title
stringlengths
0
143
content
stringlengths
4
24.3k
author
stringclasses
804 values
description
stringlengths
0
306
keywords
stringlengths
0
115
category
stringlengths
0
50
datePublished
stringlengths
0
25
url
stringlengths
29
183
Edith Hancke gestorben
Sie spielte die Titelrolle in »Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett« und wurde bei den Dreharbeiten für einen Edgar-Wallace-Film fast von Klaus Kinski erwürgt. Aber wichtiger als die vielen Film- und Fernsehrollen waren Edith Hancke die Auftritte im Boulevardtheater. Als Tochter eines Bankangestellten in Berlin-Charlottenburg aufgewachsen, gab sie ihr Kinodebüt 1949 in Erich Engels DEFA-Verfilmung von Gerhart Hauptmanns »Der Biberpelz«. Sie verkörperte die jüngste Tochter der Wolffens, einer resoluten Wäscherin und eines scheuen Schiffszimmermanns, überzeugend, wurde in drei weiteren DDR-Produktionen besetzt. Parallel begann ihre Bühnenlaufbahn. Zuerst stand sie als Hedwig aus Ibsens »Wildente« auf den Brettern des Westberliner Renaissance-Theaters. Hier kam ihre piepsige Stimme, Resultat einer verunglückten Mandeloperation, ideal zur Geltung. Für Unverkennbarkeit sorgte zudem ihre Berliner Schnodderschnauze, auch in der Uraufführung von Erich Maria Remarques Stück »Die letzte Station« (1956) über einen KZ-Flüchtling in den letzten Kriegstagen. Später bat sie sich aus, »möglichst alle fünf Jahre ein Stück zu spielen, in dem nicht nur Quatsch gemacht wird«. So kam sie etwa zur Hauptrolle im sozialkritischen Drama »Das Fenster zum Flur« von Curth Flatow und Horst Pillau, die sie nach unzähligen Auftritten als ihre liebste bezeichnete. Sie spielte sie noch mit 72 Jahren. Hancke war auch als Synchronsprecherin vielbeschäftigt, sang etwa im tschechoslowakischen Musical-Spielfilm »Limonaden-Joe« (1965) die Lieder der Hauptdarstellerin Olga Schoberová. Ihre Popularität verdankte sie vor allem ziemlich abgründiger Unterhaltung, beispielhaft war die unverwüstliche Klamotte »Pension Schöller«, in der sie noch mit 80 Jahren am Kudamm zu sehen war. 1987 wurde die Volksschauspielerin mit dem Bundesverdienstkreuz bedacht. Am Donnerstag ist sie im Alter von 86 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. (dpa/jW)
2015-06-06
https://www.jungewelt.de//artikel/266426.edith-hancke-gestorben.html
Ermittlungen gegen Spaniens Exkönig
Madrid. Die spanische Justiz hat in einer Korruptionsaffäre um Exkönig Juan Carlos Ermittlungen eingeleitet. Ein Richter am Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid habe den früheren Polizeioffizier José Manuel Villarejo in diesem Zusammenhang für kommenden Donnerstag vorgeladen, berichteten spanische Medien unter Berufung auf Justizsprecher. Bei der vergangene Woche bekanntgewordenen Affäre geht es um Tonaufnahmen eines mutmaßlichen Gesprächs zwischen Villarejo, einem zweiten Mann und einer engen Bekannten von Juan Carlos, bei dem die Frau den Monarchen unter anderem der Korruption und der Geldwäsche beschuldigt. (dpa/jW)
2018-07-23
https://www.jungewelt.de//artikel/336464.ermittlungen-gegen-spaniens-exkönig.html
Sonstiges: Nicht hauen, nicht klauen
Schauspieler Mathieu Carrière (»Ein Mann will nach oben«) macht bei Festen in seiner Hamburger Wohngemeinschaft klare Ansagen. Vor einer Party halte er immer »eine seiner berüchtigten Reden«, sagte seine zwanzigjährige Tochter Elena, die bis vor kurzem selbst in der WG wohnte, der Zeitschrift Gala. »Er stellt sich dann bei denen vor, die er noch nicht kennt, und sagt: ›Leute, es gibt hier ein paar Regeln. Kein ungeschützter Geschlechtsverkehr, keine harten Drogen. Nicht hauen und nicht klauen.‹ Der Rest ist ihm recht.« Der 66jährige Carrière ist in seiner WG mit Abstand der Älteste: Seine Mitbewohner sind nicht älter als Ende Zwanzig. (dpa/jW)
Sonstiges
2017-06-08
https://www.jungewelt.de//artikel/312328.nicht-hauen-nicht-klauen.html
Letzte Nacht in ­Schweden: Unruhen
Stockholm. Nach einer Festnahme in einer U-Bahn-Station haben am späten Montag abend im von Arbeitslosigkeit geprägten Stockholmer Stadtteil Rinkeby Dutzende Jugendliche protestiert. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Beamten wurden mit Steinen beworfen. Ein Polizist habe einen Schuss abgefeuert, teilten die Behörden am Dienstag mit. Zehn Autos wurden angezündet und einige Geschäfte geplündert. In Rinkeby herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. (dpa/jW)
2017-02-22
https://www.jungewelt.de//artikel/305874.letzte-nacht-in-schweden-unruhen.html
DGB-Vorsitz soll an Yasmin Fahimi gehen
Berlin. Die SPD-Politikerin Yasmin Fahimi soll Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) werden. Das teilte der DGB-Bundesvorstand am Mittwoch in Berlin mit. Mit der 54 Jahre alten SPD-Bundestagsabgeordneten und früheren Generalsekretärin ihrer Partei würde erstmals eine Frau den Gewerkschaftsbund führen. Der bisherige DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann scheidet aus Altersgründen aus dem Amt aus. Fahimi war lange Jahre Gewerkschaftssekretärin bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Der DGB könne als Gemeinschaft wichtige Orientierung geben, »um unsere Gesellschaft zusammenzuhalten«, heißt es in einer Stellungnahme Fahimis. Die 20er Jahre werden nach ihrer Ansicht »im Zeichen der Transformation stehen und damit auch für lange Zeit die Beschäftigungsperspektiven und Arbeitsbedingungen von allen Erwerbstätigen bestimmen«. Gewählt wird im Mai beim DGB-Bundeskongress. Elke Hannack wurde laut DGB in ihrer Position als stellvertretende Vorsitzende erneut nominiert. Anja Piel und Stefan Körzell wurden als Mitglieder im geschäftsführenden Bundesvorstand den Angaben zufolge ebenfalls für eine weitere Amtszeit nominiert. (dpa/jW)
2022-01-31T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/419767.dgb-vorsitz-soll-an-yasmin-fahimi-gehen.html
Nicht ganz allein
Es sei Kunst, was er da mache, antwortet der Erzähler in »Kino« auf die Frage einer einstigen Freundin, die ihn im Schlafsack auf dem nassen Pflaster von Hamburgs Spitalerstraße liegen sieht. Auf dem Trekkingbehälter besagen zwei Aufkleber: »Sinnstudie!« – »Nicht stören und nichts spenden!«. War diese erste Begegnung Zufall, entwickelt sich die Aktion im weiteren mit Notwendigkeit: Wer im Umkreis des Erzählers auftaucht, tut das mit Zwangsläufigkeit – aus Gründen der persönlichen Bekanntschaft, des literarischen Herkommens, des Verlaufs von Hollywood-Filmen, der globalen Wirtschaft oder amtlicher Pflicht. Letztere treibt besonders viele Menschen in die Nähe des vom Boden aus Berichtenden. Bereits auf dem Weg vom Parkhaus zum Liegeplatz »fragte ein Mann, ob er sicherheitshalber mein Gepäck unter die elektronische Lupe nehmen dürfe. Er wies sich höflich aus und nannte seinen Namen dazu. Ich sagte meinen auf und durfte passieren.« Showdown Da liegt einer am Boden und rührt sich noch. Das unterscheidet ihn von Helden des Western, die nach dem Showdown für immer ruhig sind. Sie werden samt Filmtiteln in diesem Roman reichlich erwähnt – eine gewisse Vorliebe für Paul Newman sei hervorgehoben. Aber hier wird nicht geballert, sondern gesungen und getrommelt, wie es zur Inszenierung deutscher Fußgängerzonen gehört, und Hamburg ist nicht Tombstone, obwohl Schießeisen bei dem den Schlafsackmann beobachtenden amtlichen Personal zu vermuten sind und von ihm auch ausgemacht werden. Er resümiert in seinem Roman Wesentliches der Geschichte in den etwa letzten 60 Jahren hierzulande. Das ist im Western auch so: Bevor scharf geschossen wird, wird knapp zusammengefaßt. Der Erzähler betont: »ich war der einzige, der zum unhörbaren Teil des Films als Kinoerklärer den Text hätte aufsagen können.« Das tut er. Aus unbändigem Erkenntnisdrang, »der mich in Fällen, die mich im Grunde nicht berühren sollten, beinahe unweigerlich fragen läßt: Wie geht denn das?«. Beim Anblick »einer fremden Frau, die in mittlerem Regen mitten im regen Publikumsverkehr auf belebtem Trottoir zu schlafen schien«, überwältigte den Erzähler die Neugier, die ihn auf die Platte vor Daniel Wischers Fischbratküche in der Spitalerstraße 12 führt, ein Etablissement, dessen Angebot an Backfisch und Kartoffelsalat dem Autor von Kindheit her bekannt ist und dessen Ruf sich inzwischen global verbreitet hat. Geisteskampfgenossen Bis zum Finale treten viele Personen in das Blickfeld des Erzählers. Neben der erwähnten einstigen Freundin sind das u. a. »der geölte Fritz« – man darf Raddatz ergänzen – und »Harri Bär«, den der Autor »aus der Sesam- oder der Lindenstraße« zu kennen meint. Am willkommensten »von allen elbstädtischen Geisteskampfgenossen« wäre dem Erzähler »der schwierigste« gewesen: »Weil er und sein entschieden linkes Ansichtenmagazin mich ohnedies als Mumie taxieren, so daß mein Eingewickeltsein sie nicht schockieren müßte.« H. L. G. aus Bahrenfeld kommt aber nicht in die Spitalerstraße. Dem »rühmlichen Publizisten« ist der Autor verbunden durch eine Packung holländischer Hustenbonbons, »Hostenbolchers«, die er jenem zuschickte, weil auf ihr der »allesversprechende deutsche Dichtername Dr. Hacks« geschrieben stand: Dr. Hacks’ Hostenbolchers eben. Das Päckchen wird in der Redaktion des Magazins für Sprengstoff gehalten. Personage und Panorama der Erzählung weiten sich nun. Die Heilsarmee tritt singend an, eine Frau erhebt Anspruch auf den Liegeplatz, ein mephistophelisch gearteteter Stiefelmensch droht dem Erzähler nahezutreten, wenn er nicht verschwindet. Aber dem Faust am Boden gelingt es, durch lange Gespräche die Vollendung verschiedener Pläne zu seiner Entfernung von der Fischbratküche zu verhindern. Eingeflochten ist der Bericht über einen Gang im Monat zuvor ins Ordnungsamt des Stadtbezirks, nahe beim »Hexensabbats-Blocksberg« zwischen Hamburg Hauptbahnhof und dem Hauptgüterbahnhof, zwecks Erkundigungen, wie es mit dem Liegen in der Fußgängerzone gehalten wird. Der Autor landet beim Bundesgrenzschutz, erhält nur Vages statt Auskunft. Die Behördenangestellten trifft er bei seiner Horizontalaktion in der Spitalerstraße wieder – zumeist verkleidet. Er ist umstellt, Camouflage ist alles, zumal wenn der von Geheimen unterstützte Heilsarmeechor ein »eingemeindetes Lied« von Hacks vorträgt: »... und das war im Oktober, / als das so war, / In einem Teil von Hamburg / im vorigen Jahr.« Zitate von Theodor Storm, Christian Geissler u. a. befördern ähnlich den Fortgang. Steppenblühen Es geht aufs Finale zu: Der Mann am Boden ist umstellt von amtlichen Beobachtern, die ihn seit seinem Behördenbesuch nicht aus den Augen ließen. Es taucht noch ein schriftstellernder Herr Schulz auf, aus östlichen Gefilden stammend, der dem Unternehmen »Steppenblühen-Ost« vorsteht. Finale: Eine indische Software-Milliardärin stattet mit ihren Kindern der bis zum Himalaja bekannten Fischbratküche in Hamburg einen Besuch ab. Dafür der Aufwand an verdeckt arbeitendem Wachpersonal, dafür die zeitweilige Schließung des Kaufhauses »Brinckmann« neben der Braterei: Die Kinder mögen keinen Fisch, und für die Dauer des Aufenthalts der »Megabyte-Maharani«, auf die sich höchste Erwartungen der deutschen Ökonomie richten, beim Verzehr von Goldbarsch mit Salat kaufen sie in H&M und Lego-Salons ein, die nach ihrem Besuch sofort wieder hinter einem Bauzaun und dann ganz verschwinden. Der Bundesgrenzschutz füllt das Fischlokal. Der Schluß lautet: »Die Frau, von deren Wohlgefühl zugleich so viel für das Gemeinwohl abhing, verzehrte ihren Fisch wie eine, die sich in Sicherheit und ihre Kinder in vertrauter Nähe wußte. Ähnlich Scarlett O’Hara in ›Vom Winde verweht‹ und anders als Vivien Leigh in der Kinofassung war sie nicht eigentlich schön zu nennen. Und allein auch nicht so ganz.« Das ist fast ein Zitat. Eine der ersten Erzählungen Hermann Kants heißt »Krönungstag« und beschreibt ein Kinderfest 65 Jahre vor dem Schlafsackexperiment in der Hamburger »Fischkistensiedlung«. Der Text schließt mit: »Die Königin war wunderschön, und sie war ganz allein.« Da hat sich einiges getan und vieles ist gleichgeblieben an der Elbe. »Kino« ist eine Meistererzählung, ein Streifzug im Liegen, politisch grundiert, aufklärend, ironisch, getragen von wunderbarer Fabulierkunst, ein literarisches Vexierspiel und ein historisches Kaleidoskop, eine Unterrichtung über zeitgenössische Ökonomie und über behördliche Schutzdienste, übers Beobachten und übers Erkennen, über ein leicht, aber wirklich nur leicht melancholisches Menschenbild. Was soll sich in einer deutschen Fußgängerzone sonst bilden? * Hermann Kant: Kino. Aufbau Verlag, Berlin 2005, 203 Seiten, 17,90 Euro
Arnold Schölzel
Hermann Kant schildert in »Kino«, was passieren kann, wenn man in einer Hamburger Fußgängerzone im Wege liegt
2005-06-15
https://www.jungewelt.de//beilage/art/262819
Netanjahu will ­Abgeordnete feuern
Jerusalem. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will illoyale Abgeordnete künftig aus dem Parlament verbannen lassen. Wie sein Büro am Montag bestätigte, wurde am Vortag bei einem Treffen der Koalitionsspitzen »vereinbart, ein Gesetz einzubringen, das den Ausschluss von Parlamentsabgeordneten wegen ungebührlichen Verhaltens ermöglicht«. Anlass ist ein Treffen von drei arabischen Knesset-Mitgliedern mit Hinterbliebenen von Palästinensern, die vom israelischen Militär erschossen wurden. (AFP/jW)
2016-02-09
https://www.jungewelt.de//artikel/280556.netanjahu-will-abgeordnete-feuern.html
Archäologie: Nonne in Ketten
Israelische Archäologen haben in einem Grab nahe Jerusalem die Leiche einer Nonne aus dem Altertum gefunden, um deren Arme, Beine und Hals schwere Eisenringe gelegt waren. Die Forscher werteten dies als ersten physischen Beweis von strengster Askese auch unter byzantinischen Nonnen, und nicht nur Mönchen, wie die israelische Altertumsbehörde mitteilte. Die sterblichen Überreste wurden demnach am Ort eines byzantinischen Klosters rund drei Kilometer nordwestlich der Jerusalem Altstadt gefunden. Das Kloster sei dort im 5. bis 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung betrieben worden. Der Fund der toten Nonne sei ein weiterer Ausdruck extremer Askese, der unter byzantinischen Mönchen – und offenbar auch Nonnen – weit verbreitet gewesen sei. Die Mönche hätten sich damals mitunter selbst körperlichen Schaden zugefügt. Zu den Formen der Kasteiung gehörten langes Fasten, sich in schwere Ketten legen, Schlafentzug oder Gefangenschaft in engen Räumen. »In einigen Fällen warfen die Mönche sich selbst in ein Feuer oder vor Raubtiere.« »Die Frau wurde in einem Einzelgrab unter dem Kirchaltar gefunden, das ihr als Zeichen der Ehre gewidmet war«, hieß es in der Mitteilung. »Sie war mit zwölf bis 14 Ringen um die Arme oder Hände, vier Ringen um den Hals und mindestens zehn Ringen um die Beine gefesselt.« Durch Eisenplatten auf ihrem Bauch, an denen die Ringe befestigt gewesen seien, habe das Skelett wie in einer Rüstung gewirkt. (dpa/jW)
Archäologie
2025-03-10T19:30:03+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/495738.archäologie-nonne-in-ketten.html
Arbeitszeit: IG Metall für 35-Stunden-Woche
Frankfurt am Main. Die meisten Beschäftigten wünschen sich einer Umfrage zufolge eine 35-Stunden-Woche. Mit 67,9 Prozent würde eine große Mehrheit am liebsten 35 Stunden oder weniger pro Woche arbeiten, teilte die IG Metall am Dienstag unter Berufung auf eine Befragung von knapp 700.000 Beschäftigten aus den bei ihr organisierten Branchen mit. Jeder fünfte wolle die Vollzeitarbeit auf weniger als 35 Stunden reduzieren. Das »Mantra« der Unternehmer – »Vollzeit plus Überstunden plus Flexibilität plus Leistungsdruck« – müsse durchbrochen werden, sagte der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann. Das seien keine Arbeitszeiten, die zum Leben passten. »Wir sollten uns von den Arbeitgebern nicht die 35-Stunden-Woche klauen lassen«, warnte Hofmann. »An vielen Ecken« sei es den Unternehmern in den vergangenen Jahren bereits gelungen, Regelungen aufzuweichen – etwa durch Zuschläge für Mehrarbeit, Schichten oder Wochenendeinsätze. (AFP/jW)
Arbeitszeit
2017-05-17
https://www.jungewelt.de//artikel/310829.ig-metall-für-35-stunden-woche.html
Belgien: Kongo erhält Zahn Lumumbas
Brüssel. Belgien hat den einzigen sterblichen Überrest des 1961 mit belgischem Rückhalt ermordeten kongolesischen Regierungschefs Patrice Lumumba an die Demokratische Republik Kongo zurückgegeben. In einer Zeremonie in Brüssel wurde Lumumbas Kindern am Montag eine Schatulle mit einem seiner Zähne überreicht – der Rest seines Körpers war nach seinem Tod zerhackt und in Säure aufgelöst worden. Belgiens Regierungschef Alexander De Croo bat die Familie um Entschuldigung und betonte, es gebe bis heute »keinen Beweis« für eine aktive Verwicklung der belgischen Regierung in die Ermordung Lumumbas. Lumumba war der erste demokratisch gewählte Regierungschef des unabhängigen Kongo, der zuvor langjährigen belgischen Kolonie. (AFP/jW)
2022-06-20T19:30:06+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/428824.belgien-kongo-erhält-zahn-lumumbas.html
Jordanien: Ende des Coronanotstands
Amman. Nach rund drei Jahren hat Jordanien am Sonntag die zu Beginn der Coronapandemie erlassenen Notstandsgesetze wieder aufgehoben. Diese hätten es der Regierung nach Angaben der Organisation Human Rights Watch ermöglicht, Grundrechte zu beschneiden und bestehende Gesetze außer Kraft zu setzen, um »kritische Stimmen von politischen Gegnern« zum Schweigen zu bringen, wie Reuters am Montag schrieb. Der Schritt kommt zwei Tage nach der Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Covid-19 nicht mehr als globalen Gesundheitsnotstand einzustufen. (Reuters/jW)
2023-05-08T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/450426.jordanien-ende-des-coronanotstands.html
Rechte »Gegnerlisten«: Betroffene informiert
Berlin. Nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke haben einige Bundesländer ihren Umgang mit von Neonazis angelegten Listen politischer Gegner geändert. Damit wollen sie nach eigenen Angaben der durch die Berichte über entsprechende Listen entstandenen Verunsicherung bei Menschen entgegenwirken, die sich für Betroffene halten. Laut Recherchen des ARD-Magazins »Fakt« informierten Ermittler in Hessen und Thüringen Personen, deren Namen auf einer Liste mit der Überschrift »Wir kriegen euch alle« geführt wurden. In Sachsen, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin hätten die Behörden Betroffene nicht kontaktiert, hieß es. In NRW und Niedersachsen wurde die Entscheidung über eine Benachrichtigung den jeweiligen Polizeidienststellen überlassen. (dpa/jW)
2019-07-23T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/359322.rechte-gegnerlisten-betroffene-informiert.html
Das große Unbehagen
Die Mehrzahl der Bundesbürger hält Nachrichtenmedien für Herrschaftsinstrumente. Dieses durchaus erfreuliche Ergebnis einer repräsentativen Umfrage wurde am Montag beim Bayerischen Rundfunk vorgestellt. Nur 34 Prozent der Befragten hielten Nachrichtenmedien für unabhängig. »Als Handelnde im Hintergrund gelten insbesondere Politik (Regierung und Parteien) und Wirtschaft (Lobbyismus und Druck von Werbekunden)«, hieß es bei der Präsentation der Studie, die ein allgemeines »Unbehagen gegenüber Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Eliten« konstatiert. Vorherrschend sei der »Eindruck, dass die Medien das Establishment stützen oder gar von ihm gelenkt werden«. Nicht einmal die Hälfte der Befragten gab an (49 Prozent), dass Medien Sachverhalte korrekt wiedergeben. 60 Prozent gingen davon aus, dass unerwünschte Meinungen ausgeblendet werden. (dpa/jW)
2016-05-03
https://www.jungewelt.de//artikel/285750.das-große-unbehagen.html
Zahl der Erwerbstätigen im Sinkflug
Wiesbaden. Die Beschäftigtenzahl in der BRD schrumpft weiter. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres waren rund 45,8 Millionen Menschen hierzulande erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt am Freitag berichtete. Das waren 0,9 Prozent weniger als im vierten Quartal 2024 und 0,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das Startquartal dieses Jahres ist bereits der zweite Dreimonatsabschnitt in Folge, in dem die Beschäftigtenzahl in der Jahresfrist gesunken ist. Zuvor war seit dem zweiten Quartal 2021 die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich gestiegen. (dpa/jW)
2025-05-16T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/500203.zahl-der-erwerbstätigen-im-sinkflug.html
Fußball: Auf Linie
Frankfurt am Main. Der frühere Schiedsrichter Urs Meier empfiehlt dem Deutschen Fußballbund (DFB) professionellere Abläufe bei den Bundesligaschiedsrichtern und die Einbindung von ehemaligen Profis. Die Schiedsrichter müssten »das 19. Team sein, mit allem, was dazugehört: Trainer, Kotrainer, Physiotherapeuten, Psychologen, Training, Analysen – nicht nur in den zwei Trainingslagern pro Jahr«, sagte der 63 Jahre alte Schweizer in einem Interview des Fachmagazins Kicker. Meier schlägt ein wöchentliches Treffen aller Bundesligaschiedsrichter und Videoassistenten in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main vor, bei dem das zurückliegende Wochenende intensiv aufgearbeitet wird. »Sie müssen sich die relevanten Szenen anschauen, diskutieren und erkennen, in welchen Bereichen sie sich annähern müssen in den Auslegungen. Die sportliche Leitung sollte jeweils ihre Leitlinie kommunizieren«, sagte Meier. (dpa/jW)
Fußball
2022-12-27T19:30:05+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/441676.fußball-auf-linie.html
Behörden zählen mehr »Gefährder«
Berlin. Die Polizei hat bundesweit immer mehr rechte »Gefährder« auf dem Schirm. Anfang Juni zählte die Polizei insgesamt 81 von ihnen. Das ist ein Anstieg um rund 17 Prozent im Vergleich zum Juni 2021. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine vom AfD-Politiker Martin Hess initiierte Anfrage hervor, über die dpa am Sonntag berichtete. Demnach gibt es auch mehr Menschen in der »linksextremistischen« Szene, denen die Sicherheitsbehörden schwere politisch motivierte Straftaten zutraut – wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau: Im Vergleichszeitraum stieg die Zahl von neun auf zwölf.(dpa/jW)
2022-06-26T19:30:06+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/429190.behörden-zählen-mehr-gefährder.html
Corona: Theater am Telefon
Im Shutdown müssen Künstler besonders kreativ sein, um ihr Publikum zu erreichen. Am Theater Magdeburg griffen Künstlerinnen und Künstler am Sonnabend für die Aktion »Bei Anruf: Kunst!« zum Telefon. Sie trugen Texte, Arien und Lieder aus der gesamten Literatur- und Musikgeschichte vor. Die Theaterkasse hatte in den Tagen zuvor Zeitfenster von zehn Minuten zur Buchung angeboten. Die Resonanz sei hervorragend, sagte Theatersprecherin Christine Villinger. Wer jetzt nicht zum Zuge gekommen ist, hat übrigens weitere Chancen: »Bei Anruf: Kunst!« soll laut Villinger am 12. und 19. Dezember wiederholt werden. (dpa/jW)
Corona
2020-12-06T19:30:02+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/391998.corona-theater-am-telefon.html
Umfangreicher Austausch von Gefangenen in Ankara
Ankara. Russland und mehrere westliche Länder haben am Donnerstag nachmittag nach Angaben des türkischen Geheimdienstes MIT zahlreiche Gefangene ausgetauscht. Unter den insgesamt 26 Gefangenen ist demnach auch der wegen Mordes verurteilte Wadim K., der in Deutschland in Haft war. Russland ließ unter anderem die wegen Spionage verurteilten US-Amerikaner Evan Gershkovich und Paul Whelan sowie die prowestlichen Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa und Ilja Jaschin frei. In Freiheit kam auch der in Belarus nach einem Todesurteil begnadigte Deutsche Rico K. Ausgetauscht wurden auch Gefangene, die in Polen, Slowenien und Norwegen inhaftiert waren. Der türkische Geheimdienst sprach von einem historischen Gefangenenaustausch. Moskau hatte zuletzt mehrmals Bereitschaft zu einem solchen Austausch signalisiert. (dpa/jW)
2024-08-01T19:30:05+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/480736.umfangreicher-austausch-von-gefangenen-in-ankara.html
Rudern: Guter Einstieg
Belgrad. Oliver Zeidler hat den Einervorlauf der Ruder-WM gemeistert. Der ungefährdete Erfolg über den Kanadier Trevor Jones und den norwegischen Olympiazweiten Kjetil Borch macht Mut für den weiteren Verlauf der Titelkämpfe an der Ada Ciganlija in Belgrad. Zufrieden ließ der 27jährige Titelverteidiger aus München am Sonntag den WM-Start im nur zwölf Grad warmen Kältebad Revue passieren. »Ich wollte taktisch fahren, noch nicht alles zeigen und ein bisschen Kräfte sparen«, kommentierte der zweimalige Weltmeister (2019 und 2022). Wie Zeidler nahm auch Alexandra Föster direkt Kurs auf das Viertelfinale. Die 21jährige aus Meschede verwies die Spanierin Virginia Díaz ­Rivas nach starkem Schlussspurt auf Rang zwei. (dpa/jW)
Rudern
2023-09-03T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/458288.rudern-guter-einstieg.html
Opel: Garantie für Entwicklung nur bis 2018
Berlin. Die Arbeitsplätze im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum von Opel sind einem Bericht zufolge nur bis Ende 2018 gesichert. Das bestätigten Sprecher des Autoherstellers und des zuständigen IG-Metall-Bezirks Mitte der Welt am Sonntag. Der Tarifvertrag, in dem auch eine Beschäftigungsgarantie festgeschrieben sei, könne zum 31. Dezember 2018 gekündigt werden. Darüber hinausgehende Standortgarantien, für viele Werke gebe es sie bis 2020, existierten für das Entwicklungszentrum nicht. Der US-Konzern General Motors hat sich entschieden, seine deutsche Tochter an Peugeot zu verkaufen. (Reuters/jW)
2017-03-13
https://www.jungewelt.de//artikel/307036.opel-garantie-für-entwicklung-nur-bis-2018.html
Finanzausgleich: Streit um Bundesanteil
Berlin. Nach der Einigung der Bundesländer auf einen Plan zur Reform der Bund-Länder-Finanzbeziehungen sieht der Bund noch Gesprächsbedarf. Für eine Einigung zwischen Bund und Ländern seien »sehr intensive Gespräche« nötig, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums am Freitag in Berlin. Strittig ist bislang die Summe, die der Bund den Ländern nach Auslauf des bisherigen Länderfinanzausgleichs 2019 zur Verfügung stellen soll. Der Bund hatte zuletzt 8,5 Milliarden Euro pro Jahr ab 2020 angeboten; die Forderungen der Länder summieren sich aber auf 9,6 Milliarden Euro. Die Bundesländer hatten sich am Donnerstag auf ein Konzept zur Neuordnung der Finanzbeziehungen geeinigt. (dpa/jW)
2015-12-05
https://www.jungewelt.de//artikel/276646.finanzausgleich-streit-um-bundesanteil.html
Droste: Hei ohne Licht
Mein Lieblingsausflugslokal in Warenthin am Rheinsberger See wird reichlich von Paddlern, Autofahrern und Radfahrern frequentiert; die Radfahrer erkennt man an grenzenloser Fehleinschätzung ihrer Friseurrettungshohlkörper. Auf der Speisenkarte findet sich auch ein zur Zubereitung von frischem Fisch errichteter Steinofen, das Kleinod des Gartens, das »Hei-Leid« geschrieben wird. Was poetisch an das Heidelied erinnert. Da feixen die Helmträger, zücken Kugelschreiber, streichen »Hei-Leid« durch und ersetzen es durch das Werbewort »Highlight«, am liebsten mit ein bis drei Ausrufungszeichen. Die Welt der Helmträger ist wieder in Ordnung.
Wiglaf Droste
Droste
2018-08-02
https://www.jungewelt.de//artikel/337142.hei-ohne-licht.html
Börsengang von Trumps »Truth Social« droht Aus
New York. Der Börsengang des vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump neu gegründeten Netzwerks »Truth Social« droht zu scheitern. Das Übernahmevehikel Digital World Acquisition, das dem Betreiber der Twitter-Alternative zum Sprung an die Börse verhelfen will, bangt um die Zustimmung der Aktionäre zur erforderlichen Verlängerung der Übernahmefrist für die Trump Media & Technology Group (TMTG) um zwölf Monate. Digital-World-Chef Patrick Orlando verlängerte die Abstimmungsfrist am Dienstag um zwei Tage, wie Reuters am Mittwoch meldete. Er benötigt eine Mehrheit von 65 Prozent, um eine Liquidation des Unternehmens zu verhindern. Digital World braucht mehr Zeit, weil die US-Börsenaufsicht SEC die Übernahme von TMTG blockiert. (Reuters/jW)
2022-09-07T19:30:10+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/434243.börsengang-von-trumps-truth-social-droht-aus.html
Mehrere Taliban in Afghanistan getötet
Kabul. Bei Angriffen in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad sind mindestens drei Kämpfer der herrschenden Taliban erschossen worden. Drei weitere wurden bei Sprengstoffanschlägen verletzt, wie Behördenvertreter am Sonntag mitteilten. In bisher unbestätigten Berichten wurde sogar von mindestens acht Toten und 17 Verletzten am Sonntag gesprochen. Anwohner in Dschalalabad ordneten die Angreifer der Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« (IS) zu. Zunächst bekannte sich aber niemand zu den Attacken. (dpa/jW)
2021-11-07T19:30:03+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/414024.mehrere-taliban-in-afghanistan-getötet.html
MV-Stiftung wird wohl nicht abgewickelt
Schwerin. Die vom Landtag in Mecklenburg-Vorpommern geforderte Auflösung der zur Umgehung von US-Sanktionen gegen den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 gegründeten Klimaschutzstiftung MV ist nicht umzusetzen. Das sagte Landesinnenminister Christian Pegel (SPD) am Donnerstag im Landtag. Es seien mehrere Wege versucht worden. Der Stiftungsvorstand habe am Dienstag schriftlich mitgeteilt, dass er seine Zusage zum Rücktritt nicht einhalten werde. Nach Einschätzung Pegels würde sowohl eine Abberufung des Vorstandes durch die Ministerpräsidentin als auch eine Auflösung der Stiftung durch das Justizministerium als Aufsichtsbehörde langwierige Gerichtsverfahren nach sich ziehen. (dpa/jW)
2023-06-15T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/452879.mv-stiftung-wird-wohl-nicht-abgewickelt.html
Bund und Länder feilschen um DDR-Zusatzrenten
Berlin. Im Streit um Rentenzahlungen aus früheren DDR-Zusatzversorgungssystemen gehen der Bund und die ostdeutschen Länder aufeinander zu. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe werde in den nächsten Tagen Gespräche aufnehmen, um ein Paket für eine neue Lastenverteilung zu verabreden, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Mittwoch nach einer Videokonferenz der Ostregierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die entsprechenden Länder fordern von der Bundesregierung die komplette Übernahme der Sonderzahlungen, die in der DDR bestimmten Berufsgruppen zusätzlich zur Rente zugänglich waren. Bisher beteiligt sich der Bund mit 40 Prozent. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte jüngst im Rahmen seines Konzepts für einen »Kommunalen Solidarpakt« vorgeschlagen, die Lasten zu je 50 Prozent auf Bund und Länder zu verteilen. (dpa/jW)
2020-05-27T19:30:01+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/379115.bund-und-länder-feilschen-um-ddr-zusatzrenten.html
Vulkan Ätna auf Sizilien wieder ausgebrochen
Catania. Auf der italienischen Insel Sizilien ist der Vulkan Ätna erneut ausgebrochen. In den frühen Morgenstunden sei eine erhöhte Aktivität gemessen worden, teilte das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) am Sonnabend mit. Auf Fotos war zu sehen, wie Lava und Asche aus dem Krater auf der Südostseite drangen. Die graue Rauchsäule stieg weit in den Himmel auf. Meldungen über größere Schäden gab es zunächst nicht, stellenweise wurde über herabregnende Asche berichtet. (dpa/jW)
2021-10-24T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/413090.vulkan-ätna-auf-sizilien-wieder-ausgebrochen.html
Tennis: Weiter dabei
Rijeka. Die deutschen Tennis-Frauen gehören auch im kommenden Jahr zur Weltgruppe im Billie Jean King Cup. Die Mannschaft von Teamchef Rainer Schüttler gewann das Playoffspiel in Kroatien überraschend mit 3:1 und vermied damit den Abstieg. Den entscheidenden dritten Punkt holte am Samstag in Rijeka Anna-Lena Friedsam. Die 28jährige siegte gegen die erst 16 Jahre alte Petra Marcinko mit 6:4, 6:1 und feierte damit ein perfektes Einzeldebüt für die Auswahl. Zuvor hatte sich Jule Niemeier gegen Ana Konjuh mit 6:2, 6:1 durchgesetzt und das deutsche Team damit in Führung gebracht. Nach dem ersten Tag hatte es 1:1 gestanden. (dpa/jW)
Tennis
2022-11-13T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/438714.tennis-weiter-dabei.html
Irak: IS laut Militärkeine Bedrohung
Bagdad. Die Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« (IS) ist nach Einschätzung irakischer Einsatzkräfte nicht mehr in der Lage, die Wahl im Irak am kommenden Sonntag zu stören. Das erklä der Sprecher der gemeinsamen Militärführung, Tahsin Al-Chafadschi, der dpa in Bagdad laut Meldung vom Donnerstag. Die Einsatzkräfte könnten bei Terrorangriffen schnell reagieren. »Wir sind in der Lage, Bürger und Wahllokale zu schützen.« Die Iraker sind ausgerufen, am kommenden Sonntag ein neues Parlament zu wählen. (dpa/jW)
2021-10-07T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/412032.irak-is-laut-militärkeine-bedrohung.html
Iran und Türkei gemeinsam gegen PKK
Istanbul. Die Türkei hat den Beginn einer »gemeinsamen Operation« mit dem Iran gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verkündet. Der Einsatz an der »Ostgrenze der Türkei« habe am Montag morgen begonnen, sagte Innenminister Süleyman Soylu laut amtlicher Nachrichtenagentur Anadolu. Im Iran ist der iranische PKK-Ableger PJAK aktiv. Beide Gruppen haben Rückzugsorte im angrenzenden Nordirak. Soylu machte keine näheren Angaben zum Ort des Einsatzes oder zu den beteiligten Kräften. Beide Länder hatten ihre Kooperation im Kampf gegen die PKK in den vergangenen Jahren verstärkt und eine »Sicherheitsmauer« an ihrer Grenze errichtet. (AFP/jW)
2019-03-18T19:30:08+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/351335.iran-und-türkei-gemeinsam-gegen-pkk.html
G7-Logo kostete 80.000 Euro
Hamburg. Die Entwicklung des offiziellen Logos für die G7-Veranstaltungen in diesem Jahr hat 80.000 Euro gekostet. Das teilte das Bundespresseamt in dieser Woche auf Nachfrage der Transparenzorganisation abgeordnetenwatch.de mit. Die Höhe der Kosten wurde unter anderem damit begründet, dass das ursprünglich geplante Logo »aufgrund der aktuellen politischen Lage« verworfen worden sei. Denn als im Februar 2014 die Logo-Planung begonnen habe, sei man noch von der Teilnahme Russlands ausgegangen. (jW)
2015-07-15
https://www.jungewelt.de//artikel/268586.g7-logo-kostete-80-000-euro.html
Russland: Weiterer Impfstoff steht bereit
Moskau. In Russland steht zur Bekämpfung des Coronavirus ein weiterer Impfstoff bereit. Dem staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF vom Donnerstag zufolge biete die »Lightversion« des Vakzins »Sputnik V«, die nur eine Injektion benötigt, zwar weniger lange Schutz, sei dafür aber schneller wirksam. RDIF-Direktor Kirill Dmitriew erklärte, die »Lightvariante« solle vor allem exportiert werden. Bei einer im Fernsehen übertragenen Sitzung zeigte sich Russlands Präsident Wladimir Putin zudem offen dafür, den Patentschutz auf Impfstoffe auszusetzen. Diese Idee verdiene Beachtung, sagte er der Agentur Interfax zufolge. »Eine Pandemie ist ein Notfall.« (dpa/AFP/jW)
2021-05-06T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/401947.russland-weiterer-impfstoff-steht-bereit.html
SPD-Politiker verteidigt Grundeinkommensjahr
Berlin. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat seinen Vorschlag für ein sogenanntes Grundeinkommensjahr verteidigt. »Das ist kein Modell für Reiche«, sagte Klingbeil am Sonntag in Berlin bei einer Diskussionsveranstaltung seiner Partei auf eine Frage aus dem Publikum. Die Idee richte sich, anders als in der Wirtschaft bereits bestehende Modelle, etwa auch an Beschäftigte wie Pflegekräfte. Der SPD-Funktionär will, dass Erwerbstätige mit jedem Jahr Berufstätigkeit Anspruch auf eine bezahlte Auszeit von einem Monat bekommen. Nach sechs Jahren wäre etwa ein halbes Jahr zusammen, in dem die Menschen pro Monat dann 1.000 Euro bekommen sollen. »Da bin ich auch bereit, über 1.000 Euro zu diskutieren, ob das reicht oder nicht«, sagte Klingbeil. (dpa/jW)
2018-11-12
https://www.jungewelt.de//artikel/343337.spd-politiker-verteidigt-grundeinkommensjahr.html
Weniger deutsche Industrieexporte
Berlin. Die deutsche Industrie hat im Juni die stärksten Umsatzeinbußen seit zehn Monaten erlitten, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das verarbeitende Gewerbe nahm 2,1 Prozent weniger ein als im Vormonat. Während der Umsatz in Deutschland im Juni um 0,8 Prozent wuchs, schrumpfte das Auslandsgeschäft um 3,3 Prozent. Das lag an der schwächeren Nachfrage aus den Ländern außerhalb der Euro-Zone: Hier gab es ein Minus von sechs Prozent, während der Umsatz mit den Euro-Ländern um 0,7 Prozent zulegte. (Reuters/jW)
2015-08-11
https://www.jungewelt.de//artikel/270024.weniger-deutsche-industrieexporte.html
Erneut Warnstreik bei Societäts-Druckerei
Mörfelden. Bei der Frankfurter Societäts-Druckerei (FSD) in Mörfelden fand am 8. November ein weiterer Warnstreik statt. Beschäftigte der Spät- und der Nachtschicht legten die Arbeit nieder, um der Forderung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft nach Abschluss eines Anerkennungstarifvertrags Nachdruck zu verleihen, wie Verdi vergangenen Freitag erklärte. Die FSD hatte im Oktober erklärt, sich künftig nicht mehr an Tarifverträge halten zu wollen. Sie ist eine der größten europäischen Zeitungsdruckereien und produziert an sieben Tagen in der Woche Tages- und Wochenzeitungen. (jW)
2018-11-13
https://www.jungewelt.de//artikel/343472.erneut-warnstreik-bei-societäts-druckerei.html
Film: Glanzrolle
Die britische Schauspielerin Margaret Nolan, die durch die ersten Minuten des Films »Goldfinger« bekannt wurde, ist am 5. Oktober im Alter von 76 Jahren gestorben. Sie war ein erfolgreiches Model, bevor sie Schauspielerin wurde. In »Goldfinger« spielte sie an der Seite von Sean Connery eigentlich nur eine kleine Rolle als Bonds Masseurin Dink. Aber sie war – mit goldener Farbe bemalt und im goldenen Bikini – im Vorspann des Films sowie auf Plakaten zu sehen. In dem Film tötet der gleichnamige Schurke (Gert Fröbe) seine untreue Assistentin Jill Masterson, indem er ihren Körper vergolden lässt. Sie erstickt. In der Filmhandlung spielt aber nicht Nolan, sondern Shirley Eaton die Rolle der Jill. Im selben Jahr hatte Nolan in der Musikkomödie »A Hard Day’s Night« mit den Beatles einen Auftritt. Sie wirkte zudem an vielen Filmen der in Großbritannien populären »Carry on«-Reihe (»Ist ja irre«) mit. Ihre letzte Rolle spielte sie in dem Thriller »Last Night in Soho«, der 2021 ins Kino kommt. (dpa/jW)
Film
2020-10-12T19:30:01+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/388245.film-glanzrolle.html
Gaza: Ein Gefühl der Ohnmacht
Sie sind zwei Brüder aus Gaza; heute leben sie in Deutschland und Österreich. In einem schmalen Band verarbeiten sie die jüngsten Entwicklungen in und um Gaza unter dem Pseudonym »Wahad«. Auf Arabisch bedeutet »Ai wahad« etwa »einer« oder »jeder«. Ihre Erfahrungen seien die eines jeden Palästinensers, schreiben sie. »Wahad« schreiben über ihre Familie in Gaza und ihr Leben im Ausland, geprägt von Ausgrenzung und Rassismus: Außenseiter, fremd in der neuen Heimat seien sie. Die Berichte über das vom Krieg heimgesuchte Gaza vermengen sich mit den Erinnerungen an die früheren Besuche im Küstenstreifen und dem Kampf ums Überleben im Exil. Jenseits von lautstarken Protesten gegen den Krieg in Gaza erzählen »Wahad« eine andere Geschichte: eine vom einsamen Kampf, mit dem Leiden der Familien und Freunde fertigzuwerden. Durch die Kapitel ziehen sich Gefühle von Ohnmacht und Paralyse. Früher hatten die Autoren den Gazastreifen jeweils in den Sommermonaten besucht; heute sei der einzige Kontakt zu den Verwandten die Nachforschung, ob sie noch am Leben sind. Und es sind viele, die nicht mehr antworten können. Ihnen fehlt oft das Geld, um einen Liter Wasser für umgerechnet zwei Euro zu kaufen, doch der Tankwagen kommt sowieso nur selten vorbei. Wenn er kommt, müssen sie schnell sein, denn das Gedränge ist stark. Die Gefahr lauert überall: Ein Großcousin starb, weil er beim Wasserholen beschossen wurde. Die Palästinenser leben und kämpfen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, schreiben »Wahad«. Doch »fast niemand lebt noch für sie, kämpft noch für sie«. Was solle sie noch am Leben halten, wenn lebendige Erinnerungen keine Hoffnung, sondern Verzweiflung verursachen, fragen sie. Das Büchlein ist ein bedrückendes und authentisches Zeugnis des Kampfes von Palästinensern. Es zeugt auch davon, wie sie in Deutschland und Österreich versuchen, mit dem Mord an ihren Verwandten klarzukommen. Gegen die Erniedrigungen und Entmenschlichungen helfe nur eines: »Sich selbst zu erinnern: Ich bin ein Mensch!«
Dieter Reinisch
Gaza
2025-05-11T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/500340.gaza-ein-gefühl-der-ohnmacht.html
Droste: Bilden Sie mal einen Satz mit … Discounter
Das Leben? Meistens ist’s ein Drüber oder Drunter. Die Jugend, sagt man, gehe in der Disco unter.
Wiglaf Droste
Droste
2018-09-19
https://www.jungewelt.de//artikel/340135.droste-bilden-sie-mal-einen-satz-mit-discounter.html
Boxen: Keine Luft
Neu-Delhi. Ornella Wahner hat für den größten Erfolg im deutschen Amateurboxen der Frauen gesorgt. Die 25 Jahre alte Federgewichtlerin besiegte am Sonnabend im Finale der Weltmeisterschaften in Neu-Delhi die Inderin Sonia Chahal mit 4:1 Punktrichterstimmen. Damit hat Wahner die erste deutsche Goldmedaille in der WM-Geschichte der Frauen erobert. Sie beeindruckte ihre Gegnerin mit einem offensiven Kampfstil. »Das war genau unsere Marschroute. Wir wussten: Wir dürfen der Inderin keine Luft lassen«, erklärte Trainer Michael Timm. (dpa/jW)
Boxen
2018-11-26
https://www.jungewelt.de//artikel/343923.boxen-keine-luft.html
Russische Fracht darf nach Spitzbergen
Barentsburg. Russland darf eine an der norwegischen Grenze gestoppte Fracht nun doch zur Insel Spitzbergen transportieren. Norwegen hatte die Lieferung für russische Bergleute zunächst mit Verweis auf die Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine gestoppt. »Wir sind verpflichtet, uns an die Sanktionen zu halten«, sagte eine Sprecherin des norwegischen Außenministeriums am Donnerstag der dpa. »Aber es war nie unsere Absicht, die Menschen in Barentsburg daran zu hindern, die Güter zu bekommen, die sie brauchen.« Im Dialog mit Russland habe man nun eine Lösung gefunden. Russland hatte Norwegen vorgeworfen, gegen internationale Verpflichtungen aus dem Vertrag von Paris von 1920 zu verstoßen. Auf dessen Grundlage darf Russland in Nachfolge der Sowjetunion auf Spitzbergen unter anderem Kohle fördern. (dpa/jW)
2022-07-07T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/430034.russische-fracht-darf-nach-spitzbergen.html
Erstes afghanisches Frauenorchester in Davos
Kabul. Für die Dirigentin des ersten afghanischen Frauenorchesters, Negina Chpalwak, ist es ein Wunder, dass sie und ihre Kolleginnen am Donnerstag und Freitag beim Weltwirtschaftsforum in Davos spielen werden. Ohne ihre Eltern hätte sie nie die Musikschule besuchen können, sagte Chpalwak der Nachrichtenagentur AFP. »Meine Großmutter drohte meinem Vater, dass er nicht mehr ihr Sohn sein werde, wenn er mich weiter in die Schule schickt«, berichtete die 19jährige. »Mein Onkel sagte, ich sei eine Schande für die Familie und er werde mich töten.« In Chpalwaks Orchester Zohra spielen 35 Musikerinnen im Alter von 13 bis 20 Jahren. (AFP/jW)
2017-01-20
https://www.jungewelt.de//artikel/303957.erstes-afghanisches-frauenorchester-in-davos.html
EU: Beitritt zur Istanbul-Konvention
Brüssel. Die EU hat ihren Beitritt zur Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen bekanntgegeben. Der Rat der EU-Mitgliedstaaten fasste den Beschluss am Donnerstag, nachdem das EU-Parlament bereits im Mai dafür gestimmt hatte. Mit dem Beitritt wird die Konvention zumindest teilweise auch in den EU-Mitgliedstaaten gültig, die sie selbst bisher noch nicht ratifiziert hatten. Der 2011 in Istanbul vom Europarat vereinbarten Konvention sind 46 Staaten beigetreten. Die Länder verpflichten sich zu einem besseren Schutz von Frauen und Mädchen, etwa durch die strafrechtliche Verfolgung der Gewalttäter. (AFP/jW)
2023-06-02T19:30:07+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/451960.eu-beitritt-zur-istanbul-konvention.html
Brian Eno und die Subventionen
Brian Eno hat am Samstag abend den mit 10.000 Euro dotierten Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik erhalten. Im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) erklärte dessen Leiter Peter Weibel, Eno sei einer der bedeutendsten Vertreter der elektronischen Musik, Erfinder des Ambient-Genres und »Mastermind des Tonstudios«. Der 66jährige Engländer zeigte sich bei der Zeremonie beeindruckt von der Kulturförderung des Landes Baden-Württemberg. In seiner Heimat regierten die fundamentalistischen Vertreter eines »Freien Marktes«, sagte er. Heute könnten sich Leute wie Pete Townshend, John Lennon oder seine Wenigkeit den Besuch einer Kunstschule nicht mehr leisten. (dpa/jW)
2014-12-01
https://www.jungewelt.de//artikel/252621.brian-eno-und-die-subventionen.html
Bank verbietet Kauf von VW-Aktien
Stockholm. Die schwedische Bank Nordea hat ihren Händlern vor dem Hintergrund des VW-Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren den Kauf von Volkswagen-Aktien untersagt. Das bestätigte eine Sprecherin des Kreditinstituts am Donnerstag in Stockholm. Die Entscheidung sei am Mittwoch gefallen. Wie lange das Verbot gelten soll, konnte die Sprecherin nicht sagen. Der schwedischen Zeitung Dagens Industri zufolge soll es für sechs Monate aufrechterhalten werden. (dpa/jW)
2015-09-25
https://www.jungewelt.de//artikel/272445.bank-verbietet-kauf-von-vw-aktien.html
Gesundheitspolitik: Praxis Doktor »Machmichdünn«
Deutschlands Hausärzte sollen nach den Plänen der Bundesregierung zum »Pförtner« im Gesundheitssystem werden. Das Problem: Sie nehmen selbst in Massen Reißaus. Einer aktuellen Umfrage zufolge plant ein Viertel aller Allgemeinmediziner mit eigener Praxis in den kommenden fünf Jahren aus dem Beruf auszuscheiden. Wie die Bertelsmann-Stiftung am Mittwoch mitteilte, wollten zudem viele ihre Wochenarbeitszeit bis 2030 im Schnitt um zweieinhalb Stunden reduzieren. Schon heute gelten mehr als 5.000 Hausarztstellen als unbesetzt. Weil nicht genug Nachwuchs nachkommt, droht sich der Leerstand binnen fünf Jahren zu verdoppeln. Die Denkfabrik bleibt dennoch optimistisch. Ihre Rezepte lauten Bürokratieabbau und Digitalisierung. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will durch Einführung eines »verbindlichen Primärarztsystems« den Zugang zu Spezialisten »bedarfsgerecht und strukturierter gestalten«, um so die ambulante Versorgung zu verbessern, Wartezeiten zu verringern und das Personal zu entlasten. Ihre Reform sieht vor, dass ein Facharzt nicht länger ohne Überweisung durch einen Allgemeinmediziner oder Kinderarzt aufgesucht werden darf. Das Vorhaben wird kontrovers diskutiert, wobei ausgerechnet der Hausärztinnen- und Hausärzteverband voll des Lobes ist. Dort rechnet man mit bis zu fünf zusätzlichen Patienten pro Tag und verspricht: »Das machen wir.« Aber wer ist »wir«, wenn demnächst Tausende weitere Praxen dichtmachen? Gründe dafür sind laut besagter Erhebung das hohe Arbeitspensum sowie der große Verwaltungsaufwand. Im Schnitt sind Hausärzte 44 Stunden tätig, selbständige sogar 48,5 Stunden. Rund 80 Prozent der Zeit füllen Sprechstunden und Hausbesuche, der Rest geht für Papierkram, Fortbildungen und Sonstiges drauf. Im Rahmen der Studie haben die Bertelsmänner in Kooperation mit der Universität Marburg knapp 3.700 Mediziner befragt. Gemäß den Befunden soll sich eine Mehrheit der Ausstiegswilligen einen Verbleib im Job unter der Bedingung von weniger Bürokratie und mehr Flexibilität in puncto Arbeitszeiten vorstellen können. Deshalb müssten, äußert der »Director Gesundheit« Uwe Schwenk in einer Medienmitteilung, »die notwendigen Digitalisierungsmaßnahmen gelingen, unnötige Arztbesuche reduziert sowie neue Formen der fachübergreifenden Zusammenarbeit etabliert werden«. Hier zeigt sich die gängige Masche der Stiftung aus Gütersloh: Sie packt sich einen gesellschaftlichen Missstand, unterfüttert ihn mit »Expertise« und präsentiert Lösungen im Interesse der Bertelsmann-Holding. Gerade erst zum Jahresende 2024 hatte die verkündet, ihre Aktivitäten im Bereich digitaler Gesundheitsdienstleistungen auszubauen. Vorstand Carsten Coesfeld im O-Ton: »Gemeinsam werden wir die konzernweiten Digital-Health-Aktivitäten in der neuen Struktur weiter stärken und ausbauen, während sich Bertelsmann Next künftig auf die Wachstumsbranchen und Geschäftsfelder HR Tech, Pharma Tech, Mobile Ad Tech sowie Digital Health Ventures fokussieren wird.« Wie passend, dass die Stiftung per Befragung erfahren hat, dass es im Praxisalltag in 25 Prozent der Fälle bei der Technik hakt. Hier finden sich bestimmt Abnehmer für die eigenen Produkte, zumal im Fall staatlicher Großaufträge. Ferner schlägt Schwenk vor, »bestimmte Aufgaben auf andere, nichtärztliche Berufsgruppen im Gesundheitswesen« zu übertragen, etwa auf »medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte«. Diese Form der Entprofessionalisierung greift im Schulwesen schon länger um sich. Dem Lehrmangel wird zunehmend durch den Einsatz von Quer- und Seiteneinsteigern begegnet. Profis auszubilden, kostet viel Steuergeld, das die Bertelsmänner aber lieber in privatwirtschaftliche Kanäle lenken. Am besten natürlich in die eigenen. Der Konzern ist ein führender Anbieter von Bildungsmedien, digitalen und gedruckten Lernmaterialien sowie E-Learning-Werkzeugen. Ein zerrüttetes Schulwesen ist da das optimale Geschäftsumfeld. Kein Zufall: Zum 1. Januar wurde das Segment »Digital Health« mit der »Education Group« verschmolzen. Merke: Dummheit und Krankheit lassen die Kasse klingeln.
Ralf Wurzbacher
Einer aktuellen Umfrage zufolge plant ein Viertel aller Allgemeinmediziner mit eigener Praxis in den nächsten fünf Jahren aus dem Beruf auszuscheiden. Und schon heute gelten mehr als 5.000 Hausarztstellen als unbesetzt.
Bertelsmann, Digitalisierung, Gesundheit
Gesundheitspolitik
2025-06-11T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/501790.gesundheitspolitik-praxis-doktor-machmichdünn.html
2017 in BRD 524.000 Asylanträge entschieden
Berlin. In der BRD sind einem Medienbericht zufolge 2017 mehr Asylanträge entschieden worden als in den übrigen EU-Staaten. In der Bundesrepublik belief sich die Zahl auf 524.185, in den anderen 27 Mitgliedsstaaten auf 435.070, wie die Welt in ihrer Montagausgabe unter Berufung auf Zahlen des EU-Statistikamts Eurostat berichtet. Die Daten aus Tschechien und Spanien fehlten noch, in beiden Ländern zusammen wurden aber in den zurückliegenden Jahren nie mehr als 12.000 Anträge entschieden. In Italien wurden 78.235 erstmalige Asylentscheidungen getroffen, in Griechenland 24.510. (dpa/jW)
2018-03-19
https://www.jungewelt.de//artikel/329216.2017-in-brd-524-000-asylanträge-entschieden.html
Norman Paech wird 80
Unermüdlich geißelt er die Kriege der NATO, die Rüstungsexporte deutscher Konzerne oder die alltäglich gewordenen Verletzungen des Völkerrechts, wie aktuell im nordsyrischen Kanton Afrin. Norman Paech bezieht Stellung für den Frieden. Der Jurist und emeritierte Professor für Politikwissenschaft und öffentliches Recht an der Universität Hamburg wird am heutigen Donnerstag 80 Jahre alt, junge Welt gratuliert herzlich! 1969 trat Norman Paech in die SPD ein. Er kehrte ihr 2001 den Rücken, als Sozialdemokraten und Grüne im Bundestag beschlossen, die Bundeswehr nach Afghanistan zu schicken. Seit 2007 ist er Mitglied der Partei Die Linke. Norman Paech engagiert sich unter anderem bei IALANA und IPPNW, bei Attac und im Auschwitz-Komitee. Zuletzt hielt er vor knapp zwei Wochen in Lübeck eine Rede anlässlich der Ostermärsche und erklärte darin: »Man zeigt auf Putin und vergisst die eigenen Verbrechen – wir aber sehen die Hinterlassenschaften dieser Kriege, die zerstörten und zerfallenen Gesellschaften und Staaten, die failed states, ein schwelender Herd immer neuer Gewalt und Terror, der den alten Kriegsmächten wiederum als Legitimation für neue Interventionen dient.« (jW)
2018-04-12
https://www.jungewelt.de//artikel/330654.norman-paech-wird-80.html
Al-Baschir in Südafrika festgehalten
Johannesburg. Der vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) per internationalem Haftbefehl gesuchte sudanesische Präsident Omar Al-Baschir darf Südafrika laut einem Gerichtsurteil vorerst nicht verlassen. Diese Anordnung gelte solange, bis eine Entscheidung über das Festnahmeersuchen des IStGH gefallen sei, erklärte der Oberste Gerichtshof in Pretoria am Sonntag. Al-Baschir hält sich derzeit zu einem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Johannesburg auf. Der Internationale Strafgerichtshof wirft Al-Baschir Kriegsverbrechen und Völkermord im Zusammenhang mit dem darfur-Konflikt vor und hatte Südafrika zuvor aufgerufen, den sudanesischen Staatschef zu verhaften. (AFP/jW)
2015-06-15
https://www.jungewelt.de//artikel/266961.al-baschir-in-südafrika-festgehalten.html
Drohnenvorfälle in Lettland und Rumänien
Rēzekne. Im Osten des EU- und NATO-Mitglieds Lettland ist eine mutmaßlich russische Drohne über Belarus in den lettischen Luftraum geflogen und in der Stadt Rēzekne abgestürzt. Der Vorfall werde untersucht, teilte das Verteidigungsministerium in Riga mit. Auch die NATO wurde informiert. Der lettische Verteidigungsminister Andris Sprūds sieht in dem Vorfall eine Bestätigung für die geplante Stärkung der Ostgrenze des Landes. Auch Rumänien meldet den Überflug einer mutmaßlich russischen Drohne über seinem Territorium in der Nacht zum Sonntag, bevor sie erneut in den ukrainischen Luftraum eindrang. Zwar lägen keine Informationen vor, die auf einen vorsätzlichen Angriff Russlands hindeuteten, »doch sind diese Handlungen unverantwortlich und potentiell gefährlich«, so der stellvertretende NATO-Generalsekretär Mircea Geoană. (dpa/jW)
2024-09-08T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/483262.drohnenvorfälle-in-lettland-und-rumänien.html
Erdogan lässt gegen Springer-Chef nicht locker
Köln. Der Rechtsstreit zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Springer-Chef Mathias Döpfner wird die Gerichte weiter beschäftigen. Erdogan habe über seinen Anwalt Ralf Höcker beim Kölner Landgericht Beschwerde gegen einen dort zuvor gefällten Beschluss eingelegt, sagte eine Gerichtssprecherin am Montag auf Anfrage. Das Landgericht Köln hatte am 11. Mai einen Antrag Erdogans auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Vorstandschef des Medienhauses Axel Springer zurückgewiesen. Döpfner hatte sich mit dem Satiriker Jan Böhmermann solidarisiert, der eine Schmähkritik über Erdogan vorgetragen und dadurch erheblichen Wirbel ausgelöst hatte. (dpa/jW)
2016-05-31
https://www.jungewelt.de//artikel/287126.erdogan-lässt-gegen-springer-chef-nicht-locker.html
Milliardäre sind die größten Klimakiller
Berlin. Ein Milliardär in der BRD verursacht laut einer Studie in fünf Minuten so viele klimaschädliche Emissionen wie ein Mensch hierzulande durchschnittlich im ganzen Jahr. Die 30 reichsten Deutschen waren im Jahr 2023 für rund 23 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Das entspreche etwa den jährlichen Emissionen der Tierhaltung in Deutschland, wie die Nachrichtenagentur epd mit Verweis auf eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse im Auftrag der Klimaallianz Deutschland berichtete. Das Bündnis fordere eine Vermögenssteuer in Höhe von einem Prozent. Die Wissenschaftler der beauftragten Beratungsagentur DIW Econ untersuchten neben Mobilitätsemissionen, beispielsweise durch Yachten und Privatjets, auch den CO2-Fußabdruck ihrer unternehmerischen Aktivität. Demnach gehen rund 99 Prozent der Emissionen der Milliardäre auf deren Unternehmensbesitz zurück. (jW)
2025-02-19T19:30:03+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/494372.milliardäre-sind-die-größten-klimakiller.html
WHO: Amtsinhaber einziger Kandidat für kommende Wahl
Genf. Für den Chefposten bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht für die nächste Amtszeit ausschließlich Amtsinhaber Tedros Adhanom Ghebreyesus zur Verfügung. Das teilte die WHO am Freitag in Genf mit. Tedros’ Amtszeit endet im August kommenden Jahres. Wie die WHO mitteilte, unterstützen 28 Staaten die Kandidatur des 56jährigen Äthiopiers, darunter Deutschland, Frankreich, Indonesien, die Niederlande und Spanien. Die Frist für die Nominierungen war am 23. September abgelaufen. (AFP/jW)
2021-10-29T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/413413.who-amtsinhaber-einziger-kandidat-für-kommende-wahl.html
Außenpolitik: Streit zwischen SPD und Grünen
Berlin. In der neuen Bundesregierung zeichnet sich ein Konflikt um die zukünftige außenpolitische Führungsrolle ab. Während die Grünen die strategische Zuständigkeit von Außenministerin Annalena Baerbock betonen, rückten die Sozialdemokraten am Mittwoch die führende Rolle von Bundeskanzler Olaf Scholz in den Vordergrund. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, dass die Außenpolitik »insbesondere im Kanzleramt« gesteuert werde. Dieser Einschätzung widersprach der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour bei Twitter: »Das Auswärtige Amt so herabzusetzen ist die überkommene ›Koch-Kellner-Logik‹.« Der Konflikt gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund der Konfrontationspolitik des »Westens« gegenüber Russland und China und der besonderen Nähe der Grünen zur jeweiligen außenpolitischen Linie der USA an Bedeutung. (dpa/jW)
2021-12-08T19:30:06+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/416178.außenpolitik-streit-zwischen-spd-und-grünen.html
Regierung beschließt Bafin-»Reform«
Berlin. Die Bundesregierung hat die angekündigte Reform der Finanzaufsicht Bafin nach dem Wirecard-Skandal auf den Weg gebracht. Unter anderem soll die Behörde künftig mit verdeckten Testkäufen überprüfen, ob Kunden ausreichend beraten werden, bevor sie Finanzprodukte erwerben. Zugleich soll die Aufsichtsstruktur der Bafin effektiver und effizienter werden, der Präsident soll mehr Kompetenzen bekommen. (dpa/jW)
2021-02-24T19:30:02+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/397228.regierung-beschließt-bafin-reform.html
»Troika« zurück in Athen
Athen. Die internationalen Gläubiger starten an diesem Montag neue intensive Kontrollen zu Griechenlands Reformbemühungen. Zum Auftakt geht es um die Entwicklung der Staatsfinanzen, wie die Deutsche Presseagentur am Sonntag aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen erfuhr. Ein erstes Bild von der aktuellen Lage soll es nach Angaben eines Beamten des Ressorts, der an den Verhandlungen teilnimmt, am 4. Dezember bei einer Sitzung der Euro-Gruppe geben. Mit dem Abschluss dieser Kontrolle wird jedoch frühestens im Januar gerechnet, berichtete die Athener Finanzpresse am Wochenende. Der dritte Kredit für Griechenland seit 2010 in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro läuft bis August 2018. (dpa/jW)
2017-11-27
https://www.jungewelt.de//artikel/322478.troika-zurück-in-athen.html
Mehr Erwerbslose und Kurzarbeiter
Nürnberg. Die offizielle Zahl der Erwerbslosen in Deutschland ist erneut gestiegen. Im Juni waren 2,853 Millionen Menschen ohne Job, 40.000 mehr als noch im Mai und 637.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mit. Die Erwerbslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent. Im April sei der höchste jemals erreichte Stand bei Kurzarbeit in der BRD erreicht worden, so die BA. (dpa/jW)
2020-07-01T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/381354.mehr-erwerbslose-und-kurzarbeiter.html
Neu erschienen
Welttrends Im außenpolitischen Monatsjournal aus Potsdam befassen sich Jürgen Angelow, Erhard Crome, Dörte Putensen, Michael Zantke und Wladimir Fomenko mit den russischen Revolutionen von 1905 und 1917 und deren Folgen. Matthias Dornfeldt schreibt zu »Viel Lärm um ›Nord Stream 2‹«, Clemens Messerschmidt über »Wasserkonflikte im Nahen Osten«. Alexander Neu, Werner Ruf und Hans Modrow äußern sich zum Thema »Die Linke und die NATO«. Al Burke erinnert an die tödliche Messerattacke auf die schwedische Außenministerin Anna Lindh am 10. September 2003, Savas Genc nennt die Entwicklung in der Türkei eine »Klare Wende zur Diktatur«. Der Geschäftsführer des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, Michael Harms, kommentiert: »US-Sanktionspläne werfen Schatten auf Europa«. Welttrends Nr. 132, Oktober 2017, 74 Seiten, 4,80 Euro. Bezug: www.welttrends.de, E-Mail: [email protected]
2017-10-09
https://www.jungewelt.de//artikel/319651.neu-erschienen.html
Guatemala verweigert UN-Ermittler Einreise
Guatemala-Stadt. Guatemala hat dem Chef der UN-Kommission zur Korruptionsbekämpfung (CICIG) die Einreise untersagt. Der rechte Präsident James Morales habe diese Entscheidung bereits dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, mitgeteilt, hieß es in einer Erklärung der Regierung des mittelamerikanischen Landes am Dienstag (Ortszeit). Morales wird illegale Wahlkampffinanzierung vorgeworfen. (dpa/jW)
2018-09-06
https://www.jungewelt.de//artikel/339549.guatemala-verweigert-un-ermittler-einreise.html
Deutscher Buchpreis: Schachinger geehrt
Der österreichische Autor Antonio »Tonio« Schachinger erhält für seinen Roman »Echtzeitalter« den Deutschen Buchpreis 2023. Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Montag in Frankfurt am Main bekannt. Bereits vor vier Jahren stand Schachinger, mit seinem Debüt »Nicht wie ihr« auf der Shortlist für den renommierten Literaturpreis. In diesem Jahr waren insgesamt 196 Romane von 113 deutschsprachigen Verlagen im Rennen. Im August gab die siebenköpfige Jury dann ihre Vorauswahl, die 20 Titel umfassende Longlist bekannt, im September folgte die Shortlist mit den sechs Finalisten. Der bei Rowohlt erschienene Coming-of-Age-Roman »Echtzeitalter« erzählt die Geschichte des Gymnasiasten Till, der ein Wiener Eliteinternat besucht. Er handelt vom Zerfall der Familie, von Freundschaften, der ersten Liebe und vom ­Gaming, denn die Pubertät von Till spielt sich zu großen Teilen im Netz ab. »Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart: Aus gebildeten Zöglingen spricht die rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele bietet einen Ort der Phantasie und Freiheit«, hieß es in der Begründung der Jury. Auf erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise verhandle der Text die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur. (dpa/jW)
Deutscher Buchpreis
2023-10-17T19:30:07+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/461321.deutscher-buchpreis-schachinger-geehrt.html
Piraten-Landeschef unterliegt auf Parteitag
Münster. Die Piratenpartei Nordrhein-Westfalens hat am Samstag auf einem Landesparteitag ihren Direktkandidaten für die vorgezogene NRW-Wahl bestimmt: Der 54jährige Medienpädagoge Joachim Paul wird auf Listenplatz eins antreten. Der Landesvorsitzende der Piratenpartei, Michele Marsching, wurde überraschend nicht gewählt, ihm fehlten im ersten Wahlgang nach eigenen Angaben zehn Stimmen, um die 50-Prozent-Hürde zu nehmen. Aus insgesamt 55 Bewerbern wählte der Parteitag ein Quartett für die ersten vier Listenplätze.
2012-03-26
https://www.jungewelt.de//artikel/180533.piraten-landeschef-unterliegt-auf-parteitag.html
Deutsche Bank will Vergleich in Epstein-Fall
New York. Die Deutsche Bank wird in einem Rechtsstreit um Geschäfte mit dem 2019 gestorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein einem Bericht zufolge 75 Millionen US-Dollar zahlen. Mit dem Vergleich soll ein Streitfall beigelegt werden, in dem das Geldinstitut beschuldigt wird, von Epsteins Sexhandel finanziell profitiert zu haben, berichtete das Wall Street Journal am Mittwoch. Der Klage zufolge soll die Bank weiter mit ­Epstein Geschäfte gemacht haben, obwohl sie wusste, dass er Gelder auf den Bankkonten für sein Netzwerk zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger nutzte. Nach Angaben der Zeitung hat die Bank kein Fehlverhalten eingeräumt. (AFP/jW)
2023-05-18T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/451085.deutsche-bank-will-vergleich-in-epstein-fall.html
IG Metall: »Runter mit den Energiepreisen!«
Frankfurt am Main. Der rasante Anstieg der Energiepreise sei zu einer enormen Belastung für Haushalte bis tief in die Mittelschicht geworden, erklärte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Freitag, warnte vor »verteilungspolitischen Konflikten« und forderte: »Runter mit den Energiepreisen!« Die Politik solle die EEG-Umlage schneller abschaffen als geplant und die Stromsteuer auf das europarechtlich notwendige Minimum von 0,05 Cent pro Kilowattstunde senken. Zudem müsse der Gaspreis gedeckelt und das steuerfreie Existenzminimum auf 12.800 Euro Einkommen pro Person angehoben werden. (dpa/jW)
2022-02-18T19:30:08+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/420982.ig-metall-runter-mit-den-energiepreisen.html
Arbeitende Mütter: Im Westen mehr Vorwürfe
Berlin. Mütter mit Vollzeitjobs stehen in den westlichen Bundesländern unter einem höheren Rechtfertigungsdruck als im Osten. Bei einer Befragung im Auftrag des Bundesfamilienministeriums unter Manuela Schwesig (SPD) gaben 69 Prozent der Frauen im Westen und 58 Prozent der Männer an, Frauen mit kleinen Kindern, die Vollzeit arbeiten wollten, seien in ihrem sozialen Umfeld einem »Legitimationsdruck« ausgesetzt, der von Verwandten, Freunden, Kollegen, aber auch von Erzieherinnen und Erziehern in Kitas ausgehe. In den neuen Bundesländern beobachteten nur 25 Prozent der Frauen und 39 Prozent der Männer dieses Phänomen. (dpa/jW)
2015-09-29
https://www.jungewelt.de//artikel/272632.arbeitende-mütter-im-westen-mehr-vorwürfe.html
#MeToo: Sacken lassen
Der US-Schauspieler Kevin Spacey bezeichnete sich nach dem Freispruch im Strafprozess um sexuelle Übergriffe in London als »dankbar und demütig«. Am Mittwoch sagt er nach der Urteilsverkündung, er müsse die Geschehnisse nun erst einmal verarbeiten. Der 64jährige war von einer Jury in allen Anklagepunkten für nicht schuldig befunden worden. Vier Männer hatten ihm vorgeworfen, sie bedrängt und genötigt zu haben. (dpa/jW)
#MeToo
2023-07-27T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/455735.metoo-sacken-lassen.html
Bundeswehr: Merz an der Ostfront
Am Donnerstag reisten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in die litauische Hauptstadt Vilnius, um dort bei einem Gottesdienst plus »Aufstellungsappell« mit 800 Soldaten die im Aufbau befindliche deutsche Panzerbrigade 45 in Dienst zu stellen. Die Brigade soll ab 2027 5.000 Soldatinnen und Soldaten stark sein und als erster Verband in der Geschichte der Bundeswehr fest im Ausland stationiert werden. Das markiert den Schritt von den zahlreichen Kriegseinsätzen der Bundeswehr zur militärischen Konzentration auf Russland, das gemäß einer Aussage des heutigen Außenministers Johann Wadephul (CDU) vom Februar »immer ein Feind« sein werde. Ähnlich hoch gestimmt sprach auch Merz in Vilnius: »Wer einen Verbündeten bedroht, muss wissen, dass das gesamte Bündnis gemeinsam jeden Zentimeter des NATO-Territoriums verteidigen wird.« Sowie: »Der Schutz von Vilnius ist der Schutz von Berlin.« Vor allem aber legte der Kanzler sein überfälliges Bekenntnis zu den von US-Präsident Donald Trump geforderten Rüstungsausgaben in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ab. Er sei mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte über dessen Vorschlag im Gespräch, die Militärausgaben der Allianzmitglieder auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und kriegsbezogene Ausgaben auf 1,5 Prozent des BIP zu steigern: »Das sind zwei Zahlen, denen wir uns aus der Sicht der Bundesregierung nähern könnten.« Und er fügte hinzu: »Sie erscheinen uns vernünftig, sie erscheinen uns auch erreichbar, jedenfalls in der vorgegebenen Zeitspanne bis zum Jahr 2032.« Insgesamt sah der deutsche Regierungschef den Beginn einer »neuen Ära« für die deutschen Truppen und bekräftigte, dass er die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee in Europa machen will: »Das ist dem bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Land Europas angemessen.« Diese ermunternde Berufung auf große Masse löste auch bei Pistorius Mutbekundungen aus: Russland sei die auf absehbare Zeit größte Bedrohung für den Frieden in Europa. Daher: »Abschreckung und Verteidigung sind Deutschlands Top-Prioritäten.« Der litauische Präsident Gitanas Nausėda sprach dementsprechend von einem historischen Tag, meinte damit aber auch Rheinmetall in Litauen: Der Rüstungskonzern baue dort eine Munitionsfabrik, und zudem seien 44 »Leopard«-Kampfpanzer bestellt. Nausėda zeigte sich korrekt kolonisiert und lobte, Deutschland sei der größte ausländische Investor in Litauen und einer der wichtigsten Handelspartner. Ebenfalls am Donnerstag debattierte der Bundestag über die Verlängerung der Bundeswehr-Einsätze vor der libanesischen Küste (300 Soldaten) und in Bosnien-Herzegowina (50 Soldaten). Neben den Koalitionsfraktionen signalisierten bei der ersten Lesung auch Bündnis 90/Die Grünen ihre Unterstützung. Wirkte das wie ein Nachklapp der jüngsten Kriegsära, hatte der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, dort bereits am Mittwoch den Ton der neuen Epoche angeschlagen. Er veranstaltete eine »Gedenkveranstaltung anlässlich 80 Jahren Kriegsende in Europa«, auf der er sich zum Sprecher der Rotarmisten machte: Er empfinde es als »Beleidigung des Andenkens dieser tapferen Soldaten und ihres Opfers«, wenn »ihr Vermächtnis als Rechtfertigung für einen Angriffskrieg gegen die Ukraine missbraucht« werde. Namen oder Belege nannte er nicht, spielt bei Russland auch keine Rolle.
Arnold Schölzel
Am Donnerstag reisten Bundeskanzler Merz und Verteidigungsminister Pistorius in die litauische Hauptstadt Vilnius, um dort eine deutsche Panzerbrigade in Dienst zu stellen. Merz wähnte in dem Ereignis eine »neue Ära«.
Bundeswehr, Donald Trump, Litauen, NATO, Rußland, Rüstung
Bundeswehr
2025-05-22T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/500542.bundeswehr-merz-an-der-ostfront.html
Mexiko: Nationalgarde gegen Migranten
Washington. Im Streit über die von Trump angedrohten Strafzölle kommt Mexiko den US-Forderungen entgegen. Wie der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard am Donnerstag (Ortszeit) bei Gesprächen mit US-Regierungsvertretern mitteilte, werde das Land 6.000 Nationalgardisten an der südlichen Grenze zu Guatemala einsetzen. Die USA drohen dem Nachbarstaat mit Sonderzöllen von fünf Prozent, sollten keine Maßnahmen gegen die »illegale« Einwanderung ergriffen werden. Bisher haben die Gespräche zu keiner Einigung geführt. US-Vizepräsident Michael Pence erklärte am Donnerstag (Ortszeit): »Stand jetzt, treten die Zölle am Montag in Kraft.« (dpa/jW)
2019-06-07T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/356316.mexiko-nationalgarde-gegen-migranten.html
Keine italienischen Waffen nach Jemen
Rom. Friedensaktivisten mehrerer Organisationen haben am Dienstag in Rom vor der Abgeordnetenkammer gegen italienische Waffenlieferungen nach Jemen protestiert, die gegen das Gesetz zum Waffenexport verstoßen würden. Darunter das »Italienische Netzwerk für Abrüstung«, das Friedensnetzwerk und »Save the children Italien«. Wie auf den Plakaten zu sehen war, würden Fliegerbomben und Raketen geliefert, die gegen die Zivilbevölkerung in dem von Saudi-Arabien angeführten Krieg eingesetzt werden.
2019-07-10T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/358474.keine-italienischen-waffen-nach-jemen.html
Ausgleich bei Flugausfall wegen Streiks
Frankfurt am Main. Das Landgericht Frankfurt hat die Rechte von Reisenden bei Flugausfällen wegen eines Streiks gestärkt. Passagiere haben Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich, wenn die Airline nicht alles Zumutbare unternommen hat, um die Streichung der Flüge zu verhindern, entschied das Gericht am Donnerstag in Frankfurt am Main. Das Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, bedeutet zunächst eine Schlappe für den Billigflieger Ryanair. Im Konflikt mit Ryanair um den Abschluss eines Tarifvertrages hatte die Pilotengewerkschaft »Vereinigung Cockpit« im August 2018 zu einem Streik aufgerufen. Zahlreiche Verbindungen mussten gestrichen werden. Mehrere betroffene Reisende traten ihre Ansprüche an einen Rechtsdienstleister ab. Dessen Klage auf Ausgleich hatte dem Gericht zufolge Erfolg. (dpa/jW)
2020-02-03T19:30:02+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/371935.ausgleich-bei-flugausfall-wegen-streiks.html
Neonaziangriff im Umfeld von Frauendemo
Aachen. In Aachen ist nach Schilderung von Antifaschisten aus der Region am Sonntag ein Angriff von Neonazis am Rande einer Demonstration zum internationalen Frauenkampftag abgewehrt worden. Die Angreifer hätten mit einem Messer, Pfefferspray und Fäusten Personen bedroht, die sie dem antifaschistischen Spektrum zurechneten, hieß es in »sozialen Netzwerken« sowie im Onlinemedium »Volksverpetzer«. Dazu wurden Fotos von mutmaßlichen Rechten veröffentlicht, von denen einer teilweise vermummt war und ein Messer in der Hand hielt. Ein weiterer offenbar stadtbekannter Neonazi blutete auf einem der Fotos – die Angreifer seien verprügelt worden, hieß es. Im Polizeibericht war dagegen die Rede von einer »körperlichen Auseinandersetzung zwischen Angehörigen der linken und der rechten Szene am Elisengarten«, zu der die Einsatzkräfte gegen 14.30 Uhr gerufen worden seien. Zwei Personen aus dem rechten Spektrum seien verletzt worden. (jW)
2020-03-09T19:30:01+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/374165.neonaziangriff-im-umfeld-von-frauendemo.html
Fortpflanzungslust her- und weggeredet
Stuttgart. Das SWR-Fernsehen widmet sich in seiner Sendung »Nachtcafé« der von führenden Medienmännern angemahnten Fortpflanzungslust bzw. beklagten Unlust. Unter dem Motto »Mütter Mangelware« diskutieren unter anderem Zeit-Redakteurin Iris Radisch, CSU-Rechtsaußen Norbert Geis, die Generalanwältin des europäischen Gerichtshofes und sechsfache Mutter Juliane Kokott sowie jW-Redakteur Rainer Balcerowiak. Die Sendung wird am heutigen Freitag um 22 Uhr im Südwestfernsehen ausgestrahlt. (jW)
2006-05-26
https://www.jungewelt.de//artikel/67826.fortpflanzungslust-her-und-weggeredet.html
Arbeitskampf bei Asklepios Seesen
Braunschweig. Die seit Jahresbeginn laufenden Entgeltverhandlungen zwischen Betriebsrat und dem Klinikum Asklepios Seesen sind gescheitert. Auf einer Betriebsversammlung am Mittwoch hatten die rund 180 Beschäftigten das vorgelegte Angebot des Unternehmens einstimmig abgelehnt. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) erneuerte gestern ihre Aufforderung an Asklepios, umgehend in Tarifverhandlungen einzutreten. Verhandlungsführer Jens Havemann bezeichnete in einer Pressemitteilung vom Donnerstag das vorgelegte Angebot als »im Prinzip eine Nullnummer« und »meilenweit weg vom Maßstab Tarifvertrag öffentlicher Dienst«. (jW)
2019-06-06T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/356254.arbeitskampf-bei-asklepios-seesen.html
EU-Kommissar Oettinger wird Berater
Stuttgart. Günther Oettinger (CDU) wird nach Ende seiner Amtszeit als EU-Haushaltskommissar selbständiger Wirtschafts- und Politikberater. Eine Sprecherin Oettingers bestätigte am Wochenende einen entsprechenden Bericht der Stuttgarter Zeitung. In Hamburg habe der 65jährige hierfür die »Oettinger Consulting, Wirtschafts- und Politikberatung GmbH« gegründet. Gesellschafter seien er und seine Lebensgefährtin Friederike Beyer. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sei von Oettinger informiert worden. Die Firma werde erst starten, wenn Oettinger nicht mehr EU-Kommissar sei.(dpa/jW)
2019-07-28T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/359638.eu-kommissar-oettinger-wird-berater.html
Rechtsradikales Kampagnennetzwerk
Berlin. Rechtsradikale haben nach Medienberichten im Bundestagswahlkampf Diskussionen im Internet gezielt manipuliert. Das zeigten Daten aus einem Netzwerk, aus dem solche Kampagnen gesteuert worden seien, berichteten am Dienstag abend ARD, WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung. Unter Verwendung der Kommunikationssoftware »Discord« hätten sich auf der Plattform »Reconquista Germanica« zeitweise 5.000 Nutzer organisiert. Es sollten Themen und Begriffe besetzt sowie politische Gegner eingeschüchtert werden. (dpa/jW)
2018-02-22
https://www.jungewelt.de//artikel/327800.rechtsradikales-kampagnennetzwerk.html
Tunesien: Minister verlassen neue Regierung
Tunis. Tunesiens designierter Premier Elyes Fakhfakh hat am Sonnabend seine neue Regierung vorgestellt. Allerdings zogen sich noch vor der offiziellen Vorstellung des Kabinetts die von Fakhfakh ausgewählten Minister der gemäßigt islamistischen Ennahda-Partei aus der Regierung zurück. Die Ennahda war bei der Wahl im Oktober stärkste Kraft geworden, eine Kabinettsbildung vom zunächst zum designierten Regierungschef bestimmten Habib Jemli war jedoch am Widerstand des Parlaments gescheitert. Die Ennahda fordert nun eine Regierung der nationalen Einheit, in die auch die Partei Qalb Tounes des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Nabil Karoui mit einbezogen wird. Sollte es bis zum 15. März kein neues Kabinett geben, könnte Staatschef Kais Saied das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen. (AFP/jW)
2020-02-16T19:30:01+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/372703.tunesien-minister-verlassen-neue-regierung.html
Barrikaden für die Befreiung
Wer kennt nicht den Anfang des Loreley-Gedichts: »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin...« Und wer kennt nicht diese unendlich wiederholten Zeilen »Denk ich an Deutschland in der Nacht...« undsoweiter. Einige nicht so kritische Gedichte Heinrich Heines sind Volksgut. Aber es gibt auch den politischen Publizisten Heine, den Zeitungsjournalisten, den Kapitalismuskritiker - in Deutschland wird er bis heute verdrängt. Goethe und Schiller, die bürgerlichen Säulenheiligen, waren für Heine die »poetische Partei«, die Vertreter der »Kunstperiode«. Während Goethe, der »Kunstgreis von Weimar«, die Harmonie der Natur suchte, sah Heine die Bestimmung der Literatur in der modernen Welt, die »mitten entzwei gerissen ist«, in etwas anderem: Mitzuwirken an der politischen und sozialen Emanzipation der Menschheit. »Es ist die Zeit des Ideenkampfes, Journale sind unsere Festungen«. Manchmal ging er so weit, daß er seine politische Prosa über seine Gedichte stellte: »Ob man meine Lieder preiset oder tadelt, es kümmert mich wenig. Aber ein Schwert sollt Ihr mir auf den Sarg legen; denn ich war ein braver Soldat im Befreiungskriege der Menschheit.« 1827 reiste Heine vier Monate durch England. In »Reisebilder. Vierter Teil« gab er ein Panorama der englischen Gesellschaft. In London schlenderte er von der Börse zur Downing Street, »Pulsader der Welt«. Er durchstreifte das vornehme Westend, wo die reichen Kaufleute und die müßigen Lords residierten, er blickte in die die dunklen, feuchten Gassen der Armen. »Über dem Menschengesindel, das am Erdboden festklebt, schwebt Englands Nobility wie Wesen höherer Art, die das kleine England nur als ihr Absteigequartier, Italien als ihren Sommergarten, Paris als ihren Gesellschaftssaal, ja die ganze Welt als ihr Eigentum betrachten.« Heine wertete in London Zeitungen und Parlamentsdebatten aus: Die Geldelite stürzt den Staat mit kriegerischen Eroberungen in Schulden, die Armen arbeiten für wenig Lohn und müssen hohe Steuern zahlen. Damit unterhält der Staat eine teure Verwaltung und eine Armee im reichen Indien und im ganzen Commonwealth. »Die Kolonien liefern dem Staat keine Einkünfte, bedürfen des Zuschusses und dienen zur Beförderung des Handels und zur Bereicherung der Aristokratie, deren Günstlinge als Gouverneure und Unterbeamte dahin geschickt werden.« Globalisierung im Manchester-Kapitalismus. Der Kölner Regierungspräsident verbot Heines Bücher, weil sie »jeden ernsthaften Preußen verletzen«. Danach wurden sie in ganz Deutschland verboten, manchenorts verbrannt. Der Vatikan setzte sie auf den Index. Manche Oppositionelle wanderten damals in die USA aus; doch in »diesem ungeheuren Freiheitsgefängnis« wollte Heine nicht leben. »Dabei machen diese Amerikaner großes Wesen von ihrem Christentum und sind die eifrigsten Kirchengänger. Der weltliche Nutzen ist ihre eigentliche Religion, und das Geld ist ihr Gott, ihr einziger, allmächtiger Gott.« Heine ging 1831 ins Exil nach Paris. Die französische Hauptstadt war für ihn zugleich das Labor der Moderne, wo der »Befreiungskrieg der Menschheit« an vorderster Front ausgefochten wurde. Von hier schrieb er, auch um Geld zu verdienen, Korrespondenzberichte für die damals größte Zeitung in Deutschland, die Augsburger Allgemeine Zeitung. Da durften seine Artikel aber nur anonym erscheinen, zudem zensiert und verstümmelt. Die Redaktion beendete die Zusammenarbeit 1843, weil Heine zu sehr mit Kommunisten sympathisiere. Er verbrachte seine letzten beiden Lebensjahre damit, die Artikel im Original wiederherzustellen. In dem Buch »Lutetia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben« gab er sie neu heraus. Heines Schilderungen aus dem vorrevolutionären Paris (Lutetia = lateinisch für Paris) über die Kluft zwischen arm und reich, die Geldgier der Aktionäre, die »dressierte Mittelmäßigkeit der Politik« oder die luxuriösen Konsumtempel sind journalistisch genau und haben zugleich literarische Qualität. Als in der von einer Aktiengesellschaft betriebenen Eisenbahn nach Versailles durch einen Brand Passagiere getötet und verletzt wurden, fragte Heine: »Werden die Stifter der Compagnie den verwaisten und verstümmelten Opfern ihrer Gewinnsucht einigen Schadenersatz gewähren müssen? Es wäre entsetzlich! Diese beklagenswerten Millionäre haben schon so viel eingebüßt, und der Profit von andern Unternehmungen mag in diesem Jahre das Defizit kaum decken.« Das Bürgertum bereicherte sich hemmungslos, die Arbeiter begehrten auf, aber der Julirevolution von 1830 folgten neue Herrschaft und Ausbeutung. »Hier in Frankreich herrscht gegenwärtig die größte Ruhe. Ein abgematteter, schläfriger, gähnender Friede. Es ist alles still, wie in einer verschneiten Winternacht. Nur ein leiser, monotoner Tropfenfall. Das sind die Zinsen, die fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche beständig anschwellen; man hört sie ordentlich, wie sie wachsen, die Reichtümer der Reichen. Dazwischen das leise Schluchzen der Armut. Manchmal auch klirrt etwas, wie ein Messer, das gewetzt wird.« In diesem schläfrigen, gewinnträchtigen Frieden gedeiht die oberflächliche Kurzweil. Als guter Chronist besucht Heine alle Etagen der Gesellschaft. In den Tanzsälen der oberen Klassen langweilt er sich, dort werde nur »zum Scheine« getanzt und werden die Füße »nur verdrießlich bewegt«. Die Tänze der »untern Klassen« sind lebendiger, aber die »kreischende, schrillende, übertriebene Musik« macht Heine schaudern. »Mit einer unsäglichen Trauer erfüllt mich immer der Anblick des tanzenden Volks an den öffentlichen Vergnügungsorten von Paris; und gar besonders ist dies der Fall in den Karnevalstagen, wo der tolle Mummenschanz die dämonische Lust bis zum Ungeheuerlichen steigert.« Wenn schon das Volk von Paris nach der »Großen Revolution« von 1789 nur zu kurzzeitigen Aufständen fähig war, 1830 und 1848, umso schlechter sah es mit dem deutschen Volk aus. Nicht nur unter den linken deutschen Emigranten in Paris dominierten die Deutschtümler und »Teutomanen«. Die Herrschenden förderten deutschen Nationalismus, der zudem antisemitisch und antifranzösisch geprägt war. Ihnen »stehen jene mächtigen Formeln zu Gebot, womit man den rohen Pöbel beschwört. Die Worte "Vaterland, Deutschland, Glauben der Väter undsoweiter" elektrisieren die unklaren Volksmassen noch immer weit sicherer als die Worte "Menschheit, Weltbürgertum, Vernunft, Wahrheit"«, so stellte Heine fest. Er hatte gehofft, schon nicht ganz ernsthaft, daß »aus deutschen Eichenwäldern Barrikaden für die Befreiung der Menschheit« werden. Dann hatte er gehofft, dazu beizutragen, daß der deutsche Michel aus seinem »tausendjährigen Denkschlaf« erwache. Vergeblich. Am Ende riet er: »Die Zukunft riecht nach Juchten, nach Gottlosigkeit und nach sehr vielen Prügeln. Ich rate unseren Enkeln, mit einer sehr dicken Rückenhaut zur Welt zu kommen.« Den verdrängten literarischen Kapitalismuskritiker Heine neu zu entdecken, lohnt sich. * »Ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen«, Heinrich Heine als politischer Publizist - Szenische Lesung. Textauswahl und Conférence: Werner Rügemer. Termine: 5. 2., 11 Uhr, Matinee des Heinrich-Heine-Salons, Kulturzentrum ZAKK, Düsseldorf, Fichtenstr. 40; 5. 2., 19 Uhr, Bahnhofsbuchhandlung Ludwig, Hauptbahnhof Köln; 15. 2., 17 Uhr, Paris, Université de Paris VII; 17.2., 18.2., 25.2. , Theater tiefrot, Köln, Dagobertstr. 32, 20 Uhr 30; 2.3., 19 Uhr, Oberhausen, Rosa-Luxemburg-Stiftung und Kulturzentrum K 14; 7. 3., 19 Uhr, Tübingen, Rosa-Luxemburg-Club und Club Zatopek
Werner Rügemer
Der Antipode der »poetischen Partei«: Heinrich Heine als politischer Publizist
2006-01-25
https://www.jungewelt.de//beilage/art/263005
Mindestens 60 Tote nach Protesten im Sudan
Khartum. Beim gewaltsamen Vorgehen der Armee gegen die Protestbewegung sind im Sudan nach Angaben von Ärzten seit Montag mindestens 60 Menschen getötet worden. Das teilte das Zentralkomitee sudanesischer Ärzte, das der Protestbewegung nahesteht, am Mittwoch mit. Gleichzeitig hieß es vom militärischen Übergangsrat, man sei ohne Vorbedingungen bereit zu Verhandlungen mit anderen Gruppen. Das sagte Abdel Fattah Burhan in einer Fernsehansprache am Mittwoch. Am Dienstag hatte der Rat Vereinbarungen mit der Protestbewegung aufgekündigt und erklärt, binnen neun Monaten Wahlen anzusetzen. (dpa/AFP/jW)
2019-06-05T19:30:00+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/356166.mindestens-60-tote-nach-protesten-im-sudan.html
Einigung von VW mit USA nicht vor Ende März
München. Die Volkswagen AG rechnet einem Bericht zufolge bei den Verhandlungen mit den US-Behörden wegen des Skandals um massenhaft manipulierte Abgaswerte nicht vor Ende März mit einer Einigung. Wie das Manager Magazin am Freitag (März-Ausgabe) unter Berufung auf Topmanager weiter schrieb, lägen die Kosten der zu erwartenden Rückrufe, Rückkäufe und Kompensationsmaßnahmen deutlich höher als ursprünglich gedacht. Ein VW-Sprecher sagte am Freitag zu dem Bericht des Magazins: »Das sind Spekulationen, die wir nicht kommentieren.« In den veranschlagten 6,7 Milliarden Euro waren unter anderem Kosten für anstehende Rückrufe enthalten, nicht aber mögliche Straf- und Schadensersatzahlungen. (dpa/jW)
2016-02-20
https://www.jungewelt.de//artikel/281272.einigung-von-vw-mit-usa-nicht-vor-ende-märz.html
IG Metall hält Klimaziele für unrealistisch
Berlin. Die verschärften Vorgaben zum Klimaschutz für die Autoindustrie sind nach Einschätzung der IG Metall unrealistisch. »Dieses Ziel ist nicht ausgereift«, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann laut Vorabmeldung des Tagesspiegels (Montagausgabe). Die EU-Staaten hatten sich zuletzt darauf verständigt, dass Neuwagen im Jahr 2030 im Schnitt 35 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen sollen als 2020. Bis 2025 sollen mindestens 15 Prozent erreicht sein. Für die Autoindustrie ist vor allem von Bedeutung, wie schnell sie die Produktion auf Elektroautos und andere alternative Antriebe umstellen muss. »Wir werden in den 2020er Jahren noch viel Kohlestrom brauchen. Im Moment ist Elektromobilität deutlich CO2-intensiver als der Verbrennungsmotor«, sagte Hofmann. Das werde sich zumindest bis 2025 auch nicht wesentlich ändern. »Statt Wünsch-dir-Was ist die Politik gefordert, hier seriös zu spielen. Schließlich sind Hunderttausende Arbeitsplätze vom Strukturbruch betroffen.« (dpa/jW)
2018-10-29
https://www.jungewelt.de//artikel/342498.ig-metall-hält-klimaziele-für-unrealistisch.html
Kenias Oberstes Gericht bestätigt Wahlsieger
Nairobi. Der Oberste Gerichtshof in Kenia hat am Montag das Ergebnis der Präsidentschaftswahl bestätigt. Der bisherige Vizepräsident William Ruto habe die Wahl am 9. August für sich entschieden, erklärte die Vorsitzende Richterin Martha Koome in Nairobi. Die Entscheidung des Gerichts sei einmütig gefallen, die Einsprüche gegen das Wahlergebnis seien abgelehnt. Nach Angaben der Wahlkommission des ostafrikanischen Landes fiel das Ergebnis der Wahl extrem knapp aus: Demnach erhielt Ruto 50,5 Prozent der Stimmen, der Oppositionsführer Raila Odinga 48,9 Prozent. Odinga hatte das Ergebnis angefochten und den Obersten Gerichtshof des Landes angerufen. (AFP/jW)
2022-09-05T19:30:04+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/434068.kenias-oberstes-gericht-bestätigt-wahlsieger.html
Referendum in Togo zu Präsidialamtszeit
Lomé. Nach Massenprotesten gegen die Regierung in Togo sollen die Bürger des westafrikanischen Landes in einem Referendum über eine Begrenzung der Amtszeit von Präsidenten abstimmen. Das teilte der Präsident des Parlaments, Drama Dramani, am Dienstag mit. Das Land wird seit 50 Jahren von der Familie Gnassingbé regiert. In den vergangenen Wochen kam es zu Massendemonstrationen vor allem in der Hauptstadt Lomé. (dpa/jW)
2017-09-21
https://www.jungewelt.de//artikel/318592.referendum-in-togo-zu-präsidialamtszeit.html
Mehr als 160 Migranten aus Ärmelkanal gerettet
Lille. Französische Einsatzkräfte haben bei eisigen Temperaturen mehr als 160 Asylsuchende im Ärmelkanal aus Seenot gerettet. Die geborgenen Geflüchteten wurden am Freitag abend und Sonnabend auf das französische Festland gebracht und dort versorgt, wie die Behörden und Armee mitteilten. Allein rund 50 Menschen, die auf einem Boot in Havarie geraten waren, wurden von einem französischen Marineschiff aufgenommen und in den Hafen von Calais gebracht. Ein anderes französisches Marineschiff brachte 31 in Seenot Geratene in den Hafen von Boulogne. Bei zwei weiteren Einsätzen der Küstenwache sowie der französischen Seenotrettungsorganisation SNSM wurden insgesamt 85 Menschen gerettet. (AFP/jW)
2022-12-18T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/440645.mehr-als-160-migranten-aus-ärmelkanal-gerettet.html
Mitglied der Gruppe um Lina E. festgenommen
Dresden. Ein gesuchtes Mitglied der Gruppe um Lina E. ist in Thüringen festgenommen worden. Ein mobiles Einsatzkommando der sächsischen Polizei stellte ihn in einem Zug, wie Ermittlerkreise der Nachrichtenagentur AFP am Freitag bestätigten. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs erließ Haftbefehl gegen den Mann, dem mehrere Überfälle auf Neonazis vorgeworfen werden. Nach dem inzwischen 31jährigen wurde seit längerer Zeit gefahndet. Im Mai 2023 hatte das sächsische Oberlandesgericht E. und drei weitere Personen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. (AFP/jW)
2024-11-08T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/487471.mitglied-der-gruppe-um-lina-e-festgenommen.html
Drastischer Stellenabbau im Südwesten
Stuttgart. Rund 40 Prozent der Industriebetriebe in Baden-Württemberg planen, wegen der Auswirkungen der Coronakrise Stellen abzubauen. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK). Um einen »dramatischen Stellenabbau« zu vermeiden, brauche die Industrie im Land zeitnah ein Maßnahmenpaket, forderte Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, am Mittwoch in der Landeshauptstadt. (dpa/jW)
2020-05-13T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/378292.drastischer-stellenabbau-im-südwesten.html
AfD-Mitglieder putschen gegen Parteispitze
Berlin. In der AfD kursiert laut einem Medienbericht eine Petition für vorgezogene Neuwahlen des Bundesvorstandes der Partei. Wie Tagesschau.de am Freitag berichtete, wurde der Aufruf am Donnerstag abend per Mail verschickt. Die Initiatoren wollen demnach 1.000 Unterschriften von Parteimitgliedern sammeln, um einen Mitgliederentscheid über Neuwahlen zu erreichen. Der Bundesvorstand wird regulär im kommenden Dezember neu gewählt. Der Vorstand streitet seit Wochen darüber, wie die Partei mit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke umgehen soll, der immer wieder mit revisionistischen Parolen auffällt. Zu ­Höckes Gegnern zählt Parteichefin Frauke Petry. (dpa/jW)
2017-02-25
https://www.jungewelt.de//artikel/306062.afd-mitglieder-putschen-gegen-parteispitze.html
Theater: Commune online
Trotz Berliner Pilotprojekten und Öffnungsdiskussion: In ganz Deutschland wird auf absehbare Zeit kein Theaterbetrieb im gewohnten Umfang möglich sein. Da bleibt nur das Ausweichen ins Netz. Während große Häuser ihre eigenen Mediatheken aufgebaut haben, müssen kleinere Kompanien wie das Berliner Simon-Dach-Theater (Sidat!) auf Youtube zurückgreifen. Dort sind vom 18. März bis 28. Mai Szenen der Sidat!-Inszenierung von Brechts »Tage der Commune« zu sehen – eine 20minütige Fassung, welche die Theatermacher Peter Wittig und Margarete Steinhäuser für die XXVI. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz erarbeitet hatten. Ein Notbehelf, wie Wittig schon im Dezember im jW-Interview einräumte. Aber auch ein Appetithappen für neuerliche Aufführungen. Sobald man denn wieder darf. (jW) https://kurzelinks.de/sidat-commune
Theater
2021-03-17T19:30:00+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/398846.theater-commune-online.html
Geflüchtete unter Güterzug in Slowakei
Bratislava. Die slowakische Polizei hat eine Gruppe von Flüchtlingen »aufgegriffen«, die sich unter den Waggons eines Güterzugs versteckt gehalten hatten. Laut Nachrichtenagentur AP seien 18 der aus Afghanistan stammenden Männer im Bahnhof der Grenzstadt Sturovo festgenommen worden. Zwölf weitere konnten zunächst zu Fuß fliehen und wurden später verhaftet. Der Güterzug sei aus Ungarn gekommen. (dpa/jW)
2019-08-19T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/361145.geflüchtete-unter-güterzug-in-slowakei.html
AKW-Gegner stoppen Urantransport
Gronau. Atomkraftgegner in Nordrhein-Westfalen haben am Montag einen Zug mit angereichertem Uran aus Gronau gestoppt, der das radioaktive Material nach Russland liefern sollte. Zwei Aktivistinnen seilten sich in Münster mit Transparenten von einer Autobahnbrücke, die über die Gleise führt, ab. Nach dem Eintreffen der Polizei habe ein angeforderter Hubwagen die Blockade nicht auflösen können, sagte Matthias Eickhoff vom »Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen« gegenüber jW. Laut dpa verwies ein Sprecher der Aktivisten auf ein Gutachten im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, wonach die Transporte aus der Urananreicherungsanlage Gronau womöglich rechtswidrig sind. Weil das Material auch für die Produktion uranhaltiger Munition verwendet werden könne, handele es sich um einen »Verstoß der Bundesregierung gegen die Russland-Sanktionen der EU«, erklärte die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), in Berlin. (dpa/jW)
2020-10-05T19:30:02+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/387742.akw-gegner-stoppen-urantransport.html
UNO warnt vor Ausbruch der Cholera im Jemen
Amman. Angesichts der katastrophalen humanitären Zustände im Jemen drei Jahre nach dem Beginn des Angriffskrieges der von Saudi-Arabien geführten Allianz warnen die Vereinten Nationen vor einer Rückkehr der Cholera. Die Krankheit, bei der sich im vergangenen Jahr den Angaben zufolge mehr als eine Million Menschen in dem Land ansteckte und die schon eingedämmt schien, werde wiederkommen. »Die Regensaison wird in ein paar Wochen beginnen, und ohne große Investitionen wird die Cholera die Menschen und Kinder im Jemen erneut treffen«, sagte Geert Cappelaere, Regionaldirektor des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, am Sonntag in Amman. Die Vereinten Nationen sprechen mit Blick auf die Lage der Zivilbevölkerung von der größten humanitären Krise der Welt; mehr als 22 Millionen Menschen brauchen demnach dringend Hilfe. (dpa/jW)
2018-03-26
https://www.jungewelt.de//artikel/329673.uno-warnt-vor-ausbruch-der-cholera-im-jemen.html
Daimler-Chef bei Verkehrsminister
Berlin. Angesichts neuer Vorwürfe wegen Manipulation von Abgaswerten gegen den Autobauer Daimler will die Bundesregierung binnen zwei Wochen Klarheit über das Ausmaß. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte nach einem Gespräch mit Konzernchef Dieter Zetsche am Montag in Berlin, Ziel sei, die genaue Zahl der betroffenen Modelle zu ermitteln: »Bei einem weiteren Treffen in 14 Tagen werden die konkreten Ergebnisse auf dem Tisch liegen.« Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte bei einem Modell des Kleintransporters Vito eine unzulässig heruntergeregelte Abgasreinigung festgestellt, Daimler widerspricht dem aber. Scheuer hatte dessen Vorstandsvorsitzenden zum Gespräch geladen, um mehr Informationen zu bekommen. (dpa/jW)
2018-05-29
https://www.jungewelt.de//artikel/333231.daimler-chef-bei-verkehrsminister.html
Referendum in Italien über Ölbohrungen
Rom. Die Bürger Italiens sind am Sonntag aufgerufen, in einem Referendum über ein mögliches Ende der Öl- und Gasbohrungen vor den Küsten des Landes abzustimmen. Bislang darf innerhalb von zwölf Meilen Entfernung zur Küste ohne zeitliche Begrenzung nach Rohstoffen gebohrt werden, bis diese erschöpft sind. Neun Regionen Italiens haben nun gefordert, diese Regelung abzuschaffen, um die Gefahr von Unfällen und von Umweltverschmutzung zu verringern. (dpa/jW)
2016-04-16
https://www.jungewelt.de//artikel/284635.referendum-in-italien-über-ölbohrungen.html
Südkoreas Expräsident Lee muss in Haft
Seoul. Der Oberste Gerichtshof Südkoreas hat die Verurteilung des früheren Präsidenten Lee Myung Bak zu 17 Jahren Gefängnis bestätigt. Das von einem Berufungsgericht ausgesprochene Urteil gegen den 78jährigen enthalte keine juristischen Fehler, befand der Gerichtshof in einem am Donnerstag gefällten Urteil. Lee, der von 2008 bis 2013 an der Spitze des Landes stand, war wegen Bestechlichkeit und Unterschlagung in einem Umfang von umgerechnet rund 26,7 Millionen Euro verurteilt worden. Er soll die Haft am Montag antreten. (AFP/jW)
2020-10-29T19:30:01+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/389437.südkoreas-expräsident-lee-muss-in-haft.html
Russland konfisziert zähes EU-Fleisch
Moskau. Der russische Zoll hat 600 Tonnen als Kaugummi deklariertes Fleisch aus EU-Ländern konfisziert. Bei der Durchsuchung von 26 Kühlcontainern wurden Fleisch und Schweinespeck aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Polen gefunden, teilte die russische Landwirtschaftssicherheitsbehörde am Freitag mit. Als Reaktion auf EU-Sanktionen hatte Moskau im Sommer den Import von Fleischprodukten aus der EU untersagt. (AFP/jW)
2014-10-25
https://www.jungewelt.de//artikel/250802.russland-konfisziert-zähes-eu-fleisch.html
Sammlung Gurlitt
Zwei Werke des Malers Jean-Louis Forain (1852–1931) aus der berüchtigten Sammlung Gurlitt wurden als Naziraubkunst klassifiziert und sollen noch in diesem Monat den Erben des französischen Kunstsammlers Armand Dorville übergeben werden. Als die Nazis Frankreich besetzten, zog der Pariser Notar sich in die Dordogne zurück. Seine Sammlung wurde 1942 in Nizza zwangsversteigert, das Aquarell »Dame im Abendkleid« erwarb Hitlers Kunstsammler Hildebrand Gurlitt wahrscheinlich noch in den 40er Jahren, das Ölgemälde »Porträt einer Dame im Profil« gelangte über andere Profiteure nach dem September 1953 in seinen Besitz. (dpa/jW)
2020-01-10T19:30:05+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/370361.sammlung-gurlitt.html
Wirtschaftsverhandlungen: Trump will Pipeline von Kiew
Vor einem Deal legt Donald Trump in jeder Verhandlungsrunde eine Forderung drauf. Am Sonntag berichtete der britische Guardian, dass die Vertreter des US-Präsidenten bei Gesprächen über ein Rohstoffabkommen mit der Ukraine am Wochenende in Washington zusätzlich zu Anteilen aus ukrainischen Rohstoffverkäufen auch die Kontrolle über eine Gaspipeline verlangen. Die wichtige Röhre führt über 1.200 Kilometer von der Stadt Sudscha im Westen Russlands in die ukrainische Stadt Uschgorod an der Grenze zur Slowakei und damit zur EU. Bis Ende vergangenen Jahres wurde über sie russisches Gas nach Mitteleuropa geleitet. Laut Reuters fanden die Verhandlungen auf Expertenebene in Washington in einer »antagonistischen Atmosphäre« statt. Das hatte demnach mit dem jüngsten US-Entwurf für das Wirtschaftsabkommen von Ende März zu tun. Es sehe vor, dass die USA privilegierten Zugang zu den ukrainischen Mineralvorkommen erhalten und Kiew sich verpflichtet, alle Einnahmen aus der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen durch ukrainische staatliche und private Unternehmen in einen gemeinsamen Investitionsfonds einzubringen. Danach müsste die Ukraine die Hälfte ihrer Einnahmen aus Rohstoffprojekten – etwa der Ausbeutung von Öl, Gas und kritischen Mineralien sowie des damit verbundenen Infrastrukturmanagements von Häfen, Pipelines etc. – in einen US-kontrollierten Investmentfonds einzahlen. Gewinne aus dem Fonds würden in ukrainische Rohstoffprojekte reinvestiert, wobei der genaue Anteil unklar blieb. Die Entwicklungsfinanzierungsgesellschaft DFC der US-Regierung soll nun auch die Kontrolle über die Erdgasröhre übernehmen. Kiew erhält im Gegenzug jedoch keine US-Sicherheitsgarantien. Die hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij im Gegenzug für eine solche Vereinbarung wiederholt verlangt. Trump hatte dagegen laut New York Times erklärt, das Abkommen sei eine Möglichkeit, die militärischen und anderen US-Hilfen für die Ukraine einschließlich Zinsen in den vergangenen drei Jahren »wieder reinzuholen« (to recoup).
Arnold Schölzel
Am Wochenende fanden in Washington Verhandlungen zwischen den USA und der Ukraine über ein Rohstoffabkommen statt. Die US-Seite forderte dabei auch die Kontrolle über eine zentrale ukrainische Gaspipeline.
Wirtschaftsverhandlungen
2025-04-14T19:30:03+02:00
https://www.jungewelt.de//artikel/498160.wirtschaftsverhandlungen-trump-will-pipeline-von-kiew.html
Attacken auf Kliniken Thema im UN-Sicherheitsrat
New York. Mehrere nichtständige Mitglieder des Weltsicherheitsrats streben eine Resolution gegen Angriffe auf Krankenhäuser an. Ägypten, Japan, Spanien, Neuseeland und Uruguay arbeiten derzeit an einem gemeinsamen Entwurf, wie die Sprecherin der neuseeländischen UN-Mission, Nicola Garvey, am Mittwoch (Ortszeit) in New York mitteilte. In Syrien wurden nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen (MSF) im vergangenen Jahr 63 Kliniken attackiert. Im Jemen bombardierte die von Saudi-Arabien angeführte Kriegsallianz demnach mindestens drei MSF-Einrichtungen. Die US-Luftwaffe attackierte im Oktober im afghanischen Kundus eine halbe Stunde lang ein MSF-Krankenhaus. (AFP/jW)
2016-03-04
https://www.jungewelt.de//artikel/282100.attacken-auf-kliniken-thema-im-un-sicherheitsrat.html
US-Industrie: Weniger Aufträge im September
Washington. Die US-Industrie hat erneut ein Auftragsminus verzeichnet. Wie das Handelsministerium am Montag mitteilte, gingen die Bestellungen im September um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück. Im August verzeichneten die Auftragsbücher bereits einen Rückgang um 0,8 Prozent und damit mehr als das ursprünglich gemeldete Minus von 0,2 Prozent. Die schwankungsanfälligen Bestellungen im Verkehrsbereich ausgeklammert, konnte das Neugeschäft sogar leicht – um 0,1 Prozent – wachsen. Von Reuters befragte Ökonomen waren der Agentur zufolge von einem entsprechenden Rückgang ausgegangen. (Reuters/jW)
2024-11-04T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/487193.us-industrie-weniger-aufträge-im-september.html
Loveparade-Prozess: »Anklage einseitig«
Düsseldorf. Im Düsseldorfer Prozess um die Loveparade-Katastrophe von 2010 haben mehrere Angeklagte am Donnerstag die Vorwürfe zurückweisen lassen. Die Verteidiger von zwei Mitarbeitern des Bauamts der Stadt Duisburg und einem Angestellten des Veranstalters Lopavent erklärten, dass für Planung und Durchführung der Technoparade eine Vielzahl von Personen zuständig gewesen sei. Mögliche Hauptverantwortliche säßen aber gar nicht auf der Anklagebank, hieß es weiter. Außerdem sei die Polizei »aus der Verantwortung herausgehalten« worden. Die Anklage sei einseitig. In den Eröffnungserklärungen vor dem Landgericht Duisburg ließen die Angeklagten zugleich ihr tiefes Bedauern über das »unermessliche Leid« der Betroffenen ausdrücken. Bei der Loveparade-Katastrophe 2010 waren im Gedränge Zehntausender Menschen 21 Personen erdrückt und mindestens 652 verletzt worden. (dpa/jW)
2018-01-05
https://www.jungewelt.de//artikel/324685.loveparade-prozess-anklage-einseitig.html
Dario Fos Leben
Lesung: Donnerstag, 19.30 Uhr, Galerie Forum Amalienpark, Berlin-Pankow, Breite Str. 2a, tel. Anmeldung unter: 030/33 02 80 95; Ausstellung dienstags bis freitags 14–19 Uhr, sonnabends 11–16 Uhr
2012-08-21
https://www.jungewelt.de//artikel/187898.dario-fos-leben.html
Weitere Warnstreiks im öffentlichen Dienst
Düsseldorf. Im öffentlichen Dienst hat es am Freitag weitere Warnstreiks gegeben. Betriebe in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin blieben geschlossen, wie schon am Donnerstag fiel die Rheinbahn in Düsseldorf aus, außerdem gab es dort einen Warnstreik beim Wasser- und Schiffahrtsamt. In Berlin war erneut unter anderem die Stadtreinigung im Ausstand. Zum ersten Mal beteiligte sich auch Baden-Württemberg, etwa mit Bauhof und Stadtwerken in Schwäbisch Hall. Für die kommende Woche sind zahlreiche weitere Streiks angekündigt. Für 2,4 Millionen Angestellte von Bund und Kommunen geht es um ein Lohnplus von 10,5 Prozent, mindestens jedoch monatlich 500 Euro mehr. Die zweite Verhandlungsrunde beginnt am 22. Februar. (dpa/jW)
2023-02-10T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/444655.weitere-warnstreiks-im-öffentlichen-dienst.html
Mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen
Berlin. Die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme hat sich innerhalb von zehn Jahren in Deutschland verdoppelt – von rund 48 Millionen im Jahr 2007 auf 107 Millionen im Jahr 2017. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Auch die Zahl der Renteneintritte wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund psychischer Störungen stieg zwischen 2007 und 2017 an, von rund 53.900 auf mehr als 71.300. Die Zahlen basieren dem Bericht zufolge auf Sozialversicherungsdaten und Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Angaben für das Jahr 2018 liegen noch nicht vor. (dpa/jW)
2019-03-26T19:30:04+01:00
https://www.jungewelt.de//artikel/351782.mehr-fehltage-wegen-psychischer-erkrankungen.html