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2015-09-14 11:32:00+0200
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12. August 1898 - Die USA annektieren Hawaii
Die polynesischen Ur-Einwohner leben schon Jahrhunderte auf Hawaii, als 1821 die ersten weißen Missionare eintreffen. Ihnen folgen bald schon Geschäftsleute, die Land haben möchten, um Ananas, Zuckerrohr und Sandelholz anzubauen. Die Weißen treffen auf andere Bräuche: "Bei der indigenen Bevölkerung gab es nicht die Idee von Besitz", sagt Iris-Aya Laemmerhirt, die Amerikanistik an der TU Dortmund lehrt. Die westlichen Männer hätten darum die Hawaiianer dazu gebracht, ihnen das Land zu überschreiben. "Die Hawaiianer haben nicht verstanden, dass sie das Land wirklich weggeben haben." Ein Wirtschaftsboom zieht immer mehr Zuwanderer vom US-Festland an - bis sie die Oberhand haben und selbst regieren wollen. Mit einem unblutigen Putsch übernehmen die Zuckerbarone 1887 die Regie. Sie befürworten einen Anschluss an die USA. König Kalakaua wird zum Statisten degradiert. Aus gesundheitlichen Gründen übergibt Kalakaua den Thron an seine Schwester Liliuokalani. Sie will nicht nur Repräsentantin sein, sondern die alten Verhältnisse wiederherstellen. Die weißen Großgrundbesitzer greifen zu einer Finte und behaupten, die US-Bevölkerung auf Hawaii würde bedroht. Der US-Botschafter in Honolulu schickt prompt ein paar Marinesoldaten zum Schutz der amerikanischen Bürger nach Hawaii. Königin Liliuokalani wird vor die Wahl gestellt: "Entweder du gibst deinen Thron jetzt auf oder wir töten dein Volk", sagt Iris-Aya Laemmerhirt. "Daraufhin hat sie dann beigegeben." Nach dem Rücktritt von Liliuokalani wird 1893 das Ende der Monarchie verkündet. Chef der selbsternannten provisorischen Regierung wird der Missionarssohn Sanford Dole, Cousin des gleichnamigen Ananas-Magnaten. Im Jahr darauf ruft er die Republik Hawaii aus und wird deren erster Präsident. Vier Jahre später ist es dann soweit: Kurz vor Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges verleiben sich die USA das Pazifik-Archipel wegen seiner strategischen Lage endgültig ein. Am 12. August 1898 wird die hawaiianische Flagge eingeholt und das Sternenbanner gehisst. Erst 60 Jahre später wird Hawaii zu einem gleichberechtigten Bundesstaat gemacht. Und es dauert noch 40 weitere Jahre, bis sich die Politiker in Washington für die völkerrechtswidrige Annexion entschuldigen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.08.2018: Vor 50 Jahren: Löwenpark in Gelsenkirchen-Buer eröffnet
Dominik Reinle
Teasertext
[ "Stichtag", "12.08.1898", "12. August 1898", "12.08.2018", "12. August 2018", "Hawaii", "USA", "Annexion", "US-Bundesstaat", "Sanford Dole", "Königin", "Liliuokalani" ]
Stichtag
2018-08-12T17:50+02:00
2018-08-12T17:50+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hawaii-usa-annexion-100~_mon-112022.html
9. Mai 1958 - <span lang="en">Alfred Hitchcocks</span> "<span lang="en">Vertigo</span>" uraufgeführt
Gelähmt von Schwindelattacken muss Detektiv Ferguson miterleben, wie sich die Frau in den Tod stürzt, die er vor sich selbst schützen sollte. Kaum hat er seine Schuldgefühle überwunden, begegnet er Judy, einer Doppelgängerin jener scheinbar todessehnsüchtigen Madeleine, in die er sich verliebt hatte. Für den Polizisten beginnt eine verstörende Reise in die Abgründe der eigenen Psyche. Besessen davon, Madeleine wieder auferstehen zu lassen, zwingt er Judy, sich völlig in die Tote zu verwandeln. Bis Ferguson entdeckt, dass beide Frauen dieselbe Person sind und er selbst wegen seiner Höhenangst zum perfekten Werkzeug eines perfiden Mordplans wurde. Alfred Hitchcock dreht sein Psycho-Drama nach einem Krimi von Pierre Boileau und Thomas Narcejac. "Ich war fasziniert von den Anstrengungen, eine Frau zu erschaffen nach dem Bild einer Toten“, begründet der Thriller-Spezialist seine Wahl. Anders als im Buch macht Hitchcock den Zuschauer schon früh zum Mitwisser des Komplotts, das Madeleines Ehemann geschmiedet hat, um seine Frau umzubringen. Mit "Vertigo" gewährt Hitchcock tiefe Einblicke in seine eigenen Neurosen. "Von Anfang bis Ende", schreibt sein Biograf Donald Spoto, zeige der Film "Hitchcocks zutiefst persönliche Gefühle  (…), sein idealisiertes Bild der Frau, die gefährlichen Grenzen emotionaler Fixierung, die finale Obsession jedes Romantikers." Neben den Hauptdarstellern James Stewart und Kim Novak besticht "Vertigo“ durch die Musik von Bernhard Herrmann, eine ausgefeilte Farbdramaturgie und eine raffiniert eingesetzte Bildsymbolik. Der von Stewart zunächst sympathisch gespielte Held wird dem Zuschauer in seiner nekrophilen Obsession immer unheimlicher. Nach der Uraufführung am 9. Mai 1958 regieren Kritik und Publikum zwiespältig. Der "New Yorker" kanzelt den Film gar als "weit hergeholten Unsinn" ab. Bei der Wiederaufführung 1983 aber wandelt sich das Urteil grundlegend. Seither gilt Alfred Hitchcocks Meisterwerk als einer der zehn besten Filme aller Zeiten. Filmemacher dagegen, allen voran die Franzosen der Nouvelle Vague und Amerikaner wie Brian de Palma oder Paul Schrader, werden schon früh von Hitchcocks expressiver Farb- und Bildsprache beeinflusst. Filmgeschichte schreibt vor allem der "Vertigo-Effekt", ein schwindelerregender Eindruck, den die Kombination von Kamerafahrt und Zoom erzeugt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 10.05.2018: Vor 60 Jahren: Verkündung des Pflanzenschutzgesetzes
Bernd Rexing
Anfangs reagieren Kritik und Zuschauer verhalten auf Hitchcocks Psycho-Thriller. Heute gilt &#034; Vertigo - Aus dem Reich der Toten&#034; mit James Stewart als einer der besten Filme aller Zeiten.
[ "Stichtag", "09.05.1958", "09.05.2018", "9. Mai 1958", "9. Mai 2018", "Vertigo", "Aus dem Reich der Toten", "Alfred Hitchcock", "Psycho-Thriller", "James Stewart", "Kim Novak", "Bernard Herrmann", "Pierre Boileau", "Thomas Narcejac", "Paramount Pictures", "Schwindel", "Höhenangst" ]
Stichtag
2018-05-09T00:00+02:00
2018-05-09T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-vertigo-urauffuehrung-100~_mon-042020.html
28.07.1741 - Begräbnistag von Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi war schon zu Lebzeiten einer der berühmtesten und produktivsten Komponisten Italiens. Dazu ein brillanter Geiger, gewitzter Impresario und erfolgreicher Musiklehrer. Mit seinen innovativen Solokonzerten inspirierte er Bach und Händel, mit seinen Opern lockte er Musikliebhaber aus ganz Europa in seine Heimatstadt Venedig. 1678 kam Vivaldi in Venedig zur Welt. Seine Eltern ließen ihn als Priester und Geiger ausbilden. Zeit seines Lebens stand er im Spannungsfeld zwischen kirchlicher Obrigkeit und künstlerischer Freiheit. Seine Hoffnung auf eine Karriere in Wien, erfüllte sich nicht. Verarmt und verbittert starb er dort im Alter von nur 63 Jahren. Dann wurde sein Name fast zwei Jahrhunderte lang vergessen. Erst 1926 gelangte eine Sammlung mit Vivaldi-Werken in die Hände des Forschers Alberto Gentili. Der Beginn der Vivaldi-Renaissance, die bis heute andauert. Redaktion: Hildegard Schulte
Hildburg Heider
Die &#034;Vier Jahreszeiten&#034; haben ihn unsterblich gemacht: eines der meist gespielten und meist entstellten Werke der Musikgeschichte. Zu Tode gehetzt von Stargeigern, ins Ohr gepflanzt als Fahrstuhlberieselung.
[ "WDR5", "28.07.2016", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Antonio Vivaldi", "Komponist", "Musik", "Italien", "Venedig" ]
Radio
2016-07-26T13:40+02:00
2016-07-26T13:40+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/antonio-vivaldi-komponist-100~_mon-102025.html
16. Februar 2007 - Vor 185 Jahren: Sir Francis Galton wird geboren
1892 erscheint in England ein Buch mit dem unscheinbaren Titel "Fingerprints". Es wird zu einem der größten Werke in der Geschichte der Kriminologie. Der Wissenschaftler  Francis Galton weist darin nach, dass jeder Mensch allein aufgrund der Schleifen, Wirbel, Bögen und Kurven seines Fingerabdrucks zu identifizieren ist. Zur Jahrhundertwende verstreuen die Ermittler von Scottland Yard als erste Rußpulver am Tatort, um Fingerabdrücke aufzuspüren. Nach 1901 erobert seine Methode auch die Polizeistationen der Provinz. Dabei will Galton seine Erkenntnisse gar nicht als empirische Unterstützung von kriminalistischem Spürsinn verstanden wissen. Ihm geht es einzig und allein darum, Charakteristika für den Hang zum Verbrechen zu entdecken. Fingerabdrücke sind für ihn sichtbare Zeichen der Vererbung. Galton wird am 16. Februar 1822 in Birmingham geboren. Nach dem Tod seines Vaters wird er finanziell unabhängig. Fasziniert vom Ruhm seines Cousins Charles Darwin, beschließt er, das Geld in Forschungsreisen zu stecken. In der Folge bereist Galton den Balkan, Ägypten und den Sudan. 1850 leitet er eine Expedition in die unerforschten Gebiete des Südwestens von Afrika. Galton ist wie besessen von allen Formen der Wissenschaft - und Pseudowissenschaft. Statistisch versucht er, den Erfolg des Betens zu messen. Er entwickelt erste Wetterkarten, treibt die Wahrscheinlichkeitsrechnung voran und entwickelt eine nach ihm benannte Hundepfeife. Zusammen mit Wilhelm Wundt gilt er als Begründer der experimentellen Psychologie. Und in Afrika untersucht er mit Hilfe eines Distanz haltenden Sextanten den Fettsteiß von "Hottentottenfrauen". Galtons größte Leidenschaft gilt der Verbesserung der Menschheit durch "Rassenhygiene". Die Zucht eines vollkommenen Menschengeschlechts durch Selektion der Besten wird zu seinem Ideal. Ihm gilt auch die nie publizierte Roman-Utopie "Kantsaywehre" ("Ich weiß nicht wo"). 1883 führt Galton den Begriff der Eugenik als "gute Zucht" in den englischen Wissenschaftsbetrieb ein. Auch seine Untersuchungen an Zwillingen und der Größe des Gehirns sollen belegen, dass die Erbanlagen bei der Intelligenz und Entwicklung des Individuums alles und die äußeren Umstände nichts bedeuten. Was sein großer Cousin Darwin für die Tierwelt belegt hat, versucht Galton auch für die menschliche Gesellschaft fruchtbar zu machen. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wird er 1909 von der britischen Krone geadelt. Galton stirbt 1911 in Haslemere (Grafschaft Surrey). Stand: 16.02.07
Thomas Koester (AxK)
Vor 185 Jahren: Sir Francis Galton wird geboren
[ "16. Februar 1822", "Sir Francis Galton", "Francis Galton", "Fingerabdruck", "Scotland Yard", "Eugenik", "Rassenlehre", "Sozialdarwinismus", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T12:34+02:00
2015-10-06T12:34+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3042~_mon-102023.html
10. März 2007 - Vor 10 Jahren: Neuer Markt startet an der Frankfurter Börse
"Es wird in einem schrecklichen Blutbad enden am Neuen Markt", warnt Börsen-Experte André Kostolany. Doch die Börsen-Euphorie lässt sich nicht bremsen. Kritiker gelten als Miesmacher und werden nicht gehört. "Das war Halli-Galli hoch zehn", erinnert sich Tobias Belger, Händler auf dem Frankfurter Börsenparkett.Dabei hatte der Ausnahmezustand ganz klein angefangen: Mit zwei Firmen - dem Autozulieferer Bertrandt und dem Telefondienstleister Mobilcom - startet die Frankfurter Börse am 10. März 1997 den so genannten Neuen Markt. Er wendet sich nach Darstellung der Deutschen Börse an kleine und mittlere Unternehmen, die bisher noch keine Chance hatten, an die Börse gebracht zu werden. "Der Neue Markt verfolgt das Ziel, Unternehmen den Zugang zum Kapitalmarkt zu verschaffen. Das heißt, die Eigenkapitalfinanzierung über den Aktienmarkt zu ermöglichen." Die Börsenkandidaten für den Neuen Markt stammen vorwiegend aus den Branchen Multimedia, Telekommunikation, Biotechnologie und Umwelttechnik. Das einsetzende Börsenfieber hat seinen Ursprung in den USA, wo Firmen mit völlig neuen Geschäftsideen vor sich reden machen: Der Buchhändler Amazon, die Suchmaschinen Yahoo und Google, die Vermarktungsplattform Ebay. "Dann sind die ganzen Garagenfirmen an die Börse gekommen", erinnert sich ARD -Börsenreporter Stefan Wolff. "Dass in der Zeit große Verluste in den Bilanzen geschrieben wurden, hat damals niemanden interessiert."An der herkömmlichen Börse der Dax-Standardwerte hätten solche Firmen keine Chance auf Akzeptanz gehabt. Beinahe täglich gibt es neue Börsengänge: "Da haben auch Banken Unternehmen an die Börse gebracht, die da nichts zu suchen hatten", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rückblickend. "Da haben Anleger Aktien von Firmen gekauft, die meilenweit von der Börsenfähigkeit entfernt waren." Etliche Privatanleger seien "ein Stück weit auch abgezockt" worden. Im März 2000, drei Jahre nach dem Start, gibt es mehr als 300 Aktien am Neuen Markt. Der eigens geschaffene Index Newmax hat den Dax weit hinter sich gelassen und die Marke von 10.000 Punkten erreicht. Doch von da an geht es bergab: Betrügereien werden aufgedeckt, Ideen erweisen sich als Bluff, Firmen gehen Pleite - das Geld der Anleger wird regelrecht verbrannt. Der Gier folgt das Gejammer: Millionen von Anlegern, die Aktien zu Höchstkursen gekauft haben, bezahlen ihren Ausflug in die Börsenwelt mit schmerzlichen Verlusten. Die Börse sei dafür nicht verantwortlich zu machen, sagt deren Sprecher Walter Allwicher. Nirgendwo habe es strengere Transparenzpflichten als am Neuen Markt gegeben. Doch er räumt ein: "Was sicherlich geholfen hätte, wäre, stärker auf das Chancen-Risiko-Profil dieses Marktes hinzuweisen." Im Juni 2003 wird der Neue Markt abgeschafft. Stand: 10.03.07
Dominik Reinle (Haber)
Vor 10 Jahren: Neuer Markt startet an der Frankfurter Börse
[ "10. März 1997", "Neuer Markt", "Frankfurt am Main", "Börse", "Aktie", "Bertrandt", "Mobilcom", "Yahoo", "Google", "Amazon", "Ebay", "Stefan Wolff", "Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz", "Gier", "Gejammer", "Anleger", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T16:32+02:00
2015-10-06T16:32+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2390~_mon-022015.html
28. Februar 2005 - Vor 30 Jahren: Unterzeichnung des Lomé-Abkommens
Als Großbritannien 1973 der Europäischen Gemeinschaft beitritt, bringen die Empire-Erben ein Problem mit, das auch die acht Altmitglieder ungelöst vor sich her schieben. Gerade erst haben die Briten ihre ehemaligen Kolonien in Afrika, der Karibik und im Pazifik in eine ungewisse Freiheit entlassen. Nun wird es Zeit, die zwar unabhängigen, aber bettelarmen Entwicklungsländer in den Wirtschaftskreislauf der EG einzubeziehen.Unter der Devise "Der Starke hilft dem Schwachen" vereinbaren die neun EG-Länder mit 46 Drittweltstaaten ein Handels- und Entwicklungshilfe-Abkommen. Es wird am 28. Februar 1975 in Lomé, der Hauptstadt Togos, unterzeichnet. Für viele Jahre gilt es als sicherer Weg aus der Armut. Ganz uneigennützig ist der Vertrag mit den "AKP-Staaten" (Afrika, Karibik, Pazifik) natürlich nicht: Europa will auch sicher gehen, sich künftig weiter wie gewohnt im "Kolonialwarenladen" bedienen zu können. Schließlich bieten die Ex-Kolonien reichlich unentbehrliche Bodenschätze: Kupfer, Phosphor, Kobalt und Zinn, Früchte, Kaffee, Zucker oder Kakao, die Liste ist lang. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks zu Beginn der 90er Jahre ändert sich die Verhandlungsposition der meisten AKP-Staaten drastisch. Plötzlich haben sie als Spielbälle im ideologischen Ost-West-Konflikt ausgedient. Als das Lomé-Abkommen im Jahr 2000 ausläuft, fällt die Bilanz niederschmetternd aus: Gegen den geballten Egoismus der reichen Industrienationen hatten die Ex-Kolonien keine Chance. Kaum ein Volk der inzwischen 71 AKP-Länder lebt in stabilen Verhältnissen. In vielen sind die Lebensumstände mörderischer denn je. All zu oft floss die angebliche Hilfe gezielt in solche Wirtschaftsbereiche, die vollständig in Händen europäischer, US-amerikanischer oder multinationaler Konzerne sind. Oder sie versandete in den korrupten Machtapparaten skrupelloser Marionetten-Herrscher. Bokassa, Idi Amin und Sékou Touré, Mobutu, Duvalier, Siad Barre oder Haile Selassie, die Liste ist lang. Stand: 28.02.05
Bernd Rexing (AnK)
Vor 30 Jahren: Unterzeichnung des Lomé-Abkommens
[ "28. Februar 1975", "Großbritannien", "Entwicklungshilfe", "Wirtschaftshilfe", "Entwicklungsländer", "AKP-Staaten", "Kolonien", "Ex-Kolonien", "Europa", "Europäische Gemeinschaft", "Lome", "Togo", "Industrie-Nationen", "Stichtag", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick" ]
Stichtag
2015-10-05T12:25+02:00
2015-10-05T12:25+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1268~_mon-042019.html
3. April 1893 – Hans Riegel wird geboren
1920 eröffnet Hans Riegel eine eigene kleine Süßwarenfirma. Seine Veilchenpastillen, Salmiaktabletten, Kamellen und Lakritzstangen bietet er auf Jahrmärkten an, wo immer wieder auch lebende Bären vor dem Publikum tanzen. Da hat Riegel die Idee, in seiner Bonbonküche aus Zucker, Glukose, Fruchtaromen und Gummi Arabicum in einem Stärkebett Gummibärchen zu formen. Riegels Nachwuchs ist begeistert, die Kundschaft zunächst nicht: Zu traurig blicken die 1922 als "Tanzbären" verkauften Produkte zunächst drein. Bis sich die Gummibärchen zum Verkaufsschlager entwickeln, gehen noch ein paar Jahre ins Land. Dann aber ist ihr Siegeszug nicht mehr aufzuhalten - bis heute. Geboren wird Riegel am 3. April 1893 in Friesdorf bei Bonn. Seine Vorfahren sind Bauern und Handwerker, er aber macht nach der Schule eine Lehre als Bonbonkocher. Jahrelang ist er bei verschiedenen Firmen tätig, bevor er sich 1920 mit ein paar Sack Zucker auf dem Bauernhof seiner Schwiegereltern selbstständig macht. Morgens kocht er seine Produkte, nachmittags liefert er sie gemeinsam mit seiner Frau in umliegende Geschäfte aus. Schnell wird der Bauernhof für das expandierende Unternehmen zu klein; mit 400 Mitarbeitern zieht Riegel Anfang der 20er Jahre schließlich nach Bonn-Kessenich und lässt das Unternehmen unter dem Namen Haribo (Hans Riegel Bonn) ins Handelsregister eintragen; zusätzlich eröffnet er ein Werk in Dänemark. Und er erfindet seinen zeitlosen Werbeslogan: "Haribo macht Kinder froh." Politisch steht Riegel der konservativen Zentrumspartei nahe. Den Nationalsozialisten verweigert er sich, so lang es geht. 1944 aber wird er Mitglied der NSDAP. Im Zweiten Weltkrieg kann Haribo trotz Engpässen weiterproduzieren. Das Kriegsende erlebt Gründer Hans Riegel nicht mehr. Der Vater aller Gummibärchen stirbt völlig überraschend im März 1945 mit nur 51 Jahren, offiziell an Herzversagen. 1946 wird Haribo von Riegels Söhnen Hans und Paul übernommen. Paul entwickelt den Betrieb technisch weiter, Hans hat das Marketinggespür. Er stellt die Gummibärchen von Gummi Arabicum auf Gelantinebasis um. Aber er macht die Gummibärchen nicht nur schmackhafter, sondern auch schlanker; und er ergänzt den Werbeslogan seines Vaters ("Haribo macht Kinder froh") um den Zusatz "und Erwachsene ebenso". Heute produziert Haribo mit 6.000 Mitarbeitern an 15 Standorten in Europa und exportiert nicht nur seine Gummibärchen weltweit in 105 Länder. Stand: 03.04.2013 "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. April 2013 ebenfalls an Hans Riegel. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Thomas Köster
&#034;Haribo macht Kinder froh&#034;: Dieser Werbespruch stammt ebenso von Hans Riegel wie das berühmte Gummibärchen. Mit marktgerechten Ideen und Unternehmergeist macht er aus einer Hinterhof-Bonbonfabrik einen Süßigkeiten-Weltkonzern mit Sitz in Bonn.
[ "Stichtag", "03.04.1893", "03. April 1893", "03.04.2013", "3. April 2013", "Hans Riegel", "Haribo" ]
Stichtag
2020-12-02T09:21+01:00
2020-12-02T09:21+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7406~_mon-062013.html
Sing mal mit der Maus
Singen macht glücklich: ob traditionelle Kinderlieder oder aktuelle Songs aus der Maus-Playlist. In diesem Konzert werden nach Herzenslust Lieder geschmettert. Und dazu hat die Maus noch allerlei Spannendes rund ums Thema Singen mit dabei. Kinderchöre aufgepasst: ihr habt die Chance bei diesen Konzerten gemeinsam mit der Maus und dem WDR Rundfunkchor aufzutreten und zu singen! Ein Konzert für alle, die Singen lieben. WDR Rundfunkchor Franziska Kuba LeitungAndré Gatzke ModerationDie Maus
LC
Sing mal mit der Maus
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Orchester und Chor
2024-04-30T10:00+02:00
2025-03-31T09:56+02:00
https://www1.wdr.de//orchester-und-chor/wdrmusikvermittlung/konzerte/termine/sing-mal-mit-der-maus-236~_mon-062026.html
23. Oktober 1689 - Bill of Rights wird in England anerkannt
Die Menschen im 17. Jahrhundert sind immer wieder der Willkür absolutistischer Herrscher ausgesetzt, die bestimmen, was Recht ist. In England gelingt es erstmals diese Machtfülle einzuschränken, mit der Bill of Rights, vom Königspaar anerkannt am 23. Oktober 1689. Das mehr als 300 Jahre alte Dokument gilt als Fundament für das allgemeine Völker- und Menschenrecht. Die Vorgeschichte: Mit seiner absolutistischen Vorstellung von Herrschaft und seinen Sympathien für den Katholizismus macht sich der englische König Jakob I. beim englischen Parlament, in dem vornehmlich Protestanten vertreten sind, unbeliebt. Zudem bedient sich der König ständig aus der Staatskasse – ohne das Parlament zu fragen. Der Dauerkonflikt zwischen König und Parlament stürzt das Land wenige Jahre später in einen blutigen Bürgerkrieg. Am Ende der Unruhen verliert König Karl I. aus dem Hause Stuart seinen Kopf und aus der Monarchie wird eine Republik, die Oliver Cromwell jedoch zu einer Militärdiktatur umfunktioniert. Als dieser stirbt, kehren ein neuer Stuartkönig und alte Probleme zurück: Auch Jakob II. liebäugelt mit dem Katholizismus und will als absolutistischer König regieren. Das Parlament wendet sich an einen ausländischen Herrscher, um Englands innenpolitische Probleme zu lösen. Es beruft einen neuen protestantischen König aus Holland, Wilhelm III. von Oranien, den Schwiegersohn Jakobs. "Dieser König regierte mit dem Einverständnis des Parlaments. Das war 1688 der Anfang dessen, was wir eine konstitutionelle Monarchie nennen", erklärt der britische Journalist und Historiker Peter Hill. Denn noch bevor Wilhelm III. nach der unblutigen sogenannten "glorreichen Revolution" die Krone nehmen darf, muss er die Bill of Rights unterschreiben. Das Dokument regelt ein für allemal die künftige Aufgabenteilung zwischen Herrscher und Parlament. "Ohne Zustimmung des Parlaments kann die königliche Autorität keine Gesetze oder die Ausführung von Gesetzen außer Kraft setzen", heißt es darin. Professor Hans-Joachim Heintze vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht an der Universität Bochum sieht darin die Anfänge des demokratischen Modells. Insgesamt 13 Punkte umfasst das Gesetzeswerk, das im Dezember 1689 in Kraft tritt. Darin werden nicht nur Regeln und Rechte des Parlaments gegenüber dem König verbindlich festlegt, sondern auch zum ersten Mal unveräußerliche Bürgerrechte formuliert. In einer Epoche, in der viele Fürsten auf dem Kontinent dem Absolutismus Ludwigs IVX. nacheifern, sind die Bestimmungen der Bill of Rights wegweisend. "Sie war revolutionär, weil mit ihr der Einzelne eine Rechtspersönlichkeit bekam. Die Menschen wussten nun, dass sie nicht willkürlich angeklagt werden dürfen, sondern eine rechtliche Grundlage für eine Inhaftierung bestehen muss. Das Leben wurde berechenbarer", erklärt Heintze. Unter dem Schutz der neuen Rechte und Gesetze erlebt Großbritannien im 18. Jahrhundert einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung und wird zum Vorreiter in Sachen Parlaments- und Bürgerrechte. "Die Idee der Bill of Rights bahnt sich überall einen Weg. Wir sehen den Funken überspringen auf Revolutionen in Frankreich und auf Revolutionsversuche in Deutschland. Allen diesen Revolutionen liegt die gleiche Idee zugrunde: der Kampf um bestimmte Grundrechte", sagt Heintze. Heute sind die Grundforderungen der Bill of Rights selbstverständlicher Teil vieler demokratischer Verfassungen, auch des deutschen Grundgesetzes. Stand: 23.10.2014 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Oktober 2014 ebenfalls an die Bill of Rights. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Martina Züger
Die Bill of Rights ist der wohl bedeutendste Bestandteil der englischen Verfassung: Sie dokumentiert den Sieg von Adel und wohlhabendem Bürgertum über die Versuche der Stuart -Könige, im England des 17. Jahrhunderts den Absolutismus nach französischem Vorbild einzuführen.
[ "Stichtag", "23.10.1689", "23. Oktober 1689", "23.10.2014", "23. Oktober 2014", "England", "Bill of Rights", "Wilhelm III. von Oranien", "Oliver Cromwell", "glorreiche Revolution", "Menschenrecht", "Völkerrecht" ]
Stichtag
2015-10-07T16:31+02:00
2015-10-07T16:31+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8660~_mon-082010.html
01. Dezember 2006 - Vor 40 Jahren: Kurt Georg Kiesinger wird Bundeskanzler
Im Herbst 1966 scheitert die Regierungskoalition unter Kanzler Ludwig Erhard (CDU): Union und FDP können sich nicht einigen, wie sie das Finanzloch im Bundeshaushalt von knapp vier Milliarden Mark stopfen sollen. Dem Rücktritt Erhards gehen wochenlange Verhandlungen voraus. Ende November einigen sich Union und SPD auf die Bildung einer Großen Koalition. Zum ersten Mal wird in der Bundesrepublik am 1. Dezember 1966 ein Kanzler mit der Mehrheit der beiden größten Bundestagsfraktionen gewählt: Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Kurt Georg Kiesinger (CDU), bekommt 340 Stimmen. Das sind knapp 70 Prozent aller Abgeordneten. Dennoch ist sich Kiesinger bewusst: "Ich bin aus einer sehr krisenhaften und unbehaglichen Situation heraus auf den Sessel Konrad Adenauers und Ludwig Erhards gelangt."Die Wahl des neuen Bundeskanzlers sorgt für Kritik: Kiesinger war von 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP. Von 1940 an arbeitete er im Reichsaußenministerium und stieg dort drei Jahre später zum stellvertretenden Abteilungsleiter der Rundfunkabteilung auf. Kiesinger wirkte "an der Verbreitung antisemitischer Hetzpropaganda mit", wie der Historiker Philipp Gassert in seiner Kiesinger-Biographie schreibt. Kiesinger wird nach dem Zweiten Weltkrieg zwar von einem Spruchkammergericht entlastet. Seine Nazi-Vergangenheit holt ihn aber immer wieder ein. Bekannteste Szene: Beate Klarsfeld verpasst Kiesinger auf dem CDU-Parteitag im November 1968 in Berlin eine Ohrfeige und ruft: "Kiesinger, Nazi, abtreten!" Für Klarsfeld ist auch rückblickend klar: "Er war nicht nur NSDAP-Mitglied gewesen, sondern auch Verbindungsmann zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Propagandaministerium. Er hatte seine ganze Intelligenz in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt und wusste genau, was geschah - militärisch und in den Vernichtungslagern." Als Bundeskanzler der Großen Koalition muss Kiesinger sein Kabinett zusammenhalten. Dort sitzen unterschiedliche politische Charaktere wie Außenminister und Vizekanzler Willy Brandt (SPD), Finanzminister Franz Josef Strauß (CSU) sowie Wirtschaftsminister Karl Schiller (SPD). Wie Kiesinger hat auch der Sozialdemokrat Schiller eine Nazi-Vergangenheit: Er war NSDAP-Mitglied und Vordenker der NS-Arbeitsmarktpolitik, wie der Historiker Gassert schreibt. Immer wieder gibt es interne Konflikte in der Koalition. Doch die Regierung steht vor wichtigen Aufgaben: Sie will den maroden Haushalt sanieren, die Staatsschulden abbauen und die Wirtschaft ankurbeln. Die Große Koalition schafft es, die meisten ihrer Ziele umzusetzen. Dazu zählen auch die umstrittenen Notstandsgesetze. Sie ermöglichen etwa den Einsatz der Bundeswehr bei Unruhen im Inneren und die Einschränkung des Fernmeldegeheimnisses. Der Einfügung der Notstandsverfassung in das Grundgesetz gehen bundesweite Proteste voraus. Die Außerparlamentarische Opposition (APO) befürchtet, dass die Bundesrepublik autoritäre Züge annehmen könnte. Die Große Koalition baut auch den Sozialstaat aus: "Es war eine Koalition der Sozialpolitiker", sagt Politik-Professor Karl-Rudolf Korte. "All das, was wir heute zurücknehmen wollen, ist von denen damals geschaffen worden." Dazu gehöre zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Außenpolitisch kann die Große Koalition keine besonderen Erfolge vorweisen. Sie pflegt vor allem Beziehungen zu den USA und Frankreich. Das Verhältnis zur DDR bleibt ein ungelöstes Problem. Kiesinger versucht, die Partnerschaft von Union und SPD zu managen, kann dabei aber kein eigenes Profil entwickeln. Die Bundestagswahl 1969 bringt für ihn eine herbe Niederlage. Die Union wird mit rund 46 Prozent zwar wieder stärkste Kraft, verfehlt aber knapp die absolute Mehrheit. Nach drei Jahren Kanzlerschaft ist Kiesinger gescheitert. Das Ende der Großen Koalition ist der Anfang der sozial-liberalen Koalition aus SPD und FDP: Willy Brandt wird Nachfolger von Kurt Georg Kiesinger. Stand: 01.12.06
Dominik Reinle (AnK)
Vor 40 Jahren: Kurt Georg Kiesinger wird Bundeskanzler
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Stichtag
2015-10-06T17:01+02:00
2015-10-06T17:01+02:00
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07. November 2007 - Vor 5 Jahren: Rudolf Augstein stirbt in Hamburg
"Früher, als ich noch eine gute Meinung von mir hatte, betrachtete ich mich als einen Kleinaufklärer", sagt Rudolf Augstein ironisch über sich selbst. Der am 5. November 1923 in Hannover geborene Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wird geschmäht, gefürchtet, mit Lob überhäuft. Das mag daran liegen, dass er viele Dinge anfasst, von denen andere lieber die Finger lassen. Das fängt früh an: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gibt die britische Militärregierung dem 23-Jährigen die Lizenz für das erste deutsche Nachrichtenmagazin. Den Titel entsteht spontan: "Der Spiegel". Augstein will darin Missstände "widerspiegeln". Die erste Ausgabe erscheint am 4. Januar 1947. Später wird bekannt, dass Augstein in der Anfangszeit auch ehemalige Nationalsozialisten in der Redaktion beschäftigt hat. "Der Spiegel" etabliert den investigativen Journalismus in der Bundesrepublik. Der wohl bekannteste Skandal ist die "Spiegelaffäre" im Oktober 1962. Die Regierung unterstellt, das Nachrichtenmagazin habe in seiner Titelgeschichte "Bedingt abwehrbereit" Pläne der Bundeswehr, und damit Staatsgeheimnisse veröffentlicht. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß ( CSU ) lässt die Redaktion des "Spiegel" in Hamburg durchsuchen. Augstein wird verhaftet und kommt erst nach gut 100 Tagen wieder frei. Die Vorwürfe gegen ihn erweisen sich als haltlos. Strauß muss zurücktreten. Auch danach werden zahlreiche Skandale aufgedeckt - wie etwa die Flick-Affäre und die Barschel-Affäre. Augstein macht den "Spiegel" zum "Sturmgeschütz der Demokratie". Doch über die Jahrzehnte verblasst der Glanz. Längst bestimmen andere den "Spiegel" mit und wollen ihn inhaltlich verändern. Augstein hält an Bewährtem fest und stößt auf Widerstand. Spät regelt er die Nachfolge: 1994 wird Stefan Aust neuer Chefredakteur. "Ich konnte nicht aussteigen", sagt Augstein. Freunde hat Augstein - nach eigener Aussage - nur wenige. Als "gespaltenen Menschen" beschreibt ihn die frühere "Zeit"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff: "Er ist einerseits von großer warmer Freundschaft. Andererseits ist er von kühler Erbarmungslosigkeit." Augstein wird immer wieder als Zyniker bezeichnet. Er selbst bekennt sich dazu. Seine Tochter Franziska, eines seiner vier Kinder, selbst Journalistin, sieht das anders: "Tatsächlich war mein Vater ein Realist. Aber sein Realismus war von einer Konsequenz, die zu tragen nicht jeder bereit ist." Augstein gilt als Frauenheld und ist viermal geschieden. Im Alter wird er zunehmend durch seine Alkoholkrankheit gezeichnet. Zwei Tage nach seinem 79. Geburtstag stirbt Rudolf Augstein am 7. November 2002 in Hamburg an einer Lungenentzündung. Stand: 07.11.07
Dominik Reinle (Haber)
Vor 5 Jahren: Rudolf Augstein stirbt in Hamburg
[ "7. November 2002", "Stichtag", "07.11.2002", "7. November 2007", "07.11.2007", "Rudolf Augstein", "Der Spiegel", "Spiegelaffäre", "Franz Josef Strauß", "Nachrichtenmagazin", "investigativer Journalismus", "Rückblick", "Rückclick" ]
Stichtag
2015-10-07T15:37+02:00
2015-10-07T15:37+02:00
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16.09.1920 - Geburtstag von Hannie Schaft
Während ihre beiden Komplizinnen überlebten, wurde die Jura-Studentin Hannie Schaft noch kurz vor Kriegsende mit einer Pistole und verbotenen Zeitungen an einer Straßensperre gefasst und nach ihrer Enttarnung in den Dünen bei Haarlem erschossen und verscharrt. Da sie linksorientiert war, wurde ihr Widerstand nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden kaum gewürdigt - außer bei linken und kommunistischen Gruppen. In den 80er Jahren wurde in einem Haarlemer Park dann eine Statue von Hannie Schaft aufgestellt. Geschaffen von einer ihrer Mitkämpferinnen, die nach dem Krieg Bildhauerin geworden war. Redaktion: Michael Rüger
Heiner Wember
Hannie Schaft gehörte zu einem Trio von jungen niederländischen Frauen, die in der NS-Zeit SS- und Gestapo-Angehörige der deutschen Besatzungsmacht umbrachten sowie niederländische Kollaborateure. Außerdem schmuggelten sie verfolgte jüdische Kinder aus dem Land, legten Brände in kriegswichtigen Einrichtungen und verübten Anschläge auf Nachschub-Züge.
[ "WDR5", "16.09.2020", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Hannie Schaft", "NS-Zeit", "Krieg", "Judenverfolgung" ]
Radio
2020-09-08T10:11+02:00
2020-09-08T10:11+02:00
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23. Mai 1924 - Karlheinz Deschner wird geboren
"Es muss ein eigentümliches Vergnügen sein, von Jahrhundert zu Jahrhundert im Blut der Menschheit zu schwimmen und Halleluja zu rufen", sagt der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner. "Das Ganze heißt nicht Geisteskrankheit, das Ganze heißt Christentum." Mit solchen Formulierungen treibt er ab den 1960er Jahren den Blutdruck von Theologen und Kirchenvertretern in die Höhe. Deschner gräbt aus, was in offiziellen Darstellungen der Kirchen verschwiegen oder geschönt wird. Sein Hauptwerk ist die zehnbändige "Kriminalgeschichte des Christentums", die von den Ursprüngen des Alten Testaments bis ins 18. Jahrhundert reicht und Untaten im Namen Gottes aufführt. Deschner arbeitet über 40 Jahre daran: Der erste Band erscheint 1970, der letzte 2013. Nebenbei fördert Deschner auch Skurrilitäten zutage. "Es ist einfach tragisch-komisch zu lesen, was Deschner geschrieben hat über bespielsweise den Vorhaut-Jesu-Kult", sagt der Philosoph Michael Schmidt-Salomon. Es gehe dabei um die Frage, was mit der Vorhaut von Jesus, der als Jude beschnitten war, bei der Himmelfahrt geschehen sei. "Einige Theologen meinten, dass die Vorhaut dann separat zum Himmel aufgestiegen sei, andere sagten, die Vorhaut existiert noch weiter hier auf Erden", so Schmidt-Salomon, der Vorstandssprecher der religionskritschen Giordano-Bruno-Stiftung ist. Es habe auch ein Orden der Heiligen Vorhaut existiert. Der Vermutung, dass er schon früh in seinem Leben schlechte Erfahrungen mit dem Christentum gemacht hat, widerspricht Deschner: "Ich hatte eine sehr, sehr schöne Jugend." Geboren wird er am 23. Mai 1924 in Bamberg und verbringt seine Kindheit als Förstersohn im fränkischen Steigerwald. "Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die zum Teil katholisch, zum Teil protestantisch war." Deschner besucht auch Internate der Franziskaner und Karmeliten. Nach dem Abitur kämpft er im Zweiten Weltkrieg unter anderem als Fallschirmjäger und wird verwundet. Anschließend studiert Deschner Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte an der Universität Würzburg. 1956 schreibt er - noch immer geprägt von seinen Kriegserlebnissen - seinen ersten, autobiografisch geprägten Roman "Die Nacht steht um mein Haus". 1957 veröffentlicht Deschner ein Buch mit dem Titel "Was halten Sie vom Christentum?". Darin sind die Antworten von bekannten Autoren wie Heinrich Böll zu lesen. Deschner als Herausgeber äußert sich jedoch nicht, obwohl er seinen Glauben bereits während des Studiums abgelegt hat - nach der Lektüre von Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Erst 1962 erscheint sein erstes kirchenkritisches Buch "Abermals krähte der Hahn". Die Resonanz ist gewaltig. Er habe Tausende von Zuschriften erhalten, sagt Deschner. Viele Menschen seien seinetwegen aus der Kirche ausgetreten. Die Kirchenkritik ist von nun an sein Lebensthema. Deschners Fokus auf das Negative in der Geschichte des Christentums bringt ihm den Vorwurf der Einseitigkeit ein. Er arbeite unseriös und unwissenschaftlich, hält ihm der Priester und Professor für Kirchenrecht, Wilhelm Gessel, vor. Deschner betrachte historische Ereignisse mit den Maßstäben der Gegenwart, anstatt "eine Persönlichkeit aus ihrer Zeit und den Umständen der Zeit zu verstehen." Deschner hält dagegen, dass er das Christentum an seinen eigenen Grundsätzen messe. Raub und Mord seien in dieser Religion schon immer verboten gewesen. Ihm geht es um den Kampf gegen Verlogenheit: "Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher." Insgesamt verfasst Deschner rund 50 Bücher. Die meisten von ihnen sind kirchenkritische Streitschriften. Dazu gehören aber auch Romane, Aphorismen und Erzählungen über seine geliebte fränkische Heimat. Karlheinz Deschner stirbt kurz vor seinem 90. Geburtstag am 8. April 2014 in Hassfurt am Main. Was seinen Nachruhm betrifft, war er schon zu Lebzeiten skeptisch: "Mit zunehmenden Jahren wurde mir immer mehr bewusst, dass das überhaupt nichts bewirkt." Auch Napoleon und Johann Wolfgang von Goethe hätten letzten Endes nichts Bleibendes geschaffen. "Das geht alles eines schönen Tages - man muss nur lange genug warten - den Bach hinunter." Aber das sei kein Grund für Resignation. "Ich habe jedenfalls das getan, um nicht vor mir selber ausspucken zu müssen." Stand: 23.05.2014
Dominik Reinle
Die &#034;Kriminalgeschichte des Christentums&#034; umfasst zehn Bände: An seinem Hauptwerk arbeitet der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner über 40 Jahre lang. Er gilt als einer der schärfsten deutschen Kritiker der Kirche und der &#034;Religion der Nächstenliebe.&#034;
[ "Stichtag", "23.05.1924", "23. Mai 1924", "23.05.2014", "23. Mai 2014", "Karlheinz Deschner", "Kirchenkritiker", "Religion", "Kirche", "Autor" ]
Stichtag
2015-10-07T15:27+02:00
2015-10-07T15:27+02:00
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10. Dezember 1868 - Erste Verkehrsampel der Welt in Betrieb
Mitte des 19. Jahrhunderts droht London der totale Verkehrsinfarkt. Mehr als drei Millionen Menschen leben in der rasant wachsenden Kapitale des British Empire. Täglich verursachen Fuhrwerke, Pferdeomnibusse, Droschken und Fußgänger ein halsbrecherisches Chaos auf den Themsebrücken und in den engen Straßen. Schwere Unfälle sind an der Tagesordnung; allein 1866 registriert die Polizei 102 Verkehrstote in der Londoner City. Besonders am Glockenturm Big Ben, wo sich der Verkehr von der Westminster Bridge auf den Platz vor dem Parlament ergießt, kommt es regelmäßig zum Crash. Die Abgeordneten gelangen oft nur unter Lebensgefahr zum Regierungssitz. John Knight, dem Chef der South Eastern Eisenbahngesellschaft, liegt die Sicherheit der Parlamentarier am Herzen und erfindet zu ihrem Schutz die erste Verkehrsampel der Welt. Knight entwirft einen Signalmast mit den Farben Rot und Grün. Die stammen aus der Schifffahrt, wo sie Backbord und Steuerbord kennzeichnen, haben sich aber auch im Schienenverkehr als Signalfarben bestens bewährt. Knights Idee überzeugt, und so wird am Parliament Square eine acht Meter hohe Säule errichtet. An der Spitze befindet sich eine drehbare Gaslaterne mit roten und grünen Lichtern für den Nachtbetrieb. Tagsüber geben zwei große, mechanische Arme wie ein riesiger Schutzmann die Signale. Ein echter Polizist bedient am Fuß der Säule einen Hebel, um dem Verkehr das gewünschte Zeichen zu zeigen: Rot bedeutet "Stopp" und Grün "Vorsicht". Mit 10.000 Flugblättern instruiert der Polizeipräsident die Londoner über die Bedeutung des "Street Crossing Signal", das am 10. Dezember 1868 den Betrieb aufnimmt. Die neue Verkehrsregelung wird schnell akzeptiert, doch die Bedienung macht ernste Probleme. "Mehr als einmal ist es in Verbindung mit der Straßensignal-Säule (…) zu Gasexplosionen gekommen", berichtet die "Times" kaum einen Monat später. Noch im Januar 1869 ereignet sich ein schwerer Unfall. Als der diensthabende Polizist das Gas abdreht, kommt es erneut zur Explosion; eine Stichflamme verbrennt dem Bobby das Gesicht. Die erste Ampel der Welt wird sofort abgeschaltet und London verzichtet ein halbes Jahrhundert lang auf weitere Versuche, das Verkehrschaos mit Signalanlagen zu regeln. Die erste elektrisch betriebene Ampel wird im August 1914 im amerikanischen Cleveland errichtet. Acht rote und grüne Lampen signalisieren dort Fußgängern und Autofahrern abwechselnd "Stopp" und "Go". Gelb gibt es noch nicht, deshalb kündigt eine Glocke den Farbwechsel an - ein Konzept, das bald vom lärmenden Verkehr überholt wird. Zehn Jahre später bricht auch in Deutschland das Ampel-Zeitalter an. Auf dem Potsdamer Platz in Berlin, damals Europas verkehrsreichster Platz, ist das Getümmel kaum noch zu bändigen. Auf einem Hochstand mitten im Gewühl platziert, muss sich ein Schutzmann mit einer Trompete Gehör verschaffen. 1924 wird der von den Berlinern zum "Posaunenengel" beförderte Beamte von einem drei Meter hohen, quadratischen Ampelturm abgelöst. Heute erinnert ein Replikat an den ersten "Leuchtturm vom Potsdamer Platz".  Stand: 10.12.2013
Bernd Rexing
In London sind vor 150 Jahren täglich drei Millionen Menschen auf den Straßen unterwegs. Es herrscht Chaos. Ende 1868 wird deshalb die erste gasbefeuerte Ampel der Welt in Betrieb genommen. Die älteste deutsche Ampelanlage steht auf dem Potsdamer Platz in Berlin.
[ "Stichtag", "10.12.2013", "10.12.1868", "10. Dezember 2013", "10. Dezember 1868", "Verkehrsampel", "Ampelanlage", "Straßenverkehr", "London", "Lichtzeichenanlage", "Verkehrsstau", "Verkehrsunfall", "Signal" ]
Stichtag
2015-10-07T16:45+02:00
2015-10-07T16:45+02:00
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9. Februar 1896 - Hanns Porst wird geboren
Seine Liebe zur Fotografie entdeckt Hanns Porst schon als Jugendlicher. Ein Untermieter im elterlichen Haus weiht ihn ein in die Geheimnisse der Lichtbildnerei. Den ersten Fotoapparat verdient sich Porst dadurch, dass er Zeitungen austrägt: Wie seine späteren Kunden ist er am Anfang selber einer, der sich die Kamera nicht ohne finanzielle Anstrengung leisten kann. Und Porst ist von Beginn schon Unternehmer. Als Oberrealschüler kauft er sich in einem Versandhaus in Leipzig günstig Kameras, die er daraufhin wieder mit Gewinn verkauft. Aus diesem Gedanken entsteht in den 1930er Jahren laut Eigenwerbung "der Welt größtes Photohaus": Photo Porst. Geboren wird Porst am 9. Februar 1896 in Nürnberg. Bereits mit 14 Jahren verkauft er Fotos an regionale Zeitungen. Nach der Schule geht er zunächst als Schreiber in eine Anwaltskanzlei, später wird er Sekretär. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnimmt, beschließt er, aus seiner Leidenschaft fürs Fotografieren einen Beruf zu machen. 1919 gründet er das "Photo-Haus Porst" in der Nürnberger Innenstadt, das durch sein immenses Reklameschild auffällt. Schon damals ist er ein Werbegenie. In den 20er Jahren werden die meisten Fotoapparate in Drogerien verkauft. Porsts Geschäftsidee ist neu. Vielleicht ist das der Grund, warum er seine riesigen Warenbestände nicht optimal an die Laufkundschaft bringen kann. Da verfällt Porst auf die Idee, einen Versandhandel aufzuziehen und Interessenten in seinen Anzeigen mit einem unschlagbaren Angebot zu ködern: Sie müssen beim Erwerb eines Fotoapparates nur ein Drittel anzahlen. Den Rest können sie in Raten abstottern. Zudem druckt er einen mehrere hundert Seiten starken Katalog. So macht Porst das Fotografieren volkstümlich - und sich selbst reich. Schon 1928 beträgt der Umsatz des Geschäfts rund 2,5 Millionen Reichsmark. Porst verkauft jährlich über 20.000 Fotoapparate. Auch im Bereich der Kundenbindung betritt Porst Neuland. 1924 organisiert der Unternehmer seine erste Fotofahrt nach Rothenburg ob der Tauber. 20 Personen fahren mit; bei der Wiederholung der Reise 1931 sind es bereits 1.300. An touristisch markanten Punkten positioniert Porst Mitarbeiter, die den Hobbyfotografen vor Ort erklären, wie sie Blende und Belichtung einstellen müssen, um das perfekte Bild zu schießen. "Sehen Sie in jedem Kunden einen Wohltäter", hat Porst den Mitarbeitern zuvor eingebläut. "Er bringt uns Verdienst und Ihnen das tägliche Brot." Verdienst bringt zu dieser Zeit auch die Eigenmarke "Hapo", mit der Porst baugleiche Kameras namhafter Hersteller günstiger anbieten kann. Nach der Machtergreifung Hitlers ist Porst Mitläufer. 1945 liegt sein Unternehmen in Schutt und Asche. Die gerettete Kundenkartei sichert ihm einen Neubeginn: Offene Raten aus der Vorkriegszeit werden von den Kunden offenbar anstandslos bezahlt. Zudem profitiert Porst von der Wirtschaftswunderzeit: Ende der 50er Jahre beherrscht er 20 Prozent des bundesdeutschen Fotokamerageschäfts. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Bald sind Versandhandel und Ratenzahlung Standard. Große Versandhäuser wie Quelle oder Otto entstehen. Porsts Sohn Hannsheinz überredet den Unternehmer, deutschlandweit Filialen und Agenturen in Kiosken und Imbissbuden zu eröffnen. Ohne Erfolg: Den Niedergang seiner Firma erlebt der Gründer noch mit. Hanns Porst stirbt 1984 im Alter von 88 Jahren in seiner Geburtsstadt Nürnberg. 2002 muss Photo Porst endgültig Insolvenz anmelden. Stand: 09.02.2016
Thomas Köster
1919 eröffnet der Unternehmer Hanns Porst in Nürnberg ein Fotogeschäft. Und macht das Fotografieren durch die damals unübliche Ratenzahlung für Jedermann erschwinglich. Auch eröffnet er einen Versandhandel. So kann &#034;Photo Porst&#034; die Weltwirtschaftskrise überstehen.
[ "Stichtag", "09.02.1896", "9. Februar 1896", "09.02.2016", "9. Februar 2016", "Hanns Porst" ]
Stichtag
2017-12-14T15:26+01:00
2017-12-14T15:26+01:00
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19. April 2005 - Kardinal Ratzinger wird zum Papst gewählt
Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 ziehen sich die Kardinäle zum Konklave zurück. Ohne Kontakt zur Außenwelt sollen sie im Vatikan aus ihren Reihen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wählen. Als Favorit gilt der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger. Nach einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte steht am 19. April 2005 fest: Nach 482 Jahren sitzt mit Ratzinger, dem bisherigen Präfekten der Glaubenskongregation, erstmals wieder ein Deutscher auf dem Stuhle Petri. Als Papst gibt er sich den Namen Benedikt XVI. In Deutschland bricht eine bislang unbekannte Papst-Euphorie aus. "Wir sind Papst!" titelt die "Bild"-Zeitung. Dabei gilt der 78-Jährige als erzkonservativ. Gleichgeschlechtliche Ehen, Frauen in Kirchenämtern, kirchliche Schwangerschaftsberatung - all das lehnt Ratzinger ab. Doch seine Positionen sind zunächst kaum Thema. Als er auf seiner ersten Auslandsreise im August 2005 den Weltjugendtag in Köln besucht, wird er begeistert mit "Benedetto"-Rufen gefeiert. Benedikts Pontifikat allerdings wird zunehmend von Kritik überschattet. Als er 2006 Bayern und seinen Geburtsort Marktl am Inn besucht, zitiert er an der Universität Regensburg in einem Vortrag einen byzantinischen Kaiser, der Mohammed kritisiert. Muslime in aller Welt protestieren. 2009 hebt Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft auf. Einer von ihnen ist der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Diesmal protestieren weltweit jüdische Vertreter sowie Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Benedikt bringt auch die Protestanten gegen sich auf. In einem offiziellen Dokument des Vatikans werden sie "und andere Glaubensgemeinschaften" als "mit Mängeln behaftet" umschrieben. Ab 2011 gelangen vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit. Bei dem "Vatileaks" genannten Skandal geht es um Korruption sowie Sex-, Geld- und Machtgelüste innerhalb der römischen Kurie. Zudem mehren sich Nachrichten über pädophile katholische Priester, die Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Papst Benedikt XVI. verspricht: "Wir werden Pädophile absolut vom heiligen Priesteramt ausschließen." Im Februar 2013 tritt er überraschend zurück. Dass ein Papst freiwillig sein Amt abgibt, hat es bis dahin seit über 700 Jahren nicht mehr gegeben. Als Grund nennt der 85-Jährige sein Alter. Er zieht sich in ein Kloster auf dem Vatikangelände zurück. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. April 2020 ebenfalls an die Wahl von Kardinal Ratzinger zum Papst. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 20.04.2020: Vor 110 Jahren: Brigitta Mira wird geboren
Dominik Reinle
Für die einen ist Kardinal Ratzinger reaktionär, für die anderen ein &#034;Bewahrer der Kirche&#034; . Als Papst Benedikt XVI. nennt er sich einen &#034;Arbeiter im Weinberg des Herrn&#034; .
[ "Stichtag", "19.04.2005", "19. April 2005", "19.04.2020", "19. April 2020", "Kardinal", "Joseph Aloisius Ratzinger", "Papst", "Papstwahl", "Benedikt XVI.", "Rom", "Katholische Kirche" ]
Stichtag
2020-04-19T00:00+02:00
2020-04-19T00:00+02:00
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24. November 1991 - Todestag von Freddie Mercury
Freddie Mercury ist ein Freund großer Gesten und starker Stimmen. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass der Frontmann der legendären Rockband "Queen" vor allem auch die Oper liebt. Als Mitte der 80er Jahre das Telefon klingelt, geht ein Traum für ihn in Erfüllung. Denn am anderen Ende ist die Sopranistin Montserrat Caballé. "Sie rief mich an und sagte, sie wolle gerne mit mir singen", wird sich Mercury später erinnern. "Da bin ich erstmal auf den Boden gekippt und dachte: 'Mein Gott'". Caballé besucht Mercury in London, singt mit seiner Klavierbegleitung "Queen"-Songs. Dann geht es ins Studio. Der Rest ist Musikgeschichte. Ihr Duett "Barcelona" wird zur Hymne der Olympischen Sommerspiele 1992. Geboren wird Mercury 1946 als Farrokh Bulsara auf der ostafrikanischen Insel Sansibar. Er wächst in der indischen Heimat seiner Eltern auf, sein Schuldirektor ist begeistert von seiner Stimme und rät den Eltern zum Klavierunterricht. Mit 17 Jahren geht Mercury nach London, wo er Design studiert. Über einen Mitstudenten kommt er mit dem Gitarristen Brian May und dem Schlagzeuger Roger Taylor in Kontakt, die ebenfalls diplomierte Akademiker sind und mit denen er 1970 "Queen" gründet. Später stößt noch der Bassist John Deacon dazu. Bis zu Mercurys Tod wird sich an dieser Formation nichts ändern. Der Bandname verdankt sich nicht der britischen Monarchin, sondern der Bezeichnung für schrille Homosexuelle. Mercury, selbst bisexuell und exzentrisch, hat ihn ausgesucht. Er entwirft auch das Logo von "Queen", und schreibt die meisten Songs, die in der Folge immer wieder zu Nummer-Eins-Hits werden. Mit Titeln wie "Bohemian Rhapsody" (1975), "We Are the Champions" (1977) oder "Who Wants to Live Forever" (1986) schreibt "Queen" Musikgeschichte und wird zu einer der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Als "Who Wants to Live Forever" entsteht, ist Mercury bereits an Aids erkrankt. Öffentlich macht er dies erst 1991. Zum Erfolg von "Queen" gehört auch eine aufwändige Bühnenshow, bei der zum Hit "Bicycle Race" auch schon einmal eine Formation halbnackter Frauen auf die Bühne radelt. Im Mittelpunkt steht immer der tänzerisch gestikulierende und stolzierende Mercury , der sich gerne mit Krone und Purpurumhang oder, für Musikvideos, staubsaugend mit falschen Brüsten und Perücke präsentiert. Zu seinen Affären gehören Frauen und Männer, während seiner Münchner Jahre Anfang der 80er Jahre unter anderem auch die Schauspielerin Barbara Valentin, mit der er die Schwulenbars der Stadt besucht. Bis zum Schluss lebt Mercury für die Musik. Auch nach Ausbruch seiner Krankheit geht er noch wenige Monate vor seinem Tod ins Studio, wenn er sich dazu in der Lage fühlt, zum letzten Mal 1991 in Montreux. "Wir haben die ganze Zeit am Telefon gesessen und auf Freddies Anruf gewartet", erzählt Brian May. "Lasst mich singen, schreibt, was ihr könnt, ich singe, soviel ich kann", habe er gesagt. Das Ergebnis, "Made in Heaven", erscheint vier Jahre nach seinem Tod. Mercury stirbt am 24. November 1991 in Kensington. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 25.11.2016: Vor 15 Jahren: Erstes Klonen eines menschlichen Embryos
Thomas Köster
Seine Gesten sind groß, seine Posen unverwechselbar und seine Stimme unglaublich kraftvoll und sehr markant. Freddie Mercury, Frontmann der legendären Rockband &#034;Queen&#034;, kann Stadien in Hexenkessel verwandeln.
[ "Stichtag", "24.11.1991", "24. November 1991", "24.11.2016", "24. November 2016", "Freddie Mercury" ]
Stichtag
2016-11-24T11:50+01:00
2016-11-24T11:50+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-freddie-mercury-100~_mon-032010_tag-24112016.html
25.06.1853 - Todestag von Regula Engel
Die Engels folgten ihrem Herrn sogar ins Exil nach Elba, bevor ihr Mann und zwei Söhne in der Schlacht bei Waterloo umgekommen sein sollen. Da hatte Regula Engel noch 40 Jahre ihres Lebens vor sich. Von ihren 21 Kindern hatten nach ihren Angaben nur fünf überlebt, und sie begab sich auf die Suche nach ihnen. In den USA fand sie einen Sohn nur noch sterbend vor; am Ende ging sie wieder in ihre alte Heimat Schweiz zurück. Aus Geldnot schrieb sie ihre Memoiren und landete damit einen Bestseller. Titel "Frau Oberst Engel. Von Cairo bis Neuyork, von Elba bis Waterloo. Memoiren einer Amazone aus Napoleonischer Zeit". Für einen Soldaten wurde Regula Engel schließlich steinalt. Sie starb mit 92 Jahren in einem Züricher Spital. Redaktion: Michael Rüger
Heiner Wember
Zum Schluss schrieb sie sogar noch ihre Memoiren. Regula Engel zeichnet darin das Bild einer Frau, die mit ihrem schweizerischen Ehemann 20 Jahre lang für Napoleon auf seinen Feldzügen kämpfte und mitunter, wenn Not am Mann war, auch selbst in die Schlacht eingriff.
[ "WDR5", "25.06.2013", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Amazone", "Schweiz", "Regula Engel", "Napoleon", "Geschichte" ]
Radio
2016-04-01T16:32+02:00
2016-04-01T16:32+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/regulaengel100~_mon-072026.html
13. Dezember 1919 - Arbeiterwohlfahrt (AWO) wird gegründet
Kinderkrippen, Notspeisungen, Nähstuben - zu Kaisers Zeiten existieren solche Einrichtungen vorwiegend auf freiwilliger Basis. Bei der Institutionalisierung macht die Evangelische Kirche 1848 mit der Diakonie den Anfang. Rotes Kreuz und Caritas folgen. Das Prinzip: hier die Gönner, dort die Almosenempfänger. Die Sozialdemokraten lehnen die aus privater Hand stammende Fürsorge zunächst ab. Armenfürsorge sei Aufgabe des Staates. Doch am 13. Dezember 1919 nimmt die Weimarer Regierungspartei SPD einen Kurswechsel vor. In Berlin wird als Unterorganisation der Partei der "Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt" gegründet. Maßgebend dabei ist die SPD-Abgeordnete Marie Juchacz, die im Februar 1919 als erste Frau im Reichstag gesprochen hat. Sie setzt auch auf Selbsthilfe: Der "Hauptausschuss" bezweckt die Mitwirkung der Arbeiterschaft bei der Wohlfahrtspflege. Eigene Einrichtungen sollen staatliche Leistungen ergänzen. 1933 verbieten die Nazis die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und kassieren deren Besitz ein. Beim Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht eine Doppel-Struktur: ein Verein mit heute 370.000 Mitgliedern sowie zehntausenden Ehrenamtlichen und parallel dazu eine bundesweite Organisation mit 220.000 Beschäftigten in 18.000 Einrichtungen. Nur ungern lassen sich die Manager der Pflegeeinrichtungen von ehrenamtlichen AWO-Mitgliedern hineinreden, die sie beaufsichtigen sollen. Immer wieder ist auch das Verhältnis zur SPD ein Thema. Die Alliierten hatten Wert auf eine strikte Trennung gelegt: Die AWO sollte keine SPD-Abteilung mehr sein. Aber die Kooperation existiert weiter: Es bestehen persönliche Verflechtungen zwischen örtlichen SPD-Politikern und AWO-Einrichtungen. 2019 muss etwa der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erklären, warum seine Ehefrau als Leiterin einer AWO-Kita ein überdurchschnittliches Gehalt bezieht. Die historische Anbindung an die SPD ist auch der Grund, weshalb sich die AWO in die Tagespolitik einschaltet. Finanziert wird die AWO nur eingeschränkt aus eigenen Mitteln: Bei 2,50 Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat kommt nicht viel zusammen. Die AWO wird deshalb aus Steuergeldern oder Mitteln der Beitragszahler der Sozialversicherung finanziert. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 14.12.2019: Vor 45 Jahren: Fritz Szepan stirbt in Gelsenkirchen
Dominik Reinle
Die Arbeiterwohlfahrt ist heute mit ihren Dienstleistungen eine Stütze des Sozialstaates. Gegründet wird die AWO 1919 von Maria Juchacz als &#034;Hauptabteilung&#034; der SPD .
[ "Stichtag", "13.12.1919", "13. Dezember 1919", "13.12.2019", "13. Dezember 2019", "Arbeiterwohlfahrt", "Gründung", "AWO", "SPD", "Marie Juchacz", "Ausschuss", "Wohlfahrtsverband", "Wohlfahrt" ]
Stichtag
2019-12-13T00:00+01:00
2019-12-13T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-arbeiterwohlfahrt-awo-100~_mon-042016_tag-13122019.html
19. Februar 1948 - Pim Fortuyn wird geboren
Fremdenfeindlichkeit kombiniert mit eleganten Maßanzügen - der homosexuelle Rechtspopulist Pim Fortuyn ist ein Beispiel dafür, dass man nicht unbedingt toleranter gegenüber Minderheiten ist, wenn man selbst zu einer Minderheit gehört. "Wir wollen das Land den Menschen im Land zurückgeben!" Der am 19. Februar 1948 in Driehuis geborene Niederländer lässt an seiner Meinung keinen Zweifel. Wenn die Europäische Union nicht imstande sei, die Außengrenzen zu bewachen, dann mache er es eben selbst. Wilhelmus Petrus Simon Fortuyn entkommt seinem konservativ-katholischen Elternhaus nach Amsterdam, wo er als Student mit dem Marxismus sympathisiert und später den Sozialdemokraten beitritt. Seinen Weg von ganz links nach weit rechts beendet er in den 1990er Jahren. Er erklärt die offene und multikulturelle Gesellschaft für gescheitert und fordert: "Vorläufig keine Asylanten und eine strikte Regelung des Familiennachzugs." 1999 wird Fortuyn Spitzenkandidat von "Leefbaar Nederland" (LN), die unzufriedene rechtsliberale Wähler anspricht. Den Islam nennt er eine "zurückgebliebene Kultur", die es zu bekämpfen gelte. Im Februar 2002 wird ihm wegen ausländerfeindlicher Äußerungen die LN-Parteiführung entzogen. Dennoch gewinnt Fortuyn, der mit dem Filmemacher Theo van Gogh befreundet ist, bei den Kommunalwahlen für die LN in Rotterdam aus dem Stand ein Drittel der Sitze. Nach der Gemeindewahl baut der ehemalige Unternehmensberater, Soziologie-Professor und Zeitungskolumnist die nationale "Liste Pim Fortuyn" (LPF) auf. Sein Ziel ist ein Sieg bei den Parlamentswahlen am 15. Mai 2002: "Ich werde Ministerpräsident, vertu dich nicht!" Neun Tage von den Wahlen gibt er in Hilversum ein Radio-Interview. Danach wird er auf dem Weg zu seinem Auto von einem Umweltaktivisten erschossen. Dessen Motive bleiben im Dunkeln. In der Hauptstadt Den Haag macht ein Mob die politische Linke verantwortlich. Die Niederlande sind im Ausnahmezustand: Zum ersten Mal erhalten Politiker Polizeischutz. Fortuyns Begräbnis wird zu einem Großereignis. Zehntausende säumen den Weg des Trauer-Konvoys. Kurz nach der Beerdigung wird die LPF die zweigrößte Fraktion im Parlament. Sie wird in einer Koalition mit den Christ- und den Sozialdemokraten an der Regierung beteiligt. Doch ohne ihr Aushängeschild zerlegt sich Fortuyns Partei innerhalb von Monaten, die Koalition zerbricht. Doch Fortuyns kurze Polit-Karriere wirkt nach. Der Boden ist bereitet für den nächsten Rechtspopulisten: Geert Wilders. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 20.02.2018: Vor 170 Jahren: Jacques Schiesser wird geboren
Dominik Reinle
Er verändert das politische Klima in den Niederlanden: Der rechte Populist Pim Fortuyn schimpft über Ausländer und das Establishment - ein erfolgreiches Wahlkampf-Rezept.
[ "Stichtag", "19.02.1948", "19. Februar 1948", "19.02.2018", "19. Februar 2018", "Pim Fortuyn", "Niederlande", "Publizist", "Politiker", "Mord", "Holland", "Rechtspopulismus", "Homosexualität", "Fremdenfeindlichkeit" ]
Stichtag
2018-02-19T00:00+01:00
2018-02-19T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-pim-fortuyn-100~_mon-122023.html
28. Oktober 1943 - Geburtstag von Cornelia Froboess
Sieben Jahre ist Cornelia Froboess alt, da hat sie ihren ersten Hit. "Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein, und dann nischt wie raus nach Wannsee", trällert die "Berliner Göre" unbekümmert ins Mikrofon – und sorgt damit in der geteilten Stadt sowie im Rest der Bundesrepublik für gute Laune. Geschrieben hat das Lied ihr Vater, der Komponist und Verleger Gerhard Froboess, damals Tonmeister bei der UFA. Als Gage gibt es der Überlieferung zufolge eine Tafel Schokolade. Durch die Titel "Pack die Badehose ein! / Ich wünsch’ mir ein neues Kleidchen" (1951) wird Froboess als "Die kleine Cornelia" zum Kinderstar, danach durch Filme zum Teenager-Idol. Und später eine der gefragtesten Schauspielerinnen und Synchronsprecherinnen Deutschlands. Geboren wird Froboess am 28. Oktober 1943 – wegen der Bombenangriffe allerdings nicht in Berlin, wo sie aufwächst, sondern in Wriezen an der Oder. 1951 steht sie erstmals auf der Musikbühne. Danach beginnt eine Karriere mit Schlagern und Rollen in Kinofilmen, die von der Pubertät unterbrochen wird. Eine Laufbahn als Sängerin behagt Froboess ohnehin nicht. Von 1951 bis 1961 nimmt Froboess gegen den Willen des Vaters Schauspielunterricht. 1958 steht sie an der Seite des "deutschen Elvis" Peter Kraus im Film "Wenn die Conny mit dem Peter" vor der Kamera. Mit Charme, aber auch einem Hauch von Selbstironie werden die beiden zum Traumpaar der Nation. 1962 erhält sie für ihren Hit "Zwei kleine Italiener" eine Goldene Schallplatte, ein Jahr später absolviert sie ihr Bühnendebüt am Salzburger Landestheater. 1965 ist Froboess in einer Fernsehfassung von Shakespeares "Ein Wintermärchen" erstmals in einer Fernsehproduktion zu sehen. 1972 wird sie Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, dem sie bis zu ihrem Wechsel ans Bayerische Staatsschauspiel fast 30 Jahre angehört. 1982 bekommt Froboess für ihre Rolle in "Die Sehnsucht der Veronica Voss" den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele. Einem größeren Publikum wird sie ab 1987 mit der TV-Serie "Praxis Bülowbogen" in der Rolle der Dr. Pia Michaelis bekannt. Als "Großmutter" schlägt Froeboess mit Kinder- und Jugendfilmen wie "Die wilden Kerle" (2003), "Villa Henriette" (2005) und "Ostwind" (2013) den Bogen zu ihrer Zeit als Kinderstar. Verheiratet ist sie seit 1967 mit dem Regisseur und Intendanten Hellmuth Matiasek. Sie hat zwei Kinder. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. Oktober 2018 ebenfalls an Sir Walter Raleigh. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 29.10.2018: Vor 400 Jahren: Todestag des Abenteurers Sir Walter Raleigh
Thomas Köster
Als Kind ist Cornelia Froboess ein Star, als Teenager ein Idol und bis heute ist sie eine beliebte Schauspielerin und Synchronsprecherin. Ihre Karriere beginnt 1951 mit dem Gassenhauer &#034;Pack die Badehose ein&#034;.
[ "Stichtag", "28.10.1943", "28. Oktober 1943", "28.10.2018", "28. Oktober 2018", "Cornelia Froboes" ]
Stichtag
2018-10-29T08:43+01:00
2018-10-29T08:43+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-cornelia-froboes-100~_mon-032010.html
09.12.1978 - Todestag von Waldemar Schweitzer
Waldemar Schweitzer hatte mit dieser Zeitung großen Erfolg – bei den Verbrauchern, die nun erstmals Alltagswaren in Qualität und Preis vergleichen konnten. Viele Unternehmer aber liefen Sturm. Waldemar Schweitzer wurde mit Klagen überhäuft. Doch das hielt ihn nicht davon ab, Waren zu vergleichen. Als die Bundesregierung wenige Jahre später die Stiftung Warentest ins Leben rief, sah er nicht nur die Konkurrenz einer neuen Zeitung, sondern auch die Bestätigung seiner Arbeit. Verbraucherschutz war ihm ein Anliegen. Aber es gab noch mehr. Waldemar Schweitzer war auch in einen Krimi verstrickt. Im Staatsforst des Ortes Hainburg war eine Kellnerin mit mehreren Messerstichen getötet worden. An ihrem Schicksal war er maßgeblich beteiligt... Redaktion: Michael Rüger
Irene Geuer
Die Gefahren eines Rasenmähers oder die Laufmaschenfreudigkeit von Damenstrümpfen hatten es Waldemar Schweitzer angetan. Der Journalist gründete 1961 die erste Zeitschrift für Warentests: &#034;DM – Deutsche Mark&#034;.
[ "WDR5", "09.12.2013", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Waldemar Schweitzer", "Journalist", "Verleger", "Medien" ]
Radio
2016-03-10T15:09+01:00
2016-03-10T15:09+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/schweitzer110~_mon-072025.html
26. Oktober 1916 - <span lang="fr">François Mitterrand</span> wird geboren
Am 10. Mai 1981 wählt Frankreich zum ersten Mal einen Sozialisten zum Staatspräsidenten: François Mitterrand erhält fast 52 Prozent der Stimmen, der liberale Amtsinhaber Valéry Giscard d'Estaing bekommt nur gut 48 Prozent. Mitterrand, der seit zehn Jahren den "Parti Socialiste" (PS) führt, setzt zu Beginn seiner Amtszeit die angekündigte "neue Allianz zwischen Sozialismus und Freiheit" um: die Verstaatlichung großer Privatbanken und Industriebetriebe, eine Sondersteuer für Großverdiener, die Dezentralisierung der Verwaltung, Bildungsreformen, Abschaffung der Todesstrafe, kürzere Arbeitszeiten, mehr Urlaubstage, höhere Renten. Obwohl Mitterrand als Linker gilt, gibt es daran Zweifel. "Durchaus ihm nahestehende Personen haben - wie ich finde - die berechtigte Frage aufgeworfen, ob Mitterrand jemals wirklich Sozialist gewesen sei", sagt der Historiker Ulrich Lappenküper. "Laurent Fabius, einer seiner engsten Mitarbeiter, hat ihn mal als Mann der Ambivalenzen bezeichnet, sowohl in politischer als auch privater Hinsicht." Freunde wie Gegner beschreiben Mitterrand als Sphinx, als einen, der Rätsel aufgibt. Geboren wird François Mitterrand am 26. Oktober 1916 in Jarnac, etwa 100 Kilometer nördlich von Bordeaux. Sein Vater ist zunächst Stationsvorsteher bei einer Eisenbahngesellschaft und übernimmt später die Essigfabrik der Familie. Nach dem Abitur 1934 studiert François Rechts- und Politikwissenschaften in Paris. Fünf Jahre später wird er zum Kriegsdienst eingezogen. Mehrere Male gerät Mitterrand in deutsche Gefangenschaft, kurz vor Weihnachten 1941 gelingt ihm die Flucht. Es folgt die umstrittenste Periode seines Lebens. "In seinen früheren Büchern hat er so getan, als ob er nach der Flucht direkt in die Résistance gegangen sei", sagt Mitterrand-Biograf Lappenküper. Erst in den 1990er Jahren gibt er zu, rund eineinhalb Jahre für den Nachrichtendienst der Vichy-Regierung gearbeitet zu haben, die mit den Nationalsozialisten kollaborierte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ist Mitterrand noch jahrzehntelang mit René Bousquet befreundet - dem Chef der Vichy-Polizei, der für die Deportation von über 12.000 Juden verantwortlich ist. Offenbar aufgrund des Kriegsverlaufs wechselt Mitterrand die Seiten und schließt sich 1943 dem Widerstand an. Nach dem Krieg arbeitet er zunächst als Journalist, 1946 kandidiert er erstmals für die Nationalversammlung. Sein rechtskonservatives Wahlprogramm, in dem er sich gegen die Kommunisten stellt und die Reprivatisierung verstaatlichter Unternehmen fordert, verschwindet später auf nie geklärte Weise aus dem Staatsarchiv. 1947 erhält Mitterrand erstmals einen Ministerposten und ist zuständig für ehemalige Kriegsteilnehmer. In den folgenden elf Jahren dient er unterschiedlichen Regierungen in unterschiedlichen Positionen. Beim Regierungsantritt von Charles de Gaulle 1958 verliert Mitterrand jedoch sämtliche Posten. Der Geschmähte gibt nicht auf, sondern kämpft mit allen Mitteln um die Macht. 1959 inszeniert er sogar ein Attentat auf sich selbst, um popuär zu werden. 1965 kandidiert Mitterrand mit linker Unterstützung erstmals bei den Präsidentschaftswahlen. Doch sein Gegner de Gaulle gewinnt klar. Vier Jahre später gehört Mitterrand zu den Mitbegründern des "Parti Socialiste" (PS). 1974 scheitert er als gemeinsamer Kandidat der Linken erneut bei der Präsidentschaftswahl. Als Mitterrand schließlich beim dritten Versuch 1981 mit 64 Jahren das höchste Staatsamt erlangt, hat er zwei große Geheimnisse. Das erste: Er hat Krebs. "Wenn diese Erkrankung 1981 bekannt gewesen wäre, wäre Mitterrand wahrscheinlich nie Präsident geworden", sagt Historiker Lappenküper. Das zweite: Mitterrand hat eine Geliebte und eine uneheliche Tochter, die er beide auf Staatskosten unterhalten lässt. Während die Franzosen Mitterrand seine heimliche Zweitfamilie verzeihen, empören sie sich über etwas ganz anderes. Durch Zufall werden Anfang der 1990er Jahre in einer Garage tausende von Tonträgern gefunden. Der Politiker hatte jahrzehntelang Freund wie Feind abgehört - "selbst das private Umfeld", so Lappenküper. 1995 tritt Mitterrand kurz vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit zurück, gezeichnet vom Krebs. Der ehemalige Staatspräsident stirbt am 8. Januar 1996 in Paris. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Oktober 2016 ebenfalls an François Mitterrand. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.10.2016: Vor 50 Jahren: Regierungskoalition aus Union und FDP zerbricht
Dominik Reinle
Von 1981 bis 1995 ist er französischer Staatspräsident - und umstritten. Für seine sozialistische Partei ist François Mitterrand ein Wohltäter, der dem Land soziale Reformen bringt. Für seine Kritiker basiert seine Laufbahn auf Lügen und Opportunismus.
[ "Stichtag", "26.10.1916", "26. Oktober 1916", "26.10.2016", "26. Oktober 2016", "Francois Mitterrand", "Frankreich", "Staatspräsident", "Präsident", "Politiker" ]
Stichtag
2016-10-26T00:00+02:00
2016-10-26T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-francois-mitterrand-100~_mon-102018.html
31. August 1928 - "Die Dreigroschenoper" wird uraufgeführt
Anfang April 1928 treffen sich der Schauspieler Ernst Josef Aufricht und der Schriftsteller Bert Brecht im Café Schlichter in Berlin. Aufricht hat erst kürzlich ein Vermögen geerbt und will Theaterdirektor werden. Für sein soeben gemietetes Theater am Schiffbauerdamm sucht er noch ein geeignetes Premierenstück. Brecht erzählt ihm von einem unvollendeten Werk, wie sich Aufricht später erinnert: "Davon können Sie morgen sechs von sieben Bildern lesen. Es ist eine Bearbeitung von John Gay's 'Beggar's Opera'. Ich habe ihr den Titel 'Gesindel' gegeben." Die Oper sei 1728 uraufgeführt worden. Aufricht holt sich am nächsten Morgen das Manuskript bei Brecht ab - und ist begeistert. Ihm gefällt die Geschichte des Londoner "Bettlerkönigs" Jonathan Peachum, der überraschend einen ungeliebten Schwiegersohn erhält: den Gangster Jeff Macheath, Mackie Messer genannt. Dieser entführt Peachums Tochter Polly und heiratet sie heimlich. Brecht kritisiert in seinem Stück mit Spott die bürgerlich-kapitalistische Welt der Weimarer Republik - obwohl er die Bettler, Räuber und Huren im Victorianischen England auftreten lässt. Nach seinem Konzept des "epischen Theaters" soll das Geschehen auf der Bühne die Zuschauer nicht in eine illusionäre Welt hineinziehen, sondern sie vielmehr kritisch über die gesellschaftlichen Zustände nachdenken lassen. Noch ist die "Dreigroschenoper", wie das Werk später heißt, allerdings nicht vollendet. Nicht nur am Text wird noch gefeilt, sondern auch die Musik muss noch komponiert werden. Brecht besteht darauf, dass diese Aufgabe Kurt Weill übernimmt. Doch die Arbeiten dauern länger als geplant: "Was wir machen wollten, war die Urform der Oper", sagt Weill später. "Es galt eine Musik zu schreiben, die von musikalischen Laien gesungen werden kann." Schließlich ziehen sich er und Brecht nach Südfrankreich zurück, um noch rechtzeitig fertig zu werden. Am 1. August 1928 beginnen die Proben - und weitere Probleme. Die Kabarettistin Rosa Valetti, für die Rolle der Frau Peachum engagiert, soll ihren Widerstand gegen Text bis zum Schluss nicht aufgegeben haben: "Saustück! So was sing ich nicht!" Bei Helene Weigel, Brechts Frau, bahnt sich eine Blinddarmentzündung an, ihre Rolle musste kurfristig neu besetzt werden. Der Operettenstar Harald Paulsen möchte bevorzugt behandelt werden, wird von Brecht aber zurechtgewiesen. Und Weill, sonst die Ruhe selbst, vermisst auf dem Theaterzettel den Namen seiner Frau Lotte Lenya als Seeräuber-Jenny und schimpft. Doch dann ist es so weit: Am 31. August 1928 wird im Berliner Theater am Schiffbauerdamm die "Dreigroschenoper" uraufgeführt. Die Musik Kurt Weills enthält Elemente aus Jazz und Unterhaltungsmusik sowie Kirchen- und Opernmelodien. Vor allem die eingestreuten Balladen wie das "Lied der Seeräuber-Jenny " oder die "Moritat von Mackie Messer" sorgen für den sofortigen Triumph des Stücks: Es wird zum größten Theatererfolg der 1920er Jahre und erst 1933 vom Spielplan genommen - auf Druck des NS-Propagandaministeriums von Joseph Goebbels. Stand: 31.08.2013
Dominik Reinle
Im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin wird am 31. August 1928 die &#034;Dreigroschenoper&#034; uraufgeführt. Bert Brechts Stück, in dem Bettler, Huren und Räuber auftreten, kritisiert die bürgerliche Welt der Weimarer Republik. Die Musik dazu stammt von Kurt Weill.
[ "Stichtag", "31.08.1928", "31. August 1928", "31.08.2013", "31. August 2013", "Dreigroschenoper", "Kurt Weill", "Bert Brecht", "Uraufführung", "Premiere" ]
Stichtag
2015-10-08T12:29+02:00
2015-10-08T12:29+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7756~_mon-112019.html
30. August 1943 – Geburtstag von Robert Crumb
Drogen, Sex und Gammelei: Das ist die Welt von Fritz the Cat, der von 1965 bis 1972 im Untergrundcomic sein Unwesen treibt. Gezeichnet hat ihn Robert Crumb, der am Ende wegen des Erfolgs seiner Figur die brutale Notbremse zieht: Weil er mit einer kommerziellen Verfilmung unzufrieden ist, lässt er einen weiblichen Strauß Fritz the Cat mit einem Eispickel ermorden. Geboren wird Crumb am 30. August 1943 in Philadelphia. Sein Vater, ein jähzorniger, gewalttätiger Mann, ist Militärzeichner bei der Marine. Die Mutter erzieht die fünf Geschwister streng katholisch, weshalb Crumb mit 16 Jahren aus der katholischen Kirche austritt. Schon in frühen Jahren zeichnet er gern, animiert von seinem älteren Bruder Charles. Beide versuchen, wenn auch erfolglos, ihre Comics an der Haustür zu verkaufen; wenig Erfolg haben sie auch beim anderen Geschlecht. Mit 17 nimmt sich Crumb nach eigener Aussage vor, aus Rache für die Ignoranz der Mädchen ein großer Künstler zu werden. Zwei Jahre später verdingt er sich in Cleveland als Zeichner von Gruß- und Glückwunschkarten und bringt erste Comics in Untergrundmagazinen unter. Seine ersten LSD-Trips Mitte der 60er Jahre beschreibt er als Wendepunkt: Er zeichnet wie im Rausch völlig neu, entwickelt seine Geschichten wie im Bewusstseinsstrom. 1967 geht Crumb nach Kalifornien. Hier gelingt ihm der Durchbruch mit seinem eigenen, legendären Untergrundmagazin, das er auf den Straßen San Fransicos verkauft. In "ZAP Comix" tauchen alle Helden auf: Der unglaubwürdig schräge Guru Mr. Natural, sein neurotischer Schüler Flakey Foont und Whiteman, der verklemmte Vertreter der weißen US-Mittelschicht. 10.000 Stück verkauft er, selbst produziert, auf diese Weise, und wird zur Underground-Institution. Die Gegenkultur will Poster, Storys, Illustrationen, Janis Joplin fragt für das Cover ihres Albums "Cheap Thrills" (1968) an. 600 Dollar bekommt er dafür; das Original bringt später bei Sotheby’s 21.000 Dollar. In seinen Comics lässt Crumb die Grenzen zwischen Trivial- und Hochkunst verwischen und entwirft anhand einer skrupellosen Analyse der US-Gesellschaft, aber auch seiner eigenen Neurosen, Zweifel und Ängste das Bild einer lüsternen, verkommenen, leidenden Menschheit. Fritz the Cat, schon in den 50er Jahren mit seinem Bruder entwickelt, macht Crumb endgültig zum Star. 2004 zeigt das Kölner Museum Ludwig eine große Crumb-Retrospektive. 2009 erscheint Crumbs Illustration der Genesis. Heute macht der Comic-Zeichner in seiner Wahlheimat Frankreich vor allem traditionelle Blues-Musik. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. August 2018 ebenfalls an Robert Crumb. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 31.08.2018: Vor 130 Jahren: Erstes Opfer von Jack the Ripper aufgefunden
Thomas Köster
Drogen, Sex und Gammelei: Das ist die Welt von Fritz the Cat , der von 1965 bis 1972 im Untergrundcomic sein Unwesen treibt. Gezeichnet hat ihn Robert Crumb , der Star der Szene.
[ "Stichtag", "30. August 1943", "30.08.1943", "30. August 2018", "30.08.2018", "Robert Crumb" ]
Stichtag
2018-08-30T00:00+02:00
2018-08-30T00:00+02:00
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29. Juni 1932 - Gründung der Auto Union AG
In der Weltwirtschaftkrise Ende der 1920er Jahre fahren deutsche Autohersteller nur dank des Exports noch Gewinne ein. Doch die ungebremste Inflation treibt immer mehr Werke in die roten Zahlen, darunter auch die sächsischen Firmen Horch, Audi, DKW und Wanderer. Um der Pleite zu entgehen, fusionieren sie 1932 zur Auto Union AG. Zwei der Ursprungswerke verdanken ihre Gründung dem einfallsreichen Ingenieur August Horch. 1899 verlässt Horch den Autopionier Carl Benz, baut in Köln eine eigene Firma auf und konstruiert das erste deutsche Vierzylinder-Auto. Als dem innovationsfreudigen Techniker das Geld ausgeht, gründet er 1904 mit neuen Finanziers in Zwickau die "A. Horch & Cie Motorwagenwerke". Fünf Jahre später drängen ihn die Anteilseigner aus dem Unternehmen. Ganz in der Nähe gründet Horch darauf seine dritte Firma; nur den eigenen Namen darf er nicht mehr nutzen. Ein zehnjähriger Gymnasiast aus einer befreundeten Familie hat die Idee, "Horch" ins Lateinische zu übersetzten. So wird die Marke "Audi" geboren. Während August Horchs qualitativ hochwertige Audis erste Rennerfolge einfahren, errichtet ein Däne im benachbarten Zschopau ein Werk für Dampfmaschinen. Wie Horch ein begnadeter Tüftler, steigt auch Jörgen Skafte Rasmussen in den Autobau ein und lässt für seine Dampfkraftwagen die Abkürzung "DKW" schützen. Den typisch knatternden Klang des DKW-Zweitaktmotors wird man noch bis in die 50er Jahre hören. Zusammen mit Richard Bruhn und dem Ingenieur Carl Hahn, dem Vater des späteren VW-Chefs, baut Rasmussen nach dem Ersten Weltkrieg eine Motorradfabrik auf, die DKW zeitweise zum größten Kraftrad-Produzenten der Welt macht. Vierter im Bund der sächsischen Autofabriken ist die 1887 in Chemnitz gegründete Firma Wanderer. Anfangs ein Hersteller von Fahrrädern, Schreibmaschinen und Motorrädern, war auch Wanderer 1913 in den boomenden Autobau eingestiegen. Doch die fortschreitende Industrialisierung führt in den 20er Jahren zu einem tiefgreifenden Strukturwandel der Branche. Bis 1928 sinkt die Zahl deutscher Hersteller von 200 auf nur noch 19 Fabriken. Auch Horchs Audi-Werk wird von DKW übernommen. Unter dem Druck der Wirtschaftskrise schmiedet die Sächsische Staatsbank als Hauptfinanzier den Plan zur Rettung der verbliebenen heimischen Autoindustrie. Wirtschaftlich zur neuen Auto Union AG vereint, als Marken aber weiterhin eigenständig, starten DKW, Horch, Audi und Wanderer am 29. Juni 1932 in eine gemeinsame Zukunft. Das Logo der vier ineinander greifenden Ringe wird zum Symbol des Zusammenschlusses. Unter Leitung der DKW-Chefs Bruhn und Hahn sowie mit August Horch im Aufsichtsrat entwickelt sich der nach Opel nun zweitgrößte deutsche Autokonzern zum hochprofitablen Unternehmen. Während Renn-Siege in Serie das Image der vier Ringe fördern, rüstet das Deutsche Reich auf und Auto Union profitiert von lukrativen Aufträgen der Wehrmacht. Mit der Teilung Deutschlands nach dem Krieg endet die glanzvolle Ära der Auto Union AG; der Konzern wird aus dem Handelsregister gelöscht. Aus den Ruinen der ostdeutschen Stammwerke entstehen später die Trabant-Fabriken VEB Zwickau und VEB Sachsenring sowie das MZ-Motorradwerk in Zschopau. Bruhn und Hahn gründen 1948 in Ingolstadt die neue Auto Union GmbH, deren Fahrzeuge unter der Marke DKW auf den Markt kommen. 1958 übernimmt Daimler-Benz das Unternehmen und verkauft es 1965 an den VW-Konzern. Nach der Umbenennung der Ingolstädter Tochter zur Audi AG 1985 gehört der Traditionsname Auto Union endgültig der Vergangenheit an.   Stand: 29.06.2012
Bernd Rexing
Vier ineinander verschlungene Ringe sind das weltbekannte Logo der Ingolstädter VW-Tochter Audi. Entstanden ist es durch Fusion der vier sächsischen Automarken Horch, Audi, DKW und Wanderer. In Folge der Wirtschaftskrise werden sie 1932 zur Auto Union AG vereinigt.
[ "Stichtag", "29.06.2012", "29.06.1932", "29. Juni 2012", "29. Juni 1932", "Auto Union AG", "Audi", "Horch", "DKW", "Wanderer", "Fusion", "Automobilbau", "Autohersteller", "Wirtschaftskrise", "VW", "Trabant", "Carl Hahn", "Ingolstadt" ]
Stichtag
2015-10-07T13:01+02:00
2015-10-07T13:01+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6744~_mon-062014.html
11. September 1987 - Peter Tosh in Kingston ermordet
Kingston, 11. September 1987: Der Reggae-Sänger und Gitarrist Peter Tosh feiert am Abend mit Freunden in seinem Haus in der jamaikanischen Hauptstadt. Gegen 20:30 Uhr stehen plötzlich drei bewaffnete Männer vor der Tür. Ihr Anführer heißt Leppo - ein aus dem Gefängnis entlassener Killer, mit dem sich Tosh angefreundet hatte. Leppo verlangt Geld. Als Tosh sich weigert, eröffnen Leppo und seine Männer das Feuer. Der 42-jährige Musiker und ein landesweit bekannter DJ werden erschossen. Mehrere Menschen werden verletzt. Peter Tosh, am 19. Oktober 1944 im jamaikanischen Church Lincoln geboren, wächst in einer Hütte in Westmoreland auf. Eine Tante zieht in auf. Als sie stirbt, zieht Peter zu einem Onkel ins Ghetto von Trenchtown. Dort lernt er Bob Marley und Bunny Livingston Wailer kennen. Sie gründen zusammen die "Wailers". Die Reggae-Band gibt ihre ersten Konzerte bereits kurz nach der Gründung 1961 in den Slums. Tosh und Marley werden die Stimmen einer revolutionären Bewegung, die für die Rechte der Schwarzen kämpft. Sie fordern die Zuhörer auf, ihren Zorn nicht gewalttätig gegeneinander auszuleben, sondern sich gegen das System zusammenzuschließen. Der groß gewachsene Tosh tritt rebellischer und radikaler auf als Marley. Er hat ein hitziges Temperament und bezeichnet sich selbst als "wandelndes Rasiermesser". Als Marley mehr und mehr zum Star der Band avanciert, fühlt sich Tosh sich zum Background-Sänger degradiert. Nach zwölf Jahren verlässt er 1973 die "Wailers". Tosh ist bekennender Rastafari-Anhänger - jener Glaubensbewegung, die dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie göttliche Qualitäten zuspricht. Zur Lebensphilosophie des Musikers gehört Marihuana. Sein erstes Solo-Album erscheint 1976 unter dem Titel "Legalize it". Bei einem Konzert in Kingston fordert er im selben Jahr mit brennendem Joint den anwesenden Premierminister Jamaikas auf, die Droge zu legalisieren. Tosh wird von Polizisten verprügelt und inhaftiert. Mick Jagger imponiert Toshs Auftritt. Der Sänger der "Rolling Stones" nimmt ihn unter Vertrag und produziert das Duett "Dont't look back" mit ihm. 1978 erscheint mit "Bush Doctor" ein mithilfe der "Stones" produziertes Album. Tosh tritt ihm Vorprogramm der Briten auf und ist international bald so bekannt wie Bob Marley. Doch auch mit den "Stones" überwirft er sich. 1983 tritt Tosh zum letzten Mal öffentlich auf. Vier Jahre später und eine Woche vor seinem gewaltsamen Tod erscheint sein letztes Album "No Nuclear War". "Nimm dich immer vor deinen Freunden in Acht", warnt der Reggae-Star im Song "Lessons of my Life". "Geld kann Freundschaft beenden." Für das Album erhält er einen Grammy - was Bob Marley nie geschafft hat. Doch Peter Tosh erlebt diesen späten Erfolg nicht mehr. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 11.09.2017: Vor 25 Jahren: Anthony Perkins stirbt in Los Angeles
Dominik Reinle
&#034; Reggae ist der Herzschlag aller Musik&#034;, sagt der Jamaikaner Peter Tosh . Er macht ihn Anfang der 1970er Jahre international bekannt - zusammen mit Bob Marley und den &#034; Wailers &#034;.
[ "Stichtag", "11.09.1987", "11. September 1987", "11.09.2017", "11. September 2017", "Peter Tosh", "Reggae", "Musik", "Mord", "The Wailers", "Jamaika", "Rastafari", "Kingston" ]
Stichtag
2017-09-11T00:00+02:00
2017-09-11T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-peter-tosh-100~_mon-032009_tag-11092017.html
27. Juli 1615 – Lamoral von Taxis wird Generalpostmeister
Wenn Friedrich von Schiller wissen will, ob Goethe ins Theater geht, dann schreibt er dem anderen Dichterfürsten einen Brief. "In der Komödie sehe ich Sie heute wohl", heißt es dann in dem Schriftstück, das ein Bote postwendend überbringt. Wenn die Banalität der Worte des ein oder anderen Genies unwürdig scheint, werden kurzerhand Köstlichkeiten beigelegt. "Verzeihen Sie der abermaligen Unfruchtbarkeit dieses Briefes, der ich durch eine Portion Rüben nachzuhelfen versuche", schreibt dann Goethe. Und Schiller dankt recht "schön": auch im Namen seiner Frau, "der nicht ganz wohl war". Die Zeugnisse der wohl größten deutschsprachigen Brieffreundschaft des 18. Jahrhunderts verdanken wir der Familie von Taxis – genauer: der "durchgreifenden Schnelligkeit der Taxis'schen Posten, der Sicherheit des Siegels, dem leidlichen Porto" ihres Postverkehrs, von dem auch Goethe schwärmt. Ihr Stern geht auf im 15. Jahrhundert, an der Schwelle von Mittelalter zu Neuzeit, als die Welt zusammenwächst und schnellere Wege der Kommunikation als bisher nötig hat. 1490 erlässt Kaiser Maximilian I. den Befehl, sein Herrschaftsgebiet von Österreich bis zu den Niederlanden und von Frankreich bis nach Rom mit einem auf Reitern basierenden Botensystem zu durchziehen; zuvor mussten Universitäten, Klöster oder reiche Privatmänner sich selbst um Boten kümmern. Den Zuschlag für die Ausführung erhält die norditalienische Familie Tasso (deutsch: "Dachs"), die sich auch Tassus, Taxius oder Täxis nennt und ihren Mangel an Landbesitz durch Geschäftssinn kompensiert. Vertraglich verpflichtet sich ein Franz von Taxis, einen Brief etwa von Brüssel nach Innsbruck innerhalb von fünf Tagen zuzustellen. Um ihr Unternehmen zu finanzieren, entwickeln die von Taxis ein Franchise-System, bei dem sie die wohlhabenden Besitzer von Gasthöfen entlang der Routen zu Posthaltern oder Postmeistern ernennen. Die Wirte stellen die Pferde und das Personal - und erhalten im Gegenzug einen Teil des von ihren Auftraggebern erhobenen Portos. Fortan können Händler in Nürnberg brieflich Waren in Amsterdam ordern, statt selbst dorthin zu reisen: für das Wirtschaftssystem ein ungeheurer Fortschritt. Koordiniert wird das System innerhalb des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen vom Reichsgeneralpostmeister, der damit eine enorme politische Position innehat. Durch die Jahrhunderte bleibt der Reichsgeneralpostmeister ein Mitglied der Familie von Taxis – auch wenn das Amt zunächst immer nur auf Zeit vergeben wird. Das ändert sich am 27. Juli 1615, als Lamoral von Taxis Generalpostmeister wird. Er überredet den Kaiser, die Stellung über die männliche Linie der Familie erblich zu machen. Später geht das Privilleg als "Weiberlehen" auch auf die weiblichen Mitglieder über. Die Familie von Taxis wird durch diesen Schachzug des Lamoral von Taxis unermesslich reich. Schon bald reklamiert sie für sich, vom uralten italienischen Adelsgeschlecht "della Torre" (deutsch: "vom Turm") abzustammen – und nennt sich fortan "Thurn und Taxis". Im Gegenzug baut sie ein immer dichteres Netz aus Pferde- und Kutschenposten aus. Als sie im 19. Jahrhundert ihr Postmonopol verliert, wird sie mehr als üppig entschädigt. Stand: 27.07.2015 "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Juli 2015 ebenfalls an Lamoral von Taxis. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Thomas Köster
Es gab tatsächlich eine Zeit vor SMS und Twitter. Damals schrieb man noch Briefe, und das Postwesen war ein einträgliches Geschäft. Einer der Nutznießer ist Lamoral von Taxis, der als Generaloberpostmeister des Römischen Reiches deutscher Nation eine Zustellerdynastie begründet.
[ "Stichtag", "27.07.1615", "27. Juli 1615", "27.07.2015", "27. Juli 2015", "Lamoral von Taxis" ]
Stichtag
2015-10-08T11:26+02:00
2015-10-08T11:26+02:00
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15. März 1915 - Universal City eröffnet
Es erscheint wie die Entscheidung zwischen endloser Langeweile und Spaß ohne Ende, zwischen Gähnen und funkelnden Kinderaugen, zwischen ödem Leben und betörender Illusion. So jedenfalls verspricht es eine Werbeanzeige für die neue Filmstadt "Universal City" in Hollywood, die zur Eröffnung lockt. "Werden Sie nach Universal City kommen oder nicht?“ stellt sie die entscheidende Frage. "Werden Sie ihrer Frau und ihren Kindern eine besondere Freude machen, indem Sie sie zur Wunderstadt der Welt bringen, oder nicht? Sehen Sie, wie wir Brücken hochgehen lassen, Häuser abfackeln, Autos zu Schrott fahren, überhaupt Dinge zerstören, um den Leuten die Bilder zu geben, die sie wollen." Am 15. März 1915 wollen bereits Zehntausende die Bilder von Indianerkämpfen, gesprengten Dämmen, überfluteten Dörfern und abstürzenden Flugzeugen sehen. Dass dabei tragischerweise ein Pilot ums Leben kommt, bremst den Spaß der Besucher nicht weiter. Die Idee zu einer Stadt, in der im Beisein von Besuchern Filme gedreht werden, hat Carl Laemmle. Aufgewachsen als Sohn eines jüdischen Viehhändlers und Immobilienmaklers in einer Kleinstadt bei Ulm, hat der 17-Jährige 1884 in Bremerhaven den Dampfer "Neckar" bestiegen, um in der Neuen Welt sein Glück zu suchen. Zunächst arbeitet er sich vom Laufburschen zum Manager eines Textilgeschäft in Oshkosh, Wisconsin, hoch. 1906 kauft er in Chicago sein erstes "Nickelodeon": ein Vorläufer des Kinos, bei dem man für einen Nickel einen Film anschauen kann. Über diesen Zwischenschritt wird Laemmle zu einem der erfolgreichsten Filmverleiher der USA. Aber Laemmle will auch Filme produzieren. 1912 gründet er in New York die "Universal Picture Corporation", deren Filme in einem sonnigen Kaff namens Hollywood an der Westküste Kaliforniens entstehen. Inmitten von Obstbäumen und Landidylle reift Laemmles Vision, eine Filmstadt zu gründen, die alle Kulissen für mögliche Filme in sich vereint. Die Idee ist da, preiswertes Bauland auch. 1915 wird der Traum mit "Universal City" Realität. 165.000 US-Dollar kostet Laemmle der Boden, auf dem er mit Büros, Studios und Entwicklungslaboratorien den größten Filmproduktionsort der Welt errichtet. Erfolgreich ist das Konzept auch deshalb, weil Laemmle seinen Schauspielern mehr Geld bezahlt als seine Konkurrenz und durch ihre Nennung in Vor- und Abspann den Starkult erfindet. Aber Universal City ist nicht nur Kinokulisse: Es gibt dort Restaurants für Filmcrews und Besucher, eine eigene Polizei, eine Feuerwehr und ein Krankenhaus, eine eigene Post samt eigener Postleitzahl – und einen Zoo für Tiereinsätze. Im ersten Jahr werden in Universal City rund 250 Filme gedreht Vorwiegend sind es Western, aber es sind auch Literaturklassiker wie „Der Glöckner von Notre-Dame“ dabei. Auch die Idee, das Publikum an jenen Ort zu bringen, wo ihre Stars geboren wurden, spielt zusätzlich Geld in die Kassen. Damit allerdings ist es 1927 vorbei. Denn der aufkommende Tonfilm macht es unmöglich, während der Aufnahmen Besucher durch die Studios zu schleusen. Aus der Not entstehen die Universal Themenparks in Kalifornien und Florida, die es noch heute gibt - Umsatz umgerechnet 1,5 Milliarden Euro jährlich.    Stand: 15.03.2015
Thomas Köster
1915 ist Hollywood ein verschlafenes Dorf mit 4.500 Einwohnern. Das ändert sich mit der Eröffnung von Universal City schlagartig. Aufgebaut wie eine echte Stadt und doch nur reine Kulisse, schreibt das größte Filmstudio der Welt schnell Kinogeschichte.
[ "Vorlage", "Stichtag", "15.03.1915", "15. März 1915", "15.03.2015", "15. März 2015", "Filmstadt Universal City" ]
Stichtag
2015-10-08T10:51+02:00
2015-10-08T10:51+02:00
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20. November 2002 - Öffentliche Sektion durch Gunther von Hagens
In Deutschland hat Gunther von Hagens Ausstellung "Körperwelten" viele Menschen empört. "Körperwelten", das sind plastinierte Menschen- und Tierkörper mit geöffneten Bäuchen und Köpfen. "Das alles in lebendigen Posen und hergestellt aus echten Leichen", wie die Ausstellungsmacher werben. In Großbritannien ist der deutsche Mediziner mit dem schwarzen Hut sogar noch einen Schritt weitergegangen. Im Umfeld der Brick Lane im Osten Londons hat Jack the Ripper Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Frauen getötet und teilweise ausgeweidet. Genau hier zeigt Gunther von Hagens im Jahr 2002 seine umstrittene Ausstellung "Körperwelten". Und genau hier will er öffentlich eine Leiche sezieren. Seit über eineinhalb Jahrhunderten hat es so etwas in England nicht gegeben. "Ich glaube, es ist an der Zeit, Laien zu erlauben, sich eine Autopsie anzusehen. Das war in den letzten 170 Jahren allein einer medizinischen Elite vorbehalten", sagt von Hagens. Und diese Elite rebelliert in England gegen die Ankündigung einer öffentlichen Sektion. "Das Lernen mit Hilfe von Leichen erfordert meiner Meinung nach eine deutlich respektvollere Atmosphäre", sagt der Arzt Michael Willicks von der Britischen Medizinischen Gesellschaft. Und John Lillyman vom Britischen Pathologenverband sagt trocken: "Für mich ist Professor von Hagens ein Showman und Geschäftemacher." In den britischen Medien wird ausgiebig über den "Dr. Frankenstein" aus Deutschland diskutiert – und auch darüber, ob er überhaupt die Erlaubnis hat, eine Sektion durchzuführen. Trotzdem ist es schließlich so weit, am 20. November 2002. In der Brick Lane tritt Gunther von Hagens mit schwarzem Hut und blauem Arztkittel zur öffentlichen Sektion an – vor 500 zahlenden Zuschauern und laufenden Kameras. Er arbeitet am Körper eines 72-jährigen Deutschen, der seine sterblichen Überreste für die öffentliche Sektion zur Verfügung gestellt hat. Der Mediziner entnimmt Organe, die er auf Tabletts im Publikum herumreicht. Während der Geruch des geöffneten toten Körpers nach und nach den ganzen Saal erfüllt, wird manchem Zuschauer schlecht. Völlig geruchsneutral wird die Sektion kurz darauf vom Privatsender Channel 4 in Großbritannien ausgestrahlt. Sie bringt dem Sender eine seiner höchsten Einschaltquoten ein. Deswegen folgen auf Channel 4 in den kommenden Jahren weitere Sektionen mit dem deutschen Mediziner. Für Gunther von Hagens ist das der Beweis, dass viele Menschen sein Ziel unterstützen: den Tod öffentlicher zu machen und zu entzaubern. "Wie stellen Sie sich Ihren eigenen Tod vor? Wird er friedlich sein? Wird er schnell sein? Werden Sie alt sein? Unser Tod ist für uns ein Geheimnis. Aber der Tod ist weniger geheimnisvoll, als wir es uns vorstellen", sagt Gunther von Hagens damals im Channel 4. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 21.11.2017: Vor 15 Jahren: Beschluss zur NATO-Erweiterung
Martina Züger
In der Londoner Brick Lane tritt Gunther von Hagens mit schwarzem Hut und blauem Arztkittel zur öffentlichen Sektion an – vor 500 zahlenden Zuschauern und laufenden Kameras.
[ "Stichtag", "20.11.2002", "20. November 2002", "20.11.2017", "20. November 2017", "Gunterh von Hagens", "Körperwelten", "Autopsie", "Sektion", "Großbritannien", "Medizin", "Tod", "Pathologie" ]
Stichtag
2017-11-20T00:00+01:00
2017-11-20T00:00+01:00
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17. Juli 1959 - Todestag der Jazzsängerin <span lang="en">Billie Holiday</span>
"Billie Holiday ist eine Sängerin, die den Mund aufmacht und es kommt Gold heraus", sagt Jeff Cascaro, Professor für Jazzgesang an der Musikhochschule Weimar. Und Jazzsängerin Cassandra Wilson sagt über Billie Holiday: "Sie ist eine Rebellin, sie ist frei, ein unbekanntes Terrain, eine wilde, schwarze Frau, die singt." Musik ist für Billie Holiday Überlebensmittel und Rettungsanker. 1915 kommt sie in Philadelphia als uneheliches Kind zur Welt. Später verkauft sie sich in New York an Männer. Da singt sie längst, die Musik ist ihr Ausweg aus dem Bordell. Die schöne Frau mit der dunklen Haut und der weißen Gardenie im Haar tritt in New Yorker Clubs auf und beeindruckt schnell durch ihr Improvisationstalent. 1933 steht sie an der Seite des Bandleaders Benny Goodman auf der Bühne, 1935 mit Duke Ellington, später mit Count Basie und Louis Armstrong. Sie wird ein Star. "Man hört ihr zu und entweder mag man es, oder man findet es ein bisschen befremdlich, was aber einen großen Interpreten immer ausmacht", sagt Jeff Cascaro. Sie ist erst 24 Jahre alt, als sie 1939 zum ersten Mal den Song "Strange Fruit" singt, ein Lied über Lynchjustiz und Rassendiskriminierung. Letztere erlebt die schwarze Sängerin tagtäglich. "Wenn man damals mit einer Band tourte, fuhr man in viele abgelegene Orte. Sie konnte dort nicht im Restaurant essen", erklärt der Jazzkritiker Dan Morgenstern. "Und dann kam der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Als sie in New York in einem Hotel auftrat, sagte man ihr, dass sie den Lastenaufzug nehmen sollte." Billie Holiday beschließt, nie mehr mit einer rein weißen Band aufzutreten. Den Song "Strange Fruit" singt sie immer weiter, obwohl sie dafür von den Behörden verfolgt und mit ihrer Drogensucht an die Öffentlichkeit gezerrt wird. Seit den 40er-Jahren spritzt sie sich Heroin. 1947 kommt sie wegen Drogenbesitzes für rund ein Jahr ins Gefängnis. Das ausverkaufte Konzert nach ihrer Entlassung in der Carnegie Hall wird zu einem Triumph. Doch Billie Holiday ist nun vorbestraft, darf in Lokalen mit Alkoholausschank nicht mehr auftreten, ihre Einnahmen sinken dramatisch. 1959 bricht sie zusammen und stirbt am 17. Juli im Krankenhaus – umringt von Polizisten, die sie festnehmen wollen. Ihre Biographin Julia Blackburn sagt: "Sie hat durch das Singen des Liedes Strange Fruit mehr für die Bürgerrechte getan als viele andere zu dieser Zeit und danach." Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 18.07.2019: Vor 110 Jahren: Geburtstag des sowjetischen Diplomaten Andrej Gromyko
Martina Züger
Viele große Musiker sind jung gestorben und damit zur Legende geworden. Eine von ihnen ist die Jazzsängerin Billie Holiday .
[ "Stichtag", "17.07.1959", "17. Juli 1959", "17.07.2019", "17. Juli 2019", "Billie Holiday", "Sängerin", "USA", "Jazz", "Gesang", "schwarz", "Rassentrennung", "Bürgerrechte", "Bürgerrechtsbewegung", "Strange Fruit", "Drogen", "früh gestorben", "jung gestorben" ]
Stichtag
2019-07-17T20:26+02:00
2019-07-17T20:26+02:00
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25. August 1984 - Todestag von Truman Capote
1959 liest der Schriftsteller Truman Capote einen Bericht über den vierfachen Mord an einer Familie auf einer Farm in Kansas in der Zeitung. Mehrere Monate lang fragt er jeden auch nur annähernd Beteiligten über die Tathergänge. Stundenlang redet er mit den Killern, immer wieder. Zu dem verhafteten Perry Smith baut er ein persönliches Verhältnis auf. Und wünscht ihm doch die Todesstrafe: Immerhin soll die Hinrichtung der Mörder sein Buch beenden. "Meinen jetzigen Versuch nenne ich Tatsachenroman, ein literarisches Genre, das aus der Synthese zwischen Journalismus und Romantechnik entstanden ist", wird er später sagen. Gemeint ist der Roman "Kaltblütig", dessen Erscheinen ihn 1966 zum berühmtesten Schriftsteller der USA werden lässt. Und der Capotes Arbeitsmotto perfekt umsetzt: "Um gut schreiben zu können, muss man etwas Kühleres in den Adern haben als Blut." Geboren wird Capote 1924 in New Orleans. Als er vier Jahre alt ist, lassen seine Eltern sich scheiden. Erzogen wird er danach von seinen Tanten in Alabama. Der kleinwüchsige Junge wird oft gehänselt, mehrfach droht ihm der Schulverweis. Das Schreiben bietet ihm Trost und Kraft. "Ich schreibe, seit ich acht Jahre alt bin", wird er sich später erinnern. "Die ersten zwei Jahre nahm ich es nicht ernst. Aber danach wurde es zur Sucht." Nach der neuerlichen Heirat seiner Mutter geht Capote mit ihr 1934 nach New York. 1940 erscheint sein literarisches Debüt in einer Schülerzeitung, als 18-Jähriger beginnt er beim Magazin "The New Yorker". Capotes viel diskutierter Romanerstling "Andere Stimmen, andere Räume" (1948) macht ihn zu einem der bekanntesten Schriftsteller der USA, auch in Europa. Mit "Die Grasharfe" (1951) und dem mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle verfilmten Roman "Frühstück bei Tiffany" (1958) festigt Capote seinen Ruf als brillanter Stilist, der Figuren ebenso einfühlsam und anschaulich zu beschreiben versteht wie Situationen. Der mit Nervenzusammenbrüchen und Drogenkonsum erkaufte Erfolg von "Kaltblütig" macht ihn endgültig zum Millionär und Medienstar. Der Exzentriker und bekennende Homosexuelle wird zu einem der beliebtesten Partygäste der High Society. Der Absturz kommt 1975 mit der Vorveröffentlichung eines Kapitels aus dem mit Indiskretionen gespickten Gesellschaftsroman "Erhörte Gebete" im Magazin "Esquire". Mit dem nie vollendeten Buch begeht Capote gesellschaftlichen Selbstmord. Es hagelt vernichtende Kritiken, das umjubelte Wunderkind wird zum versoffenen Wrack. Truman Capote stirbt am 25. August 1984 an einer Überdosis Schlaftabletten in Los Angeles. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 26.08.2019: Vor 180 Jahren: Sklavenschiff "La Amistad" wird von US-Marine aufgebracht
Thomas Köster
In seiner Kindheit gilt Truman Capote als ein Außenseiter und Sonderling. Dann wird er einer der besten Autoren der USA . Seine Novelle &#034;Frühstück bei Tiffany&#034; wird in Hollywood verfilmt. Die New Yorker Upperclass umschwärmt ihn. Bis zu seinem dramatischen Fall.
[ "Stichtag", "25.08.1984", "25. August 1984", "25.08.2019", "25. August 2019", "Truman Capote" ]
Stichtag
2019-08-25T00:00+02:00
2019-08-25T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-truman-capote-100~_mon-112018.html
8. Februar 1919 - Erster internationaler Linienflug der Welt
An einem frühen Morgen im Juli 1909 startet Louis Blériot in Calais zu einem Flug in die Geschichte. Als erster Mensch überquert der Franzose den Ärmelkanal in einem Flugzeug und landet nach 37 Minuten sicher in England. Nur zehn Jahre später gründen die Gebrüder Farman aus Paris die "Ligne Farman", die erste internationale Linienfluggesellschaft der Welt. Bislang ist Fliegen für Passagiere noch ebenso abenteuerlich wie unbequem. Meist hocken sie allein oder zu zweit beengt in leistungsschwachen Maschinen und bibbern vor Kälte oder Angst. An Bord der Farman F60 Goliath, die am 8. Februar 1919 in Paris zum ersten Linienflug nach London startet, reisen 14 Passagiere. Während des Flugs werden ihnen sogar Sandwiches und Champagner serviert. Viel mehr Komfort hat die viermotorige Maschine allerdings nicht zu bieten. Es ist ein nur notdürftig umgebauter Bomber aus dem Weltkrieg. "Luftomnibus" nennt die Presse den riesig wirkenden Doppeldecker, der nach 155 Minuten Flugdauer sicher auf dem Aerodrom im Süden Londons aufsetzt. Beim Aussteigen tragen sämtliche Passagiere Uniform - gezwungenermaßen. Nur drei Monate nach Ende des Weltkriegs wollen die Briten noch keine zivilen Flugpassagiere ins Land lassen. "Sie mussten erst mal mit Militäruniformen eingekleidet werden", weiß der Luftfahrtjournalist Wolfgang Borgmann. "Pro Forma bekamen sie sogar einen Marschbefehl in die Hand." Aero-Pionier Henri Farman feiert seinen Jungfern-Linienflug über den Ärmelkanal als Triumph: "Das Flugwesen ist die Zukunft! Das Publikum braucht kaum mehr etwas zu fürchten", verkündet er der Presse. "Mit unseren neuen viermotorigen Flugzeugen, mit unseren erprobten, gewandten Piloten ist eine Luftreise nicht gefährlicher als eine Überlandfahrt mit dem Automobil!" Am selben Tag gründet Henri mit seinem Bruder Maurice die "Lignes Farman“, aus der später die Air France hervorgeht. Sein Optimismus nach dem Erstflug erweist sich jedoch als verfrüht. Die Luftfahrt steckt noch in den Kinderschuhen. Die Chance, einen Flug ungemütlich auf einem Sturzacker im Nirgendwo zu beenden, bleibt vorerst ziemlich hoch. Doch die Zeit ist reif für die Passagierfliegerei. Rasend schnell entstehen überall in Europa und den USA neue Airlines; eilig müssen einheitliche Bestimmungen für den Luftverkehr geschaffen werden. Noch 1919 gründen fünf Unternehmen deshalb die IATA, die International Aviation Transportation Association. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 08. Februar 2019 ebenfalls an den ersten Passagier-Linienflug. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 09.02.2019: Vor 90 Jahren: Journalist Lothar Loewe wird geboren
Bernd Rexing
&#034; Luftomnibus &#034; nennt die Presse den Doppeldecker, der vor 100 Jahren zum ersten Linienflug der Luftfahrtgeschichte abhebt. 155 Minuten braucht er von Paris nach London.
[ "Stichtag", "08.02.1919", "08.02.2019", "8. Februar 1919", "8. Februar 2019", "Linienflug", "Flugverkehr", "Passagierluftfahrt", "Luftfahrt", "Luftomnibus", "Farman F 60 Goliath", "Henri Farman", "Air France" ]
Stichtag
2019-02-08T00:00+01:00
2019-02-08T00:00+01:00
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30. Dezember 2005 - Vor 480 Jahren: Jakob Fugger "der Reiche" stirbt in Augsburg
Nachdem der reichste Mann Europas am 30. Dezember 1525 im Alter von 66 Jahren verstorben ist, tragen ihn Bedienstete in einem schmucklosen Holzsarg ohne Inschrift aus dem Firmen-Stammhaus am Augsburger Weinmarkt - letzte Inszenierung bürgerlicher Schlichtheit, auf die Jakob Fugger auch in seinem Familienwappen und in den Porträts von Albrecht Dürer wert legte. Denn "der Reiche" ist ein Emporkömmling, Enkel eines schwäbischen Webers, Sohn des erfolgreichen Augsburger Kaufmanns Jakob Fugger des Älteren. Zwar hat er vor Jahren eine Grafschaft gekauft und als erster Kaufmann überhaupt ein Adelspatent erworben, aber erst zehn Jahre nach seinem Tod wird die Familie den Titel öffentlich führen. Man darf den Verfall der traditionellen Adels-Macht nicht zu offen demonstrieren.Jakob Fugger, 1459 geboren, ist der jüngste von sieben Brüdern und soll eigentlich Priester werden. Dass er der Firmenlenker wird, verdankt er seinem Können. Er wird in Venedig ausgebildet. Jahrelang führt er dort das Firmenkontor, gründet später eines in Rom. In Italien lernt er die Kunst des Kapitalismus: Leihe Geld an die Mächtigen und erwirb dafür Monopole. So kommen die Fugger an die Silberminen Tirols und bestimmen bald auch, wer dort regiert: der Habsburger Maximilian. Bald dominiert der Fugger-Clan den Silber- und Kupferhandel Europas. In Lissabon gründet Jakob ein Kontor, um am neuen Indienhandel zu profitieren. Als Maximilians Enkel Karl deutscher Kaiser werden will, schlägt Jakobs große Stunde: Er treibt 850.000 Gulden Schmiergeld für die wählenden Kurfürsten auf. Der neue Kaiser ist abhängig vom Augsburger Bankier. Das ist wichtig, denn dem neuen Kapitalismus weht die öffentliche Meinung ins Gesicht. "Fuckerei" ist ein Schimpfwort für Wucher, und ein gewisser Martin Luther schreibt 1517 in seinen Thesen gegen den Ablasshandel: "Die armen irregeleiteten Seelen werfen ihr Scherflein in die Truhe und wissen nicht, dass daneben schon die Diener des Herrn Fugger stehen und darauf achten, dass seinem Herrn nicht der Anteil entgeht." Tatsächlich kassieren die Fugger für die Organisation des Ablasshandelns Provision. Da hilft es wenig, dass Jakob in Augsburg 100 kostenlose Wohnungen bauen lässt, die "Fuggerei", das erste unternehmerische Sozialprojekt. Als ein Reichstag in Nürnberg das Kapital von Handelsgesellschaften gesetzlich auf 50.000 Gulden beschränken will, verhindert die Familie das durch den Einfluss auf Kaiser Karl. Bei Jakobs Tod wird das Firmenvermögen auf rund zwei Millionen Gulden geschätzt. Die "Pflege der politischen Landschaft" hat dem neuen bürgerlichen Kapitalismus den Weg geebnet. Stand: 30.12.05
taxacher (AnK)
Vor 480 Jahren: Jakob Fugger &#034;der Reiche&#034; stirbt in Augsburg
[ "30. Dezember 1525", "Fugger", "Augsburg", "Maximilian", "Karl V.", "Habsburg", "Luther", "Tirol", "Silber", "Venedig", "Kapitalismus", "Handel", "Fuggerei", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-05T11:29+02:00
2015-10-05T11:29+02:00
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25. Februar 2008 - Vor 135 Jahren: Enrico Caruso geboren
Schlechte Gerüche sind Enrico Caruso zuwider. Gleich nach dem Aufstehen um acht Uhr morgens badet er in Duftwasser, insgesamt drei Mal am Tag. Danach inhaliert und gurgelt er mit lauwarmem Wasser, versetzt mit zehn Tropfen Anis oder fünf Tropfen Orangensaft. Sein Diener muss ihm die Schuhe auch von unten wienern, damit jeder selbst dann bemerkt, wie sauber und wohlduftend alles an Caruso ist, wenn der Opernsänger die Beine übereinander schlägt. Und als sein Sohn einmal vom Reitunterricht ans Krankenbett des Sängers eilt, weckt ihn der Geruch gar aus dem Koma." Mein Sohn, Du stinkst entsetzlich", soll Caruso gesagt haben, während seine Augenlider flackern. Caruso wird am 25. Februar 1873 in Neapel geboren. Mit zehn Jahren beginnt er im Kirchenchor zu singen. Neun Jahre später nimmt er Gesangsunterricht, trennt sich aber bald von seinem Lehrer, weil dieser die quälende Frage nicht beantworten kann, ob der Sänger, der vom Bassregister bis zum Hohen C alles singen kann, Tenor oder Bariton werden soll. Mit 22 gibt Caruso in Neapel sein Operndebüt und tourt von da an durch alle großen Musikhäuser der Welt. Giacomo Puccini drückt ihn hingerissen an seine Brust. Zum internationalen Popstar der Opernbranche wird er, als er seine Stimme an die englische Grammophone Company verkauft. Es ist der Beginn der kommerziellen Musikindustrie. Zwischen 1902 und 1920 kommen 266 Platten mit Opern, Oratorien und Unterhaltungsmusik von Caruso heraus. Für die Aufnahme von Ruggiero Leoncavallos "Bajazzo" bekommt er eine Million Dollar - und einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Fortan soll sich der vielfache Millionär Caruso als "Geldmaschine" empfinden, ständig begleitet von Versagensängsten. "Als ich unbekannt war, sang ich wie eine Nachtigall vor mich hin", wird er einmal sagen. "Jetzt aber bedrückt mich der Alptraum des Ruhms. Weil die Zuschauer Unsummen zahlen müssen, bestaunen sie mich mit offenem Mund und beneiden mich. Deshalb bin ich der unglücklichste Mensch". Als ein Abszess im Brustraum nicht richtig verheilen will, ist das Unglück des Sängers perfekt. Bei seinem letzten Auftritt in der Metropolitan Opera am Heiligabend 1920 muss Caruso von einer Sängerin gestützt werden, um überhaupt Luft zu bekommen. Er stirbt 1921 auf einer Genesungsreise in Neapel. Stand: 25.02.08
Thomas Köster (uz)
Vor 135 Jahren: Enrico Caruso geboren
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Stichtag
2015-10-06T12:48+02:00
2015-10-06T12:48+02:00
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2. Januar 1964 – DDR-Kleinroller "Schwalbe" geht in Serie
In der griechischen Mythologie verkörpert die Windsbraut den Sturmwind, in der Deutschen Demokratischen Republik fährt sie auf dem Motorroller. "Windsbräute, es geht um Euch, um Euren Spaß am Tempo, Temperament und neuer Technik", heißt es in einer zeitgenössischen Werbung der DDR. Und: "Zu einem anregenden Flirt mit dem Wind gehört ein zuverlässiges Fahrzeug. Ein rasantes Ding. Treu und anspruchslos. Topfit in jeder Situation: Der Simson Kleinroller Schwalbe." Diejenige Windsbraut aber, die sich eine "Schwalbe" zulegt, wird spätestens durch die Gebrauchsanweisung des Kleinrollers wieder auf den Boden des real existierenden Sozialismus zurückgeholt: "Der moderne Straßenverkehr wird nur dann ordnungsgemäß und reibungslos abgewickelt, wenn sich alle Teilnehmer der Wichtigkeit und Bedeutung des Verkehrs im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben bewusst sind und sich diesem Bewusstsein entsprechend verhalten", nimmt sie dem rasanten Versprechen der Reklame den Wind wieder aus den Segeln. Produziert wird die "Schwalbe" im Volkseigenen Betrieb (VEB) Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl, der später in "VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann" umbenannt wird. Das Unternehmen hat eine lange und wechselvolle Geschichte, in der sich ein Stück deutscher Historie widerspiegelt. 1856 wird es von den Brüdern Loeb und Moses Simson im thüringischen Suhl gegründet. Zu dieser Zeit wird hier Stahl für Waffen produziert. Durch die Beschränkungen nach dem Ersten Weltkrieg dürfen hier nur noch Gewehre und Pistolen hergestellt werden; aus dieser Not heraus wird die Produktion auf Kinderwagen, Fahrräder und Automobile umgestellt. 1933 wird das Unternehmen in "Berlin-Suhler Waffen- und Fahrzeugwerke GmbH" umbenannt, um den jüdischen Familiennamen aus der Firmenbezeichnung zu entfernen. 1936 muss die Familie Simson in die USA fliehen; im selben Jahr kommen Motorräder zur Produktpalette hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Unternehmen zum Volkseigenen Betrieb der DDR. Ab 1955 werden hier Motorroller und Mopeds namens "Spatz", "Star", "Sperber" und "Habicht" produziert. Im Januar 1964 geht hier auch der Kleinroller "Schwalbe" in Serie. Die "KR 51 Schwalbe" ist der erste zweisitzige Motorroller der DDR. Aber nicht nur das: Mit Blink-, Stopp- und Parklicht setzt er ebenso neue Maßstäbe wie mit einem Gleichstrom-Signalhorn und Spritzschutzblechen über dem Vorderrad, die die Anmutung von Flügeln haben. 1.265 DDR-Mark kostet das Fahrzeug, die 2,6 PS beschleunigen den Roller auf bis zu 60 Stundenkilometer. Dafür ist der Verbrauch von 2,7 Litern Sprit auf 100 Kilometern relativ gering. Dafür nehmen DDR-Bürger auch lange Wartezeiten in Kauf. Am Anfang fehlt der Produktion der "Schwalbe" etwas der Schwung. Selbst das SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" vermeldet 1964, dass die VEB-Belegschaft fieberhaft daran arbeite, "die beanstandeten organisatorischen Mängel in der Produktion zu beseitigen". Drei Monate dauert es, bis alle Materialien beisammen sind und die ersten Fahrzeuge im Normalbetrieb vom Band rollen können. Danach allerdings entwickelt sich die "Schwalbe" zum Exportschlager: Schon kurz nach ihrem Debüt auf DDR-Straßen wird der Vogel laut "Neuem Deutschland" in über 50 Länder exportiert. Farben sind blau und "tundragrau". Erst die Wiedervereinigung stutzt der "Schwalbe" die Flügel. Aber bis heute kann man "Schwalben" über bundesdeutsche Straßen flitzen sehen. Stand: 02.01.2014
Thomas Köster
Blinklicht, Stopplicht, Parklicht, Spritzschutzbleche und Signalhorn: Mit derartigen Neuerungen soll der Kleinroller &#034;Schwalbe&#034; Bewegung in den DDR-Alltag bringen. Als der real existierende Sozialismus unter die Räder kommt, bleibt die &#034;Schwalbe&#034; Kult.
[ "Stichtag", "01.1964", "Januar 1964", "02.01.2014", "2. Januar 2014", "Schwalbe", "DDR", "Kleinroller", "Motorroller" ]
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2015-10-08T09:09+02:00
2015-10-08T09:09+02:00
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08. Januar 2009 - Vor 100 Jahren: Willy Millowitsch wird geboren
Seinen Durchbruch hat Volksschauspieler und Theaterdirektor Willy Millowitsch am 27. Oktober 1953: Weil eine geplante Sportübertragung ausfällt, sendet der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) den Militärschwank "Der Etappenhase" mit Millowitsch in der Hauptrolle. Die Übertragung aus dem Millowitsch-Theater ist die erste Live-Sendung von einer deutschen Bühne. Die Meinungen darüber sind geteilt. NWDR-Generaldirektor Adolf Grimme nennt das Mundart-Stück "eine Kulturschande". Doch das Publikum ist begeistert: "Das Volk hat es anders gewollt und auch anders entschieden", erinnert sich Millowitsch. Die Übertragungen werden fortgesetzt, auch mit anderen Stücken. 1962 schafft "Tante Jutta aus Kalkutta" eine Einschaltquote von 88 Prozent. In den folgenden Jahrzehnten strahlt der NWDR-Nachfolger WDR regelmäßig Millowitschs Inszenierungen aus. Willy Millowitsch, geboren am 8. Januar 1909 in Köln, steht in einer Familientradition. Sein Ururgroßvater wird 1796 als Moritatensänger in der Kölner Stadtchronik erwähnt. Später führt die Familie ein Puppentheater. Millowitschs Großvater macht 1896 daraus eine mundartliche Volksbühne. Dort sammelt Millowitsch seine ersten Theatererfahrungen: als Sechsjähriger in der Rolle eines Heinzelmännchens. 1923 verlässt er die Schule ohne Abschluss und spielt ab dem  14. Lebensjahr Theater - als Autodidakt. 1940 übernimmt Millowitsch das Theater von seinem Vater Peter und spielt während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Bühne an der Front. "Im Auftrag der Partei habe ich jeden Tag woanders gespielt", erinnert er sich später. "Holland, Belgien, Frankreich und in Russland." Nach Kriegsende ist das Millowitsch-Theater die erste Bühne, die in Köln wieder bespielt wird. 1945 hat der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer ( CDU ) "Avis jejeben" und so dafür gesorgt, dass die Instandsetzung vorangeht: "Und bauen Se so schnell wie möglich, die Leute wollen was zu lachen haben." Millowitsch, der zum Kölner Ehrenbürger ernannt wird und dem die Stadt zu Lebzeiten ein bronzenes Denkmal errichtet, leitet sein Theater als Patriarch. Das habe in der Familie zu Querelen geführt, sagen seine vier Kinder später. So soll sein einziger Sohn Peter beruflich die Familientradition weiterführen, aber nicht mitbestimmen: "Ich mag meinen Sohn nicht, wenn er so diktatorisch seinen eigenen Willen" durchsetzt, beklagt sich Millowitsch. Erst 1993, als den 84-jährigen Millowitsch ein Hüftleiden plagt, teilt er sich mit seinem Sohn die Führung des Theaters. Bis er sich endgültig zurückzieht, vergehen weitere drei Jahre. In dieser Zeit dreht Millowitsch für den WDR den letzten von fünf Kriminalfilmen als Kommissar Klefisch. Tochter Mariele hat derweil längst eine Schauspielkarriere unabhängig vom Familienbetrieb gestartet. Die beiden anderen Töchter sind Oberstudienrätin und Buchhändlerin geworden. Willy Millowitsch stirbt am 20. September 1999 im Alter von 90 Jahren in Köln an Herzversagen. Als zweiter Laie nach Adenauer wird er im Kölner Dom aufgebahrt - eine Ehre, die üblicherweise Bischöfen und Kardinälen vorbehalten ist. Stand: 08.01.09
Dominik Reinle (stb)
Vor 100 Jahren: Willy Millowitsch wird geboren
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2018-03-20T14:25+01:00
2018-03-20T14:25+01:00
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10. Januar 2005 - Vor 125 Jahren: Geburt des Clowns Adrien Wettach, genannt Grock
Es gab einmal eine Zeit, da gehörten Clowns zu den berühmtesten Menschen, auf der ganzen Welt. Der Größte unter ihnen hieß Grock. Einfach nur Grock. Grock war eine Figur, die sich in keinem Land vorstellen musste. Riesige Schlappschuhe, riesige Schlabberhose, aber winzige Instrumente – das waren seine Markenzeichen. Und natürlich dieses in allen Tonarten hervorgebrachte "Waruuum?", gefolgt von einem "Nit mööööglich!", ausgestoßen mit vollster Naivität und bodenlosem Erstaunen.Der Mensch hinter Grock ist der Schweizer Adrien Wettach, der seine Autobiografie mit den Worten eröffnet: "Ich habe drei Leidenschaften: Autos, Boxen und Billard. Außerdem war ich Clown." Geboren wird er am 10. Januar 1880, mitten hinein in eine bürgerliche Familie aus lauter begabten, aber verhinderten Zirkuskünstlern. Auch Adrien soll etwas Ordentliches werden, am besten Uhrmacher. Aber er tickt anders und wird Clown. Im Oktober 1903 arbeitet Wettach als Dummer August im Schweizer National-Zirkus. Als er Partner des damals berühmten Clowns Brick wird, bekommt er seinen Namen verpasst: Grock. Brick und Grock – das klingt gut. 1910 ist Grock der bekannteste Unterhaltungskünstler in Europa. Die größten Zirkusse und Varieté-Bühnen in London, Paris und Berlin buhlen um ihn. Seinen Ruhm erringt Grock mit grandioser Musikalität und einer Solo-Nummer, deren Gerüst während seiner 50 Jahre dauernden Karriere nahezu unverändert bleibt.Grock wird geliebt und er liebt es, umjubelt zu werden. So fällt es ihm nach dem Zweiten Weltkrieg schwer, von der Bühne Abschied zu nehmen. 1954 ist es endgültig vorbei, die Zeit ist über ihn hinweg gegangen. In Hamburg gibt Grock seine Abschiedsvorstellung. Dann zieht sich Dr. (h.c.) Adrien Wettach an die italienische Riviera zurück, wo er am 14. Juli 1959 stirbt. Seine Autobiografie endet so: "Gäbe es eine Wiedergeburt und man könnte sich wünschen, als was man wiedergeboren würde, so gäbe es für mich nur eins: Ich würde wieder Grock – ein Clown." Stand: 10.01.05
Bernd Rexing/reinle (AnK)
Vor 125 Jahren: Geburt des Clowns Adrien Wettach, genannt Grock
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2021-04-15T13:24+02:00
2021-04-15T13:24+02:00
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23. August 1913 - Die Kleine Meerjungfrau wird enthüllt
Diese Geburtstagsfeier hat Tradition. Ein Kahn voller Bikinimädchen nähert sich dem Ufer. Sie springen ins Wasser und schwimmen zu dem Findling, auf dem ein nacktes Mädchen aus Bronze sitzt, mit einem Fischschwanz anstelle von Beinen. Dabei formen die Schwimmerinnen in diesem Jahr in riesigen Ziffern die Zahl 100: Denn am 23. August 1913 wurde die Statue der Kleinen Meerjungfrau enthüllt. "Ich bin stolz, dass mein Großvater nach dem Modell meiner Großmutter Eline Dänemarks Wahrzeichen geschaffen hat", sagt Alice Eriksen, Enkelin des Bildhauers Edvard Eriksen. Im Jahr 1837 hatte der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen "Die kleine Meerjungfrau" veröffentlicht, ein Märchen im Geist der Romantik. "Weit draußen im Meere ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume, und so klar wie das reinste Glas. Dort unten wohnt das Meervolk", schreibt er. Andersens kleine Meerjungfrau verliebt sich in einen Menschenprinzen, verlässt ihre Unterwasserwelt, verliert Seele und Stimme und lässt sich um den Preis unsäglicher Schmerzen Beine anzaubern. Dennoch kann sie den Prinzen nicht gewinnen. Anfang des 20. Jahrhunderts wird Andersens Märchen für ein Ballett vertont. Carlsberg-Brauereibesitzer Carl Jacobsen sponsert die Galavorstellung im Königlichen Theater Kopenhagen. Von der Tänzerin der Titelrolle ist er so hingerissen, dass er sie als Statue verewigt sehen will. Er beauftragt den jungen Bildhauer Edvard Eriksen. Doch die Ballerina lehnt es ab, nackt Modell zu sitzen. Und so übernimmt Eriksens Frau Eline diese Aufgabe. Brauer Carl Jacobsen will die Statue zunächst in seinem Garten aufstellen, doch der Bildhauer hat eine bessere Idee: Die nackte Schöne soll mitten im Meer auf einem Naturstein hocken, Wind und Wellen ausgesetzt, und traurig zum Ufer blicken. "Genauso schaute meine Großmutter, wenn sie Sehnsucht hatte", erinnert sich Alice Eriksen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird Eriksens Bronzefigur berühmt. Der US-amerikanische Schauspieler Danny Kaye besingt sie in einem Film und lockt Urlauber an die Uferpromenade Langelinie in Kopenhagen. Heute sind es vor allem Japaner und Chinesen, die sich am Ufer drängen. Manche waten barfuß durch das Wasser, um zu ihr zu gelangen. Uund immer wieder wird die Statue Opfer von Attentaten. "Ich weiß noch, als man ihr zum ersten Mal den Kopf abgesägt hat. Unsere Familie war schockiert. Es war ja das Porträt meiner Oma, das man geschändet hat. Zum Glück war sie bereits tot", sagt Alice Eriksen. "Das Schlimmste, was ich erlebt habe, seit ich für sie verantwortlich bin: als man Sprengstoff unter ihr gezündet hat. Sie fiel ins Wasser, und ihr Kopf und ein Schenkel waren ramponiert", sagt Jens Peter Munk, der die öffentlichen Baudenkmäler in Kopenhagen betreut. Andere Vandalisten haben versucht, die Kleine Meerjungfrau mit Dildo, Strohhut oder Burka zu verfremden. Durch die ständigen Reparaturen sei nur wenig vom Original übrig. Aber die Gipsform existiere noch, davon ließe sich leicht eine neue Meerjungfrau gießen. "Ich halte die Skulptur jedoch nicht für ein großes Kunstwerk. Es ist der Mythos, auf den sich die Anschläge richten, nicht die Statue selbst", sagt Munk. Stand: 23.08.2013
Martina Züger
Ein nacktes Mädchen aus Bronze, mit einem Fischschwanz anstelle von Beinen, sitzt im Hafenbecken von Kopenhagen. Die Skulptur verdanken die Dänen einem Bierbrauer, einer Ballerina und dem Bildhauer Edvard Eriksen.
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2015-10-08T12:08+02:00
2015-10-08T12:08+02:00
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1. August 1989 - Ungarn hebt Sperrzone an der Grenze auf
Im ungarischen Grenzstädtchen Kőszeg empfängt Oberst Balazs Novaky, stellvertretender Kommandeur der Grenzwache, am 1. August 1989 Journalisten aus aller Welt zu einer Pressekonferenz. In den letzten drei Monaten habe Ungarn 117 von 280 Kilometern der Grenzsperranlagen zu Österreich abgebaut, sagt er den Reportern. Bis spätestens 1991 solle die ungarisch-österreichische Grenze so aussehen wie andere westeuropäische Staatsgrenzen auch. "Mit Wirkung vom heutigen Tag wird hier das Grenzsperrgebiet aufgehoben", so Novaky. Gemeint ist damit jener Streifen von fünf bis 15 Kilometern vor dem eigentlichen Grenzzaun, wo in der Regel die meisten Fluchtversuche scheitern. "Alle Menschen, die wir beim illegalen Grenzübertritt aufgreifen, werden von nun an nicht mehr in ungarische Gefängnisse überführt", sagt Novaky. "Sie bekommen nur einen Stempel in ihren Pass. Dann werden sie zurückgeschickt in ihre Heimat." Dann der Fototermin: Ungarische Grenzsoldaten zerschneiden mit Zangen das Drahtgeflecht eines Grenzzauns. Der Stacheldraht wird zusammengerollt. Zu diesem Zeitpunkt stehen die Wohnwagen und Zelte dicht an dicht auf den Campingplätzen des Balaton. Daneben Autos mit dem Kennzeichen: DDR. Die Ostdeutschen machen gerne Urlaub in Ungarn, aber in diesem Sommer sind es besonders viele. Das hat einen Grund: Anfang März 1989 hat der ungarische Ministerpräsident Miklós Németh den sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow in Moskau besucht. Er kündigte freie Wahlen in seinem Land an und den Abbau der Sperranlagen an der Grenze zu Österreich. Németh fragte, wie sich die Sowjetunion dazu verhalten werde. Gorbatschow sagte: "Solange ich auf diesem Stuhl sitze, werden wir die Verbrechen von 1956 nicht wiederholen." Auf den Campingplätzen tauchen Flugblätter auf, auf denen für den 19. August 1989 zu einem "paneuropäischen Picknick" nach Sopronkőhida, "am Ort des Eisernen Vorhangs" eingeladen wird. Als Schirmherren der Veranstaltung genannt werden Otto von Habsburg, Abgeordneter im EU-Parlament, und Imre Pozsgay, ungarischer Staatsminister. "Baue ab und nimm mit", steht auf den Flugblättern. Gemeint ist die symbolische Öffnung des Grenztores zwischen dem ungarischen Sopronkőhida und dem österreichischen St. Margarethen. Daneben eine Skizze und - in deutscher Sprache - die Beschreibung der Anfahrtswege zu diesem Picknick. Mindestens 200 DDR-Bürger nutzen die Veranstaltung zur Flucht nach Österreich, als das sonst verschlossene Grenztor geöffnet wird. Damit bricht der Damm: Die DDR-Urlauber verlassen die Campingplätze. Es kommt zu einer Massenflucht. Einige fahren nach Budapest zur westdeutschen Botschaft, andere an die Grenze zu Österreich. In der Nacht vom 10. zum 11. September 1989 lässt Ungarn alle Flüchtlinge ausreisen - ohne Absprache mit der DDR-Regierung. Ende September zählt die Statistik 30.000 Ostdeutsche, die ihr Land über Ungarn Richtung Westen verlassen haben. Stand: 01.08.09
Dominik Reinle (tax)
Vor 20 Jahren: Ungarn hebt Sperrzone an der Grenze auf
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2015-10-06T14:08+02:00
2015-10-06T14:08+02:00
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14. September 1988 - Fund des größten Grabschatzes in Amerika wird publik
Heinrich Schliemann nimmt den Dichter Homer beim Wort - und gräbt das antike Troja aus. Howard Carter durchwühlt das Tal der Könige in Ägypten, bis er das Grab des sagenhaften Pharaos Tutanchamun findet. Eine ähnliche Sternstunde der Archäologie erlebt der Museumsdirektor Walter Alva 1987 rund 800 Kilometer nördlich von Perus Hauptstadt Lima. Bei Sipán, einem Dorf zwischen Anden und Pazifik, ragen Pyramiden bis zu 40 Meter in die Höhe. Die aus Millionen Lehmziegeln errichteten Huacas sind Relikte eines Volks, das ein Jahrtausend vor den Inkas in Peru ansässig war. Etwa 700 Jahre blühte die Moche-Kultur, bis sie im 8. Jahrhundert unterging und nichts als Rätsel hinterließ. Erst Walter Alva gelingt es, ein Tor zur Vergangenheit zu öffnen. An den Huacas findet er das unversehrte Grab eines Moche-Priesterfürsten und darin den größten Goldschatz, der je in der Neuen Welt entdeckt wurde. Alvas Abenteuer beginnt im Februar 1987 mit einem mitternächtlichen Anruf des Polizeichefs. Aufgeregt berichtet er dem Museumsdirektor, ein Campesino namens Bernal habe in Sipán seinen Schnaps mit offenbar antikem Schmuck aus purem Gold bezahlen wollen. Wie viele arme Landarbeiter der Region verdient sich auch Bernal ein Zubrot als Grabräuber. Alva rast zur Polizei, wo ihm 33 beschlagnahmte Gold- und Keramikstücke vorgelegt werden. "Was wir dann in Bernals Haus fanden", so Alva später, "ließ uns erneut den Atem stocken: Schätze, die aus einem Grab ungeahnter Pracht stammen mussten." Die Polizei führt eine Razzia in Sipán durch. Es kommt zu einer Schießerei mit den Campesinos, die ihre Fundstücke verteidigen. Dabei wird Bernal von einer Kugel tödlich getroffen. Die sichergestellten Artefakte aber beweisen: Die Mochica waren Meister der Metallverarbeitung, der Keramik- und Goldschmiedekunst. Bislang war nur bekannt, dass die Menschen der Moche-Kultur in ihrer Blütezeit vom 1. bis zum 7. Jahrhundert das dürre Land perfekt bewässern konnten, Fernhandel bis nach Ecuador und Chile betrieben und monumentale, terrassenförmige Pyramiden errichteten. Eine Schrift oder Hieroglyphen kannten sie jedoch nicht. Sofort nach dem Tod des unglücklichen Bernal beginnt Walter Alva archäologische Grabungen an den Huacas von Sipán. "Wir arbeiteten fieberhaft und unter ständigem Polizeischutz, denn Dutzende Campesinos durchwühlten inzwischen das Gebiet. Nach fast einem halben Jahr stießen wir auf eine ungeplünderte Grabkammer. Ein unvergesslicher Moment!" Umgeben von unzähligen Schmuckstücken, Kult-Gegenständen und reich bemalten Keramiken ruht, einbalsamiert seit 1.500 Jahren und schier überladen mit edlem Metall, der Leichnam eines Priesterfürsten. Als Alva seinen Fund am 14. September 1988 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, wird der Moche-Fürst als "Señor de Sipán" weltberühmt. Zahlreiche Stücke des Schatzes sind allerdings in sehr schlechtem Zustand. Fünf Jahre lang werden sie im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz restauriert. Mit einer großen Schau in der Bonner Bundeskunsthalle stattet Peru 2001 den deutschen Experten seinen Dank ab. Dann tritt das unersetzliche National-Kulturgut seine Heimreise in Walter Alvas Archäologie-Museum in Lambayeque an. Es wird Peru wohl nie wieder verlassen. Viele weitere wertvolle Zeugnisse der Moche-Kultur konnten seither geborgen werden. Und die Grabräuber von früher profitieren nun vom Tourismus, den der "Señor de Sipán" in Gang gebracht hat. Stand: 14.09.2013
Bernd Rexing
Die Kultur der Moche ist die älteste Südamerikas und bis heute die rätselhafteste. Das Volk gilt als die &#034;Griechen der Anden&#034;. Der Fund des riesigen Goldschatzes eines ihrer Herrscher vor 25 Jahren gibt erstmals einen Einblick in die verschwundene Hochkultur in Peru.
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Stichtag
2015-10-08T11:36+02:00
2015-10-08T11:36+02:00
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11. Januar 2009 - Vor 30 Jahren: Die Volksrepublik Kambodscha wird ausgerufen
"Ich bin zu jung, um alles zu verstehen. Ich weiß nicht, warum Pol Pot getan hat, was er getan hat", schreibt Loung Ung in ihrem Buch "Der weite Weg der Hoffnung" im Rückblick aus ihrer Perspektive als neunjähriges Mädchen. "Ich weiß nicht, warum er uns gezwungen hat, die Hauptstadt zu verlassen, warum er uns so wenig zu essen gegeben hat, warum er Papa umbringen ließ und danach Mama und meine Schwester." Im Januar 1979 hat Loung Ung vier Jahre Flucht innerhalb von Kambodscha hinter sich. Zuerst ist sie mit der ganzen Familie von Dorf zu Dorf unterwegs, dann sind nur noch ein Bruder und eine Schwester am Leben. Sie sind 1975 aus Phnom Penh vertrieben worden, als Pol Pot und seine Anhänger, die Roten Khmer, die Hauptstadt eroberten. Deren Ziel: In Kambodscha sollen nur noch Bauern leben und eine Gesellschaft vollkommener Gleichheit bilden. Frauen und Männer müssen die gleiche Kleidung und die gleichen Frisuren tragen. Niemand darf in Städten wohnen. Intellektuelle werden verfolgt. Die Roten Khmer töten rund zwei Millionen Kambodschaner, ein Viertel der Bevölkerung. Die meisten Toten verscharren sie auf Feldern - die "Killing Fields " werden zum Symbol für die Brutalität der Diktatur. Kambodscha ist immer wieder Spielball in- und ausländischer Machtpolitik gewesen. 1863 wird das Land zu einem Protektorat Frankreichs und damit französischer Kolonialverwaltung unterstellt. 1941 installiert Frankreich den 19-jährigen Norodom Sihanouk als König. Kurz darauf wird Kambodscha von Japan besetzt. Als die japanische Regierung am Ende des Zweiten Weltkriegs kapituliert, geht Kambodscha wieder an Frankreich zurück. 1953 führt Sihanouk Kambodscha aus der Kolonialherrschaft und versucht als Staatschef, neutral zu bleiben. Das Land gilt damals als die Schweiz Asiens und Sihanouk wird von der Landbevölkerung als eine Art Gottkönig verehrt. Ende der 1960er Jahre wird die Lage in Südostasien instabil, die USA führen Krieg in Vietnam. Da der Versorgungsweg der kommunistischen Nordvietnamesen nach Südvietnam, der sogenannte Ho-Tschi-Minh-Pfad, durch Kambodscha verläuft, werden auch hier weite Teile dieses Landes durch Bombardements zerstört. US-Außenminister Henry Kissinger bezeichnet damals Kambodscha als "Side Show " ("Nebenbühne"). In dieser Situation erstarkt eine kommunistische Rebellengruppe: die Roten Khmer. Pol Pot, der eigentlich Saloth Sar heißt, will Kambodscha vollkommen neu organisieren - nach dem Vorbild von Maos Kulturrevolution in China. Doch seine Truppen wüten nicht nur in Kambodscha, sondern greifen auch das Nachbarland Vietnam an, das noch vom 1975 siegreich beendeten Krieg gegen die USA gezeichnet ist. Zur Jahreswende 1978/1979 wehrt sich Vietnam und marschiert in Kambodscha ein. Am 11. Januar 1979 ruft die neue Regierung die Volksrepublik Kambodscha aus. Die Roten Khmer ziehen sich in den Dschungel zurück. Auch Pol Pot bleibt dort weitgehend unbehelligt. Er stirbt 1998 eines natürlichen Todes. Lange sind die Verbrechen der Roten Khmer in Kambodscha ein Tabu. 30 Jahre nach Ende der Diktatur soll nun ein Tribunal in Phnom Penh die damaligen Vorkommnisse untersuchen und die noch lebenden Täter vor Gericht stellen. Stand: 11.01.09
Dominik Reinle (AnK)
Vor 30 Jahren: Die Volksrepublik Kambodscha wird ausgerufen
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12. Februar 1951 - Traumhochzeit von Soraya und Schah Reza Pahlavi
Ein Foto, das sie als Skifahrerin zeigt, wird zum Wendepunkt im Leben von Soraya Esfandiary-Bakhtiary. Ihre Tante schickt das Bild 1950 an den persischen Hof. Dort ist Schah Reza Pahlavi nach einer gescheiterten ersten Ehe gerade auf Brautschau. "Als seine Majestät das Foto von Soraya sah, sagt er: 'Die will ich haben!'", erinnert sich der damalige iranische Außenminister Adeshir Zahedi. Zusammen mit Vater und Tante reist die 18-Jährige nach Teheran, wo sie sofort den Schah trifft. Tatsächlich sind die beiden sofort voneinander entzückt. Sie beteuert später: "Es war wirklich eine Liebe auf den ersten Blick." Soraya willigt in die Hochzeit ein. "Ich habe gesagt, das gefällt mir sehr, ich heirate." Nicht weniger begeistert von der neuen Verbindung ist die deutsche Regenbogenpresse. Da die künftige Kaiserin eine deutsche Mutter und einen Teil ihrer Kindheit in Berlin verbracht hat, erklärt man sie zur "Deutschen auf den Pfauenthron". Geboren wird Soraya am 22. Juni 1932 als Tochter eines persischen Nomaden-Fürsten und einer Berliner Verkäuferin. Sie wächst in Deutschland und Iran auf, besucht exklusive Pensionate in der Schweiz und London. Persisch, Deutsch, Französisch und Englisch spricht sie fließend. "Das Beste, was in meinem Leben war, war meine Kindheit", sagt Soraya später. Sie wächst sehr frei auf, die Eltern legen keinen Wert auf eine strenge Erziehung. "Das hat mir sehr viel Kraft gegeben", so die persische Kaiserin. Mit der Hochzeit am 12. Februar 1951 hören die Freiheiten auf. "Ich wusste, dass es schwer wird. Aber dass es so schwer wird, habe ich mir dann doch nicht vorgestellt", sagt Soraya einmal über die Folgen ihrer vermeintlichen Märchenhochzeit. Die Trauung ist entsprechend fürstlich ausgerichtet. Soraya trägt ein 20 Kilogramm schweres Kleid von Dior, besetzt mit Diamantensplittern und Schwanenflaum. Der leichte Schneefall an diesem Tag wird als gutes Omen für das Brautpaar gewertet. Doch das Glück bleibt aus. Der Schah will einen Thronfolger und die junge Frau wird nicht schwanger. Außerdem leidet Soraya unter den Palastintrigen und dem strengen Hofzeremoniell: Angeblich hat sie sich mit dem Schah sogar im Bett gesiezt. Schon 1954 gibt es Scheidungsgerüchte. Als das Paar ein Jahr später die Bundesrepublik besucht, scheint die Welt allerdings wieder in Ordnung zu sein. Soraya begeistert wieder einmal die Klatschblätter. Nach sieben Jahren ist das Märchen endgültig zu Ende. Als der Schah vorschlägt, sich eine Nebenfrau zu nehmen, die den ersehnten Thronfolger gebären könnte, lehnt Soraya entrüstet ab. Im April 1958 verkündet Reza Pahlavi die Trennung von seiner Frau. Für ihre deutschen Fans bricht die Welt zusammen. Dabei findet sich die 25-Jährige selbst recht schnell damit ab. Ausgestattet mit einer fürstlichen Abfindung, führt Soraya künftig ein Leben als Jet-Set-Prinzessin. Diverse Affären - darunter angeblich mit Playboy Gunter Sachs - bringen ihr nicht das große Glück, werden aber von den Gazetten genau verfolgt. Dann wird es ruhig um die Ex-Kaiserin. Sie lebt ab 1972 zurückgezogen in Paris, wo sie am 25. Oktober 2001 an einen Hirnschlag stirbt. Stand: 12.02.2016
Anke Fricke
Der leichte Schneefall am Hochzeitstag von Schah Reza Pahlavi und Soraya wird als glückliches Omen gewertet. Doch das Glück bleibt aus. Die Tochter eines persischen Fürsten und einer Berliner Verkäuferin vermag Schah Reza Pahlavi kein Kind zu schenken.
[ "Stichtag", "12. Februar 1951", "12.02.2016", "12. Februar 2016", "Teheran", "Traumhochzeit", "Soraya", "Schah Reza Pahlavi", "Meilensteine" ]
Stichtag
2016-02-19T21:52+01:00
2016-02-19T21:52+01:00
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25. September 1952 - "Superman"-Darsteller Christopher Reeve wird geboren
Christopher D’Olier Reeve kommt am 25. September 1952 in New York City in einer gutbürgerlichen Familie auf die Welt. Seine Mutter Barbara arbeitet als Journalistin, Vater Franklin als Schriftsteller und Lehrer. Der Familienstammbaum der Reeves steckt voller Prominenz und reicht bis zur Passagierliste der Mayflower zurück, mit der die ersten Pilgerväter aus Mittelengland in die USA auswandern. Christopher entdeckt früh sein Faible für die Schauspielerei und landet schließlich über einige Umwege an der renommierten Juilliard-Schauspielschule in New York. Mitte der 70er-Jahre stecktdas Hollywood-Kino in einer echten Krise. Das Fernsehen ist zum Massenmedium geworden. Videorekorder und die ersten Heimcomputer verstärken den Trend. Hollywood reagiert, dreht 30 Prozent weniger Filme und setzt stattdessen alles auf wenige Karten. Auf einer dieser Karten ist 1978 ein athletischer Typ zu sehen, der ein blaues Kostüm trägt, mit roten Überhosen und einem breiten gelben Gürtel. Auf der Brust ein stilisiertes S und hinter dem Rücken weht ein rotes Cape. Eine 40 Jahre alte Comicfigur soll das US-amerikanische Kino retten: "Superman". Reeve ist den Produzenten für diese Rolle eigentlich zu schmächtig. Also versucht der Schauspieler, seinen Körper der Rolle anzupassen. Angeleitet von einem britischen Gewichtheber legt er durch intensives Training innerhalb von nur zwei Monaten 14 Kilogramm Muskelmasse zu. Er ist bereit und spielt bis 1987 in vier Filmen den fliegenden Weltenretter. Dann der Schicksalsschlag im Mai 1995: Der Mann, der als Superheld der Unsterblichkeit ziemlich nahekommt, bricht sich bei einem Reitunfall zwei Nackenwirbel und ist vom Hals abwärts gelähmt. Als Reeve im Krankenbett feststellt, dass alle Gewissheiten seines Lebens am dritten Hindernis des Geländeritts von Charlottesville/Virginia zerschellt sind, will der Schauspieler seinem Leben ein Ende setzen. Seine Frau Dana verspricht, diesen Wunsch zu erfüllen, aber erst, nachdem sie das neue Leben zwei Jahre lang ausprobiert hätten. "Du bist immer noch du", sagt sie ihm. "Und ich liebe dich." Auch Robin Williams kommt an Reeves Krankenbett. Seit der Schauspielschule in New York sind sie so etwas wie beste Freunde. Williams erzählt später: "Ich kam ins Zimmer und gab mich als russischer Proktologe aus. Und er sah mich an fragte: Hey, wie gehts?" Als gelernter Stand-up-Comedian hat Williams direkt eine Antwort parat. Reeve erkämpft sich in den folgenden Monaten und Jahren eine andere Normalität. Gemeinsam mit seiner Frau wird viel Zeit und noch mehr Geld in die Reha-Forschung für Wirbelsäulen-Verletzungen investiert. Egal wo, egal wann: Immer ist seine Frau Dana, eine ehemalige Schauspielerin und Sängerin, an seiner Seite. Eine fast schicksalhafte Verbindung. Die Eheleute Reeve gründen eine Stiftung, sammeln viel Geld und Christopher wird zum gefeierten Talkshow-Gast. Eben noch dreht er auf den Kinoleinwänden der Welt die Zeit zurück, bringt Flugzeuge sicher zur Erde zurück oder bewahrt Züge vor dem Entgleisen - jetzt fasziniert "Superman" mit einer inneren Kraft, die nicht nur die Amerikaner inspiriert. Am 10. Oktober 2004 stirbt Christopher Reeve in Mount Kisko, New York. Eine wundgelegene Stelle hatte eine tödliche Infektion ausgelöst. Autor des Hörfunkbeitrags: Burkhard HupeRedaktion: David Rother ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. September 2022 an den Superman-Darsteller Christopher Reeve. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 26.09.2022: Vor 150 Jahren: Das Reisebüro Thomas Cook startet die erste Weltreise.
Vera Kettenbach
Für viele ist er der Superman im Kino, aber zum wahren Helden wird Christopher Reeve in seinem echten Leben nach einem Reitunfall. Seit 1995 ist Reeve vom Hals abwärts gelähmt - und wird zum inspirierenden Beispiel für das Leben mit einer Querschnittlähmung.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "25.09.1972", "25. September 1952", "25.09.2022", "25. September 2022", "Christopher Reeve", "Superman", "Dana Reeve", "Robin Williams" ]
Radio
2022-09-19T17:20+02:00
2022-09-21T14:41+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-christopher-reeve-100~_mon-052027.html
30. November 1994 - Erster Beluga-Airbus landet in Hamburg
Es hat schon schnittigere Giganten am Himmel gegeben als diesen plumpen Riesenvogel mit dem aufgeblähten Rumpf. Der Spitzname des Flugzeugs leuchtet sofort jedem ein: Durch den markanten Stirnbuckel über dem winzigen, ganz nach unten verlagerten Cockpit ähnelt es tatsächlich einem weißen Wal. Aber der Beluga-Airbus soll auch keine Passagiere durch Eleganz überzeugen, sondern als Luftfrachter Flugzeugteile durch ganz Europa transportieren. Wenn er sein Riesenmaul aufsperrt, verschwinden Tragflächen, Leitwerke und Flugzeugrümpfe in seinem überdimensionierten Bauch. Bis zu 47 Tonnen neuer Airbus-Teile kann das Luftmonster befördern. Seine Entstehung verdankt der Beluga den Besonderheiten des Airbus-Konzerns als europäisches Konsortium. Jedes der Mitgliedsländer beansprucht seinen Anteil an dem Produktionsvolumen. Deshalb muss Airbus die einzelnen Bauteile bis zur Endmontage zwischen Deutschland (Hamburg), Großbritannien (Broughton), Spanien (Sevilla) und Frankreich (Toulouse) hin und her befördern. Zunächst rollen die Schwertransporte per Lkw über Land, was sich als höchst problematisch erweist. Nachdem sogar ein Haus abgerissen werden muss, damit ein festgefahrener Tieflader wieder freikommt, versuchen es die Airbus-Planer mit dem größten Frachtflugzeug der Welt, dem Spezialumbau einer Boeing. Doch der "Guppy", mit dem die NASA die Stufen ihrer Saturn-V-Mondrakete befördert hat, erweist sich für Airbus als zu klein und unwirtschaftlich. 1991 wird der deutsche Entwicklungsingenieur Udo Dräger deshalb beauftragt, einen Airbus A 300 so umzurüsten, dass er die Frachtprobleme des multinationalen Flugzeugbauers lösen kann. Drei Jahre später absolviert der Beluga erfolgreich seinen Erstflug. Mit seinem gigantischen Laderaum schafft es der dicke Luftfrachter sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Am 30. November 1994 setzt der erste Beluga vor den staunend Spalier stehen Airbus-Mitarbeitern auf der Landebahn in Hamburg-Finkenwerder auf. "Als sich das Frachttor öffnete, man reinguckte und sah, wie groß dieses Flugzeug wirklich ist, das war überwältigend", schwärmt Friedrich-Wilhelm Preuß, Chef der Beluga-Logistik. Drei bis vier Mal täglich schwebt der Riese seither in Hamburg ein; in rund 90 Minuten wird er ent- und wieder beladen. Insgesamt fünf Beluga-Airbusse sind im Dauereinsatz über Europa. Mit dem Beluga XL steht ein noch größerer Nachfolger bereit. Sechs davon sollen die erste Generation der weißen Wale ablösen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. November 2019 ebenfalls an die erste Beluga-Landung in Hamburg. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 01.12.2019: Vor 40 Jahren: Schweden schränkt Verkauf von Kriegsspielzeug ein
Bernd Rexing
Weiße Wale am Himmel? Nein, die Rede ist vom größten Frachtflugzeug der Welt. Mit dem Beluga transportiert Airbus Industries Flugzeugteile zwischen den Produktionsstätten in Europa - vor 25 Jahren erstmals auch nach Hamburg.
[ "Stichtag", "30.11.1994", "30.11.2019", "30. November 1994", "30. November 2019", "Beluga", "Airbus A-300-600ST", "Erstflug", "Hamburg-Finkenwerder", "Luftverkehr", "Flugzeug", "Transportflugzeug", "Toulouse", "Broughton", "Sevilla" ]
Stichtag
2019-11-30T17:58+01:00
2019-11-30T17:58+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-landung-beluga-100~_mon-072010.html
5. Juni 1771 - Geburtstag Ernst August König von Hannover
Als Königin Victoria 1837 zur englischen Königin gekrönt wird, endet die 123-jährige Personalunion zwischen dem Englischen und Hannoveraner Thron. Denn in Hannover hat die männliche Thronfolge Vorrang, Victoria als Frau bleibt außen vor. Das bringt ihren Onkel Ernst August auf den Plan, der sich fortan König von Hannover nennen darf. "Ich werde den Hannoveranern ein gerechter und gnädiger König sein", verspricht der 66-Jährige bei Amtseintritt den Bürgern und Bauern in Hannover noch. Was gerecht ist, entscheidet der konservative Engländer indes eigenmächtig. Nur wenige Monate nach seinem Einzug ins Schloss hebt Ernst August die Verfassung von 1833 auf und bringt damit sein Volk gegen sich auf. Geboren wird Ernst August am 5. Juni 1771 als fünfter Sohn von insgesamt 15 Kindern des britischen Königs Georg III. und seiner Frau Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Angesicht der vielen älteren Brüder strebt Ernst August zunächst eine Karriere im Militär an. 1799 ernennt Georg III. seinen Spross zum Herzog von Cumberland und Teviotdale und zum Earl of Armagh. Das sichert Ernst August einen stattlichen Unterhalt sowie einen Sitz im britischen Oberhaus. Überzeugt davon, dass die Tradition bewahrt werden muss, blockiert er nun längst überfällige Reformen und schafft sich so viele Feinde. Auch in Hannover ist man brüskiert über den erzkonservativen Stil des neuen Königs, der im Alleingang die Verfassung außer Kraft gesetzt hat. Das wollen Professoren der Universität Göttingen – darunter die Brüder Grimm – nicht dulden. Immerhin haben sie einen Eid auf diese Verfassung geleistet. Ein aufgesetztes Protestschreiben verbreitet sich in Windeseile. Ernst August ist entsetzt über den Widerstand und entlässt die Professoren, die als Göttinger Sieben in die Geschichte eingehen, aus ihren akademischen Diensten. "Professoren und Huren kann man überall für Geld bekommen", kommentiert Ernst August lapidar. Doch gegen die seit der Französischen Revolution kursierenden revolutionären Ideen kommt auch Ernst August bald nicht mehr an. Zur Revolution 1848 ziehen Demonstranten vor seine Residenz und fordern die Wiederherstellung der Verfassung. Ernst August, mittlerweile 77 Jahre alt, lenkt ein: Hannover bekommt wie die anderen Mitglieder im Deutschen Staatenbund eine neue Verfassung, die unter anderen Presse- und Versammlungsfreiheit vorsieht. Drei Jahre später, am 18. November 1851, stirbt Ernst August und sein einziger Sohn, George V. übernimmt das Amt. Autor des Hörfunkbeitrags: Marko RösselerRedaktion: Hildegard Schulte "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Juni 2021 an Ernst August König von Hannover. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 02.04.2021: Vor 75 Jahren: Todestag von Gerhart Hauptmann
Anke Fricke
Der heutige Prinz Ernst August von Hannover hat nicht nur den Namen von seinem Ur-, Ur-, Ur-Großvater geerbt, sondern auch den Hang zum Rebellen. Dieser legte sich einst sogar mit den Brüdern Grimm an.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "05.06.1771", "5. Juni 1771", "05.06.2021", "5. Juni 2021", "Ernst August König von Hannover", "Brüger Grimm", "Georg III.", "König Viktoria" ]
Radio
2021-06-17T09:22+02:00
2021-06-17T09:22+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-geburtstag-ernst-august-koenig-von-hannover-100~_mon-102026.html
21. Juni 1953 - Geburt der pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto
Wer war Benazir Bhutto wirklich? War sie die Lichtgestalt Pakistans, die das zerrissene Land hätte befrieden und in eine zivile, bürgerliche Zukunft führen können? Oder war die charismatische Volkstribunin eine korrupte, machtgierige Marionette der USA, als die sie ihre Gegner verurteilen und hassen? Viele Hintergründe ihrer politischen Karriere sind bis heute ungeklärt. Als "Evita Peron Pakistans, mit dem IQ einer Hillary Clinton und dem eisernen Willen einer Maggie Thatcher", charakterisiert "Der Spiegel" die Frau, die zum ersten weiblichen Regierungschef eines islamischen Staats gewählt wird. Im Westen gilt Benazir Bhutto als einzige Garantin für eine stabile Demokratie im Atomstaat Pakistan, als Verbündete im Kampf gegen Taliban und Terrorismus. Sechs Jahre nach der Gründung Pakistans kommt Benazir Bhutto am 21. Juni 1953 in Karatschi zur Welt. Sie entstammt einem aristokratischen Großgrundbesitzer-Clan; schon in britischer Kolonialzeit besetzten ihre Vorfahren wichtige politische Ämter. Ihr westlich gebildeter Vater Zulfikar Ali Bhutto erzieht Benazir entgegen islamischer Tradition zu politischem Denken, lehrt sie Englisch und schickt sie zum Studium nach Amerika und England. 1967 gründet Ali Bhutto die linke Pakistanische Volkspartei (PPP) und Benazir begleitet ihren Vater bei seinem Aufstieg zur Macht. Sie sieht sich als seine politische Erbin, als "Tochter der Vorsehung", so der Titel ihrer Autobiografie. 1971 wird Ali Bhutto zum Staatspräsidenten und zwei Jahre später zum Premierminister gewählt. Korruptionsvorwürfe können seinem Ansehen im Westen nicht schaden. Benazir ist 25, als General Zia ul-Hac ihren Vater 1977 mit einem Putsch stürzt; 1979 wird er hingerichtet. Benazir tritt sofort sein Erbe an und organisiert nach fünf Jahren Haft und Hausarrest von London aus die Opposition gegen das Militärregime. 1988 kommt Zia ul-Hac bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben. Endlich ist der Weg frei für Wahlen. Die PPP gewinnt und die schöne, kämpferische Benazir Bhutto leistet in einem grünen Gewand mit weißem Schleier den Amtseid als Premierministerin. Das Militär setzt ihrer Politik enge Grenzen. Den größten Erfolg verbucht Bhutto mit der Annäherung an den Erbfeind Indien. Bereits 1990 setzen die allmächtigen Generäle sie wegen angeblicher Korruption wieder ab. Unklar ist, ob Benazir Bhutto selbst bestechlich war. Ihr Ehemann, der Unternehmer (und spätere Staatspräsident) Asif Ali Zardari, ist als "Mr. 10 Prozent" gefürchtet. Er soll Millionen Dollar Staatsgelder auf seine Konten umgeleitet haben. Dennoch gewinnt Benazir Bhutto 1993 erneut die Wahl – und wieder setzt das Militär ihrer Regierung drei Jahre später ein Ende. Während Asif Ali Zardari ins Gefängnis muss, geht die wegen Korruption verurteilte Benazir Bhutto 1998 ins Exil nach Dubai. Mit Pervez Musharraf reißt der nächste Militär die Macht an sich. Dessen USA-freundliche Herrschaft und das Vordringen der radikal-islamischen Taliban verwandeln Pakistan in ein Pulverfass. Unter Druck schließt Musharraf 2007 ein Abkommen mit der PPP-Opposition: Bhutto soll erneut Premier und Musharraf ziviler Staatspräsident werden. Trotz zahlreicher Morddrohungen kehrt Bhutto im Oktober 2007 nach Pakistan zurück. Am Tag ihrer Ankunft entgeht sie einem Anschlag, bei dem 140 Menschen umkommen. Drei Monate später, am 27. Dezember, fällt Benazir Bhutto in Rawalpindi nach einer Wahlrede einem Attentat zum Opfer. Ob sie durch gezielte Schüsse oder eine Bombe stirbt, bleibt ebenso im Dunklen wie die Hintermänner des Mordes.  Stand: 21.06.2013
Bernd Rexing
Elf Jahre nach dem Sturz von Premierminister Zulfikar Ali Khan Bhutto wird dessen Tochter Benazir 1988 Pakistans erster weiblicher Regierungschef. Nach zweimaliger Abwahl kommt sie 2008, aus dem Exil heimgekehrt, durch ein Attentat ums Leben. Mit ihr sterben 16 weitere Menschen.
[ "Stichtag", "21.06.2013", "21.06.1953", "21. Juni 2013", "21. Juni 1953", "Benazir Bhutto", "Pakistan", "Politikerin", "Attentat", "Premierministerin", "Zia ul-Haq", "Zulfiqar Ali Bhutto", "Korruption", "Indien" ]
Stichtag
2015-10-08T10:41+02:00
2015-10-08T10:41+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7606~_mon-042009.html
4. Dezember 1971 - Deep Purple werden zu "Smoke on the Water" inspiriert
"We all came out to Montreux … On the Lake Geneva shoreline. To make records with a mobile. We didn't have much time …" "Wir kamen nach Montreux am Ufer des Genfer Sees um Platten zu machen mit ’nem mobilen Studio wir hatten nicht viel Zeit." Denn das "Mobile", das die Band von den schon damals sehr geschäftstüchtigen Rolling Stones gemietet hat, bietet zwar Aufnahmetechnik vom Feinsten, ist aber nicht gerade billig. Doch Deep Purple können sich das leisten. Ende 1971 sind sie nach einigen musikalischen Umwegen auf dem Weg nach ganz oben. Am 4. Dezember 1971 ist die Band also in Montreux, um eine neue Platte aufzunehmen. Klar: Um in der Schweiz Steuern zu sparen - aber auch, weil der Ballsaal des alten Casinos direkt am See berühmt ist für seine Akustik. Genau deshalb spielt hier an diesem Tag erst mal noch eine andere Band. Frank Zappa und seine "Mothers of Invention" sind zu der Zeit quasi der Gegenentwurf zum Geradeaus-Rock von Deep Purple: Hochkomplexe Stücke zwischen Jazz, Avantgarde und Dada. Während des Konzerts passiert es. "Da hat jemand ein kleines Feuerwerk – also wirklich: 'Pieks', so eine kleine Bombe, so: 'Puff!' – und das ging auf die Decke und platzt alles in Feuer. Das Gebäude ging in paar Minuten total weg … ", erinnert sich später Casino-Hausherr Claude Nobs. Dank der besonnenen Reaktion Zappas und seiner Roadies, die mit einer Lautsprecherbox das riesige Fenster zertrümmern, um den 2.000 Besuchern einen Fluchtweg zu schaffen, kommt niemand zu schaden. Außer dem kompletten Gebäude und Zappas Anlage im Wert von 250.000 Dollar. Mit dem Casino hatte sich auch der Aufnahmeort für Deep Purples Platte in "Smoke on the Water" aufgelöst. Aber auch hier kann "Funky Claude" Nobs, einflussreicher Chef des Montreux Jazz Festivals, helfen: Er bringt die Band im "Pavillon" unter, einem kleinen Theater in der Stadtmitte. Dort verarbeiten Deep Purple das gerade Erlebte in Text und Musik. Recht lauter Musik übrigens, wie sich Bassist Roger Glover später erinnert: "Mit unserem Lärm brachten wir die ganze Stadt um den Schlaf. Und so stand sehr schnell die Polizei vor der Türe. Aber unsere Roadies ließen sie nicht herein. Sie hatten mit vollem Körpereinsatz die Türe verbarrikadiert. Und so wurden wir dann doch so gegen zwei Uhr am Morgen fertig. Es war auch genau dieser Aufnahmetake, der dann schließlich aufs Album kam…" Schließlich werden der Song und die LP "Machine Head" Megaseller und sichern der Band ihren Platz in der Rockgeschichte, – obwohl das berühmte Gitarrenriff ja eigentlich geklaut ist, wie Ritchie Blackmore später verrät. Aber eben gut geklaut: "Beethovens Fünfte! Spiel es rückwärts, tu noch was dazu – so bin ich drauf gekommen. Ich schulde ihm ’n Haufen Geld…" Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas PfaffRedaktion: Ronald Feisel "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Dezember 2021 an die Entstehung des Deep Purple-Titels "Smoke on the Water". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 05.12.2021: Vor 25 Jahren: Der Kölner Dom wird zum Weltkulturerbe
Vera Kettenbach
Die meisten Menschen dürften das Eingangsriff von Deep Purple&#039;s &#034;Smoke on the Water&#034; kennen. Kaum ein Rockstück hat eine so bewegte Vorgeschichte und so ungeahnte Folgen.
[ "Zeitzeichen", "WDR", "04.12.1971", "4. Dezember 1971", "04.12.2021", "Deep Purple", "Frank Zappa", "Smoke on the Water", "Montreux", "Claude Nobs" ]
Radio
2021-11-30T16:24+01:00
2021-11-30T16:24+01:00
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27. Oktober 2000 - Lida Baarova stirbt
"Viele Leute sagen, er wäre ein Teufel. Er ist zu mir nie so gewesen. Ich kann es leider nicht sagen. Zu mir war er immer furchtbar nett", erinnert sich die Schauspielerin Lida Baarova an ihren Geliebten: Hitlers Propaganda-Chef Joseph Goebbels. "Ich habe eigentlich seine Liebe geliebt. Er hat mich so sehr geliebt, dass ich der Liebe verfallen bin." Als Lida Baarova 1934 aus der damaligen "Tschechei" nach Berlin kommt, ist sie 20 Jahre alt. In ihrer Heimat gilt sie als großes Talent: Die Beamtentochter aus Prag hat schon 18 Filme gedreht und an verschiedenen Bühnen gespielt. Ihr erster  Ufa-Film "Barcarole" macht sie im Deutschen Reich ebenfalls zum Star. Ihr Filmpartner Gustav Fröhlich wird auch privat ihr Liebhaber. Im Sommer 1936 kauft er eine Villa in der Nachbarschaft der Familie Goebbels in Berlin-Schwanenwerder. Nach außen führen Joseph Goebbels und seine Frau Magda eine nationalsozialistische Musterehe mit mittlerweile vier Kindern. Doch der schmächtige, hinkende Propagandaminister ist bekannt für seine Affären mit jungen Schauspielerinnen. Magda duldet die Seitensprünge, solange er sie damit nicht öffentlich brüskiert - und revanchiert sich mit eigenen Liebschaften. "Der Bock von Babelsberg" - wie Goebbels genannt wird - findet auch Gefallen an der schönen Nachbarin. Schon bald lädt er sie zum Tee in sein abgelegenes Blockhaus am Bogensee ein. Goebbels balzt nach allen Regeln der Kunst: Er spielt am Flügel romantische Weisen, rudert Lida über den See, füttert mit ihr Rehe im Wald und turtelt am Kamin. Die 22-Jährige wehrt sich nicht lange gegen seine Avancen. Sie trennt sich von Fröhlich, und Goebbels hat freie Bahn bei seiner "Liduschka": "Er war sehr geistreich. Wir haben viel gelacht und wir haben uns gut verstanden. Ich muss sagen, er war ein sehr nobler Mensch." Aus der Affäre wird eine ernsthafte Liebe. Nach fast zwei Jahren beschließt Goebbels, seine Frau um die Scheidung zu bitten. Er will sein Amt aufgeben und als Konsul nach Japan gehen, erzählt Lida Baarova später. Ihr sagt er: "Und wenn ich Krawatten verkaufen müsste in Japan, ich möchte abdanken." Magda wendet sich an Hitler persönlich. Der Skandal wird zur Chefsache: Der "Führer" tobt und fordert ein Ende der Liebschaft. Goebbels schluchzt am Telefon und zerfließt vor Selbstmitleid. Weil er Lida immer noch heimlich zu treffen versucht, wird er auf den Obersalzberg zitiert. Goebbels knickt ein und verspricht, auf die Geliebte zu verzichten. Lida Baarova erhält Berufsverbot, ihre Filme werden nicht mehr aufgeführt, vor ihrem Haus wacht die Gestapo. Als sie überlegt, nach Hollywood zu gehen, schickt Hitler seinen Adjutanten vorbei: "Der kam und hat gesagt: Frau Baarova, ich mache Sie aufmerksam, gehen Sie nicht über die Grenze von Deutschland. Es könnte Ihnen was passieren." Sie setzt sich nach Prag ab, wo sie nach Kriegsende als Kollaborateurin für 18 Monate ins Gefängnis kommt. In der Nachkriegszeit dreht sie einige Filme in Spanien und Italien, spielt Theater in Deutschland. Doch die Schatten der Vergangenheit wird sie nicht mehr los: Sie bleibt - vor allem in ihrer tschechischen Heimat - die "Geliebte des Teufels". Kurz bevor Lida Baarova am 27. Oktober 2000 im Alter von 86 Jahren in Salzburg stirbt, diktiert sie noch ihre Memoiren. Darin präsentiert sie sich als argloses Opfer des Verführers Goebbels. Seine rassistischen Reden blendet sie aus. Ihre Ausrede: Sie habe damals "eigentlich nicht" gewusst, was Nationalsozialismus sei. Stand: 27.10.2005
Dominik Reinle (AnK)
Vor 5 Jahren: Lida Baarova stirbt
[ "27. Oktober 2000", "Lida", "Baarova", "Goebbels", "Geliebte", "Schauspielerin", "Ufa", "Nazi", "Hitler", "Film", "Fröhlich", "Bock von Babelsberg", "Liduschka", "Magda", "Japan", "Krawatten", "Geliebte des Teufels", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-05T12:48+02:00
2015-10-05T12:48+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1296~_mon-092023.html
1. April 1948 - Franz Burda startet Vorläufer der Illustrierten "Bunte"
Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende, da ist Franz Burda schon wieder groß im Geschäft. Die Auftragsbücher des Offenburger Verlegers und Druckereibesitzers sind durch Bestellungen der französischen Besatzungsbehörden prall gefüllt. Und das, obwohl Burda NSDAP-Mitglied war und durch Kollaboration mit dem Nazi-Regime enorm profitiert hat. Als Lizenznehmer für eine neue Zeitschrift aber muss Burda zunächst eine "Strohfrau" mit unbelasteter Vergangenheit akzeptieren. So fungiert eine alte Freundin des verantwortlichen französischen Presseoffiziers als Herausgeberin, als Burda am 1. April 1948 – noch unter anderem Titel - die erste Ausgabe der Illustrierten "Bunte" auf den Markt bringt. Die Franzosen hätten vor allem der deutschen Jugend eine Brücke bauen wollen, sagt Burda: "Von diesem Gedanken stammt der Titel 'Das Ufer' - das rettende Ufer für ehemalige junge Nazis." Ein Jahr nach dem Start darf er dann selbst als Herausgeber firmieren. 1954 tauft Burda sein neues Verlagsflaggschiff auf den zugkräftigeren Namen "Bunte Illustrierte" um. Mit vielen bunten Bildern von Stars und Sternchen bringt das Blatt Farbe ins triste Nachkriegsdeutschland. Burdas Vorgabe an die Redaktion: keine Wirtschaft, keine Politik, kein Sex: "Ich wünsche, dass meine Illustrierte auf jedem Familientisch Platz finden kann und nicht vor den Kindern versteckt werden muss." Das Konzept des Verlegers mit der untrüglichen Nase für den Massengeschmack geht auf. Klatsch, Tratsch und Skandale aus der Welt der Reichen und Schönen, garniert mit großformatigen Fotos, lassen die Auflage der "Bunten" schon Ende der 50er-Jahre über die Millionen-Grenze schnellen. 1976 übergibt Franz Burda, von seinen Mitarbeitern als "lebender Herrgott" geachtet wie gefürchtet, die "Bunte", wie die Zeitschrift inzwischen heißt, an seinen Sohn Hubert. Der macht daraus eine aggressive Illustrierte für Society-Voyeure, voll mit möglichst pikanten Details aus dem Privatleben von Promis. Die Wahrheit bleibt dabei nicht selten auf der Strecke. Prinzessin Caroline von Monaco gehört zu den ersten "Bunte"-Opfern, die sich medienwirksam vor Gericht gegen Paparazzi-Fotos und frei erfundene Interviews wehren. Seither ist man etwas vorsichtiger geworden bei "Deutschlands größtem People-Magazin" (Burda-Eigenwerbung) - zu Lasten der Auflage, die inzwischen nur noch bei knapp 470.000 Exemplaren liegt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 02.04.2018: Vor 900 Jahren: Todestag von Balduin I., König von Jerusalem
Bernd Rexing
Klatsch, Tratsch und Bilder aus der Promi-Welt – das ist die &#034;Bunte&#034;, laut Eigenwerbung Deutschlands größtes People -Magazin. Vor 70 Jahren erscheint es erstmals unter dem Namen &#034;Das Ufer&#034;.
[ "Stichtag", "01.04.1948", "01.04.2018", "1. April 1948", "1. April 2018", "Bunte", "Illustrierte", "Franz Burda", "Verleger", "Hubert Burda", "Verlagshaus", "People-Magazin", "Klatschpresse", "Schickeria", "Caroline von Monaco" ]
Stichtag
2018-04-01T00:00+02:00
2018-04-01T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-ausgabe-bunte-100~_mon-042019.html
1. Januar 1953 - Die erste Vier-Schanzen-Tournee startet
Sommer 1949: In der Stube des "Haus Maier" in Garmisch-Partenkirchen treffen sich deutsche und österreichische Skispringer, die sich noch aus den Jahren des "Großdeutschen Reiches" während der Nazi-Zeit kennen. Die Innsbrucker Emmerich "Putzi" Pepeunig und Helmut "Heli" Ziegler entwickeln zusammen mit dem Partenkirchener Franz Rappenglück die Idee einer "deutsch-österreichischen Springertournee". Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg dürfen deutsche Sportler aber noch nicht im Ausland antreten. Deshalb dauert es noch fast drei Jahre, bis am 17. Mai 1952 auf der Seegrube bei Innsbruck der Organisationsplan für eine Vier-Schanzen-Tournee entsteht. Austragungsorte in der Bundesrepublik sind Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, in Österreich sind es Innsbruck und Bischofshofen. Ihre Premiere hat die Veranstaltung mit dem Neujahrsspringen am 1. Januar 1953 in Garmisch-Partenkirchen. Erster Gesamtsieger nach den vier Springen wird der Österreicher Sepp "Buwi" Bradl. Seit der Tournee 1972/73 werden die Wettbewerbe immer in der gleichen Reihenfolge ausgetragen: Jeweils Ende Dezember wird in Oberstdorf gestartet, an Neujahr in Garmisch-Partenkirchen, dann folgen Innsbruck und zum Abschluss Bischofshofen. So beginnt die Tournee im alten Jahr und endet im neuen. In den Anfangsjahren stürzen sich die Springer mit vorausgestreckten Armen von der Schanze ins Tal. Bekleidet sind sie mit Mütze, Pullover und Stoffhosen. "Das waren flattrige Anzüge, weil uns das gefallen hat, wenn der Wind da reingefahren ist in diese etwas erweiterte Hose", erinnert sich Sepp Kleisl, der zur ersten Generation der Skispringer gehört. Als Preise gibt es damals Sachwerte wie Wollpullover, Kofferradios oder Kochtöpfe. Alle Sportler sind Amateure. Skispringen ist zu der Zeit noch hoch riskant - mit schweren Stürzen und auch Todesfällen. Ende der 1950er Jahre dominiert der DDR-Athlet Helmut Recknagel die Skisprung-Wettbewerbe. Die Vier-Schanzen-Tournee 1959/60 gewinnt mit Max Bolkart aber dennoch ein Westdeutscher. Die Sportler aus dem Ostblock sind wegen des so genannten Flaggenstreits gar nicht angetreten: Österreich und Westdeutschland erkennen die DDR nicht an und haben deren Präsentation verboten. Die Organisatoren entscheiden daraufhin, nur noch Fahnen der jeweiligen Skiclubs zu hissen - mit Erfolg. Ein Jahr später reist das DDR-Team wieder an und Recknagel gewinnt erneut. Bei der Vier-Schanzen-Tournee gibt es immer wieder große Duelle. In den 1980er Jahren messen sich der Finne Matti Nykänen und Jens Weißflog aus der DDR. Beide erleben, wie sich die Sportart verändert. Bei der Tournee 1987/88 präsentiert der Schwede Jan Boklöv zum ersten Mal seinen V-Stil. Er hält die Skier in der Luft nicht parallel, sondern spreizt sie, um mehr Tragfläche zu haben. Mit dieser Sprungtechnik lässt sich die Anlaufgeschwindigkeit effektiver auf den Flug übertragen. Bald springen alle so. "Ich musste meinen Bewegungsablauf völlig neu ordnen", sagt Weißflog später. Es sei für ihn wie das Schreibenlernen mit der linken Hand gewesen. Die Verbesserung von Material und Technik geht weiter. Immer neue Anzüge, Skier und Bindungen werden entwickelt. Gefeilt wird auch am Anlauf und der Weitenmessung. Die Vier-Schanzen-Tournee, die 1956 erstmals live in der ARD übertragen wurde, ist mittlerweile ein Mega-Event. Zum 50. Jubiläum der Tournee gelingt Sven Hannawald 2002 das, was noch niemand geschafft hat: Er gewinnt alle vier Springen - den "Grand Slam" ("Großer Schlag"). Stand: 01.01.2013
Dominik Reinle
Was gibt es Schöneres, als an einem leicht verkaterten Neujahrsmorgen das traditionelle Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen zu gucken? Es ist Teil der Vier-Schanzentournee, die seit 1953 grenzübergreifend in Österreich und Deutschland stattfindet.
[ "Stichtag", "01.01.1953", "1. Januar 1953", "01.01.2013", "01. Januar 2013", "Vierschanzentournee", "Skifliegen", "Ski", "Garmisch-Partenkirchen", "Skispringen", "Oberstdorf", "Innsbruck", "Bischofshofen", "Österreich", "Bundesrepublik Deutschland" ]
Stichtag
2015-10-07T16:23+02:00
2015-10-07T16:23+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7178~_mon-052009.html
06.05.1915 - Geburtstag von <span lang="en">Orson Welles</span>
Orson Welles galt als Wunderkind und Arbeitstier. Bereits sein erster Kinofilm, "Citizen Kane" von 1941, wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und gilt heute als Meilenstein der Filmgeschichte. Davor hatte der Welles mit Theater und Radioproduktionen auf sich aufmerksam gemacht, wie etwa "Der Krieg der Welten" nach H.G. Wells. Angeblich löste die fiktive Reportage der Landung von Marsmenschen auf der Erde  bei der Ausstrahlung eine Massenpanik aus. Ein Mythos der sich standhaft hält und der sehr zum Ruhm des jungen Welles beitrug. Ein Ruhm, der anhielt, der aber nicht mit Erfolg zu Lebzeiten belohnt wurde. Misserfolge, Rückschläge und historische Flops prägten das Leben des rastlosen Künstlers. Redaktion: Michael Rüger
Veronika Bock
Kein Medium des 20. Jahrhunderts in dem Orson Welles nicht markante Spuren hinterließ. Er brillierte als Autor, Regisseur und Akteur im Theater, im Kino und im Rundfunk. Seine Projekte, auch die gescheiterten, sind mittlerweile legendär und schon zu Lebzeiten schrieb er tüchtig am eigenen Mythos mit.
[ "WDR5", "06.05.2015", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Orson Welles", "Amerika", "Schauspieler", "Regisseur" ]
Radio
2016-03-09T16:44+01:00
2016-03-09T16:44+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/welles104~_mon-082025.html
Silvesterkonzert
Zum Jahreswechsel knallen nicht nur die Sektkorken: Mit Meisterwerken von George Gershwin verwandeln Makoto Ozone und das WDR Funkhausorchester die Bühne in einen schillernden Klangkosmos. Von der "Rhapsody in Blue" bis zu mitreißenden Broadway-Hits – ein musikalisches Feuerwerk zum Übergang ins neue Jahr! Makoto Ozone KlavierWDR Funkhausorchester Garrett Keast LeitungDaniel Finkernagel/WDR 3 Moderation
DB
Silvesterkonzert
[ "WFO", "WDR Funkhausorchester", "WDROrchesterundChor", "Orchester und Chor", "Silvesterkonzert", "Makoto Ozone", "Garrett Keast", "Konzert Essen", "Klassik Essen", "31.12.2024" ]
Orchester und Chor
2024-04-30T10:00+02:00
2024-08-01T15:46+02:00
https://www1.wdr.de//orchester-und-chor/funkhausorchester/konzerte/termine/silvesterkonzert-138~_mon-052026.html
06. Dezember 2004 - Vor 95 Jahren: Adolf Sommerauer wird geboren
"Bloß die Absicht jemandem zu helfen, das ist für eine Sendung zu wenig", sagt Fernsehpfarrer Adolf Sommerauer. "Die Sendung muss ja auch interessant sein für alle möglichen Leute, die eben gerade zuschauen." Diese Anforderung erfüllt der evangelische Theologe in seiner ZDF-Reihe "Pfarrer Sommerauer antwortet" spielend: Bis zu sechs Millionen Zuschauer verfolgen seine Auftritte, die zwischen 1963 und 1978 insgesamt hundertmal ausgestrahlt werden. Alle zwei Monate 30 Minuten lang Seesorge pur - ohne Musik, ohne Publikum, ohne Gäste. Einzige Zutat: Bis zu 5.000 Briefe pro Sendung, in denen die Menschen Rat suchen. Für sie wird Adolf Sommerauer zum "Bundestrainer für besseres Leben". Er versucht, Lebensmüden und Sterbenskranken Mut zuzusprechen und bei Ehe- oder Erziehungsproblemen zu helfen. Adolf Sommerauer wird am 6. Dezember 1909 als Sohn eines Arbeiters in München geboren. Er studiert Theologie und Philosophie, ist ab 1933 für sechs Jahre Vikar und Pfarrer in Regensburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er Mitarbeiter an der neu gegründeten Evangelischen Akademie Tutzing. 1957 beauftragt ihn die Evangelische-Lutherische Kirche in Bayern mit Predigt- und Rundfunkfragen. Seine ZDF-Sendung macht ihn schließlich zum "Seelsorger der Nation" - er ist so bekannt wie der Bundeskanzler. Lebenshilfe leistet er außerdem als Autor von rund 30 Büchern: Hörspiele, ein Bühnenstück, Werke zu theologischen Fragen und ein Kochbuch. Adolf Sommerauer stirbt im Alter von 85 Jahren am 12. Mai 1995 an einer Herzschwäche. Er hinterlässt seine Frau Gertrud und fünf Kinder. Stand: 06.12.04
Dominik Reinle (AnK)
Vor 95 Jahren: Adolf Sommerauer wird geboren
[ "6. Dezember 1909", "Adolf", "Sommerauer", "Fernsehpfarrer", "Theologe", "Seelsorger", "Pionier", "Pfarrer", "Bildschirm", "Religion", "ZDF", "Stephan Lennartz", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T16:14+02:00
2015-10-06T16:14+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag406~_mon-032013.html
12.01.2010 - Erdbeben in Haiti
Mehr als 300.000 Menschen starben, fast zwei Millionen Menschen wurden obdachlos, fast 4000 Schulen wurden zerstört, 30 Krankenhäuser fielen in sich zusammen. Im Oktober desselben Jahres brach in all dem Chaos und Elend auch noch eine Cholera-Epidemie aus. Für Haiti im Westen der Insel Hispaniola ist der 12. Januar 2010 der schwärzeste Tag in seiner jüngeren Geschichte. Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre stürzte dadurch noch tiefer ins Elend. Bis heute leben noch rund 150.000 Menschen in Zeltlagern. Noch immer liegen weite Teile des Landes in Trümmern. Noch immer grassiert die Cholera im Land. Redaktion: Ronald Feisel
Andrea Kath
Haiti, das Versuchslabor der Hölle - so titelte die Zeitung &#034;Die Welt&#034; kurz nach der Katastrophe. Die Apokalypse begann genau um 16:53 Uhr Ortszeit. Mit einer Stärke von 7,0 legte ein Erdbeben in nur einer Minute weite Teile Haitis in Schutt und Asche. Es war das schwerste in der Geschichte Nord- und Südamerikas.
[ "WDR5", "12.01.2015", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Haiti", "Erdbeben" ]
Radio
2016-03-16T14:47+01:00
2016-03-16T14:47+01:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/haiti144~_mon-072025.html
20.10.1632 - Geburtstag des Architekten Christopher Wren
Einer seiner beeindruckendsten und berühmtesten Bauten ist die Saint Paul’s Cathedral in London, die Christopher Wren nach dem großen Brand 1666 in der britischen Hauptstadt neu errichtete. Der königliche Baumeister reiste durch Italien und Frankreich, um die unterschiedlichsten Stile und Epochen zu verinnerlichen. Neben der Baukunst lehrte der studierte Mathematiker Astronomie, machte wissenschaftliche Experimente und Erfindungen. Heute vor 380 Jahren wurde Christopher Wren geboren. Redaktion: Michael Rüger
Andrea Klasen
Sir Christopher Wren ist einer der bedeutendsten britischen Architekten. Er war Baumeister der Stadt London, und königlicher Generalarchitekt von England.
[ "WDR5", "20.10.2012", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Architekt", "Christopher Wren", "England", "Saint Paul's London", "Cathedrale" ]
Radio
2016-04-14T16:17+02:00
2016-04-14T16:17+02:00
https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/christopherwren100~_mon-052027.html
14. Oktober 2010 - Vor 70 Jahren: Sänger Cliff Richard wird geboren
Cliff Richard ist ein ungewöhnlicher Rockstar: angenehme Manieren, keine Skandale, aus Überzeugung nett. Diese Überzeugung ist sein Glaube. "Ich sehe mich als Christ, der zufällig im Showgeschäft ist - und nicht etwa umgekehrt", hat er einmal gesagt. Kaum ganz zufällig ist er einer der erfolgreichsten britischen Popsänger. Seit fast 60 Jahren ist Cliff Richard im Musikgeschäft. Bis heute hat er mehr als 250 Millionen Alben verkauft, vor allem in Großbritannien, anderen Ländern Europas und den USA. Seit den 50er Jahren landet er regelmäßig in jedem Jahrzehnt einen Nummer-Eins-Hit. Dabei fing sein Leben in Armut an. Als Harry Roger Webb wird er am 14. Oktober 1940 im indischen Lucknow geboren. Während des indischen Unabhängigkeitskrieges zieht die britische Familie zurück nach England und lebt fortan in einer Sozialwohnung. Das Stimmtalent des 14-jährigen Harry wird bei einer Theateraufführung in der Schule entdeckt. Dennoch macht er zunächst eine Lehre in einer Fabrik für Fernsehapparate. Zu dieser Zeit probt er schon mit seiner Band, den "Drifters", später nennen sie sich die "Shadows". 1957 erscheint die erste selbst produzierte Single: "Move it", eine Rock'n'Roll-Nummer. Bereits die erste Platte ist der beginn einer Hitserie in den britischen Charts. Webb nimmt bald den Künstlernamen Cliff Richard an - und gilt als der britische Elvis Presley. Doch bereits 1959 findet er zu einen eigenen Stil, verträumter und sanfter als der Elvis-Sound. Dem bleibt er treu und hat damit andauernden Erfolg.  Seine Lieder schreibt er allerdings nicht selbst, er arbeitet mit Komponisten zusammen. "Die erste Frage, die die Komponisten mir stellen: Was für einen Song willst du? Und ich sage dann: Ich will einen Nummer-Eins-Hit", erinnert sich Richard. Um auch in anderen Ländern an der Spitze der Charts zu landen, singt er in den jeweiligen Landessprache. Sein Klassiker "Lucky Lips" wird auch in Deutschland ein großer Erfolg, er singt: "Rote Lippen soll man küssen". Richard erinnert sich selbstkritisch: "Jahre später habe ich herausgefunden, dass viele dieser für mich fremdsprachigen Texte ziemlich dumm waren." 1961 stirbt der Vater, ein einschneidendes Ereignis für Cliff Richard: Er wendet sich dem christlichen Glauben zu, erst den Zeugen Jehovas, dann der evangelikalen "Crusaders"-Sekte. "Ich habe meinen Glauben immer als große Hilfe empfunden. Und gedacht: Wie hätte ich mich gefühlt, wenn ich wirklich nur die Musik gehabt hätte?" Cliff Richard bekennt sich auf den Bühnen der Welt öffentlich zu seinem christlichen Glauben, spendet hohe Summen für christliche Wohltätigkeitsorganisationen - und hat genauso viel Erfolg wie zuvor. 1995 wird er von der britischen Queen zum Ritter geschlagen.  Stand: 14.10.10
Martina Züger (tax)
Vor 70 Jahren: Sänger Cliff Richard wird geboren
[ "14. Oktober 1940", "Cliff Richard", "britischer Sänger", "Crusaders", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T15:40+02:00
2015-10-06T15:40+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4648~_mon-022015.html
Schlechtes Wetter in NRW? 19 Ausflugs-Tipps für kalte Regentage
Das Wetter ist nass und grau? Kein Grund das gesamte Wochenende auf dem Sofa zu verbringen. Wir zeigen Ausflugstipps für Familien und Paare in NRW, die auch bei schlechtem Wetter funktionieren. Klick dich einfach durch unsere Karte oder navigiere über die Kapitel direkt zu den einzelnen Ausflugszielen. Schon von außen zieht er die Blicke auf sich: 66 Meter hoch ragt der große graue Gaskessel in Wuppertal-Heckinghausen zwischen Wohnhäusern und Produktionshallen in die Höhe. Und auch sein Inneres ist sehenswert! Dort erwartet Besucher die größte 360-Grad-Leinwand Europas mit wechselnden Multimedia-Shows: Gestatten, das Visiodrom. Bis Ende der 90er-Jahre wurde in dem riesigen Kessel noch Gas gelagert. Heute stehen im Inneren insgesamt 33 Projektoren, die Wände wurden rundherum zu Leinwänden. Besucher können es sich auf Sitzsäcken gemütlich machen und den Blick nach oben schweifen lassen. Aktuell läuft im Visiodrom noch eine Multimedia-Show zu Leonardo da Vinci. Auf den Leinwänden tauchen seine Gemälde auf – unter anderem die berühmte "Mona Lisa". Außerdem werden seine Erfindungen und Flugmaschinen in der Show zum Leben erweckt. Vorher oder hinterher geht es hoch auf das Dach des Gaskessels. Gut Trainierte nehmen die Außentreppe, Gemütlichere den Aufzug. Egal, wie man hochkommt, es bietet sich ein wunderbarer Wuppertal-Blick. Achtung: Der Wind bläst hier ordentlich. Aber warme Kleidung ist im Visiodrom ohnehin ein Muss. Weil der Kessel nicht beheizt ist, ist es bei kühlen Temperaturen draußen auch im Inneren ziemlich zugig. Und wer von Gaskesseln nicht genug bekommt: In Oberhausen wartet der Gasometer. Mit knapp 120 Metern sogar noch höher und mit seinen wechselnden Ausstellungen nicht weniger sehenswert. Im Zoo auch bei Regen nicht nass werden? Zugegeben, so ganz schafft das der Allwetter-Zoo in Münster auch nicht. Aber immerhin: Ein Kilometer der insgesamt fünf Kilometer Wege durch den Zoo sind überdacht. Besucher können sich also immer wieder ins Trockene flüchten. Und auch ins Tropische: 2023 hat am Eingang des Zoos eine neue Tropen-Halle mit großem Kuppeldach eröffnet. Die Halle verspricht auch bei Winterwetter Sommerfeeling. Besucher sehen und hören hier unter anderem Brüllaffen, Riesenotter, Ameisenbären, Tapire, Faultiere und freifliegende Vögel. Von den Aussichtstürmen in der Halle guckt man von ganz oben in die Tropen, durch die Unterwasserfenster von ganz unten. Neben dem Allwetterzoo können Besucher auch das "Westfälische Pferdemuseum" und "Robbenhaven" erkunden. Eintritt muss für alle Einrichtungen nur einmal gezahlt werden. Auch die anderen Zoos in NRW haben Aquarien und Tierhäuser, in denen Besucher vor Regen geschützt sind und sich aufwärmen können. Zum Beispiel die Zoos in Köln, Duisburg, Wuppertal, Dortmund, Krefeld und Gelsenkirchen. Im Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf ist alles überdacht, kombiniert mit einem Naturkundemuseum. Wenn ihr genug von Museen habt und ein bisschen mehr Adrenalin mögt, seid ihr auf der Kartbahn "GPN Grand Prix Niederrhein" in Weeze genau richtig. Fast 500 Meter Rennstrecke warten hier auf euch. Auch für die kleinen Fahrer ist etwas dabei. Angefangen bei Doppelsitzer-Twinkarts, in denen Erwachsene gemeinsam mit Kindern ab drei Jahren fahren dürfen, bis zu speziellen, individuell zu drosselnden Kinderkarts. Auch Menschen mit Querschnittslähmung können in einem speziellen Kart auf der Piste unterwegs sein. Dieses kann komplett über das Lenkrad gesteuert werden. Doch auch, wenn ihr nicht am Niederrhein wohnt, habt ihr viele Möglichkeiten, in NRW Kart zu fahren. Weitere Bahnen gibt es zum Beispiel in Dortmund, Werther oder Asbach. Klettern in einer Kirche? Das geht und ist erlaubt – quasi von ganz oben. In Deutschlands erster Kletterkirche in Mönchengladbach. 2007 gab es hier den letzten Gottesdienst. Danach wurden Altar und Orgel rausgeräumt. Jetzt ist die ehemalige Kirche ein Kletterparadies. Von außen sieht das Gebäude von Sankt Peter weiterhin aus wie eine normale Kirche. Von innen ist es allerdings rundherum mit hellen Kletterwänden ausgekleidet. Immerhin 13 Meter sind sie hoch und gespickt mit bunten Klettergriffen und Vorsprüngen. Es gibt leichtere Routen für Einsteiger genauso wie dicke Brocken für erfahrene Kletter-Künstler. Auf der Empore, auf der früher die Kirchenorgel stand, kann man jetzt bouldern. Oder einfach den anderen Kletterern von oben zugucken. Die Kletterkirche bietet unter anderem verschiedene Kurse, einen offenen Klettertreff und Kindergeburtstage an. Auch wer das Klettern einfach nur ausprobieren möchte, schafft es schnell an die hohen Wände. Dank Selbstsicherungs-Automaten können Einsteiger ohne eine lange Sicherheitseinweisung losklettern. Und wo wird in NRW ansonsten im Trockenen geklettert oder gebouldert? Zum Beispiel im Kletterzentrum "Wupperwände" in Wuppertal, in der Kletterhalle "Bronx Rock" in Köln, im Kletterzentrum "Big Wall" in Senden, im Alpinzentrum Bielefeld und in den Neoliet-Kletterzentren in Bochum und Mülheim. Nicht weniger als "Europas größten Indoor-Freizeitpark" verspricht der Alma-Park in Gelsenkirchen. Die Anlage ist auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Alma im Stadtteil Ückendorf entstanden und 15.000 Quadratmeter groß. Von Abenteuergolf bis Trampolinspringen gibt es hier auch bei schlechtem Wetter keine Langeweile. Für robustere Schlecht-Wetter-Ausflügler bietet der Alma-Park Lasertag, Arrowtag und Paintball an. Bei allen Spielen versuchen sich die Mitspieler gegenseitig abzuschießen - mit Laserkanone, entschärften Pfeilen und Bogen oder Farbpistolen. Genauso viel Action, aber weniger Waffen, gibt es beim Bubbleball. Da schlüpfen die Mitspieler in große aufgeblasene Bälle und spielen Fußball. Man schubst hart, fällt aber weich. Es geht aber auch deutlich ruhiger. Bei einer besonderen Form des Minigolfs zum Beispiel: Gespielt wird in der Halle mit Bergwerk-Kulisse auf Kunstrasen, kombiniert mit Schwarzlicht. Die Anlage hat 14 verschiedene Bahnen. Ungewöhnliche Kombination Nummer zwei: Pool-Soccer, eine Mischung aus Billard und Fußball. Auf einem überdimensionalen Billardtisch müssen Fußbälle versenkt werden. Wenn es draußen auf den Rutschen und Klettergerüsten zu nass und kalt ist, gibt es vor allem für Kinder noch zahlreiche weitere Indoor-Spielplätze in NRW: Etwa den "Tummel-Dschungel" in Bergisch-Gladbach, "Bero's Kinderwelt" in Neuss oder die "Olymp-Kids-World" in Dorsten. Wo früher die Menschen ins Nass gesprungen sind, liegen jetzt Schiffe auf dem Trockenen. Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt ist in der ehemaligen Ruhrorter Badeanstalt untergebracht. Hier gibt es alles rund um die Schifffahrt auf Kanälen, Flüssen und Seen, von der Steinzeit bis heute. Ein Einbaum-Boot aus der Eisenzeit zum Beispiel, rund 3000 Jahre alt. Oder das größte Ausstellungsstück: Ein Lastensegelschiff von 1912, es thront mitten in der großen ehemaligen Schwimmhalle. Für Kinder gibt es ein Museumsquiz, Erwachsene können an Flaschenzügen ausprobieren, wie die Schiffe früher be- und entladen wurden. Von April bis Oktober können Besucher draußen auf einem Seitenarm des Rheins unter anderem auch einen Radschleppdampfer und ein Kranschiff entern, beide mehr als 100 Jahre alt. Und wer dann noch nicht genug hat von der Binnenschifffahrt: Europas größter Binnenhafen in Duisburg ist gleich nebenan. Sollte das Wetter doch aufklaren, bietet sich hier sogar noch eine Hafenrundfahrt an. Zerklüftete Felswände, ein kilometerweit verzweigtes Netz aus geheimnisvollen engen Gängen und großen Hallen, unterirdische Seen, versteinerte Muscheln. Die Kluterthöhle in Ennepetal ist Deutschlands größte begehbare Höhle. Ganz trocken bleibt man hier allerdings nicht: Es tropft nämlich immer wieder von den Wänden und der Decke. Vor rund 385 Millionen Jahren hat das Wasser eines tropischen Meeres die Kluterthöhle geformt. Sie ist damit eines der am besten erhaltenen versteinerten Korallenriffe Europas. Überall an den Wänden kann man heute versteinerte Schwämme, Muscheln und Korallen entdecken. Und Ärzte haben festgestellt, dass die Luft in der Höhle für Menschen mit Asthma, Allergien und Corona-Folgen besonders gesund ist. Einfach in die Höhle reinspazieren ist allerdings nicht möglich. Das heißt: Führung buchen. Die entspannteste Variante dauert 45 Minuten, Besucher sollten festes Schuhwerk und eine Jacke mitbringen – in der Höhle herrschen nämlich konstant zehn Grad. Wer es abenteuerlicher will, kann zum Beispiel eine Erlebnistour buchen. Hier kriechen und robben die Besucher durch die engen und unbeleuchteten Gänge abseits der ausgebauten Wege – Taschenlampe, Helm und alte Kleidung nicht vergessen! Für alle Hobby-Höhlenforscher gibt es in NRW auch noch viele weitere spannende Höhlen. Zum Beispiel die Attahöhle in Attendorn mit ihren unzähligen wunderschönen Tropfsteinen, die Dechenhöhle in Iserlohn mit den Knochen von eiszeitlichen Bären und die Balver Höhle in Balve, in der regelmäßig Konzerte und Theateraufführungen stattfinden. Nostalgie für Erwachsene und Zeitgeschichte für Kinder. Rund 5000 Jahre Informationstechnik findet im Heinz Nixdorf Museum seinen Platz. Zum Beispiel Rechner größer als Kleiderschränke, singende Roboter und legendäre Computer wie der C64. Aber auch Smartphones, KI und moderne Spielekonsolen sind in der Ausstellung zu finden. Beim Gang durch das Museum ertönt immer wieder das Surren und Piepen der Geräte. Das Computermuseum ist das weltgrößte seiner Art. Es ist dem Computerpionier Heinz Nixdorf gewidmet. Nixdorf wurde 1925 in Paderborn geboren. Anfang der 1950er gründete er die Nixdorf Computer AG. Seine Computer behaupteten sich damals gegen die amerikanische Konkurrenz. Besucher können die Lebensgeschichte des Computer-Genies entdecken. Das Heinz Nixdorf Museum ist mittlerweile das größte Computermuseum der Welt. Familien und Schulklassen können mit Robotern spielen und so das Museum entdecken. Sie können alte Telefone mit Drehscheibe ausprobieren, Geheimschriften entziffern oder in die Robotik schnuppern. Rund 100 Kinder zieht es jeden Tag in das Museum. Einmal im Jahr gibt es außerdem ein Computer-Festival hier. Lust auf mehr Technik? Und vor allem auf Technik der Zukunft? In der Ausstellung "Mission KI" im Deutschen Museum in Bonn können Besucher in Erlebnisräumen die verschiedenen Arten der künstlichen Intelligenz entdecken. Neuronale Netze können trainiert und die Grenzen der Technik erforscht werden. Anfassen, ankurbeln, anbauen – Ausprobieren ist in der Phänomenta in Lüdenscheid ausdrücklich erwünscht. Im Warmen und Trockenen warten rund 180 verschiedene Exponate darauf, von Kindern und Erwachsenen erforscht zu werden. Die Hinweise an den Exponaten sind klein, der Lerneffekt groß. Die Empfangsdame in der Phänomenta ist Lüdia, ein kleiner menschenähnlicher Roboter mit großen Augen. Die Besucher können mit Lüdia sprechen oder mit ihr Macarena tanzen. Da wird es auch im Winter schnell warm. Ein Stück weiter, im Phänomenta-Turm, hängt ein Foucault’sches Pendel, das sich endlos bewegt. Auch im Turm: Das größte Kaleidoskop Europas. Einfach unten hinlegen und dem bunten Farbenspiel oben zugucken. Dazu kommen unzählige Experimente: Ohne Kleber eine Brücke bauen, über die man laufen kann. Sich beim Hochsprung am höchsten Punkt fotografieren lassen, Kugeln um die Wette kugeln lassen, mit einem Wassertropfen Fußball spielen und versuchen, gegen die eigene Stimme anzusprechen. In der Phänomenta in Lüdenscheid wird es nicht langweilig. Besondere Stationen sind nur am Wochenende und in den Ferien geöffnet. Besucher können sich in einen Raum setzen, der sich daraufhin um sie herumdreht. Schwindelgefahr! Außerdem kann ein mehr als 40 Meter langer, stockfinsterer Rundgang erkundet werden – hier geht es nur tastend voran. Noch mehr Ausprobier-Ausflüge gibt es in NRW zum Beispiel im ähnlich aufgebauten Phänomania Erfahrungsfeld in Essen oder in der DASA in Dortmund – einer Ausstellung, in der Kinder und Erwachsene in viele unterschiedliche Berufe schlüpfen können. Der echte WM-Pokal, der Original-Ball vom "Wunder von Bern" 1954, das Trikot von Diego Maradonna aus dem WM-Endspiel 1990, unzählige weitere Trophären, Trikots und triumphale Fußball-Ereignisse – Fußballfans entdecken im Deutschen Fußballmuseum am Dortmunder Hauptbahnhof alles, was ihr Herz begehrt. Im Museum geht es als Erstes eine Rolltreppe hoch, vorbei an unzähligen gemalten Fußballfans. Auch der ein oder andere Promi-Fan ist hier verewigt. Es lohnt sich also, mal genauer hinzugucken. Erste Station ist dann der WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft beim "Wunder von Bern" 1954, der gefühlten Geburtsstunde des deutschen Fußballs. Von dort geht es quer durch die deutsche Fußball-Geschichte. Von der Nationalmannschaft bis zur Bundesliga und ihren Vorläufern. Überall kann geguckt, gehört, geklickt und in Fußballerinnerungen geschwelgt werden. Ein großes Highlight: Die dunkle Schatzkammer mit den hell angestrahlten Original-Pokalen. Auch die Fußballvereine aus NRW nehmen im Fußballmuseum viel Raum ein. Die Besucher sehen den 1971 abgebrochenen Holz-Torpfosten vom Mönchengladbacher Bökelberg, die Kapitänsbinde der Duisburger Legende Bernhard Dietz im Europameisterteam von 1980, den Aufstiegsring des VfL Bochum aus dem Jahr 1971 und das Original-Trikot von Rot-Weiss Essen-Legende Helmut Rahn aus dem WM-Endspiel 1954. Lieber ein Museum ohne Fußball? In NRW überhaupt kein Problem: Das Schokoladenmuseum in Köln, das Neanderthal-Museum in Mettmann, das Filmmuseum in Düsseldorf oder das Haus der Geschichte in Bonn kennen die meisten. Aber auch das Brauerei-Museum in Dortmund? Das Sauerland-Museum in Arnsberg, das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna, das Bunker-Museum in Oberhausen, das rock'n'popmuseum in Gronau oder das Pilzmuseum in Bad Laasphe? In NRW gibt es mehr Museen als Tage mit schlechtem Wetter! Wuppertal und seine Schwebebahn gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Das Wahrzeichen der Stadt fährt täglich über 80.000 Menschen auf 13 Kilometern Strecke durch die Stadt. Seit 1901 gibt es die Schwebebahn schon. Natürlich gehört zu solch einer historischen Attraktion auch ein Museum, das sich perfekt an Regentagen besichtigen lässt: Das Schwebodrom. Hier können die Besucher in die Geschichte der Schwebebahn eintauchen. Das geht in der Museumsausstellung, in einer Projektionswelt oder bei einer Virtual Reality Tour. Ein historischer Wagen wird zur Zeitmaschine, wenn die Besucher ihre VR-Brille aufsetzen. Dann beginnt eine virtuelle Fahrt mit der Schwebebahn, die realistisch zeigt, wie Wuppertal vor etwa 100 Jahren einmal ausgesehen hat. Wie das möglich ist, obwohl die Stadt mittlerweile ganz anders aussieht als damals? Durch Luftaufnahmen, die von 1900 bis heute gemacht wurden. Mehr Infos zum Schwebodrom gibt es hier. Energiewende? Klingt als Thema erstmal ziemlich öde. Das Energeticon in Alsdorf, etwa 20 Kilometer von Aachen entfernt, ist aber das Gegenteil davon. Auf dem etwa 700 Meter langen Ausstellungsparcours, unterteilt in etwa 30 Stationen, unternehmen Besucher eine spannende Reise durch die Geschichte der Energienutzung. Wie haben wir die Sonne früher genutzt? Warum sind wir auf fossile Energie umgestiegen? Und wobei kann uns die Kraft der Sonne heute helfen? Hier haben sogar Kinder ab sechs Jahren ihren Spaß. Sie können sich zum Beispiel als buntes Wärmebild sehen oder als lebendiges Biokraftwerk auf dem Flugrad erleben. Und sie erfahren, wie die Bergleute unter Tage gearbeitet haben. Für die älteren Begleiter ist die Welt der Bergleute genauso spannend: Sie können einen ganz besonderen Menschen zum "Ehrenknappen" schlagen lassen, bei der traditionellen bergmännischen Zeremonie mitmachen und bekommen am Ende einen Bergmannsschnaps. Bei gutem Wetter können Besucher draußen die höchste Bergehalde im ehemaligen Aachener Steinkohlerevier besteigen. Oder man wandert vom Energeticon über den "Weg der Energie" zum 45 Meter hohen Fördergerüst im Zentrum von Alsdorf. Eine bessere Aussicht gibt es in der Gegend kaum. Achtung: Die Wanderung ist nur bis Oktober möglich. Die Bergbau-Führung hat richtig Spaß gemacht? Noch mehr über die Arbeit unter Tage gibt es in den Bergbau-Museen in Bochum und Mechernich und im Besucherbergwerk Kleinenbremen zu erleben. Eine Zeitreise der ganz besonderen Art gibt es im Deutschen Traktoren- und Modellauto-Museum in Paderborn. Es ruckelt, knattert, wummert und riecht nach Diesel und Öl, wenn die rund 120 großen historischen Traktoren gepflegt werden. Denn alle restaurierten Fahrzeuge, die hier auf 3000 Quadratmetern ausgestellt sind, werden von Museumsteam liebevoll in Stand gehalten. Deshalb sind sie auch nach über 100 Jahren immer noch voll einsatzfähig, denn sie sind mechanisch quasi für die Ewigkeit gemacht. Mehr Trecker-Content gibt es hier: Im Deutschen Traktoren- und Modellauto-Museum begeistern sich Alt und Jung für landwirtschaftliche Geschichte und sie können in der Ausstellung alte Werkstätten, coole Oldtimer und über 10.000 Modellautos entdecken. Bekannte Bilder werden zu bewegten Farben auf den Wänden und sogar auf dem Fußboden. Die ehemalige Gasgebläsehalle einer Hochofenanlage ist zu einer riesigen Kunstausstellung geworden. Die macht auch Menschen Spaß, die sonst mit Galerien nicht viel am Hut haben. Besucher müssen auch nicht still und andächtig sein, sondern können während der Show durch die große Halle laufen oder es sich auf den Bodenkissen gemütlich machen. Ab Ende Januar stehen unter anderem das Reich der Pharaonen und die französischen Orientalisten im Zentrum. Dienstags ist Familientag, dann gibt es für die jüngsten Besucher Rätsel und Überraschungen rund im die Show. Sich einmal wie ein richtiger Ritter fühlen: den Traum haben nicht nur Kinder. In der Burg Altena wird er für Jung und Alt wahr. Hier kann man eine Ritterprüfung ablegen. Sieben Eigenschaften, unter anderem Tapferkeit und Gerechtigkeit, musste ein echter Ritter im Mittelalter besitzen - und die werden alle getestet. Die Kinder probieren aus, wie schwer ein Kettenhemd oder ein Ritterhelm ist. Die Erwachsenen machen Prüfungen wie Armbrustschießen und lernen, wie man ein Schwert richtig führt. Am Ende gibt es für alle den Höhepunkt: Sie werden zum Ritter geschlagen. Auch die 750 Jahre alte Wasserburg Burg Vischering in Lüdinghausen bietet für Kinder und Jugendliche besondere Erlebnisse und Führungen an. Im Museum erfahren Groß und Klein mehr über die Geschichte der Burg. Darüber hinaus gibt es wechselnde Ausstellungen, Veranstaltungen und Konzerte. Mit den Olchis, Tabaluga oder den drei Fragezeichen den Weltraum erkunden? Das geht im Planetarium in Bochum. Zu Musik und mit interaktiven Inhalten lernen Kinder die Planeten kennen. Auf der riesigen Kuppel werden mit einem Projektor rund 9000 Sterne projiziert. Aber auch für Erwachsene gibt es spezielle Shows wie die Expedition durchs Sonnensystem oder eine die Kombination aus Pink Floyd-Musik und Astronomie. In Astronomie-Kursen dürfen kleine Forscher selbst an die Teleskope. Wer seinen Besuch gut plant, schafft es am gleichen Tag auch noch in eine Vorstellung des Bochumer Kult-Musicals "Starlight Express". Vom Planetarium zur Musical-Halle sind es zu Fuß nur gut 15 Minuten. Für den Adrenalin-Kick können Familien im AquaMagis rund elf Rutschen ausprobieren. Die "Storm Force 1" katapultiert Wasserratten mit einer Windgeschwindigkeit von 100 Studenkilometern durch den Kanal. Dabei sitzt man auf einem weißen Schlauchboot. Die weniger Wagemutigen können es aber auch langsamer angehen lassen, zum Beispiel auf den weltweit ersten beiden Steh-Rutschen. Eine Looping-Rutsche fehlt natürlich auch nicht. Im Wellenbad und dem Strömungskanal können sich Familien richtig auspowern. Im Saunabereich und im Solebecken kann man später wieder relaxen. Für Kleinkinder gibt es ein Erlebnisbecken und auch ein Piratenschiff. Wer den Ausflug direkt mit einem Urlaub verbinden möchte, kann auf dem Base-Camp des AquaMagis in Ferienhäusern oder Appartements übernachten. Es gibt aber auch Stellplätze für das eigene Wohnmobil. Für mehr Wasserspaß in NRW können Familien nach Köln ins AQUALAND. Hier gibt es neun Rutschen. Menschen aus dem Ruhrgebiet können dahingegen nach Dorsten in das Atlantis. Hier warten fünf große und zwei kleiner Rutschen auf einen. Wer es etwas ruhiger mag und Entspannung statt Action sucht, ist vielleicht in einer der vielen Thermen in NRW gut aufgehoben. In diesem Beitrag stellen wir Thermen aus unterschiedlichen Regionen des Bundeslandes vor. Besucher des Erlebnismuseums "Westfälische Salzwelten" in Bad Sassendorf im Kreis Soest erfahren nicht nur viel über die Geschichte des Salzes, sie erkunden im Museum auch unterirdische Gewölbe voller Kristalle, die vor über 250 Millionen Jahren entstanden sind. Die Ausstellung zeigt außerdem verschiedenste Salze der Welt, wie viel Salz in Lebensmitteln ist und wie Bad Sassendorf zum Kurort wurde. Der gesamte Landstrich lag früher unter einem Meer. Das ist inzwischen verschwunden, das Salz ist geblieben. Und hat die Region geprägt. Die Menschen hier kochten zum Beispiel früher in Siedepfannen Sole, eine Mischung aus Salz und Wasser. Im Coco Island geht es hoch hinaus: Kinder können Vulkangipfel erklimmen oder sich im Spider-Tower von ganz oben durch elastische Netze fallen lassen. Für Hobby-Rennfahrer geht es mit einem Mini-Sportwagen auf die Piste. Wer es noch wilder will, wagt sich auf die Bumper Cars. Diese Autos haben unter sich ein riesiges Luftpolster, womit sich Kinder von A nach B schleudern können. Wobei auch Erwachsene auf den witzigen Autos ihren Spaß haben. Wer es klassischer mag, kann sich im Mega Gerüst oder auf der Wellen- und Rollenrutsche austoben. Und auch Kleinkinder kommen im Bällebad mit buntem Neonlicht auf ihre Kosten. Kindergeburtstage mit Essens-Menü und Fahrchips können hier ebenfalls gefeiert werden. Andere Indoor-Spieleparadiese gibt es zum Beispiel in Duisburg, Solingen, Leverkusen oder Köln. Auch am Ketteler-Hof in Haltern gibt es einen Innenbereich.
Stefan Weisemann, Martin Henning und Veerle Seelig
In NRW regnet es aus Eimern? Hier gibt es mehr als 19 wetterfeste Indoor -Tipps in NRW für die ganze Familie.
[ "NRW", "Ausflug", "Familie", "Regen", "schlechtes Wetter", "Kinder", "Klettern", "Spiel", "Sport", "Zoo", "Höhle", "Museum", "Freizeit", "lokalzeit.de", "Allwetterzoo Münster", "Kletterkirche", "Alma-Park", "Kluterthöhle", "Phänomenta", "Fußballmuseum", "Visiodrom" ]
Unterwegs
2023-10-22T10:03+02:00
2025-06-06T08:39+02:00
https://www1.wdr.de//lokalzeit/unterwegs/ausflugstipps-fuer-schlechtes-wetter-nrw-indoor-regen-100.html
23. September 1122 - Wormser Konkordat unterzeichnet
Kaiser und König sind Herrscher direkt von Gottes Gnaden - davon jedenfalls ist der Adel im Mittelalter überzeugt. Deshalb nehmen Kaiser und Könige auch das Recht zur Investitur, also zur Einsetzung eines Bischofs in sein Amt, für sich in Anspruch. Für weltliche Herrscher und Bischöfe ist das eine Win-win-Situation: Nur die ranghohen Kirchenvertreter sind gebildet genug, um administrative Aufgaben im Staat erledigen zu können; besser ist es für den weltlichen Herrscher also, einen treu ergebenen Vertreter in dieses hohe Kirchenamt einzusetzen. Im Gegenzug erwerben die Bischöfe Markt- und Zollrechte und dürfen Grafschaften, teils sogar Herzogtümer verwalten. Nicht allen aber gefällt diese Regelung. Vor allem dem Papst ist sie ein Dorn im Auge. Als es König Heinrich IV. im Jahr 1075 wagt, einen königlichen Kaplan zum Erzbischof von Mailand zu ernennen, platzt Papst Gregor VII. endgültig der Kragen. Er verlangt die Rücknahme der Investitur, doch die Mehrheit der deutschen Bischöfe, die um ihre weltlichen Güter bangen, stellt sich hinter ihren König. Gemeinsam erklären sie den Papst für abgesetzt. Aber Gregor weiß sich zu wehren und belegt den König kurzerhand mit dem Kirchenbann. Der Rest wird als Heinrichs reuevoller "Gang nach Canossa" 1077 Teil der Geschichtsbücher. 1078 spricht Gregor schließlich ein allgemeines Investiturverbot aus. Aber Heinrich setzt weiter Bischöfe ein, und auch sein Sohn Heinrich V. geht auf Konfrontationskurs. Schließlich wird auch er exkommuniziert - und muss mit dem neuen Papst Calixt II. verhandeln. Am 23. September 1122 tauschen die beiden Parteien in Worms zwei Urkunden aus. "Ich, Heinrich, von Gottes Gnaden erlauchter Kaiser der Römer, überlasse der Heiligen katholischen Kirche jede Investitur mit Ring und Stab", steht in der einen Urkunde geschrieben. Und in der anderen gestattet Calixt, "Knecht der Knechte Gottes, Dir, meinem lieben Sohn Heinrich, dass die Wahlen der Bischöfe und Äbte im deutschen Königreiche in Deiner Gegenwart stattfinden". Nach dem Wormser Konkordat lernen Staat und Kirche langsam, dass die weltlichen Dinge weltlich und die geistlichen Dinge geistlich zu regeln sind. Zu diesem Verständnis trägt das Konkordat maßgeblich bei. Deshalb werden die Bischöfe heute eben nicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel bestimmt, sondern vom Papst, und von einem anderen Bischof geweiht. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 24.09.2017: Vor 300 Jahren: Geburtstag des Schriftstellers Horace Walpole
Thomas Köster
Heute ist es für uns unvorstellbar, dass die Kanzlerin bestimmt, wer Bischof wird. Im Mittelalter aber gilt: Kaiser oder Könige suchen sich die Kandidaten aus, mit denen sie am besten können oder die am meisten Geld bieten - bis zum Wormser Konkordat.
[ "Stichtag", "23.09.1122", "23. September 1122", "23.09.2017", "23. September", "Wormser Konkordat" ]
Stichtag
2017-09-23T10:27+02:00
2017-09-23T10:27+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-wormser-konkordat-100~_mon-082017.html
04. August 2010 - Vor 950 Jahren: Philipp I. wird König von Frankreich
"Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Gesetze des Landes zu beachten und die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen", verkündet seine Knabenstimme am 4. August 1060. Philipp I. wird im Alter von acht Jahren König von Frankreich und tritt ein schweres Erbe an: Wie sein Vater muss er die königliche Gewalt gegen die Interessen einer Vielzahl mächtiger Fürsten festigen. Obwohl wenig erfolgreich, hält sich Philipp I. lange an der Macht: Er regiert fast 50 Jahre lang, das ist die drittlängste Amtszeit eines französischen Königs. Überliefert ist auch sein abenteuerliches Liebesleben, das ihm den Kirchenbann des Papstes einbringt. Geboren wird er 1052 ins kapetingische Königshaus, als Sohn des französischen Königs Heinrich I. Als Siebenjähriger wird er bereits Mitregent des Vaters, nach dessen Tod alleiniger König. Tatsächlich führt aber der wichtigste Bündnispartner des Vaters die Regierungsgeschäfte, Graf Balduin von Flandern. Das französische Königreich ist im 11. Jahrhundert kein homogenes Staatsgebilde, sondern ein Zusammenschluss vieler mächtiger Fürstentümer. Das Gefüge gerät 1066 aus dem Gleichgewicht, als der Herzog der Normandie, Wilhelm, England erobert und das anglo-normannische Reich begründet. Dieser Machtzuwachs schadet der französischen Monarchie, er ist die größte außenpolitische Herausforderung für den jungen König. 1067 übernimmt Philipp I. die Regierung, mit dem Alter von 15 Jahren gilt er als volljährig. Doch er schafft es nicht, das anglo-normannische Reich dauerhaft zu schwächen. Der Schwerpunkt von Philipps Aktivitäten beschränkt sich deswegen auf die Regionen von Paris und Orléans. Glimpflicher geht die zweite große Herausforderung seiner Amtszeit aus, der Investiturstreit, der ab 1070 sowohl mit dem deutschen König Heinrich IV. (bekannt geworden durch den Gang nach Canossa 1076/77) als auch dem französischen König Philipp I. ausgetragen wird. Hintergrund ist die Machtfrage zwischen Papsttum und weltlichen Herrschern: Wer darf Bischöfe einsetzen und ihnen Privilegien wie Land und Herrschaftsrechte zukommen lassen? Für Papst Gregor VII. steht fest: "Alle Fürsten sollen allein des Papstes Füße küssen." Da Philipp I. bei der Besetzung einiger Bischöfe Zugeständnisse an den Papst macht, kommt es bald zu einer einvernehmlichen Lösung. 1094 wird Philipp I. dennoch aus der Kirche geworfen - wegen einer Liebesaffäre. Philipp I. ist mit Bertha von Holland verheiratet, liebt aber die schöne Bertrada von Anjou. Sie allerdings ist mit dem Grafen von Anjou verheiratet. Philipp I. folgt seinen Gefühlen bedingungslos: Er verstößt die erste Frau mit der Begründung, sie sei zu dick. Das berichtet zumindest ein zeitgenössischer Geschichtsschreiber. Dann entführt er Bertrada von Anjou und lässt diese irreguläre Verbindung vom Bischof von Senlis als rechtmäßige Ehe segnen. Der Papst exkommuniziert Philipp I. daraufhin, erst Jahre später kommt es wieder zu einer Annäherung zwischen dem französischen Königshaus und dem Papsttum: 1107 begründen beide Seiten gar ein Bündnis, das Frankreichs Stellung im Vatikan langfristig untermauert. 1108 stirbt Philipp I. - da hat sein Sohn Ludwig bereits einen Großteil der Regierungsgeschäfte übernommen. Stand: 04.08.10
Martina Züger (zip)
Vor 950 Jahren: Philipp I. wird König von Frankreich
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Stichtag
2015-10-06T09:38+02:00
2015-10-06T09:38+02:00
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2. Juli 1962 - Grundsteinlegung zur Ruhr-Universität Bochum
Was haben Radio-Reporter "Manni" Breuckmann und Bischöfin Margot Käßmann, Sänger Herbert Grönemeyer und Bundestagspräsident Norbert Lammert gemeinsam? Sie alle studierten an der Ruhr-Universität (RUB) in Bochum, der ersten Uni-Neugründung der Bundesrepublik. An alterwürdige Hochschulen wie in Tübingen, Freiburg oder Heidelberg erinnert dort nichts. Mit ihren gleichförmigen Hochbauten aus Beton, Stahl und Glas ist die RUB in Bochum-Querenburg eine am Reißbrett entworfene Bildungsfabrik. Vor 50 Jahren prägen noch Zechen und Hochöfen das Bild des Ruhrgebiets. Rund 60 Prozent der Menschen im Revier gehen "auf Maloche". "Seit Kaiser Wilhelms Zeiten galt, im Ruhrgebiet keine Universitäten und Kasernen zu gründen", weiß Hans Stallmann, Koordinator der 2007 gegründeten Universitätsallianz Metropole Ruhr. Sie wurden als Brutstätten von Agitation und Unruhen gefürchtet. Doch nach der Gründung der Bundesrepublik heißt die Devise für Europas größtes Industriezentrum: Bildung statt Bergbau, Arbeiterkinder an die Universitäten. So beschließt der Landtag Nordrhein-Westfalens Ende der 1950er Jahre den Bau einer Hochschule im Ruhrgebiet. Anfangs gilt Dortmund als sicherer Standort-Favorit, doch auch Bochum kämpft um die neue Bildungsstätte. Monatelang liefern sich CDU-Regierung und SPD-Opposition im Landtag sowie die Bürger der beiden Nachbarstädte einen erbitterten Streit. 1961 schließlich fällt in Düsseldorf mit 102 zu 87 Stimmen die Entscheidung zu Gunsten Bochums. In Querenburg, sechs Kilometer von der Innenstadt entfernt, regnet es in Strömen, als CDU-Ministerpräsident Franz Meyers am 2. Juli 1962 tropfnass zu Marschmusik einer Bergmannskapelle den Grundstein zum ersten Gebäude legt, einem Studenten-Wohnheim. Auf einer Fläche, so groß wie 690 Fußballplätze, wächst ab Januar 1964 aus Beton-Fertigteilen die neue Hochschule mit 13 neungeschossigen Gebäudequadern. "Sie erscheint als wohl nummeriertes Labyrinth", beschreibt ein WDR-Reporter das Uni-Gelände. "Buchstaben und Zahlen muten wie chemische Formeln an. Sie weisen den Weg in vorläufige Ebenen und Bereiche der Großbauten." Zum Sommersemester 1965 schreiben sich die ersten Studenten auf der Baustelle Ruhr-Uni ein. Bis zur endgültigen Fertigstellung, mit Audimax, Bibliothek, Campus und Mensa, vergehen noch zehn Jahre. Mitte der 70er Jahre hagelt es Kritik an der Betonwüsten-Architektur der RUB. "Festgefroren auf der grünen Woge der Ruhrberge droht die Ruhr-Universität BO – die Instruktionsmaschine", schreibt etwa "'Die Zeit". "Die apathische Alma Mater…, 13 Gebäude mit Balkons, die niemand betritt. Fenster, die niemand wäscht, Professoren, die niemand kennt…, 19.600 Studenten, die niemand tröstet." Als der "Stern" auch noch berichtet, die Zahl der Studenten, die sich in Bochum das Leben nehmen, läge weit über dem Bundesdurchschnitt, erhält die RUB den Ruf der "Selbstmord-Uni". Verschwiegen wird damals allerdings, dass keine andere deutsche Hochschule Daten über Suizide von Studenten erhebt oder gar veröffentlicht. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Ruhr-Universität hat die üble Nachrede nicht geschadet. Nach umfangreichen und noch andauernden Sanierungen zählt sie 2012 mit rund 37.000 Studierenden zu den zehn größten und forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands. Stand: 02.07.2012
Bernd Rexing
In erbitterten Debatten setzt sich Bochum gegen Dortmund als neuer Hochschul-Standort durch. Am 2.6.1962 legt Ministerpräsident Franz Meyers im Stadtteil Querenburg den Grundstein zum ersten Haus der Ruhr-Universität: einem Studentenwohnheim.
[ "Stichtag", "02.07.2012", "02.07.1962", "2. Juli 2012", "2. Juli 1962", "Ruhr-Universität Bochum", "Hochschule", "Grundsteinlegung", "Auditorium Maximum", "Ruhrgebiet", "NRW", "Dortmund", "Ministerpräsident Franz Meyers", "Beton", "Querenburg", "Bildung", "Wissenschaft" ]
Stichtag
2015-10-07T13:00+02:00
2015-10-07T13:00+02:00
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10. September 2008 - Vor 55 Jahren: Vorstellung des Schnellkochtopfs in Frankreich
Vielleicht verdanken wir die industrielle Revolution einem geschlossenen Topf . Zumindest der Legende nach inspiriert ein mit Dampfkraft vom Herd katapultierter Deckel den Erfinder James Watt zu seiner Dampfmaschine. Im 17. Jahrhundert kommt Denis Papin auf die Idee, die Kraft zu nutzen, um Essen dank Druck und Hitze schneller garen zu lassen. Papin justiert den Deckel mit einer Schraube, sodass der Dampf nicht mehr entweichen kann. 1662 bekocht er mit seinem "Digestor" die Gelehrten der Londoner Royal Society. Glücklicherweise fliegt den Wissenschaftlern der aus Kupfer gefertigte Drucktopf samt Inhalt nicht um die Ohren. In der Folge wird der "Papin'sche Topf" permanent weiterentwickelt. Anfang der fünfziger Jahre konstruiert der Franzose Frédéric Lescure für die die Metallwarenfabrik "Burgunder Pressen und Stanzmaschinen" (SEB) eine angeblich marktreife Variante. Als er sie am 10. September 1953 beim Salon der Haushaltskünste präsentiert, explodiert der Topf allerdings vor versammeltem Publikum. Ein Jahr später präsentiert Lescure eine neue Fassung mit einem Sicherheitsbügel auf dem Deckel. Der Clou ist ein Ventil, das bei zu großem Druck Dampf ablässt. 150.000 Töpfe verkauft SEB bereits im ersten Jahr. Eigene Kochbücher kurbeln den Verkauf weiter an. Die Damen freuen sich über weniger Zeit am Herd, die Herren über bis zu 60 Prozent Gasersparnis beim Kochvorgang. Heute gibt es zahlreiche Modelle des Schnellkochtopfs. Dabei scheiden sich schon bei der Verschlussphilosophie europaweit die Geister. Im Norden schwört man auf ein Bajonett am Deckel, im Süden auf den verschließenden Bügel.  Trotzdem ist Lescures Variante bis heute ein Verkaufsschlager: Über 55 Millionen Exemplare kamen bislang in die Küchen. Stand: 10.09.08
Thomas Köster (schlichting)
Vor 55 Jahren: Vorstellung des Schnellkochtopfs in Frankreich
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Stichtag
2015-10-06T15:19+02:00
2015-10-06T15:19+02:00
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03. September 2010 - Vor 135 Jahren: Ferdinand Porsche geboren
Anfang der dreißiger Jahre ist Adolf Hitler bei Ferdinand Porsche zu Besuch. Es ist das zweite Geschäftstreffen des Autobauers mit dem "Führer" in seiner Firma. Beim ersten Mal ging es um einen Rennwagen, mit dem die Nationalsozialisten deutsche Stärke und Schnelligkeit demonstrieren wollten. Diesmal erläutert Porsche Hitler seine Pläne, um die Mobilität des deutschen Volkes zu erhöhen.Es geht um einen erschwinglichen "Gebrauchswagen mit normaler Abmessung", zu dem Porsche 1934 ein Expose verfasst: "mit einer Antriebsleistung, die eine normale Höchstgeschwindigkeit und die nötige Bergsteigefähigkeit ermöglicht, und mit möglichst narrensicheren Einrichtungen, die jede Wartung auf ein Mindestmaß herunterdrücken". Porsches "Kraft-durch-Freude-Wagen" wird später zum VW Käfer. Geboren wird Ferdinand Porsche am 3. September 1875 im böhmischen Örtchen Maffersdorf. 1902 macht er von sich reden, als er Erbherzog Franz Ferdinand von Österreich im Manöver ein Hybridauto präsentiert, dass mit Strom und Benzin gleichzeitig fahren kann; später wird die Technik bei Feuerwehrautos in Wien, Berlin oder London eingesetzt. Danach entwickelt Porsche lüftgekühlte Benzinmotoren und experimentiert mit windschnittigen Karosserieteilen für Rennwagen. Für Austro Daimler und Steyr ist er tätig; für Mercedes entwickelt er den Kompressor weiter und legt so die Grundlage für die Rennerfolge des Unternehmens in den zwanziger Jahren.Mitten in der Weltwirtschaftskrise macht sich der risikofreudige Porsche selbstständig. Er entwickelt eine neuartige, platzsparende Drehstabfederung und arbeitet an einem Volkswagen-Prototyp für die NSU Motorenwerke in Neckarsulm. Anders als der KdF-Wagen geht der "Sascha" allerdings nie in Serie. 1938 erhält Porsche von Hitler den deutschen Nationalpreis. Er ist einer der ersten Unternehmer, der KZ-Häftlinge für die Produktion anfordert. Die Pläne für einen Volkswagen hat Porsche zumindest zum Teil dem Autokonstrukteur Bela Barenyi zu verdanken, der sich 1932 nicht zuletzt mit der Arbeit "Kommender Volkswagen mit einer optimalen Triebwerkskombination" – erfolglos – bei ihm beworben hatte. Trotzdem wird Porsche in der Nachkriegszeit als alleiniger "Vater des VW Käfer" gefeiert werden. Bis zum Kriegsende werden nur rund 630 Autos gebaut. Danach aber explodiert die Produktion. Am Ende sind es rund 21 Millionen Exemplare.Ferdinand Porsche stirbt 1951 in Stuttgart. Mit der Entwicklung des nach ihm benannten Sportwagens hat er kaum etwas zu tun. Stand: 03.09.10
Thomas Köster (he)
Vor 135 Jahren: Ferdinand Porsche geboren
[ "3. September 1875", "Ferdinand Porsche", "Porsche", "Automobil", "Auto", "VW", "Volkswagen", "Nationalsozialismus", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T12:43+02:00
2015-10-06T12:43+02:00
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12. Mai 1984 - Nürburgring nach Umbau wiedereröffnet
Den Namen verpasst ihr der britische Formel-Eins-Pilot Jackie Stewart: Er bezeichnet die Nordschleife des Nürburgrings Ende der 1960er Jahre als "Grüne Hölle". Auf der engen, von Hecken gesäumten Rennstrecke in der Eifel kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Darum wird Anfang der 1970er Jahre ein zweistelliger Millionenbetrag in Seitenstreifen, Fangzäune und Leitplanken investiert. Allerdings ohne Erfolg: Bei einem Unfall am 1. August 1976 verbrennt der damalige Formel-Eins-Weltmeister Niki Lauda beinahe in seinem Ferrari. Die Folge: Der Nürburgring verliert seine Formel-Eins-Zulassung. Die Rennen werden ab 1977 nur noch am Hockenheimring in Baden-Württemberg ausgetragen. Um die Formel Eins zurück in die Eifel zu holen, wird über einen neuen Zuschnitt der 22,8 Kilometer langen Nordschleife nachgedacht. Doch: "Alle Abkürzungen hätten irgendwo Dörfer tangiert", sagt Heinrich Schöneseifen, damals SWR-Regionalkorrespondent in der Eifel. Deshalb sei eine neue, kürzere Strecke auf dem Gelände der alten Südschleife des 1927 eröffneten Nürburgrings favorisiert worden. "Die war damals schon zugewuchert, da fanden auch keine Rennen mehr statt." 6,5 Kilometer soll der Neubau ursprünglich lang werden. Das Projekt wird 1979 beschlossen - aber bereits ein Jahr später wieder gestoppt. Die Bundesrepublik will als Geldgeber wegen der befürchteten Kostenexplosion aussteigen. Erst die Gründung des Vereins "Ja zum Nürburgring" um den damaligen ADAC-Vize-Präsidenten Otto Flimm bringt die Wende. Der Bund kann als Mitgesellschafter aussteigen, wenn er das zunächst vorgesehene Startkapital beibringt. "Wir bauen den Nürburgring in allererster Linie der Menschen wegen, die in diesem strukturschwachen Teil unseres Landes leben", sagt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) beim Spatenstich im November 1981. Während der gut zwei Jahre dauernden Bauarbeiten wird viel Wald abgeholzt, denn nach dem Lauda-Unfall hat Sicherheit Priorität: Entlang der schließlich 4,5 Kilometer langen Strecke werden riesige Auslaufzonen angelegt und in vielen seitlichen Einbuchtungen wird Platz für Rettungswagen geschaffen. Die Einsatzkräfte sollen in spätestens 30 Sekunden am Unfallort sein. Niki Lauda lobt nach einer Besichtigung am Tag vor der Eröffnung: "Eine der sichersten Rennstrecken, wirklich so intelligent gebaut, dass man sich die nächsten 15 Jahre keine Sorgen machen muss." Am 12. Mai 1984 wird die neue Grand-Prix-Strecke am Nürburgring mit einem Rennen eröffnet. Rund 20 Fahrer, davon knapp die Hälfte Formel-Eins-Weltmeister, sitzen in identischen Mercedes 190er Tourenwagen. Als erster Sieger auf dem neuen Nürburgring wird der 24 Jahre alte Brasilianer Ayrton Senna gefeiert. Nach dem Formel-Eins-Neuling gehen Niki Lauda als Zweiter und Carlos Reutemann als Dritter durch das Ziel. Im Oktober 1984 findet das erste Formel-Eins-Rennen auf der neuen Strecke statt. Der Sieger damals ist Alain Prost. Im Jahr darauf startet mit "Rock am Ring" auf dem Gelände ein bis heute erfolgreiches Open-Air-Musikfestival. "Ohne die Infrastruktur der neuen Grand-Prix-Strecke wäre all das nicht möglich gewesen", sagt Journalist Schöneseifen. "'Rock am Ring' als Veranstaltung geht eben nur in solch einer sehr auf Sicherheitsmaßnahmen für hohe Publikumszahlen ausgerichteten Anlage." 2003 wird der Grand-Prix-Kurs durch einen zusätzlichen Streckenabschnitt auf gut fünf Kilometer verlängert. Heute ergänzen sich Nordschleife und Grand-Prix-Strecke. Sie werden von der Automobilindustrie immer wieder für Testfahrten genutzt. Bei den Formel-Eins-Rennen wechseln sich der Nürburgring und Hockenheim mittlerweile wieder ab. Stand: 12.05.2014
Dominik Reinle
Im August 1976 hat Niki Lauda einen schweren Unfall auf dem Nürburgring. Daraufhin wird die Formel-1-Lizenz des Rings nicht verlängert. Die Rennstrecke wird umgebaut und verkürzt. Am 12. Mai 1984 eröffnet ein Rennen den neuen Grand-Prix-Kurs.
[ "Stichtag", "12.05.1984", "12. Mai 1984", "12.05.2014", "12. Mai 2014", "Nürburgring", "Wiedereröffnung", "Grand-Prix", "Eifel", "Formel Eins", "Formel 1", "Autorennen", "Umbau", "Niki Lauda" ]
Stichtag
2015-10-07T15:29+02:00
2015-10-07T15:29+02:00
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12. Februar 1947 - Christian Dior präsentiert seine erste Kollektion
Der zweite Nachkriegswinter ist hart. Auch in Paris trotzen die meisten Einwohner in schäbigen Kleidern und gestopften Strümpfen dem Frost. Mitten in der Stadt, die sich erst allmählich vom Besatzung und Krieg erholt, laufen am 12. Februar 1947 Frauen in perlenbestickten Glockenröcken und pelzbesetzten Kostümjacken über den Laufsteg. Der bis dahin weithin unbekannte Modeschöpfer Christian Dior präsentiert seine erste Kollektion. Diors Mode ist revolutionär, obwohl sie nostalgisch daher kommt. Sie verleugnet nicht nur die Not im Nachkriegseuropa, sondern setzt sich auch über die neue Sachlichkeit der zeitgenössischen Haute Couture hinweg. Diors Frauen erscheinen als romantische Märchenfeen, ihre Vorbilder sind anscheinend Adelige des 18. Jahrhunderts, die nichts zu tun haben, als sich drei Mal am Tag umzuziehen. Aber Dior gestaltet das Altertümliche ganz neu. Die amerikanische Modejournalistin Carmel Snow schreibt deshalb von seinem "New Look ". Der Ausdruck gibt dem Modetrend der kommenden Jahre den Namen. Hatte Coco Chanel die Frauen von engen Korsetts befreit, schnürt Dior sie wieder in Bustiers und Wespentaillen ein. Seine weibliche Mode hat für ihn durchaus mit Strenge zu tun. "Sich den strikten Regeln der Eleganz zu beugen, erlaubt es, Selbstdisziplin zu lernen", sagt er. Feministinnen in den USA gründen gegen den New Look den "Little-Below-the-Knee-Club". Aber Trendsetterinnen wie Ava Gardner und Grace Kelly legen ihre kurzen Röcke ab und lassen sich von Dior einkleiden. Die erste wird auch die erfolgreichste Modenschau von Christian Dior bleiben. In seiner Werkstatt in der Avenue Montaigne rattern bald 1.000 Nähmaschinen gleichzeitig. Die Fünfziger Jahre können kommen. Stand: 12.02.07
taxacher/sal
Vor 60 Jahren: Christian Dior präsentiert seine erste Kollektion
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Stichtag
2015-10-06T12:39+02:00
2015-10-06T12:39+02:00
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17. Juli 2010 - Vor 65 Jahren: Die Potsdamer Konferenz beginnt
Während des Zweiten Weltkriegs wird die "Anti-Hitler-Koalition" durch den gemeinsamen Feind geeint: 1943 stimmen die drei Hauptalliierten USA, Großbritannien und Sowjetunion in Teheran ihre Kriegsziele ab, Anfang 1945 legen sie in Jalta in groben Zügen die Nachkriegsordnung fest. Als jedoch Nazi-Deutschland Anfang Mai 1945 bedingungslos kapituliert, treten die unterschiedlichen Interessen der Verbündeten immer stärker in den Vordergrund. Die Atmosphäre ist seit Jalta deutlich frostiger geworden. Argwöhnisch beobachtet der Westen Stalins Expansionspolitik in Osteuropa. Schon kurz nach Kriegsende spricht der britische Premier Winston Churchill vom "Eisernen Vorhang", der nun Europa teile. Er schlägt zur Klärung der weiteren Zusammenarbeit ein weiteres Gipfeltreffen vor, diesmal "auf dem Territorium Deutschlands". Am 17. Juli 1945 ist es soweit: Churchill trifft in Potsdam mit US-Präsident Harry S. Truman und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Josef Stalin zusammen. Nach außen wird Gemeinsamkeit demonstriert: "Wir sind heute hierher gekommen, um die Fahne des Sieges zu hissen über der Hauptstadt unseres größten Feindes", sagt Truman. Ursprünglich sollte Berlin - als Hauptstadt der besiegten Deutschen - Konferenzort sein. Doch dort gab es kein geeignetes, unzerstörtes Gebäude. Schließlich fand sich 30 Kilometer entfernt das Potsdamer Schloss Cäcilienhof in der sowjetischen Besatzungszone. Als Hausherr ist Stalin Gastgeber der Beratungen. Die Sieger haben viel zu besprechen: Was passiert mit Deutschland? Wo verlaufen Polens Grenzen? Was geschieht mit den hunderttausenden Menschen, die in Europa auf der Flucht sind? Wie geht es in Asien weiter, wo der Krieg noch immer tobt? Viel Diskussionsstoff für eine zweiwöchige Konferenz. Am 25. Juli 1945 wird die Zusammenkunft wegen der bevorstehenden Bekanntgabe des Ergebnisses der britischen Unterhaus-Wahlen unterbrochen. Da die von Churchill geführte Konservative Partei eine Niederlage erleidet, tritt er zurück. Seinen Platz in Potsdam nimmt der neue Premierminister Clement R. Attlee ein, und die Beratungen gehen weiter. Im Konferenzprotokoll, dem sogenannten Potsdamer Abkommen, sprechen die "Großen Drei" schließlich zwar einmütig von gleichen Zielen: Demilitarisierung, Demokratisierung, Demontage, Dezentralisierung und Entnazifizierung Deutschlands. Doch die Interpretationen unterscheiden sich, wie sich später zeigt. Außerdem wird die Reparationsproblematik mit der polnischen Grenzfrage verknüpft: Die Westmächte akzeptieren die Oder-Neiße-Linie als künftige polnische Westgrenze. Im Gegenzug erklärt sich die Sowjetunion damit einverstanden, dass sich jede Siegermacht an ihrer jeweiligen Besatzungszone schadlos halten kann. Stalin hatte zuvor zehn Milliarden Dollar an Reparationszahlungen aus ganz Deutschland gefordert, was die Westalliierten ablehnten. Sie wollen Deutschland nicht ausbluten lassen, sondern als Handelspartner erhalten - um in Mitteleuropa ein machtpolitisches Gegengewicht zur Sowjetunion zu haben.Noch in Potsdam gibt Truman den Befehl, Atombomben über Hiroshima und Nagasaki zu zünden, um Japan zur Kapitulation zu zwingen. Am 2. August 1945 gehen die "Großen Drei" schließlich auseinander. Zwar sind weitere Treffen geplant, doch dazu kommt es nicht mehr. Die Potsdamer Konferenz wird zum Vorboten des Kalten Krieges. Zugleich legt sie den Grundstein für die dauerhafte Teilung Deutschlands. Stand: 17.07.10
Dominik Reinle (klax)
Vor 65 Jahren: Die Potsdamer Konferenz beginnt
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2015-10-06T09:51+02:00
2015-10-06T09:51+02:00
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01. November 2010 - Vor 1.400 Jahren: Das Pantheon wird zur Kirche umgewandelt
610 nach Christus versammelt Papst Bonifatius IV. die wichtigsten Vertreter der Kirche auf dem Marsfeld in Rom. Hier steht das Pantheon, einstmals ein Tempel aller Götter. Als imposantes Bauwerk war er aber auch auch ein stolzes Zeichen für die Macht des römischen Kaisers, der hier bei Versammlungen inmitten von Götterstatuen residierte.Nun lässt Bonifatius IV. ein gewaltiges Kreuz an die Türen des Pantheon nageln und nimmt das Heiligtum für die Christenheit in Besitz. Im Festgewand besprenkelt er die bereits leer geräumten Wandnischen aus Marmor mit Weihwasser, damit auch die Geister der Götter das Weite suchen. Fortan soll das Haus der Ehre Mariens und der christlichen Märtyrer dienen. Errichtet wird das Pantheon von Kaiser Hadrian, der es zwischen 118 und 125 nach Christus auf dem Marsfeld erbauen lässt. Der monumentale Rundbau mit seinem leuchtend roten Boden aus nordafrikanischem Porphyr erhält seinen Namen (pan: "alles", theós: "Gott") aus Griechenland: Dort durfte sich der Herrscher hellenistischer Königreiche im Gegensatz zu den römischen Kaisern auf eine Stufe mit den Göttern stellen.Mit dem Bau versucht Hadrian, zumindest symbolisch an diese Tradition anzuknüpfen. Bei Versammlungen sitzt er auf einem Thron im Zentrum der Rotunde. Sie ist gekrönt von einer gewaltigen, in der Mitte offenen Kuppel, die in der antiken Architektur den Olymp bezeichnet: Hier kann der römische Kaiser auf dem Höhepunkt seiner weltweiten Macht seinen Allmachtsanspruch zelebrieren. Für 1.700 Jahre ist die Kuppel des Pantheon die größte Kuppel der Welt. Als das Pantheon im siebten Jahrhundert zur Kirche umgewandelt wird, ist das Römische Reich verfallen. Im Westen ist es bereits untergegangen. In Byzanz herrscht Kaiser Phokas, der sich seine Stellung durch Verwandtenmord und Intrigen verschafft hat.Um die Kirche gnädig zu stimmen, schenkt Phokas Bonifatius IV. das Pantheon. Der lässt 28 Wagenladungen Gebeine von für ihren Glauben gestorbenen Christen aus den Katakomben in die neue Kirche bringen. Und er stiftet anlässlich der Weihe ein neues Kirchenfest: Allerheiligen. Stand: 01.11.10
Thomas Köster (rei)
Vor 1.400 Jahren: Das Pantheon wird zur Kirche umgewandelt
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2015-10-06T09:44+02:00
2015-10-06T09:44+02:00
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13. November 2009 - Vor 50 Jahren: SPD-Parteitag in Bad Godesberg beginnt
Nie zuvor hat die SPD ein derartiges Wahldebakel erlebt. Beim Urnengang zur Wahl des 3. Deutschen Bundestages 1957 gewinnt Kanzler Konrad Adenauer für die CDU/CSU mit 50.19 Prozent die absolute Mehrheit. SPD-Kandidat Erich Ollenhauer hat gerade noch 31,75 Prozent der Stimmen errungen. In der traditionsreichen linken Arbeiterpartei werden die seit Jahren anhaltenden Diskussionen um eine Neuausrichtung des noch stramm marxistischen Heidelberger Parteiprogramms von 1925 immer lauter. Aufstrebende Reformpolitiker wie Herbert Wehner, Willy Brandt und Fritz Erler fordern einen realistischen Kurs: Weg mit den alten Klassenkampfparolen. Wettbewerb so weit wie möglich – Planung so weit wie nötig. Weg mit Forderungen nach Verstaatlichung der Schlüsselindustrien, die in Zeiten des beginnenden Wirtschaftswunders nur noch ideologischer Ballast sind. Am 13. November 1959 treten die Sozialdemokraten in Bad Godesberg zu einem Sonderparteitag zusammen, um ein neues Grundsatzprogramm zu beschließen. Die Stuttgarter Zeitung titelt: "Die SPD nimmt Abschied von ihrer Geschichte". In der Godesberger Stadthalle prallen Reformer und Traditionalisten hart aufeinander. SPD-Chef Ollenhauer, obwohl selbst Angehöriger der älteren Generation, hat erkannt, dass der Weg zur Regierungsmacht nur durch radikale Abkehr von einem von Marx und Engels inspirierten Programm zu erreichen ist. Die marxistischen Altkader dagegen fürchten bei Aufgabe historischer linker Prinzipien den Verlust der Stamm-Wählerschaft unter den Arbeitern und damit den Absturz in die politische Gesichts- und Bedeutungslosigkeit. 200 Anträge auf Änderung des vorliegenden Reformentwurfs stehen auf der Tagesordnung der 340 angereisten Delegierten. Der stellvertretende Vorsitzende Wehner schlachtet eine heilige Kuh nach der anderen: Außer der Hinwendung zur sozialen Marktwirtschaft fordert er auch ein deutliches Bekenntnis zur Bundeswehr und dem West-Bündnis. Am heftigsten debattieren die von je her Klerus-kritischen Sozialdemokraten über eine Neudefinition ihres Verhältnisses zu den Kirchen, deren gesellschaftliche Rolle die Reformer nun akzeptieren und sogar befürworten. Nach dreitägigem Schlagabtausch gelingt es Erich Ollenhauer, auch die Alt-Marxisten in der SPD auf den neuen Kurs - weg von der Klassen-, hin zur Volkspartei - einzuschwören. Mit nur 16 Gegenstimmen beschließen die Delegierten am 15. November 1959 das Godesberger Programm der Sozialdemokratie. In der Öffentlichkeit erntet die SPD zunächst viel Argwohn und Spott. Sie wolle "die bessere CDU" werden, klagen viele Alt-Linke. Die Kabarettisten von der Münchener Lach- und Schießgesellschaft ätzen über die Führungsköpfe der SPD, die wohl hoffentlich eine "Umfall-Versicherung" abgeschlossen haben. Doch der pragmatische, ideologisch entschärfte Kurs entwickelt sich zum Erfolgsmodell. 1966 erobert die SPD erstmals nach dem Krieg Regierungsämter im Kabinett der Großen Koalition unter Kurt-Georg Kiesinger. 1972 fährt Willy Brandt als Kanzler der sozialliberalen Regierung mit 45,85 Prozent das beste Wahlergebnis in der Geschichte der SPD ein. Stand: 13.11.09
Bernd Rexing (moog)
Vor 50 Jahren: SPD-Parteitag in Bad Godesberg beginnt
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2015-10-06T16:21+02:00
2015-10-06T16:21+02:00
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29. Oktober 2008 - Vor 390 Jahren: Sir Walter Raleigh in London hingerichtet
Ein Massaker bringt ihn an den Hof: Erbarmungslos hat Hauptmann Walter Raleigh die Spanier niedermachen lassen, die den aufständischen Iren zur Hilfe kamen. Dafür empfängt Königin Elisabeth I. den jungen Mann aus verarmtem Landadel. Raleigh, 1554 in Hayes geboren, beeindruckt die Königin und wird bald ihr bevorzugter Ratgeber. Denn Raleigh hat eine Vision: England soll ein Kolonialreich in der neuen Welt aufbauen, größer als das Spaniens. Elisabeth adelt Raleigh, schenkt ihm Ländereien und das Monopol auf den Handel mit Südwein. Raleigh rüstet Schiffe aus und lässt in Nordamerika eine Kolonie entstehen. Nach der jungfräulichen Königin wird sie Virginia genannt. Das indianische Roanoke, 1584 von den Engländern besiedelt, heißt heute Raleigh und ist die Hauptstadt von North Carolina. Raleigh steuert die Kolonisierung von London aus, denn er wird am Hof gebraucht. Doch dann fällt er plötzlich in Ungnade, weil er es wagt, heimlich Lady Bess Throckmorton zu heiraten, die Hofdame der Königin. Dafür wandert Raleigh in einen Kerker des Tower. Hier liest er die spanischen Berichte vom sagenhaften Eldorado, dem Indianerland voller Gold irgendwo in Guyana. Raleigh kann die Königin überzeugen und geht nun selbst auf Entdeckungsfahrt. Er knüpft Kontakte zu Indianern, erkundet das Flusslabyrinth des Orinoko, findet Tabak, Kartoffeln und Ingwer - aber kaum Gold. 1603 stirbt Elisabeth. Ihr Nachfolger Jakob I. lässt den unbeliebten Höfling Raleigh wegen Hochverrats anklagen und in einem Schauprozess zum Tode verurteilen. Aber getötet wird Raleigh nicht, sondern wieder im Tower inhaftiert, nun ganze 15 Jahre lang. Dann setzt er noch einmal auf den Mythos von Eldorado. Auch Jakob I. träumt von Gold und lässt Raleigh segeln. Der verwickelt sich jedoch vor der südamerikanischen Küste in ein Gefecht mit den Spaniern. Raleighs einziger Sohn wird dabei getötet. Zurück in London hat er endgültig ausgespielt. Die Spanier fordern seinen Kopf, und Jakob, der auf Frieden setzt, lässt Raleigh am 29. Oktober 1618 in London enthaupten. Stand: 29.10.08
taxacher (döp)
Vor 390 Jahren: Sir Walter Raleigh in London hingerichtet
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2015-10-06T16:05+02:00
2015-10-06T16:05+02:00
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02.02.1817 - Graf Montgelas wird entlassen
Unter König Max I. operierte Graf Montgelas gleichzeitig als Innen-, Außen- und Finanzminister. Nicht nur das Staatsgebiet Bayerns erweiterte er beträchtlich. Der gelernte Jurist scheute auch nicht davor zurück, kirchliches Eigentum zu verstaatlichen und dem Adel alte Privilegien zu nehmen. Dennoch blieb Bayern unter Strippenzieher Montgelas eine Halb-Großmacht von Frankreichs Gnaden. Zwar gelang es ihm noch, nach Napoleons Absetzung ins Lager seiner Gegner zu wechseln. Doch der Druck auf den Superminister wurde in München 1817 zu groß. Der König entließ Graf Montgelas - und bedauerte es schon bald. Redaktion: Hildegard Schulte
Christoph Vormweg
Der radikale Reformer Graf Montgelas gilt als &#034;der große Architekt des modernen Bayern&#034;. Als Aufklärer und mächtiger Minister wollte er den Vernunftstaat. Doch als Verbündeter Napoleons war er nach der Schlacht bei Waterloo nicht mehr lange zu halten.
[ "WDR5", "02.02.2017", "zeitzeichen", "Zeitgeschehen", "Maximilian Graf Montgelas", "Bayern", "Minister", "König Max I." ]
Radio
2017-01-24T11:35+01:00
2017-01-24T11:35+01:00
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Eurosonic 2015
Trendscouts haben nach aufregenden neuen Acts geschnuppert, bei Konferenzen und Podiumsdiskussionen sind Künstler auf Macher und Journalisten getroffen, und interessierte Musikfans konnten sich über 250 Bands in den vielen coolen Locations der Stadt anschauen. Nach Irland und Finnland war bei der 28. Ausgabe des Festivals erneut eine kreative Keimzelle aus dem Norden Europas Gastland: Island, die kleine Insel mit dem großen musikalischen Output. Dabei waren Bands wie Acid Baby Jesus (GR), Intergalactic Lovers (BE), Shaka Ponk (FR) und Mammút (IS). Viele noch unbekannte Bands werden Jahr für Jahr in Groningen entdeckt und füllen kurze Zeit später große Konzerthallen. Unter den berühmten Senkrechtstartern, die ihre Sporen beim Eurosonic vedienten, sind die Briten von The XX oder die Chemnitzer Indie-Rocker von Kraftklub. Rockpalast hat sich auch 2015 wieder der aufregendsten Bands beim Eurosonic angenommen und präsentiert sie Euch in Konzertmitschnitten und Interviews.
cs
Das wohl wichtigste Newcomerfestival in Europa: beim großen Musikmeeting Eurosonic im niederländischen Groningen hat sich vom 14. bis zum 17. Januar 2015 die internationale Musikindustrie die Klinke in die Hand gegeben.
[ "Eventübersicht", "RPEVENT", "Event", "Festival", "14.-17.01.2015", "2015", "Eurosonic", "Noorderslag", "Groningen", "Holland", "Niederlande", "Island", "Rockpalast", "WDR", "WDR Fernsehen" ]
Fernsehen
2023-04-06T15:13+02:00
2023-04-06T15:13+02:00
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4. Oktober 1991 - Antarktis-Umweltschutzprotokoll unterzeichnet
Am Südpol ist es still. Und kalt. Und dunkel. Vier Monate Sommer gibt es in der Antarktis, acht Monate Winter mit Minustemperaturen bis zu 70 Grad, keinen Frühling, keinen Herbst. Ein Viertel größer als Europa ist das Gelände, das zu 98 Prozent dauerhaft mit Eis und Schnee bedeckt ist und auf dem fünf Millionen Pinguine leben. Zwei bis drei Kilometer ist der Eispanzer dick, der die Antarktis überspannt. Ein Viertel der weltweiten Süßwasservorräte ist darin gespeichert. Den "Kühlschrank der Erde" nennt Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven die Antarktis deshalb. "Im Südpolarmeer verbinden sich alle anderen Ozeane: der Atlantik mit dem Indischen Ozean und dem Pazifik", sagt der Biologe, der von der Artenvielfalt dieses so unwirtlich scheinenden Gebietes begeistert ist. Mit Algen, Krill und anderen Kleinstlebewesen beginnt rund um den Südpol eine Nahrungskette, die Haien und vor allem Walen das Überleben sichert. Die Algen der Antarktis, die Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff produzieren, sind für das Weltklima und das Ökosystem der Erde von zentraler Bedeutung. Diese Erkenntnis führt mitten im Kalten Krieg zu einer erstaunlichen Übereinkunft der Supermächte. 1959 einigen sie sich in Washington darauf, die Region um den Südpol von militärischer Nutzung ebenso auszunehmen wie von der Idee nuklearer Müllentsorgung oder dem Abbau von Bodenschätzen. Deutschland tritt dem Antarktis-Vertrag 1983 bei. In den 80er Jahren werden allerdings auch Stimmen laut, die den Abbau von Rohstoffen in der Antarktis befürworten – wenn auch unter strengen Auflagen. Dagegen laufen Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace Sturm. Die Proteste haben Erfolg, die Rohstoff-Verhandlungen scheitern. Mehr noch: Am 4. Oktober 1991 unterzeichnen 26 Staaten in Madrid das sogenannte Umweltschutzprotokoll, dass die Antarktis zu einem dem Frieden und der Wissenschaft gewidmeten Naturreservat erklärt. 80 Forschungsstationen gibt es hier inzwischen. Seit 1991 darf sich kein Mensch der Antarktis ohne Erlaubnis auch nur nähern. Die Genehmigung erfolgt durch jenes Land, das Ausgangspunkt der Reise ist – in Deutschland ist dafür das Bundesumweltamt zuständig. Etwa 50 Anträge prüft es im Jahr. Dabei sind Fragen danach ausschlaggebend, ob die Reise die Tier- und Pflanzenwelt beeinflusst, ob der Müll entsorgt werden kann und ob das Meer verschmutzt wird. Auch Wissenschaftler müssen diese Fragen beantworten. Das Umweltschutzprotokoll tut dringend not: Immerhin ist der wachsende Tourismus für die Region ein echtes Problem. Infrastruktur mit Hotels und Restaurants darf es deshalb in der Antarktis nicht geben. Schiffe mit Schweröl sind für die Reiseveranstalter verboten. Und mehr als 100 Personen dürfen nie gleichzeitig an Land. Dank dieser scharfen Verordnungen gilt das Umweltschutzprotokoll für die Antarktis als eine der effektivsten internationalen Maßnahmen überhaupt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Oktober 2016 ebenfalls an das Antarktis-Umweltprotokoll. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 05.10.2016: Vor 375 Jahren: Geburtstag der Mätresse Marquise de Montespan
Thomas Köster
Die Antarktis ist der stürmischste und der am wenigsten besiedelte Flecken der Erde. Der &#034;Klimakühlschrank&#034; des Planeten ist von enormer ökologischer Bedeutung. Deshalb hat ihn die Staatengemeinschaft geschützt vor den Begehrlichkeiten der Menschen: mit einem Umweltschutzabkommen.
[ "Stichtag", "04.10.2011", "4. Oktober 2011", "04.10.2016", "4. Oktober 2016", "Antarktis-Umweltschutzprotokoll", "Umweltschutz", "Antarktis" ]
Stichtag
2016-10-04T12:42+02:00
2016-10-04T12:42+02:00
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15. November 2010 - Vor 100 Jahren: Geburtstag von Hugh Carleton Greene
Wer es wagt, im Zweiten Weltkrieg den englischen Sender BBC im Volksempfänger einzustellen, hört zunächst die ersten Takte der 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven und dann die Stimme von Hugh Carleton Greene: "Hier ist England." Greene leitet während des Krieges das deutschsprachige Programm des Britischen Rundfunks. "Deutsche Knaben und alte Männer sollen gegen die kampferprobten Soldaten Englands, Amerikas, Russland und der anderen Alliierten in den Kampf geworfen werden", warnt er die Deutschen in ihrer Muttersprache. Greene und seine Mitarbeiter kämpfen mit Worten gegen die Nationalsozialisten und informieren die Deutschen über den Kriegsverlauf aus englischer Sicht. Greene betreibt psychologische Kriegsführung. Hugh Carleton Greene wird am 15. November 1910 in Berkhamsted, einer Kleinstadt nördlich von London, geboren – als jüngerer Bruder des Schriftstellers Graham Greene. Deutschland kennt er gut: 1929 hat er einen Sommer in Marburg verbracht und Deutsch gelernt. Ab 1933 arbeitet er als Deutschland-Korrespondent für britische Zeitungen; bis ihn die Nationalsozialisten 1939 ausweisen. 1946 kehrt er zurück: Die britische Militärregierung gründet in ihrer Besatzungszone den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) und beauftragt Greene, aus dem Sender eine BBC für Deutschland zu machen. Greene ist erst 36 Jahre alt. Sitz des NWDR ist Hamburg, zum Sendegebiet gehören außerdem die heutigen Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In Berlin betreibt der NWDR eine Außenstelle, den Vorläufer des 1953 gegründeten SFB. Mit flachen Hierarchien und regelmäßigen Konferenzen gewinnt der Brite schnell das Vertrauen der deutschen Angestellten. Greene erklärt: "Ich sagte dem ganzen Personal in einer Versammlung im großen Sendesaal: Ich bin hergekommen, um mich überflüssig zu machen." Die Idee einer öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalt ist neu für die Deutschen. Der NWDR soll unabhängig sein - vom Markt und vom Einfluss der politischen Parteien. Doch die Idealform, die Greene sich vorstellt, wird nie komplett umgesetzt. Als er im November 1948 den Deutschen die Leitung des NWDR überlässt, wird Adolf Grimme Generaldirektor und Heinrich-Georg Raskop Vorsitzender des Verwaltungsrats. Grimme hat ein Parteibuch der SPD, Raskop der CDU. Das war der Anfang einer Entwicklung, die Greene bis zum Ende seines Lebens mit Sorge betrachtet. "Ich finde, die Einführung des Proporzes in den deutschen Rundfunk eine sehr traurige Sache. Der Einfluss der Länderregierungen ist viel zu groß geworden." Nach seinem Abschied vom NWDR übernimmt Greene die Leistung des Osteuropadienstes bei der BBC und geht als Experte für psychologische Kriegsführung nach Malaysia. 1950 wird er für seine Verdienste im Kampf um Freiheit und Demokratie von der Queen zum Ritter geschlagen. In London macht er bei der BBC Karriere und steigt bis zum Generaldirektor auf. Bis zu seinem Tod im Jahr 1987 besucht er Deutschland und seine öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten regelmäßig. Stand: 15.11.10
Martina Züger (uz)
Vor 100 Jahren: Geburtstag von Hugh Carleton Greene
[ "15. November 1910", "Hugh Greene", "Hugh Carleton Greene", "BBC", "Zweiter Weltkrieg", "NWDR", "Nordwestdeutscher Rundfunk", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
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2015-10-06T14:57+02:00
2015-10-06T14:57+02:00
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29. April 2005 - Vor 75 Jahren: Weltgrößte Schleuse in Ijmuiden eröffnet
Nach Napoleons Niederlage in Waterloo ist für die einstige Seemacht Holland der Weg zu den Weltmeeren 1815 endlich wieder frei. Nur Amsterdam, einst stolzer Warenumschlagplatz, ist abgeschnitten von der Handelswelt des Ozeans: Eine Sandbank trennt die Metropole vom Ijselmeer. Mit einem Federstrich schafft König Willem der Erste eine Lösung. Auf einer Landkarte verbindet er Amsterdam und Ijmuiden mit dem Bleistift. "Grabt hier einen Kanal", ist aus dem Munde des Monarchen überliefert. "Hier, wo Holland am schmalsten ist." Willems kühner Plan wird umgesetzt, wenn auch verspätet. 1876 steht Amsterdam der Weg zur Nordsee offen. Aber den großen Schiffen werden die beiden Schleusen des Kanals bald zu eng. Auf dem Reißbrett entsteht ein größeres Projekt, das in der Entwicklungsphase ins Gigantische anwächst. Am Ende wird die Schleuse größer als die im Panama-Kanal, bis dahin die größte der Welt. Am 29. April 1930 eröffnet Königin Wilhelmina die Schleuse von Ijmuiden feierlich. An Bord des neuen Passagierdampfers "Johan van Oudenbarnveld" passiert sie das imposante, auf 15.000 Pfählen und dem Schweiß unzähliger Arbeiter errichtete Monstrum. Fast scheint es, als habe Holland den Stolz vergangener Seefahrerzeiten zurück gewonnen.Heute passieren im Jahr fast 9.000 Schiffe die Schleuse. Längst ist sie nicht mehr die größte ihrer Art. Aber sie soll wieder wachsen: Auf dem Reißbrett gibt es neue Pläne. Stand: 29.04.05
koester (AnK)
Vor 75 Jahren: Weltgrößte Schleuse in Ijmuiden eröffnet
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2015-10-06T14:49+02:00
2015-10-06T14:49+02:00
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12. November 1955 - Erste Soldaten der Bundeswehr ernannt
Kein Trommelwirbel, kein Stechschritt, als am 12. November 1955 rund 100 Freiwillige in der Fahrzeughalle der Bonner Ermekeil-Kaserne stehen. Die Mehrheit der ersten Soldaten der Bundesrepublik trägt Zivilkleidung, als sie ihre Ernennungsurkunde erhalten. Ihr Auftrag sei es, "durch Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft zur Sicherung des Friedens beizutragen", mahnt Verteidigungsminister Theodor Blank (CDU). "Nur darin kann der Sinn soldatischer Existenz gesehen werden." Die Gründung der Bundeswehr findet bewusst am 12. November statt: An diesem Tag jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des preußischen Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst, der unter anderem die Wehrpflicht eingeführt hat. Er soll Vorbild für einen Neuanfang sein - nach den Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Dieser Neubeginn scheint zunächst undenkbar. "Nie wieder Krieg" lautet nach 1945 die Parole in weiten Teilen der Bevölkerung. Eine Wiederbewaffnung wird abgelehnt. Zudem haben die alliierten Siegermächte Deutschland entmilitarisiert. Zum Geburtshelfer der Bundeswehr wird der Kalte Krieg: 1948 hat die UdSSR die Zufahrt nach Berlin blockiert, 1950 überfällt das kommunistische Nordkorea den Süden des Landes. Das schürt Ängste. Als Frontstaat im Ost-West-Konflikt wird die Bundesrepublik gebraucht. Vor allem die USA drängen auf neue Streitkräfte. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) lässt sich nicht lange bitten. Seine Forderung: ein deutscher Verteidigungsbeitrag gegen nationale Selbstständigkeit. Im Oktober 1954 wird in den Pariser Verträgen festgeschrieben: Die Bundesrepublik darf eigene Truppen aufstellen, der NATO beitreten - und weitgehend souverän werden. Bald zeigt sich aber: So neu ist die bundesdeutsche Armee nicht. An entscheidenden Stellen sitzen alte Wehrmachtskader. Anfang der 1960er Jahre gehören über 12.000 frühere Wehrmachtsoffiziere und 300 Offiziere der Waffen-SS zur Bundeswehr. Dagegen steht das neue Leitbild vom "Staatsbürger in Uniform". Ein neuer Führungsstil soll etabliert werden. 1956 wird die Wehrpflicht beschlossen. Die Wehrverfassung macht die Streitkräfte zu einer Parlamentsarmee, aber nicht alle tragen den Wandel mit. Bis heute gibt es immer wieder rechtsextreme Umtriebe in der Truppe. Mit Blick auf die 1996 gegründete Elite-Einheit KSK etwa sagt im Juni 2020 der damalige MAD-Chef Christof Gramm: "Eine Untergrundarmee haben wir bislang zwar noch nicht entdeckt, aber Netzwerke und Strukturen finden wir sehr wohl." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12.November 2020 ebenfalls an die Ernennung der ersten Soldaten der Bundeswehr. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 13.11.2020: Vor 50 Jahren: FDP-Politiker Geldner täuscht Übertritt zur CSU vor
Dominik Reinle
Zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands wird die Bundeswehr gegründet. Der Kalte Krieg ist ihr Geburtshelfer.
[ "Stichtag", "12.11.1955", "12. November 1955", "12.11.2020", "12. November 2020", "Bundeswehr", "Ernennung", "Soldaten", "Reichswehr", "Gründung", "Zweiter Weltkrieg", "Nationalsozialismus", "Wehrmacht" ]
Stichtag
2020-11-12T00:01+01:00
2020-11-12T00:01+01:00
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19. November 1999 - Leichtathlet Dieter Baumann suspendiert
Er läuft noch immer jeden Tag. "Das ist doch klar. Zwischen acht und zwölf Kilometer", sagt Dieter Baumann, ehemaliger Leichtathlet, Langstreckenläufer, olympischer Goldmedaillengewinner. Rekorde bricht er schon lange nicht mehr. In einem langen Prozess musste sich Baumann einen neuen Zugang zum Laufen erarbeiten. Inzwischen sei es ein Ausgleich für ihn, er brauche das Laufen, um den Alltag zu schaffen. 14 Jahre zuvor klang das noch anders. "Laufen ist für mich kein Hobby, ich laufe nach einem Plan", sagte er im Jahr 2000 in einem Interview mit dem Tagesspiegel. "Man macht Leistungssport nicht, um ausgeglichener zu werden, um Sorgen zu kompensieren, sondern um ein Ziel zu erreichen." Im September 2003 hatte Baumann seine Laufkarriere beendet. Sein größter Triumph waren die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona. Er gewinnt die Goldmedaille über 5.000 Meter. Der Schwabe, geboren 1965 in Blaustein, wird zum Star, gilt als Vorzeigeathlet. Wie kein zweiter Sportler kämpft er gegen Doping. Er fordert wiederholt strengere Kontrollen und härtere Strafen, zum Beispiel eine Sperre von vier Jahren statt zwei Jahren für gedopte Sportler. Zudem kritisiert er die Doping-Praxis in der ehemaligen DDR und spricht sich dagegen aus, die dafür verantwortlichen Trainer weiter zu beschäftigen. Die FAZ nennt ihn den "prominentesten Saubermann der Nation". Doch ein Jahr später, im Herbst 1999, wird Baumann bei einer Trainingskontrolle selbst positiv auf das unerlaubte Mittel Nandrolon getestet, einen Klassiker unter den Doping-Mitteln. Am 19. November 1999 suspendiert der Deutsche Leichtathletik-Verband den Olympiasieger mit sofortiger Wirkung. Baumann wehrt sich. "Ich habe nichts genommen, aber ich habe eine positive Probe. Diese spricht gegen mich und ich muss in irgendeiner Form etwas tun, damit sie entkräftet wird", sagt er damals. Um die Quelle zu finden, beauftragt er ein Forschungslabor, seine Wohnung nach verbotenen Substanzen zu durchsuchen. Tatsächlich entdecken die Detektive den verbotenen Stoff schließlich in der Zahnpastatube. Sportexperten können es kaum glauben. "Bei jedem anderen Sportler hätte ich gesagt: Junge, also du hättest dir eine etwas bessere Ausrede einfallen lassen müssen", sagt zum Beispiel der ehemalige Sportmoderator Heribert Faßbender. Baumann und Doping, das ist, als wäre Joachim Gauck, damals Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, als IM der Stasi enttarnt worden, sagen einige Sportjournalisten. Dieter Baumann bleibt bei seiner Version: Das Nandrolon in der Zahnpasta soll ein gezielter Anschlag gegen ihn gewesen sein. Aus der Dopingaffäre wird ein mysteriöser Kriminalfall, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Der Rechtsausschuss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes spricht Baumann zwar frei. Doch der internationale Verband sperrt ihn schließlich für zwei Jahre. Auch vor Gericht kann Baumann seine Unschuld nicht eindeutig beweisen. "Das war eine sehr intensive, eine sehr belastende Zeit, die ich niemandem wünschen mag. Auch nach 15 Jahren muss ich sagen: Da gibt es nichts schönzureden, es war richtig hart, richtig hart", sagt Baumann rückblickend. Heute betreut er ein Sportprojekt für jugendliche Strafgefangene und läuft mit ihnen Halbmarathon. "Mit mir selber bin ich absolut im Reinen", sagt Baumann. Stand: 19.11.2014
Martina Züger
Als Langstreckenläufer Dieter Baumann positiv auf Nandrolon getestet wird, sind viele Menschen überrascht. Das kann doch nicht sein, denken sie. Auch der frühere Leichtathlet betont bis heute: Wissentlich habe er die Mittel nicht eingenommen.
[ "Stichtag", "19.11.1999", "19. November 1999", "19.11.2014", "19. November 2014", "Dieter Baumann", "Leichtathlet", "Leichtathtetik", "Deutschland", "Doping" ]
Stichtag
2015-10-08T10:35+02:00
2015-10-08T10:35+02:00
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17. April 1937 - Ferdinand Piëch wird geboren
Er gilt als einflussreichster Automanager Europas: Dem Österreicher Ferdinand Piëch gehören Teile von Porsche und VW. Zudem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG. Ihm wird nachgesagt, er führe den Wolfsburger Konzern wie ein Patriarch - obwohl er nicht mehr im aktiven Geschäft ist. Geboren wird Piëch am 17. April 1937 in Wien. Sein Großvater Ferdinand Porsche entwickelt damals für die Nazis den Käfer, Vater Anton Piëch leitet dann das VW-Werk ab 1941. Doch statt Käfer wird Kriegsmaterial produziert. Davon bekommt Ferdinand allerdings wenig mit, denn die Familien Porsche und Piëch verbringen den Zweiten Weltkrieg am Wörthersee. 1952 stirbt sein Vater überraschend. Mutter Louise übernimmt die Leitung der Porsche-Aktivitäten in Österreich. Ferdinand kommt in ein schweizerisches Internat. Piëch studiert anschließend Maschinenbau in Zürich. Er beschäftigt sich viel damit, Flugzeuge und Autos leichter zu machen. Für seine Diplom-Arbeit entwickelt er einen Formel-1-Motor. 1963 beginnt Piëch bei Porsche und leitet bald die Entwicklungsabteilung. Sieben Jahre später gewinnt der von ihm entwickelte und gegen viel Widerstand durchgesetzte Porsche 917 das 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Doch 1972 muss er Porsche verlassen. Zum einen kommt es zum Eklat wegen seiner teuren Projekte, zum anderen gibt es einen heftigen Streit im Porsche-Piëch-Clan um die Nachfolge von Ferry Porsche als Chef des Familienbetriebs. Schließlich scheiden alle Porsches und Piëchs aus der Firma aus. Vermisst wird Piëch nicht, erzählt Ils Nädele später, die damals in der Presseabteilung arbeitet: "Die Menschenführung hat nicht richtig harmoniert." Oft weist Piëch Mitarbeiter, aber auch Manager vor versammelter Mannschaft zurecht, schafft bewusst ein Klima der Konkurrenz. Nur wenige Monate später fängt Piëch bei der VW-Tochtergesellschaft Audi an - als technischer Vorstand. Mit TDI-Motoren, Allrad und verzinkten Karosserien macht er das Unternehmen zum Rivalen von BMW und Mercedes. 1988 übernimmt Piëch den Vorstandsvorsitz. Bei der Konzernmutter VW häufen sich inzwischen die Probleme: Mehr als eine halbe Milliarde Mark Verlust drohen. In dieser Situation wird Piëch 1993 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und wirbt General Motors den härtesten Sanierer der Branche ab: den Spanier Jose Ignacio Lopez. GM wirft Lopez vor, Unterlagen gestohlen zu haben. "Immer wenn es um Krieg geht, sind am Ende weniger vorhanden, und es gibt immer Gewinner und Verlierer", sagt Piëch. Er habe vor, Sieger zu werden. Nicht ein Sieg, sondern ein Waffenstillstand beendet die Affäre: GM klagt nicht, VW kauft dafür Teile bei GM. Lopez muss gehen. Aber seine Methode, bei den Zulieferern zu sparen, hilft VW Kosten zu senken. Das tut auch Piëchs Plattformstrategie: Autos von VW, Audi, Skoda oder Seat bekommen die gleichen Motoren, die gleichen Bodengruppen, die gleichen Spiegel. Mit der Einführung der Viertagewoche können auf einen Schlag 20 Prozent der Personalkosten eingespart werden. So schafft Piëch ohne Massenentlassungen schwarze Zahlen bei VW. Piëch, Vater von zwölf Kindern, gilt als durchsetzungsstark. Bevor er 2002 in den Aufsichtsrat von VW wechselt, beschreibt Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) Piëchs "Überzeugungskraft" in einer Rede: "Für ihn ist Teamwork eben, wenn alle tun, was er will, das betrifft auch den Aufsichtsrat." Fehler verzeiht Piëch selten: "Ich empfinde nicht, dass ich mit anderen nicht kommunizieren kann, aber es gibt Menschen, mit denen will ich nicht kommunizieren." Wer Piëchs Ziele nicht teilt, muss gehen. Zum Beispiel Porsche-Chef Wendelin Wedeking. Um das Familienerbe zu sichern, unterstützt Piëch zwar die Pläne Porsches, bei VW einzusteigen - bis Wedeking die ganze Macht bei VW will. Nun gehört die Mehrheit der VW-Aktien den Piëchs und Porsches. Bis 2018 wollen die Wolfsburger der größte Autobauer der Welt werden. Stand: 17.04.2012
Dominik Reinle
Als Techniker baut er den Porsche 917, als Unternehmer führt er Audi und Volkswagen an die Spitze: Der Österreicher Ferdinand Piëch ist Chef im VW-Aufsichtsrat. Ihm wird nachgesagt, er führe den Konzern wie ein Patriarch - obwohl er nicht mehr im aktiven Geschäft ist.
[ "Stichtag", "17.04.1937", "17. April 1932", "17.04.2012", "17. April 2012", "Ferdinand Piech", "Ingenieur", "Unternehmer", "Porsche", "Audi", "VW", "Volkswagen" ]
Stichtag
2015-10-07T11:53+02:00
2015-10-07T11:53+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6556~_mon-012025.html
27. August 1859 - Die erste Ölquelle in den USA sprudelt
Schmierig, stinkend und schwarz ist die Flüssigkeit, die im Norden Pennsylvanias immer wieder aus dem Boden tritt. Die Ureinwohner sagen diesem "Steinöl" heilende Wirkung nach, die weißen Siedler schmieren ihre Wagenräder mit dem zähen Gebräu. Ansonsten macht das Öl eher Probleme, vor allem bei Salzbohrungen. Bis man Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt, dass sich aus dem Rohöl ein leicht entzündliches Petroleum gewinnen lässt, das man hervorragend für Lampen verwenden kann. Wohlhabende haben bislang vor allem stinkendes Walöl verbrannt, um ihre Wohnungen zu beleuchten. Das wird jedoch durch exzessiven Walfang langsam knapp und teuer. Die Petroleumlampe ist auf dem Vormarsch. Eine Gruppe von Investoren an der Ostküste wittert ein neues Geschäftsfeld und schickt Edwin L. Drake auf Ölsuche an den Oil Creek nach Pennsylvania. Der ehemalige Eisenbahner hat zwar keine Ahnung von der Ölsuche, darf aber kostenlos Zug fahren. Außerdem ist Drake ein Tüftler, der nicht länger mühsam nach Öl graben möchte. Seine Idee: Mit einem gewaltigen Schlagbohrer tief in die Erde bohren und das Öl nach oben pumpen. Anfangs wird er für seinen Turm mit den vielen Rohren in der Nähe von Titusville ausgelacht. Doch am 27. August 1859 sprudelt aus Drakes Bohrloch tatsächlich Öl – eine Sensation. "Als bekannt wurde, dass Drake Öl entdeckt hatte, machte das in den engen Tälern Pennsylvanias sofort die Runde", erzählt der Energieexperte Daniel Yergin. Angelockt vom amerikanischen Traum des schnellen Reichtums strömen die "Wildcatter" – wie die Öl suchenden Männer genannt werden – nach Titusville. Aus dem verschlafenen Nest mit 125 Einwohnern wird in zwei Jahren eine betriebsame Stadt mit 10.000 Menschen. Rund um Drakes Bohrloch entstehen 75 weitere, in der ganzen Umgebung sind es fast 2.000. "Jeder versucht, so viel wie möglich herauszusaugen, bevor es der Nebenmann macht", so Yergin. Das Land ist im Öl-Rausch, immerhin lockt das schwarze Gold mit beachtlichen Gewinnen. Jeder investierte Dollar bringt einen Profit von 15.000 Dollar innerhalb von nur zwei Jahren. John D. Rockefeller wird mit seinem Erdöl-Raffinerie-Unternehmen zum reichsten Man der USA. Im Gegensatz zu Edwin L. Drake, dessen geniale Förder-Idee mit Bohren und Pumpen alle kopieren. Er versäumt es, sich seinen Einfall patentieren zu lassen. Die Gewinne fahren andere Männer wie Rockefeller ein. Drake stirbt 1880 verarmt in einem Hotel. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. August 2019 ebenfalls an die erste sprudelnde Ölquelle in den USA. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 28.08.2019: Vor 100 Jahren: Gründung der internationalen Luftverkehrsvereinigung IATA
Anke Fricke
Eine Gruppe von Investoren wittert Mitte des 19. Jahrhunderts einen Markt für Petroleum und schickt den arbeitslosen Edwin L. Drake auf Ölsuche – mit Erfolg.
[ "Stichtag", "27.08.1859", "27. August 1859", "27.08.2019", "27. August 2019", "Erste Ölquelle", "USA", "Erdöl", "petroleum" ]
Stichtag
2019-08-27T19:27+02:00
2019-08-27T19:27+02:00
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12. August 1950 - Geburtstag von Iris Berben
Ihr Image als Ulknudel hat Iris Berben längst abgelegt. Und doch hat sie zum Slapstick und den Sketchen eine besondere Beziehung. Das habe ihr das Tor zum Charakterfach geöffnet, wird sie später einmal sagen: "und zwar, weil du in 60 Sekunden einen Charakter, eine Figur darstellen musstest. Das war meine eigentliche Schauspielschule." Geboren wird Berben am 12. August 1950 in Detmold. Als sich die Eltern scheiden lassen, zieht sie mit der Mutter nach Hamburg – und kommt, als die Mutter nach Portugal auswandert, in diverse Internate: Ihre "Aufsässigkeit" sei für die vielen Schulwechsel verantwortlich gewesen, wird sie sich später erinnern: "das Nicht-Vermögen, sich einzuordnen oder unterzuordnen". Aber auch ihr Hang zum Klassenclown. 1967 geht Berben auf die Hamburger Kunsthochschule. Hier gerät sie in das Umfeld von Ulrike Meinhof, demonstriert gegen Krieg und Establishment, prügelt sich mit Polizisten, nimmt LSD – und distanziert sich von der Studentenbewegung, als sie sich zusehends radikalisiert. Den Ausstieg aus der Szene schafft sie durch ein Angebot des WDR, neben Margarethe von Trotta in Klaus Lemkes Film "Brandstifter" (1969) über zwei Kaufhausbrände im Umfeld der RAF zu spielen: "weil ich es unheimlich spannend fand, dass man so was auch innerhalb eines Filmes erzählen konnte" – verbunden mit der "Möglichkeit, seine Stellung und seine Haltung zu zeigen". Noch im Jahr der Filmveröffentlichung geht Berben nach Israel, verliebt sich in den Sänger Abi Ofraim, bekommt von einem anderen Mann ein Kind und zieht 1970 mit einem jüdischen Gastronomen nach München. Fortan dreht sie Filme für Kino und Fernsehen. Bekannt wird sie 1978 als Ulknudel an der Seite von Ingrid Steeger in der TV-Slapstick-Serie "Zwei himmlische Töchter". Ab 1984 folgt "Sketchup" mit Diether Krebs. Unter anderem in den 31 Folgen der von ihrem Sohn Oliver Berben produzierten Krimireihe "Rosa Roth" (1994–2013) profiliert sie sich im Charakterfach. Heute gilt Berben als wandlungsfähige Darstellerin. Sie erhält mehrere Auszeichnungen für ihre Darstellungen und zweimal das Bundesverdienstkreuz für ihr politisches Engagement. Auch mit 70 Jahren pendelt sie zwischen Tel Aviv, Berlin, München hin und her, dreht Filme, hält Lesungen und engagiert sich für die Aids-Stiftung. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.08.2020: Vor 100 Jahren: Beginn der Schlacht bei Warschau.
Thomas Köster
Ihr Image als Ulknudel hat Iris Berben längst abgelegt. Und doch hat sie zum Slapstick und den Sketchen eine besondere Beziehung. Das habe ihr das Tor zum Charakterfach geöffnet, wird sie später einmal sagen: &#034; und zwar, weil du in 60 Sekunden einen Charakter, eine Figur darstellen musstest. Das war meine eigentliche Schauspielschule. &#034;
[ "Vorlage", "Stichtag", "12.08.1950", "12. August 1950", "12.08.2020", "12. August 2020", "Iris Berben", "Schauspielerin" ]
Stichtag
2020-08-13T08:02+02:00
2020-08-13T08:02+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-iris-berben-100~_mon-062013.html
9. September 2007 - NDR trennt sich von Moderatorin Eva Herman
Das "Lexikon der TV-Moderatoren" von 2003 lobt die "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman mit den Worten "höchst konzentriert, mit professioneller Distanz". Im selben Jahr wird Herman bei einer repräsentativen Emnid-Umfrage zur beliebtesten Nachrichten-Moderatorin Deutschlands gewählt. Wer die "Tagesschau" präsentiert, muss seriös sein - das weiß die gebürtige Ostfriesin: "Wir haben schon die Pflicht, möglichst neutral zu sein. Wir dürfen keine Werbung machen", sagt Herman im April 2001 im WDR2-Montalk und findet das "auch völlig in Ordnung". Eva Herman, die 1989 beim NDR als "Tagesschau"-Sprecherin eingestiegen ist, veröffentlicht ab 2001 Bücher mit Titeln wie "Dann kamst du", "Das Glück des Stillens" und "Mein Kind schläft durch". Im Frühjahr 2006 löst Herman mit dem Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?" in der Zeitschrift "Cicero" eine kontroverse Diskussion aus. Weil sie ihre Thesen auch als Buch veröffentlichen will, gibt Herman bekannt, aus Rücksicht auf die Neutralität der "Tagesschau" ihre Arbeit als Moderatorin vorerst ruhen zu lassen. Im September 2006 veröffentlicht sie das Buch "Das Eva-Prinzip". Darin rät sie Frauen zur Rückkehr zu Heim und Herd: "Wir Frauen sollten nicht mehr konkurrieren, wir sollten uns auf unsere natürlichen Fähigkeiten besinnen." "Familie und Mutterschaft sind letztlich für Glück und Zufriedenheit wichtiger als berufliche Karriere und vollständige Unabhängigkeit", schreibt Herman. "Die Ursache für viele gesellschaftlichen Missstände ist bei uns Frauen zu suchen und zu finden." Das Frauenbild, das Herman propagiert, lebt sie selbst allerdings nicht - als vier Mal verheiratete Karrierefrau mit einem Kind und einem Au-pair-Mädchen. Im Jahr darauf sorgt Hermans nächstes Buch "Das Prinzip Arche Noah - Warum wir die Familie retten müssen" für einen Eklat. Die Öffentlichkeit empört sich über die vermeintliche Sympathie für Adolf Hitlers Familienpolitik. "Wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde", sagt Herman im September 2007 im WDR2-"Morgenmagazin". Es habe "nichts mehr" stehen bleiben dürfen. Am 9. September 2007 entlässt der NDR seine Mitarbeiterin mit sofortiger Wirkung: "Frau Herman steht es frei, ihren 'Mutterkreuzzug' fortzusetzen, aber mit der Rolle einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren." Die Entlassene klagt gegen die Entscheidung, scheitert aber nach jahrelangem Rechtsstreit auch in letzter Instanz beim Bundesarbeitsgericht. Einen Monat nach dem Rausschmiss erhält Herman in der ZDF-Sendung "Kerner" die Chance, für Klarheit zu sorgen. Sie nutzt sie nicht, sondern legt nach: "Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren heute darauf." Herman betont: "Ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten." Schließlich wirft ZDF-Moderator Johannes B. Kerner sie aus der Sendung, weil sie sich seiner Meinung nach nicht ausreichend von ihren Aussagen zur NS-Familienpolitik distanziert. Bei Auftritten und im Internet veröffentlicht Eva Herman weiter ihre Vorstellungen von Familienpolitik. Sie äußert sich aber auch zu anderen Themen. Einen Tag nach der Tragödie auf der "Loveparade" 2010 in Duisburg mit 21 Toten schreibt sie: "Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen! Grauenhaft allerdings, dass es erst zu einem solchen Unglück kommen musste." Hinter der Flüchtlingskrise in Europa vermutet Herman "Verschwörungen zur Zerstörung des christlichen Abendlandes. Europa wird geflutet mit Afrikanern und Orientalen. Unsere alte Kraft, unsere christliche Kultur, Glaube und Tradition, werden zerstört." Immer wieder sieht sich Eva Herman auch als Opfer angeblich gleichgeschalteter Medien. Deren Dominanz verhindere "nach wie vor eine freie, unabhängige Berichterstattung", heißt es auf ihrer Homepage. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 10.09.2017: Vor 95 Jahren: Autorennstrecke von Monza wird eingeweiht
Dominik Reinle
Jahrelang ist &#034;Tagesschau&#034;-Sprecherin Eva Herman beim Fernsehpublikum beliebt. Doch dann wird die Moderatorin wegen eines Nazivergleichs vom NDR im September 2007 entlassen.
[ "Stichtag", "09.09.2007", "9. September 2007", "09.09.2017", "9. September 2017", "NDR", "Moderatorin", "Eva Herman", "Entlassung", "Trennung", "Tagesschau", "Talkshow", "Das Eva-Prinzip", "Das Prinzip Arche Noah", "Herman & Tietjen", "Nationalsozialismus", "Familienpolitik", "Emanzipation", "Frauenbild" ]
Stichtag
2017-09-09T00:00+02:00
2017-09-09T00:00+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-ndr-trennung-moderatorin-eva-herman-100~_mon-102014_tag-09092017.html
14. Mai 2008 - Vor 60 Jahren: Nationalrat in Tel Aviv ruft jüdischen Staat aus
Am Freitagnachmittag, dem 14. Mai 1948, versammeln sich 37 Mitglieder des jüdischen "vorläufigen Nationalrats" im Museum von Tel Aviv. Den Vorsitz führt David Ben-Gurion, ein polnischer Jude, der 1906 noch mit dem Namen David Grün nach Palästina eingewandert ist. Drei Jahre später erst wird Tel Aviv gegründet. Ben-Gurion steigt in den 20er Jahren zum Chef der jüdischen Arbeiterbewegung auf. Jetzt soll er der erste Ministerpräsident des neuen Staates Israel werden. Punkt 16 Uhr schlägt er mit einem Holzhammer auf den Tisch und beginnt, eine auf Hebräisch verfasste Erklärung zu verlesen, die auch das Radio überträgt: "Aufgrund unseres selbstverständlichen und historischen Rechts und aufgrund des Beschlusses der Vereinten Nationen erklären wir hiermit die Gründung eines jüdischen Staates im Lande Israel, den Staat Israel." Wenige Stunden später rücken irakische, libanesische, syrische, jordanische und ägyptische Truppen in den gerade ausgerufenen Staat ein. Der Unabhängigkeitskrieg beginnt. Palästina steht zu dieser Zeit unter britischer Verwaltung. Die Briten haben das Gebiet im ersten Weltkrieg vom osmanischen Reich erobert und sind vom Völkerbund seit 1923 zur treuhändlerischen Verwaltung beauftragt. Die englische Politik in Palästina ist so uneindeutig wie die berühmte Erklärung des englischen Außenministers Lord Balfour von 1917, die den Juden eine "Heimstätte in Palästina" verspricht, gleichzeitig aber "die Rechte der nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina" schützen will. Der Spagat gelingt den Briten immer weniger, seit die Einwanderung von Juden nach Palästina durch die Naziherrschaft in Deutschland rapide ansteigt. Das führt zum bewaffneten Aufstand der Araber, die Anschläge auf Juden und Briten verüben. Bald wenden sich auch jüdische Untergrundorganisationen gegen Araber und Briten. Als nach 1945 das Ausmaß des Holocausts bekannt wird und jüdische Überlebende gegen britischen Widerstand nach Palästina drängen, wird der Konflikt zu einem Problem der jungen Weltorganisation UNO. Die beschließt Ende November 1947 einen Teilungsplan, der ein jüdisches Israel neben einem arabischen Palästina ermöglichen soll. Die Juden stimmen zu, die arabischen Staaten lehnen ab - und die Briten kapitulieren: Sie erklären ihr Mandat mit dem 15. Mai 1948 für beendet. Einen Tag kommt die israelische Unabhängigkeitserklärung dem zuvor. Die Israelis gewinnen den Unabhängigkeitskrieg. Im Februar 1949 wird ein Waffenstillstand geschlossen. Aber auch sechs Jahrzehnte und sieben Nahostkriege später hat Israel keinen Frieden und die palästinensischen Araber keinen souveränen Staat. Stand: 14.05.08
taxacher (döpp)
Vor 60 Jahren: Nationalrat in Tel Aviv ruft jüdischen Staat aus
[ "14. Mai 1948", "Stichtag", "Israel", "David Ben-Gurion", "Zionismus", "Tel Aviv", "Nahostkonflikt", "Palästina", "Balfour", "Herzl", "UNO" ]
Stichtag
2015-10-06T13:17+02:00
2015-10-06T13:17+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3148~_mon-042024.html
16. Februar 1935 - Geburtstag von Salvatore "<span lang="en">Sonny</span>" Bono
Dies sei der vielleicht wichtigste Moment ihres Lebens, bekennt Cher unter Tränen am Sarg ihres Ex-Mannes. 24 Jahre sind vergangen seit dem schmutzigen Scheidungskrieg, der ihre Ehe beendete. Doch als der Weltstar 1998 in London von Sonny Bonos Unfalltod erfährt, sagt Cher sofort alle Termine ab und fliegt nach Kalifornien, um dem Mann, der ihre Karriere begründete, Dank und Respekt zu erweisen: "So mancher glaubte, den kleinen Mann nicht ernst nehmen zu müssen, weil er in unserer Show oft die Zielscheibe von Gags war. Aber sie vergaßen: Es war Sonny, der die Gags geschrieben hat. Er hat Sonny and Cher erfunden – und das war genau das Richtige für uns. Sonny wusste immer, was richtig war." Salvatore "Sonny" Bono, am 16. Februar 1935 in Detroit geboren, stammt aus einer einfachen Familie mit sizilianischen Wurzeln. Kompositionen wie "Needles and Pins" bringen ihm erste Erfolge in der Plattenbranche ein. Eine Gesangskarriere aber scheint ausgeschlossen, denn, so Bono selbstkritisch: "Ich singe wie ein Frosch." Als er 1962 die 16-jährige und einen Kopf größere Cherilyn Sarkasian kennenlernt, ist es für beide nicht nur Liebe auf den ersten Blick: "Ich wusste sofort, dass sie ein Star werden wollte, und ich wollte Erfolg im Showbusiness haben. Also hatten wie die gleichen Ziele." Kurz darauf heiratet das Paar, und Sonny konzentriert sich voll auf Chers Karriere. Die schlanke Schönheit mit indianischem Blut in den Adern erweist sich allerdings auf der Bühne als extrem schüchtern. Deshalb entscheidet ihr Mann: "Okay, dann singe ich eben mit dir." Die erste Single des Ehepaares, unter dem Namen "Caesar & Cleo" veröffentlicht, wird ein Flop. Erst als "Sonny and Cher", in Fransenhosen und Pelzwesten, landen sie 1965 mit "I Got You Babe" auf Anhieb einen Welterfolg und werden zu Stil-Ikonen der beginnenden Hippie-Ära. Sonny schreibt Hit auf Hit, sodass das Duo zeitweise mit fünf Titeln gleichzeitig in den US-Charts vertreten ist. Das Glück der beiden scheint perfekt, als 1969 ihre Tochter Chastity zur Welt kommt. Mit der 1971 gestarteten TV-Show "The Sonny and Cher Comedy Hour" erreicht das Star-Duo den Gipfel seiner Popularität, in der Ehe aber beginnt es zu kriseln. Sonny hat Affären, wird tablettensüchtig und entwickelt sich zum Workoholic, während Cher ganz in ihrer Mutterrolle aufgeht. Nach teils wüsten Krächen verlässt sie 1973 mit Chastity die gemeinsame Villa. Ein Jahr später wird die Ehe geschieden und Sonny stürzt in ein tiefes  Loch: "Ich verlor die Karriere, die Familie und meine Tochter, alles auf einmal." Cher bleibt auch solo als Sängerin und Filmschauspielerin höchst erfolgreich, ihr Ex-Mann dagegen verschwindet bis auf einige kleine Serienrollen in der Versenkung. In David Lettermanns "Late Night"-Premiere 1982 treten sie ein letztes Mal gemeinsam mit "I Got You Babe" auf. Nach einer weiteren gescheiterten Ehe eröffnet Sonny Bono mit seiner dritten Frau in Palm Springs, Kalifornien ein Restaurant. 1988 wird er dort mit großem Vorsprung zum Bürgermeister gewählt. Seine Kandidatur für den US-Senat scheitert. Doch 1994 gelingt Bono für die Republikaner der Einzug in das Repräsentantenhaus, wo er sich dank seines Humors und seines offenen Wesens Anerkennung erwirbt. Am 5. Januar 1998 fährt der passionierte Wintersportler zum Skilaufen nach Lake Tahoe. Am Abend findet man den 62-Jährigen tot abseits der Piste. Er war gegen einen Baum geprallt. Salvatore "Sonny" Bono wird auf dem Friedhof von Cathedral City bestattet, dort, wo vier Monate später auch Frank Sinatra seine letzte Ruhestätte erhält. Stand: 16.02.2015
Bernd Rexing
Im Duo mit Ehefrau Cher landet der Italo-Amerikaner in den 60ern Hits wie &#034; I Got You Babe &#034;. Nach ihrer Scheidung 1974 avanciert Cher zum Solostar. Sonny aber verschwindet von der Bildfläche, bis er 1988 eine mäßig erfolgreiche Polit-Karriere startet. 1998 verunglückt Salvatore &#034; Sonny &#034; Bono tödlich beim Skifahren.
[ "Stichtag", "16.02.2015", "16.02.1935", "16. Februar 2015", "16. Februar 1935", "WDR.de", "Sonny Bono", "Cher", "Popsänger", "Duo Sonny and Cher", "Repräsentantenhaus" ]
Stichtag
2015-10-08T15:12+02:00
2015-10-08T15:12+02:00
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8. Juli 1919 - Geburtstag des <abbr title="Freie Demokratische Partei Deutschlands">FDP</abbr>-Politikers Walter Scheel
Walter Scheel gilt als der Gute-Laune-Liberale aus dem Rheinland. 1973 tritt er als Stargast mit dem Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" bei Wim Thoelke im ZDF auf. Ein Jahr später wird ihm der Orden "Wider den tierischen Ernst" verliehen. Mit derartigen Auftritten gräbt er sich ins Gedächtnis seiner Landsleute ein. Aber Scheel ist mehr als das. Von Kindheit an lernt Scheel, in den entscheidenden Situationen hart durchzugreifen. An der Front überlebt er den als tödlich geltenden Fleckentyphus, in der damals noch rechtsnationalen FDP muss er sich als Linksliberaler gegen die Parteibonzen behaupten. So wird er auch zum Macher. Geboren wird Scheel am 8. Juli 1919 in Solingen. Er durchläuft alle Stufen einer bundesdeutschen Polit-Karriere: Zuerst tritt er 1946 in die Freie Demokratische Partei (FDP) ein, wird Stadtrat in seiner Heimatstadt, sitzt im Düsseldorfer Landtag, im Bundestag und im Europaparlament. In den 60er Jahren ist er Minister für Entwicklungshilfe in den Kabinetten von Konrad Adenauer (CDU) und Ludwig Erhard (CDU). Als die Liberalen in der Opposition sind, übernimmt Scheel 1968 den Parteivorsitz. Dann wird er unter Willy Brandt (SPD) Bundesaußenminister, Vizekanzler – und einer der Wegbereiter der Entspannungspolitik. 1974 kandidiert Scheel gegen den Bundestagsabgeordneten Richard von Weizsäcker (CDU) für das Amt des Bundespräsidenten. Da ist er nicht nur Außenminister, sondern kurzzeitig auch der amtierende Bundeskanzler: Kurz zuvor ist Willy Brandt nach der Enttarnung seines engen Mitarbeiters, Günter Guillaume, als DDR-Spion zurückgetreten, sein Nachfolger, Helmut Schmidt (SPD), noch nicht im Amt. Mit einer Mehrheit von 32 Stimmen wird er gewählt. Während sein SPD-Vorgänger Gustav Heinemann politische Zeichen setzte, betont Scheel Repräsentation und Würde des Amtes. 1976 verweigert er allerdings die Unterzeichnung des Gesetzes zur Abschaffung der Gewissensprüfung bei Wehrdienstverweigerern. 1979 verzichtet er auf eine erneute Kandidatur. Privat hat Scheel drei Frauen: Seine Jugendliebe Eva stirbt 1966 an Krebs, drei Jahre später lernt er seine zweite Ehefrau Mildred kennen. Zusammen werden sie als Patchworkfamilie – Mildred bringt eine Tochter mit in die Ehe, gemeinsam bekommen sie eine weitere Tochter und adoptieren ein Waisenkind aus Bolivien – zum Symbol der Zeit. Mildred stirbt 1985, Jahre später heiratet er ein drittes Mal. Scheel stirbt 2016 in Bad Krozingen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Juli 2019 ebenfalls an Walter Scheel. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 09.07.2019: Vor 90 Jahren: Geburtstag des US-Sängers Lee Hazlewood
Thomas Köster
&#034;Hoch auf dem gelben Wagen&#034; - Mit seinem Volkslied beibt der FDP -Politiker, Außenminister und Bundespräsident Walter Scheel als Gute-Laune-Liberaler in Erinnerung. Doch hinter dem begeisterten Sänger und Karnevalisten steckt auch ein Macher.
[ "Stichtag", "08.07.1919", "8. Juli 1919", "08.07.2019", "8. Juli 2019", "Walter Scheel" ]
Stichtag
2019-09-25T07:48+02:00
2019-09-25T07:48+02:00
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30. Mai 1910 - Geburtstag der Schauspielerin Inge Meysel
Inge Meysel ist beliebt. Und sie ist streitbar. Aus beiden Gründen soll sie 1980 zu ihrem 70. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz erhalten. Meysel lehnt ab: Sie wolle keinen Orden dafür erhalten, dass sie ihr Leben so anständig gelebt habe, wie es doch eigentlich selbstverständlich sei. "Beißzange mit Herz" nennt sie der Kritiker Friedrich Luft – das wird ihr gefallen haben. Gegen ihr Image als "Mutter der Nation" hingegen kämpft sie ein Leben lang an. Geboren wird Meysel am 30. Mai 1910 als Ingeborg Charlotte Hansen in Rixdorf bei Berlin. Die Eltern wollen ein Jurastudium, sie will Tänzerin werden. Und sie landet, weil mit 1,54 Metern zu klein für ihren Wunschberuf, beim Theater. Ihr erstes Engagement hat sie in Zwickau, die erste größere Rolle 1930 in der Uraufführung von Ernst Penzoldts "Etienne und Luise". Im Nationalsozialismus darf Meysel als Halbjüdin zwölf Jahre lang nicht auftreten und muss sich als Telefonistin durchschlagen. 1945 geht Meysel ans Hamburger Thalia-Theater. 1959 übernimmt sie die Rolle der guten Hausmeisterin Anni Wiesner im Berliner Volksstück "Fenster zum Flur": Mit 50 Jahren beginnt ihr Aufstieg zum Star. Und der Fluch, "Mutter der Nation" zu sein. Durch ihren zweiten Ehemann, Regisseur John Olden, kommt Meysel als Schauspielerin zum Fernsehen. Sie seien "zusammen aufgestiegen", wird sie sich später erinnern. 1965 steht sie erstmals als Käthe Scholz in der legendären siebenteiligen Serie "Die Unverbesserlichen" vor der Kamera. Jedes Jahr am Muttertag verfolgen Millionen Zuschauer die Alltagsgeschichten der kleinbürgerlichen Familie. Ihre Streitbarkeit zeigt Meysel häufig: durch ihr Engagement im Wahlkampf für Willy Brandt etwa, durch eine mit Alice Schwarzer und anderen angestrengte Klage gegen Nacktbilder im "Stern" - oder durch Interviews, in denen sie sich nicht nur zur Freikörperkultur, sondern auch zu ihrer Bisexualität offen äußert. In der Talkshow "Je später der Abend" offenbart sie, wie sie ihre Jungfernschaft verlor. Auch ihr Bekenntnis, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) zu sein, sorgt für Diskussionsstoff. 2003 erfährt Meysel, dass sie an Altersdemenz erkrankt ist. Trotzdem spielt sie ein Jahr später in einer Folge der Krimiserie "Polizeiruf 110" eine streitbare alte Frau, die ihrem Leben ein Ende setzen will. Inge Meysel stirbt 2004 in ihrer Villa an der Elbe im niedersächsischen Seevetal-Bullenhausen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. Mai 2020 ebenfalls an Inge Meysel. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 31.05.2020: Vor 75 Jahren: Geburtstag des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder
Thomas Köster
Inge Meysel ist beliebt. Und sie ist streitbar. Aus beiden Gründen soll sie 1980 zu ihrem 70. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz erhalten. Meysel lehnt ab.
[ "Stichtag", "30.05.1910", "30. Mai 1910", "30.05.2020", "30. Mai 2020", "Inge Meysel" ]
Stichtag
2020-05-30T00:01+02:00
2020-05-30T00:01+02:00
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09. September 2004 - Vor 40 Jahren: DDR erlaubt Rentnern Westbesuche
"Meine Oma Leipzig war schon sehr großartig, weil die sehr fröhlich und lustig war", erinnert sich Silke Klewin. Für sie war es ein Höhepunkt des Jahres, wenn ihre Oma aus Leipzig nach Hannover kam. Doch damit war es nach dem Mauerbau 1961 erst einmal vorbei. Aus Angst vor anhaltendem Bevölkerungsschwund verbietet die DDR-Regierung ihren Bürgern Reisen in den Westen.Am 9. September 1964 beschließt der Ministerrat der DDR, Rentnern den Westbesuch wieder zu erlauben. Als zwei Monate später die ersten Interzonenzüge voller Senioren eintreffen, spielen sich rührende Szenen auf den Westberliner und westdeutschen Bahnhöfen ab. Großeltern sehen zum ersten Mal ihre Enkelkinder, Eltern "von drüben" liegen sich mit ihren Kindern aus der Bundesrepublik in den Armen, Ost-Tanten und -Onkel begrüßen nach mehreren Jahren überschwänglich ihre West-Nichten und -Neffen. Allein im ersten Jahr nutzen zwei Millionen Rentner die Möglichkeit, für bis zu vier Wochen in den Westen zu reisen. Jeder tausendste Rentner kehrt nicht zurück. Kein großer Verlust im Kalkül der DDR, wie Georg Herbstritt von der Gauck-Behörde glaubt, weil die Rentner für die Volkswirtschaft entbehrlich seien. Bei ihrer Rückkehr hatten die Senioren – Frauen mussten mindestens 60 Jahre alt sein, Männer 65 Jahre – begehrte Westware im Gepäck: Schokolade, Kaffee, Feinstrumpfhosen, Zigaretten, Seife... Geschenkt von ihren Westverwandten oder gekauft von den fünfzig Mark, welche die Bundesrepublik den Rentnern aus dem Osten spendierte.Mit der Entspannungspolitik kommt auch der Besucherverkehr Richtung DDR in Schwung – und wird für die DDR zur einträglichen Devisenquelle. Fünf, später 25 D-Mark müssen die Wessis pro Tag umtauschen, zum Kurs von eins zu eins. Für viele Westler ein Eintrittsgeld für eine graue Republik mit finsterem Empfang durch unfreundliche Grenzbeamte. Stand: 09.09.04
lennartz ()
Vor 40 Jahren: DDR erlaubt Rentnern Westbesuche
[ "Rentner", "DDR", "Leipzig", "Silke Klewin", "Mauerbau", "9. September 1964", "Interzonenzüge", "Georg Herbstritt", "Gauck-Behörde", "Stephan Lennartz", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T11:52+02:00
2015-10-06T11:52+02:00
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16. Oktober 1980 - Deutschlandpremiere des Films "<span lang="en">Blues Brothers</span>"
Nach drei Jahren Gefängnis wird Joliet Jake Blues entlassen. Sein Bruder Elwood holt ihn ab. Nichts ist so wie vorher. Die gemeinsame Band, die "Blues Brothers", ist aufgelöst. Das gemeinsame Auto, ein Cadillac, hat Elwood verscherbelt. So beginnt der US-Kinofilm "Blues Brothers", der in der Bundesrepublik Deutschland am 16. Oktober 1980 Premiere hat. Im Mittelpunkt der Komödie stehen die beiden Musiker und Ganoven, die 5.000 Dollar auftreiben wollen, um die Steuerschuld des katholischen Waisenhauses zu bezahlen, in dem sie aufgewachsen sind. Das Problem für die beiden Brüder, die von John Belushi (Jake) und Dan Aykroyd (Elwood) gespielt werden: Die Oberin des Waisenhauses will kein unehrlich erworbenes Geld annehmen. Das scheint zunächst ein unüberwindbares Hindernis zu sein. Doch dann hat Jake die Erleuchtung während einer Kirchenzeremonie, die von Soul-Star James Brown als ekstatischem Reverend zelebriert wird: Die alte Band muss für eine Tournee zusammengebracht werden. Der Film ist kein ausgedachtes Hollywood-Produkt. Er basiert auf der Lebensgeschichte von Belushi und Aykroyd. Die beiden Comedians gründeten Ende der 1970er Jahre zusammen eine Rhythm-and-Blues-Band mit dem Namen "The Blues Brothers". Schon ihr erstes Album ist Erfolg und wird drei Millionen Mal verkauft. Vor allem ihre Liveauftritte sind legendär und ihr Look einzigartig: schwarze Sonnenbrille, schwarzer Hut, schwarzer Anzug. Ein Regisseur wird auf das Duo aufmerksam: "John Landis rief uns an und sagte: 'Jungs, kommt schnell nach Hollywood, hier wird's euch bestimmt gefallen, hier will man einen Blues-Brothers-Film mit euch drehen'", erinnert sich Aykroyd, der daraufhin eine erste Fassung des Drehbuchs schreibt. Er entwickelt ein irres Roadmovie quer durch Chicago: Jake und Elwood sind mit ihrem 1974er Dodge Sedan erklärtermaßen"im Auftrag des Herrn unterwegs". Sie fahren ohne Führerschein, fliehen in aberwitzigen Verfolgungsjagden vor der Polizei, demolieren dabei ein Einkaufszentrum und legen sich mit US-Neonazis an. Die Band-Zusammenführung gelingt und deren Auftritt wird ein Triumph: Das nötige Geld wird eingespielt, aber auf ihrem Weg zum Finanzamt werden Jake und Elwood häufen sich die Massenkarambolagen. Schließlich sind fast die gesamte Chicagoer Polizei und Armeeeinheiten unterwegs, um sie festzunehmen. Neben James Brown treten noch viele andere Prominente als Gaststars auf. Dabei sind auch John Lee Hooker, Aretha Franklin, Ray Charles, Steven Spielberg, Chaka Khan und Cab Calloway. Der Film entwickelt sich zum Kult - erst recht, als Belushi 1982 mit nur 33 Jahren an einer Überdosis Kokain und Heroin stirbt. Die Überlebenden des ersten Werks wollen den Hype verlängern, mit "Blues Brothers 2000". Wieder führt Landis Regie, das Drehbuch schreibt er zusammen mit Aykroyd. Doch die Fortsetzung, die 1998 in die Kinos kommt, floppt. Dafür erhält das Werk von 1980 eine späte und unerwartete Auszeichnung vom Vatikan: Der Film "Blues Brothers" wird 2010 von dessen Hausblatt "L'Osservatore Romano" als "katholischer Klassiker" bezeichnet. Stand: 16.10.2015
Dominik Reinle
Schwarze Sonnenbrille, schwarzer Hut, schwarzer Anzug - fertig ist eines der bekanntesten Duos der Filmgeschichte. Dan Aykroyd und John Belushi sind die &#034; Blues Brothers &#034;. Die Komödie hat am 16. Oktober 1980 Premiere in den deutschen Kinos.
[ "Stichtag", "16.10.1980", "16. Oktober 1980", "16.10.2015", "16. Oktober 2015", "Blues Brothers", "Film", "Premiere", "Dan Aykroyd", "John Belushi", "Komödie" ]
Stichtag
2015-12-14T10:15+01:00
2015-12-14T10:15+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-514~_mon-042019.html
14. Mai 1962 – <span lang="es">Juan Carlos</span> und Sophia heiraten
Diktator Franco ist erbost. Wie einen eigenen Sohn hat er den jungen Bourbonen Juan Carlos betreut, hat ihn in Militärschulen gesteckt und im Falle seines Todes als neuen König Spaniens vorgesehen. Und nun hat Juan Carlos ohne ihn zu informieren seine Verlobung mit der griechischen Prinzessin Sophia bekannt gegeben. Franco macht religiöse Gründe geltend, um die Hochzeit zu verhindern: Der katholische Prinz könne keine griechisch-orthodoxe Adelige zur Frau nehmen. Doch sein Einwand ist vergebens. Am 14. Mai 1962 geben sich Juan Carlos und Sophia in Athen das Jawort: zunächst in der katholischen Kathedrale, zwei Stunden später in einer griechisch-orthodoxen Kirche. Juan Carlos und Sophia lernen sich 1954 auf der Yacht "Agamemnon" des griechischen Königs Paul I. in der Ägäis kennen. Ein vergilbtes Foto zeigt den lächelnden 16-Jährigen neben der Prinzessin an der Reeling. Dann verlieren sich beide aus den Augen – bis sie sich sieben Jahre später als Gäste einer Adelshochzeit wiedersehen. Offenbar ist es Liebe auf den zweiten Blick. "Wir waren ohne Eltern  in London", wird sich Sophia später erinnern. "Und dort verlobten wir uns, wenn auch inoffiziell." Die Hochzeit in Athen ist so prunkvoll, wie es sich die immer noch vom 2. Weltkrieg gebeutelten  Untertanen erhoffen. Fünf Böllerschüsse rufen sieben Königinnen, vier Könige und Dutzende von Prinzen, Herzögen und Grafen zur Feier. 45.000 rote und gelbe Nelken – die spanischen Nationalfarben – schmücken die Kathedrale. Draußen auf der Straße grüßt ein Meer aus  spanischen und griechischen Flaggen das frisch vermählte Paar. Tagelang ist in Athen kein Hummer mehr zu bekommen: Der Hofkoch hat alles für die Feier aufgekauft. Nach der Hochzeit soll das Paar außerhalb Spaniens leben, um es dem Einfluss Francos zu entziehen; so jedenfalls plant es der leibliche Vater von Juan Carlos, Don Juan. Aber auch darüber setzt sich der Thronanwärter souverän hinweg. Nach einer ausgiebigen Hochzeitsreise, die die Wogen glättet, zieht das Paar in den "Palacio de la Zarzuela": eine südlich von Madrid gelegene Residenz, die Juan Carlos bereits als Student bewohnt hat. Hier wohnt das Paar bis heute. Zwischen 1963 und 1968 schenkt ihm Sophia mit Elena, Cristina und Felipe drei Kinder. Im Sommer 1969 wird ihr Mann als Prinz von Spanien vereidigt, nach dem Tod Francos sechs Jahre später dann zum König ausgerufen. Aber er geht anders als vom Diktator gewollt mit seinem Erbe um und führt Spanien in die Demokratie. 1981 verhindert er einen militärischen Putschversuch: Als Oberbefehlshaber des Militärs schickt er die Truppen zurück in die Kaserne. "Die Krone  kann es nicht zulassen, dass irgendwelche Personen durch gewalttätige Handlungen und Einstellungen den  demokratischen Prozess zerstören", sagt er damals in einer Fernsehansprache. Für sein demokratisches Engagement lieben die Spanier ihren König Juan Carlos I. noch heute – auch wenn seine Auftritte als Schürzen- und Elefantenjäger in letzter Zeit sein Ansehen doch etwas schmälern. Stand: 14.05.2012
Thomas Köster
In Athen heiratet Juan Carlo s, Anwärter auf den spanischen Königsthron, die griechische Prinzessin Sophia. Drei Kinder gehen aus der Ehe hervor. Während Sophia mehrere Ehrenämter ausübt, ist Juan Carlos seit 1975 König von Spanien.
[ "Stichtag", "14.05.1962", "14. Mai 1962", "14. Mai 2012", "14.05.2012", "Juan Carlos", "Sofia" ]
Stichtag
2015-10-07T12:22+02:00
2015-10-07T12:22+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6636~_mon-032010.html
Overbecks Entschuldigung
"Die ungeheuerlichen Taten beschämen mich und machen mich fassungslos", sagte Overbeck bei einer Pressekonferenz in Essen, an der auch die Missbrauchsbeauftragte des Bistums, Dorothee Trynogga, teilnahm. Das Thema Entschädigung müsse aber einheitlich von der Bischofskonferenz geklärt werden, regional verschiedene Regelungen hätten keinen Sinn. "Zunächst mal sollen die haften, die die Taten begangen haben", sagte Overbeck und ergänzte, Therapiekosten für Missbrauchsopfer würden aber selbstverständlich von der Kirche übernommen. Entschädigungen für Missbrauchsopfer in Millionenhöhe hatte in der Vergangenheit zum Beispiel die amerikanische Kirche gezahlt. In Deutschland äußerten Vertreter der katholischen Kirche allerdings die Sorge, solche Geldleistungen könnten als "Schweigegeld" missverstanden werden. Nach Angaben der Missbrauchsbeauftragten des Essener Bistums gab es in den vergangenen Wochen insgesamt 49 Hinweise zu sexuellem Missbrauch und Gespräche mit zwölf Opfern. 22 Priester, fünf Ordensgeistliche, ein Diakon und vier hauptamtliche Laienmitarbeiter seien bislang betroffen. Die meisten Fälle habe es in den 50er, 60er und 70er Jahren gegeben. 18 der beschuldigten Priester sind bereits verstorben, ebenso zwei der fünf Ordensangehörigen. Nach Angaben der Missbrauchsbeauftragten hat der Arbeitsstab bislang drei Gespräche mit mutmaßlichen Tätern sowie zwölf Gespräche mit Opfern oder deren Angehörigen geführt. Fünf weitere Gespräche mit Opfern seien bereits vereinbart. Trynogga betonte, dass in allen Fällen, bei denen die Beschuldigten noch leben, die Staatsanwaltschaft eingeschaltet sei oder bald werde. Der Ruhrbischof sagte, dass es seiner Kirche nun in erster Linie um die Opfer und die Anerkennung ihres Leides gehe. So sehr die Wunde auch schmerze: die Wahrheit müsse aufgedeckt werden. Schuldige müssten sowohl nach den Gesetzen des Staates als auch nach Maßgabe der Kirche bestraft und für ihre Verbrechen haftbar gemacht werden. Overbeck sicherte den Opfern "menschliche, therapeutische und seelsorgliche Hilfe" zu. Zudem bekundete er den Wunsch, mit Opfern und ihren Angehörigen zu sprechen. Vermutlich in Folge der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle hat sich auf dem Gebiet des Essener Bistums die Zahl der Kirchenaustritte im März 2010 im Verhältnis zum Vorjahresmonat auf 749 fast verdoppelt.
Stefan Domke
Der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, hat die Opfer von sexuellem Missbrauch im Ruhrbistum um Entschuldigung gebeten. Zur Frage möglicher Entschädigungszahlungen äußerte er sich am Mittwoch (05.05.2010) skeptisch, sicherte den Betroffenen aber Hilfe zu.
[ "Kirche und Missbrauch; Missbrauch; Ruhrbischof; Franz-Josef Overbeck; sexueller Missbrauch; Essen; Entschädigung" ]
Archiv
2019-10-08T12:22+02:00
2019-10-08T12:22+02:00
https://www1.wdr.de//archiv/missbrauch/ruhrbistum100.html
Diskriminieren von Minderheiten – Wie das Regime Menschen gegeneinander ausspielt
"Divide et Impera" – so wird eine Taktik zum Machterhalt bezeichnet, die diktatorische Regime, wie das in Iran, sich zu Eigen machen. Indem Konflikte zwischen ethnischen und religiösen Minderheiten geschürt werden, stellt das Regime sicher, dass sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen nicht zusammentun und gegen die Führung rebellieren. Eine Taktik, die in Iran aufgegangen ist – bis zum September 2022. Denn als die junge Kurdin Jina Mahsa Amini getötet wird und damit die Frau-Leben-Freiheit- Bewegung ins Rollen kommt, ist eine bisher nie dagewesene Solidarität in der iranischen Bevölkerung zu spüren. Gleichzeitig sind es aber gerade die Menschen zum Beispiel in den kurdischen Gebieten des Landes, gegen die das Regime besonders hart vorgeht. Die systematische Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung hat Linken-Politiker Shoan Vaisi am eigenen Leib erfahren. Er ist Kurde und hat schon in seiner Kindheit die ersten Berührungspunkte mit der repressiven Politik des iranischen Regimes gehabt. Im Grunde seit seiner Geburt. WDR-Journalistin Isabel Schayani weiß wiederum, wie es um das Leben der Bahá'i in Iran steht. Dabei handelt es sich um die größte, nicht-muslimische Religionsgruppe im Land. Eine vergleichsweise junge Religion, die ihren Ursprung in Iran hat - deren Anhänger:innen aber systematisch unterdrückt werden. Die Bahá’í dürfen im Grunde nicht am öffentlichen Leben teilnehmen. Sie gelten in den Augen des Regimes als "unrein". Schayani, die selbst praktizierende Bahá’í ist und in ihrer Arbeit bei WDRfouryou viel Kontakt mit geflüchteten Menschen auch aus Iran hat, schildert in der neuen Folge von "Iran im Herzen" die Begegnung mit einem neuangekommenen Bahá'i. Neben religiösen und ethnischen Minderheiten geht Isabel Schayani auch auf die Lage von afghanischen Menschen in Iran ein. Mehr als drei Millionen leben in Iran, Zweidrittel davon ohne Aufenthaltspapiere. Ihr Leben ist prekär, über Generationen hinweg leben sie am Rande der Gesellschaft. Haben nicht mal das Recht eine einfache SIM-Karte zu kaufen, auch der Zugang zum Bildungssystem und zu medizinischer Versorgung ist erschwert. Bei all der Unterdrückung gibt es aber seit Beginn der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung das Gefühl, dass die verschiedenen Minderheiten immer mehr Solidarität erfahren. Es ist ein neues Bewusstsein über die Vielfalt des Landes entstanden, beschreibt Shoan Vaisi, und eine nie dagewesene gegenseitige Unterstützung. Auch wenn die revolutionäre Bewegung jetzt sehr unter Druck geraten ist, gibt diese Entwicklung auch Hoffnung für eine mögliche  "Bundesrepublik Iran", in der ethnische Minderheiten mehr über ihre Regionen bestimmen können, ohne dass ihnen direkt Spaltungstendenzen vorgeworfen werden.
Parniean Soufiani
Ein Vielvölkerstaat, der seine Vielfalt unterdrückt. Iran gilt in der Region als eines der vielfältigsten Länder, was ethnische und religiöse Minderheiten angeht. Doch anstatt das zu zelebrieren, werden die Menschen systematisch unterdrückt.
[ "WDR", "COSMO. Podcast", "Iran im Herzen", "Frauen", "Rechte", "Feminismus", "Iran", "Teheran", "Revolution", "Propaganda", "Verfolgung und Willkür", "Diskriminierung", "Minderheiten", "Isabel Schayani", "Shoan Vaisi" ]
Radio
2023-11-10T00:00+01:00
2023-11-10T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//radio/cosmo/podcast/iran-im-herzen/diskriminierung-minderheiten-isabel-schayani-shoan-vaisi-100.html
7. August 1991 - <abbr title="Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands">ARD</abbr>-<span lang="en">Talkshow</span> "<span lang="fr">Boulevard</span> Bio" startet
"Kölner Treff", "Bio's Bahnhof", "Mensch Meier" - Alfred Biolek moderiert im WDR-Fernsehen Unterhaltungsshows, bevor er dem Sender vorschlägt, einen wöchentlichen Talk zu produzieren. Am 7. August 1991 ist es soweit: Um 23 Uhr läuft "Boulevard Bio" erstmals in der ARD. Aufgenommen wird die einstündige Sendung im einstigen Ballett-Probensaal des ehemaligen Kölner Sprungbrett-Theaters. Der Blick aus den bodentiefen Fenstern zeigt die nächtliche Domstadt. "Nach vielen Jahren haben wir dann aus dem Ballettsaal ein Wohnzimmer gemacht", sagt Klaus Michael Heinz, der die WDR-Sendung redaktionell betreut hat. Das Wohnzimmer habe einen großbürgerlichen Touch gehabt - "aber eben nicht nur Klassizismus, sondern gebrochen durch moderne Kunst. Das war genau der Stil von Alfred". Wichtige Requisiten sind ein frischer Blumenstrauß, ein Klavier mit einem Teeservice darauf, ein Rotwein-Regal, zwei zeitgenössische Gemälde und Batavia-Stühle mit runden Holzlehnen und geflochtenen Sitzflächen. Darauf nehmen sowohl Unbekannte, als auch Prominente Platz. Rund 2,5 Millionen Zuschauer sind regelmäßig dabei, wenn Biolek am späten Dienstagabend auf Sendung geht. Der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen nennt die Talkrunde im Ersten "ein Hochamt gepflegter Konservation auf intelligentem Niveau". Der promovierte Jurist Biolek, der in den 1960er Jahren als Quereinsteiger zum Fernsehen gekommen ist, prägt seinen eigenen Stil: "Ich führe keine Interviews, ich führe Gespräche mit Gästen." Er sei kein Journalist, der aggressiv interviewe und bestimmte Antworten erwarte, sondern Gastgeber. "Das war das entscheidende Kriterium dieser Sendung: Ich habe Menschen eingeladen, so wie ich jemanden, irgendwelche Freunde einlade", erinnert sich Biolek. "Und ich wollte mit den Leuten einfach Gespräche führen. Gespräche führen über das Spezielle, was ihr Leben uns sagt." Diese höfliche, respektvolle Art, auch im Gespräch mit Politikern, wird ihm oft vorgeworfen, aber er hält daran fest: "Weil ich es nicht anders kann, das ist einfach so mein Wesen." "Boulevard Bio" wird jeweils zwei Stunden vor der Ausstrahlung im Fernsehen aufgezeichnet. "Der Vorteil ist, dass alle Beteiligten frischer sind als zum Sendetermin nachts um elf", erklärt Biolek 1992 in einem Interview. Es werde aber quasi "live versetzt" gesendet. "Nichts wird geschnitten, jeder Patzer bleibt drin." Auch die Fragen seien nicht abgesprochen. "Denn ich lerne die Gäste erst kurz vor der Sendung kennen." Nach zwölf Jahren und 485 Folgen ist Schluss: "Boulevard Bio" wird im Jahr 2003 zum letzten Mal ausgestrahlt. Biolek will aufhören, wenn es am schönsten ist. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 08.08.2016: Vor 230 Jahren: Balmat und Paccard besteigen als Erste den Montblanc
Dominik Reinle
Gepflegte Fernsehunterhaltung hat einen Namen: In der Talkshow &#034; Boulevard Bio&#034; befragt Moderator Alfred Biolek die geladenen Gäste auf seine eigene Art. Seine Fragen sind einfach und menschlich, seine Art mitfühlend und humorvoll.
[ "Stichtag", "07.08.1991", "7. August 1991", "07.08.2016", "07. August 2016", "Talkshow", "Boulevard Bio", "ARD", "Alfred Biolek", "Fernsehsendung" ]
Stichtag
2016-08-08T13:04+02:00
2016-08-08T13:04+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-talkshow-boulevard-bio-ard-100~_mon-062010.html
Die Grinch Verfilmungen
Der Comedian Jim Carrey, versteckt unter einer Latex-Maske, verbreitet als grimmiger Grinch im Film von 2000 das etwas andere Weihnachtsgefühl. Der 2018 entstandene Animationsfilm "Der Grinch" ist weniger "grimmig" aufgestellt. Beide Filme überzeugen mit ihren Effekten – und ihrem respektlosen Umgang mit allzu süßer Weihnachtsseligkeit – wofür die misanthrop angelegte Figur des Grinch bestens sorgt. DVD und Blu-ray, außerdem im Streaming Autor: Robert Bales Redaktion: Jessica Eisermann Service DVD und Streaming ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden zweiten Montag zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.
WDR5
Die beiden Verfilmungen nach Dr. Theodor Seuss Erzählung &#034; How the Grinch Stole Christmas &#034; aus den Jahren 2000 und 2018 eignen sich als weihnachtliches Double Feature .
[ "WDR 5", "Neugier genügt", "Service", "DVD Streaming", "02.12.2024", "Der Grinch", "Dr. Theodor Seuss", "Weihnachten", "Weihnachtsfilm", "Jim Carrey" ]
Kultur
2024-11-29T17:11+01:00
2024-11-29T17:11+01:00
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27. November 1942 – <span lang="en">Jimi Hendrix</span> wird geboren
Jimi Hendrix hat schon mit den Little Richard, Tina Turner, den "Isley Brothers" und den "Supremes" gespielt, als ihn der Bassist der britischen Rockband "The Animals", Chas Chandler, bei einem Auftritt im New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village Mitte der 60er Jahre entdeckt. Sofort beschließt Chandler, den Musiker in England groß herauszubringen. Hendrix ist wenig begeistert. Aber er willigt unter der Bedingung ein, dort Eric Clapton vorgestellt zu werden. In England stellt Chandler mit dem Bassisten Noel Redding und dem Schlagzeuger Mitch Mitchell die Band "Jimi Hendrix Experience" zusammen. Ihr verdankt Hendrix seinen ersten und bis heute bekanntesten Hit: Die Coverversion "Hey Joe", die 1966 als Single erscheint. Geboren wird Hendrix am 27. November 1942 als Sohn eines Afroamerikaners und einer Halbindianerin in Seattle. Das Gitarrespiel bringt er sich als Gettokind auf einem alten Instrument selber bei – Noten kann er zeit seines Lebens nicht richtig lesen. Nach "Hey Joe" erobert er England trotzdem im Sturm. 1967 spielt Hendrix auf dem legendären Monterey Pop Festival in Kalifornien und macht sich damit auch in den USA einen Namen. Vor allem sein experimentelles Spiel auf der E-Gitarre und seine spektakulären Show-Einlagen – mal spielt Hendrix das Instrument mit den Zähnen, mal lässt er es nach einem Auftritt in Flammen aufgehen – sorgen in der Folge im Publikum immer wieder für ekstatische Begeisterung. 1969 spielt Hendrix auf dem Woodstock Festival – und kritisiert mit seiner wilden Interpretation der US-Nationalhymne nicht zuletzt den Kriegseinsatz der USA in Vietnam. Da hat sich die "Jimi Hendrix Experience" bereits aufgelöst und ist durch die "Band of Gypsies" ausgetauscht worden. 1970 geht Hendrix abermals nach London, um sich musikalisch weiterzuentwickeln. Aber Drogen und Alkohol haben ihn bereits gezeichnet. Im September 1970 spricht er seinem Manager Chandler seine letzten Worte – "Man, I feel so bad" auf den Anrufbeantworter. Jimi Hendrix stirbt kurz darauf im Londoner St. Mary Hospital – laut offizieller Todesursache erstickt an seinem eigenen Erbrochenen. Stand: 27.11.2012
Thomas Köster
Jimi Hendrix revolutioniert mit seinem unvergleichlich virtuosen und innovativen Spiel auf der E -Gitarre die Rockmusik. Seine Interpretation der US -amerikanischen Nationalhymne 1969 beim Festival in Woodstock gerät zur akustischen Anklage gegen den Vietnam-Krieg.
[ "Stichtag", "27.11.1942", "27. November 1942", "27.11.2012", "27. November 2012", "Jimi Hendrix" ]
Stichtag
2015-10-07T15:04+02:00
2015-10-07T15:04+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7120~_mon-022010_tag-27112012.html
18. März 2012 - Joachim Gauck wird Bundespräsident
Berlin, 18. März 2012: Gegen 14.30 Uhr tritt Joachim Gauck im Bundestag ans Rednerpult. Seine Stimme hat er nicht so recht unter Kontrolle, als er ruft: "Was für ein schöner Sonntag!" Die über 1.000 Delegierten der Bundesversammlung applaudieren. Eine große Mehrheit von ihnen hat den 72-jährigen früheren Pastor aus Rostock kurz zuvor zum elften Bundespräsidenten gewählt. Zwei Jahre zuvor ist Gauck zum ersten Mal angetreten, damals aber gescheitert. Dass es nun geklappt hat, ist die Folge einer Machtprobe zwischen den Parteien und zweier Rücktritte. Die Vorgeschichte: 2004 regieren SPD und Grüne. Bundespräsident Johannes Rau (SPD) tritt nicht noch einmal an. Denn in der Bundesversammlung haben Union und Liberale eine knappe Mehrheit. Deshalb treffen sich Anfang März die drei Parteichefs Angela Merkel (CDU), Edmund Stoiber (CSU) und Guido Westerwelle (FDP), um sich auf einen Kandidaten zu einigen. Doch Merkels und Stoibers Vorschlag, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zu nominieren, scheitert an Westerwelle. Dieser spricht sich für Horst Köhler (CDU), den Direktor des Internationalen Währungsfonds aus - und setzt sich durch. Im Mai 2004 wird Köhler im ersten Wahlgang mit knapper Mehrheit zum neunten Bundespräsidenten gewählt. Fünf Jahre später wird er wiedergewählt. Er hat zwar in der Bevölkerung Zustimmungswerte von über 80 Prozent, in der Politik fehlt ihm allerdings der Rückhalt. Mal mischt er sich zu viel ein, manchmal zu wenig - finden Regierung und Opposition je nach Anlass. Ende Mai 2010 wird ihm ein Interview zum Verhängnis. Auf dem Rückflug von Afghanistan, wo er die dort eingesetzten Bundeswehrsoldaten besucht hat, sagt Köhler, "dass im Zweifel, im Notfall, auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren." Der Aufruhr ist enorm. Die Kritik "lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen", sagt Köhler am 31. Mai 2010 und tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Drei Tage später präsentiert Merkel den Nachfolger: Christian Wulff (CDU), Ministerpräsident in Niedersachsen. SPD und Grüne schlagen Gauck vor, den früheren Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde. Trotz klarer Mehrheitsverhältnisse schafft es Wulff erst im dritten Wahlgang, nach über neun Stunden. Zunächst läuft es für den zehnten Bundespräsidenten gut. Christian und Bettina Wulff gelten als Glamour-Paar. Schon in Hannover hat die "Bild"-Zeitung die beiden eng begleitet, nun gibt es noch schönere Bilder. Doch dann hält Wulff die Boulevard-Medien auf Distanz. "Das hat 'Bild' sehr übel genommen und hat angefangen, Material gegen ihn zu sammeln", sagt ARD-Journalist Michael Götschenberg, der ein Buch über die Wulff-Affäre geschrieben hat. Mehrere Medien berichten, Wulff habe sich unter anderem Ferienaufenthalte bezahlen lassen. Als die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen ankündigt, tritt Wulff am 17. Februar 2012 zurück. Zwei Jahre später wird er freigesprochen. Merkel muss wieder unerwartet einen neuen Präsidenten suchen. Wieder fährt ihr die FDP in die Parade. Als SPD und Grüne erneut ihren Kandidaten Gauck anbieten, schließt sich ihnen die FDP an. Die Kanzlerin präsentiert - einmal mehr - den Kandidaten der anderen als ihren eigenen. Gauck selbst gibt sich überrascht: "Ich komme aus dem Flieger und war im Taxi, als die Frau Bundeskanzlerin mich erreicht hat. Ich bin noch nicht einmal gewaschen." Als er am Morgen nach der Wahl aus dem Fenster auf die Straße schaut, sieht er große weiße Buchstaben: "Was für ein schöner Montag!", hat jemand auf den Gehsteig gepinselt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. März 2017 ebenfalls an die Wahl Joachim Gaucks zum Bundespräsidenten. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 19.03.2017: Vor 85 Jahren: Harbour Bridge in Sidney eröffnet
Dominik Reinle
Im ersten Anlauf scheitert er: Joachim Gauck schließt mit dem Amt des Bundespräsidenten ab, als er bei der Wahl 2010 gegen Christian Wulff ( CDU ) verliert. Zwei Jahre später kommt alles anders.
[ "Stichtag", "18.03.2012", "18. März 2012", "18.03.2017", "18. März 2017", "Joachim Gauck", "Bundespräsident", "Wahl" ]
Stichtag
2017-03-18T00:00+01:00
2017-03-18T00:00+01:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-wahl-bundespraesident-joachim-gauck-100~_mon-032011_tag-18032017.html
21. September 2004 - Baustart "Burj Khalifa"
"Über dem warmen goldenen Sand von Dubai auf der Arabischen Halbinsel steigt die Vision eines futuristischen Lifestyles auf, in nie da gewesenen Luxus - und wird nun Wirklichkeit." So präsentiert die Immobilienfirma "Emaar Properties" 2004 in einem Werbefilm ihr Mega-Projekt: den Bau des "Burj" ("Turm") in der Hauptstadt des Emirats Dubai. "Der Burj und die Dubai-Mall setzen die Maßstäbe der Zukunft." Ein Quadratkilometer der Superlative werde erschaffen - "einzigartig auf unserem Planeten". Von Anfang sind an dem Projekt auch deutsche Unternehmen beteiligt. So werden im Frühjahr 2004 mit Maschinen aus Bayern hunderte bis zu 50 Meter lange Betonpfähle im Wüstensand versenkt. Erst nachdem darauf die 3,70 Meter dicke Fundamentplatte gegossen ist, ergeben statistische Berechnungen, dass der Turm den bisherigen Höhenrekord wohl weit übertreffen wird. Bis dahin war der kanadische "CN Tower" mit einer Höhe von 553 Metern das höchste Bauwerk der Welt. Am 21. September 2004 beginnen die Bauarbeiten am "Burj". "Das ganze Gebäude besteht aus Stahlbeton, einem hochfesten Beton, der selbst in Europa und Amerika schwer zu bekommen ist", sagt der damalige Bauleiter David Bradford. Wegen der Hitze kann der Beton nur nachts angemischt werden. Spezialpumpen aus Baden-Württemberg transportieren den Beton in bis dahin nie erreichte Höhen. Wöchentlich entstehen so zwei komplette Stockwerke. "Das Hauptproblem ist das Eigengewicht des Gebäudes", sagt der Technische Direktor Angus McFarlane. "Um also noch viel höher zu bauen, braucht man sehr leichte Materialien. Was aber viele Leute nicht wissen: Beton ist unheimlich leicht." Der "Burj" bricht alle Rekorde: 828 Meter Höhe, 163 nutzbare Stockwerke, längster Aufzug der Welt. Im Turm gibt es ein Hotel, Büros, Restaurants und über 1.000 Wohnungen - ausgestattet mit 13.000 Türen, die aus dem westfälischen Ennepetal stammen. Mit einem riesigen Feuerwerk und einer exklusiv komponierten Sinfonie wird der Wolkenkratzer schließlich am 4. Januar 2010 eröffnet. Erst jetzt bekommt er den Namen "Burj Khalifa" - zu Ehren des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Khalifa bin Zayid Al Nahyan aus Abu Dhabi. Der Scheich hatte nach der Finanzkrise die Fertigstellung des Bauwerks ermöglicht, als in Dubai kurzfristig ein finanzieller Engpass bestand. Die Hälfte der Nutzfläche des "Burj Khalifa" ist frei zugänglich: Eingangshallen, Lounges, Flure, Glastüren und Teppiche. Für die Reinigung sorgt ein Unternehmen aus Düsseldorf. 200 Putzkräfte sind rund um die Uhr im Einsatz. Der Materialverbrauch ist enorm: Jährlich werden 8,4 Millionen Blätter Handtuchpapier, 120.000 Rollen Toilettenpapier und 3.600 Liter Flüssigseife verwendet. Der Emir von Dubai, Muhammad bin Raschid Al Maktum, hatte sich gewünscht, dass der "Burj" 25 Jahre lang das höchste Gebäude der Welt bleiben würde. Doch daraus wird wohl nichts. Das Fundament des "Kingdom Tower" im saudi-arabischen Dschidda ist bereits gegossen. Er soll innerhalb von fünf Jahren einen Kilometer hoch werden. Stand: 21.09.2014
Dominik Reinle
Doppelt so hoch wie das Empire State Building oder dreieinhalb Mal der Rheinturm in Düsseldorf: Der &#034;Burj Khalifa&#034; in Dubai ist mit einer Höhe von 828 Metern das bislang höchste Gebäude der Welt. Bei Baubeginn ist das allerdings noch nicht klar.
[ "Stichtag", "21.09.2004", "21. September 2004", "21.09.2014", "21. September 2014", "Burj Khalifa", "Dubai", "Hochhaus", "Wolkenkratzer", "Gebäude", "Turm", "Bauwerk" ]
Stichtag
2015-10-07T16:16+02:00
2015-10-07T16:16+02:00
https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8576~_mon-072017.html
24. Juli 2008 - Vor 225 Jahren: Simón Bolivar in Caracas geboren
Heute findet sich seine Figur sogar im Volkskult als ein "Geist des Krieges", und seine Figur steht auf manchem Hausaltar in Venezuela: ein geschnitztes Stück Besenstiel mit Säbel. Dabei ist Simón Bolivar zunächst kein Mann des Volkes, sondern ein Kind der aristokratischen Oberschicht. Seine Eltern schicken ihren am 24. Juli 1783 in Caracas geborenen Sohn zur Ausbildung nach Madrid, wo er sogar mit dem Kronprinzen Ferdinand Federball spielt. Hier heiratet er 1802 die schöne Mariá Teresa Rodrígez de Toro. Aber Maria stirbt schon ein Jahr später, kurz nach der Rückkehr des Paares nach Caracas. Der junge Witwer geht wieder nach Europa: In Frankreich lässt er sich von den Ideen der Revolution begeistern. Hier entsteht sein Plan, aus Lateinamerika einen unabhängigen Verfassungsstaat zu machen, frei von der kolonialen Ausbeutung durch die Spanier. Die Geschichte arbeitet für ihn: 1808 setzt Napoleon in Spanien seinen Bruder zum König ein, was einen Bürgerkrieg auslöst. Spanien kann sich kaum um seine Kolonien kümmern. So beginnt Bolivar von Venezuela aus einen langen, zermürbenden Befreiungskrieg. Zeitweise verliert er und wird nach Haiti verbannt. Wieder zurückgekehrt mobilisiert er 1816 das Volk, indem er die Befreiung aller Sklaven verkündet. Außerdem lässt er Veteranen der napoleonischen Kriege aus Europa anwerben. Der deutsche Major Otto Braun wird sogar sein Kriegsminister. Bis 1824 kämpft Bolivar die spanischen Kolonialherren in ganz Südamerika nieder. Er will einen lateinamerikanischen Superstaat errichten, eine Republik mit den Territorien Venezuelas, Boliviens, Kolumbiens. Aber der Kontinent ist schlecht entwickelt, hat kaum ausgebaute Straßen und lässt sich deshalb nicht zentral regieren. Außerdem streben Bolivars Militärführer nach eigener Macht. Schon 1819 will Bolivar seine Macht an das gewählte Parlament abgeben. Aber dieses wählt ihn zum Präsidenten mit diktatorischen Vollmachten.Bolivar will zwar einen demokratischen Rechtsstaat, aber die sozialen und rassischen Gegensätze überwindet er nicht. Allgemeine Schulpflicht und eine Bodenreform bleiben Idee. Am Ende zieht sich Bolivar resigniert aus den Machtkämpfen territorialer Führer zurück. "Dieses Land wird unweigerlich in die Hände der zügellosen Massen fallen", schreibt er. "Und danach wird es auf Kleintyrannen aller Hautfarben und Rassen übergehen." Er will wieder nach Europa. Aber er stirbt 1830 vor der Abreise an Tuberkulose. Sein Leichnam wird nach Caracas gebracht. Nur sein Herz bleibt verschwunden. Stand: 24.07.08
taxacher (YD)
Vor 225 Jahren: Simón Bolivar in Caracas geboren
[ "24. Juli 1783", "Simón Bolivar", "Caracas", "Lateinamerika", "Madrid", "Spanien", "Venezuela", "Bolivien", "Kolumbien", "Thomas Köster", "Bernd Rexing", "Gregor Taxacher", "Dominik Reinle", "Rückblick", "Rückclick", "Stichtag" ]
Stichtag
2015-10-06T10:31+02:00
2015-10-06T10:31+02:00
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8. Mai 1926 - Tierfilmer <span lang="en">David Attenborough</span> wird geboren
Wenn Mr. Attenborough von Reisen heimkehrt, muss Ms. Attenborough für gewöhnlich Platz für einen neuen exotischen Gast schaffen. Kaum ein Mensch hat so viele wilde Tiere in allen Winkeln dieser Erde besucht wie ihr Mann und nicht selten einige davon mit heimgebracht. Viele Jahre tummeln sich Lemuren und Chamäleons, Papageien, Kolibris, Zwergaffen und Lungenfische im Haus des britischen Tierfilmers und -forschers. David Attenborough hat Naturfilme zum Fernsehereignis gemacht. Seit mehr als 60 Jahren kennen ihn seine Landsleute von der Mattscheibe und schätzen ihn Umfragen zufolge als die vertrauenswürdigste Person im britischen Fernsehen. Die Queen hat ihn zum Ritter geschlagen und einer seiner größten Fans, Barack Obama, bat Attenborough im vergangenen Jahr zu dessen 89. Geburtstag Jahr auf einen Plausch ins Weiße Haus. Für Lebewesen aus allen Erdzeitaltern interessiert sich David Attenborough von klein auf. Rund um seine Heimatstadt Leicester sammelt der am 8. Mai 1926 geborene jüngere Bruder von "Gandhi"-Regisseur Richard Attenborough Fossilien. Nach einem Geologie- und Zoologie-Studium in Cambridge arbeitet Attenborough als Lektor eines Schulbuchverlags und langweilt sich sehr. 1952 bewirbt er sich beim Rundfunksender BBC – vergeblich, doch dann erhält er einen Brief. Den Inhalt zitiert Attenborough später so: "Wir fangen mit dieser neuen Sache an, die sich Fernsehen nennt. Niemand hält davon viel, aber wir finden es spannend. Wir haben Ihre Bewerbung gesehen, Sie könnten jemand für uns sein." Die BBC-Talentsucher haben einen Volltreffer gelandet. Mit "Zoo Quest" gelingt Attenborough 1954 ein durchschlagender Erfolg. In Schwarz-Weiß verfolgt er mit einer 16-mm-Handkamera die Suche des Londoner Zoos nach wilden Tieren. Er filmt Schnabeligel in Australien, Okapis in Afrika und Ameisenbären in Südamerika – Tiere, von denen die meisten damals noch nie gehört geschweige denn Filme gesehen haben. Besonders Attenboroughs sachkundige, warmherzige und für jeden verständliche Präsentation zeichnet seine Dokumentationen aus. Wie später sein deutsches Pendant Bernhard Grzimek nimmt er possierliche Exoten gern mit ins Studio. Attenboroughs Ehrgeiz aber geht weit über das Einfangen aufregender Tierbilder hinaus. Statt sich in seine TV-Karriere zu stürzen, kündigt der Tierfilmer und studiert Ethnosoziologie. 1965 holt die BBC den 39-Jährigen zurück, um den TV-Kanal BBC 2 in Fahrt zu bringen. Attenborough erledigt den Job mit Bravour und wird Direktor des gesamten BBC-Fernsehprogramms. Unter seiner Leitung bewältigt der Sender den Start in die Farb- und Computertechnologie. Es entstehen legendäre Produktionen wie die "Forsyte Saga" oder "Monty Python's Flying Circus". Nebenher dreht Attenborough Natur-Dokus, die zu Meilensteinen des Genres werden. 1972 winkt ihm der Posten des BBC-Generaldirektors, doch sein Forschergeist setzt sich durch. Attenborough kündigt erneut seine Festanstellung und beginnt mit der Arbeit an einem Mammutprojekt. Es wird die bis dato ambitionierteste und teuerste Naturdoku der BBC. Rund um den Globus mit neuester Trick- und Kameratechnik gedreht, bringt Attenborough 1979 den Zuschauern mit "Life on Earth" die Evolution allen Lebens auf spannende Weise nahe. Die 13 Folgen ziehen rund 500 Millionen Fernsehzuschauer in über 60 Ländern in ihren Bann. Mit "The Living Planet" ("Der lebendige Planet") und "The Trials of Life" ("Die Herausforderungen des Lebens") schließt er 1990 seine Evolutions-Trilogie ab. Ans Aufhören denkt der Hochbetagte nicht, im Gegenteil: "Ich würde dafür bezahlen, um weiter arbeiten zu dürfen." Natürlich darf Sir David, auch noch mit 90. In diesem Jahr zeigt die BBC sein neuestes Meisterwerk über die Geheimnisse der Tiere, die im Dunklen leuchten.
Bernd Rexing
Kaum ein Mensch hat so viele wilde Tiere in allen Winkeln der Erde beobachtet wie David Attenbourough . Bereits 1952 startet der inzwischen 90-Jährige seine Karriere als Tierfilmer bei der noch jungen BBC . Seither ist Attenborough als Produzent und Präsentator von Natur-Dokus aus dem britischen Fernsehen nicht mehr wegzudenken.
[ "WDR.de", "Stichtag", "08.05.1926", "08.05.2016", "8. Mai 1926", "8. Mai 2016", "David Attenborough", "Tierfilmer", "Dokumentarfilmer", "Naturforscher", "Zoologie", "BBC", "Richard Attenborough", "Bernhard Grzimek", "Hans Hass" ]
Stichtag
2016-05-08T00:00+02:00
2016-05-08T00:00+02:00
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1. September 2011 - <abbr title="Europ&#228;ische Union">EU</abbr> zieht 60-Watt-Glühbirnen aus dem Verkehr
Turnusmäßig übernimmt Angela Merkel (CDU) Anfang 2007 für ein halbes Jahr die Präsidentschaft der Europäischen Union. Ganz oben auf der Agenda der Bundeskanzlerin steht das Thema Klimaschutz. Einige Wochen später wird Merkels Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) von einer Nachricht aus Australien elektrisiert: Bis spätestens 2010 sollen dort neue Energiesparlampen alle herkömmlichen Glühbirnen ersetzen. Auch hierzulande sind Glühbirnen als Stromfresser und Klimaschädlinge in Verruf geraten: Nur fünf Prozent der verbrauchten Energie werden in Licht umgewandelt, der Rest verpufft als Wärme. Gabriel greift die Gesetzesinitiative der Australier sofort auf und schreibt einen Brief an die EU-Kommission in Brüssel. 25 Millionen Tonnen Treibhausgase, so Gabriel, könnten pro Jahr in Europa eingespart werden, wenn man dem australischen Beispiel folge. Im Eiltempo überzeugt Kanzlerin Merkel ihre europäischen Amtskolleginnen und -kollegen von der Dringlichkeit verbindlicher Klimaziele. Bereits im März 2007 beschließen die Staats- und Regierungschefs der EU, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um mindestens 20 Prozent zu senken. In quasi letzter Minute drückt Merkel auch noch Gabriels Anti-Glühbirnen-Vorstoß ins Klimapaket. Die EU-Kommission wird gebeten, "in Bezug auf die Beleuchtung, Straßenbeleuchtung, Bürobeleuchtung und die Verwendung von Standards bei Lampen in den Haushalten bis 2008, spätestens 2009 Vorschläge zugunsten der Energiesparlampe zu machen." Auch Evelyne Gebhardt von der SPD macht sich für die Stromsparer stark: "Wenn wir die Glühbirne nicht mehr auf dem Markt haben, bedeutet das, das wir in einem Jahr bis zu zehn Großkraftwerke einsparen können", rechnet die EU-Parlamentarierin vor. Zusammen mit Experten aus Wirtschaft und Naturschutz, mit Beamten und Lobbyvertretern arbeitet die EU-Kommission nun die von Merkel erbetenen Standards aus. Abgeordnete sitzen – nach EU-Recht regelkonform - nicht mit am Tisch. Proteste bleiben aus, denn neben Christ- und Sozialdemokraten sind auch die Grünen dafür. Und die Industrie erst recht, bietet sich ihr doch endlich die Chance, ihre teuren Energiesparlampen unters Volk zu bringen. Die deutsche Öffentlichkeit erfährt nichts von den Verhandlungen. Dann aber machen Politiker von FDP und CSU gegen die Brüsseler Insider-Gespräche Front. Markus Ferber, CSU-Chef im Europa-Parlament, erklärt, es könne nicht sein, "dass in demokratisch nicht legitimierter Weise Produktverbote ausgesprochen werden. Ein massiver Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Menschen." Viele Bürger denken ebenso, der Streit um den Lichtwechsel gewinnt medial an Brisanz. Dennoch scheitern die Kritiker damit, das Thema Energiesparlampe im EU-Plenum diskutieren zu lassen. Mit 14:44 Stimmen unterliegen sie im Umweltausschuss. "Wir fanden, das war ausdiskutiert", sagt Rebecca Harms von den Grünen. Im Februar 2009 kann der Umweltausschuss seine "Durchführungsbestimmung" vorlegen: Als erste werden die 100-Watt-Leuchten aus dem Verkehr gezogen. Am 1. September 2011 folgt die beliebte 60-Watt-Birne. Nun dämmert den Deutschen so richtig, was an ihnen vorbei beschlossen wurde. Millionenfach hamstern sie ihre Lieblingsbirne. Der Verkauf der neuen Stromsparer lahmt zunächst, auch weil das Umweltbundesamt 2010 vor der als Sondermüll zu entsorgenden Energiesparlampe warnen musste: Wenn sie zerbreche, werde hochgiftiges Quecksilber freigesetzt – in gesundheitlich nicht akzeptablen Mengen! Bis heute empfehlen Verbraucherschützer deshalb, in Kinderzimmern extra bruchsichere Leuchten zu verwenden.  2018, nach etwas mehr als einem Jahrhundert, soll die letzte Lampe mit einem Glühfaden produziert werden. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. September 2016 ebenfalls an das EU-Verbot für Glühbirnen. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 02.09.2016: Vor 5 Jahren: Prozess gegen Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi eröffnet
Bernd Rexing
Nach über 100 Jahren besiegelt die EU das Aus der Glühbirnen-Ära bis 2012. Zug um Zug sollen die klassischen Stromfresser den neuen Energiesparlampen weichen. Vor fünf werden die letzten 60-Watt-Birnen produziert.
[ "WDR.de", "Stichtag", "01.09.2011", "01.09. 2016", "1. September 2011", "1. September 2016", "60-Watt-Glühbirne", "Herstellungsverbot", "Europäische", "Union", "Energiesparlampe", "Osram", "EU-Verordnung", "Klimaschutz" ]
Stichtag
2016-09-01T09:09+02:00
2016-09-01T09:09+02:00
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22. August 1812 - J. L. Burckhardt entdeckt die Ruinenstadt Petra wieder
"Die Felsen auf jeder Seite des Flusses sind ungefähr 80 Fuß hoch; an manchen Stellen stehen sie oben nicht so weit auseinander als an der Erde, und man kann von unten den Himmel nicht sehen", so beschreibt Johann Ludwig Burckhardt den Siq, eine knapp anderthalb Kilometer lange Schlucht. An dessen Ende erwartet ihn ein Wunder: das "Schatzhaus des Pharao", so nennen die Einheimischen ein Monument, eine rund 30 Meter hohe Fassade, kunstvoll heraus gemeißelt aus dem rötlich bis ockergelb leuchtenden Fels. Seit den Kreuzzügen hat kein Europäer diesen Ort betreten: Petra, die Hauptstadt des versunkenen Reiches der Nabatäer, versteckt im unwegsamen Berggelände im Süden Jordaniens. Johann Ludwig Burckhardt, Schweizer, 27 Jahre alt und verkleidet als Scheich, notiert akribisch, was er an jenem Sommermorgen sieht. "Zur Linken findet sich hier ein ganz aus dem Felsen gehauenes Theater mit allen seinen Sitzen. … ungefähr 150 Schritte [weiter] öffneten sich die Felsen noch mehr und ich trat auf eine 200 bis 300 Ellen breite, von allmählich ansteigenden Anhöhen begrenzte Ebene. Hier ist der Boden mit Haufen behauener Steine, mit Fundamenten von Gebäuden, Bruchstücken von Säulen und Überresten gepflasterter Straßen bedeckt. Alles zeigte deutlich an, dass einst eine große Stadt hier gestanden." Johann Ludwig Burckhardt, Sohn eines reichen Kaufmanns aus Basel, ist im Auftrag der britischen Afrika-Gesellschaft unterwegs. Drei Jahre lang lernt er in Aleppo Arabisch und verwandelt sich schließlich in einen Araber. Fortan nennt er sich Sheikh Ibrahim ibn Abdallah. Während sich in Europa Kaiser Napoleon auf dem Zenit seiner Macht befindet, durchstreift Burckhardt alias Ibrahim den Vorderen Orient. Von verschiedenen Bekannten hört er, die versunkene Nabatäerstadt befinde sich in der Nähe von Aarons Grab. Verkleidet als Pilger reist er dorthin und entdeckt am 22. August 1812 Petra - Griechisch für Stein - für die Europäer wieder. Die Nabatäer, ein arabischer Nomadenstamm, kontrollierten etwa ab dem vierten Jahrhundert vor Christus den Handel mit Weihrauch auf der Arabischen Halbinsel. Das süßlich duftende Baumharz, das nur in Südarabien vorkommt, war in der Antike bei Priestern, Ärzten und Königen äußerst begehrt. "Eine Kamelladung mit Weihrauch, die in Gaza ankam, hatte einen Gegenwert von einem kleinen Einfamilienhaus", erklärt Professor Robert Wenning, Archäologe an der Universität Münster. "Und die Karawanen, die ankamen, bestanden aus 7.000 bis 10.000 Kamelen", so Wenning. So wie die Ölscheichs von heute in Petrodollars schwelgen, so unermesslich reich waren die Weihrauch-Scheichs damals. Der Talkessel von Petra lag strategisch günstig an der Kreuzung zweier Karawanenstraßen. Dort ließ sich im späten zweiten vorchristlichen Jahrhundert die nabatäische Oberschicht mit ihrem König nieder – und brauchte Wasser. Bis heute sind Wissenschaftler fasziniert vom Wassermanagement der Nabatäer. Hans-Dieter Bienert, Archäologe und Programmdirektor bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn, die schon etliche Forschungsprojekte in Petra finanziert hat, erklärt: "Sie haben ein ausgeklügeltes System entwickelt. Es gelang ihnen bestehende Quellen zu nutzen, aber auch Wasser längerfristig zu speichern. Es gibt eine Vielzahl an Zisternenanlagen und Kanälen, in denen sie Regenwasser gesammelt haben." Gegen Sturzfluten, eine große Gefahr in der Felswüste, bauten die Nabatäer Schutzdämme. Rund um die Zeitenwende war Petra eine grüne, blühende Oasenstadt mit 30.000 Einwohnern, reich an Tempeln, Villen und Märkten. Der Untergang der Nabatäer, Anfang des ersten Jahrhunderts nach Christus, ist so geheimnisvoll wie ihr Aufstieg. Robert Wenning: "Was verschwindet ist die politische Elite: Wir hören nichts mehr vom Königshaus. Wir sehen auch, dass in Petra an verschiedenen Heiligtümern alle Kultausübungen aufhören." Rom hatte sich das Reich der Nabatäer einverleibt. Warum und wie genau ist nicht bekannt. In der Folgezeit brach der Weihrauchhandel zusammen, der Schiffstransport machte den Kamelen Konkurrenz, Erdbeben zerstörten wichtige Teile der Infrastruktur. Heute gehört Petra zum Weltkulturerbe, viele Touristen reisen wegen der Stadt nach Jordanien. Johann Ludwig Burckhardt, der Abenteurer aus der Schweiz, sieht Petra nie wieder. Er stirbt fünf Jahre nach seiner Entdeckung in Kairo an einer verschleppten Darmkrankheit. Nach der Nabatäerstadt findet er übrigens auch noch den Tempel von Abu Simbel in Nubien. Stand: 22.08.2012
Martina Züger
Jahrhundertelang hat kein Europäer diesen Ort betreten: Petra, die Hauptstadt des versunkenen Reiches der Nabatäer, versteckt im Süden Jordaniens. Im Sommer 1812 verkleidet sich ein 27-jähriger Schweizer als Scheich und entdeckt Petra wieder.
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Stichtag
2015-10-29T16:14+01:00
2015-10-29T16:14+01:00
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14. Februar 1980 - Todestag des visionären Stadtplaners Victor Gruen
"Ich werde der Vater der Shopping-Mall genannt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um ein für alle Mal diese Vaterschaft zurückzuweisen. Ich weigere mich, Alimente für diese Bastardobjekte zu bezahlen", sagt der Stadtplaner und Architekt Victor Gruen. Er selbst bezeichnet sich als Vater der Shopping-Town, ein großer Unterschied. Dem Juden Victor Gruen, 1903 geboren in Wien, gelingt 1938 die Flucht in die USA. "Sein ganzes Schaffen war geprägt von dem Versuch, zwischen beiden Kulturen zu vermitteln und zu übersetzen", sagt Anette Baldauf. Die Soziologin von der Akademie der Bildenden Künste in Wien hat Gruens Memoiren herausgegeben. In New York gestaltet Gruen Geschäfte und Schaufenster neu, wie eine Bühne, auf der die Produkte angestrahlt werden. Er entwirft Kaufhäuser und plant in den 1950er-Jahren die Vorstädte zu beleben. "Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich in den USA eine Mono-Landschaft in der amerikanischen Vorstadt ausgebreitet, wo sich ein Reihenhaus an das andere reihte", sagt Anette Baldauf. Was Gruen fehlt, ist ein Herz, ein Zentrum. "Victor Gruen hat versucht, eine Art Stadtzentrum in die Vorstädte zu bringen", sagt Baldauf. In seinen Shopping-Towns will er kommerzielle und zivilgesellschaftliche Einrichtungen an einem Platz konzentrieren: Er denkt also Einkaufsgeschäfte immer zusammen mit Bühnen, Postämtern, Zoos und Kindergärten. Seine erste Shopping-Town öffnet 1954 bei Detroit, das Northland Center. "Und dann ist es wie eine Krankheit losgebrochen: Das Konzept wurde leider nach Europa verpflanzt. Ich habe versucht, es zu bekämpfen, den Leuten zu sagen: Amerika soll man kapieren und nicht kopieren", sagt Gruen. Aus seiner Shopping-Town wird die Shopping-Mall, nicht nur in Europa, auch in den USA. "Was er der Shopping-Mall vorwarf: dass die zivilgesellschaftlichen Einrichtungen sukzessive verdrängt wurden", sagt Anette Baldauf. Ab Mitte der 1960er-Jahre verabschiedet sich Gruen langsam vom Geschäft mit den Einkaufszentren und widmet sich nur noch dem, was immer sein Hauptanliegen war: Das Bauen für den Menschen, nicht für Kunden und Konsum. "Unsere Städte sind nicht nur gefährlich, hässlich und chaotisch, sie liefern uns auch keine soziale und kulturelle Inspiration", schreibt er. Vier Jahrzehnte, bevor über eine Verkehrswende diskutiert wird, will Victor Gruen Autos aus den Innenstädten verbannen. Er stirbt am 14. Februar 1980 in Wien. Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Februar 2020 ebenfalls an den Stadtplaner Victor Gruen. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 15.02.2020: Vor 45 Jahren: Letzte Ausgabe der DDR-Werbesendung "Tausend Tele-Tips"
Martina Züger
Weltweit dominieren Einkaufszentren die Innen- und Vorstädte. Als ihr Begründer wird der Stadtplaner Victor Gruen gefeiert – ein großes Missverständnis.
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Stichtag
2020-02-14T00:00+01:00
2020-02-14T00:00+01:00
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6. November 1492 - Erste Erwähnung des Rauchens durch Christoph Kolumbus
Der Krieg zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist niemand anderem zu verdanken als Christoph Kolumbus. Als er im Herbst 1492 als erster Europäer auf Kuba landet, schickt er seine Crewmitglieder Luis de Torres und Rodrigo de Jerez auf Erkundungstour. "Auf ihrem Weg ins Innere des Landes trafen meine beiden Männer viele Eingeborene, … Männer und Frauen, welche ein verkohltes und ausgehöhltes Stück Holz in den Händen hielten und dazu Kräuter, um diese darin zu verrauchen", schreibt Kolumbus. Dieser Logbucheintrag stammt vom 6. November 1492 und ist die erste schriftliche Erwähnung des Rauchens, eines jahrhundertealten indianischen Brauchs. Kolumbus' Späher Rodrigo de Jerez ist von diesem Ritual so angetan, dass er das Rauchen heimlich nach Europa exportiert – und sich zum ersten Mal mit verständnislosen Nichtrauchern anlegt. In seiner Heimatstadt schließt sich Rodrigo in das letzte Zimmer am Ende des Hauses ein. Er raucht viel. Bis ihn eines Tages seine Frau überrascht und zutiefst erschrickt. Ihr Mann muss, weil er Rauch ausstößt, wohl einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Seine Frau macht, was alle guten Frauen in Spanien damals machen: Sie eilt zur heiligen Inquisition und zeigt ihren Mann an. Während Rodrigo für zehn Jahre im Kerker landet, verbreitet sich der geheimnisvolle Brauch aus der neuen Welt im Europa des 16. Jahrhunderts. Damals schwören vor allem Ärzte aufs Rauchen. "Die Ärzte hatten teilweise den Standpunkt, dass die Tabakblätter tatsächlich heilten – und zwar Magenkrämpfe und Kopfweh", sagt der Tabakhistoriker Gustaf Nils Dorén, der ein Buch über die Kulturgeschichte des Rauchens geschrieben hat. "Es gab sogar ein Tabakklistier, einen Einlauf. Es wurde eingeführt, um Scheintote oder Ertrunkene wieder zum Leben zu erwecken", so Dorén. Kein Wunder, dass vor allem die Kirche rebelliert. Für sie stammt der Tabak direkt aus der Hölle. Jakob I. von England, Sohn von Maria Stuart, ist im 17. Jahrhundert schließlich der erste königliche Anführer einer Nichtraucher-Kampagne. "Oh Bürger, wenn endlich noch Scham in Euch ist, so gebt jenen heillosen Gebrauch auf, der der Schande entsprungen, aus Irrtum aufgenommen, durch Torheit verbreitet ist, durch den Gottes Zorn gereizt …, das Hauswesen zerrüttet, das Volk als Vaterland herabgewürdigt und auswärts verächtlich gemacht wird", predigt Jakob I. damals. Anders als damals steht auch für Ärzte heute fest: Rauchen gefährdet die Gesundheit. Grauenhafte Bilder auf Zigarettenschachteln weisen auf die Nebenwirkungen hin: auf Raucherbeine, Lungen- und Kehlkopfkrebs, chronische Bronchitis, Gefäßerkrankungen, erhöhte Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall. Doch überzeugte Raucher schreckt das nicht ab. Denn eine der gefährlichsten Eigenschaften des Rauchens bemerken spanische Missionare schon kurz nach Kolumbus: Wer einmal anfängt, kann nur schwer wieder aufhören. "Die Indianer sagen, der Rauch ruft eine Art Trunkenheit hervor. Ihre Tabaccos, wie sie sie nennen, sind auch schon bei christlichen Siedlern in Gebrauch. Wenn man diese wegen jener hässlichen Gewohnheit tadelt, antworten sie, dass es ihnen nunmehr unmöglich sei, sie wieder abzulegen", berichtet ein Missionar trocken. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 07.11.2017: Vor 60 Jahren: Der erste Trabant läuft in der DDR vom Band
Martina Züger
Christoph Kolumbus&#039; Späher Rodrigo de Jerez ist vom indianischen Brauch des Rauchens so angetan, dass er ihn heimlich nach Europa exportiert – und sich zum ersten Mal mit verständnislosen Nichtrauchern anlegt.
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Stichtag
2017-11-06T00:00+01:00
2017-11-06T00:00+01:00
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