben gleichgekommen. Der Rechtspopulist wird wegen seiner heftigen Polemik gegen Einwanderer und Muslime mitunter mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump verglichen. Im Wahlprogramm seiner Partei wurden unter anderem ein Verbot von Moscheen und Referenden über einen EU-Austritt der Niederlande und ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. Mit Informationen von AFP, AP und dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Überraschung in den Niederlanden: Rechtspopulist Geert Wilders verzichtet auf das Amt des Regierungschefs – trotz Wahlsiegs vor vier Monaten. Der Schritt könnte zum Durchbruch in den Koalitionsverhandlungen führen. | [
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] | deutschland-welt | 2024-03-13T19:36:45.216+00:00 | 2024-03-13T19:40:23.29643+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/niederlande-rechtspopulist-wilders-wird-nicht-premierminister,U6vdLvg |
Mehr Tierwohl: Wenn die App weiß, wie es der Kuh geht | Beim morgendlichen Rundgang durch den Stall ist noch alles in Ordnung, deshalb fährt Landwirt Michael Sing aufs Feld. Doch dann die Mitteilung auf dem Handy: "Kuh 466 inaktiv – keine Wiederkautätigkeit". Der junge Landwirt fährt sofort zum Stall zurück und stellt fest: Das Tier hat eine zu niedrige Körpertemperatur. Der herbeigeholte Tierarzt stellt gerade noch rechtzeitig fest: Der Pansen arbeitet nicht mehr. Vor ein paar Wochen war das. Heute zeigt Landwirt Michael Sing erleichtert auf eine braun-weiß-gefleckte Kuh: "Einige Stunden später, dann wäre sie vielleicht gestorben. Dank der App konnten wir sie retten!" Diese App testet Landwirt Michael Sing als einer der ersten Landwirte in Bayern seit etwa drei Monaten. Sie ist eine Ergänzung zu seinem Melkroboter. Kommt eine Kuh in den Melkstand, erkennt der Roboter, welche Kuh es ist, wie viel Milch sie geben soll, wie viel Futter sie bekommt. Anhand von Sensoren wird die frisch gemolkene Milch untersucht: Wie hoch ist der Salzgehalt? Ist sie klar weiß oder flockig? Eine flockige Konsistenz könnte heißen, dass die Kuh Stress hat. Ein erstes Anzeichen dafür, dass etwas möglicherweise nicht stimmt. Das speichert die App, setzt diese Daten aber auch in Bezug zu anderen Messergebnissen. Über einen Sensor am Hals der Kühe wird außerdem kontrolliert: Wie viel bewegt sich jedes einzelne Tier, käut es wieder, frisst es, und vieles mehr. Das Neue an der App: Sie schlägt nicht ab einem vorher festgesetzten Schwellenwert Alarm, sondern berechnet diese Werte laut Stefan Löfflad von der Firma Ley mittels künstlicher Intelligenz und Algorithmen jeweils neu, für den Stall und die Herde. "Kühe, die in dunklen, engen Ställen gehalten werden, haben von Haus aus wahrscheinlich eher ein höheres Stresslevel als Kühe in einem luftigen, hellen Laufstall", erklärt Stefan Löfflad. Heißt: In einem Stall ist ein höherer Salzgehalt in der Milch normal, in einem anderen Stall ist dieser Wert schon ein Alarmzeichen. Die App berücksichtigt das. Springt eine Kuh auf eine andere Kuh auf, geht man in der Regel davon aus, dass sie brünstig ist. Es kann aber auch sein, dass es noch zu früh für eine Besamung ist. Die Software bezieht deshalb auch andere Parameter mit ein, die als Anzeichen dafür gelten, dass die Kuh besamungsbereit ist. War die Besamung erfolgreich, merke sich die App diese Parameter. Beim nächsten Mal könne sie dann genau den richtigen Zeitpunkt angeben, so die Entwickler der App. Die App spart dem Landwirt somit Zeit, er kann seine Kühe gezielter untersuchen und sich auf die Tiere konzentrieren, die ihn wirklich brauchen. So könne er frühzeitig eingreifen, sagt Michael Sing, etwa bei Schwierigkeiten mit dem Euter. Sonst sei es dafür manchmal schon zu spät. Dann müsse man zu herkömmlichen Arzneimitteln greifen. Der Höchstädter Tierarzt Marius Nilas bestätigt: Die App könne zwar keine Diagnose stellen, sei aber bestens geeignet als Frühwarnsystem. Das spare Zeit und Aufwand, könne Tierleben retten. Außerdem könne man so das Tierwohl weiter fördern, indem man sich auf die auffälligen Tiere konzentrieren könne und ihnen früher und gezielt helfen könne. Heute kann Michael Sing beruhigt aufs Feld fahren, um die Gülle auszubringen. Sein Handy steckt neben ihm am Traktorsitz. Geht es einem seiner Tiere schlecht, sollte er es mitbekommen – per Push-Meldung aufs Handy. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Judith Zacher | Ob krank oder gestresst: Dank einer App und künstlicher Intelligenz sollen Landwirte künftig Warnzeichen ihrer Kühe frühzeitig erkennen können. Landwirt Michael Sing aus dem Landkreis Dillingen testet als einer der ersten in Bayern die neue Technik. | [
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] | bayern | 2022-07-02T14:16:15.018815+00:00 | 2022-07-02T14:16:15.018815+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/mehr-tierwohl-wenn-die-app-weiss-wie-es-der-kuh-geht,T6q0G2G |
"Im Westen nichts Neues" gewinnt vier Oscars | Die deutsche Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues" hat gleich vier Oscars gewonnen. Der Film von Regisseur Edward Berger wurde in der Nacht zum Montag in Los Angeles als bester internationaler Film ausgezeichnet. Preise gab es auch für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. Damit kann sich auch die bayerische Set-Designerin Ernestine Hipper Oscar-Gewinnerin nennen. Mit seinen vier Auszeichnungen geht "Im Westen nichts Neues" in die deutsche Filmgeschichte ein. Der Film ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das den Oscar als bester internationaler Film holt – nach "Das Leben der Anderen" (2007), "Nirgendwo in Afrika" (2003) und "Die Blechtrommel" (1980). Regisseur Berger bedankte sich bei seinem Team und seiner Familie: "Oh Gott, das bedeutet uns so viel." Bergers Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque und erzählt von den Grauen des Ersten Weltkriegs. Der Film war insgesamt neun Mal nominiert und das erste deutsche Werk, das auch in der Kategorie "Bester Film" vorgeschlagen war. Die Auszeichnung als bester Film verpasste "Im Westen nichts Neues" allerdings. In dieser Kategorie wurde "Everything Everywhere All at Once" ausgezeichnet. Der Science-Fiction-Actionfilm von Daniel Kwan und Daniel Scheinert erzählt von der Betreiberin eines Waschsalons, die sich durch mehrere Paralleluniversen kämpft. Der Film holte insgesamt sieben Auszeichnungen, darunter für die beste Regie. Schauspielerin Michelle Yeoh gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Schauspieler Brendan Fraser bekam derweil den Oscar als bester Hauptdarsteller: In "The Whale" von Darren Aronofsky spielt der 54-Jährige einen stark übergewichtigen Mann, der sich seiner Teenager-Tochter wieder annähern will. Der deutsche Oscar-Erfolg "Im Westen nichts Neues" hat auch eine bayerische Komponente: Die Nürnberger Filmausstatterin Ernestine Hipper gewann zusammen mit ihrem Kollegen Christian M. Goldbeck den Oscar in der Kategorie "Bestes Szenenbild". Hipper nahm die goldene Trophäe in Los Angeles selbst auf der Bühne entgegen und bedankte sich auch bei ihren Eltern und Freunden. Die in Oberbayern aufgewachsene 60-jährige Hipper übernahm bei dem Film den Part des "Set Design". Das meint allerdings nicht den Bau der Filmkulissen, sagte Hipper dem BR vor der Verleihung im Interview. Sie sei stattdessen sozusagen die Innenarchitektin der Filmsets: "Was für Möbel kommen in eine Wohnung? Ist sie groß genug? Brauchen wir mehr Fenster? Mehr Vorhänge? Wie soll die Stofflichkeit sein? Was wollen wir erreichen? Was willst Du in einem Raum fühlen?" In dem Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" war Authentizität gefragt – bis ins kleinste Detail: Jede Waffe, jeder Balken im Schützengraben, jeder Eimer, aus dem die Soldaten trinken, musste echt wirken. Hipper musste dafür recherchieren, dazu las sie Feldpost und suchte in Archiven nach Bildmaterial. Dass Ernestine Hipper nun Oscar-Gewinnerin ist, war mit Umwegen verbunden. Nie hätte sie sich vorstellen können, für einen Kriegsfilm zu arbeiten – noch als sie das Drehbuch zu "Im Westen nichts Neues" gelesen hat, habe sie geweint und es abgelehnt. Doch dann brach ein anderer Auftrag weg und der Regisseur Edward Berger konnte die erfahrene Set-Designerin überreden. Viele ihrer Kollegen hätten abgesagt, so Ernestine Hipper im BR-Interview: "Sie meinten, ich gehe ja nicht in die Tschechei, bei minus zehn Grad, und stehe im Schützengraben, für kein Geld der Welt." Ebenfalls für Schlagzeilen sorgt der Gewinnerfilm "Everything Everywhere All at Once". Er war mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen und gewann am Ende unter anderem auch für das beste Originaldrehbuch. Auch zwei weitere Schauspielpreise gingen an das Filmteam: Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt, Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller. Der Preis für das beste adaptierte Drehbuch ging an Sarah Polley für "Women Talking". Fürs Maskenbild wurde das Team von "The Whale" ausgezeichnet, die Auszeichnung für visuelle Effekte ging an das Team von "Avatar: The Way of Water" und der Blockbuster "Top Gun: Maverick" wurde für die beste Tongestaltung ausgezeichnet. Der Oscar für das beste Kostümdesign wurde an Ruth Carter für "Black Panther: Wakanda Forever" verliehen. - Bester Film: "Everything Everywhere All at Once" - Bester internationaler Film: "Im Westen nichts Neues" (Deutschland) - Regie: Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once") - Hauptdarstellerin: Michelle Yeoh ("Everything Everywhere All at Once") - Hauptdarsteller: Brendan Fraser ("The Whale") - Nebendarstellerin: Jamie Lee Curtis ("Everything Everywhere All at Once") - Nebendarsteller: Ke Huy Quan ("Everything Everywhere All at Once") - Kamera: James Friend ("Im Westens nichts Neues") - Original-Drehbuch: Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once") - Adaptiertes Drehbuch: Sarah Polley ("Die Aussprache") - Schnitt: Paul Rogers ("Everything Everywhere All at Once") - Filmmusik: Volker Bertelmann alias Hauschka ("Im Westen nichts Neues") - Filmsong: "Naatu Naatu" ("RRR") - Produktionsdesign: Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper ("Im Westen nichts Neues") - Ton/Sound: Mark Weingarten, James H. Mather, Al Nelson, Chris Burdon und Mark Taylor ("Top Gun: Maverick") - Visuelle Effekte: Joe Letteri, Richard Baneham, Eric Saindon und Daniel Barrett ("Avatar: The Way of Water") - Animationsfilm: "Guillermo del Toro's Pinocchio" - Animations-Kurzfilm: "The Boy, The Mole, The Fox and the Horse" - Dokumentarfilm: "Nawalny" - Dokumentar-Kurzfilm: "Die Elefantenflüsterer" (The Elephant Whisperers) - Make-up/Frisur: Adrien Morot, Judy Chin und Annemarie Bradley ("The Whale") - Kostümdesign: Ruth Carter ("Black Panther: Wakanda Forever") - Kurzfilm: "An Irish Goodbye" Mit Informationen von dpa "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Moritz Holfelder, Antje Harries | Kein deutscher Film gewann mehr Oscars: "Im Westen nichts Neues" hat bei der Verleihung in Hollywood vier Auszeichnungen erhalten. Auch die bayerische Set-Designerin Ernestine Hipper durfte jubeln. | [
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] | deutschland-welt | 2023-03-13T12:02:38.817+00:00 | 2023-03-13T12:26:45.538403+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/im-westen-nichts-neues-gewinnt-vier-oscars,TYLwGVM |
Hohe Gebühren - Wenn die Kinderbetreuung zum Luxus wird | Der Fachkräftemangel in Kindergärten und Krippen ist so dramatisch, dass im Frühsommer im niederbayerischen Weng bei Landshut sogar ein Job-Speed-Dating angeboten wurde. Aber auch die Kosten für einen Betreuungsplatz sorgen für Probleme, wie das Beispiel Stetten im Unterallgäu zeigt. Eltern müssen hier tief in die Tasche greifen, wenn sie ihre Kinder in der neuen und lang ersehnten Kindertagesstätte unterbringen wollen. Schaukeln und ein Kletterturm mit rotem Dach und Rutsche stehen schon im Garten. Und auch sonst sind die Bauarbeiten an der neuen Kindertagesstätte in Stetten fast abgeschlossen. Bis jetzt gab es nur einen Kindergarten und keine Krippe in dem rund 1.400-Einwohner-Ort. Viele Eltern haben sich deshalb auf die Krippe gefreut - bis klar war, was sie kosten wird. "Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen, ehrlich gesagt. Wir wussten - das war angekündigt - dass es teurer wird, aber, dass wir doppelt so teuer wie der Durchschnitt im ganzen Landkreis sind – ich war wirklich fassungslos", sagt Svenja Handfest. Ihr Sohn sollte die neue Krippe eigentlich besuchen. "Wegen der immens hohen Gebühren wird der Kleine nicht hier in die Krippe gehen", sagt sie. 330 Euro pro Monat sollen drei bis vier Stunden Betreuung in der neuen Krippe in Stetten kosten. Die Gemeinde ist Träger der Einrichtung. Nach Zahlen vom Februar 2023 kostet ein Krippenplatz mit Betreuung von drei bis vier Stunden im Durchschnitt im Unterallgäu rund 140 Euro. Die aktuellen Durchschnittswerte werden im Moment erneut erhoben und laut einer Sprecherin etwas höher ausfallen. Doch auch dann sind viele Einrichtungen weiter nur halb so teuer. An die Preise von Stetten wird wohl keine Einrichtung herankommen. Diese ist Stand jetzt die teuerste im Landkreis. Darauf ist der Stettener Bürgermeister, Uwe Gelhardt, nicht stolz. Er sagt, die Gemeinde habe alles versucht, um die Plätze billiger anzubieten. "Aber wir können es uns aufgrund der momentanen finanziellen Lage und den anstehenden Aufgaben der Gemeinde Stetten nicht leisten, niedrigere Gebühren für die Kita Regenbogen anzubieten und die Plätze den Eltern billiger zur Verfügung zu stellen", sagt er. Auch andere Gemeinden kämpfen mit den Kosten, zum Beispiel die Kreisstadt Mindelheim. Dort wurden die Krippengebühren dieses Jahr um 20 Prozent erhöht. Eine Betreuungszeit von vier Stunden pro Tag kostet jetzt statt 180 Euro pro Monat 216 Euro. Bürgermeister Dr. Stephan Winter sagt: "Grund für die Erhöhung im gesamten Kindertagesstättenbereich waren die deutlich gestiegenen Personalkosten durch die entsprechenden Tarifabschlüsse und zusätzliche Personaleinstellungen." Dabei habe die Stadt nicht einmal die volle Personalkostensteigerung weitergegeben. Julia Sassen wohnt mit ihrer Familie in Stetten und hat drei Kinder. Sie hätte sich mehr Verständnis für die Situation der Eltern gewünscht. Sie sagt: "Ich habe einfach nicht verstanden, warum die Gebühren so viel höher als der Durchschnitt sind. Die anderen Gemeinden hier im Umkreis kriegen es ja auch hin." Zum Beispiel die acht Kilometer entferne Nachbargemeinde Dirlewang. Dort kostet der Krippenplatz für vier Stunden 190 Euro. In Sontheim sind es 129 Euro. Auf die Frage, wie es die Gemeinde Sontheim schaffe, einen Krippenplatz günstiger als der Landkreisdurchschnitt anzubieten, schreibt Bürgermeister Alfred Gänsdorfer dem BR-Studio Landsberg-Mindelheim: "Wir verstehen uns als familienfreundliche Gemeinde und unterstützen junge Familien gerne darin, ihre Lebensplanung entsprechend gestalten zu können. Natürlich ist dies ein Mehraufwand für die Gemeinde, der aber, falls die Eltern dann dadurch die Möglichkeit haben, durch Ihre Tätigkeit den Fachkräftemangel zu beheben, gerechtfertigt ist." Auch komme die Arbeit der Eltern wieder den Sozialversicherungssystemen und dem Steueraufkommen zugute. Es sei eine sinnvolle Maßnahme. Denn: "Wir unterstützen somit aus Überzeugung die Eltern in der freien Gestaltung ihrer Lebensplanung." Dass der Landkreisdurchschnitt von rund 140 Euro für die Gemeinde ein Anhaltspunkt für die Berechnung sei, sagt Birgit Steudter-Adl Amini. Sie ist Bürgermeisterin in Kammlach. Dort kostet eine Krippenbetreuung bis vier Stunden 120 Euro, also 210 Euro weniger als in Stetten. "Wir sind immer bemüht, dem Ausgleich zwischen Wirtschaftlichkeit der Einrichtung und Sozialverträglichkeit Rechnung zu tragen. Der soziale Aspekt der Gebührenberechnung fällt dabei höher ins Gewicht, um Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen und junge Familien zu unterstützen", sagt sie. Und weiter: "Kindertageseinrichtungen mit allen Gruppen, von Krippe, Kindergarten und Hort sind in der Gemeinde Kammlach durchgehend defizitär." Laut Landratsamt Unterallgäu ist es Sache der Träger oder Gemeinden, wie sie die jeweiligen Betriebskosten finanzieren, in der Gestaltung sind sie frei. Eine Sprecherin sagte dem BR: "Vonseiten des Freistaats Bayern gibt es eine kindbezogene Förderung und jede Kommune muss einen kommunalen Anteil zur Förderung leisten. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit der Erhebung von Elternbeiträgen. Die Höhe der Elternbeiträge legt der Träger fest." Trotz der Gebühren bleibt die Kinderbetreuung für die Gemeinden im Landkreis ein Minusgeschäft. Jede Kommune muss selbst entscheiden, wie sie den Verlust kompensiert – und wie viel sie davon an die Eltern weitergibt. "Wir wären bei fast 1.000 Euro Kinderbetreuungskosten im Monat und das ist nicht machbar", sagt Marvin Drechsler aus Stetten. Seine Söhne sind zwei und vier Jahre alt und die Familie ist auf die Kinderbetreuung angewiesen. Er und seine Frau arbeiten beide Vollzeit und sie müssen ein Haus abbezahlen. "So wie es momentan geplant ist, können wir uns das nicht leisten", sagt Marvin Drechsler. Sonja Burghart wird ihren Sohn jetzt gar nicht in der Krippe anmelden. Sie sagt: "Ich muss den halben oder dreiviertel Monat arbeiten gehen, damit ich mir die Krippe leisten kann, das macht für mich keinen Sinn." Ähnlich geht es Ilona Knöpfle aus Stetten: "Der Kleinste bleibt zu Hause und dann muss ich auch zu Hause bleiben. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst und ist mit den Arbeitszeiten nicht flexibel." Das bringe viele Eltern in eine schwierige Situation, sagt Svenja Handfest: "Heute geht es ja fast gar nicht, dass ein Elternteil mehrere Jahre zu Hause bleibt und nichts verdient, nicht in die Rentenkasse und die Altersvorsorge einzahlt und dann hinterher beide von einer Rente leben können." Und für Julia Sassen ist klar: "Ich will arbeiten gehen, denn umso länger ich zu Hause bleibe, umso schwieriger wird der Wiedereinstieg in meinen Job. Ich arbeite in einer IT-Firma, da bleibt die Zeit nicht stehen." Die Gebühren in Stetten wurden durch einen Gemeinderatsbeschluss festgesetzt. Zumindest in diesem Jahr wird sich daran nichts ändern. Dieser Artikel ist erstmals am 03. Oktober auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Monika Haugg | Für viele Eltern in Stetten im Unterallgäu war die Nachricht eine Erleichterung: endlich eine Krippe im Ort. Bislang mussten Kinder unter drei Jahren in Nachbargemeinden betreut werden. Allerdings ist die neue Krippe für viele zu teuer. | [
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] | bayern | 2023-10-06T12:32:54.337373+00:00 | 2023-10-06T12:32:54.337373+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/hohe-gebuehren-wird-die-kinderbetreuung-zum-luxus,TqOaUaW |
Kranke Tiere geschlachtet? Weiterer Schlachtbetrieb geschlossen | Erst vor knapp zwei Wochen musste der Schlachthof in Aschaffenburg nach Vorwürfen der Tierquälerei seinen Betrieb einstellen. Jetzt hat das Veterinäramt des Landratsamtes am Dienstag einen Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg geschlossen. Nach BR-Informationen handelt es sich dabei um einen kleinen Betrieb in Hobbach, einem Ortsteil von Eschau. Grund dafür sind "belastbare Hinweise auf schwerwiegende tierschutzrechtliche Verstöße", bestätigte Landrat Jens Marco Scherf (Bündnis 90/Grüne) am Mittwoch auf Nachfrage von BR24. Am Montag hatte die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" dem Landratsamt in Miltenberg Videomaterial von versteckten Kameras im Schlachtbetrieb übergeben. Das Veterinäramt hat das Material gesichtet und die zuständigen Behörden informiert. Auf den Videos zu sehen sind nach Informationen von BR24 beispielsweise Rinder, die kaum laufen können und nicht mehr transportfähig gewesen wären. Sogenannte Krankschlachtungen sind gesetzlich verboten. Die Polizei hat den Schlachtbetrieb daraufhin durchsucht und dabei "diverse Unterlagen und Datenträger im Zusammenhang mit den Schlachtungen sichergestellt". Das bestätigt die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg auf Nachfrage. Das Veterinäramt hat den Schlachthof schließlich sofort geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeitende des Schlachtbetriebs und mindestens einen Tierhalter. Dem Schlachtbetrieb wird nun unter anderem vorgeworfen, "dass kranke und damit nicht mehr transportfähige Tiere dort angeliefert und geschlachtet wurden", sagt Landrat Scherf. Außerdem gibt es laut Landratsamt konkrete Anhaltspunkte für "teils schwerwiegende Tierschutzverstöße beim Abladen der für die Schlachtung vorgesehenen Tiere und bei der Betäubung." Von der Staatsanwaltschaft heißt es: "Es besteht der Verdacht der quälerischen Tiermisshandlung." Auch die Rolle, die die zuständige amtliche Tierärztin im Miltenberger Fall eingenommen hat, ist laut Landrat Scherf Gegenstand der Ermittlungen. Das Landratsamt hat die Tierärztin inzwischen von ihren Aufgaben entbunden. Laut Staatsanwaltschaft bestehen jedoch bislang keine strafrechtlichen Vorwürfe gegen sie. Die jüngste Kontrolle in dem Schlachtbetrieb hatte das Veterinäramt des Landratsamts Miltenberg im Mai durchgeführt. Dabei wurden laut Landratsamt "mittelgradige tierschutzrechtliche Verstöße festgestellt, die im Nachgang behoben werden konnten". Hinweise auf die Anlieferung von kranken Tieren seien dem Landratsamt zum damaligen Zeitpunkt nicht bekannt gewesen. "Ich bin wirklich schockiert", sagt Jens Marco Scherf. Dass in dem Betrieb kranke Tiere angeliefert und geschlachtet worden sein sollen, zeige die kriminelle Energie, die dahinterstecke. "Mich macht wütend, dass die gute Arbeit der kleinen Handwerksmetzgereien im Landkreis jetzt darunter leidet", so Scherf. Diese seien von den Vorwürfen nicht betroffen. Erst vor etwa zwei Wochen haben Behörden einen Schlachthof in Aschaffenburg geschlossen – auch wegen des Verdachts der Tierquälerei. Der Schlachtbetrieb in Hobbach ist deutlich kleiner als der Schlachthof in Aschaffenburg. Er hat nach BR-Informationen keine eigene Metzgerei und keinen Hofladen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Alisa Wienand, Julia Dechet | Es ist die zweite Schließung eines Schlachthofs am Untermain innerhalb weniger Tage: Das Veterinäramt hat einen Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg geschlossen. Dort sollen kranke Tiere geschlachtet worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. | [
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] | bayern | 2023-08-02T10:23:49.069+00:00 | 2023-08-02T12:34:18.861933+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/kranke-tiere-geschlachtet-weiterer-schlachtbetrieb-geschlossen,TlkkZV6 |
Corona vaccination does not lead to more miscarriages | Vaccination and pregnancy: a topic that has always been surrounded by many fears, but also rumours, understandably so. Of course, no woman wants her health protection to be at the expense of her unborn child. This is no different in the coronavirus pandemic. BR24-#Faktenfuchs is constantly receiving claims that corona vaccinations cause miscarriages. But there is no evidence for this. A user claims on Facebook: "It has been proven that the Covid-19 vaccination leads to more miscarriages." Another one says: "Then check out the British study. Miscarriages increased." And a third user posts: "In the US, miscarriage rates have increased by 400 per cent." But what is the truth of these claims? According to current scientific knowledge: nothing. The figure of around 400 per cent probably goes back to a British disinformation website. The website mentions an increase in miscarriages in connection with the vaccination: Allegedly, these had increased by 366 per cent among vaccinated women. The figures are taken from a British government report but misinterpreted. The website is known for spreading misinformation. But before we go into more detail about what is behind the false claim, it is worth having a look at the state of research on the topic of vaccination and pregnancy. What do we know about how the vaccinations affect the unborn child? There is currently not enough data on this from controlled studies - which is why the permanent vaccination commission (Ständige Impfkommission, Stiko) in Germany does not yet recommend vaccination for pregnant women. However, this does not mean that the Stiko advises pregnant women against vaccination - the decision is up to each woman. From the point of view of eleven German gynaecological societies, the assessment for pregnant women (with no particular risk of side effects) is positive. In a joint press release, the experts therefore advocate the vaccination of pregnant women with mRNA vaccines from the second trimester onwards. Their arguments: In systematic follow-up of over 5,000 vaccinated pregnant women, US scientists have so far been unable to find a single indication of increased complications. Miscarriages, stillbirths, and premature births did not occur more frequently among vaccinated pregnant women than among non-vaccinated women. Another argument in favour of vaccination is that an infection with the SARS-CoV-2 virus is more often severe in pregnant women. In the event of falling ill, pregnant women would have to receive intensive medical care six times more often and be ventilated about 22 times more often, the gynaecological professional organisations argue in their statement. A team of researchers around Nathalie Auger from the University of Montreal has summarised the experience from 42 observational studies with 438,548 pregnant women in a meta-analysis. Of these women, a total of 7,569 were infected with SARS-CoV-2. An infection - even without any symptoms - already increased the risk of life-threatening toxemia of pregnancy by 33 per cent. Premature births and stillbirths also occurred significantly more often in infected mothers. In summary, it can be said that there is not yet enough data to say conclusively what the possible risk of vaccination during pregnancy might be. However, there are no indications so far that vaccination leads to more miscarriages. Miscarriages do not occur more often than normal among vaccinated women. On the other hand, a large-scale meta-study concludes that the risk of premature births and stillbirths is significantly increased if the mother is infected with SARS-CoV-2. So how do users come to claim that the miscarriage rate has increased in connection with a corona vaccination? As has already been observed with other misinformation in the past, these claims seem to have found their way from English-language disinformation portals into German. According to a fact check by the news agency Reuters, the false claim goes back to the British disinformation portal "The Daily Expose". The website has previously attracted attention with misinformation. The article is titled "Number of women to lose their unborn child after having the Covid Vaccine increases by 366% in just six weeks". The article - and the figure of around 400 per cent increase in miscarriages - were subsequently distributed on various social networks. As a source for their supposed revelation, the authors of the article refer to a weekly report published by the Medical Licensing and Regulatory Agency for Medicines in the UK (MHRA) on reported vaccination reactions and side effects of the corona vaccines. The figures quoted from it are correct - but the conclusions the authors draw from them are wrong because they omit important context. According to the MHRA, a total of six miscarriages occurred in women who had been vaccinated against SARS-CoV-2 between December 9, 2020, and January 24, 2021. It is not clear whether there is any connection at all with the vaccinations. In the following six weeks - in the period from January 24 to March 7 - this number rose to a total of 28 miscarriages - so another 22 were added. That is an arithmetic increase of 366 percent, so far, the report is correct. But the authors do not put the increase in relation to the total number of women who received a vaccination in the same period. And this number has risen sharply. As a spokesperson for the MHRA explained to the news agency Reuters, the total number of first-time vaccinations increased from 1,340,043 people to 4,322,791 people between the two reports. The agency estimates that the proportion of women capable of bearing children among those vaccinated increased from 665,424 to 2,146,866 during this period - more than tripling. The report does not say how many of the women were actually pregnant at the time of vaccination. However, since about a quarter of all pregnancies in Great Britain already ended in miscarriage before the pandemic, a total number of 28 miscarriages among more than two million women of childbearing age among the first vaccinated women is expectable in the opinion of the authority - completely independent of the vaccination. A spokesperson said that reports of miscarriages in connection with the vaccination were being closely examined, but that there was "no pattern" so far that indicated an increased risk. Conclusion: The permanent vaccination commission (Stiko) does not yet recommend a corona vaccination for pregnant women - as there are no controlled studies on this yet. They therefore leave the decision for or against a vaccination to the women themselves. In particular, pregnant women who have an increased risk of a severe course of the disease or of infection should be offered a vaccination after detailed counselling. Eleven German gynaecological organisations recommend that women get vaccinated. This is because systematic evaluations of side effects in vaccinated women from the United States have not found any evidence of an increased miscarriage rate in more than 5,000 vaccinated pregnant women. On the other hand, the risk that pregnant women will fall seriously ill with Covid or suffer a premature birth or stillbirth is increased, according to various studies. So where does the figure of 400 per cent come from? It comes from an article on a British disinformation website that was widely shared on social networks. The authors refer to evaluations of a British agency on possible vaccination side effects, but do not put the increase in relation to the increased number of vaccinated women - and thus come to a false conclusion. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Julia Ley, Max Tenschert | Vaccinations have increased miscarriages by 400 per cent, according to users on social networks. But the figures are spread by a well-known disinformation website and are taken out of context. A #Faktenfuchs fact check. | [
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"#Faktenfuchs",
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"Coronavirus",
"Covid-19"
] | wissen | 2021-08-04T11:50:16.681893+00:00 | 2021-08-04T11:50:38.419824+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/wissen/corona-vaccination-does-not-lead-to-more-miscarriages,SeSmaMn |
Bade-Warnung: Seen in Ostbayern nach Hochwasser verunreinigt | Die schweren Regenfälle, Unwetter und Überflutungen der letzten Zeit haben auch viele Badegewässer im Landkreis Cham verunreinigt. Darauf weist das Landratsamt Cham hin. Das Gesundheitsamt Cham hatte am 3. Juni aus fast allen Naturbadeseen im Landkreis Wasserproben genommen. Die Ergebnisse zeigen nun für vier Gewässer stärkere Belastungen. Das sind der Drachensee in Furth im Wald, der Blaibacher See und die Badeweiher in Zell und Hohenwarth. Auch in einigen anderen Oberpfälzer Badeseen hat sich die hygienisch-mikrobiologische Wasserqualität verschlechtert. Grund ist, dass durch starke Niederschläge vermehrt mikrobiologische Verunreinigungen in Badeseen gelangen können. Auch ungeklärtes Abwasser kann dort hineingelaufen sein, wenn es zur Entlastung der Kanalisation bei Überschwemmungen abgeleitet wurde. Das Gesundheitsamt Cham bittet momentan um "Besonnenheit", wenn man in Naturseen badet. Durch Fremdstoffe wie hineingeschwemmte Äste oder Müll bestehe eine erhöhte Unfallgefahr. Das Wasser kann getrübt sein, sodass man nicht tief genug hinabsieht. In Fließgewässern können immer noch starke Strömungen herrschen. Nächste Woche will das Gesundheitsamt Cham weitere Wasserproben nehmen und untersuchen. Auch im Landkreis Straubing-Bogen warnt das Gesundheitsamt, dass Badeseen und Flüsse durch hineingeschwemmten Dünger, Fäkalien und Öl verschmutzt sein können. In Niederbayern ist sogar ein Badeverbot für einen Weiher aufgrund der schlechten Wasserqualität ausgesprochen worden. Das Landratsamt Deggendorf hat am Mittwoch, 12. Juni, das Baden im sogenannten Luberweiher (Griesweiher), der sich zwischen Seebach und Niederalteich befindet, verboten. Denn durch die Rückverlegung des Donaudamms im Bereich des Weihers wurde dieser beim letzten Hochwasser der Donau "überspült" und das habe die Wasserqualität verschlechtert, heißt es in einem Schreiben des Landratsamts Deggendorf. In der kommenden Woche wird die Gesundheitsverwaltung eine Wasserprobe entnehmen und die Wasserqualität prüfen. Dann wird entschieden, wie lange das Badeverbot für den Luberweiher gelten wird. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Renate Rossberger | Nach den Hochwassern in Niederbayern und der Oberpfalz leidet die Wasserqualität in den hiesigen Badeseen. Menschen sollten beim Baden in Naturseen in nächster Zeit vorsichtig sein. Einige Kommunen warnen – oder sprechen sogar ein Badeverbot aus. | [
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] | bayern | 2024-06-12T15:00:43.214867+00:00 | 2024-06-13T09:11:52.869277+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/bade-warnung-seen-in-ostbayern-nach-hochwasser-verunreinigt,UFUduUx |
Kleinflugzeug stürzt bei Günzburg ab - Pilot verletzt | Auf dem Flugplatz von Günzburg-Donauried ist ein Mann am Dienstagabend mit einem Kleinflugzeug bei der Landung abgestürzt. Der Tower beobachtete den Unfall und alarmierte sofort die Rettungskräfte. Der 69-jährige Pilot befreite sich aus dem verunglückten Doppeldecker und wurde mit einem Rettungshubschrauber in das Klinikum Günzburg gebracht. Er ist nach Polizeiangaben ein sehr erfahrener Berufspilot. Andere Personen befanden sich nicht in der Maschine. Wie ein Sprecher der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Schwaben Süd auf BR-Nachfrage mitteilte, hatte der Pilot während seines Flugs offenbar technische Probleme und wollte deshalb auf dem Sonderflugplatz Günzburg-Donauried landen. Ob der 69-Jährige dort auch gestartet war, konnte die Polizei nicht sagen. Ein Wunder, dass der Pilot bei dem Unfall nur mittelschwer verletzt wurde. Als der Mann mit seiner Maschine die Graslandebahn fast erreicht hatte, riss offenbar die Strömung ab. Der Doppeldecker stürzte aus geringer Höhe ab und wurde stark beschädigt, der Schaden wird auf 100.000 Euro geschätzt. Der plötzliche Höhenverlust könnte mit Motorproblemen zusammenhängen. Die genaue Unfallursache wollen Spezialisten, unter anderem von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, in den kommenden Tagen klären. Nach ersten Erkenntnissen gab es keine weiteren Sachschäden. Bis zu 70 Feuerwehrleute waren im Einsatz. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Frank Jordan, Peter Allgaier | Auf dem Flugplatz Günzburg-Donauried ist ein Kleinflugzeug abgestürzt. Nach Informationen des Polizeipräsidiums Schwaben Süd befand sich der Doppeldecker im Landeanflug, als die Maschine verunglückte. | [
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] | bayern | 2022-03-30T06:03:39.534+00:00 | 2022-03-30T11:28:59.284854+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/kleinflugzeug-stuerzt-bei-guenzburg-ab-pilot-verletzt,T1VC5Bo |
Vatikan: Synode endet mit Schlussdokument "interpretationsoffen" | Für 368 Stimmberechtigte ist am Sonntag die zweite und letzte Tagung der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode im Vatikan zu Ende gegangen. "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können" lautete die titelgebende Fragestellung der zweiten Synoden-Runde. Wie schon bei der ersten Zusammenkunft der Synodalen vor einem Jahr im Vatikan waren unter den stimmberechtigten Teilnehmern erstmals nicht nur Bischöfe und damit Männer, sondern auch 96 Personen ohne Weihe – Männer wie Frauen. Zentrales Anliegen der Zusammenkunft in zwei Etappen war ein besseres Miteinander zwischen Bischöfen, Geistlichen und Laien bis hin zu Möglichkeiten für eine Beteiligung an kirchlicher Leitung für Laien, welche die katholische Kirche bislang geweihten Kirchenmännern vorbehält. Die Weltsynode mündete in ein 50-seitiges Schlussdokument mit Empfehlungen an die Ortskirchen und den Papst. Unter anderem werden darin kirchenrechtlich schon bestehende Möglichkeiten partizipatorischer Kirchengremien hervorgehoben, die laut dem Papier schon jetzt die Beteiligung von Laien an kirchlichen Entscheidungsprozessen ermöglichen. Darin bestünde "einer der vielversprechendsten Handlungsbereiche für eine rasche Umsetzung der synodalen Leitlinien, die rasch spürbare Veränderungen bewirken können". Für den Passauer Bischof Stefan Oster sei damit "völlig klar": "Der 'Decision-Making'-Prozess bezieht möglichst viele ein, aber der 'Decision-Taking'-Prozess bleibt der Hierarchie reserviert." Verbindliche Beschlüsse auch zu weiteren Reformwünschen, etwa rund ums Zölibat, die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern oder eine Veränderung der Sexualmoral, wurden nicht getroffen. Doch die Synode hat deutlich gemacht, dass diese Themen nicht nur von Katholiken in Deutschland kontrovers diskutiert werden. Auch die Idee, Laien bei der Wahl eines Bischofs mit einzubeziehen, bleibt ein unverbindlicher Vorschlag des Synodendokuments. "Eine Synode kann nicht alle Probleme der katholischen Kirche lösen. Sie hat sich ihnen aber gestellt", sagt der Bochumer Theologe und Synoden-Berater Thomas Söding dem BR. "Die allermeisten Bischöfe haben verstanden", so seine Einschätzung. Wie kontrovers einzelne Reformanliegen in der katholischen Kirche nach wie vor sind, zeigte sich auf der Synode bei der Frage nach der Zulassung von Frauen zum untersten Weiheamt der katholischen Kirche, dem Diakonat. Ins Abschlussdokument geschafft hat es der Satz: "Die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat bleibt offen." Dabei hatte Franziskus bereits lange vor und unabhängig von der Synode zweimal eine Kommission eingesetzt, die sich mit der Frage beschäftigt. Ergebnisse der Beratungen wurden bis heute nicht öffentlich. Der entsprechende Passus zum Diakonat im Abschussdokument erhielt von 97 Synodalen ein Nein – das entspricht mehr als 25 Prozent der Stimmberechtigten. Damit war der Punkt zum Frauen-Diakonat der strittigste Teil des gesamten Dokuments. "Es ist offenbar kein ausreichender Wille da, die offene Diskriminierung zu beenden", zeigt sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, enttäuscht. Frauen würden nach wie vor über "Mütterlichkeit und Warmherzigkeit" definiert, "aber für Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens, der Bekleidung kirchlicher Weiheämter" kämen sie nicht in Betracht. Einige Synoden-Teilnehmer hatten bereits kommen sehen, dass sich die Synode nicht für konkrete Schritte in Richtung Frauenweihe aussprechen würde. Noch vor Abschluss der Beratungen warben sie bei einem Treffen mit dem Chef der Glaubenskongregation des Vatikans, Kardinal Viktor Fernandez, für eine eigene Synode zum Thema. Einstweilen bleibt es beim Abschlussdokument: Der Papst hat angekündigt, dem Empfehlungspapier kein eigenes Schreiben folgen zu lassen, das verbindlichen Charakter hätte. "Sehr hilfreich", meint Synoden-Berater Thomas Söding, weil "wir jetzt nicht erst noch auf ein postsynodales Schreiben warten müssen, sondern wissen, dass der Papst will, was die Synode will". "Richtig schwierig", urteilt hingegen der Passauer Bischof Stefan Oster über das Ausbleiben eines verbindlichen Textes aus der Feder des Papstes. Mit dem Abschlusspapier sei "interpretationsoffen", was konkrete Früchte der Synode sein können. Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Simon Berninger | Im Vatikan ist am Sonntag die von Papst Franziskus einberufene Weltsynode zu Ende gegangen. Die teilnehmenden Bischöfe und stimmberechtigten Laien verabschiedeten ein Schlussdokument. Was darin steht – und was nicht. | [
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] | kultur | 2024-10-28T15:21:29.783143+00:00 | 2024-10-28T15:21:29.783143+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/kultur/vatikan-synode-endet-mit-schlussdokument-interpretationsoffen,USUFytI |
Scholz über Ukraine-Wiederaufbau: "Künftiges EU-Mitgliedsland" | Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will den Wiederaufbau der Ukraine nach einem Ende des russischen Angriffskriegs ganz auf eine EU-Mitgliedschaft ausrichten. "Wenn wir die Ukraine wiederaufbauen, dann tun wir das mit dem Ziel der Ukraine als EU-Mitglied im Kopf", sagte Scholz auf einem Wirtschaftsforum in Berlin. Das heutige Treffen könne "der Beginn einer Wirtschafts- und Transformationspartnerschaft zwischen unseren Ländern werden, die tiefer und weiter geht als alles bisherigen Partnerschaften". Laut dem Bundeskanzler müssen die Verkehrsinfrastruktur sowie der Logistik- und Transportsektor so aufgebaut werden, dass das Land problemlos an die EU angebunden werden könne. Die ukrainische Beitrittsperspektive solle auch als Signal an private Investoren verstanden werden: "Wer heute in den Wiederaufbau der Ukraine investiert, der investiert in ein künftiges EU-Mitgliedsland, das Teil sein wird unserer Rechtsgemeinschaft und unseres Binnenmarkts", sagte Scholz. Der Kanzler verwies darauf, dass derzeit über 2.000 deutsche Unternehmen in der Ukraine aktiv seien, andere wollten so schnell wie möglich zurück. Er appellierte an die ukrainische Regierung, die Rahmenbedingungen für Investitionen weiter zu verbessern. Scholz nannte als Beispiele mehr Rechtsstaatlichkeit, mehr Transparenz und einen noch entschiedeneren Kampf gegen Korruption. Der Weg der Ukraine in die EU werde "mit vielen Reformen" verbunden sein. Der Bundeskanzler erklärte, dass der von Russland angegriffene Energiesektor in der Ukraine so wieder aufgebaut werden soll, dass das Land effizienter Strom in die EU liefern könne. Scholz sagte zudem erneut weitere militärische Hilfe zu, insbesondere zum Schutz von Angriffen aus der Luft. Man werde die Ukraine so lange unterstützen wie es nötig sei: "Putins Krieg hat unsere Länder zusammengeschweißt", sagte Scholz über Deutschland und die Ukraine. "Wir gehen schrittweise nach Europa", sagte der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal, der ebenfalls an dem Treffen in Berlin teilnimmt. "Für europäische Firmen bietet der Prozess der Transformation unglaubliche Möglichkeiten". Er hob unter anderem die Erfahrung der ukrainischen Militärindustrie, Potenziale in der Energiewirtschaft und die hoch produktive ukrainische Landwirtschaft hervor. Schmyhal bezifferte den Finanzbedarf für den Wiederaufbau seines Landes auf 750 Milliarden Dollar. Er betonte, dass die Ukraine der EU künftig Strom und Gas liefern wolle. Deutsche Wirtschaftsvertreter sicherten der Ukraine bei dem Wirtschaftsforum ihre Unterstützung zu. Viele Unternehmen leisteten derzeit ihren Beitrag dazu, dass die ukrainische Wirtschaft trotz des Krieges weiterläuft "und möchten beim Wiederaufbau helfen", sagte der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Peter Adrian. Auch die Sanktionen gegen Russland und Belarus trage die deutsche Wirtschaft mit. Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Die Ukraine als EU-Mitglied, aber erst nach "vielen Reformen": Bundeskanzler Scholz sieht das vom Krieg gebeutelte Land politisch auf dem Weg nach Europa. "Putins Krieg hat unsere Länder zusammengeschweißt", sagt er bei einem Wirtschaftsforum. | [
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] | deutschland-welt | 2022-10-24T12:30:53.479177+00:00 | 2022-10-24T15:03:51.459791+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/scholz-ueber-ukraine-wiederaufbau-kuenftiges-eu-mitgliedsland,TLBD7dh |
EU: Notfallplan zum Gas-Sparen wohl beschlossen | Die EU-Staaten haben das Beschlussverfahren für einen Notfallplan zur Drosselung des Gaskonsums auf den Weg gebracht. Bei einem Sondertreffen der für Energie zuständigen Minister kam am Dienstag in Brüssel die notwendige Mehrheit für den Schritt zusammen, wie die tschechische EU-Ratspräsidentschaft bestätigte. Der Plan soll vor allem die Risiken reduzieren, die sich aus einer vollständigen Unterbrechung russischer Gaslieferungen ergeben könnten. Nach Angaben von Wirtschaftsstaatssekretär Sven Giegold war die Entscheidung bei dem Energieministertreffen ganz klar. "Riesenmehrheit, nur Ungarn war dagegen", schrieb der Grünen-Politiker auf Twitter und wertete die EU-Gaseinsparverordnung als einen beispiellosen Schritt. "Mitgliedsstaaten, die keinerlei russisches Gas importieren, zeigen sich solidarisch und verpflichten sich zum Konsumverzicht. Das gab es noch nie", kommentierte er. Nach dem Text für die Rechtsverordnung, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sieht der Plan wie von der EU-Kommission vorgeschlagen vor, den nationalen Konsum im Zeitraum vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent zu senken. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei weitreichenden Versorgungsengpässen einen Unionsalarm auszulösen und verbindliche Einsparziele vorzugeben. Im Vergleich zum ersten Entwurf der Kommission sind dafür allerdings deutlich mehr Ausnahmemöglichkeiten vorgesehen und auch die Hürden für die Einführung von verbindlichen Einsparzielen wurden erhöht. Letztere sollen nur vom Rat der Mitgliedstaaten und nicht von der EU-Kommission durchgesetzt werden können. Konkret bedeutet dies, dass ein Kommissionsvorschlag für verbindliche Einsparziele die Zustimmung einer Gruppe von 15 der 27 EU-Länder braucht. Zudem müssten diese zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der Union ausmachen. Ausnahmeregelungen sollen zum Beispiel vorsehen, dass Länder wie Zypern, Malta und Irland nicht zum Gassparen verpflichtet werden sollten, solange sie nicht direkt mit dem Gasverbundnetz eines anderen Mitgliedstaats verbunden sind. Bei anderen Staaten sollen zum Beispiel Anstrengungen zur Einspeicherung von Gas, eine drohende Stromkrise und der Verbrauch von Gas als Rohstoff etwa zur Erzeugung von Düngemitteln die verpflichtende Einsparmenge reduzieren können. Ob das geplante Einsparziel von insgesamt 45 Milliarden Kubikmeter Gas so erreicht werden kann, ist unklar. Die derzeitige tschechische EU-Ratspräsidentschaft rechtfertigte am Dienstag am Rande des Energieministertreffens die vielen Ausnahmeregelungen. "Unterschiedliche Staaten sind in unterschiedlichen Positionen", erklärte der zuständige Minister Jozef Sikela. So fehlten beispielsweise in einigen Ländern Verbindungsleitungen und einige Länder müssten noch viel dafür tun, die Gasspeicher für den Winter ausreichend zu füllen. Die Bundesregierung will die Vereinbarung sogar noch übertreffen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warb am Dienstag in Brüssel für ein höheres nationales Sparziel. Vielleicht seien je nach Härte des Winters auch "16 oder 20 Prozent" zu schaffen, sagte Habeck. Man habe bereits "enorme Anstrengungen und enorme Erfolge erzielt" und werde weitere realisieren können, sagte er. Das ursprünglich von der EU geplante Gesamt-Einsparziel von 45 Milliarden Kubikmeter Gas könne sieht Habeck durch die vielen Ausnahmen gefährdet. Er äußerte sich aber zuversichtlich, dass viele Länder wegen der hohen Gaspreise mehr sparen würden als vorgesehen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nannte als mögliche Maßnahmen die Optimierung der Einstellungen bei Gas-Heizungen oder den Wechsel ins Homeoffice über Weihnachten und Neujahr in großen Behörden, damit die Gebäude nicht beheizt werden müssten. Somit könne man die Situation auch ohne die "teilweise etwas ulkigen Hinweise, wie etwa beim Duschen", bewältigen, sagte Lindner gegenüber RTL/ntv. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) begrüßte die Einigung auf den Gas-Notfallplan als "entscheidenden Schritt, um Putins Drohung mit einer vollständigen Gasunterbrechung zu begegnen". Allerdings hatten die Mitgliedstaaten den am Freitag von ihr vorgelegten Solidaritäts-Mechanismus in tagelangen Verhandlungen aufgeweicht. Von der Leyen hatte vergeblich eine Sondervollmacht gefordert, um Sparziele direkt erzwingen zu können. Der Chef der Konservativen im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), sagte am Abend bei BR24, er sei sehr zufrieden mit den Beschlüssen. "Wir Deutschen, [und] die Italiener sind ja die, die am meisten von russischem Gas abhängig sind. Insofern müssen wir in Vorlage gehen.“ Deutschland würde bereits jetzt Gas in dieser Größenordnung einsparen, gemessen an den Zahlen vom Vorjahr. Insofern könnten weitere Anstrengungen folgen. Entscheidend sei dabei aber, europäisch zu denken, so Weber. "Heute wurde ja ein Beitrag geleistet, dass wir es solidarisch schaffen, und das ist gut." Weber gestand auch ein, dass es eben ein "Kompromiss" sei, auf den man sich geeinigt habe. In einigen Bereichen habe er sich mehr gewünscht, etwa eine verbindliche Lieferfähigkeit zwischen den Staaten. "Denken Sie mal an unser Nachbarland Tschechien, das keinen Hochseehafen hat und das beispielsweise auch keinen direkten Zugang zu Gas aus Norwegen hat. Die sind darauf angewiesen, dass Gas durchgeleitet wird – aus Belgien, aus Norwegen durch deutsche Leitungsnetze nach Tschechien. Dieses Prinzip von Solidarität, das wir Bayern übrigens auch brauchen, wenn es um den österreichischen Gasspeicher in Haidach in der Nähe von Salzburg geht, da müssen wir zusammenhalten, das gemeinsam angehen." Weber sagte in dem Interview auch, dass er sich gemeinsame, europäische Einkaufsgemeinschaften für Energie wünschen würde. "Das würde billigere Produkte bringen, billigere Preise bringen. Da ist Deutschland leider Gottes noch nicht dabei, bei dieser Einkaufsgemeinschaft. Mehr Solidarität täte hier gut." Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hatte die europäischen Energieminister zur Zustimmung aufgefordert: "Der EU-Notfallplan ist ein wichtiger Schritt für europäische Solidarität", erklärte Wolfgang Niedermark von der BDI-Hauptgeschäftsführung vorab. Auf Deutschland und Europa komme ein "langfristig andauernder Gasmangel zu". Unternehmen, staatliche Institutionen und Verbraucher müssten "Energie sparen, wo es nur geht". "Die akute Energiekrise lässt sich nur gemeinsam europäisch lösen", betonte Niedermark vom BDI. Für Deutschland bedeute dies, selbst "so viel Energie bereitzustellen wie möglich", und zwar "aus allen verfügbaren Quellen". Dies wäre auch ein "wichtiges Signal zur Dämpfung der immer weiter steigenden Energiepreise". Die Gesetzesänderung muss vor Inkrafttreten noch formell von den EU-Ländern besiegelt werden. Das Europaparlament hat kein Mitspracherecht. Auch der Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), Andreas Kuhlmann, kritisierte im Gespräch mit der radioWelt auf Bayern 2 die angekündigte erneute Gasdrosselung. "Das ist ein perfider Wirtschaftskrieg", sagte Kuhlmann. "Mit dem konnten wir rechnen. Wir müssen uns jetzt auf unsere Kräfte konzentrieren." Der dena-Chef warb dafür, Gas zu sparen, wo es möglich sei. Die Industrie habe bereits angekündigt, die Produktion zurückzunehmen. Kuhlmann betonte: "Wichtig ist aber, was wir in den Haushalten hinbekommen. Wir müssen unbedingt informieren – alle Haushalte, Schulklassen – wie viel man jetzt einsparen kann und muss, um einen Beitrag für Deutschland, aber auch für das eigene Portemonnaie zu leisten." Den Gas-Notfallplan nannte er eine begrüßenswerte Initiative. EU-Energiekommissarin Kadri Simson hält die vom russischen Konzern Gazprom für diese Woche angekündigte weitere Kürzung der Gaslieferung für politisch motiviert. Sie weist die Behauptung des Unternehmens zurück, die Lieferung müsse wegen der Wartung einer Turbine verringert werden. "Wir wissen, dass es dafür keinen technischen Grund gibt", sagt Simson. "Das ist ein politisch motivierter Schritt, und darauf müssen wir vorbereitet sein." Genau aus diesem Grund sei die präventive Reduzierung des Gasbedarfs eine kluge Strategie. Nur sechs Tage nach der Wiederaufnahme der Gasversorgung aus Russland durch die Pipeline Nord Stream 1 soll die Liefermenge halbiert werden. Der russische Konzern Gazprom will die Gasmenge an diesem Mittwoch von 40 Prozent auf 20 Prozent der maximalen Kapazität senken. Es sollen dann nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen, teilte das Unternehmen am Montag mit. BR24 wählt regelmäßig Inhalte von unseren europäischen öffentlich-rechtlichen Medienpartnern aus und präsentiert diese hier im Rahmen eines Pilotprojekts der Europäischen Rundfunkunion. zum Artikel "EBU-Projekt Europäische Perspektiven" "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Christine Kerler | Die EU-Energieminister haben sich auf einen Gas-Einsparplan geeinigt. Das teilte die tschechische EU-Ratspräsidentschaft mit. Der Plan soll vor allem Risiken reduzieren, die sich aus einem Stopp russischer Gaslieferungen ergeben würden. | [
"Nord Stream",
"Gas",
"Ukraine-Krieg",
"EU",
"Russland",
"Gazprom"
] | bayern | 2022-07-26T16:44:34.742+00:00 | 2022-07-26T17:13:49.612625+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/eu-notfallplan-zum-gas-sparen-wohl-beschlossen,TCf7gwQ |
Nach Horrorflug: Airlines entdecken an weiteren Boeings Probleme | Es muss ein traumatisches Erlebnis gewesen sein: ein lautes Geräusch, und plötzlich bricht ein Teil der Wand aus dem Flugzeug. "In dem Moment fühlte sich so an, als würden Luft, Partikel oder Feuchtigkeit ins Flugzeug strömen - vom hinteren zum vorderen Teil des Flugzeugs. Anschließend wurde alles wieder aus dem Flugzeug gesaugt", berichtet eine Augenzeugin gegenüber CNN. Sie habe definitiv Todesangst gehabt. Ihrer Mutter schrieb sie die Nachricht: "Das Flugzeug ist explodiert und ich bin nicht sicher, was los ist, aber ich liebe dich." Der Vorfall am vergangenen Freitag ging glimpflich aus. Nach dem Abriss eines Fensters konnte das Flugzeug notlanden, niemand wurde ernsthaft verletzt. Nun droht dem Hersteller Boeing neuer Ärger mit der 737 Max, wenn sich Hinweise verdichten sollten, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Denn zwei US-Airlines haben bei weiteren Maschinen Probleme gefunden: Alaska Airlines und United Airlines berichteten nach ersten Überprüfungen von losen Schrauben und Teilen. Wie viele Maschinen bisher betroffen sind, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte am Wochenende angeordnet, Flugzeuge des Typs am Boden zu lassen und zu inspizieren. Das betroffene Bauteil verschließt bei der Modellvariante eine nicht benötigte Türöffnung. Bei einem Flug von Alaska Airlines am Freitag riss das Teil plötzlich kurz nach dem Start im Steigflug heraus. Nach Informationen der Website "The Air Current" wurden lose Schrauben und andere Probleme mit dem Bauteil bei mindestens fünf Maschinen von United Airlines gefunden. United hat 79 Flugzeuge des Typs, Alaska laut Medienberichten 65 - und weltweit sind es gut 170 Maschinen. In der Europäischen Union sind laut der hiesigen Behörde EASA keine Flugzeuge von Stilllegungen und Inspektionen betroffen. Denn offenbar hat keine Airline die betroffene Konfiguration in der Flotte. Die Lufthansa hatte im Dezember 2023 entschieden, 40 Boeing 737 Max zu bestellen, allerdings handelt es sich dabei um den Typ 737 Max 8. United und Alaska begannen noch nicht mit den von der FAA vorgeschriebenen offiziellen Inspektionen, weil dafür die nötigen Unterlagen formalisiert werden müssten. Die Airlines haben aber bereits damit begonnen, Sitzreihen zu entfernen und die Innenverkleidung abzunehmen, um an die Stelle am Flugzeugrumpf zu kommen. Einer Tür an dieser Stelle statt der Abdeckung ist bei Konfigurationen der 737 Max 9 mit mehr Sitzplätzen vorgesehen. Die kleinere Variante 737 Max 8 hat die Türöffnung nicht. Dass die 171 Passagiere bei dem Alaska-Flug am Freitag weitgehend mit dem Schrecken davonkamen, ist Experten zufolge auch glücklichen Umständen zu verdanken: Niemand saß unmittelbar an dem herausgebrochenen Teil und alle Passagiere waren im Steigflug noch angeschnallt. Sogar ein herausgefallenes iPhone hat den Zwischenfall nahezu unbeschadet überlebt: Nach dem Sturz aus 5.000 Metern Höhe wurde das Gerät mit halbvollem Akku und im Flugmodus gefunden. Er habe das Mobiltelefon "ziemlich sauber und ohne Kratzer im Gebüsch" entdeckt, schrieb ein Mann im nordwestlichen US-Bundesstaat Washington am Sonntag im Onlinedienst Tiktok. Das Telefon gehört vermutlich einem der Passagiere. Das Mobiltelefon der Firma Apple war offenbar aus dem Flugzeug gesaugt worden, als kurz nach dem Start ein Teil der Kabinenwand herausflog. Ein Foto des Geräts, das der Finder im Onlinedienst X, vormals Twitter, veröffentlichte, zeigt den intakten Bildschirm und eine per E-Mail verschickte Gepäckquittung in Höhe von 70 Dollar. Abgesehen von der Anschlussstelle für das Ladekabel schien das Telefon unversehrt zu sein. Der Mann aus Washington sagte, er habe nach dem Fund die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB kontaktiert. Diese habe ihm mitgeteilt, dass es bereits das zweite Telefon aus der Maschine sei, das jemand gefunden habe. Behördenchefin Jennifer Homendy sagte bei einer Pressekonferenz, dass die NTSB die Telefone "durchsehen und sie dann zurückgeben wird". Es sei "ein großer Glücksfall", dass der technische Defekt, der zur Notlandung des Flugzeugs führte, "nicht in einer Tragödie geendet" habe. Dennoch gerät Alaska Airlines nach dem Horrorflug unter Erklärungsdruck. Experten werfen angesichts der Entscheidung der Fluggesellschaft, die Boeing 737 Max 9 aufgrund von Warnungen eines Kabinendrucksystems nur noch über Land fliegen zu lassen, die Frage auf, ob das betroffene Flugzeug überhaupt einsatzfähig war. Steven Wallace, ein Berater für Flugsicherheit und ehemaliger Leiter von Unfalluntersuchungen der US-Luftfahrtbehörde FAA, verlangte Auskunft darüber, warum die Verantwortlichen Angst vor dem Einsatz des Flugzeugs über dem Meer gehabt hätten. "Das muss von Alaska Airlines beantwortet werden", so Wallace. Alan Diehl, ein ehemaliger Unfallermittler sowohl für die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB als auch für die FAA, kritisierte, die Airline hätte das Flugzeug nicht einsetzen dürfen. Er sagte jedoch auch, dass die Entscheidung, das Flugzeug nicht mehr für Flüge nach Hawaii einzusetzen, möglicherweise eine Katastrophe verhindert habe. Wäre der Stopfen auf halbem Weg nach Hawaii herausgebrochen, seien die Piloten gezwungen gewesen, so tief zu fliegen, dass die Passagiere ohne Sauerstoffmasken hätten atmen können - was mehr Treibstoff verbrannt hätte, so Diehl. Das klaffende Loch im Rumpf hätte zudem den Luftwiderstand erhöht. Dem Flugzeug wäre womöglich über dem Pazifik der Treibstoff ausgegangen. Wer auch immer die Entscheidung getroffen habe, die Maschine nicht mehr für Hawaii-Flüge einzusetzen, "hat wahrscheinlich viele Leben gerettet", so Diehl. Das betroffene Flugzeug war bereits vor dem Zwischenfall vom Freitag von Alaska Airlines nicht mehr für Flüge nach Hawaii eingesetzt worden, weil auf drei vorangegangenen Flügen eine Warnleuchte auf ein mögliches Problem mit dem Kabinendruck hingewiesen hatte, wie die NTSB-Vorsitzende Jennifer Homendy erklärte. Die Warnleuchte habe möglicherweise nichts mit dem Vorfall vom Freitag zu tun. Alaska Airlines habe das Flugzeug von langen Flügen über Wasser ausgeschlossen, damit es im Notfall rasch zu einem Flughafen zurückkehren könne, sollte die Warnleuchte wieder ein Problem melden. Andere Luftfahrt-Insider bezeichneten der Entscheidung der Fluggesellschaft, das Flugzeug nach den Druckwarnungen auf Flügen am 7. Dezember, 3. Januar und 4. Januar - dem Tag vor dem Zwischenfall - trotzdem starten zu lassen, als nicht ungewöhnlich. "Unabhängig davon, welche Wartungsarbeiten sie durchgeführt haben, haben sie entschieden, konservativ zu sein und das Ding nicht über Wasser zu lassen", sagte John Cox, ein ehemaliger Pilot der Fluggesellschaft und heutiger Sicherheitsberater. Die sporadischen Druckwarnungen - sie traten bei drei von 145 Flügen auf - hätten etwa auf einen defekten Sensor hinweisen können. Das Foto eines Passagiers zeigt das herausgerissene Fensterteil einer Boeing 737-9 Max. Bei Boeing folgt das Unglück auf eine Serie von Entwicklungs- und Produktionsfehlern. Immer wieder handelt es sich um die "Max" - die jüngste Auflage des Mittelstreckenjets 737, dessen Grundkonstruktion aus den 1960er-Jahren stammt. Vor rund fünf Jahren stürzten zwei "Max"-Maschinen ab, 346 Menschen starben. Behörden in aller Welt verhängten deshalb Flugverbote für den Typ: Ab März 2019 durfte die "Max" mehr als anderthalb Jahre lang nicht mehr abheben und wurde erst nach technischen Verbesserungen nach und nach wieder zugelassen. Den Hersteller kostete das Desaster Milliarden. Nach vier Verlustjahren in Folge zeichneten sich zuletzt auch für 2023 rote Zahlen ab. Mit Informationen von dpa, AP und AFP Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Tanja Koch | Airlines haben bei mehreren Boeing 737 Max 9 lose Teile entdeckt. Zuvor war während eines Fluges ein Flugzeugteil herausgebrochen, das Unglück endete glimpflich. Alaska Airlines gerät unter Erklärungsdruck, warum der Flieger starten durfte. | [
"Luftfahrt",
"United Airlines",
"Boeing 737"
] | deutschland-welt | 2024-01-09T08:21:10.343275+00:00 | 2024-01-09T15:09:51.906473+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/lose-schrauben-weitere-probleme-nach-boeing-horrorflug,U0qJK4f |
Kabarettpreis: Ehrungen für Ana Lucía und Florian Schröder | Zum 25. Mal verlieh der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus am Montagabend den "Bayerischen Kabarettpreis". Der Hauptpreis ging dabei an den Kabarettisten, Autor und Moderator Florian Schroeder, der Musikpreis an den Musik-Kabarettisten Bodo Wartke und der Senkrechtstarter-Preis an die Comedienne Ana Lucía. Den Ehrenpreis erhielt das Komiker-Duo Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer, besser bekannt als "Herbert & Schnipsi". Den Preis aus der im vergangenen Jahr neu geschaffenen Kategorie "Creator" bekam der Comedian, Video-Produzent und Schauspieler Phil Laude. Durch den Abend führten die Kabarettistin Eva Karl Faltermeier und der Schlachthof-Host und Kabarettist Michael Altinger. Die Aufzeichnung wird am kommenden Donnerstag, 07.11. um 21.00 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt und läuft parallel in der Mediathek. Vom Humor der Preisträgerin Ana Lucía konnte sich das Publikum auch vor Ort überzeugen, die über die Tücken erzählte, sich mit 25 ausgerechnet in München einen antikapitalistischen Lebensstil vorzunehmen – noch dazu, wenn man Verwandtschaft in Südamerika hat. Sein musikalischer Zungenbrecher "Barbaras Rhabarberbar" ging in diesem Jahr viral, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Doch natürlich hat Bodo Wartke in seinen Kabarettprogrammen noch deutlich mehr zu bieten. Dafür erhielt er den Preis in der Kategorie Musik, präsentiert vom Liedermacher und Regisseur Marc-Uwe Kling. Den Creator-Preis erhielt Comedian Phil Laude von seinem Kollegen Oğuz Yılmaz, der genau wie er einst Mitglied der Youtube-Comeygruppe Y-Titty war. Phil Laude gab sich bei der Preisübergabe bescheiden, ein Großteil seiner Comedy-Karriere basiere "tatsächlich auf Pimmelwitzen". Das Komikerpaar Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer freute sich bei der Verleihung, dass ihr Lebenswerk nicht erst zu ihrer Trauerfeier gewürdigt werde. Außerdem bedankten sie sich für das "perfekte Timing": Die beiden hatten sich vor genau 50 Jahre vor der Verleihung des Ehrenpreises ineinander verliebt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Bettina Brömme, Raimund Bacher | Beim 25. Bayerischen Kabarettpreis erhielt Comedian Florian Schroeder den Hauptpreis. Als Senkrechtstarterin wurde die Münchnerin Ana Lucía geehrt. | [
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] | kultur | 2024-11-05T14:32:10.923609+00:00 | 2024-11-07T16:35:58.844023+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/kultur/kabarettpreis-ehrungen-fuer-ana-lucia-und-florian-schroeder,UTFwgI8 |
Hagelunwetter in Schwaben: Ein Samstagabend und die Folgen | Den 26. August 2023 werden viele Kissinger nicht so schnell vergessen. Ein heftiges Unwetter mit Hagel zog damals über den Großraum Augsburg. Die Schäden sieht man zum Teil vier Monate später immer noch. Zum Beispiel am Seniorenheim St. Gabriel in Kissing, wo der Hagelsturm besonders schlimm wütete. Bauarbeiter sind vor Ort, das Heim ist immer noch geschlossen. Seine Leiterin, Ulrike Werlitz, muss erst einmal tief durchatmen, wenn sie an jenen Abend zurückdenkt: "Ja, da merke ich, dass das Herz klopft". Über das Telefon erfuhr sie damals, welche Schäden der Sturm angerichtet hatte. Das Dach habe ein Loch gehabt, "da konnte man zum Himmel rauschauen". Überall hätten Dachbalken gelegen, und tennisballgroße Hagelkörner, erinnert sich Werlitz. In Flipflops sei sie durch die regennassen Gänge des Gebäudes gewatet. Schnell war ihr klar: Die Bewohner müssen raus. Über 100 Senioren, darunter auch demente Patienten, wurden noch in der Nacht notverlegt - ein Kraftakt, der nur dank vieler Helfer unterschiedlicher Hilfsorganisationen gelang, erzählt die Heimleiterin. Die Schäden aus der Sturmnacht sind gigantisch. Aus dem schwäbischen Hagelgebiet wurden allein der HUK-Coburg-Versicherung 11.000 Schadensfälle gemeldet. Über 83 Millionen Euro wurden bislang ausbezahlt. Die Bayerische Versicherungskammer spricht sogar vom zweitgrößten Schaden in ihrer über zweihundertjährigen Firmengeschichte. Für den Friedberger Dachdeckermeister Michael Voigt bedeutet der Hagelschaden vom August vor allem eines - viel Arbeit: "Weil es ein ganzer Landstrich war, das waren ja zehntausend Häuser, da hat es bis zu 80 Prozent erwischt". Einen Kunden, erinnert sich Voigt, habe es besonders getroffen: Sein Dach sei nur wenige Stunden vor dem Hagelsturm komplett neu eingedeckt worden - und wurde gleich wieder schwer beschädigt. Dachdeckermeister Voigt erzählt von Wohnanlagen, in denen alles zerstört wurde, und dem Kindergarten in Königsbrunn: "Die hatten zwölf Lichtkuppeln, und alle zwölf waren komplett kaputt." Voigt wird noch voraussichtlich bis weit ins kommende Jahr mit den Hagelschäden von August beschäftigt sein. BR-Korrespondent Andreas Herz war in der Hagelnacht und am Tag danach mit Kamera und Mikrofon in Schwaben unterwegs. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Barbara Leinfelder, Andreas Herz, Jochen Eichner | Am 26. August ist ein Hagelsturm über den Großraum Augsburg hinweggefegt und hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Mehrere Menschen wurden verletzt, Tiere starben. Die Aufräumarbeiten laufen immer noch. Etwa in Kissing. | [
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] | bayern | 2023-12-29T07:55:01.483+00:00 | 2023-12-29T11:11:32.823261+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/hagelunwetter-in-schwaben-ein-samstagabend-und-die-folgen,Tzk5BZY |
Eishockey-WM: Deutschland - Slowakei - Starker Auftakt: Deutschland ringt Slowakei nieder | Vize-Weltmeister Deutschland hat bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien einen Auftakt nach Maß erwischt. Am Freitag rang das Team von Bundestrainer Harold Kreis den Olympiadritten Slowakei mit 6:4 (0:0, 3:2, 3:2) nieder. In einem hochklassigen Spiel in Ostrava schossen Dominik Kahun (30. Minute), Jonas Müller (33.), Lukas Kälble (40.), Marc Michaelis (45.), Leo Pföderl (57.) und Tobias Eder (59.) die deutschen Tore. Durch den Sieg gegen den direkten Konkurrenten hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes vor den nächsten Vorrunden-Partien gegen die WM-Favoriten USA schon am Samstagabend und Schweden am Montag (beide 20.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Viertelfinal-Qualifikation gemacht. Beide Teams zeigten in der mit vielen slowakischen Fans besetzten Ostravar Arena im Osten Tschechiens eine starke Partie auf Augenhöhe. "Das Spiel sehe ich fifty-fifty. Heute wird noch nichts entschieden, aber man kann schon einen großen Schritt nach vorne machen", sagte NHL-Stürmer Nico Sturm von den San Jose Sharks vor dem Spiel bei MagentaSport. Und Deutschland machte diesen großen Schritt, weil es von Beginn an stark in der Partie war, defensiv über weite Strecken überzeugte und in NHL-Keeper Philipp Grubauer (Seattle Kraken) einen guten Rückhalt hatte. "Wir benötigen gleich zu Beginn eine gute Szene, einen Schuss auf das Tor", hatte Sturm gefordert. Tatsächlich dauerte es nur wenige Sekunden bis zur ersten großen Chance. Der zum besten WM-Stürmer 2023 gewählte NHL-Angreifer JJ Peterka (Buffalo Sabres) prüfte den slowakischen Torhüter Stanislav Skorvanek, Frederik Tiffels bekam den Abpraller, doch der Puck blieb kurz vor der Linie liegen. Die deutsche Offensive wirbelte weiter: Münchens Yasin Ehliz scheiterte an Skorvanek (4. Minute), Kälble traf nach Peterka-Zuspiel den Pfosten (6.). Die in der Vorbereitung so anfällige Defensive wirkte gefestigter. Grubauer musste in den ersten 20 Minuten selten eingreifen. "Es war ein guter Auftakt", sagte Ehliz in der ersten Drittelpause. Auch im zweiten Drittel startete die DEB-Auswahl furios, hatte aber zunächst noch Pech: Ein Schuss von Leo Pföderl landetet am Außennetz. Die Chancenauswertung war bereits in der Vorbereitung nicht optimal. Gegen die Slowaken benötigte die deutsche Mannschaft eine doppelte Überzahl zur hochverdienten Führung. Kahun gelang nach Ehliz-Vorlage das erste Tor. Der Stürmer vom SC Bern war insgesamt zum siebten Mal bei einer WM erfolgreich. Deutschland blieb weiter in Überzahl und erhöhte den Druck auf das Team von Trainer-Routinier Craig Ramsey (73). Mit einem Spieler mehr auf dem Eis erhöhte Müller von Meister Eisbären Berlin. Der 28-Jährige belohnte sich für eine zuvor überzeugende Leistung. Die deutsche Auswahl widerstand nun auch Rückschlägen, denn die starken Slowaken reagierten mit wütenden Angriffen auf den Rückstand. Dank ihrer sechs NHL-Stars glich die Slowakei schnell aus. Doch jetzt antwortete das Kreis-Team umgehend: Verteidiger Kälble von Vizemeister Bremerhaven gelang 29 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels das 3:2. Und es kam noch besser. Im Schlussabschnitt trotzte die DEB-Auswahl der nun noch stärker werdenden slowakischen Offensive. Der künftige Mannheimer Michaelis schoss den Zwei-Tore-Vorsprung wieder heraus und der derzeit beste deutsche Stürmer Pföderl konterte den erneuten slowakischen Anschluss durch Routinier Libor Hudacek zur Entscheidung. Eisbären-Stürmer Eder machte in seinem ersten WM-Spiel ins leere slowakische Tor dann endgültig alles klar. Am Samstag gegen die USA könnte auch Lukas Reichel erstmals bei dieser WM mitwirken. Der 21 Jahre alte Angreifer der Chicago Blackhawks kam am Freitagabend in Ostrava an. | BR24Sport | Deutschlands Eishockey-Team hat mit dem starken WM-Auftaktsieg gegen die Slowakei die Hoffnungen auf einen ähnlichen Coup wie im Vorjahr genährt. Nun geht es gegen die Titelfavoriten USA und Schweden. | [
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] | sport | 2024-05-10T17:36:08.66+00:00 | 2024-05-10T17:36:09.003959+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/eishockey-wm-deutschland-slowakei-starker-auftakt-deutschland-ringt-slowakei-nieder,UCO5ECB |
Schreie aus den Trümmern: Suche nach Überlebenden in Dnipro | Unter den Trümmern schreien noch immer Menschen um Hilfe, berichten die Einsatzkräfte in Dnipro am Sonntag. Die Helfer geben nicht auf, verzweifelt suchen sie weiter nach Überlebenden. Bewohner der ukrainischen Stadt beteiligten sich an den Rettungsarbeiten, viele bringen Essen und warme Kleidung für diejenigen, die ihre Wohnung verloren haben. Ein russischer Marschflugkörper vom Typ X-22 hatte dem ukrainischen Militär zufolge am Samstag ein neunstöckiges Hochhaus in Dnipro getroffen. Laufend korrigieren die Behörden seither die Opferzahlen nach oben. Inzwischen ist von mindestens 30 Toten und 73 Verletzten die Rede. Das Schicksal dutzender Bewohner sei noch unklar, erklärte der Gouverneur der ostukrainischen Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko. Unter den Toten war nach Angaben des Gouverneurs auch ein 15-jähriges Mädchen. Sieben Kinder wurden demnach verletzt, das kleinste sei erst drei Jahre alt. Die Rettungskräfte arbeiteten die ganze Nacht durch. Einige der Verschütteten gaben Signale mit den Taschenlampen ihrer Mobiltelefone. Immer wieder meldeten die Helfer Erfolge, viele Menschen wurden aus den Trümmern gerettet. Doch es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Auch wegen der Kälte wächst die Sorge um jene, die weiter auf Hilfe warten. "Wir kämpfen um jeden Menschen", versicherte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache am Abend. "Und die Rettungsarbeiten werden so lange andauern, wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten." Der Anwohner Iwan Garnuk sagte, er sei zum Zeitpunkt des Angriffs in seiner Wohnung gewesen. "Sofort rannte ich zum Fenster. Feuer, Rauch waren zu sehen. Ich bin dann nach draußen gegangen. Viele Menschen standen um das Gebäude herum. Sie schrien, waren fassungslos", berichtet Garnuk. Er sei entsetzt, dass Russland ein Wohngebiet ohne jeglichen strategischen Wert angreife. "Es gibt hier keine militärischen Einrichtungen. Es gibt keine Flugabwehr, es gibt keine Militärstützpunkte hier. Es hat nur Zivilisten getroffen, unschuldige Leute." Der Stadtrat von Dnipro hat eine dreitägige Trauer ausgerufen. Der Angriff zerstörte Dutzende Wohnungen. Nach Angaben der ukrainischen Präsidentschaft wurden 100 bis 200 Menschen durch den Beschuss des Wohnhauses obdachlos. Etwa 1.700 Menschen in der Stadt seien nach dem Angriff von der Strom- und Wärmeversorgung abgeschnitten. Der Angriff auf das im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Auch die Hauptstadt Kiew und Charkiw im Nordosten des Landes wurden beschossen. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Russland habe am Samstag 33 Marschflugkörper abgefeuert, von denen 21 abgefangen worden seien, sagte General Walerij Saluschnyj, der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, es habe sein Ziel erreicht. Alle ausgemachten Ziele seien getroffen worden, erklärte das Ministerium auf Telegram. Die Raketen seien auf "das militärische Kommando und Kontrollsystem der Ukraine und damit verbundene Energiesysteme" abgefeuert worden. Der Angriff auf das Wohngebäude in Dnipro wurde in der Erklärung nicht erwähnt. Nach den massiven Angriffen stellte die Ukraine ihre Bürger zudem auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung ein. Landesweit müsse am Sonntag die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um größere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatlichen Stromnetzbetreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschaltungen seien nicht ausgeschlossen. Knapp elf Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine kündigte die britische Regierung am Samstag die Lieferung von Kampfpanzern an Kiew an. 14 Panzer würden in den kommenden Wochen in die Ukraine gebracht, um das Land beim Bodenkrieg zu unterstützen, erklärte das Büro von Premierminister Rishi Sunak am Samstagabend. Etwa 30 Panzerhaubitzen des Typs AS90 sollten folgen. Sunak hoffe, dass sich andere westliche Verbündete dem Schritt anschlössen, verlautete aus Regierungskreisen. Russlands Präsident Wladimir Putin lobte am Sonntag die "positive Dynamik" des russischen Angriffs auf die Ukraine. Alles entwickle sich "entsprechend der Pläne", sagte er dem russischen Fernsehsender Rossija-1. Moskau hatte am Freitag die Einnahme der ostukrainischen Stadt Soledar verkündet - eine Darstellung, der die Ukraine widerspricht. Mit Informationen von AP, AFP und dpa "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus im ukrainischen Dnipro sind inzwischen 30 Tote bestätigt. Dutzende Bewohner werden noch vermisst. "Wir kämpfen um jeden Menschen", versichert Präsident Selenskyj. | [
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"Ukraine-Krieg",
"Ukraine",
"Russland"
] | deutschland-welt | 2023-01-15T17:45:48.288+00:00 | 2023-01-15T20:03:22.36796+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/schreie-aus-den-truemmern-suche-nach-ueberlebenden-in-dnipro,TT15Mn6 |
EU soll mehr US-Flüssigerdgas kaufen: denkbar und sinnvoll? | Donald Trump will mit seiner Zollpolitik auch erreichen, dass die EU von den USA mehr verflüssigtes Erdgas (LNG) abnimmt. Aktuell bezieht Europa und gerade auch Deutschland Flüssigerdgas in hohem Maße noch aus Russland. Das russische LNG erreicht tiefgekühlt mit Spezialschiffen über die Ostsee vor allem die großen Rohstoffhäfen von Belgien und den Niederlanden, Antwerpen und Rotterdam. Von dort wird es zusammen mit anderen Lieferungen in Erdgaspipelines nach Deutschland transportiert. Die EU-Kommission gibt die Menge des russischen Erdgases für 2024 mit 51,7 Milliarden Kubikmetern an. Vor dem Ukraine-Krieg lieferte Russland mehr als 150 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Das meiste davon wurde in Deutschland verbraucht und kam durch Gaspipelines, deren Betrieb inzwischen eingestellt wurde. Auch russisches Rohöl gelangt nach wie vor nach Westeuropa, und zwar über Pipelines aus Kasachstan, wo es gemischt wird mit anderen Rohölsorten. Welcher Anteil davon aus Russland kommt, ist schwer zu ermitteln. Die russischen Gasimporte in die EU sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs von der Menge her zwar um zwei Drittel gesunken. Statt billigen Pipeline-Gases verkauft Putin jetzt aber teures verflüssigtes Erdgas (LNG) und kann damit weiter seinen Krieg finanzieren. Auch aus den USA sind die LNG-Importe nach Europa gestiegen. Sie erreichten aber 2024 mit 45,1 Milliarden Kubikmetern immer noch nicht die Menge der Einfuhren aus Russland. Hier will Donald Trump ansetzen, zumal China wegen des Zollstreits kein US-Gas mehr kauft. Deutschland und andere EU-Länder sollen in der US-Handelsbilanz jetzt diese LNG-Lücke füllen. Deutschland will in den nächsten Jahren wegkommen von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Kohle und auch vom LNG-Gas. Doch bis es so weit wäre, wird noch viel Erdgas gebraucht: zum Heizen und auch in der Wirtschaft. Grüner Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien erzeugt wird, ist derzeit noch keine praktikable Lösung. Norwegen, seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs der Hauptlieferant für die EU, ist allerdings mit seiner Förderung schon ziemlich am Limit - mit zuletzt 91 Milliarden Kubikmetern Erdgas im Jahr. So läuft es beim Mehrverbrauch in nächster Zeit vor allem auf zusätzliche LNG-Lieferungen hinaus. In der Gaslieferkrise zu Beginn des Ukraine-Kriegs war häufig noch von Lieferverträgen für 10 bis 15 Jahre die Rede. Die Gasproduzenten saßen am längeren Hebel wegen einer internationalen Mangellage. So reiste der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vergeblich nach Katar und bekam kein Gas. Weil nichts auf dem Markt war, bekam Habeck noch nicht einmal eine Lieferung in Aussicht gestellt. Das hat sich inzwischen geändert: Es ist genug LNG vorhanden, man kann es bequem ordern und auch wieder abbestellen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Felix Lincke | Donald Trump will das Handelsdefizit mit der EU durch Energielieferungen ausgleichen. Dafür müssten die Europäer - die derzeit immer noch Flüssigerdgas aus Russland beziehen - sehr viel Erdgas in den USA kaufen. Wie realistisch ist dieses Szenario? | [
"Energie",
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"LNG"
] | wirtschaft | 2025-04-13T03:50:55.172675+00:00 | 2025-04-14T09:42:30.874644+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/eu-soll-mehr-us-fluessigerdgas-kaufen-denkbar-und-sinnvoll,Ui4Bt2d |
"Das wird wehtun": Politik stimmt Bürger auf Zumutungen ein | Die Wortmeldungen der aufgebrachten Landräte sind teilweise so laut, dass sie durch die geschlossene Türe des Veranstaltungsraums im Münchner Hofbräukeller zu hören sind. 33 der 71 bayerischen Landräte sind zum Krisengespräch in die Landeshauptstadt gekommen, um 58 Abgeordneten der Regierungsfraktionen von CSU und Freien Wählern ihre Nöte zu schildern. Denn: An allen Ecken und Enden fehlt das Geld. "Die Lage ist sehr ernst, und das hat man natürlich auch am Verlauf der Diskussion gemerkt", schildert der Präsident des Bayerischen Landkreistags, Thomas Karmasin (CSU), nach dem gut zweistündigen Treffen. Es gehe ans Eingemachte. "Da ist es natürlich auch emotional geworden". Denn die Kommunen stünden vor "dramatisch erhöhten Kosten", während die Finanzmittel annähernd gleichgeblieben seien. Nach Berechnungen der Kommunen ist das Defizit der Bezirke, Landkreise, Städte und Gemeinden auf 5,1 Milliarden Euro geklettert. Freiwillige Leistungen hätten sich die Landkreise "schon lange abgeschminkt", sagt Karmasin. Mittlerweile müsse der Rotstift auch bei Pflichtausgaben angesetzt werden, beispielsweise bei der Feuerwehr. Hoch seien vor allem die Ausgaben für Soziales. Er stellt klar: "Natürlich werden einige soziale Standards abgesenkt werden müssen." Noch deutlicher wird der Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, Josef Niedermaier (Freie Wähler). Die Politik müsse den Bürgern erklären, "dass wir weit über unsere Verhältnisse leben", betont er. "Das wird weh tun. Aber wir müssen es tun. Das hat man die letzten Jahre vermieden." Die Sozialkosten hätten sich aus zwei Gründen "extrem entwickelt", erklärt Niedermaier: Zum einen sei die Zahl der Fälle gestiegen, zum anderen seien die Standards erhöht worden. Natürlich werde es einen Aufschrei geben, wenn über einen Abbau von Sozialstandards gesprochen werde. "Aber nichts zu tun, ist noch viel schlimmer." Die Strukturprobleme müssten "bei der Wurzel" gepackt werden. "Es wird Einschränkungen geben, da wird es auch Menschen betreffen." Als Beispiel für stark gestiegene Kosten nennt Landkreispräsident Karmasin die Jugendhilfe - konkret Schulbegleiter für Kinder mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen. Es gebe Klassen, "in denen fünf, sechs erwachsene Schulbegleiter stehen", schildert er. "Eine vielleicht erfreuliche Sache, aber nicht mehr zu finanzieren in dem Ausmaß." Zweites Beispiel: die Kosten für Pflege. Früher seien die Bezirke bei einem Drittel der Pflegebedürftigen für Kosten aufgekommen. "Heute sind es zwei Drittel der Menschen, die das wegen der hohen Kosten in Anspruch nehmen müssen. Auch das ist nicht mehr zu finanzieren." CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek versichert, die Regierungskoalition stehe an der Seite der Kommunen. Aber auch beim Staat seien die Mittel nicht mehr so üppig. Deswegen müsse man auch diskutieren: "Was muss der Staat noch leisten? Wo sind die Prioritäten?" Soziale Kälte komme für ihn nicht in Frage. Aber es brauche "neue, kreative Ansätze, wie wir die Menschen unterstützen". Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl betont, die Suche nach Lösungen werde "ein längerer Prozess werden". Bis jetzt habe der Staat immer neue Aufgaben an die Landkreise delegiert, ohne dass es mehr Geld gegeben hätte. Jetzt müsse man schauen, welche Aufgaben wirklich notwendig seien, "sich aufs Wesentliche" besinnen. Was aber ist das Wesentliche? Worauf müssen Bürger künftig verzichten? Auf Nachfragen dazu antworten die Politiker eher ausweichend. Der Bayerische Finanzminister Albert Füracker im Gespräch. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Petr Jerabek, Arne Wilsdorff | Wegen großer Haushaltslöcher müssen aus Sicht von Bayerns Kommunen Leistungen gekürzt werden – vor allem im Sozialbereich. Bei einem Krisengespräch in München zeichnen Landräte ein dramatisches Bild und stellen klar: "Es wird Einschränkungen geben." | [
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] | bayern | 2024-10-22T16:44:44.271+00:00 | 2024-10-23T08:24:32.587096+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/das-wird-wehtun-politik-stimmt-buerger-auf-zumutungen-ein,URvKP4n |
Nach Kollision mit ICE: Bahn-Experte fordert besseren Schutz | Nach dem ICE-Unfall in Oberbayern plädiert der Bahn-Experte Markus Hecht für besseren Schutz vor Zugkollisionen in Deutschland. Der Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität Berlin fordert die Einführung eines bislang in Deutschland nicht zugelassenen Typs von "Entgleisungsweiche". Dieser Typ von Weiche bringt Züge, die unvorhergesehen auf ein Hauptgleis fahren, vor einer Kollision zum Entgleisen. Zudem soll die Konstruktion dafür Sorge tragen, dass die derart entgleisten Züge sich zu der vom Hauptgleis abgewandten Seite neigen. Schwerere Zugunfälle bei schnelleren Fahrten würden in Deutschland durch Schutzweichen vermieden, schrieb Hecht am Sonntag in seiner Antwort auf eine dpa-Anfrage. "Da dies sehr teuer ist und viel Platz braucht, wird das bei einfachen Situationen mit geringem möglichen Schadensausmaß wie am Unfallort nicht vorgeschrieben." Am Freitag war am Bahnhof Reichertshausen zwischen München und Ingolstadt ein Regionalzug mit einem ICE zusammengestoßen. Die im Ausland üblichen Entgleisungsweichen oder "Einzungenschutzweichen" seien in Deutschland nicht erlaubt. "Sie wären aber sehr viel besser, da viel billiger, brauchen weniger Platz und brauchen weniger Instandhaltung. "Ich habe schon öfter angeregt, dass die kostengünstigeren und zudem effektiveren, also besseren Lösungen wie Entgleisungsweiche oder Einzungenschutzweiche auch in Deutschland eingeführt werden sollten", schrieb Hecht. "Aber da ist das Eisenbahnbundesamt nicht zu bewegen." Die Unfallursache ist bislang unbekannt, die Bundespolizei ermittelt. Insbesondere ist unklar, ob es sich in Reichertshausen um einen technischen Defekt oder menschliches Versagen handelte. Die Bundespolizei will die zwei Lokführer und den Fahrdienstleiter als Zeugen vernehmen. "Das passiert, wenn Signalbegriffe nicht beachtet werden und die Zugsicherung aus welchen Gründen auch immer nicht funktioniert", erklärte Hecht. Die Zugsicherung löse Zwangsbremsungen bei zu hohen Geschwindigkeiten aus und beim Überfahren "Halt" zeigender Signale. Die Zugsicherung könne defekt gewesen oder überbrückt worden sein, so der Experte. Nach Angaben der Bahn hatten die Züge einander am Freitag gegen 14.15 Uhr an einer Weiche gestreift. Laut Polizei war die Regionalbahn gerade aus dem Bahnhof herausgefahren, als es zu dem Zusammenstoß mit dem durchfahrenden ICE kam. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt. Inzwischen hat die Bahn die Strecke wieder weitgehend frei gegeben. Drei der vier Gleise sind wieder befahrbar, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin am Sonntag sagte. Es gibt demnach keine Zugausfälle und Umleitungen mehr, aber es kann weiterhin zu Verspätungen im Regionalverkehr kommen.
Beide Züge wurden in eine Werkstatt gebracht. Eine Weiche und Schienen waren beschädigt. Der Bahnhof Reichertshausen hat zwei Bahnsteiggleise für Regionalzüge und zwei Fernverkehrsgleise. Noch gesperrt ist eines der beiden Bahnsteiggleise, der Fernverkehr lief laut Bahnsprecher am Sonntag wieder ohne Einschränkungen. Wann auch die Sperrung des zweiten Bahnsteiggleises wieder aufgehoben werden kann, stand am Wochenende noch nicht fest.
Mit Informationen von dpa "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Ein Zugunfall im oberbayerischen Reichertshausen ist relativ glimpflich ausgegangen. Doch gäbe es technische Möglichkeiten, Kollisionen von Zügen von vornherein zu verhindern? Ein Bahn-Experte sagt ja und fordert die Einführung einer neuen Weiche. | [
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"Oberbayern",
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] | bayern | 2023-11-19T15:01:29.84964+00:00 | 2023-11-19T15:37:58.830998+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/nach-kollision-mit-ice-bahn-experte-fordert-besseren-schutz,Tw48NNM |
Querschnittsgelähmter Eishockeyspieler Mike Glemser: Außergerichtliche Einigung bleibt das Ziel | Der querschnittsgelähmte ehemalige Eishockeyspieler Mike Glemser hofft auch nach einem gescheiterten Gütetermin auf eine außergerichtliche Einigung mit seinem früheren Gegenspieler. Glemser verklagt Jan-Niklas Pietsch auf ein Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 650.000 Euro. Insgesamt beläuft sich der Streitwert der Klage auf 822.000 Euro. "Aus juristischen Gründen kann die Versicherung nicht direkt verklagt werden, weshalb ich den Weg über die private Klage gehen musste", erklärte Glemser auf Anfrage. Eigentlich habe er sich mit der Versicherung schon vor dem gescheiterten Gütetermin außergerichtlich einigen wollen. "Jedoch haben wir bis nach diesem Termin keinerlei Daten erhalten. Wir hoffen auch heute noch, dass wir uns außergerichtlich einigen können, um uns den Prozess zu sparen", sagte der gebürtige Stuttgarter. Glemser war am 3. Februar 2023 im Oberligaspiel zwischen seinen Starbulls Rosenheim und dem SC Riessersee nach einem Foul von Gegenspieler Pietsch mit dem Kopf voran in die Bande gestürzt. Glemser brach sich dabei den vierten und fünften Halswirbel. Er lag zehn Tage im künstlichen Koma und kann seitdem Arme und Beine nicht mehr bewegen. Im Sommer des vergangenen Jahres reichte Glemser beim Landgericht München II eine Klage gegen Pietsch auf Schmerzensgeld ein. Glemsers Seite geht davon aus, dass Pietsch, der für den Bandencheck eine fünfminütige Strafzeit erhielt, für den Arbeitsunfall schadenersatzpflichtig ist. Dafür ist Vorsatz Voraussetzung. Bei einem Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Garmisch-Partenkirchen kam es Ende Januar zu keinem Vergleich. Das Gericht setzte in dem Rechtsstreit einen Kammertermin an. Wann dieser stattfinden soll, ist noch offen. Pietschs Anwalt Wolfram Cech zufolge muss seinem Mandanten nicht nur ein Vorsatz auf die Handlung, sondern auch ein Vorsatz auf die Verletzung nachgewiesen werden, um als schadenersatzpflichtig zu gelten. "Dass das Foul vorsätzlich war, steht außer Frage", meinte Glemsers Anwalt Oliver Negele. "Unserer Meinung reicht bereits ein bedingter Vorsatz, auch hinsichtlich des Schadenseintritts, das heißt, dass der Schadensverursacher den Schaden für möglich hält und ihn billigend in Kauf nimmt, auch wenn er diesen nicht unbedingt herbeiführen will." Eishockey gehört zu den Sportarten mit einem erheblichen Gefahrpotenzial. Der Fall ist deshalb so aufgeladen, weil eine mögliche Verurteilung von Pietsch Grundsatzwirkung haben könnte. Pietschs Anwalt zufolge müsste sein Mandant im Fall einer Verurteilung mit seinem Privatvermögen für die bisher aufgerufenen mehr als 800.000 Euro haften. "Wir haben keine Kenntnis von den Vermögensverhältnissen des Herrn Pietsch. Allerdings kann ein Urteil 30 Jahre lang vollstreckt werden", antwortete Negele auf die Frage, ob Pietsch für einen so hohen Streitwert überhaupt aufkommen könne. Halt findet Glemser seit seinem Unfall bei Freundin Lara. "Durch den Unfall und die schwere Zeit der vergangenen zwei Jahre mit all den Tiefen sind wir so stark zusammengewachsen und so eng verbunden", sagte Glemser. "Wenn es dem anderen schlecht geht, versucht der andere stark zu sein und so versuchen wir uns gegenseitig immer wieder aufzubauen." Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24Sport | Der seit einem Bandencheck querschnittsgelähmte ehemalige Eishockeyspieler Mike Glemser hofft weiter auf eine außergerichtliche Einigung mit seinem damaligen Gegenspieler. Der muss möglicherweise mit seinem Privatvermögen haften. | [
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"Eishockey-Oberliga",
"Eishockey",
"Oberbayern"
] | sport | 2025-02-18T08:56:47.728+00:00 | 2025-02-18T09:09:14.729284+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/querschnittsgelaehmter-eishockeyspieler-mike-glemser-aussergerichtliche-einigung-bleibt-das-ziel,Ud8q1YT |
Reformstaatsvertrag bei den Öffentlich-Rechtlichen: Was ist geplant? | In einem Reformstaatsvertrag haben die Bundesländer Ideen formuliert, wie sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiterentwickeln soll. Die Veränderungen könnten deutlich spürbar sein, zum Beispiel für alle, die die Angebote des BR nutzen. Es geht um Veränderungen in der Organisation, neue Regeln zur Transparenz, vor allem aber um Einsparungen bei den Programmen. Auf 112 Seiten formulieren die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten weitreichende Vorschläge. Sie sind zuständig, weil Medienpolitik in Deutschland Ländersache ist. Dabei gilt: Die Politik gibt den Rahmen vor, einen Einfluss auf konkrete Inhalte hat sie nicht. BR-Chefredakteur Christian Nitsche äußerte sich im BR24-Interview kritisch zu den Plänen des Reformstaatsvertrags. Im Radiobereich sollen mindestens 16 Programme wegfallen – in allen neun Landesrundfunkanstalten, die in der ARD zusammengeschlossen sind. Dazu zählt auch der Bayerische Rundfunk. Entscheidend sind unter anderem die Zahl der Einwohner und die Frage, wie viele Bundesländer abgedeckt werden. Für den BR hieße das, er darf künftig noch sechs Radioprogramme anbieten. Im Moment sind es zehn, wenn man BR Verkehr und den Ereigniskanal BR24 live mit einbezieht. Einschnitte sind auch im Fernsehen geplant. Es geht um Spartenkanäle, die stärker zusammenarbeiten oder wegfallen sollen. Dazu zählt zum Beispiel 3Sat, bekannt für Kulturberichterstattung. Der Sender ist eine Kooperation von öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 3Sat soll, so liest sich der Entwurf, mit dem deutsch-französischen Kanal Arte verschmolzen werden. Auch Infosender wie Phoenix, Tagesschau24 oder ZDFinfo sollen zusammengelegt werden. Sogenannte Hauptprogramme wie Das Erste, das ZDF, aber auch das BR Fernsehen stehen nicht zur Debatte. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollen generell sparen, das ist der Wille der Politik. Aber wichtig sei auch, die Öffentlich-Rechtlichen besser für die Zukunft aufzustellen, erklärt Heike Raab im BR24-Interview. Die SPD-Politikerin aus Rheinland-Pfalz koordiniert die Rundfunkkommission der Bundesländer. Aus Sicht von Heike Raab ist es problematisch, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk derzeit zu wenig jüngere Menschen erreiche. Um das zu ändern, sollen Gelder für neue Bereiche bereitgestellt werden. Geplant ist eine neue gemeinsame Online-Plattform von ARD und ZDF. Das Fazit der SPD-Politikerin: "Wenn etwas Neues geschaffen wird, muss man auch manchmal alte Zöpfe abschneiden." Im Reformentwurf ist gleichzeitig auch eine Beschränkung formuliert. Es geht um die Frage, wie viel Text im Netz, also zum Beispiel auf BR24, veröffentlicht werden darf. Zeitungsverleger kritisieren immer wieder, dass die Öffentlich-Rechtlichen in ihren Online-Angeboten und auch auf Social Media zu "presseähnlich" seien. Der Reformstaatsvertrag sieht jetzt vor, dass Texte kürzer werden müssen. Außerdem wird die Vorgabe enger gefasst, dass Inhalte einen Bezug zu einer Sendung, die zuvor im Radio oder Fernsehen gelaufen ist, haben müssen. Das werde oft "sehr extensiv ausgelegt", kritisiert Heike Raab. Gudrun Riedl, die Redaktionsleiterin von BR24 digital, sieht diese Vorschläge kritisch. Im Fall von Breaking News dürfte BR24 online dem Entwurf zufolge nur eine Schlagzeile veröffentlichen. Dann müsse man warten, bis Radio- oder Fernsehsendungen digital ausgewertet werden könnten. "Das widerspricht dem Auftrag, die Menschen auf allen Wegen schnell zu informieren." Die Versorgung der Jüngeren mit aktuellen Informationen wäre durch die neuen Regelungen stark eingeschränkt. Auch Faktenchecks funktionieren oft am besten in Textform, erklärt Gudrun Riedl. Sollte dies nicht mehr möglich sein, wäre das das Gegenteil von dem, was in Zeiten von Verunsicherung und Desinformation nötig sei. Noch bis kommenden Freitag kann jeder eine Stellungnahme zum Entwurf des Reformstaatsvertrages abgeben. Über die Anmerkungen werden dann die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten Ende Oktober beraten und den Reformstaatsvertrag verabschieden. Anschließend müssen die Landtage aller 16 Bundesländer zustimmen. Bis die Reformen in Kraft treten können, wird es wohl noch bis weit ins Jahr 2025 dauern. Ursprünglich enthielt der Reformentwurf auch Vorschläge zur Weiterentwicklung des Rundfunkbeitrags. In der veröffentlichten Version fehlen diese allerdings. Die Vermutung: Die Bundesländer konnten sich nicht einigen. Geplant ist aktuell eine Erhöhung ab 1. Januar 2025 um 58 Cent. Der Rundfunkbeitrag würde dann bei 18,94 Euro liegen. Auch hier müssen jedoch noch alle Landtage zustimmen. Auch wenn Niedersachsen seinen Widerstand gegen eine Erhöhung vor Kurzem zurückgezogen hat, ist vor allem im Osten Deutschlands die Kritik noch immer groß. Auch Bayerns Ministerpräsident Söder hat angekündigt, einer Erhöhung nicht zuzustimmen. ARD, ZDF und Deutschlandradio könnten dann – ähnlich wie 2021 – vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um eine Erhöhung durchzusetzen, auf die sie verfassungsgemäß Anspruch haben. Ob es so weit kommt, ist allerdings unklar. Unterdessen hat der BR verkündet, dass er im kommenden Jahr massiv sparen muss, selbst wenn eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags kommt. Die Planungen gehen von einer Finanzierungslücke von etwa 70 Millionen Euro aus. Dies hat – unabhängig von den Plänen im Reformstaatsvertrag – Folgen fürs Programm. So werden u. a. die Sendungen "Euroblick" und "Alpen-Donau-Adria" eingestellt. Auch der Bayerntext wird durch den ARD-Text ersetzt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Linus Lüring | Seit Langem wird diskutiert, wie sich ARD, ZDF und Deutschlandradio verändern sollen. Jetzt hat die Politik konkrete Pläne auf den Tisch gelegt. Mehrere Radio- und TV-Programme könnten wegfallen. Online-Berichterstattung soll eingeschränkt werden. | [
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] | deutschland-welt | 2024-10-09T16:54:47.605+00:00 | 2024-10-10T15:37:56.308975+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/reformstaatsvertrag-bei-den-oeffentlich-rechtlichen-was-ist-geplant,UQcUFt2 |
Tour de France der Frauen: Eichstätterin Ricarda Bauernfeind gewinnt fünfte Etappe | Der Sieg auf dem über 126,1 Kilometer langen Abschnitt von Onet-le-Chateau nach Albi ist der bisher größte Erfolg in der Karriere der Oberbayerin. Zweite wurde die Schweizerin Marlen Reusser vor Liane Lippert (Friedrichshafen). "Ehrlich gesagt kann ich es nicht glauben. Es ist einfach unglaublich", sagte Bauernfeind, die sich rund 30 Kilometer vor dem Ziel abgesetzt hatte: "Alle haben mich unterstützt. Es war eine unglaubliche Teamleistung. Wir mussten die erste Gruppe verfolgen, weil wir nicht dabei waren. Dann lag es an mir. Ich habe attackiert, und es hat geklappt." Im Gesamtklassement verbesserte sich Bauernfeind auf Rang neun und liegt nun 1:38 Minuten hinter der belgischen Gesamtführenden Lotte Kopecky (SD Worx-Protime), die mit dem Hauptfeld ins Ziel kam und das Gelbe Trikot erfolgreich verteidigte. Erst am vergangenen Montag hatte die deutsche Straßenmeisterin Lippert (Team Movistar) auf der zweiten Etappe den ersten deutschen Sieg bei der Neuauflage der Frauen-Tour geholt. Die zweite Ausgabe der im Vorjahr wieder ins Leben gerufenen Frauen-Tour endet nach acht Teilstücken am kommenden Sonntag in Pau, am Tag zuvor führt der wohl entscheidende Tagesabschnitt auf den Pyrenäen-Riesen Col du Tourmalet. Radsportlerin Ricarda Bauernfeind Radsportlerin Ricarda Bauernfeind "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24Sport | Ricarda Bauernfeind aus Eichstätt hat bei der Tour de France der Frauen für den zweiten deutschen Tagessieg gesorgt. Die 23-Jährige vom Team Canyon SRAM gewann nach einer Solo-Flucht die fünfte Etappe. | [
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] | sport | 2023-07-28T17:09:57.484+00:00 | 2023-07-28T17:09:57.994199+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/eichstaetterin-bauernfeind-gewinnt-fuenfte-tour-etappe,TlE2BMw |
Sanktionen: Kreml räumt neue "wirtschaftliche Realität" ein | Der Rubel-Kurs ist im freien Fall und die deutsche Börse hat den Handel mit wichtigen russischen Aktien ausgesetzt. Das russische Präsidialamt räumt ein, dass die verschärften westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Invasion ihre Spuren hinterlassen. Die wirtschaftliche Realität habe sich erheblich verändert, so Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Das Sanktionspaket des Westens zeigt Wirkung. "Das sind schwere Sanktionen, sie sind problematisch", räumte Peskow ein. Russland habe aber das Potenzial, den Schaden zu kompensieren. Es lägen schon lange Pläne in der Schublade, um auf alle möglichen Sanktionen antworten zu können. Reaktionspläne seien entwickelt worden. Sie würden umgesetzt, sobald Probleme auftauchen. Präsident Wladimir Putin hat ein Krisentreffen anberaumt, bei dem es um die wirtschaftliche Lage gehen soll. Daran werden voraussichtlich Zentralbankchefin Elvira Nabiullina, Finanzminister Anton Siluanow und der Vorstandsvorsitzende der Großbank Sberbank, German Gref, teilnehmen. Der russische Rubel ist infolge der wirtschaftlichen Sanktionen um mehr als 40 Prozent eingebrochen. Die Zentralbank hat bereits ihren Leitzins von 9,5 auf 20,0 Prozent angehoben, um den drastischen Verfall der Landeswährung zu bremsen. Die russischen Währungshüter signalisierten ihre Bereitschaft zu weiteren Leitzins-Anhebungen. "Wir hatten keinen Grund, an der Effektivität und Zuverlässigkeit unserer Zentralbank zu zweifeln", sagte Peskow. Auch aktuell gäbe es keinen Grund, das zu tun. Besonders das Einfrieren der Devisenreserven der russischen Zentralbank durch westliche Länder zeige Wirkung. Laut Peskow seien die gegen Präsident Putin selbst erhobenen Sanktionen hingegen sinnlos. Putin sei das "ziemlich gleichgültig", so sein Sprecher. Die Sanktionen würden absurde Behauptungen über einige Vermögenswerte enthalten. Rohstoff- und Energielieferungen aus Russland können weiter beglichen werden. Das betonten Sprecher des Wirtschafts- und auch das Finanzministerium in Berlin. Es seien zielgerichtete Sanktionen gegen russische Banken erlassen worden, nicht aber gegen den gesamten Bankenmarkt. Die Sanktionen gegen Russland werden allerdings auch negative Auswirkungen auf deutsche Firmen haben. Diese seien nicht zu vermeiden, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Regierung werde helfen, wenn Unternehmen deswegen in die Knie gingen. Ein Volumen dafür will sie noch nicht nennen. Grundsätzlich gebe es aber nach EU-Sanktionen keine Entschädigungspflicht. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Die massiven westlichen Sanktionen gegen große russische Geschäftsbanken und die Zentralbank bringen Russland in Bedrängnis. Der Rubel verliert massiv an Wert. Wladimir Putin hat ein Krisentreffen zur wirtschaftlichen Lage des Landes angesetzt. | [
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"Wladimir Putin"
] | deutschland-welt | 2022-02-28T12:43:03.923217+00:00 | 2022-02-28T12:48:13.22044+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/sanktionen-kreml-raeumt-neue-wirtschaftliche-realitaet-ein,SyjZzFn |
Trübe Stimmung in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie | Die Metall- und Elektroindustrie ist Bayerns wichtigste Industriebranche und Standort für große Konzerne wie BMW, Audi, Siemens, aber auch für viele kleine Firmen. Bei fast allen scheint der Konjunkturmotor – anders als erwartet – nicht ins Laufen zu kommen. Im Gegenteil: Laut einer Umfrage des Arbeitgeberverbandes bewerten viele Unternehmen ihre momentane Lage bei weitem nicht so wie im letzten Herbst. Fast jedes zweite Unternehmen stuft sie inzwischen schlecht ein. Der Anteil der Firmen mit einem Rückgang bei der Produktion hat sich verdoppelt. Das trifft vor allem die Standorte im Inland und weniger die im Ausland. Der Verband korrigiert seine eigene Prognose vom Herbst: Statt Stagnation rechnet er nun mit einem Minus von zwei Prozent im Jahresschnitt. In die Standorte im Inland investieren wollen nur noch neun Prozent der befragten Unternehmen. Mehr als ein Drittel dagegen will die Investitionen verringern. Und wenn sie Geld in die Hand nehmen, dann weniger um zu erweitern, sondern um Ersatz zu beschaffen. Etwas mehr Betriebe allerdings sind inzwischen bereit, Mittel für Innovationen aufzubringen. Da dürfte sich der ökologische und digitale Umbau bemerkbar machen. Die schlechte Stimmung macht sich auch bei der Personalplanung bemerkbar. Zurzeit kommt die Branche in Bayern auf rund 870.000 Beschäftigte. Der Fachkräftemangel ist zwar immer noch ein Problem. Aber immer öfter denken Betriebe auch an Kündigungen. In diesem Punkt korrigiert der Verband seine Prognose: statt mit 5.000 rechnet er in diesem Jahr mit 7.000 weniger Beschäftigten. Eine Trendumkehr ist für Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, nicht in Sicht. Im Gegenteil. Er warnt, die Metall- und Elektroindustrie habe inzwischen nicht mehr nur ein konjunkturelles, sondern ein massives Standortproblem. Nach den Arbeitskosten nennen die Firmen in der Umfrage vor allem die Bürokratie und nach wie vor die Energiepreise. Die Ampelregierung fordert Brossardt zu raschem Handeln auf. Die IG Metall sollte in der anstehenden Tarifrunde die kritische wirtschaftliche Lage anerkennen, so der Industrieverband. Die Gewerkschaft allerdings beruft sich bei ihrer Forderung von sieben Prozent auf eine Befragung unter ihren Mitgliedern. Demnach stuft rund die Hälfte die wirtschaftliche Situation in ihrem Betrieb noch immer als gut oder sehr gut ein. Um die Nachfrage zu steigern, müssten die Einkommen entsprechend angehoben werden. Es dürfte daher interessante Diskussionen geben im September, wenn sich die Tarifparteien der bayerischen Metall- und Elektroindustrie zum ersten Mal am Verhandlungstisch treffen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Birgit Harprath | Die Geschäftslage in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat sich weiter verschlechtert. Das zeigt eine Umfrage unter 185 Unternehmen. Der Arbeitgeberverband sieht nicht nur ein konjunkturelles, sondern ein massives Standortproblem. | [
"Konjunkturumfrage",
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] | wirtschaft | 2024-07-18T14:38:04.259824+00:00 | 2024-07-18T20:45:10.302829+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/truebe-stimmung-in-der-bayerischen-metall-und-elektroindustrie,UIribgY |
Gerichtsmediziner: Hannas Tod war wohl kein Unfall | Am 14. Tag im sogenannten Hanna-Prozess am Landgericht Traunstein hatten die ersten Gutachter das Wort. Ihre Expertise ist wichtig, da es sich um einen Indizienprozess handelt, also um ein Verfahren ohne Geständnis oder direkte Tatzeugen. Der 21-jährige Angeklagte schweigt bisher im Prozess. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm heimtückischen Mord an der Medizinstudentin Hanna aus Aschau im Chiemgau vor. Als wichtigste Sachverständige wurden zwei Gerichtsmediziner der Ludwig-Maximilians-Universität München gehört. Die wichtigste Frage: Kann es sich bei dem Tod von Hanna eventuell auch um einen tragischen Unfall handeln? Oder muss zwingend davon ausgegangen werden, dass Fremdeinwirkung dafür ursächlich war? Dr. Elisabeth Mützel hat die Leiche der Medizinstudentin obduziert. Sie sagte aus, dass es fünf Verletzungen am Kopf gegeben habe, die vermutlich durch stumpfe Gewalt entstanden seien. Die Verletzungen würden alle gleich aussehen und hätten dieselbe Größe. Die Medizinerin kann sich ihre Entstehung durch Gewalt mit einem Stein erklären. Außerdem wies Hannas Körper zahlreiche Schürfwunden und Hämatome auf. Es habe eine höchst seltene Verletzung gegeben, so die Gerichtsmediziner: Beide Schulterdächer seien gebrochen gewesen, ebenso der 5. Halswirbel. Darüber hinaus wurden Verletzungen im Rückenbereich und Einblutungen am Oberarm festgestellt. Dies könne darauf hindeuten, dass sich jemand auf die 23-Jährige draufgesetzt und sie fixiert habe. Laut den Gerichtsmedizinern steht fest, dass Hanna durch Ertrinken gestorben ist. Vermutlich trat ihr Tod innerhalb von wenigen Minuten ein. Sie hatte keine Verletzungen am Kehlkopf und im Genitalbereich. Es gab auch keine Hinweise auf ein Kampfgeschehen. Die zwei Pflichtverteidiger und die von der Familie des Angeklagten engagierte Verteidigerin Regina Rick argumentierten, dass es sich dennoch um einen Unfall gehandelt haben könnte. Sie präsentierten Fotos, um zu beweisen, dass Hannas Kopfverletzungen auch von Rohren oder Steinen im Fluss herrühren könnten. Die Gerichtsmediziner halten das für möglich, aber wenig wahrscheinlich. Zu Beginn des Prozesstages sagte eine Ärztin aus, die Hanna als erste nach ihrer Bergung aus der Prien untersucht hatte. Die erfahrene Medizinerin bemerkte Druckspuren an Hannas Arm und wunderte sich über ihre Kleidung. Die junge Frau aus Aschau trug zugebundene Turnschuhe, Unterwäsche und ein Spitzentop, es fehlte jedoch die lange Hose, die sie am 3. Oktober 2022 im Club "Eiskeller" trug. Der 21-jährige Auszubildende soll am 3. Oktober vergangenen Jahres die 23-jährige Medizinstudentin Hanna auf dem Heimweg von der Diskothek "Eiskeller" in Aschau im Chiemgau überfallen, auf sie eingeschlagen und sie stranguliert haben. Danach soll er sein bewusstloses Opfer nahe der Kampenwandbahn in den vorbeifließenden Bärbach geworfen haben, in dem die Frau ertrank. Ihr Leichnam wurde am darauffolgenden Nachmittag, zehn Kilometer flussabwärts, in Prien am Chiemsee von einem Spaziergänger entdeckt. In dem Prozess sind noch weitere Termine angesetzt, der letzte am 22. Dezember. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Christine Haberlander | Im sogenannten Hanna-Prozess am Landgericht Traunstein haben zum ersten Mal Gerichtsmediziner ausgesagt. In ihrem Gutachten geht es um die Frage, ob der Tod der Studentin Folge eines Unfalls gewesen sein könnte. Dem Angeklagten wird Mord vorgeworfen. | [
"Hanna-Prozess",
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] | bayern | 2023-11-23T16:46:15.502398+00:00 | 2023-11-24T13:52:30.322491+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/gerichtsmediziner-hannas-tod-war-wohl-kein-unfall,TwRg1hb |
Klimawandel - Sind Skilager noch zeitgemäß? | "Es ist mit Abstand eines der größten Erlebnisse der gesamten Schullaufbahn", schwärmt Niklas. Der Elftklässler meint damit nicht das letzte Sommerfest, sondern die einwöchige Klassenfahrt in die Berge, die er in der sechsten Klasse unternommen hat. "Das Skilager ist definitiv was ganz Tolles, weil man die Klassengemeinschaft stärken kann, man kann wirklich was erleben." Und auch Emils Augen werden groß, wenn er sich an die Fahrt erinnert: "Das 'Direkt-auf-die-Piste-Gehen' am frühen Morgen, als Erster drauf sein. Super Erlebnis!" Niklas und Emil sind Schülersprecher am städtischen Willi-Graf-Gymnasium in München. Hier haben die Skilager Tradition, sagt Dominik Blanz. Der Schulleiter will unbedingt an den Klassenfahrten festhalten – auch weil sie im Lehrplan vorgesehen sind. Das Gemeinschaftserlebnis, wenn zwei Klassen mit dem Bus in die Wildschönau nach Österreich fahren und dort eine große Hütte beziehen, sei einmalig. Das gemeinsame Skifahren und die Abende dort vergesse man nicht. Als Rektor einer Umweltschule kennt Blanz aber auch die Gegenargumente. "Man muss das ins Verhältnis bringen zu Kritikpunkten: Klimawandel, Schneemangel, finanzieller Aufwand. Aber wir sind nach wie vor der Meinung, dass dieser Erlebniswert diese kleinen Kröten, die man schlucken muss, absolut rechtfertigt." Statistiken dazu, wie viele Klassen in Bayern noch ins Skilager fahren, gibt es nicht. Beim Deutschen Lehrerverband stellt man aber fest, dass die Zahl der Fahrten zurückgeht. Besonders dramatisch ist der Einbruch an den Mittelschulen. Der Verband schätzt, dass hier nur noch 10 bis 15 Prozent Skikurse anbieten. An den Realschulen fährt noch ungefähr ein Drittel ins Skilager. An den Gymnasien sind es schätzungsweise zwei Drittel. Die Zahlen decken sich mit den Beobachtungen von Günther Felbinger, dem Präsidenten des Deutschen Sportlehrerverbandes, Landesverband Bayern. Eine Ursache für den Rückgang seien die Vorbehalte der Eltern, die sich ein Skilager in Zeiten des Klimawandels nicht mehr vorstellen könnten. Auch der BUND Naturschutz hält Skilager nicht mehr für zeitgemäß, sagt der Pressesprecher des Landesverbands Bayern, Felix Hälbich. Er sei selbst begeisterter Skifahrer gewesen. Der Sport habe aber in den Alpen keine Zukunft mehr. "Und deswegen sagen wir, wir brauchen auch keine Skilager in den bayerischen Schulen." Schulleiter Blanz und Sportlehrer Felbinger argumentieren dagegen: So lange noch einigermaßen Schnee in den Alpen liegt und die Kinder CO2-arm mit dem Bus dorthin fahren, sollten die Skilager weiterhin stattfinden. Denn das Erleben der Natur und der Gemeinschaft seien einmalig. Und noch eins ist Felbinger wichtig: Die Kinder würden beim Skifahren motorische Fähigkeiten entwickeln, die im normalen Sportunterricht nicht gefördert würden. Manche würden dabei ganz neue Talente entdecken. Vor dem Hintergrund des Klimawandels kann Felbinger sich aber auch vorstellen, dass die Schulen in Zukunft häufiger Wintersportwochen ohne Skifahren anbieten. Eine Idee, für die sich auch Felix Hälbich vom BUND Naturschutz erwärmen kann. Man könne wandern gehen oder auch Eislaufen. "Natürlich müssen sich auch die Kinder und Jugendlichen, wenn es kalt ist, draußen bewegen und nicht einfach in der Stube hocken. Aber es muss nicht unbedingt das Skifahren sein." Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Anne Kleinknecht | Die meisten Pisten sind grün-braun, die Lifte stehen still. Angesichts des Klimawandels wird Skifahren immer schwieriger. Warum sollen Schülerinnen und Schüler dann noch Skifahren lernen? Wir haben nachgefragt, ob Skilager noch in die Zeit passen. | [
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] | wissen | 2023-01-13T15:18:09.629785+00:00 | 2024-02-02T15:30:36.449138+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wissen/klimawandel-sind-skilager-noch-zeitgemaess,TSjhnpv |
Wirtschaftskrise: Kleinkünstler leiden unter Sparzwang in Firmen | Harry Riegel und Janis von dem Borne verdienen normalerweise ihr Geld damit, Dinge verschwinden zu lassen. Jetzt aber muss dringend etwas her: Aufträge. Die Branche leidet unter der angespannten Wirtschaftslage. Weil viele Firmen an Weihnachtsfeiern sparen, verkaufen Riegel und von dem Borne nun Schokolade und Plätzchen auf dem Christkindlmarkt am Chinesischen Turm in München. Ein bittersüßer Jahresausklang. Die beiden Männer stehen vor ihrem Stand auf dem Christkindlmarkt und zeigen einer Frau ein Plätzchen. Sie hält ihre Mütze in beiden Händen auf. "Was, wenn ich dir sage, dass da jetzt ein Plätzchen in deiner Mütze ist?", fragt Harry Riegel. Sein Lächeln sitzt perfekt, noch besser sitzen seine Handgriffe. Die Frau schaut ihn ungläubig an, greift in die Mütze und zieht tatsächlich ein Plätzchen heraus. "Wie hast du das gemacht?", fragt sie erstaunt. Wahrer Weihnachtszauber. Nur bei einem Aspekt können weder Riegel und noch von dem Borne nicht zaubern: Wenn es darum geht, ihre Branche vor der Krise zu bewahren. Die beiden spüren am eigenen Leib, wie hart die wirtschaftliche Lage Künstler und Kleinkünstler trifft. Eine Umfrage des ifo-Instituts vom November zeigt, dass viele bayerische Unternehmen vor finanziellen Herausforderungen stehen, jedes fünfte plant sogar Stellenabbau. Auch die Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland ist zuletzt auf 11,3 Prozent gestiegen, was den Konsum zusätzlich bremst. Das schlägt sich auch in einem Rückgang der Ausgaben für soziale Anlässe wie Weihnachtsfeiern nieder – eine Entwicklung, die Künstler wie Riegel und von dem Borne direkt zu spüren bekommen. Für die Berufszauberer hat es sich fast ausgezaubert. Harry Riegel sagt dem BR: "Eigentlich haben wir als Zauberkünstler um diese Jahreszeit Hochsaison – die ganzen Firmenfeiern, die größeren Shows, die Galas. Aber dieses Jahr haben wir gemerkt, dass es nicht mehr so ist wie früher." Zusätzlich zu den Lücken im Terminkalender kommt ein weiterer Aspekt hinzu: "Wenn Anfragen kommen, dann leider häufig erst wenige Tage vorher", erklärt Riegel. Für ein bisschen finanzielle Sicherheit hilft er nun an freien Tagen am Christkindlstand aus. Harry Riegel erlangte 2012 mit einem Auftritt beim "Supertalent" Bekanntheit. In München betreibt er seine eigene Zaubershow "Der magische Salon". Janis von dem Borne ist Zauberer auf dem zweiten Bildungsweg. Hauptberuflich ist er Pilot, nebenbei führt er die Zauberakademie Deutschland, an der Interessierte in zwei Jahren das Zaubern lernen können. Auch von dem Borne und sein magisches Umfeld spüren die Auswirkungen der Krise: "Jeden ersten Montag des Monats spielen wir den Magic Monday im Theater und da ist die Auftragsflaute schon ein Gesprächsthema. Plötzlich haben viele Kollegen Zeit und man sieht Zauberer, die man sonst im Dezember nie zu Gesicht bekommt", erzählt er. Besonders hart trifft die Wirtschaftslage die Kreativ- und Kulturbranche, die sich noch nicht von den Pandemiejahren erholt hat. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e. V. (BFDK) ist die Branche seit 2012 um 20 Prozent geschrumpft. Zudem beurteilt nur ein Viertel der Befragten ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut. Riegel und von dem Borne hoffen, dass sie im kommenden Jahr wieder Glühwein mit Scheinwerferlicht eintauschen können. Und dann verschwinden hoffentlich auch nur Dinge und keine Aufträge mehr. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Stéphanie Mercier | Steigende Arbeitslosigkeit, hohe Energiekosten und Inflation – die Wirtschaftslage trübt aktuell den Weihnachtszauber. Das bekommen auch Menschen zu spüren, die sonst im Dezember voll ausgebucht sind: Kleinkünstler wie etwa Berufsmagier. | [
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] | wirtschaft | 2024-12-13T13:48:07.519324+00:00 | 2024-12-13T17:11:55.227996+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/wirtschaft/wirtschaftskrise-kleinkuenstler-leiden-unter-sparzwang-in-firmen,UWq8uaL |
Arbeitsplatz Kuhstall: Warum dort viele Unfälle passieren | Solche Meldungen gibt es immer wieder: In einem Stall im Landkreis Cham hat im Juli 2022 eine Kuh eine Betriebshelferin an eine Metallstange gedrückt. Die Frau wurde schwer verletzt - mit Milzriss, Leberriss und Lungenquetschung. Im Oktober schlug im Landkreis Tirschenreuth eine Kuh mit dem Bein im Melkstand der Bäuerin aufs Brustbein. Der Vorgang wiederholte sich ein paar Tage später, als der Mann die Kuh gemolken hat. Deshalb steht in den Unfallverhütungsvorschriften: "Bösartige Tiere müssen aus dem Bestand entfernt werden." Rinder sehen friedfertig aus, dennoch ist die Arbeit im Stall nicht ungefährlich. Michael Simon hat im Unterallgäu einen Laufstall mit 85 Milchkühen. Zwar werden die Tiere künstlich besamt, trotzdem gibt es auch einen Deckbullen im Stall. Zum einen zur Brunsterkennung, also um am Verhalten des Bullen zu sehen, wann eine Kuh brünstig ist und besamt werden kann. Zum Zweiten, um Kühe zu decken, die durch künstliche Besamung nicht trächtig werden. Um die Unfallgefahr zu minimieren, hat der Allgäuer Landwirt im Stall eine Bullenbox gebaut, mit stabilen Stangen aus Metall, in der der sogenannte Natursprung gefahrlos erfolgen kann. Die brünstige Kuh wird zum Stier geführt und nicht wie früher umgekehrt. Landwirt Simon hat diese Bullenbox bereits vor vier Jahren gebaut, freiwillig, ab 2024 ist sie laut Unfallverhütungsvorschriften in jedem Kuhstall Pflicht. Doch warum sind Bullen gefährlicher als Kühe? Zum einen sind sie größer, schwerer und aggressiver. Den zweiten Grund erklärt Fritz Allinger von der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung (Berufsgenossenschaft): "Ein Stier hat aus Sicht des Tieres nur zwei Aufgaben: Kühe zu beglücken und Rivalen zu bekämpfen. Der Landwirt wird meist als der Ranghöhere akzeptiert, aber wenn er im Stall Arbeiten verrichtet, bei denen er den Kopf unten hat, ist er der Rangniedrigere und wird angegriffen." Früher waren die Kühe im Stall angebunden, in modernen Ställen laufen sie frei herum - zum Fressen, zum Melkstand, zum Melkroboter oder in einen Auslauf ins Freie. "Theoretisch gibt es in Betrieben mit Laufstall nicht mehr Unfälle als bei Anbindehaltung", sagt Fritz Allinger. Fragt man allerdings Landwirte, heißt es, mit freilaufenden Tieren gebe es durchaus mehr brenzlige Situationen als mit angebundenen. Bei der Datenauswertung der gemeldeten Unfälle in Bayern jedenfalls zeigt sich: Die meisten Unfälle passieren beim Melken. In Laufställen gibt es mehr Verletzungen vom Gürtel aufwärts, im Anbindestall vom Gürtel abwärts. Die Erklärung: Im Laufstall stehen die Kühe in einem Melkstand, der Landwirt ist in einer Grube, damit das Euter auf optimaler Arbeitshöhe ist. Schlägt die Kuh mit den Beinen aus, trifft sie den Melker am Oberkörper. Im Anbindestall bewegt man sich zwischen den Kühen, schlägt hier eine Kuh aus, trifft sie den Bauer oder die Bäuerin meist am unteren Teil des Rumpfs oder an den Beinen. Grundsätzlich gilt: In Laufställen darf man sich erst ab einem Alter von 18 Jahren aufhalten, unter Aufsicht ab 15 Jahren. Zu den gefährlichsten Situationen gehört das Verladen von Rindern in einen Viehtransporter. Hier steigt die Zahl der Unfälle mit Rindern aus Laufställen. Im Anbindestall ist jede Kuh sozusagen ein Einzeltier, im Laufstall fühlen sich die Tiere als Teil der Herde. Beim Verladen in einen Transporter werden die Tiere oft panisch und wollen unbedingt zur Herde zurück. Deshalb gilt - nicht nur beim Verladen, sondern überall im Stall: keine hektischen Bewegungen und ein ruhiger Umgang mit den Tieren. Knapp 4.800 Unfälle in der Rinderhaltung wurden 2021 deutschlandweit gemeldet, sieben davon waren tödlich. 2017 waren es noch fast 7.400 gemeldete Unfälle mit neun Toten. Bayern ist in dieser Statistik nach wie vor trauriger Spitzenreiter, was aber daran liegt, dass es in Bayern die meisten Rinder in Deutschland gibt. Wichtig ist, sagt Fritz Allinger von der Berufsgenossenschaft: "Die persönliche Bindung zwischen Mensch und Tier darf nicht verloren geht. Deshalb sollten Landwirte, die einen Melkroboter haben, trotzdem regelmäßig im Stall sein, damit sie den Tieren vertraut sind." Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst am 10.12.2022. Er wurde aus technischen Gründen am 16.4.2025 erneut publiziert. Der Artikel enthält keine neuen Erkenntnisse. Video: Unfälle im Kuhstall – Unterschätze Gefahr? Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Christine Schneider | Fast 1.500 meldepflichtige Unfälle mit Rindern gab es 2021 in Bayern, davon zwei tödliche. Zwar sinkt die Zahl der Unfälle von Jahr zu Jahr, dennoch bleibt ein Stall ein gefährlicher Arbeitsplatz. Besonders riskant ist der Umgang mit Bullen. | [
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] | bayern | 2025-04-16T16:02:33.041479+00:00 | 2025-04-16T16:02:33.041479+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/arbeitsplatz-kuhstall-warum-dort-viele-unfaelle-passieren,TPPkOtA |
Lohnerhöhung, sonst gibt’s Saures: Süßwarenmitarbeiter streiken | Beschäftigte aus zwei Nürnberger Süßwarenbetrieben sind am Montagvormittag in einem Protestmarsch von der Kilianstraße zum Kornmarkt gezogen. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) beteiligten sich insgesamt rund 150 Mitarbeitende an dem Warnstreik. Das sei nahezu die vollständige Mitarbeiterzahl des Lebkuchenherstellers Ferdinand Wolff plus die etwa 30 Beschäftigten des Süßwarenproduzenten A & D, erklärte die Gewerkschaft. Der Protest in Nürnberg ist Teil einer bundesweiten Streikwelle. Die Gewerkschaft fordert ein Lohnplus von 9,9 Prozent, mindestens aber 360 Euro pro Monat mehr. Die Arbeitgeber hätten in der ersten Verhandlungsrunde lediglich eine Lohnerhöhung in zwei Schritten von 2,8 Prozent und 2,1 Prozent angeboten, heißt es. Der Bundesverband Deutscher Süßwaren e.V. erklärt in einer Pressemitteilung: "Das Angebot der Arbeitgeber übersteigt die Inflationsrate, die bundesweit aktuell bei 2,3 Prozent liegt und damit weiterhin auf einem niedrigen Stand ist." Der NGG-Landesbezirksvorsitzende Mohamed Boudih erklärt: "Den Leuten brennt unter den Nägeln, dass sie teilweise nicht mehr wissen, wie sie am Ende des Monats mit ihrem Lohn auskommen sollen". Die Lebensmittelpreise seien in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent gestiegen, die Branche sei eine "Gewinnerin der Krise". Die Unternehmen hätten die Preise massiv erhöht und die Geschäfte gesteigert. Die Mitarbeitenden wollen davon profitieren. Die nächste Verhandlungsrunde soll am 17. September stattfinden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Julia Demel | Rund 150 Mitarbeitende der Süßwarenindustrie fordern in Nürnberg mehr Geld für ihre Arbeit. Unter dem Motto "Wir lassen uns nicht mit Peanuts abspeisen", gingen sie am Montag auf die Straße. Die Aktion ist Teil einer bundesweiten Streikwelle. | [
"A & D",
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"Streik"
] | bayern | 2024-08-12T14:43:35.667306+00:00 | 2024-08-13T02:30:54.924594+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/lohnerhoehung-sonst-gibt-s-saures-suesswarenmitarbeiter-streiken,ULF4clw |
"Uns fehlt die Kraft": Russland debattiert über Waffenstillstand | "Die Größe unserer Streitkräfte entspricht grundsätzlich nicht ihren offensiven Aufgaben", schimpfte der russische Militärblogger Swatoslaw Golikow kürzlich auf seinem Telegram-Kanal und löste damit bittere Zustimmung und energischen Widerspruch aus: "Die Qualität unseres Personals lässt zu wünschen übrig, sowohl bei den neu angeheuerten Rekruten, als auch im Altbestand, einfach aufgrund der Auszehrung des Körpers." Dazu kommt eine, offen gesagt, unverantwortliche Haltung eines erheblichen Teils des Führungspersonals, was die Schonung von Menschenleben betrifft." Es fehle schlicht die Kraft, anfängliche Erfolge an der Front in operative Vorteile umzusetzen, wie der Vorstoß auf die ukrainische Großstadt Charkiw gezeigt habe: "Ganz zu schweigen davon, dass wir wieder mal stecken geblieben sind." Grundsätzlich übernehme sich Putins Generalstab, so das Urteil von Golikow: "Wenn die Anzahl der Kräfte und zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt ist und keine wesentliche Überlegenheit gegenüber dem Feind besteht, Sie aber trotzdem hartnäckig versuchen, überall anzugreifen, werden Sie immer wieder in eine Knochenmühle geraten, selbst wenn Sie taktische Erfolge erzielen." Ständig müssten Soldaten aus erfolgversprechenden Gebieten als "Feuerwehr" an andere, gefährdete Frontabschnitte verlegt werden, an denen ein ergebnisloser Stellungskrieg tobe. Solche und ähnliche Kommentare lösten in Russland eine Debatte über die Konsequenzen eines baldigen Waffenstillstands aus, zumal nach dem Besuch von Putin-Fan Viktor Orbán in Kiew. Eine innerrussische Meinungsumfrage ergab, dass angeblich 78 Prozent der Befragten dafür sind, dass Putin "schon morgen" ein Abkommen unterzeichnet. Unter den Gegnern eines Waffenstillstands sind demnach vor allem ältere Männer über 60 und wohlhabende Russen. Sie fühlen sich in ihrer großen Mehrheit durch die Kampfhandlungen nicht persönlich bedroht und bewerteten den bisherigen Kriegsverlauf positiv, so die Soziologen. "Die öffentliche Meinung in Russland und insbesondere in der Ukraine wird aber kein wesentliches Hindernis für einen Verhandlungsprozess darstellen", so Meinungsforscher. Nur etwa zwanzig Prozent der russischen Bevölkerung sei mit dem bisher Erreichten an der Front unzufrieden und befürworte einen Krieg "bis zum bitteren Ende". Sobald wirklich verhandelt werde, sei zu erwarten, dass die Gesellschaften mehrheitlich sehr stark auf eine Verständigung drängten. Blogger Dmitri Sewrjukow (54.000 Fans) fiel auf, dass im russischen Fernsehen neuerdings weniger wüst auf die Ukraine geschimpft und mehr über eine eventuelle Verständigung getalkt wird. Er schrieb verwundert: "Die russische Neigung, mögliche Vereinbarungen zu diskutieren, wenn auch zu für die Russische Föderation günstigen, aber eben nicht vorbehaltlos siegreichen Bedingungen, deutet indirekt darauf hin, dass sich das große militärische Vorhaben, das im Februar des vorletzten Jahres begann, mittlerweile erheblich verändert hat und unter starkem Druck steht - aus unerklärlichen Gründen." Politologe Dmitri Tsibakow argwöhnte, der Kreml wolle die Russen insgeheim auf einen baldigen Waffenstillstand vorbereiten, weil es schlicht einfacher sei, den Krieg "bei nächster Gelegenheit" abzubrechen, als eine derart "komplexe, teure und psychologisch unerträgliche" Auseinandersetzung fortzuführen: "Es besteht kein Zweifel, dass das Land, um einen militärischen Sieg zu erringen, einen grundlegend anderen Organisations- und Verwaltungsapparat braucht als heute." Tsibakow bezweifelte, dass die jetzt installierten Wirtschaftsfachleute an der Spitze des russischen Verteidigungsministeriums ausreichend Verständnis hätten für den "Geist des Krieges". Der Politikwissenschaftler forderte staatliche Verteidigungskomitees wie im Zweiten Weltkrieg, also eine Art Standrecht. "Jetzt steht die Front bei Woltschansk [nahe Charkiw] und im Süden bewegt sich unsere Front im Schneckentempo voran, ohne Durchbrüche, Kessel und die Zerstörung größerer feindlicher Einheiten, wie im Ersten Weltkrieg und aus denselben Gründen", so ein weiterer Beobachter: "Ohne eine Neuorganisation der Streitkräfte können wir die Ursachen dafür nicht beseitigen, aber das ist den Behörden nicht klar." Mit dem Verweis auf den Ersten Weltkrieg zielt der Blogger darauf ab, dass die Armeen dank der Kampfdrohnen überragende defensive Möglichkeiten, aber kaum offensive Instrumente haben. 1914 waren es die Maschinengewehre und die Artillerie, die zu einem ähnlichen Ungleichgewicht zwischen Abwehr und Angriff führten. Die Folge waren verlustreiche Materialschlachten. Erst die Erfindung der Panzer erlaubte den Armeen wieder schnelle Vorstöße. "Angesichts der Arbeitskräfteprobleme auf beiden Seiten glaube ich nicht an einen Krieg, der zehn, fünf oder auch nur zwei Jahre dauert", so ein russischer Beobachter: "Ich möchte keinen Zeitraum vorhersagen, aber das Hauptproblem für beide Seiten ist die Erschöpfung der Beteiligten. Das einzig Schlimme ist, dass russische Politiker höchstwahrscheinlich an ihren bisherigen Maßnahmen zur Personalverstärkung festhalten werden. Doch die Grenzen unserer Kraft sind bereits erreicht." Sogar Kriegsblogger Roman Aljechin (133.000 Fans) meinte zum Thema Waffenstillstand: "Normale Menschen sagen sich, dass es gut wäre – alle sind müde, die Frauen warten darauf, dass ihre Männer nach Hause kommen." Aus rein militärischer Sicht müsse die Ukraine zwar besiegt werden, doch Aljechin ist diesbezüglich wenig optimistisch: "Das wird offenbar nicht geschehen. Wenn es Frieden oder vielmehr einen Waffenstillstand gibt, müssen wir unsere Begeisterung für den Kampf gegen Liberalismus, Korruption, den Bevölkerungsaustausch durch Migranten, aber vor allem für die Schaffung einer neuen Welt innerhalb Russlands trotzdem aufrechterhalten. Damit wir stärker werden und nicht auf den nächsten vernichtenden Schlag warten müssen." Ultrapatrioten versuchten, den Defätismus mit dem Argument einzufangen, dass die Ukraine eine "terroristische Bedrohung" bleibe, wenn sie nicht vollständig besiegt werde: "Das wird auf Dauer Kosten verursachen für die Instandhaltung kampfbereiter Einheiten, für Luft- und Raketenangriffe, für Spezialeinheiten und Terrorbekämpfer." Rechtsaußen Alexander Chodakowski (521.000 Follower) gestand, er habe den Krieg anfangs nicht befürwortet und sei für ein "Einfrieren" des Konflikts entlang erreichter Frontverläufe gewesen, hoffte jetzt allerdings auf einen aus russischer Sicht glimpflichen Ausgang: "Die Ermüdung durch den Krieg ist direkt proportional zu seiner Dauer. Deshalb rufe ich zu Durchhaltewillen und Geduld auf. Wird beides belohnt werden? Wahrscheinlich ja. Der Westen hält uns an der Kehle und versucht, uns den Sauerstoff abzudrücken, aber nicht besonders effektiv, aber wir haben die Ukraine im Würgegriff und beschleunigen ihren Zerfall." Exil-Politologe Anatoli Nesmijan fasste den Gedankengang solcher Propagandisten so zusammen: "Es werden noch mehr Menschen benötigt. Und noch mehr. Und dann werden wir gewinnen. Aber genau das ist nicht die Lösung. Menschen als Wegwerfware wie Patronen zu betrachten, ist eine typisch russische Strategie – den Feind quasi mit Leichen zu bewerfen. Die Hauptsache scheint zu sein, dass dem Feind die Soldaten früher ausgehen." Das habe mit der russischen Mentalität zu tun. Putins Hauptproblem sei, dass er eine weitere Mobilisierung vermeiden wolle und daher für vergleichsweise viel Geld Freiwillige rekrutiere, was allerdings jetzt an Grenzen stoße: "Die Reserve derjenigen, die bereit sind, gegen Geld an die Front zu gehen, neigt sich dem Ende zu. Sie versuchen mit großem Aufwand, das Problem zu lösen, indem sie die Zahlungen erhöhen, aber die Grenze wird dennoch erreicht. Die Mehrheit der Bevölkerung des Landes wird für kein Geld der Welt sterben wollen." Polit-Beobachter Dmitri Michailitschenko ist der Ansicht, dass alle gerade dringend eine "Atempause" benötigen, auch China: "Weil es Zeit braucht, seine wirtschaftlichen Verbindungen zu den USA so schmerzlos wie möglich zu kappen." Es sei unwahrscheinlich, dass Putin etwas zu melden habe, wenn Peking und Washington ihre Beziehungsprobleme lösten. Umgekehrt versuche der Westen einen "Bissen" zu schlucken, den er nicht in den Mund bekomme und stelle gerade fest, dass es "enorm teuer" werde, Länder wie die Ukraine, Georgien und Moldawien unter Kontrolle zu bekommen. Ein echter Frieden auf verlässlicher Grundlage bleibe daher "illusionär". "Die Kaffeesatzleserei über Friedensverhandlungen beginnt", spottet ein weiterer Kommentator: "Ja, tatsächlich gibt es bei all diesen Gleichungen so viele unbekannte Variablen und so viele Akteure mit unterschiedlichen Interessen, dass jede Prognose ähnlich zuverlässig ist wie das Werfen einer Münze. Es ist ebenso wahrscheinlich, dass das Pendel der Eskalation in die eine oder andere Richtung ausschlägt oder an Ort und Stelle verharrt. Das wird als globale strategische Instabilität bezeichnet." Dmitri Drise, viel beschäftigter Kolumnist vom liberalen Wirtschaftsblatt "Kommersant", hatte zwar den Eindruck, dass Viktor Orbáns herbe "Charmeoffensive" in Kiew nicht viel erreichte, schränkte jedoch ein: "Das militärische Szenario bleibt das einzig mögliche. Zumindest bis zum Herbst. Mag sein, dass etwas im Busch ist, von dem wir nichts wissen und es kommt bald zu einer Sensation. Heutzutage ist es allerdings sehr schwer, sich dazu zu zwingen, auch nur mit der geringsten Zuversicht auf die Ereignisse zu blicken." Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Peter Jungblut | Putins Armee ist nach Ansicht russischer Militärfachleute aus personellen Gründen bis auf Weiteres nicht in der Lage, offensiv voranzukommen. Deshalb wird kontrovers über ein baldiges Ende der Kampfhandlungen gestritten: "Die Versuchung ist groß." | [
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] | kultur | 2024-07-03T13:44:09.539361+00:00 | 2024-07-04T07:18:20.023664+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/kultur/uns-fehlt-die-kraft-russland-debattiert-ueber-waffenstillstand,UHSfFiF |
Kaum neue Wohnungen genehmigt – Baufirmen bauen Personal ab | In Deutschland sind im September erneut sehr wenige Wohnungen genehmigt worden. 15.300 Einheiten bedeuten einen Rückgang um 23,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Nach drei Quartalen sind im laufenden Jahr 157.200 neue Wohnungen von den Behörden genehmigt worden. Das ist ein Rückgang um 19,7 Prozent im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Vorjahreszeitraum. Besonders stark ist die Zahl neu genehmigter Einfamilienhäuser geschrumpft. Hier gab es noch für 28.300 Projekte grünes Licht von den Behörden. Das waren 9.800 weniger als vor Jahresfrist, ein Rückgang um 25,7 Prozent. Bei den Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der neu genehmigten Wohnungen um 21,7 Prozent auf 82.400 Einheiten. Das politische Jahresziel von 400.000 neuen Wohnungen ist damit in noch weitere Ferne gerückt. Die Genehmigungszahlen sind seit mehr als zwei Jahren rückläufig. Gründe für die Zurückhaltung der Investoren sind unter anderem die hohen Baukosten und teure Finanzierungen. Die Branchenverbände der Bauindustrie und des Baugewerbes äußern sich besorgt angesichts des nicht beschlossenen Bundeshaushalts. Bis zur Verabschiedung eines neuen Haushalts könnten keine neuen Aufträge für Straße und Schiene vergeben werden und Fördertöpfe drohten auszulaufen. Für eine Belebung des Wohnungsbaus brauche es zudem weniger strenge Bauvorschriften. Hohe Ausstattungs- und Komfortstandards dürften nicht mehr verpflichtend, sondern nur noch freiwillig sein, sagt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, lobte "eine Fülle von Maßnahmen zur Belebung der Wohnungsbaukonjunktur", welche die scheidende Bundesregierung auf den Weg gebracht habe. Dennoch sei dies bislang "ohne ausreichende Wirkung geblieben". Am Ende gehe es nicht nur um staatliche Förderung, sondern um einen "überfälligen radikalen Einschnitt bei hemmenden und baukostentreibenden Normen und Vorgaben von Bund, Ländern und Gemeinden". In der anhaltenden Flaute reduzieren die Baufirmen im Freistaat indes ihr Personal. Im Juni beschäftigte die Baubranche nach neuen Zahlen des Landesamts für Statistik 174.789 Menschen, das waren knapp zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig hatten die Firmen auch erheblich weniger zu tun: Die Betriebe meldeten 17,28 Millionen Arbeitsstunden an die amtlichen Statistiker, 5,6 Prozent weniger als im Juni 2023. Zwar zählte der Juni in diesem Jahr einen Arbeitstag weniger als der Vorjahresmonat, doch das allein erklärt nicht einen so ausgeprägten Rückgang der Arbeitsstunden. Die Umsätze sanken nominal – also nicht um die Inflation bereinigt – um 4,9 Prozent. Die Zahl der Betriebe blieb jedoch mit 12.256 konstant. In der bayerischen Baubranche hatte es schon Anfang 2023 Sorgen gegeben, dass die Unternehmen mit Personalabbau auf fehlende Aufträge reagieren würden. Die Krise trifft vor allem den Wohnungsbau, im Tiefbau ist die Lage wegen zahlreicher öffentlicher Aufträge weniger schlecht. Mit Informationen von dpa und AFP Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Erneut sind in Deutschland sehr wenige neue Wohnungen genehmigt worden. Die Zahlen sinken seit Jahren. In Bayern zeigt sich: Baufirmen reduzieren die Anzahl ihrer Beschäftigten. Branchenverbände warnen wegen des nicht beschlossenen Bundeshaushalts. | [
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] | bayern | 2024-11-18T12:18:20.347555+00:00 | 2024-11-19T09:49:27.115958+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/kaum-neue-wohnungen-genehmigt-baufirmen-bauen-personal-ab,UUTXl2R |
Klimaschutz im Moor: Die Macht der Grundeigentümer bei der Wiedervernässung | Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Flächen gehört gar nicht den Bauern, die sie bewirtschaften, sondern Verpächtern. Das gilt deutschland- und bayernweit. Die Verpächter müssen gefragt werden, wenn Moorflächen wiedervernässt werden sollen oder in anderen Fällen die Landwirte zum Beispiel Hecken oder Bäume auf das Feld pflanzen wollen. Noch 16 Jahre bis 2040. Dann soll ein Viertel der bayerischen Moorflächen (externer Link), also 55.000 Hektar, wiedervernässt sein, die Fläche entspricht ungefähr der Größe des Bodensees. Das ist das Ziel der bayerischen Staatsregierung. Die Moore machen in Bayern rund vier Prozent der bayerischen Landwirtschaftsfläche aus und verursachen ungefähr ein Viertel der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft. Damit die Moore, die bisher große Mengen CO2 freisetzen, künftig viel davon fixieren, muss die Entwässerung gestoppt werden und der Wasserstand bis auf eine Handbreit unter der Bodenoberfläche ansteigen. Ein Eingriff mit gravierenden Folgen gerade für die Bauern, die die Flächen bewirtschaften. Damit das überhaupt funktioniert, müssen auch die Verpächter mitziehen. Nach Aussagen von Moorforschern kann man nirgends in der Landbewirtschaftung so billig Klimaschutz betreiben wie mit der Wiedervernässung von Mooren. Die Macht der Verpächter ist besonders groß im Hinblick auf die geplante Wiedervernässung der Moore. Eine gewaltige Herausforderung für die Moorschützer. Denn die Flurstücke im Moor sind oft besonders kleinparzelliert. Dazu kommt, dass man ein einzelnes Feld in der Regel nicht wiedervernässen kann. "Man muss größere Stücke haben, weil Wasser lässt sich ja nicht so leicht regulieren", erklärt Anja Schumann. Die Agraringenieurin von der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos sucht Moorbauern, die umstellen wollen. Wenn man wiedervernässen will, müsse man große Einheiten bilden. Zum Verständnis: Zum Wiedervernässen braucht man immer sogenannte hydrologische Einheiten. Nach Auskunft der Landesanstalt für Landwirtschaft ist die Hälfte davon in Bayern bis zu zwei Hektar groß. Die andere Hälfte ist größer als zwei Hektar. Ohne das Einverständnis der Verpächter wird es also kaum Wiedervernässungen geben. Die Verpächter entscheiden mit, wie sich die Landwirtschaft entwickelt. Die Frage ist allerdings: in welche Richtung? Welche Motive haben sie? Sehen sie ihr Grundeigentum vor allem als Kapitalanlage, die eine möglichst hohe Rendite abwerfen soll? Grundeigentümer Thomas Gerstmayer aus Riedhausen bei Günzburg hat Äcker in einem entwässerten Moor. Er sagt, von einer hohen Rendite könne nicht die Rede sein. Er geht von einem Pachtzins aus, der ungefähr ein Prozent des Verkehrswertes des Bodens beträgt. "Das ist eine ganz schlechte Rendite. Wenn sie das Geld anlegen, selbst heute, bei drei oder vier Prozent, dann haben sie es drei- oder vierfach." Im bayernweiten Durchschnitt hat 2022 ein Hektar landwirtschaftliche Fläche 77.000 Euro gekostet. Der durchschnittliche Pachtpreis lag im selben Jahr bei 370 Euro pro Hektar und Jahr - das ist gerade mal ein knappes halbes Prozent vom Verkaufspreis. Verpachten ist also ein schlechtes Geschäft. Aber warum verkaufen die Verpächter den Acker oder die Wiese dann nicht ganz schnell und legen das Geld woanders an, wo die Rendite höher ist? Ein wichtiger Grund, den Boden zu behalten: Landwirtschaftliche Nutzflächen sind ein knappes Gut, sie werden immer weniger, ihr Wert wird langfristig wahrscheinlich steigen. Für Grundeigentümer Thomas Gerstmayer heißt das: "Der Wert steckt in den Flächen selber. Und wenn man diese Flächen kaputtmacht, dann haben die halt irgendwann keinen Wert mehr." Inzwischen überlegt er, seine Mooräcker wiederzuvernässen - einfach, um den Wert der Fläche zu erhalten. Eine Befürchtung von vielen Grundeigentümern: Die Banken werten meine Flächen ab, wenn ich zulasse, dass sie wiedervernässt werden. Das geht an der Wirklichkeit vorbei, sagt Christian Bock von der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt, der Förderbank der deutschen Agrarwirtschaft. Denn die Banken stellen keine eigenen Bewertungen an. Sie orientieren sich an den Preisen, die auf dem Markt für bestimmte Flächen bezahlt werden. Denn für die Bank sei die Kernfrage: "Ändert sich der Verkehrswert dieser Fläche, ändert sich die Zahlungsbereitschaft von potenziellen Käufern, wenn die Fläche wieder vernässt wird?" Nehmen wir den Ernstfall: Ein Grundeigentümer hat einen Kredit aufgenommen und der Bank als Sicherheit eine entwässerte Moorfläche gegeben. Diese Fläche will er jetzt wiedervernässen lassen. Was sagt die Bank? Christian Bock: "Da will ich nicht ausschließen, dass es dort natürlich dann Konflikte geben kann, dass eine Bank sagt, die Wiedervernässung dort geht nicht." Man weiß inzwischen jedoch: Nicht der wiedervernässte Boden verliert an Wert, sondern der entwässerte. Denn der trockene Moorboden verliert beständig an Substanz. Matthias Drösler ist der Leiter des Peatland Science Centres, also des Moorforschungszentrums in Weihenstephan. Er sagt, wenn man einen Moorboden entwässere, komme es zu einem Höhenverlust, der Boden sacke um 0,5 bis vier Zentmeter im Jahr. Er "mineralisiere" vor sich hin. Dabei gehen große Mengen Kohlendioxid in die Luft, bis zu 35 Tonnen pro Hektar und Jahr. Zurück bleibt ein bröseliger Rest, der aussieht wie aufgegossenes Kaffeepulver: degenerierter Moorboden. Diese Zersetzung geht solange, bis man ans Grundwasser oder die nächste Schicht kommt, "dann geht es irgendwann halt überhaupt nicht mehr", so Drösler. Die Landwirte können auf einem wiedervernässten Boden Paludikulturen anbauen, also Sumpfgräser, aus denen man Bauplatten, Verpackungsmaterial oder zum Beispiel Möbel machen kann - das hat auch die Rentenbank auf dem Schirm. Dafür gibt es im Rahmen des Moorbauernprogramms derzeit große Förderbeträge vom Freistaat Bayern. Einerseits. Andererseits ist die sogenannte Paludikultur Neuland. Die Bauern müssen erst rausfinden, wie sie die Sumpfgräser anbauen und ernten können, welche Maschinen sich eignen und so weiter. Die Arbeitsgemeinschaft Donaumoos plant eine Produktionsanlage in Betrieb zu nehmen, die aus den Sumpfgräsern Bauplatten für den Innenausbau produzieren kann. Bauplatten mit einer einzigartigen Klimabilanz. Anja Schumann von der Arge Donaumoos sagt: "Im Grunde genommen sind jetzt Klimaschutz und Naturschutz beziehungsweise auch der Anbau von Paludikulturen auch etwas Ertragreiches." Da müsse sich die Einstellung der Banken ändern. Die Wiedervernässung der Moore wird die Banken in den nächsten Jahren tatsächlich beschäftigen. Die die CO2-Bilanzierung wird auch in der Landwirtschaft ein großes Thema, so die Prognose von Christian Bock von der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Wie könnte man ein Pachtverhältnis für Flächen organisieren, die wiedervernässt werden sollen? Für landwirtschaftliche Pachtverträge ist der Bauernverband eine wichtige Anlaufstelle. Hier können sich alle Mitglieder, Verpächter und Landwirte beraten lassen. Andreas Puchner, Umweltreferent beim Bayerischen Bauernverband, sagt, momentan seien wiedervernässte Pachtflächen noch kein Thema. "Wir haben keinen Einzelvertrag rein für die Verpachtung von Moorflächen oder gewisse Klauseln, die sich rein auf die Moorflächen beziehen." Doch ein paar Ideen, wie man die Pachtverträge für wiedervernässte Moorflächen gestalten könnte, hätte er schon: "Eine Möglichkeit wäre es, den Pachtpreis flexibel zu gestalten, eben auch aufgrund der Tatsache, dass man jetzt noch nicht weiß, wie viel Wertschöpfung man später damit auch wirklich verdienen kann mit der Pflege auch dieser Moorfläche." Oder, so ein Vorschlag des Bauernverbandes, der Verpächter verzichte zu Beginn der Wiedervernässung ganz auf den Pachtzins. Das Bayerische Moorbauernprogramm, das es seit heuer gibt, fördert Landwirte, die auf wiedervernässten Böden Paludikulturen anbauen, mit 2.200 Euro pro Hektar und Jahr für die Dauer von zwölf Jahren. Das wüssten die Verpächter auch, so Anja Schumann von der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos in Riedheim im Landkreis Günzburg. Es sei naheliegend, dass der Verpächter dann sagt: "Ich will jetzt die Hälfte von deinem Fördergeld haben. Und dann sagt der Landwirt: Ja, dann lohnt es sich für mich auch nicht mehr." Anja Schumann und ihre Kollegen von der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos haben überlegt: Wie können sowohl Pächter wie auch die Verpächter von den Klimaschutzleistungen der wiedervernässten Moorböden profitieren? Ihr Vorschlag: Der Pächter, also der Landwirt, kriegt die Förderung vom Moorbauernprogramm. Wenn die Paludikultur etabliert ist und der Absatzmarkt vorhanden, verdient er sein Geld mit dem Verkauf der Sumpfgräser. Der Flächeneigentümer bekommt im Gegenzug das Geld, das über Moorzertifikate reinkommt. Moorzertifikate - so die Idee - gibt es für die Mengen CO2, die eingespart werden, wenn man ein entwässertes Moor wiedervernässt. Sie können dann an Unternehmen verkauft werden, die damit ihren CO2-Ausstoß kompensieren können. Momentan sei allerdings noch nicht klar, ob Moorzertifikate überhaupt eingeführt werden und wie sie konkret funktionieren, räumt Anja Schumann ein. "Aber wenn, dann wäre das für mich die Lösung, dass eben der Bodeneigentümer das bekommt, was mit seinem Boden eingelagert wird, und der Landwirt das, was er erwirtschaftet, wie bisher ja auch." In vielen Pachtverträgen steht, dass die Fläche nach Ablauf der Vertragslaufzeit im gleichen Zustand sein muss wie am Anfang. Kann das funktionieren, wenn der Pächter im Lauf des Vertragszeitraums die Fläche wiedervernässen lassen will? Matthias Drösler, Leiter des Moorforschungszentrums in Weihenstephan, ist optimistisch: "Wenn ein Verpächter partout will, dass es nach dem Pachtzeitraum wieder in seinen Ursprungszustand zurückgeht, dass das nicht klappt, die Sorge hätte ich jetzt nicht." Denn Wiedervernässung heiße ja nicht zwangsläufig, dass der Bagger kommt und alle unterirdischen Entwässerungsrohre rausbaggert. So geht man höchstens auf Naturschutzflächen vor, nicht auf landwirtschaftlich genutzten Böden, die wiedervernässt werden. "Deswegen ist mein großes Plädoyer, dass man einfach bei der Wiedervernässung Einrichtungen macht, die regelbar sind.“ (externer Link) Mit regelbaren Stauwehren und gefassten, steuerbaren Drainagen könne man das Wasser bei Bedarf auch wieder aus der Fläche rausbekommen. Trotzdem wird es unter Umständen nötig sein, dass man eine Wiedervernässung im Grundbuch einträgt, so Anja Schumann. "Wenn mir jetzt einer die Zusage gibt und dann stirbt er und dann kommen die Erben und sagen nö. Davon will ich nichts wissen. Das geht natürlich nicht, weil wir dann hier alles organisiert haben." Deswegen würde eine Wiedervernässung in sogenannten Grunddienstbarkeiten hinterlegt. Ein Detail von vielen. Um den Moorschutz in die Fläche zu bringen, müssen noch viele kleine und große Hürden genommen werden. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Ursula Klement | Ein Bauer möchte Klimaschutz betreiben, indem er etwa seine Moorböden wiedervernässt. Hat er die Flächen aber nur gepachtet, braucht er dafür die Zustimmung des Eigentümers. Wie Grundbesitzer unsere Zukunft gestalten. | [
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] | wissen | 2024-05-18T10:43:24.802334+00:00 | 2024-05-22T11:12:13.997938+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/wissen/klimaschutz-im-moor-die-macht-der-grundeigentuemer-bei-der-wiedervernaessung,UCNSAPJ |
Leonardo da Vincis "Das letzte Abendmahl" als immersive Schau | Beginnen wir, wo Kunsthungrige seit Jahrhunderten ihren Appetit stillen: Im Speisesaal des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand. Hier hat Leonardo da Vinci vor mehr als einem halben Jahrtausend mit seinem "Letzten Abendmahl" Kunstgeschichte geschrieben, mit seinem neuen Naturalismus die Renaissance-Malerei verändert: Revolutionär sein Umgang mit der Perspektive, die Charakterstudien, die Lebendigkeit der Szene – nachdem Jesus angekündigt hat, einer seiner Jünger werde ihn verraten. Nur: Nach maximal 15 Minuten ist der Augenschmaus vorbei, die Besuchergruppen werden aus konservatorischen Gründen weitergeschoben – und das mit der Aura des Originals ist eh so eine Sache: Denn das Bild bröckelt und verblasst. Warum der Verfall dieses ikonischen Freskos schon zu Lebzeiten Leonardos begonnen hat? Das erfahren Besucher in der digitalen Schau "Das letzte Abendmahl in 360 Grad" im Dampfdom der Motorworld München: "Die Restauratorin stellte fest, dass nur noch ungefähr 20 Prozent der originalen Malschicht vorhanden ist". Der Panorama-Film widmet der Zerstörung ein eigenes Kapitel: Die Tragik des Meisterwerks, das über die Jahrhunderte viel durchgemacht hat und bis heute so viele Nachahmer inspiriert, entfaltet sich in animierten Bildern. Pixel für Pixel. Ein ziemlicher Kraftakt – erklärt Produzent Marcus Wortmeier: "Allein für diese Ausstellung sind vier Sattelzüge an Technik notwendig, um es so zu präsentieren, es sind hunderte von Quadratmetern Projektionsfläche, die gezeigt werden." Das sei ein riesiger logistischer Aufwand. Den Hochleistungsprojektoren sei Dank, können Besucher tief eintauchen in die Kunst des Universalgenies, seine Erfindungen, sein Leben. Wie lange man auf Sitzkissen verweilt, sich dem digitalen Rausch hingibt, das "Letzte Abendmahl" in seiner beeindruckenden Originalgröße von etwa neun mal vier Metern auf sich wirken lässt – oder zerlegt in seine Details – kann jeder selbst bestimmen. Ein Kunstwerk, das beim Betrachten lebendig wird, das interagiert. Bleibt da tatsächlich mehr hängen als beim Museumsbesuch? Der Kunsthistoriker Markus Keller sieht die Schau als Möglichkeit, das Meisterwerk in einer anderen Dimension zu erleben: "Es gibt ja verschiedene immersive Ausstellungen. In diesem Fall des 'Letzten Abendmahls' ist versucht worden, nicht auf Effekthascherei zu gehen und Bilder zu manipulieren, sondern man hat sich darauf beschränkt, die Bilder zu zeigen und zu erklären. Das ist nochmal ein Unterschied." Für den Kunsthistoriker sind immersive Ausstellungen eine Ergänzung zum oft recht statischen Museumsbetrieb – und im Idealfall ein Türöffner. Die konservative Kunstwelt dagegen wird nicht müde, sie als "digitale Kunst-Geisterbahnen" und "kitschige Pixel-Events" abzutun. Doch ihr Erfolg widerspricht den Kritikern – bewegte Kunstwelten wie "Das letzte Abendmahl in 360 Grad" boomen und ziehen weltweit ein Millionen-Publikum an, Menschen, die nie ins Museum gehen würden. Produzent Marcus Wortmeier denkt besonders an eine neue Zielgruppe: "Ich denke, die Kunst muss auch junge Menschen ansprechen, und die Welt entwickelt sich weiter – gerade was Internet, was digitale Medien angeht." Durch die vielen Videoanimationen, die Musik und Technik gehe es natürlich darum zu unterhalten. Aber nicht nur: "Es ist ein hoher Education-Faktor, den wir auch dabeihaben. Es schließt sich nicht aus – und es ist ein guter Opener, auch für die Museen." Bildung oder Unterhaltung? Die Grenzen verwischen immer mehr – und der Ausstellung über Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl" gelingt dieser Spagat. Sie macht am Ende Hunger auf mehr: Der Appetit auf das Original wird größer. Die Ausstellung "Leonardo da Vinci. Das letzte Abendmahl in 360 Grad" ist von 19.12. bis 13. 01.2025 im Dampfdom der Motorworld München zu sehen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung! | Andrea Mühlberger | Digitale Kunst-Events haben Hochkonjunktur. Jetzt widmet sich in München eine immersive Schau einem der berühmtesten Kunstwerke der Welt: Leonardo da Vincis "Das letzte Abendmahl". Und ihr gelingt der Spagat zwischen Bildung und Unterhaltung. | [
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] | kultur | 2024-12-19T11:07:10.483981+00:00 | 2024-12-19T11:07:10.483981+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/kultur/leonardo-da-vincis-das-letzte-abendmahl-als-immersive-schau,UXOM3py |
Russland-Ukraine-Krieg: Erfundene Kokain-Vorwürfe gegen Macron und Merz - ein Faktenfuchs | Hinweis: Dieser Artikel ist im ARD-Faktencheck-Netzwerk in Zusammenarbeit von BR24 #Faktenfuchs und ARD Faktenfinder entstanden. Darum geht’s: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fahren in der Nacht vom 09. Mai auf den 10. Mai gemeinsam mit dem britischen Premierminister Keir Starmer im Zug Richtung Kiew. Die Presse ist dabei, als die drei sich in einem Abteil treffen. Reporter und Fotografen begleiten die Staats- und Regierungschefs, wie es bei solchen Reisen üblich ist. Mindestens ein Journalist der französischen Nachrichtenagentur Agence France Presse (AFP) und ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) filmen die drei Männer gemeinsam in einem Zugabteil. Die drei stehen zunächst, dann setzen sie sich an einen Tisch. Auf diesem liegt ein zerknülltes Papiertaschentuch und etwas, das aussieht wie ein Garnierspieß, wie er für kleine Essenshäppchen benutzt wird. Als von den Politikern Fotos gemacht werden, nimmt Macron das Taschentuch in die Hand und lässt es so verschwinden, Merz nimmt den Spieß. Von dieser Szene entstehen auch zwei Videos der Nachrichtenagenturen dpa und AFP. Auf diesem Foto sind die beiden Gegenstände besser zu erkennen als in einem Video. Diese Videos kursieren kurz darauf - häufig in schlechter Bildauflösung - auch in den sozialen Netzwerken, mit der Behauptung: Es handele sich bei den beiden Gegenständen um einen Kokain-Beutel sowie um einen kleinen Löffel, mit dem Drogen konsumiert werden können. Auf diversen Social-Media-Plattformen verbreitet sich die Lüge, die Politiker würden versuchen, die angeblich zu sehenden Drogen und Utensilien rasch verschwinden zu lassen. Die Falschbehauptung reiht sich damit ein in Versuche, westliche Staatschefs, die die Ukraine unterstützen, zu diskreditieren Das weiße Objekt vor Macron auf den Bildern lässt sich auf scharfen Bildern leicht als Taschentuch erkennen. Was vor Merz liegt, ist auch bei genauerem Hinsehen weniger eindeutig. Die dpa, deren Reporter im Abteil waren und Bilder gemacht hatten, schreibt auf #Faktenfuchs-Anfrage: "Auf hochauflösenden Aufnahmen ist zu erkennen, dass es sich bei dem Gegenstand vor Merz um ein Rührstäbchen für ein Getränk oder einen kleinen Spieß für Häppchen handelt, nicht aber um einen Löffel." Auf diesem Foto sind die beiden Gegenstände besser zu erkennen als in einem Video. Seit dem 10. Mai nutzen zahlreiche User auf Telegram und X (früher Twitter) die Videos der Reporter und auch Fotos der Szene und verbreiteten sie mit der Falschbehauptung. Ausgehend von dem AFP-Video verbreitete sich das Gerücht nach bisherigen #Faktenfuchs-Recherchen zunächst unter französischsprachigen X-Accounts, die zuvor ebenfalls teilweise prorussische, ukrainefeindliche oder auch verschwörungstheoretische Inhalte posteten. Influencer wie Tamir Sheikh, die russische Propaganda und Desinformation über Telegram an Hundertausende verbreiten, griffen das Gerücht ebenfalls auf und verbreiteten es weiter. Auch Margarita Simonjan, Chefredakteurin des in Deutschland gesperrten russischen Propagandasenders RT (früher Russia Today), die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa sowie der Politiker Dmitri Rogosin teilten die Lüge über ihre Telegram-Accounts. Der deutsche Ableger von Russia Today, RT DE, veröffentlichte das Video ebenfalls und einen Artikel dazu, der die Möglichkeit von Drogenkonsum in den Raum stellt. Genauso wie auch die russische staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti. US-amerikanische Desinformations-Akteure wie der rechte Verschwörungstheoretiker Alex Jones und deutschsprachige Accounts, wie die prorussischen Influencer Alina Lipp, verbreiteten die Falschbehauptung ebenso. Angesichts der großflächigen Verbreitung der Desinformation äußerte sich der Account des Élysee-Palasts, dem Amtssitz von Emmanuel Macron, auf X dazu. Er nannte die Behauptungen "Desinformation". Die falsche Unterstellung, die Staatschefs versuchten hier Drogenkonsum zu vertuschen, passt in das Bild, das prorussische Propaganda seit Langem zu zeichnen versucht. Narrative rund um Drogenkonsum werden von der russischen Propaganda seit Jahren eingesetzt, um die Ukraine und insbesondere den Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu diskreditieren, wie Julia Smirnova vom Center für Monitoring und Analyse (CeMAS) dem Faktenfinder der "Tagesschau" erklärte. Die Methode und das Ziel dahinter: "Dabei werden in unterschiedlichen Variationen Falschbehauptungen wiederholt, die Selenskyj ständig in Verbindung mit einem Thema (Drogen) bringen, was starke negative Emotionen beim Zielpublikum hervorrufen soll." Außerdem solle Selenskyj damit als nicht zurechnungsfähig dargestellt werden. Die Falschbehauptungen über Selenskyj wurden Smirnova zufolge in der Vergangenheit mit manipulierten und aus dem Kontext gerissenen Videos und Bildern vermeintlich belegt. "Diesem Muster folgt auch die Falschbehauptung über Merz, Macron und Starmer: die westlichen Staatschefs sollen damit diskreditiert und als nicht vertrauenswürdig dargestellt werden", sagt Smirnova. Auf Fotos und Videos, die Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Keir Starmer im Zug nach Kiew zeigen, sind ein zerknülltes Taschentuch und ein Stäbchen zu sehen. Zweiteres ist wohl zum Umrühren für ein Getränk oder zum Aufspießen von Essen gedacht. Vor allem prorussische Accounts verbreiten hingegen die Falschinformation, es handle sich um ein Päckchen mit Kokain sowie einen kleinen Löffel zum Konsumieren der Droge. Solche Lügen sollen die Regierungschefs diskreditieren. Bundeskanzler Friedrich Merz mit Amtskollegen beim Gedenken in der Ukraine Presseanfrage bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Karen Bauer, Max Gilbert, Sophie Rohrmeier | Die Politiker Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Keir Starmer reisen im Zug nach Kiew. Doch diese Fahrt soll in Misskredit gebracht werden. Vor allem prorussische Influencer verbreiten eine Lüge über Kokain auf der Reise. Ein #Faktenfuchs. | [
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] | deutschland-welt | 2025-05-12T14:40:30.632387+00:00 | 2025-05-12T14:40:30.632387+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/russland-ukraine-krieg-erfundene-kokain-vorwuerfe-gegen-macron-und-merz-ein-faktenfuchs,UkzN0Fu |
20 Jahre Allianz Arena Teil 1: "Brüh im Lichte" und 1860-Randale | Am 30. Mai 2005 schoss sich Patrick Milchraum in die Geschichtsbücher. Der Mittelfeldspieler wandte beim Eröffnungsspiel der Allianz Arena auf dem ganz neuen Rasen einen ganz alten Trick an, um beim Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg seinen Gegenspieler auszuspielen. Ball rechts vorbei legen, links vorbeilaufen - Abschluss, drin. Im Tor und in der Fußballhistorie: Die Ehre, das erste Tor in der Allianz Arena erzielt zu haben, gehörte einem Sechziger. Bei der Partie, die nach Toren von Lance Davids und Daniel Baier mit 3:2 für 1860 endete, stimmten die Löwenfans immer wieder den Gesang "Hier regiert der TSV" an - eine Aussage, die sich nun, 20 Jahre nach der Eröffnung, nicht mehr halten lässt. Niemand wird am 20. Jahrestag der Arena der Aussage widersprechen, die einen Tag später formuliert wurde: "Hier regiert der FCB" skandierten da nämlich die Anhänger des FC Bayern in ihrer neuen Heimat. Festlich weihte der deutsche Rekordmeister das Stadion in Fröttmaning mit einem Testspiel gegen die Deutsche Nationalmannschaft ein. Vor damals noch 66.000 Anhängern (heute ist die Kapazität mittlerweile auf 75.000 gewachsen) durfte die Sängerin Sarah Connor die Nationalhymne zum Besten geben und sorgte mit mangelnder Textsicherheit für den einprägsamsten Moment des Freundschaftsspiels. "Brüh im Lichte dieses Glückes", verträllerte sie sich. Das erste FC-Bayern-Tor erzielte übrigens Sebastian Deisler. Die FCB-Premierensaison verlief direkt standesgemäß. Der FC Bayern wurde Meister und durfte zum ersten Mal die Schale in der Allianz Arena in die Höhe stemmen. Bei den Löwen ging die erste Saison in der Arena deutlich holpriger los. Einen Punkt war der TSV am Ende von den Abstiegsrängen entfernt. Trotz einer sportlich schwierigen Saison kamen im Schnitt mehr als 40.000 Zuschauer - bis heute der Vereinsrekord. Der TSV 1860 eröffnet die Allianz Arena Anschließend an die erste Saison folgte das erste ganz große Highlight: Das Eröffnungsspiel bei der WM 2006 fand in München statt. Auf eine Eröffnungsfeier mit Pelé, Claudia Schiffer, Goaßlschnalzern und Schuhplattlern, Herbert Grönemeyer und Goleo folgte die spielerische Eröffnung per Traumtor von Philipp Lahm in der 6. Minute. Miroslav Klose (2x) und Thorsten Frings sorgten für ein 4:2 gegen Costa Rica. Vier Gruppenspielen, das Achtelfinale zwischen Deutschland und Schweden (2:0) und das Halbfinale, in dem sich Frankreich gegen Portugal durchsetzte, folgten noch. Das nächste ganz große Highlight in der Allianz Arena stand im Jahr 2012 an: Das Champions-League-Finale wurde erstmals in dem Münchner Stadion ausgetragen - und der FC Bayern hätte sich gegen den FC Chelsea in der eigenen Stadt krönen können. Es kam anders. Didier Drogba glich in der 88. Minute aus, Arjen Robben vergab in der Verlängerung einen Elfmeter und im Elfmeterschießen versagten den Münchnern abermals die Nerven. Es war eine der schlimmsten Nächte in der Geschichte des FC Bayern. Für einige Anhänger war der Schuldige schnell gefunden: Robben. Der gastierte nur drei Tage später mit den Niederlanden in derselben Arena - und wurde von den heimischen Fans ausgepfiffen. "Es war eine brutale Phase. Damals lief einiges falsch. Natürlich hatte ich kurz überlegt, ich muss hier weg, es geht nicht mehr", erklärte Robben später. Robben blieb und war Teil der beeindruckenden Titelserie, die der FC Bayern hinlegte: Elfmal hintereinander stemmten die Münchner die Meisterschale in der Arena in die Höhe, wurden 2013 und 2020 Champions-League-Sieger. Für den Erzrivalen aus München lief es weniger gut. Die Zuschauerzahlen gingen dramatisch nach unten. Der Giesinger Klub wurde mit der Hightech-Arena nicht warm. Die hohen Fixkosten bei leeren Rängen rissen tiefe Löcher in die ohnehin klammen Kassen des Vereins. Sportlich war man weit von einer Rückkehr in die Bundesliga entfernt - ausgemachtes Ziel beim Umzug nach Fröttmaning. Alles steuerte auf den Negativhöhepunkt am Ende der Saison 2016/17 zu. Der TSV 1860 war auf Rang 16 der 2. Bundesliga gelandet und musste in die Relegation. Gegen den SSV Jahn Regensburg machte das 1:1 aus dem Hinspiel Hoffnung auf den Klassenerhalt. Doch ein blutleerer Auftritt und ein 0:2-Rückstand sorgte beim Münchner Anhang für Frust. In der 83. Minute flog auf den Rasen, der eine goldene Zukunft versprechen sollte und mit Feuerwerken eingeweiht wurde, erneut ein Feuerwerkskörper. Diesmal kam er aus dem Fanblock der Nordkurve. Es folgten Sitzschalen, Stöcke und andere Gegenstände. Minutenlang war die Partie unterbrochen. Die Polizei musste einen Platzsturm verhindern, damit das Spiel zu Ende gebracht werden konnte. Es war das letzte Spiel des TSV 1860 München in der Allianz Arena. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Raphael Weiss | Die Allianz Arena wird 20 Jahre alt. In dieser Zeit ist viel passiert: von pompösen Eröffnungen, der WM 2006, dem Finale dahoam und dem dramatischen Abstieg des TSV 1860 München. Die ersten Jahre der Münchner Arena. | [
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] | sport | 2025-05-30T03:12:17.677583+00:00 | 2025-05-30T05:49:41.864218+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/sport/20-jahre-allianz-arena-teil-1-brueh-im-lichte-und-1860-randale,UmUCgvP |
Wegen Hitze: Seltene Bachmuscheln in Gefahr | Die Bachmuschel hat es nicht leicht - ohnehin gibt es sie nur noch sehr selten in Bayern, sie steht auf der "Roten Liste" für gefährdete Arten. Und in diesem Sommer muss sie wegen der großen Hitze einmal mehr ums Überleben kämpfen. Im Landkreis Dillingen bekommt sie jetzt Hilfe. Jede Nacht wird derzeit von einem Hydranten in Unterliezheim Wasser in den Nebelbach geleitet. Der Bach wäre sonst inzwischen völlig ausgetrocknet, sagt Susanne Kling von Donautal Aktiv. Die Bayerische Rieswasserversorgung stellt hierfür Trinkwasser zur Verfügung stellen. Gerne tut man das nicht, so Kling. Die Maßnahme sei ein absoluter Notbehelf, da die extra angelegten Rückhaltebecken bereits leer seien. Allein im Nebelbach gibt es mehrere hundert Exemplare der Bachmuschel. Einige sind bereits verendet, sagte Bachmuschelbetreuer Leonhard Schaudi dem BR. Er und seine Kollegen sind täglich an den Gewässern unterwegs, kontrollieren Kloster-, Brunnen- und Nebelbach. Auch bei Eppisburg (Holzheim) haben sich im sogenannten "Storchenbiotop" Muscheln angesiedelt. Dort lebt die - nicht ganz so seltene - Teichmuschel. Weil die Gräben fast ausgetrocknet sind, hat das Landratsamt Dillingen eine besondere Maßnahme ergriffen: Zwei Biberdämme wurden geöffnet, damit wieder Wasser in das etwa ein Hektar große Biotop fließen kann. Für's Erste hat das geholfen. Hält die Hitze allerdings an, könnte es schwierig werden für die Teichmuschel. Doch nicht nur in Nordschwaben, sondern auch in den Unterallgäuer Bächen leiden die Bachmuscheln unter der Trockenheit. Vor allem die Muscheln im Stockerbächle bei Sontheim sind betroffen, sagte Michael Schneider vom Landschaftspflegeverband dem BR. Sie haben sich in die Gumpen, also Wasserlöcher, zurückgezogen oder in den Schlamm eingegraben. Im Schlamm überleben sie allerdings nur wenige Tage. In die Bäche jetzt Trinkwasser einzuleiten, wie im Landkreis Dillingen, lehnt Michael Schneider aber ab - es sei nicht nachhaltig. Besser sieht es für die Bachmuscheln in den Gewässern rund um Erkheim, im Winterrieder Ried und in der Scharlach aus. Hier ist noch genug Wasser vorhanden und die Weichtiere haben gute Überlebenschancen. | Judith Zacher | Temperaturen über 30 Grad - die brütende Hitze lässt kleine Bäche austrocknen. Darunter leiden nicht nur Fische, sondern auch eine vom Aussterben bedrohte Art: Die Bachmuschel. Um sie zu retten, werden jetzt ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen. | [
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] | bayern | 2018-08-02T07:11:04.70412+00:00 | 2018-08-02T07:11:04.70412+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/wegen-hitze-seltene-bachmuscheln-in-gefahr,QzXrogf |
AfD-Bundeschef Chrupalla im Krankenhaus – was wir bisher wissen | Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla ist am Mittwoch nach einem Vorfall bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt ins Krankenhaus gebracht und nach Parteiangaben intensivmedizinisch betreut worden. Chrupalla sei ansprechbar, sagte ein Parteisprecher. Bislang sind die Hintergründe unklar. In einer gemeinsamen Mitteilung betonten Staatsanwaltschaft und Polizei: "Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde." Am Donnerstagabend teilte die AfD-Bundesgeschäftsstelle mit, dass Chrupalla die Klinik in Ingolstadt verlassen habe. In den sozialen Netzwerken kursieren viele Mutmaßungen und Spekulationen. Was wir bisher wissen und was nicht – ein Überblick. Am Mittwochnachmittag wollte AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla, der auch einer von zwei AfD-Fraktionschefs im Bundestag ist, in Ingolstadt auf einer Kundgebung kurz vor der bayerischen Landtagswahl auftreten. Vor seiner Rede musste er hinter der Bühne medizinisch versorgt werden. Das teilte die Polizei mit. Im Anschluss sei Chrupalla ins Krankenhaus gebracht worden. Eine "offensichtliche Verletzung" sei zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar gewesen. Am Mittag haben die Staatsanwaltschaft Ingolstadt und das Polizeipräsidium Oberbayern Nord eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlicht. Darin steht: "Bei der Veranstaltung in Ingolstadt haben nach dem derzeitigen Kenntnisstand mehrere Personen Selfies mit Herrn Chrupalla gefertigt, bei denen es zu einem leichten Körperkontakt kam. Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde." In der Mitteilung beriefen sich die Ermittler auf aktuell vorliegende Zeugenaussagen, unter anderem von Chrupalla selbst und auch von Personenschützern und Teilnehmern der Veranstaltung. Weiter heißt es in der Mitteilung: "In zeitlichem Abstand hierzu, auf dem Weg zur Bühne, verspürte Herr Chrupalla Schmerzen im Oberarm." Aufgrund weiterer gesundheitlicher Beschwerden wurde er demnach zur medizinischen Versorgung in das Klinikum Ingolstadt gebracht. "Am Oberarm konnte eine oberflächliche Rötung bzw. Schwellung festgestellt werden. Die weiteren bislang durchgeführten Untersuchungen verliefen unauffällig." Auch über den Zwischenstand der Ermittlungen wird informiert. "Unter anderem wurden Blutproben entnommen und die Kleidung, die Herr Chrupalla gestern bei der Veranstaltung getragen hat, untersucht. Ergebnisse sind noch ausstehend." Als Zeugen vernommen wurden demnach bisher Chrupalla selbst, seine Personenschützer, eine Ordnerin der Veranstaltung sowie weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AfD-Kundgebung. Zuvor hatte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt BR24 gesagt, dass sie keinen Angriff bestätigen könne. Die Staatsanwaltschaft habe ein Verfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet. Dafür genüge ein Anfangsverdacht, betonte die Sprecherin. Es gebe bisher keine Tatverdächtigen. Ein Sprecher der Partei sprach von einer "Einstichstelle". Chrupallas Körper sei im Krankenhaus auf Substanzen untersucht worden, die Nacht über habe man ihn intensivmedizinisch überwacht. Offiziell bestätigt ist das nicht. Ähnlich äußert sich die AfD-Bundesgeschäftsstelle, die in einer Mitteilung von einer "diagnostizierten Stichverletzung" spricht. Man gehe von einem "tätlichen Angriff" auf Chrupalla aus. Polizei oder Klinikum haben dies bisher nicht bestätigt. Laut Katrin Ebner-Steiner, AfD-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl, habe Chrupalla noch am Vormittag "starke Schmerzen und mit Übelkeit zu kämpfen" gehabt. In den sozialen Netzwerken und AfD-nahen Foren kursiert die These, Chrupalla habe einen anaphylaktischen Schock erlitten, also eine schwere allergische Reaktion. Sofern das stimmt, wäre es lebensbedrohlich gewesen. Bisher ist das aber nur ein Gerücht. Die örtlichen Direktkandidaten der AfD, die auf der Veranstaltung in Ingolstadt dabei waren, sprachen von einem "Angriff" auf Chrupalla. Es habe sich nicht um einen Schwächeanfall gehandelt. Bayerns AfD-Landeschef Stephan Protschka erklärte, Chrupalla werde im verbleibenden Wahlkampf bis Sonntag "wohl keine Auftritte mehr wahrnehmen können". Das bestätigte auch die AfD-Bundesgeschäftsstelle. Die Polizei ermittelt weiter. Bis zum Vormittag lagen aber keine Hinweise auf einen tätlichen Angriff vor. Das erfuhr BR24 aus Ermittlerkreisen. Die Polizei hat demnach keine Spritzen entdeckt, sondern lediglich zwei Pin-Nadeln vor Ort gefunden. Diese seien aber nichts Ungewöhnliches an einem Ort, an dem in den vergangenen Tagen mehrere Wahlkampf-Veranstaltungen abgehalten wurden. Zudem haben laut Ermittlerangaben Chrupallas Personenschützer keinen Angriff wahrgenommen. Chrupalla habe nicht von einem Stich, sondern von einem Druckschmerz im Oberarm gesprochen. Bei genauerem Hinsehen im Klinikum sei eine kleine Hautverletzung oder Blessur zu sehen gewesen, die aber nicht zwangsläufig von einem Stich kommen müsse. Die Polizei startete am Mittwochabend einen Zeugenaufruf. Sie bat Besucher der AfD-Kundgebung, den Ermittlern Fotos oder Videos der Veranstaltung zur Verfügung zu stellen. Ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) bestätigte auf BR24-Anfrage, dass die AfD-Veranstaltung von BKA-Personenschützern und bayerischen Polizisten begleitet wurde. Chrupalla sei mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht worden – mehr könne man aktuell nicht sagen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat am Donnerstagabend auf den Vorwurf der AfD reagiert, ihre Politiker und Parteiveranstaltungen würden nicht ausreichend geschützt. Die Landtags-Spitzenkandidatin der AfD, Katrin Ebner-Steiner, hatte zuvor gesagt, um einen "angemessenen Schutz" habe ihre Partei "die bayerische Polizei auf verschiedenen Ebenen gebeten". Herrmann sagte dazu: "Selbstverständlich werden auch AfD-Politiker und deren Veranstaltungen von der Polizei entsprechend der Gefährdungseinschätzung geschützt." Für den Schutz von Tino Chrupalla sei jedoch das Bundeskriminalamt zuständig. Im Landtagswahlkampf sei die AfD bisher weder an ihn noch an sein Ministerium herangetreten und habe um verstärkten Polizeischutz gebeten. Herrmann nannte es wörtlich "erschreckend, wie infam und hinterfotzig die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten". Bislang gebe es, so Herrmann, "keine Erkenntnisse, dass Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde". Der 48-jährige Chrupalla steht seit knapp vier Jahren an der Spitze der AfD. Seit Juni 2022 bildet er mit Alice Weidel das Führungsduo der Partei. Die beiden sind außerdem Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag. Weidel hatte am Dienstag auf einen geplanten öffentlichen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth verzichtet. Ein Sprecher erklärte, es habe am vorletzten Wochenende einen "sicherheitsrelevanten Vorfall" gegeben, von einem geplanten Anschlag auf Weidel war die Rede. Tatsächlich hielt sich die 44-Jährige am Dienstag auf Mallorca auf, sie wurde in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen. Ihr Sprecher bestätigte das. Weidels Ehefrau und die gemeinsamen Söhne wohnen in Einsiedeln im Schweizer Kanton Schwyz. BR-Reporter Johannes Reichert äußert sich bei BR24 zum gestrigen Vorfall rund um Tino Chrupalla in Ingolstadt. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Daniela Olivares, Johannes Reichart | Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla kam am Mittwoch nach einem Vorfall bei einer Wahlkundgebung in Ingolstadt ins Krankenhaus. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei gibt es bisher keine Hinweise auf einen Angriff. Was bekannt ist und was nicht. | [
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] | deutschland-welt | 2023-10-05T21:15:27.103+00:00 | 2023-10-06T14:32:10.31127+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/afd-bundeschef-chrupalla-im-krankenhaus-was-wir-bisher-wissen,TrnIX7R |
Bei Regensburg aufgefundene Greifvögel wurden vergiftet | Im Fall um die drei toten Mäusebussarde, die Anfang Januar bei Thalmassing im Landkreis Regensburg entdeckt wurden, gibt es jetzt offenbar Gewissheit. Wie Ferdinand Baer, Falkner und Leiter der LBV-Vogelstation Regenstauf, mitteilte, seien die Mäusebussarde vergiftet worden. Bei Laboruntersuchungen ist demnach das Gift "Carbofuran" festgestellt worden. Dabei handelt es sich um ein chemisch wirkendes Insektizid. Es setzt seine hochgiftige Wirkung nicht nur bei einer unmittelbaren Aufnahme, sondern auch beim bloßen Kontakt frei. Es ist im Handel in der Regel als blau-lilafarbenes Granulat erhältlich und seit rund 15 Jahren in der EU nicht mehr als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Polizei will sich mit dem Landesbund für Vogelschutz zunächst noch einmal in Verbindung setzen. Es gehe jetzt darum zunächst herauszubekommen, wer das Gift ausgelegt hat, so ein Sprecher der zuständigen Polizei in Neutraubling. Hier sei man vor allem auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Wer etwas gesehen oder auch gehört hat, solle sich melden. Unklar sei auch, warum das Gift ausgelegt wurde. Wollte der Täter gezielt die Greifvögel oder andere Tiere vergiften? Baer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) sagte im Januar dem BR, es gebe Fälle, in denen Tierhalter verärgert seien, dass Greifvögel Tauben oder Hühner weggefangen hätten. Neben anderen möglichen Gründen könne es sich aber auch schlicht um Menschen handeln, die - warum auch immer - einen Hass auf Greifvögel haben. Giftköder sind laut Baer eine Gefahr für spielende Kinder, die Vergiftungserscheinungen zeigen könnten, wenn sie mit einem derartigen Köder in Berührung kommen. Immer wieder gebe es auch Fälle, wo auch Hunde Giftköder fressen oder mit ihnen in Kontakt kommen und verenden. Wer einen Tierkadaver in freier Natur findet sollte auf jeden Fall Hautkontakt vermeiden, insbesondere dann wenn der Kadaver bunte Verfärbungen aufweist, sagt die Polizei. Man sollte sich den Fundort evtl. mit Hilfe eines Fotos merken und die Polizei verständigen. Im Landkreis Regensburg war es der erste Fall getöteter Bussarde seit langer Zeit. Im Landkreis Straubing-Bogen waren aber in den vergangenen beiden Jahren immer wieder tote Greifvögel gefunden worden, bei denen jeweils eine Vergiftung nachgewiesen wurde. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Norbert Bauer | Jetzt gibt es offenbar Gewissheit: Die drei Mäusebussarde, die im Januar bei Thalmassing tot aufgefunden worden waren, wurden vergiftet. Laut LBV ist das Gift "Carbofuran" festgestellt worden. Die Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. | [
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] | bayern | 2022-01-27T09:59:52.946325+00:00 | 2022-01-28T11:28:19.76648+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/bei-regensburg-aufgefundene-greifvoegel-wurden-vergiftet,Svhva6z |
Chinesischer Spionage-Ballon - "Man kann wunderschön mithören" | Der vor der US-Ostküste abgeschossene chinesische Ballon sorgt weiter für Schlagzeilen und Streit – für den Militärkenner Ralph Thiele ist die Sachlage aber entgegen den chinesischen Beteuerungen offensichtlich. "Heute sind wir im hybriden Krieg", sagte Thiele in der "radioWelt" auf Bayern 2. "Da gehört Abstreiten einfach zum Grundhandwerkszeug." Die Argumentation Chinas, es habe sich um einen zivilen Ballon gelandet, hält Thiele also für unglaubwürdig. Für ihn ist auch der Zeitpunkt kein Zufall. "Die Amerikaner sind ja weltweit strukturiert, haben für jeden Erdteil ein Kommando", erläuterte Thiele. Diese Kommandos hätten "genau in dieser Woche" geübt, wie sie mit Hilfe künstlicher Intelligenz ihre Führungsfähigkeit "dramatisch verbessern können". Die Chinesen seien deshalb geradezu gezwungen gewesen, jetzt tätig zu werden, "wenn sie daraus etwas lernen wollten". Man könne "wunderschön mithören von solchen Ballons". Laut Thiele ist ein Spionage-Ballon preiswerter und handlicher als ein Aufklärungssatellit – und deshalb beliebt. "Oben drin ist alle mögliche Aufklärungstechnik, die man sich nur wünschen kann. Die ist natürlich viel näher als Satelliten, deswegen sind die Bilder besser, deswegen sind die ganzen elektronischen Aufzeichnungen dramatisch besser." Auch im Irak und in Afghanistan seien solche Ballons zum Einsatz gekommen, sagte Thiele. Eine zentrale Frage in der Auseinandersetzung zwischen China und den USA lautet Thiele zufolge: "Wie kann ich alles mögliche mitbekommen, verfälschen und stören, was der andere gerade macht?" Der Militärkenner geht davon aus, dass vor dem Abschuss Informationen nach China geschickt wurden. "Diese Ballons sind jetzt normal radartechnisch nicht so leicht zu erfassen", sagte Thiele, der früher Oberst in der Bundeswehr war. Laut ihm konnte die Technik "sicher erstmal ein paar Tage wirken", auch wenn die USA nach der Entdeckung des Ballons Störversuche unternommen haben dürften. Thiele rechnet aber damit, dass die politischen Misstöne zwischen den USA und China wegen des Ballon-Streits nicht allzu lange anhalten. Laut ihm haben die Amerikaner einen so großen Austauschbedarf mit China, "dass die Ballons nicht lange stören werden". Als Beispiele nannte er die Frage, wie der Ukraine-Krieg beendet werden kann – und andere Themen, wie Klimaschutz. Zunächst müsse man allerdings die weiteren Erkenntnisse abwarten. In jedem Fall hätten die US-Amerikaner versucht, den Ballon vor der US-Ostküste so abzuschießen, "dass er vielleicht noch auswertbar im Wasser landet". Vergleichsweise entspannt äußerte sich auch CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen. "Aus meiner Sicht handelt es sich um eine chinesische Panne, die gleichwohl eine amerikanische Antwort erforderte", sagte Röttgen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Ich gehe aber davon aus, dass beide Seiten sich dadurch nicht länger als nötig von ihrem geplanten Kurs abbringen lassen werden. Und dieser besteht darin, in dem ausgeprägten Machtkampf beider Seiten nicht völlig sprachlos zu sein." Unterdessen räumte das chinesische Außenministerium ein, dass ein weiterer, über Kolumbien entdeckter Ballon auch aus China stammt. Ähnlich wie mit bei dem Vorfall in den USA sagte Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning, durch das Wetter und begrenzte Steuerungsmöglichkeiten sei er bei einem Flugversuch unabsichtlich in den Luftraum lateinamerikanischer Staaten eingedrungen. Der Ballon habe meteorologischen Zwecken gedient. China habe die Länder informiert. "Wir werden keine Bedrohung für andere Länder darstellen, was von allen verstanden worden ist." Gleichzeitig erneuerte China die Kritik an den USA wegen des am Wochenende abgeschossenen Ballons. Die USA hätten damit die Bemühungen und Fortschritte auf beiden Seiten, die Beziehungen seit dem Treffen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Joe Biden im November zu stabilisieren, ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt. Das Eindringen des Ballons sei nur ein Unfall gewesen, der durch "höhere Gewalt" passiert sei. Die USA werfen China dagegen vor, dass sie mit dem Ballon wichtige Militäreinrichtungen ausspionieren wollten. Nach dem Abschuss des Ballons läuft derzeit die Bergung der Trümmerteile. Die Trümmer befinden sich rund elf Kilometer vor der Küste von South Carolina in relativ flachem Wasser. Taucher sind vor Ort. Die USA erhoffen sich von der Untersuchung Aufschluss über die technischen Fähigkeiten des Ballons. Neuigkeiten dazu könnte es schon bald geben: An diesem Dienstag wird US-Präsident Joe Biden im Kongress auftreten und seine jährliche Rede zur Lage der Nation halten. Zuletzt hatte US-Außenminister Anthony Blinken seinen geplanten China-Besuch wegen des Ballon-Vorfalls abgesagt. Auch die deutsche Bundesregierung zeigte sich beunruhigt über den Vorfall mit dem mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon. "Wir haben die Berichte über den Überflug eines chinesischen Ballons im Luftraum der USA und dessen Abschuss mit Sorge zur Kenntnis genommen", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner. Berlin hoffe, "dass der Vorfall nicht zu weiteren Spannungen beziehungsweise einer Eskalation im amerikanisch-chinesischen Verhältnis führen wird". Die Frage, ob es auch über Deutschland schon ähnliche Vorfälle gab, blieb unbeantwortet. Für Bewertungen mit Blick auf Deutschland sei es "zu früh", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in der Regierungs-Pressekonferenz. Die Frage, ob die Luftwaffe in der Lage wäre, einen Spionageballon abzuschießen, wollte die Sprecherin nicht beantworten. Auf eine weitere Journalistenfrage, ob auch Deutschland "Luftballons zur Aufklärung" einsetze, sagte die Sprecherin mit Blick auf die Bundeswehr: "Wir haben keine Luftballons." Mit Informationen von dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Maximilian Heim | Der von den USA abgeschossene chinesische Ballon wirft viele Fragen auf. Für den Militärexperten Ralph Thiele ist klar, dass es um Spionage geht. Im BR-Interview erläutert er die "Vorzüge" dieser Ballons – und wie es nun politisch weitergehen könnte. | [
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] | deutschland-welt | 2023-02-06T12:25:42.396+00:00 | 2023-02-07T05:46:18.043689+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/abgeschossener-china-ballon-man-kann-wunderschoen-mithoeren,TUb7M6e |
FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann: Kritik an Bundeswehr-Zustand nachvollziehbar | Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann kann die Kritik von Heeresinspekteur Alfons Mais wegen einer Vernachlässigung der Bundeswehr nachvollziehen. "Ich verstehe den General", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Interview mit Bayern 2. Alfons Mais hatte nach den russischen Angriffen auf die Ukraine im Netzwerk Linkedin geschrieben: "Ich hätte in meinem 41. Dienstjahr im Frieden nicht geglaubt, noch einen Krieg erleben zu müssen. Und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da." Es war eine ungewöhnlich scharfe Kritik vom höchsten General des Heeres. Mais' Fazit: "Das fühlt sich nicht gut an! Ich bin angefressen!" Sie könne die Frustration des Heeresinspekteurs nachvollziehen, so Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Auch Menschen, die einer starken Bundeswehr kritisch gegenüberstehen, müssten wissen, dass es eine starke Bundeswehr brauche, wenn man in Frieden und Freiheit leben wolle, so die FDP-Politikerin. Strack-Zimmermann verteidigte erneut das Nein der Bundesregierung zu Waffenlieferungen an die Ukraine. "Jeder versteht dieses Entsetzen und diesen Hilferuf. Aber wir können es uns alle nicht leisten, den großen Krieg in Europa auszulösen." Schließlich sei die Ukraine kein Nato-Mitglied. Außerdem sei der Wunsch der Ukraine nach Waffenlieferungen "sehr undefiniert" gewesen. Es sei nicht klar gewesen, welche Waffen die Ukraine gebraucht hätte. Die Bitte aus Kiew nach bestimmten Waffenlieferungen hätte man zudem nicht aus den Beständen der Bundeswehr abdecken können. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Bernhard Amann, Tilman Seiler | Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hält die Kritik von Heeresinspekteur Alfons Mais für berechtigt. Er hatte geschrieben, die Bundeswehr stehe "mehr oder weniger blank da". Es brauche eine starke Bundeswehr, betonte sie. | [
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] | deutschland-welt | 2022-02-25T09:04:39.68077+00:00 | 2022-02-25T09:04:39.68077+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/fdp-politikerin-marie-agnes-strack-zimmermann-kritik-an-bundeswehr-zustand-nachvollziehbar,SyQXebr |
Grafitti auf Radwegen: Aktion für mehr Sicherheit | Der Fremdenverkehrsverband Pfaffenwinkel entwickelt seit einiger Zeit ein Radwegekonzept. Im Gespräch mit anderen Verbänden haben die Touristiker sich mit dem Bauernverband zusammengeschlossen und die Aktion "Rücksicht macht Wege breit" in die Region geholt. Eine bunte Gruppe von Landwirten aus Böbing mit ihrem Bürgermeister Peter Erhard haben sich erstmals auf einem Flurweg getroffen, um dort die neue Rücksichts-Formel auf einen asphaltierten Feldweg zu malen. Mit Hilfe einer Schablone und Spraydose geht’s ans Werk. Der Bürgermeister ist selbst Nebenerwerbs-Landwirt und zeigt bei der Präsentation den Unterschied zwischen einem Traktor aus den 80er-Jahren und einer fast drei Meter breiten Zugmaschine moderner Bauart. "Da kommt man nur mit Rücksicht aneinander vorbei", adressiert der Bürgermeister seine Bitte an Landwirte und Radfahrer. "Gebt einander ein Zeichen, dann weiß jeder – okay – ich habe Dich gesehen". Die Geschäftsführerin Susanne Lengger vom Tourismus-Verband Pfaffenwinkel hat die Idee aus Niedersachsen importiert. Das "Landvolk" in Göttingen hatte die Idee und vertreibt die Schablonen – mit dem Schriftzug und zwei Piktogrammen von Bulldog und Radler an interessierte Landkreise. Die sind jetzt in Oberbayern angekommen. Der Bauernverband wirbt bei den Landwirten für die Bemalung stark befahrener Radwege, der Tourismusverband bei den Gemeinden. Neben der Gemeinde Böbing haben bereits die Orte Pähl, Raisting, Hohenpeißenberg und Weilheim Interesse angemeldet. Das sind Orte, die nicht erst seit den Corona-Reisebeschränkungen ein starkes Wachstum an Freizeit-Radlern verzeichnen. Die Aktion soll über den Landkreis Weilheim-Schongau hinaus Nachahmer finden. Die Zugspitz-Region ist mit im Boot. Auch dort wollen die Gemeinden die Radl-Hotspots mit dem neuen Slogan überziehen. Die Touristiker bekommen über die Landkreise Fördermittel aus dem Leader-Projekt der Europäischen Union. Wie verhält sich der Radfahrer richtig? Christine Sulzenbacher, Kreisbäuerin aus Schwabsoien im Landkreis Weilheim-Schongau rät: "Wenn es zu eng wird, steige ich ab". Und empfiehlt auch ein freundliches Gesicht von beiden Seiten: Vom Landwirt, der auf seinem Traktor thront – und den Freizeit-Radfahrern, die manchmal gequält ihr Wegerecht durchsetzen mit grimmigem Gesichtsausdruck durchsetzen wollen. "Rücksicht ist das Gebot der Stunde – und erhöht die Sicherheit für alle Beteiligten", sagt Böbings Bürgermeister Peter Erhard. Absteigen vom Rad – oder vom Pferd - ist kein Muss, aber wenn es zu eng wird, oft der einzige Weg aneinander vorbei. Besonders den Radlern, die auf ihre Rechte pochen, spricht er ins Gewissen: "Ohne die Landwirte gäbe es keine Flurwege – und damit auch viele Radwege nicht." Jetzt hoffen alle, dass die Graffiti-Aktion ein Mittel für mehr Sicherheit wird. Die Schablonen können Gemeinden und Landwirte jetzt bei den Verbänden ausleihen. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter fasst für Sie das Wichtigste vom Tag auf einen Blick zusammen - immer montags bis freitags zum Feierabend. So verpassen Sie nichts. Jetzt eintragen und hier anmelden! | Lui Knoll | Es wird immer enger auf Feld- und Flurwegen: Freizeitradler, extrabreite Traktoren – oft kommt man nur schwer aneinander vorbei. Jetzt startete die Aktion "Rücksicht macht Wege breit", die mit Graffiti am Boden für mehr Sicherheit sorgen will. | [
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] | bayern | 2021-06-15T11:56:17.79673+00:00 | 2021-06-15T16:06:35.961063+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/grafitti-auf-radwegen-aktion-fuer-mehr-sicherheit,SZrJ3ve |
Verdi-Warnstreik geht weiter: Diese Regionen in Bayern trifft es am Mittwoch | In Bayern hatten die Warnstreiks am Dienstag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Verdi sprach dort von mehr als 10.000 Teilnehmern. Betroffen war die gesamte Bandbreite des öffentlichen Dienstes von Kindertagesstätten, Arbeitsagenturen und Kliniken bis hin zur Müllabfuhr und vereinzelt dem Nahverkehr. Der Schwerpunkt der Arbeitsniederlegungen lag auf München, am Mittwoch werden es Passau und Nürnberg sein. Doch auch in fast allen anderen Regionen wird gestreikt. Nur Oberbayern und die Oberpfalz legen eine Streikpause ein. Der Streitschwerpunkt in Unterfranken wandert von Schweinfurt, wo am Dienstag großflächig im Öffentlichen Dienst gestreikt wurde, nach Würzburg. Dort wird der Streik am Mittwoch deutlich spürbar sein. Unter anderem fahren in der Stadt am Mittwoch keine Straßenbahnen. Die Busse verkehren seltener, großteils nach den ansonsten an Samstagen gültigen Fahrplänen. Das örtliche Verkehrsunternehmen WVV weist in der Folge auf wahrscheinliche Überlastungen und Verspätungen auf einzelnen Buslinien hin. Neben dem Nahverkehr wird auch die Würzburger Stadtreinigung bestreikt. Der sonst gültige Abfallkalender gilt daher am Mittwoch nicht, vielmehr werden etwa Restmülltonnen nur teilweise abgeholt. Ansonsten sind in Würzburg auch etwa die Verwaltung, das Klinikum König-Ludwig-Haus und das Mainfrankentheater betroffen. Auch in der Umgebung der Stadt wird gestreikt, etwa in den Kommunen Großostheim und Karlstadt, in den Jobcentern der Landkreise Main-Spessart und Kitzingen oder bei der Sparkasse Mainfranken. Am Mittwoch wird es in Teilen Oberfrankens erneut Warnstreiks im öffentlichen Dienst geben. In Bamberg sind drei Demozüge durch die Stadt zum Maxplatz geplant: Einer startet am Klinikum am Bruderwald, ein weiterer bei den Stadtwerken Bamberg am Magaretendamm und ein dritter am Bahnhof für den Verkehrsbetrieb und alle auswärtigen Streikenden. Um 09.00 Uhr ist eine zentrale Kundgebung geplant. Mitarbeitende der folgenden Betriebe werden ihre Arbeit niederlegen: Stadt Bamberg, Bayreuth, Bad Rodach, Bad Staffelstein, Coburg, Forchheim, Lichtenfels, Kulmbach Pegnitz und Pottenstein. Auch Eggolsheim, Buttenheim und die Gemeinde Hausen beteiligen sich. Die Stadtwerke Bamberg, Bayreuth, Bad Rodach und Kulmbach werden ebenfalls am Warnstreik teilnehmen. Durch die Streiks wird es im Busverkehr zu Einschränkungen und Ausfällen kommen. Ebenfalls beteiligen sich: Sozialstiftung Bamberg, Bamberg Service, Theater Bamberg und Coburg, Lebenshilfe Bamberg, MHKW Bamberg, Landratsamt Coburg und Forchheim, Klinikums Forchheim, Lebenshilfe Werkstätten Forchheim, SÜC Coburg und die Lebenshilfe Kronach. Am Kornmarkt in Nürnberg findet um 11.00 Uhr eine große Kundgebung aller Streikbetriebe im öffentlichen Dienst statt. Rund 8.000 Teilnehmer werden erwartet. Laut Rita Wittmann von Verdi Mittelfranken wird die Nürnberger Streik-Kundgebung die größte in Bayern sein. Allein aus Mittelfranken beteiligen sich 300 Betriebe. Ab 9.00 Uhr sammeln sich die Streikenden an sechs unterschiedlichen Startpunkten in Nürnberg und laufen anschließend sternförmig durch die Stadt zur Kundgebung auf dem Kornmarkt. Mit Verkehrseinschränkungen ist aufgrund der Demonstrationszüge durch die Stadt zu rechnen. In Nürnberg streikt ab Mittwoch nun auch die städtische Müllabfuhr, und das gleich drei Tage bis Freitag. Die Fachgewerkschaft für Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst, Komba, hat ihre Mitglieder aufgerufen sich an den Arbeitsniederlegungen zu beteiligen. Der Betrieb der Müllverbrennung in Nürnberg läuft jedoch weiter. Mittwoch ist großer Streiktag in Passau: Die Gewerkschaft Verdi hat in mehreren Einrichtungen zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Besonders betroffen ist das Klinikum Passau. Die zentrale Kundgebung findet am Vormittag vor dem Passauer Rathaus statt. Laut einem Gewerkschaftssprecher marschieren um 8.45 Uhr bzw. 9 Uhr vom Klinikum, vom Europaplatz am Bahnhof und vom Klostergarten aus drei Demonstrationszüge Richtung Rathausplatz. Hier findet gegen 10 Uhr die gemeinsame Kundgebung statt. Unter anderem sind Streikende des Passauer Klinikums, der Stadtverwaltung und der Stadtwerke, der Sparkasse, der Städte Waldkirchen (Lkr. Freyung-Grafenau) und Hauzenberg (Lkr. Passau), des Marktes Hengersberg (Lkr. Deggendorf) und des DRV-Rehafachzentrums Bad Füssing-Passau dabei. Im Klinikum Passau wird es auch am Donnerstag noch zu Arbeitsniederlegungen kommen. Laut Josef Ilsanker, Gewerkschaftssekretär im Gesundheitswesen, reagierten die Beschäftigten des Klinikums damit darauf, dass bei den laufenden Tarifverhandlungen kein wertschätzendes Angebot seitens der Arbeitgeber vorgelegt worden sei. Gemäß einer von Verdi und dem Klinikum ausgehandelten Vereinbarung ist die Notversorgung während des Krankenhausstreiks gesichert. Die Augsburgerinnen und Augsburger müssen sich am Mittwoch auf weitreichende Einschränkungen bei der Müll-Entsorgung einstellen. Wie der Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg (AWS) am Mittwoch mitteilt, werden die Tonnen für Restmüll, Bioabfälle sowie für Papier und Pappe nicht geleert. Dies sei unausweichlich, weil das für notwendige Umplanungen nötige Personal streikbedingt ausfällt. Auch Straßen und öffentliche Plätze werden laut der Stadt Augsburg nicht gereinigt. Laut Verdi treffen sich Mitarbeitende des Abfallwirtschafts- und Straßenreinigungsbetriebs, des Baureferats, der Abfallverwertungsanlage, der Stadtentwässerung und der Stadtwerke Augsburg ab 9.30 Uhr auf dem Plärrer zu einer Demonstration. Sie endet um 10 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Königsplatz. In Oberbayern wird am Mittwoch hingegen nicht gestreikt. Das sagte Hans Sterr, der Pressesprecher von Verdi Bayern dem Bayerischen Rundfunk. Der "Hauptkampftag" für Oberbayern sei der Dienstag gewesen, so Sterr. Der nächste Streik in Oberbayern ist, so der Geschäftsführer von Verdi München Heinrich Birner, am Donnerstag beim Sicherheitspersonal am Flughafen München geplant. Die Beschäftigten der Sicherheitsgesellschaft München (SGM) seien für Donnerstag zu einem sechsstündigen Streik von acht bis 14 Uhr aufgerufen. Bis auf eine Mittagspausenaktion vor dem Krankenhaus in Kemnath im Landkreis Tirschenreuth sind auch in der Oberpfalz für den Mittwoch keine Arbeitsniederlegungen geplant Verdi fordert für die Beschäftigten von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. In der letzten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber schrittweise fünf Prozent mehr Lohn angeboten – bei einer Gesamtlaufzeit von 27 Monaten, dazu eine Einmalzahlung von 2.500 Euro. Der Streikwille der Gewerkschaft und betroffenen Beschäftigten scheint ungebrochen. "Es wird keinen Abschluss geben ohne einen ausreichend hohen Mindestbetrag", sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Dienstag auf einer Kundgebung in Köln. "Aber wenn es nicht gelingt: Der Frühling naht, und es kann sein, dass wir uns dann hier noch einmal wiedersehen sehen müssen." Die dritte Verhandlungsrunde für Bund und Kommunen beginnt am Montag in Potsdam. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Christoph Müller, Kristina Kreutzer, Isabella Hafner, Martin Gruber, Christian Michael Hammer | Nach dem Großstreiktag am Dienstag geht der Warnstreik auch am Mittwoch weiter in Bayern. Bis auf Oberbayern und die Oberpfalz beteiligen sich alle Regionen. Erneut legen die Mitarbeiter vieler kommunaler Einrichtungen die Arbeit nieder. | [
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] | bayern | 2023-03-22T07:00:11.685+00:00 | 2023-03-22T07:00:14.886325+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/streik-verdi-bayern-auch-am-mittwoch,TZ92Bgo |
Lage im Gazastreifen: "Unmittelbare Möglichkeit des Verhungerns" | Zuerst sollten die Menschen den Norden des Gazastreifens verlassen. Viele flüchteten daraufhin in den Süden. Nun forderte Israel auch die Zivilbevölkerung in vier Städten im südlichen Gazastreifen auf, das Gebiet zu räumen. Israels Generalstabschef Herzi Halevi hatte eine Ausweitung der Einsätze angekündigt. "Wir sind kurz davor, das militärische System im nördlichen Gazastreifen zu zerschlagen (...) wir werden in anderen Gebieten weitermachen", sagte Halevi bei einem Truppenbesuch im Gazastreifen. Kommandeure der islamistischen Hamas müssten "systematisch" ausgeschaltet und Infrastruktur zerstört werden. Dazu würden "immer mehr Regionen ins Visier" genommen, sagte er. Außerdem rief das Militär Bewohner von drei Stadtteilen in Gaza auf, bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) ihre Wohngebiete zu räumen und sichere Orte aufzusuchen – wo diese sicheren Orte im abgeriegelten Gazastreifen noch sein könnten, ist völlig unklar. Nach Angaben von BR-Korrespondent Clemens Verenkotte hatte zum Beispiel die Stadt Chan Yunis im Süden des Gazastreifens früher etwa 400.000 Einwohner. Inzwischen sei die Zahl der Menschen dort auf rund eine Million gestiegen. Für die 100.000 Flüchtlinge, die sich östlich von Chan Yunis aufhielten und nun aufgefordert wurden, einen sicheren Ort aufzusuchen, gebe es "keine weiteren Zugangsmöglichkeiten. Die UN-Schulen sind hoffnungslos überfüllt", so Verenkotte in einem Interview mit tagesschau24. Die humanitäre Lage ist katastrophal – auch in UN-Einrichtungen. Dort müssen sich im Durchschnitt 125 Menschen eine Toilette teilen, sagte Verenkotte unter Berufung auf UN-Angaben. Viele Menschen außerhalb von UN-Einrichtungen hätten gar keinen Zugang mehr zu sanitären Einrichtungen. Die Müllabfuhr sei zusammengebrochen, es regne, Müll schwimme auf den Straßen. Zudem sind die Kommunikationsnetze unterbrochen. Das UN-Nothilfebüro OCHA erklärte am Morgen: "Humanitäre Organisationen und Rettungsdienste haben gewarnt, dass Blackouts die Sicherheit von Zivilisten und die Bereitstellung lebensrettender Unterstützung gefährden." Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte sich derweil alarmiert wegen der Ausbreitung von Krankheiten. Man sei deswegen "extrem besorgt", sagt der WHO-Gesandte für die Palästinensischen Gebiete, Richard Peeperkorn. In dem dicht besiedelten Küstengebiet seien mehr als 70.000 Fälle von akuten Atemwegsinfektionen und über 44.000 Fälle von Durchfall registriert worden seien. Die Zahlen seien deutlich höher als erwartet. Laut den UN, die sich auf das Gesundheitsministerium der Hamas-Verwaltung im Gazastreifen beziehen, sind seit Donnerstag zudem neun der 35 Krankenhäuser im Gazastreifen nur noch teilweise funktionsfähig. Die übrigen Krankenhäuser hätten aufgrund der Gewalt sowie Mangel an Medizin, Personal, Energie und Treibstoff ihren offiziellen Dienst eingestellt. Immer wieder werden zudem Krankenhäuser angegriffen, weil Israel unter Kliniken Hamas-Stellungen vermutet. Die Hamas weist dies zurück. Zuletzt stand unter anderem das von der anglikanischen Kirche Jerusalems getragene Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza unter Beschuss. "Es gibt mehrere Opfer im Innenhof des Krankenhauses, etwa 30 Meter von unseren Teams entfernt, aber sie können sie nicht erreichen", teilte der "Palästinensische Roter Halbmond" am Donnerstagabend mit. Israelische Panzer belagerten das Gebiet, die Angriffe hielten an. Nach einem Angriff auf ein jordanisches Militärkrankenhaus im Gazastreifen mit sieben Verletzten sprachen sich die USA erneut gegen Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen aus - ohne jedoch Israel direkt zu beschuldigen. US-Außenminister Antony Blinken äußerte in einem Telefonat mit dem jordanischen Außenminister Ayman Safadi "große Sorge". Israels Regierungschef sieht derweil "starke Hinweise" darauf, dass Geiseln von der Hamas im größten Krankenhaus des Gazastreifens festgehalten wurden. Das sei einer der Gründe für den Einmarsch israelischer Soldaten in die Schifa-Klinik gewesen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dem amerikanischen Fernsehsender CBS. Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas hatten Israel am 7. Oktober angegriffen und etwa 1.200 Menschen brutal umgebracht. Zugleich wurden rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt. Netanjahu drückte in dem Interview zugleich sein Bedauern aus, dass es Israel nicht gelungen sei, Opfer unter der zivilen Bevölkerung zu vermeiden. "Wir versuchen, diesen Job mit minimalen zivilen Opfern zu beenden. Aber leider ist uns das nicht gelungen", sagte Netanyahu. Jeder zivile Tod sei eine Tragödie. Israel tue alles, um die Zivilisten zu schützen." Also wir werfen Flugblätter ab, wir rufen sie auf ihren Handys an und sagen: 'Geht'. Und viele sind gegangen", sagte Netanjahu. Laut palästinensischen Angaben, die sich bei vergangenen Konflikten im Nachhinein als zuverlässig erwiesen haben, wurden bereits über 11.000 Menschen getötet. Die Vereinten Nationen übernehmen diese Zahlen. Neben der Toten und Verletzten aufgrund der Gefechte und Angriffe droht im Gazastreifen inzwischen auch eine Hungersnot. "Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser existiert im Gazastreifen praktisch nicht mehr", erklärte die Direktorin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), Cindy McCain. Nur ein Bruchteil des Benötigten gelange in das palästinensische Gebiet. Den Bewohnern drohe die "unmittelbare Möglichkeit des Verhungerns". Am Mittag wurde gemeldet, dass Israels Kriegskabinett täglich zwei Lkw-Ladungen Treibstoff in den Gazastreifen genehmigte. Damit solle dazu beigetragen werden, den Bedarf der UN-Hilfsorganisationen zu decken. Die Entscheidung zur Erteilung der Genehmigungen sei auf Bitten der US-Regierung erfolgt. Die UN-Hilfslieferungen in den Gazastreifen waren zuvor abermals ausgesetzt worden. Als Grund wurden die Treibstoffknappheit und der Zusammenbruch der Kommunikationsmöglichkeiten über Handy, Telefon und Internet genannt. Die Lkw-Lieferungen ließen sich so nicht koordinieren, hieß es. Mit Informationen von dpa, Reuters, epd, AFP, AP, KNA Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Clemens Verenkotte | Im Gazastreifen nimmt die humanitäre Katastrophe ihren Lauf. Hunderttausende Menschen sind geflüchtet, viele kämpfen mit Krankheiten und Hunger. Israels Armee fordert noch mehr Menschen auf, sichere Orte aufzusuchen. Doch wohin sollen sie? | [
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] | deutschland-welt | 2023-11-17T12:59:10.134342+00:00 | 2023-11-17T16:28:20.069552+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/lage-im-gazastreifen-unmittelbare-moeglichkeit-des-verhungerns,TvrZcDp |
Veterinäramt-Mitarbeiter infiziert: Schlachthof Bamberg schließt | Weil Mitarbeiter des Veterinäramtes positiv auf das Coronavirus getestet worden sind, muss der Bamberger Schlachthof bis auf Weiteres seinen Betrieb einstellen. Wie es auf Nachfrage des BR aus dem Rathaus heißt, handle es sich um zwei städtische Bedienstete, die regelmäßig in dem Schlachthof verkehrten. Auf Nachfrage des BR verwies eine Sprecherin der Stadt auf die Nachweispflicht eines negativen Corona-Testergebnisses. Da dieses jedoch immer eine Momentaufnahme sei, könne sich bei einem folgenden Test eine Erkrankung bestätigen. Weil sich die Infizierten frei in weiten Teilen des Betriebes hätten bewegen können, stünden nun alle 140 Mitarbeiter des Schlachthofes unter Quarantäne. Eine Reihentestung soll Aufschluss darüber geben, wie viele Mitarbeiter sich infiziert haben. Die Situation sei problematisch, weil viele bereits angelieferte Tiere derweil untergestellt werden müssten. Für einen Teil der Bauern bedeute der Schlacht-Stopp einen Stau bei der Anlieferung von Tieren. Der Schlachthof müsse einen einwöchigen Umsatzausfall hinnehmen. Nach Angaben der Stadt könne der Schlachtbetrieb eine knappe Woche nach Bekanntgabe der Corona-Fälle wieder aufgenommen werden. Bereits im Februar dieses Jahres mussten mehrere Mitarbeiter des Bamberger Betriebs auf Corona getestet werden. Insgesamt drei Mitarbeiter des Schlachthofs hatten sich am Ende infiziert. Der Schlachtbetrieb konnte damals aufrechterhalten werden. "Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Thorsten Gütling | Wegen zweier Corona-Fälle muss der Bamberger Schlachthof vorerst seinen Betrieb einstellen. Infiziert hatten sich aber keine Mitarbeiter der städtischen Tochtergesellschaft, sondern Beschäftigte des Veterinäramtes. Mit Folgen für Bauern und Vieh. | [
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] | bayern | 2021-04-12T08:26:22.505+00:00 | 2022-05-13T08:26:27.378433+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/bayern/veterinaeramt-mitarbeiter-infiziert-schlachthof-bamberg-schliesst,SULqqVA |
Skilift-Unfall im Allgäu – Junge stürzt acht Meter in die Tiefe | Ein sieben Jahre alter Junge ist etwa acht Meter tief aus einem Skilift im Allgäu gefallen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatte sich der Bügel des Sessellifts in Nesselwang (Landkreis Ostallgäu) vor dem Unfall am Sonntag nicht richtig schließen lassen. Die Mutter des Jungen habe noch versucht, ihn festzuhalten. Das Kind sei aber letztlich auf eine Piste gestürzt. Zum Unglückszeitpunkt befand sich der Sessel etwa acht Meter über der Skipiste. Rettungskräfte von Ski- und Bergwacht versorgten das Kind, bevor es mit einem Hubschrauber in ein Klinikum gebracht wurde. Der Junge erlitt den Angaben zufolge lediglich leichte Verletzungen. Die Polizei hat Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen. Erst am Freitag waren in Österreich eine Mutter und ihr Sohn acht Meter aus einem Sessellift in die Tiefe gestürzt. Der Vierersessel, in dem die Österreicherin mit ihrem Sohn und Mann saß, sei aus ungeklärter Ursache plötzlich rückwärts gerutscht und auf den unbesetzten nachkommenden Sessel geprallt, berichtete die Landespolizeidirektion Tirol. Das Unglück passierte in Schwendau im Zillertal. Der Vater habe sich halten können, aber die 38-jährige Mutter und der elfjährige Sohn seien in das schneebedeckte Gelände unter dem Lift gestürzt. Die Frau habe schwere Verletzungen im Bereich des Rückens und Beckens erlitten. Sohn und Ehemann seien auch verletzt worden, nähere Angaben machte die Polizei zu ihnen aber nicht. Die Familie sei mit einem Rettungshubschrauber in das Krankenhaus nach Innsbruck gebracht worden. Die Sesselbahn habe den Betrieb vorerst eingestellt. Immer wieder kommt es auf Sesselliften zu folgenschweren Unfällen. Im August war ein 65-jähriger Münchner seinen schweren Verletzungen erlegen, nachdem er in Andelsbuch in Vorarlberg (Österreich) nach einem technischen Defekt aus einem Sessellift gestürzt war. Wie Menschen im Notfall aus der Seilbahn gerettet werden Mit Informationen von dpa und AFP 11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | BR24 Redaktion, Georg Wolf | Im Skigebiet Nesselwang im Allgäu ist ein Siebenjähriger aus einem Sessellift acht Meter in die Tiefe gestürzt. Laut Polizei erlitt er leichte Verletzungen. Bereits am Freitag hatte eine Familie in Österreich bei einem ähnlichen Unfall weniger Glück. | [
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] | bayern | 2023-12-11T14:14:53.48062+00:00 | 2023-12-11T16:35:25.065862+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/skilift-unfall-im-allgaeu-junge-stuerzt-acht-meter-in-die-tiefe,Ty8dyYe |
Ereignisse im Russland-Ukraine-Krieg aus KW 10 im Rückblick | Mit Informationen der ARD-Korrespondentinnen und -Korrespondenten sowie der Nachrichtenagenturen AFP, AP, dpa, epd, KNA und Reuters. Zum Teil lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen. Nach den ersten Sondierungen ukrainischer und amerikanischer Unterhändler in Saudi-Arabien über einen möglichen Weg zu einem Frieden in der Ukraine will nun auch Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Dschidda reisen. "Morgen werden wir weiter für den Frieden arbeiten - ich werde Saudi-Arabien besuchen", bestätigte er am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache die Teilnahme an den Verhandlungen. Die ersten Gespräche der Unterhändler seien bereits zufriedenstellend verlaufen. "Wir hoffen auf Ergebnisse, sowohl im Hinblick auf den Frieden als auch auf die weitere Unterstützung." Auch US-Außenminister Marco Rubio nimmt an den Gesprächen mit der Ukraine in Saudi-Arabien teil. Rubio werde am Montag nach Dschidda aufbrechen, um dort mit der ukrainischen Seite über eine mögliche Friedenslösung für den russischen Angriffskrieg gegen das Land zu beraten, teilte das US-Außenministerium in Washington mit. Zwischen den USA und Polen ist ein Streit wegen des Satellitendienstes Starlink für die Ukraine entbrannt. Auf der Plattform X kam es am Sonntag zu einem Schlagabtausch zwischen dem US-Milliardär Elon Musk, zu dessen Firmen-Imperium Starlink gehört, und Polens Außenminister Radoslaw Sikorski. Auch US-Außenminister Marco Rubio schaltete sich ein. Musk hatte zunächst gepostet, dass die gesamte Frontlinie der Ukraine zusammenbrechen würde, sollte er Starlink abschalten. Sikorski wies darauf hin, dass Polen inzwischen für die Dienste aufkomme. Sollte sich der Mutterkonzern SpaceX als unzuverlässiger Partner erweisen, müsse ein anderer Anbieter in Erwägung gezogen werden. Musk antwortete: "Sei still kleiner Mann. Ihr bezahlt nur einen kleinen Teil der Kosten. Es gibt keinen Ersatz für Starlink." Später versicherte Musk, Starlink nicht abschalten zu wollen. "Um es ganz klar zu sagen: Egal, wie sehr ich mit der Ukraine-Politik nicht einverstanden bin, Starlink wird seine Terminals niemals abschalten", schreibt er auf X. "Wir würden so etwas niemals tun oder als Druckmittel benutzen." Rubio warf Sikorski vor, er erfinde Dinge. Niemand habe damit gedroht, die Ukraine von Starlink abzuschneiden. Er solle sich besser bedanken. Ohne Starlink hätte die Ukraine den Krieg schon längst verloren und die russischen Truppen stünden nun an der Grenze zu Polen. Der US-Milliardär Elon Musk hat die Bedeutung seines Satellitensystems Starlink für die ukrainischen Truppen im Abwehrkampf gegen Russland betont. "Wenn ich es abschalten würde, bräche ihre gesamte Front zusammen", schrieb Musk, ein enger Berater von US-Präsident Donald Trump, auf seiner Plattform X. Starlink bilde das Rückgrat der ukrainischen Streitkräfte. Zugleich stellte er klar, dass die ukrainische Armee weiter Zugang zu dem äußerst wichtigen Satellitennetzwerk behalten soll. "Um es ganz klar zu sagen: Egal, wie sehr ich mit der ukrainischen Politik nicht einverstanden bin, Starlink wird seine Terminals niemals abschalten", schrieb Musk am Sonntag in seinem Onlinedienst X. "Wir würden so etwas niemals tun und niemals als Verhandlungsmasse einsetzen." Mit Blick auf den Krieg schrieb Musk, er habe das jahrelange "Schlachten" satt, und die Ukraine werde am Ende ohnehin verlieren. Es sei daher nötig, sofort Frieden zu schließen. Russland hat eigenen Angaben zufolge drei Ortschaften im Westen der Region Kursk von ukrainischen Truppen zurückerobert. "Die Streitkräfte der Russischen Föderation vertreiben weiterhin Gruppen der ukrainischen Armee auf dem Gebiet der Region Kursk", teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Russland habe nun die Kontrolle über Malaja Lochnija, Tscherkasskoje Proetschnoje und Kositsa. Im August 2024 hatte die Ukraine einen Vorstoß in die russische Region gestartet und etwa 1.300 Quadratkilometer eingenommen. Die ukrainischen Einheiten in der von ihnen besetzten westrussischen Region Kursk sind nach Medienberichten in eine schwierige Lage geraten. Wie das ukrainische Fernsehen unter Berufung auf Soldaten berichtete, haben russische Militärs die Nachschublinien für die an vorderster Front stehenden ukrainischen Truppen blockiert. Nachdem russische Einheiten bei Sumy im Osten der Ukraine vorgedrungen waren, kontrollierten sie die dort verlaufenden Wege für den gesamten Nachschub. Nach Darstellung der ukrainischen Soldaten setze das russische Militär dort Drohnen ein, deren Frequenzen sich nicht stören ließen. Da diese Drohnen dort Tag und Nacht über den Nachschubwegen patrouillierten und auf "freier Jagd" seien, werde die Versorgung der Fronttruppen immer schwieriger. US-Präsident Donald Trump hat erneut mit einer Äußerung über die Ukraine angeeckt. In einem Interview mit dem Sender Fox News wurde Trump gefragt, ob er sich damit wohlfühle, dass er die Hilfen für das Land gestoppt habe und die Ukraine dies möglicherweise nicht überleben werde. Der Republikaner entgegnete: "Nun ja, sie wird vielleicht ohnehin nicht überleben." Mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen dessen Nachbarn sagte Trump weiter, es gehörten immer zwei zu einem Konflikt. "Und jetzt stecken wir in diesem Schlamassel." Die US-Regierung hatte unter Trump eine radikale Kehrtwende in der Ukraine-Politik vollzogen und zuletzt die Unterstützung für Kiew ganz eingestellt - zumindest vorerst. Aus dem Weißen Haus hieß es zur Begründung, damit solle der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Friedensverhandlungen gezwungen werden. Bei einem Treffen der Verteidigungsminister der nordischen und baltischen Staaten haben diese Länder ihre weitere geplante Unterstützung für die Ukraine präsentiert. Das berichtete der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow von einem Treffen im Format "Nordic Baltic 8" in Dänemark. Wie er mitteilte, werde Kiew von Schweden ein Paket zur Stärkung der Flugabwehr erhalten, während Norwegen in diesem Jahr insgesamt 7,8 Milliarden Euro für den Ausbau der ukrainischen Flugabwehr bereitstellen wollte. Island und Dänemark wiederum wollten sich mit Investitionen in die ukrainische Rüstungsindustrie beteiligen, ähnlich wie Lettland und Litauen. Estland und Finnland bereiteten unter anderem weitere Munitionslieferungen für die ukrainische Artillerie vor. Diese Staaten gehörten weiterhin "zu unseren treuesten Verbündeten", schrieb Umjerow auf Telegram. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach einer Woche mit mehr als 2.100 russischen Angriffen aus der Luft zur weiteren Unterstützung seines Landes aufgerufen. Russland habe in dem Zeitraum fast 1.200 gelenkte Gleitbomben abgeworfen, dazu mit 870 Kampfdrohnen und 80 Raketen Ziele in der Ukraine angegriffen, teilte er auf Telegram mit. Er erinnerte daran, dass russische Waffen häufig mit ausländischen Bauteilen gefertigt würden. Daher sei es nötig, die bestehenden Sanktionen besser umzusetzen, um Russland an der weiteren Zerstörung der Ukraine zu hindern, forderte er. Die Ukraine arbeite aber auch daran, ihre Luftverteidigung zu stärken. US-Außenminister Marco Rubio wird von Montag bis Mittwoch nach Saudi-Arabien reisen, um an Gesprächen mit den Ukrainern teilzunehmen. Er werde zudem Kronprinz Mohammed bin Salman Al-Saud treffen, teilt eine Sprecherin Rubios weiter mit. Anschließend werde Rubio nach Kanada weiterreisen, um am G7-Außenministertreffen teilzunehmen. Von ukrainischer Seite sind laut Präsident Wolodymyr Selenskyj bei dem Treffen in Saudi-Arabien unter anderem sein Kanzleichef Andrij Jermak, Außenminister Andrij Sybiha und Verteidigungsminister Rustem Umjerow dabei. Italien will seine Berufsarmee nach Medienberichten um bis zu 40.000 Soldaten und Soldatinnen aufstocken. Demnach sollen die Streitkräfte des EU- und Nato-Mitglieds künftig aus etwa 135.000 Männern und Frauen bestehen. Dies berichten italienische Zeitungen. Das Land wolle damit auf die internationalen Umwälzungen reagieren. Auf diese Weise sollten Personallücken geschlossen werden, die in den vergangenen Jahren entstanden seien, hieß es in den Berichten. Als Zeitrahmen für die Aufstockung wurden die Jahre 2030 bis 2033 genannt. Italien gehört unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zu den Ländern, die die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg unterstützen. Zugleich gilt die rechte Regierungschefin in Europa als eine der bevorzugten Ansprechpartnerinnen von US-Präsident Donald Trump. Frankreich möchte die Lieferung von Militärmaterial und Munition an die von Russland angegriffene Ukraine angesichts der von den USA unterbrochenen Hilfe beschleunigen. Dabei gehe es um die Überlassung älterer Ausrüstung der französischen Armee an die Ukraine, sagte Verteidigungsminister Sébastien Lecornu in einem Zeitungsinterview. Er wolle diese Lieferungen beschleunigen, insbesondere von AMX-10RC-Panzern und gepanzerten Frontfahrzeugen. Darüber hinaus werde Frankreich im laufenden Jahr mit Hilfe der Zinsen aus den eingefrorenen russischen Vermögenswerten ein neues Paket von 195 Millionen Euro mobilisieren, das die Lieferung von 155-mm-Granaten sowie AASM-Gleitbomben ermögliche. Damit sind die Mirage-2000-Kampfjets bewaffnet, die Frankreich der Ukraine seit dem Februar liefert. Nach Medienberichten soll es um zunächst sechs Maschinen gehen. Am Samstagabend bombardierte Russland in der frontnahen ostukrainischen Stadt Druschiwka in der Region Donezk mehrere Wohngebäude mit Gleitbomben. 12 Menschen wurden laut Staatsanwaltschaft dabei verletzt. Bereits in der Nacht auf Samstag hatte die russische Armee den Osten der Ukraine mit einer Angriffswelle überzogen. Nach ukrainischen Angaben wurden dabei in den Städten Dobropillja in der Region Donezk und Bohoduchiw in der Region Charkiw insgesamt mindestens 14 Menschen getötet. Der US-Milliardär Elon Musk hat die Bedeutung seines Satellitensystems Starlink für die ukrainischen Truppen im Abwehrkampf gegen Russland betont. "Wenn ich es abschalten würde, bräche ihre gesamte Front zusammen", schrieb Musk, ein enger Berater von US-Präsident Donald Trump, auf seiner Plattform X. Starlink bilde das Rückgrat der ukrainischen Streitkräfte. Mit Blick auf den Krieg schrieb Musk, er habe das jahrelange "Schlachten" in einem Patt satt, und die Ukraine werde am Ende ohnehin verlieren. Es sei daher nötig, sofort Frieden zu schließen. Die US-Regierung hatte unter Trump eine Kehrtwende in ihrer Ukraine-Politik vollzogen und zuletzt die Unterstützung für Kiew ganz eingestellt. Aus dem Weißen Haus hieß es zur Begründung, damit solle der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Verhandlungen gezwungen werden. Eine ukrainische Drohne hat nach russischen Angaben eine Industrieanlage rund 1.300 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt getroffen. Es gebe keine Verletzten, teilt der Gouverneur der russischen Wolga-Region Tschuwaschien, Oleg Nikolajew, auf Telegram mit. Rettungskräfte seien vor Ort im Werk des Kombinats Burewestnik in der Regionalhauptstadt Tscheboksaray, erklärt Nikolajew. Weitere Einzelheiten zum Angriff nennt er nicht, das Ausmaß der Schäden war zunächst unklar. Der Politologe Thomas Müller-Färber sieht in der christlichen Friedensbewegung eine zunehmende Bereitschaft, eine Aufrüstung als notwendig anzuerkennen. "Die starke Friedensbotschaft des Evangeliums ist nach wie vor richtig", sagte der Studienleiter der Evangelischen Akademie Loccum dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vorrang für das Zivile sei aber manchmal nicht möglich, "wenn man einem sehr aggressiven Akteur gegenübersteht". Diese Diskursverschiebung in der Friedensbewegung komme relativ spät, sagte Müller-Färber. Russland sei zur extremen Gewalt entschlossen: "Das konnte man schon ab den 1990er Jahren in Tschetschenien mit dem Niederschießen ganzer Ortschaften sehen, später in Georgien und Syrien und heute in der Ukraine." Eine nachgiebige Haltung gegenüber Russland habe den Krieg in der Ukraine erst ermöglicht. "Da haben wir zu wenig auf die Osteuropäer und die Skandinavier gehört, die diese Entwicklung schon lange gesehen haben.“ Das Moskauer Militär hat nach Angaben aus Kiew Soldaten durch eine Gaspipeline geschickt, um die Kleinstadt Sudscha im westrussischen Gebiet Kursk zurückzuerobern. "Die Einheiten des Gegners wurden rechtzeitig durch die Luftaufklärung der Fallschirmjägertruppen ukrainischer Streitkräfte entdeckt", teilte der Generalstab in Kiew am Samstagabend auf seinem Telegramkanal mit. Die russischen Truppen seien mit Raketen, Artillerie und Drohnen beschossen worden. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht prüfen. Russische Militärblogs hatten zuvor von der versuchten Erstürmung Sudschas berichtet. Bei der Gasröhre soll es sich um einen Teil der von Urengoi nach Uschgorod führenden Pipeline handeln, über die bis Anfang 2025 noch russisches Gas nach Europa geliefert wurde. Die Rohre haben einen Durchmesser von 1,40 Meter. Die Ukraine will die Landstriche in Kursk als Faustpfand verwenden, um in Verhandlungen eigene Gebiete zurückzubekommen. Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben 73 von insgesamt 119 russischen Drohnen abgefangen und zerstört. 37 Drohnen seien verloren gegangen, teilt die Luftwaffe mit. Üblicherweise werden so die eigenen elektronischen Gegenmaßnahmen bezeichnet, mit denen feindliche Drohnen umgeleitet werden. Bei dem nächtlichen russischen Angriff seien Schäden in sechs ukrainischen Regionen entstanden. Der Iran hat gemeinsame Marine-Manöver mit China und Russland angekündigt. Die jährliche Übung werde am Montag im Hafen von Chabahar im Südosten des Irans beginnen, meldete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Auch die chinesische Regierung kündigte das Manöver an, sprach aber nur von der ersten März-Hälfte. Chabahar liegt am Golf von Oman. Die drei Staaten haben bereits mehrfach gemeinsame Marine-Manöver abgehalten. Die Militärübungen sind Teil einer zunehmend engeren Vernetzung, die nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine und Irans Unterstützung mit Schahed-Drohnen für das russische Militär im Westen mit Sorge beobachtet wird. Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der Regierung in Moskau in der Nacht zu Sonntag 88 ukrainische Drohnen abgefangen. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA. Drei ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages haben sich für eine weitere Amtszeit von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auch in der neuen Bundesregierung stark gemacht. "Ich erwarte von meiner Parteispitze, dass sie die Besetzung des Verteidigungsministeramtes mit Boris Pistorius zur 'Conditio sine qua non' erklärt", sagte der frühere Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD) dem "Tagesspiegel". Es dürfe "kein Weg daran vorbeiführen", dass Pistorius auch in der neuen Bundesregierung Verteidigungsminister wird, sagte Robbe. "In der weltpolitisch schwierigen Lage mit einem Krieg in Europa und einer Abkehr der USA von der westlichen Wertegemeinschaft bedarf es so einer starken Persönlichkeit wie Boris Pistorius", sagte Robbe. Auch der frühere Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) mahnte Bartels und der Ex-Wehrbeauftragte Willfried Penner (SPD) machten sich mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine für Pistorius als künftigen Verteidigungsminister stark. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj blickt verhalten zuversichtlich auf ein Treffen seines Verhandlungsteams mit US-Vertretern über ein Ende des russischen Angriffskriegs. Die Unterhändler kommen am Dienstag in Saudi-Arabien zusammen. "Es liegen realistische Vorschläge auf dem Tisch. Der Schlüssel ist, sich schnell und effektiv zu bewegen", teilte Selenskyj auf X mit. "Die Ukraine hat von der ersten Sekunde dieses Kriegs an Frieden gesucht." Er fühle sich zu einem konstruktiven Dialog verpflichtet. Die Spitzen von Union und SPD haben bei ihren Sondierungsgesprächen die innere und äußere Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu einem zentralen Ziel im Falle einer gemeinsamen Regierung erklärt. Sie wollten Verantwortung in Europa übernehmen und mit Deutschlands Partnern die Verteidigungsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union stärken. "Klar ist: Deutschland steht weiter an der Seite der Ukraine", heißt es in einem von den Unterhändlern vereinbarten Papier. Australien erwägt nach den Worten des britischen Premierministers Keir Starmer eine Beteiligung an einem möglichen Einsatz zur Friedenssicherung in der Ukraine. Starmer begrüße die Bereitschaft seines australischen Amtskollegen Anthony Albanese, "eine Beteiligung an einer Koalition der Willigen für die Ukraine" zu prüfen, teilte das Büro des britischen Regierungschefs mit. Starmer und Albanese führten demnach zuvor ein Gespräch. Britischen Angaben zufolge sind rund 20 Länder an einer Beteiligung an der "Koalition der Willigen" interessiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft auf einen guten Verlauf der anstehenden Gespräche mit US-Vertretern in Saudi-Arabien. "Die Ukraine strebt seit der ersten Sekunde dieses Kriegs nach Frieden. Realistische Vorschläge liegen auf dem Tisch. Der Schlüssel liegt darin, schnell und effektiv zu handeln", erklärte Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst X. Die ukrainische Seite habe sich voll und ganz einem konstruktiven Dialog verschrieben. "Und wir hoffen, die notwendigen Entscheidungen und Schritte diskutieren und vereinbaren zu können." Auch der polnische Regierungschef Donald Tusk hat Russland für die kürzliche Angriffswelle gegen die Ukraine verurteilt und die westlichen Verbündeten zu energischem Auftreten aufgerufen. "Das passiert, wenn man Appeasement gegenüber Barbaren betreibt", schrieb er im Online-Dienst X und ergänzte: "Mehr Bomben, mehr Angriffe, mehr Opfer." Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat die jüngsten Angriffe auf die Ukraine mit mindestens 14 Toten als Beleg für die mangelnde Verhandlungsbereitschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet. "Russische Raketen treffen weiterhin unerbittlich die Ukraine und bringen immer mehr Tod und Zerstörung", erklärte Kallas am Samstag im Onlinedienst X und fügte an: "Putin zeigt einmal mehr, dass er keinerlei Interesse an Frieden hat." Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau drei weitere Dörfer in der westrussischen Oblast Kursk zurückerobert. Es handele sich um Viktorowka, Nikolaewka und Staraja Sorotschina, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Ministerium. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Nach Einschätzung von BND-Chef Bruno Kahl will Russland die Einheit des Westens auf die Probe stellen - insbesondere mit Blick auf den Nato-Beistandsartikel. In Russland gebe es Überlegungen, den Artikel 5 zu testen in seiner Zuverlässigkeit, sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) der Deutschen Welle. "Wir hoffen sehr, dass das nicht stimmt und dass wir nicht in die Verlegenheit kommen, dass es getestet wird, aber dass es Russland will, uns testen, die Einheit des Westens auf die Probe zu stellen, davon müssen wir ausgehen", sagte er. Die Nato setzt als Verteidigungsbündnis auf das Prinzip Abschreckung, und dafür ist vor allem Artikel 5 des Nordatlantikvertrags relevant. Er regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird. Die jüngsten russischen Angriffe belegen nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dass der russische Präsident Wladimir Putin an seiner Linie festhält. "Solche Angriffe zeigen, dass sich die Ziele Russlands nicht geändert haben. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, weiterhin unser Bestes zu tun, um Leben zu schützen, unsere Luftabwehr zu stärken und die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen", erklärt Selenskyj auf Facebook. "Alles, was Putin hilft, den Krieg zu finanzieren, muss zusammenbrechen." Bei mehreren russischen Angriffen auf die Ukraine sind nach Angaben des Innenministeriums in Kiew in der Nacht zu Samstag insgesamt mindestens 14 Menschen getötet worden. Mindestens 37 Menschen seien verletzt worden. In der Stadt Dobropillja in der Region Donezk im Osten seien elf Menschen getötet und 30 verletzt worden. Bei einem Angriff auf die Region Charkiw im Nordosten des Landes seien zudem drei Zivilisten ums Leben gekommen und sieben verletzt worden. Großbritannien und die Philippinen sind sich nach den Worten des britischen Außenministers David Lammy in ihrer Unterstützung für die Ukraine einig. Lammy äußert sich anlässlich eines Besuchs auf den Philippinen. Beide Staaten bekennen sich Lammy zufolge zu einer regelbasierten internationalen Ordnung. Sie setzten sich auch für eine freie und offene Indo-Pazifik-Region ein, fügt er hinzu. In der russischen Oblast Leningrad ist nach Angaben des Gouverneurs die Ölraffinerie Kirischi von der Ukraine mit Drohnen angegriffen worden. Zwei Drohnen seien in der Nähe abgefangen und zerstört worden. Herabfallende Trümmer hätten den Tank der Anlage beschädigt. Die Raffinerie Kirischi ist eine der größten in Russland. Die Oblast Leningrad liegt im Nordwesten Russlands und umgibt die Metropole St. Petersburg, die allerdings nicht zu dem Verwaltungsgebiet gehört und früher ebenfalls Leningrad hieß. Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Dobropillja im Osten der Ukraine sind nach Angaben des Innenministeriums in Kiew mindestens elf Menschen getötet und 30 verletzt worden, darunter fünf Kinder. Russische Streitkräfte hätten in der Nacht zu Samstag die Stadt mit ballistischen Raketen, Drohnen und Mehrfachraketenwerfern angegriffen. Mehrstöckige Gebäude und Autos seien beschädigt worden. US-Außenminister Marco Rubio teilt dem ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha in einem Telefonat mit, dass US-Präsident Donald Trump den Krieg zwischen Russland und der Ukraine so schnell es geht beenden will. "Der Minister unterstrich, dass Präsident Trump entschlossen ist, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden, und betonte, dass alle Seiten Schritte unternehmen müssen, um einen nachhaltigen Frieden zu sichern", so das US-Außenministerium in einer Erklärung nach dem Telefonat. Russland scheint seine massiven Luftangriffe auf ukrainisches Gebiet fortzusetzen und hat die Hafenstadt Odessa erneut unter Beschuss genommen. Die Drohnenattacke habe auf die Energieversorgung und zivile Infrastruktur der Stadt am Schwarzen Meer gezielt, berichteten die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform und die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf die Regionalverwaltung. Der Angriff habe Schäden verursacht und unter anderem ein Industriegebäude und eine Tankstelle in Brand gesetzt. Ob es Tote oder Verletzte gab, blieb zunächst unklar. Dem US-Luft- und Raumfahrtunternehmen Maxar Technologies zufolge ist der Zugang ukrainischer Nutzer zu Satellitenbildern auf einer Plattform der US-Regierung nun vorübergehend deaktiviert. Maxar habe Verträge mit der US-Regierung und Dutzenden von Verbündeten und Partnernationen und jeder Kunde treffe seine eigenen Entscheidungen darüber, wie er diese Daten nutze und weitergebe, so das Unternehmen in einer Erklärung. "Die US-Regierung hat beschlossen, die ukrainischen Konten in GEGD vorübergehend auszusetzen", sagte Maxar und verwies auf die US National Geospatial-Intelligence Agency (NGA), die diese Maßnahme bestätigte. In Übereinstimmung mit der Direktive der Regierung zur Unterstützung der Ukraine habe die NGA den Zugang zum Global Enhanced GEOINT Delivery System (GEGD), dem wichtigsten Portal für den Zugang zu von der US-Regierung gekauften kommerziellen Bilddaten, vorübergehend ausgesetzt, sagte ein Sprecher der Behörde. Der Gouverneur der Ostukraine, Wadim Filaschtschkin, teilt mit, dass bei einem russischen Angriff auf die Stadt Dobropillia am späten Freitagabend vier Menschen ums Leben gekommen sind und 18 weitere Menschen verletzt wurden. Filaschkin schrieb in der Nachrichten-App Telegram, dass die russischen Streitkräfte drei nächtliche Angriffe auf die Stadt nördlich von Pokrovsk gestartet hätten. Ersten Informationen zufolge wurden bei dem Angriff vier Hochhäuser beschädigt, so der Gouverneur weiter. Die Einsatzkräfte seien vor Ort. US-Außenminister Marco Rubio hat mit dem französischen Außenminister Jean-Noel Barrot telefoniert. Dabei sei es um die Beendigung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine gegangen, teilt Rubios Ministerium mit. "Der Minister unterstrich die Entschlossenheit von Präsident Trump, durch Verhandlungen einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen, und betonte, dass die Vereinigten Staaten weiterhin mit Frankreich auf dieses Ziel hinarbeiten werden." Die US-Regierung prüft Insidern zufolge, wie sie die Sanktionen gegen den russischen Energiesektor im Rahmen eines umfassenden Plans bei einer Beendigung des Ukraine-Kriegs schnell lockern könnte. Das Weiße Haus habe das Finanzministerium gebeten, im Vorfeld der erwarteten Gespräche zwischen Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Beendigung des Ukraine-Kriegs Optionen für eine Lockerung der Energiesanktionen zu prüfen, sagen zwei mit den Plänen vertraute Personen. Diese Arbeit würde es Washington ermöglichen, die Sanktionen im Falle eines Friedensabkommens zügig zurückzunehmen. Die Bemühungen dürften nicht als Hinweis darauf verstanden werden, dass die USA die Sanktionen ohne russische Zugeständnisse aufheben würden. Trump plant nach eigenen Worten, sich in den kommenden Wochen mit Putin in Saudi-Arabien zu treffen, um ein Abkommen zur Beendigung des seit drei Jahren andauernden Ukraine-Krieges auszuhandeln. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland angesichts eines massiven neuen Luftangriffs mangelndes Interesse an Frieden vorgeworfen. "Heute war dieser russische Angriff auf unser Energiesystem und unsere zivilen Einrichtungen für Russland so routinemäßig wie immer, so gemein und zynisch wie immer, als ob es keine Versuche der Ukraine und der Welt gegeben hätte, diesen Krieg zu beenden", sagte das Staatsoberhaupt in seiner täglichen Ansprache. Die Ukraine sei hingegen an einem schnellen Frieden interessiert. "Und jeden Tag beweisen neue russische Schläge und die Realität selbst, dass Russland zum Frieden gezwungen werden muss", unterstrich Selenskyj. Bei landesweiten Demonstrationen haben Menschen in der Slowakei am Freitag ihren Unmut über den populistischen Ministerpräsidenten Robert Fico und dessen prorussische Politik auf die Straßen getragen. Allein in Bratislava versammelten sich nach Medienschätzungen rund 10.000 Menschen. Befeuert wurden die Proteste von einer kürzlichen Reise Ficos zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau - ein ungewöhnlicher Vorgang für einen Regierungschef aus der EU, seit Moskau vor drei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begann. Zuletzt hatte Fico auch erklärt, sein Land könne in Erwägung ziehen, die EU und die Nato zu verlassen. US-Präsident Donald Trump äußert Verständnis für das aktuelle Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. "Ich denke, er tut das, was jeder andere auch tun würde", sagte der Republikaner auf die Frage, ob Putin die derzeitige Aussetzung der US-Militärhilfen für Kiew ausnutze. "Wahrscheinlich würde das jetzt jeder in dieser Position tun." Trump betonte erneut seine "gute Beziehung" zu Putin und behauptete, der russische Präsident wolle "den Krieg beenden". Er glaube außerdem, Putin werde "großzügiger sein, als er es sein muss". Die Ukraine muss sich nach Worten von US-Präsident Donald Trump mit Russland einigen. Kiew müsse diese Aufgabe erledigen, sagt Trump. Er finde es schwieriger, mit der Ukraine umzugehen. Möglicherweise seien die Verhandlungen mit Russland bei einer finalen Vereinbarung einfacher. Zuvor hatte Trump gesagt, neue Sanktionen gegen Russland in Betracht zu ziehen. Der Technologiekonzern Maxar aus den USA hat der Ukraine den Zugriff auf seine Satellitenbilder gesperrt. Die US-Regierung habe beschlossen, die ukrainischen Zugänge zu dem Satellitenbildservice Global Enhanced Geoint Delivery vorübergehend zu sperren, teilte das US-Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur mit. Eine Sprecherin der US-Behörde für Geographische Aufklärung (National Geospatial-Intelligence Agency), die für den Satellitenbildservice zuständig ist, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Aussetzung. Zuvor hatten mehrere Nutzer dem ukrainischen Militärblog "Militarnyj" unter der Bedingung, anonym zu bleiben, die Zugangssperrung bestätigt. Das betreffe sowohl Konten der Regierung als auch private Zugänge. Hintergrund ist nach Angaben von "Militarnyj" der vorläufige Stopp von Geheimdienstinformationen an Kiew durch die USA. Nach den verbalen Angriffen von US-Präsident Donald Trump auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind Selenskyjs Umfragewerte im eigenen Land deutlich gestiegen. In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Kiewer Instituts KIIS sprachen 67 Prozent der Befragten dem Staatschef ihr Vertrauen aus - zehn Prozentpunkte mehr als einen Monat zuvor. Die Befragung fand zwischen 14. Februar und 4. März statt. In diesem Zeitraum verunglimpfte Trump Selenskyj unter anderem als "Diktator" und machte ihn für Russlands Angriff auf die Ukraine verantwortlich. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat nach russischen Angaben eine Einladung zu den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg angenommen. Er werde nach Moskau kommen und auch eine Formation der serbischen Streitkräfte zur Teilnahme an der Militärparade auf dem Roten Platz entsenden, teilte der Kreml nach einem Telefonat zwischen Präsident Wladimir Putin und Vucic mit. Jedes Jahr feiert Russland den 9. Mai als Tag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg, wie der Zweite Weltkrieg in dem Land genannt wird. Erwartet werden zahlreiche Staatschefs, darunter Xi Jinping aus China. Westliche Staatschefs bleiben dieser Machtdemonstration angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine fern. Zur Abstimmung ihrer Unterstützung für die Ukraine kommen die Verteidigungsminister von Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Großbritannien in der nächsten Woche zu einem Treffen zusammen. Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu werde seine Amtskollegen am Mittwoch in Paris empfangen, hieß es am Freitag aus dessen Umfeld. Für Deutschland nimmt der noch amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) teil. Wegen Mordes an zwei ukrainischen Soldaten in Bayern ist ein Russe zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht München II stellte außerdem die besondere Schwere der Schuld fest, so dass eine vorzeitige Entlassung des 58-Jährigen praktisch ausgeschlossen ist, wie ein Sprecher mitteilte. Die beiden Ukrainer waren in einer Klinik in Murnau wegen Kriegsverletzungen behandelt worden. In Polen soll angesichts Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine künftig jeder erwachsene Mann ein militärisches Training erhalten. "Wir werden versuchen, bis Ende des Jahres ein fertiges Modell zu haben, damit jeder erwachsene Mann in Polen für den Kriegsfall ausgebildet ist", sagte Regierungschef Donald Tusk in einer Rede im Parlament im Warschau. In Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage solle damit eine Reserve geschaffen werden, die potenziellen Bedrohungen angemessen sei. Nähere Angaben zu der geplanten militärischen Ausbildung machte Tusk zunächst nicht. Demnach soll es sich dabei aber nicht um eine Rückkehr zur Wehrpflicht handeln. EU-Spitzenpolitiker haben von US-Präsident Donald Trump gesäte Zweifel am Bündnisfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrags zu zerstreuen versucht. "Wir sind loyale und treue Verbündet"», betonte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron in einer Reaktion. Man hege "Achtung und Freundschaft" gegenüber der US-Führung, Frankreich habe Anspruch darauf, "das Gleiche zu erwarten". Der litauische Nato-Botschafter Maris Riekstins bekräftigte, dass die Allianz die wichtigste Bühne für transatlantische Sicherheitsfragen bleibe. Er verweise zudem an das Bekenntnis Litauens zu einer starken Anhebung seiner Verteidigungsausgaben. Trump sagte am Donnerstag vor Reportern, er sei "sich da nicht so sicher", ob andere Nato-Verbündete den Vereinigten Staaten beistehen würden, falls diese angegriffen werden sollten. Zehntausende ukrainische Soldaten in der russischen Oblast Kursk sind nach inoffiziellen Landkarten von einer Einkesselung durch die russische Armee bedroht. Die Karten der ukrainischen Militärblogger Deep State deuteten am Freitag darauf hin, dass etwa drei Viertel der ukrainischen Streitkräfte dort inzwischen fast vollständig eingekreist sind. Sie sind demnach mit den restlichen ukrainischen Truppen noch durch einen etwa einen Kilometer langen und an der engsten Stelle weniger als 500 Meter breiten Korridor verbunden. Bestätigungen der ukrainischen oder russischen Seite lagen zunächst nicht vor. Ein Militärgericht im südrussischen Rostow hat Medienberichten zufolge zwei Soldaten wegen der Ermordung einer jungen Frau im besetzten ostukrainischen Gebiet Luhansk zu langen Haftstrafen verurteilt. Ein russischer Oberleutnant sei zu 18 Jahren Haft, sein Untergebener zu 12 Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden, berichtete das unabhängige Portal "Mediazona" unter Berufung auf den Pressedienst des Gerichts. US-Präsident Donald Trump hat Russland mit weitreichenden Sanktionen gedroht und fordert Friedensverhandlungen mit der Ukraine. Auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social schrieb der Republikaner: "An Russland und die Ukraine: Setzt euch sofort an den Verhandlungstisch, bevor es zu spät ist." Als Konsequenz aus Nichtbeachtung seiner Ansage will Trump "groß angelegte Bankensanktionen, Sanktionen und Zölle gegen Russland" verordnen, bis ein Waffenstillstand und ein finales Friedensabkommen erreicht seien. US-Finanzminister Scott Bessent bezeichnet die Lage rund um ein etwaiges Abkommen für einen Frieden in der Ukraine als ungewiss. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse akzeptieren, das Europa für die Sicherheitsgarantien zuständig sein werde. Die Frage der Sicherheitsgarantien ist einer der Knackpunkte in der Debatte, und es ist fraglich, ob die Europäer diese ohne die USA stemmen können beziehungsweise was Russland bereit ist zu akzeptieren. Der Kreml verweist auf Entwürfe für eine Waffenruhe, die bereits kurz nach dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine einmal diskutiert wurden. Aus Sicht der USA und Russlands könnten diese eine mögliche Grundlage für ein Friedensabkommen bilden, erklärt das Präsidialamt in Moskau. Es geht um Entwürfe, die während Gesprächen in Istanbul im März 2022 diskutiert wurden. Letztendlich gelang damals aber keine Einigung, weil man in einigen Punkten nicht zusammenkam. Der polnische Präsident Andrzej Duda will in der Verfassung seines Landes festschreiben lassen, dass für Verteidigung mindestens vier Prozent der Wirtschaftsleistung ausgegeben werden muss. Er habe dem Parlament eine entsprechende Änderung vorgelegt, teilt Duda mit. Von allen Nato-Mitgliedern investiert Polen gemessen an seinem Bruttoinlandsprodukt am meisten in Verteidigung. 2024 waren es geschätzt 4,1 Prozent. Dieses Jahr sind 4,7 Prozent geplant. Die Nato-Vorgabe liegt bei zwei Prozent. US-Präsident Donald Trump fordert jedoch deutlich mehr, zumal nicht alle Staaten das Zwei-Prozent-Ziel erfüllen. Die Ukraine hat nach Angaben von Ministerpräsident Denys Schmyhal von Großbritannien eine erste Tranche von Geldern aus eingefrorenen russischen Vermögen erhalten. Das Volumen betrage etwa eine Milliarde Dollar. Die Mittel würden zur Stärkung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeiten verwendet. Die Bundesregierung will die geplante zusätzliche Militärhilfe für die Ukraine im Volumen von drei Milliarden Euro erst nach Parlamentsbeschlüssen für eine stärkere Finanzierung im Verteidigungsbereich auszahlen. Sonst werde das Loch im Haushalt noch größer, sagt ein Regierungssprecher in Berlin. Nun zeichne sich mit dem Finanzpaket von Union und SPD aber eine neue Finanzierung der Bundeswehr ab. Dann hätte Kanzler Olaf Scholz (SPD) keine Vorbehalte mehr. Diese Finanzierung müsse aber erst stehen. Beschlüsse dazu im Bundestag und Bundesrat sind in der übernächsten Woche geplant. Saudi-Arabien zeigt sich bereit dazu, in der kommenden Woche Gespräche zwischen den USA und der Ukraine auszurichten. Das Königreich begrüße die Aussicht, Gastgeber eines solchen Treffens in Dschidda zu sein, erklärt das Außenministerium. Saudi-Arabien werden weiterhin sein Möglichstes tun, um die Ukraine-Krise zu beenden. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hatte zuvor erklärt, dass man dabei sei, ein Treffen mit den Ukrainern in Saudi-Arabien zu koordinieren. Bei den Gesprächen solle es dann darum gehen, einen Rahmen für ein Friedensabkommen und eine erste Waffenruhe abzustecken. Der Kreml sieht Gesprächsbedarf mit den USA über die Rüstungskontrolle von Atomwaffen. Es sei wichtig, dazu in einen Dialog mit den Vereinigten Staaten zu treten, erklärt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Dabei müssten außerdem die europäischen Atomarsenale berücksichtigt werden. Dies sei angesichts der Idee des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die Verbündeten in Europa unter einen französischen Atom-Schutzschirm zu stellen, umso wichtiger geworden. Trump hat erklärt, die Denuklearisierung zu einem Ziel seiner Amtszeit zu machen. Am Donnerstag sagte er, "es wäre großartig, wenn sich jeder seiner Atomwaffen entledigen würde". Russland und die USA verfügen mit Abstand über die größten Atomwaffenarsenale der Welt, gefolgt von China. Der Rüstungskontrollvertrag New START zwischen Russland und den USA zur Begrenzung von strategischen Atomwaffen läuft im Februar 2026 aus. Der Kreml äußert sich kritisch zu den Aufrüstungsplänen in der EU. "Wir sehen, dass die Europäische Union jetzt aktiv über die Militarisierung der EU und die Entwicklung des Verteidigungssektors diskutiert", sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Moskau beobachte diesen Prozess genau, da die EU Russland als ihren Hauptgegner positioniere. "Dies könnte natürlich potenziell ein Thema sein, das uns große Sorgen bereitet, und es könnte erforderlich sein, als Reaktion darauf geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Und natürlich steht eine solche konfrontative Rhetorik und ein solches konfrontatives Denken, wie wir es derzeit in Brüssel und in europäischen Hauptstädten erleben, im völligen Widerspruch zu der Stimmung, die auf eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts ausgerichtet ist." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ruft zu einer Waffenruhe in der Luft und auf See sowie zu zusätzlichem Druck auf Russland auf. Mit Blick auf einen massiven Angriff auf die ukrainische Gasinfrastruktur in der Nacht erklärt er auf dem Onlinedienst Telegram: "Der erste Schritt zur Schaffung eines echten Friedens sollte darin bestehen, den einzigen Verursacher dieses Kriegs, Russland, dazu zu zwingen, solche Angriffe einzustellen." Wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilt, haben die russischen Streitkräfte Anlagen der Gas- und Energieinfrastruktur in der Ukraine angegriffen. Es seien luft-, see- und landgestützte Langstreckenpräzisionswaffen eingesetzt worden. Der ukrainische Energieversorger DTEK meldet, es gebe nach den nächtlichen russischen Angriffen erhebliche Schäden an seinen Gasanlagen in der zentralen Region Poltawa. Dort sei die Produktion eingestellt worden. DTEK ist das größte private Energieunternehmen der Ukraine. Nach eigenen Angaben hat die ukrainische Luftwaffe in der Nacht zu Freitag 34 russische Raketen und 100 Drohnen abgeschossen. Danach sind mehrere Regionen in der Ukraine Ziel der russischen Angriffe gewesen, teilt die Luftwaffe mit. Erstmals kamen französische Kampfjets vom Typ Mirage-2000 bei der Verteidigung zum Einsatz. Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew mit einem "massiven" Angriff auf die Energieinfrastruktur überzogen. Einrichtungen für die Versorgung mit Energie und Erdgas in "mehreren Regionen der Ukraine" seien über Nacht "erneut massiv von Raketen und Drohnen" unter Beschuss genommen worden, erklärte Energieminister Herman Haluschtschenko. In der zweitgrößten Stadt des Landes Charkiw wurden nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow vier Menschen bei einem Angriff auf eine "zivile Infrastruktureinrichtung" verletzt, eine Frau sei lebend aus den Trümmern gerettet worden. Am späten Donnerstagabend hatte der ukrainische Rettungsdienst bereits von Schäden an "kritischer Infrastruktur" nach einem Angriff auf die südliche Region Odessa geschrieben. China sieht für Friedensverhandlungen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch Hürden. China unterstütze alle Bemühungen um Frieden, sagte Außenminister Wang Yi. "Gleichzeitig sollten wir aber auch sehen, dass die Ursachen dieser Krise vielschichtig und komplex sind." Der Verhandlungstisch sei zwar der Endpunkt des Konflikts, doch die Standpunkte "aller Parteien" seien nicht ganz übereinstimmend, sagte Wang bei einer Pressekonferenz am Rande des tagenden Volkskongresses. Laut Wang hätte der seit mehr als drei Jahren währende Krieg in der Ukraine im Nachhinein betrachtet vermieden werden können. Alle Parteien sollten aus der Krise lernen, dass Sicherheit auf Gegenseitigkeit und Gleichheit beruhe und dass die Sicherheit eines Landes nicht auf der Unsicherheit anderer aufgebaut werden könne, mahnte er. Die amerikanische Militärhilfe für die Ukraine musste nach Darstellung des US-Sondergesandten Keith Kellogg eingestellt werden, um die ukrainische Führung an den Verhandlungstisch zu bewegen. "Ich kann es am besten so beschreiben, als würde man einem Maultier mit einem Kantholz auf die Nase hauen", sagte Kellogg bei einer Veranstaltung des Council on Foreign Relations. "So bekommt man ihre Aufmerksamkeit." Er betonte, dass es sich um einen vorübergehenden Hilfsstopp handele – nicht um ein endgültiges Ende der Unterstützung. Als Reaktion auf den außenpolitischen Kurswechsel der USA unter Präsident Donald Trump will die EU massiv aufrüsten. In der Ukraine-Politik findet sie wegen eines einzelnen Trump-Freunds unter den 27 Staats- und Regierungschefs aber keine gemeinsame Linie: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban wollte sich beim EU-Krisengipfel in Brüssel einer gemeinsamen Erklärung zur anhaltenden Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes nicht anschließen. Die anderen 26 Mitgliedsstaaten bekräftigten daraufhin ohne ihn, dass sie die "Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen" weiterhin und uneingeschränkt unterstützen - inklusive Waffenlieferungen. Außerdem forderten sie für eine Beendigung des Krieges unter anderem glaubwürdige Sicherheitsgarantien und dass Friedensverhandlungen nicht ohne ukrainische oder europäische Vertreter stattfinden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kann sich grundsätzlich vorstellen, mit Kremlchef Wladimir Putin über ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu reden. "Ich bin bereit, mit Präsident Putin zu sprechen, wenn wir gemeinsam mit Präsident Selenskyj und unseren europäischen Partnern zu dem Schluss kommen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist", sagte Macron. Jetzt aber stehe zunächst eine Phase der Diskussion an. Frankreich und Großbritannien arbeiten derzeit federführend mit der Ukraine und ihrem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an einem europäischen Friedensplan für das von schweren Kriegsschäden gezeichnete Land. Bundeskanzler Olaf Scholz fordert ein Zusammenwachsen der Rüstungsfirmen in Europa. "Wir brauchen einen großen Fusionsprozess der europäischen Rüstungsindustrie", sagte der SPD-Politiker nach dem EU-Sondergipfel in Brüssel. Die Unternehmen müssten dazu die Möglichkeit haben, ohne dass sie durch europäische Wettbewerbsregeln daran gehindert würden. Zudem sei nötig, dass die EU-Mitgliedsstaaten die Möglichkeit bekämen, in laufende Rüstungs- und Ausrüstungsprojekte anderer Mitgliedsstaaten mit einzusteigen. Kanzler Olaf Scholz hofft darauf, dass in den kommenden zwei Wochen eine positive Entscheidung über die Aufstockung der Militärhilfe für die Ukraine um drei Milliarden Euro fällt. Da Union und SPD nun den Weg dafür öffnen wollen, dass durch die Verfassungsänderung eine Lösung für den Haushalt 2025 zu finden, entfielen die bisherige Vorbehalte, sagt der SPD-Politiker nach dem EU-Sondergipfel in Brüssel. US-Präsident Donald Trump hat erneut die Beistandsverpflichtungen innerhalb der Nato in Frage gestellt. "Wenn sie nicht zahlen, werde ich sie nicht verteidigen", sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten im Weißen Haus über die Nato-Partnerstaaten. Er bekräftigte seinen Vorwurf, dass andere Nato-Staaten nicht genug in die Verteidigung investierten: "Sie sollten mehr zahlen", sagte Trump. Die US-Regierung hält sich mit Aussagen zu einer möglichen Wiederaufnahme der Waffenlieferungen und Bereitstellung von Geheimdienstinformationen an die Ukraine zurück. "Wir werden Fragen zu Geheimdienstinformationen, diplomatischen Vereinbarungen oder deren Austausch nicht erörtern", antwortete Außenministeriumssprecherin Tammy Bruce auf die Frage einer Journalistin, ob der Brief des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an US-Präsident Donald Trump den Weg dafür geebnet habe. Bruce verwies auf frühere Äußerungen der US-Regierung und betonte, dass, sofern Trump und Außenminister Marco Rubio überzeugt seien, dass Selenskyj "es ernst meint" und Fortschritte möglich seien, die USA entsprechend handeln würden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt, er werde am Montag zu einem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Salman nach Saudi-Arabien reisen. "Nächste Woche, am Montag, ist mein Besuch in Saudi-Arabien geplant, um den Kronprinzen zu treffen", schreibt Selenskyj auf Telegram. "Danach wird mein Team in Saudi-Arabien bleiben, um mit unseren amerikanischen Partnern zu arbeiten. Die Ukraine ist am meisten an Frieden interessiert." Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben grundsätzlich den Weg für eine Wiederaufrüstung Europas frei gemacht. Die 27 Mitgliedsländer zeigten sich auf dem EU-Krisengipfel bereit, ihre Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen, wie Diplomaten mitteilten. Dazu verabschiedeten die Staaten eine gemeinsame Erklärung - allerdings ohne Ungarn, wie ein EU-Beamter bestätigte. In der Erklärung begrüßten die EU-Staaten den Vorstoß von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine Wiederbewaffnung Europas. Die Kommissionschefin wurde beauftragt, zeitnah detaillierte Vorschläge zu unterbreiten. Die Sanktionen der USA gegen Russland sind nach Angaben von US-Finanzminister Scott Bessent weiter in Kraft. Die USA würden nicht zögern, aufs Ganze zu gehen, sollte dies einen Vorteil in Friedensverhandlungen zum Konflikt in der Ukraine bedeuten, sagte er am Donnerstag im Economic Club of New York. Während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängte die Regierung des Demokraten Joe Biden unter anderem Tausende Sanktionen gegen russische Firmen, Einzelpersonen, Schiffe - und erließ eine Preisobergrenze für russisches Öl. Bessent bezeichnete Bidens Sanktionen gegen russische Energie als "ungeheuer schwach". Auf Anordnung des neuen US-Präsidenten Donald Trump würden Sanktionen aggressiv eingesetzt, um maximale Wirkung zu erzielen. Russland will die jüngste Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in seine Militärplanung mit einbeziehen. Das Außenministerium in Moskau verurteilte die Ansprache des Élysée-Chefs am Vortag, in der er vorgeschlagen hatte, die französische Nuklearabschreckung zu nutzen, um Europa vor russischen Bedrohungen zu schützen. Die Rede habe "Anklänge nuklearer Erpressung" enthalten. Sie habe die Ambitionen von Paris widergespiegelt, "der nukleare 'Patron' von ganz Europa" zu werden, hieß es aus Moskau, wenngleich das französische Atomwaffenarsenal im Vergleich zu den US-Beständen winzig sei. Die Ukraine hat sich die Aussetzung der US-Militärhilfen und US-Geheimdienstinformationen aus Sicht des US-Sondergesandten Keith Kellogg selbst zuzuschreiben. Kiew habe eine faire Warnung erhalten, bevor US-Präsident Donald Trump die Aussetzung der Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes angeordnet habe, sagte er. Kellogg, ein General im Ruhestand und Sondergesandter des Weißen Hauses für die Ukraine und Russland, betonte, die Pause mache sich in Kiew bereits bemerkbar - und die Ukrainer hätten sich das selbst eingebrockt. "Die beste Weise, wie ich es beschreiben kann, ist, dass es in etwa so ist, wie ein Maultier mit einem Kantholz auf die Nase zu schlagen", sagte Kellogg bei einer Veranstaltung der Denkfabrik Council on Foreign Relations. "Man hat ihre Aufmerksamkeit." Voller Erfolg für die europäische Raumfahrt: Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 hat bei ihrem ersten kommerziellen Flug einen militärischen Beobachtungssatelliten ins All gebracht. Rund eine Stunde nach dem Start vom europäischen Raumfahrtbahnhof Kourou in Französisch-Guyana setzte die Rakete am Donnerstag den Satelliten CSO-3 wie geplant auf einer Umlaufbahn aus. Im Kontrollzentrum brach Jubel aus. Mit der neuen Trägerrakete will Europa in der Raumfahrt unabhängiger von den USA und Russland werden. Der US-Gesandte Steve Witkoff hat Gespräche mit einer ukrainischen Delegation über eine Waffenruhe mit Russland angekündigt. Die Gespräche sollten kommende Woche in Saudi-Arabien stattfinden, sagte der Beauftragte von US-Präsident Donald Trump vor Journalisten in Washington. Bei dem Treffen solle es um die Rahmenbedingungen einer "Friedensvereinbarung" sowie einer Feuerpause gehen. Norwegen erhöht seine Hilfszahlungen an die Ukraine in diesem Jahr um umgerechnet 4,2 Milliarden Euro. Die Gesamtsumme beläuft sich damit auf umgerechnet 7,2 Milliarden Euro, wie Regierungschef Jonas Gahr Störe erklärte. "Die Unterstützung Norwegens werde der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland helfen "und den Friedensplan bestärken, an dem die europäischen Staaten arbeiten", fügte Störe hinzu. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt für eine partielle Waffenruhe, die Luftkämpfe und Kämpfe auf See umfassen soll. Er fordert die EU-Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel in Brüssel auf, dies zu unterstützen. Dies könne ein Weg zum Frieden sein. Jeder müsse sicherstellen, dass Russland als alleiniger Urheber dieses Krieges die Notwendigkeit akzeptiere, ihn zu beenden, sagt der Präsident. Eine Feuerpause am Himmel und auf See sei leicht zu überwachen. Die Deutschen stehen einer Beteiligung der Bundeswehr an einer möglichen Ukraine-Friedensmission gespalten gegenüber: Nach einer aktuellen ARD-Umfrage sind 43 Prozent der Wahlberechtigten der Meinung, Deutschland sollte sich im Falle eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Russland und der Ukraine mit Bundeswehrsoldaten an der Friedenssicherung Ukraine beteiligen. 46 Prozent der Befragten sind grundsätzlich dagegen. Gut drei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 gaben zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten an, sie machten sich große oder sogar sehr große Sorgen um die Menschen in der Ukraine. Ein Viertel (26 Prozent) macht sich laut Umfrage wenig oder gar keine Sorgen um die ukrainische Bevölkerung. Der bulgarische Ministerpräsident Rossen Scheljaskow sieht Europa in einer Position der Schwäche. "Europa ist schwach ohne die Vereingten Staaten", sagte er bei einem EU-Sondergipfel in Brüssel zu Reportern. Er äußerte die Hoffnung, dass "sich die USA unserer gemeinsamen Sicherheit weiter verpflichtet fühlen, die auf gemeinsamen Werten basiert". Scheljaskow betonte, es sollten keine Entscheidungen über einen Frieden in der Ukraine ohne ukrainische Beteiligung getroffen werden. "Verhandlungen über die Sicherheit Europas müssen von Europa und für Europa geführt werden." Die britische Regierung stellt der Ukraine moderne Kampfdrohnen im Wert von umgerechnet 36 Millionen Euro zur Verfügung. Wie die Regierung in London mitteilte, schloss sie einen entsprechenden Vertrag mit dem US-britischen Rüstungsunternehmen Anduril. Demnach soll die Ukraine "in den kommenden Monaten" hochmoderne Drohnen der Typen Altius 600m und Altius 700m erhalten. "Wir sind entschlossen, einen sicheren, dauerhaften Frieden für die Ukraine zu erreichen", erklärte Verteidigungsminister John Healey. Dafür sei es wichtig, "die Ukraine in die stärkstmögliche Position zu versetzen, um jede Rückkehr zu russischer Aggression zu verhindern". Polens Präsident Andrej Duda hat den Konflikt zwischen Trump und Selenskyj mit einem "Erdbeben" verglichen, dessen Nachwirkungen immer noch zu spüren seien. Er hoffe, dass es sich dabei nur um einen vorübergehenden Konflikt handele, sagte Duda bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel. Polens Präsident steht sowohl Trump wie Selenskyj nahe. Nato-Generalsekretär Mark Rutte zeigt sich "vorsichtig optimistisch", dass die Gespräche zwischen der Ukraine und den USA zu einem positiven Ergebnis führen könnten. "Ich begrüße es sehr, dass die Vereinigten Staaten und die Ukraine in diesem Moment Wege diskutieren, um voranzukommen (...)", sagte Rutte auf einer Pressekonferenz an der Seite des polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Ein mögliches Friedensabkommen mit der Ukraine muss nach Worten von Russlands Präsident Wladimir Putin die langfristige Sicherheit Russlands und seine nachhaltige Entwicklung gewährleisten. "Wir müssen für uns selbst eine Friedensoption wählen, die zu uns passt und die unserem Land langfristig Frieden sichert", sagte Putin. Der britische Premierminister Keir Starmer sieht in den USA trotz der Spannungen wegen des Umgangs mit der Ukraine weiterhin einen wichtigen Verbündeten. Er arbeite daran, "dass sich die USA, die Ukraine und europäische Verbündete einig werden, damit wir uns alle auf das konzentrieren können, was am Wichtigsten ist, nämlich ein dauerhafter Frieden in der Ukraine", sagte Starmer bei einem Besuch einer Werft in England. Deutschland und die weiteren Unterstützer der Ukraine wollen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zufolge die ausgefallenen US-Hilfen zum größten Teil ausgleichen. "Wir streben natürlich an, mit neuen Unterstützungsleistungen auch den Wegfall der US-Unterstützung zu kompensieren, zumindest einen überwiegenden Teil", sagte Pistorius beim Besuch seines ukrainischen Kollegen Rustem Umerow in Berlin. Die Ukraine arbeitet nach eigenen Angaben an Alternativen zu den ausgesetzten US-Geheimdienstinformationen. Man wisse noch nicht genau, wie die Einschränkungen aussehen würden, sagte Verteidigungsminister Rustem Umjerow in Berlin. "Aber wir arbeiten bereits an Alternativen." Die USA erklärten, der Austausch von Geheimdienstinformationen mit der Ukraine werde ausgesetzt. Die französische Regierung hat inzwischen ihre Unterstützung angeboten. Der ukrainische Botschafter in London, Walerij Saluschnyj, hat US-Präsident Donald Trump vorgeworfen, die regelbasierte internationale Ordnung zu zerstören. "Wir sehen, dass es nicht nur die Achse des Bösen und Russland sind, die versuchen, die Weltordnung umzudrehen, sondern dass die USA diese Ordnung letztendlich zerstören", sagte Saluschnyj laut der Nachrichtenagentur PA bei einer Konferenz der Denkfabrik Chatham House in London. Russland lehnt eine vorübergehende Waffenruhe in der Ukraine ab. Der vor allem von Kiew und Paris unterbreitete Vorschlag einer einmonatigen Unterbrechung der Angriffe aus der Luft und auf See sei "absolut inakzeptabel", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. "Feste Vereinbarungen für eine endgültige Einigung sind nötig", sagte sie. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat eine Beteiligung der EU und der Regierung in Kiew an Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine verlangt. Es sei zwar noch zu früh, um darüber zu spekulieren, welche Rolle Europa bei einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine spielen solle, sagte Sánchez beim EU-Sondergipfel in Brüssel. Die Ukraine und Europa sollten aber bei allen Verhandlungen präsent sein. Europa dürfe sich angesichts der Ungewissheit über die künftige Beteiligung der USA an der Verteidigung der Ukraine nicht "selbst unterschätzen", riet Sánchez. Nach dem vorläufigen Stopp der US-Militärhilfen für die Ukraine haben zahlreiche EU-Staats- und Regierungschefs beim Gipfel in Brüssel Zuspruch für eine Wiederaufrüstung Europas geäußert. Ziel müsse sein, "dass Europa selber in der Lage ist, seine Sicherheit weiter zu stärken", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Rande des Treffens Polens Regierungschef Donald Tusk sagte, Russland werde den Rüstungswettlauf "verlieren wie die Sowjetunion vor 40 Jahren". Gipfelgast war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die EU-Länder sagten ihm erneut Rückendeckung zu. Russland hat die Aussage von US-Außenminister Marco Rubio, wonach es sich bei dem Konflikt in der Ukraine um einen "Stellvertreterkrieg" handelt, begrüßt. Dies entspreche voll und ganz der vielfach geäußerten Position des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seines Außenministers Sergej Lawrow, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bei einem Briefing mit Journalisten. "Wir haben gesagt, dass es sich in Wahrheit um einen Konflikt zwischen Russland und dem gesamten Westen handelt (...) und das wichtigste Land des Westens sind die Vereinigten Staaten", betonte Peskow. Die Friedensinitiative von Frankreich und Großbritannien dient nach Einschätzung des russischen Außenministeriums nur dazu, Zeit für die Ukraine zu gewinnen und den Kollaps ihres Militärs zu verhindern. "In Wirklichkeit handelt es sich um den offensichtlichen Wunsch, um jeden Preis dem in seinen letzten Zügen liegenden Kiewer Regime und den ukrainischen Streitkräften eine Atempause zu verschaffen und den Zusammenbruch der Front zu verhindern", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Russland sei an einer endgültigen Lösung zur Beendigung des Krieges interessiert und nicht an einer Pause, die der Ukraine helfen würde, sagt Sacharowa vor der Presse. Großbritannien hat nach britischen Angaben mit rund 20 Staaten beraten, die an einer Beteiligung an der "Koalition der Willigen" zur Unterstützung der Ukraine interessiert sind. Es handele sich überwiegend um Staaten in Europa und des Commonwealth, sagte ein Vertreter der britischen Führung. "Es zeigt die Bereitschaft der Koalition der Willigen zusammenzukommen und den Wunsch einer Reihe verschiedener Länder, ihren Teil dazu beizutragen. Dies ist noch ein frühes Stadium, und die Situation ist sehr im Fluss." Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban spricht sich für eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der europäischen Staaten aus. Orban hatte am Mittwoch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron beraten. "Meine Treffen in Frankreich haben bestätigt, dass wir zwar unterschiedlicher Meinung über die Modalitäten des Friedens sind, uns aber einig sind, dass wir die Verteidigungsfähigkeiten der europäischen Nationen stärken müssen", teilte Orban auf der Plattform X mit. "Diese Bemühungen sollten den Mitgliedsstaaten und nicht den Brüsseler Bürokraten Macht verleihen." Die US-Regierung will Insidern zufolge Zehntausende ukrainische Flüchtlinge abschieben. Insgesamt könnten 240.000 Ukrainer von dem Plan betroffen sein, ihren Schutzstatus aufzuheben, wie die Nachrichtenagentur Reuters von einem hochrangigen Vertreter der US-Regierung und drei mit dem Vorgang vertrauten Personen erfuhr. Ein entsprechender Vorstoß könnte im April kommen. Laut den Angaben geht die Regierung von Präsident Donald Trump nicht gezielt gegen die Ukrainer vor. Vielmehr würden sie von seinen länger vorangetriebenen Bemühungen erfasst, mehr als 1,8 Millionen Migranten den vorübergehenden Schutzstatus zu entziehen. Die Opposition in der Ukraine lehnt eine Wahl in Zeiten des Krieges, wie sie von den USA ins Spiel gebracht wurde, ab. Der ehemalige Präsident Petro Poroschenko erklärte, sein Team arbeite mit US-amerikanischen "Partnern" zusammen, um die Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten. Er sei aber gegen Wahlen in Kriegszeiten. Sie sind ohnehin laut Verfassung nicht zulässig, solange das Kriegsrecht gilt. Wahlen dürften erst nach der Wiederherstellung des Friedens stattfinden, erklärte Poroschenko auf Telegram. Eine Abstimmung sollte spätestens 180 Tage nach Kriegsende stattfinden. Auch die Oppositionspolitikerin Julia Tymoschenko teilte mit, ihr Team führe "Gespräche mit allen unseren Verbündeten, die helfen können, so bald wie möglich einen gerechten Frieden zu erreichen". Bevor dieser nicht erreicht sei, dürften aber keine Wahlen stattfinden, unterstrich auch Tymoschenko. Am Rande eines EU-Sondergipfels zur Ukraine stellt sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen klar hinter das von Russland angegriffene Land. "Dies ist ein entscheidender Moment für Europa", sagte von der Leyen. "Europa sieht sich einer klaren und gegenwärtigen Gefahr gegenüber, und deshalb muss Europa in der Lage sein, sich selbst zu schützen, sich zu verteidigen, so wie wir die Ukraine in die Lage versetzen müssen, sich selbst zu schützen." Belgien wird voraussichtlich im kommenden Jahr F16-Kampfjets an die Ukraine liefern. Die bereits versprochene Auslieferung der Kampfflugzeuge habe sich verzögert, sagte der belgische Ministerpräsident Bart De Wever vor dem EU-Gipfel in Brüssel. Belgien warte noch auf die Lieferung neuer F35-Kampfjets als Ersatz für die F16. Die Türkei wäre bereit, im Rahmen einer größeren Friedensmission bei Bedarf Truppen in die Ukraine zu entsenden. "Die Frage, ob wir zu einer Mission beitragen, wird mit allen relevanten Parteien bewertet werden, wenn dies für die Schaffung von Stabilität und Frieden in der Region als notwendig erachtet wird", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des türkischen Verteidigungsministeriums. Das NATO-Mitglied Türkei ist seit Beginn des Krieges bemüht, gute Beziehungen zur Ukraine sowie zu Russland aufrechtzuerhalten und hat bereits zweimal bei Friedensverhandlungen eine Vermittlerrolle eingenommen. Die Türkei ist in der NATO nach den USA das Land mit der zweithöchsten Zahl an Soldaten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat zurückhaltend auf die Diskussion reagiert, die französischen oder britischen Nuklearwaffen zu einem Schutzschirm für Europa auszubauen. Es sei wichtig, was man an nuklearer Teilhabe in Deutschland habe, betonte er in Anspielung auf die US-Atomwaffen in Deutschland. "Ich glaube, das soll nicht aufgegeben werden. (Das) ist die gemeinsame Auffassung aller zentralen Parteien in Deutschland", fügte er mit Blick auf den Regierungswechsel hinzu. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte Überlegung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron dazu zuvor scharf kritisiert. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich offen dafür gezeigt, dass Verteidigungsausgaben der 27 EU-Staaten nicht mehr bei den europäischen Stabilitätsregeln angerechnet werden. "Wir müssen auch langfristig zur Veränderung des Regelwerks in Europa kommen, ganz entlang dessen, was wir in Deutschland gegenwärtig auch diskutieren", sagte Scholz vor Beginn des EU-Sondergipfels zur Verteidigungspolitik und Ukraine-Unterstützung. Union und SPD wollen in Deutschland beschließen, dass alle Verteidigungsausgaben oberhalb von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts künftig von den Beschränkungen der Schuldenbremse ausgenommen werden. Scholz hatte bereits auf der Münchner Sicherheitskonferenz einen Vorschlag gemacht, alle Verteidigungsausgaben von mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung bei der Berechnung der nationalen Defizite auszuklammern. Scholz begrüßte auch die Vorschläge der EU-Kommission, zusätzliche Kreditaufnahmen für die EU-Staaten im Sicherheitsbereich zu schaffen. Zurückhaltend äußerte er sich aber zu dem Vorschlag einer gemeinsamen Schuldenaufnahme durch sogenannte Defense bonds. Die Slowakei will Beschlüssen beim außerordentlichen EU-Gipfel nur zustimmen, wenn eine für sie wichtige Bedingung erfüllt wird. In der Schlusserklärung müsse die slowakische Forderung nach einer Erneuerung des Gastransits durch die Ukraine zumindest erwähnt werden. Der linksnationale Ministerpräsident Robert Fico ließ sich diesen Standpunkt vor seiner Abreise nach Brüssel vom zuständigen Parlamentsausschuss in Bratislava absegnen. Die von Russland angegriffene Ukraine hat, wie lange davor angekündigt, zu Jahresbeginn die Durchleitung von russischem Gas durch ihr Territorium in mehrere EU-Länder eingestellt. Seitdem liegt sie im Streit mit ihrem Nachbarland Slowakei, das so abhängig von russischen Gaslieferungen ist wie kaum ein anderes in Europa. Im Unterschied zu Ungarn hat die Slowakei bisher ausnahmslos alle EU-Beschlüsse zugunsten der Ukraine und gegen Russland unterstützt, obwohl Fico sie häufig kritisierte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich für die Unterstützung der Europäer im Abwehrkampf gegen Russland bedankt. "Wir sind nicht alleine", sagt er in Brüssel vor dem EU-Sondergipfel. Selenskyj verweist auf die Anstrengungen, auch eine stärkere ukrainische Verteidigungsproduktion aufzubauen. Vor Beginn des EU-Sondergipfels hat EU-Ratspräsident Antonio Costa Entscheidungen zur europäischen Verteidigungsfähigkeit angemahnt. "Es ist Zeit, Entscheidungen zu treffen", sagte er in Brüssel. Die Hilfe für die Ukraine sei mit den Anstrengungen der Europäer verknüpft, ihre Verteidigungsfähigkeiten zu erhöhen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach in dem Zusammenhang von einem Wendepunkt mit Blick auf ihren "Rearm Europe"-Plan, der 800 Milliarden Euro in Europa aktivieren soll. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist im EU-Ratsgebäude in Brüssel eingetroffen. Er wird von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Antonio Costa empfangen. In den Beratungen wollen die 27 EU-Staats- und Regierungschefs über verstärkte europäische Verteidigungsanstrengungen sowie weitere Hilfe für die Ukraine im Abwehrkampf gegen die russischen Invasionstruppen sprechen. Russland würde dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zufolge europäische Friedenstruppen in der Ukraine als NATO-Präsenz werten. "Wir sind strikt gegen solche Maßnahmen, sie bedeuten eine offizielle Beteiligung der NATO-Truppen am Krieg gegen Russland", sagt Lawrow. "Das können wir nicht zulassen." Hier gebe es aus russischer Sicht keinen Platz für Kompromisse. Mehrere europäische Staats- und Regierungschefs haben die Idee geäußert, es könnte ein europäisches Friedenskontingent in die Ukraine entsandt werden, sobald beide Seiten eine Waffenruhe vereinbart hätten. Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Stoere wirbt für mehr Finanzhilfe seines Landes für die Ukraine. "Ich möchte den anderen Parteien im Parlament vorschlagen, dass wir uns heute Nachmittag treffen, um eine deutliche Erhöhung des Nansen-Programms für die Ukraine in diesem Jahr zu besprechen und zu vereinbaren", sagt Stoere vor den Abgeordneten. Die konservative Opposition signalisiert bereits Zustimmung. Norwegen reagiert damit wie andere Länder in Europa auf US-Präsident Donald Trump, der die Militärhilfe an die Ukraine ausgesetzt hat. 2023 einigte sich das Parlament darauf, in diesem Jahr 35 Milliarden norwegische Kronen (rund drei Milliarden Euro) für die militärische und zivile Unterstützung der Ukraine auszugeben. Norwegen ist Mitglied der Nato, nicht aber der EU. Angesichts einer möglichen Abkehr der USA von Europa kommen die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel zu einem Krisengipfel zusammen. Der voraussichtlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz beriet am Donnerstag beim Frühstück mit Ratspräsident António Costa darüber, wie die EU-Staaten ihre Verteidigungsfähigkeit schnell stärken und die Ukraine weiter angemessen unterstützen können. Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die Ortschaft Andrijiwka im Osten der Ukraine eingenommen. Das Dorf liegt in der Region Donezk. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Seit Monaten berichtet das russische Militär von einem langsamen, aber stetigen Vormarsch durch Donezk gen Westen. Praktisch jeden Tag erklärt Russland, es habe Ortschaften unter seine Kontrolle gebracht. Die Ukraine kommentiert dies in der Regel nicht. Die Zahl der Toten bei dem russischen Angriff auf Krywyj Rih im Zentrum der Ukraine hat sich erhöht. Nach offiziellen Angaben sind vier Menschen getötet und 31 Menschen verletzt worden. Eine Rakete habe am späten Mittwochabend ein Hotel in der Stadt getroffen, teilt der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, mit. Vierzehn der 31 bei dem Angriff Verletzten seien in einem ernsten Zustand. "Leider wurden bei dem Angriff vier Menschen getötet", schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. "Wir dürfen nicht zögern, Druck auf Russland auszuüben, diesen Krieg und Terror gegen das Leben zu beenden." Frankreich bietet der Ukraine Informationen seines Geheimdienstes an. Das teilt der französische Verteidigungsminister Sebastien Lecornu mit. Die USA haben am Mittwoch erklärt, der Austausch von Geheimdienstinformationen mit der Ukraine werde ausgesetzt. Für die Verteidigung der Ukraine gegen den Angriff Russlands ist dies ein schwerer Schlag. Führende russische Politiker werfen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron vor, mit seiner Äußerung über eine Bedrohung Europas durch Russland den Westen an den Rand eines neuen Weltkrieges zu bringen. Macron sagte in einer Ansprache an die Nation am Mittwoch, Russland sei "eine Bedrohung für Frankreich und Europa". Der Krieg in der Ukraine sei bereits ein "globaler Konflikt", und er werde eine Debatte über die Ausweitung des französischen Atomschirms auf die Verbündeten in Europa eröffnen, sagte Macron. "Eine solche Fehlanalyse führt zu fatalen Fehlern", erwidert darauf der führende russische Senator Konstantin Kossatschow. Macron habe die Reaktion Russlands auf die Erweiterung und Aggression des von den USA geführten Militärbündnisses gegenüber Russland falsch eingeschätzt. "Macron drängt seinen Bürgern, Verbündeten und der ganzen Welt wie ein Verrückter ein völlig falsches Konzept dessen auf, was geschieht: 'Die Russen kommen!' Solche falschen Schlussfolgerungen und falschen Vorschläge führen in den Abgrund." Der russische Außenminister Sergej Lawrow wertet die Überlegung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, den französischen Atomschirm auf die europäischen Verbündeten auszuweiten, als Bedrohung für Russland. Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Donnerstag 68 russische Drohnen abgefangen und zerstört. Insgesamt hätten die russischen Streitkräfte mit 112 Drohnen und zwei ballistischen Raketen die Ukraine angegriffen. 43 Drohnen hätten ihre Ziele wahrscheinlich aufgrund elektronischer Gegenmaßnahmen nicht erreicht. Bei einem russischen Angriff auf ein Hotel in der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind Behördenangaben zufolge mindestens drei Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. "Drei Menschen sind infolge nächtlicher Raketenangriffe auf Krywyj Rih getötet worden", teilte der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lysak, am Donnerstag mit. 31 Menschen seien verletzt worden, 14 von ihnen befänden sich in einem kritischen Zustand. Zunächst hatte die nationale Notfallbehörde zwei Tote nach dem Angriff auf das fünfstöckige Hotelgebäude gemeldet. Krywyji Rih ist die Heimatstadt von Präsident Selenskyj und steht seit dem Beginn des Krieges unter anhaltendem Beschuss. Die russischen Streitkräfte haben in der Nacht die Energieinfrastruktur in der Region Odessa im Süden der Ukraine massiv angegriffen. Zwei Menschen seien verletzt worden, teilt der Gouverneur von Odessa, Oleh Kiper, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Ziel des Drohnenangriffs seien die zivile Infrastruktur und die Energieinfrastruktur gewesen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will anlässlich seines Besuchs in Brüssel an diesem Donnerstag auch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte beraten. Selenskyj reise zum EU-Gipfel in die belgische Hauptstadt, sagt sein Sprecher. Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs beraten auf ihrem informellen Treffen über die Ukraine-Politik und die Konsequenzen aus der neuen Haltung der USA zur Sicherheit in Europa. Wenige Tage nach dem Eklat im Weißen Haus haben sich US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj um eine Wiederannäherung bemüht. Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videobotschaft am Mittwoch, Vertreter beider Länder arbeiteten an einem Treffen, ohne Details zu nennen. Trump sagte vor dem US-Kongress, Selenskyj habe sich in einem Brief zu Verhandlungen bereit erklärt. Litauen ist aus dem internationalen Übereinkommen über Streumunition ausgetreten. Der bereits im Juli vom litauischen Parlament beschlossene Austritt trat am Donnerstag in Kraft. Das baltische Land mit 2,8 Millionen Einwohnern hat zudem angekündigt, auch aus dem Übereinkommen über das Verbot von Antipersonenminen austreten zu wollen. Der stellvertretende litauische Verteidigungsminister Karolis Aleksa hatte diese Woche den Schritt damit begründet, dass Russland "alle verfügbaren Werkzeuge eines konventionellen Kriegs benutzt". Litauen müsse daher handeln und für eine effektive Abschreckung und Verteidigung sorgen. Vier hochrangige Vertraute des US-Präsidenten Donald Trump haben einem Medienbericht zufolge mit einigen der wichtigsten politischen Gegner des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Es habe Unterhaltungen mit der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Tymoschenko und führenden Vertretern der Partei des Ex-Präsidenten Petro Poroschenko gegeben, berichtet "Politico" unter Berufung auf drei ukrainische Abgeordnete und einen US-Außenpolitikexperten der Republikaner. Dabei sei erörtert worden, ob in der Ukraine zügig Präsidentschaftswahlen abgehalten werden könnten. Nach der Kehrtwende der US-Regierung von Präsident Donald Trump bei der Ukraine-Politik suchen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union nach einer gemeinsamen Antwort. Bei einem Krisentreffen wollen sie heute (ab 12.30 Uhr) in Brüssel dazu beraten, wie sie im Wettlauf mit der Zeit Europas Verteidigungsausgaben erhöhen können, um die Ukraine weiter zu unterstützen und die europäische Verteidigungskapazität deutlich zu verbessern. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt teil. Es wird vor allem um den Aufrüstungsplan von Kommissionschefin von der Leyen gehen. Der sieht vor, rund 800 Milliarden Euro in die Sicherheit und Verteidigung der EU zu investieren. CDU-Chef Merz und NATO-Generalsekretär Rutte haben mehr Investitionen in die europäische Verteidigung gefordert. Nach einem Treffen in Brüssel schrieb Merz , der voraussichtlich bald zum Bundeskanzler gewählt wird, auf X, Europa müsse erwachsen werden. Eine starke NATO sei das Fundament unserer Sicherheit. Rutte ergänzte, die europäischen Staaten müssten die Ukraine weiterhin unterstützen. Die Staats- und Regierungschefs der EU beraten heute bei einem Krisengipfel in Brüssel über Hilfen für die Ukraine und die Verteidigung Europas. Sie wollen sich auf einen Rückzug der USA als Schutzmacht der Europäer vorbereiten. Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht eine positive Entwicklung in der Zusammenarbeit mit den USA. In seiner abendlichen Videobotschaft sagte Selenskyj, er erwarte für die kommende Woche Ergebnisse im Hinblick auf ein künftiges Treffen. Auch sein Stabschef hatte angekündigt, dass er bereits mit US-Sicherheitsberater Waltz die nächsten Schritte besprochen habe. Waltz bestätigte das dem US-Sender Fox News. Er denke, dass man sich in eine positive Richtung bewege. Großbritannien hat die Verurteilung eines britischen Staatsangehörigen in Russland scharf kritisiert, der für die ukrainische Armee gekämpft hat. "Wir verurteilen auf das Schärfste die Verurteilung des britischen Staatsbürgers James Anderson durch ein russisches Gericht aufgrund falscher Anschuldigungen", erklärte das britische Außenministerium am Mittwoch. Russland müsse seine Verpflichtungen gegenüber "Kriegsgefangenen" einhalten. Der 22-jährige James Scott Rhys Anderson war zuvor von einem Militärgericht in der Grenzregion Kursk wegen "Terrorismus" und "Söldnertums" zu 19 Jahren Haft verurteilt worden. Anderson war im November in der Region festgenommen worden. Laut dem Gericht hatte sich Anderson schuldig bekannt und angegeben, aus finanziellen Gründen für die Ukraine gekämpft zu haben. Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Hotel in der zentralukrainischen Stadt Krywyj Rih sind dem Regionalgouverneur zufolge zwei Menschen getötet worden. Zudem wurden 28 weitere Personen verletzt, einige davon schwer, wie Serhij Lysak auf der Messenger-App Telegram schreibt. Unter den Verletzten sei auch ein Kind. Dem ukrainischen Katastrophenschutz zufolge sind 14 Menschen aus den Trümmern des schwer beschädigten Gebäudes gerettet worden. Bei einem russischen Raketenangriff auf die Industriestadt Krywyj Rih im Südosten der Ukraine sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Sieben Personen seien ins Krankenhaus gebracht worden, vier davon seien schwer verletzt, teilte die Militärverwaltung der Region Dnipropetrowsk mit. Die Zahlen könnten noch steigen. Bisher seien 14 Menschen aus den Trümmern eines mehrstöckigen Gebäudes gerettet worden, heißt es. Nach dem Eklat im Weißen Haus und den pausierten Waffenlieferungen nähert sich die US-Regierung eigenen Angaben zufolge wieder der Ukraine an. US-Sicherheitsberater Mike Waltz sagte beim Sender Fox News: "Ich denke, wir bewegen uns in eine positive Richtung". Im Telefonat mit dem Leiter des Präsidentenbüros in der Ukraine, Andrij Jermak, sei über "einen Ort, ein Datum, ein Verhandlungsteam" gesprochen worden. Auch "vertrauensbildende Maßnahmen" seien Thema. Diese sollten schließlich der russischen Seite unterbreitet werden, "um zu testen", wie sie darauf reagiere. Außerdem habe es einen Meinungsaustausch zu Fragen der Sicherheit und der Harmonisierung der bilateralen Beziehungen gegeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron plant in der kommenden Woche ein internationales Treffen, um über die mögliche Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine zu sprechen. An dem Treffen teilnehmen sollen Großbritannien, Deutschland und mehreren andere europäische Länder. "Damit die Ukraine nach einem Friedensschluss nicht wieder von Russland überfallen wird, müssen wir sie darauf vorbereiten", sagte Macron am Abend in einer Fernsehansprache. Und er warnte: Parallel zu seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine treibe Russland seine Aufrüstung weiter kräftig voran. Russland sei jetzt und für die kommenden Jahre zu einer Bedrohung für Frankreich und Europa geworden. Macron forderte eine langfristige Unterstützung der ukrainischen Armee. Vielleicht würden dafür auch europäische Streitkräfte entsendet, sagt er. Diese würden nicht an der Frontlinie kämpfen, sondern sie würden nach der Unterzeichnung des Friedens dort sein, um dessen Einhaltung zu gewährleisten, sagte Macron. Außerdem will er mit europäischen Verbündeten über den Vorschlag beraten, zum Schutz vor Russland den französischen Nuklearschirm über dem Kontinent aufzuspannen. Russland sei eine «Bedrohung für Frankreich und Europa», so Macron. Ein Einsatz der französischen Atomwaffen werde weiter dem französischen Präsidenten obliegen, betonte er. Der urkainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner abendlichen Videoansprache von einer "positiven Entwicklung" in der Zusammenarbeit mit den USA gesprochen. "Heute haben unsere Teams - die der Ukraine und der USA - damit begonnen, ein Treffen vorzubereiten", sagte Selenskyj. Stabschef Andrij Jermak schreibt auf X, in Kürze sei auch ein Treffen von amerikanischen und ukrainischen Regierungsvertretern geplant. Demnach haben er und der Nationale Sicherheitsberater der USA, Mike Waltz, telefoniert und "die nächsten Schritte zu einem gerechten und dauerhaften Frieden" in der Ukraine besprochen. Er und Waltz hätten auch "Ansichten über Sicherheitsfragen und die Angleichung von Positionen ausgetauscht". In einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Bundeskanzler Olaf Scholz dessen Bereitschaft zu Verhandlungen über eine Friedenslösung mit Russland begrüßt. Regierungssprecher Steffen Hebestreit teilte anschließend mit, beide seien auch einig über "die Bedeutung der Führungsrolle des amerikanischen Präsidenten" Donald Trump auf dem Weg zu einem baldigen Waffenstillstand und einem dauerhaften Frieden für die Ukraine. Selenskyj erklärte in einem Telefonat mit Scholz, ein dauerhafter Frieden sei "vollkommen realisierbar", wenn Europa und die USA zusammenarbeiteten. Der Kanzler hat laut Hebstreit die Bereitschaft des ukrainischen Präsidenten begrüßt, "zum frühestmöglichen Zeitpunkt Verhandlungen aufzunehmen". Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) empfängt am Donnerstag seinen ukrainischen Amtskollegen Rustem Umerow zu Gesprächen in Berlin. Themen sind unter anderem die Lage in der Ukraine, die Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit und Verteidigung sowie die Stärkung der ukrainischen Verteidigung gegen die russische Invasion. In Brüssel kommen die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstagmittag außerdem zu einem Krisengipfel über die weitere Unterstützung für das von Russland angegriffene Land zusammen. Polen und Südkorea wollen ihre Zusammenarbeit unter anderem im Verteidigungssektor ausbauen. Der südkoreanische Außenminister Cho Tae Yul kündigte in Warschau außerdem ein Unterstützungspaket für die Ukraine im Umfang von mehr als zwei Milliarden Dollar an. Wegen Russlands militärischer Zusammenarbeit mit dem Erzrivalen Nordkorea beobachtet auch die Regierung in Seoul die Entwicklungen im Ukraine-Konflikt ganz genau. Die USA haben die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukraine ausgesetzt. Das teilte der Direktor des US-Geheimdienstes CIA, John Ratcliffe, am Mittwoch im US-Fernsehsender Fox Business mit. Ratcliffe bestätigte damit einen Bericht der britischen "Financial Times". Es handele sich jedoch ebenso wie bei dem Stopp der Militärhilfen für die Ukraine lediglich um eine "Pause". Er sei sicher, dass die USA und die Ukraine wieder wie in der Vergangenheit "Seite an Seite" vorgehen würden, um die "Aggression zurückzudrängen". Die Ukraine erhält entgegen eines anderslautenden Zeitungsberichts doch noch Geheimdienstinformationen aus den USA. Die Agentur Bloomberg zitiert eine Beamtin in Kiew mit einer entsprechenden Aussage. Die "Financial Times" berichetete zuvor, nach der Aussetzung der Militärhilfe hätten die USA auch die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukraine eingestellt. Nach der Aussetzung der Militärhilfe haben die USA einem Zeitungsbericht zufolge auch die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukraine eingestellt. Dies berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Ein solcher Schritt könnte die ukrainische Armee bei der Erfassung von Zielen im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen erheblich beeinträchtigen. Weil er für die Ukraine gekämpft haben soll, ist ein Brite in Russland von einem Militärgericht zu 19 Jahren Haft verurteilt worden. James Scott Rhys Anderson sei des "Terrorismus" und des "Söldnertums" für schuldig befunden worden, erklärte das Gericht der Region Kursk am Mittwoch. Dort war der 22-Jährige im vergangenen November festgenommen worden. Russland hat die Erklärung des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj an US-Präsident Donald Trump zu seiner Bereitschaft für Friedensverhandlungen "positiv" genannt. Es bleibe aber die Frage, mit wem Selenskyj verhandeln wolle, nachdem er Gespräche mit Kremlchef Wladimir Putin per Dekret für unmöglich erklärt habe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Moskau verlangt eine Aufhebung des Verbots vom September 2022. Kiew hat von Moskau als Zeichen des Friedenswillens eine Einstellung der täglichen Luftschläge gefordert. "Russland muss den täglichen Beschuss der Ukraine sofort einstellen, wenn es wirklich ein Ende des Krieges will", schrieb der Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, bei Telegram. Tags zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer öffentlichen Botschaft auf der Plattform X an US-Präsident Donald Trump als ersten Schritt hin zu einer Friedenslösung einen beiderseitigen Waffenstillstand bei Angriffen aus der Luft und von der See vorgeschlagen. Damit wollte Selenskyj wiederum Trump seinen Friedenswillen zeigen. CDU-Chef Friedrich Merz ist am Mittwochvormittag zu einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ins Kanzleramt gekommen. Dabei sollte es um die Ukraine-Politik und weitere sicherheitspolitische Fragen gehen. Merz hatte am Dienstag erneut darauf gedrungen, Soforthilfen für die Ukraine im Umfang von mindestens drei Milliarden Euro umgehend freizugeben. Scholz wollte seinen möglichen Nachfolger Merz unter anderem über das internationale Ukraine-Krisentreffen am vergangenen Sonntag unterrichten, bei dem es insbesondere um den Kurswechsel der USA ging. Es wurde erwartet, dass auch die Einigung von Union und SPD am Dienstagabend über weitgehende Ausnahmen für Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse eine Rolle spielt. Anlass des Treffens im Kanzleramt ist der EU-Sondergipfel zur Ukraine. Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine eingenommen. Es handele sich um das Dorf Prywilne in der Region Donezk, melden russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Ministerium. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Die russischen Invasionstruppen rücken seit geraumer Zeit stetig an der Ostfront in der Ukraine vor. Bei russischen Angriffen im Süden der Ukraine sind nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens zwei Menschen getötet worden. Russland habe in der Nacht zum Mittwoch wichtige Infrastruktur in der Region Odessa angegriffen, teilten die Behörden mit. Die Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung in Teilen der Stadt Odessa sei ausgefallen. Die Rettungskräfte sprachen von "großflächigen" Schäden. In einem Dorf außerhalb von Odessa wurde den Angaben zufolge ein 77-Jähriger von einem Schrapnell getroffen und getötet. In der Region Cherson wurde nach Behördenangaben zudem ein 55-Jähriger getötet. Laut der ukrainischen Luftwaffe griff Russland die Ukraine in der Nacht zum Mittwoch mit insgesamt vier Raketen und 181 Drohnen an. 115 Drohnen seien abgefangen worden. Tätliche Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten nehmen einem Bericht des Europarats zufolge deutlich zu – besonders in der Ukraine und Georgien. In Europa sei die Zahl im vergangenen Jahr um 26 auf 78 gestiegen, wie ein Bericht im Auftrag des Europarats zeigt. Allein aus der Ukraine wurden 19 Attacken gemeldet – vor allem im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg. Hinter der Ukraine folgten Georgien, Serbien und die Türkei mit je acht tätlichen Angriffen. In keinem anderen Mitgliedstaat habe sich die Situation für Pressevertreter derweil so drastisch verschlechtert wie in Georgien, heißt es in dem Bericht. Russlands Hauptaufgabe bleibt nach den Worten des russischen Spitzenpolitikers Dmitri Medwedew die "maximale Niederlage" der Ukraine. "Russland rückt vor. Der Feind leistet Widerstand und ist noch nicht besiegt", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates. "Dem Feind 'vor Ort' eine maximale Niederlage zuzufügen, bleibt heute unsere Hauptaufgabe." Er rechne damit, dass die USA die am Montag ausgesetzte Militärhilfe für die Ukraine wieder aufnehmen würden, sobald der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Abkommen mit den USA zum Abbau von Mineralien in der Ukraine unterzeichnet habe. Dänemark wirbt dafür, den von Frankreich und Großbritannien unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe zu diskutieren. Diese Möglichkeit solle geprüft werden, sagt Außenminister Lars Lokke Rasmussen in Helsinki. Europa muss nach Einschätzung Tschechiens die USA in Sicherheitsdebatten einbeziehen und dabei helfen, einen Weg zu finden, die USA der Ukraine wieder anzunähern. Europa müsse sich zudem darauf konzentrieren, dass es die US-Unterstützung für die Ukraine und die europäische Sicherheit durch eigene Mittel ersetzen könne, sagt der tschechische Außenminister Jan Lipavsky am späten Dienstagabend. "Wir sollten die USA nicht aufgeben, ganz bestimmt nicht. Aber das ist die Realität, und wir müssen tun, was wir können." Die tschechische Regierung berät bereits über Pläne, die Verteidigungsausgaben in den kommenden Jahren von rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2024 auf drei Prozent anzuheben. Die russischen Streitkräfte haben eine Energieanlage in der Region Odessa im Süden der Ukraine angegriffen. Das teilt der ukrainische Energieversorger DTEK mit. Es sei der vierte Angriff auf die Energieinfrastruktur der Region innerhalb von zwei Wochen gewesen, erklärt DTEK auf Telegram. Die französische Regierung arbeitet nach eigenen Angaben an einer Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den USA und der Ukraine, um einen dauerhaften und stabilen Frieden zu erreichen. "Wir haben einen Waffenstillstand vorgeschlagen", sagt Regierungssprecherin Sophie Primas dem Fernsehsender LCI. "Dies wird im Rahmen der Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten geprüft. Frankreich und Europa versuchen, die Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten und der Ukraine wiederherzustellen." Präsident Emmanuel Macron zufolge haben Frankreich und Großbritannien eine teilweise Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine über einen Monat vorgeschlagen. Dies ist dem französischen Präsidenten zufolge Teil der europäischen diplomatischen Bemühungen, die westliche Unterstützung für die Ukraine zu stärken. US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben vor seiner Rede vor dem US-Kongress einen Brief vom ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj erhalten, in dem dieser sich zu Verhandlungen mit Russland bereit erklärt. "In dem Brief heißt es, dass die Ukraine bereit ist, so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden näher zu bringen", sagte Trump. Selenskyj habe sich zudem zur Unterzeichnnung des Rohstoffabkommens mit den USA bereit erklärt. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko sieht in dem öffentlichen Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dessen ukrainischem Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj einen Vorteil für sein Land. Sowohl Belarus als auch Russland profitierten zudem von Differenzen zwischen den USA und der EU, erklärt er in einem Interview auf dem Kurznachrichtendienst X. "Seien wir ehrlich, es ist gut für mich, es ist nützlich für uns, dass die USA und die EU Meinungsverschiedenheiten haben." Zudem lobt er Trump für dessen Außenpolitik, die kein anderes Ziel habe, als Kriege zu beenden. Lukaschenko sei bereit, dafür an Trumps Seite zu stehen. Großbritanniens Verteidigungsminister John Healey wird britischen Angaben zufolge am Donnerstag in Washington mit seinem US-Amtskollegen Pete Hegseth zusammentreffen und über einen Friedensplan für die Ukraine sprechen. "Wir werden diese Arbeit in den kommenden Tagen in Washington vorantreiben", sagt Healey mit Blick auf die Ankündigung des britischen Premierministers Keir Starmer, weiter mit Verbündeten sprechen zu wollen, um einen Weg zu einem dauerhaften Frieden zu finden. Nach dem öffentlichen Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dessen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj hatte Starmer am Sonntagabend ein Ukraine-Gipfeltreffen der europäischen Staats- und Regierungschefs in London einberufen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bedeutung der Beziehungen zu den USA hervorgehoben. Die Ukraine könne sich verteidigen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. "Aber für uns sind normale, partnerschaftliche Beziehungen zu Amerika wichtig für eine tatsächliche Beendigung des Kriegs." Er habe angewiesen, offizielle Informationen aus den USA zu dem bisher nur medial verkündeten Lieferstopp einzuholen, sagte Selenskyj. Zugleich erklärte er den USA erneut seinen Dank für die bisher bereits gelieferte Hilfe. Daneben dankte er auch den Europäern für ihre Solidarität. Der ukrainische Präsident berichtete von Gesprächen mit mehreren europäischen Staatschefs, dem Nato-Generalsekretär und dem Unions-Kanzlerkandidaten, Friedrich Merz, die alle ihre Unterstützung zugesagt hätten. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat separat mit US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Das bestätigte Macrons Büro am Dienstag. Der Élysée-Chef begrüße Selenskyjs Bereitschaft, den Dialog mit den USA wiederaufzunehmen, hieß es. Frankreich sei entschlossen, mit allen Parteien zusammenzuarbeiten, um einen soliden und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu erreichen. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump und die Ukraine planen Insidern zufolge nun doch die Unterzeichnung des Mineralienabkommens. Trump habe seinen Beratern mitgeteilt, dass er das Abkommen in seiner Rede vor dem Kongress am Dienstagabend bekannt geben wolle. Das sagten drei mit dem Vorhaben vertraute Personen. Allerdings sei das Papier noch nicht unterzeichnet und die Situation könne sich noch ändern. Union und SPD haben sich auf Milliardenkredite für Investitionen in Rüstung und Infrastruktur geeinigt. Statt das bisherige Sondervermögen Bundeswehr mit einer festen Summe aufzustocken, beschlossen CDU, CSU und SPD angesichts einer russischen Bedrohung und der zunehmend schwer kalkulierbaren US-Politik, keinen Deckel für Verteidigungsausgaben mehr einzuziehen. Der wahrscheinlich nächste Kanzler Merz begründete diesen Schritt mit der Entwicklung der vergangenen Tage in Washington. Europa kann die ausfallende US-Militärhilfe für die Ukraine finanziell ersetzen, glaubt der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick. Im interview mit den "Kieler Nachrichten" sagte er, es gehe dabei zwar um rund 20 bis 25 Milliarden Euro pro Jahr. Das seien aber nur 0,1 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung. Weniger einfach sei es, bestimmte von den USA bisher gelieferte Waffensysteme zu ersetzen. Die Europäer müssten "jetzt dringend Ersatz besorgen und mit aller Kraft die Produktionskapazitäten hochfahren". Zudem sei es wichtig und kostengünstig, den Aufbau der Rüstungsindustrie in der Ukraine zu unterstützen und in europäische Lieferketten zu integrieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht nach dem Eklat im Weißen Haus am verganenen Freitag auf US-Präsident Donald Trump zu und hat sein Bedauern über den Streit geäußert. "Es ist bedauerlich, dass es so passiert ist. Es ist Zeit, die Dinge in Ordnung zu bringen", schrieb er auf Englisch auf der Plattform X. Er sei bereit, unter der Führung des US-Präsidenten an einem dauerhaften Frieden zu arbeiten, und es sei "Zeit, die Dinge richtig zu stellen". Als erste Schritte schlägt Selenskyj einen Waffenstillstand in der Luft und dann auf See vor. Die rechts-nationale französische Politikerin Marine Le Pen hat das Aussetzen der US-Militärhilfe für die Ukraine scharf kritisiert. "Das ist sehr grausam für die ukrainischen Soldaten, die sich für die patriotische Verteidigung ihres Landes einsetzen", sagte sie der Zeitung "Le Figaro". "Ich halte die Brutalität dieser Entscheidung für verwerflich." Damit rückt Le Pen von ihrem bisher eher positiven Kurs gegenüber dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ab. Russland will seinen zunehmenden Arbeitskräftemangel mit Hilfe von Migranten aus asiatischen Ländern lindern. "Wir sollten uns nicht nur auf die Länder fixieren, aus denen wir gewohnt sind, Migranten anzuziehen", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow: "Wir müssen uns ganz neue Länder ansehen. Es gibt viele Länder auf der Welt, die aktiv, still und bewusst ihre Arbeitskraft exportieren." Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion stellen traditionell den größten Teil der Arbeitsmigranten in Russland, aktuell führe man aber Gespräche mit Myanmar, sagte Reschetnikow. Aktuell liegt die qrussische Arbeitslosenquote auf einem Rekordtief von 2,3 Prozent. Die Rekrutierung durch die Streitkräfte und die Rüstungsindustrie für den Krieg gegen die Ukraine hat Arbeitnehmer aus zivilen Unternehmen abgezogen. Zudem haben Hunderttausende Russen ihr Land verlassen. Präsident Putin bezeichnete den Arbeitskräftemangel als Problem. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eigenen Angaben zufolge mit Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz gesprochen. In dem Gespräch sei es um die künftige Zusammenarbeit gegangen, teilt Selenskyj auf der Plattform X mit. Er verwies darauf, "dass Deutschland bei der Lieferung von Luftverteidigungssystemen an die Ukraine führend ist und eine entscheidende Rolle bei der Sicherung unserer finanziellen Stabilität spielt". Die CDU bestätigte das Gespräch, wollte aber zu den Inhalten nichts sagen. Die Grünen im Bundestag verlangen von Kanzler Olaf Scholz (SPD), den Weg für noch von der Ampel-Regierung geplante Hilfsgelder für die Ukraine freizumachen. "Nach dem Eklat im Weißen Haus und der berichteten Ankündigung der USA, die Unterstützung der Ukraine jetzt einzufrieren, sind schnelle Hilfen Europas dringlicher denn je", schreiben die beiden Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann in einem Schreiben an Kanzler Scholz. "In einem ersten Schritt sollte Deutschland die drei Milliarden Euro zusätzlicher Unterstützung für die Ukraine jetzt freigeben, als konkrete Unterstützung im Freiheitskampf der Ukraine und als Botschaft der Solidarität und europäischer Stärke", heißt es darin weiter. Der Haushaltsausschuss solle zu einer Sondersitzung zusammenkommen. "Der aktuelle Bundestag hat dafür eine Mehrheit", betonen Dröge und Haßelmann. Die Ukraine hofft nach dem Stopp der US-Militärhilfe auf Unterstützung der europäischen Verbündeten und betont zugleich ihre Verhandlungsbereitschaft mit der US-Regierung. "Wir diskutieren die Optionen mit unseren europäischen Partnern", schrieb der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak im Onlinedienst X. "Und natürlich schließen wir die Möglichkeit von Verhandlungen mit unseren amerikanischen Kollegen nicht aus", fügte er hinzu. Der ukrainische Regierungschef Denis Schmyhal betonte, Kiew sei "fest entschlossen, die Zusammenarbeit mit den USA fortzusetzen". Washington sei "ein wichtiger Partner, und das müssen wir bewahren". Die Ukraine sei "jederzeit" bereit, das eplante Rohstoffabkommen mit den USA zu unterzeichnen, sagte Schmyhal. Trotz der Aussetzung der US-Hilfen werde sein Land alles tun, um im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen "durchzuhalten", fügte er hinzu. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock begrüßt den Vorstoß der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Kredite im Volumen von 150 Milliarden Euro für Rüstungsausgaben zu unterstützen. Auf X wertet die Grünen-Politikerin das Vorhaben als Quantensprung zur Stärkung der Verteidigung der Europäischen Union. "Die Vorschläge von @vonderleyen sind wichtiger erster Schritt", schrieb Baerbock. Großbritannien dringt nach dem Stopp der US-Militärhilfe für die Ukraine auf stabile Zusagen für einen Frieden für das Land. Das Königreich fühle sich "absolut verpflichtet, einen dauerhaften Frieden in der Ukraine zu sichern", und schließe sich "mit wichtigen Verbündeten zusammen, um diese Bemühungen zu unterstützen", erklärte die Regierung in London. Großbritannien spielt eine führende Rolle bei den Bemühungen europäischer Staaten, US-Präsident Trump davon abzuhalten, den Krieg zu von Russland aufgestellten Bedingungen zu beenden. Der Vizedirektor der britischen Denkfabrik Royal United Services, Malcolm Chalmers, warnte, Trumps Vorgehen könne Russland dazu ermutigen, weitere ukrainische Zugeständnisse zu verlangen, einschließlich Entmilitarisierung und Neutralität. Trumps Entscheidung habe "nichts mit Wirtschaft zu tun" und werde "im Wesentlichen von Trumps Ansicht bestimmt, dass Russland zu einem Friedensabkommen bereit sei und nur die Ukraine ein Hindernis darstelle", sagte Chalmers. Polen hat die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump für ein Aussetzen der US-Militärhilfe für die Ukraine als "sehr ernst" eingestuft. "Dies ist eine sehr bedeutende Entscheidung und die Lage ist sehr ernst", sagte der Sprecher des polnischen Außenministeriums, Pawel Wronski, in Warschau . Washington habe diese Entscheidung ergriffen, ohne seine Nato-Partner "zu informieren oder zu konsultieren". Ministerpräsident Donald Tusk betonte die Bedeutung einer Unterstützung der Ukraine. Eine souveräne, pro-westliche Ukraine, die sich selbst verteidigen könne, bedeute auch ein stärkeres und sichereres Polen, erklärte Tusk auf X. "In den politischen Turbulenzen und dem wachsenden Chaos zählt dies am meisten. Wer diese offensichtliche Wahrheit infrage stellt, trägt zum Triumph Putins bei", schrieb Tusk. Angesichts der Verhandlungen zwischen Russland und den USA über ein Ende des Krieges in der Ukraine und über eine Normalisierung ihrer Beziehungen hat Kremlsprecher Peskow betont, dass für die Wiederherstellung des Verhältnisses auch die US-Sanktionen gegen Russland fallen müssten. "Wir halten sie für illegal", sagte Peskow über die Sanktionen, die bereits unter der ersten Präsidentschaft Trumps eingeführt und danach im Zuge des russischen Angriffskrieges massiv ausgeweitet und verschärft wurden. Russland hatte zuletzt eine Wiederaufnahme des Flugverkehrs mit den USA vorgeschlagen. Beide hatten im Zuge des Krieges ihren Luftraum für Maschinen der Gegenseite gesperrt. Vor allem hofft Moskau auch auf ein Ende der Sanktionen im Finanzbereich. Die Wirtschaftsweisen sind uneinig über die Notwendigkeit weiterer Sondervermögen: Während Monika Schnitzer darauf dringt, sieht Veronika Grimm dies kritisch. "Es braucht ein klares Signal an Moskau und Washington, dass Europa, dass Deutschland, die Ukraine nicht alleine lassen und dass wir unsere Verteidigungsbereitschaft schnell und massiv stärken", sagte Schnitzer der "Rheinischen Post". Dies sei nur über ein neues Sondervermögen Verteidigung oder ein Aufstocken des Bundeswehr-Sondervermögens im alten Bundestag schnell genug umzusetzen. Notwendig seien nicht nur 300 Milliarden bis 2030, sondern "viel mehr". Zudem forderte Schnitzer eine Reform der Schuldenbremse. Gegen ein neues Sondervermögen stellte sich hingegen die Wirtschaftsweise Grimm. "Die 'Ampel' hat jetzt dreieinhalb Jahre bewiesen, dass Subventionen auf der Basis von Schulden nicht funktionieren, dass der Staat schlecht darin ist, mit dem Geld das Richtige anzufahren", sagte sie der "Bild"-Zeitung. Die Ökonomin forderte, statt über neue Schulden über eine neue Wachstumsstrategie zu sprechen: "Wir reden dauernd nur über zusätzliche Schulden, viel zu wenig über eine Strategie, wie wir aus diesen Investitionen auch wirklich Wachstum generieren." Russland hat mit Genugtuung auf Berichte über die Aussetzung der US-Militärhilfe für die Ukraine reagiert. "Die Details bleiben abzuwarten, aber wenn es wahr ist, ist es eine Entscheidung, die tatsächlich das Kiewer Regime in Richtung eines Friedensprozesses bewegen kann", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Ein Ende Militärhilfe wäre "wahrscheinlich der beste Beitrag für den Frieden". Man werde "weiterhin beobachten, wie sich die Situation in der Realität entwickelt". Russland hatte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj immer wieder vorgeworfen, kein Interesse an Friedensverhandlungen zu haben und den Krieg lieber fortsetzen zu wollen. US-Präsident Donald Trump hatte sich zum Entsetzen anderer westlicher Staaten die russische Argumentation zuletzt zu eigen gemacht. Selenskyj betonte hingegen immer wieder, den Krieg beenden zu wollen. Angesichts der vorläufigen Einstellung der US-Hilfen für die Ukraine fordert die Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner, das ursprünglich noch von der Ampelregierung geplante Hilfspaket für das Land freizugeben. "Jetzt muss endlich der Finanzminister von Herrn Scholz die Vorlage an den Bundestag weitergeben, damit die drei Milliarden, die ja schon lange geplant sind, an Unterstützung für die Ukraine freigegeben werden können", sagte sie bei RTL und ntv. Es gebe keinen Grund mehr, warum diese Vorlage nicht aus dem Finanzministerium an den Bundestag kommen sollte. "Es gab einen Beschluss im Bundestag dazu. Es ist klar, dass wir das wollen. Es gibt Mehrheiten im Bundestag. Das muss jetzt als erstes wirklich heute dem Bundestag zugeleitet werden", sagte Brantner mit Blick auf den EU-Sondergipfel am Donnerstag, der sich mit der Hilfe für die Ukraine befassen wird. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im ukrainischen Parlament, Oleksandr Mereschko, rätselt nach eigenen Angaben noch, was US-Präsident Donald Trump mit der Aussetzung der Militärhilfen erreichen will. "Heute scheint es, dass er sich zunehmend auf die Seite Russlands stellt und versucht, die Ukraine unter Druck zu setzen, damit sie die russischen Forderungen akzeptiert", sagte Mereschko der Nachrichtenagentur AP: "Das sieht schrecklich aus - die schwächere Seite zu zwingen, die Bedingungen des stärkeren Aggressors zu akzeptieren." Kiew hatte schon seit Trumps Amtsantritt befürchtet, dass die US-Hilfe für die Ukraine eingestellt werden könnte. Trump begann Gespräche mit Russland und drängte die Ukraine zur Unterschrift unter einen Vertrag über die Lieferung seltener Erden an die USA und zur Aufnahme von Friedensgesprächen mit Russland. Forderungen Selenskyjs nach Sicherheitsgarantien wies er zurück und verlangte größere Dankbarkeit der Ukraine. Der pensionierte russische General Andrej Kartapolow hat vorausgesagt, der Ukraine werde nach der Aussetzung der US-Lieferungen binnen weniger Monate die Munition ausgehen. "Wir müssen den Druck aufrechterhalten und ihre Stützpunkte und Depots weiterhin mit Präzisionswaffen mit großer Reichweite beschießen, um die Bestände zu zerstören", sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Zwei Tage vor dem EU-Krisengipfel zur Ukraine hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen milliardenschweren "Plan zur Wiederaufrüstung Europas" vorgeschlagen. Der Fünf-Punkte-Plan sieht vor, die EU-Stabilitätskriterien für eine Erhöhung der nationalen Verteidigungsausgaben zu lockern, zudem sind Anreize zur Steigerung der Verteidigungsausgaben vorgesehen, wie von der Leyen in Brüssel sagte. Außerdem soll es einen neuen Fonds im Volumen von 150 Milliarden Euro geben, um die 27 Mitgliedstaaten bei Investitionen in die Verteidigung zu unterstützen. Insgesamt könne Europa so "nahezu 800 Milliarden Euro" mobilisieren, erklärte sie. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig fordert nach der US-Entscheidung, die Militärhilfe für die Ukraine auszusetzen, umfassende Finanzbeschlüsse der angestrebten Koalition aus Union und SPD. "Das bedeutet generell für Deutschland und Europa, dass wir stärker an der Seite der Ukraine stehe müssen als bisher", sagt die SPD-Politikerin zum Auftakt der dritten Sondierungsrunde von Union und SPD. Aber zugleich müsse genug Geld da sein, um die Bundeswehr zu stärken und "um die eigenen Probleme im Land zu lösen, zum Beispiel in der Wirtschaft", sagte Schwesig. Offizielle Reaktionen aus der Ukraine auf die Aussetzung der Militärhilfe durch die USA stehen noch aus, erste Äußerungen aus dem Land schwanken zwischen Ernüchterung und Gelassenheit. Ein Oppositionspolitiker sprach von einem "schmerzhaften Schlag" für die Verteidigungsfähigkeit, Militärexperten versicherten hingegen, zumindest vorerst werde die Maßnahme aus Washington keinen deutlichen Einfluss auf das Kampfgeschehen haben. Frankreich hat die Entscheidung der USA kritisiert, die Militärhilfe für die Ukraine zu stoppen. Dies stärke die Position Russlands und erschwere es, einen Frieden zu erreichen, sagte der französische Europa-Staatssekretär Benjamin Haddad, dem Sender France 2. Grundsätzlich rücke eine Entscheidung, die Waffenlieferungen an die Ukraine auszusetzen, einen Frieden weiter in die Ferne. "Es gibt in diesem Krieg einen Aggressor, nämlich Russland, und die Ukraine hat sich in den vergangenen drei Jahren mutig verteidigt", sagte Haddad. Um einen "dauerhaften Frieden mit starken Sicherheitsgarantien" zu erreichen sei es nötig, "Druck auf Russland auszuüben und nicht auf die Ukraine, wie es schon seit einigen Wochen den Anschein hat", sagte Haddad. Angesichts des Kurswechsels der US-Regierung müsse Europa nun mehr Verantwortung übernehmen. Der EU-Krisengipfel zur Ukraine am Donnerstag werde "historisch und entscheidend sein". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will am Dienstag die Mitgliedsstaaten über die Pläne zur Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie und der militärischen Fähigkeiten unterrichten. "Morgen werde ich die Mitgliedsstaaten per Brief über den Plan zur Wiederbewaffnung Europas informieren", sagte sie am Montag vor der Presse: "Wir brauchen eine massive Verstärkung unserer Verteidigung, das steht außerfrage. Wir wollen dauerhaften Frieden, aber dauerhafter Frieden kann nur auf Stärke aufgebaut werden, und Stärke beginnt damit, dass wir uns selbst stärken." Für Donnerstag ist ein Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel geplant, bei dem es um höhere Ausgaben für die Verteidigung und die Koordinierung der Bemühungen gehen dürfte. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hat die russische Luftabwehr in der Nacht 18 ukrainische Drohnen über den südlichen und westlichen Regionen Russlands abgefangen. Zehn der Drohnen seien über der südlichen Region Rostow zerstört worden, die übrigen über den Regionen Woronesch, Samara, Kursk, Belgorod und Astrachan, teilt das Ministerium auf Telegram mit. Nach Großbritannien und Frankreich hat auch Australien Bereitschaft signalisiert, im Falle einer Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine Friedenstruppen in das angegriffene Land zu entsenden. Seine Regierung sei bereit, die Ukraine zu unterstützen und eine mögliche Friedensmission in Betracht zu ziehen, sagte Premierminister Anthony Albanese vor Journalisten. Nach dem Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj hat Trumps Vizepräsident J.D. Vance sich zuversichtlich geäußert, dass Selenskyj Friedensgesprächen mit Russland zustimmen werde. Zwar habe Selenskyj bei seinem Besuch im Weißen Haus "eine offensichtliche Abneigung" gezeigt, sich am von Trump anvisierten "Friedensprozess" zu beteiligen, sagte Vance in einem Interview mit Fox News, fügte aber an: "Aber ich denke, er wird letztendlich soweit sein". "Er muss das tun", sagte Vance zudem. Auf die Frage, ob Trump weiterhin zu Gesprächen mit Selenskyj bereit sei, sagte Vance: "Präsident Trump hat klar und beständig gesagt, dass die Tür offen ist, sofern Selenskyj bereit ist, ernsthaft über Frieden zu sprechen." Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin hält es für unwahrscheinlich, dass russisch-amerikanischen Verhandlungen über die Ukraine beginnen können, bevor die diplomatischen Vertretungen beider Länder ihre Arbeit wieder voll aufgenommen haben. Dies berichtet die staatliche Nachrichtenagentur RIA. Ein wirtschaftliches Interesse Washingtons an der Zukunft der Ukraine wird dem Land laut US-Vizepräsident J.D. Vance als Sicherheitsgarantie dienen. "Wenn man echte Sicherheitsgarantien will, wenn man wirklich sicherstellen will, dass Wladimir Putin nicht wieder in die Ukraine einmarschiert, dann ist die beste Sicherheitsgarantie, den Amerikanern wirtschaftliche Vorteile in der Zukunft der Ukraine zu verschaffen", sagt Vance im US-Fernsehsender Fox News. "Das ist eine viel bessere Sicherheitsgarantie als 20.000 Truppen aus irgendeinem Land, das seit 30 oder 40 Jahren keinen Krieg mehr geführt hat". Nach Angaben ukrainischer Behörden sind vier Menschen bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa verletzt worden. Zudem sei die Energieinfrastruktur beschädigt worden, berichtet der Gouverneur der Region, Olhe Kiper, auf Telegram. "Es gibt jetzt Stromausfälle in Teilen der Stadt." Der Bürgermeister von Odessa, Hennadij Truchanow, schreibt, zwei der Verletzten seien in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Bei dem Angriff seien auch mehrere Wohnhäuser und zwei private Kindergärten beschädigt worden. Die Wärmeversorgung in den Wohnhäusern funktioniere wieder. US-Präsident Donald Trump hat nach seinem Streit mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sämtliche Militärhilfen für die Ukraine ausgesetzt. Dies sagte ein Beamter des Weißen Hauses, der nicht genannt werden wollte, in der Nacht zum Dienstag. "Der Präsident hat deutlich gemacht, dass es ihm um den Frieden geht. Wir brauchen Partner, die sich ebenfalls für dieses Ziel einsetzen. Wir halten inne und überprüfen unsere Hilfe, um sicherzustellen, dass sie zu einer Lösung beiträgt", sagte der Beamte. Damit bestätigte er vorangegangene Medienberichte. Der US-Fernsehsender Fox News und Bloomberg hatten zuvor unter Bezug auf einen nicht genannten Beamten der Trump-Regierung über eine Pausierung der Militärhilfe berichtet. Demnach werde die Pause so lange dauern, bis Trump feststelle, dass die ukrainische Führung guten Willen zum Frieden zeige. Das Weiße Haus hat bisher keine offiziellen Angaben zum Umfang der betroffenen Militärhilfen oder zur Dauer des einstweiligen Stopps gemacht. Russland lehnt die Idee einer möglichen Entsendung europäischer Friedenstruppen in die Ukraine ab. "Erstens ist die Europäische Union nicht unparteiisch, und Friedenstruppen müssen unparteiisch sein", so Michail Uljanow, Russlands Gesandter bei internationalen Organisationen in Wien auf Telegram. "Und zweitens: Russland ist kategorisch dagegen." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht das Fehlen von Sicherheitsgarantien als einen Hauptgrund für den Einmarsch Russlands in die Ukraine. "Und jetzt, da es keine klaren Sicherheitsgarantien gibt, hält Russland diesen Krieg am Laufen. Die ganze Welt sieht das und die ganze Welt erkennt das", sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ukraine, ganz Europa und Amerika, könnten gemeinsam für Jahrzehnte der Stabilität sorgen. "Um dies zu erreichen, müssen wir konstruktiv sein, zusammenarbeiten, die Vorschläge des anderen ergänzen und die Diplomatie zur Beendigung des Krieges beschleunigen", erklärt Selenskyj. Das ukrainische Parlament stellt sich in einer Erklärung hinter die diplomatischen Bemühungen des ukrainischen Präsidenten. Friedenssichernde Maßnahmen des US-Präsidenten Donald Trump seien "entscheidend" für die Beendigung des Krieges, teilt das Parlament mit. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Russland Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Umgang mit ukrainischen Gefangenen vor. Die Organisation fordert die internationale Gemeinschaft auf, sich für in Russland inhaftierte ukrainische Kriegsgefangene einzusetzen. Die Weltgemeinschaft müsse all ihren Einfluss und sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um Folter und andere Verbrechen zu stoppen, erklärte Amnesty. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Nach Angaben der Organisation werden ukrainische Kriegsgefangene und zivile Gefangene von russischen Behörden gefoltert. Zudem würden sie über längere Zeit ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten, so die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow. In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Rostow hat am Montagabend nach offiziellen Angaben ein ukrainischer Drohnenangriff mehrere Einrichtungen zur Erdölversorgung getroffen. Der "massive" Angriff habe sich gegen den grenznahen Bezirk rund um die Stadt Tschertkowo gerichtet, erklärte Regionalgouverneur Juri Sljusar. Getroffen wurden ihm zufolge eine Anlage der Ölindustrie sowie eine Einrichtung an einer Öl-Pipeline. Das Personal sei evakuiert worden, erklärte der Gouverneur weiter, Opfer habe es keine gegeben. Als Reaktion auf den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj für ein schnelles Ende des Krieges mit Russland und einen akzeptablen Frieden ausgesprochen. "Wir brauchen Frieden, eben einen gerechten, fairen Frieden und keinen endlosen Krieg", sagte das Staatsoberhaupt in seiner abendlichen Videobotschaft. Das Basisszenario sei, die derzeitigen ukrainischen Positionen an der Front zu halten und somit die Voraussetzung für "richtige Diplomatie" zu schaffen. Zuvor hatte Trump Selenskyj in seinem sozialen Netzwerk True Social ein weiteres Mal vorgeworfen, nicht an einem Friedensschluss interessiert zu sein. US-Präsident Donald Trump hat ein weiteres Mal gegen seinen ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj ausgeteilt. "Das ist die schlimmste Aussage, die Selenskyj hätte machen können, und Amerika wird sich das nicht mehr lange gefallen lassen!", erklärte Trump am Montag auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Selenskyj hatte gesagt, er glaube, dass der Krieg noch einige Zeit dauern werde. Eines der Wahlversprechen Trumps lautete, den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden nach seinem Amtsantritt zu beenden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat sich angesichts der aktuellen Entwicklungen mit seinen Kollegen der sogenannten "Group of Five" per Videokonferenz ausgetauscht. Pistorius und die Minister aus Frankreich, Italien, Großbritannien und Polen stimmten sich dabei über die weitere politische und militärische Unterstützung der Ukraine ab, wie das Ministerium in Berlin mitteilt. "Alle sind sich einig, dass diese sich auf die fortgesetzte und breite Unterstützung der Group of Five verlassen kann." Die Treffen im Fünfer-Format wurden nach dem Wahlsieg Trumps eingerichtet. Ziel ist eine Stärkung der europäischen Sicherheit und Verteidigungsbereitschaft. Ein geplantes Rohstoffabkommen zwischen den USA und der Ukraine bietet nach Darstellung der britischen Regierung keine ausreichenden Sicherheitsgarantien für ein etwaiges Friedensabkommen. "Der Rohstoffvertrag allein reicht nicht", sagt Premierminister Keir Starmer vor dem Parlament in London. US-Außenminister Marco Rubio bedankt sich unterdessen einer Sprecherin zufolge bei seinem britischen Kollegen David Lammy, dass die Regierung in London Europa ermuntere, mehr für die eigene Verteidigung auszugeben und einen Frieden im Ukraine-Krieg anzustreben. Der Sicherheitsberater des Weißen Hauses hat die Bemühungen des britischen Premiers Keir Starmer und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron um eine Lösung im Ukraine-Konflikt gelobt. "Wir begrüßen es, dass die Europäer eine Führungsrolle in der europäischen Sicherheit übernehmen", sagte Mike Waltz im Weißen Haus zu Journalisten. Unterdessen dauern die Beratungen über einen europäischen Friedensplan für eine Waffenruhe in der Ukraine der britischen Regierung zufolge an. "Eine Reihe von Ländern und Verbündeten hat ihre Unterstützung zugesagt", sagte Premierminister Keir Starmer am Montag im Parlament. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte der französischen Zeitung Le Figaro gesagt, er habe mit Starmer über eine zunächst einmonatige Waffenruhe "in der Luft, auf See und im Bereich der Energieinfrastruktur" gesprochen. Die Kämpfe an der Front in der Ostukraine wären davon dem Plan zufolge zunächst nicht betroffen. Ein britischer Regierungssprecher sagte dazu, es lägen "verschiedene Optionen auf dem Tisch." Russische Truppen rücken in der Ukraine weiter vor - jedoch seit Jahresbeginn deutlich langsamer. Wie eine Analyse der Nachrichtenagentur AFP von Daten des Instituts für Kriegsstudien (ISW) aus den USA ergab, eroberte Russland im vergangenen Monat 389 Quadratkilometer ukrainischen Boden. Im Januar waren es den Angaben zufolge noch 431 Quadratkilometer gewesen, im Dezember 476 Quadratkilometer und im November 725 Quadratkilometer. Von März 2024 bis Februar 2025 nahm die russische Armee der Analyse zufolge insgesamt 4.500 Quadratkilometer ukrainisches Territorium ein - das entspricht in etwa der fünffachen Fläche von Berlin. Der ehemaligen polnische Gewerkschaftsführer und Staatspräsident Lech Walesa hat sich entsetzt über das Verhalten von US-Präsident Donald Trump gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geäußert. Das Gespräch der beiden Staatschefs im Oval Office habe an die Verhöre der Geheimdienste während der Zeit des Kommunismus erinnert, hieß es am Montag in einem im Onlinedienst Facebook veröffentlichten offenen Brief an Trump. "Wir finden Ihre Erwartung von Respekt und Dankbarkeit für die materielle Hilfe der USA für die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland beleidigend", schreiben Walesa und rund 40 weitere ehemalige Gegner des Kommunismus. Die Dankbarkeit gebühre "den heldenhaften ukrainischen Soldaten, die ihr Blut vergossen haben, um die Werte der freien Welt zu verteidigen". Die Bundesregierung sieht aktuell noch keinen Anlass zu einer Entscheidung in der Frage, ob sich die Bundeswehr bei der Absicherung eines möglichen Waffenstillstands in der Ukraine beteiligen soll. Eine solche Entsendung würde "hohe Anforderungen" stellen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Erforderlich wären ein Mandat des Bundestags sowie ein völkerrechtliches Mandat Vor einem solchen Einsatz müsste genau geprüft werden: "Ist das der richtige Weg, und hat man die Mittel und die Wege, um dort an dieser Stelle diesen Schritt zu gehen?" Ein internationaler Militäreinsatz zur Sicherung eines Waffenstillstands stünde demnach vor großen Herausforderungen. "Wir haben es ja mit einer sehr langen Frontlinie zu tun, bei der einen Waffenstillstand sehr schwierig zu überwachen wäre." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach einer Woche mit mehr als 2.300 russischen Angriffen aus der Luft zu mehr Unterstützung aufgerufen. In der vergangenen Woche habe Russland die Ukraine mit mehr als 1.050 Drohnen, fast 1.300 Gleitbomben und mehr als 20 Raketen und Marschflugkörpern angegriffen, schrieb er auf der Plattform X. Es brauche mehr kollektive Stärke der Welt, um Russland zu zwingen, mit den Attacken aufzuhören. Die Flugabwehr müsse gestärkt, die Armee unterstützt und effektive Sicherheitsgarantien, die eine erneute russische Aggression unmöglich machen, gewährleistet werden. Erst gestern wurden bei einem russischen Drohnenangriff auf einen Kleinbus in der südukrainischen Großstadt Cherson eine Frau getötet und zehn Passagiere teils lebensgefährlich verletzt. Rücktrittsforderungen aus Washington und Schuldzuweisungen des Kreml: Der Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist nach dem Eklat im Weißen Haus nochmals gewachsen. Mehrere US-Republikaner bezeichneten Selenskyj als mögliches Hindernis für eine Friedensvereinbarung mit Moskau und lagen damit auf einer Linie mit dem Kreml, der dem ukrainischen Präsidenten am Montag einen Friedenswillen absprach. Einem Bericht der "New York Times" zufolge hat Donald Trump für den heutigen Montag Beratungen über die Ukraine anberaumt, an denen unter anderen Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth teilnehmen sollen. Bei dem Treffen sollen verschiedene Optionen geprüft und möglicherweise Maßnahmen beschlossen werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter. Zur Diskussion stehe die Aussetzung oder gar Streichung der US-Militärhilfe für die Ukraine. Großbritannien, Frankreich und andere Länder prüfen nach britischen Angaben derzeit mehrere Optionen, um den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu beenden. "Es liegen eindeutig eine Reihe von Optionen auf dem Tisch", sagte ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer auf Fragen der Presse: "Ich werde mich aber nicht auf einen laufenden Kommentar zu den Optionen einlassen." Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron hatten eine zunächst auf einen Monat befristete Waffenruhe vorgeschlagen. Diese soll für Angriffe aus der Luft, von See aus und auf die Energieinfrastruktur gelten. Die Grünen haben Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Jörg Kukies (beide SPD) aufgefordert, rasch einen Beschluss über eine weitere Militärhilfe für die Ukraine im Volumen von drei Milliarden Euro zu ermöglichen. "Der Haushaltsausschuss kann jederzeit zu einer Sondersitzung zusammenkommen", sagte Co-Parteichef Felix Banaszak: "Und ich bin mir sicher, es wird auch Mehrheiten im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages für eine solche Freigabe dieser dringend benötigten drei Milliarden Euro geben." Kanzler und Finanzminister seien aufgefordert, schnellstmöglich eine Vorlage dazu in den Haushaltsausschuss zu geben. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will am Dienstag die Mitgliedsstaaten über die Pläne zur Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie und der militärischen Fähigkeiten unterrichten. "Morgen werde ich die Mitgliedsstaaten per Brief über den Plan zur Wiederbewaffnung Europas informieren", sagt sie vor der Presse: "Wir brauchen eine massive Verstärkung unserer Verteidigung, das steht außerfrage. Wir wollen dauerhaften Frieden, aber dauerhafter Frieden kann nur auf Stärke aufgebaut werden, und Stärke beginnt damit, dass wir uns selbst stärken." Für Donnerstag ist ein Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel geplant, bei dem es um höhere Ausgaben für die Verteidigung und die Koordinierung der Bemühungen gehen dürfte. CDU-Chef Friedrich Merz setzt darauf, dass bis Mittwoch erste Ergebnisse der Sondierungen mit der SPD zu Finanzierungsfragen vorliegen werden. Er hoffe, dass dies bis zu seinem dann geplanten Treffen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Vorfeld des EU-Gipfels der Fall sein werde, sagte Merz in Berlin. Zu der Diskussion über neue Sondervermögen für Bundeswehr, Ukraine-Hilfe und Infrastruktur wollte sich Merz aber nicht konkret äußern. Hier seien "alle Fragen offen", sagte Merz. Union und SPD hätten aus seiner Sicht aber "eine kurzfristige Entscheidung zu treffen, ob es uns gelingt, in den nächsten Tagen noch eine höheres Finanzvolumen für die Streitkräfte zur Verfügung zu stellen." Beide Seiten seien in guten und konstruktiven Gesprächen, aber "noch nicht am Ziel". Der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak hat die Art und Weise kritisiert, in der CDU-Chef Friedrich Merz eine Sondersitzung des Bundestages zur Abstimmung über ein Sondervermögen ins Gespräch brachte. Anstatt Ideen auf diese Art und Weise zu lancieren, sollten Merz und seine Fraktion besser auf die Grünen und auch auf die Linkspartei zugehen. "Vielleicht kann man die CDU mit Basta führen, ein Land regieren kann man so nicht", kritisierte er. Er wiederholte die Position der Grünen, die nicht ein Sondervermögen, sondern eine Reform der Schuldenbremse für den richtigen Weg halten. CDU-Chef Friedrich Merz hat eine Sondersitzung des noch amtierenden Bundestages in der kommenden Woche in Spiel gebracht, bei der über ein neues Sondervermögen entschieden werden könnte. Nach Angaben von Teilnehmern sagte Merz in einer Sitzung des CDU-Vorstands in Berlin, diese Woche werde sich in den Gesprächen mit der SPD entscheiden, ob in der kommenden Woche eine solche Sondersitzung stattfinden werde. Einen Termin für eine Sondersitzung nannte Merz nach den Informationen nicht. Er habe sich zudem nicht dazu geäußert, ob es sich um ein Sondervermögen für Verteidigung oder auch für Infrastruktur handeln könnte. Ein Sondervermögen müsste im Grundgesetz verankert werden, damit die Schuldenbremse nicht angewendet werden muss. Dafür ist im Bundestag allerdings eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, die Union und SPD nicht haben. Im künftigen Bundestag, der sich bis spätestens 25. März konstituieren muss, haben AfD und Linkspartei eine Sperrminorität. Aus diesem Grund ist im Gespräch, die Entscheidung noch kurzfristig mit den Mehrheitsverhältnissen des bisherigen Parlaments zu fällen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die Spitzen von Union und SPD angesichts der Sondierungen für eine neue Bundesregierung über die Entwicklungen nach dem Eklat zwischen den USA und der Ukraine informieren. Der Kanzler habe deshalb für Mittwoch den CDU-Vorsitzenden Merz, die SPD-Chefs Klingbeil und Esken sowie CSU-Landesgruppenchef Dobrindt zu einem Gespräch eingeladen, wie Regierungssprecher Hebestreit mitteilte. Bei dem Termin im Kanzleramt will Scholz demnach unter anderem über die Ukraine-Konferenz am Sonntag in London und den EU-Sondergipfel an diesem Donnerstag in Brüssel informieren. Zu dem EU-Spitzentreffen in Brüssel werde der Bundeskanzler den CDU-Chef aber nicht mitnehmen, bekräftigte Hebestreit. Es gebe ohnehin "eine regelmäßige Konsultation" des Bundeskanzlers mit Merz. So habe Scholz nach dem Eklat zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Staatschef Selenskyj noch am Abend beim CDU-Vorsitzenden angerufen. Eine Studie zu ukrainischen Geflüchteten in Deutschland weist auf Probleme bei der Integration ukrainischer Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt hin. Laut der Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben rund 75 Prozent der hier lebenden Ukrainer einen beruflichen oder einen Hochschulabschluss und fast 90 Prozent Berufserfahrung. Viele brächten zudem Qualifikationen mit, die besonders gefragt sind. Laut der Studie könnte eine Arbeitsmarktintegration daher helfen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit sei hoch: 94 Prozent der noch nicht Erwerbstätigen wollten einer Arbeit nachgehen. Ein Problem sei aber die Anerkennung von Abschlüssen. 73 Prozent gaben an, hier Hilfe zu benötigen. 57 Prozent der geflüchteten ukrainischen Frauen und 50 Prozent der Männer übten derzeit Tätigkeiten aus, die unterhalb des Niveaus ihrer letzten Tätigkeit im Heimatland liegen. Das ukrainische Militär hat Verluste nach einem russischen Raketenschlag gegen einen 100 bis 130 Kilometer von der Front entfernten Truppenübungsplatz im Gebiet Dnipropetrowsk eingeräumt. "Leider gibt es Tote und Verletzte", teilte die Führung der ukrainischen Heeresstreitkräfte auf Facebook mit. Der Angriff fand demnach bereits am Samstag statt. Über die genaue Zahl der Opfer machte das Militär keine Angaben. Zuvor hatten bereits Medien von Verlusten durch den Angriff berichtet. Der Raketenbeschuss sei durch eine russische Beobachtungsdrohne geleitet worden, heißt es aus militärnahen Kreisen. In dem Zusammenhang gab es scharfe Kritik am Aufbau der Flugabwehr in der Einheit, da diese Drohne nicht abgefangen worden war. Dieser Kritik schloss sich nun auch Heereschef Mychajlo Drapatyj an. Die Verantwortlichen würden schwer bestraft, versprach er. Der frühere Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, hält ein von den USA ausgehandeltes Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland auch nach dem Eklat im Weißen Haus nicht für ausgeschlossen. Dafür habe US-Präsident Trump einen Waffenstillstand "zu sehr in den Mittelpunkt seiner Außenpolitik gerückt", schrieb Kuleba in einem Gastbeitrag für die "New York Times". "Gefangen in seinem eigenen Ehrgeiz sehnt sich Trump nach schnellem Erfolg", hieß es in dem Beitrag. Das Beharren des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf Sicherheitsgarantien habe diesem Ziel bei dem Treffen mit Trump im Weg gestanden. Doch auch die Ukraine sei an einem Abkommen interessiert: "Sie will nur nicht durch die Friedensbedingungen zerstört werden." Sebastian Coe, der sich bei der IOC-Session in Athen vom 18. bis 21. März zum Nachfolger von Thomas Bach wählen lassen will, zeigt sich offen für eine Rückkehr Russlands in den Weltsport - vorausgesetzt der Krieg gegen die Ukraine endet. Sollte es zu einer politischen Einigung kommen, würde der Kandidat für die IOC-Präsidentschaft wieder mit dem russischen Präsidenten Putin reden. "Unser Anspruch muss sein, dass Sportnationen nicht draußen bleiben", sagte Coe der FAZ: "Die Welt ist nicht perfekt." Man könne sich "diese Leute ja nicht aussuchen". Das IOC hatte das russische NOK nach dem Überfall auf die Ukraine vor drei Jahren ausgeschlossen. Coe hatte als Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes bisher stets eine harte Linie gegenüber Russland vertreten und das Motto ausgegeben: Erst wenn sich Putin komplett aus der Ukraine zurückzieht, sei eine Rückkehr denkbar. Nun weicht der Brite diese Haltung offenbar auf. Der schwedische Rüstungskonzern Saab hat nach eigenen Angaben von der Bundeswehr einen Auftrag zur Modernisierung und Wartung des Marschflugkörpers Taurus KEPD 350 erhalten. Der Auftrag habe ein Volumen von 1,7 Milliarden Schwedischen Kronen (rund 152 Millionen Euro), wie Saab mitteilte. Die Vereinbarung laufe von 2025 bis 2035. Saab habe den Auftrag des Beschaffungsamtes der Bundeswehr von dem Unternehmen Taurus Systems erhalten, einem Joint Venture von Saab und dem deutschen Rüstungsunternehmen MBDA. Die Ukraine hat im Krieg mit Russland Interesse an Lieferungen des Marschflugkörpers Taurus angemeldet. Bundeskanzler Olaf Scholz hat dies abgelehnt. Russlands Regierung hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Schuld für die Eskalation des Gesprächs mit US-Präsident Donald Trump am Freitag im Weißen Haus zugewiesen. Es handele sich um ein "sagen wir mal, noch nie dagewesenes Ereignis", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bei einer Pressekonferenz in Moskau. Selenskyj habe dabei "in vielerlei Hinsicht einen womöglich völligen Mangel an diplomatischen Fähigkeiten gezeigt". Der Vorfall verdeutliche, "wie schwierig es sein wird, den Weg zu einer Lösung in der Ukraine zu finden", fügte Peskow hinzu. Der Kreml-Sprecher warf dem ukrainischen Präsidenten vor, keinen Frieden zu wollen. "Jemand muss Selenskyj zwingen, seine Meinung zu ändern", sagte Peskow. In dieser Situation würden die Bemühungen von Washington und Moskau allein nicht ausreichen, um den Krieg zu beenden, so Peskow. Selenskyj sei nicht bereit, sich mit der realen Lage abzufinden. Russland sieht in dem Treffen europäischer Staats- und Regierungschefs am Wochenende in London keinen Beitrag zu einer friedlichen Lösung des Konflikts. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow erklärte in Moskau, die dort der Ukraine gemachten Zusagen weiterer Finanzhilfen würden nur den Krieg verlängern. Aus russischer Sicht wäre es dagegen entscheidend, den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu einer Änderung seiner Haltung zu zwingen, so Peskow. Weiter sagte er, der Eklat im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump und Selenskyj zeige, dass die Einigkeit des Westens brüchig werde. Ein Teil des Westens wolle den Krieg fortsetzen, so Peskow. Großbritannien hat eine Einigung mit Frankreich über einen Plan für eine einmonatige Waffenruhe in der Ukraine dementiert. "Es gibt noch keine Einigung darüber, wie eine Waffenruhe aussehen soll", sagte der britische Verteidigungs-Staatssekretär Luke Pollard dem Times Radio. "Aber wir arbeiten mit Frankreich und unseren europäischen Verbündeten zusammen, um herauszufinden, auf welchem Weg wir einen dauerhaften und beständigen Frieden in der Ukraine schaffen können", fügte er hinzu. Ein weiterer britischer Regierungsvertreter sagte, es lägen "verschiedene Optionen auf dem Tisch". Ein gemeinsamer Vorstoß zu einer einmonatigen Waffenruhe sei aber noch nicht vereinbart worden. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte am Sonntag nach dem Ukraine-Gipfel in London gesagt, dass er zusammen mit dem britischen Premierminister Keir Starmer eine einmonatige Waffenruhe vorschlage. Die Feuerpause zwischen Russland und der Ukraine solle "in der Luft, auf den Meeren und bei der Energieinfrastruktur" gelten, sagte Macron der Zeitung "Le Figaro". Mehr als die Hälfte der vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohenen Ukrainer plant einer neu veröffentlichten Studie zufolge, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Mögliche Rückkehrpläne hängen demnach bei vielen stark vom Ende des Krieges (90 Prozent) und der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine (60 Prozent) ab. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und des Sozio-oekonomischen Panels hervor. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind mehr als eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland geflohen. Für die Studie waren zwischen Juli 2023 und Januar 2024 rund 3.400 Menschen befragt worden. Angesichts des drastischen Kurswechsels der USA im Ukraine-Konflikt sieht der Sicherheitsexperte Carlo Masala die einzige Alternative in einer Unabhängigkeit Europas. "Letzten Endes ist das die einzige Alternative, die Europa hat, unabhängig zu werden", sagte der Professor an der Universität der Bundeswehr München im Deutschlandfunk. In dieser Unabhängigkeit könne man aber auch anschlussfähig bleiben. "Die USA werden auf absehbare Zeit kein verlässlicher Werte- und Interessenspartner sein, aber sie werden sicherlich in dem einen oder anderen Fall mit uns mehr Interessen haben als mit anderen", sagte Masala. Eine Äquidistanz der USA zu Europa und zu Russland sieht Masala nicht. US-Präsident Trump gehe schon ins Team von Wladimir Putin. Für die Europäer bedeute dies, dass in der neuen Weltordnung, die sich jetzt abzeichne, "wir ohne eine Bündelung unserer eigenen Macht, ohne dass wir in der Lage sind, uns selbst zu verteidigen, ohne dass wir neue Partner suchen im Globalen Süden, dass wir dort an Relevanz und Bedeutung verlieren werden, dass wir dann eher zum Spielball der Interessen anderer werden, als zum Gestalter unserer eigenen Zukunft". Der außenpolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament, Michael Gahler (CDU), geht davon aus, dass auch der voraussichtlich neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu den Politikern gehören wird, deren Ziel es ist, ein mögliches Friedensabkommen mit der Ukraine zu verteidigen. Gahler sagte rbb24 Inforadio: "Ich bin überzeugt, dass sich Merz natürlich in die Koalition der Willigen einbringen wird." Deutschland werde im Rahmen seiner Größe und Bedeutung Beiträge leisten "und sich nicht hinter Polen, dem Baltikum, den nordischen Staaten, Großbritannien und Frankreich verstecken". Hintergrund ist der Friedensplan, den der britische Premierminister Starmer und der französische Präsident Macron gemeinsam mit der Ukraine erarbeiten wollen. Als ersten Schritt schlagen sie eine vierwöchige Waffenruhe vor. Sie soll Raum für diplomatische Lösungen schaffen. Um ein mögliches Abkommen zu verteidigen, warb der britische Premier für eine sogenannte "Koalition der Willigen". Linken-Ko-Parteichefin Ines Schwerdtner hat es als "schwierig" bezeichnet, dass erwogen werde, noch im bestehenden Bundestag über ein Bundeswehr-Sondervermögen und Hilfen für die Ukraine abzustimmen. "Wir haben jetzt neue Mehrheitsverhältnisse", betonte sie im Deutschlandfunk. Aus ihrer Sicht wäre eine Abschaffung oder zumindest eine Reform der Schuldenbremse nachhaltiger. Die Linke wolle im neuen Bundestag "ganz regulär" die Schuldenbremse angehen. "Das ist der beste Kompromiss, den man machen kann", so Schwerdtner. Die Linke sei nicht bereit, einfach so für eine weitere Aufrüstung zu stimmen, so Schwerdtner. Erst müsse die Bundesregierung erklären, wohin die 100 Milliarden aus dem bisherigen Sondervermögen geflossen seien und warum Deutschland immer noch nicht verteidigungsfähig sei. Wohl aber sei man zur Unterstütung für Infrastrukturprojekte in der Ukraine bereit, für zivile Unterstützung und einen Schuldenschnitt für das Land. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Serpil Midyatli hat mit Blick auf den schwindenden Rückhalt aus den USA für die Ukraine und die Sondierungen in Berlin bekräftigt, dass die Regierungsbildung schnell vorangehen müsse: "Da sehe ich, dass alle ein großes Interesse haben. In erster Linie finde ich es gut, und das haben ja gestern auch noch einmal die Regierungschefs gezeigt, dass Europa total vereint zusammen steht und eine klare Haltung hat." Midyatli plädierte im Gespräch mit dem BR erneut für eine Reform der Schuldenbremse: "Wir wissen schon lange, dass wir schon weiteren Investitionsbedarf dort haben. Deswegen ist klar, dass wir hier auch gemeinsam zu einer Lösung kommen müssen." Dass das "alles gerade schwierig ist", sei allen bewusst. Der Folkrock-Star Neil Young plant ein Konzert in der Ukraine. Der europäische Teil seiner Welttournee werde dort mit einem "kostenlosen Konzert für alle" eröffnet, teilte der kanadische Musiker auf seiner Webseite mit. Man sei gegenwärtig in Gesprächen zur Planung. Details zum Termin gab es zunächst nicht. Dem Musikmagazin "Rolling Stone" zufolge wäre es das erste Konzert für Young in der Ukraine. Young, der zu den erfolgreichsten Musikern seiner Generation gehört, macht sich seit dem russischen Einmarsch regelmäßig für das Land stark. Er ist außerdem ein scharfer Kritiker Donald Trumps. Unionsfraktionsvize Johann Wadephul hat die Absicht von CDU und CSU bekräftigt, noch mit dem alten Bundestag eine weitere Finanzierung von Verteidigungsausgaben und Ukraine-Hilfen auf den Weg zu bringen. "Wir dürfen jetzt nicht Zeit verlieren, bis der neue Bundestag sich konstituiert hat", sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Das werde noch einige Wochen dauern. "Diese Wochen hat die Ukraine nicht, diese Wochen hat die freie Welt nicht. Deutschland muss sich jetzt schnell sortieren, Deutschland muss sich handlungsfähig zeigen", sagte Wadephul. Deutschland müsse jetzt in Europa eine Führungsrolle einnehmen. "Wir sind dazu bereit und wir hören viele Stimmen, auch von den Grünen und von der FDP, dass es dort die Bereitschaft und die Erkenntnis gibt, das auch zu unterstützen", sagte Wadephul. Im Gespräch ist ein neues, größeres schuldenfinanziertes Sondervermögen nach dem Vorbild des 100-Milliarden-Topfes für die Bundeswehr kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Wadephul unterstrich jedoch die "skeptische Position" seiner Fraktion gegenüber Änderungen an der Schuldenbremse. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Olexii Makeiew, hat nach dem Eklat zwischen Präsident Selenskyj und Donald Trump Kritik am US-Präsidenten vermieden. "Ich spreche über Inhalte", sagte er im ZDF auf die Frage nach einer Bewertung des von Trump abgebrochenen Gesprächs mit Selenskyj: "Wir alle brauchen Donald Trump und die Vereinigten Staaten." Die USA würden als Verbündeter gebraucht und nicht als Vermittler, sagte er mit Blick auf die Haltung von Trump, der sich eher als Vermittler sieht und nicht von Russland als Aggressor spricht. Auf die Frage, ob sich Selenskyj bei Trump entschuldigen sollte, antwortet der Botschafter ausweichend: "Die diplomatischen Gespräche werden weiterlaufen." Auf die Frage, ob Europa US-Hilfen ersetzen könnte, erklärte er: "Ich bin mir sicher, dass Europa sehr viel mehr tun kann, aber die Amerikaner brauchen wir mit am Tisch." Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht 46 von 83 russischen Drohnen abgeschossen. Weitere 31 Drohnen hätten ihr Ziel verfehlt, teilte das Militär mit. Vermutlich seien sie durch elektronische Störsignale vom Kurs abgekommen. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat Medienberichten zufolge eine Aussetzung aller Cyber-Einsätze gegen Russland angeordnet. Die Maßnahme sei Teil einer allgemeinen Neubewertung der US-Operationen gegen Moskau, berichtete die "New York Times". Die Dauer und das Ausmaß der Maßnahme waren zunächst unklar. Das Pentagon lehnte eine Stellungnahme ab. US-Präsident Donald Trump drängt auf Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine und näherte sich dabei Moskau an. Er stellt sich als Vermittler zwischen Präsident Putin und dem ukrainischen Staatschef Selenskyj dar, ließ zuletzt aber die Ukraine und die Europäer außen vor. Bei einem Besuch von Selenskyj am Freitag in Washington kam es zu einem Eklat: Trump und Vizepräsident J.D. Vance warfen Selenskyj fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe vor. Trump drohte mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem "Deal" mit Russland zustimmen. US-Präsident Donald Trump hat Kritik an seiner Annäherung zu Russland zurückgewiesen und die verbreiteten Sorgen mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin als übertrieben abgetan. "Wir sollten weniger Zeit damit verbringen, uns wegen Putin Sorgen zu machen und mehr Zeit damit, uns wegen Vergewaltiger-Banden von Migranten, Drogenbaronen, Mördern und Menschen aus psychiatrischen Einrichtungen zu sorgen, die in unser Land kommen - damit wir nicht wie Europa enden!", schrieb er in der Nacht in seinem Onlinedienst Truth Social. Außenminister Rubio verteidigte das Verhalten von Trump und Vizepräsident Vance gegenüber Wolodymyr Selenskyj beim Eklat im Weißen Haus. Selenskyj sei es gewesen, der das Treffen zum Scheitern gebracht habe. Man sei aber bereit, die Gespräche wieder aufzunehmen, wenn Kiew zum Frieden bereit sei. Nach dem Eklat mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine große Wertschätzung für die Hilfe der USA im Abwehrkrieg gegen Russland betont. "Natürlich wissen wir um die Bedeutung Amerikas, und wir sind dankbar für die ganze Unterstützung, die wir von den Vereinigten Staaten erhalten haben", sagte Selenskyj in einer nach dem Gipfel in London veröffentlichten Video-Botschaft. Er fügte hinzu: "Es gab keinen Tag, an dem wir keine Dankbarkeit empfunden haben. Es ist Dankbarkeit für die Erhaltung unserer Unabhängigkeit - unsere Widerstandsfähigkeit in der Ukraine beruht auf dem, was unsere Partner für uns tun - und für ihre eigene Sicherheit." Selenskyj sagte in seiner Video-Botschaft weiter: "Was wir brauchen, ist Frieden, nicht endloser Krieg. Und deshalb sagen wir, dass Sicherheitsgarantien der Schlüssel dazu sind". Das sei auch die "Position von ganz Europa". Man werde nun nochmals mit den europäischen Verbündeten "unsere gemeinsamen Positionen festlegen - was wir erreichen wollen und was nicht verhandelbar ist". Anschließend solle dies "unseren Partnern in den Vereinigten Staaten vorgelegt werden". Zu einer Zusage für Sicherheitsgarantien hatte sich Trump bislang nicht bewegen lassen. Der einflussreiche russische Parlamentarier Konstantin Kossatschow hat das Gipfeltreffen zur Ukraine in London auf Telegram als "verzweifelten Versuch" bezeichnet, das "Scheitern einer zehnjährigen Politik der Aufstachelung der Ukraine gegen Russland durch Großbritannien und bis vor kurzem auch durch die Vereinigten Staaten als Erfolg auszugeben". Europa habe keinen Plan. Der Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des russischen Unterhauses, Leonid Slutsky, schrieb dazu, das Treffen in London werde Selenskyjs Position nicht retten. Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew, jetzt ein hoher Sicherheitsbeamter, hatte das Londoner Treffen auf X bereits als "beschämenden Anblick" abgetan, bevor es zu Ende war. Es habe sich um einen "Hexenzirkel" gehandelt, "um den Nazi-Nobodys in Kiew die Treue zu schwören". Die Ukraine ist nach Angaben ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereit zur Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens mit den USA. "Das vorliegende Abkommen wird unterzeichnet, wenn die Parteien dazu bereit sind", sagte er mehreren britischen Medien nach einem europäischen Krisengipfel zur Ukraine in London. Es sei die Politik der Ukraine, "das fortzusetzen, was in der Vergangenheit geschehen ist, wir sind konstruktiv". Die Unterzeichnung des Abkommens, das einen Schritt zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sein sollte, war am Freitag geplatzt, als es im Weißen Haus zu einem Eklat kam. Ein Parteifreund von US-Präsident Donald Trump zeigt Verständnis für die schwierige Lage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und kritisiert zugleich Kremlchef Wladimir Putin mit harschen Worten. Russlands Präsident sei ein Diktator und "KGB-Schurke, der seine politischen Gegner ermordet", sagte der republikanische Senator James Lankford beim US-Sender NBC. Selenskyj sei "zu Recht besorgt darüber, dass Putin jedes einzelne Abkommen, das er jemals unterzeichnet hat, gebrochen hat und man ihm nicht trauen kann". Lankford bekräftigte, dass die USA der Ukraine nicht den Rücken kehren würden. Gleichzeitig sagte er, dass sich der Krieg in einer "Pattsituation" befinde. Die Kämpfe hätten mittlerweile den Charakter eines Stellungskriegs angenommen, ähnlich wie im Ersten Weltkrieg. Daher sei es "am besten, zumindest eine Pause" zu erreichen. US-Präsident Donald Trump verfolge das Ziel, beide Seiten an den Verhandlungstisch zu bringen, um "irgendeine Art Lösung zu finden, die möglicherweise wie Nord- und Südkorea aussieht". Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter hat die Ergebnisse des europäischen Ukraine-Gipfels in London als unzureichend kritisiert. "Es ist gut, dass Großbritannien und Frankreich einen Plan für eine Waffenruhe in der Ukraine ausarbeiten wollen. Aber das wird nicht reichen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es braucht dringend ein großes Hilfspaket für die Ukraine, zur Finanzierung sollten die eingefroren russischen Mittel – über 200 Milliarden Euro – beschlagnahmt werden", fuhr Hofreiter fort. "Und es braucht belastbare europäische Sicherheitsgarantien für die Ukraine." Auf dem roten Teppich der 97. Oscar-Verleihung sind die ersten politischen Statements für die Ukraine aufgetaucht. Inmitten der edlen Roben und Anzüge der Filmstars fanden sich kleine Symbole des Protests. So hat etwa der "Konklave"-Autor Peter Straughan seine Unterstützung für die Ukraine mit einem Anstecker auf seinem Anzug demonstriert, der die Flagge des Landes zeigte. "Nur um zu sagen, dass wir der Ukraine nicht den Rücken kehren sollten", sagte Straughan der Zeitschrift "Variety". Nach dem beispiellosen Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump sowie seinem Stellvertreter J.D. Vance und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus war Straughan nicht der einzige, der mit der Anstecknadel seine Solidarität für die Ukraine bekundete. Das Team hinter dem für den besten Dokumentarfilm nominierten Film "Porcelain War", der die Geschichte ukrainischer Künstler erzählt, die ihre Pinsel gegen Waffen tauschten, um gegen die russische Invasion zu kämpfen, trug ebenfalls Anstecker mit der ukrainischen Flagge. Das russische Militär hat am Abend erneut Drohnen-Schwärme zu Zielen in der Ukraine gestartet. Nach ukrainischen Medienberichten und nach Angaben der Flugabwehr wurden die Drohnen-Verbände über verschiedenen Landesteilen gesichtet. Die genauen Ziele waren einmal mehr nicht erkennbar. In jüngster Zeit ging das russische Militär dazu über, zahlreiche sogenannte Köder-Drohnen einzusetzen. Diese unbemannten Fluggeräte fliegen ohne Sprengsätze, einfach nur, um die ukrainische Flugabwehr zu überlasten und zur Verschwendung wertvoller Munition zu zwingen. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Entwicklungen, Reaktionen und Nachrichten zum Russland-Ukraine-Krieg vom 3. bis 9. März im Rückblick. | [
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"Russland-Ukraine-Krieg"
] | deutschland-welt | 2025-03-09T23:02:30.016+00:00 | 2025-03-10T07:39:36.868448+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/russland-ukraine-krieg-im-news-ticker-kw-9,Udhm4sQ |
Neugeborenes ausgesetzt: Mutter in Traunstein vor Gericht | Ein neugeborenes Mädchen, ausgesetzt auf dem Hinterhof-Parkplatz eines Hotels: Der Fall erregte Anfang März in der Region Rosenheim Aufsehen. Am Mittwoch hat am Landgericht Traunstein der Prozess gegen die 27-jährige Mutter begonnen. Der Vorwurf lautet: Aussetzung und gefährliche Körperverletzung. Die Angeklagte ließ über ihren Verteidiger ein Geständnis verlesen. Demnach habe sie ihr Kind allein zu Hause geboren und es anschließend aus Verzweiflung ausgesetzt. Die 27-Jährige habe Angst gehabt, dass ihre Schwangerschaft bekannt werden könnte. Denn sie habe schon zwei Kinder geboren und zur Adoption freigegeben. Noch am Tag der Aussetzung habe sie im Internet nach Babyklappen recherchiert. Doch im Raum Rosenheim habe es keine gegeben. Sie habe daher keinen anderen Ausweg gewusst, als das Kind auszusetzen - und sie bedauere die Tat. Fragen beantwortete die Angeklagte nicht. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, den Tod des Kindes in Kauf genommen zu haben: Anfang März waren die Temperaturen niedrig. Das Kind war aber nur in ein dünnes Kleidchen und einen Schal gewickelt. Außerdem war nicht klar, wann das Kind gefunden wird: Das kleine Mädchen lag in einer Tüte. Ein Hotelgast war durch Geräusche auf das Kind aufmerksam geworden. Nach Einschätzung der Geschäftsführerin des Hotels war das ein großes Glück: An dem Ort, an dem das Kind ausgesetzt wurde, kämen nicht oft Menschen vorbei. Nach Aussage einer Notfallsanitäterin war das Kind unterkühlt, als die Rettungskräfte eintrafen. Die Lippen waren schon leicht bläulich und der Säugling atmete schnell. Die Polizei konnte die Mutter mithilfe von Überwachungskameras ermitteln. Die Beamten hatten ein paar Tage nach der Tat bekannt gegeben, dass sich der Zustand des Säuglings stabilisiert habe. Laut dem zuständigen Jugendamt in Rosenheim ist das Kind inzwischen gut versorgt. Mit dem Urteil im Prozess gegen die Mutter wird am 11. Oktober gerechnet. Als Reaktion auf den Fall hat der Stadtrat von Rosenheim beschlossen, eine Babyklappe einzurichten. Diese ist laut den RoMed Kliniken ab Anfang November einsatzbereit. In einer Babyklappe befindet sich ein Bett, in das Mütter in Not ihr Baby legen können. Wird ein Kind abgegeben, aktiviert das einen Sensor. Nach drei Minuten ertönt beim Klinikpersonal ein Alarm. An der Babyklappe gibt es keine Überwachungskamera. Die Frauen, die ihr Kind dort abgeben, bleiben also anonym. Die Tat erinnert an einen Fall aus dem Nachbarlandkreis Traunstein. Auf einem Wanderparkplatz südlich von Ruhpolding war Anfang Dezember 2022 ein toter Säugling gefunden worden. Auch am Klinikum Traunstein wurde daraufhin eine Babyklappe eingerichtet. Sie liegt von außen gut zugänglich, aber mit Sichtschutz und ebenerdig in der Nähe der Notaufnahme. In der Babyklappe sei zudem Informationsmaterial hinterlegt, um den Frauen den Kontakt zu Anlauf- und Hilfestellen zu erleichtern, heißt es vom Klinikum. "Auch für den Fall, dass die Mutter es sich nach der Abgabe generell anders überlegen sollte, kann sie über die angegebenen Kontakte Unterstützung erhalten", sagte der Chefarzt der Traunsteiner Kinderklinik, Gerhard Wolf, im Juni gegenüber dem BR. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Lisa Westhäußer | Der Fall hatte im März die Region um Rosenheim bewegt: Jetzt hat am Landgericht Traunstein der Prozess gegen eine Frau begonnen, die ihr Baby auf einem Parkplatz ausgesetzt hatte. Gleich am ersten Prozesstag nannte sie über ihren Anwalt den Grund. | [
"Ruhpolding",
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"Oberbayern"
] | bayern | 2023-10-04T15:43:34.519777+00:00 | 2023-10-04T16:50:30.622348+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/neugeborenes-ausgesetzt-mutter-in-traunstein-vor-gericht,TrjB9QI |
Türkei: Wahllokale zu – bisher widersprüchliche Meldungen | Über das künftige Staatsoberhaupt der Türkei wird aller Voraussicht nach in einer Stichwahl entschieden. Beim Stand von rund 95 Prozent der ausgezählten Wahlurnen im Inland und rund 37 Prozent im Ausland liege Erdoğan bei 49,49 Prozent der Stimmen, sagte der Chef Wahlbehörde, Ahmet Yener, in Ankara am Montagmorgen. Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu kam demnach auf 44,79 Prozent. Beide verfehlten damit die absolute Mehrheit von 50 Prozent. Letzte Stimmen werden noch ausgezählt. Vertreter von Opposition und Regierung überzogen sich noch während der laufenden Auszählung gegenseitig mit Vorwürfen, etwa der Sabotage. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wäre die Stichwahl zwischen den beiden Politikern am 28. Mai. Erdoğan sagte in der Nacht vor Anhängern in der Hauptstadt Ankara, er werde die Entscheidung der Nation respektieren, sollte es zu einer Stichwahl kommen. "Wir wissen noch nicht, ob die Wahlen in der ersten Runde beendet wurden... Wenn sich unsere Nation für eine zweite Runde entschieden hat, ist das auch willkommen", sagte er und verwies auf Stimmen von Türkinnen und Türken im Ausland, die noch gezählt werden müssten. In dieser Gruppe hatte er 2018 etwa 60 Prozent Zustimmung erhalten. CHP-Politiker Kılıçdaroğlu, der von einem Sechs-Parteien-Bündnis unterstützt wurde, erklärte: "Wir werden die zweite Runde absolut gewinnen... und Demokratie bringen." Erdoğan habe das Vertrauen des Landes verloren. Die Opposition warf Erdoğans islamisch-konservativer Regierungspartei "taktische Manöver" bei der Stimmauszählung vor. Die AKP Erdoğans lege bewusst Einspruch gegen die Ergebnisse in Hochburgen der Opposition ein. Dadurch werde die Auszählung langsamer gemacht, und das Ergebnis falle zunächst zugunsten der Regierung aus, hieß es am späten Abend. Der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener sagte, es gebe keine Probleme bei der Wahlbehörde. Beide Seiten riefen ihre Wahlbeobachter auf, bis zum Schluss an den Urnen zu bleiben. ARD-Korrespondentin Katharina Willinger sprach von einem "Krieg der Zahlen". Der Kandidat eines ultranationalistischen Parteienbündnisses, Sinan Oğan, lag laut Anadolu bei rund 5,3 Prozent. Muharrem Ince von der Vaterlandspartei hatte seine Kandidatur kurz vor der Wahl zurückgezogen, seine Name stand aber noch auf den Stimmzetteln. Er lag vorläufig bei 0,5 Prozent. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, ist die große Frage, ob die beiden Kandidaten eine Wahlempfehlung für Erdoğan oder Kılıçdaroğlu aussprechen. Oğan sprach im türkischen Fernsehen von "schwierigen Tagen", die der Türkei bevorstehen könnten. AFP-Journalisten beobachteten am Abend Freudenfeiern von Anhängern Erdoğans vor der Zentrale seiner Partei AKP in Ankara. Vor der Zentrale der sozialdemokratischen Oppositionspartei CHP ebenfalls in Ankara versammelten sich Anhänger von Kılıçdaroğlu und riefen Slogans. Seit der Einführung eines Präsidialsystems vor fünf Jahren hat Erdoğan so viel Macht wie noch nie und kann weitestgehend am Parlament vorbei regieren. Kritiker befürchten, dass das Land vollends in die Autokratie abgleiten könnte, sollte er erneut gewinnen. Die Wahl gilt deshalb als richtungsweisend und wegen der zu erwartenden innen- und außenpolitischen Auswirkungen als eine der wichtigsten in diesem Jahr. Einer Kurdenorganisation zufolge soll es "viele Wahlmanipulationen in kleinerem Umfang" gegeben haben. So sei etwa vielerorts gemeldet worden, dass Wahlzettel bereits gestempelt gewesen seien, als sie verteilt wurden, erklärte das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, Civaka Azad, mit Sitz in Berlin. Auch ungültige Zettel wurden demnach verteilt. Die Zeitung "Cumhuriyet" twitterte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Wahlstempel offenbar von ein und derselben Person abgestempelt werden. Unabhängig bestätigen lassen sich die Berichte nicht. Zudem sind Wahlbeobachter aus Deutschland nach Angaben von Linken-Chefin Janine Wissler an ihrem Einsatz gehindert worden. Einige Beobachter einer Delegation der Linken seien durch bewaffnete Polizisten am Betreten der Wahlbüros gehindert worden, sagte Wissler AFP. Die in den kurdisch geprägten Gebieten im Osten des Landes eingesetzten Beobachter aus Deutschland berichteten generell von einer hohen Präsenz bewaffneter Polizisten und Soldaten. Hakan Taş, Wahlbeobachter im Auftrag der Linken, erklärte, dass nicht nur deutschen, sondern auch türkischen unabhängigen Wahlbeobachtern der Zutritt zu Wahlbüros verweigert wurde. Alleine die Opposition stellte laut ARD-Informationen mehr als eine halbe Million Beobachter. Unterdessen wurde gemeldet, dass die Website der Tageszeitung "Sözcü" Ziel eines Cyberangriffs wurde. Die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, berichtete von einem DDos-Angriff auf die Server der oppositionsnahen Zeitung als Ursache. Dabei überrollen Angreifer die Server ihrer Opfer mit einer Flut von Datenanfragen, um diese lahmzulegen. Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei waren etwa 64 Millionen Menschen am Sonntag aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahllokale schlossen um 17.00 Uhr Ortszeit. Den meisten vor der Wahl veröffentlichten Umfragen zufolge lag Kılıçdaroğlu in der Gunst der Wähler vorne. Grünen-Chef Omid Nouripour sagte am Sonntagabend, er hoffe auf eine Abwahl des türkischen Präsidenten. Im TV-Sender "Welt" sagte Nouripour, eine Niederlage Erdoğan könne einen großen Schritt zu mehr Rechtstaatlichkeit und zu einer besseren Einhaltung der Menschenrechte in der Türkei bedeuten. "Da gab es in den letzten Jahren einen Trend ganz weit weg davon. Das war erschreckend", fügte er hinzu. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte auf phoenix, sie wünsche sich für die Türkei einen "Wechsel und politischen Wandel". Die Wahl bedeute nicht nur für die Menschen in der Türkei viel, auch für diejenigen in Deutschland mit türkischen Wurzeln. Sollte Erdoğan an der Macht bleiben, wäre das in ihren Augen eine Enttäuschung für alle, die glauben, dass die Türkei einen anderen Weg gehen könne. Im Fall des Sieges der Opposition müsse man die Politik der neuen Regierung unterstützen und dann müsse man auch sagen: "Wir helfen den Menschen in der Türkei". Janine Wissler von den Linken betonte, sie hoffe, dass die "Ära Erdoğan endet". Mit Informationen von AFP, dpa, AP Präsidenten- und Parlamentswahl in der Türkei Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | Claudia Steiner | Es ist noch immer ein Kampf um Zahlen: Über das neue Staatsoberhaupt der Türkei wird aller Voraussicht nach in einer Stichwahl entschieden. Nach vorläufigen Zahlen kamen weder Präsident Erdoğan noch Oppositionskandidat Kılıçdaroğlu über 50 Prozent. | [
"Parlaments- und Präsidentschaftswahl",
"Kemal Kılıçdaroğlu",
"Recep Tayyip Erdogan",
" Türkei"
] | deutschland-welt | 2023-05-15T07:24:29.508+00:00 | 2023-05-15T07:28:18.43163+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/tuerkei-wahllokale-zu-bisher-widerspruechliche-meldungen,TeEpbgu |
Brände und Leichenfund in Altdorf: Hunde suchen vermisste Frau | Eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche und eine vermisste Frau: Die Polizei in Mittelfranken versucht, nach einem Großeinsatz am Sonntagnachmittag die Hintergründe des bisher rätselhaften Falls zu klären. Auch am Montag suchten die Einsatzkräfte weiter nach einer 82-jährigen Frau. Dabei setzen die Beamten auch Leichenspürhunde ein, berichtete eine Polizeisprecherin dem BR. Ob es sich bei dem Toten, den Spezialeinsatzkräfte am Sonntagabend in einem ausgebrannten Gartenhaus entdeckt hatten, um den Grundstückseigentümer und Ehemann der Vermissten handelt, steht noch nicht fest. Bislang gehen die Ermittler aber davon aus, dass es die Leiche des 88-Jährigen ist. Eine für Montag angesetzte Obduktion soll die Identität zweifelsfrei klären. Die Hintergründe des Falls sind immer noch unklar. Die Feuerwehr wurde am Sonntagnachmittag zu einem Brand auf dem Grundstück in Altdorf gerufen. Dort wurden die Einsatzkräfte aber von einem Mann, wahrscheinlich dem 88-jährigen Grundstückseigentümer, mit einer Schusswaffe bedroht. Daraufhin verständigten die Feuerwehrleute die Polizei, die das Grundstück, auf dem mehrere Brandherde ausgemacht wurden, abriegelte. Auch die A3 wurde über mehrere Stunden komplett gesperrt. Es dauerte auch mehrere Stunden bis sich die Spezialeinsatzkräfte der Polizei Zugang zu dem Gelände verschaffen konnten. In einem abgebrannten Gartenhaus fanden die Beamten schließlich eine Leiche und direkt daneben eine Waffe. Hinweis: Sollten Sie selbst Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Beratung erhalten Sie unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222. Weitere Hilfsangebote gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/ Mit Informationen von dpa Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung! | Oliver Tubenauer | Der Großbrand und der Leichenfund am Sonntagnachmittag in Altdorf bei Nürnberg wirft immer noch viele Fragen auf. Der Tote soll obduziert werden. Nach seiner vermutlichen Ehefrau wird immer noch gesucht - auch mit Leichensuchhunden. | [
"Fahndung",
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"Brand"
] | bayern | 2024-07-09T05:32:11.994+00:00 | 2024-07-09T05:32:12.722967+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/altdorf-braende-und-leichenfund-hunde-suchen-vermisste-frau,UHvCMNG |
Wetter: Polarwirbelsplit und brisante Wetterlage zur Wochenmitte in Bayern mit Schnee und Glatteis | Der Polarwirbel ist eine sehr stabile Zone tiefen Luftdrucks, die sich im Winterhalbjahr weit oberhalb der Arktis befindet. Durch die fehlende Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten kühlt die Luftmasse sehr stark ab – und über kalter Luft ist der Luftdruck aus physikalischen Gründen stets tief. Daher haben wir es hier mit einem stabilen winterlichen Höhentief über der Nordpolregion zu tun. Da der Schwerpunkt des Polarwirbels in der Stratosphäre liegt und somit über der eigentlichen Wetterschicht, hat er normalerweise wenig Einfluss auf unser Wetter. Aber manchmal, wie auch in diesen Tagen, schwächt sich der Polarwirbel stark ab, er schwächelt sozusagen – und dann kann es passieren, dass er sich auch spaltet. So entstehen zwei Wirbel und diese rücken an den Rand der Polarzone, also weg vom Nordpol. Dafür macht sich dann in der eigentlichen Polarregion höherer Luftdruck breit und diese ist mit ungewöhnlich warmer Luft erfüllt. Diese sehr milden Luftmassen drücken nun von oben auf die kalten Luftmassen und schieben diese entweder nach Nordamerika, Asien, Russland oder auch nach Mitteleuropa. Es kommt zu einem Kaltluftausbruch. Es passiert aber nicht gleich, dass uns möglicherweise kalte Luft arktischen Ursprungs erreicht, sondern das kann zwei bis sechs Wochen dauern. Das heißt, möglicherweise müssen wir im Februar oder auch erst zu Beginn des März nochmal mit einem markanten Kältelufteinbruch rechnen. Ob es dann wirklich dazu kommt oder ob die eisige Luft nach Asien, Russland oder Nordamerika ausbricht, wird sich zeigen. Auch ist es nicht zwangsläufig, dass ein Polarwirbelsplit immer zu einem Kaltlufteinbruch führt. Die Voraussetzungen für einen Kälteeinbruch sind gegeben, aber ob es wirklich passiert, wird sich im Februar oder März zeigen. Die aktuelle Wetterlage hatte mit dem gestrigen Polarwirbelsplit aber nichts zu tun, auch wenn am Rande von Tief Efthalia über Südskandinavien kalte Luft polaren Ursprungs nach Bayern strömte und viele Wolken und gebietsweise auch Schneefälle brachte. Der nach Osteuropa abziehende Ausläufer des ins Baltikum ziehenden Tiefs Efthalia bringt am heutigen Dienstagmorgen und am frühen Vormittag vom Frankenwald über das Fichtelgebirge, den Oberpfälzer bis zum Bayerischen Wald noch einige wenige Schneeflocken. Ansonsten setzt sich am Dienstag von Frankreich her das kleine Zwischenhoch Bonifaz durch und sorgt verbreitet für trockenes Wetter in Bayern. Vor allem im Süden gibt es mitunter längere sonnige Abschnitte, auch im Norden Bayerns zeigt sich vor allem in den Nachmittagsstunden ab und zu die Sonne. Der Wind weht dazu mitunter lebhaft, im Osten Bayerns anfangs mit starken Böen. Das Ganze bei Höchstwerten von -2 bis +2 Grad. In der Nacht zu Mittwoch verlagert sich das Zwischenhoch über dem Süden Deutschlands langsam ins östliche Mitteleuropa und sorgt für eine teils klare, teils wolkige Nacht. Bis zum frühen Morgen sinken die Temperaturen verbreitet auf Tiefstwerte zwischen -5 und -10 Grad. Mittwochfrüh oder am frühen Vormittag greift von der Bodensee-Region und der Schweiz her die Warmfront eines Tiefs bei der Biskaya über. Diese Warmfront breitet sich mit milder und feuchter Luft tagsüber langsam nordostwärts auf Bayern aus, sie gleitet auf die bodennah frostige Luft auf. Im Gepäck hat sie zeitweilige, teils länger anhaltende Regen-, nach Norden und Osten zu Schneefälle; mitunter schneit es gerade in Teilen Nordbayerns auch kräftig und ergiebig. Im nördlichen Franken sind bis Donnerstagfrüh Neuschneemengen von 5 bis 15 cm, im Bereich der Rhön und Frankenwald nach einem Wettermodell auch bis zu 25 cm möglich. Im Übergangsbereich zwischen Schnee und Regen muss aber auch verbreitet mit gefrierendem Regen und Glatteis gerechnet werden. Mitunter kann es über mehrere Stunden regnen, sodass es zu größeren Eispanzern zum Beispiel auf Autos kommen kann. Auch größere Eisanlagerungen an Bäumen oder Stromleitungen sind möglich, die dann unter der Last zusammenbrechen. Während es tagsüber also in Nord- und Ostbayern zunächst schneit, später sich auch hier zunehmend Regen dazu mischt, in der großen Mitte es teils gefrierenden Regen gibt, fällt in Richtung Alpen in deutlich mildere Luft oft Regen. Die Höchstwerte liegen am Mittwoch zwischen 0 Grad im Landkreis Hof sowie in manchen Niederungen Ostbayerns und 6 oder 7 Grad am westlichen Alpenrand. Am Donnerstag liegt diese Warmfront über der südlichen Mitte Deutschlands und fungiert als Luftmassengrenze. Sie trennt kalte Luft im Norden Deutschlands von deutlich milderen Luftmassen im Süden des Landes. Im Bereich dieser Luftmassengrenze kommt es auch am Donnerstag noch zu zeitweiligen Niederschlägen, auf der kalten Seite als Schnee, auf der warmen Seite als Regen oder vereinzelt noch als gefrierender Regen. Im Laufe des Tages verlagert sich die Luftmassengrenze südostwärts, das heißt, die kalte Luft breitet sich von Norden her auf den Süden Bayerns aus und spätestens nachmittags und abends geht dann auch hier der Regen wieder zunehmend in Schnee über. Mit der Verlagerung der Luftmassengrenze ziehen sich auch die Niederschläge im Laufe des Tages langsam südostwärts zurück. Die Höchstwerte liegen zwischen 0 Grad nördlich des Mains und 8 Grad örtlich im Alpenvorland. Es erwartet uns also am Mittwoch und Donnerstag mit dieser aufziehenden Warmfront bzw. Luftmassengrenze eine brisante Wetterlage mit teils ergiebigen Schneefällen, gefrierendem Regen mit Glatteis und Regen. Wobei nach aktuellen Stand noch nicht sicher ist, wie weit die mildere Luft nach Norden vorankommt. Genauso unsicher ist es, wo in welchen Regionen wie viel Schnee oder Regen fällt oder in welche Regionen es zum gefrierenden Regen kommt. Bei solchen Grenzwetterlagen ist es oft erst einige wenige Stunden oder erst kurz vorher möglich, das abzuschätzen. Zum Freitag hin beruhigt sich das Wetter. Es gibt in der Nähe der Berge noch einzelne Schneeschauer, sonst neben vielen Wolken auch sonnige Abschnitte. Am Wochenende setzt sich von Südwesten her ein Hochdruckgebiet durch und somit ist es abseits möglicher zäher Nebel- und Hochnebelfelder überwiegend freundlich mit teils längerem Sonnenschein und weitgehend trocken bei jahreszeitgemäßen Temperaturen. In den Nächten bleibt es frostig. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Christian Lorenz | Am Montag ist es passiert: Der Polarwirbel hat sich geteilt. Der sogenannte Polarwirbelsplit könnte für einen massiven Kälteeinbruch im Februar oder März sorgen. Unabhängig davon drohen schon in dieser Woche viel Schnee und Glatteis. | [
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"Winter"
] | bayern | 2024-01-16T06:23:46.521+00:00 | 2024-01-16T08:21:17.836625+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/wetter-polarwirbelsplit-und-brisante-wetterlage-zur-wochenmitte-in-bayern-mit-schnee-und-glatteis,U1RRKjJ |
Strukturwandel bei Cariad: Jobs zumindest bis Mitte 2025 sicher | Bis Weihnachten soll es Klarheit geben, wie es mit den Jobs bei der VW-Software-Tochter Cariad nach 2025 weitergeht - das versichern unisono VW-Konzernchef Oliver Blume, der Betriebsrat und der Cariad-Vorstand. Nach der Sitzung des Cariad-Aufsichtsrats haben sie sich in einer gemeinsamen Mail direkt an die rund 6.000 Mitarbeiter gewandt, 2.000 von ihnen arbeiten am größten Standort in Ingolstadt. Sicherheit haben die Cariad-Mitarbeiter nun zumindest bis Mitte 2025. In der gemeinsamen Mail an alle Cariad-Mitarbeiter heißt es, dass "das Unternehmen weiter zur vereinbarten Beschäftigungssicherung steht." Diese Mail liegt dem Bayerischen Rundfunk vor. Bei den Beschäftigten herrscht schon seit einiger Zeit schlechte Stimmung. Denn Cariad steckt in der Krise und wird deshalb umstrukturiert. Dazu gehört auch ein massiver Stellenabbau. Nach Einschätzung der IG Metall steht hinter einem Drittel aller Jobs derzeit ein Fragezeichen. Noch in diesem Jahr sollen "alle notwendigen Maßnahmen auch mit der Mitbestimmung abgestimmt" sein, heißt es in dem Schreiben an die Mitarbeiter. Das betrifft wohl vor allem den geplanten Stellenabbau. Auf ihn ging Blume in seiner aktuellen Botschaft nicht explizit ein. In diesem Punkt gibt sich Arbeitnehmervertreter Stefan Henze schon seit Tagen kämpferisch. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates bei Cariad nannte die vom Unternehmen geplante Streichung von "fast einem Drittel der Stellen völlig unverständlich". Die aktuelle Mail an die Belegschaft beschäftigt sich vor allem mit dem Ziel der Sanierung: die verbesserte Lieferfähigkeit. Genau damit hat die VW-Software-Tochter Riesenprobleme. Wiederholt hat Cariad die vereinbarten Termine für Software-Pakete nicht eingehalten. In der Folge konnten auch diverse Audi- und Porsche-Modelle nicht planmäßig in Serie gehen, darunter der elektrische Porsche Macan und der Audi Q6 e-tron. Diese Probleme halten an - und verursachen hohe Kosten. Deshalb drückt Volkswagen aufs Tempo: Der Umstrukturierungsplan für Cariad hat bereits vor einiger Zeit den Konzernvorstand passiert. Nachdem er am Mittwoch dem Cariad-Aufsichtsrat präsentiert worden ist, wird er am morgigen Freitag dem Aufsichtsrat des VW-Konzerns vorgelegt. Auch wenn Blume in der Mail an die Mitarbeiter betont, dass "die Gründung von Cariad richtig war", gelten die ursprünglichen Pläne als gescheitert. Das 2020 vom damaligen VW-Chef Herbert Diess als Software-Flaggschiff entworfene Unternehmen sollte eigentlich mit rund 10.000 Mitarbeitern den Löwenanteil der gesamten Konzernsoftware liefern. Aktuell hat Cariad im In- und Ausland insgesamt rund 6.500 Mitarbeiter. Tendenz: deutlich fallend. Die schlechte Performance gilt als ein wesentlicher Grund, warum Herbert Diess im Sommer 2022 seinen Posten räumen musste. Sein Nachfolger Oliver Blume hat Peter Bosch an die Spitze von Cariad geholt, um die Probleme des Software-Unternehmens zu lösen und dieses wettbewerbsfähig zu machen. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Susanne Pfaller | Die Jobs bei der krisengeschüttelten VW-Softwaretochter Cariad sind bis Mitte 2025 sicher. Das schreibt VW-Chef Oliver Blume direkt an die Belegschaft. Wie hoch der Stellenabbau danach auch am Standort Ingolstadt ausfallen wird, sagt Blume nicht. | [
"Stellenabbau",
"Software",
"Cariad",
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"Wirtschaft",
"Oberbayern"
] | bayern | 2023-11-16T15:21:38.869771+00:00 | 2023-11-16T16:44:24.588455+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/bayern/strukturwandel-bei-cariad-jobs-zumindest-bis-mitte-2025-sicher,TvmM9qF |
Personalnotstand: Tourismusverband fordert Eingreifen von Scholz | Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, den Personalnotstand in der Branche zur Chefsache zu machen. "Der Personalmangel hat sich in weiten Teilen der deutschen Tourismuswirtschaft bereits zu einem Flächenbrand entwickelt", warnte BTW-Präsident Sören Hartmann am Montag. Dringend nötig seien "pragmatische, tragfähige und langfristige Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung". Hierfür müssten zügig Gesetze verabschiedet werden.
Andernfalls werde die "für Deutschland relevante Branche mit drei Millionen Beschäftigten weiterhin im Krisenmodus" verharren, erklärte Hartmann. "Das Thema muss jetzt Chefsache im Bundeskanzleramt werden." Zur Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften auch aus Drittstaaten sei es "unverzichtbar, Verfahren zu vereinfachen, die Beschaffung von Visa zu beschleunigen sowie neue rechtliche Möglichkeiten der gezielten Erwerbsmigration zu schaffen", forderte der Verbandspräsident. Zusätzlich sollten zwischenstaatliche Abkommen für die Rekrutierung von Saisonkräften im Gastgewerbe geschlossen werden. Hartmann verwies darauf, dass während der Corona-Pandemie zahlreiche Beschäftigte in andere Branchen abgewandert seien. Mit Blick auf den Herbst und Winter fordert der BTW-Präsident verlässliche Zusagen der Politik, der Branche keine weiteren Corona-Einschränkungen zuzumuten: "Nur so können wir die kleinen und mittelständischen Unternehmen stärken und eine weitere Fluktuation in andere Branchen verhindern." Die Corona-Pandemie hat die Tourismusbranche auch in Bayern hart getroffen. Die Zahl der jährlichen Übernachtungen ging zwischenzeitlich von 100 Millionen pro Jahr auf an die 60 Millionen zurück - was viele Arbeitskräfte dazu veranlasste, den Job zu wechseln. Die Aussichten für dieses Jahr sind ungewiss. Das erste Halbjahr sei gut gelaufen, sagte Barbara Radomski, die Chefin der Bayern Tourismus Marketing. Im Mai sei schon fast das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht worden. Doch angesichts steigender Infektionszahlen sind für den Herbst bislang weniger Buchungen eingetroffen als erhofft. "Die Nachfrage für den Herbst ist noch nicht da, wo wir sie gern hätten", sagte Radomski. Reisende müssen in diesem Jahr in jeder Hinsicht Geduld beweisen: Wegen des pandemiebedingten Personalmangels an Flughäfen kommt es in zahlreichen Städten zu Verzögerungen oder gar Annullierungen von Flügen. Es handelt sich dabei nicht nur um ein deutsches Problem: An vielen europäischen Flughäfen klagten Reisende zuletzt über liegengebliebenes Gepäck und lange Warteschlangen. Vor ähnlichen Schwierigkeiten steht in Deutschland der Bahnverkehr: Wegen Personalmangels und hoher Auslastung der Regionalzüge durch Inhaber des 9-Euro-Tickets nehmen die Verspätungen und Zugausfälle zu - die Infrastruktur ist schlichtweg überlastet. Erschwerend hinzu kommt ein Sanierungsstau, das Schienennetz kann an vielen Stellen wegen Mängeln nicht mit der üblichen Geschwindigkeit befahren werden. Mit Informationen von AFP und dpa "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | BR24 Redaktion | Die Corona-Pandemie hat die Tourismus-Branche hart getroffen – auch in Bayern. Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft hat Kanzler Scholz aufgerufen, das Problem des Personalnotstands zur Chefsache zu machen. | [
"Zugreisen",
"Flüge",
"Bundeskanzler Olaf Scholz",
"Reisen",
"Personalmangel",
"Tourismus"
] | deutschland-welt | 2022-07-18T11:23:17.961566+00:00 | 2022-07-18T11:23:17.961566+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/deutschland-welt/personalnotstand-tourismusverband-fordert-eingreifen-von-scholz,TBvtIF4 |
Wintersport-Ticker: Alle News der Wintersport-Woche vom 11. März bis 16. März | Skispringer Andreas Wellinger hat zum ersten Mal die Wettkampfserie Raw Air in Norwegen gewonnen. Der 29 Jahre alte Ruhpoldinger belegte zum Abschluss in Vikersund Rang zwei und verteidigte damit seine Gesamtführung bei der diesmal viertägigen Tour. Den Tagessieg zum Skiflug-Abschluss auf der Weltrekord-Schanze holte sich der Slowene Domen Prevc, dem ein Flug auf 247 Meter gelang. Der Japaner Ryoyu Kobayashi komplettierte auf Rang drei das Podium. Wellinger ist der erste Deutsche, der die Serie gewinnt. Der Olympiasieger hatte am Samstag für den ersten deutschen Einzelsieg im Jahr 2025 gesorgt und somit seine herausragende Ausgangsposition für das Finale geschaffen. Windbedingt wurde nur ein Sprung statt der geplanten drei Durchgänge absolviert. Auch die Qualifikation entfiel. Am Vormittag wurde bereits das Fliegen der Frauen ersatzlos gestrichen. Andreas Wellinger jubelt in Vikersund Ohne Franziska Preuß hat die deutsche Mixed-Staffel zum Abschluss des Biathlon-Weltcups auf der Pokljuka das Podest klar verpasst. Beim Sieg von Schweden (12 Nachlader) belegte das Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) mit Julia Tannheimer, Sophia Schneider, Danilo Riethmüller und Philipp Nawrath mit sieben Nachladern Rang sechs (+1:03,6 Minuten). Damit blieb die deutsche Mannschaft in diesem Winter ohne Weltcup-Podium im Mixed, einzig bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide hatte das DSV-Team Bronze gewonnen. Kombinierer Vinzenz Geiger hat unverhofft seinen ersten Triumph im Gesamtweltcup praktisch sicher. Sein großer norwegischer Rivale Jarl Riiber gab am Sonntag bei seinem Heimrennen in Oslo kurz vor dem Langlauf bekannt, sein Karriereende vorzuziehen und auf die letzten Weltcups in Lahti zu verzichten - obwohl er bis dahin in der Gesamtwertung führte. Der Weg für Geiger ist damit frei, falls Riiber sich nicht noch umentscheidet. Kein anderer Kombinierer kann noch am deutschen Olympiasieger vorbeiziehen. Geiger wurde am Sonntag beim ersten Weltcupsieg des Finnen Ilkka Herola Zweiter und übernahm damit das Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters. Kombinierer Vinzenz Geiger in Oslo auf dem Podest Loic Meillard hat einen Tag nach dem Riesenslalom auch den Slalom in Hafjell gewonnen. Der Schweizer siegte vor Atle Lie McGrath aus Norwegen. Dritter wurde Lucas Pinheiro Braathen, der für Brasilien startet. Linus Straßer fiel im zweiten Lauf von Platz acht auf Rang elf zurück. Die Podestserie der deutschen Biathleten im Single Mixed ist beim Weltcup auf der Pokljuka gerissen. In Abwesenheit der Gesamtweltcupführenden Franziska Preuß belegten Selina Grotian und Justus Strelow beim Sieg der Schweiz (7 Nachlader) nach acht Nachladern nur den sechsten Platz (+23,3 Sekunden). Zuvor hatte das DSV-Team sowohl im Rahmen der Weltcups in Kontiolahti und Oberhof als auch bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide in diesem Rennformat Rang drei belegt. Mit einem beeindruckenden Doppelschlag hat Olympiasiegerin Victoria Carl einen Riesenschritt zum historischen ersten Podium einer deutschen Skilangläuferin im Gesamtweltcup gemacht. Die 29 Jahre alte Thüringerin wurde in Oslo über 10 km im klassischen Stil Dritte und festigte damit Platz zwei in der Gesamtwertung. Carl lag 10,0 Sekunden hinter der schwedischen Überraschungssiegerin Moa Ilar, die sich vor der Norwegerin Heidi Weng (+1,6) durchsetzte. Der äußeren Verhältnisse haben in Vikersund zu einer Absage des Skifliegens der Frauen gesorgt. Nach mehreren Verschiebungen war um 11.30 Uhr klar: Heute wird nicht gesprungen. Kurz vor dem Wettbewerb musste schon der Probedurchgang wegen der Windbedingungen abgebrochen werden. Lediglich 15 Springerinnen konnten da einen Versuch absolvieren. Damit steht auch Nika Prevc als Gewinnerin der Raw-Air-Tour fest. Beim allerletzten Weltcup-Rennen der Saison und kurz vor der WM in St. Moritz haben die deutschen Snowboarder für einen Doppelcoup gesorgt: Im Team-Parallel-Riesenslalom holte sich das Duo Ramona Hofmeister/Elias Huber (Team Deutschland 1) den Sieg vor Cheyenne Loch und Stefan Baumeister (Team Deutschland 2). Vinzenz Geiger kann in der Aufholjagd um den Gesamtweltcup einen großen Schritt machen, weil sein ärgster Konkurrent Jarl Magnus Riiber patzt. Der Oberstdorfer sprang bei wechselnden Windbedingungen und mit verkürztem Anlauf auf 126 Meter und belegte damit Rang sieben. Riiber erwischte bei seinem letzten Wettkampf in Oslo einen richtig schlechten Sprung und reihte sich nach 110,5 Meter nur auf Rang 21 ein. Sein Rückstand auf die Spitze beträgt eine Minute, auf Geiger 30 Sekunden. Loic Meillard führt nach dem ersten Durchgang im Slalom in Hafjell. Hinter dem Schweizer lauert Lucas Pinheiro Braathen (+0,34 Sekunden), der für Brasilien startet. Auf Position drei liegt Fabio Gstrein aus Österreich (+0,44 Sekunden). Linus Straßer, der es mit einer etwas anderen Linie als viele seiner Kontrahenten versuchte, liegt mit 1,10 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit auf Rang acht. Angeführt von der grandios aufgelegten Olympiasiegerin Laura Nolte haben die deutschen Bob-Frauen bei der WM in Lake Placid einen Dreifachsieg eingefahren. Auf der anspruchsvollen Bahn im US-Bundesstaat New York steuerte Gesamtweltcupsiegerin Nolte souverän zu ihrem ersten WM-Titel im Zweier. Kim Kalicki (+0,52 Sekunden) und Titelverteidigerin Lisa Buckwitz (+1,46) komplettierten das deutsche Podium. Skispringer Andreas Wellinger (Ruhpolding) hat überraschend das Weltcup-Skifliegen im norwegischen Vikersund gewonnen. Der 29-Jährige sorgte damit für den ersten deutschen Sieg seit drei Monaten. Wellinger setzte sich nach Flügen auf 228,0 und 229,5 m souverän vor den Slowenen Timi Zajc und Anze Lanisek durch. Für den zweimaligen Olympiasieger war es der insgesamt neunte Weltcupsieg und der erste auf einer Flugschanze. Skicrosser Florian Wilmsmann vom TSV Hartpenning hat den zweiten Weltcup in Kanada für sich entschieden und die Führung in der Gesamtwertung übernommen. Zwei Rennen vor Saisonende hat der Oberbayer vom Tegernsee damit gute Chancen, sich als erster Deutscher die begehrte Kristallkugel zu sichern. Zudem unterstrich der 29-Jährige seine gute Form vor den Weltmeisterschaften, die am nächsten Wochenende in der Schweiz anstehen. Im kanadischen Craigleith setzte sich Wilmsmann im Finale vor den zwei Lokalmatadoren Reece Howden und Kevin Drury durch; tags zuvor war er im ersten Rennen Vierter geworden. In der Gesamtwertung führt der Deutsche nun mit zwölf Punkten Vorsprung auf Howden und 25 Zähler vor Weltmeister Simone Deromedis aus Italien. Die letzten zwei Weltcup-Rennen stehen Ende März in Idre Fjäll in Schweden an. Schonung statt Staffel: Für Franziska Preuß ist der Biathlon-Weltcup auf der Pokljuka vorzeitig beendet. Wie der Deutsche Skiverband (DSV) bekannt gab, wird die Führende im Gesamtweltcup am Sonntag zum Abschluss der Wettbewerbe in Slowenien weder in der Single-Mixed- noch in der Mixed-Staffel an den Start gehen. "Das war eine Sache, die wir besprochen hatten. Hier liegt die volle Konzentration jetzt auf dem Kampf um den Gesamtweltcup", sagte Sportdirektor Felix Bitterling: "Die Saison ist lang, zehrt, von daher macht es sicherlich Sinn, ihr hier nochmal ein bisschen Regenerationszeit zu geben." Im Duell um das Gelbe Trikot liegt die 31-Jährige nach ihrem fünften Platz im Massenstart am Samstag nur noch 20 Punkte vor ihrer französischen Konkurrentin Lou Jeanmonnot. Vinzenz Geiger hat Jarl Magnus Riiber weitere Punkte im Kampf um den Weltcup-Gesamtsieg abgenommen, muss aber weiter auf einen Ausrutscher seines Kontrahenten hoffen. Geiger gewann den Weltcup der Nordischen Kombinierer in Oslo im Zielsprint gegen den Norweger. Im Kampf um die große Kristallkugel konnte der Oberstdorfer aber lediglich zehn Punkte aufholen, sein Rückstand auf den führenden Riiber beträgt weiterhin 71 Zähler. Nathalie Armbruster hat als erste deutsche Kombiniererin den Gesamtweltcup gewonnen. Der 19-Jährigen reichte im vorletzten Saisonrennen am Holmenkollen in Oslo ein sechster Platz, um im Finale am Sonntag nicht mehr das Gelbe Trikot verlieren zu können. Die Norwegerin Ida Marie Hagen kam auf Rang drei und hat 108 Punkte Rückstand - 100 Zähler sind beim Abschluss noch zu erreichen. Den Sieg sicherte sich Norwegens Weltmeisterin Gyda Westvold Hansen vor Lisa Hirner aus Österreich. Die Japanerin Haruka Kasai, die im Weltcup bis dahin auf Platz zwei gelegen hatte, wurde Neunte und liegt nun 111 Punkte hinter Armbruster. Selina Freitag hat am Ende eines erinnerungswürdigen Skiflug-Tages einen Podestplatz im norwegischen Vikersund geschafft. Die 23 Jahre alte Skispringerin flog am Nachmittag exakt 200 Meter und musste sich damit nur der Tagessiegerin Nika Prevc (213,5 Meter) sowie ihrer slowenischen Landsfrau Ema Klinec (204,5 Meter) geschlagen geben. Am Vortag flog war Freitag als erste deutsche Frau über die 200-Meter-Marke geflogen. Mit 202 Metern verbesserte sie den nationalen Rekord von Katharina Schmid (198,5 Meter) um dreieinhalb Meter. Die enttäuschende Saison der deutschen Biathleten hat sich auch im Massenstart beim Weltcup auf der Pokljuka fortgesetzt. Im Rennen über 15 Kilometer belegte Justus Strelow als bester DSV-Athlet lediglich Rang 17. Den Sieg sicherte sich der Franzose Eric Perrot vor seinem Landsmann Quentin Fillon Maillet. Dritter wurde der Norweger Sturla Holm Lägreid, der in Abwesenheit von Johannes Thingnes Bö seinen Vorsprung im Gesamtweltcup ausbaute. Versöhnlicher Abschluss für Johannes Lochner bei der Bob-WM in Lake Placid. Nach dem Beton-Chaos am Vortag, als sein Schlitten beschädigt wurde, holte der Berchtesgadener zusammen mit Florian Bauer, Jörn Wenzel und Georg Fleischhauer die Silbermedaille im Viererbob. Den Titel sicherte sich der Dominator der letzten Jahre im Bob-Sport Francesco Friedrich. Snowboarderin Ramona Hofmeister hat den erhofften Heimsieg auf dem Weg zum Saisonhöhepunkt denkbar knapp verpasst. Die 28-Jährige musste sich beim Parallel-Slalom in Winterberg im letzten Einzelrennen vor der WM mit Platz zwei begnügen. Im Finale war Hofmeister 0,05 Sekunden langsamer als die WM-Dritte Sabine Payer aus Österreich. Damit konnte sie ihren persönlichen Rekord von sechs Saisonerfolgen nicht mehr ausbauen. Victoria Carl hat dank der Disqualifikation einer Rivalin doch noch einen Podestplatz beim Langlauf-Weltcup in Oslo geschafft. Die Teamsprint-Olympiasiegerin aus Peking kam über die 20 Kilometer in der klassischen Technik auf Platz drei und profitierte dabei vom gestrichenen Ergebnis der Schwedin Ebba Andersson, die eigentlich vor Carl gelandet war. Franziska Preuß' Vorsprung im Gesamtweltcup ist wieder geschmolzen. Beim Biathlon-Massenstart der Frauen in Pokljuka büßte die Deutsche wichtige Punkte gegen Top-Kontrahentin Lou Jeanmonnot ein. Die Französin gewann das 12,5-Kilometer-Rennen mit einem Schießfehler deutlich. Preuß wurde mit zwei Strafrunden Fünfte. In der Gesamtwertung schrumpfte der Vorsprung von Preuß auf die Französin vor den abschließenden drei Rennen in Oslo damit von 60 auf magere 15 Punkte. Anton Grammel wurde als Zehnter bester Deutscher im Ski-Alpin-Riesenslalom in Hafjell - das beste Ergebnis seiner Karriere. Im ersten Lauf war er noch 25. Doch mit der besten Laufzeit des gesamten zweiten Durchgangs gelang ihm eine Mega-Aufholjagd und er qualifizierte sich auch für das Saisonfinale am nächsten Wochenende in Sun Valley (USA). Der Sieg ging an Loic Meillard aus der Schweiz. In einem packenden Finale verwies der 28-Jährige seine Teamkollegen Marco Odermatt und Thomas Tumler auf die Plätze. Skilanglauf-Olympiasiegerin Victoria Carl hat ihren zweiten Platz im Gesamtweltcup erfolgreich verteidigt und weiter die historische erste Podestplatzierung einer Deutschen im Blick - seit Einführung des Weltcups in der Saison 1979/80 landete noch keine deutsche Läuferin unter den besten drei der Abschlusswertung. Im Klassikrennen über 20 Kilometer am Holmenkollen in Oslo wurde Carl starke Vierte und verlor nur zehn Punkte auf ihre Verfolgerin Astrid Oyre Slind aus Norwegen, die auf Platz zwei kam. Den Sieg sicherte sich Slinds Landsfrau Therese Johaug. Dritte wurde die Schwedin Ebba Andersson. Carl lag 53,4 Sekunden zurück. Katharina Hennig kam auf Platz zwölf. Windchaos in Vikersund: Beim Skifliegen der Frauen auf dem Riesenbakken in Norwegen ist der erste Durchgang nach 21 von 22 Springerinnen abgebrochen worden. Heftige Böen hatten zunächst für diverse Unterbrechungen gesorgt. Schließlich konnte Sloweniens Weltrekordlerin Nika Prevc auch nach einer langen Pause nicht springen, der Aufwind war viel zu stark. Da für die nächsten Stunden keine Besserung in Sicht war, brach die Jury den Wettkampf ab und strich die bisherigen Ergebnisse. Bitter: Vizeweltmeisterin Selina Freitag (Oberwiesenthal) lag zu diesem Zeitpunkt in Führung. Das Springen soll um 15.45 Uhr nachgeholt werden. Im Duell um den Gesamtweltcupsieg hat sich Jarl Magnus Riiber in die eine perfekte Ausgangssituation gebracht. Der Norweger führt nach dem Springen. Der Oberstdorfer Vinzenz Geiger geht als Dritter des Springens mit sechs Sekunden Rückstand in den abschließenden 10-km-Lauf. Dazwischen liegt der Österreicher Johannes Lamparter (133 Meter), der eine Sekunde vor Geiger startet. Schweizer Dreifach-Spitze beim Weltcup in Norwegen: Nach dem ersten Lauf des Riesenslaloms von Hafjell liegen die Top sieben innerhalb von weniger als einer Sekunde. Am schnellsten fuhr Loic Meillard. Nur acht Hundertstel Sekunden dahinter auf Rang zwei folgt Thomas Tumler, Marco Odermatt hat 0,30 Sekunden Rückstand. Mit Fabian Gratz und Anton Grammel schafften es zwei DSV-Starter unter die besten 30. Die WM-Fahrt über Beton ließ Johannes Lochner fassungslos zurück. "Das kann einfach nicht sein, wenn wir hier auf einem Weltniveau Sport machen wollen", schimpfte der deutsche Bob-Pilot am ZDF-Mikrofon in Lake Placid: "Es ist in dem Sinne beschissen, weil wir hier als Ausweichort für Olympia im Gespräch sind." Nach einem regulären ersten Lauf im Vierer waren die Temperaturen im US-Bundesstaat New York am Freitag weiter gestiegen, Lochner fiel mit einem völlig verkorksten zweiten Lauf scheinbar weit zurück. Es stellte sich aber heraus, dass der Berchtesgadener bei schmelzendem Eis in Kurve fünf über Beton gefahren war und sich "die ganze hintere Kufe" ramponiert hatte. Die Jury entschied, dass Lochner nochmal fahren darf, woraufhin das deutsche Team aufgrund der langen Wartezeit und des beschädigten Bobs von Lochner erfolgreich Protest einlegte. Nach langer Beratung wurde der zweite Lauf annulliert. Lochners Viererbob Die Peking-Olympiasiegerinnen Laura Nolte und Deborah Levi stehen vor ihrem ersten WM-Titel. Nach Bronze 2021 in Altenberg, dem Sturz 2023 in St. Moritz sowie Silber 2024 in Winterberg greift das Duo bei den Titelkämpfen in Lake Placid nach Gold im Zweierbob. Vor den beiden abschließenden Läufen drei und vier führt die Winterbergerin Nolte mit 0,23 Sekunden Vorsprung vor Kim Kalicki aus Wiesbaden, die mit Leonie Fiebig fährt. Titelverteidigerin Lisa Buckwitz vom BRC Thüringen liegt mit Kira Lipperheide zur WM-Halbzeit auf Rang drei. Die deutschen Eisschnellläuferinnen haben die erste Weltmeisterschafts-Medaille seit fünf Jahren nur knapp verpasst. Bei den Titelkämpfen im norwegischen Hamar fehlten den EM-Zweiten Lea Sophie Scholz (Berlin), Josephine Schlörb (Dresden) und Josie Hofmann (Crimmitschau) in der Team-Verfolgung nur 0,53 Sekunden zu Kanada auf Rang drei und zu Bronze. Den Titel sicherte sich Europameister Niederlande in 2:56,09 Minuten nach sechs Runden vor Japan (+2,46). In der gleichen Besetzung hatte das Trio im vergangenen Jahr EM-Silber gewonnen. "Im Weltcup zuletzt waren wir Vierter. Das wollen wir bestätigen oder vielleicht auch mal den dritten Platz angreifen", hatte Nadine Seidenglanz, Sportdirektorin der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) angekündigt. Skicrosser Florian Wilmsmann hat den dritten Weltcupsieg in der laufenden Saison verpasst, seine Chancen auf den Gewinn der Gesamtwertung aber verbessert. Im kanadischen Craigleith wurde der 29-Jährige Vierter und machte Boden auf den Führenden Simone Deromedis gut, der Italiener scheiterte im Viertelfinale. Wilmsmann raubte sich im Finale mit einem verpatzten Start seine Siegchance, es gewann der Lokalmatador Reece Howden. Wilmsmann steht nun bei 750 Punkten und ist Dritter hinter Deromedis (818) sowie Howden (758) - drei Rennen stehen noch aus. Tim Hronek und Tobias Müller schafften es nur ins kleine Finale. Hronek belegte den sechsten Rang, Müller wurde nach einem Sturz Achter. Rekordweltmeister Francesco Friedrich liegt bei der Bob-WM in Lake Placid nach einem chaotischen Renntag im Vierer auf Goldkurs. Der Sachse führt mit 0,29 Sekunden vor seinem oberbayerischen Dauerrivalen Johannes Lochner, nachdem der zweite Lauf aufgrund schlechter Bahnverhältnisse im Nachhinein annulliert wurde. Dritter ist der Brite Brad Hall (+0,31). Die Entscheidung fällt am Samstag, dann peilt Friedrich die erfolgreiche Titelverteidigung und seinen insgesamt siebten WM-Titel in der Königsdiziplin in Folge an. Nach einem regulären ersten Lauf waren die Temperaturen im US-Bundesstaat New York weiter gestiegen, Lochner fiel mit einem völlig verkorksten zweiten Lauf scheinbar weit zurück. Es stellte sich aber heraus, dass Lochner bei schmelzendem Eis "durch Beton gefahren" war, wie Friedrich es beschrieb. Friedrich habe dann wenig später versucht, den Beton "zu umfahren". Nach langer Beratung wurde der zweite Lauf annulliert, was Friedrich als "genau richtig" bezeichnete. Gegen Fieber ist auch Norwegens Superstar Johannes Thingnes Bö machtlos. Ausgerechnet in den finalen Tagen seiner Biathlon-Karriere bremst den Rekordweltmeister seine Gesundheit aus und verbaut ihm mutmaßlich seinen ersehnten letzten Triumph. Der 31-Jährige reiste vorzeitig vom vorletzten Saison-Weltcup im slowenischen Pokljuka ab und verpasst das Massenstartrennen am Samstag (15.45 Uhr /Liveticker). Damit wird im Duell um das Gelbe Trikot sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid seinen Vorsprung von jetzt 39 Punkten vielleicht schon vorentscheidend ausbauen können, ehe es kommende Woche am heimischen Holmenkollen in Oslo zum großen Showdown mit noch drei Einzelrennen kommt. Skistar Emma Aicher hat ihren dritten Saisonsieg im alpinen Ski-Weltcup verpasst. Nach ihrem Sieg im Super-G am Donnerstag, sah auch am Freitag alles nach einem Sieg der Athletin vom SC Mahlstetten aus. Doch die 21-Jährige schied mit Bestzeit nach der zweiten Messung aus. Die ihr nachfolgende Teamkollegin Kira Weidle-Winkelmann kam mit zwei Sekunden Rückstand auf Federica Brignone ins Ziel. Die Italienerin siegte vor ihrer Landsfrau Sofia Goggia und steht kurz vor dem Gewinn des Gesamtweltcups. Dritte wurde die Französin Romane Miradoli. Emma Aicher Emma Aicher Muriel Mohr hat beim Freeski-Weltcup im französischen Tignes erneut ihre Zugehörigkeit zur erweiterten Weltklasse auch im Slopestyle unter Beweis gestellt. Die 18-Jährige aus Aschheim bei München erreichte bei der WM-Generalprobe das Finale der besten zehn, dort misslangen ihr aber beide Runs. Am Ende belegte sie beim ersten Weltcupsieg der Schottin Kirsty Muir Rang neun. Die dreimalige Weltmeisterin Tess Ledeux aus Frankreich sicherte sich den Gesamtsieg in der Slopestyle-Wertung. Für Mohr ist es die achte Top-Ten-Platzierung in diesem Winter. Im Big Air, ihrer besseren Disziplin, sprang sie seit Saisonbeginn bereits zweimal als Dritte auf das Podium. Die Weltmeisterschaften finden ab Montag im Schweizer St. Moritz statt (bis 30. März). Die Slowenin Nika Prevc hat auf dem Monsterbakken in Vikersund einen Weltrekord im Skifliegen aufgestellt. Die 19-Jährige landete im Training am Freitag bei 236 m und flog damit weiter als die bisherige Rekordhalterin Silje Opseth (230,5 m). Die Norwegerin war vor einem Jahr sogar auf 236,5 m gesegelt, stürzte aber bei der Landung. Snowboarderin Annika Morgan scheint für die WM gerüstet. Beim Slopestyle-Weltcup im österreichischen Flachauwinkl belegte die 23-Jährige aus Mittenwald den zweiten Platz. Weil der letzte Wettbewerb vor der WM in St. Moritz (17. bis 30. März) wegen Schneefalls und schlechter Sicht abgesagt werden musste, wurde das Ergebnis der Qualifikation als Endresultat gewertet. Dabei hatte Morgan hinter der australischen Olympiasiegerin Zoi Sadowksi Synnott (89,50 Punkte) die zweitbeste Punktzahl (85,25) erreicht. Freeskierin Muriel Mohr hat beim Weltcup-Abschluss im Big Air ihre dritte Podestplatzierung knapp verpasst. Im Finale der besten Acht im französischen Tignes belegte die 18-Jährige aus Aschheim bei München am Donnerstag mit 173,25 Punkten den fünften Platz - nur zwei Zähler fehlten auf das Podium. Ihren zweiten Saisonsieg sicherte sich die Italienerin Flora Tabanelli (187,75) vor Tess Ledeux (Frankreich/181,25) und Anni Karava (175,25) aus Finnland. Mohr, zweimalige Junioren-Weltmeisterin im Slopestyle, hatte in dieser Saison mit zwei dritten Plätzen im Big Air geglänzt. Nach den Suspendierungen der norwegischen Skispringer melden sich Deutschlands Adler wieder ganz vorne zurück. Karl Geiger belegt beim Sieg des Japaners Ryoyu Kobayashi den dritten Rang in Oslo. Zweiter wurde der Österreicher Jan Hörl - hauchdünn vor dem Oberstdorfer. Philipp Raimund als Fünfter und Andreas Wellinger als Siebter komplettierten das starke deutsche Ergebnis in Norwegens Hauptstadt. Wellinger lag nach dem ersten Durchgang noch auf Rang zwei und fiel deutlich zurück. Geiger hatte bereits am Nachmittag die Qualifikation in Oslo gewonnen, 0,1 Punkte vor Wellinger. Die beiden liegen in der Raw-Air-Wertung zum Start auf Rang zwei und drei hinter Kobayashi, der am Donnerstag seinen 35. Weltcupsieg feierte. Biathlet Justus Strelow hat beim Weltcup auf der slowenischen Pokljuka im kurzen Einzel als bester Deutscher den siebten Platz belegt. Der 28-jährige Sachse traf zwar alle 20 Schüsse, hatte nach 15 Kilometern im Ziel aber trotzdem 1:31,3 Minuten Rückstand und verpasste seinen ersten Einzel-Podestplatz in dieser Saison klar. Einen überraschenden Heimsieg schaffte der 37-jährige Jakov Fak. Der Slowene blieb genau wie Strelow ohne Schießfehler und setzte sich vor dem Norweger Sturla Holm Laegreid (1 Fehler) und dem Italiener Tommaso Giacomel (2) durch. Laegreid erkämpfte sich damit bei nur noch vier ausstehenden Wettkämpfen bis zum Saisonende die Führung im Gesamtweltcup von Landsmann Johannes Thingnes Bö, der es nicht ganz nach vorn schaffte. Emma Aicher Der Skiweltverband FIS hat im Zuge des Manipulationsskandals bei der WM in Trondheim drei weitere norwegische Skispringer wegen akuter Verdachtsmomente suspendiert. Bei den Athleten handelt es sich um den früheren Skiflug-Weltrekordler Robert Johansson, den Weltcup-Siebten Kristoffer Eriksen Sundal und Robin Pedersen. "Wir haben etwas anderes gefunden, nicht das gleiche wie bei den Fällen zuvor", sagte FIS-Renndirektor Sandro Pertile. Wie die FIS aufführte, seien sämtliche benutzten Anzüge von Norwegens Team bei den Sprungwettbewerben in Trondheim - Skispringen sowie Kombination jeweils bei Männern und Frauen - sichergestellt und untersucht worden. Dabei haben sich bei den drei genannten Athleten Auffälligkeiten gezeigt. Bei Springerinnen sowie Kombinierern und Kombiniererinnen sei nichts festgestellt worden. Der Biathlon-Weltverband (IBU) hat wegen des bevorstehenden Abschieds der Bö-Brüder das Rennprogramm beim Weltcupfinale angepasst. Wie die IBU in Absprache mit dem Athletenkomitee entschied, wird am Holmenkollen die Reihenfolge der beiden abschließenden Massenstarts getauscht. Demnach gehen die Frauen um die Gesamtweltcupführende Franziska Preuß am 23. März bereits um 13.15 Uhr an den Start, erst danach beginnt um 15.40 Uhr der Männer-Massenstart mit Johannes Thingnes und Tarjei Bö. Die Änderung ziele darauf ab, "die Aufmerksamkeit für den Massenstart der Frauen und die Kämpfe um die Kristallkugeln zu maximieren und Tarjei und Johannes Thingnes Bö nach ihrem letzten Weltcup-Wettbewerb einen würdigen Abschied zu garantieren", so der Weltverband. Die beiden Norweger beenden mit den Rennen vor Heimkulisse ihre erfolgreichen Karrieren. Die deutschen Skispringerinnen um Vizeweltmeisterin Selina Freitag sind bei der WM-Revanche in Oslo klar am Podest vorbeigeflogen. Während sich die derzeit nahezu unbesiegbare Slowenin Nika Prevc am Holmenkollen mit ihrem nächsten Erfolg vorzeitig erneut den Weltcup-Gesamtsieg sicherte, kam Freitag als beste DSV-Athletin bei einem Wettkampf im Zeichen des Manipulationsskandals um Norwegen nicht über Rang acht hinaus. Mit derm Doppelweltmeisterin sprangen die Norwegerinnen Anna Odine Ström und Eirin Maria Kvandal auf das Podium. Beide stehen nicht im akuten Verdacht, am Anzug-Betrug von Trondheim beteiligt zu sein. Die Auflösungserscheinungen bei Norwegens Skispringern gehen nach dem Manipulationsskandal von Trondheim unvermindert weiter. Am Donnerstag schmiss Interimstrainer Bine Norcic drei Tage nach seiner Ernennung hin und reiste am Donnerstag vom Weltcup in Oslo ab. "Ich möchte nicht Teil dieses Chaos sein, das gerade herrscht", sagte der Slowene der Tageszeitung VG. Nach der Suspendierung von Chefcoach Magnus Brevig im Zuge des Anzug-Betrugs bei der Nordischen Ski-WM war der bisherige Assistent Norcic am Montag vorerst befördert worden und sollte Norwegens A-Team bei den Weltcups am Holmenkollen und in Vikersund betreuen. Dazu sehe er sich nicht in der Lage, zumal es keine Diskussion mit ihm gegeben habe, ob er diesen Posten überhaupt ausüben wolle. "Es wurde etwas zu schnell angekündigt, dass ich der Chef sein werde", sagte der frühere Chefcoach der US-Frauen. Franziska Preuß Franziska Preuß hat wichtige Punkte im Kampf um den Gesamtweltcup geholt. Im Einzel von Pokljuka wurde die Oberbayerin mit einer perfekten Schießleistung Dritte. Ihre ärgste Konkurrentin Lou Jeanmonnot (FRA) kam als Siebte ins Ziel. Den Sieg sicherte sich die Französin Julia Simon, die ebenfalls fehlerlos blieb. Auf Platz zwei landete die Schwedin Hanna Öberg. Ski-Weltcup in Italien Emma Aicher hat den zweiten Weltcup-Sieg ihrer Karriere geholt. Beim Super-G in La Thuile gewann sie mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Sofia Goggia. Nur 0,06 Sekunden trennten die DSV-Starterin von der Italienerin. Platz drei belegte die Führende im Gesamtweltcup Federica Brignone. Für die 21-jährige Aicher ist es nach dem Sieg in der Abfahrt von Kvitfjell vor einer Woche der zweite Erfolg in ihrer Karriere. Für Kira Weidle-Winkelmann und Lindsey Vonn lief das Rennen enttäuschend. Lindsey Vonn schied nach einem Innenskifehler, der zum Sturz führte, kurz nach dem Start aus. Weidle-Winkelmann blieb am ersten Tor hängen. Beim Ski-Weltcup in La Thuile hat es einen medizinischen Notfall gegeben. Der Super-G wurde nach zehn Starterinnen für rund 25 Minuten unterbrochen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Rettungskräfte am Streckenrand eine Person versorgten. In diesem Bereich hielten sich Trainer und Betreuer auf. Kurz danach kam ein Rettungshubschrauber angeflogen. Nähere Informationen lagen zunächst nicht vor. Der ehemalige Vierschanzentournee-Sieger und ARD-Skisprung-Experte Sven Hannawald hat das von der FIS suspendierte norwegische Skisprung-Duo Marius Lindvik und Johann André Forfang verbal harsch attackiert. "Wie kann man so dreist sein und uns alle irgendwie gefühlt verarschen, indem man sagt, ich konnte nichts dafür? Wenn das so sein soll, dann sind es die zwei blindesten Springer auf der ganzen Welt", sagte der 50-Jährige im Podcast der ARD-"Sportschau". "Die Art der Dreistigkeit, die da an den Tag gelegt wird, die übersteigt jegliche Vorstellungen", schimpfte Hannawald, der bei den Titelkämpfen in seiner Funktion als TV-Experte schon früh Unregelmäßigkeiten gewittert hatte. Es sei "Verleumdung, Verhöhnung für jeden normalen Springer", was Lindvik und Forfang erzählten. "Eine Watsche ins Gesicht", sagte Hannawald. Im Skandal um manipulierte Anzüge hat der Weltverband Fis die beiden norwegischen Skispringer Marius Lindvik und Johann André Forfang vorläufig suspendiert. Auch drei Team-Offizielle, darunter Cheftrainer Magnus Brevig, sind im Zuge der laufenden Untersuchungen vorerst gesperrt, wie die FIS mitteilte. Nach dem Anzug-Skandal bei der WM in Trondheim hat Norwegens Skisprung-Olympiasieger Daniel-André Tande Betrug während seiner Laufbahn eingeräumt. "Absolut jeder macht es", sagte der 31-Jährige dem norwegischen Rundfunk NRK zur Manipulation der Ausrüstung. "Ja, ich würde es wagen, zu sagen, dass ich das einige Male getan habe." 2018 in Pyeongchang hatte Tande Olympia-Gold mit der Mannschaft gewonnen. Auch die früheren Skispringer Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen räumten Manipulationen ein. "Es ist ein hartes Wort. Betrug. Aber ich kann nicht mit meiner Hand auf meinem Herzen sagen, es nicht getan zu haben", sagte Jacobsen. "Denn wenn die Definition von Betrug ist, einen etwas zu großen Anzug zu tragen, dann habe ich betrogen." 2007 hatte Jacobsen die Vierschanzentournee gewonnen. Die erste Operation bei DSV-Skispringerin Luisa Görlich nach ihrem erneuten Kreuzbandriss ist erfolgreich verlaufen. Das teilte der Deutsche Skiverband 13 Tage nach Görlichs Sturz bei der WM in Trondheim mit. Bei dem Eingriff an Görlichs rechtem Knie in München wurden demnach die Bohrkanäle für die später einzusetzende Plastik aufgefüllt und der ebenfalls beschädigte Meniskus operiert. Die Kreuzband-Operation soll in rund drei Monaten erfolgen. In drei Wochen bereits will Görlich nach DSV-Angaben mit einem "moderaten Aufbautraining" beginnen. Skisprung-Weltmeister Markus Eisenbichler beendet zum Ende der Saison seine Karriere. Das gab der Deutsche Skiverband (DSV) am Mittwoch bekannt. "In den vergangenen Monaten habe ich viel darüber nachgedacht, und mein Bauchgefühl sagt mir: Es ist der richtige Zeitpunkt. Es fühlt sich gut an", wird Eisenbichler in einer Mitteilung des DSV zitiert. Der 33-Jährige hatte in der Saison 2011/12 sein Debüt im Weltcup gefeiert und war lange ein Erfolgsgarant für das deutsche Team. Unter anderem gewann er bei der WM 2019 in Seefeld Gold im Einzelwettbewerb, hinzu kommen fünf WM-Goldmedaillen im Team, in Peking gewann er 2022 Olympia-Bronze mit der Mannschaft. In den vergangenen Jahren hatte Eisenbichler jedoch zu kämpfen, unter anderem verpasste er zuletzt die WM in Trondheim leistungsbedingt. Markus Eisenbichler feiert seine Goldmedaille bei der WM 2019 Die Para-Biathletinnen haben beim Weltcup-Finale im schwedischen Torsby dominiert und Hoffnungen für die Paralympics im kommenden Jahr geschürt. Leonie Walter und Anja Wicker sicherten sich in ihren Klassen die Gesamtwertung. Wicker holte sich die große Kristallkugel durch einen Sieg in der Sprint-Verfolgung der sitzenden Klasse. Bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung gab es zum Saisonabschluss Siege durch Walter (mit Guide Christian Krasman), Johanna Recktenwald (Emily Weiß) und Linn Kazmaier (Florian Baumann). Walter beendete die Saison gar mit dem Double: Zuvor hatte sich die 21-Jährige schon die Kristallkugel im Para-Langlauf gesichert. Nachdem am Mittwoch auch das zweite Training der Frauen im italienischen La Thuile wegen Nebels nicht stattfinden konnte, wurde die für den Donnerstag geplante Abfahrt abgesagt. Das teilte der Weltskiverband Fis am Mittwoch mit. Am Freitag und Samstag wird nun jeweils ein Super-G gefahren. Es ist das letzte Speed-Wochenende der Frauen in der laufenden Saison. Der Anzugskandal bei der Nordischen Ski-WM hat weitere personelle Konsequenzen: Nach Nationaltrainer Magnus Brevig und Anzugschneider Adrian Livelten hat der norwegische Verband (NSF) nun auch Assistenzcoach Thomas Lobben suspendiert. Außerdem wurden alle bei der WM in Trondheim von norwegischen Skispringern oder Kombinierern benutzten Anzüge an den Weltverband FIS übergeben, der die Tragweite des Betruges der Gastgeber untersucht. Nach dem Skandal um manipulierte Anzüge der norwegischen Skispringer hat der Weltverband Fis eingehende Untersuchungen eingeleitet, schon an diesem Mittwoch sollen erste Ergebnisse präsentiert werden. Währenddessen kündigte der norwegische Skiverband an, dass die Norweger um die zuletzt disqualifizierten Springer Marius Lindvik und Johann André Forfang am kommenden Wochenende beim Weltcup am Holmenkollen in Oslo an den Start gehen. Von der Fis hieß es, sowohl die Ethik- und Compliance-Kommission als auch die Administration des Verbandes würden mit den verschiedenen in diese Fälle verwickelten Interessenvertreter zusammenarbeiten, "um die Untersuchung so schnell wie möglich voranzutreiben und dabei Fairness und ein ordnungsgemäßes Verfahren zu wahren". Die Fis nannte den Vorgang "eine ernste Angelegenheit". Auftanken für den großen Endspurt, das war der Plan für Biathlon-Star Franziska Preuß nach dem enttäuschenden Wochenende in Nove Mesto. Platz 13 in der Verfolgung, Platz 15 im Sprint taten dem Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup nicht gut. Ihre ärgste Konkurrentin Lou Jeanmonnot konnte mit zwei vierten Plätzen Boden gut machen. Doch Preuß steht im Gesamtklassement mit 933 Punkten noch immer 36 Zähler vor der Französin. Auf die Staffel in Nove Mesto hatte Preuß verzichtet und war früher in ihre Heimat Ruhpolding gereist, wo sie am heutigen Dienstag entspannt ihren 31. Geburtstag feiern konnte. Das schönste Geschenk könnte sie sich selbst machen. Dafür bräuchte es aber nicht nur beim Weltcup in Poljuka Topleistungen. Nach Pokljuka stehen am legendären Holmenkollen in Oslo vom 21. bis 23. März noch ein Sprint, eine Verfolgung und zum Abschluss des langen Winters ein Massenstart an. Starkregen und zu hohe Temperaturen zwingen den Biathlon-Weltverband IBU zu umfangreichen Veränderungen beim vorletzten Weltcup des Winters ab Donnerstag auf der slowenischen Pokljuka. "Letzte Woche war die Anlage in einem tollen Zustand", sagte Renndirektor Borut Nunar. Nun hätten der Regen und zusätzlich warmer Wind der Strecke aber "schwere Schäden zugefügt", sagte Nunar: "Die Wettervorhersage für diese Woche ist ebenfalls nicht so toll, mit mehr Regen und hohen Temperaturen." Als Folge der schwierigen Wetterverhältnisse mit teilweise zweistelligen Plusgraden auf der Hochebene finden am Donnerstag anders als geplant jeweils kurze Einzelrennen bei Männern und Frauen statt, am Freitag soll es einen freien Tag geben. Die neue Pause kann für die Instandhaltung der Strecken genutzt werden. Falls am Donnerstag wetterbedingt gar keine Wettkämpfe stattfinden, bietet der Tag zudem eine Ausweichmöglichkeit. Aufgrund prognostizierter höherer Temperaturen sind die beiden abschließenden Wettkämpfe der Bob-Weltmeisterschaft in Lake Placid im US-Bundesstaat New York um jeweils einen Tag auf Freitag und Samstag vorverlegt worden. Das teilte der Internationale Bob- und Schlittenverband (IBSF) mit. Für Sonntag, wo ursprünglich die Entscheidungen im Zweier der Frauen und im Vierer der Männer hätten fallen sollen, sind am Mount Van Hoevenberg zweistellige Temperaturen angekündigt. Um "bestmögliche Bahnbedingungen zu gewährleisten", steigen die Läufe eins und zwei jeweils schon am Freitag statt am Samstag, die Medaillen werden nach den Läufen drei und vier am Samstag vergeben. Die Männer starten ihre Durchgänge jeweils um 13.00 und 14.45 Uhr (MEZ), die Frauen fahren ab 18.00 und 19.30 Uhr (MEZ) durch den Eiskanal. | BR24Sport | Kombinierer Vinzenz Geiger hat unverhofft seinen ersten Triumph im Gesamtweltcup praktisch sicher. Skispringer Andreas Wellinger hat die Gesamtwertung der Raw-Air-Tour gewonnen. Alle Wintersport-News im Ticker. | [
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] | sport | 2025-03-18T12:24:08.387+00:00 | 2025-03-18T12:24:08.855688+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/sport/wintersport-ticker-alle-news-der-wintersport-woche-vom-11-maerz-bis-16-maerz,Uf8eIin |
"Scully-Fenster": Glaskunst in Landshuter Martinskirche gesegnet | Gleich mehrere Stellen sind in Frage gekommen – für ein Kunstwerk, das sogar in der Martinskirche, dem Wahrzeichen inmitten der Stadt Landshut, eine Besonderheit darstellt. Über dem Altar zum Beispiel. Oder auf einer der beiden Seiten des Kirchenschiffs, wo aufwendig kassettierte Fenster 16 Meter in die Höhe ragen. Ausgewählt für das gläserne Werk des irisch-amerikanischen Malers Sean Scully wurde aber eine kleine Kapelle, direkt neben dem Haupteingang. Die vier Fenster der sogenannten Altdorferkapelle – ab sofort sind sie die "Scully-Fenster", ausgerichtet zur Landshuter Altstadt. Dass die Sonne über Landshut strahlt, spielt an diesem Sonntag eine große Rolle. Ihr natürliches Licht setzt das Kunstwerk in Szene. Fenster, die mit ihrer Farbkomposition aus dem gotischen Gesamtwerk herausstechen. Für ihre Weihe ist der Künstler nach Landshut gekommen. "Das ist sehr bewegend für mich", sagt Sean Scully im BR-Interview. "Auch, weil ich hier nicht etwas gewaltiges geschaffen habe, nein, das hier ist zart." Weil es eben nicht die Fenster des gewaltigen Kirchenschiffs in Landshut sind, so Scully. Die Entwürfe des Malers waren schon länger bekannt, jetzt können sie in Landshut bewundert werden – und übertreffen die Erwartungen von Kirchenpfleger Hubert Gruber: "Die Entwürfe können lange nicht erreichen, was das echte Fenster wiedergibt. Das Leuchten nämlich durch den Lichteinfall, das ist das fantastische an dieser Glasfensterkunst." Das erste Fenster ist vollständig in einem Blauton gehalten – die anderen drei Fenster entsprechen, wofür Scully weltweit bekannt ist. Abstrakte geometrische Formen, Rechtecke, Quadrate und Linien, die in ihrer Farbvielfalt klar strukturiert miteinander verbunden sind. Ausgangspunkt sei eine melancholische Farbe, erklärt Scully: "Ausgehend davon entwickelt sich alles hin zur Begeisterung, zur Herrlichkeit." Dass mit Scully der Mann, der die ganze Welt sein Zuhause nennt und mit seinen Bildern große Galerien von München über Wien bis Venedig schmückt, Fenster in der Landshuter Martinskirche gestaltet, geht auf einen Besuch vor mehr als einem Jahrzehnt zurück. Schon damals sei dem Künstler die Idee gekommen, Fenster für die Kirche zu entwerfen. Kirche, Kunst und Stadt werden nun symbiotisch miteinander verbunden. Die neu gestalteten Fenster sollen in zwei Richtungen wirken. Sie hüllen den Raum der Kapelle, die als Grablege der Landshuter Stiftspröbste bislang nicht zugänglich war, in ein neues Licht. "Der Raum beherbergt Kunstwerke, ein Silberkreuz oder eine Mater Dolorosa, die durch dieses Licht noch einmal eine andere Ausstrahlung erhalten", erklärt Kirchenpfleger Gruber. Umgekehrt sollen die Fenster abends auch von innen beleuchtet werden. "So können sie auch nach draußen, in die Landshuter Altstadt, ins Zentrum der Stadt wirken." Was Scully auf dem Papier entwirft, setzt die Mayer’sche Hofkunstanstalt in München um. Hier entstehen seit 1847 ‚kirchliche Arbeiten‘, bis heute zieht sich die Handschrift des Unternehmens rund um den Globus – Fenster, Mosaike und Glasmalerei in Kathedralen, Museen, damals sogar im World Trade Center in New York. Eine Manufaktur, geführt von der Familie Mayer in fünfter Generation. Sie verbindet beides, die Erfahrung mit bedeutenden Bauwerken – und mit nicht minder bedeutenden Künstlern. Auch in Landshut, auch mit Sean Scully. "Es beginnt immer mit einem opaken Entwurf auf dem Papier", erklärt Michael Claudius Mayer. "Wie setzt man diesen also in ein Material wie Glas um? Wie wirkt dieser Entwurf in Glas, wie wirkt er am Ort, wo er später aufgebaut werden soll? Das fordert uns heraus, jedes einzelne Mal." Das war kurz nach dem Krieg schon so, als die Familie Fenster in St. Martin verbaute. Nicht nur deswegen spricht Mayer von einer Ehre, dort arbeiten zu dürfen. "Es handelt sich um eine meiner Lieblingskirchen in Bayern, das muss ich ehrlich so sagen. Und an einem Ort tätig zu werden, wo es die Familie auch schon einmal war, das ist eine schöne Fügung." Zahlreiche Entwürfe von Sean Scully hat die Hofkunstanstalt bereits hergestellt, in handfestes Material übersetzt. Scullys Werk in Landshut – aus Sicht von Michael Claudius Mayer nicht nur eine Ehre für die Stadt. "Es ist auch für Bayern etwas ganz Wunderbares, so einen bekannten Künstler auch hier im Glas mal in einer Kirche abgebildet zu sehen." Dem Künstler ist alleine das Lohn genug, für sein Werk in Landshut hat Scully kein Geld verlangt. Die Kosten für die Produktion und Installation wurden größtenteils von privaten Stiftern übernommen, die Landshut so um eine Besonderheit bereichern: Die Kunst von Sean Scully kann rund um die Uhr in der Altstadt besichtigt werden – andernorts geht das nur während der Öffnungszeiten von Museen. Sean Scully hat die Fensterfront der Martinskirche in Landshut neu gestaltet. Zusammengesetzt wurden die Mosaikfenster in München. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Philip Kuntschner | Landshuts Wahrzeichen, die Martinskirche, erstrahlt in neuem Glanz: Der irisch-amerikanische Maler Sean Scully hat für die Altdorferkapelle bunte Glasfenster kreiert. Sie ist nun wieder zugänglich, in einem Gottesdienst wurden die Fenster gesegnet. | [
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] | kultur | 2024-09-29T14:30:52.268343+00:00 | 2024-10-07T06:54:03.823394+00:00 | https://www.br.de//nachrichten/kultur/scully-fenster-glaskunst-in-landshuter-martinskirche-gesegnet,UPlSUSL |
Cannabis im Verkehr: Wann schränkt THC die Fahrtüchtigkeit ein? | Ab dem 1. April ist der Konsum von Cannabis legal. Das heißt aber nicht, dass man sich völlig bekifft ans Steuer setzen und Auto fahren darf. Aber wie viel Cannabis ist dann erlaubt? Das soll im Verkehrsrecht neu geregelt werden – auf der Basis eines jetzt empfohlenen Grenzwertes. Es gibt bereits einen Grenzwert für THC im Straßenverkehr, der liegt bislang bei 1,0 ng/ml Blut. Die Einheit Nanogramm pro Milliliter Blut bezeichnet dabei die Konzentration von THC (Tetrahydrocannabinol), dem Wirkstoff von Cannabis, die im Blut von Konsumentinnen und Konsumenten nachgewiesen werden kann. Der bisherige Grenzwert ist sehr streng bemessen, er entspricht quasi einer Null-Toleranz-Grenze. Beim Konsum von Alkohol wird diese Grenze nicht gezogen. Zudem sage eine 1,0 ng/ml-Konzentration von THC im Blut aus wissenschaftlicher Sicht nichts über die tatsächliche Fahrfähigkeit der Getesteten aus, sagt Professor Dominik Irnich, der Leiter der interdisziplinären Schmerzambulanz am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München: "Wir wissen, dass dieser Grenzwert von 1 ng/ml relativ schnell überschritten wird und auch langfristig. [...] Das ist wahrscheinlich schon ein Wert, bei dem eine große Anzahl von Menschen schon Fahreignung hat." Denn der Wirkstoff THC bleibt im Blut unter Umständen noch sehr lange nachweisbar, wenn von seiner Wirkung – dem eigentlichen Rausch – schon längst nichts mehr zu spüren ist. Mit anderen Worten: Vielleicht haben Sie freitags einen Joint geraucht und fahren am Montag komplett nüchtern in die Arbeit – die THC-Konzentration im Blut ist aber noch immer erhöht. Der neue Grenzwert von 3,5 ng/ml Blut soll dafür sorgen, dass eine justiziable Grenze erst dann überschritten ist, wenn auch eine zeitliche Nähe zum Konsum gegeben ist, sprich: Wenn der oder die Getestete auch tatsächlich noch bekifft ist. Die Krux: Laut Experten kann der neue Grenzwert das nicht und eignet sich deshalb aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich nicht zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit. Anders gesagt: Der Wert ist nicht wissenschaftlich begründbar, erklärt Frank Petzke, Professor für Schmerzmedizin in Göttingen: "Wir hatten ja schon eine Grenzwertkommission, seit über 20 Jahren, und die ist zu dem Ergebnis gekommen: Es gibt keine wissenschaftliche Möglichkeit, einen Grenzwert festzulegen." "Aus physiologischer Sicht sieht man keinen Zusammenhang zwischen der Konzentration im Blut und den Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem", betont auch Schmerzexperte Irnich. "Aus wissenschaftlicher Sicht kann man sich da einfach nicht festlegen. Natürlich wird aus politischer Sicht eine Grenze gesetzt werden müssen. " Mit anderen Worten: Ganz unreguliert gehen Cannabiskonsum und Verkehrsordnung einfach nicht zusammen, aber die Wirkstoff-Konzentration im Blut ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht das richtige Mittel, wie Irnich erklärt: "Im Endeffekt kann man die Wirkungen auf das zentrale Nervensystem nicht über Tests im Blut oder auch im Urin objektivieren." Wie stark Cannabiskonsum konkret im Einzelfall die Fahrtüchtigkeit einschränkt, sei nicht so einfach zu entscheiden wie bei Alkohol. Die beiden Substanzen sind überhaupt nicht vergleichbar. Das fängt schon damit an, dass der Wirkstoffgehalt eines einzelnen Joints schwer zu bestimmen ist. Die THC-Stärke ist in den meisten Fällen bislang schlicht unbekannt. Statur und Kondition der Konsumenten sind auch unterschiedlich, die Wirkung des THC entfaltet sich also individuell unterschiedlich. Doch ein noch wesentlicherer Faktor ist, ob die Konsumentin oder der Konsument nur gelegentlich kifft oder an den Konsum gewöhnt ist und dadurch weniger beeinträchtigt wird. Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, sind deshalb auch nicht unbedingt die besseren Autofahrer und neben ihnen gibt es noch eine weitere Gruppe, die der neue Grenzwert betrifft – nämlich Schmerzpatienteninnen und -patienten, die dauerhaft mit Cannabis medikamentös behandelt werden. Bei ihnen stellt sich der Organismus – wie bei anderen Medikamenten, beispielsweise Opioiden – auf einen gewissen Blutspiegel an THC ein, erläutert Schmerzmediziner Frank Petzke, im Interview mit BR24. Nach vier bis sechs Stunden seien diese Patienten in der Regel wieder fahrfähig, das hätten kanadische Studien gezeigt. Doch im Fall von Cannabis bleibe laut Petzke "einfach eine absolute Restunsicherheit bezüglich ihrer Fahrtüchtigkeit. Und wir raten ihnen eher davon ab, überhaupt zu fahren, was jetzt nicht sehr hilfreich ist." Und die Suchtmediziner betonen: Zwischen der Konzentration und der akuten Wirkung von THC bestehe kein nachweisbarer Zusammenhang. Das liegt nicht nur am Gewöhnungseffekt, sondern auch daran, dass bei wiederkehrendem und häufigerem Cannabiskonsum die THC-Konzentration im Blut tagelang hoch ist. Raucht man einen Joint oder verdampft Cannabis, dann geht es ganz schnell: Das THC rauscht von der Lunge ins Blut, innerhalb von Minuten kann schon der höchste THC-Pegel erreicht sein. Doch die Wirkung, die das THC entfaltet, kommt verzögert: Beim Inhalieren dauert es rund eine Stunde. Bei Keksen, Öl oder anderen oralen Konsumformen kann sich die Wirkung noch weitaus länger verzögern. Das Blut verteilt das THC, sodass es an Rezeptoren im ganzen Körper andockt – unter anderem im zentralen Nervensystem – und im Körperfett gespeichert wird. Die Folge: Die THC-Konzentration im Blut sinkt auch rasch wieder. Später gibt das Fettgewebe das THC wieder ans Blut ab, die THC-Konzentration steigt wieder an, obwohl der Rausch längst abgeklungen ist. Studien zeigen: Im bekifften Zustand ist die Fahrtüchtigkeit deutlich beeinträchtigt. Die Konzentrationsfähigkeit – beispielsweise auf den stupide dahinrollenden Verkehr – lässt nach. Geradeausfahren wird schwieriger. Und die Reaktionszeit verlängert sich. Auf keinen Fall sollten man sich auf die rein-subjektive Selbsteinschätzung seiner Fahrfähigkeit verlassen, denn diese sei, so meint Petzke, "nicht unbedingt ganz zuverlässig". Wie lange es dauert, bis der neue Grenzwert – wenn er denn dann gültig sein wird – nach dem Cannabiskonsum nicht mehr überschritten wird, das kann leider niemand sicher sagen. Der deutsche Automobilclub ADAC rät Autofahrerinnen und Autofahrern, mehr als nur 24 Stunden zu warten, bevor sie sich etwa nach dem Konsum von Haschisch, einer sehr hoch konzentrierten Form von Cannabis, wieder ans Steuer setzen. Das erklärte Katharina Lucà, Unternehmenssprecherin ADAC, in einem Interview mit BR24. Studien kommen zu sehr breit gestreuten unterschiedlichen Ergebnissen, ab wann die Fahrtüchtigkeit nach dem Cannabiskonsum wiederhergestellt ist. Eine kleinere Studie mit 15 gewohnheitsmäßig Cannabiskonsumierenden (externer Link) zeigte, dass bereits drei Stunden nach dem Konsum von drei Joints keine erhöhten Zahlen an Fahrfehlern mehr in der Simulation auftraten. Dennoch appelliert Mediziner Irnich an alle Konsumierenden, "lieber nicht zu fahren. Es gibt öffentliche Verkehrsmittel, es gibt andere Möglichkeiten, als sich zu überschätzen – mit entsprechenden, vielleicht auch fatalen, Folgen für andere Menschen." Wieviel THC im Blut ist erlaubt im Straßenverkehr? Ein Vorschlag einer Expertenkommission. Anmerkung d. Red.: Das ursprüngliche Titelbild haben wir ausgetauscht, da es von einigen Lesern als wertend gegenüber Cannabiskonsumenten und -konsumentinnen empfunden wurde. Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung! | Andreas Strobel, Florian Falzeder, Heike Westram | 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blut: Das ist die aktuelle Empfehlung einer Expertenkommission für den Cannabis-Grenzwert im Straßenverkehr. Doch wie viel sagt der wirklich über die Fahrtüchtigkeit aus? Was Wissenschaftler empfehlen. | [
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] | wissen | 2024-03-28T17:18:31.514724+00:00 | 2024-04-02T13:10:00.879268+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/wissen/cannabis-im-verkehr-wann-schraenkt-thc-die-fahrtuechtigkeit-ein,U8Jlbgl |
"Das entsetzt mich als Mensch": Reaktionen von Kulturschaffenden | Am vergangenen Samstag habe sich für Israel das 9/11 und Pearl Harbour zugleich ereignet. So ordnen zahlreiche Beobachter die Zäsur ein, die der Terrorangriff der Hamas für das Land bedeutet: Die totale Verwundbarkeit wurde hier fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Beginn des Jom Kippur Krieges in Erinnerung gebracht. 9/11 und Pearl Harbour zugleich sei leider eine zutreffende Beschreibung, wenn man auf die Zahlen schaut, sagt Ofer Waldman im BR-Interview: "Wir zählen bis heute Morgen 900 Tote, 100 Verschleppte und 2.700 Verwundete, zum Teil schwer Verwundete. Es gab keinen einzigen Tag in der israelischen Geschichte, der so schwer wog. Seit dem Holocaust sind nicht mehr nicht so viele Juden auf einmal ermordet worden wie an diesem Tag." Israel ist ein kleines Land, und dort treffe es eigentlich jeden, der dort lebt, sagt Waldman. Fast jeder kennt jemanden, der bei diesem blutigen Angriff ums Leben gekommen ist, verletzt oder verschleppt wurde. Auch nicht beteiligte Zuschauer ganz fern von Israel bekunden ihr Mitgefühl und ihr großes Entsetzen über diesen harten Zivilisationsbruch der islamistischen Terrororganisation. Ihr Herz sei "gebrochen", schreibt beispielsweise die in Jerusalem geborene israelisch-amerikanische Schauspielerin Natalie Portman, die unter anderem für ihre Hauptrolle im Ballett-Thriller "Black Swan" bekannt ist. Und weiter: "Kinder, Frauen und ältere Menschen wurden ermordet und aus ihren Häusern entführt, ich bin entsetzt über diese barbarischen Taten und mein Herz schlägt mit Liebe und Gebeten für die Familien der Betroffenen." Sprachlos sei sie, sagte die 64-jährige Bestsellerautorin Zeruya Shalev ("Liebesleben") im Interview dem "Stern". "Es gibt keine Buchstaben, um diese Gefühle zu beschreiben. Den endlosen Schmerz. Die Wut. Die Angst." Sie werde jetzt im Land bleiben, obwohl sie sofort nach Beginn der Angriffe von Freunden nach Berlin eingeladen worden sei. "Ich will teilhaben an dem, was in meinem Land passiert. Hier ist mein Platz." Shalev kritisierte auch Ministerpräsident Netanjahu, der das Land gespalten und so verletzlich gemacht habe. Nach Hamas Großangriff - Musikfestival in Re'im, wo die Terrormilizen der Hamas mindestens 260 Junge Leute hingerichtet haben. Die aus den "Wonder Woman" Filmen bekannte Israelin Gal Gadot, die vor Beginn ihrer Hollywood-Karriere zwei Pflichtjahre bei der israelischen Armee abgeleistet hatte, rief in mehreren Posts zur Solidarisierung mit Israel auf. Auf Instagram postete sie die israelische Flagge und schrieb "Die Welt kann nicht tatenlos zusehen, wenn diese schrecklichen Terroranschläge passieren!" Unter den Prominenten aus der US-Film- und Entertainment-Welt, die sich zu dem Angriff der Hamas auf Israel zu Wort meldeten, sind auch viele Juden und Jüdinnen, die persönliche Verbindungen nach Israel haben. Etwa US-Schauspielerin und Komikerin Sarah Silverman. Auf X, früher Twitter, schrieb sie: "Meine Schwester, Nichten und Neffen sind da. Sie protestieren seit Monaten gegen BIBI (Benjamin Netanjahu, Anm.d.Red.), kämpfen für eine Zwei-Staaten-Lösung. Israelis sind Juden und Araber aller Hautfarben. Das ist so komplex. Irrt euch nicht: Die Hamas ist eine Terrororganisation, deren Leitbild darin besteht, alle Juden zu töten. Diese verdammte Welt bricht mir das Herz." "Das Entsetzen, das wir alle spüren, ist kein israelisches Entsetzen. Es ist kein deutsches Entsetzen. Es ist ein menschliches Entsetzen", sagt Ofer Waldman im BR-Interview. "Wie kann man Mütter mit Babys auf dem Arm in den Jeep schleppen und in den Gazastreifen bringen? Wie kann man auf Kinder mit verbundenen Händen schießen? Was geht einem solchen Menschen durch den Kopf?" All das entsetze ihn nicht, weil er Israeli sei, sondern als Mensch. Und die Stimmen des Entsetzens kommen aus der ganzen Welt, "auch aus der arabischen Welt", wie Waldman betont. Er befürchtet, dass das für die palästinensische Sache ein Riesenschlag war, und dass das Entsetzen mit jeder Minute des Schweigens von palästinensischen Menschenrechtsaktivisten immer schwerer wiege. Bei der Unterstützung und Solidarität weltweit gibt es aufsehenerregende Ausnahmen, auch von prominenten Künstlern: Reza Afisina und Iswanto Hartono, zwei leitende Mitglieder des Künstlerkollektivs Ruangrupa, das schon bei der vergangenen documenta mit Antisemitismusvorwürfen kämpfen musste und für viel Kritik gesorgt hat, haben Video-Aufnahmen von propalästinensischen Jubelfeiern in Berlin gelikt. Inzwischen hat sich die documenta-Leitung von den beiden Künstlern distanziert. Waldman hat zu den Bildern und Videos der palästinensischen Jubelfeiern, die in den sozialen Medien ein entsetzliches Echo finden, eine klare Meinung: "Die Bilder aus Berlin – und das sage ich als jemand, der viele, viele palästinensische Freundinnen und Freunde und Weggefährten hat – die Bilder aus Berlin sind eine Schande für jeden Palästinenser und für die Palästinenser dieser Welt. Sie beflecken die palästinensische Sache, sie beflecken den palästinensischen Willen nach Gerechtigkeit, nach Freiheit und nach eigener Staatlichkeit. Es ist mir nicht begreiflich, wie Menschen in der Lage sind, bei allem Frust und bei aller Richtigkeit des Kampfes um einen unabhängigen Staat Palästina: Wie man Süßigkeiten verteilen kann als Zeichen der Freude. Welches Zeichen einer welchen Kultur ist es? Und ich kann es kaum mit Worten beschreiben, was es mit einem macht, vor allem mit einem, der in der Tat viele arabische Freundinnen und Freunde, viele palästinensische Freundinnen, Freunde hat." Die Solidarität von Seiten der Weltgemeinschaft und von Deutschland empfindet Ofer Waldman als sehr bewegend. Aber ob es sinnvoll ist, wegen der Gräueltaten die Hilfsgelder für die palästinensische Zivilgesellschaft zu streichen, weiß er nicht. Der Autor blickt stattdessen – als israelischer Staatsbürger mit vielen palästinensischen Freunden – entschieden weiter in die Zukunft, in der es gelte, auch nach dieser blutigen Zäsur, die in den kommenden Kriegstagen mit Sicherheit noch viel blutiger wird, wieder zusammen zu leben mit den Palästinensern. "Aber so hart das auch ist und so sehr das Blut jetzt auch kocht, müssen wir uns fragen: Was wird an dem Tag danach passieren? Weil, nachdem die Kampfhandlungen vorbei sind, werden wir jüdische Israelis und Palästinenser hier in diesem Land leben." Waldman fragt sich, wie man Räume schaffen kann, in Israel, in Palästina, aber auch in Deutschland und anderswo, für Gespräche, die geführt werden müssen, "weil sonst kommen wir aus dieser Lage nicht raus, dass man jetzt den Gazastreifen noch mal bombardiert, mit noch größerer Härte. Ich kann nur mit den Worten von Albert Einstein antworten: Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Nach diesen Gräueltaten der Hamas ist es wahrscheinlich nicht erstaunlich, dass der Israeli Ofer Waldman das Wort "Friedensverhandlung" im Interview nicht ausspricht. Aber ein prominenter Künstler hat für künftige Verhandlungen schon mal den Sound geliefert: Bono hat den U2-Song "Pride" inzwischen zu einer Friedenshymne umgedichtet, die klar Bezug nimmt auf die Terrorattacke der Hamas. Zuvor hatte er schon auf einem Konzert den Opfern des Massakers vom Musikfestival in der Negev-Wüste den Song "Pride (In the Name of Love)" gewidmet. Von Ofer Waldman erschien Im Wallstein Verlag der Erzählband: "Singularkollektiv" Das ist die Europäische Perspektive bei BR24. Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung! | Barbara Knopf, Iris Buchheim, Katharina Wilhelm | Israel befinde sich in einer "Schockstarre", sagt der israelische Buch- und Hörspielautor Ofer Waldman. Auch aus Hollywood kommen viele Zeichen der Solidarität und Anteilnahme. Bono von U2 widmet den Opfern des Musikfestivals eine Friedenshymne. | [
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] | kultur | 2023-10-10T14:19:27.609487+00:00 | 2023-10-11T09:38:08.426785+00:00 | https://www.br.de/nachrichten/kultur/das-entsetzt-mich-als-mensch-reaktionen-von-kulturschaffenden,TsGYD6J |
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