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2015-09-14 11:32:00+0200
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12. August 1898 - Die USA annektieren Hawaii
Die polynesischen Ur-Einwohner leben schon Jahrhunderte auf Hawaii, als 1821 die ersten weißen Missionare eintreffen. Ihnen folgen bald schon Geschäftsleute, die Land haben möchten, um Ananas, Zuckerrohr und Sandelholz anzubauen. Die Weißen treffen auf andere Bräuche: "Bei der indigenen Bevölkerung gab es nicht die Idee von Besitz", sagt Iris-Aya Laemmerhirt, die Amerikanistik an der TU Dortmund lehrt. Die westlichen Männer hätten darum die Hawaiianer dazu gebracht, ihnen das Land zu überschreiben. "Die Hawaiianer haben nicht verstanden, dass sie das Land wirklich weggeben haben." Ein Wirtschaftsboom zieht immer mehr Zuwanderer vom US-Festland an - bis sie die Oberhand haben und selbst regieren wollen. Mit einem unblutigen Putsch übernehmen die Zuckerbarone 1887 die Regie. Sie befürworten einen Anschluss an die USA. König Kalakaua wird zum Statisten degradiert. Aus gesundheitlichen Gründen übergibt Kalakaua den Thron an seine Schwester Liliuokalani. Sie will nicht nur Repräsentantin sein, sondern die alten Verhältnisse wiederherstellen. Die weißen Großgrundbesitzer greifen zu einer Finte und behaupten, die US-Bevölkerung auf Hawaii würde bedroht. Der US-Botschafter in Honolulu schickt prompt ein paar Marinesoldaten zum Schutz der amerikanischen Bürger nach Hawaii. Königin Liliuokalani wird vor die Wahl gestellt: "Entweder du gibst deinen Thron jetzt auf oder wir töten dein Volk", sagt Iris-Aya Laemmerhirt. "Daraufhin hat sie dann beigegeben." Nach dem Rücktritt von Liliuokalani wird 1893 das Ende der Monarchie verkündet. Chef der selbsternannten provisorischen Regierung wird der Missionarssohn Sanford Dole, Cousin des gleichnamigen Ananas-Magnaten. Im Jahr darauf ruft er die Republik Hawaii aus und wird deren erster Präsident. Vier Jahre später ist es dann soweit: Kurz vor Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges verleiben sich die USA das Pazifik-Archipel wegen seiner strategischen Lage endgültig ein. Am 12. August 1898 wird die hawaiianische Flagge eingeholt und das Sternenbanner gehisst. Erst 60 Jahre später wird Hawaii zu einem gleichberechtigten Bundesstaat gemacht. Und es dauert noch 40 weitere Jahre, bis sich die Politiker in Washington für die völkerrechtswidrige Annexion entschuldigen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.08.2018: Vor 50 Jahren: Löwenpark in Gelsenkirchen-Buer eröffnet
Dominik Reinle
Teasertext
[ "Stichtag", "12.08.1898", "12. August 1898", "12.08.2018", "12. August 2018", "Hawaii", "USA", "Annexion", "US-Bundesstaat", "Sanford Dole", "Königin", "Liliuokalani" ]
Stichtag
2018-08-12T17:50+02:00
2018-08-12T17:50+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hawaii-usa-annexion-100~_mon-112022.html
9. Mai 1958 - <span lang="en">Alfred Hitchcocks</span> "<span lang="en">Vertigo</span>" uraufgeführt
Gelähmt von Schwindelattacken muss Detektiv Ferguson miterleben, wie sich die Frau in den Tod stürzt, die er vor sich selbst schützen sollte. Kaum hat er seine Schuldgefühle überwunden, begegnet er Judy, einer Doppelgängerin jener scheinbar todessehnsüchtigen Madeleine, in die er sich verliebt hatte. Für den Polizisten beginnt eine verstörende Reise in die Abgründe der eigenen Psyche. Besessen davon, Madeleine wieder auferstehen zu lassen, zwingt er Judy, sich völlig in die Tote zu verwandeln. Bis Ferguson entdeckt, dass beide Frauen dieselbe Person sind und er selbst wegen seiner Höhenangst zum perfekten Werkzeug eines perfiden Mordplans wurde. Alfred Hitchcock dreht sein Psycho-Drama nach einem Krimi von Pierre Boileau und Thomas Narcejac. "Ich war fasziniert von den Anstrengungen, eine Frau zu erschaffen nach dem Bild einer Toten“, begründet der Thriller-Spezialist seine Wahl. Anders als im Buch macht Hitchcock den Zuschauer schon früh zum Mitwisser des Komplotts, das Madeleines Ehemann geschmiedet hat, um seine Frau umzubringen. Mit "Vertigo" gewährt Hitchcock tiefe Einblicke in seine eigenen Neurosen. "Von Anfang bis Ende", schreibt sein Biograf Donald Spoto, zeige der Film "Hitchcocks zutiefst persönliche Gefühle  (…), sein idealisiertes Bild der Frau, die gefährlichen Grenzen emotionaler Fixierung, die finale Obsession jedes Romantikers." Neben den Hauptdarstellern James Stewart und Kim Novak besticht "Vertigo“ durch die Musik von Bernhard Herrmann, eine ausgefeilte Farbdramaturgie und eine raffiniert eingesetzte Bildsymbolik. Der von Stewart zunächst sympathisch gespielte Held wird dem Zuschauer in seiner nekrophilen Obsession immer unheimlicher. Nach der Uraufführung am 9. Mai 1958 regieren Kritik und Publikum zwiespältig. Der "New Yorker" kanzelt den Film gar als "weit hergeholten Unsinn" ab. Bei der Wiederaufführung 1983 aber wandelt sich das Urteil grundlegend. Seither gilt Alfred Hitchcocks Meisterwerk als einer der zehn besten Filme aller Zeiten. Filmemacher dagegen, allen voran die Franzosen der Nouvelle Vague und Amerikaner wie Brian de Palma oder Paul Schrader, werden schon früh von Hitchcocks expressiver Farb- und Bildsprache beeinflusst. Filmgeschichte schreibt vor allem der "Vertigo-Effekt", ein schwindelerregender Eindruck, den die Kombination von Kamerafahrt und Zoom erzeugt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 10.05.2018: Vor 60 Jahren: Verkündung des Pflanzenschutzgesetzes
Bernd Rexing
Anfangs reagieren Kritik und Zuschauer verhalten auf Hitchcocks Psycho-Thriller. Heute gilt &#034; Vertigo - Aus dem Reich der Toten&#034; mit James Stewart als einer der besten Filme aller Zeiten.
[ "Stichtag", "09.05.1958", "09.05.2018", "9. Mai 1958", "9. Mai 2018", "Vertigo", "Aus dem Reich der Toten", "Alfred Hitchcock", "Psycho-Thriller", "James Stewart", "Kim Novak", "Bernard Herrmann", "Pierre Boileau", "Thomas Narcejac", "Paramount Pictures", "Schwindel", "Höhenangst" ]
Stichtag
2018-05-09T00:00+02:00
2018-05-09T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-vertigo-urauffuehrung-100~_mon-042020.html
28.07.1741 - Begräbnistag von Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi war schon zu Lebzeiten einer der berühmtesten und produktivsten Komponisten Italiens. Dazu ein brillanter Geiger, gewitzter Impresario und erfolgreicher Musiklehrer. Mit seinen innovativen Solokonzerten inspirierte er Bach und Händel, mit seinen Opern lockte er Musikliebhaber aus ganz Europa in seine Heimatstadt Venedig. 1678 kam Vivaldi in Venedig zur Welt. Seine Eltern ließen ihn als Priester und Geiger ausbilden. Zeit seines Lebens stand er im Spannungsfeld zwischen kirchlicher Obrigkeit und künstlerischer Freiheit. Seine Hoffnung auf eine Karriere in Wien, erfüllte sich nicht. Verarmt und verbittert starb er dort im Alter von nur 63 Jahren. Dann wurde sein Name fast zwei Jahrhunderte lang vergessen. Erst 1926 gelangte eine Sammlung mit Vivaldi-Werken in die Hände des Forschers Alberto Gentili. Der Beginn der Vivaldi-Renaissance, die bis heute andauert. Redaktion: Hildegard Schulte
Hildburg Heider
Die &#034;Vier Jahreszeiten&#034; haben ihn unsterblich gemacht: eines der meist gespielten und meist entstellten Werke der Musikgeschichte. Zu Tode gehetzt von Stargeigern, ins Ohr gepflanzt als Fahrstuhlberieselung.
[ "WDR5", "28.07.2016", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Antonio Vivaldi", "Komponist", "Musik", "Italien", "Venedig" ]
Radio
2016-07-26T13:40+02:00
2016-07-26T13:40+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/antonio-vivaldi-komponist-100~_mon-102025.html
16. Februar 2007 - Vor 185 Jahren: Sir Francis Galton wird geboren
1892 erscheint in England ein Buch mit dem unscheinbaren Titel "Fingerprints". Es wird zu einem der größten Werke in der Geschichte der Kriminologie. Der Wissenschaftler  Francis Galton weist darin nach, dass jeder Mensch allein aufgrund der Schleifen, Wirbel, Bögen und Kurven seines Fingerabdrucks zu identifizieren ist. Zur Jahrhundertwende verstreuen die Ermittler von Scottland Yard als erste Rußpulver am Tatort, um Fingerabdrücke aufzuspüren. Nach 1901 erobert seine Methode auch die Polizeistationen der Provinz. Dabei will Galton seine Erkenntnisse gar nicht als empirische Unterstützung von kriminalistischem Spürsinn verstanden wissen. Ihm geht es einzig und allein darum, Charakteristika für den Hang zum Verbrechen zu entdecken. Fingerabdrücke sind für ihn sichtbare Zeichen der Vererbung. Galton wird am 16. Februar 1822 in Birmingham geboren. Nach dem Tod seines Vaters wird er finanziell unabhängig. Fasziniert vom Ruhm seines Cousins Charles Darwin, beschließt er, das Geld in Forschungsreisen zu stecken. In der Folge bereist Galton den Balkan, Ägypten und den Sudan. 1850 leitet er eine Expedition in die unerforschten Gebiete des Südwestens von Afrika. Galton ist wie besessen von allen Formen der Wissenschaft - und Pseudowissenschaft. Statistisch versucht er, den Erfolg des Betens zu messen. Er entwickelt erste Wetterkarten, treibt die Wahrscheinlichkeitsrechnung voran und entwickelt eine nach ihm benannte Hundepfeife. Zusammen mit Wilhelm Wundt gilt er als Begründer der experimentellen Psychologie. Und in Afrika untersucht er mit Hilfe eines Distanz haltenden Sextanten den Fettsteiß von "Hottentottenfrauen". Galtons größte Leidenschaft gilt der Verbesserung der Menschheit durch "Rassenhygiene". Die Zucht eines vollkommenen Menschengeschlechts durch Selektion der Besten wird zu seinem Ideal. Ihm gilt auch die nie publizierte Roman-Utopie "Kantsaywehre" ("Ich weiß nicht wo"). 1883 führt Galton den Begriff der Eugenik als "gute Zucht" in den englischen Wissenschaftsbetrieb ein. Auch seine Untersuchungen an Zwillingen und der Größe des Gehirns sollen belegen, dass die Erbanlagen bei der Intelligenz und Entwicklung des Individuums alles und die äußeren Umstände nichts bedeuten. Was sein großer Cousin Darwin für die Tierwelt belegt hat, versucht Galton auch für die menschliche Gesellschaft fruchtbar zu machen. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wird er 1909 von der britischen Krone geadelt. Galton stirbt 1911 in Haslemere (Grafschaft Surrey). Stand: 16.02.07
Thomas Koester (AxK)
Vor 185 Jahren: Sir Francis Galton wird geboren
[ "16. Februar 1822", "Sir Francis Galton", "Francis Galton", "Fingerabdruck", "Scotland Yard", "Eugenik", "Rassenlehre", "Sozialdarwinismus", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T12:34+02:00
2015-10-06T12:34+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3042~_mon-102023.html
10. März 2007 - Vor 10 Jahren: Neuer Markt startet an der Frankfurter Börse
"Es wird in einem schrecklichen Blutbad enden am Neuen Markt", warnt Börsen-Experte André Kostolany. Doch die Börsen-Euphorie lässt sich nicht bremsen. Kritiker gelten als Miesmacher und werden nicht gehört. "Das war Halli-Galli hoch zehn", erinnert sich Tobias Belger, Händler auf dem Frankfurter Börsenparkett.Dabei hatte der Ausnahmezustand ganz klein angefangen: Mit zwei Firmen - dem Autozulieferer Bertrandt und dem Telefondienstleister Mobilcom - startet die Frankfurter Börse am 10. März 1997 den so genannten Neuen Markt. Er wendet sich nach Darstellung der Deutschen Börse an kleine und mittlere Unternehmen, die bisher noch keine Chance hatten, an die Börse gebracht zu werden. "Der Neue Markt verfolgt das Ziel, Unternehmen den Zugang zum Kapitalmarkt zu verschaffen. Das heißt, die Eigenkapitalfinanzierung über den Aktienmarkt zu ermöglichen." Die Börsenkandidaten für den Neuen Markt stammen vorwiegend aus den Branchen Multimedia, Telekommunikation, Biotechnologie und Umwelttechnik. Das einsetzende Börsenfieber hat seinen Ursprung in den USA, wo Firmen mit völlig neuen Geschäftsideen vor sich reden machen: Der Buchhändler Amazon, die Suchmaschinen Yahoo und Google, die Vermarktungsplattform Ebay. "Dann sind die ganzen Garagenfirmen an die Börse gekommen", erinnert sich ARD -Börsenreporter Stefan Wolff. "Dass in der Zeit große Verluste in den Bilanzen geschrieben wurden, hat damals niemanden interessiert."An der herkömmlichen Börse der Dax-Standardwerte hätten solche Firmen keine Chance auf Akzeptanz gehabt. Beinahe täglich gibt es neue Börsengänge: "Da haben auch Banken Unternehmen an die Börse gebracht, die da nichts zu suchen hatten", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rückblickend. "Da haben Anleger Aktien von Firmen gekauft, die meilenweit von der Börsenfähigkeit entfernt waren." Etliche Privatanleger seien "ein Stück weit auch abgezockt" worden. Im März 2000, drei Jahre nach dem Start, gibt es mehr als 300 Aktien am Neuen Markt. Der eigens geschaffene Index Newmax hat den Dax weit hinter sich gelassen und die Marke von 10.000 Punkten erreicht. Doch von da an geht es bergab: Betrügereien werden aufgedeckt, Ideen erweisen sich als Bluff, Firmen gehen Pleite - das Geld der Anleger wird regelrecht verbrannt. Der Gier folgt das Gejammer: Millionen von Anlegern, die Aktien zu Höchstkursen gekauft haben, bezahlen ihren Ausflug in die Börsenwelt mit schmerzlichen Verlusten. Die Börse sei dafür nicht verantwortlich zu machen, sagt deren Sprecher Walter Allwicher. Nirgendwo habe es strengere Transparenzpflichten als am Neuen Markt gegeben. Doch er räumt ein: "Was sicherlich geholfen hätte, wäre, stärker auf das Chancen-Risiko-Profil dieses Marktes hinzuweisen." Im Juni 2003 wird der Neue Markt abgeschafft. Stand: 10.03.07
Dominik Reinle (Haber)
Vor 10 Jahren: Neuer Markt startet an der Frankfurter Börse
[ "10. März 1997", "Neuer Markt", "Frankfurt am Main", "Börse", "Aktie", "Bertrandt", "Mobilcom", "Yahoo", "Google", "Amazon", "Ebay", "Stefan Wolff", "Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz", "Gier", "Gejammer", "Anleger", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T16:32+02:00
2015-10-06T16:32+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2390~_mon-022015.html
28. Februar 2005 - Vor 30 Jahren: Unterzeichnung des Lomé-Abkommens
Als Großbritannien 1973 der Europäischen Gemeinschaft beitritt, bringen die Empire-Erben ein Problem mit, das auch die acht Altmitglieder ungelöst vor sich her schieben. Gerade erst haben die Briten ihre ehemaligen Kolonien in Afrika, der Karibik und im Pazifik in eine ungewisse Freiheit entlassen. Nun wird es Zeit, die zwar unabhängigen, aber bettelarmen Entwicklungsländer in den Wirtschaftskreislauf der EG einzubeziehen.Unter der Devise "Der Starke hilft dem Schwachen" vereinbaren die neun EG-Länder mit 46 Drittweltstaaten ein Handels- und Entwicklungshilfe-Abkommen. Es wird am 28. Februar 1975 in Lomé, der Hauptstadt Togos, unterzeichnet. Für viele Jahre gilt es als sicherer Weg aus der Armut. Ganz uneigennützig ist der Vertrag mit den "AKP-Staaten" (Afrika, Karibik, Pazifik) natürlich nicht: Europa will auch sicher gehen, sich künftig weiter wie gewohnt im "Kolonialwarenladen" bedienen zu können. Schließlich bieten die Ex-Kolonien reichlich unentbehrliche Bodenschätze: Kupfer, Phosphor, Kobalt und Zinn, Früchte, Kaffee, Zucker oder Kakao, die Liste ist lang. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks zu Beginn der 90er Jahre ändert sich die Verhandlungsposition der meisten AKP-Staaten drastisch. Plötzlich haben sie als Spielbälle im ideologischen Ost-West-Konflikt ausgedient. Als das Lomé-Abkommen im Jahr 2000 ausläuft, fällt die Bilanz niederschmetternd aus: Gegen den geballten Egoismus der reichen Industrienationen hatten die Ex-Kolonien keine Chance. Kaum ein Volk der inzwischen 71 AKP-Länder lebt in stabilen Verhältnissen. In vielen sind die Lebensumstände mörderischer denn je. All zu oft floss die angebliche Hilfe gezielt in solche Wirtschaftsbereiche, die vollständig in Händen europäischer, US-amerikanischer oder multinationaler Konzerne sind. Oder sie versandete in den korrupten Machtapparaten skrupelloser Marionetten-Herrscher. Bokassa, Idi Amin und Sékou Touré, Mobutu, Duvalier, Siad Barre oder Haile Selassie, die Liste ist lang. Stand: 28.02.05
Bernd Rexing (AnK)
Vor 30 Jahren: Unterzeichnung des Lomé-Abkommens
[ "28. Februar 1975", "Großbritannien", "Entwicklungshilfe", "Wirtschaftshilfe", "Entwicklungsländer", "AKP-Staaten", "Kolonien", "Ex-Kolonien", "Europa", "Europäische Gemeinschaft", "Lome", "Togo", "Industrie-Nationen", "Stichtag", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick" ]
Stichtag
2015-10-05T12:25+02:00
2015-10-05T12:25+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1268~_mon-042019.html
3. April 1893 – Hans Riegel wird geboren
1920 eröffnet Hans Riegel eine eigene kleine Süßwarenfirma. Seine Veilchenpastillen, Salmiaktabletten, Kamellen und Lakritzstangen bietet er auf Jahrmärkten an, wo immer wieder auch lebende Bären vor dem Publikum tanzen. Da hat Riegel die Idee, in seiner Bonbonküche aus Zucker, Glukose, Fruchtaromen und Gummi Arabicum in einem Stärkebett Gummibärchen zu formen. Riegels Nachwuchs ist begeistert, die Kundschaft zunächst nicht: Zu traurig blicken die 1922 als "Tanzbären" verkauften Produkte zunächst drein. Bis sich die Gummibärchen zum Verkaufsschlager entwickeln, gehen noch ein paar Jahre ins Land. Dann aber ist ihr Siegeszug nicht mehr aufzuhalten - bis heute. Geboren wird Riegel am 3. April 1893 in Friesdorf bei Bonn. Seine Vorfahren sind Bauern und Handwerker, er aber macht nach der Schule eine Lehre als Bonbonkocher. Jahrelang ist er bei verschiedenen Firmen tätig, bevor er sich 1920 mit ein paar Sack Zucker auf dem Bauernhof seiner Schwiegereltern selbstständig macht. Morgens kocht er seine Produkte, nachmittags liefert er sie gemeinsam mit seiner Frau in umliegende Geschäfte aus. Schnell wird der Bauernhof für das expandierende Unternehmen zu klein; mit 400 Mitarbeitern zieht Riegel Anfang der 20er Jahre schließlich nach Bonn-Kessenich und lässt das Unternehmen unter dem Namen Haribo (Hans Riegel Bonn) ins Handelsregister eintragen; zusätzlich eröffnet er ein Werk in Dänemark. Und er erfindet seinen zeitlosen Werbeslogan: "Haribo macht Kinder froh." Politisch steht Riegel der konservativen Zentrumspartei nahe. Den Nationalsozialisten verweigert er sich, so lang es geht. 1944 aber wird er Mitglied der NSDAP. Im Zweiten Weltkrieg kann Haribo trotz Engpässen weiterproduzieren. Das Kriegsende erlebt Gründer Hans Riegel nicht mehr. Der Vater aller Gummibärchen stirbt völlig überraschend im März 1945 mit nur 51 Jahren, offiziell an Herzversagen. 1946 wird Haribo von Riegels Söhnen Hans und Paul übernommen. Paul entwickelt den Betrieb technisch weiter, Hans hat das Marketinggespür. Er stellt die Gummibärchen von Gummi Arabicum auf Gelantinebasis um. Aber er macht die Gummibärchen nicht nur schmackhafter, sondern auch schlanker; und er ergänzt den Werbeslogan seines Vaters ("Haribo macht Kinder froh") um den Zusatz "und Erwachsene ebenso". Heute produziert Haribo mit 6.000 Mitarbeitern an 15 Standorten in Europa und exportiert nicht nur seine Gummibärchen weltweit in 105 Länder. Stand: 03.04.2013 "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. April 2013 ebenfalls an Hans Riegel. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Thomas Köster
&#034;Haribo macht Kinder froh&#034;: Dieser Werbespruch stammt ebenso von Hans Riegel wie das berühmte Gummibärchen. Mit marktgerechten Ideen und Unternehmergeist macht er aus einer Hinterhof-Bonbonfabrik einen Süßigkeiten-Weltkonzern mit Sitz in Bonn.
[ "Stichtag", "03.04.1893", "03. April 1893", "03.04.2013", "3. April 2013", "Hans Riegel", "Haribo" ]
Stichtag
2020-12-02T09:21+01:00
2020-12-02T09:21+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7406~_mon-062013.html
Sing mal mit der Maus
Singen macht glücklich: ob traditionelle Kinderlieder oder aktuelle Songs aus der Maus-Playlist. In diesem Konzert werden nach Herzenslust Lieder geschmettert. Und dazu hat die Maus noch allerlei Spannendes rund ums Thema Singen mit dabei. Kinderchöre aufgepasst: ihr habt die Chance bei diesen Konzerten gemeinsam mit der Maus und dem WDR Rundfunkchor aufzutreten und zu singen! Ein Konzert für alle, die Singen lieben. WDR Rundfunkchor Franziska Kuba LeitungAndré Gatzke ModerationDie Maus
LC
Sing mal mit der Maus
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Orchester und Chor
2024-04-30T10:00+02:00
2025-03-31T09:56+02:00
https://www1.wdr.de//orchester-und-chor/wdrmusikvermittlung/konzerte/termine/sing-mal-mit-der-maus-236~_mon-062026.html
23. Oktober 1689 - Bill of Rights wird in England anerkannt
Die Menschen im 17. Jahrhundert sind immer wieder der Willkür absolutistischer Herrscher ausgesetzt, die bestimmen, was Recht ist. In England gelingt es erstmals diese Machtfülle einzuschränken, mit der Bill of Rights, vom Königspaar anerkannt am 23. Oktober 1689. Das mehr als 300 Jahre alte Dokument gilt als Fundament für das allgemeine Völker- und Menschenrecht. Die Vorgeschichte: Mit seiner absolutistischen Vorstellung von Herrschaft und seinen Sympathien für den Katholizismus macht sich der englische König Jakob I. beim englischen Parlament, in dem vornehmlich Protestanten vertreten sind, unbeliebt. Zudem bedient sich der König ständig aus der Staatskasse – ohne das Parlament zu fragen. Der Dauerkonflikt zwischen König und Parlament stürzt das Land wenige Jahre später in einen blutigen Bürgerkrieg. Am Ende der Unruhen verliert König Karl I. aus dem Hause Stuart seinen Kopf und aus der Monarchie wird eine Republik, die Oliver Cromwell jedoch zu einer Militärdiktatur umfunktioniert. Als dieser stirbt, kehren ein neuer Stuartkönig und alte Probleme zurück: Auch Jakob II. liebäugelt mit dem Katholizismus und will als absolutistischer König regieren. Das Parlament wendet sich an einen ausländischen Herrscher, um Englands innenpolitische Probleme zu lösen. Es beruft einen neuen protestantischen König aus Holland, Wilhelm III. von Oranien, den Schwiegersohn Jakobs. "Dieser König regierte mit dem Einverständnis des Parlaments. Das war 1688 der Anfang dessen, was wir eine konstitutionelle Monarchie nennen", erklärt der britische Journalist und Historiker Peter Hill. Denn noch bevor Wilhelm III. nach der unblutigen sogenannten "glorreichen Revolution" die Krone nehmen darf, muss er die Bill of Rights unterschreiben. Das Dokument regelt ein für allemal die künftige Aufgabenteilung zwischen Herrscher und Parlament. "Ohne Zustimmung des Parlaments kann die königliche Autorität keine Gesetze oder die Ausführung von Gesetzen außer Kraft setzen", heißt es darin. Professor Hans-Joachim Heintze vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht an der Universität Bochum sieht darin die Anfänge des demokratischen Modells. Insgesamt 13 Punkte umfasst das Gesetzeswerk, das im Dezember 1689 in Kraft tritt. Darin werden nicht nur Regeln und Rechte des Parlaments gegenüber dem König verbindlich festlegt, sondern auch zum ersten Mal unveräußerliche Bürgerrechte formuliert. In einer Epoche, in der viele Fürsten auf dem Kontinent dem Absolutismus Ludwigs IVX. nacheifern, sind die Bestimmungen der Bill of Rights wegweisend. "Sie war revolutionär, weil mit ihr der Einzelne eine Rechtspersönlichkeit bekam. Die Menschen wussten nun, dass sie nicht willkürlich angeklagt werden dürfen, sondern eine rechtliche Grundlage für eine Inhaftierung bestehen muss. Das Leben wurde berechenbarer", erklärt Heintze. Unter dem Schutz der neuen Rechte und Gesetze erlebt Großbritannien im 18. Jahrhundert einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung und wird zum Vorreiter in Sachen Parlaments- und Bürgerrechte. "Die Idee der Bill of Rights bahnt sich überall einen Weg. Wir sehen den Funken überspringen auf Revolutionen in Frankreich und auf Revolutionsversuche in Deutschland. Allen diesen Revolutionen liegt die gleiche Idee zugrunde: der Kampf um bestimmte Grundrechte", sagt Heintze. Heute sind die Grundforderungen der Bill of Rights selbstverständlicher Teil vieler demokratischer Verfassungen, auch des deutschen Grundgesetzes. Stand: 23.10.2014 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Oktober 2014 ebenfalls an die Bill of Rights. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Martina Züger
Die Bill of Rights ist der wohl bedeutendste Bestandteil der englischen Verfassung: Sie dokumentiert den Sieg von Adel und wohlhabendem Bürgertum über die Versuche der Stuart -Könige, im England des 17. Jahrhunderts den Absolutismus nach französischem Vorbild einzuführen.
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Stichtag
2015-10-07T16:31+02:00
2015-10-07T16:31+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8660~_mon-082010.html
01. Dezember 2006 - Vor 40 Jahren: Kurt Georg Kiesinger wird Bundeskanzler
Im Herbst 1966 scheitert die Regierungskoalition unter Kanzler Ludwig Erhard (CDU): Union und FDP können sich nicht einigen, wie sie das Finanzloch im Bundeshaushalt von knapp vier Milliarden Mark stopfen sollen. Dem Rücktritt Erhards gehen wochenlange Verhandlungen voraus. Ende November einigen sich Union und SPD auf die Bildung einer Großen Koalition. Zum ersten Mal wird in der Bundesrepublik am 1. Dezember 1966 ein Kanzler mit der Mehrheit der beiden größten Bundestagsfraktionen gewählt: Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Kurt Georg Kiesinger (CDU), bekommt 340 Stimmen. Das sind knapp 70 Prozent aller Abgeordneten. Dennoch ist sich Kiesinger bewusst: "Ich bin aus einer sehr krisenhaften und unbehaglichen Situation heraus auf den Sessel Konrad Adenauers und Ludwig Erhards gelangt."Die Wahl des neuen Bundeskanzlers sorgt für Kritik: Kiesinger war von 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP. Von 1940 an arbeitete er im Reichsaußenministerium und stieg dort drei Jahre später zum stellvertretenden Abteilungsleiter der Rundfunkabteilung auf. Kiesinger wirkte "an der Verbreitung antisemitischer Hetzpropaganda mit", wie der Historiker Philipp Gassert in seiner Kiesinger-Biographie schreibt. Kiesinger wird nach dem Zweiten Weltkrieg zwar von einem Spruchkammergericht entlastet. Seine Nazi-Vergangenheit holt ihn aber immer wieder ein. Bekannteste Szene: Beate Klarsfeld verpasst Kiesinger auf dem CDU-Parteitag im November 1968 in Berlin eine Ohrfeige und ruft: "Kiesinger, Nazi, abtreten!" Für Klarsfeld ist auch rückblickend klar: "Er war nicht nur NSDAP-Mitglied gewesen, sondern auch Verbindungsmann zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Propagandaministerium. Er hatte seine ganze Intelligenz in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt und wusste genau, was geschah - militärisch und in den Vernichtungslagern." Als Bundeskanzler der Großen Koalition muss Kiesinger sein Kabinett zusammenhalten. Dort sitzen unterschiedliche politische Charaktere wie Außenminister und Vizekanzler Willy Brandt (SPD), Finanzminister Franz Josef Strauß (CSU) sowie Wirtschaftsminister Karl Schiller (SPD). Wie Kiesinger hat auch der Sozialdemokrat Schiller eine Nazi-Vergangenheit: Er war NSDAP-Mitglied und Vordenker der NS-Arbeitsmarktpolitik, wie der Historiker Gassert schreibt. Immer wieder gibt es interne Konflikte in der Koalition. Doch die Regierung steht vor wichtigen Aufgaben: Sie will den maroden Haushalt sanieren, die Staatsschulden abbauen und die Wirtschaft ankurbeln. Die Große Koalition schafft es, die meisten ihrer Ziele umzusetzen. Dazu zählen auch die umstrittenen Notstandsgesetze. Sie ermöglichen etwa den Einsatz der Bundeswehr bei Unruhen im Inneren und die Einschränkung des Fernmeldegeheimnisses. Der Einfügung der Notstandsverfassung in das Grundgesetz gehen bundesweite Proteste voraus. Die Außerparlamentarische Opposition (APO) befürchtet, dass die Bundesrepublik autoritäre Züge annehmen könnte. Die Große Koalition baut auch den Sozialstaat aus: "Es war eine Koalition der Sozialpolitiker", sagt Politik-Professor Karl-Rudolf Korte. "All das, was wir heute zurücknehmen wollen, ist von denen damals geschaffen worden." Dazu gehöre zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Außenpolitisch kann die Große Koalition keine besonderen Erfolge vorweisen. Sie pflegt vor allem Beziehungen zu den USA und Frankreich. Das Verhältnis zur DDR bleibt ein ungelöstes Problem. Kiesinger versucht, die Partnerschaft von Union und SPD zu managen, kann dabei aber kein eigenes Profil entwickeln. Die Bundestagswahl 1969 bringt für ihn eine herbe Niederlage. Die Union wird mit rund 46 Prozent zwar wieder stärkste Kraft, verfehlt aber knapp die absolute Mehrheit. Nach drei Jahren Kanzlerschaft ist Kiesinger gescheitert. Das Ende der Großen Koalition ist der Anfang der sozial-liberalen Koalition aus SPD und FDP: Willy Brandt wird Nachfolger von Kurt Georg Kiesinger. Stand: 01.12.06
Dominik Reinle (AnK)
Vor 40 Jahren: Kurt Georg Kiesinger wird Bundeskanzler
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Stichtag
2015-10-06T17:01+02:00
2015-10-06T17:01+02:00
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07. November 2007 - Vor 5 Jahren: Rudolf Augstein stirbt in Hamburg
"Früher, als ich noch eine gute Meinung von mir hatte, betrachtete ich mich als einen Kleinaufklärer", sagt Rudolf Augstein ironisch über sich selbst. Der am 5. November 1923 in Hannover geborene Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wird geschmäht, gefürchtet, mit Lob überhäuft. Das mag daran liegen, dass er viele Dinge anfasst, von denen andere lieber die Finger lassen. Das fängt früh an: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gibt die britische Militärregierung dem 23-Jährigen die Lizenz für das erste deutsche Nachrichtenmagazin. Den Titel entsteht spontan: "Der Spiegel". Augstein will darin Missstände "widerspiegeln". Die erste Ausgabe erscheint am 4. Januar 1947. Später wird bekannt, dass Augstein in der Anfangszeit auch ehemalige Nationalsozialisten in der Redaktion beschäftigt hat. "Der Spiegel" etabliert den investigativen Journalismus in der Bundesrepublik. Der wohl bekannteste Skandal ist die "Spiegelaffäre" im Oktober 1962. Die Regierung unterstellt, das Nachrichtenmagazin habe in seiner Titelgeschichte "Bedingt abwehrbereit" Pläne der Bundeswehr, und damit Staatsgeheimnisse veröffentlicht. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß ( CSU ) lässt die Redaktion des "Spiegel" in Hamburg durchsuchen. Augstein wird verhaftet und kommt erst nach gut 100 Tagen wieder frei. Die Vorwürfe gegen ihn erweisen sich als haltlos. Strauß muss zurücktreten. Auch danach werden zahlreiche Skandale aufgedeckt - wie etwa die Flick-Affäre und die Barschel-Affäre. Augstein macht den "Spiegel" zum "Sturmgeschütz der Demokratie". Doch über die Jahrzehnte verblasst der Glanz. Längst bestimmen andere den "Spiegel" mit und wollen ihn inhaltlich verändern. Augstein hält an Bewährtem fest und stößt auf Widerstand. Spät regelt er die Nachfolge: 1994 wird Stefan Aust neuer Chefredakteur. "Ich konnte nicht aussteigen", sagt Augstein. Freunde hat Augstein - nach eigener Aussage - nur wenige. Als "gespaltenen Menschen" beschreibt ihn die frühere "Zeit"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff: "Er ist einerseits von großer warmer Freundschaft. Andererseits ist er von kühler Erbarmungslosigkeit." Augstein wird immer wieder als Zyniker bezeichnet. Er selbst bekennt sich dazu. Seine Tochter Franziska, eines seiner vier Kinder, selbst Journalistin, sieht das anders: "Tatsächlich war mein Vater ein Realist. Aber sein Realismus war von einer Konsequenz, die zu tragen nicht jeder bereit ist." Augstein gilt als Frauenheld und ist viermal geschieden. Im Alter wird er zunehmend durch seine Alkoholkrankheit gezeichnet. Zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag stirbt Rudolf Augstein am 7. November 2002 in Hamburg an einer Lungenentzündung. Stand: 07.11.07
Dominik Reinle (Haber)
Vor 5 Jahren: Rudolf Augstein stirbt in Hamburg
[ "7. November 2002", "Stichtag", "07.11.2002", "7. November 2007", "07.11.2007", "Rudolf Augstein", "Der Spiegel", "Spiegelaffäre", "Franz Josef Strauß", "Nachrichtenmagazin", "investigativer Journalismus", "Rückblick", "Rückclick" ]
Stichtag
2015-10-07T15:37+02:00
2015-10-07T15:37+02:00
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16.09.1920 - Geburtstag von Hannie Schaft
Während ihre beiden Komplizinnen überlebten, wurde die Jura-Studentin Hannie Schaft noch kurz vor Kriegsende mit einer Pistole und verbotenen Zeitungen an einer Straßensperre gefasst und nach ihrer Enttarnung in den Dünen bei Haarlem erschossen und verscharrt. Da sie linksorientiert war, wurde ihr Widerstand nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden kaum gewürdigt - außer bei linken und kommunistischen Gruppen. In den 80er Jahren wurde in einem Haarlemer Park dann eine Statue von Hannie Schaft aufgestellt. Geschaffen von einer ihrer Mitkämpferinnen, die nach dem Krieg Bildhauerin geworden war. Redaktion: Michael Rüger
Heiner Wember
Hannie Schaft gehörte zu einem Trio von jungen niederländischen Frauen, die in der NS-Zeit SS- und Gestapo-Angehörige der deutschen Besatzungsmacht umbrachten sowie niederländische Kollaborateure. Außerdem schmuggelten sie verfolgte jüdische Kinder aus dem Land, legten Brände in kriegswichtigen Einrichtungen und verübten Anschläge auf Nachschub-Züge.
[ "WDR5", "16.09.2020", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Hannie Schaft", "NS-Zeit", "Krieg", "Judenverfolgung" ]
Radio
2020-09-08T10:11+02:00
2020-09-08T10:11+02:00
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23. Mai 1924 - Karlheinz Deschner wird geboren
"Es muss ein eigentümliches Vergnügen sein, von Jahrhundert zu Jahrhundert im Blut der Menschheit zu schwimmen und Halleluja zu rufen", sagt der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner. "Das Ganze heißt nicht Geisteskrankheit, das Ganze heißt Christentum." Mit solchen Formulierungen treibt er ab den 1960er Jahren den Blutdruck von Theologen und Kirchenvertretern in die Höhe. Deschner gräbt aus, was in offiziellen Darstellungen der Kirchen verschwiegen oder geschönt wird. Sein Hauptwerk ist die zehnbändige "Kriminalgeschichte des Christentums", die von den Ursprüngen des Alten Testaments bis ins 18. Jahrhundert reicht und Untaten im Namen Gottes aufführt. Deschner arbeitet über 40 Jahre daran: Der erste Band erscheint 1970, der letzte 2013. Nebenbei fördert Deschner auch Skurrilitäten zutage. "Es ist einfach tragisch-komisch zu lesen, was Deschner geschrieben hat über bespielsweise den Vorhaut-Jesu-Kult", sagt der Philosoph Michael Schmidt-Salomon. Es gehe dabei um die Frage, was mit der Vorhaut von Jesus, der als Jude beschnitten war, bei der Himmelfahrt geschehen sei. "Einige Theologen meinten, dass die Vorhaut dann separat zum Himmel aufgestiegen sei, andere sagten, die Vorhaut existiert noch weiter hier auf Erden", so Schmidt-Salomon, der Vorstandssprecher der religionskritschen Giordano-Bruno-Stiftung ist. Es habe auch ein Orden der Heiligen Vorhaut existiert. Der Vermutung, dass er schon früh in seinem Leben schlechte Erfahrungen mit dem Christentum gemacht hat, widerspricht Deschner: "Ich hatte eine sehr, sehr schöne Jugend." Geboren wird er am 23. Mai 1924 in Bamberg und verbringt seine Kindheit als Förstersohn im fränkischen Steigerwald. "Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die zum Teil katholisch, zum Teil protestantisch war." Deschner besucht auch Internate der Franziskaner und Karmeliten. Nach dem Abitur kämpft er im Zweiten Weltkrieg unter anderem als Fallschirmjäger und wird verwundet. Anschließend studiert Deschner Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte an der Universität Würzburg. 1956 schreibt er - noch immer geprägt von seinen Kriegserlebnissen - seinen ersten, autobiografisch geprägten Roman "Die Nacht steht um mein Haus". 1957 veröffentlicht Deschner ein Buch mit dem Titel "Was halten Sie vom Christentum?". Darin sind die Antworten von bekannten Autoren wie Heinrich Böll zu lesen. Deschner als Herausgeber äußert sich jedoch nicht, obwohl er seinen Glauben bereits während des Studiums abgelegt hat - nach der Lektüre von Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Erst 1962 erscheint sein erstes kirchenkritisches Buch "Abermals krähte der Hahn". Die Resonanz ist gewaltig. Er habe Tausende von Zuschriften erhalten, sagt Deschner. Viele Menschen seien seinetwegen aus der Kirche ausgetreten. Die Kirchenkritik ist von nun an sein Lebensthema. Deschners Fokus auf das Negative in der Geschichte des Christentums bringt ihm den Vorwurf der Einseitigkeit ein. Er arbeite unseriös und unwissenschaftlich, hält ihm der Priester und Professor für Kirchenrecht, Wilhelm Gessel, vor. Deschner betrachte historische Ereignisse mit den Maßstäben der Gegenwart, anstatt "eine Persönlichkeit aus ihrer Zeit und den Umständen der Zeit zu verstehen." Deschner hält dagegen, dass er das Christentum an seinen eigenen Grundsätzen messe. Raub und Mord seien in dieser Religion schon immer verboten gewesen. Ihm geht es um den Kampf gegen Verlogenheit: "Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher." Insgesamt verfasst Deschner rund 50 Bücher. Die meisten von ihnen sind kirchenkritische Streitschriften. Dazu gehören aber auch Romane, Aphorismen und Erzählungen über seine geliebte fränkische Heimat. Karlheinz Deschner stirbt kurz vor seinem 90. Geburtstag am 8. April 2014 in Hassfurt am Main. Was seinen Nachruhm betrifft, war er schon zu Lebzeiten skeptisch: "Mit zunehmenden Jahren wurde mir immer mehr bewusst, dass das überhaupt nichts bewirkt." Auch Napoleon und Johann Wolfgang von Goethe hätten letzten Endes nichts Bleibendes geschaffen. "Das geht alles eines schönen Tages - man muss nur lange genug warten - den Bach hinunter." Aber das sei kein Grund für Resignation. "Ich habe jedenfalls das getan, um nicht vor mir selber ausspucken zu müssen." Stand: 23.05.2014
Dominik Reinle
Die &#034;Kriminalgeschichte des Christentums&#034; umfasst zehn Bände: An seinem Hauptwerk arbeitet der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner über 40 Jahre lang. Er gilt als einer der schärfsten deutschen Kritiker der Kirche und der &#034;Religion der Nächstenliebe.&#034;
[ "Stichtag", "23.05.1924", "23. Mai 1924", "23.05.2014", "23. Mai 2014", "Karlheinz Deschner", "Kirchenkritiker", "Religion", "Kirche", "Autor" ]
Stichtag
2015-10-07T15:27+02:00
2015-10-07T15:27+02:00
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10. Dezember 1868 - Erste Verkehrsampel der Welt in Betrieb
Mitte des 19. Jahrhunderts droht London der totale Verkehrsinfarkt. Mehr als drei Millionen Menschen leben in der rasant wachsenden Kapitale des British Empire. Täglich verursachen Fuhrwerke, Pferdeomnibusse, Droschken und Fußgänger ein halsbrecherisches Chaos auf den Themsebrücken und in den engen Straßen. Schwere Unfälle sind an der Tagesordnung; allein 1866 registriert die Polizei 102 Verkehrstote in der Londoner City. Besonders am Glockenturm Big Ben, wo sich der Verkehr von der Westminster Bridge auf den Platz vor dem Parlament ergießt, kommt es regelmäßig zum Crash. Die Abgeordneten gelangen oft nur unter Lebensgefahr zum Regierungssitz. John Knight, dem Chef der South Eastern Eisenbahngesellschaft, liegt die Sicherheit der Parlamentarier am Herzen und erfindet zu ihrem Schutz die erste Verkehrsampel der Welt. Knight entwirft einen Signalmast mit den Farben Rot und Grün. Die stammen aus der Schifffahrt, wo sie Backbord und Steuerbord kennzeichnen, haben sich aber auch im Schienenverkehr als Signalfarben bestens bewährt. Knights Idee überzeugt, und so wird am Parliament Square eine acht Meter hohe Säule errichtet. An der Spitze befindet sich eine drehbare Gaslaterne mit roten und grünen Lichtern für den Nachtbetrieb. Tagsüber geben zwei große, mechanische Arme wie ein riesiger Schutzmann die Signale. Ein echter Polizist bedient am Fuß der Säule einen Hebel, um dem Verkehr das gewünschte Zeichen zu zeigen: Rot bedeutet "Stopp" und Grün "Vorsicht". Mit 10.000 Flugblättern instruiert der Polizeipräsident die Londoner über die Bedeutung des "Street Crossing Signal", das am 10. Dezember 1868 den Betrieb aufnimmt. Die neue Verkehrsregelung wird schnell akzeptiert, doch die Bedienung macht ernste Probleme. "Mehr als einmal ist es in Verbindung mit der Straßensignal-Säule (…) zu Gasexplosionen gekommen", berichtet die "Times" kaum einen Monat später. Noch im Januar 1869 ereignet sich ein schwerer Unfall. Als der diensthabende Polizist das Gas abdreht, kommt es erneut zur Explosion; eine Stichflamme verbrennt dem Bobby das Gesicht. Die erste Ampel der Welt wird sofort abgeschaltet und London verzichtet ein halbes Jahrhundert lang auf weitere Versuche, das Verkehrschaos mit Signalanlagen zu regeln. Die erste elektrisch betriebene Ampel wird im August 1914 im amerikanischen Cleveland errichtet. Acht rote und grüne Lampen signalisieren dort Fußgängern und Autofahrern abwechselnd "Stopp" und "Go". Gelb gibt es noch nicht, deshalb kündigt eine Glocke den Farbwechsel an - ein Konzept, das bald vom lärmenden Verkehr überholt wird. Zehn Jahre später bricht auch in Deutschland das Ampel-Zeitalter an. Auf dem Potsdamer Platz in Berlin, damals Europas verkehrsreichster Platz, ist das Getümmel kaum noch zu bändigen. Auf einem Hochstand mitten im Gewühl platziert, muss sich ein Schutzmann mit einer Trompete Gehör verschaffen. 1924 wird der von den Berlinern zum "Posaunenengel" beförderte Beamte von einem drei Meter hohen, quadratischen Ampelturm abgelöst. Heute erinnert ein Replikat an den ersten "Leuchtturm vom Potsdamer Platz".  Stand: 10.12.2013
Bernd Rexing
In London sind vor 150 Jahren täglich drei Millionen Menschen auf den Straßen unterwegs. Es herrscht Chaos. Ende 1868 wird deshalb die erste gasbefeuerte Ampel der Welt in Betrieb genommen. Die älteste deutsche Ampelanlage steht auf dem Potsdamer Platz in Berlin.
[ "Stichtag", "10.12.2013", "10.12.1868", "10. Dezember 2013", "10. Dezember 1868", "Verkehrsampel", "Ampelanlage", "Straßenverkehr", "London", "Lichtzeichenanlage", "Verkehrsstau", "Verkehrsunfall", "Signal" ]
Stichtag
2015-10-07T16:45+02:00
2015-10-07T16:45+02:00
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9. Februar 1896 - Hanns Porst wird geboren
Seine Liebe zur Fotografie entdeckt Hanns Porst schon als Jugendlicher. Ein Untermieter im elterlichen Haus weiht ihn ein in die Geheimnisse der Lichtbildnerei. Den ersten Fotoapparat verdient sich Porst dadurch, dass er Zeitungen austrägt: Wie seine späteren Kunden ist er am Anfang selber einer, der sich die Kamera nicht ohne finanzielle Anstrengung leisten kann. Und Porst ist von Beginn schon Unternehmer. Als Oberrealschüler kauft er sich in einem Versandhaus in Leipzig günstig Kameras, die er daraufhin wieder mit Gewinn verkauft. Aus diesem Gedanken entsteht in den 1930er Jahren laut Eigenwerbung "der Welt größtes Photohaus": Photo Porst. Geboren wird Porst am 9. Februar 1896 in Nürnberg. Bereits mit 14 Jahren verkauft er Fotos an regionale Zeitungen. Nach der Schule geht er zunächst als Schreiber in eine Anwaltskanzlei, später wird er Sekretär. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnimmt, beschließt er, aus seiner Leidenschaft fürs Fotografieren einen Beruf zu machen. 1919 gründet er das "Photo-Haus Porst" in der Nürnberger Innenstadt, das durch sein immenses Reklameschild auffällt. Schon damals ist er ein Werbegenie. In den 20er Jahren werden die meisten Fotoapparate in Drogerien verkauft. Porsts Geschäftsidee ist neu. Vielleicht ist das der Grund, warum er seine riesigen Warenbestände nicht optimal an die Laufkundschaft bringen kann. Da verfällt Porst auf die Idee, einen Versandhandel aufzuziehen und Interessenten in seinen Anzeigen mit einem unschlagbaren Angebot zu ködern: Sie müssen beim Erwerb eines Fotoapparates nur ein Drittel anzahlen. Den Rest können sie in Raten abstottern. Zudem druckt er einen mehrere hundert Seiten starken Katalog. So macht Porst das Fotografieren volkstümlich - und sich selbst reich. Schon 1928 beträgt der Umsatz des Geschäfts rund 2,5 Millionen Reichsmark. Porst verkauft jährlich über 20.000 Fotoapparate. Auch im Bereich der Kundenbindung betritt Porst Neuland. 1924 organisiert der Unternehmer seine erste Fotofahrt nach Rothenburg ob der Tauber. 20 Personen fahren mit; bei der Wiederholung der Reise 1931 sind es bereits 1.300. An touristisch markanten Punkten positioniert Porst Mitarbeiter, die den Hobbyfotografen vor Ort erklären, wie sie Blende und Belichtung einstellen müssen, um das perfekte Bild zu schießen. "Sehen Sie in jedem Kunden einen Wohltäter", hat Porst den Mitarbeitern zuvor eingebläut. "Er bringt uns Verdienst und Ihnen das tägliche Brot." Verdienst bringt zu dieser Zeit auch die Eigenmarke "Hapo", mit der Porst baugleiche Kameras namhafter Hersteller günstiger anbieten kann. Nach der Machtergreifung Hitlers ist Porst Mitläufer. 1945 liegt sein Unternehmen in Schutt und Asche. Die gerettete Kundenkartei sichert ihm einen Neubeginn: Offene Raten aus der Vorkriegszeit werden von den Kunden offenbar anstandslos bezahlt. Zudem profitiert Porst von der Wirtschaftswunderzeit: Ende der 50er Jahre beherrscht er 20 Prozent des bundesdeutschen Fotokamerageschäfts. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Bald sind Versandhandel und Ratenzahlung Standard. Große Versandhäuser wie Quelle oder Otto entstehen. Porsts Sohn Hannsheinz überredet den Unternehmer, deutschlandweit Filialen und Agenturen in Kiosken und Imbissbuden zu eröffnen. Ohne Erfolg: Den Niedergang seiner Firma erlebt der Gründer noch mit. Hanns Porst stirbt 1984 im Alter von 88 Jahren in seiner Geburtsstadt Nürnberg. 2002 muss Photo Porst endgültig Insolvenz anmelden. Stand: 09.02.2016
Thomas Köster
1919 eröffnet der Unternehmer Hanns Porst in Nürnberg ein Fotogeschäft. Und macht das Fotografieren durch die damals unübliche Ratenzahlung für Jedermann erschwinglich. Auch eröffnet er einen Versandhandel. So kann &#034;Photo Porst&#034; die Weltwirtschaftskrise überstehen.
[ "Stichtag", "09.02.1896", "9. Februar 1896", "09.02.2016", "9. Februar 2016", "Hanns Porst" ]
Stichtag
2017-12-14T15:26+01:00
2017-12-14T15:26+01:00
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19. April 2005 - Kardinal Ratzinger wird zum Papst gewählt
Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 ziehen sich die Kardinäle zum Konklave zurück. Ohne Kontakt zur Außenwelt sollen sie im Vatikan aus ihren Reihen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wählen. Als Favorit gilt der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger. Nach einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte steht am 19. April 2005 fest: Nach 482 Jahren sitzt mit Ratzinger, dem bisherigen Präfekten der Glaubenskongregation, erstmals wieder ein Deutscher auf dem Stuhle Petri. Als Papst gibt er sich den Namen Benedikt XVI. In Deutschland bricht eine bislang unbekannte Papst-Euphorie aus. "Wir sind Papst!" titelt die "Bild"-Zeitung. Dabei gilt der 78-Jährige als erzkonservativ. Gleichgeschlechtliche Ehen, Frauen in Kirchenämtern, kirchliche Schwangerschaftsberatung - all das lehnt Ratzinger ab. Doch seine Positionen sind zunächst kaum Thema. Als er auf seiner ersten Auslandsreise im August 2005 den Weltjugendtag in Köln besucht, wird er begeistert mit "Benedetto"-Rufen gefeiert. Benedikts Pontifikat allerdings wird zunehmend von Kritik überschattet. Als er 2006 Bayern und seinen Geburtsort Marktl am Inn besucht, zitiert er an der Universität Regensburg in einem Vortrag einen byzantinischen Kaiser, der Mohammed kritisiert. Muslime in aller Welt protestieren. 2009 hebt Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft auf. Einer von ihnen ist der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Diesmal protestieren weltweit jüdische Vertreter sowie Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Benedikt bringt auch die Protestanten gegen sich auf. In einem offiziellen Dokument des Vatikans werden sie "und andere Glaubensgemeinschaften" als "mit Mängeln behaftet" umschrieben. Ab 2011 gelangen vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit. Bei dem "Vatileaks" genannten Skandal geht es um Korruption sowie Sex-, Geld- und Machtgelüste innerhalb der römischen Kurie. Zudem mehren sich Nachrichten über pädophile katholische Priester, die Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Papst Benedikt XVI. verspricht: "Wir werden Pädophile absolut vom heiligen Priesteramt ausschließen." Im Februar 2013 tritt er überraschend zurück. Dass ein Papst freiwillig sein Amt abgibt, hat es bis dahin seit über 700 Jahren nicht mehr gegeben. Als Grund nennt der 85-Jährige sein Alter. Er zieht sich in ein Kloster auf dem Vatikangelände zurück. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. April 2020 ebenfalls an die Wahl von Kardinal Ratzinger zum Papst. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 20.04.2020: Vor 110 Jahren: Brigitta Mira wird geboren
Dominik Reinle
Für die einen ist Kardinal Ratzinger reaktionär, für die anderen ein &#034;Bewahrer der Kirche&#034; . Als Papst Benedikt XVI. nennt er sich einen &#034;Arbeiter im Weinberg des Herrn&#034; .
[ "Stichtag", "19.04.2005", "19. April 2005", "19.04.2020", "19. April 2020", "Kardinal", "Joseph Aloisius Ratzinger", "Papst", "Papstwahl", "Benedikt XVI.", "Rom", "Katholische Kirche" ]
Stichtag
2020-04-19T00:00+02:00
2020-04-19T00:00+02:00
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24. November 1991 - Todestag von Freddie Mercury
Freddie Mercury ist ein Freund großer Gesten und starker Stimmen. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass der Frontmann der legendären Rockband "Queen" vor allem auch die Oper liebt. Als Mitte der 80er Jahre das Telefon klingelt, geht ein Traum für ihn in Erfüllung. Denn am anderen Ende ist die Sopranistin Montserrat Caballé. "Sie rief mich an und sagte, sie wolle gerne mit mir singen", wird sich Mercury später erinnern. "Da bin ich erstmal auf den Boden gekippt und dachte: 'Mein Gott'". Caballé besucht Mercury in London, singt mit seiner Klavierbegleitung "Queen"-Songs. Dann geht es ins Studio. Der Rest ist Musikgeschichte. Ihr Duett "Barcelona" wird zur Hymne der Olympischen Sommerspiele 1992. Geboren wird Mercury 1946 als Farrokh Bulsara auf der ostafrikanischen Insel Sansibar. Er wächst in der indischen Heimat seiner Eltern auf, sein Schuldirektor ist begeistert von seiner Stimme und rät den Eltern zum Klavierunterricht. Mit 17 Jahren geht Mercury nach London, wo er Design studiert. Über einen Mitstudenten kommt er mit dem Gitarristen Brian May und dem Schlagzeuger Roger Taylor in Kontakt, die ebenfalls diplomierte Akademiker sind und mit denen er 1970 "Queen" gründet. Später stößt noch der Bassist John Deacon dazu. Bis zu Mercurys Tod wird sich an dieser Formation nichts ändern. Der Bandname verdankt sich nicht der britischen Monarchin, sondern der Bezeichnung für schrille Homosexuelle. Mercury, selbst bisexuell und exzentrisch, hat ihn ausgesucht. Er entwirft auch das Logo von "Queen", und schreibt die meisten Songs, die in der Folge immer wieder zu Nummer-Eins-Hits werden. Mit Titeln wie "Bohemian Rhapsody" (1975), "We Are the Champions" (1977) oder "Who Wants to Live Forever" (1986) schreibt "Queen" Musikgeschichte und wird zu einer der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Als "Who Wants to Live Forever" entsteht, ist Mercury bereits an Aids erkrankt. Öffentlich macht er dies erst 1991. Zum Erfolg von "Queen" gehört auch eine aufwändige Bühnenshow, bei der zum Hit "Bicycle Race" auch schon einmal eine Formation halbnackter Frauen auf die Bühne radelt. Im Mittelpunkt steht immer der tänzerisch gestikulierende und stolzierende Mercury , der sich gerne mit Krone und Purpurumhang oder, für Musikvideos, staubsaugend mit falschen Brüsten und Perücke präsentiert. Zu seinen Affären gehören Frauen und Männer, während seiner Münchner Jahre Anfang der 80er Jahre unter anderem auch die Schauspielerin Barbara Valentin, mit der er die Schwulenbars der Stadt besucht. Bis zum Schluss lebt Mercury für die Musik. Auch nach Ausbruch seiner Krankheit geht er noch wenige Monate vor seinem Tod ins Studio, wenn er sich dazu in der Lage fühlt, zum letzten Mal 1991 in Montreux. "Wir haben die ganze Zeit am Telefon gesessen und auf Freddies Anruf gewartet", erzählt Brian May. "Lasst mich singen, schreibt, was ihr könnt, ich singe, soviel ich kann", habe er gesagt. Das Ergebnis, "Made in Heaven", erscheint vier Jahre nach seinem Tod. Mercury stirbt am 24. November 1991 in Kensington. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 25.11.2016: Vor 15 Jahren: Erstes Klonen eines menschlichen Embryos
Thomas Köster
Seine Gesten sind groß, seine Posen unverwechselbar und seine Stimme unglaublich kraftvoll und sehr markant. Freddie Mercury, Frontmann der legendären Rockband &#034;Queen&#034;, kann Stadien in Hexenkessel verwandeln.
[ "Stichtag", "24.11.1991", "24. November 1991", "24.11.2016", "24. November 2016", "Freddie Mercury" ]
Stichtag
2016-11-24T11:50+01:00
2016-11-24T11:50+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-freddie-mercury-100~_mon-032010_tag-24112016.html
25.06.1853 - Todestag von Regula Engel
Die Engels folgten ihrem Herrn sogar ins Exil nach Elba, bevor ihr Mann und zwei Söhne in der Schlacht bei Waterloo umgekommen sein sollen. Da hatte Regula Engel noch 40 Jahre ihres Lebens vor sich. Von ihren 21 Kindern hatten nach ihren Angaben nur fünf überlebt, und sie begab sich auf die Suche nach ihnen. In den USA fand sie einen Sohn nur noch sterbend vor; am Ende ging sie wieder in ihre alte Heimat Schweiz zurück. Aus Geldnot schrieb sie ihre Memoiren und landete damit einen Bestseller. Titel "Frau Oberst Engel. Von Cairo bis Neuyork, von Elba bis Waterloo. Memoiren einer Amazone aus Napoleonischer Zeit". Für einen Soldaten wurde Regula Engel schließlich steinalt. Sie starb mit 92 Jahren in einem Züricher Spital. Redaktion: Michael Rüger
Heiner Wember
Zum Schluss schrieb sie sogar noch ihre Memoiren. Regula Engel zeichnet darin das Bild einer Frau, die mit ihrem schweizerischen Ehemann 20 Jahre lang für Napoleon auf seinen Feldzügen kämpfte und mitunter, wenn Not am Mann war, auch selbst in die Schlacht eingriff.
[ "WDR5", "25.06.2013", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Amazone", "Schweiz", "Regula Engel", "Napoleon", "Geschichte" ]
Radio
2016-04-01T16:32+02:00
2016-04-01T16:32+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/regulaengel100~_mon-072026.html
13. Dezember 1919 - Arbeiterwohlfahrt (AWO) wird gegründet
Kinderkrippen, Notspeisungen, Nähstuben - zu Kaisers Zeiten existieren solche Einrichtungen vorwiegend auf freiwilliger Basis. Bei der Institutionalisierung macht die Evangelische Kirche 1848 mit der Diakonie den Anfang. Rotes Kreuz und Caritas folgen. Das Prinzip: hier die Gönner, dort die Almosenempfänger. Die Sozialdemokraten lehnen die aus privater Hand stammende Fürsorge zunächst ab. Armenfürsorge sei Aufgabe des Staates. Doch am 13. Dezember 1919 nimmt die Weimarer Regierungspartei SPD einen Kurswechsel vor. In Berlin wird als Unterorganisation der Partei der "Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt" gegründet. Maßgebend dabei ist die SPD-Abgeordnete Marie Juchacz, die im Februar 1919 als erste Frau im Reichstag gesprochen hat. Sie setzt auch auf Selbsthilfe: Der "Hauptausschuss" bezweckt die Mitwirkung der Arbeiterschaft bei der Wohlfahrtspflege. Eigene Einrichtungen sollen staatliche Leistungen ergänzen. 1933 verbieten die Nazis die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und kassieren deren Besitz ein. Beim Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht eine Doppel-Struktur: ein Verein mit heute 370.000 Mitgliedern sowie zehntausenden Ehrenamtlichen und parallel dazu eine bundesweite Organisation mit 220.000 Beschäftigten in 18.000 Einrichtungen. Nur ungern lassen sich die Manager der Pflegeeinrichtungen von ehrenamtlichen AWO-Mitgliedern hineinreden, die sie beaufsichtigen sollen. Immer wieder ist auch das Verhältnis zur SPD ein Thema. Die Alliierten hatten Wert auf eine strikte Trennung gelegt: Die AWO sollte keine SPD-Abteilung mehr sein. Aber die Kooperation existiert weiter: Es bestehen persönliche Verflechtungen zwischen örtlichen SPD-Politikern und AWO-Einrichtungen. 2019 muss etwa der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erklären, warum seine Ehefrau als Leiterin einer AWO-Kita ein überdurchschnittliches Gehalt bezieht. Die historische Anbindung an die SPD ist auch der Grund, weshalb sich die AWO in die Tagespolitik einschaltet. Finanziert wird die AWO nur eingeschränkt aus eigenen Mitteln: Bei 2,50 Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat kommt nicht viel zusammen. Die AWO wird deshalb aus Steuergeldern oder Mitteln der Beitragszahler der Sozialversicherung finanziert. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 14.12.2019: Vor 45 Jahren: Fritz Szepan stirbt in Gelsenkirchen
Dominik Reinle
Die Arbeiterwohlfahrt ist heute mit ihren Dienstleistungen eine Stütze des Sozialstaates. Gegründet wird die AWO 1919 von Maria Juchacz als &#034;Hauptabteilung&#034; der SPD .
[ "Stichtag", "13.12.1919", "13. Dezember 1919", "13.12.2019", "13. Dezember 2019", "Arbeiterwohlfahrt", "Gründung", "AWO", "SPD", "Marie Juchacz", "Ausschuss", "Wohlfahrtsverband", "Wohlfahrt" ]
Stichtag
2019-12-13T00:00+01:00
2019-12-13T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-arbeiterwohlfahrt-awo-100~_mon-042016_tag-13122019.html
19. Februar 1948 - Pim Fortuyn wird geboren
Fremdenfeindlichkeit kombiniert mit eleganten Maßanzügen - der homosexuelle Rechtspopulist Pim Fortuyn ist ein Beispiel dafür, dass man nicht unbedingt toleranter gegenüber Minderheiten ist, wenn man selbst zu einer Minderheit gehört. "Wir wollen das Land den Menschen im Land zurückgeben!" Der am 19. Februar 1948 in Driehuis geborene Niederländer lässt an seiner Meinung keinen Zweifel. Wenn die Europäische Union nicht imstande sei, die Außengrenzen zu bewachen, dann mache er es eben selbst. Wilhelmus Petrus Simon Fortuyn entkommt seinem konservativ-katholischen Elternhaus nach Amsterdam, wo er als Student mit dem Marxismus sympathisiert und später den Sozialdemokraten beitritt. Seinen Weg von ganz links nach weit rechts beendet er in den 1990er Jahren. Er erklärt die offene und multikulturelle Gesellschaft für gescheitert und fordert: "Vorläufig keine Asylanten und eine strikte Regelung des Familiennachzugs." 1999 wird Fortuyn Spitzenkandidat von "Leefbaar Nederland" (LN), die unzufriedene rechtsliberale Wähler anspricht. Den Islam nennt er eine "zurückgebliebene Kultur", die es zu bekämpfen gelte. Im Februar 2002 wird ihm wegen ausländerfeindlicher Äußerungen die LN-Parteiführung entzogen. Dennoch gewinnt Fortuyn, der mit dem Filmemacher Theo van Gogh befreundet ist, bei den Kommunalwahlen für die LN in Rotterdam aus dem Stand ein Drittel der Sitze. Nach der Gemeindewahl baut der ehemalige Unternehmensberater, Soziologie-Professor und Zeitungskolumnist die nationale "Liste Pim Fortuyn" (LPF) auf. Sein Ziel ist ein Sieg bei den Parlamentswahlen am 15. Mai 2002: "Ich werde Ministerpräsident, vertu dich nicht!" Neun Tage von den Wahlen gibt er in Hilversum ein Radio-Interview. Danach wird er auf dem Weg zu seinem Auto von einem Umweltaktivisten erschossen. Dessen Motive bleiben im Dunkeln. In der Hauptstadt Den Haag macht ein Mob die politische Linke verantwortlich. Die Niederlande sind im Ausnahmezustand: Zum ersten Mal erhalten Politiker Polizeischutz. Fortuyns Begräbnis wird zu einem Großereignis. Zehntausende säumen den Weg des Trauer-Konvoys. Kurz nach der Beerdigung wird die LPF die zweigrößte Fraktion im Parlament. Sie wird in einer Koalition mit den Christ- und den Sozialdemokraten an der Regierung beteiligt. Doch ohne ihr Aushängeschild zerlegt sich Fortuyns Partei innerhalb von Monaten, die Koalition zerbricht. Doch Fortuyns kurze Polit-Karriere wirkt nach. Der Boden ist bereitet für den nächsten Rechtspopulisten: Geert Wilders. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 20.02.2018: Vor 170 Jahren: Jacques Schiesser wird geboren
Dominik Reinle
Er verändert das politische Klima in den Niederlanden: Der rechte Populist Pim Fortuyn schimpft über Ausländer und das Establishment - ein erfolgreiches Wahlkampf-Rezept.
[ "Stichtag", "19.02.1948", "19. Februar 1948", "19.02.2018", "19. Februar 2018", "Pim Fortuyn", "Niederlande", "Publizist", "Politiker", "Mord", "Holland", "Rechtspopulismus", "Homosexualität", "Fremdenfeindlichkeit" ]
Stichtag
2018-02-19T00:00+01:00
2018-02-19T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-pim-fortuyn-100~_mon-122023.html
28. Oktober 1943 - Geburtstag von Cornelia Froboess
Sieben Jahre ist Cornelia Froboess alt, da hat sie ihren ersten Hit. "Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein, und dann nischt wie raus nach Wannsee", trällert die "Berliner Göre" unbekümmert ins Mikrofon – und sorgt damit in der geteilten Stadt sowie im Rest der Bundesrepublik für gute Laune. Geschrieben hat das Lied ihr Vater, der Komponist und Verleger Gerhard Froboess, damals Tonmeister bei der UFA. Als Gage gibt es der Überlieferung zufolge eine Tafel Schokolade. Durch die Titel "Pack die Badehose ein! / Ich wünsch’ mir ein neues Kleidchen" (1951) wird Froboess als "Die kleine Cornelia" zum Kinderstar, danach durch Filme zum Teenager-Idol. Und später eine der gefragtesten Schauspielerinnen und Synchronsprecherinnen Deutschlands. Geboren wird Froboess am 28. Oktober 1943 – wegen der Bombenangriffe allerdings nicht in Berlin, wo sie aufwächst, sondern in Wriezen an der Oder. 1951 steht sie erstmals auf der Musikbühne. Danach beginnt eine Karriere mit Schlagern und Rollen in Kinofilmen, die von der Pubertät unterbrochen wird. Eine Laufbahn als Sängerin behagt Froboess ohnehin nicht. Von 1951 bis 1961 nimmt Froboess gegen den Willen des Vaters Schauspielunterricht. 1958 steht sie an der Seite des "deutschen Elvis" Peter Kraus im Film "Wenn die Conny mit dem Peter" vor der Kamera. Mit Charme, aber auch einem Hauch von Selbstironie werden die beiden zum Traumpaar der Nation. 1962 erhält sie für ihren Hit "Zwei kleine Italiener" eine Goldene Schallplatte, ein Jahr später absolviert sie ihr Bühnendebüt am Salzburger Landestheater. 1965 ist Froboess in einer Fernsehfassung von Shakespeares "Ein Wintermärchen" erstmals in einer Fernsehproduktion zu sehen. 1972 wird sie Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, dem sie bis zu ihrem Wechsel ans Bayerische Staatsschauspiel fast 30 Jahre angehört. 1982 bekommt Froboess für ihre Rolle in "Die Sehnsucht der Veronica Voss" den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele. Einem größeren Publikum wird sie ab 1987 mit der TV-Serie "Praxis Bülowbogen" in der Rolle der Dr. Pia Michaelis bekannt. Als "Großmutter" schlägt Froeboess mit Kinder- und Jugendfilmen wie "Die wilden Kerle" (2003), "Villa Henriette" (2005) und "Ostwind" (2013) den Bogen zu ihrer Zeit als Kinderstar. Verheiratet ist sie seit 1967 mit dem Regisseur und Intendanten Hellmuth Matiasek. Sie hat zwei Kinder. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. Oktober 2018 ebenfalls an Sir Walter Raleigh. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 29.10.2018: Vor 400 Jahren: Todestag des Abenteurers Sir Walter Raleigh
Thomas Köster
Als Kind ist Cornelia Froboess ein Star, als Teenager ein Idol und bis heute ist sie eine beliebte Schauspielerin und Synchronsprecherin. Ihre Karriere beginnt 1951 mit dem Gassenhauer &#034;Pack die Badehose ein&#034;.
[ "Stichtag", "28.10.1943", "28. Oktober 1943", "28.10.2018", "28. Oktober 2018", "Cornelia Froboes" ]
Stichtag
2018-10-29T08:43+01:00
2018-10-29T08:43+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-cornelia-froboes-100~_mon-032010.html
09.12.1978 - Todestag von Waldemar Schweitzer
Waldemar Schweitzer hatte mit dieser Zeitung großen Erfolg – bei den Verbrauchern, die nun erstmals Alltagswaren in Qualität und Preis vergleichen konnten. Viele Unternehmer aber liefen Sturm. Waldemar Schweitzer wurde mit Klagen überhäuft. Doch das hielt ihn nicht davon ab, Waren zu vergleichen. Als die Bundesregierung wenige Jahre später die Stiftung Warentest ins Leben rief, sah er nicht nur die Konkurrenz einer neuen Zeitung, sondern auch die Bestätigung seiner Arbeit. Verbraucherschutz war ihm ein Anliegen. Aber es gab noch mehr. Waldemar Schweitzer war auch in einen Krimi verstrickt. Im Staatsforst des Ortes Hainburg war eine Kellnerin mit mehreren Messerstichen getötet worden. An ihrem Schicksal war er maßgeblich beteiligt... Redaktion: Michael Rüger
Irene Geuer
Die Gefahren eines Rasenmähers oder die Laufmaschenfreudigkeit von Damenstrümpfen hatten es Waldemar Schweitzer angetan. Der Journalist gründete 1961 die erste Zeitschrift für Warentests: &#034;DM – Deutsche Mark&#034;.
[ "WDR5", "09.12.2013", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Waldemar Schweitzer", "Journalist", "Verleger", "Medien" ]
Radio
2016-03-10T15:09+01:00
2016-03-10T15:09+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/schweitzer110~_mon-072025.html
26. Oktober 1916 - <span lang="fr">François Mitterrand</span> wird geboren
Am 10. Mai 1981 wählt Frankreich zum ersten Mal einen Sozialisten zum Staatspräsidenten: François Mitterrand erhält fast 52 Prozent der Stimmen, der liberale Amtsinhaber Valéry Giscard d'Estaing bekommt nur gut 48 Prozent. Mitterrand, der seit zehn Jahren den "Parti Socialiste" (PS) führt, setzt zu Beginn seiner Amtszeit die angekündigte "neue Allianz zwischen Sozialismus und Freiheit" um: die Verstaatlichung großer Privatbanken und Industriebetriebe, eine Sondersteuer für Großverdiener, die Dezentralisierung der Verwaltung, Bildungsreformen, Abschaffung der Todesstrafe, kürzere Arbeitszeiten, mehr Urlaubstage, höhere Renten. Obwohl Mitterrand als Linker gilt, gibt es daran Zweifel. "Durchaus ihm nahestehende Personen haben - wie ich finde - die berechtigte Frage aufgeworfen, ob Mitterrand jemals wirklich Sozialist gewesen sei", sagt der Historiker Ulrich Lappenküper. "Laurent Fabius, einer seiner engsten Mitarbeiter, hat ihn mal als Mann der Ambivalenzen bezeichnet, sowohl in politischer als auch privater Hinsicht." Freunde wie Gegner beschreiben Mitterrand als Sphinx, als einen, der Rätsel aufgibt. Geboren wird François Mitterrand am 26. Oktober 1916 in Jarnac, etwa 100 Kilometer nördlich von Bordeaux. Sein Vater ist zunächst Stationsvorsteher bei einer Eisenbahngesellschaft und übernimmt später die Essigfabrik der Familie. Nach dem Abitur 1934 studiert François Rechts- und Politikwissenschaften in Paris. Fünf Jahre später wird er zum Kriegsdienst eingezogen. Mehrere Male gerät Mitterrand in deutsche Gefangenschaft, kurz vor Weihnachten 1941 gelingt ihm die Flucht. Es folgt die umstrittenste Periode seines Lebens. "In seinen früheren Büchern hat er so getan, als ob er nach der Flucht direkt in die Résistance gegangen sei", sagt Mitterrand-Biograf Lappenküper. Erst in den 1990er Jahren gibt er zu, rund eineinhalb Jahre für den Nachrichtendienst der Vichy-Regierung gearbeitet zu haben, die mit den Nationalsozialisten kollaborierte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ist Mitterrand noch jahrzehntelang mit René Bousquet befreundet - dem Chef der Vichy-Polizei, der für die Deportation von über 12.000 Juden verantwortlich ist. Offenbar aufgrund des Kriegsverlaufs wechselt Mitterrand die Seiten und schließt sich 1943 dem Widerstand an. Nach dem Krieg arbeitet er zunächst als Journalist, 1946 kandidiert er erstmals für die Nationalversammlung. Sein rechtskonservatives Wahlprogramm, in dem er sich gegen die Kommunisten stellt und die Reprivatisierung verstaatlichter Unternehmen fordert, verschwindet später auf nie geklärte Weise aus dem Staatsarchiv. 1947 erhält Mitterrand erstmals einen Ministerposten und ist zuständig für ehemalige Kriegsteilnehmer. In den folgenden elf Jahren dient er unterschiedlichen Regierungen in unterschiedlichen Positionen. Beim Regierungsantritt von Charles de Gaulle 1958 verliert Mitterrand jedoch sämtliche Posten. Der Geschmähte gibt nicht auf, sondern kämpft mit allen Mitteln um die Macht. 1959 inszeniert er sogar ein Attentat auf sich selbst, um popuär zu werden. 1965 kandidiert Mitterrand mit linker Unterstützung erstmals bei den Präsidentschaftswahlen. Doch sein Gegner de Gaulle gewinnt klar. Vier Jahre später gehört Mitterrand zu den Mitbegründern des "Parti Socialiste" (PS). 1974 scheitert er als gemeinsamer Kandidat der Linken erneut bei der Präsidentschaftswahl. Als Mitterrand schließlich beim dritten Versuch 1981 mit 64 Jahren das höchste Staatsamt erlangt, hat er zwei große Geheimnisse. Das erste: Er hat Krebs. "Wenn diese Erkrankung 1981 bekannt gewesen wäre, wäre Mitterrand wahrscheinlich nie Präsident geworden", sagt Historiker Lappenküper. Das zweite: Mitterrand hat eine Geliebte und eine uneheliche Tochter, die er beide auf Staatskosten unterhalten lässt. Während die Franzosen Mitterrand seine heimliche Zweitfamilie verzeihen, empören sie sich über etwas ganz anderes. Durch Zufall werden Anfang der 1990er Jahre in einer Garage tausende von Tonträgern gefunden. Der Politiker hatte jahrzehntelang Freund wie Feind abgehört - "selbst das private Umfeld", so Lappenküper. 1995 tritt Mitterrand kurz vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit zurück, gezeichnet vom Krebs. Der ehemalige Staatspräsident stirbt am 8. Januar 1996 in Paris. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Oktober 2016 ebenfalls an François Mitterrand. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.10.2016: Vor 50 Jahren: Regierungskoalition aus Union und FDP zerbricht
Dominik Reinle
Von 1981 bis 1995 ist er französischer Staatspräsident - und umstritten. Für seine sozialistische Partei ist François Mitterrand ein Wohltäter, der dem Land soziale Reformen bringt. Für seine Kritiker basiert seine Laufbahn auf Lügen und Opportunismus.
[ "Stichtag", "26.10.1916", "26. Oktober 1916", "26.10.2016", "26. Oktober 2016", "Francois Mitterrand", "Frankreich", "Staatspräsident", "Präsident", "Politiker" ]
Stichtag
2016-10-26T00:00+02:00
2016-10-26T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-francois-mitterrand-100~_mon-102018.html
31. August 1928 - "Die Dreigroschenoper" wird uraufgeführt
Anfang April 1928 treffen sich der Schauspieler Ernst Josef Aufricht und der Schriftsteller Bert Brecht im Café Schlichter in Berlin. Aufricht hat erst kürzlich ein Vermögen geerbt und will Theaterdirektor werden. Für sein soeben gemietetes Theater am Schiffbauerdamm sucht er noch ein geeignetes Premierenstück. Brecht erzählt ihm von einem unvollendeten Werk, wie sich Aufricht später erinnert: "Davon können Sie morgen sechs von sieben Bildern lesen. Es ist eine Bearbeitung von John Gay's 'Beggar's Opera'. Ich habe ihr den Titel 'Gesindel' gegeben." Die Oper sei 1728 uraufgeführt worden. Aufricht holt sich am nächsten Morgen das Manuskript bei Brecht ab - und ist begeistert. Ihm gefällt die Geschichte des Londoner "Bettlerkönigs" Jonathan Peachum, der überraschend einen ungeliebten Schwiegersohn erhält: den Gangster Jeff Macheath, Mackie Messer genannt. Dieser entführt Peachums Tochter Polly und heiratet sie heimlich. Brecht kritisiert in seinem Stück mit Spott die bürgerlich-kapitalistische Welt der Weimarer Republik - obwohl er die Bettler, Räuber und Huren im Victorianischen England auftreten lässt. Nach seinem Konzept des "epischen Theaters" soll das Geschehen auf der Bühne die Zuschauer nicht in eine illusionäre Welt hineinziehen, sondern sie vielmehr kritisch über die gesellschaftlichen Zustände nachdenken lassen. Noch ist die "Dreigroschenoper", wie das Werk später heißt, allerdings nicht vollendet. Nicht nur am Text wird noch gefeilt, sondern auch die Musik muss noch komponiert werden. Brecht besteht darauf, dass diese Aufgabe Kurt Weill übernimmt. Doch die Arbeiten dauern länger als geplant: "Was wir machen wollten, war die Urform der Oper", sagt Weill später. "Es galt eine Musik zu schreiben, die von musikalischen Laien gesungen werden kann." Schließlich ziehen sich er und Brecht nach Südfrankreich zurück, um noch rechtzeitig fertig zu werden. Am 1. August 1928 beginnen die Proben - und weitere Probleme. Die Kabarettistin Rosa Valetti, für die Rolle der Frau Peachum engagiert, soll ihren Widerstand gegen Text bis zum Schluss nicht aufgegeben haben: "Saustück! So was sing ich nicht!" Bei Helene Weigel, Brechts Frau, bahnt sich eine Blinddarmentzündung an, ihre Rolle musste kurfristig neu besetzt werden. Der Operettenstar Harald Paulsen möchte bevorzugt behandelt werden, wird von Brecht aber zurechtgewiesen. Und Weill, sonst die Ruhe selbst, vermisst auf dem Theaterzettel den Namen seiner Frau Lotte Lenya als Seeräuber-Jenny und schimpft. Doch dann ist es so weit: Am 31. August 1928 wird im Berliner Theater am Schiffbauerdamm die "Dreigroschenoper" uraufgeführt. Die Musik Kurt Weills enthält Elemente aus Jazz und Unterhaltungsmusik sowie Kirchen- und Opernmelodien. Vor allem die eingestreuten Balladen wie das "Lied der Seeräuber-Jenny " oder die "Moritat von Mackie Messer" sorgen für den sofortigen Triumph des Stücks: Es wird zum größten Theatererfolg der 1920er Jahre und erst 1933 vom Spielplan genommen - auf Druck des NS-Propagandaministeriums von Joseph Goebbels. Stand: 31.08.2013
Dominik Reinle
Im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin wird am 31. August 1928 die &#034;Dreigroschenoper&#034; uraufgeführt. Bert Brechts Stück, in dem Bettler, Huren und Räuber auftreten, kritisiert die bürgerliche Welt der Weimarer Republik. Die Musik dazu stammt von Kurt Weill.
[ "Stichtag", "31.08.1928", "31. August 1928", "31.08.2013", "31. August 2013", "Dreigroschenoper", "Kurt Weill", "Bert Brecht", "Uraufführung", "Premiere" ]
Stichtag
2015-10-08T12:29+02:00
2015-10-08T12:29+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7756~_mon-112019.html
30. August 1943 – Geburtstag von Robert Crumb
Drogen, Sex und Gammelei: Das ist die Welt von Fritz the Cat, der von 1965 bis 1972 im Untergrundcomic sein Unwesen treibt. Gezeichnet hat ihn Robert Crumb, der am Ende wegen des Erfolgs seiner Figur die brutale Notbremse zieht: Weil er mit einer kommerziellen Verfilmung unzufrieden ist, lässt er einen weiblichen Strauß Fritz the Cat mit einem Eispickel ermorden. Geboren wird Crumb am 30. August 1943 in Philadelphia. Sein Vater, ein jähzorniger, gewalttätiger Mann, ist Militärzeichner bei der Marine. Die Mutter erzieht die fünf Geschwister streng katholisch, weshalb Crumb mit 16 Jahren aus der katholischen Kirche austritt. Schon in frühen Jahren zeichnet er gern, animiert von seinem älteren Bruder Charles. Beide versuchen, wenn auch erfolglos, ihre Comics an der Haustür zu verkaufen; wenig Erfolg haben sie auch beim anderen Geschlecht. Mit 17 nimmt sich Crumb nach eigener Aussage vor, aus Rache für die Ignoranz der Mädchen ein großer Künstler zu werden. Zwei Jahre später verdingt er sich in Cleveland als Zeichner von Gruß- und Glückwunschkarten und bringt erste Comics in Untergrundmagazinen unter. Seine ersten LSD-Trips Mitte der 60er Jahre beschreibt er als Wendepunkt: Er zeichnet wie im Rausch völlig neu, entwickelt seine Geschichten wie im Bewusstseinsstrom. 1967 geht Crumb nach Kalifornien. Hier gelingt ihm der Durchbruch mit seinem eigenen, legendären Untergrundmagazin, das er auf den Straßen San Fransicos verkauft. In "ZAP Comix" tauchen alle Helden auf: Der unglaubwürdig schräge Guru Mr. Natural, sein neurotischer Schüler Flakey Foont und Whiteman, der verklemmte Vertreter der weißen US-Mittelschicht. 10.000 Stück verkauft er, selbst produziert, auf diese Weise, und wird zur Underground-Institution. Die Gegenkultur will Poster, Storys, Illustrationen, Janis Joplin fragt für das Cover ihres Albums "Cheap Thrills" (1968) an. 600 Dollar bekommt er dafür; das Original bringt später bei Sotheby’s 21.000 Dollar. In seinen Comics lässt Crumb die Grenzen zwischen Trivial- und Hochkunst verwischen und entwirft anhand einer skrupellosen Analyse der US-Gesellschaft, aber auch seiner eigenen Neurosen, Zweifel und Ängste das Bild einer lüsternen, verkommenen, leidenden Menschheit. Fritz the Cat, schon in den 50er Jahren mit seinem Bruder entwickelt, macht Crumb endgültig zum Star. 2004 zeigt das Kölner Museum Ludwig eine große Crumb-Retrospektive. 2009 erscheint Crumbs Illustration der Genesis. Heute macht der Comic-Zeichner in seiner Wahlheimat Frankreich vor allem traditionelle Blues-Musik. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. August 2018 ebenfalls an Robert Crumb. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 31.08.2018: Vor 130 Jahren: Erstes Opfer von Jack the Ripper aufgefunden
Thomas Köster
Drogen, Sex und Gammelei: Das ist die Welt von Fritz the Cat , der von 1965 bis 1972 im Untergrundcomic sein Unwesen treibt. Gezeichnet hat ihn Robert Crumb , der Star der Szene.
[ "Stichtag", "30. August 1943", "30.08.1943", "30. August 2018", "30.08.2018", "Robert Crumb" ]
Stichtag
2018-08-30T00:00+02:00
2018-08-30T00:00+02:00
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29. Juni 1932 - Gründung der Auto Union AG
In der Weltwirtschaftkrise Ende der 1920er Jahre fahren deutsche Autohersteller nur dank des Exports noch Gewinne ein. Doch die ungebremste Inflation treibt immer mehr Werke in die roten Zahlen, darunter auch die sächsischen Firmen Horch, Audi, DKW und Wanderer. Um der Pleite zu entgehen, fusionieren sie 1932 zur Auto Union AG. Zwei der Ursprungswerke verdanken ihre Gründung dem einfallsreichen Ingenieur August Horch. 1899 verlässt Horch den Autopionier Carl Benz, baut in Köln eine eigene Firma auf und konstruiert das erste deutsche Vierzylinder-Auto. Als dem innovationsfreudigen Techniker das Geld ausgeht, gründet er 1904 mit neuen Finanziers in Zwickau die "A. Horch & Cie Motorwagenwerke". Fünf Jahre später drängen ihn die Anteilseigner aus dem Unternehmen. Ganz in der Nähe gründet Horch darauf seine dritte Firma; nur den eigenen Namen darf er nicht mehr nutzen. Ein zehnjähriger Gymnasiast aus einer befreundeten Familie hat die Idee, "Horch" ins Lateinische zu übersetzten. So wird die Marke "Audi" geboren. Während August Horchs qualitativ hochwertige Audis erste Rennerfolge einfahren, errichtet ein Däne im benachbarten Zschopau ein Werk für Dampfmaschinen. Wie Horch ein begnadeter Tüftler, steigt auch Jörgen Skafte Rasmussen in den Autobau ein und lässt für seine Dampfkraftwagen die Abkürzung "DKW" schützen. Den typisch knatternden Klang des DKW-Zweitaktmotors wird man noch bis in die 50er Jahre hören. Zusammen mit Richard Bruhn und dem Ingenieur Carl Hahn, dem Vater des späteren VW-Chefs, baut Rasmussen nach dem Ersten Weltkrieg eine Motorradfabrik auf, die DKW zeitweise zum größten Kraftrad-Produzenten der Welt macht. Vierter im Bund der sächsischen Autofabriken ist die 1887 in Chemnitz gegründete Firma Wanderer. Anfangs ein Hersteller von Fahrrädern, Schreibmaschinen und Motorrädern, war auch Wanderer 1913 in den boomenden Autobau eingestiegen. Doch die fortschreitende Industrialisierung führt in den 20er Jahren zu einem tiefgreifenden Strukturwandel der Branche. Bis 1928 sinkt die Zahl deutscher Hersteller von 200 auf nur noch 19 Fabriken. Auch Horchs Audi-Werk wird von DKW übernommen. Unter dem Druck der Wirtschaftskrise schmiedet die Sächsische Staatsbank als Hauptfinanzier den Plan zur Rettung der verbliebenen heimischen Autoindustrie. Wirtschaftlich zur neuen Auto Union AG vereint, als Marken aber weiterhin eigenständig, starten DKW, Horch, Audi und Wanderer am 29. Juni 1932 in eine gemeinsame Zukunft. Das Logo der vier ineinander greifenden Ringe wird zum Symbol des Zusammenschlusses. Unter Leitung der DKW-Chefs Bruhn und Hahn sowie mit August Horch im Aufsichtsrat entwickelt sich der nach Opel nun zweitgrößte deutsche Autokonzern zum hochprofitablen Unternehmen. Während Renn-Siege in Serie das Image der vier Ringe fördern, rüstet das Deutsche Reich auf und Auto Union profitiert von lukrativen Aufträgen der Wehrmacht. Mit der Teilung Deutschlands nach dem Krieg endet die glanzvolle Ära der Auto Union AG; der Konzern wird aus dem Handelsregister gelöscht. Aus den Ruinen der ostdeutschen Stammwerke entstehen später die Trabant-Fabriken VEB Zwickau und VEB Sachsenring sowie das MZ-Motorradwerk in Zschopau. Bruhn und Hahn gründen 1948 in Ingolstadt die neue Auto Union GmbH, deren Fahrzeuge unter der Marke DKW auf den Markt kommen. 1958 übernimmt Daimler-Benz das Unternehmen und verkauft es 1965 an den VW-Konzern. Nach der Umbenennung der Ingolstädter Tochter zur Audi AG 1985 gehört der Traditionsname Auto Union endgültig der Vergangenheit an.   Stand: 29.06.2012
Bernd Rexing
Vier ineinander verschlungene Ringe sind das weltbekannte Logo der Ingolstädter VW-Tochter Audi. Entstanden ist es durch Fusion der vier sächsischen Automarken Horch, Audi, DKW und Wanderer. In Folge der Wirtschaftskrise werden sie 1932 zur Auto Union AG vereinigt.
[ "Stichtag", "29.06.2012", "29.06.1932", "29. Juni 2012", "29. Juni 1932", "Auto Union AG", "Audi", "Horch", "DKW", "Wanderer", "Fusion", "Automobilbau", "Autohersteller", "Wirtschaftskrise", "VW", "Trabant", "Carl Hahn", "Ingolstadt" ]
Stichtag
2015-10-07T13:01+02:00
2015-10-07T13:01+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6744~_mon-062014.html
11. September 1987 - Peter Tosh in Kingston ermordet
Kingston, 11. September 1987: Der Reggae-Sänger und Gitarrist Peter Tosh feiert am Abend mit Freunden in seinem Haus in der jamaikanischen Hauptstadt. Gegen 20:30 Uhr stehen plötzlich drei bewaffnete Männer vor der Tür. Ihr Anführer heißt Leppo - ein aus dem Gefängnis entlassener Killer, mit dem sich Tosh angefreundet hatte. Leppo verlangt Geld. Als Tosh sich weigert, eröffnen Leppo und seine Männer das Feuer. Der 42-jährige Musiker und ein landesweit bekannter DJ werden erschossen. Mehrere Menschen werden verletzt. Peter Tosh, am 19. Oktober 1944 im jamaikanischen Church Lincoln geboren, wächst in einer Hütte in Westmoreland auf. Eine Tante zieht in auf. Als sie stirbt, zieht Peter zu einem Onkel ins Ghetto von Trenchtown. Dort lernt er Bob Marley und Bunny Livingston Wailer kennen. Sie gründen zusammen die "Wailers". Die Reggae-Band gibt ihre ersten Konzerte bereits kurz nach der Gründung 1961 in den Slums. Tosh und Marley werden die Stimmen einer revolutionären Bewegung, die für die Rechte der Schwarzen kämpft. Sie fordern die Zuhörer auf, ihren Zorn nicht gewalttätig gegeneinander auszuleben, sondern sich gegen das System zusammenzuschließen. Der groß gewachsene Tosh tritt rebellischer und radikaler auf als Marley. Er hat ein hitziges Temperament und bezeichnet sich selbst als "wandelndes Rasiermesser". Als Marley mehr und mehr zum Star der Band avanciert, fühlt sich Tosh sich zum Background-Sänger degradiert. Nach zwölf Jahren verlässt er 1973 die "Wailers". Tosh ist bekennender Rastafari-Anhänger - jener Glaubensbewegung, die dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie göttliche Qualitäten zuspricht. Zur Lebensphilosophie des Musikers gehört Marihuana. Sein erstes Solo-Album erscheint 1976 unter dem Titel "Legalize it". Bei einem Konzert in Kingston fordert er im selben Jahr mit brennendem Joint den anwesenden Premierminister Jamaikas auf, die Droge zu legalisieren. Tosh wird von Polizisten verprügelt und inhaftiert. Mick Jagger imponiert Toshs Auftritt. Der Sänger der "Rolling Stones" nimmt ihn unter Vertrag und produziert das Duett "Dont't look back" mit ihm. 1978 erscheint mit "Bush Doctor" ein mithilfe der "Stones" produziertes Album. Tosh tritt ihm Vorprogramm der Briten auf und ist international bald so bekannt wie Bob Marley. Doch auch mit den "Stones" überwirft er sich. 1983 tritt Tosh zum letzten Mal öffentlich auf. Vier Jahre später und eine Woche vor seinem gewaltsamen Tod erscheint sein letztes Album "No Nuclear War". "Nimm dich immer vor deinen Freunden in Acht", warnt der Reggae-Star im Song "Lessons of my Life". "Geld kann Freundschaft beenden." Für das Album erhält er einen Grammy - was Bob Marley nie geschafft hat. Doch Peter Tosh erlebt diesen späten Erfolg nicht mehr. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 11.09.2017: Vor 25 Jahren: Anthony Perkins stirbt in Los Angeles
Dominik Reinle
&#034; Reggae ist der Herzschlag aller Musik&#034;, sagt der Jamaikaner Peter Tosh . Er macht ihn Anfang der 1970er Jahre international bekannt - zusammen mit Bob Marley und den &#034; Wailers &#034;.
[ "Stichtag", "11.09.1987", "11. September 1987", "11.09.2017", "11. September 2017", "Peter Tosh", "Reggae", "Musik", "Mord", "The Wailers", "Jamaika", "Rastafari", "Kingston" ]
Stichtag
2017-09-11T00:00+02:00
2017-09-11T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-peter-tosh-100~_mon-032009_tag-11092017.html
27. Juli 1615 – Lamoral von Taxis wird Generalpostmeister
Wenn Friedrich von Schiller wissen will, ob Goethe ins Theater geht, dann schreibt er dem anderen Dichterfürsten einen Brief. "In der Komödie sehe ich Sie heute wohl", heißt es dann in dem Schriftstück, das ein Bote postwendend überbringt. Wenn die Banalität der Worte des ein oder anderen Genies unwürdig scheint, werden kurzerhand Köstlichkeiten beigelegt. "Verzeihen Sie der abermaligen Unfruchtbarkeit dieses Briefes, der ich durch eine Portion Rüben nachzuhelfen versuche", schreibt dann Goethe. Und Schiller dankt recht "schön": auch im Namen seiner Frau, "der nicht ganz wohl war". Die Zeugnisse der wohl größten deutschsprachigen Brieffreundschaft des 18. Jahrhunderts verdanken wir der Familie von Taxis – genauer: der "durchgreifenden Schnelligkeit der Taxis'schen Posten, der Sicherheit des Siegels, dem leidlichen Porto" ihres Postverkehrs, von dem auch Goethe schwärmt. Ihr Stern geht auf im 15. Jahrhundert, an der Schwelle von Mittelalter zu Neuzeit, als die Welt zusammenwächst und schnellere Wege der Kommunikation als bisher nötig hat. 1490 erlässt Kaiser Maximilian I. den Befehl, sein Herrschaftsgebiet von Österreich bis zu den Niederlanden und von Frankreich bis nach Rom mit einem auf Reitern basierenden Botensystem zu durchziehen; zuvor mussten Universitäten, Klöster oder reiche Privatmänner sich selbst um Boten kümmern. Den Zuschlag für die Ausführung erhält die norditalienische Familie Tasso (deutsch: "Dachs"), die sich auch Tassus, Taxius oder Täxis nennt und ihren Mangel an Landbesitz durch Geschäftssinn kompensiert. Vertraglich verpflichtet sich ein Franz von Taxis, einen Brief etwa von Brüssel nach Innsbruck innerhalb von fünf Tagen zuzustellen. Um ihr Unternehmen zu finanzieren, entwickeln die von Taxis ein Franchise-System, bei dem sie die wohlhabenden Besitzer von Gasthöfen entlang der Routen zu Posthaltern oder Postmeistern ernennen. Die Wirte stellen die Pferde und das Personal - und erhalten im Gegenzug einen Teil des von ihren Auftraggebern erhobenen Portos. Fortan können Händler in Nürnberg brieflich Waren in Amsterdam ordern, statt selbst dorthin zu reisen: für das Wirtschaftssystem ein ungeheurer Fortschritt. Koordiniert wird das System innerhalb des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen vom Reichsgeneralpostmeister, der damit eine enorme politische Position innehat. Durch die Jahrhunderte bleibt der Reichsgeneralpostmeister ein Mitglied der Familie von Taxis – auch wenn das Amt zunächst immer nur auf Zeit vergeben wird. Das ändert sich am 27. Juli 1615, als Lamoral von Taxis Generalpostmeister wird. Er überredet den Kaiser, die Stellung über die männliche Linie der Familie erblich zu machen. Später geht das Privilleg als "Weiberlehen" auch auf die weiblichen Mitglieder über. Die Familie von Taxis wird durch diesen Schachzug des Lamoral von Taxis unermesslich reich. Schon bald reklamiert sie für sich, vom uralten italienischen Adelsgeschlecht "della Torre" (deutsch: "vom Turm") abzustammen – und nennt sich fortan "Thurn und Taxis". Im Gegenzug baut sie ein immer dichteres Netz aus Pferde- und Kutschenposten aus. Als sie im 19. Jahrhundert ihr Postmonopol verliert, wird sie mehr als üppig entschädigt. Stand: 27.07.2015 "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Juli 2015 ebenfalls an Lamoral von Taxis. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Thomas Köster
Es gab tatsächlich eine Zeit vor SMS und Twitter. Damals schrieb man noch Briefe, und das Postwesen war ein einträgliches Geschäft. Einer der Nutznießer ist Lamoral von Taxis, der als Generaloberpostmeister des Römischen Reiches deutscher Nation eine Zustellerdynastie begründet.
[ "Stichtag", "27.07.1615", "27. Juli 1615", "27.07.2015", "27. Juli 2015", "Lamoral von Taxis" ]
Stichtag
2015-10-08T11:26+02:00
2015-10-08T11:26+02:00
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15. März 1915 - Universal City eröffnet
Es erscheint wie die Entscheidung zwischen endloser Langeweile und Spaß ohne Ende, zwischen Gähnen und funkelnden Kinderaugen, zwischen ödem Leben und betörender Illusion. So jedenfalls verspricht es eine Werbeanzeige für die neue Filmstadt "Universal City" in Hollywood, die zur Eröffnung lockt. "Werden Sie nach Universal City kommen oder nicht?“ stellt sie die entscheidende Frage. "Werden Sie ihrer Frau und ihren Kindern eine besondere Freude machen, indem Sie sie zur Wunderstadt der Welt bringen, oder nicht? Sehen Sie, wie wir Brücken hochgehen lassen, Häuser abfackeln, Autos zu Schrott fahren, überhaupt Dinge zerstören, um den Leuten die Bilder zu geben, die sie wollen." Am 15. März 1915 wollen bereits Zehntausende die Bilder von Indianerkämpfen, gesprengten Dämmen, überfluteten Dörfern und abstürzenden Flugzeugen sehen. Dass dabei tragischerweise ein Pilot ums Leben kommt, bremst den Spaß der Besucher nicht weiter. Die Idee zu einer Stadt, in der im Beisein von Besuchern Filme gedreht werden, hat Carl Laemmle. Aufgewachsen als Sohn eines jüdischen Viehhändlers und Immobilienmaklers in einer Kleinstadt bei Ulm, hat der 17-Jährige 1884 in Bremerhaven den Dampfer "Neckar" bestiegen, um in der Neuen Welt sein Glück zu suchen. Zunächst arbeitet er sich vom Laufburschen zum Manager eines Textilgeschäft in Oshkosh, Wisconsin, hoch. 1906 kauft er in Chicago sein erstes "Nickelodeon": ein Vorläufer des Kinos, bei dem man für einen Nickel einen Film anschauen kann. Über diesen Zwischenschritt wird Laemmle zu einem der erfolgreichsten Filmverleiher der USA. Aber Laemmle will auch Filme produzieren. 1912 gründet er in New York die "Universal Picture Corporation", deren Filme in einem sonnigen Kaff namens Hollywood an der Westküste Kaliforniens entstehen. Inmitten von Obstbäumen und Landidylle reift Laemmles Vision, eine Filmstadt zu gründen, die alle Kulissen für mögliche Filme in sich vereint. Die Idee ist da, preiswertes Bauland auch. 1915 wird der Traum mit "Universal City" Realität. 165.000 US-Dollar kostet Laemmle der Boden, auf dem er mit Büros, Studios und Entwicklungslaboratorien den größten Filmproduktionsort der Welt errichtet. Erfolgreich ist das Konzept auch deshalb, weil Laemmle seinen Schauspielern mehr Geld bezahlt als seine Konkurrenz und durch ihre Nennung in Vor- und Abspann den Starkult erfindet. Aber Universal City ist nicht nur Kinokulisse: Es gibt dort Restaurants für Filmcrews und Besucher, eine eigene Polizei, eine Feuerwehr und ein Krankenhaus, eine eigene Post samt eigener Postleitzahl – und einen Zoo für Tiereinsätze. Im ersten Jahr werden in Universal City rund 250 Filme gedreht Vorwiegend sind es Western, aber es sind auch Literaturklassiker wie „Der Glöckner von Notre-Dame“ dabei. Auch die Idee, das Publikum an jenen Ort zu bringen, wo ihre Stars geboren wurden, spielt zusätzlich Geld in die Kassen. Damit allerdings ist es 1927 vorbei. Denn der aufkommende Tonfilm macht es unmöglich, während der Aufnahmen Besucher durch die Studios zu schleusen. Aus der Not entstehen die Universal Themenparks in Kalifornien und Florida, die es noch heute gibt - Umsatz umgerechnet 1,5 Milliarden Euro jährlich.    Stand: 15.03.2015
Thomas Köster
1915 ist Hollywood ein verschlafenes Dorf mit 4.500 Einwohnern. Das ändert sich mit der Eröffnung von Universal City schlagartig. Aufgebaut wie eine echte Stadt und doch nur reine Kulisse, schreibt das größte Filmstudio der Welt schnell Kinogeschichte.
[ "Vorlage", "Stichtag", "15.03.1915", "15. März 1915", "15.03.2015", "15. März 2015", "Filmstadt Universal City" ]
Stichtag
2015-10-08T10:51+02:00
2015-10-08T10:51+02:00
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20. November 2002 - Öffentliche Sektion durch Gunther von Hagens
In Deutschland hat Gunther von Hagens Ausstellung "Körperwelten" viele Menschen empört. "Körperwelten", das sind plastinierte Menschen- und Tierkörper mit geöffneten Bäuchen und Köpfen. "Das alles in lebendigen Posen und hergestellt aus echten Leichen", wie die Ausstellungsmacher werben. In Großbritannien ist der deutsche Mediziner mit dem schwarzen Hut sogar noch einen Schritt weitergegangen. Im Umfeld der Brick Lane im Osten Londons hat Jack the Ripper Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Frauen getötet und teilweise ausgeweidet. Genau hier zeigt Gunther von Hagens im Jahr 2002 seine umstrittene Ausstellung "Körperwelten". Und genau hier will er öffentlich eine Leiche sezieren. Seit über eineinhalb Jahrhunderten hat es so etwas in England nicht gegeben. "Ich glaube, es ist an der Zeit, Laien zu erlauben, sich eine Autopsie anzusehen. Das war in den letzten 170 Jahren allein einer medizinischen Elite vorbehalten", sagt von Hagens. Und diese Elite rebelliert in England gegen die Ankündigung einer öffentlichen Sektion. "Das Lernen mit Hilfe von Leichen erfordert meiner Meinung nach eine deutlich respektvollere Atmosphäre", sagt der Arzt Michael Willicks von der Britischen Medizinischen Gesellschaft. Und John Lillyman vom Britischen Pathologenverband sagt trocken: "Für mich ist Professor von Hagens ein Showman und Geschäftemacher." In den britischen Medien wird ausgiebig über den "Dr. Frankenstein" aus Deutschland diskutiert – und auch darüber, ob er überhaupt die Erlaubnis hat, eine Sektion durchzuführen. Trotzdem ist es schließlich so weit, am 20. November 2002. In der Brick Lane tritt Gunther von Hagens mit schwarzem Hut und blauem Arztkittel zur öffentlichen Sektion an – vor 500 zahlenden Zuschauern und laufenden Kameras. Er arbeitet am Körper eines 72-jährigen Deutschen, der seine sterblichen Überreste für die öffentliche Sektion zur Verfügung gestellt hat. Der Mediziner entnimmt Organe, die er auf Tabletts im Publikum herumreicht. Während der Geruch des geöffneten toten Körpers nach und nach den ganzen Saal erfüllt, wird manchem Zuschauer schlecht. Völlig geruchsneutral wird die Sektion kurz darauf vom Privatsender Channel 4 in Großbritannien ausgestrahlt. Sie bringt dem Sender eine seiner höchsten Einschaltquoten ein. Deswegen folgen auf Channel 4 in den kommenden Jahren weitere Sektionen mit dem deutschen Mediziner. Für Gunther von Hagens ist das der Beweis, dass viele Menschen sein Ziel unterstützen: den Tod öffentlicher zu machen und zu entzaubern. "Wie stellen Sie sich Ihren eigenen Tod vor? Wird er friedlich sein? Wird er schnell sein? Werden Sie alt sein? Unser Tod ist für uns ein Geheimnis. Aber der Tod ist weniger geheimnisvoll, als wir es uns vorstellen", sagt Gunther von Hagens damals im Channel 4. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 21.11.2017: Vor 15 Jahren: Beschluss zur NATO-Erweiterung
Martina Züger
In der Londoner Brick Lane tritt Gunther von Hagens mit schwarzem Hut und blauem Arztkittel zur öffentlichen Sektion an – vor 500 zahlenden Zuschauern und laufenden Kameras.
[ "Stichtag", "20.11.2002", "20. November 2002", "20.11.2017", "20. November 2017", "Gunterh von Hagens", "Körperwelten", "Autopsie", "Sektion", "Großbritannien", "Medizin", "Tod", "Pathologie" ]
Stichtag
2017-11-20T00:00+01:00
2017-11-20T00:00+01:00
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17. Juli 1959 - Todestag der Jazzsängerin <span lang="en">Billie Holiday</span>
"Billie Holiday ist eine Sängerin, die den Mund aufmacht und es kommt Gold heraus", sagt Jeff Cascaro, Professor für Jazzgesang an der Musikhochschule Weimar. Und Jazzsängerin Cassandra Wilson sagt über Billie Holiday: "Sie ist eine Rebellin, sie ist frei, ein unbekanntes Terrain, eine wilde, schwarze Frau, die singt." Musik ist für Billie Holiday Überlebensmittel und Rettungsanker. 1915 kommt sie in Philadelphia als uneheliches Kind zur Welt. Später verkauft sie sich in New York an Männer. Da singt sie längst, die Musik ist ihr Ausweg aus dem Bordell. Die schöne Frau mit der dunklen Haut und der weißen Gardenie im Haar tritt in New Yorker Clubs auf und beeindruckt schnell durch ihr Improvisationstalent. 1933 steht sie an der Seite des Bandleaders Benny Goodman auf der Bühne, 1935 mit Duke Ellington, später mit Count Basie und Louis Armstrong. Sie wird ein Star. "Man hört ihr zu und entweder mag man es, oder man findet es ein bisschen befremdlich, was aber einen großen Interpreten immer ausmacht", sagt Jeff Cascaro. Sie ist erst 24 Jahre alt, als sie 1939 zum ersten Mal den Song "Strange Fruit" singt, ein Lied über Lynchjustiz und Rassendiskriminierung. Letztere erlebt die schwarze Sängerin tagtäglich. "Wenn man damals mit einer Band tourte, fuhr man in viele abgelegene Orte. Sie konnte dort nicht im Restaurant essen", erklärt der Jazzkritiker Dan Morgenstern. "Und dann kam der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Als sie in New York in einem Hotel auftrat, sagte man ihr, dass sie den Lastenaufzug nehmen sollte." Billie Holiday beschließt, nie mehr mit einer rein weißen Band aufzutreten. Den Song "Strange Fruit" singt sie immer weiter, obwohl sie dafür von den Behörden verfolgt und mit ihrer Drogensucht an die Öffentlichkeit gezerrt wird. Seit den 40er-Jahren spritzt sie sich Heroin. 1947 kommt sie wegen Drogenbesitzes für rund ein Jahr ins Gefängnis. Das ausverkaufte Konzert nach ihrer Entlassung in der Carnegie Hall wird zu einem Triumph. Doch Billie Holiday ist nun vorbestraft, darf in Lokalen mit Alkoholausschank nicht mehr auftreten, ihre Einnahmen sinken dramatisch. 1959 bricht sie zusammen und stirbt am 17. Juli im Krankenhaus – umringt von Polizisten, die sie festnehmen wollen. Ihre Biographin Julia Blackburn sagt: "Sie hat durch das Singen des Liedes Strange Fruit mehr für die Bürgerrechte getan als viele andere zu dieser Zeit und danach." Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 18.07.2019: Vor 110 Jahren: Geburtstag des sowjetischen Diplomaten Andrej Gromyko
Martina Züger
Viele große Musiker sind jung gestorben und damit zur Legende geworden. Eine von ihnen ist die Jazzsängerin Billie Holiday .
[ "Stichtag", "17.07.1959", "17. Juli 1959", "17.07.2019", "17. Juli 2019", "Billie Holiday", "Sängerin", "USA", "Jazz", "Gesang", "schwarz", "Rassentrennung", "Bürgerrechte", "Bürgerrechtsbewegung", "Strange Fruit", "Drogen", "früh gestorben", "jung gestorben" ]
Stichtag
2019-07-17T20:26+02:00
2019-07-17T20:26+02:00
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25. August 1984 - Todestag von Truman Capote
1959 liest der Schriftsteller Truman Capote einen Bericht über den vierfachen Mord an einer Familie auf einer Farm in Kansas in der Zeitung. Mehrere Monate lang fragt er jeden auch nur annähernd Beteiligten über die Tathergänge. Stundenlang redet er mit den Killern, immer wieder. Zu dem verhafteten Perry Smith baut er ein persönliches Verhältnis auf. Und wünscht ihm doch die Todesstrafe: Immerhin soll die Hinrichtung der Mörder sein Buch beenden. "Meinen jetzigen Versuch nenne ich Tatsachenroman, ein literarisches Genre, das aus der Synthese zwischen Journalismus und Romantechnik entstanden ist", wird er später sagen. Gemeint ist der Roman "Kaltblütig", dessen Erscheinen ihn 1966 zum berühmtesten Schriftsteller der USA werden lässt. Und der Capotes Arbeitsmotto perfekt umsetzt: "Um gut schreiben zu können, muss man etwas Kühleres in den Adern haben als Blut." Geboren wird Capote 1924 in New Orleans. Als er vier Jahre alt ist, lassen seine Eltern sich scheiden. Erzogen wird er danach von seinen Tanten in Alabama. Der kleinwüchsige Junge wird oft gehänselt, mehrfach droht ihm der Schulverweis. Das Schreiben bietet ihm Trost und Kraft. "Ich schreibe, seit ich acht Jahre alt bin", wird er sich später erinnern. "Die ersten zwei Jahre nahm ich es nicht ernst. Aber danach wurde es zur Sucht." Nach der neuerlichen Heirat seiner Mutter geht Capote mit ihr 1934 nach New York. 1940 erscheint sein literarisches Debüt in einer Schülerzeitung, als 18-Jähriger beginnt er beim Magazin "The New Yorker". Capotes viel diskutierter Romanerstling "Andere Stimmen, andere Räume" (1948) macht ihn zu einem der bekanntesten Schriftsteller der USA, auch in Europa. Mit "Die Grasharfe" (1951) und dem mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle verfilmten Roman "Frühstück bei Tiffany" (1958) festigt Capote seinen Ruf als brillanter Stilist, der Figuren ebenso einfühlsam und anschaulich zu beschreiben versteht wie Situationen. Der mit Nervenzusammenbrüchen und Drogenkonsum erkaufte Erfolg von "Kaltblütig" macht ihn endgültig zum Millionär und Medienstar. Der Exzentriker und bekennende Homosexuelle wird zu einem der beliebtesten Partygäste der High Society. Der Absturz kommt 1975 mit der Vorveröffentlichung eines Kapitels aus dem mit Indiskretionen gespickten Gesellschaftsroman "Erhörte Gebete" im Magazin "Esquire". Mit dem nie vollendeten Buch begeht Capote gesellschaftlichen Selbstmord. Es hagelt vernichtende Kritiken, das umjubelte Wunderkind wird zum versoffenen Wrack. Truman Capote stirbt am 25. August 1984 an einer Überdosis Schlaftabletten in Los Angeles. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 26.08.2019: Vor 180 Jahren: Sklavenschiff "La Amistad" wird von US-Marine aufgebracht
Thomas Köster
In seiner Kindheit gilt Truman Capote als ein Außenseiter und Sonderling. Dann wird er einer der besten Autoren der USA . Seine Novelle &#034;Frühstück bei Tiffany&#034; wird in Hollywood verfilmt. Die New Yorker Upperclass umschwärmt ihn. Bis zu seinem dramatischen Fall.
[ "Stichtag", "25.08.1984", "25. August 1984", "25.08.2019", "25. August 2019", "Truman Capote" ]
Stichtag
2019-08-25T00:00+02:00
2019-08-25T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-truman-capote-100~_mon-112018.html
8. Februar 1919 - Erster internationaler Linienflug der Welt
An einem frühen Morgen im Juli 1909 startet Louis Blériot in Calais zu einem Flug in die Geschichte. Als erster Mensch überquert der Franzose den Ärmelkanal in einem Flugzeug und landet nach 37 Minuten sicher in England. Nur zehn Jahre später gründen die Gebrüder Farman aus Paris die "Ligne Farman", die erste internationale Linienfluggesellschaft der Welt. Bislang ist Fliegen für Passagiere noch ebenso abenteuerlich wie unbequem. Meist hocken sie allein oder zu zweit beengt in leistungsschwachen Maschinen und bibbern vor Kälte oder Angst. An Bord der Farman F60 Goliath, die am 8. Februar 1919 in Paris zum ersten Linienflug nach London startet, reisen 14 Passagiere. Während des Flugs werden ihnen sogar Sandwiches und Champagner serviert. Viel mehr Komfort hat die viermotorige Maschine allerdings nicht zu bieten. Es ist ein nur notdürftig umgebauter Bomber aus dem Weltkrieg. "Luftomnibus" nennt die Presse den riesig wirkenden Doppeldecker, der nach 155 Minuten Flugdauer sicher auf dem Aerodrom im Süden Londons aufsetzt. Beim Aussteigen tragen sämtliche Passagiere Uniform - gezwungenermaßen. Nur drei Monate nach Ende des Weltkriegs wollen die Briten noch keine zivilen Flugpassagiere ins Land lassen. "Sie mussten erst mal mit Militäruniformen eingekleidet werden", weiß der Luftfahrtjournalist Wolfgang Borgmann. "Pro Forma bekamen sie sogar einen Marschbefehl in die Hand." Aero-Pionier Henri Farman feiert seinen Jungfern-Linienflug über den Ärmelkanal als Triumph: "Das Flugwesen ist die Zukunft! Das Publikum braucht kaum mehr etwas zu fürchten", verkündet er der Presse. "Mit unseren neuen viermotorigen Flugzeugen, mit unseren erprobten, gewandten Piloten ist eine Luftreise nicht gefährlicher als eine Überlandfahrt mit dem Automobil!" Am selben Tag gründet Henri mit seinem Bruder Maurice die "Lignes Farman“, aus der später die Air France hervorgeht. Sein Optimismus nach dem Erstflug erweist sich jedoch als verfrüht. Die Luftfahrt steckt noch in den Kinderschuhen. Die Chance, einen Flug ungemütlich auf einem Sturzacker im Nirgendwo zu beenden, bleibt vorerst ziemlich hoch. Doch die Zeit ist reif für die Passagierfliegerei. Rasend schnell entstehen überall in Europa und den USA neue Airlines; eilig müssen einheitliche Bestimmungen für den Luftverkehr geschaffen werden. Noch 1919 gründen fünf Unternehmen deshalb die IATA, die International Aviation Transportation Association. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 08. Februar 2019 ebenfalls an den ersten Passagier-Linienflug. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 09.02.2019: Vor 90 Jahren: Journalist Lothar Loewe wird geboren
Bernd Rexing
&#034; Luftomnibus &#034; nennt die Presse den Doppeldecker, der vor 100 Jahren zum ersten Linienflug der Luftfahrtgeschichte abhebt. 155 Minuten braucht er von Paris nach London.
[ "Stichtag", "08.02.1919", "08.02.2019", "8. Februar 1919", "8. Februar 2019", "Linienflug", "Flugverkehr", "Passagierluftfahrt", "Luftfahrt", "Luftomnibus", "Farman F 60 Goliath", "Henri Farman", "Air France" ]
Stichtag
2019-02-08T00:00+01:00
2019-02-08T00:00+01:00
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30. Dezember 2005 - Vor 480 Jahren: Jakob Fugger "der Reiche" stirbt in Augsburg
Nachdem der reichste Mann Europas am 30. Dezember 1525 im Alter von 66 Jahren verstorben ist, tragen ihn Bedienstete in einem schmucklosen Holzsarg ohne Inschrift aus dem Firmen-Stammhaus am Augsburger Weinmarkt - letzte Inszenierung bürgerlicher Schlichtheit, auf die Jakob Fugger auch in seinem Familienwappen und in den Porträts von Albrecht Dürer wert legte. Denn "der Reiche" ist ein Emporkömmling, Enkel eines schwäbischen Webers, Sohn des erfolgreichen Augsburger Kaufmanns Jakob Fugger des Älteren. Zwar hat er vor Jahren eine Grafschaft gekauft und als erster Kaufmann überhaupt ein Adelspatent erworben, aber erst zehn Jahre nach seinem Tod wird die Familie den Titel öffentlich führen. Man darf den Verfall der traditionellen Adels-Macht nicht zu offen demonstrieren.Jakob Fugger, 1459 geboren, ist der jüngste von sieben Brüdern und soll eigentlich Priester werden. Dass er der Firmenlenker wird, verdankt er seinem Können. Er wird in Venedig ausgebildet. Jahrelang führt er dort das Firmenkontor, gründet später eines in Rom. In Italien lernt er die Kunst des Kapitalismus: Leihe Geld an die Mächtigen und erwirb dafür Monopole. So kommen die Fugger an die Silberminen Tirols und bestimmen bald auch, wer dort regiert: der Habsburger Maximilian. Bald dominiert der Fugger-Clan den Silber- und Kupferhandel Europas. In Lissabon gründet Jakob ein Kontor, um am neuen Indienhandel zu profitieren. Als Maximilians Enkel Karl deutscher Kaiser werden will, schlägt Jakobs große Stunde: Er treibt 850.000 Gulden Schmiergeld für die wählenden Kurfürsten auf. Der neue Kaiser ist abhängig vom Augsburger Bankier. Das ist wichtig, denn dem neuen Kapitalismus weht die öffentliche Meinung ins Gesicht. "Fuckerei" ist ein Schimpfwort für Wucher, und ein gewisser Martin Luther schreibt 1517 in seinen Thesen gegen den Ablasshandel: "Die armen irregeleiteten Seelen werfen ihr Scherflein in die Truhe und wissen nicht, dass daneben schon die Diener des Herrn Fugger stehen und darauf achten, dass seinem Herrn nicht der Anteil entgeht." Tatsächlich kassieren die Fugger für die Organisation des Ablasshandelns Provision. Da hilft es wenig, dass Jakob in Augsburg 100 kostenlose Wohnungen bauen lässt, die "Fuggerei", das erste unternehmerische Sozialprojekt. Als ein Reichstag in Nürnberg das Kapital von Handelsgesellschaften gesetzlich auf 50.000 Gulden beschränken will, verhindert die Familie das durch den Einfluss auf Kaiser Karl. Bei Jakobs Tod wird das Firmenvermögen auf rund zwei Millionen Gulden geschätzt. Die "Pflege der politischen Landschaft" hat dem neuen bürgerlichen Kapitalismus den Weg geebnet. Stand: 30.12.05
taxacher (AnK)
Vor 480 Jahren: Jakob Fugger &#034;der Reiche&#034; stirbt in Augsburg
[ "30. Dezember 1525", "Fugger", "Augsburg", "Maximilian", "Karl V.", "Habsburg", "Luther", "Tirol", "Silber", "Venedig", "Kapitalismus", "Handel", "Fuggerei", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-05T11:29+02:00
2015-10-05T11:29+02:00
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25. Februar 2008 - Vor 135 Jahren: Enrico Caruso geboren
Schlechte Gerüche sind Enrico Caruso zuwider. Gleich nach dem Aufstehen um acht Uhr morgens badet er in Duftwasser, insgesamt drei Mal am Tag. Danach inhaliert und gurgelt er mit lauwarmem Wasser, versetzt mit zehn Tropfen Anis oder fünf Tropfen Orangensaft. Sein Diener muss ihm die Schuhe auch von unten wienern, damit jeder selbst dann bemerkt, wie sauber und wohlduftend alles an Caruso ist, wenn der Opernsänger die Beine übereinander schlägt. Und als sein Sohn einmal vom Reitunterricht ans Krankenbett des Sängers eilt, weckt ihn der Geruch gar aus dem Koma." Mein Sohn, Du stinkst entsetzlich", soll Caruso gesagt haben, während seine Augenlider flackern. Caruso wird am 25. Februar 1873 in Neapel geboren. Mit zehn Jahren beginnt er im Kirchenchor zu singen. Neun Jahre später nimmt er Gesangsunterricht, trennt sich aber bald von seinem Lehrer, weil dieser die quälende Frage nicht beantworten kann, ob der Sänger, der vom Bassregister bis zum Hohen C alles singen kann, Tenor oder Bariton werden soll. Mit 22 gibt Caruso in Neapel sein Operndebüt und tourt von da an durch alle großen Musikhäuser der Welt. Giacomo Puccini drückt ihn hingerissen an seine Brust. Zum internationalen Popstar der Opernbranche wird er, als er seine Stimme an die englische Grammophone Company verkauft. Es ist der Beginn der kommerziellen Musikindustrie. Zwischen 1902 und 1920 kommen 266 Platten mit Opern, Oratorien und Unterhaltungsmusik von Caruso heraus. Für die Aufnahme von Ruggiero Leoncavallos "Bajazzo" bekommt er eine Million Dollar - und einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Fortan soll sich der vielfache Millionär Caruso als "Geldmaschine" empfinden, ständig begleitet von Versagensängsten. "Als ich unbekannt war, sang ich wie eine Nachtigall vor mich hin", wird er einmal sagen. "Jetzt aber bedrückt mich der Alptraum des Ruhms. Weil die Zuschauer Unsummen zahlen müssen, bestaunen sie mich mit offenem Mund und beneiden mich. Deshalb bin ich der unglücklichste Mensch". Als ein Abszess im Brustraum nicht richtig verheilen will, ist das Unglück des Sängers perfekt. Bei seinem letzten Auftritt in der Metropolitan Opera am Heiligabend 1920 muss Caruso von einer Sängerin gestützt werden, um überhaupt Luft zu bekommen. Er stirbt 1921 auf einer Genesungsreise in Neapel. Stand: 25.02.08
Thomas Köster (uz)
Vor 135 Jahren: Enrico Caruso geboren
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Stichtag
2015-10-06T12:48+02:00
2015-10-06T12:48+02:00
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2. Januar 1964 – DDR-Kleinroller "Schwalbe" geht in Serie
In der griechischen Mythologie verkörpert die Windsbraut den Sturmwind, in der Deutschen Demokratischen Republik fährt sie auf dem Motorroller. "Windsbräute, es geht um Euch, um Euren Spaß am Tempo, Temperament und neuer Technik", heißt es in einer zeitgenössischen Werbung der DDR. Und: "Zu einem anregenden Flirt mit dem Wind gehört ein zuverlässiges Fahrzeug. Ein rasantes Ding. Treu und anspruchslos. Topfit in jeder Situation: Der Simson Kleinroller Schwalbe." Diejenige Windsbraut aber, die sich eine "Schwalbe" zulegt, wird spätestens durch die Gebrauchsanweisung des Kleinrollers wieder auf den Boden des real existierenden Sozialismus zurückgeholt: "Der moderne Straßenverkehr wird nur dann ordnungsgemäß und reibungslos abgewickelt, wenn sich alle Teilnehmer der Wichtigkeit und Bedeutung des Verkehrs im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben bewusst sind und sich diesem Bewusstsein entsprechend verhalten", nimmt sie dem rasanten Versprechen der Reklame den Wind wieder aus den Segeln. Produziert wird die "Schwalbe" im Volkseigenen Betrieb (VEB) Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl, der später in "VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann" umbenannt wird. Das Unternehmen hat eine lange und wechselvolle Geschichte, in der sich ein Stück deutscher Historie widerspiegelt. 1856 wird es von den Brüdern Loeb und Moses Simson im thüringischen Suhl gegründet. Zu dieser Zeit wird hier Stahl für Waffen produziert. Durch die Beschränkungen nach dem Ersten Weltkrieg dürfen hier nur noch Gewehre und Pistolen hergestellt werden; aus dieser Not heraus wird die Produktion auf Kinderwagen, Fahrräder und Automobile umgestellt. 1933 wird das Unternehmen in "Berlin-Suhler Waffen- und Fahrzeugwerke GmbH" umbenannt, um den jüdischen Familiennamen aus der Firmenbezeichnung zu entfernen. 1936 muss die Familie Simson in die USA fliehen; im selben Jahr kommen Motorräder zur Produktpalette hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Unternehmen zum Volkseigenen Betrieb der DDR. Ab 1955 werden hier Motorroller und Mopeds namens "Spatz", "Star", "Sperber" und "Habicht" produziert. Im Januar 1964 geht hier auch der Kleinroller "Schwalbe" in Serie. Die "KR 51 Schwalbe" ist der erste zweisitzige Motorroller der DDR. Aber nicht nur das: Mit Blink-, Stopp- und Parklicht setzt er ebenso neue Maßstäbe wie mit einem Gleichstrom-Signalhorn und Spritzschutzblechen über dem Vorderrad, die die Anmutung von Flügeln haben. 1.265 DDR-Mark kostet das Fahrzeug, die 2,6 PS beschleunigen den Roller auf bis zu 60 Stundenkilometer. Dafür ist der Verbrauch von 2,7 Litern Sprit auf 100 Kilometern relativ gering. Dafür nehmen DDR-Bürger auch lange Wartezeiten in Kauf. Am Anfang fehlt der Produktion der "Schwalbe" etwas der Schwung. Selbst das SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" vermeldet 1964, dass die VEB-Belegschaft fieberhaft daran arbeite, "die beanstandeten organisatorischen Mängel in der Produktion zu beseitigen". Drei Monate dauert es, bis alle Materialien beisammen sind und die ersten Fahrzeuge im Normalbetrieb vom Band rollen können. Danach allerdings entwickelt sich die "Schwalbe" zum Exportschlager: Schon kurz nach ihrem Debüt auf DDR-Straßen wird der Vogel laut "Neuem Deutschland" in über 50 Länder exportiert. Farben sind blau und "tundragrau". Erst die Wiedervereinigung stutzt der "Schwalbe" die Flügel. Aber bis heute kann man "Schwalben" über bundesdeutsche Straßen flitzen sehen. Stand: 02.01.2014
Thomas Köster
Blinklicht, Stopplicht, Parklicht, Spritzschutzbleche und Signalhorn: Mit derartigen Neuerungen soll der Kleinroller &#034;Schwalbe&#034; Bewegung in den DDR-Alltag bringen. Als der real existierende Sozialismus unter die Räder kommt, bleibt die &#034;Schwalbe&#034; Kult.
[ "Stichtag", "01.1964", "Januar 1964", "02.01.2014", "2. Januar 2014", "Schwalbe", "DDR", "Kleinroller", "Motorroller" ]
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2015-10-08T09:09+02:00
2015-10-08T09:09+02:00
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08. Januar 2009 - Vor 100 Jahren: Willy Millowitsch wird geboren
Seinen Durchbruch hat Volksschauspieler und Theaterdirektor Willy Millowitsch am 27. Oktober 1953: Weil eine geplante Sportübertragung ausfällt, sendet der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) den Militärschwank "Der Etappenhase" mit Millowitsch in der Hauptrolle. Die Übertragung aus dem Millowitsch-Theater ist die erste Live-Sendung von einer deutschen Bühne. Die Meinungen darüber sind geteilt. NWDR-Generaldirektor Adolf Grimme nennt das Mundart-Stück "eine Kulturschande". Doch das Publikum ist begeistert: "Das Volk hat es anders gewollt und auch anders entschieden", erinnert sich Millowitsch. Die Übertragungen werden fortgesetzt, auch mit anderen Stücken. 1962 schafft "Tante Jutta aus Kalkutta" eine Einschaltquote von 88 Prozent. In den folgenden Jahrzehnten strahlt der NWDR-Nachfolger WDR regelmäßig Millowitschs Inszenierungen aus. Willy Millowitsch, geboren am 8. Januar 1909 in Köln, steht in einer Familientradition. Sein Ururgroßvater wird 1796 als Moritatensänger in der Kölner Stadtchronik erwähnt. Später führt die Familie ein Puppentheater. Millowitschs Großvater macht 1896 daraus eine mundartliche Volksbühne. Dort sammelt Millowitsch seine ersten Theatererfahrungen: als Sechsjähriger in der Rolle eines Heinzelmännchens. 1923 verlässt er die Schule ohne Abschluss und spielt ab dem  14. Lebensjahr Theater - als Autodidakt. 1940 übernimmt Millowitsch das Theater von seinem Vater Peter und spielt während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Bühne an der Front. "Im Auftrag der Partei habe ich jeden Tag woanders gespielt", erinnert er sich später. "Holland, Belgien, Frankreich und in Russland." Nach Kriegsende ist das Millowitsch-Theater die erste Bühne, die in Köln wieder bespielt wird. 1945 hat der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer ( CDU ) "Avis jejeben" und so dafür gesorgt, dass die Instandsetzung vorangeht: "Und bauen Se so schnell wie möglich, die Leute wollen was zu lachen haben." Millowitsch, der zum Kölner Ehrenbürger ernannt wird und dem die Stadt zu Lebzeiten ein bronzenes Denkmal errichtet, leitet sein Theater als Patriarch. Das habe in der Familie zu Querelen geführt, sagen seine vier Kinder später. So soll sein einziger Sohn Peter beruflich die Familientradition weiterführen, aber nicht mitbestimmen: "Ich mag meinen Sohn nicht, wenn er so diktatorisch seinen eigenen Willen" durchsetzt, beklagt sich Millowitsch. Erst 1993, als den 84-jährigen Millowitsch ein Hüftleiden plagt, teilt er sich mit seinem Sohn die Führung des Theaters. Bis er sich endgültig zurückzieht, vergehen weitere drei Jahre. In dieser Zeit dreht Millowitsch für den WDR den letzten von fünf Kriminalfilmen als Kommissar Klefisch. Tochter Mariele hat derweil längst eine Schauspielkarriere unabhängig vom Familienbetrieb gestartet. Die beiden anderen Töchter sind Oberstudienrätin und Buchhändlerin geworden. Willy Millowitsch stirbt am 20. September 1999 im Alter von 90 Jahren in Köln an Herzversagen. Als zweiter Laie nach Adenauer wird er im Kölner Dom aufgebahrt - eine Ehre, die üblicherweise Bischöfen und Kardinälen vorbehalten ist. Stand: 08.01.09
Dominik Reinle (stb)
Vor 100 Jahren: Willy Millowitsch wird geboren
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2018-03-20T14:25+01:00
2018-03-20T14:25+01:00
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10. Januar 2005 - Vor 125 Jahren: Geburt des Clowns Adrien Wettach, genannt Grock
Es gab einmal eine Zeit, da gehörten Clowns zu den berühmtesten Menschen, auf der ganzen Welt. Der Größte unter ihnen hieß Grock. Einfach nur Grock. Grock war eine Figur, die sich in keinem Land vorstellen musste. Riesige Schlappschuhe, riesige Schlabberhose, aber winzige Instrumente – das waren seine Markenzeichen. Und natürlich dieses in allen Tonarten hervorgebrachte "Waruuum?", gefolgt von einem "Nit mööööglich!", ausgestoßen mit vollster Naivität und bodenlosem Erstaunen.Der Mensch hinter Grock ist der Schweizer Adrien Wettach, der seine Autobiografie mit den Worten eröffnet: "Ich habe drei Leidenschaften: Autos, Boxen und Billard. Außerdem war ich Clown." Geboren wird er am 10. Januar 1880, mitten hinein in eine bürgerliche Familie aus lauter begabten, aber verhinderten Zirkuskünstlern. Auch Adrien soll etwas Ordentliches werden, am besten Uhrmacher. Aber er tickt anders und wird Clown. Im Oktober 1903 arbeitet Wettach als Dummer August im Schweizer National-Zirkus. Als er Partner des damals berühmten Clowns Brick wird, bekommt er seinen Namen verpasst: Grock. Brick und Grock – das klingt gut. 1910 ist Grock der bekannteste Unterhaltungskünstler in Europa. Die größten Zirkusse und Varieté-Bühnen in London, Paris und Berlin buhlen um ihn. Seinen Ruhm erringt Grock mit grandioser Musikalität und einer Solo-Nummer, deren Gerüst während seiner 50 Jahre dauernden Karriere nahezu unverändert bleibt.Grock wird geliebt und er liebt es, umjubelt zu werden. So fällt es ihm nach dem Zweiten Weltkrieg schwer, von der Bühne Abschied zu nehmen. 1954 ist es endgültig vorbei, die Zeit ist über ihn hinweg gegangen. In Hamburg gibt Grock seine Abschiedsvorstellung. Dann zieht sich Dr. (h.c.) Adrien Wettach an die italienische Riviera zurück, wo er am 14. Juli 1959 stirbt. Seine Autobiografie endet so: "Gäbe es eine Wiedergeburt und man könnte sich wünschen, als was man wiedergeboren würde, so gäbe es für mich nur eins: Ich würde wieder Grock – ein Clown." Stand: 10.01.05
Bernd Rexing/reinle (AnK)
Vor 125 Jahren: Geburt des Clowns Adrien Wettach, genannt Grock
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2021-04-15T13:24+02:00
2021-04-15T13:24+02:00
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23. August 1913 - Die Kleine Meerjungfrau wird enthüllt
Diese Geburtstagsfeier hat Tradition. Ein Kahn voller Bikinimädchen nähert sich dem Ufer. Sie springen ins Wasser und schwimmen zu dem Findling, auf dem ein nacktes Mädchen aus Bronze sitzt, mit einem Fischschwanz anstelle von Beinen. Dabei formen die Schwimmerinnen in diesem Jahr in riesigen Ziffern die Zahl 100: Denn am 23. August 1913 wurde die Statue der Kleinen Meerjungfrau enthüllt. "Ich bin stolz, dass mein Großvater nach dem Modell meiner Großmutter Eline Dänemarks Wahrzeichen geschaffen hat", sagt Alice Eriksen, Enkelin des Bildhauers Edvard Eriksen. Im Jahr 1837 hatte der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen "Die kleine Meerjungfrau" veröffentlicht, ein Märchen im Geist der Romantik. "Weit draußen im Meere ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume, und so klar wie das reinste Glas. Dort unten wohnt das Meervolk", schreibt er. Andersens kleine Meerjungfrau verliebt sich in einen Menschenprinzen, verlässt ihre Unterwasserwelt, verliert Seele und Stimme und lässt sich um den Preis unsäglicher Schmerzen Beine anzaubern. Dennoch kann sie den Prinzen nicht gewinnen. Anfang des 20. Jahrhunderts wird Andersens Märchen für ein Ballett vertont. Carlsberg-Brauereibesitzer Carl Jacobsen sponsert die Galavorstellung im Königlichen Theater Kopenhagen. Von der Tänzerin der Titelrolle ist er so hingerissen, dass er sie als Statue verewigt sehen will. Er beauftragt den jungen Bildhauer Edvard Eriksen. Doch die Ballerina lehnt es ab, nackt Modell zu sitzen. Und so übernimmt Eriksens Frau Eline diese Aufgabe. Brauer Carl Jacobsen will die Statue zunächst in seinem Garten aufstellen, doch der Bildhauer hat eine bessere Idee: Die nackte Schöne soll mitten im Meer auf einem Naturstein hocken, Wind und Wellen ausgesetzt, und traurig zum Ufer blicken. "Genauso schaute meine Großmutter, wenn sie Sehnsucht hatte", erinnert sich Alice Eriksen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird Eriksens Bronzefigur berühmt. Der US-amerikanische Schauspieler Danny Kaye besingt sie in einem Film und lockt Urlauber an die Uferpromenade Langelinie in Kopenhagen. Heute sind es vor allem Japaner und Chinesen, die sich am Ufer drängen. Manche waten barfuß durch das Wasser, um zu ihr zu gelangen. Uund immer wieder wird die Statue Opfer von Attentaten. "Ich weiß noch, als man ihr zum ersten Mal den Kopf abgesägt hat. Unsere Familie war schockiert. Es war ja das Porträt meiner Oma, das man geschändet hat. Zum Glück war sie bereits tot", sagt Alice Eriksen. "Das Schlimmste, was ich erlebt habe, seit ich für sie verantwortlich bin: als man Sprengstoff unter ihr gezündet hat. Sie fiel ins Wasser, und ihr Kopf und ein Schenkel waren ramponiert", sagt Jens Peter Munk, der die öffentlichen Baudenkmäler in Kopenhagen betreut. Andere Vandalisten haben versucht, die Kleine Meerjungfrau mit Dildo, Strohhut oder Burka zu verfremden. Durch die ständigen Reparaturen sei nur wenig vom Original übrig. Aber die Gipsform existiere noch, davon ließe sich leicht eine neue Meerjungfrau gießen. "Ich halte die Skulptur jedoch nicht für ein großes Kunstwerk. Es ist der Mythos, auf den sich die Anschläge richten, nicht die Statue selbst", sagt Munk. Stand: 23.08.2013
Martina Züger
Ein nacktes Mädchen aus Bronze, mit einem Fischschwanz anstelle von Beinen, sitzt im Hafenbecken von Kopenhagen. Die Skulptur verdanken die Dänen einem Bierbrauer, einer Ballerina und dem Bildhauer Edvard Eriksen.
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2015-10-08T12:08+02:00
2015-10-08T12:08+02:00
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1. August 1989 - Ungarn hebt Sperrzone an der Grenze auf
Im ungarischen Grenzstädtchen Kőszeg empfängt Oberst Balazs Novaky, stellvertretender Kommandeur der Grenzwache, am 1. August 1989 Journalisten aus aller Welt zu einer Pressekonferenz. In den letzten drei Monaten habe Ungarn 117 von 280 Kilometern der Grenzsperranlagen zu Österreich abgebaut, sagt er den Reportern. Bis spätestens 1991 solle die ungarisch-österreichische Grenze so aussehen wie andere westeuropäische Staatsgrenzen auch. "Mit Wirkung vom heutigen Tag wird hier das Grenzsperrgebiet aufgehoben", so Novaky. Gemeint ist damit jener Streifen von fünf bis 15 Kilometern vor dem eigentlichen Grenzzaun, wo in der Regel die meisten Fluchtversuche scheitern. "Alle Menschen, die wir beim illegalen Grenzübertritt aufgreifen, werden von nun an nicht mehr in ungarische Gefängnisse überführt", sagt Novaky. "Sie bekommen nur einen Stempel in ihren Pass. Dann werden sie zurückgeschickt in ihre Heimat." Dann der Fototermin: Ungarische Grenzsoldaten zerschneiden mit Zangen das Drahtgeflecht eines Grenzzauns. Der Stacheldraht wird zusammengerollt. Zu diesem Zeitpunkt stehen die Wohnwagen und Zelte dicht an dicht auf den Campingplätzen des Balaton. Daneben Autos mit dem Kennzeichen: DDR. Die Ostdeutschen machen gerne Urlaub in Ungarn, aber in diesem Sommer sind es besonders viele. Das hat einen Grund: Anfang März 1989 hat der ungarische Ministerpräsident Miklós Németh den sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow in Moskau besucht. Er kündigte freie Wahlen in seinem Land an und den Abbau der Sperranlagen an der Grenze zu Österreich. Németh fragte, wie sich die Sowjetunion dazu verhalten werde. Gorbatschow sagte: "Solange ich auf diesem Stuhl sitze, werden wir die Verbrechen von 1956 nicht wiederholen." Auf den Campingplätzen tauchen Flugblätter auf, auf denen für den 19. August 1989 zu einem "paneuropäischen Picknick" nach Sopronkőhida, "am Ort des Eisernen Vorhangs" eingeladen wird. Als Schirmherren der Veranstaltung genannt werden Otto von Habsburg, Abgeordneter im EU-Parlament, und Imre Pozsgay, ungarischer Staatsminister. "Baue ab und nimm mit", steht auf den Flugblättern. Gemeint ist die symbolische Öffnung des Grenztores zwischen dem ungarischen Sopronkőhida und dem österreichischen St. Margarethen. Daneben eine Skizze und - in deutscher Sprache - die Beschreibung der Anfahrtswege zu diesem Picknick. Mindestens 200 DDR-Bürger nutzen die Veranstaltung zur Flucht nach Österreich, als das sonst verschlossene Grenztor geöffnet wird. Damit bricht der Damm: Die DDR-Urlauber verlassen die Campingplätze. Es kommt zu einer Massenflucht. Einige fahren nach Budapest zur westdeutschen Botschaft, andere an die Grenze zu Österreich. In der Nacht vom 10. zum 11. September 1989 lässt Ungarn alle Flüchtlinge ausreisen - ohne Absprache mit der DDR-Regierung. Ende September zählt die Statistik 30.000 Ostdeutsche, die ihr Land über Ungarn Richtung Westen verlassen haben. Stand: 01.08.09
Dominik Reinle (tax)
Vor 20 Jahren: Ungarn hebt Sperrzone an der Grenze auf
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2015-10-06T14:08+02:00
2015-10-06T14:08+02:00
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14. September 1988 - Fund des größten Grabschatzes in Amerika wird publik
Heinrich Schliemann nimmt den Dichter Homer beim Wort - und gräbt das antike Troja aus. Howard Carter durchwühlt das Tal der Könige in Ägypten, bis er das Grab des sagenhaften Pharaos Tutanchamun findet. Eine ähnliche Sternstunde der Archäologie erlebt der Museumsdirektor Walter Alva 1987 rund 800 Kilometer nördlich von Perus Hauptstadt Lima. Bei Sipán, einem Dorf zwischen Anden und Pazifik, ragen Pyramiden bis zu 40 Meter in die Höhe. Die aus Millionen Lehmziegeln errichteten Huacas sind Relikte eines Volks, das ein Jahrtausend vor den Inkas in Peru ansässig war. Etwa 700 Jahre blühte die Moche-Kultur, bis sie im 8. Jahrhundert unterging und nichts als Rätsel hinterließ. Erst Walter Alva gelingt es, ein Tor zur Vergangenheit zu öffnen. An den Huacas findet er das unversehrte Grab eines Moche-Priesterfürsten und darin den größten Goldschatz, der je in der Neuen Welt entdeckt wurde. Alvas Abenteuer beginnt im Februar 1987 mit einem mitternächtlichen Anruf des Polizeichefs. Aufgeregt berichtet er dem Museumsdirektor, ein Campesino namens Bernal habe in Sipán seinen Schnaps mit offenbar antikem Schmuck aus purem Gold bezahlen wollen. Wie viele arme Landarbeiter der Region verdient sich auch Bernal ein Zubrot als Grabräuber. Alva rast zur Polizei, wo ihm 33 beschlagnahmte Gold- und Keramikstücke vorgelegt werden. "Was wir dann in Bernals Haus fanden", so Alva später, "ließ uns erneut den Atem stocken: Schätze, die aus einem Grab ungeahnter Pracht stammen mussten." Die Polizei führt eine Razzia in Sipán durch. Es kommt zu einer Schießerei mit den Campesinos, die ihre Fundstücke verteidigen. Dabei wird Bernal von einer Kugel tödlich getroffen. Die sichergestellten Artefakte aber beweisen: Die Mochica waren Meister der Metallverarbeitung, der Keramik- und Goldschmiedekunst. Bislang war nur bekannt, dass die Menschen der Moche-Kultur in ihrer Blütezeit vom 1. bis zum 7. Jahrhundert das dürre Land perfekt bewässern konnten, Fernhandel bis nach Ecuador und Chile betrieben und monumentale, terrassenförmige Pyramiden errichteten. Eine Schrift oder Hieroglyphen kannten sie jedoch nicht. Sofort nach dem Tod des unglücklichen Bernal beginnt Walter Alva archäologische Grabungen an den Huacas von Sipán. "Wir arbeiteten fieberhaft und unter ständigem Polizeischutz, denn Dutzende Campesinos durchwühlten inzwischen das Gebiet. Nach fast einem halben Jahr stießen wir auf eine ungeplünderte Grabkammer. Ein unvergesslicher Moment!" Umgeben von unzähligen Schmuckstücken, Kult-Gegenständen und reich bemalten Keramiken ruht, einbalsamiert seit 1.500 Jahren und schier überladen mit edlem Metall, der Leichnam eines Priesterfürsten. Als Alva seinen Fund am 14. September 1988 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, wird der Moche-Fürst als "Señor de Sipán" weltberühmt. Zahlreiche Stücke des Schatzes sind allerdings in sehr schlechtem Zustand. Fünf Jahre lang werden sie im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz restauriert. Mit einer großen Schau in der Bonner Bundeskunsthalle stattet Peru 2001 den deutschen Experten seinen Dank ab. Dann tritt das unersetzliche National-Kulturgut seine Heimreise in Walter Alvas Archäologie-Museum in Lambayeque an. Es wird Peru wohl nie wieder verlassen. Viele weitere wertvolle Zeugnisse der Moche-Kultur konnten seither geborgen werden. Und die Grabräuber von früher profitieren nun vom Tourismus, den der "Señor de Sipán" in Gang gebracht hat. Stand: 14.09.2013
Bernd Rexing
Die Kultur der Moche ist die älteste Südamerikas und bis heute die rätselhafteste. Das Volk gilt als die &#034;Griechen der Anden&#034;. Der Fund des riesigen Goldschatzes eines ihrer Herrscher vor 25 Jahren gibt erstmals einen Einblick in die verschwundene Hochkultur in Peru.
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Stichtag
2015-10-08T11:36+02:00
2015-10-08T11:36+02:00
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11. Januar 2009 - Vor 30 Jahren: Die Volksrepublik Kambodscha wird ausgerufen
"Ich bin zu jung, um alles zu verstehen. Ich weiß nicht, warum Pol Pot getan hat, was er getan hat", schreibt Loung Ung in ihrem Buch "Der weite Weg der Hoffnung" im Rückblick aus ihrer Perspektive als neunjähriges Mädchen. "Ich weiß nicht, warum er uns gezwungen hat, die Hauptstadt zu verlassen, warum er uns so wenig zu essen gegeben hat, warum er Papa umbringen ließ und danach Mama und meine Schwester." Im Januar 1979 hat Loung Ung vier Jahre Flucht innerhalb von Kambodscha hinter sich. Zuerst ist sie mit der ganzen Familie von Dorf zu Dorf unterwegs, dann sind nur noch ein Bruder und eine Schwester am Leben. Sie sind 1975 aus Phnom Penh vertrieben worden, als Pol Pot und seine Anhänger, die Roten Khmer, die Hauptstadt eroberten. Deren Ziel: In Kambodscha sollen nur noch Bauern leben und eine Gesellschaft vollkommener Gleichheit bilden. Frauen und Männer müssen die gleiche Kleidung und die gleichen Frisuren tragen. Niemand darf in Städten wohnen. Intellektuelle werden verfolgt. Die Roten Khmer töten rund zwei Millionen Kambodschaner, ein Viertel der Bevölkerung. Die meisten Toten verscharren sie auf Feldern - die "Killing Fields " werden zum Symbol für die Brutalität der Diktatur. Kambodscha ist immer wieder Spielball in- und ausländischer Machtpolitik gewesen. 1863 wird das Land zu einem Protektorat Frankreichs und damit französischer Kolonialverwaltung unterstellt. 1941 installiert Frankreich den 19-jährigen Norodom Sihanouk als König. Kurz darauf wird Kambodscha von Japan besetzt. Als die japanische Regierung am Ende des Zweiten Weltkriegs kapituliert, geht Kambodscha wieder an Frankreich zurück. 1953 führt Sihanouk Kambodscha aus der Kolonialherrschaft und versucht als Staatschef, neutral zu bleiben. Das Land gilt damals als die Schweiz Asiens und Sihanouk wird von der Landbevölkerung als eine Art Gottkönig verehrt. Ende der 1960er Jahre wird die Lage in Südostasien instabil, die USA führen Krieg in Vietnam. Da der Versorgungsweg der kommunistischen Nordvietnamesen nach Südvietnam, der sogenannte Ho-Tschi-Minh-Pfad, durch Kambodscha verläuft, werden auch hier weite Teile dieses Landes durch Bombardements zerstört. US-Außenminister Henry Kissinger bezeichnet damals Kambodscha als "Side Show " ("Nebenbühne"). In dieser Situation erstarkt eine kommunistische Rebellengruppe: die Roten Khmer. Pol Pot, der eigentlich Saloth Sar heißt, will Kambodscha vollkommen neu organisieren - nach dem Vorbild von Maos Kulturrevolution in China. Doch seine Truppen wüten nicht nur in Kambodscha, sondern greifen auch das Nachbarland Vietnam an, das noch vom 1975 siegreich beendeten Krieg gegen die USA gezeichnet ist. Zur Jahreswende 1978/1979 wehrt sich Vietnam und marschiert in Kambodscha ein. Am 11. Januar 1979 ruft die neue Regierung die Volksrepublik Kambodscha aus. Die Roten Khmer ziehen sich in den Dschungel zurück. Auch Pol Pot bleibt dort weitgehend unbehelligt. Er stirbt 1998 eines natürlichen Todes. Lange sind die Verbrechen der Roten Khmer in Kambodscha ein Tabu. 30 Jahre nach Ende der Diktatur soll nun ein Tribunal in Phnom Penh die damaligen Vorkommnisse untersuchen und die noch lebenden Täter vor Gericht stellen. Stand: 11.01.09
Dominik Reinle (AnK)
Vor 30 Jahren: Die Volksrepublik Kambodscha wird ausgerufen
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12. Februar 1951 - Traumhochzeit von Soraya und Schah Reza Pahlavi
Ein Foto, das sie als Skifahrerin zeigt, wird zum Wendepunkt im Leben von Soraya Esfandiary-Bakhtiary. Ihre Tante schickt das Bild 1950 an den persischen Hof. Dort ist Schah Reza Pahlavi nach einer gescheiterten ersten Ehe gerade auf Brautschau. "Als seine Majestät das Foto von Soraya sah, sagt er: 'Die will ich haben!'", erinnert sich der damalige iranische Außenminister Adeshir Zahedi. Zusammen mit Vater und Tante reist die 18-Jährige nach Teheran, wo sie sofort den Schah trifft. Tatsächlich sind die beiden sofort voneinander entzückt. Sie beteuert später: "Es war wirklich eine Liebe auf den ersten Blick." Soraya willigt in die Hochzeit ein. "Ich habe gesagt, das gefällt mir sehr, ich heirate." Nicht weniger begeistert von der neuen Verbindung ist die deutsche Regenbogenpresse. Da die künftige Kaiserin eine deutsche Mutter und einen Teil ihrer Kindheit in Berlin verbracht hat, erklärt man sie zur "Deutschen auf den Pfauenthron". Geboren wird Soraya am 22. Juni 1932 als Tochter eines persischen Nomaden-Fürsten und einer Berliner Verkäuferin. Sie wächst in Deutschland und Iran auf, besucht exklusive Pensionate in der Schweiz und London. Persisch, Deutsch, Französisch und Englisch spricht sie fließend. "Das Beste, was in meinem Leben war, war meine Kindheit", sagt Soraya später. Sie wächst sehr frei auf, die Eltern legen keinen Wert auf eine strenge Erziehung. "Das hat mir sehr viel Kraft gegeben", so die persische Kaiserin. Mit der Hochzeit am 12. Februar 1951 hören die Freiheiten auf. "Ich wusste, dass es schwer wird. Aber dass es so schwer wird, habe ich mir dann doch nicht vorgestellt", sagt Soraya einmal über die Folgen ihrer vermeintlichen Märchenhochzeit. Die Trauung ist entsprechend fürstlich ausgerichtet. Soraya trägt ein 20 Kilogramm schweres Kleid von Dior, besetzt mit Diamantensplittern und Schwanenflaum. Der leichte Schneefall an diesem Tag wird als gutes Omen für das Brautpaar gewertet. Doch das Glück bleibt aus. Der Schah will einen Thronfolger und die junge Frau wird nicht schwanger. Außerdem leidet Soraya unter den Palastintrigen und dem strengen Hofzeremoniell: Angeblich hat sie sich mit dem Schah sogar im Bett gesiezt. Schon 1954 gibt es Scheidungsgerüchte. Als das Paar ein Jahr später die Bundesrepublik besucht, scheint die Welt allerdings wieder in Ordnung zu sein. Soraya begeistert wieder einmal die Klatschblätter. Nach sieben Jahren ist das Märchen endgültig zu Ende. Als der Schah vorschlägt, sich eine Nebenfrau zu nehmen, die den ersehnten Thronfolger gebären könnte, lehnt Soraya entrüstet ab. Im April 1958 verkündet Reza Pahlavi die Trennung von seiner Frau. Für ihre deutschen Fans bricht die Welt zusammen. Dabei findet sich die 25-Jährige selbst recht schnell damit ab. Ausgestattet mit einer fürstlichen Abfindung, führt Soraya künftig ein Leben als Jet-Set-Prinzessin. Diverse Affären - darunter angeblich mit Playboy Gunter Sachs - bringen ihr nicht das große Glück, werden aber von den Gazetten genau verfolgt. Dann wird es ruhig um die Ex-Kaiserin. Sie lebt ab 1972 zurückgezogen in Paris, wo sie am 25. Oktober 2001 an einen Hirnschlag stirbt. Stand: 12.02.2016
Anke Fricke
Der leichte Schneefall am Hochzeitstag von Schah Reza Pahlavi und Soraya wird als glückliches Omen gewertet. Doch das Glück bleibt aus. Die Tochter eines persischen Fürsten und einer Berliner Verkäuferin vermag Schah Reza Pahlavi kein Kind zu schenken.
[ "Stichtag", "12. Februar 1951", "12.02.2016", "12. Februar 2016", "Teheran", "Traumhochzeit", "Soraya", "Schah Reza Pahlavi", "Meilensteine" ]
Stichtag
2016-02-19T21:52+01:00
2016-02-19T21:52+01:00
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25. September 1952 - "Superman"-Darsteller Christopher Reeve wird geboren
Christopher D’Olier Reeve kommt am 25. September 1952 in New York City in einer gutbürgerlichen Familie auf die Welt. Seine Mutter Barbara arbeitet als Journalistin, Vater Franklin als Schriftsteller und Lehrer. Der Familienstammbaum der Reeves steckt voller Prominenz und reicht bis zur Passagierliste der Mayflower zurück, mit der die ersten Pilgerväter aus Mittelengland in die USA auswandern. Christopher entdeckt früh sein Faible für die Schauspielerei und landet schließlich über einige Umwege an der renommierten Juilliard-Schauspielschule in New York. Mitte der 70er-Jahre stecktdas Hollywood-Kino in einer echten Krise. Das Fernsehen ist zum Massenmedium geworden. Videorekorder und die ersten Heimcomputer verstärken den Trend. Hollywood reagiert, dreht 30 Prozent weniger Filme und setzt stattdessen alles auf wenige Karten. Auf einer dieser Karten ist 1978 ein athletischer Typ zu sehen, der ein blaues Kostüm trägt, mit roten Überhosen und einem breiten gelben Gürtel. Auf der Brust ein stilisiertes S und hinter dem Rücken weht ein rotes Cape. Eine 40 Jahre alte Comicfigur soll das US-amerikanische Kino retten: "Superman". Reeve ist den Produzenten für diese Rolle eigentlich zu schmächtig. Also versucht der Schauspieler, seinen Körper der Rolle anzupassen. Angeleitet von einem britischen Gewichtheber legt er durch intensives Training innerhalb von nur zwei Monaten 14 Kilogramm Muskelmasse zu. Er ist bereit und spielt bis 1987 in vier Filmen den fliegenden Weltenretter. Dann der Schicksalsschlag im Mai 1995: Der Mann, der als Superheld der Unsterblichkeit ziemlich nahekommt, bricht sich bei einem Reitunfall zwei Nackenwirbel und ist vom Hals abwärts gelähmt. Als Reeve im Krankenbett feststellt, dass alle Gewissheiten seines Lebens am dritten Hindernis des Geländeritts von Charlottesville/Virginia zerschellt sind, will der Schauspieler seinem Leben ein Ende setzen. Seine Frau Dana verspricht, diesen Wunsch zu erfüllen, aber erst, nachdem sie das neue Leben zwei Jahre lang ausprobiert hätten. "Du bist immer noch du", sagt sie ihm. "Und ich liebe dich." Auch Robin Williams kommt an Reeves Krankenbett. Seit der Schauspielschule in New York sind sie so etwas wie beste Freunde. Williams erzählt später: "Ich kam ins Zimmer und gab mich als russischer Proktologe aus. Und er sah mich an fragte: Hey, wie gehts?" Als gelernter Stand-up-Comedian hat Williams direkt eine Antwort parat. Reeve erkämpft sich in den folgenden Monaten und Jahren eine andere Normalität. Gemeinsam mit seiner Frau wird viel Zeit und noch mehr Geld in die Reha-Forschung für Wirbelsäulen-Verletzungen investiert. Egal wo, egal wann: Immer ist seine Frau Dana, eine ehemalige Schauspielerin und Sängerin, an seiner Seite. Eine fast schicksalhafte Verbindung. Die Eheleute Reeve gründen eine Stiftung, sammeln viel Geld und Christopher wird zum gefeierten Talkshow-Gast. Eben noch dreht er auf den Kinoleinwänden der Welt die Zeit zurück, bringt Flugzeuge sicher zur Erde zurück oder bewahrt Züge vor dem Entgleisen - jetzt fasziniert "Superman" mit einer inneren Kraft, die nicht nur die Amerikaner inspiriert. Am 10. Oktober 2004 stirbt Christopher Reeve in Mount Kisko, New York. Eine wundgelegene Stelle hatte eine tödliche Infektion ausgelöst. Autor des Hörfunkbeitrags: Burkhard HupeRedaktion: David Rother ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. September 2022 an den Superman-Darsteller Christopher Reeve. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 26.09.2022: Vor 150 Jahren: Das Reisebüro Thomas Cook startet die erste Weltreise.
Vera Kettenbach
Für viele ist er der Superman im Kino, aber zum wahren Helden wird Christopher Reeve in seinem echten Leben nach einem Reitunfall. Seit 1995 ist Reeve vom Hals abwärts gelähmt - und wird zum inspirierenden Beispiel für das Leben mit einer Querschnittlähmung.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "25.09.1972", "25. September 1952", "25.09.2022", "25. September 2022", "Christopher Reeve", "Superman", "Dana Reeve", "Robin Williams" ]
Radio
2022-09-19T17:20+02:00
2022-09-21T14:41+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-christopher-reeve-100~_mon-052027.html
30. November 1994 - Erster Beluga-Airbus landet in Hamburg
Es hat schon schnittigere Giganten am Himmel gegeben als diesen plumpen Riesenvogel mit dem aufgeblähten Rumpf. Der Spitzname des Flugzeugs leuchtet sofort jedem ein: Durch den markanten Stirnbuckel über dem winzigen, ganz nach unten verlagerten Cockpit ähnelt es tatsächlich einem weißen Wal. Aber der Beluga-Airbus soll auch keine Passagiere durch Eleganz überzeugen, sondern als Luftfrachter Flugzeugteile durch ganz Europa transportieren. Wenn er sein Riesenmaul aufsperrt, verschwinden Tragflächen, Leitwerke und Flugzeugrümpfe in seinem überdimensionierten Bauch. Bis zu 47 Tonnen neuer Airbus-Teile kann das Luftmonster befördern. Seine Entstehung verdankt der Beluga den Besonderheiten des Airbus-Konzerns als europäisches Konsortium. Jedes der Mitgliedsländer beansprucht seinen Anteil an dem Produktionsvolumen. Deshalb muss Airbus die einzelnen Bauteile bis zur Endmontage zwischen Deutschland (Hamburg), Großbritannien (Broughton), Spanien (Sevilla) und Frankreich (Toulouse) hin und her befördern. Zunächst rollen die Schwertransporte per Lkw über Land, was sich als höchst problematisch erweist. Nachdem sogar ein Haus abgerissen werden muss, damit ein festgefahrener Tieflader wieder freikommt, versuchen es die Airbus-Planer mit dem größten Frachtflugzeug der Welt, dem Spezialumbau einer Boeing. Doch der "Guppy", mit dem die NASA die Stufen ihrer Saturn-V-Mondrakete befördert hat, erweist sich für Airbus als zu klein und unwirtschaftlich. 1991 wird der deutsche Entwicklungsingenieur Udo Dräger deshalb beauftragt, einen Airbus A 300 so umzurüsten, dass er die Frachtprobleme des multinationalen Flugzeugbauers lösen kann. Drei Jahre später absolviert der Beluga erfolgreich seinen Erstflug. Mit seinem gigantischen Laderaum schafft es der dicke Luftfrachter sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Am 30. November 1994 setzt der erste Beluga vor den staunend Spalier stehen Airbus-Mitarbeitern auf der Landebahn in Hamburg-Finkenwerder auf. "Als sich das Frachttor öffnete, man reinguckte und sah, wie groß dieses Flugzeug wirklich ist, das war überwältigend", schwärmt Friedrich-Wilhelm Preuß, Chef der Beluga-Logistik. Drei bis vier Mal täglich schwebt der Riese seither in Hamburg ein; in rund 90 Minuten wird er ent- und wieder beladen. Insgesamt fünf Beluga-Airbusse sind im Dauereinsatz über Europa. Mit dem Beluga XL steht ein noch größerer Nachfolger bereit. Sechs davon sollen die erste Generation der weißen Wale ablösen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. November 2019 ebenfalls an die erste Beluga-Landung in Hamburg. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 01.12.2019: Vor 40 Jahren: Schweden schränkt Verkauf von Kriegsspielzeug ein
Bernd Rexing
Weiße Wale am Himmel? Nein, die Rede ist vom größten Frachtflugzeug der Welt. Mit dem Beluga transportiert Airbus Industries Flugzeugteile zwischen den Produktionsstätten in Europa - vor 25 Jahren erstmals auch nach Hamburg.
[ "Stichtag", "30.11.1994", "30.11.2019", "30. November 1994", "30. November 2019", "Beluga", "Airbus A-300-600ST", "Erstflug", "Hamburg-Finkenwerder", "Luftverkehr", "Flugzeug", "Transportflugzeug", "Toulouse", "Broughton", "Sevilla" ]
Stichtag
2019-11-30T17:58+01:00
2019-11-30T17:58+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-landung-beluga-100~_mon-072010.html
5. Juni 1771 - Geburtstag Ernst August König von Hannover
Als Königin Victoria 1837 zur englischen Königin gekrönt wird, endet die 123-jährige Personalunion zwischen dem Englischen und Hannoveraner Thron. Denn in Hannover hat die männliche Thronfolge Vorrang, Victoria als Frau bleibt außen vor. Das bringt ihren Onkel Ernst August auf den Plan, der sich fortan König von Hannover nennen darf. "Ich werde den Hannoveranern ein gerechter und gnädiger König sein", verspricht der 66-Jährige bei Amtseintritt den Bürgern und Bauern in Hannover noch. Was gerecht ist, entscheidet der konservative Engländer indes eigenmächtig. Nur wenige Monate nach seinem Einzug ins Schloss hebt Ernst August die Verfassung von 1833 auf und bringt damit sein Volk gegen sich auf. Geboren wird Ernst August am 5. Juni 1771 als fünfter Sohn von insgesamt 15 Kindern des britischen Königs Georg III. und seiner Frau Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Angesicht der vielen älteren Brüder strebt Ernst August zunächst eine Karriere im Militär an. 1799 ernennt Georg III. seinen Spross zum Herzog von Cumberland und Teviotdale und zum Earl of Armagh. Das sichert Ernst August einen stattlichen Unterhalt sowie einen Sitz im britischen Oberhaus. Überzeugt davon, dass die Tradition bewahrt werden muss, blockiert er nun längst überfällige Reformen und schafft sich so viele Feinde. Auch in Hannover ist man brüskiert über den erzkonservativen Stil des neuen Königs, der im Alleingang die Verfassung außer Kraft gesetzt hat. Das wollen Professoren der Universität Göttingen – darunter die Brüder Grimm – nicht dulden. Immerhin haben sie einen Eid auf diese Verfassung geleistet. Ein aufgesetztes Protestschreiben verbreitet sich in Windeseile. Ernst August ist entsetzt über den Widerstand und entlässt die Professoren, die als Göttinger Sieben in die Geschichte eingehen, aus ihren akademischen Diensten. "Professoren und Huren kann man überall für Geld bekommen", kommentiert Ernst August lapidar. Doch gegen die seit der Französischen Revolution kursierenden revolutionären Ideen kommt auch Ernst August bald nicht mehr an. Zur Revolution 1848 ziehen Demonstranten vor seine Residenz und fordern die Wiederherstellung der Verfassung. Ernst August, mittlerweile 77 Jahre alt, lenkt ein: Hannover bekommt wie die anderen Mitglieder im Deutschen Staatenbund eine neue Verfassung, die unter anderen Presse- und Versammlungsfreiheit vorsieht. Drei Jahre später, am 18. November 1851, stirbt Ernst August und sein einziger Sohn, George V. übernimmt das Amt. Autor des Hörfunkbeitrags: Marko RösselerRedaktion: Hildegard Schulte "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Juni 2021 an Ernst August König von Hannover. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 02.04.2021: Vor 75 Jahren: Todestag von Gerhart Hauptmann
Anke Fricke
Der heutige Prinz Ernst August von Hannover hat nicht nur den Namen von seinem Ur-, Ur-, Ur-Großvater geerbt, sondern auch den Hang zum Rebellen. Dieser legte sich einst sogar mit den Brüdern Grimm an.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "05.06.1771", "5. Juni 1771", "05.06.2021", "5. Juni 2021", "Ernst August König von Hannover", "Brüger Grimm", "Georg III.", "König Viktoria" ]
Radio
2021-06-17T09:22+02:00
2021-06-17T09:22+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-geburtstag-ernst-august-koenig-von-hannover-100~_mon-102026.html
21. Juni 1953 - Geburt der pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto
Wer war Benazir Bhutto wirklich? War sie die Lichtgestalt Pakistans, die das zerrissene Land hätte befrieden und in eine zivile, bürgerliche Zukunft führen können? Oder war die charismatische Volkstribunin eine korrupte, machtgierige Marionette der USA, als die sie ihre Gegner verurteilen und hassen? Viele Hintergründe ihrer politischen Karriere sind bis heute ungeklärt. Als "Evita Peron Pakistans, mit dem IQ einer Hillary Clinton und dem eisernen Willen einer Maggie Thatcher", charakterisiert "Der Spiegel" die Frau, die zum ersten weiblichen Regierungschef eines islamischen Staats gewählt wird. Im Westen gilt Benazir Bhutto als einzige Garantin für eine stabile Demokratie im Atomstaat Pakistan, als Verbündete im Kampf gegen Taliban und Terrorismus. Sechs Jahre nach der Gründung Pakistans kommt Benazir Bhutto am 21. Juni 1953 in Karatschi zur Welt. Sie entstammt einem aristokratischen Großgrundbesitzer-Clan; schon in britischer Kolonialzeit besetzten ihre Vorfahren wichtige politische Ämter. Ihr westlich gebildeter Vater Zulfikar Ali Bhutto erzieht Benazir entgegen islamischer Tradition zu politischem Denken, lehrt sie Englisch und schickt sie zum Studium nach Amerika und England. 1967 gründet Ali Bhutto die linke Pakistanische Volkspartei (PPP) und Benazir begleitet ihren Vater bei seinem Aufstieg zur Macht. Sie sieht sich als seine politische Erbin, als "Tochter der Vorsehung", so der Titel ihrer Autobiografie. 1971 wird Ali Bhutto zum Staatspräsidenten und zwei Jahre später zum Premierminister gewählt. Korruptionsvorwürfe können seinem Ansehen im Westen nicht schaden. Benazir ist 25, als General Zia ul-Hac ihren Vater 1977 mit einem Putsch stürzt; 1979 wird er hingerichtet. Benazir tritt sofort sein Erbe an und organisiert nach fünf Jahren Haft und Hausarrest von London aus die Opposition gegen das Militärregime. 1988 kommt Zia ul-Hac bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben. Endlich ist der Weg frei für Wahlen. Die PPP gewinnt und die schöne, kämpferische Benazir Bhutto leistet in einem grünen Gewand mit weißem Schleier den Amtseid als Premierministerin. Das Militär setzt ihrer Politik enge Grenzen. Den größten Erfolg verbucht Bhutto mit der Annäherung an den Erbfeind Indien. Bereits 1990 setzen die allmächtigen Generäle sie wegen angeblicher Korruption wieder ab. Unklar ist, ob Benazir Bhutto selbst bestechlich war. Ihr Ehemann, der Unternehmer (und spätere Staatspräsident) Asif Ali Zardari, ist als "Mr. 10 Prozent" gefürchtet. Er soll Millionen Dollar Staatsgelder auf seine Konten umgeleitet haben. Dennoch gewinnt Benazir Bhutto 1993 erneut die Wahl – und wieder setzt das Militär ihrer Regierung drei Jahre später ein Ende. Während Asif Ali Zardari ins Gefängnis muss, geht die wegen Korruption verurteilte Benazir Bhutto 1998 ins Exil nach Dubai. Mit Pervez Musharraf reißt der nächste Militär die Macht an sich. Dessen USA-freundliche Herrschaft und das Vordringen der radikal-islamischen Taliban verwandeln Pakistan in ein Pulverfass. Unter Druck schließt Musharraf 2007 ein Abkommen mit der PPP-Opposition: Bhutto soll erneut Premier und Musharraf ziviler Staatspräsident werden. Trotz zahlreicher Morddrohungen kehrt Bhutto im Oktober 2007 nach Pakistan zurück. Am Tag ihrer Ankunft entgeht sie einem Anschlag, bei dem 140 Menschen umkommen. Drei Monate später, am 27. Dezember, fällt Benazir Bhutto in Rawalpindi nach einer Wahlrede einem Attentat zum Opfer. Ob sie durch gezielte Schüsse oder eine Bombe stirbt, bleibt ebenso im Dunklen wie die Hintermänner des Mordes.  Stand: 21.06.2013
Bernd Rexing
Elf Jahre nach dem Sturz von Premierminister Zulfikar Ali Khan Bhutto wird dessen Tochter Benazir 1988 Pakistans erster weiblicher Regierungschef. Nach zweimaliger Abwahl kommt sie 2008, aus dem Exil heimgekehrt, durch ein Attentat ums Leben. Mit ihr sterben 16 weitere Menschen.
[ "Stichtag", "21.06.2013", "21.06.1953", "21. Juni 2013", "21. Juni 1953", "Benazir Bhutto", "Pakistan", "Politikerin", "Attentat", "Premierministerin", "Zia ul-Haq", "Zulfiqar Ali Bhutto", "Korruption", "Indien" ]
Stichtag
2015-10-08T10:41+02:00
2015-10-08T10:41+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7606~_mon-042009.html
4. Dezember 1971 - Deep Purple werden zu "Smoke on the Water" inspiriert
"We all came out to Montreux … On the Lake Geneva shoreline. To make records with a mobile. We didn't have much time …" "Wir kamen nach Montreux am Ufer des Genfer Sees um Platten zu machen mit ’nem mobilen Studio wir hatten nicht viel Zeit." Denn das "Mobile", das die Band von den schon damals sehr geschäftstüchtigen Rolling Stones gemietet hat, bietet zwar Aufnahmetechnik vom Feinsten, ist aber nicht gerade billig. Doch Deep Purple können sich das leisten. Ende 1971 sind sie nach einigen musikalischen Umwegen auf dem Weg nach ganz oben. Am 4. Dezember 1971 ist die Band also in Montreux, um eine neue Platte aufzunehmen. Klar: Um in der Schweiz Steuern zu sparen - aber auch, weil der Ballsaal des alten Casinos direkt am See berühmt ist für seine Akustik. Genau deshalb spielt hier an diesem Tag erst mal noch eine andere Band. Frank Zappa und seine "Mothers of Invention" sind zu der Zeit quasi der Gegenentwurf zum Geradeaus-Rock von Deep Purple: Hochkomplexe Stücke zwischen Jazz, Avantgarde und Dada. Während des Konzerts passiert es. "Da hat jemand ein kleines Feuerwerk – also wirklich: 'Pieks', so eine kleine Bombe, so: 'Puff!' – und das ging auf die Decke und platzt alles in Feuer. Das Gebäude ging in paar Minuten total weg … ", erinnert sich später Casino-Hausherr Claude Nobs. Dank der besonnenen Reaktion Zappas und seiner Roadies, die mit einer Lautsprecherbox das riesige Fenster zertrümmern, um den 2.000 Besuchern einen Fluchtweg zu schaffen, kommt niemand zu schaden. Außer dem kompletten Gebäude und Zappas Anlage im Wert von 250.000 Dollar. Mit dem Casino hatte sich auch der Aufnahmeort für Deep Purples Platte in "Smoke on the Water" aufgelöst. Aber auch hier kann "Funky Claude" Nobs, einflussreicher Chef des Montreux Jazz Festivals, helfen: Er bringt die Band im "Pavillon" unter, einem kleinen Theater in der Stadtmitte. Dort verarbeiten Deep Purple das gerade Erlebte in Text und Musik. Recht lauter Musik übrigens, wie sich Bassist Roger Glover später erinnert: "Mit unserem Lärm brachten wir die ganze Stadt um den Schlaf. Und so stand sehr schnell die Polizei vor der Türe. Aber unsere Roadies ließen sie nicht herein. Sie hatten mit vollem Körpereinsatz die Türe verbarrikadiert. Und so wurden wir dann doch so gegen zwei Uhr am Morgen fertig. Es war auch genau dieser Aufnahmetake, der dann schließlich aufs Album kam…" Schließlich werden der Song und die LP "Machine Head" Megaseller und sichern der Band ihren Platz in der Rockgeschichte, – obwohl das berühmte Gitarrenriff ja eigentlich geklaut ist, wie Ritchie Blackmore später verrät. Aber eben gut geklaut: "Beethovens Fünfte! Spiel es rückwärts, tu noch was dazu – so bin ich drauf gekommen. Ich schulde ihm ’n Haufen Geld…" Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas PfaffRedaktion: Ronald Feisel "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Dezember 2021 an die Entstehung des Deep Purple-Titels "Smoke on the Water". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 05.12.2021: Vor 25 Jahren: Der Kölner Dom wird zum Weltkulturerbe
Vera Kettenbach
Die meisten Menschen dürften das Eingangsriff von Deep Purple&#039;s &#034;Smoke on the Water&#034; kennen. Kaum ein Rockstück hat eine so bewegte Vorgeschichte und so ungeahnte Folgen.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "04.12.1971", "4. Dezember 1971", "04.12.2021", "Deep Purple", "Frank Zappa", "Smoke on the Water", "Montreux", "Claude Nobs" ]
Radio
2021-11-30T16:24+01:00
2021-11-30T16:24+01:00
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27. Oktober 2000 - Lida Baarova stirbt
"Viele Leute sagen, er wäre ein Teufel. Er ist zu mir nie so gewesen. Ich kann es leider nicht sagen. Zu mir war er immer furchtbar nett", erinnert sich die Schauspielerin Lida Baarova an ihren Geliebten: Hitlers Propaganda-Chef Joseph Goebbels. "Ich habe eigentlich seine Liebe geliebt. Er hat mich so sehr geliebt, dass ich der Liebe verfallen bin." Als Lida Baarova 1934 aus der damaligen "Tschechei" nach Berlin kommt, ist sie 20 Jahre alt. In ihrer Heimat gilt sie als großes Talent: Die Beamtentochter aus Prag hat schon 18 Filme gedreht und an verschiedenen Bühnen gespielt. Ihr erster  Ufa-Film "Barcarole" macht sie im Deutschen Reich ebenfalls zum Star. Ihr Filmpartner Gustav Fröhlich wird auch privat ihr Liebhaber. Im Sommer 1936 kauft er eine Villa in der Nachbarschaft der Familie Goebbels in Berlin-Schwanenwerder. Nach außen führen Joseph Goebbels und seine Frau Magda eine nationalsozialistische Musterehe mit mittlerweile vier Kindern. Doch der schmächtige, hinkende Propagandaminister ist bekannt für seine Affären mit jungen Schauspielerinnen. Magda duldet die Seitensprünge, solange er sie damit nicht öffentlich brüskiert - und revanchiert sich mit eigenen Liebschaften. "Der Bock von Babelsberg" - wie Goebbels genannt wird - findet auch Gefallen an der schönen Nachbarin. Schon bald lädt er sie zum Tee in sein abgelegenes Blockhaus am Bogensee ein. Goebbels balzt nach allen Regeln der Kunst: Er spielt am Flügel romantische Weisen, rudert Lida über den See, füttert mit ihr Rehe im Wald und turtelt am Kamin. Die 22-Jährige wehrt sich nicht lange gegen seine Avancen. Sie trennt sich von Fröhlich, und Goebbels hat freie Bahn bei seiner "Liduschka": "Er war sehr geistreich. Wir haben viel gelacht und wir haben uns gut verstanden. Ich muss sagen, er war ein sehr nobler Mensch." Aus der Affäre wird eine ernsthafte Liebe. Nach fast zwei Jahren beschließt Goebbels, seine Frau um die Scheidung zu bitten. Er will sein Amt aufgeben und als Konsul nach Japan gehen, erzählt Lida Baarova später. Ihr sagt er: "Und wenn ich Krawatten verkaufen müsste in Japan, ich möchte abdanken." Magda wendet sich an Hitler persönlich. Der Skandal wird zur Chefsache: Der "Führer" tobt und fordert ein Ende der Liebschaft. Goebbels schluchzt am Telefon und zerfließt vor Selbstmitleid. Weil er Lida immer noch heimlich zu treffen versucht, wird er auf den Obersalzberg zitiert. Goebbels knickt ein und verspricht, auf die Geliebte zu verzichten. Lida Baarova erhält Berufsverbot, ihre Filme werden nicht mehr aufgeführt, vor ihrem Haus wacht die Gestapo. Als sie überlegt, nach Hollywood zu gehen, schickt Hitler seinen Adjutanten vorbei: "Der kam und hat gesagt: Frau Baarova, ich mache Sie aufmerksam, gehen Sie nicht über die Grenze von Deutschland. Es könnte Ihnen was passieren." Sie setzt sich nach Prag ab, wo sie nach Kriegsende als Kollaborateurin für 18 Monate ins Gefängnis kommt. In der Nachkriegszeit dreht sie einige Filme in Spanien und Italien, spielt Theater in Deutschland. Doch die Schatten der Vergangenheit wird sie nicht mehr los: Sie bleibt - vor allem in ihrer tschechischen Heimat - die "Geliebte des Teufels". Kurz bevor Lida Baarova am 27. Oktober 2000 im Alter von 86 Jahren in Salzburg stirbt, diktiert sie noch ihre Memoiren. Darin präsentiert sie sich als argloses Opfer des Verführers Goebbels. Seine rassistischen Reden blendet sie aus. Ihre Ausrede: Sie habe damals "eigentlich nicht" gewusst, was Nationalsozialismus sei. Stand: 27.10.2005
Dominik Reinle (AnK)
Vor 5 Jahren: Lida Baarova stirbt
[ "27. Oktober 2000", "Lida", "Baarova", "Goebbels", "Geliebte", "Schauspielerin", "Ufa", "Nazi", "Hitler", "Film", "Fröhlich", "Bock von Babelsberg", "Liduschka", "Magda", "Japan", "Krawatten", "Geliebte des Teufels", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-05T12:48+02:00
2015-10-05T12:48+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1296~_mon-092023.html
1. April 1948 - Franz Burda startet Vorläufer der Illustrierten "Bunte"
Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende, da ist Franz Burda schon wieder groß im Geschäft. Die Auftragsbücher des Offenburger Verlegers und Druckereibesitzers sind durch Bestellungen der französischen Besatzungsbehörden prall gefüllt. Und das, obwohl Burda NSDAP-Mitglied war und durch Kollaboration mit dem Nazi-Regime enorm profitiert hat. Als Lizenznehmer für eine neue Zeitschrift aber muss Burda zunächst eine "Strohfrau" mit unbelasteter Vergangenheit akzeptieren. So fungiert eine alte Freundin des verantwortlichen französischen Presseoffiziers als Herausgeberin, als Burda am 1. April 1948 – noch unter anderem Titel - die erste Ausgabe der Illustrierten "Bunte" auf den Markt bringt. Die Franzosen hätten vor allem der deutschen Jugend eine Brücke bauen wollen, sagt Burda: "Von diesem Gedanken stammt der Titel 'Das Ufer' - das rettende Ufer für ehemalige junge Nazis." Ein Jahr nach dem Start darf er dann selbst als Herausgeber firmieren. 1954 tauft Burda sein neues Verlagsflaggschiff auf den zugkräftigeren Namen "Bunte Illustrierte" um. Mit vielen bunten Bildern von Stars und Sternchen bringt das Blatt Farbe ins triste Nachkriegsdeutschland. Burdas Vorgabe an die Redaktion: keine Wirtschaft, keine Politik, kein Sex: "Ich wünsche, dass meine Illustrierte auf jedem Familientisch Platz finden kann und nicht vor den Kindern versteckt werden muss." Das Konzept des Verlegers mit der untrüglichen Nase für den Massengeschmack geht auf. Klatsch, Tratsch und Skandale aus der Welt der Reichen und Schönen, garniert mit großformatigen Fotos, lassen die Auflage der "Bunten" schon Ende der 50er-Jahre über die Millionen-Grenze schnellen. 1976 übergibt Franz Burda, von seinen Mitarbeitern als "lebender Herrgott" geachtet wie gefürchtet, die "Bunte", wie die Zeitschrift inzwischen heißt, an seinen Sohn Hubert. Der macht daraus eine aggressive Illustrierte für Society-Voyeure, voll mit möglichst pikanten Details aus dem Privatleben von Promis. Die Wahrheit bleibt dabei nicht selten auf der Strecke. Prinzessin Caroline von Monaco gehört zu den ersten "Bunte"-Opfern, die sich medienwirksam vor Gericht gegen Paparazzi-Fotos und frei erfundene Interviews wehren. Seither ist man etwas vorsichtiger geworden bei "Deutschlands größtem People-Magazin" (Burda-Eigenwerbung) - zu Lasten der Auflage, die inzwischen nur noch bei knapp 470.000 Exemplaren liegt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 02.04.2018: Vor 900 Jahren: Todestag von Balduin I., König von Jerusalem
Bernd Rexing
Klatsch, Tratsch und Bilder aus der Promi-Welt – das ist die &#034;Bunte&#034;, laut Eigenwerbung Deutschlands größtes People -Magazin. Vor 70 Jahren erscheint es erstmals unter dem Namen &#034;Das Ufer&#034;.
[ "Stichtag", "01.04.1948", "01.04.2018", "1. April 1948", "1. April 2018", "Bunte", "Illustrierte", "Franz Burda", "Verleger", "Hubert Burda", "Verlagshaus", "People-Magazin", "Klatschpresse", "Schickeria", "Caroline von Monaco" ]
Stichtag
2018-04-01T00:00+02:00
2018-04-01T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-ausgabe-bunte-100~_mon-042019.html
1. Januar 1953 - Die erste Vier-Schanzen-Tournee startet
Sommer 1949: In der Stube des "Haus Maier" in Garmisch-Partenkirchen treffen sich deutsche und österreichische Skispringer, die sich noch aus den Jahren des "Großdeutschen Reiches" während der Nazi-Zeit kennen. Die Innsbrucker Emmerich "Putzi" Pepeunig und Helmut "Heli" Ziegler entwickeln zusammen mit dem Partenkirchener Franz Rappenglück die Idee einer "deutsch-österreichischen Springertournee". Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg dürfen deutsche Sportler aber noch nicht im Ausland antreten. Deshalb dauert es noch fast drei Jahre, bis am 17. Mai 1952 auf der Seegrube bei Innsbruck der Organisationsplan für eine Vier-Schanzen-Tournee entsteht. Austragungsorte in der Bundesrepublik sind Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, in Österreich sind es Innsbruck und Bischofshofen. Ihre Premiere hat die Veranstaltung mit dem Neujahrsspringen am 1. Januar 1953 in Garmisch-Partenkirchen. Erster Gesamtsieger nach den vier Springen wird der Österreicher Sepp "Buwi" Bradl. Seit der Tournee 1972/73 werden die Wettbewerbe immer in der gleichen Reihenfolge ausgetragen: Jeweils Ende Dezember wird in Oberstdorf gestartet, an Neujahr in Garmisch-Partenkirchen, dann folgen Innsbruck und zum Abschluss Bischofshofen. So beginnt die Tournee im alten Jahr und endet im neuen. In den Anfangsjahren stürzen sich die Springer mit vorausgestreckten Armen von der Schanze ins Tal. Bekleidet sind sie mit Mütze, Pullover und Stoffhosen. "Das waren flattrige Anzüge, weil uns das gefallen hat, wenn der Wind da reingefahren ist in diese etwas erweiterte Hose", erinnert sich Sepp Kleisl, der zur ersten Generation der Skispringer gehört. Als Preise gibt es damals Sachwerte wie Wollpullover, Kofferradios oder Kochtöpfe. Alle Sportler sind Amateure. Skispringen ist zu der Zeit noch hoch riskant - mit schweren Stürzen und auch Todesfällen. Ende der 1950er Jahre dominiert der DDR-Athlet Helmut Recknagel die Skisprung-Wettbewerbe. Die Vier-Schanzen-Tournee 1959/60 gewinnt mit Max Bolkart aber dennoch ein Westdeutscher. Die Sportler aus dem Ostblock sind wegen des so genannten Flaggenstreits gar nicht angetreten: Österreich und Westdeutschland erkennen die DDR nicht an und haben deren Präsentation verboten. Die Organisatoren entscheiden daraufhin, nur noch Fahnen der jeweiligen Skiclubs zu hissen - mit Erfolg. Ein Jahr später reist das DDR-Team wieder an und Recknagel gewinnt erneut. Bei der Vier-Schanzen-Tournee gibt es immer wieder große Duelle. In den 1980er Jahren messen sich der Finne Matti Nykänen und Jens Weißflog aus der DDR. Beide erleben, wie sich die Sportart verändert. Bei der Tournee 1987/88 präsentiert der Schwede Jan Boklöv zum ersten Mal seinen V-Stil. Er hält die Skier in der Luft nicht parallel, sondern spreizt sie, um mehr Tragfläche zu haben. Mit dieser Sprungtechnik lässt sich die Anlaufgeschwindigkeit effektiver auf den Flug übertragen. Bald springen alle so. "Ich musste meinen Bewegungsablauf völlig neu ordnen", sagt Weißflog später. Es sei für ihn wie das Schreibenlernen mit der linken Hand gewesen. Die Verbesserung von Material und Technik geht weiter. Immer neue Anzüge, Skier und Bindungen werden entwickelt. Gefeilt wird auch am Anlauf und der Weitenmessung. Die Vier-Schanzen-Tournee, die 1956 erstmals live in der ARD übertragen wurde, ist mittlerweile ein Mega-Event. Zum 50. Jubiläum der Tournee gelingt Sven Hannawald 2002 das, was noch niemand geschafft hat: Er gewinnt alle vier Springen - den "Grand Slam" ("Großer Schlag"). Stand: 01.01.2013
Dominik Reinle
Was gibt es Schöneres, als an einem leicht verkaterten Neujahrsmorgen das traditionelle Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen zu gucken? Es ist Teil der Vier-Schanzentournee, die seit 1953 grenzübergreifend in Österreich und Deutschland stattfindet.
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Stichtag
2015-10-07T16:23+02:00
2015-10-07T16:23+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7178~_mon-052009.html
06.05.1915 - Geburtstag von <span lang="en">Orson Welles</span>
Orson Welles galt als Wunderkind und Arbeitstier. Bereits sein erster Kinofilm, "Citizen Kane" von 1941, wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und gilt heute als Meilenstein der Filmgeschichte. Davor hatte der Welles mit Theater und Radioproduktionen auf sich aufmerksam gemacht, wie etwa "Der Krieg der Welten" nach H.G. Wells. Angeblich löste die fiktive Reportage der Landung von Marsmenschen auf der Erde  bei der Ausstrahlung eine Massenpanik aus. Ein Mythos der sich standhaft hält und der sehr zum Ruhm des jungen Welles beitrug. Ein Ruhm, der anhielt, der aber nicht mit Erfolg zu Lebzeiten belohnt wurde. Misserfolge, Rückschläge und historische Flops prägten das Leben des rastlosen Künstlers. Redaktion: Michael Rüger
Veronika Bock
Kein Medium des 20. Jahrhunderts in dem Orson Welles nicht markante Spuren hinterließ. Er brillierte als Autor, Regisseur und Akteur im Theater, im Kino und im Rundfunk. Seine Projekte, auch die gescheiterten, sind mittlerweile legendär und schon zu Lebzeiten schrieb er tüchtig am eigenen Mythos mit.
[ "WDR5", "06.05.2015", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Orson Welles", "Amerika", "Schauspieler", "Regisseur" ]
Radio
2016-03-09T16:44+01:00
2016-03-09T16:44+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/welles104~_mon-082025.html
Silvesterkonzert
Zum Jahreswechsel knallen nicht nur die Sektkorken: Mit Meisterwerken von George Gershwin verwandeln Makoto Ozone und das WDR Funkhausorchester die Bühne in einen schillernden Klangkosmos. Von der "Rhapsody in Blue" bis zu mitreißenden Broadway-Hits – ein musikalisches Feuerwerk zum Übergang ins neue Jahr! Makoto Ozone KlavierWDR Funkhausorchester Garrett Keast LeitungDaniel Finkernagel/WDR 3 Moderation
DB
Silvesterkonzert
[ "WFO", "WDR Funkhausorchester", "WDROrchesterundChor", "Orchester und Chor", "Silvesterkonzert", "Makoto Ozone", "Garrett Keast", "Konzert Essen", "Klassik Essen", "31.12.2024" ]
Orchester und Chor
2024-04-30T10:00+02:00
2024-08-01T15:46+02:00
https://www1.wdr.de//orchester-und-chor/funkhausorchester/konzerte/termine/silvesterkonzert-138~_mon-052026.html
06. Dezember 2004 - Vor 95 Jahren: Adolf Sommerauer wird geboren
"Bloß die Absicht jemandem zu helfen, das ist für eine Sendung zu wenig", sagt Fernsehpfarrer Adolf Sommerauer. "Die Sendung muss ja auch interessant sein für alle möglichen Leute, die eben gerade zuschauen." Diese Anforderung erfüllt der evangelische Theologe in seiner ZDF-Reihe "Pfarrer Sommerauer antwortet" spielend: Bis zu sechs Millionen Zuschauer verfolgen seine Auftritte, die zwischen 1963 und 1978 insgesamt hundertmal ausgestrahlt werden. Alle zwei Monate 30 Minuten lang Seesorge pur - ohne Musik, ohne Publikum, ohne Gäste. Einzige Zutat: Bis zu 5.000 Briefe pro Sendung, in denen die Menschen Rat suchen. Für sie wird Adolf Sommerauer zum "Bundestrainer für besseres Leben". Er versucht, Lebensmüden und Sterbenskranken Mut zuzusprechen und bei Ehe- oder Erziehungsproblemen zu helfen. Adolf Sommerauer wird am 6. Dezember 1909 als Sohn eines Arbeiters in München geboren. Er studiert Theologie und Philosophie, ist ab 1933 für sechs Jahre Vikar und Pfarrer in Regensburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er Mitarbeiter an der neu gegründeten Evangelischen Akademie Tutzing. 1957 beauftragt ihn die Evangelische-Lutherische Kirche in Bayern mit Predigt- und Rundfunkfragen. Seine ZDF-Sendung macht ihn schließlich zum "Seelsorger der Nation" - er ist so bekannt wie der Bundeskanzler. Lebenshilfe leistet er außerdem als Autor von rund 30 Büchern: Hörspiele, ein Bühnenstück, Werke zu theologischen Fragen und ein Kochbuch. Adolf Sommerauer stirbt im Alter von 85 Jahren am 12. Mai 1995 an einer Herzschwäche. Er hinterlässt seine Frau Gertrud und fünf Kinder. Stand: 06.12.04
Dominik Reinle (AnK)
Vor 95 Jahren: Adolf Sommerauer wird geboren
[ "6. Dezember 1909", "Adolf", "Sommerauer", "Fernsehpfarrer", "Theologe", "Seelsorger", "Pionier", "Pfarrer", "Bildschirm", "Religion", "ZDF", "Stephan Lennartz", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T16:14+02:00
2015-10-06T16:14+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag406~_mon-032013.html
12.01.2010 - Erdbeben in Haiti
Mehr als 300.000 Menschen starben, fast zwei Millionen Menschen wurden obdachlos, fast 4000 Schulen wurden zerstört, 30 Krankenhäuser fielen in sich zusammen. Im Oktober desselben Jahres brach in all dem Chaos und Elend auch noch eine Cholera-Epidemie aus. Für Haiti im Westen der Insel Hispaniola ist der 12. Januar 2010 der schwärzeste Tag in seiner jüngeren Geschichte. Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre stürzte dadurch noch tiefer ins Elend. Bis heute leben noch rund 150.000 Menschen in Zeltlagern. Noch immer liegen weite Teile des Landes in Trümmern. Noch immer grassiert die Cholera im Land. Redaktion: Ronald Feisel
Andrea Kath
Haiti, das Versuchslabor der Hölle - so titelte die Zeitung &#034;Die Welt&#034; kurz nach der Katastrophe. Die Apokalypse begann genau um 16:53 Uhr Ortszeit. Mit einer Stärke von 7,0 legte ein Erdbeben in nur einer Minute weite Teile Haitis in Schutt und Asche. Es war das schwerste in der Geschichte Nord- und Südamerikas.
[ "WDR5", "12.01.2015", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Haiti", "Erdbeben" ]
Radio
2016-03-16T14:47+01:00
2016-03-16T14:47+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/haiti144~_mon-072025.html
20.10.1632 - Geburtstag des Architekten Christopher Wren
Einer seiner beeindruckendsten und berühmtesten Bauten ist die Saint Paul’s Cathedral in London, die Christopher Wren nach dem großen Brand 1666 in der britischen Hauptstadt neu errichtete. Der königliche Baumeister reiste durch Italien und Frankreich, um die unterschiedlichsten Stile und Epochen zu verinnerlichen. Neben der Baukunst lehrte der studierte Mathematiker Astronomie, machte wissenschaftliche Experimente und Erfindungen. Heute vor 380 Jahren wurde Christopher Wren geboren. Redaktion: Michael Rüger
Andrea Klasen
Sir Christopher Wren ist einer der bedeutendsten britischen Architekten. Er war Baumeister der Stadt London, und königlicher Generalarchitekt von England.
[ "WDR5", "20.10.2012", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Architekt", "Christopher Wren", "England", "Saint Paul's London", "Cathedrale" ]
Radio
2016-04-14T16:17+02:00
2016-04-14T16:17+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/christopherwren100~_mon-052027.html
14. Oktober 2010 - Vor 70 Jahren: Sänger Cliff Richard wird geboren
Cliff Richard ist ein ungewöhnlicher Rockstar: angenehme Manieren, keine Skandale, aus Überzeugung nett. Diese Überzeugung ist sein Glaube. "Ich sehe mich als Christ, der zufällig im Showgeschäft ist - und nicht etwa umgekehrt", hat er einmal gesagt. Kaum ganz zufällig ist er einer der erfolgreichsten britischen Popsänger. Seit fast 60 Jahren ist Cliff Richard im Musikgeschäft. Bis heute hat er mehr als 250 Millionen Alben verkauft, vor allem in Großbritannien, anderen Ländern Europas und den USA. Seit den 50er Jahren landet er regelmäßig in jedem Jahrzehnt einen Nummer-Eins-Hit. Dabei fing sein Leben in Armut an. Als Harry Roger Webb wird er am 14. Oktober 1940 im indischen Lucknow geboren. Während des indischen Unabhängigkeitskrieges zieht die britische Familie zurück nach England und lebt fortan in einer Sozialwohnung. Das Stimmtalent des 14-jährigen Harry wird bei einer Theateraufführung in der Schule entdeckt. Dennoch macht er zunächst eine Lehre in einer Fabrik für Fernsehapparate. Zu dieser Zeit probt er schon mit seiner Band, den "Drifters", später nennen sie sich die "Shadows". 1957 erscheint die erste selbst produzierte Single: "Move it", eine Rock'n'Roll-Nummer. Bereits die erste Platte ist der beginn einer Hitserie in den britischen Charts. Webb nimmt bald den Künstlernamen Cliff Richard an - und gilt als der britische Elvis Presley. Doch bereits 1959 findet er zu einen eigenen Stil, verträumter und sanfter als der Elvis-Sound. Dem bleibt er treu und hat damit andauernden Erfolg.  Seine Lieder schreibt er allerdings nicht selbst, er arbeitet mit Komponisten zusammen. "Die erste Frage, die die Komponisten mir stellen: Was für einen Song willst du? Und ich sage dann: Ich will einen Nummer-Eins-Hit", erinnert sich Richard. Um auch in anderen Ländern an der Spitze der Charts zu landen, singt er in den jeweiligen Landessprache. Sein Klassiker "Lucky Lips" wird auch in Deutschland ein großer Erfolg, er singt: "Rote Lippen soll man küssen". Richard erinnert sich selbstkritisch: "Jahre später habe ich herausgefunden, dass viele dieser für mich fremdsprachigen Texte ziemlich dumm waren." 1961 stirbt der Vater, ein einschneidendes Ereignis für Cliff Richard: Er wendet sich dem christlichen Glauben zu, erst den Zeugen Jehovas, dann der evangelikalen "Crusaders"-Sekte. "Ich habe meinen Glauben immer als große Hilfe empfunden. Und gedacht: Wie hätte ich mich gefühlt, wenn ich wirklich nur die Musik gehabt hätte?" Cliff Richard bekennt sich auf den Bühnen der Welt öffentlich zu seinem christlichen Glauben, spendet hohe Summen für christliche Wohltätigkeitsorganisationen - und hat genauso viel Erfolg wie zuvor. 1995 wird er von der britischen Queen zum Ritter geschlagen.  Stand: 14.10.10
Martina Züger (tax)
Vor 70 Jahren: Sänger Cliff Richard wird geboren
[ "14. Oktober 1940", "Cliff Richard", "britischer Sänger", "Crusaders", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T15:40+02:00
2015-10-06T15:40+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4648~_mon-022015.html
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