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2015-09-14 11:32:00+0200
2025-06-13 15:44:00+0200
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31. Oktober 1926 – <span lang="en">Harry Houdini</span> stirbt in Detroit
Der Stolz auf seinen durchtrainierten Körper wird Harry Houdini letztendlich zum Verhängnis. Kurz vor einem Aufritt fragen zwei Studenten den berühmten Entfesselungskünstler, ob er tatsächlich alle Schläge einfach so wegstecken könne. Als Houdini bejaht, treffen ihn einige Hiebe unvermittelt in den Unterleib. Anschließend tritt Houdini auf, trotz Magenschmerzen. Aber vor der nächsten Vorstellung bekommt er Fieber und Krämpfe. Gegen den Rat des Arztes stellt er sich dennoch seinem Publikum. Als der Vorhang fällt, bricht er zusammen. Am 31. Oktober 1926 stirbt Houdini nach zwei Notoperationen an einem Blinddarmdurchbruch. Houdini wird 1874 unter dem Namen Erik Weisz als Sohn eines Rabbiners in Budapest geboren. Mit 17 Jahren beschließt er, Zauberkünstler zu werden. Für ihn und seine Frau Bess, die ihn bei seinen Shows unterstützt, reichen die anfangs eher dürftigen Tricks zunächst gerade zum Überleben. Erst die Erkenntnis, dass tödliche Gefahr das Publikum fasziniert, macht Houdini zu einer einzigartigen Figur des Unterhaltungsbetriebs der Jahrhundertwende: "Die Menschen möchten nicht sehen, wie ein anderer das Leben verliert. Aber sie möchten mit von der Partie sein, wenn es passiert". Fortan schluckt Houdini Nadeln mitsamt einem Bindfaden, um sie am Ende, fein aufgefädelt, wieder aus dem Schlund zu ziehen. Er läuft durch eine vor den Augen der Zuschauer gemauerte Ziegelwand. 1918 lässt er auf dem New Yorker Times Square einen Elefanten spurlos verschwinden. Zur Legende wird Houdini mit seinen Entfesselungskünsten, die es ihm scheinbar erlauben, sich aus jeder Situation und von jeder Fessel zu befreien. Besonders spektakulär ist seine Befreiung aus einer Zwangsjacke, während er gut sichtbar für Zehntausende Zuschauer an einem Wolkenkratzer baumelt. Zum Phänomen gehört, dass Houdini die Medien mit einbezieht: Als ihm die New Yorker Polizei verbietet, sich gefesselt im Hafenbecken zu versenken, chartert er kurzerhand ein Dampfschiff und nimmt die Presse mit an Bord. Derart übersinnlich wirken Houdinis Fähigkeiten, dass sein Freund, der Sherlock-Holmes-Erfinder Arthur Conan Doyle, unbedingt paranormale Phänomene am Werk sehen will. Dagegen vertraut Houdini lieber auf das Rationale. Trotzdem verabredet er mit seiner Frau Bess einen Code, mit Hilfe dessen er sich, falls möglich, aus dem Jenseits melden will. Zehn Jahre nach seinem Tod und viele Séancen später gibt Bess die Beschwörungen auf. Stand: 31.10.2011
Thomas Köster
Mit spektakulären Entfesselungsaktionen und einer raffinierten PR -Strategie wird Harry Houdini zur Jahrhundertwende zu einem der bekanntesten Zirkusartisten und Zauberkünstler. Er stirbt an den Folgen eines Blinddarmrisses.
[ "stichtag", "31.10.1926", "31. Oktober 1926", "31.10.2011", "31. Oktober 2011", "Harry Houdini", "Entfesselungskünstler", "Zauberer" ]
Stichtag
2015-10-06T16:54+02:00
2015-10-06T16:54+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6086~_mon-062022.html
2. April 1840 - <span lang="en">Émile Zola</span> wird geboren
Die Farben eines Großmarkts, die Fron in einer Kohlemine oder der Zynismus betuchter Biedermänner: Als einer der wichtigsten Vertreter des Naturalismus im 19. Jahrhundert hat der französische Autor Émile Zola die von Paris geprägte Gesellschaft seiner Epoche lebendig gemacht. Wenn es darum geht, Missstände wie den herrschenden Antisemitismus aufzuzeigen, nimmt Zola als Dichter und Journalist kein Blatt vor den Mund. So wird er zu einem der populärsten und meist gehassten französischen Schriftsteller seiner Epoche. Sein Tod ist programmatisch für sein Leben, in dem er vor allem die schmutzigen, verbrecherischen Seiten der Gesellschaft darstellt: Zola wird von einem Rechtsradikalen ermordet – mit Ofenruß. Geboren wird Zola am 2. April 1840 in Paris. Sein Vater ist Bauingenieur; für ein Kanalprojekt übersiedelt die Familie 1843 nach Aix-en-Provence. In der Schule wird der spätere Maler Paul Cézanne sein Freund. Gemeinsam entwickeln sie erste Vorstellungen von der Kunst und ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit. 1858 übersiedelt Zola mit seiner Mutter zurück nach Paris, wo er in bescheidenen Verhältnissen lebt und sich durch schlecht bezahlte Kunstkritiken in Zeitschriften über Wasser hält. Hier erscheinen auch erste kritische Beiträge des Autors über das französische Kaiserreich, ebenso wie insgesamt über 100 Erzählungen und Fortsetzungsromane. 1870 heiratet Zola die junge Näherin Éléonore-Alexandrine Meley. Da hat er sich mit seinem dritten Roman "Thérèse Raquin" (1867) über eine Näherin, die aus Leidenschaft zu einem anderen Mann ihren ungeliebten Gatten ermordet und, von Schuld geplagt, langsam dem Wahnsinn verfällt, in Literaturkreisen bereits einen Namen gemacht. Ein Jahr nach der Hochzeit erscheint der Roman "Das Glück der Familie Rougon": der erste Band des auf 20 Bücher angelegten Zyklus "Die Rougon-Macquart", der Zola 20 Jahre lang beschäftigen wird. In ihm versucht der Autor mit positivistisch-naturwissenschaftlichen Mitteln die "Natur- und Sozialgeschichte einer Familie im Zweiten Kaiserreich" aufzuzeichnen, wie es im Untertitel heißt. Spätestens mit "Die Rougon-Macquart" begründet Zola die literarische Strömung des Naturalismus. Einzelne Bände wie "Nana" (1880), "Germinal" (1885) oder "Das Geld" (1891) werden zu Klassikern. Später folgen Zyklen über Lourdes, Paris und Rom ("Drei Städte", 1894-1898) sowie zu den Themen Fruchtbarkeit, Arbeit, Wahrheit und Gerechtigkeit ("Vier Evangelien", 1899-1902). 1898 schreibt Zola unter dem Titel "J’accuse…!" ("Ich klage an..!") in der Tageszeitung "L'Aurore" einen offenen Brief an den Präsidenten der Französischen Republik, Félix Faure, in dem es um die Verurteilung des jüdischen Hauptmanns Alfred Dreyfus wegen angeblicher Spionage für die Deutschen geht. Darin wirft der Autor Richtern und hochrangigen Militärs vor, aus purem Antisemitismus Beweise gefälscht und ein Fehlurteil gefällt zu haben, um Dreyfus durch lebenslange Haft auf der Teufelsinsel vor der Küste von Französisch-Guayana in Südamerika aus dem Verkehr zu ziehen. Eine Verleumdungsklage ist die Folge. 1898 wird Zola verurteilt und flieht für ein Jahr nach London. Obwohl er in seinem Brief nachweislich die Wahrheit schreibt, wird der berühmteste Romancier des Landes für viele Franzosen zum Nestbeschmutzer. In der Folge sieht sich Zola rechtsradikalen Anfeindungen ausgesetzt. Einmal wird seine Kutsche fast in die Seine gestürzt, ein andermal findet er in seiner Wohnung eine Bombe. Zola stirbt 1902 in Paris an einer Rauchvergiftung. Ursache ist ein verstopfter Kamin, den der antisemitische Schornsteinfeger Henri Buronfosse vorsetzlich präpariert hat. Um eine "zweite Affäre Dreyfus" zu vermeiden, wird der Tod als Unfall deklariert. Noch am Tag der Beisetzung rufen 200 rechtsextreme Demonstranten auf dem Friedhof "Tod dem Schwein Zola". Stand: 02.04.2015
Thomas Köster
Die Farben eines Großmarkts, die Fron in einer Kohlemine oder der Zynismus betuchter Biedermänner: Als einer der wichtigsten Vertreter des Naturalismus im 19. Jahrhundert hat der französische Autor Émile Zola die von Paris geprägte Gesellschaft seiner Epoche lebendig gemacht.
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2015-10-08T11:03+02:00
2015-10-08T11:03+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8938~_mon-062022.html
8. September 1937 - Der erste Einkaufswagen kommt zum Einsatz
Ins Auge fällt er nur noch dort, wo er nicht hingehört: zweckentfremdet als Blumenkorb oder Grill im Kleingarten, als rostendes Drahtgestell im Gebüsch, als Transportkarre von Hab und Gut eines Obdachlosen oder umgestaltet zum teuren Design-Stuhl. Rund 20 Millionen Einkaufswagen rollen derzeit durch deutsche Supermärkte und jedes Jahr werden etwa 100.000 von ihren Arbeitsplätzen "entführt". Die Geschichte des vielseitigen Draht-Mulis beginnt vor 75 Jahren im amerikanischen Oklahoma City. Dort will Sylvan Goldman, Besitzer des Humpty-Dumpty-Supermarkts, seinen Umsatz fördern und gleichzeitig den Kunden das Schleppen voller Einkaufstüten ersparen. So montiert Goldman Räder und einen Metallkorb an einen simplen Klappstuhl und stellt am 8. September 1937 die ersten "shopping carts" vor seinem Supermarkt auf. Zu Goldmans Enttäuschung bleiben sie zunächst ungenutzt stehen. Seinen männlichen Kunden sind die Dinger zu feminin und Frauen wollen beim Einkauf kein Kinderwagen-ähnliches Gestell vor sich herschieben. Erst als der findige Supermarkt-Chef Statisten engagiert, die gut gelaunt mit randvollen "shopping carts" durch den Laden kurven, kommt seine Erfindung ins Rollen. 1940 lässt sich Goldman den Urtyp des Einkaufswagens patentieren. Wenige Jahre später trifft Rudolf Wanzl, Juniorchef einer Metallwarenfabrik aus Leipheim bei Günzburg, in den USA mit dem Einkaufswagen-Erfinder zusammen. Es ist eine folgenreiche Begegnung, denn sie legt den Grundstein für den Aufstieg des kleinen bayrischen Familienunternehmens Wanzl zum Weltmarktführer bei Einkaufswagen. Den Anfang machen 20 Modelle namens "Pick-up", Wägelchen mit zwei eingehängten Drahtkörben, die 1949 aus Leipheim an einen SB-Laden in Hamburg geliefert werden. Nach Erfindung der klappbaren Rückfront durch den Amerikaner Orla Watson, die das Zusammenschieben der Wagen ermöglicht, baut Wanzl 1957 den Typ "Concentra". Er ist bis heute nahezu unverändert das Basismodell aller Einkaufswagen und leitet endgültig dessen weltweiten Siegeszug ein. Zubehör wie Taschenhaken, Kindersitze oder Großablagen unter dem Warenkorb machen den Einkaufswagen noch praktischer. In den 80er Jahren löst die Einführung von Sperrkette und Pfandschloss das größte Problem der Supermärkte. Bislang lassen Kunden ihre geleerten Packesel nach dem Umladen ins Auto meist einfach stehen, was zu Chaos auf den Parkplätzen führt. Nun aber bringen sie die Wagen selbst zurück, um den eingesteckten Chip oder die Geldmünze wieder auszulösen. Auch die Diebstahlsrate geht zurück. Um sie weiter zu reduzieren, wird inzwischen mit Funksystemen experimentiert, die bei Überfahren der Grundstücksgrenze mit dem Einkaufswagen Alarm auslösen oder die Räder blockieren. Heute baut allein die Firma Wanzl jährlich für Märkte verschiedenster Art, Bahnhöfe und Flughäfen knapp zwei Millionen Einkaufswagen in über 200 Varianten. Zwischen 90 und 350 Euro kosten sie je nach Ausstattung und legen bei einer Haltbarkeit bis zu zehn Jahren rund 40.000 Kilometer zurück. Weil größere Körbe auch zu mehr Einkäufen animieren, ist deren Volumen seit den Zeiten des "Pick-up" von 40 auf rund 200 Liter gestiegen. Neueste High-Tech-Wagentypen mit Waren-Display, Memory-Funktion und sogar Blue-Tooth-Steuerung sind bereits in der Testphase. Fehlt eigentlich nur noch der selbstfahrende Einkaufswagen, der uns auch noch das Schieben abnimmt. Stand: 08.09.2012
Bernd Rexing
Das Urmodell ähnelt noch einem rollenden Klappstuhl mit Warenkorb. Vor 75 Jahren rattert die Erfindung von Sylvan Goldman erstmals durch dessen Supermarkt in Oklahoma City . Heute schieben allein in deutschen Geschäften etwa 20 Millionen Einkaufswagen Dienst.
[ "Stichtag", "08.09.2012", "08.09.1937", "8. September 2012", "8. September 1937", "Einkaufswagen", "Supermarkt", "Sylvan Goldman", "Rudolf Wanzl" ]
Stichtag
2015-10-07T11:57+02:00
2015-10-07T11:57+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6928~_mon-092012_tag-08092012.html
14. Januar 1953 - Die ersten Schülerlotsen in der Bundesrepublik
Falschparker, Spätbremser, Risiko-Wender und Rennfahrer - der Dienst der Schülerlotsen ist anspruchsvoll, erfordert Disziplin und auch ein wenig Durchsetzungsvermögen. Trotzdem stehen in Deutschland Jahr für Jahr rund 50.000 von ihnen an Überwegen, um den Schulweg für Kinder und Jugendliche sicherer zu machen. Die Voraussetzung für das Ehrenamt: Schülerlotsen müssen mindestens 13 Jahre alt sein und die siebte Klasse besuchen. Grundschüler können sich nur lotsen lassen und nicht selber die rot-weiße Kelle halten. Denn kleinere Kinder können noch nicht so gut einschätzen, wie schnell Autos auf einen zukommen. Systematisch eingesetzt werden Schülerlotsen zuerst in den USA. Der Auslöser dafür ist angeblich ein Vorfall in Chicago, bei dem mehrere Schüler beim Überqueren der Fahrbahn von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden sind. Charles M. Hayes, der Präsident des Chicagoer Automobilklubs, nimmt dies zum Anlass, um 1920 gemeinsam mit der Polizei 24 Jungen zu Verkehrshelfern auszubilden. Ab 1926 werden auch Mädchen zugelassen. Auch in Deutschland errichten einige Schulen in den 1920er-Jahren an viel befahrenen Straßen Sicherheitsschranken. Schüler werden beauftragt, diese zu bewachen, damit sie nicht als Turnstangen zweckentfremdet werden. Ein System wird daraus allerdings erst deutlich später. Nach dem Zweiten Weltkrieg führen zunächst die US-Truppen den Schülerlotsendienst in ihrer Besatzungszone ein. Die erste Stadt ist 1946 Kornwestheim in der Nähe von Stuttgart. Solche Schülerverkehrshilfsdienste gibt es Anfang der 1950er-Jahre auch in Münster, Köln und Düsseldorf. Der bundeseinheitliche Schülerlotsendienst wird am 14. Januar 1953 von Verkehrsminister Hans-Christoph Seebohm (DP) eingeführt. Die Organisation des neuen Dienstes soll die Bundesverkehrswacht übernehmen - so heißt damals der Dachverband der Verkehrswachten. Die Finanzierung ist allerdings zunächst nicht geklärt. Nach einer Anfrage bei den Ford-Werken in Köln stellt Direktor Konsul Erhard Vitger für die ersten drei Jahre 300.000 Mark zur Verfügung. Davon bezahlt die Verkehrswacht die Ausbildung der ersten Schülerlotsen und kauft für sie die Ausrüstung. Dazu gehören neben rot-weißen Kellen damals bald auch eine weiße Bandoliere mit einem Koppelschloss. Dazu für Jungen eine weiße Schirmmütze und für Mädchen ein weißes Schiffchen. Mittlerweile sind neongelbe Warnwesten und Käppis im Einsatz. Die Ford-Werke bleiben lange Zeit wichtige Geldgeber. Auch heute sind sie als Teil des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) noch immer an der Finanzierung beteiligt. Die Ausbildung der Schülerlotsen übernehmen vor allem Polizistinnen und Polizisten. Sie greifen dabei auf Materialien der Verkehrswacht zurück. Die Unfallstatistik gibt Auskunft über den Erfolg des Dienstes. In den 1950er-Jahren werden noch mehr als 1.000 Kinder pro Jahr im Straßenverkehr getötet. 2020 sind es zum elften Mal in Folge unter 100. Schülerlotsen sind jedoch weiterhin unentbehrlich. Denn die meisten Kinder verunglücken noch immer morgens zwischen sieben und acht Uhr - also auf dem Weg zur Schule. Aber bis heute soll es an den bewachten Stellen zu keinem tödlichen Unfall mehr gekommen sein. Autorin des Hörfunkbeitrags: Jana MagdanzRedaktion: Gesa Rünker ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Januar 2023 an die Einführung des Schülerlotsendienstes. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 15.01.2023: Vor 65 Jahren: Das "Lüth-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts zur Meinungsfreiheit
Dominik Reinle
Sie passen eine Lücke im Verkehr ab, stellen sich schützend auf die Straße und lassen Kinder passieren - seit 1953 verhindern Schülerlotsen bundesweit Unfälle vor Schulen.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "14.01.1953", "14. Januar 1953", "14.01.2023", "14. Januar 2023", "Schülerlotsen", "Schülerlotsendienst", "Lotse", "Lotsen", "Lotsendienst", "Schüler", "Schule", "Bundesrepublik", "Verkehr", "Auto", "Straße", "Unfall" ]
Radio
2023-01-06T10:17+01:00
2023-01-10T19:59+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-schuelerlotsendienst-einfuehrung-bundesrepublik-100~_mon-032025.html
8. März 1963 - In Syrien putscht das Militär
Kurz nach der Unabhängigkeit Syriens wird 1947 in der Hauptstadt Damaskus die Baath-Partei gegründet - die "Arabisch-sozialistische Partei der Wiedergeburt". Ihr Motto lautet: "Einheit, Freiheit, Sozialismus". Es geht um die Zusammenführung der einzelnen arabischen Länder zu einem Einheitsstaat, um die Unabhängigkeit von den Kolonialmächten und um eine islamische Variante des Sozialismus. Weitere Ableger der Baath-Partei entstehen später in Palästina, im Libanon und im Irak. In Syrien ist die Baath-Partei in den 1950er Jahren zunächst kein Machtfaktor. Die Regierungen wechseln in schneller Folge. Als sich 1958 Syrien und Ägypten zur Vereinigten Arabischen Republik zusammenschließen, applaudieren zunächst auch die syrischen Baath-Anhänger. Als dann aber der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser die Syrer - aus deren Sicht - als Juniorpartner behandelt, zerbricht die Vereinigte Arabische Republik nach drei Jahren: 1961 putscht das syrische Militär und beendet die Einheit mit Ägypten - beteiligt daran ist ein Armeeoffizier und Baath-Mitglied namens Hafiz al-Assad. Nach zwei weiteren unruhigen Jahren mischt sich das Militär am 8. März 1963 abermals in die Politik ein und verhilft der Baath-Partei zur Macht - auch diesmal ist Hafiz al-Assad dabei. In dieser Zeit beginnt dessen stetiger Aufstieg: Er wird Luftwaffenchef und drei Jahre später Verteidigungsminister. Innerhalb weniger Jahre schaltet er systematisch seine innerparteilichen Gegner aus. In den Schlüsselpositionen des Staates platziert er loyale Männer, die oft zu seiner Familie gehören. 1970 putscht er sich schließlich selbst an die Macht. Ein Jahr später wird Hafiz al-Assad mit 99 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Fast 30 Jahre lang wird er nun als Staats- und Parteichef regieren. Ideologisch hält sich Syrien an die Sowjetunion und wird dafür mit Waffen versorgt. Auch das Verhältnis zur DDR ist gut: Viele Syrer studieren an den Hochschulen im Osten Deutschlands. Die Stasi hilft beim Aufbau eines Geheimdienstes. In den 1980er Jahren wird das Land immer mehr zu einer Diktatur: Jede Opposition wird unterdrückt, die Bevölkerung bespitzelt und eingeschüchtert. Eine dieser Oppositionsgruppen, eine besonders bedeutende Gruppe, ist ein Ableger der sunnitischen Muslimbruderschaft aus Ägypten. Die Assad-Familie gehört aber im Gegensatz zur Opposition zu einer schiitisch-islamischen Minderheit, den Alawiten. Die faktische Herrschaft einer schiitischen Minderheit über die Sunniten stört die Muslimbruderschaft. 1980 verübt sie Anschläge, Hafiz al-Assad übersteht ein Attentat leicht verletzt. 1982 kommt es zu einem Aufstand in der mittelsyrischen Stadt Hama. Hafiz al-Assad ist empört: "Sie tun so, als wären sie Muslime, aber sie ziehen den Islam in den Dreck. Das sind Verbrechen unter dem Deckmantel des Islams." Der Präsident reagiert mit äußerster Härte. Er lässt die historische Altstadt von Hama bombardieren, zehntausende Menschen sterben. Im Juni 2000 stirbt Hafiz al-Assad. Nachfolger als Präsident und an der Spitze der Baath-Partei wird sein Sohn Bashar. Er stützt sich weiter auf die Machtstrukturen seines Vaters. Die alten Ideale der Baath-Partei existieren nur noch auf dem Papier. Anfang 2011 erfasst die Protestwelle in Arabien auch Syrien. Die Bevölkerung geht - wie in Ägypten oder Tunesien - mit Forderungen nach Freiheit, Demokratie und Menschenwürde auf die Straße. Mit dabei sind auch die Islamisten. Das Regime bewegt sich nicht. Es kommt zum Bürgerkrieg, dessen Ausgang noch offen ist. Stand: 08.03.2013
Dominik Reinle
Ein Militärputsch in Syrien bringt 1963 die arabisch-sozialistische Baath-Partei an die Macht. Damit wird der Aufstieg von Hafiz al-Assad zum langjährigen Staatspräsidenten eingeleitet. Ziel der Baath-Partei ist eine ungeteilte arabische Nation.
[ "Stichtag", "08.03.1963", "8. März 1963", "08.03.2013", "8. März 2013", "Syrien", "Baath-Partei", "Hafiz al-Assad", "Hafez al-AssadAlawiten", "Sunniten", "Sowjetunion", "Arabische Liga", "Panarabien" ]
Stichtag
2015-10-08T10:28+02:00
2015-10-08T10:28+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7328~_mon-052014.html
3. September 301 - San Marino wird gegründet
Der Legende nach reist Steinmetz Marinus im vierten Jahrhundert von Dalmatien, dem heutigen Kroatien, nach Italien. In Rimini will er Hafenarbeiter werden. Doch bald flüchtet er auf den knapp 30 Kilometer entfernten Monte Titano, um sich der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian zu entziehen. Auf dem rund 785 Meter hohen Berg gründet er im Jahr 301 eine kleine christliche Gemeinde. Die unzugängliche Gegend gehört Donna Felicita, einer zum Christentum bekehrten Patrizierin aus Rimini, die Marinus den Monte Titano schenkt. Im Laufe der Jahrhunderte bildet sich in der Abgeschiedenheit des Berges eine eigene Regierungsform: Es entsteht die erste Republik der Welt. Das Staatsgebiet von San Marino wird von Italien umschlossen und umfasst nur gut 60 Quadratkilometer. Da ist sogar die Stadt Willich am Niederrhein mit rund 67 Quadratkilometer größer. San Marino hat es nie darauf angelegt, sein Territorium auszudehnen. Auch nicht als Napoleon 1797 ein Angebot macht. Er will den San Marinesen einen Zugang zum Meer schenken. Doch sie lehnen ab: Sie wollen sich nicht abhängig machen von einem Geschenk, das später von jemandem wieder zurückgefordert werden könnte. Regiert wird San Marino seit rund 800 Jahren von zwei Staatsoberhäuptern, den Capitani Reggenti. Nach sechs Monaten übergeben sie ihr Amt jeweils an ihre Nachfolger, immer im April und im Oktober. Die Capitani Reggenti führen nicht nur die Staatsgeschäfte, sondern entscheiden auch über ganz alltägliche Dinge - wie die Beschaffung neuer Uniformen des traditionellen Armbrustschützen-Vereins, dessen Waffen früher ausschließlich zur Verteidigung eingesetzt wurden. Seit ihrer Gründung, die jeweils am 3. September gefeiert wird, hat sich die Republik ihre Unabhängigkeit bewahrt. So haben die rund 30.000 Bürger von San Marino neben eigenen Briefmarken auch eine eigene Landesvorwahl - 00378 - und ein eigenes Autokennzeichen: RSM. Der schuldenfreie Mini-Staat ist Mitglied der Euro-Währungsunion und prägt seine Münzen selbst. Auf der Rückseite des ersten Zweieurostücks ist der Palazzo Publico abgebildet, das Regierungsgebäude. San Marino verfügt auch über eine eigene Fußball-Nationalmannschaft - die allerdings in den letzten 25 Jahren nur ein einziges Spiel gewonnen hat. Die bisher höchste Niederlage hat San Marino 2006 von Deutschland kassiert. Die Partie ging 13 zu null aus. Stand: 03.09.2011 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
Dominik Reinle
Die älteste Republik der Welt liegt in Italien: Das nur gut 60 Quadratkilometer große San Marino befindet sich in der Nähe von Venedig. Gegründet wurde der Mini-Staat von Marinus, der als verfolgter Christ aus dem heutigen Kroatien geflüchtet war.
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Stichtag
2016-02-14T11:40+01:00
2016-02-14T11:40+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5704~_mon-082012.html
15. März 1955 - Erste deutsche Verbraucherberatung in Köln eröffnet
Wer bei Pauschalreisen oder Stromverträgen übervorteilt wurde, Werbelügen aufgesessen ist oder Ärger mit einer Versicherung hat, der erhält Rat bei einer Verbraucherberatungsstelle. Die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland wird vor 65 Jahren in Köln gegründet. Die Initiative geht von Kölner Frauen aus, die in Konsumgenossenschaften und Frauenverbänden organisiert sind. Vom 15. März 1955 an beantworten sie ehrenamtlich und von zuhause aus Verbraucherfragen, meist telefonisch oder am Küchentisch. Probleme beim Einkaufen sind im beginnenden Wirtschaftswunder ein großes Thema. Orientierungshilfe und Produktinformationen erhalten Kunden nur über die Reklame. Die Verpflichtung zur Preisauszeichnung oder ein Verbot irreführender Werbung gibt es noch nicht. Die Frauen der "Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände" warnen vor allem Kundinnen vor "rausgeworfenem Geld". Sie informieren über kluges Einkaufen und wie man mit dem Haushaltsgeld auskommt. "Kölns Hausfrauen sollten zu größerer Einkaufsdisziplin erzogen werden, nannte man das damals", sagt Diana Meschke, die heutige Leiterin der Verbraucherzentrale Köln. Die erste offizielle Beratungsstelle in eigenen Räumen mit einer angestellten Mitarbeiterin öffnet 1961 in Köln. Nun halten elektrische Geräte Einzug in die Haushalte und werfen neue Fragen auf. Die Beratungsstelle wandelt sich zum Maschinenpark für Haushaltstechnik; Waschmaschinen reihen sich an Elektroherde und Bügelautomaten. In modernen Einbauküchen führen die Berater vor, welche Möglichkeiten der Arbeitsplatz Haushalt nun bietet: "Die Hausfrau mit Köpfchen ist eine Hausfrau mit Knöpfchen. Geräte erleichtern ihr die Küchenarbeit." Mit den Maschinen im Haushalt beginnen auch Männer, sich für Verbraucherberatung zu interessieren. Aus ehrenamtlichen Anfängen entstanden, haben sich die Beratungsstellen zu professionellen, von Bund und Land geförderten Vereinen entwickelt. Seit den 80er Jahren gehört auch Rechtsberatung zu ihren Leistungen. Anders als die reine Schuldnerberatung ist diese aber kostenpflichtig. Einen immer höheren Stellenwert, so erklärt die Verbraucherschützerin Diana Meschke, nimmt der Online-Handel ein: "Da kann es für Kunden schon schwierig sein, überhaupt mit dem Unternehmen in Kontakt zu kommen." Seit 2018 kann der Bundesverband der Verbraucherzentralen zudem Musterklagen vor Gericht durchfechten, wenn sich viele Kunden von einem Unternehmen übers Ohr gehauen fühlen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 16.03.2020: Vor 105 Jahren: Absinth ("Die grüne Fee") wird in Frankreich verboten
Bernd Rexing
Der 15. März ist der Weltverbrauchertag. Initiiert wird er 1962 von US -Präsident John F. Kennedy . Bereits sieben Jahre zuvor hat in Köln eine Verbraucherberatung die Arbeit aufgenommen.
[ "Stichtag", "15.03.1955", "15.03.2020", "15. März 1955", "15. März 2020", "Verbraucherberatungsstelle", "Verbraucherzentrale", "Verbraucherschutz", "Köln", "irreführende Werbung" ]
Stichtag
2020-03-15T00:00+01:00
2020-03-15T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-verbraucherberatungsstelle-100~_mon-092022.html
3. Dezember 1991 - Boutros Boutros-Ghali zum UN-Generalsekretär gewählt
Anfang der 1990er Jahre soll erstmals ein Afrikaner Generalsekretär der Vereinten Nationen werden. Es gibt zwar keine Regel dafür, wie das Amt zwischen den Kontinenten zu rotieren hat, aber es scheint klar, dass der Kontinent nun einmal an der Reihe ist. Im November 1991 beschließt der UN-Sicherheitsrat, Boutros-Ghali als Generalsekretär vorzuschlagen. Der Jurist und Diplomat ist einer der Architekten des Camp-David-Abkommens 1978 zwischen Israel und Ägypten. 1990 hat er an der Freilassung Nelson Mandelas in Südafrika mitgewirkt. Der koptische Christ, der mit einer Jüdin verheiratet ist, spricht neben Arabisch auch fließend Englisch und Französisch. Die Berufung erfolgt einstimmig. So steht es zumindest - formal korrekt - in den offiziellen Dokumenten. Tatsächlich aber haben sich die USA der Stimme enthalten, sagt Professor Klaus Hüfner von der Freien Universität Berlin, Experte für die Geschichte der UNO: "Sie haben ihn toleriert, aber sie haben ihn nicht mitgetragen." US-Präsident George Bush hatte andere Kandidaten für den Posten favorisiert, die den Amerikanern gewogener gewesen wären. Doch unter diesen war kein Afrikaner. Am 3. Dezember 1991 bestätigt die UN-Vollversammlung per Akklamation die Ernennung Boutros-Ghalis zum Generalsekretär. Sein Amt tritt er am 1. Januar 1992 an. Im selben Monat beauftragt ihn der UN-Sicherheitsrat, Empfehlungen zu erarbeiten, wie die Vereinten Nationen weltweit den Frieden fördern können. Nach wenigen Monaten legt er die "Agenda für den Frieden" vor und betont darin den Wert der "Vorbeugenden Diplomatie". Eine Möglichkeit, den Leitfaden unmittelbar zu erproben, bietet der Zerfall Jugoslawiens. Während in Bosnien bereits Krieg herrscht, kommt es im Herbst 1992 auch in Mazedonien zu Spannungen. Um eine Ausweitung des Balkankonflikts im Süden zu verhindern, wird an der Grenze zwischen Mazedonien und Rest-Jugoslawien ein Infanteriebataillon mit 35 UN-Beobachtern stationiert. Das Ergebnis: Der Konflikt weitet sich nicht nach Mazedonien aus. "Die Operation war das erste Beispiel in der Geschichte der UNO für einen erfolgreichen 'Präventiveinsatz'", schreibt Boutros-Ghali später. "Es erfüllte mich mit Befriedigung, dass ein Konzept aus der 'Agenda für den Frieden' realisiert wurde." In die Amtszeit Boutros-Ghalis fallen allerdings mehrere große Krisen, in denen den Vereinten Nationen Versagen vorgeworfen wird. Für die unrühmliche Rolle der UNO machen viele den Generalsekretär verantwortlich, obwohl er kein politisches Amt hat, sondern lediglich als Verwaltungschef die Beschlüsse des Sicherheitsrates umsetzen muss. Für das Scheitern der UN-Mission in Somalia, bei der im Oktober 1993 amerikanische Soldaten sterben, ist aus Sicht von US-Präsident Bill Clinton das Verhalten der UNO die Ursache. Er unterzeichnet eine Direktive, die aus Sicht von Boutros-Ghali die Handlungsfähigkeit der UNO einschränkt: "Diese Direktive bedeutete den Todesstoß für jede gemeinsame Aktion zur Wahrung von Frieden und Sicherheit." Nur noch die kostengünstigsten Friedensmissionen könnten gebilligt werden. Damals ist der Völkermord in Ruanda bereits in vollem Gang. Doch für die USA kommt ein Engagement dort nicht infrage. Der Sicherheitsrat ist über Monate unfähig, in Sachen Ruanda eine Entscheidung zu fällen. Für den UN-Experten Hüfner ist klar, "dass es durch die Verzögerungstaktik der USA zu diesem Völkermord gekommen ist". Auch auf dem Balkan können sich NATO, UN-Sicherheitsrat und USA nicht auf ein abgestimmtes Vorgehen einigen. Der Krieg in Bosnien gipfelt 1995 im Massaker von Srebrenica. Serben ermorden 8.000 muslimische Männer - unter den Augen der niederländischen Blauhelmsoldaten. Üblicherweise wird der UN-Generalsekretär nach seiner ersten Amtszeit für weitere fünf Jahre bestätigt. Doch das Verhältnis zwischen den USA und Boutros-Ghali ist derart zerrüttet, dass die Amerikaner seine Wiederwahl mit einem Veto verhindern. Kurz darauf einigt sich der Sicherheitsrat auf Kofi Annan als Nachfolger. Boutros Boutros-Ghalis Amtszeit endet 1996. Im Februar 2016 stirbt er im Alter von 93 Jahren in Kairo. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Dezember 2016 ebenfalls an Boutros Boutros-Ghalis Wahl zum UN-Generalsekretär. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 04.12.2016: Vor 20 Jahren: Start des "Mars Pathfinder"
Dominik Reinle
1992 soll erstmals ein Afrikaner UN -Generalsekretär werden. Am 3. Dezember 1991 bestätigt die UN-Vollversammlung den ägyptischen Diplomaten Boutros Boutros-Ghali für dieses Amt. Er wird von vielen Ländern unterstützt - aber nicht von den USA .
[ "Stichtag", "03.12.1991", "3. Dezember 1991", "03.12.2016", "3. Dezember 2016", "Boutros Boutros-Ghali", "UN-Generalsekretär", "Uno", "Ägypten" ]
Stichtag
2016-12-03T00:00+01:00
2016-12-03T00:00+01:00
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1. Februar 1857 - Geburtstag des russischen Neurologen Wladimir Bechterew
War es Mord? Oder Zufall? Kurz nachdem der berühmte Neurologe und Psychiater Wladimir Bechterew bei Josef Stalin eine schwere Paranoia diagnostiziert, stirbt Bechterew an einer Vergiftung. Geboren wird Wladimir Bechterew am 1. Februar 1857 im Dorf Sorali im nordöstlichen europäischen Teil Russlands. Schon als Schulkind verschlingt er die naturwissenschaftlichen Bücher der Stadtbibliothek. Mit noch nicht einmal 17 Jahren wird er zum Medizinstudium an der Militärmedizinischen Akademie in Sankt Petersburg zugelassen und erhält bereits mit 24 Jahren den Doktortitel. "Er hat früh eine Nervenkrankheit bekommen, heute würde man Burn-out sagen", erklärt die Medizinhistorikerin Regine Pfrepper, die mehrere Bücher über Bechterew geschrieben hat. Vier Wochen wird er in einer neurologischen Klinik behandelt. Die eigene Erfahrung als Patient prägt Bechterew fürs Leben. "Er will fortan nicht nur die Leber kurieren, oder einen Bruch heilen, sondern ganzheitlich arbeiten", erklärt Regine Pfrepper. In Sankt Petersburg publiziert Bechterew, lehrt, forscht und heilt. Vor allem das Gehirn und die angeborenen und erlernten Reflexe interessieren ihn. Ein Zeitgenosse sagt: "Nur zwei Personen kennen sich bestens aus in der Anatomie des Gehirns: Das sind Gott und Bechterew." Er verfasst über tausendfünfhundert Publikationen, Ergebnisse seiner Tierversuche und seiner Experimente mit Patienten. Er forscht über Hypnose, Halluzinationen, Errötungsangst, Masturbation, Epilepsie, Reptilienbesessenheit oder zwanghafte Eifersucht. Aber es ist ein Leiden der Wirbelsäule, das seinen Namen in der Medizingeschichte unsterblich macht: Morbus Bechterew. Die Symptome führt er irrtümlich auf ein Nervenleiden zurück. Heute gilt Morbus Bechterew als rheumatische Erkrankung. Im Dezember 1927 fährt Bechterew zum ersten Allrussischen Kongress der Neuropathologen und Psychiater – und wird von Josef Stalin zur Konsultation in den Moskauer Kreml gerufen, vermutlich wegen einer Nervenstörung in der linken Hand. Und Bechterew diagnostiziert eine schwere Paranoia – Verfolgungswahn. Kurze Zeit nach dem Besuch bei Stalin geht er in Moskau ins Theater und zu einem Essen. "Schon auf der Nachhausefahrt im Taxi wird ihm schlecht", sagt Pfrepper. In der Nacht bleibt sein Herz stehen. Viele glauben, der 70-jährige Bechterew sei vergiftet worden. Eindeutige Beweise gibt es nicht, denn eine Obduktion findet nicht statt. Seine Familie wird weiter verfolgt: Einige Jahre später wird Bechterews Sohn Pjotr zum Tode verurteilt. "Und seine zweite Frau Bertha Jakowlewna wird 1937 verhaftet und nach vier Wochen erschossen. Ein Neffe kommt ins Lager. Und die Enkelin Natalja ins Kinderheim", fasst die Medizinhistorikerin Regine Pfrepper zusammen. Erst nach Stalins Tod wird Bechterew rehabilitiert. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Februar 2017 ebenfalls an Wladimir Bechterew. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 02.02.2017: Vor 65 Jahren: Eröffnung der neuen Westfalenhalle in Dortmund
Martina Züger
War es Mord? Oder Zufall? Kurz nachdem der berühmte Neurologe und Psychiater Wladimir Bechterew bei Josef Stalin eine schwere Paranoia diagnostiziert, stirbt Bechterew an einer Vergiftung.
[ "Stichtag", "01.02.1857", "1. Februar 1857", "01.02.2017", "1. Februar 2017", "Wladimir Bechterew", "Arzt", "Neurologe", "Psychiater", "Gehirn", "Reflex", "Russland", "Morbus Bechterew", "Stalin", "Vergiftung" ]
Stichtag
2017-02-01T18:25+01:00
2017-02-01T18:25+01:00
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15. September 1952 - Eritrea wird föderativer Teilstaat Äthiopiens
Eritrea, das kleine Land am Horn von Afrika, ist immer wieder Spielball der Großmächte. 1882 übernehmen weiße Herren die Macht. "In den Verfahren, das man heute 'Scramble for Africa' nennt, also der Kampf der europäischen Mächte um die Aufteilung Afrikas, ist das vergleichsweise kleine und unbedeutende Eritrea Italien zugefallen", erklärt Historiker Andreas Eckert von der Berliner Humboldt-Universität. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellt sich für die Siegermächte die Frage: Was passiert mit den ehemaligen drei Kolonien Italiens. Somalia und Libyen werden nach einer zehnjährigen Treuhandschaft in die Unabhängigkeit entlassen. Bei Eritrea hingegen wird es schwierig: Äthiopiens Kaiser Haile Selassie meldet Ansprüche an. Er will für sein Binnenland den Zugang zum Meer. "Die Briten wollten Eritrea am liebsten aufteilen", sagt der in Eritrea geborene und seit 1986 in Deutschland lebende Politikwissenschaftler Mussie Habte. Das muslimisch geprägte Tiefland sollte an die ehemalige britische Kolonie Sudan gehen. Das christliche geprägte Hochland sollte demnach Äthiopien bekommen. Eine derartige Spaltung des Landes lehnt die eritreische Bevölkerung aber ab. Am 15. September 1952 wird Eritrea durch eine UN-Entscheidung gegen seinen Willen föderativer Teilstaat Äthiopiens. "Vom Standpunkt der Gerechtigkeit aus hätte man die Meinung der Eritreer in Betracht ziehen müssen", sagt John Foster Dulles, US-Senator und späterer Außenminister der USA, 1952 vor der UN-Versammlung in New York. "Doch die Interessen der Vereinigten Staaten im Roten Meer und Erwägungen bezüglich der Sicherheit und des Weltfriedens machen es nötig, dass das Land Äthiopien eingegliedert wird." Zunächst verfügt Eritrea über Autonomierechte, die aber von Äthiopien mehr und mehr ausgehöhlt werden. 1961 wird Eritrea endgültig annektiert, völkerrechtswidrig. Ein 30 Jahre langer Befreiungskrieg beginnt. Der Kampf endet auch nicht, als Kaiser Haile Selassie 1974 abgesetzt wird, und die Volksbefreiungsfront Eritreas sich verbündet mit äthiopischen Rebellen - gegen den neuen Machthaber in Addis Abeba, Diktator Mengistu Haile Mariam. 1991 bricht das kommunistische Mengistu-Regime zusammen, auch weil aus der zerfallenden Sowjetunion keine Unterstützung mehr kommt. Die äthiopischen Truppen ziehen aus Eritrea ab. Ende April 1993 votierten 99,8 Prozent der Stimmberechtigten für die Abtrennung von Äthiopien. Einen Monat später wird Eritrea offiziell selbstständig. Im völlig zerstörten Land fehlt das Elementarste: Wohnraum, Nahrung, Wasser. Rund 70.000 ehemalige Freiheitskämpfer reparieren Straßen, errichten Schulen und Krankenhäuser. Erste Fabriken entstehen, der zerbombte Hafen von Massawa am Roten Meer wird wieder aufgebaut, das nahezu entwaldete Land wieder aufgeforstet. Doch Eritreas goldene Jahre, wie Historiker sie heute nennen, enden abrupt. Im Mai 1998 brechen nach Grenzstreitigkeiten mit Äthiopien erneut schwere Kämpfe aus. In Jahr 2000 wird in Algier zwar ein Friedensabkommen vereinbart. Aber schon bald stellt Äthiopien den Beschluss wieder infrage - ohne das die Garantiemächte des Abkommens - die USA, die EU und die Afrikanische Union - neuerliche Grenzverletzungen durch die Äthiopier ahnden. Bis heute ist die Lage an der 1.000 Kilometer langen eritreisch-äthiopischen Grenze gespannt. Immer wieder kommt es zu Scharmützeln. Das Fatale: Das eritreische Regime rechtfertigt mit der Dauerbedrohung durch Äthiopien seine Isolationspolitik und die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung. Das Land wird von einstigen Kämpfern der Befreiungsfront geführt. "Sie sagen: 'Solange müssen die jungen Leute zum Militärdienst herangezogen werden und solange können keine Reformen durchgeführt werden, solange können wir auch keinen demokratischen Prozess eröffnen.'", erläutert Politikwissenschaftler Mussie Habte. Viele Eritreer sehen keinen anderen Ausweg, als zu fliehen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. September 2017 ebenfalls daran, dass Eritreas als autonomes Gebiet Teil Äthiopiens wird. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 16.09.2017: Vor 125 Jahren: Grillo-Theater in Essen gegründet
Dominik Reinle
Eritreia befindet sich im Dauerkonflikt mit Äthiopien. Ursache ist eine UN -Entscheidung: 1952 wird die einstige italienische Kolonie in eine Föderation mit Äthiopien gezwungen.
[ "Stichtag", "15.09.1952", "15. September 1952", "15.09.2017", "15. September 2017", "Eritrea", "Autonomie", "Gebiet", "Äthiopien", "Teil" ]
Stichtag
2017-09-15T11:58+02:00
2017-09-15T11:58+02:00
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21. April 1918 - Namensgeber der Luftwaffe stirbt bei Abschuss
Erster Weltkrieg, Nordfrankreich - ein alliiertes Flugzeug wirft über dem Landefeld des deutschen Jagdgeschwaders 1 eine Nachricht ab: "Rittmeister Baron Manfred von Richthofen wurde am 21. April 1918 in einem Luftkampf getötet. Er wurde mit allen militärischen Ehren bestattet." Der Legende nach sollen "die Franzosen noch einen Kranz abgeworfen" haben, sagt Lutz Budrass, Luftfahrthistoriker an der Universität Bochum. Damals sei es üblich gewesen, dem gefallenen Feind seine Reverenz zu erweisen. "Das Ganze diente aber auch der Überhöhung dieser Person" - um den eigenen Sieg größer erscheinen zu lassen. Obwohl Freiherr Manfred von Richthofen bei seinem Tod erst 25 Jahre alt ist, gilt er bereits als Nationalheld. Mit 80 Luftsiegen ist er der erfolgreichste Jagdflieger im Ersten Weltkrieg - bis er selbst in seiner knallrot angemalten Maschine nahe Corbie sur Somme abgeschossen wird. Am Mythos des Roten Barons strickt der 1892 in Breslau geborene Sohn eines alten Rittergeschlechts zu Lebzeiten selbst mit. "Der Luftkampf ist in diesem Weltkrieg der Rest ritterlichen Zweikampfes", schreibt er in seinen autobiografischen Notizen "Der rote Kampfflieger". Diese Darstellung sei beschönigend, meint Historiker Budrass. "In der Luft wurde genauso geschlachtet wie am Boden." An der Heimatfront sind jedoch erbauliche Geschichten von Mut und Tollkühnheit gefragt. "Richthofen wird seit 1917 so hochgejubelt, um das deutsche Volk, was mittlerweile von dem Krieg genug hat, dann zum weiteren Durchhalten zu bringen", sagt Budrass. Der Pilot sei gezielt als Held stilisiert worden. So produziert zum Beispiel der Ullstein-Verlag 1917 Richthofens Buch "Der rote Kampfflieger" für die militärische Jugenderziehung. Nach seinem Tod wird Richthofen zur Traditionsfigur. Für die Nazis ist er ein Held nach ihrem Geschmack. "Auf der Visitenkarte von Hermann Göring stand keine Berufsbezeichnung, sondern: 'Der letzte Kommandeur des Jagd-Geschwaders Manfred von Richthofen'", sagt Historiker Budrass. Auch Adolf Hitler habe sich immer wieder mit diesem Mythos geschmückt. In der Bundesrepublik nimmt die Bundeswehr ebenfalls positiv Bezug auf den Weltkriegspiloten. Das Jagdgeschwader 71 der Luftwaffe trägt seit 1961 Richthofens Namen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 22.04.2018: Vor 195 Jahren: Robert John Tyers lässt Rollschuhe patentieren
Dominik Reinle
Eine rot lackierte Maschine, einen Adelstitel und die meisten Abschüsse: Jagdflieger Manfred von Richthofen ist im Ersten Weltkrieg eine Art Popstar der Deutschen.
[ "Stichtag", "21.04.1918", "21. April 1918", "21.04.2018", "21. April 2018", "Manfred von Richthofen", "Jagdflieger", "Roter Baron", "Erster Weltkrieg", "Luftkampf", "Freiherr" ]
Stichtag
2018-04-21T10:09+02:00
2018-04-21T10:09+02:00
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10. August 1628 - Der Untergang des schwedischen Kriegsschiffs "Vasa"
Schon nach 1.300 Metern bei der allerersten Fahrt und noch im Stockholmer Hafen reicht eine Böe. Das kampfstärkste Schiff der Ostsee legt sich an jenem Augusttag im jahr 1628 so zur Seite, dass Wasser in die unteren Geschützluken eindringt. Eine peinliche Katastrophe. 30 bis 50 Menschen ertrinken bei dem Untergang der Vasa. Eine Untersuchungskommission bringt nicht viel ans Licht und vor allem niemanden vor Gericht. Es hätte wohl der ehrgeizige König sein müssen, der seine laienhaften Ideen durchgesetzt hatte und dem niemand zu widersprechen wagte. Über 300 Jahre lang liegt die Vasa auf dem Grund des Stockholmer Hafens. Dann wird sie unter enormem Aufwand gehoben - und entwickelt sich zu einem Wahrzeichen Stockholms. Denn um das Wrack herum wird ein spektakuläres Museum gebaut, in dem das Kriegsschiff, das nie in einem Krieg war, konserviert und ausgestellt wird. Was der Eiffelturm für Paris, ist das Vasa-Museum für Stockholm. Aus dem Dach ragen die drei hohen Masten der Vasa. 1,5 Millionen Menschen besuchen das restaurierte prächtige Schiff pro Jahr und können es dort ganz aus der Nähe betrachten. Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner WemberRedaktion: Matti Hesse​ Das "Zeitzeichen" läuft immer um 9.45 Uhr auf WDR 5 und um 17.45 Uhr auf WDR 3. Zudem gibt es das "Zeitzeichen" auch als Podcast. Zeitzeichen am 11.08.2023: Vor 770 Jahren: Die italienische Heilige Klara von Assisi stirbt
Cora Lanzerath
Mehr Kanonen, höhere Aufbauten, viel Prunk - Schwedens König Gustav II. Adolf wollte zeigen, was ein Kriegsschiff ist. Das Ergebnis war der Untergang der &#034;Vasa&#034; bei der Jungfernfahrt.
[ "WDR5", "10.08.1628", "10.08.2023", "10. August 1628", "10. August 2023", "Zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Kriegsschiff", "Schweden", "Vasa", "Untergang" ]
Radio
2023-07-26T08:37+02:00
2023-08-09T11:26+02:00
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27. Oktober 1910 - Patent für Aluminium-Walzverfahren angemeldet
Im Juli 1969 betreten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond. Noch bevor die Astronauten die US-Flagge hissen, rammen sie einen Pfahl mit Aluminiumfolie in den Mondboden. Diese soll kleinste Partikel einfangen, die von der Sonne ausgestrahlt wurden. Auf der Erde ist das dünn gewalzte Leichtmetall omnipräsent. Etwa drei Viertel der Weltproduktion wird für Verpackungen und im Haushalt genutzt. Aluminium lässt weder Sauerstoff noch Licht durch und ist deshalb für Lebensmittelverpackungen und -beschichtungen unverzichtbar. Und wer hat's erfunden? Ein Schweizer. Am 27. Oktober 1910 meldet der Schaffhauser Robert Victor Neher ein Verfahren zum Patent an, mit dem Aluminium zu dünnen Endlosfolien ausgewalzt werden kann. Nehers erster Kunde ist die Berner Schokoladenfirma Tobler. Eines der heute weltgrößten Walzwerke steht in Grevenbroich am Niederrhein. Das zum norwegischen Konzern Norsk Hydro gehörende Unternehmen walzt noch immer nach der von Neher erfunden Methode, nur wesentlich schneller, breiter und dünner. "Wir erreichen eine Dicke um sechs My", sagt der Produktentwickler Nils Bauerschlag. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar misst 20 bis 30 My. Ausgangsstoff für das silbrige Leichtmetall ist Bauxit. Daraus wird flüssiges Aluminium gewonnen und zu acht Meter langen und etwa 600 Millimeter dicken Barren gegossen. Die Herstellung verbraucht enorme Energiemengen; als Abfallprodukt entsteht hochgiftiger, umweltschädlicher Rotschlamm. Die Barren durchlaufen sechs Walzvorgänge. Beim letzten ist das Aluminium so dünn, dass zwei Folien aufeinandergelegt werden müssen. "Deshalb hat Haushaltsfolie immer eine Glanz- und eine Mattseite", erklärt Nils Bauerschlag. "Die Mattseiten sind die Innenflächen dieser übereinander gelegten Folien." Wegen der umweltschädlichen Produktion ist Recycling von Aluminium besonders wichtig. Es kann immer wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt und ohne Qualitätsverlust im Endprodukt eingeschmolzen werden. Bei Verpackungen ist Aluminium im Kontakt mit sauren und salzigen Flüssigkeiten besonders gut löslich und kann so in den menschlichen Körper gelangen. In geringen Mengen sei das unproblematisch, urteilt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Über einen langen Zeitraum in höheren Dosen aufgenommen, kann Aluminium allerdings zu Entwicklungsstörungen führen und Schäden am Nervensystem, dem Knochenaufbau und vor allem an den Nieren auslösen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 28.10.2020: Vor 30 Jahren: Tod des Weltumradlers Heinz Helfgen
Bernd Rexing
Ob Schokolade, Butter oder Kaffee: Drumherum ist fast immer Alufolie. Vor 110 Jahren meldet ein Schweizer das Patent auf das Auswalzen von Aluminiumfolie an. Eines der weltweit größten Werke steht in Grevenbroich.
[ "Stichtag", "27.10.1910", "27.10.2020", "27. Oktober 1910", "27. Oktober 2020", "Alufolie", "Aluminium", "Bauxit", "Robert Victor Neher", "Hydro Grevenbroich", "Walzwerk", "Norsk Hydro", "Verpackungsmaterial", "Leichtmetall", "Lebensmittelsicherheit" ]
Stichtag
2020-10-27T00:00+01:00
2020-10-27T00:00+01:00
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02. Mai 2005 - Vor 110 Jahren: Heinrich Horstmann reist um die Welt
Als er am 2. Mai 1895 in Dortmund aufbricht, ist Heinrich Horstmann 20 Jahre alt, also noch minderjährig. Was ihn auf eine Weltreise treibt, ist unklar: Abenteuerlust, Flucht aus dem Elternhaus, eine Wette? Vielleicht auch die Technikbegeisterung: Horstmann fährt Fahrrad, ein avantgardistisches Fortbewegungsmittel. Er radelt damit bis an die Küste, dann ein Stück durch England. Per Schiff setzt er in die Neue Welt über und durchquert die USA von Ost nach West, auf einer südlichen Route, meist der Southern Pacific-Bahnlinie entlang - denn das Land hat kaum Straßen und Horstmann keine Landkarten. Horstmann trotzt den Tücken der Technik: Sein Rad hat weder Bremse noch Freilauf; bergab lässt er die Pedalen sausen und bremst mit dem Fuß am Reifen. Er trotzt Wind und Wetter, ohne Zelt und Schlafsack. Er trotzt der Trockenheit: In den Wüsten des Südwestens und in den Prohibitions-Staaten, in denen der Bierliebhaber auf sein Getränk verzichten muss. Ansonsten lässt er kaum eine Kneipe oder Brauerei aus und notiert akribisch die Bierpreise. Er trotzt den Gefahren des wilden Westens: Einmal erschießt er einen Landstreicher, weil er glaubt, dass der ihm die Taschenuhr klauen will. Er ist schneller mit dem Revolver als sein Gegner, und der Sheriff interessiert sich später nicht für den Fall. Der Mann sei ja entweder tot oder weg, also unerheblich. In seinem später veröffentlichten Buch "Meine Radreise um die Erde" lässt Horstmann diese Episode aus. Wirklich um die Erde radelt der Abenteurer allerdings nicht. Von San Francisco aus nimmt er das Schiff und verzichtet wegen einer in Indien ausgebrochenen Cholera-Epidemie auf die Durchquerung Asiens. Als er in die Heimat zurückkehrt, sind 27 Monate vergangen. Horstmann macht das Fahrrad zum Beruf und übernimmt die Deutschlandvertretung der damals weltgrößten Radmarke Crescent. Später verkauft er Tabak und Spirituosen, baut sich eine Villa in Berlin-Lankwitz. Heinrich Horstmann stirbt am 4. Mai 1945 in Berlin. Stand: 02.05.05
taxacher
Vor 110 Jahren: Heinrich Horstmann reist um die Welt
[ "2. Mai 1895", "Heinrich Horstmann", "Wuppertal", "Dortmund", "Fahrrad", "Wilder Westen", "Radreise", "Arizona", "Prohibition", "Crescent", "Biervertrieb", "Southern Pacific Railway", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-08T11:29+02:00
2015-10-08T11:29+02:00
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11. November 1880 - Echolot-Erfinder Alexander Behm wird geboren
Im April 1912 erfährt der Physiker Alexander Behm von der größten Katastrophe des noch jungen Jahrhunderts: dem Untergang der "Titanic". Hätte das Unglück, bei dem mehr als 1.500 Menschen den Tod gefunden haben, verhindert werden können, fragt er sich. Als Leiter einer österreichischen Versuchsanstalt forscht Behm gerade über die Ausbreitung von Schallwellen. Schon als Kind hat der am 11. November 1880 in Mecklenburg geborene Physiker festgestellt, dass Wasser Schall besser und schneller leitet als Luft. Wäre es da nicht möglich, so überlegt er nun, gefährliche Eisberge im Meer rechtzeitig durch Aussenden von Schallwellen und Messen des Echos zu orten? Bislang messen Schiffsführer die Wassertiefe noch wie seit Jahrtausenden mit einem Bleilot an einer langen Leine. Behm revolutioniert das antike Verfahren. Seine "Einrichtung zur Messung von Meerestiefen und Entfernungen und Richtungen von Schiffen oder Hindernissen mit Hilfe reflektierter Schallwellen" ist die Geburtsstunde des Echolots. Um es zu erproben, zieht Behm nach Kiel und baut ein altes Kanonenboot zum schwimmenden Labor um. Weil es noch keine Verstärker gibt, muss er extrem laute Geräusche Richtung Meeresgrund schicken, damit ein Echo aufgezeichnet werden kann. Behm schießt deshalb mehrmals pro Minute mit einer Pistole ins Wasser. Das Verfahren zerrt allerdings erheblich an den Nerven von Besatzung und Passagieren. Die Messungen sind zudem ungenau, da sie von der Beschaffenheit des Meeresbodens abhängen. Behm kommt deshalb die Idee, statt der Lautstärke des Echos die Zeit bis zu dessen Eintreffen zu messen. Eine einfache Rechnung, denn für 1.500 Meter braucht der Schall unter Wasser eine Sekunde. Das "Behmlot" verbreitet sich schnell. Es wird nicht nur auf Schiffen, sondern auch in Zeppelinen und den ersten Flugzeugen zur Höhenmessung eingesetzt. 1920 gründet der Physiker in Kiel die Behm-Echolot-Fabrik. Als die Nationalsozialisten ihn im Zweiten Weltkrieg zwingen wollen, sein Wissen in den Dienst der U-Boot-Flotte zu stellen, zieht sich Behm aus dem Geschäft zurück. In einer kleinen Fischerhütte im schleswig-holsteinischen Tarp forscht er privat weiter. 110 Patente meldet Behm in seinem Leben an. Mit dem von ihm erfundenen Echolot entstehen die ersten Reliefkarten des Atlantikbodens. Wie diese Daten später Alfred Wegener zur Theorie der Plattentektonik führen, erlebt Alexander Behm nicht mehr. Im Alter von 71 Jahren stirbt er 1952 in seiner Fischerhütte. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 12.11.2020: Vor 65 Jahren: Bundeswehr ernennt die ersten 100 Soldaten
Bernd Rexing
Einen Schallstärkenmesser hat Alexander Behm bereits erfunden, als 1912 die &#034;Titanic&#034; einen Eisberg rammt und sinkt. Das Unglück veranlasst den Physiker, ein neues Ortungssystem zu entwickeln: das Echolot.
[ "Stichtag", "11.11.1880", "11.11.2020", "11. November 1880", "11. November 2020", "Alexander Behm", "Echolot", "Physiker", "Akustik", "Schall", "Schallwellen", "Ortungssystem" ]
Stichtag
2020-11-11T00:00+01:00
2020-11-11T00:00+01:00
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15. Februar 1970 – Erstes DDR-Festival des politischen Liedes
Optimistisch und naiv, ideologisch und dogmatisch: So zeigt sich das Liedgut der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Besungen werden die Genossen Stalin und Walter Ulbricht, besungen werden Rinderoffenställe und die SED. Aber mit vertonten Parteiprogrammen ist vor allem die Jugend nicht für den real existierenden Sozialismus zu begeistern. Nach dem Mauerbau ist in den späten 60ern eine Generation von DDR-Bürgern herangewachsen, die sich durchaus mit ihrem Staat identifizieren will, aber auch die kritische Auseinandersetzung sucht. Aber Mitsingen möchte sie Parolengesänge wie "He He He, SED ist historisch auf der Höh‘" oder "Und im hellen Sonnenschein zieht der Sozialismus ein" eher nicht. Gute Jugendlieder sind noch rar. "Jugendlieder sind noch rar" tönt es auch in einem Jugendlied aus dem Oktoberklub. Gegründet wird er 1966 von einigen jungen DDR-Musikern – und dies ausgerechnet nach US-amerikanischem Vorbild. Beim Klassenfeind im Westen nämlich hat sich unter der Schirmherrschaft des Folk-Sängers Pete Seeger eine so genannte Hootenanny-Kultur etabliert, bei der Musiker ungezwungene, oft improvisierte gesellige Konzerte veranstalten. Dem wollen die engagierten DDR-Musiker nacheifern. Das wird erlaubt – nur der Ursprungsname "Hootenanny-Klub Berlin" ist den Parteibonzen ein Dorn im Auge. Kurzerhand nennt sich die Singgemeinschaft revolutionär in "Oktoberklub" um. Die Mitglieder des Oktoberklubs sind "hundertprozentig rot, überzeugt und ehrlich". So fasst es einer der wichtigsten Liedermacher der DDR, Reinhold Andert, selbst Gründungsmitglied, zusammen. Und sie stellen Konzerte auf die Beine, zu der internationale Stars des Protestsongs kommen. Das gefällt der SED-Führung, die sich auf der politischen Weltbühne um Anerkennung des ostdeutschen Staates bemüht. Sie beschließt, aus der lockeren Verbindung etwas Staatstragendes zu machen. Am 15. Februar 1970 wird aus einer Geburtstagsfeier des Oktoberklubs als offizielle Veranstaltung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Berlin das erste "Festival des politischen Liedes". Schnell entwickelt sich das Festival zu einer festen Größe der DDR-Kultur. Aus dem Westen kommen Stars wie Franz-Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp, Hannes Wader, Angelo Branduardi, Mercedes Sosa, Maria Farandouri, Mikis Theodorakis, Heinz-Rudolf Kunze, Konstantin Wecker, die "Erste Allgemeine Verunsicherung" – und auch Pete Seeger. Stars aus dem befreundeten sozialistischen Ausland zu bekommen, gestaltet sich indes schwieriger. "Für die sozialistischen Länder waren wir praktisch Westen, so komisch das klingt", sagt Reinhold Andert. "Die ließen die Leute nicht gern hierher." Wer reisen durfte, wurde in den ideologisch inetegren Jugendverbänden entschieden. "Und das war dann meist das Drama. Das waren immer die Schwachstellen im Programm." Außerdem wird das Festival immer mehr zum Propagandainstrument, mischt sich die SED in die Programmplanung ein. Reinhold Andert wird 1980 aus der Partei ausgeschlossen. Mit dem Ende der DDR wird es auch still um das politische Lied. 1990 findet das letzte Festival statt. Die politische Situation heute sei eben "nicht mehr so, dass ich Lieder brauche, um etwas zu bewerkstelligen", resümiert Andert. "Dafür sind Lieder eigentlich unnütz heute." Stand:15.02.2015
Thomas Köster
Die &#034;Internationale&#034; und vielleicht noch das Lied &#034;Die Moorsoldaten&#034; – mehr ist vom politischen Liedgut der DDR kaum übriggeblieben. Dabei gab es einst ein &#034;Festival des politischen Liedes&#034;, zu dem viel mehr geboten wurde als Propaganda. Und das mit internationaler Prominenz.
[ "Vorlage", "Stichtag", "15.02.1970", "15. Februar 1970", "15.02.2015", "15. Februar 2015", "Festival des politischen Liedes", "DDR" ]
Stichtag
2015-10-01T15:53+02:00
2015-10-01T15:53+02:00
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21. April 1915 - Anthony Quinn wird geboren
Sein Ruf als Draufgänger ist legendär: Anthony Quinn hat mit drei Ehefrauen und zahlreichen Geliebten 13 Kinder. Als das jüngste geboren wird, ist der Schauspieler 81 Jahre alt. "Wenn er etwas haben wollte, dann tat er alles, um es zu kriegen", erinnert sich Sohn Lorenzo. "So war es auch bei meiner Mutter." Quinn habe seine zukünftige zweite Ehefrau Iolanda bei den Dreharbeiten für den Film "Barabbas" (1961) das erste Mal gesehen. Eigentlich sei sie für das Einkleiden der Statisten zuständig gewesen, doch Quinn habe verlangt, dass sie stattdessen seine Kostüme schneidert. Zunächst sei ihm das verwehrt worden. "Da sagte er, dann dreh ich nicht. Sie mussten die Dreharbeiten für drei Stunden unterbrechen", so Lorenzo. Quinn, der am 21. April 1915 im mexikanischen Chihuahua zur Welt kommt, muss sich schon früh behaupten. Seine Mutter ist Mexikanerin, sein Vater ist Ire. "Als ich geboren wurde, war die mexikanische Revolution in vollem Gang. Mein Vater kämpfte an der Seite von Pancho Villa", so Quinn später. "Meine Mutter hat mich in einem Kohlekarren versteckt und ist so mit mir von Mexiko nach El Paso geflohen." Von dort geht es weiter nach Los Angeles. Der Vater kommt nach, wird aber später bei einem Verkehrsunfall getötet. Anthony bricht die Schule ab und nimmt jeden Job an, um die Familie zu ernähren. Er schlägt sich unter anderem als Metzger, Zementmischer, Taxifahrer, Boxer und Obstpflücker durch. Weil er lispelt, nimmt Quinn Sprechunterricht - denn er will unbedingt Schauspieler werden. Als der Regisseur Cecil B. DeMille für einen Western Indianer sucht, ergreift Quinn die Gelegenheit. Er gibt er vor, ein Cheyenne zu sein, und erhält die Rolle. Als DeMille seine hübsche Adoptivtochter Katherine zu den Dreharbeiten mitbringt, zögert Quinn ebenfalls nicht lange und nimmt sie zu seiner ersten Ehefrau. Zunächst spielt Quinn in Durchschnittsproduktionen Gangster und Revolverhelden. Das ändert sich, als er am Broadway Erfolg hat, zum Beispiel im Tennessee Williams Stück "Endstation Sehnsucht". Er wird neben Marlon Brando für den mexikanischen Revolutionsfilm "Viva Zapata" (1952) engagiert. Quinn gewinnt einen Oscar als bester Nebendarsteller. Plötzlich steht er im Rampenlicht. Doch weil Quinn das Gefühl hat, dass er nicht gut genug aussehe, um ein Hollywood-Star zu werden, geht er nach Europa. In Italien dreht er mit Regisseur Frederico Fellini den Welterfolg "La Strada" (1954). "Der Film überzeugte die Leute, dass ich wirklich ein Schauspieler war und öffnete mir alle Türen", resümiert Quinn. Zwei Jahre später wird er erneut mit einem Oscar ausgezeichnet: Quinn begeistert als Paul Gaugin an der Seite von Kirk Douglas in der Hauptrolle von Vincent van Gogh in "Ein Leben in Leidenschaft" (1956). Er ist "Der Glöckner von Notre Dame" (1956), wirkt mit beim Kriegsfilm "Die Kanonen von Navarone" (1961) und spielt in "Lawrence von Arabien" (1962) einen Stammesfürsten. Zum einem seiner größten Erfolge wird 1964 Quinns Rolle als freiheitsliebender und lebensbejahender "Alexis Sorbas". Der Mexikaner mit der US-Staatsbürgerschaft wird als Inkarnation eines Griechen gefeiert. "Tony war der ideale Schauspieler für Sorbas", sagt Regisseur Martin Ritt. "Nur ein Mann mit einer solchen Lebenslust konnte diese Rolle spielen." Für Quinn selbst ist es seine Lieblingsrolle. Er genießt, "dass der Funke des Glücks, die glückliche Lebenseinstellung auf die Menschen in der ganzen Welt übersprungen ist". In den 1970er Jahren zieht sich der Schauspieler langsam von Film zurück. Er beginnt zu malen und arbeitet als Bildhauer. Die Verkaufspreise seiner Plastiken und Bilder erreichen sechsstellige Beträge. Quinn verdient damit Millionen - Geld, das er für Unterhaltszahlungen und Abfindungen gut verwenden kann. Denn nach über 30 Ehejahren mit Iolanda heiratet er 1997 seine 48 Jahre jüngere ehemalige Sekretärin Kathy. Anthony Quinn stirbt am 3. Juni 2001 in Boston im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Stand: 21.04.2015
Dominik Reinle
Er spielt in Filmklassikern wie &#034; La Strada &#034; und &#034; Lawrence von Arabien&#034;. Doch bevor Anthony Quinn internationalen Erfolg als Schauspieler hat, muss er sich seinen Lebensunterhalt als Boxer, Früchtepflücker und Schlachter verdienen.
[ "Stichtag", "21.04.1915", "21. April 1915", "21.04.2015", "21. April 2015", "Anthony Quinn", "Schauspieler" ]
Stichtag
2015-10-01T16:12+02:00
2015-10-01T16:12+02:00
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13. Dezember 2005 - Vor 90 Jahren: Curd Jürgens wird geboren
Autos, Villen, Whiskey, Geld und Sex - Curd Jürgens führt sein Luxusleben in aller Öffentlichkeit: "Zum Jetset gehört man nur, wenn man mindestens 60.000 Kilometer im Jahr fliegt." Um diesen Lebensstil finanzieren zu können, muss der Schauspieler viel arbeiten. Er wirkt in mehr als 160 Filmen mit - oft ist es seichte Kost oder cineastischer Schund: "Er war ein viel besserer Schauspieler, als es die meisten seiner Filme vermuten ließen", schreibt der Kritiker Friedrich Luft.Geboren wird Curd Jürgens am 13. Dezember 1915 in München. Der Sohn einer Französin und eines Hamburger Exportkaufmanns besucht in Berlin das Gymnasium. Nach einem Intermezzo als Reporter für ein Abendblatt nimmt er Schauspielunterricht. Seine Karriere beginnt mitten in der Nazizeit: Ab 1936 spielt er an Theatern in Berlin und Wien. Er übernimmt auch kleine Rollen in Kinofilmen. 1941 gelingt im der Sprung an das Wiener Burgtheater. Seine zweite Ehefrau Judith Holzmeister lässt später anklingen, dass Jürgens zu einer Gruppe von Schauspielern gehört habe, die Verfolgte versteckte. 1955 kommt "Des Teufels General" in die Kinos, ein Drama über die Gewissensnöte des Luftwaffengenerals Harras im Naziregime. Schon das gleichnamige Bühnenstück von Carl Zuckmayer, das als Vorlage diente, löste breite Diskussionen aus. Der französische Regisseur François Truffaut kommentiert bissig: "Von Curd Jürgens verkörpert, wird Hauptmann Harras zum Supermann mit vorteilhaft behaarter, glänzender Heldenbrust, zu einem Tarzan des Zusammenbruchs." Der Film ist ein Erfolg und verhilft Jürgens zu anspruchsvolleren Rollen im In- und Ausland. Jürgens dreht mit Weltstars wie Ingrid Bergmann, Orson Welles, John Wayne, Robert Mitchum und Yves Montand. Bei den Dreharbeiten zu "Und ewig lockt das Weib" (1956) verpasst Brigitte Bardot dem 1,91 Meter großen, blauäugigen Hünen seinen Spitznamen: Der "normannische Schrank". Die deutsche Presse macht daraus einen "normannischen Kleiderschrank". Engagiert wird Jürgens vor allem, wenn es zwei Rollentypen zu besetzen gilt. Entweder verkörpert er den Mann in Uniform oder den verführerischen Liebhaber. Die Rolle des Playboys spielt er auch im Leben: "Ich habe mein Geld mit meiner Arbeit ehrlich verdient und deswegen geniere ich mich auch nicht, mein Geld für die Freizeitgestaltung auszugeben." Jeder seiner fünf Ehefrauen hinterlässt er eine Immobilie. Sein Motto: Es sei wichtiger, den Jahren mehr Leben zu geben, als dem Leben mehr Jahre. Curd Jürgens stirbt am 18. Juni 1982 im Alter von 66 Jahren in Wien. Stand: 13.12.05
Dominik Reinle (AnK)
Vor 90 Jahren: Curd Jürgens wird geboren
[ "13. Dezember 1915", "Curd Jürgens", "Schauspieler", "Jetset", "Playboy", "Luxus", "der normannische Schrank", "normannischer Kleiderschrank", "Lebemann", "Weltstar", "Star", "Orson Welles", "John Wayne", "Robert Mitchum", "Yves Montand", "Nazi", "Der Teufels General", "Brigitte Bardot", "Wiskhey", "Germknödel", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
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2015-10-05T11:51+02:00
2015-10-05T11:51+02:00
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1. August 1942 -<span lang="en"> Grateful Dead</span>-Frontmann Jerry Garcia wird geboren
An einem Apriltag 1943 erlebt der Schweizer Chemiker Albert Hofmann plötzlich Wundersames: Sein Bewusstsein geht auf eine irrwitzige Fantasiereise. Per Zufall hat er Lysergsäurediäthylamid entdeckt, den Stoff, der 20 Jahre später als LSD in Kalifornien die aufblühende Hippie-Bewegung berauscht. Den kongenialen Sound zu den bewusstseinserweiternden Trips liefert der Sänger und Gitarrist Jerry Garcia mit seiner Band Grateful Dead (Dankbare Tote). Garcias Musik prägt nicht nur die Hippie-Ära, sie hält auch ihre Ideale wie keine andere unverfälscht lebendig. Der Mitbegründer des Psychedelic Rock kommt 1942 in San Francisco zur Welt. Mit 17 schmeißt er die Schule, geht zur Army, kifft seine ersten Joints und wird bald wegen Disziplinlosigkeit entlassen. Zurück in San Francisco verdient er sein Geld als Folk-Gitarrist und Banjospieler. Dort lernt Jerry Garcia den Szeneautor Ken Kesey kennen und kommt mit den Ideen des LSD-Propheten Timothy Leary in Kontakt. Mit Bob Weir, der ihn bis zu seinem Tod begleiten wird, gründet Garcia eine Band, die sich nach mehreren Umbesetzungen The Warlocks nennt. Bald gehören sie zum Stamm der "Acid Tests", der von Kesey inszenierten halluzinogenen Happenings mit dem noch legalen LSD. 1965 tauft sich die Gruppe in Grateful Dead um. Mit ihrem Auftritt beim ersten Pop Festival in Monterey 1967 gewinnt die Band weit über die Westküste hinaus neue Fans. Der legendäre "Summer of Love" markiert das Ende der ursprünglichen Hippie-Szene und den Beginn der Flower-Power-Vermarktung durch die Plattenindustrie. San Francisco, vor allem der Hippie-Stadtteil Haight Ashbury, wo auch Grateful Dead wohnen, wird nun überrannt vom Blumenkinder-Tourismus mit all seinen negativen Folgen. Die Band flieht aufs Land und während Jefferson Airplane, The Mamas and the Papas oder Santana auf der Kultwelle zu millionenschweren Stars aufsteigen, verweigern sich Garcia und Genossen strikt jeder Kommerzialisierung. Sie gründen eine eigene Plattenfirma, spielen wenig hitfähige Platten mit langen Kollektivimprovisationen ein und geben Gratiskonzerte, die ihre Fans sogar aufnehmen dürfen.   "Make love, not war" lautet der gängige Slogan, doch mit Sprüchen hat Jerry Garcia nichts im Sinn. "Wir denken über einen friedvollen Planeten nach, nicht über irgendeine Macht, nicht über irgendwelche Kämpfe", betont er in Interviews. "Wir denken auch nicht an Revolution, Krieg oder sonst was in der Richtung." Auch nach Abflauen der Hippiewelle bleibt Jerry Garcias und Bob Weirs' Grateful Dead eine eingeschworene Fan-Gemeinde treu. Wie eine Hippie-Karawane folgen die "Deadheads" ihnen zu jedem ihrer oft vierstündigen Konzerte. Drei Jahrzehnte lang zieht die Band in den USA bei Live-Auftrittten regelmäßig mehr Besucher an als die Rolling Stones. Seit seiner Jugend konsumiert Jerry Garcia Drogen. Auf Marihuana und LSD folgen später Heroin und Kokain. 1976 fällt er in ein mehrtägiges Koma; dabei wird bei ihm Diabetes festgestellt. Trotzdem gönnt er sich keine Ruhe und ernährt sich weiter miserabel. Neben Auftritten mit Grateful Dead verfolgt Garcia Soloprojekte, malt und designt erfolgreich Krawatten und Hemden. Im Sommer 1995 lässt er sich in eine Drogen-Klinik einweisen, doch es ist zu spät für seinen malträtierten Körper. Am 9. August stirbt der 53-jährige Musiker an einem Herzanfall. Drei Tage später versammeln sich Tausende zu einer Gedenkfeier im Golden Gate Park von San Francisco. Auch Präsident Bill Clinton erweist dem Grateful-Dead-Gründer als "amerikanische Ikone" seine Referenz. Stand: 01.08.2012
Bernd Rexing
Grateful Dead mit Frontmann Jerry Garcia ist Keimzelle der Hippiekultur und des Psychedelic Rock . Der in San Francisco geborene Garcia verweigert sich jedem Kommerz und spielt unter LSD legendäre, ausufernde Gitaren-Soli. Präsident Clinton nennt ihn nach seinem Tod 1995 &#034;eine amerikanische Ikone&#034;.
[ "Stichtag", "01.08.2012", "01.08.1942", "1. August 2012", "1. August 1942", "Jerry Garcia", "Grateful Dead", "Psychedelic Rock", "San Francisco", "Hippie-Bewegung", "LSD", "Gitarrist", "Acid Rock", "Haight Ashbury", "Monterey Pop Festival" ]
Stichtag
2015-10-07T10:33+02:00
2015-10-07T10:33+02:00
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15. November 1280 - Todestag des Universalgelehrten Albertus Magnus
1248 stehen zwei Dominikanermönche am Rande einer riesigen Baustelle in Köln. Es sind der 40-jährige "Frater Albertus Teutonicus" und sein Schüler Thomas von Aquin. Beide beobachten die Handwerker, der ältere, später als Albertus Magnus bekannte Mönch wird von den wundervollen Steinfußböden aus römischer Zeit berichten, die dort gefunden werden. Später wird sich an dieser Stelle der Kölner Dom erheben. Die Legende, Albertus Magnus hätte die Entwürfe hierzu geliefert und den Plan von den Schutzheiligen der Steinmetze persönlich erhalten, zeugt von seiner Wertschätzung schon im Mittelalter. Geboren wird Albertus um 1200 im schwäbischen Lauingen. Schon früh interessiert er sich für Astronomie, Physik, Psychologie und Ethik. In den 1220er Jahren besucht er die aufstrebende Universitätsstadt Padua, wo die stark intellektuell ausgerichteten Brüder des später so genannten Dominikanerordens um Mitglieder werben. Albert tritt dem Orden bei und geht um 1230 in einen Dominikanerkonvent nach Köln. Hier absolviert er Noviziat und Theologiestudium, nach seiner Promotion ist er von 1245 bis 1248 Professor in Paris. Im Paris unterzeichnet Albertus die päpstliche Verurteilung des Talmud, setzt sich danach aber immer wieder unvoreingenommen mit der bedeutenden Schrift des Judentums auseinander. 1248 nach Köln zurückgekehrt, beauftragt ihn sein Orden, eine Klosterschule zu gründen, die bald schon Studenten aus ganz Europa anzieht: der Grundstock der Kölner Universität. Als Leiter der Klosterschule treibt Albertus die übliche scholastische Forschungsmethode als streng gefasstes Denksystem zur Bearbeitung wissenschaftlicher Fragen zur Perfektion. Von Aristoteles übernimmt er die Idee, die Welt mit rationalen Mitteln aus eigener Anschauung zu erfassen, und wird so zum Wegbereiter der empirischen Naturforschung. Albertus schafft zudem den Spagat einer Verbindung zwischen antiker Naturphilosophie und christlicher Schöpfungslehre. Ununterbrochen lehrt, forscht und schreibt Albertus, schlichtet Konflikte zwischen Bürgerschaft und Kirche, ordnet als Bischof das finanziell ruinierte Bistum Regensburg und reist als Prior der Ordensprovinz Teutonia mehrere Jahre zu Fuß zu den Konventen und Frauenklöstern Mitteleuropas. Seine letzten Lebensjahre verbringt er in Köln, wo die meisten seiner rund 70 Werke entstehen. Er stirbt am 15. November 1280 in Köln. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. November 2020 ebenfalls an Albertus Magnus. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 16.11.2020: Vor 15 Jahren: Auf dem Weltgipfel der Informationsgesellschaft wird der 100-Dollar-Laptop vorgestellt
Thomas Köster
Albertus Magnus ist ein Mann des 13. Jahrhunderts. Ein Universalgelehrter, auch damals schon ein Star. Nicht zuletzt die Stadt Köln verdankt ihren Ruhm dem Dominikanermönch.
[ "Stichtag", "15.11.1280", "15. November 1280", "15.11.2020", "15. November 2020", "Albertus Magnus", "Köln", "Universität" ]
Stichtag
2020-11-15T00:00+01:00
2020-11-15T00:00+01:00
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29. November 1947 – Offizielle Eröffnung der Deutschen Sporthochschule in Köln
Lehrer für den Sportunterricht sind wichtig. Aber nach 1945 sind zu wenige davon vorhanden: zumindest zu wenige, die politisch vom Nationalsozialismus unbelastet wären. Das ruft die Alliierten auf den Plan. Eine Ausbildungsstätte für Sportlehrer muss her. Und eine, die die angehenden Erzieher in Leibesertüchtigung darin schult, das Spielerische und nicht, wie zur NS-Zeit, das Martialische zu betonen. So stehen denn auch am Anfang an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln nicht nur Schwimmen und Bewegungsschulung auf dem Stundenplan, sondern auch Flötenunterricht, Gesang und Handtrommeltechnik. Für eine Sporthochschule in Deutschland haben die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg einige Städte im Auge. Frankfurt am Main und München gehören zu den Kandidaten. Trotzdem bekommt Köln den Zuschlag. Die Stadt verfügt über einige noch funktionierende Sportstätten. Und sie verspricht, sich finanziell zu kümmern. Der Sportfunktionär Carl Diem nimmt sich der Sache an. Auch wenn er später wegen seiner umstrittenen Rolle im Nationalsozialismus in die Kritik gerät: dieses Projekt ist seine Vision. "Eine vollkommene Sporthochschule" soll es seinen Wünschen entsprechend werden: "Keine Sportkaserne, sondern ein Sportparadies." Am 29. November 1947 wird die Deutsche Sporthochschule unter Diems Ägide offiziell eröffnet. Da sind die Studenten allerdings schon mehrere Monate im ersten Semester. Am Anfang ist noch vieles Improvisation: Die Betten für die Studenten zum Beispiel stehen in den Umkleideräumen der Hauptkampfbahn. Und auch am Samstag wird studiert. Heute hat die "Spoho" rund 6.000 Studenten – und ist bestens organisiert. Eingeschriebene können unter mehr als 1.000 Sportarten wählen, darunter auch Tauchen oder Bouldern. Wer in die Wirtschaft zu großen Konzernen wie Adidas oder Nike gehen will, kann Sportmanagement belegen, wer selbst schon eine Karriere als Olympiasieger oder Weltmeister hinter sich hat, an seiner zweiten Laufbahn feilen. Wie Kunstturner Fabian Hanbüchen, der momentan wohl der prominenteste Studierende ist. Eine Universität für Sport, an der man auch wissenschaftlich arbeiten und seinen Doktor machen kann, sei bis heute "unser Alleinstellungsmerkmal", sagt Ansgar Molzberger, der hier Sportgeschichte unterrichtet. Studierende kämen aus dem In- und Ausland nach Köln, "weil wir die Sportuniversität sind". Gesangsunterricht gibt es übrigens auch heute noch. Allerdings ausschließlich auf freiwilliger Basis.   Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 30.11.2017: Vor 30 Jahren: Todestag von Helmut Horten
Thomas Köster
Der erste Tag der Studenten an der Deutschen Sporthochschule beginnt um 8 Uhr 30 mit &#034;körperbildenden Übungen&#034;. Seminare gibt es damals auch am Samstag. Die &#034;Spoho&#034; hat eine Sechs-Tage-Woche und ist damals das, was sie heute noch ist: einzigartig in Deutschland.
[ "Stichtag", "29.11.1947", "29. November 1947", "29.11.2017", "29. November 2017", "Deutsche Sporthochschule" ]
Stichtag
2017-11-29T09:53+01:00
2017-11-29T09:53+01:00
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15. Oktober 1999 - "Ärzte ohne Grenzen" bekommt Friedensnobelpreis
"Es gibt sonst niemanden, der sich um uns kümmern würde", erzählt der herzkranke Hamad Najar. Der 63-Jährige ist aus Syrien im Flüchtlingslager Beirut gelandet und auf Hilfe angewiesen. "Ärzte ohne Grenzen sind für uns wie Engel, die kommen, um uns zu retten", sagt Najar dankbar. Nazek Raouf ist einer der "Engel". Die ehemalige Bonner Oberärztin ist für "Ärzte ohne Grenzen" vom Rhein nach Beirut gewechselt. Sie wollte Sinnvolles tun, nachdem ihre eigenen Kinder groß waren und das Leben am Rhein allzu bequem zu werden schien. Jetzt kommt sie kaum zur Ruhe. Die Krankenstation im Lager war angelegt für 500 Patienten im Monat. "Aber jetzt sehen wir 7.000. Wir explodieren", sagt die Ärztin. Raouf war auch schon im Jemen tätig, wo eine Cholera-Epidemie wütet. Die Bonnerin ist eine von rund 40.000 Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern- und pflegern, Hebammen und Logistikern, die derzeit für "Ärzte ohne Grenzen" im Einsatz sind: da wo Krieg herrscht, wo Epidemien wüten, wo Naturkatastrophen Menschenleben in Gefahr bringen. Gegründet wurde die Hilfsorganisation 1971 von französischen Ärzten nach einem Einsatz im Biafra-Krieg, bei dem Nigerias Regierung hunderttausende Menschen verhungern ließ. Künftig wollen die Mediziner nicht mehr – wie vom Roten Kreuz angeordnet – über ihre Erlebnisse schweigen. Behandeln und Bezeugen werden zum Leitspruch für "Ärzte ohne Grenzen". Fortan heilen die Mitarbeiter Wunden und machen Missstände öffentlich – politisch unabhängig und oftmals unbequem. Zwei gute Gründe, um die Hilfsorganisation am 15. Oktober 1999 mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen. Die Nachricht löst auch in Deutschland große Freude aus. "Einige der 14 Mitarbeiter hatten eigentlich frei heute, kamen aber sofort freudestrahlend in die Zentrale im Bonner Norden, um die ziemlich unerwartete Ehrung voll auszukosten", berichtet der WDR an diesem Tag. Nicht nur das Spendenaufkommen steigt in der Folge, auch die Anfragen nach möglichen Einsätzen im Ausland. Heute ist "Ärzte ohne Grenzen" in 70 Ländern aktiv. Arbeit gibt es genug, wie etwa der Ausbruch des Ebola-Fiebers in Westafrika 2014/2015. Auf dem Höhepunkt der Epidemie sind mehr als 4.000 Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen" im Einsatz. Auch bei der Seenotrettung im Mittelmeer ist die Hilfsorganisation dabei, trotz aller Kritik an den privaten Rettungsbooten von politischer Seite. Denn die "Ärzte ohne Grenzen" sind überzeugt: "Jedes Menschenleben ist es wert, gerettet zu werden."  Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 16.10.2019: Vor 75 Jahren: Beginn der sowjetischen Offensive gegen Ostpreußen
Anke Fricke
Im Dezember 1971 schließt sich eine Handvoll Ärzte zu einer Hilfsorganisation zusammen. Seither kümmern sich die &#034;Ärzte ohne Grenzen&#034; um Menschen in Krisengebieten.
[ "Stichtag", "15.10.1999", "15. Oktober 1999", "15.10.2019", "15. Oktober 2019", "Ärzte ohne Grenzen", "Friedensnobelpreis" ]
Stichtag
2019-10-15T00:00+02:00
2019-10-15T00:00+02:00
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24. Juli 2007 - Vor 35 Jahren: Neues Tierschutzgesetz verkündet
Hermann Göring ist ein Tierfreund. Während die Nationalsozialisten die Internierung von Juden, Homosexuellen, Sinti und Roma in Konzentrationslagern planen, zeigt sich der Reichsjagdminister sensibel für die Würde der geschundenen Kreatur. "Nicht nur um das Tier zu schützen ist Tierschutz notwendig", sagt Göring im August 1933. "Wir bekämpfen gleichzeitig unüberlegte Gleichgültigkeit gegenüber dem Tier und seinen Schmerzen, menschliche Rohheit und Grausamkeit." Drei Monate später verabschiedet die Regierung das erste Reichstierschutzgesetz. Unter anderem stellt es das koschere Schlachten der Juden unter Strafe.  In der Bundesrepublik bleibt das Reichstierschutzgesetz zunächst unberührt. Zwar dürfen Schweine ab 1952 nicht mehr per Hammerschlag, sondern müssen mit dem Bolzenschussgerät getötet werden. Aber es dauert bis zu schockierenden Bildern des Journalisten Horst Stern aus Versuchslaboren und Hühnerfarmen, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Tierrechte wirklich zu schärfen. Am 24. Juli 1972 wird das neue Tierschutzgesetz verkündet. Im Gegensatz zum Reichstierschutzgesetz setzt er nicht auf emotionale oder ideologische Propaganda denn auf eine ebenso ethische wie wissenschaftliche Betrachtung. "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen", lautet sein erster Paragraph. Auf medizinische Eingriffe, Tierversuche, Tierhaltung, Tötung und Transport von Tieren wird ebenso eingegangen wie auf den Handel mit ihnen und erstmals auch auf den Zusammenhang von Tierquälerei und Intensivtierhaltung. Ab sofort ist es verboten, Hunden und Katzen die Schwänze zu kupieren, Tiere auszusetzen oder zum Zweck des Verkaufs als Nahrungsmittel übermäßig zu mästen. 30 Jahre später wird der Schutz der Tiere in Artikel 20a als Grundrecht im Grundgesetz verankert: "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere". Seitdem sind Hund, Katze und Maus fast Tiere wie du und ich. Stand: 24.07.07
Thomas Köster (sal)
Vor 35 Jahren: Neues Tierschutzgesetz verkündet
[ "24. Juli 1972", "Tierschutz", "Tierschutzgesetz", "Hermann Göring", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
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2018-11-20T15:08+01:00
2018-11-20T15:08+01:00
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20. Mai 1818 - Geburtstag des Unternehmers William George Fargo
Zu jedem anständigen Wild-West-Film gehört ein harter Cowboy, eine schutzbedürftige Lady, und ein Banküberfall. Oder eine Postkutsche, die wahlweise von Banditen oder Indianern überfallen wird. Zumeist ist dann in gut lesbaren Lettern am Holz-Chassis der Name des Fuhrunternehmens zu lesen: "Wells Fargo & Co". Dessen Mitbründer William George Fargo ist kein harter Cowboy. Auch bereist er den Wilden Westen nur zwei Mal. Und trotzdem hat er den Western-Mythos durch seine Postkutschen und seine Bankfilialen wie kein zweiter geprägt. Fargo wird 1818 in Pompey im US-Bundesstaat New York geboren. Schon mit 14 muss er seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten. Bei seinen Aushilfsjobs in Lebensmittelgeschäften begreift er, wie wichtig es sein kann, Waren möglichst schnell und frisch von einem Ort zum anderen zu transportieren: Später wird seine Firma als erste Eisenbahnwaggons mit Tonnen von Eis zur Kühlung durch die USA schicken. 1841 geht Fargo als Frachtagent zu einer Bahngesellschaft nach Auburn. Neun Jahre später gründet er mit dem 13 Jahre älteren Henry Wells das heutige Kreditkarten-Imperium "American Express", damals ein Versanddienst für Briefe und Pakete. Als am Ufer des Sacramento der Goldrausch ausbricht, eröffnet das Duo unter dem Namen "Wells, Fargo & Co" eine Zweigstelle in San Francisco – und bietet glücklichen Goldgräbern zweierlei: einen vertrauensvollen Postkutschendienst für Waren und Personen sowie eine sichere Bank für ihre Funde. 1858 startet der regelmäßige Liniendienst per Kutsche zwischen Ost und West. Konkurrierende und schon bestehende Unternehmen werden kurzerhand aufgekauft. Mit Kutschen, Schiffen und später Eisenbahnen tragen Wells und Fargo entscheidend zur Anbindung des amerikanischen Westens an den Osten bei. 1858 gründen sie ihre legendäre Postkutschenverbindung zwischen Atchinson in Kansas und dem fast 3.000 Kilometer entfernten Placerville in Kalifornien: 153 Haltestationen zur Rast, aber auch zum Pferde- und Kutscherwechsel. Im günstigsten Fall dauert die Strapaze drei volle Wochen, bis zu 500 Dollar zahlen die Passagiere. Als Überfälle auf die Postkutschen überhand zu nehmen und das Vertrauen der Kunden zu schwinden droht, gründet Wells Fargo 1873 mit erfahrenen Ex-Sheriffs einen eigenen Sicherheitsservice. Als 1869 die transkontinentale Eisenbahn Fahrt aufnimmt, gründen die Unternehmer den Lebensmittel-Transportservice "Fargo Fast". William George Fargo stirbt am 3. August 1881 in Buffalo. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. Mai 2018 ebenfalls an William George Fargo. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 21.05.2018: Vor 165 Jahren: Erstes Aquarium eröffnet im "Regents Park Zoo" in London
Thomas Köster
William George Fargo gilt als einer der Pioniere des amerikanischen Post- und Transportwesens. In den USA ist Name bis heute lebendig. Bei uns dürften zumindest Westernfans etwas mit &#034;Wells Fargo&#034; anfangen können.
[ "Stichtag", "20.05.1818", "20. Mai 1818", "20.05.2018", "20. Mai 2018", "William George Fargo" ]
Stichtag
2018-05-20T00:00+02:00
2018-05-20T00:00+02:00
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13.05.1833 - "Italienische Sinfonie" von Felix Mendelssohn-Bartholdy uraufgeführt
Einen Monat später trifft er in Rom ein und spricht vom "Hauptpunkt" seiner Reise - eine Parallele zu Goethe: Auch er empfand, 44 Jahre vor Mendelssohn, Rom als Höhepunkt seiner Italien-Erkundungen. Für Mendelssohn steht zweierlei im Vordergrund: der Genuss von Landschaft und italienischer Lebensart sowie die intensive Begegnung mit der Kulturgeschichte. Italien lädt ihn mit neuer Energie auf. Er beginnt die Arbeit an einer Sinfonie, über die es im Februar 1831 heißt: "Die italienische Symphonie macht gute Fortschritte, sie wird das lustigste Stück, das ich je gemacht habe." Doch es braucht noch, bis sein - neben dem Hochzeitsmarsch - heute wohl populärstes Werk fertig gestellt und vom Komponisten selbst im Mai 1833 in London mit großem Erfolg uraufgeführt wird. Redaktion: Michael Rüger
Christoph Vratz
Im Mai 1830 begibt sich Felix Mendelssohn-Bartholdy auf eine knapp zweijährige Italien-Reise. Er ist euphorisiert. Am 9. Oktober heißt es aus Venedig: &#034;Das ist Italien! Und was ich mir als höchste Lebensfreude, seit ich denken kann, gedacht habe, das ist nun angefangen, und ich genieße es.&#034;
[ "WDR5", "13.05.2018", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Italienische Sinfonie", "Musik", "Felix Mendelssohn-Bartholdy" ]
Radio
2018-05-08T14:59+02:00
2018-05-08T14:59+02:00
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30. August 1901 – Erster Staubsauger zum Patent angemeldet
Anfang des 20. Jahrhunderts wird bei Säuberungsaktionen noch viel Staub aufgewirbelt. Die Erfahrung muss der junge Brückenbauingenieur Hubert Cecil Booth machen, als er in der Londoner St. Pancras Station einer öffentlichen Reinigungsvorführung der Railway Company beiwohnt. Von dem mit Druckluft durch den Waggon geblasenen Schmutz landet nur wenig im Auffangbehälter. Da hat Booth die Idee, ein Gerät zu konstruieren, das den Staub nicht wegbläst, sondern im Umkehrverfahren einfach ansaugt. In seinem Büro versucht er das Prinzip zu testen, indem er durch den Mund über die Oberfläche seines Sessels saugt – und erstickt dabei fast. Bei einem zweiten Versuch auf dem Teppich benutzt er ein Taschentuch als Filter. Bereits am nächsten Tag beginnt er mit der Konstruktion einer mit Staubfilter versehenen und mittels Benzinmotos betriebenen Vakuumpumpe. Geboren wird Booth 1871 in Gloucester. Zunächst arbeitet er in einer Schiffsbauanstalt, später konstruiert er Riesenräder für Vergnügungsparks. Am 30. August 1901 reicht er das Patent für den ersten Staubsauger der Welt in London ein. Mit seiner tonnenschweren, fast die Ausmaße einer Dampflokomotive erreichenden Saugpumpe reinigt Booth kurz darauf in Westminster Abbey den Krönungsteppich, über den Edward VII. kurze Zeit später schreitet. Der frischgebackene König ist von der sauberen Aktion derart begeistert, dass er 1902 gleich zwei der monströsen Apparate für den Buckingham Palace und Schloss Windsor ersteht. Die 700 Pfund steckt Booth in die Gründung seiner British Vacuum Cleaner Company. Fortan darf Booth die Villen und Schlösser der britischen High Society reinigen. Zwei Pferde ziehen seine Staubsauger zu ihrem Einsatzort; eine fünfköpfige Mannschaft hievt die bis zu 100 Meter langen Schläuche durch die Fenster. Teilweise sind Glasröhren eingebaut, damit die feine Gesellschaft dem Absaugen ihrer Verstaubungen bei einer gepflegten Tasse Tee zuschauen kann.  1904 baut Booth den ersten tragbaren Staubsauger für den Hausgebrauch, der aber noch von zwei Bediensteten bedient werden muss. Drei Jahre später fegt ihn die Firma Hoover mit ihren handlicheren Produkten vom Markt. Als Booth 1955 stirbt, hat sich seine Firma wieder auf große Saugpumpen – diesmal für die britischen Kohleminen – spezialisiert. Stand: 30.08.2011
Thomas Köster
In London reicht Hubert C. Booth ein Patent für den ersten Staubsauger der Welt ein. Mit seiner tonnenschweren Saugpumpe reinigt er kurz darauf im Auftrag Edwards VII. den Krönungsteppich unter dem Thron von Westminster Abbey .
[ "Stichtag", "30.08.1901", "30. August 1901", "30.08.2011", "30. August 2011", "Staubsauger", "Patent", "Erfindung", "Hubert C. Booth" ]
Stichtag
2015-10-07T17:10+02:00
2015-10-07T17:10+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5930~_mon-102009.html
26. März 2009 - Vor 120 Jahren: Erster schriftlicher Beleg für das Wort "Fan"<br/>
Für Angela und Heidi aus Stuttgart bricht im Frühjahr 1996 eine Welt zusammen. "Wir durchleben schreckliche Tage", gestehen die damals 16-jährigen Mädchen einer Zeitung ihrer Heimatstadt Stuttgart. Ursache der herzzerreißenden Tragödie ist die Trennung der britischen Boyband Take That, zu deren glühenden Anhängerinnen die beiden Teenies gehören. Auch 13 Jahre später bezeichnen sich Angela und Heidi noch als Hardcore-Fans  von Robbie Williams, Gary Barlow & Co. Doch von der grenzenlosen Verehrung anderer damals selbstmordgefährdeter Leidensgenossinnen waren sie zum Glück weit entfernt. Bekannt sind Fans bereits seit der Antike. Stolze Olympioniken in Griechenland oder todesmutige Wagenlenker im römischen Circus Maximus haben ebenso ihre treue Anhängerschaft wie heutzutage Leinwandhelden, Popstars oder Spitzenfußballer. Über die Entstehung  des Begriffs sind sich die Sprachforscher allerdings uneins. Die einen sehen es als Verkürzung des Wortes "fanatic". Andere wollen nicht gleich jeden Fan zum Fanatiker erklären und finden die Wurzeln eher im englischen Verb "to fancy ", das unter anderem so viel wie "gern mögen" bedeutet.  Gebräuchlich ist das Wort auf jeden Fall erst seit 120 Jahren. Erstmals schriftlich erwähnt wird es am 26. März 1889 in den Vereinigten Staaten.  In einem Artikel der Zeitung "Kansas City Star and Times" werden so die Zuschauer eines Baseballspiels bezeichnet. Im Bereich des Sports wird im Deutschen auch das Wort "Schlachtenbummler" als Synonym für "Fan" verwendet. So martialisch wie dessen Klang ist seine Herkunft: Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 bezeichnet man so Zivilisten, die aus lauter Neugier einen Ausflug an die Front unternehmen - auf neudeutsch also Gaffer. Den wahren, eingefleischten Fan trennen natürlich Welten von solch oberflächlichem und kurzzeitigem Interesse. Doch auch die leidenschaftlichste Treue zum Objekt der Verehrung muss nicht zwangsläufig in Selbstaufgabe und Suizidgefahr enden. Dass die Geduld der Fans durchaus ihre Grenzen haben kann, erfahren derzeit etliche englische Fußballclubs, die ihre Anhängerschaft durch eine überzogene Preisgestaltung und Bevorzugung der solventen Edelfans in teuren VIP-Logen vergraulen. Da setzt sich der wahre Fußball-Fan lieber in den Billigflieger und genießt seinen Sport auf Stehplatzrängen jenseits des Kanals: am Hamburger Millerntor beim FC St. Pauli. Stand: 22.03.09
Bernd Rexing (fom)
Vor 120 Jahren: Erster schriftlicher Beleg für das Wort &#034;Fan&#034;
[ "22. März 1889", "Take That", "Hardcore-Fan", "Fanatismus", "Schlachtenbummler", "Gaffer", "Verehrung", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T10:17+02:00
2015-10-06T10:17+02:00
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1. März 1938 - Samsung wird als Lebensmittelgeschäft in Südkorea gegründet
Das höchste Gebäude der Welt steht in Dubai, gebaut von Samsung. Der riesige Mischkonzern baut nämlich nicht nur Smartphones, er betreibt auch Baufirmen, Hotels, Freizeitparks und eine Modekette. Angefangen hat alles am 1. März 1938, mit einem Lebensmittelladen. An dem Tag gründet der Südkoreaner Lee Byung-chull ein Lebensmittelgeschäft und verkauft Früchte, Gemüse und Trockenfisch nach China. Später errichtet er die erste Zuckerraffinerie seines Landes, steigt in die Textilbranche ein und erschließt sich  immer mehr Geschäftsfelder: Aus dem kleinen Lebensmittelgeschäft wird nach und nach der größte Mischkonzern Südkoreas. "Eine Stunde Samsung ist eine Minute Freude über die aktuellen Erfolge und 59 Minuten Vorbereitung auf die nächste Herausforderung", sagte Hans Wienand einmal, ehemaliger Chef von Samsung Electronics in Deutschland. Die Elektronik-Sparte entsteht 1969 und gilt heute als Flaggschiff des Konzerns – obwohl Samsung zunächst auf billige Massenware setzt. Die Qualitätsoffensive geht zurück auf eine Rede von Lee Kun-hee, einem der Söhne des Firmengründers. Er fordert von seinen Spitzenkräften im Jahr 1993 nichts weniger als den Aufstieg zum weltweit führenden Technologiekonzern – und vollen Einsatz. "Ihr müsst euch von allem trennen, außer von euren Frauen", sagt er. Der Appell zeigt Wirkung. In zwei Jahrzehnten bringt es Samsung zum Weltmarktführer in den Bereichen Fernsehgeräte, Smartphones und Speicherchips. Auch Krisen übersteht der Konzern: einen Korruptionsskandal und im Jahr 2016 einen technischen Supergau. Damals zieht Samsung das Smartphone Galaxy Note 7 zurück – weil die Gefahr besteht, dass der Akku Funken sprüht und sogar explodiert. Doch der Dauereinsatz all der Samsung-Geräte bringt Nebenwirkungen mit sich. So sind in Südkorea 90 Prozent der Teenager kurzsichtig. Und jeder fünfte gilt sogar als Smartphone-süchtig. Auch hierzulande nutzt  der Nachwuchs immer früher und immer länger mobile Endgeräte. Im Oktober 2015 veröffentlicht die Universität Mannheim dazu eine Studie: Wenn Kinder und Jugendliche Smartphones häufig nutzen, steige das Risiko von Stress und Abhängigkeit, so die Forscher. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 02.03.2018: Vor 20 Jahren: Das Deutsche Kabarettarchiv entsteht in Mainz
Martina Züger
Erst verkauft der Südkoreaner Lee Byung-Chull Früchte, Gemüse und Trockenfisch nach China. Dann erschließt er sich immer mehr Geschäftsfelder: Aus dem kleinen Lebensmittelgeschäft wird nach und nach der größte Mischkonzern Südkoreas.
[ "Stichtag", "01.03.1938", "1. März 1938", "01.03.2018", "1. März 2018", "Samsung", "Unternehmen", "Gründung", "Lebensmittel", "Geschäft", "Elektronik", "Smartphone", "Tablet" ]
Stichtag
2018-03-01T00:00+01:00
2018-03-01T00:00+01:00
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25. März 1953 - Bundestag verabschiedet Bundesvertriebenengesetz
Ostpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schlesien - kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtet etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung aus den damaligen deutschen Ostgebieten vor der vorrückenden Roten Armee. Noch während des Krieges beginnt auch die teilweise gewaltsame Ausweisung deutscher Minderheiten aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. Die nationalsozialistische Angriffs- und Ausrottungspolitik wirkt sich auch im Nachhinein aus: Schätzungsweise bis zu 14 Millionen Deutsche machen sich auf den Weg nach West- und Ostdeutschland, sagt Gundula Bavendamm, Leiterin der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin. Wie viele von ihnen auf der Flucht gestorben sind, ist bis heute unklar. Die Geflüchteten werden nicht mit offenen Armen empfangen. "Es gab keine Willkommenskultur", sagt Historiker Andreas Kossert. "Das rassistische Gedankengut der nationalsozialistischen Ideologie war weiterhin präsent." Jahrelang habe die Nazi-Propaganda das Vorurteil von den "slawischen Untermenschen" geprägt. Die soziale Frage der Bundesrepublik sei in den 1950er und 1960er Jahren die prekäre Lage der Vertriebenen und Flüchtlinge gewesen, so Historikerin Bavendamm. "Und darauf hat man mit Gesetzen reagiert." Neben dem Flüchtlingssiedlungsgesetz, dem Soforthilfegesetz und dem Lastenausgleichsgesetz gibt es als umfassende Regelung das Bundesvertriebenengesetz (BVFG). Es wird am 25. März 1953 vom Bundestag verabschiedet und soll die Grundlagen für die Eingliederung der Vertriebenen schaffen. In 107 Paragrafen werden die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Rechten und Vergünstigungen bestimmt. Das "Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge" enthält auch Bestimmungen über die Zulassung zu Berufen und die Förderung selbstständiger Erwerbstätigkeit. Geregelt wird ebenfalls die Umsiedlung zwischen den verschiedenen Bundesländern nach dem Prinzip der Freiwilligkeit und gemäß einem jährlich aufgestellten Umsiedlungs- und Finanzierungsplan. Im BVFG wird zudem dem Bund und den Ländern die Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge auferlegt. Bereits seit 1948 sind in den Westzonen überparteiliche Zusammenschlüsse der Vertriebenen erlaubt, die sogenannten Landsmannschaften. Nach der Gründung der Bundesrepublik haben sich die Vertriebenen auch als Partei organisiert: 1950 ist der "Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten" (BHE) zugelassen worden. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. März 2018 ebenfalls an das Bundesvertriebenengesetz. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 26.03.2018: Vor 120 Jahren: Erstes Schongebiet für Tiere in Afrika
Dominik Reinle
Nach dem Zweiten Weltkrieg müssen Millionen Flüchtlinge und Vertriebene im zerstörten Deutschland aufgenommen werden. Dafür sind umfassende gesetzliche Regelungen notwendig.
[ "Stichtag", "25.03.1953", "25. März 1953", "25.03.2018", "25. März 2018", "Bundesvertriebenengesetz", "Vertriebene", "Zweiter Weltkrieg", "Bundestag", "Gesetz", "Flüchtlinge", "Geflüchtete" ]
Stichtag
2018-03-27T09:27+02:00
2018-03-27T09:27+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-bundestag-bundesvertriebenengesetz-100~_mon-072015.html
18. Mai 1972 - "Die neuen Leiden des jungen W." in Halle uraufgeführt
Eigentlich soll aus dem Stoff ein Film werden. Weil das 1969 entstandene Skript in der DDR aber nicht genehmigt wird, macht sein Autor Ulrich Plenzdorf ein Theaterstück daraus: "Die neuen Leiden des jungen W." Die Hauptfigur Edgar Wibeau ist ein 18-jähriger Lehrling, der seine Lehre abbricht, weil er als Sohn der Betriebsleiterin immer den braven Jungen spielen muss. Er setzt sich aus der Provinz nach Berlin ab und versteckt sich dort auf einem Abrissgelände in einer Laube. Im Plumpsklo seiner Laube findet Wibeau eine Reclam-Ausgabe von Johann Wolfgang Goethes Werther. Er verliebt sich in eine bereits vergebene Kindergärtnerin, die er nach dem Vorbild von Werthers Charlotte "Charlie" nennt. Ihr zuliebe arbeitet er auf dem Bau. Von seinen Kollegen aus der Malerbrigade lässt er sich von deren Idee anstecken, ein "nebelfreies Farbspritzgerät" zu konstruieren. Als Wibeau in seiner Laube die Erfindung alleine vorantreiben will, stirbt er versehentlich an einem Stromschlag. Das Filmskript hat die DEFA abgelehnt, weil Plenzdorf seinen Frust über die zunehmende Zensur, die Zwänge und die Kleinkariertheit in der DDR hineingeschrieben hat. Als Sohn überzeugter Kommunisten war er mit seinen Eltern 1950 vom Westteil Berlins in den Osten gezogen. Doch inzwischen empfindet er nur noch ein großes Unbehagen: "Ich war mit Pulver bis über die Ohren voll von einer Zeit, die geprägt war von Gängelei." Als Erich Honecker 1971 die Macht übernimmt, setzt in der DDR eine kurze Tauwetter-Phase ein: "Dann sagte Honecker solche Sätze wie: 'Es darf keine Tabus mehr geben - wenn man vom sozialistischen Standpunkt ausgeht'", erinnert sich Plenzdorf später. Aus seiner Sicht haben die Unzufriedenen diesen Nachsatz verdrängt und sich stattdessen an den Tabu-Satz geklammert. Im März 1972 kann Plenzdorf seinen Werther in der Literaturzeitschrift "Sinn und Form" veröffentlichen. Kurz darauf wird am 18. Mai 1972 die Theaterfassung in Halle uraufgeführt - und ein sensationeller Erfolg. Auch auf der anderen Seite der Mauer ist das Stück erfolgreich: "Die neuen Leiden des jungen W." avanciert in den folgenden zwei Jahren zum meistgespielten Werk auf ost- und westdeutschen Bühnen. Das Buch, das 1973 erscheint, wird zum Millionen-Bestseller und macht Plenzdorf weltberühmt. Für Plenzdorf sind die meisten Inszenierungen seines Stücks allerdings zu harmlos. Seine eigenen Vorstellungen kann er erst in der Verfilmung von Eberhard Itzenplitz verwirklichen, die 1976 gedreht wird - in der Bundesrepublik. Stand: 18.05.2012
Dominik Reinle
Eigentlich soll aus dem Stoff ein Film werden. Weil das Skript in der DDR aber nicht genehmigt wird, macht sein Autor Ulrich Plenzdorf ein Theaterstück daraus: &#034;Die neuen Leiden des jungen W.&#034; Es wird am 18. Mai 1972 in Halle an der Saale uraufgeführt.
[ "Stichtag", "18.05.1972", "18. Mai 1972", "18.05.2012", "18. Mai 2012", "Ulrich Plenzdorf", "Die neuen Leiden des jungen W.", "Uraufführung", "DDR", "Erich Honecker", "DEFA", "Johann Wolfgang Goethe" ]
Stichtag
2015-10-07T12:11+02:00
2015-10-07T12:11+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6624~_mon-042021.html
24. Oktober 2004 - Schönstes deutsches Wort gekürt
"Liebe ist nur ein Wort." Das behauptet Bestsellerautor Johannes Mario Simmel 1963 im Titel eines Romans über eine verhängnisvolle Affäre, die im Selbstmord mündet. Dass es sich bei "Liebe" um ein besonders schönes deutsches Wort handelt, verschweigt der Autor geflissentlich. Anders Gloria Bosch aus Mallorca. Ihr ist die Attraktivität des Wortes durchaus bewusst. Darum reicht sie es in seiner Variante "Lieben" 2014 bei der Kür zum schönsten deutschen Wort ein. Die Jury ist zunächst skeptisch. "Es ist ein kompliziertes Wort, weil es so vernutzt ist", sagt etwa der Schriftsteller Uwe Timm. Aber Boschs Begründung überzeugt auch ihn."'Lieben' ist für mich das schönste deutsche Wort, weil es nur ein 'i' von „leben“ entfernt ist.“ Konsequenz: Bei der Bekanntgabe der Preisträger am 24. Oktober 2004 in der WDR-Sendung "WestArt" erreicht "Liebe" immerhin Platz drei.  Initiiert wird die Wahl zum schönsten deutschen Wort vom eher unbekannten Deutschen Sprachrat: eine im Vorjahr gegründete Gesellschaft, die sich die Aufklärung, Sprachkritik und Diskussion über die deutsche Sprache auf die Fahnen geschrieben hat; Schirmherrin ist die Präsidentin des Goethe-Instituts und Sprachrats-Vorsitzende Jutta Limbach. Letztendlich beteiligen sich 22.000 Menschen an dem Wettbewerb, vornehmlich Frauen. Jeder vierte Einsender kommt aus dem Ausland. "Himbeerranke", "Wirrwarr" und "Funkeln" gehören ebenso zu den Vorschlägen wie "hinterfotzig", "Sternschnuppe", "Rhabarbermarmelade", "Miesepeter" oder  "Eierschalensollbruchstellenverursacher".  Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erklärt "Erfüllungsmelancholie" zu seinem Lieblingswort: "denn am Ende hat man beides: Erfüllung, Glücksgefühle – und eine Melancholie, weil plötzlich etwas abgeschlossen ist."  Am Ende siegen laut Jury-Mehrheitsbeschluss die "Habseligkeiten", gefolgt von "Geborgenheit" und, eben, "lieben". Letztendlich ist es auch hier weniger der Begriff, als vielmehr die Begründung von Preisträgerin Doris Kalka, die überzeugt: "Das Wort verbindet zwei Bereiche unseres Lebens, die gegenseitiger nicht sein könnten: das höchste weltliche Haben, den irdischen Begriff – und das höchste, im irdischen Leben eigentlich unerreichbare Ziel: die Seligkeit." Das Wort beschreibe "so eine Sehnsucht, dass man ein paar Dinge in ein Tuch wirft, an einen Wanderstab bindet und geht", begründet Jury-Mitglied und Schriftsteller Jakob Hein die Entscheidung.  Schön und poetisch ist Kalkas Begründung auf jeden Fall. Aber sie ist auch falsch. Denn der Wortstamm der "seligkeit" in den "Habseligkeiten" kommt von "sal", das auch in "Labsal" oder "Trübsal" vorkommt. Mit "selig" im Sinne von "glücklich" hat dies aus sprachwissenschaftlicher Perspektive offensichtlich herzlich wenig zu tun. Stand: 24.10.2014
Köster
Was ist das schönste Wort im Land? Der Deutsche Sprachrat will es wissen und lobt einen Wettbewerb aus. Gewinner wird nach dem Urteil einer Experten- Jury &#034;Habseligkeiten&#034;, dicht gefolgt von &#034;Geborgenheit&#034;, &#034;Lieben&#034; und &#034;Augenblick&#034;.
[ "Vorlage", "Stichtag", "24.10.2004", "24. Oktober 2004", "24.10.2014", "24.Oktober 2014", "schönstes deutsches Wort", "Habseligkeiten" ]
Stichtag
2015-10-07T16:35+02:00
2015-10-07T16:35+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8684~_mon-122009.html
18. Dezember 2001 – <span lang="fr">Gilbert Bécaud</span> stirbt in Paris
Die Legende von Gilbert Bécaud als "Monsieur 100.000 Volt" beginnt Anfang Februar 1955 im Pariser "Olympia". 2.000 Menschen passen in den Konzertsaal, aber vor der Tür stehen 3.000 Jugendliche, die letztlich das Gebäude stürmen. Bécaud ist ein Nervenbündel. Aber er schafft es, seine Energie positiv umzusetzen. Er jazzt und swingt, bis die Menge fanatisch mitgeht und sich schließlich über das Mobiliar hermacht. Weibliche Fans schleudern ihre Slips auf die Bühne: So etwas hat es bisher noch nicht gegeben. "Fortan strömte die Menge zu Bécaud ins 'Olympia'", wird der Biograf des Sängers, Laurent Balandras, später sagen, "um die Sitze zu zerlegen". Geboren wird Bécaud 1927 als Gilbert François Léopold Silly im südfranzösischen Toulon. Seine Mutter ist Schneiderin, der Vater arbeitet im Pariser Varietétheater Lido. Mit fünf Jahren benutzt Bécaud die heimischen Kochlöffel und Töpfe als Schlagzeug, zwei Jahre später setzt er sich ans Klavier des Großvaters. Seine Mutter verkauft nebenbei leere Pfandpflaschen; wenn genug Geld beisammen ist, kann Bécaud zu einer Klavierstunde gehen. Nach dem zweiten Weltkrieg übersiedelt Bécaud nach Paris, wo er sich als Barpianist verdingt. Dort engagiert ihn der Sänger Jacques Pills als Begleitmusiker für seine Amerika-Tournee. 1951 schreiben beide gemeinsam "Je t’ai dans la peau" für Édith Piaf. Die stellt ihn dem Komponisten und Schlagertexter Louis Amande vor. Gemeinsam mit dem Texter Pierre Delanoë schreiben sie rund 400 Chansons, von denen 20 Welterfolge werden. Selbst Barbara Streisand, Elvis Presley oder Bob Dylan spielen fortan Bécaud. Piaf sagt Bécaud voraus, keine große Zukunft als Sänger zu haben. Sie irrt. Mit seiner mal weichen, mal knarzig-rauhen Chansonstimme und einer immensen Bühnenpräsenz erobert der Sänger, der zumeist im stahlblauen Anzug mit Tupfenkrawatte auftritt, vor allem die Frauenherzen. Lieder wie "Nathalie!" (1964), "Quand il est mort le poete" (1965), "La maison sous les arbres" (1971) "Désirée" (1982) oder "Il est à moi (l'Olympia)" (1993) werden weltweit Erfolge. Privat ist Bécaud 37 Jahre lang in zweiter Ehe mit dem Mannequin Kitty St. John verheiratet. 1965 hat er die Amerikanerin kennengelernt. Sie zieht mit ihm um die Welt: 250 Konzerte im Jahr sind keine Seltenheit. 1999 gibt Bécaud zum letzten Mal ein Konzert im "Olympia". Er stirbt am 18. Dezember 2001 auf seinem Hausboot am Ufer der Seine in Paris. Stand: 18.12.2011
Thomas Köster
Wegen seiner Energie wird der französische Sänger Gilbert Bécaud von seinen Fans auf aller Welt &#034; Monsieu r 100.000 Volt&#034; genannt. Berühmt wird er mit Chansons wie &#034;Nathalie!&#034;, &#034;S eul sur son étoil é&#034; oder &#034; L&#039;important c&#039;est la rose &#034;.
[ "stichtag", "18.12.2001", "18. Dezember 2001", "18.12.2011", "18. Dezember 2011", "Gilbert Bécaud" ]
Stichtag
2015-10-07T09:58+02:00
2015-10-07T09:58+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6266~_mon-112018.html
7. Januar 2015 - Anschlag auf "Charlie Hebdo" in Paris
Paris, 7. Januar 2015: Wie jeden Mittwochmorgen trifft sich die Redaktion der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" zur wöchentlichen Konferenz. Fast die gesamte Redaktion ist versammelt, als sich zwei Attentäter Zugang verschaffen. Vor dem Redaktionsgebäude zwingen zwei schwerbewaffnete Männer eine Zeichnerin der Zeitschrift, den Code für das Türschloss einzugeben. Danach erschießen die Vermummten zwölf Menschen. Unter den Toten sind neben dem Herausgeber und mehreren Zeichnern auch der Hausmeister und ein Polizist, der zum Schutz anwesend war. "Wir haben den Propheten Mohammed gerächt", sollen die Attentäter gerufen haben, "Wir haben 'Charlie Hebdo' getötet." Dann flüchten sie. "Charlie Hebdo" stand schon länger unter Polizeischutz. Nach den islamistischen Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA hatte die Redaktion vermehrt religiösen Fundamentalismus ins Zentrum ihrer Satire gerückt. 2006 druckte "Charlie Hebdo" umstrittene dänische Mohammed-Karikaturen nach. Als 2011 eine Sondernummer mit dem spöttischen Titel "Charia Hebdo" erschien, wurde ein Brandanschlag auf die Redaktion verübt. Gleichzeitig gab es Hackerangriffe auf den Internetauftritt der Zeitschrift. Die "Charlie Hebdo"-Attentäter erschießen auf ihrer Flucht einen weiteren Polizisten. Es gelingt ihnen, vorerst zu entkommen. Rund 88.000 Sicherheitskräfte fahnden nach ihnen. Die Flucht endet nach drei Tagen in einer Druckerei außerhalb von Paris: Beim Zugriff der Polizei am 9. Januar 2015 werden die beiden Männer getötet. Es handelt sich um zwei französische Brüder im Alter von 32 und 34 Jahren. Später bekennt sich ein Zweig der Terrororganisation Al-Qaida zum Anschlag auf "Charlie Hebdo". Noch während der Flucht der Brüder hat ein dritter Mann in einem jüdischen Geschäft bei Paris Geiseln genommen. Er kennt die Brüder und stand bei der Vorbereitung mit ihnen in Kontakt. Er erschießt im Supermarkt vier Menschen - und wird ebenfalls am 9. Januar bei der Stürmung durch die Polizei getötet. Zuvor hat er in einem Anruf bei einem Fernsehsender angegeben, im Namen des "Islamischen Staates" zu handeln. Nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" kommt es noch am selben Abend und in den folgenden Tagen in vielen französischen und anderen europäischen Städten zu Demonstrationen für die Pressefreiheit. Die überlebenden Redaktionsmitglieder führen die Zeitschrift weiter. "Charlie Hebdo" ist nicht tot. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 08.01.2020: Vor 85 Jahren: Elvis Presley wird geboren
Dominik Reinle
Frankreich wird 2015 vom verheerendsten Anschlag seit Jahrzehnten erschüttert: Bewaffnete richten in der Pariser Redaktion des Satire-Magazins &#034; Charlie Hebdo &#034; ein Blutbad an.
[ "Stichtag", "07.01.2015", "7. Januar 2015", "07.01.2020", "7. Januar 2020", "Anschlag", "Paris", "Charlie Hebdo", "Frankreich", "Satirezeitschrift", "Islamismus", "Redaktion", "Terror" ]
Stichtag
2020-01-07T00:00+01:00
2020-01-07T00:00+01:00
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25. Mai 1894 - Neuer Kölner Hauptbahnhof wird fertiggestellt
Zum Kölner Rhein-Panorama gehören untrennbar der Dom, die Hohenzollernbrücke und der Hauptbahnhof. Entstanden ist dieses Ensemble auf Initiative von Friedrich Wilhelm IV., der 1855 den Grundstein für eine Eisenbahnbrücke legt, die schnurgerade auf den Dom zulaufen soll: "Ich wünsche mir, in geradliniger Achse direkt auf den Kölner Dom zufahren zu dürfen", so der preußische König. Als Bauplatz für das Bahnhofsgebäude kommt damit nur noch der Botanische Garten vor dem Dom infrage. Wie die Brücke geht auch der "Central-Personenbahnhof" 1859 in Betrieb. Er ist ein Gemeinschaftsunternehmen der damals noch privaten Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft und der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft. Als 1880 die Eisenbahnen im Kölner Raum in den Besitz des preußischen Staates übergehen, sind Züge längst zum Massenverkehrsmittel geworden. Bahnhöfe dienen der politischen, wirtschaftlichen und technischen Selbstdarstellung der deutschen Kaiser. So verkündet Wilhelm II.: "Der Bahnhof soll die heutige Kunstanschauung zum Ausdruck bringen und der Nachwelt monumentale Urkunden der Jetztzeit überliefern." Auch in Köln soll der alte Hauptbahnhof einem prachtvollen Neubau weichen. Der Aachener Architekt Georg Frentzen gewinnt den 1887 ausgeschriebenen Wettbewerb: Er plant eine Kombination aus Kopf- und Durchgangsbahnhof, in dessen Mitte ein zweistöckiges Gebäude mit Wartesälen steht. Über allem soll sich eine riesige glasgedeckte Halle spannen: 255 Meter lang, 64 Meter breit und 24 Meter hoch. Auf der Domseite setzt ein 42 Meter hoher Turm samt "Fürstenzimmer" einen besonderen Akzent. 1891 werden die ersten Bögen der Halle montiert, zwei Jahre später entstehen das Wartesaal- und das Vordergebäude. Aus Platzgründen sind bei dem neuen Bahnhof, der am 25. Mai 1894 eingeweiht wird, die Gleise und Bahnsteige höher gelegt worden. Darunter befinden sich die Abfertigungseinrichtungen. Als 1909 die Kopfgleise zu Durchgangsgleisen umfunktioniert werden, muss das Wartesaalgebäude weichen. Das Vordergebäude mit dem dazugehörigen Turm wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auch die Verbindung über den Rhein wird gekappt: Die Hohenzollernbrücke wird von der sich zurückziehenden Wehrmacht gesprengt. Nach Kriegsende wird zunächst ein Notbauwerk installiert. Auch heute ist Köln beim Schienenverkehr noch das Drehkreuz des Westens: Täglich sind im Hauptbahnhof rund 280.000 Reisende unterwegs, die mit 1.200 Zügen befördert werden. Bereits 1959 ist deshalb die Hohenzollernbrücke um ein drittes und viertes Gleis erweitert worden. Seit den jüngsten Umbauten zur Jahrtausendwende verfügt der Kölner Hauptbahnhof mittlerweile über 70 Geschäfte und Restaurants. An den Kaiserbahnhof von 1894 erinnert nur noch die gewaltige Stahl-Glas-Konstruktion über der Bahnsteighalle. Stand: 25.05.2014
Dominik Reinle
Der Aachener Architekt Georg Frentzen gewinnt den 1887 ausgeschriebenen Wettbewerb: Er plant eine Kombination aus Kopf- und Durchgangsbahnhof, in dessen Mitte ein zweistöckiges Gebäude mit Wartesälen stehen soll. 1894 wird der Komplex fertiggestelt.
[ "Stichtag", "25.05.1894", "25. Mai 1894", "25.05.2014", "25. Mai 2014", "Köln", "Hauptbahnhof", "Fertigstellung", "Bau", "Bahnhof", "Bahn", "Zug", "König", "Friedrich Wilhelm IV.", "Preußen", "Wilhelm II.", "Kaiser" ]
Stichtag
2015-10-07T15:32+02:00
2015-10-07T15:32+02:00
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4. Mai 1961 - Bundestag verabschiedet Bundessozialhilfegesetz
Unterstützung für Bedürftige hat eine lange Tradition in Deutschland. Zu Bismarcks Zeiten helfen öffentliche Einrichtungen auch, damit die Armen nicht die Ordnung gefährden, nicht betteln oder stehlen, keine Seuchen verbreiten. Diese Armenfürsorge übernimmt zu Beginn die Bundesrepublik. "Das war mehr ein Verteilen von Almosen", sagt Christoph Butterwegge, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln. Denn der Arme selbst ist nicht berechtigt, diese Hilfen auch einzufordern. Bis sich das Bundesverwaltungsgericht 1954 das Grundgesetz genauer ansieht und festlegt, dass jeder einen Rechtsanspruch auf soziale Fürsorge durch den Staat hat. Der althergebrachte Fürsorger-, Almosen- und Suppenküchen-Staat soll nun zum modernen Sozialstaat werden - mit entsprechenden Gesetzen. Die Vorarbeiten für das Bundessozialhilfegesetz, kurz BSHG, beginnen bereits im Spätherbst 1955 im Bundesinnenministerium. Dabei geht es der Regierung Adenauers nicht nur um die Menschenwürde von Bedürftigen. Sie hofft, im konjunkturellen Wirtschaftsaufschwung durch eine großzügige Sozialpolitik bei der Bevölkerung zu punkten. Denn die anvisierte Wiederbewaffnung ist bei vielen unbeliebt. Außerdem steht das System Sozialstaat in Konkurrenz zur DDR. "Man wollte sich nicht vom DDR-Fernsehen vorwerfen lassen, man habe zu viele elende Rentner und Arme auf den Straßen", erklärt Helga Spindler, Professorin für Arbeits- und Sozialrecht. Es dauerte noch bis zum Mai 1961, bis der damalige Innenminister Gerhard Schröder (CDU) im Bundestag erklärt: "Ich habe heute die Ehre – ihnen meine Damen und Herren – diesen Entwurf eines Bundessozialhilfegesetzes zu unterbreiten." Nach langen und hitzigen Debatten stimmt die Mehrheit der Abgeordneten schließlich am 4. Mai 1961 im Bundestag dem Entwurf zu. "Damit waren soziale Bürgerrechte geschaffen", erklärt Spindler. Bedürftige müssen sich nun nicht mehr schämen, sondern können darauf vertrauen, dass ihnen diese Hilfe zusteht. "Das war der große Fortschritt des Bundessozialhilfegesetzes", so Spindler. Das neue Gesetz legt den Schwerpunkt auf "die Hilfe in besonderen Lagen". Durch rechtzeitige Unterstützung soll in Notfällen verhindert werden, dass jemand in seinem Lebensstandard absinkt. "Wenn der Wintermantel dem Kind nicht mehr passte, dann konnte man zum Sozialamt gehen und eine besondere Hilfe beantragen", erklärt Butterwegge. In der Folge entwickelt sich die Sozialhilfe zur echten Lebenshilfe und bereitet doch Probleme: Bei der Verabschiedung ist man davon ausgegangen, dass die zuständigen Träger nur wenig Bedürftige versorgen müssen. Die Entwicklung läuft genau gegenteilig. Steigende Arbeitslosigkeit, Zuwanderung, Spätaussiedler und die Wiedervereinigung lassen die Zahl der Empfänger stetig steigen und belasten die öffentlichen Kassen. Um die Situation aufzufangen, bringt Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die "Hartz"-Reformen auf den Weg. Das Bundessozialhilfegesetz wird am 1. Januar 2005 durch das Sozialgesetzbuch Zwölf abgelöst - mit großen Einbußen für viele Betroffene. Fördern, aber besonders auch fordern, heißt jetzt die Devise.
Anke Fricke
Menschen, die nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen können, sind auf staatliche Hilfe angewiesen. Einen Anspruch auf Unterstüzung haben sie aber in Deutschland lange nicht. Das ändert sich erst 1961 mit dem Bundessozialhilfegesetz.
[ "Stichtag", "04.05.1961", "4. Mai 1961", "04.05.2016", "4. Mai 2016", "Bundessozialhilfegesetz", "Sozialhilfe", "Hartz IV", "Meilensteine" ]
Stichtag
2016-05-04T00:00+02:00
2016-05-04T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-bundestag-verabschiedet-Bundessozialhilfegesetz-100~_mon-022025.html
3. März 1973 - Artenschutzübereinkommen <abbr title="Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora">CITES</abbr> unterzeichnet
So mancher Urlaub in fernen Ländern wird bei der Heimkehr um Einiges teurer als geplant. Souvenirs wie etwa Schuhe aus Schlangenleder, exotische Kakteen und Muscheln, präparierte Schildkröten, Elfenbein oder Korallenschmuck können bei der Einreise große Probleme verursachen. Denn beim Artenschutz greift der Zoll in jedem Fall hart durch. Seit über 40 Jahren überwacht der Zoll, welche Pflanzen und Tiere – tot oder lebendig - nach Deutschland gebracht werden. Wer bei der Einfuhr bedrohter Arten erwischt wird, muss mit hohen Geldbußen oder sogar Gefängnis rechnen. Die Grundlage dafür liefert das Artenschutzübereinkommen "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora", kurz CITES. CITES wird auf Einladung der Vereinigten Staaten in Washington ausgehandelt und am 3. März 1973 von 80 Staaten unterzeichnet. "Wir wollten den Handel mit gefährdeten Arten unterbinden beziehungsweise nur kontrolliert erlauben", sagt Wolfgang Burhenne, der als international renommierter Naturschützer und WWF-Mitgründer das Übereinkommen mit entwarf. "Es ist also kein Umweltschutz- oder Tierschutzgesetz." Je nach Gefährdungsgrad dürfen bestimmte Pflanzen oder Tiere laut CITES international gar nicht oder nur unter Auflagen gehandelt werden. Untersagt ist etwa der Handel mit Tigerfellen, vielen Walen und Delfinen oder manchen wilden Orchideen und Kakteen. Fast 6.000 Tier- und 30.000 Pflanzenarten stehen derzeit unter CITES-Schutz. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen greift nicht in die Souveränität der Unterzeichnerstaaten ein. Erst durch eine nationale Ratifizierung wird es zu geltendem Recht; nach der Unterzeichnung 1973 zuerst in den USA, in Nigeria, der Schweiz, Tunesien und Schweden. Im Juni 1976 beschließt die Bundesrepublik als erstes Mitglied der Europäischen Gemeinschaft (EG), die CITES-Konvention an den eigenen Grenzen anzuwenden. Der Beschluss dazu im deutschen Bundestag fällt einstimmig aus. Die DDR hatte das Washingtoner Artenschutzübereinkommen bereits ein halbes Jahr zuvor anerkannt. Als 182. und vorerst letztes Land ist Tadschikistan 2015 der Konvention beigetreten. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 04.03.2018: Vor 70 Jahren: Geburtstag von Rock'n'Roll-Sänger Shakin' Stevens
Bernd Rexing
Immer mehr Tiere sind vom Aussterben bedroht. Das vor 45 Jahren in Washington unterzeichnete CITES -Übereinkommen soll den Handel mit gefährdeten Tieren und Pflanzen eindämmen.
[ "Stichtag", "03.03.1973", "03.03.2018", "3. März 1973", "3. März 2018", "CITES", "Washingtoner Artenschutzübereinkommen", "Naturschutz", "Londoner Artenschutzabkommen" ]
Stichtag
2018-03-03T00:00+01:00
2018-03-03T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-cites-artenschutzabkommen-100~_mon-072013_tag-03032018.html
28.10.1237 - Erste Erwähnung der Doppelstadt Berlin-Cölln
Zwischen zwei Spreearmen stießen Siedler auf eine Furt, die einen entscheidenden Vorteil hatte: Sie war sandig, nicht sumpfig wie der Rest der Mark Brandenburg. An den beiden Ufern entstanden zwei getrennte Ansiedlungen: Berlin auf der einen, Cölln auf der anderen Seite. Und pikanterweise bezieht sich die erste urkundliche Erwähnung Berlins im Jahr 1237 gar nicht auf Berlin selbst, sondern auf die lange rivalisierende Schwesterstadt Cölln. Dass 1237 trotzdem zum Gründungsjahr ausgerufen wurde, haben die Nationalsozialisten zu verantworten: 1937, vier Jahre nach der Machtübernahme, passte ihnen ein prunkvolles Stadtfest gut ins Konzept. Redaktion: Ronald Feisel
Kerstin Hilt
Berlin baut. Besonders dort, wo Berlins Anfänge liegen: in der historischen Mitte zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz. Berlin im Mittelalter, das war zunächst nicht eine Stadt, sondern zwei.
[ "WDR5", "28.10.2012", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Berlin-Cölln", "Doppelstadt" ]
Radio
2016-04-14T17:04+02:00
2016-04-14T17:04+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/berlin-coelln100~_mon-062025.html
17.03.2006 - Todestag des Modeschöpfers Oleg Cassini
Geboren in Paris, aufgewachsen in Dänemark wurde er in den USA berühmt. Dort stattete er in den 1950er Jahren die Hollywood-Stars aus: Joan Crawford, Marylin Monroe und Grace Kelly. Die spätere Fürstin von Monaco war mehr als eine Kundin für Oleg Cassini. Das Paar verliebte und verlobte sich. Aber Grace Kellys Vater war gegen eine Ehe. Oleg Cassinis sehr weibliche und avantgardistische Mode begeisterte Jacqueline Kennedy. Er schuf ihren typischen Look und sie trug seine Kreationen in die Welt hinaus. Aber Oleg Cassini revolutionierte auch die Herrenmode: Durch ihn kam das bunte T-Shirt an den Mann. Als wahrer Workaholic tourte er auch mit 79 Jahren noch durch die Welt, um seine Mode und seine Parfums selbst zu vermarkten. Oleg Cassini starb heute vor 10 Jahren auf Long Island. Redaktion Hildegard Schulte
Ariane Hoffmann
Geboren wurde er als Graf, gestorben ist er als König der Brautkleider: Oleg Cassini machte sich vor allem in der Welt der Reichen und Schönen einen Namen als extravaganter Modeschöpfer - vor allem opulenter Roben.
[ "WDR5", "17.03.2016", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Oleg Cassini", "Modeschöpfer" ]
Radio
2016-03-16T15:58+01:00
2016-03-16T15:58+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/oleg-cassini-mode-102~_mon-062025.html
28. März 1941 –Todestag von <span lang="en">Virginia Woolf</span>
Virginia Woolf verfasst atemberaubend neue Romane, aber das Schreiben ist ihr lange Zeit eine schwere Last. Trotzdem setzt sie sich immer wieder in ihr unordentliches Zimmer und ringt sich Sätze ab, die sie zur Wegbereiterin der Moderne auf eine Stufe stellen mit James Joyce oder Marcel Proust. Geboren wird Woolf 1882 als Adeline Virginia Stephen in London. Sie wächst mit sieben Geschwistern auf, die Eltern bringen Kinder aus ersten Ehen mit. Ihr Vater schreibt, im Salon ihrer Mutter geben sich Größen wie Alfred Tennyson oder Thomas Hardy die Klinke in die Hand. In diesem Milieu reift der Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Als sie 13 ist, stirbt die Mutter, kurz darauf ihre Schwester Stella – zwei frühe der vielen großen Krisenereignisse ihres Lebens. Woolf gerät in ein schmerzhaftes Labyrinth: Zwei Halbbrüder missbrauchen sie; als der Vater stirbt, erleidet die hochsensible, zu Depressionen neigende 22-Jährige ihren nächsten Nervenzusammenbruch. Mit einem Bruder und einer Schwester gründet sie 1904 im Londoner Stadtteil Bloomsbury eine WG, wo sie die berühmte "Bloomsbury Group" ins Leben ruft, der unter anderem E. M. Forster und John Maynard Keynes angehören. Auch der Autor Leonard Woolf gehört zum Kreis. 1912 heiraten die beiden, nachdem er Virginias Bedingung akzeptiert hat, die Ehe nicht vollziehen zu müssen. Es ist eine liebevolle Beziehung zwischen Schreibruhe und Partyleben. 1913 beendet Woolf die Arbeit an ihrem Romandebüt "Die Fahrt" – stürzt daraufhin in ein tiefes Loch und versucht, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Als die Depression nachlässt, gründet das Paar 1917 den Verlag "Hogarth Press", der zum bedeutendsten britischen Literaturverlag avanciert. In ihrer Prosa löst sich Woolf von klassischen Erzählweisen, löst Handlungsstränge und Erzähler in assoziativen inneren Monologen der Figuren auf. Mit dem Roman "Jacobs Zimmer" (1922) stößt sie das Tor zur Moderne auf. Weitere experimentelle Bücher wie "Mrs. Dalloway" (1925), "Orlando" (1928) und "Die Wellen" (1931) machen Woolf zu einer der wichtigsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Essay "Ein Zimmer für sich allein" (1929) wird zum zentralen Text der Frauenbewegung. 1922 lernt Woolf die zehn Jahre jüngere Vita Sackville-West kennen, mit der sie den berühmten Riesengarten Sissinghurst gestaltet. Es ist eine Liebe, die zwanzig Jahre währt.  "Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren", schreibt Woolf am 28. März 1941 an ihren Mann. Dann steigt die 59-Jährige mit einem Stein in der Tasche in Sussex in einen Fluss. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. März 2021 ebenfalls an den Todestag von Virginia Woolf. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 29.03.2021: Vor 65 Jahren: Blaulicht und Martinshorn werden in der Straßenverkehrsordnung festgelegt
Thomas Köster
Wer hat Angst vor Virginia Woolf ? Hoffentlich niemand! Denn ihre Romane brechen zwar radikal mit traditionellen Erzähltechniken, versprechen aber großen Lesegenuss. Für Woolf selbst allerdings war das Schreiben ein kräftezehrender Prozess.
[ "Stichtag", "28.03.1941", "28. März 1941", "28.03.2021", "28. März 2021", "Virginia Woolf", "Schriftstellerin", "Autorin" ]
Stichtag
2021-03-28T00:00+01:00
2021-03-28T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-virginia-woolf-100~_mon-072010_tag-28032021.html
7. Juli 2006 - Todestag von Rudi Carrell
Für Jochen Busse gehört Rudi Carrell zu den phantastischen Vier der deutschen Unterhaltungsindustrie. "Die Frankenfeld-Shows, die Kulenkampff-Shows, Rudis Shows und dann eben Thomas Gottschalk. Das sind unsere Heroen", sagt der Kabarettist, der ab Mitte der 1990er Jahre die von Carrell produzierte Comedy-Sendung "7 Tage, 7 Köpfe" moderierte. "Da kommt so schnell niemand dran." Carrells Erfolg ist hart erarbeitet. Bis zur Perfektion treibt der notorische Kettenraucher seine Gags – und seine Mitarbeiter, bei denen die cholerischen Anfälle Carrells gefürchtet sind. Seine Familie vernachlässigt der Holländer dabei weitgehend. So schafft er es, mit Shows wie "Am laufenden Band", "Lass dich überraschen" und "Herzblatt", aber auch mit der Satire-Sendung "Rudis Tagesshow" über vier Jahrzehnte einer der beliebtesten Entertainer im deutschen Fernsehen zu sein. Geboren wird Carrell 1934 als Rudolf Wijbrand Kesselaar im niederländischen Alkmaar. Seinen ersten Auftritt auf der Bühne hat er mit 14 Jahren. In den 1950er Jahren gründet er in Holland eine Kabaretttruppe und tritt auch erfolgreich im Radio auf, 1960 wird er mit einem Auftritt beim Grand Prix d’Eurovision de la Chanson auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. 1964 gewinnt Carrell mit "De Robinson Crusoë Show" die Silberne Rose von Montreux. Dadurch wird Mike Leckebusch von Radio Bremen auf ihn augfmerksam. Der Weg nach Deutschland ist gebahnt. 1973 startet Carrell mit "Am laufenden Band" seine große Karriere als Showmaster im deutschen Fernsehen. Sechs Jahre lang läuft die von Alfred Biolek produzierte Sendung samstags zur besten Sendezeit in der ARD. 1981 landet Carrell mit "Rudis Tagesshow" und einem Team rund um Dieter Krebs und Beatrice Richter einen weiteren Quotenerfolg. Zu den von Carrell als "Nachrichtensprecher" verlesenen Meldungen gehört 1987 auch die, dass dem iranischen Staatsoberhaupt Ajatollah Chomeini anlässlich des 8. Jahrestags der iranischen Revolution vom weiblichen Publikum während einer Rede Damenunterwäsche zugeworfen worden sei. Als Folge schließt die iranische Regierung das Goethe-Institut in Teheran und streicht die Flüge nach Deutschland. "Rudis größte Angst war, während eines großen Anlasses zu sterben. Da sagte er immer: 'Das ist das Schlimmste, was passieren kann'", wird sich Jochen Busse später erinnern. "Und was passiert ihm? Während der Fußballweltmeisterschaft!" Deswegen habe Carrell laut Busse dafür gesorgt, dass sein Tod erst drei Tage später bekanntgegeben sei. Carrell stirbt am 7. Juli 2006 in Bremen an Lungenkrebs. Fünf Monate zuvor nimmt er, bereist schwer gezeichnet, die Goldene Kamera für sein Lebenswerk entgegen. Bei seiner Rede dankt er mit dem für ihn typischen Humor dem Klinikum Bremen-Ost und der deutschen Pharma-Industrie. Und er tritt ab mit einer großen Geste, mit der er in Erinnerung bleiben will: "Es war eine Ehre, in diesem Land und vor diesem Publikum Fernsehen machen zu dürfen. Für alles herzlichen Dank. Alles Gute." Stichtag am 08.07.2016: Vor 80 Jahren: Der Frankfurter Rhein-Main-Flughafen wird eröffnet
Thomas Köster
Stichtag - 7. Juli 2006: Todestag von Rudi Carrell
[ "Stichtag", "07.07.2006", "7. Juli 2006", "07.07.2016", "7. Juli 2016", "Rudi Carrell" ]
Stichtag
2016-07-07T00:00+02:00
2016-07-07T00:00+02:00
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28. August 2005 - "Pumuckl"-Sprecher Hans Clarin stirbt
Als 1961 die Hörspielreihe "Pumuckl" geplant wird, durchwühlt man beim Bayerischen Rundfunk das Tonarchiv nach einer Stimme, die sich für einen solchen frechen Kobold eignen könnte. Es findet sich eine Aufnahme, in der ein Mann ganz wunderbar kräht, krächzt und kreischt. Es ist die Stimme von Hans Clarin. Jahrzehntelang spricht Clarin den Kobold mit dem roten Haar, der Leben und Werkstatt des gutmütigen Münchner Schreinermeisters Franz Eder durcheinander bringt - zunächst im Radio, dann im Fernsehen und Kino. Doch Clarin ist weit mehr als der Pumuckl aus dem Kinderprogramm. Der Sohn eines Beamten wird 1929 als Hans-Joachim Schmid in Wilhelmshaven geboren. Er entscheidet sich gegen seinen ersten Berufswunsch Landwirt und wird stattdessen Schauspieler. Clarin lässt sich an einer Privatschule ausbilden, debütiert 1949 an den Münchner Kammerspielen und kommt mit 23 Jahren ans Bayrische Staatsschauspiel, wo er unter anderem als "Puck" in Shakespeares "Sommernachtstraum" glänzt. Für manche ist das der Gipfel einer Karriere. Für Clarin ist es nur eine Station. Nebenbei geht er immer häufiger mit großen Inszenierungen auf Tournee und wird im Laufe der Jahre immer gefragter. Insgesamt tritt Clarin in mehr als 100 Produktionen auf - von "Edgar Wallace"-Krimis über "Pippi Langstrumpf" bis zum "Wirtshaus im Spessart". Anfang der 1960er Jahre macht sich Clarin außerdem als Synchronsprecher einen Namen. In der beliebten US-Serie "77 Sunset Strip" leiht er dem Kriminalassistenten "Cookie" die Stimme. Auch als schreckhaftes Schlossgespenst "Hui Buh" wird er heiß geliebt. Zu Clarins Markenzeichen aber wird die Rolle des Pumuckl, für den er bei den Aufnahmen viele Dialoge und Sprüche spontan selbst erfindet. Clarin hat fünf Kinder aus zwei Ehen. Mit seiner dritten Frau erfüllt er sich einen Kindheitstraum und kauft ein 400 Jahre altes Landgut am Chiemsee. "Mein Vater hat immer gesagt, er ist Landwirt und hat das Glück, dass er Schauspielerei im Nebenerwerb machen kann", erzählt Tochter Anna. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhält der Wahl-Bayer 1994 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. 2001 muss sich der umtriebige Schauspieler an den Stimmbändern operieren lassen. Aus einem Routineeingriff werden sieben Wochen künstliches Koma. Danach muss Clarin alles neu lernen, kommt aber mit eisernem Willen trotzdem wieder auf die Beine. In seiner letzten Rolle spielt Clarin den Kastellan in Michael "Bully" Herbigs "Hui Buh"-Verfilmung. Den Kinostart aber erlebt er nicht mehr. Hans Clarin stirbt am 28. August 2005, kurz nach Abschluss der Dreharbeiten, an Herzversagen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 29.08.2020: Vor 100 Jahren: Der amerikanische Jazz-Saxophonist Charlie Parker wird geboren
Cora Lanzerath
Als Stimme des rothaarigen Kobolds Pumuckl bleibt Hans Clarin unvergessen. Darüber hinaus ist er aber auch einer der vielseitigsten deutschen Schauspieler. Er arbeitet bis kurz vor seinem Tod.
[ "Stichtag", "28.08.2005", "28.08.2020", "28. August 2005", "28. August 2020", "Hans Clarin", "Hans-Joachim Schmid", "Pumuckl", "Stimme", "Synchronsprecher", "Schauspieler", "Hui Buh", "Todestag" ]
Stichtag
2020-08-28T00:00+02:00
2020-08-28T00:00+02:00
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5. Juni 1851 – "Onkel Toms Hütte" erscheint als Fortsetzungsroman
Tom ist ein guter und fleißiger Sklave. Als bekennender Christ richtet er Messen für andere Schwarze aus und verwaltet die Farm seines Herrn Mr. Shelby mustergültig. Aber dann muss sein Besitzer ihn verkaufen. Getrennt von Frau und Kind, gelangt Tom schließlich in die Fänge des skrupellosen Plantagenbesitzers Mr. Legree, dem seine Sanftmut ein Dorn im Auge ist. Gefoltert und zu Tode geprügelt, stirbt Tom mit reinem Herzen, noch mit seinem letzten Atemzug verzeiht er seinen Peinigern. Seine Hütte wird zum Monument der Mahnung für die Nachwelt. "Folgt alle im Gedächtnis seinem Beispiel", heißt es im Roman "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher-Stowe, dessen erste Folge am 5. Juni 1851 in der Wochenzeitung "National Era" in Washington erscheint. "Seid ehrlich, treu und christlich, wie er es war, und gedenkt eurer Freiheit jedes Mal, wenn ihr Onkel Toms Hütte seht." Beecher-Stowe wird 1811 in Litchfield, Connecticut, geboren. Ihr Vater, der sie schon bald alleine großzieht, zählt zu den bekanntesten puritanischen Predigern Nordamerikas. Beecher-Stowe beginnt bereits als Kind zu schreiben, kann der Überlieferung zufolge bald schon die ganze Bibel auswendig. Auch als Lehrerin bleibt sie der Schriftstellerei treu. 1833 gewinnt sie bei einem Literaturwettbewerb den ersten Preis. Drei Jahre später heiratet sie den Calvinisten Ellis Stowe und zieht mit ihm nach Cincinatti, wo die Gegner der Sklaverei ihren Hauptsitz haben. Bis dahin ist auch die Sklaverei für die siebenfache Mutter eher ein Problem des Südens. Die Initialzündung für "Onkel Toms Hütte" ist das unt er Tränen erbrachte Geständnis ihrer Hausangestellten, eine entflohene Sklavin zu sein. Auch für Beecher-Stowe eine brisante Enthüllung: Immerhin existiert ein Gesetz, das auch Bewohner der Nordstaaten zu Rechenschaft zieht, wenn sie entflohenen Sklaven helfen. Statt ihre Bedienstete anzuzeigen, fasst Beecher-Stowe einen anderen Plan: "Ich werde schreiben wie ein Maler malt. Ich werde Bilder schaffen. Bilder beeindrucken. Gegen Bilder kann man nicht argumentieren." Ursprünglich hat Beecher-Stowe vor, ihre Fortsetzungsgeschichte auf ein paar Kapitel zu reduzieren. Aber dann gehen Hunderte von begeisterten, aber auch von kritischen Leserbriefen bei der "National Era" ein und ihre Mission erzeugt in der Autorin eine wahre Bilderflut, der ihr Schreiben beflügelt. Noch bevor 1852 der letzte Teil in der Zeitung erscheint, wird "Onkel Toms Hütte" zum Buch. Die ersten 5.000 Exemplare sind innerhalb von zwei Tagen vergriffen, bis zum Ende des Jahres sind es 300.000. Und auch in Deutschland, Holland, Frankreich und Spanien avanciert "Onkel Toms Hütte" zum Bestseller. In den kaum industrialisierten Südstaaten, die von der Arbeit ihrer über vier Millionen schwarzen Sklaven vorwiegend auf den Baumwollfeldern leben, ist "Onkel Toms Hütte" zunächst verboten. Aber das kann den ungeheuren Erfolg des Buchs nicht schmälern. So hat Beecher-Stowe mit ihrer emotional hoch aufgeladenen Geschichte vom herzensguten Sklaven maßgeblich Anteil daran, dass die Stimmung zwischen Gegnern und Befürwortern der Sklaverei immer weiter hochkocht. Sie entlädt sich 1861 im Sezessionskrieg, der endlich die offizielle Befreiung bringt. 1862 wird Beecher-Stowe vom US-Präsidenten Abraham Lincoln ins Weiße Haus eingeladen. "Das also ist die kleine Frau", soll er zur Begrüßung gesagt haben, "die diesen großen Krieg verursacht hat."
Thomas Köster
Stichtag – 5. Juni 1851: &#034;Onkel Toms Hütte&#034; erscheint als Fortsetzungsroman
[ "Stichtag", "05.06.1851", "5. Juni 1851", "05.06.2016", "5. Juni 2016", "Onkel Toms Hütte", "Harriet Beecher-Stowe" ]
Stichtag
2016-06-05T14:05+02:00
2016-06-05T14:05+02:00
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21. August 2005 - Heute vor 25 Jahren: Schlagersänger Joe Dassin gestorben
Nie war er so glücklich wie an jenem Morgen, als er mit ihr im Herbst am Strand spazieren ging. So jedenfalls heißt es in dem Lied "L’éte indien", einem der größten Erfolg des Schlagerstars Joe Dassin. Den schönen Augenblick der Liebe besingt der smarte Sänger aus Paris, immer wieder, am Meer und auf der Champs-Elysée, auf Französisch, Deutsch und Englisch, Spanisch und Italienisch. In seinen Songs, die allesamt Coverversionen bereits erfolgreicher Lieder sind, macht er die Liebe zu einem europäischen Gefühl, das überall die gleiche Sprache spricht - und das, obwohl er gar kein Europäer, sondern Amerikaner ist. Joe Dassin wird am 5. November 1938 als Sohn des Filmregisseurs Jules Dassin in New York geboren. Mit 11 Jahren muss er die USA verlassen, weil Senator McCarthy seinen Vater verdächtigt, ein Kommunist zu sein. Die verschlungenen Pfade der Liebe lernt Joe schon als Jugendlicher kennen: 1955 trennen sich die Eltern. Von nun an lebt der Vater mit der Schauspielerin Mélina Mercouri zusammen. Mit ihr, Peter Ustinow und Maximilian Schell steht Joe 1964 in dem Film "Topkapi" vor der Kamera, als Begleiter eines Sultans. Seine wahre Leidenschaft aber gilt dem Gesang, wo er mit schmachtender Stimme und erotischem Timbre die exotischen Augenblicke von Liebeslust und Liebesleid besingt. "Es gibt Mädchen so zum Träumen" heißt einer seiner Hits, "Die Blume mit den Stacheln" ein anderer. Als Joe Dassin am 21. August 1980 im Alter von nur 41 Jahren auf Tahiti stirbt, unterbrechen die Radiosender ihr Programm und spielen seine Lieder. Ganz Europa trauert um den Star, der nie ein typischer französischer Chansonnier wie Georges Brassens, sondern immer "nur" ein amerikanisch angehauchter Schlagersänger war. Stand: 21.08.05
koester (AnK)
Heute vor 25 Jahren: Schlagersänger Joe Dassin gestorben
[ "16. August 1980", "Joe Dassin", "Schlager", "französischer Schlager", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-07T15:53+02:00
2015-10-07T15:53+02:00
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1. Februar 1966 - Stummfilmstar <span lang="en">Buster Keaton</span> stirbt
Mit sechs Jahren ist Buster Keaton der Star in der derben Bühnenshow seiner Eltern. Als Höhepunkt packt ihn sein Vater an einem auf dem Rücken montierten Koffergriff und schleudert ihn unter dem Gejohle der Menge ins Publikum – wobei er sich in alkoholisiertem Zustand einmal verschätzt und dafür sorgt, dass Keaton 18 Stunden lang bewusstlos ist. Um Kritiker von Gewalt gegen Kinder zu beschwichtigen, behaupten die Eltern kurzerhand, bei ihrem Sohn handle es sich um einen erwachsenen Zwerg. Durch seine eigenen Blessuren lernt Keaton, dass Präzision und Körperbeherrschung bei Stunts überlebenswichtig sind. Später wird er vor der Kamera die verrücktesten Stürze vollführen, durch reißende Stromschnellen schwimmen und tosende Wasserfälle hinabfallen, ohne Schaden zu nehmen, und dabei mit unerschütterlichem Gesichtsausdruck selbst in Situationen stehen bleiben, in denen der Kameramann sich wegdreht, etwa als eine mehrstöckige Häuserfront auf Keaton hinabstürzt – dabei steht der Komiker mit seinem "Stone Face" ausgerechnet da, wo die Aussparung für das Fenster ist. Keaton hat sich offenbar angewöhnt, alles Unheil mit stoischer Miene zu ertragen. Geboren wird Joseph Frank Keaton 1895 in einem Kaff in Kansas, wo seine Eltern gerade mit einer Show gastieren. Seinen Spitznamen erhält er angeblich vom Entfesselungskünstler Houdini, der nach einem Treppensturz des Säuglings "That's sure some buster your baby took!" ("Das war ein ganz schöner Sturz, den euer Baby da gemacht hat") ausgerufen haben soll. 1917 schmeißt Keaton bei seinen Eltern hin und geht nach New York an den Broadway. Auf der Straße wird er zufällig vom Filmkomiker Fatty Arbuckle entdeckt, für den er sich im Kurzfilm "The Butcher Boy" (1917) spontan mit einem Eimer Zuckersirup übergießen lässt - schon damals, ohne eine Miene zu verziehen. Nur wenige Jahre später gehört er neben Charlie Chaplin und Harald Lloyd zu den ganz großen Stummfilmstars. Die Kinobesucher finden ihn komisch. Nach drei Lehrjahren bei Arbuckle darf Keaton eigene Filme drehen: Der Hollywood-Produzent Joseph Schenck kauft für ihn das ehemalige Studio Chaplins, engagiert einen Kameramann und ein paar Gagschreiber und lässt ihm freie Hand. In der Folge entstehen 19 Kurzfilme, die filmgeschichtlich revolutionär sind. In "The Playhouse" (1921) ist Keaton in einigen Sequenzen gleich neun Mal im Bild, in "The Frozen North" (1922) spielt er mit surrealistischen Effekten. Kameraleute versuchen, hinter seine Tricks zu kommen – oft vergeblich. Ab 1923 dreht Keaton abendfüllende Kinofilme. In "Drei Zeitalter" (1923) muss er in Steinzeit, Antike und Gegenwart das Herz eines Mädchens erringen, in "Sherlock Jr." Steigt er als Filmvorführer auf die Leinwand und erlebt dort verrückte Abenteuer. Seine Produktionen "Der Navigator" (1924), "Sieben Chancen" (1925) und "Go West" (1925) werden Kassenschlager. Keaton wird reich und lebt in einer pompösen Villa, die er auf Wunsch seiner ehrgeizigen Frau bauen lässt. Aber bald beginnt es in der Ehe zu kriseln. Alkoholprobleme, der Tonfilm und seine Präzisionsliebe geben dem Mann, der niemals lachte, den Rest. Für sein ambitioniertestes Filmprojekt "Der General" (1926) über einen Lokomotivführer im Wilden Westen will sich Keaton nicht mit Kulissen zufrieden geben. Er dreht an Originalschauplätzen und macht sich dadurch vom Wetter abhängig. Die Szene, wo eine Lokomotive eine berstende Brücke hinab in den Abgrund stürzt, ist die teuerste der Stummfilmzeit. Der Film floppt und wird erst 36 Jahre später wieder entdeckt. 1928 lässt Schenck die Keaton-Studios schließen. Die Zeit beim Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) ist fremdbestimmt; die ihm aufgezwängte Rolle des traurigen Clowns liegt ihm nicht. Mit 38 Jahren steht Keaton vor dem Nichts. Mit seiner dritten Frau zieht er sich ins kalifornische Woodland Hills zurück, heute ein Stadtteil von Los Angeles. Dort stirbt er am 1. Februar 1966. Stand: 01.02.2016
Thomas Köster
Er ist der Mann, der niemals lacht. Gerade mit seinem traurigen Gesichtsausdruck aber wird Buster Keaton neben Charlie Chaplin und Harold Lloyd in den Zwanziger Jahren zu einem der größten Komiker der Stummfilmzeit. &#034;Der Navigator&#034;, &#034;Sieben Chancen&#034; und &#034; Go West &#034; werden riesige Hollywood -Erfolge.
[ "Stichtag", "01.02.1966", "1. Februar 1966", "01.02.2016", "1. Februar 2016", "Buster Keaton", "Meilensteine" ]
Stichtag
2016-02-09T16:54+01:00
2016-02-09T16:54+01:00
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26. April 1925 - Älteste noch erhaltene Moschee Deutschlands eröffnet
Sie wirkt wie eine Miniaturausgabe des indischen Taj Mahal: Die älteste noch erhaltene Moschee Deutschlands steht in Berlin, unweit des verkehrsreichen Fehrbelliner Platzes in einer ruhigen Villengegend des Stadtteils Wilmersdorf. Flankiert wird das am 26. April 1925 eröffnete Kuppelgebäude von zwei Minaretten, die je 32 Meter hoch sind. "Wir waren es, die die Moschee erbaut haben", sagt der aus Pakistan stammende Iman Amir Aziz im März 2015 dem WDR. Sein Großvater sei an den Arbeiten beteiligt gewesen. "Als kurz vor der Fertigstellung das Geld ausging, haben alle Frauen ihren Schmuck gespendet, auch meine Großmutter." Aziz ist Generalsekretär der Ahmadiyya-Lahore, einer wenig bekannten islamischen Gemeinschaft. "Die Ahmadiyya ist im 19. Jahrhundert in Britisch-Indien entstanden", sagt Thomas Lemmen, Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Gesellschaft mit Sitz in Köln. "Der Gründer war ein Gelehrter namens Mirza Ghulam Ahmad." Dieser habe sich als Erneuerer des Islam verstanden. Nach dessen Tod 1908 habe sich die Ahmadiyya in zwei Gruppen gespalten. "Die eine - nach dem Ort Lahore benannt - sieht in dem Gründer einen beispielhaften Reformer", so der Islamwissenschaftler und katholische Theologe Lemmen. "Die andere Gruppe - nach der Stadt Qadian benannt - sieht in ihm einen, ja schon quasi Propheten." Die Lahore-Gruppe kommt 1920 nach Berlin. Kurz zuvor hat Kaiser Wilhelm II. während des Ersten Weltkrieges aus Holz die erste Moschee Deutschlands errichten lassen - für rund 15.000 muslimische Kriegsgefangene aus britischen und französischen Truppen. Die letztlich gescheiterte Absicht dahinter: Durch gute Behandlung sollen die Gefangenen im Wünsdorfer "Halbmondlager" so beeinflusst werden, dass sie gegen Deutschlands Feinde kämpfen. Da die Holzkonstruktion nach Kriegsende jedoch bald baufällig ist, wird die Moschee abgerissen. Als Ersatz baut die Berliner Ahmadiyya-Gemeinde nach Plänen des Berliner Architekten K.A. Hermann die Moschee in Wilmersdorf. Anfang der 1920er Jahre leben rund 2.000 Muslime in der Hauptstadt. Darunter sind ehemalige Kriegsgefangene, Mitglieder des osmanisch-türkischen Diplomaten-Korps und Studenten aus Persien, der Türkei, Ägypten und Nordafrika. 1930 gründen die Lahore-Gruppe und deutsche Muslime zusammen die Deutsch-Muslimische Gesellschaft, die sich dem Dialog der Religionen verpflichtet. Die Wilmersdorfer Moschee wird zum Mittelpunkt islamischen Lebens. Dort finden Veranstaltungen statt, an denen neben Islamwissenschaftlern auch jüdische Gelehrte teilnehmen. Als die Nazis die Macht übernehmen, steht die Berliner Moschee zunächst unter Beobachtung. "Sie war insbesondere in den Jahren 1933/34 Unterschlupf und Absteigequartier für Kurfürstendamm-Juden", so die Einschätzung der NSDAP-Reichsleitung 1937. Doch im April 1939 heißt es in einem Gestapo-Papier: "Zunächst werden Bedenken in staatspolizeilicher Hinsicht gegen diese Vereinigung nicht erhoben." Ziel der Nazis ist es nun, die Muslime für ihre Zwecke zu instrumentalisieren: Muslimische Wehrmachts- und SS-Divisionen werden eingerichtet. An der Universität Göttingen bildet der Orientalist Bertold Spuler Imame für Wehrmacht und SS aus. Ab 1941 residiert sogar der Großmufti von Jerusalem als Gast von Adolf Hitler in Berlin. Mithilfe des "Führers" will er die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina verhindern. Die Moschee der Ahmadiyya in Wilmersdorf ist zu dieser Zeit allerdings verwaist. Als britische Staatsbürger haben deren Anhänger Deutschland bei Kriegsbeginn verlassen. 1945 kehren sie zurück und setzen ihre Gemeindearbeit bis heute fort. Stand: 26.04.2015
Dominik Reinle
Im Ersten Weltkrieg werden muslimische Kriegsgefangene bei Berlin interniert. Für sie lässt der Kaiser die erste deutsche Moschee bauen. Als diese später wegen Baufälligkeit abgerissen werden muss, wird in Wilmersdorf eine Ersatzmoschee errichtet.
[ "Stichtag", "26.04.1925", "26. April 1925", "26.04.2015", "26. April 2015", "Moschee", "Wilmersdorf", "Berlin", "Eröffnung", "Ahmadiyya", "Islam", "Lahore", "Mirza Ghulam Ahmad", "Bertold Spuler" ]
Stichtag
2015-10-01T16:19+02:00
2015-10-01T16:19+02:00
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19. Juli 1834 - Erste öffentliche Pissoirs in Paris
Pecunia non olet – Geld stinkt nicht, hat bereits der römische Kaiser Vespasian erkannt. Im ersten Jahrhundert n. Chr. lässt er öffentliche Latrinen aufstellen, erhebt darauf eine Steuer und verkauft den Urin als wertvollen Grundstoff an Gerber und Färber. So schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe: Roms Straßen werden bedeutend sauberer, und die Senatskasse füllt sich. Die restlichen menschlichen Exkremente spült man über die "Cloaca Maxima" aus der Stadt hinaus. Mit dem Untergang des Römischen Imperiums allerdings geht das technische Wissen für Kanalisationen und deren Bedeutung für die öffentliche Hygiene verloren.   Bis weit in die Neuzeit hinein liegt über Europas Städten ein infernalischer Gestank. Die Menschen verrichten ihr Geschäft ungeniert in aller Öffentlichkeit und waten auf den Straßen durch Kot und Urin. In Paris werden unter König Ludwig XV. (1715-1774) erstmals an einigen großen Straßenkreuzungen Pinkelgefäße aufgestellt. Betuchtere können sich sitzend, umhüllt vom weiten Mantel eines Abort-Anbieters, in einen Eimer entleeren. Im beginnenden 19. Jahrhundert verlangt das wohlhabende Bürgertum nach Reinlichkeit vor seinen Häusern. Nicht zuletzt, weil die Wissenschaft inzwischen ungeregelt entsorgte Fäkalien als Brutstätte für Seuchen brandmarkt. Im Juli 1834 gibt der Polizeipräfekt von Paris bekannt: "Ich habe versuchsweise auf dem Boulevard Montmartre und dem Boulevard des Italiens die Errichtung von Plakatsäulen mit Innen-Urinal-Ständen gestattet". Denn es sind vor allem die jederzeit und allerorten urinierenden Männer, die in der schnell wachsenden Metropole unangenehm auffallen. So errichtet man vor 185 Jahren für die Wildpinkler in Paris die ersten öffentlichen Pissoirs. Niemand kann sich heute noch erinnern, warum die Urinale eine säulenartige Form im Stil muslimischer Minarette erhalten haben, mit "einer drohend in den Himmel ragenden Spitze oben drauf", wie ein Zeitgenosse bemerkt. Die Damen können sich erst ab 1902 in öffentlichen Bedürfnisanstalten erleichtern. Im Deutschen tauft man sie "Notdurft-Chalets". Für die Männer von Paris gibt es da bereits 5.200 Stehplätze in 1.600 eisernen, steinernen oder blechernen Pissotièren. In den 1970er-Jahren werden sie abgeschafft und durch selbstreinigende, aber schmucklose "Sanisettes" ersetzt. Nur ein Urinal der Gründerzeit steht heute noch: für die Taxifahrer vor dem Gefängnis La Santé. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 20.07.2019: Vor 75 Jahren: Attentat auf Adolf Hitler in der Wolfsschanze
Bernd Rexing
Bis ins 19. Jahrhundert stinkt es gewaltig in Europas Städten: Jeder verrichtet seine Notdurft, wann und wo er will und muss. Auch in Paris schaffen vor allem die wildpinkelnden Männer ein sanitäres Problem.
[ "Stichtag", "19.07.1834", "19.07.2019", "19. Juli 1834", "19. Juli 2019", "Pissoir", "Urinal", "Bedürfnisanstalt", "Toilette", "WC", "Paris" ]
Stichtag
2019-07-19T00:00+02:00
2019-07-19T00:00+02:00
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18. April 1942: Geburtstag des Rennfahrers Jochen Rindt
Wie versteinert hockt Nina Rindt auf ihrem Hochsitz in der Box des Lotus-Rennstalls. Die Stoppuhr in ihrer Hand tickt noch. Vier Runden lang hat sie die Trainingszeiten ihres Manns auf dem Kurs von Monza gestoppt. Jetzt ist Jochen Rindt längst überfällig. Als Colin Chapman zu ihr hinauf klettert, nimmt sie den Lotus-Teamchef kaum wahr. Tödliche Unfälle haben die Formel 1 in den 1960er Jahren mit trauriger Regelmäßigkeit erschüttert. Vor allem Lotus-Piloten leben gefährlich. "Wenn mich ein Rad überholt, weiß ich, dass ich in einem Lotus sitze", scherzt Graham Hill, der Weltmeister von 1968. Noch drastischer drückt es kurz zuvor Jochen Rindt aus: "Ich komme entweder in einem Lotus um oder ich werde Weltmeister." An jenem 5. September 1970 in Monza beginnt Nina Rindt auf ihrem Hochsitz zu ahnen, dass ihr Mann das Wettrennen gegen den Tod verloren hat. Jochen Rindt verfällt dem Rennsport schon als Jugendlicher. Der am 18. April 1942 in Mainz geborene Junge wächst bei seinen Großeltern im österreichischen Graz auf, nachdem seine wohlhabenden Eltern 1943 bei einem Bombenangriff in Hamburg ums Leben kamen. Als Alleinerbe kann sich Rindt schon früh schnelle Autos leisten und was spielerisch beginnt, entwickelt sich bald zum Lebensinhalt. Vom Pass her Deutscher, siegt sich Rindt mit einer österreichischen Rennlizenz in Windeseile bis in die Formel 1 hinauf. Die ersten Jahre in der Königsklasse verlaufen für den braunen Wuschelkopf mit dem markigen Gesicht allerdings wenig vielversprechend. Der Erfolg stellt sich erst 1969 mit dem Wechsel zu Lotus ein, obwohl Rindt schon im zweiten Rennen für sein neues Team schwer verunglückt. Reporterfrage an Rindt: "Jochen, haben Sie das Vertrauen in Lotus verloren?" Antwort: "Ich habe zu Lotus noch nie Vertrauen gehabt." Rindts finnische Frau Nina, die er 1967 geheiratet hat, leidet schwer unter dem Risiko, das ihr Mann bei jedem Start eingeht. 1970 hat Jochen Rindt endlich die Spitze erreicht. Nach vier in Serie gewonnenen Grand Prix führt er die WM-Wertung nahezu uneinholbar an; in Monza will er den Titelgewinn perfekt machen. Um 14.20 Uhr geht Jochen Rindt ins Training und winkt aus dem Cockpit seiner Nina noch einmal zu. Es wird eine Trainingsrunde ohne Wiederkehr. In der Parabolica-Kurve kommt sein Lotus ins Schleudern und Rindt rast mit 220 km/h frontal in die Leitplanken. Unfallursache? Vermutlich eine gebrochene Bremswelle. Mit durchtrennter Halsschlagader verblutet Rindt im Krankenwagen. In den folgenden Rennen sammelt kein Fahrer mehr Punkte als der Deutsch-Österreicher. So wird Jochen Rindt am Saisonende, als bislang einziger Formel-1-Pilot, posthum zum Weltmeister erklärt. Den WM-Pokal nimmt seine Witwe entgegen. Stand: 18.04.07
Bernd Rexing (Bg)
Vor 65 Jahren: Geburtstag des Rennfahrers Jochen Rindt
[ "18. April 1942", "Formel 1", "Nina Rindt", "Lotus", "Monza", "Colin Chapman", "Graham Hill", "Weltmeister", "Graz", "Grand Prix", "Parabolica", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-08T13:19+02:00
2015-10-08T13:19+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2824~_mon-102015.html
21. November 2008 - Vor 205 Jahren: Schinderhannes wird hingerichtet
Um das Jahr 1800 herum erhält der reiche Reisende Jacob Schweitzer einen Erpresserbrief. "Wir ersuchen Euch um 20 Karolinen", steht darin zu lesen, "und wir verhoffen, unser Anspruch wird nicht abgeschlagen werden." Eigentlich hat der Adressat ohnehin keine Wahl. Denn "wenn es nicht aus gutem Willen geschieht", so droht der Absender mit "Instrumenten, die Euch und Euren Kindern nicht lieb sein werden." Mord und Totschlag sind gemeint. Der Erpresserbrief stammt vom Schinderhannes und seiner Bande. Geboren wird der berüchtigte Räuber 1778 oder 1779 als Johannes Bückler im Taunusort Mielen. Als "Schinder" tötet bereits sein Vater herumstreunende Hunde und verwertet die Kadaver. Auch der junge Johannes geht bei einem Abdecker in die Lehre. Dann beschuldigt ihn sein Meister, Tierfelle gestohlen zu haben; anschließend beginnt die kriminelle Karriere des "Lumpenhunds". Mit seiner Bande stiehlt er das Vieh der Bauern im Hunsrück aus den Ställen und bricht in ihre Häuser ein. Zwischen Mainz, Trier und Koblenz raubt er fahrende Händler aus. Als ihm 1799 nach seiner Festnahme die spektakuläre Flucht aus dem Turm von Simmern gelingt, ist der Mythos des verwegenen Räubers, der mit dem Teufel im Bunde sei, geboren. Im antisemitisch geprägten 18. Jahrhundert trägt zu seiner Popularität bei, dass es vornehmlich reiche Juden sind, denen er auf seinen Raubzügen Schutzgelder abpresst. Geschnappt wird Schinderhannes zunächst nicht. Zu sehr sind die Sicherheitskräfte Europas damit beschäftigt, den Vormarsch Napoleons zu stoppen. Das ändert sich erst, als Napoleons berühmter Polizeiminister Joseph Fouché die Jagd auf Schinderhannes zur Staatssache macht. Im Mai 1802 wird der Räuber von einer Polizeipatrouille in der Nähe von Limburg gefasst und vor Gericht gestellt. Mit ihm werden 67 Personen angeklagt, 334 Zeugen gehört. Der Prozess ist öffentlich: Die neuen Herren aus Frankreich wollen die Überlegenheit ihres Rechtssystems demonstrieren. Schinderhannes und 19 Räuberkollegen werden zum Tode verurteilt.Zur Hinrichtung am 21. November 1803 strömt die für damalige Verhältnisse unglaubliche Menge von 40.000 Menschen nach Mainz. Ihnen wird als effektive Möglichkeit schneller und humaner Tötung gleich noch eine der Errungenschaften der Französischen Revolution präsentiert: die Guillotine. Mit hoch erhobenem Kopf soll Schinderhannes mit gerade einmal Anfang zwanzig Jahren zum Richtplatz geschritten sein. Sein Skelett dient Medizinstudenten in Heidelberg heute als Anschauungsobjekt. Stand: 21.11.08
Thomas Köster (uz)
Vor 205 Jahren: Schinderhannes wird hingerichtet
[ "21. November 1803", "Schinderhannes", "Johannes Bückler", "Verbrechen", "Kriminalgeschichte", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T15:03+02:00
2015-10-06T15:03+02:00
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23. März 1912 - Raketeningenieur Wernher von Braun wird geboren
Piepsende Funksignale aus dem Weltraum alarmieren 1957 die westliche Welt. Ausgesendet werden sie vom sowjetischen Satelliten Sputnik 1, dem ersten von der Erde ins All beförderten Flugkörper. Nur einen Monat später startet die UdSSR Sputnik 2 mit der Hündin Laika als erstem Weltraumpassagier. Für die USA sind die Satellitenstarts ein Schock. Mitten im Kalten Krieg war man fest überzeugt, der Sowjetunion technologisch weit überlegen zu sein. Das amerikanische Militär hat jedoch bislang keine einzige Rakete erfolgreich starten können. Präsident Eisenhower überträgt deshalb die Verantwortung für die US-Satellitenmission einem deutsch-amerikanischen Raketenspezialisten. Bislang hat er ihn trotz großer Entwicklungserfolge gemieden - aus gutem Grund: Als Ex-Oberkommandierender im Zweiten Weltkrieg weiß Eisenhower genau um die Nazi-Vergangenheit von Wernher von Braun. Keine drei Monate nach dem Flug von Laika schießt das Team von Wernher von Braun den ersten US-Satelliten ins All. Das Time Magazine feiert den charismatischen "Missileman" mit einem Titelblatt. 1959 wechselt von Braun zur neu gegründeten Weltraumbehörde Nasa und beginnt mit der Verwirklichung seines Lebenstraums: Menschen auf den Mond zu bringen. Schon als Kind hat der am 23. März 1912 in Posen geborene Sohn eines Freiherrn mit Feuerwerk gezündelt und Raketenautos gebaut. Noch bevor von Braun sein Physik-Studium beginnt, experimentiert er mit Raketenpionier Hermann Oberth in Berlin an Flüssigstoffraketen. Nach seiner Promotion 1934 engagiert das Heereswaffenamt den 22-jährigen Ingenieur. Zu diesem Zeitpunkt ist der karrierebewusste von Braun bereits Mitglied der SS. In der Peenemünder Heeresversuchsanstalt leitet Wernher von Braun ab 1937 die Entwicklung der Flüssigtreibstoffrakete "Aggregat 4". 1943 informiert er Hitler über die Einsatzbereitschaft der Rakete, die nun als "Vergeltungswaffe" (V2) massenhaft produziert wird. Rund 3.000 der angeblich kriegsentscheidenden "Wunderwaffen" feuern die Nazis in den letzten Kriegsmonaten ab, die meisten auf England und Rotterdam; Tausende Menschen kommen bei den Angriffen ums Leben. Noch weit mehr Leben fordert die Produktion der "V2" in den unterirdischen Fabrikanlagen direkt neben dem KZ Dora-Mittelbau. Unter grausamsten Bedingungen müssen Zwangsarbeiter dort die Raketen zusammenbauen. "Insgesamt wurden Zehntausende von KZ-Häftlingen auf Betreiben Wernher von Brauns und seiner Mitstreiter eingesetzt", sagt Jens Christian Wagner, Historiker und Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald. "Mindestens 8000 KZ-Häftlinge sind in diesem Raketenprogramm zu Tode geschunden worden." Nach Wagners Erkenntnissen war Wernher von Braun "unmittelbar in die Planung, Anforderungen und Praxis der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen eingebunden". Von Braun selbst erklärt später zu seiner Arbeit für das NS-Regime: "Ein Ingenieur im Kriege ist Soldat. An dieser Auffassung hat sich bei mir nichts geändert." Von Brauns Entnazifizierung nach Kriegsende ist reine Formsache, denn im beginnenden Kalten Krieg brauchen die Amerikaner sein Know-how. Mit 120 Mitarbeitern und 100 "V2" samt Konstruktionsplänen im Gepäck setzt er sein Raketenprogramm in Huntsville, Alabama fort. 1949 darf er die US-Staatsbürgerschaft annehmen. Sein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Als Chefkonstrukteur der mächtigen Saturn V geht Wernher von Braun in die Raumfahrtgeschichte ein. Im Juli 1969 gelingt mit der 111 Meter hohen Rakete die erste Landung von Menschen auf dem Mond. Der umstrittene Raketenpionier stirbt 1977 im Alter von 65 Jahren an Nierenkrebs. Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina MeißnerRedaktion: Gesa Rünker ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. März 2022 an Wernher von Braun. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 24.03.2022: Vor 125 Jahren: Deutschland bekommt eine Grundbuchordnung
Bernd Rexing
Der smarte Deutsch-Amerikaner wurde als Mastermind der US-Raumfahrt gefeiert, als der Mann, der die erste Mondlandung ermöglichte. Doch Wernher von Braun hat eine dunkle Vergangenheit: In Hitlers Auftrag ließ er unter verbrecherischen Bedingungen die V2, die &#034;Vergeltungswaffe&#034;, bauen.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "23.03.1912", "23.03.2022", "23. März 1912", "23. März 2022", "Wernher von Braun", "Raketeningenieur", "V2", "Vergeltungswaffe", "Heeresversuchsanstalt Peenemünde", "Zwangsarbeiter", "Mittelbau Dora", "Hermann Oberth", "Nasa", "Raumfahrt", "Gemini", "Apollo", "Mondlandung" ]
Radio
2022-03-21T16:20+01:00
2022-03-21T16:20+01:00
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22. Juli 1948 – Otto Waalkes wird geboren
Otto Waalkes hat eine schwere Kindheit. So jedenfalls wird er es später in seinen Gags und Sketchen kolportieren. "Meine Eltern – sie wollten mich immer von der Steuer absetzen als außergewöhnliche Belastung", heißt es 1987 in "Otto – Der neue Film". Und: "Ich erinnere mich noch an die ersten Worte meines Vaters, als ich ins Gefängnis kam: 'Herzlich willkommen'". Geboren wird Waalkes am 22. Juli 1948 als Sohn eines Malermeisters in Emden. Seine ersten Rollen hat er nach eigenen Angaben als Klassenclown in der Schule, wo er seinen "Zwergenwuchs durch Holladahidi und Jaaaah" habe kompensieren müssen. Nach dem Abitur 1968 will Waalkes Pädagoge werden, wechselt dann aber schnell an die Fachhochschule für Bildende Künste und an die Kunsthochschule in Hamburg, wo er sieben Semester Bildhauerei, Malerei, Design und Innenarchitektur studiert. In Hamburg wohnt Waalkes in einer WG mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westerhagen zusammen, mit denen er gemeinsam in kleinen Szeneclubs auftritt - gegen Bier als Gage . Dabei versucht er sich mit seiner Gitarre als ernsthafter Musiker, muss aber schon bald erkennen, dass seine Gags zwischen den Liedern beim Publikum viel besser ankommen. So verlegt er sich endgültig aufs Blödeln, wobei er sich mit Sprachwitz und Parodien bekannter Lieder hervortut. 1972 lernt Waalkes Hans Otto Mertens kennen, der bis heute sein Manager ist. Im gleichen Jahr gibt er mit seiner Band "The Rustlers" in Hamburg sein erstes großes Konzert. Da keine Plattenfirma den Live-Mitschnitt pressen will, gründet Waalkes mit Mertens kurzerhand das Label "Rüssl Räckords", in dem auch die erste LP "Otto" erscheint. Sie verkauft sich zur Überraschung des Komikers eine halbe Million Mal. 1973 ist Otto mit seiner ersten TV-Show im WDR zu sehen. Mit Sprüchen wie "Hast du mal ’ne Zigarette? Meine Schachtel steckt noch im Automaten!", den von ihm gezeichneten Ottifanten und Figuren wie Susi Sorglos oder dem Reporter Harry Hirsch erobert er in der Folge ein immer größeres Publikum und festigt seinen Ruf als "Blödelbarde" der Nation. Dabei lässt er sich seine Gags über Jahrzehnte unter anderem vom Lyriker und Zeichner Robert Gernhardt schreiben, den er kennenlernt, weil er 1973 bei einem seiner Auftritte eines von dessen Gedichten ohne Autorisierung benutzt. 1985 kommt "Otto – Der Film" in die Kinos und wird zum bis dahin erfolgreichsten Kinofilm der Nachkriegszeit. Nachfolgeproduktionen in den 90er Jahren floppen, überhaupt beginnt der Stern des Komikers zu sinken. "Der aufsässige Hofnarr der antiautoritären siebziger Jahre ist nun ein rührend albernes Kind", kritisiert das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Otto muss neue Wege der Vermarktung suchen. Dies gelingt ihm als Synchronsprecher von überaus erfolgreichen Trickfilmen wie "Ice Age" (2002) und als Filmproduzent: Sein Film "7 Zwerge – Männer allein im Wald" lockt 2004 fast sieben Millionen Zuschauer in die Kinos. Auch die Nachfolgeproduktion "7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug" (2006) ist überaus erfolgreich. Heute lebt Waalkes in Hamburg-Blankenese. Stand: 22.07.2013
Thomas Köster
Mit seinen Ottifanten und Figuren wie Susi Sorglos, Harry Hirsch oder Frau Suhrbier avanciert Otto Waalkes - Künstlername &#034;Otto&#034; - zu einem der beliebtesten deutschen Komiker der 70er Jahre. Viele seiner Texte werden von Robert Gernhardt geschrieben.
[ "Stichtag", "22.07.1948", "22. Juli 1948", "22.07.2013", "22. Juli 2013", "Otto Waalkes" ]
Stichtag
2015-10-08T11:34+02:00
2015-10-08T11:34+02:00
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12. August 1991 - Schleswig-Holstein schafft Grundschulnoten teilweise ab
Schulnoten stellen die Bewertung von Lehrern auf eine objektive und nachvollziehbare, vor allem aber auch neutrale Grundlage. Davon ist das aufstrebende Bürgertum Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugt. Ein Raster von "sehr gut" bis "ungenügend" dient als Instrument, um die Karriere der Begabtesten ohne Rücksicht auf deren Herkunft sicherzustellen. Noch heute haben wir ein Schulsystem, das im Wesentlichen auf Auslese setzt, sagt Bildungsforscher Hans Brügelmann. Und da sei Benotung ein zentrales Merkmal: "Wechsel an eine weiterführende Schule oder Zugang zu anderen Bildungseinrichtungen, da ist das zumindest vordergründig ein sehr hilfreiches Sortierungsmittel." Gegen dieses "Sortierungsmittel" laufen in Deutschland schon früh die Reformpädagogen Sturm. Noten führten keineswegs zu Leistungssteigerung und Motivierung, kritisieren sie. Im Gegenteil: Die Klassifizierung schaffe Konkurrenzdenken und schüre Neid. Gerade schwächere Schüler würden demotiviert. Maria Montessori oder Johann Heinrich Pestalozzi fordern deshalb eine humanere Schule ohne Notendruck. Umgesetzt werden diese Forderungen aber nur in wenigen Konzepten, darunter denen der Waldorfschulen. Sie setzten auf differenzierte "Berichtszeugnisse", in denen die Lehrer den Leistungsstand des Schülers individuell in ausführlichen Beurteilungen beschreiben müssen. Auch wenn noch Bundespräsident Roman Herzog (CDU) im Jahr 1997 vor einer "Kuschelpädagogik" warnt: Die negative Wirkung von Schulnoten gilt heute bei vielen Forschern als erwiesen. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Marianne Tidick (SPD) sieht das genauso – vor allem für die ersten Schuljahre. "Die Berichtszeugnisse können die Entwicklung eines indes sehr viel differenzierter darstellen, als es Noten könnten, und deshalb ändern wir die Grundschulordnung entsprechend", gibt sie 1991 bekannt. Eigentlich will Tidick die Noten von der ersten bis zur vierten Klasse abschaffen. Aber der Druck der konservativen Politiker verhindert dies. Am 12. August 1991 verzichtet Schleswig-Holstein zumindest auf die Schulnoten bis zur dritten Klasse. Den nächsten Schritt vollzieht das Land 13 Jahre später. Seit 2014 gibt es dort auch in der vierten Klasse keine vermeintlich objektive Benotung mehr. Neben dem Weg in ein zweigliedriges Schulsystem ohne Regional- und Hauptschulen ist die ein weiterer radikaler Bruch mit pädagogischen Traditionen. "Ziffernnoten sind weder objektiv und verlässlich noch differenziert und leistungsorientiert", begründet Bildungsministerin Waltraud Wende die Entscheidung der Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW). Gleichzeitig wird die so genannte Schulübergangsempfehlung abgeschafft. Fortan müssen sich Lehrer und Eltern über die weiterführende Schule der Kinder beratend besprechen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.08.2016: Vor 150 Jahren: Auto-Unternehmer Giovanni Agnelli wird geboren.
Thomas Köster
Schulnoten sind wenig aussagekräftig und hemmen die Motivation. Davon ist Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Marianne Tidick überzeugt. Dershalb schafft sie die Benotung in Grundschulen 1991 ab. Zumindest teilweise.
[ "Stichtag", "12.08.1991", "12. August 1991", "12.08.2016", "12. August 2016", "Schleswig-Holstein", "Schulnoten", "Grundschule", "Grundschulnoten", "Abschaffung" ]
Stichtag
2016-08-16T10:56+02:00
2016-08-16T10:56+02:00
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Hochwasser in NRW: Unwetterwarnung für viele Kreise verlängert
Die Hochwassergefahr bleibt in vielen Teilen von Nordrhein-Westfalen angesichts erneuter Regenfälle und gesättigter Böden hoch. Besonders stark betroffen sind die Weserzuflüsse im östlichen Landesteil. An sechs Messstationen der Weser ist die höchste Warnschwelle überschritten (Stand: 25.12.2023, 14 Uhr). Diese weist auf die Gefahr hin, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden könnten. Über erforderliche Maßnahmen entscheiden die Behörden vor Ort. An 17 Messstationen war am Montagmorgen die zweithöchste Warnstufe überschritten, die auf die Gefahr der Überflutung einzelner bebauter Grundstücke oder Keller hinweist. Dabei ging es unter anderem um die Einzugsgebiete von Lippe, Ems und Ruhr. An 43 Pegeln war die erste Warnschwelle überschritten, die auf die Gefahr hinweist, dass land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden können. Die Pegel am Rhein und an der Weser werden bei der Zählung nicht berücksichtigt. Die amtliche Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen für große Teile Westfalens und des Bergischen Landes hat der DWD am Montag für viele der betroffenen Kreise und Städte noch einmal verlängert. In diesen Bereichen werden nochmals Niederschlagsmengen um 25 Liter pro Quadratmeter erwartet. Am Dienstag soll der Regen dann nachlassen - allerdings nur vorübergehend. Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gilt noch bis zum Zweiten Weihnachtsfeiertag um 9 Uhr. Sie betrifft die folgenden Kreise und Städte: Die Unwetterwarnung für diese Kreise und Städte endet am 1. Weihnachtsfeiertag um 18 Uhr: Hier gibt es die aktuellen Warnungen im Überblick: Betroffen von möglichem Hochwasser sind die Flüsse und Gewässer Lenne, Lippe, Ems, Nette, Dinkel, Alme, Berkel, Ruhr, Sieg, Ahse und die Steinfurter Aa. In der Nacht zu Montag waren die meisten Pegelstände nicht nennenswert gestiegen. An den Weser-Pegeln wurde in den vergangenen zwei Tagen die höchste Warnstufe überschritten. Die Feuerwehren in Ostwestfalen melden für die Kreise Höxter und Paderborn vollgelaufene Keller sowie überflutete und gesperrte Straßen. Dass nicht an noch mehr Orten Leute mit Eimern das Wasser und den Dreck aus dem Keller schaufeln müssen, ist wohl auch tausenden Helfern zu verdanken, die die Maßnahmen zur Abwehr umgesetzt haben. Großer Dank kommt zum Beispiel auch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Mehr aktuelle Lageberichte, Hochwasserinformationen und Informationen zur Überschreitung der Warnstufen gibt es hier: In Oberhausen steht ein Deich an der Ruhr unter besonderer Beobachtung. In der Nacht zu Sonntag ist nach Angaben der Feuerwehr eine wasserdichte Plane komplett über den 500 Meter langen Deichabschnitt gespannt worden. Darauf seien noch 10.000 Sandsäcke sowie Kies gelegt worden. Die Feuerwehr gibt sich zuversichtlich, ein Sprecher sagte dem WDR: "Aktuell ist alles im grünen Bereich. Der Deich hält." Am Montag verschafften sich NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) und Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) gemeinsam ein Bild von der Lage am Ruhrdeich. Die Pegelstände des Flusses sind aktuell stabil. Ob der Scheitelpunkt erreicht ist, ist noch nicht ganz klar. Es fällt weiterhin sehr viel Regen und es fließt auch noch viel Wasser aus dem Sauerland die Ruhr hinab. Der Umweltminister bat die Menschen eindringlich, wachsam zu bleiben, sich fortgehend über die Lage zu informieren und von Wasser und Deichen fernzuhalten. "Das ist unberechenbar", so Krischer. Im Kreis Herford trat die Else über die Ufer. Sonst mehr ein Rinnsal ist die Else nun zu einem Fluss angeschwollen. In Bünde überflutete sie den Rathausparkplatz. Bei Brakel im Kreis Höxter trat die Nethe über die Ufer. Dort musste die Feuerwehr ausrücken, um Keller auszupumpen. In Minden sind mehrere Straßen wegen des Hochwassers der Weser gesperrt. Auf Hochwasser bereitet sich auch Düsseldorf vor. Am späten Heiligabend wurde die niedrigste Hochwasserwarnstufe 1 überschritten. Das heißt, die Schiffe müssen hier jetzt langsamer und ein wenig mehr in der Flussmitte fahren. Aktuell liegt der Pegel bei 7,20 Meter. Damit wird die flussnahe Straßenbeleuchtung im Stadtteil Urdenbach vom Strom abgeklemmt. Bis heute Abend wird in Düsseldorf ein Rheinpegel von gut 7,50 Meter erwartet. Dann werden die üblicherweise wasserdichten Anschlüsse der Gastroschiffe am Rhein-Ufer kontrolliert. Das sei aber noch nicht dramatisch, sagt eine Sprecherin. "Alle Maßnahmen bis zu einem Pegel von acht Metern sind umgesetzt." In Köln überschritt der Pegel nach Daten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) am Freitagnachmittag die Hochwassermarke I von 6,20 Metern, am Samstagabend lag er bei 6,99 Metern (21 Uhr). Es gelten Einschränkungen für die Schifffahrt, zum Beispiel eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. In der vergangenen Woche hatte es bereits das erste Winter-Hochwasser des Jahres am Rhein gegeben. In Bochum hat die Stadt wegen des hohen Pegelstandes der Ruhr eine Hotline eingerichtet (0234/9105555), auf der Anwohner Fragen zur aktuellen Lage stellen können. So sollen die Leitungen von Polizei (110) sowie Feuerwehr und Rettungsdienst (112) freigehalten werden. Es bestehe aber keine akute Gefahr, so die Stadt. "Im Falle einer Lageveränderung erfolgt eine Warnung durch die Behörden." Anwohner, die in den betroffenen Gebieten wohnen, wurden aufgefordert Vorkehrungen treffen. Dazu gehören unter anderem: Quellen:
Jörn Kießler, Dominik Reinle, Sebastian Döring, Sabine Schmitt
Wegen des anhaltenden Regens bleibt die Lage an den Flüssen in NRW angespannt. Am Montag verlängerte der DWD seine Unwetterwarnung für viele Kreise und Städte.
[ "Wetter", "Weihnachten", "Aussichten", "Unwetter", "Regen", "Unwetterwarnung", "Niederschlag" ]
Nachrichten
2023-12-22T10:07+01:00
2023-12-25T16:37+01:00
https://www1.wdr.de//nachrichten/wetter-weihnachten-regen-unwetter-warnung-100~_oid-galnrw-hochwasser-fluesse-1004_position-16.html
13. Juni 1231 - Todestag von Antonius von Padua
Eigentlich hat Fernando Martin de Bulhom ganz andere Pläne, als er in seiner Heimat Portugal ein Schiff besteigt: Er ist in den Orden des heiligen Franziskus eingetreten, um in Marokko als Märtyrer zu sterben. Dort waren zuvor fünf Franziskaner-Mönche ermordet worden. Doch ein Orkan über dem Mittelmeer verschlägt Antonius - wie er sich jetzt nennt - stattdessen nach Italien. Er steigt zunächst in Mailand, dann in Padua zum gefeiertsten italienischen Prediger seiner Zeit auf. Doch bei seinen Ordensbrüdern macht sich Antonius immer unbeliebter. Schon zu Lebzeiten des heiligen Franziskus von Assisi hat sich der Orden in zwei Parteien zerstritten. Es geht um das richtige Verständnis des Satzes, mit dem Jesus Christus seinen Jüngern absolute Armut nahe gelegt hat. Im Evangelium nach Lukas, neuntes Kapitel, Vers drei heißt es: "Nichts führet bei euch, weder Stab noch Tasche, weder Brot noch Geld." Ist das wortwörtlich oder nur symbolisch zu verstehen? Der "Große Armutsstreit" tobt so heftig, dass sich die verfeindeten Franziskaner gegenseitig der Inquisition ausgeliefert haben. Antonius will vermitteln und seine Brüder miteinander versöhnen. Doch das geht schief: Die beiden Streitparteien verbitten sich seine Einmischung und dreschen vereint auf ihn ein. Seine Beliebtheit verhindert Schlimmeres: Antonius stirbt am 13. Juni 1231 eines natürlichen Todes - wenn auch vor lauter Erschöpfung bereits mit 35 Jahren. Gegen alle Regeln der katholischen Kirche spricht der Papst auf Druck des frommen Volkes Antonius schon elf Monate nach seinem Tod heilig. Jetzt ergreifen die Franziskaner ihre zweite Chance. Haben sie zu seinen Lebzeiten nicht auf ihn hören wollen, so kann er ihnen jetzt umso nützlicher sein - als neuer Superheiliger ihres Ordens. Antonius von Padua, so verkünden sie von allen Kanzeln, sei der größte Wundertäter aller Zeiten. Antonius wird zum wunderbaren Helfer gegen alles nur denkbare Pech - in der Liebe, in der Ehe, aber auch gegen Seuchen im Viehstall. Er gilt auch als wundertätiger Wiederbringer verlorener Dinge. Kaum jemand merkt, dass fast alle diese Wunder schon 1.000 Jahre alt sind. Denn die Franziskaner reklamieren hemmungslos die uralten Wunder des heiligen Antonius von Ägypten für ihren eigenen Antonius von Padua. Autor des Hörfunkbeitrags: Hans Conrad ZanderRedaktion: Ronald Feisel "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. Juni 2021 an Antonius von Padua. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 14.06.2021: Vor 45 Jahren: Erstes Eherechtsreformgesetz verkündet
Dominik Reinle
Er gilt als Patron der Liebenden und Helfer beim Wiederfinden verlorener Dinge: Antonius von Padua hat als Heiliger viel zu tun. Seine Ordensbrüder haben ihm Wunder angedichtet.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "13.06.1231", "13. Juni 1231", "13.06.2021", "13. Juni 2021", "Antonius von Padua", "Schutzheiliger", "Heiliger", "Katholische Kirche", "Portugal", "Orden", "Franziskaner", "Fernando Martin de Bulhom" ]
Radio
2021-06-08T14:20+02:00
2021-06-08T14:20+02:00
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08. Oktober 2010 - Vor 200 Jahren: James Wilson Marshall wird geboren
"The Golden State" nennt sich Kalifornien stolz und das – zumindest historisch gesehen – zu Recht. Denn dem Gold verdankt das Land im Westen der Vereinigten Staaten seine Aufnahme als 31. Bundesstaat. Erst 1848, nach dem Krieg gegen Mexiko, wird Kalifornien im Vertrag von Guadalupe Hidalgo den USA zugeschlagen. Noch aber ist das unerschlossene Gebiet entlang der Pazifikküste zu dünn besiedelt, um als Bundesstaat Anerkennung zu finden. Innerhalb von nur zwei Jahren jedoch nimmt die Bevölkerung springflutartig zu. Allein in San Francisco, damals nicht mehr als eine Ansammlung von Bretterbuden, schnellt die Zahl der Einwohner bis 1849 von 1.000 auf 25.000. Auslöser dieser Bevölkerungsexplosion ist das Gold - und ein Zimmermann, der am 8. Oktober 1810 in New Jersey geboren wird: James Wilson Marshall. Im Jahr 1848 steht Marshall in Diensten des gebürtigen Schweizers Johann August Sutter, der sich in der Einöde Kaliforniens mit Landwirtschaft, Viehzucht und Holzhandel ein florierendes Imperium geschaffen hat. An einem Januarmorgen schickt ihn Sutter ins Coloma-Tal, um an einem Seitenarm des American River den Bau einer Sägemühle voranzubringen. Doch die heute als "Sutter’s Mill" berühmte Mühle wird nie in Betrieb gehen. Als Marshall mit seinen Leuten den Fluss erreicht, entdeckt er knapp unter der Wasseroberfläche auf einem Stein einige kleine, mysteriöse Klumpen. Wie elektrisiert überprüft er die "Nuggets": Tatsächlich: Gold! In einem viertägigen Gewaltritt kehrt Marshall zu Sutters Fort zurück und präsentiert seinem Boss den sensationellen Fund. Der "Kaiser von Kalifornien", wie Sutter genannt wird, ist alles andere als begeistert. Er ahnt sofort, was auf ihn und sein Land zukommt. Vergeblich bittet Sutter seinen Zimmermann, den Goldfund geheim zu halten - umsonst. Als einer der Arbeiter seinen Schnaps mit Goldstaub bezahlt, fliegt die Nachricht vom Gold an Sutters Mühle nur so über das Land. Tausende lassen alles stehen und liegen und stürmen an den American River. In Windeseile erreicht die Nachricht die Ostküste und versetzt die ganzen USA in einen fieberhaften Goldrausch. Der scheinbar sichere, schnelle Reichtum treibt die Menschen aus allen Richtungen nach Kalifornien. Nach einer beschwerlichen Reise per Schiff bis San Francisco oder mit dem Planwagen durch die Prärie stehen sie wochenlang, monatelang im eiskalten Fluss und waschen den Goldstaub aus dem Wasser. Einige Wenige haben Glück und entdecken Gold-Nuggets von beeindruckender Größe, doch die allermeisten "Digger" gehen leer aus oder finden weniger, als sie Ausrüstung und Lebensunterhalt kosten. Nach sechs Jahren ist der Spuk des Kalifornischen Goldrausches vorbei. Das große Geschäft haben allein Händler und Spekulanten gemacht.Unter den Unglücklichen ist auch James W. Marschall, der Urheber des Goldfiebers. Immer wieder zieht er los, lässt schließlich fanatisch ganze Trupps für sich nach dem Gold suchen und steht am Ende doch mit leeren Händen da. Völlig verarmt, alkoholsüchtig und halb um den Verstand gebracht, stirbt er 1885. Kalifornien immerhin errichtet ihm ein Denkmal, denn ohne James W. Marshalls Entdeckung hätte es den 31. Staat der USA so schnell nicht gegeben. Stand: 08.10.10
Bernd Rexing (bg)
Vor 200 Jahren: James Wilson Marshall wird geboren
[ "8. Oktober 1810", "Gold", "Kalifornien", "Vereinigte Staaten", "USA", "Nuggets", "Johann August Sutter", "Sutters Mühle", "American River", "Guadelupe Hidalgo", "San Francisco", "Digger", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T13:47+02:00
2015-10-06T13:47+02:00
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28. März 2005 - Vor 20 Jahren: Tod des Malers Marc Chagall
Noch drei Tage vor seinem Tod sitzt der 97jährige Chagall in seinem Atelier und malt. Zurückgezogen lebt und arbeitet er seit 36 Jahren in seiner Wahlheimat Saint-Paul-de-Vence bei Nizza. Chagall ist populärer denn je. Acht Jahre zuvor hat ihm der Louvre als zweitem lebenden Maler nach Picasso eine Einzelausstellung gewidmet. Das Publikum liebt seine farbenfrohen romantisch-naiven Fantasiewelten, die von traumwandlerischer Missachtung der Schwerkraft, verspielter Heiterkeit und stiller Melancholie geprägt sind. Dabei hat Chagall den seit der Jugend vertrauten Kosmos des russischen Schtetls nie verlassen. Durch alle Epochen spiegeln seine Gemälde, Lithografien und Kirchenfenster die Mystik der chassidischen Wurzeln in Russland.Elitäre Kunstkreise behandeln die lebende Legende deshalb nur noch als Exoten. Man kritisiert seinen Märchenerzähler-Stil als "süßlich" und seinen Motivreichtum als ausgeschöpft. In der Pop-Ära der Siebziger werden Chagalls Traumwelten voll fliegender Fiedler und schwebender Liebespaare zu Poster-Ikonen. Unzählige Lithografien machen Chagall allgegenwärtig. Bei seinen Kritikern trägt ihm das den Ruf eines Gebrauchskünstlers ein. Seine ganze Jugend hat der 1887 geborene Sohn chassidischer Juden im Getto von Witebsk zugebracht. Das Schtetl und seine Menschen prägen Marc Chagall so sehr, dass er es ein Leben lang tausendfach in Zeichnungen, Aquarellen, Buchillustrationen und Bildern verklärt. Zum unerreichbaren Ort der kindlichen Unschuld, der Geborgenheit und des Abschieds. Chagalls Kunst ist eine ständige Suche nach der verlorenen Zeit. Sein Leben führt ihn als Polit-Kommissar nach Moskau, nach Paris in die vibrierende Welt der Kubisten-Avantgarde und auf Einladung des Museum of Modern Art nach New York. Überall fühlt Chagall sich heimisch, nimmt Einflüsse auf und entzieht sich doch jeder Strömung. Chagall bleibt immer Chagall – eine Kategorie für sich. Als er am 28. März 1985 stirbt, mag ihm kaum ein Nachruf seinen Platz im Olymp der ganz Großen verweigern. Stand: 28.03.05
Bernd Rexing (me)
Vor 20 Jahren: Tod des Malers Marc Chagall
[ "Moskau", "Paris", "New York", "Witebsk", "Chassidische Juden", "Kubismus", "Nizza", "Kirchenfenster", "Zeichnungen", "Buchillustrationen", "Radierungen", "fliegende Fiedler", "Fantasiewelten", "Kindheit", "Stichtag", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick" ]
Stichtag
2015-10-06T14:02+02:00
2015-10-06T14:02+02:00
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7. März 1903 - Erster Steiff-Teddybär wird vorgestellt
Neue Spielzeug-Trends kommen und gehen. "Am Anfang aber muss es wirklich immer ein Teddy sein", sagt Alexandra Mustafi. Die Siegener Spielwarenhändlerin weiß aus Erfahrung: Der Teddybär ist nach wie vor das klassische Geschenk zur Geburt eines Kindes. Viele begleitet der Plüschfreund bis ins Erwachsenenalter – und manche durch ihr ganzes Leben. Die Idee, einen knuddeligen Bären als Stofftier zu gestalten, geht auf Richard Steiff zurück. Der Neffe der weltbekannten Spielwarenpionierin Margarete Steiff arbeitet in der 1880 gegründeten Fabrik seiner Tante in Giengen an der Brenz. Seine Freizeit verbringt Richard gern im Stuttgarter Zoo, wo er meist vor dem Bärengehege hockt und die Tiere zeichnet. Inspiriert vom ersten Stofftier seiner Tante, dem "Elefäntle", baut Richard einen Bären naturgetreu für Kinder nach. Sein 1902 fertiggestellter Prototyp ist ein Meister Petz mit beweglichen Armen und Beinen, einer ausgeprägten Schnauze und erhält zunächst den unromantischen Namen "55PB": 55 Zentimeter - Plüsch - beweglich. Anfang März 1903 präsentiert Richard Steiff seinen Bären zum ersten Mal auf der Leipziger Frühjahrsmesse. Doch niemand interessiert sich für das struppige Stofftier. Erst kurz vor Messeschluss taucht ein amerikanischer Einkäufer an Steiffs Stand auf, sichert sich dessen gesamten Bärenvorrat und ordert sofort nach. Ein Jahr später werden in den USA bereits 12.000 Steiff-Bären verkauft. Deren Ohren schmückt inzwischen ein metallener Knopf, der sich schnell rund um den Globus zum unverwechselbaren Markenzeichen aller Steiff-Produkte entwickelt. Zu seinen Namen "Teddy" kommt der Plüschbär dann durch den damaligen populären amerikanischen Präsidenten Theodore "Teddy" Roosevelt. Während eines Jagdausflugs weigert sich der naturverbundene Roosevelt, auf einen extra für ihn angebundenen Jungbären zu schießen. Ein Karikaturist der "Washington Post" erfährt davon und zeichnet den Präsidenten gemeinsam mit "Teddy's bear". Eine bessere Werbung hätte Steiff sich nicht wünschen können und so beginnt der weltweite Siegeszug des Teddybären. 1909, im Todesjahr von Margarete Steiff, stellt das von ihr gegründete Unternehmen bereits knapp eine Million Bären her. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 08.03.2018: Vor 50 Jahren: Sowjetisches U-Boot K-129 wird vermisst
Bernd Rexing
Seinen Namen verdankt der Teddybär dem US -Präsidenten Theodore Roosevelt . Vor 115 Jahren präsentiert Margarethe Steiff das Plüschtier erstmals auf der Leipziger Frühjahrsmesse.
[ "Stichtag", "07.03.1903", "07.03.2018", "7. März 1903", "7. März 2018", "Teddybär", "Steiff", "Leipziger Frühjahrsmesse", "Kinderspielzeug", "Plüschbär", "Giengen an der Brenz", "Theodore Roosevelt" ]
Stichtag
2018-03-07T00:00+01:00
2018-03-07T00:00+01:00
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10. Januar 1978 - Das Europäische Übersetzer-Kollegium wird gegründet
"Ich möchte darauf hinweisen, dass große Dinge nicht immer in großen Städten geschehen." Das sagte der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll über das weltweit größte Begegnungszentrum für literarische Übersetzer in der niederrheinischen Kleinstadt Straelen. Am 10. Januar 1978 wurde dort das Europäische Übersetzer-Kollegium mit der weltweit größten Fachbibliothek gegründet. Übersetzer betreiben eines der ältesten Gewerbe der Welt. Schon vor über 1.000 Jahren wirkten sie im "Haus der Weisheit" von Bagdad, einem Schmelztiegel der Kulturen. 300 Jahre später öffnete das berühmte Übersetzerzentrum im spanischen Toledo. Das "Europäische Übersetzer-Kollegium Straelen" setzt die Tradition fort. Entstanden ist es auf Initiative der Übersetzer Elmar Tophoven und Klaus Birkenhauer. "Hier wird Tag und Nacht gearbeitet, sogar Weihnachten und Silvester. Wir sind auf alles vorbereitet", sagt die Geschäftsführerin und promovierte Bibliothekarin Regina Peeters. "Wir haben einen witzigen Haushalt: im Keller fünf Waschmaschinen, fünf Trockner – und koscheres Geschirr." Nicht wegen der Waschmaschinen, vor allem wegen der weltweit größten Spezialbibliothek kommen die literarischen Übersetzer nach Straelen: 135.000 Bände in über 390 Sprachen und Dialekten. "Wir sammeln vor allem Bücher, die man nur hier einsehen kann, zum Beispiel ein 24-sprachiges Folterlexikon oder ein Buch über Beerdigungsfachwörter in 18 Sprachen ", erklärt Peeters. Jedes Jahr kommen an die 750 Übersetzer aus rund 60 Ländern nach Straelen und finden ihr Arbeitsparadies. Und dennoch: Perfekt kann eine Übersetzung nie sein. "Es gibt keine Übersetzung, die nicht ein paar Fehler hat. Und wo man doch nicht irgendwelche Kompromisse schließen musste", sagt der Russisch-Übersetzer Thomas Reschke, erster Träger des Straelener Übersetzerpreises von 2001. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 10. Januar 2018 ebenfalls an das Europäische Übersetzerkollegium. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 11.01.2018: Vor 110 Jahren: Der Grand Canyon wird zum National Monument erklärt
Martina Züger
Übersetzer betreiben eines der ältesten Gewerbe der Welt. Schon vor über 1.000 Jahren wirkten sie im &#034;Haus der Weisheit&#034; von Bagdad. Das &#034;Europäische Übersetzer-Kollegium Straelen&#034; setzt die Tradition fort.
[ "Stichtag", "10.01.1978", "10. Januar 1978", "10.01.2017", "10. Januar 2017", "Europäisches Übersetzerkollegium", "Übersetzung", "Übersetzer", "Übersetzerpreis", "Fremdsprache", "Literatur", "Straelen", "Deutschland" ]
Stichtag
2018-01-10T00:00+01:00
2018-01-10T00:00+01:00
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26. November 1931 – "Pünktchen und Anton" erscheint
Am liebsten wäre Erich Kästner Lehrer geworden. Zumindest hat er das einmal gesagt. In dem Beruf aber seien ihm die Kinder "zu nah" gewesen: "Und da habe ich mich auf Distanz zurückgezogen und Kinderbücher geschrieben". "Emil und die Detektive" (1929) ist Kästners erstes Kinderbuch, "Pünktchen und Anton" sein zweites. Beide Bücher gehören bis heute zu den Klassikern ihres Genres – nicht zuletzt auch deshalb, weil sie konkret in der Lebenswirklichkeit ihres Lesepublikums angesiedelt sind. Bei "Pünktchen und Anton" hat dies nicht zuletzt damit zu tun, dass Kästner die Anregung seiner Geschichte einer Zeitungsnotiz verdankt: "Kind aus gutem Hause nachts mit Bettlerin auf der Weidenhammer Brücke entdeckt". Kästner nimmt sich eine Schere, schneidet den Artikel aus und legt sie in sein "Kästchen für Merkwürdigkeiten". Später holt er den Abschnitt wieder hervor und schreibt. "Pünktchen und Anton" erscheint am 26. November 1931. Das Buch erzählt die Geschichte einer Freundschaft zweier völlig unterschiedlicher Kinder aus völlig unterschiedlichen sozialen Milieus: Von Luise ("Pünktchen"), Tochter eines Spazierstockfabrikanten, und von Anton, Sohn einer armen, alleinerziehenden Kriegswitwe. Beide treffen sie im Berlin der 30er Jahre aufeinander, um nachts bettelnd Streichhölzer und Schnürsenkel zu verkaufen: Anton zum Überleben, und "Pünktchen", um ihr Kindermädchen zu unterstützen. Am Ende decken sie gemeinsam ein Verbrechen auf. Die 30er Jahre, das ist die Zeit von Hummer und Kaviar, vor allem aber auch die Zeit der Weltwirtschaftskrise mit ökonomischer Not und Massenarbeitslosigkeit. Kästner, der selbst in Mietskasernen aufgewachsen ist, beschreibt das Leben der Armen in der Reichshauptstadt Berlin. Als einer der ersten deutschen Autoren thematsiert er aber auch die seelische Vernachlässigung reicher Kinder. Denn "Pünktchens" Vater hat keine Zeit für seine Tochter – und ihre Mutter, die lieber zu Modenschauen und Bällen geht, nimmt sie sich nicht. Dieser Erwachsenenwelt begegnen die Kinder mit Phantasie, Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit, aber auch mit Vernunft und Werten. Das Kästner am Ende für "Pünktchen und Anton" ein Happy-End bereit hält, trägt zum Erfolg des Buches sicher bei. Bis heute wurde das Buch in rund 100 Sprachen übersetzt, für Theater und Oper überarbeitet und zwei Mal verfilmt. Stand: 26.11.2011
Thomas Köster
Mit Luise (&#034;Pünktchen&#034;) und Anton treffen in Berlin Reich und Arm aufeinander. &#034;Pünktchen und Anton&#034; von Erich Kästner erzählt die Geschichte zweier Kinder aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen – und wird zum Kinderbuchklassiker.
[ "stichtag", "26.11.1931", "26. November 1931", "26.11.2011", "26. November 2011", "Erich Kästner", "Pünktchen und Anton" ]
Stichtag
2015-10-07T09:44+02:00
2015-10-07T09:44+02:00
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09. Februar 2010 - Vor 560 Jahren: Agnès Sorel stirbt in Anneville-sur-Seine
Wenn man den Chronisten glauben darf, dann kommt Agnès Sorel zur Zeit des Hundertjährigen Krieges im Gefolge von Isabelle, Herzogin von Lothringen, an den Hof Karls VII. Der Herrscher ist zwanzig Jahre älter als die schöne blonde Frau mit den großen blauen Augen und der auffallend weißen Haut. Obwohl über ihr freizügiges Benehmen schon früh geredet wird, bleibt sie als Hofdame bei Königin Marie. 1444 wird Karl VII. sie offiziell zu seiner ersten Mätresse ernennen. "Sie musste immer an seiner Seite sein", heißt es in einer zeitgenössischen Quelle, "bei Tisch, im Bett, im Thronrat". Über Sorels Leben ist nur wenig bekannt. Geboren wird sie wohl in der Picardie. "Dame de Beauté" ("Herrin der Schönheit") ist der erste Titel, den Karl VII. seiner Geliebten verleiht. Danach überschüttet er sie mit Geschenken aller Art. Ganz wie die Königin selbst benehme sie sich bei Hofe, monieren ihre Kritiker, immer neue Liederlichkeiten und Ausschweifungen fielen ihr ein. So mache es ihr nichts aus, ihre Brüste in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Tatsächlich zeigen Porträts sie mit entblößter Brust. Der befreundete Maler Jean Fouquet soll sie in dieser Pose als Vorbild für eine Madonna mit Kind genommen haben. Auf dem Bild macht der Knabe einen derart desinteressierten Eindruck, dass der Verdacht naheliegt, das religiöse Motiv sei hier nur ein Vorwand für die erotische Botschaft.In ihren letzten Stunden hat Agnès Sorel vermutlich das Gefühl, innerlich zu verwesen. "Wie ekelhaft, übelriechend und anfällig wir doch sind", sollen die letzten Worte der "Herrin der Schönheit" auf dem Sterbebett gewesen sein. Da ist ihr Körper von einer Überdosis Quecksilber schon vergiftet. An einem kalten Wintertag im Februar 1450 stirbt die offizielle Geliebte Karls VII. gemeinsam mit ihrem zu früh geborenen vierten Kind auf einer Burg in Anneville-sur-Seine. Ihr Herz wird in der Abtei von Juniegès bestattet, der sie viel Geld gespendet hatte. Ihr Körper wird in der Stiftskirche Notre-Dame  in Loches beigesetzt. Nach ihrem Tod wendet sich der König einer Kusine der Verstorbenen zu, die ihm weitere Mädchen zuführt. Ein Mailänder Botschafter vermerkt, nun sei der Herrscher "noch geiler" geworden und "ganz und gar den Frauen verfallen". Schon damals halten sich hartnäckig Gerüchte, Agnès Sorel sei ermordet worden. Ob sie vergiftet wurde oder nur an einem ärztlichen Kunstfehler starb, bleibt ungeklärt. Verdächtigt jedenfalls wird schon von Zeitgenossen der Thronfolger Ludwig XI., der die Mätresse einmal in aller Öffentlichkeit geohrfeigt haben soll. Tatsache aber ist, dass der neue König die drei Töchter von Agnès und Karl standesgemäß verheiratet: So standesgemäß, dass zahlreiche Prinzen und Herzöge aus der unstandesgemäßen Verbindung hervorgegangen sind. Stand: 09.02.10
Thomas Köster (uz)
Vor 560 Jahren: Agnès Sorel stirbt in Anneville-sur-Seine
[ "9. Februar 1450", "Agnès Sorel", "Mätresse", "Karl VII.", "Frankreich", "Rückblick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T10:20+02:00
2015-10-06T10:20+02:00
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9. Januar 1949 - Erste Synode der Evangelischen Kirche nach dem Krieg
"Zusammenkunft" oder "Treffen", das bedeutet das Wort Synode im Altgriechischen. Und weil Theologen oft ziemlich gut Altgriechisch können, haben die Protestanten so ihre jährliche Zusammenkunft genannt: Synode. Es ist das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ein Gremium von 120 Abgeordneten. Sie verabschieden die Kirchengesetze, vertreten rund 23 Millionen Protestanten in Deutschland und leiten gemeinsam mit dem Rat die Kirche. Doch die Synode hat ein Problem: In der Öffentlichkeit interessiert sich im Gegensatz zur katholischen Kirche kaum jemand für sie. Die Menschen finden es offenbar spannender, wenn nur einer das Sagen hat, wie bei den Katholiken. Bei jeder Papstwahl sind tagelang Fernsehkameras auf einen unscheinbaren Schornstein in Rom gerichtet. Mit den Synoden der evangelischen Kirche lassen sich keine Millionen Menschen vor den Fernseher locken. Die allererste Synode nach dem Krieg, am 9. Januar 1949, führte zum Zusammenschluss der verschiedenen evangelischen Kirchen in Deutschland. Sie war quasi die konstituierende Sitzung der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Synodalen sind übrigens nicht ausschließlich Geistliche: Etwa 20 Synodale sind Personen des öffentlichen Lebens. Und es sind stets die großen Themen, die sich die Synoden vornehmen. Anhand der Themenkataloge der vergangenen 70 Jahre lassen sich die Herausforderungen gut ablesen: zum Beispiel Armut, die Finanzkrise, der Klimawandel oder die Ökumene mit den Katholiken. Die letzte Synode 2018 in Würzburg beschäftigte sich unter anderem mit sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche. "Wir sind ... als Kirche eine Institution, die sich auf Jesus Christus bezieht, denjenigen, der für radikale Liebe steht. Wenn im Rahmen dieser Institution Handlungen passieren, die das Leben von Menschen zerstören, dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen", sagte Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzener, damals. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 10.01.2019: Vor 100 Jahren: Der "Freistaat Flaschenhals" entsteht
Martina Züger
Die Synode der Evangelischen Kirche ibn Deutschland hat ein Problem: In der Öffentlichkeit interessiert sich kaum jemand für sie. Die Menschen finden es offenbar spannender, wenn nur einer das Sagen hat – wie bei den Katholiken.
[ "Stichtag", "09.01.1949", "9. Januar 1949", "09.01.2019", "9. Januar 2019", "Evangelische Kirche", "Protestanten", "Protestantismus", "Deutschland", "Synode", "Zweiter Weltkrieg", "Glauben", "Religion", "evangelisch" ]
Stichtag
2019-01-09T16:58+01:00
2019-01-09T16:58+01:00
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2. November 1766 - Österreichischer Feldmarschall Radetzky wird geboren
Als Josef Wenzel Radetzky von Radetz vor 250 Jahren zur Welt kommt, ist Europas alte monarchische Ordnung noch unangefochten. Niemand ahnt, welche Umwälzungen und Revolutionen das kommende Jahrhundert bringt. Während seiner 72 Dienstjahre in der österreichischen Armee wird Josef Radetzky an deren Verlauf entscheidenden Anteil haben. Fünf Habsburger Kaisern dient Radetzky als Offizier und schließlich als Feldmarschall, 17 Feldzüge macht er mit. Seinen größten Sieg erringt er über Napoleon I., den Kaiser der Franzosen. Am Ende seines Lebens preist das reaktionäre Österreich den greisen Heerführer als Retter des Vaterlandes. Kaiser Franz Joseph I. nimmt ihn in die Reihe der "berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdigen Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs" auf und Komponist Johann Strauss macht ihn mit dem Radetzkymarsch unsterblich. Der Spross einer böhmischen Adelsfamilie hat keinen leichten Start ins Leben. Kurz nach seiner Geburt am 2. November 1766 auf Schloss Trebnitz bei Seltschan wird Radetzky Vollwaise und von einem Onkel um sein Erbe gebracht. Ihm bleibt nur die Soldatenlaufbahn, die Armee aber lehnt ihn wegen seiner schwächlichen Statur ab. Der Junge mit dem unverhältnismäßig großen Kopf und gedrungenem Rumpf auf kurzen Beinen beweist Stärke und Zähigkeit. Er macht das Abitur und schafft 1784 doch noch als Kadett die Aufnahme in die österreichische Armee. Sein erster Feldzug 1788 gegen die Türken endet mit einer Niederlage. Die Organisation der kaiserlichen Truppen ist hoffnungslos veraltet, ihre Ausrüstung ist schlecht und ihre Führung miserabel. Auch in den folgenden Schlachten gegen das revolutionäre Frankreich kann Österreich nicht siegen. Radetzky aber macht Karriere und lernt aus jeder Niederlage gegen die moderne Militärmaschinerie von Napoleon Bonaparte. Der Eroberer Europas scheint unbesiegbar zu sein, bis seine Grande Armée 1812 beim Winter-Feldzug in Russland untergeht. In der Strategie der zaristischen Generäle, offene Feldschlachten gegen die Invasoren zu meiden, erkennt Radetzky die einzige Chance, Napoleons Vorherrschaft in Europa zu beenden. Seit 1809 im Rang des Generalstabschefs, entwirft Radetzky die Defensivstrategie der alliierten Truppen Österreichs, Russlands und Preußens, die Napoleon 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig zum Verhängnis wird. Hoch dekoriert, aber völlig ausgebrannt, kehrt Radetzky nach dem Ende der napoleonischen Ära heim. Dank seiner Freigiebigkeit und Spielleidenschaft sowie der Verschwendungssucht seiner Frau ist er hoch verschuldet. Er wird bei halbierten Bezügen degradiert und auf einen Posten als Kavallerie- und Festungskommandant abgeschoben. Ein Freund, der reiche Armeelieferant Joseph Pargfrieder, begleicht Radetzkys alte und immer neue Schulden. Nach den revolutionären Unruhen von 1830 und dem Aufkommen nationalistischer Bestrebungen braucht Österreich wieder die strategische und politische Weitsicht des alten Haudegens. Als Generalkommandant in Norditalien bekämpft Radetzky erfolgreich die Aufstände der nach Unabhängigkeit strebenden Freiheitskämpfer. Den Höhepunkt seiner Laufbahn erreicht der hochbetagte Radetzky während der Feldzüge in den Revolutionsjahren 1848/49. Mit seinen Siegen in fünf Schlachten in Norditalien festigt er wesentlich die Stellung des jungen Kaisers Franz Joseph gegen die Revolutionäre im eigenen Land. Der Dichter Franz Grillparzer widmet dem als Nationalheld Gefeierten die berühmten Worte: "In Deinem Lager ist Österreich!" Erst im Alter von 90 Jahren bittet Josef Radetzky seinen Kaiser 1856 um den verdienten Ruhestand. Keine zwei Jahre später, am 5. Januar 1858, stirbt "Vater Radetzky" in Mailand. Auf eigenen Wunsch findet er seine letzte Ruhe nicht – wie von Franz Joseph gewollt – in der Habsburger Kapuzinergruft in Wien, sondern am Heldenberg in Niederösterreich. Die protzige Gedenkstätte hatte Radetzkys Gönner Pargfrieder als sein privates Walhalla errichtet. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. November 2016 ebenfalls an Josef Wenzel Radetzky von Radetz. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 03.11.2016: Vor 100 Jahren: Katar wird Protektorat unter britischer Schirmherrschaft
Bernd Rexing
Während seiner 72 Dienstjahre wandelt sich Europa radikal und Feldmarschall Josef Wenzel Radetzky von Radetz ist daran entscheidend beteiligt. Er dient fünf österreichischen Kaisern, plant die Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon und sichert die Macht von Franz Joseph I. in den Revolutionsjahren 1848/49.
[ "Stichtag", "02.11.1766", "02.11.2016", "2. November 1766", "2. November 2016", "Josef Wenzel Radetzky von Radetz", "Feldmarschall", "Österreich", "Habsburger", "Wien", "Napoleon", "Befreiungskriege", "Revolutionskriege", "Völkerschlacht Leipzig", "Kaiser Franz II.", "Kaiser Franz Joseph I.", "Radetzkymarsch", "Militär" ]
Stichtag
2016-11-02T00:00+01:00
2016-11-02T00:00+01:00
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3. April 1994 - Todestag des Genetikers und Down-Syndrom-Mitentdeckers <span lang="fr">Jérôme Lejeune</span>
"Ich stehe als Arzt auf der Seite des Lebens und nicht auf der Seite des Todes", sagt der Kinderarzt und Genetiker Jérôme Lejeune bei einem seiner vielen Auftritte. Als Forscher hatte er 1959 gemeinsam mit anderen herausgefunden, dass bei Menschen mit Down-Syndrom ein genetischer Defekt vorliegt: Ein Chromosom ist dreifach vorhanden. Seine Mit-Entdeckung bringt ihn als Katholiken in schwere moralische Konflikte: Viele Paare nehmen die Diagnose Trisomie 21 nun zum Anlass, die Schwangerschaft abzubrechen. Bis zu seinem Tod setzt sich Jérôme Lejeune für das Recht auf Leben behinderter Kinder ein. Geboren wird Jérôme Lejeune 1926 in Montrouge südlich von Paris. 1957 holt ihn der Genetiker und Kinderarzt Raymond Turpin in sein Team, um die Chromosomen bei Kindern mit und ohne Down-Syndrom zu untersuchen. Doch seine Karriere beginnt mit einer Lüge: Denn in Turpins Team ist es die Kinderkardiologin Marthe Gautier, die 1959 anhand von Zellkulturen den Nachweis des dreifach vorhandenen Chromosoms erbringt. Dass auch eine Frau an der Erforschung der Trisomie 21 beteiligt war, verschweigt Jérôme Lejeune jedoch. Erst 2009, mit 84 Jahren, beansprucht Marthe Gautier die Entdeckung für sich. Jérôme Lejeune dagegen nutzt seine Berühmtheit. Er bleibt in der Chromosomenforschung, entdeckt 1963 das Cri-du-Chat-Syndrom, das Katzenschrei-Syndrom. Es heißt so, weil das Schreien der Betroffenen im frühen Kindesalter an das von Katzen erinnert. Seine politische Haltung bringt ihm heftige Kritik ein. Der Katholik und fünffache Vater tritt gegen Schwangerschaftsabbrüche ein und schlägt sich auf die Seite der Lebensschützer. Wie ein Prediger zieht er durch die Welt und kämpft gegen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Auch die sogenannte Abtreibungspille RU-486 lehnt er ab. "Ich sage es ganz deutlich: Die Abtreibungspille wird mehr menschliches Leben zerstören als Hitler, Mao und Stalin zusammen", sagt er einmal. Gesellschaftlich gelangt er mit dieser radikalen Meinung ins Abseits. Die katholische Kirche dagegen feiert ihn. Jérôme Lejeune wird Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften und 1994 Präsident der neu gegründeten Päpstlichen Akademie für das Leben. Ausgeübt hat er das Amt nie; er stirbt am 3. April 1994 mit knapp 68 Jahren an Lungenkrebs. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. April 2019 ebenfalls an Jérôme Lejeune. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 04.04.2019: Vor 70 Jahren: Der Nordatlantikpakt wird unterzeichnet
Martina Züger
Seine politische Haltung bringt ihm heftige Kritik ein. Der Katholik und fünffache Vater tritt gegen Schwangerschaftsabbrüche ein und schlägt sich auf die Seite der Lebensschützer.
[ "Stichtag", "03.04.1994", "3. April 1994", "03.04.2019", "3. April 2019", "Jérôme Lejeune", "Kinderarzt", "Genetiker", "Genetik", "Frankreich", "Marthe Gautier", "Down-Syndrom", "Trisomie 21", "Chromosom", "Behinderung", "Katholik", "Abtreibungsgegner", "Lebensschützer", "Schwangerschaftsabbruch", "Abtreibungspille" ]
Stichtag
2019-04-03T00:00+02:00
2019-04-03T00:00+02:00
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Frühjahr 1998: Stiftung Deutsches Kabarettarchiv in Mainz entsteht
Das Deutsche Kabarettarchiv in Mainz ist ein magischer Ort. Von den Wänden grüßen mit Kurt Tucholsky, Erika Mann, oder Heinz Erhardt die Großen der Kleinkunst, Karl Valentin ist als Pappaufsteller vorhanden, Loriots Knollenmännchen hockt am Tresen an der Bar. Und über allem schwebt der niederrheinische Grantler Hanns Dieter Hüsch als eine Art guter Geist. Denn seit 1989 wird das Deutsche Kabarettarchiv von Jürgen Kessler geleitet, der Hüschs Tour-Manager war. Kessler ist es dann auch, der Hüschs berühmte Orgel nach dessen Schlaganfall ins Archiv bringt. Außerdem legt Hüsch in gewisser Weise sogar den Grundstein für das Archiv. 14 Jahre ist der ostfriesische Schüler Reinhard Hippen alt, als er nach einem Auftritt von Hüsch 1958 ein Autogramm des Kabarettisten ergattert. Zusammen mit einem Programmheft der Studententruppe "Die Amnestierten" bildet es den Grundstein des Archivs. Von nun an sammelt Hippen alles, was ihm an Kabarettdokumenten in die Hände fällt.  Unermüdlich heftet Hippen Manuskripte, Briefe und Zeitungskritiken ab, schneidet mit dem Tonband Programme mit. Inzwischen Grafikdesigner in Mainz, beauftragt er einen Ausschnittdienst für die Übersichtsarbeit, insgesamt rund 3.500 Euro monatlicher Kosten für seine Leidenschaft entstehen. Tagsüber arbeitet er, nachts frönt er seinem Hobby. Dazwischen bleiben nur drei Stunden Schlaf. Und in größere Wohnungen umziehen muss er ohnedies immer wieder. Allmählich erkennt Mainz die kulturelle Relevanz des Unterfangens. Hippen bekommt Räumlichkeiten, zunächst im Rathaus, dann in einer Gründerzeitvilla, und Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz. Da er seine ganzen Einkünfte in das Archiv steckt, statt Steuern zu bezahlen, wird das Archiv 1988 von der Staatsanwaltschaft verplombt.  Hippen muss seine Sammlung an die Stadt Mainz verkaufen. Das bricht ihm das Herz. Im Frühjahr 1998 wird die "Stiftung Deutsches Kabarettarchiv" ins Leben gerufen, um den Fortbestand des "Gedächtnisses der Satire" abzusichern. Zwei Jahre später steigt auch die Kulturstiftung des Bundes ein, 2003 die Stadt Bernburg, die die Sammlung des DDR-Kabaretts beherbergt. Reinhard Hippen stirbt 2010 mit 68 Jahren. Heute umfasst das Archiv in den Kellergewölben des Historischen Proviantmagazins rund 33.000 Bücher, 38.000 Tonaufzeichnungen sowie unzählige Noten, Plakate, Fotos und Nachlässe, insgesamt 6.000 Ordner mit Unterlagen zu insgesamt 80.000 Personen  – eine Fundgrube für Wissenschaftler und Journalisten. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. März 2018 ebenfalls an die Gründung der Stiftung Deutsches Kabarettarchiv Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 03.03.2018: Vor 45 Jahren: Washingtoner Artenschutzabkommen unterzeichnet
Thomas Köster
Es ist das Produkt einer großen Leidenschaft: Nachdem der 14-jährige Schüler Reinhard Hippen einen Auftritt Hanns Dieter Hüschs gesehen hat, sammelt er alles, was mit dem Kabarett zu tun hat. Daraus entsteht das &#034;Deutsche Kabarettarchiv&#034;.
[ "Stichtag", "02.03.1998", "2. März 1998", "02.03.2018", "2. märz 2018", "Deutsches Kabarettarchiv" ]
Stichtag
2018-03-02T09:38+01:00
2018-03-02T09:38+01:00
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14. April 2010 - Vor 65 Jahren: Hammerwerfer Uwe Beyer wird geboren
Bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 entdecken die Deutschen unerwartet ihre Begeisterung für das Hammerwerfen. Ein 19-jähriger blonder Hüne aus Kiel schleudert sein Sportgerät 68,09 Meter weit. Das ist nicht nur neuer deutscher Rekord, sondern bringt Uwe Beyer am Ende sensationell die olympische Bronzemedaille ein. Binnen eines Jahres war der am 14. April 1945 im holsteinischen Timmendorfer Strand geborene Sohn des Kugelstoßers Erich Beyer in die Weltelite vorgestoßen. Als jüngster Teilnehmer hatte er sich für die bis 1992 letzte gesamtdeutsche Olympia-Mannschaft qualifizieren können. Mit dem Bronzemedaillengewinn von Tokio beginnt eine bis heute unübertroffene Hammerwerfer-Karriere. Acht Mal in Serie wird Uwe Beyer in den folgen Jahren die Deutschen Meisterschaften gewinnen. Doch nach dem Olympia-Triumph lockt den Jungstar mit dem sonnigen Lächeln zunächst eine ganz andere, viel versprechende Herausforderung – auf der Kinoleinwand. Filmproduzent Artur Brauner sucht gerade für sein Monumental-Epos "Die Nibelungen" nach einem überzeugenden Darsteller des Drachentöters Siegfried. Mutig fällt die Wahl auf den populären Modellathleten Uwe Beyer. Mit einer Größe von 1,91 Meter, seinen blauen Augen, dem durchtrainierten Körper und seiner unbekümmert-siegesbewussten Ausstrahlung scheint der bei jung und alt beliebte Sonnyboy die Idealbesetzung zu sein. Doch mimisch kann der erfolgreiche Hammerwerfer nicht überzeugen. Für seine Leistung von Zuschauern und Kritik eher belächelt als bewundert, bleiben "Die Nibelungen" Beyers einziger Ausflug ins Schauspielfach. Auch einer Karriere als Schlagersänger ist kein Erfolg beschieden. "Ich nagle meine Schuhe an unterm Bett bei mir, sonst wandern sie um Mitternacht von ganz allein zu dir", schmachtet Beyer – und hängt danach auch seine Hitparadenträume gleich wieder an den Nagel. Unter der deutschen Hammerwerfer-Konkurrenz bleibt Uwe Beyer tonangebend, doch international wechseln Licht und Schatten. Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko scheidet er enttäuschend in der Qualifikation aus. Als erster Athlet führt der Kieler die vierte Umdrehung in die Hammerwurf-Technik ein und gewinnt damit 1971 auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere die Europameisterschaft. Nach dem Abschied von der Leichtathletikbühne betätigt sich Beyer mit großem Erfolg als Geschäftsmann. Er leitet die Therapie-Abteilung im Reha-Zentrum Bernkastel-Kues, betreibt mehrere Sportartikelgeschäfte und handelt im Rhein-Main-Gebiet mit historischen Häusern. Einen Tag nach seinem 48. Geburtstag verabredet sich Beyer am 15. April 1993 während eines Kurzurlaubs an der türkischen Riviera zum Tennisspielen. Während des Matches bricht das äußerlich kerngesunde Sportidol zusammen und erliegt noch auf dem Platz einem Herzinfarkt. Sportmediziner vermuten Spätfolgen eines Anabolika-Dopings, das der Leichtathlet einige Jahre zuvor selbst eingestanden hatte. Doch Beyer könnte zudem erblich belastet gewesen sein. Fünf Jahre zuvor starb auch sein Vater an einem Herzinfarkt – auf dem Tennisplatz. Stand: 14.04.10
Bernd Rexing (uz)
Vor 65 Jahren: Hammerwerfer Uwe Beyer wird geboren
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Stichtag
2015-10-06T10:59+02:00
2015-10-06T10:59+02:00
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28. Januar 1596 – Todestag des Weltumseglers Francis Drake
Ehrfurchtsvoll und wohl auch etwas eingeschüchtert nennen die Spanier Francis Drake "El Draque" ("der Drache"): Immer wieder überfällt der gefürchtete englische Freibeuter ihre Schiffe und raubt die Schätze aus den überseeischen Kolonien. Aber das ist erst der Anfang: Binnen zwei Jahrzehnten wird Drake entscheidend dazu beitragen, dass Spaniens Vorherrschaft auf den Weltmeeren endet. Und dabei auch noch die Welt umsegeln. Geboren wird Drake um 1540 in der Grafschaft Devonshire. Vermutlich ist er erst 13, als er sich auf hohe See begibt. Vom Schiffsjungen arbeitet er sich zum fähigen Navigator hoch, dann zum gewieften Offizier. Er mischt im englischen Sklavenhandel mit und macht ab 1566 mit Kaperbriefen von Königin Elisabeth I. Jagd auf die Schiffe und Häfen Spaniens. 1568 entkommt Drake allerdings nur knapp einer vernichtenden Seeschlacht. In seinem Hass auf das katholische Spanien befeuert, führt der puritanische Freibeuter nun auch einen unerbittlichen Privatkrieg gegen Spaniens König Philipp II. Als sich 1573 Englands und Spaniens Beziehungen verbessern und seine Kaperfahrten auf der Kippe stehen, entwickelt Drake einen für die englische Admiralität ungeheuerlichen Plan: in den Pazifik vorzudringen, wo Spaniens Flotten bislang ungestört kreuzen können. Am Ende wird Drakes unermüdliche Überzeugungsarbeit belohnt. Mit fünf Schiffen sticht er im Dezember 1577 in Plymouth zu einer der bedeutendsten Expeditionen der englischen Geschichte südwärts in See. Bedingt durch schwere Unwetter, ist nach 50 Tagen nur noch sein Flaggschiff "Golden Hinde" übrig. Als einer der ersten Seefahrer umsegelt Drake Kap Hoorn. Er erbeutet vor Panama auf spanischen Galeonen riesige Mengen Gold und Silber. Vermutlich kommt er im Norden bis zur Höhe von Vancouver. Nach einem Zwischenstopp nahe dem heutigen San Francisco, wo er das Land für England in Besitz nimmt, segelt Drake mit Hilfe erbeuteter spanischer Karten weiter Richtung Indischer Ozean und über das Kap der guten Hoffnung zurück. Nach 1.018 Tagen erreicht die "Golden Hinde" 1580 wieder den Hafen von Plymouth. Damit hat Francis Drake als erster Engländer die Welt umsegelt; die Hegemonie Spaniens im Pazifik ist gebrochen. Seine Beute bringt den Investoren der Reise ein ungeheures Vermögen ein. Königin Elizabeth kann auf einen Schlag sämtliche Staatsschulden zurückzahlen und eine schlagkräftige Flotte aufbauen. Zum Ritter geschlagen, ist Sir Francis Drake 1588 als Vizeadmiral maßgeblich an der Vernichtung der spanischen Armada beteiligt. Drake stirbt am 28. Januar 1596 bei einer weiteren Kaperfahrt vor Panama. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Januar 2021 ebenfalls an Francis Drake. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 29.01.2021: Vor 140 Jahren: Erste Magenresektion durch Theodor Billroth
Thomas Köster
Francis Drake ist Freibeuter im Dienst der britischen Krone und umsegelt in ihrem Auftrag die Welt. Damit trägt er entscheidend dazu bei, die Vorherschaft Spaniens als Seemacht zu brechen.
[ "Stichtag", "28.01.1596", "28. Januar 1596", "28.01.2021", "28. Januar 2021", "Sir Francis Drake" ]
Stichtag
2021-01-28T00:00+01:00
2021-01-28T00:00+01:00
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16. November 2006 - Milton Friedman stirbt in San Francisco
Er ist der erste Ökonom mit einer eigenen Fernsehserie. In zehn Folgen erklärt Milton Friedman 1980 den Amerikanern die Welt der Wirtschaft - so wie er sie sieht: Der freie Markt ist Voraussetzung für politische Freiheit und bringt allen das Beste. Staatseingriffe sind für Friedman dagegen grundsätzlich negativ: "Überträgt man dem Staat die Zuständigkeiten für die Sahara, wird in fünf Jahren der Sand knapp!" Mit seinem Credo aus Liberalisierung, Deregulierung, Privatisierung und Freihandel wird der Wirtschaftswissenschaftler bald weltweit zum wichtigsten Repräsentanten des Neoliberalismus. Zwischen Friedmans Ansichten und seiner Biografie gibt es durchaus Verbindungen: Geboren wird er am 31. Juli 1912 in Brooklyn im US-Bundesstaat New York. Damals ist der Kapitalismus unreguliert - mit großen Unterschieden zwischen Arm und Reich, aber auch großen Aufstiegsmöglichkeiten. Seine Eltern sind mittellose jüdische Einwanderer aus Osteuropa und legen sich krumm für die Ausbildung der Kinder. Der hochbegabte Milton kann deshalb schon mit 16 Jahren Mathematik und später Wirtschaft studieren. Kurz darauf lässt die Weltwirtschaftskrise 1929 nicht nur die Banken und Konzerne zusammenbrechen, sondern auch die klassische liberale Wirtschaftslehre vom freien Spiel der Kräfte. Es ist die Stunde des britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Seine Erkenntnis: Unregulierte Märkte tendieren zur Instabilität, irrationales Verhalten von Spekulanten verstärkt Krisen zu Katastrophen. Den Ausweg sieht Keynes in mehr staatlichen Regeln und Konjunkturprogrammen. Mit dem "New Deal" von US-Präsident Franklin D. Roosevelt wird der Keynesianismus in den 1930er Jahren Regierungspolitik - und beschert daraufhin den Industrieländern über 30 Jahre lang Stabilität und Wachstum. Friedman lehrt inzwischen ab 1946 Volkswirtschaft an der Universität von Chicago, einer Hochburg der Wirtschaftsliberalen. Er untersucht die Schwachstellen der keynesianischen Wirtschaftssteuerung und wird bei der sogenannten Phillipskurve fündig. Sie besagt: Je höher die Inflationsrate ist, desto niedriger ist die Arbeitslosenquote. Doch dieser Effekt bleibt langfristig aus. Die sogenannte Stagflation der 1970er Jahre gibt Friedman recht: Plötzlich gibt es gleichzeitig hohe Inflation und hohe Arbeitslosigkeit. Nun ruft Friedman die "neoliberale Konterrevolution" aus. Seine Lehre, der Monetarismus, besagt, dass Krisen nicht durch instabile Märkte entstehen - sondern, dann, wenn die Zentralbanken zu viel oder zu wenig Geld in Umlauf bringen. Erstmals umgesetzt werden neoliberale Konzepte in Chile, wo General Augusto Pinochet 1973 geputscht und sich als Diktator installiert hat. Friedman-Schüler, die sogenannten Chicago-Boys, kürzen dort die Staatsausgaben, privatisieren Bildung, Gesundheit und Renten, entmachten die Gewerkschaften und öffnen das Land für ausländische Konzerne. Das Ergebnis: Wenige profitieren, die Mehrheit jedoch verarmt. Als Friedman - der die Junta berät, aber zu Menschrechtsverletzungen schweigt - 1976 den Wirtschaftsnobelpreis erhält, hagelt es Proteste. Über die Kritiker sagt er: "Ich bewundere sie für ihre weichen Herzen! Aber leider dehnt sich die Weichheit oft auch auf ihre Köpfe aus." Drei Jahre später macht Margaret Thatcher in Großbritannien den Neoliberalismus erstmals in einem Industrieland zum Regierungsprogramm. Unter US-Präsident Ronald Reagan folgen auch die USA. Bald dominiert Friedmans Lehre die Weltpolitik - auch wenn die negativen Folgen mittlerweile immer deutlicher werden. "In den USA beziehen wieder zwölf Millionen Familien Lebensmittelmarken, und weltweit ist die Zahl der hungernden Menschen von 820 Millionen auf eine Milliarde Menschen geradezu explodiert", sagt Christian Felber, Attac-Mitbegründer und Wirtschaftsdozent in Wien. Während die Theorie von Friedman, der am 16. November 2006 in San Francisco im Alter von 94 Jahren stirbt, davon ausgeht, dass alle vom freien Spiel der Kräfte profitieren, verlieren tatsächlich die Schwachen. Denn die Erfolgreichen - Konzerne, Banken und Vermögende - sorgen mit intensiver Lobbyarbeit für Spielregeln zu ihren Gunsten. Deshalb ist für Felber "der Kapitalismus in seinem fortgeschrittenen Stadium die größte Gefahr für die Demokratie geworden". Stand: 16.11.2011
Dominik Reinle
Ohne Kapitalismus gibt es keine Freiheit - lautet die These des Amerikaners Milton Friedman . Der Nobelpreisträger für Wirtschaft von 1976 gilt als einer der Begründer des Neoliberalismus. Er war Berater von Ronald Reagan - und Augusto Pinochet.
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Stichtag
2015-10-06T17:05+02:00
2015-10-06T17:05+02:00
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21. Mai 1527: Philipp II. von Spanien in Valladolid geboren
Sein Vater Karl V. ist am Kampf gegen die Reformation gescheitert und zieht sich von Kaiser- und Königtum zurück. So erbt sein Sohn Philipp das Reich, in dem die Sonne nicht untergeht: 1556 wird er König von Spanien, 1580 auch von Portugal. Seine Besitzungen reichen von den Philippinen, die nach ihm benannt sein, über Südamerika bis nach Sizilien, Neapel, Mailand und den Niederlanden. Aber die Europäer fürchten die Vorherrschaft der Habsburger: Deshalb wählen ihn die deutschen Kurfürsten nicht mehr wie noch den Vater zum Kaiser. Mit Frankreich führt er zwei ergebnislose Kriege. Philipp II., am 21. Mai 1527 am Königssitz Valladolid geboren, ist von Kind an fromm. Sein Lebensziel ist der Sieg des Katholizismus über die Reformation und die Muslime. Deshalb verfolgt er vermeintliche Ketzer im eigenen Land rücksichtslos durch die Inquisition. In den Niederlanden lässt er die aufständischen Calvinisten durch den Herzog von Alba blutig unterdrücken. 1.100 Protestanten werden auf seinen Befehl hingerichtet, 900 enteignet. Das facht die Unabhängigkeitsbewegung um Wilhelm von Oranien nur noch weiter an. Bald unterstützt sie auch England. 1554 ist Philipp durch die Heirat mit Maria I. kurzzeitig König von England geworden. Aber Maria stirbt und die Nachfolgerin Elisabeth I. führt das Inselreich zum Protestantismus zurück. Ihre Freibeuter auf den Weltmeeren, darunter der Weltumsegler Francis Drake, setzt sie auf spanische Schiffe an. 1587 schickt Philipp seine Armada in den Ärmelkanal. Die Flotte hat 20 Jahre zuvor bei Lepanto die Türken vernichtend geschlagen. Jetzt sollen 150 Schiffe mit 30.000 Mann Besatzung England seine Grenzen aufzeigen. Aber das Unternehmen scheitert: Die wendigeren englischen Schiffe und ein Sturm besiegen die Spanier. Kaum die Hälfte von Philipps Schiffen kehrt zurück. Philipp regiert sein Land wie ein königlicher Bürokrat. Er verlegt die Hauptstadt nach Madrid, baut hier den riesigen Escorial, Kloster und Palast zugleich. Tag für Tag studiert er hier die Akten aus seinem Weltreich. Er unterdrückt jede religiöse Freiheit, fördert aber zugleich Literatur und Kunst. In seinen letzten Jahren lebt er allein mit seinen Höflingen. Seine vierte Frau hat er überlebt, ebenso wie drei seiner Kinder. Gichtkrank ist Philipp drei Jahre ans Bett gefesselt, bevor er am 13. September 1589 stirbt. Stand: 21.05.07
taxacher (he)
Vor 480 Jahren: Philipp II. von Spanien in Valladolid geboren
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Stichtag
2015-10-08T13:24+02:00
2015-10-08T13:24+02:00
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14. Februar 1932 - Film- und Buchautor Alexander Kluge wird geboren
Alexander Kluge gilt als "Multimedia-Genie". Erst glänzt der gelernte Rechtsanwalt als Schriftsteller, später gibt er dem Neuen Deutschen Film als Regisseur zentrale Impulse. Er tritt als Filmdozent ebenso in Erscheinung wie als TV-Unternehmer und Philosoph. Dennoch hat Kluge sein Berufsbild für sich klar definiert: "Das Schreiben ist mein Lebensthema. Ich bin ein Autor - egal, was ich mache. Und das andere sind nur verschiedene Bewaffnungsformen", so der Tausendsassa. Hinter seiner fast schon beängstigenden Vielfalt steckt vor allem ein Geheimnis: Kluge ist stets das neugierige Halberstädter Landarztkind geblieben, als das er am 14. Februar 1932 auf die Welt kommt. Und das trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - zahlreicher Schicksalsschläge, die er schon in jungen Jahren erleidet. Als 13-Jähriger erlebt er die Zerstörung seiner Heimatstadt hautnah mit. Ein Ereignis, das ihn ebenso prägt, wie die Scheidung seiner Eltern. Das zeigt sich in vielen seiner Werke, in denen Kluge immer wieder persönliche und historisch belegte Erfahrungen mit Fiktion mischt. Dabei nimmt er sich die Freiheit, assoziativ durch die Epochen zu springen. Als 1962 im "Oberhausener Manifest" der Anspruch verkündet wird, den "Neuen Deutschen Film" zu schaffen, gehört Kluge zu den treibenden Kräften. Mit seinen experimentellen Spielfilmen wird er zu einem der wichtigsten und international angesehendsten Regisseure der Bundesrepublik. Sein bekanntester Beitrag aus dieser Zeit ist "Abschied von Gestern", für den er 1966 den Silbernen Löwen in Venedig erhält. Aber auch mit "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" (1968) oder "Die Macht der Gefühle" (1983) schafft er viel diskutierte Filme, deren Titel bis heute gerne persifliert werden. Ende der 80er Jahre gelingt ihm ein großer Coup: Als "Drittsendeanbieter" schiebt sich Kluge in die Privatprogramme. Mit seiner Produktionsfirma dctp initiiert er neue Formate wie "Spiegel TV" oder "News und Stories". Durch die Verbindung von Dokumentation, Fiktion, Literatur und Autobiografie bietet Kluge alternative "geistige Trampelpfade" an, wie er es nennt. Vorwürfe, mit seinen hochwertigen Kultursendungen verschrecke er die Zuschauer, kontert der Unternehmer mit den Worten: "Besser ein Quotenkiller als eine Quotennutte." 2017 stirbt seine Schwester Alexandra, Kraft findet Kluge einmal mehr im Schreiben. Zwar muss der zweifache Familienvater während seiner Karriere immer wieder neue Wege finden - in seiner Arbeitsweise, seinen Formen und Methoden bleibt er sich aber bis ins hohe Alter treu. Oder, wie es Christoph Mauny ausdrückt, der mit Kluge regelmäßig Ausstellungsprojekte plant: "Im Kern ist immer ein Kluge drin geblieben, wo Kluge draufsteht." Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph VormwegRedaktion: Gesa Rünker​ Das "Zeitzeichen" läuft immer um 9.45 Uhr auf WDR 5 und um 17.45 Uhr auf WDR 3. Zudem gibt es das "Zeitzeichen" auch als Podcast. Zeitzeichen am 15.02.2022: Vor 90 Jahren: Reichspräsident von Hindenburg kandidiert erneut
Cora Lanzerath
Wie kaum ein anderer prägt Alexander Kluge die deutsche Kulturszene: Er ist Filmemacher, Fernsehpionier und Autor, ein streitbarer Querdenker und ein hellwacher Beobachter. Am 14. Februar 2022 wird Kluge 90 Jahre alt.
[ "WDR5", "14.02.1932", "14.02.2022", "14. Februar 1932", "14. Februar 2022", "Zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Film", "Literatur", "Autor", "Alexander Kluge", "Geburtstag" ]
Radio
2022-02-09T14:35+01:00
2022-02-09T14:35+01:00
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14. Dezember 1790 – Erster deutscher Spielplatz in Berlin gestiftet
Das Königliche Joachimsthalsche Gymnasium (JG) ist eine preußische Kaderschmiede. Auf der Internatsschule direkt gegenüber vom Schloss pauken die zukünftigen Stützen des Staats an ellenlangen Unterrichtstagen Latein, Griechisch, Polnisch, Logik und Naturrecht. Hier wird das Abitur erfunden, hier macht des Kaisers General Alfred von Schlieffen ebenso seinen Abschluss wie Schulatlasverleger Carl Diercke oder der Pädagoge Friedrich von Bodelschwingh. So vollgestopft sich die Schulstunden aber auch gestalten: Ausgelastet ist Preußens kommende Elite offenbar trotzdem nicht. Nach Schulschluss tobt sie sich auf Berlins Straßen aus. Das kann Gymnasiumsnachbar König Friedrich Wilhelm II. nicht auf sich beruhen lassen. Am 14. Dezember 1790 stiftet er auf dem Nachbargrundstück des Gymnasiums einen Platz: "Damit er zur Leibesbewegung der studierenden Jugend angewendet werde", wie es heißt. Der eingemauerte und mit Pflanzen bestückte Platz dient nur einem Zweck: Er soll die Schüler von der Straße holen. Über dem Eingangstor können die Eintretenden "Dum ludere videmur, est pro patria" lesen: "Während wir zu spielen scheinen, dienen wir dem Vaterland", ein Spruch Theoderichs des Großen. Spielgeräte gibt es auf dem Platz nicht, auch von Kinderspielplatz zu reden wäre übertrieben: Die Kindheit ist als eigener, ernstzunehmender Lebensabschnitt des Spiels noch nicht entdeckt. Turnvater Jahn holt die Leibesbewegung aus der Ummauerung, indem er 1811 in der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz Deutschlands eröffnet. Später ist es der Pädagoge Friedrich Fröbel, der kleinen Kindern ein freies Spiel ohne Erwachsenenkontrolle zugesteht. Mit der pädagogischen Aufbruchstimmung Ende der 1960er Jahre kommen die ersten Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen auf. Sandkasten, Wippe und Schaukel werden zur Standardausrüstung von Grundschulen und Kindergärten. Heute gehören laut Landesbauordnung zu jeder neuen Wohnsiedluung angemessen viele Spielplätze. Das Königliche Joachimsthalsche Gymnasium zieht Anfang des 20. Jahrhunderts in einen prachtvollen Neubau nach Templin. Der von Friedrich Wilhelm II. gestiftete Spielplatz hat danach keine Lobby mehr. Er verschwindet endgültig, als die DDR Anfang der 1970er Jahre Schloss und Schulhaus abreißen lässt, um an gleicher Stelle den Palast der Republik zu errichten. 40 Jahre später ersteht das Berliner Stadtschloss wieder aus den Ruinen. Deutschlands erster Spielplatz aber bleibt Schutt und Asche.   Stand: 14.12.2015
Thomas Köster
Heute müssen Spielplätze überall dort entstehen, wo Wohnhäuser neu gebaut werden. Im 18. Jahrhundert sind sie Mangelware. Der erste entsteht in Berlin. Auf die Idee kommt vermutlich Preußens König Friedrich Wilhelm II. - um Gymnasiasten von der Straße zu holen.
[ "Stichtag", "14.12.1790", "14. Dezember 1790", "14.12.2015", "14. Dezember 2015", "Kinderspielplatz", "Spielplatz", "Berlin", "Meilensteine" ]
Stichtag
2016-01-13T12:08+01:00
2016-01-13T12:08+01:00
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06. Mai 2006 - Vor 210 Jahren: Adolph Freiherr von Knigge stirbt
Adolph Freiherr von Knigges Eltern sterben früh. Mit einem Berg von Schulden lassen sie den Knaben zurück. Als "freier Herr" schlägt er sich durch, entwickelt sich notgedrungen zum Menschenkenner. Den Adelstitel der Familie legt er ab. Nach einem Jurastudium in Göttingen vermitteln ihn Verwandte als Hofjunker und Kammerassessor an den Landgrafen von Kassel. Seine standesgemäße Erziehung ermöglicht ihm den höfischen Umgang, obwohl er den Feudalismus verabscheut. "In diesen Zeiten der Aufklärung", so ist er überzeugt, werde "bald kein Mensch mehr daran glauben, dass ein einziger, vielleicht der Schwächste der ganzen Nation, ein angeerbtes Recht haben könnte, hunderttausend weiseren und besseren Menschen das Fell über die Ohren zu ziehen." 1788 erscheint Knigges Buch "Über den Umgang mit Menschen", das den Autor in den Ruf bringt, ein Anstandspapst zu sein - vor allem bei denen, die ihn nicht gelesen haben. Denn der Band ist keine Fibel guten Benehmens, sondern ein lebensphilosophisch angehauchter Erziehungsratgeber für das aufgeklärte Bürgertum. "Dränge dich den Vornehmen und Reichen nicht auf, wenn Du nicht von ihnen verachtet werden willst", lautet einer der darin enthaltenen Kniggeschen Imperative, "Zeige Vernunft und Kenntnisse, wo du Veranlassung dazu hast" ein anderer. Allein sechs Auflagen des 400 Seiten starken Bestsellers, der auch vor einem allzu engen Kontakt zu Geistlichen, Ärzten und Herrschern warnt, werden zu Lebzeiten des Autors gedruckt. Angetan von der Lektüre wird Heinrich Heine den Freiherrn anerkennend einen "tiefen Kenner der Menschen und der Bestien" nennen. Aber Knigge kann noch mehr. Neben der Schriftstellerei von Romanen, Dramen, Predigten und Satiren sind Zeichnen und Komponieren seine Profession. Seine Übersetzung des Librettos zu Mozarts "Hochzeit des Figaro" dient den meisten deutschen Opernhäusern des 19. Jahrhunderts als Grundlage. Geleitet wird Knigge von den Grundsätzen der Französischen Revolution: 1792 schickt er eine republikanische Verfassung an die Nationalversammlung nach Paris. Seine Kritiker beschimpfen ihn als Volksaufwiegler: "Alle deutschen Demokratennester sind der Widerhall Kniggescher Grundsätze", wettert etwa sein ärgster Gegner, der Schweizer Arzt und Autor Johann Georg Zimmermann, mit dem Knigge seinen dreijährigen Rechtsstreit wegen Verleumdung hat. Knigge stirbt am 6. Mai 1796 in Bremen. Stand: 06.05.06
koester (le)
Vor 210 Jahren: Adolph Freiherr von Knigge stirbt
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Stichtag
2021-04-21T16:45+02:00
2021-04-21T16:45+02:00
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9. September 1585 - Der Herzog von Richelieu wird geboren
Als Sohn eines fanzösischen Landvogts darf sich Armand-Jean du Plessis auch Herzog von Richelieu nennen. Allerdings ist bei seiner Geburt am 9. September 1585 die Familie längst verarmt. Damit diese ihre Pfründe sichern kann – sie lebt hauptsächlich von den Erlös des Bistums Luçon – muss Armand-Jean Priester werden. Dank einer Sondergenehmigung des Papstes darf der Herzog von Richelieu schon mit 23 Jahren zum Bischof geweiht werden. Für den ehrgeizigen Richelieu ist das geistliche Amt nur das Sprungbrett für eine große Karriere. Er verschafft sich als Vertreter des Klerus Zugang zum königlichen Hof. Zunächst über die Königsmutter, Maria de’ Medici, die nach dem Tod ihres Mannes die Geschäfte für den Sohn und Thronfolger Ludwig führt. Als dieser die Herrschaft übernimmt und seine Mutter aus Paris verbannt, muss Richelieu erst einmal ihr Schicksal mittragen. Doch König Ludwig XIII. erkennt bald, dass Richelieu genau der Mann ist, der mit ihm sein politisch und geographisch zersplittertes Reich zu einem zentralistischen Staat wandeln kann. So steigt der Herzog von Richelieu 1622 zum Kardinal auf, zwei Jahre später zum Premierminister und reformiert das Land. Er schaltet den Protestantismus als politische Kraft in Frankreich aus, beschneidet die Rechte des Adels und zentralisiert die Verwaltung. Außerdem verbündet sich Richelieu im Dreißigjährigen Krieg mit protestantischen Fürsten, um die Umklammerung Frankreichs durch das katholische habsburgische Imperium zu lösen. Weil der Minister seine Politik ohne Skrupel durchsetzt, geht er nach seinem Tod im Jahr 1642 als "Bösewicht" in die Geschichte ein. Befeuert wird das Bild 200 Jahre später durch den Schriftsteller Alexandre Dumas, der in seinem Roman "Die drei Musketiere" Richelieu als bösen Intriganten beschreibt. Aber Richelieu ist mehr als ein gefühlloser Fiesling. Er ist auch ein rationaler Politiker, ein Reformer, der die Grundlagen für den Aufstieg des Absolutismus und die spätere Vormachtstellung Frankreichs in Europa schafft. An seinen Absichten und seinem Charakter scheiden sich seit jeher die Geister. "Er tat mir zu viel Gutes, um schlecht über ihn zu reden. Zu viel Böses, um ihn loben zu können", heißt es in einem Nachruf zum Tod von Richelieu. Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. September 2020 ebenfalls an den Geburtstag des Herzogs von Richelieu. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 10.09.2020: Vor 75 Jahren: José Feliciano wird geboren
Anke Fricke
Herzog und späterer Kardinal von Richelieu geht als Bösewicht in die Geschichte ein. Den Ruf verdankt der Minister von Ludwig XIII. auch dem Roman &#034;Die drei Musketiere&#034;.
[ "Stichtag", "09.09.1585", "9. September 1585", "09.09.2020", "9. September 2020", "Kardinal Richelieu", "Armand-Jean du Plessis", "Ludwig XIII", "Frankreich", "Monarchie" ]
Stichtag
2020-09-09T00:00+02:00
2020-09-09T00:00+02:00
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28. Juni 2008 - Vor 15 Jahren: Erster Verurteilter nach DNA-Analyse freigelassen
Der US-Amerikaner Kirk Bloodsworth ist verzweifelt, sein Leben ist zerstört. Keinen Cent mehr sei es damals wert gewesen, spricht der Marinesoldat nach seiner Freilassung später in die zahlreichen Mikrophone der Reporter: "Die Menschen schauten mich mit Ekel an. Als ich verurteilt wurde, applaudierte der ganze Gerichtssaal. Die Leute schrieen: 'Jetzt gehst du ins Gas!'" 1984 wird Kirk Bloodsworth wegen der Vergewaltigung und Ermordung eines neunjährigen Mädchens zum Tode verurteilt. Fast neun Jahre lang sitzt er in der Todeszelle. Aber er gibt nicht auf. Sein Hobby wird schließlich zum Lebensretter: 6.000 Bücher liest der Ex-Soldat in der Gefangenschaft, darunter auch eines über die neue Möglichkeit, mit Hilfe eines "genetischen Fingerabdrucks", der DNA-Analyse, die Schuld oder Unschuld eines Verdächtigen nachzuweisen. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen die gleiche Erbsubstanz aufweisen, liegt bei eins zu fünf Milliarden: ein Umstand, der auch die Richter schließlich bewegt, den Fall wieder aufzurollen und die relativ teueren Untersuchungen durchführen zu lassen. Die Polizei vergleicht Bloodsworths DNA mit der Erbsubstanz in den am Tatort sichergestellten Spermaspuren. Ergebnis: beide sind nicht identisch. Am 28. Juni 1993 wird Bloodsworth vor laufenden Kameras nach acht Jahren, elf Monaten und 19 Tagen aus der Haft entlassen. Seit Bloodworths Entlassung kamen in den USA mehr als 100 unschuldig zum Tode Verurteilte aufgrund einer DNA-Analyse frei. Überhaupt ist der genetische Fingerabdruck heute eine der zuverlässigsten Methoden in der Aufklärung von Verbrechen. Allein in Deutschland wurden seit 1998 rund 55.000 Tötungsdelikte, Vergewaltigungen und Diebstähle auf diese Weise aufgeklärt. Stand: 28.06.08
Thomas Köster (döp)
Vor 15 Jahren: Erster Verurteilter nach DNA-Analyse freigelassen
[ "28. Juli 1993", "Stichtag", "DNA-Test", "genetischer Fingerabdruck", "Todesstrafe", "Kirk Bloodsworth", "Thomas Köster" ]
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2015-10-06T10:24+02:00
2015-10-06T10:24+02:00
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13. Juni 1974 - Start der Fußball-WM in der Bundesrepublik Deutschland
Bei der zehnten Fußball-Weltmeisterschaft treten 16 Teams an. Die bundesdeutsche Gastgeber-Elf gilt als Favorit: Sie ist Europameister und kann vor heimischem Publikum spielen. Wer den neu entworfenen Pokal aus 18-karätigem Gold schließlich in den Münchner Himmel recken darf, ist scheinbar ausgemacht. Schon vor dem Turnier, das am 13. Juni 1974 beginnt, nimmt die bundesdeutsche Nationalmannschaft eine Schallplatte auf: "Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt. Wir kämpfen und geben alles, bis dann ein Tor nach dem anderen fällt." Der Song kommt in die Hitparade und wird fast vergoldet. Das spült Geld in die Kasse des Deutschen Fußball-Bundes. Doch dann gibt es heftigen Streit um die Prämien. Der DFB will jedem Spieler 30.000 D-Mark für den Gewinn des WM-Titels zahlen. Als sie allerdings erfahren, dass die Italiener umgerechnet 120.000 D-Mark in Aussicht haben, beginnt ein langwieriger Prämien-Poker. Die bundesdeutschen Spieler wollen abreisen. Bundestrainer Helmut Schön wiederum droht, die Ersatzspieler, die bereits im Urlaub sind, wieder zurückzuholen. Schließlich einigt man sich auf 60.000 D-Mark pro Spieler. Doch diese Summe beflügelt das Team nicht sonderlich. Nach zwei Arbeitssiegen gegen Chile und Australien heißt der Gegner DDR. Das Unerwartete geschieht: Die Ostdeutschen gewinnen 1:0 durch das Tor von Jürgen Sparwasser. Erst diese Niederlage rüttelt die Westdeutschen auf. Nach Siegen gegen Jugoslawien und Schweden geht es gegen Olympiasieger Polen um den Einzug ins Finale. Das Spiel geht als "Wasserschlacht von Frankfurt" in die Fußballgeschichte ein. Wegen heftigen Regens wird der Anpfiff um eine halbe Stunde verschoben. Uli Hoeneß verschießt zunächst einen Elfmeter. Dann fällt die Entscheidung. Gerd Müller macht das Siegestor. Das Finale gegen die Niederlande ist erreicht. Doch für die DFB-Elf fängt es in München schlecht an: Die Niederländer verwandeln bereits in der zweiten Minute einen Elfmeter. Dann wird in der 24. Minute Bernd Hölzenbein im Strafraum gefoult. Für die holländischen Fans ist es eine Schwalbe. Paul Breitner verwandelt den umstrittenen Elfmeter und Gerd Müller gelingt die Führung kurz vor der Pause. Die Holländer geben in der zweiten Halbzeit alles, aber es gelingt ihnen kein weiteres Tor. Die Bundesrepublik zittert sich zum Sieg. 20 Jahre nach dem "Wunder von Bern" holt die bundesdeutsche Nationalmannschaft am 7. Juli 1974 ihren zweiten WM-Titel. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. Juni 2019 ebenfalls an den Beginn der Fußball-WM in der Bundesrepublik Deutschland. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 14.06.2019: Vor 25 Jahren: "Haus der Geschichte" in Bonn eröffnet
Dominik Reinle
1974 fand erstmals eine Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Die deutsche Mannschaft startete holprig ins Turnier, das mit dem Endspielsieg gegen Niederlande in München endete.
[ "Stichtag", "13.06.1974", "13. Juni 1974", "13.06.2019", "13. Juni 2019", "Fußball", "Weltmeisterschaft", "WM", "Bundesrepublik Deutschland" ]
Stichtag
2019-06-13T20:57+02:00
2019-06-13T20:57+02:00
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28. Mai 1944 - <abbr title="United States">US</abbr>-Politiker <span lang="en">Rudy Giuliani</span> in New York geboren
Personalpolitik betreibt Donald Trump nach dem Hire-and-Fire-Prinzip. Auf Rudy Giuliani aber möchte der US-Präsident nicht verzichten. Der ehemalige Bundesstaatsanwalt und Ex-Bürgermeister von New York kennt sich aus in den Grauzonen von Gesetz und Politik und liebt, wie Trump, die Publicity. Sein Vater hat als "Mann fürs Grobe" für eine New Yorker Mafia-Familie gearbeitet und verbrachte Jahre im Gefängnis. Sohn Rudolph Giuliani III, am 28. Mai 1944 geboren, macht auf der Seite des Gesetzes Karriere. Mit 39 Jahren sitzt er auf dem dritthöchsten Posten im US-Justizministerium. In den Achtzigern bringt Giuliani als Staatsanwalt die Paten der New Yorker Mafia samt Gefolge vor Gericht und hinter Gitter. Aufsehen erregen auch seine Verfahren gegen die betrügerischen Börsenhaie Ivan Boesky und David Milken. Dass Giuliani Verdächtige gern öffentlich mit Medienrummel verhaften lässt, stößt auf harsche Kritik.    Im zweiten Anlauf gelingt ihm 1994 der Wechsel in die Politik. Das traditionell demokratische, aber von hoher Kriminalität geplagte New York wählt den Law-and-Order-Republikaner zum Bürgermeister. Giuliani greift durch; mit massiv aufgestocktem Polizeiaufgebot und einer radikalen "Null Toleranz"-Strategie säubert er die Stadt von Drogen und Verbrechen. Der oft überharte Einsatz von Polizei und Justiz richtet sich allerdings zumeist gegen Minderheiten. "Sein Rathaus war ein weißes", urteilt der Giuliani-Biograf Robert Polner. "Auch wenn er sagte, er sei farbenblind: Giulianis Politik zielte klar auf die weiße Wählerbasis ab." Bei Themen wie Abtreibung, Homo-Ehe oder Waffen vertritt Giuliani liberale Positionen, was ihm 1998 trotz aller Kritik die Wiederwahl sichert. Doch nach dem Skandal um den von 41 Polizeikugeln getöteten Amadou Diallo sinken seine Sympathiewerte stetig.   Sein besonnenes, staatsmännisches Auftreten nach den Terroranschlägen von 2001 verschafft Giuliani einen respektablen Abgang als Bürgermeister. Eigene Träume vom Präsidentenamt scheitern allerdings. Als Donald Trump seine Kandidatur verkündet, gehört Giuliani zu den lautstärksten Unterstützern.   Inzwischen ist Rudy Giuliani als Anwalt und Cyber-Sicherheitsberater des Präsidenten zurück im Rampenlicht - und sorgt wie Trump mit populistischen Sprüchen und unverhohlenen "Fake News" für Irritationen. Der 75-Jährige brauche Konflikte als Lebenselexier, meint sein Biograf Polner: "Giuliani fühlt sich nicht lebendig, wenn er sich nicht im Kampf befindet." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) berichtet am 28. Mai 2019 ebenfalls über Rudolph Giuliani. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 29.05.2019: Vor 105 Jahren: Sherpa und Mount-Everest-Erstbesteiger Tenzing Norgay geboren
Bernd Rexing
Als Bürgermeister von New York bekämpft Rudolph Giuliani die Kriminalität mit &#034;Null-Toleranz&#034;-Strategie. Ebenso kompromisslos tritt er als Anwalt von Donald Trump auf.
[ "Stichtag", "28.05.1944", "28.05.2019", "28. Mai 1944", "28. Mai 2019", "Rudolph W. Giuliani", "US-Politiker", "Bürgermeister", "New York", "Republikaner", "Nine-eleven", "World Trade Center", "Null Toleranz", "Donald Trump", "Milliardär" ]
Stichtag
2019-05-28T07:34+02:00
2019-05-28T07:34+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-rudolph-giuliani-geboren-100~_mon-072018.html
21.07.1969 - <span lang="en">Neil Armstrong</span> betritt als erster Mensch den Mond
Die Worte sind längst Teil des kollektiven Gedächtnisses, und Armstrong ist der populärste Spaziergänger auf dem Erdtrabanten. 500 Millionen Zuschauer sitzen vor den heimischen Fernsehgeräten, verfolgen, wie der Astronaut den staubigen Planeten betritt. Gemeinsam mit Edwin Aldrin rammt Armstrong das Sternenbanner in den pulvrigen Sand; und ihr Kollege Michael Collins fliegt im Mutterschiff Warteschleifen um den Mond. Die Apollo 11-Mission ist eine technische Meisterleistung, ist ein politisches Statement in Zeiten des Kalten Krieges, ist der Beginn der Eroberung des Weltalls. Bislang allerdings trägt der Mond als einziger Himmelskörper menschliche Spuren. Redaktion: Hildegard Schulte
Claudia Friedrich
In Deutschland ist es kurz vor 4 Uhr. Die Landefähre Eagle parkt auf dem Mond. Der Astronaut Neil Armstrong steigt Sprosse für Sprosse die Leiter hinab, setzt seinen Fuß auf den bis dahin unberührten Boden, grübelt nicht lange und sagt einen Satz, DEN Satz: &#034; That&#039;s one small step for a man, one giant leap for mankind . - Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.&#034;
[ "WDR5", "21.07.2019", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Neil Armstong", "Mond", "Landung" ]
Radio
2019-07-16T13:17+02:00
2019-07-16T13:17+02:00
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29. Januar 1881 - Theodor Billroth gelingt erste Magenresektion
Ein Leben lang gehört Theodor Billroths Herz der Musik. Er beherrscht das Piano und die Bratsche, verfasst Konzertkritiken, ist mit Franz Liszt befreundet und spielt mit Johannes Brahms vierhändig Klavier. Berühmt wird er aber als Chirurg. Wie kein anderer Vertreter seines Fachs vor ihm wagt sich Billroth in bis dahin noch unerforschte Tiefen der inneren Organe. Sein ebenfalls weltberühmter Nachfolger Ferdinand Sauerbruch wird ihn dafür als Vater der modernen Bauchchirurgie ehren. Einer der Meilensteine seines Wirkens ist die erste erfolgreiche Teilentfernung eines Magens (Resektion). Geboren wird Billroth 1829 als Pastorensohn auf Rügen. Widerwillig studiert er der Mutter zuliebe in Greifswald Medizin. Nach deren Tod stürzt er sich ins Studium, wird Assistent des Chefarztes Bernhard von Langenbeck an der Berliner Charité und habilitiert bereits 1856 zum Professor. Vier Jahre später erhält er selbst einen Chefarzt-Posten in Zürich. Dort bewältigt der verheiratete Vater dreier Kinder ein enormes Arbeitspensum: Neben seiner Forschungs- und Operationstätigkeit leitet er die Klinik, veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten und Musikkritiken, gibt regelmäßig Hausmusik und hat zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen. 1867 geht Billroth an die renommierte Universität der von ihm geliebten Musik-Metropole Wien. Dort gelingt ihm am 29. Januar 1881 die erste Magenresektion. Zuvor hat er an Hunderten von Hunden experimentiert. Bei dem rund 90-minütigen Eingriff arbeitet sich Billroth durch die Bauchhöhle einer 43-jährigen Patientin mit Krebs im Magenausgang, schneidet einen apfelgroßen Tumor heraus. Er fügt Magen und Zwölffingerdarm zusammen und vernäht alles wieder mit "50 Nähten mit Czerny’s karbolisierter Seide". Nach 14 Tagen erklärt Billroth die Frau "soweit es die Operation betrifft für geheilt". Immerhin vier Monate überlebt die Patientin diese Operation, die Billroth zum bis heute praktizierten Standardeingriff perfektioniert. Seine Erfolge machen Wien neben Berlin zum Mekka der Chirurgie; viele seiner Schüler reifen zu bedeutenden Ärzten und Professoren heran. Mit 65 Jahren, am Ende seiner Kraft, erliegt Theodor Billroth im Februar 1894 einer Herzschwäche. Halb Wien gibt ihm das letzte Geleit. Hinweis der Redaktion: Eine frühere Version des Artikels enthielt ein falsches Bild. Es zeigte den Komponisten Johannes Brahms und nicht den Chirurgen Theodor Billroth. Wir haben unseren Fehler bemerkt, das Bild ausgetauscht und bitten um Entschuldigung. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 30.01.2021: Vor 10 Jahren: Todestag des Filmkomponisten John Barry
Thomas Köster
Als erster Vertreter seines Fachs wagt sich der Chirurg in bis dato noch unerforschte Tiefen der inneren Organe. Ein Meilenstein ist die erste erfolgreiche Teilentfernung eines Magens.
[ "Stichtag", "29.01.1881", "29. Januar 1881", "29.01.2021", "29. Januar 2021", "Theodor Billroth", "Magenresektion" ]
Stichtag
2021-01-29T14:57+01:00
2021-01-29T14:57+01:00
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08. August 2006 - Vor fünf Jahren: Bayer nimmt Lipobay vom Markt
1997 kommt in Großbritannien unter dem Namen Lipobay eine Wunderwaffe gegen zu hohe Blutfettwerte auf den Markt. Kurz darauf wird das Medikament auch in Deutschland und in den USA zugelassen. Weltweit nehmen sechs Millionen Patienten mit erhöhtem Cholesterinspiegel Lipobay. Seine Einnahme gilt als unbedenklich.Doch dann wird bekannt, dass Lipobay zu lebensgefährlichen Muskelschädigungen führen könnte. Es soll für Rhabdomyolyse verantwortlich sein: eine heimtückische Krankheit, bei der Muskelgewebe abgebaut wird, zu viele Eiweiße ins Blut gelangt und schließlich die Niere versagt. Die Zahl der Verdachtsfälle steigt kontinuierlich. 1999 sind es noch zehn, zwei Jahre später schon 52. Grund genug für den Weltkonzern Bayer, um zu reagieren. Am 8. August 2001 erklärt eine Sprecherin des Unternehmens, man habe sich "zu dem Entschluss durchgerungen, die Vermarktung auszusetzen". Der Bayer-Vorstand betont, dass man dennoch von der Unbedenklichkeit des Mittels überzeugt sei. "Gleichzeitig gilt unser Mitgefühl den Hinterbliebenen all jener Menschen, deren Tod möglicherweise mit der Einnahme unseres Medikaments in Verbindung stehen soll." Bis heute werden über 50 Todesfälle mit Lipobay in Verbindung gebracht, sieben davon in Deutschland. Mittlerweile weiß man, dass das Medikament nicht allein für den Muskelabbau verantwortlich war, sondern die Kombination mit einem anderen Mittel zu der verheerenden Reaktion im Körper geführt hat. Über 14.000 Betroffene vor allem in den USA verklagen Bayer. Erfolg haben ihre Klagen nicht. Bayer verglich sich mit einigen der Patienten - und zahlte insgesamt über eine Milliarde Euro. Trotzdem bestreitet Bayer, dass es keine ausreichenden Studien zu den Nebenwirkungen seines Produkts gegeben habe. Und tatsächlich warnt bereits der erste Beipackzettel vor der Gefahr schwerer Muskelschädigungen. Stand: 08.08.06
koester (AxK)
Vor fünf Jahren: Bayer nimmt Lipobay vom Markt
[ "08. August 2001", "Bayer", "Lipobay", "Medikamente", "Medikamenten-Skandal", "Cholesterin", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "wdr.de", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-05T10:51+02:00
2015-10-05T10:51+02:00
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Im Jahr 1541 - Deutscher Michel erstmals schriftlich erwähnt
Jede Menge nacktes Fleisch wölbe sich ihm entgegen, klagt ein Autor der Zeitung "Die Welt" im heißen Sommer 2013. Seine dunkle Ahnung angesichts luftig bekleideter Massen: "Der deutsche Michel wird immer geschmackloser." Ein Kommentator der "Wirtschaftswoche" sagt voraus, die Energiewende werde scheitern und fragt besorgt: "Der deutsche Michel zahlt?" Schwarz-Rot-Gold gewandet reitet derselbe Michel in einer Karikatur auf Angela Merkel und gibt der Bundeskanzlerin Peitschenhiebe aufs Hinterteil. Der deutsche Michel – wer ist diese offenbar so vielseitige Figur mit der obligaten Schlafmütze? Der Literaturwissenschaftler und Karikaturen-Forscher Karl Riha ist dieser Frage nachgegangen. Seine Kulturrecherche kommt zu einem diffusen Ergebnis: "Wofür der Michel eigentlich steht, ist so einfach nicht zu definieren." Wie Amerikas Uncle Sam, Englands John Bull und die französische Marianne gilt der Michel als nationale Personifikation der Deutschen. Doch sein Charakter wandelt sich seit 475 Jahren ständig im Spiegel der Zeiten. Ein deutscher Nationalstaat ist noch blanke Utopie, als der Chronist Sebastian Franck 1541 den deutschen Michel erstmals erwähnt. In seinem Buch "Sprichwörter/Schöne/Weise Klugredenn" schildert er den "teutsch Michel" als tumben Bauern und Dummerjan, als trunk- und schlafsüchtigen Provinzler, der keine Sprache spricht außer der eigenen, erst recht kein gelehrtes Latein. Ausländische Reisende übertragen Michels Charakterbild auf alle Deutschen. "Schlaftrunkene, blöde, schnarchende Geschöpfe sind es, niemals nüchtern", hat der italienische Gesandte Gian Francesco Poggio schon im 15. Jahrhundert festgestellt. "Ob sie leben oder todt sind, kann man nicht unterscheiden, wenn sie von Wein und Speise überwältigt daliegen." Im Dreißigjährigen Krieg erfährt das Michel-Bild eine gründliche Veränderung vom einfältigen Spießer zum tüchtigen, tapferen Recken. Verantwortlich für den Imagewandel soll Hans-Michel von Oberntraut aus dem Hunsrück sein. Der kühne Protestanten-Oberst habe die spanischen Söldner des Feldherrn Tilly als "Miguel Aleman", als "deutscher Michel", das Fürchten gelehrt, heißt es. Nach einer Schlacht soll er den Harnisch am liebsten gegen die gemütliche heimische Tracht mit blauer Zipfelmütze getauscht haben. Während der Revolution von 1848 trägt der deutsche Michel dann in Zeitungskarikaturen statt Schlafmütze einen Helm oder die Jakobinermütze. Doch die 48er-Revoluzzer scheitern und der Dichter Heinrich Heine spottet: "Derweil der Michel, geduldig und gut, begann zu schnarchen und schlafen. Und wieder erwachte unter der Hut von 34 Monarchen." Das 20. Jahrhundert verleiht dem deutschen Michel germanische Züge; Hermann der Cherusker lässt grüßen. Als gestählter blonder Jüngling mit Zipfelmütze zieht er im Ersten Weltkrieg gegen Deutschlands Feinde. Nach dem verlorenen Krieg und dem Versailler Vertrag wird der deutsche Michel als dummer Pechvogel zur Spottfigur. Die Nazis machen mit ihm kurzen Prozess. "Es sollte nicht mehr vorkommen, dass als Sinnbild des heutigen Deutschen die Vorkriegsfigur des zwar kräftigen, aber gutmütigen und etwas dämlichen deutschen Michels erscheint", verordnet 1936 ein Anti-Michel-Erlass. Doch die deutsche Symbolfigur ist nicht tot zu kriegen Mit chamäleonartiger Wandlungsfähigkeit übersteht sie das Dritte Reich, den Kalten Krieg und auch die deutsche Einheit. Der Michel bleibt, was er immer war: ein deutscher Typ für jede Zeit. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 01.01.2017: Vor 45 Jahren: Schauspieler und Chansonnier Maurice Chevalier stirbt
Bernd Rexing
Der Michel mit Zipfelmütze gilt seit Jahrhunderten als Personifikation des Deutschen, meist in Karikaturen. Erstmals taucht er vor 475 Jahren in einem Sprichwörterbuch auf - als Verkörperung des tumben, schlafmützigen und versoffenen Provinzlers.
[ "Stichtag", "31.12.1541", "31.12.2016", "31. Dezember 1541", "31. Dezember 2016", "Teutscher Michel", "Deutscher Michel", "Sebastian Franck", "Karikatur", "Personifizierung", "Schlafmütze", "Symbolfigur", "John Bull", "Marianne", "Uncle Sam" ]
Stichtag
2017-01-02T09:40+01:00
2017-01-02T09:40+01:00
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26. September 1983 - Stanislaw Petrow verhindert Atomkrieg
25. September 1983, Satellitenüberwachungsanlage der Sowjetunion, rund 100 Kilometer südlich von Moskau: Oberstleutnant Stanislaw Petrow tritt am Abend seinen Dienst an. Die Überwachung des gegnerischen Luftraums liegt in seiner Verantwortung, weil er die Schicht für einen verhinderten Kollegen übernommen hat. Zunächst verläuft alles wie gewohnt - bis kurz nach Mitternacht, am 26. September um 0:15 Uhr Moskauer Zeit, der Alarm losgeht. Das computergesteuerte russische Frühwarnsystem meldet den Start einer US-Atomrakete in Nordamerika. Die russischen Streitkräfte machen sich bereit, den Gegenschlag auszulösen. Doch Petrow ist skeptisch. Die Angriffsszenarien des Kalten Kriegs gehen bei einem Erstschlag mit Atomwaffen von einem Raketenhagel aus. Er meldet deshalb einen Fehlalarm. Doch noch während er mit dem Generalstab telefoniert, zeigt der Computer vier weitere Raketenstarts an. Seinem Vorgesetzten erklärt Petrow, auch dies sei ein falscher Alarm. Er kläre, was gerade passiert sei. Die internationale politische Situation ist bereits seit längerem angespannt. US-Präsident Ronald Reagan hatte die Sowjetunion als "Reich des Bösen" beschimpft. Gemäß des NATO-Doppelbeschlusses wollen die Amerikaner in Westeuropa Pershing-II-Raketen stationieren. Sie seien ein Ausgleich zu den SS-20-Atomraketen, die die Sowjetunion in Osteuropa aufgebaut habe. Verschärft wird die Lage zusätzlich durch den sowjetischen Abschuss eines südkoreanischen Passagierflugzeugs am 1. September 1983. Eine militärische Eskalation wäre durchaus denkbar. Doch Petrow bleibt bei seiner Einschätzung. Später zeigt sich, dass sein Misstrauen gegenüber der Computertechnik gerechtfertigt ist. Das Überwachungssystem hatte Reflexionen des Sonnenlichts an Wolken über einer amerikanischen Luftwaffenbasis als Raketenstarts fehlinterpretiert. Petrows Handeln wird erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bekannt. "Das Schlimmste in dieser Nacht war, dass ich massive Zweifel hatte, ob meine Entscheidung richtig war", sagt er 2006 vor den Vereinten Nationen in New York. "Aber zum Glück war sie es." Er sei kein Held. "Ich war nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Bis zu seinem Tod am 19. Mai 2017 warnt Petrow vor einem Atomkrieg. Die Gefahr sei keineswegs gebannt. Trotz aller Abrüstungsmaßnahmen existierten noch immer genügend Atomsprengköpfe, um die Menschheit auszulöschen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 27.09.2018: Vor 80 Jahren: Stapellauf der "Queen Elisabeth"
Dominik Reinle
In einer besonders aufgeheizten Phase des Kalten Krieges bewahrt er die Welt vor einem Atomkrieg: 1983 erkennt Stanislaw Petrow einen Fehlalarm auf sowjetischer Seite.
[ "Stichtag", "26.09.1983", "26. September 1983", "26.09.2018", "26. September 2018", "Stanislaw Petrow", "Atomkrieg", "Kalter Krieg", "Sowjetunion", "USA" ]
Stichtag
2018-09-26T10:10+02:00
2018-09-26T10:10+02:00
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21. September 2005 - Vor 85 Jahren: Vico Torriani geboren
Die Soldaten langweilen sich. In 3.000 Metern Höhe gibt es kein Radio und keine Frauen, nicht einmal eine Zeitung. Aber eine Gitarre und eine Mundharmonika gibt es da oben in den Bergen im Schweizerischen Engadin. Und es gibt einen jungen Soldaten namens Vico Oxens, der nicht nur eine schöne Stimme hat. Der gelernte Kellner, Koch und Konditor nutzt auch die Zeit, um die vorhandenen Instrumente zu erlernen und seine Kameraden mit Liedern aus der Heimat bei Laune zu halten.Als der am 21. September 1920 in Genf geborene Oxens nach zwei Jahren Militärdienst vom Berg wieder herunter steigt, hat er den Grundstock gelegt für eine beispiellose Film-, Fernseh- und Musikkarriere. Es folgt eine Zwischenphase als Gitarre spielender Oberkellner im Zürcher Restaurant "Bolognese" und ein Gesangsengagement im Hotel der Eltern seiner späteren Frau Evelyn in Basel. Dann mutiert der Mann aus den Schweizer Bergen als Vico Torriani zu Deutschlands beliebtestem Italiener. Mit Hits wie "Bella Bella Donna" und "Addio Donna Gracia" schickt er das Nachkriegspublikum auf die Reise ins Land südländischer Frauen. Und in exotischere Fernen: "Kalkutta liegt am Ganges" tönt in den sechziger Jahren aus fast jeder Jukebox. Das Erfolgsrezept aus fröhlicher Unbeschwertheit und schnulzigem Charme mundet den deutschen Konsumenten. 20 Millionen verkaufte Platten sind der Dank. Die von Torriani besungenen "Caprifischer" erreichen noch 1981 Platz eins der "Schönsten Melodien der Welt". Seine Rolle in "Gitarren der Liebe" (1954) und sein Part als Eseltreiber in dem Film "Santa Lucia" (1956) locken Hunderttausende in die Kinos. 1959 erhält Torriani mit "Grüezi, Vico" seine erste Fernsehshow. In der von ihm konzipierten Unterhaltungssendung "Hotel Victoria", die zehn Jahre lang erfolgreich läuft, serviert der Ex-Kellner mit dem seidig-samtenen Timbre gesungene Rezepte. "Man nehme pro Person 180 Gramm vom Rind / Weil die Filets vom Rind / Hier für unseren Zweck die besten sind. / Das Fleisch kommt aus Brett und die Prozedur beginnt / Tralalalala", schmettert Torriani begeisterten Hausfrauen in die guten Wohnstuben. In den neunziger Jahren zieht sich der Entertainer aus gesundheitlichen Gründen immer mehr aus dem Showbusiness zurück. Er stirbt 1998 im Alter von 77 Jahren in seiner Villa Solario in Agno im Tessin.Stand: 21.09.05
koester (schmitt)
Vor 85 Jahren: Vico Torriani geboren
[ "21. September 1935", "Vico Torriani", "Schlager", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-02T16:25+02:00
2015-10-02T16:25+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1080~_mon-122019.html
07. April 2004 - Vor 10 Jahren: Golo Mann stirbt in Leverkusen Der Geschichte-Erzähler
Er wächst auf im Schatten des "Zauberers", wie die Kinder ihren Vater Thomas Mann nennen. Im Rückblick nennt Golo Mann seine Kindheit "elend", und das hat viel mit dem übermächtigen Vater zu tun, von dem er sich nicht anerkannt fühlt. Golo Mann ist das dritte von sechs Kindern der berühmten Familie. Anders als seine älteren Geschwister Klaus und Erika macht er nicht das Schreiben zum Beruf, sondern die Geschichte. Er wird Historiker, allerdings, darin ganz Spross der Familie, ein erzählender Historiker. Seine "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" macht ihn Ende der 50er Jahre berühmt, die Wallenstein-Biographie von 1971 gilt als Golo Manns Meisterwerk. Geschichte lehrt Golo Mann in Frankreich und den USA, seit Ende der 50er Jahre auch in Deutschland, zuletzt als ordentlicher Professor in Stuttgart. Immer wieder meldet er sich als unabhängiger - und unberechenbarer - Intellektueller in den politischen Debatten zu Wort. Er unterstützt Brandts Ostpolitik und spricht sich Jahre später für Franz-Josef Strauß als Kanzler aus. Er streitet gegen den Vietnam-Krieg und warnt vor der Wiedervereinigung, um am Ende seines Lebens die Leistung Helmut Kohls als Kanzler der Einheit zu würdigen. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Golo Mann bei der Frau seines Adoptivsohnes in Leverkusen. Am 7. April 1994 stirbt er dort im Alter von 85 Jahren. Begraben ist der Historiker und Schweizer Staatsbürger in Kilchberg bei Zürich, wo die Manns jahrzehntelang wohnten. Seine letzte Ruhe findet er auf dem selben Friedhof wie seine Eltern und vier seiner Geschwister - aber, auf eigenen Wunsch, weitab vom Familiengrab.Stand: 07.04.04
lennartz (konrad)
Vor 10 Jahren: Golo Mann stirbt in Leverkusen
[ "Golo Mann", "Zauberer", "Thomas Mann", "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts", "Wallenstein-Biographie", "Stuttgart", "Ostpolitik", "Franz-Josef Strauß", "Vietnam-Krieg", "Helmut Kohl", "Leverkusen", "7. April 1994", "Kilchberg bei Zürich", "Stephan Lennartz", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-07T15:50+02:00
2015-10-07T15:50+02:00
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07. August 2009 - Vor 5 Jahren: Paul Neal "Red" Adair stirbt in Houston
Sein Arbeitsplatz sind die Öl- und Gasfelder dieser Erde: Paul Neal "Red" Adair, der wohl bekannteste Feuerwehrmann der Welt, ist schon zu Lebzeiten eine Legende. Als der rothaarige Amerikaner sich mit knapp 80 Jahren 1994 zur Ruhe setzt, hat er nach eigener Einschätzung über 2.000 Brände gelöscht. In der Presse wird er deshalb als "Feuersalamander", "Herr der Flammen" und "Katastrophenkiller" betitelt. Wenn man ihn gelassen hätte, hätte er auch das Feuer in der Hölle gelöscht - heißt es über ihn in seinem Heimatstaat Texas, wo er am 18. Juni 1915 in Houston geboren wurde und am 7. August 2004 auch starb. Den ohrenbetäubenden Lärm einer außer Kontrolle geratenen Ölquelle lernt "Red" mit 23 Jahren kennen. Damals, Ende der 1930er Jahre, arbeitet er auf den Ölfeldern rings um Houston. Als alle wegrennen, bleibt er ruhig und schließt das Ventil. In den kommenden Jahren entwickelt er neue Methoden der Brandbekämpfung: Er bläst die Flammen durch eine Explosion von Dynamit aus oder pumpt durch seitlich angebrachte Bohrungen Wasser ins Erdreich, um so das brennende Öl-Gas-Gemisch in die Tiefe zu drücken. 1959 macht Adair  sich selbstständig. Den internationalen Durchbruch schafft er 1962: Eine rund 200 Meter hohe Gasflamme in der algerischen Sahara scheint unbezähmbar zu sein. Selbst aus dem All ist sie sichtbar. Adair braucht fast sechs Monate und fünf Tonnen Dynamit, um das "Feuerzeug des Teufels" zu ersticken. Nun wird seine Firma weltweit gebucht: Mexiko, Bolivien, Ägypten, Alaska und auch Deutschland. Seine Arbeit führt Adair 1980 nach Frankenthal in der Pfalz. Im Oktober lässt sich ein Gasspeicher dort tagelang nicht unter Kontrolle bringen. Aus einem zerfetzten Rohr im Boden schießt Gas. Der kleinste Funken würde reichen, um ein Flammeninferno auszulösen. Der 65-jährige Adair, mittlerweile Multimillionär, und seine deutschen Helfer schaffen es schließlich in zehn Tagen, die Gefahr zu bannen. Nach dem Ende des Zweiten Golfkrieges erhält Adair 1991 den Auftrag, die brennenden Ölfelder in Kuwait zu löschen. Die Teams unter Adairs Leitung brauchen dafür nur neun Monate. Als er 1994 seine Firma verkauft, ist er auf eine Sache besonders stolz: "Red" Adair  hat nie einen seiner Männer ans Feuer verloren. Stand: 07.08.09
Dominik Reinle (tax)
Vor 5 Jahren: Paul Neal &#034;Red&#034; Adair stirbt in Houston
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2015-10-06T14:12+02:00
2015-10-06T14:12+02:00
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25. Mai 2007 - Vor 30 Jahren: Uraufführung des Film "Krieg der Sterne"
Als "Star Wars" am 25. Mai 1977 Premiere feiert, ahnt niemand, dass dieses leichtgewichtige Weltraummärchen die internationale Kinolandschaft in eine neue Dimension katapultieren wird. Mit Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Darth Vader beginnt das Film-Zeitalter der Special-Effect-Orgien, von Dolby Surround und THX-Ton, von Merchandising, Video-Vermarktung und PC-Spielen. "Star Wars " ist kein bloßer Film mehr, sondern der Grundstein zu einer ganzen Industrie-Galaxie. Ihr Schöpfer heißt George Walton Lucas Jr., heute 64 Jahre alt und dank "Star Wars " einer der reichsten Männer der Welt und Imperator des neuen Hollywood. Eine "alberne Weltraum-Oper" lästert Columbia-Studioboss David Begelman über das Projekt, das ihm George Lucas, bekannt geworden als Regisseur von "American Graffiti", Mitte der 70er Jahre präsentiert. Die Story  ist einfach wie ein Comic Strip: Der blonde Held Luke Skywalker  verlässt seinen Heimatplaneten, trifft auf den Weisen Ben Kenobi und den Astro-Western-Draufgänger Han Solo. Mit deren Hilfe und nach Weltraum-Abenteuern unglaublichen Ausmaßes befreit er die entführte Schneewittchen-Prinzessin Leia von einem Zerstörungsplaneten, der schließlich in einer gigantischen Explosion in die Luft fliegt. Für die lustigen Momente sorgen zwei eng mit Laurel & Hardy verwandte Komiker, die Roboter R2D2 und C3PO. Allzu banal erscheint Begelman das ganze Brimborium und lehnt ab. Lucas stellt daraufhin seinen Sternenkrieg allein auf die Beine - und den Studio-Mogul kostet das Nein später den Job.  Gekostet hat "Krieg der Sterne" die heute läppisch klingende Summe von elf Millionen Dollar. Weltweit spielt allein der erste Teil über 700 Millionen Dollar ein. Insgesamt haben die "Star Wars"-Episoden I bis VI bis heute rund fünf Milliarden Dollar in die Kinokassen fließen lassen. "Als ich Anfang dreißig war, warf die erste Star-Wars-Trilogie mein Leben um", bekennt George Lucas später. "Das hatte ich nicht geplant, es war eine Art Unfall." Lucas verzichtet deshalb nach Teil eins auf die Regie der weiteren Folgen und zieht aus dem Hintergrund die Fäden. So entwickelt seine Firma "Industrial Light & Magic" die optischen Leinwand-Wunder, ohne die auch  Blockbuster wie "Jurassic Park" oder "Independence Day " nicht möglich gewesen wären.  Stand:25.05.07
Bernd Rexing ()
Vor 30 Jahren: Uraufführung des Film &#034;Krieg der Sterne&#034;
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2015-10-06T12:42+02:00
2015-10-06T12:42+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3062~_mon-122019.html
3. August 1935 - Eröffnung der Großglockner-Hochalpenstraße
Das Alpenpanorama könnte sich nicht malerischer präsentieren an diesem heißen Sommertag. Journalisten aus aller Welt sind angereist, die Wochenschaukameras laufen und der österreichische Rundfunk sendet live, als Salutschüsse der Artillerie durch die Bergwelt hallen. Mit patriotischem Pomp zelebriert das kleine Alpenland, dass es noch immer zu nationalen Großtaten fähig ist. Nach nur fünf Jahren Bauzeit eröffnet die autoritäre Regierung Österreichs am 3. August 1935 eine Attraktion, die ihresgleichen sucht. Fast 48 Kilometer schmiegt sich die Großglockner-Hochalpenstraße an die Berghänge und überquert vor der prächtigen Kulisse schneebedeckter Gipfel den Alpenhauptkamm. Eine von zwei Stichstraßen führt direkt zum Pasterzengletscher unterhalb des mit 3.798 Metern höchsten Berg des Landes. Unter den Staatsflaggen auf dem Girlanden geschmückten Festplatz weht auch die Hakenkreuzfahne – ein Politikum ersten Ranges, denn das Nazi-Symbol ist 1935 in Österreich noch verboten. Erst im Vorjahr ist in Wien ein nationalsozialistischer Putsch gescheitert und der austrofaschistische Kanzler Dollfuß ermordet worden. Hitler verhängte danach horrende Ausreisegebühren für deutsche Touristen, um den vom Fremdenverkehr abhängigen Nachbarn unter Druck zu setzen. Weil man es sich aber mit dem Dritten Reich und seinen zahlungskräftigen Touristen nicht verscherzen will, darf die deutsche Delegation ihre Autos zur Eröffnungsfahrt ausnahmsweise mit Hakenkreuzwimpeln schmücken. Am folgenden Tag kurven erstmals Rennwagen und Krafträder beim Glocknerrennen über die höchste und modernste Alpenstraße. Fast 2.000 Höhenmeter müssen die Fahrer dabei überwinden. Bald folgen ihnen wagemutige Automobilisten, die ihre Karossen durch die 27 Kehren der Erlebnisstraße lenken. Aber statt der erhofften Touristenströme aus Deutschland kommen drei Jahre später Hitlers Soldaten und vollziehen den Anschluss an das Dritte Reich. Der von den Nazis gegen den Willen des österreichischen Alpenvereins geplante Ausbau der Panoramaroute kommt mit dem Kriegsausbruch zum Erliegen. Erst Anfang der 50er-Jahre erwacht die Großglockner-Hochalpenstraße aus ihrem Dornröschenschlaf und beginnt ihre Karriere als Österreichs stärkster Touristenmagnet nach dem Schloss Schönbrunn. Die Heimatfilm-Welle und die fortschreitende Motorisierung in den Fünfzigern lösen einen wahren Massenansturm deutscher und niederländischer Urlauber auf die Hochalpen aus. Lange schmückt ein Statussymbol des Wirtschaftswunders, der Opel Kapitän, die Mautvignette der Großglocknerstraße. Das "Pickerl" wird hierzulande sogar zum Qualitätssiegel für Gebrauchtwagen: Was den Glockner geschafft hat, muss gut sein. Dabei werden Bremsen und Kupplungen auf den steilen Serpentinen arg strapaziert. Mit mehr als 1,3 Millionen Touristen verzeichnen die Mautstellen 1962 einen Allzeit-Rekord auf der Bergstrecke. Kassiert wird damals noch pro Kopf, nur Kinder unter 1,30 Meter fahren gratis. Als Transitroute über die Alpen verliert die Großglocknerstraße danach an Bedeutung. Durch den neuen Tunnel der Tauernautobahn geht es bald bedeutend schneller Richtung Süden. Seither konzentriert sich die Großglockner-Hochalpenstraßen AG (GROAG) ganz auf die touristische Präsentation. Neben dem höchstgelegenen Parkhaus Europas am Pasterzengletscher entsteht eine moderne Naturkundeschau samt Bächlein, Hütten, alpiner Geräuschkulisse und künstlichem Gletscher zum Anfassen. Die Hauptattraktion für die heute jährlich bis zu 900.000 Besucher am Großglockner aber bleiben die hochalpine Panoramastraße - und die Murmeltiere. Die Nager haben sich so sehr an Gäste in ihrem Revier gewöhnt, dass die GROAG neuerdings sogar mit einer Murmeltier-Garantie Werbung macht. Stand: 03.08.2015
Bernd Rexing
48 Kilometer lang, 2.000 Meter Höhendifferenz, 27 Kehren und 60 Brücken: Das ist die Großglockner-Hochalpenstraße, nach Schloss Schönbrunn die meistbesuchte Touristenattraktion Österreichs. Fünf Jahre dauert ihr Bau quer durch die faszinierende Bergwelt der Hohen Tauern.
[ "WDR.de", "Stichtag", "03.08.2015", "03.08.1935", "3. August 2015", "3. August 1935", "Großglockner-Hochalpenstraße", "Hohe Tauern", "Serpentinen", "Österreich", "Gebirgspass", "Straßenbau", "Tourismus" ]
Stichtag
2017-08-07T12:37+02:00
2017-08-07T12:37+02:00
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26. Juli 1928 - Der Regisseur Stanley Kubrick wird in New York geboren
Seine Filme dreht er über Monate, Jahre, bis alles perfekt ist. Nur 13 Spielfilme entstehen in 46 Jahren. Einen Regie-Oscar bekommt er nicht, doch alle seine Filme sind heute Klassiker. Sein Vater ist ein New Yorker Chirurg und stammt aus einer jüdischen Familie. Schon als Kind spielt Stanley Kubrick begeistert Schach, liest exzessiv und fotografiert. Er arbeitet als Magazin-Fotograf in New York und dreht ab 1951 drei innovative Dokumentarfilme. Sein erster Spielfilm "Wege zum Ruhm" mit Kirk Douglas bedeutet den Durchbruch, ein Drama in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs. 1958 holt Kirk Douglas Kubrick als Ersatz-Regisseur zu seinem Historienfilm "Spartacus" mit den Stars Lawrence Olivier, Tony Curtis, Charles Laughton, Jean Simmons und Peter Ustinov. Kubrick ist ein höflicher junger Mann, kein brüllender Despot. Akribisch plant er jede Szene, jedes Detail, wie Züge in einem Schachspiel. Nach "Spartacus" dreht Kubrick nur noch, wenn er absolute Entscheidungsfreiheit bekommt. Der Regisseur zieht mit Frau Christiane, einer Nichte des NS-Propaganda-Regisseurs Veit Harlan, und den Töchtern Katharina, Anya und Vivian weit weg von Hollywood nach England. 1962 entsteht "Lolita" nach Vladimir Nabokovs Skandal-Roman. Der Film, er handelt von der Beziehung des Literatur-Professors Humbert Humbert mit einer Minderjährigen, wird viel kritisiert. An den Kinokassen ist er erfolgreich. Stanley Kubrick schafft Meisterwerke in verschiedensten Genres: "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben", das Science Fiction-Epos "2001: Odyssee im Weltraum", dessen Spezialeffekte mit einem Oscar ausgezeichnet werden. Es folgen die Gesellschafts-Dystopie "A Clockwork Orange" und der Historienfilm "Barry Lyndon". Im Mystery-Horror Thriller "The Shining" läuft Jack Nicholson zu beängstigend großer Form auf. "Shining" kommt 1980 in die Kinos. Der frustrierte Autor Jack Torrance zieht mit seiner Frau Wendy und Sohn Danny in ein mondänes, einsames Berg-Hotel. Als Hausmeister-Familie sollen sie dort ganz allein die Wintermonate verbringen. Danny fährt mit seinem Dreirad durch die Flure und hat erschreckende Visionen. Jack streift durch das Hotel, verfällt seinen Trieben und dem Wahnsinn. Kubrick führt Jack Nicholson und Shelley Duvall an ihre Grenzen. Die Szene, in der Nicholson mit einer Axt eine Tür einschlägt, lässt der akribische Regisseur 127 Mal wiederholen. Legendär werden auch Kubricks unvollendete, gigantische Film-Projekte über Napoleon, das Holocaust-Filmprojekt "Aryan Papers" und "A.I.", den Steven Spielberg nach Kubricks Tod im Jahr 1999 verwirklicht. Für seinen letzten Film "Eyes Wide Shut" probt Kubrick noch vor dem ersten Drehtag monatelang mit Tom Cruise und Nicole Kidman in England. Der Film handelt von dem Arzt Bill Harford und seiner Frau Alice. Nach einer Party erzählt Alice, dass sie ihn in Gedanken mit einem Marineoffizier betrogen hat. Bill irrt durch die Nacht, begegnet einer jungen Prostituierten und einem sonderbaren Kostümverleiher. Maskiert schleicht er sich in eine Geheimgesellschaft ein, erlebt eine Orgie, wird entdeckt. Menschen sterben. Am Ende kehrt er verwirrt und voller Schuldgefühle zu seiner Frau zurück. Sie gestehen sich ihre Liebe, und ihre Lust. Nach vier Jahren Produktion ist der Film 1999 fertig, den Kubrick für seinen besten hält: eine symbolisch aufgeladene Bildwelt zwischen Traum und Wirklichkeit, faszinierend, verstörend, erotisch, dunkel und klar und zugleich dabei sehr menschlich und hoffnungsvoll. Autor des Hörfunkbeitrags: Christian KosfeldRedaktion: Matti Hesse ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Juli 2023 an Stanley Kubrick. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 27.07.2023: Vor 60 Jahren: Todestag der Schriftstellerin und Märchenerzählerin Elsa Sophia von Kamphoevener.
Vera Kettenbach
Stanley Kubrick ist als Film-Regisseur eine Legende, obwohl er in fast 50 Jahren nur 13 Filme macht. Einen Regie-Oscar bekommt er nicht, doch alle seine Filme sind heute Klassiker.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "26.07.1928", "26. Juli 1928", "26.07.2023", "26. Juli 2023", "Stanley Kubrick", "Kirk Douglas", "Lawrence Olivier", "Tony Curtis", "Charles Laughton", "Jean Simmons", "Peter Ustinov", "Veit Harlan" ]
Radio
2023-07-21T10:48+02:00
2023-07-21T10:48+02:00
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1. Mai 1933 - Erster Großauftrag des NS-Regimes für Albert Speer
Berlin, 1. Mai 1933: "Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen, der Mai ist gekommen", begrüßt Reichskanzler Adolf Hitler in seiner Rede zum "Tag der nationalen Arbeit" seine tausenden Zuhörer auf dem Tempelhofer Feld. Die Inszenierung zur Umdeutung des Arbeiterkampftages zum nationalsozialistischen Feiertag ist gigantisch. 32 Meter hohe Fahnen umrahmen eine dreiteilige Tribüne. Verantwortlich für die Gestaltung ist der Architekt Albert Speer. Der 28-Jährige hat die Hitler-Rede in die Dämmerung gelegt, damit Flakscheinwerfer die Wirkung unterstreichen. Speers Arbeit kommt an. Bald wird er Hitlers Architekt für die Welthauptstadt Germania, zu der Berlin werden soll. Speer will für eine erste Prachtallee breite Schneisen schlagen. Dabei müssen Häuser weichen. 1938 schlägt er vor, dafür jüdischen Wohnraum zu erfassen. Seine Kartei nutzt die Gestapo später für Deportationen. Speer baut die neue Reichskanzlei und übernimmt die Architektur für die Reichsparteitage in Nürnberg. Die Steine, die Speer für seine Bauten braucht, lässt er sich von SS-Führer Heinrich Himmler liefern. Dieser baut in der Nähe Konzentrationslager und lässt Häftlinge für Speer schuften. Von Auschwitz will der Architekt nie etwas gehört haben. Doch die Wahrheit sieht anders aus, sagt Historiker Magnus Brechtken vom Institut für Zeitgeschichte in München. "Speer hat Auschwitz mitfinanziert, hat die Baustoffe zur Verfügung gestellt und hat das auch inspizieren lassen." 1942 wird Speer von Hitler zum Rüstungsminister ernannt. Er setzt sieben Millionen Zwangsarbeiter ein und forciert den "Totalen Krieg". Selbst nach Hitlers Suizid gibt er nicht auf. Die Alliierten stellen ihn vor das Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal. Nach 20 Jahren Haft präsentiert sich der prominenteste noch lebende Nazi-Führer als verführter Idealist. Speers Buch "Erinnerungen", an dem der Publizist Joachim Fest mitarbeitet, wird zum Bestseller - ein Buch voller falscher Fährten, Auslassungen und Lügen. "Er ist sozusagen ein aktiver Bekämpfer der historischen Fakten", sagt Historiker Brechtken. Speer verschleiert seine Urheberschaft der Berliner Judenkartei. Seine Anwesenheit bei einer Rede Himmlers 1943 über den Holocaust streitet er ab und lässt sich falsche eidesstattliche Erklärungen ausstellen. Speer kassiert ein Vermögen als Autor - und verkauft nebenher heimlich Beutekunst. "Man vermutet, dass er das mit seiner damaligen Geliebten ausgegeben hat", sagt Historiker Brechtken. Speer stirbt nach einem BBC-Interview in London mit 76 Jahren an einem Schlaganfall. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Mai 2018 ebenfalls an den ersten Großauftrag des Nazi-Regimes an Albert Speer. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 02.05.2018: Vor 75 Jahren: Manfred Schnelldorfer wird geboren
Dominik Reinle
Er ist Hitlers Star-Architekt und als Rüstungsminister ein Scharfmacher des &#034;Totalen Krieges&#034;. Nach 1945 gibt sich Albert Speer allerdings als verführter Idealist.
[ "Stichtag", "01.05.1933", "1. Mai 1933", "01.05.2018", "1. Mai 2018", "Albert Speer", "Architekt", "Nationalsozialismus", "Rüstungsminister", "Tempelhofer Feld", "NS-Regime", "Großauftrag", "Auftrag", "Rede", "Adolf Hitler", "Tag der Arbeit", "Tag der nationalen Arbeit" ]
Stichtag
2018-05-01T00:00+02:00
2018-05-01T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-albert-speer-tempelhofer-feld-100~_mon-122020.html
20. November 1924: Thomas Manns "Der Zauberberg" erscheint
Im Hochsommer des Jahres 1907 reist der angehende Ingenieur Hans Castorp von Hamburg aus ins schweizerische Davos, um im dortigen Lungensanatorium "Berghof" seinen kranken seinen Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen. Während dieser als Soldat möglichst schnell wieder ins Leben zurück will, ist der gesunde Castorp von der in seinen Augen vergeistigten Atmosphäre von Krankheit, Tod und Luxus derart fasziniert, dass er nicht mehr wegfahren möchte – selbst, als der Vetter stirbt. "Er fuhr auf Besuch für drei Wochen", heißt es im Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann. Letztlich werden aus den drei Wochen sieben Jahre. Der Ursprung des "Zauberbergs" ist autobiografisch. 1912 muss Thomas Manns Frau Katia wegen eines Lungenleidens nach Davos. In dieser Zeit leben dort Tausende Menschen, die an der bis 1950 als unheilbar geltenden Krankheit leiden. Mann kommt zu Besuch; aber anders als sein Held Hans Castorp reist er planmäßig nach drei Wochen wieder heim nach München. "Ich habe es vorgezogen, den 'Zauberberg' zu schreiben, worin ich die Eindrücke verwertete, die hinreichten, mir von den Gefahren des Milieus für junge Leute – die Tuberkulose ist eine Jugendkrankheit – einen Begriff zu geben", wird Mann später notieren. "Diese Krankenwelt dort oben ist von einer einspinnenden Kraft, die den jungen Menschen in relativ kurzer Zeit dem wirklichen, aktiven Leben vollkommen entfremdet." So ist es im Roman auch mit Hans Castorp. Wie die anderen Figuren geht er im Zauberberg "dem Leben verloren", wie es der italienische Intellektuelle Lodovico Settembrini, der Castorp für die Vernunft und die Gesundheit zu retten sucht, erklärt. "Spätestens nach einem halben Jahr hat der junge Mensch, der heraufkommt , keine anderen Gedanken mehr im Kopf als Flirt und Temperatur. Und spätestens nach einem Jahr wird er auch nie wieder einen anderen fassen können, sondern jeden anderen als 'grausam' oder besser gesagt, als fehlerhaft und unwissend empfinden." Im "Zauberberg" ist es die 28-jährige "kirgisenäugige" Russin Clawdia Chauchat, die Castorp den Kopf verdreht. Hörig und eifersüchtig wartet er tagtäglich auf ihre Auftritte beim Essen. Er spricht mit Settembrini und dem Jesuiten Naphta über politische und philosophische Ideen, die sich selbst genügen. Und dreht sich im Sanatoriumskosmos immer wieder im Kreis, bevor ihn der Erste Weltkrieg als unerwarteter "Donnerschlag" urplötzlich aus der kleinen, am Abgrund taumelnden Gesellschaft in die große, in den Abgrund stürzende Gesellschaft zieht. Ob er überlebt oder untergeht, lässt Mann bewusst im Dunkeln. Rund zehn Jahre schreibt Mann am Roman. Als "Der Zauberberg"am 20. November 1924 erscheint, wird er gleich als große Literatur wahrgenommen. 1928 sind bereits 100.000 Exemplare des Buchs verkauft. Bis heute wurde der Roman in rund 30 Sprachen übersetzt. Stand:20.11.2014
Thomas Köster
1912 muss Thomas Manns Frau Katia wegen eines Lungenleidens in ein Sanatorium nach Davos. Mann kommt zu Besuch, seine Eindrücke verarbeitet er im Roman &#034;Der Zauberberg&#034;. Auch dessen Held Hans Castorp reist für drei Wochen nach Davos – und bleibt sieben Jahre.
[ "Vorlage", "Stichtag", "20.11.19241", "20. November 1924", "20.11.2014", "20. November 2014", "Thomas Mann", "Zauberberg" ]
Stichtag
2015-10-08T12:27+02:00
2015-10-08T12:27+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8750~_mon-082013.html
07.10.1963 - Todestag von Gustaf Gründgens
Vor allem seine Rolle im Dritten Reich ist immer wieder heftig diskutiert worden. Er war ein Besessener, dessen Dasein sich ausschließlich um das Theater drehte: "Mein Leben bestand darin: Das ist der Tag vor 'Faust' und der Tag nach 'Faust', und der Tag vor 'Hamlet' und der Tag nach 'Hamlet', also einen entspannten Tag gab es ganz selten." Für diese Besessenheit verkaufte er sich an die Nazis, die er eigentlich verachtete. Redaktion: Hildegard Schulte
Christiane Kopka
&#034;Er ist der Schauspieler meines Leben... der größte deutsche Schauspieler des zwanzigsten Jahrhunderts&#034;, hat Marcel Reich-Ranicki über ihn geschrieben. Und doch gibt es keinen anderen Theatermann, der so umstritten ist wie Gustaf Gründgens.
[ "WDR5", "07.10.2013", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Schauspieler", "Gustaf Gruendgens", "Theaterleiter", "Regisseur", "Mephisto" ]
Radio
2016-04-01T15:22+02:00
2016-04-01T15:22+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/gustaf-gruendgens-100~_mon-052026.html
9. Oktober 1967 - Joseph Pilates stirbt in New York
Ob Pop-Sängerin Madonna, Filmstar Julia Roberts oder Golf-Profi Tiger Woods - halb Hollywood hält sich mit Fitness-Übungen in Form, die Joseph Pilates entwickelt hat, um die Muskulatur zu kräftigen und die Beweglichkeit zu erhalten. Er ist überzeugt: "Nach zehn Stunden fühlen Sie den Unterschied. Nach 20 Stunden sehen Sie den Unterschied. Nach 30 Stunden haben Sie einen neuen Körper." Anstoß für die Ausarbeitung einer neuen und später nach ihm benannten Trainingsmethode sind Pilates' gesundheitliche Probleme als Kind. Geboren am 9. Dezember 1883 in Mönchengladbach leidet er an Asthma und Rachitis. Zusammen mit seinen acht Geschwistern wächst er in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater ist Schlosser, Turner und Boxer - ein Vorbild für den jungen Joseph. Deshalb beschäftigt er sich mit Körperertüchtigungsmethoden wie Turnen, Yoga und Zen-Meditation. Mit 14 Jahren ist er so trainiert, dass er Modell für Anatomiekurse von Medizinern stehen kann - weil an ihm jeder einzelne Muskel erkennbar ist. Zunächst absolviert Pilates eine Lehre zum Brauer. 1912 geht er nach Großbritannien, wo er als Boxer und Zirkusartist arbeitet. Von Scotland Yard erhält er den Auftrag, die Beamten in Selbstverteidigung zu unterrichten. Als der Erste Weltkrieg beginnt, wird Pilates aufgrund seiner deutschen Herkunft in ein Internierungslager gesteckt. Dort nutzt er die Zeit, um sein Trainingskonzept zu optimieren. Aus Sprungfedern und Bettrahmen bastelt er Sportgeräte für die Mitgefangenen auf der Krankenstation. Nach Kriegsende kehrt Pilates nach Deutschland zurück und eröffnet eine Boxschule. Mitte der 1920er Jahre wandert er schließlich in die USA aus. 1926 stattet Pilates mit Clara Zeuner - einer gleichaltrigen Krankenschwester, die er auf dem Schiff bei der Überfahrt kennengelernt hat - das gemeinsame Appartement in New York mit seinen Trainingsgeräten aus. Seine Fitness-Methode nennt er "Contrology" und orientiert sich dabei an Friedrich Schiller: "Es ist der Geist, der sich den Körper baut." Zu den ersten Kunden gehören die Tänzer des "New York City Ballet", die im selben Gebäude trainieren. Ballettstars wie die Tanzpädagogin Martha Graham und der Choreograf Georg Balanchine besuchen das Studio. Auch Profi-Boxer Max Schmeling ist Stammgast. Pilates gilt als Gesundheitsfanatiker, der im Winter auch gerne einmal in kurzen Hosen und barfuß durch den Schnee läuft. Doch er ist auch ein Genussmensch: Er trinkt gerne Whisky und raucht Zigarre, auch während der Trainingszeiten im Studio. Trotzdem zeigen ihn alte Filmaufnahmen auch im hohen Alter mit athletischer Figur. "Er hat bis zum Schluss, obwohl er Arthritis in seinen Fingern und wohl auch in seinen Knien hatte, alle Übungen selbst vorturnen können", sagt Pilates-Trainerin Kerstin Bredehorn, die noch bei der letzten aktiven Schülerin des Fitness-Pioniers gelernt hat. Joseph Pilates stirbt am 9. Oktober 1967 im Alter von 83 Jahren in New York, vermutlich an einem Lungenemphysem. Er hinterlässt kein Testament. Seine Lebensgefährtin Clara führt das Studio weiter bis zu ihrem Tod zehn Jahre später. Einige Schüler bewahren sein Konzept. Doch der Name Pilates ist gewerblich nicht geschützt. Heute umfasst das Ganzkörpertraining, das sich auf Joseph Pilates beruft, rund 700 Übungen. Stand: 09.10.2012
Dominik Reinle
Ob Pop-Sängerin Madonna, Filmstar Julia Roberts oder Golf-Profi Tiger Woods - halb Hollywood hält sich mit Übungen in Form, die Joseph Pilates entwickelt hat. Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Deutsche ausgezogen, um Fitnessgeschichte zu schreiben.
[ "Stichtag", "09.10.1967", "9. Oktober 1967", "09.10.2012", "9. Oktober 2012", "Joseph Hubert Pilates", "Hubert", "Fitness", "Pilatesmethode", "Körpertraining", "Turnen", "Sport", "Mönchengladbach", "Training" ]
Stichtag
2015-10-07T12:43+02:00
2015-10-07T12:43+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6968~_mon-092009.html
02. Mai 2004 - Vor 275 Jahren: Katharina die Große wird geboren
Ihr Liebesleben ist Legende: "Mein großes Unglück ist es, dass ich nicht ohne Liebe leben kann", schreibt Katharina die Große in ihren Memoiren. "Und ich weiß nicht, ob diese Veranlagung des Herzens ein Laster ist oder eine Tugend." Von den mehr als 20 Liebhabern gehen einige mit ihr in die Geschichtsbücher ein: Einen hebt die russische Kaiserin auf den polnischen Königsthron, einer erobert für sie die Halbinsel Krim. Ein dritter Liebhaber putscht sie zuvor gar auf den Zarenthron. Er überbringt ihrem Mann, Zar Peter III., das Abdankungsschreiben. Peter III. wird inhaftiert und wenige Tage später von seinen Bewachern ermordet, was Katharina billigend in Kauf nimmt. Am 9. Juli 1762 lässt sie sich zur Zarin ausrufen. Inspiriert von den Ideen der Aufklärung will die 33 Jahre alte Alleinherrscherin das alte Russland von Grund auf reformieren. Sie lässt neue Gesetze erarbeiten. 665 Paragraphen verfasst sie persönlich. Rasch zeigt sich aber, dass Katharina weder ihre absolutistische Herrschaft noch die Privilegien des Adels beschneiden will. Einen Aufstand der leibeigenen Bauern, die 95 Prozent der Bevölkerung ausmachen, lässt sie blutig niedergeschlagen. Auch gegen Sympathisanten der Französischen Revolution geht sie mit harter Hand vor. Katharina wird am 2. Mai 1729 als Sophie Auguste Fiederike von Anhalt Zerbst geboren. Das Fürstentum gehört zu den kleinsten in Deutschland. Mit zehn Jahren begegnet sie Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp, ihrem zukünftigen Mann. Sie beschreibt ihn als "wirklich hübsch, liebenswürdig und wohlerzogen". Später bezeichnet sie ihn als trunksüchtig und jähzornig. Der Enkel Peters des Großen ist von seiner Tante, der russischen Zarin Elisabeth, zu ihrem Nachfolger bestimmt worden. Die kleine Sophie erscheint der Zarin als geeignete Ehekandidatin. Sie holt die deutsche Prinzessin zu sich und bereitet sie auf die Rolle als Frau des russischen Thronfolgers vor. Die Deutsche lernt russisch und tritt zum orthodoxen Glauben über. Von nun an heißt sie Katharina Alexejewna: "Ich wollte Russin sein, um von den Russen geliebt zu werden." Sie wird eine der mächtigsten Frauen Europas. 1796 erleidet die 67-Jährige einen Schlaganfall und stirbt in St. Petersburg. Stand: 02.05.04
Dominik Reinle (konrad)
Vor 275 Jahren: Katharina die Große wird geboren
[ "2. Mai 1729", "Katharina", "II.", "Große", "Russland", "Stephan Lennartz", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T16:09+02:00
2015-10-06T16:09+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag600~_mon-042014.html
28. April 1923 - Das <span lang="en">Wembley</span>-Stadion in London wird eröffnet
Der Bau ist ein Muster an exakter Planung: Nach genau 300 Tagen ist das Wembley-Stadion fertig und es kostet nicht mehr als die veranschlagten 750.000 Pfund Sterling. Bei der Eröffnung am 28. April 1923 jedoch erlebt die Arena in Londons Nordwesten das heilloseste Chaos ihrer langen Geschichte. Fast eine Viertelmillion Menschen strömt in das 127.000 Zuschauer fassende Stadion, um das Pokalfinale von Westham United gegen die Bolton Wanderers mitzuerleben. "Die Tribünen waren völlig überfüllt und eine Menschenmasse flutete den Platz", erzählt Denis Higham, der das Spektakel als Achtjähriger miterlebt hat. Berittene Polizisten, allen voran ein Constable auf einem Schimmel, drängen die Zuschauer hinter die Seitenlinien. Erst mit 45 Minuten Verspätung kann das Spiel angepfiffen werden. Es geht als "White Horse Cup Final“ in die Geschichte ein und ist das erste von vielen unvergesslichen Partien auf dem "heiligen" Rasen von Wembley. Zunächst aber dient das Stadion zwei Jahre als Zentrum der Britisch Empire Exhibition, einer Kolonialausstellung, mit der sich Großbritannien als Weltreich darstellt. Den danach geplanten Abriss können Investoren verhindern und Wembley wird Heimstatt der englischen Nationalmannschaft. 1948 eröffnet König Georg VI. dort die ersten Olympischen Spiele nach dem Weltkrieg. Zwei Daten bleiben untrennbar mit der Herzkammer des englischen Fußballs verbunden. Am 25. November 1953 kassiert die zu Hause ungeschlagene Nationalelf mit einem 3:6 gegen Ungarn die erste Heimpleite ihrer Geschichte. 13 Jahre später, im WM-Endspiel 1966 gegen Deutschland, fällt das heftig umstrittene, aber wohl irreguläre "Wembley-Tor", das England den Weg zum Titelgewinn bahnt. Doch nicht nur Fußballteams, sondern auch bedeutende Rockstars gastieren in Wembley. Das größte Star-Aufgebot bringt Bob Geldof im Juli 1985 zum weltweit aus London und Philadelphia übertragenen Live-Aid-Konzert für die Hungernden in Afrika zusammen. Ihren letzten Höhepunkt erlebt die in die Jahre gekommene Großarena mit dem EM-Finale 1996. Es ist ein trauriger Schlusspunkt für die Engländer, denn diesmal gewinnt die deutsche Mannschaft. Nach dem Abriss der traditionsreichen Arena wird 2007 an gleicher Stelle das neue Wembley-Stadion eingeweiht. An das Original erinnert nur der Übergang vom Bahnhof zum Stadion. Der heißt White Horse Bridge, zum Gedenken an den chaotischen Platzsturm im Jahr 1923. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 29.04.2018: Vor 200 Jahren: Russlands Zar Alexander II. geboren
Bernd Rexing
Die Geschichte der legendären Londoner Arena beginnt im Chaos. Fast 250.000 Menschen drängen zur Eröffnung ins neue Wembley -Stadion - doppelt so viele, wie es Plätze gibt.
[ "Stichtag", "28.04.1923", "28.04.2018", "28. April 1923", "28. April 2018", "Wembley-Stadion", "London", "Fußball-Weltmeisterschaft", "Pokalfinale", "Westham United", "Bolton Wanderers", "British Empire Exhibition", "Live Aid" ]
Stichtag
2018-04-28T00:00+02:00
2018-04-28T00:00+02:00
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12. Dezember 1959 - Gründung des UN-Ausschusses zur friedlichen Nutzung des Weltraums (UNCOPUOS)
Tesla-Chef Elon Musk besitzt ein eigenes Weltraumunternehmen. Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos zieht es hin zu den Sternen. Aber dürfen Privatleute einfach so ins All? Dürfen sie, aber nicht einfach so. Sie müssen sich registrieren lassen, in Wien, beim Büro von UNCOPUOS, dem ständigen UN-Ausschuss zur friedlichen Nutzung des Weltraums. Am 12. Dezember 1959, noch zu Beginn des Weltraumzeitalters, wird der Ausschuss gegründet. Um ein Weltraumrecht zu etablieren. Und um Regeln aufzustellen, für die friedliche Eroberung des Alls. Die Eroberung des Weltraums ist ein Kampf der Systeme: Kapitalismus gegen Kommunismus. 1955 verkünden die Vereinigten Staaten, zum "Internationalen Geophysikalischen Jahr" (IGJ) 1957 einen Satelliten ins All schicken zu wollen. Aber die Russen sind schneller: Anfang Oktober 1957 schicken sie den Sputnik in einen Orbit. Lange Zeit haben die Russen im "Space Race" die Nase vorn. Nach Hündin Laika fliegt 1961 Juri Gagarin als erster Mensch ins All, zwei Jahre später Valentina Tereschkowa als erste Frau. Erst als Neil Armstrong 1969 den Mond betritt und die US-Flagge in den Staub rammt, ist das Kräftegleichgewicht wieder einigermaßen hergestellt. Ist der Mond jetzt eine Kolonie der Vereinigten Staaten? Müsste die US-Flagge für ihn einen neuen Stern aufnehmen? Nein, sagt UNCOPUOS als "Committee for the Peaceful Uses of Outer Space" der Vereinten Nationen. Auf seine Initiative geht der 1967 von Amerika und der Sowjetunion unterzeichnete Weltraumvertrag zurück, der den Kosmos dem Völkerrecht unterstellt. "Es ist das gemeinsame Interesse der gesamten Menschheit, an der fortschreitenden Erforschung und der Nutzung des Weltraums zu friedlichen Zwecken teilzunehmen", heißt es in der Präambel. Seit 2018 ist UNCOPUOS der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet. Das tut bitter Not: Neben den knapp 2.000 aktiven Satelliten umkreisen rund 150.000 größere Objekte von Menschenhand wie Raketenstufen, Abdeckklappen oder Trümmer von Weltraumkollisionen als gefährlicher Schrott die Erde. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Dezember 2019 ebenfalls an die Gründung der UNCOPUOS. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 13.12.2019: Vor 100 Jahren: Gründung der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
Thomas Köster
Tesla-Chef Elon Musk besitzt ein Weltraumunternehmen. Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos zieht es zu den Sternen. Aber wenn Privateute ins All wollen, müssen sie sich zuerst bei der Uno registrieren lassen.
[ "Stichtag", "12. Dezember 1959", "12.12.1959", "12. Dezember 2019", "12.12.2019", "UN-Ausschuss zur firedlichen Nutzung des Weltraums" ]
Stichtag
2019-12-12T14:51+01:00
2019-12-12T14:51+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-friedliche-nutzung-weltraum-100~_mon-112021.html
Sing mit! digital: Herbstlieder
Zum Zuhören Johannes BrahmsSpätherbst op. 92 Nr. 2 Zum Mitsingen Johannes BrahmsIm Herbst op. 104 Nr. 4 Fanny HenselO Herbst Johann Friedrich Reichardt/Guido KaiserBunt sind schon die Wälder Zum Zuhören Felix Mendelssohn BartholdyHerbstlied op. 48 Nr. 6 Mitwirkende:
CL
Sing mit! digital: Herbstlieder
[ "O&C", "Orchester und Chor", "WDR Rundfunkchor", "WRC", "Sing mit! digital", "Nicolas Fink", "25.10.2021" ]
Orchester und Chor
2021-12-08T15:53+01:00
2021-12-08T15:53+01:00
https://www1.wdr.de//orchester-und-chor/rundfunkchor/konzerte/termine/sing-mit-digital-232.html
12.10.1968 - Eröffnung der Olympischen Spiele in Mexico City
Aber die Welt schaute auch zu, als die US-Amerikaner Tommie Smith und John Carlos - Gold- und Bronzemedaillengewinner über 200 Meter - während der Siegerehrung ihre Fäuste als Geste des Widerstands hochreckten. Gegen die Rassenunterdrückung - für die Menschenrechte. Die mexikanische Regierung hatte diese mit Füßen getreten, als sie zehn Tage vor der Eröffnung eine Studentendemonstration in ein Blutbad verwandelte. Über 300 Tote waren eine schwere Hypothek für die 19. Spiele der Neuzeit.     Redaktion: Ronald Feisel
Jörg Beuthner
Es waren olympische Spiele der sportlichen Superlative im Zeichen politischer Krisen. Die Welt erlebte den Weitsprung von Bob Beamon , der mit 8,90 Meter noch heute den olympischen Rekord hält.
[ "WDR5", "12.10.2018", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Olypische Spiele", "Mexico City", "Sport", "Mexiko" ]
Radio
2018-10-09T13:31+02:00
2018-10-09T13:31+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/olympische-spiele-mexico-100~_mon-112024.html
30. März 2008 - Vor 35 Jahren: "Der letzte Tango in Paris" in deutschen Kinos
Einen derartigen Wirbel hat in Deutschland zuletzt 1963 Ingmar Bergmans "Das Schweigen" verursacht. Schon Wochen vor der Premiere sitzen Kritiker und Zensoren in den Startlöchern, um über einen Film zu urteilen, den die italienische Justiz als "rüde, widerwärtige, naturalistische und sogar unnatürliche Darstellung der fleischlichen Vereinigung" verdammt. Für den sie Regisseur Bernardo Bertolucci vier Monate Gefängnis auf Bewährung und die Aberkennung der Bürgerrechte für fünf Jahre aufbrummt. Der auch in Spanien und Portugal komplett verboten und in Großbritannien stark beschnitten wird. Pariser Kinos warnen ihr Publikum an den Kassen immerhin vor "einer gewissen Anzahl heikler und delikater Szenen". Am 30. März 1973 geht "Der letzte Tango in Paris" auch in der Bundesrepublik an den Start - ungeschnitten, frei ab 18 und ausgezeichnet mit dem Prädikat "Besonders wertvoll". Der "heißeste Film des Jahres" entpuppt sich als herausragendes, sperrig-kaltes Kammerspiel um zwei Menschen, deren einzige Kommunikationsebene seelenloser, von Lebensverachtung geprägter Sex ist. Paul, ein heruntergekommener, verzweifelter Amerikaner in Paris trifft die blutjunge Jeanne. Er hat Angst vor Einsamkeit und Alter, sie drückt sich vor dem Erwachsenwerden. In einer leerstehenden Wohnung fallen beide übereinander her und beginnen eine verhängnisvolle, anonym-brutale Sex-Affäre. "Was mache ich eigentlich mit dir in dieser Wohnung?" fragt Paul. "Liebe? Sagen wir lieber, wir machen einen Schnellfick auf einem schwankenden Floß." Doch am Ende entdeckt Paul seine Liebe für das Mädchen und öffnet sich. Jeanne erkennt hinter Pauls anziehend-mysteriöser Maske den ausgebrannten, alten Mann und befreit sich aus dessen Umklammerung. Mit einem tödlichen Schuss beendet sie die gefährliche Liebschaft. Eigentlich will Bernardo Bertolucci das ungleiche Paar mit Jean-Louis Trintignant und Dominique Sanda besetzen. Mit beiden hatte er zuvor schon "Der große Irrtum" gedreht. Doch Sanda ist schwanger und Trintignant will vor der Kamera nicht die Hose herunterlassen. So wählt er aus 100 Bewerberinnen die 20-jährige, unerfahrene Maria Schneider aus. Als Paul kann er Marlon Brando gewinnen, der seinen Karrieregipfel allerdings schon hinter sich zu haben scheint. Mit "Der letzte Tango von Paris" und dem zuvor abgedrehten Mafia-Epos "Der Pate" gelingt dem "angry young man" der 50er ein grandioses Comeback als "dirty old man" der 70er. Auf Bertolucci ist Brando allerdings jahrelang nicht gut zu sprechen. Allzu sehr hatte der Regisseur den Hollywood-Star dazu verführen können, im Film seine verborgene dunkle Seite zu entblößen. Die einzige Regieanweisung, die Brando vor Drehbeginn von Bertolucci erhalten hatte, lautete: "Spiel einfach nur dich selbst." Stand: 30.03.08
Bernd Rexing (fhf)
Vor 35 Jahren: &#034;Der letzte Tango in Paris&#034; in deutschen Kinos
[ "30. März 1973", "Skandalfilm", "Kino", "Premiere", "Ingmar Bergmann", "Das Schweigen", "Kritiker", "Zensoren", "Bernardo Bertolucci", "Regisseur", "Besonders Wertvoll", "Sex", "Jean-Louis Trintignant", "Dominique Sanda", "Marlon Brando", "Maria Schneider", "Hollywood-Star", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T14:39+02:00
2015-10-06T14:39+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3224~_mon-092017.html
9. März 2006 - Deutschlandpremiere von "<span lang="en">Brokeback Mountain</span>"
Eines Tages sitzt die kanadisch-amerikanische Schriftstellerin Annie Proulx in einer Bar in Wyoming. Da sticht ihr ein etwa 60 Jahre alter Cowboy mit seinen abgewetzten Stiefeln und seinem ausgebeulten Hut ins Auge. "Er schaute ein paar Männern beim Billardspielen zu", wird sich Proulx später erinnern, "mit einem sonderbaren Ausdruck, traurig, sehnsüchtig. Und nach einer Weile fragte ich mich, ob er vielleicht schwul war." Die Szene inspiriert Proulx zu einer hochgelobten Kurzgeschichte, die 1997 im Magazin "The New Yorker" erscheint und ein Jahr später in den mehrfach ausgezeichneten Erzählband "Weit draußen – Geschichten aus Wyoming" aufgenommen wird. Sie erzählt von zwei jungen Cowboys, die sich Anfang der 60er Jahre bei einem Job als Schafshüter kennenlernen. Wochenlang sind der lebenslustige Jack Twist und der verschlossene Ennis del Mar in den einsamen Bergen Wyomings zusammen, erzählen sich von ihren Zukunftsplänen, teilen Geheimnisse – bis Jack Ennis in sein Zelt holt und sie sich nicht nur gegenseitig wärmen. Bei Proulx endet alles tragisch: Die Liebenden gehen sie auseinander, heiraten, haben Kinder. Einmal im Jahr treffen sie sich insgeheim am Ort ihrer ersten Nacht wieder. Dann wird Jack mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden, der Körper eingeäschert. Als Ennis die Urne abholt, findet er im Versteck ihre ineinander verschlungenen Hemden aus dem ersten Jahr am Brokeback Mountain. Dem amerikanisch-taiwanesischen Regisseur Ang Lee gefällt die Geschichte so gut, dass er beschließt, sie mit den Schauspielern Jake Gyllenhaal und Heath Ledger in den Hauptrollen zu verfilmen. "Das war das schönste Drehbuch, das ich je gelesen hatte", sagt Ledger. "Ich wäre verrückt gewesen, das abzulehnen. Solch eine Geschichte war noch nie im Film erzählt worden." Tatsächlich bricht "Brokeback Mountain" mit seiner offensiven Darstellung von homosexueller Liebe auch mit Hollywood-Tabus. Am 9. März 2005 kommt er auch in die deutschen Kinos. Die Kritik reagiert zunächst wie zu erwarten: Während die Schwulenbewegung "Brokeback Mountain" feiert, protestieren christlich-konservative Kreise. Beim internationalen Publikum aber wird der Film, der nicht nur in den USA eine heftige Debatte auslöst, zu einem Überraschungserfolg. In Venedig heimst er einen Goldenen Löwen ein, in Amerika gewinnt er vier Golden Globes und drei Oscars, namentlich für den besten Film, das beste adaptierte Drehbuch und die beste Filmmusik. "Die Leute machen sich doch Gedanken über die Liebe", sagt Ang Lee. "Und wenn sie im Kino diesen Film sehen, dann ändern sie vielleicht ihre Meinung. Wir haben Cowboys und schwule Liebe zusammen gebracht, und dann einfach mal geschaut, was passiert.“ Es passiert eine ganze Menge. "Brokeback Mountain" verändert nicht nur das Mainstreamkino nachhaltig, sondern bereitet auch den Weg für ein Umdenken innerhalb der amerikanischen Gesellschaft. Zehn Jahre nach dem Filmstart wird die gleichgeschlechtliche Ehe vom Obersten Gerichtshof der USA legalisiert. Stand: 09.03.2016
Thomas Köster
9. März 2006 - Deutschlandpremiere von &#034; Brokeback Mountain &#034;
[ "Vorlage", "Stichtag", "09.03.2005", "9. März 2005", "09.03.2016", "9. März 2016", "Brokeback Mountain" ]
Stichtag
2016-03-21T15:55+01:00
2016-03-21T15:55+01:00
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15. August 2005 - Vor 80 Jahren: Oscar Peterson in Montreal geboren
Zu seinem 80. Geburtstag befindet sich Oscar Peterson auf einer Europatournee, angekündigt als amerikanische Weltlegende und größtes noch lebendes Jazz-Idol. Er hat mit allen Klassikern gespielt: mit Dizzy Gillespie, Ella  Fitzgerald, Count Basie, Louis Armstrong, Frank Sinatra, Charlie Parker, Duke Ellington und Staphane Grapelli. Peterson ist der Pianist des Swing, von dem er sagt:"Swing ist das wahre Gefühl des Jazz. Wenn es nicht swingt, dann ist es kein Jazz."Der schwarze Junge aus Montreal swingt schon mit 14 Jahren. Da gewinnt er einen Amateurwettbewerb und tritt anschließend einmal pro Woche im Radio auf. Mit 19 ist er Profi-Klavierspieler. 1949 macht ihn der Musikmanager Norman Granz zum Überraschungsgast in der Carnegie Hall in New York. Ab da bleibt Peterson ganz oben: Bis zu sechs Platten pro Jahr nimmt er auf, meist mit seinem eigenen Trio, später auch Solo-Werke. 1964 komponiert er sein erstes großes Werk, die "Canadiana Suite". Seine "African Suite" widmet er ebenso wie seine "Hymn to Freedom" der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Für seinen Kampf gegen den Rassismus erhält er im Jahr 2000 den UNESCO-Musikpreis - überreicht in Aachen. 1993 erleidet Peterson einen Schlaganfall. Auf den Rollstuhl angewiesen, mit einer fast völlig gelähmten linken Hand und an Arthritis leidend, verlässt er dennoch nicht die Bühnen der Welt. Er hofft, dass er einmal "vom Klavierhocker ins Grab fällt." Stand: 15.08.05
taxacher (he)
Vor 80 Jahren: Oscar Peterson in Montreal geboren
[ "15. August 1925", "Oscar Peterson", "Jazz", "Montreal", "Swing", "Ella Fitzgerald", "Frank Sinatra", "Louis Armstrong", "Count Basie", "Bürgerrechte", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-05T15:05+02:00
2015-10-05T15:05+02:00
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16. Juli 2008 - Vor 5 Jahren: Todestag des Gynäkologen Kurt Semm
Kurt Semms Lehrer ist gnadenlos. Auf der Operationsbank öffnet der Gynäkologe den Frauen, die aus irgendwelchen Gründen unfruchtbar sind, mit langem Schnitt die Bauchdecke. Er sieht hinein - und näht sie wieder zu, wenn nichts zu machen ist. Dem jungen Assistenzarzt Semm tun diese Frauen Leid: "Jetzt waren sie auch noch verstümmelt, ohne dass sie den Kinderwunsch erfüllt haben konnten." Semm beschließt, das Leid der Frauen zu lindern. 1927 als Sohn eines Ingenieurs in München geboren, ändert der gelernte Werkzeugmacher in den sechziger Jahren die Methode. Statt des Skalpells setzt er für die Beobachtung der inneren Organe auf kleine optische Instrumente (Endoskope), die durch einen minimalen Schnitt in den durch CO2-Gas geweiteten Bauchraum gelassen werden: Die Bauchspiegelung ist geboren. Später stellt sich Semm die Frage, warum der Chirurg nicht auf die gleiche Art und Weise - gleichsam durchs Schlüsselloch kleiner Schnitte - operieren könne. Er beginnt, die klassischen Instrumente der Chirurgie: Schere, Nadelhalter, Messer so zu verändern, dass sie minimal-invasiv an die Operationsstelle gebracht werden können. So entwickelt Semm die minimal-invasive Chirurgie in den achtziger Jahren quasi im Alleingang. Von den Kollegen wird Semms Idee einer minimal-invasiven Chirurgie lange Zeit angefeindet. Chirurgen fordern beim Gynäkologenverband gar ein Berufsverbot für den Gynäkologen, der seit 1970 eine Kieler Frauenklinik leitet. Semm macht trotzdem unermüdlich weiter. 1980 entfernt er, in der Fachwelt heftig umstritten, erstmals endoskopisch einen Blinddarm, später folgen Eierstockzysten und komplette Gebärmütter. 1983 entwickelt Semm ein tragbares Schulungsgerät, um seine Methode populär zu machen. "Das kann sich der Arzt zu Hause hinstellen und sich ein halbes Brathuhn kaufen", sagt Semm. "An dem kann er dann alle Operationsschritte, Schnitte, Nähen, Amputation vorführen und sich somit voll ausbilden." Kurt Semm stirbt am 16. Juli 2003 in Tucson, Arizona. Heute werden unter anderem Nieren- und Gallensteine, Herzkranzgefäße und Gelenke endoskopisch operiert. Stand: 16.07.08
Thomas Köster (uz)
Vor 5 Jahren: Todestag des Gynäkologen Kurt Semm
[ "16. Juli 2003", "Kurt Semm", "Chirurgie", "Endoskopie", "minimal-invasive Chirurgie", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T13:19+02:00
2015-10-06T13:19+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3154~_mon-032017.html
12. August 1970 - Deutsch-Sowjetischer Vertrag unterzeichnet
Moskau, 12. August 1970: Der Große Katharinensaal im Kreml ist Schauplatz eines historischen Festaktes. Am selben Ort wurde bereits im August 1939 ein Vertrag besiegelt - der berüchtigte Nichtangriffs-Pakt zwischen Adolf Hitler und Josef Stalin. 31 Jahre später reichen sich erneut Sowjets und Deutsche die Hand. Aber der Anlass ist ein anderer. Es geht um die faktische Anerkennung der territorialen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg. Der sowjetische Ministerpräsident Alexei Kossygin und Außenminister Andrei Gromyko sowie Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Außenminister Walter Scheel (FDP) unterzeichnen den Deutsch-Sowjetischen Vertrag. Beide Seiten verpflichten sich zum Gewaltverzicht und zur Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen, vor allem der Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze und der deutsch-deutschen Grenze. Die Vorgeschichte: Am 13. August 1961 baut die DDR die Berliner Mauer. Berlins Regierender Bürgermeister Brandt ist wütend: "Eine Regime des Unrechts hat ein neues Unrecht begangen, das größer ist als alles zuvor!" Da weder die Westalliierten noch Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) etwas unternehmen, ist Brandt auf sich allein gestellt. "Und das bedeutete", so Egon Bahr (SPD), damals Brandts Pressesprecher, "dass wir uns nun zu überlegen hatten: Wenn praktisch niemand half, müssen wir, am schwächsten Punkte, versuchen, uns selbst zu helfen, um diese Mauer wenigstens für Stunden durchlässig zu machen." Bahr formuliert mit der Losung "Wandel durch Annäherung" die Strategie von Brandts zukünftiger Ostpolitik, die auf Entspannung zielt. Der Status Quo soll anerkannt werden, um ihn verändern zu können. "Wir haben gesagt, dass die Mauer ein Zeichen der Schwäche ist, ein Zeichen der Angst", so Bahr. Die Frage sei gewesen, wie man dem DDR-Regime dessen durchaus berechtigten Sorgen nehmen könne, um eine "Auflockerung" der Mauer zu erreichen. Diese Politik der kleinen Schritte steht allerdings im Widerspruch zur bisherigen Politik des Westens: Druck ausüben und so tun, als ob die DDR gar nicht existiert. "Die Bundesrepublik ist allein befugt, für das deutsche Volk zu sprechen", so Adenauer, der zudem auf den Vorkriegsgrenzen von 1937 besteht. Brandt und Bahr haben zudem das Problem, dass im Ostblock nichts ohne die Zustimmung der Sowjetunion läuft. "Ebenso musste das deutsch-polnische Verhältnis bereinigt werden", sagt Historiker Heinrich August Winkler. Zudem habe auch das deutsch-tschechoslowakische Verhältnis geklärt werden müssen. Denn damals gilt offiziell noch das Münchner Abkommen von 1938, das Nazi-Deutschland als Rechtfertigung diente, das auf tschechoslowakischem Staatsgebiet liegende sogenannte Sudetenland zu besetzen. "Diese Ostverträge waren ein Gesamtkunstwerk", so Historiker Winkler. "Es musste alles sich zusammenfügen, auch in der richtigen Reihenfolge, damit am Ende wirklich Verbesserungen für das geteilte Deutschland herauskamen." Deshalb sei es so wichtig gewesen, zunächst den Moskauer Vertrag abzuschließen, gefolgt vom Warschauer Vertrag im Spätjahr 1970 - nur Stunden nach Brandts Kniefall vor dem Warschauer Ghetto-Ehrenmal. Wenige Wochen später erlaubt die UdSSR direkte Verhandlungen zwischen Ost-Berlin und Bonn. Im September 1971 wird das Vier-Mächte-Abkommen über Berlin abgeschlossen, 1972 dann der deutsch-deutsche Grundlagenvertrag und im Dezember 1973 als letzter Ostvertrag der Kontrakt mit Prag, der das Münchner Abkommen für nichtig erklärt. Der krönende Abschluss sei 1975 die Schlussakte der "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (KSZE) in Helsinki gewesen, sagt Historiker Winkler. Wie in den Ostverträgen habe der Westen darin die bestehenden europäischen Grenzen anerkannt und die Ostblock-Staaten ihrerseits zu Einhaltung von Grundrechten verpflichtet. Doch erst nachdem Michail Gorbatschows in der Sowjetunion Perestroika und Glasnost eingeführt hat, kann Brandt 1989 am Tag nach dem Mauerfall sagen: "Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört." Stand: 12.08.2015 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. August 2015 ebenfalls an die Unterzeichnung des Deutsch-Sowjetischen Vertrags. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Dominik Reinle
Neun Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer geht das Tor zum Osten einen Spalt breit auf: Am 12. August 1970 unterzeichnet Bundeskanzler Willy Brandt ( SPD ) in Moskau den deutsch-sowjetischen Vertrag. Dieser markiert den Beginn des &#034; Wandels durch Annäherung &#034;.
[ "Stichtag", "12.08.1970", "12. August 1970", "12.08.2015", "12. August 2015", "deutsch-sowjetischer Vertrag", "Sowjetunion", "DDR", "BRD", "Bundesrepublik", "Deutschland", "Willy Brandt", "Moskau", "Ostpolitik", "Egon Bahr", "Entspannungspolitik", "Ostverträge" ]
Stichtag
2016-02-14T09:58+01:00
2016-02-14T09:58+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-578~_mon-082013.html
09. Juni 2008 - Vor 55 Jahren: Gesetz über jugendgefährdende Schriften
Auf die Jugend wirkt Tarzan verrohend. In den Comics rund um den barbrüstigen Urwaldhelden findet die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften wild wuchernde Unsittlichkeit. In den fünfziger Jahren dürfen die Tarzan-Heftchen deshalb nur unterm Ladentisch der Kioske und Tabakläden verkauft werden: erst ab 18 darf sich der Leser aus dem bundesdeutschen Alltag in die "unwirkliche Lügenwelt" des Unzivilisierten flüchten. "Entartet" nennt die Bundesprüfstelle die Schriften - und knüpft damit unbekümmert an eine Tradition an, die in der Weimarer Republik ihren Anfang nahm und in der rigiden Zensurpolitik der Reichsschrifttumskammer unter den Nationalsozialisten ihren traurigen Höhepunkt fand. "Tarzan" ist eine der ersten Heftchenreihen, die die Prüfstelle in Bonn Rheindorf mit dem Bann belegt. Sie kann sich dabei auf das "Gesetz über jugendgefährdende Schriften" stützen, das der Bundestag am 9. Juni 1953 verabschiedet. Es bestimmt, dass Jugendliche vom Einfluss so genannter "Schmutz- und Schundliteratur" ferngehalten werden sollen. Offenherzige Dekolletees und fliegende Röcke kommen dabei ebenso auf den Index wie rohe Gewalt - wobei die Auslegung dessen, was als sexuell anstößig oder gewalttätig zu gelten habe, noch sehr eng gefasst wird. Auf dem Index der Bundesprüfstelle stehen Sigurd-Comics und Wildwestromane, aber auch die James-Bond-Romane Ian Flemmings. In den sechziger Jahren wirft die Bundesprüfstelle ihr Hauptaugenmerk zunehmend auf Weltkriegsschriften und Landser-Heftchen. Die sexuelle Revolution von Flower-Power-Bewegung und der Achtundsechzigergeneration stürzt sie in eine tiefe Sinnkrise. Ihr neuer Leiter Rudolf Stefen ändert 1969 die Zielrichtung der Behörde noch stärker weg von der Pornographie hin zur Darstellung von Gewalt. Heute beschäftigt sich die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften verstärkt auch um DVD s und Computerspiele, aber auch um die immer aggressiver werdende Musikkultur. 52 gewaltverherrlichende Hip-Hop-Titel stehen derzeit auf ihrer Liste. Stand: 09.06.08
Thomas Köster (uz)
Vor 55 Jahren: Gesetz über jugendgefährdende Schriften
[ "9. Juni 1955", "Stichtag", "Gesetz über jugendgefährdende Schriften", "Tarzan", "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften", "Zensur", "Jugendschutz", "Schmutz- und Schundliteratur", "Thomas Köster" ]
Stichtag
2015-10-06T15:52+02:00
2015-10-06T15:52+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3450~_mon-032016.html