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29. November 2008 - Vor 110 Jahren: Clives Staples Lewis in Belfast geboren | Er ist noch keine zehn Jahre alt, als seine Mutter an Magenkrebs stirbt - und noch keine zwanzig, als er in den Krieg muss. Clive Staples Lewis, am 29. November 1898 in Belfast geboren, verliert in den Schützengräben in Frankreich seinen Kameraden Paddy Moore. Lewis hat ihm versprochen, sich um seine Mutter zu kümmern - und so wohnt er in Oxford fast 30 Jahre lang mit einer Frau zusammen, die anfangs doppelt so alt ist wie er. Was für eine Beziehung er zu Mrs. Moore hat, darüber spricht Lewis nie. Lewis ist aus dem Ersten Weltkrieg als Atheist zurück gekommen. Aber die Religion interessiert ihn, und seine nächsten Freunde sind überzeugte Christen: sein älterer Bruder ebenso wie sein Mitstudent und Kollege John Ronald Reuel Tolkien. In Gesprächen mit ihnen kommt er 1931 zum Christentum. Ab jetzt entwickelt sich Lewis zu einem christlichen Schriftsteller - neben seiner Karriere als Professor für alte Literatur in Oxford und später Cambridge. Seine Radio-Vorträge in der BBC werden als Buch ("Pardon, ich bin Christ") ein Bestseller, ebenso seine moralisch-psychologischen Satiren "Dienstanweisungen an einen Unterteufel". Lewis will zeigen, dass der Glaube dem Unglauben intellektuell nicht unterlegen ist - und er tut es mit Humor. Auch seine Fantasy-Romane, die "Chroniken von Narnia", vermitteln im Gewand einer Märchenwelt religiöse Inhalte, ähnlich wie Tolkien es in "Herr der Ringe" unternimmt. Die Narnia-Bücher werden 100 Millionen mal verkauft und Jahrzehnte nach Lewis Tod erfolgreich verfilmt. 1955 heiratet Lewis die 17 Jahre jüngere amerikanische Schriftstellerin Joy Davidman Gresham. Sie ist geschieden, hat zwei Söhne - und erkrankt ein halbes Jahr nach der Hochzeit an Knochenkrebs. Zeitweise wird die Krankheit gestoppt. Lewis kann mit seiner Frau noch in das von ihm geliebte Griechenland reisen. Als Gresham 1960 stirbt, ist Lewis verzweifelt - auch an Gott. "Ich komme mir vor, als ob ich an Gottes Haustüre klopfe und schreie und bettle um Trost, und man schlägt mir die Tür vor der Nase zu." Aber Lewis ringt um seinen Glauben und schreibt darüber schließlich ein Buch: "Über die Trauer". Er stirbt am 22. November 1963, eine Woche vor seinem 65. Geburtstag. Stand: 29.11.08 | taxacher (rei) | Vor 110 Jahren: Clives Staples Lewis in Belfast geboren | [
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25. Juni 2007 - Vor 10 Jahren: Der Bundestag verabschiedet das Transplantationsgesetz | Jeden Tag sterben in Deutschland drei Menschen an akutem "Organspende-Versagen". Den sicheren Tod vor Augen hoffen sie bis zum letzten Moment auf ein rettendes Spenderorgan - eine Niere oder Lunge, die Leber, das Herz oder die Bauchspeicheldrüse. Sie hoffen umsonst; die meisten Deutschen nehmen ihre Organe lieber mit ins Grab, anstatt sie mit einer letzten guten Tat einem Schwerkranken zu überlassen. Daran hat auch das Transplantations-Gesetz nichts geändert, das der Bundestag am 25. Juni 1997 verabschiedet hat. Nach wie vor sind wir in Europa das Land mit der geringsten Organspende-Bereitschaft. Wann ist der Mensch tot? Um diese zentrale Frage kreisen vor zehn Jahren die Diskussionen im Parlament. Eine eindeutige Antwort zu finden erscheint den Abgeordneten aber letztlich unmöglich. "Es wäre vermessen anzunehmen, dass wir das, was so kompliziert ist, mit aller Eindeutigkeit versehen", konstatiert Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. So einigt sich schließlich eine große parteiübergreifende Mehrheit von 422 Abgeordneten auf eine Definition des Hirntods. Diagnostizieren zwei Ärzte unabhängig von einander den nicht mehr rückgängig zu machenden kompletten Ausfall des Hirns, so ist der Mensch nach dem Gesetz tot. Etwa 35 Prozent aller Deutschen empfinden das laut einer Umfrage bis heute anders. Das deutsche Transplantationsgesetz, nach Expertenmeinung mit das beste weltweit, ist primär kein Organbeschaffungsgesetz. Nach der sogenannten "erweiterten Zustimmungslösung" regelt es den rechtlichen und ethischen Handlungsrahmen einer Organtransplantation. Dabei steht die ausdrückliche Zustimmung des Spenders zu Lebzeiten an erster Stelle. Fehlt diese, so ermöglicht das Gesetz eine erweiterte Zustimmung durch Angehörige, die dann über den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen entscheiden. Außerdem regelt das Transplantationsgesetz die schwierige Frage der Verteilung von Spenderorganen. Nicht Geld, Macht oder Ansehen entscheiden, sondern allein die Schwere der Erkrankung, die Erfolgsaussichten und der Platz auf der Warteliste. Ein gerechtes und - wie die Praxis der letzten zehn Jahre beweist - funktionierendes System. Stand: 25.06.07 | Bernd Rexing (he) | Vor 10 Jahren: Der Bundestag verabschiedet das Transplantationsgesetz | [
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23. April 1932: Jogging-Promoter James Fixx geboren | Der Sportler lebt nicht länger. Er stirbt aber gesünder. Diese Erkenntnis formulierte einst Professor Richard Rost, einer der renommiertesten deutschen Sportmediziner. Die Richtigkeit seines Befundes erlebte der Institutsleiter für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Kölner Sporthochschule am eigenen Leib. Rost wurde nur 58 Jahre alt. In den Bestsellerlisten tauchen allerdings regelmäßig Buchtitel auf, die sportlich aktiven Menschen ein langes Leben versprechen. Zur Bibel aller Gesundheitsapostel avanciert 1977 "Das komplette Buch vom Laufen" des Amerikaners James Fixx. Seine Anleitung für ein gesünderes Leben bringt einige hundert Millionen Menschen auf die Beine und macht Fixx zum Millionär. Der Mann mit dem programmatischen Nachnamen ist selbst ein Bekehrter. Als New Yorker Zeitschriftenredakteur, geboren am 23. April 1932, verbringt Fixx die ersten 35 Jahre seines Lebens mit Übergewicht und raucht zwei Packungen Zigaretten täglich. Eine Muskelzerrung löst den Gesinnungswandel aus. "Ich zwang mich zum Abnehmen, um besser laufen zu können und trainierte täglich. Plötzlich teilten Freunde mir mit, ich sähe fabelhaft aus", beschreibt Fixx seine Metamorphose vom Stubenhocker zum begeisterten Jogger. In seinem berühmten Lauf-Buch, das über ein Jahr die US-Bestsellerlisten anführt, preist Fixx das Jogging als einfachsten, gesündesten, billigsten und demokratischsten Leistungssport. In den Vereinigten Staaten trifft er damit den Nerv der Zeit und löst einen Jogging-Boom aus, der sich über die ganze Welt ausbreitet und bis heute anhält. Fixx selbst hat Ruhm und Fitness allerdings nur wenige Jahre genießen können. 1984 findet ein Motorradfahrer den 52-Jährigen tot auf einer einsamen Landstraße nahe seines Hauses in Vermont. Eine Autopsie ergibt, dass James Fixx auf einer seiner täglichen 15-Meilen-Runden einem Herzinfarkt erlag. Stand: 23.04.07 | Bernd Rexing () | Vor 75 Jahren: Jogging-Promoter James Fixx geboren | [
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12. Oktober 2007 - Friedensnobelpreis für Al Gore und den UN-Klimarat | "Könnt Ihr nicht hören, was Mutter Natur Euch zuruft?!", fragt der nordamerikanische Politiker und Umweltaktivist Al Gore in seinem Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" von 2006. Darin weist der ehemalige US-Vizepräsident eindringlich auf den Klimawandel und die globale Erwärmung hin. Der Film wird mit zwei Oscars ausgezeichnet, doch das Problem bleibt: "In den USA hatten wir in den vergangenen Jahren elf Wetterphänomene, von denen es hieß, sie kämen nur alle 100 Jahre einmal vor. Jetzt sind sie alltäglich", so Gore. Für sein Engagement gegen die drohende Klimakatastrophe wird Al Gore am 12. Oktober 2007 der Friedensnobelpreis zugesprochen. Er erhält die Auszeichnung zusammen mit dem UN-Klimarat IPCC. "Gore und der IPCC haben schon sehr früh die Gefahren der globalen Klimaerwärmung erkannt", sagt der Chef des Nobelkomitees, Ole Danbolt Mjøs, bei der Bekanntgabe. Bereits 1992 plädiert Al Gore in seinem Bestseller "Wege zum Gleichgewicht" für eine ökologisch orientierte Wirtschaftspolitik. Als er im Jahr darauf Stellvertreter von US-Präsident Bill Clinton wird, richten sich die Hoffnungen der Umweltschützer auf ihn. "Ich habe Al Gore damals geschätzt und habe gedacht, wenn er Vizepräsident wird, wird die USA die Vorreiternation für erneuerbare Energien", sagt Hans-Josef Fell, damals Bundestagsabgeordneter der Grünen und Energieexperte der Partei. Doch Gore habe diese Erwartungen nicht erfüllt, kritisiert Fell: "Auch unter Präsident Clinton und Vizepräsident Al Gore hat die USA das Erdölgeschäft weiter ausgebaut und auch die Kohle weiter genutzt und Erdgas in den Mittelpunkt gerückt." Die Folge: Der Ausstoß von CO2 ist weiter angestiegen. Weil sich dieses Gas wie ein Ring um die Erde legt, wird diese von Jahr zu Jahr wärmer. Als Buchautor hatte Gore gefordert, weit weniger Kohlenstoffdioxid in die Luft zu pusten. Im Jahr 2000 kandidiert Gore als Nachfolger von Clinton - doch George W. Bush gewinnt die Präsidentschaftswahl. Daraufhin wendet sich Al Gore wieder dem Umweltschutz zu. Unter anderem organisiert er 2007 die weltweite Konzertreihe "Live Earth" und veröffentlicht das Buch "Angriff auf die Vernunft". Seither ist der Klimaschutz nicht entscheidend vorangekommen, sagt Experte Fell: "Wir stehen aktuell auf einem Rekordniveau der Emissionen. Alle Klimaaktivitäten sind in der Welt kläglich gescheitert." Al Gore gibt sich dennoch optimistisch - obwohl die USA unter Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten sind: "Hier in den USA haben sich Politiker, Bürgermeister, Wirtschaftsbosse verpflichtet, die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Wir kümmern uns nicht um das, was Trump twittert." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.10.2017: Vor 55 Jahren: Erste Folge der TV-Serie "Bonanza" in der ARD | Dominik Reinle | Er ist wohl der erste Mensch, der sowohl einen Oscar als auch einen Friedensnobelpreis gewonnen hat: Der Amerikaner und frühere US-Vizepräsident Al Gore setzt sich seit Jahren vehement gegen den Klimawandel ein. | [
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26.12.1920 - Todestag von Karl Legien | In dieser brenzligen Situation, nur wenige Tage nach der Novemberrevolution, handeln zwei Männer einen Vertrag aus: der Ruhrindustrielle Hugo Stinnes und der Gewerkschaftsführer Carl Legien. Mit dem so genannten Stinnes-Legien-Abkommen wird in Deutschland der Acht-Stunden-Tag eingeführt - bei vollem Lohnausgleich. Nicht nur das: Hinfort werden die Gewerkschaften, eben noch scharf bekämpft, von den Unternehmern als gleichberechtigte Tarifpartner anerkannt. Das Abkommen bedeutet für die Werktätigen einen enormen sozialen Fortschritt. Für Legien ist es die Krönung seiner dreißigjährigen Arbeit an der Spitze der deutschen - und internationalen - Gewerkschaftsbewegung. Redaktion: Ronald Feisel | Almut Finck | 1918, der Erste Weltkrieg ist zu Ende, doch Hunger und soziales Elend hat die Waffenruhe nicht beendet. Es brodelt im enttäuschten Volk. Straßenkämpfe beherrschen die Großstädte, vielerorts bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte. Sie fordern die Vergesellschaftung der Großindustrie. | [
"WDR5",
"26.12.2020",
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] | Radio | 2020-12-22T10:03+01:00 | 2020-12-22T10:03+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/legien-100~_mon-082025.html |
15. Januar 1918 - Gamal Abdel Nasser wird geboren | Bekannt wird Gamal Abdel Nasser während des ersten arabisch-israelischen Krieges 1948/49. Der am 15. Januar 1918 in Alexandria geborene Sohn eines Postangestellten kämpft in der ägyptischen Armee. Seine Einheit wird auf dem Sinai von israelischen Truppen eingeschlossen und harrt ohne Unterstützung der Armeeführung aus. Nasser kehrt als Held nach Kairo zurück. Dort gründet er 1949 das "Komitee der Freien Offiziere". Ihr Ziel ist die Erneuerung Ägyptens, Korruptionsbekämpfung und die Befreiung vom Kolonialismus. 1952 stürzen sie König Faruk - für sie ein Symbol für alles Übel im Land. Offiziell übernimmt General Muhammed Nagib die Führung, doch bald zieht Nasser die Fäden. Als Nasser die Muslimbruderschaft verbietet, macht er sich Feinde. 1954 entgeht er nur knapp einem islamistischen Attentat. Nasser bezichtigt Nagib, vom Anschlagsplan gewusst zu haben. Nagib wird abgesetzt. Ende 1954 löst Nasser ihn als Staatspräsidenten ab. Der Umbau der Gesellschaft nach dem Vorbild des europäischen Sozialismus beginnt. 1956 verstaatlicht Nasser den Suezkanal, der von einer britisch-französischen Aktiengesellschaft betrieben wurde. Die folgende bewaffnete Auseinandersetzung mit Frankreich, Großbritannien und Israel gewinnt Nasser zwar nicht, aber er wird in der arabischen Welt bejubelt. "Nasser war erfüllt von der Idee, dass Ägypten der Mittelpunkt der arabischen Welt sei", sagt Gudrun Krämer, Professorin für Islamwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Er habe die Rolle des Oberhauptes einer panarabischen Nation beansprucht. Nasser selbst erklärt: "Der arabische Nationalismus ist die Hoffnung aller Araber." 1964 eröffnet Nasser den ersten Bauabschnitt des Assuan-Staudamms - der aber nur mit sowjetischer Unterstützung errichtet werden kann. Als der Westen Ägypten Militärhilfe versagt, rüstet Nasser mit sowjetischen Panzern und Kampfbombern auf. Als Nasser, der Israels staatliche Existenz ablehnt, den Ausgang des Roten Meeres für israelische Schiffe sperrt, überraschen die Israelis 1967 die arabischen Armeen mit einem Präventivschlag. Nach nur sechs Tagen ist die ägyptische Armee besiegt - für Nasser eine Demütigung. Der Präsident will zurücktreten. Er wird aber von tausenden Demonstranten und dem Parlament gedrängt, im Amt zu bleiben. Am 28. September 1970 stirbt Nasser mit 52 Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt. Den Trauerzug durch die Straßen Kairos begleiten Millionen Menschen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Januar 2018 ebenfalls an Gamal Abdel Nasser. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 16.01.2018: Vor 20 Jahren: Bundestag beschließt großen Lauschangriff | Dominik Reinle | Nach Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser ist eine Staatsideologie benannt: Der Nasserismus ist eine Mischung aus panarabischem Nationalismus, Sozialismus und antiwestlicher Politik. | [
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29. September 1995 - Playstation kommt auf den europäischen Markt | Nintendo und Sega dominieren Anfang der 90er-Jahre den Markt für Videospielkonsolen. Super Mario und der blaue Igel Sonic sind in den Kinderzimmern der Welt zu Hause. Doch diese Welt erlebt eine Revolution, als Elektronikriese Sony in das Geschäft einsteigt. Vor 25 Jahren kommt in Europa ein Gerät in den Handel, das das Leben einer Generation prägt: die Playstation von Sony. Ironischerweise geht sie auf eine Kooperation mit der Konkurrenz zurück: Für eine Nintendo-Konsole soll Sonys Ingenieur Ken Kutaragi ein CD-Laufwerk entwickeln. Der Projektname des neuen Geräts: Nintendo Playstation. Doch vor der Fertigstellung beginnt Nintendo, die weitere Entwicklung mit Philips zu verhandeln. Die Zusammenarbeit platzt, Sony fühlt sich übergangen - und beschließt, eine eigene Spielkonsole zu bauen. Am 29. September 1995 kommt die Playstation hierzulande auf den Markt. Herzstück sind das CD-ROM-Laufwerk und eine Technik, die 3D-Grafik für zu Hause erschwinglich macht. Trotz des Preises von 599 Mark ist das Interesse riesig. Neben der fortschrittlichen Technologie lockt Sony vor allem mit Inhalten. Spiele wie "Ridge Racer", "Tekken", "Resident Evil" oder "Metal Gear Solid" werden exklusiv für die Playstation erschaffen und entwickeln sich zu Klassikern. Faszinierendes Extra Mitte der 90er-Jahre: Die Playstation spielt Audio-CDs über einen angeschlossenen Fernseher ab und zeigt dabei eine Art halluzinogenes Video, das im Takt der Musik über den Bildschirm wabert. Die Konsole wird so zu einer Art erster Multimediamaschine. Die Idee: Die Playstation soll nicht nur im Kinderzimmer stehen, sondern ins Wohnzimmer umziehen. Denn Sony fokussiert eine neue Zielgruppe. Teenager, die in den 80er-Jahren gespielt haben, sind inzwischen junge Erwachsene. Michael Jackson als Werbeträger und das Spiel "Tomb Raider" mit Lara Croft als erstem Videospiel-Pin-Up-Modell sprechen dieses Publikum an. Weitere Spiele verankern die Playstation noch stärker in der Popkultur - etwa das legendäre "WipeOut", auf dessen Soundtrack diverse britische Elektronica-Künstler spielen. Bis dahin haben Spiele meist wenig Wert auf gute und moderne Musik gelegt. Sonys Marketingkonzept geht auf: Mit über 102 Millionen Exemplaren belegt die Playstation immer noch den fünften Platz der meistverkauften Spielkonsolen. Auf Platz 1 thront ihre Nachfolgerin aus dem Jahr 2000, die Playstation 2. Zum Weihnachtsgeschäft 2020 wird bereits die fünfte Generation erwartet. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 30.09.2020: Vor 85 Jahren: Uraufführung der Gershwin-Oper "Porgy and Bess" | Cora Lanzerath | Heute vor 25 Jahren kommt ein Gerät in Europa an, das das Leben einer Generation prägen soll: die Playstation von Sony. Sie ist bis heute ein echter Verkaufsschlager. | [
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] | Stichtag | 2021-02-22T13:36+01:00 | 2021-02-22T13:36+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-playstation-europa-100~_mon-052012.html |
13. September 1982 – "Nur geträumt" stürmt die <span lang="en">Charts</span> | Die 22-jährige Gabriele Susanne Kerner aus Hagen hat auf Wunsch ihrer Eltern eine Goldschmiedelehre absoliviert. Als sie beschließt, unter dem Namen Nena Sängerin zu werden, scheint das, was sie anpackt, allerdings nicht zu Gold zu werden. Ihre erste, mit ihrer Band "Nena" aufgenommene Single "Nur geträumt" aus der Feder ihres Keyboarders Jörn Uwe Fahrenkrog-Petersen („Ich hab’ heute nichts versäumt, / Denn ich hab’ nur von dir geträumt“) liegt bereits seit Monaten wie Blei in den Regalen. Da bekommt Nena die Chance, in der TV-Sendung "Musikladen" aufzutreten. Mitte August 1982 ist es so weit. "Auch unsere nächste Interpretin träumt", wird sie von Moderator Manfred Sexauer angekündigt. "Und dieser Traum, passen Sie mal auf, der könnte unter Umständen ein Renner werden." Sexauer behält recht: Der Auftritt im "Musikladen" wirkt als Initialzündung für eine internationale Musikkarriere. Bereits am nächsten Tag wandert die Single gleich mehrere zehntausend Mal über die Ladentheken. Vermutlich ist ein Grund dafür, dass Nena mit ihrem Lied der gerade aktuellen Neuen Deutschen Welle den letzten Rest von Verkopftheit nimmt und pure Fröhlichkeit vermittelt. Am 13. September 1982 erhält "Nur geträumt" eine offizielle Platzierung in den Charts. Von nun an geht es steil bergauf. Nenas zweite Single "99 Luftballons" schafft es sogar unter die besten Hits der Zeit. In den USA stehen am Ende nur noch die Rolling Stones und Mick Jagger der Nummer-eins-Sensation entgegen. 1987 wird "Nena" als Band aufgelöst, Gabriele Susanne Kerner versucht sich – weit weniger erfolgreich – als Solokünstlerin. Derweil halten Gruppen wie die Punkrocker SPN-X oder das Techno-Teenie-Sternchen "Blümchen" mit Coverversionen von "Nur geträumt" die Erinnerung an Nenas ersten Hit aufrecht. 2002 gelingt Nena mit Uwe Fahrenkrog-Petersen durch Neuaufnahmen ihrer Hits ein viel beachtetes Comeback. Das Publikum ist überrascht, dass sich die fröhliche Frau ungeachtet ihres Alters scheinbar auch äußerlich kaum verändert hat. Fast scheint es, als hätte dies mit ihrem Namen zu tun. Denn "Nena" leitet sich vom spanischen "Niña" – "kleines Mädchen" – her: ein Spitzname, den sie bereits als Dreijährige bekam. So oder so ist Nena heute eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlerinnen überhaupt. Inzwischen haben sich ihre Tonträger weltweit über zwanzig Millionen Mal verkauft. Stand: 13.09.2012 | Thomas Köster | "Ich hab' heute nichts versäumt, / Denn ich hab' nur von dir geträumt": Nachdem Nena ihre Single in der TV -Sendung "Musikladen" vorgestellt hat, stürmt diese beinahe über Nacht die Charts . Die Nachfolge single "99 Luftballons" kann an den Erfolg anknüpfen. | [
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31. Januar 1953 - Sturmflut-Katastrophe an der Nordsee fordert über 2.000 Tote | An der südlichen Nordseeküste bahnt sich am 31. Januar 1953 die schwerste Sturmflut-Katastrophe des 20. Jahrhunderts an. Ein Tief über der Nordsee sorgt zunächst für einen schweren Wintersturm. Besonders betroffen ist der Südwesten der Niederlande. Dort tobt ab den frühen Abendstunden der Sturm mit Windstärke neun. Seit Jahren haben es die Niederlande versäumt, die Deiche ausreichend zu pflegen. Gefahr droht vor allem im Mündungsgebiet von Rhein, Maas und Schelde. Dort gibt es Polder - eingedeichte Gebiete, die unter dem Meeresspiegel liegen. Der Sturm drückt das Wasser mit einer Kraft von über 140 Kilometern pro Stunde in die Flussmündungen hinein, wo es sich staut und die Deiche unterspült. Dann kommt am frühen Morgen des 1. Februars ein weiteres Naturphänomen dazu: eine Springflut. Diese entsteht jeweils bei Voll- und Neumond, also wenn sich Sonne, Erde und Mond auf einer Geraden befinden. Das Zusammenspiel von Wetter und Gezeiten ist verheerend. Um zwei Uhr in der Nacht, drei Stunden vor dem erwarteten Höchststand, ertönen die Notglocken von Zeeland, Süd-Holland und Zeeland-Vlaanderen. Die ersten Deiche bersten. Die Bevölkerung bleibt ohne Informationen. Das niederländische Radio hat den Sendebetrieb um Mitternacht eingestellt. Das ohnehin weitmaschige Telefonnetz ist schon in den ersten Stunden zusammengebrochen. Noch einen Tag und eine weitere Nacht sind die Menschen auf sich gestellt. Dann erst trifft Hilfe ein. Mit Unterstützung aus dem Ausland gelingt es, die Überlebenden zu evakuieren. Tausende Freiwillige reparieren die Deiche. Später wird das Mündungsgebiet von Rhein, Maas und Schelde umgebaut. Die sogenannten Delta-Werke werden realisiert: Dämme, Schleusen und Sperrwerke. Bei der "Watersnootramp" ("Wassernot-Katastrophe") sterben in den Niederlanden knapp 2.000 Menschen. Hinzukommen rund 300 Tote in Großbritannien, 28 in Belgien und 224 auf See. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 01.02.2018: Vor 50 Jahren: Filmpremiere "Das Wunder der Liebe" von Oswald Kolle | Dominik Reinle | Stürme und eine Springflut drücken am 31. Januar 1953 an der Nordseeküste das Wasser ins Land. In den Niederlanden, Großbritannien und Belgien brechen die Dämme. | [
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03.08.1938 - Int. Flüchtlingskomitee konstituiert | Noch waren die Nazis bereit, die rund 540.000 in Deutschland und im angeschlossenen Österreich verbliebenen Juden ziehen zu lassen. Allerdings nicht mit ihrem Vermögen. So rückte für das im Auftrag der Évian-Mächte am 3. August 1938 in London konstituierte „Intergovernmental Commitee on Political Refugiees“ das Finanzierungsproblem in den Mittelpunkt. Außer der Dominikanischen Republik zeigte sich jedoch kein Staat willens, mittellose Flüchtlinge in großer Zahl aufzunehmen – zumal viele fürchteten, so einen Rassenkonflikt zu importieren. Der Völkische Beobachter in Deutschland konnte triumphierend verkünden: "Niemand will sie!" Die "historische Schande für die zivilisierte Welt", so der Historiker Wolfgang Benz, nahm ihren Lauf. Redaktion: Ronald Feisel | Christoph Vormweg | Es schien wie ein Zeichen des Himmels: Auf der Konferenz in Évian im Juli 1938 sollten endlich - fünfeinhalb Jahre nach Hitlers Machtantritt - Hilfen für die ausreisewilligen deutschen Juden beschlossen werden. | [
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"Hitler"
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17. Februar 2010 - Berlin erklärt Kinderlärm per Gesetz für zumutbar | Wer in einer Mietwohnung lebt, hat es wahrscheinlich selbst schon mal erlebt: Nebenan oder oben drüber wohnt eine Familie mit kleinen Kindern – und das bedeutet meist Krach, tagsüber und auch nachts. Nicht selten ziehen dann von lautem Gepolter, Türenschlagen und Geschrei genervte Nachbarn gegen die Lärmbelästigung vor Gericht. Der Gesetzgeber regelt sehr genau, welcher Lärm zu welchen Zeiten nicht mehr ertragen werden muss. Dabei beziehen sich die Vorschriften des Bundesimmissionsschutzgesetzes in erster Linie auf öffentliche Einrichtungen wie Spielplätze und Kitas. Für Privatgrundstücke, also auch für Mietwohnungen, gelten vorrangig die Regelungen auf Länderebene. Als erstes Bundesland ändert Berlin mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen sein Immissionsschutzgesetz deutlich zugunsten von Kindern. Seit dem 17. Februar 2010 gilt dort: "Störende Geräusche, die von Kindern ausgehen, sind als Ausdruck selbstverständlicher kindlicher Entfaltung und zur Erhaltung kindgerechter Entwicklungsmöglichkeiten grundsätzlich sozial-adäquat und damit zumutbar." Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahres dürfen also Krach machen, weil sie eben Kinder sind. Katrin Lompscher (Linke), Berlins Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, sieht die Gesetzesnovelle als "politisches Signal zu mehr Toleranz für Kinder". Die Sprecherin des Berliner Senats Regina Kneiding erklärt allerdings einschränkend: Die Gesetzesergänzung sei in erster Linie ein "Ausdruck politischer Willensbekundung“, die für Rechtsfälle "keine großen Auswirkungen“ habe. Das neu gefasste Gesetz dürfe auch nicht als Blankovollmacht fürs Lärmen missverstanden werden, ergänzt die Umweltsenatorin Lompscher. Berechtigte Interessen des Umfeldes müssten respektiert werden. Eltern sind demnach weiterhin verpflichtet, ihre Kleinen dazu zu erziehen, auf die Bedürfnisse anderer Menschen Rücksicht zu nehmen. Inzwischen haben auch andere Länder, darunter Nordrhein-Westfalen, die Privilegierung von Geräuschen, die von Kindern ausgehen, in ihr Immissionsschutzgesetz übernommen. Mieter, die sich massiv von Kinderlärm gestört fühlen, verklagen deshalb immer häufiger den Vermieter auf Mietminderung. Laut einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs kann dieser Anspruch durchaus zu Recht bestehen. Kinderreichen Familien dürfte dieses Urteil die Wohnungssuchte nicht gerade erleichtern, so befürchten Mieterschutzverbände. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 18.02.2020: Vor 275 Jahren: Physiker Alessandro Graf Volta geboren | Bernd Rexing | Eine Kita muss schließen, weil Anwohner gegen den Lärm spielender Kinder geklagt hatten. Berlins Senat reagiert und ändert das Landesimmissionsschutzgesetz. Störungen durch Kinderlärm gelten seither grundsätzlich als zumutbar. | [
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] | Stichtag | 2020-02-17T10:31+01:00 | 2020-02-17T10:31+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-kinderlaerm-berlin-erlaubt-100~_mon-062022.html |
04.03.1216 - Gründung des Dresdner Kreuzchors | Im Kurrende-Mantel mit weißem Schillerkragen singen die "Kruzianer" - 130 Knaben und junge Männer - bis heute in der Kreuzkirche am Dresdner Altmarkt. Sie leben und lernen auf dem Campus im Stadtteil Striesen und genießen neben dem Gymnasialunterricht eine umfassende musikalische und sängerische Ausbildung. Seit 1997 ist Kreuzkantor Roderich Kreile für Vermittlung und Darbietung des umfangreichen Chor-Repertoires verantwortlich. Es reicht von der Renaissance bis hin zur Neuen Musik. In mehr als 100 Jahren haben sich die Choristen auf Konzerttourneen rund um den Globus und durch zahlreiche Aufnahmen Weltruhm erworben. Selbstverständlich verkörpern sie auch die drei Knaben in Mozarts "Zauberflöte", wenn dieses Werk auf dem Spielplan der Dresdner Semperoper steht. Redaktion: Hildegard Schulte | Hildburg Heider | Der Dresdner Kreuzchor, das älteste Musikensemble der Stadt, feierte vor fünf Jahren seinen 800. Geburtstag. | [
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] | Radio | 2021-03-02T17:49+01:00 | 2021-03-02T17:49+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/kreuzchor-100~_mon-122026.html |
28. Dezember 1818 - Geburtstag des Chemikers Carl Remigius Fresenius | Vier Jahre lang kursieren Gerüchte um eine Leiche im Taunus. Schwiegersohn und Tochter des Mannes behaupten, er sei vergiftet worden. Schließlich wird die Leiche ausgegraben und landet 1864 im Labor des Chemikers Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden. "Herz und Leber verbreiteten einen fauligen, widerlichen Geruch", dokumentiert Fresenius. An den fauligen Organen kann er den Nachweis erbringen: Dreifach-Schwefelarsen. "Der Mann wurde systematisch mit Arsen vergiftet. Seine Frau hat gestanden", sagt Leo Gros, Chemiker und ehemaliger Vizepräsident der Hochschule Fresenius. Geboren wird Carl Remigius Fresenius am 28. Dezember 1818 in Frankfurt am Main. Schon als Kind ist sein Interesse an der Chemie geweckt. Ihn interessiert vor allem eines: aus welchen Bestandteilen ein Stoff besteht. Sein Buch "Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse" wird ein Bestseller. Bald folgen das Buch "Anleitung zur quantitativen chemischen Analyse" und sein eigenes Labor, das Chemische Laboratorium Fresenius Wiesbaden. Dort untersuchen er und seine Mitarbeiter, ob ein Zement funktioniert, ein Wein rein ist oder welche Stoffe im Mineralwasser vorkommen. "Fresenius hat in Deutschland allein über hundert Mineralbrunnen untersucht", sagt Leo Gros. Auch heute analysieren die Mitarbeiter im Institut Fresenius in Taunusstein bei Wiesbaden Mineralwasser, viel schneller und viel genauer als vor eineinhalb Jahrhunderten. Leo Gros erklärt: "Wenn man ein Stück Würfelzucker im Bodensee gleichmäßig verteilt und dann ein Glas Wasser entnimmt, können wir den Zucker in diesem Glas noch finden." Auch Rasierer werden in dem Haus getestet – oder Geschirr auf seine Stabilität. Die von Carl Remigius Fresenius gegründete Privatschule für Chemiker existiert ebenfalls als Hochschule für Angewandte Wissenschaften bis heute. Carl Remigius Fresenius starb mit 78 Jahren in Wiesbaden. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Dezember 2018 ebenfalls an Carl Remigius Fresenius. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 29.12.2018: Vor 10 Jahren: Todestag des Sportjournalisten Rudi Michel | Martina Züger | Schon als Kind sitzt Carl Remigius Fresenius in der Gartenlaube seiner Eltern und experimentiert. Ihn interessiert vor allem eines: aus welchen Bestandteilen ein Stoff besteht. | [
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] | Stichtag | 2021-04-29T12:00+02:00 | 2021-04-29T12:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-geburtstag-des-chemikers-carl-remigius-fresenius-100~_mon-062021.html |
24.08.1853 - Erstmals werden in den <abbr title="United States of America / Vereinigte Staaten von Amerika">USA</abbr> Kartoffelchips hergestellt | Dabei gibt es über 700 verschiedene Sorten - auch ausgefallene wie Frühlingskräuter-Parmesan, Wirsing oder Curry-Wurst. Die EU findet das gar nicht "funny", denn Kartoffelchips enthalten den als krebserregend geltenden Stoff Acrylamid. Seit April 2018 gilt eine neue Verordnung, die den Chips-Herstellern vorschreibt, andere Kartoffelsorten zu nutzen und die Chips weniger stark zu erhitzen. "Vergolden nicht verkohlen" lautet das Motto. Von all dem dürfte George Crum nichts gewusst haben, als er am 24. August 1853 - heute vor 165 Jahren - die allerersten Kartoffelchips in den USA hergestellt hat. Der Chefkoch des Restaurants Moon Lake Lodge im Bundesstaat New York war sauer auf einen Gast, der sich ständig über die Dicke der Bratkartoffeln beschwerte. Daraufhin schnitt Crum die Knollen in hauchdünne Scheiben, frittierte sie und setzte sie dem Gast vor. Der war begeistert und die weltweite Karriere der Chips begann. Redaktion: Hildegard Schulte | Ariane Hoffmann | Sie sind knackig, würzig, fettig - und sehr beliebt: Kartoffelchips. Tüte auf, Hand rein - einmal angefangen zu knabbern, gibt‘s kein Ende. 532 Millionen Beutel essen die Deutschen pro Jahr - am liebsten mit Paprika-Geschmack. | [
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] | Radio | 2018-08-21T14:26+02:00 | 2018-08-21T14:26+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/kartoffelchips-100~_mon-032027.html |
18. November 2008 - Vor 30 Jahren: Massentötung der Jim-Jones-Sekte | Gehirnwäsche, Drogen, Orgien, Missbrauch - vehemente Vorwürfe werden Mitte der 1970er Jahre gegen den US-amerikanischen "People's Temple" ("Volkstempel") erhoben. Eine Religionsgemeinschaft, deren Prediger Jim Jones kurz zuvor noch zu den hundert herausragenden Geistlichen der USA gezählt wurde. 1956 hatte er die sozialistisch-christliche Sekte gegründet, die sich radikal von der US-Kultur abkehrt und die sozialen Unterschiede von Hautfarbe, Geschlecht, Alter und Besitz aufheben will: "Ich repräsentiere das göttliche Prinzip: absolute Gleichheit, eine Gesellschaft, in der allen alles gemeinsam gehört. In der es keine Reichen und Arme gibt. Keine Rassen." Jim Jones, 1931 im ländlichen Indiana als James Warren Jones geboren, ist der Sohn eines Kriegsinvaliden und einer Gelegenheitsarbeiterin. Im Nachhinein wird er als seltsames, verrücktes Kind bezeichnet. Jones selbst sieht sich durch die Armut seiner Familie geprägt: "Weil ich mich wie ein Ausgestoßener fühlte, entwickelte ich sehr früh ein Gespür für die Probleme der Schwarzen." Er interessiert sich für religiöse Ideen und den Kommunismus. 1952 erhält er seine erste Predigerstelle. Als Schwarzen der Zutritt zum Gottesdienst verwehrt wird, verlässt er die methodistische Gemeinde und gründet seine eigene Kirche: "People's Temple ". Jones predigt: "Es gibt nur einen Hoffnung auf Erlösung - die in euch. Niemand wird aus dem Himmel herunter kommen. Es gibt keinen Himmel da oben. Wir müssen den Himmel hier unten schaffen." Mit dieser Botschaft gewinnt Jones vor allem junge Menschen als Anhänger. Mitte der 1960er Jahre gründen die Volkstempler ein einträgliches Landwirtschaftsprojekt im kalifornischen Dorf Ukiah. Jones hatte in einem Artikel gelesen, dass diese Gegend bei einem Atomschlag unversehrt bleiben würde. Um mehr Mitglieder zu gewinnen, zieht die Gruppe 1971 in eine verlassene Synagoge nach San Francisco. Kurz darauf werden Gerüchte über Zwang und Kulte laut. Die Presse berichtet. 1977 verlassen die Volkstempler die USA und gehen nach Mittelamerika. Bereits drei Jahre zuvor haben sie im sozialistischen Guyana Land urbar gemacht, um das "kommunistische Paradies" Jonestown zu errichten. Doch Ruhe findet Gemeinschaft auch dort nicht. Der Gruppendruck wächst. Rund um die Uhr sind Jones Predigten aus den Lautsprechern zu hören. Im November 1978 fliegen "besorgte Angehörige" aus den USA zusammen mit einem Kongressabgeordneten nach Guyana und versuchen, Volkstempler zur Rückkehr zu bewegen. Als 16 Sektenmitglieder am 18. November 1978 ausreisen wollen, wird das Feuer auf die US-Delegation eröffnet. Fünf Tote liegen auf dem Rollfeld, darunter der Kongressabgeordnete. Daraufhin ruft der Prediger seine Gemeinde zusammen. Die "weiße Nacht" beginnt: "Wenn wir nicht in Frieden leben können, dann lasst uns in Frieden sterben!", ruft Jones. Ein Tonband dokumentiert die letzten Stunden der Volkstempler. Jones spricht von einem revolutionären Akt. Bewaffnete sperren die Versammlungshalle ab. Aus einer Blechtonne wird mit Valium und Cyanid versetzter Saft geschöpft. Eltern flößen ihn ihren Kindern ein und trinken dann selbst. Jones predigt weiter. Am nächsten Morgen werden 909 Leichen gefunden, darunter 276 Kinder und ein toter Prediger mit einer Kugel im Kopf. Stand: 18.11.08 | Dominik Reinle (döp) | Vor 30 Jahren: Massentötung der Jim-Jones-Sekte | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T15:17+02:00 | 2015-10-06T15:17+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3356~_mon-062015.html |
19. August 1991 - Putschversuch in der <abbr title="Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken">UdSSR</abbr> gegen <span lang="ru">Michail</span> Gorbatschow | Lange hat Staatspräsident Michail Gorbatschow verhandeln müssen, bis die sowjetischen Teilrepubliken einer demokratischeren Struktur der UdSSR zustimmen. Am 20. August 1991 soll der neue Unionsvertrag unterzeichnet werden. Durch ihn werden die Teilrepubliken zu autonomen Mitgliedern einer Föderation, mit einem Präsidenten an der Spitze, einer gemeinsamen Außenpolitik und einem gemeinsamen Verteidigungsapparat. Eduard Schewadnardse, der sowjetische Außenminister, hatte Gorbatschow gewarnt: Die alten kommunistischen Führungskader würden ihrer Entmachtung nicht tatenlos zuschauen. Listen, mit wem nach einer Machtergreifung abzurechnen sei, lägen bereits vor. Dennoch reist Gorbatschow vor der Vertragsunterzeichnung wie geplant in den Urlaub auf die Krim. Am 18. August umstellen bewaffnete Putschisten die Präsidenten-Datscha, unterbrechen alle Kontakte zur Außenwelt und stellen Gorbatschow unter Hausarrest. Am frühen Morgen des 19. August 1991 teilt der sowjetische Vize-Präsident Gennadij Janajew über die die amtliche Nachrichtenagentur TASS mit: "Im Zusammenhang mit der gesundheitsbedingten Unfähigkeit von Michail Sergejewitsch Gorbatschow, seine Pflichten als sowjetischer Präsident wahrzunehmen, habe ich (…) die Pflichten des Präsidenten der Sowjetunion übernommen." Ein "Staatskomitee für den Ausnahmezustand" übe nun die Macht aus. Zu den acht Mitgliedern gehören neben Jajanew unter anderem Verteidigungsminister Dmitri Jasow, Premierminister Valentin Pawlow, Innenminister Boris Pugo und KGB-Chef Vladimir Krjutschkow. Alle sind erst von Gorbatschow in ihre Ämter berufen worden. Ihren Staatsstreich bezeichnen die Putschisten als unausweichlich, da Gorbatschows Reformen "in eine Sackgasse geraten" seien und das Land "unregierbar" gemacht hätten. Mit seiner Politik der Offenheit (Glasnost) und Umgestaltung (Perestroika) hat Gorbatschow zwar für mehr Privatwirtschaft und Demokratie gesorgt. Doch er wird auch für den Niedergang der Sowjetunion verantwortlich gemacht. Der Warschauer Pakt löst sich auf, die Kriminalität nimmt zu und viele Menschen müssen wegen Missernten hungern. Am ersten Putschtag beziehen tausende Soldaten in Moskau mit Panzern Stellung vor dem Kreml und dem Weißen Haus, dem Sitz der russischen Regierung. Die "Notstands"-Junta versäumt es aber, auch Boris Jelzin, den erst zwei Monate zuvor gewählten Präsident Russlands, festzusetzen. Als der Reform-Mitstreiter Gorbatschows von dem Putsch erfährt, bricht er sofort seinen Urlaub außerhalb Moskaus ab und fährt zum Weißen Haus. Dort steigt Jelzin auf einen Panzer, fordert energisch zum Widerstand gegen die Putschisten auf und ruft den Generalstreik aus. Panzern und Kalaschnikows zum Trotz folgen zehntausende Moskauer Jelzins Aufruf. Sie versammeln sich vor dem Weißen Haus, bilden Menschenketten und stecken Blumen in die Geschützrohre. Am Abend erklärt sich die erste Panzerdivision mit ihnen solidarisch. Doch in der zweiten Nacht greifen Militärs die Menge an, drei Demonstranten werden dabei getötet. Die Panzer fahren sich aber an eilig errichteten Barrikaden fest. Am 21. August steht die Mehrheit der Soldaten auf Seiten der Demonstranten. Daraufhin werden die Truppen zurückgezogen, und Jelzin lässt die Mitglieder des Putschisten-Komitees verhaften. Nach 72 Stunden Aufruhr kann Gorbatschow ins Präsidentenamt zurückkehren. Seine Macht jedoch hat er verloren. Nicht der sowjetische, sondern der russische Präsident entscheidet von nun an über den Wandel in der Sowjetunion. Er habe den Putschisten den Coup nicht zugetraut, gesteht Gorbatschow später dem "Spiegel"-Magazin: "Ich dachte, das müssten Idioten sein, wenn sie gerade in diesem Moment va banque spielen würden. Aber es waren leider wirklich Idioten, sie machten alles kaputt." Entgegen seinen Plänen beschließt der Oberste Sowjet, das höchste Organ der UdSSR, die Umwandlung in eine Föderation souveräner Staaten. Im Dezember 1991 bilden Russland, Ukraine und Weißrussland die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Am selben Tag tritt Michail Gorbatschow als letzter Sowjetführer von allen Ämtern zurück. Der neue Mann an der Spitze heißt nun Boris Jelzin. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. August 2016 ebenfalls an den Putschversuch gegen Gorbatschow. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 20.08.2016: Vor 15 Jahren: Britischer Astronom Sir Fred Hoyle stirbt | Bernd Rexing | Mit Gewalt versuchen Altkommunisten, den Reformkurs von Michail Gorbatschow in der UdSSR zu stoppen. Dank des Einsatzes von Russlands Präsident Jelzin misslingt der Putschversuch. Die Ereignisse vor 25 Jahren leiten das Ende der Sowjetunion ein. | [
"WDR.de",
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] | Stichtag | 2016-08-19T00:00+02:00 | 2016-08-19T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-putschversuch-gegen-gorbatschow-100~_mon-012013_tag-19082016.html |
10. Januar 1970 - Pocken-Epidemie bricht in Meschede aus | Ein 20-jähriger Elektromonteur aus Meschede kommt von einer Reise nach Pakistan am Düsseldorfer Flughafen an. Während der Reise hatte er sich zwar in Istanbul gegen die Pocken impfen lassen, aber erfolglos. Auch sein Impfbuch ist lückenhaft. Doch seit der Impfpflicht von 1874 sind die Kontrollen in Deutschland lasch geworden – auch bei Reisenden die aus Ländern kommen, in denen die Pocken noch grassieren. So kommt der Mann unbehelligt mit Fieber zu Hause in Meschede an. Als im Krankenhaus die Diagnose Pocken gestellt wird, sind bereits drei Krankenschwestern und weitere Patienten infiziert. Meschede im Sauerland ist ab dem 10. Januar 1970 Pockensperrbezirk. Auch die Krankenschwester Magdalena Drinhaus, damals im ersten Lehrjahr, steckt sich an, obwohl sie eine Etage über der Station, in der der Erkrankte liegt, arbeitet. "Hinterher ist festgestellt worden, dass die Viren wohl durch das Treppenhaus nach oben gelangt sind", erinnert sie sich. Acht Wochen verbringt sie in Quarantäne, auf einer Seuchenstation in Wimbern. Zwanzig Menschen erkranken, vier sterben. Der 20-jährige Elektromonteur überlebt. Die Medien berichten landesweit von dem kiffenden Hippie, der die Pocken aus Pakistan nach Deutschland eingeschleppt hat. "Das führte zu massiver Ausgrenzung und Morddrohungen gegen den Pockenträger. Es kam auch zu Aktionen gegen Meschede im Allgemeinen", sagt der Medizinhistoriker Malte Thießen vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte. So sollen Fahrzeuge mit dem Kennzeichen MES teilweise an Tankstellen nicht bedient worden seien. Als eine 17-jährige vorher ungeimpfte Schwesternschülerin an den Pocken stirbt, will niemand die Leiche in ihre Heimatstadt Dortmund überführen. Der Gemeindedirektor von Wickede, wo die Erkrankte auf der Quarantänestation lag, fährt schließlich den Leichenwagen. Danach wird auch er gemieden. "Ich wurde sogar wesentlich weniger angerufen, obwohl das nach wie vor ungefährlich war", erinnert er sich. Die Panik wird erst eingedämmt, als die Behörden intensiv über Pocken aufklären. Rund 24.000 Menschen im Sauerland lassen sich impfen, ein Schutz, der auch bei akuter Gefahr wirkt. Für den Medizinhistoriker Malte Thießen zeigt der Fall exemplarisch, wie groß die Angst vor Ansteckung bei einer Epidemie ist – bis heute. "Wir schieben solche Reaktionsweisen wie Ausgrenzung von Fremden oder Einzelnen bei Seuchenausbrüchen immer schnell auf das Mittelalter. Aber altertümliche Verhaltensweisen können sehr schnell wieder hochkommen." Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 11.01.2020: Vor 25 Jahren: Fritz-Bauer-Institut wird in Frankfurt gegründet | Martina Züger | Trotz Pocken-Impfpflicht bricht 1970 in Meschede im Sauerland eine Pocken-Epidemie aus: eine der letzten in Deutschland, bevor die Krankheit endgültig besiegt wird. | [
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26. August 1841 - Hoffmann von Fallersleben dichtet das Deutschlandlied | Am Strand von Helgoland spaziert August Heinrich Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841, damals gehört der Felsen zu Großbritannien. Der 43-jährige Professor der Germanistik hat bereits hunderte Lieder geschrieben, Kinderlieder, Studentenlieder, politische Lieder. "Wenn ich dann so wandelte einsam auf der Klippe, da ward mir so eigen zu Muthe ... Ich musste dichten. So entstand am 26. August das Lied 'Deutschland, Deutschland über alles'", erinnert er sich. Hoffmann von Fallersleben träumt in dem Lied von einer vereinten Nation, die es noch nicht gibt. "Deutschland, Deutschland über alles,/Über alles in der Welt,/... Von der Maas bis an die Memel,/ Von der Etsch bis an den Belt" dichtet er. In der zweiten Strophe preist von Fallersleben den deutschen Wein, deutschen Gesang und deutsche Frauen. Und in der dritten erfindet er den Dreiklang, der in die Geschichte eingeht: "Einigkeit und Recht und Freiheit". "Wenn wir bedenken, dass die französische Republik das Motto 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit' hat, ist zu verstehen, dass Hoffmann von Fallersleben einen – für ihn wichtigen – Dreiklang gewählt hat", erklärt Peter Mario Kreuter, der als Historiker zur Kulturgeschichte der Nationalhymnen forscht. Die Melodie ist als Kaiserlied von Österreich bekannt, Joseph Haydn hat sie 1797 komponiert. "Das Lied der Deutschen" wird 1841 erstmals öffentlich gesungen, auf dem Hamburger Jungfernstieg. Dann verschwindet es in der Versenkung. Hoffmann von Fallersleben erlebt den Erfolg seines Liedes nicht mehr. Er stirbt 1874 als Bibliothekar von Schloss Corvey. Ab 1900 wird "Das Lied der Deutschen" immer häufiger gesungen. Zur Nationalhymne wird das Lied erst in der Weimarer Republik: 1922 bestimmt es Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) zur Nationalhymne. Ab 1933 singen die Nationalsozialisten nur noch die erste Strophe, "Deutschland, Deutschland über alles". Nach dem Krieg werden alle Nazi-Gesänge verboten - doch nicht das Deutschlandlied. Dennoch hat die Bundesrepublik bis 1952 keine offizielle Nationalhymne. "Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) wurde mit allen möglichen Weisen empfangen, unter anderem mit dem Schlager und Karnevalslied 'Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien'", erklärt Peter Mario Kreuter. Schließlich drängt Konrad Adenauer den Bundespräsidenten Theodor Heuss (FDP), wieder "Das Lied der Deutschen" als Hymne zu bestimmen. Bei offiziellen Anlässen soll nur die dritte Strophe gesungen werden. Nach ihrem Sieg bei der Fußball-WM von 1954 singen Spieler und Zuschauer jedoch die erste Strophe, "Deutschland, Deutschland über alles". Das klingt für viele überheblich und bedrohlich. "Dieser Strophe hängt nach, dass mit ihr die Verbrechen der Nazis begangen worden sind", erklärt Kreuter. 1990 wird sie außer Kraft gesetzt. 40 Jahre lang hören die europäischen Nachbarn genau hin, welche Strophe des Deutschlandlieds erklingt, auch am 9. November 1989. Als die Abgeordneten im Bundestag von der Öffnung der Grenzen erfahren, singen sie spontan ",Einigkeit und Recht und Freiheit", die erlaubte dritte Strophe. Im August 1991 entscheidet Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU): "Die dritte Strophe ... bringt die Werte verbindlich zum Ausdruck, denen wir uns als Deutsche, als Europäer und als Teil der Völkergemeinschaft verpflichtet fühlen." Doch bei einer Umfrage im Jahr 2009 konnte nicht einmal die Hälfte der Befragten den Text aufsagen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. August 2016 ebenfalls an das Deutschlandlied. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.08.2016: Vor 20 Jahren: Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern beginnt | Martina Züger | "Das Lied der Deutschen" wird 1841 in Hamburg erstmals öffentlich gesungen - dann verschwindet es in der Versenkung. Hoffmann von Fallersleben erlebt den Erfolg seines Liedes nicht mehr. | [
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"Joseph von Haydn"
] | Stichtag | 2016-08-26T10:07+02:00 | 2016-08-26T10:07+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-fallersleben-dichtet-das-deutschlandlied-100~_mon-042011.html |
21. April 1947 - Iggy Pop wird geboren | Er springt vom Bühnenrand in die Zuschauermenge, malträtiert seinen nackten Oberkörper mit flüssigem Kerzenwachs, zerschneidet sich die Brust mit Glasscherben - US-Sänger Iggy Pop bietet Ende der 1960er-Jahre mit seiner Band "The Stooges" spektakuläre Shows. Er ist einer der Vorreiter des Punks und zeigt lärmend alle Facetten, die das Genre später ausmachen. "Wenn du einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen willst, dann solltest du besser anders sein." Inspiriert zu seiner Devise wird Iggy Pop durch Jim Morrison bei einem Auftritt der "Doors". "Dass Musik mein Leben sein würde, war mir schon vorher klar, aber in jener Nacht lernte ich, dass ich auf der Bühne einfach noch viel mehr bieten muss", sagt Iggy Pop 2016 rückblickend in einem Interview mit dem "Zeit Magazin". Ursprünglich ist der Sänger kein Draufgänger. Geboren wird Iggy Pop am 21. April 1947 als James Newell "Jim" Osterberg in Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan. Er beschreibt sich als kränkliches, schüchternes Kind mit Asthma. Mit 15 Jahren beginnt Osterberg, Musik zu machen - Blues, Hardrock, Avantgarde. Doch er will mehr als Cover-Versionen spielen. Zu diesem Zweck erfindet er mit Anfang 20 die Kunstfigur Iggy. Exzessiv geht es bei Iggy Pop nicht nur auf der Bühne zu. Er konsumiert neben Alkohol und Nikotin auch andere Drogen wie Kokain und Heroin. Bekannt sind seine Zerstörungsorgien in Hotels. Das wirkt sich auch auf sein Privatleben aus. Er sei nie ein guter Sohn gewesen, sagt der Musiker 2016 dem "Zeit Magazin". "Ich war auch als Ehemann und Vater eine Niete." Er sei nie solide, verlässlich oder einfach nur anwesend gewesen. "Ich hatte immer zu viel mit mir selbst zu tun, um für andere da sein zu können." Mitte der 1970er-Jahre fällt die 1967 gegründete Band "The Stooges" auseinander. Pop macht in einer psychiatrischen Klinik in Los Angeles einen Drogenentzug. Zur Musik zurück bringt ihn David Bowie, der für ihn mehrere LPs produziert. 1977 ziehen die beiden für zwei Jahre zusammen nach Berlin. Parallel dazu covern Punkbands wie die "Sex Pistols" und "The Damned" mehrere "Stooges"-Songs. Pop selbst erhält den inoffiziellen Ehrentitel "Godfather of Punk". Mit den Jahren wird Iggy Pop ausgeglichener: "Die Schmerzen und Unsicherheiten, die mich über weite Strecken meines Lebens begleiteten, habe ich dann irgendwann hinter mir gelassen." Er arbeitet nicht nur als Musiker, sondern auch als Schauspieler. Er macht Werbung, Hörspiele und eine BBC-Radiosendung. Ein ruhiger Lebensabend steht nicht an. "Vermutlich werde ich Iggy, solange ich lebe, nie an die Leine legen können", resümiert Pop im "Zeit Magazin"-Interview. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 22.04.2017: Vor 175 Jahren: "Die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff erscheint | Dominik Reinle | Er gilt als Wegbereiter des Punkrock: Der US -Musiker Iggy Pop ist bekannt für seine exzessive Bühnenpräsenz. Dabei schont er weder sich noch sein Publikum. | [
"Stichtag",
"21.04.1947",
"21. April 1947",
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] | Stichtag | 2017-04-21T11:25+02:00 | 2017-04-21T11:25+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-iggy-pop-100~_mon-032009_tag-21042017.html |
4. Februar 2010 - NRW genehmigt Ankauf einer "Steuer-CD" | Im Finanzamt Wuppertal herrscht im Frühjahr 2009 Jagdfieber: Ein Informant hat Daten von rund 1.500 deutschen Kunden der Schweizer Bank "Credit Suisse" zum Kauf angeboten. Es soll sich um mutmaßliche Steuerhinterzieher handeln. In Wuppertal-Barmen arbeiten Deutschlands bekannteste Steuerfahnder: Behördenleiter Peter Beckhoff und sein Team bezeichnen sich als "die geheimen Eichkater". Die selbst ernannten Eichhörnchen hatten bereits jene Daten aus Liechtenstein ausgewertet, die 2008 unter anderem zu den Ermittlungen gegen Postchef Klaus Zumwinkel führten. Als die Öffentlichkeit im Januar 2010 vom neuen Fall erfährt, wird in der Bundesrepublik gestritten. Darf der Staat Geld bezahlen für Daten, die nach Schweizer Recht rechtswidrig beschafft worden sind? Dürfen geklaute Daten als Beweise in deutschen Steuerverfahren verwertet werden? Die Antworten ergeben sich aus dem Präzedenzfall von 2008, als der BND die Liechtensteiner Daten erworben hatte. Das Bundesfinanzministerium schreibt an die Düsseldorfer Kollegen, man halte den Kauf der Schweizer Daten-CD "für rechtlich zulässig und aus Gründen der Sicherstellung einer gleichmäßigen Besteuerung für geboten". Deshalb genehmigt NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) am 4. Februar 2010 den Ankauf der Kontodaten der deutschen "Credit Suisse"-Kunden für 2,5 Millionen Euro. Im Ausland findet daraufhin ein Geheimtreffen der Wuppertaler Steuerfahnder mit dem Informanten statt. Das Geld wird in bar übergeben, damit der Anbieter nicht anhand von Überweisungsdaten enttarnt werden kann. Als Folge des CD-Kaufs seien fast täglich Selbstanzeigen bei den Steuerbehörden eingegangen, sagt Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft. "Weil den Steuerhinterziehern natürlich plötzlich der Schweiß auf der Stirn stand." Seine Gewerkschaft habe damals geschätzt, "dass die Deutschen etwa 160 Milliarden Euro unversteuertes Geld in der Schweiz gebunkert hatten". Der deutsche Fiskus habe "ein außerordentlich gutes Geschäft" gemacht, so Eigenthaler. Nach dem Erwerb weiterer Steuer-CDs habe es nicht nur Ermittlungen, sondern auch rund 150.000 Selbstanzeigen gegeben. "Man munkelt, dass es bis heute noch CD-Ankäufe gibt", sagt Eigenthaler. Aber das Thema habe keine so große Bedeutung mehr. "Wir haben ja seit einiger Zeit den internationalen Bankkontenaustausch". Damit sei das Risiko, ertappt zu werden, deutlich gestiegen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Februar 2020 ebenfalls an den Ankauf einer Steuer-CD durch NRW. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 05.02.2020: Vor 180 Jahren: John B. Dunlop wird geboren | Dominik Reinle | NRW gilt als Hotspot im Kampf gegen Steuerbetrug. Dazu gehört der Ankauf brisanter Daten. 2010 genehmigt das Landesfinanzministerium den Ankauf einer "Steuersünder- CD ". | [
"Stichtag",
"04.02.2010",
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] | Stichtag | 2020-02-04T00:00+01:00 | 2020-02-04T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-steuerhinterziehung-cd-ankauf-nrw-100~_mon-032021.html |
10. Juni 1836 - <span lang="fr">André-Marie Ampère</span> stirbt in <span lang="fr">Marseille</span> | André-Marie Ampère verdankt seine Karriere als Wissenschaftler vor allem dem Erziehungskonzept seines Vaters: Der ist der Meinung, dass sich Kinder durch Bildung selbst erziehen müssen, und öffnet seinem Sohn deshalb seine Bibliothek. André-Marie saugt schon mit zehn Jahren die Inhalte eines 20-bändigen Lexikons in sich auf – vor allem im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaft. Ampère wird 1775 in Lyon geboren. Ohne Schul- oder Universitätsabschluss wird er wegen seiner herausragenden Fähigkeiten und Kenntnisse in Lyon als Lehrer eingestellt. 1804 übersiedelt er ins Zentrum der Wissenschaft, nach Paris. Hier hat die Revolution die Vernunft an die Stelle der Religion gesetzt: Ein Umstand, der den Katholiken Ampère beunruhigt und zugleich fasziniert. Als Wissenschaftler setzt Ampère auf die Mathematik als Modedisziplin der Zeit. Aber seine große Stärke besteht darin, über den Tellerrand logischer Formeln und Funktionen hinauszuschauen. 1808 wird er Generalinspektor der Polytechnischen Hochschule in Paris; nach intensiver Auseinandersetzung mit Immanuel Kant unterrichtet er zudem Philosophie an der Historisch-Philosophischen Fakultät. Mit 45 Jahren hört Ampère von den Versuchen des Dänen Hans Christian Ørsted zur Beeinflussung einer Magnetnadel durch elektrischen Strom. Er forscht in diese Richtung weiter und stürzt sich in seine ersten eigenen Experimente. Zwei Wochen später kann er als Sensation verkünden, dass elektrische Ströme eine mechanische Kraft ausüben: Diese Entdeckung der sogenannten Elektrodynamik ist Ampères originäres Verdienst. Fieberhaft sucht Ampère nach einer Formel für seine Erkenntnis. Er ist dabei erfolgreich, lässt aber den technisch weitaus wichtigeren Umkehreffekt außer Acht, nämlich den, dass Magnetismus elektrischen Strom erzeugen kann: die Basis von Dynamo und der Elektrotechnik. Zehn Jahre später wird dieses Prinzip der elektromagnetischen Induktion vom Briten Michael Faraday beschrieben.In einem Brief an Faraday bezeichnet Ampère seine Ignoranz als seinen großen Irrtum. Er stirbt am 10. Juni 1836 in Marseille. Heute wird die Stromstärke in Ampere gemessen. Stand: 10.06.2011 | Thomas Köster (döp) | In Marseille stirbt der Physiker und Mathematiker André Marie Ampère . Ohne Schul- oder Universitätsabschluss wird er wegen seiner herausragenden Leistungen zum Lehrer ernannt. Nach ihm ist die weltweit gültige Einheit für die Stromstärke " Ampere " benannt. | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-07T11:08+02:00 | 2015-10-07T11:08+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5434~_mon-062022.html |
WDR 2 Weihnachtswunder: Über 12 Millionen Euro gespendet | Moderator Jan Malte Andresen konnte es kaum fassen, als er kurz vor 21 Uhr den Briefumschlag mit der endgültigen Spendensumme öffnete: 12.187.391 Euro – so viel sind beim diesjährigen WDR 2-Weihnachtswunder insgesamt zusammengekommen. Als Andresen die Summe vorlas, brach großer Jubel auf dem Paderborner Domplatz aus und das Moderatorenteam lag sich mit Tränen in den Augen in den Armen. Fünf Tage hatten die vier WDR 2-Moderatorinnen und Moderatoren - Sabine Heinrich, Steffi Neu, Jan Malte Andresen und Thomas Bug live aus Glashaus auf dem Domplatz in Paderborn gesendet. Zusammen und im Wechsel hatten sie die Zuschauerinnen und Zuhörer Zuhause und vor Ort rund um die Uhr aus dem transparenten Studio unterhalten. Wie in den Vorjahren in Düsseldorf und Dortmund haben die Vier während des Weihnachtswunders in Containern direkt am Glashaus gewohnt. Bei der gemeinsamen Spendenaktion von WDR 2 und Aktion Deutschland Hilft ist über fünf Tage so viel wie noch nie zusammengekommen. Am Mittwochmorgen um kurz nach 8 Uhr waren es schon mehr als 8,3 Millionen Euro. Damit war die Spendensumme schon am Morgen höher als im vergangenen Jahr. Damit, dass am letzten Spendentag noch einmal knapp vier Millionen Euro zusammenkommen würden, hatte aber kaum jemand gerechnet. Besonders spendabel zeigte sich Inge S. aus Bad Sassendorf - sie leistete die größte Einzelspende mit 25.000 Euro. 10.000 Euro kamen von Ursula A., Frank O. aus Pulheim spendete 7.500 Euro. Lars S. aus Essen 7.000. Hinzu kamen diverse Einzelspenden in Höhe von 5.000 Euro aus Köln, Münster, Paderborn und sogar aus Hamburg. Die Übersicht ist noch vorläufig. Erst wenn alle Spenden auf den Konten von Aktion Deutschland hilft verbucht worden sind, wird es einen finalen Stand geben. Das kann noch ein paar Tage dauern. Was eine solche Summe bedeutet, wurde im Gespräch mit Petra Jung deutlich. Sie engagiert sich bei der Tafel NRW und war mehr als "beeindruckt" von der Summe, die zusammengekommen ist. Auf dem Domplatz am Weihnachtsmarkt in Paderborn war viel los. Wegen des großen Andrangs wurde der Domplatz am Mittwochabend gesperrt. Wer noch einen Platz fand, konnte tolle Gäste und eine super Stimmung beim WDR 2 Weihnachtswunder in Paderborn erleben. Es ist ein besonderes Gemeinschaftsgefühl, das man über fünf Tage überall in der Stadt spüren konnte. Schulklassen, Gemeinden und Vereine kamen zum Domplatz, um ihre Spenden in die Spendenbox einzuwerfen. Viele sind von weit her angereist, um das Weihnachtswunder live in Paderborn mitzuerleben. Kurz bevor das WDR 2-Weihnachtswunder zu Ende ging, durfte das Moderatoren-Team am Mittwochnachmittag die bisher größte Spende der Woche entgegennehmen. Der Erzbischof von Paderborn übergab persönlich einen Scheck über 100.000 Euro. Das Spendengeld ist bei einer Mitmachaktion des Erzbistums Paderborn gesammelt worden. Da blieb auch bei den WDR 2-Moderatorinnen und Moderatoren im Glashaus kein Auge trocken. Auch diese Übersicht ist noch vorläufig. Auch sind noch nicht alle alle Spenden auf den Konten von Aktion Deutschland hilft verbucht worden. Auf der WDR 2-Bühne waren Künstler wie Max Giesinger und Isaak zu Gast. Kamrad hat Sonntagabend sein letztes Konzert des Jahres auf dem Domplatz in Paderborn gespielt. Ein weiteres musikalisches Highlight: Am Mittwoch haben The Boss Hoss die Menschen am Glashaus mit einem neuen Weihnachtshit auf das Fest eingestimmt. Auch Joris aus Ostwestfalen war zu Gast. Mit seiner Version von "Have yourself a merry little Christmas" sorgte er zusammen mit der Unterstützung des Publikums für ein emotionales musikalisches Highlight am letzten Tag des WDR 2-Weihnachtswunders. Musikwünsche trudelten natürlich auch zu Tausenden bei den WDR 2-Moderatoren und Moderatorinnen ein. Insgesamt wünschten sich mehr als 80.000 Menschen über 9.000 verschiedene Titel. Ganz vorne mit dabei war "Driving Home for Christmas" von Chris Rea. In vielen Ländern, wie hier in Simbabwe, ist die Not groß. Das Weihnachtswunder-Event ist Teil der WDR-Aktion "Der Westen hilft" und wird zusammen mit der Aktion Deutschland hilft durchgeführt. Alle Spenden kommen Menschen in Not zugute. In vielen Ländern stehen Menschen vor der Herausforderung, sich und ihre Familien ausreichend ernähren zu können. Daher werden weltweit Hilfsorganisationen finanziert, die humanitäre Hilfe gegen die globale Nahrungsmittelkrise leisten. Erstmals bekommen auch die Tafeln NRW einen Teil des Geldes. Unsere Quellen: | Jana Haver | Fünf Tage lang hat WDR 2 live und rund um die Uhr aus Paderborn gesendet. Tausende Menschen spendeten für den guten Zweck. | [
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"18.12.2024"
] | Nachrichten | 2024-12-14T06:00+01:00 | 2025-02-12T11:17+01:00 | https://www1.wdr.de//nachrichten/westfalen-lippe/weihnachtswunder-in-paderborn-100~_oid-galpaderborn-3241_position-41.html |
25. Februar 2004 - Vor 85 Jahren: Start der Postflüge zwischen Braunschweig und Gelsenkirchen | Schnell sollten die Briefe ihren Empfänger erreichen – das war schon 1919 eine Herausforderung für die Post. Nach dem Ersten Weltkrieg beginnt deshalb rasch der Aufbau eines Luftpostnetzes. Zuerst versorgt ein alter Doppeldecker ab Anfang Februar 1919 die Abgeordneten der Nationalversammlung in Weimar regelmäßig mit Korrespondenz und Akten aus Berlin. Gut zwei Wochen später, am 25. Februar 1919, nimmt die Luftpostlinie Braunschweig – Gelsenkirchen ihren Betrieb auf. Im April desselben Jahres ist das Netz der Postflüge schon so dicht geknüpft, dass alle deutschen Postämter Luftpostsendungen entgegen nehmen. Richtig populär wird die schnelle Art der Briefbeförderung aber erst, als die Gebühren sinken und auch ausländische Ziele angeflogen werden. 1929 gibt es Luftpostverbindungen von Deutschland in fast alle europäischen Länder, 1934 auch über den Atlantik. Stand: 25.02.04 | lennartz/taxacher (konrad) | Vor 85 Jahren: Start der Postflüge zwischen Braunschweig und Gelsenkirchen | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T12:12+02:00 | 2015-10-07T12:12+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag662~_mon-062018.html |
18. Juli 1909 - Andrej Gromyko wird geboren | Offiziell heißt der Mann, der 28 Jahre lang sowjetischer Außenminister ist, Andrej Andrejewitsch Gromyko. Inoffiziell hat er mehrere Spitznamen. Manche nennen ihn "Grimgrom", weil er oft grimmig wirkt. Für andere ist er "Genosse Kalter Krieg". Aber auch Gromyko ist nicht sein richtiger Name. Er wird am 18. Juli 1909 als Andrej Andrejewitsch Burmakow im weißrussischen Dorf Starije Gromyki geboren. Später leitet er - nach russischer Revolutionärstradition - seinen Tarnnamen von diesem Dorf ab. Aus Burmakow wird Gromyko. Der Sohn eines Kleinbauern legt eine steile Karriere hin: Er tritt 1931 in die KPdSU ein, studiert in Minsk und erwirbt dort sein Diplom als Agrarökonom. Danach macht er seinen Doktor an der Akademie der Wissenschaften in Moskau mit einer Arbeit über die Wirtschaftspolitik der USA. Als Amerika-Experte tritt Gromyko 1939 in den diplomatischen Dienst der UdSSR ein. Vier Jahre später schickt ihn Moskau als Botschafter nach Washington. 1946 wird er Vertreter der Sowjetunion im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Westliche Diplomaten nennen ihn bald "Mister Njet", weil die Sowjetunion fast jeden Beschluss mit einem Veto blockiert. Und dennoch: Gromyko, der nach Stalins Tod 1957 unter Chruschtschow Außenminister wird und es ohne Unterbrechung bis 1985 bleibt, gilt auch als kompetenter Ansprech- und Verhandlungspartner. Die Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) - der "Wandel durch Annäherung" - funktioniert auch deshalb, weil Gromyko auf der anderen Seite des Verhandlungstisches sitzt. Im August 1970, als die Bundesrepublik und die UdSSR den deutsch-sowjetischen Vertrag unterzeichnen, lobt der damalige bundesdeutsche Außenminister Walter Scheel (FDP) Gromykos "sehr warme menschliche Züge". Auch in seinem eigenen Land setzt Gromyko die Wende mit in Gang: Er gehört zu den Förderern Michail Gorbatschows. 1985 wird Gromyko Vorsitzender des Obersten Sowjet und damit de facto zum Staatsoberhaupt der UdSSR. Als es jedoch zunehmend Widerstand gegen Perestroika und Glasnost gibt, bildet Gorbatschow 1988 die Spitzengremien personell um - und Gromyko verliert seine Position. Wenige Monate später stirbt Andrej Gromyko am 2. Juli 1989 im Alter von 79 Jahren in Moskau nach einer Gefäßoperation. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 19.07.2019: Vor 185 Jahren: Erste Pissoirs in Paris | Dominik Reinle | Chruschtschow, Breschnew, Andropow, Tschernenko - als sowjetischer Außenminister überlebt Andrej Gromyko ab 1957 vier Kremlchefs. Danach bringt er es bis zum Staatsoberhaupt. | [
"Stichtag",
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"18. Juli 2019",
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"UdSSR"
] | Stichtag | 2019-07-18T00:00+02:00 | 2019-07-18T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-andrej-gromyko-100~_mon-102018_tag-18072019.html |
08. Dezember 2010 - Vor 25 Jahren: Die "Lindenstraße" geht auf Sendung | Klausi Beimer hat die Masern. Viel lieber würde er zur Schule gehen, statt im Haus Nummer drei das Bett zu hüten. Mutter Beimer plagt indes die Sorge um ihre Tochter Marion, die mit dem Sohn der griechischen Familie Sarikakis vom Lokal "Akropolis" ein Techtelmechtel haben soll. Im Gegensatz zu Masern kann Dr. Dressler gegen Liebe auch nichts machen. "Einer solchen Infektion ist medikamentös leider nicht beizukommen", sagt er bei seinem Hausbesuch. "Die muss man schon so durchstehen." Überhaupt scheint die Welt noch in Ordnung in der ersten Folge der "Lindenstraße", die unter dem Titel "Herzlich willkommen" am 8. Dezember 1985 um 18 Uhr 40 in der ARD über die Bildschirme flimmert – auch wenn die Großaufnahme mit einer völlig verdreckten und verstörten Marion am Ende für Folge zwei schon Unheil verheißt. "Hier herrscht eine Ordnung", betont auch die stetig grantelnde Hausmeisterin Else Kling. "Das sollen wir sein? Sind wir so langweilig, so säuerlich-moralisch, so einfältig und lebensmüde?", fragt denn auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" wegen des eher öden Alltags der Beimers, Dresslers, Zenkers, Klings und Noltes anfangs besorgt: "Und selbst, wenn wir so wären, müssen wir uns dabei auch noch zuschauen?"Seitdem hat sich viel verändert in Deutschlands bekanntester TV-Häuserzeile, die, obwohl in München angesiedelt, in Köln-Bocklemünd gedreht wird. Der erste Schwulenkuss im Fernsehen fand hier statt; Priesterliebe ist ebenso Thema wie Abschiebung, Islamismus, Magersucht oder Vergewaltigung. Tödliche Pillen, Busunglücke und Motorradunfälle haben die kleine Welt immer wieder aus den Fugen geraten lassen, Herzinfarkte, Krebsgeschwüre und ein legendärer Bratpfannenmord. 43 Tote hat es in 25 Jahren "Lindenstraße" gegeben, drei Morde und sieben Suizide waren darunter. Dadurch - und durch unspektakuläre Ab- und Zuzüge - hat sich auch die Bewohnerschaft der "Lindenstraße" stark gewandelt. Aus der ersten Folge sind insgesamt noch sechs Figuren dabei, darunter der damals sechsjährige Klausi Beimer (Moritz Alexander Sachs), der heute 31 Jahre ist – und Mutter Beimer (Marie-Luise Marjan), die "Mutter der Nation".Nur eines ist beruhigend stabil geblieben, und das ist die Anzahl der Zuschauer. "Die Quote ist im Prinzip stabil", betont Produzent und "Lindenstraße"-Erfinder Hans W. Geißendörfer: "konstant um die fünf Millionen, im Sommer wie im Winter." Unter ihnen ist die "Lindenstraße" Kult. Als im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni 2010 eine Folge mit dem bezeichnenden Titel "Ein großer Fehler!" ins Nachtprogramm verbannt wird, hagelt es Proteste. Die Episode wird daraufhin am kommenden Sonntag im Vorfeld der aktuellen Folge wiederholt.Dabei ist der Erfolg 1985 gar nicht sicher. Denn von den ARD-Anstalten ist der WDR laut Geißendörfer der einzige Sender, der das riskante Projekt auch wirklich will: "Aber er konnte es nicht finanzieren, und wir mussten überzeugen". Nicht nur die 25 heute offiziell registrierten "Lindenstraße"-Fanclubs werden ihm für diese Überzeugungsarbeit dankbar sein. Bis heute wurden immerhin schon 1.305 Folgen ausgestrahlt. Stand: 08.12.10 | Thomas Köster (ab) | Vor 25 Jahren: Die "Lindenstraße" geht auf Sendung | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T12:10+02:00 | 2015-10-06T12:10+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4872~_mon-052012.html |
12. Januar 1818 - Karl Drais erhält ein Patent für seine Lauf-Maschine | Die Erfindung des Fahrrads hätte es ohne die Hungersnot der Jahre 1816 und 1817 nicht gegeben. Davon jedenfalls ist der deutsche Physiker und Technikhistoriker Hans-Erhard Lessing überzeugt. Ein Jahr zuvor ist auf Java der Vulkan Tambora ausgebrochen, der damit das Klima global beeinflusst und Europa das "Jahr ohne Sommer" beschert. Im Rahmen des damit verbundenen Futter- und Nahrungsmangels seien unter anderem auch sehr viele Pferde gestorben, sagt Lessing. Und dies habe Karl Freiherr von Drais dazu veranlasst, als neue Form der Fortbewegung sein Laufrad zu erfinden. Geboren wird Drais 1785 in Karlsruhe. Von 1803 bis 1805 studiert er Architektur, Landwirtschaft und Physik in Heidelberg, 1810 wird er badischer Forstmeister ohne Forstamt, acht Jahre später Professor für Mechanik. Zu dieser Zeit widmet er sich aber vor allem seinen Erfindungen, darunter eine "Notenschriftmaschine" und ein vierrädriger, mittels Kurbel bewegter "Wagen ohne Pferde". Am bekanntesten allerdings wird die Lauf-Maschine, die Drais zu Pfingsten 1817 testet: ein ausgeklügeltes, höhenverstellbares Gerät mit Abstellständer, Bremse und Gepäckträger und Taschen an beiden Seiten. Pedalen hat das Laufrad keine – Balancieren ist den Menschen damals aber ohnehin nicht geheuer. Für die rund 13 Kilometer lange Teststrecke braucht Drais eine knappe Stunde. Damit ist seine "Draisine", für die er am 12. Januar 1818 ein Patent erhält, schneller als die Postkutsche. Mit seiner Lauf-Maschine ist Drais offenbar sehr erfolgreich. Das ändert sich 1820, als sich sein Vater, der höchste Richter Badens, beim Großherzog gegen ein Gnadengesuch für den Studenten und Burschenschaftler Karl Ludwig Sand ausspricht. Für sein Attentat auf den Schriftsteller August von Kotzebue wird Sand daraufhin zum Tode verurteilt, was die radikalen Studenten auch gegen Drais aufbringt. "Die Studenten waren die Hauptnutzer, und jetzt war plötzlich ihr Idol vom Vater des Erfinders um einen Kopf kürzer gemacht worden", sagt Lessing. "Und darauf haben sie den Sohn gemobbt im ganzen Deutschen Bund." In Europa werden zu dieser Zeit ohnehin schon so viele Kopien seiner Lauf-Maschine produziert, dass Drais nicht wieder auf die Beine kommt: Das Patent auf seine Draisine ist nämlich nur in Baden gültig. Dass Drais sich später den Revolutionären anschließt und 1849 auf seinen Adelstitel verzichtet, hilft ihm nichts. Auch seine weiteren Erfindungen, darunter eine Schnellschreib- und eine Kochmaschine, finden keinen Absatz. Von der Jugend verspottet, verfällt Drais immer mehr dem Alkohol. Er stirbt 1851 in seiner Geburtsstadt Karlsruhe. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.01.2018: Vor 125 Jahren: Gründung der Labour Party | Thomas Köster | Das Fahrrad hat Konjunktur. Umweltschützer, Stadtplaner und Politiker preisen es als ideales Verkehrsmittel. Die Idee, zwei Räder zur Fortbewegung zu benutzen, hatte der badische Forstbeamte Karl Drais. | [
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] | Stichtag | 2018-12-08T16:10+01:00 | 2018-12-08T16:10+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-patent-laufmaschine-drais-100~_mon-102012.html |
22. Mai 2006 - Vor 15 Jahren: Letzter Flug eines Starfighters der Bundeswehr | "Wie kommst du ganz schnell zu deinem eigenen Starfighter? Ganz einfach: Kauf dir ein Grundstück und warte ab!" - So hört sich in den 60er Jahren bitterer Spott über die ständigen Absturzmeldungen von Bundeswehr-Flugzeugen vom Typ "Lockheed F 140 G" an. Von den insgesamt 916 bundesdeutschen Starfightern stürzen 292 ab. Das entspricht fast 30 Prozent. Manche Piloten können sich per Schleudersitz retten. Dennoch kommen bei den Abstürzen des so genannten Witwenmachers 116 Offiziere der Luftwaffe und der Marine ums Leben. Anfang und Mitte der 60er Jahre gibt es fast wöchentlich Absturzmeldungen. Der damalige Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel (CDU) meint dazu: "Jede Luftwaffe der Welt muss bereits im Frieden mit einer gewissen Verlustrate rechnen." Vier Jahre später stirbt sein Sohn Joachim bei einem Starfighter -Absturz. "Die Firma Lockheed hatte ein völlig anderes Flugzeug konzipiert, einen Hochleistungsjäger für die Tagjagd", erklärt Luftfahrt-Fachmann Ulrich Albrecht rückblickend. Dieser ursprüngliche Starfighter entspricht nicht ganz den Wünschen der Hardthöhe. Das Verteidigungsministerium sucht nach einer Allzweckwaffe. Der amerikanische Schönwetter-Kurzstrecken-Jäger soll auch im deutschen Nebel über weite Entfernungen Bomben und sogar Atomwaffen tragen können. Die "F 104" soll Jagdbomber, Aufklärer und Abfangjäger in einem sein. "Dafür war etwa eine Tonne zusätzlich an Elektronik und Flugführung erforderlich", so Luftfahrt-Experte Albrecht. "Von der Reichweite her war der Starfighter immer ein Problem und das Flugzeug war auch gar nicht für den Tiefflug konzipiert, so wie man das für taktische Nuklearangriffe brauchte, um der gegnerischen Luftabwehr zu entgehen." Der Starfighter sei vielmehr ein "Höhenjäger" gewesen. Zusätzliche Probleme entstehen, weil die Bundeswehr, um zu sparen, keine Hangars baut. Auf den Fliegerhorsten stehen die Flugzeuge bei Wind und Wetter draußen. Als Folge bildet sich Kondenswasser und legt die Elektronik lahm. Zudem haben die Piloten zu wenig Erfahrung mit dem anspruchsvollen Flugzeug. Als General Johannes Steinhoff zum Luftwaffeninspekteur ernannt wird, ordnet er zusätzliche Trainings und beheizte Hangars an. Die Häufigkeit der Abstürze geht zurück. Der letzte Starfighter -Flug endet am 22. Mai 1991 um 11.15 Uhr ohne Zwischenfälle auf dem bayerischen Flugplatz Manching. Der Pilot, Oberstleutnant Armin Ewert, sagt anschließend: "Angst beim Einsteigen darf nicht dabei sein. Sie war auch nicht dabei." Stand: 22.05.06 | Dominik Reinle (AxK) | Vor 15 Jahren: Letzter Flug eines Starfighters der Bundeswehr | [
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19.09.1475 - Köln wird freie Reichsstadt | Im Heiligen Römischen Reich hatte am Bischofssitz Köln lange der jeweilige Erzbischof das Sagen. Diese Vormachtstellung allerdings nahm mit der Schlacht von Worringen im Jahr 1288 ein jähes Ende. Die Stadt löste sich aus dem Erzstift Köln. So markiert die Schlacht de facto zugleich den Beginn von Köln als unabhängiger Stadt. Dennoch dauerte es bis ins Jahr 1475, bis die Kölner auch offiziell den Status als "freie Reichsstadt" zuerkannt bekamen. Redaktion Michael Rüger | Jana Fischer | Köln: Die Stadt am Rhein, die ihre Anfänge einst als Römerkolonie nahm, war eine der ersten Metropolen auf deutschem Boden. Nach dem Ende des römischen Imperiums blieb die Stadt über die Jahrhunderte hinweg ein Handelszentrum - und vor allem im Spätmittelalter war sie Schauplatz zahlloser Konflikte. | [
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16. September 2010 - Vor 135 Jahren: Enno Littmann wird geboren | Zu seinem 15. Geburtstag wünscht sich Enno Littmann nichts sehnlicher als ein Buch, um arabisch im Selbstunterricht zu erlernen. Er bekommt es und arbeitet schließlich so leidenschaftlich an dem Projekt, dass ihm sein Vater zum nächsten Weihnachtsfest gleich zwanzig Grammatiken orientalischer Sprachen schenkt. Der Grundstock für einen märchenhaften Aufstieg im Feld der Orientalistik ist somit schon früh gelegt. Am Ende beherrscht Littmann rund 20 Sprachen. Geboren wird Littmann am 16. September 1875 als Sohn eines Druckereibesitzers in Oldenburg. Mit 23 Jahren promoviert er über das Verb in der äthiosemitischen Tigre-Sprache, die im Osten Afrikas gesprochen wird. 1899 heuern drei US-Wissenschaftler ihn als Dolmetscher und Inschriftenforscher für eine Reise nach Syrien an. Weitere Expeditionen folgen, darunter eine von Kaiser Wilhelm II. finanzierte Expedition nach Äthiopien, die das inzwischen unabhängige Land für die deutsche Wirtschaft öffnen soll.Littmann aber interessieren vor allem die Menschen: ihr Alltag, ihre Geschichte, ihre Geschichten. Alles sammelt er, alles nimmt er mit nach Hause: Steine, Inschriften, Wörter für lexikalische Studien - und Erlebnisse. Als er 1910, nach vier Jahren am Straßburger Lehrstuhl für orientalische Sprachen, an die Universität von Kairo wechselt, lässt er sich dort von Einheimischen mündlich überlieferte Märchen erzählen. Aber er besucht auch Vorträge von Bänkelsängern auf Volksfesten und streift stundenlang durch die Straßen, um die Ausrufe der Verkäufer zu notieren. 1921 geht Littmann als Professor für Islamkunde und Semitistik nach Tübingen. In der Folge macht sich der Professor auf Anfrage des Insel Verlags an seine berühmte Übersetzung der "Geschichten aus Tausendundeiner Nacht". Eigentlich soll er nur eine bereits vorhandene Übersetzung aus dem Englischen übertragen. Das aber reicht Littmann nicht. Er besorgt sich eine arabische Vorlage, zieht verschiedene Fassungen und Überlieferungsstufen zu Rate und schafft in sieben Jahren eine Übersetzung der 5.000 Seiten, die an Vollständigkeit und wissenschaftlicher Genauigkeit bis heute unerreicht ist. Enno Littmann stirbt 1958 in Tübingen. Stand: 16.09.10 | Thomas Köster (klax) | Vor 135 Jahren: Enno Littmann wird geboren | [
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07. Dezember 2005 - Vor 35 Jahren: Willy Brandt besucht Warschau | In Warschau ist der Morgen des 7. Dezember 1970 kalt und grau. Zwei Wachposten der polnischen Armee beziehen Position vor dem Mahnmal für die Toten des jüdischen Aufstands gegen SS und Wehrmacht im Warschauer Ghetto. Etwa 300 bis 400 Zuschauer warten auf das Erscheinen von Bundeskanzler Willy Brandt ( SPD), der kurz zuvor bereits einen Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten niedergelegt hat. Als die Wagenkolonne vorfährt, hat sich bereits eine Gasse für den Kanzler und seine Begleiter aufgetan. Langsam geht Brandt die hundert Schritte an die Stufen des jüdischen Ehrenmals. Als zwei Träger den Kranz niedergelegt haben, ordnet der Kanzler die Schleife, richtet sich auf - und ist plötzlich für die weiter entfernt stehenden Zuschauer nicht mehr sichtbar: Er kniet. Das Bild geht um die Welt."Ich hatte nichts geplant", schreibt Brandt später in seinen Erinnerungen. Er habe das Gefühl gehabt, "die Besonderheit des Gedenkens am Ghetto-Monument zum Ausdruck bringen zu müssen." Im November 1940 hatten die Nazis das Warschauer Ghetto eingerichtet und auf engstem Raum 500.000 jüdische Menschen zusammengepfercht. Ab 1942 wurden die Ghettobewohner in das Vernichtungslager Treblinka abtransportiert. Zu Ostern 1943 begann der Kampf der jüdischen Widerstandgruppen. Kaum einer der Aufständischen überlebte. Das Ghetto wurde niedergebrannt. "Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt." Am gleichen Tag unterzeichnet Brandt den Warschauer Vertrag über die Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen. Er will damit "einen Schluss-Strich setzen unter Leiden und Opfer einer bösen Vergangenheit". Die Unterzeichnung ist der Höhepunkt von Brandts so genannter Ostpolitik: Die Bundesrepublik anerkennt faktisch Polens West-Grenze, die Oder-Neiße-Linie, und damit auch den Verlust der ehemals deutschen Ostgebiete wie Schlesien oder Pommern. Dies führt nach Brandts Rückkehr zu heftigen Angriffen der christdemokratischen Opposition und der deutschen Vertriebenenverbände. Ihm wird "Verzichtspolitik" vorgeworfen und er wird als "Vaterlandsverräter" beschimpft. Auf einer Demonstration wird skandiert: "Willy Brandt an die Wand, raus aus unserem Vaterland." Der Bundestag ratifiziert den Vertrag mit 248 Ja-Stimmen, 17 Gegenstimmen und 230 Enthaltungen erst eineinhalb Jahre später. Stand: 07.12.05 | Dominik Reinle (AnK) | Vor 35 Jahren: Willy Brandt besucht Warschau | [
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24. Oktober 1873 - Geburtstag von <span lang="fr">Jules Rimet</span> | 1954 wird Deutschland Fußball-Weltmeister. Den nach ihm benannten Pokal überreicht Jules Rimet. Im gleichen Jahr hält Rimet in Bern seine Abschiedsrede als Fifa-Präsident. 33 Jahre hat er der "Fédération Internationale de Football Association" vorgestanden. Am Ende seiner Rede folgen minutenlange Standing Ovations. Die Fifa weiß, was sie an ihrem Präsidenten gehabt hat. Denn der kluge Stratege und diplomatische Lenker gilt nicht nur als "Vater der Fußballweltmeisterschaften". Er erhöht die Anzahl der Mitgliedsverbände während seiner Amtszeit auf das Vierfache. Geboren wird Rimet am 24. Oktober (nach anderen Angaben am 14. Oktober) 1873 in Theuley im Nordosten Frankreichs. Mit elf Jahren übersiedelt er mit seiner Familie nach Paris, wo er nach dem Schulabschluss dank eines Stipendiums Jura studieren kann. 1897 gründet er mit Freunden den katholischen Fußballclub Red Stars Paris, der sich der Arbeiterklasse zuwendet. Als Klubpräsident beweist er jenes Organisationstalent, das ihn 1919 zum Präsidenten des französischen Fußballverbandes macht. Durch seine Tätigkeit bekommt Rimet Kontakt zur 1904 in Paris gegründeten Fifa, deren völkerverbindendes Ideal seinen Ansichten entspricht. 1921 wird er Präsident des Weltfußballverbandes. In der Folge gilt sein ganzes Bestreben der Ausrichtung einer Fußball-WM – auch gegen den erklärten Widerstand anderer Funktionäre. Immerhin gibt es ja schon die Olympischen Spiele. Rimet aber will einen internationalen Schlagabtausch für Profi-Spieler. Entsprechend hartnäckig bleibt er am Ball. 1928 gewinnt die Fußball-Nationalmannschaft von Uruguay bei den olympischen Sommerspielen in den Niederlanden die Goldmedaille. Die Fifa beschließt daraufhin, zwei Jahre später eine Fußball-WM in dem lateinamerikanischen Land auszurichten. Zwei Monate vor Beginn hat sich noch kein einziges europäisches Land angemeldet, Uruguay droht damit, die Veranstaltung platzen zu lassen. Es spricht für Rimets Verhandlungsgeschick, dass es ihm in letzter Minute gelingt, vier europäische Länder vom Nutzen einer Teilnahme zu überzeugen. Weltmeister wird der Gastgeber, der Rest ist Geschichte. 1956 wird Rimet für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Im selben Jahr stirbt er im Alter von 82 Jahren in Paris. 1983 wird der nach ihm benannte WM-Pokal in Brasilien gestohlen und vermutlich eingeschmolzen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 25.10.2018: Vor 25 Jahren: Geldwäsche-Gesetz wird verkündet | Thomas Köster | Als Jules Rimet 1954 in Bern seine Abschiedsrede als Fifa -Präsident hält, folgten minutenlange stehende Ovationen. 33 Jahre lang übt er das Amt aus. Er gilt als "Vater der Fußballweltmeisterschaften". | [
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6. Juli 1898 - Politikerin Helene Wessel wird geboren | Als jüngste von vier Geschwistern wächst die gebürtige Dortmunderin Helene Wessel als Tochter des Bahnbeamten Heinrich Wessel und seiner Frau Helene in eher kleinen, aber wohlbehüteten Verhältnissen auf. Der katholische Glaube prägt sie. Nach Schule und Handelsschule wird Wessel in Berlin Diplom-Wohlfahrtspflegerin. Diese Ausbildung finanziert sie – für eine Frau in damaligen Zeiten vollkommen ungewöhnlich – selbst. Unter anderem verkauft Helene Wessel dafür sogar ihre Briefmarkensammlung. Über die katholische Frauen- und Jugendbewegung kommt sie zum Zentrum. Helene Wessel engagiert sich in der Sozialpolitik. Sie gilt als beharrlich und durchsetzungsstark in der Männerdomäne Parteipolitik. 1925 wird sie Mitglied im Reichsparteivorstand. Drei Jahre später zieht sie für ihre Partei in den Preußischen Landtag ein. In der Nazizeit kann sich Wessel nicht weiter politisch betätigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließt sie sich erneut der Zentrumspartei an. Auf dem ersten Parteitag 1946 wird sie zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und übernimmt drei Jahre später den Bundesvorsitz des Zentrums. Doch die katholische Partei steht bald klar im Schatten der neuen CDU. Helene Wessel wird in der Gründungsphase der Bundesrepublik in den Parlamentarischen Rat gewählt und ist damit eine der vier Mütter des Grundgesetzes – obwohl es ihr am Ende nicht weit genug ging. Die Historikerin Barbara von Hindenburg: "Sie hat daran mitgearbeitet, aber sie hat dem Grundgesetz nicht zugestimmt." Wessel vermisst im Grundgesetz direktdemokratische Elemente und die Stärkung von Elternrechten. Helene Wessel lehnt die Wiederbewaffnung nach dem Krieg entschieden ab und engagiert sich in der "Notgemeinschaft für den Frieden in Europa". Damit stößt sie auf Ablehnung in ihrer Partei. Gemeinsam mit Gustav Heinemann und anderen gründet sie die Gesamtdeutsche Volkspartei. Als die GVP bei den Bundestagswahlen 1953 an der Fünf-Prozent-Klausel scheitert, löst sich die Partei wieder auf. 1957 tritt Helene Wessel dann in die SPD ein. Das führt zu ihrem Spitznamen: Helene Wechsel. Im Bundestag redet sie für die Wiedervereinigung, gegen die Atomwaffen und geißelt - mitten im Kalten Krieg - die Hatz gegen Kommunisten. Wenig ist über das Privatleben von Helene Wessel bekannt. Die Kettenraucherin liebt Katzen, sammelt Briefmarken und tanzt – vor allem auf Bundespressebällen – leidenschaftlich gerne. Helene Wessel bleibt ledig und zieht im Alter mit ihrer lebenslangen Freundin in ein eigenes Haus mit Garten. Als Helene Wessel 1969 in Bonn verstirbt, wird sie in einem Nachruf als Sozialpolitikerin mit dem Mut der Suffragette und dem Herzen einer Frau gewürdigt. Autorin des Hörfunkbeitrags: Anja ArpRedaktion: Gesa Rünker Das "Zeitzeichen" läuft immer um 9.45 Uhr auf WDR 5 und um 17.45 Uhr auf WDR 3. Zudem gibt es das "Zeitzeichen" auch als Podcast. Zeitzeichen am 07.07.2023: Vor 155 Jahren: Ingenieur Frank B. Gilbreth geboren | Martin Teigeler | Sie ist eine der vier Mütter des Grundgesetzes. Die Katholikin Helene Wessel ist bereits in der Weimarer Republik beim Zentrum politisch aktiv. In der Bundesrepublik wechselt sie schließlich zur SPD. | [
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8. Juli 1545 - Spanischer Thronerbe Don Carlos wird geboren | Durch eine geschickte Heiratspolitik hat Kaiser Maximilian I. von Österreich (1459-1519) seinem Haus Habsburg den Weg zur mächtigsten Dynastie Europas geebnet. Maximilians Urenkel Philipp II. erbt nicht nur den Thron Spaniens und dessen amerikanische Kolonien, sondern herrscht auch über die Niederlande, die reiche Freigrafschaft Burgund und große Teile Italiens. 1543 heiratet der 16-jährige Thronfolger Philipp die gleichaltrige Prinzessin Maria von Portugal, seine Cousine von väterlicher und mütterlicher Seite. Dies erweist sich als verhängnisvoll, als am 8. Juli 1545 ihr Sohn Carlos zur Welt kommt. Während Maria vier Tage nach der äußerst komplizierten Geburt stirbt, zeigen sich bei dem Infanten schon früh gravierende erbliche Folgen der Verwandtenehe. Carlos, Urenkel der Johanna von Kastilien, genannt "die Wahnsinnige", gilt bereits im Kindesalter als geistig zurückgeblieben, jähzornig und zu Grausamkeiten neigend. Gesandte an Philipps Hof beschreiben den künftigen Erben des spanischen Imperiums als "schmalbrüstig, eine Schulter ist höher als die andere, das linke Bein ist länger als das rechte, so dass er merklich hinkt und am Rücken hat er ein Buckele." Obwohl Philipp II. die Eignung seines Sohnes als Herrscher bezweifelt und ihm verbietet zu heiraten, wird der Infant 1560 vom spanischen Adel als Fürst von Asturien und damit als Thronfolger Spaniens anerkannt. Zwei Jahre später erleidet der 17-jährige Carlos bei einem Treppensturz einen Schädelbruch und fällt ins Koma. Durch eine gewagte Operation retten die Ärzte sein Leben, doch seine psychische Labilität verschärft sich in der langen Genesungszeit unter der Obhut erzreaktionärer katholischer Geistlicher. Nach einer Reise mit Philipp II. in die Niederlande macht sich Don Carlos Hoffnungen, vom Vater dort als Statthalter eingesetzt zu werden. Als Philipp aber 1566 dem Herzog von Alba den Oberbefehl über die aufrührerische Provinz überträgt, kann Carlos seinen Hass auf den Vater kaum noch zügeln, schmiedet angeblich sogar Mordpläne. Um seinen Sohn zu besänftigen, ernennt Philipp II. ihn zum Minister des Staatsrats. Engagiert erfüllt Don Carlos seine Pflichten, bis er nach kurzer Zeit in sein wirres Verhalten zurückfällt und von Philipp wieder des Amtes enthoben wird. Als der König auch noch erfährt, dass Carlos zu den aufständischen Truppen in Flandern fliehen will, entschließt er sich zum Äußersten. Am 18. Januar 1568 lässt Philipp II. seinen regierungsunfähigen Sohn im Beisein des Staatsrates festnehmen und leitet einen Prozess wegen Hochverrats ein. Über Don Carlos' letzte Lebensmonate hinter den Mauern des Schlosses von Madrid existieren kaum gesicherte Fakten. Angeblich verschluckt Carlos einen Diamantring, um sich umzubringen. Wochenlang fastet er, um anschließend Unmengen von Geflügel zu vertilgen. Eiswasser, das er in seiner heißen Dachkammer eimerweise in sich hineinschüttet, führt wahrscheinlich zu Koliken, an denen der Infant am 24. Juli 1568 mit nur 23 Jahren stirbt. Gerüchte über seine Ermordung durch den Vater können nie bestätigt werden. Ein Hofchronist hält die Reaktion Philipps II. auf die Todesnachricht fest: "Der Vater trauert – der König ist beruhigt." 220 Jahre später stilisiert Friedrich Schiller das tragisch kurze Leben des spanischen Infanten im Drama "Don Karlos" zum mutigen Freiheitskampf gegen die Despotie Philipps II. und die Allmacht der katholischen Inquisition. Stand: 08.07.2015 | Bernd Rexing | Mythen ranken sich um das Leben des Sohns von Spaniens König Philipp II. Körperlich zurückgeblieben und geistig instabil, wird Carlos vom Thronerbe ausgeschlossen und vom Vater gefangengesetzt. Mit 23 Jahren stirbt der Infant, den Schiller später zum Freiheitshelden stilisiert. | [
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16. Mai 1907: Der Tango kommt nach Europa | Argentinien ist wohl das einzige Land der Welt, in dem ein Tanz gesetzlichen Schutz genießt. Als Nachbar Uruguay immer hartnäckiger für sich das Privileg reklamiert, die wahre Heimat des Tangos zu sein, erklären die Argentinier ihn 1998 kurzerhand zum "Kulturgut der Nation, das zu schützen, zu erhalten und zu verbreiten" sei. Die Wahrheit ist: Niemand kann heute noch genau sagen, wann und wo genau dieser Paarlauf von Latin Lover und Femme fatale entstanden ist. Sicher ist nur eins: Geboren wurde der Tango irgendwann um 1880, ganz unten, in den Elendsvierteln von Buenos Aires und Montevideo, in Hafenkaschemmen und Bordellen. Und als sicher gilt ebenso, wer den Tango über den Atlantik brachte und dessen Siegeszug in Europa einleitete: Im Frühjahr 1907 reisen die Tango-Komponisten Angel Villoldo und Alfredo Gobbi sowie dessen Frau, die Sängerin Flora Rodriguez, von Buenos Aires zu Schallplattenaufnahmen nach Paris. Villoldo, der "papá del tango", kehrt bald zurück; Gobbi jedoch gründet ein eigenens Plattenlabel, während Flora auf den Pariser Bühnen mit Tango-Interpretationen ihres Mannes Erfolge feiert. Zur gleichen Zeit schockiert der Schriftsteller Ricardo Güiraldes, ein wohlhabender Dandy aus Buenos Aires und gern gesehener Gast in den Pariser Salons, die "Haute volée" mit spontanen, heißblütigen Vorstellungen des einheimischen Gossen-Tanzes. Verbrieft ist die geflüsterte Frage einer Comtesse de Pourtalés, nachdem sie ihren ersten Tango gesehen hat: "Tanzt man diesen Tanz im Stehen?" Erst in der Alten Welt entwickelt sich der Tango, der in seiner Heimat von Ober- und Mittelschicht verabscheut wird, zum Gesellschaftstanz, zum verruchten Vergnügen sowohl der Reichen und Schönen, als auch der Kleinbürger und Arbeiter. Zwischen 1910 und 1920 tobt eine regelrechte Tangomanie durch Europa, die bald Züge einer Kulturrevolution trägt. Nie zuvor kamen sich Frauen und Männer in der Öffentlichkeit so nah. In Deutschland verbietet Kaiser Wilhelm II. seinen Offizieren den unziemlichen Tanz - mit wenig Erfolg. Schon 1913 wird in Baden-Baden das erste offizielle Tango-Turnier veranstaltet. Auf dem Umweg über Europa gelangt der Tango schließlich zurück nach Buenos Aires und erobert - nun gezähmt und geadelt - auch in Argentinien die größten Ballsäle. Stand: 16.05.07 | Bernd Rexing (Haber) | Vor 100 Jahren: Der Tango kommt nach Europa | [
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12. Februar 2002 - Milošević-Prozess beginnt in Den Haag | Unter seiner Herrschaft kommt es in den 1990er Jahren in Bosnien und im Kosovo zu Kriegsverbrechen durch Serben: Als serbischer und später jugoslawischer Präsident spielt Slobodan Milošević im Bürgerkrieg auf dem Balkan eine zentrale Rolle. Doch 1999 bombardiert die Nato Belgrad; später wird Milošević gestürzt und an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert. Dort beginnt am 12. Februar 2002 der Prozess vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal. "Ich sehe dieses Tribunal als falsches Tribunal an", protestiert Milošević. "Es ist illegal." Chefanklägerin Carla del Ponte, die das Verfahren eröffnet, wirft dem Angeklagten vor, aus reinem Machthunger Hunderttausenden "unsägliches Leid" angetan zu haben. Milošević sei der Hauptverantwortliche für "mittelalterliche Barbarei und kalkulierte Grausamkeit". Es geht um Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord - begangen als politischer Führer Serbiens. Das Problem: Die Ankläger hatten "nicht genug in der Hand, um Milošević alle ihm zu Last gelegten Verbrechen nachweisen zu können", sagt der Journalist Ludger Kazmierczak, der den Prozess für den ARD-Hörfunk beobachtet hat. Milošević habe sich die Hände nie selbst schmutzig gemacht, sondern Befehle erteilt. Das aber anhand von Befehlsketten nachzuweisen, sei fast unmöglich. Zum ersten Mal muss sich ein ehemaliges Staatsoberhaupt vor einem internationalen Gericht verantworten. Es geht um Morde und Vertreibungen durch serbische Verbände in Kroatien, Massaker an Muslimen in Vukovar und Srebrenica sowie Deportationen von Albanern im Kosovo. "Wusste er davon? - Natürlich hat er es gewusst", sagt Ankläger Geoffry Nice, der nach Carla del Ponte das Wort übernommen hat. Der Brite verweist auf Berichte, die im Präsidentenbüro eingegangen sind, und auf die heimischen Medien, die ausländische Berichte über Gräuel der serbischen Truppen an Zivilisten übernommen haben. Als Jurist besteht Milošević auf seinem Recht, sich selbst zu verteidigen. Er verfolgt das Verfahren meist mit verschränkten Armen und spöttischem Lächeln: "Aha, ich war also der Chef aller Bürger Jugoslawiens und für alles verantwortlich - auch wenn ein Fußgänger überfahren wurde." Der Angeklagte kontert alle Vorwürfe und dreht in seiner Verteidigung den Spieß um: "Sie werden sehen, dass der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien von denen ausgelöst und unterstützt wurde, die dieses Tribunal veranstalten: von Deutschland, dem Vatikan und den Vereinigten Staaten." Milošević spielt auf Zeit, er traktiert das Gericht mit ausufernden Befragungen und juristischen Winkelzügen. Schließlich verliert Richter Patrick Robinson die Geduld: "Ich bin angewidert von Ihrem Verhalten! Sie haben dieses Gericht schamlos missbraucht!" Vier Jahre lang tritt der Prozess auf der Stelle. Dann wird Milošević am 11. März 2006 tot in seiner Zelle aufgefunden. Gutachter stellen einen Herzinfarkt als Todesursache fest und das Gericht teilt mit: "Sein Tod schließt das Verfahren." Über die Bewertung dieses unvollendeten Verfahrens gehen die Meinungen auseinander. Eine Vertreterin der Anklage ist zufrieden: "Der Prozess wird so wichtig wie die Nürnberger Prozesse, weil die Beweise zählen. Die Beweise sind wichtiger als das Urteil." Das Gericht jedoch teilt mit, Miloševićs Tod habe nicht nur ihn selbst, sondern alle betroffenen Parteien eines Urteils beraubt. Stand: 12.02.2012 | Dominik Reinle | Unter der Herrschaft von Slobodan Milošević kommt es in den 1990er Jahren in Bosnien und im Kosovo zu Kriegsverbrechen durch Serben. Nach seinem Sturz wird der Serbenführer an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T10:34+02:00 | 2015-10-07T10:34+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6346~_mon-042016.html |
27. Dezember 1948 - Geburtstag von <span lang="fr">Gérard Depardieu</span> | Maßlos ist er und gierig: Der französische Schauspieler Gérard Depardieu spielte nicht nur in inzwischen über 230 Filmen mit. Er liebt auch Motorräder, den Wein, das gute Essen und den Genuss überhaupt. Von mehreren Bypässen lässt sich Gégé, so nennen ihn die Franzosen liebevoll, dabei nicht aufhalten. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" nannte Gérard Depardieu einmal den "arbeitswütigsten und zugleich lebenslustigsten europäischen Filmstar". Zunächst spricht alles gegen seinen Erfolg: Geboren wird Gérard Depardieu am 27. Dezember 1948 in Châteauroux in Zentralfrankreich, als Sohn eines Alkoholikers. Er bricht die Schule ab, stiehlt Autos. In seiner eigenen Biografie bekennt er, er habe damals als Strichjunge gearbeitet, auf dem Schwarzmarkt gehandelt und Gräber geplündert. Doch bald geht er, der Prolet aus der Provinz, nach Paris und nimmt Schauspielunterricht. Schnell fällt seine physische Präsenz auf. Nach einigen Jahren am Theater und im Fernsehen gelingt ihm mit der Herumtreiber-Komödie "Die Ausgebufften" der Durchbruch, die 1974 in die Kinos kommt. Die schönsten Frauen stehen fortan mit dem kettenrauchenden Depardieu vor der Kamera. Mit Catherine Deneuve dreht er unter anderem den Film "Die letzte Metro" (1980), der ihn weltweit bekannt macht. Ob Kunst oder Kitsch, Depardieu dreht begierig einen Film nach dem anderen. Es gibt kaum einen berühmten Franzosen aus Geschichte und Literatur, den Depardieu nicht schon gespielt hat, darunter Georges Danton, Auguste Rodin, Honoré de Balzac oder Cyrano von Bergerac. Und immer wieder eckt der Raufbold Gérard Depardieu an. Er hat schon ins Flugzeug gepinkelt oder sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin angefreundet. Der hat dem Steuerflüchtling aus Frankreich sogar einen russischen Pass gegeben. Vor allem wegen seines exzentrischen, manchmal rüpelhaften Verhaltens, ist Gérard Depardieu so erfolgreich. "Hässlich und schön zugleich, beruhte seine Ausstrahlung auf dem Image des ungezähmten, instinktiv handelnden Naturburschen", schreibt der Filmdienst über den französischen Schauspieler. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 28.12.2018: Vor 200 Jahren: Geburtstag des Chemikers Carl Remigius Fresenius | Martina Züger | Maßlos ist er und gierig: Der französische Schauspieler Gérard Depardieu spielte nicht nur in inzwischen über 230 Filmen mit. Er liebt auch den Wein, das gute Essen und den Genuss überhaupt. | [
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] | Stichtag | 2018-12-27T10:28+01:00 | 2018-12-27T10:28+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-geburtstag-von-gerard-depardieu-100~_mon-072022.html |
2. Juni 1920 - Marcel Reich-Ranicki wird geboren | "Um Gottes willen, warum bin ich verurteilt, diese Art Literatur zu lesen? Das ist ein lächerliches Niveau, ein Geschwätz sondergleichen." Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist kein Mann der leisen Töne. Mit Witz und Temperament begeistert er in der Büchersendung "Das Literarische Quartett" ein Millionenpublikum. Er wird aber auch gehasst. Vor allem von den Autoren, deren Werk er verrissen hat - und die ihn deshalb den "Reißwolf der Literatur" nennen. Doch für Reich-Ranicki ist klar: "Der Kritiker muss über Mut verfügen: über die Fähigkeit, sich zu entscheiden, klar zu sagen, ja oder nein." Geboren wird Marcel Reich-Ranicki am 2. Juni 1920 in Włocławek in Polen, das dritte Kind eines polnischen Vaters und einer deutschen Mutter. Als er neun Jahre alt ist, zieht die jüdische Familie nach Berlin. Bei Hitlers Machtübernahme ist er zwölf und besucht das Gymnasium. Er wird als Außenseiter behandelt und flüchtet sich in die Literatur. Bereits mit 14 hat der Hochbegabte sämtliche Dramen von Schiller und Shakespeare gelesen. Nach dem Abitur wird er 1938 nach Warschau deportiert und 1940 mit seiner Familie ins Ghetto gesperrt. Er muss zusehen, wie seine Eltern zum Bahnhof getrieben werden - zur Fahrt in die Gaskammern. Reich-Ranicki und seine Frau Tosia können fliehen und sich bei einem polnischen Paar verstecken. Um nicht weggeschickt zu werden, beginnt Reich-Ranicki stundenlang zu erzählen, was er gelesen hat - zum Beispiel "Kabale und Liebe", "Hamlet" und "Romeo und Julia". Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Reich-Ranicki Nachrichtenoffizier und polnischer Konsul in London, bevor er sich wieder der Literatur zuwendet. 1958 kehrt er nach Deutschland zurück. Zunächst wird er Kritiker bei der "Zeit", später Literatur-Chef der FAZ. Als Reich-Ranicki 1988 das Rentenalter erreicht, geht die Karriere weiter: "Das Literarische Quartett" macht ihn zum Medienstar. Aber auch manche seiner Gegner sind prominent, unter anderem die Autoren Martin Walser und Günter Grass. Reich-Ranicki wird mit Auszeichnungen überschüttet. Eine Ehrung weist er jedoch zurück: 2008 lehnt der 88-Jährige vor laufender Kamera den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk ab - und bringt Moderator Thomas Gottschalk in Verlegenheit. Ihrer Freundschaft schadet das nicht. Als Marcel Reich-Ranicki am 18. September 2013 in Frankfurt stirbt, hält Gottschalk die Trauerrede. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Juni 2020 ebenfalls an Marcel Reich-Ranicki. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 03.06.2020: Vor 25 Jahren: Auf Usedom wird die längste Seebrücke Deutschlands eingeweiht | Dominik Reinle | In den 1960er und 1970er Jahren steigt Marcel Reich-Ranicki in der Bundesrepublik zum "Literaturpapst" auf - eine Berühmtheit, die immer wieder auch polarisiert. | [
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] | Stichtag | 2020-06-02T09:16+02:00 | 2020-06-02T09:16+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-marcel-reich-ranicki-100~_mon-112011.html |
16. Mai 1913 - Woody Herman wird geboren | In den 1940er Jahren ist er ganz oben: Bandleader und Klarinettist Woody Herman begeistert mit seinem swingenden Jazz die USA. Seine Karriere beginnt der am 16. Mai 1913 in Milwaukee geborene Sohn deutscher Einwanderer schon als Kind: Sein musikalischer Vater lässt ihn mit sechs Jahren in Varietés singen und tanzen. Mit kaum 15 Jahren verlässt Woody die School of Music an der katholischen Marquette University im US-Bundesstaat Wisconsin und zieht nach Los Angeles. Dort schließt er sich als Sänger und Klarinettist dem Orchester Tom Gerun an. 1934 wird er Mitglied der Band des Saxofonisten Jones Isham. Als sich die Gruppe auflöst, gründet Herman aus dem Stamm des Ensembles seine erste eigene Formation: "The Band that plays the Blues" ("Die Band, die Blues spielt"). Schon beim Debüt im "Roseland Ballroom" in New York setzt Herman 1936 Maßstäbe. Die Band tritt im Wechsel mit dem bereits berühmten Orchester von Count Basie auf. Drei Jahre später hat Herman mit dem Blues "Woodchoppers Ball" ("Holzhacker-Fest") einen ersten großen Hit. Mehr als eine Million Mal verkauft sich die Single. Hermans Bigband etabliert sich als eines der besten Orchester der Swing-Ära. Die Band tritt im mondänen "Glen Island Casino" nördlich von New York City auf und spielt vor fast 5.000 Zuhörern im riesigen "Hollywood Palladium" in Los Angeles. Bald darauf nennt Herman sein Orchester um in "Herman's Herd" ("Hermans Herde"). Unter diesem Namen spielen die Musiker in begehrten Radioshows. Im Lauf der Jahre löst Herman seine "Herde" immer wieder auf, um sie später in neuer Besetzung wiederzubeleben. Jede der mindestens vier "Herden" hat ihren eigenen musikalischen Charakter. Während die erste vor allem durch den dominanten Trompetenklang auffällt, sind für die zweite weiche Saxofone typisch. Das Stück "Four Brothers" ist zum Inbegriff dieses Sounds geworden. Mit seiner dritten "Herde" geht Herman erstmals auch auf Europa-Tournee und spielt Mainstream-Jazz. Ab 1956 tendiert Herman mit der vierten "Herde" schließlich zum Hard Bop. Herman legt großen Wert darauf, künstlerisch nicht stehen zu bleiben. Er lässt vom Bebop-Trompeter Dizzy Gillespie ein Stück schreiben und nimmt nach 1960 auch Rock-Elemente in seine Arrangements auf. Später spielt sein Orchester auch Songs von Carole King, Frank Zappa, Stevie Wonder, Chick Corea oder John Coltrane. Mehr als 50 Jahre lang gelingt es Herman auf diese Weise, erfolgreich den Bestand seines Orchesters zu sichern. Herman verdient viel Geld - bis er herzkrank wird und nicht mehr ohne Rollstuhl auskommt. Nicht einmal mehr seine Arztrechnungen kann er bezahlen. Das ist eine Folge von hohen Steuerrückständen aus den 1960er Jahren. Ein früherer Manager soll das Geld veruntreut haben. Schließlich klagt die US-Steuerbehörde 1,6 Millionen Dollar ein. 1985 versteigert das Steueramt Hermans Haus in Hollywood, das er 1946 von Humphrey Bogart gekauft hat, für einen Viertel des Werts. Schließlich kann der Musiker seine Miete nicht mehr bezahlen. Erst eine Spendenaktion, an der sich auch Prominente wie Frank Sinatra und Clint Eastwood beteiligen, bewahren Herman vor der Obdachlosigkeit. Wood Herman stirbt am 29. Oktober 1987 mit 74 Jahren in Los Angeles an einem Herzanfall. Bis heute erinnert an ihn ein "Fonds für Jazzmusiker in Not". Stand: 16.05.2013 | Dominik Reinle | In den 1940er Jahren ist er ganz oben: Bandleader und Klarinettist Woody Herman begeistert mit seinem swingenden Jazz die USA . Noch in den 1970er Jahren erhält er Preise für die besten Big-Band -Aufführungen. Trotzdem stirbt er 1987 mit 74 Jahren als verarmter Mann. | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T09:35+02:00 | 2015-10-08T09:35+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7522~_mon-052013.html |
04. September 2009 - Vor 60 Jahren: Herta Heuwer erfindet ihre "Chillup-Soße" | Am 4. September 1949 sitzt Herta Heuwer in ihrem Imbiss-Stand in Berlin-Charlottenburg und langweilt sich. Das Wetter ist trübe, kein Käufer verirrt sich zu ihr. Da beginnt die kreative Wurstverkäuferin, verschiedene Substanzen für ihre Snacks zu einer neuen Soßenidee zusammenzuschütten. Tomatenmark und Pfeffer sind dabei, geriebene Paprika, Worcestersoße und Curry-Pulver. Anschließend gießt Heuwer ihre später "Chillup-Soße" genannte Kreation über eine zerschnittene Dampfwurst. Nach der Überlieferung ist dies die Geburtsstunde der Currywurst. Geboren wird Heuwer 1913 im ostpreußischen Königsberg. Nach dem zweiten Weltkrieg übernimmt sie in Berlin ihren Schnellimbiss. 1959 lässt sie sich ihre Chillup-Soße patentieren. Ihre Wurstkreation wird so beliebt, dass sie später in eine eigene Imbisshalle mit mehreren Angestellten umzieht. 1960 übernimmt ein Konkurrent namens Konnopke am Ostberliner U-Bahnhof "Eberswalder Straße" die Geschäftsidee, auch wenn es sich bei seiner Curry-Soße nicht um das Original handeln kann: Dessen Rezeptur nämlich hütet Heuwer wie ein Staatsgeheimnis. 1978, zwei Jahre nach ihrem Abschied als Currywurstverkäufern, vernichtet sie alle schriftlichen Aufzeichnungen, nicht einmal ihrem Mann verrät sie die genaue Zusammensetzung. Als sie 1999 in Berlin stirbt, nimmt sie ihr Currywurstsoßenrezept mit ins Grab.Früh schon muss sich Heuwer anhören, dass sie gar nicht die Erfinderin der Currywurst gewesen sei. Noch 1993 wird der Schriftsteller Uwe Timm in seiner Novelle "Die Entdeckung der Currywurst" behaupten, in Hamburg sei der heißfettige Snack bereits 1947 am Imbiss zu haben gewesen. Heuwer wehrt sich gegen derlei "Märchen", indem sie ihre Urheberschaft durch das Schild "Erste Curry-Wurst-Braterei der Welt" an ihrem Imbissstand bekräftigt: "Meine Soße, die habe ich mir patentieren lassen, und damit bin ich auch die Erfinderin der Currywurst." Angeblich verspeisen die Deutschen rund 800 Millionen Currywürste im Jahr, von denen jede mit 300 Kilokalorien zu Buche schlägt. Allein in Berlin sollen es im selben Zeitraum 70 Millionen Portionen sein. Dabei wird die Kultspeise, der Herbert Grönemeyer 1982 einen eigenen Song widmet, längst nicht mehr nur in der Pappschale mit Pommes Frites serviert: Zu besonderen Anlässen etwa reicht das Berliner Hotel Adlon seinen Gästen die Kreation zum Champagner. Im August 2009 eröffnete in Berlin nahe beim Checkpoint Charlie zudem Deutschlands erstes Currywurst-Museum. Stand: 04.09.09 | Thomas Köster (döp) | Vor 60 Jahren: Herta Heuwer erfindet ihre "Chillup-Soße" | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T09:46+02:00 | 2015-10-06T09:46+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4174~_mon-122019.html |
21. Mai 1690 - John Eliot stirbt in Roxbury | 1631 verlässt der Geistliche John Eliot England. An Bord eines Segelschiffs überquert er den Atlantik und erreicht nach rund zwölf Wochen Boston an der Ostküste jenes Landes, das einmal die USA werden soll. Eliot gehört zur puritanischen Bewegung, einer strengen Variante des Calvinismus, die sich in England im Konflikt mit der anglikanischen Staatskirche befindet. Die ersten puritanischen Pilgerväter haben sich bereits 1620 mit der "Mayflower" nach Neu-England abgesetzt. Kurz nach seiner Ankunft übernimmt Eliot eine eigene Pfarrei in Roxbury, heute ein Stadtteil Bostons. Ein paar Meilen entfernt trifft er erstmals auf amerikanische Ureinwohner. Sie gehören zu den Stämmen der Algonquins, die sesshaft sind und Ackerbau betreiben. Eliots Auftrag lautet: christliche Missionierung dieser Heiden. Anders als spätere Missionare im 18. und 19. Jahrhundert sieht er in den Ureinwohnern aber nicht Wilde, die notfalls mit Gewalt zwangsbeglückt werden sollen. Für Eliot sind die Indianer Völker mit komplexen Kulturen, von denen er lernen kann. Deshalb eignet er sich deren lokale Sprache an und übersetzt auch die Bibel in die Sprache der Algonquin. Sie erscheint 1663 in kleiner Auflage. Es ist das erste Buch, das auf dem amerikanischen Kontinent gedruckt wird. Eliot gründet zudem 14 sogenannte Praying Towns. In diesen Siedlungen, gebaut nach dem Vorbild englischer Dörfer, leben, arbeiten und beten Indianer gemeinsam - unter der Leitung eines Missionars. Die Bet-Gemeinden sollen die ausgezehrten Indianer-Gemeinschaften stärken. Sie sind schutzlos Krankheiten wie Grippe, Masern und Pocken ausgeliefert, die die weißen Siedler eingeschleppt haben. Zudem sind sie abhängig vom Handel mit den Europäern. In den 1670er Jahren verschärft sich die Lage: Immer mehr weiße Siedler beanspruchen immer mehr Land. Der Indianerhäuptling Metacomet (genannt auch King Philip) schmiedet ein Bündnis für einen Aufstand. Es folgt eine Serie von Scharmützeln: Beim sogenannten King Philip's War sterben 3.000 Indianer und 800 Siedler. Die Niederlage für die Indianer bedeutet auch eine Niederlage für den Indianer-Missionar, der versucht hat zu vermitteln. Die besiegten Stämme werden als Sklaven in die Karibik verkauft und die Praying Towns - als mögliche Widerstandszentren - aufgelöst. "John Eliot, Apostel der Indianer", heißt es auf dem Grabstein, den ihm seine Gemeinde in Roxbury setzt, als er mit 85 Jahren am 21. Mai 1690 stirbt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Mai 2020 ebenfalls an John Eliot. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 22.05.2020: Vor 10 Jahren: Erste dokumentierte Transaktion eines Gutes mit Bitcoin | Dominik Reinle | Schon zu Lebzeiten ist er als Indianer-Apostel bekannt: Der Puritaner John Eliot missioniert im 17. Jahrhundert die amerikanischen Ureinwohner - mit einem eigenen Ansatz. | [
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] | Stichtag | 2020-05-21T00:00+02:00 | 2020-05-21T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-john-eliot-100~_mon-082021.html |
07.12.0043 v. Chr. - Todestag von Marcus T. Cicero | Als der italienische Humanist Francesco Petrarca 1345 die verschollene private Korrespondenz Ciceros entdeckte, war er zutiefst bestürzt. In seinen privaten Briefen stellte sich Cicero nämlich ganz anders dar, als in seinen vielbewunderten politischen Reden und philosophischen Schriften. Nicht als Held der Gesinnung, sondern als ein "allzeit unruhiger und verängstigter, ein kopfloser und elender Greis". Erasmus von Rotterdam wird dagegen halten, er könne Cicero gar nicht lesen "ohne von Zeit zu Zeit das Buch zu küssen." Die zwei größten Humanisten über Cicero. Wer von beiden hat recht? Redaktion: Michael Rüger | Hans Conrad Zander | Was ihm früh den Ehrentitel "pater patriae" gebracht hat, sein Eintreten für die Republik, wird Cicero im Alter das Leben kosten. Auf Anordnung des Triumvirats, der Dreier-Diktatur, ist dem "Vater des Vaterlands" die Kehle durchgeschnitten worden. | [
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] | Radio | 2018-12-04T11:23+01:00 | 2018-12-04T11:23+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/marcus-tullius-cicero-100~_mon-052026.html |
2. August 1934 - Vereidigung der Wehrmacht auf Hitler angeordnet | Am 2. August 1934 stirbt Reichspräsident Paul von Hindenburg. Damit tritt ein Gesetz in Kraft, das die nationalsozialistische Reichsregierung am Tag zuvor beschlossen hat: "Führer und Reichskanzler" Adolf Hitler übernimmt auch die Befugnisse des Reichspräsidenten - und ist damit Staatsoberhaupt. Noch am Todestag von Hindenburg ergeht an alle deutschen Soldaten der Befehl, zu einem neuen Treuegelöbnis anzutreten. Doch nicht Hitler selbst hat die Neuvereidigung angeordnet, sondern Reichswehrminister Werner von Blomberg. In hohen Offizierskreisen hat der Vertreter der alten Reichswehr schon länger einen Spitznamen: der "Gummilöwe". "Blomberg war von einer unheimlichen Sucht beseelt, vorauseilenden Gehorsam zu leisten", erklärt Historikerin Kirstin Buchinger-Schäfer von der Freien Universität Berlin. So hat Blomberg trotz der Ermordung zweier ehemaliger Generale der Reichswehr, darunter der frühere Reichskanzler Kurt von Schleicher, zur Niederschlagung des angeblichen "Röhm-Putsches" Ende Juni 1934 geschwiegen. Um sich auch weiterhin die Gunst Hitlers zu erhalten, lässt von Blomberg die Soldaten auf Hitler vereidigen. Durch die Eidesformel werden sie nicht mehr auf die Verfassung, sondern auf eine Einzelperson verpflichtet: "Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler (...) unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen." Hitler freut sich: "So wie die Offiziere und Soldaten der Wehrmacht sich dem neuen Staat in meiner Person verpflichten", verkündet er im "Völkischen Beobachter", "werde ich es jederzeit als meine heilige Pflicht ansehen, für den Bestand und die Unantastbarkeit der Wehrmacht einzutreten." Für von Blomberg lohnt sich der vorauseilende Gehorsam. 1935 wird der zum Reichskriegsminister und zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht ernannt, 1936 zum Generalfeldmarschall. Er treibt die Aufrüstung der Wehrmacht rasant voran. Sein Ziel ist ein hochtechnisiertes, propagandistisch gedrilltes Massenheer. Doch Anfang 1938 stellt sich der verwitwete Aufsteiger selbst ein Bein: durch seine zweite Eheschließung, bei der Hitler Trauzeuge ist. Die Auserwählte entpuppt sich als ehemalige Prostituierte. Im NS-Staat ist das ein Skandal, der zur sofortigen Entlassung von Blombergs führt. Hitler nutzt die Gelegenheit: Er sucht sich keinen Nachfolger in Kreisen der Wehrmacht, sondern übernimmt das frei gewordene Amt des Oberbefehlshabers selbst. Bis 1945 schwören über 18 Millionen deutsche Wehrpflichtige den Treueeid auf den "Führer". Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt die Bildung langlebiger Mythen wie jener der "sauberen Wehrmacht". Kriegsverbrecher und Massenmörder scheint es demnach nur in der SS gegeben zu haben. Erst die Wehrmachtsausstellung von 1995 zeigt einer breiten Öffentlichkeit, wie tief die Wehrmacht in Vernichtungskrieg und Holocaust verstrickt war. Wer heute seinen Dienst bei der Bundeswehr antritt, muss schwören, "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Anders als vor 1989 gilt das nicht nur im Verteidigungsfall, sondern auch bei Auslandseinsätzen. Stand: 02.08.2009 | Dominik Reinle (tax) | Vor 75 Jahren: Vereidigung der Wehrmacht auf Hitler angeordnet | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T14:49+02:00 | 2015-10-06T14:49+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3974~_mon-082019.html |
02. August 2007 - Vor 10 Jahren: Kinderbuchautor James Krüss gestorben | Eigentlich will James Krüss "so 'ne Art Hölderlin" werden. Nach dem Krieg erhält er in München hierzu eine Chance. Jeden Samstag darf er in der "Süddeutschen Zeitung" ein Gedicht abdrucken. Die Auftragsarbeit macht den jungen Schriftsteller mit einem Schlag bekannt. "Das lief so schnell, dass Erich Kästner, mit dem ich befreundet war, sich an den Kopf fasste und sagte: So schnell ist das bei mir nicht gelaufen", wird er sich später erinnern. Allerdings wird Krüss dann doch kein zweiter Hölderlin, sondern einer der bekanntesten Kinderbuchautoren seiner Generation. Krüss wird 1926 als Sohn eines Elektrikers auf Helgoland geboren. Die raue Insel mit ihren wortkargen Menschen prägt ihn stark. Nach der Evakuierung Helgolands 1941 geht Krüss nach Arnstadt in Thüringen, nach dem Krieg lässt er sich in Cuxhaven nieder. 1948 gründet er für die im Exil lebende Bevölkerung seiner inzwischen in Trümmern liegenden Heimatinsel die Zeitschrift "Helgoland". 1956 veröffentlicht er mit "Der Leuchtturm auf den Hummerklippen" sein Erzähldebüt für Kinder und Jugendliche. Das Buch wird so erfolgreich, dass er ihm noch in den achtziger Jahren die Fortsetzungen "Freunde von den Hummerklippen (1983), "Weihnachten auf den Hummerklippen" (1984) und "Abschied von den Hummerklippen" (1985) folgen lässt. Aus seinem Kinderbuch "Mein Großvater und ich" darf Krüss 1960 in der Tagesschau lesen. Spätestens danach kennt ihn in Deutschland nicht nur jedes Kind. Dem Fernsehpublikum wird Krüss mit der Verfilmung seines Kinderbuchs "Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen" (1962) bekannt. Die kapitalismuskritische Geschichte vom zwölfjährigen Waisenjungen, der einem diabolischen Baron sein Lächeln - und damit seine Seele - überlässt, läuft 1979 als 13-teilige Vorweihnachtsserie mit Thomas Ohrner und Horst Frank in den Hauptrollen. James Krüss stirbt am 2. August 1997 in seiner Wahlheimat Gran Canaria, wohin er 32 Jahre zuvor übergesiedelt war. Seine mehrfach ausgezeichneten Gedichte, Erzählungen und Romane werden in 30 Sprachen übersetzt. Stand: 02.08.07 | Thomas Köster (me) | Vor 10 Jahren: Kinderbuchautor James Krüss gestorben | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T13:20+02:00 | 2015-10-05T13:20+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2434~_mon-112012.html |
3. März 1915 - Das NACA wird gegründet | Der erste erfolgreiche Motorflug der Geschichte gelingt Orville Wright am 17. Dezember 1903. Zusammen mit seinem Bruder Wilbur hat er das Flugzeug entwickelt, das die beiden US-Amerikaner nun weltweit der Öffentlichkeit präsentieren. Doch schon bald bestimmen Europäer das Fluggeschäft: die Briten mit der Royal Aircraft Factory und die Deutschen mit der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen. Deshalb beschließt die US-Regierung nach mehrjähriger Diskussion eine offizielle Einrichtung zu schaffen, deren Aufgabe es sein soll, "wissenschaftliche Forschung im Bereich der Luftfahrt besonders in Hinsicht auf praktische Lösungen zu fördern". Zu diesem Zweck wird am 3. März 1915 das National Advisory Committee for Aeronautics (NACA) gegründet. Während des Ersten Weltkriegs räumt das Komitee zunächst patentrechtliche Probleme für den Flugzeugbau aus dem Weg, bevor es 1920 sein erstes eigenes Forschungslaboratorium in Langley Field im US-Bundesstaat Virginia erhält. Dort entsteht der erste große Windkanal der USA. Er gibt darüber Aufschluss, wie Flugzeuge gebaut werden müssen, damit sie schneller und sicherer fliegen. Die Wissenschaftler entwickeln unter anderem eine Verkleidung für Flugzeugmotoren, die sogenannte NACA-Haube, und Tragflächen, die für einen besseren Auftrieb sorgen. So entstehen Maschinen, die den heutigen ähnlich sind. Sie ahmen nicht mehr den Vogelflug nach, sondern können sogar ihr Fahrwerk einziehen. Bis 1939 wächst die Zahl der NACA-Mitarbeiter auf über 500 an, nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind es bereits rund 6.800 Personen, die mittlerweile in mehreren, über das Land verteilten Forschungslaboratorien tätig sind. Ebenso wie die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich bedienen sich auch die USA 1945 an der von Wernher von Braun entwickelten "V2"-Raketentechnologie der Nazis. Während sich Army und Navy um den Raketenbau kümmern, testet die NACA zusammen mit der US-Airforce Überschallflugzeuge. Doch beim Wettlauf ins All erleiden die Amerikaner 1957 den sogenannten Sputnik-Schock: Mit der gleichnamigen Raumsonde hatte die Sowjetunion den ersten Satelliten gestartet - vor den USA. Für US-Präsident Dwight D. Eisenhower ist das Maß voll, er macht Druck. Die NACA hat nach 43 Jahren ausgedient. Im Juli 1958 wird das Gesetz zur Gründung der National Aeronautics and Space Administration (NASA) verabschiedet. Gut zwei Monate später startet die US-Raumfahrtorganisation mit über 8.000 Mitarbeitern. Sie verfügt zu diesem Zeitpunkt über fünf Forschungseinrichtungen, die vom NACA eingebracht worden sind. Gleich nach ihrer Gründung startet die NASA das Mercury-Programm. Es hat zum Ziel, einen Astronauten in den erdnahen Weltraum zu befördern und zu untersuchen, unter welchen Bedingungen Menschen dort überleben können. Doch auch diesen Wettbewerb verlieren die USA. Es ist der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin, der 1961 erstmals die Erde in einem Raumschiff umrundet. Nach weiteren Rückschlägen triumphieren die Amerikaner aber doch noch: 1969 betritt ihr Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Stand: 03.03.2015 | Dominik Reinle | Wer hat die Flugzeuge entwickelt, die schnell und mit wenig Luftwiderstand fliegen? Eine kleine US -Behörde, die 1915 gegründet wird: Das National Advisory Committee for Aeronautics (NACA). Daraus entsteht später die US-Raumfahrtbehörde NASA . | [
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"Flugzeug"
] | Stichtag | 2015-10-01T15:54+02:00 | 2015-10-01T15:54+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-180~_mon-012014.html |
20. September 1407 - Erste urkundliche Erwähnung der Rom-Völker in Deutschland | In der mittelalterlichen Buchhaltung der Stadt Hildesheim steht eine kurze Notiz zum Weinausschank am 20. September 1407: "Am Abend vor dem Tag des Evangelisten Matthäus - den Tatern in der Ratsschreiberei ausgeschenkt: 1/2 Stübchen." Das sind knapp zwei Liter Wein, dessen Ausschank damals dem städtischen Weinamt obliegt. "Tatern" ist eine der zahlreichen Fremdbezeichnungen für Roma-Gruppen. Während in Niederdeutschland und Skandinavien von den "Tatern" - den Tataren - die Rede ist, setzt sich im hochdeutschen Raum der Begriff "Zigeuner" durch. In England werden die Roma-Völker "Gypsys" genannt, "die Leute aus Ägypten". In Frankreich heißen sie "Les Bohémiens", "die Leute aus den böhmischen Wäldern", und in den Niederlanden "Heidene", "die Heiden". Diesen von Klischees und Vorurteilen überlagerten Fremdbezeichnungen stehen die Selbstbezeichnungen Sinti und Roma gegenüber. In Deutschland bilden Sinti seit jeher die größte Gruppe. 1970 haben sich die Rom-Völker auf einem Kongress auf den Oberbegriff Roma geeinigt. Vermutlich stammen die unterschiedlichen Gruppen ursprünglich aus Indien: Sie wandern über Persien ins Byzantinische Reich und fliehen von dort vor den osmanischen Herrschern nach Europa. Ihre ausnahmslos mündliche Tradition unterscheidet die Roma von allen Völkern mit Schriftkultur. "Mit der Folge, dass deren Schriftzeugnisse die Geschichte einseitig färben", sagt die Historikerin Karola Fings von der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg. "De facto aber wissen wir bis heute wenig über die Roma." Die Roma, die im Mittelalter nach Europa kommen, werden von den Chronisten als abenteuerlich, fremd und anders als die Christenheit beschrieben. Die Ansiedlung und die freie Berufswahl werden ihnen oft verweigert. So bleiben die Roma für lange Zeit fahrende Händler, Handwerker und Schausteller. Gleichzeitig entstehen diskriminierende Zuschreibungen wie "ziehende Gauner", "Gesindel und Spitzbuben" sowie "Kindesräuber und Diebe". Solche "Zigeuner"-Bilder werden unter anderem in der Literatur, der Fotografie, in Filmen und Opern wiedergegeben. Dazu gehören auch romantisierende Bilder, wie "Wahrsager", feurige, schöne "Zigeunerin" und freies "Zigeunerleben". Der Effekt ist über Jahrhunderte immer der gleiche: Der Minderheit werden angeborene Eigenschaften angedichtet. Das bietet den Nationalsozialisten eine Steilvorlage: Sie deuten die Fantasie-Bilder der Mehrheitsgesellschaft zum unveränderbaren Erbgut um. Im "Dritten Reich" werden Sinti und Roma als "rassisch Fremde" stigmatisiert, zwangssterilisiert und in Vernichtungslager deportiert. Geschätzte 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma werden systematisch ermordet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg halten sich die Vorurteile in Behörden und Gerichten. Noch 1956 schreibt der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil über Sinti und Roma: "Sie neigen, wie die Erfahrung zeigt, zur Kriminalität. Es fehlen ihnen die sittlichen Antriebe, weil ihnen die primitiven Urmenschen ein ungehemmter Okkupationstrieb eigen ist." Das Urteil wird erst 2016 aufgehoben. Auch der NS-Völkermord an den Roma und Sinti wird lange nicht eingestanden. Das geschieht erst 1982 durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt - nach einem Hungerstreik von zwölf Sinti im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. Autor des Hörfunkbeitrags: Marfa HeimbachRedaktion: Gesa Rünker ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. September 2022 an die erste urkundliche Erwähnung von Rom-Völkern in Deutschland. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 21.09.2022: Vor 85 Jahren: "Der Hobbit" von J. R. R. Tolkien wird veröffentlicht | Dominik Reinle | Seit mehr als 600 Jahren leben Rom-Völker in Europa. Ihre Herkunft lässt sich wegen spärlicher Quellen nur grob rekonstruieren. Das älteste Schriftzeugnis über Roma in Deutschland stammt aus dem 15. Jahrhundert. | [
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] | Radio | 2022-09-15T15:55+02:00 | 2022-09-15T15:55+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-erste-urkundliche-erwaehnung-zigeuner-deutschland-sinti-roma-100~_mon-102024.html |
16. Mai 2008 - Vor 75 Jahren: Das Autokino wird patentiert | In Gravenbruch bei Frankfurt ist die letzte Reihe die beliebteste. Im ersten Autokino Deutschlands tummeln sich in den sechziger Jahren die Pärchen möglichst weit ab der 15 Meter hohen und 36 Meter breiten Leinwand. Nachdem der Heizlüfter hereingeholt und neben dem Gaspedal platziert ist, wird der Film auf den billigen Plätzen meist zur Nebensache. "Die Liegesitze waren schon runtergelegt", erinnert sich ein Besucherpaar von damals. "Vor allem links und rechts hat man dann natürlich auch ein bisschen geguckt: Tun die auch was, tun die auch was?" In den USA gibt es die "Love Lane", in der junge Paare unbeobachtet von ihren Eltern und den anderen Kinobesuchern knutschen können, schon früher - auch wenn es dem Erfinder Richard Milton Hollingshead wohl eher darum ging, möglichst vielen Autofahrern ein kommerzielles Filmvergnügen zu verschaffen. Am 16. Mai 1933 lässt sich Hollingshead sein Open Air Drive In Kino patentieren. Schon einen Monat später eröffnet er mit dem "Camden-Drive" in New Jersey das erste Autokino der Welt: Auf speziellen Rampen werden die Fahrzeuge vorne höher gestellt, damit die Insassen auf den 600 Stellplätzen besser sehen können. In den fünfziger Jahren gibt es in den USA über 4.000 Open-Air-Kinos dieser Art. Erst der Videoboom der achtziger Jahre macht dem Trend ein Ende. In Deutschland wird Hollingsheads Idee erst rund 30 Jahre später Kult, dann aber richtig. In Gravenbruch etwa zählt der Veranstalter in den ersten fünf Monaten nach der Eröffnung 1960 rund 250.000 Besucher. Mit dem Autokino kommt auch die amerikanische Fastfood -Kultur über den Atlantik. "Der Imbiss war sehr entscheidend", betont Filmvorführer Ernst Schneider aus Gravenbruch. "Wir haben in unserem Autokino Hamburger angeboten, da gab es noch keinen Mac Donald's oder Burger King. Bei uns kamen die Leute im Prinzip nur wegen der Hamburger." Stand: 16.05.08 | Thomas Köster (fhf) | Vor 75 Jahren: Das Autokino wird patentiert | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T13:11+02:00 | 2015-10-06T13:11+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3130~_mon-022019.html |
17. Dezember 1892 - Erste Ausgabe der <span lang="fr">Vogue</span> erscheint in New York | Etwa 400 reiche Familien gibt es Ende des 19. Jahrhunderts in New York. Und der Gründer der Vogue, Arthur Baldwin Turnure, gehört dazu. Er hat die nötigen Verbindungen, um über Partys in Herrenhäusern und Golfclubs zu berichten. Am 17. Dezember 1892 erscheint das Heft zum ersten Mal. Zu Beginn ist die Vogue ein Gesellschaftsmagazin für New Yorks Elite. "Allerdings: Wenn man sich anschaut, dass die Auflage auf 40.000 stieg, kann man relativ sicher sein, dass nicht nur diese 400 Familien des alten Geldes und der guten Erziehung die Vogue gelesen haben, sondern mindestens zwei weitere Gruppen: die Aufsteiger, die dazu gehören wollten, und Menschen, die die Vogue zum Träumen benutzt haben", sagt Bernd Skupin, Kulturredakteur bei der deutschen Vogue. 1880 liegen in New York bereits achtzehn Frauen- und Modezeitschriften an den Kiosken aus. "Modezeitschriften sind eine Folge der Kauf- und Warenhäuser. Mit der Ausdifferenzierung der Gesellschaft kam dieses Medium auf", sagt Marie Helbing, Kulturwissenschaftlerin an der Technischen Universität Dortmund und Expertin für Textilien und Modezeitschriften. Frauen der Oberschicht nutzen die Magazine als Konsumanreiz. "Wertvolle Stoffe, einengende Kleidung, wie zum Beispiel ein Korsett – darin kann eine Frau nicht arbeiten. Damit zeigt sie den Luxus an, der durch den Mann erarbeitet wird", sagt Helbing. Edna Woolman Chase, strenge und gnadenlose Chefredakteurin von 1914 bis 1951, prägt das Blatt entscheidend mit. Jede Frau, die für die Vogue arbeitet, muss schwarze Strümpfe, weiße Handschuhe und einen Hut tragen. Einer Mitarbeiterin, die versucht hatte, sich auf Bahngleisen das Leben zu nehmen, soll Woolman Chase gesagt haben: "Wir sind hier bei der Vogue. Wir werfen uns nicht vor die Untergrundbahn, meine Liebe. Wenn überhaupt, nehmen wir Schlaftabletten." Mittlerweile erscheint die Vogue in 21 Ländern und bleibt ein fantastisches Bilderbuch des Zeitgeistes mit vorwiegend weiblichen Hauptdarstellerinnen. Die Zielgruppe sind immer noch Frauen, aber ganz andere als Anfang des 20. Jahrhunderts. "Ich will, dass die Vogue temporeich, scharf und sexy ist. Mich interessieren die Superreichen nicht oder diejenigen, die sich der Muße hingeben. Ich will Leserinnen, die energiegeladene Chefinnen sind, mit eigenem Geld und einem großen Interessenspektrum. Es gibt eine neue Art von Frau dort draußen. Sie interessiert sich für Business und Geld", sagt Anna Wintour, derzeitige Chefin der US-Vogue. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Dezember 2017 ebenfalls an die Vogue. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 18.12.2017: Vor 205 Jahren: Erste Ziehung der spanischen Weihnachtslotterie | Martina Züger | Die Vogue ist ein Bilderbuch des Zeitgeistes mit vorwiegend weiblichen Hauptdarstellerinnen. Zielgruppe sind auch heute noch Frauen, aber ganz andere als vor 125 Jahren. | [
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] | Stichtag | 2017-12-17T00:00+01:00 | 2017-12-17T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-ausgabe-der-vogue-100~_mon-092012.html |
6. August 1538 – <span lang="es">Bogotá</span> wird gegründet | Südamerika im 16. Jahrhundert. Die Kolonisatoren aus Europa haben einen Gutteil des Kontinents bereits unter ihre Gewalt gebracht, jetzt strömen Glückssucher ins Land. Fasziniert sind sie von einer Legende, der zufolge ein Indianerprinz, von oben bis unten bepudert mit Goldstaub, auf einem Floß in die heilige Lagune Guatavita hinausgesegelt sei, um dort ein Bad zu nehmen. Aus der Geschichte erwächst der Mythos von El Dorado: einem riesigen Gelände, auf dem das Gold in üppigen Strömen förmlich aus den Bergen quillt. Vermutet wird das Paradies aller Abenteurer auf einer Hochebene namens Bogotá im Zentrum des heutigen Kolumbien, wo der Stamm der Muisca lebt. Einer der Glückssucher, die sich den sagenumwobenen Schatz von El Dorado unter den Nagel reißen wollen, ist der andalusische Rechtsgelehrte Gonzalo Jimenez de Quesada. Unter dem Giftpfeilbeschuss der Ureinwohner kämpft er sich im Jahr 1536 von der Karibikküste aus am Magdalenafluss entlang ins Landesinnere. Um die sich wehrenden Muisca zu schlagen, verbündet Quesada sich mit den Feinden und den Vasallen ihrer Herrscher. Nach einem Jahr gelingt ihm der entscheidende Sieg, der das Ende der Jahrtausende alten Muisca-Kultur besiegelt. Am 6. August 1538 gründet Quesada im Zuge einer christlichen Dankesmesse die Siedlung "Nuestra Senora de la Esperanza". Ein Jahr später kommt neben einem weiteren Goldsucher auch der Ulmer Nikolaus Federmann in der Siedlung "Nuestra Senora de la Esperanza" an, die inzwischen aus zwölf Holzhäusern besteht. Geschwächt von den Strapazen der Reise und den Angriffen der Indianer einigen sich die drei Abenteurer darauf, den Ort als "Santa Fé de Bogotá" vertraglich auf sichere Füße zu stellen. Aus dieser Siedlung geht später die Hauptstadt Kolumbiens hervor. Heute hat sie allein im eigentlichen Stadtgebiet sieben Millionen Einwohner. El Dorado finden die Goldsucher nicht, im Gegenteil: Gonzalo Jimenez de Quesada verirrt sich bei seiner Suche am Amazonas, Federmann endet im Kerker. Dabei hat es die Goldstaubsalbung von Herrschern in der Muisca-Kulur wohl wirklich gegeben. Dies zumindest lässt eine handwerklich hochkarätige Miniatur des "Muisca-Floßes" vermuten. Das Gold für das Ritual allerdings mussten die Muisca selbst importieren. Stand: 06.08.2013 | Thomas Köster | Gegründet wird die heutige Hauptstadt von Kolumbien vom spanischen Anwalt und Konquistadoren Gonzalo Jiménez de Quesada . Dieser gibt ihr zunächst den Namen " Santa Fe de Bogotá ". Heute hat die eigentliche Stadt Bogotá rund 6,8 Millionen Einwohner. | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T11:38+02:00 | 2015-10-08T11:38+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7696~_mon-102012_tag-06082013.html |
5. Januar 1855 - Rasierklingen-Erfinder King Camp Gillette geboren | Aus einer cleveren Idee in kurzer Zeit ein Vermögen machen, davon träumt King Camp Gillette. Sein Chef William Painter hat ihm gezeigt, wie das geht. Der Tüftler hat den Kronkorken erfunden, der die Getränkeindustrie revolutioniert. Seit Jahren reist Gillette als Handelsreisender für Painter durchs Land. Als Sozialreformer mit utopischen Visionen ist der am 5. Januar 1855 geborene Gillette gescheitert. "The Human Drift", sein 1894 erschienener Entwurf einer genossenschaftlichen Idealgesellschaft, bleibt ungewürdigt. Nun mit Anfang 40 fragt sich Gillette, wie es weitergehen soll. Painter rät Gillette, einen Gebrauchsgegenstand zu entwickeln, ein Massenprodukt, das schnell ersetzt und immer neu gekauft werden muss. Monatelang analysiert King Camp Gillette akribisch seinen Alltag, bis eines Morgens 1895 vor dem Spiegel der Groschen fällt. Die Zeit des Rauschebarts ist inzwischen passé, Vollbärte zieren nur noch gekrönte Häupter oder Revolutionäre. Der moderne Mann trägt Schnurrbart - und muss sich wie eh und je mit einem Messer die Stoppeln aus dem Gesicht schaben. Das kostet Zeit und geht selten ganz unblutig ab. Als sich Gillette an jenem Morgen 1895 wieder einmal beim Rasieren schneidet, platzt ihm der Kragen. Noch am selben Tag entwickelt er die Idee eines handlichen Rasiergeräts mit auswechselbaren Klingen. Aus Uhrfederstahl und Messingblech bastelt er den Prototyp des ersten Nassrasierapparats. An der praktischen Umsetzung aber scheitert Gillette. Erst 1901 gelingt es ihm mit Hilfe des Metallingenieurs William Nickerson, seinen "Safety Razor" zum Patent anzumelden. Der Erfolg bleibt nicht lange aus; 1905 bringt Gillette bereits 90.000 Rasierer und 125.000 Klingen an den Mann; zehn Jahre später sind es schon sieben Millionen. Mit neuen Investoren erobert King Camp Gillette die Märkte in Nordamerika und Europa; die "Gillette Safety Razor Company" etabliert sich als unangefochtener Weltmarktführer für Nassrasierer. Den Kampf um die Macht im Unternehmen aber verliert Gillette. Nach dem Ersten Weltkrieg zwingen ihn die Anteilseigner zum Rückzug. Den werbeträchtigen Namen Gillette behält der Konzern bei. Dessen Gründer investiert seine Millionen nun vor allem in Grundstücksgeschäfte. Eine glückliche Hand aber beweist King Camp Gillette nicht. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise gerät er an den Rand des Ruins. Am 9. Juli 1932 stirbt der Erfinder der Rasierklinge in Los Angeles. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 06.01.2020: Vor 30 Jahren: Udo Lindenberg startet erste DDR-Tournee | Bernd Rexing | Einen Alltagsgegenstand will er erfinden, der billig ist, schnell ersetzt und neu gekauft werden muss. Monatelang sucht King Camp Gillette nach so einem Wegwerfprodukt. Dann kommt ihm die Idee, die ihn zum reichen Mann macht. | [
"Stichtag",
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"05.01.2020",
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"5. Januar 2020",
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] | Stichtag | 2020-01-05T00:00+01:00 | 2020-01-05T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-king-camp-gillette-geboren-100~_mon-022017.html |
2. März 1942 – <span lang="en">John Irving</span> wird geboren | Michael Milton verliert seinen Penis, Ellen James ihre Zunge, Garp ein Stück von seinem Ohr. Und dem Journalisten Patrick Wallingford kommt die Hand abhanden: ein Löwe verschlingt sie vor laufenden Kameras. Die tragikomische Welt, in die John Irving seine Romanfiguren stößt, ist geprägt von skurrilen Verstümmelungen, unglaublichen Todesfällen – und vom Verlust. Mal ist es ein Kind, das verschwindet, mal auch der Vater. "Psychologisch autobiografisch" nennt Irving diese Art zu schreiben: "Man schreibt über etwas, was hoffentlich einem selbst, noch einem geliebten Menschen jemals zustoßen wird. Diese Angst treibt einen an." Zumindest die Leerstelle des Vaters hat Irving am eigenen Leib erfahren müssen: Da sich die Eltern früh trennen, erfuhr er fast nichts über ihn. Geboren wird Irving am 2. März 1942 in New Hampshire. Als Kind verbringt er die meiste Zeit auf der Ringermatte. Für eine Profikarriere jedoch reicht sein Talent nicht aus. Dann konzentriert er sich darauf, mit Worten zu ringen, und das im wahren Sinn des Worts: Bis heute ist Irving Legastheniker, der immer aufgeschlagene Wörterbücher neben sich auf dem Schreibtisch hat. 1961 beginnt Irving ein Literaturstudium in Pittsburgh. Sein literarisches Auslandsjahr verbringt er in Wien, wo er "Die Blechtrommel" von Günter Grass für sich entdeckt. In Wien hat er auch die Idee zu seinem ersten Roman "Lasst die Bären los!" (1968). Der Durchbruch aber kommt erst zehn Jahre später mit dem vierten, später erfolgreich verfilmten Buch, "Garp und wie er die Welt sah" (1978), dessen Titelheld das Produkt eines merkwürdigen Zeugungsaktes zwischen einer Krankenschwester und einem Kriegsinvaliden ist. Das macht den Autor mit einem Schlag weltberühmt. Danach erscheinen Romane wie "Das Hotel New Hampshire" (1981), die sich immer wieder um die für Irving typischen Themen – sexuelle Gewalt, gescheiterte Ehen, zerrüttete Familien, unglückliche Kinder – drehen. Bis heute sind zwölf Romane erschienen. Inzwischen lebt Irving abwechselnd im US-amerikanischen Vermont und in Kanada. Er ist in zweiter Ehe verheiratet, hat drei erwachsene Söhne und einen Hund, der Dickens heißt: benannt nach dem Schriftsteller Charles Dickens, dessen teils ins Groteske kippendem, sozial engagiertem Realismus er literarisch am meisten zu verdanken hat. Besonders deutlich wird dies in "Gottes Werk und Teufels Beitrag" (1985), das – wie Dickens‘ "Oliver Twist" – in einem Waisenhaus angesiedelt ist. Im Gegensatz zu den Biografien seiner Helden verläuft Irvings Leben "stinknormale", wie er es selber nennt. Dies erst mache es ihm möglich, sich ganz auf sein Schreiben zu konzentrieren. Denn: "Deine Fantasie ist besser, wenn dein Leben in geordneten Bahnen läuft". Stand: 02.03.2012 | Thomas Köster | Mit Romanen wie "Garp und wie er die Welt sah" (1978) oder "Das Hotel New Hampshire " (1981) avanciert der amerikanische Autor John Irving zu einem der populärsten Schriftstellern der Gegenwart. Viele seiner Bücher werden prominent verfilmt. | [
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"2. März 2012",
"John Irving"
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12. März 1992 - Premiere der Filmkomödie "Schtonk" | "Hitlers Tagebücher entdeckt" titelt die Illustrierte "Stern" im April 1983. "Große Teile der deutschen Geschichte" müssten neu geschrieben werden. Doch was zunächst als Sensation des Jahrhunderts daher kommt, ist einer der größten Medienskandale der Bundesrepublik: Die geheimen Tagebücher, an denen Hitler angeblich von 1932 bis 1945 geschrieben haben soll, sind eine Fälschung. Es stellt sich nachträglich heraus, dass die Bücher erst nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt worden sind. Der bereits begonnene Abdruck der Tagebuch-Serie wird gestoppt. Der Verlag des "Stern" hatte aus dubiosen Quellen 60 Exemplare der gefälschten Aufzeichnungen gekauft - für 9,3 Millionen Mark. Über diese Blamage dreht Regisseur Helmut Dietl eine Filmkomödie. Sie trägt den Titel "Schtonk" - zum einen, so Dietl, weil es wie "Stunk" klingt, zum anderen, weil Charlie Chaplin das Wort in seiner Adolf-Hitler-Filmparodie "Der große Diktator" mehrmals fallen lässt. Dietl hat sich mit Fernseharbeiten wie "Münchner G'schichten", "Monaco Franze" und "Kir Royal" einen Namen gemacht. An "Schtonk" feilt er gemeinsam mit Autor Ulrich Limmer fünf Jahre lang, es ist sein erster Kinofilm. Alles soll passen, von der Besetzung bis zu den Drehorten. Fast 16 Millionen Mark kostet die Produktion. Es ist die bis dahin teuerste deutsche Komödie. "Schtonk" feiert am 12. März 1992 Premiere. Der Film liefert fast eins zu eins die Bilder zum Skandal. Götz George spielt den Journalisten Hermann Willié, der Sensationsreporter beim der Hamburger Zeitung "HH-Press" ist. Uwe Ochsenknecht gibt den versierten Kunstfälscher Fritz Knobel, der die Handschrift Hitlers täuschend echt nachahmen kann. Beide haben nicht nur Geldprobleme, sondern auch einen "Führer"-Fimmel. Bei einem Altnazi-Treffen begegnet Reporter Willié dem Fälscher Knobel, der ihm von unentdeckten, geheimen Hitler-Tagebüchern erzählt. Die schreibt Knobel selbst: "6. Februar 1943. Meine Gesundheit lässt durch die Anstrengung der letzten Wochen sehr zu wünschen übrig. Habe offenbar durch das Fahren im offenen Auto eine sehr starke Erkältung geholt. Habe 39,5 Fieber." Willié ist begeistert, seine Chefredaktion allerdings wehrt sich gegen die braune Geschichte: "Solange wir hier sitzen, schmieren wir uns kein Hakenkreuz aufs Titelblatt." Die Verlagsleitung aber öffnet den Tresor und gibt Willié grünes Licht für den Kauf der Tagebücher. Für Dietl stehen in der Filmhandlung nicht so sehr die konkreten Verhaltensweisen von Journalist, Fälscher und Zeitung: "Sondern mir lag daran, einen Teil der deutschen Mentalität eben anhand dieser Geschichte aufzuzeigen", das immer noch vorhandene Obrigkeitsdenken und den Untertanengeist. Dietl zeigt, wie die Abwehr der Nazi-Vergangenheit noch immer mit einer eigentümlichen Faszination verbunden ist: Dass der Diktator, so der Regisseur, "vielleicht doch ein viel netterer Mensch gewesen sei, als man annimmt - und die Schweine waren ein paar undefinierbare, anonyme andere." Trotz einer Oscar-Nominierung als bester nicht-englischsprachiger Film hat "Schtonk" beim Publikum allerdings nicht den erwarteten Erfolg. Nur zwei Millionen Zuschauer wollen in der Bundesrepublik über Dietls Kinofilm lachen. Das spielt lediglich die Produktionskosten ein. Stand: 12.03.2012 | Dominik Reinle | Die Illustrierte "Stern" blamiert sich 1983 mit dem Kauf der angeblichen Hitler-Tagebücher. Neun Jahre später kommt der Presseskandal in die Kinos, in Form der Komödie "Schtonk". Regisseur Helmut Dietl und Autor Ulrich Limmer haben fünf Jahre daran gearbeitet. | [
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"12. März 2012"
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20. Juni 2006 - Vor 1555 Jahren: Schlacht auf den Katalaunischen Feldern | Um das Jahr 375 überschreiten Reiterheere aus der asiatischen Steppe die Grenze nach Europa: die Hunnen - ein in seiner Herkunft bis heute recht unbekanntes Volk. Sie plündern und erobern und treiben andere slawische und germanische Stämme vor sich her nach Westen. Die Völkerwanderung beginnt. Immer mehr Stämme drängen auch auf das Gebiet des römischen Reiches, nehmen ihm Gebiete ab oder werden integriert, d.h. angesiedelt oder in der Armee beschäftigt. Auch die Hunnen werden sesshaft und gründen in Osteuropa eigene Reiche, zu denen auch germanische Gruppen gehören. Ethnische Identität oder Nationalismus sind noch unbekannt.Um 444 wird Attila Alleinherrscher des Hunnenreiches, ein Häuptling mit gotischem Namen. Zeitweise dient er dem oströmischen Kaiser, aber bald will er selbst das Erbe der Römer antreten und überrennt ihre Provinzen. Attila wird zur "Geißel Gottes". Schließlich bietet sich ihm sogar die Schwester des weströmischen Kaisers Valentinian, Honoria, als Gattin an. Sie ist bei ihrem Bruder in Ungnade gefallen und setzt auf die hunnische Karte. Attila stürmt über den Rhein nach Gallien. Hier stellt sich ihm der römische Feldherr Aetius entgegen, Heermeister und Stellvertreter des Kaisers. Er hat über 10.000 Mann zusammen getrommelt, darunter auch germanische Truppen, von eigenen Königen befehligt. So kommt es, dass auf beiden Seiten starke gotische Verbände kämpfen, als sich die Gegner in der Champagne bei Troves treffen. Es soll der 20. Juni 451 gewesen sein: Fast 30.000 Krieger liefern sich auf den katalaunischen Feldern ein blutiges Gemetzel. Am Ende muss sich Attila zurückziehen. Ein Hunnenkönig kann so eine Niederlage nicht auf sich sitzen lassen. Ein Jahr später dringt er in Italien ein, will die Entscheidung. Im Mailand besetzt er den kaiserlichen Palast. Papst Leo reist ihm entgegen und versucht ihn vom Marsch auf Rom abzuhalten. Das gelingt schließlich durch eine Seuche, die das hunnische Reiterheer befällt. Attila zieht sich erneut zurück. Seine Autorität ist untergraben, sein Reich zerfällt. Er selbst stirbt in den Armen des Mädchens Ildico, bei einer seiner zahlreichen Hochzeitsnächte, an einem Schlaganfall. Seinem Gegner von den katalaunischen Feldern ergeht es schlimmer: Der Heerführer Aetius ist Kaiser Valentinian zu mächtig geworden. Deshalb lässt ihn der Imperator erstechen.Die Hunnen haben Rom nicht gestürmt. Aber nur 25 Jahr später sitzt mit Odoaker ein Germane auf dem römischen Thron, das Imperium im Westen erlischt. Stand: 20.06.06 | taxacher (jul) | Vor 1555 Jahren: Schlacht auf den Katalaunischen Feldern | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T17:08+02:00 | 2015-10-06T17:08+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2072~_mon-042013.html |
10. April 1849 - Die Sicherheitsnadel wird patentiert | Erfunden hat sie der New Yorker Tüftler und Mechaniker Walter Hunt. Die Idee wird aus der Not geboren: Hunt hat Schulden und braucht dringend eine Erfindung, die sich schnell zu Geld machen lässt. Eine Neuheit ist die Sicherheitsnadel streng genommen nicht mehr. Schon in der Bronzezeit vor 4.000 Jahren haben Menschen mit Kleidernadeln, sogenannten Fibeln, Gewänder und Felle zusammengehalten. Ob Walter Hunt sich von den prähistorischen Vorbildern inspirieren lässt, ist unbekannt. Angeblich braucht der 53-jährige Erfinder nur drei Stunden, um den Prototyp seiner "Safety Pin" zu formen. Dazu biegt Hunt ein Stückchen Draht zu einer Schenkelfeder; das spitze Ende hakt er in eine Sicherheitsöse am anderen Ende ein. Durch die Federspannung kann sich die geschlossene Nadel nicht öffnen. Sie sei "sowohl geeignet für den Gebrauch als Schmuckstück, als auch für normale Kleidung oder die Kinderstube", schreibt Hunt zu seiner Erfindung. Am 10. April 1849 erhält er das US-Patent für seine drahtige Kleiderschließe. Weil er derart knapp bei Kasse ist, dass er nicht einmal geliehene 15 Dollar zurückzahlen kann, verkauft er das Patent für 400 Dollar. Insgesamt 26 Patente sichert sich Walter Hunt, etwa für eine Nähmaschine, einen Füllfederhalter und ein Repetiergewehr. Als Tüftler mit Leib und Seele gehen ihm die Ideen nicht aus; an ihrer gewinnbringenden Vermarktung jedoch scheitert er. Hunt verkauft alle Erfindungen sofort für kleine Summen weiter, so dass er 1859 nahezu mittelos stirbt und in Vergessenheit gerät. Hunts Sicherheitsnadel fehlt bald in keinem Haushalt mehr. Vor allem für Mütter wird sie unverzichtbar, um Stoffwindeln der Babys zusammenzuhalten. In den 1970er-Jahre entdecken Punker das spitze Ding als anarchischen Gesichtsschmuck, und Punk-Designerin Vivienne Westwood verhilft der Sicherheitsnadel zur Karriere als Modeaccessoire. Weltweit produzieren metallverarbeitende Betriebe heute jährlich rund 17 Milliarden Sicherheitsnadeln – in zahllosen Größen, Farben und Qualitäten, aus Stahl, Eisen oder Messing. Der nach eigenen Angaben größte Hersteller für die westliche Welt sitzt in Stolberg bei Aachen. In der 19. Generation fertigt dort das Familienunternehmen Prym Nadeln zum Stecken, Sticken und Stricken – und natürlich Sicherheitsnadeln. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 11.04.2019: Vor 70 Jahren: Filmproduzent Bernd Eichinger wird geboren | Bernd Rexing | Wenn der Reißverschluss klemmt oder die Naht platzt, hält eine Sicherheitsnadel alles zusammen. Vor 170 Jahren wird sie patentiert. | [
"Stichtag",
"10.04.1849",
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] | Stichtag | 2019-04-10T00:00+02:00 | 2019-04-10T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-sicherheitsnadel-patent-100~_mon-012017.html |
7. Februar 1870 - Alfred Adler wird geboren | Alfred Adler gehört zu jenem Trio, das die Psychologie als moderne Disziplin begründet - zusammen mit Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Mit Freud, dem Vater der Psychoanalyse, verbindet Adler ein besonderes Verhältnis. 1902 schickt ihm der 14 Jahre ältere Freud eine Postkarte und lädt ihn ein, mit anderen Ärzten an einer wöchentlichen Diskussionsrunde in Freuds Praxis in Wien teilzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hat Adler, der am 7. Februar 1870 in Rudolfsheim bei Wien geboren ist, bereits selbst eine Arztpraxis. Der junge Nervenarzt gilt als hervorragender Diagnostiker. Das anfänglich gute Verhältnis zu Freud verkehrt sich allerdings ins Gegenteil, als Adler seine "Individualpsychologie" entwickelt. Adler geht davon aus, dass ein frühkindlich bedingtes niedriges Selbstwertgefühl eine entscheidende Rolle im menschlichen Verhalten spielt. Der "Minderwertigkeitskomplex" werde durch den "Geltungstrieb" kompensiert. Aus Sicht von Freud steuert hingegen der Sexualtrieb alles. Es kommt zum Bruch. Adler verlässt den Arbeitskreis. Von 1912 an lehrt er unter anderem am pädagogischen Institut der Stadt Wien. In Vorlesungen und öffentlichen Seminare vermittelt Adler die Ziele einer Psychotherapie aus seiner Sicht. Es komme darauf an, den unbewussten "Lebensplan" eines Patienten zu entdecken, seine Art, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Wichtig sei es, das "Gemeinschaftsgefühl" des Patienten zu fördern, damit er eine sozial verträglichere Lebensführung lerne. Adlers Überlegung: Wenn ich verstehe, wie ich mich selbst blockiere, dann kann ich es angehen und verändern. Er will den Menschen helfen, aus prekären Situationen herauszukommen. Darum habe Adler unangenehme Fragen gestellt, sagt der Psychologe Markus Jensch: "Wozu ist ein Symptom nützlich? Wozu ist es gut?" Adler stelle den Nutzen eines Symptoms in den Vordergrund - nicht den Schaden, der dahinterstehe. Ende 1926 geht Adler für Gastvorlesungen in die USA. 1932 übernimmt er in New York eine Professur an der medizinischen Fakultät. Fünf Jahre später kehrt Adler für eine Vortragsreise nach Europa zurück. Dort endet seine Karriere unerwartet: Am 28. Mai 1937 stirbt Alfred Adler nach einer Herzattacke im schottischen Aberdeen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 08.02.2020: Vor 70 Jahren: DDR verabschiedet Stasi-Gesetz | Dominik Reinle | Nicht in den sexuellen Trieben, sondern im Streben nach Geltung sieht Alfred Adler den psychischen Hauptmotor des Menschen - im Gegensatz zu Sigmund Freud. | [
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] | Stichtag | 2020-02-07T00:00+01:00 | 2020-02-07T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-alfred-adler-100~_mon-012012_tag-07022020.html |
2. Mai 1909 – Geburtstag des Bandleaders Teddy Stauffer | Im Sommer 1936 zeigt sich Berlin in verharmlosendem Glanz. Die Olympischen Spiele werfen ihre Schatten voraus; deshalb sind SA-Aufmärsche und alle Zeichen für den ansonsten omnipräsenten Antisemitismus aus dem Stadtbild verbannt. Die Nationalsozialisten wollen sich weltoffen geben – und lassen deshalb sogar die verhasste "Negermusik" zu, wie sie Jazz und Swing bezeichnen. Seit Oktober 1935 ist Jazz in Deutschland offiziell verboten. Aber Teddy Stauffers Orchester darf trotzdem jeden Nachmittag im Unterhaltungspalast "Delphi" elegante Swing-Arrangements präsentieren. Das Publikum ist begeistert. Geboren wird Teddy Stauffer als Ernst Heinrich Stauffer am 2. Mai 1909 im schweizerischen Murten. Mit 18 Jahren beginnt er als Saxophonist und Geiger in einer Amateurband, ab 1928 tritt er mit seinem Orchester "Teddy And His Band" in Deutschland auf. Im August 1936 spielt er mit seiner Band seine erste Langspielplatte "Goddy Goody" ein. "Es war wunderbar", wird er sich später erinnern. "Während der Olympischen Spiele habe ich tatsächlich meine ersten Erfolge gehabt, und das erste große Geld verdient mit meinem Orchester in Berlin." Bis zum Kriegsbeginn presst die Plattenfirma "Telefunken" noch weitere Aufnahmen, die Stauffer - ebenso wie Engagements auf deutschen Kreuzfahrtschiffen - das Renommee einbringen, der "König des Swing" zu sein. 1939 reist Stauffer mit seiner 18-köpfigen Band zu einem Konzert nach Zürich. Hier wird er von der Nachricht über Hitlers Überfall auf Polen überrascht. Von einem Tag auf den nächsten löst sich die Combo auf, die Musiker kehren in ihre Heimatländer zurück. Stauffer zieht es in die USA, um in Hollywood Filmmusik zu komponieren. Da er aber keine gültige Aufenthaltsgenehmigung besitzt, bleibt er schließlich in Mexico hängen. 1942 landet Stauffer in Acapulco und macht aus dem verschlafenen Fischerdorf am Pazifik einen Treffpunkt des Jetsets. Er verschreibt sich dort weniger der Musik, sondern managt Clubs und Hotels. Stars wie Josephine Baker, Errol Flynn und die Kennedys lädt er dorthin ein, die Frauen liegen ihm zu Füßen. 50 Jahre drückt Stauffer Acapulco den Stempel auf. Aus dem "König des Swing" wird "Mr. Acapulco". Stauffer stirbt 1991 dort. Stand: 02.05.2014 | Thomas Köster | 1928 gründet der Schweizer Jazz musiker Teddy Stauffer sein Orchester " T eddy And His Band ". Vor allem durch Engagements auf deutschen Kreuzfahrtschiffen handelt er sich den Beinamen " Swing -König" ein. 1944 findet er in Acapulco eine zweite Heimat. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T15:29+02:00 | 2015-10-07T15:29+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8310~_mon-022011.html |
11. Januar 1847 - Caroline von Wolzogen stirbt in Jena | Die erotische Dreiecksbeziehung beginnt im Dezember 1787: Bei einem Besuch in Rudolstadt lernt Friedrich Schiller die 24-jährige Caroline von Lengefeld und ihre drei Jahre jüngere Schwester Charlotte kennen. Beide Frauen sind gleich von dem Dichter fasziniert. Er hat zu diesem Zeitpunkt bereits "Die Räuber" (1781) und "Kabale und Liebe" (1784) verfasst. "Das war der Eros des Geistes, der ihn einfach unwiderstehlich gemacht hat", sagt Kirsten Jüngling, die eine Biografie über die Lengefeld-Schwestern geschrieben hat. Schiller sei "eine gute Projektionsfläche für die Fantasie dieser Frauen" gewesen. Auch Schiller ist von den Töchtern des Oberforstmeisters von Lengefeld angetan. "Beide Geschöpfe sind, ohne schön zu sein, anziehend und gefallen mir sehr", schreibt der 28-Jährige an einen Freund. "Man findet hier viel Bekanntschaft mit der neuen Literatur, Feinheit, Empfindung und Geist." Caroline, die lebhaftere der beiden Schwestern, ist geistreich, leidenschaftlich und sinnlich. Als ihr Vater starb, wurde sie mit 16 Jahren verheiratet. Die Ehe mit dem Geheimen Legationsrath von Beulwitz ist jedoch unglücklich. Charlotte ist das Gegenteil ihrer temperamentvollen Schwester: still und versonnen. Die jungen Frauen laden Schiller ein, den Sommer 1788 bei ihnen in Rudolstadt zu verbringen. Es wird eine Zeit voller Seligkeit. Keiner stört die innige Dreisamkeit: Die Mutter der beiden Töchter hat am Hof zu tun, Carolines Gatte ist viel auf Reisen. Schiller ist hingerissen: "Hätte man uns erst in unserem engen Kreis beobachtet, wo wir drei ohne Zeugen waren - wer hätte dieses zarte Verhältnis begriffen?" Er mag gar nicht mehr abreisen und bleibt bis zum November 1788. Beide Schwestern sind in Schiller verliebt. In Caroline, die zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet ist, reift ein kühner Plan. Sie überredet Schiller, Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. "Wenn er die Schwester heiratet, hat sie sich vorgestellt, wird es ein Dreiecksverhältnis", sagt Biografin Jüngling. "Die haben sich da ein schönes Leben ausgemalt." Carolines Kalkül scheint aufzugehen. Schiller verlobt sich mit Lotte, schreibt aber direkt danach an Caroline: "Ach, wenn Du erfahren wolltest, wie sehr ich dich liebe, so müsstest Du mir eine neue Sprache und ein unsterbliches Leben geben." Ihre schönsten Freuden habe die Liebe noch zurückgehalten, "bis jetzt konnten wir sie nur in fernen Ahnungen empfinden." Nach der Hochzeit von Charlotte mit Schiller zieht Caroline als dessen Schwägerin in die Nähe des Ehepaares. Doch schnell wird klar: Die kleine Schwester will ihren Mann nicht teilen. Sie lehnt dessen Plan ab, zu dritt gemeinsam zu wohnen. Charlotte bekommt stattdessen vier Kinder von Schiller und unterstützt ihn bei der Arbeit. Caroline, die sich inzwischen von ihrem Mann getrennt hat, stürzt sich verbittert in eine Affäre nach der anderen. Über Schiller ist sie zutiefst enttäuscht: "Kein alter Ton erklingt unter uns, ich verhüte es und er sucht es nicht - die himmlische Freiheit ist entflohen." Es gibt jedoch noch heimliche Treffen. 1794 wird Caroline schwanger, mit einem Sohn, der von Schiller sein könnte. Sie heiratet ihren Vetter von Wolzogen und zieht nach Weimar, wo ihr Haus ein Treffpunkt von Dichtern wird. Sie beginnt auch selbst zu schreiben. Ihr autobiografisch gefärbter Roman "Agnes von Lilien" wird ein Bestseller. Als Schiller schwer erkrankt, hilft sie Charlotte bei der Pflege. "An seinem Sterbebett standen beide, er hatte letztlich zwei Witwen", sagt die Autorin Jüngling. Caroline von Wolzogen überlebt nicht nur ihre diversen Männer, sondern auch ihren einzigen Sohn. Sie stirbt am 11. Januar 1847 mit fast 84 Jahren in Jena. Ihre Lebensbilanz fällt bitter aus: "Es lag ein unversiegbarer Quell der Heiterkeit, der Freude am Dasein in mir; ich hätte eins der glücklichsten Wesen werden können, und wurde sehr unglücklich." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 12.01.2017: Vor 50 Jahren: Die "Kommune I" entsteht | Dominik Reinle | Sie ist nicht nur die Schwägerin Friedrich Schillers und selbst Schriftstellerin: Caroline von Wolzogen ist auch Teil einer legendären Dreiecksgeschichte. Sie und ihre Schwester Charlotte führen gleichzeitig eine Beziehung mit Schiller. | [
"Stichtag",
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"Menage à trois"
] | Stichtag | 2017-01-11T00:00+01:00 | 2017-01-11T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-caroline-von-wolzogen-100~_mon-072013_tag-11012017.html |
Michael Schmitter spielte "Dr. Ernesto Stadler" | Michael Schmitter wurde 1960 in München geboren. Nach der Mittleren Reife absolvierte er zunächst eine Lehre als Landwirt. Danach machte er das Abitur und ging auf eine Schauspielschule (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Saarbrücken, Diplom 1988). | Sophie Seitz | Michael Schmitter wurde 1960 in München geboren. | [
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"315274"
] | Lindenstraße | 2020-05-20T13:50+02:00 | 2020-05-20T13:50+02:00 | https://www1.wdr.de//daserste/lindenstrasse/personen/schauspieler/schauspieler-michael-schmitter-100.html |
4. September 2009 - Tanklaster-Bombardement in Kundus | Afghanistan, 4. September 2009: An einer Furt des Kundus-Flusses sterben geschätzt 142 Menschen - davon mindestens 91 Zivilisten, unter ihnen viele Kinder und Jugendliche. Sie sind Opfer eines Bombenangriffs zweier US-Kampfjets unter deutschem Befehl. Kommandeur Oberst Georg Klein sagt später vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss: "Nach meiner damaligen Bewertung war dieser Waffeneinsatz auftragsmäßig erforderlich." Seit fast acht Jahren ist die Bundeswehr in Afghanistan - zur Unterstützung der USA nach den Anschlägen vom 11. September. Ziel ist der Sturz der Taliban, die Osama bin Laden und Al-Qaida Unterschlupf bieten. Die deutschen Soldaten sollen im Rahmen der ISAF-Schutztruppe mit UNO-Mandat nicht kämpfen, sondern Aufbauhilfe leisten. Brücken, Brunnen und Schulen bauen - das ist 2009 kaum noch möglich. Die Taliban sind auf dem Vormarsch. Am 3. September 2009 entführen sie zwei Tanklastwagen mit 30.000 Litern Kraftstoff. Während der Flucht bleiben sie auf einer Sandbank stecken. Nach Bundeswehr-Informationen befindet sich dort die gesamte Taliban-Führung des Distrikts. Oberst Klein will einen Luftschlag anfordern. US-Kampfflugzeuge kommen aber nur, wenn die Bundeswehr in Kämpfen steckt. Genau das lässt Klein melden - eine Falschangabe und die erste Verletzung der Einsatzregeln. Die zweite: Klein verlässt sich auf einen einzigen afghanischen Informanten, der zudem nicht vor Ort ist. Tatsächlich aber haben die Taliban die Laster inzwischen aufgegeben und verschenken das Benzin. Auf Live-Bildern, die die US-Kampfflugzeuge an die Bundeswehr übermitteln, sind über 100 Menschen zu sehen. Dass alle Talibankämpfer sind, widerspricht jeder Erfahrung. Die beiden US-Piloten haben Bedenken, die Menge zu bombardieren. Fünf Mal schlagen sie vor, im Tiefflug über die Sandbank zu fliegen, um die Menge zu vertreiben. Fünf Mal lehnt Oberst Klein ab. Als die Bomben einschlagen, sind viele Taliban längst weg - auch ihr Kommandeur. In Berlin lässt Verteidigungsminister Franz-Josef Jung dementieren, dass Unbeteiligte zu Schaden gekommen sind. Später muss er gehen, weil er die Öffentlichkeit wissentlich falsch informiert hat. Die Bundesregierung zahlt an die Familien von 91 zivilen Opfern je 5.000 Dollar - ausdrücklich ohne Schuldeingeständnis. Die Bundesanwaltschaft stellt 2010 ein Ermittlungsverfahren gegen Oberst Klein ein. 2013 wird er zum General befördert. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. September 2019 ebenfalls an das Tanklaster-Bombardement in Kundus. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 05.09.2019: Vor 150 Jahren: Grundsteinlegung für Schloss Neuschwanstein | Dominik Reinle | Ein umstrittener Einsatz: In Afghanistan lässt ein Bundeswehr-Kommandeur Bomben abwerfen auf zwei von Taliban entführte Tanklastwagen und eine dabeistehende Menschenmenge. | [
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27. August 2004 - Vor 145 Jahren: Erste Ölquelle in den USA sprudelt | Vor 150 Millionen Jahren schweben im Ozean der Urzeit die Mikroorganismen des Planktons. Die Leichen der Kleinstlebewesen werden auf dem Meeresboden zu Faulschlamm, verrotten aber luftdicht abgeschlossen nur unvollständig. Druck und Wärme der Jahrtausende verwandeln die organischen Kohlenstoffverbindungen in Erdöl. Doch erst viel später wird daraus eine der wichtigsten Energiequellen der Menschheit.US-Staat Pennsylvania, 1859: Edwin Drake sucht in der kargen Landschaft Nordamerikas nach Öl. Nicht für Motoren, sondern für Medikamente. Eine Pharma-Firma hat den arbeitslosen Eisenbahnschaffner nach Titusville geschickt. Der Stamm der Seneca-Indianer soll hier ein Allheilmittel entdeckt haben: eine schwarz schillernde, zähe und streng riechende Flüssigkeit, die als Wundsalbe genauso wirkt wie gegen Mückenstiche. Die wundersame Flüssigkeit liegt so dicht unter der Erdoberfläche, dass sie an einigen Stellen sogar aus dem Boden sickert und auf dem Dorfbach schwimmt. Drake staut den so genannten Oil Creek und schöpft bis zu 35 Liter Öl pro Tag ab. Für die "Seneca-Oil-Company" zu wenig. Da kommt Drake auf die entscheidende Idee: Er will nach Öl bohren, wie nach Trinkwasser. Eine Dampfmaschine treibt das Bohrgestänge bis in 21 Meter Tiefe. Als Drake das Gestänge am Morgen des 27. August 1859 herauszieht, sprudelt das schwarze Gold aus dem Gestein. Er kann jetzt 4.000 Liter pro Tag fördern. Das Ölfieber bricht aus, denn mittlerweile wird der Rohstoff nicht nur medizinisch genutzt. Aus Öl wird auch Petroleum hergestellt, das in den amerikanischen Haushalten für die Beleuchtung sorgt. Ein Jahr nach Drakes Bohrung gibt es in Pennsylvania bereits 2.000 Bohrlöcher. Der Treibstoff setzt das 20. Jahrhundert in Bewegung. Öl macht mobil – auch im Krieg. Wer Öl hat, hat die Macht. Bereits im Ersten Weltkrieg stellt der französische Premierminister Georges Clemenceau fest: "Benzin ist in den kommenden Schlachten genauso wichtig wie Blut." Im Zweiten Weltkrieg werden Ölquellen zum strategischen Kriegsziel. Denn ohne Treibstoff bleiben die Panzer liegen und der Nachschub stecken. Nach Kriegsende wird das Öl - inzwischen auch am Persischen Golf und in Südamerika entdeckt - zum Motor des Wiederaufbaus und der Weltwirtschaft. Bis zur Ölkrise 1973: Die arabischen Förderländer setzen ihr Erdöl als politische Waffe ein. Sie drehen den israel-freundlichen Staaten den Hahn zu. Der Preis vervierfacht sich. Erdöl hat die Welt verändert und wird den Weltfrieden auch in Zukunft beeinflussen. "Die Kriege des 21. Jahrhunderts werden Kriege ums Öl", sagt der Bonner Politikwissenschaftler Michael Erke. Wie bei der Entdeckung des Erdöls wird die USA in vorderster Front stehen – das zeigt der Einsatz im Irak.Stand: 27.08.04 | reinle (krefting) | Vor 145 Jahren: Erste Ölquelle in den USA sprudelt | [
"27. August 1859",
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] | Stichtag | 2015-10-06T14:55+02:00 | 2015-10-06T14:55+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag328~_mon-072024.html |
08. Februar 2010 - Vor 85 Jahren: Jack Lemmon wird geboren | Seidenstrümpfe und Stöckelschuhe zu tragen, ist für Jack Lemmon kein Problem. Im Gegenteil: Als er für den Film "Manche mögen’s heiß" (1959) an der Seite von Marilyn Monroe einen Mordzeugen spielen muss, der mit einem Damenorchester vor den Verbrechern flieht, schlüpft er gern in Frauenkleider. "Lemmon hat ungeheure Lust am Verkleiden und Verstellen", wird sich Regisseur Billy Wilder später erinnern, "er ist der geborene Komödiant. Er spielte seine Rolle auch noch in der Drehpause weiter und wackelte mit den Hüften". Geboren wird Lemmon am 8. Februar 1925 als John Uhland Lemmon III. in Boston. Sein Vater ist Keksfabrikant. Er ist erst vier Jahre, als er mit "Der Damm ist gebrochen" seinen ersten Satz auf der Bühne spricht. Trotzdem schlägt Lemmon zunächst eine akademische Karriere ein und macht seinen Bachelor in Naturwissenschaften an der renommierten Harvard University. Während dieser Zeit leitet er bereits einen Theaterclub. Nach dem Universitätsabschluss entscheidet er sich, Radiosprecher zu werden. Zudem tritt er in über 500 Live-TV-Shows und Fernsehserien auf. Geld verdient er sich nebenbei auch als Pianist in Nachtclubs."Manche mögen’s heiß" bedeutet den großen Durchbruch; weitere Rollen in "Das Appartement" (1960) oder "Irma la Douce" (1963) prägen sein Image, der Spaßmacher vom Dienst zu sein. Hierzu tragen vor allem auch die Filme an der Seite von Walter Matthau bei, dessen wortkarg-grantelnde Art Lemmon in Produktionen wie "Ein seltsames Paar" (1968) oder "Buddy, Buddy" (1981) mit nervöser Geschwätzigkeit ergänzt. 1997 stehen die beiden in "Tango gefällig?" zum letzten Mal gemeinsam vor der Kamera. Fürs Charakterfach wird Lemmon erst im Alter von über 50 Jahren von Regisseuren wie James Bridges und Costa-Gavras entdeckt. 1982 spielt er in "Vermisst" einen Familienvater, der in einer lateinamerikanischen Diktatur nach seinem von Militärs verschleppten Sohn fahndet. Für die Hauptrolle in "Save The Tiger" (1974) erhält er seinen zweiten Oscar. 2000 bekommt er einen "Emmy" für seine Darstellung eines todkranken Schauspielers in "Dienstags bei Morrie". Da ist Lemmon selbst schon von Krebs gezeichnet. Er stirbt im Juni 2001 im Alter von 76 Jahren in Los Angeles. Seinen Filmpartner Walter Matthau überlebt er um ein knappes Jahr. Stand: 08.02.10 | Thomas Köster (moog) | Vor 85 Jahren: Jack Lemmon wird geboren | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T12:49+02:00 | 2015-10-06T12:49+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4940~_mon-072016.html |
2. Mai 2010 - EU-Rettungsprogramm für Griechenland beschlossen | Im Oktober 2009 ist abzusehen, dass Griechenland schwere Zeiten bevorstehen. Die Neuverschuldung liegt mit fast 13 Prozent der Wirtschaftsleistung bei einem europäischen Rekordwert. Im Dezember 2009 stufen die drei einflussreichen US-Ratingagenturen Fitch, Standard & Poor's und Moody's die Kreditwürdigkeit Griechenlands herab. Das Land hat nun das niedrigste Rating alle Euro-Staaten. Die Herabstufung hat Folgen: Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen, die Griechenland zahlen muss, sind bald so hoch, dass das Land vor der Pleite steht. Im April 2010 bittet der griechische Ministerpräsident Georgios Papandreou die anderen Euroländer um finanzielle Hilfe. "Die Not gebietet uns – auch aus nationalem Interesse –, ganz offiziell von unseren Partnern in der EU die Aktivierung des Hilfsmechanismus zu verlangen, den wir gemeinsam geschaffen haben", so Papandreou. In einer Sondersitzung aktivieren die Finanzminister der Euro-Zone am 2. Mai 2010 den Mechanismus. Athen erhält von den Euro-Staaten und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) Kredite im Umfang von 110 Milliarden Euro. Damit verbunden ist ein drastisches Sparprogramm. Das Staatsdefizit muss reduziert werden, indem zum Beispiel die Löhne im öffentlichen Dienst gekürzt werden. Gleichzeitig soll die Mehrwertsteuer steigen. Alle drei Monate reist die sogenannte Troika nach Athen. Die Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF kontrollieren die Fortschritte beim Sparen und bei den beschlossenen Strukturreformen. Diese Visiten werden von Großdemonstrationen begleitet. Fast alle Griechen spüren die Krise schmerzhaft. 2012 wird ein zweites Rettungsprogramm aufgelegt - ein Kredit von 130 Milliarden Euro, zu strengeren Bedingungen. Damit habe Griechenland noch mehr seiner finanzpolitischen Souveränität an die Troika abgegeben, sagt Historiker Ioannis Zelepos. Die Folgen: Unternehmen machen dicht, die Staatsverschuldung steigt, Renten werden gekürzt, das Gesundheitssystem liegt am Boden. "Das war dann auch der Teufelskreis", so Zelepos, "weil als Nebenwirkung der Sparpolitik die Wirtschaftsleistung auch einbrach". 2015 folgt das dritte und letzte Rettungspaket. Im Juni 2018 einigen sich die Euro-Finanzminister auf ein Ende der Rettungsmaßnahmen. Das Land bekommt eine letzte Tranche ausbezahlt - und Schuldenerleichterungen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 03.05.2020: Vor 65 Jahren: NRW beschließt Einführung des Zahlenlottos "6 aus 49" | Dominik Reinle | Mit Griechenland droht 2010 ein Euro-Land bankrott zu gehen. Darum schnüren die Finanzminister der Euro-Zone ein erstes Hilfspaket: ein Kredit von 110 Milliarden Euro. | [
"Stichtag",
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"Jorgos Papandreou"
] | Stichtag | 2020-05-02T00:00+02:00 | 2020-05-02T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-griechenland-eu-rettungsprogramm-100~_mon-032019_tag-02052020.html |
07. September 2007 - Vor 20 Jahren: Erich Honecker besucht die BRD | Der Stabsmusikchor der Bundeswehr spielt vor dem Bundeskanzleramt in Bonn "Auferstanden aus Ruinen" - die Nationalhymne der DDR. Der ostdeutsche Staatschef Erich Honecker wird am 7. September 1987 mit allen militärischen und nicht-militärischen Ehren empfangen. Er ist der erste DDR-Staatschef, der die BRD besucht. Das Gesicht von Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) ist ernst, Honecker dagegen wirkt gelöst. Obwohl Kohl Antipathie gegen Honecker hegt, will er diesen Besuch: "Helmut Kohls Ziel war immer, das Schicksal der Menschen in der DDR zu erleichtern", erklärt der ehemalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny, der in den 80er Jahren den "Bericht aus Bonn" moderiert hat. Fünf Tage lang ist Honecker in Westdeutschland unterwegs. Fünf Tage lang werden an der innerdeutschen Grenze keine Menschen getötet, ist der ostdeutsche Schießbefehl aufgehoben. Das wird Jahre später bekannt. In Düsseldorf trifft der Staatsratsvorsitzende NRW-Ministerpräsident Johannes Rau ( SPD ). "Das wird sich zweifellos alles sehr gut auswirken für die Entwicklung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik", sagt Honecker. "Jede Begegnung, die wir miteinander haben, ist ein Doppelpunkt und nie ein Abschluss", antwortet Rau. Der Umgangston ist weichgespült, es werden Höflichkeiten ausgetauscht. Aus dem Rahmen fällt einzig Rockmusiker Udo Lindenberg, der Honecker eine Gitarre schenkt und das steife Protokoll bemängelt. "Ja, nu. Etwas Protokoll ist da, aber mehr Rock 'n' Roll werden wir noch später haben", meint Honecker. Höhepunkt der Reise ist der Empfang in der Godesberger Redoute. Kohl hat zur Bedingung gemacht, dass die Tischreden der beiden Staatschefs im Fernsehen beider Länder live ausgestrahlt werden. Als erster Redner stellt Honecker fest, dass die deutsch-deutschen Beziehungen von "Realitäten" geprägt sind: "Und die bedeuten, dass Kapitalismus und Sozialismus sich ebenso wenig vereinigen lassen wie Feuer und Wasser." Der westdeutsche Kanzler nutzt die Gelegenheit und spricht Probleme an: die politischen Gefangenen in der DDR, die Mauer, den Schießbefehl. Es gibt viele versteinerte Mienen bei der ostdeutschen Delegation. Dennoch ist der Besuch für Honecker ein Erfolg: Die Anerkennung der DDR ist für ihn damit endgültig vollzogen. Honeckers Reise bleibt allerdings der einzige Empfang eines DDR-Staatschefs in der BRD. Zwei Jahre später fällt in Berlin die Mauer. Stand: 07.09.07 | Dominik Reinle (he) | Vor 20 Jahren: Erich Honecker besucht die BRD | [
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01. Mai 2006 - Vor 220 Jahren: Uraufführung der "Hochzeit des Figaro" | Seit fünf Jahren lebt Wolfgang Mozart in Wien, ist erfolgreicher Pianist und Musiklehrer, aber eine große Oper für das kaiserliche Theater durfte er bisher nicht schreiben. Das ist die Domäne von Hofkapellmeister Salieri. Als Mozart es dennoch versuchen will, sucht er sich ausgerechnet eine Vorlage aus, die von der kaiserlichen Zensur verboten ist: Das Theaterstück "Der tolle Tag oder: Die Hochzeit des Figaro" brachte schon in Paris König Ludwig XIV. auf, weil der Schriftsteller de Beaumarchais darin mit scharfer Satire den Adel kritisiert. Der Böse des Stücks ist der Graf Almaviva, der das "Recht der ersten Nacht" mit der schönen Susanna fordert. Die will nämlich sein aufmüpfiger Kammerdiener Figaro heiraten - und das Liebespaar trickst den Grafen am Ende erfolgreich aus.Mozart lässt das Stück von Abbate da Ponte zu einem Libretto verarbeiten. Da Ponte ist eine schillernde Gestalt: Sohn jüdischer Eltern aus Venedig, dort Priester geworden, wegen der Affäre mit einer verheirateten Frau aber geflohen. In Wien schreibt er auch die Texte der Salieri-Opern. Ihm gelingt es, den Kaiser für "Le Nozze di Figaro" zu gewinnen, indem er dem Stück die politische Schärfe nimmt. Mozart darf schließlich sogar ein eigentlich verbotenes Ballett in der Oper platzieren. Als die Hofzensoren dagegen vorgehen, lässt er den Tanz stumm, ohne Musik aufführen. Der Kaiser, bei der Probe anwesend, ist irritiert - und erlaubt die Szene. Mozart komponiert die Oper in sechs Wochen. Die Ouvertüre wird zwei Tage vor der Uraufführung fertig. So hat das Orchester kaum Zeit zum Proben der schwierigen Partitur. Mozart dirigiert selbst, und als erstmals die Arie des Figaro erklingt, applaudiert das Orchester minutenlang. Die Uraufführung am 1. Mai 1786 erntet nicht nur Zustimmung. Allerdings seien die zischenden Zuschauer auf den hinteren Rängen von Mozarts Gegnern in der Stadt bezahlt worden, berichtet die "Wiener Realzeitung". Nach sieben Aufführungen wird die Oper wieder abgesetzt - vergleichsweise ein Flop. Im Winter kommt "Figaro" in Prag auf die Bühne. Hier ist das bürgerlichere Publikum so begeistert, dass es den Komponisten in die Stadt einlädt und ihn wochenlang feiert. Stand: 01.05.06 | taxacher (ch) | Vor 220 Jahren: Uraufführung der "Hochzeit des Figaro" | [
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22. Juni 1954 - Deutsche Kinopremiere von "Die Wüste lebt" | Aufregende Bilder von Tieren in freier Wildbahn gehören heute zum Fernsehalltag. Ob im Dschungel, unter der Erde oder in der Tiefsee – es gibt kaum eine seltene Spezies, die geduldige Dokumentarfilmer dank immer raffinierterer Kameratechnik noch nicht beobachten können. Vor 60 Jahren dagegen waren Dokumentaraufnahmen exotischer Tiere noch eine Rarität, mit denen Pioniere des Naturfilms wie Bernhard Grzimek, Heinz Sielmann oder der Taucher Hans Hass Millionen faszinierten. In den USA entdeckt später auch Walt Disney, der König des Zeichentricks, das kassenträchtige Potential der "True Life Adventures", der Naturabenteuer, die das Leben selber schreibt. Gleich mit seinem ersten Oscar-prämierten Naturfilm in Spielfilmlänge landet Disney einen Volltreffer. "Die Wüste lebt" geht auf Entdeckungsreise in die großen, scheinbar lebensfeindlichen Einöden der USA. "Es ist die alte Geschichte vom Kampf ums Dasein", stimmt Regisseur James Algar die Zuschauer auf die Dramen aus dem Tierreich ein. Der ewige kinoerprobte Kampf Gut gegen Böse, bei dem, ganz Disney-like, das Gute am Ende siegt. Komik darf natürlich nicht fehlen. Gern erzählt der Film von all den kleinen Strolchen der Wüste. Zum Beispiel vom "frechen und unmanierlichen" Wegläufer, einem lustigen Vogel, der lieber läuft als fliegt und mit "Riesenspaß" Schlangen zu kleinen Häppchen verarbeitet. Oder der flinke Fips, der zur Gaudi seiner Erdhörnchen-Bande auf einer Schildkröte reitet. Exakt auf die Musik geschnitten, tanzen Skorpione zur Hochzeit eine Quadrille. "Dame rechts, Herr nach links, Krallen reichen, hoch den Schwanz, Skorpione auf zum Tanz", kommentiert der Filmerzähler das muntere Treiben. Auf Anweisung von Walt Disney montiert Regisseur Algar alles, was die Kamera eingefangen hat, zu straff gegliederten Geschichten. So gleicht "Die Wüste lebt" einer Abfolge von Cartoons mit lebenden Darstellern und vermenschlichten Tieren. Aus einer Tarantel wird eine "todbringende Dame" beim Hausputz, die von Zeit zu Zeit Gäste zum Mittagessen empfängt - IHR Mittagessen. Doch dann muss "Frau Tarantel" zum Showdown gegen eine Wespe antreten -ein mörderisches Duell mit zwei Waffen: dem lähmenden Stachel der Wespe und dem Todesbiss der Tarantel, "Florett gegen schwere Säbel." Die Wespe siegt und erlegt ihre Feindin. Eine Ausnahme in "Die Wüste lebt", denn mit Todesfällen geht der Film sehr sparsam um. Sensible Zuschauer beruhigt der Kommentar: "In diesem fantastischen Wunderland gibt es kein Ende, immer nur einen neuen Anfang." Alles, was niedliche Knopfaugen hat, darf sowieso nicht sterben. Kritiker werfen Disney deshalb vor, die Natur aus kommerziellen Gründen zu manipulieren, manche Szenen gar filmgerecht inszeniert zu haben. Das Publikum lässt sich davon nicht irritieren und reagiert begeistert auf Disneys Tierleben, "das Hohelied der Lebenskraft: herausfordernd und geheimnisvoll". Stand: 22.06.2014 | Bernd Rexing | Eine Naturdokumentation, die in erster Linie unterhalten soll, plant Zeichentrick-Produzent Walt Disney . Regisseur James Algar inszeniert seine tierischen Darsteller wie Filmhelden im Kampf Gut gegen Böse. 1953 wird "Die Wüste lebt" mit einem Oscar ausgezeichnet. | [
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4. Juni 1967 - Western-Serie "Rauchende Colts" startet in der <abbr title="Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands">ARD</abbr> | "Ich bin Matt Dillon, Marshal der Vereinigten Staaten." In der amerikanischen Westernserie "Gunsmoke" sorgt Hauptdarsteller James Arness in Dodge City im US-Bundesstaat Kansas für Ruhe und Ordnung. Das ist auch bitter nötig, denn die Stadt ist ein Anziehungspunkt für Ganoven. Doch der zwei Meter große Gesetzeshüter ist tapfer und gelassen. Er setzt sich mit Fäusten und Colt durch. Meistens erleben die Schurken das Ende einer Episode nicht. Ursprünglich ist die Fernsendung "Gunsmoke" eine Radio-Serie, die ab 1952 gesendet wird. Darin wird die Hauptfigur Matt Dillon von Schauspieler William Conrad gesprochen, der in den 1970er Jahren als Detektiv Cannon bekannt wird. Dann entscheidet man sich bei CBS, aus der Radiosendung eine Fernsehserie zu machen. Als James Arness die Hauptrolle angeboten wird, sagt dieser ab, weil er gerade einen Kinofilm dreht. Aber John Wayne rät ihm, das Engagement anzunehmen, und kündigt 1955 die erste "Gunsmoke"-Folge im US-Fernsehen an. Die ersten Staffeln der Fernsehserie werden nach den Radiomanuskripten realisiert. Am 4. Juni 1967 startet in der ARD die deutsche Ausstrahlung - unter dem Titel "Rauchende Colts". Bis dahin sind in den USA bereits über 400 Folgen gelaufen, die in der Bundesrepublik aber nicht gezeigt werden. In Deutschland gehört neben Matt Dillon auch sein Hilfssheriff Festus Haggen zu den Publikumslieblingen. Dieser wird von Country-Sänger Ken Curtis gespielt und bildet den lustigen Gegenpol zum besonnenen Marshal. Die Synchronstimme stammt von Gerd Duwner, der später die Stimme von Ernie aus der Sesamstraße spricht. Über die Jahre wird die Serie "Rauchende Colts" von vier deutschen Fernsehsendern ausgestrahlt. Dabei wechseln Stimmen und Namen. Das Maultier von Festus trägt im Original den Vornamen Ruth, in der ARD wird daraus Grete. Bei einem Privatsender heißt das Tier Klaus-Dieter. "Rauchende Colts" wird zu einer der langlebigsten Westernserien. Sie läuft in den USA von 1955 bis 1975 und macht aus James Arness einen mehrfachen Millionär. Er stirbt im Juni 2011 in Brentwood im US-Staat Kalifornien im Alter von 88 Jahren. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 04.06.2017: Vor 5 Jahren: Science-Fiction-Autor Ray Bradbury stirbt | Dominik Reinle | Im Wilden Westen sorgt ein Gesetzeshüter verlässlich für Ordnung: US - Marshal Matt Dillon . Er ist die Hauptfigur der amerikanischen Fernsehserie "Rauchende Colts ", die am 4. Juni 1967 ins deutsche Fernsehen kommt. | [
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16. November 1982 - Christian Klar wird verhaftet | Der Zufall bringt die Sicherheitsbehörden auf die richtige Spur: Am 27. Oktober 1982 entdecken Pilzsucher im Stadtwald von Frankfurt am Main ein zentrales Depot der "Rote Armee Fraktion" (RAF). Dort finden die Fahnder unter anderem verschlüsselte Positionsbeschreibungen von 13 weiteren Erddepots, die im ganzen Bundesgebiet angelegt wurden. Am 31. Oktober 1982 gelingt es dem Bundeskriminalamt (BKA) die Codes zu knacken. Sämtliche Verstecke, die sich alle in Wäldern befinden, werden daraufhin überwacht. Kaum zwei Wochen später gehen der Anti-Terror-Einheit GSG 9 die beiden RAF-Mitglieder Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz ins Netz: Sie wollten sich in einem Wald bei Offenbach an einem Waffen-, Geld- und Ausweis-Depot eindecken. Fünf Tage danach nähert sich im Sachsenwald bei Hamburg um die Mittagszeit ein Jogger einem Depot, dem die RAF die Tarnbezeichnung "Daphne" gegeben hat. Rund 350 Beamte liegen an diesem 16. November 1982 auf der Lauer. Noch bevor der Mann mit dem mitgebrachten kleinen Blumenspaten zu graben beginnen kann, wird er von zuvor in Erdlöchern versteckten Polizisten umringt. Der Unbekannte versucht nicht seine Waffe zu ziehen, sondern wirft sich sofort mit ausgebreiteten Armen zu Boden und lässt sich widerstandslos festnehmen. Obwohl der Festgenommene schweigt, ist bald klar, um wen es sich handelt: "Christian Klar, der als der führende Kopf der terroristischen Organisation 'Rote Armee Fraktion' gilt, ist gefasst", meldet die Tagesschau am Abend. Generalbundesanwalt Kurt Rebmann bezeichnet die Festnahme Klars als einen "geradezu katastrophalen Schlag" für die RAF. Damit endet für den damals 30-jährigen Klar das Leben im Untergrund. Der frühere Philosophie- und Politologiestudent aus Freiburg wurde seit 1976 bundesweit mit Fahndungsplakaten gesucht. Die Justiz wirft ihm vor, an verschiedenen Verbrechen beteiligt gewesen zu sein: unter anderem an der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback im April 1977, am Mord von Bankier Jürgen Ponto im Juli 1977, am versuchten Raketenanschlag auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe im August 1977, an der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im Herbst 1977, an einem Banküberfall im November 1979 in Zürich und an einem Anschlag auf den Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in Europa, Frederick J. Kroesen, im September 1981. Gemeinsam mit Brigitte Mohnhaupt wird Klar im April 1985 vom Oberlandesgericht Stuttgart zu jeweils fünf Mal lebenlanger Haft und zu einer zusätzlichen Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt - wegen neunfachen Mordes und elffachen Mordversuchs. Weil allerdings in vielen Fällen einer direkte Tatbeteiligung nicht nachgewiesen werden konnte, ergeht das Urteil aufgrund kollektiver Tatverantwortung. 1992 wird er in einem zusätzlichen Verfahren wegen weiterer Anschläge erneut zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Im Mai 2007 lehnt Bundespräsident Horst Köhler - ohne Angabe von Gründen - ein Gnadengesuch Klars ab. "Offenbar hat der Bundespräsident keine Bereitschaft zur Distanzierung und Reue bei Christian Klar feststellen können", sagt der ARD-Journalist Ulrich Deppendorf in den Tagesthemen. Zuvor hat es in der Öffentlichkeit eine Kontroverse über den Umgang mit Klar gegeben. Der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel (FDP) vertritt damals die Meinung, es sei rechtlich und gesellschaftspolitisch "richtig, Menschen, die so lang gebüßt haben, wieder die Chance einzuräumen, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren". Das Oberlandesgericht Stuttgart entscheidet schließlich Ende November 2008, dass Klar nach Ablauf seiner Mindesthaftzeit von 26 Jahren zum 3. Januar 2009 entlassen werden soll. Die Reststrafe wird zur Bewährung ausgesetzt, da die Richter keine Rückfallgefahr sehen. Die Bewährungszeit beträgt fünf Jahre. Weil er im Gefängnis gearbeitet und sich dadurch sogenannte Freistellungstage erworben hat, kann Klar das Gefängnis bereits kurz vor Weihnachten 2008 verlassen. Stand: 16.11.2012 | Dominik Reinle | Er gilt als Top-Terrorist der RAF : Christian Klar. Ab 1976 wird er bundesweit per Fahndungsplakat gesucht - bis er am 16. November 1982 in einem Wald bei Hamburg festgenommen wird. Dort hatte die Terrororganisation ein Waffenlager eingerichtet. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T14:13+02:00 | 2015-10-07T14:13+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7078~_mon-062021.html |
07. September 2010 - Vor 60 Jahren: Das Berliner Schloss wird gesprengt | Nur noch wenige Baudenkmäler Berlins erinnern nach dem Zweiten Weltkrieg an die Geschichte Preußens. Von britischen Bombern zerstört, thront 1950 gegenüber der Museumsinsel im Ostteil die monumentale Ruine des Stadtschlosses, der einstigen Residenz der Kurfürsten von Brandenburg, Könige von Preußen und Deutschen Kaiser. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück; Generationen von Herrschern haben seither an-, um- oder neu gebaut. An Bedeutung vergleichbar mit dem Pariser Louvre, wird das Schloss ab 1698 von Baumeister Andreas Schlüter in seiner prachtvoll barocken Gesamtanlage vollendet. 250 Jahre später, im August 1950, beschließt das Politbüro der Deutschen Demokratischen Republik trotz lautstarker Proteste von Historikern und Intellektuellen, das marode Symbol von Preußens Gloria endgültig abzureißen. Die erste Sprengladung geht am Mittag des 7. September 1950 hoch. Flügel um Flügel verschwindet das Schloss in gewaltigen Staubwolken; bereits nach sieben Monaten sind sämtliche Trümmer beseitigt. Die riesige Freifläche mitten in der Stadt heißt jetzt Marx-Engels-Platz und dient nach dem Willen von SED-Chef Walter Ulbricht als "Demonstrationsplatz, auf dem der Kampfwille und der Aufbauwille unseres Volkes Ausdruck finden können". Fortan marschieren am 1. Mai die werktätigen Massen, am 7. Oktober, dem Gründungstag der DDR, paradieren Panzerkolonnen vor den Spitzen des Regimes und im Dezember öffnet der Weihnachtsmarkt. Den Rest des Jahres verirrt sich kaum ein Mensch auf die weite Brachfläche. Das ändert sich erst, als Ulbricht-Nachfolger Erich Honecker beschließt, an dem historischen Ort ein neues Symbol sozialistischer Überlegenheit zu errichten: den Palast der Republik. Im April 1976 feiert die Republik die Eröffnung des prestigeträchtigen "Volks-Kulturhauses" im Quaderformat: 180 Meter lang, 85 Meter breit, 25 Meter hoch. Es beherbergt die Volkskammer der DDR und einen riesigen, mit allen technischen Raffinessen ausgestatteten Show-Saal, nebst großzügigen Wandelhallen, Restaurants und Bowlingbahnen. Die DDR-Bürger sind stolz auf "ihren" Palast - oder verspotten ihn als "Ballast der Republik", "Palazzo Prozzo" und "Erichs Lampenladen". Mit dem Ende des realen Sozialismus verliert auch das klotzige Zentrum der Volkskultur seinen Zauber. Im September 1990 wird der Palast, dem die Republik abhanden kam, wegen Asbestverseuchung geschlossen. Parallel zu den einsetzenden Forderungen nach einem Abriss forcieren private Förderer um den Hamburger Unternehmer Wilhelm von Boddien die Idee, das Preußen-Schloss in alter Pracht wiedererstehen zu lassen. 2002 stimmt der Deutsche Bundestag dem kostspieligen Vorhaben zu. Als dann 2006 der Palast der Republik selbst ein Opfer der Abrissbirne wird, scheint die Nachfolge für den Vorgängerbau gesichert. 2011 sollen die Arbeiten nach Plänen des Architekten Francesco Stella beginnen.Doch mit der Wirtschaftskrise kommt die Gegenwart der Vergangenheit in die Quere. Am 7. Juni 2010 verkündet Bundeskanzlerin Angela Merkel das vorläufige Aus für das Stadtschloss. Ein Wiederaufbau sei nach den Sparplänen der Bundesregierung bis mindestens 2014 nicht finanzierbar. "Merkel sprengt das Stadtschloss" titelt tags drauf die Berliner "taz". Stand: 07.09.10 | Bernd Rexing (tax) | Vor 60 Jahren: Das Berliner Schloss wird gesprengt | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T10:35+02:00 | 2015-10-06T10:35+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4752~_mon-032014.html |
13.07.1991 - Modellgemeinde Eurode entsteht | Der grenzüberschreitende Alltag reicht vom Fußballturnier über die Polizei bis zum gemeinsamen "Eurode-Rat", der politische Entscheidungen abstimmt. Das gute Zusammenleben hat in Eurode Tradition, denn eigentlich bildeten Herzogenrath und Kerkrade bis zum Wiener Kongress eine Einheit. Dennoch musste das heute Selbstverständliche über Jahrzehnte erarbeitet werden: Nach dem zweiten Weltkrieg trennte die beiden Gemeinden ein über zwei Meter hoher Stacheldrahtzaun. Redaktion: Ronald Feisel | Jana Fischer | "Grenzenlos gut!" - das ist das Motto von Kerkrade und Herzogenrath. Die niederländische und die deutsche Stadt bilden unter dem Namen "Eurode" seit 25 Jahren eine Modellgemeinde. Ganze Häuser baut man hier quer über die Grenze. | [
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] | Radio | 2016-07-05T14:07+02:00 | 2016-07-05T14:07+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/modell-gemeinde-eurode-100~_mon-062027.html |
12. April 1992 - "Familie Heinz Becker" startet im <abbr title="Südwestrundfunk">SWR</abbr> | Die Idee für Heinz Becker hat Gerd Dudenhöfer nach eigenen Angaben, als zwei Kollegen eine Holzdecke in seinem Wohnzimmer anbringen. "Die Kommunikation der Beiden, die zwar miteinander geschwätzt, aber nichts gesagt haben, hat mich fasziniert", wird sich Dudenhöfer später erinnern. "Und das war so eine Initialzündung." So entsteht Heinz Becker: ein auf "Saarpfälzisch" nörgelnder Kleinbürger und Stammtischphilosophen mit "Batschkapp" (Schiebermütze), der wie sein Erfinder aus der kleinen saarländischen Bergwerksgemeinde Bexbach stammt. Sein Wirkungskreis reicht vom Fernsehsessel zum Kühlschrank – oder im Extremfall in die Eckkneipe, wo er über Ausländer und Homosexuelle schwadroniert. In der Fernsehserie "Familie Heinz Becker" steht dem Titelhelden neben dem aufmüpfigen Sohn Stefan Frau Hilde zur Seite, die sogar die Trockentücher bügelt. Hilde und Heinz sprechen in jeder Folge wortreich aneinander vorbei. Heinz Becker hat es schon lange vor der Fernsehserie gegeben. Gerd Dudenhöfer entwickelt die Figur bereits in den 80er Jahren für sein Bühnenprogramm. Zehn Jahre später erhält der saarländische Kabarettist, der sich im Fernsehen bereits einen Namen als Co-Moderator von Jürgen von der Lippe in der WDR-Sendung "So isses" gemacht hat, den Auftrag, aus der Figur eine Fernsehserie zu entwickeln. Am 12. April 1992 ist "Familie Heinz Becker" erstmals im Südwestrundfunk (SWR) zu sehen. Drei Wochen zuvor war die Co-Produktion von WDR und Saarländischem Rundfunk (SR) bereits im WDR gestartet. Die Drehbücher für die Reihe schreibt Gerd Dudenhöfer, der auch bei der Produktion Szene für Szene pedantisch in Szene setzt, selber. Einen Gutteil der Gags dafür findet Dudenhöfer buchstäblich auf der Straße. "Ich habe den Satz einer Frau in Leipzig im Hotel gehört", sagt Dudenhöfer. "Sie hat gesagt: 'Ich habe nichts gegen Ausländer, aber die vermehren sich wie die Karnickel, bilden hier eine eigene Partei und regieren uns.'" Das könne "man nicht besser schreiben". Zwischen 1991 und 2003 werden 42 knapp dreißig Minuten lange Folgen von "Familie Heinz Becker" produziert. In den zwölf Jahren wird Ehefrau Hilde von drei verschiedenen Schauspielerinnen gespielt. Die ARD-Comedy erreicht Traumquoten: Durchschnittlich sitzen 5,5 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Die Serie erhält unter anderem 2004 den Deutschen Comedypreis für die beste Comedy-Serie, die Folge "Alle Jahre wieder" läuft seit Jahren regelmäßig im Fernsehen. Derweil tourt Dudenhöfer weiterhin als Heinz Becker durch die Lande. Auf der Bühne füllt die Kultfigur immer noch die Hallen. Stand: 12.04.2012 | Thomas Köster | In den 80er Jahren entwickelt der Kabarettist Gerd Dudenhöfer die Figur des spießigen saarländischen Nörglers Heinz Becker. In der Fernsehserie stellt er ihm Ehefrau Hilde und Sohn Stefan zur Seite. "Familie Heinz Becker" erreicht bald Kult-Status. | [
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29.10.2015 - China schafft die Ein-Kind-Politik ab<strong> </strong> | Hielten sie sich nicht daran, wurden sie mit zum Teil schweren Sanktionen belegt. Diese Ein-Kind-Politik hatte einen gewissen Erfolg: Nach Schätzungen gäbe es heute etwa 300 Millionen mehr Menschen in China. Aber das Regime hat auch die Nachteile gesehen: Zu viele verzogene Einzelkinder mit mangelnder Sozialkompetenz, Überalterung auf dem Land. Am 29. Oktober 2015 hat das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei die Ein-Kind-Politik offiziell für beendet erklärt. Redaktion: Michael Rüger | Wolfgang Meyer | Eine in westlichen Gesellschaften unerträgliche Vorstellung: Der Staat regelt die Familienplanung. In China war es Realität. Um ein nicht mehr kontrollierbares Wachstum zu verhindern, hatte die kommunistische Partei 1979 die Kontrolle übernommen. Oder es zumindest versucht. Ehepartner durften nur noch ein Kind zur Welt bringen. | [
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] | Radio | 2020-10-27T11:32+01:00 | 2020-10-27T11:32+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/ein-kind-100~_mon-042025.html |
11. März 1894 - Otto Grotewohl wird geboren | "Ein alter Traum ist Wirklichkeit geworden: die Einheit der deutschen Arbeiterklasse." So kommentiert Otto Grotewohl 1946 den Zusammenschluss seiner Sozialdemokraten mit der KPD. Ein großer Schritt in Richtung eines noch größeren Karriereziels: In der DDR steigt Otto Grotewohl, der am 11. März 1894 in Braunschweig geboren wurde, gleich 1949 zum Ministerpräsidenten auf. Grotewohl ist ein Braunschweiger Arbeitersohn mit Ambitionen. Seine Karriere im Reichstag der Weimarer Republik haben die Nationalsozialisten zerstört. Mit 51 Jahren will er 1945 endlich auf den SPD-Thron. Doch er ist nicht der Einzige. "In Kurt Schumacher hatte er einen Konkurrenten, der von Hannover aus versuchte, die Partei zu organisieren", erklärt Professor Wilfried Loth, Historiker und Politikwissenschafter an der Universität Essen. Hinter Kurt Schumacher die Nummer Zwei zu sein – das will Otto Grotewohl nicht und lässt sich auf Verhandlungen mit der sowjetischen Besatzungsmacht ein. Die Kommunistische Partei braucht nach ersten Wahlpleiten in Österreich und Ungarn unbedingt den Schulterschluss mit der viel populäreren SPD. Mit Gründung der SED steigt Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten der DDR auf. Doch der Preis ist hoch. Die Kommunisten um Walter Ulbricht bauen die SED in eine Kaderpartei stalinistischen Typs um. "Ulbricht setzt sich im Juni 1948 im parteiinternen Machtkampf durch. Grotewohl muss sich anpassen und die Propagandasprache übernehmen", sagt der Historiker Loth. Sozialdemokratische Töne sind bald unerwünscht. Selbst die Verhaftung kritischer SPD-Genossen nimmt er widerstandslos hin. Erst nach Stalins Tod 1953 wagt der Ministerpräsident selbstkritische Töne. "Die Methode des Administrierens, der polizeilichen Eingriffe und die Schärfe der Justiz ist falsch und erstickt die schöpferischen Kräfte eines Volkes", sagt er. Doch grundsätzlich trägt Otto Grotewohl die Knebelungspolitik der SED bis zu seinem Tod 1964 mit. Den Ruf als "Steigbügelhalter der Kommunisten" und "Totengräber der Ost-SPD" wird der DDR-Ministerpräsident nicht mehr los. Stand: 11.03.2014 | Martina Züger | Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft wirkt Otto Grotewohl am Wiederaufbau der SPD in Berlin mit und genehmigt den Zusammenschluss seiner Sozialdemokraten mit der KPD . In der DDR steigt Otto Grotewohl gleich 1949 zum Ministerpräsidenten auf. Doch der Preis ist hoch. | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T09:40+02:00 | 2015-10-08T09:40+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8192~_mon-122018.html |
24. Juni 1930 - Geburtstag des Regisseurs Claude Chabrol | Claude Chabrol filmt Monster, so sieht es die Schauspielerin Isabelle Huppert. "Er zeigte gerne die Mechanismen, mit denen die Gesellschaft manchmal Monster hervorbringt", sagt sie über den Regisseur. "Aber er mochte vor allem Anti-Helden." Seit 1978 ist die kühl agierende Huppert Chabrols Lieblingsinterpretin: als Elternmörderin, Engelmacherin, frustrierte Postbeamtin oder pedantische Schokoladenfabrikantin verkörpert sie genau jene Mischung aus Naivität und abgründiger Scheinheiligkeit, mit der Claude Chabrols Frauenfiguren von "Violette Nozière" (1978) bis "Madame Bovary" (1991) Kinogeschichte schreiben. Geboren wird Chabrol am 24. Juni 1930 in Paris. Er wächst bei den Großeltern im Dorf Sardent auf. Mit 13 gründet er dort einen Filmclub in einer Scheune. Zurück in Paris, verfasst er 1956 mit Éric Rohmer die erste Monografie über Alfred Hitchcock; neben Fritz Lang sein erklärtes Vorbild. 1958 kommt Chabrols Filmdebüt "Die Enttäuschten" in die Kinos. Das Sozialdrama über zwei Jugendfreunde, von denen der eine dabei scheitert, dem anderen den Alkoholismus auszutreiben, wird zu einem frühen Meisterwerk einer Filmbewegung, die später den Namen "Nouvelle Vague" bekommen wird und der auch Jean-Luc Godard und François Truffaut zugerechnet werden. Der internationale Durchbruch gelingt Chabrol bereits mit seinem zweiten Film "Les cousins" (1959), der auf Deutsch den unsäglichen Titel "Schrei, wenn du kannst" erhält. Auf der Berlinale wird er mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Fortan wird die Scheinheiligkeit und falsche Durchtriebenheit der Bourgeoisie – "ich kritisiere die Welt der Bourgeoisie, weil ich sie so gut kenne" – Chabrols großes Thema. Gekleidet wird das in den Mantel des Krimis: "Der Ehrgeiz besteht darin, die Wahrheit herauszufinden. Über alles, über die Welt, über das Leben, über die Menschen." 1964 heiratet Chabrol die Schauspielerin Stéphane Audran, die in 25 Filmen die schöne, mysteriöse, perverse oder böse Protagonistin wird. In 50 Jahren dreht er 57 Filme – für einen Filmautor seiner Couleur ein einsamer Rekord. Dabei arbeitet er mit Curd Jürgens, Maria Schell, Orson Welles oder Anthony Perkins zusammen – und scheut sich auch nicht, zweifelhafte Auftragsarbeiten zu übernehmen. Im Gedächtnis aber bleibt er wegen Klassikern wie "Das Biest muss sterben" (1969), "Die Fantome des Hutmachers" (1982) oder "Der Schrei der Eule" (1987). Claude Chabrol stirbt 2010 in Paris. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Juni 2020 ebenfalls an den Regisseur Claude Chabrol. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 25.06.2020: Vor 80 Jahren: Geburtstag des Schauspielers Peer Augustinski | Thomas Köster | Der französische Filmemacher Claude Chabrol seziert die Scheinheiligkeit des Bürgertums - und erneuert wie kein anderer das Kino der 1960er Jahre. | [
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"24.06.1930",
"24. Juni 1930",
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"Claude Chabrol"
] | Stichtag | 2020-06-24T07:19+02:00 | 2020-06-24T07:19+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-claude-chabrol-100~_mon-052021.html |
21. Januar 2008 – Der Aktienindex Dax bricht ein | Schon kurz nach Handelsbeginn zeigen an diesem Montag alle Charts steil nach unten. Auf den Bildschirmen der Aktienhändler blinken überall rote Minuszeichen. "Dann versucht man halt, Verluste zu begrenzen, Schadensbegrenzung zu betreiben", erinnert sich Daniel Kühn, der 2008 als sogenannter Day-Trader arbeitet, an diesen verlustreichen Tag. Doch die Abwärtsdynamik ist nicht mehr aufzuhalten. In einer Kettenreaktion purzeln die Kurse immer weiter. Bei Handelsschluss liegt der Dax 7,2 Prozent niedriger bei 6790,19 Punkten. Es ist der schwärzeste Tag auf dem Börsenparkett seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Warnungen hatte es schon länger gegeben. Aber wie so häufig überwiegt die Hoffnung, dass es vielleicht nicht so schlimm wird – oder es nur die anderen trifft. Immerhin liegt der Auslöser für die Unsicherheit an den Finanzmärkten weit weg auf der anderen Seite des Atlantiks. Dort hatte Anfang der 2000er-Jahre niedrige Zinsen und erleichterte Kreditvergaben für Kleinverdiener zu einem Boom am US-amerikanischen Immobilienmarkt geführt. So hatten immer mehr US-Bürger, die es sich eigentlich nicht leisten konnten, mit einem Kredit Häuser und Wohnung gekauft. Als die Zinsen steigen, können viele die Belastungen nicht mehr tragen. Statt satten Renditen verbuchen die US-Finanzinstitute nun reihenweise Zahlungsausfälle, damit verbundene Wertpapiere verlieren rapide an Wert. Auch deutsche Banken haben mit solchen riskanten Papieren spekuliert. Die Mittelstandsbank IKB muss schon im Sommer 2007 mit staatlicher Hilfe gerettet werden. Am Abend vor dem Aktien-Crash gibt es eine Krisensitzung mit der NRW-Landesregierung: Die WestLB sitzt wegen riskanter Spekulationen ebenfalls in der Patsche und braucht vier Milliarden Euro "frisches Kapital". Es ist der Anfang vom Ende der einst mächtigen Westdeutschen Landesbank. Es kommt noch schlimmer: Am 15. September 2008 meldet die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an. Die Nachricht schickt die Börsen weltweit weiter auf Talfahrt. Betroffen sind auch rund 50.000 deutsche Anleger, die ihren Bankberatern vertraut und ihr Erspartes in Lehman-Zertifikate gesteckt hatten. Diese Papiere sind über Nacht wertlos geworden und es wird Jahre dauern, bis zumindest ein Teil des Kapitals zurückfließt. Schon bald schlägt die Finanzkrise auf Industrie und Handel über, aus der Finanzkrise wird eine Konjunkturkrise. Im ersten Quartal 2009 bricht das Wirtschaftswachstum so stark ein wie noch nie nach dem Zweiten Weltkrieg. Vergleiche mit der "Großen Depression" nach dem Börsencrash von 1929 werden gezogen. Die deutsche Regierung kämpft mit einem umfangreichen Konjunkturprogramm gegen die Rezession. Dank der Subventionen in Milliardenhöhe übersteht die deutsche Wirtschaft die Krise relativ schnell. Doch das Vertrauen in die Finanzbranche ist nachhaltig beschädigt. Wie kann es sein, dass eine kleine Gruppe Finanzmarkt-Jongleure die Weltwirtschaft in die Knie zwingen kann? Politik und Wirtschaft sind sich einig, dass sich das nicht wiederholen darf. In der Folge werden die Regeln für Banken und ihre Beaufsichtigung verschärft. Verbraucher müssen von Banken und Beratern noch deutlicher aufgeklärt werden über das Risiko von Geldanlageformen. Doch der Versuch der besseren Reglementierung sei fehlgeschlagen, so die Kritik, bei den entscheidenden Punkten wie der Finanztransaktionssteuer hätten sich stets die Lobbyisten durchgesetzt. Doch die Gier findet immer noch Schlupflöcher: Wirecard-Betrug, Cum-Ex-Skandal, Millionen-Boni für Manager. So ganz lässt sich der Missbrauch wohl nicht abstellen und einige Experten warnen immer wieder davor, dass das Finanzsystem nicht gegen einen neuen Crash gefeit ist. Es dauerte drei Jahre bis der Dax die Verluste des 21. Januar 2008 wieder aufgeholt hatte. Danach folgten noch Euro-Krise, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Dennoch liegt das deutsche Börsenbarometer Anfang 2023 mehr als doppelt so hoch wie nach dem Crash-Tag 2008. Autor des Hörfunkbeitrags: Kay Bandermann Redaktion: Matti Hesse ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Januar 2023 an den Kurseinbruch des Dax. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 22.01.2023: Vor 70 Jahren: US-Regisseur Jim Jarmusch wird geboren | Anke Fricke | Für Aktionäre beginnt das Jahr 2008 wenig erfreulich: Die Krise am US-Immobilienmarkt drückt seit Wochen auf die Börsenkurse. Als am 21. Januar noch Panik aufkommt, stürzt der Dax ins Bodenlose. | [
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] | Radio | 2023-01-17T17:33+01:00 | 2023-01-18T14:11+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/aktienindex-dax-stuerzt-ein-100~_mon-092026.html |
17. April 1492 - Vertrag zwischen Kolumbus und der spanischen Krone | Christoph Kolumbus hat eine Mission: Er will einen westlichen Seeweg nach Indien finden. Der vermutlich 1451 in Genua geborene Sohn eines Wollwebers stützt sich dabei auf die Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel ist. Da der Landweg nach Asien seit Mitte des 14. Jahrhunderts zunehmend von den Osmanen kontrolliert wird, segeln spanische und portugiesische Händler an der Küste Afrikas entlang, um nach Indien zu gelangen - bislang allerdings vergeblich. Kolumbus, der seit 1476 in Lissabon lebt, ist sich sicher, dass es eine Alternative gibt: In den Osten kann man auch über den Westen gelangen. Er will Portugals König Johann II. von seinem Vorhaben überzeugen. Dieser verweigert jedoch die Finanzierung einer solchen Expedition. Nach Einschätzung seiner Experten ist die von Kolumbus berechnete Entfernung - wie sich später bestätigt - viel zu gering. Doch Kolumbus gibt nicht auf. Zwei Jahre danach, im April 1486, spricht er am Spanischen Hof vor. Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón sind interessiert, vertrösten den Antragsteller aber. Seit Jahren fließt das königliche Geld in die Reconquista, die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel. Daher müsse zunächst das Emirat Granada, der letzte maurische Herrschaftsbereich, besiegt werden. Als die Mauren im Januar 1492 kapitulieren, ist der Weg frei für Kolumbus. In Santa Fé nahe der Stadt Granada empfängt ihn das Königspaar zu Verhandlungen. Kolumbus nutzt die Chance und stellt Forderungen: Er will nicht nur zum Admiral befördert, sondern auch zum Vizekönig über die von ihm entdeckten Gebiete ernannt werden. Er verlangt außerdem zehn Prozent sämtlicher zu erwartender Einnahmen Spaniens. Titel und Befugnisse sollen erblich sein. Der Legende nach verweigern Isabella und Ferdinand zunächst ihre Zustimmung, da sie die Forderungen als unverschämt empfinden. Kolumbus soll zwischenzeitlich sogar abgereist sein, um den Druck auf die beiden zu erhöhen. Das Königspaar gibt schließlich nach, akzeptiert die Bedingungen und unterzeichnet am 17. April 1492 die sogenannte Kapitulation von Santa Fé. Vier Monate später startet der Seefahrer zu seiner ersten Reise. Drei Schiffe sind ihm bewilligt, dazu Geld für Besatzung und Verpflegung. Mitte Oktober kommt erstmals Land in Sicht. Kolumbus glaubt, in Indien angekommen zu sein, und nennt die Bewohner Indianer. Damit beginnt Spaniens 300-jährige Kolonialgeschichte in Lateinamerika, die Millionen Einheimische das Leben kostet. Die Vereinbarung von Santa Fé ist einer der politisch bedeutsamsten Verträge, die bisher zwischen einer Privatperson und einem Herrscher geschlossen worden sind. Er zählt heute zum Weltdokumentenerbe der Unesco. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. April 2017 ebenfalls an den Vertrag zwischen Kolumbus und Spaniens Krone. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 18.04.2017: Vor 450 Jahren: Wilhelm von Grumbach stirbt in Gotha | Dominik Reinle | Kolumbus entdeckt für die spanische Krone den westlichen Seeweg nach Indien - glaubt er jedenfalls. Für ihn ein lukrativer Job. Im Vertrag von Santa Fé hat er vor der Abreise Spaniens Krone einen Gewinnanteil abgetrotzt. | [
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] | Stichtag | 2017-04-17T00:00+02:00 | 2017-04-17T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-vertrag-kolumbus-spanien-krone-100~_mon-122015.html |
9. August 1940 - Geburtstag von Marie-Luise Marjan | 1985 kommt Marie-Luise Marjan durch eine Tür und schreibt Fernsehgeschichte. Es ist ihr erster Auftritt als Helga Beimer in der ARD-Serie "Lindenstraße" unter der Regie von Hans W. Geißendörfer. Ihr Filmsohn Klausi ist krank. "Mein erster Satz war: 'Klausi, du sollst doch im Bett bleiben!'“, wird sie sich später erinnern. "Das weiß ich noch genau." Das stimmt nicht ganz. "Beimer? Ach, du bist es, Hans" sind Marjans erste Sätze in der "Lindenstraße". Aber die etwas falsche Erinnerung passt besser zur fürsorglichen Rolle in der Kultserie, die Marjan in der Folge 35 Jahre lang bekleidet. Und die sie in den Augen des Publikums und der Medien als Nachfolgerin von Inge Meysel endgültig zur "Mutter der Nation" werden lässt. Geboren wird Marjan am 9. August 1940 in Essen. Ihre Mutter gibt sie als Baby ins Waisenhaus, später wird sie adoptiert und wächst im nordrhein-westfälischen Hattingen auf. In ihrer Autobiografie beschreibt sie sich als fröhliches Kind. Während des Zweiten Weltkriegs habe sie sogar die Menschen im Luftschutzkeller zu erheitern versucht: "Aber es ist nicht einfach, Menschen zum Lachen zu bringen, die Angst haben." Nach einer Ausbildung zur Arzthelferin unterstützen die Adoptiveltern Marjan bei der Verwirklichung ihres Traums, Schauspielerin zu werden. 1960 steht sie erstmals auf der großen Bühne, danach folgen Engagements in Basel und Karlsruhe. Zwölf Jahre lang gehört sie zum Ensemble des Bochumer Schauspielhauses, Gastauftritte hat sie an anderen renommierten Häusern wie dem Hamburger Thalia-Theater und an der Volksbühne Berlin. Schon während ihrer Theaterzeit wird Marjan auf Mutterrollen festgelegt. Im Fernsehen, in dem sie in Serien und Filmen wie "Smog" (1972) von Wolfgang Petersen oder "Berlin Alexanderplatz" (1979) von Rainer Werner Fassbinder vor der Kamera steht, jubelt ihr das Drehbuch in "Untergang der Freiheit" schon 1959 erstmals Kinder unter – da ist sie gerade einmal 19 Jahre alt. Die Mutterrolle in der "Lindenstraße" ist ihre 25. Heute ist Marie-Luise Marjan Buchautorin, Sängerin und Botschafterin des Kinderhilfswerks Unicef – und wird zwischendurch in der "Lindenstraße" sogar Oma. 2008 findet sie durch Dreharbeiten für die ARD-Dokumentation "Das Geheimnis meiner Familie" ihren Halbbruder Günter sowie Verwandte aus der Familie ihres Vaters, der mit 27 Jahren im Krieg gestorben war. 2020 verliert sie ihre Fernseh-Familie: Die "Lindenstraße" wird eingestellt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 10.08.2020: Vor 45 Jahren: Erste Ausschreitungen gegen Ausländer in der DDR | Thomas Köster | Sie ist die "Mutter der Nation". Seit 1985 spielt Marie-Luise Marja die stets fürsorgliche und hin und wieder auch frustrierte Hausfrau Helga Beimer in der ARD-Kultserie "Lindenstraße". Davor hat sie schon im Theater Karriere gemacht. | [
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20. Januar 1980 - Deutsche Bühnenpremiere der "<span lang="en">Rocky Horror Show</span>" | Die Abonnement-Inhaber des Essener Theater- und Opernhauses sind gewarnt: Elegante Garderobe könnte bei dieser Premiere Schaden nehmen. Denn am 20. Januar 1980 besetzt ausnahmsweise ein Völkchen schrill kostümierter Zuschauer das Parkett des ehrwürdigen Grillo-Theaters, Heimstatt von Essens Hochkultur. Mit reichlich Konfetti, Reis und Regen aus der Wasserpistole wollen sie kultgerecht die deutsche Erstaufführung der "Rocky Horror Show" begleiten. Als sich der Vorhang zum laut Eigenwerbung "Theaterereignis der Saison“ hebt, herrscht gespannte Erwartung, auch bei Deutschlands Kulturkritikern. Das krude Sci-Fi-Musical feierte zuvor in London, Los Angeles und Tokio sowie als Kinoversion Riesenerfolge - und nun also im repertoireerprobten Stadttheater Essen? Text und Musik der rockigen Straps-Revue stammen aus der Feder des Briten Richard O’Brian. Als Zeitvertreib erfindet der arbeitslose Schauspieler Anfang der 1970er Jahre die Abenteuer des prüden Pärchens Brad und Janet im Gruselschloss des Transvestiten Frank-N-Furter. O’Brian, selbst transsexuell, mixt sein bizarres Gothic-Märchen aus laszivem Sex, Wesen aus dem All und Filmklassikern wie Frankenstein, Dracula und King Kong. Von Regisseur Jim Sharman inszeniert, erlebt die "Rocky Horror Show" im Juni 1973 in London ihre Uraufführung. Tim Curry spielt charismatisch den Verführer Frank-N-Furter, O’Brian tanzt als zwielichtiges Faktotum Riff Raff den Time-Warp. In die Studiobühne des "Royal Court Theatre" passen nur 63 Zuschauer, aber die toben regelmäßig vor Begeisterung. O’Brian hat mit seinem schrägen Spektakel den Pop-Nerv der Zeit getroffen. Mehrfach zieht die kleine Horrorshow in größere Säle um und erobert schließt Londons Theaterdistrikt im Westend. Dort steht sie sieben Jahre auf dem Spielplan. Die billig produzierte Film-Version von 1975, mit Curry und O’Brian in den Hauptrollen, floppt allerdings. Bis eingefleischte New Yorker Fans in Rocky-Horror-Kostümen beginnen, bei Mitternachtsvorstellungen die Handlung dialoggetreu und gefühlsecht mitzuspielen. Dank vollmundiger Promotion durch Essens Intendanten Ulrich Brecht ist die deutsche Premiere des Kult-Musicals seit Monaten ausverkauft. Die Regie hat der für schrill-tuntige Szene-Filme bekannte Kölner Walter Bockmayer übernommen, in der Hauptrolle agiert mit dem Amerikaner Decoven C. Washington erstmals ein schwarzer Frank-N-Furter. Essens Stammensemble verkörpert die übrigen Rollen. Statt im morbiden Schloss schickt Bockmayer seine lüsternen Transsilvanier in einer sterilen Klinikkulisse auf Zeitreise, reichlich frei gelegte Pobacken inklusive. Als Spaßbremse erweist sich die hölzerne Übersetzung von Horst Königstein, deren Verständlichkeit eine offenbar überforderte Tontechnik nicht verbessert. Die Premierenfans in Netzstrümpfen und Korsagen werfen trotzdem Reis, spritzen Wasser und feiern vor allem sich selbst. Die Kritik aber lässt kaum ein gutes Haar an Bockmayers Freak-Show: "Das Produkt schmeckt wie solide Plastikware, garantiert keimfrei", schreibt die FAZ, "Disco-Karneval" nörgelt die NRZ. Gute Noten erhält allein Gaststar Decoven C. Washington. "Seine bluesige Verkörperung des Frank-N-Furter entschädigt für so manches", lobt der Kölner Stadt-Anzeiger. Die übrigen Schauspieler "wirken wie Marionetten, die ihren Part auf Befehl runterspulen." Den Erfolg des Kult-Musicals hält die missglückte Essener Premiere nicht auf. Als modernes Kasperle-Theater für Erwachsene steht die "Rocky Horror Show" bis heute als Zugnummer auf dem Spielplan großer und kleiner Häuser. Stand: 20.01.2015 | Bernd Rexing | Die Sci-Fi-Trash -Komödie um den durchgeknallten Transvestiten Frank N. Furter wurde im Kino zum Kult. Unter der Regie von Walter "Wally" Bockmayer erlebt die " Rocky Horror Show " in Essen ihre deutsche Bühnenpremiere. Doch der Funke springt nicht über. "Plastikware, garantiert keimfrei", so die Kritiker. | [
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24. Juli 2010 - Vor 25 Jahren: Die Bundesregierung beschließt die TA Luft | Smogalarm, umkippende Flüsse, absterbende Wälder. Zu Beginn der 1980er Jahre bestimmen immer häufiger bedrohlich klingende Schlagworte die öffentliche Diskussion. Immer mehr Menschen machen für eine saubere Umwelt mobil und wählen eine neue Partei ins Parlament: die Grünen. Die schwarz-gelbe Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl reagiert darauf mit dem Erlass einer Reihe von Gesetzen und Verordnungen, von denen das Bundesimmissionsschutzgesetz, die Großfeuerungsanlagen-Verordnung und die Neufassung der so genannten TA Luft den größten Einfluss haben. Diese "Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft" wird am 24. Juli 1985 vom Kabinett beschlossen und vom zuständigen Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) als "weltweit ohne Beispiel" gepriesen. Durch die Vorschriften der TA Luft sollen, so Zimmermann, die Emissionswerte etwa für Benzol um das vierfache, für Arsen um das 20-fache und für Cadmium sogar um das 100-fache gegenüber den Werten von 1974 gesenkt werden. Die Industrie reagiert mit lautstarken Protesten. Unabsehbare Investitionen würden zu wettbewerbsverzerrenden Nachteilen gegenüber der europäischen Konkurrenz führen - vor allem, weil die TA Luft nicht nur für neu zu errichtende, sondern auch für die rund 50.000 bereits bestehenden industriellen Anlagen gilt. Der Gesamtverband Steinkohlenbergbau lässt gar Expertisen erarbeiten, um zu beweisen, dass das Waldsterben, unabhängig von Schadstoffemissionen, ein seit Jahrhunderten bekanntes Phänomen sei. In zähen Verhandlungen ringen die Lobbyisten der Wirtschaftsverbände darum, die in der TA Luft vorgeschriebenen Grenzwerte und Fristen zu entschärfen. 76 Änderungen muss Bundesinnenminister Zimmermann schließlich akzeptieren, doch eine zukunftsweisende Formulierung in der neuen TA Luft bleibt unverändert: Der so genannte jeweilige "Stand der Technik" gilt von nun an als Maßstab für den Betrieb aller Schadstoff ausstoßenden Anlagen. Auch eine staatliche Entschädigung für die hohen Umrüstinvestitionen lehnt die Bundesregierung grundsätzlich ab. Dass die TA Luft im Februar 1986 endlich in Kraft treten kann, bewertet rückblickend selbst der nordrhein-westfälische Forstwissenschaftler und Grünen-Mitbegründer Wilhelm Knabe als "Meilenstein der Umweltpolitik". Die Belastung der Luft mit Schwefeldioxid und Stickoxiden, mit Dioxinen und Furanen geht in der Folge erheblich zurück. 2002 werden die Grenzwerte, dem Stand der Technik entsprechend, noch einmal verschärft. Trotzdem drängen Ökologen wie Knabe auf eine weitere Nachbesserung. Denn die Klima verändernde Wirkung des Kohlendioxids CO2, hauptsächlich durch Verbrennung fossiler Treibstoffe, wird von der TA Luft überhaupt noch nicht erfasst. Stand: 24.07.10 | Bernd Rexing (zip) | Vor 25 Jahren: Die Bundesregierung beschließt die TA Luft | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T11:24+02:00 | 2015-10-06T11:24+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4538~_mon-112014.html |
31. Oktober 1993 - Todestag von River Phoenix | "Als ich hörte, dass River gestorben war, war ich ehrlich gesagt nicht besonders überrascht. Seine Drogenabhängigkeit und alle Probleme, die damit zusammenhingen, waren überall bekannt", erinnert sich der Schauspieler Wil Wheaton. Er hatte River Phoenix bei den Dreharbeiten zu "Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers" Mitte der 1980er-Jahre kennengelernt. Beide spielen darin zwölfjährige Jungen, die die Leiche eines Freundes suchen. River Phoenix schafft mit diesem Film – Kinohit des Jahres 1986 – den Durchbruch in Hollywood. Der damals 16-jährige Phoenix ist das Kind von Aussteigern. Im Beisein der gesamten Landkommune kommt er am 23. August 1970 in einer Blockhütte in Oregon zur Welt. Jahrelang reisen die Hippie-Eltern als Missionare der Sekte Children of God, Kinder Gottes, durch Mittel- und Südamerika. Mitte der 1970er-Jahre sagen sie sich los, River und seine Familie leben verarmt in einer Holzhütte am Strand in Venezuela. 1977 kehren sie zurück in die USA. Die Kinder treten bei Talentwettbewerben und auf Jahrmärkten auf. Rivers Mutter schreibt an die Nachwuchsabteilung von Paramount Pictures in Hollywood – und bekommt Antwort: "Wir würden uns freuen, Ihre Kinder kennen zu lernen. Sollten Sie mal in Kalifornien sein, kommen Sie unbedingt bei uns vorbei, aber reisen Sie nicht extra an." Den ersten Teil dieses Standardbriefs nimmt die Mutter wörtlich. Die Familie zieht Ende der 1970er-Jahre von Florida nach Hollywood. Die Mutter schleppt River von einem Casting zum nächsten. "Fernsehen. Werbung. So fing es an. Und später kamen dann die ersten Castings für den Film", sagt River Phoenix später. Schauspielunterricht bekommt er nie: River gilt als Naturtalent. Regisseur Peter Bogdanovich, mit dem er 1992 "The Thing called love" dreht, erinnert sich: "River war ein Schauspieler, der völlig in seine Rolle eingetaucht und darin auch geblieben ist. Von Anfang bis zum Ende." Nach "Stand by Me" folgen erfolgreiche Filme wie "Mosquito Coast", in dem er den Filmsohn von Harrison Ford spielt oder "Little Nikita" mit Sidney Poitier. Er ist Danny Pope in "Running On Empty – Die Flucht ins Ungewisse", für dessen Rolle er 1989 als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert wird. Mittlerweile verdient er Geld für die ganze Familie. Aus dem Kinderstar ist ein Teenie-Idol geworden. "River wusste, dass ein großer Teil des Schauspielgeschäfts und Hollywoods darin bestand, diese Öffentlichkeit einfach anzunehmen. Aber er hasste das", sagt sein Schauspielkollege Wil Wheaton. Bei den Dreharbeiten zu "My own private Idaho" mit Keanu Reeves soll er sich zum ersten Mal Heroin gespritzt haben. Das ewige Kind, wie ihn Journalisten immer wieder nennen, wird drogenabhängig – auch wenn seine Familie das bis heute bestreitet. Sein letzter Film ist "Dark Blood" von George Sluizer, ein unvollendeter Film. River Phoenix stirbt während der Dreharbeiten, viele Schlüsselszenen können nicht mehr gedreht werden. Die Karriere, die so glänzend begann, endet abrupt in der Halloween-Nacht vom 31. Oktober 1993. Auf dem Bürgersteig vor dem Nachtclub Viper Room in Los Angeles stirbt der Schauspieler mit nur 23 Jahren – an einer Überdosis Kokain und Heroin. Stand: 31.10.2013 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. | Martina Züger | Er wäre vermutlich einer der großen Schauspieler Hollywood s geworden. Aber die Karriere von River Phoenix endete abrupt in einer Halloween -Nacht, auf dem Bürgersteig vor einem Nachtclub in Los Angeles . | [
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"Heroin"
] | Stichtag | 2015-10-08T12:28+02:00 | 2015-10-08T12:28+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7858~_mon-042010.html |
18. Januar 1927 - Tod des Önologen Hermann Müller-Thurgau | Seinen ersten Müller-Thurgau trinkt Stuart Pigott 1975 als Schüler in der Pfalz. Dass ihm der Wein besser geschmeckt hat als die Nudelsuppe dazu, ist noch das Beste, woran sich der renommierte Weinjournalist später erinnert. Mit der Müller-Thurgau-Rebe beginnt in den Siebzigern der Wein-Boom in Deutschland. Die Rebsorte gilt bald als plump-süßlicher Massenwein, gut genug für Betriebsfeste, Kegeltouren und ungebetene Gäste, so die gängige Beurteilung. Und das zu Unrecht, weiß Wein-Experte Stuart Pigott heute aus eigener Winzererfahrung: "Die von Hermann Müller-Thurgau entwickelte Rebe hat durchaus ihre Qualitäten." Der 1850 im Schweizer Kanton Thurgau geborene Hermann Müller entstammt einer Familie von Bäckern und Winzern. Nach einem Studium der Naturwissenschaften entdeckt der Pflanzenkundler mit Forschergeist seine Vorliebe für den Weinbau. Noch keine 30 Jahre alt, übernimmt Müller die Leitung der Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau im hessischen Geisenheim. Dort kommt der Professor wohl an seinen Namenszusatz Thurgau. In deutschen Weinbergen wird damals vor allem Riesling angebaut. Der aber ist sehr witterungsempfindlich; manche Jahrgänge fallen komplett aus. Hermann Müller-Thurgau versucht daher, eine robustere Traube zu züchten – im Weinbau ein absolutes Novum, wie Stuart Pigott erklärt: "Die Suche nach einem neuen genetischen Profil, nach einer Rebe mit ganz anderen Fähigkeiten, war eine völlig neue Idee." Müller-Thurgaus Experiment, den säuerlichen Riesling mit der österreichischen Silvaner-Rebe zu kreuzen, gelingt. Zur Weinlese 1882 präsentiert er seine neue Traube "Riesling mal Silvaner". Seit 1913 heißt sie, gegen den Willen ihres Schöpfers, "Müller-Thurgau" und erhält später den Zweitnamen "Rivaner". Ende der 1990er Jahre aber stellt sich heraus: Dem am 18. Januar 1927 gestorbenen Hermann Müller-Thurgau ist bei seiner Kreuzung ein Irrtum unterlaufen. Genetische Untersuchungen im Weinanbauzentrum Klosterneuburg beweisen, dass die Rebsorte durch Kreuzung von Riesling und der französischen Traube Madeleine Royale entstanden ist. "Die hat wohl zur selben Zeit im Gewächshaus geblüht", vermutet Ernst Rühl, der heutige Leiter der Geisenheimer Lehranstalt. "Der Pollen ist versehentlich auf der Nabe gelandet und damit war es passiert." Dem Erfolg der frühreifen Müller-Thurgau-Rebe schadet die Fremdbestäubung nicht - im Gegenteil. Die Neuzüchtung stellt keine großen Ansprüche an Boden und Klima und bringt im Gegensatz zum Riesling einen blumigen Wein mit milder Säure. Zudem beschert sie den Winzern regelmäßig hohe Lese-Erträge. Doch gerade dieser Vorzug wird dem Müller-Thurgau zum Verhängnis. Die Winzer mendeln jene Reben heraus, die immense Mengen an Trauben tragen, was den Geschmack flach und armselig werden lässt. "Und dann", sagt der Fachjournalist Pigott, "hat man dieses dünne Weinchen mit reichlich Süße aufgepäppelt." Nach Pigotts Beobachtung setzen aber mehr und mehr Winzer wieder auf Klasse statt Masse; die Qualität des zum Billig-Fusel degradierten Weins sei deutlich gestiegen. Wohl ganz im Sinne des Pflanzenforschers Hermann Müller-Thurgau, dem wir auch nichtgärenden Apfelsaft verdanken. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Januar 2017 ebenfalls an Hermann Müller-Thurgau. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 19.01.2017: Vor 10 Jahren: Beginn der Handball-WM in Deutschland | Bernd Rexing | 1891 übernimmt Hermann Müller-Thurgau die Leitung der deutsch-schweizerische Versuchsstation für Obst-, Wein- und Gartenbau. Dort entwickelt der Botaniker eine Rebsorte, die seinen Namen erhält. Heute ist dieser Wein auch als Rivaner bekannt. | [
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] | Stichtag | 2017-01-18T10:20+01:00 | 2017-01-18T10:20+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hermann-mueller-thurgau-100~_mon-012015_tag-18012017.html |
19. März 1954 - Erste normierte Minigolf-Anlage in Ascona eröffnet | Für den weißen Ball geht es durch Röhren, über Wellen und den Vulkan hinauf. Bahn eins ist gerade mit einem Loch in der Mitte des Zielkreises. Danach befindet sich das Loch mal zwischen Plastikhindernissen, mal muss auf Zickzackbahnen über Flacheisen- oder Rohrbande gespielt werden. Alle Bahnen sind zwölf Meter lang und 1,25 Meter breit - außer der "Weitschlagbahn" mit 20 Metern. Schluss ist nach Bahn 18, wie beim großen Bruder Golf. Profis wärmen den Ball in einer Socke oder mit einem Handtuch, bevor sie schlagen. Die besten brauchen im Schnitt unvorstellbare 19 Schläge. Aber auch für Laien gilt: Immer muss der weiße Ball mit dem Schläger in das Runde. Erfunden wird das Minigolf in seiner heutigen Form vom Schweizer Gartenbauarchitekten Paul Bongni. Bereits 1950 normiert er einen Parcours und reicht ihn beim Patentamt ein; drei Jahre später wird sein Antrag bewilligt. So sind die Voraussetzungen geschaffen, um Spielern national wie international die gleichen Bedingungen zu schaffen. Am 19. März 1954 wird in Ascona am Lago Maggiore die erste nach Plänen Bongnis genormte Minigolf-Anlage eingeweiht. Im selben Jahr entsteht in Locarno ein weiterer Parcours. Ende des Jahres stehen in der Schweiz bereits 18 Minigolf-Anlagen nach dem System. 1955 eröffnet in Traben-Trabach die erste Minigolf-Anlage Deutschlands. 1959 werden im italienischen Gardone Val Trompia die ersten Minigolf-Europameisterschaften ausgetragen. In den 1960er Jahren entwickelt sich Minigolf zum Freizeit-Trendsport – ein Hype, der bis heute anhält. Rund 20 Millionen Deutsche spielen Hochrechnungen zufolge hin und wieder Minigolf. Seit 1991 gibt es zudem im zweijährigen Turnus auch eine Minigolf-WM. Bis heute werden in der Regel die gleichen Bahnen gespielt, auch wenn es Minigolf inzwischen nicht nur in Beton, sondern auch auf Filz, Zement oder als Naturrasen-Variante – und als 3D-Schwarzlicht-Fassung – gibt. Und noch etwas hat sich verändert: Inzwischen hat man nur noch sechs Versuche, um den Ball einzulochen; danach muss man sich sieben Punkte auf den Zettel schreiben. Früher waren es sieben Versuche und eine notierte "Acht". Deshalb bezeichnet man eine nicht geschaffte Bahn in Minigolfkreisen immer noch als, italienisch, "otto". Den Weltrekord im Minigolfen hält übrigens Weltmeister Achim Braungart Zink, der heute das deutsche Nationalteam als Sportdirektor führt: 93 Schläge für vier Runden hat er gebraucht. "Man muss mit der Bahn verschmelzen", lautet sein Erfolgsgeheimnis. Aber ganz ernst meint er das nicht. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 20.03.2019: Vor 50 Jahren: John Lennon und Yoko Ono heiraten | Thomas Köster | Für den weißen Ball geht es durch Röhren, über Wellen und den Vulkan hinauf. Vor 65 Jahren eröffnet die erste normierte Minigolf-Anlage in Ascona. Bis heute werden die gleichen Bahnen gespielt. | [
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] | Stichtag | 2019-03-19T06:40+01:00 | 2019-03-19T06:40+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-minigolf-ascona-100~_mon-022009.html |
15. April 2010 - Arbeitsgericht Stuttgart fällt "Ossi"-Urteil | Mitte Juli 2009 bewirbt sich Gabriela S. als Buchhalterin bei einem schwäbischen Fensterbau-Unternehmen. Doch daraus wird nichts: Anfang August 2009 erhält sie eine Absage und ihren Lebenslauf zurück. Schockiert findet sie darauf den handschriftlichen Vermerk "Ossi" und ein eingekreistes Minuszeichen. Neben ihren Tätigkeitszeiten steht zudem an zwei Stellen: "DDR". Tatsächlich hat Gabriela S. noch vor dem Mauerfall die DDR verlassen. 1988 ist sie von Ost-Berlin in die Nähe von Stuttgart übergesiedelt, wo sie seit über 20 Jahren lebt und arbeitet. Für die Fensterbau-Firma ist sie aber offenbar immer noch "Ossi", also so eine Art innerdeutsche Ausländerin. Weil sich die 49-Jährige diskriminiert fühlt, engagiert sie Wolfgang Nau, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Es handele sich um ein Missverständnis, erklärt ihm das Unternehmen. Nicht die ostdeutsche Herkunft von Gabriele S. habe zur Ablehnung geführt, sondern ihre mangelnde berufliche Eignung. Das glaubt Anwalt Nau nicht. "Dann kam ich auf die Idee, dass die ehemaligen DDR-Bewohner eine eigene Ethnie gebildet hatten." Unter anderem habe es Dinge wie die Jugendweihe und eine andere Staatsform gegeben. Ethnien aber dürfen nicht diskriminiert werden. "Auf der Grundlage habe ich dann außergerichtlich einen Entschädigungsanspruch geltend gemacht", sagt Nau. Das Unternehmen sei aber "völlig uneinsichtig" gewesen, deshalb sei es zur Klage gekommen. Am 15. April 2010 fällt das Arbeitsgericht Stuttgart das Urteil: "Die Klage wird abgewiesen." Die Bezeichnung "Ossi" erfülle nicht das Merkmal der ethnischen Herkunft im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG). Ostdeutsche seien keine eigene Ethnie, so die Richter. Dafür habe die DDR nicht lange genug existiert. Um als eigener Volksstamm durchzugehen, brauche es beispielsweise auch eine eigene Sprache, nicht nur eigene Dialekte. Anwalt Nau geht in Berufung. Doch bevor es zur zweiten Verhandlung kommt, treffen sich der Geschäftsführer des Unternehmens und Nau zufälligerweise vor der Tür des Landgerichts, beide in anderen Fällen unterwegs. Nau schlägt dem Geschäftsführer erneut eine außergerichtliche Lösung vor. "Dann kam die Einigung innerhalb von fünf Minuten zustande auf der Straße." Schade eigentlich, meint Nau. Er hätte es gerne auf ein Grundsatzurteil ankommen lassen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 16.04.2020: Vor 155 Jahren: Kinderbuch "Alice im Wunderland" erscheint | Dominik Reinle | Was ist ein "Ossi"? Haben Menschen aus Ostdeutschland eine eigene Kultur und bilden eine eigene Ethnie? Darüber muss das Arbeitsgericht Stuttgart 2010 entscheiden. | [
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] | Stichtag | 2020-04-15T00:00+02:00 | 2020-04-15T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-diskriminierung-ossi-arbeitsgericht-stuttgart-100~_mon-032010_tag-15042020.html |
10. Januar 2009 - Vor 90 Jahren: Der Freistaat "Flaschenhals" entsteht | Eine "tolle Groteske" nennt Edmund Pnischeck die Ereignisse, die sich von 1919 bis 1923 zwischen Koblenz und Mainz abspielen. Ereignisse, zu denen der kleine, dicke Bürgermeister der Winzergemeinde Lorch entscheidend beigetragen hat und die ein wenig an die Abenteuer von Asterix im Kampf gegen die Römer erinnern. Alles beginnt, als die Siegermächte nach Ende des Ersten Weltkriegs ins Rheinland einziehen und die westlich des Stroms gelegenen Landesteile besetzen. Zusätzlich errichten sie am rechten Rheinufer genau abgezirkelte, halbkreisförmige Brückenköpfe mit einem Radius von jeweils 30 Kilometern. Die alliierten Strategen übersehen allerdings, dass sich diese Halbkreise nur zum Teil überlappen. So bleibt zwischen Koblenz und Mainz ein kleines unbesetztes Gebiet übrig, dessen Form entfernt an den Hals einer Weinflasche erinnert. Plötzlich vom restlichen Deutschland abgeschnitten und quasi neutral, nutzen die Bürger der Städtchen Kaub und Lorch die kuriose Lage auf ihre Weise. Unter Führung ihres patriotisch gesinnten Bürgermeisters Pnischeck rufen sie am 10. Januar 1919 den "Freistaat Flaschenhals" aus. "Wir wünschen, dass zwischen Bonn und Mainz wenigstens noch ein Streifen wirklichen deutschen Rheines verbleiben soll, frei von jedem welschen Einfluss", telegrafiert Pnischeck selbstbewusst an die deutsche Waffenstillstandskommission. Wie ein kleiner König stampft der umtriebige Bürgermeister eine Verwaltungsstruktur für seinen Freistaat aus dem Boden und lässt sogar eigene Geldscheine drucken - mit spöttischen Sprüchen gegen den verhassten "Franzmann". Seine "Untertanen", von denen fast jeder einen eigenen Weinberg und meist noch eine Brennerei besitzt, nutzen ihren rechtsfreien Status gehörig aus und beginnen einen regen Schmuggelhandel. Nachts treiben Bauern ihr Vieh aus den besetzten Gebieten in den Freistaat und werden mit Wein und Schnaps entlohnt. Von den in Lorch vor Anker liegenden Frachtkähnen verschwinden zentnerweise Mehl, Getreide oder Salz und finden auf Knüppelpfaden bei Nacht und Nebel ihren Weg ins Besatzerland. Um die Freistaatler zu schikanieren, stellen die düpierten Franzosen auf ihrer Rheinseite Suchscheinwerfer auf und leuchten in der Nacht das Flussufer ab. Schmuggler entdecken sie dabei selten, dafür aber immer wieder Lorcher Jugendliche, die ihnen mit heruntergelassenen Hosen das Hinterteil entgegenstrecken. "Wenn in Deutschland manche Stadt vor Hungerstreiks bewahrt geblieben ist, so haben sie es den Heinzelmännchen zu verdanken, die damals in Lorch tätig waren", schreibt Edmund Pnischeck später stolz in seinen Erinnerungen an jene wilde Zeit. Am 25. Februar 1923, nach der Besetzung des Ruhrgebietes, ist Schluss mit der Freistaat-Herrlichkeit. Gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages wird der Flaschenhals von französischen Truppen besetzt. Als sie im November 1924 wieder abziehen, geht das Unikum Freistaat endgültig in der Weimarer Republik auf - zum allergrößten Bedauern seiner Bewohner. Stand: 10.01.09 | Bernd Rexing (he) | Vor 90 Jahren: Der Freistaat "Flaschenhals" entsteht | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T09:48+02:00 | 2015-10-06T09:48+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4190~_mon-082021.html |
1. Januar 1960 - Rentnerstadt Sun City wird eröffnet | "Für mich verkörpert diese Stadt Utopia, es gibt keine Hektik, tausend Freizeitangebote, die schönsten Golfplätze, ewige Sonne, herzliche Menschen, keine Kriminalität", schwärmt Paul Johnson, 72 Jahre alt, früherer Ingenieur, über Sun City, eine der ersten und erfolgreichsten Rentnerstädte in den USA. Gegründet wurde sie am 1. Januar 1960. Erfinder und Gründer der kreisförmigen Stadt vom Reißbrett ist der Bauunternehmer und Zimmermann Del E. Webb. Er beobachtete bereits in den 1950er-Jahren, dass sich Ältere gern in den klimatisch angenehmen US-Bundesstaaten Florida und Kalifornien niederließen und entwickelte seine Idee der Rentnerstädte. Die Lage der Bungalows in der Nähe von Phoenix in Arizona scheint ihm ideal, denn hier scheint an über 300 Tagen im Jahr die Sonne, bei milden Temperaturen. Die Del E. Webb Corporation nennt Sun City eine Active Adult Community, eine Gemeinschaft aktiver Erwachsener. Spötter nennen die Stadt Crinkle town, Stadt der Zerknitterten. Denn die Senioren bleiben unter sich, nur wer mindestens 55 Jahre alt ist, darf in einen Bungalow ziehen. Spielplätze und Schulen existieren nicht. Dafür zahlen die Rentner weniger Steuern, weil ihre Stadt nicht in die nächste Generation investieren muss. Allein als Gäste sind Kinder und Enkel erlaubt – an maximal 90 Tagen im Jahr. Die kleine Enklave wächst nach ihrer Eröffnung rasant und hat bereits in den 1970er-Jahren 47.000 Einwohner. Heute leben in Sun City etwa 37.000 Menschen, ein guter Bungalow ist für etwa 125.000 Dollar zu haben. In der Nähe sind zwei Schwesterstädte entstanden, Sun City West und Sun City Grand. Ein Tabu gibt es auch in Sun City: den Tod. "Das Sterben ist etwas, worüber wir nicht gerne sprechen", sagt die Anwohnerin Ursula Freireich. Angesichts der Altersstruktur wächst der Anteil pflegebedürftiger Menschen noch schneller als in der übrigen US-Gesellschaft. Zwar gibt es ein gutes Krankenhaus. Doch wer pflegebedürftig wird, verlässt Sun City in vielen Fällen. Man verkauft den Bungalow im Sonnenparadies - und bezahlt davon das Pflegeheim. Stand: 01.01.2015 | Martina Züger | Mehrere tausend Menschen schauen sich in der Nähe von Phoenix fünf Bungalows an. Es sind die ersten Häuser von Sun City , eine der ersten Rentnerstädte in den USA . Sun City will ein Paradies für Pensionäre in der Wärme Arizonas sein. | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T14:42+02:00 | 2015-10-08T14:42+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8840~_mon-022023.html |
5. Februar 1946 - Charlotte Rampling wird geboren | Arles, 1973: Eine schlanke Frau sitzt im Hotel Nord-Pinus auf einem Tisch. Den Rücken halb abgewandt, schaut sie über ihre Schulter in die Kamera. Helmut Newton fotografiert Charlotte Rampling. Für beide sind es die ersten Nacktfotos. Newton fängt den besonderen Blick von Rampling ein. Sie hat graugrüne Augen und die wohl die bekanntesten Schlupflider der Filmgeschichte. Ihr Blick gilt als provokant, distanziert und doch anziehend. Die britische Schauspielerin wird als Tochter einer Malerin und eines Offiziers am 5. Februar 1946 in der englischen Grafschaft Essex geboren. Bevor Luchino Visconti auf sie aufmerksam wird, arbeitet sie als Model. Der italienische Filmregisseur besetzt sie in seiner Familiensage "Die Verdammten" (1969), die während des Nationalsozialismus spielt. "Durch sein großes Vertrauen erlaubte er es mir, mich als Schauspielerin völlig zu öffnen", sagt Rampling später. "Er sagte: Du kannst das, weil ich hinter Deinen Augen sehe, dass du alles schaffen kannst." Sie könne alles sein mit diesen Augen. "Jeder Charakter jeden Alters." International bekannt wird Rampling 1974 durch Liliana Cavanis Skandal-Film "Der Nachtportier", in dem sie als KZ-Überlebende eine sado-masochistische Beziehung zu einem früheren Bewacher und SS-Offizier auslebt. "Für mich ist die Wahl der Themen und Rollen eine sehr intime und leidenschaftliche Sache", sagt Rampling später. "In meinen wichtigen Rollen ging es immer um das gleiche Thema: um komplexe Psychen, um gebrochene Figuren, um die Möglichkeit, sich vielleicht wieder aufzubauen." In ihrer Biografie erzählt Rampling, was sie geprägt hat: der Suizid ihrer Schwester Sarah. Dass Charlotte sich in ihrer Trauer nicht verloren hat, verdankt sie ihrem Vater. Er habe gesagt, sie solle ihr Leben leben. Anfang der 2000er Jahre öffnet Regisseur François Ozon dem Kinopublikum die Augen für die Britin neu. In "Unter dem Sand" brilliert sie als Frau, die den Tod ihres Mannes verdrängt. In "Swimmingpool" spielt sie eine Krimiautorin mit Sinnlichkeit und Coolness. "Die Kamera muss bei den Dreharbeiten Dein intimster Freund sein", sagt Rampling. "Deshalb brauchst Du einen Raum, in dem alles, was passieren kann, okay ist, so dass man wirklich sehr weit gehen kann mit dem, was man zeigt." So wie in "45 Years", einem Kammerspiel von 2015 über eine lange Ehe in einer späten Krise. Wie so oft ist es da Ramplings Blick, der Bände spricht, wenn sie schweigt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 06.02.2021: Vor 10 Jahren: Gary Moore stirbt in Estepona | Dominik Reinle | Sie bürgert im Englischen ein neues Verb ein: " To rample " beschreibt die Art der Schauspielerin Charlotte Rampling, mithilfe cooler Sinnlichkeit Männer zu entwaffnen. | [
"Stichtag",
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"5. Februar 1946",
"05.02.2021",
"5. Februar 2021",
"Charlotte Rampling",
"Schauspielerin"
] | Stichtag | 2021-02-05T00:00+01:00 | 2021-02-05T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-charlotte-rampling-100~_mon-112013_tag-05022021.html |
2. Februar 1829 - Geburtstag des Zoologen Alfred Brehm | Paviane sind frech, Nashörner häufig schlecht gelaunt und Löwen vor allem faul. Woher wir das wissen? Aus dem "Illustrirten Thierleben" von Alfred Brehm, einem der ersten großen zoologischen Nachschlagewerke. 1863 ist der erste Band im Bibliographischen Institut in Hildburghausen erschienen, weitere Bände folgten. Mit 18 Jahren war Alfred Edmund Brehm, geboren am 2. Februar 1829 in Thüringen als Sohn eines Pfarrers und berühmten Hobby-Ornithologen, zu seiner ersten Expedition aufgebrochen. Er begleitete einen Vogelkundler nach Nordafrika und in den Nahen Osten. Fünf Jahre war er unterwegs, holte sich die Malaria und sammelte Eindrücke in der Tierwelt, die er später – opulent bebildert – in seinem Thierleben wiedergibt. Schreiben kann er. "Der Igel ist ein drolliger Kauz und dabei ein guter, furchtsamer Gesell, welcher sich ehrlich und redlich, unter Mühe und Arbeit durchs Leben schlägt." Dem Rebhuhn attestiert er eine "aufopferungsvolle Zärtlichkeit". Der Leopard jedoch sei "listig, verschlagen, tückisch, boshaft, wild, raub- und mordlustig." Voller Sympathie und guter Laune wandert Brehm durch die Fauna. Zärtlich spricht er von "unserem Laubfrosch" oder "unserem Rotkehlchen". Nur an der Stubenfliege kann er nichts Gutes finden: "Wir alle kennen ihre schlimmen Eigenschaften, die Zudringlichkeit, Naschhaftigkeit und die Sucht, alles und jedes zu besudeln; eine Tugend wird niemand von ihr zu rühmen wissen." Zunächst veröffentlicht er Reiseberichte in Journalen wie der Gartenlaube, die beim Bildungsbürgertum gut ankommen. Bald darf er die zehnteilige Enzyklopädie herausgeben, die ab der zweiten Auflage Brehms Thierleben heißt. Seine Mischung aus detailversessener Beschreibung und erzählerischem Schwung bringt ihm beides ein: Publikumserfolg und Respekt als Gelehrter. Er schickt sein Werk an Charles Darwin, der begeistert gewesen sein soll. Neben dem Brockhaus und dem Duden steht das Thierleben bald in fast jedem Haushalt. Der Bestseller des 19. Jahrhunderts gilt heute jedoch mehr als Kinderbuch, denn als wissenschaftliche Lektüre. Kritikern sind die Tiere zu menschlich dargestellt, viele von Brehms Schlussfolgerungen gelten als überholt. Die Verwandtschaft des Menschen zum Tier gilt zwar seit Darwin als gesichert. Doch geht es der Wissenschaft heute mehr darum, zu zeigen wie viel Tier im Menschen steckt, nicht wie viel Mensch im Tier. Stand: 02.02.2014 "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Februar 2014 ebenfalls an Alfred Brehm. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. | Martina Züger | Paviane sind frech, Nashörner häufig schlecht gelaunt und Löwen vor allem faul. Alfred Brehm hat ein Sachbuch über Tiere geschrieben, das sich liest wie ein Abenteuer-Roman: Brehms Tierleben. | [
"Stichtag",
"02.02.1829",
"2. Februar 1829",
"02.02.2014",
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1. Oktober 2012 - Dirk Bach stirbt in Berlin | "Ich bin schon natürlich ein fröhlicher Mensch", sagt Schauspieler Dirk Bach. "Weil ich auch denke: Warum sollte man das nicht sein? Das andere ist ja doch sehr anstrengend." Der Mann, der das Leben so liebt, bekennender Schwuler ist, in dessen Wohnung immer sechs Fernseher gleichzeitig ohne Ton laufen, und der Plüschtiere sammelt, kommt am 23. April 1961 in Köln zur Welt. Seine Eltern Willi und Trude arbeiten beide beim WDR, als Messingenieur und Sachbearbeiterin. Sie bringen ihm früh Kulturelles nahe. "Wir gingen, wenn wir dann Dinge zusammen unternahmen, nicht in den Wald spazieren, sondern wir gingen ins Museum oder gingen eben ins Theater", erinnert sich Bach später. "Ich finde ein Bild immer noch interessanter als einen Baum." Bach will selbst auf die Bühne. Der Schauspielleiter der Städtischen Bühnen in Köln, Hansgünther Heyme, inszeniert damals auch Stücke mit jugendlichen Laiendarstellern. Dirk Bach ergreift die Chance und spielt 1978 in "Prometheus" von Heiner Müller mit. Eine Schauspielschule besucht er nicht. Stattdessen tourt Bach mit freien Theatergruppen durch Europa. Eine enge Freundin von Bach ist Fernsehmoderatorin und Komikerin Hella von Sinnen. Die beiden leben in den 1980er Jahren gemeinsam in einer WG und machen Kindertheater. Zusammen sprechen sie bei einer Berliner Schauspielschule vor. Sie haben die Balkonszene von Shakespeares "Romeo und Julia" in einer Comedy-Version einstudiert - und fallen durch. Seinen Durchbruch hat Bach 1984 in Walter Bockmayers schräger Inszenierung der "Geierwally" in Köln. Vier Jahre später erhält er ein Engagement im Bonner Improvisationstheater "Springmaus" und wird 1992 festes Ensemblemitglied des Kölner Schauspielhauses, wo er auch in ernsten Rollen begeistert. Ebenfalls 1992 wird der Schauspieler mit der "Dirk-Bach-Show", die von RTL ausgestrahlt wird, auch dem breiten Fernsehpublikum bekannt. Für das ZDF spielt Bach "Lukas". Die 1996 gestartete Serie ist eine der ersten erfolgreichen Sitcoms im deutschen Fernsehen. Von 2001 bis 2003 spielt Bach beim ZDF als "Der kleine Mönch" einen Kriminalfälle lösenden Klosterbruder. Anschließend kehrt Bach zu RTL zurück, unter anderem für die Sketch-Show "Hella und Dirk" mit Hella von Sinnen. Im Tropenanzug moderiert Bach ab 2004 gemeinsam mit Sonja Zietlow das RTL-"Dschungelcamp". Kollegen sagen, Bach habe sich im Fernsehen manches Mal verkauft, um sich ausgewählte Theaterrollen leisten zu können. So spielt er unter anderem auch bei den Wormser Nibelungen-Festspielen mit. Im Spätsommer 2012 beginnt Dirk Bach am Berliner Schlosspark Theater mit den Proben zu "Der kleine König Dezember", ein Zwei-Personen-Stück. Nur wenige Tage vor der Premiere stirbt der 51-Jährige am 1. Oktober in Berlin an Herzversagen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 02.10.2017: Vor 90 Jahren: Uta Ranke-Heinemann wird geboren | Dominik Reinle | Schrill, bunt, leidenschaftlich - den Schauspieler Dirk Bach machen komische bis schräge Rollen bekannt. Besonderen Erfolg hat er als Moderator des RTL -"Dschungelcamps". | [
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"01.10.2012",
"1. Oktober 1947",
"01.10.2017",
"1. Oktober 2017",
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"Komiker",
"Entertainer",
"Moderator",
"Dschungelcamp"
] | Stichtag | 2017-11-03T15:56+01:00 | 2017-11-03T15:56+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-dirk-bach-100~_mon-092011_tag-01102017.html |
6. Februar 1802 - <span lang="en">Charles Wheatstone</span> wird geboren | Bei einem Besuch in Schottland gibt sich Frédéric Chopin entsetzt. Eines Tages muss er vor der Schlossgesellschaft der Lady Murray spielen. Danach versucht sich die Gastgeberin auf einer Konzertina. Abscheuliche Töne habe sie mit dem Instrument erzeugt, so Chopin. Sein Fazit: "Hier haben - scheint es - alle eine Schraube locker". Erfunden wird die Konzertina - ein kleines, mit dem Akkordeon vergleichbares Instrument, das sich wegen seiner Tastenanordnung leicht spielen lässt - vom britischen Physiker Charles Wheatstone. Ungeachtet von Chopins vernichtendem Urteil erfreut sich das Instrument bis heute bei Folk-Gruppen, aber auch bei den Rolling Stones einiger Beliebtheit. Geboren wird Wheatstone am 6. Februar 1802 in der Nähe von Gloucester. Kurze Zeit später übersiedelt die Familie nach London: Hier eröffnet sein Vater eine Musikalienhandlung. Sein Sohn vertieft sich derweil exzessiv in Physikbücher, wobei er wissenschaftliche Forschung mit dem väterlichen Geschäft kombiniert. Wheatstones kleine Musikautomaten werden ebenso Stadtgespräch wie seine "Verzauberte Leier", bei der die Klänge eines Orchesters im oberen Stockwerk der Musikalienhandlung für zahlende Besucher über einen Draht in einen leierförmigen Resonanzkörper im Erdgeschoss geleitet werden. 1923 erreicht die Nachricht der "Verzauberten Leier" auch den bekannten dänischen Physiker Hans Christian Ørsted. Er drängt Wheatstone, seine physikalischen Erkenntnisse zur Übertragung von Schallwellen, die der tönenden Erfindung zugrunde legen, publik zu machen. Über Nacht wird Wheatstone in Wissenschaftskreisen bekannt – nicht zuletzt auch dem Direktor der Royal Society, Michael Faraday, mit dem Wheatstone fortan eine lebenslange Freundschaft verbindet. 1834 wird Wheatstone Professor für Physik am berühmten King's College in London. Aber bereits im ersten Vorlesungssemester vergräbt sich der extrem scheue Physiker in sein Labor. Aus seinen dortigen Forschungen gehen eine Schreibmaschine und elektrische Uhren hervor - sowie seine berühmteste Erfindung: ein elektrischer Telegraph. Mit seiner Hilfe überträgt Wheatstone akustische Signale, indem er sie in elektrische Impulse verwandelt. Auf einer Anzeige weisen Magnetnadeln direkt auf Buchstaben: einfach zu lesen für Jedermann. Gemeinsam mit dem findigen Unternehmer William Fothergill Cooke entwickelt Wheatstone den Telegraphen zum Kommunikationsinstrument für Eisenbahngesellschaften weiter. 1838 beginnt mit dem ersten Abschnitt eines Telegraphensystems für die "East Western Railway" das Zeitalter der elektrischen Verständigung. Gleichzeitig baut Wheatstone Messinstrumente für die Elektrotechnik wie die berühmte "Wheatstone-Brücke" zur Bestimmung elektrischer Widerstände. Wheatstone wird reich - auch dank seiner Konzertina, die sich blendend verkaufen lässt. Er stirbt 1875 auf einer Vortragsreise in Paris. Stand: 06.02.2012 | Thomas Köster | Der britische Physiker Charles Wheatstone ist ein Pionier der Telekommunikation. Gemeinsam mit William Fothergill Cooke entwickelt er zwei Telegrafiegeräte, die ihn berühmt machen. Er stirbt 1875 in Paris. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T10:55+02:00 | 2015-10-07T10:55+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6392~_mon-122023.html |
11. April 2009 - Vor 35 Jahren: Golda Meir tritt als Ministerpräsidentin zurück | Die israelischen Offiziere stehen stramm vor der kleinen, korpulenten Frau in Wollstrümpfen und mit Handtasche. Israels Ministerpräsidentin Golda Meir ist eine resolute Frau. Auf Äußerlichkeiten gibt die Kettenraucherin nichts. Ihr geht es um die Sache - die zionistische Sache, den eigenen jüdischen Staat. Zwischen dem Mittelmeer und der östlichen Wüste, so Meirs Überzeugung, gibt es keinen Platz für ein eigenständiges Palästina, sondern nur Platz für Israel und Jordanien. Endlich habe die Jahrhunderte dauernde Flucht der Juden ein Ende gefunden: "Niemand muss am Morgen mit der Sorge aufwachen, was seine Nachbarn über ihn denken. Jude zu sein ist hier kein Problem." Pogromstimmung gegen Juden erlebt Golda Meir als Kind in der Ukraine. Sie wird am 3. Mai 1898 in Kiew als Tochter eines Schreiners mit dem Nachnamen Mabowitsch geboren. Wegen der Armut und der Pogrome im zaristischen Russland emigriert er in die USA. Als Golda acht Jahre alt ist, holt er seine Familien nach. Golda wird Lehrerin und heiratet den Schildermaler Morris Meyerson. 1921 gehen die beiden ins britische Mandatsgebiet Palästina. Im Kibbuz kümmert sie sich um Hühner und engagiert sich als Gewerkschaftsfunktionärin. Nach der Geburt ihrer Kinder Menachem und Sarah scheitert ihre Ehe - aber nicht ihr politischer Traum vom eigenen Israel. Nach der Staatsgründung am 14. Mai 1948 und Israels Sieg über die arabischen Staaten im Unabhängigkeitskrieg wird Golda zunächst Botschafterin in Moskau, dann Arbeitsministerin. 1956 wird sie für fast zehn Jahre Außenministerin. In diesem Amt ändert sie auch ihren Nachnamen. Sie wird eine Vertraute von Staatsgründer und Premierminister David Ben Gurion, der über sie sagt: "Der einzige Mann in meinem Kabinett ist Golda Meir." Vor dem Suez-Krieg 1956 sagt die Außenministerin: "Je nachhaltiger wir unsere Interessen vertreten, desto mehr werden wir gewinnen." An Frieden denkt Golda Meir nicht. Sie ist hart zu anderen - und zu sich selbst. Obwohl sie 1965 an Krebs erkrankt, kehrt sie bald in die Politik zurück. Ihre große Chance kommt nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967. Israel hat den Sinai und die Golan-Höhen erobert, den Gaza-Streifen und das Westjordanland. Als 1969 Ministerpräsident Levi Eschkol überraschend stirbt, wird Meir seine Amtsnachfolgerin. Drei Jahre später überfallen palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München das israelische Team. Meir will solche Attacken nicht hinnehmen: "Es ist unsere natürliche Pflicht, den antiisraelischen Terror bis zu Vernichtung zu bekämpfen." In den folgenden Jahren bringt offensichtlich der Mossad, der israelische Geheimdienst, mindestens 13 Führer der Palästinenser im Ausland um. Gleichzeitig werden israelische Siedlungen in den besetzten Gebieten gebaut. Meir schafft vollendete Tatsachen.1973, am höchsten israelischen Feiertag Yom Kippur, greifen überraschend Ägypten und Syrien gemeinsam an. Israel steht am Rand einer Niederlage, gewinnt aber schließlich doch - dank amerikanischer Waffen. Golda Meir übernimmt die Verantwortung für den Krieg und tritt am 11. April 1974 als Ministerpräsidentin zurück. Ihr Nachfolger Menachem Begin und Ägyptens Staatschef Anwar el Sadat näher sich langsam an. 1977 spricht Sadat vor der Knesset und trifft auch Meir. Sie sagt ihm: "Ich möchte den Tag erleben, an dem Frieden ist zwischen uns und Ihnen und allen arabischen Nachbarn." Im Jahr darauf stirbt Golda Meir am 8. Dezember 1978 an Lymphdrüsenkrebs in Jerusalem. Stand: 11.04.09 | Dominik Reinle (he) | Vor 35 Jahren: Golda Meir tritt als Ministerpräsidentin zurück | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T10:42+02:00 | 2015-10-06T10:42+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4372~_mon-052009.html |
12. Februar 1947 - Der Psychologe Kurt Lewin stirbt in Newtonville | In den 1920er-Jahren macht Kurt Lewin Experimente und dreht Filme. Er will anhand des kindlichen Verhaltens seine psychologischen Thesen überprüfen. In einem Film ist Günther zu sehen. Der kleine Junge versucht, ein Spielzeug zu erreichen, das mit Drähten eingezäunt ist. Doch das gelingt ihm nicht. Günther wird unruhig und wirkt sichtbar frustriert. "Ein netter Junge, ganz nach meiner Theorie", sagt Kurt Lewin im Off des Films. Der Psychologe hat die soziale Feldtheorie entwickelt: Wie Menschen handeln und fühlen, ist immer von der Gesamtsituation abhängig. Es gibt Faktoren, die uns anziehen oder abstoßen. Es wirken gleichzeitig Zug- und Druckkräfte unterschiedlichster Art. Das führt zu Konflikten, die überwunden werden müssen. Günthers Unruhe ist Zeichen eines solchen Konflikts. Das Spielzeug reizt ihn, die Drähte halten ihn ab. Diese Konstellation bestimmt seinen Weg: Der Junge entscheidet sich, über die Absperrung zu klettern. So löst er den Konflikt zwischen Begehren und vermeintlicher Unerreichbarkeit. Der 1890 in der Provinz Posen geborene Lewin will bei seinen Forschungen psychische und soziale Kräfte beschreiben - und zwar möglichst so exakt wie Naturwissenschaftler Messwerte angeben. Schon als Schüler ist er besonders gut in Physik und Mathematik. Der Sohn jüdischer Eltern studiert zunächst Medizin. Da ihm beim Präparieren von Leichen schlecht wird, wechselt er zu Philosophie und Psychologie. In seinen Filmen dokumentiert Lewin immer wieder, wie sehr Kinder von ihrer Umwelt - dem sozialen Feld - geprägt werden. Das widerspricht der Ideologie der Nationalsozialisten diametral, die von biologistischen Faktoren wie "Volkszugehörigkeit" und "Blut" schwafeln. Lewin flieht 1933 mit Frau und Kindern in die USA. Dort kann er an der Universität von Iowa weiterarbeiten. Neben Entwicklungs- und Erziehungsfragen befasst sich Lewin auch mit Führungsstilen. Seine Erkenntnis: In autoritär geführten Gruppen sind Kinder unproduktiver, als ihn demokratisch geführten Gruppen, in denen Kinder mitwirken können und nicht Befehlen gehorchen müssen. Lewin berät Unternehmen, Ministerien, Kommunen und soziale Einrichtungen. Er entdeckt die Methode des Feedbacks und gründet 1944 ein Forschungsinstitut für Gruppendynamik. Daneben schreibt der Workaholic auch Bücher. Am 12. Februar 1947 versagt sein Herz. Kurt Lewin stirbt mit 56 Jahren in Newtonville im US-Bundesstaat Massachusetts. Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang MeyerRedaktion: Matti Hesse ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Februar 2022 an Kurt Lewin. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 13.02.2022: Vor 10 Jahren: "Shitstorm" zum Anglizismus des Jahres gewählt | Dominik Reinle | Alltag bedeutet Konflikt: Ständig müssen wir entscheiden, wie wir uns verhalten. Der Sozialpsychologe Kurt Lewin untersucht, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. | [
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] | Radio | 2022-02-09T14:26+01:00 | 2022-02-09T14:26+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-kurt-lewin-104~_mon-112025.html |
17. Juli 1987 - DDR-Staatsrat beschließt Abschaffung der Todesstrafe | "Ich bitte den hohen Senat bei seiner Urteilsfindung mir die Chance einzuräumen, mir noch einmal die Möglichkeit zu geben, ein Leben mir einzurichten, in dem ich voll den gesellschaftlichen und gesetzlichen Normen der DDR entspreche." Am Tag vor seiner Verurteilung bittet Dr. Werner Teske, 39 Jahre alt und Stasi-Offizier, um Gnade. Angeklagt ist er wegen vorbereiteter und vollendeter Spionage und Fahnenflucht; er plante seinen Übertritt in den Westen Deutschlands. Der Militärstaatsanwalt fordert, "die ganze Härte des Gesetzes anzuwenden, hohes Gericht, das ist Gerechtigkeit, das ist gesellschaftliche Notwendigkeit, das sind wir unseren werktätigen Menschen … schuldig." Er beantragt die Todesstrafe. Teske hatte entgegen den Vorschriften wiederholt dienstliche Unterlagen mit nach Hause genommen. In die Hände Dritter gelangten sie nie, eine Tatsache, die für die Urteilsfindung im Ersten Militärstrafsenat keine Rolle spielt. Zwei Wochen nach dem Prozess, am 26. Juni 1981, erfährt Werner Teske im Keller des Gefängnisses in der Alfred-Kästner-Straße in Leipzig gegen 10.09 Uhr, dass der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker ein Gnadengesuch abgelehnt hat. Sekunden später wird das Urteil vollstreckt, durch einen "unerwarteten Nahschuss", einen Genickschuss. Als Ort des Todes wird in die Sterbeurkunde Stendal eingetragen; jeder Hinweis auf die Zentrale Leipziger Hinrichtungsstätte vermieden. Die DDR hat die Todesstrafe aus der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) übernommen, die ab 1945 für Nazi-Verbrecher, feindliche Agenten und Saboteure beantragt wird. In den viereinhalb Jahren Besatzung werden 121 Todesurteile gefällt und 47 vollstreckt. In der DDR beruft man sich in Sachen Todesstrafe auf das Reichsstrafgesetzbuch von 1871, später auf das Strafrechtsergänzungsgesetz und zuletzt auf das Strafgesetzbuch der DDR von 1968. In Paragraph 97 über Spionage heißt es: "In besonders schweren Fällen kann auf lebenslängliche Freiheitsstrafe oder Todesstrafe erkannt werden." Bis 1967 wird die so genannte Fallschwertmaschine verwendet, eine drei Meter hohe Guillotine, danach der "unerwartete Nahschuss". Von 227 Todesurteilen werden nach derzeitigem Erkenntnisstand 166 vollstreckt; die Hinrichtungen finden in Brandenburg, Frankfurt/Oder, Dresden und zuletzt in Leipzig statt. Besonders vermeintliche Verräter aus den eigenen Reihen, wie Werner Teske, der im Ministerium für Staatssicherheit arbeitete, werden hart bestraft. Stasi-Chef Erich Mielke erklärt seinen Beamten in einer internen Besprechung 1981: "Wir sind nicht davor gefeit, dass wir mal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüsste, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzen Prozess. Weil ich ein Humanist bin. Deshalb habe ich solche Auffassungen. ... Das ganze Geschwafel, von wegen nicht hinrichten und nicht Todesurteil – alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil." Am 17. Juli 1987 beschließt der DDR-Staatsrat unter Erich Honecker völlig unerwartet die Abschaffung der Todesstrafe. Dafür zuständig gewesen wäre eigentlich die Volkskammer. Doch die DDR-Führung steht unter Zeitdruck: Zwei Monate später will Erich Honecker von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in Bonn empfangen werden. Und vorher lässt sich die DDR-Obrigkeit für die Abschaffung der Todesstrafe feiern. "Mit der Abschaffung der Todesstrafe bekundet unser Land vor aller Welt einmal mehr seine Position zur Wahrung der Menschenrechte in ihrer Gesamtheit", heißt es in der "Aktuellen Kamera", der Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens. Hinrichtungen waren in der DDR ein Staatsgeheimnis. Bis zum Herbst 1989 erfährt die Öffentlichkeit nichts von der Anklage gegen Menschen wie Werner Teske, nichts von der Verhandlung, nichts vom Urteil und seiner Vollstreckung. Der Name Teske war aus allen Urkunden und Zeugnissen ausgelöscht worden, Frau und Tochter hatten eine neue Identität erhalten. Erst nach dem Sturz des SED-Regimes erfährt seine Familie von der Hinrichtung. Er war der letzte Angeklagte, der in der DDR hingerichtet wurde. Stand: 17.07.2012 | Martina Züger | Die DDR beschließt erst gegen Ende der achtziger Jahre die Abschaffung der Todesstrafe und verkündet stolz, dies sei "eine weitere Bekundung zur Wahrung der Menschenrechte in ihrer Gesamtheit". In der DDR wurde die Todesstrafe erstmals 1952 verhängt. | [
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20. August 2005 - Vor 30 Jahren: Waschmittelgesetz verkündet | Anfang des 20. Jahrhunderts geht die Ära mühseliger Waschtage und des Bleichens auf der Wiese zu Ende: Fritz Henkel erfindet das erste "selbsttätige Waschmittel". Es wirkt durch Natriumperborat und Silikat. Henkel macht daraus eine zweisilbige Kurzfassung: Persil. Während die Wäsche nun nicht nur sauber, sondern rein wird, geht es den Flüssen immer dreckiger: Mit wachsendem Waschmittelverbrauch nimmt die Umweltbelastung zu. Die waschaktiven Substanzen, so genannte Tenside, wirken auf Fische giftig. Die Phosphate, die das Wasser weich machen, überdüngen die Gewässer, rauben ihnen den Sauerstoff. Im Deutschland des Wirtschaftswunders wachsen die Schaumberge auf den Flüssen unübersehbar.1964 erlässt die Bundesrepublik ein erstes Umweltgesetz in Sachen Waschmittel: Tenside müssen nun zu 80 Prozent biologisch abbaubar sein. Gegen die Schaumschlägerei nützt das wenig. Deshalb tritt am 20. August 1975 ein neues Waschmittelgesetz in Kraft. Es begrenzt die Phosphatmengen im Pulver und verpflichtet die Wasserwerke zur Veröffentlichung der Wasser-Härtegrade, um eine sparsame Dosierung zu ermöglichen. Die Tensid-und Phosphat-Verordnungen werden in den folgenden Jahren mehrfach verschärft. Heute enthalten Waschmittel in Deutschland praktisch kein Phosphat mehr, Tenside müssen voll abbaubar sein. Eine Umweltbelastung stellt die Wasch-Chemie jedoch immer noch dar. Schließlich verbrauchen die Deutschen 650.000 Tonnen Waschmittel pro Jahr, also acht Kilogramm pro Kopf. Stand: 20.08.05 | taxacher (AnK) | Vor 30 Jahren: Waschmittelgesetz verkündet | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T16:08+02:00 | 2015-10-05T16:08+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1458~_mon-032015.html |
31. Januar 1902 - Alva Myrdal wird geboren | "Das Risiko eines Krieges, ja eines Atomkrieges ist definitiv größer geworden." In den 1980er Jahren ist die schwedische Politikerin Alva Myrdal mit ihren kritischen Aussagen über die Abrüstungsverhandlungen eine prominente Vertreterin der Friedensbewegung. Sie kennt sich beim atomaren Wettrüsten der Supermächte USA und Sowjetunion aus: Ab 1962 sitzt sie zwölf Jahre lang für die schwedische Regierung bei den Abrüstungsverhandlungen in Genf mit am Tisch. 1964 initiiert sie das staatlich geförderte Friedensforschungsinstitut SIPRI mit. Ab 1966 ist sie sieben Jahre lang schwedische Ministerin für Abrüstung. Doch Frieden ist nur ein Thema, das Alva Myrdal bewegt. Sie gilt in Schweden auch als Feministin der ersten Stunde. Am 31. Januar 1902 in Uppsala als Alva Reimer geboren wächst sie in einer Welt auf, in der Frauen noch an den Herd gehören. "Die Verhältnisse waren damals so - nicht nur in Schweden, sondern in der ganzen Welt -, dass man als Frau notwendigerweise in eine Kampfstellung getrieben wurde", sagt sie später. Alva macht gegen den Willen der Eltern Abitur. Sie studiert Philosophie, Sprachen, Psychologie und Pädagogik. Mit 17 Jahren lernt sie den knapp vier Jahre älteren Gunnar Myrdal kennen, den späteren Nationalökonomen und Nobelpreisträger. 1924 heiraten die beiden. Sie leben und arbeiten zusammen: "Wir entwickelten die Angewohnheit des ständigen Dialogs, die uns seit dem zum gemeinsamen Lebensstil geworden ist", sagt Gunnar später. 1934 veröffentlicht das Ehepaar das Buch "Die Krise in der Bevölkerungsfrage". "Das war ziemlich mutig, denn die meisten Leute, die damals über die Bevölkerungskrise sprachen, kamen aus der rechten Ecke", sagt die schwedische Historikerin Yvonne Hirdman. Die Myrdals aber seien links gewesen, ihnen sei es nicht - wie den Faschisten - um Kinderproduktion gegangen, sondern um Sozialreformen. "Dieses Buch explodierte wie eine politische Dynamitladung", erinnert sich Alva Myrdal. In dem Bestseller plädiert das Paar unter anderem für Empfängnisverhütung und ein liberales Abtreibungsrecht. Trotz des Bucherfolges bleibt Alva im Schatten ihres Mannes. Sie ist inzwischen Mutter von drei Kindern. Neben der Leitung des sozialpädagogischen Seminars, das sie Mitte der 1930er Jahre in Stockholm mitgründet, arbeitet sie als Journalistin. In einer Artikelserie behandelt sie die Ungleichheit der Lebensstandards in verschiedenen Ländern. Die Vereinten Nationen werden auf sie aufmerksam. Zwei Mal wird ihr vergeblich eine Stelle in der Sozialabteilung des UNO-Sekretariats angeboten. Das dritte Mal sagt sie zu und geht 1948 nach New York. "Es war der höchste Posten, den je eine Frau in der UNO innegehabt hat", sagt sie. Nach einer weiteren Stelle bei der UNESCO in Paris geht Alva Myrdal 1955 als erste schwedische Botschafterin nach Indien. 1962 wird sie als sozialdemokratische Parlamentsabgeordnete die rechte Hand von Außenminister Östen Undin. Er bittet sie, seine Abschiedsrede vor der UN-Generalversammlung in New York vorzubereiten. "Sie sollte von Abrüstung handeln", sagt Alva. "Und er fragte mich, ob ich Vorschläge hätte." Es folgt ein weiterer Karrieresprung: Aufgrund ihres Arbeitsergebnisses wird sie zur schwedischen Delegierten in der Genfer Abrüstungskonferenz ernannt. Nach dem Ende dieser Tätigkeit schreibt sie Mitte der 1970er Jahre das kritische Buch "Das Spiel der Abrüstung". Im Dezember 1982 erhält sie dafür den Friedensnobelpreis. Alva Myrdal stirbt am 1. Februar 1986 nach langer Krankheit im Alter von 84 Jahren in Stockholm. Ihr Mann Gunnar überlebt sie um knapp anderthalb Jahre. Mehr als 60 Jahre sind die beiden miteinander verheiratet. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 31. Januar 2017 ebenfalls an Alva Myrdal. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 31.01.2017: Vor 160 Jahren: Wladimir Bechterew wird geboren | Dominik Reinle | Botschafterin in Indien, sozialdemokratische Abgeordnete im schwedischen Parlament und schließlich Ministerin für Abrüstungsfragen - die Friedensnobelpreisträgerin Alva Myrdal wird in Schweden bis heute verehrt. | [
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11. April 1970 - Start von Apollo 13 | Anfang der 1970er Jahre lockt die Raumfahrt keinen US-Bürger mehr hinterm Ofen hervor. Schon beim reibungslosen Start der Mission Apollo 12 bekommen die großen TV-Stationen Beschwerdebriefe von Zuschauern, die wegen der Übertragung auf ihre geliebte Sportsendung verzichten müssen. So startet Apollo 13 von der Öffentlichkeit beinahe unbeachtet am 11. April 1970 um 20.13 Uhr vom Cape Canaveral aus zu ihrer Mondmission. An Bord sind die erfahrenen Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise, die noch nicht ahnen, auf welch lebensbedrohliches Abenteuer sie sich eingelassen haben. Fast 56 Stunden nach dem Start und über 300.000 Kilometer von der Erde entfernt hören die Astronauten eine Explosion am Sauerstofftank ihres Raumschiffs. Wie sich später herausstellt, wird sie von einem heiß gelaufenen Thermostat verursacht. Mit dem kolportierten lässigen Ausspruch "Houston, wir haben ein Problem" (korrekt: "Houston, wir hatten hier ein Problem") unterrichtet die Crew die Bodenstation über die Panne. Dann stellt sich heraus: Die Explosion hat auch den zweiten Sauerstofftank beschädigt. Die Brennstoffzellen, die Strom und Wasser erzeugen, drohen nach einigen Stunden ebenfalls auszufallen. Lovell, Haise und Swigert müssen jetzt dringend Energie sparen. Ihnen bleibt dazu nur das angekoppelte Mondlandeflugzeug "Aquarius" mit seiner 0,3 Millimeter dünnen Außenhaut. Zunächst schalten sie die Systeme der Kommandokapsel aus, um sie später für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre reaktivieren zu können. Dann steigen sie um. Nun ist das Triebwerk der Fähre die einzige Antriebsquelle, die ihnen zur Verfügung steht. In ihrem lebensbedrohlichen Zustand sind die Astronauten gezwungen, noch um den Mond herumzufliegen. Außerhalb der "Aquarius" fällt die Temperatur auf minus 173 Grad, innen gefrieren Wasser und Essen. Haise wird krank und bekommt hohes Fieber. Der Bodenkontrolle in Houston bleibt nur noch wenig Zeit, um eine Lösung zu finden. Oben im Weltall basteln die Astronauten nach den Anweisungen des Bodenpersonals aus Tüten, Klebeband und Flugplänen Adapter und reparieren Geräte für den Rückflug. Inzwischen nehmen auch die Menschen auf der Erde Anteil am dramatischen Schicksal der Apollo-13-Astronauten. Fast ganz Amerika sitzt jetzt vorm Bildschirm. Mit den letzten Energiereserven der Mondfähre werden die Batterien der Apollokapsel geladen. Eine Stunde vor Wiedereinritt in die Erdatmosphäre hasten die Männer ins Mutterschiff zurück. Sechs Tage nach dem Start wassert die Kapsel von Apollo 13 im Pazifik, wo die Crew von einem Flugzeugträger aufgenommen wird. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. April 2020 ebenfalls an die Mission von Apollo 13. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 12.04.2020: Vor 90 Jahren: Geburtstag des Boxers Bubi Scholz | Thomas Köster | Als das amerikanische Raumschiff 1970 Richtung Mond startet, reißt das niemanden mehr vom Hocker. Doch dann katapultiert ein technischer Defekt die Mission Apollo 13 weltweit ins Scheinwerferlicht. | [
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"Apollo 13"
] | Stichtag | 2020-04-11T00:00+02:00 | 2020-04-11T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-apollo-dreizehn-100~_mon-012019_tag-11042020.html |
1. Februar 1933 - Geburtstag von Rosemarie Nitribitt | Rosemarie Nitribitt, Prostituierte in Frankfurt am Main, führt genau Buch über ihre Freier und versucht gelegentlich, sie zu erpressen. "Irgendwann schlägt mir noch einer den Schädel ein", soll sie einmal gesagt und dabei gelacht haben. Ihr Traum ist es - so berichtet es eine Freundin aus dem Milieu bei den Verhören -, als reiche, anerkannte Ehefrau "einen großen Salon führen zu können". Kurze Zeit später liegt die 24-Jährige erwürgt in ihrer Wohnung; am 1. November 1957 wird sie tot aufgefunden – und der Mörder nie gefasst. Die Nitribitt ist stadtbekannt in Frankfurt: Ganz ungeniert, mitten in der Innenstadt ist die blonde Hure ihren Geschäften nachgegangen – und hat ein Vermögen verdient. "Der Skandal war für viele Zeitzeugen nicht die Prostitution an sich, sondern die Tatsache, dass man mit der Prostitution reich werden konnte", erklärt Christian Steiger, Autor des Buches "Rosemarie Nitribitt. Autopsie eines deutschen Skandals". Als uneheliches Kind einer 18-jährigen Putzfrau kommt sie als Rosalie Marie Auguste Nitribitt am 1. Februar 1933 in Düsseldorf zur Welt. Ihre Mutter gilt im Dritten Reich als schwachsinnig; die kleine Tochter kommt ins Kinderheim und später zu Pflegeeltern in die Eifel. Mit elf Jahren wird Rosemarie dort von einem 18-jährigen Nachbarsjungen vergewaltigt. "Der Junge ging kurz darauf zur Wehrmacht. Sie blieb der Schule zwei Wochen fern, und damit war das Thema erledigt", hat Steiger recherchiert. Auf den Missbrauch folgen die haltlosen Jahre der Nachkriegszeit. Schon mit 13 Jahren verkauft Rosemarie ihren Körper an Besatzungssoldaten. Sie wird in Erziehungsheime gesperrt, reißt immer wieder aus und landet 1953 schließlich in Frankfurt, wo ihre Karriere beginnt. Der Aufstieg gelingt ihr vor allem, weil sie als eine von wenigen jungen Frauen ein Auto besitzt. "Das Auto hat ihr geholfen, dem Rotlichtmilieu zu entkommen und ganz autark nach Freiern zu suchen", sagt Steiger. Und Nitribitt verbirgt ihre einfache Herkunft so gut sie kann, lernt Fremdsprachen, belegt Benimm-Kurse, trägt elegante Kleider und Pelze und am Finger einen Brillantring. Nichts an ihr muss billig oder ordinär gewirkt haben, erinnern sich Zeitgenossen. "Der Höhepunkt der Inszenierung war der Mercedes 190 SL: Ein schwarzes Cabriolet mit roten Ledersitzen, völlig unerschwinglich für Normalbürger", erklärt der Buchautor Steiger. Sie hat viele gewöhnliche Freier, doch zu ihrem Freunden sollen auch der Milliardär Harald Quandt, Gunter und Ernst-Wilhelm Sachs und vor allem Harald von Bohlen und Halbach, ein Spross der Krupp-Dynastie, gehören. "Er hat ihr Liebesbriefe geschrieben, sehr schöne, romantische Briefe. Er war ganz bestimmt verliebt und sah seine Liebe erwidert", sagt Steiger. Nach ihrer Ermordung verfolgt die Frankfurter Kriminalpolizei über 500 Spuren, die hohen Vertreter aus Politik und Wirtschaft jedoch werden in Ruhe gelassen. Der Chef der Mordkommission, Helmut Konrad, begründet das: "Die Kunden der Nitribitt waren seriöse und vermögende Leute, die brauchten das Mädchen nicht umzubringen, das ihnen obendrein noch Freude geschenkt hat." Viele Freier werden nur schlampig vernommen, Akten und Fotos verschwinden. Schnell legt sich die Polizei auf einen Hauptverdächtigen fest, Heinz Pohlmann, einen Freund Rosemaries. Er ist homosexuell, vorbestraft und immer knapp bei Kasse. "Er passte ganz wunderbar in das Raster eines Verdächtigen in der Prüderie der 1950er-Jahre", so der Buchautor Christian Steiger. Im Prozess drei Jahre später wird Pohlmann allerdings freigesprochen und die Polizei nimmt die Ermittlungen nicht wieder auf. Als Rosemarie Nitribitt ermordet wird, plante sie längst den Ausstieg aus dem Gewerbe. Mit ihrem Tod wird sie über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus bekannt als die berühmteste Hure der Bundesrepublik. Beerdigt worden ist sie in ihrer Geburtsstadt Düsseldorf auf dem Nordfriedhof. Stand: 01.02.2013 | Martina Züger | "Irgendwann schlägt mir noch einer den Schädel ein", soll sie wenige Wochen vor ihrem Tod gesagt haben. Da ist die 24-jährige Rosemarie Nitribitt ein Callgirl der Luxusklasse - mit Mercedes, Pelz und Freiern aus Politik und Wirtschaft. | [
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] | Stichtag | 2016-02-14T17:03+01:00 | 2016-02-14T17:03+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7246~_mon-022025.html |
14. September 1982 – Gracia Patricia stirbt nach einem Autounfall | Im September 1982 ist Gracia Patricia von Monaco gemeinsam mit ihrer 17-jährigen Tochter Stéphanie in ihrem Rover 3500 auf dem Weg zurück von ihrer französischen Sommerresidenz Roc Agel in ihren Stadtstaat. In ihrem früheren Leben als Grace Kelly ist die Fürstin die Strecke im Film "Über den Dächern von Nizza" 1955 schon einmal hinab gerast, unfallfrei. Diesmal hat die inzwischen 52-jährige weniger Glück. Aus bis heute ungeklärter Ursache kommt der Wagen in einer Haarnadelkurve von der Straße ab und stürzt 40 Meter in die Tiefe. Die Insassen werden in das nach der Fürstin benannte Krankenhaus "Centre hospitalier Princesse Grace" gebracht. Am 14. September 1982, einen Tag nach dem Unfall, erliegt Gracia Patricia hier ihren schweren Verletzungen. Stéphanie hingegen überlebt schwer verletzt. Geboren wird Gracia Patricia von Monaco als drittes Kind eines Bauunternehmers in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Ihre Jugend ist eine ständige Suche nach Anerkennung. Vor allem ihrem strengen Vater kann es die unscheinbare und schüchterne Außenseiterin nicht recht machen. Als sie 1955 für "Das Mädchen auf dem Lande" mit gerade einmal 25 Jahren einen Oscar gewinnt, soll er nur "What the fuck is an Oscar?" entgegnet haben. Auch Fürst Rainier III. ist dem Vater suspekt. Gracia Patricia lernt den "hergelaufenen und bankrotten Fürsten, der meiner Tochter gerade bis zum Busen reicht", 1955 auf den Filmfestspielen von Cannes kennen. Da ist sie eine gefeierte Filmschauspielerin, die im Western "Zwölf Uhr mittags" (1952) ebenso brilliert wie in "High Society" (1956) - und sich als kühle Blonde in gleich mehreren Hitchcock-Filmen einen Namen gemacht hat. 1956 wird aus Grace Kelly Gracia Patricia von Monaco. Die Hochzeit mit Rainier III. wird das Medienereignis des Jahres. Gäste wie Aristoteles Onassis, Cary Grant oder Ava Gardner sind anwesend, als die Schauspielerin dem Fürsten in einem 7.200-Dollar-Kleid das Ja-Wort gibt. 30 Millionen Menschen in aller Welt verfolgen die Zeremonie. Für Gracia Patricia ist es nach eigener Aussage "der schlimmste Tag meines Lebens": Noch kurz zuvor hatte sie Reportern gegenüber behauptet, bei der Wahl zwischen Film- und Ehekarriere immer Erstere vorzuziehen. Nun ist sie verheiratet – mit einem Mann, der das Filmgeschäft mit den Tätigkeiten einer Landesmutter für unvereinbar hält. Tapfer und tränenreich fügt sich Gracia Patricia in ihr Schicksal. Als Hitchcock seine Lieblingsschauspielerin 1962 für die Hauptrolle in "Marnie" gewinnen will und ein Sturm der Entrüstung durchs Fürstentum weht, sagt sie ab und ertränkt ihren Kummer in Martinis. Ihre neue Rolle, die sie mit Wohltätigkeits- und Jet-Set-Veranstaltungen ebenso ausfüllt wie als Mutter dreier Kinder, macht sie über die Landesgrenzen hinaus beliebt. So sind nicht nur die Monegassen von ihrem tödlichen Unfall 1982 erschüttert. Ob Gracia Patricia selbst oder ihre Tochter Stéphanie am Steuer saß, ist bis heute nicht geklärt. Stand: 14.09.2012 | Thomas Köster | Grace Kelly hat schon eine Hollywood -Karriere hinter sich, als sie 1956 Rainier III. von Monaco heiratet und sich in Grace Patricia Grimaldi umbenennt. In Deutschalnd wird sie als Gracia Patricia bekannt. 1982 stirbt sie an den Folgen eines Autounfalls. | [
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01. Juli 1976: Letzter offizieller Exorzismusfall Deutschlands | Am 1. Juli 1976 erhält die Staatsanwaltschaft in Aschaffenburg einen merkwürdigen Anruf. Ein Geistlicher namens Ernst Alt vermeldet den Tod einer jungen Frau. Er habe versucht, ihr den Teufel auszureiben, gibt er an. Der Teufel sei aber stärker gewesen.Die "Besessene" heißt Anneliese Michel. Wie ihre drei Schwestern wird sie streng katholisch großgezogen. Mit 16 Jahren erleidet das kränkelnde Kind seinen ersten epileptischen Anfall. Allmählich verselbständigen sich die Gruselbilder aus den Predigten und den Geschichten ihrer Eltern in Michels Kopf: Dämonen mit schrecklichen Fratzen suchen sie heim, Stimmen stören ihren nächtlichen Schlaf. In ihrer Verzweiflung wendet sich die Familie an den Exorzisten Alt. Dieser erhält vom Würzburger Bischof den amtlichen Auftrag, der jungen Frau den Teufel auszutreiben. Durch Gebete und das Schwenken des Kruzifixes versucht Alt, die Dämonen zur Aufgabe zu zwingen. Während der Teufelsaustreibung schreit Michel und tritt um sich. Sie trinkt ihren eigenen Urin, beißt Löcher in die Wand und bricht sich dabei die Zähne ab. Die Obduktion wird später Tod durch Verhungern feststellen. Zuvor hatte Michel mit letzter Kraft um Lossprechung gebeten. 1978 werden die Eltern und der Exorzist in diesem letzten offiziellen Exorzismusfall Deutschlands wegen fahrlässiger Tötung zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Laut Auskunft der im Prozess gehörten Psychologen wäre Michels Wahn heilbar gewesen. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass der Körper der Frau nach ihrem Tod verweste, glauben bis heute viele Menschen an eine "heilige" Mission der jungen Frau. Immer noch pilgern Katholiken an ihr Grab nach Klingenberg im Spessart. "Sie hat sich dafür bereit erklärt zu leiden und zu sühnen", sagt eine Frau: "für Deutschland, fürs Vaterland und für die deutsche Jugend". Stand: 01.07.06 | koester (AxK) | Vor 30 Jahren: Letzter offizieller Exorzismusfall Deutschlands | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T15:58+02:00 | 2015-10-07T15:58+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2188~_mon-022013.html |
13.02.1941 - Geburtstag des Malers Sigmar Polke | Dennoch - oder besser gesagt gerade deshalb - wird Sigmar Polke zu einem der kreativsten und vielseitigsten Künstler seiner Generation. Vom Kunstmarkt wird der Mitbegründer des "Kapitalistischen Realismus" und mehrfache Documenta-Teilnehmer heute jedenfalls sehr ernst genommen: Seine Werke erzielen auf internationalen Auktionen Spitzenpreise. Redaktion: Hildegard Schulte | Thomas Pfaff | "Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann"; "Wir Kleinbürger"; "Handschuhpalme aus der Mappe: Höhere Wesen befehlen"; "Ohne Titel (Elch)" - schon die Namensgebung seiner Werke macht deutlich, dass hier ein Künstler zugange ist, der sich selbst und die Kunst nicht ganz so ernst nimmt wie viele seiner Kollegen. | [
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2. Oktober 1983 - Muhammad Yunus gründet Bank für Mikrokredite | Die Geschichte beginnt mit Bambushockern. Wirtschaftsprofessor Muhammad Yunus ist 1976 mit Studenten auf Exkursion in der Nähe von Chittagong (Bangaldesch). Eine Korbflechterin erzählt dem bangladeschischem Ökonom, wie sie sich Geld bei einem Kreditgeber leihen musste, um Bambus zu kaufen - zu Wucherzinsen von zehn Prozent in der Woche. Keine Bank habe mit ihr, die weder lesen noch schreiben könne, Geschäfte machen wollen. Der Gewinn aus dem Verkauf der Korbstühle sei praktisch von den Zinsen wieder aufgefressen worden. "Ich habe eine Liste mit Menschen gemacht, die alle von diesem Kredithai Geld geliehen haben. Am Ende waren es 42. Und es ging um gerade einmal 27 Dollar. Ich war schockiert", sagt Yunus. Er glaubt, das Problem einfach lösen zu können: "Ich gebe ihnen die 27 Dollar und sie geben sie dem Kredithai und sind frei. Und genau das tat ich auch." Aus der Idee wird ein Geschäftsmodell: Weil die örtlichen Banken den Armen kein Geld leihen wollen, gründet Yunus 1983 seine eigene Bank für Arme, die Grameen Bank. Übersetzt bedeutet das "Dorf-Bank". "Yunus' Konzept war: Menschen, die sehr wenig haben, können durch Kredite kleinste Unternehmungen wie eine Tierzucht oder Handarbeiten schaffen und ihr Einkommen steigern", sagt Philipp Mader, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. In Bangladesh wird Yunus seitdem als Banker der Armen verehrt. Sein Credo: Arme brauchen keine Almosen, sondern Kredite. 2006 erhält Yunus für seine Arbeit den Friedensnobelpreis. Die Grameen Bank verleiht ihr Geld vor allem an Frauen. Im konservativen Bangladesh sind Geldgeschäfte bis dahin Männersache. "Frauen halten jedoch das Geld zusammen und schaffen auf lange Sicht gesehen ein besseres Leben für die Familie", erklärt Muhammad Yunus. Was mit 27 Dollar in der Nähe von Chittagong als Experiment begann, hat längst viele Nachahmer gefunden. Weltweit soll es inzwischen mehr als 3.000 Mikrofinanzinstitute geben. Experten wie Philipp Mader rechnen mit knapp 200 Millionen Kunden. "Wenn man eine durchschnittliche Familiengröße von fünf Menschen annimmt, was in Entwicklungsländern oft der Fall ist, dann sind inzwischen knapp eine Milliarde Menschen von Mikrokrediten betroffen", erklärt Mader. Einige Wissenschaftler halten die Mikrofinanzwesen für das größte Armutsinterventionsprogramm der Welt. Andrea Rahaman von der Entwicklungshilfeorganisation Mati in Bangladesh gibt jedoch zu bedenken: "Wenn ich in Bangladesh auf den Dörfern unterwegs bin, treffe ich fast keine Frau, die keinen Mikrokredit hat. Man trifft fast keine Familie, die nicht überschuldet ist." Auch Philipp Mader aus Köln betont, es gebe bis heute keine stichhaltigen Beweise für eine Armutslinderung durch Mikrofinanzen. "Es gibt Berichte von Menschen, die fast sprichwörtlich vom Tellerwäscher zum Millionär geworden sind – aber das sind Einzelfälle", sagt Mader. Inzwischen ist Muhammad Yunus nicht mehr Direktor der Grameen Bank. Gegen seinen Willen wurde er 2011 von der Regierung mit 71 Jahren in Rente geschickt. Eine deutsche Tageszeitung titelte damals: "Der Heilige ist gefeuert." Stand: 02.10.2013 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Oktober 2013 ebenfalls an Muhammad Yunus. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. | Martina Züger | In Bangladesh wird der Wirtschaftsprofessor Muhammad Yunus als Banker der Armen verehrt. Er war einer der ersten, der Kleinstkredite an Benachteiligte vergab. 2006 erhielt er für seine Arbeit den Friedensnobelpreis. | [
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21. Juli 1911 - Herbert Marshall McLuhan wird geboren | Herbert Marshall McLuhan hat keinen Standpunkt. Alles, was er sagt, muss nicht unbedingt mit ihm selbst übereinstimmen. Das jedenfalls behauptet er immer wieder gerne. "Ein Standpunkt ist eine statische, fixierte Position", gibt er als Begründung an. "Und Sie können keine statische, fixierte Position im elektronischen Zeitalter haben. Man muss überall gleichzeitig sein, ob man will oder nicht. Man muss an allem, was gleichzeitig passiert, teilnehmen, und das ist mein Standpunkt." Geboren wird McLuhan am 21. Juli 1911 als Sohn irisch-stämmiger Einwanderer in Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta. Er studiert an verschiedenen Universitäten, unter anderem Maschinenbau und Literaturwissenschaften. 1937 konvertiert er zum Katholizismus. Ab 1946 gehört er zum Lehrkörper der Universität von Toronto. 1962 kommt McLuhans Buch "Die Gutenberg-Galaxis" heraus, das das Ende des Buchzeitalters im Konkurrenzkampf gegen die überstarken elektronischen Medien - Radio, Film, Schallplatte, Fernsehen - heraufbeschwört. Bereits hier sieht McLuhan die Schriftkultur durch eine Revolution der Ton- bzw. Bildkultur abgelöst, die nicht mehr dem Prinzip des chronologischen Nacheinanders und der Individualität, sondern der Gleichzeitigkeit und Anonymisierung verpflichtet ist. Durch den Übergang vom Buch zum elektronischen Medium werden McLuhan zufolge Wahrnehmung und Umwelt des Menschen grundsätzlich verändert. So ist sein wohl berühmtester Satz "Das Medium ist die Botschaft" zu verstehen: Die Art der Informationsvermittlung prägt nicht nur ihre Form, sondern wirkt gleichzeitig auch auf unser ganzes Leben. "Wenn ich sage: 'Das Medium ist die Botschaft', dann sage ich: 'Ein Auto ist kein Medium, das Medium sind die Autobahnen, die Fabriken, die Ölgesellschaften'." Im elektronischen Zeitalter wird die Welt für McLuhan zum "Globalen Dorf", in dem die Medien als "ununterbrochen klingende Stammestrommel" simultan Nachrichten produzieren, "wo jeder die Botschaft erhält, zu jeder Zeit". Im Globalen Dorf sind Raum und Zeit verschwunden: "Das Globale Dorf ist gleichzeitig so groß wie der Planet und so klein wie ein Dorf, in dem jeder seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt." Herbert Marshall McLuhan stirbt 1980 in Toronto. Seine Medientheorie nimmt wichtige Gedanken des digitalen Zeitalters vorweg. Stand: 21.07.2011 | taxacher (uz) | In Edmonton, Alberta, wird am 21. Juli 1911 der kanadische Soziologe Herbert Marshall McLuhan geboren. Mit seinen Büchern prägt er die Kommunikationstheoretie nachhaltig. | [
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01. Februar 2010 - Vor 115 Jahren: John Ford wird geboren | Er trägt eine Brille. Über dem linken Glas ist eine Augenklappe angebracht. John Ford kann nicht gut sehen. Aber als Filmregisseur hat er einen klaren Blick für das, was er vor der Kamera inszeniert. Ford gilt als Regie-Legende. Geboren wird er am 1. Februar 1895 in Cape Elizabeth im US-Bundesstaat Maine als Sohn einer irischen Einwandererfamilie. Damals heißt er Sean Aloysius O'Feeny. Er will zur Marine, wird aber wegen seiner Sehschwäche nicht genommen. Durch seinen älteren Bruder - einem Stummfilmstar, der sich den Künstlernamen Francis Ford zugelegt hatte - kommt er 1914 nach Hollywood. Sean Aloysius nennt sich nun Jack Ford, aus dem später John Ford wird. In Hollywood freundet er sich mit dem Schauspieler Harry Carey an. Der ist ein Westernstar und setzt sich beim Produzenten Carl Laemmle dafür ein, dass Ford bei einem Film mit ihm Regie führen darf. Ford verbraucht das gesamte Filmmaterial, lässt Laemmle aber ausrichten, die Kamera sei ins Wasser gefallen. Als der Film fertig ist, schmeißt Laemmle Ford raus, weil er sich betrogen fühlt. Doch als Laemmle den Film sieht, erkennt er Fords Talent, Geschichten spannend und schnörkellos zu erzählen - und stellt ihn wieder ein. Seinen ersten großen Stummfilm-Erfolg hat Ford 1924. In der Sierra Nevada verfilmt er den Bau der ersten kontinentalen Eisenbahn Amerikas. Als die Dreharbeiten nach einem Monat nicht abgeschlossen sind, verlangt der Produzent die Rückkehr des Teams. Aber Ford bleibt stur und dreht fünf Wochen weiter. Der Film "Das stählerne Pferd" kostet 280.000 Dollar und spielt drei Millionen Dollar ein. Obwohl Ford für "The Iron Horse" die Drehzeit überzogen hat, ist er für Produzenten ein verlässlicher Partner: Er bleibt meist unter den vereinbarten Produktionskosten. Ford ist damals der schnellste Regisseur Hollywoods, weil er Szenen ungern wiederholen lässt. Er weiß schon beim Drehen, wie der Film geschnitten wird und dreht oft nur, was er braucht. Mit "Stagecoach" (1939), der in Deutschland "Ringo" heißt, macht Ford den Western wieder salonfähig. Durch diesen Film wird John Wayne zum Star. Allein mit ihm dreht Ford 13 Filme. Ingesamt macht er innerhalb von 50 Jahren über 130 Filme. Viele davon sind Konfektionsware. Aber Ford hat Meisterwerke gedreht und ist der bisher erfolgreichste Regisseur in der Oscar-Geschichte: Vier Regie-Oscars gewinnt er mit den Filmen "Der Verräter" (1935), "Die Früchte des Zorns" (1940), "So grün war mein Tal" (1941) und "Der Sieger" (1952). Keiner dieser Filme ist allerdings ein Western. Dennnoch gilt Ford - neben Howard Hawks - als Großmeister dieses Genres. Mit "Faustrecht der Prärie", "Cheyenne" und "Der schwarze Falke" schreibt Ford Westerngeschichte. Er stirbt am 31. August 1973 im Alter von 78 Jahren an einem Krebsleiden in Palm Springs in Kalifornien. Stand: 01.02.10 | Dominik Reinle (Rei) | Vor 115 Jahren: John Ford wird geboren | [
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