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Kurzurlaub in Deutschland: Wo komme ich mit dem Zug gut hin?
Dieser Beitrag wurde am 31.05.2018 auf bento.de veröffentlicht. Du hast nur ein Wochenende Zeit, um Urlaub zu machen? Nicht verzweifeln: Es ist möglich. Wir zeigen dir spannende Orte innerhalb Deutschlands, die du schnell mit dem Zug erreichen kannst – und die dein Wochenende zu einem besonderen Erlebnis machen. Auf nach Baden-Württemberg! Wohin genau?Nach Malereck in Langenargen.Warum?Der Bodensee ist der größte See Deutschlands. Ein besonderer Ort ist das Malereck. Dort gibt es einen Strand aus Kieselsteinen, öffentlich zugänglich und umsonst. Mit Blick auf die Alpen ist der Sonnenuntergang einmalig, Romantik pur, fast kitschig. Es gibt Toiletten, Duschen, Grillstellen. Und in Langenargen sind genug Supermärkte. Wie komme ich hin?Langenargen selbst hat einen kleinen Bahnhof. Von dort aus sind es 20 Minuten zu Fuß zum Malereck. Wo wohne ich?Der Camping-Park Gohren ist zu Fuß eine halbe Stunde vom Strand entfernt. Hier kannst du unter mehreren Wohnarten auswählen, von günstig bis teuer. Am billigsten ist es natürlich, wenn du dein eigenes Zelt mitbringst. Pro Person kostet eine Nacht dann 11 Euro. Auf nach Bayern! Wohin genau?Nach Oberfranken. In die Fränkische Schweiz.Warum?Weil du man dort klettern (lernen) kann. Die Fränkische Schweiz gehört mit über 6000 Routen zu den am besten erschlossenen Klettergebieten der Welt. Entweder fragst du einfach Leute am Fels, ob du mal mitmachen darfst, oder du besuchst einen Kurs in der Gegend. Kletterer sind sehr entspannte und offene Leute. Abgesehen von tollen Felsen gibt es einige Burgen und Ruinen. Zum Wandern kannst du also auch gut herkommen. Wie komme ich hin? Von Nürnberg aus gehts mit Zug und Bus nach Obertrubach. Dauert gute zwei Stunden. Nach Forchheim kommst du in nur 25 Minuten direkt mit dem Regionalexpress. Auf ins Saarland! Wohin genau?Nach Losheim am See.Warum?Wie der Name schon sagt, dreht sich in Losheim ein großer Teil des Freizeitangebots um den dortigen See. Aber das beschauliche Losheim hat noch mehr zu bieten. Ausgezeichnete Wanderwege rund um den Stausee, Fahrten mit der Museumsbahn durch die schönen Landschaften des Saarlandes. Mit einem Linienbus ist auch ein Tagesausflug in das nahgelegene Luxemburg möglich.Wie komme ich hin? Mit der Regionalbahn fährt man von Saarbrücken etwa eineinhalb Stunden nach Losheim am See.Auf nach Rheinland-Pfalz! Wohin genau?Nach Heidenfahrt bei Heidesheim.Warum? Im Rhein zu baden ist nicht an jeder Stelle eine gute Idee. In Heidenfahrt ist es ungefährlich, obwohl die Strömung spürbar ist. Sie trägt einen von Strand zu Strand. Denn genau den findest du in Heidenfahrt, aus Sand. Mit Blick auf Hessen, direkt auf der anderen Rhein-Seite, mit Blick auf viele Bäume auf einem Hügel. Grillen ist erlaubt. Und oft werden direkt am Eingang zum öffentlichen Strand Äpfel, Kirschen oder Erdbeeren verkauft. Wie komme ich hin?Von Mainz aus mit dem Zug nach Heidesheim, in acht Minuten. Von dort aus läufst du noch 20 Minuten zum Strand. Wo wohne ich?Am besten auf dem Campingplatz direkt nebenan, "Inselrhein Heidenfahrt ". 8 Euro kostet die Nacht pro Person. Ein Zelt kannst du dir für sieben Euro ausleihen. Der Campingplatz hat einen Wein- und Biergarten. Auf nach Hessen! Wohin genau?Ans Felsenmeer im Odenwald.Warum?Bei einer Wanderung kann man sich kaum sattsehen. Überall Felsen. Am oberen Ende des Felsenmeers gibt es eine kleine Quelle, die zwischen den Steinen runter ins Tal fließt. Hier ist man wirklich aus der Welt, obwohl die Stadt nicht weit weg ist. Es gibt auch ein paar Stellen, an denen man bouldern kann. Oder Mountainbiken. Wie komme ich hin?Mit dem Zug kommst du von Darmstadt in 15 Minuten bis Bensheim. Dann fährst du mit dem Bus der bis Reichenbach, Haltestelle Marktplatz. Von da aus ist der Anfang des Felsenmeeres in 20 Minuten zu erreichen. Auf nach Nordrhein-Westfalen! Wohin genau?Nach Olsberg im Sauerland.Warum?In Olsberg gibt es den sogenannten Qualitätsweg "Wanderbares Deutschland". Das Besondere daran ist, dass sich auf dem 39 Kilometer langen Weg mehrere Kneipp-Tretstellen befinden, zum Beispiel die Luisenquelle. Olsberg ist ein anerkannter Kneipp-Kurort. Wenn die Füße also vom vielen Laufen ein wenig schmerzen – kein Problem. Wie genau dieses Kneippen funktioniert, erklären viele Infotafeln vor Ort. Die Wanderpfade sind naturbelassen, es gibt mehrere Aussichtspunkte und Einkehrmöglichkeiten. Wie komme ich hin?Von Paderborn aus nimmst du den Zug nach Olsberg, dort gibt es einen Bahnhof. Dauert eineinhalb Stunden. Wo wohne ich?Pensionen, Gasthöfe, Hotels und Ferienwohnungen: Es gibt von allem viel. Auf nach Niedersachsen! Wohin genau?Nach Lüneburg.Warum?Lüneburg ist eine Stadt südöstlich von Hamburg. Mit wunderschöner Altstadt, guten Restaurants und viel Grün. Vom Stress der Großstadt ist wenig zu spüren: Es gibt einen Markt, kleine Cafés – und ein großes Kino.Lüneburg ist Studentenstadt – es gibt Uni-Workshops zum Mitmachen, Theaterfestivals, Open-Air-Konzerte. Wie komme ich hin?In einer halben Stunde fährt der Metronom vom Hamburger Hauptbahnhof in die kleine Hansestadt. Auf nach Bremen! Wohin genau?Ins Bremer Blockland. Warum?Inmitten der Naturschutzgebiete "Untere Wümme" und "Kuhgrabensee" gibt es mehr Kühe als Menschen  – und damit eine wunderbare Ruhe zum Runterkommen. Bei einer Torfkahnfahrt kannst du die ehemaligen Feucht- und Moorgebiete zwischen Bremer Blockland und Teufelsmoor vom Wasser aus kennenlernen. Die Tour beginnt am Torfhafen in Findorff, an Bord lässt sich Wissenswertes erfahren rund um den Torfabbau in früheren Zeiten.Wie komme ich hin?Vom Bremer Hauptbahnhof dauert die Busfahrt zur Haltestelle Findorfallee nur vier Minuten. Auf nach Hamburg! Wohin genau?An den Öjendorfer See.Warum?Die große Liegewiese und das für seine Sauberkeit bekannte Wasser ist die ideale Abkühlung an heißen Sommertagen. Für wasserscheue Besucher bietet der anliegende Park auch einen Minigolfplatz, Wanderwege und eine Ponyreitbahn. Wie komme ich hin?Einfach in die U2 steigen und am U-Bahnhof Merkenstraße aussteigen. Von dort geht es dann mit dem Bus weiter. Vom Hamburger Hauptbahnhof aus dauert die Fahrt ungefähr 50 Minuten. Wer es gern sportlich mag, kann sich auch auf das Fahrrad schwingen und die rund zehn Kilometer radeln.Auf nach Schleswig-Holstein! Wohin genau? Nach Bad Malente.Warum?Weil du hier Ruhe hast. Keine Party, keine Disco, kein Schaulaufen: Hier sitzt du einfach am See, unterhältst dich beim Schokokuchen mit Omas im Café. Ein Kurztrip in deine Zukunft als Rentner, quasi – und sehr gut zum Runterkommen.Wie komme ich hin? Über Hamburg fahren, von dort dauert es im RE80 Richtung Lübeck etwa eineinhalb Stunden. Der kleine Bahnhof liegt direkt in der Ortsmitte, die meisten Hotels solltest du von dort zu Fuß erreichen können.Auf nach Mecklenburg-Vorpommern! Wohin genau?Zum Tollensesee in Neubrandenburg.Warum?Man kann direkt am See Fahrräder mieten, es gibt viele Picknickplätze und zum Sonnen den Sandstrand. Das Wasser ist lange flach, zum Hineinspringen gibt es einen Steg. Wer was lernen will, kann zum ehemaligen nationalsozialistischen Musterdorf Alt Rehse laufen und sich die alten Häuser der Nachbarschaft ansehen. Wie komme ich hin?Mit dem MV-Ticket und der Nord-Ostsee-Bahn. Mit dem Bus vom Bahnhof zwei Minuten bis Hochschule fahren und von dort aus 15 Minuten zur Badestelle laufen.Auf nach Brandenburg! Wohin genau?Nach Bad Saarow.Warum?Das Naturidyll am Scharmützelsee genoss schon beim berühmten deutschen Dichter Theodor Fontane Beliebtheit. Zwar dürfte dort zu seiner Zeit nicht allzu viel los gewesen sein, doch waren es vor allem die weiten Ufer des "Merkischen Meeres" (wie er den Scharmützelsee nannte), die es ihm angetan hatten. Heute bietet der malerische Kurort mit rund 5000 Einwohnern den zweitgrößten See Brandenburgs, 300 Kilometer Rad- und Wanderwege, Thermalbad und verschiedene Sportangebote. Wie komme ich hin?Der Ort ist 70 Kilometer von Berlin entfernt. Mit der Bahn dauert es vom Berliner Hauptbahnhof eine Stunde nach Bad Saarow. Allerdings muss man ein paarmal umsteigen.Auf nach Berlin! Wohin genau?Zum Havelhöhenweg.Warum?In Berlin lässt sich erstaunlich gut wandern. Eine tolle Strecke ist der "Havelhöhenweg". Er führt von der Heerstraße/Stößenseebrücke im Norden entlang des Ost-Ufers der Havel bis zum Wannsee im Süden. Auf den zehn Kilometern Wanderweg kommst du an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbei, zum Beispiel dem Grunewaldturm, der eine Aussichtsplattform auf 36 Meter Höhe hat. Wie komme ich hin?Vom Berliner Hauptbahnhof kannst du in gut 30 Minuten zur Haltestelle Havelchaussee fahren. An der Haltestelle Wannsee steigst du vom Zug in den Bus um.Auf nach Sachsen-Anhalt! Wohin genau?Zum Brocken im Harz in Wernigerode.Warum?Der Harz gehört zu den schönsten und urigsten Wäldern Deutschlands. Mit Moos überwucherte Kiefern liegen neben dem Wegrand, massive Felsbrocken ragen empor – und dann dröhnt irgendwo zwischen den Bäumen eine Dampflok. Die Harzer Brockenbahn.Vom Bahnhof Drei-Annen-Hohne schnauft sie sich auf den 1142 Meter hohen Gipfel des Brockens. Der Berg war zu DDR-Zeiten Grenzgebiet – heute können Wanderer vom Gipfel nach Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt schauen.Wie komme ich hin?Die Anbindung ist nicht die beste, zugegeben. Aber der Weg lohnt sich. Von Hannover und Leipzig aus fährt der öffentliche Verkehr in zwei Stunden nach Wernigerode.Auf nach Sachsen! Wohin genau?Ins Leipziger Neuseenland.Warum?Das Leipziger Neuseenland ist super jung – vielleicht sogar jünger als du selbst. Die Seen entstanden erst in den letzten 20 Jahren aus alten Tagebau-Gebieten, und bis heute wird noch an ihnen gearbeitet. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Dinge zu entdecken, vom gut besuchten Nordstrand am Cospudener See bis hin zur olympiatauglichen Kanu-Anlage, Segelbooten und einem Freizeitpark am Wasser ist alles dabei.Die Seen sind über Kanäle und Flüsse miteinander verbunden. Kein Wunder, dass viele Leipziger sagen: Bei uns ist man schneller am See als auf der Autobahn.Wie komme ich hin?Vom Leipziger Hauptbahnhof Zwenkau dauert es 40 Minuten mit der S-Bahn.Auf nach Thüringen! Wohin genau?Nach Gera.Warum?Gera ist eine ehemalige Industriestadt, seit der Wende stehen viele Plattenbauten leer, die Fabriken sind stillgelegt. Auf den zweiten Blick tauchen aber viele interessante Kleinode auf.Gera ist die Geburtsstadt des Malers Otto Dix, die Kunstsammlung der Stadt zeigt seine besten Werke. Auch der Bauherr Henry van de Velde wirkte hier – Architekturfans können Jugendstil-Villen wie das Haus Schulenburg besuchen. Im Stadtwald liegt der Geraer Tierpark, entlang der Elster führt ein Radweg bis nach Leipzig.Wie komme ich hin?Aus Leipzig oder Erfurt ist Gera mit der Regionalbahn gut zu erreichen, dauert jeweils eine Stunde. Diese Reiseberichte bereiten dich perfekt auf deine eigene Reise vorDa wollen wir hin! Die besten Reiseführer und Ratgeber für deinen Trip
bento-Redaktion
Schnell mit dem Zug zu erreichen, günstig, Natur pur!
[ "Deutschland", "Kurztrip" ]
Reise
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2018-05-31T11:54:00+02:00
2018-05-31T11:54:00+02:00
https://www.spiegel.de/reise/kurzurlaub-in-deutschland-wo-komme-ich-mit-dem-zug-gut-hin-a-00000000-0003-0001-0000-000002436680
Wimbledon-Siegerin Simona Halep: Mitglied auf Lebenszeit
Serena Williams brachte es auf den Punkt. Bei der Siegerehrung im Anschluss an ihr elftes Wimbledon-Endspiel wurde die Amerikanerin nach der Leistung ihrer Gegnerin gefragt. "Sie hat wirklich wahnsinnig gespielt", sagte Williams. Und "wahnsinnig" trifft es ganz gut, um die Leistung von Simona Halep zu beschreiben. Die Rumänin fegte in nur 55 Minuten über Williams hinweg und gewann zum ersten Mal die wichtigste Trophäe der Welt. "Es ist ein unglaublicher Moment. Es war immer ein Traum, hier zu gewinnen. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Mutter", sagte Halep kurz nach dem größten Triumph ihrer Karriere. Ihre Mutter, so die neue Weltranglistenvierte, habe ihr schon als Kind mit auf den Weg gegeben, dass sie das Wimbledon-Finale erreichen müsse, um wirklich etwas erreicht haben zu wollen. Als Motivation, das verriet sie lachend, diente ihr auch die Mitgliedschaft auf Lebenszeit im Veranstalterverein All England Lawn Tennis and Croquet Club. Alle Einzel-Champions in Wimbledon erwerben dieses Recht. Im gesamten Turnierverlauf nur einen Satz verlorenHalep und Wimbledon? Das war bis zu diesem Jahr noch keine Liebesgeschichte. 2012 und 2015 war sie bereits in der ersten Runde gescheitert, im vergangenen Jahr war wenige Wochen nach ihrem Sieg bei den French Open auch schon in Runde drei Schluss. Und in dieser Saison hatte Halep vor Wimbledon lediglich ein Finale erreicht, als Topfavoritinnen galten andere. Doch sowohl die Titelverteidigerin Angelique Kerber als auch die Rasenspezialistin Karolina Pliskova schieden früh aus. So war der Weg frei für Halep, die in sieben Partien nur einen Satz abgab. Ihr bestes Spiel folgte dann im Finale. Sie zwang ihre Kontrahentin zu vielen Fehlern, indem sie jeden noch so aussichtslosen Ball zurückschlug. Williams musste sich hinterher eingestehen, dass sie es deshalb irgendwann mit dem Tempo ihrer Schläge übertrieben habe. Halep benötigte nicht einmal eine Stunde, um Tennisgeschichte zu schreiben. Die 27-Jährige gewann als erste Rumänin das Turnier an der Church Road. Weder Ilie Nastase, der in den Siebzigerjahren zu den besten Sandplatzspielern der Welt gehörte, noch die ehemalige French-Open-Siegerin Virginia Ruzici konnten in Wimbledon triumphieren. Halep zählt mit zwei Grand-Slam-Siegen nun zu den erfolgreichsten Sportlerinnen ihres Landes, schon nach dem Titel in Paris wurden Vergleiche mit der fünffachen Olympiasiegerin Nadia Comaneci gezogen. Dritte Grand-Slam-Finalniederlage seit 2018Während Halep auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist, muss Williams einen weiteren Rückschlag verkraften. Für sie ist es die insgesamt neunte Niederlage im Endspiel eines Majors - und bereits die dritte binnen eines Jahres. "Jede Niederlage ist hart für mich. Aber wenn jemand so gut spielt wie Simona, ist da nichts, was du tun kannst", sagte Williams. Dass sie den Rekord von Margaret Court erneut verpasst hat, spiele in ihrem Kopf keine Rolle. "Ich will nur Spaß haben und das Beste aus mir herausholen", so Williams. Nach einem baldigen Karriereende sieht es nicht aus. Die bald 38-Jährige beteuerte, dass es ihrem zuletzt angeschlagenen Knie "sehr gut" gehe und dass sie derzeit sehr glücklich sei. Das trifft auch auf Halep zu. "Ich bin ziemlich sicher, dass das heute das beste Match meines Lebens war", sagte sie.
Bastian Midasch
Simona Halep spielt das Match ihres Lebens, gewinnt zum ersten Mal das Turnier in Wimbledon und schreibt nebenbei Tennisgeschichte. Besonders glücklich macht die Rumänin damit ihre Mutter.
[ "Wimbledon 2019", "London" ]
Sport
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2019-07-13T22:15:00+02:00
2019-07-13T22:15:00+02:00
https://www.spiegel.de/sport/sonst/wimbledon-siegerin-simona-halep-mitglied-auf-lebenszeit-a-1277215.html
Niebel löst mit Interview Debatte in der FDP aus
Berlin - Dirk Niebel absolviert einen Pflichttermin. Er spricht über den Weltentwicklungsbericht. Der Saal der Bundespressekonferenz ist so gut wie leer. Doch der Entwicklungsminister weiß auch diesen mauen Auftritt für Werbung in eigener Sache zu nutzen. Er freue sich, dass die Arbeitslosenzahl weiter gesunken sei, noch nie seien so viele Menschen in Deutschland beschäftigt gewesen, verkündet er freudig. Ganz so als sei das sein Verdienst. Niebels Lob für Schwarz-Gelb ist kaum verhallt, da muss er zu einem Interview Stellung nehmen, das er der "Rheinischen Post" gegeben hat. Indirekt hat Niebel darin die Frage befeuert, ob die angeschlagene Partei mit FDP-Chef Philipp Rösler in den Bundestagswahlkampf ziehen soll. Das sorgt in seiner Partei für mächtig Aufregung. Mit Rösler, der vor mehr als einem Jahr an die Spitze gewählt wurde und damals als Hoffnungsträger galt, kommt die FDP nicht aus dem Umfragekeller. Sie verharrt bei vier Prozent - nicht genug, um wieder in den Bundestag einzuziehen. Die Liberalen, die sonst gerne öffentlich streiten, haben sich wegen der kommenden Wahl am 20. Januar in Röslers Heimat Niedersachsen zusammengerissen. Viele halten sich mit kritischen Äußerungen zurück. Nun hat Niebel mit einigen verschwurbelten Sätzen das heikle Thema der Spitzenkandidatur wieder neu entfacht. Nicht nur in seiner Partei fragen sich viele: Was will Niebel? Sein Interview lässt viel Raum für Spekulationen. Er sei ja bei der Bundestagswahl Spitzenkandidat in Baden-Württemberg, ohne Parteichef zu sein. Ob das auch ein Modell für den Bund sei, wollte die Zeitung von Niebel wissen. "Sie sehen auch bei der SPD, dass ein Spitzenkandidat nicht zwingend Parteichef sein muss", lautete seine Antwort. Wahlkampf im Team sei immer eine gute Lösung. Und: "Gewöhnlich gilt aber ein Vorsitzender als potentieller Spitzenkandidat, es sei denn, es gibt gute Gründe, das anders zu entscheiden", erklärte der Minister. Fraktionschef, Parteichef und "alle anderen Mitglieder des Präsidiums" müssten im Team die Bundestagswahl meistern. Niebel sitzt im Sattel - im SüdwestenDer frühere FDP-Generalsekretär Niebel, ein enger Weggefährte von Ex-Parteichef Guido Westerwelle, ist in seiner Partei durchaus umstritten. Als er vor drei Jahren das Amt im Entwicklungsministerium übernahm, gab es intern wie öffentlich viel Kritik. War es doch Niebel gewesen, der das Ressort zu Oppositionszeiten abschaffen wollte. An der Spitze seines Ministeriums hat er sich inzwischen einen passablen Ruf erarbeitet - vor allem, weil er die Fusion dreier Entwicklungsorganisationen in die Wege leitete. Neben seinem Ministerium hat Niebel seine Verankerung an der Basis im Südwesten nie aus den Augen verloren. Das zahlte sich jüngst aus. Vor zwei Wochen wurde Niebel auf einer turbulenten Landesvertreterversammlung in Baden-Württemberg überraschend auf Platz eins der Liste für die Bundestagswahl gewählt. Zuvor hatte Landeschefin Birgit Homburger auf den Platz verzichtet, nachdem ein interner Widersacher damit gedroht hatte, gegen sie zu kandidieren. Homburger ist nun an zweiter Stelle der Liste. Niebel ist plötzlich obenauf. Auf dem kommenden Dreikönigstreffen in Stuttgart, bei dem auch der FDP-Fraktionschef im Bundestag, Rainer Brüderle, und Rösler sprechen, wird auch er reden. Niebels Verweis auf die Duo-Lösung in der SPD hat durchaus einen realen Hintergrund. Derzeit kursieren Modelle in der Partei für den Fall, dass Röslers FDP in Niedersachsen nur knapp die Fünfprozenthürde überwindet. Eines lautet: Rösler bleibt Parteichef, Rainer Brüderle wird Spitzenkandidat. Eine andere Variante lautet: Brüderle würde Parteichef und Spitzenkandidat und NRW-Landeschef Christian Lindner käme als einer von drei Parteivizes an seine Seite - für den Fall, dass Rösler abtreten muss. Wochenlang war es um die Personalfrage bei der FDP relativ ruhig. Niebel hat mit seinem Interview jetzt ein Schlaglicht auf die nach wie vor offene Frage der Spitzenkandidatur geworfen. Manche in der Partei vermuten, er habe mit dem Interview klarmachen wollen, bei der künftigen Ausrichtung eine entscheidende Rolle mitspielen zu wollen. Wie denn nun seine Aussage gemeint sei, wird Niebel in der Bundespressekonferenz gefragt. Es sei in den Medien nicht wiedergegeben worden, "was ich gesagt habe, sondern was man sich gedacht hat". Die Bundesvorsitzende oder der Bundesvorsitzende sei immer der beste Spitzenkandidat, den man haben könne, fügt Niebel hinzu. Ob Rösler auch nach dem kommenden Bundesparteitag im Mai Vorsitzender bleibe? Die FDP, sagt Niebel, sei eine "selbstbewusste Partei", er werde daher nicht den Fehler begehen, dem Ergebnis des kommenden Bundesparteitags "vorzugreifen". Klar sei aber: Danach werde die FDP als Team mit einer "starken Führung" in den Bundestagswahlkampf gehen. Den Namen Rösler nahm Niebel übrigens nicht einmal in den Mund.
Severin Weiland
Angriff auf FDP-Chef Philipp Rösler: Sein Parteifreund Dirk Niebel hat eine mögliche Doppelspitze im Bundestagswahlkampf ins Gespräch gebracht. Mit seinen Äußerungen löst der Minister in der Partei Irritationen aus. Viele fragen sich: Was treibt den Liberalen an?
[ "FDP", "Dirk Niebel", "Bundestagswahl 2013", "Philipp Rösler", "Rainer Brüderle", "Christian Lindner" ]
Politik
Deutschland
2012-11-29T17:53:00+01:00
2012-11-29T17:53:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/niebel-loest-mit-interview-debatte-in-der-fdp-aus-a-869999.html
Hausmitteilung SPIEGEL special
Für die Deutschen ist Kalifornien das erklärte Wunschziel in den USA - und sie tun gut daran, sich dort genau umzusehen. Denn in diesem Sonnenstaat mit Schattenseiten sind die Entwicklungen und Konflikte, die auch hierzulande heraufziehen, immer schon ein Stück weiter: Thema des neuen SPIEGEL special, das am Dienstag dieser Woche erscheint. Ein Reporterteam schreibt über Millionärs-Oasen und Nachtasyle, Raumfahrtzentren und Zuchthäuser, Hollywoods Flimmerwelt und den Kampf um die Mammutbäume; zu Wort kommen der deutschstämmige Filmstar Sandra Bullock und Showmacher Thomas Gottschalk ("Die spinnen, die Kalifornier").
Hans Joachim Schöps
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Politik
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1997-07-27T13:00:00+02:00
1997-07-27T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/hausmitteilung-spiegel-special-a-612c21f4-0002-0001-0000-000009272304?context=issue
Arme Ema
Ema hat eine Art Schönheit, die den Männern den Kopf verdreht, buchstäblich. Wenn sie bei den Begonientöpfen in ihrer Veranda am Fenster steht, krachen die Autofahrer, die draußen vorbeifahren, in die Gartenmauer, weil sie den Blick nicht von Ema lösen können. Was mag der Himmel noch mit Ema vorhaben? Sie hinkt ein kleines bißchen, und vielleicht gibt diese Disharmonie ihrem Charme einen Hauch von Morbidität. Ema langweilt sich. Sie heiratet einen braven Mann, Landarzt, Witwer; sie bringt zwei Kinder zur Welt; sie hat hier oder da eine Affäre mit einem Nachbarn. Es gefällt ihr, sich lieben zu lassen, aber im Grunde langweilt sie auch das. Ihre Schönheit welkt nicht, weil sie sie immer für sich behält. Am Ende aller Fehltritte geht sie mit einem Fehl-Tritt in den Tod, buchstäblich - vielleicht war das die bestimmte Bestimmung, der tiefere Sinn ihres Hinkens, von Anfang an. Arme Ema. Einen so schwelgerisch schönen, aberwitzigen, geheimnisvollen Film gibt es nicht alle Tage, er kommt wie aus einer anderen Wirklichkeit. Manoel de Oliveira ist, an einem fernen Rand Europas, vor ein paar Wochen 85 geworden, seinen ersten kurzen Film hat er vor 63 Jahren gedreht. Natürlich hat Oliveira, der erst als 70jähriger zu internationalem Ruhm kam, mit seinen Filmen kaum je Geld verdient. Er hat von einer väterlichen Textilfabrik und vom Weinhandel gelebt, eine Art Filmemacher nach Gutsherrenart; und er galt sogar in Portugal als Einzelgänger, als Provinzler, von Lissabon aus gesehen, weil er sich nie von der Welt seiner Herkunft gelöst hat, von Porto und dem Tal des Douro. Dort, zwischen Weinbergen und Gutshäusern an den Hängen eines mäandernden Flusses, spielt auch die Geschichte von Ema (Leonor Silveira): in einem Tal, das den Namen Abrahams trägt (im Original heißt der Film »Vale Abraao"), weil schon der Urvater die Seitensprünge seiner Frau mit solcher Nachsicht duldete wie nun Emas Carlos. Ein Sittenbild aus der Provinz: Die Namen Ema und Carlos sollen an Emma und Charles Bovary erinnern. Die Schriftstellerin Agustina Bessa-LuIs hat, auf Oliveiras Wunsch, einen Roman geschrieben, der auf vertrackte Weise Flaubert-Motive zitiert und variiert, und diesen Romantext benutzt Oliveira in seiner Filmversion wiederum, manchmal ironisch, als gesprochenen Kommentar: Die Bilder verraten, was das Wort verschweigt. Oliveira ist ein Einzelgänger, weil die Regisseure, denen er sich nahe fühlt, einer anderen Zeit angehören: Dreyer mit seiner Ehebruchs-Heroine »Gertrud«, der spanische Bunuel von »Viridiana«, Bresson in seinen Annäherungen an Dostojewski. Bresson allerdings, der gestrenge, wäre mit Ema in 70 Minuten fertig gewesen, Oliveira hingegen, der Schwärmer und Schwelger, der die labyrinthischen Anekdoten liebt, nimmt sich volle drei Stunden Kinozeit. Sehr ungern hat er darauf verzichtet, an diesem letzten Werk ein ganzes Jahr lang zu drehen, um dem wechselnden Licht der Jahreszeiten folgen zu können. Jedes Bild soll ja nicht irgendeines sein, sondern ein einmaliges, und so leuchten sie. Das heißt aber nicht - und deshalb sind die drei Kinostunden ein Erlebnis -, daß damit alles klar wäre. Ema wird, noch im Nachdenken über sie, immer schöner und immer rätselhafter. Y
»Am Ufer des Flusses«. Spielfilm von Manoel de Oliveira. Portugal 1993.
[ "Manoel de Oliveira", "Portugal" ]
Kultur
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1994-01-09T13:00:00+01:00
1994-01-09T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/arme-ema-a-051b5190-0002-0001-0000-000013683223?context=issue
Unser Universum: Signale aus dem Weltraum
Das SETI Projekt der NASA existiert tatsächlich und beschäftigt sich mit der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz.SPIEGEL TV zeigt in Form einer fiktionalen Dokumentation ein futuristisches Szenario: Was würde passieren, wenn tatsächlich einmal verschlüsselte Signale aus dem Weltall empfangen werden? Im zweiten Teil des Themenabends geht es um Megablitze, die tausendmal größer und stärker sind als normale Entladungen am Himmel. Die so genannten "Sprites" treten oberhalb der Wolkendecke auf und können bis zu 100 Kilometer in die Höhe schießen. Das Phänomen ist bekannt, doch nur wenig erforscht. Im Auftrag der NASA versuchen Experten, die Ursachen dieser spektakulären Erscheinungen zu enträtseln und herauszufinden, welche Gefahr sie für die Luft- und Raumfahrt bergen.
Sind wir allein im Universum? Seit Menschengedenken bewegt diese Frage jeden, der in den Sternenhimmel blickt. Der Gedanke an Ufos und Aliens inspirierte nicht nur Phantasten, sondern auch ernstzunehmende Wissenschaftler.
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Panorama
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2006-09-21T14:35:37+02:00
2006-09-21T14:35:37+02:00
https://www.spiegel.de/sptv/themenabend/a-438420.html
SPIEGEL Surfs the Web: Torturing Troublesome Teens
Most people are aware that the older you get the more likely you are to becoming hard of hearing. But apparently it's not just grandpa who can't hear as well as those young whippersnappers. It seems teenagers have the ability to heard higher frequencies than most adults and oneenterprising guy from Wales  has decided to exploit that physiological phenomenon to help rid shopkeepers of pesky and troublesome youths. Howard Stapleton has invented theMosquito  -- a sonic device that emits an annoying high-frequency noise that can for the most part only be heard by those under 20. A test unit has successful chased away a pack of surly teenagers that used to darken the stoop of one Welsh grocer. Now if someone can just come up with a device to shoo away those people that stuff our mailboxes full of junk mail. And telemarketers A Kalashnikov for Christmas Wondering what to give your friends and family this holiday season? Run out of creative gift ideas? Well, you could always donate a rocket launcher in the name of that special someone. Or how 'bout a Kalashnikov? Perhaps a tank? No silly, we aren't suggesting you get involved in the arms trade. There's a novelWeb site  offering to turn swords into ploughshares this Christmas. You can donate money so blacksmiths in war-torn Sierra Leone can make something useful out of the previously mentioned items. The site also lets you buy a"supergoat"  for villages in Africa. And if that's not enough barnyard for you, check outthis place . They've got chickens and sheep on offer. Or perhapsoxen  is more your thing? Remixing the Washington PostThe Washington Post's online operation has started a new project that will allow users to "remix " the paper's content. People won't be able to change stories, but they can take them and headlines and repackage them for non-commercial use increative ways  across cyberspace. "Why are we doing this? Because we want to fosterinnovation , and because we want to see your ideas about new ways of displaying news and information on the Web," reads the paper's introduction on the Post Remix site. Dubbed "mashingtonpost.com" by its creators, the project hopes to highlight the efforts of Web developers while getting out the Post's online offerings to a wider audience. TheBBC  already has a similar project up and running.
You may have already heard of devices that emit high-pitched noise to scare away birds, gophers or other pests from the animal kingdom, but teenagers? Don't worry. You're probably old enough that while junior is annoyed and shoves off, you won't hear a thing.
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International
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2005-12-01T15:41:19+01:00
2005-12-01T15:41:19+01:00
https://www.spiegel.de/international/spiegel-surfs-the-web-torturing-troublesome-teens-a-387900.html
Texas: Milliardär im Gefängnis verprügelt
Conroe - Der 59-jährige Standford wurde am Freitag ins Krankenhaus gebracht, die Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich, wie ein Justizsprecher miteilte. Einzelheiten zu dem Streit wurden nicht bekanntgegeben. Das Gefängnis in Conroe in Texas wird von einem privaten Unternehmen geführt. Stanford galt vor seiner Festnahme Mitte Juni als einer der reichsten Amerikaner. Ihm und mehreren Mitangeklagten wird vorgeworfen, mit angeblich sicheren Festgeldanlagen bei der Stanford International Bank auf Antigua Anleger um etwa sieben Milliarden Dollar geprellt zu haben. Stanford soll mindestens 1,6 Milliarden Dollar für seinen aufwendigen Lebensstil abgezweigt haben. Dazu gehörten nach Angaben der Ermittler sechs Privatjets, ein Hubschrauber und Anwesen in Miami und auf der Karibikinsel St. Croix.
jdl/AP
Er galt als einer der reichsten Amerikaner, dem zeitweise sechs Privatjets gehörten: Jetzt ist der wegen Betrugsverdacht inhaftierte US-Finanzjongleur R. Allen Stanford bei einer Schlägerei im Gefängnis verletzt worden.
[ "Finanzskandale", "Allen Stanford" ]
Panorama
Justiz & Kriminalität
2009-09-26T13:29:19+02:00
2009-09-26T13:29:19+02:00
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/texas-milliardaer-im-gefaengnis-verpruegelt-a-651506.html
IG Metall rüffelt Brandbrief von Würth
Schwäbisch-Hall - Die IG Metall hat verärgert auf einen Brandbrief von Schraubenkönig Reinhold Würth reagiert. In dem siebenseitigen Brief, aus dem die "Stuttgarter Zeitung" und die Nachrichtenagentur dpa zitieren, liest der Vorsitzende des Stiftungsaufsichtsrates der Künzelsauer Würth-Gruppe seinen Außendienstmitarbeitern kräftig die Leviten. Im ersten Halbjahr 2012 hätten sie nur 3,3 Prozent Wachstum erzielt. Dabei wolle der Konzern bis zum Jahr 2020 20 Milliarden Umsatz erwirtschaften, ihn also in den kommenden acht Jahren verdoppeln. Wegen der "miserablen Umsatzzuwachsrate" des ersten Halbjahrs könne der Firmengewinn so unter Druck geraten, "dass wir uns von Außendienstlern, die vielleicht nicht mehr als ihre eigenen Kosten verdienen, trennen müssten", hieß es in dem Schreiben. Würth zitiert die Weisheit "Morgenstund' hat Gold im Mund" und legt den Außenmitarbeitern nahe, sich ein Beispiel am Innendienst zu nehmen. Die Angestellten in der Zentrale seien mit Mittagspause von 7.30 bis 17.15 Uhr im Dienst. "Sind Sie um 7.30 Uhr beim ersten Kunden?" Seine 63-jährige Berufserfahrung sage ihm, dass ein großer Teil der Außendienstmitarbeiter die Arbeitszeit nur zu 60 bis 70 Prozent nutze. "Ausdrücklich: Ich denke nicht daran, den Außendienst abzuschaffen, appelliere aber an Sie alle, die Geduld der Zentrale nicht zu überfordern." "Wenn man nur ein bisschen kratzt, ist gleich der Lack ab"Die IG Metall zeigte sich entsetzt: "Eine solche Schärfe, was den Vertrieb angeht, kenne ich nur aus dem Betrieb Würth", sagte Heide Scharf, Bevollmächtigte der Gewerkschaft für Schwäbisch Hall. Sie habe das Unternehmen schon länger im Blick: "Nach außen hin ist alles super, aber wenn man nur ein bisschen kratzt, ist gleich der Lack ab." Trotz der knapp 66.000 Mitarbeiter weltweit und mehreren tausend in der Region gebe es bei Würth keinen Betriebsrat - nur einen Vertrauensrat ohne jegliche rechtliche Grundlage. Es sei höchste Zeit, einen Betriebsrat zu wählen, forderte sie. Auch müssten die Gehälter der Mitarbeiter mit einem Tarifvertrag geregelt werden. Die Initiative müsse allerdings von den Mitarbeitern kommen. "Doch die Leute haben einfach Angst und trauen sich nicht." Norbert Heckmann, Vorsitzender der Würth-Geschäftsführung, antwortete schriftlich auf die Veröffentlichung des Briefs: Ziel sei es, die Kunden zu begeistern. "Daher ist die Führung leistungsbezogen und darauf aus, eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit zu generieren, getreu unserer Kulturregel 'Je größer der Erfolg, umso höher die Freiheitsgrade'." In jährlichen, anonymisierten Mitarbeiterbefragungen werde ihnen eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit im Außendienst bestätigt.
ssu/dpa-AFX
"Sind Sie um 7.30 Uhr beim ersten Kunden?" In ungewöhnlich scharfem Ton hat der als Schraubenkönig bekannte Unternehmer Reinhold Würth seine Außendienstler gerüffelt. Er gedenke ja nicht, die Abteilung abzuschaffen, appelliere "aber an Sie alle, die Geduld der Zentrale nicht zu überfordern".
[ "Würth", "IG Metall", "Reinhold Würth" ]
Wirtschaft
Unternehmen
2012-09-12T14:44:00+02:00
2012-09-12T14:44:00+02:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ig-metall-rueffelt-brandbrief-von-wuerth-a-855418.html
Deutsche Oscar-Vorauswahl: Hitler für Hollywood?
München - Sieben Filme sind in der Auswahl für die Benennung des deutschen Beitrags im 80. Oscar-Wettbewerb in der Kategorie "Bester nicht englischsprachiger Spielfilm". Wie die Organisation German Films heute mitteilte, sind dies"Am Ende kommen Touristen" von Robert Thalheim, Fatih Akins gefeierter Cannes-Beitrag"Auf der anderen Seite", "Das Haus der schlafenden Schönen" von Vadim Glowna, "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit überAdolf Hitler" von Dani Levy, "Strajk - Die Helden von Danzig" von Oscar-PreisträgerVolker Schlöndorff, der Gewinner des Deutschen Filmpreises"Vier Minuten" von Regisseur und Drehbuch-Autor Chris Kraus mit Newcomerin Hannah Herzsprung als rabiatem Klavierwunderkind und Hans Steinbichlers Drama"Winterreise" mit Josef Bierbichler. Eine neunköpfige unabhängige Fachjury mit Vertretern aus den wichtigsten Verbänden der deutschen Filmbranche entscheidet nach Sichtung der sieben Filme, welches Werk für Deutschland ins Oscar-Rennen geht. Das Ergebnis soll am 18. September von German Films bekanntgegeben werden. Als österreichischer Anwärter auf den Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film wurde zuletzt Stefan RuzowitzkisKZ-Drama "Die Fälscher" nominiert. Der Überraschungserfolg bei der diesjährigen Berlinale handelt von dem jüdischen "König der Geldfälscher" Salomon Sorowitsch, der im KZ für die Nazis im großen Stil ausländische Währungen reproduzieren musste. Die Oscars werden Anfang nächsten Jahres vergeben. In diesem Jahr erhielt Florian Henckel von Donnersmarck mit seinem Film "Das Leben der Anderen" mit dem inzwischen verstorbenen Ulrich Mühe in der Hauptrolle den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. bos/AP
Wer geht in Hollywood ins Rennen um den wichtigsten Filmpreis der Welt? Ein schaurig-komischer Hitler? Eine wildes Klavierwunderkind? Oder ein Zivi im KZ? Die Vorauswahl für die deutsche Oscar-Nominierung kann sich jedenfalls sehen lassen.
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Kultur
Kino
2007-09-06T17:25:59+02:00
2007-09-06T17:25:59+02:00
https://www.spiegel.de/kultur/kino/deutsche-oscar-vorauswahl-hitler-fuer-hollywood-a-504291.html
Sieben-Punkte-Programm: Schröder fordert Konjunktur-Offensive für Europa
Berlin - Im November will er das Programm für Wachstum und Beschäftigung den Regierungschefs präsentieren. In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" schreibt Schröder: "Es geht um nicht weniger als den Erhalt des europäischen Sozialmodells, das sich durch die Teilhabe breiter Schichten der Bevölkerung, den Schutz vor existenziellen Risiken, eine gerechte Verteilung der gemeinsam erarbeiteten Güter sowie ein hohes Maß an Umweltschutz auszeichnet", so der Kanzler. Aus deutscher Sicht könne es "auf diese Herausforderung nur eine Antwort geben: Europa muss klare Prioritäten für mehr nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung setzen". Er werde den Kollegen auf dem Europäischen Rat im November daher ein Programm "Sieben Chancen für den Binnenmarkt" vorlegen.So müssten auf den Energiemärkten der Europäischen Union (EU) alle Kundengruppen bis Mitte 2007 ihre Strom- und Gaslieferanten frei wählen können. "Dies intensiviert den grenzüberschreitenden Wettbewerb, bringt Kostenvorteile für Verbraucher und Unternehmen und stimuliert das Wirtschaftswachstum auf breiter Basis." Außerdem fordert Schröder die Schaffung eines europäischen Systems der Finanzaufsicht sowie einheitliche Standards für Überweisungsverkehr, Kreditkartengeschäft und Lastschriftverfahren, um die Beziehungen zwischen Lieferanten und Kunden europaweit zu erleichtern. Viertens bietet nach Ansicht Schröders der Dienstleistungshandel enorme Wachstumspotenziale. "Von einem echten Binnenmarkt für Dienstleistungen würden allein in Deutschland Millionen Unternehmen profitieren." Ferner befürwortete Schröder die Konsolidierung der wehrtechnischen Industrie in der EU, "um so die Voraussetzungen für einen gemeinsamen Rüstungsbinnenmarkt zu schaffen". Schließlich setzt sich der Kanzler für ein europäisches Vertragsrecht sowie die Harmonisierung der Bemessungsgrundlagen für die Körperschaftsteuer ein.
In Deutschland hat die Reformpolitik von Bundeskanzler Schröder grade mal begonnen. Nun will der Regierungschef den ganzen Kontinent zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Erde ausbauen. Dazu will er seinen europäischen Amtskollegen ein Sieben-Punkte-Programm vorlegen.
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Politik
Deutschland
2004-10-25T21:09:56+02:00
2004-10-25T21:09:56+02:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sieben-punkte-programm-schroeder-fordert-konjunktur-offensive-fuer-europa-a-324908.html
Svenja Schulze attackiert Julia Klöckner zu Beginn der Grünen Woche
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner vor Beginn der Grünen Woche vorgeworfen, eine EU-Agrarwende in Richtung mehr Umweltschutz zu blockieren. "Bisher ist Deutschland in Brüssel leider nur Zaungast", sagte die SPD-Politikerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung ". "Mangels Unterstützung aus dem Agrarministerium konnten wir als Bundesregierung bisher keinen einzigen der konkreten Vorschläge für mehr Umweltschutz in der Agrarförderung aktiv unterstützen", warf Schulze ihrer CDU-Kollegin in der schwarz-roten Bundesregierung vor. Es sei "dringend notwendig, dass alle in der Bundesregierung klar Position beziehen für mehr Umweltschutz und für mehr soziale Gerechtigkeit bei der Verteilung der EU-Gelder", sagte die Umweltministerin. "Nicht länger schweigend zuschauen"Konkret gelte es, mehr Geld für Umweltmaßnahmen anstatt für pauschale Flächenförderung zu geben. Auch seien EU-weite Mindeststandards für den Natur- und Umweltschutz notwendig. "Hier vermisse ich bisher die Unterstützung aus dem Landwirtschaftsministerium", sagte Schulze. "Jetzt werden in Brüssel die Pflöcke eingeschlagen. Wir können nicht länger schweigend zuschauen." Klöckner will am Abend die Grüne Woche in Berlin offiziell eröffnen. In diesem Jahr präsentieren sich auf der wichtigsten Schau der Agrar- und Ernährungsbranche in Deutschland so viele Aussteller wie nie. 1750 Produzenten und Händler aus 61 Ländern zeigen Produkte und Ideen aus Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau.Lesen Sie hier: "Miss Ernte" - Julia Klöckner als Getriebene der Agrarlobby Zu den Trends zählen die Veranstalter regionale Produkte, ökologische und vegane Ernährung sowie fairen Handel. Bis zum 27. Januar werden rund 400.000 Besucher erwartet. Wer steckt hinter Civey?An dieser Stelle haben Leser in der App und auf der mobilen/stationären Website die Möglichkeit, an einer repräsentativen Civey-Umfrage teilzunehmen. Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Das Start-up arbeitet mit unterschiedlichen Partnern zusammen, darunter sind neben SPIEGEL ONLINE auch der "Tagesspiegel", "Cicero", der "Freitag" und Change.org. Civey wird durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.
apr/AFP
In Berlin öffnet mit der Grünen Woche die wichtigste Schau der Agrarbranche in Deutschland. Vor Beginn zeigen sich erneut deutliche Unstimmigkeiten innerhalb der Großen Koalition.
[ "Landwirtschaft", "Grüne Woche", "Ökologische Landwirtschaft", "Julia Klöckner", "Svenja Schulze", "Große Koalition 2018", "Osnabrück" ]
Wirtschaft
Soziales
2019-01-17T08:25:00+01:00
2019-01-17T08:25:00+01:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/svenja-schulze-attackiert-julia-kloeckner-zu-beginn-der-gruenen-woche-a-1248446.html
Richard Branson,
46, erfolgreicher Tycoon (Virgin Cinemas, Virgin Express), erfüllte sich den Tagtraum vieler Männer auf der britischen Insel. Der Multikonzernherr schabte sich den Bart von der Backe, legte Rouge auf, malte die Lippen rot, schlüpfte in ein weißes Brautkleid und zeigte sich dem Publikum, einen Schleier auf dem ondulierten Haupt, Netzstrümpfe am schlanken Bein. Vorwand für dieses hintertreppenpsychologisch unschwer zu deutende Treiben lieferte die Eröffnung eines Branson-Ladens für Brautmoden, der »Virgin Bride«, jungfräuliche Braut, heißt. Er habe sich »etwas nackt gefühlt«, schließlich habe er einen Bart getragen, seit er 15 war, gestand der Milliardär: »Aber ich muß zugeben, es machte mir Spaß, mich als Frau anzuziehen. Und das allerbeste war, daß ich die Netzstrümpfe tragen und endlich mal meine wohlgeformten Beine zeigen konnte.«
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Politik
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1996-12-08T13:00:00+01:00
1996-12-08T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/richard-branson-a-4fb2d82b-0002-0001-0000-000009133802?context=issue
Noch sind Kursgewinne steuerfrei
Die Unternehmensteuerreform bietet für Langfristanleger einen massiven Anreiz, jetzt noch in Aktien zu investieren. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen ab dem 1. Januar 2009 alle Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren sowie Dividenden und Zinsen mit einem Steuersatz von 25 Prozent belegt werden. Kursgewinne auf Wertpapiere, die bis zu diesem Stichtag im Depot des Anlegers liegen, bleiben auch in Zukunft nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei. Zu dem künftigen Steuersatz kommt aller Voraussicht nach noch der Solidaritätszuschlag sowie die Kirchensteuer, so dass die Gesamtbelastung leicht auf über 28 Prozent steigen kann. Die Banken monieren insbesondere, dass der Steuersatz zu hoch sei und dass sie auch für das Eintreiben der Kirchensteuer zuständig sein sollen. Da die 25 Prozent weit über dem Eingangssteuersatz in der Einkommensteuer von 15 Prozent liegen, muss der Fiskus weiter individuelle Veranlagungen für Anleger zulassen.
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Wirtschaft
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2006-11-12T13:00:00+01:00
2006-11-12T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/noch-sind-kursgewinne-steuerfrei-a-39f6b8d0-0002-0001-0000-000049533646?context=issue
Generalstreik in Frankreich: Saboteure legen vier TGV-Trassen lahm
Paris - Stromkabel wurden gekappt, Signalanlagen beschädigt, Kabel in Brand gesetzt: In der Nacht seien zeitgleich mehrere TGV-Strecken im Norden, Westen, Osten und Südosten des Landes sabotiert worden, erklärte der Generaldirektor der französischen Staatsbahn SNCF, Guillaume Pepy, im Radiosender RTL. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke "Atlantik" etwa habe ein großer Kabelbrand das Signalsystem lahmgelegt. Kein Zug habe die Strecke befahren können, die TGV-Züge hätten über das klassische Netz umgeleitet werden müssen. SNCF geht von "koordinierten Aktionen" gegen vier Strecken aus, um die Wiederaufnahme des Verkehrs zu verhindern, erklärte das Unternehmen am Morgen. Dabei sei es zu drastischen Verspätungen gekommen. Der Zugverkehr ist durch den Streik der Bahnmitarbeiter seit acht Tagen schwer beeinträchtigt.Wer hinter der Sabotage steckt, sagte Pepy nicht. Das SNCF-Management hat bereits den Verdacht geäußert, dass Hardliner in den Gewerkschaften das Schienennetz beschädigen könnten, um zu verhindern, dass der planmäßige Zugverkehr, wie angekündigt, wieder aufgenommen wird. Der Staatssekretär im Verkehrsministerium Dominique Bussereau verurteilte die Taten. Auch Gewerkschaftsführer bezeichneten die Sabotageakte als "untragbar" und "feige". Sie liefen den Interessen der Gewerkschaften zuwider, betonte CGT-cheminots-Generalsekretär Didier Le Reste.Heute wollen die Staatsunternehmen Bahn und Pariser Nahverkehr Verhandlungen mit Gewerkschaften und Regierungsvertretern aufnehmen. Trotz allmählich sinkender Streikbereitschaft ist der Verkehr weiterhin massiv gestört. Am achten Tag in Folge bildeten sich lange Staus rund um die Hauptstadt. Am Vorabend hatte sich Präsident Nicolas Sarkozy erstmals seit Tagen öffentlich zum Streik geäußert. Er signalisierte den Gewerkschaften Unnachgiebigkeit bei den Reformen, zeigte sich aber offen für Ausgleichsregelungen. Sarkozy bekräftigte seine Entschlossenheit, die Sonderbestimmungen für die Altersversorgung der Eisenbahner abzuschaffen. "Dafür bin ich gewählt worden, wir weichen nicht zurück", sagte er. Laut einer Umfrage von OpinionWay, die "Le Figaro" am Mittwoch veröffentlichte, wird diese Haltung von 69 Prozent der Franzosen unterstützt.flo/AFP/Reuters
Es waren genau aufeinander abgestimmte Aktionen. Saboteure haben in der Nacht in Frankreich die Highspeed-Trassen für den TGV lahmgelegt. Verletzt wurde niemand. Die Staatsbahn vermutet, dass radikale Gewerkschaftler für die Taten verantwortlich sind.
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Ausland
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2007-11-21T11:51:36+01:00
2007-11-21T11:51:36+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ausland/generalstreik-in-frankreich-saboteure-legen-vier-tgv-trassen-lahm-a-518630.html
Revolutionary? Authentic? Stolen?: The Story of the Archimedes Manuscript
When the Romans advanced to Sicily in the Second Punic War and finally captured the proud city of Syracuse, one of their soldiers met an old man who, surrounded by the din of battle, was calmly drawing geometric figures in the sand. "Do not disturb my circles," the eccentric old man called out. The legionnaire killed him with his sword. That, at least, is the legend.The truth is a different story altogether. Placed in charge of King Hieron II's artillery equipment, Archimedes later played an important military role during the siege of Syracuse. He invented powerful catapults to defend his homeland, using cranes to hurl heavy boulders from the walls of the fortress at enemy ships. Mirrors were also used, it is said, to direct burning rays of sunlight at the Roman armada, setting the ships on fire. The Sicilians resisted the onslaught of the ambitious Roman republic for more than two years. In short, had the legionnaire really speared the eccentric old man with his sword, he would have done the Romans a great service. In addition to being an oddball scholar, Archimedes was a skilled inventor of weapons.How Many Grains of SandHe was so skilled, in fact, that it almost seemed that he could stop Rome's large army single-handedly. But in the end Archimedes fell victim to brute force after all. One of the greatest inventors of all time, Archimedes was killed at the age of 73. His murder, notes British philosopher Paul Strathern, was "the Romans' only decisive contribution to mathematics." Archimedes prepared the way for integral calculus and approximated the number Pi. He discovered the law of leverage and invented new formulas to calculate the properties of cylinders and spheres. He once yelled "Eureka" while bathing, after having dreamed up the concept of specific weight while splashing around. He even specified the number of grains of sand that could fit into the universe: 1063. Until then the Greeks had merely left it at a "myriad" (or 10,000)."It took almost 2,000 years before anyone else could hold a candle to him," Strathern says about this extraordinary man, who lived from 285 to 212 B.C. But brilliance had its drawbacks. Archimedes was often so engrossed in thought that he would forget to eat -- and he bathed infrequently. But aside from that, researchers know little about this oddball from the early days of geometry and mechanics. Unfortunately many of his writings were lost, while the rest have been handed down in the form of Arabic and Latin copies. Vandals destroyed his famous planetarium, with its water-powered wheelworks. But now a Greek original has been discovered after all. In "The Archimedes Codex," recently published in English, two US researchers describe the decoding of a manuscript from the early days of mathematics. It took the authors years of painstaking work to "extract the secrets from these faded letters."Old Manuscript for $2.2 MillionThe Beck publishing house, which will first publish the German edition on Sept. 17, is also heavily promoting the book. With a scheduled initial printing of 20,000 copies, Beck is advertising the book as an "important work." "Our scientific view of the world is turned upside down," the publisher raves in the press release. The fuss revolves around a manuscript that caused an uproar once before, in October 1998, when a fragile, handwritten manuscript with mold spots and blackened edges was offered for sale in an auction at Christie's in New York. After a contentious bidding war, the auctioneer's hammer fell at a price of $2.2 million.An anonymous "billionaire from the computer industry" had apparently purchased the rare work. But who was it? Neither the auction house nor the new owner was willing to answer that question. Insiders are now certain that it was Jeffrey Bezos, the founder and CEO of online book retailer Amazon. The cloak-and-dagger operation makes sense, given the dark suspicions attached to the Archimedes manuscript. Legal papers suggest that the wood-bound math tome was stolen in the Middle East. The Greek Orthodox patriarch of Jerusalem has gone to court twice, both times unsuccessfully, in an effort to gain control over the document. But the conflict continues to simmer.At least the wealthy US buyer was accommodating enough to lend the manuscript to the Walters Art Museum in Baltimore. As a museum employee recalls, "Mr. B." carried the booklover's gem in a "blue bag" up the marble staircase and into the columned foyer of the building, which is built in the style of a Genovese Renaissance palace. The loan has triggered a flurry of excitement at the Walters, which also features Egyptian funeral papyrus and Napoleon's diaries in its collection. Greek scholars, physicists and digital photographers are attempting to decode the tattered work. According to curator William Noel, the work is "not much bigger than a box of sugar cubes" and consists of 174 "rigid and warped" pages. "The book," says Noel, "was on the verge of disintegrating."Bombarded with X-RaysPart of the problem lies in the fact that the parchment is a palimpsest (from the Greek: scrape clean again). The texts, formulas and drawings by Archimedes, executed in brown ink, were erased in the Middle Ages and overwritten with a religious text. Specialists at the museum irradiated the pages, made of goat leather, with UV light. Then they were bombarded with X-rays in the particle accelerator at Stanford University to bring out the traces of iron in the Byzantine ink. NASA experts were also involved in analyzing the work. What, if any, are the fruits of all this labor? Has it revealed Archimedes "in a completely new light," as the Beck publishing house has proclaimed? Absolutely not.The US researchers certainly discovered a few exciting details. For example, they managed to correctly interpret the "Stomachion," a document that until now existed only in the form of a fragment in Arabic. The title of this treatise on numbers is the name of a children's game Archimedes invented, but it can also signify the beginning of combinatorics.The researchers were also able to determine the source of the handwriting. A scribe at the court of the emperor of Byzantium apparently wrote the parchment manuscript around 950 A.D. He used various older mathematics books by Archimedes and selected seven important treatises, which he copied. But science eventually took a turn for the worse in the Byzantine Empire. In 1229, a monk picked up the primer on mathematics, not to study it but to recycle its valuable pages made of animal hide. Using a sponge and lemon juice, he rubbed off the ink. Then he cut the cleaned pages in half, rotated them by 90 degrees and bound them together to make a new book, which he proceeded to fill with prayers and liturgies.Completely IndecipherableThe analysis showed that the monk subjected a total of five old books to the same treatment. In addition to the Archimedes treatise, the palimpsest contains ten pages of text by Hyperides, an orator who lived in Athens around 350 B.C., as well as fragments of an old commentary by Aristotle. It is, of course, not entirely accurate to claim, as the Beck publishing house does, that "the history of mathematics must be completely rewritten" based on the information gleaned from the analysis -- especially since the work was discovered in the academic world long ago. One hundred and fifty years ago, Konstantin von Tischendorf, a scholar in the German city of Leipzig, found the unsightly little book in the monastery library at the Church of the Holy Sepulcher in Jerusalem and recognized its "mathematic" content.In 1906, the great Danish literary historian Johan Ludvig Heiberg arrived in the East. Contemporaries describe him as a man with a "tall figure and flowing beard." After some searching, the Danish scholar found the document, which by then was being kept in an abbey in Istanbul. The condition of the manuscript was still good enough that it was, as Heiberg wrote, "reasonably legible with a magnifying glass." Almost in a state of euphoria, the Dane translated the pale texts. He was only somewhat careless when copying the mathematical drawings. Four pages that had been covered with brightly colored pictures were completely indecipherable to Heiberg.Stolen GoodsThe modern experts from Baltimore mention Heiberg's pioneering work merely as an aside, preferring to hype themselves as heroes who "uncover the last secrets of this genius of antiquity with state-of-the-art decoding methods." And they leave the dark chapter that followed Heiberg's work completely unmentioned. According to Noel and his associates, at some point the codex "fell into the hands of a French family in Paris." They do not elaborate on the identity of the family or what in fact transpired. This is all the more notable because of the intense legal battle that has raged around the strange journey the work has taken. The moldy book has been described as stolen goods in two US court cases. According to court documents, the costly and still undamaged manuscript was at the monastery in Istanbul in the early 1920s. The Greek Orthodox patriarch in charge of the abbey, Timothy of Vostra, has testified under oath that the book should never have been sold without permission.In 1923, the manuscript suddenly turned up in the suitcase of Marie Louis Sirieix, a businessman and traveler to the Orient who lived in Paris. Sirieix claimed to have bought it from a monk, but he was unable to furnish a receipt or sales document. A short time later, the manuscript was cosmetically "improved" with four drawings in color by the Evangelists. The drawings are imitations done in the Byzantine style, and were apparently meant to increase the manuscript's value. When Sirieix died in 1956, the dubious manuscript was still hidden in his house in Paris, possibly in the cellar. This was where it likely suffered water damage and was further damaged by pests, smoke and mold. In the 1970s, Sirieix's daughter attempted to convert the decaying bit of antiquity into cash. She had 200 books printed and quietly approached museums in Europe and the United States in an effort to unload the manuscript.Everything Is CrookedOn Oct. 29, 1998, the daughter, by then an old woman, finally succeeded. At Christie's, the manuscript was given the internal code "Eureka 9058" and put up for auction. In an emergency petition filed a few days before the auction, the patriarch of Jerusalem attempted to prevent the manuscript from being auctioned off. But his efforts were as unsuccessful as the ensuing attempt by the Greek general consul in New York to acquire what he viewed as part of his country's cultural heritage. But he withdrew from the auction after bidding $1.9 million for the work. The patriarch filed another lawsuit, but was unsuccessful once again. A court in New York ruled that the priests had waited too long to claim the precious manuscript and had thus forfeited their claim.None of this sits well with the many thoughtful Archimedes scholars in Europe, although they may find comfort in what was perhaps the most brilliant idea by the forefather of mechanics. He theorized that all liquid curves around the center of the earth, and that even the surface of water in a glass is slightly vaulted. In other words, everything on earth is crooked.
Matthias Schulz
For 2,000 years, the document written by one of antiquity's greatest mathematicians was ill treated, torn apart and allowed to decay. Now, US historians have decoded the Archimedes book. But is it really new?
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International
World
2007-06-22T18:11:57+02:00
2007-06-22T18:11:57+02:00
https://www.spiegel.de/international/world/revolutionary-authentic-stolen-the-story-of-the-archimedes-manuscript-a-490219.html
Satellitenbild der Woche: Gefährdeter Zyklon-Puffer
Sie sind ein natürlicher Schutzwall gegen heranziehende Stürme: die Sundarbans, wie die aus Mangrovenwäldern bestehende Landschaft in Indien und Bangladesch heißt. Durchflossen von vielen Armen des Ganges, des Brahmaputra und des Meghna, dienen die Wälder als Puffer zwischen dem offenen Meer und bewohnten Gebieten. Das Satellitenbild des Deltas kombiniert drei Radaraufnahmen des Esa-Satelliten "Envisat" vom 20. Januar, 24. Februar und 31. März 2009. Ein einzelnes Radarbild ist normalerweise nicht farbig, denn es repräsentiert nichts anderes als die Rückstreuung der vom Satelliten ausgestrahlten Wellen. Die Esa-Forscher haben die Unterschiede zwischen den drei Einzelaufnahmen durch Farben dargestellt - so wurde aus den eigentlich farblosen Bildern ein buntes. Auch wenn das 350-Kilometer breite Delta sich von Januar bis März 2009 insgesamt kaum verändert hat, so sind doch punktuell Eingriffe in Uferbereichen zu erkennen - vor allem auf der rechten Bildseite (zur Großansicht Bild anklicken). In ganz Asien sind in den vergangenen Jahrzehnten große Flächen von Mangrovenwäldern verschwunden. Meist mussten die Wälder Shrimp- und Fischfarmen oder Hotels Platz machen. Mangroven wachsen in Gebieten nahe der Küste, wo sich Salz- und Süßwasser vermischen, und reichen mitunter kilometerweit ins Land hinein. Die Sundarbans liegen in Indien und Bangladesch und gehören zum Welterbe der Unesco. Der Begriff Sundarbans bedeutet im Bengalischen "schöner Wald". Die Region ist Lebensraum vieler Arten, darunter sind der Bengalische Tiger, das Salzwasser-Krokodil undseltene Delfine. Nicht nur die Besiedlung bedroht die Wälder, auch Umweltverschmutzung, Erosion und einsteigender Meeresspiegel stellen eine Gefahr dar. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind so vier Mangroven-Inseln im Meer versunken. Der Süden Bangladeschs wird jedes Jahr von Zyklonen und Überschwemmungen heimgesucht. Im Mai 2009 formte sich der Zyklon Aila im Golf von Bengalen und hinterließ eine Spur der Verwüstung an der Südwestküste Bangladeschs. Die Mangrovenwälder hielten dem Sturm hingegen stand. Im November 2007 traf der Zyklon Sidr denselben Küstenstreifen, 4000 Menschen starben.
hda
Durch ein gigantisches Delta fließt der Ganges in den Golf von Bengalen. Doch der Mensch greift immer mehr in die einzigartige Landschaft aus Mangrovenwäldern ein, wie Satellitenaufnahmen zeigen.
[ "Satellitenbild der Woche" ]
Wissenschaft
Weltall
2009-07-31T15:36:30+02:00
2009-07-31T15:36:30+02:00
https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/satellitenbild-der-woche-gefaehrdeter-zyklon-puffer-a-639612.html
Medienkrise: "New York Times" druckt gesponserten Artikel
Washington - Die "New York Times" hat am Dienstag einen Artikel abgedruckt, der bereits vor der Veröffentlichung für Furore gesorgt hat. Allerdings nicht wegen seines Inhalts - einem kilometerlangen Müllteppich im Südpazifik. Im Vorfeld wurde vielmehr die ungewöhnliche Finanzierung der Geschichte diskutiert. Denn die Autorin Lindsey Hoshaw konnte die Redaktion zwar von ihrer Idee überzeugen - nicht allerdings, die Reisekosten von 10.000 Dollar aufzubringen. Nur 750 Dollar für die Bildrechte wurden der freien Journalistin angeboten. Eigentlich wäre die Geschichte damit gescheitert, da Hoshaw die vierwöchige Fahrt nicht selbst finanzieren konnte. Doch sie wollte nicht aufgeben und rief im Internet zu Spenden auf - auf der Plattform Spot.Us. Dort können Autoren ihre Ideen präsentieren und Sponsoren suchen. Das Modell nennt sich crowd funded, das heißt, der Beitrag wird von einer Masse von Privatleuten finanziert. Etabliert ist Spot.Us bereits in der Film- und in der Musikbranche. Hoshaws Youtube-Video auf Spot.Us schlug ein, mehr als hundert Menschen überwiesen Geld, um der Nachwuchsjournalistin die Recherche zu ermöglichen - meist Beträge von 20 bis 50 Dollar. Unter den Sponsoren waren der Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales und der Ebay-Mitbegründer Pierre Omidyar.Das Verhalten der "New York Times" hatte in den USA Kritik ausgelöst, da die Zeitung die Geschichte zwar haben wollte, aber nicht bereit war, für die Reisekosten aufzukommen. Der Vorwurf: Die Redaktion zwinge eine junge Journalistin zur Bettelei. Die "New York Times" verteidigte sich mit dem Hinweis, Spesen würden nur bei Geschichten gezahlt, die man selbst in Auftrag gegeben hätte. Hoshaw hätte dagegen ihre Idee im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs vorgebracht, man habe ihr unverbindlich Interesse signalisiert. Der Redakteur Clark Hoyt schrieb eine Kolumne über spendenfinanzierten Journalismus - und verschaffte Hoshaw so die nötige Öffentlichkeit. Ob das private Sponsoring von Recherchen ein Zukunftsmodell sein kann, wird in den USA kontrovers diskutiert. Befürworter sagen, dass dadurch Qualitätsjournalismus auch in Zeiten einbrechender Werbeeinnahmen gesichert werde. Kritiker warnen dagegen davor, dass Medien die Kontrolle über ihre Veröffentlichungen verlieren könnten. So besteht beispielsweise die Gefahr, dass Unternehmen über Mittelsmänner ihnen genehme Geschichten einkaufen könnten - ohne dass dies jemand bemerkt.
cte/AP
Mehr als zehntausend Dollar hat die Recherche einer Reportage der "New York Times" gekostet. Doch die Zeitung hat nicht selbst bezahlt - die Reisekosten wurden großteils durch Spenden finanziert.
[ "New York Times", "Umbruch in der Medienwelt" ]
Kultur
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2009-11-11T16:22:07+01:00
2009-11-11T16:22:07+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/medienkrise-new-york-times-druckt-gesponserten-artikel-a-660685.html
USA: Model bei Shooting in Texas von Zug überfahren
In den USA ist eine 19-Jährige während eines Fotoshootings auf Gleisen von einem Zug überrollt worden. Laut US-Medien erlag die schwangere Frau ihren schweren Verletzungen, als sie schwer verletzt in eine Klinik gefahren wurde.Die junge Frau , die eine Karriere als Model anstrebte, hatte nahe dem Ort Navasota in Texas auf den Schienen für ein Foto posiert, als sie einen Zug kommen sah. Sie wich auf das Nachbargleis aus, übersah aber einen zweiten Zug aus der Gegenrichtung.
mxw/dpa
Im US-Bundesstaat Texas ist eine schwangere Frau bei einem Fotoshooting auf Gleisen von einem Zug erfasst worden. Die 19-Jährige starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
[ "Texas", "Bahnunglücke", "Models" ]
Panorama
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2017-03-17T07:22:00+01:00
2017-03-17T07:22:00+01:00
https://www.spiegel.de/panorama/usa-model-bei-shooting-in-texas-von-zug-ueberfahren-a-1139174.html
Cheap Seats?: Budget Airlines Fail Price Tests
The prices are hard to resist. Round-trip tickets to Mallorca for just €88 ($120), a weekend in Paris for €38, London for €20. Germans are certainly fans: A quarter of the country's air travel is on so-called discount airlines, budget-conscious carriers that sometimes skimp on service but promise better prices. According to the German consumer reporting agency Stiftung Warentest, though, most of Europe's budget airlines fail the bargain test. The agency measured six budget airlines, including Germanwings, Condor, Air Berlin, Ryanair and Easyjet, against five traditional carriers. Their conclusion? Only three -- Ryanair, Easyjet and Germanwings -- offered significantly lower prices than the major carriers. And even the best deals came at a cost, as passengers were hit with charges for everything from coffee to baggage. Stiftung Warentest priced one-way tickets to six popular European destinations -- Berlin, London, Paris, Palma de Mallorca, Madrid and Rome -- over the course of four months, then averaged the ticket prices. Ryanair's prices came out on the bottom: just €101, compared to €246 to fly Lufthansa. Easyjet and Germanwings took second and third place, with averages of €116 and €158 respectively.Other discount airlines didn't do as well. Since the budget boom in 2005, some have failed to keep their prices from rising. Air Berlin, Condor and TUIfly are almost twice as expensive as the test's low-cost leaders. Condor couldn't even beat Lufthansa prices. Air France was the most expensive airline tested. At €345, it was more than triple Ryanair's average ticket price. The low-cost strategy isn't much of a secret. Passengers walk themselves to the plane, rain or shine, saving the airline money on frills like buses and jetways. Pack a lunch, because food and drinks aren't free. Unreserved seating keeps things simple for the airline, and legroom is nonexistent. And the budget carriers favor out-of-the-way airports that are difficult to get to, eating up savings on tickets for taxis and buses.And Warentest warns that more than a few vacationers have been surprised at the gate by baggage fees. Ryanair gives you a 10-kilo carry-on for free. But then the gouging begins: Checked bags under 15 kilos cost €15 apiece, and €8 per kilo after that. Off to London with a 20-kilo bag? That'll be €20 for the ticket, €104 for the suitcase. The test agency's conclusion: You get what you pay for, and sometimes a lot less. Besides, in today's greenhouse gas-conscious age the airlines may be the worst culprits of all: short-hop flights pump tons of carbon dioxide into the upper atmosphere, where it has an outsized effect on global warming.agc
Europe's discount carriers are hugely popular, but a new consumer test reveals that -- overall -- they may not be such a bargain.
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International
Business
2007-07-26T14:12:25+02:00
2007-07-26T14:12:25+02:00
https://www.spiegel.de/international/business/cheap-seats-budget-airlines-fail-price-tests-a-496687.html
Hohlspiegel 18/2022
Aus der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«: »In Cherson fehlten überlebenswichtige Medikamente, wie Insulin, Wurst und Milch.« Aus einem Leserbrief in der »Süddeutschen Zeitung«: »Mit der Ausladung Steinmeiers bekleckerte der ukrainische Präsident sich nicht mit Rum.« Die »Siegener Zeitung« über die Folgen der Rentenerhöhung: »Dass für jene, die die Renten heute mit ihren Beiträgen und Steuern finanzieren, und die in Jahrzehnten in Rente gehen werden, nicht mehr viel übrig bleiben wird. Dass auf sie zukommen wird, wovon die Politik derzeit noch nichts wissen will: die Erhöhung der Lebensabseitszeit.« Aus der luxemburgischen Wochenzeitung »Land«: »Erste Ergebnisse zeigen, dass lediglich 20 bis 30 Prozent der Regisseurinnen in Luxemburg weiblich sind, bei den Produzentinnen sind es sogar nur 10 bis 20 Prozent.«
[ "Hohlspiegel" ]
Kultur
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2022-04-29T13:00:00+02:00
2022-04-29T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/kultur/hohlspiegel-18-2022-a-5d1c56a6-d142-43cc-a2eb-5ece654fab72
Große Koalition: Rentenpläne der SPD entzweien Union
Berlin - Ohne Änderungen beschlossen: Das SPD-Präsidium hat das Konzept für flexible Übergänge in den Ruhestand gebilligt. Damit sollen Härten bei der beschlossenen Rente mit 67 abgemildert werden. Die Ende 2009 auslaufende Regelung der staatlich geförderten Altersteilzeit soll demnach befristet bis 2015 verlängert werden. Voraussetzung sei jedoch, dass Unternehmen dadurch freiwerdende Stellen mit Berufsanfängern besetzten, heißt es in der sechsseitigen Beschlussvorlage. Außerdem soll Arbeitnehmern eine Teilrente bereits vom 60. Lebensjahr an ermöglicht werden. Die SPD wolle dafür sorgen, "dass Leute, die absolut nicht mehr können", früher aus dem Berufsleben ausscheiden können, sagte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil am Montag im ZDF.Die Verlängerung der Altersteilzeit stößtin der Union auf massiven Widerstand: "Die SPD setzt den Abschied von der Agenda 2010 fort", sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der "Süddeutschen Zeitung". Die Wirtschaft brauche "ältere qualifizierte Mitarbeiter in den Unternehmen und nicht in der Frühpensionierung". Auch CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer kritisierte den Koalitionspartner: "Eine Verlängerung der Altersteilzeit nützt niemandem." Die für vorzeitige Renteneintritte notwendigen Milliarden seien besser in Bildung und Ausbildung investiert. "Die SPD ist völlig von der Rolle", sagte Haderthauer der "Berliner Zeitung". Dennoch bröckelt die Front der Union gegen die Rentenpläne der SPD: Der Arbeitnehmerflügel der CDU zeigte sich offen für die von den Sozialdemokraten vorgeschlagene frühere Teilrente. "Das kann sinnvoll sein. Wir sollten über eine niedrigere Altersgrenze nachdenken", sagte der stellvertretende Chef des Arbeitnehmerflügels, Gerald Weiß, der "Berliner Zeitung". Nicht jeder Arbeitnehmer könne bis 65 oder 67 Jahre voll arbeiten. "Da brauchen wir mehr Flexibilität", forderte er. Auch über die derzeitigen Zuverdienstgrenzen müsse gesprochen werden. Die von der SPD geforderte Verlängerung der Altersteilzeit lehnte dagegen auch Weiß ab. Er betonte: "Aus dem Topf der Bundesanstalt für Arbeit darf es keinen Cent mehr für Altersteilzeit oder sonstige Vorruhestandsmodelle geben."Noch bis Ende 2009 wird die Altersteilzeit aus dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit gefördert. Wie die "Frankfurter Rundschau" unter Berufung auf Zahlen der Agentur berichtet, ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Arbeitslosen kurz vor dem Rentenalter weiter angestiegen. Im Januar 2008 hätten sich 676.787 Männer und Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren arbeitslos gemeldet. Das entspreche einem Anstieg um ein Drittel innerhalb von drei Jahren. Auch das wirtschaftlich erfolgreiche Jahr 2007 habe keine Linderung gebracht, sondern im Gegenteil eine Zunahme um sieben Prozent, hieß es. hen/dpa/ddp/AP
Die Unionsfront gegen die Rentenpläne der SPD bröckelt: Zwar protestieren CSU und CDU massiv gegen die Vorschläge der Genossen zur Altersteilzeit, eine frühere Teilrente hält aber auch der CDU-Arbeitnehmerflügel für diskussionswürdig - "das kann sinnvoll sein", heißt es.
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Politik
Deutschland
2008-06-16T06:56:21+02:00
2008-06-16T06:56:21+02:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/grosse-koalition-rentenplaene-der-spd-entzweien-union-a-559833.html
Danke Merkel! Wie eine Facebook-Seite "besorgte Bürger" auf den Arm nimmt
Dieser Beitrag wurde am 26.07.2016 auf bento.de veröffentlicht. "DEINE FRAU HAT DICH VERLASSEN? DU BIST ARBEITSLOS? DU WURDEST BEIM STEUERN HINTERZIEHEN ERWISCHT? DU HAST EINFACH KEINE LUST, DICH SACHLICH MIT DINGEN AUSEINANDERZUSETZEN? MACHS DIR EINFACH, GIB DIE SCHULD DER FRAU, DIE EBEN AN ALLEM SCHULD IST!!! DANKE MERKEL!!!"Einfach Angela Merkel die Schuld geben – das machen derzeit viele Rechtspopulisten und Pegida-Anhänger. Jetzt gibt es dazu auch eine Facebook-Veranstaltung: Mehr als 25.000 Menschen wollen an "Angela Merkel an allem die Schuld geben"  teilnehmen oder sind zumindest interessiert. Die dazugehörige Facebook-Seite "Danke Merkel " hat inzwischen fast 7.000 Likes. Merkel ist nicht nur schuld daran, dass deine Pizza verkohlt ist. Auch Boatengs Handspiel im EM-Viertelfinale gegen Italien und der Absturz der "Pokémon Go-Server" gehen auf ihr Konto. Denn erst bei genauem Hinsehen wird klar, an wie vielen Dingen Angela Merkel tatsächlich schuld ist. Seht hier eine Kompilation der schlimmsten Merkel-Sünden: Die Seite und die Veranstaltung sind gut gemachte Satire, die besorgte Bürger und wütende Pegida-Anhänger mit Rechtschreibschwäche aufs Korn nimmt. Dahinter steckt ein 22-jähriger Lehramtsstudent aus Würzburg. Nennen wir ihn Michael. In Wahrheit heißt er anders. Er möchte lieber anonym bleiben – aus Angst vor unangenehmen Begegnungen mit Menschen, die wirklich Angela Merkel die Schuld an fast allem geben. Anfangs hat Michael sich die Memes selbst ausgedacht, inzwischen schicken ihm auch Fans der Seite eigene Bilder zu. Ein Kumpel hilft ihm bei den Grafiken. Wie ist er auf die Idee zu "Danke Merkel" gekommen?"Es ist ja nun mal so, dass Frau Merkel an allem Schuld ist", sagt Michael. "Klimaerwärmung, der schlechte Sommer. Und alles nur, weil sie die zugezogenen Fachkräfte hier willkommen heißt. Diesen Eindruck kann man jedenfalls bekommen, wenn man die Kommentare unter den Artikeln von N24.de liest." Unter anderem dort lässt sich Michael für seine Bilder inspirieren. Der Humor ist derb, andererseits transportieren die Bilder, in welchem Ton bisweilen auf Facebook diskutiert wird. Dort kursieren Gerüchte, völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen und Parolen mit mindestens drei Ausrufezeichen – das alles gehört zu vielen Facebook-Diskussionen mittlerweile dazu. “Einige Leute wollen offenbar einfache Antworten auf schwierige Fragen", sagt Michael. "Die finden irgendwo irgendetwas, was nicht in der Lügenpresse steht und glauben das." Gerade Diskussionen mit Pegida-Anhänger seien schlimm. Michaels Urteil: "Manche Bürger sind nicht besorgt, sondern ahnungslos und scheiße. Die glauben jeden Mist." Nicht einmal die Ironie seiner Seite verstünde jeder.Michael selbst würde nie CDU wählen, sagt er. Die Bundeskanzlerin nimmt er trotzdem in Schutz. "Merkel ist Schuld – das ist viel zu einfach. Sie hält an ihrer Linie fest und tut, was sie kann."US-Präsident Barack Obama ist schon länger Gegenstand eines ähnlichen Memes. Amerikanische Konservative benutzten "Thanks Obama" zunächst ganz unironisch. Dann entdeckten es auch seine Unterstützer und machten Obama für alles verantwortlich, was auf der Welt so schief läuft: von Keksen, die zu groß sind, um sie in die Frühstücksmilch einzustippen, bis zu unerwartet schweren Uni-Klausuren. Obama wäre nicht Obama, wenn er den Witz nicht mitmachen würde. Zumindest in dieser Hinsicht hat Angela Merkel noch Nachholbedarf.
Steffen Lüdke
Eine Facebook-Seite erklärt, warum.
[ "Angela Merkel", "Barack Obama" ]
Netzwelt
Web
2016-07-26T17:51:00+02:00
2016-07-26T17:51:00+02:00
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/danke-merkel-wie-eine-facebook-seite-besorgte-buerger-auf-den-arm-nimmt-a-00000000-0003-0001-0000-000000731697
»ER« gegen den TV-Ärzte-Mull
Die Ärzteplage im Fernsehen, da hilft kein »Bergdoktor«, ist eine Krankheit, die ständig Metastasen bildet. Kaum hatte der Münchner Sender Pro Sieben annonciert, die rasante Krankenhaus-Serie »ER« (Emergency Room) im Herbst auf die deutschen Bildschirme zu verpflanzen, versuchte RTL, die Zuschauer mit dem Spektakel »Notaufnahme« zu immunisieren, einem Schlafmittel, kaum besser als der übliche TV-Ärzte-Mull. Das Original »ER«, konzipiert und geschrieben vom amerikanischen Erfolgsautor Michael Crichton ("Jurassic Park"), koproduziert von Steven Spielbergs Amblin Television, ist am 20. Juni bei der Cologne Conference, dem Internationalen Kölner Fernsehfest, zu sehen. In den USA verfolgen im Schnitt 37 Millionen Zuschauer die »ER«-Folgen; das Network NBC erreicht damit Donnerstag abends mehr Publikum als die drei Konkurrenten ABC, CBS und FOX zusammen. Irrlichternde Handkameras nehmen die Geschwindigkeit simultaner Rettungsaktionen auf und zeigen ein Ärzteteam, das in 24-Stunden-Schichten schuftet und deshalb selten weiß, ob es draußen Tag oder Nacht ist, ob es regnet oder schneit. Neben diesem realistischen Gegenentwurf zur »Schwarzwaldklinik« präsentiert das Kölner Fernsehfest unter anderem Marcello Mastroianni in Nanni Loys Kriminalgroteske »A che punto e la notte«, Kurt Vonneguts »Harrison Bergeron« und Dominik Grafs Tatort »Frau Bu lacht«, mit dem die ARD erstmals den Sprung ins Wettbewerbsprogramm schaffte.
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Kultur
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1995-06-18T13:00:00+02:00
1995-06-18T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/kultur/er-gegen-den-tv-aerzte-mull-a-79d4d57c-0002-0001-0000-000009199843?context=issue
Mordfall Kristina: Polizei sucht zwei Verdächtige
Berlin - Zeugen hätten am Tattag "in zeitlicher Nähe zurTat" zwei Männer mit einem Rollkoffer in der Nähe des späterenFundorts der Leiche gesehen, sagte ein Polizeisprecher.Nach ihnen werde nun gesucht. Am Mittag sollen der Öffentlichkeit jedoch Details präsentiert werden. Unbekannte hatten die 14-jährige Gymnasiastin vor einer Woche bei lebendigem Leib in einer Grünanlage im Stadtbezirk Neukölln in einem Rollkoffer verbrannt, der zuvor mit mehreren Litern Benzin übergossen worden war. Das Mädchen soll zum Tatzeitpunkt aber nicht mehr bei Bewusstsein gewesen sein. Die Polizei geht davon aus, dass sich der oder die Täter beim Anstecken des Koffers Brandverletzungen zugezogen haben. Die Identität der bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leiche konnte am Wochenende geklärt werden. Nach Angaben ihrer Mutter hatte die 14-Jährige einen Tag vor dem Mord die Wohnung verlassen und war nicht wieder zurückgekehrt. Kristina soll in der Drogenszene verkehrt haben und zuvor schon mehrmals von zu Hause ausgerissen sein. Daher meldete die Mutter ihre Tochter erst Tage nach ihrem erneuten Verschwinden als vermisst. Für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens hat die Polizei eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. jdl/ddp/AFP
Im Fall der vor einer Woche in einem Koffer verbrannten Gymnasiastin Kristina verfolgt die Berliner Polizei eine vielversprechende Spur. Es gibt konkrete Hinweise auf zwei Tatverdächtige.
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Panorama
Justiz & Kriminalität
2007-04-25T11:17:51+02:00
2007-04-25T11:17:51+02:00
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/mordfall-kristina-polizei-sucht-zwei-verdaechtige-a-479339.html
Persischer Golf: US-Kriegsschiff kollidiert mit Öl-Transporter
Washington - Wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Militärkreise in Washington mitteilte, wurde bei der Kollision an Bord der "Paul Hamilton" niemand verletzt. In den Rumpf des Kriegsschiffes sei jedoch ein etwa 60 Zentimetergroßes Loch geschlagen worden. Wie genau es zu dem Zwischenfall am Freitagabendkam, war zunächst nicht bekannt. Auch blieb vorerst unklar, welcherSchaden an dem iranischen Schiff entstand, bei dem es sich um einenErdöltransporter, aber nicht um einen Tanker handeln soll.Den Angaben zufolge wollte die "Paul Hamilton" das iranischeSchiff zum Anhalten bringen. Die USA haben im Rahmen der"internationalen Terrorbekämpfung" in letzter Zeit häufig solcheManöver in der Golfregion durchgeführt und fremde Schiffe auchhäufig betreten. Die "Paul Hamilton" konnte trotz des Loches, das über derWasseroberfläche entstand, ihre Fahrt fortsetzen. Der rund 150 Meterlange Zerstörer führt gemeinsam mit der "Abraham Lincoln"regelmäßige Patrouillen in den Gewässern der Golfregion durch. AnBord befinden sich nach US-Angaben 32 Offiziere und 313 Seeleute.
Ein amerikanischer Zerstörer ist im Persischen Golf mit einem iranischen Erdöltransporter zusammengestoßen. Offenbar handelte es sich um einen Unfall, nicht um einen feindseligen Akt.
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Ausland
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2002-12-07T13:34:22+01:00
2002-12-07T13:34:22+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ausland/persischer-golf-us-kriegsschiff-kollidiert-mit-oel-transporter-a-226184.html
Merkel zu Corona-Beschlüssen: »Es ist hart, was wir jetzt den Menschen noch einmal zumuten müssen«
Angela Merkel, Bundeskanzlerin:»Meine Damen und Herren, die aktuellen täglichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts sind für uns alle Anlass zur Hoffnung, sie machen uns auch Mut. Denn langsam geht zumindest im Augenblick die Zahl der Neuinfektionen zurück. Und man muss sagen, Gott sei Dank haben wir auch weniger Menschen auf den Intensivstationen zur Behandlung. Und das spricht alles dafür, dass die harten Einschnitte, die die Menschen in Deutschland auf sich genommen haben, sich auszuzahlen beginnen. Und dafür möchte ich von Herzen danken.Gleichwohl haben die Ministerpräsidenten und ich uns entschlossen, uns nicht erst am 25. Januar wieder zu treffen und zu beraten, sondern bereits heute. Und dafür haben wir einen wichtigen Grund. Denn all unsere Bemühungen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, droht eine ernsthafte Gefahr, die wir heute klarer sehen, als wir das am 5. Januar konnten. Und das ist die Mutation des Virus, wie sie vor allem, aber nicht nur, in Großbritannien und in Irland aufgetaucht ist. Warum liegt darin eine solche Gefahr? Weil die bisherigen epidemiologischen Erkenntnisse, darauf hindeuten, dass dieses mutierte Virus sehr viel ansteckender ist und dass es eine Hauptursache für den gewaltigen Anstieg der Infektionen sowohl in Großbritannien als auch in Irland ist. Bei uns ist dieses mutierte Virus nachgewiesen worden. Allerdings wissen wir nicht ganz genau, in welcher Menge, aber einzelne Fälle sind bekannt. Die Wissenschaftler sagen uns, dass es noch nicht dominant ist. Noch ist gewissermaßen Zeit, die ganze Gefährlichkeit einzudämmen. Und es wäre natürlich vollkommen falsch, daraus jetzt zu schließen, dass wir dann auch noch wirklich alle Zeit der Welt hätten, um zu handeln. Wir müssen jetzt handeln. Und das hat mich jedenfalls, aber auch uns alle, bei den Beratungen heute bewegt. Jetzt ist die Zeit, um der Gefahr, die in diesem mutierten Virus steckt, vorzubeugen. Es geht also um Vorsorge. Und wenn sich die Mutation bei uns schon ausgebreitet hätte, dann könnten sich die Infektionszahlen – das ist es ja, was wir in anderen Ländern gesehen haben – explosiv erhöhen, mit der Folge, dass dann auch unsere Krankenhäuser in eine schwer zu beherrschende Lage geraten würden. Deshalb haben wir heute noch einmal beraten und auch zusätzliche Maßnahmen und Einschränkungen beschlossen, um den Rückgang der Infektionszahlen in Deutschland noch einmal deutlich zu beschleunigen. Darum geht es. Wir wissen, wenn die Infektionszahlen gering sind, hat auch das mutierte Virus wenig Chancen, sich weiter auszubreiten. Und deshalb setzen wir auf, auf dem Weg, den wir gerade haben, sinkende Infektionszahlen und wollen diesen Weg beschleunigen durch zusätzliche Maßnahmen. Das heißt also, wir tun das aus Vorsorge für unser Land, aus Vorsorge für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger, aber eben auch aus Vorsorge für die Wirtschaft und die Arbeitswelt, die unter einem explosionsartigen Anstieg dann doch sehr stark leiden würde.Zu den Beschlüssen im Einzelnen will ich hier hervorheben, dass wir uns zuerst einmal darauf geeinigt haben, dass wir alle Maßnahmen, die bis zum 31. Januar befristet waren, bis zum 14. Februar verlängern müssen. Das ist natürlich ein gewaltiger Schritt und wir wissen auch, was das für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für andere bedeutet. Zweitens bleibt es bei der Art der privaten Zusammenkünfte, die erlaubt sind, also einen Hausstand mit einer weiteren, nichts im Hausstand gehörenden Personen. Wir weisen aber daraus darauf hin, dass es infektiologisch dann am besten ist, wenn die Zahl der Personen, mit denen man sich trifft, eine kleine ist und möglichst konstant ist, damit sozusagen nicht immer wieder Kontakte und Infektionsketten entstehen können.Wir erweitern die Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken, also OP-Masken oder Masken von der Qualität FFP2 oder KN95, N95, um eine höhere Schutzwirkung zu haben. Das gilt für die öffentlichen Verkehrsmittel und für die Geschäfte. Verbindliche Pflicht also, das zu tragen. Und generell wird auch in Situationen, wo ein engerer oder längerer Kontakt zu anderen Personen die Nutzung medizinischer Masken angeraten.Das Ziel von uns ist, die Kontakte im öffentlichen Personennahverkehr so zu reduzieren, dass das Fahrgastaufkommen deutlich zurückgeht, dass in der Regel die Abstände gewahrt werden. Und wie wollen wir dieses Ziel erreichen? Einmal durch weitgehende Nutzung von Homeoffice- Möglichkeiten. Hier sind wir weit hinter den Werten, die wir im März hatten, des vergangenen Jahres zurück. Indem wir das alles tun, um das Fahrgastaufkommen zu entzerren in den Stoßzeiten des Berufs- und Schülerverkehrs. Und eben ergänzend die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken. Wir haben lange gerungen um das, was im Bereich Kinder und Schule notwendig ist. Wir alle wissen, dass es unglaubliche Einschränkungen mit sich bringt für die betroffenen Kinder, für die betroffenen Eltern. Aber es gibt ernstzunehmende Hinweise, dass die Mutation B.1.1.7des SARS-CoV-2-Virus sich auch stärker unter Kindern und Jugendlichen verbreitet, als das bei dem bisherigen Virus der Fall ist. Und diese Hinweise müssen wir ernst nehmen. Und deshalb verweisen wir noch einmal auf den Beschluss vom 13. Dezember 2020. Wir müssen ihn bis zum 14. Februar 2020 verlängern und wir müssen auf eine restriktive Umsetzung dieses Beschlusses dringen. Darauf haben wir uns auch geeinigt nach langer Diskussion. Danach bleiben die Schulen grundsätzlich geschlossen bzw. die Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt und in Kindertagesstätten wird analog verfahren. Wir wissen, was die Erzieherinnen und Lehrer leisten und sagen deshalb auch noch einmal deutlich, dass wir ihnen danken für das, was sie in der Bewältigung der Pandemie gerade bei den Kindern und Jugendlichen leisten. Wir kommen noch einmal zurück auf die Alten und Pflegeheime. Hier haben wir ja in den letzten Tagen nochmal durch die Bereitschaft von 10.000 Bundeswehrsoldaten, zu helfen, um die Testung durchzuführen, auch nochmal einen praktischen Schritt getan. Und das, was für Alten und Pflegeheime gilt, gilt auch für die Einrichtung von Menschen mit Behinderung. Das ist ganz wichtig, weil die rechtlich woanders verankert sind und oft vergessen werden. Das wollen wir ausdrücklich nicht. Wir sagen etwas zu Gottesdiensten in Kirchen, Synagogen und Moscheen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften. Sie sind nur unter strikten Voraussetzungen gestattet: Abstandhalten, Maske, auch medizinische Maske tragen und Untersagung des Gemeindegesangs. Zusammenkünfte mit mehr als zehn Teilnehmern sind beim zuständigen Ordnungsamt spätestens zwei Werktage zuvor anzuzeigen, sofern es nicht schon generelle Absprachen mit der Religionsgemeinschaft mit bestimmten Behörden gibt. Zentraler Punkt heute in unseren Diskussionen war neben Schule und Kita noch einmal das Arbeiten im Homeoffice. Hier gehen wir jetzt rechtlich vor. Die Frage hatten wir ja auch am 5. Januar schon diskutiert. Der Minister für Arbeit und Soziales wird eine Verordnung befristet bis zum 15. März erst einmal erlassen, wonach Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber überall dort, wo es möglich ist, den Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen müssen, sofern die Tätigkeiten das zulassen. Und wir gehen davon aus, dass dadurch Kontakte am Arbeitsort, aber auch auf dem Weg zur Arbeit reduziert werden. Und wir bitten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, diese Angebote auch wirklich zu nutzen. Da, wo Präsenz weiter erforderlich ist, wollen wir natürlich auch einen möglichst guten Schutz der Beschäftigten. Deshalb auch die Belegung von Räumen reduzieren. Wo nicht ausreichende Abstände möglich sind, müssen medizinische Masken getragen werden. Und wir bitten die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, darauf hinzuwirken, dass zur Entzerrung des Fahrgastaufkommens im öffentlichen Personennahverkehr auch Anfangs- und Endzeiten der Arbeit variiert werden. Damit wir die Digitalisierung, die ja sehr viel mit dem Homeoffice zu tun hat, voranbringen, werden nochmal besondere Abschreibemöglichkeiten beschaffen.Ich glaube, das ist ein guter Schritt, auch als Anreiz. Und das lohnt sich ja auch für die kommende Zeit. Wir gehen darauf ein, dass die Inzidenz von 50, wie wir sie uns ja vorgenommen haben, in vielen Landkreisen nicht erreicht wird und dass deshalb weiterhin über die allgemeinen Regeln hinausgehende umfangreiche lokale und regionale Maßnahmen dort getroffen werden können, wo eben diese Inzidenz noch nicht erreicht wird. Damit sind wir sozusagen langsam uns dann in einem Geleitzug auch in Richtung der 50 pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen als Inzidenz bewegen können. Wir haben dann nochmal lange über das Impfen gesprochen. Hier sind wir natürlich von der Verlässlichkeit der Produzenten abhängig. Wir haben das jetzt alle erlebt, dass Pfizer plötzlich die Lieferung verändert hat. Das ist von großen Auswirkungen für die gesamte Logistik der Länder. Und wir haben uns miteinander verabredet, dass wir von unserer Seite alles tun wollen, um erst einmal bis zum Ende des Sommers jedem Bürger ein Impfangebot zu machen, sind dabei natürlich aber abhängig, dass die Impfdosen dann auch wirklich zur Verfügung gestellt werden wollen. Aber von unserer Seite aus werden wir alles tun. Und wir haben uns mit der Sequenzierung beschäftigt, denn wir erwarten jetzt, dass wir doch mehr Informationen bekommen über dieses mutierte Virus. Und der Bund wird bis Anfang Februar hier eine erste Auswertung vorlegen. Die Experten, insbesondere Professor Drosten, haben uns gestern gesagt, das in zwei bis drei Wochen eine gute Chance besteht, hier eine bessere quantitative Analyse zu bekommen. Wir haben noch einmal darüber gesprochen, wann wir eine Öffnungsstrategie miteinander vereinbaren. Dass es dann natürlich notwendig ist, die Wiedererlangung und Aufrechterhaltung der Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu haben, das heißt, dass wir eine vollständige Kontaktnachverfolgung garantieren können. Und das bedeutet, dass die Gesundheitsämter personell und organisatorisch noch verstärkt werden müssen. Und diese Zeit, die wir jetzt haben bis zum 15. Februar, die müssen wir nutzen, um dafür die Voraussetzungen zu schaffen. Dazu soll das System SORMAS eingesetzt werden bzw. Schnittstellen geschaffen werden, damit eine bundesweite Kommunikation und eine einfachere Kontaktnachverfolgung möglich ist. Ein letztes Wort von meiner Seite zu dem Thema Europa. Wir werden am Donnerstag einen Europäischen Rat als Videokonferenz haben, wo wir uns neben der Impfung auch mit dem Thema Mutation beschäftigen werden. Und es ist vollkommen klar und von vielen hier heute auch gesagt worden, von den Ministerpräsidenten, Deutschland ist umgeben von vielen Ländern. Und wir können hier tun und lassen, was wir wollen, wir werden keinen Erfolg haben, wenn nicht andere synchron auch daran arbeiten. Ich weiß, dass Nachbarländer wie Dänemark und Niederlande sich heute auch damit beschäftigt haben, Maßnahmen zu verstärken. Aber wir müssen sicherstellen, dass hier wirklich alle unsere Nachbarländer in die gleiche Richtung arbeiten. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir eben auch Vorkehrungen treffen bei Einreisefragen, weil wir uns das, was die Bürgerinnen und Bürger hier leisten und was wir ihnen auferlegen, natürlich nicht sozusagen wieder zunichte machen lassen dürfen, indem wir das Virus dann immer wieder eintragen. Und das ist auch ein großes Thema und das ruft nach einheitlichem europäischen Vorgehen. Das bezieht sich nicht nur auf die EU, sondern zum Beispiel auch auf Nachbarländer wie die Schweiz, die ja nicht zur Europäischen Union gehört. Das waren im Wesentlichen unsere Beschlüsse. Es hat lange gedauert. Ich glaube, es hat sich gelohnt. Es ist hart, was wir jetzt den Menschen noch einmal zumuten müssen.Aber das Vorsorgeprinzip hat für uns Vorrang und dem müssen wir jetzt auch Rechnung tragen. Und dem haben wir auch Rechnung getragen.«
Stundenlang rangen Kanzlerin und Länderchefs um die Verlängerung der Corona-Maßnahmen. Sehen Sie Merkels Erläuterung der neuen Beschlüsse im Video.
[ "Coronavirus", "Coronapandemie: Videos" ]
Politik
Deutschland
2021-01-19T22:52:00+01:00
2021-01-19T22:52:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-pandemie-so-begruendet-angela-merkel-die-corona-beschluesse-a-6af6ec22-290b-4dea-b835-4ec9a8185391
Venezuela streicht wegen Hyperinflation fünf Nullen von Geldscheinen
In Venezuela sind am Montag neue Geldscheine in den Umlauf gebracht worden. Die Landeswährung Bolívar verfügt nun über fünf Nullen weniger. Die Maßnahme ist Teil einer Reihe umstrittener Reformen von Staatschef Nicolás Maduro angesichts einer schweren Wirtschaftskrise. Die Venezolaner reagierten nervös auf den neuen Bolívar, die meisten Geschäfte blieben nach der Ausgabe der neuen Scheine geschlossen.Wirtschaftsvertreter bezeichneten die Einführung des neuen Bolívar am Montag als kontraproduktiv. Die Maßnahme werde die wirtschaftliche Instabilität weiter verschärfen, sagte der Vorsitzende des führenden Unternehmerverbands Fedecamaras, Carlos Larrazabal, bei einer Pressekonferenz. Venezuela steckt schon seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise, der alte Bolívar war praktisch wertlos. Durch den Verfall des Ölpreises seit 2014 fehlt dem südamerikanischen Staat das Geld. Öl ist die Haupteinnahmequelle für Venezuela. Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Außerdem könnte die Wirtschaftsleistung des Landes um 18 Prozent einbrechen. Zwei Millionen FlüchtlingeDurch die Wirtschaftskrise gibt es gravierende Versorgungsengpässe im Land. Nach Angaben der Uno sind bereits mehr als zwei Millionen Menschen ins Ausland geflohen. Am Montag kamen erneut zahlreiche Venezolaner über die Grenze nach Brasilien. Ein Armeevertreter im brasilianischen Grenzort Pacaraima rechnete für Montag mit rund 900 Neuankömmlingen. Zuletzt waren im Schnitt rund 500 Menschen pro Tag über die Grenze gekommen. Nach gewaltsamen Zusammenstößen mit Einheimischen in dem Grenzort waren am Wochenende rund 1200 Flüchtlinge nach Venezuela zurückgekehrt. Brasiliens Präsident Michel Temer hatte Soldaten an die Grenze entsandt. Er hält sich zudem die Option offen, die Grenze zu Venezuela zu schließen.
ssu/AFP
Im Kampf gegen die Hyperinflation streicht Venezuelas Präsident Maduro fünf Nullen von den Geldscheinen. Die Aktion könnte die Lage in dem Krisenstaat weiter verschlimmern.
[ "Venezuela", "Nicolás Maduro", "Benzin", "Inflation", "Verbraucherpreise" ]
Wirtschaft
Soziales
2018-08-21T08:54:00+02:00
2018-08-21T08:54:00+02:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/venezuela-streicht-wegen-hyperinflation-fuenf-nullen-von-geldscheinen-a-1224136.html
Endangered Species: East German Trabants Heading for Extinction
After the fall of the Berlin Wall two decades ago, East Germans had had enough. Even as Trabants were hard to come by in communist times, once Germany reunified, everyone wanted a Western car. Not long later, thought, the little plastic car with its fume-belching two-stroke engine became the premier cult item for hard-core auto enthusiasts -- and for those who had succumbed to Ostalgie, dubious nostalgia for life in communist East Germany when "Trabis" provided a limited source of freedom and people had to wait 10 years for delivery. These days, though, Trabis are slowly sliding toward extinction, with the number registered in Germany rapidly dwindling. Much of that, of course, is due to natural selection. The vehicles are made of Duroplast -- a mixture of resin powder and cotton -- and are literally falling apart. In addition, however, many owners ditched their brand loyalty last year when the German government offered a €2,500 vehicle scrapping bonus to persuade people to buy new cars to boost the flagging economy. Merely 35,000 Trabis are still registered with the German Federal Office of Motor Vehicles (KBA), a decrease of more than 95 percent from 1993, as far back as the KBA has statistics."Naturally, the cars are just too old," KBA spokesman Stephan Elsner told SPIEGEL ONLINE. The plant in the eastern town of Zwickau that produced the first Trabi in 1957 rolled the final one off its assembly line in 1991, shortly after reunification. 'It's Only a Hobby Today'"The number of Trabis on the road is constantly going down," Uwe Tautz, who restores old Trabants at his garage in the eastern Berlin district of Marzahn-Hellersdorf, told SPIEGEL ONLINE. "It's only a hobby today."Still, if you ask around, the number of those intent on keeping their plastic rattle-traps hasn't fallen. "Our customer base has remained constant over the years," Andreas Trull, a mechanic at the Trabant Oasis, a garage in the town of Hoppegarten near Berlin, told SPIEGEL ONLINE. "The reason some don't drive them anymore is because of low-emission environmental zones some cities have introduced." But the cars remain a feature on the streets of the German capital, at least the eastern part of it, and Berlin officials are well aware that the cars are a tourist attraction. In 2009, the city declared that the Trabant had become a world-famous trademark for East Germany and decided to protect the endangered species by relaxed emissions standards for Trabis.The cars have also lived on in a number of jokes about the vehicles. Click below for a selection:Trabi Safari, a company that rents Trabis by the hour in Berlin, Dresden and Potsdam, gets their spare parts from a factory in Hungary that still manufactures components. All told, roughly three million Trabis were produced and many of them found homes across the Eastern bloc. 'Many Go Kaput'Trabi Safari's armada currently totals more than 90 of the subcompacts, nearly all of which are registered in Berlin. That's roughly 10 percent of the capital's total Trabi count. "We get them mostly from private owners, and still many go kaput," Michaela Drepte, an assistant at the rental company, told SPIEGEL ONLINE. The company, however, has to add a special part to all their Trabis to comply with Berlin's emission standards. Despite their growing rarity, however, Trabants are still relatively cheap to come by. A mere €1,000 ($1,300) is enough according to prices in online classifieds, the easiest place to find Trabis according to Tautz. Soon, though, there might even be some new ones available. IndiKar, a car manufacturer based outside of Zwickau, is hoping to give the Trabi new life. The company unveiled plans last year to make an electric-engine car in the Trabi style. IndiKar hopes car will hit roads in 2012 and cost around €25,000 ($32,500).
Eric Kelsey
The beloved Trabant, a trademark of communist East Germany, is dying out fast. The number rattling around on German roads has dwindled to 35,000 from close to one million shortly after reunification. Last year's cash-for-clunkers program appears to have persuaded many owners to ditch their brand loyalty.
[ "Berlin Wall", "Ostalgia", "East Germany" ]
International
Zeitgeist
2010-07-29T14:20:44+02:00
2010-07-29T14:20:44+02:00
https://www.spiegel.de/international/zeitgeist/endangered-species-east-german-trabants-heading-for-extinction-a-708896.html
Hessen: Hardliner spülen sich für den Wahlkampf weich
Wiesbaden - Um zehn nach vier ist es soweit: "Der hessische Landtag ist aufgelöst", verkündet der Landtagspräsident. "Im Großen und Ganzen bin ich mit Ihnen zufrieden gewesen", gibt er den Ex-Abgeordneten mit auf den Weg. Aber eine Bitte hat er noch: Den Wahlkampf sollten sie "ohne schwere Verletzungen" führen. Die Bitte kommt nicht von ungefähr: Hessen ist bekannt für seine fanatischen Parteigänger. Sie sind der Grund, warum der Landtag an diesem 19. November aufgelöst wird - zum dritten Mal nach 1983 und 1987.Über vier Stunden debattiert das Parlament an diesem letzten Tag. Zwei große Entscheidungen sind zu treffen: Wegen der Opel-Krise soll der Bürgschaftsrahmens des Landes von 300 auf 500 Millionen Euro erhöht werden. Und dann sollen die Abgeordneten sich selbst entmachten und das Parlament auflösen. Beide Entscheidungen fallen einstimmig. Es ist schon paradox: Am Ende demonstriert das Parlament, das zur Regierungsbildung unfähig war, hundertprozentige Einigkeit. 228 Tage dauerte diese 17. Legislaturperiode - die kürzeste in der Geschichte des Hessischen Landtages. "Zehn verlorene Monate" seien es gewesen, klagt FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn. Allerdings soll nun alles anders werden - das versprechen die Spitzenkandidaten der Volksparteien.Thorsten Schäfer-Gümbel, der neue Frontmann der SPD, wirbt für eine neue politische Kultur. Die SPD habe aus den hessischen Verhältnissen gelernt. Damit meint er, dass nun keine Koalition mehr ausgeschlossen wird - weder mit der Linkspartei noch mit der CDU. Die anderen müssten nun genau so offen sein, fordert Schäfer-Gümbel. Ministerpräsident Roland Koch gibt sich ähnlich versöhnlich. Dies sei eine Wahlperiode, "in der sich niemand als Sieger fühlen kann", sagt er. Das habe dazu geführt, "dass wir offener miteinander umgehen". Die CDU habe aus der Wahlniederlage gelernt und ihr Wahlprogramm geändert.Beide Spitzenkandidaten geben sich staatstragend: Angesichts der Wirtschaftskrise sei nun Ernsthaftigkeit gefragt, kein Parteiengezänk.Doch ist mehr als fraglich, ob die Parteien für diese neue politische Kultur bereit sind. Denn das alte Hessen lebt, wie die Redebeiträge von FDP-Chef Hahn und CDU-Chef Christean Wagner an diesem Tag zeigen. Wagner schimpft inbrünstig über Ypsilantis "bundesweit einmaligen Abgrenzungsbeschluss zur CDU", den "beispiellosen Kulturbruch im Umgang zwischen demokratischen Parteien", den "Pakt mit den Kommunisten" und den "dreisten Wählerbetrug". Hessischer Hass im LandtagHahn feiert sich selbst dafür, dass die FDP das Gespräch mit der SPD nach der Wahl verweigert hat - eine der Ursachen für die "hessischen Verhältnisse". Grünen und SPD schleudert er mit rotem Kopf entgegen: "Sie haben das Recht zum Moralisieren in diesem Land verloren." Dafür nimmt er es für sich selbst umso lieber in Anspruch und doziert über die Gewissensfreiheit der Abgeordneten und das freie Mandat.Bei Wagner und Hahn ist er zu spüren, der berühmte hessische Hass. Keine Selbstkritik, nur Selbstgerechtigkeit. Aus diesem Munde wollen nicht mal die SPD-Abweichler gelobt werden. Jürgen Walter nennt in seiner persönlichen Erklärung im Plenum den FDP-Chef als Beispiel der hessischen Unkultur, Politik als Vernichtung des Gegners zu betreiben. Carmen Everts sagt, "ritualisierte Aufregung wie hier im Haus" helfe nicht weiter. Auf SPD-Seite schweigt das alte Hessen an diesem Tag. Andrea Ypsilanti sitzt stumm in der ersten Reihe im Landtag. Wie abgeschaltet wirkt sie, lässt die Redebeiträge über sich ergehen. Sie scheint innerlich schon Abschied genommen zu haben. Nur hinter verschlossenen Türen ergreift sie an diesem Tag das Wort: In der Fraktionssitzung am Morgen gibt sie wie gewohnt als Vorsitzende den Ton an. Doch sonst soll sich an diesem Tag alles um die neue Nummer eins drehen.SPD-Herausforderer Schäfer-Gümbel kreuzt im Landtag gleich zweimal die Klingen mit Ministerpräsident Roland Koch, erst zu Opel, dann zur Selbstauflösung. Beide Reden sind gekonnt - Rhetorik, Gestik und Inhalte sind stimmig. Er gesteht Fehler ein und erinnert daran, dass Politik die Kunst des Kompromisses sei. Die Verantwortung für die Neuwahlen liege bei allen 110 Abgeordneten, weil keine Fraktion eine Regierung bilden konnte. Das gibt Applaus bei SPD, Grünen und Linken. Von CDU und FDP kommt kein Widerspruch. So vernünftig Schäfer-Gümbel sich gibt - vor Angriffen auf den Ministerpräsidenten schreckt der frühere Hinterbänkler nicht zurück. Einmal dreht er sich während der Rede zur Regierungsbank um und ruft aus einem Meter Entfernung dem Kontrahenten ins Gesicht: "Koch muss weg"."Wenn Sie glauben, Sie seien schöner als ich..."Es ist keine schlechte Premiere. Doch Koch lässt sich nicht so leicht übertrumpfen. Als Schwäche stellt sich Schäfer-Gümbels Eitelkeit heraus. Es werde ja viel über seine Brille geredet, kokettiert der Sozialdemokrat. Die Landtagswahl drehe sich aber nicht um die Frage: "Wer ist Germany's Next Topmodel?" Obwohl er ja, und er dreht sich wieder zu Koch um, bei dem Vergleich gar nicht so schlecht abschneide. Die Steilvorlage nutzt Koch sogleich. "Wenn Sie glauben, Sie seien schöner als ich, akzeptiere ich das", kontert er cool. Aber er wolle inhaltlich diskutieren. "Sie alleine sind kein ausreichender Gegner." Vielmehr komme es darauf an, welches Programm er vertrete. Und das, freut sich Koch, liege ja nun in Form des rot-grünen Koalitionsvertrags vor. Die Wähler hätten also eine "sehr präzise Vorstellung", was sie unter Rot-Grün erwarte, etwa Scharmützel beim Ausbau des Frankfurter Flughafens.Die Wahlkampfstrategien beider Seiten werden in der Debatte deutlich: Die SPD will sich alle Optionen offen halten, Koch setzt auf einen Lagerwahlkampf. Das bürgerliche Lager als Stabilitätsgarant gegen das rot-rot-grüne Chaos - das Script ergibt sich nach den vergangenen Monaten wie von selbst. Das Duell zwischen Koch und Schäfer-Gümbel ist jedoch nur die eine Geschichte des Tages. Die andere ist der Abschied der Abweichler. Die vier SPD-Abgeordneten Carmen Everts, Silke Tesch, Dagmar Metzger und Jürgen Walter wurden strafversetzt, in die beiden hintersten Reihen an den äußersten Rand der SPD-Fraktion. Sie sitzen zwischen SPD und Linkspartei - eine treffende, wenn auch wohl ungewollte Symbolik.Eine Partisanengruppe im FeindeslandVor Beginn der Sitzung werden sie von Kameraleuten umlagert. Sie sind wortkarg, meiden die Mikrofone und verbringen auch die Pausen nicht im Foyer. Was sie heute erwarte, wird Metzger beim Reingehen gefragt. "Dass der hessische Landtag sich auflöst", ist die knappe Antwort. Wie ein Fremdkörper sitzt der Viererblock zwischen SPD und Linkspartei. Von beiden Seiten erfahren die vier eisiges Schweigen. In seiner Rede sagt der Linken-Abgeordnete Ulrich Wilken, er sei nicht traurig, dass die vier im nächsten Landtag nicht mehr vertreten seien. Das Quartett redet nur untereinander, eine Partisanengruppe in Feindesland. Nach der Debatte strömen die CDU-Abgeordneten von der anderen Seite des Plenums zu den Abweichlern. Es hagelt Wangenküsschen für Tesch und Everts. Für die Abweichler ist es wohl der letzte Tag im Parlament. Von ihrer Partei werden sie nicht wieder aufgestellt. Daher nutzen Everts und Walter die letzte Gelegenheit zum Reden. Für Gewissensentscheidungen gebe es keinen falschen Zeitpunkt, sagt Everts. Er würde alles wieder so machen, sagt Walter. Verantwortlich für die Auflösung des Landtags seien aber nicht vier Abweichler, sondern vier demokratische Parteien, die keine Regierung bilden konnten. Dass nun manche noch stolz darauf seien, wie die FDP, falle auf sie selbst zurück.Bei der SPD rührt sich keine Hand. Den ganzen Tag werden die Abtrünnigen komplett ignoriert. Schäfer-Gümbel erwähnt sie mit keinem Wort. Generalsekretär Norbert Schmitt wird im Foyer von einer NDR-Reporterin gefragt, ob er bedauere, dass Metzger im nächsten Landtag nicht mehr dabei sein werde. Schmitt sagt weder Ja noch Nein, sondern beginnt, über die Bildungspolitik zu reden. Das Frage-Antwort-Spiel wiederholt sich noch drei Mal. Ein souveräner Neuanfang sieht anders aus.
Carsten Volkery
Der hessische Landtag hat sich aufgelöst, der Wahlkampf beginnt. Die Spitzenkandidaten Roland Koch und Thorsten Schäfer-Gümbel werben für eine neue politische Kultur, um Blockaden zu überwinden. Doch ihre Parteien verharren in den Schützengräben.
[]
Politik
Deutschland
2008-11-19T21:28:39+01:00
2008-11-19T21:28:39+01:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/hessen-hardliner-spuelen-sich-fuer-den-wahlkampf-weich-a-591514.html
Bösewicht FJS: CSU droht Madame Tussauds wegen Strauß-Abbildung
München - Gerade erst feierte ihn noch die Kanzlerin. "Ein Mann, ohne den ich hier heute nicht stehen würde, ohne den die Mauer nicht gefallen wäre", so erinnerte sich Angela Merkel auf dem CSU-Parteitag an Franz Josef Strauß. Von "Hochachtung" sprach sie, und davon, dass sie in seinem Geiste Verantwortungin der Bundesregierung übernommen habe. FJS - in seinem 20. Todesjahr der Held der Union. Die Christsozialen jubelten selig.Doch nun ist Strauß plötzlich der Bösewicht. Denn der Berliner Ableger des berühmten Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussauds in London hat FJS auf einer Bildcollage abgedruckt - unter dem Titel: "Helden und Bösewichte". Und FJS scheint gemeinsam mit DDR-Spion Günter Guillaume klar zur Kategorie der Letzteren gerechnet zu werden. Als Helden dagegen sind Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der im Ersten Weltkrieg als "Roter Baron" betitelte Jagdflieger Manfred von Richthofen verbucht. Im erklärenden Strauß-Text unter der Überschrift "Politischer Skandal" wird auf die SPIEGEL-Affäre verwiesen, die der CSU-Politiker 1962 als Verteidigungsminister auslöste: "Strauß veranlasste, den Verleger Rudolf Augstein zu verhaften. Dieser wurde daraufhin 103 Tage lang gefangen gehalten. Strauß stritt zunächst jegliche Verantwortung ab, musste aber in einer Befragung vor dem Bundestag unter Druck zugeben, dass er gelogen hatte. Daraufhin trat er zurück." Strauß, der Bösewicht. Oder nicht? Die Berliner Tussauds-Sprecherin Natalie Ruoß jedenfalls will das so nicht verstanden wissen: "Ob Held oder Bösewicht, das ist Interpretationssache des Besuchers." Es gebe von Seiten der Ausstellungsmacher "keine Einordnung", so Ruoß. Man habe auch nicht das Leben von Strauß in Gänze darstellen wollen, vielmehr gehe es um die SPIEGEL-Affäre.In Bayern sieht man das weniger entspannt. CSU und Strauß-Familie sind stinksauer auf die britischen Wachsprofis. "Das ist eine Sauerei!", poltert Parteichef Erwin Huber via Münchner "Abendzeitung". Wer so "standhaft" für die deutsche Einheit gekämpft habe, "kann nur zu den Helden gehören". FJS-Sohn Max Strauß ließ sich zitieren mit den Worten: "Die haben doch einen Knall." Und Bruder Franz Georg kündigt an: "Wir werden dagegen vorgehen." Man könne nicht einen "Wicht" wie Guillaume mit seinem Vater vergleichen: Dies entspräche einem "Vergleich zwischen einem Häufchen Hundedreck und der Zugspitze". "Steinmeier muss in London vorstellig werden"Bayerns Europaminister Markus Söder (CSU) fordert gar diplomatische Konsequenzen, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) soll ran: "Er muss in London vorstellig werden, ein solches Vorgehen belastet die bayerisch-englischen Beziehungen." Söder, der nach eigenem Bekunden als Jugendlicher ein "riesiges Poster" von FJS im Schlafzimmer hängen hatte, zeigt sich empört: "Es ist ein großer Skandal. Es ist der Versuch, mit einer Ausstellung zu provozieren." Den britischen Historikern bei Madame Tussauds empfiehlt er einen Besuch in der FJS-Ausstellung der bayerischen Vertretung in Berlin: "Da können sie lernen, die Bedeutung von Franz Josef Strauß richtig einzuschätzen", so Söder zu SPIEGEL ONLINE. Vor zwei Wochen hatte er die Wanderausstellung zuStrauß' 20. Todestag in Berlin eröffnet . Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber hielt damals die Laudatio: "Es gab entweder heiße Zustimmung oder sehr kalte Ablehnung", erinnerte er sich an Strauß. Tussauds-Sprecherin Ruoß nimmt Söders Tip zur Kenntnis, hat aber von dessen Ausstellung "noch nichts gehört".CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer bescheinigt den Tussauds-Historikern "massiven Nachholbedarf". Deshalb werde sie ihnen "zur Aufhellung ihres Geschichtsbildes die Erinnerungen von Franz Josef Strauß zukommen lassen". Spätestens nach deren Lektüre "werden sie einsehen, dass es für Strauß nur einen richtigen Platz gibt: den bei den Helden", so Haderthauer zu SPIEGEL ONLINE. Unterdessen will Bayerns CSU-Fraktionschef Georg Schmid Veränderungen sehen: "Ich erwarte, dass die Ausstellung überarbeitet wird." Bei Tussauds in Berlin denke man bisher nicht darüber nach, sagt Sprecherin Ruoß. Es habe sich ja noch niemand "persönlich gemeldet".
Sebastian Fischer
"Das ist eine Sauerei": Das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds hat Franz Josef Strauß in Gesellschaft eines Bösewichts dargestellt. Nun ist die CSU in heller Aufregung, man droht mit historischer Nachhilfe - und sieht die bayerisch-englischen Beziehungen belastet.
[ "Landtagswahl in Bayern 2008", "Franz Josef Strauß" ]
Politik
Deutschland
2008-07-24T15:58:41+02:00
2008-07-24T15:58:41+02:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/boesewicht-fjs-csu-droht-madame-tussauds-wegen-strauss-abbildung-a-567798.html
Paris: Buchungen der Hotels brechen nach Anschlag ein
Die Pariser Top-Hotels melden einen Einbruch bei Zimmerreservierungen um 50 Prozent. Auch seien Buchungen nach den Terroranschlägen am Freitag storniert worden, sagte Charlotte Le Moniet, eine Sprecherin des französischen Hotelverbands, und das genau vor der weihnachtlichen Hochsaison. Das Gleiche sei nach den Attacken auf "Charlie Hebdo" passiert, sagte Le Moniet. Es habe ein oder zwei Monate gedauert, bis die Buchungen wieder den üblichen Stand erreicht hätten. Bei der Terrorserie am Freitag waren 129 Menschen getötet und 352 verletzt worden.Auch der britische Billigflieger Easyjet registriert eine geringere Nachfrage nach Frankreich-Urlauben. Unternehmenschefin Carolyn McCall rechnet aber damit, dass sich das schnell wieder einpendeln werde. Es habe am Wochenende eine Anzahl von Passagieren gegeben, die ihre gebuchten Flüge nach Frankreich nicht antraten. Easyjet bietet seinen Kunden, die eine Verbindung nach Paris gebucht haben, an, ihre Tickets kostenlos zu stornieren oder umzubuchen. Auch Lufthansa-Passagiere können nach Aussagen einer Sprecherin Tickets für Flüge nach Paris bis Mittwoch einmalig kostenlos umbuchen. Danach werde neu entschieden, sagte eine Sprecherin. Flüge in die französische Hauptstadt seien derzeit weniger gefragt, aber es gebe keinen Einbruch. Die Tourismuskonzerne TUI und Thomas Cook bieten ihren Gästen kostenlose Stornierungen aus Kulanz an. Allerdings buchen bei den deutschen Reiseveranstaltern nur wenige Urlauber um oder sagen ihre Paris-Reise ganz ab. Die Tui spricht von sehr wenigen diesbezüglichen Anfragen. Insgesamt sei die Zahl der Paris-Touristen derzeit überschaubar. Die Leute, die gebucht haben, würden in der Regel auch reisen. Auch Thomas Cook erklärte, die meisten Kunden würden ihre Reise in den nächsten Tagen antreten. DER Touristik teilte mit, einige Gäste machten von der Umbuchungs- und Stornooption Gebrauch, die meisten stellten ihre Reisepläne aber nicht grundsätzlich in Frage.Viele Pariser Sehenswürdigkeiten, darunter der Louvre, die Philharmonie, der Grand Palais und das Centre Pompidou, seien bereits wieder geöffnet, teilte die Französische Zentrale für Tourismus mit. Am Dienstag waren außerdem Versailles und das Moulin Rouge wieder offen. Disneyland Paris, der Zoo von Vincennes, das Aquarium von Paris sollen am Mittwoch wieder öffnen. Dann startet auch der Weihnachtsmarkt auf den Champs-Élysées - allerdings erstmal ohne festliche Beleuchtung. Der Eiffelturm wurde zunächst wieder geschlossen, nachdem er bereits wiedereröffnet worden war. Bis Mittwoch wird das Pariser Wahrzeichen nach Einbruch der Dunkelheit in den Farben der französischen Flagge beleuchtet. Wer sich zurzeit im Urlaub oder auf einer Geschäftsreise in Paris aufhält, muss mit einigen Einschränkungen rechnen. Wie das Tourismusbüro von Paris mitteilte, könne es an den Flughäfen und am Gare du Nord wegen Polizeikontrollen zu Verspätungen kommen. Auch an den Grenzen zu Frankreich kann die Einreise länger dauern als gewohnt. Zurzeit erwägt die französische Regierung das Aufstellen von Sicherheitsschleusen in Bahnhöfen. Bisher gebe es diese Maßnahme für einige internationale Züge wie den Eurostar, sagte die auch für Verkehr zuständige Umweltministerin Ségolène Royal dem Sender iTélé. Sie sei der Meinung, dass sie auch auf Züge bei innerfranzösischen Strecken ausgedehnt werden sollte, sagte Royal. Deutsche Reisende müssen auf alle Fälle ein gültiges Ausweisdokument mitführen. Darauf weist die Lufthansa hin. Die Airline verweist auf einen Beschluss des französischen Innenministeriums: Demnach könne deutschen Reisenden, die keinen Reisepass oder Personalausweis dabei haben, die Einreise verweigert werden. Zudem werde eine Geldbuße fällig, so eine Sprecherin der Lufthansa. Die Regel gelte zunächst bis Mitte Dezember, dann werde die Lage neu bewertet. Auch das Auswärtige Amt rät , einen gültigen Ausweis mitzuführen.Am Montag wirkten sich die Attentate an den europäischen Börsen deutlich auf Luftfahrt- und Touristik-Werte aus. Anleger befürchteten eine Stornierungswelle bei Urlaubsreisen. Der französische Hotelier Accor und Air France-KLM etwa gehörten mit Kursverlusten von bis zu 9,3 Prozent zu den größten Verlierern. Lufthansa und die British-Airways-Mutter IAG büßten jeweils mehr als zwei Prozent ein. Die Pauschalreisen-Anbieter TUI und Thomas Cook sowie die Kreuzfahrt-Veranstalter Carnival und Royal Caribbean notierten zwischen 2,1 und 4,8 Prozent tiefer.
abl/AP/Reuters/dpa
Die Anschläge in Paris schrecken Urlauber zurzeit ab. Die Top-Hotels melden Einbrüche bei den Reservierungen von 50 Prozent, auch der britische Billigflieger Easyjet registriert einen Buchungsrückgang.
[ "Terrorserie in Paris", "Paris", "Frankreich", "François Hollande", "»Islamischer Staat« (IS)", "Syrien", "Tourismusbranche" ]
Reise
default
2015-11-17T11:45:00+01:00
2015-11-17T12:40:00+01:00
https://www.spiegel.de/reise/aktuell/terroranschlaege-buchungen-der-pariser-hotels-brechen-ein-a-1063184.html
Meinung: Alles Gute vom SPIEGEL: #womeninmalefields – mit Machosprüchen gegen das Patriarchat
Herzlich willkommen zu Alles Gute, dem SPIEGEL-Newsletter mit ausschließlich guten Nachrichten. Schön, dass Sie da sind!»Er hat im Bett geweint. Ich habe ihm gesagt: ›Ach, schon wieder‹, habe mich umgedreht und bin eingeschlafen.«Fühlt sich dieser Satz irgendwie komisch an? Irgendwie falsch, verdreht? Genau das ist das Ziel von #womeninmalefields, auf Deutsch: Frauen in männlichen Gefilden. Frauen machen sich typische Männersprüche zu eigen, verhalten sich wie rücksichtslose Fuckboys und drehen so den Spieß um. Ein durchschlagender Erfolg: Der Hashtag geht auf Instagram und TikTok durch die Decke, immer mehr Videos tauchen auf, meist unterlegt mit Musik von Nicky Minaj. Liest man viele der Sprüche, muss man unfreiwillig lachen, so absurd wirken sie, wenn sie aus dem Mund einer Frau kommen. Aber unzählige Frauen reden und schreiben auch darüber, was sie mit dem Hashtag verbinden. Die Erleichterung zum Beispiel, dass es anderen genauso geht. »Daten wir alle die gleichen Typen?«, fragt eine Nutzerin. Aber es geht in den Posts oft auch um ein sehr ernstes Thema: sexualisierte Gewalt gegen Frauen.Paartherapeutin Sonja Bröning sagt in diesem Interview : Der Social-Media-Trend kann jetzt einen wichtigen Diskurs anstoßen. »Ob die Debatte darum nachhaltig wirksam ist, hängt auch davon ab, wie sie in den kommenden Wochen aufgegriffen wird. Etwa in der Politik, in der schulischen Bildung.« Man müsse aufpassen, dass die Fronten sich nicht verhärten.Und Tara-Louise Wittwer schreibt in dieser Kolumne , dass #womeninmalefields betroffene Frauen unmittelbar anspricht und deshalb so erfolgreich ist: »Frauen machen sich nicht über Männer lustig – Frauen brechen aus, Frauen heilen öffentlich.«Und vielleicht erlebt ja auch der ein oder andere Mann einen Aha-Effekt. Was diese Woche noch gut war – für die Welt:Mutterschutz und Krankengeld für Belgiens SexarbeiterinnenBelgien hat ein weltweit einmaliges Gesetz erlassen: Sexarbeiterinnen werden allen anderen Angestellten rechtlich gleichgestellt. Das heißt auch: sie bekommen Arbeitsverträge und die üblichen Sozialleistungen, inklusive Anspruch auf Mutterschaftsurlaub, Krankentage und Rente. Die Belgische Vereinigung der Sexarbeiter lobte die Novelle als einen »riesigen Schritt vorwärts«. Auch Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch begrüßten das Gesetz ausdrücklich.Die Stadt, die so werden wollte, wie sie istDas spanische Benidorm hat die höchste Dichte an Hochhäusern pro Einwohner, weltweit. Benidorm ist eine Aneinanderreihung von Hotelburgen, die vorwiegend Sangria-trinkende Partygäste beherbergen. So weit, so abschreckend. Aber Alexandra Frank schreibt in diesem Text , dass Benidorm genau so ist, wie es sein wollte. Die Stadt wurde am Reißbrett für den Tourismus entworfen, und die Menschen fühlen sich dort wohl. Es gibt keine Proteste gegen den Massentourismus wie anderswo. Und nicht nur das, Benidorm erhielt sogar mehrere Nachhaltigkeitspreise. Der Ort ist in weiten Teilen barrierefrei, viele Hotels achten auf Umweltfreundlichkeit. EU-Gesundheitsminister empfehlen Rauchverbote im FreienDie Kettenraucher unter Ihnen müssen jetzt stark sein, für viele andere ist es eine gute Nachricht: Eine Mehrheit der EU-Staaten spricht sich für strengere Rauchergesetze aus. Die EU-Gesundheitsministerinnen und -minister haben am Dienstag in Brüssel mehrheitlich für einen Vorschlag der EU-Kommission gestimmt, der empfohlen hatte, das Rauchen etwa an Spielplätzen, Bushaltestellen und in der Außengastronomie zu verbieten. Ein baldiges Verbot ist zumindest in Deutschland trotzdem nicht zu erwarten: Die Gesetzgebung ist nämlich Sache der Bundesländer. Und die haben die Empfehlung aus Brüssel bereits als »zu undifferenziert« kritisiert. Mehr zum Thema finden Sie hier.In Mathe nicht schlechter gewordenIn diesen Zeiten ist es manchmal schon eine gute Nachricht, wenn die Dinge nicht schlechter geworden sind. So ist es auch mit den Mathekenntnissen deutscher Schülerinnen und Schüler. Die sind zumindest nicht schlechter als im Jahr 2019, also vor der Coronapandemie. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der neuen Timss-Studie, die an diesem Mittwoch vorgestellt wurde. Alle vier Jahre nehmen Viertklässlerinnen und Viertklässler dafür an internationalen Kompetenztests teil. Obwohl die Schüler teils über Monate keinen Präsenzunterricht hatten, blieben ihre Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften erstaunlich stabil. Trotzdem liegt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin nur im Mittelfeld. Die ganze Meldung lesen Sie hier. Was gut ist – für Sie:Stromanbieter zahlen Geld zurückKunden der Strom- und Gasanbieter Primastrom, Voxenergie und Nowenergy können unter bestimmten Bedingungen bis Jahresende Geld zurückerhalten. Möglich gemacht hat das eine außergerichtliche Einigung, die die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Juli mit der zuständigen Primaholding-Gruppe erzielt hat. Der vzbv hatte unter anderem gegen zurückgewiesene Widerrufe oder unverhältnismäßig lange Laufzeiten nach Kündigungen geklagt. Ob Sie Geld zurückfordern können, erfahren Sie hier .Süßigkeiten sind die neue WurstNaschwaren haben die Wurst erstmals als beliebtestes Lebensmittel abgelöst. Das liegt vor allem daran, dass sich immer mehr Menschen vegan oder vegetarisch ernähren. 245 Euro werden in diesem Jahr in Deutschland im Schnitt pro Kopf für Süßigkeiten ausgegeben, wie eine Analyse des Marktforschungsunternehmens NIQ zeigt. Die höheren Ausgaben für Süßigkeiten haben aber noch einen anderen Grund: Wegen gestiegener Kakaopreise ist auch die Schokolade teurer. Das wiederum ist eine gute Nachricht für die Kakaobauern zum Beispiel in Uganda, wie Sie hier lesen können. Fünf Erkenntnisse über den PenisDie Autorin Heike Kleen erklärt Männern – und Frauen –, was es mit dem Penis so auf sich hat, und warum die Aufregung darum ziemlich übertrieben ist. Sie endet mit einem Appell an Männer, selbst zu bestimmen, was eigentlich männlich ist: »Das darf bitte jeder für sich selbst herausfinden – und diese Möglichkeit als Freiheit begreifen, alles sein zu dürfen, was man will. Und zwar völlig unabhängig vom Penis.« Den ganzen Text lesen Sie hier. Smarter Leben: Was wir tun können, um länger zu lebenSPIEGEL-Autor Thomas Schulz hat ein Buch geschrieben, darin geht es um nichts weniger als die Frage, wie wir alle länger leben können. Sport und die richtige Ernährung spielten die mit Abstand größte Rolle: »Jede Zelle in deinem Körper wird davon beeinflusst, wie du isst: wie sich die Zellen erneuern, wie das Erbgut funktioniert«, erklärt Schulz. Er hat für sein Buch »Projekt Lebensverlängerung: Wie 100 gesunde Lebensjahre dank Spitzenforschung und Hightech-Medizin jetzt schon möglich werden – und was wir selbst dafür tun müssen« mit verschiedensten Expertinnen und Experten gesprochen. In diesem Podcast können Sie seine Erkenntnisse nachhören und danach hoffentlich länger leben.Und sonst?In Südkorea haben engagierte Menschen die Demokratie gerettet, man kann es nicht anders sagen. Nachdem Präsident Yoon Suk-yeol das Kriegsrecht ausrief und damit das Land de facto unter seine Kontrolle bringen wollte, zogen Hunderte Menschen zum Parlament, um es zu schützen. Denn die Parlamentarier konnten gegen das Kriegsrecht stimmen, wenn sie nur ins Parlament gelangten. Am Ende schafften sie es. Einige Abgeordnete kletterten über den Zaun, viele Mitarbeiter des Parlaments hielten die Soldaten mit Feuerlöschern in Schach. So wie Sung Seun, Büroleiter eines progressiven Abgeordneten in der Nationalversammlung. Als er die Nachricht vom Kriegsrecht hörte, rannte er los, Richtung Parlament, und schaffte es noch hinein, bevor die Eingänge abgeriegelt wurden.»Wir haben sofort Tische und Stühle vor die Eingänge geschoben und uns verbarrikadiert«, sagt Büroleiter Sung. Die Soldaten fanden dennoch den Weg ins Gebäude. Sie zerbrachen Fensterscheiben und stiegen ein. Auf Videos von Überwachungskameras ist zu sehen, wie sie mit Beamten und Parlamentariern in den Gängen rangelten. »Wir hatten große Angst«, sagt Sung. Manche stimmten die Nationalhymne an, um sich Mut zu machen.Und am Ende hatten sie Erfolg: Der Staatsstreich scheiterte, der Präsident ruderte zurück. Den Text können Sie hier nachlesen. Haben Sie etwas Motivierendes oder Unterhaltsames erlebt? Schicken Sie uns gern per Mail an [email protected]  Ihre ganz persönliche gute Nachricht aus der Woche – was ist Ihnen Gutes widerfahren, was haben Sie Schönes erlebt, gesehen, gehört? Es kann etwas Kleines sein oder etwas Lebensveränderndes. In den nächsten Wochen werden wir an dieser Stelle wieder eine Einsendung vorstellen.*Haben Sie ein schönes, langes Wochenende! Und wenn Sie sich noch nicht für diesen neuen wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.Ihr Heiner Hoffmann, Afrika-Korrespondent im Projekt »Globale Gesellschaft« im Auslandsressort des SPIEGEL(* Mit einer Einsendung erklären Sie sich mit einer – auf Wunsch anonymen – Veröffentlichung auf SPIEGEL.de und sämtlichen anderen Medien der SPIEGEL-Gruppe einverstanden.) Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier. Die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt das Projekt seit 2019 für zunächst drei Jahre mit einer Gesamtsumme von rund 2,3 Millionen Euro – rund 760.000 Euro pro Jahr. 2021 wurde das Projekt zu gleichen Konditionen um knapp dreieinhalb Jahre bis Frühjahr 2025 verlängert. Ja. Die redaktionellen Inhalte entstehen ohne Einfluss durch die Gates-Stiftung. Ja. Große europäische Medien wie »The Guardian« und »El País« haben mit »Global Development« beziehungsweise »Planeta Futuro« ähnliche Sektionen auf ihren Nachrichtenseiten mit Unterstützung der Gates-Stiftung aufgebaut. Der SPIEGEL hat in den vergangenen Jahren bereits zwei Projekte mit dem European Journalism Centre (EJC) und der Unterstützung der Bill & Melinda Gates Foundation umgesetzt: die »Expedition ÜberMorgen « über globale Nachhaltigkeitsziele sowie das journalistische Flüchtlingsprojekt »The New Arrivals «, in deren Rahmen mehrere preisgekrönte Multimediareportagen zu den Themen Migration und Flucht entstanden sind. Die Stücke sind beim SPIEGEL zu finden auf der Themenseite Globale Gesellschaft .
Heiner Hoffmann
Frauen klopfen Männersprüche, der Massentourismus hat auch seine guten Seiten. Und: Wie Menschen auf der Straße den Staatsstreich in Südkorea stoppten.
[ "Alles Gute vom SPIEGEL", "Globale Gesellschaft" ]
Ausland
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2024-12-07T17:13:00+01:00
2024-12-07T17:13:00+01:00
https://www.spiegel.de/ausland/womeninmalefields-maenner-sprueche-gegen-das-patriarchat-alles-gute-vom-spiegel-a-1d3be127-7701-4232-8e58-b311299363cb
Stimmen: "Heinen ist schwer zu überwinden"
Bayer Leverkusen - Eintracht FrankfurtTeamchef Rudi Völler (Bayer Leverkusen): Die Eintracht hat es uns sehr schwer gemacht. Sie stand sehr kompakt, es war sehrschwer, durchzukommen. In der ersten Hälfte haben wir dominiert, inder zweiten Halbzeit haben wir noch offensive Leute reingebrachtund uns gute Chancen erarbeitet. Wenn Heinen warmgeschossen wird,ist er schwer zu überwinden.Trainer Felix Magath (Eintracht Frankfurt): Ich bin insgesamtzufrieden mit meiner Mannschaft, wir haben uns bei einemTitelanwärter gut verkauft. Wir haben es Leverkusen schwer gemacht.Wir hatten zwar wenig Spielanteile, aber wir haben hinten gutgestanden und hatten die eine oder andere Kontermöglichkeit. Leiderist mit Yang unser bester Konterspieler ausgefallen.
[ "Fußball-Bundesliga" ]
Sport
Fußball-News
2000-11-03T22:27:49+01:00
2000-11-03T22:27:49+01:00
https://www.spiegel.de/sport/fussball/stimmen-heinen-ist-schwer-zu-ueberwinden-a-101320.html
Verschüttete Bergleute: Retter bohren Versorgungsschacht auf
Huntington - Der Grubenbetreiber teilte mit, die Bohrung sei auf knapp 480 Meter Tiefe vorangetrieben worden. Falls das Tempo beibehalten werde, könnte die vermutete Aufenthaltsstelle der Verschütteten binnen 13 Stunden erreicht werden.Über den Versorgungskanal sollen die Verschütteten dann mit Frischluft, Wasser und Proviant versorgt werden. Seit dem Einsturz am Montag gibt es kein Lebenszeichen von den Bergleuten. Die Behörden rechnen den Männern aber durchaus Überlebenschancen aus. Die "Crandall Canyon Mine" liegt rund 225 Kilometer südlich von Salt Lake City. Die Unglücksursache ist unklar. Die Verwandten der sechs verschütteten Arbeiter versammelten sich vor dem Crandall-Canyon-Bergwerk. "Alle sind voller Hoffnung", sagte die Bürgermeisterin von Huntington, Hilary Gordon.jjc/Reuters
Nach dem Grubenunglück im US-Bundesstaat Utah rechnen die Rettungskräfte damit, noch im Laufe des heutigen Tages über einen Versorgungsschacht zu den sechs verschütteten Bergleuten vorzudringen. Die Hoffnung, dass die Männer überlebt haben, ist groß.
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Panorama
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2007-08-10T07:58:28+02:00
2007-08-10T07:58:28+02:00
https://www.spiegel.de/panorama/verschuettete-bergleute-retter-bohren-versorgungsschacht-auf-a-499204.html
Reaktionen auf den Ampel-Deal: »Der Koalitionsvertrag trägt eine gelbe Handschrift«
Wenn eine potenzielle neue Regierung ihren Koalitionsvertrag vorstellt, kommt aus der Opposition meist zügig Kritik. So ist es auch nach der Vorstellung der Kernbotschaften der Ampelparteien. (Lesen Sie hier die wichtigsten Punkte und hier den gesamten Vertrag.) Aber auch von Umweltverbänden und aus den eigenen Parteien gab es nicht nur Lob für den Vertrag. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) bezeichnete den Koalitionsvertrag als unzureichend. »Wir erkennen nicht den Aufbruch«, sagte Brinkhaus. Es sei auch nicht zu erkennen, wie die Vorhaben der geplanten neuen Bundesregierung finanziell untermauert seien.Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte vor allem den Einfluss der FDP. »Der Koalitionsvertrag trägt eine gelbe Handschrift«, sagte Bartsch nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur. »Zum ersten Mal wird eine Bundesregierung inhaltlich von einer 11,5-Prozent-Partei geführt.« Bartsch sagte: »Keine Steuerreform, keine Rentenreform, keine Bürgerversicherung und keine Entlastungen bei Energiekosten.« Alle drei Parteien hätten vor der Wahl Steuerentlastungen für kleine und mittlere Einkommen versprochen – der Koalitionsvertrag sei insoweit »Wählerbetrug«. CSU wünscht »Alles Gute«Die AfD schätzt die Rolle der FDP genau anders ein und befürchtet einen »Linksruck«. Der Vertrag sei ein »linkes Projekt«, bei dem die FDP nur als »Anhängsel« dient. In ihrem nun vorgelegten Koalitionsvertrag versprächen die Ampelparteien nun »Wohlstand für alle, Grenzen für niemand«, sagte der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla. Infolgedessen drohten demnächst »soziale Verwerfungen«. Deutschland werde immer mehr zu einem »Migrationsmagneten« und zu einem »sozialistischen Gouvernantenstaat«, in dem die Bürger gegängelt und für eine grüne »Klima-Ideologie« zur Kasse gebeten würden. Die CSU hingegen hat den Ampelparteien ein konstruktives Miteinander – etwa im Kampf gegen die Coronakrise – angeboten, aber auch eine kritische Oppositionspolitik angekündigt. Er wünsche der neuen Ampelregierung alles Gute bei der Arbeit und den anstehenden Aufgaben, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume in München. »Denn am Ende geht es jetzt um Deutschland.«»Wir brauchen gemeinsame Entscheidungen an vielen Stellen, wir brauchen Entschlossenheit – die darf in diesen Tagen nicht fehlen«, forderte Blume. »Corona wartet nicht auf Regierungsbildungen.«Die Union werde jedenfalls konstruktiv sein an den Stellen, wo man eine gemeinsame Verantwortung habe, und kritisch sein, wo man das Gefühl habe, dass Entscheidungen in die falsche Richtung gingen. Konkret warf Blume SPD, Grünen und FDP falsche Schwerpunktsetzungen vor, etwa mit der Legalisierung von Cannabis. Und echte Konfliktlinien gebe es etwa im Bereich innere Sicherheit. »Hier weht nach unserem Gefühl der Geist des Misstrauens gegenüber unseren Sicherheitskräften.« Zudem kritisierte Blume, in der Migrationspolitik sollten offenkundig Grundkoordinaten verschoben werden – es drohe eine deutliche Ausweitung der Zuwanderung. Mehrere Umweltschutzorganisationen haben das Papier der geplanten Ampelregierung als unzureichend kritisiert. »Der aktuelle Koalitionsvertrag allein reicht für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze nicht aus«, erklärte Fridays for Future. Er verfehle noch vor Amtsantritt die eigenen Versprechen zur Einhaltung der Grenze. Auch Greenpeace und die Grüne Jugend zeigten sich unzufrieden. »Mit ihren vorgelegten Maßnahmen entscheiden sich die drei Parteien bewusst für eine weitere Eskalation der Klimakrise«, erklärte Fridays for Future. Dass die Koalition den CO₂-Preis nicht erhöhen wolle, bezeichneten die Aktivisten als einen »Skandal«. Ebenso kritisierten die Klimaschützer, dass die Parteien die Erdgasinfrastruktur ausbauen wollten. Greenpeace teilte mit, dass die Ampel einen ökologischen Aufbruch nur erahnen lasse. Sie liefere nicht die nötige Ausrüstung, um ihn zu meistern, erklärte Vorstand Martin Kaiser. Für die Verkehrswende sei der Vertrag eine Enttäuschung. Die Organisation WWF hingegen lobte den Vertrag als »solides Fundament für den Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft«. Der Vertrag trage den deutlichen Willen, »die beiden großen Krisen Klimaerhitzung und Artensterben anzugehen«, erklärte Christoph Heinrich von WWF. Die Naturschutzorganisation BUND lobte Teile des Vertrags. Gegenüber allen Vorgängerregierungen bedeute er einen Fortschritt, erklärte der Vorsitzende Olaf Bandt. Insgesamt reichten die Maßnahmen jedoch nicht aus.Kritik an dem Ergebnis der wochenlangen Verhandlungen kam aber auch aus den eigenen Reihen. Die Jugendorganisation der Grünen teilte mit, der Vertrag werde den gesellschaftlichen Notwendigkeiten noch nicht gerecht. Dennoch sah die Organisation Verbesserungen beim Klimaschutz. Der Umstieg auf Elektromobilität sei aber noch keine Verkehrswende, erklärte Bundessprecher Timon Dzienus. Am Wochenende will ein kleiner Parteitag über den Vertrag diskutieren. Juso-Chefin Jessica Rosenthal sieht zumindest Teile des Vertrags kritisch, insbesondere mit der geplanten Flüchtlingspolitik und dem Bereich Arbeit und Soziales ist Rosenthal nicht zufrieden.
svs/AFP/dpa
SPD, Grüne und FDP haben ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Die Oppositionsparteien reagieren umgehend – und sparen nicht mit Kritik. Die freundlichsten Worte kamen noch aus München.
[ "Ampelkoalition", "Bundestagswahl 2021", "Alternative für Deutschland (AfD)", "Bündnis 90/Die Grünen", "FDP", "Die Linke", "SPD", "CDU", "CSU" ]
Politik
Deutschland
2021-11-24T18:39:37+01:00
2021-11-24T18:39:37+01:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/koalitionsvertrag-der-ampel-parteien-kritik-aus-allen-parteien-am-papier-von-spd-gruenen-und-fdp-a-5937536f-9c44-430a-ba07-6403cf2ac3e6
50 Jahre Jaguar XK 150: Kastanienbrauner Autotraum
Zur Premiere des XK gab es ein außerplanmäßiges Feuerwerk: Kurz vor dem Verkaufsstart brannte das Jaguar-Werk in Coventrys Browns Lane lichterloh, rund 300 Autos gingen in Flammen auf. Doch nur sechs Wochen später lief die Produktion bereits wieder an. Kurz darauf wurde der Jaguar XK 150 als letztes und stärkstes Modell der XK-Reihe vorgestellt - das geschah vor 50 Jahren. Zum Geburtstag des Klassikers war SPIEGEL ONLINE jetzt mit einem besonders seltenen Modell der Familie unterwegs. "Wahrscheinlich gibt es von diesem Auto in Deutschland nicht mal mehr ein Dutzend Exemplare", sagt Dieter Joa und lässt den Blick über das kastanienbraune Drophead Coupé aus der Special Equipment-Serie gleiten, bevor er "zum allerersten Mal" auf dem Beifahrersitz Platz nimmt. Denn außer ihm und dem Werkstattmeister fährt den Wagen allenfalls seine Frau, die irgendwie Schuld ist an der Jaguar-Leidenschaft des Aschaffenburger Unternehmers. Denn als das Paar es beruflich etwas ruhiger angehen lassen wollte, war sie es, die nach einem gemeinsamen Hobby fragte. "Golf war uns zu langweilig, und wenn wir Tennis gespielt haben, gab es immer Ärger", erinnert sich Joa an die Zeit, als plötzlich ein Auto-Klassiker ins Spiel kam. Anders als die meisten Spätberufenen hat sich der Franke nicht für einen Mercedes oder Porsche entschieden. Obwohl er im Alltag sehr wohl mit Oberklassemodellen aus Deutschland unterwegs ist, sollte es fürs Hobby ein Jaguar sein. "Ein Mercedes 300 SL oder ein Porsche 356 sind auch schön, aber für mich irgendwie nur alte Autos und keine echten Oldtimer", erklärt Joa seine Liebe zum Jaguar, der eben doch aus einer anderen Zeit stamme. Optisch zumindest macht der Jaguar ganz auf Oldie. Joas Auto, ein offener Zweitürer mit Notsitzen im Fond, tritt noch ganz im Vorkriegsdesign an: mit großzügig verchromtem Kühlergrill, riesigen runden Haupt- und vielen kleinen Zusatzscheinwerfern, endlos langer Motorhaube, geschwungenen Kotflügeln, 58 auf Hochglanz polierten Speichen in den Felgen und lang gezogenem Heck. Technisch war der XK 150 ein Vorreiter. Er war das erste Serienfahrzeug, das mit Scheibenbremsen bestückt wurde. Vier Jahre zuvor hatte Jaguar diese damals revolutionäre Technik im Rennsport eingeführt und unter anderem deshalb 1953 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen, erzählt Tony O'Keeffe, der in Coventry die historische Sammlung der Briten leitet. Wackerer Sechszylinder-Motor mit 225 PSJoas Jaguar würde dem freundlichen Briten gut in den Fuhrpark passen. Der Wagen ist putzmunter. Einmal kurz den von einem noch älteren Oldtimer übernommenen Zündschlüssel gedreht und den Startknopf gedrückt, schon meldet sich lautstark der 3,4 Liter große Sechszylinder. Unterstützt von drei Doppelvergasern kommt er auf 225 PS. Der Motor hat nichts von seiner Kraft verloren. Natürlich fährt man mit dem Schmuckstück zurückhaltend, doch röhrt der Motor wie in alten Tagen. Und kaum streichelt der Fuß das schlanke Gaspedal, macht die Katze einen Sprung nach vorn. Wer es darauf anlegen würde, könnte mit dem XK 150 auch heute noch den allermeisten Kraftmeiern nacheilen und über Rennstrecken und Bergpässe hetzen. Doch erstens bräuchte man dafür Oberarme wie ein Möbelpacker, um das spindeldürre aber baumscheibengroße Lenkrad zu bedienen. Und zweitens müsste man den Tanz zwischen den Pedalen wagen, denn jenseits von Schuhgröße 41 wird es im Fußraum eng. Und so erfreut sich der Fahrer lieber am stattlichen Drehmoment des Sechszylinders, das jeden der vier Gänge automatisch zum Richtigen macht. Nur den elektrisch zuschaltbaren Overdrive hebt man am besten für die Autobahn auf. Auch wenn die Tachonadel manchmal ein wenig zwischen den nachträglich aufgeklebten km/h-Markierungen zuckt, braucht es selbst beim gemütlichen Bummel über Landstraßen nicht viel Phantasie, um das Sprintvermögen der Raubkatze zu erahnen: "140 Meilen pro Stunden sind kein Problem", schwärmt Joa. Das sind 225 km/h. Rücksicht auf das hohe Alter des Sportlers nimmt er nicht. Seit ihm der Mechaniker glaubhaft versicherte, dass Autos beim Fahren immer besser werden, dreht er den Motor gerne auch mal über 4000 Touren - und schimpft über den Vorbesitzer. Zehn Jahre lang stand der Sportwagen in der GarageDer hatte den 1958 gebauten Wagen aus den USA zurück geholt und drei Jahre lang in England restaurieren lassen. "Doch danach stand das Auto zehn Jahre in der Garage und wurde keinen Meter gefahren", klagt Joa. Doch seit vier Jahren ist damit Schluss. "Seit wir das Auto haben, sind wir damit im Jahr gute 10.000 Kilometer unterwegs", sagt er und zählt ein halbes Dutzend Rennen und Rallyes auf, bei denen der Klassiker schon antrat. Während andere Pretiosen als Trailer-Queen auf dem Anhänger anreisen, fahren die Eheleute Joa stets mit ihrem XK zum Start. Glaubt man Sammler Joa, ist der XK150 heute einer des wertvollsten Jaguars überhaupt. Der berühmteste aber ist er nicht. Diese Ehre gebührt dem E-Type, der den XK 1961 nach nur vier Jahren Bauzeit ablöste und vielen Fans als der Jaguar schlechthin gilt. Die bessere Wertanlage allerdings ist der XK 150 - denn er ist das weitaus seltenere Auto. Joa taxiert die Preise für einen XK je nach Motor- und Karosserievariante auf 60.000 bis 140.000 Euro. "Den E-Type gibt es schon zwischen 35.000 und 60.000 Euro." Nachdem ihm vor ein paar Jahren auch noch ein offener Jaguar Mark V "zugelaufen" sei, denkt er jetzt über einen Markenwechsel nach. "Wenn es noch einen weiteren Wagen gibt, dann wird es ein Aston Martin."
Tom Grünweg
Golf war ihnen zu langweilig, beim Tennis gab es Ärger, also versuchten es die Eheleute Joa mit einem Oldtimer als gemeinsames Hobby. Das klappte auf Anhieb. Ihr kastanienbrauner Jaguar XK 150 ist inzwischen Zeitvertreib, Sportgerät und Wertanlage.
[ "Autoklassiker" ]
Mobilität
Fahrkultur
2007-08-22T09:17:22+02:00
2007-08-22T09:17:22+02:00
https://www.spiegel.de/auto/fahrkultur/50-jahre-jaguar-xk-150-kastanienbrauner-autotraum-a-500239.html
Champions League: Einspruch von Legia Warschau abgewiesen
Hamburg - Der Ausschluss des polnischen Meisters Legia Warschau aus den Playoffs zur Champions League bleibt bestehen. Die Europäische Fußball-Union Uefa wies den entsprechenden Einspruch Warschaus zurück, teilte die Uefa mit. Der ursprüngliche Rechtsspruch der Uefa-Disziplinarkommission bleibt damit bestehen. Legia hatte sich in der dritten Qualifikationsrunde durch zwei Siege (4:1/2:0) gegen den schottischen Meister Celtic Glasgow auf sportlichem Wege für die Playoffs der Königsklasse qualifiziert. Aufgrund eines Wechselfehlers wertete die Disziplinarkommission das Rückspiel jedoch rückwirkend 3:0 für Celtic, das damit dank der Auswärtstorregel weiter kam. Legia hatte den nicht spielberechtigten Bartosz Bereszynski eingewechselt, dagegen hatte Celtic erfolgreich Protest eingelegt und spielt nun gegen NK Maribor um den Einzug in die Gruppenphase.
aha/sid
Die Uefa bleibt bei ihrem Urteil: Legia Warschau darf nach einem Wechselfehler nicht an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen. Der Einspruch der Polen wurde abgewiesen, es profitiert Celtic Glasgow.
[ "Champions League", "Uefa", "Celtic Glasgow" ]
Sport
Fußball-News
2014-08-14T15:53:00+02:00
2014-08-14T15:53:00+02:00
https://www.spiegel.de/sport/fussball/champions-league-einspruch-von-legia-warschau-abgewiesen-a-986160.html
Briefträger: TNT klagt gegen Mindestlohn
Amsterdam - Die Schlange der Kläger wird immer länger: Auch TNT klagt nun gegen den Mindestlohn. Nach Angaben eines Sprechers hat das Unternehmen vor dem Verwaltungsgericht in Berlin Klage bereits eingereicht. Begründung: Ein Mindestlohn könne aus Sicht von TNT nicht für allgemeinverbindlich erklärt werden. TNT steht in Deutschland mit der Tochter TNT Post in Konkurrenz zur Deutschen Post. Zuvor hatte schon der Arbeitgeberverband der Post-Konkurrenten AGV-NBZ ein juristisches Vorgehen gegen den von der Bundesregierung festgelegten Mindestlohn angekündigt. Auch der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP) klagt. Der angeschlagene Briefzusteller Pin zahlt seinen Beschäftigten ab sofort den gesetzlichen Mindestlohn - und schickt dafür 19 seinerTöchter in die Insolvenz.Die Regierung hat die Lohn-Untergrenze in der Briefträger-Branche auf acht bis 9,80 Euro festgelegt. Ein Sprecher des Arbeitsministeriums sagte: "Der Mindestlohn gilt und ist vom Gesetzgeber beschlossen." Er sehe Klageandrohungen gelassen. ssu/Reuters
Klage-Welle gegen den Mindestlohn: Auch der niederländische Post-Konzern TNT will die gesetzliche Untergrenze für Briefträger nun vor Gericht anfechten.
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Wirtschaft
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2008-01-24T13:40:00+01:00
2008-01-24T13:40:00+01:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/brieftraeger-tnt-klagt-gegen-mindestlohn-a-530730.html
Russland-Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj verurteilt Angriff auf Holocaust-Denkmal
Bei einem Angriff auf den Fernsehturm von Kiew schlugen Bomben auch nahe dem Holocaustdenkmal Babyn Jar ein. Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die Attacke scharf. »Dieser Angriff beweist, dass unser Kiew für viele Menschen in Russland absolut fremd ist«, sagte Selenskyj. Er ist selbst Jude. »Sie wissen nichts über Kiew, über unsere Geschichte. Aber sie alle haben den Befehl, unsere Geschichte auszulöschen, unser Land auszulöschen, uns alle auszulöschen«, fügte er in der auf Video gemachten Ansprache hinzu. Selenskyj prangerte an, dass die Welt schweige, während Bomben auf Babyn Jar fallen. »Wieder einmal ermorden diese Barbaren die Opfer des Holocausts«, schrieb er auf Twitter. In der Schlucht Babyn Jar erschossen SS-Kommandos am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 ukrainische Juden. Bis 1943 wurden in dem Gebiet bis zu 100.000 Menschen getötet – Juden, Roma und sowjetische Kriegsgefangene. »An die Welt: Was nützt es, 80 Jahre lang ›Nie wieder‹ zu sagen, wenn die Welt stumm bleibt, wenn eine Bombe auf die Stätte von Babyn Jar fällt?«, schrieb Selenskyj auf Twitter. Vor dem Angriff hatte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Angriffe auf technische Infrastruktur in Kiew angekündigt. Dabei nannte er den Sicherheitsdienst SBU und »Einheiten für psychologische Einsätze« als mögliche Ziele, vom Fernsehturm war jedoch nicht die Rede. Russische Truppen greifen seit einer Woche das Nachbarland Ukraine an. Beim gestrigen Luftangriff auf den Kiewer Fernsehturm wurden fünf Menschen getötet. Wie das Innenministerium mitteilte, wurde durch den Angriff zudem »für eine gewisse Zeit« die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen unterbrochen. In der Nacht kam der gewaltige russische Militärkonvoi aus Panzern und anderen Fahrzeugen Kiew immer näher. Die Ukrainer meldeten derweil mehrere Luftangriffe auf verschiedene Städte, während sie weiter Widerstand leisten.
muk/AFP/Reuters
Putin rechtfertigt den Angriff auf die Ukraine mit »Entnazifizierung«. Raketeneinschläge nahe dem Holocaust-Mahnmal Babyn Jar empören den jüdischen Präsidenten Selenskyj: Russland wolle die Geschichte der Ukraine, das Land und seine Menschen auslöschen.
[ "Russland", "Wolodymyr Selenskyj", "Ukraine", "Russlands Krieg gegen die Ukraine" ]
Ausland
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2022-03-02T09:27:16+01:00
2022-03-02T09:27:16+01:00
https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-wolodymyr-selenskyj-verurteilt-angriff-auf-holocaust-denkmal-a-79682a47-19d7-4d66-916d-1ba804474f64
Sperrungen im Rhein-Main-Gebiet: Ukrainischer Präsident Selenskyj besucht überraschend Hessen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist überraschend nach Deutschland gereist. Nach der Landung am Flughafen Frankfurt am Main wurde Selenskyj von dort durch die Polizei nach Wiesbaden eskortiert. Das teilte die Polizei Frankfurt auf X mit. Ziel sei die Clay-Kaserne der US-Army gewesen. Wie ein Sprecher Selenskyjs auf SPIEGEL-Anfrage mitteilte, habe der Präsident die US-Basis in Wiesbaden besucht, wo die militärische Hilfe für die Ukraine koordiniert wird. Selenskyj habe dort den Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli sowie zwei weitere hochrangige US-Militärs getroffen, Antonio Aguto und Darryl Williams. Insgesamt habe er knapp zwei Stunden dort verbracht. Inzwischen befinde sich der ukrainische Staatschef wieder auf dem Weg nach Kiew. Selenskyj teilte am Abend auf X Fotos von seinem Besuch in Wiesbaden. »Ich wurde einmal mehr von der exzellenten Qualität der US-Militärhilfe für die Ukraine überzeugt«, schrieb Selenskyj. »Wir brauchen sie unbedingt für den Sieg«, so der Präsident. Er erwarte, dass der US-Kongress schnell eine Entscheidung treffe, um die wichtige Unterstützung für sein Land fortzusetzen. Die Polizei hatte im Zuge des Besuchs über »kurzzeitige Sperrungen und Beeinträchtigungen im gesamten Rhein-Main-Gebiet« informiert. Später hieß es, die Fahrt nach Wiesbaden sei »unproblematisch« verlaufen, Sperrungen seien wieder aufgehoben worden. Allerdings werde es für die Abreise aus Deutschland erneut zu kurzfristigen Einschränkungen kommen. Selenskyj war zuletzt nach Argentinien, in die USA und anschließend nach Norwegen gereist. Der Aufenthalt in Deutschland war vorab nicht publik gemacht worden. Von Wiesbaden aus wird seit Kriegsbeginn die militärische Unterstützung der Ukraine koordiniert. Im November wurde dafür vom US-Verteidigungsministerium eine eigene Kommandostruktur mit 300 Mitarbeitern eingerichtet, die »Security Assistance Group Ukraine« (SAG-U). Sie wird geleitet von Antonio Aguto.
fek/esc
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist kurzfristig zu einer US-Basis in Wiesbaden gereist. In der Stadt befindet sich eine für den Ukrainekrieg wichtige militärische Kommandozentrale.
[ "Wolodymyr Selenskyj", "Wiesbaden", "Ukraine", "Hessen" ]
Ausland
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2023-12-14T16:46:00+01:00
2023-12-14T16:46:00+01:00
https://www.spiegel.de/ausland/wolodymyr-selenskyj-ukrainischer-praesident-besucht-ueberraschend-hessen-a-465b028a-35e3-4454-9dda-59bc1016526e
Bulgarien liefert Freund von "Charlie Hebdo"-Attentäter aus
Sofia - Seit Anfang Januar wurde er in Bulgarien wegen Terrorverdachts festgehalten, nun ist der Franzose an sein Heimatland ausgeliefert worden. Das meldete das bulgarische Staatsradio in Sofia. Dem aus Haiti stammenden Fritz-Joly Joachin wird in Frankreich die Beteiligung an einer Terrorgruppe vorgeworfen. Der 29-Jährige war nach seinen eigenen Worten mit einem der "Charlie Hebdo"-Attentäter, nämlich mit Chérif Kouachi, seit seiner Kindheit befreundet. Vor einem bulgarischen Gericht hatte Joachin die Vorwürfe des Terrorismus zurückgewiesen. Der Mann war in der Silvesternacht an der bulgarischen Grenze zur Türkei aufgrund eines europäischen Haftbefehls wegen vermuteter Kindesentführung festgenommen worden. Der Franzose war mit seinem dreijährigen Sohn in einem Reisebus unterwegs gewesen. Nach dem blutigen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" vom 7. Januar erhielt Sofia einen zweiten Haftbefehl aus Paris gegen Joachin - dieses Mal wegen Terrorverdachts. Als Reaktion auf die Anschläge von Paris haben die EU-Innenminister eine bessere Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr auf den Weg gebracht. In der lettischen Hauptstadt Riga verabredeten sie unter anderem ein effizienteres Vorgehen gegen Hasspropaganda im Internet, einen besseren Informationsaustausch über die Reiserouten von Dschihadisten sowie ein europäisches Fluggastdatenregister.Der letzte Punkt ist eine alte Forderung der Minister, die aber vom EU-Parlament blockiert wird. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: "Wir drängen nun wirklich auf den Abschluss des europäischen Fluggastdatenabkommens." Angesichts eines bestehenden Abkommens mit den USA zum Datenaustausch finde er es "ganz normal, dass wir solche Daten auch zwischen Europäern austauschen". Das Parlament hat Datenschutzbedenken gegen die Weitergabe und Speicherung von Informationen wie Kreditkartendaten, Reiserouten oder Kontaktdaten. Drei islamistische Attentäter hatten Anfang Januar in Paris bei Anschlägen auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo", eine Polizistin und einen jüdischen Supermarkt 17 Menschen getötet. Wenig später zerschlug die Polizei in Belgien eine Islamistenzelle, die nach Angaben der Ermittler Anschläge auf Polizisten geplant hatte.
anr/dpa/AFP
Seit seiner Kindheit kannte er den Paris-Attentäter Chérif Kouachi - jetzt hat Bulgarien den 29-jährigen Freund wegen Terrorverdachts an Frankreich überstellt. Schon vor den Anschlägen war der Franzose aus anderen Gründen festgenommen worden.
[ "Anschlag auf »Charlie Hebdo«", "Frankreich", "Europäische Union", "Bulgarien" ]
Ausland
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2015-01-29T18:17:50+01:00
2015-01-29T18:17:50+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ausland/bulgarien-liefert-freund-von-charlie-hebdo-attentaeter-aus-a-1015749.html
Rainer Wendt: Polizeigewerkschaft fordert Härte von Jugendämtern
Nach religiösem Mobbing in Schulen hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) ein härteres Einschreiten der Jugendämter gefordert. Das müsse notfalls bis zur Inobhutnahme der Kinder gehen."Wenn Kinder zu Antisemiten erzogen werden, darf man nicht davor zurückschrecken, sie aus ihren Familien herauszunehmen", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Augsburger Allgemeinen". Antisemitismus brächten viele Kinder von zu Hause mit. Hintergrund der Forderung sind aktuelle Fälle. An einer Grundschule in Berlin war eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit beschimpft worden. Wendt begrüßte den Vorstoß des Unionsfraktionsvorsitzenden Volker Kauder (CDU) für ein bundesweites Melderegister antisemitischer Vorfälle an Schulen. "Leider haben viele Schulleiter bisher nach dem Motto 'in meiner Schule gibt es das nicht' gehandelt", sagte Wendt. "Hier wurde bisher vieles von dem, was an Antisemitismus von Muslimen ausgeht, nicht gern registriert." Doch das müsse vorurteilsfrei erfasst werden, um wirksame Gegenstrategien entwickeln zu können. Auch der Zentralrat der Juden setzt sich für ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle ein. Wendt forderte auch eine Korrektur der Erfassung antisemitischer Straftaten in den Statistiken bei Polizei und des Verfassungsschutzes. "An der Art, wie diese Straftaten bisher erfasst werden, sind erhebliche Zweifel angebracht", sagte Wendt. "Wenn etwa jüdische Einrichtungen beschmiert oder beschädigt werden und die Täter unbekannt sind, wird für die Statistik automatisch von einer rechtsextremen Tat ausgegangen." Es sei aber von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, was von Muslimen begangene antisemitische Taten betreffe.
cht/dpa
Werden Kinder zu Hause zu antisemitischem Hass angestachelt, sollen Jugendämter härter durchgreifen, fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft. Notfalls müsse man den Eltern ihre Kinder wegnehmen.
[ "Deutsche Polizeigewerkschaft", "Antisemitismus", "Jugendämter" ]
Panorama
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2018-04-04T10:33:00+02:00
2018-04-04T10:33:00+02:00
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/rainer-wendt-polizeigewerkschaft-fordert-haerte-von-jugendaemtern-a-1201173.html
NSA überwacht Mexiko intensiver als bekannt
Der amerikanische Geheimdienst NSA überwacht seinen südlichen Nachbarn Mexiko weit umfassender als bislang bekannt. Aus Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden geht hervor, dass es einer Spezialabteilung der NSA bereits 2010 gelungen war, unter anderem den E-Mail-Account des damaligen Präsidenten Felipe Calderón zu hacken. Die NSA-Abteilung für maßgeschneiderte Operationen ("Tailored Access Operations") habe erfolgreich einen zentralen Server "im mexikanischen Präsidenten-Netzwerk infiltriert, um zum ersten Mal überhaupt Zugang zum öffentlichen E-Mail-Konto von Präsident Felipe Calderón zu erhalten", berichten die Geheimdienstler in einem als "streng geheim" eingestuften Bericht aus dem November 2010. Die Mail-Domain werde auch von Mitgliedern des Kabinetts genutzt und beinhalte "Kommunikation über diplomatische und wirtschaftliche Aspekte sowie Führungsfragen". Sie biete tiefe Einblicke in Mexikos politisches System. Die NSA taufte die Operation "Flatliquid" und vermerkte, das Büro des Präsidenten sei "eine lukrative Quelle". Neben dem Präsidenten- Netzwerk hat die NSA sich dem internen Erfolgsbericht zufolge Zugang zu den E-Mails diverser hochrangiger Funktionäre der Sicherheitsbehörde Mexikos verschafft, die zuständig für die Bekämpfung des Drogenhandels und der illegalen Migration ist – diese Operation trägt den Codenamen "Whitetamale". Allein aus dieser Operation seien innerhalb eines Jahres 260 Geheimberichte hervorgegangen, heißt es in den internen Unterlagen. Diese hätten US-Politikern erfolgreiche Gespräche in politischen Fragen sowie die Planung von internationalen Investitionen ermöglicht. Im September hatte der brasilianische Fernsehsender TV Globo berichtet, dass die NSA bereits während seiner Wahlkampfphase auch den heutigen Präsidenten Peña Nieto und sein Umfeld überwachte.
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Politik
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2013-10-20T08:04:31+02:00
2013-10-20T08:04:31+02:00
https://www.spiegel.de/spiegel/vorab/nsa-ueberwacht-mexiko-intensiver-als-bekannt-a-928790.html
Zu dreist
Zu dreist (Nr. 46/1971, Richterwahl)Ernst Benda als Präsident des Bundesverfassungsgerichts: ein politischer und fachlicher Irrtum! Mit dieser Entscheidung kann niemand einverstanden sein, es sei denn, die Herren im Bundesrat. Man kann nur eines tun: sich an den Kopf fassen. An den Kopf fassen werden sich mit Gewißheit auch die Verfassungsrichter. Dieses Präsidentenamt ist doch kein Aufsichtsratsposten« Ich glaube nicht, daß Frau Diemer-Nicolaus weniger »qualifiziert« wäre als Benda. Da ja noch zwei Pöstchen offen sind, schlage ich vor: Canellas und Millowitsch. Dann kriegen wir wenigstens was zum Lachen. Neuß (Nrdrh.-Westf.) H. G. CLASSENIch habe den Verdacht, daß die CDU vor allem deshalb eine Berufung von Frau Diemer-Nicolaus an das Bundesverfassungsgericht ablehnt, weil die Kandidatin weiblichen Geschlechts ist; die Herren denken eben patriarchalisch.Wien (Österreich) DR. R. BLAHADe lege ferenda schlage ich daher vor, die Richter des Bundesverfassungsgerichts aus Gründen parteipolitischer Neutralität von einem in jeder Beziehung unabhängigen Gremium, das vielleicht aus anerkannten Staatsrechtslehrern deutscher Universitäten gebildet wird, ausschließlich nach dem Gesichtspunkt höchster Qualifikation auswählen zu lassen. Dann könnte es nicht mehr vorkommen, daß in das Bundesverfassungsgericht eine Persönlichkeit des politischen Lebens eingeschleust wird, die im offenkundigen Widerspruch jedenfalls zu dem Sinn der einschlägigen Bestimmungen sogar zum Präsidenten dieses Gerichts bestellt wird. Die gesetzlichen Bestimmungen, die vorsehen daß der Präsident des Bundesverfassungsgerichts aus der Mitte der Bundesverfassungsrichter bestimmt wird, können nämlich auch dann als verletzt angesehen werden, wenn der Zweck dieser Bestimmungen, nur einem mit der Materie vertrauten, weil in der Praxis bewährten Verfassungsrichter das Amt des Präsidenten zu übertragen, durch die jetzt üblichen Praktiken vereitelt wird. Stuttgart WILHELM RUHENur die dreiste Erwartung. »ihr« Richter würde »ihr« Recht sprechen, kann diesem Streit einen Sinn geben. Die ohnehin gegebene menschliche Abhängigkeit der richtenden Menschen -- nicht existenter »freier« Wille, fiktive Rechtstheorien, ungewisse zerebrale Qualitäten -- machen den Gang des Recht suchenden Bürgers oft zu einem Wagnis.Hamburg HERMANN NÖLLE
Zu dreist
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Politik
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1971-11-28T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/zu-dreist-a-a871a7c1-0002-0001-0000-000044914402?context=issue
Zustimmung im Senat: Obama peitscht Finanzreform durch
Washington - Die geplante Finanzmarktreform von US-Präsident Barack Obama ist der größte staatliche Eingriff in das US-Bankensystem seit den dreißiger Jahren - jetzt scheint die Umsetzung das Prestigeprojekts nahe. Der US-Senat hat dem Gesetz zugestimmt. Die Reform soll Finanzkrisezu einer stärkeren Kontrolle und größeren Transparenz von hochspekulativen Finanzgeschäften in den USA führen, um eine Wiederholung dervon 2008 zu verhindern,die Liquidierung großer Banken erleichtern,den Schutz von Verbrauchern durch eine neue Behörde verbessern,die Aufsichtsfunktion der US-Notenbank stärken undAktionären bei Bezahlung und Boni von Bankenbossen mehr Mitspracherechte geben. Neben der Gesundheitsreform gilt die Finanzreform als wichtigstes innenpolitisches Projekt von Präsident Obama. Der Senat stimmte dem Gesetz mit 59 zu 39 Stimmen zu. Auch aus Obamas Lager gab es ein Nein: Zwei von der Reformvorlage enttäuschte Senatoren der Demokraten stimmten dagegen. Weil aber zugleich vier republikanische Senatoren dafür stimmten, war das kein Problem. Das Gesetz muss nun noch eine Hürde nehmen: Es muss mit einer Vorlage des Repräsentantenhauses abgestimmt werden, der anderen Parlamentskammer. Erst dann kann die Reform von Obama unterzeichnet werden und in Kraft treten. Dies gilt allerdings nicht mehr als problematisch. "Der Präsident, da bin ich nun sicher, wird das Gesetz vor dem 4. Juli unterzeichnet haben", sagte der Leiter des Finanzmarktausschusses des Repräsentantenhauses, Barney Frank, nach dem Votum des Senats dem Sender CNBC. Der 4. Juli ist der US-Nationalfeiertag. Obama warnt vor Scheitern in letzter MinuteNoch kurz vor der Senatsabstimmung hatte Obama für die Reform geworben. Es gehe ihm nicht um eine Bestrafung der Finanzinstitute, sagte er. Ziel sei es, eine Wiederholung jenes verantwortungslosen Verhaltens zu verhindern, das den Finanzsektor an den Rand eines Zusammenbruchs geführt habe. "Die Reform wird nicht die Kräfte des freien Marktes unterdrücken. Sie wird einfach berechenbare, verantwortliche und vernünftige Regeln auf den Markt bringen", sagte Obama.Er appellierte an den Kongress, den nun noch zu erwartenden Versuchen der Finanzlobby zu widerstehen, das Gesetz in letzter Minute zu verhindern. Bisher seien die Versuche der Wall Street gescheitert,mit "Horden von Lobbyisten und Millionen von Dollar für Werbeanzeigen" das Gesetz zu blockieren, sagte Obama. Dem Senatsvotum waren über Wochen hinweg zahlreiche Abstimmungen über Änderungsanträge vorausgegangen. Die Finanzindustrie hatte ein Großaufgebot an Interessenvertretern aktiviert, um eine Umsetzung der Reform zu verhindern, von der sie Beschränkungen ihrer Gewinnmöglichkeiten fürchtet. Erst am Donnerstagnachmittag gelang es den Demokraten dann, dieBlockade der Republikaner zu brechen, die im sogenannten Filibuster eine Endlosdebatte über ein Gesetz führen können, um eine Abstimmung zu verhindern.Nach der Annahme des Gesetzes erklärte der republikanische Senator Richard Shelby, der gegen die Reform votiert hatte: "Unsere Entscheidung wird das Leben der Amerikaner in den nächsten Jahrzehnten beeinflussen." Das Urteil über das Vorhaben werde der Markt fällen, und der richte sich nicht nach guten Absichten.
mmq/apn/dpa/AFP
Es ist der größte Eingriff in das US-Finanzsystem seit der Großen Depression, eines der wichtigsten Projekte des Präsidenten: Die Demokraten machen Ernst mit der Finanzregulierung. Nach wochenlanger Debatte hat der Senat Barack Obamas Reformplan zugestimmt. Dieser muss jetzt nur noch eine Hürde nehmen.
[ "Die Regierung Obama", "Finanzkrise ab 2007", "Wirtschaft in den USA", "USA", "Bankenregulierung" ]
Ausland
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2010-05-21T07:40:33+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/zustimmung-im-senat-obama-peitscht-finanzreform-durch-a-696051.html
Christian Kracht: Autor schreibt an neuem "Sissi"-Drehbuch
Die "Sissi"-Trilogie aus den Fünfzigerjahren mit Romy Schneider in der Titelrolle ist fester Bestandteil des alljährlichen Weihnachtsfernsehprogramms, nährt Prinzessinnenträume und trägt seit Jahrzehnten zur Legendenbildung rund um die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn bei. Nun will die Regisseurin und Drehbuchautorin Frauke Finsterwalder mit diesen Klischees aufräumen. Ihr Projekt "Sisi - Kaiserin Elisabeth" sei ein feministischer Film, der das Leben der Herrscherin von Österreich auf "radikal neue Weise zeigt", kündigt der Verleiher DCM an. "Filme sollten immer einen neuen Mythos schaffen. Ich will zeigen, dass Kaiserin Elisabeth eine radikale, intelligente und moderne Frau war, weit mehr, als die Sissi mit Doppel-S, die wir alle kennen. Elisabeth wurde einfach ein Jahrhundert zu früh geboren", erklärte Finsterwalder, der vor mehr als sechs Jahren mit ihrem Debütspielfilm "Finsterworld" ein Überraschungserfolg gelungen war (lesen Sie hier die Kritik ). Wie schon bei ihrem Erstling schreibt sie nach Angaben des Verleihs auch an dem aktuellen Drehbuch mit ihrem Ehemann, dem Autor Christian Kracht. Der Autor ("Imperium", "Faserland") hatte zuletzt mit Poetik-Vorlesungen und Lesungen in Frankfurt für Aufsehen gesorgt. Damals hatte er öffentlich darüber gesprochen, dass er als Zwölfjähriger missbraucht worden war.Aus der Perspektive von Sissis Hofdame Irma erzählt, wollen Finsterwalder und Kracht demnach eine Frau zeigen, die sich jahrelang ohne ihren Mann, nur von Frauen umgeben, auf Reisen durch ganz Europa wagt, sechs Sprachen beherrscht, Hochleistungssport treibt und mit ihrem freien Geist ganz und gar nicht in das enge Korsett des Wiener Hofes passt. Die Dreharbeiten zu dem "feministischen Film mit Elementen der tiefschwarzen Komödie" sollen im Herbst 2020 beginnen.
brs
Mit "Finsterworld" hatte Regisseurin Frauke Finsterwalder ein bejubeltes Debüt hingelegt. Nun will sie das Leben von Kaiserin Elisabeth verfilmen, besser bekannt als "Sissi". Ihr Co-Autor: Christian Kracht.
[ "Sissi", "Christian Kracht" ]
Kultur
Kino
2019-11-05T12:12:00+01:00
2019-11-05T12:12:00+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/kino/christian-kracht-autor-schreibt-an-neuem-sissi-drehbuch-a-1294913.html
Sorge um Asien: Lagarde fürchtet Domino-Effekt der Schuldenkrise
Tokio - In Europa schwächelt die Wirtschaft, in den USA kommt sie einfach nicht auf die Beine - darum setzen Politiker und Unternehmer auf einen Wachstumsschub aus Asien. Bisher hat die Region die Funktion als Lokomotive des globalen Wachstums erfüllt. Doch IWF-ChefinChristine Lagarde hat nun vor Risiken durch die europäische Schuldenkrise für den asiatischen Aufschwung gewarnt. Asien sei weiterhin der Motor der Weltkonjunktur, sagte die Chefin des Internationalen Währungsfonds während eines Besuchs in Tokio. Aber wenn sich die Krise in Europa verschärfe, könne sich dies über die engen Verknüpfungen im Handel und im Finanzsektor negativ auf Asien auswirken. "Kein Land ist unter den gegenwärtigen Umständen immun, egal ob es ein Industrie- oder ein Schwellenland ist oder wie weit entfernt es liegt", sagte Lagarde. Deswegen seien eine bessere internationale Zusammenarbeit undentschlossene Maßnahmen für ein nachhaltiges und ausgewogenes Wirtschaftswachstum nötig. DerIWF hat bereits vor einer Rezession in führenden Industrieländern gewarnt, sollte die Politik dort nicht rasch die Wirtschaft ankurbeln. Lagarde mahnte insbesondere Italien zurUmsetzung finanzieller Reformen, um für "Klarheit und Glaubwürdigkeit" zu sorgen. Italien brauche eine "beständige, solide und ununterbrochene Umsetzung von Maßnahmen", sagte sie. Auch China hatte kürzlich gewarnt,die Euro-Krise könne Schockwellen in der Weltwirtschaft auslösen. Das Handelsministerium in Peking sagte, die chinesische Wirtschaft spüre die Auswirkungen bereits: Die langsame Erholung der Weltwirtschaft werde das Wachstum der chinesischen Exporte 2012 verlangsamen. Die Wachstumsrate der Importe werde ebenfalls sinken.IWF braucht nicht akut GeldDer IWF hat in der Schuldenkrise inzwischen das Krisenkommando übernommen. Er soll Kredite vergeben, dem Euro-Rettungsfonds EFSF Geld zuschießen und überwacht Haushaltssünder wie Italien. Darum reist Lagarde derzeit um die Welt, um Milliarden für die IWF-Kasse sowie den Euro-Krisenfonds aufzutreiben. Es bestünde aber derzeit keine Notwendigkeit, die IWF-Mittel sofort aufzustocken, betonte Lagarde. Nach Angaben japanischer Medien hat sie Japan als zweitgrößten Beitragszahler des IWF auch nicht gezielt um Geld gebeten. Japans Wirtschaft hängt stark von Exporten ab. Das Land hatte sich deshalb bereit erklärt, europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen, um den Euro zu stabilisieren. Japan hat bereits rund 20 Prozent der europäischen Rettungsbonds erworben. Die japanische Regierung verfügt nach China über die weltweit größten Währungsreserven.
mmq/Reuters/dpa
Christine Lagarde spricht die Sorge vieler Politiker und Unternehmer aus: Die IWF-Chefin warnt vor einem Übergreifen der europäischen Krise auf die asiatischen Länder. Dann würden diese als Motor der Weltkonjunktur wegbrechen. China spürt das Schwächeln bereits.
[ "Weltfinanzkrise", "IWF", "Christine Lagarde", "Eurokrise", "Schuldenkrise in Italien", "Staatsverschuldung", "Asien", "Konjunktur", "Öffentliche Schulden der USA" ]
Wirtschaft
Soziales
2011-11-12T13:02:00+01:00
2011-11-12T13:02:00+01:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/sorge-um-asien-lagarde-fuerchtet-domino-effekt-der-schuldenkrise-a-797389.html
Richtig abgezockt
Lothar Kreyenberg, 51, staunte nicht schlecht, als ihm seine Krankenversicherung eine Beitragserhöhung für zahnärztliche Behandlung von 66,8 Prozent ins Haus schickte. Der Hochschulangestellte aus dem westfälischen Lotte wollte wissen, wie ein derartiger Horroraufschlag begründet ist. Seine Versicherung, der Deutsche Ring aus Hamburg, antwortete prompt. Die Beitragsberechnung, schrieb das Unternehmen, sei »einem Nichtmathematiker mit Worten nicht verständlich« zu machen. Als Kreyenberg auf sein Mathematik-Studium hinwies, schickte ihm die Sachbearbeiterin eine Formelsammlung aus dem Jahr 1971. Warum die Beiträge für seine Krankenversicherung ständig zweistellig steigen, weiß Kreyenberg noch immer nicht. Anfang nächsten Jahres wird es Kreyenberg und vielen anderen der rund 13 Millionen Privatversicherten jedoch leichter fallen, die Argumente der Versicherer zu verstehen. Die haben erstmals eine Begründung für ihre Preistreiberei gefunden, die nicht nur zu verstehen ist, sondern auch plausibel scheint: Die Leute werden immer älter. Privat versicherte Männer, so ermittelten die Statistiker, leben bis zu fünf, Frauen bis zu drei Jahren länger als bisher. Da zudem ältere Menschen das Gesundheitssystem überproportional in Anspruch nehmen, sollen die Tarife um bis zu neun Prozent steigen. Schon seit Jahren hat das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen gemahnt, daß die Steigerung der Lebenserwartung vernünftig in den Tarifen berücksichtigt werden solle. Doch die Krankenversicherer ließen sich Zeit. Sie wußten, daß dann auch die billigen Einsteigertarife für die Jungen teurer werden müßten. Damit aber würde der Abstand zu den Tarifen der gesetzlichen Krankenversicherung kleiner - und damit auch der Anreiz für neue Kunden. »Es herrscht beinharter Wettbewerb«, rechtfertigt Bernd Michaels, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, solche Praktiken. »Keine andere Branche kann es sich leisten, ihre Leute dermaßen zu belügen«, sagt dagegen Ulrich Meyer. Der Bamberger Wirtschaftsprofessor spricht von »eklatantem Marktversagen bei den Krankenversicherern«, das nur mit harten Eingriffen des Staates bekämpft werden könne. Gerade ältere Versicherte sind der Preispolitik ihres Versicherers vollkommen ausgeliefert. Die Versicherten können oft nur mit extrem hohen Aufschlägen zu einem anderen Unternehmen wechseln. In jungen Jahren durch falsch kalkulierte niedrige Prämien angelockt, würden sie »im Alter richtig abgezockt«, sagt Hans-Dieter Meyer vom Bund der Versicherten. »Die Mängel liegen im System«, klagt Knut Hohlfeld, Präsident des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen. Sein Amt wird Jahr für Jahr von einer Beschwerdewelle überrollt. Die Versicherer rechtfertigen sich mit der Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Die Rückstellungen für die höheren medizinischen Kosten im Alter seien falsch berechnet worden, »weil wir die Wunder der Medizin nicht vorhergesehen haben«, sagt Michaels. Ein künstliches Knie für 80jährige oder die tägliche Routine von Herzoperationen seien vor zehn Jahren undenkbar gewesen. Tatsächlich sind die Kosten für die medizinische Versorgung in den vergangenen 20 Jahren mit jährlich 7,5 Prozent doppelt so stark gestiegen wie die der allgemeinen Lebenshaltung. Doch dieses Phänomen ist seit Jahren bekannt. Erst im vergangenen Jahr zwang der Gesetzgeber die privaten Versicherer, 80 Prozent der Zinsgewinne aus den Kapitalanlagen für die höheren Belastungen im Alter zurückzulegen. Seitdem müssen die Unternehmen der Branche auch einen abgespeckten Standardtarif anbieten, der nicht teurer als der Maximalsatz der gesetzlichen Krankenkassen sein darf. Aufgeschreckt durch die massive Protestwelle im vergangenen Jahr, setzten die Bundestagsfraktionen aller Parteien eine Expertenkommission durch, die weitergehende Reformvorschläge machen soll. Das Gremium will sich vor allem dafür stark machen, daß die Krankenversicherungen deutlich mehr als 80 Prozent der Gewinne den Rückstellungen zuführen. Doch das wird kaum ausreichen. Mitglied der Expertenkommission Meyer aus Bamberg will die Branche zwingen, die jährlichen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen bei ihrer Prämienkalkulation zu berücksichtigen. Die Unternehmen sollen zu einer realistischen Kalkulation ihrer Prämien gezwungen werden. Meyer hält es für zumutbar, einem heute 30jährigen 20 Prozent höhere Beiträge abzuverlangen, damit später seine medizinische Altersversorgung gesichert ist. Vor allem aber strebt Meyer an, daß die Versicherten ohne Umstände zwischen den einzelnen Versicherungen wechseln können. Bei einem Wechsel aber müßten sie die bis dahin gebildeten Rückstellungen fürs Alter mitnehmen dürfen. Doch soviel Marktwirtschaft ist den privaten Versicherern zuviel: Sie fürchten, wie Christoph Uleer vom Verband der privaten Krankenversicherer meint, daß ihre Klientel »mit einem Koffer voll Geld abhaut«.[Grafiktext] Entwicklung der Ausgaben für Krankenversicherte[GrafiktextEnde]
Die privaten Krankenversicherer wollen massiv die Preise erhöhen. Muß der Staat eingreifen?
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Politik
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1995-08-06T13:00:00+02:00
1995-08-06T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/richtig-abgezockt-a-317a7200-0002-0001-0000-000009207573?context=issue
Stuntfrau Kitty O'Neil: Die schnellste Frau der Welt ist tot
Kitty O'Neil trug kniehohe Stiefel, eine Art Badeanzug und ein Krönchen, als sie auf dem Dach des Hilton Hotels in Los Angeles stand. Dann sprang sie in die Tiefe, mehr als zehn Stockwerke hinab, mit dem Kopf voraus. Ihr Körper beschleunigt in drei Sekunden auf etwa hundert Stundenkilometer, drehte sich in der Luft und raste auf den Boden zu. Der Stunt vom 14. Februar 1979 bescherte der Fernsehserie "Wonder Woman" eine der spektakulärsten Szenen der TV-Geschichte - und der Stuntfrau O'Neil einen Rekord: Mehr als 40 Meter hatte sich zuvor noch keine Frau hinuntergestürzt. Ein luftgefülltes Plastikkissen fing ihren Körper auf. "Wäre ich nicht in der Mitte des Luftsacks gelandet, wäre ich wahrscheinlich tot", sagte O'Neil einem Journalisten der "Washington Post", nachdem der Stunt geglückt war. Ihren Tonfall beschrieb der Reporter mit den Worten: "als ob sie über ihre Einkaufsliste reden würde". "Daredevils" werden Draufgänger auf Englisch genannt. Kitty O'Neil wusste die Gefahren zu berechnen und zählte zu den mutigsten Menschen des 20. Jahrhunderts: Sie kletterte aus brennenden Autos und sprang aus Hubschraubern. Als menschliche Fackel rannte sie durch Filmsets. Auf Wasserski fuhr sie schneller als hundert Stundenkilometer. Und mit einem Raketenfahrzeug eroberte sie den Titel "schnellste Frau der Welt". Ende vergangener Woche ist sie gestorben, ganz unspektakulär an einer Lungenentzündung in einem Krankhaus.Ärzte befürchteten, sie werde nie wieder laufen könnenZur Welt kam Kitty O'Neil am 24. März 1946 in der texanischen Hafenstadt Corpus Christi als Tochter eines Luftwaffenoffiziers und einer Cherokee-Ureinwohnerin. Mit fünf Monaten erkrankte sie an Mumps, Masern und Pocken zugleich. Nur knapp überlebte sie das hohe Fieber, verlor aber ihr Gehör.Obwohl die kleine Kitty taub war, lernte sie sprechen. Ihre Mutter zeigte ihr, wie die Stimmbänder vibrieren, und übte mit ihr, bis sie sich verständigen konnte - später schrieben Journalisten, dass ihre Stimme kehlig klang. Andere Menschen verstand O'Neil, indem sie ihre Lippen las. Später spielte sie sogar Klavier und Cello, denn sie fühlte die Musik durch ihre Hände und Füße. Ihre Leidenschaft aber war das Wasserspringen. Als Jugendliche gewann O'Neil Dutzende Medaillen, trainierte für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und galt als Mitfavoritin. Doch kurz vor dem entscheidenden Wettbewerb brach sie sich das Handgelenk. Wenig später litt sie an einer schweren Gehirnhautentzündung. Die Ärzte sagten, sie werde vielleicht nie wieder laufen können. O'Neil aber weigerte sich, die Diagnose zu akzeptieren: Sie lernte, ihre Beine zu kontrollieren, und konnte zwei Wochen später ihr Krankenbett verlassen. Trotzdem warf die Krankheit sie beim Wasserspringen um Jahre zurück. "Ich wollte was Schnelles machen""Ich wurde krank und musste deshalb von vorn anfangen. Das wurde mir zu langweilig", sagte sie später einem kleinen Radiosender aus South Dakota: "Ich wollte was Schnelles machen. Speed. Motorrad. Wasserski. Boot. Alles Mögliche." Also stieg Kitty O'Neil in immer rasantere Boote und Autos, sammelte Rekorde zu Wasser wie zu Land. Die Siebzigerjahre waren die Zeit verwegener Rekordversuche auf ausgetrockneten Salzseen in den Wüstenstaaten Utah und Oregon. Tollkühne Piloten kletterten ins Cockpit bleistiftartiger Raketenautos und versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen - ein wahnwitziger Wettbewerb mit dem Risiko übler Unfälle, bei denen mitunter Fahrer starben. Ende Oktober 1970 knackte Gary Gabelich mit seiner "Blue Flame" als erster die Grenze von 1000 Stundenkilometern. Auf der Messstrecke in Utah erreichte er exakt 1001,667 km/h und galt fortan als der schnellste Mensch der Welt. Später suchte der Kalifornier seinen Temporausch bei Dragster- und Bootrennen; er starb im Januar 1984 bei einem Motorradunfall, als er mit hoher Geschwindigkeit in einen Laster fuhr.Im Dezember 1976 reiste auch Kitty O'Neil auf Rekordjagd zu einer Rennpiste. In der Alvord-Wüste im US-Bundesstaat Oregon stand ein Rennwagen mit fast 50.000 PS für sie bereit - oder besser: eine Rakete mit drei Rädern. O'Neil zündete das Wasserstofftriebwerk und beschleunigte den Wagen auf eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 990 Stundenkilometern. Ein Motorradverband schrieb den Durchschnitt ihrer beiden Läufe in die Rekordbücher: 825,13 km/h; ein Autoverband erkannte ihren Rekord nicht an, weil das Fahrzeug drei und nicht vier Räder hatte. Damit übertraf sie den Bestwert der bis dahin schnellsten Frau der Welt und kam dem damaligen Männerrekord nahe. "Ich hätte auch 1100 oder 1200 km/h schaffen können", sagte sie später. Doch zu weiteren Läufen durfte sie nicht antreten - offenbar hatte der Hersteller des Raketenwagens einem männlichen Fahrer den nächsten Rekord versprochen.Verwegen, aber keineswegs lebensmüdeSo wandte sich O'Neil dem Stuntgeschäft zu. Im Film "Blues Brothers" zum Beispiel steuerte sie einen Wagen bei der Verfolgungsjagd, die in einer Karambolage endete. Bei einem anderen Dreh verkohlten ihre Augenbrauen, weil die Mitarbeiter am Set ihren brennenden Anzug zu spät löschten. Zwischenzeitlich erkrankte sie an Krebs und musste sich zweimal operieren lassen. Aber auch diese Krankheit überstand sie und kehrte ans Set zurück. "Ich mache das nicht fürs Geld", sagte O'Neil der "Washington Post", "die Regierung nimmt die Hälfte sowieso wieder weg." Ihr Einkommen schätzte ein Sprecher einer Stuntmen-Vereinigung damals auf etwa 50.000 Dollar im Jahr. "Ich liebe die Gefahr. Sie verlangt, dass du alles gibst, was in dir steckt, um mit ihr fertigzuwerden", beschrieb sie ihre Motivation einmal. 1979 hatte sie selbst Star-Status. Die Spielzeugfirma Mattel verkaufte sogar O'Neil-Actionfiguren. Der Regisseur Lou Antonio drehte den Film "Silent Victory: The Kitty O'Neil Story", der auf ihrer Biografie basiert - nur die Hälfte des Films sei wahr, sagte die Stuntfrau später. 1982 beendete sie ihre Karriere in Hollywood, nachdem einige Stuntleute umgekommen waren. Kitty O'Neil liebte das Kribbeln des Adrenalins - Todessehnsucht trieb sie aber nie. Dafür schätzte sie das Leben viel zu sehr.Nach ihrer Zeit als Stuntfrau engagierte sie sich bei einem Verein, der sich für die Früherkennung und Prävention von Brustkrebs einsetzt. Mitte der Neunzigerjahre zog sie in das Dorf Eureka in South Dakota, wo sie am Freitag starb. Kitty O'Neil wurde 72 Jahre alt - den Rekord als schnellste Frau der Welt hält sie bis heute.
Martin Pfaffenzeller
Schon als Kleinkind war sie taub, lernte trotzdem sprechen und Klavierspielen. Später sprang sie von Hochhäusern und brach in einer Rakete auf Rädern Temporekorde. Nun ist die legendäre Stuntfrau Kitty O'Neil mit 72 Jahren gestorben.
[ "Stuntmen", "Rekorde", "Nachrufe", "USA", "1970er Jahre", "Kuriose Rekorde", "Von Helden und Lebenskünstlern", "USA", "Abenteuer", "South Dakota" ]
Geschichte
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2018-11-06T15:17:00+01:00
2018-11-06T15:17:00+01:00
https://www.spiegel.de//einestages/a-1236975.html
Wie zwei Freundinnen
Juan, der Pferdeknecht aus der argentinischen Pampa, steht mit seinen hochhackigen Stiefeln in der Schneepampe am Platzrand und ruft auf spanisch dem vollschlanken Reitersmann Hans Breidenbroich zu: »Treffen mußt du, das ist der Sinn des Spiels.« Breidenbroich hat schon zweimal kräftig am himbeerroten Bällchen vorbeigeschlagen. Seine Hoheit Eduard Prinz von Anhalt, dem schon mal nachgesagt wird, er werde für sein blaublütiges Auftreten bei Polospielen dotiert, schaut gar nicht erst hin, als Breidenbroich im dritten Antritt endlich trifft. Auf der VIP-Tribüne küßt er einer der vielen sehr schönen, sehr blonden Damen mit den sorgsam vercremten Krähenfüßchen galant die Hand. Auch Schampus-Joschi, Repräsentant des Mitsponsors Maxim''s-Champagner ist voll drauf und fischt als Balljunge die Kugel aus einer Pfütze. Beim Kitzbüheler Winter-Polo-Turnier am ersten Februar-Wochenende das wegen Tauwetters zu einem Matsch-Match geriet, war die kleine, feine Polo-Familie wieder einmal so richtig aktiv. Am kommenden Samstag und Sonntag ist sie es erneut in München beim Hallen-Polo-Turnier in der meist ungenutzten Olympia-Reithalle: Der Prinz, die argentinischen Stallburschen, die blonden Schönen, Schampus-Joschi, der Möbelfabrikant Breidenbroich und ein paar hochkarätige Ehrengäste - angesagt haben sich Bundesaußenminister Genscher, Bundesinnenminister Zimmermann, die mondäne Ira Prinzessin zu Fürstenberg und der Modemacher Pierre Cardin. Immerhin laden als Hauptsponsoren die Firma BMW und Medienmanager Josef von Ferenczy ein, außerdem ist der Flughafen Riem nahe: Da sagt man schon mal zu. Mit Macht drängt Polo, angeblich das älteste Mannschaftsspiel der Welt, das schon die alten Perser vor 2500 Jahren betrieben, an die, wenn auch handverlesene bundesdeutsche Öffentlichkeit. Vorbei sind die Zeiten, in denen Medien über Polo nur dann berichteten, wenn etwa der britische Prinzgemahl Philip wegen einer chronischen Handgelenksentzündung oder der französische Bankier Elie Baron de Rothschild wegen eines in der Hitze des Reitgefechts verlorenen Auges ihrem geliebten Sport entsagen mußten. Oder wenn der Maharadscha von Dschaipur, der zu den reichsten Polo-Narren dieser Erde zählte, anstelle von Pferden Elefanten für die Jagd nach dem Ball satteln ließ. Polo wird immer ein Elitesport bleiben«, sagt Bernd-Heiko Lindena, 45, einer der rund 60 aktiven deutschen Spieler, »aber der Snobismus muß raus.« Lindena ist Immobilienmakler und geschäftsführender Gesellschafter des »Bavaria Polo Centers« in Thann in der Nähe von München. Er spielte Fußball und Eishockey, hat als Kind auf dem Bauernhof seiner Eltern Reiten gelernt und fährt auch in der Stadt einen vierradgetriebenen Geländewagen. Seine Frau ist Sportlehrerin. Männer wie er bestimmen nunmehr die Szene. Sportliche Dreißiger und Vierziger, die es zu etwas gebracht haben, mit dem leichten Bauchansatz der mittleren Jahre: Ingenieure, Hotelmanager, leitende Angestellte, Unternehmer in Möbel oder Tiefkühlkost. Daß einer von ihnen, der Hamburger Jürgen ("Joe") Schneider ins Gerede kam, weil er uralte Tiefkühl-Hähnchen mit neuen Haltbarkeitsdaten nach Gran Canaria exportiert haben soll, nimmt niemand krumm: Wer nach oben will, eckt halt manchmal an. Unser Sport ist für einen Mann nicht teurer als zwei Freundinnen gleichzeitig«, pflegt Lindena über die Kosten des »Elitespiels« zu sagen. Dann muß es sich allerdings um Freundinnen handeln, die zum Geburtstag ein Platincollier erwarten. Unter 40000 bis 50000 Mark Ausgaben pro Jahr ist Polo nicht zu betreiben. Aber wer mal gepackt ist, den läßt es nicht mehr los«, sagt Breidenbroich. Polo ist in der Tat ein faszinierender Sport. Vier Reiter pro Mannschaft versuchen im Galopp auf einem Spielfeld von 274 x 182 Meter eine Kugel aus gepreßtem Bambus mit ihren Schlägern ins gegnerische Tor - etwa so breit wie beim Fußball, aber nach oben offen - zu treiben. In der Halle, auf wesentlich kleinerem Raum, spielen drei gegen drei, die harte _(Am 31. Januar beim Polo-Ball im Hotel ) _("Schloß Lebenberg« in Kitzbühel. ) Bambuskugel wird wegen der Verletzungsgefahr durch ein Plastikbällchen ersetzt. Auch auf dem kurzen, schnee- und matschbedeckten Platz in Kitzbühel spielte man nach Hallenregeln. Jede Partie ist in »Chukker« unterteilt, je nach Niveau der Spieler in vier bis acht. Ein Chukker dauert siebeneinhalb Minuten, dann müssen die Pferde gewechselt werden. Wenn ein Pferd stürzt, unterbricht der Schiedsrichter sofort, fliegt ein Reiter aus dem Sattel läuft das Spiel normalerweise weiter. Schwere Unfälle passieren beim Polo selten. Denn frontal dürfen die Spieler nicht aufeinander zureiten. »Am gefährlichsten ist, wenn das Pferd im Galopp der Herzschlag trifft«, sagt der einzige deutsche Poloprofi Michael Keuper, 28, aus Düsseldorf, »dann fällt es wie ein Stein und begräbt den Reiter unter sich. » »Mit den meisten Polospielern kann man Pferde stehlen«, behauptet Lindena. Trotzdem werden die Tiere gewöhnlich gekauft - in Argentinien. Argentinien ist das gelobte Land des Polos. Dort gibt es Tausende von Aktiven Meisterschaftsspiele, zu denen 30000 Zuschauer kommen, die besten Pferde sowie die geschicktesten Spieler. Von den gegenwärtig vier Superstars des Weltpolo mit dem Spitzen-Handicap 10 sind drei Argentinier. Eine Kommission stuft Polospieler nach ihrem Können auf einer Handicap-Skala ein, zwischen -2 (Anfänger) und +10 (Weltklasse). »Ein Match in Buenos Aires mit Spielern nicht unter Handicap 8, da weiß man, was Polo wirklich ist«, sagt Michael Keuper, der jedes Jahr zweimal nach Argentinien fliegt und dort trainiert. Mit Handicap 5 ist er der beste Deutsche. Keuper beschafft zusammen mit dem argentinischen Tierarzt Dr. Eduardo Amaya die Pferde für die deutschen Spieler: schnelle, zähe, mittelgroße Halb- oder Vollblüter, die vor wild geschwungenen Schlägern und heftig rudernden Reitern nicht erschrecken. Sie kosten zwischen 15000 und 30000 Mark plus 5000 Mark Luftfracht für den schnellen Transport. Mit den Tieren kommen die argentinischen Pferdetrainer und -pfleger. »Nur die können einen Pologaul richtig zureiten und in Schuß halten«, sagt Lindena. Außerdem fliegen zu wichtigen Matches auch argentinische Starspieler ein. Für Spesenersatz und ein Honorar von - geschätzt - 5000 Mark pro Spiel greifen sie den deutschen Freizeitsportlern unter die Arme. »Wenn die nicht mitmachten, käme hier ja kaum ein vernünftiges Spiel zustande«, so Keuper. Auch Dr. Amaya steigt immer wieder mal für eines der fünf deutschen Teams in der obersten von drei Spielklassen in den Sattel, wenn er auf Verkaufstour ist. Ob das muntere Galoppieren durch den Schneematsch von Kitzbühel richtiges Polo gewesen sei? »Mas o menos«, sagt er höflich auf diese Frage, »mehr oder weniger.« Doch das Niveau des deutschen Polos habe sich stark verbessert in den letzten Jahren, fügt er schnell hinzu. Jetzt will er die Spielstärke als Cheftrainer der ersten deutschen Poloschule in München weiter anheben. Für 3000 Mark kann dort vom kommenden Sommer an jeder in drei Wochen die Grundzüge des Spiels lernen. »Wir möchten, daß junge, talentierte Leute zu uns kommen. Geld ist nicht so wichtig. Sie müssen nur zu uns passen«, sagt Lindena. »Dann finden wir auch einen Sponsor für sie.« Über mangelnde Unterstützung aus der Wirtschaft kann der Polosport nicht klagen. Audi sponserte die Veranstaltung in Kitzbühel, am Wochenende zieht BMW in München nach, beim nächsten Sommerturnier in Thann ist Cartier Hauptgeldgeber. »Sportlichkeit, Dynamik und Exklusivität«, sagt Audi-Pressesprecher Rudolf Urban, verbinde man mit Polo, und das passe halt so gut zum Quattro wie Golf oder Tennis auch. Nur der Duft der großen, weiten Welt sei bei Polo noch stärker. Keinesfalls aber, so Lindena wolle man diesen schönen Sport nach unten abriegeln. »Schicke Leute« sollten es allerdings schon sein, die zur Pologemeinde stoßen. Beileibe keine Snobs sondern Menschen, »die an einem rustikalen Buffet von Feinkost Käfer unter freiem Himmel Spaß haben«. Die Angst, daß Polo ein Jedermann-Sport wird, braucht niemanden umzutreiben. Tommy Wayman, Poloprofi aus den USA, wo inzwischen 25000 Aufsteiger bis hin zu »Denver«-Star Pamela Sue Martin dem Bambusball nachreiten: »Die meisten Kinder haben einfach kein Pferd im Hinterhof stehen.«Am 31. Januar beim Polo-Ball im Hotel »Schloß Lebenberg« inKitzbühel.
Polo, eines der ältesten Spiele der Welt, wandelt sich in der Bundesrepublik zum Aufsteiger-Sport. Wenigstens 40000 Mark muß ein Spieler jährlich aufwenden. *
[ "München", "Argentinien" ]
Sport
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1986-02-16T13:00:00+01:00
1986-02-16T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/sport/wie-zwei-freundinnen-a-0b2d71bf-0002-0001-0000-000013518047?context=issue
Dienstag, 29. Juli
Die drei Tage des Condor Joe Turner (Robert Redford) ist Angestellter in einem geheimen CIA-Forschungsinstitut und kommt einem Skandal auf die Spur. Als er nur durch Zufall einem Mordanschlag entgeht, wird ihm klar, daß sein Arbeitgeber eine kriminelle Vereinigung ist. Sydney Pollacks harter Actionfilm (1974) wirkt so suggestiv, daß im Rezensenten des Berliner TAGESSPIEGEL »richtiger Haß auf die Filmbösewichter« aufkeimte. Die zwölf brutalsten Minuten immerhin hat Sat 1 aus dem Film herausgeschnitten. 21.OO - 21.45 UHR ZDF Ausländer rein? Rund 7oo ooo Menschen suchen jährlich in der Bundesrepublik eine neue Heimat. Den politischen »Streit um die Einwanderung« erörtert das ZDF in einer Dokumentation. 21.45 - 23.2O UHR ARTE Kultfiguren der Rockmusik Ein Themenabend zu Ruhm und Ehren der »Beautiful Losers«. Leonard Cohen, Marianne Faithfull, Willy De Ville und Kevin Coyne, die es nie nach ganz oben geschafft haben, erzählen von »Träumen und Enttäuschungen in der Welt des Musikbusiness«. 22.OO - 23.25 UHR WEST III Duell Der Handelsvertreter David Mann (Dennis Weaver) auf der Flucht vor einem unheimlichen Fremden, der ihn mit seinem Truck von der Straße fegen will. Jungstar Steven Spielberg drehte den atemberaubenden Verfolgungsthriller (1971) in nur 16 Tagen, mit einem Low-Budget von 45o ooo Dollar. 22.O5 - 22.30 UHR ARD Loriot Trauer in der Spaßgesellschaft. Mit dem folgenreichen Weihnachtsfest bei Familie Hoppenstedt geht die köstliche Sketch-Retrospektive zu Ende.
Peter Stolle
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Politik
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1997-07-27T13:00:00+02:00
1997-07-27T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/dienstag-29-juli-a-a140059e-0002-0001-0000-000009272436?context=issue
1. FC Köln: Fan nach Ausschreitungen in Nizza offenbar in kritischem Zustand
Vor dem Spiel des 1. FC Köln beim französischen Erstligisten OGC Nizza in der Conference League ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Teams gab es laut Polizei 18 Verletzte, ein französischer Fan wurde offenbar schwer verletzt. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Demnach sei der aus Paris stammende Zuschauer fünf Meter tief aus einem oberen Rang gestürzt. In einem Sicherheitsmeeting des Europäischen Fußballverbands (Uefa) musste geklärt werden, ob das Spiel überhaupt stattfinden kann. Der für 18.45 Uhr geplante Anpfiff wurde schließlich auf 19.40 Uhr verschoben.Aus Köln waren 8000 Fans in die Stadt in Südfrankreich gereist. Der Deutschen Presse-Agentur zufolge hätten 50 vermummte Kölner den Block der Nizza-Fans angegriffen. Bei dem Konflikt seien demnach Leuchtraketen, E-Roller, Stühle und Tische eingesetzt worden. Erst nach mehr als fünf Minuten habe die Polizei die Situation unter Kontrolle bringen können. Kurz darauf hätten Nizza-Anhänger den Kölner Block angegriffen. Diesmal sei die Situation schneller unter Kontrolle gebracht worden. Über Festnahmen war zunächst nichts bekannt. Schwer verletzter Fan kommt aus ParisChristian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Köln schilderte im Interview bei RTL den Hergang anders: »Mein Informationsstand ist, dass zuerst Hooligans aus Nizza in unseren Fanblock eingedrungen sind. Daraufhin sind Hooligans aus unserem Fanblock, die größtenteils aus Paris kommen sollen und als Kölner verkleidet waren und natürlich ein paar aus Köln hinterher«, sagte er. Später am Abend wurde bekannt, dass der Schwerverletzte »tatsächlich ein Franzose, ein Pariser Fan« sei. Das sagte ein Behördensprecher der AFP. Zuvor hieß es noch, dass der Fan zu dem Kölner Anhang gehöre. Weitere Angaben zur Nationalität der Verletzten machte die Polizei nicht. Über Festnahmen gab es ebenfalls noch keine Informationen, die Identifizierung der Täter sei im Gange.Die Kapitäne der beiden Mannschaften, Jonas Hector von Köln und Dante von Nizza, traten mit Mikrofonen vor ihre Fanblöcke. »Wir wollten mit euch ein Fußball-Fest feiern. Wir wollen immer noch spielen, aber das können wir natürlich nicht gutheißen«, sagte Hector: »Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um uns für die Conference League zu qualifizieren, und wollen das hier auch spielen. Verhaltet euch bitte ruhig, wir wollen hier Fußball feiern und keine Gewalt haben.« Bei Twitter schrieb der 1. FC Köln, er verurteile »jede Form der Gewalt. Wir stehen für sportlich fairen Umgang und respektvolles Verhalten. Es tut uns sehr leid für alle friedlichen Fans, die den heutigen Tag bis hierhin zu einem kölschen Fußballfest gemacht haben.« Am Mittag waren Tausende FC-Fans durch Nizza gezogen und hatten mit Karnevalsliedern und einem großen Umzug die Rückkehr ihres Vereins in den Europapokal gefeiert.Nizzas Bürgermeister kritisiert Kölner FansChristian Estrosi, Bürgermeister von Nizza, war verärgert über das Verhalten von FC-Anhängern. »Ich bedauere das unhöfliche und skandalöse Verhalten der Kölner Fans und den mangelnden Respekt gegenüber der Stadt, die sie großzügig und brüderlich empfängt«, twitterte er mit Fotos von Müllresten in der Stadt. »Die Rechnungen für Schäden und die Reinigung öffentlicher Plätze werden wir an den Kölner Verein schicken«, kündigte er an. Der Stellvertretende Bürgermeister Pierre-Paul Léonelli twitterte  ebenfalls Bilder und schrieb: »Wer sagt, dass die Deutschen diszipliniert sind?« Er verwies darauf, dass die Ordnungskräfte den Place Masséna von dem »schäbigen« Dreck umgehend gesäubert hätten und schrieb rund zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff: »OGC Nizza 1, 1. FC Köln 0.«
mrk/dpa/sid
Erst griffen die Kölner an, dann schlugen die Nizza-Anhänger zurück: In der Conference League gab es schwere Auseinandersetzungen zwischen den Fans – ein Fan stürzte offenbar fünf Meter tief und verletzte sich schwer.
[ "Conference League", "1. FC Köln" ]
Sport
Fußball-News
2022-09-08T19:44:00+02:00
2022-09-08T19:44:00+02:00
https://www.spiegel.de/sport/fussball/1-fc-koeln-fan-nach-ausschreitungen-in-nizza-offenbar-in-kritischem-zustand-a-2e4577af-b2e4-4c4b-bb49-6f49f54de3f6
Syrien-Krieg: Tote bei Luftangriff auf IS-Hauptstadt Rakka
Rakka - Die Luftwaffe des syrischen Regimes hat die bislang schwersten Bombenangriffe auf die Großstadt Rakka geflogen. Dabei wurden offenbar Dutzende Menschen getötet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet unter Berufung auf Einwohner von mindestens 63 Toten, andere Quellen in der Stadt sprechen gar von 115 toten Zivilisten und hundert Verletzten. Rakka war im März 2013 die erste syrische Großstadt, über die das Assad-Regime die Kontrolle verlor. Seit mehr als einem Jahr wird die Stadt am Euphrat von der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) beherrscht. Lange ließ die syrische Regierungsarmee die Dschihadisten gewähren, erst seit einigen Monaten fliegt sie vereinzelte Angriffe gegen den IS.Die Luftangriffe am Dienstag sollen sich nach Augenzeugenberichten unter anderem gegen ein Lagerhaus, ein Industriegebiet und eine Moschee gerichtet haben, deren Minarett bei dem Bombardement zerstört wurde. Außerdem seien der Museumsplatz und die Post im Stadtzentrum angegriffen worden. Zahlreiche Wohnhäuser und Geschäfte seien zerstört oder schwer beschädigt worden. Die Krankenhäuser sind nach Angaben von Einwohnern mit der Versorgung der Verletzten überfordert. Auch die US-geführte Allianz gegen den IS hat in den vergangenen Wochen mehrfach Ziele in Rakka und Umgebung angegriffen. Ein Vertreter des US-Militärs sagte aber, dass es in dem betreffenden Zeitraum keine Luftschläge der Koalition gegeben habe. Auch IS-Vertreter machten Assads Armee für die Angriffe verantwortlich. Das Regime in Damaskus hat sich bislang nicht geäußert.
syd/Reuters
Die syrische Armee hat die Stadt Rakka bombardiert. Bei den bislang schwersten Luftangriffen auf die Hochburg des "Islamischen Staats" wurden mehr als 60 Menschen getötet.
[ "Syrien", "»Islamischer Staat« (IS)", "Bürgerkrieg in Syrien", "Baschar al-Assad", "Zypernkonflikt" ]
Ausland
default
2014-11-26T07:47:00+01:00
2014-11-26T07:47:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-krieg-tote-bei-luftangriff-auf-is-hauptstadt-rakka-a-1005040.html
Neuners Fehlschüsse: "Fallt doch endlich um, ihr blöden Scheiben"
Frage: Sie lagen im Verfolgungsrennen von Nove Mesto klar in Führung, kamen zum dritten Schießen und zielten im Stehendanschlag viermal auf die falschen Scheiben. Was war los? Neuner: Das ist mir noch nie passiert. Ich war so konzentriert, vielleicht zu konzentriert. Ich hab mich auf die Scheibe eingerichtet, hatte den Blick stur nach vorne und habe einfach nicht geschaut, was für eine Zahl über der Scheibe drüber steht. Frage: Aber vor dem letzten Schuss haben Sie dann ihren Fehler bemerkt.Neuner: Ich habe in diesem Moment eine Patrone heraus repetiert und musste eine neue einzeln nachladen. Und dann dachte ich: "Na toll, auf meiner Abschiedstour nehme ich aber auch wirklich alles mit." Es ist umso ärgerlicher, weil ich eigentlich ohne Fehler gewesen wäre.Frage: Was geht nach so einem Malheur in Ihrem Kopf vor? Neuner: Zu Anfang dachte ich: "Okay, da musst du eben viermal in die Strafrunde." Aber dort kam dann so richtig die Wut in mir hoch. Wut ist gut für die Strecke, da war ich auch extrem schnell. Aber Wut ist hinderlich beim Schießen. Frage: Sie hätten das Rennen trotzdem noch gewinnen können, lagen zu Beginn des letzten Schießens nur wenige Sekunden hinter der Spitze. Aber dann kamen noch drei Fehler hinzu. Neuner: Ich hatte nur noch Wut, habe einfach auf die Scheiben drauf gepfeffert und gedacht: Fallt doch endlich um, ihr blöden Scheiben. Da war keine Konzentration mehr vorhanden. Frage: Sie sind am Ende nur Siebte geworden. Dauert das lange, ehe solch ein Ärger verraucht? Neuner: Oh ja, der richtige Ärger kommt erst noch. Ich bin so enttäuscht und werde mich wohl auch heute Abend noch ärgern. Zum Glück reisen wir gleich nach Antholz weiter. Da freue ich mich auf hoffentlich gutes Wetter. Außerdem ist Antholz immer ein besonderer Platz für mich. Da habe ich bei meiner ersten Weltmeisterschaft gleich drei Goldmedaillen gewonnen. Antholz kommt für mich jetzt gerade recht.
Aufgezeichnet von der dapd
Welch ein Missgeschick! Magdalena Neuner hat in der Verfolgung von Nove Mesto viermal auf die falschen Scheiben geschossen. Im Interview spricht die 24-Jährige über die Wut über ihren Fauxpas und erklärt, warum sie anschließend ihre immer noch vorhandenen Siegchancen nicht nutzen konnte.
[ "Magdalena Neuner", "Biathlon", "Tschechien" ]
Sport
Wintersport
2012-01-15T14:46:00+01:00
2012-01-15T14:46:00+01:00
https://www.spiegel.de/sport/wintersport/neuners-fehlschuesse-fallt-doch-endlich-um-ihr-bloeden-scheiben-a-809198.html
Heute in den Feuilletons: Neubürgerlicher Kult um Kehlmann
Die Tageszeitung, 07.03.2007 "Wie muss eine Bevölkerung beschaffen sein, die sich diesen Roman zum Kultbuch wählt?", fragt sich  Marius Meller in seiner Untersuchung der Wirkungsgeschichte von Daniel Kehlmanns Roman "Die Vermessung der Welt". "Man könnte 'Die Vermessung der Welt' also vor diesem Hintergrund gut als neubürgerlich bezeichnen und den fulminanten Erfolg als Symptom der Selbstorganisation und Selbstformierung einer neuen bürgerlichen Schicht, die eher Peter Sloterdijk als Jürgen Habermas, eher Udo di Fabio als Joachim Fest, eher Kehlmann als Botho Strauß liest. Darüber hinaus einer 'Subkultur' anzugehören - man sollte eher Partialkultur sagen -, schließt sich nicht nur nicht aus, sondern ist geradezu Voraussetzung für postmoderne, neubürgerliche Differenz und Individualität." Der vollständige Text aus der Zeitschrift Merkur ist hier  zu lesen. Folgt man Ilija Trojanow in einer hübschen Meditation  über Europa auf der Meinungsseite, dann sollte die Türkei unbedingt EU-Mitglied werden: "Die Ursprünge europäischer Zivilisation stimmen nicht mit den heutigen Grenzen überein. Die vielbesungene antike Wiege würde heute weder geografisch noch politisch zu Europa gehören. Ausgrabungen der letzten Zeit unterstreichen, dass die kulturellen Impulse im klassischen Griechenland überwiegend von Stadtstaaten ausgingen, die in jener Region lagen, die Europäer schon früh Kleinasien nannten - was in etwa so vermessen ist, als würde ein Baby seinen Nabel 'Kleinmutter' nennen." In einer "Mail aus Manila" schreibt  Tilman Baumgärtel über das philippinische Kino der Siebziger und frühen Achtziger, als es in Manila noch ein Filmfestival gab und sich alle wichtigen deutschen Regisseure hier die Klinke in die Hand gaben. Besprochen  wird die Ausstellung "Gabriele Münter - Die Jahre mit Kandinsky, Fotografien 1902-1914" im Münchner Lenbachhaus .Schließlich Tom . Weitere Zeitungen, 07.03.2007 In Slate wendet sich  Christoher Hitchens (offensichtlich ohne die von Perlentaucher und signandsight.com lancierte Debatte zu kennen) gegen Timothy Garton Ash und Ian Buruma und ihren auf Ayaan Hirsi Ali gemünzten Begriff des "Fundamentalismus der Aufklärung": "Garton Ash and Buruma would once have made short work of any apologist who accused the critics of the U.S.S.R. or the People's Republic of China of 'heating up the Cold War' if they made any points about human rights. Why, then, do they grant an exception to Islam, which is simultaneously the ideology of insurgent violence and of certain inflexible dictatorships? Is it because Islam is a 'faith'?" Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2007China ist das gelebte Paradox - deshalb sind, insistiert Mark Siemons, alle Versuche zum Scheitern verurteilt, die eine einheitliche Tendenz der Entwicklung erkennen wollen: "Trotz der rapide fortschreitenden Pluralisierung der Wirtschaft und weiter Teile der Gesellschaft kann von einer Liberalisierung des Staates keine Rede sein, im Gegenteil: Das 'Monitoring', wie die Partei heute managementmäßig ihre Kontrollarbeit nennt, wird fortlaufend professionalisiert und perfektioniert; jeder Schritt zu mehr Bürgerbeteiligung - solche Schritte gibt es durchaus - wird durch mehr staatliche Einbindung zugleich eingehegt. Und der Marxismus, von dem man in den letzten Jahrzehnten glauben konnte, dass er auch den Regierungsmanagern selbst eine eher peinliche, völlig bedeutungsentleerte Erblast sei, erlebt in den Führungsetagen eine überraschende Renaissance. " Weitere Artikel: Tilmann Lahme referiert die nun in einem Buch versammelten Dokumente zur Überwachung des Literaturwissenschaftlers Hans Mayer durch die Stasi. Noch interessanter aber ist ein mit abgedrucktes Dokument, in dem der westdeutsche Verfassungsschutz nach Mayers Übersiedlung "dringend" von der "Überlassung einer Professur" an ihn abrät. In der Glosse stellt Edo Reents mit hochgezogener Augenbraue fest, dass der Schriftsteller  Rainald Goetz in seinem bei der Website der deutschen Vanity Fair beheimateten Weblog  Goethe, "Facharbeiterficken" und die unflätige Beschimpfung von Ursula von der Leyen zusammenbringt. Hannes Hintermeier meldet , dass die Bayerische Staatsbibliothek sich als erste deutsche Einrichtung mit dem Buchdigitalisierungsprojekt von Google  zusammentut. Alexandra Kemmerer hat einen Vortrag Nikolaus Lobkowiczs gehört, mit dem dieser zum Auftakt einer Reihe über katholische Denker an der Katholischen Akademie in München seinem Gegenstand, dem Nazi-Kronjuristen Carl Schmitt, jeden relevanten Bezug zum Katholizismus absprach. Scharf kritisiert der Jurist Christoph Möllers die Versuche von Politik und Gerichten in den USA, den Gefangenen von Guantanamo ihr Recht auf Überprüfung der Rechtmäßigkeit ihrer Haft abzusprechen. Auf der Medien-Seite beklagt  Michael Hanfeld ein Urteil, das die Veröffentlichung von Prominenten-Fotos untersagt, die nicht von "allgemeinem Interesse" sind - es handelt sich seiner Meinung nach um eine klare "Einschränkung der Pressefreiheit". Auf der letzten Seite porträtiert Wolfgang Sandner den Komponisten und Intendanten Udo Zimmermann. In einer Reportage berichtet Roland Preuß vom Schicksal einer afghanischen Familie in Deutschland: "Wie weit sind sie angekommen in dieser Welt von unablässigem Koalitionsstreit, Leistungsdruck und Nacktbadern am Baggersee? Sadaf meint: 'Besser gestritten als bombardiert', wie sie es aus Afghanistan kannte." Besprochen werden ein Frankfurter Konzert von McCoy Tyner mit seinem Trio und Roy Haynes mit seinem Quartett, eine dem Bühnenbildner Heinrich Kilger gewidmete Ausstellung in Berlin, Berliner Konzerte unter Michael Gielen und Simon Rattle, die Laura-Owens-Retrospektive in Münster  (mehr Bilder  bei Google), Anna Teresa de Keersmaekers Steve-Reich-Choreografie, Jan Bosses Zürcher "Hamlet"-Inszenierung und Volker Schlöndorffs Film "Strajk". Rezensionen gibt es zu Ingo Herrmanns "Knigge"-Biografie und dem Band "Die Wanne des Archimedes" mit erstmals ins Deutsche übersetzten Gedichten von Daniil Charms (mehr dazu in der Bücherschau  des Tages ab 14 Uhr). Frankfurter Rundschau, 07.03.2007 Christian Schlüter analysiert  Köhlers Entscheidungsoptionen über das Gnadengesuch von Christian Klar und deren Implikationen und Konsequenzen und findet: "Der politische Bundespräsident ist somit zum ersten Mal mit einer politischen Entscheidung konfrontiert, die diesen Namen auch verdient. Dass ihm jetzt nicht nur von allen Seiten Ratschläge erteilt werden, sondern er nun auch unausweichlich mit seinen eigenen - politischen - Ansprüchen konfrontiert ist, mag ihm nicht gefallen, trägt aber zur Klärung eben dieser Ansprüche bei."Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Templin hat Volker Schlöndorffs neuen Film "Strajk - Die Heldin von Danzig"  gesehen und schreibt  über die historische Vorlage zur Titelfigur, Anna Walentynowicz. Christian Thomas informiert  über den prominent initiierten Protest gegen den Chipperfield-Bau auf der Berliner Museumsinsel, der nun in einem Volksbegehren münden soll. Und in "Times mager" träumt  Peter Michalzik angesichts der kulturellen Großprojekte in Dubai vom Morgenland. Besprochen werden Bücher, darunter zwei Bände  über eine Zukunft ohne Erdöl mit ganz unterschiedlichen Tonlagen und eine Biografie  über Helmuth James von Moltke von Günter Brakelmann. (mehr dazu in unserer Bücherschau des Tages  ab 14 Uhr) Die Welt, 07.03.2007Wieland Freund meldet , dass die Bayerische Staatsbibliothek  als erste deutsche mit Google Books kooperieren will und rund ein Neuntel seiner Bestände online geben will, darunter auch seltene Drucke in osteuropäischen und asiatischen Sprachen: "Dank der Google-Kooperation lässt sich München nun einmal mehr in einem Atemzug mit Harvard, Oxford oder Stanford nennen. Die Zweifler müssen deshalb nicht gleich verstummen. Grundsätzliche Vorbehalte gegen die Verzahnung privatwirtschaftlicher Interessen und öffentlicher Aufgaben in der sogenannten 'Private Public Partnership' kann man haben, Zweifel an der Halbwertszeit der neuen Speichermedien ebenso." Weiteres: Der Historiker Leonid Luks erinnert an die kurze Geschichte der demokratischen Revolution in Russland vom Februar 1917, die Lenins Bolschewiken allerdings mit ihrem Oktoberputsch zerschlagen haben. Gerhard Gnauck berichtet, dass die polnische Regierung nun ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zwischen der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand  und der angesehenen Warschauer Forschungsstätte Karta  torpediert. In der Ausstellung "Gesichter des Totalitarismus" gibt es auch einen Teil zur Vertreibung der Deutschen. Jochen Schmidt betrachtet skeptisch die Pläne Nordrhein-Westfalens, die einzelnen Ballettkompanien zu einer landesübergreifenden zusammenzufassen. Online gemeldet  wird der Tod des Soziologen Jean Baudrillard. Besprochen werden Emilio Estevez' Robert-Kennedy-Film "Bobby", Susanne Kippenbergers Buch über ihren Künstlerbruder Martin "Kippenberger" und Stings Konzerttournee durch Deutschland.Neue Zürcher Zeitung, 07.03.2007 Zum Tode Jean Baudrillards lauscht  Jürgen Ritte noch einmal dem alten Klappern. Katharina Schmidt, einst Direktorin des Kunstmuseums Basel , schreibt  zum Tod des Schweizer Museumsleiters Franz Meyer. Besprochen werden William Dalrymples bisher nur auf Englisch erschienenes Buch  über den indischen Aufstand "The Last Moghul - The Fall of a Dynasty", ein Konzert des Schwedischen Kammerorchesters mit Thomas Dausgaard in Zürich, einige CDs in Kurznotizen sowie Kinder- und Jugendbücher (mehr in unserer Bücherschau des Tages  ab 14 Uhr). Süddeutsche Zeitung, 07.03.2007Johan Schloemann kommentiert im Aufmacher die ziemlich sensationelle Meldung, dass die Bayerische Staatsbibliothek bei Google Book Search mitmacht. Damit ist nach spanischen Bibliotheken eine weitere bedeutende nicht-englischsprachige Bibliothek in das Projekt eingestiegen: "Der Direktor der Pariser Bibliotheque nationale, Jean-Noël Jeanneney, ist jetzt mit seinen flammenden kulturkämpferischen Appellen gegen Google zwischen Bayern und Katalonien isoliert. Denn wo wäre die 'gefährliche kulturelle Homogenisierung' durch die Amerikanisierung, die der Franzose warnend beschwört, wenn wir fortan aus München altgermanistische Studien des 19. Jahrhunderts, asiatische Spezialitäten und praktisch die gesamte urheberrechtsfreie deutsche Literatur, wenn wir aus Madrid alte Cervantes-Ausgaben herunterladen können? Jedenfalls schaut Paris, schauen auch Rom, Warschau, Kopenhagen, Göttingen und Berlin den traditionsbewussten Bayern nun verdutzt hinterher." Eine ganze Seite ist den Plänen von Papst Benedikt zu einer Rückkehr zur lateinischen Messe gewidmet, eine Idee, die unter Künstlern und Intellektuellen einige Fürsprecher hat. Mit unterschiedlichen Argumenten, aber im Grundgestus durchweg positiv äußern sich Robert Spaemann, Eckhard Henscheid, Martin Mosebach, Harald Schmidt, Ulla Hahn und Hans Zender. Und Durs Grünbein schreibt: "Eine Messe ist die Gedächtnisfeier des Kreuzopfers. Sie sollte, soviel leuchtet mir ein, eine möglichst festliche, undurchschaubare Veranstaltung sein, mit einem Wort: numinos. Überzeugt hat sie mich eigentlich nur in den Formen der Orthodoxen Kirche. Der byzantinische Ritus mit seinem sonoren Prunk, seiner Patriarchenschwere und Unnahbarkeit, war in dieser Hinsicht das größte Erlebnis. Das Wenige, was ich in Russland davon zu sehen (und vor allem zu hören, zu riechen) bekam - die Weihrauchwölkchen, die tiefe Bassstimme des Vorsängers, die nach innen gewendeten Zeremonien des bärtigen Popen -, kam der unheilschwangeren Szene des Abendmahls näher als jede wortreiche Beschwörung." Weitere Artikel: Britta Voss beschreibt einen Selbstversuch mit dem "übersexualisierten" Internet. Alexander Görlach weiß, dass nun auch amerikanische Dächer ökologisch sinnvoll umgestaltet und bepflanzt werden. Gerhard Persche informiert über die Wiener Suche nach einer neuen Staatsoperintendanz. Stefan Turowski weist auf die Deutschlandtournee der australischen Hardrockband Jet hin. Zu lesen ist schließlich ein kurzer Nachruf auf Jean Beaudrillard.Besprochen werden Emilio Estevez' Film "Bobby"  über den Tag, an dem Robert Kennedy starb, eine Ausstellung mit Werken von Helene Schjerfbeck in der Hamburger Kunsthalle , Marc Beckers RAF-Stück "Terrorprogramm" im Oldenburgischen Staatstheater , und Bücher, darunter ein Buch eines israelischen Soldaten über den Libanonkrieg und der Roman "Schöne Verhältnisse" von Edward St. Aubyn. Und auf einer Seite über Kinder- und Jungendmedien geht es unter anderem um das Internetportal "Teen Second Life" und die Hörbuchreihe "Wissen für Kinder".
In der "SZ" verteidigen Autoren und Fernsehkomiker die lateinische Messe: eine Dosis Numinosis. In der "taz" stellt Ilija Trojanow fest: Der Ursprung Europas liegt außerhalb Europas. In "Slate" ruft Christopher Hitchens: "Ayaan Hirsi Ali is no fundamentalist!"
[ "Heute in den Feuilletons" ]
Kultur
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2007-03-07T09:49:46+01:00
2007-03-07T09:49:46+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/heute-in-den-feuilletons-neubuergerlicher-kult-um-kehlmann-a-470326.html
FERNSEHEN 26.12.1994 bis 1.1.1995
Was das europäische Kino am besten kann: sich mit sich selbst beschäftigen. In Giuseppe Tornatores Film (Italien/Frankreich 1989) ist eine ziemlich rührselige Hommage an ein sizilianisches Kleinstadtkino und seinen Projektionisten Alfredo zu sehen. »Das Leben ist nicht wie das Kino«, gibt der erblindete Vorführer (hinreißend: Philippe Noiret) seinem Schützling Toto mit auf den einsamen Weg zum Erfolgsregisseur. Für Regisseur Tornatore ist das Leben ein Genrefilm, in dem es an nichts fehlen darf; ganz im Gegensatz zu den in seinem Film zitierten Brigitte-Bardot- oder Silvana-Mangano-Streifen, die der Dorfpfarrer um die gefährlichen Stellen hat kupieren lassen. Und wenn das Kinoparadies am Ende einem Supermarkt weichen muß, so sind wenigstens die verbotenen Küsse gerettet, von Alfredo gesammelt und zusammengeklebt: Vermächtnis des Vorführers an den Regisseur. 16.50 - 19.00 Uhr 3Sat
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Politik
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1994-12-25T13:00:00+01:00
1994-12-25T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/fernsehen-26-12-1994-bis-1-1-1995-a-a3122b5d-0002-0001-0000-000013687113?context=issue
Deutsche Studenten knacken Weltrekord im Debattieren
Zwischen 22 Uhr abends und 2 Uhr morgens war es bei Eva-Maria Risse am schlimmsten. "Meine Tiefphasen kamen früher als die der Jungs", sagt die Wirtschaftsstudentin aus Oxford. In diesen Stunden nahm sie ihren Laptop, schaute sich Yoga-Videos an und streckte sich nach Anleitung, um ihren Körper wachzuhalten. Und wenn ihre männlichen Mitstreiter Pizza bestellten, nahm sie nur einen Salat. Als dann etwas später, gegen 4 Uhr morgens, der Rest der Truppe in den Seilen hing, war die 28-Jährige wieder munter. Yoga und Salat um Mitternacht, Wachbleiben trotz bleierner Müdigkeit in den Morgenstunden - sechs Freunde haben am vergangenen Wochenende an der Universität Stuttgart den Weltrekord im Dauerdebattieren gebrochen. 48 Stunden, zwei Tage lang, haben sie durchgeredet. Ohne Pause, ohne Schlaf, ohne finanzielle Interessen. Warum? Wer macht so etwas? Und: Wie geht das?"Ich wollte den Weltrekord brechen, schon vor vier Jahren", sagt Michael Saliba, 30. Und tatsächlich: Michael, der sein Physik-Diplom in Stuttgart gemacht hat und jetzt ebenfalls in Oxford promoviert, steht gerade am Rednerpult und redet über Abtreibung, als die Gruppe am Sonntagnachmittag den vorherigen Rekord von 44 Stunden knackt. Der Jubel ist verhalten, schließlich liegen noch vier weitere Stunden vor ihnen. "Hey, warum seid ihr so asozial?"Michael war es auch, der die Truppe zu der absurden Idee anstiftete. Fast alle stehen kurz vor dem Abschluss ihrer Doktorarbeiten. Andere gehen in dieser Zeit ohnehin auf dem Zahnfleisch oder, wenn überhaupt, mal auf eine Party. "Wir lieben Herausforderungen", sagt Nils Haneklaus, Technologiemanagement-Student in Stuttgart. Mit dem Studienabschluss wird auch die Debattierkarriere der Freunde enden. Vorher wollen sie es noch einmal wissen. Ehrgeiz treibt sie an. Debattieren gleicht Boxen, nur mit Argumenten. Beim Weltrekordversuch des Stuttgarter Debattierclubs gelten jedoch andere Regeln als sonst: Zwei Teams á drei Redner bearbeiten jede Stunde ein neues Thema. Dieses Mal verhandeln sie unter anderem die Impfpflicht, Legalisierung von Drogen oder Reisen zum Mars - der tatsächliche Inhalt ist allerdings nebensächlich. Zwar diskutieren die Teams gegeneinander, sie gewinnen aber zusammen: Den Weltrekord. Schlafen ist die ganze Zeit über verboten; essen, Gymnastik und Klobesuche sind jederzeit erlaubt. Eine Kamera überträgt die Nerd-Veranstaltung ins Internet, einige wenige Zuschauer klinken sich von außen ein, kommentieren bei Facebook oder Twitter. Kurz vor Sonnenaufgang sind fast alle Redner am Tiefpunkt. Sie stammeln nur noch. Auch Khang On, 19, ist müde, seine Gedanken und Sprache verknoten sich: Statt "Heilung" sagt der VWL-Student "Heiligung". Es geht um Alternativmedizin. Eva-Maria, die einzige Frau in der Runde, spricht energischer und gestenreicher als die Männer. Wenn jemand Alternativmedizin nutzen möchte, soll er das tun, entgegnet sie. Der einzige Minuspunkt sei: "Sie ist teuer. Aber teuer ist auch mein Friseur." Schmunzeln bei den Rednern, Applaus aus dem Publikum. Dann ruft die Gegenseite etwas rein, Eva-Maria raunzt: "Hey, warum seid ihr denn so asozial?!" Schlafentzug ist ein FolterinstrumentMachen 48 Stunden Schlaflosigkeit aggressiv? "Langfristig bleibt Schlaflosigkeit folgenlos, kurzfristig macht sie jedoch vor allem unkreativ", sagt Dieter Kunz, Chefarzt an der Klinik für Schlafmedizin im St. Hedwig Krankenhaus Berlin. Denn: Tagsüber sammeln sich alle möglichen Ideen und Eindrücke im Arbeitsspeicher des menschlichen Gehirns. "Der ist jedoch nach rund zehn Stunden voll. Nachts, im Schlaf, schmeißt das Gehirn normalerweise Informationen heraus, damit man wieder klar denken kann", erklärt Kunz. "Nach einer Weile ohne Schlaf bekommen Menschen unter anderem Halluzinationen", sagt Kunz. "Deshalb wird Schlafentzug auch als Folterinstrument benutzt." Den Weltrekord in Schlaflosigkeit hält der Brite Tony Wright. 266 Stunden, rund elf Tage, blieb er wach. Einmal probierte er auch, 40 Stunden am Stück zu telefonieren. Wrights Resümee: "40 Stunden reden war schlimmer als elf Tage ohne Schlaf." Der Debattierrekord steht allerdings nicht im Guinness Buch der Rekorde. Die Redaktion lehnte einen Eintrag ab, weil es schon einen ähnlichen Rekord gäbe: Ein Parlament hatte drei Monate am Stück debattiert, allerdings in wechselnder Besetzung. Die Stuttgarter wollen es trotzdem noch einmal versuchen. Aufgeben liegt ihnen nicht.Am Sonntagabend um 20.22 Uhr machen sie sich endlich locker, 48 Stunden sind um. Langsam fallen sie sich in die Arme.
Mathias Hamann, Lena Greiner
US-Politiker reden manchmal stundenlang, um Gesetze zu blockieren. Sechs Studenten in Stuttgart redeten zwei Tage nonstop, ganz ohne triftigen Grund. Sie wollten einen neuen Rekord im Dauer-Debattieren aufstellen. Um 2 Uhr morgens half nur noch Yoga.
[ "Hochschulen", "Kuriose Rekorde" ]
Panorama
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2013-10-01T12:57:00+02:00
2013-10-01T12:57:00+02:00
https://www.spiegel.de//unispiegel/wunderbar/a-925376.html
Ukraine sperrt Vkontakte und weitere russische Internetdienste
Die Ukraine hat den Zugang zu mehreren russischen Internetdiensten gesperrt. Betroffen sind beliebte soziale Netzwerke und eine Suchmaschine, wie aus einem Dekret von Präsident Petro Poroschenko hervorgeht, das auf der Internetseite der ukrainischen Präsidentschaft veröffentlicht wurde. Kiew beschuldigt Moskau, die prorussischen Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen. Mit der Sperrung der Internetdienste will die Ukraine die Nutzung von Online-Angeboten russischer Konzerne verhindern und die Sanktionen gegen Moskau wegen des Konflikts in der Ostukraine somit ausweiten.Bei den gesperrten Diensten handelt es sich unter anderen um das soziale Netzwerk VKontakte (VK). Das russische Facebook-Pendant hat in der Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 15 Millionen Nutzer. Betroffen sind auch das Netzwerk Odnoklassniki und das E-Mail-Portal Mail.ru. Alle drei Dienste werden vom russischen Milliardär Alischer Usmanow kontrolliert. Folgen hat die Sperre außerdem noch für die russische Suchmaschine Yandex.
fab/AFP
Es trifft das beliebte Netzwerk Vkontakte ebenso wie Suchmaschinen und E-Mail-Anbieter: Die Ukraine sperrt als Teil von Sanktionen nun russische Websites.
[ "Ukraine", "Russland", "Internetsperren", "Internet", "Russlands Krieg gegen die Ukraine", "Sanktionen gegen Russland" ]
Netzwelt
Netzpolitik
2017-05-16T12:05:00+02:00
2017-05-16T12:05:00+02:00
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ukraine-sperrt-vkontakte-und-weitere-russische-internetdienste-a-1147910.html
Börse am Morgen: Vorsichtiger Auftakt
Der Dax lag im frühen Handel mit rund 0,2 Prozent nur leicht im Plus, auch am Neuen Markt kam der Nemax 50 nur rund ein Prozent über Vortagesniveau.Mit einm Plus von knapp dreieinhalb Prozent führten BMW klar die Liste der Gewinner im Dax an. Auch Schering wurden zweieinhalb Prozent höher bewertet als zu Börsenschluss am Freitag. Am Neuen Markt zählten Consumer Electronic mit mehr als sieben Prozent zu den Favoriten unter den Blue Chips. Nach der Ankündigung massiver Stellenstreichungen wurde auch Intershop wieder um knapp fünf Prozent höher gehandelt.Die Börsianer an den deutschen Aktienmärkte bleiben heute mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Die Handelsplätze in USA bleiben wegen eines Feiertages geschlossen. Obwohl Dow Jones (minus 0,8 Prozent) und die Technologiebörse Nasdaq (minus 0,5 Prozent) am Freitag im Minus geschlossen hatten, schloss die Börse in Tokio fest. Der Nikkei-Index ging mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 13.506 Punkten aus dem Handel. Unter Händlern wurde spekuliert, die Regierung werde möglicherweise der schwachen Börse unter die Arme greifen. Nach Ansicht von Marktbeobachtern werden sich die Anleger in Deutschland zu Wochenbeginn vorerst zurückhalten. Der Handel werde schleppend verlaufen. So wollten die Investoren vor einem weiteren Engagement zunächst die Quartalszahlen zahlreicher Spitzenunternehmen in den USA abwarten, die am Dienstag und im Laufe der Woche vorgelegt werden. Mit Spannung werden zum Beispiel die Zahlen der High-Techschmieden Intel und AMD erwartet. Zugleich legt die Bank Citigroup ihre Zahlen vor. Später folgen Microsoft, Apple, Sun Microsystems. Überdies erwarten die Börsianer mit Spannung die Veröffentlichung des Consumer-Price-Index, der Inflationsrate in den USA. Quartalszahlen und Inflationsrate werden näher darüber Aufschluss geben, wie stark sich nun wirklich das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten abschwächen werde. Zugleich könnten sie Signal für eine erneute Zinssenkung in den USA sein. Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank tagt am 30. und 31. Januar. Nicht zuletzt tagt am Donnerstag die EZB. Auch hier wartet man gespannt darauf, ob die Bank dem Beispiel der Vereinigten Staaten folgen und die Zinsen senken wird.
Die deutschen Aktienmärkte sind mit leicht positiver Tendenz in den Handel gestartet. Im Dax sind BMW und Schering gefragt, im Nemax 50 führt Consumer Electronic.
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Wirtschaft
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2001-01-15T08:56:27+01:00
2001-01-15T08:56:27+01:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/boerse-am-morgen-vorsichtiger-auftakt-a-112359.html
Fernsehfilm: Willy Brandts Sohn spielt Spion Guillaume
Hamburg - Die Enttarnung des langjährigen Brandt-Beraters Guillaume als Spion im Kanzleramt führte 1974 zum Rücktritt des Bundeskanzlers. Diese schicksalhafte Rolle wird nun ausgerechnet von Brandts Sohn Matthias, 42, verkörpert, wie die Fernsehspielchefin des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Doris J. Heinze, am Dienstag bestätigte. Brandt hat sich als Theaterdarsteller unter anderem in Bochum, Zürich und Hannover einen Namen gemacht, verlegte sich in den vergangenen Jahren allerdings immer mehr auf TV-Rollen. Zuletzt war er in den Fernseh-Produktionen "Die Kumpel - Schalker Kreisel" (Sat.1) und "Donna Leon - in Sachen Signora Brunetti" (ARD) zu sehen. Die Dreharbeiten zum ARD-Mehrteiler "Schatten der Macht" sollen im Herbst beginnen. Die Rolle von Willy Brandt in den zwölf kritischen Tagen vor seinem Rücktritt vom Amt des Bundeskanzlers soll von Michael Mendl ("Deutschlandspiel") gespielt werden. In weiteren Rollen neben Mendl und Brandt spielen unter anderem Barbara Rudnik als Rut Brandt und Dieter Pfaff als Hans-Dietrich Genscher.Gedreht wird der Mehrteiler, der im kommenden Jahr in der ARD ausgestrahlt werden soll, von der Ziegler Film ("Der Verleger") in Berlin. Regie führt Oliver Storz. Matthias Brandt selbst wollte sich zunächst nicht zu seiner brisanten neuen Rolle äußern. Wie eine Sprecherin seiner Agentur gegenüber SPIEGEL ONLINE sagte, spreche Brandt prinzipiell vor Produktionsbeginn nicht über seine Projekte.
Vergangenheitsbewältigung der besonderen Art: Matthias Brandt, Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, wird in dem Fernsehspiel "Schatten der Macht" die Rolle des DDR-Spions Günter Guillaume spielen.
[ "Matthias Brandt" ]
Kultur
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2002-07-09T11:03:44+02:00
2002-07-09T11:03:44+02:00
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fernsehfilm-willy-brandts-sohn-spielt-spion-guillaume-a-204460.html
Fracking: Bündnis von 700 Wasser-Unternehmen fordert strenges Gesetz
Berlin - Ein 700 Unternehmen umfassendes Bündnis fordert aus Sorge um die Reinheit der Wasservorkommen in Deutschland strikte gesetzliche Regeln für das Gas-Fracking. Das von Union und SPD im Falle einer Großen Koalition geplante Moratorium für die Gasförderung aus tiefem Gestein wird zwar begrüßt. Aber eine gesetzliche Klarstellung sei dringend geboten. Getragen wird das Bündnis von Gelsenwasser, den Wasserwerken an der Ruhr, dem Deutschen Brauer-Bund, dem Verband Deutscher Mineralbrunnen und der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke - also Unternehmen, für die sauberes Wasser existentiell wichtig ist. Solange keine ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse vorlägen und nicht alle Risiken für Gesundheit und Umwelt bewertet seien und ausgeschlossen werden könnten, wäre der Einsatz der Fracking-Technologie unverantwortlich, warnt das Bündnis. Bisher gebe es kaum eine Handhabe, Gasbohrungen unter Einsatz umweltgefährdender Chemikalien zu verbieten, weil klare gesetzliche Festlegungen fehlten. Erst Anfang Juni hatte die damalige schwarz-gelbe Koalition ein Gesetzesvorhaben gekippt. Laut Studien könnte Deutschland mit den Schiefergasvorkommen in tiefen Gesteinsschichten über zehn Jahre seinen Gasbedarf decken. Die Reinheit des Wassers und die Gesundheit müssten aber Vorrang haben vor energiepolitischen oder wirtschaftlichen Interessen, verlangt das Bündnis. Die Forderungen sollen am Freitag in einer "Gelsenkirchener Erklärung" veröffentlicht werden.In den vergangenen Monaten hatten Berichte aus den USA über Verunreinigungen von Wasser im Zusammenhang mit Fracking für Aufsehen gesorgt. So ergab etwa eine Studie von Forschern der Duke University im US-Staat North Carolina Hinweise darauf, dass manche Brunnen in der Nähe von Fracking-Anlagen mit den Gasen Methan, Ethan und Propan belastet seien. Die Belastung von Methan und Ethan lag demnach bei Brunnen im Umkreis von einem Kilometer um Fracking-Anlagen sechsmal beziehungsweise 23 Mal höher als in anderen Brunnen.
fdi/dpa
"Der Einsatz der Fracking-Technologie wäre unverantwortlich" - ein Bündnis von 700 deutschen Unternehmen warnt vor der umstrittenen Gas-Fördermethode. Das Bündnis aus Wasserwirtschaft und Getränkeindustrie fordert von Union und SPD ein strenges Gesetz.
[ "Fracking", "Erdgas", "Energietechnologie", "Energiewirtschaft", "Rohstoffe" ]
Wirtschaft
Soziales
2013-11-22T09:01:00+01:00
2013-11-22T09:01:00+01:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fracking-buendnis-von-700-wasser-unternehmen-fordert-strenges-gesetz-a-935035.html
Japanischer Wasser-Wurm (Megasyllis nipponica): Po entwickelt eigene Augen und Gehirn
Ein Hintern, dem ein Gehirn und Augen wachsen – bei einem im Meer lebenden Wurm passiert das tatsächlich. Die hinteren Segmente der bis zu neun Zentimeter langen Tiere bekämen auch eigene Fühler und Schwimmborsten, berichtet ein japanisches Forschungsteam im Fachjournal »Scientific Reports«. Irgendwann trenne sich das Hinterteil vom Rest des Körpers ab und schwimme als vieräugige Fortpflanzungseinheit auf der Suche nach einem Partner davon. Von der Wurmart Megasyllis nipponica war bereits bekannt, dass sich das hintere Körperteil – gefüllt mit Eiern oder Spermien – zum Ablaichen ablöst. Das Team um Toru Miura von der Universität Tokio sah sich diesen Prozess nun im Detail an. Der Kopf mit Augen und Fühlern entsteht demnach, während die Segmente noch am ursprünglichen Körper befestigt sind. Bevor sich der Ausläufer ablöse, entwickle er zudem eine Art Gehirn, mit dem er selbstständig fühlen und handeln könne. Sogar einen einfachen Verdauungstrakt besitzen die eigenständig werdenden Anhängsel, wie das Forschungsteam berichtet. Ihre zwei Augenpaare seien gar größer als die des Muttertieres – vermutlich für eine bessere Helligkeitswahrnehmung. Ihre kurzen Fühler dienten wahrscheinlich dem Empfang sogenannter Pheromone – spezieller Botenstoffe anderer Ausläufer, die potenzielle Partner sind.Wie entscheidet sich das Geschlecht des Pos?Was im Wurm bestimmt, ob im Hinterteil Eier oder Spermien eingelagert werden, lässt sich den Forschenden zufolge noch nicht gesichert sagen. Klar ist hingegen, dass der Prozess kein einmaliger ist. Die Würmer können weitere Ausläufer entwickeln. Doch warum gehen Wurm und Wurm-Fortpflanzungseinheit überhaupt getrennte Wege? Das Forschungsteam mutmaßt, dass sich ein Tier über an verschiedenen Orten abgetrennte Ausläufer besser verbreiten könne. Zudem bleibe das Muttertier verschont, wenn die Fortpflanzungseinheit zu ihrer riskanten Suche nach einem Partner starte und dabei zur Beute werde.
mamk/dpa
Wunderbare Welt der Fortpflanzung: Um sich zu paaren, schickt ein japanischer Wasserwurm sein Hinterteil auf Reisen. Forscher haben genauer hingeschaut, welche Körperteile der Wurmpo dafür entwickelt.
[ "Biologie", "Wissenschaft" ]
Wissenschaft
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2023-11-26T10:20:00+01:00
2023-11-26T22:08:00+01:00
https://www.spiegel.de/wissenschaft/japanischer-wasser-wurm-megasyllis-nipponica-po-entwickelt-eigene-augen-und-gehirn-a-46998271-7296-4856-be61-fdf3986eae3d
Satellitenbild der Woche: 6000 Meter hohe Aschewolke
Jeff Williams sieht die Erde von oben - und diese Woche bekam der Nasa-Astronaut etwas besonders Spektakuläres vor die Linse. Von der internationalen Raumstation ISS aus sah Williams am 23. Mai etwas, das ihn verblüffte: Über dem Cleveland-Vulkan in Alaska hatte sich eine mächtige Rauchwolke gebildet. Williams benachrichtigte das Alaska Volcano Observatory und machte dieses Foto: Eine graue Wolke zieht vom Krater des Vulkans aus in südwestlicher Richtung aufs Meer hinaus. Im oberen Bereich des Bildes ist eine Nebelbank zu erkennen, die über den Aleuten liegt, eine in dieser Region häufige Wetterlage. Die Rauchwolke selbst war nach Angaben des Alaska Volcano Observatory bis zu 6000 Meter hoch.Die Vulkan-Wolke erwies sich als kurzlebiges Phänomen: Schon zwei Stunden später hatte sie sich vom Gipfel des Berges gelöst und war aufs offene Meer hinausgetrieben. Ein zweites Foto vom 24. Mai zeigt den Rauch, der auf die See südwestlich von Alaska hinausgewandert war. Der Cleveland-Vulkan ist einer der aktivsten der Aleuten-Vulkane. Die Inselgruppe liegt vor der südwestlichen Küste Alaskas, am Rande der Beringsee. Cleveland ist ein Stratovulkan, der sich aus abwechselnden Schichten erkalteter Lava, komprimierter Vulkanasche und vulkanischen Gesteins zusammensetzt. Er ist 1730 Meter hoch und damit der höchste der sogenannten Four-Mountains-Vulkangruppe. Cleveland ist für den einzigen durch einen Vulkan verursachten Todesfall auf den Aleuten verantwortlich - er ereignete sich 1944. cis
Die Astronauten der ISS sehen viel, was andere Menschen nie zu sehen bekommen - aktive Vulkane von oben zum Beispiel. Diese Woche schickte einer der Raumfahrer ein Foto einer gigantischen Wolke Vulkanasche zur Erde.
[ "Satellitenbild der Woche" ]
Wissenschaft
Natur
2006-05-26T12:39:18+02:00
2006-05-26T12:39:18+02:00
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/satellitenbild-der-woche-6000-meter-hohe-aschewolke-a-418178.html
EISIGE ABLEHNUNG IN HANNOVER
Über die Stimmung im Offizierskorps der Bundeswehr nach dem Abtreten von Franz-Josef Strauß schreibt Cay Graf von Brockdorff-Ahlefeldt in einem Bericht der Nachrichtenagentur United Press international (upi):Im höheren Offizierskorps der Bundeswehr besteht die Hoffnung, daß das Verteidigungsressort in Zukunft durch eine gewisse »Entpolitisierung« aus dem Kräftespiel der Parteipolitik herausgehalten wird. Wie einige ranghohe Offiziere der Bundeswehr im privaten Gespräch erklärten, hätten die parteipolitischen Wirren um die Person des letzten Verteidigungsministers in zunehmendem Maße innerhalb der Bundeswehr Besorgnis ausgelöst. Politiker und Parteien hätten nach Ansicht des Offizierskorps die Pflicht, sich daran zu erinnern, daß die Bundeswehr Sache des ganzen deutschen Volkes sei und nicht durch politische Auseinandersetzungen in ihrer Führungsspitze auf das Niveau parteitaktischer Erwägungen herabgezogen werden dürfe. In diesem Zusammenhang wurde in hohen Offizierskreisen mit Nachdruck auf die nach ihrer Ansicht unerläßliche Forderung hingewiesen, daß der neue Leiter des Verteidigungsressorts sein Augenmerk als der politisch verantwortliche Chef der Bundeswehr weit mehr als bisher auf die Streitkräfte selber lenke. Es sei ein offenes Geheimnis im deutschen Offizierskorps, insbesondere in der Generalität und Admiralität, daß der ehemalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß bei allen Verdiensten um Fragen der höheren Strategie seine Aufsicht über die Teilstreitkräfte selber vernachlässigt habe. »Angesichts der mit Sicherheit auf uns zukommenden amerikanischen Forderungen auf Erhöhung unseres konventionellen Verteidigungsbeitrages ist es dringend nötig, daß wir in - eine Zeit ruhiger Konsolidierung und Verbesserung zahlreicher noch bestehender Mängel in der Bundeswehr eintreten«, erklärte einer der ranghöchsten deutschen Offiziere.Im Gegensatz zu kritischen Stimmen aus dem politischen Lager wurde in Kreisen hoher Offiziere betont, daß man in der Bundeswehr selbst niemals Zweifel an der amerikanischen Strategie gehegt habe und daß insbesondere kritische Äußerungen von Mitgliedern des Verteidigungsausschusses des Bundestages über die Person des neuen Vorsitzenden des Gremiums der Stabschefs der Vereinigten Staaten, General Maxwell Taylor, im Offizierskorps nicht geteilt worden seien. Ein hoher Offizier sagte: »General Taylor ist der fähigste Kopf, den die amerikanische Armee seit Douglas Mac-Arthur hervorgebracht hat.« Dieselben Offizierskreise wiesen darauf hin, daß sie mit tiefer Besorgnis in den vergangenen Jahren Tendenzen zur Politisierung der Streitkräfte beobachtet hätten ... Aus denselben Kreisen verlautete, daß Strauß bei der Tagung der Kommandeure der Bundeswehr ... in Hannover in einem Vortrag einen Rechtfertigungsversuch für seine Haltung in der SPIEGEL-Affäre unternommen habe. Seine Ausführungen seien von der versammelten Generalität und Admiralität mit eisiger Ablehnung beantwortet worden.Seit mehr als zwei Jahren bestehe im Offizierskorps der Eindruck, daß die Informationspolitik des Bundesverteidigungsministeriums von parteipolitischen Überlegungen nicht ganz frei sei. Vertrauenserklärungen für die Person eines Verteidigungsministers stehen nach Ansicht dieser Offiziere dem Offizierskorps nicht zu. Denn es müsse gefolgert werden, daß derjenige, der Vertrauenserklärungen abgebe, auch das Recht habe, Mißtrauenserklärungen auszusprechen. Es sei aber nicht möglich, daß die Bundeswehr dem allein für Fragen politischer Entscheidungen zuständigen Bundestag durch Sympathieerklärungen oder das Gegenteil vorgreife. Die kürzlich vom Verteidigungsministerium veröffentlichte Vertrauenserklärung der Generäle für die Person des Verteidigungsministers ist nach Meinung der Kreise des Offizierskorps »hochgespielt« worden. Unter den Generälen habe keine Klarheit darüber bestanden, daß diese Frage im Rahmen der politischen Auseinandersetzungen benutzt werden sollte ...
[ "Bundeswehr" ]
Politik
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1962-12-18T13:00:00+01:00
1962-12-18T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/eisige-ablehnung-in-hannover-a-4f7950b4-0002-0001-0000-000045125285?context=issue
Champions League: Leipzigs Trainer Rose tröstet weinenden Linienrichter
RB Leipzig hat in der Champions League keine Möglichkeit mehr, die K.-o.-Runde zu erreichen. Für Trainer Marco Rose war die 2:3-Niederlage gegen Aston Villa am Dienstagabend eine große Enttäuschung, trotzdem rückte für Rose das Negativerlebnis kurzzeitig in den Hintergrund. Als Rose nach dem Schlusspfiff über den Platz lief, standen Schiedsrichterassistent Alessandro Giallatini Tränen in den Augen – und Rose nahm den Italiener tröstend in den Arm. »Ich habe ihn gefragt, was los ist. Da hat er gesagt, dass er heute sein letztes Spiel gemacht hat«, sagte Rose im Anschluss. »Deswegen war er so emotional.« In der Kabine überraschte der RB-Coach den 49 Jahre alten Giallatini mit einem Trikot als Abschiedsgeschenk. »Ich habe ihm gratuliert und ihm gesagt, dass er jetzt ein bisschen mehr Zeit hat und diese gewinnbringend nutzen soll, dass er sich um seine Familie kümmern kann«, sagte Rose: »Er war sehr emotional. Ich hoffe, er war nicht traurig, sondern eher glücklich über das, was er in seinem Leben gesehen und über die Dinge, die er als Schiedsrichter erreicht hat.« Viele internationale EinsätzeGiallatini assistierte in Leipzig dem Schiedsrichter Maurizio Mariani, gehörte in der Vergangenheit aber auch häufiger zum Team von Daniele Orsato. An dessen Seite leitete er unter anderem das Champions-League-Finale 2020, als die Bayern gegen PSG den Titel gewannen.Giallatini gehörte seit 2013 der Gilde der Fifa-Schiedsrichter an, spezialisierte sich aber früh auf den Job des Linienrichters. In dieser Funktion war Giallatini auch bei der Europameisterschaft 2021 und bei der WM 2022 im Einsatz. Nun muss er seine internationale Karriere wegen der Altersbeschränkung für Schiedsrichter beenden. Leipzig steht nach der sechsten Niederlage im sechsten Gruppenspiel auf dem 34. Platz der Champions-League-Tabelle und kann in den abschließenden Spielen gegen Sporting Clube de Portugal und Sturm Graz nicht mehr genügend Punkte sammeln, um noch weiterzukommen.
krä/sid/dpa
Im Moment des Ausscheidens aus der Königsklasse hat Marco Rose Menschlichkeit gezeigt. Der Coach von RB Leipzig kümmerte sich noch auf dem Platz um einen emotionalen Linienrichter.
[ "Marco Rose", "Champions League", "RB Leipzig" ]
Sport
Fußball-News
2024-12-11T11:44:00+01:00
2024-12-11T14:46:00+01:00
https://www.spiegel.de/sport/fussball/champions-league-marco-rose-von-rb-leipzig-troestet-weinenden-linienrichter-alessandro-giallatini-a-dde1f2fc-d368-40ec-8cd2-37f9660e99d6
Fernsehen: Straubs »Moses und Aron«
Ab und an werden die Zuschauer schwarz sehen: Wo Jean-Marie Straub für seine Verfilmung der Schönberg-Oper »Moses und Aron« (Sendung am Ostersamstag in drei Dritten Programmen) nicht das »richtige Bild« fand, schnitt er Schwarzfilm ein, »um in der Phantasie des Zuschauers das richtige Bild zu wecken«. Unsichtbar bleibt auch die Widmung »Für Holger Meins«, die Straub dem Film vorangestellt hatte: Die ARD-Programmdirektoren ließen sie, weil sie »als politische Demonstration mißverstanden werden« könne, kappen. Dabei hatte Straub offenbar keine Polit-Provokation im Sinn, denn Meins war sein »lieber Freund« und einst sein Kameramann. Der als langweilig verschriene Regisseur verfilmte die Oper unter freiem Himmel in Italien (Orchester auf Band) unter der Devise: »Weil die Filme, die man zu sehen bekommt, immer filmischer werden, werden meine Filme immer unfilmischer.« Jedoch: »Man kann diesen Film verstehen, wenn man kann.«
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Kultur
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1975-03-23T13:00:00+01:00
1975-03-23T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/fernsehen-straubs-moses-und-aron-a-7477de7c-0002-0001-0000-000041521244?context=issue
UNGARN-KÄMPFER
Der ungarische Exil-Baron Karoly Hajdu organisiert zur Zeit mit englischer Unterstützung eine ungarische Freiwilligen -Legion, die. er später nach Ungarn einschleusen will. Die Stärke der Legion beträgt bisher 3000 Mann.
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Politik
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1956-12-04T13:00:00+01:00
1956-12-04T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ungarn-kaempfer-a-4586a87d-0002-0001-0000-000043064764?context=issue
Maxi Jazz, 65 - Nachruf
Das Ungewöhnliche an ihm war seine Ruhe. Auf der Bühne, aber auch sonst. Im Video zu einem der größten Hits seiner Band Faithless sang er nicht einmal. Während die Musik tobte und man dazwischengeschnittene Bilder von Auftritten vor Zehntausenden Fans sah, schaute er ruhig in die Kamera und stellte den Text des Stücks in Gebärdensprache nach. »God Is a DJ« heißt der Track, und dass Faithless auch die Menschen zur Party einlud, die den Bass nur spüren und nicht hören konnten, war das wahrscheinlich schönste Symbol für diese neue Popkirche, die sich in den Neun­zigerjahren öffnete und alle willkommen hieß: der Technoklub. Eigentlich war Maxwell Fraser, wie Jazz mit bürgerlichem Namen hieß, Hip-Hop-DJ. Er war Teil der Londoner Soulszene der Acht­zigerjahre – und ungewöhnlich alt, Ende dreißig, als er den Techno-Act Faithless Mitte der Neunziger mitbegründete. Mit ihrem Trance-Sound, Frasers Coolness, Stücken wie »Insomnia« und der Gabe, Musik aus den Klubs herauszulösen und als Band auf Rockfestivalbühnen zu stellen, prägten Faithless den Sound des Jahrzehnts. Jazz war groß und schlank und konnte Anzüge besser tragen als die meisten anderen Popstars. Außerdem war er Buddhist, vielleicht kam er einem auch deshalb oft vor wie das ruhige Zentrum im Auge eines Sturms. Maxi Jazz starb am 23. Dezember in London.
rap
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Kultur
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2022-12-29T13:00:00+01:00
2022-12-29T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/maxi-jazz-65-nachruf-a-9b0c5f5c-3389-492b-bb8d-ebb23a172e6f?context=issue
TV-Rückkehr: ARD-Fernsehlotterie zahlt Lierhaus 450.000 Euro pro Jahr
Monica LierhausHamburg - Die Fernsehmoderatorinbekommt als neue Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie "Ein Platz an der Sonne" ein Honorar von zunächst 450.000 Euro jährlich. Später soll sich die Vergütung noch erhöhen. Ab April soll Lierhaus dienstags und donnerstags in der Reklame der Fernsehlotterie des Ersten zu sehen sein. Sonntags wird sie nach SPIEGEL-Informationen die Bekanntgabe der Wochengewinner präsentieren. Im März will die ARD Details zu dem Engagement bekanntgeben. Die Fernsehlotterie ist für Lierhaus kein ganz neues Terrain: Sie arbeitete 2004 als Außenmoderatorin in der von Frank Elstner moderierten Sendung "Einfach Millionär", einem Show-Format zur Lotterie. Nach nur wenigen Sendungen wurde das Format eingestellt.Auf die Moderation der ARD-"Sportschau" verzichtet Lierhaus aber künftig: "Ich bin stolz und dankbar, dass zwei Jahre lang der Platz bei der 'Sportschau' für mich offen gehalten wurde", sagte Lierhaus am Montag in einer Mitteilung des Westdeutschen Rundfunks. "Nach heutigem Stand muss ich aber leider sagen, dass ich auf absehbare Zeit die 'Sportschau' nicht werde moderieren können", fuhr sie fort. Monica Lierhaus moderierte den ARD-Klassiker von 2004 bis zu ihrer Erkrankung 2009. Monica Lierhaus hatte sich 2009 einem neurochirurgischen Eingriff am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf unterzogen, bei dem eine krankhafte Erweiterung eines Blutgefäßes im Gehirn entfernt werden sollte. Dabei entwickelten sich Komplikationen, die zu einer Blutung führten. Die bekannte TV-Moderatorin musste daraufhin wochenlang intensivmedizinisch behandelt werden. Am vergangenen Samstag trat sie erstmals wieder bei derGala zur "Goldenen Kamera" in der Öffentlichkeit auf. Auf der anschließenden After-Show-Party war Lierhaus' Auftritt Thema Nummer eins. Viele Gäste waren auch noch Stunden nach Lierhaus' Bühnencomeback bewegt.
Monica Lierhaus wird neues Werbe-Gesicht der ARD-Lotterie "Ein Platz an der Sonne": Für ihre Rolle als Botschafterin bekommt sie nach SPIEGEL-Informationen zunächst 450.000 Euro jährlich, später soll es mehr werden.
[ "Monica Lierhaus", "Fernsehwerbung" ]
Kultur
TV
2011-02-12T16:44:00+01:00
2011-02-12T16:44:00+01:00
https://www.spiegel.de/kultur/tv/tv-rueckkehr-ard-fernsehlotterie-zahlt-lierhaus-450-000-euro-pro-jahr-a-745229.html
Studie: Lastwagen sind gefährliche Giftschleudern
Hamburg - Obwohl die Lkw nur sieben Prozent des Straßenverkehrs ausmachen, erzeugen sie 23 Prozent seines Kohlendioxidausstoßes. Und ihr Anteil an den Klimagift-Emissionen wird ständig größer - zu diesem Ergebnis kommt nach SPIEGEL-Informationen eine niederländische Studie, die im Auftrag von rund 50 europäischen Umweltverbänden erstellt wurde. Auch in der Unfallstatistik schneiden die Schwerfahrzeuge schlecht ab. Ihnen werden, umgerechnet auf die Fahrleistung, doppelt so viele Verkehrstote angelastet wie Pkw, Vans oder Motorrädern. Rund 6500 Menschen sterben jedes Jahr in der EU bei einem Unfall mit Lkw-Beteiligung. Weil die Transportbranche zudem zahlreiche Staus produziert und weit überdurchschnittlich für Straßenschäden verantwortlich ist, so die jüngste Expertenkalkulation, bezahlt der Güterverkehr mit seinen Steuern und Abgaben nur etwas über ein Drittel der jährlich 144 Milliarden Euro, die er an Kosten und Schäden anrichtet. Das Gros, also rund 90 Milliarden, steuert die Allgemeinheit bei.
Teuer, schädlich, tödlich: Lastwagen sind nach SPIEGEL-Informationen viel gefährlicher für Mensch und Umwelt als bislang angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie niederländischer Wissenschaftler.
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Mobilität
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2009-01-10T12:54:54+01:00
2009-01-10T12:54:54+01:00
https://www.spiegel.de/auto/aktuell/studie-lastwagen-sind-gefaehrliche-giftschleudern-a-600533.html
Russland: Massendemo gegen den Kreml in Chabarowsk
Manchmal sucht sich der Volkszorn eigenartige Helden. In Russland passiert das gerade mit Gouverneur Sergej Furgal in der Stadt Chabarowsk, rund 6000 Flugkilometer östlich von Moskau, in einer Region an der Grenze zu China.Am Samstag kam es zur größten Demonstration in der jüngeren Geschichte der 600.000-Einwohnerstadt, lokale Medien berichteten von bis zu 60.000 Teilnehmern, die angesehene Tageszeitung "Kommersant" schätzte 30.000. Viele der Demonstranten trugen Plakate mit dem Namen und dem Foto Furgals in den Händen. Ein höchst unwahrscheinlicher HeldAuslöser der Proteste war die Verhaftung des Gouverneurs, der sich 2018 überraschend gegen den Kandidaten der Kreml-Partei "Einiges Russland" durchgesetzt hatte. Das Staatsfernsehen sendete unter der Woche Aufnahmen, auf denen Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes FSB Furgal aus seinem Wagen zerren und in Haft nehmen. Ihm wird vorgeworfen in der Zeit um 2005 an der Organisation von Auftragsmorden in der Region beteiligt gewesen zu sein, unter anderem an einem seiner damaligen Geschäftspartner. Kreml und Geheimdienst haben in den vergangenen Jahren immer wieder Regionalpolitiker in Haft genommen. Die Bevölkerung quittierte das aber meist nur mit einem Schulterzucken. In Chabarowsk ist das anders: Unmittelbar nach Bekanntwerden der Verhaftung kam es in der Stadt und in sozialen Medien zu Solidaritätsaktionen. Am Samstag dann brach sich die Wut gegen die russische Zentralregierung Bahn. "Moskau, verschwinde", skandierten die Menschen, auf einigen Videos ist "Putin Wor - Putin ist ein Dieb" zu hören, ein Schlachtruf des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny. Nur mit Blick auf die Person von Gouverneur Furgal ist die Heftigkeit der Proteste schwer zu verstehen: Der Politiker hat im System Putin sukzessive Karriere gemacht, erst als Regionalpolitiker, später dann als Abgeordneter der rechtsnationalistischen Partei LDPR.Deren Führer Wladimir Schirinowski wettert zwar öffentlich gelegentlich gegen den Kreml, stimmt bei wichtigen Entscheidungen aber regelmäßig gemeinsam mit der Mehrheit der Kremlpartei "Einiges Russland". Funktion und Verhalten der LDPR im russischen Machtgefüge ähneln ein wenig der Rolle, die in der Volkskammer der DDR neben der Staatspartei SED einst die Blockparteien spielten. Vielen Wahlen sollen Kandidaten der LDPR, aber auch Kommunisten und Vertreter der Retortenpartei "Gerechtes Russland" einen Anschein von Pluralität geben, während andere Oppositionelle und Gegner des herrschenden Systems in aller Regel nicht zugelassen werden.Solche Manöver gehen mitunter schief, weil die Kremlpartei "Einiges Russland" nicht im Ansatz den gleichen Rückhalt genießt wie Präsident Wladimir Putin. In den vergangenen Jahren verlor die Partei zahlreiche Gouverneurswahlen.Plötzlich GouverneurNirgendwo stürzte sie aber so ab wie im Fernen Osten, in Chabarowsk. 2018 trat Furgal dort an gegen den Amtsinhaber von "Einiges Russland". Wie ein Revolutionär hörte er sich damals nicht an, im Wahlkampf ließ er wissen, er könne sich auch vorstellen, nach der Wahl als Vizegouverneur unter seinem Konkurrenten zu dienen. Den zweiten Wahlgang aber gewann er dann haushoch, zu seiner eigenen Überraschung und aufgrund einer Dynamik, die wenig mit seiner Person zu tun hatte. "Die Protestwelle hat Furgal nicht gefragt, ob er damit einverstanden war", hat das populäre russische Nachrichtenportal "Medusa"  treffend analysiert. Seitdem steht Furgal in der Region in dem Ruf, ein "Gourverneur des Volkes" zu sein. Wenige Monate nach der Wahl verlagerte der Kreml das Verwaltungszentrum der gesamten Region Fernost von Chabarowsk nach Wladiwostok. Der Schritt wird von vielen Bürgern bis heute als Vergeltungsaktion für die Niederlage von "Einiges Russland" gesehen. Der Beliebtheit der Partei war das nicht zuträglich: Bei den Regionalwahlen 2019 bekam "Einiges Russland" in Chabarowsk nur noch 13 Prozent der Stimmen. Im November 2019 meldeten Nachrichtenagenturen, die Zufriedenheit mit Putins Arbeit liege in keiner Region in ganz Russland niedriger als in Chabarowsk (48 Prozent). Furgal weist alle nun gegen ihn erhobenen Beschuldigungen "kategorisch" zurück. Zu den Besonderheiten der Angelegenheit gehört aber auch, dass Kenner der Region wie der Medusa-Reporter Andrej Perzew es gleichwohl für denkbar halten, dass "die Anschuldigungen durchaus etwas mit der Realität zu tun haben könnten".Den Geheimdienst und den Kreml hat das allerdings mehr als ein Jahrzehnt lang offenbar wenig gestört - bis zu dem Punkt, an dem Sergej Furgal Gouverneur wurde.
Benjamin Bidder
Russlands Geheimdienst hat den Gouverneur von Chabarowsk verhaftet - und so in der Grenzregion zu China einen kleinen Volksaufstand ausgelöst. Was steckt dahinter?
[ "Russland", "Opposition in Russland", "Wirtschaft in Russland", "Wladimir Putin" ]
Ausland
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2020-07-11T17:06:12+02:00
2020-07-11T17:06:12+02:00
https://www.spiegel.de/ausland/russland-sergej-furgal-in-chabarowsk-festgenommen-vom-fsb-a-aa84526c-be95-483b-8b98-4a83db491027
Gut eingehaust
Vom breiten Trottoir der Straße Unter den Linden aus ähnelt sie täuschend einem Buddha, die rotgolden schimmernde 152 Zentimeter große Figur. Erst im leeren Raum der »Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland« wird eine Frau sichtbar, die einen Toten in den Armen hält. Der übellaunige Wachschutzmann vor dem Eingang hat keine besonders innige Beziehung zu der vergrößerten Kopie der »Mutter mit totem Sohn« von Käthe Kollwitz, die seit November 1993 in der Neuen Wache hockt: »Na und? Kommt se eben wieder weg. Die beiden Generäle standen schließlich schon viel länger vor der Türe.« Die Generäle, die der Pieta unversöhnlich gegenüberstehen, hatte einst Christian Daniel Rauch aus weißem Carrara-Marmor gehauen. Links der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Neuen Wache stand auf einem knapp drei Meter hohen Sockel Friedrich Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz, rechts Gerhard Johann David von Scharnhorst, beide die Hand am Degen, wie es sich für preußische Heerführer gehört. _(* Links: mit Degen, im Berliner ) _(Borsig-Depot; rechts: zum Volkstrauertag ) _(1994. ) 1822 zur Feier des Sieges über Napoleon enthüllt, wurden die Skulpturen 1948 demontiert. Ginge es nach dem Willen des Berliner Abgeordnetenhauses und der Denkmalschützer der Stadt, dann hätten die marmornen Militärs lange schon wieder ihren angestammten Platz eingenommen. Aber dagegen hat Arne Kollwitz, der Enkel der Bildhauerin, schweres Geschütz aufgefahren. »Wenn die Generäle vor die Tür gestellt werden«, kündigte der Bevollmächtigte der Kollwitz-Erbengemeinschaft an, »sehen wir uns gezwungen, die Pieta zertrümmern und wieder einschmelzen zu lassen.« Die preußische Militärtradition und die überzeugte Pazifistin Käthe Kollwitz paßten einfach nicht zusammen. Nach einer kleinen Odyssee durch verschiedene Depots lagern heute die beiden rund 2,70 Meter hohen Steine des Anstoßes »gut eingehaust«, wie ein Denkmalpfleger sagt, auf dem einstigen Borsig-Firmengelände. Für ihre Restaurierung hat der Berliner Senat 200 000 Mark ausgegeben. Der Schaden - auch der finanzielle - freilich dürfte im Falle des Abtransports der Pieta größer sein. Die Hauptstadt wäre abrupt ihrer Kranzablegestelle für Staatsgäste beraubt. Wo sollen dann Boris Jelzin und andere Offizielle ihre edlen Häupter vor den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft neigen? Auch der Berliner Fremdenverkehr wäre unvermutet um eine Attraktion ärmer. Die Neue Wache liegt in der Touristengunst bereits hinter dem Brandenburger Tor auf Platz zwei. Die Kollwitz-Skulptur lockt mehr als doppelt so viele Besucher wie der Reichstag an. 1,4 Millionen waren es im vergangenen Jahr. Bevor Arne Kollwitz und seine beiden Schwestern dem Wunsch Helmut Kohls stattgaben, der unbedingt eine aufgeblasene Kopie der 1938 vollendeten Skulptur als Kranzablage-Dekor haben wollte, sicherten sie sich, gut anwaltlich beraten, ab. Sowohl Staatsminister Anton Pfeifer vom Bundeskanzleramt als auch die Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen erklärten 1993 schriftlich, daß die Generäle nicht wieder am alten Ort postiert würden. Senatskanzleichef Volker Kähne schrieb: »Der Senat beabsichtigt nicht, die beiden Standbilder neben der Neuen Wache wieder aufzustellen.« Das Berliner Abgeordnetenhaus wurde über die bindende Entscheidung gegen die Marmor-Generäle im dunkeln gelassen, der Senat spielte auf Zeit. Eine endgültige Entscheidung sollte nicht vor Ende 1995 getroffen werden. Im Februar formierte sich im Abgeordnetenhaus die größtmögliche Pro-Generäle-Koalition, um dem Senat Dampf zu machen. Der kulturpolitische Sprecher der Union, Uwe Lehmann-Brauns, lockte die PDS mit dem Hinweis in die Preußen-Allianz, daß doch Erich Honecker auf den Linden den Alten Fritz samt Schlachtroß wieder auf den Sockel heben ließ. Scharnhorst sei schließlich ein verdienter Reformer gewesen, argumentiert der konservative Schöngeist. Er habe die Prügelstrafe in der preußischen Armee abgeschafft und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Auch Graf Bülow, nebenbei ein Komponist von Psalmen und Motetten, sei kein typischer Militarist gewesen. Er verteidigte Berlin in drei siegreichen Schlachten gegen die Franzosen. Der Beirat für Baudenkmale spricht sich einstimmig dafür aus, die beiden Generäle wieder auf ihre angestammten Sockel zu hieven. »Der autoritäre, chauvinistische Obrigkeitsstaat des deutschen Kaiserreiches«, gutachtete im Senatsauftrag das mit renommierten Kunsthistorikern besetzte Gremium in einem bislang unveröffentlichten Papier, »bestimmt heute weitgehend unser Preußenbild und erschwert eine differenziertere Beurteilung der älteren preußischen Geschichte.« Die kompromißlose Haltung der Kollwitz-Erben provozierte das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen zu ungewohnten Ausfällen. Der Bonner Bau- und Kunsthistoriker Tilmann Buddensieg schäumte dort vorletzte Woche über den »Rasenmäher eines fundamentalistischen Pazifismus« der Kollwitz-Enkel. Die machten »,Militarismus'' zu einem gewalttätigen Pauschalbegriff wie weiland ,bolschewistisch'' oder ,jüdisch''«. Der Wutanfall verfehlte seine Wirkung. In der vorletzten Woche erläuterte Arne Kollwitz seinen Standpunkt dem Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU), der dem Generalskurs seiner Denkmalschützer folgt. Die beiden Kontrahenten unterhielten sich freundlich, aber ohne Annäherung in der Sache. In der FAZ konterte Kollwitz, das Bundeskanzleramt habe die Aufstellung der Pieta »betrieben« - zur »Besinnung für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft«, unter Verzicht auf stärkere »Betonung des Militärischen«. »Die Berliner haben geschlafen«, urteilt der Kohl-Protege Christoph Stölzl, der sich als Chef des benachbarten Deutschen Historischen Museums für die Pieta stark gemacht hatte: »Eine Peinlichkeit ohnegleichen.« Stölzl plädiert dafür, die witterungsanfälligen Generäle in ein Museum zu überführen - oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu postieren, wie es auch die Kollwitz-Enkel vorschlagen. Aber da der zugereiste Bayer die Preußen schon ein wenig kennt, ahnt er mit Grausen, »daß es zum großen Skandal kommt«. Y* Links: mit Degen, im Berliner Borsig-Depot; rechts: zumVolkstrauertag 1994.
Berliner Glaubenskrieg um drei Skulpturen: Dürfen zwei Preußen-Generäle vor Käthe Kollwitz' Pieta thronen?
[ "Käthe Kollwitz" ]
Politik
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1995-04-02T13:00:00+02:00
1995-04-02T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/gut-eingehaust-a-a86d71af-0002-0001-0000-000009180540?context=issue
REVOLVER-HARRY
REVOLVER-HARRY (Nr. 11/51, Deutschland) Mit dem Revolver-Harry hat der SPIEGEL wieder mal ins Schwarze getroffen. Doch darf nicht vergessen werden, daß die Zielscheibe auch eine Rückseite hat: In Schweden hat der zweifellos größte und befähigtste Kriminalist seines Landes eine unausfüllbare Lücke hinterlassen, und man wird in Stockholm jeden Tag begrüßen, den Oberdirektor Söderman eher von seiner Lehr-Expedition nach Bonn zurückkehrt. In Deutschland sollte man dankbar zur Kenntnis nehmen, daß der schwedische Kriminalist sich schon zu einer Zeit an die Spitze einer deutschen Kinder-Hilfsaktion gestellt hat, als die seit 1943 gepflegte schwedische Antinazibewegung sich ihre Objekte eine Zeitlang in jedem Deutschen suchte. Zusammen mit der Gräfin Bonde hat Harry Söderman bei seinen schwedischen Landsleuten Hunderten von deutschen Kindern in den Jahren nach 1945 kostenlosen Aufenthalt verschafft und durch Wort und Tat die im Wachsen begriffene antideutsche Stimmung in eine nur Antinazi-Feindlichkeit zurückverwandelt. In seinem Sinn für Gerechtigkeit wird Ihr Blatt es sicher nicht unterlassen, auch die Kehrseite oben erwähnter Zielscheibe zu spiegeln. Stockholm Dr. A. Littmann
REVOLVER-HARRY
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Politik
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1951-04-03T13:00:00+01:00
1951-04-03T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/revolver-harry-a-645eca6d-0002-0001-0000-000029192154?context=issue
Mast warnt vor AfD-Aufschwung
Katja Mast, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, warnt vor einem weiteren Aufschwung der AfD. Das kommende Jahr mit mehreren Landtagswahlen in Ostdeutschland werde herausfordernd, sagt die Sozialdemokratin. »Die AfD tritt weiter an, unsere Demokratie zu zersetzen.« Auch der Sozialstaat in Deutschland werde »massiv herausgefordert« von einer Partei, »die unser Land zerstören will«. Die Sozialdemokratin richtet einen Appell an das eigene Regierungsbündnis: Die Ampelkoalition müsse besser werden, weniger streiten und sich der arbeitenden Mitte zuwenden. »Wir können es uns nicht leisten, dass sich die Menschen abwenden und es denjenigen, die alles geben, zu viel wird.« Zugleich sei es wichtig, dem Narrativ der AfD nicht auf den Leim zu gehen. Zu deren Erzählung gehöre etwa »die Legende, dass in Deutschland nichts funktioniert«. Das sei falsch, sagt Mast. »Bislang sind wir durch alle Krisen gekommen.« Die SPD müsse klarmachen, dass die AfD keine Antworten auf die Probleme des Landes habe. Sie sei frauenfeindlich, führe Kulturkämpfe und hetze gegen Menschen.
cte
[ "Alternative für Deutschland (AfD)", "SPD" ]
Politik
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2023-12-22T13:00:00+01:00
2023-12-22T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/mast-warnt-vor-afd-aufschwung-a-2a6f4ac4-2f6b-4d50-b616-282494043037?context=issue
Türkei: Tumulte nach Festnahme von Bürgermeistern in Diyarbakir
Steine flogen, die Polizei reagierte mit Schlagstöcken, Tränengas und Wasserwerfern: Nach der Festnahme der beiden Bürgermeister von Diyarbakir hat es in der Kurdenmetropole im Südosten der Türkei heftige Zusammenstöße gegeben. Vor dem Rathaus hatten sich mehrere Hundert Demonstranten versammelt. In Istanbul und anderen türkischen Städten gab es ebenfalls Protestaktionen. Die Bürgermeisterin Gültan Kisanak und ihr Kollege Firat Anli waren am Dienstagabend im Zuge von Anti-Terror-Ermittlungen festgenommen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft werden die beiden unter anderem verdächtigt, städtische Fahrzeuge für Begräbnisse von getöteten Mitgliedern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zur Verfügung gestellt zu haben. Außerdem sollen sie zu Gewalt aufgerufen und Forderungen nach mehr Autonomie für die Kurden unterstützt haben. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke erklärte, mit der Festnahme der beiden Bürgermeister habe die türkische Regierung erneut ihr "diktatorisches Gesicht" gezeigt. Mit solchen Maßnahmen, die eher "putschistischen Militärjuntas" als einem demokratisch gewählten Präsidenten zuzurechnen seien, werde der demokratische Wille der Bevölkerung von Diyarbakir mit Füßen getreten. Video: Verhaftungen in Diyarbakir Bereits Dutzende Bürgermeister abgesetztDie türkische Regierung hatte im September bereits 28 gewählte Bürgermeister abgesetzt. 24 von ihnen wurden wegen mutmaßlicher Kontakte zur PKK aus dem Amt entfernt, die vier übrigen wegen Verbindungen zur Gülen-Bewegung. Die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen wird von Erdogan für den gescheiterten Militärputsch Mitte Juli verantwortlich gemacht. Der mehrheitlich kurdische Südosten der Türkei kommt seit dem Ende eines Waffenstillstands zwischen der PKK und der Armee im Juli 2015 nicht zur Ruhe. Seither wurden türkischen Angaben zufolge mehr als 600 Mitglieder der Sicherheitskräfte und mehr als 7000 PKK-Kämpfer getötet. Diyarbakir ist von dem Konflikt besonders betroffen. In der Altstadt wurden bei den Kämpfen Dutzende Menschen getötet und zahlreiche Häuser zerstört.
kev/AFP
Wegen angeblicher Kontakte zur PKK hatten türkische Ermittler zwei Bürgermeister von Diyarbakir festgenommen. Hunderte Demonstranten protestierten dagegen - bis die Situation eskalierte.
[ "Türkei", "Kurden", "PKK", "Kurdistan" ]
Politik
Deutschland
2016-10-26T13:05:00+02:00
2016-10-26T13:05:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/tuerkei-tumulte-nach-festnahme-von-buergermeistern-in-diyarbakir-a-1118343.html
Gretel Bergmann gestorben
Die Hochspringerin Margaret Bergmann verstarb am 25. Juli 2017 im Alter von 103 Jahren. Der folgende Text über die Sportlerin erschien 2009 in dem SPIEGEL.Das Schlimmste, sagt sie, sei die Sippenhaft, das Klischee, der Hass. Sie meint nicht den Hass der anderen, den Hass der Nazis, sie meint ihren eigenen, den Hass auf Deutschland, die Deutschen und Deutsch, die Sprache. Schon während der Flucht nahm sie sich vor, nie mehr Deutsch zu sprechen, nie wieder wollte sie mit Deutschen reden oder ein deutsches Wort sagen, und 70 Jahre später sagt sie, heute könne sie es nicht mehr, ihr Deutsch wäre infantil, "ich würde mich idiotisch fühlen".Man kann auch auf Englisch hervorragend hassen.Einmal schrieb ihre Freundin Maja nach New York. In Laupheim im Deutschen Reich waren sie wie Schwestern gewesen, obwohl Maja der NSDAP schon 1929 beigetreten war; dann war die Zeit gekommen, als sie sich nicht mehr treffen konnten, und nun schrieb Maja, wie schwer die Nachkriegsjahre gewesen waren. So kalt im zerbombten Haus, und alle so hungrig. "Ich schrieb zurück, dass meine Schwiegermutter und mein Schwiegervater im KZ vermutlich auch ein bisschen gefroren haben", sagt Margaret Bergmann-Lambert.Dann kichert sie.Sie sagt: "Ich bin sicher, die Maja lebt auch nicht mehr. Das war also das Ende dieser Geschichte." Sie blättert durch alte Zeitungstexte, durch Schwarzweißfotos, auf dem Schoß hält sie die rote Kladde, die ihr Vater angelegt hat nach den ersten Siegen; "ich war ein Naturtalent", sagt sie. Der Krieg der Deutschen1939: Als ein Volk die Welt überfielDER SPIEGEL 35/2009 InhaltverzeichnisDER SPIEGEL 35/2009 bei Amazon DER SPIEGEL im Abo In Laupheim fing sie an, als sie zehn Jahre alt war. Sie lief, sprang, warf, wurde aus dem Ulmer Fußballverein ausgeschlossen, ging nach England und wurde britische Hochsprung-Meisterin, kehrte heim, um 1936 in Berlin Olympiasiegerin zu werden, durfte nicht starten, sie floh in die USA, wo sie zweimal pro Woche trainierte, denn ein drittes Mal konnte sie sich nicht leisten, weil die U-Bahn-Fahrt durch New York fünf Cent kostete. Trotzdem wurde sie dreimal amerikanische Meisterin, 1937 in Hochsprung und Kugelstoßen, 1938 im Hochsprung, genannt "The German Mädel".Es war eine weite Reise von Laupheim, Germany, bis nach New York City, in dieses bunte Häuschen, das ein wenig windschief dasteht, die Geschichte reicht vom Laupheim der Vorkriegszeit über Berlin 36 bis zu diesem Sommertag 2009 in einem Wintergarten in Queens, 8450 Avon Street. Margaret Bergmann-Lambert ist still, eine Minute lang, blickt hinaus in den Garten, nun sagt sie: "Ich hätte so glücklich sein können in all den Jahren, wenn ich nicht so gehasst hätte." Aber wäre ein anderes Leben möglich gewesen, ein tolerantes, ohne alle Deutschen für Mörder zu halten? Heute, sagt sie, gehe das, sei es das einzig mögliche Leben, doch Zeit musste vergehen; heute ist sie 95 Jahre alt, und ihr Ehemann Bruno schläft oben, es geht ihm nicht so gut, Bruno ist 99 Jahre alt.Berlin 36 ist 73 Jahre her, jene Spiele, die Margaret Bergmann-Lamberts Leben bestimmen bis heute. Die Hitler-Spiele, die Jesse-Owens-Spiele. Die Bergmann-Spiele hätten es sein können: Ihre 1,60 Meter waren deutscher Rekord, 1,60 Meter bedeuteten in Berlin eine Medaille, die ausgesperrte Gretel Bergmann sah nicht zu. "Gold, nichts anderes wäre es gewesen", sagt sie, "ich wollte den Deutschen und der Welt beweisen, dass Juden nicht diese schrecklichen Menschen waren, nicht so fett, hässlich, widerlich, wie sie uns darstellten. Ich wollte zeigen, dass ein jüdisches Mädchen die Deutschen besiegen kann, vor 100.000 Menschen."Sie durfte nicht. Gretel Bergmann, 1936 vermutlich die beste Hochspringerin der Welt, war Mitglied der deutschen Kernmannschaft, weil die Amerikaner den Boykott angedroht hatten für den Fall, dass keine Juden im deutschen Team auftauchen würden. Als dann die Amerikaner, die mehrere Juden in der Mannschaft hatten, auf dem Weg nach Berlin waren, ihr Schiff unterwegs auf dem Atlantik und eine Kehrtwende unwahrscheinlich, schlossen die Nazis die Bergmann aus. Sie nominierten einen Mann für den Frauenhochsprung, der Mann rasierte sich die Beine, trug lange Haare und fiel nicht weiter auf. "Berlin '36" ist ein Spielfilm geworden. Kaspar Heidelbach hat liebevoll Regie geführt, Karoline Herfurth spielt Gretel Bergmann listig und launisch, eine schlagfertige Frau, sommersprossig, aufregend.Aber Berlin 36 ist mehr als ein Film, es ist ein Schicksal, lebensprägend für die Familie Bergmann und kein Einzelfall, leider, denn es war Weltpolitik. Natürlich bestimmten jüdische Athleten den deutschen Sport mit, vor 1936. Da war Lilli Henoch, 1899 in Königsberg geboren, 1942 deportiert und bei Riga ermordet. Lilli Henoch war zehnmal deutsche Meisterin, im Kugelstoßen, mit der Sprintstaffel, im Weitsprung und mit dem Diskus, mit dem sie zwei Weltrekorde schaffte, 24,90 Meter im Herbst 1922 und 26,62 Meter ein Jahr später. Sie lief Weltrekord mit der 4 x 100-Meter-Staffel des Berliner SC, als sie noch laufen durfte; als ihr Verein sie ausschloss, trat sie dem Jüdischen Turn- und Sportclub von 1905 bei und gründete die Abteilung für Damenhandball. Da waren Rudi Ball und Helene Mayer, im Nazi-Deutsch "Halbjuden", die 1936 starten durften; die Fechterin Helene Mayer, Weltmeisterin und 1928 olympische Gold-Gewinnern, holte 1936 Silber für das Deutsche Reich. Und da war Gretel Bergmann, Unternehmertochter, dunkle Locken, lange Beine, große Füße ("American size 11", sagt sie, also europäische 43), eine Athletin, die schon mit ihrem Bruder auf Stelzen um die Wette gelaufen war.Sport, sagt sie, war anders als heute. "Kein Vergleich. Wir waren Freundinnen, die an jedem Samstag in eine andere Stadt zu den Sportfesten fuhren. Wir hatten die beste Zeit unseres Lebens und hielten nach den Jungs Ausschau. Heute? Geld, Geld, Geld. Masseure und Psychologen." Und Doping. "Jawohl, und Doping." Ihr Vater fuhr sie, förderte sie. Ihr Vater sei sehr vornehm gewesen, sagt sie, stets mit Schlips, und mildtätig auch, "wenn er Geld hatte, schenkte er es weg, und wenn er keins hatte, schenkte er es auch weg", das sagt Margaret Bergmann-Lambert, sie legt den rechten Zeigefinger auf die Nase, wenn sie an damals denkt. Ihr Vater wurde nur 66, er saß auf der Couch und fiel um; es war ein Herzinfarkt, er hatte geraucht, aber Margaret Bergmann-Lambert sagt, es sei eher die Kälte der sechs Wochen in Dachau gewesen. Ihre Familie kam heraus aus Deutschland, die ihres Mannes nicht: Brunos Eltern und 30 Verwandte starben im Holocaust, auch die Achtjährigen. "Wir wissen nicht, wann und wo, wir wollen es nicht wissen, mein Mann hat heute noch Alpträume", sagt sie. Margaret Bergmann-Lambert sitzt zwischen Plüschäffchen, sie sammelt Plüschäffchen. Der Ventilator dreht sich, ein paar Zeitungsartikel, gelblich und bleich, kleben an den weißen Wänden, die Urkunden und die Medaillen hängen vorne im Treppenhaus, nur die eine nicht - ob Hitler sich um die Siegerehrung wohl gedrückt hätte, wenn es so weit gekommen wäre, Gold für die Jüdin?Sie zeigt ein Foto, in Laupheim gibt es ein Gretel-Bergmann-Stadion. Mrs. Bergmann trägt Turnschuhe und Ringelsöckchen, eine helle Baumwollhose und eine weiß-grüne Blümchenbluse, ein Hörgerät, sie hat lächelnde, braune Augen, weißes Haar. Damals, erzählt sie, habe sie sich jeden Tag gefragt: "Wie werden sie mich stoppen? Werden sie mir ein Bein brechen? Mich ermorden? Dann verstand ich, was sie vorhatten, und als ich wusste, worum es ging, wusste ich, dass ich keine Chance hatte und mir andererseits keine Sorgen um mein Leben machen musste." Am 15. Juli 1936 bestiegen die Amerikaner das Schiff in New York, am 16. Juli verließ der Brief an "Frl. Gretel Bergmann" den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen: "Sie werden auf Grund der in letzter Zeit gezeigten Leistungen wohl selbst nicht mit einer Aufstellung gerechnet haben." Beim letzten Wettkampf war sie 20 Zentimeter höher als die Zweitplatzierte gesprungen. "Heil Hitler!", so endet der Brief. Sie reiste nach Amerika, so schnell sie konnte; zehn Mark, vier Dollar, durfte sie mitnehmen. Der Bruder war schon dort, wartete, er fuhr sie am Riverside Park in Manhattan entlang, wo Bäume standen. "Ich konnte nicht glauben, dass ich hier leben sollte", sagt sie, "da waren nur Häuser, Autos, Lärm und Dreck." Aber es gab viele Flüchtlinge, und sie hielten zusammen, kochten füreinander, und wenn einer eine Stradivari aus Deutschland herausbekommen hatte und verkaufen konnte, ging es für eine Weile allen besser. Gretel putzte und bügelte. Dann lernte sie sich selbst als Krankengymnastin an, sie arbeitete für Ärzte. "Jede Menge dicke Frauen", sagt sie, "die einzige, die abnahm, war ich." Sie trainierte dort, wo heute das neue Yankee Stadium steht, in der Bronx. Bruno kam nach, ihr Verlobter, bald ihr Ehemann, es war 1938. Bruno machte sein Examen in Amerika, Medizin, er durfte Staatsbürger werden, meldete sich sofort zum Einsatz im Krieg gegen die Deutschen.In New York lebten sie zunächst für vier Dollar Miete pro Woche in einer Kammer, und wenn sie die Schlafcouch ausziehen wollten, mussten sie die Stühle auf den Tisch stellen. "Wir liebten uns, es war gut", sagt Margaret Bergmann-Lambert. Es hielt 70 Jahre, hält immer noch, auch die beiden Söhne sind ja längst um die 60. Es gebe zwei Geheimnisse einer langen Ehe, sagt sie nun. "Akzeptieren und lächeln", das sei das eine, und das andere seien zwei Fernseher, einer unten und einer oben: "Bruno ist Fan der New York Mets, ich liebe die Yankees, und weil beide Teams täglich spielen, sind es eigentlich ja nur 35 Jahre Ehe. Eine Fernbeziehung."Der Spielfilm, "Berlin '36", ist fein erzählt, manchmal verklärend und hin und wieder lustig und immer spannend, und Karoline Herfurth, Sebastian Urzendowsky (als Marie Ketteler, die in Wahrheit ein Junge ist) und ein guter Deutscher, der Trainer Hans Waldmann (gespielt von Axel Prahl), tragen ihn. Margaret Bergmann-Lambert sah ihn in einem Kino in New York, aufgeführt nur für sie und 70 "Freunde und Feinde", wie sie sagt, und sie mag beide Happy Endings, "das des Spielfilms und das meines Lebens". Das ihres Lebens? "Nun, ich bin ja hier, immer noch, das zählt doch wohl."Eine wie Margaret Bergmann-Lambert würde so etwas nicht sagen, weil sie loyal ist und bescheiden und sowieso gerührt wegen des späten Ruhms, aber es gibt im Film eine problematische Stelle: die letzten Minuten. Denn da tritt die echte Margaret Bergmann-Lambert auf, und dieses Interview gibt allem, was vorausging, den Anstrich einer Dokumentation.Das war es nicht, ganz und gar wahr muss und kann ein Spielfilm nicht sein.Im Film reist der Vater nach England, sieht seine Tochter siegen und feiern und sagt, sie möge heimkehren nach Deutschland. "Es ist auch dein Vaterland", spricht der Vater im Nebel der englischen Nacht, "nicht mehr", antwortet die Tochter. Das Leben war nicht ganz so melodramatisch. Im Film intrigiert die ganze Mannschaft gegen Gretel Bergmann; die echte Margaret Bergmann-Lambert erzählt: "Wir haben uns gut verstanden. Wir haben uns sogar Tipps gegeben, wie man besser springen kann." Im Film schließen die anderen Mädchen Gretel in der Dusche ein, dort duscht auch Marie Ketteler, dieses seltsame Mädchen vom Bauernhof, und Gretel sieht, dass Marie ein junger Mann ist, und es entspinnt sich eine Romanze, ganz zart, zwischen dem Jungen und der Jüdin, die ihm den Scherensprung beibringt.Die Wirklichkeit war langweiliger und doch bizarr genug.Margaret Bergmann-Lambert sagt: "Ich habe mit ihr oder mit ihm, wie soll ich sagen?, jedenfalls mit Dora Ratjen, wie sie oder er, also Marie Ketteler, in Wirklichkeit hieß, das Zimmer geteilt. Ich habe nie einen Verdacht gehabt. In der Dusche haben wir uns alle gewundert, dass sie sich nie nackt zeigte, mit 17 so schüchtern, es war grotesk. Wir dachten nur: Die ist seltsam, die ist schräg. Es gab eine Tür zu einem privaten Badezimmer, wir durften nicht hindurchgehen, nur Dora durfte. Aber geahnt habe ich jahrelang nichts."Im Film reist Gretel nach Berlin, wo ein amerikanischer Journalist die Wahrheit enthüllen will und bei einem inszenierten Verkehrsunfall stirbt; sie geht ins Stadion und sieht Marie, Freundin und Freund, anlaufen zum letzten Versuch; im Leben warf Gretel Teller gegen die Wand, als der Brief kam, der sie ausschloss, und sie weinte und beschloss, dass sie rausmusste aus Deutschland; die Spiele lagen schon vor der Eröffnung hinter ihr. Berlin betrat sie nie wieder, niemand berichtete über den Fall, das Internationale Olympische Komitee sah schon damals lieber weit weg.Dora Ratjen, 1938 Europameisterin und kurz darauf als Mann enttarnt, lebte zurückgezogen, starb 2008, und Margaret Bergmann-Lambert sagt, dass sie bis 1966 nichts gewusst habe. Da saß sie beim Zahnarzt und las in "Time" die Geschichte vom Hochsprung-Betrug von 36 und "musste kreischen, und alle hielten mich für irre". Sie schrieb einen Brief an die einstige Kameradin, eine Antwort kam nie.Damals, 1936, verlor der Mann im Damentrikot die Nerven, wurde Vierter, Gold holte die Ungarin Ibolya Csák. "Eine Jüdin", sagt Margaret Bergmann und kichert, dann deckt sie den Tisch: Gurken, Graubrot, Leberwurst.Sie hat kein deutsches Wort gesagt in all den Stunden, aber sie spricht noch heute etwas anders als andere Amerikaner. Die Wortwahl ist deutsch, der Satzbau auch. "Now it's good", sagt Margaret Bergmann-Lambert, 95, nun ist es gut, und versöhnlich wäre es, wenn es stimmte.
Im New Yorker Stadtteil Queens lebt die 95-jährige Margaret Bergmann, die 1936 erste Anwärterin auf olympisches Hochsprung-Gold war. Weil die USA mit Boykott drohten, ließen die Nazis die Jüdin lange im Kader - doch kurz vor der Eröffnungsfeier kam ein eisiger Brief.
[ "Olympische Sommerspiele 1936", "Holocaust", "Olympia", "Stars des Sports", "Flucht und Vertreibung", "Sport", "Holocaust" ]
Geschichte
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2017-05-26T13:05:00+02:00
2017-05-26T13:05:00+02:00
https://www.spiegel.de/geschichte/gretel-bergmann-gestorben-a-1159756.html
Überzeugung
Der SPD-Vorstand in Bonn gab in seinem Informationsdienst »Arbeit und Freiheit« die Anweisung zur Wahlarbeit im Betrieb: »Unsere Betriebsgruppen sollten ... ihre ganze Arbeit ausschließlich auf die Bundestagswahl konzentrieren. Jedes SPD-Mitglied sollte zur Aufgabe gestellt bekommen, sich mit zwei bis drei Parteilosen zu befassen und sie so zu überzeugen, daß sie unsere Partei wählen. Die Betriebsgruppenleitung und unsere Vertrauensleute sollten in engster Verbindung mit dem Ortsverein dafür Sorge tragen, daß geeignete Flugblätter, Wahlzeitungen usw. zur Verbreitung unter der Arbeiterschaft des Betriebes gelangen. Wir sollten dafür sorgen, daß die Betriebsräte Belegschaftsversammlungen einberufen, in denen Abgeordnete oder Kandidaten, die Gewerkschafter sind, sprechen.«
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Politik
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1953-08-18T13:00:00+01:00
1953-08-18T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ueberzeugung-a-8a726b13-0002-0001-0000-000025657366?context=issue
Aus Versehen: Kampfjet beschießt Ferienanlage in Thailand
Bangkok - Die Bungalows an der Küste der Provinz Rayong, 140 Kilometer östlich von Bangkok, standen zur Zeitdes Angriffs leer. Deshalb kam niemand zu Schaden. Die Luftwaffe bezeichnete den Vorfall vom Dienstag als "technisches Versehen".Wären die Häuser an einem Wochenende unter Beschuss genommen worden, hätte es allerdings durchaus Tote geben können, zitierte die Zeitung "The Nation" den Besitzer der Anlage. Die Bungalows seien bei dem Angriff regelrecht von Kugeln durchsiebt worden. Nach Angaben eines Militärsprechers war der Pilot des Kampfjets erheblich vom Kurs abgekommen. "Der Vorfall ereignete sich während einer Luft-Luft-Übung, die eigentlich in einem Sperrgebiet 36 Kilometer von den Bungalows entfernt stattfinden sollte", sagte er. Das Militär kündigte eine Untersuchung des Zwischenfalls an.
Ein F-16-Kampfjet hat in Thailand während einer Übung eine Urlaubersiedlung beschossen und zwölf Bungalows zerstört. Der Pilot war vom Kurs abgekommen.
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Panorama
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2000-03-01T10:18:18+01:00
2000-03-01T10:18:18+01:00
https://www.spiegel.de/panorama/aus-versehen-kampfjet-beschiesst-ferienanlage-in-thailand-a-67192.html
Schifffahrt: Fahrtziel Weltmeere
Bremen - Der 293,20 Meter lange und 32,20 Meter breiteLuxusliner habe den Dollart dank des neuartigen Antriebs und derhervorragenden Manövrierfähigkeit schneller erreicht als geplant,berichtete Werftsprecher Peter Hackmann. Bereits gegen 17 Uhr traf die "Radiance of the Seas" imniederländischen Eemshaven ein. Von dort geht es weiter nach Hamburgzu Blohm & Voss, wo ab Sonntag die letzten Werfttests durchgeführtwerden sollen. Danach sind ausgedehnte Testfahrten in der Nordseegeplant. Für April steht die erste Reise des 700 Millionen Mark teurenNeubaus an, der von der amerikanischen Reederei Royal CaribbeanInternational in Auftrag gegeben wurde. Dann geht es unter anderemnach Alaska. Die "Radiance of the Seas" hat 1050 Kabinen und bietet 2100Passagieren Platz. Das Schiff verfügt über einen neuartigenPod-Antrieb, der ohne Antriebswellen auskommt. Durch die neueTechnologie lässt sich der Antrieb genau dosieren. Dadurch war es möglich, den Kreuzliner bei der rund 70 Kilometer langen Überführung von Papenburg zum Dollart rückwärts mit dem Heck voraus zumanövrieren. Die Überführung war wegen ungünstiger Windverhältnisseund Wasserstände wiederholt verschoben worden.
Ohne Schäden hat die "Radiance of the Seas", das bisher größte bei der Meyer-Werft in Papenburg gebaute Kreuzfahrtschiff, am Donnerstag die Überführung zur Nordsee überstanden.
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Reise
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2001-01-25T18:16:34+01:00
2001-01-25T18:16:34+01:00
https://www.spiegel.de/reise/aktuell/schifffahrt-fahrtziel-weltmeere-a-114179.html
Neandertaler: Entwicklung von Zähnen, Gesicht und Hirn
Wie entwickelte sich der Neandertaler? Die Wissenschaft war sich bislang uneins, ob sich alle körperlichen Änderungen gleichzeitig oder nach und nach vollzogen haben. Nun liefern Untersuchungen von mehreren 430.000 Jahre alten Schädeln aus Spanien neue Erkenntnisse: Die Funde stammen von frühen Verwandten des Neandertalers und zeigen, dass sich wahrscheinlich zuerst das Gesicht und dann das Gehirn des Neandertalers entwickelte. Das spricht für die Theorie, dass der Neandertaler in der Evolution nach und nach entstand. Innerhalb mehrerer Jahrzehnte entdeckten Forscher in der Ausgrabungsstätte Sima de los Huesos, übersetzt Knochengrube, im nordspanischen Gebirgszug Sierra de Atapuerca mehr als 6500 menschliche Fossilien. Sie lassen sich 28 Individuen zuordnen. "Diese Anhäufung von hominiden Fossilien ist bislang einzigartig", sagt Juan-Luis Arsuaga von der Universität Complutense in Madrid, Erstautor der aktuellen Studie im Fachmagazin "Science" . Spezialisierter KauapparatUnter den Fundstücken befinden sich 17 Schädel, einige davon sind fast vollständig erhalten. Sieben der Schädel haben die Wissenschaftler nun erneut untersucht und dabei ein wiederkehrendes Muster festgestellt: Zähne und Gesicht entsprechen in ihren Merkmalen bereits der Morphologie des Neandertalers, während aber die Hirnschale noch wenig entwickelt ist. "Tatsache ist, dass man in Europa keine Neandertaler-Hirnschalen findet, die älter sind als 200.000 Jahre", schreibt Evolutionsforscher Jean-Jacques Hublin vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig in einem begleitenden Kommentar . Von den Veränderungen am Schädel der Neandertalervorfahren betroffen sind vor allem die für den Kauvorgang wichtigen Regionen des Kopfes. Das lasse vermuten, dass der Ursprung des Neandertalers mit der Spezialisierung seines Kauapparats zusammenfalle, folgern die Wissenschaftler in ihrer Studie. "Die Schneidezähne zeigen starke Gebrauchsspuren", sagt Paläontologe Arsuaga, "als seien sie als eine Art dritte Hand verwendet worden - typisch für den Neandertaler."Bisher vermuteten die Forscher, dass die Funde aus der Sima de los Huesos zur Art Homo heidelbergensis gehörten. Da die gefundenen Schädel jedoch mehrere Neandertaler-Merkmale aufweisen, widerriefen Arsuaga und sein Team die Einordnung. Die gefundenen Urzeitmenschen seien zwar Teil des Neandertaler-Klans, aber nicht zwangsläufig direkte Vorfahren. Die Wissenschaftler schlugen daher vor, sie als eigenständige Subpopulation zu betrachten. Ob es sich dabei um eine eigene Art oder eine Unterart handele, müsse noch geklärt werden. Es sei wahrscheinlich, dass zu dieser Zeit mehrere Linien von Urmenschen nebeneinander existiert hätten.
jme/dpa
430.000 Jahre alte Schädel aus Spanien liefern Hinweise, wie der Neandertaler entstanden ist. Demnach entwickelten sich zunächst der typische Kauapparat und die Gesichtsform, das Hirn wuchs erst später.
[ "Neandertaler", "Paläontologie", "Archäologie", "Evolution" ]
Wissenschaft
Mensch
2014-06-20T11:49:00+02:00
2014-06-20T11:49:00+02:00
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/neandertaler-entwicklung-von-zaehnen-gesicht-und-hirn-a-976339.html
Frankreich: Neue Straßenschlachten in Pariser Vorstädten
Bobigny - In Aulnay-sous-Bois im am schwersten betroffenen Département Seine-Saint-Denis nordöstlich der französischen Haupstadt besetzten Jugendliche vorübergehend eine Polizeiwache und versuchten, sie inBrand zu setzen. Ebenfalls in Aulnay überfielen Jugendliche ein Fernsehteam, nahmen den Journalisten ihr Auto ab und steckten es in Brand. In Bobigny verwüsteten rund 40 vermummte Angreifer ein Einkaufszentrum und griffen Verkäuferinnen an. Auch eine Autowerkstatt und eine Sporthalle wurden in Brand gesetzt, zwei Schulen wurden beschädigt. Die Polizei berichtete von gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Randalierern und Beamten in zahlreichen Vorstädten. Allein im Département Seine-Saint-Denis gingen rund 40 Autos in Flammen auf.Im Vorort Clichy-sous-Bois, wo die Krawalle Ende vergangener Woche begonnen hatten, blieb es dagegen verleichsweise ruhig. Am vergangenen Donnerstag waren in Clichy-sous-Bois zwei Jugendliche gestorben, als sie vor der Polizei fliehen wollten. Sie kletterten über die Mauer eines Transformatorenhäuschens und erlitten tödlicheStromschläge. In der Folge entspannen sich heftigeAuseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Jugendlichen und der Polizei, die sich auf weitere Teile der Hauptstadtregion ausdehnten und seit Tagen andauern. In der Nacht zum Mittwoch wurden in der Region nach Polizeiangaben etwa 180 Fahrzeuge in Brand gesetzt.In den betroffenen Vororten leben hauptsächlich Einwanderer, die Vorstädte haben eine hohe Arbeitslosenquote und eine hohe Armenrate. Kritiker werfen der französischen Regierung mangelnden Kampf gegen die soziale Verelendung vor. Präsident Jacques Chirac mahnte die erhitzten Gemüter gestern zur Besonnenheit. In den Problemvierteln müsse "das Gesetz streng geachtet werden, allerdings im Geist des Dialogs und Respekts", sagte der konservative Staatschef. Beobachter sahen darin auch eine Zurechtweisung von Innenminister Nicolas Sarkozy, der wegen seiner harten Wortwahl für die Eskalation der Gewalt mitverantwortlich gemacht wird. Sarkozy hatte unter anderem angekündigt, die Problemviertel mit einem "Hochdruckreiniger" von dem "Gesindel" zu säubern. Statt "kriegerischer Worte" sei eine Beruhigung der Lage angebracht, sagte der Minister für Chancengleichheit, Azouz Begag. Sarkozy forderte für die hauptsächlich von Einwanderern aus Nord- und Schwarzafrika bewohnten Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit aber auch mehr soziale Gerechtigkeit. "Die Jugendlichen dort wollen keine Wohltätigkeit. Sie wollen Arbeit finden und etwas aus sich machen", sagte der Minister. Gleichzeitig müsse man durchgreifen: "Dort gilt allzu oft das Recht von Banden, Drogendealern und Schwarzhändlern." Soziologen erklärten den Gewaltausbruch mit der Verzweiflung junger Leute, die sich von der Gesellschaft und Arbeitswelt ausgeschlossen sähen. Im Fernsehen waren vermummte Jugendliche zu sehen, die nachts islamische Parolen riefen. Premierminister Dominique de Villepin verschob eine Kanada-Reise kurzfristig und verteidigte seine Regierung gegen Kritik. Es gebe "keine Wunderlösung für die Lage in den Vierteln", sagte Villepin in der Nationalversammlung. Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit übte scharfe Kritik an Sarkozy. In einem Interview mit dem "Tagesspiegel" forderte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament "mehr Selbstkritik". Die Strategie des Innenministers, allein auf die Härte des Staates zu setzen, sei erfolglos, sagte Cohn-Bendit.
Autos brennen, Steine fliegen - in den Pariser Vororten ist erneut Gewalt aufgeflammt. In der siebten Nacht in Folge kam es zu Krawallen. Dutzende Randalierer bewarfen Polizisten mit Steinen und verwüsteten ein Einkaufszentrum.
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Ausland
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2005-11-03T07:13:40+01:00
2005-11-03T07:13:40+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ausland/frankreich-neue-strassenschlachten-in-pariser-vorstaedten-a-382992.html
Europa League: RB Leipzig erreicht Playoffs - sieben Auswärtsfans jubeln mit
RB Leizpig steht in den Playoffs zur Europa League. Dem Team reichte im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde bei Universitatea Craiova ein 1:1 (1:0). Das Hinspiel vor einer Woche hatte der Bundesligist bereits 3:1 für sich entschieden. Das einzige Tor für RB schoss Marcel Sabitzer in der 39. Minute, Raoul Petre Baicu glich kurz vor Abpfiff für den rumänischen Vertreter aus (85. Minute). Leipzigs Playoff-Gegner ist Sorja Luhansk, der ukrainische Klub setzte sich nach zwei Remis gegen Sporting Braga (Portugal) durch. Der Bundesligist wird am 23. August mit einem Auswärtsduell starten, zum Rückspiel kommt es eine Woche später in Leipzig. Leipzigs Auswärtsspiel bei Universitatea Craiova hatte Aufmerksamkeit erregt, da nur sieben RB-Anhänger Tickets für das Spiel in Rumänien gekauft hatten. Auf mehreren Fotos aus dem Stadion waren diese sieben Anhänger dann auch zu erkennen. Möglicherweise könnte bei der Gruppe auch noch ein achter RB-Fan gewesen sein. RB selbst sprach nach dem Spiel von 25 Fans, die mit nach Rumänien gekommen sind. Die geringe Nachfrage hatte teilweise für Spott gesorgt, andererseits: Die Ausgangslage war vor der Partie am frühen Abend im 1400 Kilometer entfernten Craiova klar.In der kurzen europäischen Geschichte der Leipziger - in der vergangenen Saison spielte RB erstmals Champions und Europa League - lag der bisherige Negativrekord bei einer Auswärtsfahrt bei 20 Fans, gezählt beim Europa-League-Achtelfinale in Sankt-Petersburg. Universitatea Craiova - RB Leipzig 1:1 (0:1)0:1 Sabitzer (39.)1:1 Raoul Petre Baicu (85.)Craiova: Pigliacelli - Martic (74. Tiago Ferreira), Donkor, Kelic, Briceag - Fedele (81. Markovic), Mateiu, Cicaldau - Petre, Bancu - Mitrita (51. Burlacu)Leipzig: Mvogo - Mukiele, Konaté, Orban, Saracchi - Sabitzer (64. Bruma), Demme (72. Ilsanker), Kampl, Forsberg - Poulsen, Cunha (46. Augustin)Schiedsrichter: Miroslav Zelinka (Tschechien)Gelbe Karten: Mitrita, Petre, Bancu, Cicaldau / Demme, Sabitzer, Saracchi, Kampl, AugustinZuschauer: 20.000
jan
RB Leipzig hat die Playoffs zur Gruppenphase der Europa League erreicht. Das Remis im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde in Rumänien verfolgte eine besonders kleine Reisegruppe aus Leipzig.
[ "Europa League", "RB Leipzig", "Europa" ]
Sport
Fußball-News
2018-08-16T20:27:00+02:00
2018-08-16T20:27:00+02:00
https://www.spiegel.de/sport/fussball/europa-league-rb-leipzig-erreicht-playoffs-sieben-auswaertsfans-jubeln-mit-a-1223581.html
Heute in den Feuilletons: "Das schnaufende Lamm Gottes"
Neue Zürcher Zeitung, 21.08.2009Auf der Medienseite verteidigt  Rainer Stadler Google gegen die Kritik der deutschen Verlage, die sich den Konzern zum Lieblingsfeind erkoren haben: "Allerdings erstaunt Folgendes: Ausgerechnet die Vertreter von Großunternehmen reagieren derart defensiv und moralisierend auf die Umwälzungen. Bisher priesen sie stets die Vorzüge des freien Markts - und nutzten die Chancen durch internationale Expansion. Der Mauerfall eröffnete etwa dem Springer-Konzern viele neue Möglichkeiten in Osteuropa. Die Kritik des Springer-Chefs wirkt zudem umso weniger glaubwürdig, als sein Haus den freien Journalisten einen Vertrag vorgesetzt hat (mehr hier ), welchen man nicht wirklich als urheberfreundlich bezeichnen kann. Die Journalisten verlieren damit weitgehend die Kontrolle über ihre Texte." Außerdem beschäftigt  sich Thomas Schuler ausführlich mit den Erbfolgekämpfen in Rupert Murdochs Medienimperium. Im Feuilleton verteidigt  Martin Meyer die Schweiz gegen Thomas Hürlimann, der in der gestrigen Zeit behauptet hatte , der Ammann Verlag werde erst nach seinem Untergang in der Schweiz gewürdigt: "Schon früher hatten wir Gelegenheit, festzustellen, dass Schriftsteller nicht kraft ihres Metiers klüger sein müssen als andere Zeitgenossen. Heute liegt ein weiteres Exempel dieses demokratiefreundlichen Befunds vor." Außerdem: Peter Hagmann resümiert  das Schauspiel über die Suche nach einem neuen Intendanten der Salzburger Festspiele. Brigitte Kramer informiert  über den jahrzehntelangen Streit zwischen Costitx und Madrid um prähistorische Stierköpfe. Knut Henkel bespricht  auf der Pop- und Jazzseite ein Konzert des Flamenco-Sänger  Diego el Cigala, Claus Lochbihler begeistert sich für den brasilianischen Mandolinenvirtuose  Hamilton de Holanda. Die Welt, 21.08.2009 Er habe versucht, in seinem Film "Inglourious Basterds" die üblichen Naziklischees zu vermeiden, sagt  Quentin Tarantino im Interview mit Peter Zander, aber dann habe eine ganz andere Gefahr gedroht, nämlich "dass plötzlich alle gleich sind. Wenn Brad Pitt als einer der Basterds einen Deutschen verhört, habe ich ihn nicht eben als netten Menschen gezeigt. Eigentlich führt er sich doch, kein Zweifel, genauso auf wie ein Nazi." Eckhard Fuhr musste miterleben , wie Rolf Hochhuth das Gebäude des Berliner Ensembles enterte und vom Balkon zum Volk sprach: Man "hätte wirklich glauben können, am Berliner Ensemble sei unter Einbeziehung der Außenanlagen und im Angesicht eines depressiv vor sich hin dümpelnden Wahlkampfes ein volkstümliches Staatsstreich-Stück geprobt worden." Weitere Artikel: Ulrich Blumenbach schreibt  über seine sechsjährige Arbeit an der Übersetzung von David Foster Wallace' Roman "Unendlicher Spaß". Im Aufmacher erinnert  der Historiker Gregor Schöllgen an die Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts vor siebzig Jahren. Dankwart Guratzsch berichtet  über die Pläne zum Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses, die heute vorgestellt werden. Berthold Seewald gratuliert  der Historischen Zeitschrift zum 150-jährigen Bestehen. Thomas Lindemann bemerkt  in einer Vorstellung neuer Computerspiele, dass die Deutschen in Spielen "häufig Siedlungen bauen und Imperien beherrschen" wollen. Besprochen werden ein nicht ganz überzeugender Klavierabend  Lang Langs in Salzburg und Ereignisse  der Innsbrucker Festwochen. Die Tageszeitung, 21.08.2009 Ob eine Frau ein Kopftuch trägt oder nicht, ist nicht nur eine Frage des Geschmacks oder des Bekenntnisses - es hat auch Auswirkungen auf Frauen, die keines tragen, schrieb  Nicola Liebert in einem polemischen Essay, den wir gestern leider übersehen haben: "Ich bin zornig, weil das Verhüllen von Körper und Kopf eine Aussage darstellt, die ich persönlich nehme. Die Aussage lautet nicht nur: 'Seht her, das ist meine Religion, und darauf bin ich stolz!' Sie lautet auch: 'Seht her, ich bin züchtig und keusch, ich bin keine Schlampe, keine Nutte!' Und solch eine Aussage beinhaltet stets auch ihr Gegenteil: Wer sich nicht so kleidet, ist im Umkehrschluss wohl nicht züchtig und nicht keusch. Also alles voller Schlampen und Nutten in diesem Sündenbabel Berlin, mich eingeschlossen." Weitere Artikel: Ausgezeichnet gefielen  Markus Weckesser Ausstellung sowie Begleitbuch einer Kölner Werkschau  des Berliner Künstlerpaars Gabriele und Helmut Nothhelfer, das seit den Siebzigern bundesdeutsche Mentalitätsgeschichte fotografiert - auf zumeist sonntäglichen Freizeitveranstaltungen im öffentlichen Raum: "Auf den frühen Bildern zeigen die Porträtierten aber nur selten Freude, Gelassenheit oder unverstellte Selbstbewusstheit. Eher erinnern sie an das desillusionierte Personal in Stücken von Ödön von Horvath."Besprochen werden außerdem die Ausstellung  "Kinder, Krätze, Karitas. Waisenhäuser in der Frühen Neuzeit" in den Franckeschen Stiftungen  in Halle, die sich dem Heimleben zwischen 1500 und 1800 widmet, und das Album  "Feed The Horse" des Duos Fagget Fairys , das aus der bosnischstämmigen Elena Carla Cosovic und der dänischen DJ Carla Cammilla Hjort besteht. Die Medienseite berichtet  über einen drastischen Abonnenten-Rückgang bei der WAZ. Und Tom .Weitere Zeitungen, 21.08.2009 Hm, da kriegt es ja vielleicht sogar Google mit der Angst zu tun, oder? Die New York Times meldet : "Amazon, Microsoft and Yahoo are planning to join a coalition of nonprofit groups, individuals and library associations to oppose a proposed class-action settlement giving Google the rights to commercialize digital copies of millions of books." Aus den Blogs, 21.08.2009Im Technoblog Mashable kommentiert  Ben Parr die Meldung, dass Amazon, Microsoft und Yahoo gemeinsam gegen das Google Book Settlement antreten: "Interestingly enough, the coalition will be co-led by Gary Reback. You probably know him best as the one of the most prominent lawyers involved in the huge Microsoft antitrust investigation that occurred 1990s. The enemy of my enemy is my friend, it seems. We'll see how far this goes, but don't expect something dramatic like the settlement to be overturned. At most, they'll lightly tweak it." Frankfurter Rundschau, 21.08.2009 Im Interview mit Nicole Henneberg spricht  Herta Müller über ihren Roman "Atemschaukel" , ihre Arbeit mit Oskar Pastior und die Deportation der erwachsenen Rumäniendeutschen in die Sowjetunion: "Rumänien war zeitweilig an der Seite Hitlers, kurz vor Kriegsende hat es die Seiten gewechselt. Nach dem Krieg wurde die rumänische Geschichte gefälscht: man hat nur von der siegreichen Sowjetarmee gesprochen, als ob das andere nicht stattgefunden hätte. Die Sowjets verlangten von Rumänien für die Beseitigung der Kriegsschäden die deutsche Minderheit, obwohl die rumänische Armee auch in Stalingrad war. Weil das Thema an diese Verstrickung mit Hitler erinnerte, wollten die Rumänen nichts davon wissen. In der Ukraine wussten die Leute auch nicht, dass es diese Arbeitslager gab. Die Sowjets hatten alle Spuren beseitigt, auch die Friedhöfe." Ina Hartwig bespricht  den Roman. Weitere Artikel: Louise Brown geht  zum Mittagtheater in die Londoner City. Sebastian Moll schreibt  zum Tod des Literaturwissenschaftlers Richard Poirier. In Times mager nimmt  Mely Kiyak den dämlichen Teaser aufs Korn, mit dem die Zeit ihr Dossier zum Grillen im Tiergarten, dem Lieblingswahlkampfthema der Berliner CDU, ankündigte: "Im Berliner Tiergarten lassen Muslime Müll zurück und entfachen einen politischen Streit". Besprochen werden die Kompilation  "Jazz in Deutschland", Phillippe Herreweghes Dirigat  von Mendelssohns "Elias" und der Band  "Die Alpha-Journalisten" (siehe auch ab 14 Uhr unsere Bücherschau des Tages ). Süddeutsche Zeitung, 21.08.2009 Christine Dössel blickt  voraus auf die kommende Theatersaison und erkennt beste Aussichten: Alles Krise, von Jelinek bis Harald Schmidt, so kommt das Theater wieder zu sich: "Zwar hat das Theater die Verfehlungen der Menschheit immer schon auf dem Tableau, aber besondere Umstände erfordern auch auf diesem Marktplatz besondere Maßnahmen. Die Banken sind pleite, die Wirtschaft liegt darnieder? Um so besser. Dafür haben auf den deutschsprachigen Bühnen die Kapitalismus- und Krisenstücke Hochkonjunktur. Und das Theater ist wieder wer. Nämlich eine kritische Instanz - und nicht zuletzt eine moralische Anstalt." Weitere Artikel: Auf einer ganzen Seite unterhält sich Johan Schloemann mit den Staatsrechtlern Christoph Möllers  und Frank Schorkopf , die in Sachen Lissabon-Vertrag und demokratische Prozesse in der EU zu durchaus unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Laura Weissmüller konstatiert  etwas konsterniert, dass die Welt des Mauerfalls durch Mauerbau-Aktionen gedenkt. In Köln droht der Kulturetat um ein Drittel zu schmelzen - Christopher Schmidt kommentiert. Sonja Zekri stellt die Pläne für ein neues Mariinsky-Theater in Sankt Petersburg vor. Besprochen werden zwei Konzertabende  im Mozarteum und ein Konzert  mit Lang Lang in Salzburg, Thomas Kronthalers Film  "Schreibe mir - Postkarten nach Copacabana", und Bücher, darunter Henning Mankells Nicht-Krimi  "Daisy Sisters" (mehr dazu in der Bücherschau  des Tages ab 14 Uhr). Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.08.2009 Oliver Jungen war bei der Kölner Premiere von Hape Kerkelings "Horst Schlämmer"-Film "Isch kandidiere" und stellt fest, dass Schlämmer wohl der Politiker seiner Wahl wäre: "Denn was macht Horst Schlämmer, dieses schnaufende Lamm Gottes? Er sieht Marotten und nimmt sie an, damit man mit Schlämmer über Schlämmer lacht, nie über die anderen. Horst Schlämmer, zur Schande für alle anderen Mitglieder der Kaste sei es gesagt, wäre der Politiker, dem man sich anvertraut. Denn Horst Schlämmer, das sind wir."Weitere Artikel: Niklas Maak beschreibt  am aktuellen Beispiel von eintausend - nicht mal täuschend echten - gefälschten Giacomettis den Boom des Kunstfälschungsmarkts. In der Glosse informiert  Andreas Rossmann darüber, dass in der Kölner Kulturpolitik der "Kahlschlag" droht. Über eine wiederentdeckte Porträtserie des Malers und Zeichners Siegfried Sebba in der Frankfurter Zeitung der Jahre 1930 und 1931 berichtet Dirk Heisserer. Klaus Ungerer stellt das Internetportal brettspielwelt.de  vor, wo man umsonst auch preisgekrönte Brettspiele spielen kann. Gina Thomas meldet , dass Bestsellerautor  Alain de Botton gerade für eine Woche als Writer in Residence am Londoner Flughafen Heathrow residiert und für alle Welt sichtbar Texte in seinen Computer tippt. Die Autorin  Felicitas Hoppe schreibt zum Tod des Berliner Handpresse -Verlegers Wolfgang Jörg. Besprochen werden die "Kontinent Varese"-Sektion der Salzburger Festspiele, die DDR-Alltags-Fotoausstellungen "Kunst und Revolte '89" in der Berliner Akademie der Künste  und "Ostzeit" im Haus der Kulturen der Welt  und Bücher, darunter Hazel Rosenstrauchs Doppelbiografie "Wahlverwandt und ebenbürtig" über Caroline und Wilhelm von Humboldt (mehr dazu in der Bücherschau  des Tages ab 14 Uhr).
In der "Welt" findet Quentin Tarantino eigentlich auch, dass sich Brad Pitt in seinem Film wie ein Nazi aufführt. Die "taz" fragt: Was macht das Kopftuch aus Frauen, die es nicht tragen? Die "New York Times" meldet, dass sich Amazon, Microsoft und Yahoo gemeinsam gegen das Google Book Settlement stellen.
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Kultur
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2009-08-21T09:59:05+02:00
2009-08-21T09:59:05+02:00
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/heute-in-den-feuilletons-das-schnaufende-lamm-gottes-a-644128.html
Durchaus geeignet
Durchaus geeignet (Nr. 32/1997, Umwelt: Deutscher Müll für Nordkorea) Ein vorsorglicher Genehmigungsantrag der Deutschen Gesellschaft für Kunststoff-Recycling (DKR) für den Export von Mischkunststoff-Agglomerat wurde inzwischen zurückgezogen. Die DKR wird also keine Agglomerate nach Nordkorea liefern, obschon die Anlagen dort durchaus für das Recycling dieser Stoffe geeignet sind. Für das Material, das von Dritten nach Nordkorea als Probelieferung verschifft worden ist, lag die Genehmigungspflicht nicht bei der DKR. Über Gesundheitsgefährdungen für den Menschen durch die Verarbeitung von Kunststoffabfällen zu Produkten, die nicht mit Lebensmitteln in Verbindung kommen, liegen keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse vor. KÖLN DR. HEIKE HÜLZER DKR
kleinau
Durchaus geeignet
[ "Nordkorea" ]
Politik
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1997-08-17T13:00:00+02:00
1997-08-17T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/durchaus-geeignet-a-4e9b1e15-0002-0001-0000-000008760293?context=issue
»Verbrecher gibt es überall«
Wenn sie an ihren zukünftigen Job denkt, fürchtet Wachtmeisterin Izabella Skersies keine patriotischen Gefühle: »Natürlich werde ich auch Landsleute jagen«, sagt sie. »Das hat nichts mit Verrat, sondern mit Gesetzen zu tun.« Die deutsche Beamtin Izabella Skersies ist Polin. Die Nationalität qualifiziert die Wachtmeisterin der Landespolizei in Mecklenburg-Vorpommern für ihren Dienst in Anklam, etwa 40 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. Sie soll, das ist Teil der Arbeitsplatzbeschreibung, vor allem Ganoven aus ihrem Heimatland ertappen. Skersies findet das nicht ungewöhnlich: »Verbrecher gibt es überall. Es ist egal, wer sie wann und wo schnappt.« Die lockere Selbstverständlichkeit ist für die meisten Polizeibeamten noch nicht normal: Während das Verbrechen schon längst weltweit operiert, endet für die Ordnungshüter die Gaunerjagd oft genug wie in alten Westernfilmen: An der Staatsgrenze ist Schluß. Trotz Inter- und Europol, trotz Auslieferungs- oder Rechtshilfeabkommen steckt die Verbrechensbekämpfung zwischen den Nationen im Vergleich zu den Aktivitäten ihrer kriminellen Gegenspieler noch immer in den Anfängen. Langwierige Verfahren, Kompetenzgerangel und Eitelkeiten behindern eine schnelle Verfolgung. Das gilt in Europa vor allem für die Grenzen zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern. Sie sind nach dem Ende des Staatskommunismus zu weit geöffneten Einfallstoren für Ganoven geworden. Wobei - entgegen einem landläufigen Vorurteil - die Gefahr nicht immer nur aus östlicher Richtung kommt. »Leider wird hierzulande immer vergessen, daß auch Deutsche in Polen massenhaft Straftaten begehen«, sagt Skersies. »Die meisten Banden sind eh binational besetzt.« Gegen das schlechte Image ihrer Landsleute werde auch sie nicht viel ausrichten können. »Aber die Zeit, in der mich das sehr traurig gemacht hat, ist Gott sei Dank vorbei.« Nur manchmal noch findet sie den Gedanken »ganz komisch, als Polin in Deutschland auf der anderen Seite des Bösen zu stehen«. Daß die Polin Skersies überhaupt deutsche Polizeibeamtin werden konnte, geht auf eine weitsichtige Entscheidung von Rudi Geil zurück. Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern schuf sich 1995 als bislang einziger deutscher Polizeidienstherr selbst die Möglichkeit, ausländische Staatsbürger als verbeamtete Polizisten einstellen zu können. Geils Intention: Er wollte sprach- und mentalitätskundige Mitarbeiter für mögliche Aufgaben gegen Landsleute gewinnen. Mit der Aufnahme in den Beamtenstatus ging er allerdings einen deutlichen Schritt weiter als seine Kollegen in den übrigen Bundesländern. Hier werden Ausländer, vor allem Türken und Italiener in Großstädten, nur als polizeiliche Angestellte und Kontaktleute eingesetzt. Am 1. September 1995 wurden auf dem Marktplatz in Stralsund nicht nur 116 junge deutsche Polizeianwärter, sondern auch vier Osteuropäer aus Polen, der Ukraine und Weißrußland öffentlich vereidigt - darunter auch Izabella Skersies. Erst wenige Wochen zuvor war sie mit ihrem Ehemann, einem Bundesgrenzschützer, den sie während seiner Dienstzeit im deutschen Konsulat in Breslau kennengelernt hatte, nach Vorpommern gezogen. Die Ausbildung auf der Landespolizeischule in Rostock beendete Skersies trotz doppelter Belastung als zweitbeste Teilnehmerin ihres Jahrganges. »Tagsüber erst den normalen Unterricht, abends dann Deutsch büffeln, das war schon hart«, erinnert sie sich, »vor allem dieses Amtsdeutsch, das niemand sonst benutzt.« Skersies' zukünftiger Arbeitsplatz ist ebenso wie ihre Einstellung bei der Polizei ein weiterer kleiner Schritt zur Verbesserung der internationalen Verbrechensbekämpfung: Die Koordinierungsstelle (KOST) der Polizeidirektion Anklam soll die Zusammenarbeit mit polnischen Dienststellen »erproben«, so lautet jedenfalls die offizielle Definition aus dem Schweriner Innenministerium. Doch das vor einem Jahr begonnene Pilotprojekt ist längst über den Erprobungsstatus hinaus. Es hat sich schnell herumgesprochen, daß die drei KOST-Mitglieder - ein Schutzpolizist, ein Kriminalbeamter und ein Angehöriger der Wasserschutzpolizei - nicht nur über eine Standleitung zu den polnischen Kollegen verfügen. Auch ein paar direkte Drähte zu Ansprechpartnern jenseits der Grenze machen die Arbeit effizienter, als es der bisher übliche Weg über Bundes- und Landeskriminalämter und Interpol zuließ. »Wir bekommen mittlerweile Anfragen aus allen Bundesländern und dem Ausland«, sagt KOST-Leiter Heinrich Wanning. Dabei wirkt die kleine KOST-Stube im Anklamer Polizeigebäude nicht wie der Geburtsort einer Eliteeinheit. Drei Schreibtische sind auf knapp 20 Quadratmeter Raum verteilt. An der Wand hängt eine arg ramponierte Landkarte Polens, die kaum dem neuesten Stand entspricht. Es ist »eine Karte aus alten kommunistischen Zeiten«, ein Geschenk der Kollegen aus Stettin. Die schnelle Truppe aus Anklam bekommt allerdings Schwierigkeiten mit dem Tempo, das sie vorlegt: Die argwöhnischen Blicke aus den bislang für solche Kontakte zuständigen Ämtern sind da nur das kleinere Problem, »auch wenn wir manchmal im stillen fluchen, welche Steine uns so in den Weg gelegt werden«. Viel komplizierter für die KOST-Leute ist die verzwickte Rechtslage: »Wir dürfen natürlich weder Personendaten noch klassische Rechtshilfeersuchen auf dem kurzen Dienstweg nach drüben übermitteln«, sagt Wanning. Das erste werde durch den deutschen Datenschutz verhindert, das zweite durch »die Bundeskollegen«. So bleibt - zumindest offiziell - nur das Sammeln, Weiterleiten und Abgleichen von Kfz-Nummern oder Kennzeichnungen an mutmaßlichem Diebesgut. »Wir hoffen sehr«, so Wanning, »daß wir für möglicherweise weiter gehende Tätigkeiten endlich die rechtlichen Grundlagen bekommen.« Immerhin ist für dieses Jahr die Gründung einer »Arbeitsgemeinschaft für polizeiliche Zusammenarbeit in Mittel- und Osteuropa« vorgesehen. Arbeit jedenfalls ist genug da. Im vergangenen Jahr kamen fast 50 Prozent der insgesamt 8000 ausländischen Tatverdächtigen in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Einzugsbereich der Anklamer. Dabei gehören nur 62 der rund 1300 Kilometer deutscher Ostgrenze zu Polen und Tschechien in den Bereich der Polizeidirektion Anklam. »Und ,Grenze' ist ja ein falsches Wort«, findet Martin Scherbarth, der in Anklam die Abteilung »Grenzüberschreitende Kriminalität« leitet und eng mit der KOST zusammenarbeitet. »Eine Grenze im alten Sinne, mit Kontrollen, gibt es ja nur noch im Bereich der Übergänge. Alles andere ist so löchrig, dagegen ist ein Schweizer Käse eine Stahlwand.« Gegen den organisierten Menschenhandel, den Drogen-, Zigaretten- und Autoschmuggel, die Waffenschiebereien und die illegalen Tiertransporte könnten Bundesgrenzschutz, Zoll und Polizei allein nicht ankommen, glaubt Scherbarth. »Es wird immer wichtiger, die Brüder präventiv zu schnappen.« Auch hier leistet die KOST Vorarbeit. »Wir bekommen schon mal einen Tip aus Stettin«, so Scherbarth, »wenn sich dort eine Gang auf den Weg nach Westen macht.« Andersherum fügen sich einzelne Meldungen über Straftaten von Polen, die aus den verschiedenen deutschen Landeskriminalämtern nach Anklam kommen, für die polnische Polizei oft zu einem Puzzle zusammen, das einen Zugriff möglich macht. Landsleute in Uniform jenseits der Grenze zu sehen ist für die Ertappten jedenfalls noch überraschend - so auch für den polnischen Schmuggler, der in eine deutsche Polizeikontrolle geriet. Die Beamten fanden nichts Verdächtiges. Da machte der polnische Kollege, der, wie Wanning sagt, »zufällig als Gast zugegen war«, auf Merkwürdigkeiten bei den Papieren aufmerksam. Daß der Gauner seine Festnahme einem Landsmann zu verdanken hatte, habe »den Mann doch etwas verwirrt«. Izabella Skersies, die schon während ihrer Ausbildung ab und zu bei der KOST ausgeholfen hat, ist für die ersten dienstlichen Kontakte mit Polen jedenfalls zuversichtlich: »Ich glaube, ich kann bei Verhören schon mehr aus den Leuten herauskriegen als ein deutscher Kollege.« Probleme hat die junge Polizistin nur mit ganz anderen Dingen: Weder ihr Führerschein noch ihr Abitur werden in Deutschland anerkannt: Das ist hinderlich sowohl für Verfolgungsjagden wie auch für eine Karriere im höheren Dienst. Einen Vorteil immerhin, sagt sie lächelnd, habe aber der Status als deutsche Beamtin: »Mein Mann bekommt ein bißchen Entschädigung, wenn ich im Einsatz erschossen werde.«
Nahe der deutsch-polnischen Grenze, in Anklam, hat die Zukunft der polizeilichen Zusammenarbeit begonnen: Eine Polin arbeitet als deutsche Polizistin.
[ "Mecklenburg-Vorpommern", "Polen" ]
Politik
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1997-02-16T13:00:00+01:00
1997-02-16T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/verbrecher-gibt-es-ueberall-a-f22ab0aa-0002-0001-0000-000008670100?context=issue
Tunis: Demonstration gegen TV-Film eskaliert in Gewalt
Tunis/Hamburg - Die Ausstrahlung des preisgekrönten Films "Persepolis", in dem Gott als alter, bärtiger Mann dargestellt wird, hat am Freitag heftige Proteste in der tunesischen Hauptstadt Tunis ausgelöst. Die Demonstranten zeigten sich entrüstet über den tunesischen Privatsender Nessma TV,der den Film aus dem Jahr 2007 vergangene Woche gezeigt hatte. Hunderte Angreifer attackierten das Haus von Senderchef Nabil Karoui. Die Proteste entwickelten sich zunächst am Ausgang einer Moschee im Anschluss an das Freitagsgebet. Als der Protestzug mit Tausenden Demonstranten, darunter Salafisten, sich auf den Sitz der Regierung zubewegte, schritt die Polizei ein und setzte gegen die Demonstranten Tränengas ein.Die Demonstranten forderten die Schließung des Senders und griffen später das Haus von Nessma-TV-Chef Karoui an. Wie der Sender am Abend berichtete, beteiligte sich eine "Gruppe von hundert Männern" an dem Angriff auf das Wohnhaus und warf Molotow-Cocktails. Etwa zwanzig von ihnen sei es gelungen, ins Haus einzudringen, wo sich zu diesem Zeitpunkt noch die Frau und Kinder Karouis aufhielten. Der Senderchef selbst sei nicht zu Hause gewesen. Der Familie sei es "in letzte Minute" gelungen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Angreifer hätten das Haus verwüstet und Feuer gelegt.Der Sender verurteilte den Angriff und die "Anstiftung durch einige Imame" zu Angriffen auf Mitarbeiter des Senders. Für salafistische Muslime ist es eine Gotteslästerung, wenn dieser im Bilde dargestellt wird. Die Ausstrahlung von "Persepolis" wurde in vielen tunesischen Moscheen im Freitagsgebet angesprochen. Der Film "Persepolis" von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud beruht auf dem gleichnamigen Comic und erzählt von Satrapis Jugend und Kindheit in Iran, setzt sich kritisch mit dem Schah-Regime und der Zeit nach der Islamischen Revolution 1979 auseinander.Im Libanon war der Streifen 2008 wegen Gotteslästerung zunächst verboten worden. "Persepolis" wurde von der Jury der Internationalen Filmfestspiele im südfranzösischen Cannes mit einem Spezialpreis bedacht und war für einen Oscar nominiert.
pad/dapd/AP
Ein angeblich blasphemischer Zeichentrickfilm hat in Tunis wütende Proteste ausgelöst. Tausende gingen nach der Ausstrahlung im TV auf die Straße, warfen dem Senderchef Gotteslästerung vor. Sein Haus wurde mit Brandbomben beworfen, die Polizei setzte Tränengas gegen die randalierende Menge ein.
[ "Revolution in Tunesien", "Menschenrechte in Iran", "Islam", "Tunesien" ]
Kultur
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2011-10-15T00:11:00+02:00
2011-10-15T00:11:00+02:00
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/tunis-demonstration-gegen-tv-film-eskaliert-in-gewalt-a-791935.html
Neue Studie: Einstiegsgehälter von Akademikern
Vielleicht hätte man besser Elektroingenieur werden sollen oder Wirtschaftsingenieur. Das werden sich zumindest viele Hochschulabsolventen sagen, die nach ihrem Studium nun irgendwas mit Kultur, Sport oder Unterhaltung machen.Denn die neuen Zahlen, die die Hans-Böckler-Stiftung gerade in einer Studie veröffentlicht hat, sprechen eine deutliche Sprache. Das stiftungseigene Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut befragte online 4300 Jungakademiker für den "Absolventen-Lohnspiegel " und stellte fest: Die Einstiegsgehälter variieren immens, abhängig sowohl von Studienrichtung oder Studienabschluss als auch von ihrem Geschlecht oder davon, ob sie in Ost- oder Westdeutschland leben. Im Gesamtdurchschnitt verdienen die Berufseinsteiger 3400 Euro brutto monatlich. Elektroingenieur müsste man sein: Da kommen im Schnitt rund 4540 Euro rum, Wirtschaftsingenieure streichen 200 Euro weniger ein. Dahinter rangieren Diplomkaufleute und Juristen. Überraschenderweise stehen selbst Soziologen und Sozialpädagogen am Anfang ihrer Karriere noch besser da als Architekten. In diesem prestigeträchtigen Beruf bekommt man anfangs am wenigsten Gehalt, nicht einmal 2500 Euro. Die armen MagisterAuch mit Blick auf die Art des Hochschulabschlusses werden die Unterschiede deutlich: Diejenigen mit Doktortitel, also dem höchsten Abschluss, verdienen am meisten - und zwar 4220 Euro durchschnittlich. Danach folgen Absolventen, die einen Master an der Uni und einen Bachelor an der FH gemacht haben. Das Schlusslicht bildet der gute alte Magisterabschluss: Dafür gibt es gerade einmal 2620 Euro im Monat - wohl vor allem deshalb, weil er überwiegend am Ende von geisteswissenschaftlichen Studiengängen steht. Wer das Falsche studiert hat und dann auch noch einen wenig prestigeträchtigen Abschluss in der Tasche hat, kann aber noch etwas gutmachen: indem er sich nach dem Studium den richtigen Berufszweig aussucht. Besonders zu empfehlen sind die Auto- und die Finanzbranche. Im Bankensektor gibt es 4400 Euro, beim Fahrzeugbau mit 4380 Euro fast gleich viel. Auch noch gut bezahlt, aber rund 1000 Euro billiger sind Einstiegspositionen in Unternehmen rund um Datenverarbeitung, unternehmensbezogene Dienstleistungen und, natürlich, die öffentliche Verwaltung. Wessis bekommen 20 Prozent mehr GehaltWer auf ein ordentliches Gehalt aus ist, sollte am besten einen Bogen um alle Stellenausschreibungen machen, die für Jobs in der Bauwirtschaft, in Druckindustrie und Verlagen und eben auch in der Kultur-, Sport- und Unterhaltungsbranche werben - denn dort gibt es gerade einmal 2650 Brutto-Monatslohn für die erste Stelle nach dem Studium. Zudem zeigt die Studie, dass die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen West- und Ostdeutschland nach wie vor eklatant sind: Bei den Männern und den Absolventen aus den alten Bundesländern steht im Schnitt ein Fünftel mehr Gehalt auf dem Lohnzettel.Wer sich also mit Elan ins Berufsleben stürzt, sollte bei diesen teils ernüchternden Gehaltssummen noch etwas im Sinn behalten, das die Untersuchung belegt: Über die Hälfte der Akademiker arbeitet in den ersten drei Jahren ihres Berufslebens mehr als im Vertrag steht. Das muss nicht sein. Erst recht nicht für knapp 3000 Euro im Monat.
hae/WSI
Haben Sie Architektur studiert oder wollen nach dem Abschluss was mit Kultur machen? Dann müssen Sie ganz tapfer sein: In Ihrem ersten Job werden Sie wohl wenig verdienen. Eine neue Studie belegt ernüchternde Startgehälter für junge Akademiker in manchen Branchen und Regionen.
[ "Gehaltsreport", "Die Anfänger", "Juristen", "Karriere-Quiz", "Löhne und Gehälter", "Gehälter von Frauen", "Branche Jura", "Branche Ingenieure", "Branche Automobilbau" ]
Job & Karriere
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2012-11-09T09:02:00+01:00
2012-11-09T09:02:00+01:00
https://www.spiegel.de/karriere/neue-studie-einstiegsgehaelter-von-akademikern-a-866150.html
Anti-Semitic Attack Suspected: Huge Berlin Jewish Cemetery Vandalized
One of Europe's largest Jewish cemeteries, the Weissensee cemetery in Berlin, has been attacked by vandals who knocked over 23 headstones and 10 short pillars on Monday night, police said on Tuesday. Berlin's Interior Minister Ehrhart Körting and the chairwoman of the Jewish community in Berlin, Lala Süsskind, visited the site Tuesday to inspect the damage, which was discovered by a member of the cemetery staff on Tuesday morning. "A political motive cannot be ruled out," said the police in a statement, adding that they had launched an investigation.The cemetery in the eastern Berlin district of Weissensee contains 115,000 graves and elaborate tombs, most of which predate World War II. Berlin's Jewish community has been calling for government funding to refurbish the site. Many of the mausoleums and headstones have been crumbling and decaying for over half a century because the descendants of those buried there perished in the Holocaust. Historians say the site, opened in 1880, is a national treasure because the musicians, scientists, poets and businessmen buried there show how integrated and important Jews were in German society before the Nazi genocide. Painter Lesser Ury is buried there, as is Samuel Fischer, who founded one of Germany's biggest publishing houses, and the writer Moritz Heimann. The father of Hollywood director Billy Wilder -- who fled Berlin after the Nazis took power -- is also buried there. Reports of attacks on Jewish cemeteries are not uncommon in Germany, where synagogues and other Jewish institutions are often under 24-hour police guard. cro
The Jewish cemetery in Berlin's Weissensee district is one of Europe's largest and most historically significant. On Monday night, unknown perpetrators knocked over more than 20 headstones. Police say the attack may be politically motivated.
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International
Germany
2008-04-29T16:52:49+02:00
2008-04-29T16:52:49+02:00
https://www.spiegel.de/international/germany/anti-semitic-attack-suspected-huge-berlin-jewish-cemetery-vandalized-a-550555.html
New-York-Anschlag: Donald Trump fordert strengere Einwanderungsgesetze
US-Präsident Donald Trump hat nach dem Anschlag in New York strengere Regeln für die Einwanderung gefordert. Der Kongress müsse das "laxe Einwanderungssystem reformieren, das es viel zu vielen gefährlichen und unzureichend überprüften Menschen ermöglicht, in unser Land zu gelangen", erklärte er  wenige Stunden nach der Explosion. Trump verlangte mehr Personal für die Einwanderungsbehörden sowie möglichst harte Strafen für Terrorverdächtige, "bis hin zur Todesstrafe". Zudem müsse der Familiennachzug für Einwanderer abgeschafft werden: Der Attentäter von New York habe von dieser Regelung profitiert, er sei durch ein Familienvisum in die USA eingereist. Der Mann stammt laut Polizeiangaben aus Bangladesch. Der 27 Jahre alte Mann hatte am Montagmorgen zur Hauptverkehrszeit versucht, sich im Stadtzentrum von New York in die Luft zu sprengen. Bei dem Sprengsatz habe es sich um eine Art Rohrbombe gehandelt, die der Mann an seinem Körper getragen habe, sagte der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo. Es sei eine amateurhaft zusammengebaute Konstruktion gewesen. Bei der Detonation wurden drei Passanten leicht verletzt. Der Täter erlitt Brand- und Schnittverletzungen an Händen und Oberkörper. Er wurde festgenommen. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio sprach vom "Versuch eines terroristischen Anschlags".Video zur Explosion in Manhattan:Wie die "New York Times"  berichtete, gab der Mann bei einer Vernehmung an, er habe mit der Tat die US-Luftangriffe auf die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) rächen wollen. Anschlagspläne auf weihnachtliche Ziele in Europa seien sein Vorbild gewesen, den Tatort habe er wegen der dort aufgehängten Weihnachtsplakate ausgesucht. Gouverneur Cuomo sagte dem Sender CNN , der Täter sei "nicht wirklich Teil eines anspruchsvollen Netzwerkes" gewesen: "Anscheinend ist er ins Internet gegangen und hat Informationen heruntergeladen, wie man eine Bombe baut." New York sei ein Symbol für Freiheit und Demokratie. "Das macht uns zu einem Ziel", sagte Cuomo mit Blick auf mögliche Terroranschläge. "Das ist die Realität New Yorks."
aar/dpa/AFP
Drei Menschen wurden bei einem Anschlag in New York verletzt, die Suche nach dem Motiv des Täters dauert an. Wenige Stunden nach der Explosion nutzt der US-Präsident den Vorfall für seine Agenda.
[ "Donald Trump", "New York City", "Bundesstaat New York", "Terroranschläge in Russland", "Terroranschläge im Irak", "Terroranschläge in Afghanistan" ]
Ausland
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2017-12-12T04:00:00+01:00
2017-12-12T09:21:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ausland/anschlag-in-new-york-donald-trump-fordert-strengere-einwanderungsgesetze-a-1182837.html
Angebot an Serienstars: Tragt bloß nicht unsere Kleidung!
New York - James Bond fährt Aston Martin, die Schauspielerinnen aus "Sex and the City" tragen Luxusmarken von Gucci bis Prada: Normalerweise können Firmen gar nicht genug davon bekommen, ihre Produkte in Filmen und TV-Serien unterzubringen. Umso erstaunlicher ist, was die US-amerikanische Kleidungsmarke Abercrombie & Fitch (A&F) nun der MTV-Show "Jersey Shore" anbietet: Geld - falls die Darsteller in der Realityserie keine A&F-Kleidung mehr tragen. Offenbar hat die Firma Sorge, Darsteller wie Michael "The Situation" Sorrentino könnten dem Image der Marke "erheblichen Schaden" zufügen, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Man habe Sorrentino und den Produzenten der Sendung eine "erhebliche Summe" geboten, damit der Schauspieler in der Show Kleidung anderer Marken trage. Das Angebot gelte auch für die weiteren Darsteller. Man warte dringend auf eine Antwort. Wie hoch die Summe ist, wollte A&F nicht sagen. A&F-Chef Mike Jeffries teilte mit, am vergangenen Freitag habe ein Mitarbeiter bei einem Treffen gesagt, er habe furchtbare Neuigkeiten: In der "Jersey Shore"-Folge am Abend zuvor habe ein Darsteller Kleidung des Labels getragen. Man sei sich einig gewesen, sagte Jeffries: Das sei "eine schreckliche Nachricht" gewesen.Das Angebot an die Darsteller ist eine erhebliche Kehrtwende. A&F hat in der Vergangenheit T-Shirts mit dem Aufdruck "The Fitchuation" und "G.T.L." verkauft - Letzteres steht für die Vorbereitungsroutine der Darsteller auf Partys: gym, tan, laundry (Fitnessstudio, Sonnenbad, Wäsche). Auch deswegen beeilte sich MTV mitzuteilen, das Ganze sei nichts weiter als ein "cleverer PR-Schachzug" von A&F. Wenn es der Modefirma auch Aufmerksamkeit gebracht haben sollte: Anleger sehen das Angebot wohl skeptisch. Am ersten Tag nach dem Vorschlag fiel die "A & F"-Aktie um mehr als acht Prozent. Sorrentino bewies dabei Humor: "Sieht so aus, als habe sich Abercrombie in eine knifflige Lage ('situation') hineinmanövriert", twitterte er.In "Jersey Shore" geht es laut Internet Movie Database um das Leben einiger junger Erwachsener aus New Jersey - Party, Sonnenbaden und Beziehungsdramen. Derzeit wird in den USA die vierte Staffel ausgestrahlt.
ulz/Reuters
Es ist ein PR-Stunt mit besonderem Dreh: Eine amerikanische Modemarke will den Darstellern der Reality-Serie "Jersey Shore" Geld bezahlen, wenn diese aufhören, in der Show Kleidung des Labels zu tragen. Die Angesprochenen reagieren mit Humor.
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Panorama
Leute
2011-08-18T08:19:00+02:00
2011-08-18T08:19:00+02:00
https://www.spiegel.de/panorama/leute/angebot-an-serienstars-tragt-bloss-nicht-unsere-kleidung-a-780882.html
Nuclear Regulatory Commission: Atomaufsichtsbehörde der USA gehackt
Die US-Atomaufsichtsbehörde ist mehrfach Ziel von Cyberattacken gewesen. Wie die Nachrichtenseite "Nextgov" berichtet , gab es zwischen 2010 und November 2013 drei erfolgreiche Angriffe auf die Nuclear Regulatory Commission (NRC). Das soll aus einem Bericht zu internen Ermittlungen hervorgehen, den "NextGov" einsehen konnte. Der Nachrichtenseite zufolge ordnet der Bericht zwei Angriffe dem Ausland zu, ohne ihre Herkunft näher zu spezifizieren. Beim dritten Angriff sollen die Ermittler keinen Verdacht haben, wer dahinter steckt. Die NRC ist für Hacker aus anderen Ländern und solche mit Regierungsauftrag ein interessantes Ziel, da sie als Aufsichtsbehörde unter anderem Datenbanken betreibt, die Informationen zur Lage und zum Zustand amerikanischer Atomreaktoren enthalten. Ob und welche Daten der NRC gestohlen wurden, geht aus dem "Nextgov"-Artikel nicht hervor, dafür werden die Angriffsarten detailliert vorgestellt. So soll eine der Attacken aus dem Ausland mit Phishing-E-Mails begonnen haben, die 215 NRC-Mitarbeiter erhielten. Ziel der Angriffs war es, möglichst viele Log-in-Daten abzugreifen. In den E-Mails wurden die Empfänger aufgefordert, ihre Log-in-Daten zu verifizieren. Ein Dutzend Mitarbeiter klickte auf einen Link in der E-Mail und wurde daraufhin zu einer Tabelle in einem Google-Cloud-Dienst umgeleitet. Es sei unbekannt, wie viele Personen dort tatsächlich ihre Daten eingetragen haben, sagt ein NRC-Sprecher "Nextgov". E-Mail-Account eines Mitarbeiters kompromittiertBeim zweiten Auslandsangriff sollen NRC-Mitarbeiter Ziel von Spearphishing geworden, sprich: Sie erhielten Phishing-E-Mails, die speziell auf sie zugeschnitten waren. In den E-Mails soll sich ein Link zu Schadsoftware befunden haben, die in einen Microsoft-Cloud-Speicher hochgeladen war. Beim dritten Angriff verschafften sich unbekannte Angreifer Zugang zum E-Mail-Account eines Behördenmitarbeiters und versendeten von dort aus E-Mails an 16 seiner Kollegen. Einer der Empfänger öffnete das an diese Nachrichten angehängte PDF, woraufhin sich sein Computer mit Schadsoftware infizierte. Der NRC-Sprecher sagte "Nextgov", dass sich die Behörde in ständiger Sorge darüber befindet, dass jemand in ihre Computernetzwerke eindringt. Jeder Mitarbeiter sei verpflichtet, einmal im Jahr eine Weiterbildung zu absolvieren, die sich mit Phishing, Spearphishing und ähnlichen Angriffen beschäftigt.
mbö
Für Hacker ist die Nuclear Regulatory Commission ein attraktives Ziel: Seit 2010 sollen Unbekannte drei Mal in die Systeme der amerikanischen Atomaufsichtsbehörde eingedrungen sein. Zwei Angriffe sollen vom Ausland ausgegangen sein.
[ "Hacker", "Phishing", "Cyber Security" ]
Netzwelt
Netzpolitik
2014-08-19T10:11:00+02:00
2014-08-19T10:11:00+02:00
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/nuclear-regulatory-commission-atomaufsichtsbehoerde-der-usa-gehackt-a-986821.html
Brasilianischer Ex-Präsident: Bolsonaro in Florida ins Krankenhaus eingeliefert
Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro hat sich nach den Ausschreitungen Tausender Anhänger in seinem Heimatland in ein US-Krankenhaus bringen lassen. Bolsonaro leide eigenen Angaben zufolge unter starken Bauchschmerzen und sei in einer Klinik in der US-Stadt Orlando, berichtete die brasilianische Zeitung »O Globo«. Seine Frau Michelle Bolsonaro bestätigte auf Instagram, dass ihr Mann wegen Bauchschmerzen »unter Beobachtung im Krankenhaus« sei. Bei einer Wahlkampfveranstaltung im September 2018 hatte ein geistig verwirrter Mann auf Bolsonaro eingestochen und ihm schwere Bauchverletzungen zugefügt. Darauf verwies auch Michelle Bolsonaro in ihrer aktuellen Mitteilung. Der Ex-Militär hatte den Wahlkampf damals aus dem Krankenhaus fortgeführt. Im Monat darauf war er zum Präsidenten gewählt worden. Bolsonaro kam seitdem immer wieder ins Krankenhaus, auch nach seinem Amtsantritt Anfang 2019, und musste sich mehreren Operationen unterziehen. Brasilianischer Arzt bezeichnet Krankenhausaufenthalt als nicht ernstAntonio Macedo, ein behandelnder Arzt Bolsonaros in Brasilien, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Ex-Präsident habe einen Darmverschluss, aber es sei unwahrscheinlich, dass er operiert werden müsse. »Es ist kein ernster Fall«, sagte er gegenüber Reuters. Die Angaben Macedos ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.Am Sonntag hatten radikale Bolsonaro-Anhänger das Regierungsviertel  in der brasilianischen Hauptstadt Brasília gestürmt. Sie brachten kurzzeitig die Schaltzentralen der wichtigsten Staatsgewalten des Landes unter ihre Kontrolle, drangen in den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto ein. Dort randalierten sie und hinterließen eine Spur der Zerstörung. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage wieder unter Kontrolle. Diskussion über Bolsonaros AufenthaltsstatusZuvor war Bolsonaro zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit an Neujahr mit seiner Familie in die USA geflogen, wo er sich seither im Bundesstaat Florida aufhielt. Sein Aufenthalt ist auch rechtlich umstritten: Medienberichten zufolge soll Bolsonaro mit einem sogenannten »A-Visum« in die USA eingereist sein – dieses ist jedoch nur für Diplomatinnen und Diplomaten oder auch amtierende Staatsoberhäupter zugelassen. Bolsonaro dürfte also wahrscheinlich nicht mehr für ein solches Visum infrage kommen. Außenministeriumssprecher Edward Price gab auf einer Pressekonferenz  zwar an, nicht über den Aufenthaltsstatus von »Individuen« sprechen zu können. Er stellte aber allgemein die Regeln für »A-Visa« klar: »Wenn ein Inhaber eines A-Visums nicht mehr für seine Regierung tätig ist, muss er innerhalb von 30 Tagen aus den USA ausreisen oder einen Wechsel in einen anderen Einwanderungsstatus beantragen«, sagte Price. US-Demokraten hatten nach dem Sturm vom Sonntagabend gefordert, der Ex-Präsident müsse das Land verlassen. Unterdessen sind nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa rund 1500 seiner Unterstützer vorläufig festgenommen worden. Sicherheitskräfte räumten am Montag ein Camp der Bolsonaro-Sympathisanten vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in der Hauptstadt und setzten die Aktivisten vorübergehend fest, wie das Justizministerium mitteilte. Die Menschen seien in rund 40 Bussen weggebracht worden, berichtete das Nachrichtenportal »G1 «. Auch in anderen Städten wie Rio de Janeiro und São Paulo wurden Camps von Bolsonaro-Anhängern aufgelöst, dort gab es ebenfalls Festnahmen.
kko/dpa/Reuters
Einen Tag nach den Krawallen in Brasília hat sich Jair Bolsonaro in ärztliche Beobachtung begeben – dabei ist unklar, ob sich der Ex-Präsident noch in den USA aufhalten darf. Unterdessen wurden Hunderte Randalierer festgenommen.
[ "Jair Bolsonaro", "Brasilien", "USA", "Florida" ]
Ausland
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2023-01-09T21:35:03+01:00
2023-01-09T21:35:03+01:00
https://www.spiegel.de/ausland/jair-bolsonaro-in-florida-ins-krankenhaus-eingeliefert-a-42d17cf4-a7cd-4c36-82c1-f0361a634491
Tierpark Berlin: Eisbärbaby heißt Fritz
10.000 Vorschläge gingen ein, als der Berliner Tierpark seine Fans aufrief, sich einen Namen für den kleinsten Eisbären im Zoo auszudenken. Medien wie die "Berliner Zeitung", der "Berliner Kurier" und Radio Berlin 88,8 hatten als Paten die Namenssuche mitorganisiert - das Echo war gewaltig. Selbst aus Schweden, Kanada oder den USA trafen Ideen ein. Jetzt hat die siebenköpfige Jury um Tierpark-Chef Andreas Knieriem eine Entscheidung gefällt: Das Anfang November geborene Eisbärbaby soll Fritz heißen. Das klingt sehr deutsch, sehr preußisch und lag nahe, weil der kleine Bär in Berlin-Friedrichsfelde geboren wurde. "Fritz" war von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg einer der beliebtesten männlichen Vornamen in Deutschland - und stand lange Zeit für "den Deutschen" schlechthin. In die Endauswahl geschafft hatten es neben "Fritz" noch "Bolle" und "Kolja". Eisbärin Tonja hatte am 3. November Zwillinge zur Welt gebracht, eines der Jungtiere starb aber kurz nach der Geburt. Es war das erste Mal seit 22 Jahren, dass es Eisbärennachwuchs im Berliner Tierpark im Osten der Stadt gab. Die Geburt des Tierbabys erinnert in Berlin viele an den berühmten Eisbären Knut, der im Frühjahr 2007 im Zoo im Westen der Stadt die Herzen von Fans erobert hatte. Er war von seinem Pfleger mit der Flasche aufgezogen worden. Knut starb im März 2011 an einer Gehirnentzündung.
ala/dpa
Die Freude über Eisbärennachwuchs im Berliner Tierpark war Anfang November riesig. Doch wie sollte der Kleene heißen? Wochenlang sammelte eine Jury Vorschläge - jetzt hat sie eine Entscheidung getroffen.
[ "Prominente Tiere", "Tierparks", "Berlin", "Eisbär Knut" ]
Panorama
Gesellschaft
2017-02-01T07:50:00+01:00
2017-02-01T11:33:00+01:00
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/eisbaerbaby-im-berliner-zoo-auf-knut-folgt-fritz-a-1132608.html
Ordnung
Der spanische Botschafter in Washington, Lequerica, hat dem Caudillo die Absicht der USA unterbreitet, im Falle eines Scheiterns der Berliner Konferenz einen bilateralen Vertrag mit Bonn abzuschließen, der die Bundesrepublik praktisch zur europäischen Ordnungsmacht berufen würde. Gleichzeitig soll ein Viererpakt zwischen den USA, England, Spanien und Portugal diejenigen Staaten verbinden, die für die periphere Verteidigung von entscheidender Wichtigkeit sind. Ein solches System würde allerdings die Klärung des spanisch-britischen Verhältnisses voraussetzen. * Bei dem von Lequerica angedeuteten angeblichen Paktsystem fällt auf, daß keine direkte Vertragsbindung zwischen der Bundesrepublik und den iberischen Staaten bestehen würde. Diese Konzeption käme der Auffassung des gegenwärtigen spanischen Außenministers Martin Artajo entgegen, der die Bundesrepublik als besetztes Gebiet und nicht als souveränen Staat betrachtet wissen will. Auch interessierte Kreise der spanischen Wirtschaft nehmen einen antideutschen Standpunkt ein: Die Bundesrepublik sei der natürliche Wirtschaftsgegner Spaniens, da bei expansiver Industrialisierung Spaniens die südamerikanischen und arabischen Staaten der wichtigste spanische Export-Markt sein würden. Gerade in diesen Ländern aber sei die deutsche Konkurrenz besonders stark.
[ "Bundesrepublik" ]
Politik
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1954-02-02T13:00:00+01:00
1954-02-02T13:00:00+01:00
https://www.spiegel.de/politik/ordnung-a-4c1fd292-0002-0001-0000-000028955078?context=issue
Militärseelsorger gesucht
Die katholische Kirche will verstärkt um Pfarrer werben, die deutsche Soldaten bei ihren Auslandseinsätzen begleiten. Von den bundesweit 90 Planstellen in der Militärseelsorge sind derzeit ein Dutzend offen. Mit dem internationalen Engagement der Bundeswehr habe sich das Tätigkeitsfeld der Seelsorger erheblich erweitert, heißt es aus dem Berliner Militärbischofsamt. Nach einem Gespräch mit Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) über den personellen Engpass suchen die katholischen Bischöfe nun »nach einsatztauglichen jüngeren und flexiblen Pfarrern und Pastoralreferenten«. Gesucht werden auch Frauen, die als theologisch ausgebildete Pastoralreferentinnen gemeinsam mit einem Pfarrer - wie bereits im Kosovo - ihren Dienst absolvieren. Laut Auskunft des Katholischen Militärbischofsamts sind etwa ein Drittel der Militärseelsorger in die viermonatigen Auslandseinsätze oder deren Vorbereitung involviert. Die Evangelische Kirche konnte durch gezielte Werbung in den vergangenen Monaten ihre rund hundert Stellen voll besetzen. Im bayerischen Hammelburg werden Protestanten wie Katholiken gemeinsam mit Soldaten auf ihre Einsätze in Afghanistan, Bosnien, im Kosovo oder auf Kriegsschiffen im Nahen Osten vorbereitet.
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Politik
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2007-10-14T13:00:00+02:00
2007-10-14T13:00:00+02:00
https://www.spiegel.de/politik/militaerseelsorger-gesucht-a-5ebc4667-0002-0001-0000-000053278162?context=issue
Revolution auf Sparflamme: Venezuela will Ölpreis in die Höhe treiben
Caracas - Vor dem weißen Zelt mit dem Aufdruck PDVAL stehen sich die Menschen die Beine in den Bauch. Mitten im Herzen der venezolanischen Hauptstadt Caracas, gegenüber des Parque Central, werden Joghurt, Milch und andere Lebensmittel angeboten. Den Ansturm der Kunden können die Verkäufer kaum bewältigen. "No hay" - "gibt es nicht", heißt es immer wieder. PDVAL ist ein Agrarunternehmen, das zum staatlichen Erdölkonzern PdVSA gehört. "Beim Nachschub hapert es", klagt ein Verkäufer hinter vorgehaltener Hand. Gegründet würde PDVAL, um die heimische Produktion von Lebensmitteln anzukurbeln - und die Bevölkerung besser zu versorgen. Die etwas sperrige Parole des Unternehmens ziert die Zeltbahn des Verkaufsstandes: "Nahrungsmittelsouveränität".Doch von Selbstversorgung ist Venezuela weit entfernt. Das zeigen nicht nur die leeren Regale von PDVAL, auch in der staatlichen Mercal-Supermarktkette sieht es kaum besser aus. Nur wenige der staatlichen Geschäfte, die Lebensmittel zu subventionierten Preisen abgeben, weisen ein lückenloses Sortiment auf. "Der Importbedarf steigt ständig, weil die nationale Agrarproduktion zurückgeht", sagt der deutsche Politikwissenschaftler Friedrich Welsch. Seit 30 Jahren lehrt er an der Universität Simón Bolívar in Caracas und bescheinigt der Regierung von Präsident Hugo Chávez alles andere als ein glückliches Händchen. Ein Beispiel ist die Rinderfarm El Charcote: "Sie wurde 2006 verstaatlicht und das Land an 600 Kleinbauern übergeben. Heute wird da kaum noch etwas produziert", berichtet Welsch. Kreditprogramme und Beratung für die Bauern sind Mangelware, und so steigt von Jahr zu Jahr der Import von Nahrungsmitteln. 70 Prozent der Produkte, die in den staatlichen Mercal-Filialen angeboten werden, stammen aus dem Ausland - Tendenz steigend. Das Problem: Die Preise sind hochsubventioniert - sie liegen rund 40 Prozent unter dem Marktniveau.Doch genau das kann sich die Regierung in Caracas nicht mehr leisten. Seit die Petro-Dollars nicht mehr ganz so kräftig sprudeln, muss Chávez die Ausgaben für Soziales deutlich zusammenstreichen. In seiner Not wendet sich Chávez jetzt an Russland. Am Montag soll Vizepräsident Ramon Carrizalez einen Brief an den russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew übergeben, in dem Chávez ein neues Kartell vorschlägt. Ziel müsse es sein, einen Ölpreis von 100 Dollar zu erreichen. Davon ist dieser aber weit entfernt. Zuletzt kostete das Fass zwar wieder rund 70 Dollar. Doch vom Höchststand im vergangenen Jahr - mehr als 140 Dollar - ist er noch weit entfernt. Sozialprogramme schrumpfen um die HälfteFür Venezuela hat das fatale Folgen. Das belegt die Bilanz des wichtigsten Arbeitgebers des Landes, des staatlichen Erdölkonzerns Petróleos de Venezuela S.A., kurz PdVSA. Das Unternehmen ist der wichtigste Finanzier der staatlichen Sozialprogramme, der sogenannten Misiones. Im Jahr 2007 wurden noch satte 7,1 Milliarden Dollar an insgesamt 28 Misiones überwiesen. Mit dem Geld sollten Bildungsprogramme in den Armenvierteln finanziert werden. Ein Jahr später waren es laut PdVSA-Bilanz nur noch drei Milliarden Dollar - weniger als die Hälfte.Ein herber Rückschlag, sagt Yolanda D'Elia. Die Wissenschaftlerin an der Zentraluniversität von Caracas hat ermittelt, dass die Misiones längst nicht mehr so viele Bürger erreichen, wie von der Regierung behauptet. "Statt 60 bis 70 Prozent sind es nur 30 bis 40 Prozent. Und angesichts knapper werdender Mittel dürfte die Quote weiter rückläufig sein", erklärt die Sozialexpertin. Sinkende Umsätze in den staatlichen Mercal-Supermärkten illustrieren das genauso wie ein weiterer Blick in die PdVSA-Bilanz. So sanken die Umsätze des Staatskonzerns in den ersten vier Monaten des Jahres um 55,4 Prozent. Statt 20,4 Milliarden wurden nur noch 9,1 Milliarden Dollar mit dem Ölverkauf erwirtschaftet. Für Venezuela ist das extrem bitter. Denn das Land ist einseitig vom Ölexport abhängig - mehr als 90 Prozent aller Ausfuhren entfallen auf den Rohstoff.Die Folge: Die Regierung kann ihren Verpflichtungen kaum noch nachkommen - und entfremdet sich damit von ihrer Machtbasis, den einfachen Arbeitern. "Längst gehen auch Belegschaften im roten Revolutionshemd auf die Straße, um ihren Lohn einzufordern", erklärt der Lehrer und Sozialarbeiter Gustavo Misle, der vor allem mit Straßenkindern arbeitet. 30 Prozent InflationAuch das Angebot auf dem nationalen Konsumgütermarkt geht zurück. Wartezeiten von drei Monaten gibt es nicht nur beim Kauf von Autos, auch Haushaltsgeräte wie Staubsauger sind kaum noch frei zu erwerben. "Obendrein wird vieles teurer", schimpft Misle.Die Regierung Chávez bekommt die Inflation nicht in den Griff. Nach 30 Prozent im vergangenen Jahr könnten es 2009 rund 40 Prozent werden. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Inflation in der Regel bei rund zwei Prozent. Besonders happig steigen die Preise für Lebensmittel. Auch dies trifft vor allem jene Schichten, denen die Chávez-Revolution eigentlich zugute kommen sollte - die Armen. In ihrer Not nimmt die Regierung Chávez nun Hilfe aus dem Ausland an: Gerade erst hat Venezuela Kredite vom Nachbarn Brasilien erhalten. Der gewährte Ende Mai eine Finanzspritze von 4,3 Milliarden Dollar. Experten werten dies als schlechtes Zeichen: Venezuela fehlen offenbar liquide Mittel.Unternehmer fürchten weitere VerstaatlichungenDie Mitglieder der Deutsch-Venezolanischen Industrie- und Handelskammer machen zwar immer noch gute Geschäfte. Gleichzeitig weist die Organisation aber auf eine sinkende Investitionsquote hin, außerdem würden die Produktionsmittel immer knapper. Laut Presseberichten leidet zum Beispiel die Druckindustrie an fehlender Druckerschwärze. Deutlich gravierender ist allerdings, dass viele Firmen kaum noch investieren. Für den Erhalt der Anlagen werden die nötigen Mittel gerade noch bereitgestellt, aber angesichts der beachtlichen Anzahl von Verstaatlichungen ist die Bereitschaft privater Unternehmer, neue Anlagen zu ordern, ausgesprochen gering.Vor allem strategische Unternehmen will die Regierung unter ihre Kontrolle bekommen. Ende Mai verkündete Präsident Chávez die Verstaatlichung zahlreicher Unternehmen aus der Stahlindustrie, im August traf es die Zementbranche, deren Unternehmen das Militär demonstrativ in Staatsbesitz überführte. Chávez' Begründung: angeblich überhöhte Zementpreise, die den staatlichen Wohnungsbau ins Stottern gebracht hätten. Der kommt aber trotzdem nicht in Fahrt, wie der zuständige Vizeminister José Vicente Rodríguez einräumen musste. Ende Mai gab er bekannt, dass 2009 höchstens 20.000 Wohnungen gebaut werden. Angesichts einer landesweiten Lücke von zwei bis drei Millionen Wohnungen ein Armutszeugnis, urteilt Politikprofessor Welsch. "Bisher hat in Venezuela keine Verstaatlichung funktioniert - und die Zementindustrie bildet da keine Ausnahme."Hauptgrund ist das ideologische Korsett, das die Regierung den verstaatlichten Unternehmen überstülpt. Präsident Chávez nennt dies den "Sozialismus des 21. Jahrhunderts". Arbeitern und Verbrauchern hat er bisher nichts gebracht. Helfen könnte der Regierung nur noch ein deutlich steigender Ölpreis.
Knut Henkel
Der "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" hat Venezuela abhängig gemacht vom ÖL. Jetzt ächzt das Land unter dem Verfall der Rohstoffpreise. Staatschef Chávez reagiert mit einem radikalen Sparprogramm auf Kosten der Armen - und will mit Russlands Hilfe den Ölpreis in die Höhe treiben.
[ "Venezuela", "Caracas" ]
Wirtschaft
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2009-06-21T08:27:13+02:00
2009-06-21T08:27:13+02:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/revolution-auf-sparflamme-venezuela-will-oelpreis-in-die-hoehe-treiben-a-631068.html
Not-Ehe: Süd-Landesbanken planen Fusion
München/Frankfurt am Main - Die Finanzkrise trifft in Deutschland vor allem die Landesbanken hart. Entsprechend steigt in der Branche offenbar die Bereitschaft, durch Zusammenschlüsse das eigene Überleben zu sichern. Laut Berichten der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) und der "WirtschaftsWoche" loten einige Eigentümer der Bayerischen Landesbank BayernLB und der Landesbank Baden-Württemberg LBBW die Chancen für eine Fusion aus. "Die Sparkassenverbände beider Bundesländer reden seit einiger Zeit über eine mögliche Zusammenführung", sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Verbandes. "Es ist noch eine Phase des Abtastens. Das sind weder Verhandlungen noch Fusionsgespräche." Die BayernLB kündigte an, sich in der Debatte weiterhin alle Optionen von einer Finanzbeteiligung bis hin zu einer Fusion offenzuhalten.Der Sprecher des baden-württembergischen Sparkassenverbandes sagte, Ziel der Gespräche sei herauszufinden, wie aus Sicht der Sparkassen ein möglicher Zusammenschluss aussehen könnte. Details wollte er nicht nennen. Bis spätestens Ende des Jahres solle aber feststehen, ob es Sinn ergebe, offizielle Gespräche aufzunehmen. Hauptanteilseigner der Bank sind neben dem Sparkassenverband das Land Baden-Württemberg. Die LBBW selbst wollte die Berichte nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies lediglich auf ein Interview von Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in den "Stuttgarter Nachrichten" vom Samstag. Der Regierungschef hatte darin betont, dass es derzeit keine Verhandlungen mit einer anderen öffentlich-rechtlichen Bank gebe. "Ob es zu Verhandlungen des Freistaates Bayern mit dem Land Baden-Württemberg kommt, wird man erst nach der Regierungsbildung in Bayern sehen", so Oettinger. Die Diskussion über eine Fusion von LBBW und BayernLB hatte in den vergangenen Monaten angesichts der Turbulenzen durch die internationale Finanzkrise an Dynamik gewonnen. Die BayernLB sieht sich wegen der Krise mit Ausfallrisiken in Milliardenhöhe konfrontiert. Freistaat und Sparkassen als Eigentümer hatten deswegen eine Bürgschaft über bis zu 4,8 Milliarden Euro abgegeben.Auch am Branchenprimus LBBW ging die Finanzkrise nicht spurlos vorüber. Das Institut erwartet nach dem Zusammenbruch der US- Investmentbank Lehman Brothers Ergebnisbelastungen in niedriger dreistelliger Millionenhöhe. Ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr hat die Bank angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten zurückgezogen, aber noch keinen neuen Zielwert für 2008 genannt. Die LBBW hatte noch im August für 2008 wie im Vorjahr einen Überschuss von rund 300 Millionen Euro angepeilt. Diedeutschen Landesbankenstehen wegen ihrer teils hochriskanten Geschäfte und den daraus folgenden Verlusten insgesamt in der Kritik. Ursprünglich gegründet, um die Bundesländer bei ihrer Wirtschafts- und Strukturpolitik zu unterstützen, stehen sie seit 2005 auf einer Stufe mit den privaten Banken, weil die EU staatliche Garantien für die Landesbanken damals für unzulässig erklärte.suc/dpa-AFX/AFP/dpa
Fusionspoker in der Landesbanken-Branche: Eigentümer der BayernLB und der LBBW aus Baden-Württemberg sprechen über einen Zusammenschluss. Vor allem das bayerische Institut geriet in Folge der Finanzkrise in schwere Turbulenzen.
[ "LBBW", "BayernLB", "Öffentliche Banken", "Landesbanken" ]
Wirtschaft
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2008-10-13T12:34:54+02:00
2008-10-13T12:34:54+02:00
https://www.spiegel.de/wirtschaft/not-ehe-sued-landesbanken-planen-fusion-a-583770.html
NBA-Finale: San Antonio Spurs gewinnen Spiel drei gegen Miami Heat
Hamburg - Die San Antonio Spurs haben das dritte Spiel in den Final-Playoffs der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA bei den Miami Heat gewonnen. Nach der Heimniederlage in Spiel zwei setzten sich die Texaner am Mittwoch (Ortszeit) beim Meister in Florida überraschend deutlich 111:92 (71:50) durch. Die Spurs gehen damit in der Best-of-seven-Serie 2:1 in Führung. Kawhi Leonard war mit 29 Punkten bester Werfer der Spurs. Bei den Heat waren LeBron James und Dwyane Wade mit jeweils 22 Punkten die besten Scorer. Die Spurs spielten vor 19.900 Zuschauern in Miami eine nahezu perfekte erste Hälfte. Im ersten Viertel gelangen der Mannschaft von Trainer Gregg Popovich 41 Punkte. Zur Pause waren es 71 Punkte - die Halbzeit-Trefferquote von 75,8 Prozent ist neuer NBA-Rekord. Spiel vier wird am Donnerstag (Ortszeit) in Miami ausgetragen, ehe es in San Antonio weitergeht.
chp/dpa
Im Kampf um den NBA-Titel gerät Meister Miami Heat unter Druck. Das Team von Superstar LeBron James verlor das dritte Finalspiel gegen San Antonio vor eigener Kulisse. Die Spurs spielten eine nahezu perfekte erste Halbzeit.
[ "NBA", "Basketball", "LeBron James" ]
Sport
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2014-06-11T08:28:00+02:00
2014-06-11T08:28:00+02:00
https://www.spiegel.de/sport/sonst/nba-finale-san-antonio-spurs-gewinnen-spiel-drei-gegen-miami-heat-a-974445.html
Unweit des Mount Everests: Leichen französische Profi-Bergsteiger gefunden
Ein nepalesisches Spezialteam hat die Leichen von drei jungen französischen Bergsteigern in der Nähe des Mount Everests gefunden. Das berichten die Nachrichtenagentur dpa und die Zeitung »Le Monde«  unter Berufung auf die örtliche Polizei. Die Leichen sollen demnach bald in die Hauptstadt Kathmandu gebracht werden. Die drei Männer waren vor rund zwei Wochen im Himalaja von einer Lawine getroffen worden. Danach suchte sie ein nepalesisches Team zu Fuß und mit Hubschraubern, später stieß noch ein französisches Team dazu. Allerdings gab es nach Angaben des nepalesischen Teams zunächst sehr wenige Informationen zum genauen Aufenthaltsort der Bergsteiger. Die Männer hatten ihren Versuch, den Gipfel zu erreichen, offenbar abgebrochen und waren umgekehrt, als eine Lawine niederging. Zuletzt hatten sie sich am 26. Oktober via Satellitentelefon gemeldet. Laut dem französischen Alpinverband  bestiegen die drei Vermissten den Minbo Ider. Der gut 6000 Meter hohe Berg liegt in der Everest-Region in Nepal. Die Bergsteiger absolvierten demnach ein Nachwuchsprogramm auf hohem Niveau.
jpz/dpa
Spezialisten haben im Schnee eines Sechstausenders drei Tote gefunden. Die Bergsteiger nahmen an einem französischen Eliteprogramm teil – und galten seit Wochen als vermisst.
[ "Nepal", "Mount Everest", "Klettern" ]
Panorama
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2021-11-08T12:22:47+01:00
2021-11-08T12:22:47+01:00
https://www.spiegel.de/panorama/unweit-des-mount-everest-leichen-franzoesische-profi-bergsteiger-gefunden-a-4a568244-d52b-4941-925c-98265df26367