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5. Februar 1947 - Todestag des Schriftstellers Hans Fallada | Hans Fallada ist ein Pseudonym, angelehnt an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf "Hans im Glück", "Fallada" auf ein sprechendes Pferd, das die Wahrheit verkündet. Falladas bürgerlicher Name ist Rudolf Ditzen, geboren 1893 in Greifswald als Sohn eines Landrichters. Über erste Pubertätskrisen rettet ihn seine "Lesewut" hinweg. Als Jugendlicher leidet Fallada unter Schlafstörungen und Zwangsvorstellungen. Mit 17 unternimmt er einen ersten Selbstmordversuch. Er scheitert - genauso wie ein als Duell getarnter Doppelsuizid: Sein Freund stirbt, Fallada überlebt schwer verletzt. Wegen Unzurechnungsfähigkeit wird die Mordanklage fallengelassen, und er wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Immer wieder muss er wegen Diebstahls und Betrugs ins Gefängnis. Er ist drogensüchtig, später greift er zur Flasche. Der junge Mann verfällt in einen Schreibrausch. Mit seinem Frühwerk hat er jedoch keinen Erfolg. Fallada lernt seine spätere Frau kennen. Auch beruflich geht es bergauf. Nach vielen kleinen Jobs als Anzeigenwerber oder Lokalreporter stellt ihn der Verleger Ernst Rowohlt als Leiter der Rezensionsabteilung ein. Tagsüber Broterwerb, abends Arbeit am eigenen Opus. "Bauern, Bonzen und Bomben", ein Roman über menschliche Gier und das scheiternde Aufbegehren der Bauern gegen zu hohe Steuern wird sein erster Erfolg. Und Fallada will mehr. Falladas eingängiger, dialogreicher Stil und seine vom Film inspirierten Erzählmuster kommen beim Lesepublikum an. "Kleiner Mann - was nun?" wird 1932 ein Riesenerfolg, auch im Ausland. Fallada beschreibt die Verzweiflung eines jungen Paares während der Weltwirtschaftskrise - ein Massenschicksal in der abstürzenden Weimarer Republik. Die Nationalsozialisten setzen ihn nach der Machtübernahme unter Druck. Zeit- und Sozialkritik sind unerwünscht. Obwohl er mit Unterhaltungsromanen gute Verkaufszahlen erzielt, leidet Fallada unter Depressionen. Regelmäßig hält er sich in Nervenkliniken auf, lebt ansonsten zurückgezogen mit seiner Familie in Mecklenburg. Ein Leben im Exil aber lehnt er ab. Fallada macht Konzessionen an die Machthaber. Er nimmt Veränderungen seitens der Nazi-Zensur hin. Während des Zweiten Weltkrieges folgt der Rücksturz in die Sucht und das Scheitern seiner Ehe. Das Ende der NS-Herrschaft bringt kaum Besserung. Doch noch einmal gibt Fallada alles. In 24 Tagen verfasst er unter Morphium seinen letzten, 866 Typoskriptseiten langen Roman "Jeder stirbt für sich allein". Am 5. Februar 1947 stirbt Hans Fallada. Er hinterlässt an die 30 Romane, von denen viele bis heute im In- und Ausland weiter aufgelegt werden. Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph VormwegRedaktion: Gesa Rünker ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Februar 2022 an Hans Fallada. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 06.02.2022: Vor 70 Jahren: Elizabeth II. wird Königin | Martin Teigeler | Hans Fallada ist fast sein ganzes Leben lang süchtig: nach Alkohol, Drogen und vor allem nach dem Rausch des Schreibens. Bis heute sind seine sozialkritischen Romane internationale Bestseller. | [
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29. Mai 2005 - Vor 15 Jahren: Boris Jelzin wird russischer Parlamentspräsident | Michael Gorbatschow holt den Hünen mit dem schlohweißen Haar in den 80er Jahren nach Moskau. Als Parteichef in der Hauptstadt soll Boris Jelzin die Perestoika, die Reformpolitik unterstützen. Aber Jelzin ist kein Parteisoldat, hält wenig von der Reform von oben, sucht und findet die Verbindung zum Volk. Zu unabhängig, zu beliebt - 1987 wird Jelzin seines Postens enthoben und aus dem Politbüro ausgeschlossen. Er würde ihn nie mehr Politik machen lassen, soll Gorbatschow gesagt haben.Paradoxer Weise ist es Gorbatschows Politik der Demokratisierung selbst, die seine Ankündigung durchkreuzt: Im März 1989, bei den ersten demokratischen Parlamentswahlen, zieht Jelzin in die Volksvertretung ein - mit einem Traumergebnis von 89 Prozent Zustimmung unter den Moskauer Wählern. Gut ein Jahr später wird er endgültig zum mächtigsten Rivalen Gorbatschows: Am 29. Mai 1990 wählt ihn das russische Parlament zu seinem Präsidenten.Ein weiteres Jahr später wird Jelzin in direkter Volksabstimmung zum ersten demokratisch legitimierten Präsidenten Russlands gewählt. Noch ist das Land Teil der Sowjetunion. Gorbatschow ist Präsident des obersten Sowjet, also Staatsoberhaupt der Union. Aber deren Zusammenhalt bröckelt. Jelzin triumphiert über Gorbatschow ausgerechnet, als er ihn rettet: Im August 1991 putschen einige Generäle und Altstalinisten. Jelzin ruft vor dem Parlament auf einem Panzer stehend das Volk zum Widerstand auf. Der Staatsstreich misslingt. Gorbatschow kann nach Moskau zurückkehren, aber seine Macht ist gebrochen. Ende 1992 löst sich die Sowjetunion in eine "Gemeinschaft unabhängiger Staaten" auf. Den Kremel regiert jetzt Russlands Präsident: Boris Jelzin. In den folgenden Jahren wandelt sich der Volkstribun zum "neuen Zaren". Korruption, autoritäre Entscheidungen und das Chaos in der Wirtschaft verbrauchen die einstige Beliebtheit Jelzins. Einen weiteren Putsch und die Unabhängigkeitserklärung Tschetscheniens kann Jelzin nur mit Gewalt beantworten. Nur durch die Knebelung der Medien gelingt ihm die Wiederwahl 1996. Danach regiert Jelzin, der schon lange alkoholkrank ist, häufig vom Krankenzimmer aus. Am 31. Dezember 1999 gibt er sein Amt an den Wunschnachfolger ab: Wladimir Putin. Stand: 29.05.05 | taxacher | Vor 15 Jahren: Boris Jelzin wird russischer Parlamentspräsident | [
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6. Oktober 1914 – Thor Heyerdahl wird geboren | Woher stammen die Polynesier? Diese Frage treibt Thor Heyerdahl um. Der norwegische Forscher ist davon überzeugt, dass die Polynesier einst aus Südamerika in den Südpazifik emigrierten. Aber Heyerdahl ist nicht nur Zoologe, Geograf und Ethnologe: Er ist auch Abenteurer. Also baut er nach alten indianischen Zeichnungen aus Balsaholz ein Floß, um seine These zu beweisen. 1947 segelt Heyerdahl mit seiner Crew auf der "Kon-Tiki" von der peruanischen Küste aus Richtung Südsee. Das Himmelfahrtskommando gelingt, Heyerdahl beweist, dass sich die Strecke mit den primitiven Booten zurücklegen lässt. Wie sich später durch DNA-Analyse herausstellt, ist seine Theorie von den südamerikanischen Polynesiern trotzdem falsch. Geboren wird Heyerdahl am 6. Oktober 1914 in der Kleinstadt Larvik südlich von Oslo. Als Kind ertrinkt er zweimal fast und entwickelt eine Heidenangst vor Wasser. Seine Mutter weckt sein Interesse für die Schriften Darwins, der religiöse Vater bringt ihm von seinen vielen Reisen ein kleines Museum ausgestopfter Tiere und präparierter Insekten mit. Bei einem Freund der Familie kommt er zudem mit Büchern über Polynesien in Kontakt, die seine Leidenschaft für die pazifische Inselregion wecken. 1933 beginnt Heyerdahl ein Studium der Zoologie und der Geografie an der Universität von Oslo. Hier lernt er die 20-jährige Studentin der Sozialökonomie Liv Torp kennen, die er 1936 heiratet. Einen Tag nach der Hochzeit reisen die beiden Richtung Südpazifik und leben ein Jahr auf der Insel Fatuhiva unter 200 Polynesiern. Von einem Kanibalen hört Heyerdahl die Legende vom polynesischen Urvater Tiki, der einst vom Osten über das Meer gekommen sein soll. Von da an widmet sich Heyerdahl den ozeanischen Völkerwanderungen. Nach seiner Tour in die Südsee von 1974 macht Heyerdahl noch zahlreiche weitere Meeresexpeditionen und wird so zu einem wichtigen Vertreter der experimentellen Archäologie. Mit selbstgezimmerten Booten nach historischen Vorlagen fährt er zu den Galápagos-Inseln, zu den Osterinseln und nach Peru. Nach jeder seiner Fahrten schreibt er ein Buch und geht auf Lesereise. Wenn das Geld knapp wird, stürzt er sich in das nächste Abenteuer. 1977 verkauft Heyerdahl die Filmrechte für eine Reise mit einem primitiven Schilfboot im Stil der Sumerer an die BBC. Die Reise dient dem Beweis, dass die Menschen schon vor 5.000 Jahren in der Lage waren, die Weltmeere zu bezwingen. Um Afrika will er herumsegeln, aber das Schiff erweist sich als nicht seetüchtig genug. Auch verhindert der Ogadenkrieg am Horn von Afrika die Einfahrt ins Rote Meer. Um "gegen die Unmenschlichkeit in der Welt" zu protestieren, verbrennt Heyerdahl sein Schiff – und begibt sich fortan auf dem Landweg auf archäologische Expedition. Er stirbt 2002 im italienischen Colla Micheri. Stand: 06.10.2014 | Thomas Köster | 1947 segelt der Norweger Thor Heyerdahl mit einem primitiven Holzfloß nach Zeichnungen südamerikanischer Indios von der peruanischen Küste bis in die Südsee. Er will damit beweisen, dass die Polynesier einst von Südamerika über das Meer gekommen sind. | [
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24. September 1638 - John Harvard stirbt in Boston | Die Universität Harvard an der amerikanischen Ostküste gilt als Elite-Hochschule. Die Studiengebühren betragen jährlich etwa 50.000 Dollar. Zu den Absolventen gehören unter anderem die US-Präsidenten Theodore und Franklin D. Roosevelt, sowie John F. Kennedy und George Bush junior. Die Forschung bewegt sich auf höchstem Niveau: Bislang hat die Universität über 40 Nobelpreisträger hervorgebracht. In Harvard fanden die erste Nierentransplantation, die erste Befruchtung einer Eizelle im Reagenzglas und die erste Isolierung eines Gens statt. Mit einem Vermögen von 32 Milliarden Dollar gehört Harvard zu den reichsten Hochschulen der Welt. Begonnen hat Harvards Geschichte im 17. Jahrhundert - mit der Landung der Pilgerväter. 1620 gelangen die ersten mit dem Zweimaster "Mayflower" aus dem alten in das neue England. Es sind vor allem Puritaner. Sie haben sich mit der englischen Staatskirche zerstritten und wollen in "Gottes eigenem Land" eine neue Gesellschaft aufbauen. Um den eigenen Nachwuchs zu erziehen, gründet 1636 der "General Court" der "Massachusetts Bay Colony" ein College - mit dem Ziel, "das Lernen voranzutreiben und für die Nachwelt zu bewahren". Das Startkapital beträgt 400 Pfund. Der Unterricht wird in einem kleinen Farmhaus abgehalten. Einen Namen erhält die Einrichtung erst zwei Jahre später, als der junge Theologe John Harvard am 24. September 1638 - möglicherweise auch schon am 14. September - in Boston stirbt. Er hat dem College einen Teil seines Vermögens und seine Bücher vermacht. Über John Harvard ist wenig bekannt: Er wird im November 1607 in Southwark - im heutigen London - als viertes von neun Kindern geboren. Sein Vater ist Fleischer, seine Mutter betreibt einen Pub. Als die Pest nach England kommt, verliert John seine Familie. Nur seine Frau Ann ist an seiner Seite. Die beiden hält nichts mehr in der alten Welt. Darum brechen sie 1637 mit den Puritanern nach Amerika auf. Doch bereits im Jahr darauf ist Harvard tot - gestorben an Tuberkulose, mit gerade einmal 30 Jahren. Ihm zu Ehren bekommt das puritanische College seinen Namen: Harvard. Im 19. Jahrhundert wird aus der regionalen Einrichtung eine Universtität mit Weltruhm. 1865 wird Harvard privatisiert. Inspiriert vom deutschen Bildungssystem baut Harvard-Präsident Charles William Eliot die Medizin- und Jura-Fakultäten aus. Zudem gründet er zwei neue Fachbereiche: Wirtschaftswissenschaften und Künste. Seit 1894 dürfen auch Frauen in Harvard studieren. Einen Abschluss kann heute unter anderem in Wirtschaft, Design, Theologie, Erziehungswissenschaften, Recht und Medizin erworben werden. Stand: 24.09.2013 | Dominik Reinle | Die Universität Harvard an der US-Ostküste gilt als Elite-Hochschule. Die Ausbildung kostet pro Jahr rund 50.000 Dollar. Angefangen hat alles etwas bescheidener: als Priesterseminar der Puritaner. Der Name stammt vom anglikanischen Geistlichen John Harvard. | [
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27.03.1972 - Todestag des Grafikers MC Escher | Warum kann die Decke nicht der Fußboden sein, warum können Stufen nicht zugleich nach oben und unten führen? MC Escher entwarf Objekte, in denen das Unmögliche möglich ist - wie der Wasserfall, der eine Mühle antreibt und sich selbst wieder speist. 40 Jahre nach seinem Tod sind Eschers Werkschauen weltweit Publikumsrenner. Seine verschachtelten Kippbilder begeistern Grundschüler und Mathematikprofessoren. Dabei galten Eschers unmögliche Objekte lange Zeit nicht als 'richtige' Kunst, weil sie in keine gängige Kulturschublade passten. Erst spät in Eschers Leben wurden seine Werke einem größeren Publikum bekannt. Noch länger dauerte es, bis er nur von seiner Kunst leben konnte. Redaktion: Michael Rüger | Martin Herzog | Optische Illusionen, Abteilung Knoten im Hirn - da sind die Holzschnitte und Lithografien von M.C. Escher zu finden. Was der niederländische Grafiker vor allem zu seinem Amüsement erschuf, fasziniert bis heute gleichermaßen Kinder, Sinnsucher und Wissenschaftler. | [
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18. November 1907 - Kubanischer Musiker Compay Segundo wird geboren | Alles hätte Compay Segundo für möglich gehalten, nur nicht, mit 90 Jahren noch einmal in Amerikas nobelstem Konzertsaal aufzutreten. Doch am 1. Juli 1998 sitzt der steinalte kubanische Gitarrist tatsächlich auf der Bühne der Carnegie Hall, singt mit brüchig-warmer Stimme seinen Hit "Chan Chan" und versprüht dabei so viel Lebensfreude, dass es das Publikum zu stehenden Ovationen hinreißt. New York, Amsterdam, Berlin oder Paris - wo immer Compay Segundo mit seinen nicht viel jüngeren Kollegen Ibrahim Ferrer, Ruben Gonzales und Omara Portuondo auftritt, bringt die als Buena Vista Social Club berühmt gewordene Gruppe die Menschen zum Toben. Unbestrittener Star der Rentner-Band aber ist ihr Methusalem Compay Segundo, ein charmanter Grandseigneur mit Panama-Hut, der jeden Moment seines späten Ruhms mit verschmitztem Augenzwinkern genießt. Der 1907 als Francisco Repilado in Santiago de Kuba geborene Musiker wächst in bescheidenen Verhältnissen auf und bringt sich selbst das Gitarrespielen bei. Seine Heimat im Osten Kubas ist die Wiege des Son, einer Musik, die aus dem Zusammenspiel spanischer Gitarren und den Rhythmen afrikanischer Sklaven entstand. Mit 21 Jahren entwickelt Repilado die Armónico, eine siebensaitige Gitarre, die den besonderen Klang des Son noch verstärkt. Bald wird die Musikszene Kubas auf sein Talent aufmerksam und Repilado erhält Engagements in bekannten Bands. Zusammen mit Lorenzo Hierrozuelo gründet Repilado 1942 das Duo "Los Compadres". In dieser Zeit erhält er seinen Künstlernamen Compay Segundo (Zweiter Kamerad), da er neben Hierrozuelo, dem Compay Primero, die zweite Stimme singt. 1955 trennen sich die in ganz Südamerika bekannten "Compadres" im Streit. Compay Segundo findet Arbeit in der legendären Montecristo-Manufaktur, wo er 18 Jahre lang Zigarren dreht – 350 Stück am Tag. Während Kubas Musik nach Fidel Castros Revolution auf Anpassungskurs geht, bleibt Compay Segundo dem Son treu und besingt weiter unpolitisch das Leben, die Frauen und die Liebe. Nach kleineren Auftritten in Kuba und im Ausland reist Compay Segundo 1989 mit seinem neuen Lied "Chan Chan" nach New York. Er ergattert tatsächlich einen Plattenvertrag und macht die Bekanntschaft des experimentierfreudigen Gitarristen Ry Cooder. Seit den 70er Jahren von Kubas traditioneller Musik fasziniert, bringt Cooder in Havanna einige Legenden des Son zusammen. 1996 nimmt er mit ihnen und Compay Segundo das Album "Buena Vista Social Club" auf, benannt nach einem einst bekannten Veranstaltungsort in Havannas Viertel Buena Vista. Mit einem Grammy ausgezeichnet, verändert die CD das Leben der bereits in Vergessenheit geratenen Künstler schlagartig. 1998 dreht der Regisseur Wim Wenders einen Film über Compay Segundo und die Alt-Star-Band. Seine hoch gelobte Dokumentation "Buena Vista Social Club" mit bewegenden Bildern ihrer ersten Konzerte macht die "Super-Abuelos" (Super-Opas) endgültig zu sogar in Japan bejubelten Weltstars. Mit glänzenden Augen und der Galanterie eines Lebemannes alter Schule singt der über 90-jährige Compay Segundo auch vor dem Papst. "Zigarren, Rum, Frauen und Musik", antwortet er schelmisch auf Journalisten-Fragen nach dem Geheimnis seiner unglaublichen Vitalität. "Ich habe fünf Söhne und im Moment arbeite ich daran, dass es sechs werden." Das ist dem so gar nicht greisenhaften Schwerenöter leider nicht mehr vergönnt. Am 14. Juli 2003 stirbt Compay Segundo 95-jährig in Havanna an einem Nierenleiden. Stand: 18.11.2012 | Bernd Rexing | In seiner Heimat war er ein Star und schon wieder vergessen - bis ihm der Buena Vista Social Club im hohen Alter Weltruhm einbringt. Als Grandseigneur an der Gitarre verzaubert Compay Segundo die Menschen mit dem warmen Klang des Son , der alten Musik Kubas. | [
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22. Januar 2008 - Vor 10 Jahren: Der Katse-Staudamm in Lesotho wird eingeweiht | 2.000 Meter über dem Meeresspiegel durchspannt Afrikas mächtigster Staudamm in einem eleganten Bogen die mattgrüne Berglandschaft Lesothos. Hinter der 180 Meter hohen und 700 Meter langen, hellgrauen Mauer erstreckt sich kilometerlang der regungslos blaue Katse-See. Seit zehn Jahren stillt der gigantische künstliche Wassertank den unerschöpflichen Durst der Industrie im Nachbarland Südafrika. Am 22. Januar 1998 haben Lesothos König Letsie III. und Südafrikas Präsident Nelson Mandela den Staudamm seiner Bestimmung übergeben. Damit geht die erste Stufe eines milliardenschweren Wasser-Projekts in Betrieb, das die lesothische Militärregierung Mitte der 80er Jahre mit dem weißen Apartheidregime am Kap ausgehandelt hat. Die Menschen im bitterarmen Lesotho, das völlig umschlossen mitten im vergleichsweise reichen Südafrika liegt, sollten vom Dammbau und dem Verkauf ihrer Wasservorräte profitieren. Die Investoren, staatliche Entwicklungsbanken aus Europa und die Weltbank, hatten den Hochlandbewohnern einen gerechten Anteil an den jährlichen Einnahmen von 40 Millionen Dollar versprochen. Doch zunächst einmal werden die einheimischen Bauern von ihrem Grund und Boden vertrieben, ohne dafür die versprochene Entschädigung zu bekommen. Eine vertraglich zugesicherte Entwicklung der regionalen Infrastruktur während der Bauzeit findet nicht statt. Arbeitsplätze werden kaum geschaffen, da das gesamte Bau-Projekt inklusive der Staudammbehörde fest in südafrikanischer Hand ist. Die Umweltbedingungen in der See-Region allerdings verändern sich durch den Katse-Staudamm dramatisch. Tier- und Pflanzenarten sterben aus, Überschwemmungen richten riesige Schäden an. Laut der US-Umweltorganisation "Environmental Defense Organisation" schleppen die südafrikanischen Bauarbeiter das HI-Virus ins zuvor Aids-freie Hochland ein; es breitet sich rasend schnell aus. Am Staudamm selbst werden schon bald Risse sichtbar. Als auch noch die Wasserversorgung für die einheimische Bevölkerung zusammenbricht, müssen die Vereinten Nationen nicht nur Ernährungshilfe leisten, sondern auch noch 400.000 Menschen, 20 Prozent der Bevölkerung, mit Wasser versorgen. Die Justiz des kleinen Landes Lesotho hat alle Hände voll zu tun, das ganze Ausmaß an Korruption rund um das Staudamm-Projekt aufzudecken. Der oberste Chef der federführenden Wasser-Behörde wird zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er allein ist mit 1,2 Millionen Euro bestochen worden. Zwölf internationalen Großfirmen, darunter auch deutschen, sind inzwischen Schmiergeldzahlungen konkret nachgewiesen worden. Unterdessen läuft im weiterhin armen Lesotho die Planung der zweiten Bauphase - mit gleich drei weiteren Staudämmen. Stand: 22.01.08 | Bernd Rexing (döpp) | Vor 10 Jahren: Der Katse-Staudamm in Lesotho wird eingeweiht | [
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12. Dezember 1962 - "Der Schatz im Silbersee" wird uraufgeführt | Im deutschen Film gilt Produzent Horst Wendlandt als "Mann mit der goldenen Nase". Seine Edgar-Wallace-Krimis sind gerade Kassenknüller, als er Anfang der 1960er-Jahre die nächste Goldgrube entdeckt: Karl Mays Romane um Winnetou und Old Shatterhand. Werktreue interessiert Wendlandt nicht; er will moderne Action für ein junges Publikum. Aus mehreren Wildwest-Erzählungen Mays entsteht so das Drehbuch zu "Der Schatz im Silbersee". Mit einem Budget von 3,5 Millionen D-Mark wird es der bis dahin teuerste deutsche Nachkriegsfilm. Als Old Shatterhand hat Wendlandt den Amerikaner Lex Barker im Auge. 120.000 Mark kassiert der Tarzan-Darsteller für seinen Ausflug nach Germany. Als Co-Star verpflichtet Wendland den 23-jährigen Götz George. Für 40.000 Mark lässt sich der junge Theatermime von Shakespeare zu Karl May locken. Nach einem überzeugenden Winnetou aber muss Produzent Wendlandt lange suchen. Beim Abschlussball der Berlinale 1962 entdeckt er am Nachbartisch Pierre Brice. Der aber interpretiert Wendlandts Interesse zunächst völlig falsch: "Ich dachte, er würde meine Freundin anstarren. Ich war gereizt, eifersüchtig und kurz davor aufzustehen und um eine Erklärung zu bitten", erzählt Brice später. Erst nach zähen Verhandlungen kann Wendlandt den Franzosen überzeugen, die exotische und dialogarme Rolle des Apatschenhäuptlings zu übernehmen. Unter der Regie von Harald Reinl wird "Der Schatz im Silbersee" in Kroatien gedreht. Götz George spielt den jungen Fred Engel, der die Mörder seines Vaters jagt. Der alte Engel hatte die Hälfte einer Schatzkarte bei sich. Gangster wollen an die andere Hälfte kommen und scheuen dabei vor keiner Schandtat zurück. Zu seinem Glück hat Fred Engel zwei große Kämpfer an seiner Seite: den aufrechten Old Shatterhand und dessen Blutbruder Winnetou. Der Schatz – und mit ihm der Oberschurke – stürzen am Ende unrettbar in die Tiefen einer Höhle. Doch Fred Engel entgeht dank seiner Freunde dem sicheren Tod. Die Uraufführung am 12. Dezember 1962 in Stuttgart wird zum Triumph. Der Andrang ist so gewaltig, dass Pierre Brice nur in einer geliehenen Polizeiuniform aus dem Saal entkommen kann. Mit Kasseneinnahmen von 6,4 Millionen D-Mark wird "Der Schatz im Silbersee" 1962 zum erfolgreichsten Film in Deutschland. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 13.12.2017: Vor 5 Jahren: EU-Finanzminister einigen sich auf Aufsicht für Großbanken | Bernd Rexing | Mit 56 Titelbildern und drei Starschnitten hat "Bravo" Winnetou alias Pierre Brice verewigt. In "Der Schatz im Silbersee" erlebt Karl Mays Apatschenhäuptling an der Seite von Old Shatterhand sein erstes Kinoabenteuer. | [
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19. Juli 1937 - Nazi-Ausstellung "Entartete Kunst" in München eröffnet | Ein Tempel nationalsozialistischer Kunst soll es sein, das neue Haus der Kunst an Münchens Prinzregentenstraße. Zur Eröffnung am 18. Juli 1937 flaniert Adolf Hitler vorbei an großformatigen Werken, denen allen eins gemein ist: pompös-biedere Verherrlichung von Heldentum, Heimat und Mutterschaft. Tags darauf folgt das Kontrastprogramm. In den Arkaden des Hofgartens, heute Sitz des Theatermuseums, eröffnet Hitler mit Propagandaminister Joseph Goebbels die Hetzschau "Entartete Kunst". Dort hängen über 700 Meisterwerke von Impressionisten, Expressionisten, Kubisten, Dadaisten, Futuristen und der Neuen Sachlichkeit. Die Bilder moderner Künstler wie Dix, Kandinsky, Chagall, Klee oder Kirchner hängen dicht gedrängt, mit verhöhnenden Kommentaren wie "Verniggerung", "moralische Schweinerei" oder "absolute Dummheit". "Von diesen Werken den nationalen Kunstbesitz zu befreien ist eine heilige Pflicht", verkündet der verhinderte Maler Hitler in seiner Rede. 30 Jahre zuvor hatte ihn die Kunstakademie Wien als unbegabt abgewiesen, was den Führer nicht hinderte, sich zeitlebens als Künstler zu sehen. Seit der Bücherverbrennung im Mai 1933 führen die Nazis einen gnadenlosen Kampf gegen die "verjudete, undeutsche" Kultur. Etliche Künstler erhalten Berufsverbot, werden vertrieben oder verhaftet. Mit der Aktion gegen "entartete Kunst" erreicht die Demütigung der Betroffenen einen Höhepunkt. Der Münchener Hetzausstellung geht ein beispielloser Raubzug durch deutsche Museen voraus. Binnen drei Monaten beschlagnahmen die vom obersten Kulturbeauftragen Goebbels instruierten Kommissionen über 20.000 Werke. Auch das für seine zeitgenössische Sammlung berühmte Museum Folkwang, gegründet in Hagen vom Namensgeber des dortigen Karl-Ernst-Osthaus-Museums, leidet schwer unter dem Aderlass. "Die haben Raum für Raum angeschaut, vor allem die nach 1910 gemalten Bilder", weiß die Museumsexpertin Birgit Schulte. "Hinterher hat ein Trupp die Gemälde eingesammelt und auf einen Laster geladen." Etliche tausend Bilder aus dem ganzen Reich, für die in München kein Platz ist, landen in Berlin – darunter Meisterwerke von Picasso, Barlach oder Nolde. Die 1930 in Hagen für den Expressionisten Christian Rohlfs geschaffene Gemäldegalerie verliert fast ihren gesamten Bestand. "Von einigen Hundert Rohlfs-Bildern sind ganze acht übrig geblieben", beklagt Birgit Schulte. Bei der Eröffnung der Münchener Ausstellung diffamiert Hitler jede Form von Abstraktion als Geisteskrankheit. Die Wochenschau legt in ihrem Bericht nach: "Für die Reinheit und Sauberkeit des deutschen Kunstempfindens hat der wurzellose Jude kein Organ. Was er Kunst nennt, muss seine entarteten Nerven kitzeln. Ein Geruch von Fäulnis muss es umwittern." Abschreckung oder Werbung – die Hetze lockt zwei Millionen Besucher in die größte Schau von Gegenwartskunst, die bis 1941 noch in zwölf weiteren Städten gezeigt wird. Viele Besucher, da ist sich die Kunstexpertin Schulte sicher, zieht allerdings nicht der "Geruch der Fäulnis" an: "Es muss ein wunderbarer Fundus für alle gewesen sein, die sich mit dieser Kunst beschäftigt haben." Auch ausländische Sammler und Mäzene reisen an, um sich zu bedienen, denn die Reichskulturkammer hat erkannt, dass sie mit dem Verkauf von "Schmähkunst" gegen Devisen enorme Summen einnehmen kann. So wandern viele der beschlagnahmten 20.000 Werke ins Ausland. Etliche sind seither auf Umwegen wieder in den Besitz von Museen gelandet, aber nur selten in jenen, aus denen sie ursprünglich stammen. Untereinander haben die geschädigten Museen auf Ausgleichsansprüche verzichtet. Grundlage der Vereinbarung ist noch heute das 1938 von den Nationalsozialisten erlassene Gesetz, mit dem die Plünderungsaktionen legalisiert wurden. Stand: 19.07.2012 | Bernd Rexing | Durch beispiellose Plünderungen hat Propagandaminister Goebbels die größte Schau zeitgenössischer Kunst zusammengetragen. Sie ist Teil seiner Hetzkampagne gegen die "verfaulte" Moderne. Mit 600 Bildern verfemter Künstler wird die Wanderausstellung "Entartete Kunst" in München eröffnet. | [
"Stichtag",
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"19.07.1937",
"19. Juli 2012",
"19. Juli 1937",
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] | Stichtag | 2015-10-07T09:38+02:00 | 2015-10-07T09:38+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6770~_mon-042009.html |
07.02.1979 - Todestag des KZ-Arztes Josef Mengele | Die Forschung hat Jahrzehnte gebraucht, um zu ergründen, wie der unauffällige Bürgersohn aus der schwäbischen Provinz sich zum "Teufel von Auschwitz" wandeln konnte, dessen pseudomedizinische Experimente auch 35 Jahre nach seinem Tod Schrecken verbreiten. Heute scheint erwiesen, dass Mengele ein williger Helfer war, überzeugt von der eigenen "rassischen" Überlegenheit und seinem Recht, vermeintlich minderwertiges Leben auszulöschen. Am Ende seines Lebens im südamerikanischen Exil soll er "krank, pleite und depressiv" gewesen sein. Reumütig war er nie. "Es bleibt das Entsetzen," so der Historiker Ulrich Völklein, "welche Kraft des Bösen in Josef Mengele zum Ausbruch kam und vielleicht in jedem Menschen steckt, der sich von Maß und Moral befreit." Redaktion: Ronald Feisel | Uwe Schulz | "Bei ihm hatte man das Gefühl, er merkt den Schmerz seines Opfers gar nicht", sagte lange nach dem Ende des Dritten Reiches die Ärztin Ella Lingens, die fast drei Jahre lang in Auschwitz gefangen war, über den KZ-Arzt Josef Mengele. "Die Häftlinge waren für ihn Meerschweinchen, mit deren Seelenleben man sich nicht beschäftigt." | [
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"07.02.2014",
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] | Radio | 2016-03-23T14:22+01:00 | 2016-03-23T14:22+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/mengele104~_mon-042027.html |
2. Juni 1952 - Schauspielerin Hildegard Krekel wird geboren | "Ihr Gesicht, die großen Augen, der fragende Blick prägen sich sofort ein", schreibt 1969 der Kritiker der "Westfälischen Nachrichten" über Hildegard Krekel. Aufgefallen ist ihm die ausdrucksstarke 16-Jährige in der Fernsehverfilmung von Gerhart Hauptmanns Drama "Die Ratten". Nur vier Jahre später kennt ganz Deutschland die junge Hildegard Krekel - als Tochter Rita in der WDR-Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele". Emanzipiert und burschikos gibt sie da nicht nur dem rabiaten Vater Alfred Tetzlaff reichlich Kontra. Auch ihr etwas schlönziger Ehemann Michi alias Diether Krebs muss sich vor Ritas losem Mundwerk in Acht nehmen. Trotz ihrer Jugend ist Hildegard Krekel schon ein Profi im Fernsehgeschäft. "Ich habe ja mit drei, vier Jahren beim WDR angefangen, als ich noch gar nicht lesen konnte", erinnert sich die am 2. Juni 1952 geborene Kölnerin. Ihre zehn Jahre ältere Halbschwester Lotti Krekel habe deshalb abends mit ihr die Texte gebüffelt, die sie anderntags im Hörspiel-Studio zu sprechen hatte. Vor der Kamera macht Hildegard dann 1966 als eigenwillig-verstocktes Mädchen in "Der Mann mit der Puppe" zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Nach dem großen Publikumserfolg von "Ein Herz und eine Seele" nimmt Hildegard Krekel eine Schallplatte auf; der Titel klingt wie das Leitthema ihres Lebens: "Ich tu nur das, was ich auch will." Das beweist die Schauspielerin, die als uneheliches Kind ohne Vater aufgewachsen ist, auch im privaten Leben. Ihre beiden Töchter zieht sie trotz der beruflichen Belastung alleine groß; ihrem Lebensgefährten, dem Ex-Fußballnationalspieler Max Lorenz, bleibt sie lieber ohne Trauschein in einer Fernbeziehung verbunden. Hildegard Krekel gibt nur wenig über ihr Privatleben preis. 2007 verrät sie der "Kölnischen Rundschau": "Ich gehe immer nur so lange mit jemandem mit, so lange ich gleichberechtigt bin." Alles andere sei eine Nummer, die man nur einmal mache, "aber dann ist auch Schluss." Neben vielen Hörfunk- und Fernsehauftritten wird Hildegard Krekel immer wieder auch für Synchronarbeiten verpflichtet, bei denen sie Stars wie Helen Mirren oder Bette Davis ihre Stimme leiht. Während "Ein Herz und eine Seele" noch in der x-ten Wiederholung Millionen Fans findet, übernimmt Hildegard Krekel 1998 die zweite Paraderolle ihres Lebens. In der kölschen Erfolgsserie "Die Anrheiner" spielt sie sich als patente Kneipenwirtin Uschi Schmitz in die Herzen der Zuschauer – und der Kollegen, wie WDR-Redakteur Götz Bolten betont: "Die Hilde war die gute Seele am Set. Kam ein Schauspieler neu dazu, hat sie ihn an die Hand genommen und am Set eingeführt. Bei mir hat sie das auch so gemacht. Sie war halt ein Original." Enge Freunde wissen, dass Hildegard Krekel lange gegen ein Krebsleiden ankämpft. Sie lässt sich aber nicht unterkriegen, steht trotz Chemotherapie mit Perücke vor der Kamera und gibt voller Optimismus ihr Bestes. Erst als sie spürt, dass ihre Kraft zu Ende geht, gibt sie ihre Kneipe bei den "Anrheinern" auf. Am 26. Mai 2013 stirbt Hildegard Krekel mit 60 Jahren im Kreis ihrer Familie. "Sie war ein Mensch ohne Allüren, das machte sie so sympathisch. Sie liebte ihren Beruf und lebte für ihn. Wir werden sie sehr vermissen", so würdigt Fernsehspielchef Gebhard Henke die Kölnerin, die ihr ganzes Leben über mit dem WDR verbunden war. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 03.06.2017: Vor 45 Jahren: Transit- und Viermächteabkommen in Kraft | Bernd Rexing | Als Tetzlaff-Tochter Rita in "Ein Herz und eine Seele gewinnt Hildegard Krekel die Sympathie des Publikums und behält sie, wie die Serie, über Jahrzehnte. Ihre zweite Paraderolle spielt die Ur-Kölnerin als Wirtin Uschi in "Die Anrheiner". Mit nur 60 Jahren stirbt sie 2013 an Krebs. | [
"Stichtag",
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] | Stichtag | 2023-04-11T15:53+02:00 | 2023-04-11T15:53+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hildegard-krekel-geburtstag-100~_mon-032021_tag-02062022.html |
19. Januar 2007 - Handball-WM in Deutschland | Heiner Brand hat richtig schlechte Laune. Am nächsten Tag muss sein Team gegen Slowenien spielen, es ist bislang nicht gut gelaufen. Und dann das: Als Brand am diesem fünften Turniertag von seiner Videoanalyse nach oben kommt, sieht er "einen Kellner mit Pizzas hochlaufen, um Viertel nach elf, vor dem wichtigsten Spiel der Karriere." Kein Wunder, dass der Trainer seine Mannschaft zusammenstaucht: "Das ist eine Mentalität, die ich in einer Jugendfreizeit finde". Wie wollen seine Spieler das wieder gut machen? "Da“, wettert Brand, "könnt ihr mir morgen eine Antwort drauf geben." Die Handball-Weltmeisterschaft beginnt am 19. Januar 2007 in Deutschland. Das Land hätte die WM gerne schon zwei Jahre früher ausgerichtet, mit Stars wie Stefan Kretschmar oder Christian Schwarzer in der Mannschaft. Aber damals geht das Turnier nach Tunesien. Jetzt sind die Großen weg, entsprechend schlecht startet die Heimmannschaft mit enttäuschenden Spielen gegen die Außenseiter Brasilien und Argentinien. Fast folgerichtig ist die Niederlage im dritten Vorrundenspiel gegen Polen. Spielerausfälle tun ihr Übriges. Und dann, vor dem entscheidenden Spiel gegen Slowenien, die "Pizza-Affäre". Was dann geschieht, ist vielleicht auch Brands Brandrede zu verdanken. Jedenfalls geht es als "Wintermärchen" in die Sportgeschichte ein. Wie von Wunderhand passt plötzlich alles zusammen. Torwart Henning Fritz, seit zwei Jahren eigentlich in einem Leistungsloch, wächst über sich hinaus. 35:29 gewinnt die deutsche Mannschaft das Spiel gegen Slowenien, vor den Augen eines Publikums, dass dieses Spiel nach den vorherigen kaum glauben kann. Danach trägt eine Welle der Euphorie die Mannschaft von Sieg zu Sieg. Das Halbfinale gegen Frankreich in der Köln Arena gilt unter Experten als vielleicht faszinierendstes WM-Spiel aller Zeiten. Als Fritz den Freiwurf Frankreichs beim 32:31 drei Sekunden vor Spieleende hält, hält die 19.000 Zuschauer im Stadion nichts mehr auf den Sitzen. Nach dem Sommermärchen im Fußball 2006 geht der Beginn der Handball-WM in Deutschland fast unter. Vom Eröffnungsspiel erfährt man nur über Plakate. Beim Finale gegen Polen sitzt halb Deutschland vor dem Fernseher. 29:24 gewinnen die Jungs von Heiner Brand, Deutschland ist Handball-Weltmeister, nach 29 Jahren wieder. Das Team wird Mannschaft des Jahres 2007. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. Januar 2017 ebenfalls an das Handball-"Wintermärchen". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 20.01.2017: Vor 75 Jahren: Wannsee-Konferenz zur "Endlösung der Judenfrage" | Thomas Köster | Es war einmal eine deutsche Mannschaft, die die Handball-WM gewann. Weil das ziemlich überraschend kommt, gilt dieses Turnier vor zehn Jahren als Wintermärchen. Wie alle Märchen erzählt es von schweren Prüfungen, dunklen Momenten und einem glücklichen Ende. | [
"Stichtag",
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"19. Januar 2007",
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] | Stichtag | 2017-01-19T09:11+01:00 | 2017-01-19T09:11+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-handball-wm-wintermaerchen-100~_mon-112012.html |
9. Oktober 1995 - Christiane Nüsslein-Volhard erhält den Medizin-Nobelpreis | Christiane Nüsslein-Volhard hat eine große wissenschaftliche Liebe: Drosophila melanogaster, die gemeine Taufliege. Sie ist das Haustier der Genetiker, denn sie ist klein, genügsam und leicht zu züchten. Sie überträgt keine Krankheiten und vermehrt sich recht zügig, sodass immer genug Versuchsmaterial im Labor vorhanden ist. 1910 entdeckt der US-Forscher Thomas Hunt Morgan unter seinen Exemplaren "die ersten Mutanten, die geänderte Strukturen in ihrem Körper zeigten", sagt Nüsslein-Volhard. "Und dann hat sich die Fliege als das wunderbarste Objekt der Lehre von der Vererbung erwiesen." Mit Hilfe der Taufliege erhält Nüsslein-Volhard am 9. Oktober 1995 gemeinsam mit Edward B. Lewis und Eric Wieschaus den "Nobelpreis für Physiologie oder Medizin". Geboren wird Nüsslein-Volhard 1942 in Heyrothsberge bei Magdeburg. Als zweites von fünf Kindern lernt sie im Elternhaus jenes Durchsetzungsvermögen, das sie als Biologin und Biochemikerin auszeichnet. 1978 wird sie mit 36 Jahren Forschungsgruppenleiterin am neu gegründeten Europäischen Molekularbiologischen Laboratorium in Heidelberg. Hier baut sie gemeinsam mit Wieschaus ihre Versuchsreihen auf, die auf der Vorarbeit von Lewis basieren. Es geht um die Frage, wie aus einer Eizelle die richtige Gestalt entsteht: Wie kommt es, dass sich alles auseinander entwickelt und zum Beispiel der Fuß unten am Körper hängt und nicht oben auf dem Kopf? Über korrekte und mutierte Baupläne gelingt es Nüsslein-Volhard und Wieschaus, die einzelnen Funktionen für den Körperbau genetisch zu isolieren. 1980 kommt der Durchbruch: Es sind vier Substanzen, die in der Eizelle dafür sorgen, dass es bei Lebewesen ein vorne und hinten sowie oben und unten gibt. Diese Erkenntnis bringt ihr zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen ein, so 1986 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 1985 wird Nüsslein-Volhard Direktorin und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen, wo sie bis 2014 aus Zufriedenheit über die damit verbundenen Freiheiten für ihre Forschung bleibt. Danach bleibt sie dem Institut als Leiterin einer Emeritus-Forschungsgruppe verbunden. Um auch Nachwuchswissenschaftlerinnen diese Freiheit zu verschaffen, gründet sie eine Stiftung und eine hauseigene Kinderkrippe. Bis heute ist Nüsslein-Volhard die einzige Deutsche, die einen Nobelpreis in den Naturwissenschaften erhalten hat. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Oktober 2020 ebenfalls an die Verleihung des Medizin-Nobelpreises an Christiane Nüsslein-Volhard. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 10.10.2020: Vor 150 Jahren: Polytechnische Schule in Aachen eröffnet | Thomas Köster | Wie funktioniert der genetische Bauplan? Wie entsteht aus einer Eizelle ein Lebewesen? Christiane Nüsslein-Volhard bekommt für ihre Forschung den Nobelpreis für Medizin. | [
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] | Stichtag | 2020-10-09T00:00+02:00 | 2020-10-09T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-nuesslein-volhard-100~_mon-102009.html |
2. Juli 1993 - Letzter deutscher Leuchtturmwärter außer Dienst | "Ein Bau von großer Höhe und wunderbarer Konstruktion", nennt Julius Cäsar den um 300 v. Chr. errichteten Pharos von Alexandria. Über 120 Meter hoch war der erste Leuchtturm der Erde und sein Licht soll 50 Kilometer weit über das Mittelmeer gestrahlt haben. Als Erdbeben im Mittelalter das zu den sieben Weltwundern zählende Bauwerk zerstören, liegen Europas Küsten noch weitgehend im Dunklen. Nur wenige Schwimmlaternen oder Holztonnen warnen Seefahrer vor Riffs oder Untiefen. In der Außenweser, auf einer Sandbank rund 25 Kilometer vor Bremerhaven, entsteht 1855 das erste feste Leuchtfeuer Deutschlands. Um den 36 Meter hohen und 1.500 Tonnen schweren Leuchtturm "Hohe Weg" sicher in der rauen Nordsee zu verankern, müssen für das Fundament 120 lange Pfähle in das Wattenmeer gerammt werden. In Schichten zu je vier Mann halten sturmerprobte Leuchtturmwärter die mächtige See-Laterne in Schuss; völlig isoliert bleiben sie teils bis zu acht Monate "an Bord". "Es gehörte schon eine ganze Portion innere Festigkeit dazu, um die Einsamkeit da draußen zu ertragen", weiß Jan Peter Beisel, der als Nautiker des Wasser- und Schifffahrtsamts Bremerhaven noch einige der alten "Seebären" kennengelernt hat. An Arbeit mangelt es nicht auf den mit Petroleum, später mit Gas befeuerten Leuchttürmen. Laut Dienstanweisung von 1893 wird "bei Tagesanbruch der Regulierungshahn geschlossen und werden, noch ehe die ersten Sonnenstrahlen erscheinen, die Vorhänge der Laterne heruntergelassen. Dochte, Brenner und Cylinderträger werden geputzt, das Rauchrohr ist von Ruß zu reinigen. Sämtliche Theile der Drehmaschine sind sorgfältig zu reinigen, zu schmieren und zu polieren…" Bei Nebel müssen die Leuchtturmwärter Schiffen mit Glocken, Nebelhörnern und Sirenen das Navigieren ermöglichen. Zudem geben sie per Telegraph Wettermeldungen und Seeverkehrsbeobachtungen an das Wasser- und Schifffahrtsamt durch. Ragt bei Ebbe die Sandbank von "Hohe Weg" aus dem Wasser, kann sich die Besatzung auch mal draußen die Füße vertreten. Im Lauf der Zeit werden in allen Leuchttürmen Petroleum- und Gaslaternen durch elektrisches Licht ersetzt. Ab den 50er Jahren erleichtert immer mehr Elektronik den Dienst der Leuchtturmwärter, die inzwischen alle zwei Wochen abgelöst werden. Entlang der Nordseeküste tasten nun Radaranlagen in vier Türmen lückenlos das gesamte Seegebiet ab. Empfangen und verarbeitet werden die Daten für die Seezeichentafel der Leitstelle im Wasser- und Schifffahrtsamt. Ende der 60er Jahre ist die Ära der robusten, wortkargen "Seebären" endgültig vorbei. Per Fernsteuerung übernimmt die Schaltzentrale in Bremerhaven nach und nach Betrieb und Kontrolle aller deutschen Seefeuer. Die Leuchtturmwärter müssen ihre einsamen Meeresposten verlassen und andere Aufgaben in ihrer Behörde übernehmen. Am 2. Juli 1973 wird mit "Hohe Weg" der letzte Turm "entmannt", wie es im Amtsdeutsch heißt. Zum Abschied erhalten Deutschlands letzte Leuchtturmwärter noch am selben Tag die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik. Stand: 02.07.2013 | Bernd Rexing | Früher saßen sie acht Monate bis zur Ablösung auf ihrem Turm. Anfang der 1970er ist es vorbei mit Leuchtturmwärter-Romantik. Alle Leuchtfeuer an deutschen Küsten werden auf Automatikbetrieb umgestellt; der letzte Turm-Eremit geht in Pension. | [
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"2. Juli 2013",
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] | Stichtag | 2015-10-08T10:47+02:00 | 2015-10-08T10:47+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7616~_mon-102011.html |
26.03.1923 - Geburtstag des Politikers Gert Bastian | War er ein Mörder? Hat er seine Lebensgefährtin heimtückisch im Schlaf getötet, weil er nicht allein in den Tod gehen wollte? Die Rede ist von einem Doppelselbstmord. Bastian soll zunächst sie und dann sich selbst erschossen haben. Aber bis heute ranken sich Gerüchte um diese Tat. Steckte vielleicht ein Geheimdienst dahinter oder Rechtsextreme? Oder hatte Bastian allein entschieden, als das Paar nach Streitigkeiten mit den Grünen politisch im Abseits stand? Redaktion: Ronald Feisel | Irene Geuer | Gert Bastian, General und Politiker und Mann an der Seite von Petra Kelly, eine der wichtigsten Symbolfiguren der Anti-Atombewegung und Mitbegründerin der Grünen. Am 19.Oktober 1992 werden die beiden tot in ihrer Bonner Wohnung gefunden. | [
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] | Radio | 2016-04-11T16:59+02:00 | 2016-04-11T16:59+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/gertbastian100~_mon-072025.html |
Schrumpfkonzept für NRW-Kasernen steht | Der Fahrplan für die Bundeswehrreform steht. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte auf seiner Internetseite, wann die von der Strukturreform der Streitkräfte betroffenen Kasernen und sonstigen Standorte schließen müssen oder verlagert werden. Auch in Nordrhein-Westfalen kommen auf Soldaten und Zivilbeschäftigte in den nächsten Jahren große Veränderungen zu. Der Schwerpunkt bei der Schließung von Bundeswehrliegenschaften soll laut Mitteilung des Ministeriums bundesweit in den Jahren 2014 bis 2016 liegen. Somit solle "ausreichend Zeit" verbleiben, "um den Übergang zwischen Bundeswehrnutzung und ziviler Nachnutzung zu gestalten". Bereits im Oktober hatte der Minister die Eckpunkte seiner Schrumpfkur bekanntgegeben. Für 32 der bundesweit knapp 400 Standorte soll dem nunmehr noch einmal leicht ausgeweiteten Sparplan zufolge Zapfenstreich sein. Bayern, Schleswig-Holstein und das Saarland trifft das Konzept besonders hart. In NRW werden die Standorte Kerpen (voraussichtlich 2019) und Königswinter (voraussichtlich 2018) endgültig geschlossen. Andernorts kommt es schon vorher zu weitreichenden Umstrukturierungen. Insgesamt sinkt die Stellenzahl bei der Bundeswehr im Land von 36.600 auf 26.800. Der CDU-Politiker de Maizière hält den Truppenabbau für notwendig zur Neuausrichtung der Armee. Der Minister will die Reform sozialverträglich gestalten. Härten und Jobverluste für einzelne Regionen fürchtet indes die rot-grüne Landesregierung und fordert den Bund auf, den betroffenen Städten und Gemeinden zu helfen. | Martin Teigeler | Die Bundeswehr ist auf dem Rückzug. Verteidigungsminister Thomas de Maizière legte am Dienstag den Zeitplan zur Reform der Streitkräfte vor. Jahr für Jahr soll es auch an Rhein und Ruhr weniger Militäreinrichtungen geben. | [
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] | Archiv | 2016-12-05T13:49+01:00 | 2016-12-05T13:49+01:00 | https://www1.wdr.de//archiv/bundeswehrreform/bundeswehrreform174.html |
9. Januar 1951 - Eröffnung des New Yorker UN-Hauptquartiers | Einmal im Jahr erreicht das ohnehin aus allen Nähten platzende Manhattan zuverlässig die Infarkt-Schwelle. Wenn zur Generalversammlung der Vereinten Nationen im UN-Hauptquartier am East River die Staatschefs, Minister und Diplomaten aus 192 Ländern eintreffen, geht nichts mehr in New York City. Viele genervte Einwohner verfluchen jetzt, Gastgeber der bedeutendsten Weltorganisation sein zu müssen - auch wenn sie sich sonst gern mit diesem Prestige schmücken. Die Ehre, vor über 60 Jahren zur Heimat des ständigen UN-Hauptquartiers erkoren worden zu sein, verdankt New York einem unumstößlichen "Njet!" der Sowjetunion und dem großzügigen Geschenk eines Philanthropen. Für die Sowjets kommt die neutrale Schweiz als Hauptsitz der 1945 gegründeten Vereinten Nationen nicht in Frage. Zu tief sitzt noch der Ärger über ihren Ausschluss aus dem alten, in Genf ansässigen Völkerbund. Die erste UN-Generalversammlung in London beschließt deshalb, die Einladung der USA als ständigen Sitz anzunehmen. Standorte in San Francisco, Boston und Philadelphia werden geprüft, ohne zu überzeugen. Schließlich kauft der Milliardär John D. Rockefeller, Jr. für 8,5 Millionen Dollar das zwischen First Avenue und East River gelegene alte Schlachthausgelände von Manhattan und schenkt es den Vereinten Nationen. Dort legt US-Präsident Harry S. Truman am 26. Juni 1949 den Grundstein zum "Zentrum aller Hoffnungen auf Frieden und ein besseres Leben". Unter Federführung von Wallace Harrison, dem Erbauer des Rockefeller Center, stürzt sich ein Team internationaler Star-Architekten, darunter Le Corbusier und der Brasilianer Oscar Niemeyer in die Planungen. Binnen vier Monaten entwerfen sie die Gebäude für das neu geschaffene Weltparlament, den Sicherheits- und Menschenrechtsrat, den Rat für wirtschaftliche und soziale Entwicklung sowie andere Unterorganisationen. Als markantestes Bauwerk des UN-Ensembles wird das Sekretariatshochhaus mit New Yorks erster monumentaler Glasfassade die Skyline der selbsternannten "Welthauptstadt" am Hudson prägen.In Rekordzeit hochgezogen, können bereits im Sommer 1950 die ersten Mitarbeiter ihre Büros beziehen. Am 9. Januar 1951 wird das Hauptquartier der Vereinten Nationen offiziell an den ersten UN-Generalsekretär, den Norweger Trygve Lie, übergeben – ein exterritoriales Hoheitsgebiet von 73.000 Quadratmetern mit eigener Polizei und garantiert freier Anreise für die Vertreter aller Mitgliedsstaaten. Selbst für Fidel Castro. Stand: 09.01.2011 | Bernd Rexing (uz) | In New York wird das Hauptquartier der Vereinten Nationen als "Zentrum aller Hoffnungen auf Frieden und ein besseres Leben" von US-Präsident Harry S. Truman offiziell eröffnet. Das Grundstück an Manhattans Ostufer wurde von John D. Rockefeller II. gestiftet. | [
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] | Stichtag | 2021-01-12T22:28+01:00 | 2021-01-12T22:28+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5360~_mon-062022.html |
26. Mai 2004 - Vor 80 Jahren: Einwanderungsgesetz in den USA beschlossen | "Go west" heißt das Motto seit dem 17. Jahrhundert für viele Menschen in Europa, die hier nicht mehr zurecht kommen - sei es aus religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen. Die "Neue Welt" lockt mit Freiheiten und Chancen, symbolisiert in der 1886 aufgestellten Freiheitsstatue. Sie ist das erste, was viele Immigranten sehen, wenn sie per Schiff ihre neue Heimat erreichen. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt die Einwanderungswelle einen Höhepunkt. In manchen Jahren kommen mehr als eine Millionen Menschen in die USA. Doch nach dem ersten Weltkrieg wachsen im "Land der unbegrenzten Freiheit" Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.Der Beitrag der Süditaliener zum amerikanischen Rassecharakter sei von zweifelhaftem Wert, hetzt schon um die Jahrhundertwende der amerikanische Historiker Frederick Turner Jackson. Der Ku Klux Klan, der die Überlegenheit der weißen Rasse propagiert, hat Anfang der 20er-Jahre annähernd fünf Millionen Mitglieder. 1921 deckelt der Kongress die Einwanderung auf 350.000 Menschen pro Jahr. Am 26. Mai 1924 wird schließlich das Einwanderungs-Begrenzungs-Gesetz beschlossen. Es halbiert die legale Einwanderung auf 165.000 Menschen. Von jeder Nationalität dürfen nun nicht mehr einreisen als zwei Prozent - gemessen an den Landsleuten, die bereits 1890 in den USA lebten. Die Regel richtet sich vor allem gegen die vielerorts unerwünschten "neuen" Einwanderer aus Süd- und Osteuropa, die erst nach 1890 in Massen ins Land gekommen sind. Hart trifft es die Asiaten: Sie erhalten nur noch in Ausnahmefällen die Einreisegenehmigung.Heute lassen die Vereinigten Staaten von Amerika 675.000 Immigranten legal ins Land, dazu 50.000 via Greencard und zusätzliche Fachleute in Ausnahmefällen. Illegal kommen schätzungsweise 275.000 Zuwanderer Jahr für Jahr in die USA. Stand: 26.05.04 | lennartz (jul) | Vor 80 Jahren: Einwanderungsgesetz in den USA beschlossen | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T10:22+02:00 | 2015-10-06T10:22+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag432~_mon-052010.html |
05. April 2009 - Vor 395 Jahren: Pocahontas heiratet John Rolfe | 1607 gehen an der Mündung des James River im heutigen US-Bundesstaat Virginia drei englische Schiffe vor Anker. An Bord ist John Smith, der kurz nach der Ankunft von Indianern gefangengenommen wird. Die Indianer versuchen mit Knüppeln, auf ihn einzuschlagen. Aber ein Indianermädchen kommt ihm zu Hilfe: "Pocahontas warf sich auf mich und nahm meinen Kopf in ihre Arme, um mich zu retten", wird Smith später in einem seiner Bücher schreiben. Wahrscheinlich ist die schöne Geschichte von der Rettung John Smiths durch die Tochter des Häuptlings Powhatans nicht wahr. Aber sie zeigt, wie aufgeschlossen und mutig Pocahontas ist. Belegt ist auch, dass die Häuptlingstochter eine der ersten Indianerinnen ist, die mit den späteren Gründern von Jamestown Kontakt aufnimmt. Und es ist belegt, dass sie den Weißen in einem Hungerwinter das Überleben sichert. Da leben Einheimische und Neuankömmlinge noch in Eintracht beieinander.Aber das Verhältnis verschlechtert sich. Es kommt zu gegenseitigen Überfällen. Pocahontas wird entführt und lebt ein Jahr bei einem Priester in Jamestown, der sie "Rebecca" tauft. In der Gefangenschaft lernt sie den Tabakpflanzer John Rolfe kennen. Rolfe verliebt sich in das Mädchen. Zur Hochzeit am 5. April 1614 schickt Powhatan einen Onkel und zwei Brüder in die Kirche. In London ist man begeistert von der Nachricht - zeigt sie doch, dass die Indianer für Christentum und Wirtschaft kontrollierbar sind. Aus der Ehe zwischen Pocahontas und Rolfe geht mit Thomas das einzige legalisierte Kind mit indianischem und europäischen Blut im Neuengland des 17. Jahrhunderts hervor. Dann wird die Vorzeigefamilie zu Werbezwecken nach England eingeladen. "Lady Rebecca" verblüfft die Gastgeber mit perfektem Englisch, genießt die Bälle und Partys, die ihr zu Ehren veranstaltet werden. Pocahontas wird als einzige anerkannte "Indianerprinzessin" bei Hofe empfangen. Lange Zeit gilt sie als "Mutter Amerikas". Bis zum Verbot der "Rassenmischung" 1864 gehört derjenige zum amerikanischen Hochadel, der ihren Sohn Thomas in seinem Stammbaum nachweisen kann.1617 stirbt Pocahontas, deren Immunsystem das feuchte und kalte Wetter in England nicht verträgt, an einem europäischen Infekt. Sie wird nur 22 Jahre alt. Ihr Sohn Thomas wächst weiter in England auf und kehrt erst als Erwachsener nach Virginia zurück. Hier gründet er eine einflussreiche Pflanzer-Dynastie, die zahlreiche amerikanische Politiker hervorbringt. Die Ironie des Schicksals will es, dass ausgerechnet Pocahontas Ehemann John Rolfe die Tabakpflanze in Virginia einführt. Da sie den Boden ausdorrt, müssen die Siedler immer neues Terrain erobern. Die Ausrottung der Indianer ist vorprogrammiert.Im amerikanischen Gründungsmythos wird diese Episode deshalb gerne ausgespart. Auch der Walt-Disney-Film "Pocahontas" reduziert die Heirat zwischen Indianerin und Siedler auf eine schmachtende Liebensgeschichte. Stand: 05.04.09 | Thomas Köster (he) | Vor 395 Jahren: Pocahontas heiratet John Rolfe | [
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"Rückblick",
"Rückclick",
"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T11:01+02:00 | 2015-10-06T11:01+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4442~_mon-112012.html |
14. März 2004 - Adenauers Dienstmercedes kehrt nach Bonn zurück 115 PS für "den Alten" | Große Empfänge ist dieser Star von früher her gewohnt, aber noch nie hat er selbst so im Mittelpunkt gestanden wie an diesem kalten, windigen Wintertag: Am 14. März 1989 rollt der schwarze Mercedes 300 aus einer Transall-Maschine auf den Militärflughafen Köln-Bonn, begrüßt durch ein Blitzlichtgewitter, wie einst sein Besitzer. Ende einer Auto-Odyssee. Als das Bundeskanzleramt den schwarzen Mercedes mit Faltschiebedach, Telefon- und Scheibenwaschanlage 1951 kauft, kostet er stolze 20.000 Mark. Fünf Meter lang, zwei Tonnen schwer und 115 PS stark ist der Dienstwagen des "Alten". Der nimmt ihn überall hin mit, 1955 sogar per Zug nach Moskau. Als das Gefährt 1959 aus dem Staatsdienst entlassen wird, scheint seine große Zeit vorbei: Ein Bonner Jurist übernimmt es für schlappe 1.450 Mark. Ende einer Dienstfahrt? Mitnichten. Auf verschlungenen Wegen gelangt die Limousine 1971 nach Memphis/Tennesee zu dem Oldtimerliebhaber Jim Milligan. In den Verhandlungen zwischen ihm und dem Museum "Haus der Geschichte" in Bonn steigert sich der Wert von Adenauers Auto in bisher unerreichte Höhen. Fast 80.000 DM soll er bei der Heimholung gekostet haben. Nochmals wertgesteigert durch eine Restaurierung in Stuttgart, findet der Wagen seinen Ruhesitz schließlich ganz in der Nähe seines ersten Arbeitsplatzes.Stand: 14.03.04 | lennartz/taxacher (konrad) | Vor 15 Jahren: Adenauers Dienstmercedes kehrt nach Bonn zurück | [
"13.03.1989",
"Adenauer",
"Adenauer 300",
"Mercedes 300",
"Haus der Geschichte",
"Stephan Lennartz",
"Gregor Taxacher"
] | Stichtag | 2015-10-07T16:26+02:00 | 2015-10-07T16:26+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag798~_mon-122016.html |
27. März 2007 - Air Berlin übernimmt <abbr title="Luftfahrttransport-Unternehmen">LTU</abbr> | Das Fluggeschäft ist ein stetes Auf und Ab. Die Konkurrenz ist groß, die Preise im Sinkflug, und hin und wieder bleibt auch eine Fluggesellschaft auf der Strecke. 2007 erwischt es die die renommierte "Lufttransport Union" (LTU) aus Düsseldorf mit ihren rund 2.800 Mitarbeitern, fast sechs Millionen Fluggästen und einem zeitweiligen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro. Der Konzern wird von Air Berlin geschluckt. Mitte der 50er Jahre beginnt der Aufstieg von LTU, zu deren Gesellschaftern auch der Bauunternehmer Kurt Conle aus Mülheim gehört. Im Windschatten der weitaus größeren Lufthansa etabliert sie sich vor allem mit Ferien- und Langstreckenangeboten. Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001 gerät die Gesellschaft aber in die Krise. Die Schulden wachsen, die Landesregierung von NRW muss Bürgschaften gewähren. Es ist die Zeit, in der eine andere Gesellschaft namens Air Berlin Marktanteile erobern, neue Strecken hinzugewinnen und ihre Passagierzahlen steigern will. 2006 ist Air Berlin, inzwischen die Nummer Zwei am deutschen Himmel, an die Börse gegangen. Die Aktionäre verlangen eine Steigerung ihrer Rendite. 40 Millionen Euro Gewinn hat man erwirtschaftet, da ist die Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten eine naheliegende Idee. Am 27. März 2007 wird diese Übernahme von LTU durch Air Berlin publik gemacht. "Der Name LTU wird auf weiteres erhalten bleiben", sagt damals Air-Berlin-Firmenchef Joachim Hunold. Aber das Versprechen hat eine kurze Lebensdauer. Bald schon wird Maschine um Maschine umlackiert. Für Air Berlin ist LTU von Anfang an wirtschaftlich eher ein Sorgenkind. Die LTU-Belegschaft ist gut organisiert und zudem auch gut bezahlt – diese Pfründe will sie sich nicht nehmen lassen. Zwei Jahre nach der Neuerwerbung fährt Hunold schwere Geschütze auf und droht den Mitarbeitern mit einem Wiederverkauf, was aber nichts ändert. Zusätzlich machen Billigflieger wie Ryan Air oder Easyjet dem Berliner Konzern das Leben schwer. Bald schon stellt sich heraus, dass das rasante Wachstum von Airberlin ein strategischer Fehler des Managements gewesen sein könnte. Heute steckt Air Berlin in einer existentiellen Krise. Aktuell liegen die Schulden bei über einer Milliarde Euro. Im Herbst 2016 wird ein Sanierungskonzept mit umfangreichen Strecken- und Stellenstreichungen vorgelegt. Ob der wirtschaftliche Absturz damit verhindert werden kann, ist ungewiss. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 28.03.2017: Vor 135 Jahren: Patent für Heft-Pflaster für Carl Beiersdorf | Thomas Köster | Das Fluggeschäft ist ein stetes Auf und Ab. Die Konkurrenz ist groß, die Preise im Sinkflug, hin und wieder bleibt auch eine Fluggesellschaft auf der Strecke. 2007 erwischt es die die renommierte "Lufttransport Union" ( LTU ) aus Düsseldorf. | [
"Stichtag",
"27.03.2007",
"27. März 2007",
"27.03.2017",
"27. März 2017",
"Air Berlin",
"LTU"
] | Stichtag | 2017-03-26T15:53+02:00 | 2017-03-26T15:53+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-air-berlin-ltu-100~_mon-022010_tag-27032017.html |
21. April 1985 - Rudi Gernreich stirbt in Los Angeles | Er ist Jude, Künstler, homosexuell: lauter Gründe, nicht dazu zu gehören. Schon mit 16 Jahren muss Rudi Gernreich, 1922 in Wien geboren, vor den Nazis in die USA fliehen. Den Beruf des Tänzers gibt er auf, weil er glaubt, nicht gut genug zu sein. Aber auch als Modezeichner hat der Sohn eines Wirkwaren-Fabrikanten nicht viel Erfolg. Seine Entwürfe sind im prüden Amerika der McCarthy-Zeit zu avantgardistisch. 1950 gründet er die "Mattachine Society", die erste Homosexuellenbewegung der Welt - damals noch ein gefährliches Unternehmen.Seinen Durchbruch erlebt Gernreich 1964, als er seine "topless"-Bademode vorstellt. Die Modewelt spricht vom "Monokini", aber Gernreich hat keinen Bikini ohne Oberteil geschaffen, sondern einen Badeanzug, der die Brust frei lässt. In der Empörung über Gernreichs "oben ohne"-Mode finden Frauenverbände, der Vatikan und der Kreml zusammen. Dabei geht es Gernreich eigentlich gar nicht um sexy Kleidung. "Langsam wird die Befreiung unseres Körpers die Gesellschaft von ihrer Sexbesessenheit heilen", glaubt er. In diesem Glauben entwirft er später ultra-kurze Miniröcke und den "No-BraBra", einen Nylonbüstenhalter, der die weibliche Brust aus unnatürlichen Panzern befreien soll. Gernreich ist der kulturellen Revolution der späten 60er Jahre voraus. Seine leuchtenden Farbkombinationen nennt er "psychedelic", bevor dieser Begriff seine Karriere in der Popszene hat. Männliche und weibliche Models ohne Haare präsentieren "unisex", gleiche Kleidung für Mann und Frau, die aus den Geschlechterrollen befreien soll. Mit der Haute Couture will er nichts zu tun haben. Deren Mode sei antisozial, nichts für die Massen. Gernreich will bequeme, emanzipierte und bezahlbare Mode. "Mode ist Vergangenheit", sagt er, und: "Ein Kleid ist ein Kleid ist ein Kleid."Mit der revolutionären Stimmung der 70er-Jahre geht aber auch Gernreichs Zeit vorbei. Er zieht sich aus der Modewelt zurück, entwirft Kostüme für Balettproduktionen und Filme. Am 21. April 1985 stirbt er, 62 Jahre alt, in Los Angeles an Lungenkrebs. Stand: 21.04.05 | taxacher (he) | Vor 20 Jahren: Rudi Gernreich stirbt in Los Angeles | [
"21. April 2005",
"21.04.2005",
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-05T15:21+02:00 | 2015-10-05T15:21+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1420~_mon-062013.html |
8. Juli 1839 - John D. Rockefeller wird geboren | Öl macht ihn unvorstellbar reich: John D. Rockefeller, aufgestiegen aus bescheidenen Verhältnissen, verfügt zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach heutigen Maßstäben über gut 190 Milliarden Dollar. Der derzeit reichste Mann der Welt, Microsoft-Gründer Bill Gates, besitzt wesentlich weniger: Sein Vermögen wird 2014 auf 76 Milliarden Dollar geschätzt. Wie Gates spendet auch Rockefeller hohe Summen für wohltätige Zwecke. Doch seine Geschäftspraktiken sind umstritten. Er gilt heute als Inbegriff des rücksichtslosen Kapitalisten. John Davison Rockefeller wird am 8. Juli 1839 in Richford im US-Bundesstaat New York geboren. Er ist das zweite von sechs Kindern des Hausierers William Rockefeller und seiner Frau Eliza. Gut 100 Jahre zuvor war die Familie Rockefeller aus der Gegend bei Koblenz nach Amerika ausgewandert. Der Vater von John D., der Schlangenöl als Wundermedizin verkauft, ist wochenlang unterwegs und taucht schließlich gar nicht mehr auf. Die streng religiöse Mutter Eliza arbeitet hart, um die Kinder durchzubringen. Mit 16 Jahren muss John D. die Schule verlassen und für die Familie sorgen. Er stellt sich selbstbewusst bei Eisenbahngesellschaften, Banken und Großhändlern vor: "Ich verstehe etwas von Buchführung und ich möchte eine Stelle." Nach vielen Absagen stellt ihn ein Großhandelskontor als Buchhalter-Lehrling ein. In der Freizeit engagiert sich Rockefeller in seiner Baptistengemeinde. Von weltlichen Vergnügen wie Tanz, Theater und Alkohol hält er nichts. Lieber folgt er John Wesleys puritanischem Gebot: Verdiene viel, spare viel und spende viel. Rockefeller hält alles minutiös in seinen Kassenbüchern fest. Sechs Prozent seines Wochenlohns spendet er; als er 20 Jahre alt ist, sind es schon mehr als zehn Prozent. Was er verdient, nennt er "Gottesgeld". Der geschäftliche Erfolg ist für ihn ein Zeichen, dass er zu denjenigen gehört, die Gott auserwählt hat: "Es scheint mir, als sei ich deshalb begünstigt, weil der Herr wusste, dass ich es zurück geben würde." Für den Soziologen Max Weber ist Rockefeller deshalb der lebende Beweis für seine Theorie der protestantischen Arbeitsethik: strebsam, genügsam und mit einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Rolle in der göttlichen Vorsehung. 1859 wird im US-Bundesstaat Pennsylvania Erdöl entdeckt. Der erste Ölboom Amerikas beginnt. Rockefeller lässt sich vom Fieber aber nicht anstecken. Er erkennt, dass die Suche nach Öl vor allem Glücksache ist. Deshalb steigt er mit dem Geld von Investoren in die Weiterverarbeitung des Rohstoffs ein. Innerhalb von vier Jahren macht er seine Raffinerie zur größten der Welt. Damals ist Rockefeller gerade 25 Jahre alt. Um seiner Firma Standard Oil weitere Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, will er die Transportkosten senken - und organisiert ein Kartell: "So verschwor sich Rockefeller mit den Eisenbahngesellschaften und gründete die South Improvement Company, die Standard Oil nicht nur Vorzugspreise einräumte, sondern ihren Rivalen auch noch Straftarife aufbrummte", sagt Rockefeller-Biograf Ron Chernow. "Als das bekannt wurde, sind Rockefeller-Bilder öffentlich verbrannt worden." Aber der Unternehmer macht weiter. Zwischen Februar und März 1872 bringt Rockefeller 22 von 26 Raffinerien in Cleveland unter seiner Kontrolle. Fünf Jahre später kontrolliert sein Konzern 90 Prozent der US-Ölindustrie. Preisabsprachen, verdeckte Tochterfirmen, Bestechung von Politikern - mit solchen Methoden steigt Standard Oil innerhalb eines Jahrzehnts zum ersten riesen Konzern der amerikanischen Geschichte auf. Anti-Kartell-Bestimmungen fehlen damals. Erst in den 1890er Jahren beschließt der US-Kongress den sogenannten Sherman Act, das erste Anti-Trust-Gesetz. Doch danach ändert sich nicht viel an der zweifelhaften Praxis des Ölgiganten. Erst 1911 zerschlägt der Oberste Gerichtshof der USA Standard Oil wegen Verstoßes gegen neue Kartellgesetze. Zu diesem Zeitpunkt ist der Unternehmer aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit längst aus dem operativen Geschäft ausgeschieden und engagiert sich sozial. Seine erste Großtat als Mäzen ist die Gründung der Universität Chicago, betrieben von der örtlichen Baptistengemeinde. Er gründet auch die Rockefeller Foundation, die sich um medizinische Forschung kümmert, und die Rockfeller University in New York. John D. Rockefeller wird 97 Jahre alt und stirbt am 23. Mai 1937 in Ormond Beach im US-Bundesstaat Florida. "Rockefeller war der denkbar übelste und zugleich der beste Mensch", sagt Biograf Chernow. "Ein Mann von grundlegender, rätselhafter Widersprüchlichkeit." Stand: 08.07.2014 | Dominik Reinle | Prototyp des rücksichtslosen Erzkapitalisten oder cleverer Geschäftsmann und Menschenfreund? Der 1839 geborene John D. Rockefeller spaltete die Meinung seiner Zeitgenossen wie kein zweiter Unternehmer der amerikanischen Gründergeneration. | [
"Stichtag",
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"8. Juli 1839",
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] | Stichtag | 2015-10-07T15:51+02:00 | 2015-10-07T15:51+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8414~_mon-092013.html |
8. November 1963 - Erster Metro-Großmarkt in Essen eröffnet | Mit dem "Cash & Carry"-Prinzip lernt der deutsche Einzelhandel Ende der 1950er-Jahre eine neue Einkaufsform aus den USA kennen. Statt sich Ware liefern zu lassen, holen die Händler sie nun billiger gegen Barzahlung in Selbstbedienungs-Großmärkten ab. Zu den ersten Cash-and-Carry-Märkten in NRW zählen die Ratio und der Handelshof. Doch sie bekommen einen Rivalen, der sie bald alle überholen wird: Am 8. November 1963 eröffnen Ernst Schmidt und Wilhelm Schmidt-Ruthenbeck in Essen den ersten Metro-Großmarkt – die Keimzelle des künftigen weltumspannenden Metro-Konzerns. Walter Vieth, Geschäftsführer des ersten Metro-Großmarktes, kann seine Ware eigentlich nur für gewerblichen Bedarf verkaufen. Als Großhandel darf die Metro nämlich die gesetzliche Preisbindung des Einzelhandels unterlaufen und statt vier nur ein Prozent Umsatzsteuer berechnen. Natürlich, so räumt Vieth später ein, habe aber auch der private Bedarf der Kunden eine große Rolle beim Umsatz gespielt, "sehr zum Ärger des Finanzamtes und auch der Konkurrenz". Denn obwohl offiziell verboten, kaufen die Händler in der Metro auch für den Eigenbedarf ein – vor allem Lebensmittel, Schreibwaren und Elektrogeräte bis hin zu Möbeln. Als 1964 ein Elektrogroßhändler in Mülheim/Ruhr einen noch größeren C&C-Markt plant, schlägt Walter Vieth vor, sich zusammenzutun. Chef und Mitgesellschafter der neuen Metro Cash und Carry GmbH & Co. KG wird Otto Beisheim, Ex-Angehöriger der SS-Leibstandarte Adolf Hitler. Dem später als Metro-Gründer gefeierten Unternehmer gelingt es, auch die millionenschwere Duisburger Investment-Holding Haniel ins Boot zu holen. Beisheim, ein "begnadeter Macher und Manager" (Vieth), wird die zentrale Figur der Metro. Er setzt auf Expansion, öffnet Märkte in ganz Deutschland und kauft jeden SB-Markt mit großen Umsatzchancen. 1975 macht die Metro bereits mehr als drei Milliarden Mark Umsatz; zehn Jahre später gebietet Beisheim über Filialen in 13 Ländern. 1996 fusioniert das Unternehmen mit dem Kaufhof zur Metro AG. Otto Beisheim ist nun Multimilliardär und die Metro der größte Handelskonzern Europas – mit Schuh- und Computerketten, Discountern, Baumärkten und Immobilien. Doch der Konzernriese verpasst den Aufbruch ins Online-Geschäft, die Gesellschafter zerstreiten sich und Beisheim geht grollend. Seit 2003 stößt die schlingernde Metro Group zahlreiche Bereiche ab, um sich im angestammten Cash-and-Carry-Handel wieder zu konsolidieren. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 09.11.2018: Vor 65 Jahren: Erste deutsche Fußgängerzone in Kassel eröffnet | Bernd Rexing | Die Konkurrenz tobt, als in Essen der erste Metro Großhandelsmarkt aufmacht. Eigentlich dürfen dort nur Gewerbetreibende einkaufen. Aber viele Waren rollen für den Privatbedarf durch die Kassen. | [
"Stichtag",
"08.11.1963",
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] | Stichtag | 2018-11-19T13:54+01:00 | 2018-11-19T13:54+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erster-metro-grossmarkt-100~_mon-092022.html |
02.12.1925 - Gründung der IG Farben | Im Dezember 1925 schlossen sich acht deutsche Chemie-Unternehmen zur IG Farben zusammen. Unter ihnen Industrie-Riesen wie Bayer, BASF und Hoechst. Obwohl Hitler zunächst den Konzernen mit ihren internationalen Verflechtungen skeptisch gegenüberstand, wusste er, dass er sie für seine Rüstungspläne brauchte. Bald spielte der Chemie-Gigant dann auch eine zentrale Rolle für die Nazis. Während des Krieges beschäftigte die IG Farben Tausende von Zwangsarbeitern - auch in Auschwitz. Trotzdem kamen die Manager des Konzerns nach 1945 glimpflich davon. Und wenige Jahre später saßen viele von ihnen wieder in den Vorständen und Aufsichtsräten von Hoechst, Bayer und BASF. Redaktion: Ronald Feisel | Martina Meißner | Auf der einen Seite stand die "Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG" für innovative Forschung und großen wirtschaftlichen Erfolg. Auf der anderen Seite ist das ehemals größte Chemieunternehmen der Welt aber auch untrennbar mit den Verbrechen der Nationalsozialisten verbunden. | [
"WDR5",
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] | Radio | 2020-11-24T10:12+01:00 | 2020-11-24T10:12+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/ig-farben-100~_mon-062024.html |
5. November 1937 - Adolf Hitler enthüllt seine Kriegspläne | Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Hermann Göring mit 23 anderen Hauptverantwortlichen des "Dritten Reiches" vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt. Der ehemalige "Reichsmarschall" versucht den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und erklärt sich für unschuldig. Als Befehlsempfänger sei er gezwungen gewesen, Adolf Hitler pflichtgemäß zu dienen. "Ich habe alles getan, um den Krieg zu verhindern", behauptet Göring vor dem Tribunal. Daraufhin legt die Anklage Beweisstück PS-386 vor: die Hoßbach-Niederschrift. Sie belegt: Luftwaffenchef Göring hat dem "Führer" in keiner Weise widersprochen, als dieser zwei Jahre vor dem deutschen Überfall auf Polen seine Kriegspläne in einer Geheimkonferenz enthüllt hat. Bei dem Treffen am 5. November 1937 in der Reichskanzlei in Berlin sind neben Göring auch Marinechef Erich Raeder, Heereschef Werner Freiherr von Fritsch, Kriegsminister Werner von Blomberg und Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath anwesend. Ebenfalls dabei ist Friedrich Hoßbach, Adjutant des "Führers", wie Göring dem Gericht bestätigt: "Als solcher war er bei der Sitzung und machte sich darüber Notizen." Fünf Tage später schreibt Hoßbach auf, was Hitler in einem stundenlangen Monolog über seine außenpolitischen Ziele von sich gegeben hat. "Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt geben, dieser niemals risikolos sein", heißt es in Hoßbachs Niederschrift. "Der Führer führte sodann aus: Das Ziel der deutschen Politik sei die Sicherung und die Erhaltung der Volksmasse und deren Vermehrung. Somit handele es sich um das Problem des Raumes." Hitler plädiert für einen Expansionskrieg. Er will sich Rohstoffe und Ackerfläche sichern. Es sei "sein unabänderlicher Entschluss, spätestens 1943/45 die deutsche Raumfrage zu lösen", schreibt Hoßbach. Göring bestätigt vor dem Nürnberger Tribunal im Großen und Ganzen Hoßbachs privates Protokoll: "Es ist eine ganze Reihe von Punkten drin, ... die absolut mit dem übereinstimmen, was der Führer wiederholt geäußert hat." Und zwar schon früh: Bereits in den 1920er Jahren hat Hitler in "Mein Kampf" beschrieben, "dass künftig neuer Lebensraum für das deutsche Volk im Osten gesucht werden müsste", sagt die Münchner Historikerin Angela Hermann. "Krieg war für ihn immer Ziel." Als Hitler 1933 Reichskanzler wird, macht er sich gleich an die Umsetzung seines Plans. Schon wenige Tage nach der Machtübergabe spricht er in einem kleinen Kreis von hohen Offizieren davon, dass der Osten "germanisiert" werden müsse. Deutschland tritt aus dem Völkerbund aus und rüstet auf. Hitler führt die allgemeine Wehrpflicht ein und lässt das entmilitarisierte Rheinland besetzen. Im November 1937 kommt es dann zum Berliner Geheimtreffen. Drei der Zuhörer kritisieren den "Führer": Kriegsminister von Blomberg, Heereschef von Fritsch und Außenminister von Neurath. Die Umsetzung des Plans sei zu früh, noch zu riskant. Drei Monate später bekommen sie die Quittung: Sie werden kaltgestellt. Hitler macht sich selbst zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Neuer Außenminister wird der Nazi Joachim von Ribbentrop. Im März 1938 vollzieht Hitler der "Anschluss" Österreichs. Dann überlassen England und Frankreich Hitler im Münchner Abkommen das Sudetenland – in der Hoffnung, dass er dafür den Rest der Tschechoslowakei in Ruhe lässt. Doch im März 1939 marschieren deutsche Truppen bis nach Prag. Im Herbst desselben Jahres beginnt mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen der Zweite Weltkrieg. Nach anfänglichen "Blitz"-Siegen im Westen, greift Hitler schließlich die Sowjetunion an – der Anfang vom Ende. Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 werden insgesamt drei Teilnehmer des Geheimtreffens von 1937 angeklagt: Neben Göring steht auch der ehemalige Außenminister von Neurath und der frühere Marinechef Erich Raeder vor Gericht. Alle drei werden verurteilt: Raeder und von Neurath erhalten Haftstrafen, Göring die Höchststrafe - Tod durch den Strang. Stand: 05.11.2012 | Dominik Reinle | Friedrich Hoßbach ist dabei, als Adolf Hitler der Wehrmachtsspitze und dem Außenminister in einer Geheimkonferenz seine Kriegspläne enthüllt. Der Adjutant des "Führers" schreibt fünf Tage später auf, was dieser am 5. November 1937 verkündet hat. | [
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20. Februar 2010 - Vor 200 Jahren: Freiheitskämpfer Andreas Hofer wird erschossen | 25.000 Tiroler erinnern im September 2009 an den Freiheitskampf ihres Volkes vor 200 Jahren: Die Mitglieder von Tiroler und Südtiroler Schützenkompanien, Trachtenvereinen und Musikkapellen ziehen durch Innsbruck. Sie huldigen vor allem einem, der für sie ein Volksheld war: Andreas Hofer, Anführer des Aufstandes von 1809, der am 20. Februar 1810 im italienischen Mantua auf direkten Befehl von Kaiser Napoleon füsiliert wurde. Hofer, Wirt des Sandhofes im Passeiertal im heutigen Südtirol und Hauptmann der örtlichen Schützenkompanie, hatte zuvor seine Landsleute zu den Waffen gerufen. Er wollte, je nach Sichtweise der Historiker, seine Heimat von der Fremdherrschaft befreien - beziehungsweise verhindern, dass Reformen und Aufklärung in den rückständigen Bergtälern Einzug hielten. Die Vorgeschichte spielt in Mähren, und größere Mächte sind die eigentlichen Protagonisten: Der französische Revolutionskaiser Napoleon Bonaparte hatte in der Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz die Armeen des russischen Zaren und des österreichischen Kaisers besiegt. In der Folge müssen die Habsburger Tirol an Bayern abtreten, das vertraglich an Frankreich gebunden ist. Im fernen München regiert als Chefminister Maximilian von Montgelas: ein Aufklärer. Er reformiert Währung und Verwaltung in Tirol. Er tauscht die Priester aus, verbietet Wallfahrten, Prozessionen, Rosenkranzgebete und abergläubische Bräuche wie das Wetterläuten und den Wetterbann gegen Hexen - und führt die Pockenschutzimpfung ein. Doch bei vielen Einheimischen stößt die Politik, in Tirol einen von der Kirche unabhängigen zivilen Staat zu schaffen, auf Unverständnis. Als Bayern schließlich Tiroler Jünglinge zum Wehrdienst einzieht, rebellieren die frommen und konservativen Bergbauern – mit Rückendeckung des österreichischen Kaisers. Denn seit dem "Landlibell", einer Wehrverfassung aus dem Jahr 1511, waren die Tiroler lediglich zur Verteidigung ihrer Region verpflichtet und sonst vom Militärdienst befreit. In drei legendären Schlachten an der Flanke des Bergisels bei Innsbruck gewinnen die Tiroler zwischen April und August 1809 gegen die Armeen von Bayern und Frankreich – mit Wut und Kampfgeist im Bauch. Für zehn Wochen zieht Hofer in die Innsbrucker Hofburg ein, dann wird Tirol von Bayern und Napoleon zurückerobert, und Österreich gibt die Bergregion endgültig ab. Hofer, der aufmüpfige Gebirgsräuberhauptmann, wird in einem Schnellprozess zum Tode verurteilt. Er wird nur 42 Jahre alt. Historiker zollen Hofers Treue und Vaterlandsliebe zwar immer noch Respekt, beschreiben ihn heute allerdings weniger als Freiheitskämpfer, sondern als einen katholischen Fundamentalisten, einen Kreuzzügler gegen Fortschritt, Moderne und Aufklärung. So verbot er den Damen während seiner zehnwöchigen Herrschaft unbedeckte Arme und Dekolletés, ließ bayernfreundliche Universitätsprofessoren verhaften - und schaffte die Pockenimpfung ab. Stand: 20.02.10 | Martina Züger (klax) | Vor 200 Jahren: Freiheitskämpfer Andreas Hofer wird erschossen | [
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05.01.1534 - Wiedertäufer ziehen in Münster ein | Da hatten die religiösen Fundamentalisten aus den Niederlanden Kirchen und Klöster verwüstet, Bücher und Gemälde verbrannt, Altäre zertrümmert und Andersgläubige ermordet. Münster hatten sie zum "Neuen Jerusalem" erklärt und einen von ihnen zum König gekrönt: Jan van Leiden. Der Schneider und Bordellbetreiber nannte sich "Johann, der Gerechte vom Stuhle Davids" und verwandelte Münster in einen stark befestigten Gottesstaat. Zwei Jahre lang von 1534 bis 1536 regierte sein revolutionäres Regime die Hansestadt bis der katholische Bischof dem Spuk mit einem Söldnerheer ein Ende machte. Aber was stand am Anfang? Eine Mischung aus sozialer Ungerechtigkeit, apokalyptischer Prophezeiung und populistischer Verführbarkeit. Redaktion: Christoph Tiegel | Ralph Erdenberger | Das Ende ist heute noch sichtbar: Am Turm der Lamberti-Kirche in Münster hängen Käfige, in denen die toten Körper der sogenannten "Wiedertäufer" nach ihrer Hinrichtung zur Schau gestellt wurden. | [
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] | Radio | 2018-12-21T13:21+01:00 | 2018-12-21T13:21+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/wiedertaeufer-100~_mon-052026.html |
14. März 1988 – Todestag des Liedertexters Bruno Balz | 1941 stellt die Gestapo Bruno Balz eine Falle. Vor den Dreharbeiten zum Propagandafilm "Die große Liebe" hat der Schlagertexter seine Kollegen eingeladen. Unter den Gästen befindet sich auch ein auffallend hübscher junger Mann, der ihn zu vorgerückter Stunde ins Schlafzimmer lockt. Kaum geht Balz auf die Avancen ein, öffnen sich die Türen. Die Gestapo zerrt Balz aus dem Raum und wirft ihn in eine Zelle. Überraschend wieder aus der Haft entlassen, schreibt Balz den Text zum Hit "Davon geht die Welt nicht unter", den die Schwedin Zarah Leander in "Die große Liebe" zum Besten gibt. Das Lied wird zum großen Durchhalteschlager des Dritten Reichs. Fortan textet Balz um sein Leben. Geboren wird Balz 1902 in Berlin. Er wird in bescheidenen Verhältnissen in einer typischen Berliner Hinterhofwohnung groß. 1929 machen ihn seine Liedertexte für den ersten deutschen Tonfilm "Dich hab ich geliebt" bekannt, zum Zeitpunkt der Machtergreifung Hitlers gehört er schon zu den Toptextern des deutschen Schlagers. Sein Talent, nicht nur oberflächliche Texte zu verfassen, sondern sie in ganze Geschichten einzubinden, kommt bei den Chefs der Universum Film AG (Ufa) ebenso gut an wie beim Publikum. 1936 gerät Balz, der sich auch öffentlich für die Rechte der Homosexuellen einsetzt, während einer Razzia erstmals in Haft. Seine Freilassung knüpfen die Nazis an Bedingungen. So darf er zwar weiterschreiben, aber sein Name wird fortan nicht mehr als Urheber genannt. Auch werden keine Fotos mehr von ihm veröffentlicht. Zudem muss Balz mit einer linientreuen Bäuerin aus Pommern eine Scheinehe eingehen. Trotzdem schreibt er mit "Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n", "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" oder "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern" einen Hit nach dem anderen. Nach 1945 wird Balz als "Hitlers Hitschreiber" von den Alliierten bezichtigt, er habe maßgeblich an der NS-Propaganda mitgeschrieben. Als die Amerikaner von seiner Verfolgung erfahren, sprechen sie ihn allerdings frei. Bis Ende der 1960er Jahre ist Balz weiterhin mit Texten wie "Mama", "Das machen nur die Beine von Dolores" oder "Wir wollen niemals auseinandergeh'n" erfolgreich. Dann zieht er sich ins Privatleben zurück. Bruno Balz stirbt am 14. März 1988 in Bad Wiessee. Bis zu seinem Tod verfasst er über 1.000 Schlager- und Liedtexte. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 15.03.2018: Vor 40 Jahren: Neue Verordnung über homöopathische Arzneimittel | Thomas Köster | Nach dem Krieg gilt Bruno Balz als "Hitlers Hitschreiber". Dabei schreibt er als Homosexueller im Nationalsozialismus um sein Leben. "Davon geht die Welt nicht unter" stammt ebenso aus seiner Feder wie "Mama" oder "Das machen nur die Beine von Dolores". | [
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] | Stichtag | 2018-03-14T08:16+01:00 | 2018-03-14T08:16+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-bruno-balz-100~_mon-032024.html |
25. August 2004 - Vor 185 Jahren: Allan Pinkerton wird geboren | "Wir schlafen nie", lautet der Wahlspruch von Allan Pinkerton, als er 1850 in Chicago seine "National Detective Agency" (Nationales Detektiv-Büro) eröffnet. Auf dem Türschild prangt ein geöffnetes Auge und symbolisiert die professionelle Wachsamkeit des legendären Privat-Sheriffs.Seine Detektei schließt eine Marktlücke. Denn Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es in den USA noch keine auch nur ansatzweise organisierte Polizei - nur organisierte Verbrecherbanden. Bald hat Pinkerton neun Angestellte und noch im Eröffnungsjahr gründet er eine uniformierte Wachtruppe, die er an zahlungskräftige Kunden ausleiht. Er übernimmt vor allem Aufträge von Eisenbahngesellschaften, Fabriken, Banken und Industrieunternehmen. Er jagt aber auch die Banden von Jesse James und Butch Cassidy, den legendären Wild-West-Gaunern. Allan Pinkerton wird am 25. August 1819 in Glasgow als Sohn eines Polizisten geboren. Als Rädelsführer revolutionärer Arbeiter in Schottland gesucht, flieht er mit 22 Jahren in die USA. Er wandert quer durch das Land bis Chicago. Dort arbeitet er als Böttcher, doch das Geschäft mit der Herstellung von Fässern läuft nicht besonders. Ein Zufall verändert sein Leben: Bei der Suche nach Holz für sein Gewerbe entdeckt er im Juli 1849 den Unterschlupf einer Geldfälscherbande und informiert den örtlichen Sheriff. Dieser nimmt die Fälscher fest und gibt Pinkerton den Auftrag, den Kopf der Bande ausfindig zu machen. Pinkerton hat Erfolg und macht sich daraufhin selbstständig.Personenschutz für Abraham LincolnDie Pinkerton-Detektive arbeiten von Anfang an mit modernster Technik: Sie nutzen die Fotografie für exakte Fahndungsbilder, die Telegraphie für schnelle Fahndungsmeldungen und sie legen systematische Verbrecher-Karteien an. Die professionelle Organisation der Agentur liefert das Vorbild für die US-Bundespolizei FBI, die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wird. Bis dahin erledigen die Privat-Detektive alles, worauf eigentlich staatliche Organe zu achten haben: von Hausdurchsuchungen und Festnahmen über Personenschutz - wie für den Präsidentschaftskandidaten Abraham Lincoln - bis zu Spionagediensten im amerikanischen Bürgerkrieg.Ausgerechnet Sicherheitsprofi Pinkerton stirbt durch eine Nachlässigkeit: Er rutscht 1884 bei einem Spaziergang durch Chicago aus und fällt mit dem Kinn aufs Straßenpflaster. Dabei beißt er sich auf die Zunge, lässt die Wunde aber nicht behandeln. Ein paar Tage später erliegt er kurz vor seinem 65. Geburtstag dem Wundbrand. Die Agentur Pinkerton gibt es bis heute, sie gehört mittlerweile zum weltweit agierenden Sicherheitskonzern Securitas aus Schweden. Stand: 25.08.04 | reinle (schmitt) | Vor 185 Jahren: Allan Pinkerton wird geboren | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:13+02:00 | 2015-10-07T11:13+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag544~_mon-022013.html |
23.07.1970 - Machtergreifung von Qabus ibn Said | Straßenbau, Verwaltungsinstitutionen, Schulen und Krankenhäuser, Fernsehen: Die Einnahmen aus der Erdölförderung ermöglichten in kurzer Zeit eine rasante Entwicklung. In den 1990er Jahren öffnete sich Oman auch dem Tourismus. Qabus gilt als Inbegriff des guten Herrschers und ist überaus beliebt. Die Bevölkerung lebt im Wohlstand, der Sultan fördert Denkmal- und Naturschutz genauso wie Kunst und Kultur. Dabei darf man nicht vergessen, dass Oman eine absolute Monarchie ohne politische Partizipation ist, in der die Menschenrechte verletzt werden. Redaktion: Ronald Feisel | Tobias Mayer | 1970 gab es im gesamten Sultanat Oman nur zehn Kilometer geteerte Straßen und drei Schulen. Qabus setzte seinen Vater Sultan Said ab und führte das Land in die Moderne. Er reformierte das östlichste Land der Arabischen Halbinsel von Grund auf. | [
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] | Radio | 2016-02-29T13:03+01:00 | 2016-02-29T13:03+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/qabus-ibn-said-104~_mon-112024.html |
30. August 1872 – Potsdamer Bahnhof in Berlin eingeweiht | Am 30. August 1872 läuft ein Sonderzug aus Bad Gastein im Potsdamer Bahnhof ein. An Bord ist Kaiser Wilhelm I., der den Neubau einweihen soll. Aber ein längerer Maurerstreik hat die Arbeiten verzögert: Die Anlage ist noch nicht vollständig betriebsbereit. Kurzerhand lassen die Verantwortlichen Paravents aufstellen, damit der Kaiser die Baustelle nicht sehen muss. Der Kaiser lässt sich von dem Chaos nicht beeindrucken. Er schaut weder nach links und rechts, sondern durchquert den Bahnhof nach der Einweihung gemessenen Schritts. Dann steigt er in seine Kutsche und fährt Richtung Stadtschloss davon. Die Geschichte des Potsdamer Bahnhofs beginnt vierzig Jahre zuvor, in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. Ein "Ehrenpunkt" soll die Haltestelle sein, schreibt damals der Ingenieur August Leopold Crelle, "und zeigen, dass man auch hier der wunderbaren Kraft des Dampfes ebenso sich zu bedienen vermöge, wie es in anderen Ländern mit so vielem Aufsehen geschieht". Um in punkto Dampflok-Kraft vor allem gegenüber England aufzuholen, wird die Strecke Potsdam-Berlin zur Eisenbahn-Teststrecke erkohren. 1838 wird sie eröffnet. Der eigens dafür gebaute erste Potsdamer Bahnhof allerdings wird lieblos aus dem Boden gestampft. Der 1872 eingeweihte Neubau wird nötig, weil die Strecke schon bald aus allen Nähten platzt. Er ist mit seinen Bögen, Türmen, der ausladenden Loggia sowie mit seinen hohen, stuckverzierten Wartesälen nach dem damaligen Zeitgeschmack gebaut. Hinter seiner repräsentativen Fassade verbirgt sich eine hochmoderne Bahnhofshalle aus Stahl und Glas. Der Bahnhof am dicht befahrenen Potsdamer Platz wird schnell zum Durchgangspunkt vor allem für die arbeitende Berliner Bevölkerung. In den 20er Jahren laufen hier auch die Touristen aus der Provinz ein, um sich im Sündenbabel der Hauptstadt umzusehen – und werden gleich auf dem Vorplatz von den Dirnen empfangen. Im Zweiten Weltkrieg wird der Potsdamer Bahnhof ausgebombt und abgebaut. Danach läuft der Verkehr nur noch unterirdisch. Bis heute ist der Potsdamer Bahnhof unterirdisch geblieben: S-Bahn und U-Bahn fahren hier, ebenso wie ein paar Regionalzüge Richtung Hauptbahnhof. Ansonsten ist der Potsdamer Bahnhof seiner Anfangszeit treu geblieben: Auch der Nachwende-Neubau von 2006 wird nicht rechtzeitig fertig. Seine Fertigstellung verzögert sich um ganze vier Jahre. Stand: 30.08.2012 | Thomas Köster | Mit einem Sonderzug von Kaiser Wilhelm I. aus Bad Gastein wird der Potsdamer Bahnhof feierlich eröffnet. Heute fahren hier auf unterirdischen Gleisen neben S - und U -Bahnen nur noch ein paar Regionalzüge Richtung Hauptbahnhof. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:47+02:00 | 2015-10-07T11:47+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6916~_mon-122023.html |
18. Januar 1996 - Brandanschlag auf Asylbewerberheim in Lübeck | Lübeck, 18. Januar 1996: Um 3.42 Uhr geht bei der Polizei ein Notruf ein. "Hallo! Feuer! Polizei! Hafenstraße 52!", schreit eine Frau, die sich im dortigen Asylbewerberheim befindet. Kurz darauf ersticken die 32-Jährige und ihr fünfjähriger Sohn. Die Flammen breiten sich rasch aus. Die anderen Bewohner versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Einige klettern in Panik auf das Dach des dreistöckigen Hauses, andere springen aus den Fenstern in den Tod. Als die Feuerwehr eintrifft, stehen im zweiten Stock Kinder am Fenster. Doch das eingesetzte Leiterfahrzeug kippt um - sie sind verloren. Dafür können die Rettungskräfte die Überlebenden auf dem Dach bergen. Insgesamt sterben zehn Menschen, unter ihnen sechs Kinder. 35 Bewohner werden zum Teil schwer verletzt. Am Vormittag teilt die Polizei mit, es habe sich vermutlich um Brandstiftung gehandelt. Vier Verdächtige seien bereits gefasst worden. Die jungen Männer aus Mecklenburg-Vorpommern hätten sich in der Nähe des Brandortes aufgehalten. Daraufhin ist in den Medien vom verheerendsten rassistischen Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik die Rede. Nach der Wiedervereinigung war es Anfang der 1990er Jahre zu ausländerfeindlichen Krawallen und Anschlägen gegen Asylbewerber gekommen. Die Festgenommenen stammen zwar aus der rechten Szene. Doch am 19. Januar gibt die Lübecker Polizei bekannt, dass die Verdächtigen aus Grevesmühlen freigelassen worden sind. Zum Tatzeitpunkt seien sie an einer kilometerweit entfernten Tankstelle zufälligerweise von Beamten gesehen worden. Deshalb kämen sie als Täter nicht in Betracht. Für die an drei der vier Skinheads festgestellten Brandspuren hätten diese Erklärungen liefern können. Demnach habe einer einen Hund angezündet, einer ein Feuerzeug an einen Mofa-Tank gehalten und einer sich an einem Kohleofen verbrannt. Die Polizei verfolgt zu diesem Zeitpunkt bereits eine andere Spur. Beamte nehmen einen Libanesen und zwei seiner Brüder fest. Sie wohnten in der Asylunterkunft. Der 21-jährige Beschuldigte soll einem Sanitäter während der Rettungsarbeiten gesagt haben: "Wir waren es." Grund für die Brandstiftung sei demnach ein Streit mit anderen Bewohnern gewesen. Im September 1996 beginnt der Prozess. Im Juni 1997 spricht das Landgericht Lübeck den Mann jedoch aus Mangel an Beweisen frei. Die Frage, wie, wann und wo das Feuer ausbrach, kann im Verfahren nicht geklärt werden. Ein halbes Jahr später wird die Brandruine abgerissen. Währenddessen hat einer der Skinheads, der mittlerweile wegen Diebstahls inhaftiert ist, im Februar 1997 eine Aussage im Gefängnis von Neustrelitz gemacht. Er behauptet, die Gruppe aus Grevesmühlen hätte damals doch den Brand gelegt - und von einem Unbekannten mehrere tausend Mark erhalten. Nach einigen Tagen widerruft der Häftling allerdings sein Geständnis. Die Ermittlungen gegen die Grevesmühlener werden erneut eingestellt. Weil der Mann seine Aussage anschließend wiederholt und erneut einige Male widerruft, hält ihn die Justiz für unglaubwürdig. 1999 wird der libanesische Asylbewerber in einem zweiten Prozess, der wegen Verfahrensfehlern in der ersten Verhandlung nötig wurde, erneut freigesprochen. Als sich Ende 2011 der NSU selbst enttarnt, wird überprüft, ob die Brandstiftung auf das Konto der Rechtsterroristen geht. Doch Anfang 2012 teilt der damalige schleswig-holsteinische Justizminister Emil Schmalfuß mit: "Es gibt auch nach der Aufdeckung der Morde durch das Zwickauer Neonazi-Trio bislang keine neuen Erkenntnisse, die eine Aufnahme von Vorermittlungen oder gar Ermittlungen rechtfertigen würden." Wer den Brandanschlag begangen hat, ist bislang nicht aufgeklärt. Stand: 18.01.2016 | Dominik Reinle | In der Lübecker Hafenstraße steht auf einem großen grauen Stein: " Sie waren nach Deutschland gekommen, um hier Schutz zu finden. Zur Erinnerung an den Brandanschlag von 1996, bei dem zehn Menschen starben. " | [
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] | Stichtag | 2016-01-28T09:50+01:00 | 2016-01-28T09:50+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-brandanschlag-asylbewerberheim-luebeck-100~_mon-112012.html |
12. Oktober 2009 - Vor 30 Jahren: Erste Hörspielfolge der "Drei ???" erscheint | Oliver Rohrbeck darf nicht altern. In seiner Rolle als Privatdetektiv Justus Jonas hat er in den letzten dreißig Jahren gerade einmal vier Jahre zugelegt. Seit Folge 47 der Hörspiel-Serie "Die drei ???" darf der Anfang Vierzigjährige, ebenso wie seine Detektivkollegen Peter Shaw und Bob Andrews, als US-Bürger immerhin ein Auto fahren. "Das ist natürlich etwas komisch für mich, einen 16-Jährigen zu spielen", gibt Rohrbeck an. "Aber im Hörspiel kann man natürlich einiges behaupten." Erfunden hat die "Drei ???", die auf einem Schrottplatz im fiktiven kalifornischen Ort Rocky Beach ihr Hauptquartier haben, Anfang der sechziger Jahre der amerikanische Schriftsteller Robert Arthur. Als dieser Alfred Hitchcock gewinnen kann, sein Konterfei für die Buchtitel zur Verfügung zu stellen, entwickelt sich die Serie, nach Arthurs Tod 1969 von mehreren Autoren weitergeführt, unter dem Titel "The Three Investigators" zum Bestseller. Vor allem in Deutschland warten Kinder und Jugendliche sehnsüchtig auf den nächsten Band, in dem die drei Hobbydetektive mit flüsternden Mumien, tanzenden Teufeln, lachenden Schatten oder grünen Geistern zu kämpfen haben. 1990 wird die Serie in den USA eingestellt. Seitdem sind ausschließlich deutschsprachige Autoren für die Abenteuer der "Drei ???" verantwortlich.Am 12. Oktober 1979 erscheint mit "Die drei ??? und der Superpapagei" die erste Folge auch als Hörspieladaption. Oliver Rohrbeck und seine Kollegen Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) sind von Anfang an dabei. Danach erscheint zu allen deutschsprachigen Buchausgaben auch eine Version auf Tonträger. In Gastauftritten sind Schauspieler und Autoren wie Dirk Bach, Sky Du Mont, Harry Rowohlt oder Ilja Richter zu hören. Die Hamburger Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot steuert für die Folge "Im Bann des Voodoo" (1998) neben ihren Stimmen auch einen Song mit bei. Inzwischen sind über 130 Folgen der "Drei ???" erschienen. Mehr als 37 Millionen Schallplatten, Musikkassetten und CDs wanderten über die Ladentische. Von den gefragtesten Folgen verkaufen sich zeitweise über 600.000 Stück. Anders als ihre Helden, sind die Fans der "Drei ???" mit ihrer Hörspiel-Reihe mitgealtert. Etwa zwei Drittel aller Hörer sind heute zwischen 20 und 35 Jahre alt. Ob Männer oder Frauen, spielt dabei keine Rolle. Will man den Fansites im Internet Glauben schenken, dann firmiert die Serie nicht nur als Einschlafhilfe bei Alltagsstress, sondern auch als Helfer bei schweren Geburten.So soll eine Lena Justine während der Folge "Der unheimliche Drache", eine Emily bei "Die Geisterinsel" das Licht der Welt erblickt haben. Wie gut, dass es seit 2006 auch die "Drei ??? Kids" für kleinere Kinder als Hörspiel gibt. Stand: 12.10.09 | Thomas Köster (Dry) | Vor 30 Jahren: Erste Hörspielfolge der "Drei ???" erscheint | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T15:02+02:00 | 2015-10-06T15:02+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3988~_mon-072013.html |
18. Mai 1911 – Todestag des Komponisten Gustav Mahler | "Er lag da, bleich wie ein Sterbender, unbewegt, mit geschlossenen Lidern. Die abgezehrten Hände lagen müdegefaltet auf der Decke, zum ersten Mal sah ich ihn, den Feurigen, schwach." So beschreibt der mitreisende Schriftsteller Stefan Zweig Gustav Mahler nach dessen letzter Überfahrt aus New York bei der Ankunft 1911 in Cherbourg. Kurz darauf ist Mahler tatsächlich tot. Gerade einmal 50 Jahre ist Mahler da alt. Und hat der Welt ein Werk präsentiert, das seinesgleichen sucht. Geboren wird Mahler 1860 als Sohn eines jüdischen Schnapsbrenners und Gastwirts im böhmischen Kalischt. Schon als Kind brilliert er als Pianist. Mit 15 Jahren schafft er die Aufnahmeprüfung ans renommierte Wiener Konservatorium. 1880 wird Mahler Kapellmeister im Sommertheater in Bad Hall, 1891 erster Kapellmeister am Stadttheater Hamburg, wo er Tschaikowskis Oper "Eugen Onegin" in Deutschland erstaufführt. Von 1897 bis 1907 ist er erster Kapellmeister und Direktor der Wiener Hofoper. Mit seinem Motto "Tradition ist Schlamperei" will Mahler die Tonkunst erneuern, eckt aber vor allem an bei den Etablierten des Kunstbetriebs. So bleibt er selbst trotz seiner Karriere ein Außenseiter, der es niemandem recht machen kann, so sehr er sich auch aufreibt und ausbeutet für die Musik. Vor allem nicht der Musikkritik, die unbarmherzigen auch mit antisemitischen Ressentiments gegen ihn anschreibt. Musikalisch setzt Mahler auf Komplexität. Das zeigt vor allem seine achte Sinfonie, die er 1901 mit Erfolg in München aufführt. Zwei Chöre nebst Kinderchor hat Mahler dafür vorgesehen, acht Solostimmen, eine Orgel. Es geht um Liebe, Tod und Schöpfertum. Neun Sinfonien komponiert Mahler insgesamt, von der Zehnten schafft er zumindest ein Adagio. Wäre sie vollendet worden, hätte er sogar Beethoven übertrumpft. Im Februar 1911 dirigiert Gustav Mahler gegen den ausdrücklichen Rat seiner Ärzte in der Carnegie Hall zum letzten Mal. Auf dem Programm stehen italienische Zeitgenossen, Ferruccio Busonis "Berceuse élégiaque" wird uraufgeführt. Da ist Mahler schon von Fieberschüben geplagt. Aus der diagnostizierten Influenza wird eine bakterielle Entzündung des Herzens. Gerade hat Mahler Grundstück auf dem Semmering bei Wien gekauft, um sich in der guten Luft einen Ort der Ruhe zu schaffen – auch, um entspannter und fern der Wiener Turbulenzen komponieren zu können. Aber es ist zu spät, der Traum geht nicht mehr in Erfüllung. Gustav Mahler stirbt am 18. Mai 1911 in einem Wiener Sanatorium. Autor des Hörfunkbeitrags: Holger NoltzeRedaktion: Hildegard Schulte "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Mai 2021 an Gustav Mahler. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 19.05.2021: Vor 140 Jahren: Geburtstag von Mustafa K. Atatürk | Thomas Köster | Gustav Mahler ist einer der der zentralen Komponisten der Spätromantik. Zu Lebzeiten als Dirigent bewundert und gefürchtet, reformiert er als Operndirektor das Musiktheater. Und wird doch von Kritikern verrissen und in Intrigen zerrieben. | [
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9. Dezember 1919 – Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn wird geboren | Ihre Fotos zeigen Maria Callas beim Schnorcheln, König Juan Carlos beim Ping-Pong oder Margaret Thatcher vertraut neben Sean Connery. Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn fotografiert Schauspieler, Künstler, Politiker und den Hochadel, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Und Gelegenheiten gibt es viele. Als Ur-Ur-Ur-Urenkelin von Kaiserin Maria Theresia ist sie mit dem europäischen Hochadel verschwägert und vertraut. Sie trifft die Prominenz bei Familienfesten, in St. Moritz oder bei Autorennen, die Kamera immer im Gepäck. "Meine armen Kollegen, jeder einzelne hat besser fotografiert als ich", räumt sie einmal ein. "Aber sie hatten nicht den Vorteil, den ich hatte, dass ich eingeladen bin und über die Absperre drüber steigen kann." Geboren wird die spätere Fürstin als Marianne Mayr Melnhof in Salzburg. Zu Kaisers Zeiten wäre sie eine Baroness gewesen, doch bei ihrer Geburt am 9. Dezember 1919 ist Österreich eine Republik. Der Adel ist abgeschafft. Ihren ersten Fotoapparat bekommt sie mit neun Jahren geschenkt. Ihre Gouvernante lässt Marianne jedes Fotos ordentlich beschriften und ins Album kleben. So behält sie es die folgenden Jahrzehnte bei und verfügt heute über ein Archiv mit rund 300.0000 Bildern. Während des Besuchs der Münchner Kunstschule verliebt sie sich in Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und wird durch die Heirat 1942 zur Fürstin. Als ihr Ehemann 1962 bei einem tragischen Verkehrsunfall stirbt, muss die Fürstin die fünf Kindern alleine großziehen. Ihre Freundin Lilli Palmer bringt sie bei einem gemeinsamen Urlaub auf die Idee, ihr Hobby zum Beruf auszubauen. "Warum verkaufst Du denn nicht Bilder?", fragt Palmer. Die Regenbogenpresse greift sofort zu. Für die Urlaubsfotos von Lilli Palmer bekommt die Fürstin 4.000 D-Mark. "Das war einer der größten Glücksmomente meines Lebens", erinnert sich Marianne Fürstin Sayn-Wittgenstein-Sayn später. Ihre Karriere als Gesellschaftsfotografin entwickelt sich prächtig. Die stets präsente Kamera stört den prominenten Freundeskreis indes nicht, niemals verkauft sie diffamierende Fotos an die Gazetten. Caroline von Monaco verpasst ihr den freundlich gemeinten Spitznamen "Mamarazza". Im Alter muss sie mit dem Fotografieren aufhören: Sie sehe schlechter, sagt sie. Ihren 100. Geburtstag will die Fotografin mit ihrer Familie in Salzburg feiern: Diese ist in einem Jahrhundert auf fünf Kinder, 20 Enkel, 31 Urenkel und 3 Ur-Ur-Enkel angewachsen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Dezember 2019 ebenfalls an den Geburtstag der Fotografin Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 10.12.2019: Vor 220 Jahren: Urmaße (Meter und Kilo) werden für verbindlich erklärt | Anke Fricke | Als Ur-Ur-Ur-Urenkelin von Kaiserin Maria Theresia geht Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn beim europäischen Hochadel ein und aus. Immer mit dabei: ihre Kamera. | [
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] | Stichtag | 2019-12-09T08:45+01:00 | 2019-12-09T08:45+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-marianne-fuerstin-zu-sayn-wittgenstein-sayn-100~_mon-082024.html |
9. April 1241 - Sieg der Mongolen in Schlesien | Die Mongolen stehen vor den Toren, und niemand kann sie stoppen. Brandschatzend, vergewaltigend und mordend ziehen die asiatischen Truppen unaufhaltsam Richtung Westen. So jedenfalls erscheint es im Jahr 1241 nach der Schlacht bei Liegnitz. Die englischen Fischer trauen sich nicht mehr, zum Heringsfang auf die Nordsee zu fahren, und auch im Rheinland herrscht große Besorgnis. "In diesem Jahr hörten wir von der tödlichen Niederlage des Christenvolks, vom Auftauchen der Tartaren, von deren Grausamkeit uns die Ohren klingen und unsere Herzen zittern", schreibt etwa der Chronist der Kölner Benediktinerabtei St. Pantaleon. Für viele Christen muss die Kunde vom Ansturm der Mongolen wirken wie der Beginn des Jüngsten Gerichts. Tatsächlich wollen die Mongolen in der Nachfolge Dschingis Khans wohl die Weltherrschaft. Bereits in den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts dringen Zeugnisse ihrer Eroberungszüge in die Regionen nördlich vom Kaspischen Meer auch nach Westeuropa. Den dortigen katholischen Fürsten und Geistlichen ist es zunächst nur recht, dass die Mongolen gegen die "abtrünnigen" Christen der orthodoxen Ostkirche vorgehen. Als dann Gerüchte aufkommen, dass die Truppen es auch auf Europa abgesehen haben, wird es aber auch ihnen mulmig. Kundschafter werden ausgesandt. Anfang 1238 kehrt der Dominikanermönch Julianus mit einem Brief zurück, in dem der mongolische Großkhan Ögedi den ungarischen König Béla IV. auffordert, sich zu unterwerfen. Aber die Ritter von Ungarn, Polen und Schlesien fühlen sich stark genug, der Drohung zu trotzen. Währenddessen rücken die Truppen, die von Söhnen und Enkeln des Dschings Khan angeführt werden, immer näher. Sie erobern Kiew, brennen Krakau nieder und fallen schließlich Anfang April 1241 in Schlesien ein. Zu dieser Zeit ist Europa ein politischer Flickenteppich aus Fürsten- und Königtümern. Nie hat man mit Bündnissen gegen eine Bedrohung aus dem Osten vorgesorgt. Mit Unterstützung Böhmens und Österreich kann Herzog Heinrich von Schlesien gerade einmal einige tausend schwerfällig bewaffnete Kämpfer aufbringen, die am 9. April 1241 bei Liegnitz, 60 Kilometer westlich von Breslau, einer Übermacht aus beweglichen und mit Pfeil und Bogen bewaffneten Reitern gegenüberstehen. Über die Taktik der Mongolen bei Liegnitz ist nichts überliefert. Aber vermutlich folgen sie ihrer üblichen Strategie, heranpreschend Pfeile auf die christlichen Truppen zu schießen und dann vermeintlich zu fliehen, um die ihnen ungeordnet folgenden Ritter zu umzingeln und niederzumetzeln. Herzog Heinrich fällt, seine Truppen werden vernichtet. Zwei Tage später besiegt eine zweite mongolische Armee auch das Heer von König Béla. Warum die Mongolen ihren Siegeszug nicht bis zum Ende fortsetzen und Europa erobern, ist bis heute unklar. Fest steht, dass die Kämpfer sich zurückziehen und Schlesien sich erholen kann. Der Rückzug ermöglicht es den schlesischen Herrschern, die Niederlage in eine Heldengeschichte umzudeuten: Immerhin stimmt es, dass der Mongolensturm bei Liegnitz zum Stillstand kam. Am Ort der Schlacht wird ein Benediktinerkloster gestiftet, das bis heute besteht. Stand: 09.04.2016 | Thomas Köster | Stichtag - 09.04.1241: Sieg der Mongolen in Schlesien | [
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] | Stichtag | 2016-04-09T13:17+02:00 | 2016-04-09T13:17+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/schlacht-bei-liegnitz-100~_mon-032011.html |
07. Mai 2007 - Vor 100 Jahren: Eröffnung des Tierparks Hagenbeck | 1848 gehen den Fischern von Carl Hagenbeck senior sechs Seehunde ins Netz. Statt die Tiere zu töten oder zurück ins Meer zu bringen, verfrachtet der Hamburger Händler sie kurzerhand auf die Reeperbahn, um sie in zwei hölzernen Bottichen auszustellen. Hagenbecks kleine Tierschau wird zur Sensation, ihr Erfinder ist um eine neue Geldquelle reicher. Von nun an veranstaltet er regelmäßig Expeditionen, um möglichst exotische Tiere nach Deutschland zu holen und dort zu zeigen. Als Carl Hagenbeck junior den Tierhandel seines Vaters erbt, baut er ihn zum professionellen Unternehmen aus. Vier bis fünf Expeditionen schickt er jährlich nach Afrika, später in die ganze Welt. Die Beute wandert in die Privatzoos von Herrschern, Adeligen und reichen Geschäftsleuten. 1907 gründet Hagenbeck in Hamburg seinen berühmten Tierpark für Jedermann. Es ist der erste gitterlose Zoo der Welt. Per Patent sichert sich der Unternehmer seinen Einfall, die Tiere nicht im Käfig, sondern in Freigehegen auszustellen, deren Flora den Landschaften ihrer Herkunftsländer nachempfunden ist. Publikum und Tiere werden durch tiefe Gräben getrennt, so dass für den Besucher die spannende Illusion der freien Wildbahn entsteht. Mit dieser Idee revolutioniert Hagenbeck die Zoo-Architektur. Heute folgen fast alle großen Tierparks diesem Konzept. Aber Hagenbeck belässt es nicht bei Tieren. Seit 1874 richtet er auch so genannte Völkerschauen aus. Ganze Dörfer mitsamt ihrer Boote, Zelte und Alltagsgegenstände lässt er aus Afrika, Südamerika, Asien und Sibirien holen, um sie vorzuführen. Rund 70 dieser Völkerschauen finden im Tierpark Hagenbeck statt. Erst in den dreißiger Jahren werden sie eingestellt. Stand: 07.05.07 | Thomas Köster | Vor 100 Jahren: Eröffnung des Tierparks Hagenbeck | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T12:12+02:00 | 2015-10-05T12:12+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2404~_mon-022009.html |
1. November 1996 - Ladenöffnungszeiten werden gelockert | Wie lange dürfen Geschäfte geöffnet sein? Schon seit Gründung der Bundesrepublik sorgt diese Frage für Streit. Die Konfliktlinie ist klar: Auf der einen Seite stehen der Handel zusammen mit den Kunden, auf der anderen Seite die Verkäufer. Zunächst machen sich die jungen Bundesländer ihre jeweils eigenen Ladenöffnungsgesetze. 1952 werden diese jedoch vom Bundesverfassungsgericht kassiert. Eine bundesweit einheitliche Regelung soll geschaffen werden, damit gleiche Voraussetzungen für alle herrschen. Die Verkäufer machen Druck. Noch immer haben sie im Unterschied zu anderen Berufsgruppen eine Sechs-Tage-Woche. 1954 kommt es in München sogar zum sogenannten Kaufhauskrieg. Bei Demonstrationen und Straßenschlachten heißt es auf Plakaten: "Wir fordern ein freies Wochenende". Während Warenhäuser vom Kaufboom profitieren wollen, wehren sich deren Angestellte gegen längere Öffnungszeiten. Nach heftigen Debatten im Parlament wird 1956 endlich ein Bundesgesetz über den Ladenschluss beschlossen. Darin steht, wann die Geschäfte zu sein müssen: an Sonn- und Feiertagen, montags bis freitags bis sieben Uhr und ab 18.30 Uhr, sonnabends bis sieben Uhr und ab 14 Uhr. Nur an den vier Samstagen vor Weihnachten ist erst um 18.00 Uhr Feierabend. Diese Regelungen treten 1957 in Kraft. Immer wieder versucht der Handel, die Vorschriften zu lockern. Eine Änderung scheitert aber regelmäßig am Bollwerk aus Gewerkschaften und den Geschäftsinhabern, für die sich längere Öffnungszeiten nicht lohnen und die ihre geschäftliche Existenz daher durch Einkaufszentren bedroht sehen. Ebenfalls gegen eine Lockerung sind die Kirchen, die für einen arbeitsfreien Sonntag kämpfen. Die Wende kommt im Oktober 1989, als der "Lange Donnerstag" eingeführt wird. Die Geschäfte dürfen an diesem Wochentag bis 20.30 Uhr offen bleiben. Viele Beschäftigte sprechen vom "Schlado", dem "Scheißlangendonnerstag". Mitte der 1990er Jahre bringt die Regierung von Helmut Kohl (CDU) die erste beachtliche Ausweitung des Ladenschlusses auf den Weg - beflügelt von Studien, die ein Umsatzplus von 20 Milliarden Mark vorhersagen. Am 1. November 1996 tritt das neue Ladenschlussgesetz in Kraft. Die Öffnungszeiten werden werktags von 18.30 Uhr auf 20.00 Uhr sowie samstags von 14.00 Uhr auf 16.00 Uhr ausgedehnt. Dafür fällt - ausgenommen an den vier Wochenenden vor Weihnachten - der "Lange Samstag" weg. Für die Kunden bedeutet das eine Verbesserung. Statt wie bisher 64,5 Stunden pro Woche können sie jetzt wöchentlich 80 Stunden einkaufen. Weitere Liberalisierungen folgen: Ab Juni 2003 können Geschäftsleute ihre Läden an Samstagen wie schon an den anderen Werktagen bis 20.00 Uhr öffnen. Drei Jahre später wird der Spielraum noch größer, als die Entscheidungskompetenz über die Ladenöffnungszeiten wechselt. Nach der Föderalismusreform entscheidet nicht mehr die Bundes-, sondern wieder die Länderebene: Ab 2006 ist Ladenschluss erneut Ländersache. Jedes Land kann nun die Öffnungszeiten regional anpassen. Allein die Sonntagsruhe bleibt per Arbeitszeitgesetz geschützt. Erlaubt sind aber Ausnahmen wie zum Beispiel verkaufsoffene Sonntage. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 02.11.2016: Vor 250 Jahren: Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz wird geboren | Dominik Reinle | Wenige Themen bewegen die Bundesrepublik von Anfang an so wie dieses: Die Frage, wie die Ladenöffnungszeiten zu regeln sind, führt schon in den 1950er Jahren zu Debatten. Ein wichtiges Datum ist der 1. November 1996 - als Verlängerungen in Kraft treten. | [
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] | Stichtag | 2016-11-01T00:00+01:00 | 2016-11-01T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-lockerung-ladenschlussgesetz-100~_mon-092016.html |
Das Parookaville-Festival 2024 geht zu Ende | 75.000 Besucher pro Tag, 225.000 am gesamten Wochenende: Parookaville-Mitbegründer Bernd Dicks ist glücklich mit dem diesjährigen Festival: "Alles hat super funktioniert. Sicherlich gab's hier und da bei der An- und Abreise mal nen Holpler. Das lag unter anderem an 'nem brennenden Stoppelfeld. Aber auch das haben wir am nächsten Tag direkt verbessert. Ich denke, dass hier das Feedback sehr, sehr positiv ist." Auch aus Sicht der Polizei ist das Festival friedlich verlaufen. Es habe keine schweren Zwischenfälle gegeben, sagt Stefan Sparberg, Sprecher für die Polizei im Kreis Kleve. Insgesamt hätte es, gemessen an der Besucheranzahl, nur wenige Einsätze für die teilweise zivilen Polizeistreifen gegeben. Am Samstag, dem vorletzten Abend des Festivals, wurden die Besucher von Starkregen überrascht. Auf dem Gelände am Flughafen, auf dem viele Besucher übernachteten, baten die Veranstalter die Gäste, ihre Zelte wegen des Wetters zu schließen und am Boden zu sichern Das dreitägige Electronic-Music-Festival findet auf dem ehemaligen Militärflughafen der Royal Air Force statt, der Teil des Flughafens Weeze ist. Die Camper sind teilweise schon seit Mittwoch auf dem Gelände und haben gefeiert, darunter eine "Silent Party" mit tausenden Kopfhörern, mit denen die Besucher aus drei verschiedenen Musikrichtungen auswählen konnten. Die Anreise verlief laut Polizei und Veranstalter ruhig. Es habe nur kleine Staus gegeben, ein Chaos sei ausgeblieben. In den vergangenen Jahren waren die rund 50.000 Camper erst am Donnerstag angereist, was zu langen Staus und teils stundenlangen Wartezeiten auf Landstraßen rund um das Festival-Gelände geführt hatte. Ein besonderes Highlight des Festivals ist die Mainstage, die jedes Jahr neu entworfen und immer erst zu Beginn des Festivals enthüllt wird. In diesem Jahr wurde die Fläche vor der Mainstage vergrößert, sodass nun etwa 60.000 Besucher davor Platz finden. Ein getrenntes Zu- und Ausgangssystem sollte für ein entspanntes Betreten und Verlassen der Fläche sorgen. Auf insgesamt 13 Bühnen und im Online-Livestream legten über 300 internationale Star-DJs und lokale Künstler auf. "Wir freuen uns über ein starkes Line-Up mit einer üppigen Mischung aus Weltstars, aufstrebenden Acts, zahlreichen Geheimtipps, vielen neuen Gesichtern und einzigartigen Kollaborationen, die unsere besondere Nähe zu vielen Artists erst möglich macht", sagte Bernd Dicks vorab. Neben Headlinern wie Robin Schulz, Hardwell, Paul Kalkbrenner, Scooter, Steve Aoki, Felix Jaehn und Oliver Heldens traten in diesem Jahr beispielsweise auch Alexander Marcus auf – "der König der Extravaganz kommt mit 'Hundi', 'Hawaii Toast' und 'Papaya' zurück auf Bill's Factory", heißt es in einer Pressemitteilung. Auch Schlagersänger Heino sowie die Rapper Eko Fresh und Ski Aggu sind aufgetreten. Das Festival wird als eigene Stadt inszeniert, die einmal im Jahr zum Leben erweckt wird. Das Gelände ist dabei in verschiedene "Stadtteile" aufgeteilt und die Besucher sind folglich die "Citizens of Parookaville". Neu in diesem Jahr ist der sogenannte Theatre-District, der Varieté-Shows, Podcasts, Zirkus & Akrobatik sowie Drag- & Burlesque-Shows bieten soll. Namensgeber des Festivals ist der fiktive Gründervater "Bill Parooka", dem auf dem Gelände sogar ein Denkmal gesetzt wird. Das Festival-Motto: "Mögen Wahnsinn, Liebe und pure Glückseligkeit regieren!" In der "Parooka Church" hat jedes Jahr ein Paar die Chance auf eine standesamtliche Hochzeit mit prominentem Trauzeugen. In den vergangenen Jahren waren das unter anderem "Evil" Jared Hasselhoff, der ehemalige Bassist der Bloodhound Gang, sowie DJ Moguai und der Rapper MC Fitti. In diesem Jahr haben sich auf dem Festival Esther und Martin das Ja-Wort gegeben. Ihr Trauzeuge war DJ und Produzent Marten Hørger. Auch die anderen Besucher haben in der Kirche die Möglichkeit, sich in fake weddings "trauen" zu lassen. Ein weiteres Element der fiktiven Stadt ist das Gefängnis ("Jail"), in dem sich Besucher in Gefängniszellen tätowieren lassen können. Passend zu den meist sommerlichen Temperaturen gibt es außerdem einen 700 Quadratmeter großen Pool auf dem Gelände. Dort ist die DLRG für die Sicherheit der Festival-Gäste im Einsatz. Das Parookaville-Festival ist eines der größten EDM-Festivals in Deutschland. Seit 2015 hat es sich für die Region zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Vor und während der Veranstaltung arbeiten bis zu 6.000 Personen auf dem Gelände. Lokale Handwerksfirmen und Veranstaltungstechniker profitieren von dem Festival, heißt es vom Veranstalter. Unsere Quellen: | Christian Richter | Am Airport Weeze endet heute das Parookaville-Festival . Es zählt zu den größten Festivals in Deutschland. | [
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"18.07.2024"
] | Nachrichten | 2024-07-18T06:00+02:00 | 2024-07-23T20:00+02:00 | https://www1.wdr.de//nachrichten/rheinland/parookaville-2024-weeze-100~_oid-galparookaville-festival-weeze-1101_position-6.html |
24. September 1572 - Letzter Inka-Herrscher Túpac Amaru hingerichtet | Mit nur 160 Mann bricht der Spanier Francisco Pizarro 1531 in die unbekannten Weiten Südamerikas auf. Sein Ziel: das mythische Goldland "El Dorado" zu finden. Nach einem Jahr gelangt Pizarro in das Reich der Inka in Peru. Obwohl sein wilder Haufen nur aus alten Soldaten, Abenteurern und gestrandeten Existenzen besteht, unterwirft er 1532 in der Schlacht bei Cajamarca handstreichartig den Inka-König Atahualpa und lässt ihn hinrichten. In wenigen Jahrzehnten gelingt es Spanien, das riesige Inka-Reich beinahe völlig zu erobern. 1570 ist es auf die kleine Region Vilcabamba hoch in den Anden zusammengeschmolzen. Dort wird der junge, unerfahrene Túpac Amaru, die "Leuchtende Schlange", zum König der wenigen in der Region noch lebenden Inka-Gruppen. Von Vilcabamba geht keine Gefahr für die Spanier aus. Doch Spaniens Vizekönig Francisco de Toledo will ein Exempel seiner Allmacht statuieren. Er lässt die letzte Inka-Bastion erobern, den 27-jährigen Herrscher festnehmen und zum Tode verurteilen. Zur Hinrichtung lässt Vizekönig de Toledo den Herrscher, den die Bonner Historikerin Kerstin Nowack als "harmlosen jungen Mann" schildert, in die Anden-Metropole Cusco schaffen. Gefesselt und von Hunderten Soldaten eskortiert, wird er am 24. September 1572 vor 15.000 Menschen zum Schafott geführt. Mit einem Ruf bringt Túpac Amaru die Menge zum Schweigen. Er prophezeit seinem Volk, dass er nicht sterben werde, sondern zurückkehre, um das Unrecht der Unterdrücker zu sühnen. Dann tut der Henker seine Pflicht und enthauptet den letzten Herrscher der Inka mit einem einzigen Schlag. Selbst Fürbitten von Spaniern, vor allem von Klerikern, hatten den Vizekönig nicht erweichen können, auf die Hinrichtung zu verzichten, weiß Kerstin Nowack. "Er wollte seine große Geste haben und die hat er bekommen." Doch die Enthauptung Túpac Amarus, der nur ein Jahr König war, schafft einen Mythos wie drei Jahrhunderte später der gewaltsame Tod von Che Guevara. Túpac Amarus Prophezeiung beginnt sich schon 1780 zu bewahrheiten. Der Mestize José Gabriel Condorcanqui erklärt sich als Túpac Amaru II. zu dessen legitimem Nachfolger und organisiert den ersten großen Aufstand gegen die gnadenlose Ausbeutung durch die Kolonialherren. Auch er wird gefangen genommen und 1781 in Cusco hingerichtet. Mit dem Verscharren seiner Überreste an verschiedenen Orten und der Zerstörung seines Hauses soll jede Erinnerung an den Befreiungskämpfer ausgelöscht werden. Doch "Túpac Amaru" gibt fortan dem Kampf der indigenen Bevölkerung gegen ihre Unterdrückung einen Namen. Lateinamerikanische Dichter wie Alejandro Romualdo und Pablo Neruda oder der Liedermacher Victor Heredia machen Túpac Amaru in ihren Werken unsterblich. In den 1960er Jahren benennt sich die Guerilla-Bewegung Uruguays, die "Tupamaros" nach dem Inka-König und seinem Nachfahren. Auch die Stadtguerilla in Europa, etwa die "Tupamaros West-Berlin", greift den symbolischen Kampfnamen auf. Genauso wie Lesane Parish Crooks, besser bekannt als Rapper Tupac Shakur, der mit seinen Texten die Benachteiligung der Schwarzen in den USA anklagt. 1996 wird die vorerst letzte "Reinkarnation" von Túpac Amaru unter ungeklärten Umständen erschossen. Stand: 24.09.2012 | Bernd Rexing | 1570 hat der Spanier Pizarro das Anden-Reich Peru beinahe ganz erobert. Nur eine kleine Gruppe des Inka-Volkes konnte überleben - angeführt von Túpac Amaru. Nach nur einem Jahr an der Macht wird der letzte Herrscher der Inkas von den Spaniern hingerichtet. | [
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3. März 1912 - DDR-Politiker Klaus Gysi wird geboren | Der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, wurde mit 23 Jahren der jüngste Rechtsanwalt in der DDR. Um das zu erreichen, müsse man schon den Papst zum Vater haben, spottet eine Studienkollegin einmal. Gysi ist, was man im Arbeiter- und Bauernstaat ein Heldenkind nannte, das Kind eines Siegers der Geschichte. Er ist der Sohn von Klaus Gysi, dem langjährigen Kulturpapst der DDR. Klaus Gysi, so beschreibt ihn der aus Ostdeutschland stammende Publizist und Gregor-Gysi-Biograf Jens König, "hing mit jeder Faser seines Körpers an der DDR". 1912 in Berlin-Neukölln geboren, besucht der jüdische Arztsohn unter anderem die Odenwaldschule und studiert Volkswirtschaft in Frankfurt/Main, an der Pariser Sorbonne und in Berlin. 1931 tritt er in die KPD ein und arbeitet im antifaschistischen Widerstand. Nach seiner Verweisung von der Universität Berlin 1935 emigriert Gysi zunächst nach Cambridge, dann nach Paris. 1940 ruft ihn seine Partei aus dem Exil zurück. Gysi lässt sich auf das "Himmelfahrtskommando" (Jens König) ein und arbeitet als Verlagsangestellter bis Kriegsende unter Lebensgefahr im politischen Untergrund. Nach der Zwangsvereinigung von Sozialdemokraten und Kommunisten in der Sowjetzone tritt Klaus Gysi 1946 der neu gegründeten SED bei. Dort hat er zunächst einen schweren Stand, denn die Sozialistische Einheitspartei soll von bürgerlichen Intellektuellen gesäubert werden. Gysis Reaktion: Er arbeitet als "geheimer Informator" für die Stasi. "Lieber ich, ein gebildeter, kultivierter, weltgewandter Mann übernimmt diese Aufgabe statt ein anderer", umreißt Jens König Gysis innere Rechtfertigung für die Spitzelarbeit. 1957 vertraut die SED Gysi als Bewährungsprobe die Leitung des Aufbau-Verlags an. Er soll das renitente Aushängeschild der DDR-Literatur wieder auf Linie bringen. Gysi erfüllt die Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit von Parteichef Walter Ulbricht. 1966 befördert er den ebenso eloquenten wie kontaktfreudigen Intellektuellen zum Kulturminister. Marcel Reich-Ranicki porträtiert Gysi damals in einem Artikel der "Zeit" als einen im Sozialismus seltenen Charakter: "Er ist parteiergeben und doch intelligent, moskauhörig und zugleich beweglich. … Er ist ein Fanatiker, mit dem sich dennoch reden lässt." Auch Gysi lässt unliebsame Bücher verbieten, "er konnte es den Betroffenen nur besser erklären", so der Biograf König. Ebenso wie König schildert Gregor Gysis Schwester Gabriele, die der DDR 1985 den Rücken kehrt, ihren Vater trotz des Ministeramts als eher "mittleren Abteilungsleiter" des Parteiapparats. "Mein Vater war immer wichtig als intellektueller Partner, aber niemals ein wesentlicher Entscheidungsträger." Verglichen mit anderen Partei-Größen sei er "eigentlich ein Machtloser" gewesen. Bis 1973 steht Gysi an der Spitze des Kulturministeriums. Danach wird er, vom Politbüro inzwischen als vertrauenswürdiger "Feuerwehrmann" geschätzt, Botschafter in Italien, im Vatikan und in Malta. 1979 befördert ihn SED-Chef Erich Honecker zum Staatssekretär für Kirchenfragen. Der gewandte Vermittler soll die regimekritischen Stimmen in den Kirchen unter Kontrolle bringen. Dies gelingt Gysi lange Zeit. Doch je mehr die Kirchen zum Sammelbecken der Opposition werden, umso mehr fällt er wegen "zu lascher Haltung" in Ungnade. 1988 schickt das Politbüro den 76-Jährigen endgültig in den Ruhestand. Nach dem Mauerfall und dem Zusammenbruch der DDR tritt Klaus Gysi der SED-Nachfolgepartei PDS bei, die von seinem Sohn Gregor geführt wird. Am Einigungsprozess kann er sich aber nicht mehr beteiligen. In seinen letzten Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls leidend, stirbt Klaus Gysi am 6. März 1999 in Berlin. Stand: 03.03.2012 | Bernd Rexing | Zehn Jahre überlebt er das System, dem er als Kommunist treu diente. Zu den Betonköpfen der SED gehörte der Vater von Gregor Gysi jedoch nie. "Funktionär geworden - Intellektueller geblieben", kommentiert Marcel Reich-Ranicki 1966 die Berufung Klaus Gysis zum DDR-Kulturminister. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:13+02:00 | 2015-10-07T11:13+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6454~_mon-012016.html |
11. November 1967 – Satzung der Bundesvereinigung gegen Fluglärm | Krach macht krank. Davon ist Kurt Oeser überzeugt. Trotzdem ist der Pfarrer im hessischen Mörfelden nicht grundsätzlich gegen den Frankfurter Flughafen. Immerhin hat der Luftverkehr seiner Gemeinde wie der ganzen Rhein-Main-Region zu einigem Wohlstand verholfen. Aber die "Startbahn West", glaubt er, schadet der Bevölkerung. Und er ist ein allzu krasser Einschnitt in die Natur. "Ich habe nichts gegen den Flughafen", sagt Oeser dem entsprechend. "Aber ich habe etwas gegen diesen Kahlschlag, gegen diese einmalige Zerstörung eines wichtigen Lebensraums." Für Oeser beginnt der Ärger 1962, als die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens beschließt, eine rund vier Kilometer lange Startbahnschneise in den Wald zu schlagen, um dem stetig gestiegen Flugverkehr Herr zu werden. Zwei Jahre später schreibt der Pfarrer seinen ersten Protestbrief an den damaligen Ministerpräsidenten des Landes, Georg August Zinn (SPD). Auch Unterschriftenaktionen gehen auf sein Konto. Aber weder Politik noch Wirtschaft lassen sich erweichen. Da gründet Oeser 1965 eine Bürgerinitiative. Aus ihr geht später die Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V. (BVF) hervor. Am 11. November 1967 wird deren Satzung verabschiedet. 1971 trägt die BVF maßgeblich dazu bei, dass das Fluglärmschutzgesetz verabschiedte wird. In ihm ist unter anderem auch verankert, dass die Bundesvereinigung gegen Fluglärm Vertreter in etwaige Fluglärmschutz-Kommissionen entsenden darf. Auch an den Ausschüssen für die Erarbeitung von DIN-Normen in Sachen Lärmschutz wird sie beteiligt. Auch die BVF kann die "Startbahn West", die nach massiven Demonstrationen und polizeilichen Räumungsaktionen des berühmten "Hüttendorfs" im Wald bei Mörfelden 1981 schließlich gebaut wird, nicht verhindern. Aber sie markiert den Beginn einer bürgerlichen Protestwelle, die in zahlreichen Bürgerinitiativen gegen Flughafenbau und Flughafenausbau im ganzen Bundesgebiet mündet. Heute existieren fast einhundert Bürgerinitiativen, die im Bundesvereinigung gegen Fluglärm zusammengeschlossen sind und gegen seelische sowie ökologische Umweltverschmutzung durch Verkehrs- und Militärflughäfen kämpfen. Hinzu kommen noch 40 Städte und Gemeinden, die direkt von Fluglärm betroffen sind. Oft sind sie bei ihrer Arbeit erfolgreich. Im Sommer 2012 etwa gelang es den Bürgern von München, mit einem Bürgerentscheid das Projekt einer zusätzlichen driten Start- und Landebahn zu stoppen. Stand: 11.11.2012 | Thomas Köster | Krach macht krank: Diesem Grundsatz folgt die "Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V." ( BVF ). Sie engagiert sich gegen die akustische Umweltverschmutzung durch den Luftverkehr und bildet Mitglieder von Lärmschutzkommissionen aus. | [
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25. Oktober 2004 - Vor 85 Jahren: Beate Uhse wird geboren | Mit Knaus-Ogino fängt alles an: Nach Kriegsende wird Beate Uhse von vielen Nachbarinnen gebeten, aufzuschreiben, wie man nach der Knaus-Ogino-Methode verhütet. Sie verfasst 1948 eine kleine Broschüre, nennt sie "Schrift X" - und verkauft schon im ersten Jahr 32.000 Exemplare für zwei Reichsmark pro Stück. Als die Kundinnen vorsichtig nach Kondomen und "Anregungsmitteln" fragen, begreift Beate Uhse, welche Marktlücke sie entdeckt hat. 1951 gründet sie ihr "Spezial-Versandhaus für Ehe- und Sexualliteratur und für hygienische Artikel". Heute ist die Beate Uhse AG das größte Sex-Unternehmen der Welt.Beate Uhse wird am 25. Oktober 1919 als Tochter eines ostpreußischen Gutsherrn und einer Landärztin geboren. Nach einer Haushaltslehre macht Beate mit 18 Jahren ihren Pilotenschein, heiratet ihren Fluglehrer, Hans-Jürgen Uhse, und wird im Zweiten Weltkrieg Testpilotin in einem Flugzeugwerk. Ab 1943 fliegt sie - zuletzt im Rang eines Hauptmannes - für ein Überführungsgeschwader der deutschen Luftwaffe Jagdmaschinen. "Dann war der Krieg zu Ende und mir gelang es, mit der letzten noch flugfähigen kleinen Maschine von Berlin nach Schleswig-Holstein zu fliegen. Mit an Bord: Mein kleiner, knapp zweijähriger Sohn, meine Kinderpflegerin, ein Bordmonteur von uns und zwei verletzte Soldaten", erinnert sich Beate Uhse. Ihr Mann war als Staffelkapitän eines Nachtfluggeschwaders im Krieg gefallen. Der Flug endet in der Nähe von Flensburg. Die 26-Jährige besorgt sich einen Wandergewerbeschein und verkauft Einkaufstaschen, Knöpfe und Spielzeug. 1949 heiratet sie den Flensburger Kaufmann Ernst-Walter Rotermund, nennt ihren zwei Jahre später gegründeten Versand aber Uhse - wohlwissend dass der Name Rotermund anrüchig wirken könnte. Anfangs kämpft sie mit juristischen Problemen: "Die kamen entweder von der katholischen Kirche oder den Staatsanwälten." Doch die rund 2.000 Ermittlungsverfahren verhindern ihren Erfolg nicht. Im Dezember 1962 eröffnet Beate Uhse in Flensburg den weltweit ersten Sexshop unter der Bezeichnung "Institut für Ehehygiene". Zum Beate-Uhse-Imperium gehören mittlerweile neben Versandhandel und Erotik-Shops auch Filmproduktionen sowie ein Internetauftrit und eine Fernsehsendung im Pay-TV. Ihren letzten großen Auftritt hat Beate Uhse 1999 beim Börsengang ihres Unternehmens. Am 16. Juli 2001 stirbt sie im Alter von 81 Jahren an einer Lungenentzündung. Die Stadt Flensburg verabschiedet sich mit einer fröhlichen Trauerfeier - wie sie es sich gewünscht hat. Stand: 25.10.04 | reinle (konrad) | Vor 85 Jahren: Beate Uhse wird geboren | [
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19. Juni 1811 - Friedrich Ludwig Jahn eröffnet ersten Turnplatz | Am 19. Juni 1811 trauen die Besucher der Hasenheide in Berlin ihren Augen nicht. Mitten im beliebten Volkspark tummeln sich plötzlich Männer in grauen Drillichanzügen und dehnen und strecken sich. Es ist der Tag, an dem Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide seinen ersten Turnplatz eröffnet. Lange Zeit noch kommen die Berliner, um sich über den Anblick der verrückten Hüpfer im Turndress zu amüsieren. Jahn wird 1778 als Sohn eines Pfarrers in einem Dorf im Südwesten der brandenburgischen Landschaft Prignitz geboren. Die Schule muss er wegen seiner ständigen Raufereien verlassen, als Student erklärt ihn die Universität von Greifswald später zur unerwünschten Person. Danach muss sich Jahn ohne Abschluss als Haus- und Hilfslehrer verdingen. Als die preußische Arme 1806 die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen die Truppen Napoleons verliert, findet Jahn seine Bestimmung. Er schwärmt für die nationale Einheit Deutschlands unter Führung Preußens und agitiert gegen den Erzfeind. Um nationale Reife zu erlangen und die Franzosen aus dem Land zu jagen, bedarf es nach seiner Meinung nicht nur sittlicher Strenge, sondern auch eines durchtrainierten Körpers: Werfen, Springen, Klettern unter freiem Himmel werden für Jahn zur Basis für den Befreiungskrieg. Unter dem Motto "Frisch, fromm, fröhlich, frei" greifen in der Folge immer mehr Männer zur Hantel oder ans Klettergerüst: Zwischen 1814 und 1817 turnen bereits 12.000 Anhänger Jahns auf den Turnplätzen von 150 Ortsvereinen. Ab 1816 können sie sich durch Jahns Schrift "Die Deutsche Turnkunst" auch geistig im Sinne körperlicher Ertüchtigung bilden. Zu Jahns Aktionen gehört es auch, das sportliche Vokabular von fremdländischen Ausdrücken zu säubern. Begriffe wie "Turnen", "Turnstunde", "Turnhalle" oder "Turngerät" führt er in die deutsche Sprache ein. Als Turngerät erfindet der Mann, der selbst zum "Turnvater" avanciert, den Barren. 1819 erklärt die Obrigkeit die Anhänger Jahns wegen dessen deutschnationaler Gesinnung zu Hochverrätern. Jahn selbst kommt ins Gefängnis. 1825 wird er aus der Haft entlassen, aber unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Da es ihm verboten ist, sich öffentlich in der Stadt zu zeigen, zieht er nach Freyburg an der Unstrut. Erst 1842 wird Turnen in Preußen wieder zugelassen und sogar zum Schulfach. Da fühlt sich Jahn bereits als Überlebender einer vergangenen Zeit. Er stirbt 1852 mit 74 Jahren in Freyburg an einer Lungenentzündung. Stand: 19.06.2011 | Thomas Köster (tax) | Auf der Hasenheide in Berlin eröffnet Friedrich Ludwig Jahn seinen ersten Turnplatz. Zu Beginn amüsieren sich die Berliner vor allem über den Anblick der "verrückten Hüpfer". Später avanciert der damalige Hilfslehrer zum "Turnvater" der Nation. | [
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16. März 1521 - Magellan landet als erster Europäer auf den Philippinen | Viele Jahre schon dient Fernão de Magalhães, zu deutsch: Ferdinand Magellan, für kargen Sold unter portugiesischer Flagge. Im Indischen Ozean kämpft der Seefahrer dafür, seiner Krone den Handelsweg nach Osten zu den Gewürzinseln zu sichern. Deren Schätze bringen Portugal exorbitante Gewinne ein. Spanischen Schiffen ist der Seeweg nach Osten verboten. Um Ruhm und Reichtum zu erlangen, unterbreitet Magellan deshalb 1518 Spaniens König Karl I. einen kühnen Plan: Er will nach Westen über den Atlantik segeln, um jenseits des neu entdeckten Amerika eine Route zu den Gewürzinseln zu erkunden. Karl I. stattet Magellan mit fünf Schiffen und 240 Mann aus, um "Inseln und Festländer, reiche Gewürzvorkommen und andere Dinge zu entdecken". Im September 1519 sticht Magellan in See. Mehr als ein Jahr lang sucht er an Südamerikas Küste nach einer Passage, von deren angeblicher Existenz ihm Seefahrer berichtet hatten. Als er die später nach ihm benannte Magellanstraße findet, hat er bereits zwei Schiffe durch Meuterei und Desertion verloren. Ende November 1520 erreicht Magellan den Ozean, den er Pazifik tauft und von dessen Größe er keine Ahnung hat. Etliche seiner Männer kommen bei der Überquerung ums Leben. Erst nach über drei Monaten kommt Land in Sicht. Doch es sind nicht die Gewürzinseln, sondern die Philippinen, die Magellan am 16. März 1521 als erster Europäer betritt. Nicht durch Zufall, glaubt der Historiker und Magellan-Biograf Christian Jostmann: "Man muss davon ausgehen, dass er den Kurs bewusst gewählt hat." Denn dass es die Philippinen gibt und dort Vieles zu holen ist, weiß man in Europa bereits. "Und in Magellans Vertrag mit der spanischen Krone steht", begründet Jostmann seine These, "dass er von allen Inseln, die er entdeckt, zwei aussuchen und für sich selbst beanspruchen kann." Die meisten Fürsten der philippinischen Inseln aber wehren sich gegen eine gewaltsame Unterwerfung und Missionierung. Am 27. April wird Ferdinand Magellan bei einem Angriff auf die Insel Mactan durch einen vergifteten Pfeil und Lanzenstiche getötet. Die Welt umrundet – wie später oft kolportiert – hat Magellan also nicht. Zwei Schiffe erreichen das eigentliche Ziel: die Gewürzinseln der Molukken. Eines scheitert beim Versuch, die Rückreise über den Pazifik zu wagen. So kehrt nur die "Victoria" über den Indischen Ozean heim. Am 6. September 1522 kommen 18 der ursprünglich 240 Seeleute wieder in Spanien an. Sie sind die ersten, die die Erde umrundet und damit ihre Kugelgestalt bewiesen haben. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. März 2021 ebenfalls an Magellans Landung auf den Philippinen. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 17.03.2021: Vor 1.560 Jahren: Tod des Missionars Patrick von Irland | Bernd Rexing | Eine westliche Route zu den Gewürzinseln zu finden, lautet der Auftrag der Krone Spaniens. Der östliche Seeweg ist Portugal vorbehalten. Ferdinand Magellan erreicht sein Ziel, aber nach Entdeckung der Philippinen vor 500 Jahren wird er getötet. | [
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] | Stichtag | 2021-03-16T00:00+01:00 | 2021-03-16T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-magellan-philippinen-100~_mon-082012_tag-16032021.html |
26. September 1913 - Geburtstag von Berthold Beitz | 1951 wird Alfried Krupp von Bohlen und Halbach vorzeitig aus der Haft entlassen. Zuvor war der alleinige Inhaber des Rüstungskonzerns Krupp wegen seiner Tätigkeit zur Zeit des Nationalsozialismus während der Nürnberger Prozesse zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. 1957 holt Krupp seinen 19-jährigen Sohn Arndt von seiner geschiedenen Mutter zu sich, um ihn zu seinem Nachfolger aufzubauen. Menschlich finden die beiden ungleichen Charaktere nie einen Draht zueinander. Krupps persönlicher Vertrauter Berthold Beitz erhält den Auftrag, sich um Arndt zu kümmern. Bald schon muss Krupp feststellen, dass sein Sohn weder willens noch in der Lage ist, den Konzern zu führen. Alfried Krupp entscheidet, dass Beitz nach seinem Tod sein Nachfolger werden soll – und erteilt ihm den Auftrag, seinen Sohn zum Verzicht auf die Unternehmensleitung zu überreden. Geboren wird Beitz am 26. September 1913 als Sohn einer Kinderfrau und eines Wachtmeisters im pommerschen Dorf Zemmin. 1938 geht er nach Hamburg, um dort für ein Tochterunternehmen der Ölfirma Shell zu arbeiten; dort avanciert er schließlich zum kaufmännischen Leiter. In dieser Funktion rettet er Hunderten von Juden das Leben, indem er sie mit seiner selbstsicheren Art als unverzichtbar für die Arbeit deklariert. Nicht zuletzt wegen dieser Tat wird Beitz 1946 in Hamburg zum Vizepräsidenten des britischen Zonenamtes für das Versicherungswesen ernannt. Drei Jahre später wird er Generaldirektor der dortigen Versicherungsgesellschaft Iduna-Germania. 1952 treffen sich Beitz und Alfried Krupp durch Zufall im Atelier eines Essener Bildhauers. Offenbar macht der lebenslustige, extravertierte Versicherungschef einen bleibenden Eindruck auf den verschlossenen, in sich gekehrten Industriellen, denn bereits wenige Monate später bietet Krupp Beitz die Position eines Generalbevollmächtigten des Konzerns an. Bis zu Krupps Tod 1967 übt Beitz das Amt aus, das ihn neben Krupp wie einen Eigentümer agieren lässt. Beitz krempelt den Konzern, der nach Alfried Krupps Tod in eine Stiftung verwandelt wird, rigoros um. Das Management tauscht er aus, dem Unternehmen gibt er ein ziviles Gepräge. Bei Bundeskanzler Konrad Adenauer eckt er an, weil er auch während des Kalten Kriegs mit dem Osten Geschäfte macht, aber er geht unbeirrt seinen Weg. Überhaupt führt er den Stahlkonzern mit eiserner Hand: Wer sich seinem Willen widersetzt, muss gehen. Trotz vieler Fehlentscheidungen und Krisen behält er über 60 Jahre lang das letzte Wort. Auch als das Unternehmen kriselt, bleibt er die leitende Kraft. Bei einem Aktionärstreffen Anfang 2013 bekommt Beitz die geballte Kritik der Aktionäre zu spüren. Stundenlang hört er mit regungsloser Mine zu, dann steht er einfach auf und geht. Als letzte große Entscheidung entlässt er Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. "Mister Krupp" stirbt im Sommer 2013 in Kampen auf Sylt. Stand:26.09.2013 | Thomas Köster | Eigentlich ist er fachfremd, aber durch einen Zufall wird er zu einem der mächtigsten Industriellen der deutschen Nachkriegszeit. Als der Sohn von Alfried Krupp auf sein Familienerbe verzichtet, prägt Berthold Beitz 60 Jahre lang den Krupp-Konzern. | [
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28. Februar 2009 - Vor 40 Jahren: Letzter Markttag in den Pariser Hallen | Auch am 28. Februar 1969 beginnt der Arbeitstag im Pariser Hallenviertel mitten in der Nacht, mit der Anlieferung der Marktwaren. Am Tag fließt dann in den Markthallen der Alkohol in Strömen. Trauer und Melancholie kann er nicht vertreiben. Denn die Markthallen mitten in der Stadt haben zum letzten Mal geöffnet. Auf Anweisung der Regierung müssen sie umziehen - in ein umzäuntes Betonreservat, größer als Monaco, in der südlichen Vorstadt Rungis. "Die Markthallen verschwinden zu sehen, heißt für Paris, ein wenig zu sterben", sagt der Filmregisseur René Clair. Die Markthallen befinden sich seit 800 Jahren im Zentrum der Stadt. Als Victor Baltard von 1852 bis 1870 die gusseisernen Pavillons errichtet, empfinden die Bürger sie als hypermodern. Emilé Zola nennt "Les Halles " den "Bauch von Paris" und vergleicht sie in seinem gleichnamigen Roman mit "einer modernen Maschine außerhalb jeden Maßstabs, einer Dampfmaschine, einem Heizkessel, bestimmt zur Verdauung des Volkes." In diesem Bauch wirken Metzger, werden Fische ausgenommen, hier leben Hühner und Enten und das Gemüse liegt zu Pyramiden aufgeschichtet. Je älter die Hallen werden, desto mehr machen sie Chansonniers, Schriftsteller, Fotografen, Filmemacher und Maler zu einem Mythos. Die Hallen ziehen nicht nur die Händler an, sondern auch den Straßenstrich und die Clochards. Die leben oft von den Resten, die nicht mehr verkauft werden können. In den 1960er Jahren sind die Hallen zu klein geworden für den Bedarf der Metropole. Außerdem bedeuten sie für ihre Gegner Verkehrschaos und Rattenplage. Dass sich während der Unruhen im Mai 1968 zahlreiche Demonstranten in die unkontrollierbaren Gebäude flüchten, macht sie für die Regierenden noch suspekter. So wird der sogenannte "Louvre des Volkes" gegen alle Proteste nach seiner Schließung sogar abgerissen. 1979 eröffnet hier das "Forum des Halles", eine riesige unterirdische Konsumzone über dem größten Verkehrsknotenpunkt der Metro. In der nahe gelegenen Kirche Saint-Eustache zeigt eine Skulptur den Schock des 28. Februar 1969: Mit Gemüsekisten auf dem Rücken verlassen dort die Händler ihre Hallen - für immer. Stand: 28.02.09 | taxacher (zip) | Vor 40 Jahren: Letzter Markttag in den Pariser Hallen | [
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23. Oktober 2007 - Vor 5 Jahren: Tschetschenen überfallen Theater in Moskau | Das Musical "Nord-Ost" ist ein Erfolg: Die Aufführungen im Kulturhaus einer Moskauer Kugellagerfabrik sind fast jeden Abend ausverkauft, seit Monaten schon. Gespielt wird eine schnulzige Liebesgeschichte mit einem siegreicher Held und einer großen Volks-Familie: Ukrainer, Kasachen, Tschetschenen und Russen in vaterländischer Harmonie. Am 23. Oktober 2002, einem Mittwoch, ist Schluss mit der Illusion: 41 tschetschenische Rebellen stürmen das Theater und nehmen fast 1.000 Menschen als Geiseln. Kopf der Terroristen ist Mowsar Barajew, ein tschetschenischer Feldkommandant. Am späten Abend lässt er 150 Geiseln frei und stellt seine Forderung: Binnen einer Woche soll Moskau die russischen Truppen aus Tschetschenien abziehen. Der russische Präsident Wladimir Putin lehnt jedes Zugeständnis ab: "Russland wird niemals eine Abmachung mit Terroristen eingehen und sich keiner Erpressung fügen." Auch die Tschetschenen selbst scheinen nicht mit einer Verhandlungslösung zu rechnen. Über eine Internetseite hat Barajew verbreiten lassen: "Ich und meine Leute sind nicht nach Moskau gekommen, um lebend in die Heimat zurück zu kehren, sondern um in Moskau zu sterben." Die Bedingungen für die Geiseln werden immer unerträglicher. Sie dürfen weder essen noch schlafen. Der Orchestergraben dient als Toilette. Nach rund 40 Stunden versucht die Journalistin Anna Politkowskaja, die seit elf Jahren Tschetschenien bereist, auf eigene Faust zu vermitteln: Sie läuft an den Militärposten vorbei und spricht eineinhalb Stunden mit den Geiselnehmern. Es habe ein "echte Chance" für eine Lösung gegeben, sagt sie später. Doch dann kommt der Zugriff. Drei Tage lang haben Angehörige der russischen Spezialeinheit "Alpha" in einem baugleichen Moskauer Kulturhaus trainiert. Am frühen Samstagmorgen lassen sie Gas durch die Belüftungsschächte einströmen und stürmen das Theater. Alle Terroristen werden getötet, teilweise mit Schüssen ins Genick oder in die Schläfe. Aber nicht nur die Geiselnehmer sterben. Das eingesetzte Gas tötet auch Geiseln. Es ist ein Kampfgas, das den Gegner in kürzester Zeit handlungsunfähig machen soll. Offensichtlich wirkt es tödlich, wenn Geschwächte es einatmen oder die Dosierung zu stark ist.Es dauert Monate, bis Moskau die offizielle Zahl von 129 getöteten Geiseln bekannt gibt. Überlebende leiden noch Jahre später an Seh- und Sprechstörungen, an Lähmungen oder Taubheit. Eine Entschädigung haben die Opfer bisher nicht erhalten. Die Opposition fordert nach dem Gaseinsatz einen Untersuchungsausschuss; der aber wird von der kreml-nahen Mehrheit in der Duma verhindert. Putin zieht andere Konsequenzen: Er schränkt die Pressefreiheit ein. Anna Politkowskaja, die diese Maßnahme kritisiert, wird 2006 erschossen - unter ungeklärten Umständen. Stand: 23.10.07 | Dominik Reinle (Haber) | Vor 5 Jahren: Tschetschenen überfallen Theater in Moskau | [
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27. März 1886 - Geronimo, Häuptling der Apachen, ergibt sich der US-Armee | Tecumseh und Crazy Horse, Cochise und Sitting Bull - viele indianische Häuptlinge haben im 19. Jahrhundert durch ihren Kampf gegen die Weißen amerikanische Geschichte geschrieben. Der letzte große Häuptling, der vor der weißen Übermacht kapituliert, ist Geronimo vom Stamm der Chiricahua-Apachen. Den Namen Geronimo gibt er sich selbst; in seiner Sprache heißt er eigentlich Gokhlayeh, "der, der gähnt". Geronimos Kampf gegen die Vertreibung und Entrechtung der indigenen Völker Nordamerikas beginnt 1858, nachdem mexikanische Soldaten seine Mutter, seine Frau und seine drei Kinder umgebracht haben. Gemeinsam mit verbündeten Stämmen übt Geronimo bei Überfällen auf mexikanische Dörfer blutige Vergeltung und versetzt die gesamte Grenzregion zwischen Mexiko und Arizona in Schrecken. Immer wieder gelingt es ihm, seinen Verfolgern zu entkommen. Doch Geronimos erbitterter Überlebenskampf gegen vertragsbrüchige Politiker und skrupellose Geschäftsleute, die die Indianer ausbeuten, ruft immer mehr Verfolger auf den Plan. Um 1875 werden er und seine Krieger von 9.000 Soldaten und Milizionären gejagt – erfolglos. General George Crook stöbert Geronimo schließlich 1877 mit Hilfe indianischer Späher auf und überredet ihn zur Kapitulation. Die Apachen werden in ein unfruchtbares und wasserloses Reservat umgesiedelt, wo sie völlig von der Versorgung durch die US-Armee abhängig sind. Hunderte Apachen sterben an Unterernährung und Krankheiten. So widerruft Geronimo seine Friedenserklärung und flieht mit wenigen Gefolgsleuten in die Sierra Madre. Nach weiteren elenden Jahren verlustreicher Guerillafeldzüge ergibt sich Geronimo am 27. März 1886 General Crook in Sonora. Doch noch einmal entkommt er, muss aber ein halbes Jahr später endgültig mit seinen verbliebenen 36 Kriegern kapitulieren. Sie werden in weit entfernten Gefängnissen interniert. Geronimo selbst bleibt mehr als 20 Jahre in Gefangenschaft, zuletzt in Oklahoma, wo der inzwischen 73-Jährige 1903 zum Christentum konvertiert. Für den Historiker Colin Calloway bedeutet dies das eigentliche Ende der Indianerkriege: "Zu sehen, wie Geronimo die amerikanische Kultur annahm oder es zumindest vorgab, war ein großer symbolischer Sieg: Die amerikanische Zivilisation hatte sich durchgesetzt." Bei der Amtseinführung von Präsident Theodore Roosevelt 1905 führt der legendäre und einst so gefürchtete Kriegshäuptling die Parade zu Pferd an. Am 17. Februar 1909 stirbt Geronimo alias Gokhlayeh und wird mehr als 1.000 Kilometer von seiner geliebten Heimat entfernt bestattet. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 28.03.2021: Vor 80 Jahren: Schriftstellerin Virginia Woolf gestorben | Bernd Rexing/Herwig Katzer | Die indigenen Stämme Nordamerikas sind die Opfer der Eroberung des "Wilden Westens". Symbolfigur ihres Widerstands gegen Landraub und Vertreibung durch die Weißen ist der Apache Geronimo. Sein jahrzehntelanger Kampf endet vor 135 Jahren. | [
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] | Stichtag | 2021-03-27T00:00+01:00 | 2021-03-27T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-apachen-haeuptling-geronimo-100~_mon-022016.html |
21. Oktober 1940 - Manfred Mann wird geboren | 1964 landet der Keyboarder Manfred Mann erstmals in den britischen Charts: mit der Titelmelodie "5, 4, 3, 2, 1" der Musiksendung "Read Steady Go!". Von da an ist er regelmäßig in der Hitparade. Seine drei erfolgreichsten Singles in den 1960er Jahren sind "Do Wah Diddy Diddy", "Pretty Flamingo" und "Mighty Quinn". Manfred wird mit dem Nachnamen Lubowitz am 21. Oktober 1940 in Johannesburg geboren. Sein Vater ist Drucker, seine Mutter Pianistin. Er nennt sich Manfred Mann, tritt als Jazzmusiker in Kneipen auf und studiert klassische Musik. Mit 21 Jahren verlässt er Südafrika, weil er das Apartheid-Regime ablehnt. In Großbritannien gründet er 1962 eine Band, die er "Manfred Mann" nennt. Weil Jazz nicht gefragt ist, sattelt er um auf "Melodic Rock Music", wie er seinen Stil bezeichnet. Bis 1969 produziert er 13 Hits. Die größten Fans und Erfolge hat er bis heute in Deutschland. So wird beispielsweise "Ha ha said the Clown" 1967 in der Bundesrepublik ein Nummer-eins-Hit, in Großbritannien jedoch nicht. Für seine Popularität hierzulande hat er keine Erklärung. Möglicherweise liege es daran, dass sein Vorname deutsch klinge. Manfred Mann schreibt keine eigenen Songs. Er sucht sich Lieder, die ihm gefallen, und arrangiert sie komplett um. "Ich bearbeite grundsätzlich das Material anderer Leute, weil ich kein guter Songschreiber bin." Er sei zwar nicht schlecht. "Aber wenn ich ein richtig guter Songschreiber wäre, würde ich das nicht tun, sondern meine eigenen Lieder schreiben." Anfang der 1970er Jahre startet Manfred Mann das erfolgreichste Kapitel seiner Laufbahn. Er gründet die "Manfred Mann's Earth Band" und covert erfolgreich Kompositionen von Bob Dylan und Bruce Springsteen. Manfred Mann kopiert aber nicht: "Ich nehme das Original und spiele es Stunde um Stunde, endlos. Und irgendwann klingt es nach mir." Seine Karriere verläuft allerdings nicht immer glatt. Es gibt kommerzielle Misserfolge. Die "Earth Band" löst sich Ende der 1980er Jahre auf. 1992 führt Manfred Mann die Band wieder zusammen. Bis heute gibt er mit ihr beachtete Live-Konzerte. "Wenn der Groove gut ist, werd ich nie müde. Egal, welchen Song wir spielen", sagt der Musiker. "Und nur darum geht es für mich in Konzerten: Sind der Groove und der Rhythmus gut?" Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 22.10.2020: Vor 35 Jahren: Erste Folge der ZDF-Serie "Die Schwarzwaldklinik" | Dominik Reinle | In Deutschland hat der Musiker Manfred Mann seine größten Erfolge. Woran das liegt, weiß der Wahl-Brite nicht. Vielleicht dank seines deutsch klingenden Vornamens, vermutet er. | [
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] | Stichtag | 2020-10-21T12:37+02:00 | 2020-10-21T12:37+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-manfred-mann-100~_mon-032014.html |
1. Februar 1987 - Gustav Knuth stirbt in Zürich | Wien, in den 1960er Jahren: "Ach, Herr Doktor Hofer, die Hunderln san so fett geworden, könnens mer net wos verschreibn?", fragt eine Dame mit zwei Dackeln den Schauspieler Gustav Knuth. Er verkörpert damals in der Fernsehserie "Alle meine Tiere" den Tierarzt - offenbar so überzeugend, dass er auf der Straße um medizinische Ratschläge gebeten wird. Mit dieser Rolle beginnt für den 61-Jährigen seine Fernsehkarriere. Dabei hätte sein Leben ursprünglich ganz anders verlaufen sollen. Geboren wird Gustav Adolf Karl Friedrich Knuth am 7. Juli 1901 in Braunschweig. Sein Vater ist Eisenbahnschaffner und später Zugführer. Sein Sohn soll nach der Schule in seine Fußstapfen treten und Lokomotivführer werden. Doch daraus wird nichts: "Der Arzt bescheinigte mir leichte Farbenblindheit", erinnert sich Knuth später. Nun meldet der Vater ihn in der Eisenbahnwerkstatt als Schlosserlehrling an. Dabei schlägt Gustavs Herz damals längst für die Bühne: Seine Schwester hat ihn als 13-Jährigen zu einer Opernaufführung mitgenommen. Seither lässt ihn das Theater nicht mehr los. Neben seiner Lehre nimmt Gustav heimlich Schauspielunterricht. Als er die Chance bekommt, ein Engagement in Hildesheim anzutreten, weiht er seine Eltern ein. Seine Mutter reagiert verständnisvoll. Sein Vater bebt vor Zorn: "Wenn es dir einmal schlecht geht, komm ja nicht zu mir." Knuth kündigt seinen Lehrvertrag, geht mit 17 Jahren nach Hildesheim und sieht seinen Vater nie wieder. Seine weiteren Stationen sind: Harburg, Basel, Altona. Er spielt Komiker, jugendliche Helden und arbeitet sich zum Charakterdarsteller hoch. Auch in der Nazi-Zeit setzt er seine Karriere fort: Ab 1933 spielt er im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 1937 verpflichtet ihn Theaterintendant Gustav Gründgens für das Preußische Staatstheater in Berlin. Dort bleibt Knuth acht Jahre lang - bis die deutschen Theater 1944 kriegsbedingt geschlossen werden. Während des "Dritten Reichs" startet Knuth seine Filmkarriere. Sie beginnt 1935 mit "Der Ammenkönig". Unter anderem spielt er bis Kriegsende auch in Leinwanderfolgen wie "Große Freiheit Nr. 7" und "Unter den Brücken". Als Regisseur Veit Harlan ihn jedoch für eine Rolle im offen antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß" engagieren will, sagt Knuth drei Mal ab. Auch als ein Kabarettist wegen "Verunglimpfung des Führers" zum Tod verurteilt wird, bezieht Knuth Stellung und schreibt ein Gnadengesuch für ihn. Knuth sorgt zudem dafür, dass sein Kollege Joachim Gottschalk, der sich aus Angst vor den Nazis zusammen mit seiner jüdischen Frau und seinem Sohn umgebracht hat, gemeinsam mit seiner Familie beerdigt wird - indem er der Friedhofsverwaltung Alkohol spendiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht Knuth in die Schweiz, lässt sich dort einbürgern und arbeitet als ständiges Mitglied am Schauspielhaus Zürich. Bei fast allen Uraufführungen der Stücke von Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Carl Zuckmayer ist er maßgeblich beteiligt. Parallel dazu spielt Knuth weiter mit in Filmen wie "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", "Die Ratten", "Sissi" und "Ich denke oft an Piroschka". Insgesamt wirkt Knuth fast 100 Filmen mit. Ab den 1960er Jahren steht Knuth für Fernsehserien vor der Kamera. In Serien wie "Salto mortale" spielt er den verschmitzten Familienpatriarchen. Er wird als sympathische, bodenständige und vertrauenserweckende Figur eingesetzt. So ist er offenbar auch im Leben. Nach seinem Tod am 1. Februar 1987 in Zürich sagt sein Kollege Axel von Ambesser: "Er war genauso liebenswürdig und liebenswert, wie er in seinen Rollen sein wollte und konnte." Stand: 01.02.2012 | Dominik Reinle | Durch Fernsehserien wie " Salto mortale " wird Gustav Knuth in den 1960er und 1970er Jahren populär. Doch schon zuvor ist der Schauspieler erfolgreich: Er spielt ab 1918 in Deutschland und der Schweiz Theater, seine Filmkarriere beginnt 1935. | [
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07. Juli 2009 - Vor 35 Jahren: Deutschland wird Fußballweltmeister | Als alles vorbei ist, kniet Gerd Müller mit zum Himmel gereckten Armen auf dem Rasen. Ganz Holland aber ist am Boden zerstört. Als "schwarzer Sonntag" brennt sich der 7. Juli 1974 tief in die orangene Fanseele ein. Am "schwarzen Sonntag" besiegt die deutsche Nationalmannschaft die Niederlande im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in München mit einem knappen 2:1. Zunächst jedoch scheint alles im Sinn der Niederländer zu laufen. Deutschland hat noch keinen Ballkontakt, da spricht der britische Schiedsrichter John Taylor den Mannen um Stürmerstar Johann Cruyff nach einem Foul von Uli Hoeneß im Strafraum in der ersten Spielminute einen Elfmeter zu. Johan Neeskens trifft zum 0:1.Dann aber machen die Niederländer einen entscheidenden taktischen Fehler: Sie überlassen Deutschland aus Arroganz oder Überheblichkeit das Mittelfeld. Das Team um Kapitän Franz Beckenbauer kann in aller Ruhe sein Spiel aufbauen. In der 26. Minute kommt Bernd Hölzenbein, wohl ohne fremden Spielerkontakt, im Strafraum zu Fall, Taylor zeigt zum zweiten Mal auf den Elfmeterpunkt, Paul Breitner täuscht an und verwandelt souverän zum 1:1.Was folgt, ist der wohl wichtigste Pass im Leben des Rainer Bonhof: Im Strafraum flankt er in der 44. Spielminute aus spitzem Winkel auf Gerd Müller, der den Torwart mit einem Schuss aus der Drehung überwindet. Deutschland kann mit einer 2:1-Führung im Rücken beruhigt in die Halbzeitpause gehen. In der zweiten Hälfte spielt nur noch eine Mannschaft: die Niederlande. Deutschland ist mit seiner Kraft am Ende. Letztendlich ist es Torwart Sepp Maier, der Johann Cruyff mit seinen brillanten Paraden zur Verzweiflung treibt. Es hilft alles nichts: Nach dem "Wunder von Bern" 1954 gewinnt Deutschland zum zweiten Mal eine Fußball-Weltmeisterschaft. Franz Beckenbauer wird von der Öffentlichkeit zum "Kaiser" gekrönt. Dass die Vorrunde mit der legendären 0:1-Niederlage gegen die DDR für die Mannschaft von Trainer Helmut Schön eher enttäuschend verlief, ist vergessen. Die orangen Fußballfans aber haben ein Trauma, das bis heute nachwirkt. Stand: 07.07.09 | Thomas Köster (heb) | Vor 35 Jahren: Deutschland wird Fußballweltmeister | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T13:04+02:00 | 2015-10-06T13:04+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3806~_mon-112020.html |
17. Januar 2008 - Vor 75 Jahren: Todestag von Louis Comfort Tiffany | Eine wuchtige Sofalandschaft, ein rustikaler Couchtisch und darauf zur Krönung ein buntes Glasungetüm namens Tiffany-Lampe - das ist heute Inbegriff des Gelsenkirchener Barocks. Doch was der Generation Ikea nur noch ein abschätziges Schmunzeln entlockt, gilt vor 100 Jahren beiderseits des Atlantiks als Gipfel moderner Inneneinrichtung. Bei Auktionen erzielen die Originalkreationen des amerikanischen Glaskünstlers Louis Comfort Tiffany allerding auch heute noch Spitzenpreise und Museen in aller Welt reißen sich um die fragilen, magisch schimmernden Mosaikarbeiten aus Tiffanys Werkstatt. Der berühmteste Vertreter des amerikanischen Jugendstils kommt 1848 als Sohn eines New Yorker Schmuckhändlers mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund zur Welt. Statt in das - von Truman Capote mit "Frühstück bei Tiffany" später literarisch verewigte - väterliche Unternehmen einzusteigen, versucht sich Tiffany junior zunächst als Maler. Auf ausgedehnten Reisen durch Europa und den Vorderen Orient sammelt er Kunst und Inspirationen. Zurück in New York gründet er 1879 ein Studio für Einrichtungskunst und verdient als gefragter Innenarchitekt der Reichen und Schönen schnell ein Vermögen. Vor allem die von Tiffany selbst entworfenen und produzierten Buntglasfenster faszinieren die Astors, die Vanderbilts und Intellektuelle wie den Schriftsteller Mark Twain. Tiffanys herausragende Technik besteht darin, seine meist floralen Motive nicht auf Glas, sondern durch die Verwendung verschiedener Metalloxide und das Übereinandergießen unterschiedlicher Farbtöne quasi im Glas entstehen zu lassen. Jede Glastafel wird damit ein Unikat, mit individuellem Farbverlauf und einem anderen Grad an Durchsichtigkeit. Die Weltausstellungen zu Jahrhundertbeginn tragen Tiffanys Ruhm auch nach Europa. Als erstem großen US-Künstler gelingt es ihm, die "von Europa nach Amerika verlaufende Einbahnstraße beim Kunstexport umzudrehen", wie es der Hamburger Glas-Experte Wilhelm Hornbostel beschreibt. Bis in die 20er Jahre beschäftigt Louis Comfort Tiffany in seinem Unternehmen Hunderte von Designern und Arbeitern. Dann läuten das Abflauen der Jugendstil-Euphorie und der Beginn der Moderne das rasche Ende ein. 1932 muss die "Tiffany Glass Company" Konkurs anmelden; nur ein Jahr später, am 17. Januar 1933, stirbt der 85-jährige Pionier des Kunstgewerbes auf seinem pompösen Landsitz Laurelton Hall auf Long Island. Stand: 17.01.08 | Bernd Rexing (schlichting) | Vor 75 Jahren: Todestag von Louis Comfort Tiffany | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T10:18+02:00 | 2015-10-06T10:18+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3620~_mon-122019.html |
7. April 1922 – Klaus Havenstein wird geboren | 1950 kommt Olf Fischer vom Bayerischen Rundfunk zu Klaus Havenstein. "Haben Sie morgen Zeit?", habe der Regisseur ihn gefragt, wird sich Havenstein später erinnern. Als er bejaht, bittet ihn Fischer, sich am Vormittag des nächsten Tages ein Manuskript abzuholen: Drei Stunden später habe er, Havenstein, eine Livesendung mit Publikum. Havenstein geht das Risiko ein - um sich in seiner Armut zu seinen zwei Unterhosen eine dritte leisten zu können, wie er sagt. Nach der Sendung bekommt er ein Kuvert mit 150 Mark Gage. "Und dann hab' ich so gotterbärmlich geheult", sagt Havenstein. "Ich konnte drei Monate Miete nachzahlen, ich konnte mir Unterhosen kaufen." Und dann habe er sich erst einmal satt "gefressen". Geboren wird Klaus Havenstein am 7. April 1922 in Wittenberge an der Elbe. Bald nach der Geburt zieht er mit seiner Familie nach Hamburg. Sein Vater ist Beamter bei der Bahn und plant eine ähnliche Karriere für seinen Sohn. Als der sich weigert, schickt er den 15-Jährigen zu einem Heringsverkäufer in die Lehre. In den letzten beiden Lehrjahren nimmt Havenstein heimlich Schauspielunterricht, schließt beide Ausbildungen ab – und bewirbt sich beim Theater. Bevor er seine Karriere allerdings starten kann, wird er 1939 zur Artillerie eingezogen. Havenstein kommt zur Leibstandarte-SS Adolf Hitler. Er nimmt am Frankreich-Feldzug ebenso teil wie an der Besetzung Griechenlands und dem Einmarsch in die Sowjetunion. Zum Kriegsende gerät er in amerikanische Gefangenschaft, während der US-Soldaten sein Talent entdecken. Havenstein wird Conférencier einer Bigband und Entertainer: in einem Spezialcamp in Garmisch-Partenkirchen, wo er auch Theater spielt. In München wird er wegen seiner sonoren Stimme nach 1950 Märchensprecher des Bayerischen Rundfunks und spielt in Filmen wie "Die goldene Gans" (1953) oder "Die Heinzelmännchen" (1956) mit. 1956 gehört Havenstein neben den Gründungsmitgliedern Sammy Drechsel und Dieter Hildebrandt zum Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Nach Anfangsschwierigkeiten identifiziert er sich mit dem Programm. Berühmt werden vor allem seine Parodien verschiedener deutscher Dialekte. Bereits ein Jahr nach der Gründung hat das Kabarett-Ensemble im Fernsehen Einschaltquoten von bis zu 90 Prozent. 1958 heiratet Havenstein seine große Liebe Marina, wird Vater von zwei Kindern und moderiert den Quizteil in der beliebten Kindersendung "Sport – Spiel – Spannung". Darüber hinaus leiht er dem Affenkönig "King Louie" in Walt Disneys "Dschungelbuch" (1967) die Stimme. Nach dem Ende der Münchner Lach- und Schießgesellschaft 1972 hat Havenstein unter anderem Gastauftritte in beliebten TV-Serien wie "Der Kommissar". In "Rudis Tagesshow" von Rudi Carrell gehört er ab 1981 zum Stammpersonal. Havenstein stirbt 1998 kurz vor seinem 76. Geburtstag an einem Herzleiden. Stand: 07.04.2012 | Thomas Köster | Ab 1956 steht Klaus Havenstein im Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Später macht er sich unter anderem als Synchronsprecher und als Team-Mitglied von "Rudis Tages show " an der Seite von Rudi Carrell einen Namen. | [
"Stichtag",
"07.04.1922",
"07. April 1922",
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:45+02:00 | 2015-10-07T11:45+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6526~_mon-062021.html |
28. August 1950 - Wilhelm Deffke stirbt in Woltersdorf | "Große Knappheit der Form, kraftvolle Schönheit und eigenartige Erfindung sind die zu erfüllenden Voraussetzungen für jede gute Handelsmarke." So beschreibt Grafikdesigner Wilhelm Deffke 1917 das ideale Logo. Nur so gestaltet werde es "sich dem Beschauer augenblicklich und unauslöschlich einprägen." Sein Stil hebt sich deutlich von jenem seiner Vorgänger ab: Im 19. Jahrhundert seien die Firmenbriefköpfe noch mit Abbildungen der Fabrik und ausschweifender Zierschrift versehen worden, sagt Christoph Janik von der Berliner Bröhan-Design-Foundation, die 2010 Deffkes Nachlass erworben hat. "Bei Deffke wird es eben konzentriert auf ein kleines Zeichen." Er sei der Erste gewesen, "der das in einem umfangreichen Sinn mit einer modernen Formgebung getan hat." Geboren wird der Pionier des modernen Logos am 23. April 1887 in Elberfeld, heute ein Stadtteil von Wuppertal. Weil das Geld für das Gymnasium nicht reicht, macht der zeichnerisch talentierte Wilhelm eine Lehre als sogenannter Musterzeichner und Patroneur. Anschließend besucht er die Kunstgewerbeschule und macht eine Buchbinderlehre. 1909 wird Deffke in Neubabelsberg für ein gutes Jahr Mitarbeiter bei Peter Behrens, einem bekannten Architekten und Industriedesigner. "Behrens hat damals für die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin Schriften, Briefköpfe, Drucksachen, aber eben auch Gebäude und Objekte gestaltet", so Janik. "Deffke hat daran mitgearbeitet und dann natürlich gelernt, wie man so was macht." In den 1910er Jahren betreibt Wilhelm Deffke zusammen mit dem Reklamefachmann Carl Ernst Hinkefuß in Berlin die erste moderne Werbeagentur Deutschlands: das "Wilhelmwerk - Pflegestätte Deutscher Werkkunst". Hinkefuß akquiriert die Aufträge, Deffke entwirft. Er wird als Gebrauchsgrafiker bekannt. Im Kunstgewerbemuseum in Stuttgart gibt es Anfang 1919 eine der ersten Ausstellungen mit seinen Logos. "Gewerbetreibende werden gut tun, diesen Namen für den Bedarfsfall sich zu merken", schreibt der Staats-Anzeiger für Württemberg. Im Stuttgarter Tagblatt ist von einer "großen, originellen Sammlung von Fabrikzeichen und Handelsmarken" die Rede. Aber nicht alle sind begeistert. "Keiner der Entwürfe kann für uns infrage kommen", schreibt zum Beispiel die Hannoversche Waggonfabrik an Deffke. "Eine Anzahl Entwürfe scheidet überhaupt aus. Sie sind so übermodern, dass sie eher an kabbalistische Zeichen als an die Fabrikmarke einer ersten Weltfirma erinnern." Im Sommer 1919 gewinnt Deffke den Wettbewerb um die Gestaltung der Werbemittel für die Zigarettenfabrik Reemtsma in Erfurt. Das Wilhelmswerk wird aufgelöst. Deffke macht sich selbstständig und widmet sich fast nur noch der Entwicklung von Logos. 1925 wird er Direktor der Kunstgewerbeschule Magdeburg. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernehmen, wird Deffke zunächst beurlaubt und im Jahr darauf entlassen. Dennoch kann er weiterarbeiten: Ab 1937 gestaltet er das Corporate Design für Industriebetriebe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Deffke ab 1946 in seiner alten Stellung in Magdeburg tätig. Zwei Jahre später entstehen seine letzten Plakate. Im März 1950 verleiht ihm Oberbürgermeister Ernst Reuter den Kunstpreis der Stadt Berlin für sein Lebenswerk. Ein knappes halbes Jahr später, am 28. August 1950, stirbt Wilhelm Deffke im Alter von 63 Jahren in Woltersdorf bei Berlin. Stand: 28.08.2015 | Dominik Reinle | " No Logo !" Mit dieser Forderung wird Naomi Klein 2001 zum Star der Globalisierungsgegner. Sie wollen keine Weltherrschaft der Marken. Anfang des 20. Jahrhunderts ist das noch anders: Damals prägt Logo-Pionier Wilhelm Deffke die Anfänge des sogenannte Corporate Designs . | [
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] | Stichtag | 2015-11-19T16:35+01:00 | 2015-11-19T16:35+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-410~_mon-052022.html |
11. Dezember 1980 - TV-Serie "Magnum" startet in den USA | Er gilt als "Gottes Geschenk an die Frauen": In der Rolle des Privatdetektivs Thomas Magnum steigt Tom Selleck in den 80er Jahren zum umschwärmten Womanizer auf. Dabei ist der Schauspieler mit dem markanten Schnauzbart nicht nur sexy, sondern auch ausgesprochen witzig. Am 11. Dezember 1980 wird die Serie "Magnum, p.i." (das Kürzel steht für private investigator) zum ersten Mal im us-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Der Ort der Handlung ist Hawaii und so bestimmen ein sattblauer Pazifik, weiße Strände und der wolkenlose Himmel über Honolulu das Bild. Doch es ist nicht bloß die Traumkulisse, die "Magnum" zu einem Erfolg macht. Dass die Serie acht Jahre lang läuft, verdanken die Produzenten vor allem dem bis dahin recht unbekannten Hauptdarsteller. Der attraktive Selleck mimt den ehemaligen Marineoffizier, der sich mithilfe alter Kriegskameraden die Bösewichte zur üppig behaarten Brust nimmt. Seine Fälle löst Magnum dabei stets mit viel Bauchgefühl. Er ist ein sympathischer Held im Hawaii-Hemd, der oft genug ins Schlittern kommt - nicht nur in seinem feuerroten Ferrari. Der Luxusschlitten, den Magnum in insgesamt 162 Episoden steuert, ist Sinnbild für das sonnig-süße Leben des lässigen Ermittlers, das auch dem deutschen Zuschauer gefällt. Zumal Football-Fan Magnum eine ausgeprägte Schwäche für Düsseldorfer Altbier hat. So avanciert Selleck alias Magnum auch hierzulande zum Charmebolzen vom Dienst. Sein sexy Schnäuzer ist der Gegenentwurf zu den Tränensäcken von Horst Tappert, der zeitgleich als kauziger Oberinspektor Derrick ermittelt. Kriminalfälle ohne Krawatte lösen? Das kommt gut an. Sieben Jahre lang strahlt die ARD synchronisierte Episoden aus. Die sind oft stark gekürzt, bieten aber trotzdem viel Raum für Blödeleien unter Männern. Denn der fidel-faule Privatdetektiv, der auf dem Anwesen eines Schriftstellers wohnt, befindet sich im Dauerclinch mit dem Hausverwalter Jonathan Higgins - einem pedantischen Miesepeter und großartig besetzt mit dem inzwischen verstorbenen John Hillerman. So sorgen etwa zertrampelte Blumenbeete, unangekündigter Damenbesuch oder gelöschte Videospielstände für oft brüllend komische Schimpftiraden. Hinter den lustigen Masken verbirgt sich aber auch Schmerz. Als eine der ersten TV-Serien beschäftigt sich "Magnum" mit dem Trauma der Vietnamkriegs-Generation. Für Selleck ist es der große Durchbruch. Er wird weltbekannt und ist immer noch in erfolgreichen TV-Produktionen zu sehen. Seinem Schnäuzer ist der US-Schauspieler bis heute treu geblieben. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 12.12.2020: Vor 65 Jahren: DDR-Überläufer Otto John kehrt in die BRD zurück | Cora Lanzerath | Heute vor 40 Jahren ist die TV-Serie "Magnum" zum ersten Mal im us-amerikanischen Fernsehen zu sehen. Sie wird zum Kult und macht Hauptdarsteller Tom Selleck zum umschwärmten Womanizer. | [
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] | Stichtag | 2020-12-11T00:00+01:00 | 2020-12-11T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-magnum-100~_mon-112019_tag-11122020.html |
26. April 1923 - Georg VI. heiratet <span lang="en">Elizabeth Bowes-Lyon</span> | Schüchtern ist er und verschlossen, der zweite Sohn von Englands König Georg V. Prince Albert, den alle Bertie nennen und der später als Georg VI. die Krone trägt, stottert und hat wenig Selbstbewusstsein. Doch um 1920 verliebt sich Bertie unsterblich in eine schöne schottische Adlige namens Elizabeth Bowes-Lyon. Mehrere prinzliche Anträge lehnt die umschwärmte junge Lady ab. Elizabeth führt ein ungebundenes, sorgenfreies Leben; sie will keine Prinzessin im goldenen Käfig werden. Als sie Alberts hartnäckigem Werben dann doch erliegt, notiert sie im Tagebuch: "Bin zu Tode erschrocken, jetzt wo ich es getan habe. Wirklich, niemand ist überraschter als ich!" Obwohl Elizabeth Bowes-Lyon nach den Hausgesetzen als Bürgerliche gilt, gestattet Georg V. die Heirat. Am 23. April 1923 tritt Albert, der Urenkel Queen Victorias, in der Westminster Abbey mit Elizabeth vor den Traualtar. "Sie schienen an niemanden zu denken als aneinander", schwärmt anderntags die "Times". Für das Paar beginnen relativ unbeschwerte Jahre im Schatten von Alberts älterem Bruder David – dem Kronprinzen. Ausgedehnte Reisen wechseln mit langen Nächten in Londoner Edel-Clubs. Als 1926 ihre erste Tochter Elizabeth geboren wird, scheint es ausgeschlossen, dass diese jemals den Thron besteigen würde. Die Ereignisse des Jahres 1936 ändern alles. Im Januar stirbt Georg V. und der Kronprinz wird als Edward VIII. sein Nachfolger. Am Jahresende dann der Skandal: Edward dankt ab, um die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Nun muss Albert als Georg VI. den Thron besteigen – eine Bürde, an der er fast zerbricht. Elizabeth, die schnell in die neue Rolle als Königin findet, gibt ihm den nötigen Rückhalt. Volksnah und glaubwürdig verkörpern Georg und Elizabeth im Bombenkrieg den Durchhaltewillen der Briten. Von den Anstrengungen gezeichnet, stirbt Georg VI. 1952 mit nur 56 Jahren und seine 26-jährige Tochter wird als Elizabeth II. gekrönt. Ihrer Mutter, von nun an nur noch Queen Mum, fällt es lange schwer, ihren Platz hinter der Tochter einzunehmen. Im Lauf der Jahre aber wird aus der einsamen Königinmutter das beliebteste Mitglied der Windsors. Welche Stürme die Herrschaft Elizabeths II. auch erschüttern: Stets lächelnd, mit einem Faible für Neonfarben, Pferdewetten und Gin Tonic, hält Queen Mum die Familie zusammen – bis ins hohe Alter. Am 30. März 2002 stirbt sie mit 101 Jahren. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 27.04.2018: Vor 150 Jahren: Einführung des Tabaksteuergesetzes | Bernd Rexing | Als erster Spross des englischen Königshauses darf Prince Albert unstandesgemäß heiraten. Vor 95 Jahren nimmt der spätere König Georg VI. Elizabeth Bowes-Lyon , die Mutter Elizabeths II. , zur Frau. | [
"Stichtag",
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"Wallis Simpson"
] | Stichtag | 2018-04-26T08:51+02:00 | 2018-04-26T08:51+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hochzeit-georg-der-sechste-100~_mon-022025.html |
24. Februar 1876 - Uraufführung von Henrik Ibsens "Peer Gynt" | "Peer, du lügst! Du lügst" Mit diesen Worten der zornigen Mutter fängt alles an. Im Theaterstück "Peer Gynt" des 1828 geborenen norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen denkt sich die Titelfigur die tollsten Geschichten aus. Und erzählt dabei so mitreißend, dass schließlich auch die Mutter vor den Erzählungen ihres vergötterten Sohns kapitulieren und ihm gebannt zuhören muss. Letztlich rettet sich der Held mit seinen Fiktionen aus einer für ihn unerträglich gewordenen Wirklichkeit: Sein Vater hat sich zu Tode getrunken und die Familie ins Unglück gestürzt. Beleidigt und gemobbt flieht Gynt in seine Märchen: Kaiser ist sein Traumberuf, von den Frauen begehrt, von den Männern bewundert. Er hetzt von einer Situation und einer Liebe zur nächsten. Bis er erkennen muss, dass in seinem Innern Leere herrscht. Aber ist Peer Gynt, den Ibsen aus den "Norwegischen Feenmärchen" von Peter Christen Asbjørnsen kennt, überhaupt eine Fiktion? Ibsen ist vom Gegenteil überzeugt. Anfang der 1860er Jahre macht sich der Autor zur Recherche für seine Dichtung auf die Reise zu den Gebirgen der Westküste Norwegens. Denn: "Peer Gynt hat wirklich existiert. Er lebte im Gudbrandstal, wahrscheinlich Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahrhunderts." So schreibt Ibsen an seinen dänischen Verleger. Da ist er schon knapp 40 und lebt nach enttäuschenden Jahren als Dramatiker und Dramaturg in Italien. Der Stoff um Peer Gynt interessiert ihn auch, weil er Parallelen zu seinem erfolglosen Leben enthält – inklusive der Flucht aus der Enge der Heimat. Zunächst konzipiert Ibsen "Peer Gynt" nicht als Theaterstück, sondern als dramatisches Gedicht. 1867 kommt es als Buch heraus – ein Jahr nach Ibsens Durchbruch mit dem Drama "Bond". Dann reift der Plan zu einer Bühnenfassung. In diesem Rahmen bittet Ibsen Edvard Grieg um die "nötige Musik". Gemeinsam mit Griegs eingängiger Musik wird "Peer Gynt" am 24. Februar 1876 uraufgeführt. Und wirkt bis heute. Tatsächlich stellt "Peer Gynt" die Regisseure immer noch vor Herausforderungen. Ist das Stück ein "einziges Plädoyer für den Eskapismus", wie Christopher Rüping vom Schauspielhaus Zürich meint? Oder ist der Held jener "Erkenntnissucher", als den Jan Bosse ihn 2009 mit dem Ausnahmeschauspieler Jens Harzer auf die Bühne des Hamburger Thalia Theaters brachte? Oder ist Gynt – wie bei Stefan Bachmann vom Kölner Schauspielhaus – gar eine Art Vorläufer Donald Trumps, der die Lüge zur alternativen Wirklichkeit gemacht hat? Diese Vielschichtigkeit der Deutungsmöglichkeiten jedenfalls macht "Peer Gynt" zum besonders aktuellen Klassiker. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Februar 2021 ebenfalls an die Uraufführung von "Peer Gynt". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 25.02.2021: Vor 115 Jahren: Geburtstag von Begum Aga Khan | Thomas Köster | Henrik Ibsens Drama "Peer Gynt" erzählt von einem jungen Mann, der auf der Suche nach sich selbst und seinem Glück schließlich sein Land verlässt und in die Welt hinauszieht. | [
"Stichtag",
"24.02.1876",
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"24.02.2021",
"24. Februar 2021",
"Peer Gynt"
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3. Januar 1920 - "Völkischer Beobachter" erscheint deutschlandweit | Dreieinhalb Seiten völkische Gesinnung, eine halbe Seite Anzeigen - Anfang 1920 ist der "Völkische Beobachter" mit einer Auflage von 7.000 Stück ein Wochenblättchen aus der bayerischen Provinz. Gerade erst hat er sich von "Münchner Beobachter" umbenannt. Hinter dem "Völkischen Beobachter" steht die Thule-Gesellschaft, ein nationalistisch-antisemitischer Geheimbund. Sein Symbol ist das Hakenkreuz, sein Gruß lautet "Sieg und Heil". Am 3. Januar 1920 erscheint die Zeitung erstmals überregional. Statt Sachlichkeit bietet der "Völkische Beobachter" nur Verschwörungstheorien. "Alles Schlechte, was passierte, wurde letztendlich auf den Einfluss der Juden zurückgeführt", sagt Klaus Lankheit vom Institut für Zeitgeschichte in München. "Auch der Versailler Vertrag." Ende 1920 kauft die noch unbedeutende NSDAP auf Betreiben von Adolf Hitler den "Völkischen Beobachter". Zeitungen sind damals das einzige Massenmedium. Hitler ist Herausgeber und Leitartikler. "Wir wollen das Volk aufregen. Und nicht nur aufregen - aufpeitschen wollen wir es", schreibt Hitler. Bald nennt sich der "Völkische Beobachter" das "Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands". Der "Völkische Beobachter" wird mehrmals verboten. Doch mit den Wahlerfolgen der NSDAP wächst auch die Auflage der Zeitung. Als Hitler 1933 die Macht zugespielt bekommt, ist aus der wöchentlichen Provinzpostille eine der größten Tageszeitungen Deutschlands geworden. Hitler legt die Herausgeberschaft nieder. "Allerdings blieb der 'Völkische Beobachter' das Haupt-Parteiblatt und mauserte sich zu einer regierungsamtlichen Zeitung", so Historiker Lankheit. Als erste deutsche Tageszeitung erreicht der "Völkische Beobachter" eine Millionen-Auflage. Dazu trägt die Werbemethode bei: "Die SA ging von Tür zu Tür und legte den Leuten nahe, den 'Völkischen Beobachter' zu abonnieren", sagt Wissenschaftler Lankheit. Die Zeitung liefert die offizielle NS-Sicht. Nach der Niederlage in Stalingrad 1943 bereitet der "Völkische Beobachter" zum Beispiel den Boden für die Sportpalast-Rede von Joseph Goebbels. Schon Wochen zuvor verwendet die Zeitung mehrfach den Begriff "Totaler Krieg". Auch der letzte Aufmacher vom 30. April 1945 ist Propaganda: "Krawall feiger Deserteure in München niedergeschlagen!" Die letzte, in der "Hauptstadt der Bewegung" gedruckte Ausgabe wird jedoch nicht mehr ausgeliefert: Die Amerikaner besetzen die Stadt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Januar 2020 ebenfalls an das erstmalige Erscheinen des "Völkischen Beobachters". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 04.01.2020: Vor 35 Jahren: Ersatzmutter bringt in London Kind zur Welt | Dominik Reinle | Die "jüdische Weltverschwörung" ist an allem schuld - aus Sicht der antisemitischen Zeitung "Völkischer Beobachter". Sie ist das perfide Propaganda-Instrument der NSDAP . | [
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20. April 2004 - Vor 15 Jahren: Auschwitz-Mörder flieht nach Justiz-Panne<br/> | Die einen halten den Vorgang im Nachhinein für eine Panne in der juristischen Routine, andere sehen darin einen Skandal:Der Bundesgerichtshof lehnt die Revision eines Mordprozesses ab. Das Urteil - lebenslänglich - ist rechtskräftig und geht per Post an den Angeklagten und die Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft muss das Schreiben intern weiterleiten und die Polizei anweisen. Das braucht einige Zeit. Der Angeklagte dagegen empfängt die Post zu Hause in Solingen, weil ihm das Oberlandesgericht Düsseldorf während des Prozesses Haftverschonung gewährte. Eine Kaution und die Abgabe der Papiere genügten bei einem älteren Herrn "mit intaktem sozialen Umfeld" gegen die Fluchtgefahr. Jetzt setzt sich der ältere Herr mit Frau und erwachsenem Sohn in seinen Wagen und ins Ausland ab. Die Polizei kommt, wie später rekonstruiert wird, genau eine halbe Stunde zu spät."Die Vollstreckung geht uns nichts an", erklärt ein Sprecher des BGH. Was einen Staatsanwalt zu dem Kommentar veranlasst: "Man hat die Sache behandelt wie bei einem Eierdieb."Die Posse ereignet sich am 20. April 1989, einem Tag nicht ohne Symbolwert. Denn der Flüchtige ist wegen mehrfachen Mordes im KZ Auschwitz verurteilt. Den SS-Unterscharführer haben ehemalige Häftlinge nicht vergessen können. Sie nannten ihn "Den Blinden", seines Glasauges wegen. Im Prozess erhält er den Beinamen "Wilhelm Tell von Auschwitz", weil Zeugen berichten, wie er Häftlingen Konservendosen auf Schultern und Kopf stellte und darauf schoss, bis er die Opfer selbst traf. Einmal ist es ein acht Jahre alter Junge, einmal ein 17-jähriges Mädchen.Zwei Monate bleibt der 68-Jährige verschwunden, bis er sein Chalet am Thunersee in der Schweiz für einen Krankenhausaufenthalt verlassen muss. Er wird verhaftet und in ein Justizkrankenhaus im Bergischen Land gebracht. Dort bleibt er bis zu seiner vorzeitigen Haftentlassung im Juli 1997. Stand: 20.04.04 Mehr Rückclicks ...Der Stichtag in WDR 2 | taxacher (keuchel) | Vor 15 Jahren: Auschwitz-Mörder flieht nach Justiz-Panne | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T12:14+02:00 | 2015-10-08T12:14+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag784~_mon-032016.html |
14. Oktober 2004 - Vor 30 Jahren: Erstes IKEA-Möbelhaus in Deutschland eröffnet | Ingvar - Kamprad - Elmtaryd - Agunnaryd: Das klingt schon nach Modellbezeichnungen für schwedische Möbel. In Wirklichkeit sind es die vier Namen, aus denen sich "IKEA" zusammen setzt. Ingvar Kamprad stammt vom Hof Elmtaryd in Agunnaryd. Hier beginnt er in den 1940-Jahren mit dem Verkauf von Kleinkram: Kugelschreiber, Streichhölzer, Geldbörsen, Wäscheklammern. Kamprad bietet die Artikel zu Niedrigpreisen an und versendet sie über die Gemeinde-Milchwagen im Smaland.Der Handel floriert und weitet sich bald auf Größeres aus: Möbel. Weil die nicht mehr in die Milchwagen passen, macht Kamprad Filialen auf, in denen man die Waren selbst abholen kann. Daraus ist längst ein Konzern geworden, als am 14. Oktober 1974 eine Münchener Zeitung meldet: "Die Schweden kommen". In Eching nahe der bayerischen Hauptstadt eröffnet ein Möbelhaus, dass sich der Meldung zufolge selbst als "unmögliches Möbelhaus" bezeichnet. Auf 9.000 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet es, so der Bericht, Möbel "vorwiegend aus Kiefernholz, die man selbst abholen und aufbauen muss". Dafür seien die Waren bis zu 40 Prozent billiger als konventionelle Einrichtungsgegenstände. Ikea habe das Einrichtungsproblem einer Generation gelöst, meint heute der Design-Professor Norbert Bolz, beim Einstieg der Schweden in Deutschland 21 Jahre alt. "Wir mussten uns ja möblieren. Aber wie war das möglich, ohne in die Welt des absolut Reaktionären, des Ultrakonservativen, in die Möbelwelt der eigenen Eltern zurückzukehren?" Die Antwort heißt Billy oder Moppe, Ivar oder Sten. Eine Sitzgruppe heißt tatsächlich "Revolt", der dazugehörige Stuhl allerdings schlicht "Klapp".Heute kann man in Deutschland an 35 Orten Möbel einkaufen, ohne reaktionär zu werden, so häufig wie nirgends sonst auf der Welt. Stand: 14.10.04 | taxacher (jul) | Vor 30 Jahren: Erstes IKEA-Möbelhaus in Deutschland eröffnet | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T15:23+02:00 | 2015-10-07T15:23+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag572~_mon-072022.html |
16.03.1521 - Magellan entdeckt die Philippinen | Dass Magellans Schiffe die Erde umrunden, ist eigentlich überhaupt nicht geplant. Im Auftrag der spanischen Krone soll er nur eine möglichst kurze Westroute zu den Gewürzinseln im indischen Ozean finden und dann zurückkehren. 1519 macht er sich mit 5 Schiffen auf den Weg, um eine Passage durch den amerikanischen Kontinent zu suchen. Er findet sie am Zipfel von Südamerika - die Magellanstraße und durchquert als erster Europäer den Pazifik. Beim Versuch, die Einwohner einer Philippinen-Insel zum Christentum zu bekehren, wird Magellan schließlich getötet. Redaktion: Gesa Rünker | Daniela Wakonigg | In die Geschichte eingegangen ist der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan durch die erste Umsegelung der Welt, die den letzten Beweis für die Kugelgestalt der Erde erbrachte. Magellan selbst erlebte das Ende der historischen Reise jedoch nicht. Er starb vor 500 Jahren auf den Philippinen, die er kurz zuvor entdeckt hatte. | [
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] | Radio | 2021-03-10T13:33+01:00 | 2021-03-10T13:33+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/magellan-104~_mon-032026.html |
8. Mai 1828 - Geburtstag von Rot-Kreuz-Gründer <span lang="fr">Henri Dunant</span> | Henri Dunant, ein Schweizer Geschäftsmann, kommt 1859 zufällig auf das Schlachtfeld von Solferino, wo über 30.000 tote und sterbende Soldaten liegen. Die streitenden Armeen Österreichs, Sardiniens und Frankreichs waren längst weitergezogen. Die Kriegsverletzten blieben ihrem Schicksal überlassen. Henri Dunant, später schreibt er sich selbst meist Henry, holt Dorfbewohner aus der Nähe, erklärt ihnen, sie sollen den Verwundeten helfen und zwar egal für wen diese gekämpft haben. "Tutti fratelli", sagt er: "Wir sind alle Brüder." "Darauf geht bis heute ein Grundsatz in der humanitären Hilfe zurück: Der kampfunfähige Soldat ist kein Feind mehr", sagt Joachim Gardemann, Kinderarzt und Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes für die internationale Auslandshilfe. "Der Soldat, der nicht mehr kämpfen kann, darf auch nicht mehr bekämpft werden." Wieder zurück veröffentlicht Henri Dunant, geboren am 8. Mai 1828 in Genf, auf eigene Kosten ein Buch über seine Erlebnisse: "Eine Erinnerung an Solferino". Er erreicht, dass die europäischen Länder 1863 auf einer Konferenz erstmals über einen Kodex in der Kriegsführung sprechen. 1864 wird die erste Genfer Konvention unterschrieben, in die viele Ideen Dunants eingegangen sind. "Dunant war der richtige Mensch am richtigen Ort zur richtigen Zeit", sagt Joachim Gardemann. Im Zuge der Konferenz entsteht auch das Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, seit 1876 das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. "Es war die Idee eines Schweizer Generals, der sagte: Nehmt ein Rotes Kreuz auf weißem Grund, das sieht man gut, auch im Pulverdampf", erklärt Joachim Gardemann. Nach dieser Leistung verläuft Henri Dunants Leben dramatisch: Er vernachlässigt seine Geschäfte, geht bankrott, wird daraufhin auch vom Roten Kreuz ausgeschlossen und ist zeitweise obdachlos. "1901 ist er in einem Heim für wohnungslose Männer aufgefunden worden und hat den ersten Friedensnobelpreis bekommen", sagt Gardemann. Henri Dunant lebt zurückgezogen, bis er 1910 in einem Schweizer Hospiz stirbt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Mai 2018 ebenfalls an Henri Dunant. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 09.05.2018: Vor 60 Jahren: Uraufführung von Alfred Hitchcocks Film "Vertigo" | Martina Züger | Henri Dunant erreicht, dass die europäischen Länder 1863 erstmals über einen Kodex in der Kriegsführung sprechen. 1864 wird die Genfer Konvention unterschrieben. 1901 bekommt er für sein Engagement den ersten Friedensnobelpreis. | [
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27. Juli 2004 - Gendatenbank für aussterbende Tierarten gegründet | Bis zu 130 Arten sterben derzeit nach Angaben der Vereinten Nationen täglich aus, vor allem weil der Mensch ihren Lebensraum vernichtet. "Wir konsumieren auf eine Weise Ressourcen, die das Zwei- bis Dreifache dessen ausmachen, was der Planet langfristig liefern kann", erklärt Professor Heribert Hofer vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Auf seinen Reisen beobachtet er überall das Gleiche: Wo sich der Mensch ausbreitet, geht die Artenvielfalt zurück. Wissenschaftler von heute müssen also Ähnliches tun wie Noah in der biblischen Legende: Tierarten vor dem Aussterben bewahren. Sie führen die Tiere nicht in eine Arche, sondern sammeln ihre DNA-Proben in einer Zell- und Gendatenbank. Die Arche aus Zypressenholz – das sind heute Edelstahltanks so groß wie Thermoskannen. Gefüllt sind sie mit flüssigem Stickstoff, minus 130 Grad Celsius kalt. Zehntausend Arten finden darin Platz bzw. ihre Stammzellproben. Am 27. Juli 2004 hat der britische Molekularbiologe Brian Clark den Frozen Ark-Forschungsverbund gegründet. Proben von Säbelantilope, Ästuar-Seepferdchen, Braunborstengürteltier, Texas-Klapperschlange, Feldgrille und 48.000 weiteren vom Aussterben bedrohten Tierarten lagern bereits in der Eis-Arche – an verschiedenen Standorten auf der ganzen Welt, im Londoner Natural History Museum, in San Diego, Melbourne und beim Cryo-Brehm-Projekt an der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie in Lübeck. "Wir sehen uns in der Tradition aller naturkundlichen Sammlungen und Museen", sagt Philipp Ciba vom Cryo-Brehm-Projekt. Das Projekt bezieht Gewebeproben über verschiedene Kooperationspartner, zum Beispiel Hagenbecks Tierpark in Hamburg oder den Zoo Rostock. "Wann immer dort eine Gewebeprobe verfügbar ist - beispielsweise im Fall einer Geburt – wenn also Plazenta-Gewebe anfällt – oder beim Tod eines seltenen Tieres, holen wir sie ab. Wir transportieren sie gut gekühlt und in einer Nährlösung, wie bei einer Organtransplantation", erklärt Philipp Ciba. In Lübeck werden die Zellen dann isoliert und in Thermoskannen gesteckt. Eine Art Enzyklopädie soll die Gendatenbank einmal werden – von hoffentlich vielen lebenden Tieren. Weiteres Artensterben können die Forscher der Eis-Arche nicht verhindern, nur Menschen und Regierungen warnen. "Einfach so weitermachen, hieße unweigerlich, dass am Ende eine Menge Käfer und Termiten übrig bleiben werden, sonst nichts. Menschen auf keinen Fall", sagt Heribert Hofer vom Leibniz-Institut. Stand: 27.07.2014 | Martina Züger | Bis zu 130 Arten sterben nach Angaben der Vereinten Nationen täglich aus. Die Wissenschaflter des Frozen Ark-Projekts wollen so viele bedrohte Tierarten wie möglich vor dem Aussterben retten. Dafür sammeln sie DNA-Proben und lagern sie in Stickstofftanks. | [
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28. Oktober 2010 - Vor 110 Jahren: Zweite Olympische Spiele enden in Paris | Ende des 19. Jahrhunderts entwirft der französische Baron Pierre de Coubertin ein Ideal: Internationale Sportwettbewerbe sollen für Frieden und Respekt zwischen den Ländern sorgen. Das auf Coubertins Initiative gegründete "Internationale Olympische Komitee" (IOC) organisiert 1896 in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit. Bei der Schlussfeier kündigt Coubertin an, in vier Jahren werde Olympia in Paris noch schöner, noch besser, noch atemberaubender. Doch nichts davon trifft ein: Die Zweiten Olympischen Spiele werden zum Anhängsel der Weltausstellung, die am 14. April 1900 in der französischen Hauptstadt von Staatspräsident Émile Loubet eröffnet wird. Die Sportwettbewerbe finden ohne Auftakt, ohne Schlussfeier und ohne einheitlichen Ablauf statt. Sie ziehen sich zudem über rund fünf Monate hin: Am 20. Mai 1900 beginnen die ersten Segelwettbewerbe, den Schlusspunkt setzt am 28. Oktober 1900 das Rugby-Finale Frankreich gegen Deutschland. IOC-Präsident Coubertin will ursprünglich eigenständige Spiele, aber die Veranstalter der Weltausstellung dulden keine Konkurrenz und drängen die Wettbewerbe an den Rand. Sie sprechen zunächst nicht von Olympischen Spielen, sondern von Weltmeisterschaften. Im Zentrum der Ausstellung steht die Technik: Die erste Metrolinie nimmt ihren Betrieb auf. Am Eiffelturm erstrahlt in 60 Metern Höhe ein begehbares Modell des Universums. Es gibt künstlich angetriebene Wasserfälle und bombastische Pavillons. Die rund 50 Millionen Besucher der Ausstellung lassen sich auch von drahtloser Telegrafie, Glühbirnen und der ersten Rolltreppe faszinieren. Aber nur wenige begeistern sich für sportliche Wettkämpfe - zumal diese miserabel organisiert sind.Zwar gehen rund 1.000 Athleten aus 24 Nationen an den Start, aber sie sind "vollkommen auf sich allein angewiesen", wie die Zeitung "Sport im Bild" berichtet: "Kein Mensch empfing die fremden Teilnehmer, die fast alle weite Reisen hinter sich hatten, niemand besorgte ihnen Quartiere, auch Auskunft über die Kämpfe und die Zusammenstellung der Programme erhielten sie nicht." Es finden Sprints auf notdürftig präpariertem Rasen oder Hindernis-Schwimmen in der kalten Seine statt. Beim Hammer- und Diskuswerfen stehen Bäume im Weg. Manche Sieger erhalten Medaillen, andere nur Ramsch. So berichtet Kurt Doerry, der beim 100-Meter-Lauf startet: "Der Franzose Saint-Cyr kam in den Besitz einer Busennadel, der man ihre Herkunft aus einem 27-Kreuzer-Bazar ansieht." Erst als die Weltausstellung beendet ist, entschließen sich deren Verantwortliche, die sogenannten Weltmeisterschaften doch noch offiziell als olympisch anzuerkennen. Coubertin selbst ist den Spielen fern geblieben, weil ihm die Organisation aus der Hand genommen wurde. Auch vier Jahre später finden die Wettbewerbe im Rahmen einer Weltausstellung statt - wieder nur als monatelanges Unterhaltungsprogramm. Im nordamerikanischen St. Louis wird 1904 sogar Tabakweitspucken olympisch. Schon in Paris gab es ungewöhnliche Wettkämpfe wie Ballonweitfahren und an sieben Tagen mit dem Lastwagen 50 Kilometer durch die französische Hauptstadt kurven. Als das IOC die Spiele für 1908 nach Rom vergibt, dort aber nichts vorbereitet wird, bietet der englische König London als Austragungsort an. Für die jungen Spiele ist das die Rettung. Stand: 28.10.10 | Dominik Reinle (mi) | Vor 110 Jahren: Zweite Olympische Spiele enden in Paris | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T15:32+02:00 | 2015-10-06T15:32+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4592~_mon-042018.html |
29. Juni 1613 - Ein Brand zerstört Shakespeares Globe Theatre in London | In Auftrag gegeben wird der Bau des "Globe Theatres" von der Schauspieltruppe "The Lord Chamberlain's Men". Sie ist eine der erfolgreichsten Theatergruppen in der elisabethanischen Zeit. Kein Wunder: Zu ihr gehört auch der Dramatiker und Schauspieler William Shakespeare. Im Jahr 1599 wird das Theater im Londoner Stadtteil Bankside erbaut - am rechten Themse-Ufer, mitten im verruchten Vergnügungszentrum. Bis zu 3.000 Menschen finden im "Globe Theater" Platz - 1.000 von ihnen direkt vor der Bühne. Anders als heute sind das allerdings die eher billigen Plätze. Hier muss das Publikum unter offenem Himmel stehen. Die teureren Plätze befinden sich in den drei überdachten Galerien im Rund des Theaters. Kein Platz im "Globe Theatre" ist mehr als 20 Meter von der Bühne entfernt. Zuschauer und Schauspieler erleben sich also in diesem Theatergebäude hautnah. Gleich mehrere Theater buhlen in London um die Gunst des Publikums: das "Rose", das "Swan", das "Fortune", das Hope - und eben das "Globe". Der Bedarf an neuen Stücken ist enorm, etwa alle zwei Wochen steht ein neues Schauspiel auf dem Programm. Allein William Shakespeare werden an die vierzig Stücke zugeschrieben: Komödien wie "Viel Lärm um nichts" oder "Ein Sommernachtstraum", Tragödien wie "Hamlet" oder "Macbeth", Historiendramen wie "Richard III". Anders als in den Theatern heute ist das Publikum zu Shakespeares Zeit wohl zum großen Teil ziemlich derb und lärmend - vor allem auf den billigen Stehplätzen vor der Bühne. Die Aufmerksamkeit vieler Zuschauer gilt dem Treiben vor der Bühne mindestens ebenso wie dem Spiel auf der Bühne. Dort gibt es zwar zur damaligen Zeit keine aufwändigen Kulissen, dafür aber prächtige Kostüme, viel Musik und eine Menge Effekte, Rauch und Kanonendonner. Eine dieser Kanonen wird dem Theater allerdings am 29. Juni 1613 zum Verhängnis. Bei einer Aufführung von Shakespeares "Heinrich VIII" fliegen Funken eines Kanonenschusses auf das Strohdach des Theaters. Der Brand anschließende zerstört das "Globe Theater". Verletzt wird dabei niemand. Schon im Jahr darauf wird das Theater wieder aufgebaut, dieses Mal mit einem feuerfesten Ziegeldach. Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas MauRedaktion: David Rother ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. Juni 2023 an Brand in Shakespeares Globe Theatre in London. ZeitZeichen am 30.06.2023: Geburtstag von Herta Heuwer, Erfinderin der Currywurst(-Soße) | Rainer Striewski | Theater im 17. Jahrhundert ist bunt und deftig. Als bei der Aufführung eines Shakespeare-Stücks echte Funken sprühen, geht das berühmte " Globe Theatre " in Flammen auf. | [
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] | Radio | 2023-06-26T21:36+02:00 | 2023-06-27T13:42+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-shakespeare-globe-theatre-brand-100~_mon-072026.html |
22.12.1815 - Geburtstag von Johann Jakob Bachofen | Als genialer Querdenker wurde er da zum Entdecker des "Mutterrechts". Am Anfang aller zivilisatorischen Entwicklung - so seine These - stand das Matriarchat, d.h. die Frauen hatten das Sagen, bis die Männer ihnen im Patriarchat die Macht abnahmen. Heiß umstritten das alles, von frühen Sozialisten und modernen Feministinnen stürmisch gefeiert, von anderen rigoros abgelehnt - ein Aufregungs- und Forschungsgebiet bis heute. Redaktion: Hildegard Schulte | Jutta Duhm-Heitzmann | Johann Jakob Bachofen stammte aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie, war ein erfolgreicher Jurist - schon mit 26 Professor für Römisches Recht - bis er mit 30 alles hinwarf und sich nur noch der Anthropologie widmete. | [
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] | Radio | 2016-02-16T12:22+01:00 | 2016-02-16T12:22+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/johann-jakob-bachofen-104~_mon-022026.html |
10. September 1897 - Erste Verurteilung wegen Alkohol am Steuer | Bier, Alcopops und schärfere Sachen sind für Fahranfänger in Deutschland seit August 2007 tabu. Führerschein-Neulingen, die gegen die strikte Null-Promille-Grenze verstoßen, drohen Bußgelder bis zu 1.000 Euro, zwei Punkte in Flensburg sowie eine Verlängerung der Probezeit am Steuer. Nach Grenzwerten von 1,5 Promille (1953) und 0,8 Promille (1973) gilt seit 2001 für alle übrigen Verkehrsteilnehmer: Ab 0,5 Promille ist der "Lappen" weg. Der erste Mensch, der erwiesenermaßen wegen Trunkenheit am Steuer mit dem Gesetz in Konflikt gerät, ist ein junger Londoner Taxifahrer names George Smith. Gegen Mittag des 10. September 1897 nimmt das Verhängnis für Mr. Smith seinen Lauf. Um 12.45 Uhr biegt der 25-Jährige mit seinem Taxi in Londons Bond Street ein. Kurz darauf verliert er die Kontrolle über seine Motordroschke, kommt von der Straße ab und holpert in Schlangenlinien über den Bordstein. Erst im Eingang zum Haus Nummer 165 findet die Irrfahrt ein abruptes Ende. Smith hat doppelt Pech an diesem Tag, denn ein Polizist namens Russell hat das ganze Schauspiel beobachtet. Der Gesetzeshüter schnüffelt am Atem des Fahrers und konstatiert eine deutliche Fahne. So landet George Smith noch am selben Tag vor den Schranken des Gerichts in der Marlborough Street. Ohne Umschweife beichtet der Festgenommene dem Richter, in der Nacht zuvor "zwei oder drei Glas Bier" getrunken zu haben. Da die Schäden am Haus Bond Street Nr. 165 eine ebenso deutliche Sprache sprechen wie die Aussage des Polizisten Russell, wird George Smith im Schnellverfahren des Fahrens im betrunkenen Zustand für schuldig befunden. Der Richter verurteilt ihn zu einer Geldbuße von 20 Shilling, also etwa 100 Euro. Damit ist George Smith von Gerichts wegen Europas erster Alkoholsünder am Steuer. Es vergehen aber noch einmal knapp 60 Jahre, bis Juristen und Mediziner erstmals eine Grenze für die Alkoholverträglichkeit im Straßenverkehr definieren. Stand: 10.09.07 | Bernd Rexing (he) | Vor 110 Jahren: Erste Verurteilung wegen Alkohol am Steuer | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T11:01+02:00 | 2015-10-06T11:01+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2926~_mon-122014.html |
17. August 1962 - Peter Fechter verblutet an der Berliner Mauer | Der 17. August 1962 verspricht, ein heißer Tag in Ost-Berlin zu werden. Um sechs Uhr macht sich der Maurerlehrling Peter Fechter wie gewohnt auf den Weg zu seiner Baustelle. Dort trifft der 18-Jährige seinen Kollegen Helmut Kulbeik. Was nicht einmal ihre Familien ahnen: Die beiden planen schon seit Monaten eine Flucht in den Westen. Erst vor wenigen Tagen haben die jungen Männer ein geeignetes Schlupfloch in einer Schreinerei gefunden. "Das war nicht von Anfang an die Mauer, die wir im Kopf haben, wenn wir an 1989 denken. Sondern das waren zugemauerte Straßenübergänge, teilweise auch Häuserzeilen", erklärt Maria Nooke von der Stiftung Berliner Mauer. Das ausgewählte Fabrikgebäude unweit der Friedrichstraße steht direkt an der Grenze. Auf dem Gelände der Schreinerei fallen zwei Männer in Arbeitsmontur wahrscheinlich nicht weiter auf, so die Hoffnung von Kulbeik und Fechter. Als sie an diesem Freitag mittags einen Imbiss in der Nähe aufsuchen, nutzen die 18-Jährigen die Gelegenheit, um sich abzusetzen. Fechter und Kulbeik verbergen sich zunächst in einem ungenutzten Lagerraum der Schreinerei. Um kurz nach 14 Uhr springen sie durch ein Oberlicht an der Gebäuderückseite direkt auf den Grenzstreifen. "Peter zuerst, ich hinterher. Wir durchliefen die zehn Meter bis an die Mauer. In diesem Augenblick fielen Schüsse", gibt Kulbeik später der West-Berliner Polizei zu Protokoll. Vier Grenzposten stürmen auf Peter Fechter zu. Ihre Kalaschnikows sind weisungsgemäß auf Dauerfeuer gestellt, mehr als 30 Schüsse fallen. Während Kulbeik noch den Stacheldraht überwinden kann, wird Fechter getroffen und sackt im Osten der Mauer zusammen. "Erst war es ein Moment der totalen Stille. Und dann fing er an zu schreien. Er schrie um Hilfe", erinnert sich Margit Hosseini, die das Geschehen fassungslos aus ihrer West-Berliner Wohnung beobachtet. Doch nichts passiert, die Grenzsoldaten sehen nur zu. "Mir war sehr klar: dieser Mensch wird dort jetzt sterben. Dieses Gefühl habe ich mein ganzes Leben nie vergessen." Nach fast einer Stunde tragen schließlich DDR-Soldaten Fechter aus dem Grenzstreifen und bringen ihn ins Krankenhaus. Zu spät, der 18-Jährige ist verblutet. Seine tödliche Flucht wühlt die Menschen auf. Mehrere Hundert West-Berliner versammeln sich abends an der Mauer und rufen "Mörder, Mörder" den Grenzsoldaten entgegen. Auch die Gegenseite gerät in der Kritik. "Ich empfand als West-Berlinerin: Warum tut die westliche Seite nichts?" fragt Hosseini. Zumal nur wenige Meter entfernt, am Checkpoint Charlie, Soldaten der Schutzmacht USA stationiert sind. Doch die haben mitten im Kalten Krieg die Order stillzuhalten - zu groß ist die weltpolitische Brisanz. "Wenn es in West-Berlin eskalierte, war nicht zu garantieren, dass es nicht auch weltweit eskalierte. Und das wollte niemand riskieren", sagt Maria Nooke. Schließlich muss sogar der Regierende Bürgermeister Willy Brandt beschwichtigen: "Unsere Feinde warten nur darauf, dass wir unseren klaren Kopf verlieren. Bleiben Sie in allem Zorn besonnen!" Die DDR-Sicherheitsorgane kämpfen mit ihren Methoden gegen den Zorn der eigenen Bevölkerung. Peter Fechters Familie wird eingeschüchtert, an seinem Grab wacht anfangs stets ein Stasi-Mitarbeiter. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. August 2017 ebenfalls an den Tod von Peter Fechter. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 18.08.2017: Vor 85 Jahren: Charles G. King isoliert Vitamin C | Anke Fricke | Mehr als 30 Schüsse feuern DDR-Grenzer auf den flüchtenden Maurerlehrling Peter Fechter. Dann überlassen sie ihn seinem Schicksal und er stirbt vor den Augen der entsetzten West-Berliner im Grenzstreifen. | [
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7. Dezember 1970 - Willy Brandt besucht Warschau | Am Warschauer Flughafen wird am 7. Dezember 1970 die bundesdeutsche Nationalhymne gespielt. Es ist ein historischer Moment: Gut 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs betritt zum ersten Mal ein deutscher Bundeskanzler polnisches Territorium. Willy Brandt (SPD) und sein Außenminister Walter Scheel (FDP) kommen zum Staatsbesuch, um den Warschauer Vertrag zu unterschreiben. Ziel ist die Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen. "Der Vertrag von Warschau soll einen Schlussstrich setzen unter Leiden und Opfer einer bösen Vergangenheit", sagt Brandt. Bisher haben die Deutschen die Verantwortung für die nationalsozialistischen Verbrechen gescheut und die Polen die anschließende Vertreibung geleugnet. Der Staatsbesuch beginnt mit Protokollterminen. Zunächst legt Brandt am Denkmal für den unbekannten Soldaten einen Kranz nieder. Danach fährt der Konvoi zum Ehrenmal für die im Warschauer Ghetto ermordeten Juden. ARD-Reporter Peter Schnell berichtet live: "Der Kanzler rückt jetzt die schwarz-rot-goldene Schleife an dem Kranz zurecht und verharrt dann schweigend vor dem Denkmal." Die Blicke sind auf Brandt gerichtet. "Plötzlich wurde es ganz still", erinnert sich Egon Bahr (SPD), Staatssekretär im Kanzleramt. Ein Gedränge entsteht. "Als wir rankamen und fragten, was ist denn los, sagte einer, der sich umdrehte: 'Er kniet!'" Die Bilder von Brandts Kniefall auf den Steinstufen des Denkmals gehen um die Welt. Nur ein Kranz habe angesichts der Nazi-Verbrechen nicht gereicht, sagt Brandts Kanzleramtschef Horst Ehmke (SPD): "Er hat mir das so erklärt: 'Für das, was man da hätte sagen müssen, gab es gar keine Worte. Und so ist mir diese alte Geste der Menschheit eingefallen: Knie dich schweigend hin.'" Nach der Kranzniederlegung wird im Radziwill-Palais der Warschauer Vertrag unterzeichnet: "Die Vertragspartner bekräftigen die Unverletzlichkeit ihrer bestehenden Grenzen." Bereits im August 1970 hatte Brandt mit Scheel in Moskau den Deutsch-Sowjetischen Vertrag unterzeichnet, in dem die Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze anerkannt wurde. Im Warschauer Vertrag wird ausdrücklich auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete verzichtet. Die Bundesrepublik und Polen erklären, "dass sie gegeneinander keinerlei Gebietsansprüche haben und solche auch in Zukunft nicht erheben werden." Die CDU/CSU-Opposition und die Vertriebenenverbände wehren sich heftig gegen den Warschauer Vertrag. Brandt wird "Verzichtspolitik" vorgeworfen und er wird als "Vaterlandsverräter" beschimpft. Auf einer Demonstration wird skandiert: "Willy Brandt an die Wand, raus aus unserem Vaterland!" Brandts Kniefall ist ebenfalls höchst umstritten. Der "Spiegel" veröffentlicht am 14. Dezember 1970 die Ergebnisse einer von ihm in Auftrag gegebenen Umfrage: "Für angemessen halten das Verhalten Brandts am Ghetto-Ehrenmal 41 Prozent der Befragten, als übertrieben bezeichnen es 48 Prozent." Der Warschauer Vertrag wird dennoch vom Bundestag im Mai 1972 ratifiziert - mit 248 Ja-Stimmen, 17 Gegenstimmen und 230 Enthaltungen. Bereits im Herbst 1971 hat Brandt für seine Ostpolitik und den Kniefall den Friedensnobelpreis erhalten. Über die Demutsgeste sagt Brandt später: "Der Kniefall von Warschau, den man in der ganzen Welt zur Kenntnis nahm, war nicht geplant. Unter der Last der jüngsten Geschichte tat ich, was Menschen tun, wenn die Worte versagen." Er habe dabei der Millionen Ermordeten gedacht. Zudem habe er daran gedacht, "dass Fanatismus und Unterdrückung der Menschenrechte trotz Auschwitz kein Ende gefunden haben." Stand: 07.12.2015 Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. | Dominik Reinle | Am 7. Dezember 1970 kniet Bundeskanzler Willy Brandt ( SPD ) vor dem Warschauer Ghetto-Denkmal nieder. Die historische Geste überrascht, berührt und wird kritisiert. Brandts Ostpolitik, die einen "Wandel durch Annäherung" anstrebt, ist umstritten. | [
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] | Stichtag | 2016-02-14T12:31+01:00 | 2016-02-14T12:31+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-brandt-kniefall-100~_mon-082010.html |
21. September 2006 - Vor 140 Jahren: H.G. Wells geboren | Zwei Unfälle sind es, die den am 21. September 1866 in Bromley (Kent) geborenen Herbert George Wells zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller des britischen Empire machen. Als achtjähriger Junge bricht er sich bei einem Sturz den Fuß. Dieses Ereignis wird Wells später "eines der glücklichsten Ereignisse meines Lebens" nennen. Der Sohn aus kleinbürgerlichen Verhältnissen beginnt zu lesen und eröffnet sich so die weite Welt: "Ich bin heute lebendig und schreibe diese Autobiografie statt ein ausgebrannter, entlassener und fast toter Ladenlehrling zu sein."Fast tot ist Wells nach einem Fußballspiel - der zweite Unfall seines Lebens. Ein Ball trifft ihn hart und zerreißt ihm die Niere, die Ärzte geben ihm zwölf Jahre lang keine Überlebenschance. Wells nutzt die Zeit, um über seine eigene und die Zukunft der Menschheit nachzudenken. Ergebnis ist der Roman "Der Krieg der Welten" (1898), der von einer Invasion zerstörerischer Marsianer berichtet. Deren Plan, das menschliche Leben gänzlich zu vernichten und die Erde in Besitz zu nehmen, wird nicht durch Waffengewalt, sondern durch Bakterien vereitelt. Letztlich geht es Wells, der nach eigenen Angaben mit 14 Jahren noch extrem rassistisch dachte, auch darum, seinen Landsleuten die verheerenden Auswirkungen des Kolonialismus aufzuzeigen. "Der Krieg der Welten" wird zweimal verfilmt, zuletzt 2005 von Steven Spielberg. Eine Hörspielversion von Orson Welles löst 1938 in New York eine Massenpanik aus. Auch ein zweiter Zukunftsroman des Schriftstellers schreibt Mediengeschichte: "Die Zeitmaschine" (1895), über eine Erfindung, die einen Wissenschaftler ins Jahr 802701 katapultiert, wo er auf zwei Arten von Wesen trifft: Unter der Erde hausen die monströsen Morlocks, die die friedlichen Eloi versklaven und fressen. Ohne die Morlocks könnten die Eloi in paradiesischem Frieden leben."Frieden als gesunder Menschenverstand" ist auch das Motto einer Rede des Schriftstellers im Berliner Reichstag. Was seine Umsetzung angeht, bleibt Wells allerdings skeptisch. Panzer rollen zuerst durch seine Bücher, in gewisser Weise sagt er sogar den Atomkrieg voraus - auch wenn bei ihm die Bombe nicht 1945 auf Hiroshima, sondern 1953 auf Berlin niedergeht. Wells stirbt 1946 in London. Stand: 21.09.06 | koester (ngk) | Vor 140 Jahren: H.G. Wells geboren | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T11:48+02:00 | 2015-10-05T11:48+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1746~_mon-032021.html |
24. April 1972 - Die <abbr title="Deutsche Demokratische Republik">DDR</abbr> eröffnet die Tanzmusikkonferenz | Als der 78-jährige Staatschef Walter Ulbricht im Mai 1971 entmachtet wird, erwartet vor allem die Jugend der DDR eine frische musikalische Brise in ihrem verknöcherten Staat. Sie setzt ihre Hoffnungen auf den neuen starken Mann, Ex-FDJ-Chef Erich Honecker, und auf die Weltfestspiele der Jugend und Studenten, zu denen 1973 mehr als 25.000 junge Menschen aus 140 Ländern nach Ost-Berlin kommen werden. Zu dem Ereignis will Honecker die abgeriegelte DDR als weltoffene Kulturnation präsentieren, natürlich auch mit moderner Popmusik, die bislang noch vom Politbüro ganz klein gehalten wird. Damit Parteifunktionäre und Kulturverwalter mit den Musikschaffenden einen ebenso zeitgemäßen wie sozialistisch vertretbaren Kurs abstecken können, setzt das Politbüro für April 1972 eine Tanzmusik-Konferenz an. Wenige Jahre zuvor hatte die DDR-Führung Beat und Rock noch als gefährliche Störgeräusche des Klassenfeindes verdammt. Den Anlass lieferte 1965 ein chaotisches Konzert der Rolling Stones, bei dem die Berliner Waldbühne vollständig zu Kleinholz verarbeitet wurde. Von einem "Gemetzel der Gammler" schrieb die West-Presse – und war ausnahmsweise mal einer Meinung mit DDR-Chef Ulbricht und dessen Adlatus Honecker. "Genossen", ordnete Ulbricht danach im Politbüro an, "mit der Monotonie des Je-Je-Je (er meinte yeah, yeah, yeah) und wie das alles heißt, sollte man doch Schluss machen." Mit Ulbrichts Befehl beginnt in der DDR eine radikale Hetzjagd auf langhaarige Jugendliche; alle bis dahin geduldeten Beatbands werden verboten und das meist rockige Programm des DDR-Jugendsenders DT64 wird schärfstens zensiert. "Der schädliche Einfluss solcher Musik auf das Denken und Handeln von Jugendlichen wurde grob unterschätzt", erklärt Honecker und fügt hinzu: "Niemand in unserem Staat hat etwas gegen eine gepflegte Beatmusik." So gepflegt wie etwa der Lipsi. Der im offiziellen Staatsauftrag kreierte Hüpftanz soll den Jugendlichen die exzessiv-verderblichen West-Rhythmen verleiden, bringt es aber selbst in der DDR nur zur Lachnummer. Erst als Ende der 60er Jahre die Flower-Power-Welle auch über die Mauer schwappt, entstehen zahlreiche neue Bands wie die Puhdys oder die Klaus Renft Combo, die fortan die Rockszene der DDR prägen. Schlagerstar Frank Schöbel schafft es mit "Wie ein Stern" sogar in die bundesdeutsche Hitparade – sehr zur Freude von Vize-Kulturminister Werner Rackwitz, der am 24. April 1972 die Tanzmusik-Konferenz der DDR eröffnet. Solche Titel, erläutert Rackwitz in seiner Ansprache das gewandelte Musikverständnis der Partei, "entspringen dem Bedürfnis der Musikanten, sich … unmittelbar mitzuteilen, sich verständlich zu machen und erreichen insbesondere durch die oft unmittelbar aus dem Leben gegriffenen Texte und Bilder einen hohen Identifikationsgrad." Doch das musikalische Tauwetter hält nicht lange an. Die Weltjugendspiele sind noch nicht vorüber, da warnt Erich Honecker im Mai 1973 bereits wieder vor Werken, "die dem Anspruch des Sozialismus an Kunst und Kultur entgegenstehen". Erstes Opfer der neuerlichen Kurswende ist die Renft-Combo, deren Lied "Ketten werden kürzer" gerade erst zur offiziellen Hymne des Jugendfestivals gekürt worden ist. Als die Band auf ihrem dritten Album über NVA-Bausoldaten und Republikflucht singt, lässt die Kulturobrigkeit 1975 kurzerhand verlautbaren: "Die Gruppe Renft ist als nicht mehr existent anzusehen." Ein Jahr später wird der Liedermacher Wolf Biermann aus der DDR ausgebürgert. Zahlreiche namhafte Künstler folgen ihm in den Westen. Stand: 24.04.2012 | Bernd Rexing | Westliche Popmusik ist in der DDR verpönt, lässt sich aber durch Grenzen nicht aussperren. Das muss auch das Politbüro erkennen. Mit einer Tanzmusik-Konferenz versucht Erich Honecker, moderne Musiktrends und real existierenden Sozialismus unter einen Hut zu bringen. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:57+02:00 | 2015-10-07T11:57+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6584~_mon-032019.html |
04.02.1913 - Geburtstag von Birgitta Wolf von Rosen | Birgitta Wolf kämpft dafür, dass Gefangene, Obdachlose, die Gescheiterten der Gesellschaft eine neue Chance erhalten, ihre Tage wieder länger werden. In der Nazi-Zeit versteckt die mit einem Deutschen verheiratete schwedische Adlige Verfolgte in ihrem Haus in Bayern. Nach Kriegsende geht Wolf in die Gefängnisse und hört den Insassen einfach nur zu. Mit vielen schreibt sie sich jahrelang, 60.000 Briefe sind erhalten. Sie kämpft mit Anstaltsleitern um Zugeständnisse. Mit Politikern um ein Strafrecht, das auf Wiedergutmachung setzt, nicht Vergeltung. 1974 mit einem Hungerstreik gegen die Isolationshaft der RAF-Gefangenen. Am Ende schafft die Politik den verschärften Arrest in deutschen Knästen ab. Redaktion: Michael Rüger | Edda Dammmüller | „Du hast mir geholfen, den Winter zu überstehen“, schreibt der Häftling an Birgitta Wolf, „weil Du mir geschrieben hast, dass die Tage nach dem 21. Dezember wieder länger werden.“ Nur ein simpler Hinweis? Eher die Botschaft eines Lebens. | [
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] | Radio | 2016-04-12T15:31+02:00 | 2016-04-12T15:31+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/birgittawolf100~_mon-042026.html |
26. Dezember 1888 - Weihnachtstreffen der färöischen Nationalbewegung | 18 kleine Inseln im Nordatlantik: Die Färöer - zwischen Island, Norwegen und Schottland gelegen - gehören zum Königreich Dänemark. Die Inselgruppe wird von rund 48.000 Menschen bewohnt. Sie leben unter schwierigen Bedingungen: Schon ihre Vorfahren, die vor über 1.000 Jahren aus West-Norwegen vor einem herrschsüchtigen König geflüchtet waren, mussten sich der überaus rauen Natur anpassen - bei über 200 Regentagen im Jahr, Winterstürmen, Kälte und Finsternis. Um den widrigen Umständen zu trotzen, ist ein enger sozialer Zusammenhalt notwendig. Rasch entwickeln die Färinger deshalb eine eigene Kultur und Sprache. Beides existiert noch heute, obwohl die dänischen Kolonialherren ab 1538 das Färöische als Schul- und Schriftsprache verdrängen und durch Dänisch ersetzen. Trotzdem stirbt die Sprache nicht aus. Der Grund: Die Dänen erlauben weiterhin den traditionellen Kettentanz. Dabei tanzen die Färinger Arm in Arm in langen Reihen aneinander vorbei und singen alte Balladen dazu. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Hochseefischerei aufkommt, ändert sich der Haupterwerb der Färinger von der Schafszucht zum Fischfang. Das lässt die Bevölkerungszahl und das Selbstvertrauen wachsen. Unter dem Einfluss der damals in Dänemark populären deutschen Romantik beginnen färöische Studierende in Kopenhagen, sich auf ihre Kultur zu besinnen und die Balladen aufzuschreiben. Auf den Färöern formiert sich schließlich eine Nationalbewegung - initiiert von Dichtern und Schriftstellern. Am 26. Dezember 1888 findet im Parlament in Torshavn eine Versammlung statt. Einstimmig beschließen die Teilnehmer des färöischen Weihnachtstreffens: Die eigene Sprache soll Schul- und Kirchensprache werden. 50 Jahre dauert es, bis dieses Ziel gegen dänischen Widerstand durchgesetzt wird. Parallel dazu verstärkt sich die Forderung nach politischer Selbstbestimmung. Nach dem Zweiten Weltkrieg fordern die Färinger in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit die Unabhängigkeit. Dänemark lässt jedoch das Ergebnis annullieren, gesteht allerdings weitgehende wirtschaftliche und kulturelle Autonomie zu. Färöisch wird zur ersten Amtssprache. Seither ist die Frage unbeantwortet, ob die Färinger auch einen eigenen Staat wollen. Das Problem: Wirtschaftlich sind sie komplett abhängig von der Fischerei mit ihren schwankenden Erträgen. Zudem kostet der eigene Sozialstaat nach skandinavischem Modell, ebenso wie die Infrastruktur mit Brücken und Untersee-Tunneln. Viele wollen deshalb auf dänische Zuschüsse nicht verzichten. Stand: 26.12.2013 | Dominik Reinle | 18 kleine Inseln im Nordatlantik: Die Färöer gehören zwar zum Königreich Dänemark, die Sprache der Bewohner hat sich aber erhalten. Am zweiten Weihnachtstag 1888 wird im Parlament von Torshaven beschlossen, Färöisch soll Schul- und Kirchensprache werden. | [
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1. Januar 1995 - Gründung der Deutschen Telekom AG | Weil der 1. Januar 1995 ein Feiertag ist, wird der ehemalige Staatskonzern Deutsche Bundespost erst am nächsten Werktag aufgelöst. Drei eigenständige Aktiengesellschaften stehen am Ende eines langen Prozesses: die Deutsche Post, die Deutsche Postbank und die Deutsche Telekom. "Wir haben in fünf Jahren aus der alten Post ein modernes Unternehmen gemacht und wir werden in den nächsten Jahren eine in der Welt herzeigbare Aktiengesellschaft werden", erklärt damals Helmut Ricke, bisheriger Chef der Deutschen Bundespost Telekom. Zum Jahresbeginn 1995 wird die Deutsche Telekom AG beim Bonner Amtsgericht offiziell registriert, die Aktien sind zunächst jedoch nicht börsennotiert. "Der Bund ist nach wie vor Eigentümer", erklärt Wolfgang Bötsch (CSU), von 1993 bis 1997 letzter Bundesminister für Post und Telekommunikation. Der Bund ist noch alleiniger Aktionär, ein Börsengang aber geplant. Dafür wird die Telekom attraktiv gemacht: Aus einem Beamtenapparat soll ein Weltkonzern werden. Mitarbeiter, die das Unternehmen freiwillig verlassen, bekommen deshalb hohe Abfindungszahlungen. Insbesondere junge Kollegen profitieren: Wer als Student rund vier Jahre als Aushilfe bei der Telefonauskunft gejobbt hat, kann damals 57.000 D-Mark mitnehmen. So will die Telekom ihre Belegschaft bis zum Jahr 2000 auf 200.000 Beschäftigte reduzieren – das sind rund 30.000 weniger als beim Start im Jahr 1995. Am 18. November 1996 ist es soweit: Die Telekom geht an die Börse. Mit einer gigantischen Werbekampagne wird die T-Aktie zur Volksaktie erklärt und der beliebte Schauspieler Manfred Krug wirbt massenhaft Kleinanleger. Die Aktie steigt und steigt, auf über hundert Euro – bis zur Finanzkrise Anfang des neuen Jahrtausends. Das Management unter Ron Sommer macht Fehler und die Aktie fällt auf etwas mehr als acht Euro. Vor allem für Kleinanleger ist die "Volksaktie" ein finanzielles Desaster. Der inzwischen verstorbene Tatort-Kommissar Manfred Krug schämt sich im Nachhinein für seine Beteiligung an der Kampagne. "Ich werde auch in Zukunft niemals mehr für Aktien Werbung machen – ganz bestimmt nicht. Ich werde Werbung machen für Dinge, die ich selbst prüfen kann. Also Klopapier wäre überhaupt kein Problem: Wenn da steht 'reißfest und zuverlässig', dann würde ich das testen und Fachmann sein." Zuletzt befanden sich knapp über 60 Prozent der T-Aktien in Streubesitz; 14,5 Prozent gehörten dem Bund und 17,5 Prozent der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 02.01.2020: Vor 15 Jahren: Todestag des Fotografen Charles Wilp. | Martina Züger | Mit einer gigantischen Werbekampagne wird die T-Aktie der Deutschen Telekom zur Volksaktie erklärt – und der Schauspieler Manfred Krug wirbt massenhaft Kleinanleger. | [
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] | Stichtag | 2020-01-01T00:00+01:00 | 2020-01-01T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-gruendung-der-deutschen-telekom-ag-100~_mon-042015.html |
8. Dezember 1864 - Geburtstag von <span lang="fr">Camille Claudel</span> | Schon als Kind ist Camille Claudel mit Talent gesegnet. Mit zwölf Jahren formt sie ohne Vorkenntnisse oder Vorbilder Bismarck, Napoleon und ihren Bruder aus Ton. Ein erstaunter Bildhauer hält sie deshalb für eine Schülerin seines umstrittenen Kollegen Auguste Rodin. Mit ihm wird sie schon verglichen zu einer Zeit, als sie seinen Namen noch nie gehört hat. Erst sehr viel später wird sie tatsächlich Rodins Schülerin. Geboren wird Claudel am 8. Dezember 1864 als älteste Tochter eines Hypothekenverwalters im nordfranzösischen Fère-en-Tardenois. Da Camilles Tonfiguren Anklang finden, ihr Bruder Paul Talent zum Schreiben zeigt und die Schwester Louise so schön Klavier spielen kann, beschließt der Vater, sie mit der Mutter, die davon nicht begeistert ist, nach Paris übersiedeln zu lassen. Frauen dürfen nicht an die Kunstakademie. Also bekommt Claudel mit 19 Jahren Privatunterricht. Mit anderen Frauen mietet sie sich ein Atelier. Einmal in der Woche korrigiert Rodin ihre Arbeiten. 1884 modelliert er erstmals ihr Gesicht, zwei Jahre später stellt er sie als – unbezahlte – Gehilfin ein. Sie arbeiten zusammen, lieben sich, streiten sich, trennen sich. Denn Rodin will seine langjährige Lebensgefährtin für sie nicht verlassen. In ihren Arbeiten legt Claudel weniger Wert auf Bewegung als Rodin. Ihr geht es um den entscheidenden Augenblick. Beim tanzenden Paar der Skulptur "Walzer" etwa hält sie den Moment vor dem Sturz des halbnackten Paares fest, bei der "Welle" friert sie jenen Moment ein, bevor der Kamm brechen wird. Mit ihren Werken hat Claudel Erfolg – auch wenn die männlich dominierte Kunstwelt kaum glauben will, dass eine Frau so etwas schaffen kann. Im öffentlichen Leben aber kommt die aufmüpfige und kompromisslose Claudel nicht zurecht. Immer wieder zerstreitet sie sich mit ihrer Umgebung, erliegt immer mehr dem Wahn, von Rodin verfolgt zu werden. Sie verwahrlost zusehends, schickt einmal sogar Exkremente an die Kunstbehörde. 1913 lassen ihre Mutter und ihr Bruder sie in die Irrenanstalt einliefern. Hier sitzt sie 30 Jahre ein, ohne ein einziges Mal wieder Ton in die Hand zu nehmen. Sie schreibt verzweifelte Briefe, fleht um Entlassung. Aber die Mutter bleibt hart. Anders als Camilles Bruder, der inzwischen gefeierte Schriftsteller Paul Claudel, besucht sie ihre Tochter nicht einmal. Camille Claudel stirbt 1943 in Montdevergues. 2017 eröffnet in Nogent-sur-Seine ein Museum, das der Bildhauerin gewidmet ist. Es zeigt 40 ihrer nur rund 90 bekannten Werke. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. Dezember 2019 ebenfalls an den Geburtstag von Camille Claudel. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 09.12.2019: Vor 100 Jahren: Geburtstag von Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn | Thomas Köster | Heute erzielen ihre Skulpturen bei Auktionen Millionenbeträge. Doch zu Lebzeiten hatte die Künstlerin Camille Claudel manchmal nicht die Kleidung, um Einladungen zu Empfängen anzunehmen. | [
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02. April 2006 - Vor 80 Jahren: Max Greger wird in München geboren | Saxophon am Mund, fingerschnippend vor seiner Bigband, immer fröhlich - Bandleader Max Greger tritt mit Vorliebe in schwarzem oder weißem Jackett auf. Seine musikalische Bandbreite reicht von Swing und Jazz über Tanzrhythmen bis hin zur Volksmusik. "Meine Stärke war die Vielseitigkeit. Ich habe alles gespielt - vom Schneewalzer bis Duke Ellington ", erinnert sich Max Greger. Geboren wird er am 2. April 1926 in München. Seine Eltern führen eine Metzgerei und haben kaum Zeit für ihren Sohn. Deshalb wächst Max bei seinem Großvater auf.Als der Enkel zwölf Jahre alt ist, schenkt ihm sein Opa ein Akkordeon. 1942 studiert der 16-jährige Max am Münchner Konservatorium Klarinette und Saxophon. Mit siebzehneinhalb Jahren wird er zum Militär eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielt er in amerikanischen Clubs zusammen mit Stars wie Ella Fitzgerald, Count Basey oder Louis Armstrong. Seine erste Band gründet Greger 1948. Tagsüber spielt sein Enzian-Sextett beim bayerischen Rundfunk Blasmusik. Abends verwandelt sich die Gruppe in das Max-Greger-Sextett und spielt Swing für die amerikanischen Soldaten. Der Durchbruch gelingt Max Greger, als er 1959 mit seinen Musikern als erstes westliches Orchester durch die Sowjetunion tourt. Von 1963 bis 1977 hat er einen festen Vertrag mit dem ZDF und ist ständiger Gast in Shows wie "Der Goldene Schuss", "Vergissmeinnicht" oder "Drei mal neun". In der Bigband seines Vaters spielt auch Max Greger junior. Doch er hat sich den Job am Klavier leichter vorgestellt: "Ich bin doppelt hart behandelt worden." Vater Greger räumt ein: "Ich war autoritär." Eigentlich hat er für seinen Sohn die Nachfolge als Bandleader geplant. Aber Greger junior macht sich lieber als Komponist selbstständig. Auch als Greger senior 1979 seine Band auflöst, produziert er weiter Musik. Insgesamt hat er in seiner Karriere über 150 Platten aufgenommen. Seit dem Jahr 2000 steht Max Greger gemeinsam mit den Kollegen Paul Kuhn und Hugo Strasser als "Swing-Legenden" auf der Bühne.Stand: 02.04.06 | Dominik Reinle (ngk) | Vor 80 Jahren: Max Greger wird in München geboren | [
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1. April 1959 - Westdeutsches Werbefernsehen geht auf Sendung | Wenn sie die Buchstaben WWF lesen, geraten nicht wenige Menschen aus NRW zwischen 40 und 60 Jahren ins Schwärmen. Das liegt vor allem am WWF Club, einer legendären Unterhaltungsshow, die 400 Folgen lang von 1980 bis 1990 das regionale Werbeprogramm und das Wochenende einläutete. Moderatoren wie Marijke Amado, Jürgen von der Lippe und Frank Laufenberg starteten mit dem Club ihre Karriere. WWF steht für Westdeutsches Werbefernsehen GmbH. Die WWF, später WDR mediagroup, betreut seit den 1950er-Jahren nicht nur Werbekunden, sondern teilweise auch das Vorabendprogramm redaktionell und tritt zudem als Produzentin auf. Am 1. April 1959 strahlt die ARD in Nordrhein-Westfalen erstmals ein Fernsehprogramm aus, das von Werbeblöcken flankiert ist. Die Industrie hat schon früh Interesse, ihre Produkte in dem neuen Medium Fernsehen zu zeigen. Denn Ende der 1950er-Jahre sind die Regale in den Läden schon längst wieder prall gefüllt. Im ersten deutschen Werbespot, der im Bayrischen Rundfunk bereits 1956 zu sehen war, werben die Volksschauspieler Beppo Brehm und Liesl Karlstadt für das Waschmittel der Marke Persil. In den ersten Wochen nach Persil folgen hunderte weitere Werbespots. Mit jedem Prozent Wirtschaftswachstum werden die Werbefiguren runder und wohlgenährter. "Kuchen macht Männer sanft und verträglich", verspricht Dr. Oetker in einem Spot. Die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger klagen wegen der Spots im Fernsehen und scheitern. Auch die Programmzeitschrift Hörzu schimpft gegen die die "Ätherpest Werbefernsehen" – und schaltet bald selbst Anzeigen. 1959 ist genau geregelt, wie viele Werbeminuten am Tag gezeigt werden dürfen. Am ersten Ausstrahlungstag gehört zum Intermezzo – so heißt das Vorabendprogramm der WWF – das halbstündige Fernsehspiel "Der vierte Mann" mit zwei Werbeblöcken vor der Tagesschau. Sechs Minuten Werbung sind damals täglich erlaubt, heute sind es im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm 20 Minuten. In der Chronik des ARD-Vorabendprogramms finden sich viele Innovationen und von den Machern gesetzte Trends: der erste Werbespot in Farbe, die erste Serie in Farbe, Straßenfeger wie die französische Serie "Belphegor" mit Juliette Gréco, Familienunterhaltung wie "Familie Feuerstein" (1969) und "Meister Eder und sein Pumuckl" (1984) sowie Erfolgsserien von "Funkstreife Isar 12" (1961) bis "Türkisch für Anfänger" (2006). Lieb gewonnene Begleiter durch das Vorabendprogramm sind auch die im Auftrag des WWF entwickelten Zeichentrickfiguren Ute, Schnute und Kasimir (1979 bis 1990). Erfunden wurden sie vom Vater der Mainzelmännchen, Wolf Gerlach. Heute verdienen alle Sender in Deutschland rund vier Milliarden Euro im Jahr mit Werbung. Davon entfallen 3,7 Milliarden auf die Privatsender und nur etwa 300 Millionen auf ARD und ZDF. Stand: 01.04.2014 | Martina Züger | Rund vier Milliarden Euro verdienen alle Fernsehsender im Jahr mit Werbung – davon gehen 3,7 Milliarden an die Privaten. Nur etwa 300 Millionen landen bei ARD und ZDF . Die erste Werbung wurde bei den Öffentlich-Rechtlichen im Westdeutschen Werbefernsehen ausgestrahlt. | [
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09. August 2009 - Vor 95 Jahren: Schriftstellerin Tove Jansson wird geboren | In Finnland sind die Mumins überall: Den nilpferdartigen Trollen kann man hier nicht entgehen. Am Flughafen von Helsinki begrüßen sie als Stofftier Neuankömmlinge, in Tampere ist ihnen ein Museum gewidmet, in Naantali gibt es einen großen Mumin-Freizeitpark. Dabei sind die Mumins eigentlich sehr menschenscheue Wesen, die in ihrem eigenen Kosmos leben.Ihre Schöpferin Tove Jansson wird am 9. August 1914 in Helsinki geboren. Ihre Mutter, der ruhende Pol der fünfköpfigen Familie, ist Grafikerin, ihr Vater ein exzentrischer Bildhauer, der selten zuhause ist. Den bunt-chaotischen Haushalt ihrer Kindertage sowie das Sommerhäuschen der Familie am Meer werden später zur Vorlage für die Mumin-Welt: Der Mumin-Vater reist öfters in die Ferne, um Abenteuer zu erleben, während sich die Mutter liebevoll um die vielen, teils skurrilen Gäste des Hauses kümmert: "Vater und Mutter Mumin stellten dann einfach neue Bettchen auf und vergrößerten den Esstisch." - heißt es in einem von Janssons Büchern, und weiter: "Man tat das, wozu man gerade Lust hatte und sorgte sich selten für den nächsten Tag. Es geschahen manchmal wohl aufregende und schreckliche Dinge, aber man kannte keine Langeweile." Nach einem Studium der Malerei in Helsinki, Paris und Florenz kehrt Jansson 1938 nach Finnland zurück und verdient sich ihr Geld mit politischen Karikaturen von Adolf Hitler, die sie für heimische Zeitungen erstellt. Nebenbei macht sie sich in Kunstkreisen einen ersten Namen als Malerin. Bereits auf ihren frühen Bildern tauchen am Rande erstmals ihre nilpferdartigen Trolle auf. 1945 spielen sie in ihrem Buch "Mumins lange Reise" erstmals die Hauptrolle.Dort entwirft Jansson eine von ihr selbst illustrierte Fantasie-Welt, deren Figuren in einem von Bergen und Meer umgebenen Tal angesiedelt ist. Hier leben die witzig-versponnenen Bewohner in den Tag: Vater, Mutter und Sohn Mumin, spargelähnliche Gespensterwesen und der ordnungsfanatische Hemul, der immer wieder ein anderer sein will, ohne je aus seiner Haut heraus zu können. Häufig wird die Idylle von Kometen und Unwettern bedroht: Naturkatastrophen, mit denen die Autorin ihre Kriegsangst zu verarbeiten versucht. Sich selbst porträtiert Jansson im einsamen Wanderer Mumrik mit seiner Mundharmonika, der seine Freiheit über alles liebt - und es gleichzeitig nicht erträgt, wenn der Mumin-Freund unter seinem Unabhängigkeitsstreben leiden muss. Bis 1970 schreibt Jansson insgesamt neun Mumin-Bücher, die letzten drei immer mehr auch für Erwachsene, da sie zunehmend aus der psychologischen Innenperspektive der Figuren verfasst sind. Ihr Werk wird in 40 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter auch 1966 mit dem Hans Christian Andersen-Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Trotzdem bleibt Jansson bescheiden. Die meiste Zeit lebt die Autorin mit ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä in einer selbstgezimmerten Hütte auf einer winzigen Schäreninsel. Sie stirbt kurz vor ihrem 87. Geburtstag 2001 in Helsinki. Stand: 09.08.09 | Thomas Köster (heb) | Vor 95 Jahren: Schriftstellerin Tove Jansson wird geboren | [
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August 1487 – Bartolomeu Dias bricht Richtung Indien auf | Im August 1487 verlassen zwei portugiesische Karavellen mit ihrem Versorgungsschiff in geheimer Mission die Tejomündung in Lissabon. An Bord kennt nur ihr Kommandant Bartolomeu Dias den Auftrag von König Johann II. Die Expedition soll so weit nach Süden fahren, wie es bisher noch keinem Europäer gelang. Ziel ist die Erforschung eines Seewegs nach Indien rund um Afrika, von dem noch niemand mit Sicherheit weiß, ob es ihn überhaupt gibt. Ende des 15. Jahrhunderts hat sich Portugal zur wichtigsten Seemacht Europas aufgeschwungen. Fast die gesamte Westküste Afrikas hat die kleine Nation erforscht, aber der lukrativste Abschnitt - der Seeweg nach Indien und zu den Gewürzinseln - fehlt. Zu einer Zeit, in der Pfeffer mit Gold aufgewogen wird und Gewürze Sinnbild des Reichtums sind, verspricht eine solche Route, die die Vorherrschaft der Italiener und Araber in diesem Geschäftszweig brechen könnte, unermessliche Gewinne. Mit Kapitän Diego Cão sind die Portugiesen schon bis nach Namibia gekommen, haben also 5.000 von 6.000 Kilometern zum Kap der Guten Hoffnung bereits zurückgebracht. Dias kann sich also bei einem Großteil seiner Reise auf die Aufzeichnungen und das Wissen seiner Vorgänger von Wind- und Meeresströmungen in der Region verlassen. Wie es danach weitergeht, ist unbekannt. Zunächst nimmt Dias Kurs auf Kap Verde im Westen Afrikas. Dann verlässt er die Küste und erreicht vermutlich Anfang November 1487 auf direktem Weg die Kongomündung. Von hier aus folgt er den Spuren Cãos nach Süden. Wegen Gegenwinds muss er sein schwerfälliges Versorgungsschiff zurücklasen. Im Dezember erreichen die Karavellen die Walfangbai im heutigen Namibia. Von nun an ist es eine Reise ins Ungewisse und in die Gefahr. Tatsächlich geraten Dias' Schiffe Anfang 1488 in ein schweres Unwetter. Die Expedition wird aufs offene Meer getrieben und droht zu scheitern. Fast zwei Wochen muss der Trupp mit Segeln auf Halbmast fahren; als er endlich wieder zurücksegeln kann, findet er zunächst das Land nicht mehr. Dann endlich erreichen die Karavellen die heutige Mossel Bay etwa 360 Kilometer östlich des Kaps der Guten Hoffnung. Einige Tage lang folgt Dias dem Verlauf der südafrikanischen Küste, bis er eine warme Strömung aus dem Norden wahrnimmt. Nun ist er sicher, dass er eine Verbindung zum Indischen Ozean – und damit einen Seeweg nach Indien – gefunden hat. Dias kann umkehren: Sein Auftrag ist erfüllt. Bei seiner Rückkehr im Dezember 1488 wird Dias eher verhalten empfangen. In den Augen seiner Zeitgenossen und des Königs hat er nur bestätigt, was die Portugiesen ohnehin schon vermutet hatten. Zwar erhält er eine schmale Pension, aber die erste Tour eines Europäers nach Indien um Afrika herum bleibt neun Jahre später Vasco da Gama vorbehalten – vermutlich, weil Johann II. diesen für den besseren Diplomaten hält. Dennoch wird der Ökonom Adam Smith knapp 300 Jahre später schreiben: "Die Entdeckung Amerikas und die Entdeckung der Durchfahrt nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung herum sind die beiden größten und wichtigsten Ereignisse, die in der Geschichte der Menschheit verzeichnet sind." Stand: 16.08.2012 | Thomas Köster | Der portugiesische Seefahrer und Entdecker Bartolomeu Dias macht sich mit einer Flotte aus drei Schiffen auf, um einen Seeweg nach Indien zu finden. Danach ist der erste Europäer, dem es gelungen ist, die Südspitze Afrikas zu umsegeln. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:19+02:00 | 2015-10-07T11:19+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6876~_mon-122018.html |
18. Dezember 1944 - Erste Nummer der "<span lang="fr">Le Monde</span>" erscheint | Unabhängigkeit von wirtschaftlichen und moralischen Fremdinteressen verspricht der Herausgeber Hubert Beuve-Méry Frankreichs Öffentlichkeit. Seine Tageszeitung "Le Monde", deren erste Nummer am 18. Dezember 1944 in Paris erscheint, werde "keinerlei Einfluss unterliegen, sei es dem einer Bank, einer Regierung, eines Ministeriums, einer Firma oder einer Kirche". Beuve-Méry hält Wort. Eingeschworen auf seine ehernen Prinzipien "klar, wahr, rasch, vollständig" steigt die Tageszeitung unter seiner bis 1969 währenden Leitung zum Flaggschiff der französischen Presse auf. Nüchtern im Layout und von brillanten Autoren geschrieben, gilt "Le Monde" seit 70 Jahren international als die Referenz für gründliche Recherche, aufregende Reportagen und sachlich-unparteiische Berichterstattung. Geistiger Vater der Pariser "Welt" ist General Charles de Gaulle persönlich. Der provisorische Regierungschef braucht 1944 nach der Rückkehr in das von den Nazis befreite Frankreich eine unbelastete "große Zeitung". Als Stimme Frankreichs soll sie weltweit bis in höchste Kreise Gehör finden. Der als Herausgeber erkorene frühere Résistance-Kämpfer Beuve-Méry denkt aber nicht daran, einen regierungsamtlichen Kurs zu steuern. "Le Monde" bezieht hart Stellung gegen Frankreichs Kriege in Indochina und Algerien, kritisiert leidenschaftlich de Gaulles Verfassung der 5. Republik und bringt den General mit der Ablehnung einer Direktwahl des Staatspräsidenten zur Weißglut. Einem vorgegebenen Kurs müssen sich die rund 400 Redakteure bis heute nicht beugen, allgemein gilt das Blatt als linksliberal. "Es gibt keine Richtung, nur Standpunkte", erklärt Ressortchef Christophe Ayad. Ein Eckpfeiler der Unabhängigkeit ist das Redaktionsstatut "Societé des redacteurs" von 1951. Es sichert den Journalisten die freie Wahl des Redaktionsleiters zu und macht alle Beschäftigten von "Le Monde“ zu Aktionären der Zeitung. Das von den Parisern sorgsam gepflegte Image als Elite des Printjournalismus ruft aber auch heftige Kritik an der beanspruchten Deutungshoheit und Integrität hervor. Das Enthüllungsbuch "Die verborgene Seite der 'Monde'" löst 2003 ein wahres Erdbeben in der Redaktion aus. Auf über 600 Seiten klagen zwei Journalisten die Zeitung der Selbstherrlichkeit, der Manipulation und des Machtmissbrauchs an. Alle Spitzenposten des Traditionsblattes werden danach neu besetzt. Ex-Redaktionsdirektor Edwy Plenel, einer der besten Investigativ-Journalisten Frankreichs, bekennt in einem Interview: "Ich hatte eine Art militante Blindheit als 'Monde'-Direktor. Ich glaubte an eine Sache und wollte wohl nicht darauf hören, was man mir sagte." Sieben Jahre später verlieren die "Monde"-Mitarbeiter ihren Mehrheitsanteil an dem zum Multimedia-Konzern gewachsenen Zeitungshaus. Im Juni 2010 macht das bedrohlich steigende Defizit den Verkauf an ein Investoren-Trio unter Führung des Mode-Unternehmers Pierre Bergé unausweichlich. Die Autonomie des Blattes bleibe erhalten, betont der neue Aufsichtsratsvorsitzende. Auch ihren Direktor kann die Redaktion weiter selbst wählen, den Kandidatenkreis bestimmen allerdings die Großaktionäre. Im Jubiläumsjahr 2014 erreicht "Le Monde" täglich mehr als zwei Millionen Menschen, die meisten per Internet, Tablet oder Smartphone. Die klassische Papierausgabe für täglich 2 Euro (samstags 3,80 Euro) kaufen nur noch 20 Prozent der Leser. Stand: 18.12.2014 | Bernd Rexing | Die Pariser " Le Monde " gehört zum Tafelsilber der internationalen Tagespresse. Nüchternes Layout, kritische Recherchen und brillante Autoren zeichnen das Blatt aus. Seine Gründung vor 70 Jahren geschieht auf ausdrücklichen Wunsch von General de Gaulle . | [
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26. Mai 1969 - Allan H. Lockheed stirbt in Tucson | Raketen, Satelliten, Drohnen, Kampfhubschrauber, Tarnkappenbomber – der US-Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed-Martin stellt so ziemlich alles her, was fliegt. Die Kunden stammen vorwiegend aus dem militärischen Bereich. Einer der Pioniere des Firmenzusammenschlusses ist der 1889 im kalifornischen Fremont geborene Allan H. Lockheed. "Das Flugzeug wird den Transport zu Land und Wasser übernehmen", schreibt er als 20-Jähriger. "Fliegen kennt keine Schranken." Damals hat Lockheed bereits eine Karriere als Auto-Mechaniker, Rennfahrer und Test-Pilot von Flugobjekten aufzuweisen. Mit seinem Bruder Malcom zimmert er das sogenannte Model G zusammen, ein offenes Flugzeug ohne Verkleidung. Es hebt erstmals 1913 ab - mit Allan am Steuer. Die Geschäftsidee: Rundflüge für Touristen über die San Francisco Bay. Das Fluggerät, das ohne Verkleidung auskommt, zieht 600 Kunden an - darunter sogar das belgische Königspaar. Es werden auch Flugaufnahmen für Hollywood-Filme gemacht. Die Einnahmen reichen, um bessere Modelle zu bauen. In den 1920er-Jahren ist es die Vega. 1928 kommt der Durchbruch: 20 Exemplare der Vega werden bestellt. Das sei "der größte Auftrag für ein ziviles Flugzeug der damaligen Zeit" gewesen, sagt der Luftfahrtsjournalist Wolfgang Borgmann. Die Vega bricht in den folgenden Jahren ungezählte Geschwindigkeits- und Streckenrekorde. "Nur eine Lockheed schlägt eine Lockheed", laut der Firmen-Slogan. Allan Lockheed wird allerdings kurz darauf aus seinem eigenen Unternehmen herausgedrängt, als es finanzielle Probleme gibt. Bruder Malcom ist schon vorher ausgeschieden. Die Firma macht dennoch gute Geschäfte: Im Zweiten Weltkrieg baut Lookheed 3.000 Hudson-Bomber für die britische Luftwaffe und 10.000 P38-Abfangjäger für die US-Airforce. Später werden Spionageflugzeuge wie die U2 und die SR-71 Blackbird produziert. Als die Bundeswehr in den 1950ern einen Kampfjet sucht, erhält Lockheeds Starfighter den Zuschlag. Mehr als 900 der Jets werden ausgeliefert. Doch knapp 300 Exemplare stürzen ab. Das Flugzeug wird bald "Witwenmacher" genannt. Es gibt Gerüchte, dass für ein unausgereiftes Flugzeug Schmiergeld geflossen sei. Der Europa-Vertreter von Lockheed ist ein enger Freund von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß. Eine Bestechung kann aber nicht bewiesen werden. Allan Lockheed erlebt den Skandal, der seinen Namen trägt, nicht mehr. Er stirbt am 26. Mai 1969 in Tucson. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Mai 2019 ebenfalls an Allan H. Lockheed. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.05.2019: Vor 85 Jahren: Schauspieler Uwe Friedrichsen wird geboren | Dominik Reinle | Mit seinem Bruder Malcom baut er 1913 sein erstes Flugzeug – das " Model G ". Später wird der US -Unternehmer Allan H. Lockheed mit dem Bau von Zivilmaschinen bekannt. | [
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14.07.2005 - Todestag der Ärztin Cicely Saunders | Ende der 1950er Jahre war dieses Konzept geradezu revolutionär. Cicely Saunders, die britische Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin, begründete mit diesem Ansatz die moderne Hospizbewegung. Sie machte sich zur Aufgabe, das Leid sterbender Krebspatienten zu lindern. Sie entwickelte eine ganz neue Form der Schmerztherapie mit Morphium, was ihr damals viel Kritik einbrachte. Ende der 1960er Jahre gründete sie das erste moderne Hospiz im Süden von London, das St. Christophers Hospice. In den 1970er Jahren löste ein Film über die Arbeit in ihrer "Sterbeklinik" auch in Deutschland heftige Debatten aus. Alles, was mit Tod und Sterben zu tun hatte, wollte man möglichst aus der Öffentlichkeit verbannen. Cicely Saunders ist es zu verdanken, dass dieses Thema zurück in die Gesellschaft geholt wurde. Ihr Konzept "Total Pain" ist heute Grundlage der Arbeit in der Palliativmedizin und in Hospizen weltweit. Redaktion: Hildegard Schulte | Andrea Kath | Den Tagen mehr Leben geben, und nicht dem Leben mehr Tage - dieses Leitbild der Palliativmedizin geht auf die britische Ärztin Cicely Saunders zurück. Sie prägte auch den Begriff " Total Pain " - und legte damit die Grundlage für die moderne Palliativmedizin. Denn, so ihr Credo, ein Mensch leide nicht nur physisch unter Schmerzen, sondern auch psychisch, sozial und spirituell. | [
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5. Juni 1975 - Wiedereröffnung des Suez-Kanals | Nach achtjähriger Sperre wird der mehr als 160 Kilometer lange Suezkanal wieder für die internationale Schifffahrt geöffnet: An Bord des Zerstörers "6. Oktober" führt der ägyptische Staatspräsident Anwar el-Sadat am 5. Juni 1975 den ersten offiziellen Schiffskonvoi an. "Die Feierlichkeiten begannen am Vormittag in Port Said, als ein islamischer Geistlicher Verse aus dem Koran vorlas", berichtet WDR-Korrespondent Erwin Behrens. Den musikalischen Rahmen bildet der Triumphmarsch aus Giuseppe Verdis Ägypten-Oper "Aida". Auch für zwei deutsche Reedereien gibt es Grund zu feiern. Ihre Schiffe gehören zu 14 Frachtern, die seit dem Sechs-Tage-Krieg zwischen Israel und Ägypten im Suezkanal festsitzen. Endlich dürfen sie ihre Fahrt vom Roten Meer in Richtung Mittelmeer fortsetzen. "Wir kommen hier mit der 'Nordwind' - zusammen mit der 'Münsterland' - aus dem Großen Bittersee, einem Teil des Suezkanals, wo die Schiffe seit fast acht Jahren stillgelegen haben", meldet Kapitän Peter Leder über Funk. Das erste Mal eröffnet wird der Suezkanal am 17. November 1869 nach zehn Jahren Bauzeit. Unter der Leitung des französischen Unternehmers Ferdinand de Lesseps haben rund 1,5 Millionen Arbeiter die Wasserstraße durch die Wüste ausgehoben. Als Ägypten 1875 vor dem Bankrott steht, übernehmen die Briten das Aktienpaket des ägyptischen Staates und erhalten großen Einfluss auf den Kanal. 1888 wird der Suezkanal zur neutralen Zone erklärt. Schiffe aller Nationen dürfen den Kanal gegen Gebühren befahren. Die britische Kontrolle bleibt bestehen, bis 1956 der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser den wirtschaftlich bedeutenden Wasserweg verstaatlicht. Das löst die Suezkrise aus: Die israelische Armee rückt durch den Sinai bis zum Kanal vor, britische und französische Truppen besetzen die Kanalzone. Unter internationalem Druck wird der Konflikt aber rasch wieder beigelegt. 1967 verliert Ägypten die Kontrolle über den Suezkanal: Im Sechs-Tage-Krieg rückt Israel wieder bis zum Ostufer vor. Der Kanal wird von Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser aus Protest geschlossen. 1973, am höchsten israelischen Feiertag Yom Kippur, greift Ägypten überraschend die israelische Besatzungsmacht auf dem Sinai an. Nach einem Gegenangriff der Israelis vermitteln die Vereinten Nationen einen Waffenstillstand. Die Israelis ziehen sich teilweise aus dem Sinai zurück. Der Kanal ist nun wieder unter vollständiger ägyptischer Kontrolle. Während der acht Jahre langen Sperrung des Suezkanals hat sich die Schifffahrt verändert. Die Tanker, die vom Persischen Golf kommen, haben ihre Ladungskapazität verdoppelt oder verdreifacht. Sonst hätte sich der rund 4.500 Seemeilen lange Umweg um das afrikanische Kap der Guten Hoffnung nicht rentiert. Auch der Frachttransport wird inzwischen mit Container-Schiffen erledigt, deren Tiefgang der Kanal nicht gewachsen ist. "Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist der Kanal in keiner Weise instand gehalten oder erweitert worden", sagt Suezkanal-Expertin Caroline Pique von der Pariser Sorbonne. Mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und der Weltbank investiert Kairo hohe Summen, um den Kanal den neuen technischen Anforderungen anzupassen. Nach der Wiedereröffnung nutzen zunächst kleinere Schiffe den Kanal. Die Deviseneinnahmen für Ägypten steigen im Lauf der Jahrzehnte ständig - bis auf 5,5 Milliarden Dollar im Jahr 2014. Derzeit wird der Suezkanal in einem riesigen Bauprojekt erweitert: Die Kapazität von 97 Ozeanriesen pro Tag soll verdoppelt werden. Stand: 05.06.2015 | Dominik Reinle | Ägypten eröffnet am 5. Juni 1975 mit einem Schiffskonvoi den wirtschaftlich wichtigen Suezkanal wieder. Er war acht Jahre lang aufgrund von Kriegen mit Israel gesperrt. Nun ist der direkte Wasserweg zwischen dem Persischen Golf und Europa wieder frei. | [
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] | Stichtag | 2015-10-02T11:48+02:00 | 2015-10-02T11:48+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-288~_mon-102017.html |
1. März 1871 - Geburtstag von Ernst Leitz | Ernst Leitz hat die Führungsriege seiner Optischen Werkstätten zusammengerufen. An einem Tag im Juni 1924 beraten sie in Wetzlar mehr als vier Stunden lang über den Bau einer neuen, kleinen Kamera, die es so noch nicht gibt. Sollen die Leitz-Werke die weltweit erste Kleinbildkamera in Serie bauen? Die Mehrheit der Fachleute ist dagegen. Berufsfotografen, denen Modelle gezeigt wurden, lehnten die Kamera ab; sie konnten sich nicht vorstellen, dass Vergrößerungen von einem Negativ von 24 mal 36 Millimeter möglich sind. Und die Amateure fragten sich, ob ein kleiner Apparat eine ganze Kuhherde aufnehmen könne. Doch kurz nach Mittag sagt der Firmenchef: "Wir machen Schluss. Ich entscheide hiermit, es wird riskiert." Es ist die Geburtsstunde der Leica, der ersten in Serie gebauten Kompaktkamera. Auf der Frühjahrsmesse 1925 wird die Leica noch belächelt, doch bald revolutioniert sie die Fotografie. Denn sie erlaubt zum ersten Mal Momentaufnahmen: nicht gestellte, sondern reale Bilder von der Welt und den Menschen. Als die deutsch-französische Fotografin Giselle Freund die Bibliotheken von Paris fotografiert, sagt sie: "Ich habe meine kleine Leica genommen und die Leute fotografiert, denn die Bücher an der Wand interessierten mich überhaupt nicht. In meinen Reportagen hat mich immer das Menschliche interessiert und der Mensch selbst." Knut Kühn-Leitz, der Enkel von Ernst Leitz, erklärt: "Mit der Leica entstand der Fotojournalismus und mit dem Fotojournalismus auch die Illustrierte, in denen das Bild wichtiger war als das Wort." Auch der deutsche Fotograf und Fotojournalist Jim Rakete liebt die Leica: "Es ist sehr leicht, mit ihr unauffällig zu fotografieren. Man steht mitten drin, fotografiert und die Leute merken es nicht." Ernst Leitz, der in den 20er-Jahren die mutige Entscheidung für die Leica traf, ist ein besonderer Firmenchef. Sein Enkel Knut Kühn-Leitz erinnert sich: Als Mensch war er "sehr anteilnehmend an dem Schicksal seiner Mitmenschen, ein Unternehmer mit Visionen, und ein aufrechter Demokrat." Am 1. März 1871 wird Ernst Leitz junior als zweiter Sohn von Ernst Leitz I. geboren. Nach einer Feinmechaniker-Lehre im väterlichen Betrieb und Ausbildung zum Kaufmann übernimmt er 1920 die Optischen Werke in Wetzlar, dem damals weltweit größten Hersteller von Mikroskopen. Wie bereits sein Vater hat er ein besonderes Anliegen: Motivation der Mitarbeiter durch soziale Leistungen. Es gibt eine Unterstützungskasse; eine Invaliden-, Witwen- und Waisenkasse; und den Achtstundenarbeitstag - lange bevor er gesetzlich vorgeschrieben ist. "Bist du bei Leitze, bist du geborgen", heißt ein Sprichwort in Wetzlar. Von seiner Jugend an ist Ernst Leitz II. politisch aktiv: Gründungsmitglied der Deutschen Demokratischen Partei, Stadtverordneter in Wetzlar und Gegner der Nationalsozialisten. Ab 1933 steht er im Visier der Nazis, sie nennen ihn "üblen Demokraten" oder den "roten Leitz". Denn er beschäftigt weiterhin Juden, verfasst Empfehlungsschreiben für Verfolgte, bezahlt Überfahrten. Leitz ist ein stiller Helfer, der sich auch nach dem Krieg nie seiner weitreichenden Unterstützung für Verfolgte rühmt. Die Nazis müssen den mächtigen, aber bescheidenen Unternehmer dulden: Seine Werke sind in aller Welt bekannt, er beschäftigt mehr als 3.500 Menschen, 1933 wurde die 100.000ste Leica gebaut. Im Alter von 80 Jahren, fünf Jahre vor seinem Tod am 15. Juni 1956, blickt Ernst Leitz II. auf sein Leben zurück: "Was mich am meisten erfreut ist, dass wir 4.600 Menschen beschäftigen können, ihnen Arbeit und Verdienst geben." Stand: 01.03.2011 | Martina Züger (fom) | Ernst Leitz II. wird geboren. 1920 übernimmt er die Optischen Werke vom Vater und lässt die Leica-Kompaktkamera entwickeln. Das Modell revolutioniert die Fotografie. Die Nazis müssen den bescheidenen Unternehmer dulden, weil er zu mächtig ist. | [
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02. September 2010 - Vor 50 Jahren: Slogan "Neckermann macht's möglich" erscheint | Gerade mal 133 Artikel auf zwölf Seiten bietet die "Neckermann-Illustrierte", mit der der Textilproduzent und Großhändler Josef Neckermann im März 1950 sein Versandunternehmen startet. An 100.000 Haushalte verschickt, erzielt der Ur- Neckermann-Katalog schon im ersten Jahr einen Umsatz von zehn Millionen Mark. Sortiment und Auflage wachsen rasant, denn Neckermanns Taktik, als "billiger Jakob" Luxusgüter von gestern zu Gebrauchsgütern von morgen zu machen, erweist sich als überaus erfolgreich. Zum zehnjährigen Jubiläum erscheint der Frühjahr/Sommer-Katalog 1960 in der schwindelerregenden Auflage von 18 Millionen Stück und erstmals unter der neuen Firmenparole "Besser dran mit Neckermann". Das allerdings sieht die Konkurrenz völlig anders. Der Quelle-Versand zieht wegen vergleichender Werbung und unlauterem Wettbewerb vor Gericht und erhält Recht. Neckermann muss einen Großteil seiner Katalogauflage einstampfen und schnellstens einen neuen Slogan kreieren. Der durch und durch penible Firmenpatriarch, der sich in seinem Unternehmen auch um kleinste Details kümmert, macht Dampf und die Slogan-Suche zur Chefsache. In einer Nachtsitzung versammelt er seine engsten Mitarbeiter und Berater der US-Werbeagentur McCann zu einem Brainstorming, das in die Firmengeschichte eingeht. "In freier Assoziation sprangen uns die verrücktesten Formulierungen an", erzählt Neckermann in seinen Memoiren, "keine Angst, ich werde sie nicht preisgeben". Den goldenen Einfall hat allerdings keiner der Werbeprofis, sondern ein junger Kundenkontakter namens Horst Joachim Wilke. Dankbar für die zu später Stunde gereichten Würstchen platzt er heraus: "Neckermann macht’s möglich!" Der Chef ist auf Anhieb begeistert. "Damit hat die Philosophie unseres Unternehmens ihre kürzeste Formel gefunden", lobt Neckermann und entlohnt Wilke, sparsam wie immer, mit einer symbolischen Deutschen Mark. Nur die Kreativ-Profis von McCann lassen kein gutes Haar an dem Geistesblitz. "Kein gutes Deutsch", mosern sie, "Slang" und warnen: "Mit der Aussage liegen Sie völlig falsch, das kann Sie Millionen kosten." Doch Josef Neckermann lässt sich nicht beirren und bringt am 2. September 1960 seinen Herbst/Winter-Katalog unter dem Slogan heraus, der sich schon bald ins kollektive Gedächtnis der Deutschen einbrennt. Als Neckermann kurz darauf sogar schlüsselfertige Eigenheime und billige Flugreisen in den sonnigen Süden ins Programm aufnimmt, zweifelt niemand mehr an "Neckermann macht’s möglich". Der Einstieg ins Reisegeschäft bleibt aber Neckermanns letzter unternehmerischer Erfolg. Eine Reihe von Fehlentscheidungen sowie der Ausstieg von Großinvestor Friedrich Flick bewirken einen Kapitalverlust, von dem sich das Unternehmen nicht mehr erholt. Neckermann wird zum Sanierungsfall und im Juli 1976 vom Warenhauskonzern Karstadt geschluckt. Stand: 02.09.10 | Bernd Rexing (tax) | Vor 50 Jahren: Slogan "Neckermann macht's möglich" erscheint | [
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24. Oktober 2006 - Vor 75 Jahren: Al Capone wegen Steuerhinterziehung verurteilt | Chicago im Sommer 1931. Lokaltermin in der sechsten Etage des noblen Lexington Hotels. In der Eingangshalle laufen die geladenen Journalisten über eine ins Eichenparkett eingearbeitete Krone mit den Initialen AC. Im Salon antike Auslegeware aus Persien, an der Decke kunstvolle Stuckornamente. Hinter einem riesigen Schreibtisch aus Mahagoni thront Unterweltboss Alphonse Capone, mit einer dicken Zigarre zwischen den Zähnen. Er hat das ganze Stockwerk gemietet. Al Capone hat die Presse eingeladen, um Stellung zu nehmen zu dem Vorwurf der Steuerhinterziehung, den ein Gericht gegen ihn erhoben hat. Capone weiß, dass der Vorwurf berechtigt ist. Sein mit Alkoholschmuggel, Nachtclubs, Wettbüros und Bordellen verdientes Geld verteilt er lieber - am Finanzamt vorbei - direkt an die Polizei. Auf rund 30 Millionen Dollar jährlich schätzt er selbst die Bestechungsgelder.Al Capone leugnet sein Vergehen, das er für harmlos hält, nicht. Schließlich ist er nicht wegen Mordes angeklagt - obwohl zur Zeit der großen Bandenkriege, die er mit initiiert hat, rund 200 Gangster getötet werden. Alleine beim berühmt gewordenen "St. Valentine's Day Massacre" am 14. Februar 1929 hatte Capone sieben Männer umbringen lassen. Für sein Steuervergehen rechnet er sich zwei oder drei Jahre Gefängnis aus; dieses Strafmaß, so glaubt er, hätten seine Anwälte längst mit der Justiz für ihn ausgehandelt. Den Pressevertretern verkündet er, danach als ehrbarer Mann leben zu wollen. Am 6. Oktober 1931 begleitet ein Konvoi der Kriminalpolizei Capone über die fünf Kilometer lange Strecke vom Lexington Hotel zum Gerichtssaal. An jeder Ecke hält der jeweils erste Wagen, um zu kontrollieren, ob in den Seitenstraßen Freunde oder Feinde des Gangsters lauern. Erst als Al Capone auf der Anklagebank Platz genommen hat, dürfen Besucher den Gerichtssaal betreten. Im Amerika des Alkoholverbots steigen vor Prozessbeginn die Preise für illegalen Whisky. Offenbar will Al Capone damit seine Anwälte finanzieren. Es nützt ihm nichts. Der Vorsitzende Richter tauscht vor der ersten Verhandlung die bestochenen Geschworenen aus. Er ist offenbar gewillt, sich dem Verbrechen in seiner Stadt todesmutig entgegenzustellen. Am 24. Oktober 1931 wird Al Capone wegen Steuerhinterziehung zu elf Jahren Haft, Geldstrafen und Verfahrenskosten von 80.000 Dollar verurteilt. Sein Siegeslächeln gefriert während der Urteilsverkündung. Seine Karriere ist beendet. Stand: 24.10.06 | koester (ngk) | Vor 75 Jahren: Al Capone wegen Steuerhinterziehung verurteilt | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T11:55+02:00 | 2015-10-05T11:55+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1756~_mon-042011.html |
21. November 1865 - Patent für Geschirrspülmaschine angemeldet | Die Hochzeit mit dem Kaufmann und Politiker William Cochrane beschert der 1839 geborenen Josephine Cochrane ein geselliges Leben mit vielen Partys und Empfängen. Leider bleibt nach den Feierlichkeiten viel schmutziges Geschirr zurück, bei dessen Reinigung einiges zu Bruch geht. Folglich will die Hausdame dem Personal nicht mehr ihr kostbares Porzellan anvertrauen, aber selbst Hand anlegen, scheidet ebenfalls aus. "Wenn niemand einen funktionierenden Geschirrspüler erfindet, muss wohl ich es tun", soll Cochrane genervt ausgerufen haben. Rund zehn Jahre tüftelt und baut die Tochter eines Ingenieurs, bis sie eine halbwegs brauchbare Geschirrspülmaschine entwickelt hat. 1886 lässt sich Cochrane ihren Kupferkessel patentieren, in dem sich ein motorangetriebener Geschirrkorb dreht. Für ihre Erfindung wird Cochrane - oder besser ihr Mann, weil Frauen nicht zugelassen sind - auf der Weltausstellung 1893 in Chicago ausgezeichnet. Seither gilt die Amerikanerin als die Mutter aller Spülmaschinen. Dabei ist die technikbegeisterte Hausfrau nicht die Einzige, die sich Gedanken über den lästigen Abwasch macht. Bereits 1850 erhält der Amerikaner Joel Houghton das erste Patent für eine Art Spülmaschine, bei der ein handbetriebenes hölzernes Rad Wasser auf das Geschirr schleudert. Diese Konstruktion erweitert Levi Alexander um ein Ablagefach und meldet sie am 21. November 1865 beim Patentamt an. Allerdings geht es den Herren weniger um eine praktikable Küchenhilfe: "Es waren mehr die Erfinder, die so etwas einmal gebaut haben, weil sie einfach irgendwo technische Entwicklungen zeigen wollten", sagt Rainer Stamminger, Professor für Verfahrenstechnik an der Universität Bonn. Auch der von Cochrane gebaute Prototyp ist mit seinen zwei Metern Länge und Breite ein Monstrum und findet nur in einigen Großküchen Interesse. Zumal Tellerwäscher wenig kosten und Küchenarbeit den Frauen überlassen wird. Das ärgert die Volkswirtschaftlerin Dr. Erna Meyer, die bereits 1926 vehement mehr Technik für den Haushalt fordert: "Wahrscheinlich hätte man das längst eingesehen, wenn der Mann selbst die dazu notwendigen Arbeiten verrichten müsste". Aber noch sind Spülautomaten teuer und schlecht zu bedienen. "Die haben sich nie durchgesetzt, in dem Sinne, dass ein merklicher Anteil von Haushalten sich solche Geräte leisten konnte und auch installieren wollte", sagt Verfahrenstechniker Stamminger. Es dauert noch einige weitere Patente, bis die Spülmaschine dank Wirtschaftswunder und viel Werbung in den 60er Jahren den Weg in den Privathaushalt findet. "Wenn Vater spülen müsste, wäre noch heute eine Miele Geschirrspülautomat im Haus", preist das Gütersloher Unternehmen sein Haushaltsgerät an. Heute haben rund 70 Prozent aller deutschen Haushalte eine Spülmaschine, Männer wie Frauen wollen die Küchenhilfe nicht mehr missen. Gestritten wird nur noch darum, wie man sie optimal bestückt. So soll das Geheimnis einer langen, glücklichen Beziehung sein, niemals gemeinsam die Spülmaschine einzuräumen. Stand: 21.11.2015 | Anke Fricke | Die ersten Patente für Geschirrspülmaschinen melden Männer an. Doch die Geräte der Erfinder sind wenig alltagstauglich. Erst als die Amerikanerin Josephine Cochrane den Abwasch leid ist und selbst einen entwickelt, werden die Geschirrspüler zu echten Helfern. | [
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] | Stichtag | 2015-12-14T12:57+01:00 | 2015-12-14T12:57+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-geschirrspueler-100~_mon-082014_tag-21112015.html |
28. Mai 1979 - EG-Beitritt von Griechenland unterzeichnet | Griechenland bemüht sich schon früh um den politischen Anschluss an Europa: Nur gut zwei Jahre nach der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) beantragt Regierungschef Konstantinos Karamanlis im Juni 1959 ein Assoziierungsabkommen mit Brüssel - als erster Staat überhaupt. Seit 1952 ist das wirtschaftlich schwache Land bereits Mitglied der NATO. Im damals herrschenden Kalten Krieg hat es eine große strategische Bedeutung. Im Juli 1961 ist soweit: Das Assoziierungsabkommen zwischen der EWG und Griechenland wird in Athen unterschrieben. Das Abkommen wolle "aus dem befreundeten und verbündeten Griechenland einen vollberechtigten Wirtschaftspartner machen", sagt EWG-Kommissar Jean Rey. Das werde den Griechen ermöglichen, "sich weniger den Märkten der Ostblockländer als vielmehr resolut den westlichen Ländern zuzuwenden." Der Vertrag sieht Griechenlands vollwertige Mitgliedschaft für 1984 vor. Als das Assoziierungsabkommen im November 1962 in Kraft tritt, wächst Griechenlands Wirtschaft, aber auch die Staatsverschuldung. Dann kommt es zum Stillstand: 1967 errichtet das griechische Militär für sieben Jahre eine Diktatur. Als das Obristenregime 1974 fällt, kehrt Karamanlis bald an die Macht zurück - und stellt im Juni 1975 einen Beitrittsantrag an die Europäische Gemeinschaft (EG), wie die EWG nun heißt. Karamanlis erklärt vor EG-Botschaftern in Athen: "Griechenland gehört zu Europa, dessen Teil es ist gemäß seiner geopolitischen Lage - durch seine Geschichte und Tradition, die der Ursprung des gemeinsamen kulturellen Erbes Ihrer Länder sind." In den Akten des Auswärtigen Amtes ist nachzulesen, wie sich die Bundesregierung im September 1975 dazu positioniert: "Der entscheidende Gesichtspunkt", der es verbiete, "den griechischen Beitrittsantrag abzulehnen", sei "die Unteilbarkeit des freien Europa". Im Juli 1976 beginnen die Beitrittsverhandlungen und schon am 28. Mai 1979 wird der Beitrittsvertrag in Athen im Zapeion, einem klassizistischen Bau mit runder Säulenhalle, unterzeichnet. Am 1. Januar 1981 wird Griechenland das zehnte EG-Mitglied - als Außenseiter unter den reichen Staaten des Nordens. Rund 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten auf dem Land. Es gibt keine nennenswerte Industrie und kaum Devisen. Jährliche Zahlungen aus Brüssel füllen die Kassen, dazu gehören Mittel für Strukturreformen und Agrarförderung. Gut 30 Jahre später steht der Staat vor einem Scherbenhaufen: "Die Weichenstellung für den Kollaps ist in den 1980er Jahren vorgenommen worden", sagt Ioannis Zelepos, Professor für Neogräzistik an der Universität München. Daraus resultiere "die maßlose Überschuldung und die Aufblähung des öffentlichen Dienstes". Mit geschönten Zahlen schafft die griechische Regierung 2001 die Aufnahme in die Währungsunion. Zwei Euro-Rettungspakete, ein erster Schuldenschnitt sowie drastische Sparmaßnahmen mussten Griechenland seither vor der Zahlungsunfähigkeit retten. Trotz aller Sparbemühungen stieg der Schuldenstand erneut. Griechenland wird wohl auch nach 2014 ein drittes Hilfspaket benötigen. Dies bestätigte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im August 2013. Stand: 28.05.2014 | Dominik Reinle | Der zehnte Stern auf der Flagge der EU symbolisiert Griechenland. 1961 beginnen die ersten Beitrittsverhandlungen mit den Mitgliedsstaaten. Damals heißt die EU noch EWG , später dann EG . Die griechische Regierung unterzeichnet den Beitritt 1979. | [
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03.01.1892 - Geburtstag von John R. R. Tolkien | Für den überzeugten Katholiken Tolkien aber ging es um mehr: um den religiös-philosophischen Konflikt zwischen Gut und Böse generell. Und um eine uralte mythische Sagenwelt. Tolkien war Philologie-Professor in Oxford, ein Experte der vergleichenden Sprachwissenschaften. In frühen ausgestorbenen Sprachen und oft nur fragmentarisch erhaltenen Erzählungen über Götter und Menschen, Helden und ihre Widersacher suchte er nach Beweisen für einen Ur-Mythos, der sich tief im kollektiven Gedächtnis der nord- und mitteleuropäischen Völker eingefräst hat. Diesen Mythos auszugraben widmete er sein ganzes Leben. "Der Herr der Ringe" ist so gesehen nur ein Abfallprodukt. Tiefer schürfte er in seinen anderen Forschungen, wie dem eigentlichen Hauptwerk "Das Silmarillion", das allerdings nie beendet und erst nach seinem Tod 1973 rekonstruiert und veröffentlicht wurde. Redaktion: Ronald Feisel | Jutta Duhm-Heitzmann | Fällt der Name "Tolkien" folgt meistens wie ein Reflex sofort der Titel "Der Herr der Ringe". Und tatsächlich ist diese Trilogie das berühmteste Werk des Schriftstellers John Ronald Reuel Tolkien. Mit den drei "Ringe"-Bänden begann der Siegeszug der modernen Fantasy: der Bericht über die große Schlacht um "Mittelerde" als literarisches Ereignis. | [
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] | Radio | 2017-12-27T13:21+01:00 | 2017-12-27T13:21+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/john-r-tolkien-102~_mon-082025.html |
24. April 2005 - Vor 90 Jahren: Beginn des Völkermords an den Armeniern in der Türkei | "Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?" Mit diesen Worten zerstreut Adolf Hitler am Vorabend des Zweiten Weltkriegs Bedenken gegen den Überfall auf Polen. Auch wenn der Völkermord an den Armeniern nicht dem Holocaust gleicht, nimmt er dennoch Methoden der Nazis vorweg: die Deportation und Vernichtung eines Volkes. Im Frühjahr 1915 gibt die osmanische Regierung den Befehl, die armenische Bevölkerung Anatoliens zu deportieren. Viele Armenier werden von Soldaten, Polizisten und den eigenen Nachbarn massakriert. Nur wenige erreichen die syrische Wüste, wo sie an Hunger, Durst und Seuchen sterben. Sanitätsoffizier Armin T. Wegner ist Zeuge der Todesmärsche. Er erinnert sich, dass "die Felder mit angeschwollenen oder schwarz gewordenen Leichen übersät waren, welche die Luft verpesteten." Im Deutschen Reich sind die Massaker an den Armeniern kein Geheimnis: In unzähligen vertraulichen Berichten telegrafieren die deutschen Diplomaten im Osmanischen Reich die Gräuel nach Berlin. Botschafter Hans Freiherr von Wangenheim meldet: "Dieser Umstand und die Art, wie die Umsiedlung durchgeführt wird, zeigen, dass die Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reich zu vernichten." Appelle an den Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg verhallen aus taktischen Überlegungen. Das Osmanische Reich kämpft an der Seite des deutschen und österreichischen Kaisers gegen Frankreich, England und Russland. Deshalb weist der Reichskanzler die Diplomaten in die Schranken: "Unser einziges Ziel ist es, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht."Die Türkei bestreitet den Völkermord offiziellNach der Auffassung von Historikern werden bis zu 1,5 Millionen Armenier Opfer des Genozids. Seit 1913 lenken die so genannten Jungtürken die Staatsgeschicke. Um das zerfallende Vielvölkerreich zusammenzuhalten, gehen sie hart gegen Minderheiten vor. Die christlichen Armenier gelten als angeblich nicht assimilierbar und fünfte Kolonne der europäischen Mächte. Als die Russen an der Kaukasusfront die Oberhand gewinnen, reagiert die osmanische Regierung: Am 24. April 1915 befiehlt Innenminister Talaat Bey, die politische und kulturelle Führung der Armenier zu verhaften. Ohne Prozess werden fast alle Inhaftierten hingerichtet. Einen Monat später folgt der Befehl zur Deportation.In der heutigen Türkei wird der Völkermord bestritten. Die offizielle türkische Version: In den fraglichen Jahren 1915 und 1916 seien allenfalls 300.000 Armenier ums Leben gekommen - durch Krankheit. Stand: 24.04.05 | Dominik Reinle (me) | Vor 90 Jahren: Beginn des Völkermords an den Armeniern in der Türkei | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T16:18+02:00 | 2015-10-05T16:18+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1466~_mon-032012.html |
28. Oktober 2004 - Vor 85 Jahren: Prohibitions-Gesetz in den USA verabschiedet | Seit den Zeiten des Wilden Westens kämpfen Abstinenzler gegen den Suff in Amerikas Saloons: Vor allem Frauen, die ihre betrunkenen Ehemänner nicht mehr ertragen wollen sowie fromme Evangelikale erreichen in einigen Staaten der USA ein Alkoholverbot. Es gibt "wet states" und "dry states" - bis zum ersten Weltkrieg. Der politisiert das Problem: "Bier ist Deutsch", lautet nun die Gleichung der Alkoholgegner, denn die meisten Brauereien sind in der Hand deutscher Einwanderer. Das Bier ist der deutsche Dolchstoß gegen die amerikanische Heimatfront. Antialkoholismus wird zur patriotischen Pflicht. Deshalb finanzieren jetzt auch Großindustrielle wie John D. Rockefeller die sogenannte "Temperenzbewegung".Den Sieg erringt sie erst, als die Deutschen schon besiegt sind. Am 28. Oktober 1919 tritt der 18. Verfassungszusatz des Kongresses in Kraft: Das Verbot ("Prohibition") der Herstellung und des Vertriebs von Alkohol. Die ganzen Vereinigten Staaten sollen trocken gelegt werden. Die Bewegung jubelt, hält sie doch den Alkohol für die Wurzel allen sozialen Übels. Deshalb erwartet man von dem Gesetz das Ende von Elend und Kriminalität. Tatsächlich passiert das Gegenteil: Alkoholschmuggel, illegale Brennereien und illegale Schänken geben der Mafia einen ungeahnten Auftrieb. Die eigens eingerichtete Alkoholpolizei - Prohibition Agency - ist machtlos und korrupt. Verbrecherlegenden wie Al Capone in Chicago beherrschen ganze Städte. Kleine Panscher verkaufen billigen und manchmal giftigen Fusel in dunklen Straßenwinkeln. Die Reichen gehen in die Speakeasies, die Nachtclubs der Mafia. Allein 32.000 gibt es davon in New York, doppelt so viele wie vorher legale Kneipen. Beschaffungskriminalität wird zum Volkssport. Und wer kein Geld hat, rührt zu Hause den Bathtub-Gin an, den Badewannen-Schnaps.Allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, das die Prohibition eine Schnapsidee war. 1933 wird sie aufgehoben - ausgerechnet in dem Jahr, in dem Deutschland wieder eine Gefahr wird. Aber die Amerikaner feiern die Trinkfreiheit durch den Verbrauch von anderthalb Millionen Fässern Bier in den ersten 24 Stunden ohne Prohibition. Stand: 28.10.04 | taxacher (kuehne) | Vor 85 Jahren: Prohibitions-Gesetz in den USA verabschiedet | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T13:08+02:00 | 2015-10-07T13:08+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5606~_mon-022020.html |
29. April 2011 - Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton | Die Nachricht trifft die Briten dann doch irgendwie überraschend. "Der Prince of Wales ist entzückt, die Verlobung von Prinz William mit Miss Catherine Middleton bekannt zu geben", lässt Clarence House, Wohnsitz von Vater Charles, im November 2010 verbreiten. Von den zahlreichen Adels-Reportern unbemerkt, funkelt da schon seit einigen Tagen der Verlobungsring an Kates Hand. Es ist der Ring, mit dem einst Prinz Charles um die Hand von Lady Diana angehalten hat. Nicht nur die Regenbogenpresse gerät sofort ins Hochzeitsfieber. Auch das britische Kabinett begrüßt die Verlobung von Prinz William, der nach seinem Vater an zweiter Stelle der britischen Thronfolge steht, mit stürmischem Beifall. Angesichts ihrer in der Wirtschaftskrise angeordneten Sparmaßnahmen hofft die Regierung, dass die Adelshochzeit dem Volk ein wenig Ablenkung schenkt. So wird denn auch der Termin für die Zeremonie auf einen Freitag gelegt, der als nationaler Feiertag selbst den Gegnern der Monarchie ein langes Wochenende beschert. Angefangen hat die Beziehung zwischen Prinz William und Kate Middleton bereits 2001. Angeblich soll die schlanke Brünette bei einer Studentenmodenschau in einem verführerischen Seidenkleid die Blicke des Prinzen auf sich gelenkt haben. Dann wechselt Kate das Studienfach, belegt Kunstgeschichte wie William und sie werden Freunde. "Wir hatten viel Spaß und so entwickelte sich das", erzählt der Thronfolger später. Das Märchen vom Prinzen und der Bürgerlichen nimmt seinen Lauf. Dabei ist das bisherige Leben der Millionärstochter - die Eltern betreiben einen Internetversandhandel - zwar bürgerlich, aber durchaus privilegiert. Die Middletons schicken die Tochter auf die besten Privatschulen für 50.000 Euro im Jahr. Danach studiert Kate an der berühmten schottischen St-Andrews-Universität, wo der englische Hoch- und Geldadel gerne seine Kinder ausbilden lässt. Angeblich soll Mutter Carole Middleton dafür gesorgt haben, dass sich Kate und William näherkommen. Doch bis William seiner Kate die entscheidende Frage stellt, vergehen acht Jahre. Der Prinz will nicht zu früh heiraten. "Waity Katie - Kate im Wartestand" spöttelt die britische Presse. Zu viel für den Prinz, der Kate 2007 verlässt. "Ich war damals nicht glücklich über unsere Trennung", räumt Kate später ein. William feiert seine neue Freiheit mit wilden Partys. Kate kämpft mit den Mitteln der Frau. Sie bleibt loyal, verliert kein schlechtes Wort über den Prinzen und zeigt sich in Begleitung attraktiver Junggesellen. Nach sechs Monaten ist das britische Traumpaar wieder vereint und feiert doch noch Verlobung. Presse, Volk und Königshaus-Kenner sind sich einig: Miss Middleton ist die Richtige. Am 29. April 2011 geben sich Prinz William und Kate vor den Augen der ganzen Welt das Ja-Wort. Kate heißt nun Herzogin von Cambridge und erfüllt ihre Pflicht: "Schiffstaufen, Händeschütteln, Bäume pflanzen, Bänder durchtrennen, Grundsteine legen", erklärt ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert den royalen Alltag. Und dazu zählt auch, für künftige Thronfolger zu sorgen: 2013 wird Prinz George geboren, zwei Jahre später Prinzessin Charlotte. | Anke Fricke | Die Briten warten schon seit Jahren auf die Nachricht, doch als Prinz Charles die Verlobung seines Ältesten mit der bürgerlichen Kate Middleton verkünden lässt, fällt Großbritannien ins kollektive Hochzeitsfieber. | [
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] | Stichtag | 2016-04-28T19:03+02:00 | 2016-04-28T19:03+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hochzeit-prinz-william-100~_mon-082019.html |
Knapp 1.000 marode Brücken in NRW - ein Überblick | Die A1 Rheinbrücke bei Leverkusen, die bereits gesprengte A45 Rahmedetalbrücke und seit Freitag auch die Lennebrücke in Nachrodt - in NRW sind knapp 1.000 Brücken sanierungsbedürftig. Allein an den Autobahnen muss an 873 sogenannte Brücken-Teilbauwerken gearbeitet werden. Hinzu kommen knapp 400 Brücken an Land- und Bundesstraßen, die ersetzt werden sollen. Verkehrsexperten bewerten den Zustand als desaströs. So etwa auch Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg Essen: "Man hat es viele Jahre lang liegen gelassen. Man hat es nicht für nötig gehalten, die Sanierungsmaßnahmen anzugehen. Das NRW-Verkehrsministerium möchte die Missstände angehen und hat dafür eine Sanierungsoffensive auf den Weg gebracht. Ziel ist es, dass in zehn Jahren die Mängel an allen 400 Brücken im Zuständigkeitsbereich beseitigt werden. Und auch die Autobahn GmbH hat etliche Baumaßnahmen geplant. Auf Autofahrer kommen damit in diesem Jahrzehnt immer wieder große Baustellen und entsprechende Staus zu. Schwerpunkte gibt es Experten zufolge gleich mehrere - ein Überblick: Ganz vorne dabei sind die verschiedenen Rheinbrücken. In Leverkusen wird etwa seit Jahren am Neubau gearbeitet. Im Februar soll der erste Neubau eröffnet werden. Am zweiten Neubau wird allerdings voraussichtlich noch bis 2027 gearbeitet. Auch an der Rheinbrücke in Duisburg läuft noch der Neubau, er ist bis 2026 geplant. Ein weiterer Schwerpunkt ist Experten zufolge die sogenannte Sauerlandlinie. Dort sind diverse Brücken marode und müssen teilweise neugebaut werden. Unter anderem die A45 Rahmedetalbrücke. Nach der Sprengung wird dort wohl noch bis 2026 am ersten Teilbauwerk gearbeitet. Experten bewerten den Zeitplan der Sanierungen als ambitioniert. Gerade große Projekte dauern oft Jahre, zusätzlich könnten immer auch unvorhersehbare Dinge passieren. Zusätzlich braucht es für umfangreiche Sperrung auch detaillierte Absprachen, sagt etwa der Verkehrsexperte Michael Schreckenberg. Er spricht sich für einen Bürokratieabbau aus: "Das ist in Deutschland auch relativ speziell. In anderen Ländern - wenn man an Genua denkt: Innerhalb von zwei Jahren war die dort eingestürzte Brücke wieder befahrbar. Bei uns dauert das aufgrund von den Genehmigungsverfahren und Planungen viele Jahre." Unsere Quellen: | Julian Nothen | Die Liste der maroden Brücken in NRW ist lang. Daran wollen Autobahn GmbH und das Landesverkehrsministerium etwas ändern. Doch das kostet Zeit und Geld. | [
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] | Nachrichten | 2024-01-29T18:51+01:00 | 2024-09-11T16:29+02:00 | https://www1.wdr.de//nachrichten/marode-bruecken-nrw-110.html |
26. März 1856 - Johann Schroth stirbt in Lindewiese | Johann Schroth ist ein einfacher Bauer, als ihn sein Pferd durch einen Huftritt so schwer am Kniegelenk verletzt, dass das Bein steif zu bleiben droht. Schroth humpelt von Arzt zu Arzt, doch keiner kann ihm helfen. Da trifft er einen Wandermönch, der ihm zu heißen Umschlägen rät - und dazu, aus der Natur zu lernen. Schroth macht sich feuchte Wickel und spürt schon bald Linderung. Bei den Tieren des Waldes beobachtet er, wie sie sich bei Krankheit zurückziehen und so lange hungern, bis sie gesunden. Die beiden Grundsätze der Schroth-Kur – schwitzen und fasten – sind geboren, zumindest der Legende nach. Schroth kommt um 1798 in Böhmisch-Dorf im heutigen Tschechien zur Welt. 1829 gründet er in Nieder-Lindewiese seine berühmte Klinik, deren Therapie auf eine Entschlackung und Entgiftung des Körpers setzt. Dabei beruht Schroths Naturheilverfahren auf dem strikten Wechsel von Trink- und Trockentagen, Ruhe und Bewegung, spezieller Diät und der so genannten Schrothschen Packung: Letztere soll dazu dienen, mittels feuchter Wärme die ganze Muskulatur zu entkrampfen. Schnell sprechen sich die Erfolge des "Wunderheilers" Schroth und seines Verfahrens herum. Seiner medizinisch ausgebildeten Konkurrenz ist das ein Dorn im Auge: Sie zerrt ihn wegen Kurpfuscherei vor Gericht. Aber Schroth hat längst prominente und einflussreiche Patienten, die sich für ihn stark machen. 1840 erlaubt Kaiser Ferdinand I. per Hofdekret die Fortführung seiner Klinik. Zu den berühmtesten Kurgästen Schroths gehört Prinz Wilhelm von Württemberg. 1849 wird er in der Schlacht von Novara durch eine Kugel unterhalb der Kniescheibe schwer verletzt. Die Ärzte drängen auf Amputation. Schroth aber gelingt es, das Bein mit Dunstwickeln und Diät in vier Monaten zu heilen. Im Hinblick auf die eigene Gesundheit allerdings ist Schroth kein Glück beschieden. Er stirbt am 26. März 1856 im Alter von nur 58 Jahren in Lindewiese an Herzversagen. Da hat sich sein Verfahren aber längst durchgesetzt. Auch 155 Jahre nach seinem Tod werden seine Erkenntnisse noch immer angewandt. Stand: 26.03.2011 | Thomas Köster (ju) | In Lindewiese stirbt der Naturheiler Johann Schroth. Seine auf Fasten und feuchten Wickeln basierende Kur findet bis heute weltweit Anwendung. Zu Schroths berühmtesten Patienten gehört Prinz Wilhelm von Württemberg, den er vor einer Beinamputation bewahrt. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T10:40+02:00 | 2015-10-07T10:40+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5410~_mon-032011.html |
22. Dezember1897: Geburtstag des Perlon-Erfinders Paul Schlack | Weltausstellung 1939 in New York. Der Konzern DuPont präsentiert mit Nylon eine neue Kunstfaser: sehr elastisch, reiß- und scheuerfest, leicht zu waschen. Die Erfindung wird zur Sensation für Frauen. Millionenfach verkauft sich der hauchdünne Stoff als Nylonstrumpf. In den USA kommt es zu tumultartigen Szenen, als kreischende Frauen am "N-Day " 1940, dem ersten Verkaufstag der Nylonstrümpfe, die Kaufhäuser stürmen. Etwa zeitgleich zu DuPont entwickelt der deutsche Chemiker Paul Schlack mit seinem Team für die IG Farben eine synthetische Faser mit ähnlichen Eigenschaften auf Polyamidbasis, die später Perlon heißt. Aber statt zarte Frauenbeine zu umschmeicheln, dient Perlon im Deutschen Reich zunächst als Wundermaterial für Fallschirme und Flugzeugreifen. Schlack wird am 22. Dezember 1897 in Stuttgart geboren. Anfang der zwanziger Jahre geht er nach Kopenhagen, um über synthetische Eiweißverbindungen zu forschen. Anschließend arbeitet er am wissenschaftlichen Labor der Kunstseidenfabrik in Wolfen. 1938 gelingt ihm mit dem "Perulan" genannten Perlon der Durchbruch. Die extrem reißfeste und beständige Kunstfaser wird von Adolf Hitler zum "kriegswichtigen Material" erklärt. 1943 beginnt in Landsberg die Großproduktion für die Rüstungsindustrie. Ein "P-Day" findet im Nationalsozialismus nicht statt. Deutschlands Damenfesseln stecken weiterhin in Wollsocken. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erobern Strümpfe aus Perlon und Nylon - von den Amerikanern im Zuge des Marshall-Plans mit Flugzeugen nach Deutschland verfrachtet - die Bundesrepublik. Die DDR setzt als "Faden vollendeter Verlässlichkeit" auf ihre eigene Kunstfaserentwicklung, die sie Dederon nennt. Nachdem die erste Euphorie verflogen ist (und neue Materialien entwickelt sind), fristet Perlon ein Dasein als Grundstoff für Angelschnüre. Sein Erfinder Paul Schlack stirbt 1987 in Leinfelden-Echterdingen. Stand: 22.12.07 | Thomas Köster (döpp) | Vor 110 Jahren: Geburtstag des Perlon-Erfinders Paul Schlack | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T12:37+02:00 | 2015-10-08T12:37+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2742~_mon-072016.html |
30. Mai 1911 - Erstes 500-Meilen-Rennen von Indianapolis | Als Ray Harroun am 30. Mai 1911 seinen gelb-schwarzen Marmon Wasp auf die neue Rennstrecke in Indianapolis lenkt, überrascht er seine Konkurrenz mit einer ungewöhnlichen Konstruktion: Er hat einen Spiegel so am Fahrzeug angebracht, dass er die hinter ihm heranbrausenden Autos beobachten kann. So kann er auf einen Beifahrer verzichten und spart Gewicht. Eine pfiffige Idee, wie sich 200 Runden und 500 Meilen später herausstellen wird. Mit einer atemberaubenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 117 Stundenkilometer wird Harroun der erste Sieger beim 500-Meilen-Rennen in Indianapolis und sichert sich damit seinen Platz in der Motorsportgeschichte. Da ahnt noch niemand, dass ein Jahrhundert später das "Indy 500" neben dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans und dem Großen Preis von Monaco zu den wichtigsten Rennen des Motorsports zählen wird. Im Gegensatz zu den europäischen Wettkämpfen wartet in Indianapolis kein Sekt oder Schaumwein auf den Sieger, sondern eine Flasche Milch - so will es eine Tradition seit den 30er Jahren. Vor dem Schluck aus der Milchflasche stehen drei Stunden Extrem-Motorsport. "373, 378 Stundenkilometer und du bist einige Sekunden lang wie betäubt. Du fliegst und du hörst den Wind um dich tosen, spürst die Vibrationen am Kopf", beschreibt Indy-Sieger Tony Kanaan die Gefühle während des Rennens. Höchste Konzentration für den Fahrer, Extrembelastung für das Auto. Auf den ersten Blick sieht die Strecke simpel aus: keine Schikanen, keine Doppelkurven, sondern zwei lange und zwei kurze Geraden, die durch vier hohe Kurven verbunden sind. Der Legende nach ein Zufall: Investor Carl Fischer soll bei der Planung einen Kreis zerschnitten und die Viertel an die Ecken einer Landkarte geschoben haben. Dann zeichnet er die Streckenführung ein. Der schlichte Parcours ist Teil der Faszination, beim "Indy 500" geht es nur um Höchstgeschwindigkeit - ohne Auslaufzonen. Wer zu schnell ist, kracht sofort in die Mauer. "Du gibst sofort Vollgas", erklärt Kanaan, der Sieger von 2013, die Renntaktik. Ein gefährliches Unterfangen: Schon das erste Rennen auf dem Oval endet 1909 mit vier tödlichen Unfällen, ein Umbau soll mehr Sicherheit bringen."Sie schütteten Sand auf und pflasterten darauf 3,2 Millionen Asphaltziegel. Deshalb nannte man die Strecke die Ziegelei", sagt Rennhistoriker Donald Davidson. Nach dem Umbau startet am 30. Mai 1911 das erste 500-Meilen-Rennen von Indianapolis. Das älteste noch ausgetragene Rundstreckenrennen ist von Anfang an auch eine Teststrecke für neue Technik. Hier fahren die ersten Autos mit Luftreifen und die ersten mit Allradantrieb. "Es ist eine Mischung aus der Präzision der Rennwagen und dem Versuch der Fahrer, die immer größeren Geschwindigkeiten zu beherrschen", beschreibt ABC-Moderator Paul Page die Faszination des 500-Meilen-Rennens. Nicht allen gelingt das. Seit Beginn sind mehr als 60 Menschen bei der Veranstaltung gestorben: Fahrer, Mechaniker, Streckenposten, Zuschauer. | Anke Fricke | Bis zu 400.000 Zuschauer pilgern jedes Jahr am letzten Maiwochenende zum 500-Meilen-Rennen von Indianapolis, dem ältesten noch ausgetragenen Rundstreckenrennen. Wer auf dem ovalen Parcours gewinnen will, muss vor allem eins beherrschen: Vollgas geben. | [
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] | Stichtag | 2016-05-30T00:02+02:00 | 2016-05-30T00:02+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-autorennen-indianapolis-100~_mon-032015_tag-30052016.html |
26. April 1937 - Die "Legion Condor" zerstört Guernica | Spanischer Bürgerkrieg, 26. April 1937: Gegen 16.30 Uhr wird in der baskischen Stadt Guernica im Norden des Landes Fliegeralarm ausgelöst. Über 40 deutsche Flugzeuge sind im Anflug. "Und dann begann schon die Bombardierung", erinnert sich der Überlebende Luis Iriondo. "Ich hörte die Geräusche der Flugzeuge, spürte die heißen Windstöße der Explosionen." Tiefflieger schießen mit Maschinengewehren auf die Fliehenden. Über drei Stunden dauert der Angriff. Dabei sterben schätzungsweise 200 bis 300 Menschen, zunächst ist von über 1.000 Toten die Rede. "Guernica, Stadt von 5.000 Einwohnern, buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht", notiert Wolfram von Richthofen, Stabschef der "Legion Condor", einer 5.000 Mann zählenden Truppe der deutschen Luftwaffe. Er ist begeistert: "Bombenlöcher auf Straßen noch zu sehen. Einfach toll." Die Vorgeschichte des Angriffs: Im Juli 1936 putschen rechtsgerichtete Militärs in Spanisch-Marokko gegen die demokratisch gewählte Volksfront-Regierung der Zweiten Spanischen Republik in Madrid. An die Spitze der Putschisten setzt sich General Francisco Franco. Er will seine Truppen, überwiegend Söldnerheere, von Nordafrika auf das spanische Festland befördern, hat aber dafür nicht genügend Flugzeuge. Deshalb bittet er Adolf Hitler persönlich um Hilfe. Der deutsche Reichskanzler, der gerade in Bayreuth bei den Wagner-Festspielen ist, sagt Francos Abgesandten umgehend heimliche Unterstützung zu. Bereits im August 1936 treffen deutsche Schiffe mit zerlegten Flugzeugen in der andalusischen Hafenstadt Cadiz ein. Bis Oktober werden 13.000 Mann sowie 270 Tonnen Kriegsgerät von Afrika auf die iberische Halbinsel transportiert. Francos Afrikaheer marschiert, gemeinsam mit Italienern und Deutschen, bis nach Madrid. Dort stoßen die Faschisten auf den Widerstand von Republikanern und internationalen Brigaden. Hitler entsendet daraufhin die "Legion Condor" und eine sogenannte Versuchsstaffel. Für die deutsche Luftwaffe ist der Spanieneinsatz ein Testlauf. Hitler plant bereits eigene Kriege, wie er später seinen Getreuen in einer Geheimkonferenz in Berlin verrät. Von Andalusien bis ins Baskenland erproben deshalb neu entwickelte Jagdflieger bei ihren Angriffen unterschiedliche Bombenmischungen. Besonders die Bauten in Nordspanien seien für die Deutschen attraktiv gewesen, sagt Geschichtsprofessorin Stefanie Schüler-Springorum von der TU Berlin, "weil, wie es in einem Dokument heißt, die Bauweise im Baskenland der unserer westlichen Nachbarn ähnelt". Am 31. März 1937 beginnt die Nordoffensive der Putschisten. Wolfram von Richthofen, ein Neffe des legendären Weltkriegspiloten Manfred von Richthofen, schreibt in sein Kriegstagebuch: "Sache macht das erste Mal hier Spaß. Einziges Bedenken: Hoffentlich wird's was!" Ende April bricht die baskische Verteidigungsfront 15 Kilometer vor Guernica zusammen. Bei einem Luftangriff auf den Ort Durango gibt es hunderte Tote. Viele Überlebende fliehen nach Guernica. Deshalb ist die älteste Stadt des Baskenlands voll, als am 26. April, einem Markttag, das Grauen beginnt. In der Nacht nach der Zerstörung Guernicas trifft der New-York-Times-Korrespondent George L. Steer in der noch brennenden Stadt ein. Sein Bericht erscheint am 28. April 1937 in London und New York. Die deutsche Wochenschau verbreitet eine ganz andere Version: "Die jüdische Lügenpresse behauptete, deutsche Flugzeuge hätten die Stadt bombardiert. Jedoch musste die internationale Weltpresse diese Meldung sehr bald als Pressemanöver der Bolschewisten brandmarken, welche selbst die gesamte Stadt beim Verlassen Haus für Haus niedergebrannt hatten." Dabei handelt es sich um eine gezielt verbreitete Lüge, wie ein Brief von Richthofen belegt. Darin schreibt er, es habe "heiße Mühe" gekostet, "bis es schließlich gelang, dass auch von nationalistischer Seite fest geglaubt wurde, das die Roten Guernica selbst zerstört hätten." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. April 2017 ebenfalls an die Zerstörung Guernicas. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.04.2017: Vor 15 Jahren: Ruth Handler stirbt in Century City | Dominik Reinle | Der Spanische Bürgerkrieg bietet Adolf Hitler eine willkommene Gelegenheit, die Deutsche Luftwaffe zu testen. So zerstört die Legion Condor zum Beispiel mit einem Bombenangriff am 26. April 1937 die Stadt Guernica . | [
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17. April 1885 – Geburtstag der Schriftstellerin Tania Blixen | Tania Blixen ist eine Spätberufene. Sie scheint in ihrer Biografie schon gescheitert zu sein, als sie mit ihren Erzählungen sowie der Autobiografie "Jenseits von Afrika" (1937) ein zweites Leben als Autorin beginnt. Heute gilt Blixen als eine der größten Literatinnen des 20. Jahrhunderts. Als Ernest Hemingway 1954 den Literatur-Nobelpreis erhält, sagt er in seiner Dankesrede, Tania Blixen habe die Auszeichnung eher verdient als er. Geboren wird Blixen am 17. April 1885 als Karen Christence Dinesen auf Gut Rungstedlund in Rungsted bei Kopenhagen. Der vergötterte Vater ist Gutsbesitzer, Politiker und Schriftsteller; mit ihm macht das Kind ausgedehnte Spaziergänge. Blixen ist zehn Jahre, als er sich erhängt: Der erste von zahlreichen Schicksalsschlägen. 1903 beginnt Blixen ein Studium der Malerei an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, vier Jahre später erscheinen erste ihrer Kurzgeschichten in einer Zeitschrift. Trotzdem entscheidet sich die lebenslustige Frau gegen eine Schriftstellerkarriere: "Ich will mich nicht auf einen Stuhl setzen und dort meine Zukunft haben." Stattdessen macht Blixen ihren Vetter zweiten Grades zu ihrem Geliebten – und seinem verarmten Zwillingsbruder Bror Blixen-Finecke mit 29 Jahren das Angebot, sie zu heiraten. 1914 gehen die guten Freunde eine Ehe ein, ziehen auf eine Farm in Kenia – und zerstreiten sich. Blixen will eine Milchfarm betreiben, ihr Mann Kaffee anbauen. Er setzt sich durch, obwohl der Boden für den Anbau zu sauer ist. In der Folge kommt es immer wieder zu Missernten. 1925 wird die Ehe geschieden, die Farm geht bankrott und muss 1930 versteigert werden. Da hat Blixen längste den gebildeten britischen Aristokraten und Großwildjäger Denys Finch Hatton kennengelernt, der zum Lichtblick ihres Lebens wird. 1931 verbrennt Finch Hatton bei einem Flugzeugunfall über Tzabo. Nach 17 Jahren in Afrika kehrt Blixen krank und mittellos in ihre alte Heimat zurück. Und besinnt sich auf ihr Talent zu schreiben. Blixen ist fast 50 Jahre, als ihr mit dem Erzählband "Sieben phantastische Erzählungen" der Durchbruch gelingt. Ihr Opus Magnum, das autobiographische Buch "Jenseits von Afrika", wird 1985 mit Meryl Streep, Robert Redford und Klaus Maria Brandauer in den Hauptrollen erfolgreich verfilmt und mit sieben Oscars ausgezeichnet. Das erlebt die Autorin nicht mehr mit: Blixen stirbt 1962 auf Rungstedlund. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. April 2020 ebenfalls an Tania Blixen". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 18.04.2020: Vor 80 Jahren: Geburtstag von Prinzessin Ira von Fürstenberg | Thomas Köster | "Jenseits von Afrika", "Sieben phantastische Geschichten" und "Babettes Fest": Schriftstellerin Tania Blixen schreibt einige der Literaturklassiker des 20. Jahrhunderts. | [
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