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7. Juni 1984 - Kinostart der Geisterkomödie "<span lang="en">Ghostbusters</span>" in den <abbr title="United States of America / Vereinigte Staaten von Amerika">USA</abbr> | Das Jahr 1984 beschert der Welt Filme, die bis heute nachwirken: "Indiana Jones und der Tempel des Todes" kommt in die Kinos und Eddie Murphys "Beverly Hills Cop". Ein Film aber schlägt sie alle, spielt 291 Millionen Dollar ein: "Ghostbusters – Die Geisterjäger". In der Geisterkomödie werden die drei Parapsychologen Dr. Peter Venkman (Bill Murray), Dr. Raymond Stantz (Dan Aykroyd) und Dr. Egon Spengler (Harold Ramis) von der Universität in New York gekündigt. Die drei Wissenschaftler, ein Zyniker (Murray), ein Clown (Aykroyd) und ein Nerd (Ramis), machen sich selbstständig – als Ghostbusters, Geisterjäger. Fortan eilen sie durch New York, setzen mit Protonenstrahlern Geister fest, die plötzlich überall auftauchen, und saugen sie mit ihrer Geisterfalle ein. Am 7. Juni 1984 feiert "Ghostbusters" in Los Angeles Premiere, Anfang 1985 in Deutschland. Die Kinogänger lieben den Film: Die Tricktechnik ist für die damalige Zeit ordentlich, einige Szenen sind durchaus unheimlich. Den Charme der Komödie macht aber etwas ganz anderes aus: die Dialoge der drei, später vier Ghostbusters. Schlagfertig und voll trockenen Humors lassen sich die Hauptdarsteller mit grünem Schleim besudeln. Murray, Aykroyd und Ramis haben zuvor ihr Können im US-amerikanischen Comedy-Format "Saturday Night Live" perfektioniert. Aykroyd und Ramis schrieben auch das Drehbuch. "Die Ghostbusters sind normale Typen, wie du und ich, keine Superhelden wie Superman oder Captain Marvel", sagt Timo Kroes aus Frankfurt, Initiator der Community der Ghostbusters Deutschland, der den Film deswegen liebt. Keinen hat er öfter gesehen. "I got slimed", sagt Peter Venkman (Murray) nachdem ein grüner, mit Essen vollgestopfter Vielfraß-Geist auf ihn zustürzt. Szenen wie diese und auch der Titelsong mit der berühmten Zeile "Who ya gonna call? Ghostbusters!" werden bis heute zitiert. Der britische Filmkritiker und Blogger Dan Owen schreibt: "'Ghostbusters' ist der Film meiner Kindheit, der fest im Belohnungszentrum meines Gehirns verankert ist. Die VHS-Kassette spielte ich so oft ab, dass ich bis zu meinem achten Geburtstag die unheimliche Gabe hatte, den gesamten Film rezitieren zu können." Viele Filmkritiker halten "Ghostbusters" bis heute für die beste übersinnliche Komödie, die je gedreht wurde. "Alles in allem", sagt Dan Owen, "ist 'Ghostbusters' ein moderner Klassiker, der weitgehend auch nach all den Jahren funktioniert." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 08.06.2019: Vor 80 Jahren: Geburtstag des Sozialwissenschaftlers Günter Amendt | Martina Züger | Den Charme der Komödie machen die Dialoge der Ghostbusters aus. Schlagfertig und voller trockenem Humor lassen sich die Hauptdarsteller mit grünem Schleim besudeln. | [
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] | Stichtag | 2019-06-07T11:06+02:00 | 2019-06-07T11:06+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-kinostart-des-kultfilms-ghostbusters-100~_mon-052014_tag-07062019.html |
19.09.1943 - Todestag des Spions Hans Thilo Schmidt | Der französische Geheimdienst war zunächst skeptisch, als sich der Mitarbeiter der Chiffrierstelle im Berliner Reichswehrministerium meldete. Man vermutete einen Doppelspion. Aber was Hans-Thilo Schmidt anbot, war so brisant, dass man darauf einging - und es lohnte sich: Von 1931 an lieferte der Deutsche immer wieder Blaupausen, Bedienungsanleitungen und Einstellungen der "Enigma". Schmidts Informationen legten die Grundlage für die Entschlüsselung der legendären Chiffriermaschine, die lange Zeit als unknackbar galt. Ihm selbst ging es bei dabei nie um die Sache, sondern ausschließlich um Geld für seinen aufwändigen Lebensstil. Als Schmidt 1943 entdeckt und festgenommen wurde, nahm er sich im Berliner Gestapo-Gefängnis das Leben. Redaktion: Ronald Feisel | Martin Herzog | Seine Decknamen lauteten HE, Asché und Source D: Hans-Thilo Schmidt. In Deutschland ist er fast völlig unbekannt, doch Militärhistorikern gilt er als der wichtigste Spion des Zweiten Weltkrieges. Dabei hatte er das größte deutsche Militär-Geheimnis bereits Jahre zuvor verraten: Die "Enigma". | [
"WDR5",
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] | Radio | 2018-09-11T16:14+02:00 | 2018-09-11T16:14+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/hans-thilo-schmidt-100~_mon-112025.html |
22. Oktober 2006 - Vor 85 Jahren: Chansonnier Georges Brassens wird geboren | Georges Brassens fühlt sich nicht wohl. Mit einer Gitarre bewaffnet ist er auf die Bühne gekommen, um seine berühmten Chansons zu singen, aber die Menschen unten im Publikum machen ihm Angst. "Ich leide unter Lampenfieber", gesteht der Barde, "das überschattet mein Glück". Auch das Reisen ist dem schüchternen Poeten ein Gräuel. "Ich bin wie eine Katze, so wie sie mag ich es nicht, mein Zuhause zu verlassen, in dem ich mich sicher fühle". Nur dreimal verlässt der Sänger Frankreich, um nach Luxemburg und Großbritannien zu fahren. Seine teils stark anarchistischen Lieder allerdings erklingen auf den Boulevards und reisen statt seiner um die Welt. 20 Millionen Alben verkauft Brassens zu Lebzeiten; seine Chansons werden sogar auf Esperanto gesungen.Brassens kommt am 22. Oktober 1921 als Sohn eines Bauunternehmers und einer streng gläubigen Neapolitanerin im südfranzösischen Sète zur Welt. Seine Mutter vermittelt ihm die Liebe zur Musik. Bereits als Jugendlicher beginnt er, Chansons zu schreiben. Neben eigenen Texten vertont er auch die Lyrik französischer Klassiker wie François Villon, Victor Hugo, Paul Verlaine oder Louis Aragon. 1952 steht er in Paris erstmals auf der Bühne. Große Orchestrierung lehnt er ab. Stattdessen bevorzugt er einen nur von einer Gitarre begleiteten Sprechgesang. Für seine politisch-derben, gegen den bürgerlichen Kleingeist gerichteten Lieder - sein Chanson "La gorille" gegen die Todesstrafe darf im französischen Radio Jahre lang nicht gespielt werden - würdigt die renommierte Académie Française den schüchternen Anarchisten mit ihrem Großen Preis der Poesie. 22 Jahre lang lebt Brassens mit seinen Katzen im Haus von Freunden - ohne Gas, Wasser oder Strom. Dann zieht er in sein Landhaus bei Sète. Dort stirbt er im Oktober 1981 einige Tage nach seinem 60. Geburtstag. Begraben wird er auf einem Armenfriedhof nicht weit vom Meer nahe seines Geburtsorts - so, wie er es in seinem Chanson "Bitte, am Strand von Sète bestattet zu werden" gewünscht hatte. Stand: 22.10.06 | koester (AnK) | Vor 85 Jahren: Chansonnier Georges Brassens wird geboren | [
"22. Oktober 1926",
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] | Stichtag | 2022-01-23T17:02+01:00 | 2022-01-23T17:02+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1662~_mon-032020.html |
19. April 1989 - Todestag der Schriftstellerin <span lang="fr">Daphne du Maurier</span> | "Vergangene Nacht träumte ich, ich wäre wieder in Manderley. Mir war, als stünde ich vor dem eisernen Tor, das zur Auffahrt führte ... Am Tor hing eine Kette mit einem Vorhängeschloss." Der Anfang des Romans "Rebecca" (1938) klingt sofort nach Daphne du Maurier, einer der meistgelesenen englischen Autorinnen: Ein Rätsel tut sich auf. "Sie kann spannend erzählen", sagt der Bonner Anglistikprofessor Uwe Baumann. Ihre dramatischen Spannungsbögen und abenteuerlichen Plots sind wie gemacht für den Film. Kein geringerer als Alfred Hitchcock verfilmt gleich drei ihrer Geschichten: die Romane "Gasthaus Jamaika" (1936), "Rebecca" (1938) und die Erzählung "Die Vögel" (1952). Und der Regisseur Nicolas Roeg macht aus ihrer Erzählung "Dreh dich nicht um" (1971) einen der unheimlichsten Filme der Kinogeschichte: "Wenn die Gondeln Trauer tragen". "Alfred Hitchcock hat ihre Spannungsführung bewundert und nicht von ungefähr ihre Texte ausgewählt", sagt Claudia Lillge vom Institut für England- und Amerikastudien in Frankfurt am Main. Mit dem Roman "Rebecca" gelingt Daphne du Maurier 1938 der Durchbruch. Millionen Menschen haben die geheimnisvolle Geschichte um den Landsitz Manderley und seine tote Herrin Lady de Winter gelesen. Daphne du Maurier, geboren 1907 in London, ist die Tochter eines Schauspielers und Theatermachers und einer Schriftstellerin. Wie Rosamunde Pilcher liebt sie Cornwall. Tatsächlich lebt sie viele Jahre auf einem Anwesen in Cornwall, Menabilly, ihr Vorbild für Manderlay. "Das herrliche Gefühl zu tun, was ich wollte. Ich bin eine leidenschaftliche Freiheitssucherin und das hat mein ganzes Leben angehalten", sagt Daphne du Maurier, die immer finanziell sorglos lebt. Sie schreibt keine reinen Liebesgeschichten, sondern Schauergeschichten in der Tradition der englischen Gothic Novel. Melodramatischen Kitsch nennen das einige Literaturkritiker der 1950er-Jahre. "Daphne du Maurier galt als Unterhaltungsautorin, was damals negativ besetzt war", sagt die Anglistikprofessorin Claudia Lillge. Doch das Publikum liebt ihre Geschichten. Viele ihrer Bücher und vor allem die Filme, denen sie zugrunde liegen, werden Welterfolge. Als Daphne du Maurier ab 1977 aus Altersgründen nicht mehr schreiben kann, soll sie die Lust am Leben verloren haben. Die letzten Jahren soll sie sich letztendlich zu Tode gehungert haben. Sie stirbt am 19. April 1989 in ihrem geliebten Cornwall. "Und seitdem wird sie ständig gedruckt: Es gibt immer eine 'Rebecca'-Ausgabe, die man kaufen kann", sagt Uwe Baumann. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 20.04.2019: Vor 250 Jahren: Todestag des Ottawa-Häuptlings Pontiac | Martina Züger | Die dramatischen Spannungsbögen und abenteuerlichen Plots in ihren Büchern sind wie gemacht für den Film. Kein geringerer als Alfred Hitchcock verfilmt gleich drei ihrer Geschichten. | [
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] | Stichtag | 2019-04-19T00:00+02:00 | 2019-04-19T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-todesstag-von-daphne-du-maurier-100~_mon-122013_tag-19042019.html |
20. September 1989 - Uraufführung des <span lang="en">Musicals</span> "Miss Saigon" | Es ist eines der bekanntesten Fotos des Vietnamkriegs, aufgenommen am 29. April 1975: Ein US-Hubschrauber steht auf einem winzigen Hausdach in Saigon. Hastig klettern Amerikaner an Bord, um in letzter Minute den siegreichen Nordvietnamesen zu entkommen. 14 Jahre später mutiert die symbolträchtige Momentaufnahme der endgültigen Niederlage der USA zum spektakulären Bühnenbild des Musicals "Miss Saigon". Die pathetische Pop-Oper nach Motiven von "Madame Butterfly" erzählt von der tragischen Liebe der Vietnamesin Kim zum US-Marinesoldaten Chris. Ihm gelingt die Flucht vom Dach der amerikanischen Botschaft, seine Kim aber geht im Chaos der Eroberung Saigons durch den Vietcong verloren. Am 20. September 1989 wird "Miss Saigon" im Londoner Drury Lane Theatre uraufgeführt. In den folgenden zehn Jahren bringt es die Inszenierung auf weit über 4.000 Aufführungen, mehr als jedes andere Musical zuvor. "Miss Saigon" spielt zwar kurz vor dem Ende des Vietnamkriegs und in den Jahren danach. Der Krieg selbst und seine Folgen aber dienen den Autoren Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil nur als Staffage einer rührseligen Lovestory. Mit historischen Dramen als Hintergrund für effektvolles Musiktheater haben die beiden Franzosen beste Erfahrungen gemacht. Neun Jahre zuvor landeten sie mit "Les Misérables" nach dem sozialkritischen Roman von Victor Hugo bereits einen Welterfolg. Das bitter-süße Melodram um Kim und Chris beginnt im Nachtclub "Dreamland" in Saigon. Dort verliebt sich das bezaubernde Animiermädchen in den schmucken US-Marine. Obwohl Kim einen anderen Mann heiraten soll, verbringt sie die Nacht mit Chris, der verspricht, sie nach Amerika mitzunehmen. Das geht - siehe oben - leider schief, doch Kim bekommt einen Sohn von ihrem Geliebten. Drei Jahre später flieht sie nach Bangkok, wo sie noch immer von einer Zukunft mit Chris träumt. Durch Vermittlung von Freunden trifft sie ihren Traummann wieder, doch der ist inzwischen verheiratet. Nach tränenreichen Verwicklungen erschießt sich Kim in der Hoffnung, dass Chris ihren gemeinsamen Sohn mit ins gelobte Land Amerika nimmt. In den Armen ihres Geliebten haucht sie ihr junges Leben aus. Vier weltweite Castings sind erforderlich, um die meist asiatischen Rollen des Musicals zu besetzen. Vor allem die stimmlich anspruchsvolle Titelrolle bereitet den Londoner Produzenten größte Probleme. In Manila entdecken sie schließlich die Sängerin Lea Salonga, ein bezauberndes 18-jähriges Talent mit dem nötigen Stimmvolumen. Für ihre hinreißende Darstellung der Kim wird sie mit dem Laurence Olivier Award ausgezeichnet und 1991 in die Besetzung der New Yorker Aufführung am Broadway übernommen. Dort erspielt sich Lea Salonga mit dem Tony Award den Theater-Oscar. Die deutschsprachige Erstaufführung von "Miss Saigon" findet 1994 in Stuttgart statt. Musical-Tycoon Rolf Deyhle ("Cats", "Phantom der Oper“, "Die Schöne und das Biest") lässt dazu extra die Music-Hall bauen, um wie bei der Londoner Uraufführung den Flucht-Hubschrauber in Originalgröße auf der Bühne landen lassen zu können. Stand: 20.09.2014 | Bernd Rexing | Madame Butterfly vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs: Zwei Franzosen schrieben die pathetische Pop-Oper "Miss Saigon", die in Londons Drury Lane Theatre erstmals über die Bühne geht. Für die deutsche Premiere wird in Stuttgart extra eine Music Hall gebaut. | [
"Stichtag",
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"Les Miserables"
] | Stichtag | 2015-10-07T16:23+02:00 | 2015-10-07T16:23+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8616~_mon-042014.html |
13. August 1889 – Erstes Münztelefon patentiert | "Fasse dich kurz": So steht es an jenen gelben Häuschen der Deutschen Bundespost, die das Straßenbild der Bundesrepublik bis in die 90er Jahre prägen. Dort kann man für 20 Pfennige Ortsgespräche führen - und für etwas mehr Geld in die weite Welt hinaustelefonieren. Heute, wo jedermann dank Handy-Flatrates ohne Limit sprechen kann, sind öffentliche Münzfernsprecher eher Mangelware. Aber in den Anfangszeiten des Telefons, in denen sich nicht jeder Bürger einen eigenen Apparat leisten kann, ist ihre Entwicklung äußerst lukrativ. 1876 erhält Alexander Graham Bell ein Patent auf sein Telefon. Ob er auch mit dem Gedanken spielt, einen Apparat mit Bezahlvorrichtung für den öffentlichen Raum zu konstruieren, ist nicht überliefert. Diese Aufgabe übernimmt der Amerikaner William Gray aus Connecticut. Am 13. August 1889 lässt er sich seinen Münzfernsprecher patentieren. Zehn Jahre später werden auch in Berlin die ersten 100 Automaten installiert. Bei seiner Erfindung macht sich Gray den Umstand zunutze, dass Verbindungen damals durch ein "Fräulein vom Amt" erst noch gestöpselt werden müssen. Der Erfinder macht die Vermittlerin kurzerhand zur Kontrollinstanz. In seinem Münzfernsprecher wird das Geldstück durch zwei Metallplatten geleitet, die parallel zum Mikrofon mit Kontakten verdrahtet sind. Das so erzeugte Geräusch ist das Signal für die Telefonistin, die gewünschte Verbindung herzustellen. Zunächst werden Grays nicht wetterfeste Münzfernsprecher in öffentlichen Gebäuden bereitgestellt. Danach entstehen robuste Zellen als Außenhaut, die an belebten Verkehrsknotenpunkten aufgestellt werden. 1956 kommen mit der Einführung des Selbstwählferndienstes in der Bundesrepublik die ersten Telefonzellen mit Münzfernsprechern zum Einsatz, die das Geldstück selbst erkennen können. Der "Münzfernsprecher 28" der Deutschen Post ist in der Lage, abhängig vom Tarif der Nah- und Fernverbindung und der Dauer des Gespräches fortlaufend neue 5-, 10- oder 50-Pfennig-Stücke sowie 1-D-Mark-Münzen einzufordern. Noch in den 60er Jahren besitzt nur jeder siebte bundesdeutsche Haushalt ein eigenes Telefon. Dem entsprechend lang sind zeitweise die Schlangen vor den gelben Häuschen. Heute ist das kaum mehr vorstellbar. Stand: 12.08.2014 | Thomas Köster | "Fasse dich kurz": So steht es an jenen gelben Häuschen, die das Straßenbild der Bundesrepublik prägen. Dort kann man für 20 Pfennige Ortsgespräche führen - und für etwas mehr Geld in die weite Welt hinaustelefonieren. Heute sind Münzfernsprecher eher Mangelware. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T16:14+02:00 | 2015-10-07T16:14+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8544~_mon-032025.html |
01. Dezember 1959: Der Antarktis-Vertrag wird in Washington unterzeichnet | Der südlichste Kontinent der Erde ist der einzige, den Menschen nicht in Besitz genommen haben. Selbst einen richtigen Eigennamen hat der Erdteil nicht: Er heißt als Gegen-Teil zum hohen Norden Ant-Arktis. Wer hier kolonisieren wollte, käme keinen Ureinwohnern in die Quere.Dennoch erheben Mitte des 20. Jahrhunderts gleich zwölf Länder Ansprüche auf den Südpol: Australien, Neuseeland, Argentinien und Chile sehen sich als "Nachbarn" der Eiswüste und würden sie deshalb gern unter sich aufteilen. Aber England, Frankreich und Norwegen nehmen für sich das Recht der Entdecker in Anspruch. Belgien, Japan und Südafrika haben Forschungsstationen im ewigen Eis. Und im Kalten Krieg sind sich die USA und die UDSSR über den kalten Kontinent völlig einig: Ohne die Supermächte gibt es keine Regelung der Antarktis-Frage. Dass diese Frage nicht ins Chaos, sondern in einen völkerrechtlich bemerkenswerten Vertrag mündet, verdankt die Politik maßgeblich der Wissenschaft. Während des "Internationalen Geophysikalischen Jahres 1958" entwickeln Südpol-Forscher die Idee für ein Abkommen ihrer Länder. Der US-Präsident Eisenhower greift den Entwurf auf und lädt Vertreter der zwölf Anspruchs-Staaten nach Washington ein. Nach monatelangen Verhandlungen unterzeichnen sie am 1. Dezember 1959 den Antarktis-Vertrag. Sein Grundsatz lautet: Im Land südlich des 60. Breitengrades sind militärische Stützpunkte verboten, ebenso Waffenlagerung, Atomversuche und die Entsorgung nuklearer Abfälle. Die Antarktis steht ausschließlich der friedlichen Forschung offen, und zwar allen Staaten, die dem Abkommen beitreten. Das sind heute 44 Nationen, seit 1979 auch die Bundesrepublik Deutschland.Territoriale Ansprüche erhebt seit diesem Vertrag niemand mehr. Die Antarktis ist das freieste Land - wie schon immer. Stand: 01.12.04 | taxacher (AnK) | Vor 45 Jahren: Der Antarktis-Vertrag wird in Washington unterzeichnet | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-07T17:30+02:00 | 2015-10-07T17:30+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag224~_mon-102014.html |
2. April 1842 - <span lang="en">New Yorker</span> Philharmoniker gegründet | Der US-amerikanische Dirigent und Geiger Ureli Corelli Hill studiert zwei Jahre lang in Deutschland Musik, danach hat er eine Mission: Die "Förderung der Instrumentalmusik" in den USA schreibt sich der 22-Jährige auf die Fahne. So steht es in seinem Aufruf zur Gründung der Philharmonischen Gesellschaft New York. Zur ersten Versammlung am 2. April 1842 kommen zahlreiche Musiker und Musikfans. Später werden aus der Philharmonischen Gesellschaft die New Yorker Philharmoniker. Ihr erstes Konzert ist Beethovens fünfte Symphonie. Hill höchstpersönlich steht am Dirigentenpult. Der Anfang der New Yorker Philharmoniker ist schwierig. In ständig wechselnder Besetzung schlägt sich die Truppe mehr schlecht als recht durchs musikalische Leben, ihr Gründervater nimmt sich 1875, völlig verarmt, das Leben. Die Wende bringt erst der damals reichste Mann der Welt: Stahlbaron Andrew Carnegie. Er baut dem Sinfonieorchester ein eigenes Konzertgebäude, die nach ihm benannte Carnegie Hall, und sorgt mit seinen Finanzspritzen nicht nur dafür, dass Verluste im Betrieb des Hauses ausgeglichen werden können, sondern auch für prominente Besetzungen: Das Eröffnungskonzert 1891 etwa dirigiert Peter Tschaikowsky. Dank Carnegie ist das Orchester auf öffentliche Mittel nicht angewiesen - ein Umstand, der für die Privatgesellschaft bis heute gilt. Neben Kartenverkäufen gehören bald schon Radioauftritte und Schallplatten zu den Einnahmequellen. Die älteste erhaltene Originalaufnahme stammt aus dem Jahr 1929, Verdis "La Traviata" mit Arturo Toscanini als Dirigent. Mit ihm gelingt den New Yorker Philharmonikern der internationale Durchbruch. 1943 erkrankt der damalige Dirigent Bruno Walter. Für ihn springt der gerade erst engagierte 25-jährige Leonard Bernstein ein. Das Konzert wird zum spektakulären Highlight. Unter Bernstein, der elf Jahre lang Generalmusikdirektor des Hauses ist, werden die New Yorker Philharmoniker auch Fernsehstars. Bernstein führt die Jugend an die klassische Musik heran und komponiert Musicals wie die "West Side Story". Seiner Popularität ist es zu verdanken, dass die New Yorker Philharmoniker mit dem Lincoln Center dank der finanziellen Unterstützung des Multimillionärs John D. Rockefeller 1962 nicht nur eine neue Spielstätte bekommen, sondern New York sein bedeutendstes und bekanntestes Kulturzentrum. Von 1991 bis 2002 ist Kurt Masur Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Er bringt das Orchester weiter nach vorne, schafft sich aber durch seine Sturheit auch Feinde, sodass sein Vertrag schlussendlich nicht mehr verlängert wird. Nachfolger Lorin Maazel kann das hohe Niveau seines Vorgängers halten und profiliert die New Yorker Philharmoniker weiter als Brückenbauer zwischen den Kulturen. Legendär wird 2008 eine Konzertreise nach Pjöngjang. Seit 2009 steht Alan Gilbert am Dirigentenpult. Er ist buchstäblich ein Kind der Truppe: Sowohl sein Vater als auch die Mutter spielten bei den New Yorker Philharmonikern Geige. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. April 2017 ebenfalls an die Gründung der New Yorker Philharmoniker. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 03.04.2017: Vor 10 Jahren: Jan Ullrich durch DNA-Vergleich schwer belastet | Thomas Köster | Der Anfang der New Yorker Philharmoniker war schwer: Der Gründer und erste Dirigent nimmt sich verarmt das Leben. Viele seiner späteren Nachfolger sind aber Weltstars wie Gustav Mahler, Arturo Toscanini, Leonard Bernstein, Kurt Masur oder Lorin Maazel. Sie tragen dazu bei, dass sich das Weltklasse-Orchester heute völlig ohne öffentlichen Subventionen trägt. | [
"Stichtag",
"02.04.1842",
"2. April 1842",
"02.04.2017",
"2. April 2017",
"New Yorker Philharmoniker"
] | Stichtag | 2017-04-02T00:00+02:00 | 2017-04-02T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-new-yorker-philharmoniker-100~_mon-022014_tag-02042017.html |
18. November 1987: Tod der Radsportlegende Jacques Anquetil | Kaum ein Radrennfahrer hat so viel Siege, Ruhm und Geld erstrampelt wie Jacques Anquetil, der kühle Blonde aus der Normandie. Mehr als zehn Jahre lang beherrscht der Modellathlet die Radsportszene, gewinnt die Tour de France als Erster fünf Mal und kassiert dafür wie kein anderer Fahrer zuvor. "Maitre Jacques" wird der 1934 bei Rouen geborene Anquetil von seinen Landsleuten genannt - wegen seines scheinbar mühelosen Fahrstils, seiner taktischen Intelligenz und seines distanziert-elitären Charmes. "Wenn man Anquetil heißt, kommt man nicht, um die Tour kennen zu lernen, sondern um sie zu gewinnen", verkündet er schon 1957 als 23-jähriger Newcomer nach seinem ersten Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt. Der Maitre wird geachtet in Frankreich, geliebt aber wird sein großer Rivale Raymond Poulidor, der als ewiger Zweiter in die Sportgeschichte eingeht. Legendäre Duelle fechten die beiden aus, doch der Sieger heißt dank psychologischer Überlegenheit jedes Mal Jacques Anquetil. Besonders auf den von ihm mathematisch genau geplanten Rundfahrten und bei Rennen gegen die Uhr ist "Monsieur Chrono" nicht zu schlagen. "Er war der Größte", erkennt später auch Anquetils Freund und Teamgefährte an, die deutsche Radlegende Rudi Altig. Das Karriere-Ende für den Playboy im Rennsattel naht 1966, als Radsportler erstmals per Urinprobe auf Doping getestet werden. "Ich bin doch kein Hund, der öffentlich pinkelt", lässt Anquetil die Kontrolleure wissen, verweigert weitere Tests und rechtfertigt die Einnahme leistungsfördernder Mittel. Als Anquetil 1967 einen neuen Stundenweltrekord aufstellt, wird dieser ebenso wenig anerkannt wie zuvor sein zweiter Platz hinter Rudi Altig bei der Weltmeisterschaft auf dem Nürburgring. 1969 stellt der Maitre das Rennrad endgültig weg, widmet sich seinem großen Gut in der Normandie und kommentiert alljährlich die Tour de France in Presse und Fernsehen. Im Alter von nur 53 Jahren erkrankt Anquetil an Magenkrebs, dem er nach kurzer schwerer Krankheit am 18. November 1987 in Rouen erliegt. Bis heute wird vermutet, dass der bedenkenlose Umgang mit Dopingmitteln wie Strychnin den Krebs hervorgerufen hat. 2004 wirft die Biografie der 32-jährigen Anquetil-Tochter Sophie ein letztes grelles Schlaglicht auf den eigenwilligen Lebensstil ihres Vaters. Sie enthüllt, dass das Radsport-Idol jahrelang in Bigamie mit Ehefrau Jeannie und Stieftochter Annie gelebt und sowohl mit Annie als auch einer Schwiegertochter Kinder gezeugt hat. Stand: 18.11.07 | Bernd Rexing (fhf) | Vor 20 Jahren: Tod der Radsportlegende Jacques Anquetil | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-08T12:15+02:00 | 2015-10-08T12:15+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2712~_mon-092010.html |
19. Juli 1947 - Der Musiker Brian May wird geboren | Kaum ein Rock-Gitarrist spielt mit so typischem Klang wie Brian May. Dass dieser Sound so einzigartig ist, liegt daran, dass Brian May seine erste Gitarre in den Sechzigerjahren selbst entworfen und gebaut hat, gemeinsam mit seinem Vater Harold, einem Elektroingenieur. Aus der Not heraus, denn angesagte Gitarren wie eine Fender Stratocaster oder eine Gibson Les Paul kann sich die Familie nicht leisten. Fast zwei Jahre lang arbeiten Brian und sein Vater an der Gitarre. Ihr Anspruch ist hoch. Sie soll besser werden als jede andere. Denn sein Vater hat die Maxime, mach nichts, was du nicht wirklich gut machst. Dabei nutzen sie alles, was sie zu Hause finden können. Der Hals etwa besteht aus einem alten Mahagoni-Brett, das zu einem Kamin gehört. Der Tremolohebel ist ursprünglich Teil eines Fahrradsattels und die Markierungspunkte auf dem Griffbrett feilt der 16-jährige Brian aus Knöpfen seiner Mutter. Brian May hat eine Vielzahl Interessen. Handwerklich, musikalisch, wissenschaftlich. Er sei eben "ein Mensch mit zu vielen Leidenschaften", so May über sich selbst. Mit dem Sänger seiner Schülerband "1984" gründet er am College eine neue Gruppe namens "Smile". Schon in dem Song "April Lady" der Band lässt sich der charakteristisch singende Ton von Brian Mays elektrischer Gitarre erkennen. Einer der größten Fans der Band ist der auf der Insel Sansibar geborene Sänger Farrokh Bulsara, der sich später Freddie Mercury nennt. Im April 1970 gründet Brian May mit dem Schlagzeuger Roger Taylor und dem Sänger Freddie Mercury die Band Queen. Nach längerer Suche komplettiert John Deacon die Band ab Februar 1971 als Bassist. Mit dem wachsenden internationalen Erfolg dieser Band gibt Brian May schließlich die Arbeit an seiner Doktorarbeit in der Astrophysik auf. In den 80er-Jahren haben Queen zahlreiche Hits: "Under Pressure", "Another one bites the dust", "Radio Gaga", "I want to break free" und viele andere. Mit ihren Stadion-Konzerten brechen sie sämtliche Rekorde. Beim Live Aid-Benefizkonzert im Londoner Wembley-Stadion 1985 stehlen sie den anderen Bands die Show. Anfang der 90er-Jahre verdichten sich die Gerüchte, dass Freddie Mercury an der Immunschwächekrankheit AIDS erkrankt ist. Am 23. November 1991 lässt Mercury schließlich öffentlich erklären, dass er AIDS hat. Am darauf folgenden Tag stirbt er im Alter von 45 Jahren an einer Lungenentzündung. Mercurys Tod stürzt Brian May in eine tiefe Krise. Auch seinen Vater verliert er in jenem Jahr. Dazu bricht seine Ehe auseinander, weil May sich in eine andere Frau verliebt hat. Er hat das Gefühl, alles zu verlieren und fällt in eine tiefe Depression. Hilfe findet er in einer Klinik. Brian May therapiert sich außerdem selbst mit Arbeit. Queen spielen mit verschiedenen Gastsängern weiter, Brian produziert zahlreiche Alben anderer Bands und setzt außerdem die Arbeit an seiner Dissertation fort. Fast vierzig Jahre nachdem er damit begonnen hat, erhält Brian May 2008 seinen Doktortitel bei einer Zeremonie in der Royal Albert Hall. Es gibt sogar einen Asteroiden, der nach ihm benannt ist. Bis heute staunt Brian May darüber, was er alles erlebt hat und immer noch erlebt. Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas MauRedaktion: David Rother ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. Juli 2022 an den Geburtstag des Musikers Brian May. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 20.07.2022: Vor 200 Jahren: Geburt des Genetikers Gregor Johann Mendel. | Vera Kettenbach | Als Gründungsmitglied von "Queen" gehört Brian May zu einer der bekanntesten Bands der Welt. Er hat aber auch Astrophysik studiert und ein Buch über Unterröcke im 19. Jahrhundert veröffentlicht. | [
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20. November 1945 - Beginn der Nürnberger Prozesse | Mehr als 50 Millionen Menschen sind tot, als der Zweite Weltkrieg im Mai 1945 zu Ende geht. Am 18. Oktober 1945 wird dem Internationalen Militärgerichtshof in Berlin eine 85 Seiten starke Anklageschrift gegen die Hauptverantwortlichen des "Dritten Reichs" vorgelegt - im selben Saal, in dem ein Jahr zuvor die Hitler-Attentäter des 20. Juli zum Tod verurteilt wurden. Die alliierten Siegermächte nutzen das Kammergericht Berlin-Schöneberg allerdings nur ein einziges Mal. Dann ziehen sie nach Nürnberg um. Der Justizpalast am Stadtrand ist kaum beschädigt und sein großer Gerichtssaal ist mit einem nebenan gelegenen Gefängnis durch einen unterirdischen Gang verbunden. Außerdem ist Nürnberg ein Nazi-Symbol: Hier hat die NSDAP ihre jährlichen Massenspektakel inszeniert, hier sind 1935 die antisemitischen "Nürnberger Gesetze" beschlossen worden. Am 20. November 1945 beginnt der Prozess gegen die so genannten Hauptkriegsverbrecher. Die Alliierten haben sich auf 24 Angeklagte geeinigt: Hermann Göring als ranghöchster Nazi und Wilhelm Keitel als Chef der Wehrmacht stehen stellvertretend für Adolf Hitler, Ernst Kaltenbrunner für den toten Heinrich Himmler und den Terrorapparat. Der Herausgeber des Hetzblatts "Der Stürmer", Julius Streicher, personifiziert den Antisemitismus. Die Minister Joachim von Ribbentrop, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Wilhelm Frick und Albert Speer vertreten die Reichsregierung. Fritz Sauckel steht für die Gauleiter. Unter den weiteren Angeklagten sind der Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß, Hilters Adlatus Rudolf Hess sowie als Vertreter der Rüstungsindustrie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Die vier Anklagepunkte lauten: Verschwörung gegen den Weltfrieden, Planung und Durchführung eines Angriffkriegs, Verbrechen und Verstöße gegen das Kriegsrecht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Ermordung von über sechs Millionen Juden ist kein gesonderter Anklagepunkt, da der Holocaust als Kriegsfolge verstanden wird. Die Angeklagten erklären sich für "nicht schuldig" - außer Hitlers Architekt und Rüstungsminister Speer. Der Prozess endet im Oktober 1946. Zwölf Todesstrafen werden verkündet und vollstreckt, des Weiteren verhängt das Internationale Militärtribunal neun Haftstrafen zwischen zehn Jahren und lebenslänglich. Drei Angeklagte werden freigesprochen. Die Sitzungsprotokolle umfassen 16.000 Seiten. Zwischen 1946 und 1949 finden insgesamt zwölf sogenannte Nachfolgeprozesse statt, die von den Medien und der Bevölkerung weitgehend unbeachtet bleiben. Die Urteile werden von deutsch-nationalen Kreisen als "Siegerjustiz" diffamiert. Viele Deutsche instrumentalisieren die Verurteilung führender Nazis zur Selbstentlastung und nutzen sie zur Mythenbildung: angeblich sind Ahnungslose durch eine Horde von Verbrechern verführt worden. Stand: 20.11.2005 | Dominik Reinle (AnK) | Nach dem Zweiten Weltkrieg sind über 50 Millionen Menschen tot. Die Alliierten klagen 24 "Hauptkriegsverbrecher" an. Der Prozess gegen sie beginnt am 20. November 1945. Danach folgen bis 1949 "Nachfolgeprozesse" gegen weitere Verantwortliche. | [
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30. Oktober 2004 - Vor 55 Jahren: Premiere der "Stachelschweine" | "Alles irrsinnig komisch" heißt das Programm, die Premiere ist am 30. Oktober 1949 in einer verräucherten Berliner Kneipe namens "Badewanne". "Die Stachelschweine" nennt sich die Kabarett-Gruppe junger Schauspieler, zu der auch Günter Pfitzmann gehört. Für "een Knopp pro Kopp" – einen Knopf pro Person als Eintritt – können die Zuschauer die satirischen Attacken des Ensembles auf den real existierenden Irrsinn der Nachkriegszeit genießen. Jeder Akteur bekommt 2,50 Mark Gage, dazu zwei Bier. Schon bald spielen, singen, kalauern sich die Stachelschweine nach oben, werden prominent und populär. Schnellsprecher Wolfgang Gruner wird zum Inbegriff der "Berliner Schnauze mit Herz": "Ämter und Behörden sind Orte, wo zehn Leute dafür bezahlt werden, was fünfe billiger machen würden, wenn 'se nur dreie sind und zwei davon krank wären ..." Zum zehnjährigen Jubiläum der Stachelschweine 1959 gibt es drei Großveranstaltungen im Berliner Sportpalast. Zum Zwanzigjährigen feiern über 1.000 Gäste die Stachelschweine in der Kongresshalle, mit von der Party ist der Regierende Bürgermeister. Der Erfolg hat seinen Preis: Kritiker bemängeln, dass die Stacheln der Berliner Kabarett-Truppe stumpf geworden seien, durch die Vermarktung der Kleinkunst in riesigen Sälen und im Fernsehen. Für viele Berlin-Touristen ist der Besuch im Kabarett-Keller des stacheligen Ensembles aber trotzdem seit langem ein "Muss". Heute setzt die neue Stachelschwein-Generation wieder auf politisches Kabarett: "Ob Schmieren, Filz, ob Korruption, / ob Kurseinbrüche drohn / ob Rentenchaos, Inflation / das nehmen wir rücksichtslos auf's Korn", heißt es im aktuellen Programm. Stand: 30.10.04 | lennartz (me) | Vor 55 Jahren: Premiere der "Stachelschweine" | [
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02. Dezember 2010 - Vor 20 Jahren: Der Komponist Aaron Copland stirbt in den USA | Ernst, seriös und amerikanisch: Von Jugend an ist Aaron Copland auf der Suche nach E-Musik made in Übersee. Hilfreich sei es für ihn gewesen, dass es in der Unterhaltungsmusik mit Jazz und Countrymusik etwas Ähnliches bereits gegeben habe, wird er sich später erinnern. "Sehr attraktiv, die ganze Welt erkannte sie als amerikanisch. Und so entstand die Idee: Ich möchte das schaffen im Bereich der ernsten, der sogenannten ernsten Musik." Geboren wird Copland 1900 als Sohn litauischer Juden im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Bereits als Kind lauscht er lieber seiner Schwester am Klavier, als draußen zu spielen. 1920 geht er nach Paris und nimmt Unterricht bei der berühmten Komponistin und Musikpädagogin Nadia Boulanger. Sie erkennt sein Talent und ermutigt ihn, eine Sinfonie für Orgel und Orchester zu schreiben. Auf Boulangers Initiative hin wird diese 1925 in den USA mit den besten Musikern und Solisten aufgeführt.Im selben Jahr kehrt Copland in seine Heimat zurück und hält sich zunächst mit Stipendien und Auftragsarbeiten über Wasser. Seinem Ziel, eine typisch amerikanische "E-Musik" zu schaffen, bleibt er aber treu. Beim Komponieren orientiert er sich an Jazz, Countrymusik und indianischen Klängen. Vor allem aber bemüht sich Copland um einen Dialog mit dem Publikum, weshalb er neben Opern, Balletten und Orchesterwerken auch Radio- und Filmmusik komponiert: letztere unter anderem für den Film "Die Erbin" (1949), wofür er einen Oscar erhält. Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre entwickelt Copland dann schließlich seinen ureigenen, "nationalen" Ton, etwa durch Kompositionen wie die "Fanfare for the common man" (1942) für Blechblasinstrumente und Perkussion oder "Hoe-Down" aus dem Ballett "Rodeo" (1942). Beide inspirieren die englische Rockband Emerson, Lake & Palmer später zu eigenen Stücken.In seinen letzten Lebensjahrzehnten komponiert Copland immer weniger. Ende der siebziger Jahre zieht er sich nach einer Alzheimer-Diagnose aus der Öffentlichkeit zurück. Aaron Copland stirbt am 2. Dezember 1990 in North Tarrytown im US-Bundesstaat New York. Seine Werke gehören bis heute zum festen Bestandteil des Konzertlebens in den USA. In Deutschland allerdings wird seine Musik kaum gespielt. Stand: 02.12.10 | Thomas Köster (klax) | Vor 20 Jahren: Der Komponist Aaron Copland stirbt in den USA | [
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Disco 44 – Die Party zum Tanzen | Was die Disco 44 so besonders macht? Hier kommen Gleichgesinnte zusammen, die eine lockere Atmosphäre schätzen, Spaß haben und vor allem ausgiebig tanzen wollen. Einen Dresscode gibt es nicht: Ob Absatz oder Sneakers, aufgebrezelt oder lässig – einzig auf den Wohlfühlfaktor kommt es an. Und lange rumstehen und warten, bis sich die ersten auf die Tanzfläche wagen, muss man auch nicht. Bei der Disco 44 geht es von Beginn an richtig los. Kein Wunder: "Dancing Queen" von Abba, "Stayin‘ Alive" von den Bee Gees, "Sexy" von Marius Müller-Westernhagen oder Tina Turners "The Best" sind bei der Disco 44 nur einige der beliebten Klassiker, zu denen ausgelassen getanzt werden kann. Dazu gibt es dann noch aktuelle Hits von Mark Forster, The Weekend oder von Jason Derulo, die für die richtige Partystimmung sorgen. Egal ob 44, älter oder jünger: Feiern Sie mit! | WDR4 | Endlich ist es soweit: Die beliebte Disco 44 macht erneut Station in Krefeld. Dann heißt es in der Kulturfabrik wieder tanzen und feiern zu den Hits der 80er und den größten Klassikern. | [
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8. August 2005 - Vor 50 Jahren: Erste Atomenergie-Konferenz in Genf | Otto Hahn zeigt sich begeistert. "Was ich hier in diesen Tagen gesehen habe", diktiert der Vater der Atomkernspaltung von 1938 den Reportern in die Mikrophone, habe ihn "erschüttert". Hahn ist einer von über 1.000 Wissenschaftlern, die am 8. August 1955 nach Genf gekommen sind, um auf der ersten Atomenergie-Konferenz der Vereinten Nationen ihre Erfahrungen auszutauschen. Zwei Wochen lang dreht sich alles um die friedliche Nutzung einer Kraft, die in Hiroshima und Nagasaki zu Kriegsende ihre verheerende Wirkung offenbart hat. Der "Weg in ein neues Zeitalter" lockt. So sieht es US-Präsident Dwight D. Eisenhower, der kurz vor der Konferenz seine Rede "Atoms for Peace" vor der UNO-Vollversammlung gehalten hat. Und so sehen es wohl auch die Konferenz-Teilnehmer, auch wenn den meisten die Schattenseiten der Atomenergie bekannt sein dürften. Ein amerikanischer Werbefilm bringt es auf den Punkt. Er prophezeit eine strahlende Zukunft voll atomarer Energie: "Damit die Evas dieser Welt ihr Paradies genießen können. In einem elektrischen Garten Eden." Und der Philosoph Ernst Bloch träumt in seinem weit verbreiteten Buch "Das Prinzip Hoffnung" (1954-1959) gar davon, mit Hilfe von "hundert Pfund Uranium und Thorium die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien und Nordkanada, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln". Ein halbes Jahr später hat Deutschland zwar noch kein Atomkraftwerk, wohl aber einen Atomminister. Anfang 1956 tritt ein selbstbewusster Franz Josef Strauß (CSU) vor die Kameras. "Auf uns kommt die Aufgabe zu, der Menschheit zu zeigen, dass die Verwertung der Atomenergie geeignet ist, eine wirtschaftliche Umwälzung auf lange Sicht herbeizuführen." Erst 15 Jahre später werden die Anhänger der "Atomkraft? Nein danke!"-Bewegung das ganz anders sehen. Inzwischen hat die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Von den hehren Plänen der Atomenergie-Konferenz in Genf und von Franz Josef Strauß ist hierzulande nicht einmal heiße Luft geblieben. Stand: 08.08.2005 | Thomas Köster | Vor 50 Jahren: Erste Atomenergie-Konferenz in Genf | [
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25. Januar 2007 - Vor 100 Jahren: Reichstagswahl im Schatten des Kolonialkrieges | Rassismus, Enteignungen, Vertreibungen - in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, ist die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung an der Tagesordnung. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Einheimischen und den deutschen Kolonialherren. Im Januar 1904 eskaliert die Situation: Herero-Kämpfer überfallen Farmen und Ortschaften deutscher Siedler und ermorden über 120 Menschen. Der Aufstand wird von General Lothar von Trotha brutal niedergeschlagen. Während der Kämpfe flüchtet der Großteil der Herero, zumeist Frauen und Kinder, in ein Wüstengebiet. Tausende verhungern und verdursten dort, weil die deutschen Soldaten ihnen die Rückkehr verweigern. Von Trotha befiehlt die Ermordung jedes Herero, der innerhalb der Grenzen der Kolonie angetroffen wird. Daraufhin erheben sich auch die Nama, die von den Deutschen abschätzig als "Hottentotten" bezeichnet werden. Deren Guerilla-Taktik macht der deutschen "Schutztruppe" zwar schwer zu schaffen, doch auch die Nama werden zu Zehntausenden getötet. Durch die anhaltenden und kostspieligen Kämpfe kommt es im Deutschen Reich zu einer politischen Krise: Im August 1906 legt Reichskanzler Bernhard von Bülow im Reichstag einen Nachtragshaushalt vor. Er verlangt zusätzlich 29 Millionen Mark für die Kolonialtruppen und den Bau einer angeblich kriegswichtigen Eisenbahn. Doch die SPD und die katholische Zentrumspartei stellen sich quer. Der SPD-Abgeordnete August Bebel prangert die deutsche Ausrottungsstrategie an und kritisiert den Kolonialkrieg als Bestandteil des Kapitalismus. Der Zentrums-Abgeordnete Matthias Erzberger fordert eine Reduzierung der Truppen und der von der Regierung beantragten Gelder. Als Reichkanzler von Bülow nicht nachgibt, lehnen SPD, Zentrum und die polnische Fraktion am 13. Dezember 1906 die Regierungsvorlage mit 127 zu 110 Stimmen ab. Unmittelbar nach dieser Niederlage löst von Bülow auf Anordnung von Kaiser Wilhelm II. das Parlament auf. Der Termin für die Reichstagswahl wird auf den 25. Januar 1907 festgesetzt. Die Nationalisten nutzen den Wahlkampf für die so genannte Hottentottenwahl als Hetzjagd gegen die SPD und das Zentrum. Die beiden Parteien werden als "Vaterlandsverräter" abgestempelt. Trotzdem werden die Sozialdemokraten mit 28,9 Prozent der Stimmen stärkste Partei. Aufgrund benachteiligender Wahlkreiseinteilungen und der Wahlbündnisse der konservativen Parteien verringert sich jedoch die Anzahl der SPD-Abgeordneten von 81 auf 43. Das Zentrum wird mit 19,4 Prozent zwar zweitstärkste Partei und bleibt damit stabil. Doch der Bülow-Block - bestehend aus Konservativen und Nationalliberalen - erringt die meisten Sitze. Die neue Mehrheit im Reichstag billigt den Nachtragshaushalt. Reichskanzler von Bülow erklärt: "Die ganze Welt wird erkennen, dass das deutsche Volk fest im Sattel sitzt und alles niederreitet, was sich seiner Wohlfahrt, seiner Größe in den Weg stellt." Die Niederlage der SPD wirkt sich auch noch sieben Jahre später aus: Um nicht abermals als unpatriotisch zu gelten, stimmen die SPD-Abgeordneten unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 fast geschlossen für die Kriegskredite. Stand: 25.01.07 | Dominik Reinle (bg) | Vor 100 Jahren: Reichstagswahl im Schatten des Kolonialkrieges | [
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4. Juni 1900 - Geburtstag des Strumpffabrikanten Julius Kunert | Ludwig Erhards Zigarre oder der VW-Käfer: Symbole für das deutsche Wirtschaftswunder gibt es viele. Ganz sicher dazu gehört aber auch die Nylon-Damen-Feinstrumpfhose. "Nylons", die in Deutschland eigentlich aus der Kunstfaser Perlon hergestellt werden – sind schon auf dem Schwarzmarkt der Nachkriegsjahre eine wichtige Währung. In den 50er Jahren erfindet die Firma Kunert "Chinchillan", eine besonders feine Nylon-Kunstfaser. Mit ihr macht Julius Kunert seinen größten Umsatz. Geboren wird Kunert am 4. Juni 1900 im böhmischen Warnsdorf. Bereits sein Vater gründet dort 1924 eine Strickerei. Mit 5.000 Mitarbeitern, einer Tagesproduktion von 100.000 Feinstrumpfhosen aus Kunstseide und einer Exportrate von 85 Prozent wird die Firma 1938 Marktführer in Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Kunerts als Sudetendeutsche vertrieben. Julius verschlägt es nach Augsburg. Vom damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard unterstützt, erhält er einen neuen Standort in Immenstadt im Allgäu. 1949 produzieren dort zunächst 120 Mitarbeiter 2.000 Damenstrümpfe pro Tag. Ein Jahr später schon steigt Kunert mit einer gebrauchten "Strumpfwirkmaschine" aus den USA in die Produktion von Perlonstrümpfen ein. 1953 liegt die Jahresproduktion bei 58 Millionen Damenstrümpfen. Die Feistrumpfhose aus "Chinchillan" wird nicht nur in der Bundesrepublik zum Renner: Laut Kunert-Werbung gibt sie "jeder Wade die zauberhafteste Fassade". Das beweisen die Waden von Romy Schneider und Hildegard Knef, die für Kunert werben. Bei ihrem Staatsbesuch 1965 in Deutschland erhält auch die persische Kaiserin Soraya als Gastgeschenk ein Paar Kunert-Strümpfe. 1978 kauft Kunert den Stuttgarter Konkurrenten Hudson. Jetzt steht die Allgäuer Strumpffabrik an der absoluten Weltspitze. Aber die Zeiten sind nicht gut für die Damenstrumpf-Branche: Nachdem die Mode zunächst die Röcke immer kürzer und damit die Strümpfe zu Strumpfhosen werden ließ, fallen sie jetzt unter Hosen meist ganz weg. Kunert überlebt, weil die Firma sich verstärkt auf Herrenstrümpfe verlegt. 1988 geht Kunert an die Börse. Aber auch nachdem Julius Kunert, der bis zu seinem Tod Chef des Unternehmens bleibt, 1993 im Alter von 92 Jahren in Immenstadt stirbt, bleibt die Aktienmehrheit im Familienbesitz. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 05.06.2020: Vor 85 Jahren: Geburtstag von Günter Noris | Thomas Köster | Julius Kunert macht den Frauen schöne Beine. Denn in seiner Fabrik produziert er Nylon- beziehungsweise Perlonstrümpfe. Und die werden eines der Wirtschaftsunder-Symbole. | [
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15. Mai 1937 – Geburtstag von Trini Lopez | 1958 trifft Trini Lopez in Dallas auf Buddy Holly. Der Rock'n'-Roll-Musiker ist vom Talent des kleinen Sängers begeistert. "Buddy sah mich und mochte mich sehr", wird sich Lopez später erinnern. "Er sagte: Trini, willst du meinen Plattenproduzenten treffen? Und ich sagte: Ja, klar, Mensch, Buddy. Das wäre super". Doch der Plattenproduzent lehnt Lopez wegen seiner mexikanischen Wurzeln ab. Erst nach dem Unfalltod Hollys 1959 holt dessen Band "The Crickets" den Latino nach Hollywood. Der aber fühlt sich unter den Musikern nicht wohl. "Sie haben die ganze Nacht getrunken und hatten Spaß", sagt Lopez. "Aber ich hatte kein Geld. Meine Familie war arm und ich musste sie unterstützen. Also habe ich zur Band gesagt: Viel Glück, Jungs, ich mache alleine weiter." Dieser Abschied ist endlich der Beginn einer steilen Karriere. Geboren wird Lopez am 15. Mai 1937 in Dallas. Sein Vater ist Sänger, Schauspieler, Tänzer – und Inspirationsquelle für seinen Sohn, der nach eigenen Angaben seinetwegen zu singen beginnt. Mit acht oder neun Jahren beginnt Lopez, Gitarre zu spielen, mit 14 macht er Straßenmusik. Vier Jahre später tingelt er durch die Nachtclubs seiner Geburtsstadt. In Hollywood landet Lopez nach der Trennung von den "Crickets" 1962 im angesagten Club "PJ's", wo Frank Sinatra ihn entdeckt. Sinatra bietet ihm einen Achtjahresvertrag bei seiner Plattenfirma Reprise Records. Für sie produziert Lopez Coversongs bekannter Hits, darunter das Lied "If I Had A Hammer", das auf seinem Debütalbum "Trini Lopez Live at PJ's" (1963) erscheint und in 25 Ländern auf Platz eins der Hitparaden stürmt. Mit weiteren Coverversionen wie "This Land Is Your Land", "Lemon Tree" oder "La Bamba" avanciert Lopez zum Sängerstar der 60er Jahre. Zur selben Zeit versucht er sich in Filmen wie "Das dreckige Dutzend" (1967) von Robert Aldrich als Schauspieler – allerdings mit weitaus geringerem Erfolg. "Du solltest lieber weiter an deiner Musikkarriere arbeiten", habe Sinatra ihm geraten, gibt Lopez an. "Also war ich im 'Dreckigen Dutzend' der Erste, der stirbt." Von 1970 bis 1980 landet Lopez einen Nummer-eins-Hit nach dem anderen. 1981 hat er plötzlich keine Lust mehr auf Tourneen und setzt sich 28 Jahre lang zur Ruhe. 2011 nimmt er wieder eine Platte auf. Es ist seine 65. Stand: 15.05.2012 | Thomas Köster | 1963 veröffentlicht Trini Lopez sein Debütalbum. Es enthält Songs wie "If I Had a Hammer" und "This Land is Your Land" und macht den lateinamerikanischen Sänger mit einem Schlag weltberühmt. Eine spätere Schauspielkarriere verläuft weniger erfolgreich. | [
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"Trini Lopez"
] | Stichtag | 2015-10-07T12:23+02:00 | 2015-10-07T12:23+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6630~_mon-092023.html |
8. Februar 1498 - <span lang="it">Leonardo da Vinci</span> vollendet Abendmahl-Gemälde | "Es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch zu sehen ist", sagt Dr. Alexander Linke vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bochum. Bei dem Wandgemälde "Das Abendmahl" machte Leonardo da Vinci einen Fehler. Er wählte nicht die haltbare Fresko-Technik, das Malen auf feuchtem Putz, sondern zeichnete direkt auf die trockene Wand. So konnte er sich mehr Zeit lassen und immer wieder korrigieren. Zudem benutzte Da Vinci eine Mischtechnik, die man aus der Tafelmalerei kennt. "Das ist eine Farbtechnik, die auf Eigelb und Leinöl basiert, sie hatte wenig Bestand", erklärt der Renaissance-Experte Alexander Linke. Im Februar 1498 vollendete Da Vinci das Wandbild - doch kaum 20 Jahre später zeigten sich erste Risse und Flecken. Ein Zeitgenosse sagte über das Wandgemälde: "Es ist ganz ausgezeichnet, obwohl es bereits beginnt, schadhaft zu werden." Kein anderes Werk Da Vincis wurde bereits zu seinen Lebzeiten so gelobt wie "Das Abendmahl". Seine Version des Themas ist zum Inbegriff aller Abendmahlskompositionen in der europäischen Kunst geworden, kopiert und zitiert von Vielen. Die zwölf Jünger, jeweils in Dreier-Gruppen angeordnet, sind in Aufruhr: "Herr bin ich's?" Der Verräter Judas sitzt erstmals auf der gleichen Tischseite wie die anderen Apostel, mitten unter ihnen. Nur einer bleibt ruhig: Jesus, der gerade den Satz ausgesprochen hat: "Wahrlich ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten." Die Erschrockenheit der Jünger zeigt sich in der Vielfalt ihrer Bewegungen. Leonardo da Vinci selbst sagte einmal, ein Maler dürfe den Geist eines Menschen nicht nur durch das Gesicht ausdrücken, sondern auch in Haltung und Bewegung. "Wann immer Leonardo eine Figur malen wollte, dachte er zuerst über ihre Eigenschaften nach. ... Dann ging er dorthin, wo er wusste, dass Personen mit solchen Eigenschaften sich versammeln ... und hielt alles mit dem Zeichenstift fest", erinnerte sich ein Zeitgenosse. In den Gassen Mailands hatte Da Vinci fast ein Jahr lang nach einem Modell für den Judas gesucht. Mit dem Wandbild, entstanden im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza, begründete Leonardo da Vinci die Hochrenaissance. Von den Pinselstrichen des Originals ist allerdings wenig geblieben. Seit dem 17. Jahrhundert wird das Renaissance-Gemälde ständig restauriert. "Mittlerweile ist es halbwegs stabilisiert und der Verfall aufgehalten", sagt Alexander Linke von der Universität Bochum. Zu verdanken ist das vor allem der Restauratorin Pinin Brambilla, die das Gemälde seit 1979 erneuert hat und dafür 20 Jahre brauchte. Recht machte sie es nicht allen: Sie habe das Abendlicht in den Haaren der Apostel und das Purpur der Gewänder wieder eingefangen, sagen die Einen. Andere werfen ihr vor, das Bild, das noch immer im Speisesaal des Mailänder Klosters Santa Maria della Grazie zu besichtigen ist, sei nun zu bunt. Einig ist man sich an einem Punkt: "Das Abendmahl" hat trotz seines schlechten Zustands wenig von seiner Überzeugungskraft eingebüßt. Stand: 08.02.2013 | Martina Züger | Dass die 13 Männer überhaupt noch zu sehen sind, ist ein Wunder. Leonardo da Vinci malte nicht auf nassem, sondern auf trockenem Putz - bereits nach 20 Jahren zeigen sich erste Risse und Flecken. | [
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"08.02.1498",
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] | Stichtag | 2016-02-14T17:02+01:00 | 2016-02-14T17:02+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7252~_mon-052010_tag-08022013.html |
15. Januar 1920 - Erste <span lang="en">Jazz</span>-Schallplatte kommt in Deutschland auf den Markt | "Die Aufnahme der Original Excentric Band klingt grauenhaft. Aber: Es ist die erste Aufnahme des Tiger Rag auf deutschem Boden", sagt Rainer Lotz, Diskograf und Jazz-Historiker. Am 15. Januar 1920 kommt die erste Jazz-Schallplatte in Deutschland auf den Markt. Der Tiger Rag, das ist die Hymne des Jazz, aufgenommen 1917 von der Original Dixieland Jazz Band in New York. In Deutschland ist die erste Jazzplatte der Welt nicht zu hören und zu kaufen. "Die Salonorchester in Deutschland sind in der Zeit des Ersten Weltkriegs von den musikalischen Entwicklungen in der Welt abgeschnitten", erklärt Rainer Lotz. "Wortwörtlich hatten sie von Tuten und Blasen keine Ahnung: Von denen war nie jemand in Chicago oder New Orleans gewesen. Sie kannten die Musik eigentlich nur von Musiknoten." Die Menschen in Europa wollen aber Jazz hören, also müssen die deutschen Salonorchester umdenken. Und so greift der Geiger zum Saxofon, der Cellospieler zum Banjo und ein weiterer setzt sich ans Schlagzeug. "Jazzmusiker können aus ihren Instrumenten Töne herausholen, die es in anderen Musikbereichen so nicht gibt", erklärt Rainer Lotz die Faszination des Jazz. "Die Musik hat Rhythmus, sie hat Swing. Jazz ist ein Lebensgefühl."Auch in Deutschland treten schlagartig eine Menge Original American Jazz Bands auf. "Sie fabrizierten allerdings eine Musik, die nichts mit dem zu tun hat, was wir heute unter Jazz verstehen", sagt Rainer Lotz. Und das hört man der ersten deutschen Jazzaufnahme an, dem Tiger Rag der Original Excentric Band. Das Stück klingt eher nach Radetzky-Marsch als nach neuer wilder Musik. Zudem vermarktet sich der Bandleader Frank Groundzell als Amerikaner, der er nicht ist. Er ist Engländer, geboren in Southampton. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, befindet er sich gerade in Berlin – und geht zur US-Botschaft mit der Behauptung, er komme aus Chicago und brauche einen Pass. "Und was heute unvorstellbar wäre: Die haben ihm tatsächlich einen Pass gegeben!", sagt Lotz. Seitdem gilt Groundzell als US-amerikanischer Bandleader. Ein paar Monate nach Unterzeichnung des Versailler Vertrags nimmt Frank Groundzell den Tiger Rag mit seiner Original Excentric Band auf. Musikalisch macht er dort weiter, wo er 1914 aufgehört hat, nämlich mit Ragtime. "Deswegen klingt die Aufnahme so grauenhaft", sagt Rainer Lotz. "Man muss Verständnis haben: Die Musiker wussten einfach nicht, wie Jazz geht." Programmtipps: Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 16.01.2020: Vor 85 Jahren: Geburtstag des Fußballtrainers Udo Lattek | Martina Züger | Jazz ! Zum ersten Mal ist dieses Wort in Deutschland auf einer Schallplatte zu lesen. Allerdings hat die Musik mit dem echten Jazz aus den USA noch wenig zu tun. | [
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04. September 2006 - Vor 120 Jahren: Häuptling Geronimo kapituliert | Sogar ein Fotograf hielt das Ereignis Foto fest: Der Apachenhäuptling Geronimo sitzt mit General Nelson Miles und seinen Soldaten im Kreis. Er hat kapituliert. Von diesem 4. September 1886 an bleibt Geronimo für den Rest seines Lebens ein Kriegsgefangener der USA.Geronimo heißt eigentlich Gokhleyeh, was bei den Bedonkohe-Apachen "Einer der gähnt" bedeutet. Das schläfrige Kind wird wahrscheinlich im Juni 1829 in Arizona geboren, wo die Apachen im Quellgebiet des Gila noch weitgehend unbehelligt leben. Die ersten weißen Männer sieht Gokhleyeh erst, als der junge Krieger 1858 mit seinem Stamm nach Mexiko zieht, um dort Handel zu treiben. Es wird eine traumatisierende Begegnung: Während die meisten Krieger in einer Stadt Waren anbieten, überfallen mexikanische Truppen das Lager der Apachen. Unter den Opfern des Massakers sind Gokhleyehs Mutter, seine Frau und seine drei kleinen Kinder. Gokhleyeh schwört Rache. Ein Jahr später hat der Krieger eine Koalition aus drei Apachen-Stämmen geschmiedet. Sie belagern die Stadt Arispe, locken die Truppen heraus und töten alle. Noch auf dem Schlachtfeld machen die Apachen Gokhleyeh zu ihrem Krieger-Häuptling. Ab jetzt heißt er Geronimo, angeblich nach dem Schutzheiligen "Gerome", den die verzweifelten Mexikaner anriefen. In den folgenden Jahren liefert sich Geronimo mit den Mexikanern einen verbissenen Kleinkrieg. Aber die Gefahr für die Apachen kommt aus einer anderen Richtung: Die USA schickt erst Landvermesser ins Land der Apachen, dann Soldaten. General George Crook drängt die Apachen 1876 in das Reservat von San Carlos: eine unfruchtbare Wüste.Mit nur 70 Kriegern bricht Geronimo aus San Carlos aus und lebt ab jetzt von Überfällen. General Nelson Miles setzt 5.000 Soldaten und 200 Indianer-Scouts gegen die kleine Gruppe ein. Schließlich gibt Geronimo auf. Er wird von Stamm und Familie getrennt, jahrelang in Florida inhaftiert. Später lebt er als Kriegsgefangener in einem eigenen Haus bei Fort Sill in Oklahoma. Geronimo stirbt am 17. Februar 1909 mit 80 Jahren - an einer Lungenentzündung. Er war nachts betrunken von seinem Pferde-Wagen gefallen und hatte sch unterkühlt. Stand: 04.09.06 | taxacher (cle) | Vor 120 Jahren: Häuptling Geronimo kapituliert | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T11:24+02:00 | 2015-10-05T11:24+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1716~_mon-012009.html |
7. September 1936 - Geburtstag von Buddy Holly | Ohne Buddy Holly hätte es die Beatles vielleicht nie gegeben. Von Holly übernehmen sie jedenfalls die Grundformation der Band mit Bass, Schlagzeug, Lead- und Rhythmusgitarre. Die erste selbstproduzierte Single der Beatles ist Hollys Hit "That’ll be the Day". Ihre ersten 40 Songs, wird die Band einmal sagen, seien direkt von dem Rock 'n Roll-Musiker beeinflusst worden. "Drei Akkorde, eine Band, die live spielt", erinnert sich Paul McCartney, der später auch die Rechte an Hollys Kompositionen erwirbt: "Ja, man kann Echos von Buddy Hollys Ideen bei den Beatles sehen." Geboren wird Holly am 7. September 1936 als Charles Hardin Holley in Lubbock im US-Bundesstaat Texas. Seine Eltern sind arm. Trotzdem schicken sie ihren Sohn zum Klavierunterricht. Aber bereits nach einem knappen Jahr bricht Holly ab, lässt sich von seinem Bruder ein paar Akkorde auf der Gitarre zeigen und bringt sich das Spielen selbst bei. Zielstrebig ist er von Anfang an. "Er hatte Mumm, Entschlossenheit – einfach mehr Drive als die anderen Kids", wird sich Hipockets Duncan vom Radiosender KDAV erinnern, bei dem Holly seit Anfang der 50er Jahre auftritt. 1955 bildet er zusammen mit einem Freund die Vorgruppe bei einem Konzert von Elvis Presley und Bill Haley. Im selben Jahr wird Holly von einem Talentscout aus Nashville entdeckt, der ihm einen Vertrag beim Plattenlabel Decca Records verschafft. Seine erste Platte, die er Ende 1955 mit seinem Schulfreund Jerry Allison und Studiomusikern einspielt, wird kein Erfolg. Ein Jahr später spielt er im Studio des Plattenproduzenten Norman Petty zahlreiche von ihm selbst komponierte Songs ein, darunter auch den späteren Welthit "That’ll be the Day". Veröffentlicht wird der Song, ebenso wie "I’m Looking for Someone to Love", im Mai 1957 bei Brunswick Records. Da Holly noch bei Decca unter Vertrag steht, erscheint die Singles aus Vertuschungsgründen unter dem Namen seiner Begleitband The Crickets. 1957 hat Holly mit "Peggy Sue" und "Everyday" außerdem zwei Platz-Drei-Hits in den Billboard Verkaufs-Charts. Gleichzeitig tritt er mit den Crickets im Fernsehen auf und tourt mit der Band durch Amerika, Australien und England. In Norman Petty hat Holly einen eher zwielichtigen Manager gefunden. Auf der einen Seite verbringt er sehr viel Zeit mit ihm und den Crickets im Studio. Auf der anderen Seite lässt er sich teils als Mitkomponist von Hollys Hits eintragen, hält Gagen zurück und kümmert sich nach Meinung von Holly nicht genug um die Publicity. Ende 1958 beschließt Holly deshalb, sich von Petty zu trennen und mit seiner Frau und den Crickets nach New York zu gehen. Petty überredet die Begleitband allerdings, bei ihm zu bleiben. Fortan treten die Crickets ohne Holly auf. In New York komponiert Holly Songs wie "Peggy Sue Got Married", "That’s What They Say" oder "Learning the Game". Seine Musikdemos produziert er inzwischen an einer eigenen Bandmaschine, seine Frau kümmert sich um die Publicity. Anfang 1959 geht Holly mit anderen Sängern auf US-Tournee. Nach einem Auftritt in Clear Lake, Iowa, beschließt er, mit dem Flugzeug weiter nach Moorhead zu fliegen. Am 3. Februar 1959 stürzt die Maschine in einem Schneesturm ab. Der erst 22-jährige Holly und andere Stars des Rock 'n Roll wie Ritchie Valens oder J.P. Richardson kommen ums Leben. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. September 2016 ebenfalls an Buddy Holly. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 08.09.2016: Vor 50 Jahren: Start der TV-Serie "Star Trek" | Thomas Köster | Die Beatles sind seine größten Fans - und geben offen zu, von ihm einiges gelernt zu haben. Mit seiner Musik revolutioniert Buddy Holly den Rock 'n Roll. Dabei stirbt er bereits mit 22 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. | [
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4. Juni 1738 - Geburt des britischen Königs Georg III. | Sechs Jahrzehnte, so lang wie kein britischer Monarch vor ihm, herrscht Georg III. über ein Reich mit Kolonien und Stützpunkten rund um den Globus. Er ist Großbritanniens dritter König aus dem Hannoveraner Welfen-Haus, jedoch der erste, der in England geboren wurde und dessen Muttersprache Englisch ist. Im Gegensatz zu seinen als "Deutsche" verachteten Vorgängern wird Georg III. von seinem Volk als einer der ihren anerkannt. Da sein Vater schon 1751 starb, ohne jemals den Thron bestiegen zu haben, wird Georg im Oktober 1760 mit 22 Jahren Nachfolger seines Großvater Georg II. Trotz umfassender wissenschaftlicher Ausbildung zeigt er wenig intellektuelle Begabung. Er ist bodenständig und fromm, begnügt sich mit bescheidener Hofhaltung und bleibt seiner Frau ein Leben lang treu, ohne je Mätressen zu haben. Dafür lieben ihn seine Untertanen und geben ihm den Spitznamen "Farmer George" (Bauer Georg). Von Beginn an kämpft Georg III. gegen das korrupte Parlament der Whig-Partei, um die von seinen Vorgängern verspielte Macht wiederzuerlangen. Absolutistische Ansprüche wie bei Frankreichs Herrschern sind ihm aber fremd. Aus Sorge vor einem Staatsbankrott zieht Georg sein Land 1762 aus dem Siebenjährigen Krieg zurück. Mit der Eroberung Kanadas von den Franzosen hatten die Briten ein wesentliches Kriegsziel erreicht, doch nun wird der Expansionsdrang der englischen Siedler in den amerikanischen Kolonien für die Krone zum Finanzproblem. Wegen der hohen Kosten für den Schutz der Kolonien proklamiert Georg III. eine Siedlungsgrenze im Westen Amerikas und provoziert damit eine antibritische Haltung unter den bislang loyalen Kolonisten. Als das Parlament 1765 zur Finanzierung des Militärs eine Stempelsteuer (Stamp Act) auf alle Druckerzeugnisse in Übersee erlässt, eskaliert der Konflikt. Das Parlament nimmt die Stempelsteuer zwar zurück, belegt die Siedler aber im Namen des Königs mit immer neuen Zöllen und Steuern. Dies führt nach einem Jahr Krieg zwischen Siedlern und Mutterland 1776 zur Unabhängigkeitserklärung der 13 britischen Kolonien in Amerika. "Ich weiß, dass ich meine Pflicht erfülle und ich kann daher einen Rückzug niemals wünschen", dekretiert Georg III. Mit aller Macht versucht er, die Rebellion zu brechen, doch gegen den Freiheitsdrang der Siedler haben seine Truppen keine Chance. 1783 muss er mit dem Frieden von Paris den Verlust der einstigen Kolonien endgültig anerkennen. Als sechs Jahre später in Frankreich die Revolution ausbricht, ist Georg III. wegen einer beginnenden Geisteskrankheit bereits regierungsunfähig. Zunächst erholt er sich noch einmal von der Umnachtung, die als Porphyrie diagnostiziert und – so der neueste Forschungsstand – durch Arsen in Kosmetika und Arzneien ausgelöst wurde. Die fortschreitende Demenz Georgs III. löst eine Verfassungskrise aus. In seinen klaren Phasen weigert sich der König vehement, seinem als Herrscher ungeeigneten Sohn Georg die Regentschaft zu übertragen. Als der Monarch aber 1810 endgültig dem Wahnsinn verfällt, bestimmt das Parlament den verschwendungssüchtigen Georg IV. zum Prinzregenten. Während sich der eitle Dandy wie vom Vater befürchtet als Fehlbesetzung erweist, dämmert der irrsinnige König blind und taub dahin. Von den Briten verehrt, in Amerika als Tyrann gehasst, stirbt Georg III. am 29. Januar 1820 in Windsor Castle. Stand: 04.06.2013 | Bernd Rexing | " Farmer George " nennt ihn das Volk wegen seiner schlichten Hofhaltung. Durch Starrsinn verspielt Georg III. Großbritanniens Macht über die neuen Kolonien in Amerika. In seinen letzten Jahren verfällt der König einer Geisteskrankheit. | [
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"Whigs"
] | Stichtag | 2015-10-08T10:05+02:00 | 2015-10-08T10:05+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7548~_mon-062024.html |
1. Juli 2015 - Sir Nicholas Winton stirbt in Slough | Eigentlich will Nicholas Winton im Dezember 1938 zum Skiurlaub in die Schweiz. Doch ein Freund lotst den Londoner Börsenmakler nach Prag. Dort kommen nach dem Münchner Abkommen immer mehr jüdische Flüchtlinge aus dem deutsch besetzten Sudetenland an. Der 29-jährige Banker bleibt über den Jahreswechsel 1938/39 in der tschechoslowakischen Hauptstadt. Er wird Sekretär einer Hilfsorganisation, für die er auch im Englischen das deutsche Wort "Kinderkomitee" benutzt. Wintons jüdische Vorfahren stammen aus Bayern, darum spricht er Deutsch. Das Ziel des Komitees: Die Kinder der jüdischen Familien sollen nach Großbritannien in Sicherheit gebracht werden. Zurück in England, arbeitet Winton tagsüber an der Börse, abends sucht er Pflegefamilien. Der erste Zug mit Flüchtlingskindern verlässt Prag am 14. März 1939. Zu diesem Zeitpunkt sind auf den britischen Inseln bereits andere Kindertransporte aus dem Deutschen Reich angekommen. Nach den Novemberpogromen von 1938 haben einige Länder wie Großbritannien ihre Einreisebestimmungen gelockert. Juden unter 18 Jahren werden nun aufgenommen. Ein halbes Jahr lang kommen immer wieder Züge aus Prag in London an. Der neunte und größte Transport mit 250 Kindern ist für den 1. September 1939 geplant. Doch daraus wird nichts: Deutschland überfällt an diesem Tag Polen, der Zweite Weltkrieg beginnt. Insgesamt kann Winton 669 jüdische Kinder retten. Ihre leiblichen Eltern sehen die meisten von ihnen allerdings nie wieder. Nach dem Krieg ist Wintons einziges Zeugnis der Rettungsaktion ein Sammelalbum. Es enthält Briefe, Zeitungsartikel, Broschüren, Visitenkarten, wie Wintons Tochter Barbara sagt. "Und hinten gab es eine Liste aller Kinder, die er hergebracht hatte, einschließlich der Geburtsdaten und Pflegefamilien." Das Album bleibt fast 50 Jahre unbeachtet, bis es über eine Holocaust-Forscherin auf Umwegen an die Medien gelangt. 1988 wird Winton in die BBC-Sendung "That's Life" eingeladen und im Publikum zwischen zwei Frauen platziert - die er gerettet hat. Mit einem Schlag wird Winton berühmt. Immer mehr gerettete Menschen melden sich. Er wird von der Queen zum Ritter geschlagen, schüttelt Bill Clinton und Václav Havel die Hand. "Es gibt 7.000 Menschen, die heute auf der Welt sind aufgrund dessen, was er und seiner Helfer getan haben", sagt Barbara Winton über ihren am 1. Juli 2015 in Slough bei London verstorbenen Vater. "All diese Nachkommen stehen dafür, was man erreichen kann." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Juli 2020 ebenfalls an Nicholas Winton. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 02.07.2020: Vor 110 Jahren: Erich Deuser wird geboren | Dominik Reinle | Jahrzehntelang bleibt seine private Hilfsaktion unerwähnt: Vor dem Zweiten Weltkrieg rettet Nicholas Winton 669 jüdische Kinder, indem er sie nach Großbritannien bringt. | [
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5. April 1943 - Der Theologe Dietrich Bonhoeffer wird von der Gestapo verhaftet | Ein Putschversuch, der heute kaum noch bekannt ist: Am 13. März 1943 schmuggelt der Wehrmachtsoffizier Fabian von Schlabrendorff ein Sprengstoff-Päckchen in Hitlers Flugzeug. Doch der Zünder versagt, vermutlich wegen der Kälte während des Fluges nach Ostpreußen. Der "Führer" überlebt. An diesem gescheiterten Attentat sind auch der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer und sein Schwager Hans von Dohnanyi beteiligt. Dohnanyi ist seit Jahren bei geheimen Umsturzplanungen innerhalb des Nachrichtendienstes der Wehrmacht dabei. Über ihn ist Bonhoeffer zunächst zum Mitwisser und schließlich zu einem Akteur des militärischen Widerstandes geworden. Kurz nach dem Attentatsversuch werden die beiden am 5. April 1943 verhaftet. Doch über ihre Umsturzbemühungen weiß die Gestapo zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Bonhoeffer sitzt in Haft wegen einer unklaren Sache mit Devisen beim militärischen Geheimdienst. Dohnanyi hängt mit drin. Er wollte Geld in die Schweiz leiten, um einige jüdische Familien durchzubringen nach ihrer Flucht. Bonhoeffer gehört bereits seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu ihren Gegnern. Wenige Stunden nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler sagt der 26-jährige Pfarrer am 1. Februar 1933 im noch nicht gleichgeschalteten Radiosender Funk-Stunde: "Aus dem Führer wird ein Verführer, wenn dieser sich dazu hinreißen lässt, sich selbst verherrlichen zu lassen." Im April 1933 verfasst Bonhoeffer ein Thesenpapier mit dem Titel "Die Kirche vor der Judenfrage". Darin schreibt er: Bonhoeffer bedenkt lange, was zu tun ist. Zwei Mal weicht er ins Ausland aus. Erst geht er nach London als Pfarrer, dann nach New York, um seine akademische Laufbahn fortzusetzen. Doch er kehrt jeweils wieder zurück. Als einer der Köpfe der Bekennenden Kirche - jenem Teil der evangelischen Kirche, der sich der nationalsozialistischen Gleichschaltung entzieht - bildet er im Verborgenen ihre Seelsorger aus. Weil seine Kontakte ins Ausland hilfreich sind, wird Bonhoeffer von seinem Schwager über die Existenz und die Absichten des militärischen Widerstandes informiert. Im Auftrag der Verschwörer soll er als Mann der Weltkirche bei den Alliierten um Vertrauen werben für die Zeit nach Hitler. Als der "Führer" am 20. Juli 1944 auch das Stauffenberg-Attentat überlebt, sitzt Bonhoeffer noch immer im Gefängnis der Wehrmacht in Berlin-Tegel. Die Gestapo durchforstet nun jede Akte beim militärischen Geheimdienst, auch in Dohnanyis Büro. Zeugen werden gefoltert. Erst jetzt gelingt es, Bonhoeffer seine Widerstandstätigkeit nachzuweisen. Er wird ins Gestapo-Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße verlegt. Am 5. April 1945 befiehlt Hitler, auch die letzten lebenden Verschwörer "zu vernichten". Am Tag darauf hängt die SS Hans von Dohnanyi im KZ Sachsenhausen. Dietrich Bonhoeffer wird nach Bayern geschafft, wo der 39-Jährige am 9. April im KZ Flossenbürg durch den Strang hingerichtet wird - vier Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Autor des Hörfunkbeitrags: Uwe SchulzRedaktion: Gesa Rünker ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. April 2023 an Dietrich Bonhoeffers Verhaftung. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 06.04.2023: Vor 1.375 Jahren: Totale Sonnenfinsternis in Griechenland schriftlich belegt | Dominik Reinle | Er ist im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv: Der Theologe Dietrich Bonhoeffer gehört zur Bekennenden Kirche und unterstützt ein Attentat auf Adolf Hitler. | [
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25. März 1965 - Bundestag verabschiedet Verjährungsgesetz | Nach dem Zweiten Weltkrieg werden bei den Nürnberger Prozessen 24 Männer als Hauptkriegsverbrecher angeklagt. In den drei Westzonen verurteilen die Alliierten über 5.000 Männer und Frauen. Hingerichtet werden knapp 500 Personen. Doch dann erlahmt die strafrechtliche Verfolgung von Nazi-Tätern. Im Kalten Krieg sehen die Alliierten die beiden Teile Deutschlands zunehmend als Verbündete ihrer jeweiligen strategischen Interessen. In der Bundesrepublik wird von manchen Politikern ohnehin ein "Schlussstrich" gefordert. Auch die meisten westdeutschen Staatsanwälte unternehmen nicht viel. Zu den Ausnahmen gehört Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen. Er hilft dem israelischen Geheimdienst, Adolf Eichmann zu fassen. Bauer sorgt zudem dafür, dass der Auschwitz-Prozess ab 1963 in Frankfurt am Main stattfindet. Damit werden die verdrängten Nazi-Verbrechen zum öffentlichen Thema. Diskutiert wird über die Verjährungsfristen für Mord und Totschlag. Denn bei Totschlag ist die Frist von 15 Jahren bereits 1960 abgelaufen. 1965 drohen auch Mordtaten zu verjähren, für die eine Frist von 20 Jahren gilt. Gegen eine Verlängerung der Frist ist vor allem die FDP. Ihr Abgeordneter Thomas Dehler argumentiert im Bundestag, dass jede Tat einmal verjähren müsse. Der SPD-Abgeordnete Adolf Arndt kontert: "Ein Mann, der vor den Augen der Mutter einen Säugling an den Füßen nimmt und mit dem Kopf am nächsten Eisenpfahl zerschmettert" - da könne man nicht sagen: "Was hat der heute noch mit seiner Tat zu tun?" Die meisten Abgeordneten der Union sehen das auch so. Mit großer Mehrheit verschiebt am 25. März 1965 der Bundestag den Beginn der Verjährung von 1945 auf 1950. Die Begründung: Die bundesdeutsche Justiz habe erst ab dann tätig werden können. 1969 verlängert der Bundestag die Verjährungsfrist für Mord auf 30 Jahre und hebt sie 1979 ganz auf. Trotzdem bleibt die Frage, ob es sich jeweils um Mord oder Totschlag handelt. Denn ab 1968 gilt: Jedem Mordgehilfen muss persönlich "Rassenhass" oder ein anderer niederer Beweggrund nachgewiesen werden - was kaum möglich ist. Darum werden viele Taten als - längst verjährter - Totschlag eingestuft. Erst 2011 besteht die bundesdeutsche Justiz nicht mehr darauf, eine direkte Beteiligung an Morden in Vernichtungslagern nachzuweisen. Seither können auch NS-Helfer belangt werden, die nicht aktiv an Verbrechen beteiligt waren - also jeder, der in einem KZ gedient hat. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. März 2020 ebenfalls an die Verabschiedung des Verjährungsgesetzes. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 26.03.2020: Vor 25 Jahren: Schengener Abkommen tritt in Kraft | Dominik Reinle | Nicht gefasste Mörder müssen heute ihr Leben lang fürchten, doch noch bestraft zu werden. Das hängt mit den NS -Verbrechen zusammen. Denn ursprünglich verjährte Mord. | [
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] | Stichtag | 2020-03-25T00:00+01:00 | 2020-03-25T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-verjaehrungsgesetz-mord-totschlag-100~_mon-022009_tag-25032020.html |
13. November 1970 - Karl Gelder (FDP) deckt CSU-Abwerbungsversuch auf | "Wir haben den Mut, ein neues Blatt in der Geschichte aufzuschlagen." Das sagt Willy Brandt - seit 1969 ist der SPD-Politiker Bundeskanzler. Und er sucht den Wandel durch eine Annäherung an den Osten. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt unterzeichnet er den deutsch-sowjetischen Vertrag und fällt bei seinem Besuch in Warschau am Ehrenmal für die Toten des dortigen Ghettos symbolträchtig auf die Knie. Nicht nur bei den Vertriebenenverbänden und der ihnen nahestehenden CDU/CSU-Fraktion ist man empört über Brandts neue Ostpolitik: Auch am rechten Rand laufen dem Koalitionspartner FDP die Leute weg. Sogar der ehemalige FDP-Vorsitzende Erich Mende geht im Oktober 1970 zur CDU. Viele Unzufriedene sammeln sich zudem in der nationalliberalen Splitterpartei NLA. Die hauchdünne Mehrheit von SPD und FDP droht zu platzen. Die konservativen Rebellen wittern ihre Chance. Anfang November 1970 treten die CSU-Politiker Franz Josef Strauß, Richard Stücklen und Hermann Höcherl an den FDP-Politiker und Bäckermeister Karl Geldner aus dem mittelfränkischen Schillingsfürst heran, um ihn abzuwerben. Im Angebot haben sie die Zusage eines sicheren Bundestagsmandats für die CSU sowie zwei 400.000 DM schwere "Beratungsverträge" mit dem Papierfabrikanten und NLA-Funktionär Anton Beyer, der als ehemaliger FDP-Kreisvorsitzender in Soest bereits über 50 Parteigenossen – vorwiegend Angestellte und Geschäftspartner – zum Austritt bewogen hat. Geldner geht zum Schein auf das Angebot ein, das ihm schließlich schriftlich vorliegt – und lässt am 13. November 1970 die Bombe platzen. Im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern schlägt der Skandal um den versuchten Mandatsverkauf hohe Wellen. Franz Josef Strauß geht in die Offensive: "Niemand von uns, weder ich noch Herr Stücklen, noch ein anderer, noch jemand im Auftrag von uns, hat sich jemals an einen FDP-Abgeordneten gewandt", behauptet er. Seine These: Geldner wollte tatsächlich überwechseln und wurde von SPD und FDP "zurückgekauft". So oder so ist das Ansehen des Bundestags stark beschädigt. Aber erst 1972 beschließt eine Mehrheit, dass Abgeordnete Nebeneinkünfte wie Spenden offenlegen müssen. Geldners Coup schadet der CSU aber nicht. Bei der Landtagswahl in Bayern kommt die Partei wie gewohnt auf die absolute Mehrheit. Geldner selbst muss später wegen einer Falschaussage zu den ihm angebotenen Beraterverträgen eine Geldstrafe zahlen. Dem Bundestag gehört er bis 1976 an – als Mitglied der FDP. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 14.11.2020: Vor 110 Jahren: Eric L. Malpass wird geboren | Thomas Köster | 1970 ist Willy Brandt (SPD) mit Unterstützung der FDP deutscher Kanzler. Vielen Liberalen aber ist die neue Ostpolitik nicht geheuer: Sie steigen aus und sammeln sich in der Nationalliberalen Aktion, der NLA. Der FDP-Abgeordnete Karl Geldner scheint der nächste Abtrünnige zu sein. Aber das ist nur ein Täuschungsmanöver. | [
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] | Stichtag | 2020-11-13T09:39+01:00 | 2020-11-13T09:39+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-geldner-uebertritt-fdp-csu-100~_mon-012021.html |
7. Oktober 1970 - Bayerischer Wald wird erster Nationalpark der BRD | Auerhuhn, Luchs, Habicht, Wolf: Der Bayerische Wald ist ein Eldorado für Tiere, deren Lebensraum über Jahrzehnte immer kleiner geworden ist. Denn hier an der tschechischen Grenze dürfen sich Gestrüpp und Getier nach dem Motto "Natur Natur sein lassen" frei entwickeln – seit das Gebiet rund um die Berge Rachel und den Lusen ein Nationalpark ist. Zur Eröffnung am 7. Oktober 1970 reisen der Bayerische Staatsminister Hans Eisenmann und zahlreiche Landtagsabgeordnete in die dünn besiedelte Grenzregion. Immerhin sind die fortan besonders geschützten 13.000 Hektar der erste Nationalpark der Bundesrepublik. Dabei haben viele Einheimische noch keine Vorstellung davon, wie der angestrebte "Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder" aussehen soll. Schließlich sind Nationalparks bis dahin eher exotische Orte in Afrika oder Amerika gewesen. Aber was bedeutet es, wenn sich die Natur nach ihren eigenen Gesetzen entwickelt? "Und nicht so, wie wir sie im Kopf haben, wie sie sein soll", so Hans Bibelriether, erster Leiter des Nationalparks. So sorgt die Frage, wie "wild" der Nationalpark werden darf, auch von Beginn an für Diskussionen. Anfangs ist es ein zu großer Rotwildbestand, der den Bäumen schadet und reduziert werden soll. Das bringt die Jäger auf, die Bibelriether drohen: "Wenn Sie das so weitertreiben, garantieren wir nicht mehr für Ihre persönliche Sicherheit." Es folgt ein bayerisches Waldgesetz, das festlegt: "Wald geht vor Wild". Die größte Bewährungsprobe für den Nationalpark beginnt am 1. August 1983, als ein großer Sturm reihenweise Bäume umknickt. "Das war das erste Mal in Deutschland, dass großflächig Windwürfe liegen geblieben sind", erinnert sich Bibelriether. Die kahlen Hänge sind für einige unerträglich, sie rufen nach der gewohnten Räumung und Aufforstung. Noch schlimmer: Das Totholz nährt den Borkenkäfer, der nun massenweise Fichten tötet. Doch der Nationalpark hält – trotz massiver Proteste – an seinen Prinzipien fest und überlässt die Natur sich selbst. So wächst über die Jahre ein neuer, strukturreicher Wald heran, ein Urwald, der rund 11.000 nachgewiesene Arten beheimatet und zusammen mit dem tschechischen Nationalpark Šumava das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Europas bildet. Heute erfolgt auf 72 Prozent der Fläche des Bayerischen Waldes kein menschlicher Eingriff mehr. Bis 2027 soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 08.10.2020: Vor 75 Jahren: Patent für Mikrowellenherd wird beantragt | Anke Fricke | Wer seine Dschungeltour wegen Corona absagen muss, könnte einen deutschen Urwald besuchen. Den gibt es im Bayerischen Wald, dem ersten Nationalpark der BRD . | [
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31. Dezember 2009 - Vor 10 Jahren: Computer überstehen Jahrtausendwende | Tim May macht sich auf das Schlimmste gefasst. "Sich selbst auf den Januar 2000 vorzubereiten" ist nach Ansicht des pensionierten Computer-Experten aus dem US-Bundesstaat Kalifornien jetzt erste Bürgerpflicht. Für 90 Tage Lebensmittel hat er gebunkert, einen Stromgenerator und ein Kurzwellenradio gekauft sowie einen Wassertank installiert, der rund 1.600 Liter Wasser fasst. Denn "wenn die Stromversorgung nur für zwei oder drei Tage ausfällt", davon ist May überzeugt, "wird es zu einer Kettenreakion kommen", die die Zivilisation lahm legen könnte. Tim May ist nur einer von zahllosen Experten, die vor der großen Katastrophe beim Übergang von 1999 ins Jahr 2000 warnen. Energieversorgung, Wasser, Strom und Verkehrslenkung sehen sie in Gefahr, Flugzeugabstürze und Supergaus in Atomkraftwerken werden prophezeit. Die Mitarbeiterzeitschrift eines großen Unternehmens warnt vor dem Ausfall von 5.000 Herzschrittmachern. Ein anderer Fachmann sieht ganz Russland in den Zustand der Steinzeit zurückversetzt. Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, scheint nahe. Diesmal aber wird nicht ein zur Jahrhundert- oder Jahrtausendwende zurückkehrender Gott für die drohende Apokalypse verantwortlich gemacht, sondern eine Ungenauigkeit in der Programmierung von Computern. Um Speicherplatz zu sparen, haben die Programmierer der ersten Stunde nämlich bei ihrer Datenrechnung auf die ersten beiden Stellen der Jahreszahl verzichtet. Zur Jahrtausendwende springen Millionen Rechnerhirne deshalb nicht von 1999 auf 2000 um, sondern von "99" auf "00": auf eine Unzahl also, mit der Computer eigentlich nicht rechnen können. Um den "Millenium-Bug", den Fehler des Jahrtausends zu verhindern, werden in Tausenden von Firmen vorsorglich die Computer untersucht und gegebenenfalls händisch umprogrammiert. British Airways beschäftigt über 200 Mitarbeiter allein zu dem Zweck, den denkbar größten digitalen Zwischenfall zu verhindern. Allein für die Administration der US-Regierung veranschlagt das Weiße Haus in Washington 6,5 Milliarden US-Dollar. Um die gesamte amerikanische Wirtschaft für das "Jahr-2000-Problem" zu rüsten, braucht es laut Berechnungen knapp das Zehnfache. Dann kommt die Jahrtausendwende, während derer die Systemadministratoren mit dem Sektglas in der einen und dem Notfallhandy in der anderen Hand auf Anrufe warten. Die Korken knallen, die Katastrophe bleibt aber aus. In den USA kommt es zu Telekommunikationsstörungen, in England stehen zeitweise 20.000 Geldautomaten still. Eine Videothek in Albany berechnet einem Kunden eine Gebühr für die Überziehung der Leihzeit um 100 Jahre. Ansonsten bleibt alles, bis auf die Feuerwerke am Himmel, verhältnismäßig ruhig. Stand: 31.12.09 | Thomas Köster (heb) | Vor 10 Jahren: Computer überstehen Jahrtausendwende | [
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10. Dezember 2004 - Vor 205 Jahren: Französisches Gesetz legt Meter und Kilogramm fest | Messen kann man am leichtesten mit dem eigenen Körper: so-und-so-viel Schritt ist der Weg lang, oder auch Fuß oder Ellen. Nur hat jeder andre Füße und die Elle, die Unterarmlänge, wird meist vom örtlichen Herrscher bestimmt - zum Ärger der aufgeklärten Bürger. Als die in der französischen Revolution die Macht ergreifen, revolutionieren sie auch das Messen. Nicht mehr der Körper soll die Norm sein, sondern die Erde: Ein Viermillionstel des Erdumfangs sei ein Meter und das Gewicht von einem Liter Wasser sei ein Kilogramm. So beschließt es die Volksversammlung nach langjähriger Arbeit revolutionärer Physiker. Deren Ergebnis wird in einen Stab und einen Zylinder aus Platin gegossen - das erste Urmeter und das erste Urkilogramm.Das Volk ist gar nicht zufrieden. Denn seinen Fuß hat jeder stets bei sich - den Erdumfang eher nicht. Das neue Maß-Gesetz vom 10. Dezember 1799 setzt sich nicht durch, und deshalb schafft es Napoleon Bonaparte gleich wieder ab. Doch die Metrisierung der Welt ist nicht mehr aufzuhalten. 1840 kehrt Frankreich zum Gesetz der Revolution zurück und 1875 wird die Internationale Meterkonvention beschlossen. Sogar die Engländer finden sich auf Dauer mit ihr ab. 1883 werden Urmeter und -kilogramm erneut und exakter in einem Platin-Iridium-Gemisch gegossen und in Sévres bei Paris 15 Meter unter der Erdoberfläche sicher gelagert. Heute reicht der irdische Maßstab nicht mehr aus: Urmeter und Urkilogramm sind ungenau, dehnen sich wegen geringster Temperaturschwankungen aus oder verlieren an Gewicht, weil ein paar Atome verduften. Seit 1983 gilt deshalb: Ein Meter ist die Länge der Strecke, die das Licht im Vakuum während einer dreihundertmillionstel Sekunde durchläuft. Die exakte Zeitangabe ist noch etwas genauer. Für das Kilogramm suchen die Forscher noch nach einer ähnlich glasklaren Formel. Die Zeit drängt, denn in Sévres schrumpft das Urkilogramm vor sich hin. Stand: 10.12.04 | taxacher (me) | Vor 205 Jahren: Französisches Gesetz legt Meter und Kilogramm fest | [
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01. Juni 2008 - Vor 5 Jahren: Drei-Schluchten-Staudamm in China eröffnet | Der 1. Juni 2003 hätte ein Triumph chinesischer Ingenieurskunst werden können. An diesem Tag nämlich füllt sich der Stausee hinter der 185 Meter hohen Mauer des Drei-Schluchten-Damms am Yangtse langsam mit Wasser. Wenn der See 2009 komplett fertig gestellt ist, wird er mit seiner Kapazität von 15 Atomkraftwerken das größte Wasserkraftwerk der Welt sein. Aber dann macht die Lungenseuche Sars den Parteibossen einen Strich durch die Rechnung. Die Eröffnungsfeierlichkeiten werden abgesagt. Überhaupt ist in China vielen Menschen nicht nach Feiern zumute. Denn das Prestigeobjekt, von dem bereits Mao Zedong in den fünfziger Jahren geträumt haben soll, wird 1992 gegen den Willen von rund einem Drittel der Abgeordneten von Premierminister und Wasserbauingenieur Li Peng durch den Volkskongress gebracht. Zwei Jahre später ist unterhalb der Großstadt Chongqing Baubeginn. In den nächsten zehn Jahren müssen vier Millionen Menschen umgesiedelt werden. Neue Städte werden gebaut, Abfindungen versprochen. Aber das Geld kommt bei vielen Betroffenen nicht an, für die Städter gibt es in der Fremde nicht genügend Arbeitsplätze, Bauern erhalten als Ausgleich für ihr Land nur minderwertigen Ersatz. Viele Menschen, die in entfernte Gebiete ziehen, kommen später zurück, weil die Anwohner die Neuen nicht willkommen heißen. Das Wasser des Yangtse schmecke nach Wein, heißt es in einem chinesischen Volkslied. Das Wasser des Drei-Schluchten-Stausees hingegen ist ungenießbar. Denn die überfluteten Städte und Fabriken haben das Wasser vergiftet - nur eines von vielen Umweltproblemen, die der Drei-Schluchten-Staudamm mit sich bringt. Stand: 01.06.08 | Thomas Köster (döp) | Vor 5 Jahren: Drei-Schluchten-Staudamm in China eröffnet | [
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] | Stichtag | 2021-06-03T18:03+02:00 | 2021-06-03T18:03+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3332~_mon-082009.html |
21.06.1953 - Geburtstag von Benazir Bhutto | Politische Führung zu beanspruchen war ihr in die Wiege gelegt. Schon als Teenager wurde Benazir von ihrem Vater Zulfikar Ali Bhutto in die Politik eingeführt. Immer wieder nahm er sie auf politische Missionen mit. 1977 wurde ihr Vater hingerichtet, Benazir Bhutto musste zum ersten Mal ins Exil. Von London aus lenkte sie die Pakistanische Volkspartei. Nach dem Tod des Militärdiktators Zia ul-Haq kehrte sie nach Pakistan zurück und gewann 1988 die Wahlen. Sie galt als Hoffnungsträgerin eines Landes in der Dauerkrise. 2007 starb Benazir Bhutto bei einem Attentat. Redaktion: Ronald Feisel | Tobias Mayer | Sie war die erste Ministerpräsidentin eines islamischen Landes. Doch als Vorbild für Frauenkarrieren taugte sie nie. Benazir Bhutto stammte aus einer einflussreichen Großgrundbesitzer-Familie aus dem Sindh, wo immer noch feudale Machtstrukturen herrschen. | [
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] | Radio | 2016-04-01T16:26+02:00 | 2016-04-01T16:26+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/bhutto100~_mon-092024.html |
15. Januar 2008 - Nokia verkündet das Aus für Bochum | Im Ruhrgebiet kommt ein Sturm auf. Als die Schließung der Handy-Fabrik am 15. Januar 2008 verkündet wird, demonstrieren in Bochum 15.000 Menschen. Plakate mit Sprüchen wie "Bochum wehrt sich" sind zu sehen, auf den Straßen liegen zertrümmerte Nokia-Handys. Umsonst: Im Mai 2008 stehen die Fließbänder still. "Alle Schichten sind heute freigestellt. Die Kollegen kommen heute Morgen rein, geben ihre Papiere ab, ihre Karte, die Schlüssel. Die Schränke werden leer gemacht, die Schuhe werden abgegeben, die Kittel. Die Kollegen verabschieden sich dann untereinander, und wenn sie herauskommen, ist das der Weg in die Arbeitslosigkeit", sagt die Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach damals. Mit diesem Tag werden in Deutschland keine Handys mehr gebaut. Zuvor hatten bereits zwei Mobilfunkhersteller ihre Produktion eingestellt: "Motorola" 2007 in Flensburg und "BenQ" 2006 in München und Kamp-Lintfort. Seit 1995 hatte "Nokia" knapp 90 Millionen Euro an Subventionen von Bund und Land kassiert – um Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Vor allem weil sich fast keine Zulieferer rund um das Bochumer Werk angesiedelt hatten, will der finnische Handyhersteller und damals unangefochtene Marktführer weiter nach Rumänien ziehen. Rudolf Hickel, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen und Mitgründer der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, nennt das Wander- oder Nomadenkapitalismus: "Der entscheidende Grund für den Umzug waren die in Rumänien erheblich niedrigeren Löhne – zehnfach niedriger im Vergleich zu Bochum." In Rumänien kassiert "Nokia" wieder Millionen an Subventionen und bezahlt nur einen Bruchteil der Löhne aus Bochumer Zeiten. Der Profit reicht offenbar nicht: Nach nur drei Jahren zieht das Unternehmen weiter nach Indien und hinterlässt auf dem Balkan wiederum 2.000 Arbeitslose. In Indien kassiert "Nokia" abermals Subventionen und halbiert die Löhne. Demnächst will der Handyhersteller angeblich nach Vietnam übersiedeln. "Die Karawane zieht weiter, dorthin wo die Löhne am niedrigsten sind. Bei Nokia sieht man in einer Deutlichkeit – ich würde sogar sagen in einer hochgradigen Aggressivität –, dass Moral und Ethik überhaupt keine Rolle mehr spielen", sagt Wirtschaftswissenschaftler Hickel. Die Menschen seien Kapital, reduziert auf einen Kostenfaktor. Allerdings scheint der Trend sich in den letzten Jahren umzukehren. Unternehmen wie zum Beispiel "Sennheiser" hätten ihre Produktion aus China wieder nach Deutschland, Irland und den USA geholt. "Sennheiser" kämpfte in China mit Produktpiraterie und schlechter Warenqualität. Und Rudolf Hickel ist sich sicher: Unternehmen ohne soziale Verantwortung haben auf Dauer keine Chance am Markt. "Einige Unternehmen haben erkannt, dass Löhne nicht alles sind. Auch Effizienz und Arbeitsmotivation spielen eine Rolle." Stand: 15.01.2013 | Martina Züger | Der finnische Mobilfunkhersteller schließt das hoch subventionierte Werk und verlagert die Produktion nach Rumänien. Auf einen Schlag fallen 2.300 Arbeitsplätze weg: In Bochum liegen aus Protest viele zertrümmerte Nokia-Handys auf der Straße. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T17:03+02:00 | 2015-10-07T17:03+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7208~_mon-042010.html |
18.01.1913 - Geburtstag des Schauspielers <span lang="en">Danny Kaye</span> | Kaye setze sich für benachteiligte Kinder in aller Welt ein; so spielte er ihnen als Clown etwas vor, um sie während der notwendigen Impfungen abzulenken. Einmal organisierte Kaye ein Benefiz-Konzert und dirigierte das Stück „Der Hummelflug“ von Rimski-Korsakow mit einer Fliegenklatsche. Daniel David Kaminsky, wie der Schauspieler und Entertainer eigentlich hieß, war auch bekannt für sein Talent, unglaublich schnell sprechen zu können. Er galt als die „schnellste Klappe Hollywoods“. Heute vor hundert Jahren wurde Danny Kaye in Brooklyn, New York, geboren. Redaktion: Michael Rüger | Andrea Klasen | Anders als viele andere Komiker, die jenseits der Bühne nicht gerade lustig sind, war Danny Kaye auch privat fröhlich und suchte immer die Nähe zu Menschen. Trotz seiner großen Erfolge am Broadway und in Hollywood verschrieb er sich der Menschlichkeit. | [
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] | Radio | 2016-04-13T10:45+02:00 | 2016-04-13T10:45+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/dannykaye100~_mon-062027.html |
07.08.1961 - Todestag des Predigers Frank Buchman | Diese Botschaft trug der evangelisch-lutherische Prediger mit deutschen Wurzeln hinaus in die ganze Welt. Staatschefs wie Arbeitern wollte er vermitteln, auf Gottes Stimme zu hören und sich nur noch an den Prinzipien der Ehrlichkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit und Liebe zu orientieren. Von vielen wurde er dafür als naiv verspottet - nicht erst, als er versuchte, Adolf Hitler zu bekehren. Erstaunliche Erfolge erreichte er jedoch nach dem Krieg, beispielsweise mit der Rehabilitation Deutschland und Japans oder bei der Versöhnung der Großunternehmer mit der Arbeiterschaft im Ruhrgebiet. Auf seine Ideen geht die Gründung der Anonymen Alkoholiker zurück, und die Oberammergauer soll er zur Wiederaufnahme ihrer Passionsspiele bewegt haben. Im Sommer 1961 zog er sich in den Schwarzwald zurück, wo er nach wenigen Tagen starb. Nahe seines Hotels gibt es noch heute den "Frank-Buchmann-Weg". Redaktion: Ronald Feisel | Helene Pawlitzki | Der Amerikaner Frank Buchman war ein umstrittener Mann: verehrt als Instrument Gottes von den einen, verteufelt als Scharlatan von den anderen. Er selbst sah sich lediglich als Überbringer einer einfachen Botschaft: Wenn du willst, dass sich die Welt zum Bessern ändert, beginne bei dir selbst! | [
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13. Januar 1915: Erdbeben in den italienischen Abruzzen | Es ist eiskalt, als am frühen Morgen des 13. Januars 1915 in der mittelitalienischen Region Abruzzen die Erde bebt. Die Erschütterungen um 7.25 Uhr dauern nur wenige Sekunden, dennoch bewirken sie eine Katastrophe: Alleine in der Stadt Avezzano, dem Epizentrum des Bebens, werden 11.000 der 13.000 Einwohner getötet. Insgesamt sterben 30.000 Menschen in der Bergregion, ganze Dörfer werden ausradiert. Die schweren Stöße erreichen kurz vor acht Uhr auch Rom. Die Säulen des Peterplatzes werden schwer beschädigt, ebenso die Kapitol-Paläste und etliche Kirchen. Ein Teil des Finanzministeriums bricht in sich zusammen. Nur etwa 100 Kilometer trennen die Hauptstadt und Avezzano, doch es liegen Welten zwischen Rom und seinem unterentwickelten Hinterland. Die einzige Verbindungsstraße ist verschüttet, die Bahnlinie weitgehend zerstört. Hunderte Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten. Als nach Tagen die ersten Helfer und Journalisten das gebirgige Gebiet erreichen, bietet sich ihnen ein Bild des Grauens. Die Tageszeitung "Messaggero" berichtet: "Hunderte von Überlebenden biwakieren rund um ein Lagerfeuer auf dem Platz. Sie scheinen das Bewusstsein verloren zu haben und sind nicht imstande, den Unglücklichen zu helfen oder auch nur ein Wort zu sagen. Unter den Trümmern hört man Stöhnen und herzzerreißende Schreie um Hilfe." Geologen und Erdbebenforscher untersuchen daraufhin zum ersten Mal ein Erdbeben in all seinen Facetten. Sie wollen wissen, warum die Auswirkungen des Bebens so verheerend waren, wie man den Zivilschutz effizienter machen und Häuser stabiler bauen kann. Denn bereits früher hat in Italien die Erde gebebt. Heute weiß Alessandro Amato vom Nationalen Erdbebenzentrum in Rom, dass die geografische Lage Italiens zwischen den Alpen und dem Mittelmeer dafür verantwortlich ist: "Italien ist zwischen verschiedenen Erdplatten eingeklemmt - und daher kann es immer wieder zu Beben kommen." Stand: 13.01.05 | Dominik Reinle (me) | Vor 90 Jahren: Erdbeben in den italienischen Abruzzen | [
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14. August 2007 - Vor 60 Jahren: Indien und Pakistan werden unabhängig | Im Juni 1947 steht Lord Louis Mountbatten, Vizekönig von Indien, vor einer schweren historischen Pflicht. Heftige blutige Kämpfe zwischen Hindus und Muslimen im Norden Indiens haben in den Jahren zuvor den ganzen Subkontinent in ein Pulverfass verwandelt. Das British Empire ist nicht mehr Herr der Lage. Via Rundfunk verkündet Mountbatten dem indischen Volk das Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit und die baldige Entlassung in die Unabhängigkeit, allerdings mit einem für die Zukunft folgenschweren Zusatz: "Zu meinem tiefen Bedauern war es jedoch unmöglich, eine Übereinkunft zu erzielen, welche die Einheit Indiens bewahrt hätte. …Die einzige Alternative zu Zwang ist: Teilung." Über Jahrhunderte haben muslimische Großmoguln den indischen Subkontinent beherrscht. Die große Mehrheit der Bevölkerung bleibt dem Hinduismus treu und beugt sich der islamischen Vormacht. 1865 vertreiben die Briten den letzten der in märchenhaftem Pomp lebenden Mogulkaiser und beenden die Hegemonie, die Vormachtstellung der Muslime. Der Kaiser von Indien residiert fortan in London. Befreit von islamischer Bevormundung bilden die Hindus ein neues Selbstbewusstsein aus. 1885 gründen sie den Indischen Nationalkongress, der den politischen Kampf mit der britischen Kolonialverwaltung aufnimmt. Hindus und Muslime entwickeln allerdings derart unterschiedliche Pläne für ein unabhängiges Indien, dass die Muslime 1906 ihre eigene Partei gründen, die Muslim-Liga. Im Nationalkongress steigt der Hindu Mahatma Gandhi zum charismatischen Führer auf. Mit gewaltlosem Widerstand ringt er gegen Briten und Muslime um die Verwirklichung eines unabhängigen und ungeteilten Indien. Für Muhammad Ali Jinnah an der Spitze der Muslim-Liga dagegen ist ein Leben unter hinduistischer Herrschaft undenkbar. Seit den 40er Jahren kämpft der aristokratisch wirkende Religionsführer für einen souveränen Islam-Staat an der Nordwestflanke Indiens. Wenige Wochen nach Mountbattans Rückzugserklärung im Radio zettelt Jinnah in Kalkutta Massaker zwischen den Religionsgruppen an.Die folgenden schweren Unruhen im ganzen Land bringen ihm den gewünschten Erfolg und zerstören Gandhis Einheitstraum. In der Nacht vom 14. zum 15. August 1947 wird die Unabhängigkeit Indiens und des muslimischen Staates Pakistan Wirklichkeit. Während der folgenden beiderseitigen ethnischen Säuberungsaktionen kommt es zu unvorstellbaren Massakern. Strittig bleibt die Frage der Herrschaft im früheren Fürstenstaat Kaschmir, die bis zum heutigen Tag das angespannte Verhältnis der beiden zu Atomstaaten hochgerüsteten Nachbarn zusätzlich belastet. Stand: 14.08.07 | Bernd Rexing (Haber) | Vor 60 Jahren: Indien und Pakistan werden unabhängig | [
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] | Stichtag | 2019-09-26T11:44+02:00 | 2019-09-26T11:44+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2568~_mon-042012.html |
23. September 2006 - Vor 90 Jahren: Aldo Moro wird geboren | Am Morgen des 16. März 1978 stoppt ein Kommando der Roten Brigaden in Rom den Wagen des italienischen Spitzenpolitikers Aldo Moro. Seine fünf Leibwächter sterben im Kugelhagel, Moro wird entführt. Nach 55 Tagen Geiselhaft wird die Leiche des Vorsitzenden der christdemokratischen Partei am 9. Mai in der Innenstadt von Rom im Kofferraum eines Autos gefunden. Die Forderungen der Linksterroristen nach Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen sind nicht erfüllt worden. Die Familie Moro wirft den damals Regierenden - insbesondere dem Christdemokraten Giulio Andreotti - vor, den Tod mitzuverantworten. Denn sie haben Verhandlungen mit den Roten Brigaden strikt abgelehnt.Geboren wird Aldo Moro am 23. September 1916 in Maglie im süditalienischen Apulien. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Schuldirektor. Zum Studium geht Moro nach Bari, wo er sich für Jura einschreibt, Fachrichtung Strafrecht. In Italien regieren zu dieser Zeit die Faschisten. Moro engagiert sich in einer katholischen Organisation, die regime-unabhängig bleibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Christdemokrat mehrfach italienischer Ministerpräsident und Außenminister. In den 70er Jahren arbeitet Moro an einer Annäherung zwischen Christdemokraten und den Kommunisten. Er will die Kommunistische Partei Italiens in die Regierung einbinden. Das gefällt weder der Mehrheit seiner eigenen Partei noch den westlichen Verbündeten. Im Januar 1978 erklärt das US-State-Departement, es sei "gegen eine Beteiligung von Kommunisten an den Regierungen befreundeter Länder". Die Entführung von Aldo Moro durch die Roten Brigaden ist der Höhepunkt einer Gewaltwelle, die Italien seit Mitte der 70er Jahre erschüttert. Anschläge auf Politiker und Wirtschaftsführer sind an der Tagesordnung. Die Umstände der Entführung sind allerdings voller Ungereimtheiten: Zur Tatzeit ist ein Oberst des italienischen Geheimdienstes am Tatort. Er gibt später zu Protokoll, er sei von einem Freund zum Mittagessen eingeladen worden. Trotz Hinweisen aus der Bevölkerung wird der Rotbrigadist Mario Moretti von der Polizei nicht beschattet. Er fährt jeden Morgen unbehelligt von seiner Wohnung in das Haus, in dem Moro festgehalten wird, um ihn zu verhören. Der Krisenstab, der mit der Suche nach Moro betraut ist, besteht - wie Anfang der 80er Jahre bekannt wird - aus Mitgliedern der Geheimloge P2. Die P2 will in Italien ein autoritäres Regime einführen. Sie ist für Bombenanschläge auf italienische Zivilisten verantwortlich, schiebt sie aber linken Gruppen in die Schuhe. Auf diese Weise soll ein Rechtsruck in der Bevölkerung ausgelöst werden. Sergio Flamigni, der als Senatsmitglied die Parlamentarische Untersuchungskommission zum Fall Moro geleitet hat, ist überzeugt: Der Krisenstab wollte Moro nicht finden. Stand: 23.09.06 | Dominik Reinle (AxK) | Vor 90 Jahren: Aldo Moro wird geboren | [
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05. August 2009 - Vor 25 Jahren: Tod des Schauspielers Richard Burton | Auf der Bühne wie im Film sind ihm meisterhafte Darstellerleistungen gelungen. Mindestens genauso oft aber lieferte er vergessenswerte Auftritte ab, übernahm Rollen in vorhersehbar miserablen Leinwand-Machwerken. Glücklich mit seinem Beruf als Schauspieler ist Richard Burton selten gewesen; in seinen letzten Jahren ödet er ihn geradezu an. "Warum drehe ich einen Film, der mich so langweilt? Warum lasse ich mich dazu überreden, etwas Mittelmäßiges zu machen?", fragt sich Burton in seinem über Jahrzehnte geführten Tagebuch - ohne eine Antwort zu finden. Trost und Ablenkung sucht er in fünf Ehen und immer wieder im Alkohol. Nicht nur als Charakterdarsteller, sondern auch als Trinker gehört er zu den ganz Großen seiner Zunft. Am 5. August 1984, mit nur 58 Jahren, stirbt Richard Burton in einem Genfer Krankenhaus an den Folgen eines Gehirnschlags. Das zwölfte von 13 Kindern eines trinkfreudigen Bergmanns wird am 10. November 1925 als Richard Walter Jenkins im walisischen Pontrhydyfen geboren. Während sechs seiner Brüder wie der Vater ihr Geld unter Tage verdienen, erhält der intelligente Richard eine Freistelle an der High School, wo ihn der theaterbegeisterte Lehrer Philip Burton unter seine Fittiche nimmt. Aus Dankbarkeit nennt Richard sich später nach seinem Mentor, der in ihm die Liebe zur Literatur und zur Schauspielerei weckt. Nach ersten Bühnenauftritten als Achtzehnjähriger und nach seiner Militärzeit bei der Royal Air Force, kehrt Richard Burton nach dem Krieg zum Theater zurück, wo er rasch Karriere macht. Das junge Talent scheint prädestiniert zu sein, das große Erbe der Shakespeare-Giganten Lawrence Olivier und John Gielgud anzutreten. Doch wegen schlechter Theatergagen wechselt der frisch verheiratete Burton zum Film und wird bald darauf von Hollywood entdeckt. Bereits mit seiner ersten US-Rolle in der Daphne-du-Maurier-Adaption "Meine Cousine Rachel" erspielt er sich eine Oscar-Nominierung. Anfang der 60er Jahre steht Richard Burton als Marc Anton im Monumentalfilm "Cleopatra" (1962) vor der Kamera. Der bis dahin teuerste Streifen der Filmgeschichte und vor allem die Begegnung mit Hauptdarstellerin Elizabeth Taylor verändern Burtons Leben nachhaltig. Der folgende Beziehungskrieg zwischen der "schönsten Frau der Welt" und dem damals schon als ungezügelten Trunkenbold und Frauenheld bekannten Sex-Symbol, schlägt über Jahre Wellen in der Weltpresse: erst Hochzeit, Scheidung, dann zweite Hochzeit und erneute Scheidung. Immer exzessiver werden die Streit- und Alkoholexzesse von Taylor und Burton, die sie in den Hauptrollen des Welterfolgs "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" (1965) lebensecht auf die Leinwand bringen. Sowohl Taylor als auch Burton werden für ihre schonungslose Darstellung Oscar-nominiert - doch nur die Taylor gewinnt die begehrte Trophäe. Bis zu Beginn der 80er Jahre dreht Richard Burton weiter Film auf Film, rund 40 insgesamt. Doch sein sensibel-maskulines Charisma leidet stark unter dem ungebremsten Alkoholmissbrauch. Ausgebrannt und geschwächt von Arthritis, Gicht und Ischiasschmerz, beschränken sich seine mimischen Anstrengungen mehr und mehr. Am Vorabend seines Todes schreibt Richard Burton den letzten, unvollendeten Eintrag in sein Tagebuch, ein Gedicht an Sally, seine fünfte Ehefrau: "Die Vielfalt der Meere strömt über von Blut, die grünen färben sich rot. Morgen und morgen und morgen… Unsere Feste sind aus. Schließt die Pf ..." Stand: 05.08.09 | Bernd Rexing (moog) | Vor 25 Jahren: Tod des Schauspielers Richard Burton | [
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06. August 2004 - Vor zehn Jahren: Domenico Modugno stirbt in Lampedusa | Seine Jugend gleicht einem dieser nostalgischen italienischen Spielfilme. Der Vater ist Kommandant der örtlichen Stadtpolizei in dem kleinen apulischen Dorf Polignano a Mare. Abends nach dem Essen holt der Commandante regelmäßig die Gitarre hervor und singt seinem kleinen Sohn neapolitanische Schlager vor. Die Mutter übernimmt die Backgroundstimme. So saugt der kleine Domenico seit seiner Geburt am 9. Januar 1928 die populäre süditalienische Musik in sich auf.Schon vierzehn Jahre später schreibt er seine ersten eigenen sentimentalen Lieder und trägt sie nachts unter dem Balkon seiner Angebeteten vor. Mit welchem Erfolg, ist nicht überliefert. Erfolg, großen Erfolg hat Domenico Mudugno mit dreißig Jahren. Da ist er schon ausgebildeter Schauspieler. (Später dreht er Filme mit Pierpaolo Pasolini und Giorgio Strehler.) Sein Durchbruch aber ist das große Schlagerfestival von San Remo 1958. Hier trägt er "Volare" vor, ein geheimnisvolles Lied im Stil der alten Cantastorie, der singenden Chronisten. Er singt die Geschichte eines Mannes, der am Ende in den blauen Himmel fliegt, und er spielt diesen Mann mit ausgebreiteten Armen, im weißen Smoking auf der Bühne.Damit ist ein Superstar des italienischen Schlagers geboren. Modugno landet in den 60er Jahren einen Hit nach dem anderen. Dabei singt er nicht mehr, wie italienische Schnulzen bislang, von der Mama, der Liebe und den Hochzeitsglocken. Er singt von einem verliebten Schwertfisch, der freiwillig stirbt, um seiner Geliebten ins Netz zu folgen - während die Fischer im Hintergrund "Tötet ihn" schreien. Er singt die Poesie des Volkes aus dem Süden. Das Ende von Domenico Modugno gleicht einem dieser neorealistischen italienischen Spielfilme: Er erleidet 1984 einen Schlaganfall, kann nicht mehr singen wie bisher. Nun wird Modugno zum Politiker, erringt für die linke Partei der "Radikalen" einen Sitz im römischen Parlament und engagiert sich für die Reform der Psychiatrie. Im Rahmen seiner politischen Arbeit gibt er seine letzten Konzerte für Patienten. Am Ende zieht er sich in den Süden zurück, ans Meer. Domenico Modugno stirbt am 6. August 1994 in seinem Haus auf der Insel Lampedusa. Stand: 06.08.04 | taxacher (schmitt) | Vor zehn Jahren: Domenico Modugno stirbt in Lampedusa | [
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21. März 15 - Germanicus startet Rachefeldzug für Varus | Sein Vater Drusus ist ihm ein Vorbild. Von ihm erhält Nero Claudius seinen Ehrennamen: Germanicus. Denn Drusus hatte im Auftrag von Kaiser Augustus zwischen 12 und 9 vor Christus den Grundstein für die Eroberung Germaniens gelegt und die Elbe erreicht. Auch der Sohn kämpft in Germanien. Der junge Feldherr will die germanischen Stämme ganz unterwerfen, die Grenze dauerhaft an die Elbe verlegen und dem Römischen Reich ein paar Provinzen hinzufügen. Nero Claudius Germanicus übernimmt im Jahr 13 nach Christus den Oberbefehl am Rhein. Er startet Feldzüge in das rechtsrheinische Germanien. Unter anderem dringt er ins heutige Hessen ein, wie beim antiken Geschichtsschreiber Tacitus zu lesen ist: "Germanicus eilte mit seinem Heer ohne den Tross in das Gebiet der Chatten." Ungefähr zum Frühlingsbeginn am 21. März des Jahres 15 bricht Germanicus zum Ort der Varus-Schlacht auf. Ein genaues Datum ist nicht überliefert. Er will die drei Legionen rächen, die dort gefallen sind - irgendwo bei Osnabrück, vermutlich in Kalkriese. Feldherr Publius Quinctilius Varus und seine Truppen gerieten dort im Jahr 9 nach Christus in einen Hinterhalt von germanischen Kämpfern, die vom Cherusker Arminius angeführt wurden. Die Niederlage war verheerend: Rund 20.000 römische Soldaten starben, Varus stürzte sich in sein Schwert. Germanicus kommt zum Schlachtfeld, um die Gefallenen zu bestatten. Zwei Jahre lang ist Germanicus östlich des Rheins in Richtung Ems und Weser unterwegs. Seine Truppen verwüsten Dörfer und Felder. "Germanicus will die Gegner vernichtet sehen", sagt René Pfeilschifter, Althistoriker an der Universität Würzburg. Das werde heute Genozid genannt. Die Legionen hinterlassen verbrannte Erde. Es gelingt ihnen zwar, Arminius' schwangere Frau gefangen zu nehmen. Aber große Erfolge bleiben aus. Arminius weiß, wie Römer kämpfen. Er war als Geisel nach Rom gebracht und dort ausgebildet worden. Danach war er Befehlshaber germanischer Hilfstruppen unter Varus - bevor er die Seiten wechselte. Im Mai 17 nach Christus kehrt Germanicus auf Befehl von Kaiser Tiberius nach Rom zurück. Ein Triumphzug soll kaschieren, dass Germanien nicht bis zur Elbe erobert ist. Das Römische Reich endet weiterhin am Rhein. Ab dem 16. Jahrhundert wird Arminius zum deutschen Helden verklärt - und "Hermann der Cherusker" genannt. 1875 wird bei Detmold eine gleichnamige Statue eingeweiht. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 22.03.2020: Vor 75 Jahren: Die Arabische Liga wird gegründet | Dominik Reinle | Bei der Varus-Schlacht werden die Römer vernichtend von den Germanen geschlagen. Sechs Jahre später holt der römische Feldherr Germanicus zum Gegenschlag aus. | [
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] | Stichtag | 2020-03-21T16:12+01:00 | 2020-03-21T16:12+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-roemischer-feldherr-germanicus-feldzug-germanen-100~_mon-102017.html |
03. Mai 1987: Dalida stirbt in Paris | Ihre Eltern stammen aus Kalabrien. Da ihr Vater als Geiger an der Oper von Kairo arbeitet, wird Yolande Christina Gigliotti 1933 nahe der ägyptischen Hauptstadt geboren. Hier geht sie zur Schule und arbeitet schon mit 18 Jahren als Sekretärin in einer Export-Import-Firma. Mit 22 Jahren wird sie zur Miss Ägypten gewählt und erhält daraufhin kleinere Rollen in zwei Filmen. Aber Yolande will mehr: Noch 1955 geht sie "mit einem Koffer voller Träume und wenig Geld" - wie sie später erzählt - nach Paris. Sie wird bei einem Gesangswettbewerb entdeckt und landet gleich mit ihrer ersten Aufnahme einen Hit: "Bambino" bringt ihr 1956 ihre erste goldene Schallplatte ein. Ab jetzt nennt sich die Sängerin "Dalida". Unter ihrem exotischen Künstlernamen singt sie auf französisch, englisch, arabisch und auch deutsch. "Am Tag als der Regen kam" wird einer ihrer größten Erfolge. Insgesamt nimmt sie mehr als 800 Lieder auf, verkauft rund 80 Millionen Platten. Zu ihrem 25-jährigen Bühnenjubiläum erhält sie 1981 die selten vergebene "Diamantene Schallplatte". Dalidas Karriere hilft ihr jedoch nicht über ihre privaten Katastrophen hinweg. Ihre Ehe mit ihrem Entdecker Lucien Morisse dauert 1961 nur vier Monate. Morisse begeht später Selbstmord. Auch ihre große Liebe, der zehn Jahre jüngere Komponist Luigi Tenco, bringt sich 1967 um. Dalida versinkt in Depressionen und unternimmt einen Selbstmordversuch. Erst vier Jahre später kehrt sie auf die Bühne zurück. Es wird ein glänzendes Comeback. 1977 tritt sie in der New Yorker Carnegie-Hall auf. 1986 wird die Uraufführung des Films "Der sechste Tag" mit Dalida in der Hauptrolle in ihrer Heimatstadt Kairo begeistert gefeiert.Aber Dalidas Depressionen weichen nicht. Am 3. Mai 1987 wird sie in ihrer Pariser Wohnung tot aufgefunden, mit einem Glas Whiskey in der Hand und einer Überdosis Schlaftabletten im Magen. Neben ihr findet sich ein Zettel mit den Worten: "Das Leben ist mir unerträglich geworden. Verzeiht mir!" Stand: 03.05.07 | taxacher(rk) | Vor 20 Jahren: Dalida stirbt in Paris | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T11:18+02:00 | 2015-10-08T11:18+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2634~_mon-032011.html |
26. März 1923 - Gert Bastian wird geboren | Bonn, 19. Oktober 1992: Im Stadtteil Tannenbusch werden die beiden Grünen-Politiker Petra Kelly und Gert Bastian tot aufgefunden. Die Leichen des Paares haben zwei oder drei Wochen in der gemeinsamen Wohnung gelegen, ohne dass sie jemand vermisst hat. Die Polizei stellt fest, dass zwei tödliche Schüsse abgegeben wurden - offenbar vom Friedensaktivisten und Ex-Bundeswehr-General Bastian. Die erste Kugel soll er - vermutlich bereits am 1. Oktober - der schlafenden Kelly in den Kopf geschossen haben. Mit der zweiten hat Bastian sich wohl kurz darauf selbst getötet. So steht es später im Polizeibericht. Ein Abschiedsbrief, der Hinweis auf Motive geben könnte, wird nicht gefunden. In der Schreibmaschine steckt ein Brief an Bastians Anwalt, in dem es um eine ganz andere Angelegenheit geht - mitten im Wort unterbrochen. Nicht nur Bastians angebliche Tat bleibt rätselhaft, auch seine Lebensgeschichte wirft Fragen auf. Sie ist durch Risse und Brüche gekennzeichnet. Geboren wird Gert Bastian am 26. März 1923 in München als Sohn eines deutsch-brasilianischen Volkswirtes. National gesinnt erzogen meldet er sich im Zweiten Weltkrieg freiwillig zum Einsatz und kämpft an der Ostfront - zum Schluss als Zug- und Kompanieführer eines Panzerpionier-Bataillons. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft absolviert er eine Buchbinderlehre und tritt 1956 als Oberleutnant in die Bundeswehr ein. Bereits zwei Jahre zuvor ist er Mitglied der CSU geworden, die er aber 1963 aus Protest gegen den politischen Stil von Franz Josef Strauß verlässt. Bastians Militärkarriere erreicht 1976 ihren Höhepunkt, als er als Generalmajor Kommandeur der zwölften Panzerdivision wird. Im Januar 1980 wechselt Bastian mit 57 Jahren die Fronten: Er bittet um die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, weil er den NATO-Nachrüstungsbeschluss nicht mittragen könne. Der Westen will neue atomare Mittelstreckenraketen in Europa stationieren, weil der Osten zuvor solche Raketen in Stellung gebracht hat. Für Bastian besteht allerdings keine Bedrohung: Die Sowjetunion rüste nicht für den Dritten Weltkrieg, sondern für eine neue Möglichkeit der Verteidigung - nach den Erfahrungen des deutschen Russlandfeldzugs. Vom Zweisterne-General zum Kriegsdienstverweigerer - Bastian wird zum Star der Friedensbewegung und fasziniert die 24 Jahre jüngere Petra Kelly, die Mitbegründerin der Grünen ist. Die beiden lernen sich Ende 1980 kennen, ab da ist er stets an ihrer Seite - obwohl er verheiratet ist und zwei Kinder hat. Drei Jahre später ziehen Kelly und Bastian als grüne Abgeordnete in den Bundestag ein. Doch bald kommt es zu Konflikten mit der Partei. Zum Beispiel wegen des damaligen Rotationsprinzips: Nach zwei Jahren im Bundestag sollen die Abgeordneten durch "Nachrücker" ersetzt werden, um Machtstrukturen zu verhindern. Bastian kritisiert dies als "überzogene Basisdemokratie, die zu einer Diktatur der Basis" führe. In Schwierigkeiten innerhalb der Fraktion gerät Bastian auch, als er die Entwicklung eines Panzerhubschraubers befürwortet. Noch mehr Ärger gibt es, als Bastian zusammen mit Kelly aus dem sogenannten Krefelder Appell aussteigt, der angeblich kommunistisch unterwandert ist. Diesen Aufruf gegen das weltweite Wettrüsten, den mehr als vier Millionen Menschen in Westdeutschland unterzeichnet haben, hatte er 1980 selbst mitinitiiert. Gleichzeitig bleibt Bastian Mitglied bei den "Generalen für den Frieden" - eine europäische Friedensvereinigung, die von der Staatssicherheit der DDR unterstützt und mitfinanziert wird. Für Kelly scheint das keine Rolle zu spielen. Die Beziehung zu ihrem "Gertilein" wird immer enger: "Gert Bastian und seine Solidarität, das ist etwas, ohne das ich gar nicht mehr hätte existieren können, das ist eine ganz symbiotische Freundschaft." Überall treten sie gemeinsam auf. Kelly reißt Bastian mit im Kampf gegen Elend, Unterdrückung und Umweltverschmutzung. Er zieht in ihre Bonner Wohnung und wird für sie Stütze und Lebensorganisator - obwohl er seinen Lebensabend eigentlich mit seiner Ehefrau in München verbringen will. Kelly arbeitet jeweils bis zum frühen Morgen am Schreibtisch und hinterlässt Bastian kleine Zettel mit Aufträgen, die er erledigen soll. Aus der Liebe wird offenbar immer mehr Abhängigkeit. Gleichzeitig isoliert sich das Paar. In ihrer Partei spielen die beiden kaum mehr eine Rolle. In der Öffentlichkeit wird immer weniger über sie geredet - bis ihre Leichen gefunden werden. Stand: 26.03.2013 | Dominik Reinle | General Gert Bastian und Grünen-Politikerin Petra Kelly - ein ungewöhnliches Paar stirbt auf ungewöhnliche Weise: Am 19. Oktober 1992 werden die beiden tot in ihrer Bonner Wohnung gefunden. Bastian soll zunächst sie und dann sich selbst erschossen haben. | [
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16. November 1940 - Warschauer Ghetto wird völlig abgeriegelt | Als die Deutsche Wehrmacht im Herbst 1939 Polen überfällt, leben dort rund 3,3 Millionen Juden. Die Besatzer zwingen sie, den Davidstern zu tragen, beschlagnahmen ihren Besitz und pferchen sie in 400 Ghettos. Das Größte davon wird in Warschau errichtet. Am 2. Oktober 1940 unterzeichnet der Gouverneur des Distrikts Warschau, Ludwig Fischer, eine Verordnung zur Abgrenzung eines "jüdischen Wohnbezirks" mit genauer Festlegung der dazugehörigen Straßen. 14 Tage später befiehlt er allen Warschauer Juden, dorthin umzuziehen. Bald drängen sich rund 450.000 Menschen auf vier Quadratkilometern. Derweil müssen jüdische Arbeiter um das Gelände mitten in der Stadt eine 3,5 Meter hohe Mauer ziehen. Nur einige Straßen bleiben vorläufig geöffnet. Am 16. November 1940 wird das 73 Straßenzüge umfassende Ghetto schließlich vollständig abgeriegelt und bewacht. Bei unerlaubtem Verlassen droht die Todesstrafe. "Das Leben im Ghetto war vor allem gekennzeichnet durch eine ungeheure Enge", erinnert sich Marcel Reich-Ranicki, der als junger Mann aus Deutschland nach Polen deportiert wird. "Die hygienischen Lebensbedingungen waren fatal." TBC, Typhus und Fleckfieber breiten sich aus. Hunger ist allgegenwärtig. Am Straßenrand betteln Kinder mit aufgeblähten Bäuchen. Jeden Morgen liegen hunderte Leichen vor den Türen und werden in Massengräbern beerdigt. Die Situation schlägt sich in einer Redensart der Ghetto-Bewohner nieder: "Das Heute ist schlimmer als das Gestern - aber immer noch besser als das Morgen." Doch selbst unter diesen Bedingungen versuchen die Menschen, ihre Würde zu bewahren. Selbsthilfeorganisationen verteilen eingeschmuggeltes Essen. Geheime Schulen, Theater und Cabarets entstehen. Ein Sinfonieorchester spielt Werke der Komponisten Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms. Dokumentiert werden diese Aktivitäten im Untergrund-Archiv von Emanuel Ringelblum, für das auch Reich-Ranicki tätig ist. Für die deutschen Besatzer wird Europas größtes Ghetto zu einer Touristen-Attraktion. Die Nazi-Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) bietet Bustouren an. "Natürlich wurde das genutzt, das wollten die Deutschen sehen", sagt Stephan Lehnstaedt vom Deutsch Historischen Institut in Warschau. Die deutsche Führung sieht das Ghetto allerdings nur als Zwischenstation. Im 500 Kilometer entfernten Berlin ist die "Endlösung" längst beschlossen. Ins Ghetto gelangen Berichte von Massenerschießungen im Osten und Experimenten, polnische Juden mit Lkw-Abgasen umzubringen. Keiner habe daran geglaubt, erinnert sich Reich-Ranicki. "Man hielt es für völlig ausgeschlossen, für Gräuelmärchen, unvorstellbar, dass man Menschen vergasen könnte." Aber das ist ein Irrtum. Ab Juli 1942 werden sieben Wochen lang fast 300.000 Menschen aus dem Warschauer Ghetto in das rund 80 Kilometer entfernte Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort vergast. Im Ghetto bleiben 35.000 meist junge Menschen zurück, die offiziell für deutsche Betriebe arbeiten. Zusätzlich gibt es rund 25.000 untergetauchte Bewohner, die sich vor den Deportationen verstecken konnten. Angesichts ihrer nur aufgeschobenen Vernichtung entschließen sich immer mehr von ihnen zum Widerstand: Lieber im Kampf sterben als vergast werden. Dass Juden sich wehren, ist für die Besatzer unvorstellbar. Als am 19. April 1943 das Ghetto endgültig geräumt werden soll, werden die SS-Kolonnen vollkommen überrascht. "Die jüdischen Aufständischen beschossen Panzer und Fahrzeuge und bewarfen sie mit Molotow-Cocktails", notiert Generalmajor Jürgen Stroop. "Im Verlauf einer halben Stunde waren unsere Einheiten zerschlagen und demoralisiert." Fast drei Wochen verteidigen sich etwa 750 jüdische Kämpfer mit Pistolen und Handgranaten erfolgreich gegen rund 2.000 SS-Männer mit Panzern, Flammenwerfern und Luftunterstützung. Nur unter hohen Verlusten gelingt es der SS, den Widerstand zu brechen. Stroop lässt das gesamte Ghetto systematisch zerstören. Wenige Tage vor seinem Tod schreibt der 23-jährige Mordechaj Anielewicz, Anführer des Aufstands: "Was wir erlebt haben, lässt sich nicht mit Worten beschreiben: Zwei Mal zwangen wir die Deutschen, das Ghetto fluchtartig zu verlassen. Der Traum meines Lebens ist jedenfalls schon in Erfüllung gegangen - denn das Ghetto verteidigt sich selbst." Nur etwa 60 Ghetto-Kämpfer und wenige hundert andere Juden haben sich - meist durch die Kanalisation - in den "arischen" Teil der Stadt retten können. Marcel Reich-Ranicki konnte schon einige Monate vor dem Aufstand dort untertauchen. Stand: 16.11.2015 | Dominik Reinle | Im Zweiten Weltkrieg schaffen die deutschen Besatzer ihr größtes Sammellager in Warschau: Am 16. November 1940 riegeln sie westlich der Altstadt einen Bezirk ab, in dem über 450.000 Juden auf wenigen Quadratkilometern zusammengepfercht werden. | [
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4. März 1394: Heinrich der Seefahrer wird geboren | Für Luís de Camões ist Heinrich der Seefahrer ein ozeanischer Held Portugals. "Er war’s, der das Meer befahrend, mit so seltenem Geist und Fleiß Land auf Land entdeckte, wo des nachts die Sterne einer neuen Hemisphäre strahlen", schreibt Portugals Nationaldichter im 16. Jahrhundert. Dabei ist Heinrich der Seefahrer gar kein Seefahrer. Vermutlich hat er nur zwei Mal für Reisen ein Schiff bestiegen: "über das Meer, mal schnell nach Marokko", wie der Historiker Wolfgang Reinhard klarstellt. "Und ich würde mal behaupten: Es ist ihm sogar schlecht geworden." Trotzdem machen die von ihm in Auftrag gegebenen Entdeckungsreisen Portugal zu einem reichen Land. Geboren wird Heinrich am 4. März 1394 in Porto. Er ist der vierte Sohn des portugiesischen Königs Johann I., der unter Hauen und Stechen im Hochadel an die Macht gekommen ist. Heinrichs Mutter Philippa von Lancaster erzieht ihn im Sinn des englischen Bildungsideals. Doch Interesse für die Wissenschaften bestimmt sein Handeln nicht. Vielmehr entdeckt er das Meer, weil er seine Ruhmessucht als Viertgeborener ohne Thronaussichten in einen noch unbesetzten Bereich verlagern muss. Im 14. Jahrhundert ist Portugal ein armes Land. Da verfällt Heinrich auf den Gedanken, Reichtum durch die Expansion nach Afrika anzuhäufen. Nicht nur Portugals Lage, sondern auch die Zeit hierfür ist günstig: England und Frankreich liegen im Hundertjährigen Krieg, und auch der Rest Europas ist mit sich selbst beschäftigt. Im Juli 1415 ist Heinrich einer der Befehlshaber, die eine 100 Schiffe starke Flotte in die von Mauren beherrschte nordafrikanische Küstenstadt Ceuta lenken. Ihre Eroberung wird zum Karrieresprung: Heinrich wird Herzog der Algarve und Großmeister des Christusordens. Von nun an ist Heinrichs Expeditionsdrang noch stärker religiös geprägt. Da die Portugiesen hoffen, irgendwo entlang der afrikanischen Küste Glaubensbrüder für den Kampf gegen die verhassten Mauren zu finden, treibt er die Eroberung der Seewege Richtung Süden weiter voran. Zur Hilfe kommt ihm dabei die Entwicklung der Karavelle: ein Schiffstyp, mit dem man im Gegensatz zu den bisherigen Modellen gegen den Wind kreuzen und somit weite Strecken zurücklegen kann. 1422 schickt Heinrich seine erste Expedition mit dem Auftrag los, das sagenumwobene Kap Bojador an der Nordwestküste Afrikas zu umrunden. Die Mission scheitert ebenso wie Versuche der folgenden Jahre. Erst Heinrichs Kapitän Gil Eanes gelingt das Manöver 1434 dank günstiger Winde. Anfang der 40er Jahre des 15. Jahrhunderts startet eine weitere von Heinrichs Expeditionen auf ihre erfolglose Suche nach christlichen Glaubensbrüdern. Stattdessen treffen die Portugiesen auf Einheimische, die sie jagen und gefangennehmen. Es ist der Beginn eines höchst profitablen Sklavenhandels, der bis ins 19. Jahrhundert andauern wird. 1455 gibt Papst Nikolaus V. den Portugiesen freie Hand in Afrika. Nun besitzt das Land das Monopol im Handel mit Elfenbein, Gold, Sklaven und Gewürzen – ein Monopol, dass das kleine Land mit seinen wenigen Bewohnern durch Handelsstützpunkte mit Festungen und wenigen Soldaten sichert. Heinrich der Seefahrer stirbt 1460 – natürlich an Land. Zu diesem Zeitpunkt haben portugiesische Karavellen die afrikanische Küste bis zum heutigen Sierra Leone erschlossen. 1487 umrundet der Portugiese Bartolomeu Diaz als erster das Kap der Guten Hoffnung. Sein Landsmann Vasco da Gama schafft es letztlich bis nach Indien. Stand: 04.03.2014 "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. März 2014 ebenfalls an Heinrich den Seefahrer. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. | Thomas Köster | Heinrich der Seefahrer fährt nicht zur See. Als Königssohn aber fördert er die Expeditionsfahrten portugiesischer Schiffe entlang der westafrikanischen Küste. So verantwortet er den Aufstieg Portugals zur Seefahrernation maßgeblich mit. | [
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"4. März 1364",
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"4. März 2014",
"Heinrich der Seefahrer"
] | Stichtag | 2015-10-08T09:37+02:00 | 2015-10-08T09:37+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8182~_mon-012019.html |
27. Februar 2010 - Vor 85 Jahren: Der Käsehobel wird zum Patent angemeldet | Nicht nur im eigenen Strafraum, sondern auch am heimischen Küchentisch lauern für einen Fußball-Torwart ungeahnte Gefahren. Diese Erfahrung hat Kanadas Nationalkeeper Lars Hirschfeld auf schmerzliche Weise machen müssen. Als Profi in Diensten des norwegischen Meisters Rosenborg Trondheim benutzt Hirschfeld beim Frühstück ganz landestypisch einen Käsehobel – und greift voll daneben: "Er hat sich ein Stück der Daumenkuppe abgeschnitten. So wie seine Hand im Moment aussieht, kann er unmöglich Fußball spielen", muss Hirschfelds Club später als Ergebnis des verunglückten Käse-Frühstücks mitteilen. Zum Verhängnis wurde dem sonst so sicher zupackenden Torhüter ein in seiner Heimat wenig verbreitetes Küchengerät. Im käseverrückten Norwegen ist es dagegen seit 85 Jahren unverzichtbarer Bestandteil jedes Haushalts. Am 27. Februar 1925 hat Thor Bjoerklund den Prototyp des Käsehobels zum Patent eingereicht. Der 1885 geborene Tischler aus Lillehammer ist wie die meisten seiner Landsleute ein Käseliebhaber. Gern kommen bei ihm spezielle, für südlichere Geschmäcker eher seltsame Sorten auf den Tisch. Wie zum Beispiel der typisch norwegische "Brunost", eine braune, schokoähnliche Käsemasse mit süßlichem Karamellgeschmack. Den mit dem Messer in hauchdünne Scheiben zu schneiden ist eine Kunst und gelingt selten, was einem bei so teuren Käsespezialitäten leicht den Geschmack verdirbt. Durch seinen Beruf mit dem Hobeln bestens vertraut, kommt Thor Bjoerklund die nahe liegende Idee, dem Käse auf eine ökonomischere Methode zu Laibe zu rücken. An seiner Werkbank konstruiert der handfertige Tischlermeister den Urtyp jenes kleinen Küchenhelferleins, das den Käse zuverlässig in gleichmäßig dünne Scheibchen hobelt. Es wird den findigen Tischler zu einem reichen Mann machen. Geschäftstüchtig nutzt Bjoerklund den raschen Verkaufserfolg seines Käsehobels und gründet 1927 in Lillehammer eine eigene Fabrik, die "Thor Bjoerklund & Soenne". Eine Stunde dauert anfangs die Herstellung eines einzigen Käsehobels, mehr als 50 Arbeitsschritte sind dazu erforderlich. Im Lauf der Jahre werden Produktionsmethoden, Material und Design ständig verfeinert, und je weiter sich der Käsehobel über Europa ausbreitet, um so häufiger wird das gewinnbringende Gerät im In- und Ausland kopiert. Bjoerklund versucht lange, seine Patentrechte durchzusetzen, muss aber letztlich vor der zahlreichen Konkurrenz kapitulieren. Trotzdem bleiben die Käsehobel der Edelmarke "Thor Bjoerklund & Soenne" auch nach dem Tod des Unternehmensgründers 1975 weltweit gefragt. Weit mehr als 50 Millionen Stück stellt die norwegische Traditionsfirma aus Lillehammer her, bis sie Ende 2009 Konkurs anmelden muss und vom Multi-Konzern Gudbrandsdal Industrier (GIAX) geschluckt wird. Stand: 27.02.10 | Bernd Rexing (moog) | Vor 85 Jahren: Der Käsehobel wird zum Patent angemeldet | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T11:50+02:00 | 2015-10-06T11:50+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4842~_mon-042021.html |
08. Oktober 2005 - Vor 55 Jahren: Bundesgerichtshof in Karlsruhe eröffnet | Köln soll Sitz des Bundesgerichtshofs ( BGH) werden - meint Bundeskanzler Konrad Adenauer im Mai 1950. Doch der ehemalige Kölner Oberbürgermeister kann sich nicht durchsetzen. Im Rechts- und Verfassungsausschuss des Bundestags siegt zwei Monate später die frühere badische Residenzstadt Karlsruhe - gegen die Mitbewerber Kassel, Hamburg, Braunschweig und Bamberg. Der BGH wird im Erbgroßherzoglichen Palais in der Karlsruher Innenstadt untergebracht und am 8. Oktober 1950 von Justizminister Thomas Dehler ( FDP) eröffnet: "Möge er sein ein Hort des Rechts, eine Zitadelle der Gerechtigkeit."Der Wunsch nach einem Neuanfang kommt nicht von ungefähr: Richter ohne Nazi-Vergangenheit sind fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs rar. Viele Juristen hatten im "Dritten Reich" Karriere gemacht. Der Vorläufer des BGH, der Reichsgerichtshof in Leipzig, hatte 50.000 Todesurteile ausgesprochen und jüdische Bürger zu "Personen minderen Rechts" erklärt. Der Bundestag löst das Personalproblem 1951 mit einem Gesetz, wonach die meisten Beamten des "Dritten Reichs" einen Anspruch auf Wiedereinstellung haben. Da ändern manche mehr oder weniger überzeugt ihre Gesinnung und kehren in ihre Ämter zurück. Mit dem BGH beginnt zwar eine neue Ära. Doch das neue Gericht braucht zuweilen Nachhilfe: Es ist so erzkonservativ, dass das übergeordnete Bundesverfassungsgericht einige Urteile wieder aufheben muss. Dennoch: Kein NS-Richter wird wegen Rechtsbeugung verurteilt. Das ohnehin repressive Sexualstrafrecht wird außerdem so streng wie möglich ausgelegt. In einer Stellungnahme des BGH heißt es zur Gleichberechtigung: "Der Mann sichert die Entwicklung und Zukunft der Familie. Er vertritt sie nach außen. In diesem Sinne ist er das Haupt." Mittlerweile folgen die Urteile des BGH der modernen Entwicklung der Gesellschaft. Seine Rechtssprechung ist wegweisend für die deutsche Gesetzgebung geworden. Rund 120 Richter sprechen pro Jahr durchschnittlich 4.000 Urteile. Sie beschäftigen sich mit allem, was rechtsunsicher ist: ob Inlineskater Fußgänger sind und auf dem Bürgersteig fahren sollen, wer die Pflegekosten für alte Eltern zu tragen hat und ob Männer heimlich einen Vaterschaftstest machen dürfen. Der BGH ist die letzte Instanz für Zivil- und Strafverfahren. Er ist einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes - zu denen auch das Bundesarbeitsgericht und der Bundesfinanzhof gehören. Stand: 08.10.05 | Dominik Reinle (rei) | Vor 55 Jahren: Bundesgerichtshof in Karlsruhe eröffnet | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T16:35+02:00 | 2015-10-05T16:35+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1486~_mon-082017.html |
18. Februar 2010 - Vor 80 Jahren: Die Entdeckung des Pluto | Im Winter des Jahres 1930 friert der 24-jährige Clyde Tombaugh in der eiskalten Kuppel des Lowell-Observatoriums in Flagstaff, Arizona. Der junge Astronom sucht, wonach Wissenschaftler 80 Jahre lang vergeblich gesucht haben: den Planeten X, den es nach Berechnungen von Astronomen jenseits des Neptun am Rande unseres Sonnensystems geben soll. Seit zehn Monaten schon fotografiert Tombaugh nachts den Sternenhimmel durch ein Spezialteleskop – jede Himmelsregion zweimal, im Abstand von einigen Tagen. Der Sinn der Methode: Die Konstellation der Fixsterne bleibt gleich, ein Planet würde auf der zweiten Aufnahme aber ein Stück weiter gewandert sein. Tagsüber vergleicht Tombaugh die beiden Fotoplatten, Quadratzentimeter für Quadratzentimeter sucht er nach Veränderungen. Millionen von Lichtpunkten flirren an seinen Augen vorbei - bis er am 18. Februar 1930, um vier Uhr nachmittags, plötzlich innehält. Der Forschungsassistent Clyde Tombaugh, Sohn eines Farmers aus Kansas, hat den neunten Planeten unseres Sonnensystems gefunden, der von Astronomen auf den Namen Pluto getauft wird. Die Journalisten in den US-Zeitungen jubeln: Endlich hat auch ein Amerikaner einen Planeten entdeckt. Die anderen Planeten waren allesamt von Wissenschaftlern aus dem europäischen und arabischen Raum zuerst beschrieben worden. Zuletzt entdeckte Friedrich Wilhelm Herschel 1781 den Uranus und ein Forscherteam um den Franzosen Urbain LeVerrier 1846 den Neptun. Tombaugh ist mit seinem Pluto der neue amerikanische Nationalheld. Sein Leben lang erzählt Tombaugh diese Entdeckungsgeschichte - und findet hunderte weiterer Asteroiden und Kometen. 1997 stirbt er im Alter von 90 Jahren. Kurz darauf verschwindet nach 76 Jahren auch sein Planet: 2006 degradiert die Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Prag den Pluto zum Zwergplaneten. Heute gibt es wieder acht Planeten, so wie vor der Entdeckung Tombaughs: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und am äußeren Rand unseres Sonnensystems Neptun. Ohnehin hatte Pluto die Astronomen von Anfang an verwirrt: Seine Umlaufbahn ist nicht nur extrem elliptisch, sondern hat auch noch die Form eines Eis. Außerdem wiegt er, anders als vorausberechnet, nicht siebenmal mehr als die Erde, sondern sogar weniger als der Erdmond. Als die Teleskope präziser werden, entdecken Forscher immer mehr pluto-ähnliche Himmelskörper, Gemische aus Gas und Gestein. Astrophysiker und Astronomen streiten jahrelang: Sollen sie mehr Planeten zulassen oder überdenken, welche Himmelskörper überhaupt den Namen Planet tragen dürfen? 2006 einigen sie sich schließlich in Prag auf eine neue, engere Definition: Planeten kreisen um die Sonne; Planeten nehmen durch ihre Schwerkraft die Form einer Kugel an, und Planeten haben eine größere Masse als alle anderen Körper in ihrer Umlaufbahn zusammen. Den letzten Punkt erfüllt Pluto nicht: Er bewegt sich zusammen mit zahlreichen Himmelskörpern, die teilweise genauso schwer sind wie er selbst. Immerhin gibt er einer neuen Untergruppe der Zwergplaneten ihren Namen: den Plutoiden. Stand: 18.02.10 | Martina Züger (klax) | Vor 80 Jahren: Die Entdeckung des Pluto | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T11:35+02:00 | 2015-10-06T11:35+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4582~_mon-062009.html |
12.10.: Vor etwa 1500 Jahren starb König Artus | Überall dort hat der große König Artus seine Spuren hinterlassen. Es ist die wohl größte englische Sagengestalt. Tatsächlich gibt es dabei einen wahren Kern. Und wer schließlich in Glastonbury Abbey an einem goldenen Oktobertag zwischen alten Klosterruinen an Artus Grab steht, der spürt sie vielleicht: diese Präsenz des großen englischen Königs. Redaktion: Ronald Feisel | Sven Preger | Die Suche nach dem großen König Artus führt von Tintagel Castle über Merlins Höhle und dem Schlachtfeld in Slaughterbridge bis nach Avalon. Es ist eine Reise an der Küste Cornwalls entlang bis in den englischen Süden. | [
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] | Radio | 2016-03-08T16:15+01:00 | 2016-03-08T16:15+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/koenigartus104~_mon-102026.html |
21. Mai 1804 - Erstes Begräbnis auf dem Pariser Friedhof <span lang="fr">Père Lachaise</span> | Mit mehr als drei Millionen Besuchern jährlich zählt der Friedhof Père Lachaise zu den beliebtesten Touristenzielen von Paris. In der parkartigen Nekropole mit ihren langen Alleen und unzähligen Pfaden haben über eine Million Menschen die letzte Ruhe gefunden, darunter so viele Prominente wie auf keinem anderen Friedhof der Welt. Mitte des 17. Jahrhunderts erstreckt sich auf dem damals noch vor den Toren der Stadt gelegenen Areal ein Landgut der Jesuiten. Ein einflussreiches Mitglied des Ordens am Hof von Versailles ist Père (Pater) François d’Aix de Lachaise, seit 1675 der Beichtvater von König Ludwig XIV. Chronisten beschreiben den Pater als gütige, gebildete und einschmeichelnde Persönlichkeit. Gegenüber den Liebschaften des Königs zeigt er sich nachsichtig, was ihm neben Ludwigs Vertrauen auch das von dessen Mätresse Madame de Maintenon sowie das Landhaus Montlouis westlich von Paris einbringt. Ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Père Lachaise wendet sich das politische Klima gegen die Jesuiten. 1762 wird der Orden aus Frankreich vertrieben. Sein Vermögen und seine Besitzungen werden von der Krone eingezogen; das nach dem Père benannte Landgut kommt unter den Hammer. Die Bevölkerung von Paris wächst rasant. Die Revolution schließlich entmachtet die Kirche, schließt alle Friedhöfe im Stadtgebiet, um Platz für die Lebenden zu schaffen und errichtet neue Grabfelder außerhalb der Stadtgrenzen. 1803 erwirbt der Präfekt von Paris das ehemalige Jesuiten-Gut und verwandelt die Parkanlage in den neuen "Ostfriedhof" von Paris. Das erste Begräbnis auf dem Ostfriedhof, der vom Volk aber den Namen Père Lachaise erhält, findet am 21. Mai 1804 statt. Beigesetzt wird die mit fünf Jahren gestorbene Adélaïde Paillard de Villeneuve, ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Das wohlhabende Bürgertum sperrt sich dagegen, vor den Stadtmauern beerdigt zu werden. Kaiser Napoleon I. ordnet deshalb an, als Lockmittel einige bedeutende Verstorbene auf den neuen Friedhof umzubetten. Der Trick funktioniert bestens und beschert der Nekropole eine große Zukunft. Heute pilgern Touristen aus aller Welt zum "Cimetière Père Lachaise", um die Gräber von Edith Piaf und Molière, Frédéric Chopin oder Jim Morrison zu sehen. Auch Normalsterbliche finden auf dem Friedhof, der längst im Herzen von Paris liegt, weiter ihre letzte Ruhe. Eines der heiß begehrten Dauergräber auf Père Lachaise kostet inzwischen allerdings knapp 16.000 Euro. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 22.05.2019: Vor 95 Jahren: Chansonnier Charles Aznavour wird geboren | Bernd Rexing | Die Pariser mögen den neuen Friedhof vor den Toren der Stadt nicht. Napoleon lässt deshalb einige Prominente dort bestatten. Sein Plan geht auf und Père Lachaise wird einer der berühmtesten Friedhöfe der Welt. | [
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] | Stichtag | 2019-05-21T00:00+02:00 | 2019-05-21T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-pere-lachaise-begraebnis-100~_mon-062014.html |
31. Januar 1971 - Telefonleitungen zwischen Ost- und West-Berlin freigeschaltet | Als 1961 in Berlin die Mauer gebaut wird, ist eine andere Verbindung längst gekappt: die Telefonleitungen zwischen Ost- und Westberlin. Die sowjetische Besatzungsmacht hat fast zehn Jahre zuvor alle Fernsprechleitungen zwischen den Sektoren unterbrochen. Es gibt nur wenige und aufwendige Möglichkeiten, über Funkverbindungen miteinander zu telefonieren. Seit der Gründung der beiden deutschen Staaten ist die deutsch-deutsche Grenze auch kommunikativ immer undurchdringlicher geworden. Im Dezember 1969 schlagen die drei westlichen Besatzungsmächte der Sowjetunion Gespräche über die Verbesserung der Beziehungen vor. Ein Thema, das dabei auch besprochen werden soll, ist die Wiederherstellung des innerstädtischen Telefonverkehrs in Berlin. Ende März 1970 beginnen die Verhandlungen der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Ergebnis ist das Vier-Mächte-Abkommen über Berlin, das später zusammen mit den Ostverträgen in Kraft tritt. Während die USA, Großbritannien, Frankreich und die UdSSR verhandeln, gibt es Bewegung in Sachen Telefonverkehr. Am 31. Januar 1971 werden neue Telefonleitungen zwischen Ost- und West-Berlin freigeschaltet. Egon Bahr, Staatssekretär im Bundeskanzleramt bei Willy Brandt (SPD), sagt damals allerdings dazu: "Ich glaube zunächst einmal, dass man die Schaltung dieser Telefonleitungen überhaupt nicht im Zusammenhang mit den Vier-Mächte-Gesprächen sehen kann, jedenfalls nicht sollte." Diese Frage sei "schon im vorigen Jahr besprochen worden". Trotzdem betrachtet auch er die Einigung als Fortschritt. "Die Möglichkeit, dass man nach 19 Jahren die absurde Situation beseitigt", so Bahr, "und wieder telefonieren kann zwischen den beiden Teilen dieser Stadt, ist mit Sicherheit eine erfreuliche Tatsache." Es geht zunächst allerdings nur um zehn Leitungen. Schon nach kurzer Zeit sind die Kapazitäten ausgebucht - obwohl die Gesprächszeit pro Anruf reglementiert ist: Nach drei Minuten ist Schluss. "Bei diesen knappen Leitungen konnte man das nicht für die Selbstwahl freigeben", sagt Lioba Nägele vom Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main. "Sondern es waren Gespräche, die über Fräuleins vermittelt wurden." Rund 750 Gespräche pro Tag seien möglich gewesen. "Man bediente sich einer alten Technik, nämlich des sogenannten Rückwärtsaufbaus", erklärt Nägele. "Der Anrufer bekam seine Verbindung, wenn erfolgreich alle Stellen bereit waren - dass man nicht die gesamte Wartezeit bezahlen musste." Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 01.02.2021: Vor 60 Jahren: US-Kinostart von "Misfits" mit Monroe und Gable | Dominik Reinle | Nach dem Zweiten Weltkrieg entzweien sich die Siegermächte. 1952 wird der Telefonverkehr zwischen Ost- und West-Berlin unterbrochen. Erst viel später gibt es neue Leitungen. | [
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] | Stichtag | 2021-01-31T00:00+01:00 | 2021-01-31T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-erste-telefonverbindung-ost-und-west-berlin-100~_mon-122020_tag-31012021.html |
16. Oktober 1981 - Moshe Dayan stirbt in Tel Aviv | Die schwarze Klappe auf dem linken Auge ist sein Erkennungszeichen: Der israelische General Moshe Dayan gilt als Haudegen. Als Israel Gefahr droht, wird er am 1. Juni 1967 Verteidigungsminister. Ägyptens Staatschef Gamal Abdel Nasser hat sich zuvor mit Jordanien und Syrien verbündet - und eine Art Verbalkrieg angezettelt. "Packt eure Koffer, bevor wir euch den Krieg bringen", höhnt Nasser im Radio. "Wenn Israel uns mit Krieg droht, werden wir antworten: Löst ihn doch aus." Dayan will unter diesen Umständen nicht abwarten, sondern angreifen. Ausländische Hilfe für seinen Präventivkrieg lehnt er allerdings ab: "Wenn es wirklich zum Kampf kommt, dann möchte ich nicht, dass amerikanische oder britische Boys für die Unabhängigkeit Israels getötet werden." Die Offensive beginnt am 5. Juni 1967. Nach sechs Tagen haben die Israelis an allen Fronten gesiegt. Israelische Truppen besetzen die ganze Sinai-Halbinsel, den Gazastreifen, das Westjordanland, Ost-Jerusalem und die syrischen Golanhöhen. Die geopolitische Lage im Nahen Osten hat sich schlagartig verändert. Der sogenannte Sechs-Tage-Krieg macht Dayan in Israel zum Idol. Geboren wird Dayan am 20. Mai 1915 im Jordantal, im ersten jüdischen Kibbuz. In Palästina hat damals noch das Osmanische Reich das Sagen. Dayans Eltern sind ukrainische Einwanderer. Moshe besucht die Landwirtschaftsschule, wird früh in sozialdemokratischen Organisationen tätig und schließt sich der jüdischen Untergrundarmee Haganah an. Im Zweiten Weltkrieg nimmt er an britischen Kommandoaktionen gegen Vichy-Franzosen in Libanon und Syrien teil. Dabei verliert er sein linkes Auge. Während des ersten Palästinakrieges 1948 kämpft Dayan in der Wüste Negev und leitet die Verteidigung Jerusalems. 1956 ist er bereits Generalstabschef. Seine Truppen erobern innerhalb kurzer Zeit den Sinai, müssen sich aber auf internationalen Druck hin zurückziehen. Dayan wird international bekannt. Als Mensch jedoch wirkt er "irgendwie autistisch", sagt der Rechtsanwalt und Politiker Itzak Beerman. "Ich glaube nicht, dass er persönliche Freunde hatte. Bewunderer ja, aber keine Freunde." Dayan ist eigenwillig: ein Hobby-Archäologe, der auch als Korrespondent aus dem Vietnamkrieg berichtet; ein Frauenheld, der mit untergebenen Soldatinnen anbändelt; ein Linker, der als Mitglied der Arbeiterpartei einen Ausgleich mit den Arabern anstrebt. 1973 schmälert der Verlauf des Yom-Kippur-Kriegs Dayan Ansehen: Als Ägypten und Syrien am höchsten israelischen Feiertag angreifen, steht Israel am Rand einer Niederlage, die nur dank amerikanischer Waffen abgewendet werden kann. Dayans militärischer Geheimdienst hat versagt, kurz darauf muss er als Verteidigungsminister zurücktreten. Drei Jahre später ist er plötzlich wieder da - als Außenminister des konservativen Likud-Chefs Menachem Begin. Dayan wird als Opportunist kritisiert, weil er für seinen neuen Kabinettsposten aus der Arbeiterpartei ausgetreten ist. Seine Tochter Yael sieht darin Pragmatismus: "Meinem Vater ging es um den Frieden mit Ägypten. Hier bekam er eine Chance, seine Vorstellung zu verwirklichen." Dayan verhandelt für Israel im amerikanischen Camp David. Am Ende steht 1979 der Frieden mit Ägypten. "Er wollte Kompromisse mit allen Nachbarn", sagt Tochter Yael. "Wenn er am Leben wäre, würde er ohne Zweifel für einen Palästinenser-Staat sein." Zu Dayans Lebzeiten tut sein Ministerpräsident Menachem Begin das Gegenteil: Er hält die Palästinenser hin und verstärkt den Siedlungsbau in den besetzten Gebieten. 1979 gibt Dayan auf. Er tritt zurück und stirbt zwei Jahre später am 16. Oktober 1981 in Tel Aviv an den Folgen einer Herzattacke. Dayan wird 66 Jahre alt. Stand: 16.10.2011 | Dominik Reinle | Die schwarze Augenklappe ist sein Erkennungszeichen: Der israelische General Moshe Dayan gilt als Haudegen. 1967 wird er Verteidigungsminister und löst den Sechs-Tage-Krieg aus. Als die Israelis an allen Fronten gegen die Araber siegen, wird er zum Volkshelden. | [
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26. Dezember 2007 - Vor 50 Jahren: Film "Wilde Erdbeeren" wird uraufgeführt | Professor Isak Borg träumt: Er sieht sich durch eine verlassene Straße gehen. Er entdeckt eine große Uhr ohne Zeiger. Auch seine Uhr, die er aus der Tasche zieht, hat keine Zeiger. Ingmar Bergmans Film "Wilde Erdbeeren" beginnt mit einem Albtraum. Der 78-jährige Borg - dargestellt vom ehemaligen Stummfilmregisseur Victor Sjöström - wird von einem Leichenwagen überholt. Der Wagen schwankt, der Sarg fällt zu Boden. Als Borg den Sargdeckel anhebt, sieht er eine Leiche, die seine Züge trägt. Der alte Mann begegnet seinem eigenen Tod. Der Film spielt an einem einzigen Tag. Professor Borg ist auf dem Weg von Stockholm nach Lund. Seine alte Universität will ihn zum 50-jährigen Jubiläum seines Doktortitels ehren. Begleitet wird Borg von seiner Schwiegertochter Marianne, gespielt von Ingrid Thulin. Auf der Autofahrt quälen den Professor Träume und Erinnerungen. "Wilde Erdbeeren" wird am 26. Dezember 1957 zum ersten Mal in den Kinos gezeigt. Wild wachsende Erdbeeren tauchen in vielen Filmen Ingmar Bergmans auf. Der Originaltitel "Smultronstället" bezeichnet sowohl die Zeit, zu der Erdbeeren reifen, als auch den Ort, an dem man sie pflücken kann. Wilde Erdbeeren sind das Symbol für das verlorene Paradies, die reine Liebe, die Jugend und das Glück. Im Film erinnert sich Borg an seine Jugendliebe Sara, verkörpert durch Bibi Anderson, die Erdbeeren pflückt. Gegenwart und Vergangenheit, Träume und Realität verschmelzen. Die Fahrt wird zu einer bitteren Bilanz von Borgs Leben. Er erkennt, dass er emotional verarmt, kalt und verschlossen ist. Frau und Sohn hat er vernachlässigt. Wie oft in Bergmans Filmen wird der menschlichen Seele ein Spiegel vorgehalten: "Du bist ein alter, ängstlicher Mann, der bald sterben wird. Du erträgst die Wahrheit nicht", sagt Sara. "Ich habe in allem ständig viel zuviel Rücksicht auf dich genommen. Aber Rücksichtnahme ist nichts als Grausamkeit, die man nicht gewollt hat." Dennoch endet der Film "in einer gewissen Harmonie", sagt Filmkritiker Ulrich Gregor. Vielleicht sei "Wilde Erdbeeren" gerade deswegen ein großer Erfolg geworden, "weil er die Menschen nicht wie in anderen Bergman-Filmen aufs Tiefste verstört und verschreckt". Jugendliche Mitfahrer, die Borg und seine Schwiegertochter auf der Reise auflesen, bringen Leichtigkeit und Humor in die Geschichte. Zudem ist Protagonist Borg außerhalb seiner Träume eine durchaus sympathische Figur. Am Ende der Reise und des Films gibt es für Borg sogar einen Hoffnungsschimmer, dass er sich noch ändern kann. Stand: 26.12.07 | Dominik Reinle (he) | Vor 50 Jahren: Film "Wilde Erdbeeren" wird uraufgeführt | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T12:32+02:00 | 2015-10-06T12:32+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3036~_mon-072024.html |
04. Juni 2008 - Vor 120 Jahren: Gesetz zur Hinrichtung mit elektrischem Stuhl | Es ist ein Unfall. Ein alter betrunkener Mann berührt einen Stromgenerator und stirbt. Dem New Yorker Gouverneur David B. Hill wird von diesem Unfalltod berichtet - mit dem Hintergedanken, das Erhängen durch eine "humanere" Tötungsart zu ersetzen. Eine Kommission, die 1886 im US-Bundesstaat New York gegründet wird, beauftragt den Erfinder Thomas Alva Edison, die Möglichkeit einer Hinrichtung durch Elektrizität zu untersuchen. Zwei Jahre später ist es soweit: Am 4. Juni 1888 erlässt New York ein Gesetz, das den elektrischen Stuhl als Hinrichtungsmethode vorschreibt: "Es ist vorgesehen, dass durch den Körper eines Verurteilten ein Strom von Elektrizität von ausreichender Intensität geleitet wird, um den Tod herbeizuführen." Sauber, bequem und effektiv soll die neue Technik sein. Edison führt in seinem Labor etliche Tierversuche durch. Die erste Anwendung an einem Menschen findet am 6. August 1890 statt. Der zum Tod verurteilte Alkoholiker William Kemmler wird gegen 6.30 Uhr in die Todeskammer geführt. Er hat laut Urteil nach einem Saufgelage seine Lebensgefährtin mit einer Axt erschlagen. Nach dem ersten Stromstoß lebt Kemmler noch. Ein zweiter Stromstoß ist nötig - nach einer Erholungspause für den Generator. Dennoch wird die Methode von anderen US-Bundesstaaten übernommen. Die Technik wird weiterentwickelt, die Voltzahl erhöht. Bis heute sind in den USA fast 4.500 Verurteilte durch den elektrischen Stuhl getötet worden. Mittlerweile wird er nur noch in acht US-Staaten eingesetzt. In allen übrigen, in denen es die Todesstrafe noch gibt, wird die Giftspritze verwendet. "In der amerikanischen Verfassung ist festgeschrieben, dass es keine grausamen, brutalen und unmenschlichen Tötungsarten bei der Hinrichtung geben darf", sagt der österreichische Historiker Martin Haidinger, der ein Buch über die Geschichte der Todesstrafe geschrieben hat. Er kommt darin zum Schluss, dass es keine humane Art der Vollstreckung der Todesstrafe gibt. Gleichgültig, ob diese vor einer johlenden Menschenmenge oder in einem sterilen Gefängnis geschehe. "Die Tatsache der Vollstreckung der Todesstrafe ist wahrscheinlich der inhumanste Vorgang, der sich innerhalb eines geregelten Staatswesens denken lässt", so Haidinger. Stand: 04.06.08 | Dominik Reinle (uz) | Vor 120 Jahren: Gesetz zur Hinrichtung mit elektrischem Stuhl | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T15:34+02:00 | 2015-10-06T15:34+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3390~_mon-032018.html |
Bestzung & Setlist von Madsen bei Rock am Ring 2005 | Sebastian Madsen - vocalsJohannes Madsen - guitarFolli Jahncke - organNiko Maurer - bassSascha Madsen - drums 01. Immer wieder02. Unsichtbar03. Vielleicht04. Diese Kinder05. Immer mehr06. Mein Therapeut & ich07. Die Perfektion | WDR | Schau Dir hier die Besetzung & Setlist an | [
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"NUERBURGRING"
] | Fernsehen | 2019-04-16T02:34+02:00 | 2019-04-16T02:34+02:00 | https://www1.wdr.de//fernsehen/rockpalast/rar-nullfuenf-madsen-100.html |
11. April 1949 – Geburtstag des Filmproduzenten Bernd Eichinger | Als der Filmverleih Constantin in den 1970er-Jahren finanzielle Probleme bekommt, springt Edelkirsch-Fabrikant Ludwig Eckes ein. Er lässt den gerade einmal 29-jährigen Bernd Eichinger ein Rettungskonzept schreiben, das ihn komplett überzeugt: Er überlässt Eichinger 25 Prozent der Anteile. Prompt lockt der von Eichinger für Constantin produzierte Film "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981) sensationelle fünf Millionen Zuschauer ins Kino. Als Eckes seine Anteile später weiterverkauft, überlässt er Eichinger weitere 25 Prozent – für den symbolischen Betrag von einer D-Mark. 20 Jahre später wird Eichinger diesen Anteil für 36 Millionen Euro verkaufen, um Tom Tykwers Film "Das Parfüm" (2006) zu finanzieren. Da ist seine Neue Constantin Film GmbH längst eine feste Größe auf dem Kino-Weltmarkt. "Zwischen Kunst und Kommerz sollte es keine Barrikaden geben", lautet dabei sein Motto. Geboren wird Eichinger am 11. April 1949 in der Nähe von Ingolstadt. Nach dem Abitur will er schreiben, malen, fotografieren. Bei der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen bekommt er unter 400 Bewerbern einen von elf Plätzen. Hier erwirbt er erste praktische Erfahrungen; nebenbei jobbt er als Aufnahmeleiter beim Filmunternehmen Bavaria. 1974 gründet Eichinger die Solaris Film- und Fernsehproduktion, die sich auf Autorenfilme spezialisiert und mit späteren Regiegrößen wie Wolfgang Petersen, Edgar Reitz oder Wim Wenders zusammenarbeitet. 1979 wird er Gesellschafter und Geschäftsführer der Constantin. Als Produzent setzt Eichinger auf publikumswirksame, zum Großteil aber auch anspruchsvolle Kinokost, die nicht selten auf literarischen Vorlagen basiert. Dabei scheut er kein Risiko. Die Verfilmung von Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte" (1984) etwa lässt er anlaufen, obwohl die 33 Millionen US-Dollar Produktionskosten noch nicht gesichert sind. Am Ende spielt "Die unendliche Geschichte" das Dreifache des Einsatzes ein. Ende ist vom Ergebnis trotzdem nicht angetan. "Der Name der Rose" (1984), "Manta, Manta" (1991), "Der bewegte Mann" (1994) oder "Der Untergang" (2004) - das sind nur einige der Filmerfolge, die Eichinger komplett oder mitproduziert. Andere Filme wie "Der große Bagarozy" (1999) werden Flops. 2010 bekommt er den Deutschen Filmpreis für sein Lebenswerk. Er stirbt 2011 während eines Abendessens in Los Angeles an einem Herzinfarkt. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 12.04.2019: Vor 105 Jahren: Geburtstag der jüdischen Leichtathletin Margarete Bergmann | Thomas Köster | "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose", "Der bewegte Mann": Wohl niemand hat für das Wiedererstarken des deutschen Films so viel getan wie Produzent Bernd Eichinger. | [
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] | Stichtag | 2019-04-11T00:00+02:00 | 2019-04-11T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-bernd-eichinger-geburtstag-102~_mon-012009.html |
1. April 1811 - Erste deutsche Kriminalpolizei wird gegründet | Besonders angenehm war es nicht in Berlin zu leben, Anfang des 19. Jahrhunderts. Nach dem Abzug der napoleonischen Besatzungstruppen hatten die etwa 160.000 Einwohner mit Armut, Hungersnöten und Lepra-Epidemien zu kämpfen. Die Zahl der Verbrechen stieg rapide an. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verfügte per Kabinettsorder, "dass die bisher von der Kriminal-Deputation des Stadtgerichts verwalteten kriminalpolizeylichen Geschäfte mit den dazu bestimmten Kriminal-Kommissarien und Kriminal-Sekretairs zur Polizey, wohin sie eigentlich gehören, übergehen." Am 1. April 1811 wechselten die Ermittler in das neu gegründete Polizeipräsidium. Die erste deutsche Kriminalpolizei war geboren. Hatten die Kommissare vorher unter der Aufsicht des Gerichts gestanden, so durften sie jetzt in eigener Verantwortung Straftaten aufklären. Und die gab es reichlich. "In allererster Linie waren es Diebstahlsdelikte. Es ist aber auch schon von Schwarzarbeit, Mietwucher und Spekulation die Rede. Prostitution spielte eine große Rolle, dazu Schlägereien und Körperverletzungen", sagt Jens Dobler, Leiter der Polizeihistorischen Sammlung in Berlin. Das erste Kripo-Team war recht klein: Sechs Kommissare und ein paar Hilfsbeamte begaben sich auf die mühsame Tätersuche. Eine professionelle Spurensicherung gab es noch nicht. Ein Polizeitheoretiker der damaligen Zeit sagte: "Listen, Listen, Listen, Listen anlegen, das sind die Hülfswaffen der Polizei". Jens Dobler erklärt: "Es wurden also Listen geführt, von ehemaligen Häftlingen, von Arbeitslosen, von Prostituierten, von Personen, die unter polizeilicher Aufsicht standen. Es gab Listen der gestohlenen Gegenstände oder Listen der offenen Fälle." Immerhin erschienen die ersten Fahndungsblätter, Steckbriefe in denen die Gesuchten in Textform beschrieben wurden. "Und die Kriminalkommissare waren damals schon mit einer so genannten Vorderlader-Pistole bewaffnet", sagt Dobler. Auch Handfesseln, also Handschellen, hatten sie parat – und eine Kripo-Marke, mit der sie sich ausweisen konnten. Die Verbrecherjagd war aber nur ein Tätigkeitsfeld. Denn die Kripo galt damals als eine politische Polizei und war daher vorwiegend geheimdienstlich tätig. Speziell aus Frankreich drohten revolutionäre Bestrebungen. Die Herrschenden fürchteten eine Umsturzpartei. Die Kommissare hatten vor allem die Aufgabe, umstürzlerische Agitatoren aufzuspüren und genau zu beobachten, ob sich eine Revolution anbahnte. Erst ab 1850 trennten sich die Wege der politischen und der Kriminalpolizei. Stand: 01.04.2016 | Martina Züger | Anfang des 19. Jahrhunderts nahm die erste deutsche Kriminalpolizei ihre Arbeit auf - in Berlin. Die Tätersuche war damals noch besonders mühsam, denn eine professionelle Spurensicherung gab es noch nicht. | [
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] | Stichtag | 2016-04-04T12:19+02:00 | 2016-04-04T12:19+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/geburtstunde-der-ersten-kriminalpolizei-100~_mon-042012_tag-01042016.html |
07. September 2006 - Vor 95 Jahren: Der Elbtunnel wird eingeweiht | Am 7. September 1911 um 9.01 Uhr trillert ein Polizist auf seiner Pfeife und gibt damit den Weg frei. Der Elbtunnel von St. Pauli nach Steinwerder ist eröffnet: 23,5 Meter unterhalb des Straßenniveaus führen zwei 426,5 Meter lange Röhren unter der Elbe her. Die eine ist für Autos und Fahrräder, die andere für Fußgänger. Die müssen anfangs über hundert Stufen hinab und wieder hinauf, später gibt es auch einen Aufzug. Über die "Tunnelbenutzungsordnung" wacht ein eigenes Tunnelpersonal - bis heute.Der Hamburger Baurat Ludwig Wendemuth plant den Tunnel schon Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Hafen-Tunnels in Glasgow. Die Fähren können den Verkehr zum Hamburger Hafen nicht mehr bewältigen. Eine Brücke müsste wegen der großen Schiffe extrem hoch sein und die Straße macht einen Umweg von 12 Kilometern. Vier Jahre lang werden in dem Tunnel knapp 11 Millionen Mark verbaut. Die Arbeiten laufen buchstäblich unter Hochdruck: Um die Röhren unter der Elbe zu stabilisieren, wird während des Baus Pressluft eingeleitet, die einen Überdruck erzeugt. Die Arbeiter erhalten für diese erschwerten Bedingungen 100 Goldmark "Pressluftzulage" monatlich. Viele von ihnen klagen später über bleibende Schäden: Gliederschmerzen, Lähmungen und Ohnmachtsanfälle. Den in Deutschland einmaligen Tunnel passieren in seiner Hochzeit 20 Millionen Menschen pro Jahr. Heute ist er verkehrstechnisch bedeutungslos: Seit 1975 gibt es den neuen Elbtunnel, außerdem zahlreiche Brücken. Aber fünf Minuten Fußweg im alten Gemäuer unter dem Wasser sind immer noch eine Hamburger Attraktion. Stand: 07.09.06 | taxacher (cle) | Vor 95 Jahren: Der Elbtunnel wird eingeweiht | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T16:33+02:00 | 2015-10-06T16:33+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1580~_mon-052017.html |
24. Juli 1952 - Western-Klassiker "Zwölf Uhr mittags" wird uraufgeführt | Sonntagmittag. Angstschweiß auf den Falten seines entschlossenen Gesichts. Selbst die Kamera geht auf Abstand zu Will Kane und blickt schließlich von weit oben auf die leergefegte Main Street. Vor zwei Stunden noch hat man Kane für seine Verdienste als Marshal von Hadleyville gefeiert. Nun kämpft er, selbst von seinen Freunden im Stich gelassen, in dieser Stadt voller Feiglinge allein auf verlorenem Posten. Am Morgen erst hat Kane die hübsche und um einiges jüngere Quäkerin Amy geheiratet. Den Marshal-Stern hat er abgelegt, nun will er mit seiner Frau in ein neues Leben aufbrechen. Da erfährt er, dass der skrupellose Gangster Frank Miller mit dem Mittagszug zurückkehren wird. Kane hat ihn einst ins Gefängnis gebracht, fühlt sich nun für seine Stadt verantwortlich – und bleibt. Amy aber lehnt jede Gewalt strikt ab und droht ihrem Mann, die Stadt mit dem Zug um zwölf Uhr mittags zu verlassen. In körnigem Schwarz-Weiß gedreht, verkörpert Gary Cooper in "Zwölf Uhr mittags" (High Noon) die Gewissensqualen des aufrechten Marshals. Die 21-jährige Grace Kelly steht als Amy in ihrem ersten großen Film vor der Kamera. Der gerade 50 gewordene Cooper ist bei Drehbeginn deutlich angeschlagen; gesundheitliche und Eheprobleme machen ihm zu schaffen. All das lässt Cooper in die Rolle des gebrochenen, unfreiwilligen Helden Will Kane einfließen. Es ist eine der besten Leistungen seiner Karriere, für die er den Oscar als bester Hauptdarsteller erhält. Zur Zeit der Entstehung des Films, der am 24. Juli 1952 uraufgeführt wird, herrscht in den USA ein Klima der Hysterie und Angst. Senator Joseph McCarthy setzt alles daran, angebliche Kommunisten in Hollywoods Traumfabrik zu entlarven. Wer vor McCarthys Ausschüssen abschwört und Kollegen anschwärzt, entgeht der berüchtigten Schwarzen Liste, die Berufsverbot bedeutet. "Jeder, der im Entferntesten liberal war oder die Menschheit verbessern wollte, hatte darunter zu leiden" erinnert sich Lloyd Bridges, der Darsteller des Deputy Harvey Pell. "Es war eine schreckliche Zeit." Wie viele andere denunziert auch Bridges Kollegen vor dem "Komitee für unamerikanische Umtriebe" – im Gegensatz zum "High Noon"-Drehbuchautor Carl Foreman. Weil er die Aussage verweigert, wird er von Produzent Stanley Kramer gefeuert. Foremans Verbitterung über die Gesinnungshatz und die Verräter ist da schon längst ins Drehbuch eingeflossen. "Zwölf Uhr mittags", von Regisseur Fred Zinnemann psychologisch meisterhaft inszeniert, ist eine bittere Abrechnung mit der Despotie und Feigheit der McCarthy-Zeit. Der Österreicher Zinnemann gilt bei Produzenten eigentlich als zu europäisch für das uramerikanische Western-Genre. Seine Art, Stories gesellschaftskritisch und realitätsnah zu erzählen, steht im krassen Gegensatz zum traditionellen Kino der 40er-Jahre. Für "Zwölf Uhr mittags“ wird Zinnemann deshalb ein weit geringeres Budget als üblich zugestanden. Superstar Gary Cooper kann er nur verpflichten, weil der für eine Gewinnbeteiligung seine Gage herabsetzt. "Es ist ein Western, aber 'the West' ist eigentlich nur ein Hintergrund", sagt der Regisseur über sein Meisterwerk. Als zentrales dramatisches Element setzt Zinnemann den Druck der gnadenlos verrinnenden Minuten ein. Beinahe in Echtzeit erlebt das Publikum mit, wie sich Will Kanes Lage zum aussichtslosen Duell zuspitzt: von der Trauung um 10.40 Uhr bis zum Showdown bei High-Noon, als Frank Miller die Stadt betritt. Unterstrichen wird die Atmosphäre durch die sparsam orchestrierte, oscarprämierte Musik von Dimitri Tiomkin. Mit "Zwölf Uhr mittags" gelingt Fred Zinnemann einer der größten Publikums- und Kritikererfolge der 50er-Jahre. Noch heute genießt der Anti-Western den Ruf eines der besten Kinofilme überhaupt. Nur erzkonservative Hardliner wie Western-Ikone John Wayne lassen kein gutes Haar an dem ihrer Ansicht nach un-amerikanischen Machwerk. Als Vorsitzender der "Allianz zur Bewahrung amerikanischer Ideale“ fühlte sich Wayne berufen, den Film als unpatriotisch zu verdammen. Sechs Jahre später dreht der "Duke" mit "Rio Bravo" unter der Regie von Howard Hawks seine "amerikanische" Version von "High Noon". Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Juli 2017 ebenfalls an "Zwölf Uhr mittags". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 25.07.2017: Vor 25 Jahren: Olympische Spiele in Barcelona eröffnet | Bernd Rexing | John Wayne hat diesen Film gehasst. Für den erzkonservativen Westernstar war "Zwölf Uhr mittags" (" High Noon ") schlicht unamerikanisch. Die Geschichte eines Sheriffs, der von seiner feigen Stadt im Stich gelassen wird, ist noch immer aktuell - eine meisterhafte Studie über Gewissen und Zivilcourage. | [
"Stichtag",
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] | Stichtag | 2017-07-24T19:38+02:00 | 2017-07-24T19:38+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-high-noon-zwoelf-uhr-mittags-100~_mon-092019.html |
27. August 1991 – Teddy Stauffer stirbt in Acapulco | Im Sommer 1936 steht Berlin im Bann der Olympischen Spiele. Adolf Hitler will, dass sich die Reichshauptstadt weltoffen präsentiert. Die "Juden verboten"-Schilder sind entfernt, die SS-Trupps halten sich mit Aufmärschen zurück – und statt martialischer Marschmusik klingen Swing-Töne durch die Straßen. Jeden Nachmittag lädt Teddy Stauffer mit seinen "Original Teddies" im Unterhaltungspalast "Delphi" zum Tanztee. Im Delphi sei sein Orchester letztlich bekannt geworden, wird sich Stauffer später erinnern. "Es gab da auch ein Gartenlokal, und die Leute, die kein Geld hatten, die waren mit ihren Fahrrädern auf der Straße, die haben uns nur gehört von der Straße am Delphi." Geboren wird Teddy Stauffer 1909 als Ernest Henry Stauffer im schweizerischen Murten. In Bern spielt er in den 20er Jahren Saxofon und Geige, 1929 geht er mittellos nach Berlin. Zwei Wochen vor Eröffnung der Olympischen Spiele produziert er mit "Goddy, Goody" seine erste Swing-Schallplatte; sie wird zu einem Riesenerfolg, den die Nationalsozialisten für ihre Propagandazwecke nutzen. Obwohl die "Negermusik" seit Oktober 1935 offiziell verboten ist, darf er im "Delphi" spielen. 200 Reichsmark verdient Stauffer als Tagesgage; fast alle Musiker seiner Band leisten sich ein Auto. Bis zu Kriegsbeginn erscheinen bei Telefunken 48 Schallplatten mit dem beliebten Musiker. Hitlers Überfall auf Polen 1939 überrascht Stauffer bei einer Konzertreise in Zürich. Von einem Tag auf den nächsten ist seine Band Geschichte, ihre Mitglieder zerstreuen sich in alle Welt. Stauffer will als Musikkomponist nach Hollywood, bleibt aber ohne gültige Aufenthaltserlaubnis in Mexiko hängen. 1942 verschlägt es Stauffer nach Acapulco, wo er aus dem verschlafenen Fischerdorf am Pazifik einen Treffpunkt des internationalen Jetsets macht: Josephine Baker, Errol Flynn, Clark Gable und die Kennedys zeigen sich gern in den von ihm geleiteten Hotels und Klubs. 50 Jahre lang bleibt Stauffer in Acapulco, das er als "Mr. Acapulco" weltberühmt macht. Hier stirbt er auch am 27. August 1991. Seine Asche wird im Pazifik verstreut. Stand: 27.08.2011 | Thomas Köster | In Acapulco stirbt der Schweizer Musiker Teddy Stauffer. Trotz eines offiziellen Verbots der "Negermusik" machte er während der Olympischen Spiele in Berlin 1936 im nationalsozialistischen Deutschland die Swing-Musik populär. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T17:08+02:00 | 2015-10-07T17:08+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5924~_mon-102013.html |
The Dirty Denims in der Turbinenhalle der Jahrhunderthalle Bochum | Gut, dass die Bochumer Turbinenhalle Druckwellen gewohnt ist. Hier können sich The Dirty Denims bestens austoben, auch ohne Bühne und Publikum. Seit rund zwei Jahren Leider sind auch die Niederländer es traurigerweise gewohnt, auf die Unterstützung ihrer Fans zu verzichten. Aber das soll sich bald ändern. Bei der Rockpalast OFFSTAGE - Session spürt man in jedem Moment, dass die Vier es nicht mehr abwarten können, ihren Happy Hard Rock vor einem durchgeschwitzten Publikum zu spielen. Beim letzten Song zünden The Dirty Denims nicht nur ein finales Soundfeuerwerk, sondern auch kleine Fontänen an ihren Gitarren. Frontgrau Mirjam lässt sich auf den staubigen Boden sinken und spielt ihre Power Riffs im Liegen - diese Band macht sich gerne dreckig und Rock Fans glücklich. | Thomas Bachmann | The Dirty Denims machen Happy Hard Rock. Und diesen Spaß hört und spürt man, so wie das erste Gitarrenriff aus den weißen Verstärkern knallt. Der Vierer aus Eindhoven lässt es in bester AC/DC, Joan Jett und Ramones Manier krachen. 2014 erscheint das erste von drei Studioalben. Seitdem sind Frontfrau Mirjam, Gitarrist Jeroen, Bassist Mark und Schlagzeugerin Suzanne unterwegs, um die Fahne des Rock´n‘Roll hochzuhalten. | [
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] | Fernsehen | 2022-04-24T18:00+02:00 | 2022-04-24T18:00+02:00 | https://www1.wdr.de//fernsehen/rockpalast/back-home-corona-sessions/the-dirty-denims-rockpalast-offstage-zweiundzwanzig-100~_oid-galthe-dirty-denims-offstage-zweiundzwanzig-1001_position-11.html |
1. März 1963 - Eurocontrol-Abkommen tritt in Kraft | Ein Vulkan deckt im April 2010 ein ungelöstes Problem der europäischen Luftfahrt auf: Nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island sorgen Aschewolken tagelang für ein einzigartiges Chaos im Flugverkehr. "Europa braucht eine Regulierungsbehörde für einen einheitlichen europäischen Himmel", fordert EU-Verkehrskommissar Siim Kallas nach der Naturkatastrophe. Statt einer schnellen koordinierten Reaktion, so Kallas, habe es in Europas Luftraum nur Stückwerk gegeben. Eigentlich sollte das Problem des nationalen Flickenteppichs an Europas Himmel seit 50 Jahren gelöst sein. Zur Schaffung eines einheitlichen Luftraums vereinbaren die Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien und die Benelux-Staaten im Dezember 1960 die Gründung der "European Organisation for the Safety of Air Navigation", kurz Eurocontrol genannt. Am 1. März 1963 tritt das Abkommen über die supranationale Organisation mit Sitz in Brüssel in Kraft. Damals nimmt das Gedränge am Himmel rasant zu. Allein über Deutschland sind Anfang der 60er Jahre bis zu 150 Passagiermaschinen gleichzeitig in der Luft, Hunderte Militär- und Sportflugzeuge nicht mitgerechnet. Zudem müssen Fluglotsen durch das stetig steigende Aufkommen an Düsen-Jets neue Aufgaben bewältigen. Die überfliegen Ländergrenzen viel schneller als Propellermaschinen. Statt nur den eigenen nationalen Luftraum zu sichern, müssen die Lotsen nun jede Maschine von Land zu Land "weiterreichen", um Kollisionen zu vermeiden. Zudem fliegen Düsenmaschinen deutlich über der Grenze von 6.000 Metern, an der die Flugsicherung bislang endet. Eurocontrol hat die Aufgabe, die Koordination im neuen "oberen Luftraum" mit höchstmöglicher Sicherheit zu überwachen. Das Flugsicherungs-Abkommen wird zunächst für einen Zeitraum von 20 Jahren abgeschlossen. Als Fernziel soll durch Eurocontrol die Zersplitterung des Luftraums in nationale Hoheitsgebiete überwunden und ein "Single European Sky", ein einheitlicher Luftraum über Europa, geschaffen werden. Doch der ambitionierte Plan scheitert an nationalen Eigeninteressen. Während die Benelux-Staaten und Deutschland Flugsicherungs-Zentralen in Maastricht und Karlsruhe einrichten, weigern sich Großbritannien und Frankreich, die komplette Luftraumüberwachung, also auch die militärische – aus der Hand zu geben. Nachdem 1976 Irland die vereinbarte Inbetriebnahme einer Kontroll-Zentrale in Shannon ablehnt, zieht auch die Bundesrepublik Konsequenzen und unterstellt die Zentrale in Karlsruhe nicht Eurocontrol, sondern der Bundesanstalt für Flugsicherung. Die Mitgliedsstaaten verlängern zwar 1983 den Eurocontrol-Vertrag um weitere 20 Jahre. Doch die Verhandlungen über die supranationalen Kompetenzen der europäischen Flugsicherungszentrale dauern an. Der einheitliche Luftraum bleibt zunächst eine Vision, der Flickenteppich am Himmel bis heute Realität. Welche Risiken das "Weiterreichen" eines Flugzeugs von Land zu Land birgt, erweist sich am 1. Juli 2002 bei Überlingen am Bodensee. Durch Missverständnisse zwischen der deutschen und der Schweizer Flugsicherung kollidiert eine russische Passagiermaschine in der Luft mit einem Frachtflieger. 71 Menschen, darunter 49 Kinder, kommen ums Leben. Stand: 01.03.2013 | Bernd Rexing | Der rasant wachsende Flugverkehr und das Aufkommen schneller Düsenjets sorgen für Gedränge über Europa. Zur lückenlosen Überwachung des Luftraums gründen sechs Staaten die supranationale Sicherungsbehörde "Eurocontrol" mit Sitz in Brüssel. | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T10:25+02:00 | 2015-10-08T10:25+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7320~_mon-062017.html |
6. Februar 1952 - Elisabeth <abbr title="die Zweite">II.</abbr> wird Königin | Als am 21. April 1926 "Her Royal Highness Elisabeth of York" in London geboren wird, ahnt noch niemand, dass die Enkelin des amtierenden Königs Georg V. einmal selbst Königin sein wird. Thronfolger ist ihr Onkel, der mit dem Tod von Georg V. 1936 auch als Edward VIII. das Zepter übernimmt. Doch die Liebe bringt alles durcheinander: Edward VIII. verliebt sich in die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson – und dankt ab. Elisabeths Vater muss übernehmen und wird zu George VI. gekrönt. Die 10-Jährige steigt zur Kronprinzessin auf, deren Leben sich schlagartig ändert. Bislang hatten Elisabeth und ihre Schwester Margaret ihre Zeit mit Schwimmen, Reiten und ihren heißgeliebten Hunden, den Corgies, verbracht. "Sie wurden praktisch als Landfrauen der englischen Oberschicht erzogen", sagt der Biograf Ben Pimlott. Nun steht Elisabeth in der Öffentlichkeit. Während des Zweiten Weltkriegs spricht die 13-Jährige über Rundfunk ihren Altersgenossen Mut zu: "Wenn Frieden kommt, dann erinnert Euch daran, dass es unsere Aufgabe sein wird, die Welt von morgen zu einem besseren und glücklicheren Ort zu machen." Die Rede bringt ihr viel Sympathie ein. Nicht ganz so glücklich ist man am Hofe zunächst über die Wahl des Ehegatten. Der Marine-Offizier Philip Mountbatten hat deutsche Wurzeln, kein Vermögen und gilt als Lebemann. Dennoch heiraten die beiden 1947 und führen zunächst das Leben einer relativ normalen Offiziers-Familie mit Partys, Reisen, zeitweise leben sie auf Malta. Die Familie wächst um Sohn Charles und Prinzessin Anne, später kommen noch Andrew und Edward hinzu. Philips viel versprechende Militär-Karriere endet am 6. Februar 1952, als die BBC verkündet: "Um 10 Uhr 45 wurde aus Schloss Sandringham mitgeteilt, dass der König – der bei guter Gesundheit zu Bett gegangen war – am frühen Morgen friedlich in seinem Schlaf verschieden ist." Die 25-jährige Elisabeth wird zur Königin von England, Philip darf fortan nur noch im Hintergrund agieren. Ein Jahr später findet die Krönung von Elisabeth II. in Westminster Abbey statt. Fortan eröffnet sie Parlamente, empfängt Staatsgäste, verleiht Orden, weiht Krankenhäuser ein und bereist die Welt. Dabei ist sie stets tadellos gekleidet, bekannt ist sie für ihre farbigen Mäntel und Hüte. Und sie bewahrt stets die Etikette. Elisabeth II. fährt öffentlich nie aus der Haut. Ehemann Philip tritt hingegen häufiger einmal verbal ins Fettnäpfchen. "Not amused" ist die Queen von den unzähligen Skandalen ihrer Kinder und Enkelkinder. Scheidungen, Affären, wilde Partys. Die wahren – und erfundenen – Geschichten des Königshauses sind Dauerthema der Regenbogenpresse. Zuletzt muss sie ihrem Sohn Andrew wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA alle militärischen Titel entziehen. Frühzeitig abdanken – wie etwa Königin Beatrix von den Niederlanden – wird Elisabeth II. wohl nicht. Dazu fühlt sie sich ihrem Amt zu sehr verpflichtet. Autorin des Hörfunkbeitrags: Ariane HoffmannRedaktion: Gesa Rünker ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Februar 2022 an Elisabeth II.. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast. ZeitZeichen am 07.02.2022: Vor 95 Jahren: Sängerin und Schauspielerin Juliette Greco wird geboren | Anke Fricke | Nur wenige Briten haben wohl noch Erinnerungen an eine Zeit ohne die "Queen". Seit 70 Jahren steht Königin Elisabeth II. für Kontinuität in einem Land, das seit ihrer Thronbesteigung vieles verkraften musste: den Zerfall des Empires, den Brexit, zuletzt die Corona-Pandemie. | [
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"britische Monarchie"
] | Radio | 2022-02-03T08:50+01:00 | 2022-02-03T08:50+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-elisabeth-die-zweite-wird-koenigin-100~_mon-082025.html |
6. Juni 1941 - <span lang="fr">Louis Chevrolet </span>stirbt in <span lang="en">Detroit</span> | 1893 kommt ein motorisiertes Dreirad im französischen Burgund zum Stehen. Der Legende nach ist der 15-jährige Fahrradreparateur Louis Chevrolet der einzige, der das merkwürdige Vehikel durch einen kräftigen Stoß wieder zum Fahren bringen kann. Chevrolet darf aufsteigen. "Da fuhr ich plötzlich auf diesem Dreirad und meine Freunde jubelten mir zu", wird er sich später erinnern. "Ich war der glücklichste Mensch der Welt." Will man einer Variante der Legende glauben, ist es ein amerikanischer Millionär aus dem Clan der Vanderbilts, der den Jungen eine Ehrenrunde drehen lässt und ihn ermutigt haben soll, in die USA zu gehen: "We need people like you!" Wie dem auch sei: Der Funke springt über, die Leidenschaft für motorisierte Fahrzeuge ist bei Chevrolet geweckt. Geboren wird Chevrolet am ersten Weihnachtstag 1878 im schweizerischen Städtchen La-Chaux-de-Fonds. Sein Vater ist ein erfolgloser Uhrmacher; als Louis sechs Jahre alt ist, versucht die Familie im Burgund ihr Glück. Schon früh versucht Chevrolet hier, Fahrräder für lokale Rennen schneller zu machen. An seinem 22. Geburtstag kommt Chevrolet im Auftrag einer Autofirma in Nordamerika an. In Kanada arbeitet er als Chauffeur, dann übersiedelt er nach New York. In den USA fährt – und gewinnt – er halsbrecherische Wagenrennen, zunächst für Fiat, dann für Buick, um die Marken populärerer zu machen. Mehrmals bricht er dabei den bestehenden Geschwindigkeitsrekord. Auf den Pisten nennt man ihn den "französischen Teufelskerl". 1911 beschließt Chevrolet, mit dem Chef von General Motors, Billy Durant, in einer eigenen Firma unter der Marke "Chevrolet" ein Auto zu entwickeln. Ergebnis ist das Coupé "Classic Six": ein eleganter Fünfsitzer mit sechs Zylindern im höherpreisigen Segment. Aber Durant will günstige Autos für die Masse bauen, um Marktführer Ford herauszufordern. Chevrolet indes setzt auf innovative Rennwagen. Nach nur zwei Jahren trennen sich die Firmengründer wieder. Während Durant den Markennamen behält und "Chevrolet" zum Inbegriff des motorisierten Way of Life avanciert, scheitert der Namensgeber mit seinen folgenden Rennauto-Projekten. Den Aufstieg von "Chevrolet" erlebt der Namensgeber nicht mehr. Verarmt und isoliert stirbt Louis Chevrolet nach mehreren Schlaganfällen am 6. Juni 1941 in Detroit. Mit seinem poppigen, verschnörkelten Design prägt die nach ihm benannte Automarke in den 50er Jahren die Alltagskultur der USA maßgeblich mit. Stand: 06.06.2011 | Thomas Köster (san) | In Detroit stirbt Autokonstrukteur Louis Chevrolet . Der gebürtige Schweizer beginnt als Rennfahrer, wird in den USA als "Teufelskerl auf den Pisten" bekannt und gründet 1911 seine eigene Automobilfabrik. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T10:41+02:00 | 2015-10-07T10:41+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag5412~_mon-032016.html |
10. Oktober 1861 - Geburtstag des Polarforschers Fridtjof Nansen | Die beiden Norweger verbringen den dritten Winter im Eis. Sieben Monate lang, die Dauer einer ewig finsteren Polarnacht, leben sie in einem Erdloch, überspannt von Walrosshäuten und Eisbärenfellen. Licht schimmert einzig aus rußigen Tranlichtern, betrieben mit dem Fett der erlegten Tiere. Der Polarforscher Fridtjof Nansen und sein Mannschaftskamerad Hjalmar Johansen hatten 1895 ihren Fußmarsch zum Nordpol abgebrochen - sie waren über dem 86. Breitengrad umgekehrt - und überwintern nun auf der Jackson-Insel, einem Teil des Archipels Franz-Josef-Land, der heute zu Russland gehört. Zwei Jahre zuvor, im Juli 1893, war Nansen mit dem Schiff "Fram" in See gestochen, Kurs auf den Nordpol, den bisher nie ein Mensch erreicht hat. Nansen ist überzeugt: Von Alaska her existiert eine Strömung über das Sibirische Eismeer in Richtung der grönländischen Küste, die direkt über den Nordpol führt. Nansen lässt sich mit der "Fram", norwegisch für vorwärts, vom Packeis umschließen. Nach zwei Überwinterungen im driftenden Eis wird ihm klar, dass die Strömung nicht zum Nordpol führt. Also laufen Nansen und sein Heizer Johansen zu Fuß weiter – und erreichen den Nordpol nicht. Sie schlagen sich vom treibenden Eisschild der Arktis zur Jackson-Insel durch und nach dem Ende der Polarnacht weiter nach Süden, wo sie, ein großer Zufall, auf die Expedition des Briten Frederick George Jackson treffen. Er bringt sie mit seinem Schiff zurück ins norwegische Vardö, die Stadt, in der Expedition drei Jahre zuvor begann. Die Leistungen des Fridtjof Nansen hätten für mehrere Leben gereicht. Der Norweger, geboren am 10. Oktober 1861 bei Oslo, ist Polarforscher, Universitätsprofessor, Diplomat, Hochkommissar im Völkerbund und Friedensnobelpreisträger. Auf einem selbst konstruierten Hundeschlitten überquert er 1888 als erster die 3.000 Meter hohe Inlandeisdecke Grönlands von der Ost- zur Westküste. Mit seinen Reiseberichten entfacht er Ende des 19. Jahrhunderts bei einer ganzen Generation die Sehnsucht nach dem Abenteuer im Eis. "Glitzernder Mondschein und die unendliche Stille der arktischen Nacht. ... Das alles erscheint mir wie ein ferner Traum aus einer anderen Welt, ein Traum, der entstanden und dahingeschwunden ist. Aber welchen Wert hätte das Leben ohne seine Träume?" So schreibt er in seinem Bericht "In Nacht und Eis. Die norwegische Polarexpedition 1893-1896". Als 20-jähriger Zoologie-Student sieht er an Bord eines Robbenfängers zum ersten Mal das arktische Packeis. "Welch ein Anblick! Nicht ein einziger Fleck ringsum, nur Weiß und Weiß, so dass man die Augen fast nicht offen halten kann." Mit zähem Willen bringt er die Polarexpedition von 1893 zu Ende; mit eben soviel Durchsetzungsvermögen widmet er sich neuen Aufgaben. 1905 setzt er sich für die friedliche Trennung Norwegens von Schweden ein. Als Hochkommissar des Völkerbunds kämpft er gegen das Elend der Flüchtlinge aus dem Ersten Weltkrieg, indem er Ersatzausweise für Staatenlose verteilt, die sogenannten Nansen-Pässe. Für sein humanitäres Engagement erhält er 1922 den Friedensnobelpreis. Doch insgeheim sehnt er sich nach dem arktischen Eis. Zwei Jahre vor seinem eigenen Tod hält Nansen die Grabrede für den verunglückten Polarforscher Roald Amundsen: "Ja, die Weite und das Unbekannte, der Glanz von Tat und Abenteuer am Meereshorizont, sie riefen immer nach ihm, unserem stolzen Freund, bis sie ihn am Ende nahmen." Fridtjof Nansen stirbt am 13. Mai 1930 im Alter von 68 Jahren auf seinem Anwesen bei Oslo. Die Arktis hat er nach der gescheiterten Nordpolexpedition nie wieder gesehen. Stand: 10.10.2011 | Martina Züger | Als Student sieht Fridtjof Nansen zum ersten Mal das arktische Eis. Was folgt, ist Geschichte. Auf Skiern durchquert er als Erster Grönland von Ost nach West und unternimmt den waghalsigen Versuch, den Nordpol zu Fuß zu erreichen. | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T16:14+02:00 | 2015-10-06T16:14+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6032~_mon-012018.html |
3. April 1940 - Die Massenerschießungen von Katyn beginnen | Als Adolf Hitler am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen ohne vorherige Kriegserklärung auslöst, hat er einen Verbündeten: Josef Stalin. Die beiden Diktatoren haben kurz zuvor einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt geschlossen. Ein geheimes Zusatzprotokoll regelt im Kriegsfall die Aufteilung Polens zwischen den beiden Ländern. Zwei Wochen nachdem die deutsche Wehrmacht Polen überfällt, marschiert auch die Rote Armee in das gemeinsame Nachbarland ein. Beide haben das gleiche Ziel: "Die deutsche und die sowjetische Seite waren sich seit der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes darin einig, die polnische Intelligenz zu vernichten", sagt die Historikerin Claudia Weber der Europa-Universität Viadrina. Die deutschen Besatzer beginnen sofort mit der sogenannten Intelligenz-Aktion, einem Massenmord an polnischen Lehrern, Ärzten, Geistlichen und Hochschulprofessoren. Sie bringen schätzungsweise 60.000 Menschen um. Stalin wiederum hat rund 25.000 polnische Kriegsgefangene und Zivilisten, vor allem Offiziere, in seinen Lagern, die er an die Deutschen abschieben will. Doch Hitler lehnt ab, er plant Ende März 1940 bereits den Angriff auf Frankreich und will offenbar keine Kräfte im Osten binden. "Der Subtext, den die deutsche Besatzungsmacht an die Sowjetunion aussendete, war: Bringt sie doch selbst um", sagt Historikerin Weber. Drei Tage nach der deutschen Absage folgen Stalin und das Politbüro einem Vorschlag des sowjetischen Geheimdienstes NKWD: Sie beschließen, die Erschießung der polnischen Gefangenen selbst durchzuführen. Am 3. April 1940 beginnen die ersten Massenerschießungen im russischen Dorf Katyn bei Smolensk und fünf weiteren Orten. Die Opfer werden in Gruben verscharrt - zusammen mit ihren Uniformen, Ausweispapieren und Fotos von Angehörigen. Niemand beim ausführenden NKWD rechnet offenbar damit, dass dieses Verbrechen jemals öffentlich wird. Doch dann bricht Hitler mit Stalin: Am 22. Juni 1941 startet die Wehrmacht das lange geplante "Unternehmen Barbarossa" und greift die Sowjetunion an. Auch das Gebiet um Katyn wird besetzt. Die Entdeckung der dortigen Massengräber ist für Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels "ein Gottesgeschenk", notiert Goebbels laut Historikerin Weber in seinen Tagebüchern. Denn im Frühjahr 1943 ist die Lage für das Deutsche Reich nach der Niederlage in Stalingrad katastrophal. Die Deutschen nutzen die Leichenfunde, um die Sowjets als barbarische Horden darzustellen. "In diesem Kontext der Goebbelsschen Propaganda entsteht der Begriff Massaker", sagt Weber. "Wissenschaftlich analytisch können wir das, was dort passiert ist in Katyn, nicht als Massaker bezeichnen. Das waren Maßenerschießungen." Stalin ist inzwischen Verbündeter der Westmächte, die in der Propagandaschlacht in Erklärungsnot geraten. US-Präsident Franklin D. Roosevelt tut so, als wisse er nichts über das Verbrechen. Der britische Premier Winston Churchill bemerkt lakonisch, es mache keinen Sinn, sich krankhaft um drei Jahre alte Gräber zu scheren. Beide brauchen Stalin für den Sieg über Nazi-Deutschland. Nach Kriegsende sorgt er für seine eigene Wahrheit. Diktator Stalin lässt nun in Katyn graben. Nach seiner Version haben die deutschen Faschisten Polens Offiziere erschossen. Erst 1990 gesteht KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow ein, dass der sowjetische Geheimdienst die Erschießungen durchgeführt habe. Im Jahr 2000 wird eine Gedenkstätte in Katyn eröffnet. Die Namen der Täter bleiben weiterhin unter Verschluss, auch eine Wiedergutmachung wird nicht geleistet. 2009 vergleicht Polens Präsident Lech Kaczynski die Morde von Katyn mit dem Holocaust und wird daraufhin vom Zentralrat der Juden in Deutschland kritisiert. Im Jahr darauf fliegt Kaczynski mit führenden Persönlichkeiten seines Landes zu einer privaten Gedenkfeier in Katyn. Doch er kommt dort nie an. Die Maschine stürzt im Landeanflug auf Smolensk ab; alle 96 Passagiere sterben. Bald machen Verschwörungstheorien über russische Manipulationen die Runde. Katyn bleibt ein Trauma für die Beziehungen zwischen Polen und Russland. Stand: 03.04.2015 | Dominik Reinle | Das russische Dorf Katyn steht symbolisch für Kriegsverbrechen unter Stalin. Dort beginnt der sowjetische Geheimdienst am 3. April 1940, 25.000 Angehörige der polnischen Elite zu erschiessen. Später werden deren Leichen und Dokumente gefunden. | [
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] | Stichtag | 2015-10-01T16:07+02:00 | 2015-10-01T16:07+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-212~_mon-062009_tag-03042015.html |
21. April 2009 - Vor 145 Jahren: Max Weber wird geboren | "Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will." Max Webers Texte sind nüchtern, präzise, emotionslos. Der Jurist, Nationalökonom und Historiker hat Anfang des 20. Jahrhunderts die moderne Soziologie begründet. Sein Schreibstil ist schwer lesbar: Er reichert seine Bandwurmsätze noch mit Fußnoten an. Die Anmerkungen sind teilweise länger als der Haupttext. Andere Soziologen seiner Zeit haben origineller gedacht und besser geschrieben: Georg Simmel, Werner Sombart, Émile Durkheim. Aber Max Weber ist zum Klassiker geworden. Durch seine strenge Systematik hat er die Soziologie vom Ruch der Beliebigkeit befreit. Webers Herrschaftstypologie, die Idee vom Charismatischen Führer, seine Begriffe Verantwortungsethik und Gesinnungsethik bringen es bis in den Politikunterricht heutiger Gymnasien. Seine These über den Zusammenhang zwischen protestantischer Ethik und Kapitalismus hat ihn weltberühmt gemacht. Demnach begünstigt der Calvinismus mit seiner strikten Arbeitsmoral die Entstehung des modernen Kapitalismus. Weber selbst ist meistens weder arbeitsversessen noch genussfeindlich. Er wird am 21. April 1864 in Erfurt als gutsituierter Bürgersohn geboren. Er studiert in Heidelberg, Berlin und Göttingen Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte. Als Student und junger Professor pflegt er sein Image als Rabauke und Genussmensch, der viel isst und trinkt. Später ist er über Jahre unfähig, zu lehren. Er leidet an einer schweren Nervenkrankheit - und an einem "sexuellen Schwächezustand", wie seine Frau Marianne es ausdrückt. Von diesem Zustand wird er erst befreit, als seine Studentin Else Jaffé seinen bis dahin unterdrückten Masochismus freilegt. Bis 1919 - fast 20 Jahre - dauert es, bis Weber seine Lehrtätigkeit wieder aufnimmt. Bis dahin schreibt er, doch viele Schriften bleiben Fragmente. Sein Hauptwerk "Wirtschaft und Gesellschaft" wird erst nach seinem Tod von seiner Frau veröffentlicht. Dennoch prägt Weber schon zu Lebzeiten den Hochschulbetrieb: Zusammen mit seiner Frau veranstaltet er in seiner Heidelberger Villa regelmäßig Gesprächszirkel. Wie jeden Sonntag folgen vor allem Studenten und Nachwuchs-Akademiker der Einladung zum Jour fixe. Darunter sind neben dem jungen Karl Jaspers auch die kommunistischen Philosophen Ernst Bloch und Georg Lukacs, ebenso wie der spätere Innenminister der Weimarer Republik Gustav Radbruch. Im Zentrum der Gespräche steht immer Max Weber mit seinem enormen Wissen. "Er war", erinnert sich seine Frau, "wie ein vollgesogener Schwamm!" Weber verbindet in diesen Gesprächen nüchterne Wissenschaft mit Leidenschaft: "Nichts ist für den Menschen als Menschen etwas wert, was er nicht mit Leidenschaft tun kann." Er stirbt am 14. Juni 1920 im Alter von 56 Jahren in München. Stand: 21.04.09 | Dominik Reinle (he) | Vor 145 Jahren: Max Weber wird geboren | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T10:19+02:00 | 2015-10-06T10:19+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4310~_mon-032012.html |
11.03.1683 - Geburtstag von Königin Caroline | Dessen Vater bestieg als Georg I. den englischen Thron und dreizehn Jahre später folgte ihm Carolines Ehemann als Georg II. Mit 44 Jahren wurde Caroline von Brandenburg-Ansbach zur Königin von Großbritannien und Irland gekrönt und sie füllte diese Rolle mit Freude und glücklicher Hand aus. Da ihr Mann sie immer zur Regentin bestimmte, wenn er selbst in die Heimat nach Hannover reiste, bekam Caroline großen Einfluss auf das Königreich. Sie liebte das Regieren, pflegte aber auch engen Kontakt mit Literaten, Philosophen und Komponisten. Georg Friedrich Händel widmete ihr seine Wassermusik. Redaktion: Ronald Feisel | Maren Gottschalk | Eigentlich entstammte sie nur einer Nebenlinie des Hauses Hohenzollern und machte sich keine Hoffnung auf eine hohe Stellung. Als sie mit 13 Jahren als Waise nach Berlin kam, nahm die Kurfürstin Sophie Charlotte sie unter ihre Fittiche. Mit Erfolg: Caroline, die zu einer klugen, hübschen, charmanten jungen Frau heranwuchs, heiratete Georg August von Hannover. | [
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] | Radio | 2018-03-07T11:02+01:00 | 2018-03-07T11:02+01:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/koenigin-caroline-100~_mon-062027.html |
10. Oktober 1962 - Eröffnung des Opel-Werks in Bochum | Bei strömendem Regen legt Franz Meyers im Juli 1962 den Grundstein zum langjährigen Bau der Ruhr-Universität. Drei Monate später hat der NRW-Ministerpräsident in Bochum wieder Grund zum Feiern. Diesmal steht er trocken in einer Werkshalle, vor sich ein halbfertiges Auto als Rednerpult; hinter ihm dröhnen dafür Karosseriepressen. "Ach, könnte der Staat doch auch so schnell bauen", wünscht sich Meyers bei der Eröffnung des Bochumer Opel-Werks, das in der Rekordzeit von zwei Jahren errichtet wurde. Seit Ende der 50er Jahre haben die Menschen im Ruhr-Revier Angst vor dem "Zechensterben". Binnen kurzer Zeit verlieren fast 20.000 Bergleute ihre Arbeit. "Wie rettende Engel", gesteht Regierungschef Meyers in seiner Eröffnungsrede, habe er deshalb 1960 eine Delegation des Rüsselsheimer Opel-Konzerns begrüßt. Unter Psyeudonymen und getarnt in einem Mercedes waren die Chefs der Adam Opel AG ins Ruhrgebiet gekommen, um über den Standort für ein neues Autowerk mit 14.000 Arbeitsplätzen zu verhandeln. Ein einziges Grundstück für das komplette Werk hatte Bochum nicht bieten können. Deshalb investierte die Stadt rund 100 Millionen Mark in zwei Zechengelände in Laer und Langendreer samt Autobahnanschluss und Bahnverbindung. Dort zog die General-Motors-Tochter Opel für 1,3 Milliarden Mark ein Karosserie- und ein Motorenwerk hoch. Bereits während der Eröffnungsfeier am 10. Oktober 1962 rollen in Bochum die ersten Opel Kadett A vom Band. Das Modell der unteren Mittelklasse wird ein voller Erfolg, knapp 650.000 Stück können bis 1965 gebaut werden. Viele Ex-Kumpel genießen die neue Arbeit bei Tageslicht – auch wenn manches gewöhnungsbedürftig ist: Unter Tage sei man voll verantwortlich gewesen. Bei Opel aber kontrolliere alle 25 Meter ein Meister im grünen Kittel, erzählt Günter Perschke, Opelaner der ersten Stunde und langjähriger Betriebsratschef. Der Erfolg des Kadett A macht Opel für die Stadt zum unverzichtbaren Arbeitgeber. Das Werk expandiert und baut vom Nachfolgemodell Kadett B sogar mehr als 2,7 Millionen Fahrzeuge. In den 70er Jahren klettert die Zahl der Beschäftigten auf rund 20.000. Wie Opel-Fan Mike Rebbert identifizieren sie sich ganz mit ihrem Werk: "Opel kommt aussem Ruhrgebiet, ich komm aussem Ruhrgebiet, das gehört zusammen, das ist Gesetz." Mit dem Sportwagen GT, den Typen Manta und Ascona erweitert Opel Bochum seine Produktpalette, doch der Absatz geht zurück. 1980 schreibt der Autobauer erstmals rote Zahlen. Roboter sollen die Kosten senken, Teilproduktionen werden an Zulieferbetriebe ausgelagert. Der von General Motors eingesetzte Sparkommissar Ignacio Lopez drückt gnadenlos auf deren Preise und damit auch auf die Qualität bei Opel. So trudelt die Marke, angeheizt durch eine wenig attraktive Modell-Politik, in eine Krise, die nicht nur den Marktanteil weiter sinken lässt. Ende der 90er Jahre beschäftigt Opel Bochum nur noch rund 11.000 Mitarbeiter. Deren Hoffnungen ruhen nun auf Deutschlands erstem Kompakt-Van, dem Zafira. "Wir werden im ersten Jahr 120.000 Zafira bauen und noch ca. 200.000 Astra", verspricht Werkssprecher Alexander Graf Praschma 1999 den Bochumern. Die Qualitätsmängel werden zwar behoben; trotzdem leidet Opel weiter unter den Management-Fehlern der vergangenen Jahre und einer verfehlten Strategie des US-Mutter-Konzerns. 2004 droht General Motors erstmals, das Werk in Bochum zu schließen. Für die Stadt und die Beschäftigten unter Führung von Betriebsratschef Reiner Einenkel beginnt damit der Kampf um jeden Arbeitsplatz. Von einst 20.000 sind inzwischen nur noch 4.300 übrig geblieben. Nach 50 Jahren Opel Bochum soll Ende Oktober 2012 endgültig über die Zukunft des Werks entschieden werden. Stand: 10.10.2012 | Bernd Rexing | Durch das Zechensterben verlieren Anfang der 1960er Jahre Tausende Bergarbeiter ihren Job. Deshalb wird der Autobauer Opel als Retter an der Ruhr gefeiert, als er 1962 in Bochum ein Werk eröffnet. Die Stadt hatte zuvor ein altes Zechengelände gekauft und Opel zur Verfügung gestellt. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T13:08+02:00 | 2015-10-07T13:08+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7004~_mon-062024.html |
26. Februar 2012 - Hazy Osterwald stirbt in Luzern | Eigentlich will er wie sein Vater Schweizer Fußball-Nationalspieler werden. "Als ich elf war, sagte die Klavier-Lehrerin: 'Das hat keinen Sinn mit diesem Jungen, der ist ja nie da in der Stunde und geht immer aufs Fußballfeld'", erinnert sich Bandleader und Komponist Hazy Osterwald. Doch als Gymnasiast packt ihn in den 1930er Jahren das Jazz- und Swingfieber. Er übt, bis ihn die Schüler-Band als Pianisten aufnimmt. Zusätzlich lernt er Trompete. 1941, am Tag seines Abiturs, unterschreibt der am 18. Februar 1922 in Bern geborene Rolf Erich Osterwalder einen Vertrag als Trompeter in einer der besten Bands der Schweiz. Er nennt sich nun Hazy Osterwald - angelehnt an den Spitznamen seines Vaters, der "Hasi", das "Osterhäschen", genannt wurde. Mit 22 Jahren gründet der junge Musiker, der mittlerweile auch Vibraphon spielt, seine erste Formation. Die Bigband läuft gut, doch für 17 Mitglieder reichen die Gagen nicht aus. Deshalb bildet Osterwald 1949 mit den Besten das "Hazy-Osterwald-Sextett". Das Sextett hat großen Erfolg. Noch 1949 wird es zum ersten großen Jazzfestival nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris eingeladen. "Von Amerika war alles da: Louis Armstrong, Charlie Parker, Miles Davis", sagt Osterwald später. Natürlich weiß er, dass Parker und Davis musikalisch in einer anderen Liga spielen. Trotzdem jammt er bei der Abschluss-Session mit ihnen auf der Bühne. Das bedeutet den internationalen Durchbruch. In den 1950er Jahren tourt das Sextett durch ganz Europa, tritt für die Royal Air Force in Nordafrika auf, spielt im Pariser "Olympia" vor ausverkauftem Haus. Vor allem in Deutschland sind die Schweizer gefragt. Sie treten im Radio, in Filmen und Fernsehshows auf. Sie tanzen im Trenchcoat oder Blaumann, mit Kreissäge oder Zylinder, tauschen untereinander die Instrumente, singen witzige Texte. 1959 wird ihre deutsche Version eines Songs von Piero Trombetta, der "Kriminal-Tango", ein Hit. Die Single verkauft sich 900.000 Mal. Zwei Jahre später macht der ironische "Konjunktur-Cha-Cha" Furore. Osterwald ist noch keine 40 Jahre alt, als über ihn ein Film gedreht wird: die "Hazy-Osterwald-Story", mit Gustav Knuth, Eddie Arent und Rex Gildo. Ab 1962 tritt das Sextett in der Sendung "Lieben Sie Show?" auf - mit Stars wie den Kessler Zwillingen, Caterina Valente, Udo Jürgens und Bibi Johns. Die Show läuft jahrelang in 35 Ländern. Osterwald tourt bis nach Süd-Amerika, in die USA und die UdSSR. Nach einigen Umbesetzungen löst er 1979 die Gruppe auf, zieht sich von der Bühne zurück und versucht sich als Geschäftsmann. Seine Clubs für Live-Musik in der Schweiz und Deutschland rentieren sich aber nicht. Im Alter kehrt Osterwald zu Jazz und Swing zurück. Ab 1997 spielt er mit Engelbert Wrobels "Swing Society". Zum 80. Geburtstag führen ihn Tourneen nochmals durch ganz Europa. Dann beendet seine Parkinson-Krankheit die Bühnenpräsenz. Hazy Osterwald stirbt am 26. Februar 2012 in Luzern, kurz nach seinem 90. Geburtstag. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Februar 2017 ebenfalls an Hazy Osterwald. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.02.2017: Vor 25 Jahren: Festnahme von Jack Unterweger | Dominik Reinle | Wie sein Vater wird auch Rolf Erich Osterwalder "Hazy" genannt. Als Schüler entdeckt er in den 1930er Jahren den Jazz. Er spielt Klavier, Trompete und Vibraphon. 1949 gründet er das "Hazy Osterwald Sextett". | [
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] | Stichtag | 2017-02-26T11:37+01:00 | 2017-02-26T11:37+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-hazy-osterwald-100~_mon-112024.html |
21. Juni 2004 - Vor 90 Jahren: Bertha von Suttner stirbt | "Meine Rüstung ist die defensive, Deine Rüstung ist die offensive. Ich muss rüsten, weil du rüstet. Weil du rüstest, rüste ich. Also rüsten wir, rüsten wir nur immerzu." Ein Dialog des tödlichen Wahnsinns. Geschrieben von Bertha Suttner, der bekanntesten Friedensaktivistin ihrer Zeit. Als sie am 21. Juni 1914 im Sterben liegt, sind ihre letzten Worte: "Die Waffen nieder, sagt es allen!" Vergeblich: Nur wenige Wochen später beginnt der Erste Weltkrieg - mit zehn Millionen Toten in vier Jahren.In den ersten vierzig Jahren ihres Lebens hat Bertha von Suttner mit Politik wenig im Sinn. Sie wird am 9. Juni 1843 in Prag als Tochter des Feldmarschallleutnants Graf Kinsky geboren und wächst in hochadeliger Atmosphäre auf. Da ihre Mutter fast das gesamte Familienvermögen verspielt, muss Bertha mit 30 Jahren als Gouvernante beim Wiener Baron von Suttner ihr Geld verdienen. Sie verliebt sich in den Sohn des Hauses und fliegt raus. Kurz danach antwortet sie auf eine Anzeige, mit der ein "sehr reicher, älterer Herr" eine "sprachkundige Dame" als Sekretärin in Paris sucht. Sein Name: Alfred Nobel, schwedischer Industrieller und Erfinder des Dynamits. Obwohl sie nur kurz für ihn arbeitet und sogar einen Heiratsantrag ablehnt, entsteht eine lebenslange Freundschaft zwischen den beiden. 1876 heiratet Bertha ihren Geliebten, Arthur von Suttner, gegen den Protest seiner Familie und zieht mit ihm für neun Jahre in den Kaukasus. Aus Geldmangel schreiben die beiden Romane und Zeitungsartikel. Zurück in Österreich engagiert sie sich in der Internationalen Friedens- und Schiedgerichtsvereinigung. 1889 wird Bertha von Suttner durch ihren realistischen Antikriegsroman "Die Waffen nieder!" berühmt: "Ich stöberte in alten Zeitungen und Archiven, um Berichte der Kriegskorrespondenten und Militärärzte zu finden, ich ließ mir Schlachtenepisoden erzählen, und während dieser Studienzeit wuchs meine Abscheu vor dem Kriege bis zur schmerzlichsten Intensität heran." Bertha von Suttner organisiert Kongresse, schreibt Aufrufe und hält Reden. Dafür wird sie bewundert und verspottet. Alfred Nobel, der einst eine Waffe schaffen wollte, die Kriege verunmöglicht, unterstützt die Pazifistin. Nach dessen Tod erhält Bertha von Suttner 1906 als erste Frau den Nobelpreis: "Genutzt hat es wenig. Wie fast alle Friedensnobelpreise - bis heute. Aber: man muss doch etwas tun. Oder? Also: Die Waffen nieder!" Stand: 21.06.04 | reinle (konrad) | Vor 90 Jahren: Bertha von Suttner stirbt | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T11:21+02:00 | 2015-10-06T11:21+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag482~_mon-042025.html |
14. Januar 2008 - Vor 110 Jahren: Todestag des Schriftstellers Lewis Carroll | In der Erwachsenenwelt langweilt sich Alice fast zu Tode. Da hoppelt ihr ein weißes Kaninchen mit Taschenuhr über den Weg. Das Mädchen folgt dem Tier in seinen Bau - und findet sich plötzlich auf der anderen Seite des Wunderlands wieder. In der traumhaft verrückten Welt des Kinderbuchklassikers "Alice im Wunderland" (1865), in der die Heldin mal größer, mal kleiner wird und auf so seltsame Wesen wie die Grinsekatze, Croquet spielende Spielkarten und einen irren Hutmacher trifft, verliert sie ihr eigenes Ich immer mehr aus dem Blick. "Wer bist du?", wird Alice einmal von einer Raupe mit Wasserpfeife gefragt. "Das weiß ich im Moment gar nicht so sicher, mein Herr", antwortet das Mädchen. "Ich bin doch gar nicht ich." Auf der Suche nach seiner Bestimmung ist Zeit seines Lebens auch der britische Schriftsteller Lewis Caroll. Geboren wird der unsichere Linkshänder, der eigentlich Charles Lutwidge Dodgson heißt, als drittes von elf Geschwistern 1832 in Daresbury und wächst in der einsamen Welt eines Pfarrhauses in Mittelengland auf. Nach einem Studium an der Universität Oxford wird er zu einem der talentiertesten Mathematiker seiner Generation. In seinen damals schon erfolgreichen Geschichten von "Alice im Wunderland" und dem Nachfolgeband "Alice hinter den Spiegeln" (1881), die als Musterbeispiele der Nonsensliteratur Dadaisten und Surrealisten beeinflussen und deren absurde Dialoge ihre eigene Logik besitzen, versucht er, die mathematische Gesetzmäßigkeit der Realität aus den Angeln zu heben. 1951 wird zudem der Stoff von Walt Disney verfilmt. Glücklich ist Carroll eigentlich nur in der Gemeinschaft junger Mädchen. Immer wieder sucht er ihre Nähe und hält ihre unschuldige Schönheit auf zahllosen Fotografien fest - wenn möglich nackt. Inspiriert zu seinen Alice-Büchern wird er während einer Bootsfahrt mit den drei Töchtern des Oxforder Dekans auf der Themse. Unter ihnen ist auch sein Liebling Alice Liddell, die Carroll bittet, die erzählten Geschichten aufzuschreiben. Seinen vielen kleinen Freundinnen schreibt Carroll unzählige skurrile Briefe - so lange zumindest, bis die besorgten Mütter ihm den Kontakt verbieten. Zurückgezogen und einsam stirbt der Autor am 14. Januar 1898 an den Folgen einer Bronchitis im englischen Guildfort. Stand:14.01.08 | Thomas Köster (schlichting) | Vor 110 Jahren: Todestag des Schriftstellers Lewis Carroll | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T12:28+02:00 | 2015-10-06T12:28+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3746~_mon-062023.html |
05. Mai 2008 - Vor 70 Jahren: Japan erlässt Gesetz zur Generalmobilmachung | Sommer 1937: Chinesische und japanische Soldaten liefern sich an der Marco-Polo-Brücke in der Nähe von Peking eine nächtliche Schießerei. Japan nutzt den Zwischenfall und beginnt einen Krieg gegen China. Es geht um Ressourcen, Absatzmärkte und Macht. Das rohstoffarme Kaiserreich Japan hat weitreichende Expansionsziele: Der Inselstaat will sich "eine Art autarkes Kolonialreich oder einen ostasiatischen Staatenbund unter japanischer Führung" schaffen, sagt Jan Schmidt, Japanologe an der Bochumer Ruhr-Universität. Bereits 1931 haben japanische Soldaten die Mandschurei überrannt und ein Marionettenregime installiert, das Japan den Zugriff auf Erz, Erdöl, Kohle und Holz sichert. Der Angriff im Sommer 1937 ist für Japan nicht so erfolgreich. Unter Führung von Marschall Chiang Kai Shek wehren sich die Chinesen. Es kommt zu Gräueltaten der Japaner. Bald stellt sich heraus, dass der Krieg nicht schnell zu gewinnen ist. Für den damaligen japanischen Ministerpräsidenten Fürst Konoe Fumimaro, ein Vetter des Kaisers, ist das ein willkommener Vorwand, um lang gehegte Pläne umzusetzen. "Er und seine Berater sowie auch Militärs im weiteren Umfeld hatten schon seit Jahren vor, den gesamten Staatsaufbau umzubilden", erklärt Japanologe Schmidt. Mit Hilfe seiner Berater erlässt Konoe am 5. Mai 1938 das "Gesetz zur Generalmobilmachung der Nation". Das Gesetz verschafft der Regierung uneingeschränkten Zugriff auf die Bürger und die Ressourcen des Landes: Löhne und Arbeitsbedingungen können festgesetzt, Streiks verboten werden. Bei der Umsetzung der Mobilmachung gibt es allerdings erhebliche Probleme: Die Ministerien sind zerstritten. Erst als Japan 1941 mit dem Angriff auf Pearl Harbor den Krieg gegen die USA eröffnet, wird das Gesetz zur Mobilmachung verschärft angewendet. Japan ist mittlerweile dem von Adolf Hitler initiierten Drei-Mächte-Pakt beigetreten. Zwischen Berlin, Rom und Tokio besteht nun die so genannte Achse, die den Zweiten Weltkrieg für sich entscheiden will. Im Pazifik dauert der Krieg vier Jahre und endet mit den Atombombenabwürfen der Amerikaner auf die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima. Am 15. August 1945 erklärt Kaiser Hirohito die japanische Kapitulation. Sechs Wochen später wird das Gesetz zur Nationalen Mobilmachung wieder abgeschafft. Stand: 05.05.08 | Dominik Reinle (fhf) | Vor 70 Jahren: Japan erlässt Gesetz zur Generalmobilmachung | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T10:24+02:00 | 2015-10-06T10:24+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3636~_mon-062023.html |
19. Juni 2004 - Vor 35 Jahren: Erste Lebertransplantation in Deutschland | Dem Patienten, einem 30-jährigen Studenten, geht es immer schlechter. Seine Leber ist von Krebs durchsetzt. Das Versagen des lebenswichtigen Organs steht unmittelbar bevor. In dieser Situation entschließt Professor Alfred Gütgemann, Chef der Bonner Chirurgischen Universitätsklinik, das Risiko einer Lebertransplantation zu wagen. Der Patient stimmt zu, die für ihn vorgesehene Spenderleber stammt von einem Hirntoten. Dessen Angehörigen werden nicht gefragt, das hält der Mediziner für "unmenschlich und unärztlich".Die Lebertransplantation ist die erste in Deutschland, eine chirurgische Meisterleistung. Zum Operationsteam gehören 40 Ärzte und Schwestern, die Operationstechnik ist an zahlreichen Hunden trainiert worden. Rund fünfeinhalb Stunden dauert der Eingriff, der schwieriger ist als eine Herzverpflanzung. Die entfernte kranke Leber wiegt fast fünf Kilo, mehr als dreimal so viel wie eine gesunde. Nach der gelungenen Leberverpflanzung lebt der Dreißigjährige noch sieben Monate – viel länger als die meisten der bis dahin knapp fünfzig im Ausland Operierten. Heute erhalten rund 800 Menschen pro Jahr in Deutschland eine neue Leber. Überstehen sie das erste kritische Jahr – und das schaffen immerhin 85 Prozent -, haben sie eine fast eine durchschnittliche Lebenserwartung. Ein Problem ist jedoch geblieben: Nach wie vor gibt es zu wenige Organspenden. Stand: 19.06.04 | lennartz (konrad) | Vor 35 Jahren: Erste Lebertransplantation in Deutschland | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T16:34+02:00 | 2015-10-06T16:34+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag158~_mon-082014.html |
14. Januar 2009 - Bundesregierung beschließt "Abwrackprämie" | Schätzungen zufolge sterben 6.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen von Stickoxiden. Davon sind Umweltmediziner wie Claudia Traidl-Hoffmann aus Augsburg überzeugt. Und der Dieselskandal von 2015 zeigt auf, dass mehr Stickoxide aus Dieselmotoren in der Luft sind, als von manchem Autohersteller angegeben. Wie reagiert die Politik? Mit "attraktiven Tauschangeboten", wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sie 2018 in Aussicht stellt. Angeblich für den Verbraucher, besonders aber für die Industrie. Denn dank eines als "Umweltprämie" bezeichneten Rabatts, der in etwa der ohnehin geläufigen Verhandlungsspanne des Händlers entspricht, können alte Diesel gegen neue "ausgetauscht" werden. Zum Beispiel gegen Fahrzeuge, die der Abgasnorm Euro 6 entsprechen – allerdings oft nicht auf der Straße, sondern nur unter den Idealbedingungen des Prüfstands. Eine "Umweltprämie" gibt es auch schon 2009. Im Vorfeld stimmt der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn seine Aktionäre auf "eines der schwierigsten Jahre in unserer Unternehmensgeschichte" ein. Infolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ist der durch die Wiedervereinigung zunächst rapide in die Höhe geschnellte Absatzmarkt auch in Deutschland eingebrochen. Die Industrie ruft die Politik zu Hilfe. Und die wird prompt aktiv. Am 14. Januar 2009 macht die Bundesregierung zur Finanzierung einer im Volksmund "Abwrackprämie" genannten Initiative 1,5 Milliarden Euro locker: Wer ein neues Auto oder einen Jahreswagen kauft und seinen alten Wagen dafür zum Verschrotten freigibt, wird mit 2.500 Euro vom Staat belohnt. In der Folge stehen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle die Telefone nicht mehr still. Die Behörde wird regelrecht geflutet mit Anträgen, die Händler melden Rekordumsätze. Drei Monate später stockt Bundeswirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) den inzwischen schon leeren Prämientopf auf fünf Milliarden Euro auf. Anfang September 2009 ist dann, so Guttenberg, "endgültig Schluss". Am Ende werden rund zwei Millionen Autos verschrottet beziehungsweise neu gekauft. Besonders umweltfreundlich ist die "Umweltprämie" allerdings nicht – eher eine immense Verschwendung von Ressourcen. Denn bei den Schrotthändlern stapeln sich auch perfekt laufende Autos mit schöner Ausstattung, deren Handelswert eigentlich weit über dem liegt, was die Kunden mit der Abwrackprämie erhalten haben. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 15. Januar 2019: Vor 50 Jahren: Bundestag verabschiedet das Textilkennzeichnungsgesetz | Thomas Köster | Ein Wrack ist ein beschädigtes, unbrauchbares Fahrzeug. Als die "Abwrackprämie" an den Start geht, werden aber auch Autos verschrottet, die noch tiptop waren. Offiziell heißt der staatliche Zuschuss damals "Umweltprämie". | [
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] | Stichtag | 2019-01-14T06:50+01:00 | 2019-01-14T06:50+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-abwrackpraemie-102~_mon-092012_tag-14012019.html |
3. Juni 1952 - Das Bundesarchiv in Koblenz nimmt seine Arbeit auf | Es ist das Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland. Alles, was für das Land wichtig ist, wird im Bundesarchiv in Koblenz systematisch gesammelt und aufgehoben. Den Beschluss zur Gründung der Institution fasst die Bundesregierung unter Konrad Adenauer (CDU) am 24. März 1950. Dem Archiv wird unter anderem die Aufgabe gestellt, das "bei der Bundesregierung und ihren Dienststellen anfallende Archivgut" zu ordnen und wissenschaftlich zu verwerten. Auch Materialien aus der Vergangenheit, "der Tätigkeit der ehemaligen deutschen Reichsbehörden und der deutschen Wehrmacht", sollen archiviert werden. Doch es geht nicht nur um Amtliches: Ergänzend sollen "ferner planmäßig schriftliche Nachlässe, Ausarbeitungen, Denkschriften, Erlebnisberichte usw." von Politikern, Wirtschaftsvertretern sowie Menschen aus dem Sozial- und Kulturleben gesammelt werden - wie es im Bulletin der Bundesregierung heißt. Später werden deshalb nicht nur Gesetzestexte, Akten aus dem Bundeskanzleramt oder Oskar Schindlers Liste aufgehoben. Auch Dinge wie ein Dankesschreiben der Fußballnationalmannschaft von 1958 an Adenauer, ein Bausparkassenvertrag von Bundespräsident Theodor Heuss für sein privates Eigenheim oder die Speisekarten von internationalen Empfängen werden verwahrt. Ebenso sind bedeutende deutsche Spielfilme konservierungswürdig - weil deren Handlungen Spiegelbilder der jeweiligen gesellschaftlichen Situation darstellen. Seine Arbeit nimmt das Bundesarchiv am 3. Juni 1952 in Koblenz auf. Ein leer stehendes Gebäude der ehemaligen preußischen Provinzialregierung hat den Ausschlag für den Dienstort an der Mündung von Mosel und Rhein gegeben. Koblenz wird zunächst als Provisorium gesehen, die Entfernung zur Bundeshauptstadt Bonn scheint nur als Übergang hinnehmbar. Doch das ändert sich im Verlauf der Zeit. Weil durch die Aktenrückgaben der Alliierten der Umfang der Bestände wächst, zieht das Bundesarchiv 1961 innerhalb von Koblenz in ein gemietetes Bürogebäude um. Schließlich wird 1986 in einem Neubaugebiet der Stadt ein neues und speziell eingerichtetes Dienstgebäude eingeweiht. Neben dieser Hauptstelle in Koblenz verfügt das Bundesarchiv mittlerweile über acht Nebenstellen - zum Beispiel in Berlin, Freiburg und Sankt Augustin. Das Bundesarchiv sammelt nicht nur Material, sondern begutachtet es auch: Als 1983 das Magazin "Der Stern" behauptet, Hitlers Tagebücher gefunden zu haben, können die Experten aus Koblenz nachweisen, dass es sich bei den angeblichen Aufzeichnungen um eine Fälschung handelt. Auch bei der juristischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus haben Archivare des Bundesarchivs mehrfach Belege vorgelegt, die zur Verurteilung von Tätern geführt haben. Über 7.000 Professoren, Doktoranden oder Studenten haben 2011 das mit Lesesälen ausgestattete Bundesarchiv genutzt. Und nicht nur sie: Jeder, der ein weit gefasstes "berechtigtes Interesse" vorbringt, kann sich über Vergangenes informieren. Das Bundesarchiv hilft auch in ganz privaten Dingen, wenn Arbeitsbescheinigungen oder Rentennachweise fehlen. Oder wenn nach dem Namen des verschollenen Vaters gesucht werden soll. Stand: 03.06.2012 | Dominik Reinle | Es ist das Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland. Alles, was für das Land wichtig ist, wird im Bundesarchiv in Koblenz systematisch gesammelt und aufgehoben - zum Beispiel Akten aus dem Bundeskanzleramt, bedeutende Nachlässe oder Oskar Schindlers Liste. | [
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"03.06.1952",
"3. Juni 1952",
"03.06.2012",
"3. Juni 2012",
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] | Stichtag | 2015-10-07T12:32+02:00 | 2015-10-07T12:32+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6660~_mon-102009.html |
Besetzung & Setlist von Phillip Boa And The Voodoo Club beim Crossroads Festival 2012 | Phillip Boa - vocals, guitarPia Lund - vocals, percussionOli Klemm - guitarMaik T. - bass, backing vocalsToett - keyboards, percussionMoses - drums, percussion, backing vocals 01. Fine Art In Silver 02. Bells Of Sweetness03. Drinking And Belonging To The Sea04. Bohemian Life05. Pretty Bay06. This Is Michael07. Get Terminated!08. Hell09. Diamonds Fall10. Ernest Statue11. Speed12. So What 13. Deep In Velvet 14. I Dedicate My Soul To You 15. Pfirsicheisen16.Container Love 17. Sirens From Hell 18. And Then She Kissed Her 19. Kill Your Ideals | WDR | Schau Dir hier die Besetzung & Setlist an | [
"Rockpalast",
"WDR Fernsehen",
"Crossroads Festival",
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"2012",
"22.03.2012",
"20120322",
"Phillip Boa And The Voodoo Club",
"Besetzung",
"Setlist"
] | Fernsehen | 2016-03-07T13:33+01:00 | 2016-03-07T13:33+01:00 | https://www1.wdr.de//fernsehen/rockpalast/crossroads-zwanzigzwoelf-phillip-boa-and-the-voodoo-club-100.html |
03. Juni 2008 - Vor 10 Jahren: Das Netzwerk Attac wird gegründet | "Entwaffnet die Märkte!" lautet im Dezember 1997 die Überschrift eines Artikels in der französischen Zeitung "Le Monde diplomatique ". Ignacio Ramonet rechnet darin mit dem internationalen Finanzsystem ab: "Will man verhindern, dass die Welt sich im 21. Jahrhundert endgültig in einen Dschungel verwandelt, in welchem die Räuber den Ton angeben, wird die Entwaffnung der Finanzmächte zur ersten Bürgerpflicht." Der Text endet mit dem Aufruf, eine Nichtregierungsorganisation zu gründen. Ihre umständliche Bezeichnung lautet "Action pour une taxe Tobin d'aide aux citoyens" ("Aktion für eine Tobin-Steuer zum Nutzen der Bürger"). Die Abkürzung ist umso griffiger: Attac. Die Tobin-Steuer geht auf James Tobin zurück, der eine Besteuerung des Devisenhandels gefordert hat. Die Zeitung erhält große Resonanz auf den Artikel: Am 3. Juni 1998 wird Attac in Paris gegründet. Mittlerweile steht das französische Kürzel Attac für "Association pour une Taxation des Transactions financières pour l'Aide aux Citoyens ". Wörtlich übersetzt: "Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Bürger". Attac Deutschland entsteht im Jahr 2000. Das Spektrum der heutigen Mitglied ist breit: Darunter sind unter anderem Oskar Lafontaine (Die Linke), Heiner Geißler (CDU), Ärzte-Sänger Bela B., Liedermacher Konstantin Wecker, die "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft", die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der BUND. Sie alle verbindet der Attac-Slogan "Für eine solidarische Weltwirtschaft - gegen neoliberale Globalisierung". "Attac geht es darum, der Globalisierung soziale und ökologische Regeln zu geben", sagt Sven Giegold, Gründungsmitglied von Attac Deutschland. "Uns geht es nicht darum, die Globalisierung rückgängig zu machen oder das als einen falschen Prozess darzustellen." Bekannt wird Attac in Deutschland durch den Protest gegen den G8-Gipfel in Genua 2001. Die Mächtigen der Welt konferieren, ihre Kritiker demonstrieren. Mit dabei sind rund tausend Deutsche, darunter Mitglieder von Attac. "Von da an war Attac plötzlich ein Akteur", sagt Dieter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin. "Dann begann, bedingt durch die Medienberichterstattung, ein Zulauf." Hartz IV, Irakkrieg, Studiengebühren, Gesundheitsreform, Bahnprivatisierung - kaum ein Protestthema, bei dem nicht auch das globalisierungskritische Netzwerk mitdemonstriert. Im Juni 2007 bringt erneut ein G8-Gipfel Attac in die Schlagzeilen. Heiligendamm ist für Giegold ein Erfolg: "Der Attac-Block war einer der größten auf der Demonstration und es hat uns ermöglicht, unsere Kritik an der Globalisierung und unsere Alternativen täglich in die Tagesschau zu bringen. Das haben wir vorher noch nie geschafft." Stand: 03.06.08 | Dominik Reinle (fhf) | Vor 10 Jahren: Das Netzwerk Attac wird gegründet | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T12:56+02:00 | 2015-10-06T12:56+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag3100~_mon-012022.html |
28. Februar 1921 - Matrosenaufstand von Kronstadt beginnt | Februar 1921: Die Revolution in Russland ist gerade vier Jahre her. Die Bolschewiki unter der Führung von Lenin hatten gesiegt - mit maßgeblicher Unterstützung der Matrosen von Kronstadt. Sie halfen beim Sturm auf den Winterpalast des Zaren in St. Petersburg. Doch nun sind die Matrosen enttäuscht. "Die Sowjetmacht führt zum Sozialismus", hatte Lenin angekündigt. Stattdessen stecken die Sowjets im Bürgerkrieg mit zarentreuen Truppen. Die Ideale eines freiheitlichen und demokratischen Sozialismus bleiben auf der Strecke. Es herrscht Kriegskommunismus: Die Bolschewiki treiben das Getreide mit Waffen bei den Bauern ein. Arbeiterkomitees werden durch Lenin-Getreue ersetzt. Hunderttausende Menschen verhungern. Es kommt zu Aufständen und Streiks, auch in Petrograd, dem früheren St. Petersburg. Die Matrosen in der Festung Kronstadt, die auf der Ostsee-Insel Kotlin nahe Petrograd steht, wissen vom Aufruhr auf dem Festland. Als dort die Geheimpolizei auf die Arbeiter schießen, kippt die Stimmung auf dem Stützpunkt der Baltischen Flotte. Am 28. Februar 1921 verfassen die Kronstädter auf dem Schlachtschiff "Petropawlowsk" eine Resolution. Am nächsten Tag wird sie vor 16.000 Matrosen und Arbeitern verlesen. Gefordert werden Neuwahlen sowie Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Eine 30-köpfige Delegation macht sich nach Petrograd auf, um die Forderungen zu verbreiten - ohne je zurückzukehren. Leo Trotzki, Oberbefehlshaber der Roten Armee, sammelt derweil Truppen. Sein Ultimatum lassen die Kronstädter verstreichen. "Wir werden die Sache siegreich beenden - oder sterben", funken sie von der "Petropawlowsk". "Zusammenschießen! Wie Enten auf dem Teich", befiehlt Trotzki. Am 7. März beginnt der Angriff auf die Festung Kronstadt. Doch der Vorstoß über die vereiste Ostsee misslingt: Die Matrosen feuern aus ihren schweren Geschützen, das Eis bricht, hunderte Rotarmisten ertrinken. Nach Artillerie-Beschuss der Festung rücken die Bolschewiki in der Nacht zum 17. März erneut über das Eis vor. Nach 20 Stunden ergeben sich die Matrosen der Übermacht von rund 50.000 Rotarmisten. Tausende Rebellen fliehen nach Finnland. Die Bilanz: 3.000 Gefallene, über 2.000 Todesurteile, 6.500 Haftstrafen, Rückkehrer aus Finnland verschwinden in Straflagern. 1917 waren die Matrosen von Kronstadt noch die Elitetruppe der Bolschewiki gewesen. Trotzki hatte sie damals als "Schönheit und Stolz der Oktoberrevolution" bezeichnet. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 01.03.2021: Vor 10 Jahren: Rücktritt von Verteidigungsminister Guttenberg | Dominik Reinle | Sie wollen die Ideale der russischen Oktoberrevolution verwirklichen - und werden von der Roten Armee gestoppt. Eine bittere Überraschung für die Matrosen von Kronstadt. | [
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"28.02.2021",
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] | Stichtag | 2021-02-28T00:00+01:00 | 2021-02-28T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-matrosen-aufstand-kronstadt-100~_mon-022016_tag-28022021.html |
3. Oktober 1988 - Franz Josef Strauß stirbt in Regensburg | "Er hat wie eine Eiche gelebt. Und er wurde wie eine Eiche gefällt", sagt der damalige Kardinal Josef Ratzinger 1988 bei der Beisetzung von Franz Josef Strauß. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident ist einer der umstrittensten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte. "Er war oft unbeherrscht", sagt Strauß-Biograf Werner Biermann. Er sei "eine barocke Gestalt" gewesen: "Sinnlich, impulsiv, gefühlsbezogen, komplex, widersprüchlich". Trotz seine "Hyperintelligenz" sei er oft "über seine eigene Emotionalität" gestolpert. Geboren wird Strauß am 6. September 1915 in München als Sohn eines Metzgermeisters. Der begabte Franz Josef fällt einem Priester auf, der die Eltern überredet, ihr Kind auf ein Elitegymnasium zu schicken. Nach einem ausgezeichneten Abitur studiert Strauß in München Geschichte, Germanistik, Latein, Griechisch, Archäologie und Volkswirtschaft. 1939 wird er zum Kriegsdienst eingezogen und steht bis 1942 als Artillerist an der Front. Nach schweren Erfrierungen unterrichtet er an der Flakschule Altenstadt bei Schongau. Da ihn die Alliierten nach Kriegsende als "unbelastet" einstufen, wird er von der US-Militärregierung in Schongau als stellvertretender Landrat eingesetzt. Damit beginnt seine politische Karriere. Strauß ist Gründungsmitglied der CSU, wird Mitglied im Landesvorstand und Generalsekretär der Partei. 1953 wird er unter Kanzler Konrad Adenauer (CDU) Bundesminister für besondere Aufgaben, zwei Jahre später übernimmt er das Atomministerium. 1956 wird er Bundesminister für Verteidigung. Schon bald gibt es allerdings Gerüchte über Geldgeschäfte, die Freunde und Vertraute aus dem Umfeld des Verteidigungsministers bei Aufbau der Bundeswehr machen. 1962 veröffentlicht der "Spiegel" eine Titelgeschichte über den Zustand der Bundeswehr. Verteidigungsminister Strauß geht massiv dagegen vor. "Spiegel"-Chef Rudolf Augstein muss wegen angeblichen Landesverrats dreieinhalb Monate ins Gefängnis. Doch dann gerät Strauß selbst in den Fokus: Er streitet jegliche Verantwortung für die Verhaftung von Augstein ab. Doch das erweist sich als Lüge. Strauß zieht sich nach Bayern zurück. Doch bereits vier Jahre später wird er in der Großen Koalition Finanzminister. Zusammen mit Wirtschaftsminister Karl Schiller bildet er ein ökonomisches Traumpaar der Wirtschaftswunderzeit. "Plisch und Plum" werden die beiden genannt, in Anlehnung an Wilhelm Buschs freches Hundepaar. Sein Ruf als "ungesichertes Kraftwerk", "Problemfigur" und "Kommunistenfresser" begleitet ihn weiter. Seine wohl größte Unterstützung erhält Strauß von seiner Frau Marianne, mit der er seit 1957 verheiratet ist und mit der er drei Kinder hat. Sie ist auch loyal, als ihr Mann CSU-Vorsitzende in den späten 1960er Jahren eine Affäre mit einer Abiturientin hat. 1978 wird Strauß bayerischer Ministerpräsident. Seinen Regierungsstil bezeichnet er ironisch als "eine Mischung aus Heinrich VIII. und Ludwig XIV." Tatsächlich wird er von manchen wie ein König verehrt. 1980 wird Strauß Kanzlerkandidat der Unionsparteien und tritt erfolglos gegen Helmut Schmidt (SPD) an. Daraufhin zieht er sich nach Bayern zurück. 1983 vermittelt er einen Milliardenkredit an die DDR - zur Überraschung der Öffentlichkeit und der eigenen Partei. "Man muss einige wenige Grundsätze haben und diese elastisch handhaben", so Strauß. In seinen letzten Lebensjahren ist der Politiker gesundheitlich angeschlagen. Der Unfalltod seiner Frau 1984, seine Alkoholkrankheit und sein hektisches Leben haben Spuren hinterlassen. Auf einer Jagdgesellschaft des Fürsten Thurn und Taxis bricht Strauß zusammen und wird in Regensburg in Krankenhaus eingeliefert. Dort stirbt er am 3. Oktober 1988, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Stand: 03.10.2013 | Dominik Reinle | "Er hat wie eine Eiche gelebt. Und er wurde wie eine Eiche gefällt", sagt der damalige Kardinal Josef Ratzinger 1988 bei der Beisetzung von Franz Josef Strauß. Er ist einer der umstrittensten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte. | [
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] | Stichtag | 2015-10-08T12:09+02:00 | 2015-10-08T12:09+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag7826~_mon-052019.html |
Journalist in Dortmund überfallen | Der 43-jährige Journalist Marcus Arndt wurde in der Dortmunder Innenstadt attackiert. Wie die Polizei mitteilte, habe er am späten Montagabend (09.03.2015) auf einem Gehweg bemerkt, wie er von hinten mit Steinen beworfen wurde. Ein Stein habe ihn am Kopf getroffen. Der Journalist habe die Angreifer mit einer Schreckschusswaffe vertreiben können, so die Polizei weiter. Der Dortmunder wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht, das er später wieder verlassen konnte. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass der Vorfall in Verbindung mit den Einschüchterungen und Bedrohungen von Journalisten durch Rechtsextremisten steht. "Einige Indizien sprechen dafür", sagte ein Polizeisprecher am Dienstag (10.03.2015) dem WDR. Man müsse nun die Hintergründe ermitteln. Arndt sagte dem Blog "Ruhrbarone", dass ihm bereits in der U-Bahn mehrere Personen im typischen Outfit der rechten Szene aufgefallen seien. In der Innenstadt sei die Situation eskaliert: Die in schwarz gekleideten Männer hätten ihn mit Steinen beworfen und gedroht, ihn umzubringen. Arndt hatte in den vergangenen Wochen, wie auch andere Journalisten in Dortmund, Morddrohungen in Form von Todesanzeigen erhalten. Er berichtet seit 20 Jahren über die rechte Szene. Die Sonderkommission "Rechts" der Polizei Dortmund hat die Ermittlungen aufgenommen. Nach Polizeiangaben wurde sie um zwölf weitere Beamte aufgestockt. Für den 43-jährigen Journalisten sollten erforderliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden, hieß es. Zeugen seien aufgerufen, sich unter der Rufnummer 0231/1327441 zu melden. Vor dem Überfall auf den Journalisten hatten Neonazis im Stadtteil Derne eine Kundgebung vor einer Flüchtlingsunterkunft abgehalten. Mehr als 300 Menschen hatten dagegen demonstriert. Arndt war als Fotograf vor Ort. Der Journalist Sebastian Weiermann zählt wie Arndt zu den Reportern, gegen die sich die Einschüchterungsversuche von Neonazis richten. Er ist mit Arndt befreundet und geht von einer gezielten Aktion von Rechten aus. "Es war kein Zufall, dass es ausgerechnet Marcus getroffen hat", sagte Weiermann, der für die "Ruhrbarone" berichtet und Arndt auf das Polizeipräsidium begleitete, dem WDR. Weiermann sieht nach dem gewalttätigen Übergriff eine neue Eskalationsstufe erreicht. "Die Todesanzeigen waren - blöd gesagt - eine Spielerei." Jetzt stecke mehr hinter dem Agieren der Neonazis. Dennoch wolle man sich nicht bei der Arbeit einschränken lassen. Man müsse sich künftig überlegen, ob man gemeinsam zu Kundgebungen von Neonazis fahre oder eher ein Taxi anstatt die U-Bahn benutze. Arndt war zum Zeitpunkt des Überfalls alleine unterwegs. | Fabian Wahl | Es ist eine neue Eskalationsstufe: Nach einer Neonazi-Kundgebung ist in Dortmund ein Journalist von Unbekannten überfallen und verletzt worden. Das Opfer wurde zuvor mehrmals von Neonazis bedroht. Die Polizei geht von einem rechtsextremen Hintergrund aus. | [
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"Dortmund",
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"Rechtsextremismus"
] | Archiv | 2018-07-27T13:16+02:00 | 2018-07-27T13:16+02:00 | https://www1.wdr.de//archiv/am-rechten-rand/journalist-ueberfallen100.html |
23. Mai 2004 - Vor 20 Jahren: Mit einer Ariane-Rakete startet die kommerzielle Raumfahrt | Der Lärm ist ohrenbetäubend, als die 210 Tonnen in den bewölkten Abendhimmel abheben. Ganz kurz erstrahlt der Urwald rund um die Abschussrampe in Kourou in gleißendem Licht, dann ist die knapp 50 Meter große Rakete Ariane samt Feuerschweif schon hinter den Wolken verschwunden. Eine Viertelstunde später können die europäischen Raumfahrtspezialisten in Französisch-Guayana und die jenseits des Atlantiks aufatmen: Der Satellit "Spacenet 1" hat seine Umlaufbahn erreicht. Zuvor hieß es noch zittern, zweimal musste der Countdown wegen technischer Probleme abgebrochen werden. Mit der Firma "Arianespace" wollen die Europäer im sich abzeichnenden Weltraumgeschäft mitmischen. Vor allem für die wachsenden Telefon- und Fernsehmärkte werden Satelliten gebraucht, und die müssen ins All befördert werden. Arianespace, nomen est omen, setzt dabei auf die europäische Trägerrakete Ariane. Die ist günstig und eine echte Konkurrenz für die Amerikaner. Als die Ariane am 23. Mai 1984 zum ersten rein kommerziellen Weltraumflug abhebt, macht sie das ausgerechnet im Auftrag eines amerikanischen Telekommunikationsunternehmens. Weitere 28 Satelliten stehen zu diesem Zeitpunkt schon in den Auftragsbüchern. Bis heute haben die Ariane-Raketen rund 200 künstliche Erdtrabanten installiert. Stand: 23.05.04 | lennartz (jul) | Vor 20 Jahren: Mit einer Ariane-Rakete startet die kommerzielle Raumfahrt | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-06T13:00+02:00 | 2015-10-06T13:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag380~_mon-072017.html |
4. September 1962 - Charles de Gaulles erster Staatsbesuch in der BRD | Flughafen Köln-Bonn, 4. September 1962, elf Uhr: Auf die Minute pünktlich verlässt der französische Präsident Charles de Gaulle die Sondermaschine. Nach 21 Salutschüssen wird er bei seinem ersten Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland von Bundespräsident Heinrich Lübke begrüßt. Es ist ein historischer Augenblick: Zwei frühere Feinde reichen sich die Hand, beide hatten als Leutnants im Ersten Weltkrieg gedient. Bereits zwei Monate zuvor, Anfang Juli 1962, hat de Gaulle gemeinsam mit Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) in der Kathedrale von Reims einen Versöhnungsgottesdienst gefeiert, um die jahrhundertealte Erbfeindschaft zwischen Deutschen und Franzosen zu beenden. In der französischen Stadt Reims hatte Generaloberst Alfred Jodl 1945 die Kapitulationsurkunde unterzeichnet. De Gaulle ist mit einem Plan über den Rhein gekommen: Er will ein europäisches Bollwerk gegen die kommunistische Bedrohung aus dem Osten errichten. Frankreich soll dabei das Kommando führen, die Bundesrepublik der Juniorpartner sein. Den Amerikanern und der Nato traut de Gaulle bei der Friedenssicherung nicht viel zu. Die engen Beziehungen der Bundesrepublik zu den USA missfallen ihm aus machtpolitischen Gründen. "Es lebe die französisch-deutsche Freundschaft!" Mit diesem Satz beginnt de Gaulle in der Bundesrepublik seinen Werbefeldzug in Sachen Aussöhnung und Zusammenarbeit. Bei seinen 14 öffentlichen Auftritten wiederholt er den Spruch wie ein Mantra. De Gaulle sprüht vor Herzlichkeit. Er spricht Worte, die für die schuldbeladenen Deutschen - 17 Jahre nach dem von ihnen angezettelten Zweiten Weltkrieg - wie eine Erlösung erscheinen: "Ich beglückwünsche Sie", ruft er dem jungen Publikum im Schlosshof von Ludwigsburg zu, "junge Deutsche zu sein, Kinder eines großen Volkes, jawohl, eines großen Volkes!" De Gaulles strategische Charmeoffensive verfängt beim Kanzler wie bei den Bürgern von Bonn, Köln, Stuttgart oder München, bei Offizieren in Hamburg und bei den Stahlarbeitern von Thyssen in Duisburg. Die Deutschen sind hingerissen. De Gaulle macht bei einem Abendessen auf Schloss Brühl sogar den Vorschlag, die guten Beziehungen vertraglich festzuhalten. Nach sechs Tagen verlässt der 71-Jährige die Bundesrepublik schließlich müde und heiser - aber glücklich, sagt er zum Abschied. Gut vier Monate später unterzeichnen Adenauer und de Gaulle im Januar 1963 im Elysée-Palast in Paris den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Es ist ein Abkommen über eine militärische, politische, wirtschaftliche und kulturelle Kooperation ihrer Länder. Damals ahnt de Gaulle noch nicht, dass nur kurze Zeit später der Deutsche Bundestag eine Präambel einschmuggeln würde, die die Bindung der Bundesrepublik an Nato und USA bekräftigt. Die deutsch-französische Freundschaft hält trotzdem: Die einstigen Erbfeinde sprechen miteinander über Außen-, Sicherheits-, Wirtschafts- und Kulturpolitik. Halbjährliche Regierungstreffen sind die Regel. Ab und zu geht es auch um die Frage: Wie viel Nähe zu den USA und zur Nato ist nötig, wie viel Unabhängigkeit für Europa ist möglich? Stand: 04.09.2012 | Dominik Reinle | Überall, wo der 1,95 große Franzose gemeinsam mit Bundeskanzler Konrad Adenauer ( CDU ) auftritt, jubeln die Menschen: Im September 1962 absolviert Präsident Charles de Gaulle seinen ersten Staatsbesuch in der Bundesrepublik. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T11:33+02:00 | 2015-10-07T11:33+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6890~_mon-082023.html |
12. Januar 1980 - Gründungskongress der Grünen beginnt | Nach den Studentenunruhen von 1968 verschwindet der Protest nicht: In den 1970er Jahren richtet sich die Gesellschaftskritik gegen die Atomenergie und den Kalten Krieg. Es entstehen Bürgerinitiativen und "neue soziale Bewegungen", die sich für Umwelt, Frieden und Frauenrechte einsetzen. Auf dem "Tunix"-Kongress in Berlin wird 1978 diskutiert, was zu tun ist. Alternative Projekte wie Buchläden, Kneipen und Landkommunen werden vorgestellt. Das Treffen wird zur Initialzündung für die Tageszeitung "Taz" und die Grüne Partei. Im März 1979 schließt sich ein Bündnis zur Sonstigen Politischen Vereinigung (SPV) "Die Grünen" zusammen. Im Juni 1979 gibt es erstmals Direktwahlen zum EU-Parlament. Daran kann man nicht nur als Partei, sondern auch als SPV teilnehmen. Die grüne Vereinigung verpasst mit 3,2 Prozent zwar den Einzug ins Europäische Parlament. Aber die Wahlkampfkosten-Rückerstattung bringt ihr 4,8 Millionen D-Mark ein - eine gute Basis, um sich flächendeckend zu organisieren. Um aber im Oktober 1980 an der Bundestagswahl teilnehmen zu können, muss nach deutschem Wahlrecht aus der SPV eine Partei werden. Deshalb drängen sich am 12. Januar 1980 in der Stadthalle von Karlsruhe über 1.000 Delegierte. Der zweitägige Gründungskongress verläuft turbulent. Friedens- und Umweltbewegte, AKW-Gegner, Feministinnen, Kommunisten und sogenannte Wert-Konservative streitet über die Frage der Gewaltlosigkeit. Ein Antrag, der das "Recht auf Widerstand und soziale Notwehr" gegen staatliche "Gewaltmaßnahmen und Unterdrückung" fordert, wird abgelehnt. Das Plenum spricht sich für Gewaltfreiheit im Rahmen des Grundgesetzes aus, streicht aber die Ablehnung von Revolutionen. Eine andere Debatte tobt um die Frage der Doppelmitgliedschaft: Sollen Mitglieder von kommunistischen Kleinstparteien, den sogenannten K-Gruppen, auch Mitglied der Grünen sein dürfen? Zunächst wird die Doppelmitgliedschaft abgelehnt, dann bricht die Diskussion erneut los. Da für eine Parteigründung die Satzung mit zwei Dritteln der Stimmen beschlossen werden muss, kommt es zum Kompromiss. Eine Mehrheit stimmt dafür, dass die Landesverbände eigene "Übergangsregelungen" treffen können. Die vier Grundsätze der Partei lauten schließlich: "ökologisch, sozial, basisdemokratisch und gewaltfrei". Die Vorstandswahlen und die Verabschiedung des Parteiprogramms werden auf die zweite Bundesversammlung im März 1980 in Saarbrücken verschoben. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Januar 2020 ebenfalls an den Gründungskongress. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 13.01.2020: Vor 60 Jahren: Ersatzdienstgesetz verkündet | Dominik Reinle | Alles Müslifresser und Öko-Spinner: So höhnen 1980 manche über die neu gegründete Bundespartei "Die Grünen". Heute gehört sie längst zum bürgerlichen Politikbetrieb dazu. | [
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28. Februar 1944 - Geburtstag von Torwart-Legende Sepp Maier | Dass Sepp Maier einer der ganz großen deutschen Torhüter werden wird, ist nicht abzusehen. Mit 15 spielt er im Angriff beim TSV Haar bei München. Dann bricht sich der Stammtorwart vor einem Pokalspiel gegen den FC Bayern die Hand. Der Jugendleiter hat ihn ins Tor verfrachtet, wird sich Maier später erinnern – auch daran, wie missmutig er über die Entscheidung war. Das Spiel geht zweistellig verloren. Da habe er gedacht: "Endlich ist’s vorbei, brauch ich nimmer ins Tor gehen", sagt Maier. "Pustekuchen. Der Trainer vom FC Bayern kommt und fragt unseren Trainer: 'Du, wen hast denn da im Tor hinten drin?'" Es ist die Geburtsstunde der "Katze von Anzing". Geboren wird Sepp Maier am 28. Februar 1944 als Josef Dieter Maier im niederbayerischen Metten. Als Kind ist er oberbayerischer Meister im Turnen. 1946 übersiedelt die Familie nach Haar, dort macht Maier eine Lehre als Maschinenschlosser. 1959 wechselt er zum FC Bayern, wo er bis zum Ende bleiben wird. Mit 19 wird er Stammtorwart und absolviert zwischen 1966 und 1979 über 440 Bundesligaspiele in Folge: ein kaum mehr zu überbietender Rekord. Je vier Mal wird Maier mit den Bayern Deutscher Meister, Pokalsieger und Gewinner des Europacup-Titels. 95 Mal steht er im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Der Titel bei der Fußballweltmeisterschaft 1974 im eigenen Land wird sein größter Erfolg. Den 2:1-Sieg gegen die Niederlande verdankt die Mannschaft nicht zuletzt seiner überragenden Leistung. Beim anschließenden Festbankett zeigt sich der Querkopf Maier: Weil die Spielerfrauen separat im Nebenraum feiern müssen, animiert er die Mannschaft, mit den Gattinnen das Fest zu verlassen und in der legendären Münchner Diskothek P1 weiter zu feiern. Der DFB schäumt, die Aufregung ist groß. Trotzdem dürfen seitdem die Spielerfrauen auch offiziell immer dabei sein. Maier wird auch zum Spaßvogel der Nation. Mal hechtet er auf dem Platz einer Ente hinterher, mal präsentiert er im "Aktuellen Sportstudio" im ZDF Zauberkunststücke, statt auf die Torwand zu schießen. Und in Ilja Richters "Disco" ist er sich für keinen Sketch zu schade. Eine Kultfigur bleibt Maier auch, als ein Autounfall 1979 seine Spielerkarriere beenden muss. Er wird Torwarttrainer beim FC Bayern, später bei der deutschen Nationalmannschaft – bis ihn Jürgen Klinsmann 2006 nach einem Streit entlässt. Fußball und der FC Bayern sind Maier nach eigener Aussage heute "net egal, aber wurscht". Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. Stichtag am 01.03.2019: Vor 65 Jahren: Wasserstoffbombenexplosion auf dem Bikini-Atoll | Thomas Köster | 95 Mal stand Sepp Maier vom FC Bayern München im Tor der deutschen Nationalmannschaft – so oft wie kein anderer. Und mit ihr wurde er 1974 Weltmeister. | [
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] | Stichtag | 2019-02-28T10:28+01:00 | 2019-02-28T10:28+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-sepp-maier-100~_mon-092014_tag-28022019.html |
27. März 2006 - Vor 105 Jahren: Comiczeichner Carl Barks geboren | Die Bewunderer von Duckburg (Entenhausen) sind ratlos. Keiner weiß, wer den Kosmos rund um Pechvogel Donald Duck, seine Neffen Tick, Trick und Track und den steinreichen Onkel Dagobert erfunden hat. Fest steht nur, dass es der unverwechselbare Stil eines einzigen Zeichners ist, den Fans in Ermangelung eines Namens bewundernd "the good artist" - "den guten Künstler" - nennen. Aber Walt Disney gibt das Geheimnis lange Zeit nicht preis. Erst in den siebziger Jahren finden hartnäckige Fans heraus, dass es sich beim guten Künstler um Carl Barks handelt, einen ehemaligen Laufburschen, Ledergerber, Holzfäller und Druckereigehilfen aus dem US-Bundesstaat Oregon. Zu dieser Zeit ist Barks schon längst in Rente.Barks wird am 27. März 1901 auf einer Farm in Merrill geboren. Schon früh entdeckt er sein Zeichentalent und kritzelt erste Figuren an Scheunenwände. Aber erst 1931 veröffentlicht der Autodidakt nach zahlreichen Gelegenheitsjobs regelmäßig im Satiremagazin "Calgary Eye Opener" in Minneapolis. Vier Jahre später erhält er einen Job als Zwischenphasenzeichner und Story-Entwickler in Walt Disneys Trickfilmstudios. Hier macht er aus Donald Duck, der ein Jahr zuvor in "The Wise Little Hen " einen ersten Auftritt hatte, mit seinem Gespür für das richtige Timing und eine perfekte Dramaturgie einen Weltstar. Er erfindet Scooge McDuck (Onkel Dagobert), Gyro Gearloose (Daniel Düsentrieb) und die Beagle Boys (Panzerknacker) - und schafft so ein Paralleluniversum, das bunt und differenziert genug ist, um der realen Welt einen Zerrspiegel vorzuhalten. Zwar verlässt der eigenwillige Barks 1942 die Disney-Studios, aber beim Western Verlag zeichnet er in Lizenz seine Donald-Duck-Geschichten weiter. Insgesamt entstehen 500 Comicgeschichten mit rund 6.300 Seiten. Viele üben heftige Kritik an Umweltzerstörung und der US-Politik etwa im Vietnamkrieg. Einige Strips werden vor der Veröffentlichung zensiert. Später versucht sich Barks als Geflügelfarmer und freier Künstler. Zu dieser Zeit haben sich längst andere Zeichner der Welt der Ducks angenommen. 1971 erhält er eine Sondergenehmigung, die es ihm gestattet, die Figuren seines Entenhausener Kosmos auf Gemälden festzuhalten. Aus den Ducks wird Comic-Kunst. In den nächsten Jahren entstehen rund 150 Ölbilder, die Barks von Sammlern aus den Händen gerissen werden und bei Auktionen sechsstellige Dollarbeträge erzielen. Mit 90 weitet Barks sein Kunsthandwerk auf Porzellanfiguren seiner Stars aus. Der Erbauer Entenhausens stirbt im August 2000 an Leukämie in einem Krankenhaus in Grants Pass, Oregon.Stand: 27.03.06 | koester (AnK) | Vor 105 Jahren: Comiczeichner Carl Barks geboren | [
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] | Stichtag | 2015-10-05T10:02+02:00 | 2015-10-05T10:02+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag2302~_mon-122017.html |
19. November 1917 - Geburtstag von Indira Gandhi | Mutter Indiens, Göttin oder Diktatorin wird sie genannt, je nachdem, wer spricht. Verehrung und Verachtung, Liebe und Hass schlagen der Frau mit den vielen Gesichtern entgegen. Am 19. November 1917 wird sie in Nordindien geboren. Mit dem berühmten Mahatma Gandhi ist sie nicht verwandt, lernt ihn aber als Kind kennen. Aus dem schüchternen Mädchen wird eine Politikerin, die sich in der Männerwelt durchsetzt. Seit 1966 regiert sie mit Indien die größte Demokratie der Welt und fühlt sich verantwortlich für das Land wie eine Mutter. "Meine Last ist vielfältig, weil Millionen meiner Familienmitglieder unter Armut leiden und ich mich um sie kümmern muss. Da sie verschiedenen Kasten und Glaubensrichtungen angehören, bekämpfen sie sich manchmal gegenseitig und ich muss eingreifen, insbesondere, um mich für die schwächeren Familienmitglieder einzusetzen, damit die stärkeren sie nicht ausnutzen", sagt sie im Wahlkampf auf hunderten Bühnen in staubigen Dörfern. Den Weg an die Spitze hat ihr der Vater geebnet: Jawaharlal Nehru, Freiheitskämpfer und erster Ministerpräsident nach der Unabhängigkeit. "Nehru hatte die Vision eines sozialistischen Staates mit einer ganz besonderen Wirtschaftsform", sagt Ulrike Niklas, Professorin für Indologie und Tamilstudien an der Kölner Universität. "Natürlich hat Indira Gandhi die Politik ihres Vaters im Großen und Ganzen fortgesetzt." Dazu gehören Fünf-Jahrespläne, Bankenverstaatlichungen und die Entmachtung der Fürsten. Die Armen feiern, die Kader und Konservativen in ihrer Kongresspartei fluchen. Die Frau, die sie als "stumme Puppe" verspottet haben, trifft immer mehr Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg. 1971 schlägt die indische Armee den Erzfeind Pakistan innerhalb weniger Tage. Das Land Bangladesch entsteht – es ist Indira Gandhis größter Triumph. "Keiner hat gedacht, dass eine Frau so stark werden kann", sagt Jay Ullal, Pressefotograf der Tageszeitung "Times of India" und des Magazins "Stern". Indien verschafft sich international Respekt, auch als Atommacht. Und Indira Gandhi wird wie eine Göttin verehrt. Doch sie kann auch anders. Als Diktatorin entmachtet sie Parlament und Justiz, lässt die Presse zensieren und Kritiker verhaften. 1975 greift die Premierministerin zu ihrer letzten Waffe, dem Ausnahmezustand. Sie spricht von einer Verschwörung feindlicher Kräfte, die Indien ins Chaos stürzen wollen. Tatsächlich gibt es landesweit Proteste und Streiks. Die Gründe: Inflation, Arbeitslosigkeit, Hungerlöhne, Korruption und eine umstrittene Familienpolitik zu der auch Zwangssterilisierungen gehören. "In meinem Dorf waren alle Menschen ängstlich: Jederzeit konnte ein Lastwagen oder ein Jeep mit Polizisten und Ärzten kommen und unsere Jungen mitnehmen", erinnert sich der Indologe Bahadur Singh. "Frau Gandhi ist Diktatorin geworden, das ist doch Diktatur!" Zwischen 1976 und 1977 werden rund acht Millionen Inder sterilisiert, oft ohne Aufklärung. Bei den Wahlen 1977 verliert ihre Kongresspartei. 1980 gelangt sie zwar mit einer neuen Partei zurück an die Spitze Indiens. Doch vier Jahre später wird sie von zweien ihrer Leibwächter, Sikhs, erschossen. Anfang des Jahres hatte sie den Goldenen Tempel zerstören lassen, das größte Heiligtum der Sikhs. Es ist das tragische Ende einer mächtigen Frau. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. November 2017 ebenfalls an Indira Gandhi. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 20.11.2017: Vor 15 Jahren: Öffentliche Sektion durch Gunther von Hagens | Martina Züger | Aus dem schüchternen Mädchen wird eine Politikerin, die sich in der Männerwelt durchsetzt. Seit 1966 regiert sie mit Indien die größte Demokratie der Welt und fühlt sich verantwortlich für das Land wie eine Mutter. | [
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23. Juli 1957 - Theo van Gogh wird geboren | Der am 23. Juli 1957 in Den Haag geborene Theo van Gogh, Urgroßneffe des Malers Vincent van Gogh, ist umstritten. Er gilt als Berufsprovokateur. Sein Jurastudium bricht er ab und will Filmregisseur werden. Doch bei der Niederländischen Filmakademie wird er zwei Mal abgewiesen. 1982 dreht er als Autodidakt seinen ersten Kurzfilm "Luger" über einen faschistischen Psychopathen. Bei den niederländischen Filmfestspielen sorgt der Schwarz-Weiß-Film für Aufregung. Van Gogh steckt eine Katze in eine Waschmaschine und einen Pistolenlauf in eine Vagina. Ohne erkennbaren Grund. Aber: Es schockiert. Grenzen gibt es für Theo van Gogh nicht. Jesus verspottet er als "der vergammelte Fisch von Nazareth". Über den Holocaust macht er Witze. Seine Karikatur "Zwei kopulierende gelbe Sterne in der Gaskammer" bringt ihm eine Klage wegen Antisemitismus ein. Den Propheten Mohammed bezeichnet er als "Ziegenficker Allahs". Im Vorspann seiner Fernsehsendung "Hier ist es furchtbar gemütlich" tobt er in einer Zwangsjacke durch eine Gummizelle. Van Gogh liebt es, den Quartalsirren zu geben. Sein Symbol ist der Kaktus. Dennoch ist es ihm ernst mit seinem Klamauk. Sein Freund, der Zeitungskolumnist Theodor Holman, bezeichnet Theo van Gogh als "Hofnarr", als "eine ganz warme, kreative, autistische Persönlichkeit". Er habe nicht von ungefähr Filmregisseur werden wollen. "Theo begriff nichts vom normalen Leben, von menschlichen Beziehungen." Aber "als König seiner selbst gemachten Filmwelt", in der sich Menschen "wie Marionetten" hätten benehmen müssen, sei er am glücklichsten gewesen. "Wenn er von etwas getrieben wurde, dann von seinem Kampf gegen Heuchelei", sagt Holman. "Er fand, dass er vor allem die Menschen in höheren Positionen beleidigen durfte. Argumentieren, meinte er, bringt nichts." Für den Schriftsteller Leon de Winter hingegen ist Theo van Gogh ein "Terrorist der Meinungsfreiheit". Der Filmemacher sei ein verabscheuungswürdiger Narzisst gewesen. "Er war ein schwergewichtiges Großmaul, dessen Familienname Erwartungen weckte und Frustrationen hervorrief." Amsterdam, 2. November 2004: Der Filmemacher Theo van Gogh ist am Morgen seines Todestages mit dem Fahrrad unterwegs, als ein Unbekannter auf ihn schießt. Als der 47-Jährige am Boden liegt, sticht der Attentäter auf ihn ein und versucht, ihn zu enthaupten. Bevor er flüchtet, rammt er seinem Opfer noch einen Dolch in die Brust, daran ein Zettel: "Der Islam wird mit dem Blut der Märtyrer die Welt erobern." Noch am selben Abend versammeln sich in Amsterdam Zehntausende. In den Tagen danach brennen in den Niederlanden Moscheen und islamische Schulen. "Das hat polarisiert", sagt Abdelkader Benali, Schriftsteller mit marokkanischen Wurzeln, der in der Nähe des Tatortes wohnt. Das habe die Debatte völlig vergiftet. "Wir waren plötzlich mitten in einem Zusammenprall der Kulturen." Der Mörder von Theo van Gogh wird kurz nach der Tat gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt. Es ist ein radikalisierter Niederländer mit marokkanischen Wurzeln, der sich durch dessen elfminütigen Kurzfilm "Submission" ("Unterwerfung") provoziert fühlt. Darin ist ein nackter, nur spärlich verhüllter Frauenkörper zu sehen, die Haut bedeckt mit Striemen und Koranversen. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Juli 2017 ebenfalls an Theo van Gogh. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 24.07.2017: Vor 65 Jahren: Uraufführung des Films "Zwölf Uhr mittags" ("High Noon") | Dominik Reinle | Für die einen ist er ein Hofnarr, für die anderen ein Terrorist der Meinungsfreiheit: Der Filmemacher Theo van Gogh provoziert alle. Grenzen kennt er nicht. Das wird ihm zum Verhängnis. | [
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] | Stichtag | 2017-07-25T17:36+02:00 | 2017-07-25T17:36+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-theo-van-gogh-100~_mon-092011_tag-23072017.html |
19. Juni 2005 - Vor 15 Jahren: Das erste Apartheidsgesetz wird aufgehoben | "Es war ein Verbrechen, durch eine 'Nur-für-Weiße'-Tür in Regierungsgebäuden zu gehen, ein Verbrechen, einen 'Nur-für Weiße'-Trinkbrunnen zu benutzen, ein Verbrechen, an einem 'Nur-für-Weiße'-Strand spazieren zu gehen, ein Verbrechen, in einem 'Nur-für-Weiße'-Bus zu fahren", schreibt Nelson Mandela in seiner Autobiographie. Die Symbolfigur der Anti-Apartheid-Bewegung ist Rechtsanwalt im einzigen Anwaltsbüro schwarzer Südafrikaner, als 1953 das Gesetz über getrennte öffentliche Einrichtungen erlassen wird. Die Apartheid teilt die südafrikanische Gesellschaft in privilegierte Weiße und praktisch rechtlose Nichtweiße - Schwarze, Farbige, Asiaten. Rund 30 Millionen Menschen werden mit zahlreichen Apartheidsgesetzen schikaniert. Die Ehe und sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und Südafrikanern anderer Bevölkerungsgruppen sind verboten.Diese Eingriffe in die Privatsphäre werden "kleine Apartheid" genannt. Die Folge sind rüde Kontrollen, Verhöre und Razzien durch die Polizei - rund 40 Jahre lang. Dann ist die "kleine Apartheid" am Ende: Am 19. Juni 1990 hebt das weiße Parlament das Gesetz über die "Rassentrennung" in öffentlichen Einrichtungen und andere Bestimmungen mit großer Mehrheit auf. Staatspräsident Frederik Willem de Klerk erklärt: "Es ist Zeit, aus dem Zirkel der Gewalt auszubrechen und Frieden und Versöhnung zu suchen. Die schweigende Mehrheit sehnt sich danach." Die schon seit 1910 praktizierte "Rassentrennung" ist 1948 zur offiziellen Regierungspolitik in Südafrika erklärt worden. 1950 installiert die weiße Minderheitsregierung mit einer Flut von Paragraphen die "große Apartheid": Ein Bevölkerungsregister erfasst jeden Südafrikaner nach Hautfarbe. Diese wird im so genannten "Passbuch" eingetragen und ständig kontrolliert. Schwarze dürfen nur in den elenden "Townships" weitab der weißen Städte leben. Von Beginn an leistet die schwarze Mehrheit Widerstand. Das Regime reagiert auf die Unruhen mit brutaler Gewalt und drakonischen Sicherheitsgesetzen. Die Auflehnung der schwarzen Befreiungsbewegungen dauert mehr als 40 Jahre. Dann gibt das weiße Establishment nach - auch unter dem Druck des Auslands. Im Februar 1990 wird Mandela nach 27 Jahren Haft freigelassen: "Freunde, Genossen und Mit-Südafrikaner, ich begrüße Euch im Namen von Demokratie und Freiheit für alle." Bis Ende 1991 werden auch die Gesetze der "großen Apartheid" schrittweise aufgehoben. Drei Jahre später finden die ersten demokratischen Wahlen statt. Mandela wird am 10. Mai 1994 als erster schwarzer Staatspräsident vereidigt. Stand: 19.06.05 | Dominik Reinle (cle) | Vor 15 Jahren: Das erste Apartheidsgesetz wird aufgehoben | [
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"Stichtag"
] | Stichtag | 2015-10-05T12:31+02:00 | 2015-10-05T12:31+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag1276~_mon-052016.html |
23. Dezember 1921 - Komponist und Orchesterchef Heinrich Riethmüller wird geboren | "Bare necessities", so nennt man im Englischen das Allernotwendigste, das man zum Leben braucht. Balu, der gutmütige Bär aus dem "Dschungelbuch", versteht darunter eher "bear necessities": alles für sorglosen All-inclusive-Genuss mitten im Dschungel. In der deutschen Synchronisation des Walt-Disney-Klassikers von 1967 wird aus dem unübersetzbaren Wortspiel ein generationsübergreifender Evergreen: "Probier's mal mit Gemütlichkeit". Balus Bohemien-Weisheiten stammen aus der Feder von Synchronregisseur Heinrich Riethmüller. "Dalli Dalli"-Fans kennen ihn aus den 80er Jahren als Bandleader des TV-Kultquiz' von Hans Rosenthal. Der am 23. Dezember 1921 geborene Berliner hat Kirchenmusik studiert und zunächst als Organist und Chorleiter gearbeitet. Sein Talent für die populäre Musik entdeckt er erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Rundfunk des zerstörten Berlin wird Heinrich Riethmüller als der Mann an der Hammond-Orgel bekannt. Mit träumerischen Melodien entführt er die Hörer aus ihrer Nachkriegstristesse. Er spielt im Radio Berlin Tanzorchester und übernimmt die musikalische Leitung des Kabaretts "Ulenspiegel". 1951 begleitet Riethmüller die achtjährige Conny Froboess bei ihrem Riesenhit "Pack die Badehose ein" auf der Orgel. Der vielseitige "Gebrauchsmusiker" komponiert in Serie Heimatfilm-Melodien und eingängige Titel für Radiosendungen. Beim Sender Rias lernt Riethmüller den umtriebigen Unterhaltungschef Hans Rosenthal kennen. Fast 30 Jahre lang bleiben die beiden ausgemachten Perfektionisten ein Team. Riethmüller komponiert nahezu alle Titelmusiken zu Rosenthals Radio- und Fernsehshows, von "Spaß muss sein", "Gut gefragt ist halb gewonnen" und "Allein gegen alle" bis zum ZDF-Dauerbrenner "Dalli Dalli". Ein Showman wie seine Kollegen Paul Kuhn oder Horst Jankowski ist er nicht. Statt fingerschnipsend vor seinem Orchester zu wippen, sitzt der Arbeitsmensch Riethmüller lieber im Hintergrund am Klavier. Hollywood aber wird auf den erfahrenen Musiker und Komponisten aufmerksam. 1964 vertrauen ihm die Walt Disney Studios die deutsche Synchron-Fassung ihres Musical-Blockbusters "Mary Poppins" an. Für den Film-Historiker Rolf Giesen eine ideale Wahl: "Riethmüller hatte eben das Gefühl, kongenial am Original dran zu sein, aber trotzdem auch den Nerv der deutschen Sprache, der Singstimmen zu finden." Die Disney-Verantwortlichen sind von der Arbeit des Deutschen und seinen exzellenten Sprechern so begeistert, dass sie ihm nach "Mary Poppins" die Synchronregie für "Das Dschungelbuch“ übertragen. Riethmüllers Bearbeitung mit den Ohrwürmern von Bär Balu, dem Affenkönig King Louie und Kaa, der lispelnden Schlange, gelten heute als Meisterwerk des Synchronfachs. Allein in Deutschland sehen knapp 30 Millionen Besucher "Das Dschungelbuch" und machen es zu einem der größten Kinoerfolge aller Zeiten. Das nächste Zeichentrick-Abenteuer "Aristocats" wird ebenso von Heinrich Riethmüller eingedeutscht wie alle folgenden Disney-Kassenhits. Außerdem synchronisiert er die Klassiker "Schneewittchen", "Bambi" und "Pinocchio" neu. Mit 60 Jahren verabschiedet sich Heinrich Riethmüller aus dem Synchronstudio. Zu seinen letzten Arbeiten gehören das Science-Fiction-Epos "Das Schwarze Loch" und der Zeichentrickfilm "Asterix erobert Rom". Als 1987 sein Freund Hans Rosenthal stirbt, scheidet er auch aus dem "Dalli Dalli"-Team aus. Riethmüller probiert es nun selbst mit etwas mehr Gemütlichkeit. In seiner Schwarzwälder Wahlheimat Baiersbronn widmet er sich wieder seinen musikalischen Wurzeln, leitet Chöre von Kindern und Jugendlichen und schreibt Theaterstücke. Zwei Wochen vor seinem 85. Geburtstag stirbt Heinrich Riethmüller am 8. Dezember 2006 in Baiersbronn. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Dezember 2016 ebenfalls an Heinrich Riethmüller. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 24.12.2016: Vor 60 Jahren: Michael Bond entdeckt seinen "Paddington Bär" | Bernd Rexing | Bekannt wird der ausgebildete Kirchenmusiker mit Titelmelodien für Radio- und TV -Sendungen. In Erinnerung bleibt Heinrich Riethmüller als Bandleader bei "Dalli Dalli" und durch seine Synchronbearbeitungen der großen Walt-Disney -Filme wie "Bambi" und "Das Dschungelbuch". | [
"Stichtag",
"23.12.1921",
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"Bernd Rexing"
] | Stichtag | 2016-12-23T00:00+01:00 | 2016-12-23T00:00+01:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-heinrich-riethmueller-100~_mon-082012_tag-23122016.html |
11. August 1977 - Die Wärmeschutzverordnung wird verkündet | Staunend blicken die Bundesbürger am 25. November 1973 auf ihre Straßen. Außer Taxen, Einsatzwagen und Frischware-Transportern fährt kein einziges Auto. Spaziergänger und Rollschuhläufer unternehmen Ausflüge auf gähnend leeren Autobahnen. Es ist der erste autofreie Sonntag in Deutschland, mit dem die Bundesregierung auf die Ölkrise reagiert. Um Druck auszuüben, haben die "arabischen Scheichs dem Westen den Ölhahn zugedreht", heißt es damals. Der Ölpreis war schlagartig von drei auf über fünf Dollar und dann sogar auf über zwölf Dollar pro Barrel (159 Liter) gestiegen. Der Preis-Schock zwingt die Deutschen erstmals zum Energiesparen, und das nicht nur beim Spritbedarf. Denn nicht Industrie und Autoverkehr verbrauchen die meiste Energie; an der Spitze liegt mit 40 Prozent der private Bereich. Deshalb verkündet die Bundesregierung am 11. August 1977 die Wärmeschutzverordnung, um den Energieverbrauch beim Bauen und Wohnen um 13 Prozent zu senken. Die neuen Vorschriften beziehen sich im Wesentlichen auf die äußeren Gebäudeteile von Neubauten. Sie stellen Handwerker und Architekten nicht vor Probleme, wie Dirk Mobers von der Wuppertaler Energieagentur NRW weiß, denn die erforderlichen Maßnahmen sind längst bekannt: "Sie mussten eigentlich nur mit Wärmeschutz- und Isolierverglasung sowie Wärmedämmung im Dach ausgeführt werden." Allerdings, so Mobers, wurde in den 70er Jahren unter deutschen Dächern Mineralwolle mit nur acht Zentimetern Stärke zur Dämmung verlegt, während heute 24 Zentimeter üblich sind. Auch der Wärmeverlust durch undichte Fenster hat sich seither erheblich verringert. Galt 1978 noch ein Wärmedurchgangskoeffizient, fachmännisch U-Wert genannt, von 3 bis 3,5 als guter Standard, erreichen moderne Fenster einen U-Wert von 1,1. Mit der Heizungsanlagenverordnung von 1978 kommt auch die zumeist noch ineffektive Wärme- und Warmwassererzeugung in Privathaushalten auf den Prüfstand. Das wachsende Bewusstsein über die Endlichkeit fossiler Energien führt zur immer schärferen Leistungsvorschriften und zur Förderung erneuerbarer Energien. Im Februar 2002 wird die Heizungsanlagenverordnung mit der 1984 und 1995 novellierten Wärmeschutzverordnung zur Energieeinsparverordnung (EnEV) zusammengeführt. Ein großes Manko bleibt aber bestehen, denn die Regelungen gelten weiter nur für Neu- oder Großumbauten. "Wenn wir es mit Klimaschutz und Energieeinsparungen im Gebäudebereich ernst meinen, müssen wir uns vor allem um den Bestand kümmern", kritisiert Dirk Mobers. "Hier sind die großen Energieverbräuche." Experten wie er entwickeln längst Null-Energiehäuser; selbst Plus-Energiehäuser, die mehr produzieren als sie verbrauchen, sind in Planung. Das allerdings bewertet der Dortmunder Architekt Richard Schmalöer durchaus kritisch, "denn heutige Häuser bestehen zu sehr hohen Anteilen aus nicht recycelbaren Kunstoffen." Die gehen schneller kaputt als mineralische Baustoffe oder Holz und werden bei einem Abriss zu teurem Sondermüll. Schmalöer, der selbst in einem über 100 Jahre alten Haus aus Holz und Stein wohnt, hält es für sinnvoller, kleine Wärmeeinbußen hinzunehmen und dafür langlebigere Häuser zu bauen. "Ein Haus, das nicht abgerissen und wieder aufgebaut werden muss, hat wahrscheinlich den geringeren Energiebedarf im Lauf seines Lebens gehabt", lautet sein Fazit. Stand: 11.08.2012 | Bernd Rexing | Die Ölkrise der 70er Jahre zwingt auch im privaten Bereich zum Energiesparen. Gerade beim Bauen und Wohnen, mit 40 Prozent am Gesamtbedarf beteiligt, geht viel Energie verloren. Die neue Wärmeschutzverordnung schreibt bessere Isoliermaßnahmen vor. | [
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] | Stichtag | 2015-10-07T10:56+02:00 | 2015-10-07T10:56+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag6832~_mon-012009_tag-11082012.html |
Tieftöner und himmlische Ekstasen von Szentpali bis Skrjabin | Das Klassik Forum - wann und wo Sie wollen!Sie finden die tagesaktuelle Sendung in bester Audioqualität im Anschluss hier und in der WDR 3 App zum Nachhören. Moderation: Michael Struck-SchloenRedaktion: Susanne Ockelmann | Katharina Schätz | Im Klassik Forum begeht Michael Struck-Schloen ein paar internationale Gedenktage des 2. Mai: Vom "Tag der Tuba" mit Sondertubist Andreas Hofmeir, dem "Tag des Babys" mit Einschlaf-Serenade bis zum "Weltraum-Tag" – es wird ein Fest mit Höhen und Tiefen! | [
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] | Radio | 2025-04-29T21:44+02:00 | 2025-05-02T13:55+02:00 | https://www1.wdr.de//radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-klassik-forum/klassikforum-april-538~_mon-072024_tag-02052025.html |
04. Juni 2010 - Vor 40 Jahren: Inselgruppe Tonga wird unabhängig | Es sind 170 kleine und zum Teil winzige Korallen- und Vulkaninseln, von denen nur 36 bewohnt sind. Der Tonga-Archipel liegt mitten im Pazifik, zwischen Hawaii und Neuseeland. Direkt an der Datumsgrenze: Dort, wo jeder neue Tag zuallererst beginnt. Die Bewohner sind fast ausschließlich Polynesier, die einst aus Samoa eingewandert sein sollen. Als erste Europäer kommen 1616 die holländischen Seefahrer Willem Schouten und Jacob Lemaire nach Tonga. Ihnen folgt 1643 ihr Landsmann Abel Tasman. 130 Jahre später besucht auch der Brite James Cook das Inselreich. Weil er zuvorkommend behandelt wird, bezeichnet er Tonga als "Friendly-Islands" ("Freundliche Inseln"). "Aber eigentlich war geplant, sein Schiff oder seine Crew zu überfallen", sagt Ethnologin Svenja Völkel von der Universität Mainz. Cook sei einfach zu früh abgesegelt. Nach den "Entdeckern" kommen Ende des 18. Jahrhunderts die Missionare: Methodisten aus England. Taufa'ahau, einer von Tongas Häuptlingen, nimmt 1831 den christlichen Glauben an. Mit Hilfe der Missionare und deren Waffen erobert er die gesamte Inselgruppe. Zur Ehren des damaligen britischen Königs George III. nennt er sich George Tupou I. und begründet die konstitutionelle Erbmonarchie in Tonga. Er verordnet seinen Untertanen das Christentum, verbietet die Sklaverei und gibt dem Südsee-Archipel die erste Verfassung. Außenpolitisch setzt er auf Freundschaftsverträge mit den Kolonialstaaten: 1855 mit Frankreich, 1876 mit Deutschland und drei Jahre später mit den Engländern. So kann er vorläufig die Unabhängigkeit Tongas sichern. Als es aber auf den Inseln zu inneren Auseinandersetzungen kommt, sucht Tonga 1900 doch vorsorglich den Schutz der Briten. Tonga wird Protektorat. Die Briten übernehmen die Außenpolitik, reden bei den Finanzen mit, mischen sich aber bei der Innenpolitik nicht ein. Sie importieren die englische Sprache, den Linksverkehr und Rugby. Sonst läuft das Leben weiter wie bisher. Unter Tupou IV. wird Tonga am 4. Juni 1970 unabhängig von Großbritannien - und ist seither Mitglied im Commonwealth. Tonga ist der einzige Südsee-Staat, der niemals kolonisiert war. Die Nation zählt heute rund 110.000 Einwohner. Das Inselreich ist arm und auf Entwicklungshilfe angewiesen. Es gibt deshalb ungewöhnliche Ideen, um die Staatskasse zu füllen. Seit Anfang der 1980er Jahre sind zum Beispiel tonganische Reisepässe gegen gutes Geld zu haben. Verkauft werden auch Internetadressen mit dem Kürzel to. Auf etwa 3.000 Internetnutzer in Tonga kommen fast 20.000 Domain-Inhaber weltweit. Stand: 04.06.10 | Dominik Reinle (moog) | Vor 40 Jahren: Inselgruppe Tonga wird unabhängig | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T09:57+02:00 | 2015-10-06T09:57+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4696~_mon-112018.html |
12. Mai 1820 - Krankenpflege-Pionierin Florence Nightingale geboren | Jährlich am 12. Mai wird der Internationale Tag der Pflege begangen. Er erinnert an die Britin Florence Nightingale, die am 12. Mai 1820 in Florenz zur Welt kam. Mit ihrem selbstlosen Einsatz im Krimkrieg und als Reformerin des Sanitätswesens hat sie Geschichte geschrieben. Im 19. Jahrhundert herrschen in britischen Krankenhäusern katastrophale Zustände, Hygiene ist unbekannt. Frauen, die Kranke versorgen, kommen aus der Unterschicht und haben keinerlei Ausbildung. All das wird Florence Nightingale in lebenslanger Arbeit revolutionieren. Die von ihr geschaffenen Grundlagen für das Gesundheitssystem, insbesondere die Krankenpflege, gelten noch heute. Gegen den Willen ihrer sehr wohlhabenden Eltern sammelt Florence Nightingale schon als Jugendliche Erfahrungen in der Krankenpflege und erkennt die Ursachen der Missstände. Ohne moralischen oder intellektuellen Fortschritt werde es keinen sanitären Fortschritt geben, schreibt die gesellschaftlich bestens vernetzte Pionierin an ihre Förderer. Auf Bitte von Englands Premierminister reist Nightingale 1854 während des Krimkriegs an die Front, um sich der horrenden Zustände in den Lazaretten anzunehmen. Mit von ihr angeleiteten Pflegerinnen mildert sie das Leid Tausender verwundeter oder an Seuchen erkrankter Soldaten durch Sauberkeit, medizinische Versorgung und menschliche Wärme. Als "Lady mit der Lampe", die nachts mit einer Laterne die Kranken in ihren Betten tröstet, wird Florence Nightingale zur nationalen Ikone. Sie selbst kehrt mit einer schweren Infektion, die sie zur Invalidin macht, nach England zurück. Dennoch kämpft sie weiter leidenschaftlich gegen soziale Missstände und für eine moderne Krankenpflege. Akribisch sammelt Nightingale Unmengen von Daten, die sie mit großer statistischer Begabung zu konkreten und verständlichen Reformvorschlägen verarbeitet. Dabei scheut sie sicht nicht, ihr Ansehen zu nutzen, um erheblichen Druck auf die Politik auszuüben. Zahlreiche Mediziner und Epidemiologen wie auch Queen Victoria fördern die Reformen Nightingales. Nach dem von ihr erarbeiteten Modell entstehen Krankenpflege-Schulen; Krankenhäuser und Lazarette werden umgebaut und ihr grundlegendes Buch "Notes on Nursing" (Anmerkungen zur Krankenpflege) erscheint weltweit in vielen Sprachen. Bis ins hohe Alter setzt sich Nightingale für die Reform der Armenfürsorge ein. Daraus entsteht der National Health Service, das öffentliche britische Gesundheitssystem. Ausgezeichnet mit dem Order of Merit, dem britischen Verdienstorden, stirbt Florence Nightingale am 13. August 1910 mit 90 Jahren. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Mai 2020 ebenfalls an Florence Nightingale. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 13.05.2020: Vor 70 Jahren: Soul-Legende Stevie Wonder wird geboren | Bernd Rexing | Ihr humanitärer Einsatz während des Krimkriegs macht sie als " Lady mit der Lampe" zur britischen Nationalheldin. Florence Nightingale gilt als Wegbereiterin der modernen Krankenpflege und der Hygiene im Sanitätswesen. | [
"Stichtag",
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] | Stichtag | 2020-05-12T00:00+02:00 | 2020-05-12T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-florence-nightingale-geboren-100~_mon-012011.html |
25. April 2009 - Vor 150 Jahren: Der Bau des Suezkanals beginnt | Als Kind isst Mehmed Said zum Ärger seines Vaters gerne Nudeln. Die Delikatesse muss er sich heimlich besorgen. Dabei ist ihm sein französischer Freund Ferdinand de Lesseps behilflich. Später wird Mehmed Said ägyptischer Vize-König, Ferdinand de Lesseps Diplomat und Ingenieur. Die Jugendfreundschaft hilft ihm bei der Umsetzung eines kühnen Plans: einem künstlichen Wasserweg durch die 113 Kilometer breite Landenge zwischen Mittelmeer und Rotem Meer. Mit ihm sollen Schiffe künftig nicht mehr Afrika umrunden müssen, um von Europa nach Asien zu gelangen. Diese Idee ist älter als die christliche Seefahrt. Bereits um 490 vor Christus wurde ein später versandeter Kanal geschaffen. Ende des 18. Jahrhundert plant Napoleon einen neuen Bau. Doch erste Messungen ergeben einen gefährlichen Höhenunterschied von zehn Metern zwischen Rotem Meer und Mittelmeer. Erst Ferdinand de Lesseps erkennt die Fehlerhaftigkeit der Berechnungen. Am 25. April 1859 beginnen Zwangsarbeiter im Auftrag einer Kanalgesellschaft und mit Unterstützung der ägyptischen Regierung in Port Said mit dem Bau des Suezkanals. Zehn Jahre später wird er feierlich eingeweiht.Kurz darauf übernehmen die Engländer den Aktienanteil des bankrotten ägyptischen Staates. 1882 schicken sie wegen eines Aufstands Truppen ins Land, die bis zur Entkolonialisierung bleiben. 1956 verkündet der neue ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser im Rundfunk die Zwangsverstaatlichung der "nicht länger ausländischen Kanalgesellschaft". Daraufhin stürmen israelische Verbände auf ägyptisches Territorium. Es ist ein klassisches Komplott: Der Angriff liefert England und Frankreich einen Vorwand, um in den Konflikt einzugreifen. Die Israelis ziehen ab, das ägyptische Militär aber weigert sich wie erhofft, die Kanal-Zone zu verlassen. England und Frankreich werfen Bomben. Erst ein Machtwort der USA zwingt die Besetzer in der sogenannten Suezkrise zum Abzug. Für die Israelis indes geht der Dauerkonflikt weiter. Während des Sechstagekrieges 1967 hissen sie am Ostufer des Suezkanals ihre Flagge. Acht Jahre lang bleibt er gesperrt. Heute durchqueren rund 16.000 Schiffe im Jahr den Suezkanal. Sie zahlen je nach Tonnage und Marktlage für die Durchfahrt bis zu einer halben Million US-Dollar. Das bringt jährlich rund vier Milliarden für die ägyptische Staatskasse. Stand: 25.04.09 | Thomas Köster (fom) | Vor 150 Jahren: Der Bau des Suezkanals beginnt | [
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] | Stichtag | 2015-10-06T16:15+02:00 | 2015-10-06T16:15+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag4060~_mon-062016.html |
14. Oktober 1867 - Epilepsie-Zentrum Bethel in Bielefeld gegründet | Henning Kuhlmann blickt auf sein eigenes Gehirn wie auf eine Landkarte. Bei einer Operation haben ihm Ärzte den Teil seines Gehirns entfernt, das seine epileptischen Anfälle auslöste. Zuvor musste er in einem MRT-Gerät sprachliche Aufgaben bewältigen: Die Ärzte wollten ausschließen, dass sie beim Operieren sein Sprachzentrum verletzen. Als am 14. Oktober 1867 die ersten Patienten die "Rheinisch-Westfälische Anstalt für Epileptische" beziehen, ist an solche Operationen nicht zu denken. "Vor 150 Jahren gab es ein einziges Medikament gegen Epilepsie: Brom, eine Substanz, die schwere Nebenwirkungen hatte. Die Anstalt wurde gegründet, um unheilbar kranken Epilepsiepatienten die Möglichkeit zu geben, an einem sinnvollen Leben teilzuhaben", sagt Christian Bien, Chefarzt des heutigen Epilepsie-Zentrums Bethel. Die Anstalt wächst schnell. Erst recht, als ihr heutiger Namensgeber Friedrich von Bodelschwingh 1872 die Leitung übernimmt. Pastor Bodelschwinghs Wechsel von Dellwig bei Unna nach Bielefeld ist eine Flucht. "Ihm waren im Januar 1869 vier Kinder gestorben. Von einer sechsköpfigen Familie war ein verwaistes Elternpaar zurückgeblieben", sagt Matthias Benad, Professor für Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Friedrich von Bodelschwingh schreibt an seine Mutter: "Meine teure Mutter, gestern Abend um 11 Uhr hat unser lieber kleiner Friedrich auf dem Schoß seiner Mutter sein Köpfchen sehr sanft in den Schlaf geneigt. Keinen Klageton und keinen Schmerzenslaut hat das liebe Kind von sich gegeben. Das ist freundlich vom Herrn." Die drei Geschwister sterben alle innerhalb von zwei Wochen, vermutlich an Keuchhusten. Bodelschwingh stürzt sich in die neue Arbeit und nennt die Einrichtung fortan Bethel, hebräisch für Haus Gottes. Er ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort – und hier bekommen er und seine Frau Ida vier weitere Kinder. "Wir befinden uns in der Phase der Hochindustrialisierung. Menschen, die Epilepsie haben, kommen schlecht weg. Es gibt niemanden mehr, der sich um sie kümmern kann. Die Leute wandern weg zu den Industriebetrieben, da regiert die Uhr", erklärt Matthias Benad. Und all die Menschen, die damals Krüppel heißen, Irre oder Gemütskranke, werden in Spezialeinrichtungen wie die in Bethel gebracht. Versorgt wird die wachsende Zahl der Hilfebedürftigen von Diakonen und Diakonissen, die Bodelschwingh nach Bielefeld holt. Anfangs ist in Bethel nur ein einziger Arzt im Nebenamt tätig. Bodelschwingh ist überzeugt, den Patienten gehe es besser, "je weniger der leibliche Arzt seine medizinischen Mittel bei den Gemütskranken anwendet". 1910 übernimmt Bodelschwinghs jüngster Sohn Friedrich die Geschäfte. Die von den Nationalsozialisten verordnete Zwangssterilisierung von Frauen und Männern tragen Bodelschwingh und die verantwortlichen Ärzte in Bethel voll mit. Dorothea Buck ist eine von über tausend Opfern in Bethel. "Schwester Betha hatte mir die Schamhaare abrasiert und ich fragte wozu? Da sagte sie: Für einen notwendigen kleinen Eingriff. Das war die Aufklärung", erinnert sie sich. Als Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere Anfang 1940 klar wird, dass Hitler per Geheimbefehl psychisch Kranke und Behinderte töten lässt, versucht er, die Insassen von Bethel zu schützen. Er zögert das Ausfüllen von Meldebögen über den Gesundheitszustand der Patienten hinaus. Zudem wendet er sich an Hitlers Leibarzt, einen der Verantwortlichen der geheimen Tötungsaktion T4. Er versucht ihn zu überzeugen, dass ein großer Abtransport von Kranken zu Unruhe in der Bevölkerung führen würde. Trotzdem: "Wir wissen, dass Patienten ausgeliefert worden sind: die jüdischen Patienten", sagt Matthias Benat. Heute werden in den Von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, wie sie offiziell heißen, jährlich rund 150.000 Menschen behandelt, weitergebildet und betreut. Darunter sind Behinderte, psychisch Kranke, alte Menschen und Sterbende. Das geschieht immer seltener in einer Einrichtung und immer häufiger in Wohngruppen oder der eigenen Wohnung. Manche, wie Henning Kuhlmann, können Bethel irgendwann verlassen. Vieles spricht dafür, dass er nach seiner Operation keine Anfälle mehr bekommen wird. Seine Freundin und er freuen sich auf ihr erstes Kind. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Oktober 2017 ebenfalls an die Epileptiker-Anstalt. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 15.10.2017: Vor 200 Jahren: Todestag des polnischen Freiheitshelden Tadeusz Kościuszko | Martina Züger | Erst 1872 übernimmt Pastor Friedrich von Bodelschwingh die "Rheinisch-Westfälische Anstalt für Epileptische". Er nennt die Einrichtung fortan Bethel, hebräisch für Haus Gottes. | [
"Stichtag",
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"14. Oktober 1867",
"14.10.2017",
"14. Oktober 2017",
"Epilepsie",
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"Bielefeld",
"Bethel",
"Bodelschwinghsche Stiftungen"
] | Stichtag | 2017-10-14T00:00+02:00 | 2017-10-14T00:00+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-epileptikeranstalt-bethel-bielefeld-gegruendet-100~_mon-032018.html |
26. Februar 1985 – "Das Parfum" von Patrick Süskind erscheint | Eigentlich hat Konrad Rufus Müller es mit Menschen zu tun, die gerne im Rampenlicht stehen. Alle Kanzler der Bundesrepublik Deutschland hatte er schon vor seiner Linse, ebenso wie Sportler, Schauspieler und andere Prominente. Umso merkwürdiger muss ihm sein Treffen 1983 mit dem noch unbekannten Schriftsteller Patrick Süskind in Paris erscheinen. Müller ist in Paris, um Mitterand zu fotografieren, Süskind sitzt in seiner Kemenate, an deren Wand ein Stadtplan vom Paris des 18. Jahrhunderts hängt, und schreibt. Die Männer treffen sich jede Woche, der Fotograf ist vom Autor in seiner Einsiedelei inmitten der Großstadt offensichtlich fasziniert. "Das Zimmer war so klein, er hatte da ein Bett drin und einen Stuhl", wird sich Müller später erinnern. "Und er hatte einen zweiten Stuhl mit Fäden unter die Decke gezogen, und wenn dann ein Besucher kam, dann wurde der Stuhl heruntergelassen und dann konnte man sitzen." Auf dem kleinen Tisch liegt immer ein akkurater Stapel mit Papieren. Das oberste Blatt ist weiß, diagonal darüber liegt Süskinds Stift. Was sich darunter befindet, ist geheim. "Ich hätte mich gefreut, wenn er es mir erzählt hätte, wenn er mir mal etwas vorgelesen hätte", sagt Müller. "Aber das ist in seinem Charakter überhaupt nicht vorhanden: sich zu öffnen." Das, was der scheue Süskind in seiner Pariser Kammer vor Müller und der Öffentlichkeit verbirgt, ist das Manuskript zu einem der größten Bestseller der deutschen Literaturgeschichte: zum Roman "Das Parfum", der am 26. Februar 1985 erscheint. Das Buch erzählt die Geschichte des Parfümeurs Jean-Baptiste Grenouille, der, selbst geruchlos, auf der Jagd nach dem perfekten Wohlgeruch durch das Paris des 18. Jahrhunderts streift und betörend duftende Mädchen mordet. Am Ende gelingt Grenouille das Ersehnte. Der ruchlose Mörder schmückt sich mit dem idealen Duft und wird von der Welt endlich wahrgenommen – allerdings anders als erhofft. "Jeder wollte ihn berühren, jeder wollte einen Teil von ihm haben. Sie rissen ihm die Kleider, die Haare, die Haut vom Leibe, sie zerrupften ihn, sie schlugen ihre Krallen und Zähne in sein Fleisch", heißt es im Roman. Als "Das Parfum" 1985 auf den Markt kommt, wird es zur literarischen Sensation. Zwei Jahre später sind bereits über eine Million Exemplare in 23 Sprachen verkauft. 470 Wochen steht das Buch auf der Bestsellerliste des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Bis heute sind über 20 Millionen Bücher des Romans, der inzwischen in 48 Übersetzungen vorliegt, über die Ladentische gewandert. "Das Parfum" macht auch seinen öffentlichkeitsscheuen Autor zum Medienstar. International bekannte Regisseure buhlen um die Verfilmungsrechte. 16 Jahre braucht der Produzent Bernd Eichinger letztlich, um sie ihm abzuringen. Dieses Werben verarbeitet Süskind später im Drehbuch zum Film "Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997) von Helmut Dietl. Auch Eichingers mehrfach ausgezeichnete "Parfum"-Verfilmung wird ein Riesenerfolg. Innerhalb eines Jahres lockt sie rund 5,6 Millionen Besucher in die Kinos. Trotz des Rummels gibt es nur vier Interviews von Süskind. Und vier Fotos. Unter anderem von Konrad Rufus Müller. Stand: 26.02.2015 | Thomas Köster | Jean-Baptiste Grenouille hat den perfekten Geruchssinn - und wird auf dem Weg zum "größten Parfumeur aller Zeiten" zum Mörder. Als Patrick Süskinds Roman "Das Parfum " erscheint, wird er sofort zum Bestseller. Er wird in 48 Sprachen übersetzt und 20 Millionen mal verkauft. | [
"Vorlage",
"Stichtag",
"26.02.1985",
"26. Februar 1985",
"26.02.2015",
"26. Februar 2015",
"Das Parfum",
"Patrick Süskind"
] | Stichtag | 2015-10-01T15:56+02:00 | 2015-10-01T15:56+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag-202~_mon-122014_tag-26022015.html |
1300 - Erwähnung der ersten Kegelgilde | Der Kegelclub, in dem Karl May im 19. Jahrhundert tätig ist, ist ein vielbesuchter und beheizbarer Raum, der bei jedem Wetter genutzt werden kann. Viel Geld habe er dort als Kegeljunge verdient, wird sich der Romanschriftsteller später erinnern: "Aber wie! Durch welche Qualen!". Die Aufgabe des damals zwölfjährigen Karl May ist es, die Kegel wieder aufzustellen, nachdem sie mit der Kugel gefallen sind. "Es kam vor, dass ich bis nach Mitternacht zu schinden hatte, ohne auch nur fünf Minuten ausruhen zu können. Zur Stärkung bekam ich des Nachmittags und des Abends ein Butterbrot und ein Glas abgestandenes, zusammengegossenes Bier." Dass auch die Kegelgilde in Xanten 500 Jahre früher über Kegeljungen verfügt, ist sehr wahrscheinlich. Ob sie allerdings auch eine echte Kegelbahn besitzt oder die Kugel im Zentrum der Stadt auf dem blanken Boden rollt, ist nicht überliefert. Erwähnt wird sie als erste Gilde ihrer Art in einer lateinischen Urkunde des Jahres 1300. Darin wird ein Dienstmann dazu verpflichtet, mit seiner Lanze immer dann zu erscheinen, wenn sich ein hoher Bürger in die Bruderschaft der Xantener Stiftskirche einschreiben will: "auch, um am Kegelspiel mit den anderen Knappen teilzunehmen." Eigentlich ist Kegeln im Mittelalter als mit Alkohol und weltlichem Vergnügen verbundenes Glücksspiel in theologischen Kreisen verpönt. Aber der älteste erwähnte Kegelverein auf deutschem Boden in Xanten ist eine dezidiert kirchliche Angelegenheit. Denn er dient vor allem dazu, den Ausbau der heute als Dom fungierenden Stiftskirche St. Viktor im Herzen der Stadt zu finanzieren. Gekegelt wird direkt an der Großbaustelle; in die Gilde aufgenommen wird derjenige, der bereit ist, den Eintrittspreis zu zahlen. Die vornehmsten Bürger der Stadt samt ihrer Frauen tun sich hier um, ebenso die Geistlichen des Xantener Stifts. Stadt und Kirche vergnügen sich als "fratres kegelorum" ("Kegelbrüder") gemeinsam. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geht die Xantener Kegelgilde sang- und klanglos ein. Der Dom ist fertig, ihr Finanzierungsinstrument hat seine Schuldigkeit getan. In den Kapitelstatuten des christlichen Stifts zu Xanten ist da ohnehin schon längst vermerkt, dass kein geistliches Mitglied die Wirtshäuser besuchen solle, "noch mit Würfeln oder Kegeln spielen". Allerdings findet sich schon im 15. Jahrhundert die Randnotiz eines anderen Schreibers: "Der war nicht klug, der diesen Satz gegen das Kegelspiel hereingebracht hat. Denn es ist eine anständige Übung des Körpers, deren sich heilige und fromme Männer als Erholung bedienen." Heute ist Kegeln kein Glücksspiel oder Jahrmarkstvergnügen mehr, sondern gilt als eine der ältesten Sportarten der Welt. In Deutschland ist die Bundeskegelbahn mit ihrer vier Millimeter tiefen Mittelmulde und einer exakt zehn Zentimeter betragenden Steigung das Maß aller Dinge. Kegelvereine gibt es viele: eine Gemeinschaft oft bierseliger Kegelbrüder und Kegelschwestern, die sich in Asphalt-, Classic-, Bohle-, Bowling- oder Schere-Gemeinden teilt. Stand: 01.05.2015 | Köster, Thomas | Heute gilt das Kegeln gemeinhin als eine der ältesten Sportarten. Doch lange sah man es eher als Spiel. Im alten Ägypten etwa ist der Zeitvertreib den Kindern vorbehalten. Und selbst in der ersten erwähnten Kegelgilde in Xanten geht es eher darum, darauf zu wetten, wie viele Kegel denn diesmal fallen. | [
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"01.05.2015",
"1. Mai 2015",
"Kegelgilde Xanten"
] | Stichtag | 2015-10-08T11:06+02:00 | 2015-10-08T11:06+02:00 | https://www1.wdr.de//stichtag/stichtag8958~_mon-112018.html |
26. Dezember 1920 - Carl Legien stirbt in Berlin | Gewerkschaftsführer Carl Legien ist offenbar ein schwieriger Mensch. "Von rücksichtsloser Grobheit", wie Zeitgenossen bemerken. "Fast schien es zuweilen, als wollte er die Menschen absichtlich von sich abstoßen", sagt Mitgewerkschafter Theodor Leipart, einer der wenigen, die ihm nahestehen. Dennoch setzt sich Legien unermüdlich für soziale Verbesserungen ein. Ihm verdankt Deutschlands Arbeiterschaft, was es international damals nirgendwo gibt: den Acht-Stunden-Tag, ausgehandelt im sogenannten Stinnes-Legien-Abkommen von 1918. Fast 30 Jahre lang hat Legien zuvor an der Spitze der von ihm 1890 mitgegründeten "Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands" agiert. So nennt sich der erste nationale Dachverband der Arbeitnehmervertretungen - quasi der Vorläufer des heutigen DGB. Legien sitzt auch für die SPD im Reichstag, setzt sich jedoch für die Unabhängigkeit der Gewerkschaften von der Partei ein. Legien ist kein Revolutionär. Pragmatisch kämpft er für fairen Lohn, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und kürzere Arbeitszeiten. Während des Ersten Weltkriegs tritt er im Reichstag für den "Burgfrieden" der Parteien ein und befürwortet den Ausschluss der Linken aus der SPD-Fraktion. Der am 1. Dezember 1861 im westpreußischen Marienburg geborene Legien stammt nicht aus dem Arbeitermilieu. Sein Vater ist Zollbeamter. Dennoch hat es Carl als jüngstes von 13 Kindern nicht leicht. Seine Mutter stirbt früh, seinen alkoholkranken Vater verliert er im Alter von zwölf Jahren. Legien kommt in ein Waisenhaus, beginnt mit 14 eine Lehre als Drechsler. 1887 startet er seine Funktionärskarriere als Vorsitzender des Hamburger Drechslerverbandes. Mit einem Bein steht er dabei im Gefängnis - wie alle Gewerkschafter. Bismarcks Sozialistengesetz sieht sie als Staatsfeinde. Ebenfalls in Haft kommen könnte Legien wegen seiner Liebe zu einer verheirateten Frau, der Feministin und Gewerkschafterin Emma Ihrer. Eine sogenannte wilde Ehe ist im Wilhelminischen Kaiserreich eine Straftat. Doch die jahrelange Beziehung bleibt ein Geheimnis. Kein Geheimnis ist hingegen Legiens Alkoholismus. Dennoch ist seine Tatkraft dadurch kaum beeinträchtigt. Er reist zu Vorträgen im Rheinland, nach Thüringen, Genua, Paris und in die USA. Er schreibt nahezu alle Artikel der zentralen Gewerkschaftszeitung. Emma Ihrers Tod 1911 wirft Legien aus der Bahn. Er wird schwer krank, noch abweisender, stirbt schließlich am 26. Dezember 1920 mit 58 Jahren in Berlin. Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar. "ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Dezember 2020 ebenfalls an Karl Legien. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast. Stichtag am 27.12.2020: Vor 95 Jahren: Michel Piccoli wird geboren | Dominik Reinle | Im Ersten Weltkrieg wird in Deutschland 60 Stunden pro Woche gearbeitet - danach nur noch 48 Stunden. Für den Acht-Stunden-Tag gekämpft hat der Gewerkschafter Carl Legien. | [
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28. August 2009 - Vor 25 Jahren: Ali Mohammed Nagib stirbt in Kairo | 1938 trifft Ali Mohammed Nagib seinen König Faruk I. zum ersten Mal. Nagib ist Major der ägyptischen Armee, nun soll er die königliche Waffensammlung ausbauen. Der 18-jährige Faruk empfängt seinen Untergebenen in Badehose, Sandalen und mit Sonnenhut. Schon jetzt ist der Lebemann, der auch später vor allem seinen ausschweifenden Lebensstil im Kopf hat, korpulent. "Ich war erblindet von der Schlaffheit seiner Muskeln und den Fettpolstern an seiner Brust", wird sich Nagib später erinnern. Doch noch bleibt er seinem König loyal verbunden. Nagib wird 1901 in Khartum, Sudan, geboren. Mit 16 Jahren geht er in Kairo auf die Militärakademie. Bereits ein Jahr später ist er Offizier der ägyptisch-sudanesischen Armee. Nach der formellen Unabhängigkeit Ägyptens von Großbritannien 1922 studiert er nebenbei Politikwissenschaft und Jura. Darüber hinaus lernt er Deutsch, Englisch und Französisch. Im ersten arabisch-israelischen Krieg 1948 wird er dreimal verwundet und kehrt als einer der wenigen Offiziere seines Landes in seine Heimat zurück.Nach Nagibs Meinung ist die Niederlage unter anderem auch den Waffenschiebereien führender ägyptischer Militärs zu verdanken - ein Vergehen, dem Faruk I. mit seinem korrupten, englandfreundlichen Herrschaftsstil in die Hände gespielt hat. 1949 tritt Nagib deshalb der von Oberst Gamal Abdel Nasser gegründeten Bewegung der "Freien Offiziere" bei, die Ägypten von der real immer noch existierenden Fremdherrschaft befreien und den König stürzen wollen. Im Juli 1952 gelingt der Putsch. Faruk I. wird nach Italien abgeschoben. Da Nasser die Führerschaft im Revolutionsrat scheut, fällt dieses Amt Nagib zu. Im Juni 1953 ruft Nagib die Republik Ägypten aus und wird zu deren erstem Präsidenten gewählt. Nasser wird sein Stellvertreter und Innenminister. Nagib will die parlamentarische Demokratie in seinem Land, Nasser und andere Militärs hingegen die absolute Macht, und der Präsident ist seinen Widersachern nicht gewachsen. 1954 legt er auf Drängen des Revolutionsrates alle Ämter nieder, wird aber nach massiven Protesten der Bevölkerung zwei Tage später wieder Präsident. Nach einem Attentat auf Nasser durch radikale Muslime wird Nagib von einem Zeugen der Mitwisserschaft beschuldigt und muss Ende 1954 endgültig abdanken. Die nächsten Jahre steht er unter Hausarrest. Erst 1971 wird er von Staatspräsident Anwar el Sadat vollständig rehabilitiert, verzichtet aber darauf, ins politische Leben zurückzukehren.Ali Mohammed Nagib stirbt am 28. August 1984 in Kairo. Heute ist der erste Präsident Ägyptens selbst in seinem eigenen Land nahezu unbekannt. Stand: 28.08.09 | Thomas Köster (klax) | Vor 25 Jahren: Ali Mohammed Nagib stirbt in Kairo | [
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