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Das sind die mitteldeutschen Olympia-Athleten | Das deutsche Team für die Olympischen Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August) ist das größte "Team D" jemals. Dies teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Sonntag (21. Juli 2024) mit. Die Nachnominierungen sind abgeschlossen, sodass das Team bei 427 Athlet:innen plus 44 Ersatzleuten steht.
Insgesamt 32 Aktive aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben damit ihr Ticket für Paris sicher. Hinzu kommen drei Athleten, die als Ersatz zur Verfügung stehen.
SpiO/sid | mdr.de | Das deutsche Team für die Olympischen Spiele ist komplett. 427 Athlet:innen hat der DOSB nominiert, dazu kommen 44 Ersatzathleten. Mit dabei sind auch 35 Aktive aus Mitteldeutschland. | [
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] | 2024-07-21T19:50:00+02:00 | 2024-07-30T14:35:38+02:00 | https://www.mdr.de//sport/andere_sportarten/dosb-olympia-mitteldeutsche-athleten-100.html |
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Bahn, Bus und Notfahrplan: So kommen Sie trotz GDL-Streik ans Ziel | Die Deutsche Bahn hat am Mittwoch den angekündigten Notfahrplan für die Dauer des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) veröffentlicht. Der Plan für die sechs anstehenden Streiktage ist auf der Internetseite der Bahn abrufbar, wie eine Bahnsprecherin mitteilte.
Auf den wichtigen Regionalexpress- und S-Bahn-Linien der DB wird laut Notfahrplan ein Zwei- bis Vier-Stundentakt realisiert. Das betrifft vor allem die S-Bahnen und RB-Linien von und nach Dresden und Leipzig. Für die kommenden Tage wolle DB Regio "ergänzend zum Notfahrplan Buskapazitäten anfragen", hieß es von der Bahn. Dazu gebe es Ersatzverkehr auf einigen Linien. Im Fernverkehr in Sachsen werden im Wesentlichen einige ICE-Züge der Nord-Süd-Verbindung über Leipzig unterwegs sein.
Eisenbahnunternehmen, die weder zur Deutschen Bahn und noch zu Citybahn Chemnitz gehören, sind nicht direkt vom GDL-Streik betroffen. Allerdings kann es auch bei deren Zügen zu Behinderungen kommen, wenn beispielsweise Fahrdienstleiter auf Stellwerken Mitglieder der GDL sind und sich am Ausstand beteiligen. Weitestgehend planmäßig sollten fahren:
Die Eurocity-Züge der Linie Prag - Berlin - Hamburg fahren laut Verbindungsauskunft der Deutschen Bahn zwischen Prag und Dresden (Stand: Mittwoch, 8 Uhr). Auf dem Abschnitt im Elbtal sind planmäßig tschechische Lokführer im Einsatz.
Wie viele Züge aufgrund des Ausstands ausfallen, sei noch nicht klar, teilte die Bahn mit. Bei den vorigen Arbeitskämpfen wurden allein im Fernverkehr rund 80 Prozent der Züge gestrichen. Die Lokführergewerkschaft GDL will im Tarifstreit mit der Bahn seit dem frühen Mittwochmorgen für sechs Tage den Fern- und Regionalverkehr weitgehend lahmlegen. Die Bahn hat die Gewerkschaft aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Ebenfalls bestreikt wird die Citybahn Chemnitz. Ein Sprecher der Citybahn sagte auf Anfrage, man prüfe noch, ob und welche Verbindungen angeboten werden können. Das werde sich im Laufe des Mittwochs und Donnerstag herausstellen. "Wir werden in jedem Fall einen Großteil des morgendlichen Schülerverkehrs von Chemnitz Richtung Burgstädt, Aue und Stollberg - Glauchau fahren", so der Sprecher.
Mitbewerber der Deutschen Bahn auf der Straße richten sich auf erhöhte Nachfrage ein. Flix-Busse und Flix-Trains werden wie gewohnt unterwegs sein, erklärte ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage. "Wir sehen wie meistens, wenn Wettbewerber bestreikt werden, eine deutlich gestiegene Nachfrage." Bei den zurückliegenden Streiks seien einige Verbindungen ausgebucht gewesen.
Aktuell seien noch ausreichend Tickets verfügbar, "sofern notwendig planen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Buspartnern nach Möglichkeit zusätzliche Busse ein", so der Sprecher. Flix-Train mit einzelnen Verbindungen von Dresden über Berlin nach Westdeutschland sowie von Leipzig über Berlin nach Westdeutschland und nach Hamburg nimmt nur so viele Fahrgäste in den Waggons mit, wie es Sitzplätze gibt. Dies könne - so hieß es - aus rechtlichen Gründen nicht aufgehoben werden. Ein Flix-Train von Hamburg nach Leipzig ist am Freitag bereits als ausgebucht vermerkt. Busse sind noch buchbar. (Stand Montag, 14 Uhr)
Ein Sprecher vom Fahrgastverband Pro Bahn erklärte, in die Waggons von Flix-Train seien so viele Sitze eingebaut, dass bei Stehplätzen das zulässige Gewicht der Reisezugwagen überschritten würde. Von der Deutsche Bahn wünscht sich der Fahrgastverband eine Korrektur des Notfahrplans für den Regionalexpress RE50 zwischen Dresden und Leipzig. Durch eine zu kurze Wendezeit in den Endbahnhöfen seien beim jüngsten Streik immer wieder angekündigte Verbindungen ausgefallen beziehungsweise eine Stunde später gefahren. Es sei besser, einen Zug weniger anzubieten, diesen aber zuverlässig fahren zu lassen, so die Fahrgastvertreter.
Ein Sprecher des Bundesverbandes der Autovermieter Deutschlands sagte auf Anfrage, Kapazitätsengpässe seien "auf jeden Fall zu befürchten, gerade weil der Streik über mehrere Tage geht und recht kurzfristig angekündigt ist". Die Nachfrage dürfte sich auch nicht auf die Metropolen beschränken, vermutet der Sprecher.
Das sind eher größere Städte und dort die Stationen an Verkehrsknotenpunkten wie die Bahnhöfe. Dort ist der Parkraum knapper als zum Beispiel an Flughäfen. Aber auch im ländlichen Raum ist es nicht ausgeschlossen und schon vorgekommen, dass keine Fahrzeuge mehr verfügbar waren.
Der Sprecher der Autovermieter verweist auf steigende Mietwagenpreise bei knapper Verfügbarkeit. Zudem seien nicht alle Fahrzeugklassen überall vorrätig. Ein Umsetzen von Mietwagen oder das Reaktivieren von saisonal stillgelegten Mietfahrzeugen sei "ein großer logistischer Aufwand, wird in begrenztem Maße aber in solchen Situationen vorgenommen, um der Nachfrage zu entsprechen".
Wer als Wochenendpendler zwischen Frankfurt und Dresden beispielsweise auf das Flugzeug ausweichen will, kann derzeit noch Tickets buchen. Die Preise für einen Hin- und Rückflug beginnen bei gut 400 Euro. (Stand Mittwoch, 8 Uhr)
MDR (lam/ben) | mdr.de | Reisende in Sachsen müssen sich seit Dienstagabend wegen des GDL-Streiks auf Einschränkungen einstellen. Nicht alle Verbindungen sind betroffen. Wer reisen will, muss mit Engpässen bei Alternativen rechnen. | [
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] | Sachsen | 2024-01-24T09:20:41+01:00 | 2024-01-24T19:48:35+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/gdl-streik-lokfuehrer-auswirkungen-fahrplan-102.html |
Wie sehen Thüringer Radiohörer den Ukraine-Krieg? | Die Vorwürfe wiegen schwer, neben Macron kommen in den Wortmeldungen der Hörer von MDR THÜRINGEN auch Anton Hofreiter, Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Roderich Kiesewetter nicht gut weg, die als "Kriegstreiber" immer mehr Waffenlieferungen fordern.
Man habe nichts gelernt aus der Geschichte. Die Rüstungsindustrie sei der größte Gewinner des Krieges und außerdem die NATO und der Westen an allem schuld, weil sie Putin erst in die Situation gebracht hätten. Man solle sich endlich an einen Tisch setzen und verhandeln.
Schwierig, sagt Prof. Christoph Garstka vom Institut für russische Kultur Ruhr-Uni Bochum. Er und seine Kollegen tun sich täglich russisches Fernsehen an und analysieren die Aussagen. Sein erster Hinweis: Die echten Kriegstreiber findet man dort.
Man sollte wirklich einmal einen Tag russisches Fernsehen in Deutschland abspielen, um festzustellen, was Kriegstreiberei ist.
Beispiel: Wladimir Solowjow, Moderator der einflussreichsten russischen Talkshow. Er bezeichnete Macron nach dessen Äußerung, Bodentruppen nicht ausschließen zu wollen, als "nazistisches Schwein, das sich aussuchen soll, welche französische Stadt als erstes bombardiert werden soll."
Dieses Verbale spüren die Ukrainer übrigens körperlich. Und vieles ist nicht neu. Die Geschichten von systematischer Vergewaltigung als Waffe gegen die Zivilbevölkerung beispielsweise, die müssten die Ostdeutschen eigentlich noch kennen, wenn sie ihren Großmüttern damals zugehört haben. Wenn sie denn darüber reden wollten.
Das Problem in Deutschland war die fehlende Aufarbeitung, im Osten sowieso, aber auch im Westen. Dort hat es so etwas auch gegeben.
Die Ukrainerinnen erleben nun das Gleiche, erzählt Krista-Marija Läbe vom ukrainischen Verein "Vitsche" und spricht von systematischem Völkermord durch die russischen Angreifer. Dazu zählen gezielte Festnahmen von Menschen, die in der Ukraine in Verantwortung waren, Folter inklusive.
Sie legt auch großen Wert darauf, dass die Ukrainer nicht nur ihre Heimat zurückhaben wollen, sondern vor allem die Menschen, die verschleppt wurden. Besonders die Kinder, die man nach Russland gebracht hat, um sie dort zu Russen umzuerziehen. Ein Ziel: Sie sollen gegen die Ukraine kämpfen, neben den Ex-Knackis und jungen Männern aus entlegenen russischen Regionen.
Aus dem Umfeld der medialen Kriegsbefürworter oder Kremlpolitiker keine Söhne in den Krieg geschickt, sagt Prof. Garstka. Auch nicht aus dem Mittelstand in Moskau oder Sankt Petersburg, der Putin trägt. Das würde für Unfrieden sorgen. Der Krieg ist weit genug weg.
Die meisten Ukrainer sind in ihrer Heimat, viele von ihnen sind Flüchtlinge im eigenen Land, einige leben unter anderen in Deutschland und nehmen die Diskussion auch wahr, die bei uns geführt wird.
Krista-Marija Läbe ist die Sprecherin der Organisation "Vitsche", gegründet von jungen Ukrainern in Deutschland kurz vor Beginn des Krieges. Sie hat eine ukrainische Mutter und einen deutschen Vater und sie und ihre Eltern leben seit 20 Jahren in Deutschland. Ihre ukrainischen Verwandten haben allerdings den Krieg zu Hause.
Trotzdem kann sie die Ängste der Menschen in Deutschland verstehen, die mit Blick auf den Schwur von Buchenwald oder andere persönliche Bezüge sagen: Nie wieder Krieg und die deshalb Waffenlieferungen ablehnen. Aber ihr Land muss sich mit irgendwas verteidigen können.
Allerdings kann sie den weit verbreiteten Meinungen nicht folgen, dass es die Russen in der Ostukraine nicht leicht hatten, was für Putin ja ein Argument war, einzugreifen. Das sei völlig an den Haaren herbeigezogen, es war zum Beispiel eher die ukrainische Sprache, die unterdrückt wurde. Das erzählen nicht nur die Menschen, die in dem Verein versammelt sind, aus der Gegend stammen und deren Muttersprache russisch ist.
Keiner hat sich je bedroht gefühlt wegen der russischen Sprache, es wurde lange Zeit eher die ukrainische Sprache benachteiligt."
Kleines Indiz: Wir schreiben "Kiew" quasi russisch, was die deutsche Regierung auf Bitten der Ukrainer ändern möchte. Das russische Vorgehen zugunsten von "Unterdrückten" bestätigt auch Prof. Garstka.
Das Prinzip, erst Unfrieden zu stiften und unterdrückte Russen befreien, erleben wir aktuell auch in Transnistrien, so der Osteuropa-Experte. Das Gebiet gehört eigentlich zur Republik Moldau, die Hilferufe der Separatisten werden wohl als nächstes erhört.
Russische Truppen sind in einen souveränen Staat einmarschiert, einst anerkannt auch von Russland. Heißt: Die Gewalt geht von Russland aus, sagt Prof. Garstka.
Er wirft der NATO und dem Westen allerdings Blauäugigkeit vor. Es war naiv, nach dem Zerfall der Sowjetunion zu glauben, dass sich (ein demokratisches) Russland schon damit arrangieren wird, wenn sich die eine oder andere Ex-Sowjetrepublik in Richtung Westen orientiert. Die mahnenden Stimmen wurden überhört. Da hätte man einiges besser machen können.
Gleichwohl habe es das an Bodenschätzen reiche Russland versäumt, den baltischen und anderen Staaten ein Angebot zu machen. Das Baltikum galt als Aushängeschild der Sowjetunion. Es hätte in der EU auch niemanden gestört, sagt Garstka, wenn sich dort eine Gemeinschaft gebildet hätte.
Warum hat es Russland 30 Jahre nicht geschafft, den Völkern ein Angebot zu machen, dass die sagen: Da können wir wählen, ob wir in die EU gehen oder uns Russland anschließen?
Vorbild könnte der Afghanistankrieg sein, der 1989 endete, sagt Prof. Garstka. Die ruhmreiche Sowjetarmee war damals kläglich gescheitert, was die Amerikaner und die NATO – trotz guter Absichten angesichts einer geknechteten Bevölkerung – nicht davon abhielt, quasi die gleichen Fehler noch einmal selbst auszuprobieren.
Für die Sowjetunion waren Aufwand, Verluste und zu erwartender Ertrag irgendwann zu viel. Niemand hatte etwa Moskau angegriffen oder gar besiegt, so Christoph Garstka. Es war eher die Einsicht in die Tatsache, nicht weiterzukommen. Zu dieser Einsicht muss Russland auch in der Ukraine kommen.
Ein Weg kann auch die internationale Isolation sein, die auf dem G20-Gipfel schon sichtbar wurde. Länder wie Indien oder Brasilien hätten gern ihre Probleme gelöst, statt nur über den russischen Krieg gegen die Ukraine zu sprechen. Hinzu kommt: Nur eine starke Ukraine, die sich verteidigen kann, hat überhaupt eine Verhandlungsposition. Aktuell gibt es die nicht.
Und wer glaubt, man müsse Putin nur die Hand reichen oder irgendwo einen Verhandlungstisch hinstellen, der muss nur russisches Fernsehen schauen. Kremlkritische Oppositionspolitiker sitzen in Russland übrigens nicht in Talkshows, sondern im Straflager, wenn sie Glück haben. Bei Olga Skabeeva in der Talkshow "60 Minuten" wurde dann klar gemacht, was die Voraussetzung ist für Verhandlungen.
Ich zitiere wortwörtlich aus dieser Sendung: Wir werden Friedensgespräche aufnehmen, aber erst dann, wenn unsere Russen vor Lwiw (Lemberg) stehen.
Und das liegt 70 km vor polnischen Grenze. Dann hätte die Ukraine allerdings nichts mehr, über das sie noch verhandeln könnte. Deshalb braucht sie Waffen, so Garstka. Was sie nicht braucht, ist eine zerstrittene EU und ein Amerika, das noch nicht so genau weiß, was es nach der Präsidentschaftswahl vorhat.
MDR (thk) | mdr.de | Wir haben Thüringer Radiohörer zum Ukraine-Kireg befragt. Auch ein Professor für russische Kultur und eine Ukrainerin schildern ihre Sicht. | [
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] | Welt | 2024-02-28T21:23:46+01:00 | 2024-03-04T11:58:09+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/macron-bodentruppen-ukraine-100.html |
Unsere Vorfahren verarbeiteten stärkehaltige Pflanzen schon vor 780.000 Jahren | Die Wissenschaftler untersuchten Basalt-Schlagwerkzeuge wie Hammer und Ambosse an der Fundstelle Gesher Benot Ya'aqov in Israel. Auf den Utensilien entdeckten sie Spuren von 650 Stärkekörnern, die sich im Gestein vor 780.000 Jahren im Frühmittelpleistozän festgesetzt hatten. Die Autoren fanden Stärke aus Eicheln, Graskörnern, Wasserkastanien, gelben Seerosenrhizomen und Leguminosensamen (Hülsenfrüchte). Die identifizierten Pflanzen stammten aus verschiedenen Lebensräumen, darunter ein See in der Nähe der Fundstelle und weiter entfernte Hochlandgebiete.
Bisher war über die pflanzliche Ernährung der frühen Menschen wenig bekannt, zu wenig Grünzeug hat die Zeit an archäologischen Fundorten überdauert, so die israelischen Forscher. Die neue Studie hat jetzt einen Einblick gegeben. Dabei ist die Verarbeitung von vegetarischen Ressourcen aufwändiger im Vergleich zu tierischen Nahrungsmitteln, die leichter zubereitet werden können. Die Autoren stellten dazu fest, dass die identifizierten Pflanzen jahreszeitlich variieren und verschiedene Sammel- und Verarbeitungsmethoden erfordern, was ein indirekter Beweis für fortgeschrittene kognitive Fähigkeiten ist.
Die reichhaltigen, ganzjährigen Befunde würden darauf hindeuten, dass Kohlenhydrate, die aus verschiedenen Wildpflanzen gewonnen wurden, in der Ernährung unserer Vorfahren vor mindestens 780.000 Jahren eine wichtige Rolle spielten.
Die Untersuchung "Starch-rich plant foods 780,000 y ago: Evidence from Acheulian percussive stone tools" ist im Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen.
pm/jar | mdr.de | Untersuchungen an Werkzeugen in Israel haben gezeigt, dass Hominine im Mittelpleistozän schon eine bunte Speisekarte an pflanzlichen Lebensmitteln hatten. Wildpflanzen wurden bereits damals aufwendig verarbeitet. | [] | 2025-01-08T19:11:19+01:00 | 2025-01-08T19:11:19+01:00 | https://www.mdr.de/wissen/archaeologie-fruehgeschichte/staerkehaltige-pflanzen-im-pleistozaen-verarbeitet-102.html |
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Mann holt Auto aus brennender Garage | In Haldensleben hat ein Mann sein Auto vor dem Abbrennen bewahrt. Wie die Polizei mitteilte, war die Doppelgarage am Dienstagabend in Brand geraten. Eine Zeugin habe den Besitzer alarmiert. Er konnte den Angaben zufolge eines seiner beiden Fahrzeuge herausfahren – das zweite brannte aus.
Wegen des Brandes musste die Polizei mehrere Menschen aus den umliegenden Häusern in Sicherheit bringen. Mehrere Personen hatten zudem Rauch eingeatmet und mussten zwischenzeitlich ins Krankenhaus gebracht werden. Die Freiwillige Feuerwehr Haldensleben räumte Gasflaschen aus der Garage und verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf Wohnhäuser.
Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf rund 140.000 Euro. Die Polizei geht von einem technischen Defekt als Brandursache aus.
MDR (Max Hensch, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 09.10.2024 | mdr.de | In Haldensleben hat ein Mann ein Auto aus einer brennenden Garage gerettet. Wegen des Brandes mussten mehrere Anwohner in Sicherheit gebracht werden. Einige kamen ins Krankenhaus. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-10-10T10:38:03+02:00 | 2024-10-10T10:38:03+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/boerde/brand-garage-haldensleben-102.html |
Kühles Aprilwetter mit Wolken und Nachtfrösten in Sachsen | Am Wochenende wird es deutlich kühler und feuchter als in den vergangenen Tagen, sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) voraus. Er erwartet besonders am Sonntag größere Regenmengen. Zuvor stehen Sachsen aber zwei "kühle Aprilwettertage" bevor, meint der Meteorologe Tobias Reinartz vom DWD. Verantwortlich dafür ist das Tief Magnus, das kalte Polarluft nach Deutschland bringt und damit in der Nordhälfte Schauer und einzelne Gewitter.
Am Freitag ist es laut Vorhersage zunächst noch recht heiter. Am Nachmittag soll es wolkiger und örtlich auch regnerischer werden mit vereinzelten Gewittern. Die Höchstwerte liegen laut DWD zwischen 12 und 14, im Bergland bei 6 bis 11 Grad Celsius.In der Nacht zu Sonnabend sollen die Wolken dann auflockern und die Schauer nachlassen bei Tiefstwerten zwischen 5 und 0 Grad. Örtlich könne nochmals leichter Frost in Bodennähe auftreten, vor allem im Erzgebirge und in höheren Lagen.
Der Samstag beginnt wolkig, laut Wetterdienst zeitweise auch heiter und meist niederschlagsfrei bei ähnlichen Temperaturen wie am Freitag. In der Nacht zum Sonntag soll von Westen her gebietsweise etwas Regen in Sachsen fallen. Diese Nacht wird laut DWD nicht mehr so kalt wie die vorherigen Nächte - dann bei Tiefstwerten zwischen 10 und 6, im Bergland 6 bis 3 Grad.
Am Sonntag zieht das Regengebiet von West nach Ost langsam über Deutschland hinweg, sodass wohl tatsächlich weite Teile des Landes mal den einen oder anderen Liter Wasser auf den Quadratmeter abbekommen.
"Am Sonntag ist es stark bewölkt mit Regen, teils schauerartig verstärkt", informiert der Wetterdienst. Die gute Nachricht dabei: Die Höchstwerte liegen in Sachsen bei 16 bis 19 Grad Celsius, im Bergland bei 12 bis 15 Grad.
MDR (kk) | mdr.de | Wer am Wochenende draußen etwas plant, sollte sich den Sonnabend vornehmen. Am Sonntag könnten Regenschauer die Frühlingslaune trüben. Dafür könnten Bauern, Hobbygärtner und Wasserexperten vielleicht aufatmen. | [
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] | Sachsen | 2025-05-23T10:46:02+02:00 | 2025-05-23T10:46:12+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/wetter-regen-gewitter-wochenende-kuehler-100.html |
Radebeul: Autofahrer übersieht Dampflok der Lößnitzgrundbahn | Auf der Weinbergstraße in Radebeul ist am Dienstag ein Auto mit einem Zug der Lößnitzgrundbahn zusammengestoßen. Nach Angaben der Polizei geschah der Unfall am dortigen unbeschrankten Bahnübergang.
Offensichtlich hatte der Autofahrer den Zug übersehen, hieß es. Verletzt wurde niemand. Der Betriebsleiter der Lößnitzgrundbahn, Mirko Froß, sagte MDR SACHSEN, die Schäden an der Dampflok seien bereits wieder repariert, sodass es keine Einschränkungen im Zugverkehr gebe.
Am Wochenende werden zum Abfischen in Moritzburg viele Fahrgäste auf der Lößnitzgrundbahn erwartet. Der Traditionsvereins fährt zusätzliche Züge.
MDR (tomi/lam) | mdr.de | In Radebeul ist an einem unbeschrankten Bahnübergang ein Auto von einem Zug der Lößnitzgrundbahn erfasst worden. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. | [
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] | Sachsen | 2024-10-23T08:13:22+02:00 | 2024-10-23T11:30:04+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/unfall-eisenbahn-auto-fahrer-dampflok-100.html |
Bulgariens EU-Ratspräsidentschaft: "Ein integraler Bestandteil Europas" | HEUTE IM OSTEN: Was bedeutet die Ratspräsidentschaft für Bulgarien? Was erwartet man dort und auch in Brüssel von den kommenden sechs Monaten?
Johanna Deimel: Man erwartet, dass sich Bulgarien – und das ist auch Teil des bulgarischen Programms für die Ratspräsidentschaft – um die Nachbarn kümmert, also gezielt um den Westlichen Balkan. Bulgarien wird im Mai einen großen Balkangipfel in Sofia abhalten. Es geht darum, die EU-Perspektive der Region nachhaltig zu bekräftigen, die ja seit dem letzten großen EU-Gipfel zum Westlichen Balkan 2003 besteht. Die andere Erwartung betrifft die Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der EU. Da stehen regionale Kooperationen im Vordergrund.
Ein kleines Land wie Bulgarien kann allerdings innerhalb einer sechsmonatigen Ratspräsidentschaft keine ganz großen Initiativen starten. Das wäre anders, wenn Frankreich oder Deutschland die Ratspräsidentschaft innehätten. Und doch sind die Vorhaben und Programme für dieses halbe Jahr auch in Absprache mit den nachfolgenden EU-Ratspräsidentschaften in der sogenannten "Troika" abgestimmt und formuliert worden. Das war im Vorfeld mit Estland und ist jetzt mit Österreich der Fall, das im zweiten Halbjahr 2018 die Präsidentschaft übernehmen wird.
Bulgarien hat nun auch einige Probleme bzw. Besonderheiten: So regiert der Premierminister Bojko Borissow mit einer äußerst fragilen Regierungskoalition und gilt europapolitisch eher als unerfahren. Könnte das zum Problem werden?
So unerfahren ist Borissow nun nicht mehr. Er ist ja schon lange genug im Amt und seine Partei ist auch in die Europäische Volkspartei (EVP) eingebunden . Die Regierungskoalition ist aber in der Tat problematisch, weil sich Borissow auf europakritische und zum Teil extrem rechte und russlandfreundliche Partner verlassen muss, die in der Wahlallianz der Vereinigten Patrioten (OP) zusammen Teil der Regierungskoalition sind. Innenpolitisch gibt es da kernige Aussagen. Wenn es aber um gemeinsame Beschlussfassungen innerhalb der EU geht, steht Bulgarien mit allen anderen EU-Mitgliedsstaaten in einer Reihe. So hat das Land zuletzt wieder der Verlängerung der EU-Sanktionen gegenüber Russland zugestimmt.
Die Flüchtlingsfrage wird auch 2018 aktuell bleiben, insbesondere deren Verteilung. Und dabei geht eine Art "Riss" durch die EU. Mit Polen, Ungarn und Tschechien lehnen drei Staaten eine Verteilung vehement ab. Bulgarien hat selbst einen Grenzzaun zur Türkei, würde eine Verteilungsquote aber wohl mittragen. Kann es dadurch auch vermitteln?
Es ist klar, dass die Dublin-Regelung revidiert und neu gefasst werden muss. In der Tat zeigte sich Bulgarien bisher solidarisch und gewährt Flüchtlingen einen Aufenthaltsstatus. Nur wollen die meisten nicht in Bulgarien bleiben sondern weiter nach Deutschland oder etwa in die skandinavischen Länder. Bulgarien hat mit der Türkei einen Grenzzaun errichtet und ist für die Sicherung der EU-Außengrenzen mit verantwortlich.
Die Verteilung der Flüchtlinge wird eine der zentralen Fragen sein in diesem halben Jahr. Und ja, da kann Bulgarien aus der eigenen Erfahrung eine Rolle spielen. Nun stehen auch die neuen Budgetverhandlungen innerhalb der EU an. Wir hören gerade von Ungarn und Polen, sie wären bereit mehr Geld in das EU-Gesamtbudget einzahlen, wenn sie im Gegenzug keine oder wenige Flüchtlinge aufnehmen müssen. Damit spielen sie sehr geschickt auf der populistischen politischen Klaviatur.
Sie sprachen bereits von den EU-Beitrittskandidaten Serbien, Mazedonien und Albanien, deren Perspektive eine größere Rolle spielen sollen. Auf politischer Ebene gibt es daran durchaus ein Interesse, die öffentliche Meinung innerhalb der EU ist da anders. Ist das Thema daher in diesem halben Jahr überhaupt erfolgversprechend?
Es geht auch darum, proaktiv für Europa zu werben. Serbien, Mazedonien und Albanien sind wie der gesamte Balkan ein integraler Bestandteil Europas. Und mit diesem Westbalkan-Gipfel im Mai wird ein wichtiges Zeichen gesetzt. Es muss einfach gerade in unser mitteleuropäisches und deutsches Bewusstsein eindringen, wie wichtig dieser Raum für uns ist. Deshalb hat Deutschland auch den sogenannten "Berlin-Prozess" in Gang gesetzt.
Wenn es in der Region Westlicher Balkan ernsthaftere Probleme gibt, dann hat das unmittelbare Auswirkungen auf uns. Lassen Sie mich als ein Beispiel Mazedonien nennen, wo insbesondere letztes Jahr eine große innenpolitische Krise gab, die den gesamten Balkan und damit auch den Rest Europas hätte destabilisieren können. Mit der neuen Regierung in Skopje sieht es aus, als würde Mazedonien tatsächlich wieder auf einen euroatlantischen Integrationskurs einschwenken. Es scheint sich im sogenannten Namensstreit mit Griechenland einiges zu bewegen, und auch mit Bulgarien sind durch den Nachbarschaftsvertrag die Weichen neu gestellt. Dazu hat Bulgarien einen wichtigen Beitrag geleistet. | mdr.de | Bulgarien übernimmt für die kommenden sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft. Auf der Agenda stehen neben der Flüchtlingsfrage vor allem die EU-Perspektiven des Balkan, meint Südosteuropa-Expertin Johanna Deimel. | [] | 2018-01-11T12:01:57+01:00 | 2018-05-16T11:57:02+02:00 | https://www.mdr.de//heute-im-osten/interview-bulgarien-eu-ratspraesidentschaft-100.html |
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Michael Kretschmer will wieder Minister-Präsident in Sachsen werden | Im Bundes-Land Sachsen soll es vielleicht bald eine Minderheits-Regierung geben. Dafür wollen die Parteien CDU und SPD zusammen-arbeiten.
Michael Kretschmar will wieder Minister-Präsident in Sachsen werden. Bei der Abstimmung braucht er aber auch Stimmen von den anderen Parteien, die im Landtag mitarbeiten. Zum Beispiel von den Parteien: • DIE LINKE • und vom BSW.
Das BSW hat jetzt gesagt: Wir werden die Wieder-Wahl von Michael Kretschmer vielleicht unterstützen. Aber unsere Stimmen bei der Abstimmung gibt es nicht umsonst. Wir wollen dafür etwas haben. Zum Beispiel: Es darf bei den Sozial-Ausgaben keine Kürzungen geben. Das bedeutet: Für soziale Sachen darf es nicht weniger Geld geben. Soziale Sachen sind zum Beispiel: • Die Kinder-Hilfe und Jugend-Hilfe, • viele Lern-Angebote, • die Gesundheits-Versorgung, • die Pflege von älteren und behinderten Menschen • oder Freizeit-Angebote.
Die Partei DIE LINKEhat auch gesagt:Wir werden die Wieder-Wahl von Michael Kretschmernur unterstützen:Wenn es weiter genug Geld für soziale Sachen gibt.
Der neue Minister-Präsident von Sachsenmuss bis Anfang Februar vom Jahr 2025 gewählt werden. | mdr.de | Aber das BSW hat gesagt: Wir unterstützen die Wahl von Michael Kretschmer nur: Wenn es nicht weniger Geld für soziale Sachen in Sachen gibt. | [] | 2024-11-14T15:19:25+01:00 | 2024-11-14T15:19:25+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-minderheitsregierung-kretschmer-bsw-reaktion-landtagswahl-100.html |
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Ein Ring um die Sonne: Seltenes Himmelsphänomen über Halle | Halos sind faszinierende Leuchterscheinungen am Himmel. Der Halo auf dem Foto oben leuchtete am Mittwoch (7. Mai 2025) im Westen über dem Osendorfer See in Halle. Es gibt Halos in verschiedenen Varianten. Allen gleich ist, dass sie gar nicht an den Himmelskörpern entstehen, um die sie strahlen, sondern erst auf der Erde – abgesehen vom Halo einer Sonnenfinsternis, aber dazu später mehr. Halos erscheinen meist als leuchtende Ringe um die Sonne. In Mitteldeutschland gibt es sie zum Beispiel im Winter regelmäßig als sogenannte Eisnebelhalos im Erzgebirge. Es sind "Erscheinungen, die durch Lichtbrechungen an Eiskristallen stattfinden", erzählt Claudia Hinz vom Deutschen Wetterdienst in Sachsen im Interview mit MDR WISSEN.
Momentan seien um die 50 Haloarten bekannt, so Claudia Hinz. "Der häufigste Halo ist ein Ring mit 22 Grad um die Sonne herum sowie ein zweiter mit 46 Grad. Es gibt auch einen, der parallel zum gesamten Horizont einmal um den gesamten Himmel herum verläuft." Und auch, wenn wir im Sommer solche Halos sehen, braucht es dazu Eis, denn sie entstehen durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an in der Luft befindlichen Eisteilchen.
"Dringt das Sonnenlicht nun in die Eiskristalle ein, wird es zunächst gebrochen, im Inneren reflektiert und beim Austritt aus dem Kristall erneut gebrochen", erklärt Tobias Reinartz, wie Hinz Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. "Durch die Brechung wird das Licht in seine sog. Spektralfarben zerlegt, die wir als Regenbogenfarben erkennen können, allerdings natürlich nur, wenn die Kristalle so ausgerichtet sind, dass das aus ihnen austretende Licht unsere Augen erreicht."
Um diesen Effekt zu erzielen, muss das Sonnenlicht durch sehr hohe Cirruswolken scheinen, wir kennen sie auch als Federwölkchen. Ein Halo kann dabei sogar nachts entstehen, wenn der Mond das Sonnenlicht zur Erde reflektiert. Auch dabei wird das einfallende Licht an Eiskristallen gebrochen, gespiegelt oder abgelenkt, und wir sehen den Lichtring, den Hof oder Heiligenschein, wie auch immer Sie es nennen mögen.
Halos bei Sonne und Mond können wir mit etwas Glück jedes Jahr erleben. Ein ganz besonderer und viel seltenerer Halo ist der während einer Sonnenfinsternis. Hier wird er durch die Sonnenkorona verursacht, die normalerweise durch das helle Licht der Sonne überstrahlt ist. Während einer totalen Sonnenfinsternis aber, wenn der Mond die Sonne vollständig verdeckt, wird die Korona als perlweißer Halo um die Sonne sichtbar. | mdr.de | Ein Halo über Halle – nein, das ist kein Vertipper. Hier geht es nicht um ein Hallo für Halle, sondern um eine seltene Himmelserscheinung, die dort gerade zu sehen war: Ein Halo um die Sonne. | [] | Naturwissenschaft | 2025-05-09T12:13:47+02:00 | 2025-05-09T12:13:47+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/naturwissenschaften-technik/himmel-leuchtender-ring-um-die-sonne-halo-ueber-halle-sachsen-anhalt-100.html |
Nachlesen | Der Weg durch die Siedlung zum Fußballplatz ist immer noch der gleiche. Als Kind bin ich ihn oft gegangen, um Freunde zu treffen. Ein Fußballplatz im Originalmaß mit großen Toren, die Pfosten zwar noch aus Holz, aber mit einem richtigen Netz, das rauschte, wenn ein kräftiger Schuss sich darin verfing.
Eigentlich war der Platz für uns verschlossen, aber es gab ein Loch im Zaun, das leicht zu passieren war, und es gab wenige, die sich dafür interessierten, ob Unberechtigte dort kickten.Ab und zu war Rainer schon da. Ganz allein trainierte er am gegenüberliegenden Tor. Rainer war deutlich älter als ich. Er konnte mit vielen Kontakten den Ball in der Luft halten, behandelte das Spielgerät wie ein rohes Ei, aber wenn er abzog, zischte das Leder durch die Luft. Manchmal krachte es am Pfosten. Rainer war mein Vorbild. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, Rainer einmal anzusprechen. Ich wusste, er wartete auf Jens und Klaus und weitere fast erwachsene Mitspieler. Dennoch sah ich Rainer gern zu. Er war für mich wie ein Abbild von Franz Beckenbauer. Es sah elegant aus und souverän. Vielleicht hatte er sich vieles auch von ihm abgeguckt. Und ich selbst ertappte mich dabei, es ihm nachzutun - nicht in seiner Gegenwart, aber dann, wenn ich allein übte.Wie ist das mit guten Vorbildern? Sind sie entbehrlich, oder prägen sie einen nicht mehr als man sich eingestehen mag? Heute gibt es Trainer, Coaches und Berater für fast jeden Lebensbereich. Sie bleiben neutral. Vorbilder sind anders. Sie entzünden ein Feuer, eine Leidenschaft, manchmal ohne es zu wissen. Viele beklagen sich über Bevormundung durch die Medien, die Politik, ökologische Aktionsgruppen, die Kirche. Vorbilder fordern nichts. Sie gibt es einfach, und ich entscheide mehr oder weniger bewusst, wen ich mir zum Vorbild nehme. Herzlich, sanftmütig, demütig, freundlich. Die Bibel vermittelt Lebenshaltungen, die segensreich sind. Man könnte sie einfordern. Man kann sie aber auch einfach leben. Das ist am überzeugendsten. Vielleicht nimmt sie sich jemand zum Vorbild. Könnte sein, so verändert sich die Welt und dreht sich ein klein wenig Richtung Himmelreich. Wir merken es nicht - so wenig wie die Drehung unserer Erde. Und sie bewegt sich doch! | mdr.de | Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Holger Treutmann aus Dresden. | [] | 2024-07-07T22:38:50+02:00 | 2024-07-07T22:38:50+02:00 | https://www.mdr.de//sachsenradio/programm/wort-zum-tag-anfang-juli-112_page-5_zc-6ed60dc1.html |
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Experiment der Uni Halle: Großveranstaltungen trotz Corona-Pandemie? | Können tausende Menschen live ein Konzert in einer Großraumhalle verfolgen, ohne sich mit Corona anzustecken? Unter welchen Bedingungen können große Events wieder stattfinden und trotzdem die Hygieneregeln zum Schutz vor der Pandemie eingehalten werden? Diese Fragen will das Universitätsklinikum Halle mit dem Forschungsprojekt "Restart-19" beantworten.
Ein Team um den Infektologen Stefan Moritz will dazu am 22. August ein Großexperiment mit 4.000 Freiwilligen in der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig durchführen. Die Besucher bekommen ein Konzert von Tim Bendzko, müssen dabei aber strenge Hygieneregeln beachten. Unter anderem sollen sie während der ganzen Veranstaltung FFP2-Atemschutzmasken tragen.
Dabei wollen die Forscher Daten erheben, um die Ansteckungsrisiken zu berechnen und daraus Empfehlungen abzuleiten, wie die Gefahren bei großen Veranstaltungen minimiert werden können. Unter anderem wollen sie herausfinden, mit wie vielen anderen Menschen die Konzertbesucher bei der Anreise in Kontakt kommen. "Die größte Herausforderung - glaube ich - wird die Datenauswertung", sagte Projektleiter Stefan Moritz. "Denn wir werden über einen ganzen Tag hinweg alle fünf Sekunden die Kontakte zu allen anderen Probanden im Umkreis von 30 Metern messen." Restart-19 sei die erste derartige Studie in Deutschland, sagten Forscher und Projektbeteiligte bei einer Pressekonferenz am 17. Juli. Vier bis sechs Wochen nach dem Experiment sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Bei dem Experiment werden drei Szenarien durchgespielt. Zunächst sollen die Besucher wie vor Corona ohne Abstandsregeln durch zwei Eingänge in die Halle strömen. Dann soll ein Szenario mit strengem Hygienekonzept, mehreren Ein- und Ausgängen sowie größeren Abständen geprobt werden. Und im dritten Szenario soll auch auf den Zuschauerbänken ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden.
"Das Projekt soll die Weichen stellen für einen Neustart der Veranstaltungswirtschaft in ganz Deutschland. Gerade diese Branche ist bekanntlich besonders stark von den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus betroffen", sagte Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willigmann (SPD). Sein Bundesland und der Freistaat Sachsen finanzieren die rund eine Millionen Euro teure Studie. Partner sind zudem der SC DHfK Leipzig und die ZSL Betreibergesellschaft der Großraumsporthalle.
Für das Experiment werden 4.000 junge und gesunde Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebraucht. Infos und Anmeldung auf der Webseite des Projekts.
(ens/dpa) | mdr.de | Forscher des Uniklinikums Halle wollen mit einem große Experiment in Leipzig herausfinden, unter welchen Bedingungen Sport- und Kulturveranstaltungen mit tausenden Besuchern trotz Corona wieder stattfinden können. | [] | Startseite | 2020-07-22T11:20:18+02:00 | 2020-07-22T11:20:18+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/corona-restart-veranstaltungen-events-hygiene-forschung-100.html |
Fantasypark 2025: Comicpark-Macher planen neue Veranstaltung auf der Ega | Schwarzer Hoody, schwarzes Basecap, schwarzer Kaffee: Jan Ettingshausen sitzt mit einem Laptop im Fenster seines Ladens, dem Planet Comic Café in Erfurt. Es ist früh am Nachmittag. Im Laden ist noch wenig los, trotzdem steckt Ettingshausen voll in seiner Arbeit: "Buchhaltung für den Laden", sagt er und klappt den Laptop zu. "Darf ich dir einen Kaffee anbieten?"
Der 47-Jährige, den seine Freunde nur "Ed" nennen, hat sich vor einigen Jahren mit dem Comic Café einen Traum erfüllt: Comics lesen und Kaffee trinken, was gibt es Schöneres? Das Konzept passt gut zu dem ruhigen und entspannten Ladenbesitzer, der eigentlich gar nicht wie ein Workaholic wirkt.
Dabei hat Ettingshausen alle Hände voll zu tun: Neben dem Laden organisiert er zusammen mit Freunden seit 2017 den Comicpark, die größte Cosplay-Convention Thüringens mit zuletzt über 20.000 Besuchern. Und weil das noch nicht genug ist, soll 2025 mit dem Fantasypark eine weitere Großveranstaltung hinzukommen. Genau deshalb haben wir uns zum Interview verabredet.
MDR: 2025 plant ihr neben dem Comicpark noch eine weitere Großveranstaltung. Erzähl doch mal: Worauf können sich die Thüringer freuen?
Ettingshausen: Also ob es eine Großveranstaltung wird, muss man schauen. Wir fangen jetzt erst an und müssen abwarten, wie viele Leute das wirklich interessiert. Aber ja, wir haben schon längere Zeit immer wieder Anfragen von Besuchern bekommen, warum wir den Comicpark nur einmal im Jahr machen? Und nun haben uns zusammengesetzt und uns überlegt, was wir machen könnten. Wir wollen ja nicht einfach nur den Comicpark wiederholen, es soll schon in eine etwas andere Richtung gehen.
Deshalb haben wir uns für eine Veranstaltung mit Fantasy-, Mittelalter- und Steampunk-Elementen entschieden und bauen da nun eine Veranstaltung drum herum auf. Wir wissen, dass das Comic Park-Publikum sich auch so sehr für Fantasy-Videospiele, -Filme und -Serien interessiert. Von daher denke ich, dass das schon ein Großteil der Comicpark-Fans ansprechen wird.
In Anlehnung an den Comicpark trägt das Ganze dann auch den Namen "Fantasypark".
Genau. Wir hatten da viele Überlegungen, haben viel durchprobiert und wollten auch einen Eigennamen finden, aber der Egapark meinte dann immer, dass sie Fantasypark gut finden.
Da hat sich dann also der Egapark eingemischt?
Im Großen und Ganzen lassen die uns schon freie Hand, aber sie geben uns natürlich auch ihre Ideen und Vorstellungen mit. Sie sind in dem Sinne gute Berater und wir stecken ja auch am Anfang der Jahresplanung immer die Eckpunkte der Veranstaltungen ab. Da geht es dann auch viel darum, was zum Ega-Gelände passt. Es soll ja mit der Parkanlage harmonieren.
Beim Comicpark hatten wir letztes Jahr 20.000 Besucher. Da sind viele Kinder aber eben auch ältere Leute dabei, die mit manchen Sachen nichts anfangen können. Deswegen sind beim Comicpark zum Beispiel Zombie-Verkleidungen nicht erlaubt, es gibt kein Kunstblut, keine großen Narben und Verletzungen. Das sind halt alles so Sachen, wo der Egapark mitspricht, aber bei allen anderen Dingen, haben wir freie Hand und können machen, was wir wollen.
Wichtig bei einer Outdoor-Convention ist immer auch das Datum. Der Comicpark findet normalerweise im Mai statt. Wann gibt es den ersten Fantasypark?
Ja, als Outdoor-Convention sind wir stark auf das Wetter angewiesen. Wir können das also nicht im November oder Februar machen. Die warmen Monate sind am besten geeignet. Der Hochsommer fällt aber auch flach, da ist es zu extrem: Man hat mit Wärmegewittern, mit Starkregen und mit Hitze zu kämpfen. Deswegen haben wir gesagt, wir gucken uns mal den September an. Dabei ist es jetzt auch geblieben. Das heißt, der erste Fantasypark wird am 13. und 14. September 2025 stattfinden.
Ihr plant also wieder ein ganzes Wochenende, da werden die Besucher ja dann einiges erwarten können. Vielleicht kannst du mal so einen kleinen Vorgeschmack geben, was wird den Fantasypark 2025 ausmachen?
Für die meisten Mitwirkenden sind zwei Tage sinnvoller. Man hat ja mit dem Aufbau und der Anreise einen großen Aufwand und zwei Tage sind auch deshalb gut, weil wir damit alles abdecken können, was wir vorhaben. Es wird wieder jede Menge interessanter Programmpunkte geben. Es gibt Bühnenprogramme, wir haben Bands, die mittelalterliche Fantasy-Musik spielen, es gibt Walking Acts, die verschiedene Bereiche des Fantasy-Genres abdecken.
Aus "Herr der Ringe" wird es zum Beispiel eine Ork-Gruppe geben, die ihr Lager im Park aufschlägt. Am Samstag überlegen wir, ein bisschen länger zu machen, um mit Licht arbeiten zu können. Wir haben ein paar Feuerspucker und andere Feuer-Künstler. Das müssen wir aber erst noch mit dem Egapark abklären, inwieweit wir das machen können. Das ist ja auch eine Sicherheitsfrage.
Was wird das denn für den Comicpark bedeuten? Werdet ihr das Angebot dann aufsplitten, damit die Harry Potter-Fans eher zum Fantasypark pilgern und die Comic- und Manga-Fans zum Comicpark? Wird sich das thematisch klar voneinander abgrenzen?
Das haben wir tatsächlich überlegt, es aber dann den jeweiligen Händlern und Künstlern selbst überlassen. Wir haben gesagt: 'Nächstes Jahr gibt es zwei Veranstaltungen, den Comicpark, wie man ihn schon kennt und eine Veranstaltung im Fantasy-, Mittelalter- und Steampunk Bereich. Ihr seid zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen!' Und alle Händler und Künstler haben gesagt, sie würden gerne beide Veranstaltungen mitnehmen.
Allerdings hat der Comicpark bisher gar nicht so viele Fantasy-Sachen angeboten, sodass es da nicht viele Überschneidungen geben wird. Beim Fantasypark wird es viel, viel mehr in diese Richtung gehen. Live-Rollenspiele zum Beispiel. Überhaupt wird es zu dieser Veranstaltung einen eigenen Plot geben: Im Egapark ist sozusagen ein "Weltenriss" entstanden, aus dem diese ganzen Fantasy-Gruppen aus den verschiedenen Zeitaltern und Welten herausgetreten sind. Die Besucher sollen an dieser Geschichte teilnehmen können. Sie können verschiedene Rätsel lösen, um den Weltenriss wieder zu schließen.
Das heißt, als Besucher wird man dann Teil einer kleinen Abenteuergruppe?
Genau. Sie sollen richtig mit reingezogen werden. Es gibt Aufgaben zu lösen, an verschiedenen Stationen werden auch die Akteure mit einbezogen. Jeder Besucher kann dann Quest-Stempel sammeln und diese Geschichte ist dann Teil des Unterhaltungsprogramms.
Habt ihr nicht auch ein bisschen Angst, dass ihr euch mit einer zweiten Veranstaltung in Thüringen selbst die Kundschaft abgrabt? Was macht euch so sicher, dass zwei solcher Veranstaltungen sich wirtschaftlich tragen können?
Die Ega erhebt ja Postleitzahlen der Comicpark-Besucher und da zeigt sich, dass ein Großteil der Besucher aus Berlin, Leipzig und dem Umland nach Erfurt kommt. Wir sind uns bewusst, dass wir nächstes Jahr mit dem Fantasypark am Anfang stehen und lassen das einfach auf uns zukommen.
Ich bin aber zuversichtlich. So wie ich die typischen Convention-Gänger kenne, also die, die Comic-, Manga-, Anime-Conventions besuchen; da könnte jeden Monat eine Convention sein und die Leute würden das trotzdem immer wieder gut finden und besuchen.
Als Veranstalter kalkuliert man ja auch schon im ersten Jahr mit einer Besucherzahl. Wann wäre der Fantasypark 2025 denn ein Erfolg?
Ich denke, 5.000 bis 6.000 Besucher an dem Wochenende, das wäre schon super. Das Wetter muss natürlich mitspielen, das ist immer eine Glückssache. Aber wir werden natürlich auch die Kanäle des Comicparks nutzen, um darauf hinzuweisen, dass es eine zweite Veranstaltung gibt. Ich denke, dass wird viele Cosplayer, die auch Fantasy mögen, auf jeden Fall interessieren.
Vielen Dank für das Interview!
Anm. d. Red.: Das Interview lesen Sie hier in der gekürzten Fassung. Im Audio ist das Interview in voller Länge zu hören.
MDR (ask) | mdr.de | In nur sieben Jahren ist aus dem Comicpark eine deutschlandweit beachtete Comic-Convention mit über 20.000 Besuchern geworden. Nun will das gleiche Veranstaltungsteam mit dem Fantasypark ein zweites Highlight schaffen. | [
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] | Thüringen | 2024-09-19T06:49:18+02:00 | 2024-09-19T06:49:18+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/ega-comicpark-fantasy-convention-100.html |
"Nackt unter Wölfen" – eine berührende KZ-Geschichte | Am 10. April 1963 wurde die DEFA-Verfilmung des Bestseller-Roman "Nackt unter Wölfen" uraufgeführt. Der Autor der literarischen Vorlage, Bruno Apitz, hatte das Drehbuch verfasst und eine kleine Rolle gespielt. Unabhänngig von dieser Nebenrolle war er auch sonst bei den Dreharbeiten immer anwesend.
"Er war ein leidenschaftlicher Verfechter aller Details", erinnert sich der Schauspieler Armin Müller-Stahl. "Er wusste schließlich, wie es in Buchenwald ausgesehen hatte. Und er war die ganze Zeit über dabei und kontrollierte uns. Eine bessere Informationsquelle konnte es nicht geben." In der Tat bescheinigten Kritiker dem Film von DEFA-Regisseur Frank Beyer "realistische Wirklichkeitsnähe". Für den Schriftsteller Bruno Apitz war die Verfilmung seines Romans eine wunderbare Zeit, erinnerte sich seine Witwe Kiki Apitz: "Das war ein Triumph für ihn. So etwas hat es im Leben meines Mannes nicht noch einmal gegeben, eine solche innere Genugtuung."
1958 erschien Apitz’ Roman "Nackt unter Wölfen" im Mitteldeutschen Verlag Halle. Es ist die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines jüdischen Kindes, das von kommunistischen Häftlingen des KZ Buchenwalds auf wundersame Weise gerettet wird – eine Geschichte biblischen Ausmaßes.
Er hat schon im Lager gewusst, lieber Gott, wenn du mich hier rauslässt, dann muss ich die Geschichte dieses Kindes aufschreiben für die Jugend.
Das Buch avancierte schnell zu einem Bestseller, nicht nur in der DDR - in mehr als 30 Sprachen wurde es übersetzt und erreichte eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen Exemplaren. In der DDR war "Nackt unter Wölfen" bis 1990 Schullektüre – kaum ein Kind, das das Buch nicht gelesen hatte. Doch nicht nur das: Die Staats- und Parteiführung instrumentalisierte den Roman überdies als einen wesentlichen Bestandteil des antifaschistischen Gründungsmythos der DDR.
Bruno Apitz, 1900 in Leipzig als zwölftes Kind einer Arbeiterfamilie geboren, war schon früh politisch interessiert. Mit 17 kam er für neun Monate das erste Mal wegen "Antikriegspropaganda" gegen den Ersten Weltkrieg in Untersuchungshaft, mit 18 musste er wegen "Landesverrats" anderthalb Jahre ins Gefängnis. In dieser Zeit begann seine Beschäftigung mit Literatur, er schrieb erste Gedichte. Aber er musizierte und schauspielerte auch. Vor allem aber war er ein politischer Mensch: 1927 trat er der KPD bei, übernahm verschiedene Parteifunktionen und war als Vorsitzender der Leipziger Bezirksgruppe des "Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller". Mit der Machtübernahme der Nazis setzte sich sein Weg durch Gefängnisse und Zuchthäuser fort, bis er 1937 ins KZ Buchenwald deportiert wurde, wo er bis zur Befreiung im April 1945 Häftling blieb.
Nach 1945 wurde Apitz Gründungsmitglied der SED und arbeitete als Hörspielautor und als Feuilletonist bei der "Leipziger Volkszeitung". Das Sujet der Rettung des Buchenwaldkindes Stefan Jerzy Zweig hatte er dabei immer im Kopf. Zunächst wurde es von der DEFA, dem Filmstudio der DDR in Potsdam-Babelsberg, wo Apitz ab 1952 als Dramaturg arbeitete, als "unzeitgemäß" abgelehnt. Auch sein Antrag an den Schriftstellerverband, ein Darlehen zu bekommen, um seinen Buchenwald-Roman zu schreiben, wurde abgelehnt: Man sehe "keine Gewähr, dass der Autor den vorliegenden Stoff zum Roman gestalten kann", hieß es. Drei Jahre lang schrieb er auf eigene Kosten. Dann legte er das Manuskript dem Antifa-Komitee vor. Es wurde zensiert und Apitz strich und veränderte geduldig. Unter anderem schilderte er ausschließlich den heroischen Widerstandskampf der Kommunisten im KZ Buchenwald. "Er machte Helden aus Menschen, die vielleicht gar keine waren", kritisiert der britische Historiker Bill Niven.
Er machte Helden aus Menschen, die vielleicht gar keine waren.
Zwischen den tatsächlichen Vorgängen um Stefan Jerzy Zweig und Apitz' Roman – der ja kein Tatsachenbericht, sondern ein künstlerisch gestaltetes Werk ist – gibt es einige Unterschiede. Die wesentlichen: In "Nackt unter Wölfen" wird das "Buchenwaldkind" in einem Koffer ins Lager gebracht und die SS weiß nichts von seiner Existenz. In Wirklichkeit war es mit seinem Vater unter den Augen der SS ins Lager gekommen. Bei Apitz sind es ausschließlich kommunistische Häftlinge, die dem Kind das Leben retten, der Vater spielt dabei keine Rolle. Tatsächlich aber war es der Vater, der seinem Sohn immer wieder das Leben rettete.
Apitz erklärt das so: "Ich wollte keinen Vater im Roman haben, weil ein Vater sein Kind natürlich beschützen will. Aber wenn andere das tun, ist das etwas Heldenhaftes, etwas fast Übermenschliches." Ein weiterer und entscheidender Unterschied ist der sogenannte "Opfertausch". In Wirklichkeit war das "Buchenwaldkind" von der SS auf eine Transportliste gesetzt worden, Zielort: Auschwitz. Die Häftlinge konnten das Kind vor dem Abtransport retten, allerdings um einen grausamen Preis – ein anderes Kind wurde stattdessen in den Tod geschickt. Darüber schweigt Apitz in seinem Roman, obwohl er von den tatsächlichen Ereignissen wissen musste.
Nach dem Welterfolg seines ersten Romans hatte Bruno Apitz finanziell ausgesorgt. Von der SED wurde er fortan als Vorzeigedichter benutzt, was ihm allerdings lästig war. Anknüpfen konnte er an sein berühmtes Werk nie wieder. Zwar schrieb er noch einige Bücher, die Resonanz aber war gering. Besonders traurig stimmte ihn, dass sein Verhältnis zu dem realen Buchenwaldkind Stefan Jerzy Zweig stets unterkühlt blieb. "Mein Mann hätte gern einen Sohn in ihm gesehen", erinnert sich Kiki Apitz. "Aber das ergab sich leider nicht ..."Bruno Apitz starb 1979 kurz vor seinem 79. Geburtstag in Berlin und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
Zum 60. Jubiläums der Uraufführung des DEFA-Klassikers "Nackt unter Wölfen" wurde von Studenten der Universität Erfurt eine Wanderausstellung vorbereitet. Sie ist derzeit noch bis zum 27. April 2023 in der Universitätsbibliothek Weimar zu sehen. Weitere geplante Stationen sind Jena, Nordhausen, Gotha und Erfurt.
Dieser Artikel erschien erstmals im April 2010 und wurde im April 2023 überarbeitet. | mdr.de | Am 10. April 1963 feierte die Romanverfilmung von "Nackt unter Wölfen" ihre Premiere. Ähnlich wie die literarische Vorlage von Bruno Apitz erlangte der Film weltweite Anerkennung. | [] | NS-Zeit | 2023-04-10T05:00:03+02:00 | 2023-04-10T05:00:03+02:00 | https://www.mdr.de//geschichte/ns-zeit/widerstand/bruno-apitz-nackt-unter-woelfen-roman-film-100_dosArtContext-ute-gebhardt-buchenwaldkind-stefan-jerzy-zweig-100_zc-c05d4c72_zs-6561ca51.html |
Blockparteien und Einheitslisten – Wahlen in der DDR | Grundlage für die Beschäftigung mit der Wahlpraxis in der DDR mag eine kurze Betrachtung der ideologischen Voraussetzungen sein: Dem marxistisch-leninistischen Politikverständnis zufolge, entwickele sich die Gesellschaft mit historischer Notwendigkeit zum Kommunismus. In der Fortsetzung dieses Ansatzes zeichnen sich die nach 1945 in Ostmitteleuropa etablierten "Volksdemokratien" gerade dadurch aus, dass hier der Wille des Volkes vermeintlich mit besagter historischer Notwendigkeit übereinstimme. Die Führung der Volksdemokratie DDR drückte also nach ihrem Selbstverständnis in ihrem Bemühen um die Herstellung einer sozialistischen Gesellschaft unmittelbar und direkt den Willen des Volkes aus. Es war diese Idee einer Identität der Absichten von Bevölkerung und Regierung, die eine vollständige Zustimmung des Wahlvolkes zum Kurs der Regierung zwingend notwendig machte [vgl. Kloth 2004, S. 19]. In der tatsächlichen Entwicklung der DDR waren die 50er- und 60er-Jahre von einem stalinistischen Kurs geprägt. In den 80er-Jahren musste die SED diese Politik entschärfen: Staatsziel wurde jetzt, die "entwickelte sozialistische Gesellschaft". Da die realen Verhältnisse die gewünschten Ergebnisse nicht lieferten, musste "nachgeholfen" werden. Die Beeinflussung der Wahlergebnisse in der DDR lässt sich in drei Dimensionen beschreiben:
Bereits im Sommer 1945 etablierten sich in Deutschland, auch in der sowjetischen Besatzungszone, politische Parteien in Anlehnung an die Tradition der Weimarer Parteienlandschaft: die KPD und die SPD als Arbeiterparteien, die christlich-konservative CDU in Nachfolge der Zentrumspartei, schließlich die liberale LDPD [vgl. Mählert 2007, S. 20f.]. Diese Ansätze einer Mehrparteienlandschaft wurden freilich von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) streng kontrolliert. Erster Schritt einer Einbindung aller Parteien war die Gründung des "antifaschistisch-demokratischen Blocks", eines umfassenden Parteienbündnisses, das angesichts der Herausforderungen im Nachkriegsdeutschland zunächst auch allgemeine Zustimmung fand. Während aber die SPD im Zuge der (Zwangs-)Vereinigung mit der KPD zur SED de facto von der politischen Bühne abtrat, durchliefen die bürgerlichen Parteien CDU und LDPD innerhalb des jetzt klar von der SED dominierten "Blocks" die Entwicklung hin zu systemtreuen, "gleichgeschaltete[n]" [Weber 2006, S. 186] Parteien. Dieser Transformationsprozess war bis spätestens 1952 abgeschlossen.
Ein so kontrolliertes Pseudo-Mehrparteiensystem schien der SED-Führung attraktiv: "Vielleicht wäre es nicht schlecht, noch ein paar neue [Parteien] zu gründen", wird Walter Ulbricht für das Frühjahr 1948 zitiert [Leonhard 1955, 482]. Und tatsächlich wurden kurz darauf zwei weitere Parteien "in den Block hinein" gegründet: die Bauernpartei DBD und die nationaldemokratische NDPD. Beide Parteien waren von vornherein vollständig von der SED abhängige Scheinparteien: Von den 19 Gründungsmitgliedern des DBD-Vorstands waren z.B. 15 SED-Kader [vgl. Weber 2006, S. 184]. Aufgabe dieser Blockparteien war es in erster Linie, auch systemferne Gesellschaftsschichten zu erreichen: Indem Christen, national gesinnten Kreisen oder mit Bodenreform und Kollektivierung hadernden Landwirten eigene politische Foren angeboten wurden – die ihrerseits dem Staatsziel verpflichtet waren – hoffte man, die notwendige Unterstützung für das System zu erreichen.
Zum Verständnis der konkreten Wahlorganisation ist auf folgende Besonderheit hinzuweisen: Zur Wahl standen nicht einzelne Parteien oder Kandidaten, sondern eine vollständige Liste aller Mitglieder des zu wählenden Gremiums. Diese Liste war im Vorhinein bereits vom jeweils zuständigen Wahlausschuss erarbeitet worden. Der Wahlakt bestand dann lediglich in der Zustimmung bzw. Ablehnung des Listenvorschlags. Dieses Wahlverfahren per Liste galt für alle Wahlen in der DDR: von den Kommunalwahlen bis zur Volkskammerwahl. Die Volkskammerwahlliste – die sogenannte "Einheitsliste der Nationalen Front" (vgl. Unterthema "Massenorganisationen") – sah dabei für die SED lediglich einen Anteil von Parlamentssitzen von 25,4 Prozent vor, für die Blockparteien immerhin jeweils 10,4 Prozent. Der Blick auf das vermeintliche "Mehrparteiensystem" in der der DDR entlarvt dabei die Parlamentsminorität der SED schnell als bloßen Schein: Die Blockparteien wurden zu bloßen "Instrumenten der Hegemonialpartei SED" [Weber 2006, 186], eine wirkliche parlamentarische Opposition in der DDR war den Zahlen zum Trotz undenkbar.
Schon im Vorfeld politischer Abstimmungen beeinflussten Druck und/oder Vergünstigungen die Entscheidung der Wähler, beispielhaft steht hier das "junge[…] Pfarrerehepaar[, das] für die lang ersehnte Wohnung zu den Wahlen [ging] (ein offizieller Loyalitätsbeweis gegenüber den Regime)" [Richter 2009, S. 32]. Die staatliche Zuteilung von Mangel und Privilegien entpuppt sich als raffiniertes System indirekter Einflussnahme auf die Bürger, die sich mit dem politischen Kurs der Führung arrangierten und diesem zum Großteil (zumindest pro forma) auch zustimmten.
Direkte Manipulation fand im Rahmen des unmittelbaren Wahlaktes selbst statt, der letztlich darin bestand, den Wahlschien zu falten und in die Urne zu werfen. Dabei wurde das Wahlgeheimnis systematisch verletzt: Wer die Wahlkabine (wenn es überhaupt eine gab) benutzte, machte sich verdächtig [vgl. Richter 2009, 14f.]. Das ironische "Falten gehen" drückt dabei – aller äußeren Zustimmung zum Trotz – die innere Distanz breiter Wählerschichten zum System aus.
Die genannten Instrumente der Beeinflussung führten zu einer tatsächlichen Zustimmungsrate von geschätzten 80 bis 90 Prozent [vgl. für die Kommunalwahlen 1989 Kloth 2004, S. 19] – aus den eingangs genannten Gründen für die SED-Führung unakzeptable Zahlen. Die letzten neun bis 19 Proeznt waren also durch direkte Wahlfälschung herbeizuführen. Möglichkeiten zur Manipulation bot zum einen die Auszählung der Stimmen in den Wahllokalen: Die Wahl per Einheitsliste stellte für die Abgabe einer wirklichen Gegenstimme hohe Hürden (z.B. musste jeder Name auf der Liste einzeln gestrichen werden) und einen breiten Ermessensspielraum für den Stimmenauszähler (eine unsaubere Streichung konnte als Unterstreichung, damit als Zustimmung gewertet werden), ungültige Stimmen waren so gut wie ausgeschlossen [vgl. Judt 1998, S. 67f.]. Alles andere wurde als gültige Stimme für den Listenvorschlag gewertet.
Manipulation der Zahlen ohne Berücksichtigung der abgegebenen Wahlzettel fand schließlich hinter den verschlossenen Türen der sogenannten "Frisiersalons" statt, wo SED-Funktionäre die zum Teil schon vor den Wahlen festgelegten Ergebnisse "errechneten" [vgl. Schabowski 1992, S. 173ff.] und Wahlprotokolle nahelegten, die nur in loser Verbindung zu den Ereignissen des Wahltages standen. Freilich oblag es weiterhin den Vorsitzenden der Wahlausschüsse vor Ort, die so entstandenen Protokolle durch ihre Unterschrift zu sanktionieren und so die Fälschungen mit zu verantworten.
Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten des Staates zur Wahlbeeinflussung (und deren vermeintlicher Notwendigkeit) ist zu erklären, warum selbst das offizielle Ergebnis der Kommunalwahlen vom Mai 1989 mit einer Zustimmungsrate von 98,85 Prozent für die SED-Führung immer noch eine Art Wahlniederlage darstellte – ein wichtiger Schritt in die "Friedliche Revolution" … | mdr.de | 40 Jahre lang betrieb die DDR-Führung in regelmäßigen Wahlgängen einen enormen Aufwand, um der Welt gegenüber eine fast hundertprozentige Zustimmung der Bevölkerung zum System vorzutäuschen. | [] | DDR | 2017-09-22T14:50:13+02:00 | 2022-07-18T12:16:04+02:00 | https://www.mdr.de//geschichte/ddr/politik-gesellschaft/wahlen-blockpartei-einheitslisten-100.html |
Verkehrsministerium will für 900 Millionen Euro E-Ladestationen fördern | Bundesverkehrsminister Volker Wissing plant neue Förderungen, um die Nutzung von Elektroautos in Deutschland attraktiver zu machen und das umweltfreundliche Laden zu Hause und in der Firma zu forcieren. "Schon bald starten wir zwei weitere Förderangebote, um Privathaushalte beim Bau von Ladestationen mit Eigenstromversorgung sowie Unternehmen bei der Errichtung von Schnellladeinfrastruktur zu unterstützen", sagte der FDP-Politiker dem ARD-Hauptstadtstudio.
Die Förderprogramme haben laut ARD ein Gesamtvolumen von 900 Millionen Euro. Mit 500 Millionen Euro sollen in privaten Wohngebäuden Ladestation, Photovoltaikanlage sowie Speicher gefördert werden. Damit sollen E-Autos auch direkt mit Sonnenenergie aufgeladen werden können. Wie das Hauptstadtstudio unter Berufung auf ein Schreiben des Verkehrsministeriums berichtet, soll die Förderung nur im Paket erfolgen. Das Programm soll im Herbst an den Start gehen.
400 Millionen Euro sind dem Bericht zufolge dafür geplant, den Aufbau von Schnellladeinfrastruktur sowie einen Netzanschluss für den Betrieb von gewerblich genutzten Pkw zu unterstützen. Hier ist der Start des Förderprogramms bereits für den Sommer geplant.
Dem ARD-Hauptstadtstudio zufolge rechnet das Verkehrsministerium beim neuen Förderprogramm insgesamt mit einer hohen fünfstelligen Zahl an Anträgen privater Haushalte. Wie hoch die Förderung individuell ausfällt, will das Ministerium zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. Auch ob die Zuschüsse als Pauschalbeträge oder als prozentuale Beteiligungen erfolgen, steht noch nicht fest.
Bei einem früheren Förderprogramm zur Ladeinfrastruktur, den sogenannten Wallboxes, zahlte das Verkehrsministerium pauschal 900 Euro. Damals mussten die Bürger nicht nachweisen, ob sie überhaupt ein privates E-Auto besitzen. Beim neuen Programm soll das anders sein.
Finanziert werden soll das neue Förderprogramm dem Bericht zufolge über den Klima- und Transformationsfonds, einem "Sondervermögen" in Höhe von rund 35 Milliarden Euro. Abgewickelt werden sollen die Förderanträge über die staatliche Förderbank KfW.
Am Donnerstag findet die Ladeinfrastruktur-Konferenz des Bundesverkehrsministeriums statt. Bislang werden in Deutschland sieben von zehn E-Autos zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgeladen.
MDR/AFP (dni) | mdr.de | Mit 900 Millionen Euro will Verkehrsminister Wissing die Ladeinfrastruktur in Privathaushalten und Gewerbe fördern. Für Privathaushalte sollen Ladestation, Photovoltaikanlage sowie Speicher im Paket gefördert werden. | [] | Deutschland | 2023-06-29T10:15:02+02:00 | 2023-06-29T10:15:02+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/foerderung-e-auto-ladestation-volker-wissing-verkehrsminister-100.html |
GigawattFactory wächst: Leag weiht Solarpark Nochten ein | Das Energieunternehmen Leag hat in Nochten in der Oberlausitz einen neuen Solarpark in Betrieb genommen. Wie die Leag am Dienstag mitteilte, ist die Anlage in dem Boxberger Ortsteil binnen sechs Monaten errichtet worden. Sie ist Bestandteil der geplanten Gigawatt-Factory zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien. Ihre Gesamtleistung soll der Leag zufolge bis zum Jahr 2030 auf sieben Gigawatt gesteigert werden.
An der Einweihung des Solarparks nahm auch Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) teil. Er und das sächsische Kabinett treffen sich am Dienstag im Kraftwerk Boxberg zu einer gemeinsamen Sitzung mit ihren Amtskollegen aus Brandenburg. Dabei geht es unter anderem um die Zusammenarbeit bei der Sicherung von Fach- und Arbeitskräften in der Lausitz.
MDR (jal/wim) | mdr.de | Das Bergbau- und Energieunternehmen Leag treibt den Wandel für mehr regenerative Energie voran. In Boxberg hat es den Solarpark Nochten eröffnet. Er ist Teil eines der größten Zukunftsprojekte in der Lausitz. | [
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] | Sachsen | 2024-04-30T11:55:49+02:00 | 2024-04-30T15:45:00+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/energie-leag-solarpark-nochten-gigafactory-100.html |
50 Jahre Militärputsch in Chile: Das Ausmaß deutscher Beteiligung | Deutschland war vom ersten Tag an an dem Putsch stark beteiligt. Also der Geheimdienst, vom damaligen Deutschland. Und das ist wohl die Angst. Es sind viiele Informationen, die Deutschland nicht gern in der Öffentlichkeit hätte.
Moderation Secilia Kloppmann (SK)
Erick Zott war linker Studentenführer in Chile, als das Militär 1973 gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende putschte. Zott wurde damals verhaftet und in der deutschen Sekt Colonia Dignidad gefoltert. Der Zeitzeuge Erick Zott und die Recherche in lange Zeit nicht zugänglichen Akten zeigen ein bisher nicht bekanntes und erschreckendes Ausmaß der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Putsch in Chile und die Duldung von Menschenrechtsverletzungen wie Folterungen bis hin zur Ermordung politischer Gegner. Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von MDR INVESTIGATIV - Hinter der Recherche. Jeden zweiten Freitag werbefrei in der ARD Audiothek und da, wo sie uns gerade hören. Ich bin Secilia Kloppmann und arbeite für die politischen Magazine des Mitteldeutschen Rundfunks
Zu Gast in dieser Folge ist mein Kollege Christian Bergmann.
Es ist jetzt im September, genauer gesagt am 11. September 50 Jahre her, dass der Putsch in Chile war. Da ist jetzt schon einiges auch gelaufen in den Medien aufgrund dieses 50. Jahrestages … aber kannst du bitte noch mal ganz kurz zusammenfassen: Was ist da passiert an diesem 11. September 1973 und mit welchen Folgen?
Christian Bergmann (CB)
Am 11., September 1973 hat sich das Militär unter Augusto Pinochet gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten Salvador Allende erhoben, und Salvador Allende hat sich dann im Präsidentenpalast La Moneda verschanzt und sich verteidigt. Und das Militär hat ihn dann umstellt und ein Ultimatum gestellt, das er sich ergeben sollte, was er nicht getan hat. Und dann hat Augusto Pinochet die Luftwaffe aufgefordert, den Präsidentenpalast der LaMoneda zu bombardieren. Und kurz daraufhin hat sich dann Salvador Allende erschossen. Und dann kam es zur Machtübernahme der Militärs, und es folgte eine 17-jährige Militärdiktatur.
SK
17 Jahre war Pinochet an der Macht - bis es dann wieder eine demokratische Wahl gab?
CB
Genau. Es gab dann die ersten demokratischen Wahlen. Pinochet hatte immer noch enorme Sonderrechte. Also man kann sich das nicht so vorstellen, dass von einem Tag auf den anderen er dann mit Schimpf und Schande ...oder verhaftet wurde, sondern er war immer noch bis 1998 Oberbefehlshaber der Armee, war später noch Senator in chilenischen Parlament. Also er genoss sehr lange, sehr viele Sonderrechte.
SK
Die Menschenrechtsverbrechen, über die wir ja jetzt noch sprechen werden, die waren ja nicht nur direkt in den Tagen des Putsches, sondern das hat sich ja auch über Jahre hingezogen. Richtig?
CB
Ja. Es war eine Jahrzehnte lange Folterpolitik. Wir haben zum Beispiel ein Beispiel aus dem Film den Besuch von Norbert Blüm 1987, wo er sich stark macht, für zum Tode verurteilte Gegner des Pinochet Regimes- Wo nicht nur diese Gegner gefoltert wurden, sondern sogar ihre Familienangehörigen. Das kann man im Film dann auch hören. Das sind sehr eindrückliche Schilderungen, wo auch teilweise auch schwangere Frauen gefoltert wurden, also es sind sehr, sehr schlimme Dinge passiert. Und das ist noch 1987 passiert - also während der gesamten Militärdiktatur kam es zu solchen Vergehen.
SK
Diese Beispiele habe ich später auch nochmal rausgesucht. In dem Film, über denen wir jetzt sprechen - den hast du zusammen gemacht mit dem Kollegen Tom Fugmann -, der lief bei Fakt im Ersten und ist zu sehen in der ARD Mediathek, "BND gegen Stasi, Chile '73" heißt der, da geht es vor allem - nicht nur - aber vor allem, um die Rolle Westdeutschlands in dieser Zeit. Du bist in Chile gewesen, Christian, du hast dort recherchiert, Akten durchforstet. Wo warst du? Und was waren die zentralen Erkenntnisse deiner Recherche?
CB
2019, also vor vier Jahren, wurde durch einen Anwalt, der auch Opfer der Colonia Dignidad war, erwirkt, per Gerichtsbeschluss, dass das Archiv der Colonia Dignidad der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Und als wir das mitbekommen haben, habe ich gedacht, okay, jetzt nutzen wir die Chance, Und bin hingeflogen und habe angefangen im chilenischen Nationalarchiv - dort liegen diese Akten - zu recherchieren und Fotos davon zumachen. Das war erlaubt. Man durfte Fotos machen. Ich glaube, ich habe über 4000 Fotos auf meinem Rechner gehabt, die ich dann maschinenlesbar gemacht habe, durchsuchbar gemacht habe. Es war alles nicht so leicht, weil es waren viele Handschriften dabei, die man natürlich nicht dokumentenlesbar machen kann. Ich musste auch mit Handschrift-Experten zusammenarbeiten teilweise, weil manche Dinge nicht zu entziffern waren. In der Colonia war keine gute Handschrift. Das war ein sehr aufwendiger Prozess. Es war eine intensive Zeit. Ich glaube, zehn Tage, die ich vor Ort war. Davon fünf bis sechs Tage im Archiv.
SK
Und diese Unterlagen, über die wir noch im Detail sprechen ... sind die beschlagnahmt worden im Zuge von der damaligen Schließung der Colonia Dignidad? Oder wie muss man sich das vorstellen?
CB
Im Film ist der Leiter der Ermittlungskommission gegen die Colonia Dignidad zu sehen. Luis Henrique Seguel und seine Männer haben im Jahr 2005 diesen spektakulären Fund gemacht. Das war verscharrt und vergraben. Das ist das Archiv von Paul Schäfer - also dem damaligen Sektenführer der Colonia Dignidad, der dort im Prinzip das komplette "Gedächtnis" dieser Colonia Dignidad in Schriftform hinterlassen hat. Schäfer war ein sehr misstrauischer Mensch. Er hat alle Telefonate, zum Beispiel die aus der Colonia Dignidad abgingen, verschriften lassen in Telefonprotokollen und hat sich das dann vorlegen lassen. Also auch wenn zum Beispiel seine Nummer 2, Hartmut Hopp, aus so einem Telefonprotokoll zitieren wir auch, wenn der telefoniert hat, wie zum Beispiel damit Gerhard Mertins, dem Waffenhändler, dann hat das Paul Schäfer auf seinen Tisch bekommen und hat gesehen, worüber die geredet haben. Und das ist heute ein großer Schatz, weil man weiß, was damals passiert ist, was damals am telefonisch gesprochen wird. Man hat also den gesamten wirtschaftlichen Schriftverkehr, das heißt Warenbestellungen wie diese Waffenbestellungen, die wir dann im Film zeigen, aber auch verschiedene Zeitungsartikel, andere Dokumente .. und was vielleicht am verblüffendsten war, was zum Beispiel im Film nicht vorkommt, aber mich bei der Recherche sehr verblüfft hat war, dass alle Akten aus der wetsdeutschen Botschaft in Santiago de Chile sofort auf dem Tisch von Paul Schäfer lagen. Er hatte Kopien von allen Vorgängen, und und es gab dann ein späteren Botschafter Mitte der 80er-Jahre Herr Kullak-Ublich, der das gemerkt hatte und auch eher kritisch der Colognia gegenüber eingestellt war - im Gegensatz zu seinen Vorgängern oder zumindest teilweise kritisch - und der hat dann einen Erlass erlassen, dass kein Mitarbeiter der deutschen Botschaft mehr private Kontakte mit der Colonia Dignidad pflegen darf. Und diesen Erlass findet man natürlich auch sofort in dem Nachlass von Paul Schäfer - also es gab da eine ständige Verbindung.
SK
Die Colonia Dignidad spielt in dem Film und auch bei den Vorgängen rund um den Putsch eine zentrale Rolle. Für all diejenigen, die noch nicht so viel darüber wissen... es gab mal ein Spielfilm … du selbst hast auch für uns (FAKT im Ersten/ Exakt) über die Vorgänge in der Colonia berichtet. Christian, sag doch bitte nochmal drei, vier Worte: Was sind das für Leute? Was ist dort vorgefallen? Wie lange gab es die Colonia?
CB
Also die Colonia Dignidad war einer der unrühmlichsten Sekten, die man sich so vorstellen kann. Es war eine christliche Sekte, die von Paul Schäfer gegründet und geleitet wurde. Und der in den 60er-Jahren, als er schon in Deutschland wegen Kindesmissbrauchs gesucht wurde, nach Chile die Flucht antrat. Mit Kindern, Menschen, die ihm gefolgt sind … und er hat in Chile ein neues Missionsgebiet gegründet. Er hat es getarnt als eine Art Mustergut. Das war die vorgespielte deutsche, heile Welt. Mit Krankenhaus, Restaurant mit traditioneller Musik, bayrischer Folklore und ähnlichem. Und in Wirklichkeit hat er in dieser Zeit bis 1998 massiv Kinder missbraucht. Es wurde ein Foltergefängnis - später, in Zeiten der Diktatur, auf dem Gelände der Colonia Dignidad errichtet. Die Menschen wurden gegen ihren Willen dort teilweise festgehalten. Sie wurden zu Zwangsarbeit eingesetzt. Sie wurden getrennt nach Frauen und Männern, die mussten in Frauen- und Männerhäusern schlafen. Es gab keine persönlichen Beziehungen. Zweierbeziehungen waren nicht erwünscht. Also im Prinzip ein totales System der totalen Unterjochung.
SK
Das sollte man jetzt immer im Kopf behalten, wenn wir darüber sprechen, mit wem Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zusammengearbeitet haben. Diplomaten, der Bundesnachrichtendienst - fangen wir an mit dem Thema Waffenlieferungen. Da hast du Unterlagen gefunden. Welche Rolle hat die Colonia Dignidad bei diesen Waffenlieferungen gespielt? Welche Waffen sind geliefert worden, in welchem Umfang und von wann bis wann? Kann man das sagen?
CB
Also, das war mit der interessanteste Fund. Und auch der wichtigste. Es geht ja wirklich los im September 1970. Da wurde Salvador Allende gewählt. Und bereits im Oktober 1970, also einen Monat danach, finden sich diese Waffenbestellungen und auch der Schriftverkehr. Was man sozusagen beabsichtigt mit diesen Bestellungen, dass man von einem Staatsstreich ausgeht. Das man schon damals in konservativen Kreisen in Chile - und die "Colonias" waren alle sehr konservativ - eigentlich davon ausgeht, dass man diesen sozialistischen Präsidenten sofort loswerden musste. Und das war im Endeffekt allen klar. Aus diesen Begleitschreiben, die 1970 verfasst sind, geht klar hervor, dass es auch Absprachen gab mit den lokalen konservativen Kräften und Unterstützern Pinochets oder des Militärs damals noch, die sich gleich gegen Allende gewendet haben. Man wollte sozusagen sich auch an einer Vorbereitung des Staatsstreichs beteiligen. Es ist auch klar, dass es Verbindungen zu den Unterstützern der Militärs gab. Und man hat das auch massiv immer weiter vorangetrieben. Man sprach ja zum Beispiel da auch in den Unterlagen davon, dass man davon ausgeht, dass "sehr viel rotes Blut verloren ginge". Also es wird darauf Bezug genommen, das Sozialisten und Kommunisten getötet werden. Es ging im Prinzip sozusagen vier Wochen nach der Wahl Allendes im Prinzip sofort los, und es wurden Waffen verschiedenster Waffengattungen bestellt in Deutschland. Es geht los bei einfachen Handfeuerwaffen, die berühmte Walther Pistole, aber auch Luger-Pistolen, Handfeuerwaffen, verschiedenste Munitionsarten, halbautomatische Gewehre, vollautomatische Gewehre und verschiedene schwere Waffen. Bei einigen Bestellungen muss man dazu sagen, dass bei schweren Waffen vor allem auch mit Codewörtern gearbeitet wurde. Es gab ein ausgeklügeltes Codesystem, wo nicht immer mit Klarnamen operiert wurde. Und uns hat es dann am Ende sehr überrascht, dass zum Beispiel die klassischen Schusswaffen alle nicht mal unter Codename oder der Verheimlichung bestellt worden, sondern ganz offiziell in Bestelllisten nach Deutschland aufgetaucht sind. Das war sehr überraschend.
SK
Im Film kann man eine Bestellung sehen. Ich glaube, 126.000, DM. Und das war ja nur eine Bestellung. Wie haben die das alles bezahlen können? Von der Colonia Dignidad? Also wer hat denn diese Waffen bezahlt?
CB
Ja, das ist eines der großen Geheimnisse der Colonia Dignidad, die bis heute nicht gelöst sind. Die Colonia Dignidad verfügte über viel Geld. Um das muss man sagen, sie hatten Konten in den USA und Kanada, auf Steuerinseln. Wie genau und woher das Geld kam ist heute ganz, ganz schwer nachvollziehbar. Man weiß, dass die verschiedenen Arbeiten, die ausgeführt wurden, auf der Colonia, auch Geld brachten. Also das Krankenhaus brachte Geld ein. Auch Arbeiter wurden teilweise ausgeliehen, für andere Projekte aus der Colonia in Chile und in anderen Ländern. Dadurch kam auch Geld rein. Aber es wurde immer auch vermutet, dass es auch Unterstützerkreise gab. Später, also ab 1970, waren die zumindest laut diesen Dokumenten sehr gut finanziell ausgestattet. Und in den Achtzigerjahren, später dann, nach der Militärmacht ergreifung, waren Sie auch an verschiedenen Minenprojekt beteiligt. Also sie waren auch begünstigt vom chilenischen Regime. Und damit wurde anscheinend dann auch Geld verdient.
SK
Und dass das offenbar bekannt war, zumindest bei einigen deutschen Vertretern, dafür hast du ja auch Beweise. Du hast eine Rechnung gefunden, ausgestellt von einer Firma namens Siegfried Peters in Krefeld. Und es ist Dir gelungen, mit diesem Inhaber Kontakt aufzunehmen. Der wollte nicht vor die Kamera, ist wohl inzwischen auch verstorben, wenn ich das richtig in Erinnerung habe?...
CB
.. zumindest, was mir aus Familienkreisen zugetragen wurde, ist er mittlerweile verstorben...
SK
.. der hat es ja im Prinzip bestätigt, dass der deutsche Staat davon wusste.?
CB
Genau also. Siegfried Peters war am Telefon sehr verdutzt, dass ich anrufe. Natürlich, nach so langer Zeit. Ich habe auch nicht erwartet, dass er noch lebt. Es war ja fast 50 Jahre später, als ich mich da telefonisch bei ihm gemeldet habe. Aber er lebte damals noch und war sehr verblüfft, dass ich dieses Detailwissen habe über diese Bestellung. Er hat aber sofort reagiert und gemeint, er hätte ja auch nie irgendwelche Geschäfte gemacht, ohne Ausfuhrgenehmigungen zu haben. Und da war er auch sehr klar und fest in seiner Aussage. Als Journalist will man sich natürlich persönlich mit solchen Personen unterhalten. Als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn dann gerne besuchen würde und persönlich mit ihm sprechen möchte, hat er dann halt darauf verwiesen, dass man ja erst mal mit dem BND reden müsse. Ob die das denn überhaupt genehmigen oder ihre Zustimmung geben. Vorher würde er nicht reden. Und so sind wir auseinander gegangen. Und für mich ist das ein klarer Hinweis, dass er da zumindest in gewissen Abstimmungen mit dem BND anscheinend gewesen ist.
SK
Und der chilenische Ermittler, den du bereits erwähnt hast, Luis Henriquez Seguel, der hat das ja auch noch mal bestätigt und hatte offenbar auch Anhaltspunkte dafür, dass der BND durchaus unterrichtet war.
Der deutsche Geheimdienst BND hat vor allem observiert. Sie haben diese Transaktionen geschehen lassen, sich zurückgehalten und nicht eingegriffen.Daraus kann man schließen, dass die Waffenlieferungen und die Herstellung der Waffen ganz im Sinne des Bundesnachrichtendienstes waren.
SK
Inwieweit ist das eigentlich überraschend, dass ein deutscher Geheimdienst, nicht mal 30 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges offenbar - so sind zumindest die Anhaltspunkte – aktiv in den Sturz einer demokratisch gewählten Regierung verwickelt war?
CB
Das ist so überraschend nicht, wenn man sich einarbeitet in die Geschichte des BND und die Geschichte Südamerikas. Also es sind ja extrem viele Nazi-Kriegsverbrecher nach Südamerika geflohen, und der BND war ja de facto in der Führungsebene von Nazi-Kriegsverbrechern besetzt. Also im Prinzip die Leitung, Gehlen und so weiter, waren alles Menschen, die in der NS-Hierarchie weit oben waren. Und das hat natürlich auch zu Synergieeffekten anscheinend geführt, dass zum Beispiel auch Kriegsverbrecher wie Walter Rauff, der ja in Chile war, auch beim BND war und anscheinend ja auch beim chilenischen Militärgeheimdienst unter Pinochet, später der DINA, und dort verschiedene Techniken beigebracht hat. Aber wichtig ist, dass der BND, glaube ich, ein starkes Eigenleben hatte. Also, dass man dort extrem, wenn kann es konservativ nennen, oder vielleicht schon ideologisch sehr, sehr weit rechts außen war. Und dass man natürlich solchen Operationen wie dem Sturz eines sozialistischen Präsidenten da auch ideologisch nahestand, ist eigentlich nicht verwunderlich. Und darüber hinaus muss man natürlich auch wissen, dass die Amerikaner natürlich auch massiv den den Sturz Allendes gefördert haben. Es kam ja dann zu diesen Streiks im Vorfeld des Putsches und so weiter. Da wurden dann zum Beispiel die streikenden Lkw-Fahrer vom amerikanischen Geheimdienst bezahlt. Und der BND war ja strukturell auch dem CIA fast schon weisungsbefugt. Also man hat sehr eng zusammengearbeitet. Die Führungsebene des BND wurde ja damals auch von den Amerikanern angeworben. Das man da zumindest an einem Strang gezogen hat, erscheint sehr, sehr, sehr wahrscheinlich.
SK
Trotzdem. Auch wenn du sagst, das war nicht verwunderlich, dass die sich am Sturz einer sozialistischen Regierung beteiligt haben. Aber um das noch mal historisch einzuordnen: 1970, ist Allende gewählt worden. Der Sturz war 1973. Der deutsche Bundeskanzler damals, der hieß Willy Brandt von der SPD. Der galt als sehr linker Sozialdemokrat. Der ist selbst verfolgt gewesen in der Nazizeit. Später war es dann Helmut Schmidt. Da gab es ja diese Verbindungen immer noch. Ich frage mich halt trotzdem, wie kann das sein, dass unter diesen SPD geführten Bundeskanzlern solche Vorgänge stattfinden konnten?
CB
Man muss sicher sehen, dass die deutsche Bundesregierung da sicherlich zum einen nicht aus einem Guss gehandelt hat. Also der BND hat ja auch gegen die Regierung Brandt teilweise intrigiert. Es ist sicherlich anzunehmen, dass der BND da nicht auf einer Linie mit der Regierung Brandt war, im Endeffekt. Und aus späteren Überwachungsskandalen, wie zum Beispiel dem NSA-Skandal kam es ja zum Beispiel raus, oder auch dem Snowden-Skandal, dass der CIA teilweise bis vor kurzem noch sozusagen Weisungsbefugnis hatte, gegenüber dem BND. Also bestimmte Dinge da einfach getan wurden. Und eine ähnliche Konstellation ist durchaus vorstellbar, dass es auch 1970 bis 73 passiert ist, dass möglicherweise die USA auch Interesse hatte an den guten Zugängen des BND. Was man ja auch wissen muss ist, Chile ist ein stark von Deutschen geprägtes Land. Also es gibt eine sehr starke deutsche Einwanderung. Deutsche Familien haben einen sehr hohen Status in der chilenischen Oberschicht, und man kommt da weiter mit einem deutschen Hintergrund. Und umso mehr hatte der BND auch mit der Colonia Dignidad, die ja sozusagen hermetisch abgeschlossenes System war, im Prinzip so eine Art Brückenkopf oder Vorhut anscheinend in Chile, mit denen dann gearbeitet wurde. Sehr interessant würde es mal sein zu wissen, was wirklich damals passiert ist. Aber es ist ja bis heute eine sehr verschlossene Informationspolitik des BND. Und die Akten werden, wenn überhaupt, nur sehr spärlich, oder fast gar nicht herausgegeben. Und die Fristen zur Veröffentlichung teilweise ja immer wieder verlängert.
SK
Du hast ja den Bundesnachrichtendienst auch angefragt zu den Vorgängen, wie war da die Antwort?
CB
Ziemlich pampig, muss man sagen. Sie haben sich teilweise über zu kurze Fristsetzungen geärgert. Dann habe ich noch einmal hingeschrieben und gesagt naja, man kann auch längere Fristen einräumen. Aber dann wurde im Prinzip mitgeteilt, dass man zu nachrichtendienstlichen Aktivitäten keine Aussagen machen muss. Und das hat man dann auch getan.
SK
Das eine sind Geheimdienste - das andere sind aber auch Vertreter der Bundesrepublik in Chile. Also Botschafter, Stichwort Auswärtiges Amt. Und deinem Film habe ich entnommen, das auch die Botschafter in der Zeit dort, salopp gesagt, durchaus oft eine zweifelhafte Rolle gespielt haben und auch teilweise Geschäftsverbindungen hatten zu zweifelhaften Leuten, verwickelt waren in bestimmte Vorgänge. Welche Botschafter hat das betroffen? Gibt es Beispiele?
CB
Ja. Der eine deutsche Botschafter war Herr Lüdde-Neurath, der ja zurzeit des Putsches Botschafter war. Der sich auch in den ersten Wochen nach dem Putsch geweigert hat, Flüchtlinge, die Zuflucht gesucht haben, vor den Verfolgungen des Pinochet-Regimes, aufzunehmen. Das wurde später korrigiert. Aber in den entscheidenden ersten zwei Monaten oder zweieinhalb Monaten kam es immer wieder zur Abweisungen .So das die ihres Lebens Bedrohten keine Zuflucht in der westdeutschen Botschaft erhalten haben. Und das war auch ein Botschafter, der sehr schnell die Nähe zum Militärregime gesucht hat, sich für Waffenlieferungen stark gemacht hat und also voll auf der Linie war, dort positive und gute Beziehungen sofort herzustellen und die Menschenrechtsverletzungen auszublenden. Und der nächstfolgende Botschafter war Erich Strätling, der berühmt berüchtigt gewesen ist, weil er sich immer wieder für die Colonia stark gemacht hat. Er sei dort gewesen und habe da nichts Schlechtes entdeckt, hat die Colognia auch mehrfach besucht. Und wie dann später aus unseren Aktenrecherchen hervorgeht, war er dann später als Pensionär nach Chile zurückgekehrt und in Minenprojekte der Colonia involviert und stand auch im engsten Austausch mit Gerhard Mertins, dem Waffenhändler, der auch über die Colonia Dignidad operierte. Und da ist auch in den Dokumenten darüber zu lesen, dass sie alle im selben Flugzeug mit dann dem aktuellen Botschafter geflogen sind, um ihn dann noch einmal ins Gewissen zu reden bei bestimmten Sachen. Das hat mich sehr irritiert, weil man ja eigentlich einen klaren Interessenkonflikt hier hat. Es kann ja nicht sein, dass deutsche Botschafter und deutsche Diplomaten, auch nach ihrer Pensionierung, einen Freibrief haben, in den Ländern sozusagen Sachen auszunutzen, die sie ja vielleicht vorbereitet haben durch eine bestimmte Politik. Und gerade bei einem Land wie Chile und der Colonia Dignidad, wo es zu Kindesmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen, Tötungen kam, da nicht genau hinzuschauen. Das hat mich schon sehr verwundert und verblüfft.
SK
Und auch da noch mal die Frage Auswärtiges Amt, Außenminister damals, wenn ich es richtig informiert habe, war das Walter Scheel. Später war es dann Hans-Dietrich Genscher. Ist es denn vorstellbar, dass all das passieren konnte, ohne dass die davon Kenntnis hatten?
CB
Hans-Dietrich Genscher, hat sich später, Mitte der 80er-Jahre schon dem Thema Menschenrechtsverletzungen in der Colonia Dignidad angenommen. Aber es ist sicherlich denkbar, weil natürlich einen Botschafter dann schon der alleinige Vertreter erst einmal ist in dem Land. Und auch relativ hohe Einflusssphären und Macht besitzt. Ob dann in Berlin, im Außenministerium oder damals in Bonn, da wirklich alles dann Klein-Klein so ankommt und man wirklich da in den zuständigen Referaten, so die Übersicht hat und da immer auch so viel Druck ausüben kann auf den Botschafter vor Ort Dinge dann so zu tun, wie man es gerne hätte. Das ist schon zu bezweifeln.
Also es gab ja dann 1977 eine Pressekonferenz von Amnesty International, die ganz klar darauf hingewiesen haben, dass es in der Colonia Dignidad zu Menschenrechtsverbrechen kommt. Zu dieser Zeit war Erich Strätling westdeutscher Botschafter in Chile und hat dann auch mehrfach die Colonia Dignidad besucht und hat sich dann immerhin gestellt und gesagt, da passiere nichts. Das sind alles ehrenwerte Personen. Da musste man sich keine Sorgen machen. Da kommt es zu keinen Menschenrechtsverletzungen. Wie sich später herausgestellt hat oder eigentlich schon damals, gemäß den Informationen von Amnesty International, war genau das Gegenteil der Fall. Und das ist natürlich aus heutiger Sicht besonders frappierend.
Außerdem muss man auch sagen, das Auswärtige Amt ist auch sehr konservativ strukturiert. Da kommt es auch dann nicht nur auf den Außenminister an, sondern auch auf die langgewachsenen Strukturen. Das kann es dann auch Sympathien geben für so eine Sekte, wenn man auf den ersten Blick denkt, das ist jetzt so eine deutschtümelnde bayerisch-traditionelle Sekte. Und die haben ja auch immer Essenskörbe, zum Beispiel an die Botschaftsmitarbeiter geschickt.
Also man war sozusagen gut eingelullt von denen. Und dass man dann vielleicht nicht den ganz kritischen Blick hat oder Dinge besonders kritisch sieht, wenn man ja alles so angenehm und positiv für sich empfindet, ist sicherlich auch der Fall.
SK
Und dass es Folterungen gegeben hat, in der Colonia Dignidad, dafür gab es ja damals schon Zeitzeugen, und auch ihr habt noch mal einen Zeitzeugen getroffen. Den Mann, den wir eingangs gehört haben. Erick Zott, chilenischer linker Studentenführer, ist verhaftet worden, gefoltert worden.
Die Folterungen waren total gut geplant. Die haben sich alle Zeit genommen. Es gab Strom. Am ganzen Körper, empfindliche Teile wie die Genitalien oder die Zähne. Das war sehr schlimm.
SK
Und außerdem eine Zeugin, die 1987 im deutschen Fernsehen berichtet, was ihr passiert ist.
Mich haben sie mit verbundenen Augen in den Kerker geworfen. Ich war schwanger. Sie legten mir eine Person auf meinen Körper, und als ich die Augenbinde wegriss, sah ich das ist mein Mann. Er konnte nicht sprechen und sich nicht bewegen. Seine Arme und seine Hände waren gebunden. Ein Mann der Gestapo strich die Hände meines Mannes über meinen Körper und sagte,wenn ich nicht kooperieren würde, dann könne ich das Baby nicht mehr lebend aus dem Gefängnis kommen. Dann haben sie meinen Mann in einem anderen Raum geschleppt und von Neuem gefoltert, ich hörte seine unmenschlichen Schreie.
SK
Und außerdem hast du auch getroffen in Chile, vor Ort. Samuel Fuenzalida. Der war früher beim chilenischen Geheimdienst, unter Pinochet bei der DINA. Und der hat auch noch mal bestätigt, dass es dort Folterungen gegeben hat.
Ich habe einen Gefangenen in die Colonia überführt. Er erzählte mir, dass er schon einmal hier war und dass er nie mehr rauskommen würde. Weil ich ein gläubiger Katholik war, beteten wir zusammen. Er sprach von seinen Erlebnissen. Ich sah es ihm an, er war voller Folterspuren. Es war furchtbar, diese Geschichten von Inhaftierten zu hören und zu verstehen, was sie durchmachen mussten. Am Ende erzählten sie mir, die Deutschen haben das getan
SK
Christian, haben nur die Leute vom chilenischen Geheimdienst gefoltert? Oder gab es auch eine aktive Beteiligung der Colonia Dignidad? Und war das überhaupt bekannt auf dem Gelände? Dass es da diese Folterkeller gab …?
CB
Also es gab wohl beides in der Colonia Dignidad. Es gab Chilenen, vom chilenischen Militärgeheimdienst DINA, die gefoltert habe. In dem berüchtigten Kartoffelkeller, der umfunktioniert wurde, zu einem Folterraum in der Colonia Dignidad. Aber es gab anscheinend auch Folterungen durch Deutsche. Also, Samuel Fuenzalida berichtet davon, dass ihm immer wieder zugetragen wurde, die Deutschen haben mich gefoltert. Und es gibt noch weitere Zeugenaussagen, die das nochmal stützen, dass es zu Folterungen von Deutschen an Chilenen dort gekommen ist.
SK
Und in welchem Zeitraum sind die Folterungen durchgeführt worden? Und gab es auch Todesopfer? Und wie viele?
CB
Ja, es gab Todesopfer, man geht von Dutzenden aus. Es ist nicht ganz klar, wie viele jetzt ganz konkret in der Colonia getötet wurden. Es ist aber klar, dass es so eine Art Massengrab gegeben hat oder Massengräber mit Leichen. Die Reste der Leichen wurden Jahre später nochmal umgehoben. Also die Leichenreste wurden in den 1980er-Jahren dann noch mal woanders hingebracht, weil man wahrscheinlich die Spuren beseitigen wollte. Und die Suche nach den sterblichen Überresten wird heute noch in Chile betrieben. Also es gab immer mal wieder Zeugenaussagen aus der Führungsebene der ehemaligen Colonia, die Hinweise auf mögliche Fundorte gegeben haben. Und da wurde auch ziemlich neue Technik eingesetzt, um diese Massengräber zu finden. Da sollte auch Deutschland helfen, und mit bestimmten Technologien unterstützend eingreifen. Das ist sozusagen bis heute im schwange und bis heute wurden auch viele Opfer noch nicht gefunden.
SK
Wussten die Chilenen, was da vor sich geht in der Colonia Dignidad? Hatten die irgendeine Ahnung, was da passiert? Hatte man überhaupt eine Ahnung, dass es eine Colonia Dignidad gab?
CB
Nein, das war so in der Massen-Bevölkerung sicherlich nicht bekannt. Davon muss man ausgehen. Die lebten ja auch der abgeschottet. Es gab zum Beispiel diese berüchtigten Stacheldrahtzäune, die man auch immer wieder als Bilder sieht, wenn es um die Colonia Dignidad geht. Es gab auch Zeugenberichte, wie schwer es war, aus der Colonia zu fliehen. Und auch von außen konnte man nicht so einfach da eindringen. Deswegen waren auch die Informationen, die damals da raus kamen, relativ spärlich.
Verblüffend ist halt, das bis 1998 Paul Schäfer dort residierte und auch bis 1998 weitere Kinder missbraucht hat. Auch von chilenischen Eltern, die ihre Kinder in die Colonia brachten, weil sie immer noch davon ausgingen, dass das ein deutsches Mustergut sei. Und das wird ja auch bis heute stark kritisiert. Dass auch da wieder die bundesdeutsche Regierung nichts unternommen hat, zumindest in den Jahren nach dem Pinochet-Regime. vielleicht auch stärker zu intervenieren und die Menschenrechtsfragen zu thematisieren. Erst als der Fahndungsdruck in Chile so hoch war, das 1998 Schäfer dann nach Argentinien geflohen ist, kam es dann zu einer Art Dammbruch, wo dann alles relativ offen und öffentlich wurde. Und überhaupt das Ausmaß, was da in der Colonia Dignidad passiert, ist erst mal klar war.
SK
Als dann das Ausmaß dieser Menschenrechtsverletzungen zutage trat, auch durch die Ermittlungen der Chilenen, wie ist das in Chile wahrgenommen worden? Wie ist die Sicht heute auf diese Zeit und auf die Rolle der Colonia Dignidad und der Deutschen?
CB
Also die Sicht in Chile auf die Colonia Dignidad ist heute natürlich eine ganz andere. Man hatte ab1998 den Bruch, als Paul Schäfer geflohen ist, dass vieles öffentlich wurde, dass auch immer wieder darüber berichtet wird. Man hatte ja jetzt auch sogar größere Serien auf Netflix. Es gab immer wieder auch in Deutschland Berichterstattung darüber, die natürlich auch in Chile wahrgenommen wird. Also es ist schon relativ klar, dass was dort passiert ist und wie schlimm diese Sachverhalte waren. Ich glaube nicht, dass das die Deutschen generell jetzt ein schlechteres Bild in Chile haben. Weil es eben eine sehr starke deutsche Einwanderung gab. Zum Beispiel das Wort für Kuchen in Chile ist auch Kuchen – so als Beispiel. Ich glaube, das muss man trennen, weil natürlich diese große deutsche Einwanderung Chile prägt und bis heute viele Deutsche da sehr respektiert werden. Und es auch deutsche Familien und deutsche Siedlungen gibt, teilweise ja auch in manchen Dörfern noch Deutsch gesprochen wird oder ein Mischmasch aus Spanisch und Deutsch. Dass man da glaube ich, generell, jetzt nur eingeschränkt sagen kann, dass das Bild der Deutschen insgesamt gelitten hat. Das natürlich die Colonia Dignidad ein ganz schlimmes Beispiel war, ein Beispiel einer extremen Sekte, die allein durch die ihre angebliche Spiritualität und durch die Vorgabe, sich abzuschotten von der anderen der bösen Welt. Dass das so extrem ausgenutzt wurde und so extrem extrem schlimme Sachen hervorgebracht hat. Das ist natürlich auch bis heute ein ganz dunkles Kapitel der chilenischen Geschichte.
SK
Bevor wir noch darüber reden, welche Gründe das eigentlich haben konnte, dass Deutschland sich damals so verhalten hat, wie sie sich verhalten haben? gebe ich nochmal einen kleinen Hinweis auf den Film in der ARD-Mediathek, der heißt „BND gegen Stasi, Chile `73“. Und wenn das Wort Stasi vorkommt, heißt es eben auch, es geht auch um den Geheimdienst der DDR, der dort auch mitgemischt hat in dieser Zeit. Also welche Rolle da die DDR gespielt hat. Und auch die Beziehungen DDR - Chile und die Staatssicherheit. Das kann man alles sehen in eurem Film, Christian, den du mit Tom Fugmann zusammen gemacht hast.
Jetzt noch einmal ganz zum Schluss die Frage: Warum haben sich deutsche, der deutsche Geheimdienst, deutsche diplomatische Vertreter so verhalten, wie sie sich verhalten haben und dafür auch gesorgt, dass viele Menschen ermordet worden und gefoltert worden sind?
CB
Man muss sicherlich sehen, dass Deutschland 1970/ 1980 noch wesentlich konservativer war als heute. Und dass das sicherlich auch deutsche Botschafter beeinflusst hat, bei einer scheinbar heilen deutschen Welt die Augen zu schließen und nicht kritisch hinzugucken, dass ist sicherlich ein Punkt.
Über die Beweggründe des Bundesnachrichtendienstes - da ist es immer schwer, genau ins Detail zu gehen, weil natürlich fast alles verschlossen ist von den eigentlichen Originalakten. Und man bis heute nicht weiß, was eigentlich den BND bewogen hat, da so eng mit so einer verbrecherischen Sekte zu kooperieren. Und das ist sicherlich bis heute für mich und für viele, die zu dem Thema recherchieren, einfach komplett unverständlich, dass Deutschland da keine konkrete Aufarbeitung macht. Und es auch nicht den Anschein hat, das das gewollt wäre. Man will es aussitzen. Man will Jahrzehnte weiter vergehen lassen, bis vielleicht irgendwann wirklich kritische Akten geöffnet werden, und hofft dann das vielleicht nach 70 80, 90 Jahren irgendwann das Interesse nicht mehr so ist oder auch keiner mehr lebt, der an dem Sachverhalt irgendwie beteiligt war. Und das ist sehr ärgerlich und sehr schade.
SK
Es war ja damals auch vor allen Dingen die USA, die ein Problem hatten mit dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Erst recht, so wird das Film ja auch erzählt, als er die Kupferminen verstaatlicht hat. Inwieweit spielte das auch eine Rolle, dass Deutschland da auch sich an der Seite der USA gesehen hat? Als Verbündeter sozusagen nach dem Zweiten Weltkrieg? Ob man„auf deutsch gesagt“, einfach das gemacht hat, was die Amerikaner wollten?
CB
Mehr noch. Also viele der Nazi-Kriegsverbrecher wurden ja auch, wie zum Beispiel Klaus Barbie in Bolivien, und andere wurden vom amerikanischen Geheimdienst angeworben. Später dann erst vom BND, und sie wurden auch teilweise mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes nach Südamerika gebracht. Und auch die BND-Führungsebene wurde von amerikanischen Geheimdiensten angeworben. Dass man da automatisch schon in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, liegt auf der Hand. Auch das ist bis heute ja ein Thema, diese Verbindung zu Nazi-Kriegsverbrechern, die ja auch immer wieder auftaucht. Gerade in Südamerika und dem BND, die, was bis heute auch nicht aufgeklärt ist und immer wieder nur stückchenweise herauskommt durch mühsame Arbeit der Historikerkommission, die aber auch nur teilweise überhaupt in dieser Akten reinschauen können. Und ist da noch ein langer Weg zu gehen,
SK
Das wird ja auch deutlich in eurem Film, dass das ist schwierig ist, mit der Aufarbeitung. Warum ist das eigentlich so? Das ist jetzt 50 Jahre her. Und trotzdem tun sich da offenbar - so habe ich das auch dem Film entnommen - doch die Verantwortlichen schwer damit?
CB
Ja, also, die Aufarbeitung braucht ja auch jemand, der es aufarbeitet. Und das ist sicherlich einfach zu wenig der Fall. Also mir hat neulich jemand erzählt, dass er auch im chilenischen Nationalarchiv war und sich die Sammlung der Colonia Dignidad nochmal angeschaut hat. Und ich war ja vor vier Jahren dort habe große Teile davon abfotografiert. Und er hat auf die Besucherliste geschaut, die es für diese Sammlung gibt. Und dort standen zehn Namen. Als ich dort war hat mich noch ein chilenischer Journalist begleitet und noch eine weitere Person. Also wir waren schon drei. Und das in den vier Jahren, seit dem dieses Archiv freigegeben ist. Es also anscheinend wenige Leute gibt, die wirklich da reinschauen und mit diesem Archiv arbeiten und das ist, glaube ich, auch ein Problem, das natürlich das finanziert werden muss. Das Historiker das aufarbeiten, dass man sagen muss okay, das hat für uns Priorität. Und deswegen ist auch diese Diskussion um eine Gedenkstätte zum Beispiel nicht nur eine Diskussion um eine Gedenkstätte, sondern es soll ja auch ein Aufarbeitungszentrum werden. Das heißt, es sollen sich Historiker dann mit Originalmaterialien beschäftigen. Und das soll finanziert werden, auch vom deutschen Staat. Und dass man das vielleicht auch manchmal gar nicht so will. in gewissen Kreisen, liegt vielleicht ja auch auf der Hand. Also, man fragt sich, warum das nicht geschieht. Und wenn vielleicht auch sich mehr Leute einfach diese Sammlung der Colonia Dignidad im chilenischen Nationalarchiv anschauen würden, und wirklich damit historisch arbeiten würden, denke ich, könnte auch mehr passieren.
SK
Um den Stand der Aufarbeitung geht es auch in eurem Film. Es geht auch darum, dass es durchaus Politiker gab - man kann den Namen auch nennen. Norbert Blüm damals - der das durchaus auf dem Zettel hatte und angesprochen hat. All das ist zu sehen in eurem Film, den ich an dieser Stelle noch einmal empfehle. Und ich danke dir sehr. Christian für das Gespräch.
Danke, | mdr.de | Der Militärputsch gegen Salvador Allende wurde offenbar auch möglich durch deutsche Waffenlieferungen. Eine Schlüsselrolle dabei spielten offenbar Diplomaten, die Sekte "Colonia Dignidad" und der Bundesnachrichtendienst. | [] | 2023-09-22T10:38:45+02:00 | 2023-09-22T10:38:45+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/podcast/mdr-investigativ/podcast-transkript-chile-allende-bnd-100.html |
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Rauchen kann die Netzhautablösung fördern | Die Wissenschaftler um Yoshiyuki Henning behandelten für ihre Untersuchung in Laborexperimenten Zellen aus der menschlichen Netzhaut mit einem Extrakt aus Zigarettenrauch – einmal unter normalen Sauerstoffbedingungen von 21 Prozent und einmal unter Sauerstoffmangel mit nur einem Prozent. "Wir konnten beobachten, dass Zigarettenrauch die sogenannte mitochondriale Integrität stört, also die natürliche Funktionsweise der Mitochondrien stark beeinträchtigt", erklärt Henning.
Normalerweise würde in so einem Fall ein Notfallmechanismus anspringen, der dazu führt, dass der Zuckerstoffwechsel, die sogenannte Glykolyse rapide ansteigt. Doch dieser Mechanismus blieb überraschenderweise aus und stattdessen waren zwei Stoffwechselwege zur Energiegewinnung unter normalen Sauerstoffverhältnissen massiv gestört. "Das ist für uns vor allem deshalb interessant, weil ein gestörter Energiestoffwechsel in den Netzhautzellen als eine zentrale Ursache für die altersbedingte Makuladegeneration vermutet wird", so Gina-Eva Görtz vom Universitätsklinikum Essen.
Durch das neuartige in-vitro-Modell (also außerhalb des Organismus) konnten die Forschenden den bereits vermuteten Stoffwechselzusammenhang zwischen dem Rauchen und der altersbedingten Makuladegeneration besser verstehen. Dieser Zusammenhang soll an der Uni Duisburg-Essen künftig weiter untersucht werden, gefördert unter anderem durch ein Programm zur internen Forschungsförderung (IFORES).
Die Studie "Cigarette smoke causes a bioenergetic crisis in RPE cells involving the downregulation of HIF-1α under normoxia" wurde auf der Website des "National Center for Biotechnology Information" veröffentlicht.
cdi/pm | mdr.de | Zigarettenrauch ist nicht nur schlecht für die Lunge und die Haut, er fördert offenbar auch die altersbedingte Makuladegeneration, also die Ablösung der Netzhaut. Das hat eine Studie der Uni Duisburg-Essen ergeben. | [] | 2023-11-02T16:19:29+01:00 | 2023-11-02T16:19:29+01:00 | https://www.mdr.de//wissen/news/Rauchen-kann-Netzhautabloesung-foerdern-100.html |
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Sachsentrend: AfD stärkste Kraft - Wagenknecht-Partei verdrängt Linke | Wenn am Sonntag der neue Sächsische Landtag gewählt würde, dann käme die CDU auf nur noch 30 Prozent (Landtagswahl 2019: 32,1 Prozent). Dies wäre ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag des MDR hervor. Die AfD würde mit 35 Prozent stärkste Kraft werden (+ 7,5 Prozentpunkte). Die Koalitionspartner SPD (- 0,7 Prozentpunkte) und Grüne (- 1,6 Prozentpunkte) verlieren an Zustimmung, wenn auch unterschiedlich stark. Sie liegen bei jeweils sieben Prozent. Für die Sozialdemokraten wäre es das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl in Deutschland.
Nicht mehr im Landtag vertreten wäre die Linke mit nur noch vier Prozent (- 6,4 Prozentpunkte). Dafür würde das aus den Linken hervorgegangene, neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit acht Prozent aus dem Stand in den Sächsischen Landtag einziehen. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf neun Prozent, darunter auch die bereits seit 2019 nicht mehr im Landtag in Dresden vertretene FDP. Würde die Wahl am 1. September tatsächlich so ausgehen, hätte die amtierende Koalition Aussicht auf eine hauchdünne Mehrheit.
Die schwarz-rot-grüne Landesregierung von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat der Umfrage zufolge an Zustimmung verloren. Nur noch 40 Prozent der Befragten zeigen sich zufrieden oder sehr zufrieden. Beim vorherigen Sachsentrend im Februar 2022 waren es noch 43 Prozent. 57 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. Den größten Zuspruch erhält die aktuelle Landesregierung von Anhängerinnen und Anhängern der Regierungsparteien: Die Anhänger der CDU (76 Prozent), der Grünen (67 Prozent) und der SPD (63 Prozent) äußern sich mehrheitlich wohlwollend. Bei Anhängern von AfD (85 Prozent) und BSW (65 Prozent) überwiegt die Kritik.
Regierungschef Michael Kretschmer selbst ist dagegen beliebter geworden. Mit seiner Arbeit zeigen sich 53 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden. Im Vergleich zu einer Umfrage vor knapp zwei Jahren sind das fünf Prozentpunkte mehr. 41 Prozent der Menschen in Sachsen sind der aktuellen Umfrage zufolge weniger oder gar nicht zufrieden (- 7 Prozentpunkte weniger als im Februar 2022).
Die Wählerinnen und Wähler wurden auch erstmals zur neugegründeten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) befragt. Für 34 Prozent käme das BSW demnach grundsätzlich infrage. Dagegen können sich 53 Prozent der Befragten eine Wahl der Wagenknecht-Partei nicht vorstellen. Den größten Zuspruch erhält das BSW von Anhängerinnen und Anhängern der AfD mit 38 Prozent sowie der SPD mit 28 Prozent. Für Parteianhänger der Grünen käme eine Wahl des BSW am wenigsten infrage (14 Prozent).
Ausschlaggebende Themen für potentielle BSW-Wähler sind der Umfrage zufolge: Soziales (41 Prozent), Zuwanderung (40 Prozent) und Wirtschaft (29 Prozent) sowie Außenpolitik und Sicherheit (22 Prozent).
Erstmals wurde beim Sachsentrend auch gefragt, ob sich die AfD, die in Sachsen als gesichert rechtsextrem gilt, an der nächsten Landesregierung beteiligen sollte. 42 Prozent der sächsischen Wählerinnen und Wähler fänden dies gut, bei den AfD-Anhängern wünschen sich dies gar 96 Prozent.
Andererseits finden 57 Prozent der Befragten, dass sich die AfD nicht genug von rechtsextremen Positionen distanziert. Das sind 20 Prozentpunkte weniger, verglichen mit dem Sachsentrend im Februar 2022. 45 Prozent halten die Partei für rechtsextrem.
Befragt wurden für den Sachsentrend 1.177 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte in Sachsen zwischen dem 18. und 23. Januar 2024 - also nach Bekanntwerden der investigativen Correctiv-Recherchen zu einem rechtsextremen Geheimtreffen in Potsdam, an dem auch AfD- und CDU-Mitglieder teilnahmen.
MDR (kbe/cba) | mdr.de | Wenn am Sonntag in Sachsen Landtagswahl wäre, läge die AfD vorn. Das geht aus dem aktuellen Sachsentrend hervor. Gefragt wurde auch nach der Zufriedenheit mit der Landesregierung und Aussichten der Wagenknecht-Partei. | [
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] | Sachsen | 2024-01-25T16:00:00+01:00 | 2024-01-25T20:31:05+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/politik/landtagswahl/sachsentrend-umfrage-infratest-dimap-102.html |
Was die Wissenschaft vom Vulkanausbruch auf La Palma lernt | Seit Sonntag schießen große Lavafontänen in den Himmel über der Kanareninsel La Palma. Ein Strom flüssigen Magmas ergießt sich aus Felsspalten in Richtung Atlantik und zerstört Häuser und Straßen auf seinem Weg. Was auf Bildern spektakulär und bedrohlich aussieht, kommt für Experten allerdings nicht überraschend.
Das unter anderem auf La Palma ansässige vulkanologische Institut der Kanaren hat seit dem 11. September über 25.000 kleinere Erdbeben gezählt, die rund um den Vulkan Cumbre Vieja im Süden der Insel auftraten. Häuser in der Gegend um den Ausbruchsort waren daher schon zuvor evakuiert worden. Seit dem Ausbruch am 19. September wurden 5000 weitere Menschen in Sicherheit gebracht, so dass der Ausbruch bislang zum Glück keine Todesopfer gefordert hat.
Alle acht Kanareninseln sind erst durch Vulkane entstanden. Die Feuerberge auf La Palma im Nordwesten der Inselgruppe gelten als die aktivsten. Durch Lavaströme hat sich die Landschaft seit dem 15. Jahrhundert immer wieder verändert. Der Cumbre Vieja ("Alter Gipfel") ist bereits seit etwa 7000 Jahren stark aktiv.
Wie lange der Ausbruch dauert, können die Forscher nur vorsichtig abschätzen. "Genau könnte man das nur vorhersagen, wenn man das Volumen der aufsteigenden Lava kennen würde, die sich unter dem Cumbre Vieja angesammelt hat", sagt Vulkanologe Pablo J. González, der auf Teneriffa arbeitet, dem Magazin National Geographic. Nicole Richter, Vulkanologin am deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam, schätzt in einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur auf Basis vergangener Ausbrüche, dass der aktuelle einige Wochen anhalten könnte.
Bereits jetzt hat die herabströmende Lava an einigen Stellen eine 12 bis 15 Meter dicke neue Schicht Gestein auf dem Boden hinterlassen. "Es ist ein ganz natürlicher Prozess des Inselwachstums", sagt Richter. Bereits nach wenigen Jahren werden Moose und Flechten den Lavastrom besiedeln. Sie zersetzen das Gestein, zusammen mit Verwitterung kommt es zu Erosion: "Und dadurch entsteht die besonders fruchtbare Vulkanerde".
Wie viele andere in Deutschland arbeitende Vulkanologen würde auch Nicole Richter gerne bald auf die Insel reisen, um vor Ort Daten über das Geschehen zu gewinnen. Auch Donald Dingwell, Direktor am Department für Geowissenschaften der LMU München, möchte gerne Proben nehmen. Dadurch wären vielleicht Prognosen möglich, ob sich der Ausbruch auch auf benachbarte Berge ausweiten könnte.
Eine andere Forschungsdisziplin kann aktuell entspannt bleiben: Die Astronomen, die in der Sternwarte auf dem Roque de los Muchachos arbeiten, brauchen sich keine Sorgen um ihre wissenschaftlichen Instrumente zu machen. Der Berg und das Observatorium befinden sich im Norden der Insel und damit in sicherer Entfernung zum ausbrechenden Vulkan im Süden. Allerdings behindert die fliegende Asche die Sicht, weshalb derzeit keine Himmelsbeobachtung möglich ist.
(ens) | mdr.de | Wissenschaftler sahen den Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma kommen. Für die Forschung ist die Eruption eine Gelegenheit, mehr über das Innere der Erde und die Entstehung von Vulkanen zu lernen. | [] | 2021-09-24T10:49:00+02:00 | 2024-04-25T11:11:54+02:00 | https://www.mdr.de/wissen/vulkan-ausbruch-la-palma-geo-wissenschaft-vulkanologie-100.html |
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Vom Balljungen zum Profi: Chemnitzer FC holt Abwehrspieler Bochmann zurück | Fußball-Regionalligist Chemnitzer FC hat seinen fünften Neuzugang für die kommende Saison verpflichtet. Wie der Verein am Mittwoch (4. Juni 2025) bekannt gab, spielt Abwehrspieler Julius Bochmann künftig wieder für die "Himmelblauen".
Der 19-Jährige kommt aus der zweiten österreichischen Liga, wo er in der vergangenen Saison für den SV Kapfenberg spielte und dort auf 25 Einsätze kam. Das Kicken erlernte er allerdings in Chemnitz, von der U7 bis zur U17 spielte er für den CFC. Über den Nachwuchs bei Greuther Fürth und dem SC Verl kam Bochmann schließlich nach Österreich – und nun zurück nach Sachsen.
"Es freut uns, dass wir uns trotz starker Konkurrenz durchsetzen konnten und Julius zur Rückkehr nach Chemnitz bewegt haben", erklärt Sportdirektor Chris Löwe in der Mitteilung. "Mit ihm bekommen wir einen sehr jungen und gleichzeitig schon sehr abgeklärten Innenverteidiger, dem wir von Beginn an eine wichtige Rolle in unserer Mannschaft zutrauen." Gemeinsam mit Robert Zickert soll Bochmann nach Löwes Angaben "das neue Zentrum unserer Defensive bilden."
Bochmann, der mit Kapfenberg in der vergangenen Saison um den Aufstieg in die 1. Liga spielte, sagt: "Es fühlt sich wie eine Heimkehr an – zurück an den Ort, an dem alles für mich begann. Ich freue mich riesig auf das Stadion, in dem ich früher oft als Balljunge am Rand stand."
Bochmann ist der fünfte Neuzugang, er erhält einen bis 2027 gültigen Vertrag. Bisher holten die Chemnitzer Johannes Pistol (ZFC Meuselwitz), Tobias Stockinger (BFC Dynamo), Maurizio Grimaldi (USI Lupo-Martini) und Jonas Marx (FC Eilenburg).
dh/pm | mdr.de | In seiner Jugend trug Julius Bochmann bereits lange das Trikot des Chemnitzer FC - und war bei Spielen der "Ersten" Balljunge im Stadion. Jetzt gehört er selbst zur Männermannschaft. Nach einem Österreich-Intermezzo. | [
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] | 2025-06-04T13:58:00+02:00 | 2025-06-04T14:19:33+02:00 | https://www.mdr.de/sport/fussball_rl/chemnitzer-fc-verplichtet-julius-bochmann-sv-kapfenberg--100.html |
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#blickzurück: 3. Juni | 1959 verabschiedete die Volkskammer der DDR ein Gesetz, das die Landwirtschaft in der DDR vollständig kollektivieren sollte. Der erste Schritt zur Kollektivierung war bereits 1945 mit der Bodenreform erfolgt, die Großgrundbesitzer enteignete. Ab 1952 entstanden die ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), in denen sich die Bauern zusammenschlossen. Bis zum Ende der 1950er bewirtschafteten jedoch weiterhin private Bauern den Großteil der Ackerflächen in der DDR. Ab 1960 versuchte die SED deshalb, die Bauern zum Beitritt zu zwingen. Bis Mai 1960 schlossen sich daraufhin knapp 500.000 Betriebe einer LPG an. Mit dramatischen Folgen für die Landwirtschaft: Die Arbeitsabläufe in den LPGs waren schlecht organisiert, Planvorgaben ließen sich nicht erfüllen. Dies führte zu schlechten Ernteerträgen und zu Versorgungsengpässen in der DDR. Viele Landwirte, die sich gezwungen sahen, einer LPG beizutreten, flohen in den Westen. Die Folgen der Zwangskollektivierung waren ein Grund für den Mauerbau im August 1961.
1972 trat das Transitabkommen zwischen der DDR und der Bundesrepublik in Kraft. Im Dezember 1971 hatten es die beiden Staatssekretäre Egon Bahr und Michael Kohl unterzeichnet. Es erleichterte fortan die Reisen zwischen beiden deutschen Staaten. Es sollte Bundesbürgern die Reise nach West-Berlin ermöglichen. West-Berlinern sollte es Besuche nach Ost-Berlin möglich machen. Auf der Transitstrecke waren Gepäckkontrollen bei Bundesbürgern nun nur noch in Ausnahmefällen vorgesehen und Visa stellten Grenzbeamte direkt am Grenzübergang aus. Vorangetrieben wurde das Abkommen von der sozialliberalen Bundesregierung unter Willy Brandt, der eine Verbesserung der Beziehung zur DDR anstrebte. Bis 1989 zahlte die Bundesrepublik insgesamt über zwei Milliarden D-Mark, um die Transitstrecke instand zu halten. Die Stasi verschärfte die Überwachung der Reisenden entlang der Transitstrecken.
1998 kam es zum bislang schwersten Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik. In der Nähe des niedersächsischen Eschede entgleiste der ICE 884 bei einer Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern, riss den Pfeiler einer Eisenbahnbrücke mit und brachte diese zum Einsturz. 101 Menschen starben und 105 wurden verletzt. Grund für das Unglück war ein defekter Radreifen am ersten Waggon, dessen Abnutzung nicht ausreichend kontrolliert worden war. Die Bergungsarbeiten waren äußerst schwierig: Drei Tage lange versuchten knapp 2.000 Helfer, Verletzte zu versorgen und Tote zu bergen. Vier Jahre später kam es in Celle zum Prozess gegen drei Bahningenieure, der jedoch eingestellt wurde. Erst 15 Jahre später entschuldigte sich der damalige Bahn-Vorstand Rüdiger Grube bei den Opfern und Angehörigen. Nach dem Unglück erhielten die ICE-Waggons zusätzliche Notausstiegsfenster. | mdr.de | 1959 verabschiedete die DDR-Volkskammer ein Gesetz zur Kollektivierung der Landwirtschaft. 1998 kam es zum Zugunglück von Eschede. Was geschah noch? Der tägliche Blick zurück. | [] | Mitteldeutschland | 2022-06-03T05:00:00+02:00 | 2024-05-08T13:32:48+02:00 | https://www.mdr.de//geschichte/mitteldeutschland/jahrestage/historische-jahrestage-blick-zurueck-juni-drei-102.html |
Fabrik | In Fabriken wird etwas hergestellt.Zum Beispiel: • Fenster, • Türen • Autos. | mdr.de | [] | Wörter-Buch | 2020-01-24T12:48:44+01:00 | 2020-01-24T12:48:44+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-fabrik-100.html |
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Bauernvertreter aus Sachsen-Anhalt lehnen Kompromissangebot des Bauernverbandes ab | Seit Monaten gehen die Bauern im Land auf die Straße, um gegen die Kürzungen des Bundes zu protestieren – auch hier in Sachsen-Anhalt. Hauptpunkt: Die Streichung der Diesel-Steuervergünstigungen für Landwirte. Während der Bundestag dafür schon grünes Licht gegeben hat, fehlt noch die Schlussberatung im Bundesrat. Gerade die unionsgeführten Bundesländer sehen Klärungsbedarf, darunter Sachsen-Anhalt.
Nun aber scheint Bewegung in die Auseinandersetzung zu kommen. Denn der Deutsche Bauernverband hat überraschend Einigungswillen signalisiert. Grund seien unter anderem die immer radikaleren Proteste einiger Bauern. Man bestehe nicht mehr auf den vollen Erhalt der Subventionen und sei kompromissbereit, wenn es im Gegenzug zu Mehrbelastungen beim Kraftstoff an anderer Stelle zu realen Entlastungen kommt, sagte Bernhard Krüsken, Präsident des Deutschen Bauernverbandes der "Welt am Sonntag".
Verschiedene Landwirtschaftsorganisationen in Sachsen-Anhalt lehnen den Kompromissvorschlag des Deutschen Bauernverbandes zum Agrardiesel ab. Das haben unter anderem die "Freien Bauern" mitgeteilt. Gegen das Angebot sprechen sich laut "Freien Bauern" auch "Land schafft Verbindung" und der Bauernbund in Sachsen-Anhalt aus.
Martin Dippe, Präsident des Landes-Bauernbundes, sagte dem MDR am Sonntag, man müsse zunächst erst einmal wissen, welche Entlastungen an anderer Stelle kommen würden. Gebe es keine konkreten Ansätze, könne man auf kein Kompromissangebot eingehen. Man sei nicht monatelang auf die Straße gegangen, um jetzt kleinlaut zurückzurudern, so Dippe.
Insbesondere vor dem Hintergrund der in der kommenden Woche anstehenden Agrarministerkonferenz (13.-15. März 2024 in Erfurt) könne Dippe den Alleingang des Bauernverbandes nicht verstehen. Zudem solle am 22. März im Bundesrat über das Wachstumschancengesetz abgestimmt werden. Unionsgeführte Länder hatten angekündigt, dem nur zuzustimmen, wenn die geplante Streichung von Agrardieselsubventionen zurückgenommen werde. Es sei nicht nachvollziehbar, warum noch vor der Entscheidung ein derartiges Kompromissangebot in den Raum gestellt werde.
Auch wenn die Zeichen also aktuell eher auf Stillstand stehen, sind neue Bauernproteste oder Blockaden in Sachsen-Anhalt vorerst nicht geplant, sagte Dippe.
MDR (Michael Rosebrock, Anja Höhne, Oliver Leiste ) | mdr.de | Bauernverbände in Sachsen-Anhalt haben eine mögliche Kompromissbereitschaft des Deutschen Bauernverbandes beim Agrardiesel kritisiert. Dafür sei man nicht monatelang auf die Straße gegangen. | [
"Nachrichten"
] | Sachsen-Anhalt | 2024-03-10T16:25:15+01:00 | 2024-03-10T16:25:15+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/bauern-proteste-kein-kompromiss-100.html |
Ticker: Scholz will Gasförderung im Senegal unterstützen | Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, weil wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.
In Österreich sind im Zusammenhang mit EU-Sanktionen bislang 254 Millionen Euro von russischen Oligarchen eingefroren worden. Die Gelder waren auf 97 Konten geparkt, wie das Kanzleramt in Wien berichtete. Die Untersuchung von Verdachtsfällen werde durch internationale Firmenkonstrukte, Treuhandgesellschaften und Strohmänner erheblich erschwert, hieß es. "Wenn russische Oligarchen oder deren Organisationen den Krieg gegen die Ukraine unterstützen, machen sie sich mitschuldig an den Gräueltaten, die dort passieren", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer.
Russland ist nach den Worten seines Chefunterhändlers Wladimir Medinsky zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Ukraine bereit. "Wir für unseren Teil sind bereit, den Dialog fortzusetzen", sagte Medinsky im Interview mit dem belarussischen Staatsfernsehen. Der Ball liege im Feld der Ukraine, auf deren Betreiben die Gespräche ausgesetzt worden seien. Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Unterhändlern hatten nach Russlands Überfall auf die Ukraine am 24. Februar zunächst regelmäßig stattgefunden - persönlich oder per Videokonferenz. Die Außenminister beider Länder hatten sich im März zu Gesprächen in der Türkei getroffen, die ergebnislos blieben.
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat erneut den Kurs der Bundesregierung bei Waffenlieferungen an die Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffs angeprangert. "Die Bundesrepublik Deutschland hat bis zum heutigen Tag keine schweren Waffen geliefert", sagte Merz in einem in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" ausgestrahlten Interview. Andere täten längst mehr. "Wenn sich alle so verhalten würden wie die Bundesrepublik Deutschland, dann hätte die russische Armee Kiew längst eingenommen."
Russische Propagandaaufnahmen sollen zeigen, wie die russischen Besatzer in Mariupol der verbleibenden Zivilbevölkerung helfen. Mariupols geflohener Bürgermeister widerspricht im ukrainischen Fernsehen: Die hygienischen Zustände in der Stadt seien katastrophal, es könne zu Krankheitsausbrüchen wie Cholera kommen. Fest steht: Mariupol verändert sich unter den neuen Machthabern, neue Denkmäler werden etwa errichtet. Wie geht es weiter in der zerstörten Stadt? Mehr dazu im Audio.
Der Präsident des Weltwirtschaftsforums, Børge Brende, hat einen Marshall-Plan für den Wiederaufbau der Ukraine gefordert. "Auch ohne Friedensabkommen, das derzeit ja nicht sehr wahrscheinlich ist, müssen wir bereits am Wiederaufbau arbeiten", sagte Brende der "Süddeutschen Zeitung". Es gehe um Infrastruktur, Elektrizität, Schulen, Straßen und Brücken. Mit dem Marshall-Plan hatten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau in Westeuropa unterstützt.Die Forderung nach einem solchen Plan wolle er beim Jahrestreffen des Forums in Davos, das am Montag beginnt, vorantreiben, sagte Brende. Wegen des Kriegs gegen die Ukraine sind laut Brende russische Unternehmen und Politiker in Davos ausgeschlossen. "Russland wird zurück sein, wenn sie sich wieder an die internationalen Gesetze halten", kündigte er an.
Russland will bis zum Ende des Herbstes etwa 50 neue Interkontinentalraketen vom Typ Sarmat in den Dienst nehmen. Die Raketen sollen im sibirischen Krasnojarsk hergestellt werden, wie der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, der Agentur Interfax zufolge mitteilte. Die Sarmat hat eine Reichweite von 18.000 Kilometern und ist mit atomaren Sprengköpfen bestückbar. Damit könnte Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen.
Deutschland will sich im Senegal in der Gasförderung engagieren. Man wolle mit dem westafrikanischen Land bei den Erneuerbaren Energien und Speichertechnik zusammenarbeiten, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Staatsbesuch in Dakar. Scholz nannte als Grund für die Kehrtwende bei fossilen Energien den russischen Angriff auf die Ukraine. "Dass wir die Situation in der Welt neu betrachten müssen, ist das Ergebnis von dem, was ich eine Zeitenwende genannt habe." Senegal verfügt über erhebliche Gasvorkommen und will ab Herbst 2023 Flüssiggas (LNG) exportieren.
Senegals Präsident Macky Sall will in den kommenden Wochen als Vorsitzender der Afrikanischen Union (AU) Gespräche in Moskau und Kiew führen. Sall sagte nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Dakar, dass die AU auf einen Waffenstillstand dringe und zugleich auf Hilfen im Kampf gegen hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise hoffe. Zur Enthaltung seines Landes in der UN-Vollversammlung bei der Verurteilung des russischen Angriffs sagte er: "Wir wollen ganz klar nicht in diesen Konflikt hineingezogen werden, wir wollen Frieden. Auch wenn wir die Invasion verurteilen, arbeiten wir an einer Deeskalation."
Etwa 450 Teilnehmer haben bei einer Demonstration in Berlin erneut gegen den Krieg in der Ukraine protestiert. Die Demonstranten zogen am Nachmittag vom Brandenburger Tor in Richtung Wilhelmstraße in Berlin-Mitte. Angemeldet zu der Veranstaltung mit dem Titel "Call it genocide" ("Benenne es als Völkermord") waren ursprünglich 3.000 Teilnehmer. Viele der Demonstranten hatten ukrainische Fahnen dabei oder trugen Kleidung in den Nationalfarben Blau und Gelb. Bis zum späten Nachmittag habe es keine Zwischenfälle gegeben, sagte eine Polizeisprecherin.
Nach der Niederlegung des Aufsichtsratspostens beim russischen Energiekonzern Rosneft fordern Politiker von SPD, Grünen und CSU Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf, weitere Tätigkeiten für Unternehmen aus dem Land zu beenden. "Ich würde mir wünschen, dass Gerhard Schröder sämtliche geschäftlichen Beziehungen zu Russland und russischen Firmen einstellt", sagte der Bundestagsabgeordnete und Ko-Chef der SPD-Linken, Sebastian Roloff, dem "Handelsblatt". Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU im Bundestag, Stefan Müller, sagte dem "Handelsblatt" ebenfalls, der Altkanzler müsse alle Russland-Tätigkeiten beenden. "Es hat nichts mit Demütigung zu tun, notwendige Konsequenzen aus Russlands Krieg gegen die Ukraine zu ziehen." Auch der Grünen-Europaabgeordnete Daniel Freund hält weitere Konsequenzen für unabdingbar: "Es liegt an Schröder, diesem Trauerspiel endlich ein Ende zu setzen und alle Tätigkeiten für Putins Firmen niederzulegen", sagte Freund dem "Handelsblatt".
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt vor einem Behördenchaos, wenn zum 1. Juni auch Geflüchtete aus der Ukraine Anspruch auf Grundsicherung bekommen sollen. Diese Neuerung sei "ohne ausreichende Rücksprache mit der Praxis vorbereitet worden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der "Augsburger Allgemeinen". Landsberg sprach von einem "enormen Verwaltungsaufwand" für die Kommunen. Der Bundesrat hatte am Freitag ein Gesetz beschlossen, das unter anderem vorsieht, dass Flüchtlinge aus der Ukraine zum 1. Juni Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II und XII bekommen sollen. Bislang erhält diese Gruppe geringere Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.
In Sachsen-Anhalts Schulen gibt es bislang 27 Extra-Klassen für geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Die Mehrheit der registrierten Schüler allerdings wird derzeit in Regelklassen gemeinsam mit deutschen Kindern unterrichtet. Das Land hat bisher 64 ukrainische Lehrkräfte eingestellt:
Als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des russischen Einmarsches hat der polnische Präsident Andrzej Duda eine Rede im ukrainischen Parlament gehalten. "Die freie Welt hat das Gesicht der Ukraine", sagte Duda in seiner Ansprache. Immer wieder erhoben sich die Parlamentarier, um Duda zu applaudieren. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war anwesend. Niemand könne die polnisch-ukrainische Einheit stören, sagte Duda. "Polen wird alles in seiner Macht Stehende tun, um der Ukraine zu helfen, Mitglied der Europäischen Union zu werden." Der polnische Staatschef sprach zudem von der Absicht, ein polnisch-ukrainisches Freundschaftsabkommen zu schließen. Details waren dazu zunächst nicht bekannt. Dudas überraschender Solidaritätsbesuch wurde erst am Sonntagmorgen bekannt.
Der sächsische Energieminister Wolfram Günther (Grüne) sieht die Energiewende durch den Verzicht auf russisches Erdgas nicht gefährdet. Dieses Argument stimme schon technisch nicht, sagte er der Deutschen Presse-Agentur und stellte sich erneut gegen Aussagen von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). "Richtig ist: Wir brauchen für die Energiewende Gaskraftwerke als Reserve. Aber anders als Kohle- und Atomkraftwerke sind dieses Gaskraftwerke sehr einfach hoch- und runterzufahren und laufen nur wenige Tage im Jahr." Je schneller man die erneuerbaren Energien ausbaue, desto seltener werde man Gaskraftwerke brauchen.
Die Ukraine hat das seit Ende Februar geltende Kriegsrecht um weitere 90 Tage verlängert. Das Parlament in Kiew stimmte angesichts des russischen Angriffskriegs auch für eine Verlängerung der Generalmobilmachung bis zum 23. August, wie mehrere Abgeordnete im Nachrichtendienst Telegram schrieben. Das Kriegsrecht gibt dem Militär erweiterte Rechte und schränkt bürgerliche Freiheiten wie das Demonstrationsrecht ein. Die Dauer des Kriegszustands sehen viele Experten als einen Indikator dafür, für wie lange sich Kiew derzeit noch auf mögliche Kämpfe einstellt.
Der Präsidentenberater Mychailo Podoljak hat eine unmittelbare Kampfpause ausgeschlossen. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Damit würde sich die Ukraine nur selbst schaden, da Russland nach einer Waffenruhe nur umso härter zuschlagen würde, sagte der Berater des ukrainischen Präsidenten: "Sie starten dann eine neue Offensive, noch blutiger und größer angelegt." Kiew werde auch keine Konzessionen machen, die auf Gebietsabtretungen hinausliefen, fügte er hinzu. "Die (russischen) Streitkräfte müssen das Land verlassen, und danach wird die Wiederaufnahme des Friedensprozesses möglich sein", sagte Podoljak Reuters.Eine Waffenruhe war von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und dem italienischen Regierungschef Mario Draghi ins Gespräch gebracht worden.
In der Ostukraine gibt es weiter schwere Kämpfe um die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Luhansker Gebiet. Positionen ukrainischer Truppen würden in dem Bereich entlang der gesamten Frontlinie mit russischer Artillerie beschossen, teilte der Generalstab in Kiew am Sonntag mit. Russische Truppen versuchten demnach erfolglos, Ortschaften nördlich, östlich und südlich von Sjewjerodonezk zu stürmen. Ebenso hart werde um Dörfer südlich der Trasse von Lyssytschansk nach Bachmut im Donezker Gebiet gekämpft. Die russische Armee versucht seit Tagen, die ukrainischen Gruppen rund um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vom Nachschub aus dem Donezker Gebiet abzuschneiden. Am Vortag wurde dabei ukrainischen Angaben zufolge gezielt eine Brücke über den Siwerskyj Donez zwischen den Zwillingsstädten Lyssytschansk und Sjewjerodonezk mit Mörsern zerstört. Artilleriegefechte und Bombardements habe es auch im Donezker Gebiet gegeben.
Russland intensiviert nach ukrainischen Angaben seine Luftangriffe in der gesamten Ukraine. Die russische Armee setze "ihre Raketen- und Luftangriffe auf das gesamte Territorium" fort und habe "die Intensität erhöht", erklärte der Generalstab der ukrainischen Armee am Sonntag. Demnach setzt Moskau zunehmend die Luftwaffe ein, "um wichtige Infrastrukturen zu zerstören". Örtliche ukrainische Behörden bestätigten einen russischen Raketenangriff auf die Ortschaft Malyn westlich von Kiew. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte am Samstag erklärt, dort mit "hochpräzisen seegestützten Langstreckenwaffen" eine bedeutende westliche Waffenlieferung zerstört zu haben. Die ukrainischen Behörden sprachen hingegen von Schäden an "ziviler Infrastruktur". Der Generalstab machte keine Angaben zu einer beschossenen Waffenlieferung.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat weitere Sanktionen gegen Russland gefordert. Darüber habe er auch mit Italiens Regierungschef Mario Draghi gesprochen, sagte das Staatsoberhaupt in einer in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Videobotschaft. Viele westliche Staaten haben bereits beispiellose Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt.
Russland liefert nach Angaben seines staatlichen Gasförderers Gazprom weiterhin Gas durch die Ukraine an andere europäische Staaten. Das Liefervolumen am Eingangspunkt Sudscha liege am Sonntag bei 44,7 Millionen Kubikmetern, verglichen mit 45,9 Millionen Kubikmetern am Samstag, erklärte der Konzern.
Die russische Armee hat am Samstag offenbar ihre Offensive im Donbass verstärkt. "Die Situation im Donbass ist äußerst schwierig", sagte Selenskyj. Die russische Armee versuche, die Städte Slowjansk und Sjewjerodonezk im Osten des Landes anzugreifen. Das ukrainische Militär berichtete in der Nacht zum Sonntag von andauernden Kämpfen in den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten des Landes. Dort seien am Samstag neun Angriffe russischer Truppen abgewehrt worden. Im Laufe des Tages seien fünf Panzer, vier Artilleriesysteme und eine Drohne zerstört worden, teilte die ukrainische Armee mit. Russland setzt laut dem Lagebericht entlang der gesamten Front Kampfflugzeuge, Raketenwerfer und Panzer ein. Der Luhansker Gouverneur Serhij Gaidai teilte mit, die russischen Truppen versuchten Sjewjerodonezk zu zerstören, es werde von den Morgen- bis in die Abendstunden gekämpft. Sjewjerodonezk wird zusammen mit seiner Zwillingsstadt Lyssytschansk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskiy Donets seit Beginn des Krieges von ukrainischen Truppen trotz zahlreicher Angriffe gehalten.
Polens Präsident Andrzej Duda ist zur Unterstützung der durch Russlands Krieg gezeichneten Ukraine erneut zu einem Besuch in der Hauptstadt Kiew eingetroffen. Er werde am Sonntag als erstes Staatsoberhaupt seit Kriegsbeginn vor drei Monaten eine Rede in der Rada, dem ukrainischen Parlament, halten, teilte die polnische Präsidialverwaltung mit. Duda setzt sich dafür ein, dass die Ukraine möglichst rasch einen EU-Kandidatenstatus erhält. Das polnische Staatsoberhaupt hatte Kiew bereits nach Kriegsausbruch im April besucht und dort auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Nach seiner Rückkehr warf Duda Russland vor, in der Ukraine einen "totalen Krieg" zu führen.
Der Krieg in der Ukraine kann aus Sicht von Staatschef Wolodymyr Selenskyj letztlich nur durch Diplomatie beendet werden. Der Krieg werde "blutig sein, es wird heftige Kämpfe geben, aber endgültig enden wird er nur durch Diplomatie", sagte Selenskyj dem ukrainischen Fernsehsender ICTV. Er sprach sich für ein Dokument über Sicherheitsgarantien für die Ukraine aus, das "von den Freunden und Partnern der Ukraine, ohne Russland" unterzeichnet werde. Parallel dazu solle es bilaterale Verhandlungen mit Russland geben.
Ukrainische und russische Unterhändler hatten sich seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine Ende Februar zunächst regelmäßig persönlich oder online über eine Beilegung des Konflikts beraten. Die letzte Begegnung der Chefunterhändler beider Länder fand laut russischen Nachrichtenagenturen vor einem Monat statt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Stillstand verantwortlich.
Der langjährige deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, wirft Moskau vor, die durch den Ukraine-Krieg verursachte globale Versorgungskrise und die dadurch drohenden Fluchtbewegungen als Mittel der Kriegsführung zu nutzen. "Wladimir Putin versucht gezielt, Hungerkrisen im Nahen Osten und in Nordafrika zu erzeugen", sagte von Fritsch im Berliner "Tagesspiegel" über den russischen Staatschef. Deshalb hindere Russland die Ukraine am Getreide-Export und bombardiere sogar Getreidesilos.
"Putins Kalkül besteht darin, dass nach dem Zusammenbruch der Getreidelieferungen die hungernden Menschen aus diesen Regionen fliehen werden und versuchen, nach Europa zu kommen – wie damals die Millionen Syrer, die vor den Schrecken des Krieges flohen", sagte von Fritsch, der Putin in der Vergangenheit mehrfach persönlich getroffen hatte. "Mit neuen Flüchtlingsströmen will er Europa destabilisieren und politischen Druck aufbauen, damit westliche Staaten ihre harte Haltung gegen Russland aufgeben."
Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, hat eine "grundsätzliche Kehrtwende" in der deutschen Flüchtlingspolitik gefordert. Diese soll sich demnach an den Regelungen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine orientieren. "Ich denke an den schnellen Anspruch auf Grundsicherung, aber vor allem auch den direkten Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Mir ist nicht wirklich erklärlich, warum wir dieses System der Unterscheidung zwischen Grundsicherung und Asylbewerberleistungen immer noch aufrechterhalten."
Die DGB-Chefin möchte zudem die 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr nicht nur für Rüstung auszugeben. "Es darf nicht zu einer unkontrollierten Aufrüstung kommen, die neue Provokationen entfacht", sagt sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wir bräuchten mehr als eine gut aufgestellte Bundeswehr, "nämlich vor allem auch Entwicklungszusammenarbeit und Konfliktprävention."
Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem Laufenden. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR | mdr.de | Bundeskanzler Scholz hat angekündigt, den Senegal bei der Gasförderung zu unterstützen. Die Ukraine lehnt eine Feuerpause derzeit ab. Russland setzt seine Angriffe in der Ostukraine fort – alle Entwicklungen im Ticker. | [
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] | Welt | 2022-05-22T22:05:00+02:00 | 2022-05-23T03:42:12+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/politik/ticker-russland-ukraine-krieg-scholz-senegal-erdgas-100.html |
Regiomed-Insolvenz: Arbeiter-Samariter-Bund will Rettungsdienst übernehmen | Für den von Regiomed betriebenen Rettungsdienst zeichnet sich im Rahmen des laufenden Bieterprozesses eine Entscheidung ab. Nach Angaben eines Kliniksprechers konnte mit dem Rettungsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Thüringen eine Einigung erzielt werden. Der geplante Übergang sei spätestens für den 1. Oktober vorgesehen. Konkrete Details sollen nun erarbeitet werden.
Fest stehe aber schon, dass die Regelungen aus den Arbeitsverträgen dauerhaft vom ASB übernommen werden sollen. Das gelte auch für die Personal- und Leistungsstrukturen. Die Mitarbeiter seien von Regiomed über die Pläne informiert worden.
In den kommenden Wochen müssten die zuständigen Gremien wie etwa der Rettungsdienstzweckverband Südthüringen (RDZV) den Übergang bindend beschließen. Nach einem Bericht des "Freien Wortes" hatte zuvor auch der DRK-Verband Interesse an einer Trägerschaft gezeigt.
Auch im Insolvenzverfahren für die Klinikgruppe Regiomed könnte im dritten Quartal feststehen, in welche Richtung es für die Thüringer Krankenhausstandorte geht. Ein Sprecher sagte am Dienstag, dass Regiomed derzeit auf wichtige kommunale Entscheidungen warte.
Die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen hatten Übernahmeangebote für die dortigen Regiomed-Häuser abgegeben. Ursprünglich war es das Ziel, das in Eigenverwaltung betriebene Insolvenzverfahren bis Ende Juni abzuschließen.
Nach den Kommunalwahlen in Thüringen müssen sich aber erst die neuen Kreistage konstituieren. In Sonneberg ist das schon geschehen, in Hildburghausen steht die konstituierende Sitzung Anfang Juli an. Die Kreistage müssen über eine mögliche Übernahme der Häuser in Trägerschaft der Landkreise entscheiden.
Regiomed beschäftigt 5.000 Mitarbeiter in Thüringen und Bayern. Zu Jahresbeginn hatte der Klinikverbund Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Von der Insolvenz betroffen sind die Kliniken in Coburg, Lichtenfels, Neustadt (Bayern), Hildburghausen und Sonneberg (Thüringen) sowie medizinische Versorgungszentren, Seniorenzentren, Wohnheime und der Rettungsdienst.
Die betroffenen Landkreise hatten zuvor Übernahmeangebote abgegeben. Für die bayerischen Standorte hatte auch die Sana Kliniken AG ein Angebot vorgelegt.
MDR (wdy/dpa/jn) | mdr.de | Der Arbeiter-Samariter-Bund will den Rettungsdienst der insolventen Regiomed-Klinikgruppe übernehmen. Auch für die Thüringer Kliniken gibt es Hoffnung auf eine Entscheidung. | [
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] | Thüringen | 2024-06-25T18:48:05+02:00 | 2024-06-25T18:48:05+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/sonneberg/regiomed-rettungsdienst-asb-kliniken-insolvenz-100.html |
"Null Torgefahr": RBL-Coach Rose sauer nach Auftritt in Klagenfurt | RB Leipzigs Trainer Marco Rose hat nach dem blamablen Abschied aus der Champions League seine Spieler deutlich kritisiert. "Es geht uns völlig ab, das Gefühl dafür zu haben, was es braucht, um Spiele zu gewinnen", sagte der 48-Jährige nach dem 0:1 bei Sturm Graz bei DAZN. Mit nur einem Sieg aus acht Spielen schied Leipzig als 32. von 36 Teams aus.
Eigentlich hatte man sich in Klagenfurt Selbstvertrauen für die Bundesliga holen wollen, in der man am Samstag (18:30 Uhr im Liveticker und Audiostream) bei Union Berlin antritt. Doch das misslang völlig. "Wenn du null Torgefahr aus dem Spiel heraus entwickelst, dann wird es schwer, Spiele zu gewinnen", sagte Rose. "Wenn du dann bei einem Standard pennst, dann verlierst du Spiele."
Graz hatte das einzige Tor des Spiels durch Arjan Malic nach einer Ecke erzielt. Leipzig hat seit Wochen Probleme im eigenen Ballbesitz. Tore erzielen die Sachsen oft nur dank der individuellen Klasse der Spieler, doch auch die fehlte gegen Graz. "Wir haben es wieder nicht geschafft, das auf den Platz zu bringen, wofür wir jeden Tag arbeiten", sagte Rose. Insgesamt habe man eine "schwache und enttäuschende" Champions League gespielt.
Die Kritik an Rose im Umfeld des Clubs wird durch den Auftritt in Österreich nicht geringer werden. Bereits Ende des vergangenen Jahres, als man im November kein einziges Spiel gewann und dann im Dezember zu Hause 1:5 gegen den VfL Wolfsburg verlor, stand Rose schon vor dem Aus. Damals setzte sich dem Vernehmen nach Jürgen Klopp, globaler Fußballchef des Red-Bull-Konzerns, für seinen früheren Spieler ein.
In der Winterpause betonte Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff mehrfach, man wolle mit Rose weiterarbeiten. Am Ende der Saison soll dann eine Analyse erfolgen. Allerdings könnte es doch zu einer vorzeitigen Trennung kommen, da keine Entwicklung der Mannschaft zu sehen ist. Als Interimstrainer stünde laut "Sport Bild" der gerade für das Klopp-Team verpflichtete Zsolt Löw bereit.
dpa | mdr.de | Mit einer Niederlage gegen Graz verabschiedet sich Leipzig aus der Champions League. Der Trainer findet danach klare Worte. | [
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] | 2025-01-30T08:07:36+01:00 | 2025-01-30T08:08:46+01:00 | https://www.mdr.de/sport/fussball_pokal/nachbericht-champions-league-sk-sturm-graz-rb-leipzig-100.html |
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Klimafreundlich essen: Wie geht das? | "Lecker, Leiche! Mahlzeit, Mama!" Spricht der Jugendliche am Sonntagsmittagstisch, schaufelt sich Kartoffeln und Gemüse auf den Teller. Hat sich doch echt ein Hähnchen auf den Sonntagstisch verirrt, liebevoll geschmurgelt, appetitlich duftend. Das schert die Jugend wenig, ihr Blick auf den Teller ist grausam ehrlich und herrlich unbestechlich. Aber auch in der Kantine kommentieren Kollegen manchmal, "Oh, du isst noch Quälfleisch". In beiden Fällen sitzen zwei unsichtbare Gäste am Tisch: Frau Klimadebatte und Herr Umweltschutz. Die sind eigentlich immer da, wenn es ums Essen geht. Theoretisch wollen wir ja alle, dass alle genug zu essen haben und niemand will dafür absichtlich die Erde zerstören. Also steigen die, die es sich leisten können, munter um auf Bioprodukte, braten Fleischersatz-Schnitzel, trinken, wenn Milch, welche vom Biohof oder lernen den Geschmack von Hafer-, Soja-, Reis- oder Mandelmilch schätzen.
Schade nur, dass diese Rechnung gleich an mehreren Stellen nicht aufgeht. Das zeigt zum Beispiel eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu): Die Produktion von einem Kilogramm Vollmilch verursacht im Schnitt etwa 1,4 Kilogramm CO2 und bei der Bio-Variante dagegen 1,7 Kilogramm C02. Das hängt damit zusammen, dass in der biologischen Fleischerzeugung zwar auf Kunstdünger, Kraftfutter und gentechnisch erzeugtes Futter verzichtet wird; dadurch aber die Produktivität niedriger ist, und für die gleiche Menge Fleisch mehr Aufwand betrieben muss.
Zurück zur Milch. Ist es also Essig mit der vermeintlich sauberen Milch? Für Silke Oppermann ist das zu kurz gedacht. Die Expertin der Umweltorganisation WWF verweist auf größere Zusammenhänge: Mineralöldünger und Pestizide, die in der konventionellen Milchproduktion eine Rolle spielen, zerstören den Lebensraum Boden, mitsamt seinen ganzen Lebewesen und ihren aufeinander abgestimmten Kreisläufen und Funktionen. Und das hat Folgen: Sterben die Bodenlebewesen, geht auch die Speicherfähigkeit der Böden von CO2 und Kohlenstoff flöten, warnt Silke Oppermann. Böden seien der zweitgrößte Speicher von CO2 nach den Ozeanen. Und den sollten wir weniger mit Füßen treten, sondern besser auf ihn aufpassen.
Denn ohne fruchtbare Böden keine Nahrungsmittelproduktion, warnten erst diese Woche Forscher aus Leipzig, Halle und Sevilla. Sie hatten Böden auf allen Kontinenten untersucht und mit vorhandenen Schutzgebieten für Tiere und Pflanzen abgeglichen. Dabei zeigte sich: Regionen mit besonders wertvollen Böden fallen nicht in diese Schutzgebiete. Fazit der Forscher: Böden gehören unter Naturschutz, sonst beißen wir irgendwann ins Gras, weil nichts mehr gedeiht, in das wir beißen können.
Apropos beißen. Was klemmt zwischen Ihren Pausenbrot-Schnitten? Für alle, die vom Fleisch auf den Käse gekommen sind: Für die Produktion von einem Kilogramm Käse braucht es zwischen vier und 13 Liter Milch. Das macht pro Kilo Käse laut Ifeu-Studie etwa 5,7 Kilogramm CO2, oder mehr, ja nach Sorte. Und wieviel CO2 fällt bei der Fleischproduktion an? Für ein Kilogramm Hähnchen durchschnittlich 5,5 Kilogramm, ein Kilo Schweinefleisch bringt durchschnittlich 4,6 Kilogramm Klimagas auf die CO2-Waage, Rindfleisch 13,6 Kilogramm. Das liegt uns also besonders schwer im "CO2-Magen".
Puh, das will man spontan am besten erst mal runterspülen, am besten klimaneutral. Womit denn nun? "Von den gesamten Klimagasen, die unsere Ernährung verursacht, liegen Getränke auf Platz zwei, direkt nach Fleisch und noch vor Getreide- und Milchprodukten", sagt Ernährungswissenschaftler Malte Rubach. Der C02-Abdruck von Getränken ist ihm zufolge vergleichsweise klein. Leitungs- und Mineralwasser haben die geringsten Auswirkungen auf das Klima. Abgefüllte und zubereitete Getränken wie Kaffee und Tee verursachen dagegen einen CO2-Fußabdruck. Wie stellen diese Schlingel denn das nun wieder an? "Beim Tee ist der größte Verursachungspunkt zum Beispiel das Kochen von Wasser, nicht der Tee selbst, beim Kaffee ist es die Röstung", erklärt Rubach.
Oh je. Für alle, die ihren Nachmittagstee mit einem Schuss Milch trinken oder den Kaffee am Morgen: Was ist denn mit den pflanzlichen Milch-Varianten, für die sogar das Bundesumweltamt wirbt? Einer großangelegten Studie zufolge, die Sie hier lesen können, haben die pflanzlichen Produkte in allen relevanten Umweltaspekten gegenüber der Kuhmilch klar die Nase vorn. Aber auch hier gießt uns Silke Opermann Essig in den Kaffee: Der CO2-Abdruck von Reis ist hoch, der Mandel-Anbau ist dank Wasserknappheit und Dürre in Anbauländern wie Spanien und Kalifornien eher Problemkind denn ökologischer Sonnenschein. Das räumt auch Anne Klatt vom Umweltbundesamt in Dessau ein: Angesichts der Wasserknappheit in den Anbauregionen müsste man Kuhmilch der Soja- oder Mandelmilch vorziehen. Stopp! Hier spuckt uns prompt Ernährungswissenschaftler Malte Rubach in die Tasse: Diese Ersatzprodukte haben doch weniger Nährstoffe als Vollmilch, wodurch mehr Mandel-, Reis-, oder Sojamilch getrunken werden müsse, wodurch wiederum ... Sie wissen schon.
Das kann einem Blutdruck ordentlich in die Höhe treiben. Prima, da braucht man gar keinen Kaffee mehr, aber wenn dann doch, einfach ohne Reis-Milch. Man kann dabei ja ersatzweise den Helge-Schneider-Song summen: Es gibt Reis, Baby! Scherz beiseite. Was würden eigentlich Frau Klimadebatte und Herr Umweltschutz sagen, wenn sie in der Hitze des Tischgefechts zu Wort kämen und man ihnen einfach zuhören würde? Vermutlich etwas sehr Beruhigendes. "Wenn wir das, was wir haben, anders als bisher nutzen, kann die Erde durchaus zehn Milliarden Menschen ernähren". Das hat das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung PIK ausgerechnet. Die gute Nachricht dabei: Kröten im wahrsten Sinne des Wortes müssen wir dafür nicht schlucken. Nur unseren Umgang mit Süßwasser, Dünger, Land und Ökosystemen komplett umstricken, landwirtschaftliche genutzte Flächen der Natur überlassen und unsere Essgewohnheiten ändern.
(mit Material von dpa) | mdr.de | Wir verzichten auf Fleisch, weil die Fleischproduktion ein Klimakiller ist. Stattdessen steigen wir um auf Quinoa aus Peru und Soja aus Brasilien. Finde den Fehler ... Nur: Geht das überhaupt, klimafreundlich essen? | [] | Startseite | 2023-07-12T13:08:56+02:00 | 2024-04-25T14:12:55+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/klimafreundlich-essen-wie-geht-das-100.html |
Wie eine Anwältin aus Erfurt den Wirecard-Prozess erlebt | Es ist ein bitterkalter Tag in München. Seit den frühen Morgenstunden des 8. Dezember vorigen Jahres stehen Dutzende Menschen vor dem Gerichtsgebäude der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Dort beginnt der Prozess um den mutmaßlichen Milliardenbetrug des pleite gegangenen deutschen Finanzdienstleisters Wirecard. Im Fokus: Markus Braun. Der Mann, der von der Staatsanwaltschaft als Hauptangeklagter für den Wirecard-Skandal verantwortlich gemacht wird.
Dieser kalte Dezembertag in München ist auch für die Erfurter Anwältin Theres Kraußlach nicht irgendein Tag. Es ist einer, der für Ihre berufliche Karriere besonders bleiben wird. Denn die 31-jährige gehört zum vierköpfigen Rechtsanwaltsteam von Braun. Ein Tag, an dem für Theres Kraußlach ein langer Weg beginnt.
Acht Monate später - es ist Hochsommer in Erfurt. Die Anwaltskanzlei Kalweit & Kraußlach sitzt unterm Dach. Es ist warm, sehr warm. "Wer hat noch mal die vom Vermieter angebotenen Klimalüfter abgelehnt, weil ihm zu kalt ist?", fragt Katrin Kalweit mit einem Zwinkern in Richtung ihrer Kanzleipartnerin Theres Kraußlach. Dass die beiden Anwältinnen mehr als nur eine professionelle Firmenpartnerschaft verbindet, wird schnell deutlich. Beide teilen die Leidenschaft zur Strafverteidigung, beide haben sich in einer anderen Kanzlei kennengelernt und beide haben im vergangenen Jahr den Entschluss gefasst, sich gemeinsam selbstständig zu machen.
Gesagt, getan. Seit Januar 2023 gibt es Kalweit & Kraußlach in Erfurt. Über mangelnde Arbeit, so sagen es beide, könnten sie nicht klagen. Jede der beiden Anwältinnen hat um die 130 Mandate laufen. Das bedeute viele Termine, viele Akten und eine gute Büroorganisation. Denn Kalweit & Kraußlach ist keine große Kanzlei mit einer enormen Logistik dahinter. Kraußlach sagt, ein Tag wie dieser sei selten, so beide zusammen in der Kanzlei. Die 44-jährige Kalweit ergänzt: "Wir halten immer Kontakt, informieren uns gegenseitig über den Stand von Verfahren oder quatschen halt mal alles durch."
Und da ist Markus Braun und das Mammutverfahren. Das fordere eine enorme Konzentration und viele Zugfahrten zwischen Erfurt und München, so Kraußlach. Da gehe es Montagabend im Hotel mit einer ersten Strategiebesprechung los. Dann der Prozesstag, in den Pausen ständige Abstimmungen mit Braun, abends Teammeeting für den nächsten Prozesstag. Das öffentliche Gesicht des Verteidigerteams ist Alfred Dierlamm. Er ist ein großer und präsenter Strafverteidiger aus Wiesbaden, ein Staranwalt. Er ist der Leader, der Anführer der Braun-Verteidiger. Mit seinen drei Kollegen und Kolleginnen, darunter der Erfurterin Kraußlach, will er das ultimative Ziel schaffen: Freispruch für Markus Braun.
Eine schwierige Aufgabe. Denn die Vorwürfe gegen Braun wiegen schwer. Nach der Pleite von Wirecard 2020 und seiner Festnahme wird ihm bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Im Kern geht es um den Verdacht, dass Braun und andere Wirecardmanager, die ebenfalls angeklagt sind, Geschäfte erfunden haben sollen. Mit Luftbuchungen sollen sie die Banken, die Börse und die Anleger getäuscht haben. Es geht um knapp zwei Milliarden Euro, die es angeblich nicht gegeben hat.
Braun weist das zurück. Er sagt, die Geschäfte habe es sehr wohl gegeben und damit auch das Geld. Nur hätten andere kriminelle Manager des Konzerns, darunter der flüchtige Jan Marsalek, diese Gelder veruntreut und in die eigene Tasche gewirtschaftet. Der Job von Kraußlach und dem Anwaltsteam besteht darin, in den Terabyte an digitalen Akten die Belege zu finden, die Brauns Verteidigungslinie stützen und ihn entlasten. Aktuell könnte das unter anderem ein Brief von Marsalek sein, der über seinen Anwalt vor wenigen Tagen das Gericht erreicht hat und der laut Medienberichten Brauns Aussagen stützen soll.
Es war im späten Frühjahr 2022, als Kraußlach über Empfehlung auf eine exklusive Liste von Kandidaten für das Verteidigerteam von Braun gekommen ist. "Schon das war eine große Ehre, überhaupt angefragt zu werden", so die Erfurterin. Doch das sei nur die erste Hürde gewesen. Denn selbstverständlich bestimme der Mandant, in diesem Fall Markus Braun, wer ihn verteidige.
Schon das war eine große Ehre, überhaupt angefragt zu werden.
Zwei Stunden hätten sie in der JVA Augsburg, in der Braun damals in Untersuchungshaft gesessen habe, geredet. Worüber? Das sei Mandantengeheimnis, über das Verteidiger nicht reden. Nur so viel: Es sei ein vertrautes Gespräch gewesen. Dann die Entscheidung von Braun: Kraußlach ist an Bord.
Seitdem die Reisen nach München. "Wenn ich dort bin, dann bin ich wie in einem Tunnel, total fokussiert auf dieses Verfahren", so Kraußlach. In Erfurt läuft zeitgleich der Laden weiter. Kanzleipartnerin Katrin Kalweit bearbeitet ihre Fälle. "Oft kommt der Anruf von Theres auf der Rückfahrt von München", so Kalweit. "Da erzählt sie von den Tagen im Wirecard-Prozess. Das ist wichtig für sie und wir können da gut reden."
Kalweit trägt das Engagement von Kraußlach bei Wirecard voll mit. Da springe sie für Theres auch mal irgendwo ein. Organisiere Termine, versende mal eine Akte ans Gericht oder übernehme einen wichtigen Anruf. "Das geht nur, weil wir uns einfach gut verstehen und auch von der anderen wissen wollen, wie es ihr geht", so Kalweit.
Wirecard sei ein großes und wichtiges Mandat, besonders da sie inzwischen die Pflichtverteidigerin von Markus Braun sei, sagt Kraußlach. Das bedeute, sollte das Geld für die Wahlverteidiger ausgehen, sind es dann die Pflichtverteidiger, die den Prozess zu Ende bringen müssen. Aber darum gehe es derzeit gar nicht.
"Das ganze Verfahren hat meinen Ehrgeiz geweckt", so Kraußlach. Gab es Zweifel? Na klar habe es die gegeben und auch die innere Frage: Schaffe ich das überhaupt? Aber nach den acht Monaten sei sie sicherer denn je. Und dann gebe es eben dieses große Ziel: der Freispruch für ihren Mandanten.
Auf die Frage, ob sie keine Sorge habe - falls es damit nicht klappt- in ein schwarzes Loch zu fallen, überlegt sie eine Weile. Für einen Moment wirkt es, als habe sich diese Frage so noch nicht für sie gestellt. "Nein", sagt sie dann, denn sie könne mit gutem Gewissen sagen, alles getan zu haben. Aber bis dahin heißt es: nach München in den "Tunnel".
MDR (cfr/lke) | mdr.de | Der Wirecard-Skandal ist der größte Wirtschaftsstrafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte. Einer der Hauptangeklagten wird dabei von einer Anwältin aus Erfurt vertreten. Ein Portrait. | [
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] | Thüringen | 2023-07-22T05:00:00+02:00 | 2023-07-22T05:00:00+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/wirecard-skandal-anwaeltin-markus-braun-jan-marsalek-100.html |
Direktor oder Direktorin | Ein Direktor ist ein Chef oder eine Chefin.Zum Beispiel: • Von einer Schule, • von einer Universität, • von einem Museum • oder von einer Veranstaltung. | mdr.de | [] | Wörter-Buch | 2023-07-14T15:04:55+02:00 | 2023-07-14T15:04:55+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-direktor-100.html |
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"Meine Welt der Stauden" von Christian Kreß | Einer der besten Staudengärtner Europas entführt in seine botanische Welt.
Christian Kreß hat sich in wenigen Jahren in Oberösterreich mit der Gärtnerei Sarastro einen weltweiten Namen als ambitionierter und kenntnisreicher Gärtner gemacht. Sein Schaugarten gilt als Pilgerort für Gartenfans und in diesem Buch beschreibt er seinen Alltag und gibt zahlreiche Tipps und Ratschläge. Abgesehen von praktischem Staudenwissen vermittelt Kreß auf über 220 Seiten Planungsideen, Pflegeanleitungen und Vermehrungskniffe. Er öffnet mit seinem Buch neue Blicke auf Stauden und Natur. Zahlreichen Lieblingsstauden – darunter alpine Sorten, Halbschattenstauden und Beetstauden – widmet er kleine Porträts. Den meisten Platz im Buch aber nehmen seine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse ein, die er sehr lesenswert vermittelt. Das Ergebnis ist grandios, leidenschaftlich und erkenntnisreich.
Christian Kreß ist nicht nur ein leidenschaftlicher Gärtner, sondern auch ein exzellenter Schreiber, der in diesem Buch seine Staudenwelt skizziert, erklärt und neugierig macht, diese Welt auch teilweise als Leser zu entdecken.
Christian Kreß ist Inhaber der Gärtnerei Sarastro-Stauden. Neben eigenen Züchtungen und Pflanzeneinführungen ist er auch durch zahlreiche Artikel und Vorträge einem großen Publikum bekannt.
Lust verspüren, dem wichtigsten Staudengärtner im deutschsprachigen Raum durch sein Gartenreich zu folgen und ihm mit all seinen Tipps und Erfahrungen ein wenig über die Schulter zu schauen. | mdr.de | Christian Kreß hat sich innerhalb weniger Jahren in Österreich mit seiner Gärtnerei weltweit einen Namen gemacht. Mit diesem Buch folgen Sie einem der besten Staudengärtner Europas in sein grünes und blühendes Reich. | [] | Genießen | 2019-10-24T17:29:58+02:00 | 2019-10-24T17:29:58+02:00 | https://www.mdr.de//mdr-garten/geniessen/buch-tipp-meine-welt-der-stauden-christian-kress-100.html |
Die Kranken-Häuser in Thüringen brauchen mehr Blut | Jedes Kranken-Haus hat ein Lager für Blut.Das Blut wird zum Beispiel gebraucht:Wenn ein Mensch operiert werden muss.Denn bei der Operation verliert der Mensch viel Blut.Deshalb bekommt er neues Blut aus dem Lager vom Kranken-Haus.
Aber im Bundes-Land Thüringen haben viele Kranken-Häusernicht mehr so viel Blut.Zum Beispiel: • Weil jetzt sehr viele Operationen gemacht werden. Denn viele Operationen konnten für einige Zeit nicht gemacht werden: Weil die Ärzte sich um die Menschen mit dem Corona-Virus kümmern mussten. • Und weil nur wenige Menschen Blut gespendet haben. Denn in den Räumen für die Blut-Spende konnten sich die Menschen nicht an die Abstands-Regeln halten. Deshalb konnten die Menschen kein Blut spenden.
Suhl ist eine Stadt im Bundes-Land Thüringen.Dort gibt es ein besonderes Kranken-Haus.In schwerer Sprache heißt es:Institut für Transfusions-Medizin.Die Mit-Arbeiter vom Kranken-Haus haben gesagt:Es müssen sehr bald viele Menschen Blut spenden.Sonst haben wir bald kein Blut mehr in unserem Lager.Und dann können wir vielen Menschen vielleicht nicht mehr helfen. | mdr.de | Das Blut wird zum Beispiel gebraucht: Wenn ein Mensch operiert werden muss. | [] | 2020-06-04T11:34:04+02:00 | 2020-06-04T11:34:04+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/mangel-an-blutkonserven-in-thueringen-ls-100.html |
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Moskau: Blaskapellen und Till Lindemann rocken den Roten Platz | Seit rund 15 Jahren versucht das russische Verteidigungsministerium, die Armee durch die Ausrichtung eines Militärmusikfestivals auf dem Roten Platz sexy zu machen. Das gelingt zumindest teilweise, denn Spasskaja Baschnja ist stets ein großer Erfolg. Auch das Comeback des Festivals nach einer Corona-Pause im vergangenen Jahr kommt bei den Moskauern gut an. Mittlerweile gehört das Moskauer Militärmusikfestival Spasskaja Baschnja zum festen Bestandteil der Feierlichkeiten rund um den "Tag der russischen Hauptstadt" am 4. September. Das Festival trägt den Namen des weltberühmten Spasski-Turms, des wichtigsten Turms der östlichen Kremlmauer, der gewissermaßen auf den Roten Platz hinüberschaut. Während 2020 das vom russischen Verteidigungsministerium organisierte Festival durch ein Online-Event ersetzt wurde, kehrten Militär- und Folkloreorchester sowie Ehrenformationen verschiedener Länder in diesem Jahr auf den Roten Platz zurück.
An vergangenen Wochenende stand aber noch etwas ganz Besonderes auf dem Programm des Festivals: Headliner beim Spasskaja Baschnja war Rammstein-Sänger Till Lindemann – trotz der kürzlich entflammten Kontroversen um seine Person in Russland. In weißen Jacket sang Lindemann seine Version des russischen Heldenlieds "Geliebte Stadt", die er im Frühjahr auf Russisch aufgenommen hatte. Lindemann wurde nach Angaben russischer Medien mit stehenden Ovationen gefeiert.
Ansonsten wurde das Festival, das zu den drei größten seiner Art weltweit zählt, natürlich von der Marschmusik dominiert. "Wenn die Blasmusik mit origineller Kunst kombiniert wird, spürt man sofort die Vielseitigkeit der verschiedenen Länder", lobt Verteidigungsminister Sergej Schojgu das Festival, das unbestritten eines der Lieblingskinder seines Ministeriums ist.
Sämtliche Sicherheitsbehörden Russlands waren selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder mit ihren Kapellen beim Festival Spasskaja Baschnja vertreten. Ebenso aber auch Orchester aus der ganzen Welt, etwa das Hauptorchester der Streitkräfte von Gabun. Die Militärkapelle aus dem zentralafrikanischen Staat wird von einer Frau geleitet und als "unverwechselbar" gepriesen. Ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Festivals war der Auftritt eines griechischen Militärorchesters, das seit beinahe 200 Jahren existiert. Die Musiker unternahmen einen Ausflug in die Geschichte der griechischen Militäruniformen. 18 Kadetten marschierten und musizierten in den Uniformen verschiedener Epochen auf dem Roten Platz.
Seit zehn Jahren gehören auch Reiteraufführungen zum festen Bestandteil des 2006 begründeten Festivals. Diese finden in einer speziellen Arena auf dem Roten Platz statt. Dort glänzte unter anderem das weit über Russland hinaus bekannte Reiterteam der Kremlreitschule. Die Vorstellungen sind besonders bei Kindern beliebt und wurden tagsüber von rund 15.000 Menschen besucht, während das Hauptprogramm erst abends begann.
2019, bei der letzten regulären Spasskaja Baschnja, wurde die Abendvorstellung von bis zu 90.000 Menschen besucht. Aufgrund der Corona-Einschränkungen wurde aber die Kapazität der Haupttribüne von mehr als 7.000 auf nur noch 3.000 Plätze verkleinert. Außerdem war der Zutritt auf das Festivalgelände nur mit einem QR-Code, der eine Impfung oder Genesung nachweist, gestattet. Dennoch war die Freude der Moskauer auf das Event nach der letztjährigen Pause groß – und der Auftritt von Till Lindemanns trug ganz sicher dazu bei. | mdr.de | Militärmusikfestival klingt nicht nach Action. In Moskau war das am Wochenende ganz anders. Beim Spasskaja Baschnja haben Marschkapellen und Rammstein-Sänger Till Lindemann den Roten Platz gerockt. | [
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] | Welt | 2021-09-06T19:07:54+02:00 | 2021-09-06T19:07:54+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/moskau-militaermusikfestival-spasskaja-baschnja-100.html |
FDP stimmt Koalitionsvertrag zu | Die FDP in Sachsen-Anhalt hat auf einem Sonderparteitag in Magdeburg der Koalition mit CDU und SPD am Freitag zugestimmt.
98 Prozent der 102 Delegierten haben für den Koalitionsvertrag votiert. Es gab nur eine Gegenstimme und eine Enthaltung.
FDP-Landesvorsitzende Lydia Hüskens hatte sich bereits vor dem Treffen in Magdeburg zuversichtlich gezeigt. In der schwarz-rot-gelben Regierung soll Hüskens neue Ministerin für Infrastruktur und Digitales werden.
Auf dem Parteitag warb Hüskens energisch für den Vertrag. CDU und SPD seien den Liberalen in den Koalitionsverhandlungen "auf Augenhöhe" begegnet. Ihre Partei habe dabei die Themen Digitalisierung und Entbürokratisierung in jedem Bereich durchgesetzt. Zudem sei ein fairer Umgang mit den Schulen in Freier Trägerschaft und der ministerielle Zugriff auf den wichtigen Landesentwicklungsplan erreicht worden.
"Wenn man auf Platz 16 von 16 steht, kann das nicht so bleiben", sagte der stellvertretende Marcus Faber. Hüskens hatte zuvor eine neue Mentalität für das Land angemahnt. "Wir wollen nicht ängstlich in der Ecke sitzen", so die Landesvorsitzende. In eine ähnliche Kerbe schlug der Landtagsabgeordnete Johann Hauser: "Wir möchten wirtschaften, nicht quatschen."
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Die CDU hatte sich ebenfalls am Freitagnachmittag für die gemeinsame Koalition ausgesprochen. Beim ersten Mitgliederentscheid in der Geschichte der Landes-CDU haben 92,1 Prozent für das Bündnis gestimmt. Allerdings nahm nur rund ein Drittel der Mitglieder teil.
Bereits vergangene Woche hatten die Mitglieder der SPD nach vielen Debatten dem Koalitionsvertrag zugestimmt. Knapp zwei Drittel der abstimmenden Parteimitglieder waren dafür. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,4 Prozent.
Nachdem alle Parteien dem Koalitionsvertrag zugestimmt haben, kann er am kommenden Montag unterzeichnet werden. Drei Tage später könnte die neue Koalition Reiner Haseloff (CDU) ein drittes Mal zum Ministerpräsidenten wählen.
MDR/Thomas Vorreyer/Cornelia Winkler | mdr.de | CDU, SPD und FDP können in Sachsen-Anhalt eine Koalition bilden. Als letzte Partei stimmte am Freitag die FDP auf einem Parteitag in Magdeburg dem Vertrag mit CDU und SPD fast einstimmig zu. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2021-09-10T19:47:20+02:00 | 2021-09-10T20:49:45+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landtagswahl/fdp-stimmt-koalition-mit-cdu-spd-zu100.html |
Gesichter Sachsen-Anhalts – aus Sicht der Künstlichen Intelligenz | Fest steht: Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Welt. Schon jetzt können die künstlichen Gehirne besser Schach spielen als Menschen. Oder: Dank KI tragen Roboter große Lasten über unwegsames Gelände. Über KI wird spätestens seit dem Freischalten des Textroboters "ChatGPT" fast überall gesprochen.
Gemeint sind meist Anwendungen auf der Basis maschinellen Lernens, bei denen eine Software große Datenmengen analysiert und daraus Schlussfolgerungen zieht. So kann "ChatGPT" oder "Bard" auf jede Frage eine meist verblüffend korrekte Antwort geben. Text-zu-Bild-Generatoren wie "Midjourney" und "Stable Diffusion" können bereits heute beeindruckende Kunst auf Kommando erzeugen.
Hier können Sie sich alle KI-generierten Bilder anschauen:
Diesen Umstand haben wir genutzt und uns gefragt, wie Bild-Generatoren die Einwohner von Sachsen-Anhalt darstellen. Herausgekommen sind bei "Midjourney" teils sehr treffende, aber auch Bilder zum Schmunzeln. Dabei wird deutlich, wie die Künstliche Intelligenz arbeitet. "Midjourney" nimmt sich auch den Ortsnamen als Anhaltspunkt um zu entscheiden, was auf das Bild soll. Besonders deutlich wird das bei der Lutherstadt Eisleben.
Bei der Frage, wie der Ort aussieht, lag überall Schnee. Bei der Frage, wie Menschen dort aussehen, kam eine Person mit dicker Fell-Winterjacke. Auch die "Person" aus Osterwieck ist sehr lustig geworden – im Hintergrund sind wohl wegen "Ostern" Hühner zu sehen.
Thale ist sehr magisch und in Elend geht es den "Leuten" definitiv nicht gut. Nicht verwunderlich: Wenn die KI die Orte kennt, passt auch der Hintergrund ganz gut. Die Bilder von Quedlinburgern und Einwohnern aus Wernigerode haben zum Beispiel Fachwerkhäuser im Hintergrund.
Auffällig ist auch, dass sehr häufig Männer gezeigt wurden, obwohl nach "Person" gefragt wurde. Möglicherweise liegt das einfach daran, dass auf den Vorlagen der KI häufiger Männer zu sehen waren. Weil man aber immer eine Auswahl aus vier Bildern bekommt, haben wir uns oft auch für das Bild mit einer Frau darauf entschieden. Dieses kleine Experiment zeigt auch, die KI-Entwicklung steht noch ganz am Anfang und bislang ist noch absehbar, was eines Tages alles möglich wird.
MDR (Johanna Daher, Hannes Leonard), dpa | mdr.de | Wie sieht Künstliche Intelligenz Sachsen-Anhalt? Welche Eigenschaften verbindet sie mit den Menschen in Halle, Wernigerode oder Schönebeck? Der MDR hat das getestet und ungewöhnliche Ergebnisse bekommen. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2023-08-01T14:26:25+02:00 | 2023-08-01T14:26:25+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/kuenstliche-intelligenz-midjourney-staedte-einwohner-102.html |
Ressourcen | Das sind zum Beispiel Sachen, die uns die Natur gibt. Zum Beispiel: • Wasser, • Bäume, • Wind, • Öl, • und Sonnen-Licht.
Wir brauchen diese Sachen zum Beispiel: • Für Strom, • für Wärme, • zum Kochen • oder zum Bauen.Aber Ressourcen manche sind nicht unendlich.Das bedeutet:Sie können zu Ende gehen.Dann gibt es sie nicht mehr. | mdr.de | [] | Wörter-Buch | 2025-05-30T13:26:49+02:00 | 2025-05-30T13:26:49+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-ressourcen-100.html |
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Auch Thüringer CDU-Chef Voigt für "pragmatischen Umgang" mit der AfD | Thüringens CDU-Chef Mario Voigt hat sich für einen "pragmatischen Umgang" mit der AfD auf kommunaler Ebene ausgesprochen. Voigt sagte in einem Interview mit MDR AKTUELL, dabei gehe auch um die Anerkennung der Lebenswirklichkeit. Man müsse auf kommunaler Ebene versuchen, sinnhaft im Gespräch zu sein. Man könne doch nicht sagen, dass man bei einem Thema dagegen sei, nur weil die AfD dafür ist. Das verstehe keiner. Voigt betonte, die CDU werde aber mit ihren eigenen Anträgen Politik machen. Dieses permanente Starren auf die AfD bringe nichts. "Die Leute erwarten, dass wir uns um ihre Sorgen kümmern." Die Debatten und Parteipolitik brächten Deutschland nicht aus der Krise.
Zuvor hatte sich schon Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer für einen pragmatischen Umgang mit der AfD in den Kommunen ausgesprochen. Der "Frankfurfert Allgemeinen Zeitung" vom Mittwoch sagte Kretschmer, eine "lupenreine Trennung" zur AfD sei auf kommunaler Ebene nicht durchzuhalten. Zugleich beklagte er, dass "vielen Wählern der wahre Kern der AfD offenbar nicht bewusst" sei. Deshalb müsse man erläutern, was drohe, wenn die AfD an die Macht kommen sollte.
CDU-Chef Friedrich Merz hatte vergangenen Sonntag für Wirbel gesorgt, nachdem er sich im ZDF-Sommerinterview zum Umgang mit der AfD geäußert hatte. Er erklärte, auf Kommunalebene müsse mit demokratisch gewählten Amtsträgern der AfD pragmatischer umgegangen werden. Kritiker – vor allem aus den eigenen Reihen – warfen ihm vor, damit das Zusammenarbeitsverbot mit der AfD aufzuweichen. Nach der heftigen Kritik ruderte Merz zurück und erklärte, dass es auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde.
Die AfD kommt am Freitag in Magdeburg zu ihrem Bundesparteitag zusammen. Am ersten Tag stehen zahlreiche Anträge auf der Agenda, etwa zur Änderung der Satzung, zur Mitgliedschaft in der europäischen Rechtsaußenpartei Identität und Demokratie und zum Aufbau eines AfD-freundlichen Fernsehsenders.
Am Samstag wird das Treffen als Europawahlversammlung fortgesetzt. Für die Beratung des Wahlprogramms und die Aufstellung der Kandidatenliste hat die AfD auch noch das kommende Wochenende eingeplant. Mehrere Bündnisse haben Demonstrationen und Mahnwachen gegen die AfD angekündigt.
MDR AKTUELL/dpa (kkö) | mdr.de | Thüringens CDU-Chef Mario Voigt ist dafür, in den Kommunen mit der AfD auf Sachebene umzugehen. Voigt sagte MDR AKTUELL, man könne nicht sagen, dass man bei einem Thema dagegen sei, nur weil die AfD dafür ist. | [] | Deutschland | 2023-07-28T11:52:02+02:00 | 2023-07-28T19:33:51+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/politik/afd-parteitag-magdeburg-thueringen-cdu-chef-voigt-umgang-100.html |
Kreistag des Wartburgkreises hat sich konstituiert | Die CDU-Kommunalpolitikerin Ulrike Jary bleibt Kreistagsvorsitzende im Wartburgkreis. Bei der konstituierenden Sitzung stimmten 39 von 43 Mitgliedern für die 38-jährige aus Wutha-Farnroda. Jary war die einzige Kandidatin.
Zur ihrer Stellvertreterin wurde Heike Apel-Spengler (Bürger für Eisenach) aus Eisenach gewählt. Sie setzte sich mit 32 zu 12 Stimmen gegen Uwe Krell von der AfD durch. Krell hatte für das Amt des Landrats kandidiert und war in der Stichwahl unterlegen.
Zuvor hatte der scheidende Landrat Reinhard Krebs (CDU) die Kreistagsmitglieder auf das Grundgesetz und die Thüringer Verfassung verpflichtet. Außerdem verabschiedete er den bisherigen ehrenamtlichen Beigeordneten Hans-Joachim Ziegler. Der SPD-Kommunalpolitiker und frühere Bürgermeister von Ruhla hatte das Amt vor fünf Jahren übernommen. Zu seiner Nachfolgerin wählte der Kreistag die frühere Gerstunger Bürgermeisterin Sylvia Hartung (SPD). Sie erhielt 38 von 44 Stimmen.
Eine kurze Debatte entbrannte um die künftige Fraktionsstärke. Die Linke, die nur noch mit drei Mitgliedern im Kreistag vertreten ist, wollte erreichen, dass die Mindestgröße von fünf auf drei gesenkt wird. Die Freien Wähler sprachen sich dafür, Vertreter von CDU und AfD dagegen aus. Eine Entscheidung fiel noch nicht, über die künftige Geschäftsordnung soll zunächst der Kreisausschuss beraten. Vorerst bleibt die bisherige Geschäftsordnung in Kraft.
Von mehreren Parteien und Gruppierungen haben sich Vertreter zu Fraktionen zusammengeschlossen. So bilden SPD und FDP eine Fraktion, ebenso Freie Wähler mit Grünen, Bürgern für Eisenach und der Liste für Alternative Demokratie. Größte Fraktion ist die CDU mit 17 Sitzen vor der AfD mit 13. Neu im Kreistag ist die fünfköpfige Fraktion des Bündnis Sahra Wagenknecht.
Vor der Sitzung hatten Mitglieder der Bürgerinitiative Stadtlengsfeld vor dem Landratsamt demonstriert. Mit Plakaten protestierten sie gegen das Windvorranggebiet W4 und generell gegen Windkraftanlagen im Wald. Landrat Krebs versicherte der Initiative, er stehe an ihrer Seite.
Die Entscheidung über das Vorranggebiet habe jedoch nicht der Landkreis, sondern das Land zu treffen. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Henkel, der erneut in den Kreistag gewählt wurde, stellte sich hinter das Anliegen der Protestierenden.
MDR (rub/jn) | mdr.de | Nach den Kommunalwahlen hat sich nun der Kreistag im Wartburgkreis konstituiert. Der scheidende Landrat Reinhard Krebs (CDU) hatte die Mitglieder auf das Grundgesetz und die Thüringer Verfassung verpflichtet. | [
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] | Thüringen | 2024-06-25T20:48:46+02:00 | 2024-06-25T20:48:46+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/wartburgkreis/kreistag-konstituiert-bad-salzungen-kommunalwahl-100.html |
7 mut-maßliche Links-Extremisten haben sich bei der Polizei gemeldet | Ungefähr 2 Jahre lang hat die Polizei nach 7 Menschen gesucht. Denn die Polizei denkt:Diese Menschen sind vielleicht Links-Extremisten. Und sie haben wahrscheinlich einige mut-maßliche Neo-Nazis zusammen-geschlagen.Das bedeutet: Sie haben die Neo-Nazis: • Geschlagen, • getreten • und schwer verletzt.Das war im Februar vom Jahr 2023 im Land Ungarn.
Jetzt haben sich die mut-maßlichen Links-Extremisten bei der Polizei gemeldet. Es sind 7 junge Männer und Frauen. Einige von ihnen kommen aus den Städten: • Jena • und Weimar.
Die Männer und Frauen werden vielleicht an die Polizei in Ungarn aus-geliefert. Das bedeutet: Sie werden nach Ungarn gebracht. Dort wird es dann vielleicht einen Gerichts-Prozess geben. Und die Männer und Frauen müssen dort ins Gefängnis.
In Ungarn gibt es oft lange Haft-Strafen für solche Straftaten. Und die Zeit im Gefängnis ist dort oft besonders schlimm. | mdr.de | Es sind 7 junge Männer und Frauen. Sie kommen unter anderem aus den Städten Jena und Weimar. | [] | 2025-01-21T15:18:47+01:00 | 2025-01-21T15:18:47+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-mittel-deutschland-linksextremisten-in-ungarn-stellen-sich-100.html |
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Kassenärzte-Chef Heckemann wegen "Eugenik"-Äußerungen unter Druck | Sachsens Landesärztekammer distanziert sich von den umstrittenen "Eugenik“-Aussagen des Chefs der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS), Klaus Heckemann. Heckemann wecke mit seinen Äußerungen "automatisch Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit", teilte die Ärztekammer mit. Dies sei "mit dem ärztlichen Ethos unvereinbar". Es gebe "das Recht eines jeden auf Leben und körperliche Unversehrtheit". Mit seinen Äußerungen habe Heckemann eine Grenze überschritten.
Der Sächsische Hausärztinnen- und Hausärzteverband teilte mit, er erwarte, dass Heckemann sich zu den Aussagen erklärt. "Der Verweis von Herrn Dr. Heckemann, dass es sich um ein Missverständnis handele, ist in keinster Weise ausreichend." Ansonsten hält der Verband einen Rücktritt für unvermeidlich.
Der KV-Chef hatte sich in einem offiziellen Text zur Humangenetik geäußert und darin von "Eugenik" in "ihrem besten und humansten Sinn" gesprochen. In einem Editorial beschreibt er eine "Zukunftsvision", bei der Kosten für die Suche nach Mutationen im genetischen Material drastisch optimiert wären.
Dann sei denkbar, dass "allen Frauen mit Kinderwunsch eine komplette Mutationssuche" nach allen bekannten vererbbaren, schweren Erkrankungen angeboten werde. Mittels künstlicher Befruchtung und Präimplantationsdiagnostik könnte so die Geburt eines schwerstkranken Kindes ausgeschlossen werden.
Auch die Dresdner Hochschulmedizin hat den KVS-Chef in einem offenen Brief an Sozialministerin Petra Köpping (SPD) für seine Äußerungen scharf kritisiert. Das Uniklinikum und die medizinische Fakultät der TU Dresden werfen Heckemann vor, er baue "unabhängig von den ethisch abstoßenden Äußerungen (...) seine Visionen zur Nutzung der gendiagnostischen Möglichkeiten auf inhaltlich zum Teil grotesk falschen Annahmen auf." Die Mediziner, darunter mehrere Hochschulprofessoren, halten Heckemann für nicht mehr tragbar.
Sozialministerin Köpping distanzierte sich ebenfalls von den Aussagen Heckemanns und schloss sich der Kritik der Verbände und Fachgesellschaften ausdrücklich an. "Aus meiner Sicht werden die Einlassungen seiner Funktion und Verantwortung als Vorstandsvorsitzender der KVS nicht gerecht."
Aus meiner Sicht werden die Einlassungen seiner Funktion und Verantwortung als Vorstandsvorsitzender der KVS nicht gerecht.
Und weiter: "Die Vielzahl entsetzter Reaktionen zeigen, dass diese Aussagen der KVS und damit auch den dort organisierten Ärztinnen und Ärzten schaden." Köpping habe am Mittwoch das Gespräch mit Heckemann gesucht und ihre Position zum Ausdruck gebracht. Das Sozialministerium hat zwar die Aufsicht über die KVS, den Vorsitzenden wählt aber die sogenannte Vertreterversammlung.
Der Hauptausschuss der KV Sachsen teilte am Mittwoch mit, von der Veröffentlichung sei im Vorfeld von mehreren Seiten, auch aus den maßgeblichen Gremien heraus, gewarnt worden. "Die schlussendliche Entscheidung dazu liegt jedoch in der Verantwortung des Vorstandsvorsitzenden." Das Gremium distanziere sich nachdrücklich von der Publizierung.
Es handelt sich um eine persönliche Meinung und entspricht nicht der der KV Sachsen.
Mit den Äußerungen im Editorial sei ein gesellschaftlich wie medizinisch relevantes und sehr bedeutendes Thema in ein falsches Licht gerückt worden. "Es handelt sich um eine persönliche Meinung und entspricht nicht der der KV Sachsen." Heckemann habe damit eine Grenze überschritten, die vom Hauptausschuss missbilligt werde. Die KVS bitte dafür um Entschuldigung. "Der Hauptausschuss wird mit der Vertreterversammlung den Vorgang ausführlich aufarbeiten und notwendige Konsequenzen diskutieren."
Der Hauptausschuss der Vertreterversammlung besteht aus dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und den drei Vorsitzenden der Regionalausschüsse für Chemnitz, Dresden und Leipzig.
Heckemann selbst wollte sich auf Anfrage von MDR SACHSEN bislang nicht zu seinen Aussagen äußern. Nach Informationen der "Freien Presse" will die Vertreterversammlung am kommenden Mittwoch über die Zukunft Heckemanns beraten.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Markus Scholz, hält die Äußerungen Heckemanns "in ihrem besten und humansten Sinn" für unsäglich. "Es ist nicht das erste Mal, dass er den KVS-Vorsitz zur Verbreitung seiner persönlichen politischen Meinung benutzt."
Die Linken-Politikerin Susanne Schaper erklärte, Heckemann bringe durch die Verwendung des Begriffs "Eugenik" eine wichtige ethische Debatte nicht voran, sondern vergifte sie.
Auch Sachsens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers kritisierte die Humangenetik-Äußerungen Heckemanns scharf. Er weise dessen Überlegung und Formulierungen "mit ihren Bezügen zur Eugenik" entschieden zurück, sagte Timmerevers. "Sie rufen Assoziationen an dunkelste Kapitel deutscher Geschichte wach und sind mit Wert und Würde des Lebens jedes einzelnen Menschen unvereinbar."
Der Inklusionsbeauftragte der Landesregierung Michael Welsch erklärte, allein die Wortwahl verbiete sich von selbst. "Derartige Aussagen sind auch ein Beleg dafür, dass bis in breite Fachkreise hinein noch häufig von einem rein medizinischen Modell von Behinderung ausgegangen wird, das vordergründig auf Defizite abstellt," so Welsch.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik schloss sich mehreren Rücktrittsforderungen an. Heckemanns Aussagen seien "fachlich falsch sowie aus gesundheitspolitischer und ethischer Sicht unhaltbar."
MDR (kbe)/epd | mdr.de | Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung in Sachsen hat mit einer Äußerung zur Humangenetik bei Medizinern und Politikern für Empörung gesorgt. Landesärztekammer und Sozialministerium distanzieren sich von ihm. | [
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] | Sachsen | 2024-08-29T16:44:00+02:00 | 2024-08-29T16:44:00+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/heckemann-humangenetik-eugenik-mediziner-100.html |