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Heribert Faßbender,
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54, Sportmoderator, schätzt Satire auf seine Kosten nicht besonders. Im Essener Verlag Klartext erschien eine Sammlung des Fußballreporter-Flachsinns, der Woche für Woche auf die Fans niedergeht. Buchtitel: »So werde ich Heribert Faßbender. Grund- und Aufbauwortschatz Fußballreportage«. Auf dem Umschlag ist Faßbender bei der Ausübung seiner Tätigkeit zu sehen. Zur »Wahrnehmung seiner rechtlichen Interessen« hat der Sport-Grußonkel ("'n Abend allerseits") nun einen Anwalt eingeschaltet. Das Faßbender-Konterfei werde als »Aufreißer für Werbezwecke« verwendet. Das kostet »DM 20.000.-», die im »Namen unseres Mandanten an eine von diesem noch zu benennende gemeinnützige Einrichtung zu zahlen« sind. Der Faßbender-Anwalt kennt sich aus: Gerd Niebaum ist Präsident des Fußballvereins Borussia Dortmund.
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Politik
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1995-11-05T13:00:00+01:00
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1995-11-05T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/heribert-fassbender-a-7a56779c-0002-0001-0000-000009230225?context=issue
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Marco Börries
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gründete 1985 die Hamburger Software-Firma Star Division, deren Programme zu den wenigen ernst zu nehmenden Konkurrenzprodukten für Bill Gates' Microsoft-Ware zählten. Schon damals plädierte er für den Import ausländischer Experten. 1999 verkaufte er seine Firma an den Hightech-Konzern Sun Microsystems, für den Börries, 31, sich als Vize-Präsident um Internet-Anwendungen kümmert.
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Politik
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2000-04-02T13:00:00+02:00
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2000-04-02T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/marco-boerries-a-c1d5023b-0002-0001-0000-000016104642?context=issue
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Radsport: Egan Bernal gewinnt den 104. Giro d'Italia
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Der kolumbianische Radstar Egan Bernal vom Team Ineos Grenadiers hat den 104. Giro d'Italia gewonnen und damit seinen zweiten Sieg bei einer großen Rundfahrt nach der Tour de France 2019 gefeiert. Dem 24-Jährigen reichte im abschließenden Zeitfahren nach Mailand ein 24. Platz, um den Sieg mit 1:29 Minuten Vorsprung auf den Italiener Damiano Caruso (Bahrain Victorious) zu verteidigen. Rang drei belegte der Brite Simon Yates (BikeExchange) mit 4:15 Minuten Rückstand.»Als ich auf den Domplatz eingebogen bin, war es ein ganz besonderer Moment. Überall habe ich kolumbianische Flaggen gesehen«, sagte Bernal. »Ich bin heute in den Kurven kein zu großes Risiko mehr eingegangen. Den Giro-Sieg wollte ich auf den letzten 30 Kilometern nicht mehr verlieren.«Zum zweiten Mal nach Nairo Quintana im Jahr 2014 stand damit ein Radprofi aus Kolumbien mit dem Rosa Trikot auf dem Abschlusspodium der Italien-Rundfahrt. Ganna holt letzten EtappensiegZum Abschluss des Giro holte Bernals Teamkollege Filippo Ganna den Etappensieg, der italienische Zeitfahr-Weltmeister setzte sich mit 12,1 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Remi Cavagna (Deceuninck-Quick Step) durch. Bernal lag 1:53 Minuten zurück. Bester Deutscher war Max Walscheid (Neuwied/Qhubeka) auf einem starken sechsten Rang (+0:33 Minuten).Für die deutschen Radprofis verlief der Giro durchwachsen. Podest-Kandidat Emanuel Buchmann (Ravensburg/Bora-hansgrohe) schied nach einem Sturz auf der 15. Etappe aus, Ausreißer Nikias Arndt (Buchholz/DSM) überzeugte mit zwei dritten Etappenplätzen. Dem deutschen Bora-Team sicherte der slowakische Ex-Weltmeister Peter Sagan einen Etappensieg und das Punkte-Trikot.
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hba/dpa/sid
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Auf der letzten Etappe des Giro d'italia hatte Egan Bernal so viel Vorsprung, dass er in den Kurven kein Risiko einging. So konnte der Kolumbianer die Zieleinfahrt auf dem Mailänder Domplatz genießen.
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"Egan Bernal",
"Giro d'Italia",
"Mailand"
] |
Sport
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2021-05-30T20:41:11+02:00
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2021-05-30T20:41:11+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/radsport-egan-bernal-gewinnt-den-104-giro-d-italia-a-427efeff-63f3-4c39-915f-9cccff02e28c
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Fußball-Bundesliga: DFL erzielt Millionen-Einigung mit Sky – und atmet auf
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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und Inhaber der TV-Lizenzen haben sich nach SPIEGEL-Informationen über die Zahlung der noch ausstehenden Rate geeinigt - zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über den Deal berichtet.Demnach erhält die DFL zeitnah einen großen Teil der noch zu zahlenden TV-Gelder. Dabei handelt es sich nach SPIEGEL-Informationen um 270 bis 280 Millionen Euro. Die Summe dürfte überwiegend von Pay-TV-Sender Sky stammen. Das ist das Ergebnis einer Übereinkunft, die am Donnerstag erzielt wurde. Vertraglich fixiert wurde die Einigung allerdings noch nicht. Für die Klubs der Bundesliga und 2. Liga sind das sehr gute Neuigkeiten. Seit dem 11. März ruht aufgrund der Corona-Pandemie der Ball, neun der insgesamt 34 Spieltage stehen noch aus. Wann wieder gespielt wird, ist offen. Die DFL hat offiziell eine Spielpause bis Ende April verkündet. Ob sie dann den Betrieb wieder aufnehmen darf, entscheidet aber letztlich die Politik. Ob noch mehr Geld fließt, hängt auch davon ab, ob Saison beendet wirdWegen der ausbleibenden Spiele hatten die TV-Anbieter (neben Sky halten auch ARD und ZDF sowie Dazn entsprechende Rechte, wenn auch in deutlich geringerem Umfang) zuletzt kein Geld mehr überwiesen. Aufgrund der ausbleibenden Millionen sowie der fehlenden Erlöse durch Werbeverträge und Spieltagseinnahmen laufen mehrere Klubs der ersten und zweiten Liga Gefahr, zahlungsunfähig zu werden. Laut "Kicker" handele es sich dabei um insgesamt 13 Klubs . Mit den 270 bis 280 Millionen Euro dürften akute Sorgen deutlich gemindert werden. Intern wird der Deal bei der DFL entsprechend als großer Erfolg verbucht. Die Zahl entspricht allerdings nicht ganz der Summe, die bei der letzten Tranche ursprünglich hatte gezahlt werden sollen. Ob sie noch aufgestockt wird, hängt auch davon ab, ob die Saison beendet werden kann.Sky wollte die Einigung auf SPIEGEL-Anfrage zunächst nicht kommentieren. Auch für Sky hätte die Übereinkunft ihren Nutzen. Sollten tatsächlich mehrere Klubs Pleite gehen, würde das Premiumprodukt Bundesliga massiven Schaden erleiden. Durch die Zahlung können die bedrohten Klubs noch mal davonkommen.
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mey/mon
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Diese Nachricht sorgt in der Fußballbranche für große Erleichterung: Obwohl nicht gesichert ist, dass die Bundesliga die Saison zu Ende bringen kann, erhält die DFL einen Großteil der ausstehenden TV-Gelder.
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"Fußball-Bundesliga",
"DFL"
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Sport
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Fußball-News
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2020-04-16T21:57:04+02:00
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2020-04-16T21:57:04+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-bundesliga-dfl-erzielt-millionen-einigung-mit-sky-und-atmet-auf-a-7b2a3f82-7b26-4d19-9996-c4cd18faf1a7?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
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Streiks und Demonstrationen: Tausende Griechen protestieren gegen Sparkurs
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Athen - Der harte Sparkurs der griechischen Regierung erzürnt viele Menschen im Land - auch am Donnerstag haben wieder Tausende gestreikt und demonstriert. Die Proteste blieben offenbar friedlich, präsent ist noch immer die schwereRandale Anfang Mai: Bei Ausschreitungen waren drei Menschen gestorben, als Vermummte Brandflaschen in eine Bank warfen. Tausende Menschen versammelten sich nun im Zentrum Athens und in anderen Städten des Landes. Die Beteiligung war am Donnerstag jedoch deutlich geringer als von den Gewerkschaften erhofft, berichteten übereinstimmend griechische Medien. Zentraler Spruch auch dieser Demonstrationen war: "Die Defizite und die Krise sollen die Banken und die Kapitalisten bezahlen." Auf einem anderen Plakat stand: "Die Renten dürfen nicht dem Markt unterworfen werden." Eine Gruppe von rund 3000 Mitgliedern von Organisationen der außerparlamentarischen Linken und Autonomer Gruppierungen versammelte sich nach dem Ende der Demonstration vor dem Parlamentsgebäude und schrie "Diebe" in die Richtung des Gebäudes. Einige der Demonstranten forderten, das Parlament sollte "verbrannt" werden. Parlamentariern wurde damit gedroht, man werde sie bald "erhängen". Um Ausschreitungen zu vermeiden, nahm die Polizei am Donnerstagvormittag schon im als Hochburg der Autonomen geltenden Athener Stadtteil Exarchia mehrere Personen in Gewahrsam, berichteten Reporter vom Ort des Geschehens. Auch in Thessaloniki, der zweitgrößten griechischen Stadt im Norden des Landes, gingen laut Polizei rund 5000 Menschen gegen die Sparpläne auf die Straße. Die Demonstrationen, die von einem Generalstreik begleitet wurden, verliefen zunächst ruhig. Nur Notfälle in Krankenhäusern, keine Nachrichtensendungen im FernsehenAm Donnerstag haben die landesweiten Streiks zudem weite Teile des Landes lahmgelegt. Keine Fähre lief aus Piräus zu den Ägäisinseln aus. Drei Kreuzfahrtschiffe konnten in Piräus nicht anlegen, weil auch die Hafenarbeiter streikten. Busse und U-Bahnen wurden für mehrere Stunden bestreikt. Ministerien, Steuerämter sowie viele Schulen und Universitäten blieben geschlossen. Kommunistische Demonstranten besetzten vorübergehend den Eingang des Arbeitsministeriums in Athen. Der internationale Flugverkehr wurde am Donnerstag jedoch normal abgewickelt, da sich die Fluglotsen nicht am Streik beteiligten. Im staatlichen Fernsehen wurden nur Dokumentarfilme und kleine Nachrichtensendungen ausgestrahlt. Die privaten Radio- und Fernsehstationen und die Journalisten arbeiteten dagegen normal. Die Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern behandelten nur Notfälle. drohenden StaatspleiteDie Regierung hat wegen derein beispielloses Sparprogramm im Umfang von 30 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Gehälter und Renten werden gekürzt, Steuern erhöht. Im Gegenzug erhält Griechenland in den kommenden drei Jahren von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) Notkredite in Höhe von 110 Milliarden Euro.
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kgp/dpa/AFP
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In ganz Griechenland haben Menschen gegen die Sparpolitik der Regierung aufbegehrt. Fähren, Busse und U-Bahnen fuhren nicht, Ministerien und Schulen blieben geschlossen. Tausende nahmen an einem Protestzug durch Athen teil - doch die Beteiligung war geringer als erwartet.
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"Griechenland",
"Finanzkrise in Griechenland"
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Ausland
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default
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2010-05-20T15:55:11+02:00
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2010-05-20T15:55:11+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/streiks-und-demonstrationen-tausende-griechen-protestieren-gegen-sparkurs-a-695926.html
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Ukraine und Russland wollen auf Angriffe im Schwarzen Meer verzichten
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Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe haben ukrainische und russische Unterhändler nach Angaben der USA einen Verzicht auf Angriffe im Schwarzen Meer zugesagt. Demnach haben Russland und die Ukraine sich bereit erklärt, die Sicherheit der zivilen Schifffahrt im Schwarzen Meer zu gewährleisten. Es solle auf Gewalt verzichtet und die Nutzung von Handelsschiffen für militärische Zwecke verhindert werden, hieß es in zwei von der US-Regierung veröffentlichten Erklärungen (die Texte finden Sie hier und hier ). Zudem habe man sich darauf geeinigt, Maßnahmen zur Umsetzung der Vereinbarung über das Verbot von Angriffen auf Energieanlagen Russlands und der Ukraine zu entwickeln. Die Waffenruhe soll für einen Zeitraum von 30 Tagen gelten, diese habe bereits am 18. März begonnen.Die ukrainische Regierung erklärte im Anschluss, eine solche Regelung mitzutragen. Aus Moskau hieß es erst lediglich, man werde jetzt die Ergebnisse der Gespräche mit den USA prüfen, kurz darauf bestätigte der Kreml die Einigung. Vertreter der USA hatten in den vergangenen Tagen in Saudi-Arabien getrennte Gespräche mit Russland und der Ukraine über eine mögliche Feuerpause im russischen Angriffskrieg geführt. Am Sonntag waren in Riad Delegationen aus Washington und Kyjiw zusammengekommen, am Montag dann Delegationen aus Washington und Moskau.Ukraine bittet Drittländer um ÜberwachungDer ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow erklärte, die Regierung in Kyjiw unterstütze die beiden Waffenruheabkommen mit Russland. Die Ukraine würde es begrüßen, wenn Drittländer die Einhaltung dieser Vereinbarungen überwachen würden. In einem Beitrag auf der Plattform X sagte Umjerow zudem, die Ukraine werde jede Bewegung russischer Marineschiffe über das östliche Schwarze Meer hinaus als Verletzung des Geistes der Abkommen betrachten. Beim Auftauchen russischer Kriegsschiffe in der westlichen Hälfte werde die Ukraine von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch machen. »Wenn die Russen dagegen verstoßen, dann habe ich eine direkte Frage an Präsident Trump. Wenn sie dagegen verstoßen, hier ist der Beweis – wir fordern Sanktionen, wir fordern Waffen usw.«, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einer Pressekonferenz in Kyjiw.Nach Angaben des Weißen Hauses werde die US-Regierung dazu beitragen, Russlands Zugang zum Weltmarkt für Agrar- und Düngemittelexporte wiederherzustellen. Zudem werde man weiterhin Gespräche auf beiden Seiten vermitteln, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen. Mit Blick auf die Ukraine wollen die USA demnach die Bemühungen um den Austausch von Gefangenen, die Freilassung von Zivilisten und die Rückkehr ukrainischer Kinder unterstützen. Vorerst keine weiteren Gespräche geplantDreiergespräche zwischen Russland, den USA und der Ukraine sind laut Kremlsprecher Dmitrij Peskow derzeit ebenso wenig geplant wie ein Gespräch zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump. Dies könne allerdings bei Bedarf kurzfristig arrangiert werden.Moskau drängte bei den Verhandlungen offenbar vor allem auf eine mögliche Wiederbelebung einer Vereinbarung aus dem Jahr 2022 für einen sicheren Transport ukrainischer Agrarexporte über das Schwarze Meer im Gegenzug zu Sanktionserleichterungen für Moskau. Außenminister Sergej Lawrow forderte die USA auf, die Ukraine zu einem entsprechenden Schritt zu zwingen. Washington müsse Kyjiw eine entsprechende »Anweisung« erteilen. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als drei Jahren war ein Abkommen zum Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer unter Vermittlung der Türkei und der Uno ausgehandelt worden. Das Abkommen lief aus, nachdem Russland es 2023 nicht verlängert hatte. Moskau hatte dies damit begründet, dass der Westen Zusagen zur Lockerung von Sanktionen gegen russische Agrarexporte nicht eingehalten habe. Die Ukraine hat auch ohne den Getreidedeal Schiffe nach Odessa und andere Häfen gebracht und den Export 2024 sogar um 16 Prozent erhöht.
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kim/fep/dpa/AFP/Reuters
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Die USA haben nach eigenen Angaben separate Abmachungen mit der Ukraine und Russland getroffen, um die sichere Schifffahrt im Schwarzen Meer zu gewährleisten. Zudem wurde eine Einigung über Angriffe auf die Infrastruktur erreicht.
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"Russland",
"Ukraine",
"Russlands Krieg gegen die Ukraine",
"USA",
"Moskau",
"Kyjiw"
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Ausland
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default
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2025-03-25T17:40:00+01:00
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2025-03-25T17:40:00+01:00
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https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-und-russland-wollen-auf-angriffe-im-schwarzen-meer-verzichten-a-d7a4c298-3b2f-4968-aac9-774afd92564d
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You have mail: Superfrauen gegen Superkugeln
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Ich hatte Helden erwartet, amerikanische Helden. Schließlich war es derSuper Sunday, der Tag des Endspiels der Football-Saison und Amerikas"bedeutendster weltlicher Feiertag" (Newsweek). Doch der Sender ABC, der seineBerichterstattung aus dem Georgia Dome in Atlanta wie immer fünf Stundenvor dem Kick Off begann, zeigte nur Sensibelchen. Da war ein müder BorisBecker, ein nasser Hund von "South of Frankfurt". Vielleicht der Jet Lag.Da war Phil Collins, der sich, krisengeschüttelt anlässlich seines 49. Geburtstags, alselfjähriger verkleidet hatte und meinte, er verstehe das Spiel nicht. Da warDick Vermeil, der 63-jährige Coach der St. Louis Rams. Der hatte sichvorgenommen, nicht mehr zu weinen - doch die Tränen waren wieder stärker. Kein Wunder - nach einem von Disney aufgeführten Totentanz in derHalbzeitpause: Skelette verneigten sich vor einem Zehn-Meter-Engel,bevor eine Gespenstertruppe zum Getrommel der Eisprinzessinnen dieweißverhüllten Hüften schwang. Was war nur los? Schuldkomplexe?Todessehnsucht? - Gendertrouble! Dann bohrte Blaine Bishop von den Tennessee Titans seinen Kopf in die Hüfte eines Gegners - noch mal und noch mal und in Zeitlupe. Und ging bewusstlos zu Boden. "Er bewegt sich noch, das ist die gute Nachricht!", rief ein optimistischer Kommentator, doch keiner sonst konnte Zeichen von Vitalität erkennen. "Fever, fever, FEVER!" befahlen schrille Frauenstimmen aus den Lautsprechertürmen. Doch die Männer vergruben die Gesichter in den Händen. Sie konnten nicht zusehen, wie der Mann als Mumie vom Platz gefahren wurde. "Thank you Jee-sus!", rief der sehr religiöse Kurt Warner von den Rams, als die schließlich gewonnen hatten. Und der Coach weinte wieder. Kein Zweifel: Die Karten werden neu gemischt. "Die Frauen verfolgen das Spiel, die Männer rühren in den Töpfen." So hatte Lisa Ling, zu Gast bei Barbara Walters Damen-Chatshow "The View", vor dem Spiel die neue Lage auf den Punkt gebracht. Auch in Oliver Stones neuem Football-Film "Any Given Sunday" tobt hinter den Kulissen der Geschlechterkrieg. Al Pacino spielt den abgewrackten Coach, Cameron Diaz die junge, toughe Besitzerin der Miami Sharks. "Bitte keinen Steifen jetzt, okay?", herrscht sie den nackten Defender mit XXXL-Gerät zwischen den Beinen in der Kabine an. Und die Quarterback-Gattin knallt ihrem Mann eine, dass die Grillzange durch die Luft fliegt, als er es wagt, ans Ende seiner Karriere zu denken. Trotzdem: Bei Stone ist die Welt noch in Ordnung. Männer-Atem klingt wie Löwengebrüll, Kollisionen wie die von 50-Tonnern. Und am Schluss gibt Al Pacino seinem Star etwas Wichtiges auf den Weg: Es ist nicht das Geld, es sind nicht die Autos, nicht die Mädchen, an die du dich erinnerst, wenn das alles vorbei ist. Es sind die Männer, die du nie vergisst.
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Jörg Häntzschel
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Einer der wichtigsten Feiertage der Amerikaner bewies, dass Männer nichts mehr zu vermelden haben. Die Frauen geben den Ton an beim Superbowl. Und Oliver Stone und Al Pacino halten in ihrem neuen Football-Film unbeirrt die Männerfreundschaft hoch.
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Kultur
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2000-01-31T11:49:26+01:00
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2000-01-31T11:49:26+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/k3/you-have-mail-superfrauen-gegen-superkugeln-a-62395.html
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Metaller-Streiks: Verhandlungen noch diese Woche
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Frankfurt am Main - "Die Verhandlungen werden aufgenommen, und die Arbeitgeber stehen zur Verfügung", sagte Gesamtmetall-Sprecher Werner Riek am Dienstag. Die Gespräche sollten Donnerstag oder Freitag stattfinden. Ziel solle es sein, neue Wege zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit zu finden. Grundlage der Verhandlungen, die im Großraum Berlin geführt werden sollten, werde die Leipziger Erklärung der ostdeutschen Metall- und Elektro-Arbeitgeber von Mitte Juni sein. Darin erkennen sich die fünf Verhandlungsführer der regionalen ostdeutschen Metallarbeitgeberverbände zu dem Ziel einer Angleichung der Arbeitszeit an Westniveau. In Ostdeutschland arbeiten die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie 38 Stunden in der Woche, während im Westen die 35-Stunden-Woche gilt. Die IG Metall hatte die Arbeitgeber zu Beginn der vierten Streikwoche aufgefordert, bis zum kommenden Wochenende eine Verhandlungslösung herbeizuführen. Andernfalls würden westliche Automobilbetriebe die Streiks in Ostdeutschland durch eigene Aktionen unterstützen. Am Morgen hatte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, im ZDF-"Morgenmagazin" bekräftigt, die IG Metall sei verhandlungsbereit. Er räumte ein, dass die Streiks wegen der negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft in Westdeutschland eine Belastungsprobe seien. Deshalb sei man auch verhandlungsbereit. Man werde aber nicht einknicken, betonte der DGB-Chef. Die Politik forderte Sommer auf, sich aus dem Arbeitskampf herauszuhalten. "Es istunerträglich, dass Politiker gleich welcher Couleur sich in diesen Arbeitskampf einmischen. Wir haben in Deutschland Tarifautonomie und das wird zwischen Arbeitgebern und -nehmern ausgetragen." Wegen des Arbeitskampfes verzeichnen mehrere westdeutsche Betriebe massive Produktionsausfälle. So musste BMW seine Fertigungsstraßen in München und Regensburg still legen. Insgesamt sind bei BMW mehr als 10.000 Beschäftigte von den Produktionsstopps betroffen.VW wird im laufenden Monat auf Grund der Streiks in Ostdeutschland rund 20.000 Fahrzeuge weniger produzieren als geplant, wie VW-Chef Bernd Pischetsrieder gegenüber dem "Wall Street Journal Europe" am Montagabend in Paris erklärte. Die Frage, ob der Produktionsverlust auf das Ergebnis durchschlage, wollte Pischetsrieder nicht beantworten.
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Nach wochenlangen Streiks in der Auseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche in ostdeutschen Betrieben wollen IG Metall und die Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall sollen noch in dieser Woche Verhandlungen aufgenommen werden.
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Wirtschaft
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2003-06-24T10:20:09+02:00
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2003-06-24T10:20:09+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/metaller-streiks-verhandlungen-noch-diese-woche-a-254342.html
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Mexiko: Banditen erschießen sechs Geiseln
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Tijuana - Die Bandenmitglieder hatten sich gestern im mexikanischen Tijuana mit den mutmaßlichen Geiseln in einem Haus verschanzt. Die Schießerei begann, als Polizisten das Gebäude in der Nähe der Grenze zu Kalifornien durchsuchen wollten. Wegen des heftigen Widerstands wurden Soldaten zur Verstärkung angefordert. Eine nahe gelegene Schule wurde evakuiert. Drei Stunden lang lieferten sich die Kriminellen ein Feuergefecht mit den Sicherheitskräften. Wie der Generalstaatsanwalt des mexikanischen Bundesstaates Baja California, Rommel Moreno, erklärte, wurden ein Bandenmitglied getötet und vier Polizisten verletzt.Die Leichen von sechs Männern wurden im Haus geborgen. Die Opfer waren den Behörden zufolge geknebelt, hatten eine Binde um die Augen und wiesen Schussverletzungen im Kopf auf. Bereits zu Beginn der Woche waren in Tijuana acht Menschen bei Schießereien getötet worden, unter ihnen auch drei Polizisten. ala/AP
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Tödliches Feuergefecht in Tijuana: Mitglieder einer bewaffneten Bande haben während einer Auseinandersetzung mit der Polizei sechs Menschen erschossen. Über die Hintergründe der Tat ist bisher nichts bekannt.
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Panorama
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Justiz & Kriminalität
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2008-01-18T08:20:01+01:00
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2008-01-18T08:20:01+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/justiz/mexiko-banditen-erschiessen-sechs-geiseln-a-529378.html
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US-Sport: Mavericks mit Zittersieg, Patriots weiter perfekt
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Hamburg - Dank 27 Punkten und zehn Rebounds von Forward Josh Howard und 25 Punkten von Forward Dirk Nowitzki gewannen die Dallas Mavericks bei den Chicago Bulls 103:98. Allerdings musste Dallas lange um den Erfolg zittern. Nachdem das Team aus Texas im letzten Viertel schon 16 Punkte Vorsprung gehabt hatte, kam Chicago vor allem dank Guard Kirk Hinrich wieder heran, der 14 seiner 18 Punkte im Schlussviertel erzielte. 11,6 Sekunden vor Schluss lag Chicago nach zwei Freiwürfen von Andres Nocioni nur noch 98:101 zurück. Der Forward erzielte 30 Punkte für die Bulls. Erst als Mavericks-Guard Jason Terry, der insgesamt auf 18 Punkte kam, für Dallas ebenfalls zwei Freiwürfe versenkte, stand der Sieg fest. Travis Outlaw war der Mann des Tages bei den Portland Trailblazers. Dank eines Treffers des Forwards mit der Schluss-Sirene, einem so genannten Buzzer-Beater, gewannen die Trailblazers 106:105 bei den Memphis Grizzlies. Outlaw kam bei Portlands erstem Auswärtssieg der Saison auf 21 Punkte und erzielte in der Schlussminute die letzten sieben Punkte der Trailblazers. Schon das dritte Viertel hatte Outlaw mit einem Buzzer-Beater beendet, der die Grizzlies-Führung auf 80:78 reduzierte. Grizzlies-Guard Mike Miller erzielte 30 Punkte - genauso wie Forward Rudy Gay, der 2,8 Sekunden vor Spielende Memphis in Führung gebracht hatte. Brandon Roy kam auf 26 Punkte und neun Assists für Portland.Mit einem 123:117-Sieg in der Verlängerung haben die Orlando Magic den Golden State Warriors die erste Niederlage nach sechs Siegen in Folge beigebracht. Center Dwight Howard war mit 18 Punkten, 23 Rebounds und sieben Blocks der überragende Mann bei Orlando, das den 16. Sieg im 20. Saisonspiel holte. Magic-Forward Rashard Lewis erzwang die Verlängerung, als er 13 Sekunden vor Schluss mit zwei Freiwürfen zum 109:109 ausglich. Lewis kam auf 20 Punkte, Guard Jameer Nelson und Forward Keith Bogans erzielten beide 22 Punkte. Toronto Charlotte98:79Memphis Portland105:106Utah Miami110:101Philadelphia Atlanta79:88Chicago Dallas98:103Golden State Orlando117:123 In der Verlängerung gingen die Warriors noch einmal durch Forward Stephen Jackson, mit 25 Punkten bester Werfer seines Teams, 111:109 in Führung. Doch Howard, Bogans und Forward Hedo Turkoglu mit zwei Treffern sorgten für die Vorentscheidung. Monta Ellis kam für Golden State auf 22 Punkte, zwölf Rebounds und sieben Assists.Nach sieben Niederlagen in Folge konnten die Atlanta Hawks wieder einen Sieg verbuchen. Die Hawks gewannen 88:79 bei den Philadelphia 76ers. Beste Werfer für Atlanta waren Forward Josh Smith mit 22 sowie Guard Marvin Williams und Forward Josh Childress mit jeweils 16 Punkten. Center Al Holford erzielte ein Double-Double (12 Punkte, 13 Rebounds) für die Hawks. Für Philadelphia trafen die Guards Willie Green mit 23 und Andre Miller mit 18 Punkten am besten. Die 76ers haben zehn der vergangenen 13 Spiele verloren. Patriots sichern Sieg in letzter MinuteMit dem 27:24-Sieg bei den Baltimore Ravens sind die New England Patriots das sechste Team der NFL-Geschichte, das die Saison mit zwölf Siegen in Folge begann. Für die Patriots war es der zweite knappe Sieg in Folge. Nachdem sie am vergangenen Spieltag die Philadelphia Eagles 31:28 besiegen konnten, lagen sie auch gegen die Ravens lange zurück. Erst 44 Sekunden vor Spielende warf Quarterback Tom Brady den entscheidenden Touchdown-Pass zu Jabar Gaffney. Es war der zweite Touchdown-Pass des Spiels und der 41. der Saison für Brady. Er benötigt in den verbleibenden vier Spielen noch neun, um den 2004 von Peyton Manning aufgestellten Saison-Rekord von 49 zu brechen. Für Baltimore war die Heimniederlage die achte Pleite im zwölften Spiel. Auswärtserfolge für Eishockey-ProfisIn der NHL gewannen die Carolina Hurricanes mit Verteidiger Dennis Seidenberg 4:0 bei den New York Rangers. Seidenberg gab die Vorlage zum 3:0 durch David Tanabe. Carolina führt durch diesen Sieg über den Spitzenreiter der Atlantic Division weiterhin die Southeast Division mit 33 Punkten und acht Zählern Vorsprung an. Stürmer Marco Sturm bereitete beim 3:1 der Boston Bruins bei den New York Islanders das 1:0 durch Glen Murray vor. Die Bruins liegen mit 30 Zählern auf Rang zwei der Northeast Division, in der die Buffalo Sabres mit Jochen Hecht den letzten Platz belegen. Mit den San José Sharks gewann Verteidiger Christian Ehrhoff bei den Colorado Avalanche 3:2. Die Sharks, bei denen Dimitri Pätzold als zweiter Torhüter nicht zum Einsatz kam, sind mit 30 Punkten Zweite der Pacific Division hinter den Dallas Stars (34).ulz/rtr/AP
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Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks mussten in der NBA lange um den Sieg in Chicago bangen. In der Partie Golden State gegen Orlando fiel die Entscheidung erst in der Verlängerung. Nur mit Mühe konnten die New England Patriots in der NFL ihre Siegesserie fortsetzen.
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Sport
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2007-12-04T11:06:35+01:00
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2007-12-04T11:06:35+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/ussports/us-sport-mavericks-mit-zittersieg-patriots-weiter-perfekt-a-521226.html
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"Alles ist gut" von Eva Trobisch: Man kann es nur Vergewaltigung nennen
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Keinen Themenfilm habe sie machen wollen, sagt Eva Trobisch, "keinen Film über eine Vergewaltigung". Dass man "Alles ist gut" dennoch als solchen wahrnehmen werde, hatte ihr der Regisseur Ulrich Köhler, der sie für ihre Abschlussarbeit an der Münchner Filmhochschule beriet, prophezeit. Er sollte recht behalten: Trobischs Regiedebüt ist der Film der Stunde geworden - längst abgedreht, bevor im vergangenen Herbst die #MeToo-Debatte entflammte, und doch so zeitgemäß wie nur möglich. "Alles ist gut" zeichnet das Porträt einer jungen Frau, die durch einen Übergriff in ihrem Selbstverständnis erschüttert wird. "Janne sieht sich als eine freie, selbstbestimmte Frau", sagt die 35-jährige Trobisch beim Interview in ihrer Heimatstadt Berlin. "Sozialisiert als jemand, der alles schaffen kann und soll. In Abgrenzung zum Feminismus der Elterngeneration ist sie zuweilen chauvinistischer als viele Männer." Eine Figur, die sich laut Trobisch zusammensetzt aus "Frauen meiner Generation, gebildet, einigermaßen bürgerlich". Die sich fragt: "Wie kann ich für mich selbst Grenzen setzen?" Was abstrakt klingt, nimmt durch Aenne Schwarz ("Vor der Morgenröte") konkrete Gestalt an. In ihrer Rolle wirkt Schwarz nicht nur zugleich mädchen- wie jungenhaft, ihr Spiel oszilliert auch stets zwischen Nonchalance, Fragilität und äußerster Kühle. Jederzeit spürt man: Diese Frau verliert ungern die Souveränität über ihr Handeln.Mit aller Härte gegen das OpfertumDarum setzt ihr die Insolvenz des eigenen Kleinverlags mehr zu als ihrem Freund Piet (Andreas Doehler). Ablenkung bringt der Ausbau eines Hauses, der Wegzug aus München steht bevor. Doch dann kommt es bei einem Klassentreffen, zu dem Janne allein reist, zur Erschütterung. Am Ende einer durchtanzten Nacht mit reichlich Alkohol versteht der freundlich-biedere Martin (Hans Löw) alle Zeichen falsch, bedrängt Janne, lässt nicht von ihr ab, nötigt sie zum Sex. Was geschieht, kann nur Vergewaltigung genannt werden, doch der Knall bleibt aus. Keine Schreie, keine Schläge, anschließend putzt sich Janne noch die Zähne. Am nächsten Morgen blicken wir in ihr Gesicht, spüren den inneren Kampf. Die junge Frau entscheidet sich mit aller Härte, die das verlangt, gegen ihr Opfertum, gegen die scheinbare Schwäche. "Alles ist gut" Deutschland 2018 Buch und Regie: Eva Trobisch Darsteller: Aenne Schwarz, Andreas Döhler, Hans Löw, Tilo Nest, Lisa HagemeisterProduktion: TRIMAFILM GmbH, Starhaus Filmproduktion, Hochschule für Film und Fernsehen München Verleih: NFP FSK: ab 12 Jahren Länge: 93 Minuten Start: 27. September 2018 Das Geschehene spielt sie herunter. Vor ihrer Mutter, der einzigen Person, der sie etwas andeutet. Vor dem Vergewaltiger, der wenig später ihr Arbeitskollege wird und mehr unter der Tat zu leiden scheint als sie. Was er denn für sie tun könne, will er von ihr wissen, so reuevoll wie arglos. "Kannst mir ja mal eine Tafel Schokolade vorbeibringen", entgegnet Janne. Die Vergewaltigung wollte Trobisch nicht ins Zentrum ihres Films rücken: "Ich habe mich ähnlich verweigert wie Janne", analysiert sie sich heute. "Ich habe gesagt: Es ist nur ein Aspekt des Films, an der die Figur sichtbar wird." Ursprünglich sollte sogar ein ganz anderer Stoff ihr Debütfilm werden. Dass sie sich am Ende doch für Jannes Geschichte entschied, ist ein Glücksfall, fürs Kino und für die Filmeschaffenden. Auf dem Filmfest München wurden sowohl Trobisch als auch ihre Hauptdarstellerin mit dem "Förderpreis Neues Deutsches Kino" ausgezeichnet, kurz darauf folgte der Preis für den besten Debütfilm beim Festival in Locarno. Ob sie den Film auch heute noch machen würde? Wahrscheinlich erst einmal nicht, meint Trobisch. Filme und Figuren dürften für sie nicht im Dienste einer Debatte oder gar Agenda stehen. "Außerdem guckt man mit dem #MeToo-Blick nur auf einen Bogen und verliert die anderen Farben." Der Rest: abgehängtWichtiger als die Vergewaltigung sei für sie das soziale System gewesen, in dem Personen handeln. Nicht mit einer Aussage wollte sie antreten, sondern "ein Feld erforschen". Was nach soziologischer Theorie klingt, setzt Trobisch in ihrem Film sehr praktisch um: Ihr aufrichtiges Interesse an den Figuren und deren Beziehungen ist jederzeit spürbar. Selbst für den Vergewaltiger Martin entwickelt der Film leise Sympathien - ohne je seine Tat entschuldigen zu wollen."Mich persönlich interessiert einfach das Böse nicht, erzählerisch finde ich es wahnsinnig langweilig", sagt Eva Trobisch: "Es ist so abgeschlossen." Wer ihr Debüt sieht, erkennt diese Abneigung der Regisseurin gegen jede Form von Eindeutigkeit. Stattdessen wolle sie Widersprüchliches aushalten, "mit Zärtlichkeit und Liebe für die Figuren". Derzeit würden sie zwei Drehbuchideen umtreiben, sagt Trobisch, eine davon reize sie besonders: eine Kleinstadt in Thüringen, das Stadtschloss hübsch saniert, der Rest abgehängt, dazu zwei Familien - eine aus dem Westen, eine aus dem Osten. "Perspektivwechsel sind gerade mal wieder sehr dringend." In den Debatten über Ostdeutschland werde Komplexes zu schnell heruntergebrochen auf einfache Antworten, findet die Filmemacherin. Sie selbst wurde 1983 in Ost-Berlin geboren. Gebrochene Biographien und Desillusion kennt sie aus der eigenen Familie, zugleich ist sie spät genug geboren, um wiedervereinigt zu denken. Die Gabe der Empathie und das Talent zur Differenzierung scheinen zurzeit in allen Bereichen der Gesellschaft gefragt zu sein. Genau deshalb könnte Eva Trobisch in den kommenden Jahren zu einer wichtigen Stimme des deutschen Kinos aufsteigen. Mit "Alles ist gut" schafft sie sich schon mal auf bestechende Weise Gehör.
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Kaspar Heinrich
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Der Film zur #MeToo-Debatte: In Eva Trobischs Debüt "Alles ist gut" kämpft eine junge Frau dagegen an, ihr Leben von einer Vergewaltigung bestimmen zu lassen. Ein Film, über den man reden muss.
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"Neue Filme und Serien",
"Kino",
"Rezensionen",
"#MeToo"
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Kultur
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Kino
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2018-09-27T10:10:00+02:00
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2018-09-27T10:10:00+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/kino/alles-ist-gut-von-eva-trobisch-man-kann-es-nur-vergewaltigung-nennen-a-1229678.html
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LÄSST ENGLAND DEN EUROPA-BUS SAUSEN?
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Am Neujahrstag 1961 ist die Spaltung Westeuropas in zwei getrennte Zollgebiete wiederum deutlicher geworden. Die sechs Länder des Gemeinsamen Marktes der EWG senkten an diesem Tag untereinander ihre Zölle um weitere zehn Prozent in Richtung Null. Die sieben Länder der Europäischen Freihandelsgemeinschaft (Efta) aber sitzen noch wie vor jenseits der Zollmauer, die das Gebiet der Sechs umschließt. Nicht einmal offizielle Verhandlungen über einen Zusammenschluß waren zwischen den beiden Zollklubs im Gange. Einige der Gründe dafür liegen klar zutage - der supranationale Ehrgeiz der Europa-Föderalisten von der Art des Professors Hallstein und die Vision des Generals de Gaulle von einem französisch geführten Kontinent. In beiden Konzeptionen scheint für die Sieben der Efta, besonders aber für deren Kernmacht Großbritannien, kein Platz zu sein. Weniger klar war, wie die Engländer selbst die Dinge sehen. Von dem traditionellen Argwohn, das perfide Albion wolle lediglich die Ansätze zu einem geeinten Kontinentaleuropa ersticken, reicht die Skala der Interpretationen bis zu der These, Großbritannien dränge ohne Zögern und Hintergedanken auf enge Gemeinschaft mit den Sechs. Eine Untersuchung an Ort und Stelle erweist, daß England nicht mehr so streng europafeindlich ist wie früher. Der Strukturwandel, den das Land bei einer Vereinigung mit dem Kontinent durchzumachen haben würde, erregt zwar die Experten, wird aber nicht mehr als untragbar angesehen. Es herrscht sogar leichtes Unbehagen angesichts der Tatsache, daß im vergangenen Jahr in der EWG die Wirtschaftsentwicklung günstiger war als in England. Allerdings bleibt die Skepsis, ob Großbritannien im Klubhaus der Sechs überhaupt willkommen sei. In einem stillen Bürozimmer des Hauses Nr. 38 der Londoner Parliament Street hält in diesen Wintertagen ein 68jähriger am leise rauschenden Gaskamin zuweilen Mittagsschlaf. Man wird ihn kaum dabei stören. Sir Archibald Gordon, Direktor des englischen »Rats für die Europäische Bewegung«, verwaltet in seinen Aktenschränken vornehmlich Erinnerungen an jene Vision eines Europa-Staats, in deren Namen ein Jahrzehnt zuvor junge Enthusiasten Grenzpfähle verbrannt und alte Enthusiasten Vereine gegründet hatten. Wenn Sir Archibald diesen Träumen nachgrübelt, entsinnt er sich der tönenden Sentenzen eines anderen Engländers, gesprochen in der Züricher Universität am 19. September 1946. Winston Churchill rief zum Europa-Kreuzzug auf:»Ich wünsche heute über die Tragödie Europas, dieser Quelle christlichen Glaubens und christlicher Ethik, vor Ihnen zu sprechen ... In ausgedehnten Gebieten Europas starrt eine Menge gequälter, hungriger ... Menschen die Ruinen ihrer Städte und Heimstätten an ... Trotzdem gibt es ein Heilmittel, das ... die ganze Szene wie durch ein Wunder verwandeln ... könnte ... Wir müssen eine Art Vereinigter Staaten von Europa errichten.« Der Kreuzzug ist gescheitert - und nicht nur, weil Winston Churchill und seine englischen Gesinnungsgenossen ihr eigenes Land nie so recht zu Europa zählen wollten. Einen Steinwurf von Sir Archibalds Refugium muß sich Edward Heath. Lordsiegelbewahrer Ihrer Britannischen Majestät und Regierungs -Beauftragter für europäische Fragen, an seinem Schreibtisch im spätklassizistischen Prunkbau des Foreign Office mit einer ganz anderen Wirklichkeit auseinandersetzen.Zwar hat sich die Szene wie durch ein Wunder verwandelt. 170 Millionen der Hungernden von 1946 - Franzosen, Italiener, Belgier, Holländer, Luxemburger und Westdeutsche - produzierten in ihrer Europäischen -Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1960 mehr Stahl als die Sowjet-Union, verfügten über stabilere Währungen und erreichten ein rascheres Wachstum von Industrie und Außenhandel als die USA oder Großbritannien. Aber es gibt keine Vereinigten Staaten von Europa. England sieht sich mit seinen Partnern der Europäischen Freihandelsgemeinschaft (Efta), mit Schweden, Norwegen, Dänemark, Österreich, der Schweiz und Portugal, in einer kaum verheißungsvollen Außenseiter -Position. Edward Heath ist deshalb weniger mit den Quellen christlicher Ethik als damit beschäftigt, dem Vereinigten Königreich Zutritt zum exklusiven Klubhaus der prosperierenden Sechs zu verschaffen.Der 44jährige Lordsiegelbewahrer trägt seinen ehrwürdig-bedeutungslosen Titel mit der Gelassenheit eines studierten Philosophen und gelernten Bankiers, der zudem während seiner Studienzeit in Oxford die Kirchenorgel beim Gottesdienst spielte. Er verfolgt sein Ziel nicht mit dem lauten Pathos der Alt-Europäer, auch nicht mit der aggressiven Konferenzmanier des heutigen Handelsministers Reginald Maudling, der Ende 1958 in Paris das gemeinsame Außenzollsystem der sechs EWG-Länder ebenso gereizt wie erfolglos einzureißen versuchte. Seit im Juli vergangenen Jahres das Foreign Office und Edward Heath mit den Verhandlungen um den vielberedeten Brückenschlag zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken betraut wurden, haben die Briten zur lautlosen Kammerdiplomatie zurückgefunden. »Wir haben unsere Methode, ein Übereinkommen zu erlangen, gründlich geändert«, erläutert Heath.So ist aus Churchills Fanfarenstoß von 1946 inzwischen das diskrete Geräusch geworden, mit dem Ministerialdirektor Dr. Gunther Harkort vom Bonner Auswärtigen Amt und Ministerialdirektor Dr. Meyer-Cording vom Bundeswirtschaftsministerium am 28. November 1960 ihre Aktentaschen im Foreign Office aufschnappen ließen. Es war das zweite und bislang letzte Brückenschlag-Gespräch deutscher und britischer Experten des hinteren Gliedes, und die beiden deutschen Herren hatten wegen Nebels auf dem Flughafen Wahn ihren Weg nach London nur schwer finden können. Bei diesen Sessionen geht es nicht um die Vereinigten Staaten von Europa, sondern allein darum, wie die Handelsinteressen beider Seiten und ihrer Partner bei einer möglichen Verschmelzung der Blöcke gewahrt werden könnten. Wenn Deutsche und Engländer eine Möglichkeit ausknobeln, den Absatz neuseeländischer Butter in England oder den Schutz französischer Autos vor der britischen Konkurrenz zu sichern, dann, so ist das Kalkül, mögen sich die Sechs und die Sieben zur großen Zollunion bereitfinden.Wann, das weiß auch Edward Heath nicht. Aber er weiß, daß am 1. Januar 1961 jene Entwicklung einen Sprung tat, die zu einer neuen Auflage der »Tragödie Europas« führen könnte. An diesem Tag wurden - die Zollschranken zwischen den sechs EWG-Ländern um weitere zehn Prozent auf nunmehr nur noch 70 Prozent ihres früheren Standes gesenkt und- die Zölle der Sechs gegenüber Nicht -EWG-Ländern um ein erstes Stück dem späteren gemeinsamen Außenzoll angenähert.Die Barrieren quer über Europas alte Handelswege hinweg wurden gemäß dem Beschleunigungsplan des Professors Hallstein (SPIEGEL 15/1960) errichtet, ohne daß mehr als unverbindliches Expertengeplauder dem Widersinn entgegenwirkte.Vom 1. Januar 1961 an werden beispielsweise englische Automobile bis zwei. Liter Hubraum bei ihrer Einfuhr in die Bundesrepublik mit einem Zoll von 16,9 Prozent belastet, Autos - aus den EWG-Partnerländern der Bundesrepublik nur mit 11,5 Prozent. Für elektrische Haushaltswaschmaschinen betragen die entsprechenden Zollsätze 10,1 Prozent und sieben Prozent, für Kühlschränke bis 250 Liter 6,2 Prozent und 3,5 Prozent. Lordsiegelbewahrer Heath weiß überdies, daß das Jahr 1960 schon die ersten ominösen Folgen der Spaltung gebracht hat - und daß sein Land mehr darunter litt als der kontinentale Sechserverband (siehe Graphik).An der Jahreswende 1960/61 ist schon spürbar, was bislang nur ein Schemen schien: Der Wirtschaftsblock der Sechs erzeugt größere Wachstumsenergien als der der Sieben; England, einziger Großer im Efta-Verband der Kleinen, kann die Tourenzahl der zusammengeschalteten Leistungen Frankreichs, Westdeutschlands und Italiens nicht erreichen; 170 Millionen Menschen in der Mitte sind stärker als verstreute 90 Millionen am Rande. Um so erstaunlicher ist das bestenfalls mäßige Interesse, das in den Direktionskontoren der City zur Schau getragen wird. Die Manager der britischen Wirtschaft weigern sich, die Lage für prekär zu halten.Die Gewissenserforschung, ob der Inselstaat sich dem Kontinent überhaupt anschließen solle, ist längst noch nicht beendet. Sie findet per Saldo immer noch stärkere Argumente dagegen als, dafür. Der Brückenschlag zum Kontinent genießt etwa die gleiche Popularität wie das seit Jahrzehnten dilatorisch behandelte Projekt eines Tunnels unter dem Ärmelkanal.Zwar ist es allgemein üblich geworden, der Idee eines handelspolitisch geeinten Europas uneingeschränkt Hochachtung zu zollen. Der Typ des Colonel Blimp, des bärbeißigen Empire-Reaktionärs, ist, wenn nicht ausgestorben, so doch gut getarnt. »Das«, spöttelt der Journalist Christopher Layton vom »Economist«, »hält man hier geradezu schon für Europa-Begeisterung.« Der Devotionsformel folgt jedoch meist ein eindrucksvoller Katalog von Gründen, die einen Beitritt Englands problematisch erscheinen lassen. Die Gründe gliedern sich in- psychologische,- politische und- wirtschaftliche.Sie spiegeln das Bild jenes komplexen Verhältnisses zum franko-deutschen Kontinent, das die protestantische Weltmacht Großbritannien, die älteste Industrienation der Welt, aus der Vergangenheit mit sich schleppt.»Sehen Sie,« doziert etwa ein Direktor der Bank Philip Hill, Higginson, Erlangers Ltd., fast jeder Engländer hat eine Tante in Johannesburg oder einen Vetter in Sydney oder wenigstens einen Schulfreund irgendwo im Commonwealth. Aber fragen Sie mal herum, wer einen Freund auf dem Kontinent hat.« Die Bank Philip Hill ist eine ansehnliche Kreditbank mit Geschäftsbeziehungen nach Amerika und Südafrika, Direktor Arthur Maxwell Stamp ist ein welterfahrener Finanzmann, Berater der Bank von England, und will seine Darstellung vom antikontinentalen Insulaner natürlich nicht auf sich bezogen wissen. Aber er beherrscht das Thema recht beredt. »Selbst die Amerikaner sind uns noch vertrauter als die Kontinentaleuropäer, und auch die Skandinavier - vielleicht, weil sie wortkarg, protestantisch und seebefahren sind.« Was The Honourable Arthur Maxwell Stamp da vorträgt, ist seit Jahrzehnten in dem Klischee »All wogs begin at Calais« treffend ausgedrückt - etwa: Hinter Calais gibt's nur noch Katzelmacher.Das alte Klischee hat noch 1961 Münzwert. Die Spuren des Empire sind jedem Londoner noch täglich sichtbar, die City wimmelt von den imposant-häßlichen Verwaltungsgebäuden der Bank of Montreal, Consolidated Gold Mines of South Africa, Bank of Nova Scotia und zahlloser anderer Commonwealth -Firmen. Beim Schaufensterbummel in der Innenstadt bieten sich überall die Werbephotos an, mit denen Commonwealth-Regierungen englische Touristen oder Arbeitskräfte anlocken. Viele Engländer lassen sich locken. Von 1950 bis 1958 verließen 1,1 Millionen Menschen den Inselstaat, um sich in Gebieten des ehemaligen Empires eine neue Existenz zu suchen.Eine überraschende Variante des Blimp-Weltbildes spielt bei den linken Gewerkschaftlern seine Rolle. Mr. Hargreaves von der wirtschaftspolitischen Abteilung des britischen Gewerkschaftskongresses (TUC, Gegenstück zum westdeutschen DGB), drückt es so aus: »Wir machen uns natürlich Gedanken darüber, was es für unsere Gewerkschaften bedeuten würde, wenn England mit den erzkapitalistischen Regierungen der EWG-Staaten solche einschneidenden Verträge abschließen würde.« Ein Echo zu solchen Ressentiments lieferte der - sozialdemokratische - Staatssekretär im schwedischen Handelsministerium, Cederwalls. In einem Zeitungsartikel wehrte er eine engere Zusammenarbeit mit der EWG unter anderem deshalb ab, »weil die führenden Länder dieser. Gemeinschaft heute von reaktionären Regimen mit teilweise stark katholischen Bindungen beherrscht werden«.* Alle derartigen Vorbehalte gegen eine enge Bindung an die sechs Länder des Gemeinsamen Marktes finden ihr Korrelat in den wirtschafts- und handelspolitischen Denkgewohnheiten britischer Ökonomiker aller Sparten. Die eingefahrenen Gleise des englischen Außenhandels laufen heute noch in der Richtung, die ihnen im 18. und 19. Jahr, hundert gegeben würde: England hat viele Jahrzehnte lang in einem ingeniösen, sozusagen autarken Handels - und Zahlungssystem unabhängig vom Kontinent floriert.Die Industrie begnügte sich, neben dem Binnenmarkt vorwiegend die leicht zugänglichen Märkte des Empire und anderer kaum industrialisierter Überseegebiete zu beliefern. Was vor 257 Jahren mit dem englisch-portugiesischen Handelsvertrag - Wollwaren gegen Portwein - modelliert wurde, bestimmt heute noch die Handelsstruktur: Über 50 Prozent der britischen Ausfuhr gingen 1958 in jene wenig industrialisierten Länder, aus denen das Vereinigte Königreich umgekehrt rund 80 Prozent seiner landwirtschaftlichen und Rohstoffeinfuhren bezog. Dagegen lieferte England in die westeuropäischen Industriestaaten der OEEC (Europäischer Wirtschaftsrat) nur 25,5 Prozent seiner Gesamtausfuhr.Auch hochqualifizierte britische Fachleute haben sich daran gewöhnt, die Abneigung englischer Industrieller gegen: den harten Wettbewerb auf den Märkten anderer Industriestaaten mit einer Art ökonomischen Gesetzes zu rechtfertigen. So kann man etwa von Lord Chandos, dem früheren Kolonialminister Oliver Lyttelton und jetzigen Generaldirektor des Elektrokonzerns Associated Electrical Industries, die alte Fabel hören, Exportanstrengungen auf dem Kontinent seien angesichts der dort hochentwickelten einheimischen Industrien sicher nicht sehr aussichtsreich.Daß die Bundesrepublik gerade in die OEEC-Staaten über 60 Prozent ihrer Gesamtausfuhr liefert, wissen natürlich auch Lord Chandos und andere Verteidiger der bequemen englischen Art, zu exportieren. Sie neigen jedoch auch heute noch dazu, die deutschen Exporterfolge lediglich mit nicht immer sympathischen Charaktereigenschaften der Teutonen zu erklären.Unter der langgewohnten Selbstbescheidung der Produzenten hat naturgemäß die Expansivkraft der gesamten Wirtschaft gelitten. Nicht nur sind die Investitionen in England (ohne Wohnungsbau und Verteidigung) beispielsweise in den Jahren 1954 bis 1959 mit 181,8 Milliarden Mark wesentlich geringer gewesen als etwa die der westdeutschen Konkurrenz (205,3 Milliarden Mark), auch die Produktivität, das heißt, die Leistung je Arbeiter, ist in diesem Zeitraum nur etwa halb soviel gestiegen wie in der Bundesrepublik.»Vieles bei uns ist noch 19. Jahrhundert«, geben die Manager der United Dominions Trust Ltd., der größten britischen Teilzahlungsbank, bekümmert zu. »Die Produktion ist in viel zuviele, zu kleine und oft veraltete Einheiten aufgesplittert. Und die ganze Infrastruktur - unser Straßennetz, die Eisenbahnen, die Häfen - ist unzureichend.«Mit einprägsamer Übertreibung behauptet ein Direktor des Elektro-Unternehmens Hoover Ltd.: »Eibe Ware von Manchester nach London auf der Straße zu befördern, kostet wahrscheinlich oft mehr, als sie nach Johannesburg zu bringen.«Die traditionelle Unlust, der kontinentalen Konkurrenz auf ihren eigenen Märkten entgegenzutreten; hat somit im Jahre 1961 auch ihre aktuelle Variante: In der englischen Industrie, ähnlich wie in der französischen vor Abschluß des EWG-Vertrags, kennt man heute die Furcht vor den - wirklich oder eingebildet - stärkeren Verkaufsbataillonen der anderen Industriestaaten. Die Zollschranken zwischen dem Sechserblock und dem eigenen Markt haben ihre Verteidiger.Recht simpel liegt der Fall etwa für die britische Textilindustrie. Sie hat erst vor wenigen Jahren eine Krise überwunden, die aus der Überbesetzung der Branche entstanden war. Heute, mit Regierungshilfe saniert, findet sie befriedigenden Absatz auf dem Binnenmarkt und in den skandinavischen Ländern. Sir Ernest Goodale, Präsident des britischen Textilinstituts und Produzent von Dekorationsstoffen, sieht für seine Branchenkollegen wenig Anlaß, sich um die zollpolitische Verbrüderung mit den europäischen Textilfabrikanten zu bemühen:»Im Gemeinsamen Markt gibt es ja auch schon zu viele, da würden wir in eine ganz Scharfe Konkurrenz stoßen. Wir haben jetzt in Skandinavien sehr gute Erfolge erzielt, haben sogar die deutschen Lieferanten zurückdrängen können. Im ganzen ist unsere Textilindustrie nicht betrübt über die Spaltung.«Aber auch in einer rationell arbeitenden Sparte wie der Automobilindustrie, die 52 Prozent ihrer Fertigung exportiert und durch die Rückschläge im Amerika-Export samt Kurzarbeit und Entlassungen erst jüngst auf die potentiellen Vorteile eines großen europäischen Absatzgebiets hingewiesen wurde, ist der Drang in den großen europäischen Markt nicht gerade stürmisch. Beim Autokonzern des Lord Rootes beispielsweise, der Rootes Motor Ltd., betrachtet man das Problem mit durchaus temperiertem Interesse.Obwohl die Gesellschaft 1961 und 1962 insgesamt 435 Millionen Mark neu zu investieren gedenkt, und obwohl ein Sohn des Konzernchefs, Brian Rootes, Mitglied eines »Exportrats für Europa« ist, neigt die Rootes-Leitung zur Vorsicht. Sie hält, sollte es zum Brückenschlag kommen, eine Übergangszeit von nicht weniger als 14 Jahren für notwendig.Die bisherigen Ausfuhrergebnisse der britischen Automobilindustrie nach den Ländern des Gemeinsamen Marktes könnten solches Zögern allerdings gerechtfertigt erscheinen lassen. Sie hat im Jahr 1959 aus ihrer Gesamtproduktion von 1,56 Millionen Kraftfahrzeugen nur 42 054 oder knapp drei Prozent an die EWG verkauft. Nach Westdeutschland gingen ganze 5338 Fahrzeuge oder 0,3 Prozent.Gerade an solchen mageren Resultaten entzündet sich jedoch der Eifer jener nicht übermäßig zahlreichen Engländer, die ihr Land lieber heute als morgen mit der Freihandelsgruppe der Sechs vereinigt sehen würden. Sie sitzen etwa in den Redaktionsstuben der Wochenzeitungen »Economist« und »Observer«, des »Guardian« oder der »Financial Times«, sie verleihen Organisationen wie »Political and Economic Planning« (PEP) oder »Britain in Europe« ihren aggressiven Schwung.Zum großen Teil sind es junge, gutinformierte Intellektuelle, die das Nachkriegseuropa meist besser kennen als die Meinungsführer der Industrie, der Parteien oder der Gewerkschaften. Sie sehen deutlicher die Gefahren, die in Englands überkommener Wirtschaftsstruktur lauern, sie kennen die Notwendigkeit hoher Wachstumsraten für eine moderne Industrienation und sagen, manchmal überpointiert, voraus, daß England zurückfallen werde. Es sind die zornigen jungen Männer auf Englands Europabühne.Diese Rebellen, etwa Christopher Layton vom »Economist« oder der im Lande auch als Fernsehkommentator renommierte Andrew Shonfield vom »Observer«, der nicht mehr ganz so junge Direktor Lingeman von »Britain in Europe« und die Anglo-Amerikanerin Miriam Camps von PEP wollen der britischen Industrie eine Zollgemeinschaft mit den Kontinentalstaaten geradezu als Schocktherapie verschreiben.Die erbarmungslose Konkurrenz, so argumentieren sie, werde die Produzenten auf der Insel zwingen, mittels Rationalisierung ihre Kosten zu senken, ihre Waren durch moderne Ausstattung und Form wettbewerbsfähig zu machen, den Ausstoß zu forcieren. »Wo ist denn in der Efta das Wachstumspotential?« ereifert sich der Mann von Hoover. »Hier, allein hier in Großbritannien. Niemand kann erwarten, daß im schwedischen oder schweizerischen Markt für unsere Industrie eine große Zukunft liegt.«Tatsächlich finden sich kaum Fachleute, die im Efta-Markt einen vollwertigen Ersatz für die Zugehörigkeit zur EWG sehen. Die optimistischsten unter ihnen halten dafür, daß steigende Umsätze mit den Efta-Partnern die drohenden Verluste im EWG-Handel ausgleichen könnten.Der Hoover-Direktor, dessen Staubsauger- und Waschmaschinen-Firma voll Überzeugung auf seiten der zornigen Europäer Englands steht, sieht es so: »Halten können wir unsere heutige Position vielleicht. Aber wir brauchen mehr, wir brauchen Wachstum. Und dazu müssen wir die Tür zu den Sechs offenhalten.«Bei Hoover wird auch eine weitere Folge der englischen Außenseiterrolle sehr deutlich vorausgesehen: »Der Gemeinsame Markt wird die kontinentalen Firmen zu Zusammenschlüssen und damit zu Produktionsgrößen treiben, bei denen wir nicht mehr mithalten können.« So haben beispielsweise die französischen Waschmaschinen-Fabriken Laden, Surmelec und Gallay mit der holländischen Gesellschaft Philips die Errichtung eines gemeinsamen Werks in Amiens beschlossen.Hoovers Exportfreudigkeit ist für England ebenso untypisch wie seine Exporterfolge: Die Firma liefert 85 Prozent aller aus England ausgeführten Waschmaschinen; 17 Prozent ihrer Waschmaschinen und zwölf Prozent ihrer Staubsauger gingen 1960 in EWG -Länder. Auf dem hart umkämpften westdeutschen Markt für Waschmaschinen hat sich die Gesellschaft in der Auseinandersetzung mit solchen Konkurrenten wie AEG und Miele immerhin einen Marktanteil von drei Prozent sichern können, bei Staubsaugern hält sie den gleichen Anteil.Typischer hingegen ist ein anderer Aspekt der Hooverschen Firmenpolitik - die Firmenleitung erwägt seit Jahren, ob die zollpolitische Spaltung von Dauer sein und mithin massive Investitionen innerhalb des Gemeinsamen Marktes rechtfertigen werde.Solche Unsicherheit ist naturgemäß bei Unternehmen, die ins Gebiet der Sechs exportieren, weit verbreitet. Sie hat dazu geführt, daß in vielen Fällen bislang weder das kontinentale Tochterwerk errichtet noch das englische Werk erweitert wurde, und hat somit als Investitionsbremse gewirkt.In anderen Fällen haben sich britische Gesellschaften bereits zum Sprung in die EWG entschlossen. So errichtete etwa die Traktorenfabrik Massey-Harris-Ferguson für 34 Millionen Mark ein Zweigwerk in Frankreich, der Papierkonzern Bowater engagiert sich in Belgien, Italien und Frankreich, die Firma Willmot-Breedon, Englands größterProduzent von Autozubehör, baut ein Werk in der Nähe von Reims für 2000 Beschäftigte. Insgesamt investierten englische Unternehmen von 1958 bis zum Ende des ersten Halbjahres 1960 rund 1,4 Milliarden Mark im Gebiet der EWG.Aber auch diese Folge der Spaltung erfüllt die Verfechter eines Zusammengehens der beiden Blöcke keineswegs mit Genugtuung. Sie heben hervor, daß etwa Massey-Harris wahrscheinlich sein Werk in Coventry vergrößert haben würde statt in Frankreich zu investieren, wenn die Spaltung nicht wäre. Industrielle Kapazität und Arbeitsplätze gehen folglich der britischen Wirtschaft verloren, solange britische Firmen die Zollbarriere zwischen England und dem europäischen Kontinent als unabänderlich ansehen.Wie lange sie das noch tun müssen, ist indes, trotz der in der britischen Wirtschaft tief verwurzelten Scheu vor einer Neuorientierung in Richtung Kontinent, in erster Linie eine Frage der Außenpolitik. Obwohl sich die Regierung in Whitehall keineswegs einem massiven Druck der Produzenten ausgesetzt sieht, ein Arrangement mit den Sechs herbeizuführen, würde sie 1961 auch nicht auf massive Opposition von dieser Seite stoßen, wenn sie ein solches Arrangement herbeiführte. Die hohe Zeit der Blimps ist vorüber.Überdies sind die wirtschaftlichen Anpassungsprobleme, die bei einer Zusammenführung des Vereinigten Königreichs mit den EWG-Staaten zu lösen wären, längst auf traktable Größe reduziert. Es handelt sich im wesentlichen noch darum, für- die wirtschaftlichen Beziehungen Englands zum Commonwealth und- den Schutz der englischen LandwirtschaftSonderregelungen zu finden.Der Handelsaustausch mit dem Commonwealth wird von der ehrwürdigen Einrichtung der Vorzugszolle begünstigt, die England und die früheren Empiregebiete sich gegenseitig für eine Reihe von Waren einräumen. Untersuchungen sowohl der Forschungsabteilung des »Economist« wie der PEP haben indes gezeigt, daß der Wert dieses Präferenz-Systems über Gebühr aufgebauscht worden ist. Angesichts der weltweiten Zollsenkungen der vergangenen Jahre macht es heute nur noch einen Zollvorteil von durchschnittlich vier bis fünf Prozent aus.Zudem neigt das traditionelle Denken in England dazu, sowohl die politische Realität der Commonwealth-Treue als auch die eigene Position in den angestammten überseeischen Märkten zu überschätzen. Die Regierungen der selbständig gewordenen Überseeländer finden ebensowenig etwas dabei, ihre kaum flüggen Industrien durch Protektionszölle vor englischen Einfuhren zu schützen, wie sie sich gescheut haben, große Entwicklungsprojekte und Investitionsgüter da in Auftrag zu geben; wo man ihnen die günstigsten Kredite einräumt. Amerika und die Sowjet-Union spielen dieses Spiel mit stärkeren Trümpfen als das ehemalige Mutterland Großbritannien.So waren es denn nur noch Neuseeland und Kanada, die auf einer Londoner Konferenz der Commonwealth -Finanzminister im September letzten Jahres gegen alle raschen Vereinigungs -Entschlüsse der britischen Regierung zu Felde zogen: Sie sind auf den britischen Markt für den Massenabsatz ihrer Produkte Butter und Zeitungspapier angewiesen. Es ist indes längst zur stehenden englischen Redensart in allen Sechs -Sieben-Gesprächen geworden, daß »die Einigung an der neuseeländischen Butter nicht zu scheitern braucht«.Großbritanniens Landwirtschaft genießt zwar ebenso starken Schutz wie diejenigen der kontinentalen Länder, jedoch nach einer anderen Methode. Sie verkauft ihre Produkte im Wettbewerb mit den Lieferungen der Commonwealth-Länder und folglich zu deren niedrigen Weltmarktpreisen; die Differenz zwischen diesen Preisen und den jährlich neu festgesetzten innerenglischen Schutzpreisen wird vom Staat vergütet.Um das langwierige Verklüngeln dieses Systems mit dem in der EWG vorherrschenden zu vermeiden - dort zahlen die Verbraucher die hohen Protektionspreise, alle Weltmarktprodukte werden an den Grenzen auf dieses Preisniveau hinaufmanipuliert -, liegt der Vorschlag bereits auf dem Tisch, bei einer eventuellen Vereinigung die britische Landwirtschaft vorerst ganz unbehelligt zu lassen.Es sind denn auch im Grunde nicht diese Quiz-Fragen für Experten, ebensowenig wie das Zögern der Industriellen oder die Sentiments der Masse, die Englands Europa-Politik heute bestimmen. Sie temperieren zwar das politische Verhalten des Kabinetts Macmillan, aber jene »inertia« (Trägheit), die der Regierung von den ungeduldigen Anglo-Europäern immer erregter vorgeworfen wird, hat komplexere Ursachen.Eine davon ist die Existenz der Efta. Nach dem Scheitern von Maudlings Bemühungen Ende 1958, zugleich mit dem Aufbau des Gemeinsamen Marktes der Sechs eine europäische Freihandelszone für alle Länder Westeuropas zu schaffen, war die Efta der Sieben als eine Art Trutzbündnis gegründet worden. Die Installierung dieses kuriosen Vereins ungleicher Partner ging im Jahr 1959 in Stockholm so hastig vonstatten, daß kaum Zweifel über seine sehr vorübergehende Zweckbestimmung herrschen konnte: die Sechs mit sanfter Gewalt wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.Inzwischen hat die Efta jedoch ein beachtliches Eigenleben entwickelt. Vor allem zwei der Partner, Schweden und die Schweiz, erweisen sich als veritable Interessenten, denen das Handelsbündnis unter Ausschluß der großen kontinentalen Industriestaaten mehr Vorteil als Schaden bringt.Schweden hat eine Bevölkerung von nur siebeneinhalb Millionen Menschen, es hat seit langem Vollbeschäftigung und, neben der Schweiz, die höchsten Löhne Europas. Mithin ist das Land zwar auf den Export angewiesen, kann sich jedoch, im Gegensatz zu England, mit einem bescheideneren Exportvolumen zufriedengeben - und auf die Konkurrenz der kontinentaleuropäischen Industrien mit ihren geringeren Löhnen freudig verzichten. Die begrenzte Produktion seiner hochspezialisierten Schwer- und Konsumgüterindustrie findet in den Efta-Ländern unschwer Ausgleichmärkte für schrumpfenden Absatz in der EWG.Die Position der Schweiz ist ganz ähnlich, und die beiden Länder dürfen einen weiteren Vorteil aus der Efta -Mitgliedschaft verbuchen: Sie genießen die Segnungen eines für ihre Bedürfnisse ausreichenden Freihandelsgebiets, ohne Souveränitätsrechte an eine supranationale Instanz abtreten zu müssen. Ihre eifrig gehütete Neutralität bleibt makellos.Es waren vorwiegend schwedische und schweizerische Politiker und Industrielle, die im vergangenen Jahr mit ständig wiederholten Äußerungen des Zweifels an der englischen Bündnistreue die britische Regierung dahin brachten, sich immer stärker in der Efta zu engagieren. Der Freihandelsverband hat heute bereits- einen namhaften britischen Staatsbeamten, Frank Figgures, als Generalsekretär,- einen ständigen Rat und- ein Konsultativkomitee.Auf einer inoffiziellen Konferenz von Ministern und Wirtschaftlern der Efta -Länder in London Anfang November letzten Jahres marschierte die gesamte Prominenz der britischen Regierung zum Rütlischwur der Efta-Treue auf, und im regierungsamtlichen »Board of Trade Journal« preisen offizielle Inserate englischen Unternehmern »den Zollvorteil, den (sie) auf den anderen sechs Märkten der Efta über führende europäische Konkurrenten genießen würden«.Das Resultat, wie es unter anderem Andrew Shonfield vom »Observer« schildert: »Zweifellos wächst das Interesse der englischen Produzenten für die Efta, und das mag einen Nettoverlust an Interesse für die EWG bedeuten.« Ein weiteres, bedeutsameres Resultat: England sieht sich heute weniger frei zum Handeln als noch vor einem Jahr. Wenn das Commonwealth-Problem heute zum großen Teil ein Phantom ist, so ist das Efta-Problem sehr real.Die radikalste Lösung des europäischen Handelsstreits wird durch die Bindung Englands an die sechs mißtrauischen Efta-Kleinen sehr erschwert wenn nicht unmöglich gemacht: der Beitritt Englands zur Zollunion der Sechs. London kann nicht mehr für sich allein den Beitritt beschließen, und der gemeinsame Einmarsch aller sieben Freihändler in Professor Hallsteins Super-Europa mit vorgeschriebenem Außenzoll und reglementierter Handelspolitik erscheint mehr als unwahrscheinlich.Umgekehrt würde es wohl selbst den Schweden gerade noch konvenieren, wenn die sechs EWG-Länder geschlossen der Efta beitreten - ein Vorschlag,den in der Bundesrepublik der Hamburger Bankier und Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages Alwin Münchmeyer verficht. Indes, dieses Projekt gleicht allzusehr der glücklosen Freihandelszone des Ministers Maudling - die Sieben würden das freie Bestimmungsrecht über ihre Zölle gegenüber dritten Ländern behalten, während die Sechs sich dieses Rechts im EWG-Vertrag begeben hätten -, um die damals verweigerte Zustimmung Frankreichs diesmal zu erhalten.Die Renitenz De Gaulle-Frankreichs gegenüber dem Maudling-Projekt ist in England, auch in der Minister-Suite des Foreign Office, unvergessen und unverziehen. In jenem Herbst vor zwei Jahren fühlte man in Whitehall und den Kommandostellen der britischen Wirtschaft einen Schock, der noch heute die Londoner Einschätzung de Gaulles entscheidend bestimmt. Die Nachwirkungen dieses Schocks sind vielleicht die tiefste Ursache für die englische »Trägheit« in Europa-Dingen.Eine so heftige Reaktion erklärt sich aus der Auffassung der britischen Regierung, daß ihr die unverzügliche Einrichtung einer Freihandelszone als Ergänzung des Gemeinsamen Marktes von den Sechs bindend zugesagt worden sei.Im Foreign Office weiß man genau zu zitieren, wann und in welcher Form die Sechs ihre nicht honorierte Zusage zur Freihandelszone gegeben haben. Im Mai 1957, als der EWG-Vertrag in Rom gerade unterzeichnet war, billigte der Staatsminister im französischen Außenministerium, Maurice Faure, nach einer Besprechung mit dem britischen Schatzkanzler Thorneycroft ein gemeinsames Kommuniqué, in dem es hieß:»Die Vertreter des Vereinigten Königreichs begrüßten die Unterzeichnung des Vertrages von Rom ... Die französischen Vertreter ihrerseits betonten ihre Unterstützung für einen Zusammenschluß des Vereinigten Königreichsund anderer Länder der OEEC mit der EWG in einer Freihandelszone.«Wenige Tage später teilten Macmillan und Adenauer nach einem Gespräch in Bonn ihre Übereinstimmung mit, »daß es notwendig sei, so bald wie möglich eine Freihandelszone als Ergänzung zum Gemeinsamen Markt zu etablieren«. Solche und ähnliche Verlautbarungen betrachtet das Foreign Office, kaum zu unrecht, als Beweis der Behauptung, die Errichtung des Gemeinsamen Marktes sei mit dem Gentleman's Agreement gekoppelt gewesen, alsbald auch die Freihandelszone zu errichten.Einen zweiten Nasenstüber bekamen die Engländer, als der Exstaatssekretär des Bonner Außenministeriums und Präsident der Brüsseler EWG-Kommission, Professor Walter Hallstein, im Mai vergangenen Jahres seinen Beschleunigungsplan durchsetzte: Statt in zwölf Jahren, soll die EWG nun schon wesentlich früher komplett sein. London sah in dieser Brüskierung das Werk der einflußreichen Gruppe von Kleineuropäern, die in Bonn, Brüssel und Paris für das Wunschbild eines politisch integrierten Kontinents arbeiten. »Diese Minorität«, so meint Arthur Maxwell Stamp, »kann uns auf unbestimmte Zeit von Europa fernhalten.«Seit dem Katzenjammer, der dem Pariser Maudling-Fiasko folgte, hat es keine offiziellen Verhandlungen über einen Brückenschlag zwischen den Sechs und England mehr gegeben. Die Gründe dafür, soweit sie auf englischer Seite liegen, werden im Londoner Außenamt etwa mit der Formel umrissen: »Wir wollen natürlich nicht immerzu in aller Öffentlichkeit mit dem Kopf gegen die Wand rennen.«Ein City-Banker sagt es drastischer: »Unser Beitritt zum Klub der Sechs ist dasselbe, als wenn einer dem Hampstead Golf Club beitreten will. Jedes der Mitglieder hat das Vetorecht. Diese Sache könnte in ein paar Wochen geregelt sein, wenn wir erwünscht wären. Aber für die Franzosen sind wir nicht erwünscht.«Europaminister HeathHinter der ZollmauerEfta-Vertragsunterzeichnung durch Maudling (l.), Heathcoat-Amory*: Wo ist Wachstum?EWG-Beschleuniger HallsteinEnglands Zukunft ...Auto-Lord Rootes... auf dem Markt der Schweiz?Konzernchef Lord Chandos Europa statt Butter?Die ZeitDie Commonwealth-Tante: »Komm, Mac - laß das!«
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"Europa",
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"Schweden",
"Edward Heath"
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Politik
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1961-01-03T13:00:00+01:00
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1961-01-03T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/laesst-england-den-europa-bus-sausen-a-b3f54bda-0002-0001-0000-000043159298?context=issue
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Neue Hackordnung: DVU ordnet sich der NPD unter
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Berlin - Die NPD hat sich bei der Prestigefrage durchgesetzt: Bei der Bundestagswahl 2006 werden DVU-Kandidaten auf der NPD-Liste antreten, sagte der DVU-Vorsitzende Gerhard Frey am Freitag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Die Liste soll den Zusatz NPD/DVU erhalten. Bei der nächsten Europawahl geht es dann umgekehrt: Die NPD-Kandidaten treten auf der DVU-Liste an, die den Zusatz DVU/NPD erhält. Diese Einigung habe auch der NPD-Vorsitzende Udo Voigt bestätigt. Einen Tag vor dem NPD-Parteitag im thüringischen Leinefelde haben die beiden rechtsextremen Parteien damit die Hackordnung für ihr Bündnis bei nationalen Wahlen festgelegt. Die Gründung einer neuen Partei hatten beide Seiten ausgeschlossen. Damit war klar, dass eine der beiden rechtsextremen Parteien der anderen den Vortritt lassen musste. Unklar war bisher, wer freiwillig auf eine eigene Liste bei der Bundestagswahl verzichten würde. Bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr 2005 hingegen wird nach bewährter Manier verfahren: Es wird jeweils nur eine Partei antreten, um sich nicht Konkurrenz zu machen. Die Strategie war bei den jüngsten Wahlen in Sachsen und Brandenburg voll aufgegangen: In beiden Landtagen sind die Rechtsextremen vertreten. Die NPD kam im Freistaat auf neun Prozent, die DVU in Brandenburg auf sechs Prozent der Stimmen. Auf dem NPD-Parteitag am Wochenende wird das Zweckbündnis noch einmal öffentlich untermauert. "DVU-Chef Frey wird gemeinsam mit NPD-Chef Voigt eine Unterschriftenkampagne gegen die Aufnahme der Türkei in die EU vorstellen und auch einiges zur künftigen Zusammenarbeit sagen", hatte NPD-Sprecher Klaus Beier am Donnerstag angekündigt.Die "Eichsfelder Initiative gegen Rechtsextremismus" wird aus Protest gegen den Parteitag eine Mahnwache abhalten. Der Initiative gehören Gewerkschaften, Parteien und die Kirche an.Die NPD will in Leinefelde ihre Parteispitze für militante Neonazis öffnen. Erstmals kandidieren drei einflussreiche Führungsfiguren aus der parteiunabhängigen Neonazi-Szene für den NPD-Bundesvorstand: Thomas Wulff, Thorsten Heise und Ralph Tegethoff. Damit könnten nach Angaben aus Sicherheitsbehörden etwa 170 so genannte "Kameradschaften" mit rund 3000 Aktivisten an die Partei heranrücken. Die NPD hat 5000 Mitglieder. Nach Einschätzung des Parteienforschers Eckhard Jesse übernimmt sich die NPD jedoch mit dem Versuch, die "Kameradschaften" einzubinden und zugleich mit derDVU zu paktieren. Das käme einer "Quadratur des Kreises" gleich, sagte der Politikwissenschaftler aus Chemnitz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).Die Einbindung der "Kameradschaften", die provokativ auf den Nationalsozialismus setzten, stoße nicht nur bei derBriefkastenfirma DVU, sondern auch innerhalb der NPD aufVorbehalte, sagte der Extremismusforscher. "Die Demokratie sollte Gelassenheit an den Tag legen, die NPD hat nicht die geringsten Aussichten, bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden. Ihre Wählerschaft ist wie Flugsand."
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Nachdem sie mit der Zusammenarbeit bei einigen Landtagswahlen gut gefahren sind, werden DVU und NPD auch bei den nationalen Wahlen ihre Stimmen bündeln. Bei der Bundestagswahl treten alle rechtsextremen Kandidaten im Namen der NPD an, bei der Europawahl dann im Namen der DVU.
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Politik
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Deutschland
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2004-10-29T16:11:06+02:00
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2004-10-29T16:11:06+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/neue-hackordnung-dvu-ordnet-sich-der-npd-unter-a-325747.html
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Obtained Under Torture: Slahi's Guantanamo File Full of Dubious Information
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The 12-page document stems from March 2008. Anyone who reads it is left with the impression that the prisoner that the report describes is a major player in international terrorism.According to the first page of the document, which is one ofover 700 Guantanamo detainee assessments obtained by WikiLeaks, the prisoner confessed to being a member of al-Qaida and attending its training camp in Afghanistan. The man, who was given the detainee number US9MR-000760DP, allegedly swore "bayat" (an oath of allegiance) to al-Qaida leader Osama bin Laden and was willing to die as a martyr for bin Laden's cause. He also allegedly stated that his main responsibility had been to recruit volunteers for the terrorist organization in Europe. In addition, the Joint Task Force claims in its assessment that the prisoner ran "the al-Qaida cell in Duisburg, Germany." This important piece of information is stated as fact in the file, without any ifs, ands or buts. However, German investigators were -- and still are -- unaware of the existence of any Duisburg cell. Nor is any such cell mentioned in the files resulting from the extensive investigations conducted after the Sept. 11 attacks. A Decade of TerrorismPrisoner number US9MR-000760DP is a Mauritanian, Mohamedou Ould Slahi, born in Rosso in southwestern Mauritania in 1970. He came to Germany in 1988 on a scholarship with the Carl Duisberg Society. He attended university in the western city of Duisburg, where he earned an engineering degree. After the attacks of Sept. 11, 2001, Slahi was arrested in Mauritania and sent to Jordan, where he was detained for several months. In August 2002, he was transferred to Guantanamo, where he has been incarcerated ever since. Slahi's story is relatively easy to reconstruct. His case exemplifies the years before and after 9/11. His life almost completely documents a decade of terrorism against the West -- as well as the difficulties it faced in finding a suitable response to this terrorism. SPIEGEL already devoted anextensive story to the Slahi case in 2008, when it spoke with his relatives in Mauritania, his attorneys, the military prosecutor to whom his case was assigned and the man who interrogated him at Guantanamo.All of this makes it all the more interesting to compare the previously known facts about the Mauritanian with the memorandum that has now become available, the "detainee assessment" by the Joint Task Force. It doesn't take long to reach the conclusion that the two things have nothing in common. Campaigned for Global JihadThe document from Guantanamo describes a different Slahi, a dangerous and unscrupulous terrorist prepared to do anything. It outlines a career within al-Qaida, a career for which neither German nor international investigators ever found sufficient proof. But the military interrogators at Guantanamo apparently did.A person who is only familiar with the secret dossier on prisoner number US9MR-000760DP is forced to conclude that the detainee must be a key figure in international terrorism, a man with close ties to the top hierarchy of the terrorist organization. According to the dossier, he was not only the head of the "al-Qaida cell" in Duisburg, but also the leader of the cell that once planned to blow up Los Angeles International Airport, a plan referred to in the file as the "Millennium bombing" plot. In addition, the first page of the file states that Slahi recruited three of the Sept. 11 hijackers into al-Qaida. German investigators were always more cautious in their assessment. They say that the statement that Slahi recruited some of the 9/11 attackers is nothing but a myth, and that they have no information of their own to support such a claim. A federal court in the United States, which reviewed the Slahi case last year, also concluded that the prisoner should be released because there was no justification for keeping him at Guantanamo any longer.It is a fact that Slahi campaigned for global jihad. In the 1990s, he preached in dreary backyard mosques in Duisburg and nearby Krefeld. The Office for the Protection of the Constitution, Germany's domestic intelligence agency, opened a file on him at the time. The Mauritanian was suspected of having sent "al-Qaida-related funds" to a man in Sudan through a business account. But the Office for the Protection of the Constitution was never able to confirm this suspicion. Direct Approval from the PentagonA photo taken in his student days in Duisburg shows Slahi as a young man with a narrow face, dark hair and a moustache. But the image on the cover page of his "detainee assessment" looks completely different, showing a much stockier, bald man with a thin, black beard.There are long passages in the document that contain the prisoner's "own account," although the document also notes that these statements are recorded without having been checked for accuracy or reliability. The same caveat should probably be applied to most of the 12 pages in the file.There is not a word in the Guantanamo document about the conditions under which Slahi's extensive statements came about. In fact, only three words, "enhanced interrogation methods," or even one word, "torture," would have been sufficient. It is a verifiable fact that Slahi was tortured at Guantanamo because the approval came directly from the Pentagon. Taken Out to SeaWhen two agents with the BND, Germany's foreign intelligence service, and an agent from the Office for the Protection of the Constitution went to Guantanamo to question Slahi in September 2002, shortly after he was transferred there, they gave up in frustration after 90 minutes. The prisoner, according to their report, said "nothing that we didn't already know."More than half a year later, in May 2003, American intelligence agents also questioned the Mauritanian. They used sleep deprivation and constant exposure to loud noise in an effort to get him to talk. On another occasion, they showed him a letter stating that his mother might be sent to Guantanamo because her son wasn't cooperating sufficiently. Finally, in August 2003, then Defense Secretary Donald Rumsfeld approved the use of enhanced interrogation methods on the recalcitrant detainee, who was refusing to talk. At that point, everyone still believed that Slahi was a key al-Qaida figure. About two weeks after Rumsfeld had approved enhanced interrogation, soldiers blindfolded the prisoner and took him out to sea on a boat so that he would believe that he was about to be executed.Soon afterwards, the Mauritanian capitulated and began to talk -- effusively, in fact. In light of his extensive statements, he was "one of the most valuable sources" at Guantanamo, the March 2008 assessment of Slahi concluded. "He has been highly cooperative," it said, "and continues to provide valuable intelligence."Devastating RulingIn November 2006, Slahi himself wrote: "I yes-ed (sic) every accusation my interrogators made." But there was one charge he apparently continued to deny, namely, that he had recruited and brought to Afghanistan Mohamed Atta and other 9/11 attackers. This suspicion stemmed from a statement made by 9/11 mastermind Ramzi Binalshibh, one of the 14 "high value" detainees in Guantanamo.In addition to Slahi's status as a supposedly "high risk" prisoner, the assessment lists about 20 issues for which the United States hoped Slahi could provide further information.The document does not mention that then-US military prosecutor Stuart Couch resigned from the case because, after reviewing it, he concluded that his country had acted incorrectly. According to Couch, the United States was also obligated to consider evidence that could exonerate the defendant. Almost exactly one year ago, a US federal judge issued an initial verdict on the Slahi case. It is a devastating ruling that declares the previously classified and now published "detainee assessments" and the evidence they contain to be null and void.Germany Is Destination of ChoiceAccording to the judge, the US authorities were apparently unable to prove that Slahi was truly a member of al-Qaida at the time of his capture or that he had supported the terrorist organization in any form. In fact, the judge argued, there was no evidence to support such a claim.The US government filed an appeal against the federal court's decision. Slahi's attorney, Nancy Hollander, continues to demand his immediate release. "After almost 10 years, the government has not been able to meet the minimal burden to detain him that's required under habeas (corpus)," Hollander said in March 2010. "He should be free." Slahi apparently has an answer to the question of where he would go if he were released. He no longer wants to return to Mauritania, the country that handed him over to the Americans. Last year, in one of their rare telephone conversations, he told his brother Yahdih, who lives in Düsseldorf, that Germany would be his destination of choice.The choice makes sense. After all, he has spent more time in Germany than in any other country apart from Mauritania.
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Translated from the German by Christopher Sultan Marcel Rosenbach
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The secret file on detainee Mohamedou Ould Slahi, who lived in Germany for years, exemplifies the failure of the Guantanamo system. His confession to being a member of al-Qaida was obtained under torture, and other evidence in the file is also worthless.
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"WikiLeaks Guantanamo Files",
"Guantanamo",
"Al-Qaida",
"Terrorism"
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International
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World
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2011-04-29T12:25:00+02:00
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2011-04-29T12:25:00+02:00
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https://www.spiegel.de/international/world/obtained-under-torture-slahi-s-guantanamo-file-full-of-dubious-information-a-759729.html
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Paralympics-Gastgeber China: Mission Gold
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Am Mittwoch wird die riesige Olympische Flamme über dem Nationalstadion in Peking erlöschen. Die chinesischen Medien feiern ausführlich den Erfolg des großen Sportfestes: Wie schon bei den Olympischen Spielen im August berichten sie enthusiastisch über das Geschehen in Stadien und Hallen, das staatliche Fernsehen überträgt die Wettkämpfe live. Die Botschaft ist klar. Man will der Welt zeigen, wie gekonnt man die Spiele organisiert hat. Und wie gut man sich um die Behinderten kümmert. "China, wir sind stolz auf dich!" lauteten die Schriftzeichen, die chinesische Zuschauer am Wochenende in der Nationalen Sporthalle während des Basketball-Turniers in die Höhe reckten.Sportlich können sich die Gastgeber wie schon zuvor bei den Wettkämpfen im August freuen: Sie führen am Anfang dieser Woche den Spiegel der 471 Disziplinen mit 179 Medaillen an - davon 76 goldene. Chinas Athleten liegen damit weit vor der Konkurrenz aus Großbritannien (92/41) und den USA (87/30). Die Deutschen rangieren derzeit an neunter Stelle. Der Erfolg der Gastgeber ist von langer Hand geplant: Chinas staatliches Sportsystem funktioniert für die Behinderten ebenso wie für die Gesunden. Die Athleten wurden Jahre vor den Spielen in Sportzentren zusammengezogen, ihr Alltag hieß seither: Training, Training, Training.So übten Chinas Leichtathleten im Sportzentrum für Behinderte in Shanghai sogar bei über 39 Grad im Schatten. "Die Athleten rennen, springen und schwitzen." So beschrieb die amtliche Nachrichtenagentur "Xinhua" im vorigen Jahr das Training. "Es stehen mehrere Bänke und ein Wassereimer zehn Meter von der Laufbahn entfernt. Die Sportler nehmen oft Wasser, aber keiner setzt sich auf die Bank zum Ausruhen." Und die KP-Zeitung der südlichen Provinz Yunnan teilte kurz vor Beginn der Spiele mit: "Die Aufgabe, die sie auf ihren Schultern tragen, ist es, Gold für China bei den Paralympischen Spielen zu gewinnen." Damit sie zum Ruhm des Landes beitragen, macht der chinesische Staat auch seine behinderten Athleten zu Berufssportlern. Andere Länder können da nicht mithalten, auch Deutschland nicht. Dort sind die Sportler vor allem auf private Sponsoren angewiesen. Pl.LandGSBges.1China8970522112Großbr.4229211023USA363528994Ukraine241832745Austral.232927796Südafr.2136307Kanada191021508Russl.182322639Brasilien1614174710Spanien1521225811Deutschl.14252059 Im internationalen Pressezentrum sitzt der deutsche Sprinter Heinrich Popow, ein forscher junger Mann, und sagt: "Jetzt müssen wir mit unseren Leistungen glänzen." Der Computerfachmann gehört zum "Top-Team", zusammen mit rund 50 anderen Sportlern. Seit Ende 2007 zahlten die Allianz-Versicherung und die Telekom ihnen die Hälfte ihres Monatslohns, damit sie sich halbtags auf die Paralympics vorbereiten konnten. Geld fließt auch aus den Töpfen des Bundespräsidenten, des Gesundheits- und Innenministeriums und des Sportverbandes. "Wir verlassen den traditionellen Rahmen, der als Nische definiert war", lobt der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Karl-Hermann Haack, diese Entwicklung. Popow preist wie die meisten Sportler die Bedingungen in Peking: "Im Paralympischen Dorf wurde einem alles abgenommen", schwärmt er. Am Sonntag gewann er im 100-Meter-Lauf die Silbermedaille. Und auch Rugbyspieler Christoph Werner war trotz der Niederlage gegen Neuseeland begeistert: "Die Atmosphäre in der Halle ist super. Zu Hause spielen wir nur vor Freunden und Verwandten, aber hier kommen Tausende von Leuten. Da bekommt man schon eine Gänsehaut."
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Andreas Lorenz
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Chinas Machthaber wollen bei den Paralympischen Spielen erneut beweisen, dass sie Organisationsgenies sind. Und dass sie sich aufopfungsvoll um ihre behinderten Sportler kümmern. Tatsächlich sind auch die deutschen Athleten begeistert.
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"Paralympische Sommerspiele 2008",
"Behindertensport"
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Sport
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default
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2008-09-15T16:36:05+02:00
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2008-09-15T16:36:05+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/paralympics-gastgeber-china-mission-gold-a-578237.html
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US-Justizministerium bestätigt Rekordstrafe gegen JP Morgan
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New York/Washington - Die US-Justiz hat den Rekordvergleich mit der Großbank JP Morgan Chase wegen dubioser Geschäfte mit Immobilienkrediten vor und während der Finanzkrise offiziell bestätigt. Das US-Geldinstitut habe den Deal im Umfang von 13 Milliarden Dollar (9,6 Milliarden Euro) akzeptiert, teilte der Justizminister des Bundesstaats New York, Eric Schneiderman, am Dienstag mit. Der Vergleich beinhaltet den Angaben zufolge Hilfen für überschuldete Hausbesitzer im Umfang von vier Milliarden Dollar sowie Zahlungen an Behörden und Investoren. Im Gegenzug stellt die Justiz mehrere Ermittlungen und Verfahren gegen JP Morgan ein.Dem "Wall Street Journal" zufolge handelt es sich um die größte Zahlungsauflage, die ein US-Unternehmen jemals in einem Zivilverfahren erhalten hat. Die Einigung zwischen JP Morgan und der US-Justiz stellt den 4,5 Milliarden Dollar schweren Vergleich in den Schatten, den der britische Ölkonzern BP wegen der Havarie der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko geschlossen hatte. Die Großbank büßt mit der Milliardenzahlung für die Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit dem Kollaps des US-Immobilienmarktes vor fünf Jahren. Die US-Justiz warf JP Morgan und seinen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise übernommenen Filialen Bear Stearns und Washington Mutual vor, faule Hauskredite an Investoren weiterverkauft zu haben, ohne die Risiken offenzulegen.
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sun/AFP
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Nun ist es offiziell: Das US-Justizministerium hat die Rekordstrafe gegen JP Morgan bestätigt. Die US-Bank muss wegen windiger Hypothekengeschäfte 13 Milliarden Dollar zahlen - im Gegenzug stellt die Justiz das Verfahren gegen sie ein.
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"JPMorgan",
"Banken",
"Finanzkrise ab 2007"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2013-11-19T21:53:00+01:00
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2013-11-19T21:53:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/us-justizministerium-bestaetigt-rekordstrafe-gegen-jp-morgan-a-934555.html
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»Dann schließen wir die Oper«
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Reisch, 42, ist seit drei Jahren Kulturdezernentin im rot-grün regierten Frankfurt am Main. Sie ist SPD-Mitglied. SPIEGEL: Der Direktor des Architekturmuseums, der Italiener Vittorio Magnago Lampugnani, wird Professor in Zürich. Schon wieder verliert die Frankfurter Kulturwelt - nach Kunsthallenchef Christoph Vitali - einen erfolgreichen Mann. REISCH: Das ist noch nicht entschieden. Ich werde alles tun, um Lampugnani in Frankfurt zu halten. SPIEGEL: Lampugnani beklagt die bürokratischen Prozeduren, die seine Arbeit behindern - etwa wenn er Sponsoren ansprechen möchte. Außerdem wurde der Etat seines Museums um 20 Prozent gekürzt. Können Sie das wirklich ändern? REISCH: Eine Vereinfachung der Verwaltung ist dringend notwendig; dazu sind Gespräche im Magistrat und mit den Gremien im Gange. SPIEGEL: Die rot-grüne Koalition hat soeben den Kulturhaushalt von 425 Millionen Mark um 13 Millionen erleichtert; 1994 sollen Sie weitere 50 Millionen einsparen. Frankfurter Würstchen statt Frankfurter Hochglanz? REISCH: Wenn ich nächstes Jahr 50 Millionen sparen muß, ist der disponible Teil des Haushalts - also der Teil, mit dem Kunst gemacht wird - so gut wie weg; dann können wir Oper, Theater und Ballett schließen und den Tod der einst ruhmreichen Frankfurter Kulturpolitik bekanntgeben. SPIEGEL: Auch den Amtsverzicht von Linda Reisch? REISCH: Ich werde für eine vielleicht karge, aber lebendige Frankfurter Kultur kämpfen. Das heißt, das Sparziel 50 Millionen für 1994 muß vom Tisch. SPIEGEL: Aber der Kämmerer droht Ihnen, mit Nägelschneiden sei es künftig nicht mehr getan. REISCH: Kleine Korrekturen reichen nicht, das weiß ich auch. SPIEGEL: Werden Sie also nach Vitalis Weggang die Stelle des Kunsthallenchefs streichen? REISCH: Nein, Vitali braucht einen adäquaten Nachfolger. Ich habe Veit Loers vom Kasseler Fridericianum vorgeschlagen. SPIEGEL: Das Städelsche Kunstinstitut ist schon lange kopflos. REISCH: Wir verhandeln mit Armin Zweite, dem Chef der Landesgalerie in Düsseldorf, und warten auf das Votum der privaten Städel-Administration. SPIEGEL: Auch Kasper König, der Rektor der Städel-Kunsthochschule, strebt fort - zur nächsten »documenta«. REISCH: Falls er »documenta«-Leiter wird, können wir ihn beurlauben. Danach kehrt er zurück. SPIEGEL: Prinzip Hoffnung. Aber nach Hilmar Hoffmanns Fortgang kommen aus Frankfurt fast nur noch kulturpolitische Hiobsbotschaften. Warum ist die SPD eigentlich so kulturfeindlich geworden? REISCH: Den jüngsten Generalangriff auf den Kulturetat haben vor allem die Grünen geführt. Die SPD muß zwar auch sparen, aber sie ist guten Argumenten immer noch zugänglich - so hoffe ich zumindest.
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[
"SPD"
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Kultur
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1993-05-09T13:00:00+02:00
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1993-05-09T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/dann-schliessen-wir-die-oper-a-a6655d4e-0002-0001-0000-000013681491?context=issue
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Uran-Streit: Iran will Touristen in Atomanlagen lassen
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Teheran - Das staatliche iranische Fernsehen berichtete heute, auf diese Weise wolle Mahmud Ahmadindeschad beweisen, dass das Atomprogramm friedlichen Zwecken und ausschließlich der Energiegewinnung diene. "Ausländische Touristen können die iranischen Atomanlagen besichtigen", hieß es in der Erklärung. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt. Einen Tag zuvor hatte das iranische Parlament einen Gesetzentwurf debattiert, nach dem allen US-Bürgern bei der Einreise die Fingerabdrücke abgenommen werden sollen.Die USA haben unterdessen die europäischen Vermittler aufgefordert, nur noch bis zum Ende dieser Woche mit Iran zu verhandeln. "An einem bestimmten Punkt muss ein Schlussstrich gezogen werde. Die Antwort Irans sollte am Ende der Woche da sein", sagte US-Vizeaußenminister Nicolas Burns am Dienstag (Ortszeit) in Washington. Trotz der Drohung mit Sanktionen ist Teheran bisher nicht bereit, auf die Anreicherung von Uran zu verzichten. Gespräche zwischen dem als Verhandlungsführer eingesetzten EU-Außenbeauftragten Javier Solana und dem iranischen Atom-Unterhändler Ali Laridschani über einen Kompromiss blieben bisher erfolglos. Solana führt die Verhandlungen im Namen der fünf Uno-Sicherheitsratsmitglieder und Deutschlands mit Teheran. Auch er hatte am Montag davor gewarnt, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Die Zeit für Gespräche über das iranische Atomprogramm sei nicht unbegrenzt. Iran hatte am 31. August ein Uno-Ultimatum zum Stopp der Anreicherung verstreichen lassen. Auch auf ein von den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats und Deutschland vorgelegtes Anreizpaket ist das Land nicht eingegangen. Hochangereichertes Uran kann auch für den Bau von Atomwaffen verwenden werden. Zahlreiche westliche Staaten beschuldigen die Regierung in Teheran, heimlich an dem Bau einer Atomwaffe zu arbeiten. hen/AP/AFP
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Es ist eine neue Provokation von Mahmud Ahmadinedschad im Streit um das iranische Uranprogramm: Auf Anweisung des iranischen Präsidenten will das Land seine Atomanlagen für ausländische Touristen öffnen.
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"Irankonflikt"
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Ausland
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2006-10-04T11:38:14+02:00
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2006-10-04T11:38:14+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/uran-streit-iran-will-touristen-in-atomanlagen-lassen-a-440633.html
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Meinung: Donald Trump zur Federal Reserve: Gefährliches Spiel mit dem Vertrauen
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In wenigen Wochen ist es genau zehn Jahre her, dass die Weltwirtschaft in den Abgrund zu stürzen drohte: Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 hatte schwerwiegende Folgen - doch verglichen mit dem, was möglich gewesen wäre, haben wir alle diese Finanzkrise noch recht glimpflich überstanden. Und das lag vor allem an den Notenbankern. Angeführt von der amerikanischen Federal Reserve (Fed) fluteten sie die völlig ausgetrockneten Finanzmärkte mit Geld - und verhinderten so eine jahrelange wirtschaftliche Depression.Damals zeigte sich deutlich, wer die wichtigsten Akteure in der Finanz- und Wirtschaftswelt sind: nicht kluge Staatenlenker oder findige Finanzminister, nein, die Notenbanker. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass gute Leute an der Spitze dieser Institutionen stehen - und noch wichtiger, dass die Politik ihnen besser nicht reinredet. Für jemanden wie Donald Trump, der sich selbst immer für den Wichtigsten hält, ist so etwas schwer zu akzeptieren. Und so überrascht es wenig, wenn er sich jetzt auch die Notenbank Fed vornimmt, und deren aktuellen Zinserhöhungskurs kritisiert. "Ich bin nicht davon begeistert, dass er die Zinsen erhöht. Nein, ich bin nicht begeistert", sagte Trump in einem Reuters-Interview mit Blick auf Fed-Chef Jerome Powell. Den hatte Trump selbst erst im vergangenen Jahr für die Notenbank-Spitze nominiert. "Er wird die Führungsstärke zeigen, die wir brauchen", hatte Trump damals noch gejubelt. Nun ist die Begeisterung offenbar abgekühlt. Will Trump nur den Dollar schwächen?Sechs Mal hat die Fed in den vergangenen 20 Monaten den Leitzins erhöht, zuletzt im Juni auf bis zu zwei Prozent. Ökonomisch gesehen ist das durchaus angebracht: Die US-Wirtschaft brummt, am Arbeitsmarkt herrscht praktisch Vollbeschäftigung, und die Inflationsrate ist zuletzt auf fast drei Prozent gestiegen. Da ist es absolut richtig, Kredite zu verteuern und damit den Schwung der Wirtschaft ein klein wenig zu bremsen. Sonst droht eine Überhitzung. Trump scheint das allerdings anders zu sehen. Die Fed solle sich zurückhalten und ihm "etwas helfen", fordert er - und man weiß mal wieder nicht genau, ob er das wirklich ernst meint. Will er die Konjunktur wirklich noch weiter anheizen? Oder möchte er mit seinen Worten nur den Wechselkurs des Dollar ein bisschen drücken? Schließlich könnte ein schwächerer Dollar-Kurs der US-Wirtschaft dabei helfen, das riesige Handelsbilanzdefizit etwas zu schmälern. Und das scheint wirtschaftspolitisch ja Trumps Hauptanliegen zu sein. Die Kritik an der Fed wäre dann nur so etwas wie eine flankierende Maßnahme in Trumps Handelskrieg. Egal was letztlich dahintersteckt: Trump spielt mit dem Feuer, wenn er den Eindruck erweckt, die Unabhängigkeit der Notenbank infrage zu stellen. Mit seinen Handelskriegen und seiner unberechenbaren Art hat Trump ohnehin schon bei vielen Investoren Zweifel geweckt. Dass sie trotzdem noch fast alle auf die US-Wirtschaft setzen, dürfte vor allem daran liegen, dass sie auf die Fed vertrauen. Die Notenbank wird es im Zweifel schon richten. Diesen unerschütterlichen Glauben setzt Trump aufs Spiel, wenn er weiter zündelt. Negativbeispiel ErdoganWohin es führt, wenn ein Präsident die Glaubwürdigkeit der eigenen Notenbank beschädigt, lässt sich derzeit in der Türkei beobachten. Dort hat Präsident Recep Tayyip Erdogan die Unabhängigkeit der Zentralbank beschnitten - mit fatalen Folgen für die Wirtschaft: Die Investoren verlieren das Vertrauen, die Währung verliert drastisch an Wert, und die Inflation ist kaum mehr unter Kontrolle zu halten. Der Übergriff auf die Notenbank war der wohl schwerwiegendste wirtschaftspolitische Fehler in Erdogans Amtszeit. Und das Problem daran ist: Man kann diesen Fehler nicht einfach wiedergutmachen. Ist der Punkt einmal überschritten, an dem die Investoren das Vertrauen in die Notenbank verlieren, gibt es kaum ein Zurück. Die Kräfte des Marktes sind entfesselt - und sie bewegen sich gern in eine Richtung. So weit ist es in den USA noch lange nicht. Und um die Glaubwürdigkeit der Fed ernsthaft zu beschädigen, bräuchte es auch mehr, als ein paar Meckereien des US-Präsidenten. Dafür ist die Notenbank einfach zu mächtig. Dennoch sollte Trump vorsichtig sein. Denn die Notenbank eignet sich ebenso wenig als Spielwiese für seine vulgär-wirtschaftliche Deal-Denke wie die internationalen Handelsbeziehungen. Auf beiden Feldern gibt es unglaublich viel zu zerstören, was über Jahrzehnte gewachsen ist - und was sich auch nicht mal eben wieder reparieren ließe.
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Stefan Kaiser
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Donald Trump kritisiert die US-Notenbank für ihre Zinserhöhungen - und unterschätzt, wie wichtig unabhängige Währungshüter sind. Es kann schlimm enden, wenn man ihre Glaubwürdigkeit beschädigt.
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"Meinung",
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Wirtschaft
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Soziales
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2018-08-21T13:59:00+02:00
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2018-08-21T13:59:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/donald-trump-zur-federal-reserve-gefaehrliches-spiel-mit-dem-vertrauen-a-1224198.html
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Billige Briten
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Der »Jäger 90« sorgt für Zwist zwischen Deutschland und Großbritannien. Bei einem Bonn-Besuch verlangte Londons neuer Rüstungsstaatssekretär James Arbuthnot, der Konzern British Aerospace solle die bisher mit der Daimler-Benz Aerospace (Dasa) geteilte Führung des Milliardenprojekts allein übernehmen. Deutschland möge zudem seinen Arbeitsanteil von 30 auf 23 Prozent verringern. Begründung: Statt geplanter 250 der nun »Eurofighter 2000« genannten Flieger wolle Bonn nur noch 140 ordern; außerdem benötige die konservative Regierung in London deutsche Unterstützung beim Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Forderung hat für Bonn Vorteile: Nach internen Berechnungen des Verteidigungsministeriums würde Bonn allein bei der Vorbereitung der Serienproduktion (deutscher Kostenanteil: gut 4 Milliarden Mark) rund 1,4 Milliarden Mark einsparen. Jedes einzelne Flugzeug - Schätzpreis weit über 100 Millionen - könnte wegen der in Großbritannien niedrigeren Herstellungspreise um mindestens 5 Millionen Mark billiger werden. Dennoch lehnte Verteidigungsstaatssekretär Jörg Schönbohm ab. Das Wehrressort will lieber deutsche Arbeitsplätze indirekt subventionieren, als weitere Job-Verluste bei der ohnehin schrumpfenden Dasa zu riskieren.
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"Bonn"
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Politik
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1995-08-20T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/billige-briten-a-ab939b11-0002-0001-0000-000009207374?context=issue
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Grüne: Fischer soll die Wähler einfangen
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Berlin - Der Parteirat hat bei einerGegenstimme eine entsprechende Beschlussvorlage der Parteispitzegebilligt. Fischer wird eine Wahlmannschaft vonweiteren sechs Personen anführen. Dazu gehören dieBundesminister für Agrar und Umwelt, Renate Künast und JürgenTrittin, sowie die Doppelspitzen von Partei undBundestagsfraktion mit Claudia Roth, Fritz Kuhn, Kerstin Müller und Rezzo Schlauch. Einem Parteitagsvotum wird sich Fischer nicht stellen müssen. "Wir wollen es gemeinsam machen als Team", kündigte Fischer an. Die Grünenwollten "einen Wahlkampf führen, der inhaltlich zuspitzt und dieAlternativen klar macht".Die Gegenstimme stammte laut Parteikreisenvon der Thüringer Landesvorsitzenden Astrid Rothe. Vor der Sitzunghatte Rothe ihre Meinung bekräftigt, es sei "falsch, einenPersonenwahlkampf zu führen, der künstlich konstruiert ist". DerBerliner Landesverband der Grünen hatte am Wochenende verlangt, dieWahlkampfmannschaft mit solle mit einer Doppelspitze aus Fischer undVerbraucherschutzministerin Renate Künast antreten. Fischer war bereits im Bundestagswahlkampf 1998 als Zugpferdder Grünen angetreten. Eine förmliche Spitzenkandidatur hat esbei den Grünen bisher wegen früherer Bedenken gegen einePersonalisierung von Wahlkämpfen jedoch nicht gegeben. Von derWahl Fischers erhofft sich die Grünen-Führungsriege, dass diePartei von der hohen Popularität des Ministers in Umfragenstärker als bisher profitiert.
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Der Starke ist am mächtigsten allein. Das Wort Schillers haben sich die Grünen auf die Fahnen geschrieben. Der Parteirat von Bündnis 90/Die Grünen hat entschieden, mit Außenminister Joschka Fischer erstmals mit nur einem Spitzenkandidaten in den Bundestagswahlkampf zu ziehen.
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"Bundestagswahl 2002"
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Politik
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Deutschland
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2002-01-21T12:13:54+01:00
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2002-01-21T12:13:54+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/gruene-fischer-soll-die-waehler-einfangen-a-178217.html
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Vukanausbruch auf Hawaii: Lava aus Kilauea erreicht Pahoa
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Ein heißer Lavastrom vom Vulkan Kilauea hat die ersten Häuser der kleinen Ortschaft Pahoa auf Hawaii erreicht. Die Lava ist etwa tausend Grad Celsius heiß - und damit heiß genug, um Straßen und Häuser einzuäschern. Die Anwohner von etwa 50 Häusern wurden evakuiert, viele verließen ihr Zuhause jedoch nur widerwillig. "Die Leute haben ihre gesamten Ersparnisse in diese Häuser gesteckt", sagte Mike Metcalf, dessen Autowerkstatt vom Lavastrom bedroht ist. Viele seien nicht versichert. Eine leere Scheune wurde von der Lava am frühen Morgen niedergebrannt, als Nächstes dürfte es ein zweistöckiges Wohnhaus treffen. Die Hauptstraße des Ortes ist nur noch weniger als 500 Meter von der brodelnden Lava entfernt. "Ganze Familien sind in diesen Häusern aufgewachsen. Das ist sehr schwer für sie zu ertragen", sagte Hawaiis Zivilschutzvertreter Darryl Oliveira. Wenn es das für die Bewohner einfacher mache, könnten sie auch zusehen, wie ihre Häuser langsam von der Lava verschluckt würden. Die Behörden hatten das Gebiet erst weitläufig abgesperrt, doch Anwohner protestierten: "Die Leute wollen sehen, was sie zerstört", sagte Werkstattbesitzer Metcalf. Findige Geschäftsleute bieten bereits Helikoptertouren über die Gegend an. Die Nachfrage ist hoch. Der Lavastrom bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von zwei bis 18 Metern pro Stunde. Er begann schon im Juni, seit dem Wochenende hat er sich beschleunigt. Ein Friedhof des Ortes ist bereits unter einer dicken Gesteinsdecke verschwunden. Bedroht sind außer den Wohnhäusern auch mehrere Schulen. Eine Grundschule wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Der mehr als 1200 hohe Kilauea ist einer der aktivsten Vulkane der Erde. Seit den Achtzigerjahren werden regelmäßig Ausbrüche verzeichnet. Lava ist der Baustoff Hawaiis - die Inseln bestehen aus Vulkangestein. Schon die ersten Siedler wurden vermutlich mit heftigen Ausbrüchen empfangen, glauben Geologen.
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vet/dpa/Reuters
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Ein tausend Grad heißer Lavastrom hat den Ort Pahoa auf Hawaii erreicht. Anwohner buchen Helikoptertouren, um die Zerstörung ihrer Wohnhäuser mitanzusehen.
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"Vulkane",
"Hawaii",
"Geologie"
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Wissenschaft
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Natur
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2014-10-29T04:59:00+01:00
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2014-10-29T04:59:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/vukanausbruch-auf-hawaii-lava-aus-kilauea-erreicht-pahoa-a-999839.html
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Syrien und Libanon: Schneesturm bedroht Flüchtlinge
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Aus Verzweiflung verbrennen die Betroffenen alte Kleidung, Plastik oder Schafkot: Wegen eines Wintereinbruchs hat sich die Situation nicht nur von Flüchtlingen im Norden Syriens, dem Libanon und Jordanien drastisch verschlimmert.Angesichts von Eis und Schneestürmen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h seien die Menschen noch stärker bedroht als ohnehin, warnte die Hilfsorganisation Care. Kinder würden »in Flip-Flops und zerrissenen Hemden in lebensbedrohlicher Kälte herumlaufen«, sagte Jolien Veldwijk, Syrien-Direktorin von Care. Es würden Rekordtemperaturen von minus 14 Grad Celsius erwartet. Der Schneesturm begann am Dienstag und soll Meteorologen zufolge am Donnerstag seinen Höhepunkt erreichen. Es gibt zu wenig Diesel für Generatoren, und häufige Stromausfälle machen Elektroheizer nutzlos. In einem Flüchtlingslager in Afrin in Nordsyrien habe der Schneefall Straßen blockiert und Zelte beschädigt, schrieb der stellvertretende Uno-Nothilfekoordinator Mark Cutts bei Twitter. Dazu veröffentlichte er Aufnahmen von Zelten unter einer dicken Schneedecke. Die Menschen in Afrin und Asas seien von der Versorgung abgeschnitten. Die Hilfsorganisation Weißhelme zeigte das Video eines Baggers, der nachts eine verschneite Straße räumt. Nach mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg in Syrien wurden 6,7 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben – die höchste Zahl weltweit. Etwa dieselbe Zahl an Geflüchteten lebt in den Nachbarländern Jordanien, Libanon und der Türkei, meist in Zelten, Rohbauten oder Schuppen.Allein im Libanon mit seinen sechs Millionen Einwohnern leben derzeit rund 1,5 Millionen Geflüchtete aus Syrien. Fast alle leiden laut den Vereinten Nationen unter extremer Armut. Angesichts rapide steigender Preise sind auch für viele Libanesen Dinge des täglichen Lebens wie Energie, Benzin oder Lebensmittel zunehmend unerschwinglich.
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ulz/dpa/AP
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Eisige Temperaturen, dazu tagelang Schneesturm: Winterwetter verschärft das Leiden Tausender Flüchtlinge in Syrien und im Libanon. Helfer vor Ort sprechen von einer lebensbedrohlichen Situation.
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"Bürgerkrieg in Syrien",
"Flüchtlinge",
"Syrien",
"Libanon"
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Ausland
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2022-01-19T14:22:00+01:00
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2022-01-19T14:22:00+01:00
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https://www.spiegel.de/ausland/syrien-und-libanon-schneesturm-bedroht-fluechtlinge-a-b8e4a12f-84fa-4ced-b2f3-a04be0d2215d
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Miss Universe: Trost für Schönheitskönigin aus Kolumbien
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Es war ein peinlicher Versprecher im entscheidenden Moment. Beim Miss-Universe-Wettbewerb in Las Vegas verwechselte der Moderator die Namen zweier Teilnehmerinnen - und krönte zunächst die Falsche zur Siegerin. Steve Harvey erklärte Miss Kolumbien zur Gewinnerin. Eigentlich war jedoch Miss Philippinen Erste geworden. Nach der Verwechselung sprach Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos der Kandidatin Trost zu: "Für uns wirst du immer Miss Universe sein." Unmittelbar nach Bekanntgabe der vermeintlichen Gewinnerin hatte Santos der 21-Jährigen schon zum Titel gratulieren lassen. Via Twitter wurde er mit den Worten zitiert: "Kolumbianerinnen sind die Schönsten der Welt."Mit Krönchen und Schärpe in der Hand hatte Gutiérrez in einer champagnerfarbenen Paillettenrobe zwei Minuten lang in die Kameras gelächelt und mit Freudentränen in den Augen eine gelb-blau-rote Mini-Flagge ihres Heimatlandes geschwenkt. "Ich muss mich entschuldigen", rief Harvey dann jedoch zerknirscht ins Mikrofon. Er habe die Karten falsch gelesen. "Miss Universe 2015 kommt von den Philippinen", sagte der Moderator.Im Video: Verwechslung bei Miss-Universe-Wahl Kurzerhand musste Vorjahresgewinnern Paulina Vega - ebenfalls aus Kolumbien - ihrer Landsmännin die Krone wieder vom Haupt nehmen. Nun durfte eine andere mit Schärpe und Kopfschmuck winken: Pia Alonzo Wurtzbach, 26 Jahre alt. Ihre Mutter ist Philippinerin, der Vater stammt aus Stuttgart. Dort wurde die aktuelle Miss Universe auch geboren. Die Familie wanderte kurz darauf nach Cagayan de Oro auf den Philippinen aus."Es tut mir sehr leid, ich habe ihr die Krone nicht weggenommen, und ich wünsche ihr alles Gute bei allem, was sie nach dem Wettbewerb machen will", sagte Alonzo Wurtzbach über die Zwei-Minuten-Miss-Universe Gutiérrez.Moderator Harvey schrieb auf Twitter: "Ich möchte mich von ganzem Herzen bei Miss Kolumbien und Miss Philippinen für meinen ungeheuren Fehler entschuldigen. ich fühle mich schrecklich." Die neue Nummer Gutiérrez zwei war zeitweise sichtlich um Fassung bemüht, bewahrte aber Haltung: "Ich bin froh über alles, was ich erreicht habe."
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wit/dpa/AFP
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Zwei Minuten lang durfte sich Ariadna Gutiérrez als Miss Universe fühlen. Dann merkte der Moderator, dass er die Falsche zur Schönheitskönigin gekürt hatte. Trost bekommt die Unterlegene nun sogar vom Präsidenten Kolumbiens.
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"Schönheitswettbewerbe",
"Las Vegas",
"Mode"
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Panorama
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2015-12-21T14:53:00+01:00
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2015-12-21T14:53:00+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/miss-universe-trost-fuer-schoenheitskoenigin-aus-kolumbien-a-1068941.html
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Eishockey: Dieses Team will in Peking wieder um eine Medaille kämpfen
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Mit zehn Silbermedaillengewinnern von 2018 geht die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Peking (4. bis 20. Februar) auf Medaillenjagd. Torhüter Danny aus den Birken, die Verteidiger Jonas und Moritz Müller sowie die Stürmer Yasin Ehliz, Patrick Hager, Dominik Kahun, Marcel Noebels, Matthias Plachta, Leo Pföderl und David Wolf gehören wie schon in Pyeongchang zum 25-köpfigen Aufgebot, das Bundestrainer Toni Söderholm am Dienstag bekannt gab. Vor vier Jahren hatte sich das deutsche Team mit jedem Spiel mehr ins Turnier gekämpft und in der Heimat für Begeisterung gesorgt. Nach holprigen Gruppenspielen folgten in der K.-o.-Phase Siege gegen die Schweiz, Schweden und im Halbfinale gegen Kanada. Erst im Finale musste sich die DEB-Auswahl Russland geschlagen geben.Draisaitl wird fehlenDen Stamm für Peking bildet die Mannschaft, die im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in Lettland ins Halbfinale vorstieß. Söderholm setzt auf 19 WM-Spieler von Riga. Verzichten muss der Finne nach der Absage der nordamerikanischen Profiliga NHL unter anderem auf die Stars Leon Draisaitl, Tim Stützle, Moritz Seider und Philipp Grubauer. Doch mit diesem Problem kämpfen auch andere Teams, insbesondere die deutschen Gruppengegner Kanada und USA. Die Vorrunde in Peking beginnt am 10. Februar mit dem Spiel gegen Kanada. Neben den USA geht es in der Gruppenphase noch gegen Gastgeber China. Die Sieger der drei Gruppen und der beste Gruppenzweite erreichen direkt das Viertelfinale, die anderen acht Teams spielen die übrigen Viertelfinalisten in einer Art Zwischenrunde in vier Spielen aus.Schon 2018 in Peyongchang hatten die NHL-Profis gefehlt, was einerseits den sportlichen Wert des Turniers schmälerte, andererseits aber den Siegeszug für das Team des damaligen Bundestrainers Marco Sturm möglich machte. Auf einen ähnlichen Effekt hofft nun auch Söderholm. Das Olympia-Aufgebot des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB):Torhüter: Danny aus den Birken (Red Bull München), Felix Brückmann (Adler Mannheim), Mathias Niederberger (Eisbären Berlin)Verteidiger: Konrad Abeltshauser (Red Bull München), Dominik Bittner (Grizzlys Wolfsburg), Marcel Brandt (Straubing Tigers), Korbinian Holzer (Adler Mannheim), Jonas Müller (Eisbären Berlin), Moritz Müller (Kölner Haie), Marco Nowak (Düsseldorfer EG), Fabio Wagner (ERC Ingolstadt)Stürmer: Lean Bergmann, Nicolas Krämmer, Matthias Plachta, David Wolf (alle Adler Mannheim), Yasin Ehliz, Patrik Hager, Frederik Tiffels (alle Red Bull München), Dominik Kahun (SC Bern), Tom Kühnhackl, Stefan Loibl (beide Skelleftea AIK), Marcel Noebels, Leonhard Pföderl (beide Eisbären Berlin), Daniel Pietta (ERC Ingolstadt), Tobias Rieder (Växjö Lakers)
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krä/sid
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Aus deutscher Sicht gehörte die Silbermedaille des Eishockeyteams vor vier Jahren zu den Olympia-Höhepunkten. Ohne NHL-Spieler rechnet sich die DEB-Auswahl wieder etwas aus. Nun steht der Kader fest.
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"Olympische Winterspiele 2022",
"Eishockey"
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Sport
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Olympia
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2022-01-25T11:47:00+01:00
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2022-01-25T11:47:00+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/olympia/eishockey-bundestrainer-toni-soederholm-stellt-seine-olympia-mannschaft-vor-a-1c65b003-3184-4812-acf8-8ca2f1612405
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Torhüterstreit: Bierhoff weist Bayern-Kritik am DFB zurück: "Habe dafür kein Verständnis"
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DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat die Kritik der Bayern-Führung um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge am Umgang mit Torwart Manuel Neuer durch die Führung der deutschen Fußballnationalmannschaft zurückgewiesen. "Die Vorwürfe überraschen mich, und ich habe dafür auch kein Verständnis", sagte Bierhoff. Der 51-Jährige sieht auch keine Veranlassung, dass Joachim Löw im aktuellen Torhüterdisput die Rangfolge zwischen dem 33 Jahre alten Kapitän Neuer und Marc-André ter Stegen (27) vom FC Barcelona neu darlegen müsse. "Der Bundestrainer hat schon Ende letzten Jahres gesagt, dass er bis zur EM auf Manu baut, wenn nichts Außergewöhnliches passiert. Ich weiß nicht, ob man das ständig wiederholen muss, zumal Manus gerade zuletzt gezeigten Leistungen doch absolut für ihn sprechen", sagte Bierhoff: "Und gleichzeitig sehen die Trainer auch die herausragenden Leistungen von Marc-André ter Stegen, der seine Einsätze bekommen wird." Ein Konfliktpotenzial für die Nationalelf befürchtet Bierhoff nicht: "Nein, beide sind menschlich wie fußballerisch absolute Bereicherungen unseres Teams", sagte er.Dankbarkeit allein sei kein ausschlaggebendes KriteriumDen Vorwurf fehlender Unterstützung für Neuer aus München wies der DFB-Direktor zurück: "Auf höchstem Level geht es in erster Linie um Leistung, da reicht Dankbarkeit allein als ausschlaggebendes Kriterium für eine Berufung in die Nationalmannschaft sicher nicht aus. Aber gerade Jogi Löw bringt den Spielern immer wieder höchste Wertschätzung entgegen, dafür wurde er ja auch schon kritisiert. Da hieß es dann, er halte zu lange an verdienten Spielern fest." Speziell bei Neuer "sollte man nicht vergessen, dass Jogi vor der WM in Russland bis zur letzten Sekunde auf Manu gewartet hat, der zuvor monatelang ausgefallen war. Er war entgegen einiger kritischer Stimmen die Nummer eins in Russland, ist nach dem eingeleiteten Umbruch unser Kapitän, hat in den zwölf Länderspielen seit der WM zehnmal komplett durchgespielt. Das sind doch eindeutige und ganz entscheidende Statements der Trainer."
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mey/dpa
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DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat auf den Angriff von Uli Hoeneß im Torhüterstreit mit Unverständnis reagiert. Er empfiehlt den Bayern, sich im Zwist Manuel Neuer gegen Marc-André ter Stegen die Fakten anzuschauen.
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"DFB",
"Marc-André ter Stegen",
"Manuel Neuer",
"FC Bayern München",
"Oliver Bierhoff",
"Uli Hoeneß"
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Sport
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Fußball-News
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2019-09-19T14:42:00+02:00
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2019-09-19T16:48:00+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/oliver-bierhoff-weist-kritik-des-fc-bayern-im-torhueterstreit-zurueck-a-1287631.html
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Hang zur Brutalität
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Walter Elias Disney war ein hochdekorierter Mann: Als er 1966 im Alter von 65 Jahren starb, hinterließ er eine Kollektion von acht Doktorhüten, 39 »Oscars«, vier Fernseh"Emmys«, einer amerikanischen Freiheitsmedaille, einem französischen Bändchen der Ehrenlegion, einem deutschen Bundesverdienstkreuz, einem mexikanischen Orden vom Aztekischen Adler sowie 900 weiteren Auszeichnungen für kulturelle, pädagogische und humane Grolltaten. Im selben Jahr verbuchte das Disney-Imperium erstmals einen Umsatz von 464 Millionen und Nettoeinnahmen von 50 Millionen Mark. Im selben Jahr durchwanderten 6,7 Millionen Besucher »Disneyland«; sahen 240 Millionen Menschen in aller Welt einen Disney-Film; genossen 100 Millionen Disneys Kunst im Fernsehen; hörten 50 Millionen Disney-Hits; lasen 800 Millionen ein Disney-Buch oder -Heft; konsumierten 150 Millionen Disneys Comic strips. Denn Disney, »erfolgreichster Mythenfabrikant, -Verpacker und -Lieferant aller Zeiten« ("Newsweek"), bot nun einmal ein unerreichtes Gemisch von Vergnüglichkeit und Optimismus, Verspieltheit und Sentimentalität, seit er 1928 seine Mickey Mouse auf Amerika und die restliche Menschheit losgelassen hatte. Was immer er seither mit seinen Disney Productlons auch produzierte, ob Minnie Mouse, Pluto, Goofy, Donald Duck, Dumbo, Bongo oder die »Three Little Pigs«, ob Peter Pan, Cinderella oder Pinocchio, Tom Sawyer oder Mary Poppins -- es entsprach immer dem Bekenntnis, das er einst von sich gab: »Ich glaube«, sprach Disney, »daß die meisten Menschen lieber lächeln möchten statt sich künstlich deprimieren zu lassen.« Anderthalb Jahre nach Disneys Tod in Hollywood kommt nun ein Disney-Biograph namens Richard Schickel, 35, der Kritik an Disney übt*.Der spätere Goldwater-Anhänger Disney war, laut Schickel, »ständig leicht verdrossen, weil er weder Donald Duck noch Pluto zeichnen konnte. Selbst Mickey Mouse hatte ein anderer entworfen, nämlich Ub Iwerks, ein alter Disney-Freund aus der Zeit vor Hollywood«.Disney sei auch nicht der gute »Onkel Walt« gewesen, sondern ein knauseriger und herrschsüchtiger Chef, dessen »Hang zur Brutalität« von seinen Angestellten gefürchtet wurde. Der intellektuelle Filmkritiker Schickel meint, Disney sei kaum belesen gewesen, habe Kunst gern mit Obszönität gleichgesetzt und das Wort »Kultur« für »unamerikanisch« gehalten. Selfmademan Disney aus dem Mittelwesten, von einer Kritikerin als »der wohlbekannte Autor von 'Alice im Wunderland', der kompletten Werke William Shakespeares und der 'Encyclopaedia Britannica'« definiert, verwandelte jegliche Kunst nach dem Geschmack seines Publikums: Er lieferte -- und sein Publikum, erwachsen und kindlich, hat es ihm gedankt -- heitere Träume von einer gefühlvollen Welt, in der das Gute siegt.Ein Träumer allerdings war Disney selbst keineswegs. Er war ein Amerikaner vom Schlage der Ford und Edison -- ein Genie in der Ausbeutung technischer Neuerungen. Als einer der ersten brachte er einen Tonfilm (1928) und einen Farbfilm (1932) * Richard Schickel: »The Disney Version«. Verlag Simon and Schuster, New York; 384 Seiten; 6,50 Dollar.auf den Markt. Als allererster drehte er einen abendfüllenden Zeichentrickfilm ("Schneewittchen«, 1937), verwendete Stereo ("Fantasia«, 1940) und präparierte sich Ende der dreißiger Jahre fürs damals noch utopische Fernseh-Geschäft.Sein eigenes Paradies eröffnete Disney 1955 in der Nähe von Los Angeles -- jenen riesigen Vergnügungspark namens Disneyland voll nachgemachter Matterhörner und Eisberge, nachgemachter Mississippi-Dampfer und Tom-Sawyer-Flöße, nachgemachter Bären, Indianer, Krokodile, Kraken und Nixen (ohne Brustwarzen). In Disneyland gibt es keine Aufsichtspersonen« sondern 2300 »Leute-Spezialisten«, die angewiesen sind: »Sie haben ein ehrliches Lächeln zu zeigen, das von innen kommen muß Denken Sie daran, daß Sie fürs Lächeln bezahlt werden.«Mit Disneyland, jenem »wahrhaft amerikanischen Traum«, habe sich Disney »das lebendige Denkmal seiner selbst und seiner Ideen vom Guten, Wahren und Schönen in dieser Welt errichtet« (Schickel).Auf der New Yorker Weltausstellung 1965 stellte Disney eine lebensgetreue Nachbildung des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln zur Schau -- ein Monstrum, das laut Prospekt »48 verschiedene Körperhaltungen sowie 17 Kopf- und Gesichtsbewegungen ausführen« konnte. »Hier«, so klagt Disneys Biograph Schickel pathetisch, »ist die Enthumanisierung der Kunst vollends erreicht -- erreicht von einem verblendeten Mann, der immer, und dies mit gutem Gewissen, nach einer humaneren Kunst gesucht hat.«Aber Schickel mag da mäkeln, wie er will -- die Disney Productions, nunmehr angeführt von Walt Disneys Bruder Roy, 75, blühen weiter. Neueste Projekte sind unter anderem ein Wintersport-Zentrum in der kalifornischen Sierra Nevada und ein zweites Disneyland in Florida. »Wir haben«, sagt Bruder Roy, »den schönsten Zehnjahresplan, den wir uns wünschen können.«
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"Disney"
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Kultur
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1968-08-11T13:00:00+01:00
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1968-08-11T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/hang-zur-brutalitaet-a-a28a6acc-0002-0001-0000-000045950228?context=issue
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Premier League: Liverpool dreht Partie in sieben Minuten, Chelsea verliert
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FC Burnley - FC Liverpool 1:3 (0:0)Der FC Liverpool bleibt in der Premier League unbesiegt. Allerdings sah es beim abstiegsbedrohten FC Burnley kurz so aus, als sollte das Team von Jürgen Klopp die erste Saisonniederlage hinnehmen müssen. Erst als Klopp die zunächst geschonten Mohamed Salah und Roberto Firmino ins Spiel brachte, drehten die Reds die Partie. Jack Cork hatte Burnley in der 54. Minute in Führung gebracht. Nach einer guten Stunde traf James Milner zum Ausgleich (62.). Direkt im Anschluss nahm Klopp den Doppelwechsel vor: Salah und Firmino kamen für Alberto Moreno und Divock Origi (66.). Nur drei Minuten später erzielte Firmino mit seinem ersten Ballkontakt das 2:1 für die Gäste (69.). In der Nachspielzeit sorgte Xherdan Shaqiri für den Endstand (90.+1). Durch den zwölfte Saisonsieg bleibt Liverpool an Tabellenführer Manchester City dran. Die Citizens hatten bereits am Dienstag durch Tore von Leroy Sané und Riyad Mahrez 2:1 beim FC Watford gewonnen und haben zwei Punkte Vorsprung vor den Reds. Burnley liegt punktgleich mit dem Tabellenletzten Fulham auf dem 19. und vorletzten Platz. Wolverhampton Wanderers - FC Chelsea 2:1 (0:1)Der FC Chelsea verliert den Anschluss an die Tabellenspitze. Bei Aufsteiger Wolverhampton verspielten die Blues eine 1:0-Pausenführung und mussten ihre zweite Saisonniederlage hinnehmen. Ruben Loftus-Cheek hatte mit einem abgefälschten Schuss in der 18. Minute zum 1:0 für Chelsea getroffen. Nach der Pause drehten Raúl Jiménez und Diogo Jota die Partie für die Wolves mit zwei Toren in nur vier Minuten (59. und 63.). Damit haben die Blues als Tabellenvierter schon zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Manchester City. Wolverhampton ist Tabellenzwölfter. Manchester United - FC Arsenal 2:2 (1:1)Im Topspiel des 15. Spieltags haben sich Manchester United und der FC Arsenal 2:2 (1:1) getrennt. Die Gunners gingen durch Shkodran Mustafi (26.) und Alexandre Lacazette (68.) zweimal in Führung. United glich durch Anthony Martial (30.) und Jesse Lingard (69.) aber jeweils sehr schnell wieder aus. Durch die Punkteteilung hat es Arsenal verpasst, in der Tabelle am Londoner Stadtrivalen Chelsea vorbeizuziehen. Rekordmeister United hat als Achter acht Punkte Rückstand auf die Gunners und die Champions-League-Plätze.Tottenham Hotspur - FC Southampton 3:1 (1:0) Tottenham ist der große Gewinner in der Verfolgergruppe. Dank eines souveränen 3:1 (1:0)-Heimsiegs gegen den FC Southampton überholen die Spurs in der Tabelle Arsenal und Chelsea und sind als neuer Dritter das bestplatzierte Londoner Team. Harry Kane (9.), Lucas Moura (51.) und Heung-Min Son (55.) erzielten die Tore für Tottenham. Charlie Austin traf in der Nachspielzeit zum 1:3 aus Sicht der Gäste (90.+3). Bei Southampton, das auf Tabellenplatz 18 bleibt, saß der neue Trainer Ralph Hasenhüttl noch nicht auf der Bank.
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mmm
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Kurz sah es so aus, als müsse der FC Liverpool im 15. Saisonspiel die erste Niederlage hinnehmen. Dann wechselte Jürgen Klopp seine Star-Stürmer ein. Chelsea hat dagegen eine Führung verspielt.
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"Manchester United",
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"Justin Hoogma",
"Robert Zulj"
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Sport
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Fußball-News
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2018-12-05T23:09:00+01:00
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2018-12-06T11:23:00+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/premier-league-fc-liverpool-dreht-partie-beim-fc-burnley-fc-chelsea-verliert-a-1242182.html
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Türkischer Apollinaire-Verleger: Erst vor Gericht, dann zur Preisverleihung
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Es ist nicht so, dass das Werk, um das es geht, außerhalb jeder Diskussion steht. "Die Heldentaten eines jungen Don Juan", erstmals 1911 veröffentlicht, schildert äußerst bildhaft die sexuellen Erlebnisse eines 15-Jährigen, der Schwestern, Mägde und seine Tante schwängert - "Die 'poetische Dimension' dauert drei Zeilen", urteilte der SPIEGEL anlässlich des Erscheinens einer deutschen Übersetzung im Propyläen-Verlag 1971. Doch geschrieben hat das Buch der unter anderem von Picasso hoch gerühmte Dichter Guillaume Apolliniare (1880-1918), und damit sollte es sich unzweifelhaft um ein Werk der Literatur handeln. Genau das ist aber der Knackpunkt bei einem Gerichtsprozess, in den der türkische Verleger Irfan Sanci derzeit verwickelt ist.Irfan Sancis VerlagSel Yayincilik , der seit 1990 Werke türkischer und ausländischer Autoren veröffentlicht (darunter Nick Hornby, Ian McEwan oder Raymond Queneau), startete 2009 mit einer "Erotischen Serie", in der neben Autoren der Weltliteratur auch Werke von jungen türkischen Autorinnen erscheinen sollten. Doch drei der ersten vier Veröffentlichungen der Reihe wurden von einer staatlichen Kommission als "nichtliterarisch" eingestuft - damit würde ihre Veröffentlichung unter den Obszönitäts-Paragrafen des türkischen Strafrechts fallen. "Das Buch wird verfolgt, weil es das Schamgefühl der Öffentlichkeit verletzt", sagte Sanci der Zeitung "Hürriyet Daily News": "Ich soll in meinem eigenen Land bestraft werden, aber ich bekomme auch einen internationalen Preis. Das ist tragisch."Derinternationale Verlegerverband IPA gab bei der Frankfurter Buchmesse bekannt, dass er Irfan Sanci einen speziellen Freiheitspreis verleihe, um "seinen Mut zu belohnen, mit dem er sich Herausforderungen stelle, die seine Freiheit bedrohten, Bücher zu veröffentlichen." Der IPA sieht in dem möglichen Verbot der Bücher "potentielle politische Zensur" und fordert den Freispruch des Verlegers. Erstaunlich ist die Verfolgung der erotischen Romane besonders vor dem Hintergrund, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erst im Februar 2010 im Sinne eines anderen Verlegers geurteilt hatte, der einen weiteren pornografischen Roman von Guillaume Apollinaire, "Die elftausend Ruten" verlegt hatte. Die Bücher wurden beschlagnahmt (und sollten ursprünglich sogar vernichtet werden), der Verleger zu einer Geldstrafe verurteilt. Dies widersprach dem Artikel zur freien Meinungsäußerung der Europäischen Menschenrechtskonvention, urteilte das Gericht.Laut der englischen Zeitung "The Guardian" sind derzeit etwa 70 Fälle in der Türkei anhängig, bei denen Autoren oder Verleger vor Gericht stehen. Besonders scharf wird von der Europäischen Union der Straftatbestand in Artikel 301 wegen "Beleidigung des Türkentums" kritisiert. Auf Grundlage des Artikels war unter anderem der spätere Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk strafrechtlich verfolgt worden. In der Urteilsbegründung im Falle Apollinaire verwies der Menschenrechtsgerichtshof darauf, dass das Werk zum europäischen Literaturerbe zähle. Allerdings war es bis 1970 in Frankreich verboten, und auch die Staatsanwaltschaft München beschlagnahmte Ausgaben von "Die elftausend Ruten" in den Jahren 1971 und 1987.Im Rahmen der Istanbuler Buchmesse soll Irfan Sanci den Preis des Internationalen Verlegerverbandes überreicht bekommen - am Nachmittag des 2. November. Am Vormittag hat der Verleger keine Zeit: Da muss er zur Anhörung vor Gericht, wo auch der Apollinaire-Übersetzer Ismail Yerguz angeklagt ist. Das Verlagshaus will seine Erotische Serie fortsetzen - zwei Titel pro Monat sollen im neuen Jahr erscheinen.
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feb
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Er wollte eine Reihe mit erotischer Literatur herausgeben - doch nun steht der Verleger Irfan Sanci in der Türkei vor Gericht. Ihm wird ein Verstoß gegen den Obszönitäts-Paragrafen vorgeworfen. Die nächste Anhörung ist am 2. November - am selben Tag wird ihm ein internationaler Preis überreicht.
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"Türkei",
"Medienzensur"
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Kultur
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Literatur
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2010-10-26T18:11:02+02:00
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2010-10-26T18:11:02+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/tuerkischer-apollinaire-verleger-erst-vor-gericht-dann-zur-preisverleihung-a-725476.html
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»FLIRT MIT DEM WELTUNTERGANG«
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»FLIRT MIT DEM WELTUNTERGANG« nannte das amerikanische Nachrichtenmagazin »Newsweek« die derzeitige Schwemme von Atomkriegs-Romanen und -Lichtspielen in den USA. In einer Szene der als »Alptraum -Komödie« angekündigten Verfilmung des Buches »Red Alert« (deutsch etwa »Alarmstufe Rot") verfolgen amerikanische Offiziere in der Kommandozentrale des Pentagon den Kurs von 34 H-Bombern, die auf Befehl ihres wahnsinnig gewordenen Geschwaderkommandeurs die Sowjet-Union angreifen. Der amerikanische Präsident (Darsteller: Peter Sellers, vorn rechts) warnt den Sowjetpremier über eine direkte Telephonverbindung, um einen Atom-Weltkrieg zu verhindern. Außer »Red Alert« wird zur Zeit der Bestseller »Fail-Safe« (Spiegel 52/1962) verfilmt. Kino-Versionen der Katastrophen-Romane »Triumph« - gleichfalls seit Wochen auf der amerikanischen Bestseller-Liste - und »Two hours to darkness« ("Zwei Stunden bis zur Finsternis") sollen folgen.
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Politik
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1963-05-21T13:00:00+01:00
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1963-05-21T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/flirt-mit-dem-weltuntergang-a-8849fb99-0002-0001-0000-000045143477?context=issue
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Neun Leben
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Wäre Androsch ein Deutscher und hätte die Story im SPIEGEL gestanden, würde die Bundesrepublik beben, vermutet Peter Michael Lingens, Chefredakteur des österreichischen Nachrichtenmagazins »Profil«. Lingens fühlt sich frustriert. Denn Österreich bebt kein bißchen, obgleich es allen Grund dazu gäbe. Vor drei Wochen brachte »Profil« die größte Sensation seiner Blattgeschichte heraus - den kompletten, 59 Seiten starken und geheimen Gerichtsbeschluß »in der Strafsache gegen Dkfm. Dr. Hannes Androsch wegen 33 FinStrG«. An diesem Dokument hat Untersuchungsrichter Anton Zelenka, der im Auftrag der Wiener Staatsanwaltschaft ermittelte, 14 Monate lang gearbeitet, 61 Zeugen befragt und 317 Konten bei elf Geldinstituten überprüft. Die Akte stützt den Verdacht, daß Androsch in seiner Amtszeit als Finanzminister (1970 bis 1980) ausgiebig Steuern hinterzog und überdies bei den Korruptionsgeschäften rund um das neue Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) mitmischte. Gravierende Bedeutung kommt vor allem drei Erkenntnissen des Richters zu: *___Androsch habe 1975 den Kauf seiner 1,7-Millionen-Villa ____im feinen Wiener Viertel Neustift zum Teil mit ____Schwarzgeld finanziert, das nachweislich ihm und nicht, ____wie er behauptet, seinem inzwischen verstorbenen ____"Wahlonkel« Gustav Steiner gehört hat. *___Zusätzlich zu den angeblichen Steiner-Konten sollen ____noch weitere Schwarzkonten existieren, die dem ____nimmermüden Geld-Rastelli zuzuschreiben sind. So wurden ____von einem Innsbrucker Konto mit dem Losungswort ____"Alexander« im Januar 1977 rund 286000 Mark abgebucht, ____die nach etlichen Zwischenstationen auf einem Wiener ____Konto mit dem Geburtsdatum Androschs landeten. Allein ____daraus entsteht eine Steuernachforderung von 190000 ____Mark. *___Androsch habe von einem »ungeklärten Vermögenszuwachs« ____in Höhe von 800000 Mark profitiert, der sich aus ____Gewinnausschüttungen der Beratungsfirma Ökodata ____erklären könnte. Gerade der letzte Punkt, harmlos klingend, enthält einen »ungeheuerlichen Verdacht« (Wiener »Kurier"). Der 1975 gegründeten Ökodata gelang es nämlich, beim AKH-Bau ohne adäquate Gegenleistung kräftig zu kassieren: die öffentlichen Gelder dafür mußte der damalige Finanzminister Androsch bewilligen. Offiziell gehörte die Firma dem Androsch-Freund Franz Bauer und einem gewissen Armin Rumpold, der jedoch schon 1980 zu Protokoll gab, er habe »den Herrn Minister« stets als Dritten im Bunde betrachtet. In seinem Bericht weist Zelenka die Finanzbehörden deshalb an, sich noch einmal mit den mutmaßlichen Steuerhinterziehungen des nunmehrigen Bankchefs Hannes Androsch zu beschäftigen, weil dessen bisherige Verteidigung nach den neuen Ergebnissen der gerichtlichen Voruntersuchung »in wesentlichen Teilen ernstlich anzweifelbar« erscheine. »Profil«-Chef Lingens glaubt fest: »Nach der Veröffentlichung eines solchen richterlichen Beschlusses hätte Androsch in keinem anderen zivilisierten Land der Welt auch nur einen einzigen Tag länger im Amt bleiben können.« In Österreich bleibt er sehr wohl im Amt. Er hat sogar gute Chancen, im Mai abermals zum Generaldirektor des größten staatlichen Geldinstituts, der CA (Creditanstalt-Bankverein), bestellt zu werden und damit weiter das zweithöchste Gehalt der Republik zu beziehen. Nicht nur das Gros der österreichischen Zeitungen und der ORF des Androsch-Freundes Gerd Bacher blieben weitgehend stumm. Auch die Regierung und die SPÖ möchten den Fall möglichst gar nicht zur Kenntnis nehmen. Er habe weiß Gott »viele andere Sorgen« und denke nicht daran, sich »inhaltlich mit der Sache auseinanderzusetzen«, versucht Bundeskanzler und SPÖ-Chef Fred Sinowatz die Affäre zu bagatellisieren. Der Beschluß eines Untersuchungsrichters stelle kein Urteil dar. Zunächst gelte es, die Ermittlungen der Finanzbehörde abzuwarten. Der sozialistische Parlamentspräsident Anton Benya geht so weit, die Kompetenz Zelenkas in finanztechnischen Fragen anzuzweifeln. Im übrigen verläßt er sich auf seine Menschenkenntnis: »Wenn Androsch nicht unschuldig wäre, hätt' er doch das alles die vielen Jahre hindurch gar net durchg'standen.« Finanzminister Franz Vranitzky schließlich - ein ehemaliger Androsch-Sekretär - ruft nach dem Staatsanwalt. Der soll wegen Amtsmißbrauchs gegen Unbekannt vorgehen und schleunigst herausfinden, wer das Zelenka-Papier an die »Profil«-Redaktion weitergegeben und somit den »Medienskandal« verschuldet habe. Aller Voraussicht nach dürfte Androsch also auch diesmal mit einem blauen Auge davonkommen - selbst Altkanzler Kreisky auf dem Gipfel seiner Autorität brauchte immerhin drei volle Jahre, um den zögernden Genossen beizubringen, daß ein Finanzminister mit einer privaten Steuerberatungskanzlei auf Dauer unerträglich sei und besser ins Bankmanagement übersiedele. Da sich Vranitzky strikt weigert, die Prüfer des inzwischen auf 20000 Seiten angewachsenen Dossiers zu besonderer Eile anzutreiben, sieht CA-Chef Androsch friedlichen Monaten entgegen. »Neun Leben hat die Katze«, zitiert die »Wochenpresse« den Volksmund; sechsmal sei »Kater Hannes« bereits davongekommen, die »verflixte Sieben« werde er möglicherweise ebenfalls überstehen. Dieses fulminante Überlebenstalent des flotten Karrieristen, der 1970 mit 32 Jahren jüngster Finanzminister Europas wurde, erklärt das frühere SPÖ-Mitglied Lingens mit dem schier unaufhaltsamen Vormarsch der Neuen Klasse innerhalb des alten Austro-Marxismus. Die neuen Aufsteiger weigern sich, zwischen Macht und Geld zu wählen, sie verlangen beides. Sie verteilen die ergiebigen Posten fast ausschließlich unter ihresgleichen. »Und wenn einer von ihnen strauchelt, eilen die anderen selbstverständlich zu Hilfe«, so Lingens. Denn: »Was heute dem Androsch passiert, passiert vielleicht schon morgen ihnen selbst.«
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Für den Untersuchungsrichter steht fest: Hannes Androsch, einst Finanzminister, heute Chef der größten Staatsbank Österreichs, hat Steuern hinterzogen. Doch die Wiener Regierung will davon nichts wissen. *
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Politik
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1986-02-09T13:00:00+01:00
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1986-02-09T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/neun-leben-a-688c13d6-0002-0001-0000-000013517236?context=issue
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Orbán distanziert sich von Staatspräsidentin nach Pädophilie-Skandal
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Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novák ist bei Opposition und Regierung wegen ihres Umgangs mit dem Thema Pädophilie in die Kritik geraten. Jüngst wurde bekannt, dass Novák einen Mann begnadigt hat, der wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen rechtskräftig verurteilt worden war. Der Fall hatte breite Empörung ausgelöst. Der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orbán kündigte daraufhin an, ein Verbot von Begnadigungen für Straftäter im Zusammenhang mit sexuellem Kindesmissbrauch per Verfassung zu erwirken. Erstmals kritisierte er damit – wenn auch indirekt – seine politische Mitstreiterin Novák. »Für pädophile Täter gibt es keine Gnade. Das ist meine persönliche Überzeugung. Es ist eine Diskussion aufgekommen über den Rechtsrahmen für Begnadigungen durch die Staatspräsidentin«, sagte Orbán in einem Video, das auf seinem Facebook-Profil gepostet wurde . Nováks Namen nannte er dabei nicht. Sie war bis zu ihrem Amtsantritt 2022 eine führende Politikerin in Orbáns Partei Fidesz und wurde auf Vorschlag des Premiers vom Parlament zur Staatspräsidentin gewählt. Als Familienministerin hatte sie vorher zudem ein traditionelles Familien- und Frauenbild propagiert. Orbáns Regierung will insbesondere als Beschützerin von Kindern vor sexualisierter Gewalt gelten. 2021 setzte sie ein umstrittenes sogenanntes Kinderschutzgesetz durch, das Aufklärung von Kindern in Schulen über Homosexualität verbietet. Auch Vertreiber von entsprechenden Publikationen sind verpflichtet, diese für Minderjährige unzugänglich zu machen. Kritiker bemängeln, dass der Geist dieses Gesetzes Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzt. Heimleiter geschütztDer von Novák begnadigte Mann war stellvertretender Leiter eines Kinderheims in Bicske bei Budapest. Er hat dem Gerichtsurteil zufolge Kinder dazu gezwungen, ihre Zeugenaussagen als Missbrauchsopfer gegen den Heimleiter zu widerrufen, um seinen Chef zu entlasten. Der Heimleiter wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Sein nun begnadigter Stellvertreter hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten erhalten.Die Begnadigung hatte schon im Mai 2023 stattgefunden. Zu den Motiven äußerte sich Novák nicht. Oppositionsmedien vermuten gute Beziehungen des Begnadigten zur katholischen Kirche und zur Familie von Viktor Orbán.
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sak/dpa
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Weil sie einen wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch verurteilten Mann begnadigt hat, wird Ungarns Präsidentin Katalin Novák scharf kritisiert. Viktor Orbán will nun ein Verbot solcher Freibriefe erwirken.
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"Viktor Orbán"
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Ausland
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2024-02-08T21:26:00+01:00
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2024-02-08T21:26:00+01:00
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https://www.spiegel.de/ausland/ungarn-viktor-orban-distanziert-sich-von-staatspraesidentin-nach-paedophilie-skandal-a-3fcbb267-9611-4027-b9cc-c2515cb50d9d
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Ehe-Ende: Christine Neubauer und Mann trennen sich
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Hamburg - Schauspielerin Christine Neubauer und ihr Ehemann, der Sportjournalist Lambert Dinzinger, haben sich nach 20 Jahren getrennt. "So traurig es auch ist, wir haben die Gefühle füreinander verloren", teilte die 48-Jährige über ihre Kölner PR-Agentur mit. Dies sei Teil eines längeren Prozesses: "Wir haben wirklich gekämpft. Aber wir haben es einfach nicht geschafft." Dieser Schritt sei beiden sehr schwer gefallen, erklärte die Schauspielerin weiter. Lambert und sie seien seit Jahrzehnten befreundet. "Und das wird auch in Zukunft so bleiben", so Neubauer. Die Trennung sei die eines Ehepaares: "Als Familie bleiben wir zusammen." Neubauer und Dinzinger sind seit 1990 verheiratet und haben einen Sohn. Bislang lebten sie zusammen in München und galten als Vorzeigepaar in der schnelllebigen Welt der Promis. Neubauer, die zwei Semester Psychologie studiert hat, ist die meistbeschäftigte Schauspielerin im deutschen Fernsehen. 2009 war sie im Schnitt jeden dritten Tag im Fernsehen präsent, 2010 kaum weniger. Kritiker werfen ihr oft seichte Unterhaltung vor, doch in ihrer aktuellen Rolle im ARD-Zweiteiler "Der kalte Himmel" überzeugte sich als Mutter eines Autisten. Der Durchbruch gelang Neubauer, die an der Schauspielschule in München und am Lee Straßberg Institute in New York ausgebildet worden war, in den Achtziger Jahren mit der TV-Serie "Die Löwengrube". Für ihre Rolle der Traudl Grandauer erhielt sie den ersten ihrer zwei Grimme-Preise.
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siu/dpa
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Christine Neubauer wurde vor allem mit Liebes- und Heimatfilmen bekannt. Vor der Kamera kommt es oft zum Happy End, privat sieht es jedoch weniger rosig aus. Die Schauspielerin und ihr Mann haben sich nach 20 Jahren Ehe getrennt.
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"Fernsehen",
"Christine Neubauer"
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Panorama
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Leute
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2011-01-13T20:13:00+01:00
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2011-01-13T20:13:00+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/leute/ehe-ende-christine-neubauer-und-mann-trennen-sich-a-739427.html
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Türkei: Verfassungsgericht verbietet Kurdenpartei
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Ankara - Die im Parlament vertretene "Kurdenpartei für eine Demokratische Gesellschaft" (DTP) ist seit Freitag verboten. Der Präsident des türkischen Verfassungsgerichts, Hasim Kilic, verkündete das entsprechende Urteil. Den Richtern lag ein Verbotsantrag der Generalstaatsanwaltschaft vor, nach dem die DTP als politischer Arm der Rebellenorganisation PKK fungiert. Die Partei werde aufgelöst, nachdem die Entscheidung im Amtsblatt veröffentlicht sei, sagte Kilic in Ankara. Insgesamt 37 DTP-Politiker erhalten ein fünfjähriges politisches Betätigungsverbot, darunter auch Parteichef Ahmet Türk. Die Entscheidung gilt als Rückschlag für Bemühungen um eine politische Versöhnung von Türken und Kurden. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Kurden eine "demokratische Öffnung" versprochen, die ihnen mehr Rechte bringen soll.Die DTP ist seit 2007 mit 21 Abgeordneten im Parlament von Ankara vertreten und bildet dort die erste kurdische Fraktion der türkischen Geschichte. Sie macht sich für eine Lösung des Kurdenkonfliktes stark. Trotz häufiger Aufforderungen durch andere Parteien und EU-Vertreter hat sich die Partei aber nie eindeutig von der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) distanziert. Zuletzt forderte die DTP eine Einbindung des inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan in eine Regierungsinitiative zur friedlichen Beilegung des Kurdenkonflikts. In der Vergangenheit waren bereits mehrere Kurdenparteien in der Türkei aufgelöst worden, ebenfalls wegen ihrer angeblichen Nähe zur PKK. Erdogan hatte die DTP wegen ihrer Haltung zu seiner neuen Kurdeninitiative kritisiert, zugleich aber betont, er sei gegen Parteiverbote. Erdogans eigene Partei, die religiös-konservative AKP, war im vergangenen Jahr einem Verbot durch das Verfassungsgericht nur knapp entgangen. In der Türkei gehören rund 20 Prozent der Bevölkerung und damit bis zu 15 Millionen Menschen der kurdischen Volksgruppe an. Die Kurden stellen die größte ethnische Minderheit. Sie fordern mehr autonome Rechte, etwa die Anerkennung ihrer eigenen Sprache. In dem Konflikt zwischen der PKK und der türkischen Armee sind nach offiziellen Angaben aus Ankara mehr als 35.000 Menschen getötet worden.
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ler/AFP/dpa
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Das türkische Verfassungsgericht hat die größte Kurden-Partei des Landes verboten. Türkische Politiker hatten der DTP seit Jahren vorgeworfen, politischer Arm der Terrororganisation PKK zu sein. Das Urteil gilt als Rückschlag für die Versöhnungsbemühungen zwischen Türken und Kurden.
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"Türkei",
"Kurden",
"Kurdistan"
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Ausland
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2009-12-11T18:36:34+01:00
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2009-12-11T18:36:34+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkei-verfassungsgericht-verbietet-kurdenpartei-a-666645.html
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Kuba: Hurrikan verbläst Zigarrenernte
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London - Zwei Hurrikane innerhalb von wenigen Tagen - das war selbst den leidgeprüften kubanischen Tabakpflanzern zu viel. Wenige Tage nachdem "Isodore" über ihre Felder gerast war, verwüstete "Lili" alles, was die erste Sturmwelle überstanden hatte. Besonders betroffen waren die Gebiete in der westlichen Provinz Pinar del Rio, wo die feinsten Tabaksorten wachsen. Nach Angaben der staatlichen kubanischen Zeitung "Gramma" fielen dort insgesamt mehr als die Hälfte der Tabakpflanzen den Wirbelstürmen zum Opfer. Für Kubas weltberühmte Zigarrenindustrie bedeutet das eine Katastrophe. Mit rund 100 Millionen Zigarren - bekannt als "Cohiba", "Montecristo" oder "Romeo y Julieta" - werden pro Jahr in alle Welt exportiert. Nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft auf Grund der Selbstauflösung des großen Bruderstaats Sowjetunion bildeten die Zigarren einen der wichtigsten Devisenbringer.Jetzt, so befürchten Experten, werden die Preise für die Zigarren deutlich ansteigen - ein Alarmsignal vor allem für die Importeure, denn gestiegene Einkaufspreise lassen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht ohne weiteres auf die Kunden abwälzen. Seit Ende der neunziger Jahre, als die Mode, ein festliches Mahl mit einer "Monte Christo" zu beschließen, ihren Höhepunkt erreichte, geht die Nachfrage ohnehin langsam aber sicher zurück. Einen ersten ernsthaften Knick hatte die Zigarrenkonjunktur am 11. September 2001 bekommen. Nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York war die Zahl der reichen Amerikaner, die ihre Zigarren höchstpersönlich in Europa einkauften, stark zurückgegangen. In den USA sind "Cohiba", "Monte Christo" oder "Romeo y Julieta" wegen des US-Handelsembargos nicht zu kaufen.
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Liebhaber feiner Zigarren aus Kuba werden sich möglicherweise auf höhere Preise einstellen müssen. Denn der Hurrikan "Lili" hat große Teile der kubanischen Tabak-Ernte zerstört.
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Wirtschaft
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2002-10-15T20:10:19+02:00
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2002-10-15T20:10:19+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/kuba-hurrikan-verblaest-zigarrenernte-a-218354.html
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"Seitenwechsel"-Comic: Gottverdammter Morgenmuffel
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Klicken Sie bitte auf das Bild, um den Comic zu startenVerflixt noch eins: Morgenstund hat Salz im MundMehr "Seitenwechsel"? Zu Folge 11 bis 20 geht es hier entlangNoch mehr "Seitenwechsel"? Zu Folge 1 bis 10Wer ist denn dieser Flix? Ein Porträt
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Auch der Zeichner braucht Lob, Trost & Zuspruch. Bleibt das mal aus, preist Flix sich eben selbst: Geniestreiche mit Käffchen dazu.
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"com!x"
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Panorama
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2006-05-29T14:59:36+02:00
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2006-05-29T14:59:36+02:00
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https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/seitenwechsel-comic-gottverdammter-morgenmuffel-a-417199.html
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Kickers-Verehrung: Zehn Millionen für einen Pokalsieg
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Es war der Anfang vom Ende, was natürlich keiner ahnen konnte an diesem 5. Oktober 1991. Wir waren unterwegs zur Bundesligapartie nach München und innerlich bereit für die Klatsche und zwei, drei Maß. Mein Gott, es war Oktoberfest, die Sonne schien, da verlieren die Bayern nicht, niemals. Schon gar nicht gegen die Kickers, den Aufsteiger mit seiner Jungspund-Combo. Uli Hoeneß hatte in der Woche zuvor gesagt, dass man Clubs wie die Blauen aus Stuttgart eigentlich mit drei Toren Unterschied weghauen sollte, soviel Anspruch müsste der FCB schon haben. Am Ende stand es 4:1 für die Kickers, die Bayern-Zuschauer verabschiedeten die Gäste mit Applaus, Trainer Heynckes platzte vor Zorn fast der eh schon glutrote Kopf und der Effenberg hat damals gesagt, dass man technisch derzeit eben nicht mithalten könne mit den Kickers.Wir sind damals auf der Tribüne alle zwei, drei Meter gewachsen. Was für ein Ding, 4:1 beim FC Allmacht. Dass der Jauch abends im Sportstudio gesagt hat, dass jetzt selbst "bessere Thekenmannschaften" ohne Schiss nach München führen Schwamm drüber. Drei Tage später haben sie übrigens den Heynckes gefeuert. Es war schon ein verdammt süßer Moment, dieses 4:1, den man als ordentlicher Journalist freilich in den Hintergrund gedrängt hat und mahnend schrieb, dass der FC Bayern auch schon mal besser war und dass dieser Erfolg im grauen Ligaalltag bestätigt werden muss. Wie wahr, wie gesagt, das war der Anfang vom Ende, danach gab es zwei 0:1-Heimniederlagen gegen Duisburg und Düsseldorf und kurz vor Schluss der Saison schoss uns ein gewisser Fritz Walter in Richtung zweite Liga. Dummerweise trug der Herr Walter auch noch das Trikot des VfB Stuttgart, die mit diesem 3:1 vier Spieltage vor Schluss sich (erfolgreich) auf den Weg zum Titel machten dabei hatten wir 77 Minuten 1:0 geführt. Das war's dann auch, Abstieg. Trainer Rainer Zobel verschwand nach Kaiserslautern, der große VfB hatte die Hackordnung im Städtle wie so oft drastisch zementiert, die Mannschaft bröckelte und ist seither auf einer leicht schiefen Bahn - leider nach unten. Zweite Liga, dann Regionalliga, wieder hoch und im Juni 2001 wieder runter. Und da sind die Blauen jetzt noch. Regionalliga Süd, Saisonziel Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Aufstieg? Leider kein Thema, auch wenn's derzeit nur vier Punkte Rückstand auf Platz zwei sind. Nicht gerade spannend, aber ein besonderer Club sind die Kickers trotzdem. Das liegt schon daran, dass sie etwas haben, was der VfB gerne hätte nämlich ein reines Fußballstadion. Im noblen Degerloch, direkt unter dem Fernsehturm, kann man für ein paar Euro herrlich entspannt Fußball gucken, die beste Stadionwurst der Republik (wirklich) essen und einer Mannschaft zusehen, die schon immer versucht hat, schnell nach vorne zu spielen. Sie können es nicht immer, aber sie versuchen es wenigstens. Das haben sie schon unter Zobel in der Bundesliga gemacht, mit Wolle Wolf oder dem gagaistischen Dragoslav Stepanovic in der zweiten Liga, mit Robin Dutt und jetzt mit Peter Zeidler in der Regionalliga. Und wenn wir im Pokal mitspielen dürfen, dann wird's für viele eng in Degerloch. Der HSV hat hier vor einem Jahr als letzter Erstligist verloren, davor aber auch schon einige andere auch. Und wenn man da so steht im Stadion, ohne Notizblock, direkt hinterm Tor, dann fällt manchmal der Blick auf die Hauptribüne, wo Leute sitzen, die man den "blauen Adel" nennt. Das kommt daher, dass sich mutmaßlich sehr, sehr viel Geld auf den harten Holzbänken versammelt. Leider sitzen die Leute zu fest auf ihren Brieftaschen, die Kickers haben nichts von ihrer Tradition als Club der Stuttgarter Society. Axel Dünnwald-Metzler (Markennahme: ADM), der vorletzte Präsi, hat gut zehn Millionen Mark in sein Hobby gesteckt und dafür einmal Pokalfinale (1987, ein ungerechtes 1:3 gegen den HSV) und zwei Jahre erste Liga. Wenn man damals als junger Reporter zum ersten ADM-Interview antrat, stellte immer der Oberblaue die erste Frage. "Wissen sie, wie man Millionär wird?" Wusste man natürlich nicht, aber der Präsident gab sofort selbst die Antwort. "Indem man als sich als Multimillionär zum Präsident der Kickers wählen lässt." Das ist lange her, große Mäzene gibt es in Degerloch nicht mehr. Aber die Spielkultur, die haben sie noch. "Auf die Blaue", schallt es von den Rängen und dann geht's nach vorne. Man muss ja auch mit aller Bescheidenheit sagen, dass der deutsche Fußball ohne die Kickers ein ganz anderer wäre. Karl Allgöwer, Guido Buchwald, Markus "Toni" Sailer oder Fredi Bobic haben den Job in Degerloch gelernt. Und natürlich auch der blonde Bäckersohn aus Botnang, der Jürgen Klinsmann. Der Klinsi hat einst sogar nach einer Jugend-Niederlage gegen den VfB zu ADM gesagt: "Eines schwöre ich ihnen zu denen geh' ich nie." Er ging dann aber doch nach Cannstatt, wie viele andere auch, wenn sie ein wenig besser waren als der Rest. Zu dieser Zeit gab es auch noch eine große Rivalität zwischen Rot und Blau, kein anständiger Kickers-Fan verirrte sich über den Neckar nach Cannstatt, beim VfB sprach man von den feindlichen Golan-Höhen, wenn man Degerloch meinte. Auch das ist Geschichte, der sportliche Unterschied heute einfach viel zu groß, als dass man sich noch irgendetwas neiden könnte. Im Gegenteil - in den Brieftaschen des "blauen Adels" steckt immer öfter auch eine Dauerkarte des VfB, die man gerne zeigt. Kann man auch, was natürlich auch daran liegt, dass die Roten unter Armin Veh nun ebenfalls schnell nach vorne spielen, wie die Kickers seit etwa 2000 Jahren.Vielleicht klappt es ja mit der dritten Liga, darauf könnte man aufbauen und müsste nicht immer in der Geschichte leben. Nur eines noch: So geil der Sieg bei den Bayern auch war. Lieber hätten wir die Heimspiele gegen Duisburg und Düsseldorf gewonnen, das hätte gereicht. Am Ende fehlte nämlich nur ein Punkt, ein einziger blöder Punkt. So bleibt heute nur der 5. Oktober 1991.
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Jürgen Löhle
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Es gab Zeiten, da gewannen die Stuttgarter Kickers sogar beim FC Bayern. Wenig später stiegen sie ab, der große VfB wurde Meister und die Kräfteverhältnisse waren wieder hergestellt. Im Pokal sorgt der Regionalligist jedoch ab und an noch für Furore.
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"Club-Glaubensbekenntnisse",
"Stuttgart"
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Sport
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Fußball-News
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2007-09-27T09:47:08+02:00
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2007-09-27T09:47:08+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/kickers-verehrung-zehn-millionen-fuer-einen-pokalsieg-a-500275.html
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Earthship-Projekt in Tempelhof: Ein Haus aus alten Reifen, Dosen und Flaschen – Podcast
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Liebe Eltern,Kinder wollen die Welt verstehen. Sie interessieren sich für Natur, Menschen und Technik. Sie stellen Fragen. Und sie geben sich nicht mit den erstbesten Antworten zufrieden. Darum gibt der SPIEGEL für junge Leserinnen und Leser ab acht Jahren ein eigenes Nachrichtenmagazin heraus.DEIN SPIEGEL erscheint jeden Monat neu und bietet spannende, verständlich geschriebene Geschichten aus aller Welt, Interviews und News aus Politik und Gesellschaft. Für noch mehr Spaß sorgen Comics, Rätsel und kreative Ideen zum Mitmachen.
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Christine Frischke
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Wie wohnt man, ohne der Natur zu schaden? Im Süden Deutschlands haben sich 26 Menschen zu einer besonderen Gemeinschaft zusammengetan – und ein erstaunliches Gebäude errichtet.
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"Wer? Wie? BUZZ!",
"Bauen und Sanieren"
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Dein SPIEGEL
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2022-10-16T17:24:00+02:00
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2022-10-16T17:24:00+02:00
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https://www.spiegel.de/deinspiegel/earthship-projekt-in-tempelhof-ein-haus-aus-alten-reifen-dosen-und-flaschen-podcast-a-e00db843-48a9-4703-9e79-a5f08d989692
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Doping-Skandal: DOSB will sauberes Olympia-Team 2008
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Hamburg - Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird von allen Ärzten und Physiotherapeuten seines Teams für die Olympischen Spiele 2008 in Peking eine "strafbewehrte" Erklärung verlangen, nie in Dopingvorgänge verwickelt gewesen zu sein. Falschaussagen würden Geldstrafen und arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Damit reagierte der Dachverband umgehend auf das Doping-Geständis desFreiburger Olympiaarztes Georg Huber vom vergangenen Wochenende. Die Maßnahme wurde in enger Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium (BMI) eingeleitet. DOSB-Präsident Thomas Bach sagte: "Wir werden alles für ein sauberes Betreuerteam 2008 tun. In unserer Null-Toleranz-Politik gibt es kein Wackeln, erst recht nicht im Bereich Sportmedizin. Deshalb ist höchste Wachsamkeit schon in der Vorbereitung geboten." DOSB und BMI wiesen erneut darauf hin, dass Fachverbänden beim Verstoß gegen die Antidopingregeln der Entzug von öffentlichen Fördergeldern droht. Athleten, denen zwischen 2004 und 2008 ein Dopingvergehen nachgewiesen wird, werden nicht für Peking nominiert. Der Freiburger Uniklinik wurde außerdem die Anerkennung als medizinisches Versorgungszentrum des deutschen Sports entzogen. Der DOSB wird die Untersuchungskommission der Universität Freiburg um Zusammenarbeit bitten. "Dabei geht es auch um die Frage der Mitverantwortung des Sports einschließlich der DOSB-Vorgänger NOK und DSB", sagte Bach. Die DOSB-Führung will mit den geständigen Radprofis der Teams Telekom und T-Mobile Kontakt aufnehmen und sie in den Antidopingkampf einbinden. Für die geständigen Freiburger Ärzte Huber, Lothar Heinrich und Andreas Schmid gibt es unterdessen keinen Weg zurück. "Unsere Haltung ist glasklar. Im DOSB ist kein Platz für Leute, die Athleten gedopt haben - unäbhängig von allen Verjährungsfristen", bekräftigte Bach. Bereits kurz nach dem "Spiegel"-Bericht überDoping im damaligen Team Telekom hatten sich DOSB-Generaldirektor Michael Vesper und der zum Leitenden Olympiarzt 2008 berufene Prof. Wilfried Kindermann darauf verständigt, keine "Freiburger" mehr für Peking und auf dem Weg dorthin einzubinden. Bach warnte "bei aller Betroffenheit davor, alles über einen Kamm zu scheren", kündigte aber "eine umfassende Aufarbeitung" an. "Das Dopingproblem gibt es nicht nur in einer Sportart. Das weiß ich leider nur zu gut aus meiner Tätigkeit als Vorsitzender der Olympia-Disziplinarkommissionen", sagte der IOC-Vizepräsident. Innenmister Wolfgang Schäuble und Bach bekräftigten erneut den engen Schulterschluss zwischen Staat und Sport und mahnten die schnelle Verabschiedung des verschärften Arzneimittelgesetzes an, das eine Kronzeugenregelung wie im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur vorsieht. fs/sid
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Die Freiburger Klinik ist nicht mehr länger medizinisches Versorgungszentrum des deutschen Sports. Das hat der Deutsche Olympische Sportbund entschieden. Das medizinische Personal, das deutsche Sportler während Olympischer Spiele betreut, muss in Zukunft eine Erklärung abgeben.
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"Radsport"
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Sport
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2007-05-28T14:36:33+02:00
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2007-05-28T14:36:33+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/doping-skandal-dosb-will-sauberes-olympia-team-2008-a-485278.html
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Alexander Gauland: Hunde-Krawatte des AfD-Politikers wird auf Amazon gefeiert
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Dieser Beitrag wurde am 08.12.2017 auf bento.de veröffentlicht. Brauchst du noch ein Geschenk, um an Weihnachten beim Onkel zu punkten, der mit der AfD sympathisiert? Dann hat Amazon genau das Richtige für dich: Krawatte "Alexander", grün, mit Hundemotiv Der Onlinehandel bietet eine Krawatte , die oft am Hals des AfD-Politikers Alexander Gauland gesehen wird. In der Produktbeschreibung verspricht Amazon "die stilsichere Alternative zum Mode-Diktat des Mainstreams". Die Krawatte eigne sich "für den unangepassten Herren mit Geschmack". Gauland trägt gerne Tweed-Sackos und bunte Krawatten nach Vorbild des englischen Landadels. Die grüne Hunde-Krawatte gehört mittlerweile zu seinem Markenzeichen. Der Bild-Beweis: Der Verkäufer "GM Krawatten" haut in die Produktbeschreibung ordentlich Ironie rein, aber das Produkt scheint bei Anhängern der AfD trotzdem beliebt zu sein. (Rechte, die Ironie nicht verstehen? Unglaublich!!11) Zumindest finden sich in der Rubrik "Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch" Bücher von rechten Verlagen, Trump-Fanartikel und Shirts für stolze Deutsche: Was das Fundstück jedoch richtig gut macht, sind die Rezensionen – Amazon-Kunden tun es dem Verkäufer gleich und schmücken in ihre Bewertungen köstlich aus. Alle sind begeistert, 4,1 von 5 Sternen hat die Krawatte. Hier ist eine Auswahl der witzigsten Bewertungen:
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Marc Röhlig
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"Alexander Gauland"
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Politik
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Deutschland
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2017-12-08T18:53:00+01:00
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2017-12-08T18:53:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/alexander-gauland-hunde-krawatte-des-afd-politikers-wird-auf-amazon-gefeiert-a-00000000-0003-0001-0000-000001921396
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Jemen : Offenbar deutscher Entwicklungshelfer entführt
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Berlin/Sanaa - Offenbar ist im Jemen erneut ein Deutscher entführt worden. Nach Angaben der lokalen Polizei vom Dienstag haben Stammesangehörige insgesamt sechs Mitarbeiter einer Hilfsorganisation aus einem Touristengebiet westlich der Hauptstadt Sanaa verschleppt. Die staatliche Nachrichtenagentur Saba meldete, es handele sich um einen Deutschen, einen Kolumbianer, einen Iraker, einen Palästinenser und zwei jemenitische Fahrer. Laut der Agentur sagten Stammesangehörige, die Opfer arbeiteten für eine internationale Hilfsorganisation. Die Entführer wollten demnach die Freilassung von Häftlingen erzwingen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte auf Anfrage, das Krisenreaktionszentrum in Berlin und die deutsche Botschaft in Sanaa arbeiteten mit Hochdruck an der Aufklärung der Berichte und seien mit allen relevanten Stellen in Kontakt. Im Jemen kommt es immer wieder zu Entführungen von Ausländern, die häufig ohne Blutvergießen beendet werden konnten. Auch Deutsche wurden Opfer. In vielen Fällen wollen die Entführer Druck auf die jemenitischen Behörden ausüben. Die vier Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation seien von einer bewaffneten Gruppe aus Wadi Ahdschar nordwestlich der Hautstadt Sanaa verschleppt worden, meldete Saba am Dienstag.Nach dem Bericht waren die vier Entwicklungshelfer mit zwei jemenitischen Fahrern in einem Konvoi unterwegs. Sie sollen sich auf dem Rückweg von einem Flüchtlingslager in der Provinz Hadscha im Nordwesten des Landes in die Hauptstadt Sanaa befunden haben. Nahe der Stadt Mahwit - etwa 100 Kilometer von Sanaa entfernt - seien die Fahrzeuge aus einem Hinterhalt angegriffen worden. Bewaffnete Kämpfer hätten die Insassen verschleppt. Der Generalsekretär des Stadtrats von Mahwit, Ali Ahmad al-Sikem, erklärte gegenüber Saba, dass Sicherheitskräfte umgehend die Verfolgung der Entführer aufgenommen und deren Rückzugsgebiet umstellt hätten. Nach Angaben von Sikem seien lokale Würdenträger und Stammesälteste eingeschaltet. Per Telefon sollen die Kidnapper versichert haben, dass es den Verschleppten gut gehe. Erst Mitte des Monats hatten bewaffnete Stammesangehörige im Jemen einen Norweger entführt, um einen Gefangenen aus der Haft freizupressen. Im Jemen sind Entführungen von Ausländern keine Seltenheit. Die Stämme sind schwer bewaffnet und legen in ihren Gebieten selbst die Gesetze fest. Mit Entführungen wollen sie gewöhnlich Druck auf die örtlichen Behörden ausüben. In den vergangenen 15 Jahren wurden mehr als 200 Menschen verschleppt, die meisten von ihnen kamen jedoch unversehrt wieder frei.
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fab/syd/Reuters/AFP
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Immer wieder werden im Jemen Ausländer entführt - nun wurden vier Entwicklungshelfer Opfer von Kidnappern. Unter den Entführten soll laut Berichten aus dem Jemen auch ein Deutscher sein. Das Auswärtige Amt arbeitet "mit Hochdruck" an der Aufklärung.
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Ausland
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2012-01-31T17:04:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/jemen-offenbar-deutscher-entwicklungshelfer-entfuehrt-a-812559.html
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Belarus: Tichanowskaja stellt Lukaschenko ein Ultimatum
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Nach wochenlangen Protesten hat die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja genug vom umstrittenen Machthaber in Belarus. In einer Nachricht auf ihrem Telegram-Kanal stellte sie Alexander Lukaschenko ein Ultimatum. Der Machthaber solle bis zum 25. Oktober zurücktreten. "Das Regime hat 13 Tage Zeit, um drei obligatorische Anforderungen zu erfüllen: 1. Lukaschenko muss seinen Rücktritt bekannt geben. 2. Die Gewalt auf den Straßen muss vollständig aufhören. 3. Alle politischen Gefangenen müssen freigelassen werden", schrieb Tichanowskaja in ihrer Nachricht."Sie haben 13 Tage Zeit, um drei Bedingungen zu erfüllen"Sollten ihre Forderungen nicht bis zum 25. Oktober erfüllt werden, werde das ganze Land zu einem großen Generalstreik zusammenkommen. Am 26. Oktober werde es "einen landesweiten Streik aller Unternehmen, die Blockade aller Straßen, den Zusammenbruch des Verkaufs in staatlichen Geschäften geben." Tichanowskaja schloss mit den Worten: "Sie haben 13 Tage Zeit, um drei Bedingungen zu erfüllen." Seit Wochen gehen die Menschen regelmäßig gegen Machthaber Lukaschenko auf die Straße - ihre Proteste werden immer wieder gewaltsam niedergeschlagen. Zuletzt waren dabei am Wochenende mehr als 700 Demonstranten festgenommen worden, wie das Innenministerium mitteilte. Nur wenige seien wieder freigelassen worden. Das Innenministerium verschärfte außerdem den Ton gegenüber den Demonstranten: Es droht ihnen mit dem Einsatz von Schusswaffen. Lukaschenkos Regime geht gegen demonstrierende Senioren vorAm Montag hatten sich erstmals auch in großem Umfang Senioren an den Protesten gegen Lukaschenko beteiligt. Die Rentnerinnen und Rentner hatten sich bislang zurückgehalten. Uniformierte setzen Leuchtpatronen und Tränengas ein, nach Angaben des Innenministeriums wurden landesweit 186 Menschen festgenommen. Die Menschen seien wegen Teilnahme an nicht genehmigten Massenveranstaltungen und wegen anderer Verstöße in Gewahrsam gekommen, teilte das Ministerium am Dienstag mit.Angesichts des Vorgehens gegen die Seniorinnen und Senioren sprach die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja von einem neuen Tiefpunkt. "Das ist ein Akt der Gewalt gegen jene, die viele Jahre als die loyalsten Wähler galten", sagte die 38-Jährige. Es sei offensichtlich, dass das "Regime" nur noch sich selbst schütze. Lukaschenko hatte sich nach der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August mit angeblich 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die EU erkennt das Wahlergebnis nicht an. Die Opposition sieht Tichanowskaja als wahre Siegerin der Abstimmung an. Die belarussische Oppositionsführerin steht inzwischen auf Russlands Fahndungsliste. Vergangene Woche hatte sie sich in Berlin unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen - und sie um Hilfe gebeten .
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mfh/heb/mrc/dpa
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Oppositionsführerin Tichanowskaja reicht es mit der Gewalt auf den Straßen von Belarus. Sie fordert den umstrittenen Machthaber Lukaschenko zum Rücktritt auf - in spätestens 13 Tagen.
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"Belarus",
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Ausland
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2020-10-13T17:21:23+02:00
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2020-10-13T17:21:23+02:00
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https://www.spiegel.de/ausland/belarus-swetlana-tichanowskaja-stellt-alexander-lukaschenko-ein-ultimatum-a-f25a103a-9d71-4890-a7f6-58db4a0c785a
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Beute-Bibel bleibt in Moskau
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50 Jahre nach der Verschleppung ist in Moskau ein Juwel deutscher Buchkunst zu besichtigen: eine zweibändige Bibel, von Johannes Gutenberg um 1454 in Mainz gedruckt. Sowjetische Truppen hatten das Werk 1945 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum von Leipzig konfisziert und als Trophäe nach Moskau gebracht. Der prachtvoll illustrierte Gutenberg-Druck landete in den Magazinen der Lenin-Bibliothek. Dort wird er gemeinsam mit anderen Beute-Bibeln aus Bibliotheken in Dresden, Berlin und Wernigerode seit vergangenem Freitag in einer Ausstellung über den Evangelisten Johannes erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Der Appell des deutschen Botschafters Ernst-Jörg von Studnitz, die Kulturgüter endlich »aus babylonischer Gefangenschaft nach Deutschland« zu entlassen, rief während der Eröffnung lauten Unmut unter den offiziellen Gästen hervor: Aus innenpolitischen Gründen hat der Kreml sämtliche Rückgabe-Zusagen längst wieder storniert.
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"Moskau"
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Kultur
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1995-12-10T13:00:00+01:00
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1995-12-10T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/beute-bibel-bleibt-in-moskau-a-9d3fc264-0002-0001-0000-000009248077?context=issue
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Gucci-Chef Marco Bizzarri mogelte Millionengehalt an der Steuer vorbei
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Auf der Skala von eins bis zehn - eins für Mensch, zehn für Gott - ist Marco Bizzarri heute in Italien eine glatte Neun. Er hat zwar niemanden von den Toten erweckt, das gibt einen Punkt Abzug. Aber einen Sterbenden zu neuem Leben. Das hätte ja auch keiner für möglich gehalten.Bizzarri ist der Allmächtige hinter dem Wiederaufstehwunder Gucci. Jener Edelmarke, die 2014 nur noch die Aura einer zugepuderten alten Diva verströmte, kurz vorm Exitus. Und heute, vier Jahre später, auf dem Hochaltar der Modewelt steht. Angebetet als eines der heißesten Luxuslabels der Welt. Das ist sein Werk. Dafür wird der Gucci-Chef von Analysten vergöttert, die er mit fast 50 Prozent mehr Umsatz im Jahr mal wieder zum Daniederknien gebracht hat. Ganz so wie seine Entdeckung, der neue Kreativdirektor Alessandro Michele, die Gucci-Gläubigen mit seinen knallfrechen, blumenbunten Schöpfungen.Wie der Große Bizzarri, der mit seinen 1,90 Meter auch sonst fast alles überragt, dieses Wunder geschafft hat? Rücksichtslos. Alles raus und alles anders. Neue Köpfe, neue Kollektionen. Radikal, rigoros, riskant. "Du musst immer ins Risiko gehen", sagte er 2016; wer nicht bereit sei, viel zu riskieren, der könne auch nicht viel gewinnen. Das ist seine Philosophie, auf dem Catwalk ist sie bestens gelaufen. In Bizzarris Steuererklärung wohl nicht. Denn auch bei seinem Gehalt ist Gucci voll ins Risiko gegangen. Acht Millionen Euro hatte Bizzarri ausgehandelt, pro Jahr. Aber nicht brutto. Netto! Dafür hat ihm die Gucci-Mutter, der französische Kering-Konzern, zu dem auch Yves Saint Laurent und im Moment noch Puma gehören, eine Steuerkonstruktion eng auf Naht gearbeitet. Mit einem angeblichen Wohnsitz in der Schweiz und zwei Arbeitsverträgen. Der eine lief mit Gucci in Italien, der andere mit einer Briefkastenfirma in Luxemburg. Gerade mal 13 Prozent Einkommensteuer sollte Bizzarri so noch berappen. Nun aber ist die Naht anscheinend geplatzt. Mehrere Millionen Euro musste er angeblich nachzahlen, wenn man Gerüchten im Markt glauben darf.Wie sich der Gucci-Chef ultraschlank durch europäische Steuerlöcher gedrückt hatte, das enthüllen nun interne Dokumente, die dem französischen Onlinemagazin Mediapart zugespielt wurden. Mediapart hat sie mit dem SPIEGEL und anderen Partnern des Journalistennetzwerks European Investigative Collaborations (EIC) ausgewertet. Es kommt selten vor, dass Papiere so einen Aha-Einblick in die Steuertricksereien eines Großkonzerns ermöglichen. Bis auf den Euro genau haben Manager darin vorgerechnet, wie man aus 9,49 Millionen brutto satte 8,04 Millionen netto zaubert. Auf Kosten der Allgemeinheit. Die Firma und ihr Boss, sie könnten so über die Jahre mehr als 50 Millionen Euro gespart haben.Manchmal, das ist die Essenz, darf es also auch bei Gucci ein bisschen billig sein. Bei einer Marke, die ihre Kunden nicht einfach nur mit Mode ausstattet, sondern mit einem Lebensgefühl: dass nichts zu teuer sein kann, wenn es nur exklusiv genug ist. Nicht das Katzen-T-Shirt für 690 Euro, nicht die Kinderjeans für 495, nicht das Damencape für 9800 Euro. Wenn es um Steuern und Abgaben geht, ist Geiz dann aber plötzlich doch ganz geil.Dieser Eindruck drängte sich schon Ende November auf. Da wühlte sich die italienische Finanzpolizei drei Tage lang durch die Büros von Gucci in Mailand und Florenz. Der Verdacht: Steuerhinterziehung in einer unglaublichen Dimension. 1,3 Milliarden Euro soll Gucci am italienischen Fiskus vorbeigemogelt haben. Das Unternehmen soll dazu Ware in großem Stil und im großen Bogen über die Schweiz geleitet haben, um die Gewinne dort zu versteuern, nicht in Italien.Als die Razzia durchsickerte, bestätigte die Firma das Verfahren mit den Standardsätzen in solchen Fällen: dass man darauf vertraue, nichts falsch gemacht zu haben. Und natürlich kooperiere man voll mit den Ermittlern.Offenbar aber setzt die Gucci-Spitze in Mailand und Florenz schon länger auf Steuersparmodelle, die mindestens so originell und so verwegen sind wie die Modelle, die Chefdesigner Michele kreiert. Das zeigt nun der Fall Bizzarri. Er wohnte jahrelang nicht in Italien, wo er seine Millionen verdiente, sondern im Schweizer Tessin. Angeblich zumindest. Für die Steuer.Dort findet man bis heute seinen Namen auf einem Klingelschild in Vico Morcote am Luganer See, einem Dorf mit herrlichem Ausblick auf Berge, Wasser und einen sehr freundlichen Pauschalsteuersatz. Den bieten Schweizer Kantone rund 5000 reichen Ausländern an; ein Lockangebot für Multimillionäre. Marco Bizzarri - das geht zumindest aus einer Auflistung von Gucci hervor - war im Jahr mit 146.000 Euro dabei, ganz egal wie viel er verdiente. Ob Bizzarri und die oberen Fünftausend auch anderswo noch etwas versteuern, in den Ländern nämlich, wo das Geld herkommt, das interessiert die Eidgenossen nicht weiter.Ein paar Bedingungen muss der Steuerschnäppchenjäger aber erfüllen, neben einem großen Vermögen. Die Italiener entlassen einen Topverdiener wie Bizzarri nicht einfach so ins nahe gelegene Steuerparadies. Wer mehr als 183 Tage im Jahr in Italien lebt, muss seine Steuern in Italien zahlen. Wer seinen Arbeitsplatz oder seine Familie in Italien hat, der auch.Das alles macht es schwer für viel beschäftigte Manager wie den Gucci-Chef, der ein Weltunternehmen mit 4,4 Milliarden Euro Umsatz führen muss - aber nicht in Vico Morcote, sondern in Florenz und in Mailand. Mailand ist 81 Kilometer entfernt; schon wenn es gut läuft, braucht man fast eineinviertel Stunden für die Fahrt. Bei Staus länger.Bizzarris Apartment hoch über dem Luganer See macht heute auch nicht den Eindruck, als ob er noch oft hier sei. Im Briefkasten stapeln sich mehr als 30 Briefe, die Jalousien vor den Fenstern sind unten; es sieht aus, als habe Bizzarri wochenlang nicht mehr vorbeigeschaut. Wie eine Ferienwohnung in der Nachsaison. 2012 hatte sich Bizzarri hier eingekauft, vorher wohnte er offiziell in einem Nachbarort. Aber wohnte er dort wirklich?Sein Aufstieg im Mutterkonzern Kering begann 2005, zunächst in London. 2009 wechselte er nach Italien, an die Spitze von Bottega Veneta, der Ledermanufaktur. Bekannt für handgeflochtene Damentaschen wie die große "Cabat", die beim Shoppen auf der Fifth Avenue so gut zu großen Sonnenbrillen wie zu großen Portemonnaies passt - da aber eher zum Inhalt. Im Jahr 2010 meldete sich Bizzarri als Schweizer Steuerbürger im Tessin an. Schon vorher hatte ihm der Konzern aber in Mailand eine Wohnung beschafft, ganz diskret. Am 23. Juli 2009 unterschrieb eine Firma namens BV Servizi einen Vierjahresvertrag für ein Luxusapartment an der Piazza Armando Diaz. Besser kann man in Mailand kaum wohnen: nur ein paar Meter vom Dom entfernt, mit Blick über die Stadt; es ist das Penthouse im neunten Stock. BV Servizi? Das BV steht für Bottega Veneta.Was die Edeltaschenfirma mit dem Apartment vorhatte, stand nicht im Mietvertrag, aber als Büro durfte es ausdrücklich nicht genutzt werden. Mails deuten auf eine Wohnung für Bizzarri in Mailand hin: Ein Kering-Immobilienmann bezeichnete die Suite mal als "Bizzarri-Haus Mailand". Und als es später darum ging, ob Gucci den Mietvertrag von Bottega Veneta übernehmen würde, da bettelte Bizzarri in einer Mail gespielt dramatisch: "Lasst mich nur nicht unter einer Brücke enden."Offiziell allerdings tauchte er an der Piazza Diaz nicht auf; alle Abrechnungen liefen über den Konzern. So störte nichts den Eindruck, dass Bizzarri in der Schweiz lebt. Alles nach Plan.Auch sonst lief es perfekt: Ende 2014 ging es der Taschenfirma unter Bizzarri so gut, dem Flaggschiff der Kering-Gruppe, Gucci, dagegen so schlecht, dass Bizzarri noch eine Stufe höher kletterte. Die Mission: Gucci retten.Bizzarri wusste, was er wert war - und was es der Konzernspitze wert sein würde, ihn als Nothelfer zu bekommen. Kering-Patron François-Henri Pinault, Chef der französischen Eigentümerfamilie, traf sich mit ihm und bot ein exorbitantes Salär. Allerdings nicht allein auf Kosten der Unternehmensgruppe: Der Fiskus sollte beim Megagehalt kräftig mitzahlen.Das ergibt sich aus einer Mail, die kurz nach dem Treffen bei Bizzarri ankam. Darin bestätigte ein Vertrauter von Pinault das Angebot: "Du wirst in dem angehängten Dokument sehen, dass die Gehaltsteile angesichts deines Status als Nicht-Resident in Italien eine geschätzte Totalvergütung von 8.041 K Euro als Nettogehalt ergeben." 8.041 K, das sind 8,041 Millionen Euro. Doch den Konzern sollte das üppige Gehaltspaket mit allen Nebenkosten nur 9,5 Millionen Euro kosten. Das geht aus einem Anhang der Mail hervor. Um das hinzubekommen, mussten Steuern und Sozialabgaben also auf ein Minimum schrumpfen.Der Wohnsitz in der Schweiz war dabei aber nicht die ganze Steuerzauberei. Der eigentliche Trick war ein anderer. Bizzarri bekam zwei Arbeitsverträge. Einen in Italien. Und einen zweiten, fetter dotierten, mit einer Briefkastenfirma in Luxemburg.Es war vermutlich die übliche Masche bei Kering. Schon als Bizzarri bei Bottega Veneta arbeitete, hatte er so einen Luxemburg-Vertrag. Ausgeheckt hatten das die Steuerexperten des Kering-Konzerns, um möglichst viel Geld am italienischen Fiskus vorbeizuschleusen.Obwohl also Bizzarri bei Bottega Veneta in Italien saß, war er auch bei der Luxemburger Klitsche Castera angestellt. Diese Briefkastenbude war schon im Jahr 2000 von Gucci gekauft worden. Seitdem wird sie von einem Steuerberater geführt, außerdem in wechselnder Besetzung: mal vom früheren Gucci-Chef, mal von Gucci-Hausjuristen, mal von den Personalchefs. Genau die sind zuständig für Arbeitsverträge. Wie es aussieht, hatte die Scheinfirma damit in erster Linie den Zweck, Konzernmanager so steuergünstig wie möglich zu bezahlen.Als nun Bizzarri Anfang 2015 neuer Gucci-Chef werden sollte, machte ihm Konzernchef Pinault persönlich das Angebot, mit der schrägen Nummer einfach weiterzumachen. "Wir schlagen dir zwei Arbeitsverträge vor", schrieb ihm Pinaults Vertrauter. Einen Angestelltenvertrag mit Castera in Luxemburg - im Jahr 5,8 Millionen Euro brutto. Daneben noch einen Direktorenvertrag mit der italienischen Guccio Gucci; 3,7 Millionen Euro brutto.Der zweite, der Italien-Vertrag, war offenbar fürs Schaufenster gedacht. Dieses Geld musste Bizzarri in Italien versteuern. Auch da zahlte sich der Wohnsitz im Tessin zwar schon aus. Direktor Bizzarri bekam einen günstigeren Steuersatz, 30 statt 45 Prozent, weil er offiziell als Steuerausländer in der Schweiz lebte. Mehr aber war für ihn bei diesem Arbeitsvertrag nicht herauszuholen. Solche Direktorengehälter werden an der Quelle versteuert, beim Arbeitgeber. Und Gucci in Italien konnte schlecht behaupten, man habe dem eigenen Chef überhaupt kein Geld gezahlt.Die 5,8 Millionen aus Luxemburg boten da ganz andere Chancen. Wusste der italienische Fiskus überhaupt davon? Oder glaubten die Finanzbeamten, dass die Gucci-Millionen aus Italien alles waren?Jedenfalls sollte die italienische Steuer vom Luxemburg-Geld nichts abgreifen. Und auch sonst niemand. Da spielte die Wohnung in der Schweiz offenbar eine noch wichtigere Rolle. Als Sichtschutzwand, zwischen Luxemburg und Italien. Der Plan ging offenbar so: Das Geld kam zwar von dort; mit Luxemburg hatte Bizzarri aber tatsächlich nichts zu tun. "Herr Bizzarri geht in Luxemburg keiner Erwerbstätigkeit nach", schrieb der Castera-Steuerberater schon 2013. Deshalb werde das Gehalt auch nicht im Großherzogtum besteuert. "In allen Papieren haben wir angegeben, dass Herr Bizzarri in der Schweiz ansässig ist." Die Luxemburger gaben sich damit zufrieden.Also landeten die Gelder bei Bizzarri im schönen Tessin, ohne dort eigens versteuert zu werden. Der Gucci-Chef sollte nur jene 146.000 Euro zahlen, mit denen die Schweizer Behörden ihn pauschal eingestuft hatten. So zumindest nachzulesen in einer Aufstellung von Gucci. 146.000 Euro, das machte bei 5,8 Millionen Gehalt aus Luxemburg lächerliche 2,5 Prozent Steuern. Bei den Sozialabgaben sah es ähnlich aus: alles ganz schlank geschnitten. 91.000 Euro blieben in Luxemburg hängen, keine 2 Prozent.Die Gefahr aber drohte aus Italien: Dort wurde das Geld tatsächlich verdient, dort, in Mailand, hatte Bizzarri wohl in Wahrheit seinen Hauptwohnsitz, dort hätte er sein Gehalt dann versteuern müssen. Sein gesamtes Gehalt, auch das aus Luxemburg. Was aber, wenn die Italiener davon nichts ahnten oder sich nicht weiter darum kümmerten? Schließlich lebte Bizzarri offiziell in der Schweiz.Dass so eine selten besuchte Wohnung mit überfülltem Briefkasten in der Schweiz allerdings ein riskantes, zu riskantes Steuersparmodell sein könnte, soll auch dem Risiko-Junkie Bizzarri im vergangenen Sommer klar geworden sein. Deshalb, so heißt es, sei Bizzarri plötzlich wieder zum italienischen Steuerbürger geworden und habe freiwillig Millionen nachgezahlt. Am Ende soll dafür der Konzern geradegestanden haben.War es so? Weder von Kering noch von Marco Bizzarri und Gucci war dazu etwas zu erfahren. Bis Redaktionsschluss reagierten sie nicht auf diese und all die anderen Fragen der EIC-Journalisten. Wer bei Gucci in der Pressestelle nachhakte, strandete nach der Begrüßung in der Telefondauerschleife. Damit bleibt nur, was Kering so treffend auf seiner Homepage schreibt: "Smartes Geschäft macht nicht vor Konventionen halt, es respektiert ein Denken gegen den Strich."Der Strich, das war in diesem Fall das Gemeinwohl.
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Rafael Buschmann, Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch, Jörg Schmitt
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Gucci steht für Exklusivität, Extravaganz und extreme Preise. Jetzt kommt heraus: Bei den Steuern wird mit allen Tricks gearbeitet. Manchmal, das ist die Essenz, ist das Modelabel ganz schön billig.
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"Gucci"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2018-01-29T09:38:00+01:00
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2018-01-29T09:38:00+01:00
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https://www.spiegel.de/spiegel/gucci-chef-marco-bizzarri-mogelte-millionengehalt-an-der-steuer-vorbei-a-1190037.html
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Lustloser Stürmer: Tévez verweigert Rückkehr zu ManCity
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Hamburg - Stürmer Carlos Tévez hat ein anberaumtes Treffen mit seinem Club Manchester City abgesagt und bleibt lieber in seinem Heimatland Argentinien. Der englische Fußball-Erstligist hatte seinen Stürmer zuvor aufgefordert, zurück nach England zu kommen, um seine Zukunft bei den "Citizens" zu besprechen. Der Argentinier hatte beim Training des Tabellenführers der Premier Leagueunentschuldigt gefehlt, um in seine Heimat zu reisen. "Er ist gefahren, um seine Familie zu besuchen", so Tévez' PR-Berater Paul McCarthy. "Wir können erst mehr dazu sagen, wenn er wieder in England ist."Tévez hat seit seinemDisput mit Trainer Roberto Mancini beim Champions-League-Spiel in München (0:2) am 27. September gegen den FC Bayern nicht mehr für den Tabellenführer der Premier League gespielt. Der Verein hatte den 27-Jährigen mit einer Geldstrafein Höhe von 1,15 Millionen Euro belegt, nachdem sich der Argentinier einer geplanten Einwechslung beim Spiel in München widersetzt haben soll. Die Summe musste jedochreduziert werden, nachdem die englische Spielergewerkschaft interveniert und die Strafe als "zu hart" bezeichnet hatte. Nach Angaben seines Managements will Tévez Manchester in der nächsten Transferperiode im Januar verlassen. Welcher Club einen derart kapriziösen Spieler verpflichten will, sagte er aber nicht.
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jar/dapd
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Nächstes Kapitel im Streit zwischen Carlos Tévez und Manchester City: Nachdem der Stürmer eigenmächtig in die Heimat gereist und dem Training ferngeblieben war, sagte er nun ein Treffen zur Klärung seiner Situation beim Premier-League-Club ab. Vorerst bleibt er in Argentinien.
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"Manchester City",
"Carlos Tévez"
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Sport
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Fußball-News
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2011-11-14T19:38:00+01:00
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2011-11-14T19:38:00+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/lustloser-stuermer-tevez-verweigert-rueckkehr-zu-mancity-a-797770.html
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VW-Aufsichtsrat: US-Investor macht Front gegen Piëch
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London - Zusammen mit anderen Aktionären setze sich Tweedy Browne für den Rücktritt von Aufsichtsratschef Piëch ein, sagte einer der fünf geschäftsführenden Direktoren, William Browne, in einem Gespräch mit der "Financial Times". Der Fondsverwalter hält rund ein Prozent an Volkswagen. Die Gesellschaft werde ihre Investitionen in Deutschland möglicherweise zurückfahren oder ganz streichen, sagte Browne weiter. Die Situation bei Volkswagen sei unerträglich. Sie werfe die Frage auf, ob man überhaupt in Deutschland investieren sollte.Browne gehört seit dem Einstieg des Sportwagenherstellers Porsche bei Volkswagen zu den Gegnern Piëchs. Die jüngste Kritik einiger Aktionäre hatte sich an dem Beschluss des Aufsichtsrates entzündet, den früheren Audi-Personalchef und Gewerkschaftsfavoriten Horst Neumann zum neuen Arbeitsdirektor zu bestellen. Tweedy Browne verwaltet laut "FT" insgesamt 13 Milliarden Dollar und ist mit rund 700 Millionen Dollar in neun deutschen Unternehmen engagiert. Die Gesellschaft will bei der VW-Hauptversammlung im Mai 2006 auch gegen den Eintritt von Porsche-Vertretern in den VW-Aufsichtsrat stimmen.
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Viele Freunde hat Ferdinand Piëch nicht mehr unter den Großaktionären des VW-Konzerns. Die US-Fondsgesellschaft Tweedy Browne macht jetzt sogar öffentlich Front gegen den Aufsichtsratschef. Sie droht damit, Investitionen in ganz Deutschland zurückzufahren, wenn Piëch nicht aufgibt.
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Wirtschaft
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2005-12-02T08:56:07+01:00
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2005-12-02T08:56:07+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/vw-aufsichtsrat-us-investor-macht-front-gegen-piech-a-387993.html
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Autoclub ACE wirft Fahrschulen Abzocke vor
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Goslar - Jedes Jahr fallen in Deutschland Hunderttausende durch die Führerscheinprüfung. Der Autoclub Europa ACE macht dafür eine mangelhafte Vorbereitung in den Fahrschulen verantwortlich. Die Durchfallerquote von rund 30 Prozent sei jedenfalls kein Zeichen für eine hochqualifizierte Ausbildung, heißt es in einer Studie des ACE. ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner erhebt schwere Vorwürfe: Es komme der Verdacht auf, dass es einen Zusammenhang zwischen der hohen Durchfallerquote und der schlechten Ertragslage gebe, unter der viele Fahrschulen angesichts der demografischen Entwicklung leiden. "Sie spekulieren auf eine hohe Durchfallerquote, um anschließend zusätzliche Fahrstunden abrechnen zu können."Dem widersprach die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Hauptursache für Fehler in der Fahrprüfung sei die hohe Nervosität der Prüflinge, sagte der Vorsitzende Gerhard von Bressensdorf. Die Folge: "Sie fahren zu schnell, missachten Vorfahrtsregelungen oder machen Fehler beim Einparken." Häufig gäben Fahrlehrer auch dem Drängen von Fahrschülern nach und meldeten sie zu früh zur Prüfung an. In seiner Studie beruft sich der ACE auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Demnach sind im Jahr 2011 bundesweit knapp 28 Prozent der Fahrschüler mindestens einmal durch die Führerscheinprüfung gefallen. Dabei gibt es der Untersuchung zufolge große regionale Unterschiede. Die niedrigste Durchfallerquote bei Führerscheinprüfungen hatte Hessen (22,14 Prozent) gefolgt von Niedersachsen (24,87) und Schleswig-Holstein (25,13 Prozent). In Thüringen und Sachsen dagegen fielen mehr als 36 Prozent der Aspiranten durch die Prüfung, in Sachsen-Anhalt sogar gut 38 Prozent. Der ACE rät Führerscheinaspiranten, Fahrschulen nicht unbedingt nach vermeintlichen Billigpreisen auszusuchen. Entscheidend sei eher eine hohe Quote bestandener Prüfungen, sagt Sprecher Hillgärtner.Fahranfänger sollen mehr lernenDer Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie ist kein Zufall, denn am Mittwoch wird in Goslar der Verkehrsgerichtstag eröffnet. Bei der Tagung, zu der rund 1900 Verkehrsexperten zusammenkommen, ist eine Verbesserung der Fahrausbildung ein zentrales Thema.Im Vorfeld der Veranstaltung fordert der Autoclub ADAC, dass ein mehrstufiges Modell der Fahrausbildung eingeführt wird. "Wir brauchen eine gesetzlich vorgeschriebene Ausweitung der Lernphase", sagt ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino. Denn Fahranfänger seien weiterhin die am stärksten unfallgefährdete Gruppe von Verkehrsteilnehmern. "Viele Fahranfänger überschätzen ihr Können", sagt Chiellino. Dieses "trügerische Sicherheitsgefühl" sei die Ursache dafür, dass sie in den ersten Monaten nach der bestandenen Fahrprüfung überdurchschnittlich viele schwere Unfälle verursachen.Auch der Automobilclub von Deutschland (AvD) setzt sich für eine zweiphasige Ausbildung der Fahranfänger ein. Zur zweiten Phase sollten neben dem verbindlichen Fahrsicherheitstraining sogenannte Feedback-Fahrten gehören. Dabei sollen junge Fahrer von erfahrenen Begleitern Rückmeldungen über das erhalten, was sie können - und vor allem über das, was sie nicht beherrschen. Als Vorbild könne Österreich dienen, sagt Verkehrspsychologe Chiellino. "Dort werden junge Fahrer auch nach Erhalt der Fahrerlaubnis weiter gezielt unterstützt". Sie müssen unter Aufsicht ihr fahrerisches Können vorführen und an Fahrsicherheitstrainings teilnehmen. "Die Anfänger sollen dabei lernen, ihr Können richtig einzuschätzen, und erkennen, wo Grenzen liegen."ACE sorgt sich über drohende KostenDer deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) plädiert ebenfalls für eine "obligatorische Lernzeitverlängerung". Es müsse ein umfassendes Konzept zur Ausbildung und Betreuung von Fahranfängern erarbeitet werden, sagte DVR-Präsident Walter Eichendorf. Der ACE steht den Mehrphasenmodellen dagegen skeptisch gegenüber. Schon jetzt seien für theoretische und praktische Pkw-Prüfung zusammen bis zu 1800 Euro fällig, gibt Sprecher Hillgärtner zu bedenken. Für die vielen Führerschein-Aspiranten, die durch die Prüfung rasseln, werde es vielfach deutlich teurer. "Statt Fahrschülern weitere gebührenpflichtige Ausbildungsstufen aufzuerlegen, sollten zuerst die pädagogischen Misserfolge im herrschenden System beseitigt werden", sagt Hillgärtner.ADAC-Experte Chiellino verweist dagegen auf das österreichische Vorbild. Dort verteuere sich die Fahrausbildung durch die verbindliche zweite Stufe insgesamt nur um etwa 150 bis 200 Euro. Dafür seien die Unfallzahlen bei Fahranfängern deutlich rückläufig.
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Fast jeder dritte Fahrschüler fällt laut einer Studie des Autoclub Europa beim ersten Versuch durch die Führerscheinprüfung. Schuld daran sind nach Ansicht des ACE aber nicht allein die Prüflinge, sondern auch die geldgierigen Ausbilder.
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"Führerschein",
"ADAC",
"Sicherheit im Straßenverkehr"
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Mobilität
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2013-01-22T14:03:00+01:00
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https://www.spiegel.de/auto/aktuell/autoclub-ace-wirft-fahrschulen-abzocke-vor-a-879038.html
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Hoffnung auf Impfstoff
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Zwar ist - dank verbesserter Hygiene und dem Einsatz von Antibiotika - die Tuberkulose in den reichen Ländern vielen Menschen nur noch aus Romanen wie Thomas Manns »Zauberberg« geläufig, aber in den armen Regionen des Planeten erliegen jährlich drei Millionen der Infektionskrankheit. Wie ein Team britischer Mediziner in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals Nature Medicine schreibt, bietet ein neuer, an Mäusen erprobter Impfstoff erste Hoffnung für eine Wende im Kampf gegen die Krankheit. Die Wissenschaftler des Medical Research Councils impften die Mäuse mit einem DNS-Teilstück aus dem Erbgut des Lepra-Erregers Mycobacterium leprae und stellten zu ihrer Überraschung fest, daß die Tiere fortan nicht nur gegen Lepra, sondern auch gegen Tuberkulose gefeit waren.
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Wissenschaft
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1996-08-11T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/hoffnung-auf-impfstoff-a-a4542ebc-0002-0001-0000-000009080672?context=issue
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August Ramminger
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August Ramminger, 61, Redakteur der »Passauer Neuen Presse«, darf sich ohne den Makel, wegen fahrlässiger Tötung vorbestraft zu sein, um sein CSU-Bundestagsmandat in Passau bewerben. Ramminger, der im Juli 1959 in Passau mit seinem Wagen eine 68 jährige Fußgängerin zu Tode gebracht hatte, war vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe von 600 Mark verurteilt worden. Seine Berufung wurde von der Großen Strafkammer abgewiesen; die Revisionsinstanz, das Bayrische Oberste Landesgericht, hob die Verurteilung jedoch auf und verwies den Fall nach Passau zurück, wo Ramminger wiederum verurteilt wurde. Auf seine zweite Revision hin verwies das Bayrische Oberste Landesgericht die Angelegenheit an eine auswärtige Strafkammer, die eine Mitschuld Rammingers verneinte. Laut »Passauer Neue Presse« war die Fußgängerin, »obwohl sie gehbehindert war, schnell über die Straße (und vor das Auto) gelaufen«.
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Politik
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1961-08-01T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/august-ramminger-a-c6d1015c-0002-0001-0000-000043365402?context=issue
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Banken: Fette Zinsgewinne
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Deutschlands mächtige Banken und Sparkassen müssen sich vorhalten lassen, ihre Kundschaft munter zu schröpfen. Denn während die Geldinstitute ihre Kreditzinsen auf Spitzensätze von 9 3/4 bis 10 1/2 Prozent hievten, froren sie die Haben-Zinsen für ihre von der Inflation gebeutelten Sparbuch-Besitzer bei mageren 3,5 Prozent ein. Der Zinsschnitt lohnt sich, denn allein die Großen Drei -- die Deutsche, die Dresdner und die Commerzbank -hantieren mit etwa 43 Milliarden Mark Spargroschen. Die Sparkassen machen ein noch besseres Geschäft: Etwa zwei Drittel ihrer Geldeinlagen stammen von der Sparkundschaft. Als erster Kritiker der Geld-Trusts trat Notenbank-Chef Otmar Emminger persönlich auf: Der Spareckzins sei ziemlich weit zurückgeblieben, meinte der Geldwerthüter. Noch schärfere Schelte wagte ein Frankfurter Privatbankier: »Das ist doch nichts anderes als ein Interessenkartell zu Lasten des Sparers.«
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Wirtschaft
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1979-11-04T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/banken-fette-zinsgewinne-a-6ceb54ef-0002-0001-0000-000039868705?context=issue
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Barack Obama in Kuba: Was sagen die Menschen in Havanna?
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Mehr als fünf Jahrzehnte standen sich Kuba und die USA in offener Feindschaft gegenüber. Jetzt soll alles anders werden, der Besuch von Barack Obama in Havanna soll ein neues Zeitalter im kubanisch-amerikanischen Verhältnis begründen. "Historisch" nennt der US-Präsident die Gespräche mit der Castro-Führung. Aber was sagen eigentlich die Kubaner zu der Visite? Und was halten sie von der Annäherung zu dem einstigen Erzfeind? Die Sichtweisen sind sehr unterschiedlich. Die einen hoffen auf einen Schub für die Modernisierung ihres Landes. Die anderen fürchten um die kommunistische Identität. Hier schildern zehn Kubaner, was sie von dem Besuch aus Washington halten:
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Veit Medick
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Kommen mit Barack Obama auch neue Freiheiten? Wird Kuba jetzt vom Kapitalismus überrannt? Hier erzählen zehn Menschen aus Havanna, was sie vom Besuch des US-Präsidenten halten.
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"Kuba",
"Raúl Castro",
"Fidel Castro",
"Barack Obama"
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Ausland
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2016-03-21T19:42:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/barack-obama-in-kuba-was-sagen-die-menschen-in-havanna-a-1083339.html
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"Anhören"-Button: Facebook spielt Musik auf Seiten von Bands
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Die Facebook-Entwickler haben das Netzwerk um einen unscheinbaren Button erweitert: "Anhören", auf der englischen Seite "listen", steht nun auf vielen Musiker-Seiten direkt neben dem "Gefällt mir"-Knopf. Wer klickt, bekommt die entsprechende Musik über einen Streaming-Dienst wie zum Beispiel Spotify vorgespielt. Dazu muss man Spotify installiert haben - oder einen anderen Musikdienst, der bei Facebook vertreten ist. Nutzt man Deezer, Rdio, Mog oder Slacker Radio, führt der "Anhören"-Button auf das entsprechende Angebot. Hat der Nutzer keine Musik-App installiert, erscheint ein Feld mit dem Vorschlag, ebendas nachzuholen. Welche Titel der Musikliebhaber dann vorgespielt bekommt, hängt vom ausgewählten Streaming-Service ab. Während Spotify die fünf beliebtesten Titel spielt, bietet Rdio eine Zufallsausauswahl aus allen zur Verfügung stehenden Nummern an - aber auch nur, wenn man einen kostenpflichtigen Account bei dem Dienst hat. "TechCrunch " gefällt die Sache nicht übel, mit dem neuen Button hätten Musiker die Möglichkeit, wesentlich einfacher und schneller an neue Fans zu kommen als bisher. Das dürfte vor allem kleinere und Indie-Bands sehr freuen - solange sie im Angebot der Streaming-Dienste enthalten sind. Was jetzt noch fehle, sei ein ähnlicher Button namens "Ansehen" auf Seiten von TV-Sendern und Filmstudios, der auf Knopfdruck Dienste wie Hulu oder Netflix in Gang setzen würde. Für Facebook liegt der Vorteil der Knopferweiterung auf der Hand. Das Netzwerk kann als Musikanbieter auftreten, ohne dabei eigene Inhalte bereithalten zu müssen. Für alle Beteiligten ist die Bedienung auf absolute Einfachheit getrimmt. Ganz egal, welche Musik-App ein Facebook-Nutzer installiert hat und unabhängig davon, welche Anwendungen von den entsprechenden Künstlern bevorzugt werden, ein Klick auf den immer gleichen Button reicht aus.Für die Nutzer ist das allerdings nicht ganz so praktisch wie die Musik-Integration bei MySpace. Das ehemals populäre soziale Netzwerk ermöglicht es Künstlern, eine Auswahl an Liedern zur Verfügung zu stellen, die der Nutzer dann gezielt abspielen kann. Facebook überlässt die Auswahl nun nicht den Künstlern, sondern den Anbietern der zum Teil kostenpflichtigen Apps. Angebot Spotify Simfy Napster Deezer Rdio JukeTitel im Katalog 16 Mio. 16 Mio. 15 Mio. 13 Mio. 15 Mio. 15 Mio.Browser nein ja ja ja ja jaPlayer Desktop Windows, MacOS, Linux, iOS, Android, Blackberry Windows, MacOS, Linux, iOS, Android, Blackberry Windows / MacOS nein Windows / MacOS neinPlayer Mobil iOS, Android, Blackberry, WP 7 iOS, Android, Blackberry iOS, Android iOS, Android, Blackberry iOS, Android, Blackberry, WP 7 iOS, AndroidOffline-Modus (Desktop) ja (9,99 Euro) ja (9,99 Euro) ja ja (9,99 Euro im Monat, 1 Rechner) nein jaOffline-Modus (mobil) ja (9,99 Euro) ja (9,99 Euro) ja (9,95 Euro) ja (9,99 Euro im Monat, 1 Gerät) ja (9,99 Euro im Monat) jaEigene Daten (Desktop) ja ja nein ja ja neinEigene Daten (mobil) ja (9,99 Euro im Monat) nein nein ja ja (9,99 Euro im Monat) neinApp-Plattform ja nein nein nein nein neinKünstler-Radio ja ja ja ja ja neinBitrate 160 Kbit/s Dektop, 320 Kbit/s (99 % 9,99 Euro) 192 - 320 Kbit/s 128 Kbit/s (Streaming Dekstop), 192 Kbit/s AAC offline bis zu 320 Kbit/s bis zu 320 Kbit/s keine InformationGratis werbe-finanziert (sechs Monate unbegrenzt auf dem Desktop, welt-weit begrenzt auf 10 Stunden nach sechs Monaten) werbe-finanziert (20 Stunden Streaming auf Desktop / per Browser, 5 Stunden nach zwei Monaten) Testversion 7 Tage 30 Sekunden zum Reinhören / Testversion 15 Tage Premium Testversion 7 Tage Unlimited neinBezahl-Angebot 1 4,99 Euro (unbe-grenztes Streaming Desktop) 4,99 (unbe-grenztes Streaming auf Desktop / per Browser) 7,95 (Streaming Desktop) 4,99 (Browser / Desktop), 9,99 (Mobil, Offline-Funktion) 4,99 (Browser / Desktop), 9,99 (Mobil, Offline-Funktion) -Bezahl-Angebot 2 9,99 Euro / Monat 9,99 Euro / Monat 9,95 (Desktop und Mobil) 9,99 (Mobil, Offline-Funktion) 9,99 (Mobil, Offline-Funktion) 9,99
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meu
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Mit einem Klick zur Musik-App: Facebook hat den Seiten von Musikern und Bands in seinem Netzwerk einen "Anhören"-Button spendiert. Was es dann zu hören gibt, kontrollieren offenbar nicht die Künstler selbst - sondern externe Anbieter wie Spotify.
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"Facebook",
"Soziale Netzwerke",
"Musiksender",
"Digitale Musik"
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Netzwelt
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Web
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2012-04-18T10:43:00+02:00
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2012-04-18T10:43:00+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/anhoeren-button-facebook-spielt-musik-auf-seiten-von-bands-a-828226.html
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Handball: Grit Jurack beendet Karriere
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Hamburg - Für einen Leistungssportler gibt es wohl nichts Schlimmeres, als wenn der Körper nicht mehr so will wie der Kopf. Schweren Herzens muss Grit Jurack genau das hinnehmen: Ein Knorpelschaden in der linken Schulter zwingt die erfolgreichste deutsche Handballerin zum sofortigen Karriereende. "Es ist sehr traurig. Eigentlich wollte ich selbst den Zeitpunkt des Aufhörens bestimmen, nun kommt es leider doch anders. Aber ich kann auf 20 fantastische Jahre mit vielen Höhen und wenigen Tiefen zurückblicken", sagt die 34-Jährige.Nach der verpassten Olympia-Qualifikation hatte sie Ende März zwar ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekanntgegeben. Für den dänischen Club Viborg HK wollte die Linkshänderin aber noch bis Juni 2013 auf Torejagd gehen. Eine Schulter-Arthroskopie brachte jetzt die schlimme Diagnose: "Der Schaden ist immens. Die Ärzte haben mir eindeutig zu verstehen gegeben, dass es mit Blick auf mein restliches Leben besser ist, sofort aufzuhören", sagt Jurack. Jurack steht für eine Vielzahl von Rekorden im HandballJurack wird nun in Viborg erst einmal ihrem Marketing-Job nachgehen, doch auf Dauer wünscht sie sich etwas anderes. "Ich hoffe, es warten neue Herausforderungen auf mich. Ich würde gerne im Bereich meines Sportmanagement-Studiums arbeiten", sagt sie. Konkrete Pläne hat Jurack noch nicht, mit diesem plötzlichen Ende habe niemand gerechnet. Grit Jurack steht im deutschen Frauen-Handball für eine Vielzahl von Rekorden. 305-mal lief sie im Trikot des Deutschen Handballbundes (DHB) auf - so oft wie keine andere. Häufiger stand nur Handballer Christian Schwarzer (318) für den DHB auf dem Feld. Mit 1579 Toren führt Jurack die DHB-Rangliste an. Fünfmal war sie Handballerin des Jahres (1999, 2000, 2001, 2007 und 2008). Ihr größten internationalen Erfolge waren WM-Bronze 1997 und 2007. 2006 gewann Jurack mit Viborg als erste Deutsche die Champions League. Das gelang ihr mit dem Club danach noch 2009 und 2010. Mit Viborg holte sie zudem die Vereins-EM 2006, vier dänische Meisterschaften und drei Pokalsiege. Mit Ikast Bording, ebenfalls ein Club aus Dänemark, wurde sie EHF-Cup- und Pokalsiegerin. Jeweils zweimal sicherte sie sich mit dem HC Leipzig, für den sie von 1993 bis 2001 und von 2003 bis 2004 spielte, die Deutsche Meisterschaft und den Pokalsieg.
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psk/dpa
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Deutschlands Rekord-Handballerin Grit Jurack muss wegen eines irreparablen Knorpelschadens in der Schulter sofort mit dem Leistungssport aufhören. Eigentlich wollte sie ihre Karriere erst 2013 beenden.
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"Handball"
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Sport
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2012-08-15T09:41:00+02:00
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2012-08-15T09:41:00+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/sonst/handball-grit-jurack-beendet-karriere-a-850093.html
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»Das ganze Land umkrempeln«
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Ishihara, 67, ist der bekannteste nationalistische Politiker Japans. Bis 1995 war der Romancier und Autor Abgeordneter der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP). Im vorigen Jahr wurde er mit klarem Vorsprung zum Gouverneur von Tokio gewählt. Seither legt er sich durch Umweltabgaben und neue Steuern mit der Regierung und der Wirtschaftslobby an. ------------------------------------------------------------------- SPIEGEL: Herr Gouverneur, der schwer erkrankte Keizo Obuchi ist durch den ehemaligen Generalsekretär der LDP, Yoshiro Mori, abgelöst worden. Versprechen Sie sich von dem personellen Wechsel einen politischen Neuanfang für Japan? Ishihara: Nein, der neue Premier will die bisherige Politik weiterführen. Das Kabinett bleibt unverändert, genauso, was noch wichtiger ist, wie die unflexible Bürokratie der Zentralregierung. Die Beamten halten sich für eine allwissende Elite. Jeder Forderung nach strukturellem Wandel begegnen sie stets mit einer vehementen Verteidigung der Kontinuität. SPIEGEL: Seit Ihrer Wahl vor einem Jahr führen Sie in Tokio eine Art Gegen-Regime zur Zentralregierung. Damit stiegen Sie in Meinungsumfragen zu einem der beliebtesten Politiker auf. Wollen Sie Tokio zum Modell eines neuen Japan machen? Ishihara: Das ist mein Ziel. Wir müssen das veraltete System des ganzen Landes umkrempeln. In gewisser Weise ist Japan das einzige Land der Welt, in dem der Sozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich praktiziert wurde. Doch nun stößt unser bürokratisches System an seine Grenzen. Die Politiker müssen die Nation endlich mit neuen Ideen aus der Lähmung führen. SPIEGEL: Sie kämpfen für Ihr rechtspopulistisches Programm und verfechten in der Außen- und Sicherheitspolitik Ideen, die im Ausland für erhebliche Unruhe sorgten. Vor allem fordern Sie ein selbstbewussteres Auftreten Japans gegenüber China und den USA. Sehen Sie die Interessen der Nation durch die Regierung nicht entschieden genug vertreten? Ishihara: Sie werden überhaupt nicht vertreten. Japans Außenpolitik wird nämlich nicht in Tokio, sondern in Washington oder Peking gemacht. Der frühere US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski hat Japan einmal als »Vasall« der USA bezeichnet. Das war zwar eine Beleidigung, aber leider hatte er damit Recht. SPIEGEL: Warum kann sich die zweitgrößte Industrienation der Welt nicht aus der politischen Vormundschaft der USA befreien? Ishihara: Weil die japanische Nation in ihrem gesamten Denken völlig auf Amerika fixiert ist. Dagegen haben es die Europäer zumindest geschafft, den USA eine eigene gemeinsame Währung entgegenzusetzen. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich bin durchaus für die Freundschaft mit Amerika, ich mag das Land sogar sehr. Aber echte Freundschaft setzt voraus, dass wir als gleichberechtigte Partner miteinander verkehren. SPIEGEL: Sie glauben also, dass die USA Japan immer noch mit den Augen der ehemaligen Besatzungsmacht sehen? Ishihara: Auf jeden Fall. Ich besitze zwei historische Exemplare der »New York Times« - eines vom Tag der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 und eines vom Tag der japanischen Kapitulation am 15. August 1945. Vergleicht man beide Ausgaben miteinander, fällt folgendes auf: Während die Amerikaner die Deutschen als besonderen Menschenschlag bewunderten, dem sie beim Wiederaufbau helfen wollten, sahen sie in Japan eine Art Monster, dem sie nach der Niederlage für immer die Zähne ziehen wollten, um es unschädlich zu machen. Auch jetzt pflegen die Amerikaner uns gegenüber den Komplex des weißen Mannes: Sie können nicht akzeptieren, dass es Japan als einziger farbiger Rasse gelungen ist, einen modernen Industriestaat aufzubauen. SPIEGEL: Wo wird Japan denn heute noch von den Amerikanern unterdrückt? Ishihara: Sie brauchen sich nur in Tokio umzuschauen: Wir müssen in unserer Hauptstadt die große Luftwaffenbasis Yokota beherbergen. Wenn wir davon in anderen Weltstädten erzählen, schütteln die Menschen nur ungläubig mit dem Kopf. SPIEGEL: Sie wollen den Stützpunkt Yokota für zivile Flüge nutzen. Aber ohne die Präsenz des US-Militärs in Ostasien ist die Stabilität der gesamten Region bedroht. Wer soll Japan denn verteidigen, wenn die USA Stützpunkte schließen oder sich völlig zurückziehen? Ishihara: Japan unterhält ein großes Militär, für das es viel Geld ausgibt und das unsere Nation verteidigen könnte. Dazu müssen wir allerdings den Artikel Neun unserer Verfassung ändern, in dem Japan auf »ewig« dem Krieg abschwört. SPIEGEL: Das würde Ihre Nachbarn in Ostasien aber erheblich erschrecken. Ishihara: Anders nimmt uns außenpolitisch keiner ernst. Ich verlange ja nicht, dass wir eine aggressive und offensive Armee aufbauen sollen. Derzeit erlauben uns die USA nicht, eine eigene weltraumgestützte Raketenabwehr zu entwickeln. SPIEGEL: Welchen Gegner mit Raketenwaffen muss Japan denn am meisten fürchten: China oder Nordkorea? Ishihara: Am meisten Angst flößt mir China ein. Offenbar lässt der chinesische Präsident Jiang Zemin ernsthaft prüfen, wie Taiwan innerhalb von acht Tagen gewaltsam erobert werden kann - angeblich sogar mit strategischen Nuklearwaffen. Ein verrückter Gedanke! Für Japan ist diese Entwicklung viel beunruhigender, als es die Spannungen zwischen Nato und Warschauer Pakt im Kalten Krieg je waren. Ob die USA Taiwan im Ernstfall zu Hilfe kommen und wirklich einen großen Krieg riskieren würden, wage ich indes zu bezweifeln. Schließlich sehen die Amerikaner China auch als wirtschaftlich lukrativen Markt an. SPIEGEL: Laufen ihre Vorstellungen nicht auf eine Rivalität zwischen der aufsteigenden Militärmacht China und der krisengeschüttelten Wirtschaftsmacht Japan hinaus, die zwangsläufig in eine direkte militärische Konfrontation mündet? Ishihara: Deshalb wäre es natürlich besser, wenn das Riesenreich China in mehrere kleinere Staaten zerbrechen würde. Das halte ich durchaus für wahrscheinlich. Japan sollte diese Entwicklung nach Kräften fördern. SPIEGEL: Sie persönlich unterstützen Pekings Widersacher ja bereits: Trotz Protest aus Peking haben Sie Taiwans scheidenden Präsidenten Lee Teng-hui nach dem Ende seiner Amtszeit demonstrativ nach Tokio eingeladen, und auch den Dalai Lama wollen Sie hier begrüßen. Überschreiten Sie mit solchen Initiativen nicht Ihre Kompetenzen als Gouverneur von Tokio? Ishihara: Lee und der Dalai Lama sind alte Freunde von mir, die ich als Privatmann zu empfangen gedenke. Wenn eine ausländische Regierung dagegen protestiert, verletzt sie damit meine Menschenrechte. SPIEGEL: Ihre Hoffnung auf den Zerfall Chinas ist doch nur Teil einer höchst zweifelhaften Vision: Sie fordern eine friedliche Neuauflage der so genannten Großostasiatischen Wohlstandssphäre, in deren Namen Japan im Zweiten Weltkrieg die asiatischen Nachbarn eroberte. Zu dieser Zone sollen auch die chinesischen Küstenprovinzen gehören. Aus kosmetischen Gründen nennen Sie dieses Wunschgebilde Großostasiatische Yen-Sphäre - was soll ein solcher Währungsblock tatsächlich bringen? Ishihara: Um Asien von der Herrschaft des Dollar zu befreien, brauchen wir einen Yen-Block. Über ein Drittel des Finanzkapitals der ganzen Welt besteht aus japanischem Geld, mit dem die Amerikaner anfangen, was ihnen gefällt. Dabei ist Japan der größte Gläubiger der USA. Um von den USA unabhängiger zu werden, sollten wir einen Teil der von uns gehaltenen US-Staatsanleihen abstoßen, das Geld im Rahmen eigener Strategien anlegen ... SPIEGEL: ... und so einen Zusammenbruch an den Finanzmärkten auslösen? Ishihara: Natürlich nicht. Japan könnte das Geld ja an der Wall Street neu anlegen, sich in die besten US-Firmen einkaufen und den Markt in unserem Sinne beeinflussen. Geld ist schließlich die stärkste außenpolitische Waffe nach dem Militär. Damit könnten wir das Kräfteverhältnis zwischen Japan und den USA zu unseren Gunsten verändern. Wenn die USA handelspolitischen Druck auf Japan ausüben, ist es doch nur legitim, wenn wir uns mit ähnlichen Mitteln wehren. SPIEGEL: Haben Sie als Gouverneur von Tokio überhaupt die Möglichkeit, Ihren Traum von der Großostasiatischen Yen-Sphäre zu beflügeln? Ishihara: Von Tokio aus kann ich wichtige symbolische Anstöße geben. Seit längerem setze ich mich mit anderen südostasiatischen Ländern für die Entwicklung eines gemeinsamen Klein-Jets ein; außerdem befürworte ich eine enge Zusammenarbeit in der Umwelttechnologie. Gerade solche Projekte könnten den Asiaten neues Selbstbewusstsein gegenüber den Amerikanern geben. SPIEGEL: Bislang hegen die asiatischen Nachbarn aber eher tiefes Misstrauen gegen Ihr Land, nicht zuletzt, weil prominente Japaner immer wieder Kriegsgräuel der kaiserlichen Armee leugnen, etwa das Massaker von Nanking. Ishihara: Die Vorwürfe um Nanking sind purer Unsinn. Das so genannte Massaker haben die Amerikaner 1946 im Verlaufe des Kriegsverbrecherprozesses von Tokio erfunden. Ich behaupte zwar nicht, dass japanische Soldaten in Nanking überhaupt niemanden getötet hätten. Aber wie sollen unsere Truppen 300 000 Menschen ermordet haben oder noch mehr, wenn Nanking damals nur 200 000 Einwohner hatte? SPIEGEL: Damit widersprechen Sie den Erkenntnissen von Fachleuten, die von mindestens 260 000 Ermordeten sprechen. Für die Versöhnung mit den übrigen Asiaten wäre es besser, wenn die Japaner weniger um Opferzahlen stritten, sondern sich für ihre Kriegsverbrechen entschuldigten. Ishihara: Die Zahlen sind aber wichtig. Wenn von 20 000 oder 50 000 Toten in Nanking die Rede wäre, würde ich mich nicht erregen. Aber Zahlen bis zu 400 000 Opfern implizieren, dass die Japaner in Nanking ganz gezielt ein Massaker geplant haben. Das Vorgehen des japanischen Militärs gegenüber China lässt sich aber nicht mit dem deutschen Holocaust an den Juden vergleichen. SPIEGEL: Der Streit zwischen Japan und China um die Kriegsvergangenheit soll also ewig weitergehen? Ishihara: Zu diesem Thema existiert noch viel historisches Material, und beide Länder sollten eine gemeinsame Historiker-Kommission einsetzen. Unabhängige Beobachter aus Drittländern müssten teilnehmen. Dann könnte man untersuchen, wie viele Menschen die Japaner in Nanking tatsächlich umgebracht haben ... SPIEGEL: ... um Japan reinzuwaschen? Ishihara: Darum geht es nicht. Auch wir setzen uns kritisch mit unserer Vergangenheit auseinander. Aber kann man wirklich behaupten, dass allein Japan eine böse Nation war? Auch andere Industrieländer haben ähnliche Verbrechen begangen. So hat etwa die Kolonialmacht Niederlande in Indonesien viele Menschen umgebracht. Auch China und die ehemalige Sowjetunion haben allen Grund, ihre eigenen Gemetzel zu bereuen. SPIEGEL: Im Gegensatz zu den meisten japanischen Politikern sprechen Sie unverblümt aus, was viele ihrer Landsleute denken. Werden Sie eine eigene Partei gründen und sich um das Amt des Premierministers bewerben? Ishihara: Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich darüber vielleicht nachdenken. Aber jetzt reicht mir mein Amt in Tokio, ich habe genug zu tun. INTERVIEW: WIELAND WAGNER* US-General Douglas MacArthur (am Mikrofon) bei derUnterzeichnung durch den japanischen Generalstabschef YoshijiroUmezu am 2. September 1945.
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Wieland Wagner
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Tokios Gouverneur Shintaro Ishihara über die Abhängigkeit seines Landes von den USA, die Bedrohung aus Peking und die Rückbesinnung auf eigene Stärken
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"Peking",
"Tokio",
"USA",
"Japan"
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Politik
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2000-04-09T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/das-ganze-land-umkrempeln-a-74326ba6-0002-0001-0000-000016161213?context=issue
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Ebola: Die Fehler in Dallas
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Wie hat sich der Ebola-Patient angesteckt?Der 40-Jährige stammt aus Monrovia, der Hauptstadt Liberias. Wie ein Korrespondent der "New York Times" aus Monrovia berichtet , hatte der Mann am 15. September direkten Kontakt zu einer Ebola-Kranken. Dabei handelte es sich um die 19-jährige Tochter seiner Vermieter, die im siebten Monat schwanger war. Der Mann half der Familie, die Tochter in ein Krankenhaus zu bringen. Doch weil die Kliniken vollkommen überlastet sind, wurde die Patientin abgewiesen. Der Mann half der Familie, die schwer kranke Tochter wieder ins Haus zu tragen und hatte dabei direkten Körperkontakt. Später in der Nacht starb die 19-Jährige. Vier Tage später bestieg der Mann eine Maschine und flog nach Dallas, wo er am 20. September landete. Laut der "New York Times" leben in den USA sowohl sein Sohn als auch seine Schwester, die er besuchen wollte. Am 24. September entwickelte er die ersten Symptome. Etwa zur gleichen Zeit erkrankte der 21-jährige Bruder der jungen Frau in Monrovia. Er starb auf dem Weg in ein Krankenhaus. Inzwischen soll auch ihr Vater gestorben sein. Wie viele Menschen kann der Ebola-Kranke angesteckt haben?Personen, die sich mit Ebola infiziert haben, sind erst dann ansteckend, wenn sie Symptome zeigen. Dazu gehören unter anderem hohes Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall oder Erbrechen. Bei dem 40-Jährigen begann sich die Krankheit am 24. September zu zeigen. Am 28. September wurde er auf eine Isolierstation im Texas Health Presbyterian Hospital in Dallas verlegt. Innerhalb dieser vier Tage hatte er nach aktuellsten Angaben Kontakt zu 12 bis 18 Personen. Unter ihnen sind seine Verwandten, bei denen er in einer Apartmentanlage wohnte, sowie fünf Schulkinder und mindestens drei Mitglieder des Ambulanzteams, das ihn ins Krankenhaus brachte. Unklar ist, ob sich Personen auch über Ebrochenes des Infizierten angesteckt haben könnten: Berichten zufolge musste sich der 40-Jährige zwei Tage nach seinem ersten Krankenhausbesuch vor dem Apartmentkomplex übergeben. Eine Ansteckung kann aber nur dann erfolgen, wenn man mit Erbrochenen in direkten Kontakt kommt. Das dürfte in diesem Fall eher unwahrscheinlich sein.Was ist in Dallas schiefgelaufen?Wie amerikanische Medien berichten, suchte der Mann zwei Tage, nachdem er Fieber bekam und es ihm schlecht ging, das Texas Health Presbyterian Hospital in Dallas auf. Dort diagnostizierten die Ärzte Fieber aufgrund eines "gewöhnlichen viralen Infekts", gaben ihm Antibiotika und schickten ihn wieder nach Hause. Abgesehen davon, dass Antibiotika bei viralen Infekten nicht wirken: Den Berichten nach hatte der Mann einer Krankenschwester gesagt, dass er aus Liberia komme. "Leider wurde diese Information nicht an das ganze Team kommuniziert", sagte ein Vertreter des Texas Health Presbyterian Hospitals. Sollten sich die Berichte bestätigen, hieße das, dass das Krankenhaus nicht den Empfehlungen der US-Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gefolgt ist. Nach Beginn der Ebola-Epidemie in Westafrika hatte die US-Seuchenbehörde Notfallpläne und Checklisten für medizinische Einrichtungen und Personal ausgegeben, was im Fall eines Verdachts zu unternehmen sei. In dem entsprechenden Papier heißt es: "Reisende aus westafrikanischen Ländern mit Symptomen sollten als Verdachtsfälle behandelt werden." Wie werden die Kontaktpersonen beobachtet?Die CDC hat nach eigenen Angaben zehn Experten nach Dallas geschickt, die den Fall näher untersuchen werden. Sie werden sämtliche Personen, mit denen der Mann innerhalb der vier fraglichen Tage Kontakt hatte, isolieren und regelmäßig auf Anzeichen von Symptomen überprüfen. Solange die Kontaktpersonen noch keine Symptome haben, sind sie selbst nicht ansteckend. Nach einer Infektion mit dem Ebolavirus dauert es maximal 21 Tage, bis das Ebolafieber ausbricht. Zeigen die Kontaktpersonen innerhalb dieser Zeit keine Symptome, haben sie sich nicht infiziert. Kommt es bei ihnen doch zu Anzeichen von Fieber, werden sie sofort unter Quarantäne gestellt und behandelt. Zudem muss dann geklärt werden, mit welchen Personen sie Kontakt hatten, nachdem die Symptome aufgetreten sind. Dann wiederholt sich die Prozedur. Kritisch wird es, wenn die Kontaktpersonen des ersten Patienten nicht identifiziert und somit nicht beobachtet werden können. Dann ist eine weitere Ausbreitung des Virus möglich. Wie amerikanische Medien berichten, sind die fünf Schulkinder ausfindig gemacht worden. "Die Kinder zeigen keine Symptome, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie irgendein Virus verbreiten", sagte ein Vertreter der örtlichen Schulbehörde. Sie wurden aber gebeten, in den nächsten Wochen nicht zum Unterricht zu gehen. Demnach stehen ebenfalls die betroffenen Schulen durch die örtlichen Behörden unter Beobachtung und werden zudem gründlich gereinigt. Auch der Rettungswagen, mit dem der Ebola-Patient in die Klinik eingeliefert worden war, ist laut den Behörden nicht mehr im Einsatz. "Das ist ein ernster Fall", sagte Rick Perry, der Gouverneur von Texas am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Aktualisierung: Inzwischen gaben die Gesundheitsbehörden in Texas bekannt, dass man sicherheitshalber auch jene Menschen unter Beobachtung gestellt habe, die in Verbindung zu den Kontaktpersonen des Mannes standen. Insgesamt handelt es sich um mehr als 80 Personen.Wie hoch ist die Gefahr einer weiteren Ausbreitung in den USA?Im Grunde ist in Dallas genau das passiert, was in Westafrika derzeit Dutzende oder gar Hunderte Male täglich passiert: Ein Ebola-Erkrankter wird mit Symptomen wieder nach Hause geschickt - und ist somit eine Gefahr für andere. Der Unterschied: In den betroffenen westafrikanischen Ländern passiert das derzeit in den meisten Fällen nicht aus Unwissenheit, sondern weil die Kliniken und Behandlungszentren restlos überlastet sind und kaum Patienten aufnehmen können. Im Gegensatz zu Westafrika sind die Behandlungsmöglichkeiten von Ebola-Patienten in den USA geradezu optimal. Auf einen Infizierten kommt eine beträchtliche Zahl von Ärzten und medizinischen Hilfskräften, und die Isolierstationen in den Krankenhäusern sind weitaus besser ausgestattet als die Behandlungszentren in Liberia, Guinea und Sierra Leone. Selbst wenn noch weitere der Kontaktpersonen in den USA an Ebola erkranken sollten, dürfte das Risiko eher gering sein, dass sie weitere Menschen angesteckt haben, weil sie relativ rasch ausfindig gemacht und unter Beobachtung gestellt werden konnten. Zudem zeigt die Erfahrung in Westafrika: Je früher die Patienten behandelt werden, desto höher ist ihre Überlebenschance. Mehrere US-Helfer, die sich in Westafrika angesteckt hatten, sind seit Ausbruch der Epidemie in die USA ausgeflogen und behandelt worden. Bisher ist keiner der Betroffenen gestorben.Kann der Ebola-Patient schon während des Flugs aus Liberia andere angesteckt haben?Wer sich mit dem Ebolavirus infiziert hat, wird erst nach dem Auftreten von Krankheitssymptomen wie Durchfall, Erbrechen oder Fieber ansteckend. Der Erkrankte entwickelte erst vier Tage nach seiner Einreise in Dallas Symptome. Auf seinem Weg dorthin, auf dem er auch mehrere Stunden Zwischenstopp in Brüssel gemacht hatte, bestand daher laut Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin "keine Gefahr für andere Flugpassagiere".
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Mitarbeit: Heike Le Ker Cinthia Briseño
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Obwohl er Körperkontakt mit einer Ebola-Kranken hatte, reist ein 40-Jähriger in die USA. Dann zeigen sich Symptome, ein Krankenhaus weist den Mann ab - er könnte andere Menschen angesteckt haben. Was sind die Folgen? Der Überblick.
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"Ebola",
"USA",
"Infektionskrankheiten",
"Seuchen",
"Nigeria",
"Liberia",
"Sierra Leone",
"Viren",
"Dallas"
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Gesundheit
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Diagnose
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2014-10-02T13:32:00+02:00
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2014-10-02T14:52:00+02:00
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https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/ebola-in-usa-was-in-dallas-schief-gelaufen-ist-a-994998.html
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Ukraine: Mutmaßliches Folteropfer darf die Ukraine verlassen
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München - Der ukrainische Regierungsgegner Dmitro Bulatow darf nach Angaben von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ab Sonntag das Land verlassen. Das habe ihm der amtierende ukrainische Außenminister Leonid Koschara am Samstag mitgeteilt, sagte Steinmeier am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Dies bedeute immerhin einen "kleinen Fortschritt". Steinmeier bot Bulatow erneut an, sich in Deutschland medizinisch behandeln zu lassen. Der 35-jährige Oppositionsaktivist galt eine Woche lang als verschwunden und wurde am Donnerstagabend außerhalb der Hauptstadt Kiew schwer misshandelt aufgefunden. Seinen Aussagen zufolge wurde er von Unbekannten verschleppt und tagelang gefoltert. Seine Entführer hätten ihm einen Teil des Ohrs abgeschnitten und Nägel durch seine Hände geschlagen. Der Bericht Bulatows hatte international Empörung ausgelöst. Die ukrainische Staatsführung wirft Bulatow die "Organisation massiver Unruhen" vor. Demnach wäre er normalerweise in Untersuchungshaft gekommen, doch aus Rücksicht auf seine schweren Verletzungen wurde nur Hausarrest verhängt. Das Innenministerium verdächtigt Bulatow, die Entführung lediglich inszeniert zu haben. Bulatow hielt sich am Freitagabend laut einem Bericht der BBC noch in einem Krankenhaus in Kiew auf. Dort hatte ihn unter anderem Oppositionsführer Vitali Klitschko besucht. Vor seiner Reise zur Münchener Sicherheitskonferenz bezeichnete der ehemalige Boxweltmeister die mutmaßliche Folterung des Demonstranten als Versuch, alle Aktivisten einzuschüchtern.
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aar/AFP/dpa
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Der Oppositionelle Dmitro Bulatow soll tagelang gefoltert worden sein, die Regierung in der Ukraine wollte ihn unter Hausarrest stellen. Doch nun verkündet Außenminister Steinmeier: Bulatow darf am Sonntag in die EU ausreisen.
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"Russlands Krieg gegen die Ukraine",
"Frank-Walter Steinmeier",
"Münchner Sicherheitskonferenz",
"Ukraine",
"Wiktor Janukowytsch",
"Vitali Klitschko"
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Ausland
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2014-02-01T17:13:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-mutmassliches-folteropfer-darf-die-ukraine-verlassen-a-950590.html
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Syriens Palästina-Plan
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Nachdem er den Bürgerkrieg im Libanon weitgehend unter Kontrolle gebracht hat, möchte Syriens Staatschef Assad jetzt auch die Palästina-Frage vorantreiben: Da Israel mit der PLO nicht verhandelt, soll eine palästinensische Exilregierung gebildet werden, auf deren Zusammensetzung Damaskus Einfluß zu nehmen wünscht. Assad möchte mit diesem Schachzug die extremistischen Palästinenser unter Georges Habasch ausschalten, die Syriens Eingreifen im Libanon abgelehnt haben und nun fürchten, Syrien könne mit Jordaniens König Hussein die Palästina-Frage erneut auf Staaten-Ebene heben.
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Politik
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1976-03-07T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/syriens-palaestina-plan-a-fa6298f5-0002-0001-0000-000041251897?context=issue
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US-Wahlkampf mit Donald Trump: Die Negativ-Schlammschlacht
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Er macht Fehler, er verliert auch schon mal eine Vorwahl: Die Lage ist etwas komplizierter geworden für Donald Trump. Und wie das so ist, wenn jemand Schwächen zeigt, wittern die Gegner die Chance zum Angriff. In der Politik verhält es sich damit nicht anders als im Tierreich. Sie wollen jetzt den nächsten Anlauf starten, um eine Präsidentschaftskandidatur Donald Trumps doch noch zu verhindern. Sie - das sind seine Rivalen, die Parteiführung, vor allem aber die sogenannten Super Pacs, jene ominösen Plattformen mit einer prall gefüllten Wahlkampfkasse. Die Trump-Feinde, so ist zu hören, wollen den Parteitag in ihrem Sinne vorbereiten und Delegierte einschwören. Mit Werbung, Telefonanrufen, Broschüren. Nie zuvor wurde in einer Primary-Saison in den USA mehr Geld dafür verwendet, den Ruf einzelner Kandidaten zu beschädigen. Gut 130 Millionen Dollar ließen sich die Kampagnen und Super Pacs die Attacken bislang kosten, ein Großteil davon entfiel auf Fernsehwerbung. "Der durchschnittliche Amerikaner hat die Nase voll von Washington. Entsprechend empfänglich ist er für Versuche, Politiker in den Dreck zu ziehen", erklärt Meinungsforscher David Merritt vom Umfrageinstitut Luntz Global den aktuellen Trend. Niemand wurde in den vergangenen Monaten so sehr Ziel der TV-Angriffe wie Trump, rund 70 Millionen Dollar haben seine Gegner investiert, um seine Schwachstellen ins pralle Licht zu rücken: dass eine seiner Firmen Kleidung in China herstellen lässt, dass er beim Thema Abtreibung schwankt, seine jahrelangen Spenden an die Demokraten. Korrupt und unberechenbar, erfolglos und gefährlich - inzwischen gibt es etliche Zuschreibungen für den Immobilienunternehmer. Besonders der konservative Super Pac "Our Principles" flutet seit Jahresbeginn die Vorwahlstaaten mit Attacken auf Trump. Ende März veröffentlichte die Plattform einen Spot, der auf Trumps Sexismus abzielt. Es ist eine einfache, gleichermaßen brutale Idee. In dem Ein-Minuten-Clip zitieren Frauen Beispiele, in denen Trump besonders rüde über Frauen sprach: "Bimbo", "fettes Schwein", "Hund" - kaum vorstellbare Attribute. Abgerundet wird der Spot mit einem Satz, der als Mahnung gelten soll: "So spricht Donald Trump über unsere Mütter, Schwestern und Töchter." Es ist ein Angriff auf seinen Charakter. Ein anderer kürzlich veröffentlichter Clip rückt Trumps Rhetorik in den Fokus. In dem 30-sekündigen Video wird seine Behauptung, sich stets fein auszudrücken, mit seinen größten Ausfällen gegengeschnitten. "Arsch", "Hurensohn", "Pussy"- kaum ein Schimpfwort fehlt. Trump ist außer Kontrolle, das soll der Angriff vermitteln. Aber bringen solche Clips Wählerinnen und Wähler dazu, Abstand von Trump zu nehmen?Die Frage der Effektivität begleitet die Negativwerbung, seit es sie gibt. Es gibt Beispiele dafür, dass sie funktioniert, und dafür, dass sie verpufft. Ex-Kandidat John Kerry wurde 2004 mit Angriffen wegen seiner Armeezeit konfrontiert. Die Videokampagne seiner Gegner wurde so oft wiederholt, bis sich der Eindruck festsetzte, Kerry habe seine Erinnerung an Vietnam gefärbt, auch wenn es dafür keinen echten Beleg gab. Auch Barack Obama musste 2008 haufenweise Negativwerbung über sich ergehen lassen. Seine Gegner griffen seine Unerfahrenheit sowie seine Verbindung zu einem radikalen Pastor an. Obama wurde trotzdem mit recht deutlicher Mehrheit gewählt. Trump ging es zumindest in Florida ähnlich. Um Zweifel an seiner Person zu schüren, investierten seine Gegner allein um die dortigen Vorwahlen eine zweistellige Millionensumme. Das Ergebnis? Trump gewann erdrutschartig.Negativwerbung ist eine Wissenschaft für sich, es geht darum, den Kandidaten an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen. Das ist nicht immer ganz einfach. Gerade wenn ein Kandidaten so viele offene Flanken hat wie Trump - welcher wunde Punkt wirkt auf die Wähler besonders abschreckend - seine Pleiten, seine Ehen, seine thematischen Kehrtwenden? Wo packt man ihn am besten?Aus Sicht von Meinungsforscher Merritt blieb an Trump bislang nur wenig hängen - weil sich seine gesamte Kandidatur den herkömmlichen Regeln entziehe. "Trump tritt als Antipolitiker an. Das ist es, was seine Fans an ihm lieben. Wird er angegriffen, verstärkt das nur ihre Unterstützung für den Milliardär", sagt Merritt. Trumps Immunität gegen Angriffe war für seine Gegner lange frustrierend. Inzwischen gibt es Anzeichen dafür, dass die TV-Attacken nicht völlig wirkungslos bleiben. In Wisconsin, wo Trump gegen seinen Rivalen Ted Cruz verlor, wurde der Milliardär zuvor mit Angriffen in Fernsehen und Radio unter Druck gesetzt. Im Lager der Anti-Trumps meint man, seine Niederlage auch darauf zurückführen zu können. Die Folge: In den kommenden Wochen wollen verschiedene Super Pacs noch einmal zusätzliche Summen investieren.
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Veit Medick
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Korrupt, unberechenbar, gefährlich: So wollen Gegner Donald Trump darstellen und stecken deshalb jetzt viel Geld in Negativwerbung. Die meisten TV-Spots sind gut gemacht - aber sind sie wirksam?
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"Donald Trump",
"Bundesstaat New York",
"Vorwahlen in den USA",
"US-Präsidentschaftswahl 2016",
"Demokraten (USA)",
"Republikaner (USA)",
"USA",
"Wisconsin"
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Ausland
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2016-04-13T05:31:00+02:00
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2016-04-13T05:31:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/us-wahlkampf-mit-donald-trump-die-negativ-schlammschlacht-a-1086843.html
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Thüringen: Mohring distanziert sich von Linken-Pakt seiner Fraktion
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Am Freitagabend hatten die Thüringer Landtagsfraktionen von CDU und Rot-Rot-Grün eine übergangsweise Kooperation bis April 2021 vereinbart. Die CDU sicherte dabei zu, eine Wahl Ramelows im ersten Wahlgang möglich zu machen, was bedeutet, dass vier CDU-Abgeordnete für den linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow stimmen sollen. Die Wahl soll am 4. März stattfinden. In der Bundespartei stieß das Vorhaben auf Kritik. Auch der sich im Abgang befindliche Thüringer CDU-Fraktions- und Parteichef Mike Mohring distanziert sich nun von der Vereinbarung seiner eigenen Fraktion. "Ich bin mit dem klaren Versprechen angetreten, Rot-Rot-Grün in Thüringen zu beenden und nicht zu verlängern. Jetzt steht eine wie auch immer geartete vertragliche Vereinbarung für eine Tolerierung einer rot-rot-grünen Regierung durch die CDU im Raum. Das ist das Gegenteil unseres zentralen Wahlversprechens", sagte Mohring der "Bild am Sonntag", der bei der Landtagswahl als Spitzenkandidat angetreten war. Mohring hatte zuvor selbst für eine Zusammenarbeit mit den Linken geworben. Als die frühere Thüringer CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht für eine Zusammenarbeit warb und sogar eine Koalition mit den Linken ins Spiel brachte, sagte Mohring am Mittwoch noch: "Frau Lieberknecht hat klug zusammengefasst, was jetzt noch möglich ist." Mohring beklagte, mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen sei seine Partei in Thüringen "eingemauert". Auch eine Kandidatur im dritten Wahlgang gegen Bodo Ramelow, die ein AfD-Votum zu seinen Gunsten ermöglicht hätte, schloss Mohring längere Zeit nach der Wahl Ende Oktober nicht aus, distanzierte sich jedoch später davon. "Rache an der Fraktion"In der CDU-Fraktion Thüringen sorgen die Aussagen in der "Bild am Sonntag" für mächtig Aufregung. Der Schlingerkurs Mohrings habe die CDU doch erst in diese Situation gebracht, sagt ein CDU-Abgeordneter dem SPIEGEL. Die Opferrolle sei da unpassend. "Mike Mohring ist offensichtlich schizophren. Der Erfinder der Projektregierung mit den Linken und Wahlhelfer Kemmerichs distanziert sich seit Tagen von sich selbst", sagt ein weiterer CDU-Landtagsabgeordneter dem SPIEGEL. Ein anderer Parlamentarier sagt, Mohring versuche seine letzten Fans im Landesverband gegen die Landtagsfraktion auszuspielen. "Er will seine Hände in Unschuld waschen und sich an der Fraktion rächen", heißt es aus der Fraktion. Vier von der Fraktion bestimmte Vertreter hatten die Vereinbarung in der vergangenen Woche mit Rot-Rot-Grün ausgehandelt. Mohring selbst war auf Wunsch der eigenen Fraktion nicht dabei. Er soll Anfang März seine Chefpositionen in der Fraktion abgeben.Via "Bild am Sonntag" kündigte er nun auch an, früher als CDU-Landesvorsitzender zurückzutreten. CDU-Generalsekretär Raymond Walk dankte Mohring am Sonntag in einem Statement für "seinen langjährigen Einsatz für die CDU Thüringen." Weiter heißt es: "Aufgabe einer neuen Partei- und Fraktionsführung muss es sein, zu einen und zusammenzuführen. Das gilt für das Land genauso wie für und Fraktion." Kommenden Mittwoch will Mohring aber noch Friedrich Merz in seinem Heimatort Apolda zum politischen Aschermittwoch empfangen. Merz' Sprecher bestätigte dem SPIEGEL, dass der Termin in Thüringen trotz aller Querelen stattfinden soll. Mohring gilt als Anhänger des früheren CDU-Bundestagsfraktionschefs. Auch Merz hatte sich öffentlich gegen die Vereinbarung der Thüringer Fraktion gewandt.
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Timo Lehmann
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Der Thüringer CDU-Landeschef Mohring kritisiert das Vorhaben seiner Landtagsfraktion, mit den Linken zu kooperieren. Zuvor hatte er selbst dafür geworben. In der Fraktion gibt es nun mächtig Aufregung.
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"Regierungskrise in Thüringen 2020",
"Bodo Ramelow",
"Mike Mohring"
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Politik
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Deutschland
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2020-02-23T13:47:41+01:00
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2020-02-23T16:55:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/thueringen-mike-mohring-distanziert-sich-von-linken-pakt-seiner-fraktion-a-b58716de-4a7f-4109-bb40-000d475a388d
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Nützt nix, schad't nix
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Am »Tag der Milch« rieb die Kuh Lena ihr Hinterteil an der gläsernen Eingangstür zum Pharmakonzern »Monsanto« in Düsseldorf, als sei sie darauf dressiert. Rund 35 demonstrierende Bauern, die das Rindvieh vor sechs Wochen in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt gebracht hatten, bejohlten die komische Nummer. Die Kuh habe ihren »unmißverständlichen Kommentar« zu den Plänen der Chemiefirma abgegeben, für die Steigerung der Milchproduktion den Tieren künftig das gentechnisch gewonnene Hormon »rBST« (rekombiniertes Bovines Somatotropin) zu verabreichen. Ein Protest-Transparent gegen die geplante »Turbo-Kuh« verkündete: »Monsanto macht die Milch zur Sau.« Die derbe Aktion war Teil einer Kampagne kritischer Landwirte, Tierschützer und Verbraucher gegen die Agrarindustrie. Die neuen Bauernrebellen haben sich im letzten Jahr formiert: In Bonn gründeten sie den »Dachverband der Deutschen Agraropposition« (DDA), am nächsten Wochenende laden sie zu ihrem ersten bundesweiten Bauerntag ins hessische Melsungen. Termin und Motto der Konferenz ("Für eine Zukunft mit Zukunft") sind wohlkalkuliert. Drei Tage später veranstaltet der mächtige Deutsche Bauernverband (DBV), seit bald 20 Jahren geführt von Constantin Freiherr Heereman (CDU), seinen traditionellen Deutschen Bauerntag in Würzburg unter der Losung: »Auch Bauern brauchen Zukunft.« Auf ihrem Gegenkongreß, erklären die kritischen Bauern, gebe es erstmals die Chance, gemeinsam über eine »neue Agrarpolitik« zu diskutieren, statt »markigen Funktionärsreden« zu lauschen. Der Heereman-Verband tut die Konkurrenz-Veranstaltung lässig ab. DBV-Sprecher Michael Dreiner: »Die können Bauerntage machen, wie sie wollen.« Ein Machtfaktor seien die Oppositionellen, die »weniger als 2000 Bauern organisiert« hätten, »sicher nicht«. Immerhin zahlten 90 Prozent der 650 000 Landleute noch in den DBV-Gliederungen ihre Mitgliedsbeiträge. Die Rechnung allerdings geht so nicht auf. Wohl hat die Agraropposition erst einige tausend Aktivisten unter den kleinen und mittleren Landwirten. Sie sind überwiegend in der »Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft« und in regionalen Verbänden wie dem »Niedersächsischen Bauernbund« und der »Allgäuer Bauerngemeinschaft« organisiert. Solche Zusammenschlüsse sind, etwa aus Protest gegen Flurbereinigung und Milchkontingentierung, schon vor Jahren entstanden. Aber die Bedeutung der Protestbauern wächst, seit wichtige Verbündete zu ihrem Dachverband gestoßen sind. Karl-Friedrich Osenberg, 36, Milchbauer im sauerländischen Halver und DDA-Chef, sieht eine »historische Koalition von Landwirten, Umweltschützern und Verbraucherorganisationen«. Tatsächlich zählen zu den zwölf DDA-Mitgliedern auch Organisationen wie die Bonner »Verbraucherinitiative«, die den Rahmen einer klassischen Agrarstandesvertretung sprengen. Dazu kommen Verbände wie der »Deutsche Tierschutzbund«, der »Deutsche Bund für Vogelschutz« und der »Bund für Umwelt und Naturschutz«. Das seien »insgesamt rund eine Million Einzelmitglieder«, schwärmt Wolfgang Reimer, Bio-Landwirt aus dem schwäbischen Gaildorf und Chefredakteur der »Unabhängigen Bauernstimme«, weit mehr als im bisher dominierenden Deutschen Bauernverband. Die Agraropposition wird denn auch bereits regelmäßig zu Fachtagungen und parlamentarischen Hearings geladen. Ihre Forderungen, etwa nach Einschränkung der Massentierhaltung oder weniger Chemie in der Landwirtschaft, gehören mittlerweile zum Repertoire selbst konservativer Agrarpolitiker. Sogar der Heereman-Verband, der die Alternativ-Bauern noch bis vor kurzem als »linke Chaoten« und »grüne Spinner« abtat, ringt sich gelegentlich zu einem Schmusekurs gegenüber der Öko-Konkurrenz durch. DBV-Sprecher Dreiner: »In vielem sind wir identisch.« Da kann der Chef der oppositionellen »Bauernstimme« nur »schmunzeln«. Reimer sieht den Deutschen Bauernverband nach wie vor »fest im Griff der Agrarindustrie« und einer »völlig idiotischen EG-Organisation«, die den Bauern »70 Prozent aller Subventionen wegfrißt«. Das wisse »jeder Landwirt«. Daß dennoch bisher keine Massenaustritte aus dem Heereman-Verband zu verzeichnen sind, erklärt Reimer mit dem »nützlichen Service« des DBV, der auch steuerliche Beratung einschließe. Außerdem fürchteten Bauern das »gesellschaftliche Abseits im Dorf«, wenn sie sich als Abtrünnige zu erkennen gäben. So blieben viele gleichgültig und resigniert im DBV, nutzten die Dienstleistungen und verhielten sich ansonsten nach der Devise: »Nützt nix, schad't nix.«
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Rebellen auf dem Land machen dem mächtigen Deutschen Bauernverband Konkurrenz.
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Politik
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1989-06-25T13:00:00+02:00
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1989-06-25T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/nuetzt-nix-schadt-nix-a-d6654822-0002-0001-0000-000013495334?context=issue
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Esa-Astronaut Luca Parmitano: "Wie ein Goldfisch im Wasserglas"
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Bevor Astronauten einen Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation ISS haben, absolvieren sie zahlreiche Testläufe. Sie bereiten sich auf mögliche Probleme vor, die bei der Mission im Orbit, rund 400 Kilometer über der Erde, auftreten können. Auch vor dem Einsatz am vergangenen Dienstag sprach die ISS-Crew den geplanten Weltraumspaziergang von Luca Parmitano und Christopher Cassidy genau durch und diskutierte über mögliche Gefahren. "Tja, wer hätte das gedacht: Was passiert ist, stand nicht auf der Liste der Dinge, über die wir gesprochen haben", sagt der 43-jährige US-Astronaut Cassidy. Etwa eine Stunde nach ihrem Ausstieg meldete Parmitano, dass Wasser in seinem Helm sei. Der Außeneinsatz wurde daraufhin abgebrochen. Bei seinem ersten ISS-Außeneinsatz am 9. Juli hatte Parmitanos Anzug noch tadellos funktioniert.Parmitano erzählte jetzt, dass das Wasser in seinen Helm tropfte, bis dicke Tropfen seine Augen und seine Nase bedeckten. Es sei schwer gewesen, noch etwas zu sehen, und er konnte nichts mehr hören, sagt der Italiener. Auf dem Weg zurück zur Luftschleuse habe er auf sein Gedächtnis vertrauen müssen. "Stellen Sie sich vor, Sie müssen mit geschlossenen Augen, den Kopf in einem Goldfischglas, herumlaufen." Es sei schon unangenehm gewesen, mit dem Gesicht so lange unter Wasser zu sein. Als die beiden Astronauten schließlich sicher im Inneren der ISS waren und Parmitanos Helm abgenommen werden konnte, seien gut 1,5 Liter Wasser darin gewesen. War es Wasser aus dem Kühlsystem?Nasa-Mitarbeiter sagten, der Italiener hätte ersticken oder ertrinken können, und lobten, wie ruhig er während der kritischen Situation gewesen sei. Sowohl die Astronauten auf der ISS als auch Ingenieure auf der Erde suchen noch nach der Ursache des Vorfalls. Der Trinkbehälter war wahrscheinlich nicht das Problem, er enthält auch nur einen knappen Liter Wasser. Die andere Möglichkeit: Das Leck befindet sich irgendwo im Kühlsystem des Anzugs. Dort kreisen knapp vier Liter Wasser. Der Italiener hatte bereits erzählt, dass das Wasser in seinem Helm seltsam schmeckte.Parmitano sagt nun allerdings, die lange Unterwäsche, die die Wasserröhrchen enthalte, sehe in Ordnung aus.Für die weiteren geplanten Außeneinsätze in diesem Jahr spielt die Fehlfunktion keine Rolle: Die kommenden vier Missionen übernehmen Kosmonauten - und die Russen tragen andere Anzug-Modelle.
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wbr/AP
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Beim Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation lief Luca Parmitano plötzlich Wasser in den Helm, die Mission musste abgebrochen werden. Jetzt erzählt der Astronaut von dem beklemmenden Vorfall.
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"Internationale Raumstation",
"Raumfahrt",
"Esa",
"Nasa",
"Raumstation Mir"
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Wissenschaft
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Weltall
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2013-07-19T12:22:00+02:00
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2013-07-19T12:22:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/esa-astronaut-luca-parmitano-wie-ein-goldfisch-im-wasserglas-a-911985.html
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Käfig-Kinder: Warum man Kinder zum Lüften in Käfige setzte
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Eine Unterbringung im Käfig, das erinnert an Legehennen. Oder an Knast. Das Foto oben gibt auf den ersten Blick Rätsel auf: Wieso musste dieses Kleinkind seine Umgebung durch ein Drahtgeflecht betrachten?Die Aufnahme ist bereits gut 80 Jahre alt, sie zeigt einen kleinen Londoner 1936. Damals gab es weder Legebatterien noch eine Diskussion über die Vor- und Nachteile der Käfighaltung. Und Mütter, die ihre Kinder einst auf diese Weise aus dem Fenster hängten, galten nicht als herzlos - sondern als modern. Sie wollten nur das Beste für ihren Nachwuchs. Im Grunde aber hatte die Käfigbox auch damals schon mit Effizienz zu tun, dem rationalen Umgang mit knappen Ressourcen. In diesem Fall: von Raum und Zeit. Für die Landbevölkerung war der Aufenthalt an frischer Luft selbstverständlich. In den wachsenden Industriestädten des 19. Jahrhunderts jedoch galten die Vorstellungen des US-Arztes Luther Emmett Holt als geradezu revolutionär. Der New Yorker Klinikdirektor, ein Pionier auf dem Gebiet der Kinderheilkunde, hatte 1894 das Buch "The Care and Feeding of Children" herausgebracht - eigentlich eine Anleitung zur Ausbildung von Kinderkrankenschwestern. Es wurde ein Bestseller und erschien in mehreren Auflagen in New York und London. Eine von Holts Empfehlungen betraf: das "Lüften". Frische Luft, so schrieb der Doktor, sei "erforderlich, um das Blut zu erneuern und zu reinigen, und das ist für die Gesundheit und das Wachstum genauso notwendig wie gutes Essen". Ein wertvoller Tipp für junge Mütter."Ich wusste absolut nichts über Babys"Holt beschrieb, zu welchen Zeiten und bei welcher Witterung einem Kind der Aufenthalt an frischer Luft zumutbar sei. Als Bekleidung empfahl er eine "Haube und einen leichten Mantel wie für die Straße", während das Kind bei weit geöffneten Fenstern und geschlossenen Türen in Wiege oder Kinderwagen liegen sollte. Auf detailliertere Angaben zum räumlichen Belüftungsaufbau verzichtete Holt. Vielleicht hielt er das nicht für nötig, vielleicht konnte er sich die Wohnverhältnisse einer durchschnittlichen Londoner oder New Yorker Familie nicht vorstellen. An genau an dieser Stelle setzte die Kreativität junger Mütter ein - wie bei Eleanor Roosevelt, später bekannt als Uno-Diplomatin, Menschenrechtsaktivistin und Ehefrau von US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes 1906 kaufte die 21-Jährige einen Hühnerdrahtkäfig, hängte ihn ans Fenster ihres New Yorker Stadthauses an der East 36th Street und legte die kleine Anna hinein. Sie hatte gehört, so schrieb Eleanor Roosevelt später in ihrer Biografie, wie gut frische Luft für Babys sei. Für Hinweise dieser Art war sie sehr dankbar. "Ich habe mich nie für Puppen oder kleine Kinder interessiert", bekannte Roosevelt freimütig, "ich wusste absolut nichts über den Umgang mit Babys oder das Füttern."Ein Nachbar drohte, Roosevelt zu verpetzenDie kleine Anna goutierte den Frischluftkäfig nicht wirklich. Möglicherweise lag es daran, dass der ausgerechnet an einem Fenster an der Nordseite hing, wo es immer kalt und schattig war. Das Kind schrie oft, Eleanor ließ es schreien - bis ein Nachbar eingriff. Er drohte der jungen Mutter, sie bei der New Yorker Kinderschutzorganisation Society for the Prevention of Cruelty to Children zu melden. "Das war ein Schock für mich", erinnerte sich Eleanor Roosevelt später, "ich dachte, ich sei eine sehr moderne Mutter." Mit ihrer Idee war Eleanor nicht allein. Aus Spokane im US-Bundesstaat Washington meldete die Bürgerin Emma Read 1922 das Patent für einen "tragbaren Baby-Käfig" an; im Jahr darauf wurde es erteilt. In ihrem Antrag beschrieb Read einen "herzustellenden Artikel für Babys und Kleinkinder", der "an der Außenseite eines Gebäudes angrenzend an ein offenes Fenster aufgehängt" werden könne. Er umfasse "ein Gehäuse oder einen Käfig, in den das Baby oder Kleinkind zusammen mit geeignetem Spielzeug platziert werden kann".Wie verbreitet die Konstruktion in den USA war, ist nicht bekannt. Erhalten geblieben sind indes Aufnahmen, die ganz ähnliche Anbauten wie von Emma Read beschrieben an Londoner Mietshäusern zeigen. Das Royal Institute of British Architects hatte solche "Babybalkone" 1935 als "notwendigen Bestandteil jeder Mittelklasse-Wohnsiedlung" empfohlen, unter Berufung auf die Erfahrungen des Chelsea Babies' Club, einer Art Wohlfahrtszentrum für Mittelstandsmütter. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und den verheerenden deutschen Luftangriffen verschwanden Babykäfige aus Londons Stadtbild. Ein Werbefilm von 1953 sollte die Konstruktion danach aber offenbar wieder populär machen.Die Verbreitung hielt sich in Grenzen. Verdichtet hatte sich hingegen der Autoverkehr in den Innenstädten. Da war ein luftiger Platz direkt über der Straße vermutlich auch bald nicht mehr so begehrenswert.
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Solveig Grothe
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Ein Zwerg hinter Gittern, das wirkt befremdlich. In den USA wurde ein "tragbarer Baby-Käfig" sogar zum Patent angemeldet. Und Mütter, die ihre Kinder hineinsetzten, meinten es nur gut. Wirklich.
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"Augenblick mal!",
"Babys",
"Kindheit und Jugend",
"Kindergesundheit",
"1930er Jahre",
"Fotografie"
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Geschichte
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2017-01-26T14:34:00+01:00
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2017-01-26T14:34:00+01:00
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https://www.spiegel.de//einestages/a-1130499.html
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Im Sog der Wall Street: Tokios Börse stürzt ab, Australien senkt Leitzinsen
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Tokio/New York - Die Turbulenzen an den Aktienmärkten setzen sich auch am Dienstag fort. In Asien und Australien knickten die Kurse weiter ein. Der 225 führende Werte umfassende Nikkei fiel gleich zum Handelsauftakt in Tokio erstmals seit rund fünf Jahren unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Der Index sank um mehr als fünf Prozent auf 9916 Zähler, den niedrigsten Stand seit Dezember 2003. Wenig später grenzten Schnäppchenjäger die Verluste jedoch wieder etwas ein. Am Ende des Vormittagshandels um elf Uhr Ortszeit notierte der Nikkei bei 10.148 Punkten. Das war immer noch ein Minus von 3,10 Prozent. Auch die Aktienindizes in Südkorea, Australien und Neuseeland waren im roten Bereich. In Hongkong wurde wegen eines Feiertags nicht gehandelt.Der breiter gefasste Topix-Index verlor in Tokio 2,7 Prozent und sank auf 972 Zähler. Besonders deutlich gaben angesichts eines nach wie vor starken Yen Exportwerte nach. Canon-Aktien verloren 4,6 Prozent. Der Markt sei nicht unbedingt durch Vernunft gekennzeichnet, sagte Koichi Ogawa, Händler bei Daiwa Asset Management. "Es gibt viele Leute, die haben aber vielleicht keine andere Wahl als zu verkaufen." Sorgen über einen Abschwung der Weltwirtschaft hatten am Montag die Börsen weltweit auf Talfahrt gehen lassen. An der Wall Street herrschte bisweilen panikartige Stimmung. Zeitweise brach der Leitindex Dow Jones um 800 Punkte ein und schloss mit minus 3,58 Prozent auf 9955,50 Zähler auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren. Damit erholte er sich in der vergangenen Handelsstunde von seiner spektakulären Talfahrt. In Asien und Europa waren die Börsen bereits am Montag in den Keller gegangen. Auch in Lateinamerika machte sich an den Aktienmärkten Panikstimmung breit. Die japanische Zentralbank griff angesichts der Finanzkrise erneut ein, um für Stabilität zu sorgen. Am 15. Handelstag in Folge pumpte die Bank of Japan (BoJ) erneut eine Billion Yen (7,1 Milliarden Euro) in den Geldmarkt. Die Notenbank ließ ihren Leitzins wie erwartet bei 0,5 Prozent. Auch der Lombard-Satz bleibe unverändert bei 0,75 Prozent, teilte die Bank von Japan am Dienstag mit.Die Konjunkturaussichten in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt beurteilte die BOJ weiter skeptisch. Die Wirtschaftsentwicklung sei weiter flau und der Ausblick sehr unsicher, erklärten die Notenbanker. Schrittweise sei aber mit einer Rückkehr zu moderatem Wachstum zu rechnen. Mit der Entscheidung der japanischen Notenbank, die Leitzinsen konstant zu halten, hatten Experten trotz der Zuspitzung der globalen Finanzkrise gerechnet. Die australische Zentralbank senkte dagegen als Reaktion auf die Finanzkrise den Leitzins am Dienstag um einen Prozentpunkt auf sechs Prozent. Die überraschend deutliche Herabsetzung ist die höchste in Australien seit Mai 1992. Sie folgt auf eine Senkung um einen Viertel-Prozentpunkt im September, die die erste Reduzierung des Leitzinses in fast sieben Jahren war. Analysten hatten diesmal eine Senkung um einen halben Prozentpunkt erwartet. Die Kurse an der australischen Börse legten nach der Entscheidung deutlich zu. Auch die Aktienmärkte in Südkorea und Singapur bekamen Auftrieb.phw/dpa/Reuters/AP
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Die dramatische Talfahrt an den Börsen geht weiter: Nach den spektakulären Kursstürzen an der Wall Street rutscht auch der Aktienmarkt in Tokio tief ins Minus. Der Nikkei-Index stürzte zeitweise unter die wichtige 10.000-Punkte-Marke - erstmals seit fünf Jahren.
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"Finanzkrise ab 2007"
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Wirtschaft
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default
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2008-10-07T07:06:51+02:00
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2008-10-07T07:06:51+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/im-sog-der-wall-street-tokios-boerse-stuerzt-ab-australien-senkt-leitzinsen-a-582562.html
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Prokon-Gläubigerversammlung startet mit Eklat
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Hamburg - Rund 15.000 Genussrechteinhaber von Prokon dürfen auf der Gläubigerversammlung am Dienstag nicht über die Zukunft des insolventen Windkraftbetreibers entscheiden - ihre Stimmrechte sind für nichtig erklärt worden. Zudem wurden in diesem Zusammenhang drei Befangenheitsanträge gegen eine Rechtspflegerin des zuständigen Amtsgerichts Itzehoe abgelehnt. Dies teilte Rechtsanwalt Daniel Vos von der Kanzlei Göddecke (Siegburg) am Dienstag Journalisten mit. Die Kanzlei vertrete eine Zahl von Gläubigern "im zweistelligen Bereich". Die Ungültigkeit der Stimmrechte habe die Rechtspflegerin damit begründet, dass die Stimmen von einem Vertrauten in unmittelbarer Nähe des früheren Prokon-Chefs Carsten Rodbertus eingesammelt worden waren. Für Rodbertus soll sich dadurch ein nicht zulässiger Interessenkonflikt als Geschäftsführungsorgan und Vertreter von Genussrechten ergeben haben. Die DSW - Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz - feierte dies als Erfolg und als Niederlage für Rodbertus: Sie habe den Antrag auf Ungültigkeit gestellt und habe Recht bekommen, teilte die DSW mit. Bis zum Versammlungsbeginn um 11 Uhr waren mehr als 4000 Gläubiger in die Hamburger Messehallen gekommen. Auf dem Programm steht eine der größten Gläubigerversammlungen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die Geldgeber entscheiden über die Zukunft des zahlungsunfähigen Windenergieunternehmens. 75.000 Anleger hatten der Firma aus Itzehoe in der Hoffnung auf eine hohe Rendite insgesamt 1,4 Milliarden Euro als Genussrechtskapital zur Verfügung gestellt. Als angesichts einer drohenden Krise viele gleichzeitig ihre Papiere kündigten und das Investment zurückforderten, meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Gläubiger dürften einen Großteil ihres Kapitals verlieren. Prokon-Gründer Rodbertus war bereits gegen 9 Uhr bei der Versammlung eingetroffen. "Wir werden unsere Hausaufgaben tun", sagte er. Er setzt sich mit einer Arbeitsgemeinschaft für eine "lebenswerte Zukunft von Prokon" ein. Kreise: Knappe Mehrheit für den Plan des InsolvenzverwaltersAbgestimmt wird über ein vorläufiges Sanierungskonzept des Insolvenzverwalters Dietmar Penzlin. Er will das Kerngeschäft des Windparkbetreibers und 300 Arbeitsplätze von ehemals 450 erhalten. 2015 soll über das Sanierungskonzept endgültig abgestimmt werden. Drei große Gläubigergruppen haben sich bereits hinter Penzlin gestellt. Aus Teilnehmerkreisen war zu hören, dass sich eine knappe Mehrheit für den Plan des Insolvenzverwalters finden dürfte. In den vergangenen Wochen hatte sich ein beispielloses Tauziehen um die Mehrheit auf der Gläubigerversammlung entwickelt. Penzlin hatte Rodbertus fristlos entlassen. Später hatte Rodbertus seinerseits versucht, Penzlin zu entmachten. In Rundbriefen, Anrufen und über das Internet warb er darum, den Insolvenzverwalter abzuwählen. Er wirft Penzlin vor, das Unternehmen zerschlagen zu wollen. Doch Rodbertus' Probleme könnten weit größer sein. Nach Angaben Penzlins droht ihm eine "umfangreiche" Klage auf Schadensersatz. Es gebe eine Vielzahl an Anhaltspunkten für pflichtwidriges Verhalten von Rodbertus, hatte Penzlin vergangenen Mittwoch festgestellt. Es bestehe der Verdacht auf Betrug und Untreue in besonders schweren Fällen. So verdichteten sich die Anhaltspunkte, dass Rodbertus bereits Monate vor dem Insolvenzantrag von der drohenden Pleite gewusst habe. Darüber hinaus ermittle die Staatsanwaltschaft, weil die grundlegende Finanzierungsstruktur von Prokon ein betrügerisches Schneeballsystem gewesen sein könnte und noch kurz vor dem Insolvenzverfahren neue Genussrechte an Anleger verkauft worden seien, sagte Penzlin.
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ssu/yes/dpa/Reuters
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Die Gläubigerversammlung von Prokon startet mit einem Eklat. Die Stimmrechte von 15.000 Genussrechteinhabern sind für nichtig erklärt worden. Befangenheitsanträge gegen eine Rechtspflegerin waren zuvor abgelehnt worden.
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"Prokon",
"Insolvenz",
"Erneuerbare Energien"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2014-07-22T13:12:00+02:00
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2014-07-22T13:12:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/prokon-glaeubigerversammlung-startet-mit-eklat-a-982269.html
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Iranische Aktivistin attackiert Auswärtiges Amt – Menschenrechtsbeauftragte reagiert
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Nimmt es das Auswärtige Amt mit der feministischen Außenpolitik doch nicht so ernst, wie von Grünenministerin Annalena Baerbock oft betont? Diesen Eindruck konnte zumindest ein Beitrag der iranisch-amerikanischen Menschenrechtsaktivistin Masih Alinejad auf X (vormals Twitter) erwecken. Alinejad gab darin an, ein Treffen mit deutschen Regierungsvertretern verlassen zu haben, weil diese versucht hätten, sie zu »zensieren«. Bei dem Austausch sollte es offenbar um die Lage von Frauen in Iran gehen. Nach Alinejads Angaben sei von ihr gefordert worden, das Treffen »geheim« zu halten. Auch in den sozialen Medien hätte die Aktivistin nicht über den Austausch berichten dürfen, kritisierte sie. »Wie ironisch ist es, dass sich die deutsche Regierung mit ihrer feministischen Außenpolitik mit anderen Feministinnen treffen will, aber nur im Geheimen«, fragte Alinejad. »Die deutsche Regierung praktiziert Täter-Opfer-Umkehr.« Deutschland helfe so dabei, Dissidenten zum Schweigen zu bringen. »Ich weigere mich, ihr Spiel mitzuspielen«, schrieb Alinejad. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, blickt dagegen anders auf den Vorfall. Die Vertraulichkeit des Gesprächs sei bereits im Vorfeld vereinbart worden, teilte Amtsberg später auf X mit. Dem habe auch Alinejad zugestimmt. »In meiner Erfahrung sind Gespräche, die vertraulich stattfinden, in der Sache substanzieller – gerade wenn es um Einzelschicksale geht«, schrieb Amtsberg. Sie bedauere sehr, dass Alinejad »ein Gespräch an die Veröffentlichung des Gesprächsinhalts gekoppelt hat«. Sie werde jedoch weiterhin »die schweren Menschenrechtsverletzungen des iranischen Regimes benennen und die iranische Zivilgesellschaft unterstützen«, so die Menschenrechtsbeauftragte. »Das ist nicht feministisch, das ist feige«Zuspruch erhielt Alinejad derweil aus der CDU. »Eine Außenpolitik, die aus Angst vor den Konsequenzen der Mullahs sich nicht traut, diese Frauen zu treffen, hat versagt. Das ist nicht feministisch, das ist feige«, schrieb etwa der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen auf X zu einem Foto mit Alinejad und der Aktivistin Sima Moradbeigi. »Das Mindeste, was wir tun müssen, ist, ihnen zuzuhören und den Mullahs das Leben so schwer wie möglich zu machen.« Die CDU-Abgeordnete Annette Widmann-Mauz dankte der Aktivistin auf X ebenfalls für ein Treffen. »Echte feministische Außenpolitik muss die Stränge mit dem terroristischen Regime durchtrennen«, schrieb Widmann-Mauz mit Blick auf Iran. Alinejad war in Begleitung der iranischen Aktivistin Sina Moradbeigi unterwegs. Moradbeigi war bei den Protesten gegen das Mullah-Regime laut Alinejad im vergangenen Jahr angeschossen worden. Die Massendemonstrationen folgten auf den Tod der 22 Jahre alten Jina Mahsa Amini nach einer Festnahme durch die berüchtigten Sittenwächter.Alinejad wuchs in Iran auf und lebt inzwischen in den USA. Sie zählt zu den international bekanntesten Vertretern der Proteste gegen das iranische Regime. 2014 initiierte sie die Kampagne »My Stealthy Freedom« (Meine Heimliche Freiheit), im Zuge derer Frauen in Iran Fotos von sich ohne Kopftuch teilten.
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fek
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Eigentlich sollte sich die Aktivistin Masih Alinejad mit deutschen Regierungsvertretern über die Lage von Frauen in Iran austauschen, doch dazu kam es nicht. Im Auswärtigen Amt blickt man anders auf den Vorfall.
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"Auswärtiges Amt",
"Norbert Röttgen",
"Proteste in Iran 2022/23",
"Menschenrechte in Iran",
"Iran",
"Iran",
"Berlin",
"CDU",
"Annalena Baerbock",
"Deutschland",
"USA"
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Politik
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Deutschland
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2023-11-30T19:21:00+01:00
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2023-11-30T19:21:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/iranische-aktivistin-attackiert-auswaertiges-amt-menschenrechtsbeauftragte-reagiert-a-871f6dcc-d2ba-4cfb-bda5-dd6c66119596
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Reaktion auf "I love you": Künftig auch Knast für philippinische Hacker
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Manila - Das Gesetz sieht auch Strafen für Computerkriminalität wie etwa die Verbreitung von Computerviren vor. Beschleunigt wurde die Initiative nach der Verbreitung des Computervirus "I love you", dessen mutmaßlicher Urheber von den Philippinen kommt und das im vergangenen Monat weltweit Millionen von Computersystemen beeinträchtigt hat. Es wird erwartet, dass Präsident Joseph Estrada das Gesetz nächste Woche unterschreiben wird. Hackern, die ein Computervirus verbreiten, droht künftig eine Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren. Außerdem besteht dann die Grundlage dafür, dass sie für den verursachten Schaden in voller Höhe haftbar gemacht werden können.
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Beide Kammern des philippinischen Parlaments haben am Donnerstag ein Gesetz verabschiedet, das den rechtlichen Rahmen für Computergeschäfte regelt.
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Netzwelt
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Web
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2000-06-08T15:48:56+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/reaktion-auf-i-love-you-kuenftig-auch-knast-fuer-philippinische-hacker-a-79986.html
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Präsidentschaftskandidat: Secret Service beschützt Cain
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Washington - Er ist noch nicht der offizielle Herausforderer von Barack Obama und wird es womöglich auch nicht werden. Doch der RepublikanerHerman Cain wird schon jetzt durch den Secret Service geschützt. Denn der Präsidentschaftsbewerber wird bedroht. Welcher Art, ist unbekannt. Heimatschutzministerin Janet Napolitano und Kongressführer hätten am Donnerstag einem entsprechenden Antrag Cains zugestimmt, teilte der Sprecher des Secret Service, Ed Donovan, mit. Cain hat seit Wochen mit Vorwürfen mehrerer Frauen wegen sexueller Belästigung zu kämpfen. In Umfragen ist er deshalb bereits zurückgefallen. Jeder Präsidentschaftskandidat einer der beiden großen Parteien in den USA bekommt den Schutz durch den Secret Service, wenn das Heimatschutzministerium einen entsprechenden Antrag billigt. Den bislang frühesten Schutz eines Kandidaten erhielt Obama im Mai 2007, als er noch Senator war. Seine damalige Rivalin Hillary Clinton stand damals als frühere First Lady auch schon unter dem Schutz des Secret Service.
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als/dapd
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Herman Cain hat seit Wochen mit Vorwürfen wegen sexueller Belästigung von Frauen zu kämpfen. Jetzt wird der republikanische Präsidentschaftsbewerber bedroht. Er bekommt deshalb Schutz vom Secret Service, der auch für die Sicherheit des US-Präsidenten verantwortlich ist.
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"Herman Cain",
"US-Präsidentschaftswahl 2012",
"USA",
"Republikaner (USA)"
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Ausland
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2011-11-18T10:57:53+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/praesidentschaftskandidat-secret-service-beschuetzt-cain-a-798572.html
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Into the Woods: Musical mit Johnny Depp und Meryl Streep - Filmkritik
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Ganz schön was los im Unterholz. Rotkäppchen (Little Red Riding Hood), eingedeckt mit frischem Backwerk, will zur Oma. Jack muss die einzige Kuh der Familie, "Milky White", verkaufen, weil seine Mutter Geld braucht. Irgendwo in der Nähe sehnt sich Rapunzel aus ihrem Turm heraus nach ihrem Liebhaber, eifersüchtig bewacht von der Hexe. Aschenputtel (Cinderella) wird ebenfalls bald den Pfad durch den dunklen Wald einschlagen, um gegen den Willen der bösen Stiefmutter am Fest des Prinzen teilzunehmen. Wie wir wissen, wird sie sich durchsetzen, mit sämtlichen Konsequenzen - Erbsen, Asche, Kröpfchen, Töpfchen, Bäumchen rüttel dich, Gold und Silber, Prince Charming. Stephen Sondheims Musical-Crossover-Märchencocktail "Into the Woods" wurde 1986 zum ersten Mal aufgeführt und direkt mit allen verfügbaren Preisen (drei Tonys, fünf Drama Desk Awards, weitere folgten) ausgezeichnet. Die Melange aus drei Grimms-, einem englischen Märchen und einer originären Geschichte um ein kinderloses Bäckerehepaar, das einer Hexe als Gegenleistung für einen Fruchtbarkeitszauber die Zutaten aus den genannten Märchen verspricht (rotes Cape, blonde Haare, goldener Tanzschuh, weiße Kuh), war seitdem Gast an internationalen Theaterbühnen. Sondheim und sein Drehbuchautor James Lapine gaben nach jahrelanger Suche nun den Disyney-Studios den Zuschlag, um das Stück für das Kino zu adaptieren, verpflichteten die musicalerprobte Meryl Streep als Hexe, die enorm gesangsstarke Emily Blunt (als Bäckersfrau), Anna Kendrick (als Cinderella) und Tracy Ullman (als Jacks Mutter) sowie den Verkleidungsfreak Johnny Depp als Wolf. Alles Menschen, denen man die Lust an Märchen, am aufwendigen Kostüm und an Musik abnimmt. Denn das ist elementar: Man muss Filmmusicals mögen, die typischen, textlastigen Songs als Solo, Duett oder Ensembleszene, die Art, wie die Handlung durch die Lieder vorangetragen wird, oder auch mal kurz auf der Stelle tritt. Rotkäppchen und der heiße WolfDabei weiten Lapine und Regisseur Rob Marshall ("Chicago", "Fluch der Karibik") das Märchen-Musical-Genre bis an die Grenzen aus: Wie bereits in der Bühnenversion haben sie alles an Psychologie und soziologisch Verwertbarem aus den Fabeln herausgequetscht, was nur möglich ist. Also steht Rotkäppchen für das pubertierende, sexuell erwachende Mädchen, das sich bei der Begegnung mit dem lüsternen Mr. Wolf (Depp) ordentlich einwickeln lässt - zu verlockend gurrt Depp sein "Hello little girl", zu neugierig ist das (noch) unschuldige Rotkäppchen. Nachdem es aufgefressen und gerettet wurde, singt es darüber, endlich erfahrener zu sein: "Scary is exciting!" und nimmt beim nächsten Spaziergang clever ein Messer zur Selbstverteidigung mit. Rapunzel dagegen ist zwischen gehorsam und flügge hin- und hergerissen - das Lied "Stay with me", das Meryl Streep ihr als zwar böse, aber dennoch liebevolle Entführerin vorsingt, ist eines der emotionalsten im Film und karikiert elterliche Verlustängste. Womöglich allein für diese Szene wurde Streep zum 19. Mal für den Oscar nominiert, diesmal als beste Nebendarstellerin.Und sogar die Frage, was eigentlich nach dem märchenhaften Happy End kommt, wird anschaulich verhandelt: Cinderellas Prinz schaltet seinen Charme irgendwann für die hübsche Bäckersfrau an - ihm sei ein bisschen langweilig, jetzt, wo die Braut gefunden, die Hochzeit gefeiert und der Prinzenalltag eingekehrt ist... Das Prinzenherz will stärker schlagenDer Wald selbst, in dem die Geschichte spielt - Sondheim und Lapine wenden den Trick an, ihre Helden immer erst nach der klassischen Märchenerzählung auf dem Weg nach Hause (vom königlichen Ball, vom Reich der Riesen etc.) zu treffen - ist dabei ein magischer Ort, an dem Träume aufeinanderprallen und der auch im Unterbewusstsein der Protagonisten verwurzelt sein könnte.Zudem sind Sondheims Texte, die bereits "West Side Story" zu einem Welthit machten, grandios in Witz und Schnelligkeit: Herrlich ist der parodistische Prinzensong "Agony", in dem Aschenputtels und Rapunzels Prinz sich in Liebeskummer übertreffen und sich vor Wasserfallkulisse theatralisch die Wamse aufreißen, damit das Herz in der Prinzenbrust stärker schlagen kann. Chris Pine, der den Hallodri Prince Charming wie gewohnt mit Dreitagebart gibt, tut die alberne Rolle gut. Doch vielleicht, weil das Ende eines Märchens eigentlich unweigerlich mit dem Einschlafen einhergeht, gerät der Film nach zwei Dritteln, nachdem beide Maiden royal verheiratet sind und das Bäckerbaby geboren ist, dramaturgisch ein wenig ins Straucheln. Die Waldwege scheinen ausgetreten, die Handlung stolpert zwischen Drama und Komödie. Die Riesin, die nun als Bedrohung durch das Märchenland stapft, treibt zwar die Übriggebliebenen am Ende zu einer lobenswerten und toleranten Patchworkfamilie zusammen. Aber man hätte das Märchenbuch auch schon ein wenig früher zuklappen können. USA 2014Regie: Rob MarshallBuch: Paul WebbDarsteller: Meryl Streep, James Corden, Emily Blunt, Anna Kendrick, Lilla Crawford, Daniel Huttlestone, Johnny Depp, Tracey UllmanProduktion: Lucamar Productions, Marc Platt Productions, Walt Disney PicturesVerleih: Walt DisneyLänge: 125 MinutenStart: 19. Februar 2015"Into the Woods" - Offizielle Website
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Jenni Zylka
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In "Into the Woods" werden bekannte Märchen neu interpretiert: Der böse Wolf ist lüsterner, die Prinzen alberner als im Original. Glänzend aufgelegte Stars wie Meryl Streep und Johnny Depp machen das Film-Musical zum Genuss.
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"Durchgeblickt",
"Kino",
"Neue Filme und Serien",
"Rezensionen",
"Filme und Serien",
"Johnny Depp",
"Meryl Streep",
"Disney"
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Kultur
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Kino
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2015-02-19T05:15:00+01:00
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2015-02-19T05:15:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/kino/into-the-woods-musical-mit-johnny-depp-und-meryl-streep-filmkritik-a-1018887.html
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Regensburger Domspatzen schulen erstmals Mädchen ein
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»Im Moment sind alle aufgeregt«, sagt Schulpsychologin Jasmin Klemm, »und freuen sich.« Grund für die gute Laune sind 33 Mädchen, die am Montag als erste in der mehr als tausendjährigen Geschichte der Regensburger Domspatzen an der renommierten kirchlichen Privatschule aufgenommen wurden. »Der Beginn dieses Schuljahres ist denkwürdig, ja beinahe historisch«, sagte Domkapellmeister Christian Heiß laut einer Mitteilung zum Schulstart der insgesamt 310 Schülerinnen und Schüler. Im vergangenen Jahr hatte die Schule überraschend mitgeteilt, dass sie künftig auch Mädchen im Gymnasium aufnehmen und einen eigenen Mädchenchor gründen werde. Nun ist aus der Ankündigung Realität geworden, die Mädchen trafen sich demnach bereits zu ersten Proben. Der Knabenchor aber bleibt, ihren »Markenkern« gibt die Schule nicht auf. Die über 1000-jährige Tradition werde dadurch gefestigt, sagte der Domkapellmeister bei der Einschulungsfeier. Die Schule hatte sich zu der Öffnung entschieden, damit ihr die Bewerber nicht wegbrechen. »Immer öfter seien gute Sänger letztlich nicht ans Gymnasium der Domspatzen gegangen, weil sie lieber auf eine koedukative Schule gehen«, hatte die Schule im vergangenen Jahr mitgeteilt. Auch musikalische Geschwisterkinder hätten abgelehnt werden müssen, weil nur Jungen zugelassen waren, so die Schule. »Die Zeit der Pubertät wird wie überall eine Herausforderung«Für den Übergang von einer reinen Jungenschule mit angeschlossenem Internat zu einem gemischten Gymnasium hat die Schule extra »Welcome-Coaches« benannt. Mit besonderen Herausforderungen rechnet die Schulpsychologin Klemm aber nicht. »Wir sind Ansprechpartnerinnen, wenn es Unsicherheiten oder Schwierigkeiten gibt«, sagt die 34-Jährige über sich und ihre Kolleginnen im Lehrbetrieb und im Internat. Klemm ist an die Schule gewechselt und bietet nun täglich eine offene Pausensprechstunde an. Sie glaubt, dass der Zustand schnell Normalität werde. »Die Zeit der Pubertät wird wie überall eine Herausforderung«, sagt Klemm. Letztlich sei die Situation bei den Domspatzen nun einfach wie an jeder Schule – nur dass das für die Jungen noch neu und aufregend sei. Das gilt insbesondere für die höheren Klassen, in denen die jungen Männer bisher unter sich waren. 15 Mädchen kommen in die 5. Klasse. Die anderen 18 Schülerinnen verteilen sich als Quereinsteigerinnen auf die Jahrgangsstufen 6 bis 11, teilte die Schule mit. Insgesamt 16 Mädchen werden auch im Internat aufgenommen, in einem eigenen Wohnbereich.
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sun
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1047 Jahre war die Schule allein Jungen vorbehalten, jetzt haben die Regensburger Domspatzen erstmals auch Mädchen aufgenommen. Grund für die Zeitenwende: Nachwuchsmangel.
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"Bildung",
"Gleichstellung von Frauen"
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Panorama
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Bildung
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2022-09-13T16:18:13+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/bildung/regensburger-domspatzen-schulen-erstmals-maedchen-ein-a-54f2bb23-6ae4-4767-8aed-614d7ffaa595
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Bald neu in Ihrem Internet:: Polizei 2.0
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Anwälte legen den Nutzern daher nahe, auf solchen Websites in Zukunft vorsichtiger zu agieren: So solle man andere User meiden, wenn diese verdächtige Aliase wie "Spitzenspitzel" oder "Wachtmeister72" tragen. Hellhörig sollte man auch werden, wenn Gesprächspartner auffällig unpassende Begriffe benutzen, also zum Beispiel "Vernehmung" statt "Chat" schreiben. Des weiteren wird geraten, sich aus Diskussionen, in deren Verlauf Teilnehmer plötzlich mit Schlagstockeinsatz drohen, unauffällig zurückzuziehen. Auf jeden Fall sollte die Kommunikation aber sofort abgebrochen werden, wenn das Gegenüber auf seinem Foto oder Avatar einen Schnauzbart trägt.
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Vertreter der deutschen Polizei haben angekündigt, in Zukunft regelmäßig verdeckte Ermittler in sozialen Netzwerken wie Facebook einzusetzen.
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Panorama
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https://www.spiegel.de/spam/a-676819.html
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Holiday on Aids
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Das soll ein Witz sein: »Weißt du, was das wirklich Schwierige an Aids ist?« fragte der homosexuelle Rich, der an der Immunschwäche erkrankt ist. Antwort: »Deine Eltern davon zu überzeugen, daß du Haitianer bist.« Der Dialogfetzen stammt aus dem ersten Theaterstück zum Thema Aids, aus »As Is« von dem New Yorker Autor William M. Hoffman. Als er vor gut drei Jahren anfing, daran zu arbeiten, waren, zumindest in den USA, Haitianer noch eine nennenswerte »Risikogruppe«. Nur eben nicht geächtet wie Schwule und Fixer. Hoffman konnte davon ausgehen, daß sein Publikum den Witz verstand. »As Is« wurde im Frühjahr 1983 von einem Kleintheater in Manhattan uraufgeführt. Inzwischen läuft es, in seltener Einigkeit von der New Yorker Kritik als »Best Play« dieses Jahres ausgezeichnet, nicht mehr »off Broadway«, sondern am Broadway selbst. Auch dort wird es jetzt verstanden. Hetze und Aufklärung des vergangenen Mediensommers haben ihm sein Publikum verschafft. Nicht anders bei uns. Ivan Nagel als neuer Schauspielintendant hat mit der deutschen Erstaufführung von »As Is« seine erste Spielzeit am Stuttgarter Staatstheater eröffnet. »Wie Du« heißt das Stück in der (ausgezeichneten) Fassung von Heidrun Reshöft. Es ist auch auf deutsch das kleine, ordinäre, laute und sentimentale Stück Gebrauchstheater, das auf angelsächsischen Bühnen alltäglich, in der Bundesrepublik aber fast gar nicht zu finden ist. Noch nicht. Denn Nagel will das ändern. Auf seinen »Entschluß zur Reibung mit der Wirklichkeit« gleich zum Beginn seiner Arbeit ist er stolz. Unter den zwölf Inszenierungen seiner ersten Stuttgarter Spielzeit sind acht Uraufführungen oder deutsche Erstaufführungen geplant. Wo sich weder die Boulevard- noch die Straßentheater der Themen annehmen, die auf Boulevard und Straße liegen, muß eben das Staatstheater beweisen, daß es mehr beherrscht als »narzißtisch-traurige Nabelschau« (Nagel). Dabei soll es grell und vulgär zugehen, gefühlsselig und komisch, aber vor allem aktuell und aufklärerisch. Genau das ist »Wie Du«, gerade auch in der Stuttgarter Inszenierung von Arie Zinger. Der 33jährige Regisseur liefert Gebrauchskunst noch mit der Betonung auf der ersten Worthälfte. Dabei erfüllt Hoffmans Aids-Stück, so Nagel, »auf klassische Weise die aristotelische Definition von Tragödie": nämlich Furcht und Mitleid zu erregen. Vorgeführt wird das langsame Sterben des jungen New Yorker Schriftstellers Rich. Kurz bevor die Krankheit bei ihm ausbrach, hatte er sich von seinem Freund Saul getrennt. Und so beginnt das Stück mit Szenen aus einer schwulen Ehe mit ihrem Ende. Rich und Saul zanken sich um ihren Hausstand, um den Flickenteppich von Tante Billie, um den Barcelona-Sessel und um die Mickey-Mouse-Sammlung. Sie keifen und kommen irgendwie (jeder Schwule kommt heutzutage bei jedem Gespräch irgendwie drauf) auf das Thema Aids. Rich sagt leise: »Ich hab''s.« In parallelen Szenen und Rückblenden, bei denen sich fünf weitere Schauspieler 22 Rollen teilen, wird nun das lockere Sexlife der beiden noch einmal aufgerollt ("heiß, schwitzig, stinkig, dampfig"), wird der Schicksalsschlag betrauert, der dem ein Ende macht und der zur persönlichen Katastrophe erst durch Isolation und Feindseligkeit wird. Das ist voller Sarkasmus, Wut und Galgenhumor-Hoffman scheut auch billigste Kalauer nicht ("Holiday on Aids"). Saul entschließt sich, bei seinem sterbenden Freund zu bleiben, ihn zu akzeptieren, wie er ist ("as is"). Er kriecht endlich sogar zu ihm ins Krankenhaus. Ein hilfloser Schluß, vielleicht sogar ein selbstmörderischer. Kein Wunder, daß das New Yorker Publikum das Theater Abend für Abend mit rotverheulten Augen verläßt. Mit Informationsständen von Selbsthilfegruppen und Spendensammlungen für die Deutsche Aids-Hilfe versuchen die Stuttgarter im Foyer, dieser Hilflosigkeit zu begegnen. Schon Mitte Oktober zeigten zwei Voraufführungen, daß sie damit Erfolg haben. Noch vor der Sommerpause waren Regisseur Zinger und sein Team mit den Probearbeiten fertig. Bis zum offiziellen Spielzeitstart wollten sie, nachdem sich die öffentliche Diskussion bis zur Aids-Hysterie ausgewachsen hatte, ihr Stück nicht zurückhalten. Sie mieteten ihr eigenes Theater und organisierten, als »soziale Premiere«, zwei Benefizaufführungen von »Wie Du«. Nachdem auch Oberbürgermeister Rommel und Ministerpräsident Späth zugestimmt hatten, konnte dem Ensemble auch die Mindestmiete für die Räume erlassen werden, und sämtliche Mitwirkenden, einschließlich der Techniker, verzichteten auf zwei Tagesgagen. Knapp 15 000 Mark wurden an die Deutsche Aids-Hilfe überwiesen. Möglich, daß gerade solche Gesten doch wieder, auf eine ganz andere Art, etwas mit der »Theaterarbeit als Selbsttherapie« zu tun haben, der Intendant Nagel mißtraut. Aber diesmal nicht ohne Grund. Arie Zinger über seine Arbeit am Aids-Stück: »Mich hat es eine Zeitlang richtig krank gemacht.« _(Michael Rastl und Roland Renner. ) Michael Rastl und Roland Renner.
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Zum Beginn seiner Intendanz bringt lvan Nagel ein grelles Melodram aus der New Yorker Schwulenszene auf die kleine Bühne des Stuttgarter Staatstheaters. *
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https://www.spiegel.de/kultur/holiday-on-aids-a-81d5b6fb-0002-0001-0000-000013514528?context=issue
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Pete Hegseth: US-Verteidigungsminister beschimpft Journalisten beim Kinder-Osterfest
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US-Verteidigungsminister Pete Hegseth versucht locker zu wirken – beim alljährlichen Oster-Event im Weißen Haus. Während hier auf dem Rasen das sogenannte Ostereierrollen stattfindet, muss er sich Fragen der Journalisten stellen zur sogenannten Signal-Chat-Panne. Hegseth geht vor den versammelten Journalisten in die Offensive.Pete Hegseth, US-Verteidigungsminister»Was für eine große Überraschung, dass es ein paar undichte Stellen gibt und plötzlich ein Haufen Schlagzeilen von denselben Medien herauskommen, die mit den Russland-Lügen hausieren gegangen sind und ihre Pulitzer-Preise nicht zurückgegeben haben . Sie haben Pulitzer für einen Haufen Lügen bekommen.«Neue Vorwürfe machen die Runde: demnach teilte der US-Verteidigungsminister vertrauliche Informationen in einer Chatgruppe im Onlinedienst Signal sogar mit Familienangehörigen, darunter auch Hegseths Frau und Bruder.Pete Hegseth, US-Verteidigungsminister»Sehen Sie, das tun die Medien doch immer. Sie nehmen anonyme Quellen von verärgerten ehemaligen Mitarbeitern, und dann versuchen sie, Menschen zu zerstören und ihren Ruf zu ruinieren. Mit mir wird das nicht funktionieren.«Doch Kritik kommt neuerdings auch aus den eigenen Reihen. Unter den »verärgerten ehemaligen Mitarbeitern« sind einige durchaus stramme Republikaner, darunter der kürzlich zurückgetretene Pentagon-Sprecher John Ullyot, der von »Chaos« in der Behörde sprach.Die Frage wabert also im Raum: Könnte es eng werden für Pete Hegseth? Der US-Präsident scheint von den neuen Anschuldigungen nichts zu wissen.Donald Trump, US-Präsident»Fangt ihr schon wieder mit Signal an? Ich dachte, das war schon vor zwei Wochen erledigt.«Der Reporter klärt den Präsidenten kurz über die jüngsten Wendungen auf. Die erste Reaktion von Trump: Nichtachtung.Donald Trump, US-Präsident»Es ist der gleiche alte Kram der Medien. Das ist ein alter Hut. Versuchen Sie, etwas Neues zu finden.«Hegseth selbst wird zunehmend ungehalten – und greift die Medien frontal an:Pete Hegseth, US-Verteidigungsminister»Schwindler! Diese Gruppe hier ist voller Schwindler, die mit anonymen Quellen von undichten Stellen hausieren gehen und dann alles so zusammensetzen, als ob es eine Nachrichtengeschichte wäre. Wir wissen genau, was hier vorgeht. Ich bin wirklich stolz auf das, was wir für den Präsidenten tun. Wir kämpfen hart auf der ganzen Linie. Und ich werde jetzt mit meinen Kindern ein paar Ostereier rollen gehen. «Bislang hat der US-Präsident Pete Hegseth immer verteidigt. Und so klingt auch sein jüngstes Fazit beim Osterfest:Donald Trump, US-Präsident»Pete macht einen tollen Job. Alle sind zufrieden mit ihm. «Doch Donald Trump ist notorisch unberechenbar. Wenn sich genug bekennende Trump-Fans von Hegseth distanzieren – könnten die Tage des Verteidigungsministers im Pentagon gezählt sein.
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Janita Hämäläinen
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Osterhasen und »Eierrollen« auf dem Rasen des Weißen Hauses, doch die Kulisse trügt. Der umstrittene US-Verteidigungsminister beschimpft Journalisten, und Donald Trump ist nicht auf dem aktuellen Stand.
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"Pete Hegseth"
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Ausland
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2025-04-22T11:51:00+02:00
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2025-04-22T12:56:00+02:00
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https://www.spiegel.de/ausland/pete-hegseth-us-verteidigungsminister-beschimpft-journalisten-beim-kinder-osterfest-a-2c835402-8ba6-47d5-875d-686272d055ba
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Persönlichkeitsrechte : De Maizière will Datenschutz im Internet verschärfen
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Thomas de MaizièreFacebookGoogle Street ViewSabine Leutheusser-SchnarrenbergerBerlin - Wie können persönliche Daten von Nutzern im Internet besser geschützt werden? Bundesinnenminister(CDU) arbeitet im Rahmen der Debatte umundseit Monaten an neuen Regelungen - und liefert sich einen Streit mit Justizministerin(FDP). Diese warf ihrem Kollegenim SPIEGEL-Interview koalitionsschädigendes Verhalten vor. In einem Gastbeitrag für SPIEGEL ONLINE hatte de Maizière kürzlich sein Fazit der "e-Konsultation" - seines Versuchs, den Dialog über Netzpolitik via Web zu befördern - gezogen. An diesem Mittwoch will er nun seinen Gesetzentwurf zum Datenschutz im Internet vorstellen. Vorab sind bereits Details bekannt geworden. Laut den "Ruhr Nachrichten" sieht die Vorlage schärfere Regeln für den Datenschutz im Netz vor. Demnach plant de Maizière eine Ergänzung des Bundesdatenschutzgesetzes, die den Schutz vor besonders schweren Persönlichkeits- rechtsverletzungen im Internet verbessern soll. "Notwendig ist ein breiter Ansatz, der das gesamte Internet einbezieht und sich nicht nur auf einzelne Teilaspekte wie Geodaten oder gar nur auf Google Street View beschränkt", zitierte das Blatt aus einem vierseitigen Konzeptpapier des Ministers. "Werden Daten, die über eine Person zusammengestellt worden sind, gezielt veröffentlicht, greift dies besonders tief in das Persönlichkeitsrecht ein", heißt es demnach weiter. Bei gezielter Verbreitung von Persönlichkeitsprofilen gehe das nicht ohne Einwilligung der Betroffenen oder ein klar überwiegendes Interesse an der Veröffentlichung. Es gebe "eine rote Linie, die jeder beachten muss". Laut dem Papier sollen Netzveröffentlichungen von Daten verboten werden, die "geschäftsmäßig gezielt zusammengetragen, gespeichert und gegebenenfalls unter Hinzuspeicherung weiterer Daten ausgewertet wurden".Auch die Publikation von Daten, die ein umfangreiches Persönlichkeits- oder Bewegungsprofil des Betroffenen ergeben können oder ihn in "ehrverletzender Weise beschreiben oder abbilden" will der Minister demnach künftig unterbinden.Als schwerer Eingriff in das Persönlichkeitsrecht wird zudem das systematische Veröffentlichen des Aufenthalts- und Wohnorts vorbestrafter Personen gewertet. "Warnung zur Datensparsamkeit"Beim Schutz generell sensibler Daten sieht Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger auch Behörden und Unternehmen in der Pflicht. Gefordert sei "eine dezentrale Speicherung in technisch gut gesicherten Anlagen sowie eine Verschlüsselung sensibler Daten", sagte die FDP-Politikerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung. Wo immer es möglich sei, sollten Behörden und Unternehmen zudem darauf verzichten, Datenberge über Bürger, Mitarbeiter oder Kunden anzulegen - eine Anspielung auf die jüngsten Enthüllungen der Plattform WikiLeaks. WikiLeaks sei auch eine "Warnung zur Datensparsamkeit", meinte Leutheusser-Schnarrenberger. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hatte am Dienstagfür mehr "Datensparsamkeit" geworben. Vor allem in den USA herrsche eine "grassierende Datensammelsucht", kritisierte er. Ein radikales Umdenken sei notwendig, forderte Schaar. Sonst sei zu befürchten, dass nicht nur Regierungsdokumente, sondern auch ärztliche Diagnosen, Strafakten oder andere sensible Informationen ihren Weg in das Internet fänden. Dem Gesetzgeber seien im Hinblick auf WikiLeaks weitgehend die Hände gebunden, meinte Leutheusser-Schnarrenberger. "Eine nationale Regelung wäre gegen eine Plattform mit Sitz im Ausland wirkungslos. Und eine internationale Initiative ist nicht geplant." Die US-Regierung hat bereits angekündigt, die Datenvorschriften für Regierungsbehörden drastisch zu verschärfen. Neben Zugangsbeschränkungen für wichtige Dokumente soll es Regierungsbeamten künftig untersagt sein, am Arbeitsplatz Daten herunterzuladen. WikiLeaks-Gründer Julian Assange hatte zuletztweitere Veröffentlichungen über eine US-Großbank angekündigt. Nach ihmfahndet inzwischen Interpol.Seit Montag veröffentlichen die "New York Times", der Londoner "Guardian", der Pariser "Monde", das Madrider "País" und DER SPIEGELAnalysen über den geheimen Datenschatz des Außenministeriums . Aus einem Fundus von 243.270 diplomatischen Depeschen, die Amerikas Botschaften an die Zentrale sendeten, und 8017 Direktiven, die das State Department an seine Botschaften in aller Welt verschickte, versuchen die beteiligten Medien in einer Serie von Enthüllungsgeschichten nachzuzeichnen, wie Amerika die Welt lenken möchte.
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mmq/dapd/dpa
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An diesem Mittwoch stellt Innenminister de Maizière seinen Plan für mehr Datenschutz im Internet vor - vorab sind bereits Details durchgesickert. Demnach will er die Persönlichkeitsrechte von Nutzern deutlich stärken. FDP-Kollegin Leutheusser-Schnarrenberger mahnt Behörden, generell weniger Daten zu sammeln.
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"Datenschutz",
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Politik
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Deutschland
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2010-12-01T07:58:00+01:00
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2010-12-01T07:58:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/persoenlichkeitsrechte-de-maiziere-will-datenschutz-im-internet-verschaerfen-a-732142.html
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Rummenigge bestätigt Einigung: Thiago wechselt offenbar zum FC Liverpool
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Der spanische Fußballnationalspieler Thiago Alcántara verlässt Triple-Sieger FC Bayern München zum englischen Meister FC Liverpool. "Ich kann bestätigen, dass sich der FC Bayern mit dem FC Liverpool final geeinigt hat. Es war der große Wunsch von Thiago, zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues zu machen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei Bild live. Vom FC Liverpool gab es zunächst keine Bestätigung. Zuerst hatte das Onlinemagazin "The Athletic" am Donnerstag berichtet, dass Liverpool bereit sei, die Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro für den 29 Jahre alten Thiago zu bezahlen. Die "Bild" hatte im Anschluss berichtet, dass der Wechsel bereits fix sei, ebenso "Sky Sport". Die Spekulationen über den Wechsel des Mittelfeldspielers in die Premier League hielten sich bereits seit mehreren Wochen. Zuletzt war fest mit dem Abgang des 29-Jährigen gerechnet worden. Sowohl Rummenigge als auch Trainer Hansi Flick hatten sich bereits mit einem Abschied Thiagos abgefunden. Sein Vertrag in München läuft noch bis 2021. Die Verhandlungen zwischen den Bayern und den Reds hätten in dieser Woche Fahrt aufgenommen, nachdem die Bayern-Verantwortlichen laut "The Athletic" klargestellt hatten, dass sie den Transfer vor dem Beginn der Bundesliga-Saison am Freitag abschließen wollen.Thiago war 2013 vom FC Barcelona für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro nach München gewechselt und wurde mit dem Klub unter anderem siebenmal deutscher Meister.
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ngo/dpa
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Lange hatte es sich angebahnt, nun steht Bayerns Mittelfeldspieler Thiago Alcántara vor dem Wechsel in die Premier League. Vorstandschef Rummenigge bestätigte die Einigung mit dem FC Liverpool.
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"FC Liverpool",
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Sport
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Fußball-News
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2020-09-17T13:13:57+02:00
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2020-09-17T13:13:57+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/thiago-alcantara-wechselt-vom-fc-bayern-muenchen-zum-fc-liverpool-a-9d8d37b3-c4df-45a5-bd02-6c3aa1cef25f
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Scheinwerfer im Auto: Laserlicht schafft extreme Helligkeit
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Eine Neumondnacht irgendwo in Frankreich, die schmale Straße ist menschenleer. Das Testauto strahlt aus hochmodernen LED-Scheinwerfern weit in die Dunkelheit. Dann beschleunigt der Fahrer auf mehr als 70 km/h und es folgt die wahre Erleuchtung: Aus den Scheinwerfen schießt eine gleißende Lichtkeule weit in die Nacht und lässt ein Straßenschild, noch ewig entfernt, den hellen Schein reflektieren. Hinter dem Zauber steckt eine Neuheit, die BMW ab Herbst für den Hybrid-Sportwagen i8 anbieten wird: Laserlicht. Galt bislang LED-Licht mit einzeln ansteuerbaren Leuchtdioden als neuester Stand der Technik, etwa das so genannte Matrix-Licht im Audi A8, zücken die Entwickler jetzt das Laserschwert. "Wir verdoppeln die Leuchtweite gegenüber einem LED-Fernlicht von 300 auf 600 Meter", sagt BMW-Projektleiter Thomas Hausmann. Allerdings schicken die Münchner keinen Laserstrahl direkt in die Nacht. Sondern im Innern des Scheinwerfers trifft ein Laser über ein System von Spiegeln auf einen Chip mit Phosphor-Kristallen; und die wiederum senden über einen Reflektor gleißend weißes Licht aus den Scheinwerferlinsen. Das ist völlig ungefährlich und wird vom menschlichen Auge sogar als angenehm empfunden - jedenfalls wenn man hinter dem Scheinwerfer steht. Selbstzerstörungsmechanismus im LaserlichtsystemBMW setzt die neue Technik zunächst lediglich als so genannten Booster fürs Fernlicht ein. Das Laserlicht wird erst oberhalb von mehr als 70 km/h eingeschaltet und auch nur, wenn die Umgebung komplett dunkel ist und keine anderen Verkehrsteilnehmer irritiert werden. Als Lichthupe lässt sich die Laserlichtkanone nicht gebrauchen. Überhaupt ist das neue Leuchtmodul gegen unerwünschte Handhabe geschützt. "Genau wie manche Handys zerstört sich die Elektronik selbst, wenn jemand daran herumschraubt", sagt Hausmann. Neben besserer Sicht und damit Sicherheit biete das Laserlicht noch mehr Vorteile, erklärt Hausmann: Das System braucht im Vergleich zu den ohnehin schon effizienten LED-Leuchten 30 Prozent weniger elektrische Energie; auch das Gewicht sinkt um 30 Prozent. Und der benötigte Bauraum schrumpft auf das Format einer Zigarettenschachtel. Wer ist der Hellste?Unter Autoherstellern scheint ein Wettbewerb um Lux, Lumen und Leuchtweite zu entbrennen. Audi und BMW ringen derzeit darum, wer den längsten Lichtkegel zu bieten hat und wer die entsprechende Technologie zuerst einsetzen kann. Audi etwa hat angekündigt, beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans drei R18-Rennwagen mit Laserlicht zu bestücken. BMW wird das Laserlicht ein paar Monate später, dafür aber in einem Serienauto auf den Markt bringen - gegen Aufpreis. Cornelius Neumann vom Lichttechnischen Institut am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) interessiert sich nicht für das Gerangel der Hersteller, sondern allein für den Kundennutzen. "Mehr Sicht bedeutet immer auch mehr Sicherheit", sagt der Professor und verweist auf die Statistik. Danach entfallen zwar nur 30 Prozent aller Fahrten, aber 50 Prozent aller Unfälle auf die Nachtstunden. "Je mehr Licht man ins Dunkel bringt, desto besser", argumentiert er und erwartet vom Laserlicht einen Sicherheitsgewinn. Sobald die ersten Fahrzeuge mit dieser Lichttechnik auf der Straße sind, sollen entsprechende Daten erhoben werden. Auch die Designer haben die Hightech-Scheinwerfer als Betätigungsfeld entdeckt, schließlich ist das der einzige Teil ihrer Arbeit, den man auch nachts sieht. Schon seit einiger Zeit sind so genannte Lichtsignaturen in Mode, mit denen Autos auch bei Dunkelheit eindeutig einer Marke zuzuordnen sein sollen. Jüngste Lightshow sind die je 47 Swarovski-Kristalle, die Mercedes in jedem Frontscheinwerfer des neuen S-Klasse Coupé extrovertierten Kunden anbietet. Das Auto funkelt dann auch in Sommernächten wie ein Weihnachtsschlitten.Neue Lichttechnologie ist ein teures ExtraFür die Hersteller bedeuten derartige Lichtinnovationen vor allem auch eine Umsatzsteigerung. Ein aufwändiger Scheinwerfer koste schließlich mehr als mancher einfache Benzin-Motor, sagt ein Audi-Entwickler. Entsprechend happig sind die Aufpreise. Für das Laserlicht von BMW gibt es zwar noch keinen konkreten Preis, doch es dürfte wohl eine vierstellige Summe werden. Weil aber das Auto schon 126.000 Euro kostet, wird das kaum auffallen. Generell werden aufpreispflichtige Scheinwerfer gern genommen. Bei BMW etwa liegen die so genannten Take-Rates, also die Entscheidungen für das Extra, bei den bis zu knapp 2000 Euro teuren LED-Scheinwerfern in der 5er-, 6er- und 7er-Baureihe bei mehr als 50 Prozent. Und selbst Seat kommt beim Leon, dem ersten Kompaktauto mit LED-Scheinwerfern, kaum mit der Lieferung hinterher, und kassiert für das Extralicht immerhin 1190 Euro Aufpreis.Das Laserlicht war ursprünglich für Kino-Projektoren gedacht Dass Laserlicht noch teurer werden dürfte, hat nicht nur mit dem großen Entwicklungsaufwand und den zunächst kleinen Stückzahlen zu tun. BMW-Projektleiter Hausmann sagt: "LED werden mittlerweile zu Hunderten angeboten und die Preise sind in den Keller gefallen. Doch für das Laserlicht im Auto gibt es derzeit weltweit nur einen einzigen Chip, und den lässt sich Osram teuer bezahlen." Die Münchner Firma entwickelte den Chip ursprünglich nicht für den Einsatz im Auto, sondern für digitale Kino-Projektoren. Während die allerdings fest montiert und auf eine Umgebungstemperatur von 20 Grad ausgelegt sind, muss der Laserchip im Auto heftigen Vibrationen und Temperaturen zwischen minus 40 und plus 80 Grad standhalten. Hausmann: "Das macht die Sache nicht billiger."Licht-Professor Neumann beobachtet die Entwicklung zu mehr Helligkeit auf dunklen Straßen dennoch mit Freude. Nicht nur wegen des von ihm prophezeiten Sicherheitsgewinns. Sondern auch, weil damit auch seine Zunft ins Rampenlicht rückt, denn in der Industrie gibt es größere Budgets und mehr Beachtung für Licht-Entwickler. Die Berufsperspektiven für Hightech-Beleuchter könnten kaum besser sein. Neumann: "In den vergangenen Jahren hatte ich keine Mühe, meine Studenten unterzubringen."
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Tom Grünweg
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Lichttechnologie ist die neue Wettkampfarena für deutsche Autobauer. Sie entwickeln Scheinwerfer für 600 Meter Helligkeit. Letzter Schrei ist das Laserlicht. Es bietet mehr Sicherheit und funkelndes Design - hat aber seinen Preis.
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"Fahrberichte",
"Audi",
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"Fahrzeugtechnik"
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Mobilität
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2014-03-14T11:37:00+01:00
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2014-03-14T11:37:00+01:00
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https://www.spiegel.de/auto/aktuell/scheinwerfer-im-auto-laserlicht-schafft-extreme-helligkeit-a-955274.html
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E-Bikes mit verstecktem Akku: Rentnerimage war gestern
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Nach seinem Physikstudium wollte David Horsch sein eigenes Ding machen. Bei einem großen Konzern anzuheuern, kam für ihn nicht infrage. Lieber knüpfte er an seinen Job als Fahrradkurier an - und dachte mit seinem Kommilitonen Pius Warken darüber nach, wie sie schöne E-Bikes bauen könnten. Herausgekommen sind die Elektroräder von Coboc. Die Firma, die Horsch und Warken gründeten, war eine der ersten, die sich dem Minimalismus verschrieben. "Wir waren Pioniere, als wir 2011 anfingen rumzutüfteln und den ersten Prototyp aufbauten", sagt Horsch.Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe Hersteller, die getarnte E-Räder anbieten. Die gängigsten Tricks: den Akku im Rahmen versenken, den Motor an der Hinterradnabe verstecken. Ampler, Desiknio, Geero oder Geos zum Beispiel machen das E-Bike schlanker und stylischer. Reha- oder Rentnerimage - das war gestern. "Wesentlich für diesen Trend ist der Fortschritt bei der Akkutechnologie", sagt Martin Doppelbauer, Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). "Die Leistungsdichte von Akkus für elektrische Autos hat sich in sechs Jahren verdoppelt, das werden wir bald auch im Elektrorad sehen." Das bedeutet: Mit weniger Zellen lassen sich gleiche Kapazitäten erzielen. So lassen sich E-Bikes anders designen als bisher und auch leichter bauen, weil man nicht mehr so viel Akkumasse am Bike unterbringen muss. Um möglichst viele Standardzellen zu integrieren, gab Coboc dem Unterrohr einen ovalen Querschnitt. Das Berliner Start-up Geos formt das Rohr dreieckig und pflanzt dem Geos Gravel Batterien zusätzlich in die obere Stange - so wird der Rahmen bei gleicher Akkukapazität noch schlanker. Doch es gibt Grenzen: "500 Wattstunden, Standard bei E-Mountainbikes, kriegen sie nicht im Rahmen unter", meint Ludwig Retzbach, Mitautor des Lehrbuchs "Fachwissen E-Bike" (Verlag Europa-Lehrmittel). Aber um möglichst große Stromspeicher geht es bei E-Bikes oft gar nicht. Der bevorzugte Einsatzbereich der Style-Stromer ist die Stadt, da genügen meist moderate Reichweiten. Das eigentliche Problem sei, dass die Akkus fest verbaut sind, sagt Ingenieur Retzbach: "Nicht jeder will sein Bike zum Laden mit aufs Hotelzimmer oder in die Wohnung nehmen." Bleiben die Räder jedoch oft in der Kälte stehen, verkürzt sich die Lebensdauer des Akkus. Im schlimmsten Fall könne er kaputtgehen, sagt Professor Doppelbauer. Immerhin wiegen die getarnten E-Bikes nur 11 bis 15 Kilo - weit weniger als andere Pedelecs. E-Mountainbikes mit Mittelmotor und abnehmbaren Akkus am Rahmen kommen oft mit 20 Kilo nicht aus. Die Position des Motors ist für E-Bike-Konstrukteure die zweite ästhetische Herausforderung. Es gibt Exoten wie Elektrolyte aus dem bayerischen Baiern, die die Antriebseinheit samt Akkus am Vorderrad unterbringen oder Hersteller wie Fazua, die entnehmbare Motor-Akku-Einheiten für das Unterrohr anbieten. Bei Nachrüstsätzen wie Viva-Assist verschwindet der Motor samt Getriebe im Sitzrohr, bei Pendix kommt ein Außenläufermotor zum Einsatz, der wie ein verkleideter Zahnkranz aussieht. Doch Peter Hanstein, Kopf hinter dem Geos Gravel, ist überzeugt: "Wenn man ein minimalistisches Fahrrad will, geht das nur mit Hinterradmotor, das sind die leichtesten und kleinsten Motoren." Bei Retrobike-Hersteller Geero, der statt Riemen- auf Kettenschaltung setzt, versteckt sich der Heckmotor komplett hinter dem größten Ritzel - und ist zumindest von der linken Seite aus nicht zu sehen. Experten wie Doppelbauer und Retzbach stehen Nabenmotoren skeptisch gegenüber. "Nabenantriebe sind unauffällig, aber nicht so effektiv", sagt Buchautor Retzbach. "Bei der Spitzenleistung sind Mittelmotoren ungeschlagen - was sie vor allem für Geländefahrten mit Steigungen, also für E-Mountainbikes interessant macht", findet Doppelbauer. "Durch das eingebaute Getriebe können sie sehr schnell drehen, was der Leistungsabgabe und dem Strombedarf, also letztlich dem Wirkungsgrad und der Wärmeentwicklung, zugutekommt." Im Stadtalltag, wo beständige Unterstützung gefragt ist, muss weniger Spitzenleistung aber kein entscheidender Nachteil sein. Problematisch bleibt, dass Nabenantriebe das Gewicht ungleichmäßig verteilen, weil der Motor am Rad zerrt: "Das Fahrverhalten ist deshalb schlechter als beim Mittelmotor", sagt Doppelbauer. Coboc-Gründer Horsch reklamiert für seine Bikes ein ausgewogenes Gewichtsverhältnis: "Der Motor sitzt zwar hinten, dafür sind die Akkus als Gegengewicht in der Mitte."Und werden die Camouflage-Bikes künftig noch eleganter, noch dünner? Horsch verneint: "Minimalistischer als wir, das macht keinen Sinn mehr." Auch Geero-Chef Rath geht nicht davon aus, dass weiter abgespeckt wird. Jedoch könnten die Preise mit höheren Stückzahlen sinken. Derzeit kosten Camouflage-Pedelecs oft noch zwischen 4000 und 5000 Euro.
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Stefan Weißenborn
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Dank neuer Technik ist vielen Pedelecs nicht mehr anzusehen, dass sie Akku und Motor mit sich herumschleppen. Für so viel Schönheit zahlen Radfahrer jedoch einen Preis.
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"E-Bikes",
"Karlsruhe"
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Mobilität
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2019-05-20T05:06:00+02:00
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2019-05-20T05:06:00+02:00
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https://www.spiegel.de/auto/aktuell/e-bikes-mit-verstecktem-akku-und-motor-pedelecs-auf-diaet-a-1266472.html
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Hörensagen
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Nach neuestem Bonner »on dit« * läuft die Saar-Konzeption des Kanzlers darauf hinaus, Saarbrücken und Umgebung sowie einige Landstücke Lothringens zu einer europäisierten Verwaltungszentrale für Montan-Union und EVG zu machen. Einige altpfälzische Streifen des Saargebietes sollen dabei an die Bundesrepublik übergehen. * hat die Bundesregierung gegen die von den Alliierten verkündete Abschaffung der Interzonenpässe Bedenken angemeldet, da bei paßfreiem Reiseverkehr die Sicherheit der Bundesrepublik gefährdet werde. Alliierte Vertreter, die sich bisher in der Frage der Interzonenpässe mit der Bundesregierung einig wähnten, hätten der Vermutung Ausdruck gegeben, daß die »Bedenken« vom Bundesinnenministerium ausgingen und taktischer Natur seien: Bestrebungen zur Verstärkung des Grenzschutzes sollten motiviert werden. * bestreiten sämtliche Bonner Experten für Ostfragen, dem Bundeskanzleramt Berichte erstattet zu haben, die den Kanzler zu seiner These von dem unausweichlichen Druck einer Ernährungskrise auf die Moskauer Außenpolitik (SPIEGEL 44/1953) inspiriert haben könnten. Die Richtigkeit der Adenauerschen Hungertheorie werde von den Experten nachdrücklich bezweifelt. * soll das Bundespostministerium dem früheren Direktor des Zweizonenamtes für Wirtschaft und späteren CSU-Abgeordneten, Dr. Johannes Semler, übertragen werden. Semler erfüllt die Anforderungen, die der Kanzler an seinen neuen Postminister stellt: Er ist Mitglied der Christlich-Sozialen Union und Protestant. Im neuen Bundestag sitzt Semler nicht. Er verzichtete auf eine Kandidatur, um sich seinen Geschäften in Westafrika und seinen Plänen in Nordafrika zu widmen.
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Politik
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1953-11-17T13:00:00+01:00
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1953-11-17T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/hoerensagen-a-80882adc-0002-0001-0000-000025657962?context=issue
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Anna Nicole Smith in neuem Video: "Bist Du auf einem Trip?"
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Hamburg - Das Ex-Playmate trägt einen orangefarbenen Überwurf, der über ihrer Schulter geknotet ist, in ihrem Gesicht verläuft die bunte Farbe. Was aussehen soll wie die Maske eines Clowns, entstellt sie zu einer leer dreinschauenden Fratze: Der grün umrundete Mund ist schief gemalt, die weiß geschminkte Nase ziert ein schräger roter Punkt. Smith schiebt einen Kinderwagen durch ein mit Säulen verziertes, großes Haus, beugt sich über den Wagen und spricht mit der verzerrten Stimme eines Kindes während sie das Baby im Wagen zurechtrückt: "Komm, wir gehen raus spazieren." Doch im Kinderwagen liegt kein Neugeborenes, sondern eine in ein rosafarbenes Tuch gehüllte Babypuppe. Aufgenommen wurde dasnun im Internet und im amerikanischen Fernsehen veröffentlichte Video laut "tmz.com" vom Lebensgefährten des Anfang Februar verstorbenen Ex-Playmates. Was zum Tod der 38-Jährigen führte, ist noch immer unklar - ebenso wie der Vater ihrer im Oktober geborenen Tochter Daniellynn. Die Aufnahmen zeigen allerdings nicht nur den offensichtlich desolaten Zustand der hochschwangeren Smith, sondern sie werfen auch Fragen bezüglich der Rolle ihres früheren Anwalts Howard K. Stern auf. Stern behauptet - ebenso wie der Fotograf Larry Birkhead und Prinz Frederik von Anhalt - der Vater des kleinen Mädchens zu sein.Stern macht Witze auf Kosten seiner LebensgefährtinIm Video sieht man Stern allerdings nicht - man hört nur die Fragen, die er seiner Lebensgefährtin stellt. Und ganz offensichtlich ist er in einem deutlich klareren Zustand als die merkwürdig anmutende Gestalt, die er aufnimmt. Stern spricht klar und deutlich, ist sogar in der Lage, Witze auf Smith' Kosten zu machen. Der wiederum gelingt es kaum, ihren Kopf gerade und die Augen auf zu halten. Viermal muss Stern Smith rufen, bis sie reagiert, von der Babypuppe ablässt und ihn anschaut. "Briley, meint, du hast deinen Verstand verloren", sagt er. Er muss den Satz wiederholen, bevor Smith in der Lage ist, zu reagieren. Während der Filmer ihr Gesicht in einer Nahaufnahme zeigt, sagt Smith mit der Naivität eines Kindes: "Nein, ich habe meinen Verstand nicht verloren." "Aber Briley behauptet das", kontert Stern. "Habe ich aber nicht", sagt Smith wie ein trotziges Kind."Bist du auf einem Trip? Hast du Pilze genommen?", fragt Stern mehrfach und mit einem Lachen in der Stimme, da Smith ihn nicht versteht. "Was meinst Du damit?", fragt sie unverständig. "Ich mach nur Spaß", antwortet Stern und es scheint, als mache er sich über seine Lebensgefährtin lustig. Es folgt ein Schnitt. "Dieses Material ist bares Geld wert"Im gleichen Outfit sieht man Smith dann außerhalb des Hauses stehen, sie starrt wie benebelt in die Kamera. "Ich denke, dieses Material ist bares Geld wert", sagt Stern zu Smith - die wiederum nicht versteht. "Was für Material?", fragt sie. "Das Material, das ich hier aufnehme." Smith entgegnet: "Aber das ist doch nur eine Kamera." Und dann folgen die letzten Worte der kurzen Sequenz: "Ganz genau", hört man Stern sagen.Auch die Frage der Vaterschaft der kleinen Daniellynn ist mit barem Geld verbunden: Sie ist - sofern Smith den Prozess um das Milliardenerbe ihres ersten Gatten Howard Marshall II. posthum gewinnt - die alleinige Erbin des Vermögens ihrer Mutter.Der 20-jährige Sohn von Anna Nicole Smith starb am 10. September, drei Tage nach der Geburt von Daniellynn im Krankenzimmer seiner Mutter in einer Klinik auf den Bahamas. Die Untersuchungen der Todesumstände dauern noch immer an. Die Gerüchte um die Drogenabhängigkeit von Anna Nicole Smith und die Rolle Howard Sterns brodeln indessen ungemindert weiter. Zeugen berichten laut dem Magazin "People", dass Smith am 5. Februar bei ihrer Ankunft im Hotel in Florida, in dem sie wenige Tage später starb, "benebelt" gewirkt habe. "Sie konnte zwar aufrecht gehen, aber Howard musste sie stützen", wird der nicht namentlich genannte Zeuge weiter zitiert.Die Schwester des Anwalts, Bonnie Stern, behauptet hingegen, Smith sei bei dem Hotelaufenthalt schwer krank, und deshalb schwach gewesen. Sie habe "seit Monaten" unter einer Lungenentzündung und einer schweren Grippe gelitten. "Er hat sie geliebt, warum sollte er sie töten?"Virgie Arthur, Smiths' Mutter, zu der sie lange keinen Kontakt hatte, sagte in der Sendung "Good Morning America",ihre Tochter habe "zu viele Medikamente genommen". Auch Smith' frühere Freundin Jackie Hutton macht Medikamentenmissbrauch für ihren Tod verantwortlich: "Sie hat immer gesagt, sie möchte einmal sterben wie Marilyn Monroe, aber ich glaube nicht, dass sie das tatsächlich wollte", wird sie von "People" zitiert.Smith' früherer Freund, der Fotograf Larry Birkhead behauptet, Smith habe auch während der Schwangerschaft Drogen genommen - ein Eindruck, der durch das Video scheinbar bestätigt wird. Im Rahmen der Medikamentenabhängigkeit Smith' wird immer wieder über die Rolle Howard Sterns spekuliert. Ein Zusammenhang, der von seinen Fürsprechern freilich heftig dementiert wird. "Er hat sie geliebt, warum hätte er sie töten sollen?", zitiert "People" Bonnie Stern. "Howard hatte keine Kontrolle über die Situation. Das war allein Annas Entscheidung. Wenn jemand etwas machen will, dann kann man ihn nicht davon abhalten."
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Barbara Hans
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Die Frau ist bizarr geschminkt und spielt mit einer Babypuppe. Sie reagiert kaum, stammelt mit der Stimme eines Kindes, ihr Blick geht ins Leere. Videoaufnahmen zeigen eine völlig zugedröhnte Anna Nicole Smith - und einen ihr deutlich überlegenen, Geld witternden Howard Stern.
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"Anna Nicole Smith"
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Panorama
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Leute
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2007-02-20T19:38:41+01:00
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2007-02-20T19:38:41+01:00
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https://www.spiegel.de/panorama/leute/anna-nicole-smith-in-neuem-video-bist-du-auf-einem-trip-a-467533.html
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Kunst im Hangar: Beckenbauer hört Hubschraubermusik
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Salzburg - Das spektakuläre "Helikopter-Streichquartett" vonKarlheinz Stockhausen ist am Salzburger Flughafen vomPublikum umjubelt worden. Nach Angaben des Veranstalters sahen rund10.000 Menschen vier Hubschrauber in den Himmelsteigen. Das Spiel der Musiker wurde aus den Helikoptern in denHangar übertragen, wo der Komponist die Streicherparts mit den Rotor-und Fluggeräuschen zusammenmischte. An die Festspiel-Aufführungschloss sich die Flug-Show "Taurus Rubens" mit Tänzern, Hubschraubernund Düsenjets an. Mit der spektakulären Show wurde der neue Hangar-7 eröffnet, derein Flugzeugmuseum beherbergt. Unter den prominenten Gästen warenunter anderem Prinz Albert von Monaco, Star-Model Naomi Campbell,Franz Beckenbauer und Niki Lauda. Die Einnahmen von mehr als 1,5Millionen Euro sollen karitativen Zwecken zu Gute kommen.Stockhausen hatte das "Helikopter-Streichquartett" 1993 alsAuftragswerk der Salzburger Festspiele geschrieben. Zum 75.Geburtstag des Komponisten wurde das aufwendige Projekt nun im Rahmender Hangar-Eröffnung erstmals in Salzburg aufgeführt. Die vierMusiker des Stadler-Quartetts setzten Stockhausens Kompositionengetrennt voneinander in den fliegenden Black-Hawk-Hubschraubern um.Das Geschehen in den Cockpits wurde live über Kamera und Mikrofone inden Hangar und auf den Vorplatz übertragen. Im Anschluss zeigte ein Ensemble aus Tänzern, Autos, schwerenKränen und Flugzeugen die Flug-Show "Taurus Rubens" des SalzburgerKünstlers Hubert Lepka. In 15 Bildern spannte sich in einer rundeinstündigen Inszenierung ein Bilderbogen mit Motiven aus dergriechischen Mythologie zwischen Himmel und Erde.Die Aufführung von Stockhausens Komposition im Rahmen der Hangar-Eröffnung war im Vorfeld mit Skepsis betrachtet worden. Medien undMusikszene würdigten das Engagement der Festspiel-Leitung, das 200.000 Euro teure Projekt, das nur über einen Sponsor zu finanzierenwar, mehr als zehn Jahre nach der Fertigstellung der Komposition amursprünglich geplanten Ort aufzuführen. Von einer "Wiedergutmachung"war die Rede. Dass am Abend in der Mischung von Festspiel- und Event-Kultur dieSpektakel-Show die musikalische Avantgarde an den Rand drängte, fandam Samstag in den Medien auch kritische Stimmen. Die WienerTageszeitung "Der Standard" titelte "Götterdonner über Hangar-7",die Nachrichtenagentur APA aus Wien sprach von einem "Promi-Event mitdem Feigenblatt Kunst".
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Was verbindet Naomi Campbell mit Franz Beckenbauer? Sie pilgerten beide zum "Helikopter-Streichquartett" von Karlheinz Stockhausen in Salzburg.
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Kultur
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Musik
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2003-08-24T12:51:16+02:00
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2003-08-24T12:51:16+02:00
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https://www.spiegel.de/kultur/musik/kunst-im-hangar-beckenbauer-hoert-hubschraubermusik-a-262676.html
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Ökostromrabatt: EU-Kommission will EEG-Streit mit Deutschland beilegen
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Brüssel - Mehr als 2000 Unternehmen sind in Deutschland von der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) befreit - eine Entlastung in Höhe von mehr als fünf Milliarden Euro. Die deutschen Ausnahmeregeln verzerren aus Sicht der EU den Wettbewerb, der Konflikt mit der Bundesregierung droht zu eskalieren. Jetzt ist die EU-Kommission aber offenbar dazu bereit, den Streit rasch beizulegen. Die strittigen Punkte ließen sich alle lösen, zitiert die "Wirtschaftswoche" aus der Kommission. Am Montag ist EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia zu Gesprächen über das Streitthema in Berlin. Die Kommission hatte im Dezember ein Untersuchungsverfahren gegen die Bundesregierung eingeleitet. Sie hegt den Verdacht, dass die Befreiung mancher deutscher Unternehmen von der EEG-Umlage den Wettbewerb in der EU verzerren könnte. Der Umgang mit diesen Rabatten sei am schwierigsten, schrieb die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf die Kommission. Kommt Almunia zu dem Schluss, es handle sich um illegale Subventionen, müssten deutsche Unternehmen Milliarden zurückzahlen. Laut Bericht heißt es in der EU-Kommission aber nun, eine Lösung sei möglich. Demnach würden Rückforderungen an die Unternehmen nur bis 2012 gelten. In diesem Jahr erhalten 2098 Unternehmen in Deutschland Abschläge auf die EEG-Umlage, die zur Förderung von Ökostrom erhoben wird und von Privathaushalten und Firmen bezahlt werden muss. Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wird sich die Entlastung für die Industrie 2014 auf voraussichtlich 5,1 Milliarden Euro summieren - das wäre eine Milliarde mehr als 2013. Ziel der Rabatte ist es, die Unternehmen vor Nachteilen im internationalen Wettbewerb zu schützen.
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nck/AFP
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Es gibt Hoffnung im Streit um die Befreiung vieler Unternehmen von der EEG-Umlage. Die EU-Kommission hat ein Untersuchungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, die Bundesregierung erwägt eine Klage. Doch nun plant die EU offenbar einen Kompromiss.
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"Energiewende",
"Joaquin Almunia",
"EU-Kommission",
"Atomausstieg",
"Erneuerbare Energien",
"Sigmar Gabriel",
"Deutsche Bahn"
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Wirtschaft
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Soziales
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2014-02-15T13:36:00+01:00
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2014-02-15T13:36:00+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oekostromrabatt-eu-kommission-will-eeg-streit-mit-deutschland-beilegen-a-953670.html
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AfD-Außenpolitiker Roland Hartwig mit Corona infiziert
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Roland Hartwig sitzt für die AfD im Auswärtigen Ausschuss. Der 66-Jährige hat sich nun mit dem Coronavirus infiziert. »Die Erkrankung trifft leider zu«, bestätigte er eine Anfrage des SPIEGEL am Dienstagabend. Der Test sei am Vortag positiv ausgefallen, so der Jurist weiter. Wegen der Covid-19-Erkrankung von Hartwig mussten sich auch die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses auf das Coronavirus testen lassen, wie der SPIEGEL von einem Abgeordneten erfuhr. Ob weitere Parlamentarier oder Mitarbeiter, mit denen Hartwig möglicherweise Kontakt hatte, sich angesteckt haben, war bislang nicht zu erfahren.Hartwig, einst Chefsyndikus des Bayer-Konzerns, ist in der AfD kein Unbekannter: Bis zum Dezember vergangenen Jahres war er zwei Jahre lang Vorsitzender der AfD-internen Arbeitsgruppe Verfassungsschutz, die eine Beobachtung der Partei durch den Inlandsgeheimdienst mit Gegenstrategien und rechtlichen Mitteln abwenden soll. Vom AfD-Bundesvorstand wurde er jedoch auf Betreiben von AfD-Co-Chef Jörg Meuthen abgesetzt. Mit Meuthen hatte er sich in der internen Auseinandersetzung über die Annullierung der Parteimitgliedschaft von AfD-Rechtsaußen Andreas Kalbitz in den Monaten davor bereits überworfen. Seine damalige Absetzung ist in der AfD nach wie vor umstritten. Sie war auch Thema auf einem am vergangenen Samstag turbulent verlaufenen AfD-Konvent bei Dresden, auf dem eine Mehrheit der Anwesenden seine Wiedereinsetzung durch den Bundesvorstand verlangten (Lesen Sie hier die Details). In der derzeit 88-köpfigen AfD-Bundestagsfraktion hatten sich bis zum Dezember vergangenen Jahres fünf Abgeordnete mit Corona infiziert. Nach Angaben der AfD-Fraktion erhöhte sich die Zahl bis zum 2. März mit dem Fall Hartwigs auf nunmehr insgesamt sieben Abgeordnete. Einen schwereren Verlauf nahm dabei die Erkrankung des AfD-Abgeordneten Thomas Seitz. Der 53-Jährige dankte im Dezember dem Personal des Klinikums in seiner Heimat Lahr im Schwarzwald für den Einsatz.Von den 709 Abgeordneten im Bundestag hatten sich bis Jahresende 23 Abgeordnete laut damaliger Angaben der Bundestagsverwaltung angesteckt, darüber hinaus aber auch bis dahin 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fraktionen und von Abgeordneten, 41 Personen aus der Verwaltung sowie zehn Angestellte von Fremdfirmen wie Reinigungsdienste, Fahrdienst oder Handwerker. Der aktuellste Zahlenstand war bis Dienstagabend nicht mehr vom Bundestag zu erfahren. Der erste Fall einer Corona-Infektion im Parlament trat im März 2020 auf, damals traf es den FDP-Bundestagsabgeordneten Hagen Reinhold. Reinhold steckte damals seine Ehefrau, die FDP-Politikerin Karoline Preisler an, die wegen der Corona-Erkrankung in eine Klinik eingeliefert werden musste und über den Verlauf per Twitter die Öffentlichkeit informierte – was sie bundesweit bekannt machte.
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Severin Weiland
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Alle Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses mussten sich testen lassen. Der Grund: Der AfD-Abgeordnete und Außenpolitiker Roland Hartwig ist an Corona erkrankt.
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"Alternative für Deutschland (AfD)",
"Roland Hartwig",
"FDP",
"Andreas Kalbitz"
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Politik
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Deutschland
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2021-03-02T19:40:42+01:00
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2021-03-02T19:40:42+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-aussenpolitiker-roland-hartwig-mit-corona-infiziert-a-07a56089-a442-457e-8ac6-eca39db7fd96
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Facebook blockiert Artikel über den Facebook-Hack
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Dieser Beitrag wurde am 29.09.2018 auf bento.de veröffentlicht. Fast 50 Millionen. So viele Facebook-Accounts wurden von Unbekannten gehackt. Das hatte das Unternehmen am Freitag bekannt gegeben. (bento)Eine Tatsache, über die viele Facebook-Nutzerinnen und Nutzer sicherlich gern Bescheid wüssten. Doch in manchen Fällen stand etwas zwischen den Nutzern und der Information: Facebook selbst. Denn Artikel von Nachrichtenseiten, die über den Hack berichteten, wurden von dem sozialen Netzwerk teilweise blockiert. Die Begründung: Der Artikel sei so oft auf Facebook geteilt worden (logisch – er ist ja auch sehr relevant…), dass Spam vermutet würde.Auf den Fehler hingewiesen hat beispielsweise Emily Bell, Professorin für digitalen Journalismus an der Columbia University. Sie versuchte einen Artikel der Nachrichtenagentur AP über den Hack zu teilen, zusammen mit der Aufforderung "Ändert euer Passwort" – doch Facebook blockierte ihren Post. Hier ein Screenshot: Unter ihrem Tweet meldeten sich auch andere Nutzerinnen, die ähnliche Probleme hatten. Auch Artikel der britischen Zeitung "The Guardian" sollen beispielsweise betroffen gewesen sein.Vermutlich stecke hinter der Blockierung zwar tatsächlich keine Absicht, sondern ein automatisierter Prozess, schreibt Bell später. Allerdings könnte man eigentlich auch erwarten, dass eine seriöse Quelle wie AP grundsätzlich nicht von dem Netzwerk als Spam markiert werde. So oder so – sie und die anderen, die die Fehlermeldung sahen, waren sich einig: Eigentlich sei das Ganze sinnbildlich dafür, wie Facebook mit Fehlern umgeht. Und davon abgesehen ganz schön peinlich.
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Helene Flachsenberg
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Schon ein blöder Zufall
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"Facebook"
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Netzwelt
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Web
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2018-09-29T12:12:32+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-blockiert-artikel-ueber-den-facebook-hack-a-21cca590-016b-4433-9974-14cafdc8889c
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Diego für Deutschland
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Sie haben Sachen drauf, die ihre deutschen Kollegen niemals lernen werden, sie verwandeln die Bundesligastadien jeden Samstag in Bühnen mit großem Theater. Brasilianer, Kameruner oder Griechen sorgen für hohes Niveau im deutschen Fußball. Die Popularität der ausländischen Kicker will Niedersachsen jetzt im Kampf gegen den Rassismus nutzen. Der hannoversche Regisseur Daniel Bertram hat mit den Brasilianern Diego (Werder Bremen) und Marcelinho (VfL Wolfsburg), dem Ivorer Guy Demel (Hamburger SV) und dem Deutschen Robert Enke (Hannover 96) im Auftrag des Innenministeriums den Kurzfilm »Ein Herz. Ein Ziel.« gedreht. Der Spot gegen Fremdenfeindlichkeit wird in Bundesligastadien, Kinos der Cinemaxx-Kette in Norddeutschland und bei RTL Nord zu sehen sein. Mit den bekannten Spielern wollen die Produzenten vor allem Jugendliche ansprechen. Deswegen soll »Ein Herz. Ein Ziel.« auch in Schulen gezeigt werden. Die Botschaft: Vor dem Spiel pocht bei allen in der Kabine vor Aufregung das Herz - egal, aus welchem Land sie kommen oder welche Hautfarbe sie haben.
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Panorama
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2007-09-30T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/diego-fuer-deutschland-a-36223b09-0002-0001-0000-000053135587?context=issue
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Thomas de Mazière, Sobotka: Europas Innenminister kritisieren NGOs, die Flüchtlinge retten
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Dieser Beitrag wurde am 18.07.2017 auf bento.de veröffentlicht. Seit Jahresbeginn sind mehr als 93.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gekommen – die meisten mit Hilfe von Schleppern. Diese machen aus der Not der Menschen Geld. Und sie kalkulieren, dass es ihre Boote es lediglich aus den Hoheitsgewässern vor Afrikas Küste schaffen müssen – und dann von Hilfsorganisationen aufgegriffen werden. Das spart Sprit – und Geld. Die Schiffe der Europäischen Union (EU) ziehen sich jedoch nach und nach zurück. Es bleiben unabhängige Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder Sea Watch, die für das Überleben der Flüchtlinge arbeiten (bento). Und diese werden nun von EU-Politikern angefeindet. Der deutsche Innenminister Thomas de Mazière warf den Fluchthelfern in einem Interview vor, dass sie mit Schleppern kooperierten. Es gebe Informationen, dass Schiffe "in libysche Gewässer fahren und vor dem Strand einen Scheinwerfer einschalten, um den Rettungsschiffen der Schlepper schon mal ein Ziel vorzugeben." (SPIEGEL ONLINE)In Italien wird aus gleichem Grund schon gegen Hilfsorganisationen ermittelt (tagesschau ). Und der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka forderte sogar Strafen für "so genannte Helfer", die "weiterhin mit ihren Booten in libysche Hoheitsgewässer eindringen und dort die Flüchtlinge von den Schleppern direkt übernehmen." (N-TV ) Sea-Watch dementiert die Vorwürfe als "völlig haltlos". Es sei immer versucht worden, den Organisationen etwas anzuhängen – Beweise seien nie geliefert worden, so ein Sprecher (tagesschau ). Laut Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist das Befahren von libyschen Gewässern eine "absolute Ausnahme". Im Jahr 2016 sei die Organisation nur drei Mal mit expliziter Erlaubnis von Lybien in die Hoheitsgewässer eingedrungen um dort Menschen zu retten. (MSF ) Und zwar besitzen einige der Flüchtlinge Telefonnummern der Hilfsorganisationen, bei der sie während der Fahrt Hilferufe absetzen. Deshalb aber von einer "Kooperation" zwischen Schleppern und Hilfsorganisationen zu sprechen, ist unbegründet. Hier erfährst du mehr über die Vorwürfe an die Hilfsorganisationen: Hilfsorganisationen bügeln also aus, was europäische Politiker versäumt haben. Und Thomas de Mazière macht sich eine Argumentation zu eigen, die bisher bei Rechtsradikalen zu finden war. 4 Gründe, warum das ein Skandal ist. 1.Weil sich die Politiker damit aus der Verantwortung stehlen. Der Vorwurf der Politiker ist perfide: Sie klagen Organisationen an, die Menschen eine würdige Passage zwischen Afrika und Europa ermöglichen wollen. Eine Aufgabe, die eigenlich EU-Politiker übernehmen müssten. Man kann und muss darüber diskutieren, wer, wie viele und auf welchem Weg Menschen nach Europa einreisen können. Aber die EU-Politiker müssen sicherstellen, dass es dafür menschenwürdige und legale Wege gibt. Im Moment ist, wie de Mazière sagt, das Auswahlkriterium für eine Reise "das Portemonnaie des Flüchtlings". Das sei die "inhumanste Konstellation". (SPIEGEL ONLINE) Das ist vollkommen richtig. Doch der Grund hierfür sind weder die Schlepper noch Flüchtlingshelfer: diese reagieren nur darauf, dass Menschen immer noch keine andere Möglichkeit sehen, anders als durch gefährliche Bootsfahrten ihr Land zu verlassen und nach Europa zu reisen. Die Verantwortung trägt dafür alleine die Politik. 2.Weil sie damit Aktionen von Rechtsradikalen unterstützen. Aktuell sind die rechtsextremen "Identitären" unter dem Namen "Defend Europe" dabei, die Arbeit von Hilfsorganisationen auf dem Mittelmeer zu torpedieren. Die spendenfinanzierte Mission will in Seenot geratene Flüchtlinge statt nach Italien zurück nach Lybien bringen. (tagesschau ) Zu diesem Zeitpunkt können Aussagen wie die de Mazières und Sabotkas eigentlich nur so interpretiert werden: Als großer Erfolg für die Rechten. Sie sehen sich nun in ihrer "Mission" bestätigt, die Arbeit von Lebensrettern zu vehindern. 3.Weil die Argumente schlichtweg falsch sind. Es kommen nicht mehr Flüchtlinge, wenn mehr Fluchthelfer unterwegs sind. Das haben Wissenschaftler der Universität Oxford in einer Studie nachgewiesen. Sie untersuchten drei Rettungsmissionen auf dem Mittelmeer und stellten fest: Die Annahme, "je mehr Retter, desto mehr Flüchtlinge", ist falsch. Auch wenn keine Hilfe auf See wartet, wagen Menschen die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer. Was sie dagegen feststellten: Dank der vielen Retter starben weniger Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. Je mehr Retter, desto weniger Tote. (bento) 4.Weil die Politiker damit verdecken, was hier tatsächlich inhuman ist Denn wer tatsächlich miteinander kooperiert, sind die EU und die libysche Küstenwache: Die soll verhindern, dass Menschen die Küste verlassen und überhaupt in Seenot geraten. Doch stattdessen greifen sie Boote von Hilfsorganisationen an, die gerade Menschenleben retten. Ärzte Ohne Grenzen haben das Vorgehen Ende Mai dokumentiert. (bento) Das könnte de Mazière mal als "inhumanste Konstellation" beschreiben.
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Katharina Schmidt
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4 Gründe, warum das perfide ist
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"Mittelmeer",
"Flüchtlinge",
"Europa"
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Politik
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2017-07-18T16:09:00+02:00
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2017-07-18T16:09:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/thomas-de-maziere-sobotka-europas-innenminister-kritisieren-ngos-die-fluechtlinge-retten-a-00000000-0003-0001-0000-000001522606
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Mark Zuckerberg lässt Porsche Cayenne zu Minivan umbauen
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Für die meisten wären es Hunderttausende Dollar, für Mark Zuckerberg, 40, ist es eine »Side Quest«, also eine einfache Nebenerledigung: Auf Wunsch seiner Ehefrau Priscilla Chan hat der Facebook Gründer einen Porsche Cayenne zu einem Minivan umbauen lassen. Was auf den ersten Blick eher an eine Stretchlimousine aus Las Vegas erinnert, soll das neue Familienmobil sein. Das deutlich verlängerte Fahrzeug bekam an den Rücksitzen eine motorisierte Schiebetür, die sich nach hinten öffnet. Äußerlich blieb fast nur die Frontpartie beim Alten. »Priscilla wollte einen Minivan«, schrieb Zuckerberg bei Instagram. »Also habe ich etwas entworfen, von dem ich ziemlich sicher bin, dass es existieren sollte: einen Porsche Cayenne Turbo GT Minivan.« Behalten Sie den Überblick: Jeden Werktag gegen 18 Uhr beantworten SPIEGEL-Autorinnen und -Autoren die wichtigsten Fragen des Tages im Newsletter »Die Lage am Abend« – hintergründig, kompakt, kostenlos. Hier bestellen Sie Ihr News-Briefing als Mail. Porsche verkauft den Cayenne Turbo GT mit bis zu 650 PS starken Motoren. Chan merkte an, dass in ihrem Wagen auch ein »Boost Mode« für zusätzliche Beschleunigung eingebaut worden sei. Vermutlich für die Fälle, wenn sie spät dran sei, um die Kinder an der Schule abzusetzen, scherzte sie. Das Paar hat drei Töchter im Alter zwischen einem und acht Jahren. Tuning in einer berühmten WerkstattUmgebaut wurde der Cayenne, den Porsche in den USA zu einem Listenpreis von gut 200.000 Dollar verkauft, bei der Firma West Coast Customs in Los Angeles. Die Werkstatt wurde vor allem durch die MTV-Serie »Pimp my Ride« international bekannt. Zu den Kosten machte Zuckerberg keine Angaben. Er selbst legte sich einen Porsche 911 GT3 Touring in der gleichen Farbe »Kreide« zu. Zuckerberg ist nach Schätzungen des Finanzdienstes Bloomberg aktuell der zweitreichste Mensch der Welt nach Elon Musk mit einem Vermögen von 211 Milliarden Dollar, welches hauptsächlich aus Aktien des Facebook-Konzerns Meta besteht.
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rog/dpa
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Mark Zuckerberg hat seiner Frau ein besonderes Geschenk gemacht: Aus einem Porsche Cayenne ließ der Meta-Chef einen Minivan machen. Auch ein »Boost-Modus« soll in dem neuen Familienwagen verbaut sein.
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"Personalien",
"Porsche",
"Meta",
"Mark Zuckerberg"
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Panorama
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Leute
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2024-10-07T20:03:00+02:00
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2024-10-08T08:12:00+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/leute/mark-zuckerberg-porsche-cayenne-wird-zum-minivan-fuer-seine-frau-a-7ff4fb3f-3ff0-4de7-baa6-a9ebdb831cb4
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Thailand: Deutscher Ticketbetrüger festgenommen
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Ein 33-jähriger Deutscher ist auf der thailändischen Insel Phuket wegen des Verdachts auf Onlinebetrug mit Bahntickets festgenommen worden. Er soll über etwa zwei Jahre hinweg Tausende Zugtickets mit den Kreditkartendaten ahnungsloser Menschen auf der Website der Deutschen Bahn gekauft und sie anschließend weiterverkauft haben, wie die Bundespolizei und die Berliner Staatsanwaltschaft gemeinsam mitteilten. Dabei sei der Deutschen Bahn ein Schaden von mehr als 735.000 Euro entstanden. Der Tatverdächtige kommt aus Nordrhein-Westfalen. Er soll die Kreditkartendaten in Onlineforen gekauft haben. Für den Verkauf der Tickets soll er immer wieder neue Kontaktadressen benutzt und sich das Geld auf mehr als 30 verschiedene Bankkonten überweisen lassen haben. Komplizen sollen die Konten mit falschen Personalien für ihn eröffnet haben. Der Mann war im Jahr 2012 bereits wegen ähnlicher Vergehen von einem Kölner Gericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Auch damals operierte er von Thailand aus. Zuletzt ermittelte die Bundespolizei in Halle in Sachsen-Anhalt im Auftrag der Berliner Staatsanwaltschaft gegen ihn und erwirkte einen internationalen Haftbefehl. Er wurde bereits am 6. September in Thailand festgenommen und am vergangenen Donnerstag nach Deutschland überstellt. Am Freitag sollte er einem Haftrichter in Frankfurt am Main vorgeführt werden.
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mka/dpa
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In Thailand ist ein Deutscher festgenommen worden, der im Internet illegal erstandene Tickets der Deutschen Bahn verkauft haben soll. Der Schaden für das Staatsunternehmen wird auf mehr als 700.000 Euro geschätzt.
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"Thailand",
"Deutsche Bahn",
"Rüdiger Grube"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2015-09-18T16:57:00+02:00
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2015-09-18T16:57:00+02:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/thailand-deutscher-ticketbetrueger-festgenommen-a-1053717.html
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Milliardenhilfe für Finanzmärkte: Bundesländer leisten Widerstand gegen Rettungspaket
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Berlin - Angela Merkel hat dasmilliardenschwere Rettungspaket für die Finanzmärkte bereits mit Bundespräsident Horst Köhler abgestimmt. Der Gesetzgebungsprozess solle schon bis Freitag durch Bundestag und Bundesrat abgeschlossen sein, kündigte die Kanzlerin in einer Pressekonferenz an. Als erstes Gremium beschloss das Kabinett am Montag das Rettungspaket. "Wir haben heute einen ersten Baustein für eine neue Finanzmarktverfassung beschlossen", verteidigte Merkel das 500-Milliarden-Euro-Paket. Der Mix aus Staatsbürgerschaften und Bankenbeteiligungen diene dem Schutz der Bürger und nicht dem Schutz von Finanzinteressen. Es handele sich um eine vertrauensbildende Maßnahme, um die Kreditvergabe zu stabilisieren und den Bürgern das Sparen zu ermöglichen. "Vertrauen ist genau die Währung, mit der bezahlt wird. Der Staat ist Hüter der Ordnung." Mit dem in der deutschen Nachkriegsgeschichte beispiellosen Rettungspaket will die Bundesregierung die einheimische Finanzbranche stabilisieren und vor dem Zusammenbruch bewahren. Es gehe um die Stabilisierung des Finanzsystems, sagte Merkel. Ein intaktes Finanzsystem sei auch wichtig für Arbeit und Beschäftigung. Die Kanzlerin wies darauf hin, dass neue Bilanzierungsrichtlinien für die Banken eingeführt würden. Zudem werde es mehr Transparenz bei den Finanzmarktprodukten geben. Die Hilfen seien an Gegenleistungen der Institute geknüpft. So werde es Vorgaben bei der Begrenzung der Managergehälter, der Geschäftspolitik und der Kreditvergabe der Banken an kleine und mittelgroße Firmen geben. Selbstverständlich werde der Bund auch an den Erträgen der Finanzinstitute beteiligt. Die Kreditermächtigung für den Stabilisierungsfonds betrage maximal 80 Milliarden Euro, sagte die Kanzlerin. Zusammen mit weiteren 20 Milliarden Euro werde der Bund damit zur Aufnahme von hundert Milliarden Euro neuen Schulden ermächtigt. Merkel verabschiedet sich von ausgeglichenem Etat bis 2011Merkel gab zu, dass sie nicht mehr von einem ausgeglichenen Haushalt bis 2011 ausgehe. Man müsse "redlich und ehrlich" sein und könne deshalb nicht ausschließen, dass sich das Ziel eines ausgeglichenen Etats verschieben werde. Investitionen und Sozialleistungen würden aber nicht gekürzt. Sie deutete an, dass die Regierung in dieser Woche ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2009 von bisher 1,2 Prozent deutlich nach unten korrigieren wird. Doch es gibt bereits Widerstand gegen das Rettungspaket: Denn die Länder sollen nach dem Willen der Bundesregierung ein gutes Drittel für die Banken absichern, wie CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla in Berlin sagte. Die CSU lehnt dies jedoch ab. Die Länder dürften nicht mit einbezogen werden, machten der designierte CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sowie der scheidende Vorsitzende Erwin Huber in München deutlich. Seehofer erklärte, das Rettungspaket sei "originäre Aufgabe des Bundes". Huber betonte, die Länder seien "nicht in der Lage und auch nicht zuständig, einen Teil der Gesamtlast zu übernehmen". "Wir stehen zu dem, was wir als Anteilseigener der Landesbank beizubringen haben", betonte Huber. Aber einen Schirm über den ganzen Finanzmarkt oder Teile davon könnten die Länder und Kommunen nicht übernehmen.Auch Hamburg reagierte skeptisch auf die 35-prozentige Beteiligung der Länder: "Ob eine solche Pauschalquote der richtige Weg ist, daran haben wir derzeit noch Zweifel", sagte Senatssprecher Christof Otto am Montag in Hamburg. Natürlich könnten sich die Bundesländer in der Finanzkrise nicht aus der Verantwortung stehlen. "Aber die Länder sollten aus unserer Sicht vor allem für Landesbanken und kommunale Einrichtungen wie Sparkassen eine besondere Rolle und Verantwortung haben", sagte Otto. Steinbrück fordert Auflagen für angeschlagene BankenFinanzminister Steinbrück stellte klar, dass das von der Bundesregierung geschnürte Rettungspaket nur unter Bedingungen in Anspruch genommen werden kann. "Das heißt, es geht um klare Auflagen, es geht um eine Gegenleistung", sagte er."Es wird einen Verzicht auf Boni-Zahlungen geben müssen", nannte der SPD-Politiker ein Beispiel. Auch die Vorstandsbezüge bei solchen Banken müssten dann zum Thema gemacht werden. Es werde auch um einen "Verzicht von Dividendenausschüttungen" gehen, sagte er.Steinbrück warnte davor, dass die Bankenkrise zunehmend "Übersprungseffekte" auf die Realwirtschaft habe. Auch Schwellenländer und Entwicklungsländer seien mehr und mehr betroffen. Dort gehe es mittlerweile nicht mehr nur um wirtschaftliche Daten. Auch die soziale Stabilität könne betroffen sein. Mit dem Rettungspaket gehe es darum, Arbeitsplätze und Wachstum in Deutschland zu sichern. Es gehe jedoch nicht darum, Banken und deren Managern "etwas Gutes zu tun". Wichtig sei vielmehr, das Vertrauen der Menschen wieder zurückzugewinnen, sagte Steinbrück mit Blick auf Unternehmen und Sparer. Deutschlands Unternehmen erhalten nach Angaben von Steinbrück derzeit ohne Probleme von den Banken Kredite. Es gebe aktuell keine Kreditklemme, sagte der SPD-Politiker. Allerdings hätten sich die Konditionen - die Zinsen für die Firmen - verschlechtert. Eine Kreditverknappung sei für die Zukunft nicht ausgeschlossen, sagte Steinbrück. Die Lage an den Märkten sei ernst. "Es ist Gefahr im Verzug." Lafontaine lobt RettungspaketLinken-Chef Oskar Lafontaine lobte das Rettungspaket und forderte ein staatliches Konjunkturprogramm. "Die Sicherung der Banken mit Steuermilliarden kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Bundesregierung zugleich alles tut, damit die Wirtschaft nicht einbricht", erklärte er am Montag in einer Mitteilung in Berlin. Die Garantien für das Interbankengeschäft und die Bereitstellung zusätzlichen Eigenkapitals seien richtig. Aber: "Wo der Steuerzahler sich engagiert, muss der Staat an den Banken beteiligt werden. Nur das sichert wirklich die Möglichkeit, Entscheidungen der Banken mitzubestimmen", erklärte Lafontaine. Zudem sollten Reiche durch eine Millionärsteuer an der Krisenbewältigung beteiligt werden.An den Börsen in Deutschland hatten die Finanzwerte getragen von der Hoffnung auf eine längerfristige Unterstützung am Montag kräftig zugelegt. "Alles stützt sich auf die Hoffnung, dass dieser Schritt den Finanzmärkten länger als ein paar Minuten helfen wird", sagte ein Börsianer in Frankfurt am Main. Der Dax stieg nach dem Kursrutsch in der Vorwoche um 6,18 Prozent auf 4825,37 Zähler. Bis zum späten Vormittag schnellten die Aktien der Hypo Real Estate (HRE) um 35,35 Prozent auf 5,59 Euro in die Höhe und machten ihre Verluste der vergangenen Woche von rund zwölf Prozent mehr als wett. Die Commerzbank legte um 17,47 Prozent auf 11,435 Euro zu, nachdem sie in der vergangenen Woche etwas mehr als 18 Prozent eingebüßt hatte. als/ddp/dpa/Reuters/AFP
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Kanzlerin Merkel drängt zur Eile: Noch diese Woche soll das 500-Milliarden-Paket zur Rettung der Finanzmärkte von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. Doch es regt sich Widerstand - mehrere Länder protestieren gegen ihre finanzielle Beteiligung.
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"Finanzkrise ab 2007"
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Politik
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Deutschland
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2008-10-13T15:57:27+02:00
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2008-10-13T15:57:27+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/milliardenhilfe-fuer-finanzmaerkte-bundeslaender-leisten-widerstand-gegen-rettungspaket-a-583830.html
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DFB beschließt Strukturreform: Mehr Macht für Oliver Bierhoff
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Der bisherige Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff wird beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Zukunft die alleinige Verantwortung für den sportlichen Bereich tragen. Diese Personalie steht im Zentrum einer Strukturreform, die das Präsidium des DFB in Frankfurt am Main beschloss. Der frühere Nationalstürmer wird neuer DFB-Direktor für die Bereiche Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung. In seinen Kompetenzbereich fallen die beiden Mannschaften der Männer und Frauen, die Junioren-Nationalteams, die Talentförderung und auch die geplante DFB-Akademie, die ab 2018 gebaut werden soll. Die DFB-Reform sieht vor, dass es ab dem 1. Januar 2018 nur noch vier statt bislang sieben Direktoren gibt, die zusammen mit Generalsekretär Friedrich Curtius die Geschäftsführung des größten Sportfachverbands der Welt bilden werden. "Wir sind nach umfangreichen Analysen zu der Erkenntnis gelangt, dass eine klarere Führung und Verschlankung der Strukturen im DFB notwendig ist, um noch effektiver arbeiten zu können", sagte Curtius. "Deshalb haben wir Bereiche zusammengefasst, in denen es Überschneidungen gegeben hat." Neue Direktorin für Verbände, Vereine und Ligen wird Heike Ullrich, die beim DFB bislang für den Frauen- und Mädchenfußball zuständig war. Ralf Köttker steigt vom bisherigen Mediendirektor und stellvertretenden Generalsekretär zum Leiter der Direktion Öffentlichkeit und Fans auf. Der Bereich Finanzen und Interne Dienste wird künftig von Ulrich Bergmoser geleitet.
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chh/dpa
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Nach 13 Jahren als Teammanager bekommt Oliver Bierhoff beim DFB einen neuen Aufgabenzuschnitt: Als einer von künftig nur noch vier Verbandsdirektoren wird Bierhoff den gesamten sportlichen Bereich verantworten.
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"Fußballnationalmannschaft",
"Oliver Bierhoff",
"DFB"
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Sport
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Fußball-News
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2017-10-20T15:02:00+02:00
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2017-10-20T15:02:00+02:00
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https://www.spiegel.de/sport/fussball/dfb-beschliesst-strukturreform-mehr-macht-fuer-oliver-bierhoff-a-1173916.html
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Deutsch-polnisches Verhältnis: Linke unterstützt Grünenvorschlag zu Reparationszahlungen
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Im Zweiten Weltkrieg litt kaum ein Land so sehr unter der Besetzung durch Nazideutschland wie Polen. Immer wieder gibt es deshalb Forderungen, Deutschland solle Reparationszahlungen leisten. Der grüne Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin, Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe, hat nun einen Sechspunkteplan vorgelegt, um dem Nachbarland in dieser Frage entgegenzukommen. Zur Frage der Entschädigungszahlungen setzte die regierende nationalkonservative PiS-Partei in Polen 2017 eine Parlamentarierkommission ein. Diese hat ihre Arbeit laut dem polnischen Abgeordneten Arkadiusz Mularczyk Anfang Mai beendet. Zu welchem Ergebnis die Kommission kam, ist aber noch nicht bekannt.Ein Rechtsgutachten des polnischen Parlaments konstatierte 2017, Deutschland schulde Reparationszahlungen. Damals war in Warschau von 840 Milliarden Euro die Rede. "Es ist legitim zu sagen, dass die Republik Polen einen Anspruch auf Entschädigungen von der Bundesrepublik Deutschland hat, und die Behauptung, dass die Ansprüche abgelaufen oder verjährt seien, ist unbegründet", hieß es in dem Gutachten. Polnische Politiker wollen Reparationsforderungen stellenSeitdem haben polnische Politiker immer wieder betont, dass sie Reparationsforderungen an Deutschland stellen werden. "Der Krieg, über den wir heute sprechen, hat in Polen gewaltige Schäden verursacht", sagte der polnische Präsident Andrzej Duda im Sommer des vergangenen Jahres. Das Parlament werde dafür eine Rechnung vorlegen. Fünfeinhalb Millionen Polen überlebten die deutsche Besatzung nicht, die Deutschen vernichteten Dörfer, Städte, Kulturdenkmäler. Nach dem Aufstand 1944 zerstörten sie Warschau systematisch. Die Bundesregierung lehnt Reparationsforderungen trotzdem kategorisch ab. Bereits 1953 habe Polen Reparationsansprüche aufgegeben. "Es gibt für die Bundesregierung gar keinen Anlass, an der völkerrechtlichen Wirksamkeit des Reparationsverzichts von 1953 zu zweifeln", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert 2017. Auch während der Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen über die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 hatte Polen keine neuen Forderungen gestellt.Diese Absage der Bundesregierung an die polnische Regierung hält der Abgeordnete Sarrazin für einen Fehler. Der "Süddeutschen Zeitung " sagte er, die brüske Ablehnung sei zwar juristisch formal korrekt, aber moralisch und politisch kaum vertretbar. Deutschland könne die Debatte nicht für beendet erklären, wenn sie es für die polnischen Partner und Freunde als erste Opfer des deutschen Angriffskrieges nicht sei. Habeck unterstützt Sarrazins PläneSarrazin schlägt mehrere Dinge vor:Es soll einen Fonds für die medizinische Versorgung der Überlebenden geben.Aus einem weiteren Fonds sollen Entschädigungen an Opfer oder deren Kinder gezahlt werden, die bei bisherigen Zahlungen nicht berücksichtigt wurden.Deutschland soll die polnische Kultur ideell und finanziell unterstützen.Sarrazin fordert eine symbolische Entschädigung für Orte, an denen Deutsche Kriegsverbrechen verübt haben.Zudem sollten möglichst alle Mordopfer der Besatzung dokumentiert werden.Grünen-Parteichef Robert Habeck unterstützt Sarrazins Vorschläge. Es gehe nicht um eine juristische Auseinandersetzung, sondern um eine Unterstützung. "Das finde ich sehr richtig", sagte Habeck. Die SPD bewertet die Sache anders. "Die Reparationsfrage ist rechtlich abgeschlossen. Keine Bundesregierung kann Reparationsansprüche anerkennen, für die es keine rechtliche Grundlage gibt", sagt Dietmar Nietan, Berichterstatter der SPD-Fraktion zu der Frage und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Wenn Sarrazin diese völkerrechtlich eindeutige Position der Bundesregierung als "brüske Ablehnung" bezeichne, helfe das niemandem außer bestimmten Kräften in der regierenden PiS. Diese nutze die Diskussion über Reparationsforderungen auch als parteipolitisches Instrument. Deutschland müsse sich seiner Verantwortung für die Verbrechen gegen das polnische Volk stellen, sagte Nietan. Er zeigte sich offen für einen von Deutschland finanzierten Zukunftsfonds. Aus seiner historischen Verantwortung heraus solle Deutschland Projekte fördern, die an die polnischen Opfer der deutschen Besatzung erinnern. In der Frage der Entschädigungszahlungen wirft die Linkenpolitikerin Zaklin Nastic der Bundesregierung eine Blockadehaltung vor. Die Zahlungen seien eine Frage von Nachbarschaft auf Augenhöhe, sagte die stellvertretende Vorsitzende der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe dem SPIEGEL. Es sei wohlfeil, sich an Gedenken an den deutschen Faschismus und Naziterror zu beteiligen und dann von den Opfern gratis Vergebung einzufordern. Nastic wurde selbst in Polen geboren. Angriffskrieg, Versklavung und Ermordungen hätten schwerwiegende Folgen für die polnische Gesellschaft gehabt, sagte sie. "Wir brauchen eine gemeinsame nachbarschaftliche Erinnerungskultur, mit Respekt gegenüber den Polen." Über Sarrazins Vorstoß sagte Nastic, eine Initiative, die zur Entspannung zwischen Polen und der Bundesregierung beitrage, sei begrüßenswert. Allerdings mahnte sie, diese müsse gemeinsam mit den Polen erarbeitet werden. "Alles andere würde erneut deutsche Überheblichkeit bedeuten."An diesem Dienstag wird Außenminister Heiko Maas (SPD) nach Warschau reisen. Gut möglich, dass die Reparationsforderungen in den Gesprächen eine Rolle spielen. Anmerkung: In einer früheren Version wurde der Eindruck erweckt, die Linke unterstütze den konkreten Vorschlag der Grünen. Dazu hat sich die Parteivertreterin jedoch nicht explizit geäußert. Sie begrüßt jedoch grundsätzlich Vorstöße, die zu einer Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen führen. Wir haben die entsprechenden Stellen korrigiert.
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Kevin Hagen, Valerie Höhne
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Wie soll Deutschland mit der polnischen Forderung nach Entschädigung für die Gräuel des Zweiten Weltkrieges umgehen? Die Grünen machen einen Vorstoß - doch es gibt Widerstand.
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"Polen",
"Bundesregierung",
"Heiko Maas",
"Zweiter Weltkrieg",
"Kriegsende"
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Politik
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Deutschland
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2020-06-16T07:39:00+02:00
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2020-06-16T15:14:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/polen-linke-unterstuetzt-gruenen-vorschlag-zu-reparationszahlungen-a-9fff4364-9633-4473-ab40-5e4228ec2151
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Ukraine: Menschenrechtskommissar kritisiert humanitäre Lage
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Ob Wasserversorgung, Kliniken, Schulen oder Kindergärten: Der Menschenrechtskommissar des Europarates hat mehr humanitäre Hilfe für die kriegsgeschädigte Ostukraine gefordert. Mehr als fünf Millionen Menschen seien wegen des Konflikts prorussischer Separatisten mit ukrainischen Truppen in Not geraten. Sie bräuchten dringend Unterstützung, schrieb Nils Muiznieks in seinem Bericht . Eineinhalb Jahre nach Beginn der Kämpfe seien viele Einrichtungen vor Ort schwer beschädigt. Allein in der Stadt Kramatorsk seien 30 Schulen und 20 Kindergärten getroffen worden, berichtete der Kommissar.Zivilisten seien in ihrem täglichen Leben beeinträchtigt, etwa durch höhere Preise für Grundnahrungsmittel oder ein nicht funktionierendes Banksystem. Der lettische Kommissar fordert Kiew auf, den Menschen trotz der Herausforderungen durch die Gefahrensituation im Land mehr Bewegungsfreiheit zuzugestehen. Außerdem müssten Sozialleistungen an Bedürftige gezahlt und humanitäre Hilfe zügig ausgezahlt werden, forderte Muiznieks in seinem Bericht. "Die Entscheidungsträger in den Gebieten Donezk und Luhansk, die nicht von der Regierung kontrolliert werden, sollten ihre Sperren auflösen, die den Hilfsorganisationen den Zutritt verwehren", so der Menschenrechtskommissar. Landminen und willkürliche Bombardierung von zivilen Gebäuden hätten einen verheerenden Einfluss auf die Entwicklung der Kinder. Neben der Gefahrensituation hätten diese oft Schwierigkeiten an ihre Geburtsurkunden, Pässe oder Schulzeugnisse zu gelangen. "Minderjährige laufen Gefahr, staatenlos zu werden, mit all den negativen Konsequenzen, die dieser Zustand für ihre Entwicklung haben kann", so Muiznieks. Ukrainische Armee für Staatenlose geöffnetGleichzeitig meldete Kiew, dass die ukrainische Armee für Ausländer und Staatenlose geöffnet werden solle. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erklärte, durch die "kampffähigen, erfahrenen und motivierten" Soldaten solle die Kampfkraft der Streitkräfte erhöht werden. Das teilte er nach der Unterzeichnung eines entsprechenden Gesetzes mit. Zugleich müssten weniger Ukrainer einberufen werden. Beobachtern zufolge sollen bereits Dutzende Freiwillige und Söldner für die Regierungstruppen gegen prorussische Separatisten im Donbass kämpfen. Diese bekommen mit dem Gesetz eine legale Basis. Am Montag hatte die reguläre Herbsteinberufung von 11.000 Ukrainern begonnen. Diese sollen jedoch nicht gegen die Aufständischen eingesetzt werden. Poroschenko stellte Ausländern, die die "territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine verteidigen", einen schnelleren Weg zur ukrainischen Staatsangehörigkeit in Aussicht. Im Dezember 2014 hatte er bereits einen weißrussischen Kämpfer eines Freiwilligenbataillons eingebürgert.
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vek/dpa
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Eineinhalb Jahre nach Beginn der Kämpfe in der Ostukraine sind laut dem Bericht des europäischen Menschenrechtskommissars viele Kliniken oder Schulen schwer beschädigt. Fünf Millionen Menschen seien in Not geraten.
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"Kyjiw",
"Ukraine",
"Russlands Krieg gegen die Ukraine",
"Petro Poroschenko",
"Europarat",
"Menschenrechte",
"Menschenrechte im Irak",
"Menschenrechte in Iran",
"Menschenrechte in China",
"Menschenrechte in Russland",
"Donezk"
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Ausland
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default
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2015-11-03T16:02:00+01:00
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2015-11-03T16:02:00+01:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-menschenrechtskommissar-kritisiert-humanitaere-lage-a-1060915.html
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Augenblick: Gutenachtgebet
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Ein iranischer Junge schläft während des Freitaggebetes in einer Teheraner Moschee. Von den gläubigen Muslimen lässt er sich bei seinem Nickerchen nicht stören.Archiv: Alle Tage, alle Bilder
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"Augenblick"
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Panorama
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2005-04-29T17:46:14+02:00
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2005-04-29T17:46:14+02:00
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https://www.spiegel.de/panorama/augenblick-gutenachtgebet-a-354034.html
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Schamlos belogen
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Für einen kurzen Moment verlor Witalij Tschurkin eine Fähigkeit, die er in 20 Diplomatenjahren zu hoher Meisterschaft entwickelt hat: die Selbstbeherrschung. »Außer Kontrolle« sei die Lage in Bosnien geraten, polterte der russische Balkan-Makler nach seiner Rückkehr aus Belgrad in Moskau: »Die Serben haben unsere Vermittlerrolle schamlos ausgenutzt.« In seinem ganzen Leben sei er noch nie so »belogen und betrogen worden wie in den letzten 48 Stunden«. Zu spät hatte der Sonderbeauftragte des russischen Präsidenten Boris Jelzin gemerkt, daß die bosnischen Serben ihn als »Paravent« (Tschurkin) benutzten, hinter dem sie ihre »krankhafte Kriegslust« verbergen wollten. Ohne sich bei seinem Auftraggeber Jelzin rückzuversichern, drohte der Getäuschte noch vom Flughafen aus den orthodoxen Verwandten auf dem Balkan, Rußland werde künftige Nato-Bombardements unterstützen: »Die Serben müssen endlich begreifen, daß sie es mit einer Großmacht und nicht mit irgendeiner Bananenrepublik zu tun haben.« So redet nur einer, den Zorn über das Scheitern seiner Gorazde-Mission zu überwältigen droht. Gerade zwei Monate ist es her, da alle Welt den Verhandlungserfolg des gewandten Russen mit dem graumelierten Haar als »diplomatischen Triumph« (The New York Times) feierte, weil er die Serben zum Einlenken vor Sarajevo bewogen hatte. Stolz erzählte Tschurkin, 42, wie er Mitte Februar von der russischen Botschaft in Belgrad aus telefonisch mit Außenminister Andrej Kosyrew die »geniale Idee« diskutierte: Die Serben sollten auf Bitten Rußlands zum Abzug aller schweren Waffen rund um das belagerte Sarajevo bewogen werden; im Gegenzug erklärte sich Moskau bereit, russische Blauhelme in den Kessel zu entsenden. Der Balkan-Einsatz hatte den Vizeaußenminister in die Spitzenliga der Krisenmanager a la Kissinger katapultiert. Auch daheim ist er nun wer: Noch im Januar wurde er von Zeitungen auf Platz 99 in der Rangliste der 100 einflußreichsten Politiker plaziert, dann schnellte er um 75 Plätze in die Spitzengruppe vor. Die Karriere des studierten Amerikanisten verlief selbst für umsorgte Nomenklatura-Kinder ungewöhnlich steil. Sie begann 1974 in Genf als Dolmetscher bei den Verhandlungen über die Begrenzung strategischer Atomwaffen. Nach nur drei Jahren Dienst in der Moskauer Zentrale wurde er auf den begehrten Außenposten Washington geschickt. Der Botschaftssekretär verblüffte die Amerikaner mit freier englischer Rede im Fernsehen und vor dem Kongreß. Nach einem Zwischenspiel in der Internationalen Abteilung des Zentralkomitees, dem Schatten-Außenministerium der Parteiführung, sorgte Medientalent Tschurkin für Glasnost: Außenminister Eduard Schewardnadse berief ihn zum Pressesprecher, seitdem darf immer ein Journalistentroß den jeweiligen Außenminister auf Reisen begleiten. Der Sonnyboy der sowjetischen Diplomatie überlebte vier Vorgesetzte, bevor 1992 der Karriereknick drohte: Jelzin wollte ihn als Botschafter nach Chile entsenden, ein »Wasserski-Posten«, so Tschurkin. Doch Jelzins neuer Außenminister Kosyrew erinnerte sich an den um ein Jahr jüngeren Studienfreund: Noch im selben Sommer reihte er ihn in die Riege seiner Stellvertreter ein, Arbeitsgebiet Europa. Für Palastintrigen sei er »nicht der geeignete Mann«, wehrt Tschurkin Gerüchte ab, er sei zum ernst zu nehmenden Konkurrenten für Kosyrew herangewachsen. Einer Einladung, in die präsidentennahe Partei des Radikalreformers und früheren Ministerpräsidenten Jegor Gaidar einzutreten, wich er aus. Die heftigen Töne gegen die von Moskau bis dahin gehätschelten slawischen Brüder auf dem Balkan brachten dem Musterdiplomaten die erste Kreml-Rüge ein ("Tschurkins persönlicher Standpunkt"). Die proserbische Einheitsfront feindet ihn inzwischen offen an: Ein anderer Unterhändler müsse her, forderte Verteidigungsminister Pawel Gratschow.
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"Moskau",
"Balkan"
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Politik
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1994-04-24T13:00:00+02:00
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1994-04-24T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/schamlos-belogen-a-82ee706e-0002-0001-0000-000013683861?context=issue
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Regen, Schnee und Nebel bei Olympia: Wettkampfchaos wegen Wetterkapriolen
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Hamburg - Schon wieder wird bei den Olympischen Spielen mehr über die Rahmenbedingungen als über die Wettkämpfe diskutiert. Standen 2008 in Peking noch der Smog und dessen Folgen für die Gesundheit der Athleten im Mittelpunkt, reden sie in Vancouver derzeit über Schnee, Nebel und vor allem Regen. Die Wetterkapriolen bringen nämlich den sorgfältig ausgearbeiteten Plan für die alpinen Wettkämpfe in Whistler durcheinander. Sowohl das Abfahrtsrennen der Männer am Samstag als auch der Kombinationsslalom der Frauen am Sonntag mussten wegen der unbefahrbaren Pisteabgesagt werden.An ein reguläres Training war in den Tagen zuvor auch kaum zu denken. Nicht auszuschließen, dass in den kommenden Tagen weitere Wettkämpfe ausfallen. Dabei sind die Probleme, die Regen, Schnee und Nebel für Skirennen in diesem Gebiet verursachen, seit Jahren bekannt. "Wir haben in Whistler so viele Weltcup-Rennen verschoben oder abgesagt. Es wird auch bei Olympia Probleme geben, daran besteht kein Zweifel", sagte Gian-Franco Kasper schon vor Tagen. Der Mann weiß, wovon er redet, schließlich ist Kasper als Präsident des Internationalen Skiverbandes (Fis) bestens mit den klimatischen Bedingungen im Gebirge nordöstlich von Vancouver vertraut, wegen derer sich der alpine Skibetrieb einst von dort verabschiedete. Insgesamt zehn Weltcup-Rennen waren in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Whistler angesetzt, nur vier fanden tatsächlich statt. Ein einziges Training: Das war in den neunziger Jahren alles, was Nebel in drei aufeinanderfolgenden Wintern zuließ. "Es hat ja gute Gründe, dass wir im Weltcup bis zu den Testrennen für Olympia 2008 jahrelang nicht in Whistler gefahren sind", sagt daher der norwegische Skifahrer Aksel Lund Svindal, einer der Top-Favoriten für den Abfahrtslauf. Während die Öffentlichkeit über das Wetter in Whistler diskutiert, wundern sich die Rennläufer über dieses Problem nicht. Wetterexperte Jörg Kachelmann sagte SPIEGEL ONLINE: "Das Wetter ist hier immer so, das ist normal." Wolken bleiben in den Bergen hängenDas Phänomen nennt sich "Mid mountain fog". Nebel, der in der Mitte des Berges hängen bleibt. "An der nordamerikanischen Westküste ist so etwas nicht unüblich", sagt Meteorologe Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst zu SPIEGEL ONLINE. Westwinde über dem Pazifik sorgen dafür, dass die Wolken in Richtung Festland getrieben werden, wo sie auf die Gebirgsketten treffen. "Dort bleiben sie dann hängen. Nebel ist ja nichts anderes als Wolken", so Engel.Während der Nebel für die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten verantwortlich war, bereiteten an den geplanten Renntagen Schnee und vor allem Regen den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. "Oben schneit es und unten regnet die Piste weg", beschreibt Kachelmann den durch die Wolken verursachten Zustand am Samstag. "Durch den Regen und die Plusgrade war die Piste unten nur Matsch. Keine Chance für ein Rennen", so Kachelmann. Während die Verantwortlichen bei den Olympischen Spielen jetzt hektisch überlegen, wann sie die ausgefallenen Wettbewerbe nachholen können, profitiert vor allem Lindsey Vonn von der Absage des Kombinationsslaloms der Frauen. "Normalerweise würde ich mich über all diese Verschiebungen ärgern. Aber für mein Schienbein ist es das bestmögliche Szenario", sagte die Doppel-Weltmeisterin aus den USA, die aufgrund einer Prellung sogar zeitweise um ihreTeilnahme an den Wettkämpfen gebangt hatte.Ostwind würde das Problem lösenIhre Verletzung wird Vonn noch einige Tage auskurieren können. Während es für das Rennen der Frauen noch keinen neuen Termin gibt und der nächste planmäßige Wettbewerb, die Abfahrt, für Mittwochabend Ortszeit angesetzt ist, soll der Abfahrtslauf der Männer am Montag stattfinden. "Montag ist auch die einzige Chance", sagt Kachelmann. In der Nacht davor sollen die Temperaturen unter Null Grad fallen, der Matsch würde gefrieren, die Piste könnte entsprechend präpariert werden. Fis-Boss Kasper übt sich derweil in Zweckoptimismus: "Man darf ja nicht vergessen, dass wir bei Olympia 16 Tage Zeit haben. Und selbst in Whistler sollte bei 16 Tagen ja ein guter dabei sein." Die einfachste Lösung im Kampf gegen den Nebel wäre übrigens Ostwind, der die Wolken wieder hinaus aufs Meer bläst. Einziges Problem: "Ostwinde kommen in Whistler kaum vor", so Meteorologe Engel.
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Birger Hamann
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Jede Menge Schnee, Regen und Nebel: Das Wetter bei den Olympischen Winterspielen wirbelt den Wettkampfplan der Skiläufer durcheinander. Dabei sind die Klimakapriolen im Westen Kanadas berühmt-berüchtigt. Die Hektik ist jetzt groß - aber einer Top-Favoritin dürfte das Phänomen nutzen.
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"Olympische Winterspiele 2010"
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Sport
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Wintersport
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2010-02-13T18:22:12+01:00
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2010-02-13T18:22:12+01:00
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https://www.spiegel.de/sport/wintersport/regen-schnee-und-nebel-bei-olympia-wettkampfchaos-wegen-wetterkapriolen-a-677705.html
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Kostenloses W-Lan: Paris gönnt sich Hunderte Hotspots
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Paris ist nicht mehr nur die Stadt der kleinen Cafés und verträumten Parks, Paris ist auch auf dem besten Weg zur "digitalen Stadt" zu werden - sagen die Stadtväter. An mehr als hundert öffentlichen Plätzen sollen Anwohner und Besucher drahtlos und kostenlos mit ihrem Rechner ins Internet gehen können. Seit Anfang der Woche seien 105 Hotspots in Betrieb, viele davon im Freien, teilte die Stadt am Donnerstag mit. In Parks und Gartenanlagen wie dem Parc Monceau und dem Place des Vosges wurden gut 30 W-Lan-Plätze eingerichtet, die den Internet-Zugang über ein Funknetz ermöglichen. 70 weitere "Wi-Fi"-Plätze, wie drahtlose W-Lan-Netzwerke im Französischen heißen, gibt es in Bibliotheken, Museen, auf dem Platz vor dem städtischen Rathaus - aber beispielsweise auch in der "Discothèque des Halles" im 1er Arrondissement. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 400 Hotspots das Stadtgebiet überziehen. Eine Liste deraktiven und noch geplanten Standorte ist online abrufbar. Die französische Télécom will gerichtlich gegen "Paris Wi-Fi" vorgehen, weil sie der Ansicht ist, dass die Stadt damit rechtswidrig in den Telekommunikationsmarkt eingreift. Der sozialistische Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoe, hatte im vergangenen Sommer seinen Plan vorgestellt, Paris zur digitalen Stadt zu machen. Delanoe will dafür sorgen, dass den Hauptstadtbürgern sämtliche Möglichkeiten neuer Informations- und Kommunikationstechniken zur Verfügung stehen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss Delanoe freilich noch einige mehr, als die derzeit geplanten 400 W-Lan-Hotspots aufstellen lassen. Schließlich leben innerhalb des zentralen Stadtgebiets mehr als zwei Millionen Menschen auf einer Fläche von rund hundert Quadratkilometern. Im Großraum Paris sind es sogar weit mehr als elf Millionen Menschen. Angesichts solcher Zahlen dürften die kostenlosen Hotspots nur kleine Dateninseln bilden.mak/afp
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Traumhafte Verhältnisse in der Traumstadt Paris: An mehr als hundert Orten im gesamten Stadtgebiet können Pariser und deren Besucher künftig drahtlos und kostenlos online gehen. Hört sich toll an. Aber reichen hundert Hotspots wirklich für die Mega-Metropole an der Seine?
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2007-07-20T10:22:40+02:00
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2007-07-20T10:22:40+02:00
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https://www.spiegel.de/netzwelt/web/kostenloses-w-lan-paris-goennt-sich-hunderte-hotspots-a-495484.html
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Urteil: Jägermeister darf Kreuz im Logo behalten
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Kräuterlikör-Hersteller Jägermeister darf in der Schweiz einem Gerichtsurteil zufolge sein traditionelles Hirschlogo mit dem Kreuz zwischen dem Geweih auch für andere Produkte verwenden. "Die religiösen Gefühle durchschnittlicher Christen" würden durch die Bildmarke nicht verletzt, urteilte das Schweizer Bundesverwaltungsgericht. Durch die Kombination des Kreuzes mit dem Hirsch und dem Strahlenkranz werde das christliche Symbol "in keiner verletzenden oder respektlosen Weise dargestellt."Im September 2017 hatte das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum dem Jägermeister-Logo auf Produkten wie Sportartikeln, Handy-Hüllen und Kosmetika den Schutz verweigert, weil die Darstellung mit dem Kreuz das Empfinden von Christen verletzen könnte. Jägermeister hatte dagegen Beschwerde eingelegt. "Das Urteil ist zu unseren Gunsten ausgefallen", sagte ein Sprecher von Jägermeister. "Damit behalten wir das Markenrecht auch für unsere Merchandising-Produkte in der Schweiz - ein wichtiger Markt für die globale Jägermeister-Marke." Jägermeister geht auf den 1878 im niedersächsischen Wolfenbüttel von Wilhelm Mast gegründeten Essighersteller zurück. Die Likörrezeptur und das Logo existieren seit 1934. Der Erfinder des Likörs, selbst ein passionierter Jäger, habe im Logo die Sage vom Heiligen Hubertus zitiert, dem Schutzpatron der Jäger, erklärt der Sprecher.Der Sage nach ist dem Heiligen Hubertus bei einer sonntäglichen Jagd ein Hirsch mit leuchtendem Kreuz im Geweih erschienen. Daraufhin soll er der Jagd am "heiligen" Sonntag entsagt haben und stattdessen in die Kirche gegangen sein.
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caw/Reuters
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Das Kreuz im Hirschgeweih verletzt keine religiösen Gefühle: Jägermeister darf das Logo einem Urteil zufolge weiter verwenden. Um den Likör ging es dabei sowieso nicht.
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"Mast-Jägermeister"
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Wirtschaft
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Unternehmen
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2020-02-17T18:20:12+01:00
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2020-02-17T18:20:12+01:00
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/jaegermeister-darf-kreuz-im-logo-behalten-a-b2c2b0f3-81cd-458d-acc9-8bfba7ccdb52
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Niederlage für Musharraf: Pakistans Oppositionsführer darf aus Exil zurückkehren
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Islamabad Es ist eine erneute Schlappe für Pervez Musharraf: Pakistans Oberster Gerichtshof hat heute die Rückkehr des gestürzten Premierministers Nawaz Sharif aus dem Exil genehmigt. Sharif, ein Erzfeind von Militärmachthaber Musharraf, und seine Familie "können ungehindert nach Pakistan zurückkehren", schrieb der Oberste Richter, Iftikhar Mohammad Chaudhry, in seinem Urteilsspruch. Sharifs Partei, die Pakistanische Muslim-Liga, feierte die Entscheidung als Sieg der Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Sharif war 1999 von Musharraf gestürzt worden und 2000 ins Exil verwiesen worden. Er lebte seither in London. Im Exil ist zudem die Anführerin der größten Oppositionspartei, Benazir Bhutto. Die Regierung hat vor kurzem erklärt, Bhutto und Sharif nicht vor der Ende des Jahres geplanten Parlamentswahl ins Land zu lassen. Musharraf hat nach der Machtübernahme große Teile von Sharifs Partei Liga PML zu seiner eigenen politischen Basis gemacht, die bei einer Rückkehr des Oppositionspolitikers abzubröckeln droht. Die PML erklärte, man werde über den Zeitpunkt seiner Heimkehr nach Beratungen mit der Parteispitze entscheiden. Sharif selbst sagte heute, er wolle "so schnell wie möglich" zurückkehren". Auf den Politiker wartet in Pakistan eine Anklage wegen Korruption.Der Ex-Premier gehört zu den schärfsten Kritikern von Musharrafs Plan, sich noch im Herbst im Amt bestätigen zu lassen. Für eine zweite Amtszeit müsste der General sein Amt als Armeechef niederlegen. Das verweigert Musharraf bislang. Vielmehr plant er, sich noch vor der anstehenden Neuwahl des Parlaments von den ihm gewogenen Abgeordneten als Präsident bestätigen zu lassen. Auch Richter Chaudhry, der nun die Rückkehr Sharifs erlaubte, gilt als Gegner Musharrafs. Dieser hatte den Obersten Richter im März abgesetzt, der Oberste Gerichtshof erklärte diese Entscheidung im Juli jedoch für nichtig.phw/Reuters/AFP
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Aus Sorge um seine politische Machtbasis wollte Präsident Musharraf seinen Erzfeind unbedingt bis zu den Wahlen aus dem Land halten: Doch nun darf Ex-Premier und Oppositionsführer Sharif sofort nach Pakistan einreisen. Das Oberste Gericht erlaubte seine Rückkehr aus dem Exil.
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Ausland
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2007-08-23T15:48:52+02:00
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2007-08-23T15:48:52+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/ausland/niederlage-fuer-musharraf-pakistans-oppositionsfuehrer-darf-aus-exil-zurueckkehren-a-501674.html
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»Empfehlung« vom Minister
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Als Generalbundesanwalt Kay Nehm nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegen Verdächtige in Deutschland ermittelte, war er nur scheinbar Herr des Verfahrens. Nach Besprechungen im Kanzleramt erhielt Nehm genaue Vorgaben, wann er im Zuge seiner Recherchen welchen Anfangsverdacht wie zu bejahen hat. Denn auch der oberste Strafverfolger der Republik ist, wie jeder Staatsanwalt in Deutschland, der verlängerte Arm der Politik. Es ergeht ihm nicht besser als einem Ankläger in der Provinz, der von seinem jeweiligen Landes-Justizminister gegängelt werden kann. Für das Berliner Fachressort ist der Generalbundesanwalt nur ein nachgeordneter Beamter, der parieren muss. Dazu bedarf es noch nicht einmal formaler Eingriffe in die Ermittlungen, die Möglichkeiten dezenter Einflussnahme sind vielfältig. Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin gab einmal auf die Frage, ob sie Nehm förmlich angewiesen habe, süffisant zur Antwort: »Sie wissen doch, wir haben da andere Möglichkeiten.« Die Justiz als unabhängige Dritte Gewalt? Davon kann in Deutschland zumindest bei den Staatsanwälten keine Rede sein. Nach einer Serie spektakulärer Eingriffe in den vergangenen Jahren wächst unter Anklägern und Richtern jetzt der Widerstand. Der Deutsche Richterbund, in dem auch die Strafverfolger organisiert sind, will diese Woche einen kompletten Gesetzentwurf vorstellen, der den Einfluss der Politik drastisch beschneiden soll. Seit dem wilhelminischen Kaiserreich blieben die entscheidenden Gesetzesbestimmungen für die Zwitter-Behörde gleich. »Die Beamten der Staatsanwaltschaft haben den dienstlichen Anweisungen ihres Vorgesetzten nachzukommen«, heißt es zackig wie eh und je. Zwar gelten politische Weisungen als anrüchig, offiziell kommen sie im Justizalltag kaum vor. Doch verzichten wollten die Justizminister auf ihre Einflussmöglichkeiten bisher nicht. Schließlich verfügen sie über wunderbare Instrumente, ihren Willen durchzusetzen, etwa in ausgiebigen Dienstbesprechungen oder durch »Prüfbitten«, »Empfehlungen« und »Ratschläge«. Nur ausnahmsweise kommt ans Licht, dass sich ein Justizminister zu viel herausnimmt. Auf den Anruf eines Parteifreunds hin wies der sächsische Christdemokrat Steffen Heitmann einen hohen Ministerialbeamten an, in einem Strafverfahren »auf beschleunigte Behandlung hinzuwirken«. Der Beschuldigte sei Vertrauter eines CDU-Mannes, und diesem liege »an einer möglichst raschen Klärung der Vorwürfe«. Weil Heitmann den Parteifreund prompt über das Verfahren unterrichtet hatte, musste er im Jahr 2000 seinen Hut nehmen. Als die Staatsanwaltschaft Potsdam 1998 gegen mehr als 30 leitende Ministerialbeamte und Politiker, darunter die damalige brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD), wegen fragwürdigen Umgangs mit Subventionen ermittelte, forderte Hildebrandts Justizkollege Hans-Otto Bräutigam die Strafverfolger öffentlich auf, »Art und Maß ihrer Vorgehensweise« zu überprüfen. Bräutigam berief sich auf das Gesetz, das Weisungen ja ausdrücklich vorsieht: Politischer Einfluss auf die Staatsanwaltschaft sei daher »tägliche Praxis«. Besonders effektiv sind die »Absichtsberichte«. Darin müssen die Fahnder »in Strafsachen von überragender Bedeutung« ihre geplanten Schritte im Detail darlegen, damit das Ministerium sie absegnen kann - oder auch nicht. »Gerade weil immer das Weisungsrecht im Raum steht«, sagt Christoph Frank, Oberstaatsanwalt in Freiburg und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Richterbunds, »kann informell relativ viel Einfluss genommen werden.« Der Frankfurter Strafrechtsprofessor Peter-Alexis Albrecht hat festgestellt: »Es ist üblich, dass die Staatsanwaltschaft das tut, was die Politik verlangt.« Auch Generalbundesanwalt Nehm mochte sich bei seinen Ermittlungen gegen mutmaßliche Terroristen den Wünschen aus Berlin nicht verschließen. Nehm, sagen Eingeweihte, habe sich das gefallen lassen, weil ihm die Abberufung drohte. Da der Generalbundesanwalt »politischer Beamter« ist, kann er jederzeit ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand geschickt werden. Dasselbe gilt immer noch für die Generalstaatsanwälte in Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Dabei ist Deutschland eigentlich als Mitglied des Europarats dazu angehalten, dass »Staatsanwälte ihre Aufgaben ohne ungerechtfertigte Einmischung erfüllen können«. »In dem Augenblick, wo man ihre Kreise stört, verlieren Politiker recht schnell die Contenance«, sagt der oberste brandenburgische Ermittler Erardo Rautenberg. Sein Ex-Kollege in Mecklenburg-Vorpommern erlebte das am eigenen Leib: Alexander Prechtel, CDU-Mitglied, zog sich 1999 den Zorn der rot-roten Schweriner Landesregierung zu, unter anderem, weil er Ermittlungen gegen die damalige PDS-Fraktionsvorsitzende weiterlaufen ließ. Sie hatte aus einem Drogeriemarkt Kosmetika im Wert von 22,90 Mark gestohlen. Als Prechtel nach seinem Sommerurlaub den damals auch als Justizminister amtierenden Ministerpräsidenten Harald Ringstorff (SPD) aufsuchte, überreichte ihm der nur noch die Entlassungsurkunde. Das Weisungsrecht des Justizministers und die Verschwiegenheitspflicht der Staatsanwälte verknüpfen sich für manchen Täter aus der Politik zu einem Frühwarnsystem, von dem Normalbürger nur träumen können. So muss ein Beamter, der gegen ein Regierungsmitglied ermitteln und etwa eine Durchsuchung vornehmen möchte, erst abwarten, ob der Justizminister das Vorgehen gegen seinen Kabinettskollegen genehmigt. Auch wirtschaftliche Rücksichten können einen Justizminister veranlassen, den Staatsanwälten hineinzureden. So haben in Rheinland-Pfalz die jeweiligen Amtsinhaber in der Vergangenheit mehrfach massiv zu Gunsten von Winzern interveniert, die sich durch die Arbeit der »Zentralstelle für Weinstrafsachen« bedroht sahen. Als die Ermittler 1990 das Büro des Leiters der Mainzer Staatskanzlei durchsuchen lassen wollten, weil sie dort Unterlagen über Verwicklungen des Pieroth-Konzerns im Glykol-Skandal zu finden hofften, ließ FDP-Justizminister Peter Caesar die ge- plante Aktion per Weisung stoppen. Als sich die Staatsanwälte widersetzten, zog Caesar die komplette Ermittlergruppe von dem Fall ab. Wesentlich subtiler verlief die Aufsicht über die Augsburger Ermittler um Behördenleiter Jörg Hillinger und seinen Dezernenten Winfried Maier. Mit ihren Recherchen gegen den Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber sowie Max Strauß, Ludwig-Holger Pfahls und zwei Thyssen-Manager wegen verschiedener Steuerdelikte traten sie die CDU-Parteispendenaffäre los. Prompt wurde die Dienstaufsicht zur peniblen Schikane: * Generalstaatsanwalt Hermann Froschauer ließ bereits gerichtlich erlassene Haftbefehle gegen den früheren CSU-Verteidigungsstaatssekretär Pfahls und zwei Manager tagelang nicht vollziehen, weil er die Sache noch einmal »sorgfältig prüfen« wollte. In der Zwischenzeit gelang Pfahls die Flucht - bis heute wird er international gesucht. * Über Anträge des Ermittlers Maier, die CDU-Bundeszentrale durchsuchen und Helmut Kohl als Zeugen vernehmen zu lassen, wurde die Generalstaatsanwaltschaft vorab informiert; mehrfach ließ die Behörde diese Passagen aus den Anträgen herausstreichen - Parteizentrale und Altkanzler blieben verschont. * Angeblich nicht verfahrensrelevante Briefe von Schreiber an die bayerische Staatsregierung wurden den Augsburger Ermittlern jahrelang durch das Justizministerium vorenthalten. * Jahrelang wurde der Wunsch der Ermittler nach mehr Personal abgelehnt. Stattdessen wurde erwogen, den Ermittlungskomplex aufzuteilen und unter anderem die Verfahren gegen Strauß und Pfahls von Augsburg nach München abzugeben. Dies hätte eine Verzögerung von bis zu zwei Jahren bei den ohnehin von Verjährung bedrohten Strafsachen zur Folge gehabt. Der Justizminister blieb bei diesen Manövern zwar stets im Hintergrund. Aber mit dessen Amtsleiter pflegte der Generalstaatsanwalt ständigen Kontakt und erörterte zahlreiche Details. Wenn es nach dem Deutschen Richterbund geht, soll künftig der Verdacht politischer Einflussnahme erst gar nicht mehr aufkommen können. Um die »Trennung zwischen Judikative und Exekutive« deutlich zu machen, wie sie vor allem in neuen Demokratien wie Lettland und Ungarn schon üblich ist, greifen die Standesvertreter fast alles an, woran Politiker hängen: * Das Recht des Justizministers, in Einzelfällen Weisung zu erteilen, wird beseitigt. Nur allgemeine Anordnungen, etwa zu verstärkter Verfolgung rechtsextremistischer Straftaten, sind weiterhin möglich. * Die »Absichtsberichte« werden abgeschafft; die Berichtspflicht gegenüber dem Ministerium wird auf reine Information beschränkt. * Kein Staatsanwalt soll mehr als politischer Beamter geführt werden. * Weisungen von Vorgesetzten innerhalb der Staatsanwaltschaft müssen schriftlich fixiert werden, damit sich die Verantwortlichkeit nachvollziehen lässt. Immerhin hält auch die baden-württembergische Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck (FDP) den »politischen« Status von Generalstaatsanwälten und vor allem auch des Generalbundesanwalts für »völlig überholt und geradezu fehl am Platze, wenn es um politisch relevante Ermittlungen geht«. Dagegen warnt ihr rheinland-pfälzischer Parteifreund und Kollege Herbert Mertin: »Eine Staatsanwaltschaft ohne Bindung an die Prinzipien der parlamentarischen Verantwortung wäre ein unkontrollierbarer Machtfaktor.« Die Gefahr ist gering. Schließlich bleibt den Justizministern die Personalhoheit. »Fast jeder Staatsanwalt will irgendwann einmal befördert werden«, sagt der Rechtswissenschaftler Albrecht. »Und wer befördert werden will, muss spuren.« DIETMAR HIPP* Ex-Staatsanwalt Winfried Maier im Oktober 2001 als Zeuge vordem Schreiber-Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags.
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Dietmar Hipp
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Mit direkten Weisungen und subtilem Druck greifen Politiker in Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein. Der Deutsche Richterbund will die Ankläger unabhängiger machen.
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"Deutschland"
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Politik
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2003-08-10T13:00:00+02:00
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2003-08-10T13:00:00+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/empfehlung-vom-minister-a-033e59a4-0002-0001-0000-000028210076?context=issue
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Robocalls im US-Wahlkampf: US-Regierung geht hart gegen KI-Anrufe vor
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Nach dem Schreck um einen Wahlkampfanruf mit einer künstlich erzeugten Stimme von Präsident Joe Biden will die US-Regierung solchen Robocalls einen Riegel vorschieben. Die Telekom-Behörde FCC betonte in einer Erklärung , dass für Anrufe mit von künstlicher Intelligenz generierten Stimmen die vorherige Zustimmung der Empfänger unerlässlich sei. Auch müssten sich die Urheber solcher Anrufe klar zu erkennen geben. Die Feststellung der FCC (Federal Communications Commission) stärkt den rechtlichen Rahmen für das Vorgehen gegen Fälschungen mithilfe künstlicher Intelligenz. Sie verfügte letztlich, dass für automatisierte KI-Anrufe die gleichen Regeln gelten wie bisher bereits für Kommunikation mit künstlichen oder aufgenommenen Stimmen.In den USA hatten vor wenigen Wochen automatisierte Anrufe mit einer täuschend echt klingenden Nachahmung der Stimme von Präsident Joe Biden für Alarmstimmung gesorgt. Die Forderung der Anrufe war, nicht an der Vorwahl der Demokratischen Partei im Bundesstaat New Hampshire teilzunehmen. Der Vorfall schürte die Sorge, in den kommenden Monaten könnte es Versuche geben, den Ausgang der Präsidentenwahl im November mit der Verbreitung täuschend echter KI-Fälschungen zu beeinflussen. Solche Robocalls sind ein gängiges Wahlkampfinstrument in den USA, in diesem Fall jedoch illegal. Die Absender-Informationen bei den Anrufen wurden gefälscht, sodass sie von einem politischen Komitee von Bidens Demokratischer Partei zu kommen schienen, wie die Generalstaatsanwaltschaft von New Hampshire zu dem Zeitpunkt mitteilte. Behörden konnten als Urheber der Anrufe inzwischen eine Firma aus Texas ausmachen und gehen gegen sie vor. Software auf Basis künstlicher Intelligenz kann mithilfe von Tonaufnahmen darauf trainiert werden, beliebige Sätze mit Stimmen bestimmter Personen auszusprechen. Robocalls seien ein attraktives Ziel für solche Manipulationen, da sie schwer zu überwachen seien, sagte der amerikanische Politikexperte Ian Bremmer nach dem aktuellen Vorfall im US-Sender CNBC. Auch online sei es relativ einfach, mithilfe einer »Armee aus Bots« falsche Informationen an viele Leute zu verteilen, warnte er.
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czl/dpa
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Robocalls sind im US-Wahlkampf allgegenwärtig – und äußerst gefährlich. Daher reagiert die Telekom-Behörde FCC, um Wahlmanipulation durch KI-Anrufe zu verhindern. Empfänger müssen einem solchen Telefonat nun aktiv zustimmen.
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2024-02-08T20:24:00+01:00
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https://www.spiegel.de/ausland/robocalls-im-wahlkampf-us-regierung-geht-hart-gegen-ki-anrufe-vor-a-3d74bb82-11d9-4453-baac-c5fc479c7295
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Bundestagswahlkampf: »Von Baerbocks Kandidatur ist nur noch ein Trümmerhaufen übrig«
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In sieben Wochen ist Bundestagwahl. Und trotzdem wird im Wahlkampf kaum über Inhalte geredet – immer noch nicht. Dabei hat die Flutkatastrophe im Juli eigentlich das Kernthema der Grünen in den Fokus gerückt: Klimaschutz. Aber die Ökopartei weiß das nicht zu nutzen. Sie sorgt zwar immer wieder für inhaltliche Vorstöße, zuletzt war es ein mögliches Klimaschutzministerium. Aber all das wird überlagert.Melanie Amann, DER SPIEGEL:»Sollte es den Grünen nicht gelingen, die Persönlichkeit ihrer Kandidatin ins rechte Licht zu rücken oder besser zu verkaufen, dann helfen auch die ganzen Positionspapiere zum Klimawandel nicht. Dann helfen auch nicht die guten Konzepte, wie man Deutschland vielleicht sozialpolitisch und europapolitisch nach vorn bringen kann. Denn die Leute finden einfach die Spitzenkandidatin nicht überzeugend.«Das liegt an vielen kleineren oder größeren Fehlern, die Annalena Baerbock und ihre Partei gemacht haben, von falschen Angaben im Lebenslauf und einer Plagiatsaffäre bis hin zur gescheiterten Landeswahlliste im Saarland. Das alles hat Baerbock schwer beschädigt.Melanie Amann, DER SPIEGEL:»Jetzt ist von dieser Kandidatur aus meiner Sicht nur noch ein Trümmerhaufen übrig. Sie kann nicht mit ihrer Regierungserfahrung punkten, sie kann aber auch nicht mit ihrer Persönlichkeit punkten, weil die Fehler sie als jemanden entlarvt haben, die doch keine Perfektionistin ist, die doch nicht total detailverliebt ist, die doch nicht sehr faktentreu ist. Und die unsouveränen Reaktionen auf die Themen haben sie auch noch unprofessionell wirken lassen, sodass man sich jetzt eigentlich fragt: Ist das nicht ein bisschen anmaßend, dass sich diese Frau auf das höchste Regierungsamt in Deutschland bewirbt?«Bei der Flut wurde unter anderem Nordrhein-Westfalen stark getroffen, das Bundesland von Ministerpräsident Armin Laschet. Für den Spitzenkandidaten der Union ist das eine komplizierte Herausforderung.Melanie Amann, DER SPIEGEL:»Man kann eigentlich nur sich bemühen, den richtigen Ton zu treffen und keine Fehler zu machen. Beides ist Laschet bisher mittelmäßig gut gelungen. Seine Auftritte haben Bilder produziert, die Fragen aufwerfen, wo er sich ungeschickt produziert hat.«Scharfe Kritik gab es zum Beispiel für sein Gelächter bei einem Besuch im stark beschädigten Erftstadt, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor Journalisten sprach. Auch seine Inszenierung vor einem Müllberg wirkte merkwürdig. Bei einem Besuch in Swisttal bekam er dann den Zorn der Betroffenen zu spüren.Melanie Amann, DER SPIEGEL:»Das sind natürlich katastrophale Bilder und Szenen. Für Laschet ist das brandgefährlich, weil er ja als ein Hauptargument seiner Kandidatur hatte: Ich regiere so eine Art Mini-Bundesrepublik in Nordrhein-Westfalen. Deswegen bin ich schon qua Amtes der beste, kompetenteste für das Bundeskanzleramt. Wenn das jetzt aber nicht klappt, was er in NRW macht, wenn sein Krisenmanagement nicht läuft, ist auch die Folgefrage: Kann es sein, dass er nicht der beste Kandidat ist für die Bundeskanzlerwahl, also fürs Bundeskanzleramt?«Bleibt noch Olaf Scholz. Der schneidet in Umfragen aktuell sehr gut ab, ist demnach beliebter als Baerbock oder Laschet. Auch er besuchte das Katastrophengebiet, kam als Finanzminister, der mit Geld des Bundes aushilft. Sein Auftritt wirkte staatsmännisch – anders als der von Laschet.Melanie Amann, DER SPIEGEL:»Was Olaf Scholz gut macht, ist dass er dieser Strategie treu bleibt, sich zu verkaufen mit seinen Stärken. Also der Regierungspolitiker, der das Schiff als Vizekanzler ohnehin schon steuert so kapitänmäßig. Und jetzt möchte er das auch noch formal als Bundeskanzler machen. Er verkauft sich als den, der schon fachlich-kompetenziell der logische Nachfolger von Angela Merkel ist.«Aber: Scholz kann seine SPD nicht so recht mitziehen. Dabei müsste genau das passieren, wenn er Bundeskanzler werden will.Melanie Amann:»Ich glaube, es ist gefährlich, jetzt nur auf sich selbst zu setzen und die Partei wie einen Klotz am Bein zu sehen, die man so mitschleppt. Die Partei muss ja Scholz beflügeln, oder er muss die Partei beflügeln. Aber dass die jetzt so parallel nebeneinander her arbeiten, das spüren die Menschen schon, dass da zwei Kraftfelder sind, die nicht harmonieren. Das könnte schon die Leute letztlich auch davon abhalten, die SPD zu wählen. Das zeigt sich auch in den Umfragen jetzt.«Hier liegt die Union weiter klar vor den Grünen und der SPD, hat damit die beste Ausgangslage. Aber gleichbedeutend mit einem Kanzler Laschet wäre ein Wahlsieg der Union nicht. Denn dann müsste er erst einmal eine mehrheitsfähige Koalition hinter sich bringen. Heißt: Selbst wenn die Union vorn bleibt, könnte für die Grünen und die SPD ein Sieg im Verfolgerduell den Weg ins Kanzleramt ermöglichen.
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Melanie Amann, Andreas Landberg
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Durch die Flut drängt sich das Wahlkampfthema Klimawandel eigentlich auf. Aber Debatten über Fehler von Annalena Baerbock lenken ab. Und auch Armin Laschet und Olaf Scholz kämpfen mit Schwierigkeiten.
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2021-08-07T12:03:03+02:00
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2021-08-07T12:03:03+02:00
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-von-baerbocks-kandidatur-ist-nur-noch-ein-truemmerhaufen-uebrig-a-ac76d501-7bd6-4b61-8bcb-9758dc584785
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Bis zum Ende aller Tage (Deutschland).
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In Hongkong fällt des deutschen Seemanns strahlendes Blauauge auf den schwarzen Bubikopf des Freudenmädchens Anna Suh. Der improvisierte Gesang der Mandarin-Tochter -»Fremder Mann / schau mich an / große Liebe bist du / für Anna Suh« - nimmt ihn vollends gefangen. Auf die Nordsee -Hallig Olesund importiert, sieht sich die chinesische Butterfly jedoch friesischem Rassenstolz ausgesetzt; vorübergehend übersiedelt sie nach St. Pauli. Auf der weiten Reise steuert das Drehbuch (nach dem preisgekrönten Heinrich-Hauser-Roman »Brackwasser") jedes Klischee der Seemannskolportage an, das am Horizont auftaucht. Regie (Franz Peter Wirth) und Farbphotographie (Klaus von Rautenfeld) halten das Bild sorgsam rein von jeder Wirklichkeitspartikel, die des Films keimfreie Marine-Romantik stören könnte. (Nero -NDF.)
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1961-09-05T13:00:00+01:00
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https://www.spiegel.de/kultur/bis-zum-ende-aller-tage-deutschland-a-a9773632-0002-0001-0000-000043366056?context=issue
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