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Zupfkuchen
Mějićelka pjekarnje so mje njedawno wopraša, kak družina tykanca z němskim mjenom „Zupfkuchen" serbsce rěka. Ow haj, serbske pomjenowanja tykancow a pječwow su dobry přikład za to, zo so we wšědnej rěči zrozumliwosće dla husto němske požčonki wužiwaja. Sym to hižo raz w staršim rěčnym kućiku na přikładomaj „Eierschecke" a „Spritzring" tematizowała. Najskerje tež mnozy z was, lubi słucharjo, w pjekarnjach skerje ajeršeku a šprycrynki kupuja - abo tola jejkowu šeku abo šprycowane wěnčki resp. koleska? A jěsće tež wy rady štrajzlowy tykanc - abo snano tola sypkowy abo posypkowy tykanc, kaž steji w dwuzwjazkowym słowniku? Móžu wězo tworić serbski wotpowědnik němskeho „Zupfkuchen" a jón wopisować jako twarohowy abo sydrowy tykanc z posypkom, ale dwěluju na tym, zo so to w rěčnej praksy přesadźi. Tuž namjetuju: twarohowy tykanc z kakawowym štrajzlom - dajće sej jón zesłodźeć!
mdr.de
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2017-06-29T10:51:08+02:00
2017-06-29T10:51:08+02:00
https://www.mdr.de//serbski-program/rozhlos/recny-kucik/recnykucik-252.html
Punk, Kurzfilm und Gegenkultur
Aus der Perspektive der ehemaligen DDR und BRD widmet sich unicato im Oktober der Underground-Szene der 1980er Jahre. In beiden Teilen Deutschlands wurden Kurzfilme zu dieser Zeit rege mit Punk, New Wave und Avantgarde-Musik verknüpft, um die Grenzen der Kunstfreiheit auszuloten. Moderator Markus Kavka trifft den Regisseur und Filmkritiker Jörg Buttgereit, dessen Filme die Westberliner Punkszene prägten. Nicht selten kam er dabei mit Zensurbehörde und Polizei in Kontakt. Auch die Kurzfilme von Filmemacher, Filmkritiker und Filmwissenschaftler Dr. Claus Löser, welcher in der DDR wirkte, wurden teilweise von staatlichen Behörden beschlagnahmt. Die unicato-Gäste sprechen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Gegenkulturen in Ost und West der achtziger Jahre. Im UT Connewitz Leipzig, einem der ältesten Kinos in Deutschland, besucht Markus Kavka zwei der Organisierenden des Filmfestivals GEGENkino, Sebastian Gebeler und Stephan Langer, und spricht mit ihnen über die filmischen Subkulturen der Gegenwart. ZEYCHEN & WUNDER von AG Geige (16mm Musikvideo, DDR 1988/89, 2 min)Die Collage aus Text, Musik, Bildern und Logos symbolisiert die Suche nach Zeichen und Wundern in einer zunehmend banaler werdenden Welt. MEIN PAPI von Jörg Buttgereit (Super 8 Dokumentarfilm, BRD 1981, 7 min)Mit versteckter Kamera dokumentiert Jörg Buttgereit den Alltag und die Krankheiten seines "Papis". Mit dokumentarischem Charakter erinnert er so an das Leben Erich Buttgereits. STEREO TOTAL – DIE FRAU IN DER MUSIK von Jörg Buttgereit und Frank Behnke (Super 8 Film, D 2012, 2 min)Auffällige Klamotten und bunte Gitarren in skurrilen Formen – Punk ist nicht nur das Motto der Musik. In dieser filmischen Arbeit provoziert die Band STEREO TOTAL mit ihrem rebellischen Auftreten.  NEKROLOG von Claus Löser (fiktionaler Experimentalfilm, DDR 1985, 6 min)"Paranoia als Normalzustand, ein Fenstersprung als Ausweg. Der Selbstmord einer Freundin einige Jahre zuvor ließ mich dieses Sujet wählen. Deutsche Geschichte und Karl-Marx-Städter Gegenwart verschmelzen zu einem wenig optimistischen Stimmungsbild. Obwohl ... es gibt ein überraschendes, gewissermaßen optimistisches Ende.“ (Claus Löser) RADFAHRER von Marc Thümmler (Fotofilm, D 2008, 27 min)Fotograf Harald Hauswald wirkte vor allem im Ost-Berlin der achtziger Jahre. Im Kontrast zu seinen Schwarz-Weiß-Fotografien aus dieser Zeit steht der Off-Kommentar, in dem Auszüge aus seiner umfangreichen Stasi-Akte zu hören sind. DER GROßE GAMMEL von Susann Maria Hempel (Experimentalfilm, D 2013, 8 min)In der experimentellen Dokumentation wird dem vor dem Abriss stehenden Greizer Stadttheater ein Denkmal gesetzt. Einzeldias, die die Verwahrlosung des Theaters zeigen, werden mit Hitze und chemischen Mitteln zerstört. Allmählich verschwinden das Theater und am Ende auch die Bilder seiner Zerstörung. Zu sehen ist die Sendung "Punk, Kurzfilm und Gegenkultur" ab Dienstag, 19. Oktober 2021, ab 18 Uhr, online in der ARD Mediathek oder in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober um 00:25 Uhr im MDR Fernsehen.
mdr.de
Eins haben Punkrock und Kurzfilme gemeinsam: die Länge. Oder besser die Kürze. Aus der Perspektive der ehemaligen DDR und BRD widmet sich unicato im Oktober der Punk-Underground-Szene der 1980er Jahre.
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Startseite
2021-10-19T15:56:34+02:00
2025-01-17T18:57:27+01:00
https://www.mdr.de//unicato/unicato-punk-kurzfilm-und-gegenkultur-100.html
Deich
Das sind lange Hügel.Sie werden zum Bespiel:    • An Flüssen    • und am Meer gebaut.Damit das Wasser:     • Häuser,    • und Städte nicht überschwemmen kann.
mdr.de
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Wörter-Buch
2021-07-23T12:30:56+02:00
2021-07-23T12:30:56+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-deich-100.html
Dynamisch und zweikampfstark: Französin Joly wirbelt künftig im Mittelfeld von RB Leipzig
Die Frauen-Mannschaft von RB Leipzig kann sich über Verstärkung im Mittelfeld freuen. Wie der Bundesligist am Donnerstag (27. Juni 2024) auf seiner Homepage mitteilte, wird künftig die 22-jährige Lou-Ann Joly das RBL-Trikot überstreifen. Die französische U23-Nationalspielerin wechselt vom französischen Erstligisten Stade de Reims an den Cottaweg, wo sie einen Dreijahres-Vertrag unterschrieb. Viola Odebrecht, Leiterin Frauen- und Mädchenfußball, ist sehr froh, die Französin begrüßen zu können. "Trotz ihres jungen Alters bringt Lou-Ann bereits viel Erfahrung auf hohem Niveau mit. Auf der Sechserposition überzeugt sie mit Dynamik und starkem Zweikampfverhalten. Zudem verfügt sie über eine hohe Spielintelligenz und ist als Box-to-Box-Spielerin in der Lage, das Spiel nach vorne zu tragen und unsere Offensive zu unterstützen", hob Odebrecht hervor. Lou-Ann Joly selbst freut sich auf die neue Aufgabe: "Die Werte und Ziele von RB Leipzig haben mich sofort angesprochen, gerade jetzt in meiner Karriere, wo ich nach einer neuen Herausforderung in einer neuen Liga gesucht habe. Ich werde mein Bestes geben, um meine Stärken ins Team einzubringen und kann es kaum erwarten, meine neuen Mitspielerinnen, das Team und die Fans kennenzulernen." Die RBL-Frauen starten am 6. Juli mit dem Trainingsauftakt in die neue Saison. Zuvor wird das Team vom neuen Cheftrainer Jonas Stephan vom 1. bis 3. Juli Leistungstests und medizinische Untersuchungen absolvieren. Das erste Testspiel ist dann am 13. Juli im Stadion am Bad in Markranstädt gegen die polnische Mannschaft aus Wroclaw angesetzt. Das zweite Vorbereitungsspiel ist für den 19. Juli ebenfalls in Markranstädt gegen Pogon Szczecin terminiert, ehe es drei Tage später ins Trainingslager ins bayerische Markt Rieden geht. Dort ist am 24. Juli ein Test gegen den FC Bergheim geplant. Vor dem Bundesliga-Start am 30. August findet dann am 10. August noch ein Testspiel bei Sparta Praha statt. SpiO/pm
mdr.de
Der Kader der Frauen-Bundesligamannschaft von RB Leipzig hat Zuwachs bekommen. Künftig wird die Französin Lou-Ann Joly das RBL-Trikot überstreifen. Die Mittelfeldspielerin gilt als dynamisch und zweikampfstark.
[ "RB Leipzig Frauen", "RB", "RBL", "Frauen-Bundesliga", "Lou-Ann Joly", "Neuzugang", "Transfermarkt", "Wechselbörse", "Viola Odebrecht", "Fußball", "Sport" ]
2024-06-27T13:40:00+02:00
2024-06-28T09:15:03+02:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/rb-leipzig-frauen-lou-ann-joly-verpflichtet-100.html
Nach dem Anschlag von Magdeburg: Sara und die Angst vor dem Weg zur Arbeit
Sara geht es nicht gut. Seit ein paar Tagen schon kreisen ihre Gedanken immer wieder um diese eine Situation: Sie sieht dann den Mann im Magdeburger Hauptbahnhof vor sich, der sich unvermittelt umdreht – und sie anspuckt. Der "Ihr scheiß Ausländer" ruft. Jetzt muss sie ab Dienstag wieder zur Arbeit und weiß nicht, wie sie das anstellen soll – weil sie Angst hat, wieder beleidigt zu werden. Oder gar angegriffen. Sara heißt in Wirklichkeit anders. Ihr wahrer Name soll hier aber keine Rolle spielen – um sie zu schützen. Denn was Sara – die gebürtig aus Iran stammt – widerfahren ist, ist seit dem 20. Dezember kein Einzelfall in Magdeburg: Die Liste ist nicht vollständig. Aber sie zeigt den Hass und offenen Rassismus, den einige wenige in Magdeburg seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt offen ausleben – und der einen Schatten wirft auf die ungebrochen große Anteilnahme und rührende Hilfsbereitschaft, die seit dem 20. Dezember in Magdeburg zu spüren sind. Dass nicht alle anteilnehmen und helfen, das hat auch Sara erleben müssen. Wer sie und ihren Mann Kyan – auch er heißt eigentlich anders – an diesem kalten Winternachmittag Anfang Januar bittet, ihre Geschichte zu erzählen, hört einem Paar zu, das sich nach dieser schmerzhaften Erfahrung gegenseitig zu stützen versucht. Und anderen Mut machen will, die vielleicht weniger gut Deutsch sprechen, als Sara und Kyan es tun. Es war der Morgen des 28. Dezember und Sara und Kyan auf dem Weg zu einem Ausflug. Mal rauskommen. Beide beschließen, mit dem Zug zu fahren, das Deutschlandticket macht es möglich. Also trinken sie im Bahnhof erst einen Kaffee und machen sich dann auf den Weg zum Gleis durch den Bahnhofstunnel. Beide unterhalten sich auf Persisch – als sich nach ihrer Schilderung der Mann plötzlich umdreht, sie anspuckt und beleidigt. Aggressiv habe er gewirkt, erzählen die Beiden. Als Kyan laut nach ihr ruft, ist schnell die Security zur Stelle, kurz darauf auch Beamte der Bundespolizei. Der Sachverhalt, wie es im Beamtendeutsch heißt, wird aufgenommen. Die Bundespolizei bestätigt das. Auf MDR-Anfrage teilt eine Sprecherin mit, Sara habe zunächst mündlich Strafantrag gestellt. Zwei Tage später wird sie das auch schriftlich tun, MDR SACHSEN-ANHALT hat das dazugehörige Schreiben einsehen können. Der Beschuldigte? Ein 45 Jahre alter Mann. Gegen ihn wird jetzt wegen Beleidigung, Körperverletzung und Hausfriedensbruchs ermittelt – den Hauptbahnhof hätte er wegen eines Hausverbots gar nicht erst betreten dürfen. Der Mann sei Deutscher, teilt die Bundespolizei mit. Sara und Kyan hätten das selbst gar nicht erwähnt, sagen sie. "Der Mann ist Rassist" – das klingt besser für sie. Warum sie das so differenzieren? "Wir pauschalisieren nicht." Weil sie umgekehrt auch nicht wollen, pauschal als "die Ausländer" zu gelten, die Probleme machen. Sara und Kyan haben beide Jobs in Magdeburg. Der Anschlag vom 20. Dezember habe sie traurig gemacht und wütend. Wenn sie davon erzählen, nehmen beide immer wieder das Wort Katastrophe in den Mund. Sie lebt seit 2017 in der Stadt, er seit 2021. "Vorher war ich Hallenser", sagt er und lacht. Dann schwärmen beide von ihren Jobs. Den Kolleginnen. Den Vorgesetzen. "Magdeburg ist unsere Heimat", sagt Kyan. Sara nickt. Als er aufzählt, warum er sich hier so wohlfühlt, beginnt sie zu weinen und knetet ihre Hände. Es wird schlimmer. Es gibt einige Menschen, für die sind wir nur 'die Ausländer'. Man merkt Sara an, dass ihr das Erlebte nahe geht. Es sei nicht das erste Mal, dass sie rassistisch beleidigt worden sei, erzählt sie. "Aber es wird schlimmer." Im Bus zum Beispiel oder in der Straßenbahn. Es gebe da Leute, für die seien Menschen wie sie nur "die Ausländer". Kyan sagt, er werde Sara so schnell nicht allein auf die Straße lassen. Warum also ist es dem Paar so wichtig, seine Geschichte zu erzählen? Sie möchten andere Menschen, die ähnliches erleben, unterstützen, sagen sie. "Vor allem Frauen", sagt Sara. "Wie soll es denn erst Frauen gehen, die Kopftuch tragen?", fragt sie. Zuletzt hätten sich viele bei ihr gemeldet und berichtet, ihnen sei Ähnliches passiert. Vor allem Frauen aus Afghanistan seien das gewesen. "Ich habe immer versucht, Frauen zu ermutigen, aktiv in der Gesellschaft zu sein", sagt die 41-Jährige – und man hört heraus, dass ihr das vorerst schwerfallen wird. Kraft, sagt sie, gibt ihr das Wissen, Kyan an ihrer Seite zu haben. Er sagt, er müsse zuletzt immer wieder an das eine Interview denken. "Wissen Sie, das Gespräch mit der Holocaust-Überlebenden?", fragt er auffordernd. Kyan meint Margot Friedländer. Sie hatte dem "Spiegel" im Frühjahr gesagt: "Der Hass ist wieder laut geworden." Kyan findet, sie hat recht. Anmerkung der Redaktion: Aus Ressourcen-Gründen haben wir uns dafür entschieden, die Kommentar-Funktion vorübergehend zu deaktivieren. Aufgrund des großen Interesses an unseren Produkten haben wir uns dazu entschlossen, unser Personal vorwiegend für die Berichterstattung einzusetzen. Wir informieren Sie weiterhin in sozialen Netzwerken und hier auf MDR.de über das aktuelle Geschehen. MDR (Luca Deutschländer) | Erstmals veröffentlicht am 06.01.2025
mdr.de
Viele hat der Anschlag in Magdeburg traumatisiert, weil sich die Bilder eingebrannt haben. Doch da ist noch etwas: offener Rassismus. Eine Betroffene erzählt.
[ "Magdeburg", "Angriff", "Migranten", "Anschlag", "Gewalt", "Hauptbahnhof" ]
Sachsen-Anhalt
2025-01-08T18:12:04+01:00
2025-01-08T18:12:04+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/anschlag-angriff-migranten-polizei-ermittlungen-104.html
Glitzerträume in Rosé: Die Ballkleider für den Semperopernball in Dresden
Am Donnerstag sind in Dresden die Ball-Outfits der Debütantinnen des 16. Semperopernballs präsentiert worden: Ein Glitzertraum in Blush-Rosé, entworfen von Uwe Herrmann. Jugendlich leicht und frisch kommt es daher, mit Vogelapplikationen und einer Feder mit Symbolkraft. Ursprünglich sollten die Debütantinnen bereits im Jahr 2021 darin eine rauschende Ballnacht erleben. Doch daraus wurde nichts. Drei Jahre in Folge musste der Ball abgesagt werden, erst wegen Corona, dann weil der Opernball die Veranstaltung neu konzipieren wollte, nachdem sie bundesweit in die Kritik geraten war und der damalige künstlerische Leiter Hans-Joachim Frey als Putin-Freund untragbar wurde. Das Debütantinnenkleid und die für den 23. Februar 2024 geplante Ballnacht stehen unter dem Motto "Neuanfang. Leichtigkeit. Jugendlichkeit". Dem Originalentwurf des Ballkleides wurde eine Feder hinzugefügt - als Symbol für die jugendliche Leichtigkeit. Debütantin Astrid Haferland ist überglücklich, dass sie bei dem berühmten Ball mittanzen wird und das Kleid am Donnerstag zum ersten Mal präsentieren durfte: "Es ist so schön und fühlt sich einfach toll an", erzählt sie mit strahlendem Lächeln. Wie alle anderen Debütantinnen musste auch sie zunächst ein Casting bestehen. 90 Paare werden beim 16. Semperopernball in Dresden ihr Debüt geben, etwa 40 Prozent von ihnen waren bereits für den Opernball vor drei Jahren vorgesehen. Für viele geht nun ein langersehnter Traum in Erfüllung. Sie kommen aus ganz Deutschland. So wie der Ball ein Highlight für sie ist, gelten die Ball-Neulinge selbst samt Outfit und eigens eingeübter Tanzchoreografie auch als Highlight des Balls. Die jungen Frauen, die das Casting geschafft haben, zahlen für die Teilnahme am Semperopernball 400 Euro, wie am Donnerstag zu hören war. Dafür dürfen sie Kleid und Schmuck behalten, auch Make-up und Frisur sind inklusive. Die jungen Herren bezahlen etwas weniger, müssen dafür aber ihren Smoking selbst besorgen. Nachdem der Dresdner Semperopernball drei Mal ausgefallen war, ist die Freude und Erleichterung der Beteiligten bei der Vorstellung des Ballkleides groß. "Es war eine schwere Zeit des Stillstandes und ist nun eine riesige Vorfreude", sagte Chef-Choreografin Sabine Lax am Donnerstag zu MDR SACHSEN. Einiges soll dem Vorstand des Opernballvereins zufolge beim 16. Semperopernball anders werden. So solle es weniger Reden geben. Ob überhaupt Orden verliehen werden, ist unklar. Stattdessen solle der Fokus stärker auf Musik, Tanz und Kunst liegen. Doch auch 2024 soll es vor der Oper wieder einen Open-Air-Ball geben, für alle, die keine Karten für die illustre Veranstaltung ergattern konnten oder wollten. MDR (kav/B. Wobst)
mdr.de
Nach drei Jahren Pause soll es 2024 wieder einen Semperopernball in Dresden geben. Am Donnerstag wurden die Outfits der Debütantinnen präsentiert – jugendlich, leicht und frisch kommt das Ballkleid daher.
[ "Nachrichten", "Debütantin", "Kleid", "Opernball", "Semperoperball", "Kleid", "Fashion", "Mode", "Balloutfit" ]
Sachsen
2023-10-20T05:00:00+02:00
2023-10-20T11:53:37+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/semperopernball-opernball-kleid-debuetantin-farbe-100.html
Feuer an Flüchtlingsunterkunft in Salzwedel von Kind verursacht
Das Feuer an einer Flüchtlingsunterkunft in Salzwedel am Dienstag ist von einem Kind verursacht worden. Es hat mit einem Feuerzeug an der Stirnseite des Gebäudes gezündelt, teilte die Polizei am Freitag mit. Das Kind habe demnach glaubhaft den Ablauf des Geschehens geschildert. Demnach wird auch ein politisches Motiv ausgeschlossen. Weitere Angaben wollte die Polizei aus Jugendschutz-Gründen nicht machen. Das Feuer war am Dienstagabend an der Fassade der Flüchtlingsunterkunft ausgebrochen. Die Feuerwehr konnte nur durch ein schnelles Handeln verhindern, dass die Flammen auf weitere Gebäudeteile übergreifen. Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich mehr als 40 Menschen aus verschiedenen Nationen in der Unterkunft. MDR (Michael Rosebrock, Fabienne von der Eltz)
mdr.de
Am Dienstag hat es an der Flüchtlingsunterkunft in Salzwedel gebrannt. Ermittlungen haben jetzt ergeben, dass der Auslöser ein Kind war, das mit einem Feuerzeug gezündelt hat.
[ "Feuer", "Feuerwehr", "Flüchtlingsunterkunft", "Salzwedel" ]
Sachsen-Anhalt
2023-07-14T15:48:36+02:00
2023-07-15T10:30:46+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/salzwedel/brand-fluechtlingsunterkunft-108.html
HSV chancenlos: SC Magdeburg weiter im Flow
Der SC Magdeburg bleibt im Rennen um die Titelverteidigung in der Handball-Bundesliga. Gegen den HSV Hamburg siegte der SCM mit 37:28 (18:14). Bester SCM- Schütze war vor 6.600 Zuschauern in der ausverkauften GETEC-Arena Omar Ingi Magnusson mit elf Toren. In der Tabelle bleiben die Elbestädter mit einem Minuspunkt mehr erster Verfolger des Spitzenduos Berlin und Melsungen.  B Beide Teams starteten fehlerhaft in die Partie, doch dem Team von Bennet Wiegert gelang es schnell, die Ballverluste einzudämmen und eine Führung herauszuarbeiten (6:2/9.). Selbst wenn Magdeburg im Angriff patzte, konnte Hamburg das nur selten nutzen, so dass der Abstand erhalten blieb. Nach einer Viertelstunde wurde das Spiel etwas ruhiger, doch der Deutsche Meister ließ die Gäste nicht herankommen (16:12/26.). Auch nach dem Seitenwechsel war der SCM die konzentriertere Mannschaft und erhöhte den Vorsprung auf sechs Tore (23:17/38.). Magdeburg fand im Positionsangriff immer wieder Lösungen und kam auch immer wieder ins Tempospiel. Der HSV, ohnehin mit nur 14 von 16 möglichen Spielern angereist, hatte schon früh nichts mehr zuzusetzen (27:19/42.). So kam Musche-Ersatz Pablo Lange aus der Drittliga-Reserve noch zu ein paar Einsatzminuten auf Linksaußen. cke/dpa
mdr.de
Der SC Magdeburg hat sich 70 Stunden nach dem sensationellen Champions-League-Erfolg in Veszprem in der Bundesliga keine Blöße gegeben: Gegen den HSV Hamburg agierte der SCM von Beginn an konzentriert.
[ "SC Magdeburg", "SCM", "HSV Hamburg", "Bennet Wiegert", "Sergey Hernandez", "Philipp Weber", "Gisli Kristjansson", "Felix Claar", "HBL", "Handball-Bundesliga", "Handball", "Sport" ]
2025-05-04T19:54:00+02:00
2025-05-06T09:38:15+02:00
https://www.mdr.de//sport/handball/bericht-sc-magdeburg-hsv-hamburg-104.html
So können Polarlichter am Nachthimmel gesehen werden
Dank eines außergewöhnlich starken Sonnensturms waren in der Nacht von Freitag auf Samstag auch über vielen Teilen Mitteldeutschlands farbenfrohe Polarlichter zu sehen. Wer das Naturphänomen verpasst hat, hat nun noch eine Chance: Laut Deutschem Wetterdienst soll es überwiegend eine sternenklare kommende Nacht werden. Manchmal sieht man die Lichter mit bloßem Auge kaum. Um den bunten Schleier am Himmel zu sehen, gibt es hier ein paar nützliche Tipps. Ein Hinweis kommt von Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg: Im Dunkeln die Fotokamera oder das Handy auf die Fensterbank in Richtung Norden legen und ein Foto mit langer Belichtungszeit machen. Das kann die Farben sichtbar machen. Man müsse so lange belichten, wie es geht. Dabei sollte es so dunkel wie möglich sein, erklärt Liefke. "Auf dem Foto kommen dann meistens schon die Farben raus", so Liefke. Und das, obwohl am Himmel gar keine Farben oder nur ein farbloser Schleier zu sehen ist. Dieser ist zwar mit bloßem Auge wahrnehmbar, aber erst mit der Langzeitbelichtung werden die einzelnen Farben richtig sichtbar. Wichtig, um die Nordlichter zu entdecken, ist eine möglichst dunkle Umgebung und freie Sicht auf den Himmel. Auch sollte das Handy oder die Kamera möglichst ruhige gehalten werden oder auf einem Stativ stehen. Außerdem sollte beim Handy die Vibration ausgestellt und kein Blitz verwendet werden. Für die Polarlichter am Himmel sind koronalen Massenauswürfe (CME) oder Sonnenstürme die Ursache. Die Stärke eines solchen Sturms wird laut Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in drei fünfstufigen Kategorien angegeben, von denen Kategorie G geomagnetische Effekte beschreibt. Zum aktuellen Sonnensturm erklärte die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) in der Nacht zu Samstag, "G5-Konditionen" beobachtet zu haben. Es wäre der erste extreme Sonnensturm seit mehr als 20 Jahren. Das bedeutet, dass die Sonne massenhaft Teilchen ins All schleudert. Wenn die auf das Magnetfeld der Erde treffen, sind Polarlichter zu sehen. Zuletzt hatte er im Oktober 2003 Stromausfällen in Schweden und zur Beschädigung von Transformatoren in Südafrika geführt. Für die Nacht zu Sonntag prognostiziert die NOAA zunächst keine weiteren Sonnensturm in G5-Stärke. Liefke zufolge würden schon G3 oder G4 ausreichen, um Polarlichter mit bloßem Auge bei guten Bedingungen auch bei uns wieder sehen zu können. "Ich würde mich in jedem Fall in der kommenden Nacht wieder auf die Lauer legen und werde das definitiv auch tun." Die Aktivität der Sonne nahm seit Dezember 2019 stetig zu. Aktuell befindet sie sich im Umfeld eines Maximums. Immer wieder waren daher in den vergangenen Monaten Polarlichter auch über Deutschland zu sehen. MDR/dpa (lmb)
mdr.de
Durch den stärksten Sonnensturm seit 20 Jahren sind über ganz Deutschland Polarlichter zu bewundern. Auch in der kommenden Nacht: Der Deutsche Wetterdienst sagt eine überwiegend sternenklare Nacht voraus.
[ "himmel", "polarlichter", "aurora borealis", "show", "farben" ]
Deutschland
2024-05-11T20:31:35+02:00
2024-05-11T20:31:35+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/panorama/polarlichter-deutschland-experten-foto-100.html
"Freie Sachsen" protestieren an Grenzübergang in Schmilka
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App. Rund 200 Menschen haben am Sonnabend seit dem Vormittag in Schmilka gegen die Migrationspolitik der Bundesregierung protestiert. Wie die Polizei mitteilte, blockierten stündlich jeweils zehn Teilnehmer am ehemaligen Grenzübergang nach Tschechien zeitweilig die Fahrspur in Richtung Bad Schandau. Die Polizei habe Fahrzeuge dabei auf der Gegenfahrbahn wechselseitig vorbeigeleitet. Der Verkehr wurde nicht beeinträchtigt. Demnach hatten die rechtsextremen "Freien Sachsen" die Kundgebung angemeldet. "Macht die Grenze endlich dicht", lautete einer der Slogans der Demonstranten. Nach Polizeiangaben verlief die Versammlung mit einer Ausnahme störungsfrei. Vier Ordner sowie ein Teilnehmer haben demnach aufgrund von einheitlich bedruckten Kleidungsstücken gegen das Sächsische Versammlungsgesetz verstoßen. Die Polizei habe dies unterbunden. Der Ort Schmilka in der Sächsischen Schweiz ist vor allem als Touristenort bekannt. In den vergangenen Wochen und Monaten häuften sich auch hier illegale Einreisen und Schleusungen, fast täglich werden Migranten aufgegriffen. Die Bundespolizei hat bis Ende August fast 17.000 illegale Einreisen aus Polen und Tschechien nach Sachsen registriert. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum, teilte ein Sprecher mit. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) seit Wochen auf, stationäre Grenzkontrollen einzuführen. Bisher wurden aber nur "flexible Grenzkontrollen" angeordnet. MDR (sth/tob/mst)
mdr.de
Rund 200 Menschen haben am Sonnabend in Schmilka am früheren Grenzübergang zu Tschechien gegen die Migrationspolitik der Bundesregierung protestiert. Demonstranten blockierten dabei zeitweilig eine Fahrspur.
[ "Nachrichten" ]
Sachsen
2023-10-14T18:20:15+02:00
2023-10-15T00:39:04+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/freital-pirna/freie-sachsen-grenzuebergang-schmilka-blockade-100.html
"Der Kleine Prinz" und die fehlende Lizenz
"Der kleine Prinz" sollte der Einstieg ins Zeitalter des Buntfernsehen der DDR werden. Das in New York 1943 erstmals erschienene Werk von Antoine de Saint-Exupéry kam 1965 erstmals in die Buchregale der DDR. Für die Verfilmung des modernen Märchen für Erwachsene und Kinder griff die DEFA tief in die Taschen, aus den anfänglich geplanten 600.000 Mark wurden im Laufe der Produktion eine Million. "Einmalige Ausnahmeregelungen" wurden zugelassen - begründet mit der kulturhistorischen Bedeutung für das DDR-Fernsehen. Konkret bedeutete das höhere Tagesgagen und Honorare für den gesamten Filmstab, wie Unterlagen im Deutschen Rundfunkarchiv zum Film belegen. Eingekauft wurden Stars wie Christel Bodenstein als Prinz, Wolfgang Heinz als König und Klaus Piontek als Fuchs. Manfred Krug gab dem Film seine Stimme als Sänger. Als Regisseur wurden Konrad Wolf und als Drehbuchautor Angel Wagenstein verpflichtet. Gedreht wurde vom 9. November 1965 bis zum 9. Januar 1966. Es gab zwar noch keinen konkreten Sendetermin, doch die Einführung des Farbfernsehens schien in den kommenden Jahren absehbar. Die Verfilmung selbst hält sich nahe am Original, auf zwei Charaktere wird jedoch verzichtet: Der Säufer vom 3. und der Geograph vom 6. Stern. Alkohol galt als im sozialistischen Duktus als "Bremse des Fortschritts". Alkoholismus war in der DDR in den 60er-Jahren demzufolge ein Tabuthema. Das gleiche gilt für den Geographen. Heißt es doch im Buch: »Was ist ein Geograph?" - "Das ist ein Gelehrter, der alle Meere, Flüsse, Städte, Berge und Wüsten kennt." "Das ist sehr interessant", sagte der kleine Prinz. "Das ist endlich ein echter Beruf!" Jedoch keiner, mit dem Bewohner der eingeigelten DDR in ihren engen Grenzen abends beim Fernsehen konfrontiert werden sollten. Die teure Produktion geriet 1966 scheinbar unter kulturpolitische Räder – als die SED-Führung die Kulturschaffenden der DDR wegen systemkritischer Fernsehproduktionen wie zum Beispiel "Spur der Steine" anzählte. Ein Streit ums Geld entbrannte, die DFF, die den Film bei der DEFA in Auftrag gegeben hatte, stoppte plötzlich die Zahlungen, nach einem Rüffler aus der Politik. "Der kleine Prinz" war zwar fertig produziert. Er kam auch ohne Beanstandungen durch die Zensur. Gezeigt wurde er dann aber Jahre später: Am 21. Mai 1972, im zweiten Programm des DFF, ohne weitere Hinweise oder Werbung auf das einst so ambitionierte und teure Werk. Warum? Es gab schlichtweg keinen Lizenzvertrag zwischen dem Buchverlag Editions Gallimard und dem DFF. Man hatte zwar im Vorfeld die Rechtefrage angesprochen, soviel ist in den Unterlagen, die dem DRA vorliegen, belegt. Ein Vertrag zwischen dem französischen Verlag und der DEFA über die Verfilmungsrechte liegt jedoch nicht vor. Seit dem 1. Januar 2015 ist die Schutzfrist der literarischen Vorlage von Antoine de Saint-Exupéry abgelaufen; das Filmwerk von Konrad Wolf und Angel Wagenstein dagegen urheberrechtlich noch geschützt und schlummert beim Deutschen Rundfunkarchiv in den Regalen.
mdr.de
Es sollte ein fulminanter Einstieg ins Zeitalter des Buntfernsehens werden: Die DDR verfilmte "Der kleine Prinz" und machte dafür viel Geld locker. Doch dann verschwand der Film jahrelang in den Schubladen. Warum?
[]
DDR
2017-04-11T09:34:33+02:00
2022-07-04T14:00:41+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/ddr/politik-gesellschaft/kultur/der-kleine-prinz-exupery-defa-film-100.html
Batterie statt Oberleitung: Plan für neue Züge zwischen Chemnitz und Leipzig
Auf der Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig sollen von Ende 2023 an batteriebetriebene Züge fahren. Der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen hat am Freitag auf seiner Verbandsversammlung den Kauf von elf batteriebetriebenen Zügen vom Typ Alstom Coradia Continental beschlossen. Für die Beschaffung der Züge nimmt der Zweckverband nach eigenen Angaben einen Kredit in Höhe von 50 Millionen Euro auf. Der Verkehrsverbund mit Sitz in Chemnitz besitzt bereits sehr ähnliche Fahrzeuge für Betrieb unter Oberleitung zwischen Dresden und Hof über Freiberg, Chemnitz, Zwickau und Plauen sowie für die Verbindung Chemnitz - Riesa - Elsterwerda. Auf der Regionalexpress-Linie RE6 fahren derzeit Wendezüge mit Diesellok und Waggons aus Beständen der Deutschen Reichsbahn der DDR. Die Linie steht seit Jahren in der Kritik wegen Verspätungen und Zugausfällen. Verantwortliches Bahnunternehmen ist die Transdev-Tochter Mitteldeutsche Regiobahn, der aktuelle Verkehrsvertrag läuft bis Ende 2023, also dem geplanten Starttermin der neuen Züge.Der Fahrzeughersteller Alstom sieht sich für die Entwicklung der Batterie-Züge gerüstet. Eine Sprecherin sagte: "Als Anbieter nachhaltiger Lösungen ist Alstom in der Lage, alle Arten von Technologien anzubieten und ist sehr daran interessiert, eine so innovative und umweltfreundliche Version seines erfolgreichen und bewährten Coradia Continental Regionalzuges anzubieten." Die neuen Züge sollen mit Hochleistungsbatterien auf den Dächern ausgestattet werden, die jeweils in den Endbahnhöfen Chemnitz und Leipzig an der dort vorhandenen Oberleitung aufgeladen werden sollen. Die Ladezeit beträgt den Angaben zufolge rund 30 Minuten. Für die Strecke sind im täglichen Betrieb vier Zugpaare geplant. Es sollen jeweils zwei gekuppelte Triebwagen fahren und Platz für 300 Reisende bieten. Die Triebzüge sind etwas schneller als die jetzigen Dieselloks. Der Verkehrsverbund Mittelsachen erwartet dadurch Fahrpläne mit besseren Anschlüssen in Leipzig. Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig muss den Angaben zufolge den Plänen des Verkehrsverbundes Mittelsachsen noch zustimmen. Der weitestgehend eingleisige Bahnstrecke Chemnitz - Leipzig soll nach aktuellen Plänen bis voraussichtlich 2028 elektrifiziert und ausgebaut werden. Quelle: MDR/lam/dpa
mdr.de
Wenn die Oberleitung nicht so schnell kommt, müssen eben Batterien her. Der Verkehrsverbund Mittelsachsen will ab 2023 eigene Züge zwischen Chemnitz und Leipzig fahren lassen - mit Batterieantrieb.
[ "VMS", "Coradia Continental", "Züge", "Chemnitz", "Leipzig", "Batterie", "ZVNL" ]
Sachsen
2019-09-27T15:17:35+02:00
2024-04-22T13:15:02+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/batteriezuege-chemnitz-leipzig-vms-100.html
SCM-Trainer Bennet Wiegert auf "Sports Walk of Fame" geehrt
Große Ehre für Bennet Wiegert. Für den Trainer des SC Magdeburg wurde am Mittwoch (19. Juni 2024) in der Magdeburger Innenstadt eine neue Bodenplatte auf dem "Sports Walk of Fame" enthüllt. Der 42-Jährige wird damit für seine Erfolge als ehemaliger Handballprofi und jetziger Coach des SCM geehrt. Auch auf der Ehrenmedaille für herausragende Sportlerinnen und Sportler aus Magdeburg ist sein Name nun verewigt. "Es macht mich stolz, dass ich in meiner Heimatstadt so gewürdigt werde und hier neben all den großartigen Namen des Sports vertreten bin", sagte Wiegert. Magdeburgs Trainer, der bereits Mitglied der "Hall of Fame" des SCM ist, kann auf eine fantastische Saison zurückblicken. Neben der Klub-WM und dem DHB-Pokal gewann der SCM unter ihm die dritte gesamtdeutsche Meisterschaft. Schon vor zwei Jahren hatte er den Klub zum Titel geführt. Im vergangenen Jahr hatte Wiegert mit seinem Team zudem zum zweiten Mal die Champions League gewonnen. Insgesamt holte er als Trainer mit Magdeburg neun Titel. Von der Handball-Bundesliga (HBL) wurde er Anfang Juni zum zweiten Mal nach 2022 zum Trainer der Saison gekürt. Auch als aktiver Profi feierte der Sohn von Vereinslegende Ingolf Wiegert zahlreiche Erfolge und gewann neben dem Deutschen Meistertitel (2001) die Champions League (2002). Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris unterstrich: "Bennet Wiegert gehört als Sportler zur Extraklasse und schafft es als Trainer immer wieder, seine Mannschaft in höchster Qualität aufspielen zu lassen. Das trägt maßgeblich dazu bei, dass Magdeburg zur Liga der Sportstädte mit internationalem Ruf gehört." Die Stadt Magdeburg ehrt seit 2007 bedeutende Sportlerinnen und Sportler auf dem "Sports Walk of Fame" an der Straße Breiter Weg in der Altstadt. Neben Wiegert sind dort auch Persönlichkeiten wie Radsportlegende Täve Schur, Schwimm-Olympiasieger Florian Wellbrock, DDR-Fußballer Jürgen Sparwasser oder Vater Ingolf Wiegert verewigt. Auch das Team des SC Magdeburg besitzt eine Granit-Bronze-Platte. SpiO/pm
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Seine Erfolge sprechen für sich: Bennet Wiegert hat als Spieler und Trainer mit dem SC Magdeburg Herausragendes geleistet. Nun wurde sein Name auf dem Magdeburger "Sports Walk of Fame" verewigt.
[ "SC Magdeburg", "SCM", "Magdeburg", "Bennet Wiegert", "Sports Walk of Fame", "Ehrung", "Ehrenmedaille", "Simone Borris", "Handball", "HBL", "Sport" ]
2024-06-19T13:56:13+02:00
2024-06-19T14:30:04+02:00
https://www.mdr.de//sport/handball/sc-magdeburg-bennet-wiegert-sports-walk-of-fame-100.html
Schüler wehren sich mit Brandbrief an Schulamt gegen Unterrichtsausfall
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App. Mit einem Brandbrief an das Schulamt wehren sich Regelschüler in Lucka im Altenburger Land gegen Unterrichtsausfall. Wie aus dem Brief der Fünft- bis Zehntklässler hervorgeht, fallen für manche Klassenstufen ganze Unterrichtstage wegen fehlender Lehrer aus. Denn an der Regelschule seien oft etliche Lehrer krank. Schulleiter Martin Stark sagte, der Personalmangel sei auch nicht mit Lehrern aus der Meuselwitzer Regelschule auszugleichen, die das Stammhaus ist. Auch dort sei Unterrichtsausfall an der Tagesordnung. Besonders ärgerlich sind für den Schulleiter komplett gestrichene Fächer wie Musik, Wirtschaft/Arbeit/Technik oder Religion. Außerdem sei es für Eltern problematisch, wenn Schüler kurzfristig wegen Unterrichtsausfalls zuhause bleiben müssten. Betroffen seien knapp 100 Schüler. Die Grundschule Lucka ist eine sogenannte Filiale der Meuselwitzer Regelschule. MDR (ost, uwk)
mdr.de
Regelschüler aus Lucka im Altenburger Land haben in einem Brandbrief ans Schulamt versucht, sich gegen den Unterrichtsausfall zu stemmen. Weil Lehrer fehlten, würden ganze Unterrichtstage ausfallen und Fächer gestrichen.
[ "Nachrichten", "Lehrermangel", "Schulausfall", "Regelschule", "Bildungssystem" ]
Thüringen
2024-01-21T16:52:02+01:00
2024-01-22T09:21:42+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/altenburg/unterrichtsausfall-lehrermangel-brief-schulamt-100.html
Einen Tierschutzhund aus dem Ausland adoptieren - Worauf muss ich achten?
Beeindruckt hat mich das Engagement vieler Menschen für Tierschutz-Hunde aus dem Ausland. Etliche gehen dabei an ihre Grenzen und manche darüber hinaus. Auch die meisten geretteten Hunde sind bemerkenswert. Trotz schlimmer Erlebnisse haben sie noch Vertrauen und Lebensfreude. Verblüfft hat mich, wie ungenau die Informationen zum Thema sind, obwohl Tierschutzhunde aus dem Ausland in Deutschland stark im Trend liegen. Mindestens ein Viertel der Hunde in Deutschland dürften inzwischen gerettete Auslandshunde sein. Aber niemand kann genau sagen, wie viele von ihnen jährlich ins Land kommen. 100.000, sagen manche, andere sprechen von 300.000. Unbekannt ist auch, wie viele Tierschutzvereine diese Hunde vermitteln. Es ist nicht einmal klar, wie viele Hunde überhaupt in Deutschland leben. Man ist auf Schätzungen und Zahlen aus der Marktforschung angewiesen. Danach sind es inzwischen mehr als zehn Millionen, Tendenz steigend.   Bestürzt hat mich, wie herzlos in vielen Ländern mit Hunden umgegangen wird. Auf die Frage, wie diese oder jene Hündin mit ihren Welpen hier auf die Straße geriet, war die Antwort am Straßenrand wieder und wieder: Die hat jemand trächtig aus dem Auto geworfen. Leute vom Tierschutz würden sofort antworten: Auf jeden Fall. Ich denke aber, dass gerade Hunde-Anfänger überfordert sein können. Heimatlose Hunde bringen ihre Ängste, Defizite und Traumata mit. Oft brauchen sie Hilfe beim Überwinden dieser Last. Da ist Erfahrung hilfreich. In jedem Fall sollte man auf ein paar Probleme vorbereitet sein. Für diese Hunde kann ein sehr langer Atem nötig sein, Toleranz und die Bereitschaft, neue Wege einzuschlagen. Wer dazu bereit ist, für den ist der heimatlose Hund bestimmt eine gute Wahl. Bevor man auf die Suche nach einem Auslandshund geht, kann man gar nicht genug Informationen haben. Beim Deutschen Tierschutzbund oder bei den größeren Tierrechtsorganisationen wie Peta finden sich auf den Websites viele Empfehlungen. Darunter sind wichtige Warnungen. Werden zum Beispiel Welpen unter dem Alter von 15 Wochen vermittelt, ist die Sache ganz gewiss nicht korrekt. Auch Direktvermittlungen sind bedenklich. Es kann schiefgehen, wenn man einen Hund aus dem Süden per Foto kennenlernt und ihn dann im Morgengrauen auf einem Autobahnrastplatz in Empfang nehmen soll. Die Transport-Papiere samt Impfausweis könnten gefälscht sein. Bei Problemen mit dem Hund gäbe es dann keine Ansprechpartner. Nach meinen Beobachtungen hat es so ein Auslandshund leichter, wenn er sich auf einer Pflegestelle einleben konnte. Viele Seiten des Lebens hier hat er dann schon kennengelernt, meistens an der Seite von nervenstarken Hunden. Pflegefamilien haben meistens eigene Hunde, die die Neuen unter ihre Fittiche nehmen. Von so einer Pflegestelle bringt der heimatlose Hund oft auch schon ein paar Manieren mit. Stubenreinheit und Leinenführigkeit zum Beispiel. Auf Pflegestellen lässt sich besser als im Tierheim herausfinden, wie der Hund auf Kinder oder andere Haustiere reagiert. Nur: Es gibt nicht genug Pflegestellen für alle Hunde. Und in den Tierheimen wird auch großartige Arbeit geleistet. Einen Straßenhund in Not einfach mitnehmen, ist nicht legal. Der Hund bräuchte zumindest Impfungen, bevor er nach Deutschland einreisen dürfte. Die Tollwutimpfung wird erst nach 21 Tagen gültig. Man kann versuchen, mit Menschen im Umfeld ins Gespräch zu kommen, eventuell Futter und Medikamente spenden, damit dem Hund vor Ort geholfen wird. Will man sich darauf nicht verlassen, muss man nach Tierheimen vor Ort suchen, die Kontakte zu deutschen Tierschutzorganisationen haben. Die Situation der Straßenhunde im Süden und Osten Europas insgesamt lässt sich nur durch nachhaltigen Tierschutz verbessern. Das bedeutet Kastrationen, politische Arbeit, Bildungsarbeit. Viele Vereine aus Deutschland arbeiten nachhaltig im Ausland oder unterstützen Vereine vor Ort, die so arbeiten. All diese Vereine arbeiten ausschließlich mit Spenden. Vielleicht würden auch Tierrechte als Standard in der EU helfen. Doch das scheint ein langer, zäher Weg zu sein. Theoretisch ist das möglich. Die größte Gefahr geht wohl von der braunen Hundezecke aus, die in Deutschland noch nicht heimisch ist. Weil sie immer wieder eingeschleppt wird, könnte sie bei steigenden Temperaturen eines Tages auch hier überleben. Doch Tierschutzhunde aus dem Ausland sind heutzutage gegen Parasiten behandelt. So stellen sie kaum mehr eine "Einflugschneise" dar. Bedenklicher scheint die Urlaubsreise mit dem Hund in den Süden ohne strenge Parasiten-Prävention. Zwar haben wir die braune Hundezecke noch nicht, aber auch die heimische Auwald-Zecke oder der gemeine Holzbock übertragen Krankheiten, die man Mittelmeererkrankungen nennt, beispielsweise die Hunde-Malaria. Solche Fälle scheinen zuzunehmen. Das könnte aber einfach an genauerer Diagnostik liegen. Auslandshunde werden vor der Einreise nach Deutschland auf die so genannten "Mittelmeerkrankheiten" getestet. Ordentlich arbeitende Tierschutzvereine lassen die Hunde in Deutschland vor der Vermittlung noch einmal testen. Wer einen Auslandshund hat, dessen Blutbild Antikörper bei den einschlägigen Krankheiten zeigt, sollte das Thema lebenslang im Auge behalten. Womöglich braucht es Expertenwissen, zum Beispiel vom Verein Parasitus Ex.  Es scheint, als hätte der Trend zum geretteten Hund schlicht mit der Bereitschaft zum Helfen zu tun. Was viele Menschen an Tierschutzhunden lieben, ist deren Bescheidenheit und Zufriedenheit. Womöglich hatte der Tierschutzhund schon genug Stress in seinem Leben, und so braucht er zum Glücklichsein einfach nur Futter, einen gemütlichen Schlafplatz und Zuwendung. Der Auslandshund ist im Vergleich zu hiesigen Artgenossen oft viel besser sozialisiert. Er hat in Rudeln gelebt, entweder auf der Straße oder im Tierheim-Zwinger. Er hätte kaum überlebt, würde er die Kommunikation unter Hunden nicht bestens beherrschen. Der Trend zum Hund scheint ungebrochen, die Zahlen steigen und der Anteil der geretteten Hunde nimmt zu. Ein seit Jahrzehnten anhaltender Wandel zum "Sozialpartner" Hund ist sichtbar. In dem Maße, wie seine alten Funktionen als Wach- oder Hütehund verschwinden, wird er zum Familienmitglied und Freizeitpartner. Ich glaube, der Hund ersetzt uns die Beziehung zu den Nutztieren, die weitgehend aus dem Leben verschwunden sind. Und er dient vielleicht als "Sozialkitt" in den locker gewordenen familiären Beziehungen. Außerdem wird der Hund immer mehr zum Konsumfaktor. Interessant finde ich, dass die Verhaltensforschung den Hund seit einigen Jahren entdeckt hat. Es ist erstaunlich, was wir alles nicht genau über unser wichtigstes Haustier wissen. Was aber inzwischen unstrittig ist: Der Hund begleitet uns schon viel länger, als die Forschung früher annahm. Mich faszinieren die Theorien zur Evolution von Hund und Mensch, die manche als Symbiose betrachten. Nimmt man all diese Trends zusammen, dürften Hunde in Deutschland eine gute Zukunft haben. MDR THÜRINGEN
mdr.de
Einen heimatlosen Hund aus dem Ausland adoptieren? Das ist möglich, doch wie findet man einen solches Tier? Und wie vermeidet man, dass die Adoption mit unnötigen Problemen verbunden ist?
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Familienleben
2024-02-21T11:29:45+01:00
2024-02-21T11:29:45+01:00
https://www.mdr.de/ratgeber/familie/heimatlose-hunde-tierschutz-ausland-rettung-100.html
Wieder Spannstahl in Carolabrücke gebrochen - Schifffahrt ruht
An der Carolabrücke hat es in der Nacht zu Donnerstag einen weiteren Spannstahlbruch gegeben - dieses Mal im Bereich über dem Elbpfeiler auf der Altstädter Seite, auf der sogenannten C-Achse. Deshalb sei die Schifffahrt wieder für 72 Stunden ausgesetzt worden, teilte die Stadtverwaltung Dresden mit. Wenn bis Sonntagabend kein weiterer Bruch verzeichnet werde, können einzelne kontrollierte Durchfahrten wieder zugelassen werden. Dazu sei die Stadtverwaltung im Austausch mit dem zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt Elbe. Bereits am 19. Februar hatten Schallsensoren Alarm geschlagen und einen Spanndrahtbruch gemessen. Auch damals war die Durchfahrt für Schiffe unterbrochen worden. Seit Ende Januar konnten angemeldete Binnenschiffe einzeln unter der teileingestürzten Brücke hindurchfahren. Anfang der Woche hatte die Stadt Dresden bekanntgegeben, dass sie eine Firma mit dem Abriss der noch stehenden Teile der Carolabrücke beauftragt habe. Das Unternehmen soll die Brückenzüge A und B abreißen. MDR (kk)
mdr.de
Die teileingestürzte Carolabrücke soll abgerissen werden. Jetzt ist ein Spannstahl-Teil in Zug C, der schon halb in der Elbe liegt, gebrochen. Das hat Folgen für die Schifffahrt auf der Elbe.
[ "Nachrichten", "Carolabrücke", "Spannstahl", "Schiffffahrt", "Elbe", "Stadt Dresden", "Bauschäden", "Zug C" ]
Sachsen
2025-03-01T13:42:28+01:00
2025-03-01T13:42:28+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/carola-bruecke-neuer-spannstahl-bruch-104.html
Schabbat Schalom mit Rabbinerin Esther Jonas-Märtin: Der beschwerliche Weg in die Freiheit
"Beha'alotecha" - Unser Text diese Woche bringt uns nicht nur die Möglichkeit ein zweites Mal Pessach, das Fest der Freiheit, zu feiern, vor allem aber hören wir die Klagen der ehemaligen Sklaven und deren Kindern, die der guten alten Zeit nachtrauern, weil sie offenbar viel zu vieles vergessen haben. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ausgerechnet jetzt, Zweifel auftauchen, nicht nur beim Volk selbst, sondern auch bei denen, die das Volk bisher angeführt haben. Kurz vor dem Erreichen des gelobten Landes werfen Miriam und Aaron Moses Untreue vor. Der Weg aus der Unterdrückung, aus der Unfreiheit, in die Freiheit und vor allem in die Verantwortung für das eigene Leben ist nicht leicht. Ein zweites Pessach soll uns daran erinnern, warum wir uns ursprünglich auf den Weg in die Freiheit gemacht haben. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie selektiv unser Gedächtnis funktioniert, besonders dann, wenn wir mit der gegenwärtigen Situation unzufrieden sind. Das Volk, das seit dem Exodus durch die Wüste wandert und mit dem Wasser aus Miriams Quelle und dem Manna G'ttes versorgt wird, ist unzufrieden und beschwört Bilder von Vollverpflegung mit Fisch und Früchten herauf. Viele Kommentatoren sind der Ansicht, dass das Volk sich korrekt erinnert an die Früchte, den Fisch und das Gemüse, dass es für sie immer reichlich gegeben hat. Die andere Möglichkeit wäre, dass sie sich schlicht falsch erinnern oder auch sich selbst belügen. Allerdings und das in jedem Fall, haben sie offensichtlich vergessen, zu welchem Preis es diese Verpflegung gegen hat: Harte Arbeit, Gefangenschaft und kein Familienleben. Das Volk hat vergessen dass die Verpflegung dazu diente ihre Arbeitskraft voll ausnutzen zu können, sie haben vergessen, welchen Preis sie dafür gezahlt haben. Raschi, Rabbiner Jitzhak ben Schlomo, einer der berühmtesten Kommentatoren der Bibel, erklärt, dass das jüdische Volk sich nicht wegen des Essens beklagte, sondern es ging um eine andere Freiheit, nämlich um die Freiheit von Verantwortung, die Freiheit von religiösen Pflichten, den Geboten G'ttes: den Mitzwot. In Ägypten gab es keine moralischen Beschränkungen: so konnten sie essen, was sie wollten, sie konnten heiraten, wen sie wollten und sie konnten 7 Tage der Woche arbeiten. Die Rabbiner beschreiben die wahren Gefühle des jüdischen Volkes mit "Chinam min Mitzwot", frei von Mitzwot, frei von religiösen Pflichten. Jetzt jedoch, sozusagen von heute auf morgen waren sie an Gesetze gebunden, die jeden Aspekt ihres Lebens beinhalteten. Es ist geradezu der Clou dieser Paraschah, dass wir hier über ein zweites Pessachfest lesen. Gerade wenn wir vergessen haben, warum wir aufgebrochen sind, werden wir daran erinnert, dass wir Sklaven waren, dass unser Leben jederzeit in der Hand von anderen war, selbst das unserer Babys, und wir werden daran erinnert durch wen (Moses, Miriam und Aaron mit der Hilfe G'ttes) und wodurch (nach den Zehn Plagen) wir uns auf den Weg in ein selbstbestimmtes Leben machen konnten. Mich erinnert diese Paraschah an 1989, die politische Wende und deren Folgen für die DDR, ebenso wie an die Tatsache, dass schnell vergessen wurde - auf beiden Seiten der ehemaligen Mauer - warum die Menschen 1989 auf die Straße gegangen sind: Sie waren auf der Straße für Freiheit und für ein selbstbestimmtes Leben! Der Weg in die Freiheit ist indes immer beschwerlich, eben weil Freiheit mit Gesetzen verbunden ist, mit Gesetzen, die uns alle einbinden in eine soziale Gemeinschaft und weil die eigene Freiheit immer dort aufhört, wo die Freiheit eines anderen beginnt. Jedes Pessach soll jede Person so feiern, als wäre sie selbst beim Exodus dabei gewesen, es ist also mehr als einfach nur die Erzählung einer Geschichte, es ist das Hineinversetzen und das Selbst ERLEBEN - es ist - wie Pirke Avot 2:21, die Sprüche der Väter, sagen: "Es ist nicht an dir, das Werk zu vollenden, es ist aber auch nicht an dir, dich ihm zu verweigern". Wir sind alle Teile des Werkes, das Freiheit heißt. In diesem Sinne erinnern Sie sich daran, warum Ihre Großeltern, Eltern und Sie selbst in die Freiheit gezogen sind. Halten Sie an der Freiheit fest, jeden Tag und für uns alle! Schabbat Schalom!
mdr.de
Der Weg aus Unterdrückung in die Freiheit und vor allem in die Verantwortung für das eigene Leben ist nicht leicht. Darin erinnert Rabbinerin Esther Jonas-Märtin in der Auslegung des Wochenabschnitts "Beha'alotecha".
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Jüdisches Leben
2024-05-10T10:40:00+02:00
2024-06-21T10:21:21+02:00
https://www.mdr.de//religion/juedisches-leben/schabbat-schalom-rabbinerin-esther-jonas-maertin-122.html
Kassenbeiträge werden wohl deutlich steigen – Was Versicherte tun können
Viele gesetzlich Krankenversicherte müssen sich im kommenden Jahr auf spürbare Beitragserhöhungen einstellen. Experten des sogenannten Schätzerkreises haben errechnet, dass der durchschnittliche sogenannte Zusatzbeitrag im kommenden Jahr um 0,8 auf 2,5 Prozentpunkte angehoben werden muss, wie das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn mitteilte. Die Nachrichtenplattform "Politico" hatte zuvor berichtet. Der Schätzerkreis aus Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums, der GKV und des Bundesamtes für Soziale Sicherung hatte bis zum Dienstagabend über die Finanzlage der Krankenkassen beraten. Die Empfehlung des Schätzerkreises ist Grundlage für den durchschnittlichen Zusatzbeitrag, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach bis Anfang November festlegen muss. Wie sehr der Beitragssatz dann wirklich steigt, entscheidet jede Krankenkasse für sich. Der Beitragssatz zur Krankenversicherung würde damit 2025 auf ein Rekordhoch steigen. Zusammen mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent läge der Gesamtbeitrag dann bei 17,1 Prozent, die vom Bruttolohn abgeführt werden müssen. Konkret geht es um den Anstieg des sogenannten Zusatzbeitrages. Alle gesetzlich Versicherten haben den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent – zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Darüber hinaus erheben die aktuell 95 gesetzlichen Kassen zur Kostendeckung einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls je zur Hälfte von beiden Seiten gezahlt wird. Der Zusatzbeitrag ist unterschiedlich und liegt laut einer ständig aktualisierten GKV-Liste im Moment zwischen 0,7 und 3,28 Prozent. Eine Kasse ist darunter, die keinen Zusatzbeitrag erhebt. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im August bei 1,78 Prozent, wie das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt hatte. Zusammen mit den Beiträgen an Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung würden die Sozialabgaben dann von derzeit 40,9 Prozent auf 41,7 Prozent steigen. Kinderlose Beitragszahler entrichten in der Pflegeversicherung zudem zusätzlich 0,6 Prozentpunkte. Noch höher waren die Beitragssätze zuletzt 2006 mit 41,9 Prozent. Der Rekordwert wurde 2003 mit 42,0 Prozent erreicht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach teilte in einer ersten Reaktion mit: "Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist." Eine wesentliche Ursache für die steigenden Kassenbeiträge seien im Rekordtempo steigende Ausgaben für Krankenhäuser. Deswegen brauche es die Krankenhausreform. Diese soll am Donnerstag im Bundestag beschlossen werden und die Finanzierung der Kliniken im Land auf eine neue Grundlage stellen. Die Prognose des Schätzerkreises zeige die Notwendigkeit der von der Bundesregierung eingeleiteten Strukturreformen, sagte Lauterbach. Die Kassen hatten schon Anfang September gewarnt, dass ihre Ausgaben im ersten Halbjahr noch stärker gestiegen seien als im ersten Quartal. Das Defizit sei auf mehr als 2 Milliarden Euro angewachsen und werde im Gesamtjahr bis zu 4,5 Milliarden Euro erreichen. Verbände, Krankenkassen und die Opposition übten indes scharfe Kritik an den prognostizierten Erhöhungen: "Mit den anstehenden Beitragssatzerhöhungen wird die finanzielle Belastbarkeit der Versicherten und Arbeitgebenden zunehmend an ihre Grenzen gebracht", erklärte Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende der GKV. Es sei unerklärlich, dass die Gesundheitspolitik tatenlos zuschaue. Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, erklärte, es könne nicht sein, dass gesetzlich Versicherte die Zeche zahlten und erneut Beitragssteigerungen genutzt würden, um Defizite auszugleichen. "Diese Praxis muss beendet und gesamtgesellschaftliche Aufgaben müssen aus Steuermitteln finanziert werden." Vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hieß es, die Entwicklung sei auch Folge falscher politischer Entscheidungen. Gesundheitsminister Lauterbach selbst wies Vorwürfe von CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge zurück. Dieser hatte kritisiert, dass Lauterbach wichtige Reformen ankündige, aber nichts weiter passiere. Ähnlich äußerte sich auch die AfD. Versicherte sind angesichts steigender Beiträge nicht gänzlich machtlos, sondern können auf ihr Sonderkündigungsrecht zurückgreifen. Dieses greift, wenn eine Krankenkasse erstmalig einen Zusatzbeitrag erhebt oder diesen erhöht. Das Sonderkündigungsrecht gilt bis zum Endes des Monats, in dem der Zusatzbeitrag erhöht wird. Ein Beispiel: Wird die Krankenkasse zum 1. Januar 2025 teurer, können Versicherte bis zum 31. Januar vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Die Krankenkasse muss ihrerseits bis 31. Dezember 2024 über die Anpassung informieren. Versicherte selbst müssen für die Sonderkündigung nur eine neue Krankenkasse wählen und sich dort anmelden. Die Kündigungs- und Wechselmodalitäten übernimmt dann die neue Versicherung. Zu beachten ist jedoch, dass eine Sonderkündigung nicht ein sofortiges Verlassen der bisherigen Krankenkasse bedeutet. Die zweimonatige Kündigungsfrist greift auch hier, weshalb die Anmeldung bei einer neuen Krankenkasse nicht mit einer sofortigen Mitgliedschaft dort gleichzusetzen ist. Ein Wechsel der Krankenkasse ist zudem auch möglich, wenn eine Mitgliedschaft länger als zwölf Monate bestanden hat. Versicherte können grundsätzlich zu jeder gesetzlichen Krankenkasse wechseln, die für Versicherte im jeweiligen Bundesland geöffnet ist. dpa,reuters (nvm/lik)
mdr.de
Die Beiträge von Beschäftigten und Arbeitgebern zur gesetzlichen Krankenversicherung werden 2025 voraussichtlich deutlich steigen. Das geht aus Schätzungen des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) hervor.
[ "krankenkassenbeitraege", "krankenkasse", "reform", "krankenhausreform", "lauterbach", "ampel", "gesundheit", "gesundheitspolitik", "gesundheitssystem", "lebenserwartung", "kosten" ]
Deutschland
2024-10-16T20:53:56+02:00
2024-10-16T20:53:56+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/krankenkassen-beitraege-kosten-steigen-100.html
Tschechien: "Dürre schlimmer als Coronavirus"
Tschechien erlebt aktuell die trockenste Zeit seit 500 Jahren, beklagen Experten. Fast im ganzen Land sorgen sich die Landwirte und rechnen schon jetzt mit Ernte-Einbußen um bis zu 40 Prozent. Die Ursache sei der Klimawandel. Seit Jahren fallen zu wenig Niederschläge. Dadurch fehlt das Wasser im Erdreich. Auch die Flüsse führen deutlich weniger Wasser als zu dieser Jahreszeit üblich. Dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun, ist inzwischen in der Politik angekommen – das tschechische Parlament hat Anfang der Woche zusätzliche Gelder für den Kampf gegen Dürre und Klimawandel bewilligt: insgesamt drei Milliarden Kronen, die zwischen dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium aufgeteilt werden. Landwirtschaftsminister Miroslav Toman bemühte sich schon länger darum. "Diese Dürre ist extrem besorgniserregend. Wir leiden darunter schon seit 2014 und es gelingt nicht, die Grundwasservorräte wieder aufzufüllen", erklärte der Politiker. Die Dürre ist allerdings nur eine Seite der Medaille. Eine andere Folge des Klimawandels sind neben der extremen Trockenheit – auch wenn es paradox klingt – heftige Überschwemmungen. Sie entstehen dadurch, dass es insgesamt im Laufe des Jahres zwar weniger regnet, die seltener gewordenen Regenfälle aber viel heftiger sind. Innerhalb kürzester Zeit kommt deutlich mehr Niederschlag runter, als früher üblich. Das Problem dabei: Die so entstehenden Sturzfluten können die ausgetrockneten Felder nicht bewässern. Sie fließen vielmehr schnell in die Flüsse ab – das Wasser hat keine Zeit, ins Erdreich einzusickern, es mit Feuchtigkeit zu versorgen und die tiefer liegenden Grundwasservorräte wieder aufzufüllen. Es sind zwar enorme Wassermengen, die da runterkommen, sie verschwinden aber genauso schnell wie sie kamen und sind deshalb keine Hilfe im Kampf gegen Dürre. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür erlebte Tschechien Anfang der Woche. Nach heftigen Gewittern und Wolkenbrüchen traten die Flüsse im Osten des Landes über die Ufer. Die Dorfstraßen verwandelten sich in reißende Ströme, Brücken stürzten ein. Eine 48 Jahre alte Frau kam ums Leben, eine 74 Jahre alte Rentnerin wurde von einem Fluss mitgerissen und gilt seitdem als vermisst. Die Land- und Forstwirtschaft in Tschechien leiden, das Trinkwasser droht knapp zu werden. Auch Tschechiens Regierungschef Andrej Babiš hat das Problem schon länger im Blick. Er sagte bereits im vergangenen Jahr, als viele Gemeinden vorübergehend das Wasser rationieren mussten: "Wir brauchen angesichts des Klimawandels eine Strategie für Jahrzehnte im Voraus." Um Abhilfe zu schaffen will Tschechien jetzt unter anderem neue Talsperren bauen. Das soll helfen, das Wasser im Land zu halten. Denn zu viel von dem kostbaren Nass fließe über die Flüsse in die Nachbarstaaten ab, so Experten. Bis zu 100 potentielle Standorte sollen geprüft werden. Die betroffenen Flächen werden dann baurechtlich für die Talsperre "reserviert", was beispielsweise ein Verbot von neuen Industrieansiedlungen nach sich ziehen würde. An sechs Standorten wird derzeit schon gebaut. Dabei soll es aber nicht bleiben. "Wir wollen den Bau mancher Talsperrenprojekte beschleunigen. Auch dafür soll ein Teil der vom Parlament bewilligten drei Milliarden Kronen verwendet werden, so Landwirtschaftsminister Toman. Auch im Baurecht werden Änderungen auf den Weg gebracht. Schon ab kommendem Jahr sollen alle Neubauten Maßnahmen gegen die Dürre bereithalten. In dem einen Fall könnte das ein begrüntes Dach sein, in einem anderen eine Anlage, die das Regenwasser sammelt, um damit zu wirtschaften. Zum Beispiel um Pflanzen damit zu bewässern. "Vom Dach eines einzigen Mietshauses fließt pro Jahr durchschnittlich so viel Wasser herunter, dass es für ein ganzes Schwimmbad reichen würde. Dieses Wasser kann man im Gebäude fürs Duschen, Waschen und Putzen verwenden", erklärt Petr Holub von der Initiative "Eine Chance für Bauten". Dass sich der Wasserhaushalt von allein erholt, daran glaubt in Tschechien kaum noch jemand, denn dafür müssten sich die Niederschläge mindestens verdoppeln – und außerdem gleichmäßiger über das Jahr verteilt sein.
mdr.de
Tschechiens Präsident Zeman sorgte kürzlich für Aufregung, als er sagte: Die Dürre im Land sei schlimmer als das Coronavirus. Im Kampf gegen die zunehmende Trockenheit hat die Regierung umfassende Maßnahmen angekündigt.
[ "tschechien", "duerre", "trockenheit", "regen" ]
Welt
2020-06-12T10:27:35+02:00
2020-06-15T11:52:18+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/duerre-und-wassermangel-tschechien-100.html
Todesursache ermittelt: Mann stirbt bei Holzarbeiten im Thüringer Wald
Nach dem Fund eines toten Mannes in einem Waldgebiet zwischen Schleusingen und Hildburghausen steht die Todesursache fest. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, ist der Mann unter seinen Traktor geraten. Die Beamten gehen von einem Unfall aus. Der 68-Jährige war den Angaben nach für Waldarbeiten mit seinem Fahrzeug in dem Gebiet unterwegs gewesen. Seine Leiche wurde am Samstagabend neben seinem Traktor entdeckt. Im Landkreis Hildburghausen hat es am Samstag einen weiteren Unfall gegeben. Feuerwehrleute und ein Rettungshubschrauber bargen in einem Wald bei Breitenbach einen verletzten Wanderer. Laut Polizei stürzte der Mann Samstagabend eine Böschung hinab und verletzte sich leicht. Aufgrund des steilen Geländes wurde die Feuerwehr Schleusingen zur Hilfe gerufen. Um den Gestürzten vor Ort versorgt zu können, wurde zudem ein Notarzt mit einem Rettungshubschrauber an die Unfallstelle geflogen. Der Verunglückte wurde ins Krankenhaus gebracht. MDR (wdy/rom)
mdr.de
Nach dem Tod eines 68-Jährigen in einem Wald zwischen Schleusingen und Hildburghausen hat die Polizei die Todesursache ermittelt. Die Leiche des Mannes war am Samstagabend neben seinem Traktor gefunden worden.
[ "Nachrichten", "Waldarbeiten", "Holzarbeiten", "tödlich", "Polizei", "Feuerwehr", "Rettungseinsatz", "abgestürzt" ]
Thüringen
2023-07-18T13:43:08+02:00
2023-07-18T13:43:08+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/schmalkalden-meiningen/todesursache-leiche-schleusingen-wald-100.html
Der Auflösungsprozess der Sowjetunion und seine Folgen
Die Sowjetunion bestand bei ihrem Zerfall 1991 noch aus 15 Teilrepubliken. Der damalige Präsident der neuen Russländischen Föderation, der größten ehemaligen Sowjetrepublik, Boris El'cin, unternahm den Versuch, ein post-sowjetisches Dach zu zimmern, das "Gemeinschaft slavischer Staaten" heißen sollte. Da aber Kasachstan als nicht-slavischsprachiger Staat daran mitwirke, wurde eine Umbenennung in  "Gemeinschaft unabhängiger Staaten" vorgenommen. Diese besteht bis heute, ist aber kaum mehr als ein loser Zusammenhalt. Überraschend friedlich, denn nie zuvor ist ein Weltreich dieser Art aus endogenen Gründen in sich zusammengebrochen. Bezeichnend war die damalige Sicht des Nachbarn Finnland, der ja eine lange Grenze zu Sowjetunion hatte: Man fühle sich, so ein finnischer Diplomat, wie die Bewohner eines Einfamilienhauses, das Wand an Wand mit einem einstürzenden Wolkenkratzer steht. Auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken Estland und Lettland, heute Mitgliedsstaaten von EU und NATO, wo man aufgrund zahlenmäßig starker russischsprachiger Minderheiten ethnopolitische Konflikte befürchtete, traten solche nicht ein. Der Nordosten Estlands war und ist zu 90 Prozent von Russophonen besiedelt, die lettische Hauptstadt Riga zu mehr als der Hälfte. Auch in der neuen Russländischen Föderation, wo die muslimischen Regionen Tatarstan und Baschkorostan unter Präsident El'cin Autonomie erhielten, blieb es relativ friedlich. Dasselbe gilt für die Regionen Transkarpatien und Krim in der Ukraine, wo es jeweils starke Autonomiebestrebungen gab, die aber innerstaatlich reguliert wurden - etwa durch Territorialautonomie für die mehrheitlich russischsprachige Krim. Ausnahmen waren in der Russländischen Föderation der erste und zweite Tschetschenien-Krieg von 1994 bis 2009, im weiteren postsowjetischen Raum Anfang der 1990er-Jahre der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien um die armenischsprachige Region Berg-Karabach, die Teil Aserbaidschans ist, aber derzeit von Armenien besetzt wird, weiter Kriege um die Regionen Abchasien und Südossetien in Georgien, der Krieg in Moldova, hier im Dnjestr-Tal, dem so genannten Transnistrien. Dass diese als "tiefgefroren" bezeichneten Konflikte eben nicht in der Tiefkühltruhe liegen, zeigt der Krieg zwischen Georgien und der Russländischen Föderation um Südossetien im Sommer 2008 und natürlich die Situation in Tschetschenien, die dauerhaft zu befrieden weder El'cin noch Putin nicht gelang. Stattdessen wurde dort ein Schreckensregime moskautreuer tschetschenischer Terroristen errichtet. Ja, nicht zuletzt in der Russländischen Föderation, wo in den bürgerkriegsähnlichen Situationen in Tschetschenien und Dagestan zunehmend islamistische Extremisten aus dem Ausland auftreten. In Georgien ist ein Wiederaufflammen der Konflikte um Abchasien und Südossetien nicht auszuschließen. Hier ist es dem ehemaligen Präsidenten Michail Saakaschwili immerhin gelungen, die abtrünnige Region Adscharien am Schwarzen Meer zu reintegrieren. In Transnistrien im Osten Moldovas sind zum einen Reste der heute unter russländischem Kommando stehenden 14. Sowjetischen Gardearmee stationiert  - ohne dass es ein Stationierungsabkommen mit der Regierung Moldovas dafür gäbe –, und zum anderen kontrollieren hier russländische Blauhelmtruppen eine so genannte Sicherheitszone im Dnjestr-Tal. Der getarnte Einmarsch russländischer Streitkräfte in die ukrainische Krim hat bereits jetzt gravierende Folgen für die Russländische Föderation: Die Aktienwerte russländischer Unternehmen sind im Zuge dieser Militäraktion bereits gesunken, der Rubelkurs gleichfalls. In naher Zukunft ist die Flucht von Investoren im Falle drastischer russländischer Gegenreaktionen auf westliche Sanktionen wie etwa Gesetze zur Beschlagnahmung ausländischer Firmen unvermeidlich. Diejenigen EU-Staaten, die wie Deutschland, große Teile ihres Bedarfs an Erdölderivaten in Russland decken, werden sich auf Norwegen, Libyen, die USA und andere umorientieren. Dasselbe gilt für die Ukraine, die bislang ein Hauptabnehmer russländischen Erdgases und Erdöls war und die künftig aus dem Westen versorgt werden wird. Damit brechen der Russländischen Föderation die Staatseinnahmen weg – mit gravierenden sozialen und mutmaßlich auch politischen Folgen. Nein, der Kalte Krieg ist seit der Implosion der Sowjetunion zu Ende. Was es weiterhin gibt sind postimperiale Reflexe in der Elite der RF – sowohl bei Russen wie bei Nicht-Russen. Ich denke hier etwa an den populären derzeitigen Verteidigungsminister und Hardliner Šojgu, der tuwinischer Herkunft ist. Die Tuwiner sind ein Turkvolk im südlichen Sibirien. Diese postimperialen Reflexe bestehen darin, dass man in Moskau der Ansicht ist, man habe wie zu sowjetischen Zeiten das Recht, die Vormundschaft über die früheren Teilrepubliken der UdSSR auszuüben und dies unabhängig vom politischen Willen der Bürger dieser Staaten. Formal begründet wird dies mit dem angeblichen Schutz der Russen im so genannten "Nahen Ausland", die indes mehrheitlich aber gar keine Bürger der Russländischen Föderation und "Russen" häufig nur der Sprache nach sind. In Moldova zum Beispiel sprechen nicht nur ethnische Russen, sondern auch Gagausen, Bulgaren, Polen, Weissrussen, Ukrainer und viele Moldauer im Alltag Russisch. Generell ist die russländische Elite in einem Identitätsdilemma: Die Frage, 'was wollen wir sein?' wird bis heute höchstens negativ beantwortet, das heißt, was wollen wir nicht sein? Keine Sowjetmenschen mehr, keine "Bauern" im pejorativen Sinne und keine "Asiaten". Die positive Identitätsfolie "Europäer" wird interessanterweise von den russischen Bevölkerungsteilen in Kasachstan verwendet, kaum hingegen in Rußland selbst, wo "Europa" zunehmend mit "EU" gleichgesetzt und damit abgelehnt wird. Auch das "Slaventum" zieht nicht mehr richtig, nicht einmal mehr das "Ostslaventum", denn dazu gehören ja auch die widerspenstigen Ukrainer. Zur Auswahl bleiben daher nur noch "Russe" (russkij) und "Russländer" (rossijanin) – zwei Identitätskonzepte,  die sich zum einen gegenseitig ausschließen und zum anderen ebenfalls Probleme aufwerfen. Denn die Russländische Föderation ist multiethnisch und plurireligiös, das heißt, sie zum Nationalstaat der Russen mit Zugehörigkeit zur Russisch Orthodoxen Kirche umzudefinieren, funktioniert in der Praxis nicht. Das Selbstbild "Russländer" aber würde bedeuten, dass man sich als Vielvölkerreich gleich dem Zarenreich und der Sowjetunion versteht – dann kann man aber die nicht-russischen Staatsbürger wie Tschetschenen, Inguschen, Kabardiner, Tscherkessen, Balkarien u. a. nicht ausgrenzen.
mdr.de
Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Krise in der Ukraine und um die Krim für Russland? Gibt es andere Länder, in denen ähnliche Szenarien eintreten könnten? - Osteuropa-Experte Stefan Troebst beurteilt die Lage.
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Zeitgeschichte
2014-03-14T11:37:00+01:00
2022-03-03T14:43:17+01:00
https://www.mdr.de//geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/zerfall-sowjetunion-folgen-ukraine-krise-krim-udssr-100.html
IaF-Folge 857: Gnadenlos
Nach einem Brandeinsatz wird Berufs-Feuerwehrmann Max Volkmann schwer verletzt eingeliefert. Er ist seiner Kollegin Nina Manzel nachgelaufen, die eine alte Frau aus einem brennenden Haus retten wollte. Dabei haben Max und Nina die Anweisungen ihres strengen Anleiters Jürgen Jakobs außer Acht gelassen, was der ihnen sehr übelnimmt. Roland Heilmann und Kai Hoffmann tun alles, um das Leben des jungen Mannes zu retten. Aber die Operation läuft nicht ganz, wie sie sich das vorgestellt haben. Lea Peters wird durch die Einlieferung des Brandopfers jäh an den Verlust ihres Lebensgefährten Jenne Derbeck erinnert. Und dann gibt es auch noch Probleme mit ihrem Au-pair Blanca. Die junge Frau kündigt, nachdem Leas Sohn Tim sie gebissen hat. Lea muss einsehen: So geht es nicht weiter. Linda Schneider macht sich Sorgen um ihre Tochter Miriam und will sie verkuppeln. Miriam ist wenig begeistert, und es kommt zum Streit. Miriam macht ihrer Mutter schwere Vorwürfe: Warum löst Linda nicht mal ihre eigenen Probleme, anstatt sich in das Leben ihrer Tochter einzumischen? Musik:  Jörg Magnus Pfeil und Siggi MüllerKamera: Bernhard Wagner und Markus RößlerBuch: Inka FrommeRegie: John Delbridge
mdr.de
Ein eingeliefertes Brandopfer wirft Dr. Lea Peters aus der Bahn - es kommen schmerzhafte Erinnerungen an Jenne hoch. Zudem gibt es Probleme mit ihrem Au-pair. Schwierigkeiten ganz anderer Art haben Linda und Miriam.
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Folgen
2023-05-19T13:21:23+02:00
2023-05-19T13:21:23+02:00
https://www.mdr.de//in-aller-freundschaft/alle-folgen/folge-in-aller-freundschaft-gnadenlos100.html
Kaputte Wasserleitung in Wittenberg: Dauer der Reparatur noch unklar
Hinweis: Mitte April haben die Reparaturarbeiten an der beschädigten Trinkwasserleitung begonnen. Den aktuellen Stand erfahren Sie hier. Nach der Havarie an einer Hauptleitung des Fernwassersystems im Landkreis Wittenberg werden sich die Reparaturarbeiten länger hinziehen. Wie die Stadtwerke mitteilten, gibt es noch keinen Termin für die Reparatur des beschädigten Wasserrohrs. Demnach muss erst das Schadenausmaß geklärt werden. Danach würden die Arbeiten zeitnah beginnen, hieß es mit Verweis auf den zuständigen Wasserversorger mit Sitz in Magdeburg. Die Hauptleitung war vergangene Woche in der Nähe von Möllensdorf bei Bauarbeiten beschädigt worden. Bis zur abschließenden Reparatur wird der Trinkwasserhochbehälter am Galluner Berg dem Landkreis zufolge mit einer Behelfsrohrleitung versorgt. Eine zunächst ausgegebene Aufforderung, das Trinkwasser abzukochen, wurde nach Laboruntersuchungen am Ostersonntag wieder aufgehoben. Die betroffenen 41.000 Einwohner sollten aber weiterhin sparsam mit Wasser umgehen, so der Aufruf der Wittenberger Stadtwerke. Nach Angaben der Versorger werden täglich etwa 6.000 Kubikmeter Wasser in Wittenberg und den angrenzenden Ortschaften verbraucht – ein Bedarf, der über die notdürftig verlegte, dünnere Ersatzleitung gerade so abgedeckt werden könne. Auf großflächige Bewässerungen im Garten und auf das Befüllen von privaten Swimmingpools sollten Anwohner verzichten, bitten die Stadtwerke. Unternehmen und Firmen in der Lutherstadt und in umliegenden Ortschaften sind den Angaben zufolge wieder ausreichend mit Wasser versorgt. Anwohner waren schon während der Störung gebeten worden, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Auch Industrieunternehmen waren laut Landrat Christian Tylsch (CDU) betroffen: "Wir haben große Wasserentnehmer angesprochen und mit denen geklärt, dass sie den Betrieb runterfahren müssen. Große Bäckereien zum Beispiel können erstmal nicht weiterproduzieren", sagte er wenige Tage nach der Havarie. Kreissprecher Alexander Baumbach zufolge hatten sich die Gastronomie-Betriebe in Wittenberg mit der Situation arrangiert. Fast alle Betriebe seien regulär geöffnet gewesen, das Wasser wurde auch dort abgekocht. Über Ostern werden in Wittenberg traditionell viele Touristen erwartet. Von der Störung der Wasserversorgung betroffen sind Haushalte in Wittenberg, aber auch umliegende Orte wie Griebo, Apollensdorf, Reinsdorf mit Dobien, Braunsdorf, Nudersdorf, Schmilkendorf, Mochau mit Thießen sowie die Wittenberger Ortsteile Trajuhn, Labetz und Wiesigk. Zur Notversorgung der Bevölkerung waren zunächst Trinkwassertanker im Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr aus dem benachbarten Brandenburg wurde alarmiert, die Not-Wasserleitung zu verlegen. MDR (Martin Krause, Oliver Leiste, Cornelia Winkler); zuerst veröffentlicht: 28. März 2023
mdr.de
Nach einem Leitungsschaden sind die Bürger in Wittenberg weiter angehalten, Trinkwasser zu sparen. Wann das beschädigte Wasserrohr repariert wird, ist noch unklar.
[ "Wasser", "Trinkwasser", "Wittenberg", "Umland", "Region", "Versorgung", "trocken", "Wassermangel", "abkochgebot" ]
Sachsen-Anhalt
2024-04-03T08:03:23+02:00
2024-04-17T08:07:17+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/wittenberg/wasser-havarie-stadtwerke-reparatur100.html
Damit Kinder nicht ins Becken pinkeln: "Dreier" nun ohne Manneken Pis
Im Erfurter Dreienbrunnenbad ist das Manneken Pis am Kinderplanschbecken wieder abgebaut worden. Besucher hätten die Sorge gehabt, dass kleine Kinder es der Figur nachmachten und ins Planschbecken pinkelten, sagte eine Sprecherin der Stadtwerke MDR THÜRINGEN. Die kleine Figur war nach historischem Vorbild gebaut und am Kinderbecken aufgestellt worden. Im alten Dreienbrunnenbad hatte es viele Jahre lang ein Manneken Pis gegeben. Auf historischen Dokumenten vom Beginn des Bades sei die Skulptur des pinkelnden Jungen aber nicht überliefert, hieß es. Das Dreienbrunnenbad ist 122 Jahre alt und war zunächst ein Frauenbad. In den vergangenen vier Jahren war es geschlossen und vor einer Woche nach der Sanierung wiedereröffnet worden. MDR (kir,lou)
mdr.de
Erst vor einer Woche ist das Erfurter Dreienbrunnenbad neu eröffnet worden. Jetzt gibt es schon wieder eine kleine Veränderung: Weil Besucher befürchten, dass Kinder es der Figur nachmachen, muss Mannekin Pis weg.
[ "Nachrichten", "Freienbrunnenbad", "Erfurt", "Freibad", "Schwimmbad", "Figur" ]
Thüringen
2024-07-26T17:09:46+02:00
2024-07-26T17:09:46+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/dreienbrunnenbad-freibad-kinder-pinkeln-becken-100.html
Der Attaché und der Augapfel
In den Fünfzigerjahren hatte Harald Nestler bereits einen Ausbildungsplatz als Schriftsetzer sicher. Ein Klassenlehrer redete seiner Mutter aber mit Erfolg ins Gewissen, dass ein so schlaues Kerlchen wie der Harald zu Höherem bestimmt sei. Während des Abiturs veränderte sich Nestlers Berufswunsch allmählich. Er möchte ans Theater oder einen Beruf, bei dem er viel reisen kann, erlernen. Nach dem Schulabschluss hatte er dann die Wahl - er hatte Zusagen von der Theaterhochschule sowie von der Hochschule für Ökonomie in Berlin. Schließlich entschied er sich für die Ökonomie und studierte Außenhandel. "Das war kein Traumberuf, aber gut mit meinen Zielen vereinbar", sagt er heute. Das Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen und der Wunsch "ein Manager" zu sein, machten den Außenhandel für ihn letztlich interessanter als die Theaterwelt. Und dann war da ja noch der Wunsch, die Welt zu sehen ... Mitte der Sechzigerjahre war Harald Nestler der jüngste Handelsattaché der DDR und lebte auch einige Zeit im Libanon. Sein Beruf wurde ihm mit den Jahren zur Berufung. Es ging ihm nicht ausschließlich darum, Waren an den Mann zu bringen und an das Geld seines Gegenübers zu kommen. Nein, die besonderen Momente, an die er sich noch heute gern erinnert, hatten immer damit zu tun, dass er eine persönliche Beziehung zu seinen Handelspartnern aufbauen konnte – über den eigentlichen Vertragsabschluss hinaus. So sprach ihn einmal ein Beamter der libanesischen Außenhandelsbank auf der Leipziger Messe vertrauensvoll an. Bei einem Unfall hatte der Libanese ein Auge verloren und war seither durch eine leere Augenhöhle entstellt. Der Ruhm der Thüringer Glasbläser sei ihm zu Ohren gekommen. Ob diese auch Glasaugen fertigen würden, fragte er Nestler. Ja, natürlich, entgegnete dieser, Glasaugen seien schließlich ein Exportschlager der VEB Glaswerke Lauscha. Bereits 1835 wurde hier das erste Modell hergestellt. Nestler fuhr mit dem libanesischen Beamten in eine Werkstatt in Lauscha, ahnte aber nicht, was ihn dort erwarten würde. Männer in weißen Kitteln und Regale, voll mit gläsernen Augäpfeln in allen erdenklichen Farben, Größen und Ausführungen: mit Adern, ohne Adern, hell, dunkel. Eine unheimliche Atmosphäre, erinnert sich Nestler. Sein libanesischer Handelspartner aber war fasziniert von der großen Auswahl und der hohen Qualität der Glasaugen. Er probierte eins nach dem anderen, nach mehreren Stunden war der passende Augapfel endlich gefunden und wurde nun von den Männern in den weißen Kitteln individuell angepasst. Das Strahlen des Libanesen beim Verlassen der geisterhaften Werkstatt wird Nestler nie vergessen. Der Beamte hatte wieder ein Gesicht, mit einem starren Auge zwar, aber durch die meisterhafte Kunst der Thüringer Glasbläser war das erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Nestler hatte einen Freund gewonnen. Wann immer er selbst ein Problem hatte, konnte er getrost auf Hilfe aus dem Libanon hoffen. (Zuerst veröffentlicht am 07.05.2013)
mdr.de
Wie ein ganz spezieller Exportschlager des VEB Glaswerke in Lauscha dem jungen Handelsattaché Harald Nestler einen Freund im Libanon bescherte …
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Mitteldeutschland
2018-01-08T12:53:53+01:00
2023-10-05T13:53:25+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/mitteldeutschland/tradition/glasauge-glaskunst-lauscha-thueringen-ddr-aussenhaendler-100.html
Die Polizei stoppt Fahrrad-Diebe auf der Autobahn A38
Vor einigen Tagen haben mut-maßliche Diebe ein teures E-Bike gestohlen.Das war am Bahnhof von der Stadt Göttingen. Das E-Bike hatte einen GPS-Sender.Deshalb konnte der Besitzer sehen:Dass es nicht mehr am Bahnhof von der Stadt Göttingen war.Aber dort hatte er sein E-Bike ab-gestellt.Es wurde also gestohlen. Der Besitzer von dem E-Bike hat dann die Polizei an-gerufen.Wegen dem GPS-Sender konnte die Polizei sehen:Wo das Fahrrad ist.Es war unterwegs auf der Autobahn A38.Die Polizisten sind dann zur A38 gefahren.Dort konnten sie einen Transporter stoppen.Dafür mussten sie den Heidkopf-Tunnel sperren.Das ist ein Tunnel auf der AutobahnA38. Die Polizei hat gesehen:Dass in dem Transporter 18 Fahrräder waren.Sie hat die mutmaßlichen Diebe dann fest-genommen.Es waren:    • 3 Männer    • und 1 Frau.
mdr.de
Sie haben ein Fahrrad gestohlen: Das einen GPS-Sender hatte.
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2022-10-19T15:35:53+02:00
2022-10-19T15:35:53+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-thueringen-polizei-fahrrad-diebe-heidkopftunnel-arenshausen-100.html
Gerade erst gesehen und doch nicht wiedererkannt
Zu den vielen Fragen, die sich Journalisten in unbeständigen Zeiten wie unseren, zwischen unübersichtlichen Fronten mit Namen wie "Lügenpresse“, "Zwangsgebühren“ und ja, auch "Claas Relotius“ gefallen lassen müssen, ist eine neue hinzugekommen:Entschuldigung, aber schauen Sie eigentlich selbst, was Sie da senden?!Gefallen lassen muss sich diese die Redaktion der WDR-Dokureihe "Menschen hautnah“, in der einige Ungereimtheiten aufgetaucht sind, wie zunächst Paul Bartmuß (Twitter-Thread) auffiel, was dann gestern die SZ und damit auch wir aufgriffen. Konkret geht es um drei Folgen, von denen ich am frühen Morgen zumindest in zwei kurz hineinschauen konnte, was offenbar mehr ist, als die verantwortlichen Redakteure einzubringen bereit waren. Denn sonst wäre ihnen vielleicht aufgefallen, was nun andere minutiös auseinander dröseln. Doch der Reihe nach. Ende November vergangenen Jahres lief "Liebe ohne Zukunft? Heimliche Affären und ihre Folgen“. Unter anderem lernen wir dort das Paar Manuela und Sven kennen. "14 Jahre lang sind Manuela und Sven glücklich, doch dann fängt die Ehe an zu kriseln“, heißt es dort in Minute 10. Es folgt eine Affäre Manuelas, dann aber die Rückkehr zum Ehemann (ab Minute 34): "Auch bei Manuela gibt es eine Veränderung: den Kontakt zu ihrem Ehemann Sven hatte sie nie ganz verloren. (…) Vor einem Jahr zogen sie wieder zusammen. (…) Zunächst war das Verhältnis nur freundschaftlich, doch jetzt sind sie wieder ein Paar. (…) Sven liebt seine Frau nach wie vor und lässt sich wieder auf die Beziehung ein.“ So weit, so gut, so hello again! Denn schon eineinhalb Monate später, am 10. Januar, sehen wir die gleichen Personen wieder in der Folge "Ehe aus Vernunft - Geht es wirklich ohne Liebe?“, nur unter leicht veränderten Bedingungen: "Die Vernunft war auch bei Manuela und Olli ausschlaggebend, als sie nach ihrer Trennung wieder zusammenzogen. (…) Olli und Manuela sind seit 15 Jahren verheiratet.“ (Minute 1) "Olli und Manuela haben nur wenig Berührungspunkte in ihrer Ehe. Doch das stört sie nicht.“ (Minute 27) Sven heißt jetzt Olli, und auch sonst ändert sich Einiges. Der gewandelte Verliebtheitsstatus lässt sich vielleicht noch mit der Volatilität in solchen Belangen rechtfertigen sowie dem journalistischen Drang, alles in die Storyline zu pressen, die man sich zu erzählen vorgenommen hat. Doch was ist mit den Namen und den ebenfalls schwankenden Angaben zum Alter? "Zumindest dieser Namenswirrwarr lässt sich erklären. Und zwar damit, dass die Protagonisten nicht mit ihren echten Namen in den Dokumentationen auftauchen wollten und sie daher von der Autorin geändert wurden, was im Fall von Manuelas Mann aber nicht kenntlich gemacht wurde; und da wurde aus Sven drei Jahre später wohl aus Versehen eben Oli. Und Manuela? Blieb Manuela, die im wahren Leben freilich auch anders heißt. Dass man ihren Namen zwar in Sekundenschnelle herausfinden kann, da sie sich zum einen im Fernsehen exponiert, zum anderen ihren Beruf und Wohnort nennt sowie stolz ein Foto davon zeigt, wie sie ,Miss 50plus Germany 2016’ wurde – geschenkt. Geschenkt auch, dass Manuela 2016 nicht wie behauptet 50 Jahre alt war, sondern in Wahrheit 56“, schreibt Tim Niendorf auf der Medienseite der FAZ (€). Wobei sich eine sich selbst ihrer Preise lobende Redaktion solche Schlampigkeiten eben nicht schenken lassen sollte. Doch das ist nur die eine Baustelle. Denn ein weiterer Protagonist des Vernunftsehe-Filmchens, Sascha Mahlberg, ist ebenfalls aus anderen Zusammenhängen bekannt, nämlich ungefähr jeder Privatfernsehquatschsendung. "Seit seinem Debüt im Jahr 2007 hat er 169-mal vor der Kamera gestanden. (…) Er war der Drogendealer in der Fernsehserie 'Auf Streife’, der Imbissbudenbesitzer in 'Achtung Kontrolle’. Mal trat er in diesen Serien als Dirk Hermann auf, mal als Peter Schwelm oder Horst Kuhlmann. Mal ließ er sich für die Sendung 'Mieten, kaufen, wohnen’ als Interessent sechs Häuser zeigen. Er drehte Musikvideos mit Kollegah und Farid Bang, spielte in 'Unter uns’ und trat bei 'Deutschland sucht den Superstar’ auf. Gerade hatte er eine Nebenrolle in der Serie 'Alarm für Cobra 11’. Demnächst ist er im Dortmunder 'Tatort’ zu sehen – als Veranstalter illegaler Hinterhof-Boxkämpfe“, so stand es schon im vergangenen September in einem Porträt in der Wochenzeitung Die Zeit, das Altpapier-Kollege Ralf Heimann für Übermedien ausgegraben hat. Ralf zitiert auch aus einer Stellungnahme der "Hautnah“-Redaktion, die angab, "Sascha arbeitet hauptberuflich als Müllmann und hat bis 2016 ab und wann nebenbei als Kleindarsteller gearbeitet – wie er selbst sagt als Hobby. Bei uns erzählt er seine private Geschichte.“ Was zum einen eine interessante Interpretation der Formulierung "ab und wann“ ist, falls ich richtig annehme, dass eigentlich "ab und an“ gemeint ist (über Sprachkompetenz in journalistischen Redaktionen sprechen wir nach der nächsten Maus). Und zum anderen nahelegt, dass die "Menschen hautnah“-Kollegen entweder ihre Protagonisten nicht wenigstens mal kurz googeln, oder dass es ihnen einfach egal ist, dass sie ihren Zuschauern Menschen präsentieren, die ihre Haut schon zu ungefähr jeder anderen Fernsehsendung getragen haben, darunter erst kürzlich etwa die RTL-Sozial-Doku, Verzeihung: "Sozial“-"Doku“ "Reich trifft Arm“. Die beiden angesprochenen Teile der WDR-Reihe sind mittlerweile mit Sicherheitshinweisen versehen. "Wir prüfen gerade die Produktion und werden die Filme nach Abschluss der Prüfung korrigieren und die Änderungen transparent machen“, steht da. Zudem erklärt Ellen Ehni, WDR-Chefredakteurin Fernsehen, in einer Pressemitteilung: "Diese Vorgehensweise ist für ein dokumentarisches Format wie 'Menschen hautnah' nicht akzeptabel. Die Redaktion war darüber nicht informiert. Wir werden unsere Qualitätssicherung an dieser Stelle verstärken. Weitere Ungenauigkeiten, die wir in den Filmen festgestellt haben, entsprechen nicht den journalistischen und redaktionellen Standards im WDR. Dies bedauern wir sehr.“ Tatsächlich ist für alle drei betroffenen Filme eine freie Mitarbeiterin verantwortlich. Aber sich als Redaktion so aus der Verantwortung zu ziehen, ist erbärmlich. Mir ist schon klar, dass im deutschen Journalismus ein so ausführlicher Fakten-Check-Prozess wie im angelsächsischen Raum nicht üblich ist, von dem aktuell die Wissenschaftsjournalistin Eva Wolfangel noch einmal bei "@mediasres“ im Deutschlandfunk erzählt. Aber zumindest mal die Sendung angucken und merken "Hey, die Leute habe ich doch vor sechs Wochen schon mal gesehen“, das sollte doch drin sein. Ralf Heimann zieht bei Übermedien folgendes Fazit: "Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass am Ende die Erkenntnis stehen wird: Hier hat jemand bewusst gefälscht oder betrogen. Es sieht eher so aus, als wären die Fehler entstanden, weil es schnell gehen sollte – weil schnell Protagonisten gefunden werden mussten, weil Angaben nicht geprüft wurden.“ Dazu passt Wolfangels Hinweis darauf, dass die Überprüfung der Fakten natürlich Mehrarbeit bedeute, für Autoren wie Redaktionen, und die müsse bezahlt werden. Aber wer sollte das leisten können wenn nicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk? *Richtigwütendesemoji* Wer ebenfalls seine Fakten vor der Veröffentlichung hätte gerade rücken sollen, ist die FAZ. Am Mittwoch schenkten wir im Altpapier deren Meldung in eigener Sache Glauben, nach der der Bundesgerichtshof sogenannte presserechtliche Informationsschreiben, die eigentlich Drohbriefe sind, für unzulässig erklärt haben sollte. Medienanwälte verschicken diese gerne an Redaktionen, um sie mehr oder weniger freundlich darauf hinzuweisen, worüber sie besser mal nicht berichten sollten. Blöd nur, dass das gar nicht so ist. Vielmehr hat der BGH zwar in einem Einzelfall der FAZ Recht gegeben, im Grundsatz aber eben nicht, wie nun Christian Rath in der taz erklärt: "Die Zusendung eines presserechtlichen Informationsschreibens greife in der Regel nicht rechtswidrig in das, Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbetrieb eines Presseunternehmens’ ein. Sie seien vielmehr durch ihr Ziel gerechtfertigt: Den effektiven – möglichst bereits vor einer Verletzung wirksam werdenden – Schutz des Persönlichkeitsrechts der Mandanten. So könnten Rechtsverstöße von vornherein verhindert oder jedenfalls ihre Weiterverbreitung eingeschränkt werden, betonte der BGH.“ Und weiter: "Die Verwirrung ist auch auf die unglückliche Pressearbeit des BGH zurückzuführen, der das interessante Verfahren nicht angekündigt hatte. Nach vielen Medienanfragen veröffentlichte der BGH dann am Mittwochnachmittag doch noch eine Pressemitteilung, um den entstandenen Irrtum auszuräumen.“ Sehr freundlich formuliert, wenn Sie mich fragen. Denn die Verwirrung war eigentlich eine Falschmeldung, und die FAZ hätte durchaus ohne Pressestelle des BGH von dem Verfahren Kenntnis haben und jemanden außer den eigenen Anwälten hinschicken können.  Falls das Geld nicht auch dort nur noch für Anwälte, aber nicht für Redakteure reicht.  ***In einer vorigen Version war davon die Rede, die FAZ hätte aus einer Pressemeldung des Gerichts falsch abgeschrieben. Offenbar gab es aber gar keine Pressemeldung von dem Fall. Diesen Fehler bitten wir zu entschuldigen. Die FAZ hat sich die falsche Berichterstattung damit aber ganz allein zuzuschreiben.*** +++ Fact-Checking zum Dritten: Wie kann RBB-Intendatin Patricia Schlesinger im Porträt in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit von einer Fahrt mit dem Taxi durchs Brandenburger Tor  berichten, obwohl dieses seit 2002 für den Verkehr gesperrt ist? Diese Frage stellt bei Twitter Daniel Bouhs, woraus wir lernen: Aus Hamburg sind Berlin und seine Gepflogenheiten so fremd und fern wie Fergus Falls. +++ Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag, liebes epd medien! Sagen wir vom Altpapier aus alter, aber auch neuer Verbundenheit. Denn das Gratulieren und Loben des Fachdienstes vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gehört bei unserem Gastgeber MDR zum guten Ton. "epd medien ist für mich der kritische Blick und Filter. Medieninformationen kompakt, klar und kompetent aufgearbeitet“, erklärt MDR-Intendantin Karola Wille in einer epd-Eigenanzeige ganz weit hinten in der aktuellen Ausgabe des Heftes. (Warum sich Medien zu Jubiläen gerne rühmen lassen von denjenigen, die sie eigentlich kritisch begleiten sollen, werde ich nie verstehen. Anyway.) Zum Geburtstag schenkt sich die verdienstvolle Publikation ein Sonderheft. Nach der ganzseitigen MDR-Anzeige auf Seite 2 folgt viel sicher Lesenswertes, das ich angesichts zeitraubenden "Menschen hautnah“-Konsums leider noch nicht komplett studieren konnte. Das Interview von Diemut Roether mit Alexander Kluge sei in jedem Fall empfohlen, allein aufgrund der Kluge-Zitate "Ich muss die Wähler der AfD ernst nehmen, die Partei nicht“ und "Die versammelten Samstagsprogramme des deutschen Fernsehens sind international nicht konkurrenzfähig. Man kann sie in keinem anderen Land vorführen, das ist für gebührenfinanziertes Fernsehen eine Affenschande.“ Online steht es bislang leider nicht. +++ Über 850 Einreichungen, 70 Nominierte: Das ist der Zwischenstand beim Grimme-Preis in diesem Jahr. "Zum ersten Mal in der Geschichte des Grimme-Preises wurde auch Youtube nominiert - und das gleich doppelt. In der Kategorie Kinder & Jugend wurde ,LeFloid VS. The World’ ausgewählt, die Kommission Unterhaltung nominierte die Produktion ,Neuland’. Beides sind Produktionen für Youtubes Premium-Angebot, das derzeit noch Geld kostet“ (Timo Niemeier und Kevin Hennings bei DWDL; Meldungen u.a. auch bei Meedia und in der Medienkorrespondenz). Die Website des Grimme-Instituts hat natürlich alle Nominierten. Nachdem Ende Januar die Jurys getagt haben, wird der Preis Ende Februar verliehen. +++ Es gibt Meldungen, von denen weiß man, dass sie einen unfassbar aufregen sollten. Leider hat man Derartiges jedoch schon zu oft gelesen, #Abnutzungserscheinungen. In diese Kategorie gehören aktuell ein 87 Gigabyte großer, geklauter Datensatz mit rund 773 Millionen Mail-Adressen und mehr als 21 Millionen Passwörtern, der einfach so im Netz herumsteht (tagesschau.de, Zeit Online) sowie Facebooks Sperren von fast 300 Fake-Accounts, die u.a. gegen die Nato Stimmung gemacht haben und hinter denen die russische Medienagentur Sputnik stehen soll (Spiegel Online, The Guardian). +++ Der ehemalige Radio-Bremen-Mitarbeiter Hinrich Lührssen, bekannt etwa aus diesem Altpapier aus dem vergangenen Sommer, möchte nun Spitzenkandidat der Bremer AfD werden ( Eckhard Stengel, Meedia). +++ "Gut performende Politiker scheinen immer wichtiger; spröde oder weniger eloquente Kollegen, die bloß ihr (vielleicht nicht mal selbst attraktives) Fachgebiet beherrschen, haben es umso schwerer. Wenn Robert Habeck ein Zeichen in die Richtung setzten wollte, hat er alles richtig gemacht.“ Altpapier-Kollege Christian Bartels sinniert in seiner evangelisch.de-Kolumne noch einmal über Habecks Twitter-Abstinenz und Talkshow-Präsenz. +++ Wie es ist, seit 25 Jahren für den Hörfunk aus Afrika zu berichten, hat Bettina Rühl Stefan Fischer für die SZ-Medienseite erzählt. +++ Was hat der neue Verlagsleiter und nebenher Unternehmenssprecher von Gruner + Jahr im Editorial des Magazins Stern zu suchen, und wollten wir Verlag und Redaktion nicht ursprünglich mal strikt trennen? Das fragt sich Ulrike Simon bei Spiegel+. +++ Über die Schwierigkeiten der Schweizer Republik im Besonderen und Onlinemedien-Neugründungen im Allgemeinen schreibt René Zeyer in der Medienwoche. +++ "Aber immerhin: Alle Namen sind richtig geschrieben.“ So lautet Armin Wolfs (***Jetzt mit richtigem Vornamen. Danke für den Hinweis an Kommentator Martin Zeise.***) Fazit in seinem Blog über einen aktuellen, vermeintlichen Aufreger-Artikel in der Tageszeitung Österreich mit ihm als Protagonisten. +++ Vor 50 Jahren startete die "ZDF-Hitparade“.Rainer Moritz blickt im Tagesspiegel zurück. Neues Altpapier gibt’s wieder am Montag. Schönes Wochenende!
mdr.de
Die Redaktion von "Menschen hautnah“ hätte mal ihre Protagonisten googeln sollen. Die FAZ berichtet in eigener Sache falsch, weil sie offenbar nur ihre Anwälte und nicht ihre Redakteure zu Gerichtsterminen schickt.
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2019-02-04T15:04:01+01:00
2019-02-04T15:04:01+01:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-812.html
Brand auf Bauernhof in Oelsnitz: Fahrzeuge zerstört
Auf dem Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebs in Oelsnitz im Erzgebirgskreis hat es in der Nacht zu Sonntag gebrannt. Schwer beschädigt wurden dabei laut Polizeidirektion Chemnitz ein Traktor, eine weitere landwirtschaftlich genutzte Maschine, ein Lkw inklusive Anhänger sowie ein Auto. Die Feuerwehr löschte den Brand. Verletzt wurde laut Polizei bei dem Feuer niemand. Nach Angaben der Polizei wurde die Scheune mit einem Schriftzug beschmiert. Darauf zu lesen war die Drohung "Schluss T Blockade sonst brennt alles(!)". Es sei nicht auszuschließen, dass der Schriftzug mit den Bränden in Zusammenhang stehe. Nach Angaben eines Reporters wurden auch Fensterscheiben von Fahrzeugen eingeschlagen. Die Schadenshöhe könne die Polizei noch nicht abschätzen, teilte eine Sprecherin mit. Brandursachenermittler seien vor Ort, hieß es am Sonntag. Die Chemnitzer Kriminalpolizei hat Ermittlungen wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung sowie wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten aufgenommen. Die Polizei sucht Zeugen. Wer in der Nacht zwischen 1 Uhr und 2:45 Uhr in der Oberen Hauptstraße in Oelsnitz Beobachtungen gemacht hat, die mit den Fahrzeugbränden in Zusammenhang stehen könnten oder Angaben zu den Tätern machen kann, wird gebeten, sich bei der Chemnitzer Kriminalpolizei zu melden. MDR (jwi)
mdr.de
In Oelsnitz im Erzgebirgskreis sind in der Nacht zu Sonntag mehrere Fahrzeuge auf einem Bauernhof abgebrannt. Ein Schriftzug an der Wand der Scheune deutet auf Brandstiftung und ein politisches Motiv hin.
[ "Nachrichten", "Oelsnitz", "Erzgebirge", "Brand", "Feuer", "Traktor", "Bauernhof", "Landwirt", "Bauer", "Bauernproteste", "Anschlag" ]
Sachsen
2024-02-11T15:06:50+01:00
2024-02-11T15:06:50+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/oelsnitz-erzgebirge-brand-traktor-bauer-100.html
Parteien wollen mit TikTok Jungwähler erreichen
Wo man 16- und 17-Jährige am besten erreicht, ist kein Geheimnis: in den sozialen Medien. Die jüngste Zielgruppe hat die Plattform TikTok. Rund 60 Prozent der Jugendlichen nutzen TikTok regelmäßig. Das weiß auch der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, Maximilian Krah. "Und deshalb fahre ich schon seit Monaten eine TikTok-Offensive, in der ich mich gezielt an junge Wähler richte." Sein erfolgsreichstes TikTok wurde 1,4 Millionen Mal angeklickt. Darin sagt Krah, echte Männer seien rechts – und spricht explizit junge Männer an. "Jeder dritte junge Mann hatte noch nie eine Freundin. Du gehörst dazu? Schau keine Pornos, wähle nicht die Grünen, gehe raus an die frische Luft." Bei solchen privaten Themen anzusetzen, ist Teil seiner Strategie, erklärt er. Denn der Großteil junger Menschen sei unpolitisch. "Die reine Beschränkung: Ich erzähle jetzt irgendwas über Arbeitsmarktpolitik, das wird jetzt keinen jungen Wähler in irgendeiner Form erreichen. Aber wenn man ihm sagt: Du stehst jetzt an der Schwelle zum Erwachsenwerden, was erwartet dich, wovor hast du Sorgen und was kannst du selbst machen, damit das gelingt, dann wird er dir zuhören." Diese Strategie scheint aufzugehen. Die in Teilen rechtsextreme AfD ist auf TikTok erfolgreicher als alle anderen Parteien. Und zumindest Marie-Agnes Strack Zimmermann will nicht persönlich dagegenhalten. "Ich lehne TikTok ab", sagt die Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl. Sie findet, dass TikTok-Videos zu sehr vereinfachen und verkürzen. "Das hab' ich zwei-, dreimal mitgemacht und fand das, mit Verlaub, so dämlich." Und junge Menschen, sagt Strack-Zimmermann, könne man auch anders erreichen. "Die, die wirklich interessiert sind an Europa, die auch bereit sind zur Wahl zu gehen, die haben mehr im Hirn als nur TikTok zu konsumieren." Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, sagt, auch seine Partei habe mit TikTok lange gehadert. "Aber TikTok ist Realität, für Millionen Menschen, nicht nur junge Menschen in Deutschland, und da findet politische Meinungsbildung und auch Propaganda statt. Insbesondere von rechts außen. Und sich jetzt TikTok zu verweigern, hieße auch, Menschen – vor allem junge Menschen, mit der Propaganda alleine zu lassen." Deswegen setze nun auch die SPD auf TikTok. Die AfD will Kühnert sich dabei aber nicht zum Vorbild nehmen. "Man kann und darf ein Stinktier nicht überstinken. Die AfD ist das Stinktier im Netz und weder können noch wollen wir die in puncto Lautstärke und Beleidigung überbieten." Stattdessen setzt die SPD laut Kühnert auf sachliche Videos, die trotzdem den Sehgewohnheiten junger Menschen entsprechen. Das bedeutet: direkte Ansprache, knackige Aussagen, schnelle Schnitte. Bei der Spitzenkandidatin der SPD, Katarina Barley, klingt das dann so. "Ärgert euch das auch? Ihr überweist etwas, bei euch geht es sofort vom Konto runter, aber der Empfänger kriegt es erst Tage später? Damit macht die EU jetzt Schluss." Immerhin 200.000 Aufrufe hat das Video auf TikTok – und damit mehr als jedes andere auf dem Kanal der Spitzenkandidatin. Welche Partei die jungen Menschen am Ende überzeugt, wird sich am 9. Juni zeigen. Bei der Europawahl können dann auch rund 1,4 Millionen 16- und 17-Jährige wählen.
mdr.de
In vier Monaten ist Europawahl. In Deutschland dürfen dann erstmals auch die 16- und 17-Jährigen wählen. Mit Plattformen wie TikTok wollen die Parteien jetzt die ganz neue Wählergruppe von sich überzeugen.
[ "Europawahl", "stimmenabgabe", "unter 18", "jugend", "wählergruppe", "bundestag", "parteien", "wahlrecht", "afd", "spd", "linke", "grüne" ]
Deutschland
2024-02-13T13:01:42+01:00
2024-05-24T11:38:00+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/europawahl-jugend-stimmabgabe-parteien-tiktok-100.html
Streit mit dem Land: Landräte drohen mit Ausstieg aus Deutschlandticket
Der neue Entwurf des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) in Sachsen-Anhalt sorgt bei den Landkreisen für Ärger. Wie der Landkreistag am Freitag nach einer Konferenz in Naumburg mitteilte, werfen die Landräte der schwarz-rot-gelben Koalition vor, die Haushaltslage der Kreise schönzurechnen. Ihnen würden unrealistische zukünftige Einnahmen aus der Kreisumlage zugrunde gelegt. Letzten Endes entstünden so in den kommenden beiden Jahren weitere Finanzierungslücken von insgesamt rund 204 Millionen Euro. Die Landesregierung treibt uns weiter in den Schuldenturm [...]. Der Präsident des Landkreistages, Götz Ulrich (CDU), sagte, man werde den Kreistagen nun vorschlagen, zum 1. Januar 2025 aus dem Deutschlandticket auszusteigen. Dessen Fortsetzung sei angesichts der in Aussicht gestellten Unterfinanzierung der Landkreise nicht mehr möglich. Ulrich, der Landrat des Burgenlandkreises ist, betonte, die Wahrnehmung der Aufgaben werde ansonsten deutlich eingeschränkt: "Die Landesregierung treibt uns weiter in den Schuldenturm, wir brauchen bis zur erneuten Befassung der Landesregierung mit dem FAG ein deutliches Signal des Umsteuerns." Vizepräsident Markus Bauer (SPD) ergänzte, die Landkreise hätten die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit überschritten. Der Landrat des Salzlandkreises kündigte an: "Um eine weitere Verschuldung zu vermeiden, muss die Aufgabenwahrnehmung der tatsächlichen Kassenlage angepasst werden. Freie Stellen können nicht wiederbesetzt werden, Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren können nicht mit der gewohnten Geschwindigkeit betrieben werden, die Sprechzeiten in den Landratsämtern müssen angepasst werden, Berichtspflichten an Landesverwaltungsamt und Landesregierung können nicht mehr fristgerecht wahrgenommen werden. Auch die zeitweise Schließung öffentlicher Gebäude muss in Betracht gezogen werden." Der Wittenberger Landrat Christian Tylsch (CDU) erklärte, die Landkreise erhielten immer neue Aufgaben, ohne dass dabei an die Finanzierung gedacht werde. Inzwischen sei die Kassenlage so prekär, dass man überlegen müsse, welche Aufgaben die Landkreise noch bewältigen könnten. Damit rücken nach den Worten Tylschs auch Kreisvolkshochschulen und Kreismusikschulen in den Fokus. Es müsse außerdem geprüft werden, ob Sportvereine für Turnhallen mehr bezahlen müssen als bisher. Der Landkreis Wittenberg rechnet Tylsch zufolge im kommenden Jahr mit einem Defizit von rund 16 Millionen Euro. Das neue Finanzausgleichsgesetz des Landes werde die Lage weiter verschärfen. Irgendwann sei ein Ende der Haushaltskonsolidierung erreicht. Das Deutschlandticket bezeichnete Tylsch bei MDR SACHSEN-ANHALT als sinnbildlich für die verfehlte Finanzpolitik. Die Geschäftsführerin des Landkreistages, Ariane Berger, warf der Landesregierung Wortbruch vor: "Den Landkreisen wurde versprochen, zukünftig die tatsächliche Einnahmeentwicklung der Landkreise im Finanzausgleich zugrunde zu legen. Nun werden erneut fiktive Zahlen verwendet. Dies verletzt das Recht auf kommunale Selbstverwaltung." Man behalte sich vor, das Landesverfassungsgericht anzurufen. Berger forderte auch, die Rechtsgrundlagen für die Kreisumlagen im Kommunalverfassungsrecht gesetzlich neu zu regeln, um der Klageflut der Gemeinden ein Ende zu setzen. Bei der Kreisumlage handelt es sich um das Geld, das Städte und Gemeinden an die Kreise weitergeben müssen. Grund dafür ist, dass die Kreise keine eigenen Steuereinnahmen haben. Landesinfrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) zeigte sich über die Ankündigung zum möglichen Ausstieg aus dem Deutschlandticket überrascht. Hüskens sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es habe zuletzt keine Hinweise darauf gegeben, dass das Deutschlandticket zu finanziellen Problemen führen würde. Sie sehe den Beschluss des Landkreistages eher als Symbol, mit dem man zeigen wolle, dass man insgesamt unterfinanziert sei. "Um so mehr bedauere ich natürlich die Entscheidung", so Hüskens. Das Finanzministerium verwies auf MDR-Nachfrage darauf, dass die Abstimmungen zum neuen Finanzausgleichsgesetz innerhalb der Landesregierung noch nicht abgeschlossen seien. Am Freitag hieß es, die Stellungnahmen der kommunalen Spitzenverbände zu dem Entwurf des Finanzausgleichsgesetzes seien am Montag eingegangen und würden derzeit ausgewertet. Die Landesregierung werde das Gesetz zusammen mit dem Haushaltsplanentwurf 2025/2026 beschließen. dpa, MDR (Christoph Dziedo, Daniel Salpius, Roland Jäger, Susanne Ahrens, Kalina Bunk)
mdr.de
Die Landräte werfen der Landesregierung vor, die Haushaltslage der Kreise schönzurechnen. Sie überlegen nun, aus dem Deutschlandticket auszusteigen.
[ "Deutschlandticket", "49-Euro-Ticket", "Landkreise", "Landräte" ]
Sachsen-Anhalt
2024-08-23T14:27:09+02:00
2024-08-23T16:53:36+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/landkreise-ausstieg-deutschland-ticket-finanzausgleich-100.html
Nur ein Punkt: Erfurt kommt bei Hertha Zehlendorf von der Siegerstraße ab
Nachdem Erfurts Trainer Fabian Gerber bei den zwei Spielen zuvor kränkelte und auf der Tribüne saß, nahm er wieder auf der Trainerbank Platz. "Es fühlt sich gut an. Ich bin froh, dass ich wieder an der Linie stehen kann", bemerkte der 45-Jährige vor dem Anpfiff bei Ostsport. Gerber musste das Team gehörig umbauen, da sich im erfolgreichen Spiel gegen den BFC vier Akteure Sperren eingehandelt hatten. Die Erfurter begannen selbstbewusst und setzten die ersten Akzente. Bereits nach acht Minuten wurde es ganz konkret, denn die Gäste gingen in Führung. Nach einem Wolf-Eckball nahm Benjika Caciel Maß und traf aus Nahdistanz zur Führung für die Erfurter. Da sahen die Zehlendorfer nicht sonderlich gut aus. Schnell schien für die Gerber-Schützlinge alles nach Plan zu laufen. Doch denkste, auch die Gäste wackelten. Nachdem sich Erfurts Gaoussou Dabo die Kugel im Zweikampf abnehmen ließ, bediente Bocar Baro seinen Kollegen Daniel Krasucki, (13.), der zum Ausgleich einnetzte. Nun wurde es eine Partie auf Augenhöhe, die Hertha-Kicker versuchten immer wieder, Nadelstiche zu setzen. Aber auch die Erfurter waren nicht untätig und stellten in der 31. Minute auf 2:1 – und das mit einem Tor zum Zungeschnalzen. Marco Wolf schnappte sich die Kugel, zog mit links ab und vollendete aus rund 25 Metern ins rechte Eck. Ein Klasse-Volltreffer, auch wenn er nicht unhaltbar schien. Leider verletzte sich der RWE-Torschütze kurz vor der Pause im Luftduell mit Zehlendorfs Eric Stiller und musste wie der Berliner vorzeitig vom Feld. Für Wolf, der ins Krankenhaus gebracht wurde, kam Andy Trübenbach. Die Erfurter kamen mit viel Schwung aus der Kabine und orientierten sich auf das dritte Tor. Und das ließ auch nicht lange auf sich warten. Nach feiner Vorarbeit von Maxime Awoudja auf Ben-Luca Moritz passte dieser in die Mitte, Trübenbach (51.) war zur Stelle und bugsierte das Leder aus Nahdistanz zum 3:1 in die Maschen. Nun schienen die Rot-Weißen auf der Siegerstraße zu sein, doch sie hatten die Rechnung ohne die Gastgeber gemacht.Die Zehlendorfer spielten mutig nach vorn und erzielten nach einer Stunde den Anschluss. Sven Reimann köpfte nach einem Freistoß zum 2:3 ein. Die Gäste versuchten nunmehr, die Hertha-Kicker vom eigenen Strafraum entfernt zu halten. Und vorn probierte es Caciel (66.), der sich durchtankte, Torwart Nash-Daniel Amankona umspielte und schließlich an Jake-Robert Wilton scheiterte, der auf der Linie rettete. Das hätte das 4:2 für die Blumenstädter sein können. Stattdessen gab’s etwas später die kalte Dusche in Form des 3:3. Die Thüringer bekamen das Spielgerät nicht aus der Gefahrenzone, Bocar Baro nahm den Ball direkt und traf zum 3:3 (78.). Jetzt war guter Rat teuer für RWE, doch zehn Minuten vor Ultimo schien dann Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer mitzuspielen. Sie zeigte nach einem Handspiel von Zehlendorfs Jonas Burda im Strafraum auf den Punkt. Caciel nahm sich der Sache an und schoss rechts am Kasten vorbei. Ärgerlich, da die Möglichkeit zur erneuten Führung vergeben wurde. So blieb es bis zum Abpfiff beim 3:3. jmd
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Da war eindeutig mehr drin: Der FC Rot-Weiß Erfurt schien bei Hertha Zehlendorf schon auf die Siegerstraße eingebogen zu sein, wurde dann aber doch noch ausgebremst und musste sich mit einem Remis zufrieden geben.
[ "Rot-Weiß Erfurt", "RWE", "Erfurt", "Hertha Zehlendorf", "Fabian Gerber", "Benjika Caciel", "Marco Wolf", "Andy Trübenbach", "Regionalliga", "Fußball", "Sport" ]
2025-04-04T21:14:00+02:00
2025-04-05T17:32:24+02:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_rl/bericht-regionalliga-nordost-hertha-zehlendorf-fc-rot-weiss-erfurt-100.html
Presse-Sprecher oder Presse-Sprecherin
Er gibt Informationen weiter.Zum Beispiel:    • An die Zeitung,    • an das Radio,    • an die Fernseh-Sender.
mdr.de
[]
Wörter-Buch
2022-12-01T12:34:48+01:00
2022-12-01T12:34:48+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-presse-sprecher-100.html
Anmeldung für den Video-Vorführraum
Bitte geben Sie folgende Zahlen ein:
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https://www.mdr.de/unternehmen/kommunikation/video-vorfuehrraum/anmeldeformular-pressevorfuehrraum-100.html
Besuch im Obdachlosenheim in Weimar
Schauspieler Bastian Heidenreich kam im Januar zum ersten Mal ins Weimarer Obdachlosenheim. Das "Haus Hoffnung" liegt am Rand der Stadt und in vielerlei Hinsicht auch am Rand der Gesellschaft. Der Schauspieler wollte eigentlich nur eine Spende überreichen, die er und seine Kollegen in den Vorstellungen des "Christmas Carol" gesammelt hatten. Fast 6.000 Euro waren zusammen gekommen. Als die Gäste aus dem DNT allerdings im "Haus Hoffnung" eintrafen, war der Kaffee fertig und Selbstgebackenes und Blumen standen auf einer schön gedeckten Tafel in der Kontaktstube des Obdachlosenheims. "So ausgesprochen gemütlich hatte ich es mir nicht vorgestellt. Der Umgang unter den Anwesenden war so höflich und familiär, dass es schwer zu sagen war wer dort wohnt und wer zu Gast ist oder dort arbeitet," so der Schauspieler. Ein bisschen "gefremdelt" wurde anfangs schon, die Gäste hatten aber mehr Berührungsängste ins Gespräch zu kommen als die Bewohner. Besonders nachdenklich machte mich ein Gespräch mit einem jungen Mann, der offen auf meine recht persönlichen Fragen zu seinem Aufenthalt dort antwortete. Aus irgendeinem Grund bin ich immer davon ausgegangen, dass die Obdachlosigkeit eher ältere Menschen betrifft. Es stellte sich heraus, dass junge, aus der Welt gefallene Menschen im "Haus Hoffnung" keine Seltenheit sind. Krankheiten spielen dabei eine Rolle - körperliche und psychische. Fast die Hälfte der Bewohner ist suchtkrank. Auch Pflegefälle gibt es. Die Meisten leben hier für wenige Jahre. Aber für manche wurde das "Haus Hoffnung" nicht nur zur zeitweisen Heimat, sondern zur bleibenden. Und einige sind hier auch gestorben und wurden von ihren Mitbewohnern und den Sozialarbeitern des Hauses beerdigt und betrauert. An der Wand in der Kontaktstube hängen Bilder von diesen ehemaligen Bewohnern. Beim Kaffeetrinken mit den Theaterleuten drehten sich auch einige Gespräche um diese Bilder. Und es zeigte sich, dass falsche Vorstellungen und Unwissen über das Leben hier die Bewohner oft traurig machen und sie noch mehr an den Rand der Gesellschaft drängen. Bastian Heidenreich jedenfalls konstatiert, dass er doch einige Vorurteile und Klischees über Bord werfen konnte an diesem Nachmittag. Und das sieht auch Michael Wenzel, Leiter der Caritasregion Mittelthüringen als fast noch wichtiger als das Geld selbst, auch wenn das natürlich sehr willkommen war: "Der Besuch des DNT-Teams im "Haus Hoffnung" und das ausführliche Gespräch mit den Bewohnern und Mitarbeitenden war ein sehr schönes Zeichen der Zusammengehörigkeit in Zeiten einer auseinander driftenden Gesellschaft."  Die Caritas ist seit 2003 zuständig für die Sozialbetreuung im Haus. 34 Menschen leben derzeit in Weimar im "Haus Hoffnung", Platz ist für maximal 53. Wer hier landet, ist am unteren Ende hinsichtlich des sozialen Status in der Gesellschaft angekommen. Viele Hilfesysteme haben vorher versagt. Geleitet wird das Haus von Ina Göthe. In der täglichen Arbeit geht es der Sozialarbeiterin darum, in ganz kleinen Schritten gemeinsam wieder lohnenswerte Ziele für das eigene Leben zu entdecken und daran zu glauben, dass sie umzusetzen sind - trotz aller Rückschläge. Eine solche Arbeit braucht Zeit und eine Atmosphäre, in der Menschen wieder zu sich kommen können. Eine hohe Erwartungshaltung, das Ausüben von Druck und erst recht möglichst unangenehme Rahmenbedingungen sind fast immer kontraproduktiv, denn daran sind diese Menschen zuvor schon oft gescheitert. Ein würde- und respektvoller Umgang mit den Menschen hier ist für das ganze Team selbstverständlich. Genauso wichtig ist jedoch das tägliche Werben dafür außerhalb des Hauses, sei es bei Politik, Verwaltung oder Nachbarn. Peter F. wohnt jetzt seit fast zehn Jahren hier. Seinen Namen haben wir geändert. Er hat ein Zimmer gemietet in einer Dreiraumwohnung. Küche und Bad werden von allen drei Bewohnern gemeinsam genutzt. Das gibt, wie in jeder anderen WG auch, natürlich auch mal Stress. Denn jeder hat ein anderes Ordnungsbedürfnis. Aber er kann seine Tür jederzeit zumachen. Beim Einzug ist das Zimmer frisch gestrichen, ein Tisch, ein Bett, ein Schrank und ein Stuhl stehen darin. Inzwischen hat er sich ein Bücherregal besorgt, einen gemütlichen Sessel zum Lesen auch. Bilder, Grünpflanzen und ein bisschen Deko machen das Zimmer gemütlich. "Wenn ich größere Teile geschenkt bekomme, helfen die Hausmeister dabei, sie herzubringen. Das ist toll", sagt er.Die Hausmeister, von denen die Rede ist, sind Angestellte der Stadt. Sie reparieren, renovieren und werden auch gern mal in Gespräche verwickelt. Ihre Arbeit hier wird geschätzt von den Mietern des Hauses. Das merken sie auch, wenn größere Arbeiten anfallen: "Da kommen schon auch mal Bewohner zu uns und fragen, ob sie helfen können." Und so sitzen sie manchmal sogar nach Feierabend noch ein paar Minuten in der Kontaktstube für eine Kaffee und ein Schwätzchen. Peter F. ist allerdings lieber für sich und schaut selten in der Kontaktstube vorbei, die als Treffpunkt allen Bewohnern offen steht. Er kommt aus Thüringen, will aber nicht sagen, woher genau. Er ist ganz schön rumgekommen in der Welt, für seinen Arbeitgeber war er oft im Ausland. Als er sich dann selbständig gemacht hat, gab es Probleme, Details erzählt er nicht. "Alle großen Dinge haben ihren Ursprung im Kleinen." Peter F. lächelt, als er das sagt. Im Grunde kann jeder in diese Lage kommen. Wenn man es merkt, ist es meist schon zu spät. Als er nämlich nach Problemen mit seinem Vermieter hier unterkam, hätte er nie gedacht, dass er so lange hier wohnen würde. 11,70 Euro kostet ihn die Miete im Haus pro Quadratmeter. Er ist froh, dass er mit staatlicher Unterstützung finanziell klarkommt. Denn von seinen Kindern will er auf keinen Fall Hilfe annehmen. Da ist er nicht der Einzige. Fast alle, die hier leben, haben Familie, aber die wenigsten regelmäßigen Kontakt. Ina Göthe weiß, dass das die Bewohner oft sehr belastet. Es ist schwer zu ertragen, wenn sich andere Menschen von einem abwenden. Egal, aus welchen Gründen. "Für die meisten unserer Bewohnerinnen und Bewohner ist das Gefühl, mit ihrer Art anerkannt und wertgeschätzt zu werden, eine kaum mehr gemachte Erfahrung." Deshalb ist es nicht nur ihre Aufgabe, im Haus für Ordnung zu sorgen und auf die Einhaltung der Regeln zu achten. Schlichtungsgespräche, Unterstützung im Umgang mit Behörden und die Vernetzung mit allen möglichen Partnern gehören auch dazu. "Das Wichtigste ist aber, wertschätzend mit jedem Einzelnen umzugehen und ihm das Gefühl zu geben, hier im Haus willkommen zu sein", sagt sie. Peter F. findet, dass ihr und dem ganzen Team das hervorragend gelingt. Natürlich gibt es immer wieder Probleme. Mal ist der Nachbar zu laut oder der Mitbewohner hat die Küche nicht aufgeräumt. Und auch der Ton ist manchmal ziemlich rau im Haus. Trotzdem sind alle hier froh, dass es das "Haus Hoffnung" gibt. Michael Wenzel meint dazu: "Wahrscheinlich werden wir in Gesellschaften wie den unsrigen auf Unterkünfte für Wohnungslose nicht ganz verzichten können. Aber die Erfahrung zeigt uns, dass wir mit präventiven Angeboten bei drohendem Wohnungsverlust viel erreichen können." Deswegen ist die Caritas seit nunmehr elf Jahren mit der Mobilen Wohnungshilfe in Weimar unterwegs. Wenn sie rechtzeitig von Fällen drohenden Wohnungsverlustes erfahren, gelingt es meistens in Zusammenarbeit mit Vermietern, Sozialamt, Jobcenter und anderen Beteiligten, den Weg ins Wohnungslosenheim zu verhindern. Die Stadt Weimar wünscht sich, dass mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen würden, um diese Präventionsangebote und auch das Obdachlosenheim selbst besser ausstatten zu können. Die Spende des DNT soll jetzt für die Gestaltung einer kleinen Sitzecke neben dem Haus verwendet werden. Schauspieler Bastian Heidenreich jedenfalls hat der Nachmittag im "Haus Hoffnung" gut gefallen. Und er hat die Bewohner zum "Gegenbesuch" ins Deutsche Nationaltheater eingeladen. Vielleicht in ein Stück von Václav Havel, von dem auch das Zitat an der Fassade des Hauses stammt: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht." Quelle: MDR THÜRINGEN/
mdr.de
"Haus Hoffnung" heißt das Obdachlosenheim in Weimar. Es liegt am Rand der Stadt. 37 Menschen leben hier, manche schon fast 15 Jahre.
[ "Hoffnung", "Göthe", "Caritas", "Wenzel", "Weimar", "Obdachlose", "Obdachlosenheim", "Heidenreich", "DNT", "Schauspieler", "Spende", "Pflegefälle", "Sucht", "Krankheiten", "Miete" ]
Thüringen
2022-06-24T14:02:02+02:00
2025-02-07T19:19:53+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/obdachlosenheim-weimar-100_box--1088467669092664022_zc-194f1a06.html
Kaulsdorf im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt: Bürgermeisterin wiedergewählt
In Kaulsdorf im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist mit Kerstin Barczus (parteilos) die hauptamtliche Bürgermeisterin wiedergewählt worden. Sie erhielt knapp 95 Prozent der gut 1.400 Wähler und war die einzige Anwärterin auf das Amt. Lesen Sie hier die Ergebnisse der Gemeinderats- und Stadtratswahlen. Am Tag der Thüringer Kommunalwahlen, dem 26. Mai, berichten wir im Liveticker von den Entwicklungen und Ergebnissen. Alle Ergebnisse der Kommunalwahlen im Überblick gibt es hier. Den Überblick und aktuellen Stand der Kommunalwahl erfahren Sie hier. Was bei der auf den ersten Blick nicht ganz einfachen Stimmabgabe für die Wahl zu beachten ist, lesen Sie hier. Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Kommunalwahl in Thüringen, welche Einflussmöglichkeiten Landräte, Oberbürgermeister oder Gemeinderäte haben und die Übersicht zu allen Thüringer Landrats-, Oberbürgermeister- sowie haupt- und ehrenamtlichen Bürgermeisterkandidaten finden Sie hier auf unserer Themenseite. MDR (cfr)
mdr.de
In Kaulsdorf im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist mit Kerstin Barczus die hauptamtliche Bürgermeisterin wiedergewählt worden.
[ "Nachrichten", "Kommunalwahl", "Bürgermeister", "Saalfeld-Rudolstadt", "Kaulsdorf" ]
Thüringen
2024-05-27T15:59:19+02:00
2024-05-27T15:59:19+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saalfeld-rudolstadt/wahl-buergermeister-kaulsdorf-106.html
Programmmachen bei MDR SACHSEN-ANHALT bis Mitte November
Sie möchten wissen, wie bei MDR SACHSEN-ANHALT Ihre Lieblingssendungen entstehen und wie in einer Radio-, Fernseh- oder Online-Redaktion gearbeitet wird? Bis Anfang November konnte man sich bei der MDR-Aktion "Programmmachen" darum bewerben, für einen Tag bei MDR SACHSEN-ANHALT mittendrin zu sein und als Teil des Teams erleben, wie ein modernes Medienhaus funktioniert. Beim Radiofrühprogramm an der Seite von Antonia Kaloff oder Lars Wohlfarth sein, Fernsehmoderatoren durch ihren Arbeitstag begleiten, die Arbeit in den trimedialen Regionalstudios kennenlernen, Einblicke in die MDR SACHSEN-ANHALT-Musiksendungen bekommen oder in der Redaktion "Digitale Information" die Online- und Social-Media-Angebote des Senders mitgestalten – all dies ist bis Mitte November möglich. Hier erfahren Sie, wen wir bereits zum "Programmmachen" zu Gast hatten: Hier alle Angebote im Überblick: Bei der ersten "Programmmachen"-Aktion von MDR SACHSEN-ANHALT in diesem Jahr gehörte Susi Koch am 5. Oktober zum Team von "MDR um 2". Die Verwaltungsfachangestellte aus Biederitz begleitete Moderator Stefan Bernschein bei seiner Arbeit und erhielt vielfältige Einblicke in den redaktionellen Ablauf sowie die Produktion des Fernsehmagazins, von der Maske über die Studiotechnik bis hin zur Aufnahme des Gebärdensprachangebotes. Höhepunkt für die "Programmmacherin" war es, während der Live-Sendung mit an der Kamera zu stehen. Am Donnerstag war Hans-Christian Buhtz aus Ebendorf, einem Ortsteil von Barleben, zu Gast bei MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE. Hans-Christian Buhtz ist seit vielen Jahren regelmäßiger Zuschauer von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE. Er war 39 Jahre lang Lehrer und hat sogar unsere Moderatorin Susi Brandt zwei Jahre lang in Geografie unterrichtet. Hans-Christian Buhtz und Susi Brandt hatten sich viel zu erzählen und Erinnerungen auszutauschen, sodass das Eis sofort gebrochen war. Für Hans-Christian Buhtz war es ein spannender und erlebnisreicher Tag. Sein Fazit: "Ich ziehe meinen Hut vor dem, was ihr jeden Tag leistet und wie professionell ihr dabei vorgeht. Und zwar in allen Gewerken: Redaktion, Schnitt, Regie usw.". Am 17. Oktober war Programmmacher Matthias Grunow aus Wittenberg zu Gast im Studio Dessau von MDR SACHSEN-ANHALT. Zusammen mit Dennis Jakob, der den Teilnehmer gefahren hatte und ebenfalls überaus interessiert an der Arbeit der Redakteurinnen und Redakteure war, ließ sich Matthias Grunow von Reporterin Jana Müller die Abläufe detailliert erklären: von der Radio-Berichterstattung über die VJ-Kameratechnik bis hin dazu, wie Recherche-Ergebnisse via dem Redaktionssystem Sophora ins Internet kommen. Am 20. Oktober 2023 war die Magdeburgerin Kathleen Ardelt als Programmmacherin bei MDR SACHSEN-ANHALT. Sie sah sich einen Tag die Arbeit eines Chef vom Diensts in der Redaktion Digitale Information an – und machte mit. Wie entstehen Nachrichten? Wer wählt warum aus, welche Nachrichten veröffentlicht werden? Und welche Rolle spielen Suchmaschinenoptimierung, Social Media, Community Management und Co.? Über all das sprach die Programmmacherin mit Julien Bremer, Chef vom Dienst für die Digitale Information, und Maria Hendrischke, Chefin vom Dienst für die Digitale Information. Am Ende des Tages standen viele, neu gewonnene Eindrücke für die Programmmacherin. "Es interessiert Sie, wie der Bürgertalk "FAKT IST!" entsteht?" Auf diese Frage antwortete Gerald Nannke aus Magdeburg mit "Ja". So wurde Nannke Programmmacher und war bei der gesamten Produktion des Bürgertalks FAKT IST! live mit dabei: von der Redaktionskonferenz über die Aufzeichnung des Teasers für MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE und die Einblicke in Redaktion, Produktion und Regie. Außerdem diskutierte er mit dem Moderationsduo Anja Heyde und Stefan Bernschein und schaute sich mit ihnen das Studio an. Während der Sendung war der Programmmacher mit in der Regie, verfolgte gespannt den Verlauf der Sendung und gab der Redaktion am Ende Feedback. Christiane Hofmann aus Staßfurt scheint eine Frühaufsteherin zu sein. Die Programmmacherin stand ab sechs Uhr mit Moderator Lars Wohlfarth im Studio und war mittendrin, als "Der schönste Morgen" gesendet wurde. Christiane Hofmann hat die Livesendung im Studio begleitet und die Radioredaktion von MDR SACHSEN-ANHALT kennengelernt. Wie kommen "Die Hits unseres Lebens" ins Radio? Welche Titel schaffen es ins Programm? Das durfte Julia Kristin einen Tag lang miterleben – von der Auswahl der Musikstücke bis zur tatsächlichen Sendung im Radio. Dabei durfte sie bei der Musikchefin selbst ihre Meinung loswerden. Für Andreas "Andi" Lange aus Nebra erfüllte sich am 16. November der Wunsch, einmal als "Oldiemarkt"-Co-Moderator musikalische Schätze zu präsentieren. Drei Stunden lang war er gemeinsam mit dem MDR SACHSEN-ANHALT-Musikauskenner Peter Hofmann am Mikrofon. Wie von dem Programmmacher vorgeschlagen, war die Sendung eine 60er-Jahre-Party, für die "Andi" Lange sowie auch viele andere Hörerinnen und Hörer die Titel vorgeschlagen hatten. Aufstehen mit MDR SACHSEN-ANHALT macht Spaß. Gemeinsam mit Lars Wohlfarth bereiten Sie den Hörerinnen und Hörern von "MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir" den schönsten Morgen und sind mittendrin im Team des Frühprogramms. Gemeinsam mit Moderator Frank Eberlein durch den "80er Hit-Abend" führen – ein Traum für Ulli Krug aus Thale. Am 24. November stand der Schallplattensammler, der in den 1980er-Jahren selbst DJ war, zusammen mit dem Moderator am Mikrofon. Als Programmmacher stellte er natürlich auch die Musik für die Sendung zusammen: internationale Charts-Erfolge von den Eurythmics, Queen oder Depeche Mode ebenso wie deutsche 80er-Top-Hits aus Ost und West. MDR
mdr.de
Vor Ort dabei sein, wenn Ihre Lieblingssendung entsteht oder News ins Netz gelangen – das geht beim "Programmmachen". Bewerbungen sind nicht mehr möglich.
[ "mdr", "aktion", "programmmachen", "landesfunkhaus", "magdeburg", "regionalstudio", "halle", "dessau" ]
Sachsen-Anhalt
2023-11-10T08:16:51+01:00
2023-11-30T10:01:02+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/kontakt/landesfunkhaus/programmmachen-magdeburg-104.html
Proteste gegen die Bundeswehr in der Altmark – wieder einmal
Es ist wie so oft im Leben: Das Gute hat eine Kehrseite. In der Altmark wissen sie das zu gut. Seit fast 30 Jahren ist die Bundeswehr in der Colbitz-Letzlinger Heide verwurzelt – fast ebenso lange gibt es Proteste gegen sie, mitunter wohl auch gewaltsam. Im Jahr 2013 der traurige Höhepunkt: Ein Brandanschlag auf die Kaserne in Havelberg verursachte einen Millionenschaden. Laster, Spezialfahrzeuge und Radpanzer gingen in Flammen auf. Die Behörden ermittelten auch gegen die Friedensaktivisten. Die wiesen jede Schuld von sich. Über den heutigen Stand der Ermittlungen hält das Landeskriminalamt sich auf Anfrage bedeckt. Viele Menschen in der Altmark können über solche Meldungen nur den Kopf schütteln. Für sie ist der Bundeswehr-Standort kein Grund für Proteste, im Gegenteil: Die dünn besiedelte Gegend freut sich über die Kaufkraft der Soldaten. Und sie profitiert davon, dass die Bundeswehr regelmäßig baut – seit 2012 etwa die Übungsstadt Schnöggersburg. Es seien in den vergangenen Jahren viele Aufträge an kleine und mittelständische Firmen in der Gegend gegangen, sagte beim Richtfest von Schnöggersburg ein Handwerker gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. "Das bringt Aufschwung in die Gegend." Den braucht die Altmark dringend. Dazu kommt: Das Gefechtsübungszentrum Heer, kurz GÜZ, gilt mit zahlreichen zivilen Beschäftigten als einer der größten Arbeitgeber in der Region. Dass Aktivisten dennoch gegen die Bundeswehr demonstrieren, dass sie fordern, die Truppe ganz abzuschaffen – das hat Tradition. Seit 1993 haben Aktivisten der Bürgerinitiative "Offene Heide" nach eigenen Angaben mehr als 300 "Friedenswege" organisiert. Auf Mahnwachen folgten Kundgebungen, immer mit dem Ruf nach einer zivilen Nutzung der Colbitz-Letzlinger Heide. Vor einigen Jahren bekam die Bürgerinitiative für ihren unermüdlichen Protest den Aachener Friedenspreis. Man werde sich niemals an Kriege gewöhnen, sagen Aktivisten der Initiative. Deshalb wollen auch sie dabei sein, wenn in dieser Woche wieder protestiert wird. Das Ziel auch dieses Mal: das Gefechtsübungszentrum Heer in Letzlingen bei Gardelegen. Vom niedersächsischen Wendland aus wollen Friedensaktivisten von Mittwoch und bis Anfang kommender Woche mit mehreren Aktionen die Abschaffung des Gefechtsübungszentrums Heer (GÜZ) in der Altmark verlangen. Wie das Bündnis vorab mitteilte, sind dafür mehrere "gewaltfreie Aktionen des zivilen Ungehorsams" geplant. Die Aktivisten wollen erreichen, dass die Colbitz-Letzlinger Heide ausschließlich zivil genutzt wird. Zu den Organisatoren zählen das "Junge Netzwerk für politische Aktionen", die Bürgerinitiative "Offene Heide" und etliche Einzelpersonen. Doch Protest hin oder her: Die Bundeswehr ist immer noch da. Und sie baut. Die Übungsstadt auf dem Truppenübungsplatz Altmark ist so gut wie fertig, lediglich ein paar Feinarbeiten müssen noch erledigt werden. Sechs Quadratkilometer groß, 16 Kilometer Straßennetz, 550 Gebäude, eine Kanalisation, ein U-Bahn-Schacht – alles gebaut, um Soldaten auf Kriegseinsätze im Ausland vorzubereiten. Was als Aufschwung für die Gegend dient, empfinden Kritiker der Truppe als Provokation. Die Bundeswehr argumentiert, es brauche Übungsstädte wie Schnöggersburg dringender denn je. Gekämpft, so das Argument, wird in der Zukunft kaum noch in der freien Fläche – sondern in bebauten Gebieten. Das müsse geübt werden. Und so hat sich die Bundeswehr eine Übungsstadt der Superlative in die beschauliche Altmark gebaut – mit Platz für Übungen mit bis zu 1.500 Soldaten. Schnöggersburg ist allerdings nur ein Teil des des 23.000 Hektar großen Gefechtsübungszentrums Heer. Das ist seit Mitte der 1990er bei Gardelegen angesiedelt – einer Stadt, in der das Militär seit dem 18. Jahrhundert beheimatet ist. Seit den 1940ern wird der Platz in der Colbitz-Letzlinger Heide durchgehend militärisch genutzt – erst von den Nazis, später als größter Truppenübungsplatz in der DDR, seit Mitte der 1990er von der Bundeswehr. Nach der Wende hatte es kurz Überlegungen gegeben, die Colbitz-Letzlinger Heide nicht mehr militärisch zu nutzen. Der sogenannte Heidekompromiss, geschlossen vom Land und der Bundesrepublik, machte diese Überlegungen schnell zunichte. Das Gefechtsübungszentrum bei Letzlingen wurde ab 1995 gebaut. Zwei Jahre später, 1997, begann dort die Ausbildung von Soldaten. Die Anlage gilt als einer der modernsten Truppenübungsplätze der Welt. Auf ihm trainieren nicht nur Soldaten der Bundeswehr, sondern auch solche anderer NATO-Staaten. Dabei sollen vor allem Landstreitkräfte auf Gefechtsübungen vorbereitet werden, die im GÜZ regelmäßig trainiert werden. Dank moderner Technik können die Übungen in der Zentrale verfolgt werden. Ausbilder etwa können laut Bundeswehr die genaue Position und den fiktiven Verwundungsgrad einzelner Soldaten überwachen. Für Menschen, die in der Region aufgewachsen sind, gehört die Bundeswehr ohnehin dazu. Viele kennen das gar nicht anders, das zeigen Berichte von Einwohnern immer wieder. Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher (SPD) sagte vor einigen Jahren, natürlich wünsche auch sie sich, dass es einen Ort wie das GÜZ nicht brauche. "Aber solange es eine solche Welt nicht gibt, bin ich stolz, dass das Gefechtsübungszentrum hier ist." Quelle: MDR/ld
mdr.de
Erneut wollen Friedensaktivisten in diesen Tagen gegen das Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr in der Colbitz-Letzlinger Heide protestieren. Anders die Altmärker: Sie wissen um die Vorzüge des Militärstandortes.
[ "gardelegen", "bundeswehr", "militär", "colbitz-letzlinger-heide", "protest", "demo", "güz", "gefechtsübungszentrum", "heer", "truppen", "truppenübungsplatz", "aktivisten", "camp", "wendland", "gedelitz" ]
Sachsen-Anhalt
2020-09-16T17:36:13+02:00
2020-09-21T15:33:50+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/gardelegen/militaerstandort-gefechtsuebungszentrum-geschichte-100.html
Handwerk
Das bedeutet: Etwas wird mit der Hand gemacht.Ein Handwerk ist zum Beispiel:    • Bier brauen,    • Häuser bauen    • oder Kleidung nähen.
mdr.de
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Wörter-Buch
2018-06-08T12:54:25+02:00
2018-06-08T12:54:25+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-handwerk-100.html
"Einfach durchhalten": Die Dorfschule Remptendorf im Krisenmodus
Wie sieht Ihre aktuelle Situation aus, Frau Elster? Stefanie Elster: Die Lehrersituation an der Regelschule Remptendorf, im Saale-Orla-Kreis war schon immer relativ angespannt, auch in den vergangenen Jahren. Aber es war immer so, dass wir mit geringen Stundenplan-Kürzungen, die kaum aufgefallen sind, eigentlich gut über die Runden gekommen sind. Zum einen hatten wir die Verrentung, also dass zwei Kollegen in Rente gegangen sind. Die Stellen wurden teilweise auch neu besetzt beziehungsweise vom Schulamt Ostthüringen ausgeschrieben. Zum anderen haben wir Kollegen, die aktuell aus verschiedenen Gründen nicht an der Schule sind. Und das ist momentan unser Problem. Das sind allerdings Stellen, die nicht verfügbar sind, sodass es vom Schulamt keine Stellenausschreibungen geben kann. Was haben Sie bisher unternommen? Ich stehe im regelmäßigen Kontakt mit dem Schulamt Ostthüringen, in der Hoffnung, dass doch irgendwann ein Bewerber auftaucht. Vieles erfahre ich auch über Hörensagen. So habe ich zum Beispiel unseren neuen Sportkollegen gewonnen. Er hat sich einfach bei mir gemeldet, und dann haben wir alle Kräfte mobilisiert, damit er hier eine Stelle bekommt. Das heißt, es wurde sogar eine neue Stelle geschaffen, obwohl dies ursprünglich nicht vorgesehen war. Und dann versuchen wir, den Unterricht, der eigentlich ausfallen würde, in den oberen Klassen durch Freiarbeit zu kompensieren. Bei den jüngeren Schülern bin ich zudem mit meinen Stundenzahlen exorbitant hochgegangen. Wie sieht das sogenannte Freiarbeiten aus? Über Edupage, unsere Lernplattform, bekommen die Schüler didaktisch aufbereitetes Material. Dort kann ich Lernmodule einstellen, die Materialien, Filme und Links enthalten. Die Schüler bearbeiten die Aufgaben mit Hilfe der schuleigenen Tablets. Sie müssen sich die Inhalte dann mit Hilfe des aufbereiteten Materials, Internetzugang und, wenn sie nicht weiterkommen, auch mit meiner Unterstützung erarbeiten. Wurde Ihnen schon Hilfe vom Schulamt angeboten? Die Referentin beim Schulamt gibt ihr Bestes und ist auch bereit, unkonventionelle Wege zu gehen und kreativ zu denken. Leider gibt es keine adäquaten Bewerber, und ich denke, das liegt an unserer ländlichen Lage. Remptendorf liegt im Saale-Orla-Kreis bei der Bleilochtalsperre. Daher machen wir selbst Werbung für uns und betonen, wie schön es bei uns ist: "Da arbeiten, wo andere Urlaub machen." Wie werden Sie jetzt erstmal weiter vorgehen? Einfach durchhalten! Perspektivisch wird sich die Personalsituation - wenn auch nicht deutlich, aber hoffentlich bald - etwas entspannen. Nach den Winterferien bekommen wir einen Kollegen aus Hirschberg, der bei uns im Hybridunterricht in den neunten und zehnten Klassen aushilft. Ansonsten müssen wir abwarten, was die Zeit bringt. Wenn Sie den Beruf als Lehrer an Ihrer Schule in drei Sätzen schmackhaft machen müssen, was würden Sie sagen? Wir sind eine kleine Schule, und wir sind wirklich eine Schulfamilie. Ich kenne meine Schüler, weiß, welches Päckchen sie zu tragen haben. Das schafft eine eigene Atmosphäre und bringt Herzlichkeit und Vertrauen mit sich. Das ist der wichtigste Punkt, der unsere Schule ausmacht und dem man mit nichts aufwiegen kann! Vielen Dank für das Interview! MDR (cfr)
mdr.de
Die Regelschule in Remptendorf hat mit massivem Lehrermangel zu kämpfen. Sechs Lehrer stehen der Schulleiterin Stefanie Elster noch für sieben Klassen zur Verfügung. Ein Interview.
[ "Nachrichten", "Thüringen", "Remptendorf", "Schule", "Lehrermangel" ]
Thüringen
2025-01-31T15:08:51+01:00
2025-01-31T21:17:14+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-orla/remptendorf-regelschule-lehrermangel-114.html
CDU-Stadtrat Alexander Vogt will Oberbürgermeister von Halle werden
Nach dem für das Monatsende angekündigten Rücktritt von Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) kommt Bewegung in die Kandidatenfrage um seine Nachfolge. Unterstützt von der CDU-Mittelstandsunion (MIT) hat der hallesche CDU-Stadtrat Alexander Vogt parteiintern seinen Hut in den Ring geworfen. Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT sagte Vogt, seit der Wende habe Halle keinen Hallenser mehr auf dem Chefsessel im Rathaus gehabt. Aus Gesprächen wisse er, dass vielen Bürgern ein Oberbürgermeister wichtig sei, der die Stadt mit all ihren Umbrüchen erlebt habe und daraus Perspektiven für die Zukunft entwickeln könne. Berichte, wonach er die eigene Partei mit seiner Interessensbekundung überrascht habe, wies Vogt entschieden zurück. Er habe bereits vor Monaten, zuletzt jedoch mit einer E-Mail am Freitag, den Vorstand über seine Ambitionen informiert. Vogt übte dabei Kritik an den CDU-Kreisvorständen Marco Tullner und Christoph Bernstiel. Während in anderen Parteien schon intensiv über die Kandidatenfrage beraten würde, habe man innerhalb der halleschen CDU noch nicht einmal zu einer Vorstandssitzung in der Sache geladen. Vogt sagte, einen parteiinternen Wettstreit um die Position des Oberbürgermeister-Kandidaten sehe er positiv. Grundsätzlich habe er große Lust auf den Posten. Ob er im Falle einer Niederlage innerhalb der CDU auch als parteiloser Kandidat ins Rennen gehen würde, ließ er im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT offen. In Halle wird eine vorgezogene Neuwahl des Oberbürgermeisters nötig, weil Amtsinhaber Bernd Wiegand angekündigt hat, zum Monatsende zurückzutreten. Hintergrund sind laufende Gerichtsverfahren. MDR (Marc Weyrich)
mdr.de
Nach dem angekündigten Rücktritt von Bernd Wiegand sucht Halle einen neuen Oberbürgermeister. In die Frage nach möglichen Kandidaten kommt nun Bewegung.
[ "sachsenanhalt", "halle", "hallesaale", "berndwiegand", "oberbürgermeister", "kandidaten", "cdu", "stadtrat", "alexandervogt" ]
Sachsen-Anhalt
2024-08-07T18:17:08+02:00
2024-08-07T18:17:08+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/cdu-stadtrat-alexander-vogt-oberbuergermeister-halle-100.html
Unser täglich Brot rettet heute
Dass in Privathaushalten zu viele Lebensmittel in der Tonne landen – das ist jetzt soweit nichts Neues, damit beschäftigen wir uns im Rahmen der MDR-Resteretter schon ein ganzes Weilchen. Aber noch mal zur Ausgangslage: Lebensmittelabfälle gestalten sich in den heimischen Küchen und Kammern sehr unterschiedlich. Schauen wir kurz mal auf aktuelle Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Unangefochtener Spitzenreiter im Müll: Tomaten, Äpfel, Maracujas, Stachelgurken. Frisches Obst und Gemüse ist ein großer vermeidbarer Posten in der Biotonne (oder halt im Restmüll, falls Sie nicht trennen). Das ist im Übrigen auch bei den Lebensmittelabfällen so, die bereits bei der Produktion entstehen. Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Auch wenn der Anteil weggeworfener tierischer Produkte geringer ist, verursacht dieser Müll sehr viel mehr unnötige Treibhausgase als das Grünzeug. Platz drei: Brot- und Backwaren. Das wundert kaum. 4,5 Millionen Tonnen Roggenmischlaibe, Teilchen und Laugenstangen wurden 2015 in Deutschland hergestellt. Davon sind 1,7 Millionen als Verluste abhandengekommen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das hat der WWF herausgefunden. Aufgesplittet sieht das so aus: Okay, das ist interessant. Hier zeigt sich ein ganz ähnliches Bild wie in der Lebensmittelverschwendung über alle Gruppen von Nahrungsmitteln hinweg. Wieder sind es die Haushalte, die einen Großteil des vermeidbaren Mülls ausmachen. Das ist auch ein Trend, den wir bereits schon jetzt, zwei Monate nach dem Start der MDR-Resteretter-App, sehen können. Im Ranking der am meisten weggeworfenen Lebensmittel sind Brot und Backwaren nicht nur ein großer Posten … … sondern führen die Liste mit Abstand an! Klar, repräsentativ ist das noch nicht. Aber es zeigt, wohin die Reise geht. Ist aber nicht nur so, dass das Produkt Brot diese Negativspitze so nahezu unanfechtbar anführt. Auch andere Backwaren – Kuchen und Brötchen – befinden sich auf den vorderen Plätzen. Zusammen waren es am Stichtag 26. Oktober über dreißig Kilo, deren Entsorgung in unserer App protokolliert wurde. Nun denn. Zeit, Tacheles zu reden: Wir wollen jetzt mal nicht allzu sehr schwarzmalen. Aber alles deutet darauf hin, dass es nicht schaden könnte, unseren Umgang mit Backwaren einfach noch mal neu zu lernen. Vielleicht hilft für den Anfang ja erstmal ein Blick auf die Haltbarkeit. Klar: Das hier sind Richtwerte zur groben Orientierung, keine verbindlichen Angaben. Sie sehen, bei der Haltbarkeit gibt es großen Spielraum. Und auch wenn's weh tut: Je gesünder bzw. vollwertiger es wird, desto länger hält sich der Laib. So sorgen industrielle Fertigsäuren dafür, den Herstellungsprozess zu beschleunigen. Mit Natursauerteig hält es hingegen länger frisch. Und da die Schalen der Getreidekörner das Wasser gut binden, bleiben Vollkornbrote länger saftig. Auch der Rest ist eigentlich gar nicht so schwer. Schauen Sie mal: Sie kennen das vom Käse: Das Stück Hartkäse ist nicht verloren, auch wenn es schimmelt, sofern man sich großzügig von der Schimmelstelle trennt. Beim Brot ist das keine gute Idee. Aus gesundheitlichen Gründen müssen schimmelige Backwaren entsorgt werden. Sollte sich das Malheur in einem Brottopf oder dergleichen zugetragen haben, bitte auch das Behältnis gründlich säubern. Und nicht verzagen: Ein gutes Brot dauert seine Zeit. Den richtigen Umgang zu erlernen, eben auch.
mdr.de
Brot und Backwaren landen so richtig oft in der Tonne und zählen zu den am meisten entsorgten Lebensmitteln. Für eine Brotnation ist das nicht nur ein großes Imageproblem. Was sagen die Zahlen? Und wie werden sie besser?
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2021-10-29T12:46:37+02:00
2024-07-23T12:29:08+02:00
https://www.mdr.de//wissen/resteretter-brot-backwaren-100.html
In den nächsten Tagen fahren viele Bundeswehr-Fahrzeuge durch Mittel-Deutschland
Auf den Straßen von Mittel-Deutschland sind jetzt viele Fahrzeuge von der Bundeswehr zu sehen. Das wird am Donnerstag und am Freitag so sein. Denn die Bundeswehr hat eine großes Manöver in der Altmark gemacht. Das ist ein Gebiet im Bundes-Land Sachsen-Anhalt. In der Altmark gibt es einen Truppen-Übungs-Platz. Dort hat die Bundeswehr eine Nato-Manöver gemacht. Das bedeutet: Sie hat geübt, wie sie im Krieg mit anderen Ländern zusammen-arbeiten kann.Mit dabei waren auch eine Bundeswehr-Gruppe aus dem Bundes-Land Bayern. Die Bundeswehr-Gruppe waren die Gebirgs-Jäger. Das Nato-Manöver hatte den Namen: European Falcon 2024.Jetzt ist es zu Ende.    • Und die Soldaten    • und Bundeswehr-Fahrzeuge fahren zurück in ihre Kasernen. Die Fahrzeug-Kolonne von der Bundeswehr fährt durch verschiedene Bundes-Länder. Los geht es:In der Altmark bei der Stadt Gardelegen. Dann fahren die Bundeswehr-Fahrzeugedurch die Stadt Weißenfels im Burgenland-Kreis.Von dort fahren sie weiter durch die Bundes-Länder:    • Sachsen    • Thüringen    • und Bayern. Denn in Bayern ist die Kaserne von der Bundeswehr-Gruppe Gebirgs-Jäger. Die Bundeswehr sagt aber nicht genau: Welche Strecke die Bundeswehr-Fahrzeuge fahren.Denn:    • Die Fahrzeuge     • und die Soldaten sollen wieder sicher in ihrer Kaserne ankommen.
mdr.de
Denn die Bundeswehr hat eine großes Manöver in der Altmark gemacht. Jetzt ist es zu Ende. Und die Soldaten und Bundeswehr-Fahrzeuge fahren zurück in ihre Kasernen.
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2024-09-26T15:02:07+02:00
2024-09-26T15:02:07+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-militaer-konvoi-nato-bundeswehr-thueringen-sachsen-anhalt-gardelegen-100.html
ChatGPT kann nur teilweise mit Menschen mithalten
Für die Studie wurde GPT-3 einer Reihe psychologischer Tests unterzogen, die Aspekte allgemeiner Intelligenz prüfen sollten. Die Ergebnisse des Sprachmodells wurden daraufhin mit den Antworten menschlicher Probanden verglichen – sowohl in Hinblick auf die Korrektheit der Antwort als auch darauf, ob GPT-3 ähnliche Fehler macht wie Menschen. Bei der Beantwortung einer klassischen Fragestellung der kognitiven Psychologie (dem "Linda-Problem") zeigte sich, dass GPT-3 nicht nur nach logischen Gesichtspunkten entscheidet, sondern auch menschliche Denkfehler reproduziert. Das Sprachmodell hatte offensichtlich aus riesigen Textmengen aus verschiedenen Datensätzen gelernt, wie Menschen normalerweise Sprache einsetzen. Die Forschenden testeten zusätzlich, ob GPT-3 wirklich menschenähnliche Intelligenz aufweist oder die Antworten nur "auswendig wusste". Bei der Erledigung von neuartigen Aufgaben schnitt das Programm annähernd so gut ab wie Menschen ab, wenn es darum ging, rationale Entscheidungen zu treffen. Bei gezielter Informationssuche oder kausalem Schlussfolgern war die künstliche Intelligenz dagegen deutlich schlechter. Das liegt laut den Experten daran, dass GPT-3 seine Informationen nur passiv aus Texten ziehe und nicht aktiv mit der Umwelt interagiere. Aus dem Umgang mit Menschen könne das Programm aber weiter lernen und in Zukunft auch auf diesem Gebiet besser werden. Link zur Studie: Using cognitive psychology to understand GPT-3
mdr.de
Tübinger Forschende haben das Sprachmodell von ChatGPT untersucht: In manchen Bereichen kann sie KI schon mit Menschen mithalten, in anderen mangelt es dagegen, weil ihr die aktive Interaktion mit der Welt fehlt.
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2023-02-10T09:43:56+01:00
2023-02-10T09:43:56+01:00
https://www.mdr.de//wissen/chatgpt-kann-nur-teilweise-mit-menschen-mithalten100.html
47,88 Jahre im Schnitt – Menschen in Sachsen-Anhalt deutlich älter
Die Bevölkerung von Sachsen-Anhalt ist im Schnitt deutlich älter als vor drei Jahrzehnten. Das Durchschnittsalter lag Ende 2022 bei 47,88 Jahren – 8,66 Jahre mehr als noch 1992 (39,22 Jahre), wie das Statistische Landesamt in Halle am Montag mitteilte. Gründe seien die gestiegene Lebenserwartung, niedrige Geburtenzahlen und die Tatsache, dass viele junge Leute Sachsen-Anhalt verlassen. Regional gebe es aber große Unterschiede. So lebten im vergangenen Jahr die im Schnitt jüngsten Menschen (44,28 Jahre) in der einwohnerreichsten Stadt Halle, hieß es. Am ältesten sei die Bevölkerung mit 50,31 Jahren im Landkreis Mansfeld-Südharz und in der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau mit 50,22 Jahren. Die Frauen waren den Angaben zufolge in 2022 mit durchschnittlich 49,61 Jahren gut dreieinhalb Jahre älter als die Männer. Sachsen-Anhalts Bevölkerung schrumpft und altert im Bundesvergleich am stärksten. Auch im europäischen Vergleich steht das Land nicht gut da. Die Bevölkerungsentwicklung hat sich allerdings etwas gefestigt. Denn: Eine massive Abwanderung wie in den Jahren nach dem Mauerfall gibt es nicht mehr. Der Wanderungssaldo zwischen Zu- und Fortzügen ist nun ausgeglichen. Seit der Wiedervereinigung ist die Lebenserwartung um viele Jahre gestiegen. Darum steigt das Durchschnittsalter in Sachsen-Anhalt. Der Sozialgeograph Klaus Friedrich geht davon aus, dass der Wert noch mehr ansteigen wird, da auf lange Sicht noch mehr junge Leute abwandern und weniger hinzukommen werden. Die Geburtenrate hat sich, nachdem sie Anfang der 1990er sehr niedrig war, wieder dem westdeutschen Niveau angeglichen. Sie liegt mit 1,55 Kindern pro Frau leicht über dem deutschen Durchschnitt. Trotz dieser demografischen Trends soll Sachsen-Anhalts Bevölkerung Berechnungen zufolge bis 2030 weiter schrumpfen. Jede Generation wird unter den derzeitigen Bedingungen um etwa ein Drittel kleiner als die jeweilige Elterngeneration, sagt Sozialgeograph Klaus Friedrich. Doch in Sachsen-Anhalt gibt es dennoch wenige Frauen im gebärfähigen Alter. Selbst eine überdurchschnittlich hohe Geburtenrate hat darum keinen großen Effekt. Der Sozialgeograph Klaus Friedrich empfiehlt eine familien- und kinderfreundliche Regionalpolitik. Das bedeutet, auch kleine Schulen sollten offen gehalten werden, die Infrastruktur sollte gefördert werden. Arbeitsplätze seien zwar wichtig. Aber junge Menschen würden auch Pendelwege auf sich nehmen, wie es etwa das Beispiel Hohe Börde zeige. Dorthin seien Menschen gezogen, die zum Arbeiten nach Niedersachsen pendelten. Wie zutreffend Vorausberechnungen der Bevölkerungsentwicklung sind, hängt von mehreren Faktoren ab. Nicht berechenbar sind etwa krasse Brüche wie der Mauerfall. Auch starke Zuwanderungen, etwa durch Geflüchtete, sind nicht vorhersehbar. Grundlage für Vorausberechnungen sind aktuell vorhandene Daten, etwa die Geburten- und Sterberaten. MDR (Johanna Daher), dpa
mdr.de
Die Menschen in Sachsen-Anhalt sind im Durchschnitt 47,88 Jahre alt. Das zeigen Daten des Statistischen Landesamtes. In welchem Landkreis das Alter am höchsten ist? Ein Einblick.
[ "Nachrichten", "Statistik", "Landesamt", "Daten", "Alter", "Durchschnittsalter", "Demographie", "Demografie" ]
Sachsen-Anhalt
2023-07-18T14:24:25+02:00
2023-07-18T14:24:25+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/alter-bevoelkerung-einwohner-102.html
❌ Stimmt nicht: Spargel ist giftig wenn er roh oder bitter ist
Spargel gehört zu den beliebtesten Gemüsesorten der Deutschen. Was viele dabei nicht wissen, ist: Spargel zählt tatsächlich zu den Giftpflanzen. Das hört sich aber schlimmer an, als es ist. Leicht giftig sind nur die roten Beeren der Spargelpflanze. Bereits fünf bis sieben Stück davon können Erbrechen und Bauchkrämpfe auslösen. Die Spargelstangen, die gern gegessen werden, sind dagegen völlig unbedenklich. In seltenen Fällen kann Spargel zwar bitter schmecken. Das passiert jedoch, wenn er zu nah am Wurzelstock gestochen wurde oder es während des Wachstums zu einem drastischen Kälteeinbruch kam. Doch gefährlich ist das nicht. Mit ein bisschen Zucker im Kochwasser kann dem Spargel ein Teil der Bitterstoffe entzogen werden. Auch roher Spargel ist nicht ungesund oder sogar giftig und kann ohne Bedenken verzehrt werden. Allerdings sind die ungegarten Stangen aufgrund der zähen Fasern und des harten, holzigen Endes schwer zu verdauen. Quellen: Verbraucherzentrale Bayern, Giftzentrale Bonn Diesen Faktencheck gibt's auch bei Facebook.
mdr.de
Geprüft am: 09.05.2023
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2024-02-23T10:35:43+01:00
2024-02-23T10:35:43+01:00
https://www.mdr.de//wissen/faktencheck/faktencheck-spargel-100.html
Die Feuerwehr musste einen Groß-Einsatz in einem Supermarkt in Quedlinburg machen
Quedlinburg ist eine Stadt im Landkreis Harz.Das ist im Bundes-Land Sachsen-Anhalt.Am Montag-Abend ist etwasin einem Supermarkt in Quedlinburg passiert.Deshalb musste die Feuerwehr einen Groß-Einsatz machen. Das ist im Supermarkt passiert Im Supermarkt ist Rohr-Reiniger auf den Boden gekommen.    • 1 Mensch    • oder mehrere Menschenhaben den Rohr-Reiniger dort hin-geschüttet.Bis jetzt weiß noch kein Mensch,warum das passiert ist. Gift aus dem Rohr-Reiniger war dann in der Luft.Dieses Gift ist auch in die Lüftungs-Anlage gekommen.So war es dann im ganzen Supermarkt in der Luft.45 Menschen haben deshalb Atemwegs-Reizungen bekommen. Der Chef vom Supermarkt hat dann bestimmt:Alle Menschen sollen sofort aus dem Supermarkt raus-gehen.Und einige Menschen haben die Feuerwehr gerufen. Verschiedene Rettungs-Kräfte sind dann gekommen Die Feuerwehr hat dann einen Groß-Einsatz gemacht.Dieser Groß-Einsatz hat von 18:00 Uhr bis 23:00 Uhr gedauert.Dabei waren Feuerwehr-Leutemit besonderer Schutz-Kleidung im Supermarkt.Dort haben sie heraus-gefunden,dass giftiger Rohr-Reiniger in der Luft ist.Und sie haben den Rohr-Reinigeraus dem Supermarkt heraus-geholt. Auch andere Rettungs-Kräfte waren beim Supermarkt.Sie haben sich um die 45 verletzten Menschen gekümmert.Und sie haben 1 Frau in ein Kranken-Haus gebracht,weil sie starke Atemwegs-Reizungen hatte.
mdr.de
Im Supermarkt war giftiger Rohr-Reiniger in der Luft. Bis jetzt weiß noch kein Mensch, warum das passiert ist.
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2025-05-20T11:33:09+02:00
2025-05-20T15:15:08+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-anhalt-quedlinburg-havarie-supermarkt-100.html
BSW-Chefin Wagenknecht weist Vorwürfe der Einmischung zurück
BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht hat Vorwürfe zurückgewiesen, sich zu sehr in die Regierungsbildung in den ostdeutschen Ländern einzumischen. Wagenknecht sagte dazu in einem Interview bei MDR AKTUELL: "Zunächst mal verhandeln unsere Leute vor Ort, auch in unterschiedlichen Teams. Natürlich stimmen wir uns da aber ab. Das machen alle Parteien". Der Landesvorstand hat das beschlossen und das war auch immer die Position der Thüringer Verhandler. Die potenziellen Koalitionspartner in Thüringen, CDU und SPD, hatten Wagenknecht vorgeworfen, sich zu sehr in Sondierungen einzumischen. Dabei geht es vor allem um einen Friedens-Passus. Wagenknecht sagte, sie "verstehe nicht dieses Theater, das da inszeniert wird". Der Einwand sei nicht primär von ihr gekommen. "Der Landesvorstand hat das beschlossen und das war auch immer die Position der Thüringer Verhandler", betonte sie. Das Thema Frieden sei eines der wichtigsten Themen im Wahlkampf der Partei gewesen, sagte Wagenknecht: "Wir haben immer gesagt, das BSW ist eine glaubwürdige Kraft, die sich dafür einsetzt, die Kriegsgefahr zu verringern und eine andere Politik durchzusetzen. Und gerade wenn wir auch mit der Partei von Friedrich Merz koalieren, der ja letzte Woche im Bundestag nochmal eskaliert hat und nochmal gesagt hat, man müsste quasi binnen 24 Stunden faktisch mit Russland in den Krieg eintreten, müssen wir schon sicherstellen, dass die Landesregierungen hier eine andere Position vertreten." Das habe man vor der Wahl versprochen. Mit Blick auf die Gespräche in Thüringen sagte sie: "Wenn die CDU und die SPD merken, dass wir uns ein elementares Thema wegverhandeln lassen, nämlich das Thema Krieg und Frieden, würden wir nicht nur in dem Punkt unser Gesicht verlieren." Das BSW sei nicht "wie alle anderen, die sich nach der Wahl alles wegverhandeln lässt, nur um Ministerposten zu besetzen". Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Andreas Jung warf ihr am Montag hingegen erneut vor, bei den Sondierungen in Thüringen und Sachsen absurde Forderungen zu stellen. Jung sagte im ZDF, Wagenknecht torpediere als "Ich AG" mit einer Fundamentalopposition die Verhandlungen. Die entscheidende Frage für Thüringen sei: "Geht es um Thüringen oder geht es um die Profilierung von Frau Wagenknecht." CDU-Chef Friedrich Merz machte am Sonntagabend in der ARD klar, dass es "Grundsätze" in der CDU gebe, die seine Partei "nicht aufgeben" werde. "Mit uns wird es eine Abkehr von der Nato, eine Abkehr von der Hilfe für die Ukraine nicht geben", sagte Merz. Ungeachtet dessen sind CDU, BSW und SPD in Thüringen einen Schritt weiter auf dem Weg zu einer gemeinsamen Regierungsbildung gekommen. Die Landesvorsitzenden der drei Parteien einigten sich anscheinend auf eine Formulierung zur Friedenspolitik und zum Krieg in der Ukraine. Wie aus einem am Montag in Erfurt veröffentlichten Papier hervorging, heißt es, "der Wille zum Frieden in Europa" eine die möglichen Partner. Sie unterstützten diplomatische Initiativen, und über die Stationierung von US-Raketen in Deutschland solle es eine "breite Debatte" geben. Für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen fehlt nun noch die die Zustimmung des BSW-Landesvorstands. Weiter vorangekommen sind die Gespräche in Brandenburg. Nach Empfehlungen der Verhandler stimmten am Montagabend die Vorstände von SPD und BSW für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen. Grundlage der Gespräche ist ein am Montag vorgestelltes Sondierungspapier. Das Papier enthält den Satz: "Wir sind übereingekommen, dass wir uns (...) dafür einsetzen, eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts und den Abbau der damit verbundenen Spannungen innerhalb Europas durch Verhandlungen mit den Konfliktparteien mit dem Ziel von Waffenstillstand und dauerhaftem Frieden voranzutreiben." Auch in Sachsen verhandelt das BSW derzeit über eine mögliche Regierungsbeteiligung. Die Gespräche mit CDU und SPD stockten zuletzt jedoch, nachdem BSW-Abgeordnete im Landtag für einen Antrag der AfD zu einem Corona-Untersuichungsuasschus gerstimmt hatten. Die SPD unterbrach daraufhin die Sondierungen, doch am Montag nahmen die drei Parteien ihre Sondierungsgespräche wieder auf. Zuvor hatten sich die Verhandler getroffen und "Missverständnisse im Umgang miteinander" ausgeräumt. Mehrere Arbeitsgruppen zu einzelnen Themenfeldern sollen nun bis 7. November Ergebnisse vorlegen. Die "Heimatunion", ein konservativer Verein sächsischer CDU-Mitglieder, forderte am Montag eine Mitgliederbefragung dazu, ob mit dem BSW eine Regierung gebildet werden soll. Die Heimatunion hatte sich wiederholt für eine Minderheitsregierung der CDU ausgesprochen.
mdr.de
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht weist Kritik zurück, sie mische sich zu sehr in Sondierungsgespräche ein. Das Thema Krieg und Frieden könne man sich "nicht wegverhandeln lassen." In Thüringen gibt es dazu nun eine Einigung.
[ "BSW", "Wagenknecht", "CDU", "SPD", "Sachsen", "Thüringen", "Brandenburg", "Sondierungen", "Koalition", "Verhandlungen", "Regierungsbildung" ]
Deutschland
2024-10-29T13:01:44+01:00
2024-10-29T13:01:44+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/bsw-sondierungen-wagenknecht-thueringen-brandenburg-sachsen-einmischen-102.html
Folge 3 - Tierische Angst!
Philipp steht heute vor einer riesigen Herausforderung. Der 13-Jährige hat unglaubliche Angst vor Tieren - und zwar vor ALLEN Tieren! Diese Angst will er ernsthaft überwinden. Als Coach Kris ihn zusammen mit drei anderen Mutcampern zu einem ganz besonderen Schnorchelplatz bringt, merkt Philipp, wie schwer dieses Ziel zu erreichen ist. Am Schnorchelplatz wimmelt es nur so vor Robben. Überall schießen diese TIERE durch das Wasser! Trotzdem: Er soll schwimmen, er soll ins Wasser! Das ist seine Aufgabe. Wird Philipp sich überwinden können? Wo er doch nicht einmal einen Hamster ohne Panikattacke streicheln kann... Mortimer dagegen würde einen Hamster sofort knuddeln - sein Problem sind Dunkelheit und Enge. Die Herausforderung, die er heute bewältigen muss: "Laufe mit verbundenen Augen durch den Wildpark!" Und auch Kinga muss heute starke Nerven zeigen. Denn ein schlimmes Gewitter zieht auf. Hält Kinga die Nacht bei Blitz und Donner durch?
mdr.de
Philipp hat Angst vor Tieren - und zwar vor allen! Diese Angst will er ernsthaft überwinden. Aber der Weg dorthin ist schwer: Er soll mit Robben schwimmen!
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Die Mutcamper
2014-10-17T14:19:57+02:00
2014-10-17T14:19:57+02:00
https://www.mdr.de//mutcamp/mutcamper/folge-drei102.html
Tuberkulose : Die "Weiße Pest" kommt zurück
Tuberkulose ist für die meisten von uns so weit weg wie die Pest. Irgendetwas von Früher. Hatte Oma mal nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals kam man in die TBC-Heilanstalt und wurde, wenn man Glück hatte, geheilt. Heute ist TBC, der "Weiße Tod", die "Schwindsucht", Geschichte. Irrtum! Die Tuberkulose kostet auch heute noch viele Menschen das Leben. Nach Abgaben der WHO steckten sich allein 2018 rund 10 Millionen Menschen mit TBC an. 1,5 Millionen sterben jedes Jahr an der Infektionskrankheit. In Europa grassiert Tuberkulose vor allem in ehemaligen Sowjetrepubliken: in Belarus, in der Ukraine und in der Republik Moldau. Gewissermaßen vor unserer Haustür. Erreger der "Schwindsucht", die so heißt, weil die Kranken oft sehr viel Gewicht verlieren, ist das Mycobacterium tuberculosis. Tuberkulose kann behandelt werden - aber die Medikamente - spezielle Antibiotika - sind teuer und müssen über einen langen Zeitraum eingenommen werden. Weil gerade in ärmeren Ländern Medikamente nicht verfügbar sind oder auch die Behandlung vorzeitig abgebrochen wird, gibt es immer mehr Erkrankte auf der Welt, die einen gegen die meisten Antibiotika resistenten Erreger in sich tragen. Eugen T. ist einer von ihnen. Er kommt aus der Ukraine, ist 36 Jahre alt. Weil es in der Ukraine keine Hilfe mehr für ihn gab, kam er auf eigene Faust nach Deutschland. Nun wird er im schleswig-holsteinischen Borstel behandelt. Seit zwei Jahren liegt er dort schon im Fachklinikum für Lungenkrankheiten. Ende August soll er als geheilt entlassen werden. Prof. Christoph Lange, Leiter des Krankenhauses in Borstel, ist einer der angesehensten Experten auf dem Gebiet der gefährlichen Infektionskrankheit. Er ist oft in Osteuropa unterwegs, hat Kontakte auch zu Kliniken in der Ukraine. Von dort kommen immer wieder Anfragen nach Hilfe aus Deutschland. Zum Beispiel auch von Lena und den Ärzten, die sie behandeln. Die Ukrainerin Lena ist 32 Jahre alt und arbeitete als Näherin. Sie wird in einem Krankenhaus in Charkiw, der mit 1,5 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt der Ukraine, behandelt. Lena hat seit 5 Jahren Tuberkulose, eine multiresistente Form, die mit den üblichen Medikamenten nicht zu heilen ist. Ihr Mann Artem ist im März an TBC gestorben. Und auch Lena geht es schlecht, sie kann kaum laufen und sprechen - wegen der Corona-Pandemie werden die notwendigen Medikamente nicht mehr geliefert. Jetzt hoffen sie und die Ärzte auf Hilfe von Prof. Lange aus Deutschland. Eventuell würde Lena ein Gerät helfen, das die Sauerstoffsättigung im Blut erhöht. Aber den Ärzten in Charkiw fehlt sowohl die Erfahrung mit dieser Art Behandlung als auch das Geld für ein Beatmungsgerät. Sie wollen Prof. Lange um Rat fragen. Ein relevantes Thema, über das die Osteuropa-Redaktion des MDR nun eine Reportage in der Ukraine dreht, die auf dem deutsch-französischen Sender arte und im MDR laufen soll. Eigentlich sollte das Drehteam den Leiter der Klinik in Borstel, Prof. Christoph Lange, auf seiner Reise in die Ukraine begleiten. Doch aufgrund der Corona bedingten Reisebeschränkungen ist nun ein ukrainisches Team aus Kiew vor Ort für uns unterwegs. Doch auch für sie war es schwer, Drehgenehmigungen in den Tuberkulose-Kliniken zu bekommen."Nur durch die persönliche Beziehung von Prof. Lange zu Dymtro Butov, Professor an der Medizinischen Universität in Charkiw haben wir eine Drehgenehmigung für das Krankenhaus bekommen, sonst hätten uns die Behörden keine erteilt", erzählt unsere Autorin in der Ukraine Liudmyla Berdnyk. Das Team durfte in der Charkiwer Klinik nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen drehen. Ihre mitgebrachten Schutzmasken mussten sie gegen "sicherere " austauschen. Extra Kittel und Überzüge für die Schuhe waren ebenso Vorschrift beim Dreh. Für die Tuberkulose-Kranken kommt inzwischen eine neue Gefahr hinzu, denn eine Corona-Infektion würde bei ihnen ungleich schwerer verlaufen. Nachdem ab dem 25. Mai auch in der Ukraine die strengen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen gelockert wurden, steigen auch hier die Infektionszahlen wieder. Am 24. Juni wurde mit 940 neuen Covod-19 Fällen ein neuer Negativ-Rekord aufgestellt. Liudmyla Berdnyk wundert der in ihren Augen sorglose Umgang mit der Pandemie, auch weil sie um die Gefahren für die vielen Tuberkulose-Kranken weiß: "Hier ist alles so wie früher. In Kiew tragen die Menschen noch Masken in der Öffentlichkeit. Ich war erstaunt zu sehen, dass in Charkiw alle ohne Masken unterwegs sind." Vielleicht kann Lena mit der Unterstützung von Prof. Lange aus Deutschland geholfen werden. Unser Team in der Ukraine wird Lena weiter begleiten. Ein anderes Team in Deutschland filmt Eugen, der im August aus der Klinik in Borstel entlassen wird und am liebsten in Deutschland bleiben würde.
mdr.de
Während derzeit Corona die Debatten bestimmt, ist auch eine andere Infektionskrankheit in Osteuropa wieder auf dem Vormarsch - die Tuberkulose. 1,5 Millionen Menschen sterben jährlich daran.
[ "TBC", "Tuberkulose", "Ukraine", "Moldau", "Belarus" ]
Welt
2020-07-01T13:06:03+02:00
2022-10-04T12:51:32+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/tuberkulose-tbc-osteuropa-ukraine-100.html
Der Hase und der blaue Igel
Benjamin Immanuel-Hoff, Chef der Thüringer Staatskanzlei, erkennt im Umgang mit der AfD Parallelen zum Spiel von “Hase und Igel“ oder dem “Zauberlehrling“. Das hat er Helmut Hartung, Chefredakteur des Blogs Medienpolitik.net im Interview für die FAZ (45 Cent bei Blendle) gesagt. Erinnern wir uns kurz. In Goethes Gedicht “Der Zauberlehrling“ versucht der Azubi sich selbst an der Zauberei, als der Chef kurz aus dem Haus ist. Doch das geht kolossal schief. Der Zauber gerät außer Kontrolle. Und als der Lehrling versucht, ihn mit Gewalt zu beenden, macht er alles nur schlimmer.In der Geschichte vom Hasen und dem Igel macht der Hase sich über die krummen Beine des Igels lustig. Die beiden duellieren sich in einem Wettrennen, das der Hase nach allem, was man über krumme Beine weiß, im Normalfall gewinnen müsste. Doch der Igel tritt einfach auf einem anderen Gebiet gegen den Hasen an, das eher mit Denken als mit Laufen zu tun hat. Und so läuft der Hase viel schneller – und verliert trotzdem. Damit wären wir schon wieder beim ZDF-Interview mit Björn Höcke, das gestern im Altpapier bereits Thema war. Und um einen Eindruck davon zu bekommen, war das mit dem Hasen und dem Igel zu tun hat, kann man einen Blick auf die Facebook-Seite von Björn Höcke werfen, auf die ich hier nicht verlinke, die man aber, wenn man wirklich möchte, sehr leicht findet. Höcke hat dort einen eine Minute langen Ausschnitt aus dem Interview veröffentlicht. Und während die einen darin richtig guten Journalismus sehen, erkennen weite Teile des Publikums auf der extrem rechten Seite, und das ist in Höckes Kommentarspalte die klare Mehrheit, einen eindeutigen Punktsieg für ihren politischen Führer. Es ist also alles noch viel komplizierter, als in der Geschichte vom Hasen und vom Igel. Wer gewonnen hat, das hängt auch noch von der Perspektive ab. Aber ist das wirklich so? Die taz ist skeptisch. Der Titel von Alexander Naberts Kommentar lautet jedenfalls: “Die AfD gewinnt immer.“ Nabert begründet das auch, und zwar wie folgt: “Wenn Interviews einen Gewinner hätten, dann wäre der demokratischen Öffentlichkeit klar, wer aus der am Sonntag ausgestrahlten Situation siegreich hervorgegangen wäre, der um Aufklärung bemühte Journalist oder der ums in Szene setzen bemühte Politiker. Es gibt dabei nur einen Haken. Björn Höcke ist kein normaler Politiker.“ Der Unterschied sei, so Nabert, dass Höcke, und das kann man auch auf andere AfD-Politiker übertragen, in Reportern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eben keine Journalisten sieht, sondern politische Gegner. Dieses Gefühl formuliert er so auch im Interview. Und nach dieser Lesart hat er dem Gegner die Stirn geboten, sich nicht auf dessen Bedingungen eingelassen, er hat sich nicht überrumpeln lassen. “In der Kommentarspalte wird Höcke gefeiert. 'Das Interview bringt nur noch mehr Pluspunkte’, sagt einer. Ein anderer nennt Gebhard 'arglistig‘, mancher fantasiert von Gewalt.“ Objektiv betrachtet können Journalisten in diesem Spiel nicht gewinnen – mögen sie noch so schnell sein und noch so lange Beine haben. Würde es ihm gelingen Höcke zu entlarven, und der würde tatsächlich an einer Stelle sagen: “Von Hitler kann man sehr viel lernen“, wäre zwar klar, dieser Mann ist ein Rechtsextremist, aber das wusste man ja auch vorher schon. Gleichzeitig muss man aber einkalkulieren, dass seine Anhänger das ebenfalls wissen, wahrscheinlich auch gut finden, und sich möglicherweise sogar freuen, wenn er in der Öffentlichkeit mal etwas deutlicher wird. Aber das würde wahrscheinlich nicht passieren, denn Höcke weiß natürlich, wie man scheinbar arglos den nicht ganz neuen Vorwurf, er bediene sich der NS-Rhetorik mit irgendwelchen Sophistereien ins Leere laufen lässt, was in seiner Anhängerschaft dann aber doch immerhin für Erheiterung sorgen dürfte. Stefan Winterbauer findet den Ansatz des Interviews grundsätzlich nicht schlecht, in der Umsetzung aber misslungen. In seinem Kommentar für Meedia schreibt er: “Der Clou mit den befragten AfD-Mitgliedern war ein provokanter Einstieg in das Interview, der Höcke entlarven und aus der Reserve locken sollte. Das kann man machen, das hat auch so funktioniert. Höcke versuchte sich zu rechtfertigen, was eher schlecht als recht gelang. Der ZDF-Mann beließ es dabei aber nicht, sondern ritt immer weiter auf dem Punkt 'Ähnlichkeiten zur NS-Sprache’ herum. Gerade so, als ob er Höcke irgendwann 'knacken’ könnte, so dass dieser zusammenbreche und endlich gestehen würde, dass er absichtlich mit NS-Begriffen operiert: Ja, ja, ich gesteh es, ich bin ein Nazi, Sie haben mit enttarnt!“ Vor allem aber kritisiert Winterbauer, wie Höckes Aussagen interpretiert werden. “Dass zahlreiche Medien und auch der Deutsche Journalisten-Verband die Höcke-Zitate 'massive Konsequenzen‘ und ’wissen nicht, was kommt’ aus dem Zusammenhang reißen und eine diffuse Drohung Höckes gegen das ZDF, den öffentlichen Rundfunk, die Medien, die Demokratie oder was auch immer daraus ableiten, ist aber eben auch nicht fair und Wasser auf die Mühlen jener, die dem Medienbetrieb extrem kritisch gegenüberstehen.“ Einerseits bleibt Höcke zwar vage genug (“wissen nicht, was kommt“), um sich nicht in seinen Aussagen zu verfangen, aber auch der Satz “Wie geht es eigentlich der Familie?“ hat ja in Mafia-Filmen eine andere Bedeutung als bei zufälligen Begegnungen mit alten Bekannten auf einer Geburtstagsparty. Nur hier muss man tatsächlich sagen, Höckes Aussage, er werde ja vielleicht mal eine “interessante persönliche, politische Person in diesem Lande“ klingt vor allem dann bedrohlich, wenn man die Passage vorher nicht erwähnt, in der Höcke relativ eindeutig ankündigt, David Gebhard im Falle eines Abbruchs keine Interviews mehr zu geben. Dass das auch schon Helmut Kohl so gehandhabt hat, jedenfalls mit dem Spiegel und dem Stern, erwähnen Elisa Britzelmeier und Jens Schneider in ihrem Text auf der SZ-Medienseite. Wobei natürlich die angedeutete Drohung (“wissen nicht, was kommt“) bleibt. Reinhard Müller ist der Meinung, dass Gebhard in seinem Interview einfach die falschen Fragen gestellt hat und damit zu sehr an der sprachlichen Oberfläche geblieben ist, wo die interessanten Antworten in der inhaltlichen Tiefe gelegen hätten. “Was genau schwebt Höcke für eine Politik vor, wenn er den Begriff des “'Lebensraums‘ verwendet? Was meint er, wenn er in einem Buch von einem 'großangelegten Remigrationsprojekt‘ spricht und sich auf Sloterdijks Wort von der 'wohltemperierten Grausamkeit‘ beruft? Fragen gäbe es viele an Höcke. Völlig unklar, warum sein Pressesprecher den Abbruch des Interviews herbeiführte. Das macht aber Höcke noch nicht zum Faschisten.“ Nein, das stimmt. Das macht Höcke nicht zum Faschisten. Die Belege dafür findet man an anderer Stelle. Kommen wir zum nächsten Thema. Sprechen wir über Edward Snowden. Der hat Stefan Fries und Stefan Koldehoff für das Deutschlandfunk Medienmagazin “@mediasres“ ein einstündiges Interview gegeben, und das beginnt etwas kurios, nämlich mit Snowdens Feststellung, da sei wohl noch jemand anders in der Video-Konferenz, was sich zunächst als Irrtum herausstellt. Man habe zur Sicherheit noch eine zweite Leitung aufgebaut, erklärt Stefan Koldehoff, um sich kurz darauf zu korrigieren: “Wir haben gerade vom Techniker gehört, dass der zweite Teilnehmer nicht unser Laptop ist.“ Ich gehe davon aus, dass das nicht einfach nur ein dramaturgisches Element war. Aber im Film würde ein Interview mit Edward Snowden natürlich genau so laufen. Die Journalisten stellen die Fragen, und auf dem digitalen Dachboden sitzen die Geheimagenten und hören mit. In diesem Fall ist es aber gar nicht so schlimm, dass sie aus der Leitung geworfen wurden. Der Deutschlandfunk hat die Simultanübersetzung des kompletten Gesprächs auf seiner Website veröffentlicht – und sonst kann man es sich auch einfach als Podcast anhören. Wenn man das macht, erfährt man zum Beispiel von einem klugen Prinzip, das in der deutschen Medienlandschaft noch weitgehend unbekannt zu sein scheint. Nach seinen Enthüllungen vor sechs Jahren hat Snowden, wie er sagt, ein halbes Jahr lang keine Interviews gegeben, weil er verhindern wollte, dass über ihn gesprochen werde, statt über die Themen. “Wenn ich jeden Tag in den Nachrichten aufgetaucht wäre, dann wäre es noch einfacher für die Regierungen zu sagen: ‚Wir möchten jetzt nicht über Überwachung, über Menschenrechtsverstöße sprechen, sondern über diese Person.‘“ (Wenn das Björn Höcke hört.) Dass Snowden nun doch über seine Person spricht, liegt vor allem daran, dass heute sein neues Buch “Permanent Record: Meine Geschichte“ erscheint, das auf Amazon schon um 9:37 Uhr am ersten Verkaufstag die erste Fünf-Sterne-Bewertung hat, in der unter anderem der Satz steht: “Die gut 400 Seiten lesen sich sehr schnell weg.“ In dem Interview spricht Snowden unter anderem über ein Problem, das im Journalismus in vielen Zusammenhängen auftaucht, gestern zum Beispiel noch im Altpapier im Zusammenhang mit Juan Moreno und Claas Relotius. Wie kann es passieren, dass Menschen an etwas glauben, das im Nachhinein so offensichtlich falsch war? Snowden sagt, das sei sehr lange auch sein Problem gewesen. “Ich würde gerne von mir behaupten, dass ich relativ intelligent bin, aber wir haben alle Emotionen. Wir sind alle Propaganda ausgesetzt. Und für mich war es eine Frage, abzuwägen: Okay, die Menschen sagen, ja, die Iraker haben nichts mit dieser Verschwörung zu tun, es gibt keine Massenvernichtungswaffen. Aber für mich als junger Amerikaner, der in so einer Familie aufgewachsen ist, ich habe mich gefragt: Warum würden sie uns anlügen? Warum würden sie dieses Vertrauen aufopfern, dieses Vertrauen in die Regierung, für ein so kurzfristiges Spiel, für einen Krieg, wenn das anscheinend nicht nötig ist? Ich war aber absolut naiv.“ Vermutlich hat es damit zu tun, dass Überzeugungen großen Einfluss darauf haben, wie Menschen Fakten beurteilen. Die gute Nachricht wäre: Offenbar gibt es in vielen Fällen einen Punkt, an dem diese Einschätzung umschlagen kann. Dann bliebe allerdings eine ganz praktische Frage: Was tun? Snowden schaut dabei relativ ernüchtert auf sein eigenes Beispiel. Die USA habe ihm lediglich zugesichert, ihn nicht zu foltern, wenn er sich einem Verfahren stellen würde. Die Gründe für sein Handeln dürfte er den Geschworenen in einer Gerichtsverhandlung nicht darlegen. Daraus ergibt sich die nächste Frage: “Welches Beispiel kann ich mit meiner Geschichte setzen für die Zukunft, für den nächsten Whistleblower?“ Der Anreiz Whistleblower zu werden, dürfte damit noch etwas geringer zu sein, als in diesen Zeiten ein Volontariat bei einer Lokalzeitung zu beginnen. Beides kann einen später in arge Schwierigkeiten bringen, wenn – das muss man natürlich schon sagen – die Schwierigkeiten sehr unterschiedlicher Art sind. Welche Schwierigkeiten das als Whistleblower sein können, zeigt unter anderem das Beispiel von Football-Leaks-Informant Rui Pinto, der in Portugal in Untersuchungshaft sitzt, weil ihm Cyberkriminalität und Erpressung vorgeworfen werden. Ein großes Problem ist schon mal, dass er sich gar nicht äußern darf. Man habe die Justiz mehrfach gebeten, ihn interviewen zu dürfen. Die Gesuche seien jedoch abgelehnt worden. Deswegen haben Rafael Buschmann und Christoph Winterbach mit seinem Anwalt William Bourdon gesprochen, der schon die Inhaftierung nicht so richtig versteht. Er sagt: “Man könnte ihn (Rui Pinto, Anm. Altpapier) verpflichten, Portugal nicht zu verlassen und dem Richter zur Verfügung zu stehen. Es besteht absolut kein Risiko, dass Pinto Personen einschüchtert oder die Ermittlungen gefährdet, wie das bei anderen Verdächtigen der Fall ist. In Deutschland, Frankreich, England oder Italien wäre Pinto auf Basis dieser Vorwürfe niemals ins Gefängnis gekommen.“ Das zeigt: Man sollte sich designierter Whistleblower schon vorher darüber Gedanken machen, in welchem Land man in die Pfeife bläst. Und dann spielt ein noch etwas größeres Problem eine Rolle, denn es muss die Frage geklärt werden, ob jemand als Whistleblower gilt – ob sich unterschiedliche Taten vermischen, und wie man das insgesamt juristisch bewertet. In Rui Pintos Fall ist die Frage unter anderem, wie er die Daten bekommen hat. Sein Anwalt sagt: “(…) Natürlich könnte eine Anklage oder strafrechtliche Verfolgung wegen Hackings ein Hindernis sein, um als Whistleblower eingestuft zu werden. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass diese rechtlichen Fragen neu sind und gerade erst definiert werden. Ein Beispiel: Antoine Deltour, der Informant hinter Luxleaks, wurde zweimal wegen illegalen Zugangs zu einem Computersystem angeklagt und sogar verurteilt. Am Ende wurde er freigesprochen, weil der Luxemburger Richter der Ansicht war, dass Deltour die vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geforderten Bedingungen erfüllt, um als Whistleblower eingestuft zu werden.“ Am Ende geht es also anscheinend immer auch darum, ob jemand als Whistleblower gelten soll. Und wie auch immer man das nun bewertet, relativ sicher lässt sich sagen: Für Whistleblower sind das keine guten Bedingungen. +++ ARD-Programmdirektor Volker Herres hat sich im Streit um den Sendeplatz für das Auslandsmagazin “Weltspiegel“ in einer Pressemeldung geäußert. Das Portal Digitalfernsehen.de meldet mithilfe von dpa-Material: “Die ARD hat den Streit um das Auslandsmagazin 'Weltspiegel‘ beendet.“ Joachim Huber formuliert für den Tagesspiegel etwas vorsichtiger: “Der ARD-Streit um das ARD-Auslandsmagazin scheint beendet.“ Die FAZ hat die epd-Meldung etwas bearbeitet und fasst das auf ihrer Medienseite mit dem Titel zusammen: “Streit um Sendeplatz des 'Weltspiegels‘ geht weiter“ (45 Cent bei Blendle). Tatsächlich hat Herres gesagt, der Sendeplatz 18.30 Uhr komme für ihn nicht in Frage. Allerdings hat er nicht zugesichert, dass es bei dem alten Sendeplatz bleibt. Die ARD-Intendanten tagen bis heute in Stuttgart. +++ Auf der SZ-Medienseite berichten Caspar Busse und Laura Hertreiter im Nachgang zu ihrem Interview am Montag (Altpapier gestern) an, dass Mathias Döpfer mit seinen Sparankündigungen reichlich Unruhe ins Unternehmen gebracht habe. Gregory Lipinski berichtet für Meedia “Gerüchte“, nach denen 1000 bis 2000 Jobs bei Springer gestrichen werden könnten. Und in einem gestern in der Geburtstagsbeilage der Hamburger Morgenpost erschienenen Geburtstagsbeilage gibt der ehemalige Mopo-Chefredakteur Döpfner zu, mit Entlassungen damals einen Fehler gemacht zu haben – und kokettiert damit, überhaupt eine Fehlbesetzung gewesen zu sein. Meedia dokumentiert den Beitrag. +++ Nicht nur Edward Snowden veröffentlicht in dieser Woche ein Buch, es erscheinen auch noch einige andere, die irgendwie mit Journalismus zu tun haben. Über Juan Moreno Aufarbeitung des Relotius-Falls, die unter dem Titel “Tausend Zeilen Lüge“ erscheint, ging es hier gestern im Altpapier schon kurz. Michael Hanfeld bespricht das Buch heute in der FAZ (45 Cent bei Blendle) und ist, um ein bisschen zu untertreiben, völlig aus dem Häuschen: “Der Reporter Juan Moreno hat den ‚Spiegel‘ gerettet. Redaktion und Verlag sollten ihm ein Denkmal setzen. Juan Moreno ist ein Held – ein echter, der Hell- von Mittel- und Dunkelgrau unterscheidet. So einen hätte sich Claas Relotius nie ausgedacht.“ Auch Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann schreibt ein paar Sätze über das Buch. Moreno habe Wort gehalten, das Buch keine Abrechnung geworden sei. Ob man sich beim Spiegel über das Buch geärgert hat, wie Moreno es im Buch ankündigt, schreibt Klusmann allerdings nicht. +++ Ebenfalls in der FAZ widmet Andreas Rödder dem neuen Buch des Historikers Peter Hoeres fast eine ganze Seite (45 Cent bei Blendle), und das ist keine so große Überraschung, der Titel lautet: “Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der F.A.Z.“. Entsprechend freundlich fällt auch die Kritik aus: “Hinter dieser ebenso facetten- wie gedankenreichen und in vieler Hinsicht höchst lesenswerten Geschichte steckt offenkundig ein kluger Kopf. Statt einer Prognose ruft er daher die historische Erfahrung in Erinnerung, dass ältere Medien mit dem Aufkommen neuer Medien nicht einfach verschwinden, sondern sich in Gestalt und Nutzung verändern. Nachdem Hoeres freilich besonders die über 70 Jahre währenden Konstanten herausgestellt hat, verheißt der digitale Umbruch für die F.A.Z. tatsächlich revolutionäre Veränderungen. Und mit der Zeitung auch für Deutschland.“ +++ Seit gestern steht auch das letzte Buch von Michael Jürgs in den Buchhandlungen, das er zwei Wochen vor seinen Tod beendet hat. Der Titel lautet: “Post mortem: Was ich nach meinem Tod erlebte und wen ich im Jenseits traf“, womit der Inhalt auch schon grob umrissen ist. Hannes Hintermeier hat das Buch für die FAZ gelesen. Ihm ist aufgefallen, dass Jürgs gar nicht so viele Ratschläge an Journalisten gibt, wie man es in einem letzten Buch vielleicht vermuten würde, einen aber doch: “Glaubhaft Anmutendes muss in Journalisten grundsätzlich Zweifel wecken.“ Das hätte so auch über dem Moreno-Text stehen können.  +++ Altpapier-Kollege Christian Bartels schreibt fürs epd-Medien-Tagebuch über die Mediengeschichte-Abteilung im Mannheimer Technoseum.  +++ Eine Personalie: Correctiv-Chefredakteur Oliver Schröm wechselt zum NDR und wird dort vor allem für die Politikmagazine arbeiten, berichtet Marc Bartl für Kress. +++ Wer zwischendurch das Gefühl hat, im Fernsehen schon alles gesehen zu haben, liegt wahrscheinlich nicht vollkommen falsch. Aber live hat man vieles tatsächlich noch nicht gesehen, und das will Kabel eins jetzt ändern. Der Sender überträgt zwei Stunden lang live einen Polizeieinsatz, berichtet unter anderem Uwe Mantel für DWDL. Kann natürlich sein, dass dabei herauskommt, dass viele Berufe doch nicht so spannend sind, wie es im Fernsehen aussieht. Aber wenn sich das herumgesprochen hat, wäre endlich der Boden bereitet für weitere Experimente der gleichen Art. Zum Beispiel: zwei Stunden live unterwegs mit dem Briefträger. Oder: zwei Stunden live in der Buchhaltung. Na ja, noch lachen wir. Aber in zwei Jahren… +++ Großes Serien-Thema heute: die neue Sky-Serie “The Loudest Voice“ über Fox-Gründer Roger Ailes, in dessen dicken Körper Russell Crowe für sieben Folgen geschlüpft ist. Nina Rehfeld schreibt auf der FAZ-Medienseite (45 Cent bei Blendle): “’The Loudest Voice’ vermag auch dank Russell Crowes Spiel zu fesseln. Und doch wirkt die Miniserie heute, da auf Twitter, Facebook und Instagram Themen gesetzt und Menschen in dauernder Erregung gehalten werden, seltsam antiquiert. Man fragt sich, was die Serienmacher über die Charakterisierung der Hauptfigur hinaus zu sagen haben. Es fehlt die Einordnung, (…)“ Auch Jens Müller ist angetan, vor allem von Russell Crowe. Er schreibt für die taz. Torsten Zarges kritisiert für DWDL: “Doch allen Mühen zum Trotz funktioniert "The Loudest Voice" lediglich als aufwändig nachgespieltes Doku-Drama, nicht als emotionale fiktionale Reise.“ Und Jan Freitag schreibt schreibt für den Tagesspiegel: “Ailes vereint alles, was an Männern mit Macht verachtenswert ist. Umso dankenswerter ist es von der Serie, ihn nicht (nur) als Monster zu zeigen.“ Neues Altpapier gibt’s wieder am Mittwoch.
mdr.de
Interviews sind ein einfaches Spiel. Zwei Personen sitzen vor einer Kamera. Und am Ende gewinnt die AfD. So scheint es zu sein. Aber stimmt das wirklich?
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2019-09-17T15:14:39+02:00
2019-09-17T15:14:39+02:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-1158.html
Forscher entdecken vielleicht eine Vorsorge-Untersuchung für eine Krebs-Art
Krebs ist eine schwere Krankheit.Viele Menschen sterben an Krebs.Deshalb suchen Forscher nach Möglichkeiten:    • Um Krebs zu verhindern.    • Oder Menschen mit Krebs zu helfen. Um eine Krebs-Erkrankung früh zu erkennen:gibt es Vorsorge-Untersuchungen.Solche Vorsorge-Untersuchungen sind zum Beispiel:      • Eine Mammographie.       Das ist eine besondere Röntgen-Untersuchung von der Brust bei Frauen.    • Oder eine Darm-Spiegelung.       Dabei schauen Ärzte mit einer besonderen Kamera in den Darm hinein. Nicht an alle Stellen im Körper können Ärzte gut schauen.Menschen können Krebs an vielen Stellen im Körper bekommen.Zum Beispiel an ihren Organen.Eins von diesen Organen ist die Bauchspeichel-Drüse. Krebs an der Bauchspeichel-Drüse ist sehr gefährlich:Weil er oft erst spät Probleme macht. Deshalb wird er spät erkannt.Dann können Ärzte den Kranken oft nicht mehr helfen.Deshalb suchen Forscher nach Möglichkeiten:diesen Krebs doch früher erkennen zu können. Magdeburg ist eine Stadt im Bundes-Land Sachsen-Anhalt.In Magdeburg gibt es eine Uni-Klinik.Forscher von dieser Uni-Klinikhaben jetzt etwas heraus-gefunden:    • Im Blut    • oder im Urin von den Menschengibt es ganz kleine Teilchen.An diesen Teilchen können Forscher schon sehr früh erkennen:ob ein Mensch Krebs an der Bauchspeichel-Drüse bekommt.Dafür wird die Blut-Probe von diesem Menschen von einer Künstlichen Intelligenz untersucht. Die Forscher arbeiten daran:Dass die Ärzte im Blut den Krebs sehen. Das wäre eine einfache Vorsorge-Untersuchung.
mdr.de
Krebs ist eine schwere Krankheit. Forscher und Ärzte wollen, dass diese Erkrankung früh entdeckt wird. Dafür haben Forscher jetzt eine neue Möglichkeit gefunden.
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2024-10-29T15:19:46+01:00
2024-10-29T15:19:46+01:00
https://www.mdr.de//barrierefreiheit/leichte-sprache/leichte-sprache-medizin-frueherkennung-pankreaskrebs-biomarker-100.html
Sie hätte die Welt retten können
Wenn es auf Twitter stürmt, dann stürmt es ... wie lautet der Fachbegriff: Shit? Oder ereignen sich in Filterblasen, in denen genügend Katzenvideos geteilt werden, doch auch noch Candystorms? Dass das kleinste der großen sogenannten sozialen Netzwerke (dessen Gründerchef übrigens just überraschend zurücktrat, offenbar weil Twitter "nicht annähernd an die Anzeigenerlöse von Facebook heran" kommt) sich auch für publizistisch sinnvolle Kampagnen nutzen lässt, zeigte sich am gestrigen Montag zwischen 10.00 und 11.00 Uhr deutscher Zeit. Da veranstaltete eine Initiative von Amnesty Deutschland, dem PEN-Zentrum, den Reportern ohne Grenzen sowie den Journalistengewerkschaften DJV und dju einen "Tweetstorm". Zwar zeigt Twitter eingeloggten Nutzern keineswegs gleichzeitig genau dieselben Trends an, sondern jedem und jeder immer leicht andere ("relevantere" würden auf höhere Anzeigenerlöse zielende Manager sagen). Aber #ZhangZhan trendete. Und Zhang Zhan ist ein Name und hat ein Gesicht, den und das man sich merken sollte. Inzwischen befindet sie sich in einem chinesischen Gefängnis und im Hungerstreik und soll "kaum noch in der Lage sein zu laufen oder ihren Kopf aufrecht zu halten". So steht es in einem heute auf der SZ-Medienseite, online punktgenau gestern Vormittag erschienenen Porträt der Bürgerjournalistin. Im Frühjahr 2020 gehörte Zhang Zhan "zu den wenigen unabhängigen Stimmen, die ... aus der isolierten Stadt" Wuhan berichteten, die inzwischen als erster Hotspot der Corona-Pandemie weltbekannt ist. Zhang Zhan filmte "überfüllte Krankenhäuser" und sprach mit schikanierten Erkrankten. Nachdem sie monatelang verschwunden war, wurde sie Ende des Jahres zu vier Jahren Gefängnis, offenbar unter üblen Bedingungen, verurteilt. "Sie wurde bestraft, weil sie die Welt informieren wollte", schrieb Carolin Emcke in einem der Tweets des Storms, und PEN-Präsident Deniz Yücel: "#ZhangZhan hätte die Welt retten können, wenn sie ihre Arbeit aus Wuhan zu Beginn der Corona-Pandemie hätte fortsetzen können. Die Welt steht jetzt in der Pflicht, ihr zu helfen ..." Wobei Yücel dann auch die nicht-deutschsprachige Weltöffentlichkeit im Blick hatte und "Freedom of speech knows no borders!" an englischsprachige Accounts staatlicher und staatsnaher chinesischer Medien adressierte. Ob sie konkret helfen, kann bei Zeichen, die gesetzt werden müssen, ja nicht immer eine Rolle spielen. Zum Thema passt, außer dem ROG-Abbinder, dass das bevölkerungsreichste Land der Welt "auf der Rangliste der Pressefreiheit ... Platz 177 von 180 Staaten" belegt, noch diese tagesaktuelle News: Der sympathische Zeichentricktiere-Konzern Disney (zu dessen größten Aktionären inzwischen ja Rupert Murdoch gehört, weshalb zu Disneys Zeichentrick-Angebot auch die "Simpsons" aus dem alten Fox-Portfolio gehören), eine Folge dieser Serie "mit einem Hinweis auf die blutige Niederschlagung von Protesten auf dem Tiananmen-Platz 1989" aus seinem Angebot für Hongkong tilgte. "Bis vor kurzem genoss die Sonderverwaltungszone Hongkong im Vergleich zum chinesischen Festland große künstlerische und politische Freiheiten". Inzwischen genießt Hongkong solche Freiheiten nicht mehr, aber noch ausgewählte Disney-Unterhaltung. Die Überschrift "Nazis gehen mit Hunden auf Schüler los" setzt keine schönen Assoziationen frei, sondern allenfalls Anreize, mal rasch zu klicken, trifft zum Glück aber auch nicht ansatzweise, worum es im kurzen Artikelchen unter ihr geht. Warum es dennoch obskur bis kontraproduktiv ist, dass das Onlinemedium, in dem der genannte Artikel erschien, nun die föderalistisch geprägte und auch sonst zersplitterte deutsche Medienaufsicht auf dem Hals hat, beschreibt Stefan Niggemeier in einem uebermedien.de-Beitrag (€), in dem er den erwähnten Artikel, offenbar weil der Internetauftritt blauerbote.com ihm auch sonst nicht sympathisch ist, lediglich als Memento verlinkte: "Man könnte das feiern als winzigen Mosaikstein im großen Kampf gegen 'Fake News': Eine Entscheidung vielleicht mit abschreckender Wirkung für alle, die im Netz mit Unwahrheiten Stimmung machen. Aber die Sache wirft Fragen auf: Muss sich ein privates, nichtkommerzielles Blog wie der 'Blaue Bote' wirklich an journalistische Grundsätze halten? Warum drohen solchen Angeboten Sanktionen für das Verbreiten von Unwahrheiten – etablierten Presseorganen aber zum Beispiel nicht? Und ist es wirklich eine gute Idee, dass eine öffentlich-rechtliche Behörde wie die Landesmedienanstalt zu einer Art Wahrheitsprüfer im Netz wird?" Weil Blogger Jens Bernert in Mannheim lebt, führt die Baden-Württembergische Landesanstalt für Kommunikation auf Grundlage des noch neuen Medienstaatsvertrags ein Verfahren gegen den Blog. Niggemeier, offenbar informiert vom Bernert vertretenden Medienanwalt Markus Kompa, hat bei den Medienwächtern nachgefragt und weist auf bekannt Widersprüchliches hin. Etwa darauf, dass Kategorien wie "geschäftsmäßig angeboten", wenn sie gar nicht Gewinnerzielungsabsicht bedeuten sollen, und "journalistische Sorgfaltspflicht" schnell schwammig werden, sobald es in die Details geht (wobei Niggemeier aus diesem taz-Artikel zitiert). Falls Sie es gerade nicht parat haben: Die Landesmedienanstalten sind aus historischen, kaum noch nachvollziehbaren Gründen nur für privatwirtschaftliche, aber überhaupt nicht für öffentlich-rechtliche Medien zuständig. Sie werden aber aus dem Rundfunkbeitrag finanziert. Und ihre Chefposten vergeben die Regierungen der jeweiligen Bundesländern je nach politischem Gusto  (wie sich am krassesten im kleinen Saarland zeigt, das sich eine eigene Medienanstalt leistet, im Prinzip aber überall üblich ist). So schön es ist, dass die Medienwächter, nachdem sie lange Zeit kaum sinnvolle Aufgaben erfüllen konnten, sich seit Inkrafttreten des MStV sogar so großen Fische wie Google Ireland Ltd. vorknöpfen, so dringend müssten sie sich  bemühen, sich nicht aus Aktionismus in den äußerst unterschiedlichen Untiefen des Internets zu verzetteln. Was inzwischen auch ausdrücklich zur Diskussion im Internet steht, im offiziellen rheinland-pfälzischen Internetauftritt: "Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks".  Gestern wurde hier dazu ein Wolfgang-Michal-Artikel aus dem Freitag verlinkt, der, was Rundfunkpolitik an sich angeht, informativ ist, aktuell mit seiner Überschrift "Nur noch fünf Fernsehsender?" aber etwas in die Irre führen könnte. "Lediglich fünf Sender, ARD, ZDF, die Dritten Programme, 3Sat und Arte sollen als linear ausgestrahlte Vollprogramme erhalten bleiben", heißt es da. Sind die real existierenden Dritten nicht schon allein sieben Vollprogramme oder "Sender", die durch Griff in die prall gefüllten Krimi-, Schmonzetten- und Quizshow-Archive immer genau demselben bundesweiten Publikum leicht unterschiedliche Unterhaltungsangebote ausbreiten? Na ja, die Diskussion ist halt eröffnet. Und Sorgen, dass zu wenig Öffentlich-Rechtlichen-Kritik geäußert werden wird, braucht sich niemand zu machen. Die Rundfunkkommissions-Vorsitzende und RLP-Ministerpräsidentin Malu Dreyer rechnet mit "ganz viel Input von außen". Das schreibt Torsten Zarges bei dwdl.de und kommentiert dann den ganz aktuellen Stand der Bundesländer-Medienpolitik-Bemühungen. Er hegt einige Hoffnungen – dass der relativ neue Wortbaustein "gesamtgesellschaftlicher Diskurs" das Meinungsspektrum bei den Öffentlich-Rechtlichen erweitern kann – und einige Befürchtungen. Etwa, dass der gut klingende Begriff "Flexibilität" sich als zweischneidiges Schwert erweist: "Was theoretisch nach weitreichender Freiheit klingt, ist praktisch mit allerlei bürokratischem Aufwand verbunden. Der Gesetzgeber erwartet ausführliche Angebotskonzepte, die darlegen, dass 'der Auftrag auch durch das veränderte Angebot erfüllt wird'. Außerdem muss für jedes neue Telemedienangebot der altbekannte Drei-Stufen-Test einschließlich Stellungnahmen von Dritten durchgeführt werden. Begrüßenswert ist die erhöhte Flexibilität aus Sicht der Anstalten und insbesondere jüngerer Nutzer dennoch, weil kein Zwang mehr besteht, sämtliche Inhalte dauerhaft im linearen TV auszuspielen." Sollte es ernsthaft um "Strukturoptimierung" gehen, könnte ein Schritt darin bestehen, die "Drei-Stufen-Tests", die niemals irgendwelche Folgen hatten (außer vielleicht für die beauftragten Gutachter), für "Telemedienangebote", von denen im wirklichen Leben außerhalb der Staatsverträge auch keine Rede ist, abzuschaffen oder zu ersetzen. Jedenfalls wird in Deutschland immer noch sehr, sehr viel Fernsehen produziert, darunter auch immer Gutes. Auch daher gibt es sehr, sehr viele deutsche Fernseh-Preise. Einer davon ist der auf den "Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels" verliehene Hans-Abich-Preis "für herausragende Verdienste um den Fernsehfilm" (vgl. nach etwas Scrollen hier). Bzw. war es einer, denn seit kurzem heißt der just wieder (an die Produzenten Quirin Berg und Max Wiedemann, die alle übrigen deutschen Preise auch schon auf dem Kamin stehen haben dürften) vergebene Preis nur noch schlicht "Ehrenpreis für herausragende Leistungen". Das hat mit dem Die Zeit-Artikel "Von der HJ auf den TV-Olymp" (€) zu tun, der sich der Frühphase von Hans Abichs langem, 1978 mit der Pensionierung als ARD-Programmdirektor geendetem, noch in der Nazizeit begonnenem Berufsleben widmete. Sowohl über die "knallige Verknappung" der Überschrift, hinter der Abichs spätere "Verdienste um das Fernsehen der Nachkriegszeit ... unter den Tisch fallen" würden, als auch über "Rigorismus-Reflexe" wie das schnelle Canceln von Abichs Name durch den Preisausrichter, hat sich Uwe Kammann geärgert. Als Grimmeinstituts-Chef stand Kammann lange dem relativ renommiertesten der zahllosen Fernsehpreise vor (aus dem irgendwann bloß das "Adolf" gestrichen wurde). Für epd medien, das er davor seiner Grimme-Zeit leitete, schrieb Kammann einen langen Artikel, der inzwischen online steht: "Denn schon einen Tag nach der 'Zeit'-Veröffentlichung trennte sich die Akademie [der Darstellenden Künste, AP] vom Namenspatron, um, wie es in einer Stellungnahme heißt, die Rechercheergebnisse zu prüfen und aufzuarbeiten. 'In Anbetracht der Sachlage' wurde der Preis flugs umgetauft: in 'Ehrenpreis für herausragende Leistungen'. Ist diese postwendende Reaktion geboten, zwangsläufig, vielleicht unumkehrbar? Eine Reaktion übrigens, die selbst den Autor des 'Zeit'-Artikels 'überrascht' hat? Ist tatsächlich völlig neu, in jeder Hinsicht und in allen Aspekten unbekannt, was jetzt als Enthüllung präsentiert wird?" Wie die rhetorische Frage schon andeutet, ist es das nicht. Es stand bereits in Lutz Hachmeisters veröffentlichter Habilitationsschrift "Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six", die zwar aus dem vorigen Jahrhundert, mithin Jahrtausend stammt, auf die interessierte Zeitgenossen aber dennoch stoßen könnten. Die Echtzeit, die vor allem dann kurz in die Vergangenheit schaut, wenn Gründe zu aktueller Aufregung trenden, ist halt auch vergesslich. Was der 2003 gestorbene Abich in der späteren Phase seines Berufslebens tat – übrigens nachdem er in der frühen Nachkriegszeit ein später untergegangenes Filmstudio in Göttingen geleitet hatte – beleuchtet Dietrich Leder für medienkorrespondenz.de. Außerdem erinnert er daran, was Abich über die Nazizeit einst in einem Dominik-Graf-Dokumentarfilm sagte. Leder meint: "Nach dem Bild, das er [Abich] in all seinen öffentlichen Beiträgen von sich selbst zeichnete, wäre ein selbstkritischer Bericht von ihm über die Zeit seiner Begeisterung für den Nationalsozialismus Pflicht gewesen." Womit die "differenzierteren Reflexionen", die Kammann statt Rigorismus vorschlägt, eröffnet sind. Also falls das bisschen Aufmerksamkeit nicht sowieso wieder erloschen ist. +++ "Lehrstück der Lernunfähigkeit", "medial inszenierte" sowie "medial befeuerte Pseudo-Ungewissheit", dann aber auch "Adlerperspektive" auf journalistischer Seite: Bernhard Pörksen wieder in Topform beim Schöpfen einprägsamer Begriffe, diesmal im "@mediasres"-Gespräch mit Altpapier-Autorin Annika Schneider. Es geht um Corona, gegen Springer-Zeitungen und auch um die jüngste Ausgabe der "Anne Will"-Show. +++ Doppelt gegen Talkshows engagiert sich der Tagesspiegel. "Talkshows mit Politikern sind der Corona-Hotspot des Blödsinns", heißt der eine Kommentar (€), "Für ernsthafte Debatten taugen die Talkshows nicht mehr", der andere, in dem Joachim Huber außerdem Wirkungstreffer gegen die FDP gelingen ("Christian Lindner erneut windelweich. Er wolle erst mal von den Verfassungsrechtlern hören, ob eine Impfpflicht rechtlich vertretbar sei ..."). +++ +++ Weil die EU-Kommission einen von "16 Nachrichtenagenturen aus 15 Ländern" geplanten, von der dpa koordinierten gemeinsamen Newsroom in Brüssel und eine "neue mehrsprachige Website mit ausgewählten Texten" bezuschusst, befürchtet die FAZ deren inhaltliche Einflussnahme. +++ +++ Groß auf den Medienseiten von FAZ und SZ: neue deutsche Amazon-Inhalte. "Wer Redundanzen mag, wird bei dieser Serie auf seine Kosten kommen. Denn viel passiert nicht, und das wird wieder und wieder wiederholt", schreibt Johanna Adorján in einer sehr schönen Besprechung der Dokuserie "Unzensiert" (SZ, €). +++ Wenn Wladimir Klitschko im FAZ-Interview (€) zur Reality-Show "Celebrity Hunted", an der er teilnahm, sagt: "Das passt wie die Faust aufs Auge", zeugt das aber auch von Humor. Neues Altpapier gibt's wieder am Mittwoch.
mdr.de
Auf Twitter wurde an die eingekerkerte Journalistin Zhang Zhan erinnert. Die Landesmedienanstalten meinen es gut, drohen aber, sich im Internet zu verzetteln. Die Medienpolitik freut sich auf "ganz viel Input von außen".
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2021-11-30T11:16:32+01:00
2021-11-30T11:53:01+01:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-2420.html
Weniger Personal für Menschen mit Behinderungen befürchtet
Auf dem Julianenhof bei Havelberg werden 46 Menschen mit schwersten geistigen und körperlichen Behinderungen rund um die Uhr betreut. Sie sind zwischen 2 und 57 Jahre alt und können nicht zu Hause gepflegt werden. Sie leben in zwei Gebäuden des DRK Östliche Altmark. Die Leiterin des Wohnheimes, Andrea Albrecht, sieht einer geplanten neuen Verordnung der Landesregierung mit großen Sorgen entgegen. Sollte sie in Kraft treten, würden bei ihr rund 20 Prozent Personal wegfallen. Das würde zu Lasten der Bewohner gehen, sagt sie: "Dann ist wohnen in einem Wohnheim in Sachsen-Anhalt eine Verwahrung, keine Betreuung mehr, keine Tages-Förderung mehr, sondern Verwahrung wie 1950. Dann ist nur noch 'satt und sauber', zufrieden wahrscheinlich auch schon nicht mehr." Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt hatte 2019 einen Rahmenvertrag zur Erbringung von Leistungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen abgeschlossen. Zur Nachbesserung gab es seitdem Verhandlungen mit der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege im Land Sachsen-Anhalt e. V. und der LAG, der Landesarbeitsgemeinschaft der privaten Leistungserbringer Sachsen-Anhalt. Doch laut LIGA wurden diese Verhandlungen vom Ministerium im März 2024 abrupt abgebrochen und ein Entwurf für eine neue Verordnung vorgelegt. Menschen mit Behinderungen sollen selbst entscheiden können, wo und wie sie leben. Soweit herrscht Konsens. Eine Betreuung in Wohngruppen oder beim selbstständigen Wohnen braucht weniger Personal als eine Heim-Betreuung. Das Ministerium will nun eine Umschichtung. Unter dem Begriff "Ambulantisierung" sollen mehr Menschen selbstständig oder in Wohngruppen und weniger in Heimen wohnen. Das spart Geld und in den Wohnheimen soll das Personal effizienter arbeiten. Sozialministerin Petra Grimm-Benne sagt: "Für die Leistungserbringer hat dies zur Folge, dass das finanzierte Personal zielgenauer eingesetzt werden muss." Doch das kritisiert das DRK aufs schärfste, denn das liefe auf Personalabbau hinaus. Die geplante Verordnung gehe zu Lasten der Menschen mit Behinderungen. Christian Slotta vom Landesverband sagt: "Wie viel Teilhabe und Selbstbestimmung ist bei weniger Zeit dann noch möglich. Von daher sehen wir das für Menschen mit Behinderungen als eine klare Verschlechterung der Leistungen, die sie benötigen." Auch ein zweites Argument wird vom DRK kritisch betrachtet. Ministerin Petra Grimm-Benne sagt: "Ziel des neuen Rahmenvertrages ist es, eine maßgeschneiderte Unterstützung von Menschen mit Behinderungen zu stärken, damit sie z.B. auf dem ersten Arbeitsmarkt besser Fuß fassen können". Christian Slotta hält dagegen, viele Menschen wie zum Beispiel auf dem Julianenhof können gar nicht arbeiten. Und andere bräuchten bei der Integration in Arbeit dann eine große Unterstützung. Aber auch da soll gespart werden. Bei der ambulanten Betreuung soll der Personalschlüssel von 1 zu 12 auf 1 zu 14 herabgesetzt werden. Das heißt, eine Fachkraft kümmert sich um 14 Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen. Wie viel Teilhabe und Selbstbestimmung ist bei weniger Zeit dann noch möglich. Von daher sehen wir das für Menschen mit Behinderungen als eine klare Verschlechterung der Leistungen, die sie benötigen. Die geplanten Verbesserungen würden nach hinten losgehen. In einer gemeinsamen Stellungnahme der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände heißt es: "Die neuen Personalschlüssel bedeuten in weiten Teilen eine drastische Leistungskürzung zu Lasten der leistungsberechtigten Personen. Dies widerspricht diametral dem Ziel, Teilhabe zu verbessern." Mitte Dezember soll die neue Verordnung im Landtag verabschiedet werden. Die LIGA fordert eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Wohlfahrtsverbänden und den Erhalt der derzeitigen Personalschlüssel. Das würde aber dann für das Land mehr Kosten bedeuten, denn wie überall steigen auch in der Behindertenhilfe die Löhne und die Sachkosten. Die für 2025 eingeplanten 711 Millionen Euro würden laut DRK diese Kostensteigerungen nicht decken. Es bleibt also abzuwarten, wie das Land bei der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen entscheidet und, ob das DRK und andere mit ihren Forderungen gehört wird. Die LIGA gibt in ihrer Stellungnahme bekannt: "Eine derart rechtswidrige Verordnung wird den Leistungserbringern keine andere Wahl lassen, als dagegen gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen." MDR (Cornelia Winkler)
mdr.de
Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen kritisiert das Deutsche Rote Kreuz Pläne des Sozialministeriums des Landes. Das DRK befürchtet massive Einschränkungen.
[ "Havelberg", "Personalkürzungen", "Julianenhof", "Menschen", "Behinderung" ]
Sachsen-Anhalt
2024-12-03T10:58:13+01:00
2024-12-04T15:54:23+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/stendal/havelberg-julianenhof-personal-kuerzungen-menschen-behinderung-100.html
Drastische Warnungen an Klinik-Protesttag: Forderungen nach mehr Geld
Die Klinikbranche hat wegen akuter wirtschaftlicher Nöte vieler Standorte erneut zusätzliche Hilfen des Bundes verlangt. "Die finanzielle Situation der Krankenhäuser ist dramatisch, und sie gefährdet die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung", sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, anlässlich eines bundesweiten Protesttags am Mittwoch. In vielen Krankenhäusern und Regionen sei die Verunsicherung groß. Der Verband fordert daher einen schnellen "Inflationsausgleich". Unter dem Motto "Stoppt das Krankenhaussterben" gab es neben einer zentralen Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin auch Aktionen in den mitteldeutschen Ländern. Die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt übergab Landesgesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) in Halle einen offenen Brief. Darin heißt es: "Es wird Kliniken geben, die schon das kommende Jahr nicht mehr erleben, weil die Geschäftsführungen wegen negativer Fortführungsprognosen in den Jahresabschlüssen gezwungen sind, einen Antrag auf Insolvenz zu stellen." Auch in anderen Städten in Mitteldeutschland gingen Menschen auf die Straße. Am St.-Joseph-Stift in Dresden forderten Beschäftigte lautstark mit Trillerpfeifen einen Inflationsausgleich. Gemeinsam mit dem Evangelischen Diakonissenkrankenhaus in Dresden schaltete der St. Joseph Stift eine Videobotschaft und wies auf die prekäre Lage hin. In Grimma wurde gegen die Schließung der Geburtshilfe demonstriert. Ab April 2024 sollen hier keine Babys mehr geboren werden. Die Station sei zu teuer, heißt es im Ergebnis des Sanierungskonzepts für die finanziell angeschlagenen Muldental-Kliniken. Einzelne Abteilungen sollen deshalb zusammengelegt werden. Eine Geburtenstation soll es nur noch in Wurzen geben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) machte jedoch keine neuen Zusagen und verwies auf die geplante Krankenhausreform, die auch kleinere Kliniken absichere. Gleichzeitig machte er die Länder für fehlende Investitionen in die Kliniken kritisiert. Im ZDF-"Morgenmagazin" sagte Lauterbach: "Die Länder, die jetzt zum Teil mitdemonstrieren, bezahlen seit zehn Jahren die Investitionskosten nicht." Der Bund habe den Krankenhäusern während der Pandemie 20 Milliarden Euro gegeben. Für die Energiekosten von vier Milliarden Euro habe der Bund sechs Milliarden Euro gegeben. "Wir haben mehr zusätzlich bezahlt, als an Energiekosten überhaupt anfällt", sagte Lauterbach: "Die Länder halten sich zurück." Die Länder, die jetzt zum Teil mitdemonstrieren, bezahlen seit zehn Jahren die Investitionskosten nicht. Die Gewerkschaft Verdi unterstützte den bundesweiten Protest. Vorstandsmitglied Sylvia Bühler sagte: "Kein Krankenhaus, das für die Versorgung gebraucht wird, darf geschlossen werden." Tausende Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel, das müssten Bund und Länder verhindern. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte im Protestaufruf: "Die extrem gestiegenen Preise zwingen viele Kliniken in die Knie." Kaum ein Haus könne die Ausgaben noch aus laufenden Einnahmen begleichen. Laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts, das von der Branche getragen wird, sorgen sich 70 Prozent der Kliniken ernsthaft um ihre Existenz. Kein Krankenhaus, das für die Versorgung gebraucht wird, darf geschlossen werden. Lauterbach bekräftigte, dass die Krankenhausreform notwendig sei. Es seien nicht mehr genug Behandlungsfälle und Personal da, um 1.700 Häuser am Netz zu halten, sagte er im ZDF. Jetzt treffe es in einem "unkontrollierten Prozess" aber teils die falschen Standorte. Die Reform sieht unter anderem vor, das Vergütungssystem zu ändern. So soll es keine Fallpauschalen für Behandlungsfälle mehr geben, damit Klinken weniger Druck haben, mehr Fälle zu behandeln. Künftig sollen sie einen großen Anteil der Vergütung allein schon für das Vorhalten von Leistungsangeboten bekommen. Dies soll auch kleinere Häuser auf dem Land absichern. Gaß forderte rasche Hilfen, damit die Krankenhäuser die Reform überhaupt erleben könnten. dpa/afp (mze)
mdr.de
An einem bundesweiten Protesttag hat die Krankenhaus-Branche erneut Hilfe vom Bund verlangt. Viele Standorte fürchten Schließungen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach machte aber keine neuen Zusagen.
[ "Gesundheit", "Krankenhäuser", "Kliniken", "Proteste", "Karl Lauterbach" ]
Deutschland
2023-09-20T22:01:44+02:00
2023-09-27T10:03:04+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/krankenhaus-protest-lauterbach-klinik-reform-100.html
national-sozialistisch
Das bedeutet:Etwas kommt aus der Zeit vom National-Sozialismus.Das war eine Regierungs-Zeit in Deutschland.In der Zeit hat die National-Sozialistische Arbeiter Partei in Deutschland bestimmt.Die Abkürzung dafür ist: NSDAP. Die Regierungs-Zeit von der NSDAPging vom Jahr 1933 bis zum Jahr 1945.Der oberste Chef war Adolf Hitler.Er war der Reichs-Kanzler. In der Nazi-Zeit gab es Krieg.60 Millionen Menschen wurden verletzt und getötet. Es gibt zum Beispiel:    • National-sozialistische Sätze,    • national-sozialistische Meinungen.    • Und National-sozialistische Zeichen.      Das ist zum Beispiel ein Hakenkreuz.
mdr.de
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Wörter-Buch
2024-05-03T13:03:19+02:00
2024-05-03T13:03:19+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-national-sozialistisch-100.html
Gewollte Wahrheiten
Der Unterschied zwischen einer Kampagne und einer Recherche ist: Bei einer Recherche stellt sich die abschließende Aussage erst im Verlauf heraus. Ungefähr so funktioniert im Idealfall auch Wissenschaft. Neue Erkenntnisse können die Aussage wieder ändern. Jederzeit. Und das passiert auch schon mal. Journalisten, die nur in Kampagnen denken, fällt das Verständnis dafür offenbar schwer. Unter dem Text, den der Leiter des "Bild"-Ressorts Meinung (witziger Ressortname übrigens bei einem Kampagnen-Medium), Filipp Piatov, am Montag über eine Studie des Virologen Christian Drosten geschrieben hat, steht der verwunderte Hinweis:  "Interessant: Noch am 6. März lehnte Christian Drosten Schulschließungen ab. Diese Maßnahme solle man für den Herbst aufbewahren, 'jetzt wäre es wohl noch zu früh', sagte der Charité-Virologe der 'Neuen Osnabrücker Zeitung'. Dann änderte Drosten seine Meinung. Bereits am 13. März empfahl Drosten der Ministerpräsidentenkonferenz unter der Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (65, CDU), die Bildungseinrichtungen zu schließen." In der "Bild"-Redaktion hält man es also für "interessant", wenn Informationen auftauchen, die an der bisherigen Einschätzung etwas ändern. Innerhalb von Kampagnen kommt das ja nicht vor. Das Bildblog (Offenlegung: für das ich gelegentlich arbeite) hat Anfang Mai bereits über die "schmutzigen Tricks" geschrieben, mit denen Reichelt und Konsorten versuchen, das Image von Christian Drosten zu zerdellen. Auffällig ist das, weil Drostens Kollegen Hendrik Streeck oder Alexander Kekulé sich diesen Angriffen nicht ausgesetzt sehen. Woran das liegen könnte? Christian Drosten hat am Donnerstag selbst eine Vermutung geäußert, indem er einen Tweet retweetete. Inhalt: "Die Freunde von der @BILD sind wohl sauer, dass @c_drosten ihnen nie ein Interview gegeben hat und dachten nun ihn in die Pfanne hauen zu können - unterste Schublade! Gut dass, sich viele der falsch zitierten umgehend zu Wort melden. Eigentor der Bild das Abos kosten wird!" Wir wissen nicht, ob das tatsächlich der Grund für die Kampagne ist. Aber sicher sagen kann man: Unvoreingenommen geht die "Bild"-Redaktion mit Christian Drosten nicht um. Das nur kurz vorab, um die Dinge etwas verständlicher zu machen, die Filipp Piatov am Montagnachmittag mit einer E-Mail in Gang setzte, in der er Christian Drosten um eine Stellungnahme zu einem schon zur Veröffentlichung vorbereiteten Artikel bat. Drosten lud einen Screenshot dieser Anfrage bei Twitter hoch. Dazu schrieb er: "Interessant: die #Bild plant eine tendenziöse Berichterstattung über unsere Vorpublikation zu Viruslasten und bemüht dabei Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang. Ich soll innerhalb von einer Stunde Stellung nehmen. Ich habe Besseres zu tun." Kritische Fragen an dieser Stelle waren durchaus berechtigt. Drosten hatte eine Studie vorveröffentlicht, die wie viele andere wissenschaftliche Studien zu diesem Thema momentan aufgrund des Zeitdrucks schneller in der Öffentlichkeit landen als in normalen Zeiten – gerade um sie einer möglichst großen Zahl an Fachleuten aus allen möglichen Wissensgebieten zugänglich zu machen, die dann eben auf Fehler hinweisen können. Und das war passiert. Mehrere Wissenschaftler hatten die Ergebnisse der Studien bei Twitter kritisiert. Auch Zeit-Datenjournalist Tin Fischer hält Kritik für gerechtfertigt. Die Kritikpunkte unter anderem: Die Forscher hätten ihre eigenen Zahlen falsch interpretiert. Die untersuchte Stichprobe sei zu klein gewesen. Alles in allem: Es gab Zweifel an der Korrektheit der Methodik. Wie wären nun halbwegs seriöse Journalisten vorgegangen? Sie hätten die Wissenschaftler kontaktiert. Sie hätten sich die Kritik erklären lassen, um sie selbst erklären zu können. Dann hätten sie Christian Drosten Zeit für eine Stellungnahme gegeben. Schließlich hätten sie das alles erklärt, fairerweise mit einem Hinweise auf die außerordentlichen Umstände, unter denen Wissenschaftler zurzeit arbeiten. Denn diese Umstände können dabei helfen, besser einzuordnen, warum es zwar ärgerlich ist, wenn Wissenschaftler Fehler machen, aber keineswegs unvermeidbar. Und warum nicht die Fehler selbst das Problem sind, sondern der Umgang damit. Sie hat Zitate aus Tweets von Wissenschaftlern zusammenkopiert, ohne diese über die Veröffentlichung zu informieren. Piatov wird geahnt haben, dass ihm die Fakten dann die schöne Geschichte kaputtgemacht hätten. Dann hätte er nämlich zum Beispiel gehört, was Dominik Liebl sagt, einer der Wissenschaftler, die Drosten kritisiert hatten. Er distanziert sich bei Twitter von der Anfrage und schreibt:  "Wir können uns mehr glücklich schätzen @c_drosten und sein Team im Wissenschaftsstandort Deutschland zu haben. They saved lifes!" Auch weitere zitierte Wissenschaftler distanzieren sich. Dennis Horn hat die Statements hier in einem Tweet gebündelt. Der von Piatov zitierte Forscher Jörg Stoye schreibt: "Ich will nicht Teil einer Anti-Drosten-Kampagne sein. Ich stand und stehe in keinerlei Kontakt zur Bild. Natürlich habe ich höchsten Respekt vor @c_drosten. Deutschland kann froh sein, ihn und sein Team zu haben." Und hier wird alles noch etwas komplizierter. "Bild"-Mann Ralf Schuler widerspricht Stoye und behauptet, man habe mit den Autoren gesprochen. Sie hätten sich nur nicht zitieren lassen wollen. Entscheiden Sie selbst, wem Sie mehr vertrauen. Durfte Piatov die Zitate überhaupt in der von ihm gewählten (verzerrenden) Form verwursten? Der Medienrechts-Anwalt Christian Conrad schreibt: "So wie es aussieht, kann sich nicht nur Prof @c_drosten gegen den Artikel der #Bild wehren... Hinsichtlich der Zitierten (wie etwa Prof @JoergStoye) kommt ggf eine Verletzung des Rechts am eigenen Wort in Betracht!" Nächster Punkt: Der Pressekodex gibt eine Sorgfaltspflicht vor. Dazu gehört auch die von Kampagnen-Journalisten womöglich als lästig empfundene Verpflichtung, den Menschen, die Inhalt einer kritischen Berichterstattung sind, vor der Veröffentlichung Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben. Im ärgerlichsten Fall klingt die Story danach nur noch halb so spektakulär. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert, kann man natürlich minimieren, indem man den Betroffenen die Fragen eine Minute vor der Veröffentlichung schickt. Piatov gab Drosten immerhin eine Stunde Zeit. Spiegel-Redakteur Jonas Scheibe kommentiert das in einem Tweet: "eine Stunde Deadline (!): die Frage ist Schein". Die Frage ist: Hätte Piatov überhaupt Fragen müssen? Der Medienrechts-Anwalt Dominik Hoech twittert: "Der BILD-Artikel ist erschienen (ich verlinke sowas nicht). Dazu MUSS man mit ausreichender Frist (nicht: 1 Std.!) anhören. Vorwurf u. a.: Ergebnisse wurden von Haltungen Drostens geprägt ('scheinen von Entscheidungen der Forscher getrieben zu sein')." Hoechs Kollege Rainer Stadler sieht das anders. Er schreibt bei Twitter: "Vermutlich ist die Gelegenheit zur Stellungnahme rechtlich nicht geboten (…)". Die interessante Diskussion dazu ist in diesem Twitter-Thread zu finden. "Bild"-Chef Julian Reichelt wendet bei Twitter ein, Drosten hätte um eine Fristverlängerung bitten können. Und er kritisert dessen "fragwürdige Methoden". Piatovs fragwürdige Methoden kritisiert er nicht. Dabei gäbe es auch da noch viel mehr zu sagen. Es beginnt schon bei handwerklichen Dingen wie Übersetzungen. Die im Abstract von Drostens Studie vorsichtig formulierte Kernaussage lautet: "Children may be as infectious as adults." Übersetzt: "Kinder könnten genauso ansteckend sein wie Erwachsene." Anders gesagt: Es besteht die Möglichkeit, dass dies so ist. Piatov dagegen schreibt: "Das Ergebnis der Drosten-Studie schien eindeutig: 'Kinder können genauso ansteckend sein wie Erwachsene.'" Das bedeutet: "Es ist so. Kinder können genauso ansteckend sein wie Erwachsene." Die "Bild"-Redaktion hat den englischen Satz möglicherweise einfach durch irgendein Übersetzungstool gejagt. Doch auch Drosten hat sich nicht ganz korrekt verhalten. Er hatte Piatovs Anfrage vollständig veröffentlicht, mit dessen Kontaktdaten. Das ist kein guter Stil. Aber es gibt durchaus Stimmen, die das in diesem Fall für zulässig halten. Der Rechtsanwalt Peter Hense schreibt bei Twitter: "Gern für Diskussionen hierzu offen: Selbst die Veröffentlichung der E-Mail-Anfrage in voller Länge (mit Handynummer von Piatov) war rechtlich zulässig. Das ist aufgedrängte Kommunikation in der Sozialsphäre, kein privater Chat." Und er ergänzt in einem weiteren Tweet: "Wer ungefragt und absichtlich seine beruflichen Kontaktdaten im beruflichen Kontext an den beruflichen Account Dritter sendet, um eine öffentliche Debatte anzustoßen, muss damit leben, dass seine Daten auch Gegenstand eben dieser öffentlichen Debatte werden." Drosten selbst hielt die Veröffentlichtung im Nachhinein offenbar für nicht ganz sauber. Er löschte den ursprünglichen Tweet und veröffentlichte einen neuen ohne Kontaktdaten. Zeit-Online-Redakteur Johannes Schneider kommentiert: "Wissenschaft als lernendes System". Aber was ist nun mit dem "Bild"-Vorwurf, dass mit den Ergebnissen der Studie irgendetwas nicht stimmt und der Frage raunenden Frage: "Wie lange weiß der Star-Virologe schon davon?" Piatov schreibt: "Nach BILD-Informationen findet die Kritik auch Zustimmung in Drostens Forscherteam. Intern wurden die Fehler bereits eingestanden." Dass Drosten versucht haben könnte, die Fehler geheimzuhalten, ist unwahrscheinlich. Schließlich hatte er die Ergebnisse vorher der gesamten Fachwelt zur Verfügung gestellt. Und es gab bereits Kritik. Aber eine berechtigte Frage wäre: Hätte er früher darüber sprechen müssen? Diese Frage kann man stellen. Darauf dass die "Bild"-Redaktion kein Interesse an einer differenzierten Antwort hatte, deutet auch ein Tweet von Christian Drosten am späten Montagabend hin. Er schreibt: "Der Bild-Reporter hat unseren englischsprachigen Mathematiker am Telefon in die Irre geführt. Er bekam die Auskunft, dass wir grade an einem Update der Studie arbeiten, das aber das Ergebnis nicht ändert. Daraus wird dann eine interne Kritik gemacht." Das Ergebnis der "Recherche" ist nun die Schlagzeile "Schulen und Kitas wegen falscher Corona-Studie dicht" auf der Titelseite der "Bild"-Zeitung. Die vernichtendste Kritik dazu kommt von Georg Streiter, dessen Facebook-Posting wie folgt beginnt: "Beinahe die Hälfte meiner 34-jährigen Tätigkeit als Journalist habe ich bei 'Bild' und 'Bild am Sonntag' gearbeitet. Daher lasse ich mich nicht von Leuten vereinnahmen, die 'Bild' schon immer und sowieso schrecklich finden." Streiter schreibt: "Selbst wenn man die nur als niederträchtig zu bezeichnenden 'Recherche'-Methoden von Herrn Piatov ignoriert (darüber ist schon ausreichend geschrieben worden), bleibt festzustellen: Diese Schlagzeile ist durch NICHTS belegt. Durch GAR NICHTS! Wenn Herr Piatov auch nur einen Hauch Ahnung hätte vom Boulevard-Journalismus, dann wüsste er: Was in der Schlagzeile steht, sollte auch im Text stehen. Da steht es aber nicht. Da steht nur die von Herrn Piatov selbst aufgeworfene FRAGE: 'Sind unsere Schulen und Kitas dicht, weil Drosten sich verrechnet hat?' Fragezeichen! Im Ernst?" Zur Behauptung, in Drostens Forscherteam seien bereits Fehler eingeräumt worden, finde sich im Text "nicht der Hauch eines Belegs". Im Gegensatz zu Piatov hat Streiter das Prinzip Wissenschaft offenbar verstanden: "Da geht es nämlich kooperativ zu: Wissenschaftler forschen (und wissen nicht schon alles wie Her Piatov). Sie veröffentlichen und stellen ihre (Teil-) Ergebnisse weltweit zur Diskussion. Dann geht es hin und her – und erst nach einiger Zeit (das kann Jahre oder Jahrzehnte dauern) gibt es eine mehr oder weniger abschließende wissenschaftliche Erkenntnis." Und Streiter erinnert auch an einen weiteren Fall, in dem Piatov seiner eigenen Sensationsgier zum Opfer fiel. "Im Februar 2018 fiel er auf einen 'Titanic'-Mitarbeiter rein und schrieb – gegen massive Bedenken in der Redaktion – eine große Titelgeschichte über eine "Neue Schmutz-Kampagne bei der SPD". Piatov veröffentlichte damals angebliche kompromittierende E-Mails von Juso-Chef Kevin Kühnert, die sich im Nachhinein als Fälschungen entpuppten. Selbst als die Geschichte schon öffentlich in Zweifel gezogen wurde, twittere Piatov noch: "Liebe Kritiker der Kühnert-Titelgeschichte, es handelt sich bei den E-Mails nicht um eine 'plumpe Fälschung'. BILD bekam Zugang zur Mail des Informanten. Mehr im Artikel. ..." Kevin Kühnert hat sich zur Anfrage an Drosten gestern übrigens auch schon geäußert. Er postete einen Screenshot der Anfrage, die er im Februar 2018 von Piatov erhielt. Dazu schrieb er: "Der Journalismus ist aber auch wirklich schnelllebig geworden. Vor zwei Jahren hatte man noch mehr als drei Stunden Zeit zur Beantwortung." +++ Gabor Steingart braucht möglicherweise einen neuen Namen für sein "Hauptstadt-Briefing", weil er sich den Namen nicht hat schützen lassen. Der Herausgeber des "Hauptstadtbriefs" hatte eine Unterlassungsforderung geschickt, wie Ulrike Simon für Horizont berichtet. Steingart hat Widerspruch angekündigt. Über die Aufmerksamkeit freuen sich vermutlich beide Parteien.  +++ Drei Schauspielerinnen geben sich im Netz als minderjährige Mädchen aus. In zehn Tagen melden sich 2458 Männer mit sexuellem Interesse. Viktoria Großmann schreibt auf der SZ-Medienseite (€) über"die erfolgreichste Doku Tschechiens", den Film "Im Netz", der ein Experiment zeigt. Der Film sei "ein Aufklärungsstück im besten Sinne".Darüber, ob er in Deutschland gezeigt werden wird, darüber werde noch verhandelt. +++ Der seit Jahren andauernde und hier schon einige Male erwähnte Streit zwischen der Funke-Mediengruppe und der Familie Dichand, unter anderem Eigentümer der österreichischen Kronen Zeitung und dem Kurier, geht weiter, berichtet Timo Niemeier für DWDL. Bis Ende letzten Jahres hielten beide Parteien die Hälfte der Anteile am Unternehmen, dann sicherte sich Funke mit einem "Taschenspielertrick" die Mehrheit. Das Bundeskartellamt gab Funke Recht. Die Dichands wollen das so nicht hinnehmen. Anders gesagt: Es kann wohl noch Jahre dauern. +++ Der Rechtsprofessor Karl-Heinz Fezer macht auf der FAZ-Medienseite (55 Cent bei Blendle) einen Vorschlag dazu, wie eine Tracing-App eingesetzt werden könnte, ohne die Bürgerrechte allzu sehr einzuschränken. Wie das gehen soll? Über eine Bürger-Plattform. Fezer: "Eine die Anwendung einer Tracing-App begleitende digitale Bürgerplattform, die zivilgesellschaftlich, repräsentativ-demokratisch und pluralistisch organisiert ist, würde als Pilotprojekt die rationale und emotionale Schwarmintelligenz der Bürger im Gesundheitswesen zum Ausdruck bringen." +++ Benjamin Netanjahu ist der erste amtierende israelische Regierungschef, der sich vor Gericht verantworten muss. Die Vorwürfe: Untreue und Bestechlichkeit. Genauer: Er soll unter anderem Deals mit Medien gemacht haben, die ihm eine positive Berichterstattung sichern sollten. Brigitte Baetz spricht mit ARD-Korrespondent Benjamin Hammer im Deutschlandfunk-Magazin @mediasres über die Vorwürfe, sein Verhältnis zu Journalisten, das dem anderer Rechtspopulisten offenbar sehr ähnlich sei. Im Zusammenhang mit Medien spreche Netanjahu seit Jahren über "Fake News", sagt Hammer. +++ Ein Polizist hat einer Journalistin bei einer Kundgebung am 1. Mai in Berlin zwei Schneidezähne ausgeschlagen. Die Polizei hat bei der Aufklärung offenbar keine große Eile, schreibt Lotte Laloire für die taz. Die Journalistin muss im Netz auch noch Häme und Beleidigungen von Rechtsradikalen ertragen. +++ Es ließ sich wohl nicht vermeiden: Nun hat auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Podcast, zusammen mit seinem früheren Regierungssprecher Béla Anda. Titel des Ganzen: Die Agenda. Wie Schröders große Reform vor 17 Jahren. Und wie ist der erste Eindruck? "Die Entschlossenheit zu Kürzungen, die Schröder damals zeigte, hätte beim Bearbeiten des Podcasts auch nicht geschadet", schreibt Nico Fried auf der SZ-Medien-Seite. Neues Altpapier gibt es am Mittwoch. Korrekturhinweis: Ursprünglich schrieben wir, Christian Drosten habe die Studie, um die es im Text geht, bereits "veröffentlicht". Das stimmt nicht. Es handelte sich um eine Vorveröffentlichung. Warum der Unterschied wichtig ist, wird in diesem Twitter-Thread sehr gut erklärt.
mdr.de
Die "Bild"-Medien setzen ihre Kampagne gegen den Virologen Christian Drosten fort. Die vernichtendste Kritik kommt von einem ehemaligen Springer-Kollegen. Er nennt "Bild"-Autor Filipp Piatov ahnungslos.
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2020-05-27T11:35:25+02:00
2020-05-27T11:35:25+02:00
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-1504.html
In der Altmark gibt es eine Aktions-Woche
In der Altmark gibt es eine Aktions-Woche.Sie heißt: Denken ohne Geländer.Und sie hat am Donnerstag angefangen.Die Menschen von der Aktions-Woche wollen etwas tun gegen:    • Anti-Semitismus    • und Fremden-Feindlichkeit. Bei der Aktions-Woche gibt es viele verschiedene Veranstaltungen.Zum Beispiel:    • Lesungen,    • Ausstellungen,    • Theater-Stücke    • verschiedene Gespräche       Dabei können die Menschen mit Zeit-Zeugen sprechen.       Die Zeit-Zeugen haben in der Zeit vom Holocaust gelebt.    • Und an einigen Abenden soll es Diskussionen geben. Bei der Aktions-Woche arbeiten verschiedene Menschen zusammen.Zum Beispiel:    • Das Theater von der Altmark,    • Die Hochschule Magdeburg-Stendal,    • Die Landes-Zentrale für politische Bildung     • und die Stiftung: Altmärkische Bürger-Stiftung.      Das ist eine Stiftung in der Stadt Stendal.      Sie macht sich stark für die Menschen:      Die dort wohnen. Und es soll eine Fortbildung für Erzieher in Kitas geben.Dabei lernen sie etwas über das Leben von jüdischen Kindern.Und sie lernen:Wie sie das den Kindern in den Kitas davon erzählen können.
mdr.de
Sie ist gegen die Themen: Anti-Semitismus und Fremden-Feindlichkeit.
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2024-01-19T15:17:44+01:00
2024-01-19T15:17:44+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-anhalt-aktionswoche-gegen-antisemitismus-beginnt-100.html
Grüner Wasserstoff kann aus normaler Luft produziert werden
Ohne Wasserstoff werden wir eine Energiewende auf keinen Fall hinbekommen, sagt Prof. Dr. Robert Schlögl, einer der renommiertesten Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Dementsprechend viel wird auf der Welt dazu geforscht und entwickelt.Die Herstellung von Wasserstoff ist dabei mit entscheidenden Fragen verknüpft:1. Ist es wirklich "grüner" Wasserstoff, der da produziert wird, wird die Elektrolyse also nur durch erneuerbare Energien angetrieben?3. Kann man den derzeit noch recht niedrigen Wirkungsgrad des ganzen Prinzips vielleicht deutlich erhöhen?2. Kann eine umfangreiche Produktion gelingen, ohne die Trinkwasserbestände auf der Erde anzuzapfen? "Ja", "ja" und "ja" lauten die Antworten, wenn man eine neue Studie betrachtet. Ein internationales Forschungsteam hat in Australien Prototypen gebaut, die all das bewerkstelligen. Der eine Prototyp wurde nur mit Sonnenenergie gespeist, der andere nur vom Wind angetrieben. Der Wirkungsgrad liegt dabei deutlich über dem der bisher gängigen Elektrolyseuren. Und (vielleicht am wichtigsten): Bei der neuen Methode wird weder Süßwasser, noch mühsam und teuer aufbereitetes Salzwasser benötigt, sondern man bezieht den Wasserstoff aus der Luft. Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit dürften vor allem dort aufhorchen lassen, wo es sehr sonnig und trocken ist. Denn die neuen Prototypen arbeiten laut Studie auch in einer Umgebung mit nur vier Prozent Luftfeuchtigkeit effizient. All das deute darauf hin, dass auch in abgelegenen, trockenen Regionen der Erde grüner Wasserstoff mit nur minimalen Umweltauswirkungen und ohne Wasserbedarf hergestellt werden könnte. Das könnte in Zukunft sehr wichtig sein, denn es gebe eine deutliche geografische Übereinstimmung zwischen Süßwassermangel und dem Potenzial für Sonnen- oder Windenergie auf vielen Kontinenten. Zum Beispiel wären selbst Gebiete wie die Sahelzone mit durchschnittlich etwa 20 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit sehr gut geeignet, heißt es in der Studie. Wie das aber bei Grundlagenforschung so ist: Sie findet oft erst einmal im Kleinen statt. Die neuen Elektrolyseur-Prototypen sind nicht einmal so groß wie ein erwachsener Mensch. Allerdings ist sich die Forschungsgruppe sicher, dass die verwendeten Module beliebig erweiterbar sind und auch mit großen Solarpanels oder Windturbinen bestückt werden können, am Prinzip würde sich dabei nichts ändern.Trotzdem wird man abwarten müssen, ob sich diese neue Elektrolyse-Technik auch im großen Maßstab und auf Dauer beweist. Noch ist nicht bekannt, ob es bereits industrielle Interessenten gibt. Aber die theoretische Grundlage für grünen Wasserstoff mit hohem Wirkungsgrad ohne Süßwasserverbrauch scheint nun da zu sein.Und sie überzeugt auch dadurch, dass im Gegensatz zu bisher üblichen Elektrolyseuren keine seltenen Metalle benötigt werden. Stattdessen wurden für die Elektrolyse verschiedene Salze, Basen und Säuren getestet. Schwefelsäure stellte sich dabei als am wirkungsvollsten heraus. Der Wirkungsgrad sei so deutlich höher als bei herkömmlichen Elektrolyseuren, wie es in der Studie heißt: "Sehr wichtig ist, dass unser Gerät unseres Wissens nach die erste Technologie sein könnte, die das vom US-Energieministerium gesetzte Ziel einer 20-prozentigen Energieausbeute bei der Umwandlung von Sonnenenergie in Wasserstoff übertrifft." Mit den leistungsstärksten Solarpanels wären sogar bis zu 32 Prozent Energieausbeute möglich, schreiben die Autoren aus Australien, China und dem Vereinigten Königreich. Gang Kevin Li et al.: "Hydrogen production from the air", erschienen in "Nature Communications" (rr)
mdr.de
In Australien ist es gelungen, mit Hilfe von Solar- und Windenergie Wasserstoff mit hohem Wirkungsgrad aus der Luft zu extrahieren. Grüner Wasserstoff wäre damit unabhängig vom Trinkwasservorkommen der jeweiligen Region.
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2024-04-17T11:43:59+02:00
2024-05-06T14:32:57+02:00
https://www.mdr.de/wissen/erneuerbare-energie-gruener-wasserstoff-aus-normaler-luft-100.html
AfD Sachsen-Anhalt wirft Bundestagsabgeordneten Ziegler aus Landesvorstand
In Magdeburg ist die sachsen-anhaltische AfD am Sonntag zu einem Landesparteitag zusammengekommen. Im Alten Theater stimmten die Parteimitglieder unter anderem für eine geänderte Satzung. Als Reaktion auf die Einstufung des AfD-Landesverbandes als "gesichert rechtsextremistisch" durch den Landesverfassungsschutz wurde in der Satzung die Präambel angepasst. Darin heißt es künftig: Die Alternative für Deutschland sei eine "demokratische, freiheitliche und patriotische Volkspartei" und "wir sind die Partei des gesamten deutschen Volkes". Für die Partei gebe es "keine Bürger erster und zweiter Klasse". Wer seinen Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt habe, sich integrieren wolle, die deutsche Sprache erlernen und die deutsche Kultur verstehen wolle, der werde mit ganzer Kraft unterstützt. Bei der Bundestagswahl vor einer Woche holte die AfD in Sachsen-Anhalt alle Direktmandate mit den Erststimmen. Auch bei den Zweitstimmen erreichte die Partei mit 37,1 Prozent die mit Abstand meisten Stimmen. Die CDU kam auf 19,2 Prozent der Zweitstimmen. Für die Landtagswahl im nächsten Jahr hat die AfD in Sachsen-Anhalt schon jetzt ihre Ziele formuliert. Die Mission sei, alle Direktmandate zu gewinnen, 45 Prozent zu holen und den Ministerpräsidenten zu stellen, sagte der Landesvorsitzende der AfD, Martin Reichardt, zur Eröffnung des Landesparteitages. "Sachsen-Anhalt wird der blaue Leuchtturm Deutschlands werden." Es gehe darum, die erste AfD-geführte Landesregierung in Deutschland zu stellen.  Überschattet wurde der Parteitag von internen Streitigkeiten im Vorstand der Partei. Die Delegierten stimmten für einen Antrag, den Bundestagsabgeordneten Kay-Uwe Ziegler aus dem Landesvorstand der Partei auszuschließen. 167 votierten für den Ausschluss, 58 dagegen, 12 enthielten sich. Hintergrund ist ein juristischer Streit zwischen Ziegler und seiner Partei. Vor dem Landgericht Magdeburg hatte Ziegler seine Direktkandidatur zur Bundestagswahl im Wahlkreis Mansfeld-Südharz durchgesetzt und gewann bei der Bundestagswahl sein Mandat mit 43,8 Prozent. Solche Verfahren vor einem öffentlichen Gericht wollte der Landesvorstand künftig innerparteilich ahnden. Eine entsprechender Satzungsänderungsantrag wurde aber vom Vorstand selbst zurückgezogen. Neben dem Abwahlantrag gegen Ziegler gab es noch einen zweiten Antrag gegen Jan Wenzel Schmidt. Darin werden dem Generalsekretär manipulative und skrupellose Methoden vorgeworfen. Im Abwahlantrag gegen Wenzel Schmidt heißt es unter anderem, er erpresse Personen und beseitige Gegner. Antragsteller waren Mitglieder des AfD-Kreisverbandes Anhalt-Bitterfeld, dem Kay-Uwe Ziegler und der im Dezember aus der AfD-Landtagsfraktion ausgeschlossene Daniel Roi angehören. Die Abstimmung über eine Abwahl Schmidts ist jedoch überflüssig geworden. Am Wahlabend kündigte er bereits an, seinen Posten als Generalsekretär der AfD in Sachsen-Anhalt abzugeben und sich auf seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter in Berlin zu konzentrieren. Ein Nachfolger solle erst auf einem der nächsten Landesparteitage gewählt werden, wie ein Parteisprecher mitteilte. Sowohl Wenzel Schmidt als auch Ziegler waren vergangene Woche in den Bundestag gewählt worden. Der Antrag mehrerer Vorstandsmitglieder und Kreisverbände der AfD in Sachsen-Anhalt, in dem es darum gehen sollte, Parteimitglieder zu bestrafen, die wegen interner Streitigkeiten vor Gericht ziehen, hatte schon vor dem Parteitag für Kritik gesorgt. Bevor der Antrag entschärft wurde, sollten bestimmte Verstöße als parteischädigendes Verhalten definiert werden, die bis zum Parteiausschluss führen könnten. Neben einer Klage vor Gericht wurde auch der Fraktionsaustritt oder die Kandidatur gegen die eigene Partei genannt – immer vorausgesetzt, dass vorher nicht das parteiinterne Schiedsgericht angerufen wurde.Zur Begründung des Antrages hieß es, einige Gerichte hätten "ohne Not tief in parteiinterne Vorgänge eingegriffen". Das Parteiengesetz verpflichte dazu, bei Streitigkeiten interne Schiedsgerichte einzurichten. Daraus ergebe sich die Pflicht für Mitglieder, diese Instanzen zu nutzen. Der direkte Gang vor ein öffentliches Gericht verstoße gegen die Parteiordnung und sei eine Missachtung der parteiinternen Mechanismen. Der Bund der Richter und Staatsanwälte in Sachsen-Anhalt sah in dem Antrag eine "problematische Einschränkung des Rechtswegs für Parteimitglieder". Landeschef Christian Löffler sagte: "Jeder Mensch hat grundsätzlich das Recht, staatliche Gerichte anzurufen. Wenn staatliche Gerichte angerufen werden, dann prüfen die von Amts wegen, ob sie tatsächlich zuständig sind. Gerichte handeln per Grundgesetz objektiv und unabhängig. Die Richter sind unabhängig. Sie sind nur dem Gesetz und dem Recht unterworfen und es findet keinerlei Einflussnahme statt." Jeder Mensch hat grundsätzlich das Recht, staatliche Gerichte anzurufen. Kritik kam auch von anderen Parteien. Die Linke verwies darauf, dass parteiinterne Schiedsgerichte zwar Vorrang haben. Das bedeute aber nicht, dass das Anrufen staatlicher Gerichte grundsätzlich sanktioniert werden sollte. Von der CDU hieß es, ihre Schiedsgerichte seien "unechte Schiedsgerichte", deshalb stehe der Rechtsweg zu staatlichen Gerichten weiterhin offen. Bündnis 90/Die Grünen betonten, dass sie ihren Mitgliedern keine Beschränkung bei der Wahl des Rechtswegs auferlegen und das Anrufen staatlicher Gerichte nicht sanktionieren. Der stellvertretende Landesvorsitzende der AfD in Sachsen-Anhalt, Hans-Thomas Tillschneider, verteidigte den Antrag auf dem Parteitag. Im Vorfeld sagte er: "Ein solcher Passus findet sich vielleicht deshalb noch nicht in anderen Parteisatzungen, weil er bislang als so selbstverständlich erachtet werden konnte, dass es keiner Erwähnung bedurfte. Weshalb sollen denn die Parteien Schiedsgerichte unterhalten, zu deren Einrichtung sie durch das Parteiengesetz verpflichtet sind, wenn man in einer Parteistreitigkeit jederzeit genauso gut ein öffentliches Gericht anrufen kann?" [...] Parteien sind zu Staatsferne verpflichtet, weshalb auch staatliche Gerichte ihrerseits im Umgang mit Parteiinterna zumindest bislang äußerste Zurückhaltung geübt haben. In der Bundesrepublik sei es "jahrzehntelang ein beherzigter guter Rechtsbrauch" gewesen, dass öffentliche Gerichte parteiinterne Streitigkeiten nur dann zur Entscheidung annähmen, wenn die parteiinterne Gerichtsbarkeit ihr letztinstanzliches Urteil gesprochen habe, sagte Tillschneider. "Das war gut und richtig, denn Parteien sind zu Staatsferne verpflichtet, weshalb auch staatliche Gerichte ihrerseits im Umgang mit Parteiinterna zumindest bislang äußerste Zurückhaltung geübt haben." Zudem verwies Tillschneider darauf, dass öffentliche Gerichte überlastet seien und die parteiinterne Gerichtsbarkeit auch den Zweck habe, diese zu entlasten. Auch deshalb verstehe man die Kritik des Richterbundes nicht. dpa, MDR (Lars Frohmüller, Maren Wilczek, Susanne Ahrens), zuerst veröffentlicht am 01.03.2025
mdr.de
Auf dem Parteitag der AfD in Sachsen-Anhalt ist die Satzung angepasst worden. Außerdem ist AfD-Mitglied Ziegler nicht mehr im Landesvorstand.
[ "nachrichten", "sachsen-anhalt", "afd", "parteitag", "streit", "gericht", "strafe" ]
Sachsen-Anhalt
2025-03-03T12:50:11+01:00
2025-03-04T09:30:28+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/afd-strafe-partei-streit-gericht-106.html
So hat Sachsen gewählt - alle Zahlen zur Sachsenwahl
Neben der Darstellung von Gewinne und Verlusten beinhaltet das Tool die Ergebnisse von Erst- und Zweitstimmen in den Wahlkreisen sowie den Gemeinden (je nach Auszählungsstand). Zu sehen sind sowohl die Gewinner des Direktmandats der rund 60 Wahlkreise, von dem es per Link zum Kandidatencheck geht. Außerdem gibt es Karten, die den Erfolg/Verlust einzelner Parteien in Sachsen zeigen. Im Lauf des Abends gibt es tiefergehende Analysen, beispielsweise zur Wählerwanderung und Stimmanteilen nach Bevölkerungsgruppen. In den Balkendiagrammen zu den Landesergebnissen der Erst- und Zweitstimmen werden Parteien der Kategorie 1 nach MDR-Wahlkonzept berücksichtigt. Bei den festgelegten Parteien der Kategorie 1 handelt es sich um die CDU, Linke, SPD, AfD, Grüne, FDP. Die Schwellenwerte sind auf Landes-, Kreis- und Gemeindeebene wie folgt festgelegt: Landesebene: nicht festgelegte Parteien werden berücksichtigt, sobald diese mindestens fünf Prozent erreichen Kreisebene: nicht festgelegte Parteien werden berücksichtigt, sobald diese mindestens 3,5 Prozent erreichen Gemeindeebene: nicht festgelegte Parteien werden berücksichtigt, sobald diese mindestens 3,5 Prozent erreichen Das Tool wird für folgende Browser (und Versionsnummern) unterstützt: Internet Explorer 11, Edge 13+, Chrome latest, Firefox latest, Safari 10+ Quelle: MDR/chb/dk
mdr.de
Der MDR ist zur Landtagswahl in Sachsen mit einem komplett neuen Wahl-Tool online gegangen. Es wurde gemeinsam mit dem Startup 23degrees aus Wien erarbeitet, das sich auf die Visualisierung von Daten spezialisiert hat.
[ "Sachsen", "Sachsenwahl", "Landtag", "Landtagswahl", "Politik", "Analyse", "Ergebnisse", "Wahldaten" ]
Sachsen
2019-09-01T17:45:03+02:00
2019-09-05T21:02:24+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/politik/landtagswahl/wahldatenbank-ergebnisse-landtagswahl-sachsen-100.html
Alkohol und alte Bräuche: Die neue Generation der Thüringer Kirmesgesellschaften
Zwei kleine, pinke Mikrofone hält Joline Hamsch in der Hand. Normalerweise trifft sich die Kirmesgesellschaft in dem Gemeindehaus in Haarhausen im Ilm-Kreis zur Tanzprobe. Heute aber ist wieder Drehtag - für die Instagram-Videos. Dafür hat sich die 24-Jährige, die in einer Erfurter Werbeagentur arbeitet, Fragen ausgedacht, die die Kirmesburschen und -mädchen spontan beantworten müssen. Im vergangenen Jahr haben die Haarhäuser ihre Kirmespärchen vorgestellt. Das mache jede Gesellschaft mittlerweile so, heißt es. Entstanden sind kurze Videos, in denen die jungen Leute mit dem Traktor durchs Dorf fahren, aus einem Stiefel trinken oder auf dem Moped anrollen. Letzteres wurde knapp 150.000 Mal angeschaut. Vor allem das mit der Simme lief gut, scheint so ein Dorfding zu sein. "Als wir fertig waren, sind die Zahlen so in die Höhe geschnellt - dann hatten die Videos megaviele Aufrufe und wir haben 500 Follower dazu bekommen", sagt sie, "vor allem das mit der Simme lief gut, scheint so ein Dorfding zu sein." Es sei aber schwer, immer alle pärchenweise zusammenzutrommeln. Deswegen sollte in diesem Jahr jeder einzeln vor die Kamera. Routiniert treten die Frauen und Männer vor die Kamera und geben Antwort. Die Jungs scheinen sich wohler zu fühlen als ihre Tanzpartnerinnen. Joline sagt, das liege daran, dass sie sich schon länger kennen, zum Teil miteinander aufgewachsen seien. Die Mädchen wechseln öfter mal, weil sie nicht immer aus dem Ort kommen. Wichtig sei nur, dass einer pro Paar aus Haarhausen stammt - eine Tradition. Der Instagram-Account der Kirmesgesellschaft Haarhausen zeigt bunte Bilder der letzten Kirmes und die neuen Videos: Wer schmeißt die wildeste Hausparty? Wer ist immer am betrunkensten? Wer trinkt welches Getränk am liebsten? Natürlich geht es um Alkoholisches. "Es geht schon viel ums Trinken, ja", sagt Joline Hamsch, sie selbst trinke aber kaum Alkohol. In Haarhausen gibt es keine Trachten oder Kirmestänze, dafür Disko und Feiern am Abend, außerdem eine Kirmes für die Kinder. Während die Gesellschaft die letzten Videos zum Thema "Wer ist das beste Team im Bier-Pong?" dreht, bauen die Burschen den Tisch für das besagte Trinkspiel auf, bei dem Bälle in mit Bier gefüllte Becher geworfen werden. "Das müssen wir jetzt ausfechten." Später am Abend will die Kirmesgesellschaft noch nach Mühlberg weiterziehen. Ein Muss für alle aus der Umgebung, heißt es. Hochprofessionelle Videos kommen nicht gut an, die Leute wollen das echte Leben. Es gehe bei den Videos darum, Persönlichkeit zu zeigen und Menschen aus der Umgebung auf die Kirmes aufmerksam zu machen, so Hamsch. Inspiration dafür gebe es kaum, obwohl viele Vereine längst Social Media für sich entdeckt hätten. Es reiche aber längst nicht mehr, bloß Fotos und Programme hochzuladen. Aber es dürfe auch nicht zu gut aussehen. "Hochprofessionelle Videos kommen nicht gut an, die Leute wollen das echte Leben." Und dieses echte Leben, das spielt sich für die jungen Menschen in Haarhausen ab Ende August vor allem bei der Kirmes ab. "Wir sind wie eine kleine Familie", heißt es von den Burschen. Und das müsse erhalten bleiben, weil viele, die weggezogen sind, spätestens zur Kirmes wiederherkommen. Aber es sollen eben alle hier im Ort erreicht werden. "Wir drucken sogar noch Flyer und Plakate, was auch nicht mehr viele machen", sagt Max, Jolines Freund. Erst im vergangenen Jahr habe man erstmals auch den Freitag zum Tanzabend gemacht und deshalb müsse er stark beworben werden. Die viralen Videos hätten geholfen, auf das Event aufmerksam zu machen. Vor allem bei anderen Kirmesgesellschaften. Andernorts hängt der Freitagabend in den Seilen: Es langweile die Gäste, immer die gleichen Bands zu sehen, sagt der Steinbacher Traditions- und Kirmesverein im Wartburgkreis. Dafür suche man dort für den Freitag noch Lösungen. In Bielen (Nordhausen) gibt es seit zehn Jahren eine "Club Night" und die locke weniger die Dorfbewohner, sondern alle aus dem Umkreis, die einfach Lust auf Party haben. Den Fokus auf die jungen Leute legen am Freitag zum Beispiel auch Großobringen im Weimarer Land oder Sachsenbrunn im Kreis Hildburghausen. Um Nachwuchs machen sich die Haarhausener wenig Gedanken. So eine Kirmes verbinde mehrere Generationen und es rücke immer mal jemand nach. Der jüngste Kirmesbursche ist Johannes Güttich mit 15 Jahren, Philipp Bosecker ist mit 32 Jahren der älteste. Eine Obergrenze gebe es in Haarhausen nicht. An diesem Abend schaut auch ein Kirmespärchen vorbei, das gerade ein Baby bekommen hat. "Kirmesbursche 2031", scherzen die Männer.Dass es wieder viele Jugendliche gibt, die an den Bräuchen teilnehmen, beobachtet auch Tino Etzold aus Zimmern. Im Umkreis Bad Langensalza organisiert er Events. Und die jungen Leute machen zwar teilweise Dinge anders und probieren sich aus mit neuen Bands und DJs. Aber auch das laufe gut. Man dürfe nur nicht erwarten, dass ein 100-Seelen-Ort jeden Abend 300 Gäste anlockt. Viele Besucher am Kirmeswochenende und die Tradition für junge Menschen attraktiv machen möchte auch die Kirmes Dorndorf im Wartburgkreis. Marlon Franke ist zuständig für die Dorndorfer in den sozialen Medien. Auf TikTok hätten sie innerhalb von einem Jahr so viele Menschen erreicht, dass sich sogar einige Jugendliche meldeten, um selbst mitzumachen. Das liege nicht zuletzt an den aufwendigen Videos, die produziert werden. "Das war erst mal eine Schnapsidee, aber ich hab‘ es dann wirklich ernst gemeint", sagt Marlon Franke. Ein Filmtrailer für die Kirmes sollte es vor einem Jahr sein. Die anderen Kirmesmitglieder seien erst mal skeptisch gewesen. Mit ein paar von ihnen habe er es einfach ausprobiert. "Ich habe noch keine Kirmes gesehen, die Videos in der Qualität macht wie wir." Ich habe noch keine Kirmes gesehen, die Videos in der Qualität macht wie wir. Das Ergebnis war ein 3,5-minütiges Video. Jeder habe die Dorndorfer darauf angesprochen: beim Einkaufen, auf der Arbeit und andere Kirmesgesellschaften. In Konkurrenz stünde man mit denen aber nicht, sagt der 20-Jährige. "Ich habe noch keine Kirmes gesehen, die Videos in der Qualität macht wie wir." Mehr als eine halbe Million Mal wurde eines der Videos auf TikTok angeschaut. "Mit solchen Zahlen haben wir nicht gerechnet. "Für andere ist das vielleicht nicht viel, aber für uns als Kirmes schon." Eine Nutzerin schreibt auf TikTok: "Die beste Werbung für eine Kirmes, die ich je gesehen habe." Und diese Aufmerksamkeit hätte den Dorndorfern zur letzten Kirmes auch mehr Besucher eingebracht, so Franke. Bald 30 Arbeitsstunden habe es gedauert bis zum Hochladen, so Franke. Natürlich ehrenamtlich. Er arbeitet eigentlich als Klempner. In fast allen Videos geht es, ähnlich wie in Haarhausen, in irgendeiner Weise ums Feiern und um Alkohol. Franke sagt, würde er den Alkoholkonsum aus dem Fokus nehmen, dann hätte er weniger Ideen und die Videos seien nicht so witzig. "Zu einer Kirmes gehören die Traditionen und auch, mal ein Bier oder mehr zu trinken." Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport teilte MDR THÜRINGEN auf Anfrage mit, dass Kirmes in Thüringen einen wichtigen Beitrag zur Verwurzelung junger Menschen in ihrer Heimat leistet, als Form der Begegnung und des Kennenlernens von Brauchtum. Dass Vereine in sozialen Medien ihre Arbeit vorstellen, sei möglicherweise sogar Anreiz, sich einzubringen. Besonders kritisch zu sehen ist laut Ministerium, wenn beispielsweise die Arbeit im Verein missbraucht wird, um extremistisches Gedankengut zu verbreiten. Vorsicht gelte auch, wenn entgegen dem Jugendschutz der Konsum von Drogen, Alkohol und Zigaretten "verherrlichend" dargestellt wird. In einem der letzten Videos stellen die Dorndorfer eine Schokoriegel-Werbung nach. Nur, dass in Dorndorf das schlecht gelaunte Kirmesmädchen mit einem Schluck Bier zum entspannten Burschen wird. Durch die Parodien hätten auch Jugendliche aus der Umgebung mitbekommen, dass nicht alles an der Tradition nur steif sein muss, sagt der 20-jährige Franke: "Eine Kirmes belebt das Dorf und das sollte erhalten werden. Da kommen alle zusammen. Dafür braucht es die jungen Leute." MDR (jn)
mdr.de
Für viele Thüringer Dörfer ist die Kirmes der Höhepunkt. Damit diese weiterlebt, braucht es junge Leute und viele Gäste. Dabei ist die neue Generation sehr kreativ. Erfolg hat, wer sich abhebt - und dem Alkohol frönt.
[ "Nachrichten", "Kirmesgesellschaften", "Tradition", "Alkohol", "Haarhausener", "Nachwuchs", "junge Menschen", "Haarhausen", "Kirmes" ]
Thüringen
2024-11-01T21:26:00+01:00
2024-11-02T16:54:30+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/ilmenau-ilmkreis/kirmes-gesellschaft-dorf-land-tradition-alkohol-jung-102.html
Wahl 2021: Ex-Landtagspräsident Güssau verliert Chance auf Direktmandat
Die politische Karriere des langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten Hardy Peter Güssau bekommt einen weiteren Knick. Bei der Landtagswahl im Juni 2021 wird er nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT nicht mehr als Direktkandidat für seine Partei antreten können. Güssau hat bei der Abstimmung im Stendaler Kreisverband am Dienstagabend demnach deutlichen gegen seine Herausforderung Xenia Schüßler verloren. Güssau sitzt seit 2006 als CDU-Abgeordneter im Magdeburger Landtag. Von April bis August 2016 war er Landtagspräsident. Von diesem Amt war er infolge der Stendaler Briefwahlaffäre zurückgetreten. Er geriet wegen seiner möglichen Rolle in dem Wahlbetrug unter Druck und verlor das Vertrauen vieler Abgeordneter. Im vergangenen Jahr kehrte Güssau nach 20 Jahren der politischen Bühne im Stendaler Rathaus den Rücken zu und trat sein Mandat als Stadtratsmitglied nicht mehr an. Damals sagte Güssau, er habe zu sehr an Zustimmung bei den Wählern verloren. Güssau kündigte dabei an, sich nun voll dem Amt als Landtagsabgeordneten widmen zu wollen und so das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen. Bei der Kommunalwahl in Stendal 2014 war die Briefwahl in Hunderten Fällen manipuliert worden, um CDU-Kandidaten für den Stadtrat einen Vorteil zu verschaffen. Nachdem der Wahlbetrug aufgeflogen war, wurde zunächst nur die Briefwahl, später aber die komplette Stadtratswahl wiederholt. Der ehemalige CDU-Stadtrat Holger Gebhardt hatte später zugegeben, Briefwahlvollmachten gefälscht und die Briefwahlunterlagen selbst ausgefüllt zu haben. Gebhardt wurde 2017 vom Stendaler Landgericht in rund 300 Fällen der Wahl- und Urkundenfälschung für schuldig gesprochen. Er wurde zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts gab es allerdings einen unbekannten Auftraggeber für die Manipulation, woraufhin Güssau unter Verdacht geriet. Er selbst wies jegliche Beteiligung von sich. Gebhardt beschuldigte später den ehemaligen CDU-Kreischef Wolfgang Kühnel schwer. Im Herbst 2018 nahm die Staatsanwaltschaft Stendal die zunächst eingestellten Ermittlungen gegen Kühnel wieder auf. Güssau – seit 2009 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Stendal – wurde in der Briefwahlaffäre vor allem vorgeworfen, den Skandal vertuscht und eine Neuwahl verhindert zu haben. Er selbst hatte stets beteuert, von den Fälschungen nichts gewusst zu haben. Eine tatsächliche Verstrickung in den Wahlbetrug konnte Güssau nie nachgewiesen werden. Ob Gebhardt damals alleine gehandelt hat oder nicht, versucht seit 2017 ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Landtag zu klären. Quelle: MDR/cw
mdr.de
Hardy Peter Güssau sitzt seit Jahren im Landtag und war Landtagspräsident – bis ihm die Stendaler Briefwahlaffäre dazwischen kam. Nun wird er bei der Landtagswahl 2021 nicht mehr als CDU-Direktkandidat antreten können.
[ "Ex", "Landtagspräsident", "Hardy Peter Güssau", "Wahlaffäre", "Wahlfälschung", "Briefwahl", "Stendal", "Kommunalwahl 2014", "CDU Stendal", "Direktkandidat" ]
Sachsen-Anhalt
2020-02-19T18:32:36+01:00
2020-07-03T13:01:32+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/guessau-nicht-mehr-cdu-direktkandidat-100.html
Festival-Aus: "Dieses Melt werden wir nie vergessen"
Am Sonntag endet das Melt-Festival in Gräfenhainichen. Im Laufe des Tages verlassen die letzten der 15.000 Musikbegeisterten das Gelände im ehemaligen Tagebau "Ferropolis". Bei der diesjährigen Auflage des bekannten Festivals traten 150 Künstler und Künstlerinnen aus Elektro, Techno und Rock auf den Bühnen des Melt auf. Die Veranstalter blicken positiv, aber auch wehmütig auf das vergangene Wochenende: "Noch ein letztes Mal unter den Baggern der Stadt aus Eisen zu tanzen, gemeinsam fantastische Musik zu entdecken und zu genießen, mit so vielen Gleichgesinnten zusammenzukommen – das hat uns als Team die Welt bedeutet", sagt Festivaldirektor Florian Czok am Sonntag. Czok dankt allen Musikern, seinen Mitarbeitern und den Besuchern. "Dieses Melt werden wir nie vergessen." Nach 27 Jahren Festivalgeschichte ist nun Schluss: Wie die Organisatoren um Czok Ende Mai bekannt gaben, wird das Melt 2024 zum letzten Mal stattfinden. Grund dafür seien unter anderem steigende Kosten und der wachsende Konkurrenzdruck in der Festivalbranche. Auch die Besucherzahlen waren in den letzten Jahren rückläufig. Mit 15.000 Besuchern lag die diesjährige Auflage des weltbekannten Festivals weit unter den 25.000 Menschen, die zu Höchstzeiten auf das Gelände bei Gräfenhainichen pilgerten. Das Melt findet seit 1997 statt. Zur langjährigen "Heimat" des Festivals wurde Gräfenhainichen 1999, wo im stillgelegten Tagebau Golpa-Nord, heute bekannt als "Ferropolis", alte Kohlebagger als Kulisse für eine ganze Reihe von Großveranstaltungen dienen. Über 500.000 Menschen hat es insgesamt in den fast drei Jahrzehnten auf das Festival gezogen.
mdr.de
In Gräfenhainichen endet am Sonntag das Melt-Festival. 15.000 Besucher und 150 Künstler und Künstlerinnen – Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz. Nach 27 Jahren schließt damit ein Kapitel Festivalgeschichte.
[ "kulturnachrichten" ]
Sachsen-Anhalt
2024-07-14T14:19:22+02:00
2024-07-14T20:06:59+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/wittenberg/kultur-news-melt-abschluss-festival-102.html
RB Leipzig muss erneut wochenlang auf Schlager verzichten
Xaver Schlager bleibt das Verletzungspech treu. Der Mittelfeldspieler vom Fußball-Bundesligisten RB Leipzig hat sich im Einsatz für die österreichische Nationalmannschaft eine Muskelverletzung im linken Oberschenkel zugezogen. Das gab sein Verein am Donnerstag (27. März) bekannt. Laut RB wird Schlager "erneut einige Wochen fehlen". Damit setzt sich die Verletzungs-Odyssee des 27-Jährigen fort. Nach einem Kreuzbandriss und Knieproblemen im selben Bein ist es bereits der dritte lange Ausfall des Mentalitätsspielers in dieser Saison. "Die erneute Verletzung trifft uns sehr hart, vor allem Xaver selbst. Er hat extrem intensiv für sein Comeback gearbeitet und alles gegeben, um uns im Saisonendspurt mit seinen Qualitäten helfen zu können", sagte Sportchef Marcel Schäfer. Die einzig gute Meldung: Die Verletzung soll dem Vernehmen nach noch kein Saison-Aus für Schlager bedeuten. Damit kann der "Wadenbeißer" möglicherweise im Kampf um die Qualifikation zur Champions League doch noch eingreifen. Leipzig liegt als Fünfter derzeit einen Platz hinter den begehrten Königsklasse-Plätzen. Die erneute Verletzung trifft uns sehr hart, vor allem Xaver selbst. Schäfer erklärte auch, warum Schlager zur Nationalelf reiste, obwohl er davor wochenlang nicht gespielt hatte. "Bei der Nationalmannschaft sollte er sich die letzte Matchfitness holen", sagte der 40-Jährige. "Ärgerlich ist natürlich, dass wir erneut eine Verletzung nach einer Länderspielpause zu vermelden haben." Vor einer Woche kam Schlager gegen Serbien zu einem 13-minütigen Einsatz. Im Rückspiel der Playoffs in der Nations League kam er schon gar nicht mehr zum Einsatz. Aktuell verhandelt Schlager mit Leipzig um eine Vertragsverlängerung. Sein aktuelles Arbeitspapier läuft 2026 aus, eine Ausweitung soll nach Clubwunsch in diesem Sommer erfolgen. Denn ein gesunder Schlager ist für das Spiel von RB immens wichtig. Doch in dieser Saison wird der Österreicher permanent ausgebremst. Mit einem Kreuzbandriss war der Antreiber bis Mitte November ausgefallen. Nach vier Bundesliga-Einsätzen ereilte Schlager in der Vorbereitung auf die Rückrunde der nächste Rückschlag. Im Testspiel gegen den tschechischen Drittligisten Most bekam er nach einem Schlag aufs Knie erneute Probleme am Gelenk und nun bremst ihn eine Muskelverletzung. Zur Unzeit für RB Leipzig. SpiO/sid/dpa
mdr.de
Er ist der Pechvogel der Saison bei RB Leipzig: MIttelfeldmotor Xaver Schlager kehrte verletzt von der Nationalmannschaft zurück und fällt erneut lange aus.
[ "Bundesliga", "Fußball", "Sport", "Schlager", "RB Leipzig", "RB", "Rose", "Ausfall", "Xaver Schlager" ]
2025-03-27T09:12:22+01:00
2025-03-27T10:33:11+01:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/rb-leipzig-schlager-faellt-wieder-wochenlang-aus-100.html
VR Bank zahlt Whistleblower fünfstellige Abfindung
Die VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden wird einem sogenannten Whistleblower eine Abfindung zahlen. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN erhält der ehemalige Manager des Geldhauses eine Summe im hohen fünfstelligen Bereich. Außerdem nimmt die Bank eine Klage auf Schadenersatz gegen den Mann zurück. Im Gegenzug wird sein Arbeitsverhältnis fristgerecht gekündigt. Der ehemalige Prokurist der VR Bank hatte im Frühjahr 2018 die Banken-Aufsichtsbehörde Bafin über angebliche Unregelmäßigkeiten bei dem Südthüringer Geldhaus informiert. Dabei ging es unter anderem um Immobiliengeschäfte und Kredite im Profifußball. Die Bafin erstattete nach einer Prüfung der Vorwürfe Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Mühlhausen. Diese ermittelt seit gut zwei Jahren gegen Verantwortliche der Bank wegen des Verdachts der Untreue. Nach dem Bekanntwerden der Hinweise an die Bafin hatte die Bank den Prokuristen entlassen. Der Mann klagte vor dem Arbeitsgericht Suhl gegen die Kündigung. Im Gerichtsverfahren warfen die Anwälte der Bank dem Ex-Manager unter anderem Verstöße gegen den Datenschutz vor und nannten das als einen Grund für die fristlose Kündigung. Der Mann wies die Vorwürfe der Bank vor Gericht zurück. Anfang Juli stimmten beide Parteien schließlich einem Vergleich zu. In dem Prozess spielte die Rolle des Mannes als Whistleblower eine entscheidende Rolle. Laut Gesetz dürfen Whistleblowern, die die Banken-Aufsicht über Unregelmäßigkeiten bei ihrem Arbeitgeber informieren, keine arbeitsrechtlichen Nachteile entstehen. Voraussetzung ist, dass die Hinweisgeber nicht fahrlässig oder vorsätzlich falsche Angaben machen. Das jedoch hatten die Anwälte der VR Bank dem ehemaligen Prokuristen vorgeworfen. Ob dem Mann nun der Whistleblower-Schutz zugestanden hätte, ist in dem Verfahren mit der Einigung auf einen Vergleich offen geblieben. Im November beginnt am Arbeitsgericht Suhl ein weiterer Prozess in der Affäre. Dabei wehrt sich die ehemalige Controllerin der Bank gegen ihre Entlassung. Sie hatte sich vor zwei Jahren gemeinsam mit dem Prokuristen an die Bafin gewandt. Quelle: MDR THÜRINGEN
mdr.de
Ein Ex-Manager der VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden hat Ermittlungen gegen Verantwortliche des Geldhauses ins Rollen gebracht. Der Whistleblower wurde entlassen, klagte aber dagegen. Nun gibt es eine Einigung.
[ "VR Bank", "Bad Salzungen", "Schmalkalden", "Bank", "Whistleblower", "Abfindung", "Bafin", "Prozess", "Klage", "Hinweise", "Kündigung", "Interna" ]
Thüringen
2020-07-31T16:51:31+02:00
2023-11-24T15:11:56+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/schmalkalden-meiningen/vr-bank-whistleblower-abfindung-100_box--1088467669092664022_zc-194f1a06.html
Dresden wackelt und siegt, Suhl und Erfurt verlieren deutlich
Die Volleyballerinnen des Dresdner SC sind ihrer Favoritenrolle am ersten Spieltag der neuen Saison gerecht geworden. Gegen Aachen setzte sich das Team von Cheftrainer Alexander Waibl letztlich mit 3:1 (25:19, 25:16, 23:25, 25:23) durch. Den ersten Satz begannen die Elbestädterinnen schwungvoll und gingen schnell mit 4:0 in Führung, ehe sich auch Aachen anmeldete und es plötzlich 7:10 stand. Ein Weckruf für die Gastgeberinnen, die in der Folge aufdrehten, auf 20:13 stellten und den Vorsprung schließlich mit 25:19 zum ersten Satzgewinn über die Bühne brachten. Die Dominanz setzte sich im zweiten Satz fort. Konsequent und präzise erarbeiteten sich die Dresdnerinnen eine 7:2- und 18:10-Führung, die schließlich in einem noch deutlicheren 25:16-Satzsieg mündete. Im dritten Satz rannten die Damen des Dresdner SC lange hinterher, lagen mit 7:13 und 12:16 hinten, ehe sich ein Krimi-Satz entwickelte, der mit 23:25 endete. Und auch im vierten Durchgang hatten die Elbestädterinnen ihre liebe Mühe mit den Ladies in Black, lagen mit 9:15 zurück. Am Ende behielten die Sächsinnen allerdings knapp mit 25:23 die Oberhand. Die meisten Punkte sammelte Marta Levinska (13) für das Heimteam. Nach zwei Jahren haben die Volleyballerinnen von Schwarz-Weiß Erfurt ihr Comeback in der ersten Volleyball-Bundesliga gegeben. Dabei kassierten die Thüringerinnen bei Titelverteidiger und Supercup-Sieger MTV Stuttgart die erwartet klare 0:3-Niederlage. Es war eine große Umstellung für Erfurt. In der vergangenen Saison holte das Team von Trainer Mateusz Zarczynski in der zweiten Liga in 24 Spielen 24 Siege. "Wir haben rein vom zu erwartenden Ertrag keinen Druck, können befreit aufspielen und auch Risiko gehen", erklärte der Coach im Vorfeld. Auf der Platte dann gab es für Erfurt absolut nichts zu holen. Die Gäste wirkten von der ersten Minute an sehr nervös, leisteten sich viele Fehler. Die ersten beiden Sätze gingen glatt mit 13:25 und 12:25 verloren. Und auch im dritten Durchgang war ein Klassenunterschied zu erkennen. Der Meister ließ nicht nach und Erfurt brachte es nur auf zehn Punkte. Am kommenden Mittwoch (2. Oktober) kommt es in Erfurt zum Ostduell gegen den Dresdner SC. Auch der VfB Suhl ist mit einer Niederlage in die neue Bundesligasaison gestartet. Die Frauen aus der Waffenstadt unterlagen gegen den USC Münster in heimischer Halle mit 0:3 (24:26, 18:25, 22:25). Münster leistete sich einige Fehler bei der Angabe und hatte Probleme am Netz. Der VfB zog auf 15:6 davon. Doch die Gäste stellten ihre Ungenauigkeiten ab und robbten sich Punkt um Punkt an die Südthüringerinnen heran. Nach einem langen Ballwechsel glich Elena Kömmling schließlich zum 21:21 aus. Suhl vergab einen Satzball, Münster machte es besser und Mia Kirchhoff schmetterte das 24:26, der USC holte den ersten Satz. Der zweite Durchgang war lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichten Vorteilen für den VfB. Doch Münster legte einen 9:0-Lauf aufs Parkett und brachte komplett verunsicherte Suhlerinnen mit 15:22 in Rückstand. Vom sieben-Tore-Defizit konnte sich das Hollosy-Team nicht erholen und gab den zweiten Satz mit 18:25 ab. Von den Rückschlägen in den ersten beiden Abschnitten konnte sich Suhl nicht mehr erholen, Münster nutzte den dritten Satzball zum 22:25. SpiO
mdr.de
Bundesliga-Rückkehrer Schwarz-Weiß Erfurt zahlte beim Meister Lehrgeld. Der Dresdner SC hatte am Ende Mühe gegen Aachen. Der VfB Suhl startete gut und ließ stark nach.
[ "DSC", "Dresdner SC", "VfB", "VfB Suhl", "Schwarz-Weiß Erfurt", "VBL", "Volleyball", "Sport" ]
2024-09-28T20:36:37+02:00
2024-09-29T13:41:02+02:00
https://www.mdr.de//sport/volleyball/volleyball-bericht-erfurt-suhl-dresden-100.html
Karl Schmidt-Rottluff
Am 1. Dezember 1884 kam Karl Schmidt in Rottluff bei Chemnitz zur Welt. Bereits während seiner Schulzeit entwickelte sich neben einem starken Interesse an Philosophie auch seine Begeisterung für die Kunst. Gemeinsam mit dem nur wenig älteren Erich Heckel besuchte er Ausstellungen im örtlichen Kunstverein. Die aus dieser Zeit stammenden Werke orientierten sich noch an dem vorherrschenden realistischen Stilideal. Als Motive interessierten ihn vor allem Landschaften. Die direkte Auseinandersetzung mit der Natur blieb auch für sein späteres Werk ein zentrales Thema. 1905 begann Schmidt-Rottluff ein Architekturstudium in Dresden, das er aber bereits nach wenigen Monaten wieder abbrach, um sich ganz der Malerei zu widmen. Im gleichen Jahr lernte er durch seinen Schulfreund Erich Heckel zwei weitere kunstbegeisterte Architekturstudenten kennen, Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl. Gemeinsam gründeten die vier Studenten die Künstlergemeinschaft "Brücke". Neben den gemeinsamen künstlerischen Ansichten und Neigungen war der entscheidende Grund für den Zusammenschluss die Notwendigkeit einer festen Organisation, um auf diese Weise in gemeinsamen Ausstellungen an die Öffentlichkeit treten zu können. Ein Grundanliegen der „Brücke", das sie mit vielen anderen Künstlergemeinschaften jener Zeit teilte, war der Wunsch, die ursprüngliche Suggestionskraft der Kunst zu erneuern. Um das zu erreichen, wollten die Künstler sich von der rationalen Sehweise des gebildeten Europas loslösen und setzten sich stattdessen mit außereuropäischen Kulturformen und Primitivismus auseinander. Viele Zeitgenossen empfanden Bilder wie die Schmidt-Rottluffs als roh und ungehobelt. Man kritisierte, machte sich lustig und sah in den Werken häufig nur Ausgeburten subjektiver Willkür und hemmungsloser Sensationsmache, während die Künstler selbst ihre rigorose Formverknappung als etwas entwicklungsgeschichtlich Notwendiges begriffen. Während seiner Zeit bei der "Brücke" entdeckte Schmidt-Rottluff seine Begeisterung für das Meer. Fasziniert von der klaren Landschaft und der Kraft des Wassers, sah er sich zusammen mit Heckel nach einer dauerhaften Bleibe am Meer um. Sie fanden sie in Dangast, einem winzigen Nordseebad am Jadebusen. Von 1907 bis 1912 hielt sich Schmidt-Rottluff dort jährlich mehrere Monate auf. Während seiner Aufenthalte gelangte Schmidt-Rottluff nach intensiven, einsamen Auseinandersetzungen mit seiner Umgebung zu dem farbigen Flächenstil, der für die "Brücke" charakteristisch wurde. Mit dem Unzug der "Brücke" nach Berlin 1911 lockerte sich der Zusammenhalt der Künstler, die nun begannen eigene Wege zu gehen. Als sich die "Brücke" 1913 auflöste, traf das Schmidt-Rottluff sehr. Zwar war ihm nie an einer allzu großen Vertrautheit gelegen, doch der Rückhalt der Gruppe hatte ihm viel bedeutet. Die wachsende Vereinsamung empfand er als belastend. Um ihr entgegenzuwirken, verbrachte Schmidt-Rottluff den Sommer 1914 mit seiner Schwester und ihrer Freundin im Holsteinischen Hohwacht. Der Ausbruch des Krieges zwang sie jedoch, nach Berlin zurückzukehren, und 1915 wurde Schmidt-Rottluff eingezogen, so dass er für Jahre nicht mehr malen konnte. Mit dem Ende des Krieges 1918 begann das Publikum, die Künstler des Expressionismus anzuerkennen. Obwohl Schmidt-Rottluff das Interesse der Öffentlichkeit zu schätzen wusste, wollte er doch weitab vom Großstadtbetrieb neuen Boden für sein Schaffen finden. Immer noch stand das Zwiegespräch zwischen dem Künstler und der intensiv erlebten Natur im Vordergrund. Im Sommer 1920 fand Schmidt-Rottluff in Jershöft, einem kleinen Fischerdorf in Hinterpommern an der Ostsee, den Ort, an dem er die untrennbare Einheit von Mensch und Natur in ihrer Ursprünglichkeit spüren konnte. Mit den dreißiger Jahren begann für Karl Schmidt-Rottluff eine schwere Zeit. 1937 bereits als "entarteter" Künstler gebrandmarkt, erhielt er 1941 Malverbot. Schockiert vom politischen Geschehen in Deutschland zog Schmidt-Rottluff sich immer weiter in die Einsamkeit, in das Fischerdorf Rumbke am Lebasee, zurück. Es kamen die Jahre der "ungemalten Bilder", in denen sich Schmidt-Rottluff in kleine Formate von farbigen Blättern flüchtete. 1943 wurde das Atelier, in dem er die Bilder aufbewahrte, zerbombt und die Bilder vernichtet. Nach Kriegsende erfuhr Schmidt-Rottluff wieder mehr Anerkennung durch die Öffentlichkeit. Seine Geburtsstadt Chemnitz trug ihm 1946 die Ehrenbürgerschaft an und im folgenden Jahr erhielt er einen Ruf nach Berlin an die Hochschule der Bildenden Künste. Dennoch war Schmidt-Rottluffs Neuanfang in Berlin nicht leicht. Zwar wurde seine Kunst jetzt offiziell anerkannt, doch es bestanden keine Reisemöglichkeiten, um neue Eindrücke zu sammeln, und das neue Atelier war noch fremd. Die Erlebnisse der arbeitslosen Kriegsjahre machten einen schnellen Neubeginn sicherlich auch nicht leicht. Im Herbst 1949 reiste er nach Ascona. Der Einfluss der verschiedenen Landschaften ließ neue Bilder in ihm wachsen. Von nun an konnte er wieder ausgedehnte Reisen, besonders an die Ostsee unternehmen, die für sein künstlerisches Schaffen so wichtig waren. 1964 gab Schmidt-Rottluff das Malen auf großen Leinwänden auf, da dem 70jährigen dafür die Kraft fehlte und wandte sich stattdessen der Aquarellmalerei zu. Am 10. August 1976 starb Schmidt-Rottluff in Berlin im Alter von 91 Jahren. Sein künstlerischer Nachlass ging an das 1967 gegründete "Brücke"-Museum in Berlin, wo auch heute noch viele seiner Werke zu sehen sind.
mdr.de
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Mitteldeutschland
2005-12-05T16:16:00+01:00
2022-10-26T15:17:58+02:00
https://www.mdr.de/geschichte/mitteldeutschland/orte/chemnitz/karl-schmidt-rottluff-die-bruecke-100.html
Warum schnöder Mammon die Welt retten wird — und muss
Guten Tag zusammen! Vielleicht sind Sie ja schon mal in den Genuss gekommen, dass man Sie hofiert hat. Zum Beispiel in der Business Class oder in einem Viersterneplus-Hotel oder in einer Privatklinik. Das dürfte daran erinnern, dass Service im seltensten Fall aus Nächstenliebe passiert, sondern dann, wenn das Girokonto ausreichend gedeckt ist. Hoffen wir mal, dass das Girokonto der Weltgemeinschaft ausreichend gedeckt ist und sie sich gegenseitig mit klimapositivem Service hofieren kann. Die Weltklimakonferenz COP27 hat mal wieder gezeigt, dass sich der Kampf gegen den Klimawandel finanziell lohnen muss. Dass niemand auf die Idee kommt, diese Wartungsmaßnahme gegenüber unserem Lebensraum aus der einfachen Notwendigkeit der Umstände heraus anzugehen – oder sogar aus Nächstenliebe gegenüber der Erde. Folgender Fahrplan für heute: Wir schauen mal, was der Klimawandel eigentlich kostet. Und blicken dann auf einen beträchtlichen Kostenposten, den auch Deutschland im Rahmen der zähen Verhaltung der COP27-Konferenz zur Diskussion gestellt hat. Um letztendlich einen Blick darauf zu richten, was das Zusammentreffen in Scharm El-Scheich überhaupt gebracht hat. Aber erstmal wie immer zur … … Prozent der US-Amerikaner mit starkem religiösem Glauben machen sich nur wenig Sorgen um die Klimakrise. Bei den Amerikanern mit geringer religiöser Bindung vertreten dagegen 72 Prozent die Auffassung, das erhitzende Klima sei ein ernstes Problem. Das geht aus einer Umfrage des Pew Research Centers hervor, an der über 10.000 Menschen teilgenommen haben. Am wenigsten Sorgen machen sich demnach Evangelikale. 34 Prozent erklärten, Klimawandel sei ein extrem ernstes oder sehr ernstes Problem. 55 Prozent der "Mainline"-Protestanten, 57 Prozent der Katholiken, 68 Prozent der Mitglieder afroamerikanischer Kirchen, 72 Prozent der Gläubigen anderer Religionen und 70 Prozent der Menschen ohne Glaubenszugehörigkeit hielten Klimawandel für ein extrem ernstes oder sehr ernstes Problem. Evangelikale Klimaskeptiker begründeten hingegen, es gebe viel größere Probleme als Klimawandel (34 Prozent), Gott kontrolliere das Klima (29 Prozent) oder Klimawandel werde die meisten Menschen nicht groß beeinträchtigen (19 Prozent). Mehr als andere Gruppen befürchteten Evangelikale, Klimavorschriften würden die persönliche Freiheit beeinträchtigen (56 Prozent). (Quelle: epd) 52 Prozent der Deutschen finden, dass die Abmilderung der Klimakrise nicht der Energiesicherheit den Vorrang lassen sollte. Dass diese Mehrheitsauffassung nur hauchdünn die Nase vorne hat, belegt eben auch, dass viele Menschen es im Land ganz und gar anders sehen. Das sind die, die es gern gemütlich haben, eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Aus Ihrer Vergangenheit werden Sie aber wissen, dass es Punkte im Leben gibt, in der ein „so wie’s mal war“ nicht mehr zur Diskussion steht. Beim Klimawandel ist das so: Entweder er kostet viel Geld oder er kostet viel Geld (aber vielleicht beim zweiten Geld ein bisschen weniger mit ein bisschen mehr Lebensqualität). Denn wer sich fragt, wer das alles bezahlen soll (das 49-Euro-Ticket, die Subventionen für die Erneuerbaren, pipapo), muss sich auch fragen, wer das alles bezahlen soll, wenn erstmal niemand bezahlt. Was kostet der Klimawandel? Sie können sich denken, dass die Kosten des Klimawandels niemand, also jetzt wirklich niemand, auf Heller und Cent erörtern können wird. Aber es gibt Schätzungen: Bis zum Ende des Jahrhunderts dürften es um die 37 Prozent des Welt-BIPs sein, wenn die wirtschaftlichen Folgen mit eingerechnet werden. 2020 betrug das weltweite BIP etwa 85 Billionen US-Dollar. Würden alle Klimakosten jetzt fällig, hätte die Menschheit folglich 34,45 Billionen, ausgeschrieben: 34.450.000.000.000 US-Dollar aufwenden müssen. Das ist eine Zahl mit ziemlich vielen Nullen am Ende.  Da gibt’s die relativ leicht zu fassenden materiellen Schäden des Klimawandels. Zum Beispiel die Flutkatastrophe vergangenes Jahr im Ahrtal. Mal von den persönlichen Tragödien abgesehen, die finanziell nicht zu reparieren sind, beläuft sich der Aufbaufonds der Bundesregierung auf dreißig Milliarden Euro (das 49-Euro-Ticket kostet Bund und Länder drei Milliarden im Jahr). Was passiert, wenn es einem heiß wird Das Elbehochwasser 2002 hat zehn Milliarden veranschlagt, die Hitzewelle ein Jahr später 13 Milliarden. Bei einem US-Hurrikan waren es nicht nur einmal 125 Milliarden. Das ist so viel Geld, dass die US-Volkswirtschaft die Katastrophenfolgen in Zukunft nicht mehr stemmen können wird. Auch deshalb nicht, weil Lieferketten und regionale Wirtschaft zum Erliegen kommen. Ist bei Dürre nicht anders: Nicht nur die Produktion von Mohrrüben, Rinderfutter und Biogas fällt flach, sondern auch nicht mit der Landwirtschaft verbundene Wirtschaftszweige kommen zum Erliegen. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF konnte 2018 auf Grund von Niedrigwasser im Rhein sein Plastik-Vorprodukt nicht verschiffen. Sowas nennt man Umweltironie. Hitze ist sowieso nicht der beste Freund einer florierenden Volkswirtschaft: Eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, dass in Monaten, in denen die Durchschnittstemperatur eines Landes mindestens 30 Grad beträgt, die Exporte durchschnittlich um 3,4 Prozent sinken. Aber auch die Arbeitsleistung fällt ab, auf dem Acker sowieso, oder im hitzigen Homeoffice. Im Büro hilft vielleicht eine Klimaanlage, deren Betrieb wiederum das Firmenbudget strapaziert. Hitze macht krank, das ist keine neue Weisheit und wird im jüngsten UN-Hitzebericht eindrucksvoll  dargelegt. Auch, dass mal wieder Frauen stärker als Männer und die Ärmeren stärker als die Wohlhabenden betroffen sind. Aber auch die Privilegierten bedienen sich in folgenschweren Klimazeiten am Gesundheitskonto der Nation - und Gesundheitsversorgung kostet Geld. Im Medizin-Fachblatt The Lancet warnten kürzlich 99 Fachleute aus über 50 Institutionen vor dem Kollabieren der Gesundheitssysteme. In Deutschland etwa könnten künftig 160 Milliarden Euro nur für die Gesundheitsfolgen durch Luftverschmutzung draufgehen. Manchmal bekommt man aber auch was geschenkt: Ein zügiger und vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2050 würde statt mehr zu kosten schon mal zwölf Billionen Dollar einsparen. Investitionen könnten also vor leeren Taschen schützen.  Ungerechtigkeit – erstmals COP-Thema Dummerweise gehen genug Nationen auf der Erde schon mit leeren Taschen ins Rennen gegen die Klimakrise. Dem vielzitierten Missstand, dass der wirtschaftsschwache globale Süden Schäden ausbaden muss, für die er nichts kann, wurde auf der COP27 erstmals Rechnung getragen. Nachdem Dänemark mit einer symbolischen Zahlung vor ein paar Wochen den Anfang gemacht hat, gab die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze bekannt, Deutschland wolle sich für einen "globalen Schutzschirm" einsetzen. Deutschland will es gut machen, stellt ein Büro in Frankfurt und eine Anschubfinanzierung von 170 Millionen zur Verfügung. Kann aber nur funktionieren, wenn alle großen Verursachernationen mitziehen. Ambitionierter ist noch das Versprechen von Vize EU-Kommissionspräsident Frans Timmermanns, mehr als eine Milliarde Euro bereitszustellen, um den afrikanischen Staaten bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu helfen. Gelobt wird an dem Vorhaben nicht nur die hohe Summe für die Prävention künftiger Schäden und Verluste. Sondern es soll auch mit Maßnahmen zur Vermeidung von Klimaemissionen gekoppelt werden. Also nicht nur die Folgeprobleme des Klimawandels behandeln, sondern auch zur Lösung des Kernproblems beitragen. Die inoffizielle Konferenzvokabel des Jahres geht ebenfalls auf deutsche Bemühungen zurück – einen Klimaclub solle es geben. Kein Zeitvertreib für die Kinder aus der Nachbarschaft, sondern eine Art Handelsabkommen, das verhindern soll, dass Industrien abwandern, wenn die Klimastandards in einigen Ländern hochgesetzt werden.  Also geht's jetzt voran? Zum Redaktionsschluss dieses Newsletters ist die COP-27 zwar noch nicht zu Ende. Delegierte erwarten, dass bis zur letzten Minute weiter über Details des Abschlusstextes gestritten wird. Aber möglicherweise ist dieser Text auch gar nicht mehr so wichtig. "Wir haben genügend Klimaverträge. Die sind alle ausreichend ausformuliert. Jetzt geht es um das Machen", sagt Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen am Freitag. Viel wichtiger als der große Abschlusstext sind nach Auffassung der Juristin Camilla Bausch vom Ecologic Insitute sowieso die kleinen Abkommen, die am Rand geschlossen werden. So treibt Deutschland mit den G7 sogenannte "Just Energy Transition Partnerships" voran, um den Ausbau Erneuerbarer Energien überall auf der Welt zu fördern. Klar ist, dass ein Ergebnis der COP27 sein muss, einen konkreten Mechanismus zu finden, wie die Schäden durch den Klimawandel finanziell ausgeglichen werden können. "Es ist wissenschaftlich völlig klar belegt, dass etwa 50 Prozent der enormen Schäden der gewaltigen Flutkatastrophe in Pakistan dieses Jahr auf das Konto der Effekte gehen, die die von Menschen ausgestoßenen Klimagase in der Atmosphäre haben", sagt PIK-Direktor Rockström. Damit sind vor allem langjährige Verursacherländer wie Deutschland, Europa und die USA in der Verantwortung. Pakistan selbst hat zur aktuellen Durchschnittstemperatur wenig beigetragen. "Wir müssen da den Menschen im globalen Süden wirklich helfen, die unsere Hilfe brauchen", sagt Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Doch der globale Süden sei da nicht mehr als eine Einheit zu sehen. Längst nicht alle Länder dort benötigten diese Hilfe. "Indien ist da nicht in der gleichen Lage wie der Süd-Sudan", sagt Flasbarth. Das müsse auch berücksichtigt werden bei der Frage, wer für die Schäden bezahlen soll. "Jeder, der Teil des Problems ist, muss auch Teil der Lösung sein", so Flasbarth. Das dürfte vor allem für China und Saudi-Arabien gelten, die noch 1992 als Entwicklungsländer eingestuft wurden, inzwischen aber globale Wirtschaftsmächte sind. China ist inzwischen der größte Verursacher von CO2-Emissionen, Saudi-Arabien als Nummer eins der Erdölförderung nach wie vor einer der größten Profiteure fossiler Brennstoffe. Beide Länder sahen sich bei dieser COP einem steigenden Druck ausgesetzt, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen. 19. bis 27. November – europaweit Bei der Europäischen Woche der Abfallvermeidung steht der nachhaltige Umgang mit Ressourcen auf dem Tableau – im Rahmen einer Aktionswoche mit vielfältigen Aktionen in der europäischen Öffentlichkeit. Zum Beispiel ein Filmabend am 21.11. im krimZkramS Halle. Eine Menge hat auch die TU Dresden geplant. Neben der Ausstellung "Plastik – und dann!" in der SLUB, gibt's das TU-Aussonderungslager zu bestaunen, eine Näh-Reparieraktion oder alte Posttaschen zum Abgreifen. Termine hier. Die Stadtreinigung Leipzig zeigt indes am 24.11. in einem Workshop, wie ausrangierte Jeans ein zweites Leben bekommen. Mittwoch, 30. November – online Ein Onlinevortrag der VHS Magdeburg beschäftigt sich mit nachhaltiger Ernährung und der Frage, wie weniger Lebensmittel im Müll landen. Anmeldung hier Staudämme sind gar nicht so schlecht – teilweise Das sagen Forschende der kalifornischen Standford University und stellen damit der (berechtigten) Sorge von Umweltschützenden entgegen, dass Staudämme künftig im Bereich Nutzpflanzenbewässerung eine Rolle spielen können. Sie untersuchten, wie viel Wasserspeicherung erforderlich wäre, um die Bewässerung von Nutzpflanzen zu maximieren, ohne die Wasservorräte zu erschöpfen. Mit Hilfe von Staudämmen lassen sich mehr als fünfzig Prozent des für eine solche Bewässerung benötigten Wassers speichern. Das sei jedoch wirklich nur ein Teil der Lösung – Alternativen zu Dämmen müssten stets geprüft werden. Knappe Kiste: Mehr Klimaschutz im EU-Haushalt Kurz vor Mitternacht zum Dienstag stand die Einigung, dass im Staatenbund 2023 mehr als 186 Milliarden Euro zur Krisenbewältigung eingesetzt werden können – namentlich Ukraine- und Klima- und Coronakrise. Ohne Einigung vor Mitternacht hätte die EU-Kommission erstmal einen neuen Budget-Vorschlag vorlegen müssen. Infos bei der taz "Letzte Generation" kein Fall für Verfassungschutz Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang sieht in der als "Klima-RAF" diskreditierten Aktionsgruppe keinen Fall für seine Behörde: "Ich erkenne jedenfalls gegenwärtig nicht, dass sich diese Gruppierung gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung richtet, und insofern ist das kein Beobachtungsobjekt für den Verfassungsschutz", sagte er bei einer SWR-Veranstaltung. Kritik übte er gegenüber CDU-Landesgruppenchef Dobrindt: "Wenn ich diese Bemerkung von Herrn Dobrindt höre, kann ich nur sagen, aus meiner fachlichen Perspektive: Ich nenne das Nonsens." Das Begehen von Straftaten mache nicht extremistisch. Infos bei ntv. Und hier erklärt Ihnen Inka Zimmermann, warum wir nicht von einer Radikalisierung sprechen sollten. Tempolimit in Evangelischer Kirche In der vergangenen Woche hat die Evangelische Kirche Deutschland auf ihrer Synode in Magdeburg ein Tempolimit für Dienstfahren beschlossen. Mitarbeitende sollen auf Autobahnen 100 und auf Landstraßen 80 Kilometer pro Stunde nicht überschreiten. Die EKD möchte so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und Sprit einsparen. Details beim Kölner Stadtanzeiger Sie haben’s wahrscheinlich eh schon mitbekommen: Der Treppenwitz der COP27 schlechthin war, dass sich der Brausekonzern Coca-Cola als ein Hauptsponsor der Veranstaltung zeigte. Jener Konzern, der die Welt zuverlässig mit ordentlich Zucker und ordentlich Plastik beliefert. Und nebenbei auch mal für Wassermangel sorgt. Apropos: Den gab es auch auf dem Konferenzgelände – die Wasserspender waren ständig leer. Ausgerechnet in der Wüste. Die Sandwichpreise lagen so hoch, dass sich die Konferenzteilnehmenden in den (staatlich angeordnet) überteuerten Hotels wohl heimlich eine Brotzeit zum Mitnehmen schmierten, zumindest bis an den Imbissständen nach unten justiert wurde. Dass zehn Euro für ein Käsebrot – auch ein großes – selbst in unserer wohlhabenden Bundesrepublik für Schnappatmung sorgt, lässt nur erahnen, wie es Delegierten aus jenen Ländern ergangen sein mag, die zwar im Fokus der diesjährigen Konferenz standen, aber noch mal ein ganz anderes Preisniveau gewohnt sind. Besser Betuchte reisten indes mit einem der zahlreichen Privatjets an, für die der örtliche Flughafen extra ausgebaut wurde. Ein richtig schöner Aufreger, nicht nur für Klimaschützende, sondern auch für Zweifelnde am Klimawandel. Also vielleicht doch besser Nachsicht. (Und auf eine 72-Jährige Kasslerin blicken, die mit ihrem E-Bike von Schweden aus zur Konferenz geradelt ist, siehe Titelbild.) Wir brauchen die COP mit ihren Ecken und Kanten. Und wenn uns das Geld schon in die Krise getrieben hat, dann muss es uns auch dort wieder rausholen. So zumindest der Tenor dieser Tage. Passen Sie auf sich und die Welt auf. HerzlichFlorian Zinner und Clemens Haug Schreiben Sie uns an [email protected].
mdr.de
Der Klimawandel kostet so oder so Geld. Und Geld wird uns retten. Hoffentlich. Und so ging es auch auf der COP27 um Geld, v.a. auch für die Länder, die keines haben. Aber auch nichts für den Klimawandel können.
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2022-11-18T14:56:49+01:00
2022-11-18T14:56:49+01:00
https://www.mdr.de/wissen/klima/klima-update-fuenfundsechzifg-klimawandel-kosten-geld-cop-100.html
Olaf Scholz – ein Mann mit Vergangenheit
Eigentlich passen der derzeitige Linkskurs der SPD-Führung und der Kanzlerkandidat Olaf Scholz überhaupt nicht zusammen. Scholz ist der letzte aktive Politiker aus der Generation des Reformkanzlers Gerhard Schröder und der Agenda 2010. Heute schämen sich die Sozialdemokraten in weiten Teilen für die damit verbundenen Sozialreformen wie Hartz IV, die Senkung des Rentenniveaus und die Riesterrente. All das will man gern beim Wähler vergessen machen. Aber Olaf Scholz war damals als SPD-Generalsekretär immerhin Schröders Vollstrecker in der Partei. Olaf Scholz in Sozialen Netzwerken: Twitter | Facebook Aber wer sonst hätte als Kanzlerkandidatin oder Kanzlerkandidat für die SPD antreten sollen? Braucht die Partei überhaupt einen Kanzlerkandidaten mit derzeitigen Umfrageergebnissen um die 15, 16 Prozent? Bisher hat das durchaus vorhandene Vertrauen der Bürger in die Kanzlertauglichkeit von Olaf Scholz nicht auf die SPD abgefärbt. Er selbst tut sich mit seiner trockenen, zuweilen spröden hanseatischen Art schwer, die Herzen der Menschen zu erringen. Er ist nun mal kein Helmut Schmidt. Die "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", eine "Baby-Begrüßungsgeld" oder das Wechselmodell für geschiedene Eltern? Lesen Sie hier, mit welchen Ideen CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Linke und die Grünen punkten wollen. Familienleistungen sollen automatisiert und digital aus einer Hand kommen, Sozialbeiträge für Geringverdiener nicht steigen, die Beitragsbemessungsgrenze angehoben werden und perspektivisch auch der Steuerfreibetrag für Alleinerziehende auf 5.000 Euro steigen. Ebenso "perspektivisch" könnten Familien mit dem vollen Grundfreibetrag für Kinder und dem Einstieg in ein "Kindersplitting" gefördert werden. Das Ehegattensplitting soll aber bleiben. Das Rentenalter soll nicht weiter als bis 67 Jahre steigen, das Rentensystem jedoch nachhaltiger werden. Vorgestellt wird etwa die Idee einer "Generationenrente", in die der Staat monatlich einen Betrag pro Kind einzahlen könnte. Auch will die Union eine Altersvorsorgepflicht für alle Selbständigen, die nicht anders abgesichert sind. Die betriebliche Altersvorsorge soll so gestärkt werden, dass mehr Menschen sie nutzen. Der von der CSU geforderte Ausbau der Mütterrente steht nicht im Programm, weil die CDU das für unfinanzierbar hält. Soziale Sicherheit soll Armut verhindern und ein Leben in Würde ermöglichen. Das "Prinzip des Forderns und Förderns" will die Union erhalten. Mit ihr werde es kein bedingungsloses Grundeinkommen geben. Sie setzt auf eine Offensive zur Aus- und Weiterbildung. Für Menschen mit Behinderungen will die Union eine barrierefreie Umwelt. Ziel sei zudem ein "inklusiver erster Arbeitsmarkt" und stärkeres betriebliches Eingliederungsmanagement. Die SPD will den Sozialstaat stärken. Sie plant Verbesserungen beim Elterngeld, eine dauerhafte Verdoppelung der Kinderkrankentage auf 20 Tage pro Elternteil sowie eine neue Familienpflegezeit mit bis zu 15 Monaten Lohnersatz bei Pflege eines Angehörigen. Eine Kindergrundsicherung soll die bisherigen Leistungen wie Kindergeld und Kinderfreibetrag ersetzen. Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen sollen steuerlich bessergestellt werden. Arbeitslosengeld soll für langjährige Einzahler länger als heute gezahlt werden. Ein Bürgergeld soll die Hartz-IV-Grundsicherung ersetzen, die Höhe ist offen. In den ersten zwei Jahren des Bezugs sollen Vermögen und der Wohnungsgröße nicht überprüft werden. Selbstständige, Beamte und Abgeordnete sollen in die gesetzliche Rente einbezogen und das Rentenniveau soll bei mindestens 48 Prozent stabilisiert werden. Den Staatsdienern wird zugesichert, "das Gesamtniveau ihrer Alterssicherung" zu erhalten. Daneben soll die betriebliche Altersversorgung ausgeweitet werden. Das Konzept Riester-Rente wird aufgegeben, stattdessen mehr auf klassische private Angebote der Altersvorsorge gesetzt. Die SPD plant ein neues standardisiertes öffentliches Angebot nach dem Vorbild Schwedens. Untere und mittlere Einkommensgruppen sollen Zuschüsse bekommen. Die AfD definiert Familie als Vater, Mutter und Kinder. Sie will sich für eine "geburtenfördernde Familienpolitik" einsetzen. Die Partei will ein steuerliches Familiensplitting einführen, die vollständige steuerliche Absetzung von kinderbezogenen Ausgaben und die Absenkung der Mehrwertsteuer für Artikel des Kinderbedarfs auf den reduzierten Satz. Die AfD will zudem einen finanziellen Ausgleich für Eltern für die Rentenbeiträge von 20.000 Euro je Kind schaffen. Die AfD möchte damit auch Trennungen von Eltern vermeiden, da aus ihrer Sicht finanzieller Druck "oft zu instabilen Ehen und Trennungen" führen. Im Fall von Trennungen soll der Vater mehr einbezogen werden, "da die Mehrheit der Trennungskinder bei den Müttern aufwächst". Die Partei spricht sich gegen Schwangerschaftsabbrüche aus und will die Hürden dafür erhöhen. Die AfD fordert, Kinder in Kitas und Schulen noch nicht mit gewissen politischen und gesellschaftlichen Themen in Kontakt kommen zu lassen und nennt als Beispiel die Klimapolitik, Gleichstellungsbestrebungen und eine diverse Sexualaufklärung – Themen, denen die Partei kritisch oder ablehnend gegenübersteht. Die Partei will den Zugang für EU-Ausländer zum deutschen Sozialsystem beschränken. So sollen nur noch jene die Grundsicherung für Arbeitssuchende erhalten, die für einen Job nach Deutschland gekommen sind und diesen bereits "für einen angemessenen Zeitraum" ausgeübt haben. Generell will die AfD Sozialleistungen nur noch auf inländische Konten überweisen. Die Höhe der Sozialausgaben soll grundsätzlich bei 50 Prozent des Bundeshaushalts gedeckelt werden. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie will die FDP Betriebskindergärten steuerlich fördern, einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung garantieren und Betreuungskosten steuerlich abzugsfähig machen. Die FDP fordert nach der Geburt eines Kindes einen "Partnerschutz" analog zum Mutterschutz für zehn Arbeitstage oder halbtägig für 20 Tage. Alleinerziehende können eine andere Person benennen, etwa Familienangehörige. Die FDP plant ein sogenanntes Kinderchancengeld. Es besteht aus einem Grundbetrag, Flexibetrag und nichtmateriellen Angeboten. Beim Elterngeld Plus soll der Rechtsanspruch um drei Partnermonate auf eine Gesamtbezugsdauer von 15 Monaten verlängert werden, auch für Alleinerziehende. Familien und Alleinerziehende will die FDP steuerlich entlasten. Am Splittingverfahren für Ehe- und eingetragene Lebenspartnerschaften hält sie fest. Steuerfinanzierte Sozialleistungen wie das ALG II, die Grundsicherung im Alter, die Hilfe zum Lebensunterhalt oder das Wohngeld sollen gebündelt werden. Das Einkommen von Jugendlichen aus ALG-II-Familien soll bis zur Höhe eines Minijobs gar nicht angerechnet werden. Die FDP will mit einem Modell "Vier Mal 1.000 Euro" Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik verbinden: bis zu 1.000 Euro beim sogenannten Midlife-BAföG, 1.000 Euro steuerlicher Freibetrag für arbeitgeberfinanzierte Weiterbildungen, 1.000 Euro Steuerfreibetrag für Mitarbeiterkapitalbeteiligung, ein Startbonus von 1.000 Euro in der gesetzlichen Aktienrente, der mit jedem neu geborene Kind steigt sowie 1.000 Euro Sparer-Pauschbetrag. Die FDP will eine Doppelbesteuerung von Renten verhindern und die Beweislastumkehr zugunsten der Steuerpflichtigen einführen. In der Grundsicherung soll das Schonvermögen steigen, insbesondere das Altersvorsorge-Vermögen, die selbst genutzte Immobilie und das für die Erwerbstätigkeit benötigte angemessene Kraftfahrzeug. Die Linke lehnt Kürzungen im Sozialbereich ab. Um Familie und Beruf besser zu vereinbaren, will die Linke das Elterngeld auf 12 Monate pro Elternteil (24 Monate für Alleinerziehende) verlängern und auf mindestens 400 Euro erhöhen. Der Anspruch soll bis zum siebten Lebensjahr des Kindes verlängert werden und nicht länger auf Sozialleistungen angerechnet werden. Die Linke fordert einen besonderen Kündigungsschutz für Eltern mit kleinen Kindern. Kinderkrankentage sollen verlängert werden und auch für Beschäftigte in Mini- und Midi-Jobs, Soloselbständige und Freiberufler gelten. Für alle Beschäftigten soll es ein Recht auf vorübergehende Arbeitszeitverkürzung geben. Außerdem braucht es der Linken zufolge einen Rechtsanspruch auf familiengerechte Arbeitszeiten – für alle, die Verantwortung in Erziehung und Pflege übernehmen. Die Linkspartei lehnt das Ehegattensplitting ab und setzt sich für geschlechtergerechte Steuermodelle ein. Die Linke will Kinderrechte im Grundgesetz verankern und Jugendämter mit mehr Personal ausstatten. Das Kindergeld soll auf 328 Euro monatlich erhöht werden. Außerdem will die Partei eine Kindergrundsicherung aufbauen, um Kinder- und Jugendarmut zu bekämpfen. Hartz IV soll nach dem Willen der Linkspartei abgeschafft werden. Die Partei setzt sich stattdessen ein für ein sanktionsfreies Mindesteinkommen von 1.200 Euro. Auch im Alter soll der Partei zufolge durch eine solidarische Mindestrente niemand weniger als 1.200 Euro im Monat zur Verfügung haben. Zudem will die Linke die Doppelbesteuerung der Renten abschaffen. Die Linke lehnt die Rente mit 67 ab. Der Renteneintritt soll spätestens wieder mit 65 Jahren ohne Abschläge möglich sein. Wer 40 Jahre lang Beiträge gezahlt hat, soll nach Vorstellung der Linken bereits ab 60 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können. Die Partei möchte das gesetzliche Rentenniveau außerdem bei 53 Prozent festschreiben. Die Linkspartei will, dass in Zukunft auch Abgeordnete, Freiberufliche, Selbständige, Unternehmer und Beamte nach dem Vorbild Österreichs in die gesetzliche Rente einzahlen. Die Linke setzt sich dafür ein, dass das Ost-Rentenniveau auf Westniveau steigt. Die Umrechnung der Ostgehälter bei der Rente soll erhalten bleiben, solange Lohnunterschiede zwischen Ost und West bestehen. Ausbildungszeiten sollen stärker bei der Rente anerkannt werden. Die Partei will auch Zeiten der Erwerbslosigkeit, der Kindererziehung und der Pflege stärker berücksichtigen. Die Linkspartei will kommunale Angebote gegen soziale Isolation und Einsamkeit im Alter und gemeinschaftliche Begegnungsorte fördern. Kinder und Familie nehmen einen relativ großen Anteil des Wahlprogramms ein. Im Zentrum stehen dabei die Kinderrechte, die die Grünen gern im Grundgesetz sehen würden, und Grundsicherungskonzepte, die die bestehenden Sozialleistungen ablösen sollen. Mit der "Kindergrundsicherung" streben die Grünen eine Zusammenlegung von Kindergeld, Kinderzuschlag, Sozialgeld und von Bedarfen für Bildung und Teilhabe an. Je geringer das Familieneinkommen ist, desto höher soll die Kindergrundsicherung ausfallen. Mit der "KinderZeit Plus" wollen die Grünen die Elternzeit auf 24 Monate ausweiten. Außerdem soll sie bis zum 14. Lebensjahr genommen werden können. Für den zweiten Elternteil will die Partei zusätzlich eine 14-Tage-Freistellung nach der Geburt eines Kindes. Das Kinderkrankengeld soll auf 15 Tage im Jahr pro Kind und Elternteil angehoben werden – bei Alleinerziehenden analog 30 Tage. Alle Schulkinder aus Hartz-IV-Familien (oder bei Kinderzuschlags-Bezug) sollen Laptops oder Tablets gestellt bekommen. Mit dem "Pakt für das Zusammenleben" nach französischem Vorbild sollen zwei Menschen auch ohne Ehe Verantwortung füreinander übernehmen können. Soziale Eltern sollen durch die Weiterentwicklung des sogenannten Kleinen Sorgerechts besser gestellt werden: Auf Antrag beim Jugendamt soll die elterliche Mitverantwortung auf bis zu zwei weitere Erwachsene übertragen werden können. Mit einer Reform des Abstammungsrechts wollen die Grünen dafür sorgen, dass lesbische Mütter automatisch als rechtlicher zweiter Elternteil gelten – auch ohne Adoptionsverfahren. Eine Kostenerstattung für künstliche Befruchtung soll es nach dem Willen der Partei auch für nicht-verheiratete und lesbische Paare sowie alleinstehende Frauen geben. Bisher ist sie verheirateten Paaren vorbehalten. Hartz IV wollen die Grünen abschaffen und durch eine "Grundsicherung" ersetzen. Dabei sollen die Leistungen schrittweise angehoben und individualisiert werden. Die Anrechnung von Erwerbsarbeit soll attraktiver gestaltet werden. Das Rentenniveau soll bei 48 Prozent stabilisiert werden, die Rente mit 67 beibehalten. Die bereits eingeführte Grundrente soll "repariert" und zu einer "Garantierente" weiterentwickelt werden. An die Stelle der Riester-Rente soll ein öffentlich verwalteter Bürgerfonds treten. Alle Arbeitgeber sollen eine betriebliche Altersvorsorge anbieten. Auch die vielen Milliarden, die er den Bürgern, Familien und Unternehmen in der Corona-Krise zukommen ließ, steigerten kaum seinen politischen Marktwert oder den seiner Partei. Sein Problem: Niemand weiß, was man mit einem Kanzler Scholz bekommen würde. Kanzler könnte er nur mit einem Bündnis Rot-Grün-Rot werden, wenn es der SPD gelänge, an den Grünen vorbeizuziehen und die Linke deutlich zulegen würde. Dafür versprechen die SPD und auch Scholz viele Wohltaten, obwohl er als Finanzminister sicher weiß, dass in den Jahren nach der Pandemie nicht viel zu verteilen ist. Nicht mal mit der gewünschten Vermögenssteuer und einem höheren Spitzensteuersatz. Deutschlands Nachholbedarf bei der Infrastruktur und die Maßnahmen für den Klimaschutz werden den Spielraum für einen besseren sozialen Ausgleich verringern. Zudem ist seine Partei seit Jahren auf der Suche nach ihrem Profil. Will sie wieder die alte Arbeiterpartei sein mit dem proletarischen Evergreen "Wann wir schreiten Seit an Seit" auf den Lippen? Olaf Scholz würde man das kaum abnehmen. Oder soll sie doch noch einmal den Vorstoß in die Mitte wagen, wo Wahlen eigentlich gewonnen werden? Dafür fehlt Scholz der Rückhalt in der eigenen Partei. So steht er mit seiner Kandidatur auf verlorenem Posten. Möglicherweise wären Scholz‘ Chancen besser, wenn er noch erfolgreicher Erster Bürgermeister in Hamburg wäre und den Kampf ums Kanzleramt mit der SPD als Oppositionspartei im Rücken hätte aufnehmen können. Aber nach der Wahl 2017 hat sich die Partei von Steinmeier und Merkel noch einmal – wider besseren Wissens – ins Joch einer Koalition mit der Union zwingen lassen. Und so haben die vielen Kompromisse die Partei weiter inhaltlich entleert. Jede Wahl und jede weitere Niederlage bei Landtagswahlen, egal ob in Ost oder West, war eine weitere Stufe nach unten im Abstieg aus dem Olymp aus der Liga der Volksparteien. Scholz kann das mit seiner Kandidatur auch nicht aufhalten.   Trotzdem klammern sich viele Funktionäre, wenn auch weniger die Parteibasis, an Olaf Scholz als Rettungsring, um irgendwie noch einmal in eine Regierung einzutreten. So könnte der schleichende Niedergang und Bedeutungsverlust der Sozialdemokratie hinausgezögert werden. Scholz ist dafür ein guter Kandidat. Immerhin hat er durch seine Hamburger Jahre Erfahrungen in einer Koalition mit den Grünen und wäre als eher rechter Sozialdemokrat auch passfähig zur FDP. Sowohl eine Koalition aus Union, Grünen und SPD als auch ein Bündnis aus Union, SPD und FDP sind momentan rechnerisch möglich. Am Ende mit oder ohne Olaf Scholz.
mdr.de
Die SPD zieht mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf – und das trotz der Niederlage beim Parteivorsitz. Tim Herden porträtiert den SPD-Kandidaten und fragt: War das nun der Trostpreis?
[ "Nachrichten", "nachrichten Kanzlerin", "Kanzler", "Bundestagswahl", "Bundestagswahl 2021", "Grüne", "CDU", "CSU", "SPD", "Linke", "AfD", "FDP", "Olaf Scholz" ]
Deutschland
2021-08-16T10:00:00+02:00
2021-09-24T15:55:19+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/wahlen/bundestagswahl/portraet-olaf-scholz-100.html
Schock
Wenn Menschen einen Unfall haben:Dann bekommen sie manchmal einen Schock.Das bedeutet zum Beispiel:    • Sie zittern stark.    • Sie haben starkes Herz-Klopfen.    • Ihnen wird schlecht.    • Oder sie verstehen manche Sachen nicht mehr. Ein Schock dauert meistens einige Stunden.Danach geht es den Menschen wieder gut.
mdr.de
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Wörter-Buch
2023-10-26T12:36:08+02:00
2023-10-26T12:36:08+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-schock-102.html
18-Jährige verliert Kontrolle über Auto - drei Verletzte bei Unfall
Im Landkreis Hildburghausen hat es auf der Bundesstraße 89 in der Nacht zum Sonntag einen schweren Unfall gegeben. Wie die Polizei mitteilte, war die 18-jährige Fahrerin vermutlich zu schnell gefahren und hatte in einer Kurve die Kontrolle über das Auto verloren. Der Pkw prallte daraufhin bei Veilsdorf gegen einen Pfeiler. Die Beifahrerin des Fahrzeuges wurde bei dem Unfall schwer verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Auch die Fahrerin und ein weiterer Mitfahrer kamen mit Verletzung in eine Klinik. Die B89 musste während der Bergungsarbeiten für längere Zeit gesperrt werden. MDR (luk/cfr)
mdr.de
Im Landkreis Hildburghausen hat es auf der Bundesstraße 89 in der Nacht zum Sonntag einen schweren Unfall gegeben. Drei Menschen wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
[ "Nachrichten", "Thüringen", "Unfall", "Blaulicht", "Verletzte", "Veilsdorf", "Ostersonntag" ]
Thüringen
2025-04-20T11:47:20+02:00
2025-04-20T11:47:20+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/hildburghausen/unfall-drei-verletzte-veilsdorf-100.html
Klein-Kunst
Das sind verschiedene Sachen, die Menschen sich ansehen können. Zum Beispiel:    • Theater, das auf der Straße gemacht wird,    • Zauberei    • Puppen-Spiel    • oder Straßen-Musik.
mdr.de
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Wörter-Buch
2024-04-10T13:36:03+02:00
2024-04-10T13:36:03+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-klein-kunst-100.html
Erste Ausschüsse im Thüringer Landtag nehmen Arbeit auf
Im neu gewählten Thüringer Landtag können die ersten vier Ausschüsse ihre Arbeit aufnehmen. Am Freitag haben sich neben dem Justizausschuss auch der Europa- und der Petitionsausschuss sowie der Haushalts- und Finanzausschuss konstituiert und jeweils einen Vorsitz gewählt, wie die Landtagsverwaltung am mitteilte. Der AfD-Politiker Stefan Möller wurde demnach zum Vorsitzenden des Justizausschusses gewählt, sein Stellvertreter ist Christoph Zippel von der CDU. Mit Maik Kowalleck hat die CDU den Vorsitz im Haushalts- und Finanzausschuss inne, Stellvertreter ist Alexander Kästner vom BSW. Der Europaausschuss wird von Frank Augsten vom BSW geleitet, Stellvertreter ist Jens Dietrich von der AfD. Nadine Hoffmann von der AfD sitzt dem Petitionsausschuss vor und wird von Claudia Heber aus der CDU-Fraktion vertreten. Zudem trat zum ersten Mal in dieser Wahlperiode der Ältestenrat zusammen und verständigte sich auf die Termine der kommenden Plenarsitzungen im November und Dezember. MDR (kk/jn)
mdr.de
Im Thüringer Landtag haben mehrere Ausschüsse ihre Arbeit aufgenommen. Entsprechende Vorsitzende wurden gewählt. Auch der Ältestenrat trat zum ersten Mal in dieser Wahlperiode zusammen.
[ "Nachrichten", "Ausschüsse", "Justizausschuss", "Europaausschuss", "Petitionsausschuss", "Haushaltsausschuss", "Finanzausschuss", "Stefan Möller", "Frank Augsten" ]
Thüringen
2024-10-18T18:56:30+02:00
2024-10-19T13:26:49+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/landtag-ausschuesse-aeltestenrat-100.html
Mit den Digedags auf Reisen
Es war eine Sucht. Wer einmal in den Besitz eines "Mosaiks" gelangte, wurde zum "Wiederholungstäter". Selten lag das sogenannte "Mosa" in den Auslagen des Zeitungskiosks. Warum auch, die Auflage reichte sowieso nicht für alle "Bedürftigen". Es war jedes Mal eine Zitterpartie. Auf meine  Frage: "Gibt es schon das neue Mosaik?" gab es drei Antworten. Die glückliche Variante war, die Verkäuferin bückte sich, kam wieder nach oben und knallte mir wortlos das Heft auf den Tresen. Doch meist fertigte sie mich mit einem: "Noch nicht!" ab, was in sich die Unsicherheit barg, das sie log und mich für unwürdig hielt, das Heft zu empfangen. Am Schlimmsten aber war die Antwort: "Ausverkauft!", denn das bedeutete, dass ich mich sofort in allen umliegenden Zeitungsverkaufsstellen auf die Suche machen musste. Das Mosaik war nicht einfach nur ein Comic, in dem lustig gezeichnete Figuren Abenteuer erlebten. Das Mosaik war unser Tor zur Welt. Wir reisten mit den Digedags in Länder, deren Grenzen uns im wirklichen Leben verschlossen blieben. Wir sahen den Orient, die Türkei, Italien, Amerika. Wir reisten in die Zukunft, in die Vergangenheit und wieder zurück. Unsere sozialistische Gegenwart war keine Reise wert und fehlte uns auch nicht. Doch dieser fehlende "Realitätsbezug" hätte beinahe das Aus für das Mosaik bedeutet. Nach nur 37 Ausgaben war bereits das Abschiedsheft entworfen worden. Auf dem Titelblatt vom Dezember-Heft des Jahres 1959 stand in großen weißen Buchstaben auf rotem Grund: "Letzte Ausgabe". Und auf der Rückseite verließen die weinenden Dig und Dag das Bild. Liebe Leser! Mit diesem Heft stellt Mosaik sein Erscheinen ein. Wir danken Euch für Eure Begeisterung, die Ihr immer unseren Abenteuern entgegengebracht habt. Es verabschieden sich herzlich Eure Digedags Welch ein Drama wäre das gewesen! Das Mosaik eingestellt, bevor ich es überhaupt kennenlernen durfte! Die Erfinderserie wäre jäh unterbrochen worden, keine Reise ins Weltall, keine Reise ins Urmeer und die Erfindung der Postrakete hätte nie stattgefunden! Und niemals wäre ich mit Dig, Dag und Ritter Runkel nach Venedig gereist! Stellt euch vor, ihr hättet Schwingen wie ein Vogel und schwebtet über die blauen Wogen der Adria der Küste Italiens zu. Und denkt euch, ihr höret von fernher ein melodisches Klingen, das sich beim Näherkommen als das Geläut von vielen Glocken herausstellt. Ihr fliegt dem Schalle nach und seht vor euch aus dem Dunst, der über dem Meer liegt, eine Märchenstadt auftauchen, deren viele hundert Türme mit gold- und silberglänzenden Dächern dieses Geläut aussenden. Unserer Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Im Mosaik sah ich zum ersten Mal den Markusplatz mit dem Campanile, dem Dom und den Dogenpalast. Und selbstverständlich habe ich, wie viele andere Kinder auch, bei dem Wort "Doge" an einen Hund gedacht und mich gewundert, wieso in Italien ein Hund eine Stadt regieren durfte. Aber andere Länder andere Sitten und außerdem: Im Mosaik war alles möglich. Kaum hatte ich Zeit, mir das Wort "Lagunenstadt" auf der Zunge zergehen zu lassen, musste ich mich schon wieder mit Ritter Runkel und seinen Knappen Dig und Dag ins Getümmel stürzen. Ich liebte Ritter Runkel, den Tollpatsch, dem alles schief ging, und der dabei doch immer ein Held war. Und ich war  fast ein wenig traurig, als er, Dank der Digedags, nach vielen Abenteuern zum Grafen gekrönt und mit seiner Adelhaide seßhaft wurde. Als Trost wurde mir versprochen: Wieder werden die Digedags im Buch ihres abenteuerlichen Lebens blättern und ein Kapitel aufschlagen, das sie in einer neuen Welt erleben. "Die Digadags in Amerika", hieß diese neue Staffel, die ich übrigens bis heute fast lückenlos besitze. Ein Stapel zerlesener Hefte, die mein Amerikabild  geprägt haben. Im ersten Heft, das "Karneval in New Orleans" hieß, sah ich Bilder von prächtigen Schaufelraddampfern, die gemächlich den Mississippi entlang zogen. Es war um 1860. Die Digedags hatten soeben eine Anstellung als Reporter beim "New Orleans Magazin" bekommen und sollten über eine Karnevalsfeier auf dem Schaufelraddampfer "Louisiana" berichten. Und  wie könnte es anders sein, kamen sie sofort mit der Pressefreiheit in Konflikt: "Einmal wird uns gesagt, wir sollen übertreiben, Sensationen erfinden. Macht man's ist es verkehrt. Wir sollen uns mehr an die Wirklichkeit halten, heißt es dann. Gut. Kommen wir aber mit Tatsachen, gibt's wieder Krach." Viel scheint sich bis heute nicht geändert zu haben. Oder war das "Mosaik" seiner Zeit weit voraus? Das letzte Heft in meinem Bestand ist das Heft 218 aus dem Jahr 1975 und auch hier bieten sich überraschende Parallelen zu heutigen Ereignissen. Auf einem fliegenden Teppich gelangten die Digedags nach Istanbul und wurden in den Palast des Sultans geladen. Doch schnell schlug die überschwängliche Gastfreundschaft des Sultans, der sich für den fliegenden Teppich interessierte, in Bedrohung um: Ihr habt mich mit euer Erfindung ins Unglück stürzen wollen! Dafür sollt ihr bei Wasser und Brot in den Türmen des Schweigens büßen! Damit meinte er das berüchtigte Staatsgefängnis am Bosporus. Wer hinter seinen dicken Mauern verwand, über den breitete sich Schweigen aus. Die Digedags entkamen selbstverständlich dem herrschsüchtigen Sultan. Darin zeigt sich der Unterschied zur heutigen Realität. Ach, Realität: Nach Heft 223 war dann doch endgültig Schluss. Ich war bereits siebzehn und dennoch traf es mich hart. Es folgten die Abrafaxe, die – Entschuldigung an alle Abrafax-Freunde – den Digedags weder das Wasser noch den Wein reichen konnten. Für mich galt: einmal Mosaik, immer Mosaik. Und nicht nur für mich. Als eine Kollegin, die straff auf die 60 zuging, vor einiger Zeit das erste Mal nach New Orleans fuhr, fragte ich sie nach ihrer Rückkehr: "Und hast Du auf dem Mississippi Schaufelraddampfer gesehen?" - "Ja", sagte sie und lächelte glücklich, "genau wie im Mosaik." Dieser Artikel wurde erstmals am 08.09.2017 veröffentlicht.
mdr.de
Das Mosaik war nicht nur ein Comic, in dem drei lustige Kobolde Abenteuer erlebten. Das Mosaik war unser Tor zur Welt. Wir reisten mit den Digedags in Länder, die für uns unerreichbar waren, nach Amerika oder Italien.
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DDR
2025-04-23T16:46:50+02:00
2025-05-15T17:41:34+02:00
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/alltag/reisen-freizeit/mosaik-digedags-ddr-comic100.html
Aktion Ungeziefer: Zwangsaussiedlung aus dem Grenzgebiet
Gitta Kappe ist heute 90. Als die Grenze geschlossen wurde, war sie erst 20 Jahre alt – und befand sich gerade auf der "falschen" Seite. Sie war auf Arbeit im niedersächsischen Schöningen, als Kinder- und Hausmädchen bei einer Arztfamilie. Die vier Kilometer bis in ihren Heimatort Hötensleben legte sie immer mit dem Fahrrad zurück, erinnert sich die Zeitzeugin. Für sie war klar, sie will wieder nach Hause zurück, nach Hötensleben, wo ihre Eltern und ihr Verlobter warteten. Nachdem sie einige Zeit lang bei ihren Arbeitgebern im Westen ausharren musste, wagte sie eine Rückkehr – etwas, was sie bis heute bereut. Nicht nur, dass sie an der Grenze erwischt und eingesperrt wurde. Sie glaubt auch, dass sie gut ein Leben im Westen hätte führen können. Stattdessen arbeitete sie in einem Lebensmittelladen in Hötensleben, lebte Jahrzehnte im Sperrgebiet eingeschlossen, mit Blick auf die Grenze. Wegziehen aus dem Ort, in dem sie geboren und aufgewachsen war, kam für sie aber nicht in Frage. Viele Menschen aus dem Grenzgebiet traf es aber noch härter – sie wurden in diesen Tagen zwischen Ende Mai und Anfang Juni 1952 zwangsausgesiedelt. So auch im 100-Seelen-Dorf Stresow, rund 100 Kilometer nördlich von Hötensleben an der Elbe gelegen. Die Lkw kamen im Morgengrauen mit gedrosseltem Motor. Von den Pritschen sprangen bewaffnete Volkspolizisten herunter, drangen in die Häuser vor und gaben knappe Anweisungen: "Fertig machen. Sachen packen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit müssen Sie den Grenzkreis sofort verlassen." Die Menschen durften schnell noch ein paar Habseligkeiten zusammensuchen, dann wurden sie auf die Lkw verladen und in hastig errichtete Notquartiere in der gesamten DDR gebracht. Mehr als die Hälfte der Einwohner mussten den Ort verlassen. So wie Stresow wurden Hunderte Dörfer zwischen Rhön und Ostsee entvölkert. Sie hatten in den Augen der Staatssicherheit einen entscheidenden Makel – sie lagen zu nah an der Grenze zum Westen. Der Tarnname der Zwangsumsiedlungsaktion war: "Aktion Ungeziefer". Sie war minutiös geplant und galt als "geheime Verschlusssache". Eine gesetzliche Grundlage für diese Aktion existierte nicht. Sie basierte lediglich auf Befehlen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser und stand in krassem Gegensatz zur DDR-Verfassung. Auslöser für die Zwangsumsiedlungen war die Verordnung des Ministerrates vom 26. Mai 1952 "über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands", die einen zügigen Ausbau der innerdeutschen Grenze vorsah. Es wurden Wachtürme errichtet, mannshohe Zäune gezogen und ein 500 Meter breiter Schutzstreifen angelegt, der nur bei Tageslicht und mit einem Sonderausweis betreten werden durfte. Der gesamte Grenzraum bis zu einer Tiefe von fünf Kilometern wurde zur "Sperrzone" erklärt. Anfänglich richtete sich die Zwangsumsiedlung nur gegen "feindliche, verdächtige und kriminelle Elemente", die schnellstmöglich aus dem Grenzbereich entfernt werden sollten. Das konnten Bauern sein, die sich der Kollektivierung widersetzten, Personen "mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr" oder einfach Menschen, die eine andere politische Meinung hatten. Der Rahmen war von der Staatssicherheit weit gespannt. Nicht selten genügten aber auch Denunzierungen, um auf die Liste der "feindlichen Elemente" gesetzt zu werden. Im weiteren Verlauf der Zwangsumsiedlungsaktionen wurden ganze Dörfer und Gemeinden im Grenzgebiet entvölkert. Von der "Aktion Ungeziefer" waren in den 1950er-Jahren etwa 10.000 Menschen betroffen, von der "Aktion Kornblume" im Jahr des Mauerbaus 1961 noch einmal etwa 2.000. Mehr als 3.000 Menschen entzogen sich der Umsiedlung durch Flucht in den Westen. Selbst in den 1970er- und 1980er-Jahren gab es noch vereinzelte Zwangsumsiedlungen aus dem Grenzgebiet. Für die Zwangsumgesiedelten war der Abtransport aus ihren Häusern in den meisten Fällen ein Abschied auf Nimmerwiedersehen. Die entvölkerten Dörfer wurden im Zuge des weiteren Ausbaus der Grenzsicherungsanlagen oft dem Erdboden gleich gemacht, so wie Stresow, für das am 30. Juni 1974 die letzte Stunde geschlagen hatte: Die wenigen Einwohner, die bei früheren Aussiedlungsaktionen verschont geblieben waren, mussten nun das Dorf verlassen, das aus Sicht der DDR-Oberen zu nah an der "Staatsgrenze West" lag. Heute erinnert nur ein Gedenkstein daran, die Natur hat sich das Gelände zurückerobert. Eine Entschädigung für den Verlust von Häusern und Höfen war nicht vorgesehen. Stattdessen legte die Staatssicherheit den Betroffenen dringlich nahe, Stillschweigen über das Geschehen zu wahren. Die ehemaligen Einwohner von Stresow hatten Pech – sie konnten ihre Häuser nach dem Mauerfall nicht zurückbekommen, weil diese längst abgerissen waren. Für Gitta Kappe aus Hötensleben gab es dagegen ein kleines Happy End. Sie machte sich auf nach Schöningen, das sie von Hötensleben all die Jahre sehen konnte und das gleichzeitig unerreichbar war. Kontakt zu "ihren Kindern" bei der Arztfamilie hatte sie all die Jahre per Post gehalten. "Das konnte man gar nicht fassen, dass es noch mal anders wird", erinnert sie sich heute.
mdr.de
Aktion Ungeziefer – unter diesem Decknamen wurden in der DDR 12.000 Menschen aus dem Grenzgebiet zwangsausgesiedelt, weil sie als "politisch unzuverlässig" galten. Heute wird in Hötensleben daran erinnert.
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DDR
2022-05-26T01:44:02+02:00
2022-05-27T15:28:31+02:00
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/mauer-grenze/ddr-grenze-aktion-ungeziefer-zwangsumsiedlung-100.html
Asiatische Tigermücke im Norden Deutschlands
Sie kann gefährliche Krankheiten übertragen, die Tigermücke. So genannt wegen ihrer auffälligen tigerähnlichen Maserung. In Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz oder Hessen, aber auch in Thüringen und Berlin wurden stabile Populationen gefunden. In Jena gibt es bereits einen speziellen Briefkasten, in dem gefangene Exemplare abgegeben werden können. Wie jetzt bekannt wurde, haben Virologen auch in Hannover bereits 2023 erste Exemplare entdeckt, berichtet der NDR. Die Behörden stellen deshalb in ganz Niedersachsen Fallen auf, um herauszufinden, ob es sich dabei um Einzelfälle handelt, oder die Mücke bereits etabliert ist. Die tagaktive Mücke könnte Erreger wie das Dengue-Virus oder das Chikungunya-Virus übertragen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) rechnet damit, dass sich die Asiatische Tigermücke vom Südwesten her in Deutschland weiter ausbreitet. Der feucht-heiße Sommer begünstigt die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke am Oberrhein, sagte die Biologin Xenia Augsten von der "Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage" (Kabs) in Speyer dem epd. Die exotische Stechmücke finde in der klimatisch begünstigten Region passende Sommertemperaturen für eine Vermehrung. Infolge des Klimawandels sei besonders in extrem heißen Jahren mit dem Fund weiterer Populationen der Asiatischen Stechmücke zu rechnen. "Je wärmer, umso schneller verläuft die Entwicklung zum Fluginsekt", sagte die Biologin. Andere gefährliche exotische Stechmückenarten hätten sich bisher nicht angesiedelt. Die wirksamste Methode, die weitere Ausbreitung der Tigermücke zu verhindern, sei es, auf "Regentonne, Gießkanne & Co" zu verzichten. Dort legten die Stechmücken ihre Eier ab. Das bundesweite Projekt Mückenatlas des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung und des Friedrich-Loeffler-Instituts untersucht bereits seit längerem die Ausbreitung der Tigermücke. Ziel ist es, die Verbreitung möglichst genau zu erkennen, um schnell Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt fahndet in einem ähnlichen Projekt gemeinsam mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin im Hamburger Hafen ebenfalls nach invasiven Stechmücken, um die Einschleppung der Exoten möglichst zu unterbinden. Dazu wurden auch in Frachträumen von Schiffen Fallen aufgestellt. 2023 wurden nach Behördenangaben keine invasiven Arten entdeckt, die Auswertung für 2024 läuft noch. Wegen der großen Niederschlagsmengen in den vergangenen Monaten sind Regentonnen, Mulden und Bachläufe gut mit Wasser gefüllt - die feuchtwarme Witterung ist ideal für die Insekten. Derzeit seien Waldmücken, Wiesenmücken, Hausmücken und Überflutungsmücken aktiv, berichtet die Biologin Doreen Werner, Initiatorin des bundesweiten Mückenatlas. Anders als in den Hochwassergebieten in Süddeutschland könne man im Norden nicht von einer Mückenplage sprechen, sagte Werner. "Erst wenn wir pro Minute 20 Mal und mehr gestochen werden, können wir von einer Plage sprechen." Die Wissenschaftlerin vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung betonte: "Aktuell fühlen wir uns geplagt, aber es ist noch keine Mückenplage." gp, mit dpa und epd
mdr.de
Die asiatische Tigermücke breitet sich weiter in Deutschland aus. Nach Süddeutschland, Thüringen und Berlin sind erste Exemplare in Norddeutschland entdeckt worden.
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Medizin
2024-05-31T17:18:00+02:00
2024-08-02T15:23:46+02:00
https://www.mdr.de//wissen/medizin-gesundheit/tigermuecke-erste-exemplare-im-norden-deutschlands100.html
Ina Namislo
Vorbilder sind für mich Menschen, die sich mit großer Leidenschaft einer Aufgabe verschrieben haben. Egal, in welchem Bereich. Menschen, die sich durchsetzen und gestalten und andere dabei mitreißen können. ... aktuell über Donald Trump In der Natur - ohne Uhr und Verpflichtungen. Möglichst weit ab von der Zivilisation.
mdr.de
Radio
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2023-05-15T12:42:58+02:00
2023-05-15T12:42:58+02:00
https://www.mdr.de/kultur/mitarbeiter/ina-namislo100.html
Können Hochleistungsladegeräte für E-Autos gefährlich für Herzschrittmacher sein?
Die Zahl der Menschen mit Herzschrittmachern weltweit wird auf acht bis zwölf Millionen geschätzt. Darüber hinaus erhalten jedes Jahr etwa 150.000 bis 200.000 Patienten einen sogenannten implantierbaren Kardioverter-Defibrillator. Für beide Gruppen von Menschen ist es lebenswichtig, dass die Geräte keine Fehlfunktion haben. Ladegeräte für Elektro-Autos werden aber immer leistungsfähiger. Mittlerweile ist man, um die Ladezeit zu verkürzen, schon bei 350 Kilowatt Leistung angekommen. Und je höher die Leistung, desto stärker ist auch das dadurch entstehende elektromagnetische Feld. Was wiederum zur berechtigten Frage führt, ob Menschen mit einem implantierten Herzgerät dadurch in Gefahr sind.Aus einer Studie, die heute (17. April) auf dem wissenschaftlichen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vorgestellt wurde, geht nun hervor, dass die neuen Hochleistungsladegeräte auch in dieser Hinsicht sicher sind.Die Studie umfasste 130 Patienten mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator. Das Durchschnittsalter betrug 59 Jahre, 21 Prozent der Probanden waren Frauen. Für die Studie wurden vier öffentlich verfügbare, vollelektrische Autos verwendet, die mit hoher Leistung aufgeladen werden können. Diese Autos können jedoch noch nicht ganz die maximale Ladung von 350 kW aufnehmen. Da es sehr wahrscheinlich ist, dass künftige Elektroautos das aber können, verwendete die Forschungsgruppe auch ein Testfahrzeug, das 350 kW von den Hochleistungsladegeräten abrufen konnte. Die Herzgeräte der Probanden waren so programmiert, dass die Erkennung elektromagnetischer Störungen optimiert wurde. Die Teilnehmer wurden dann gebeten, jedes Auto anzuschließen und aufzuladen, wobei das Ladekabel direkt über ihrem Herzgerät platziert wurde. "Diese Studie wurde als Worst-Case-Szenario konzipiert, um die Wahrscheinlichkeit elektromagnetischer Störungen zu maximieren", erklärt Studienautor Dr. Carsten Lennerz vom Deutschen Herzzentrum München. Die implantierten Geräte wurden dann auf etwaige Fehlfunktionen überwacht, zum Beispiel auf das Ausbleiben der Stimulationstherapie oder die fehlerhafte Erkennung von abnormal schnellen Herzrhythmen. Außerdem wurden die Herzgeräte nach dem Aufladen der Autos auf Veränderungen in ihrer Programmierung oder auf Schäden überprüft.Insgesamt wurden auf diese Art 561 Ladevorgänge durchgeführt, bei denen keinerlei durch elektromagnetische Störungen verursachte unerwünschte Ereignisse beobachtet werden konnten. Es kam weder zu einer Hemmung der Stimulation bei Herzschrittmachern, noch zu einer unangemessenen Erkennung von schnellen Arrhythmien, die bei Patienten mit Defibrillatoren zu einer schmerzhaften Schocktherapie führen könnten. Trotz des Worst-Case-Aufbaus der Studie "fanden wir keine klinisch relevanten elektromagnetischen Störungen und keine Gerätefehlfunktionen bei der Verwendung von Hochleistungsladegeräten", sagt Carsten Lennerz, "was darauf hindeutet, dass ihre Verwendung bei Patienten mit kardiologischen Geräten nicht eingeschränkt werden sollte". Lennerz wies aber auch darauf hin, dass sich die Studie auf neue Ladetechnologien bezog und nicht auf bisher verfügbare Heim-Ladegeräte. Der Unterschied liegt in der Art des Stroms. Die neuen Geräte nutzen Gleichstrom, um eine höhere Leistung erreichen zu können. Heimgeräte funktionieren mit Wechselstrom, der ein anderes Magnetfeld erzeugen kann. Dennoch sagt der Münchner Kardiologe, auch das Aufladen zu Hause sei wahrscheinlich sicher, "wenn man vernünftige Vorsichtsmaßnahmen ergreift, z. B. sich nicht über längere Zeit neben dem Ladekabel aufhält."Abschließend gibt der Studienautor Entwarnung: "Patienten mit Herzgeräten können beruhigt sein, dass das Laden von Elektroautos mit Hochleistungsladegeräten sicher ist. Das Risiko einer Fehlfunktion von Herzschrittmachern und Defibrillatoren ist in dieser Situation äußerst gering. Auch das Sitzen im Auto oder das Stehen neben dem Ladekabel oder Ladegerät ist sicher."Zwei Empfehlungen für noch größere Sicherheit lässt er dennoch folgen: Das Ladekabel nicht direkt über dem Herzgerät zu platzieren und, so gut es geht, Abstand zu den Ladeelementen zu wahren. (rr)
mdr.de
Neue Ladegeräte für Elektroautos haben bis zu 350 kW Leistung. Ob dadurch Träger von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren in Gefahr sind, wurde in einer Studie untersucht. Das Ergebnis klingt beruhigend.
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2023-04-19T10:32:50+02:00
2023-04-19T10:32:50+02:00
https://www.mdr.de//wissen/koennen-ladegeraete-fuer-elektroautos-herzschrittmacher-beeinflussen-100.html
Hallescher FC spaziert gegen Blau-Weiß Dölau ins Halbfinale
Der Hallesche FC steht im Halbfinale des FSA-Pokals. Der Regionalligist setzte sich vor 3.517 Zuschauern im heimischen Leuna-Chemie-Stadion souverän mit 7:0 (4:0) gegen den Verbandsligisten SC Blau-Weiß Dölau durch. Winterneuzugang Manasse Eshele war in seinem ersten Einsatz für sein neues Team von Beginn an auf dem Platz – und dankte es mit seinem Premierentreffer. Ursprünglich hätte diese Begegnung bereits im November 2024 stattfinden sollen, doch aufgrund infrastruktureller Herausforderungen wurde das Spiel auf Januar und zusätzlich ins Leuna-Chemie-Stadion des HFC verlegt. Somit hatten die Dölauer auf dem Papier ein Heimspiel, allerdings im Stadion des Gegners. Und der favorisierte HFC ließ von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, wer den Rasen als Sieger verlassen sollte. Bereits in der 5. Minute war Burim Halili zur Stelle und markierte mit einem wuchtigen Abschluss aus gut 20 Metern den Führungstreffer. Danach wurde Dölau zwar etwas mutiger, doch einen echten Torabschluss verzeichnete der Außenseiter nicht. Stattdessen erhöhte Halles Winterneuzugang Manasse Eshele in der 22. Minute auf 2:0 – vorangegangen war ein punktgenauer Freistoß von Max Kulke, den der Stürmer mit der Nummer 90 per Kopfball abschloss. Zwei Minuten später war es Robin Friedrich, der noch einen draufsetzte. Die Dölauer Hintermannschaft ließ Fabrice Hartmann auf dem Flügel ungestört flanken, der Abschluss aus kurzer Distanz war für Friedrich anschließend nur noch Formsache. Doch damit noch nicht genug: Erneut war es Halili (36.), diesmal per Kopf, der die dominante erste Hälfte für den HFC krönte. Das Spiel war damit nach 45 Minuten entschieden, doch Halle ließ nicht locker. Nach der Pause waren es die Joker, die glänzen sollten. Zunächst erzielte Joseph Richardson in der 57. Minute nach feiner Einzelleistung den nächsten Treffer für den HFC. In der Schlussphase gelang Anthony Roczen der Doppelpack (80. / 87.). Dölaus beste Gelegenheit zum Ehrentreffer vergab Justin Kreideweiß in der 86. Minute, als er freistehend an HFC-Keeper Tom Müller scheiterte. sbo
mdr.de
Der Hallesche FC ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat sich im FSA-Pokal keine Blöße gegeben. Gegen den SV Blau-Weiß Dölau überzeugte der HFC über die gesamten 90 Minuten – und feierte dazu eine Torpremiere.
[ "Sport", "Fußball", "FSA-Pokal", "Viertelfinale", "SV Blau-Weiß Dölau", "Hallescher FC" ]
2025-01-24T21:12:30+01:00
2025-01-25T18:18:53+01:00
https://www.mdr.de//sport/fussball_pokal/bericht-sv-blau-weiss-doelau-hallecher-fc-100.html
Neues Feuerwehrhaus für Wernigerode: Stadt gibt Gutachten in Auftrag
In Wernigerode im Landkreis Harz soll ein neues Feuerwehrhaus entstehen. Dazu hat die Stadt jetzt ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das teilte Oberbürgermeister Tobias Kascha (SPD) MDR SACHSEN-ANHALT mit. Demnach soll herausgefunden werden, an welcher Stelle in der Stadt ein Neubau Sinn machen würde. Kascha sagte: "Dabei muss auch beachtet werden, dass die Einsatzfahrzeuge schnell zu möglichen Einsatzorten gelangen können." Es gebe auch schon Ideen, beispielsweise den jetzigen Standort nahe des Bahnhofs abzureißen und dort das neue Feuerwehrhaus zu bauen oder das Ochsenteichgelände dafür zu nutzen. Das Gutachten soll den Angaben nach im Frühjahr fertig sein und dann im Stadtrat vorgestellt werden. Sofern Gutachten, Planung und Finanzierung stehen, kann laut Kascha frühestens in drei Jahren der Spatenstich erfolgen. Die Stadt brauche dringend diesen Neubau, das bestehende Gebäude sei in die Jahre gekommen und marode. Eine Sanierung sei jedoch unwirtschaftlich, so Kascha. Außerdem seien gerade in den vergangenen zwei Jahren vermehrt Einsätze registriert worden. Den letzten Großeinsatz hatte die Wernigeröder Feuerwehr Anfang September, als es am Brocken, in der Nähe des Ortsteils Schierke, tagelang gebrannt hatte. ​ MDR (Michel Holzberger, Johanna Daher)
mdr.de
Die Feuerwehr in Wernigerode im Harz soll ein neues Gebäude bekommen. Wo genau es stehen soll, ist noch unklar: Am aktuellen Standort oder am Ochsenteich? Ein Gutachten soll Aufschluss geben.
[ "Feuerwehr", "Wernigerode", "Feuerwehrhaus", "Gebäude", "Gutachten", "Sachsen-Anhalt" ]
Sachsen-Anhalt
2024-10-25T11:02:36+02:00
2024-10-25T11:02:36+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/feuerwehr-haus-wernigerode-gutachten-100.html
Sören Voigt (CDU) gewinnt den Wahlkreis Vogtland 2
Dieser Text wird automatisiert erstellt und redaktionell ergänzt. Grundlage sind die Veröffentlichungen des Landeswahlleiters auf den Seiten des Statistischen Landesamtes. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Schreiben Sie an: [email protected] Sören Voigt (CDU) zieht für den Wahlkreis Vogtland 2 in den neuen Landtag ein. Nach dem amtlichen Endergebnis bei der Landtagswahl 2024 erhält Sören Voigt mit 41,1 Prozent die meisten Erststimmen. Janet Hartenstein (AfD) kommt mit 34,4 Prozent auf Platz zwei. In der folgenden Grafik finden Sie das Erststimmenergebnis dieses Wahlkreises. Auch bei den Zweitstimmen hat die CDU mit 37,0 Prozent gewonnen. Im Wahlkreis Vogtland 2 erreicht die Partei damit 5,1 Prozentpunkte mehr als im landesweiten Ergebnis (31,9 Prozent). An zweiter Stelle kommt die AfD. Für die Partei stimmten 32,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Im Vergleich zum landesweiten Ergebnis von 30,7 Prozent sind das 1,9 Prozentpunkte mehr. Dahinter folgen Bündnis Sahra Wagenknecht (14,2 Prozent), SPD (4,9), Freie Sachsen (2,0), Die Linke (1,8), Bündnis 90/Die Grünen (1,5), Freie Wähler (1,3), Tierschutz hier! (1,0), Bündnis C (0,9), Werteunion (0,8), Die Partei (0,6), FDP (0,6), Bündnis Deutschland (0,2), Piraten (0,1), V-Partei³ (0,1), ÖDP (0,1) und BüSo (0,0). In der folgenden Grafik finden Sie das Zweitstimmenergebnis dieses Wahlkreises. Sachsen ist in 60 Wahlkreise unterteilt. In jedem dieser Wahlkreise gibt es mehrere Bewerberinnen und Bewerber um ein Direktmandat im Landtag. Mit der Erststimme bestimmen die Wählerinnen und Wähler, welche 60 Politikerinnen und Politiker direkt in das Landesparlament einziehen. Es genügt die einfache Mehrheit.Mindestens 60 weitere Abgeordnete ziehen über die Landeslisten ihrer Parteien ein. Darüber entscheiden die Wählerinnen und Wähler mit ihrer Zweitstimme. Sie bestimmt, wie viele Sitze eine Partei im Landtag erhält. Berücksichtigt werden nur Parteien, die mindestens fünf Prozent der abgegebenen Zweitstimmen erhalten. Es gibt eine Ausnahme, die durch die Grundmandatsklausel geregelt wird: Holt eine Partei mindestens zwei Direktmandate, werden ihr so viele Mandate zugesprochen, wie ihr nach Zweitstimmenergebnis zustehen.Hat eine Partei mehr Direktmandate gewonnen, als ihr durch das Zweitstimmenergebnis zustehen, erhalten die anderen Parteien Ausgleichsmandate. So wird die verhältnismäßige Sitzverteilung wiederhergestellt. Die Wahlberechtigten im Wahlkreis Vogtland 2 stimmten insgesamt ähnlich ab wie im ganzen Freistaat. Landesweit erhält die CDU mit 31,9 Prozent die meisten Zweitstimmen, gefolgt von der AfD mit 30,7 Prozentpunkten. Danach folgen Bündnis Sahra Wagenknecht (11,9 Prozent), SPD (7,3), Bündnis 90/Die Grünen (5,1), Die Linke (4,5), FDP (0,9) und Sonstige (7,7). In der folgenden Grafik finden Sie die Sitzverteilung im Sächsischen Landtag. Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Vogtland 2 beträgt 71,8 Prozent und liegt damit 2,6 Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt (74,4 Prozent). 3,3 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen. Folgende Gemeinden gehören zum Wahlkreis Vogtland 2: Adorf/Vogtl., Auerbach/Vogtl., Bad Brambach, Bad Elster, Ellefeld, Klingenthal, Markneukirchen, Muldenhammer, Rodewisch, Steinberg (Vogtlandkreis), Falkenstein/Vogtl., Grünbach, Neustadt/Vogtl., Mühlental und Schöneck/Vogtl.. Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk, Innovations- und Digitalagentur (ida), 23 degrees
mdr.de
Sören Voigt (CDU) holt bei der Landtagswahl 2024 in Sachsen im Wahlkreis Vogtland 2 das Direktmandat.
[ "Nachrichten", "Sachsen", "Landtag", "Wahl", "Wahlkreis", "Vogtland 2" ]
Sachsen
2024-09-18T17:16:54+02:00
2024-09-18T17:16:54+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/politik/landtagswahl/vogtland-zwei-kandidat-ergebnis-102.html
So hängen Frauenmangel, Schulschließungen und die AfD zusammen
In Sachsen-Anhalt fehlt es an Frauen. Dass die Bevölkerung im Land schrumpft und altert, ist kein Geheimnis. Aber es gibt im Strudel des demografischen Wandels noch einen weiteren Faktor, der die ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts umtreibt: Frauenmangel. Oder genauer gesagt: einen Mangel an jungen Frauen. In keinem anderen Bundesland soll die Bevölkerung laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung so stark schrumpfen: um 12,3 Prozent zwischen 2020 und 2040. In manchen Landkreisen Sachsen-Anhalts soll das mittlere Alter der Bevölkerung bis 2030 bei 52 liegen. Zum Vergleich: Bundesweit liegt das Medianalter aktuell bei 47 Jahren. Und schon damit ist Deutschland das Land mit der drittältesten Bevölkerung weltweit. Nur Japan und Monaco haben ein noch höheres Medianalter. Ganz insgesamt betrachtet sind Frauen den Männern gegenüber in Sachsen-Anhalt sogar leicht in der Überzahl. 2022 waren in Sachsen-Anhalt in 51 Prozent der Bevölkerung weiblich. Die Zahl ändert sich allerdings, wenn man den Blick ganz konkret auf die jüngeren Altersgruppen richtet. So kamen 2020 beispielsweise bei den 20- bis 29-Jährigen in Sachsen-Anhalt rein rechnerisch 115 Männer auf 100 Frauen. Genau dieser Mangel an jungen Frauen wird gemeinsam mit anderen demografischen Entwicklungen wie Überalterung, Wegzug und Urbanisierung zu einem Teufelskreis, der die ländlichen Regionen fest im Griff hat. Dr. Katja Salomo forscht am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin. Die Sozialwissenschaftlerin hat sich viel mit demografischen Prozessen rund um Stadt und Land beschäftigt. Sie erklärt: "Wenn Menschen wegziehen, sinkt die Kaufkraft. Das hat Folgen für die Grundversorgung: Läden schließen, der Bus kommt seltener." Gleichzeitig würden auch Orte seltener, an denen die Menschen zusammenkommen: Kneipen, Schwimmbäder, Kinos. Ohne junge Frauen fehlen Kinder. Und ohne Kinder fehlt auch kulturell etwas. Der Ort wird unattraktiver. Dazu komme: Fehlen Frauen, bedeute das nicht nur fehlende Kaufkraft. Sondern auch, dass ihre Perspektive in der Politik fehle. Es bedeute Einsamkeit für Männer, die möglicherweise keine Partnerin finden. Und auf lange Sicht auch fehlenden Nachwuchs. "Und ohne Kinder", sagt Salomo, "fehlt auch kulturell etwas. Es gibt dann zum Beispiel weniger Straßenfeste. Der Ort wird unattraktiver." Das sorge früher oder später dafür, dass beispielsweise Schulen schließen und die ärztliche Versorgung schlechter werde. Es komme zu Leerstand – etwas, das Orte nicht nur weiter unattraktiv mache, sondern laut Salomo auch eine psychische Belastung für die Menschen vor Ort sei. Die Sozialwissenschaftlerin fügt hinzu: "Das ist alles ein schleichender Prozess." Ein Prozess, der bei den Menschen vor Ort das Gefühl entstehen lasse, sie würden zurückgelassen und nicht mehr versorgt. Oft, erklärt Salomo, hätten sie Angst, dass die Situation sich verschlechtere: "Wenn man negative Erfahrungen mit Veränderung hat – wie viele Menschen in Ostdeutschland naturgemäß haben – denkt man oft, dass mit jeder Veränderung alles schlimmer wird." Die Abstiegsängste führten auch dazu, dass es Menschen schwerer falle, neue Menschen in ihre Gruppe hineinzulassen: "Sie haben das Gefühl, der Kuchen ist schon klein, wie sollen wir ihn noch teilen?" Laut Salomo betrifft das wirtschaftliche, aber auch soziale Aspekte. So hätten 2021 amerikanische Forschende am Beispiel von Deutschland nachgewiesen, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewaltverbrechen gegen Geflüchteten und Männerüberschuss gibt. Sie haben das Gefühl, der Kuchen ist schon klein, wie sollen wir ihn noch teilen? Oft, so Salomo, sei in den betroffenen Regionen auch die AfD besonders erfolgreich. Zum einen, weil Männer im Schnitt konservativer wählten als Frauen und sie in den ländlichen Regionen in Ostdeutschland in der Überzahl seien. Wobei Salomo anmerkt: "Es sind nicht die Alten, die AfD wählen – sondern es sind die jungen Männer in den Gebieten mit hoher Überalterung." Die AfD, sagt Salomo, sei allerdings auch aus einem anderen Grund in den betroffenen Regionen besonders erfolgreich: "Die Partei sucht sich diese Regionen ganz bewusst aus." Da, wo die Menschen das Gefühl hätten, abgehängt zu sein – da sei die AfD besonders präsent, oft als einzige Partei. Ein Kreislauf also, der ganz konkrete politische Auswirkungen hat. Und nicht nur das: Laut Katja Salomo ist es ein spezifisch ostdeutscher Teufelskreis. In Ostdeutschland, erklärt Salomo, träfen so viele problematische demografische Entwicklungen so intensiv aufeinander, das sei "historisch und weltweit singulär." Noch nie und nirgendwo anders auf der ganzen Welt hat sich die demografische Gesamtsituation so zugespitzt wie aktuell auf dem ehemaligen Gebiet der DDR. "Ostdeutschland ist aus demografischer Sicht ein einmaliges Experiment", sagt Salomo, müden Sarkasmus in den Augen. "Natürlich", sagt Salomo, "gibt es Urbanisierung und Kindermangel auch in Westdeutschland. Aber nicht so. Dort ist es nicht dieses Absterben wie im Osten." Natürlich gibt es Urbanisierung und Kindermangel auch in Westdeutschland. Aber dort ist es nicht dieses Absterben wie im Osten. Die demografischen Probleme träfen den ländlichen Raum, aber auch kleine Städte weit weg von urbanen Zentren in den neuen Bundesländern. Große Städte wie Leipzig und Berlin seien ausgenommen, auch touristisch interessante Gebiete wie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern. "Allerdings", fügt Salomo hinzu: "existieren solche starken urbanen Zentren in Sachsen-Anhalt ja gar nicht." So wohnen in den beiden größten Städten Sachsen-Anhalts, Magdeburg und Halle, jeweils etwa halb so viele Menschen wie beispielsweise in Leipzig oder Dresden. Die Soziologin Salomo erklärt, wie es zu dem aktuellen Mangel an jungen Frauen kam: "Es gab in Ostdeutschland zwei große Abwanderungswellen Richtung Westdeutschland. Die erste direkt nach der Wende, die zweite in den 2000ern." Dabei würden vor allem Frauen die Heimat verlassen – am häufigsten gut ausgebildete Frauen. Diese kämen auch seltener zurück in den Osten als Männer. Dazu komme noch der Trend zur Urbanisierung, also dass Menschen, hier auch wieder mehr Frauen als Männer, aus ländlichen Regionen in die Städte ziehen. Zusätzlich gebe es in Ostdeutschland so wenig Immigration, dass diese Entwicklungen kaum aufgefangen werden können. Dass mehr Frauen als Männer gehen, hat laut Salomo wahrscheinlich mehrere Ursachen: "Zum einen wandern Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen eher ab und Frauen haben formal höhere Bildungsabschlüsse als Männer." Zum anderen könne die Berufswahl eine Rolle spielen. So arbeiteten Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit in Dienstleistungsberufen und diese seien in den alten Bundesländern oft deutlich besser bezahlt. Außerdem habe eine Studie aus Görlitz 2016 gezeigt, dass Frauen das kulturelle Angebot im ländlichen Raum stärker fehle als Männern. Die Soziologin ergänzt: "Frauen fühlen sich auch stärker von schlechter Infrastruktur eingeschränkt und sind bei so etwas ein bisschen mobiler, wagen also eher den Schritt, tatsächlich zu gehen." Aktuell, sagt Salomo, verliere Ostdeutschland nicht mehr so viele Menschen. Es gehen weniger, es kommen mehr. Die Lücken in der demografischen Pyramide bleiben allerdings bestehen. Und auch die politischen und sozialen Probleme, die damit einhergehen. Was also kann die Politik tun? "Gegen den Trend investieren", gibt Salomo nach kurzem Überlegen eine Antwort, die sicher nicht überall auf glückliche Ohren trifft. "Es gibt ja Initiativen, wo sich Menschen engagieren, dass der letzte Bäcker gehalten wird. Das ist ja auch super. Aber der freie Markt versagt da, der Staat auch und dann sollen es die Bürger übernehmen, die aber eh jeden Tag schon ewig pendeln, weil sie mega weit weg arbeiten, weil es vor Ort keine Arbeitsplätze gibt." Sie schüttelt den Kopf. Um gegen die demografischen Veränderungen und ihre Folgen anzukommen, brauche es Geld. Was die Bundespolitik beispielsweise über den Länderfinanzausgleich zur Verfügung stelle, sei "ein Witz, wenn man bedenkt, dass das ländliche Ostdeutschland vor einer weltweit einzigartigen Herausforderung steht." Der freie Markt versagt da, der Staat auch und dann sollen es die Bürger übernehmen. So seien beispielsweise in Sachsen viele Schulen seien geschlossen worden, weil Kinder fehlten. "Aber was passiert, wenn die Schulen zu sind?", fragt Salomo – "Dann zieht erst recht keiner hin." Auch in Sachsen-Anhalt in Thale sorgt aktuell ein Fall einer Schulschließung für Aufregung, denn die Eltern protestieren und fordern, dass die Schule bestehen bleibt. Salomo sagt, man müsse in Dörfern den Schulbetrieb aufrechterhalten und den Menschen zumindest eine Chance geben, sich wieder anzusiedeln. "Natürlich ist es ein wirtschaftlicher Alptraum, wenn die Busse leer zur Schule fahren", sagt die Soziologin. "Aber es nützt ja nichts." MDR (Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 20.07.2024
mdr.de
Immer älter, immer leerer, immer männlicher: Ländliche Gebiete in Sachsen-Anhalt haben viele Probleme. Eine Soziologin erklärt, was helfen kann.
[ "Nachrichten", "AfD", "Soziologie", "Frauen", "Frauenmangel", "Demographischer Wandel", "Gesellschaft", "Katja Salomo" ]
Sachsen-Anhalt
2024-07-25T10:38:58+02:00
2024-07-25T10:38:58+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/demografischer-wandel-afd-frauen-leerstand-100.html
Unterstützung für Geflüchtete in Grimma
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App. Gisela Weiser ist 79 und war jahrelang in der Flüchtlingshilfe in Grimma aktiv. Sie sagt: "Die Zeit, dass man dann im Sessel zu Hause sitzt, die kommt sowieso, und ich wollte mich noch ein bisschen einbringen ins tägliche Leben. Und da hab' ich dann gehört, dass Flüchtlinge kommen." Als die Flüchtlingszahlen 2015 rapide anstiegen, stellte Gisela Weiser mit einigen anderen Frauen ein niederschwelliges Angebot zum Deutschlernen auf die Beine. Jede Woche kamen sie dazu in die örtliche Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Und das war mitunter wirklich schwierig, erinnert sich Weiser, "weil sehr unterschiedliche Typen kamen, auch von der Kenntnis her, von der Vorbildung". Aber auch bei Fragen rund um Anträge, Ämter und Arztbesuche standen die Ehrenamtlerinnen einigen Menschen aus ihrem Deutschkurs zur Seite, teilweise jahrelang. Ein wichtiger Treffpunkt für Einheimische und Zugewanderte war gerade ab 2015 das Mehrgenerationenhaus in Grimma. Der Bürgertreff unterhalte zwar kein Patenschaftsprogramm, erzählt die Leiterin Steffi Selzer, doch die offenen Mittwochstreffs hätten so einige Grimmaer und Geflüchtete zusammengebracht: "Die Menschen begegnen sich, es wird ein gewisses Vertrauen aufgebaut, und man merkt dann auch, man kann miteinander." Selzer erklärt, auf diese Weise stiegen dann Ehrenamtliche tiefer in die Familien ein. Sie seien dadurch tief in deren Alltag drin, "mit Begleitung, mit Deutsch, mit Hausaufgaben machen, mit zu den Ämtern gehen und so weiter". Die Leiterin des Bürgertreffs sagt, vor allem nach 2015 hätten sich viele Menschen engagiert. Bis heute gebe es einen festen Kern von etwa zehn aktiven Ehrenamtlichen. Gleichzeitig würde aber auch viel über Nachbarschaftshilfe laufen. Nebenan bei der Freiwilligenagentur der Diakonie arbeitet Corinna Franke. Sie vergleicht die Anzahl der Ehrenamtlichen für Geflüchtete in Grimma mit der benachbarten Großstadt Leipzig: "Tatsächlich gibt es eher weniger Menschen, die sich zumindest hier im Landkreis dafür engagieren möchten. Es liegt vielleicht auch daran, dass sich bei uns sehr viel ältere Menschen engagieren möchten. Und dass es da auch immer so ein bisschen diese Sprachbarriere gibt." Ist es in einer Großstadt wie Leipzig leichter, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren? Tatsächlich sind die Stimmen in Grimma nicht zu überhören, die die Asylpolitik in ihrer jetzigen Form ablehnen. Die AfD bekam bei der Bundestagswahl 2021 in Grimma rund 28 Prozent der Erststimmen. Und die Kleinstpartei "Freie Sachsen", die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wurde, stellte bei der Bürgermeisterwahl 2022 sogar einen eigenen Kandidaten. Natürlich nimmt die 79-jährige Gisela Weiser die Stimmen und die Stimmung in ihrer Stadt sehr wohl wahr: "Man hat es schon gehört, dass viele sagten, wenn beispielsweise eine Wohnung frei wurde, och, hoffentlich kommen keine Flüchtlinge hierher und so was." Doch direkte Ablehnung für ihr ehrenamtliches Engagement hat sie bisher nicht erlebt. Gisela Weiser hält es für wichtig, auf Geflüchtete zuzugehen. Zwar gibt es den Deutschkurs in der Gemeinschaftsunterkunft seit der Corona-Pandemie nicht mehr – mit einigen früheren Teilnehmenden ist Gisela Weiser aber immer noch regelmäßig in Kontakt.
mdr.de
Auf politischer Ebene wird über Flüchtlinge laut debattiert. Zivilgesellschaftliche Flüchtlingshilfe geht hingegen meist recht leise vonstatten. Doch sie findet statt, auch abseits der Großstädte. Beispiel Grimma.
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Sachsen
2023-12-26T05:00:01+01:00
2023-12-27T01:14:56+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/leipzig/grimma-oschatz-wurzen/migration-fluechtlingshilfe-kleinstadt-grimma-100.html
Zu wenig Schlaf macht vielleicht krank
Schlaf ist sehr wichtig.Menschen, die zu wenig schlafen,werden öfter krank. Diese Menschen können dann zum Beispielschneller eine Erkältung bekommen. Das haben Forscher aus dem Land Norwegen untersucht. Sie haben mit 1.335 Krankenschwestern und Pflegern gesprochen. Die Krankenschwestern und Pfleger haben gesagt:• Wie viel Schlaf sie brauchen• Wie viel Schlaf sie wirklich bekommen• Ob sie nachts arbeiten• Wie oft sie in den letzten Monaten krank waren Das hat die Studie herausgefunden: • Menschen, die bis zu 2 Stunden zu wenig schlafen, werden öfter krank.• Menschen, die mehr als 2 Stunden zu wenig schlafen, werden noch öfter krank.• Diese Menschen bekommen nicht nur Erkältungen.• Diese Menschen bekommen vielleicht auch andere Krankheiten. • Zum Beispiel Bronchitis oder Magen-Darm-Infekte. Warum ist das wichtig? Wenn Pfleger und Pflegerinnen oft krank sind,können sie sich nicht gut um Patienten kümmern. Darum müssen Krankenhäuser dafür sorgen,dass ihre Mitarbeiter genug schlafen können. Warum macht Schlaf gesund? Schlaf hilft dem Körper, gesund zu bleiben. Wenn wir schlafen, schüttet der Körper besondere Stoffe aus. Diese Stoffe helfen unserem Immun-System. Das Immun-System schützt den Menschen vor Krankheiten. Wissenschaftler in der Stadt München haben auch dazu geforscht. Sie haben gesunde Menschen beobachtet. • Manche Menschen durften schlafen.• Manche Menschen mussten lange wach bleiben. Dann haben die Forscher gemessen,wie sich das Immun-System von diesen Menschen verändert. Das haben die Wissenschaftler herausgefunden: • Schlaf hilft dem Immun-System• Bestimmte Stoffe im Körper arbeiten besser, wenn Menschen genug schlafen. Aber die Forscher wissen noch nicht genau:• Macht zu wenig Schlaf krank?• Oder schlafen kranke Menschen schlechter? Es gibt vielleicht noch andere Gründe. Das muss weiter untersucht werden.
mdr.de
Wer zu wenig schläft, wird öfter krank. Das zeigen neue Untersuchungen.
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2025-06-04T10:36:18+02:00
2025-06-04T10:36:18+02:00
https://www.mdr.de//barrierefreiheit/leichte-sprache/leichte-sprache-schlaf-wenig-kramk-gesund-100.html
Verleumdung
Das bedeutet:Etwas Schlechtes über einen anderen Menschen sagen.Auch wenn das gar nicht wahr ist.
mdr.de
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Wörter-Buch
2017-02-11T17:46:57+01:00
2017-02-11T17:46:57+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-verleumdung-100.html
Landessynode warnt vor Regierungsbeteiligung der AfD
Die Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat eindringlich vor einer Regierungsbeteiligung der AfD auf allen politischen Ebenen gewarnt. Die AfD arbeite gezielt gegen die Grundlagen der parlamentarischen Demokratie, hieß es in einem Beschluss der Landessynode vom Wochenende. Daher seien alle Wahlberechtigten aufgefordert, sich über die politischen Ziele und Grundsätze der AfD Klarheit zu verschaffen und dies bei der eigenen Wahlentscheidung zu berücksichtigen. Landesbischof Friedrich Kramer sagte MDR SACHSEN-ANHALT, was das Evangelium und die Verkündigung anbelange, stünden die Türen allen offen. Geht es um Ämter in der Kirche und um politische Mandate, dann positioniere man sich allerdings klar und sage: Überlegt euch, wen ihr wählt. Mit Blick auf die im kommenden Jahr anstehenden Gemeindekirchenratswahlen beschloss das Kirchenparlament zudem, dass extremistische, antisemitische, rassistische oder sonst menschenverachtende Positionen als kirchenfeindlich gelten. Dadurch soll ausgeschlossen werden, dass Personen, die solche Positionen vertreten, Mitglied in einem Gemeindekirchenrat werden können. Landesbischof Kramer erklärte, als Pfarrer der Kirche sei man dem Evangelium und der Liebe Gottes verpflichtet. Dann könne man nicht auf der Liste einer Partei kandidieren, von der sich Mitglieder in menschenfeindlicher und menschenverachtender Weise äußerten. Die Landessynode der EKM endete am Samstag im Kloster Drübeck im Harz. Breiten Raum nahm bei den dreitägigen Beratungen auch die Klimapolitik ein. So wurde der Zwischenbericht zum Klimaschutz in den Einrichtungen der EKM vorgelegt. Die Erarbeitung des Berichts war 2023 durch die Landessynode beschlossen worden. Erstmals seien dafür kirchliche Gebäude auf ihre Energieeffizienz untersucht worden, teilte die Kirche mit. Dabei seien längst nicht für alle Gebäude mittelfristig die geforderten Standards der Klimaneutralität zu erreichen, hieß es. dpa, epd, MDR (Sebastian Gall, Felix Fahnert, Theo M. Lies)
mdr.de
Die Landessynode der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland hat vor einer Regierungsbeteiligung der AfD gewarnt. Bei dem dreitägigen Treffen im Harz spielte auch der Klimaschutz eine Rolle.
[ "kirche", "landessynode", "evangelisch", "klimaschutz", "wahlen" ]
Sachsen-Anhalt
2024-04-14T15:04:26+02:00
2024-04-14T15:04:26+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/evangelische-kirche-afd-landessynode-klimaschutz-100.html
Nach Kritik an Bildungsministerin Feußner: Skikurse an Schulen weiter möglich
Die CDU hat einen parteiinternen Streit beigelegt: Skikurse für Schülerinnen und Schülern sollen in Sachsen-Anhalt auch künftig möglich sein. Ein entsprechender Erlass bleibe in Kraft, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach der Fraktionssitzung der Christdemokraten am Dienstag in Magdeburg. Nach massiver Kritik aus der CDU-Landtagsfraktion an Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hatte Haseloff zu einem Gespräch eingeladen. Haseloff habe am Donnerstagmorgen mit den Beteiligten telefoniert, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe. Sowohl Bildungsministerin Eva Feußner als auch CDU-Landeschef Sven Schulze und der bildungspolitische Sprecher Carsten Borchert wollten sich nach dem zweistündigen Termin am Dienstag jedoch nicht zu den Ergebnissen äußern. Zuvor hatte Feußners Entscheidung, Skikurse als möglichen Teil des Sportunterrichts in Sachsen-Anhalt abzuschaffen, massive Kritik ausgelöst. Zur Begründung sagte Feußner MDR SACHSEN-ANHALT, die Skikurse seien sehr ressourcen-intensiv und hätten viel mit Unterrichtsausfall zu tun. Feußner verwies außerdem auf eine mögliche soziale Benachteiligung. So könnten sich die Kurse nur eine gewisse Anzahl von Schülerinnen und Schülern leisten. Zuerst hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" über das Thema berichtet. Demnach führte das Bildungsministerium für den Schritt finanzielle, personelle und organisatorische Gründe an. So habe das Land im vergangenen Jahr 200.000 Euro für Reisekosten von Lehrerinnen und Lehrern gezahlt. Dieses Geld solle künftig anders verwendet werden, etwa für die Qualifizierung von Seiteneinsteigern. Es sei das Ziel, dass sich die Schulen auf den Kern-Unterricht konzentrieren und so wenig Unterricht wie möglich ausfalle, sagte ein Ministeriumssprecher. Zudem könnten sich die Eltern, die über weniger Geld verfügten, die bis zu 500 Euro teuren Skikurse oft nicht leisten. Das wiederum erschwere die soziale Teilhabe ihrer Kinder. Die Entscheidung hatte für heftige Kritik gesorgt – auch innerhalb der CDU. Der CDU-Landtagsabgeordnete Carsten Borchert sagte MDR SACHSEN-ANHALT, Lehrpläne hätten Stoffgebiete, die die Lehrer dann zu erfüllen hätten. Die Umsetzung von dem, was im Lehrplan stehe, solle man den Schulen und den Fach-Konferenzen überlassen. Borchert erklärte weiter, er sehe es nicht so, dass das Ministerium entscheiden könne, welche Inhalte nicht mehr unterrichtet würden – dann hätten diese ja nicht in den Lehrplänen stehen dürfen. Die Deutsche Presse-Agentur hatte berichtet, dass viele CDU-Landtagsabgeordnete derlei Neuregelungen als Alleingänge Feußners sehen und Abstimmungen vermissen würden. Es rumore ganz schön, hieß es. Zuletzt hatte die Fraktion bereits Feußners Plan zur Erhöhung der Mindestschülerzahlen an Schulen in Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau, einkassiert. Auch die Junge Union (JU) kritisierte die Pläne, die Ski-Kompaktkurse abschaffen zu wollen. Geographisch bedingt seien die Skikurse für viele Jugendliche in Sachsen-Anhalt der erste und einzige Kontakt mit Wintersportarten. Sie bilden damit eine wichtige Ergänzung zum regulären Schulsport. Die JU sprach sich für die Eigenverantwortung der Schulen aus. Ob und wie Skikurse durchgeführt werden, müsse im Zusammenspiel mit Eltern, Schülern und Lehrkräften entschieden werden können. In einer Welt, in der Lehrkräfte jeden Tag mehr leisten müssen [...] wirkt dieser Erlass wie eine Stinkbombe in alle Lehrerzimmer des Landes. Mehr Demotivation geht kaum. Der Koalitionspartner SPD hatte vergangene Woche eine Rücknahme des Erlasses gefordert. Der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Andreas Schmidt, sagte, der "nicht abgestimmte Eingriff" in die Freiheit der Schulen, ihren Unterricht zu gestalten, sei sachlich unsinnig, haushälterisch nicht begründbar und gehe von falschen Annahmen aus. "In einer Welt, in der Lehrkräfte jeden Tag mehr leisten müssen – Probleme lösen, Unterschiede ausgleichen, Überstunden machen – wirkt dieser Erlass wie eine Stinkbombe in alle Lehrerzimmer des Landes. Mehr Demotivation geht kaum." Der Linken-Politiker Thomas Lippmann hatte von einer "chaotischen Geschichte" gesprochen, die ein bisschen nach Torschlusspanik aussehe. Es sei ein wirklich großer Verlust, wenn die Ski-Kompaktkurse nicht mehr stattfinden könnten, sagte er MDR SACHSEN-ANHALT in der vergangenen Woche. Lippmann betonte, am Geld könne es im Prinzip nicht liegen, da es beschlossene Haushalte gebe. Der Landeselternrat in Sachsen-Anhalt hatte den Schritt ebenfalls kritisiert. Der Vorsitzende Matthias Rose sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es gehe nicht nur darum, Skifahren zu lernen – solche Fahrten seien vor allem ein wichtiges Gemeinschafts-Erlebnis, das Schulen gerade in der aktuellen Lage dringend bräuchten. Rose sprach von einem "Highlight" für viele Schülerinnen und Schüler. In einer Zeit mit viel Unterrichtsausfall und einem aus seiner Sicht brüchigen Erziehungs-Auftrag der Schulen sei es "brisant", ausgerechnet solche verbindenden Elemente zu streichen oder gar zu verbieten. Auf Social Media wird die Abschaffung der Skikurse im Sportunterricht stark kommentiert. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer äußern sich unter dem Instagram-Post von MDR SACHSEN-ANHALT kritisch dazu:So schreibt etwa Susonne13: "Vielleicht sind als nächstes die Klassenfahrten dran. Kann ja nicht sein, dass Schüler und Lehrer während der Schulzeit "Urlaub" machen. Das Konzept dieser Veranstaltungen wird offenbar nicht verstanden. UND: Ich frage mich ernsthaft, ob dieses Thema ernsthaft das ist, das das Ministerium jetzt so arg beschäftigen sollte."metel_mania meint: "Bildung findet nicht nur in einem kleinen Klassenraum statt. Es gibt viele Gründe, die für außerschulische Veranstaltungen und Fahrten sprechen. Sozialkompetenz und das echte Miteinandersein, nicht nur kurz in den Pausen, bildet auf ganz anderen Ebenen. Es ist pädagogisch gesehen eine völlig falsche Entscheidung auf dem Rücken der Bildung unserer Schülerinnen und Schüler."Lieschenradieschen82 sagt: "Für viele Kinder war es oft die einzige Möglichkeit mal einen Skiurlaub zu erleben, oft auch für sozial schwache Familien mit beantragtem Zuschuss. Schade, wirklich schade."Einige Nutzende finden es aber auch gut, dass die Skikurse entfallen: mavi_uh schreibt zum Thema: "Die Kosten, die das Ministerium einspart, betreffen ausschließlich die für die mitfahrenden und ggf. vertretenden Lehrkräfte. Die Schüler bzw. deren Eltern zahlen für sich selbst. Und genau das kann eben nicht jeder und dann können Kinder nicht mit und sind benachteiligt! Über die Probleme mit der Vertretung und dem Stundenausfall sprechen wir erst gar nicht! Skifahren ist nunmal nichts elementares! Wenn Eltern das wollen, können sie es doch organisieren, in den Ferien!"Und outdoor_aktiv meint: "Ob Ski-, Surfkurs oder Sprachreise… alles bezahlter Unterrichtsausfall und fehl am Platz. Wer von den Schülern fährt denn seit dem regelmäßig Ski oder surft jetzt? Wem von den Schülern hat denn der Sprachaustausch was gebracht? Zusammenhalt in der Klasse und gemeinsame Freizeit kann man auch ohne teure Kurse auf Klassenfahrt zelebrieren. Den Kindern sollten lieber Dinge beigebracht werden, die sie später im Leben auch brauchen." dpa, MDR (Martin Nass, Lars Frohmüller, Alisa Sonntag, Felix Fahnert) | Erstmals veröffentlicht am 04.06.2025
mdr.de
Schulen in Sachsen-Anhalt dürfen weiter Skikurse als Teil des Unterrichts anbieten. Damit endet ein parteiinterner Streit in der CDU.
[ "Nachrichten", "Skifreizeit", "Skiferien", "Skifahren", "Schule", "Bildung", "Bildungsministerium" ]
Sachsen-Anhalt
2025-06-10T18:10:47+02:00
2025-06-10T19:23:58+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/bildungsministerium-schulen-skikurse-verbot-kosten-haseloff-104.html
Bulgaren wählen wieder - zum dritten Mal in diesem Jahr
Die im Kampf gegen die hohe Zahl an Covid-19-Sterbefällen eingeführte 3G-Regel ist derzeit das bestimmende Wahlkampfthema. Es überschattet alle anderen Themen, wie die geplante Einführung des Euro 2024, die steigenden Energiepreise, die Klimakrise oder der unausweichliche Kohleausstieg. Denn in Bulgarien, wo lediglich jeder Vierte gegen Covid-19 geimpft ist, sind die Impfkampagne und die Corona-Politik der Regierung auch stark vom Misstrauen und der Enttäuschung in die Politik geprägt. Die allgemeine Enttäuschung von der politischen Elite bekommen jetzt auch alle neuen Parteien zu spüren, die sich in Bulgarien im Zuge der Proteste gegen die jahrelange Regierungspartei, die Mitte-Rechts-Partei GERB, gebildet haben. Der Wahlgewinner bei den vorgezogenen Wahlen im Juli, die populistische Showmaster-Partei "Es gibt so ein Volk" (ITN), liegt in den Umfragen mit 11,3 Prozent derzeit abgeschlagen auf Platz vier. Der einstige Hoffnungsträger hatte sich selbst ins Abseits manövriert, nachdem ITN-Parteichef Slawi Trifonow einen Tag nach der Wahl im Juli eine Ministerliste für eine Minderheitsregierung präsentierte, ohne jegliche Absprache mit den übrigen Protestparteien aus dem Anti-GERB-Lager. Daraufhin rückten sie von ihm ab. Das Protestbündnis "Stehe auf" muss sogar um den Einzug ins Parlament bangen. Im Anti-GERB-Lager behält nur die konservative Koalition "Demokratisches Bulgarien" ihre konstanten Zustimmungswerte von rund zehn Prozent. Die sozialistische Partei (BSP) verzeichnet mit 15,7 Prozent in den Umfragen von Gallup International einen leichten Zuwachs in der Wählergunst, verglichen zur Juli-Wahl. Guten Chancen hat auch der Partei-Neuling "Veränderung fortgesetzt" (PP), den es erst seit September gibt. Die beiden Parteigründer – die Harvard-Absolventen Kiril Petkow und Assen Wassilew – hatten von Mai bis September bereits das Wirtschafts- bzw. das Finanzministerium geleitet. Ein Teil der Wähler hofft mit ihnen auf einen Generationswechsel in der bulgarischen Politik. Zudem versprechen sie "mit konservativer Politik linke politische Ziele zu erreichen", wie es Petkow formulierte. Soziologen erwarten, dass die neue Partei wegen ihres demonstrativen Reformwillens und ihrer Entschlossenheit, gegen Machtmissbrauch und Korruption vorgehen zu wollen, am Sonntag aus dem Stand heraus ins Parlament einziehen könnte. In Vorwahlumfragen kommt der Parteineuling derzeit auf 13,7 Prozent. Doch wer hat die größten Chancen bei dieser Wahl? Meinungsforscher rechnen damit, dass die Mitte-Rechts-Partei GERB des ehemaligen Langzeitpremier Bojko Borissow als Sieger aus dieser Abstimmung hervorgehen könnte – wie schon bei der ersten Wahl in diesem Jahr im April. In Vorwahlumfragen liegt sie derzeit bei 24,2 Prozent der Stimmen. Die Enttäuschung über die fehlende Kompromissbereitschaft der Protestparteien, sich auf eine Regierungsmehrheit zu einigen, beschert der GERB nun wieder Stimmenzuwachs.Und dennoch gehen politische Beobachter davon aus, dass die unter Korruptionsverdacht stehende GERB, sollte sie das Rennen bei der Wahl am Sonntag machen, nicht die Regierung stellen wird: Nach zwölf Regierungsjahren befindet sie sich in völliger politischer Isolation. Vielmehr erwarten Politikanalysten eine Koalition aus den vier Anti-GERB-Parteien: der konservativen Koalition "Demokratisches Bulgarien", dem neuen liberalen Parteiprojekt PP, den Populisten von ITN und den Sozialisten BSP. Nachdem zwei stark fragmentierte Parlamente in diesem Jahr mit der Regierungsbildung krachend gescheitert sind, behaupten die Parteien im Anti-GERB-Lager nunmehr, sie hätten ihre Lehren aus dem erbitterten ideologischen Kampf gezogen. In der Tat gibt es schon jetzt deutliche Anzeichen für die Bereitschaft, dass sich Konservative, wie "Demokratisches Bulgarien", und Ex-Kommunisten, wie die sozialistische Partei BSP, auf ein gemeinsames Regierungsprogramm einigen wollen."Die bulgarische Ampelkoalition wird keine klassische Koalitionsregierung sein, sondern eher ein Expertenkabinett mit drei wichtigen Aufgaben: Justizreform, Sozialpolitik und Revision des abgewählten Machtmodells", kommentierte der Politikwissenschaftler Parwan Simeonow vom Meinungsforschungsinstitut Gallup International. Die vier Parteien hätten als kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner, dass sie das bisherige korrupte und autoritäre Regierungsmodell von Bojko Borissow nicht mehr fortsetzen wollten, so der Politologe. Wenn am Wahlsonntag nach Schließung der Wahllokale die Hochrechnungen veröffentlicht werden, wird sich das Kräfteverhältnis für das neue bulgarische Parlament abzeichnen. Eine Entscheidung bei der gleichzeitig stattfindenden Präsidentschaftswahl könnte jedoch noch auf sich warten lassen: Zwar liegt Amtsinhaber Rumen Radew in Umfragen deutlich vor seinen Herausforderern, dem Rektor der Universität Sofia, Anastas Gerdschikow und dem Vorsitzenden des Obersten Kassationsgerichts, Lozan Panow. Kommt der Sieger bei der Präsidentschaftswahl jedoch im ersten Wahlgang nicht auf eine absolute Mehrheit, kommt es eine Woche später zu einer Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten.
mdr.de
Erneut sind die Bulgaren aufgerufen, ein Parlament zu wählen. In den vorangegangenen beiden Anläufen scheiterte es an einer Koalitionsbildung. Doch wer hat jetzt Chancen auf den Wahlsieg und auf eine Regierungsbildung?
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Welt
2021-11-13T05:00:05+01:00
2021-11-13T05:00:05+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/bulgarien-dritter-anlauf-parlamentswahl-praesidentschaftswahl-100.html
Jugoslawien: der "fremde Freund" der DDR
Der Legende nach soll der jugoslawische Staats- und Parteichef Josip Broz Tito bei einer Fahrt durch Ostberlin in den 70er-Jahren einmal zu Erich Honecker gesagt haben: "Erich, bei Euch in der DDR sieht's ganz schön grau aus." Immerhin hatte Tito "DDR" und nicht wie sonst üblich "Ostdeutschland" gesagt. Honecker soll aber dennoch ziemlich betreten dreingeblickt und später sogar angeordnet haben, die Fassaden in den Städten des Landes hier und da ein wenig farbenfroher zu gestalten. Doch solche kleinen Retuschen konnten am Gesamteindruck nur wenig ändern. Es war nicht der erste Besuch Titos in der DDR. Bereits 1965 folgte er einer Einladung Walter Ulbrichs. Es handelte sich zwar um einen inoffiziellen "Staatsbesuch", er war aber eine Art Neueröffnung, ein diplomatisches "Tauwetter" nach einer Eiszeit zwischen den beiden Staaten. Man kam sich nicht nur ideologisch näher, auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten arbeitete man nach diesem Besuch enger zusammen. Außerdem verhalf der Besuch der DDR zu einer größeren Anerkennung. Kurzfristig waren sich die beiden Staaten freundschaftlich verbunden - langfristig aber blieb es bei einer wechselvollen Beziehung mit dramatischen Höhen und Tiefen. Aber der Reihe nach: Im Vergleich zum balkanischen Vielvölkerstaat Jugoslawien war Honeckers kleine sozialistische Republik tatsächlich grau. Und das lag keineswegs nur an den klimatischen und geografischen Unterschieden zwischen den beiden Ländern. Jugoslawien war eben "eine Gesellschaft mit eigenen Standards", schreibt der Publizist Norbert Mappes-Niediek. "Man konnte sich öffentlich positionieren. Wer seinen eigenen Kopf und seine eigenen Ideen hatte, musste deshalb nicht gleich zum Regimegegner werden oder in die innere Emigration flüchten." Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien genoss in den Augen ihrer Bürger durchaus Reputation und selbst die Idee des Kommunismus stand hier in höherem Ansehen als etwa in der DDR, in Polen oder der ČSSR, was nicht nur daran lag, dass die Jugoslawen nicht hinter einer Mauer eingezwängt waren und es in ihrem föderalen Staat insgesamt auch freier und ungezwungener zuging. Von der Parteiideologie abweichende Meinungen wurden durchaus toleriert, es gab echte Wahlen (wenn auch nur zwischen Personen und nicht zwischen Parteien abgestimmt werden konnte, wobei Tito als "Präsident auf Lebenszeit" über jeden Zweifel erhaben war). Staatliche und private Betriebe standen - in gewissen Grenzen - in Konkurrenz zueinander. In den großen Städten und an der Adria lagen wie selbstverständlich internationale Zeitungen aus und der propagierte Antifaschismus war nicht nur eine hohle Phrase - es waren tatsächlich kommunistische Partisanen gewesen, die das Land befreit hatten. Überdies gab der einstige Partisanengeneral Tito "als respektierter Partner auch der großen Weltenlenker allen Jugoslawen ein großes Stück Selbstachtung", resümiert Norbert Mappes-Niediek. "Selbst noch im Alter glich Tito eher Fidel Castro als Erich Honecker". Angesichts dieser Zustände verwundert es kaum, dass das Verhältnis zwischen der DDR und Jugoslawien dramatischen Schwankungen unterworfen war. 1947 noch rief FDJ-Chef Erich Honecker beispielsweise aus: "Es lebe die unzerstörbare Freundschaft zwischen der deutschen Jugend und der jugoslawischen Jugend, die mit Recht stolz sein kann auf den demokratischen Volksstaat, den sie unter Führung Marschall Titos errichtet hat." Nur ein Jahr später war Honecker indes zur Auffassung gelangt, dass, wer "die Entwicklung in Jugoslawien in den vergangenen Jahren verfolgt" habe, sich gar nicht darüber wundern könne, dass in diesem Land "eine verbrecherische Politik betrieben" werde. Was war geschehen? Tito hatte es 1948 abgelehnt, sich Stalins Machtanspruch zu unterwerfen und stattdessen auf die Eigenständigkeit seines Staates gepocht. Ferner hatte der einstige Partisanen-General den auch im Osten Deutschlands proklamierten "demokratischen Zentralismus" kritisiert und dagegen sein Prinzip der "gesellschaftlichen Selbstverwaltung", den sogenannten Selbstverwaltungs-Sozialismus gesetzt. Von nun an waren die Kontakte zwischen den Kommunisten in Belgrad und Ost-Berlin eingefroren und die SED gelangte 1951 endgültig zu der Überzeugung, dass "das Tito-Regime zu einer faschistischen Agentur und zu einem hündisch ergebenen Werkzeug des Dollar-Imperiums geworden" sei. Der "Bund der Kommunisten Jugoslawiens" wurde gar als "faschistische Tito-Clique" gebrandmarkt. Nach dem Tod Stalins 1953 entspannte sich das Verhältnis zwischen der DDR und Jugoslawien für ein paar Jahre. 1957 nahmen beide Staaten diplomatische Beziehungen auf, was dazu führte, dass die Bundesrepublik ihre Botschaft in Belgrad wieder schloss, weil sie laut der von ihr erlassenen "Hallstein-Doktrin" die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Deutschen Demokratischen Republik durch einen Staat als "unfreundlichen Akt" der Bundesrepublik gegenüber ansah. Doch die Beziehungen zwischen den beiden sozialistischen Staaten blieben trotz des arroganten Gehabes der Bundesrepublik kühl. Der Grund dafür war, dass Tito den Moskauer Führungsanspruch wieder einmal vehement in Frage gestellt hatte und zudem von der DDR Wiedergutmachung für die von Jugoslawen während des Zweiten Weltkriegs geleistete Zwangsarbeit forderte. Erst 1962 verbesserte sich das Verhältnis zwischen Jugoslawien und der DDR wieder. Tito hatte sich, vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus, dem "großen Bruder" in Moskau wieder ein wenig angenähert. Damit konnten nun auch die DDR und der Balkanstaat aufeinander zugehen. Zu einem entscheidenden Wendepunkt in den Beziehungen zwischen der DDR und Jugoslawien geriet jedoch erst die "Vereinbarung über die Abgeltung jugoslawischer Entschädigungsansprüche" für die von Jugoslawen geleistete Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Die DDR verpflichtete sich mit der Unterzeichnung des Abkommens am 22. Mai 1963, in den kommenden sieben Jahren insgesamt 70 Millionen D-Mark an Jugoslawien zu zahlen. 1965 schließlich, als sichtbares Zeichen der guten Beziehungen zwischen den beiden sozialistischen Staaten, reiste Tito auf Einladung Walter Ulbrichts zu einem Besuch in die DDR, wie eingangs erwähnt. Die beiden begrüßten sich mit Bruderküssen und der SED-Chef heftete dem "lieben Genossen Tito", den er ein paar Jahre zuvor noch als "Faschisten" bezeichnet hatte, den "Großen Stern der Völkerfreundschaft in Gold" für die "hervorragenden Verdienste Josip Broz Titos im Kampf gegen den Faschismus" ans Revers.  Doch die harmonischen Jahre waren schnell wieder vorbei … Im August 1968 protestierte der "Bund der Kommunisten Jugoslawiens" heftig gegen den Einmarsch der Truppen des "Warschauer Vertrages" in die ČSSR. Ein halbes Jahr später, im März 1969, unterzog die SED daraufhin in einer Publikation für Parteifunktionäre die Politik Titos einer harschen und generellen Kritik. Die Autoren aus der Abteilung "Internationale Beziehungen" der SED machten unter anderem "Tendenzen der privaten Kapitalbildung und Profitmacherei" im jugoslawischen Bruderstaat aus, die die Gefahr einer Renaissance "kapitalistischer Denkweisen" in sich berge; sie prangerten die private Landwirtschaft als eine Rückkehr des "Kulakentums" an und erkannten in Titos Selbstverwaltungs-Sozialismus "kleinbürgerlich-anarchistische Tendenzen". Bei aller Kritik betonten die Autoren aber, dass die DDR "die staatlichen Beziehungen zur SFRJ nicht einschränken" werde. Bei dieser Lesart blieb es im Großen und Ganzen auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten, als Honecker Ulbricht abgelöst hatte. Die Beziehungen lebten nicht mehr von den großen Spannungen der 50er- und 60er-Jahre, sondern waren von einem gewissen Harmoniestreben geprägt. Zudem brauchte Honecker Titos Jugoslawien als weltweit respektiertes Mitglied der "blockfreien" Staaten bei seinen Bemühungen um die internationale Anerkennung der DDR. 1977 unterzeichneten Honecker und Tito sogar ein gemeinsames Kommuniqué, das die Freundschaft zwischen beiden Ländern herausstellte. Doch Jugoslawien blieb auch in diesen Jahren für die DDR, was es eigentlich immer gewesen war: ein schwieriger und eigentlich recht "fremder Freund".  Für die DDR-Bürger war Jugoslawien weitestgehend tabu: Der Eiserne Vorhang stand noch vor der Grenze des sozialistischen Bruderstaats - Jugoslawien zählte zu den Ländern, in die nur "ausgesuchte" DDR-Bürger privat reisen durften. Reisen auf eigene Faust waren gänzlich verboten und das "Staatliche Reisebüro der DDR" bot jedes Jahr lediglich 1.000 Plätze an - Busreisen durch Slowenien oder Badeaufenthalte an der Adria. Trotz hoher Preise - durchschnittlich etwa 4.000 Mark pro Reiseplatz - war der Andrang enorm. Wer einen Platz ergattern und sich schließlich in das Flugzeug nach Ljubljana setzen durfte, konnte sich als privilegiert fühlen. Immerhin durften zwischen 1968 und 1990 etwa 30.000 Kinder aus der DDR, die an Atemwegserkrankungen litten, in ein Sanatorium an der kroatischen Adriaküste reisen. Viele von ihnen kehrten genesen von dort zurück. In der Leipziger Südvorstadt existiert übrigens noch ein Objekt, dessen Entstehung gewissermaßen auf den legendären jugoslawischen Staats- und Parteichef zurückgehen soll. Nachdem Tito Honecker bei einem Berlin-Besuch gesagt hatte, wie grau ihm die DDR vorkäme, hatte Honecker kurzum angeordnet, sofern irgend möglich, die Fassaden in den Städten der Republik farbenfroher zu gestalten. Im Zuge dieser Kampagne soll dann auch die mittlerweile berühmte "Löffelfamilie" in der Karl-Liebknecht-Straße geschaffen worden sein ...  (Zitate aus: Norbert Mappes-Niediek, Kroatien. Ein Länderporträt. Christoph Links Verlag 2011; SPIEGEL, Ernste Gefahr, 46/1969.)
mdr.de
Jugoslawien, 1918 gegründet, galt als "fremder Freund" der DDR - sozialistisch zwar, aber blockfrei. Die Beziehungen waren kompliziert. Entspannung gab es zeitweise, u.a. als Tito 1965 die DDR besuchte.
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DDR
2022-01-06T11:11:44+01:00
2024-04-10T14:35:24+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/ddr/politik-gesellschaft/ddr-jugoslawien-beziehungen-100.html
Nach Schockanruf in Jena: Mutmaßlicher Geldabholer in Haft
Aktuelle Nachrichten finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App. Nach einem sogenannten Schockanruf am Freitag in Jena sitzt ein mutmaßlicher Geldabholer in Untersuchungshaft. Nach Angaben eines Gerichtssprechers hat das Amtsgericht Gera gegen den Mann aus Polen Haftbefehl erlassen. Es handele sich wahrscheinlich nur um ein kleines Licht, einen sogenannten Läufer. Der Mann konnte gefasst werden, weil ein angerufenes Paar richtig reagiert und die Polizei informiert hatte. Der Anrufer hatte behauptet, die Tochter des Paares habe einen tödlichen Unfall verursacht und solle in Haft. Dies könne durch eine Zahlung von 60.000 Euro abgewendet werden. Das Paar kontaktierte daraufhin den Schwiegersohn und erfuhr, dass die Geschichte nicht stimmt. In Absprache mit der Polizei wurde dennoch eine Geldübergabe im Zentrum von Jena vereinbart. Dort wurde der mutmaßliche Abholer festgenommen. Zuletzt kam es in Thüringen immer wieder zu Schockanrufen, bei denen Angerufene teils Zehntausende Euro an Betrüger verloren hatten. MDR (jhi/co)
mdr.de
Nach der Festnahme eines mutmaßlichen Helfers einer Schockanruf-Bande in Jena hat das Amtsgericht Haftbefehl gegen den Mann erlassen. Eine Familie, die um 60.000 Euro geprellt werden sollte, reagierte richtig.
[ "Nachrichten", "Schockanruf", "Geldabholer", "Trickbetrüger", "Festnahme", "Untersuchungshaft", "Polizei", "Jena", "Thüringen" ]
Thüringen
2023-08-24T11:46:13+02:00
2023-08-25T02:06:57+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/jena/polizei-schockanruf-geldabholer-haft-100.html
Bedarf gedeckt
Was bei all den Debatten über ARD, ZDF und Reformen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk oft untergeht: Die Anstalten veranstalten auch jede Menge laufendes Programm, also Sendungen fürs lineare Fernsehen und Radio. Zwei sorgen dadurch für Aufsehen, dass sie nicht mehr weiterlaufen werden. Da ist zum Einen das "Nachtmagazin" der ARD, also das späte Nachrichtenmagazin, das ein Vierteljahrhundert lang sozusagen den Fernsehabend des Hardcore-Publikums abschloss, indem es "zu später Stunde noch einmal einen abschließenden Überblick über die Nachrichten des Tages" gibt, wie dwdl.de formuliert. Schon jetzt gibt's immer weniger Sendungen, im November seien es nur sechs (statt wohl siebzehn) gewesen. 2023 soll die 20-minütige Sendung fast komplett durch kürzere "Tagesschau"-Ausgaben ersetzt werden, lautet die Meldung. Ist es jetzt schade um eine Nachrichtensendung? (Will ich nicht beurteilen, da ich kaum "Nachtmagazine" sah). Ist es eine sinnvolle Sparmaßnahme, schon weil es das zu ähnlichen Sendezeiten Ähnliches anstrebende "heute-journal Update" des ZDF weiterhin gibt (und das, so wie das "RTL-Nachtjournal", einschaltquotenmäßig laut dwdl.de mehr hermacht)? Das könnte die ARD der Öffentlichkeit, die für Sparmaßnahmen gewiss dankbar wäre, ja immerhin so darstellen, tat sie bislang aber nicht. Wobei auffällt, dass auf dem "Tagesschau"-Blog, den der als ARD-aktuell-Chef zum Intendanten und baldigen ARD-Vorsitzenden aufgestiegene Kai Gniffke einst mit Leben füllte, kaum mehr was los ist ...Und wenn die ARD ihre publizistische Relevanz so demonstriert wie am gestrigen Montagabend und am Hauptabend zwei Krimiwiederholungen in Folge sendet, so dass die "Tagesthemen" erst um 23.15 Uhr beginnen, erledigt sich die Frage nach nächtlichen Nachrichten ja ohnehin. Noch größeres Hallo als gestern im Korb antizipiert erhält der vielfache Grimme-Preisträger Kurt Krömer: Die jüngste, linear heute um 22.15 im RBB-Fernsehen ausgestrahlte, nonlinear hier zu sehende (und von den meisten, die sich dafür interessieren, wohl schon gesehene) Ausgabe seiner von Friedrich Küppersbusch produzierten Show "Chez Krömer" wird die letzte sein. (Wenn eine Woche später linear der in allen Vergleichen harmlose Zeitgenosse Helge Schneider bei ihm gastiert, handelt es sich um eine Wiederholung). Der flotte Claim "Mein Bedarf an Arschlöchern ist damit gedeckt" wird überall (z.B.) zititert. Etwas übers Agenturmäßige hinaus geht wiederum dwdl.de: "Trotz den nischigen Formats erwies sich "Chez Krömer" vom Start hinweg als großer Erfolg für den RBB - nicht zuletzt im Netz, wo es viele Folgen auf millionenfache Abrufzahlen brachte". (Falls übrigens Krömer-Gast Faisal Kawusis Einschätzungen interessieren, wäre twitch.tv, ein Angebot des Datenkraken Amazon, behilflich. Aber bringen Sie Geduld mit!) Michael Hanfeld in der "FAZ" begreift Krömers knapp vorzeitiges Sendungs-Beenden  "als Teil der Show und abgekartetes Spiel". Tatsächlich haben die vier fehlenden Minuten genau das Format, das ein öffentlich-rechtlicher Sender mit spannenden Werbetrailern für kommende Krimiwiederholungen füllen kann. Joachim Huber im "Tsp." zitiert gewohnt abgeklärt bis -brüht aus dem aktuellen "Sortiment an Fäkalsprache", um dann salomonisch bis unentschlossen (also irgendwie zwischen diesen beiden Polen) zum Schluss zu gelangen: "Ist 'Chez Krömer' Arschloch-TV oder Ehrlichkeits-Fernsehen, werden Menschen fertiggemacht oder zu sich gebracht? Die Wahrheit wird zwischen den Polen liegen, aber wo sie genau da zu liegen kommt, das kann nicht mit Gewissheit bestimmt werden. Vielleicht, aber nur vielleicht, macht das die wahre Größe und den besonderen Wert von Jan Böhmermann und Kurt Krömer aus: Fernsehen, das irritiert." Noch ausführlicher befasst uebermedien.de sich mit der Sendung. Redaktionsleiter Frederik von Castell pflegt das recht vergessene Kunsthandwerk, eine nicht gute, aber wichtige Fernsehsendung so zu beschreiben, dass man sie sich nicht selbst ansehen muss. "Für alle, die aber nicht vorher schon gegen Kawusi eingenommen waren, blieb von der Sendung nur der Eindruck: Da sitzt einer, der sich Vorwürfe zu nicht mehr ganz so aktuellen Geschehnissen anhören muss. Für die er sich entschuldigt hat. Und zu denen er sich jetzt nichtmal richtig äußern darf, stattdessen verbal immer mitten in die Fresse kriegt. Krömer schafft es, in mir Mitleid für einen zu erwecken, mit dem ich nicht leiden möchte. Weil er ungerecht und ungebührlich behandelt wird. Weil er auch nicht journalistisch sauber befragt wird. Nun könnte man natürlich einwenden, dass dieser Maßstab bei einer klassischen Talkshow eher greift als bei einem Format um eine Kunstfigur, die vielleicht die Karikatur des schlecht gelaunten Stasi-Ausfragers darstellen soll. Aber: Natürlich lassen sich auch so einer Sendung handwerkliche Fehler im Umgang mit ihren Gästen unterstellen: Ein schlechtes Gespräch ist ein schlechtes Gespräch ... " Nun könnte man mit Hubers Irritations-Ansatz einwenden, ob es denn zur Idee von Mitleid gehört, dass man es nur empfindet, wenn man möchte. Aber dafür müsste man sich die Sendung wohl auch ansehen (was ich gerade weder zeitlich schaffe noch möchte...). Festzuhalten bleibt: Nun hat der RBB, der mit diskussionswerten Sendungen sowieso weniger gesegnet war als mit bestverdienendem Spitzenpersonal noch eine weniger. In den ÖRR-Reformen-Debatten gerieten zuletzt die "Kleinstsender", also die Anstalten aus dem Saarland und Bremen wieder in den Blick. Passend, gab es ein geschriebenes Duell in der "SZ". Überregional fiel es nicht sehr auf, weil es sich nicht um die überregional verbreitete "Süddeutsche", sondern um die im kleinen Saarland recht wichtige "Saarbrücker Zeitung" handelte. Dem schon erwähnten dwdl.de fiel aber auf, wie sich da zwei Ex-Intendanten ein Pro und Contra um die eigenständige Existenz des Saarländischen Rundfunks lieferten. Nicht überraschend war ein Ex des SR dafür, ein Ex des SWR (in den der SR eingemeindet werden würde, falls es mal dazu käme) dagegen. Und jeder hat exakt passende bzw. passend gemachte Zahlen parat. Ex-SR-Chef Thomas Kleist so: "So kostet laut Bericht der unabhängigen Finanzkommission KEF (Februar 2022) beim SR die Hörfunk-Produktion pro Minute 12,80 Euro, beim SWR 19,63 Euro, im TV beim SR 354 Euro, beim SWR 594 Euro." Ex-SWR-Chef Peter Voß so: "Der SWR-Landessender Rheinland-Pfalz braucht für seine Programmleistung für über vier Millionen Einwohner 218 Festangestellte, der SR für das Saarland mit knapp einer Million Einwohnern 544, also im Verhältnis zu Einwohnerzahl und Beitragsaufkommen zehn mal so viel." Während Voß meint, um die SR-Existenz zu sichern, müsste der Rundfunkbeitrag "im Saarland fühlbar höher sein", fordert Kleist, kleine Anstalten sollten Rundfunkbeitragseinnahmen "anstaltsindividuell" bekommen, also der SR mehr, als die Beitragszahler in seinem Sendegebiet hergeben ... Naturgemäß gründlich mit den Öffentlich-Rechtlichen befasst sich die "Welt" aus dem Hause Springer. Kaum hatte Investigativressort-Leiterin Anette Dowideit "Tom Buhrows Sanierungs-Versuchsanstalt", also das Kölner WDR-Funkhaus, besucht (lesenswerter Longread, aber €), gibt ebd. Christian Meier einen Überblick über "Tom Buhrows 'Ruck-Rede' – und die Folgen". Er bringt nicht nur die Lage auf den Punkt: "Das Problem: Ein solches sich selbst verstärkendes System, das sich zudem als systemrelevant für die Demokratie begreift, kann sich selbst nicht reformieren. Und von denen, die es reformieren könnten, wird es nur halbherzig kontrolliert. Das ist auch deshalb so, weil jedes Bundesland seine 'eigene' Anstalt schützt und vor Einschnitten bewahren will – und dann ist es überhaupt schwierig, eine Einstimmigkeit zu grundlegenden Veränderungen zu erreichen, bei 16 Bundesländern und einem Einstimmigkeitsprinzip. Diese Konstellation, die letztlich zu einer weichen Blockade von echten Reformen geführt hat, könnte jetzt aufbrechen. Dafür hat natürlich nicht nur die Buhrow-Rede gesorgt, aber auch." Sondern fragte insofern auch bei den kleinen Ländern an Weser und Saar, die über Jahrzehnte außer der eigenen eigenständigen Existenz auch die ihrer Landesrundfunkanstalten sicherten, nach: "Tatsächlich gäbe es 'drängende und offene Reformfelder', antwortet der für Medienpolitik zuständige Staatssekretär [des Saarlandes] Thorsten Bischoff. Wie die Reform organisiert werden könne, diskutiere man im Kreis der Länder. Bischoff entgegnet aber präventiv auf Rufe nach Zusammenlegungen von ARD-Anstalten, die es ja in der Vergangenheit etwa beim SWR und beim RBB durchaus gegeben hat: 'Mit schlanken Verwaltungsstrukturen, breiten Kooperationsmodellen in einzelnen Fachbereichen, einem gemeinsamen regionalen Mantelprogramm im Dritten oder vergleichsweise geringen Produktions- und Sendekosten hat gerade der Saarländische Rundfunk schon heute an vielen Stellen Modellcharakter insbesondere für die größeren Häuser der ARD. ...' Ganz ähnlich die Antwort aus Bremen. Senatssprecher Christian Dohle sagt, externer Sachverstand sei 'willkommen', doch ... ..." Heißt: Von den Bundesländern ist nicht zu erwarten, dass sie einstimmig aufs Einstimmigkeitsprinzip verzichten, und insofern rundfunkreform-mäßig wenig bis nichts. Zumindest solange die "Kleinstsender" solvent bleiben ... Und hier könnte der schon erwähnte RBB (bekannt durch Ex-Chefin Schlesinger und Showmaster Krömer!) nochmal ins Spiel kommen. Nach dem Schlesinger-Skandal fällt er ja auch durch harte Recherchen im eigenen Haus auf, und durch harte Formulierungen. Für die grundsätzlich, auch in ARD-internen Vergleichen unsolide Haushaltsführung "ist nicht nur die alte Geschäftsleitung verantwortlich. Auch die Kontrollgremien wussten Bescheid", hieß es da kürzlich. Und die Kontrollgremien sind ja, abgesehen davon, dass die jeweiligen Vorsitzenden gegangen wurden bzw. sind, weithin dieselben. Zudem nennt der Artikel interessante Sitzungs-Details. Etwa dass Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg ihre Abwesenheit bei einer wichtigen Verwaltungsrats-Sitzung 2018 mit der "Staatsferne" entschuldigten. Derentwegen hätten sie ja sowieso nicht eingegriffen. Was schön zeigt, dass "Staatsferne" oft nicht mehr als ein Textbaustein ist, den man bemüht, wenn es in den Kram passt. Immer Neues von Twitter. "Twitter wird immer brauner", schrieb René kürzlich hier. Andererseits, der Zugang des wegen antisemitischen Äußerungen kritisierten Rappers und Ex-Adidas-Werbezeugen Kanye West wurde "erneut gesperrt" ("taz") und Elon Musks "I tried my best"-Tweet breit zitiert. (Und dass der neue Eigentümer, der derzeit twittert, was das Zeug hält, einen "poll", also eine Umfrage, mit der Frage "Should Assange and Snowden be pardoned?" aufsetzte, verdient auch Erwähnung). Unterdessen verlassen immer mehr deutsche Sympathieträger die Plattform. Stephan Weil etwa, der sozialdemokratische Deutschlandfunk-In ... pardon: Niedersachsen-Ministerpräsident, twitterte "Tschüss, Twitter!" Was soll man von all dem halten? Da passt ein Beitrag aus dem "FAZ"-Wirtschaftsressort von Hendrik Wieduwilt (den die "FAZ" als "Dr." sowie "freier Autor, Jurist und Kommunikationsberater in Berlin", nicht aber als ihren Ex-Redakteur vorstellt): "Elon Musk könnte seine Plattform ruinieren. Doch auf den möglichen Nachfolger Mastodon hat die Rechtsordnung keine gute Antwort", lautet der Vorspann. Das klingt alarmierend. Vielleicht beruhigt, dass "die Rechtsordnung" in Deutschland und Europa noch auf überhaupt keine Erscheinungsform des digitalen Plattformkapitalismus sinnvolle Antworten hatte oder hat. (Ob kommende EU-Gesetze vielleicht mal welche werden, muss sich erweisen). Jedenfalls gibt Wieduwilt gelassen ... oder nicht so gelassen ("Twitter ist eine Art globales Hirn, dem man beim Denken zusehen kann – und dieses Gehirn erleidet gerade einen Schlaganfall") Überblick, auch über die meistdiskutierte Alternative: "Vor allem das dezentrale Netzwerk Mastodon gilt derzeit als Alternative zu Twitter, und letztlich zu allen Plattformen. Vom Robert Koch-Institut bis zum Bundesfinanzministerium sind viele verbeamtete Social-Media-Redakteure in die Welt der Mammuts gezogen und damit dem wiederholten Werben des offenbar auch für diese Fragen zuständigen Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber (SPD) gefolgt. Die Welt von Mastodon wirkt etwas plüschig, aktivistisch und kommunenhaft. Sie fußt auf einer föderalen, anarchistischen und anti-datenkapitalistischen Idee ..." Dieser Ideen wegen falle Mastodon weder unters deutsche NetzDG, noch wohl unters künftige Digitale-Dienste-Gesetz der EU. Was Wieduwilt aber nicht für das Netzwerk einnimmt. Vielmehr entwickelt er eine Art Medien-Apokalypse – mit einer Schlusspointe, die der traditionellen "FAZ" zweifellos gefällt: "Wenn Twitter kollabiert, zerfällt das globale Hirn in abgeschottete Denkprovinzen, ob auf alten oder neuen Alternativen. Der digitale Raum würde schwerer zu verstehen, noch elitärer, als es Twitter schon ist. Auch für werbende und kommunizierende Unternehmen sind das keine guten Aussichten. Es gibt nur einen vagen Trost: Eine zersplitterte Öffentlichkeit schart sich womöglich wieder stärker um traditionelle Medien – und weniger um Influencer oder Milliardäre." Es bleibt jedenfalls spannend. +++ Bei unserem MDR war wieder Rundfunkratssitzung. Gewohnt ausführlich tickerte flurfunk-dresden.de mit. Der Vertragsverlängerung bei Biathlonübertragungsrechten wurde zugestimmt. Intendantin Karola Wille sagte unter anderem: "Es gab bisher keinerlei Abstimmung in der ARD zum Thema Altersversorgung". Das könnte die Konferenz der Compliance-Ausschuss-Vorsitzenden, falls die sich schon gebildet hat, demnächst ja mal angehen ... +++ +++ Auf der "FAZ"-Medienseite kritisiert Fabian Payr als einer der Unterzeichner des Aufrufs "Wissenschaftler kritisieren Genderpraxis des ÖRR" (linguistik-vs-gendern.de, siehe Altpapier im August), dass von den öffentlich-rechtlichen Anstalten so gut wie keine Antwort kam: "Wir beißen bei den Sendern auf Granit. Von 50 persönlich angeschriebenen Mitgliedern des ZDF-Fernsehrats meldet sich nur eines zurück. Die Intendanten der ARD hüllen sich in Schweigen oder lassen ebenfalls Standardbriefe verschicken. Ob nun ein einzelner Zuschauer den Sender anschreibt oder mehr als 300 Sprachexperten einen Aufruf lancieren, macht für die Anstalten offensichtlich keinen Unterschied ..." +++ Außerdem meldet die "FAZ" via epd, dass sich die aktuelle Bundesregierung nicht mal darüber einig ist, welches Ministerium zuständig wäre für eine eventuelle Presseverlage-Zustellförderung (wie sie die letzte Merkel-Groko plante, aber nicht hinbekam und daher aufschob). +++ +++ Digitales ist ein Querschnitts-Thema, in das sich jedes Ministerium einschalten kann, wenn es so Einfluss zu gewinnen hofft. Wie Karl Lauterbachs Bundesgesundheitsministerium "als Mehrheitseigner der halbstaatlichen Gematik" in der immer noch verfahreneren Frage der Krankenversicherungskarten und der Telematik-, also Geräteinfrastruktur agiert, beschreibt ausführlich netzpolitik.org. +++ +++ Bei "epd medien" steht Dietrich Leders neulich hier erwähnter Leitartikel über "Die Kulturwellen der ARD" inzwischen online. (Und ein kürzerer Text von mir über "Das langlebige Medium Schallplatte" bzw. die Produktion entsprechender Abspielgeräte im Schwarzwald ebenfalls). +++ +++ "Wer von der ganzen Welt – zu recht! – Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine einfordert, um demokratische Werte zu verteidigen, sollte seinen eigenen Laden auch in Ordnung bringen", rief Bernd Pickert in der "wochentaz" aus und forderte den US-amerikanischen Justizminister Garland auf, Julian Assange endlich freizugeben. +++ +++ Und (worauf Heiko Hilker hinwies): "Bernhard Brink prägte 35 Jahre die MDR-Unterhaltung", heißt es in einer MDR-Pressemitteilung, in der es vor allem um die jüngere Künstlerin bzw. "Powerfrau des Popschlagers" geht, die demnächst seine Nachfolge. Wenn Brink 35 Jahre den MDR prägte, fing er also 1987 an. Gab es den MDR damals schon? War er in den 1980ern ein Piratensender, der vom Wurmberg bei Braunlage oder von der Wasserkuppe in der hessischen Rhön aus die späte DDR beschallte und so zur  friedlichen Revolution beitrug, worauf sein Chef Udo Reiter mit der Aufgabe betraut wurde, in drei Beitrittsländern den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aufzubauen? Da müsste noch mal jemand in die Archive steigen ... +++ Neues Altpapier gibt's am Mittwoch von René Martens.
mdr.de
Der RBB erregt Aufsehen mit einem Programminhalt (allerdings einem, der ausläuft). Unüberraschend: Vertreter des Saarlands sind fürs Fortbestehen des SR. Und: was "viele verbeamtete Social-Media-Redakteure" gerade tun.
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2022-12-06T09:25:10+01:00
2022-12-07T13:17:39+01:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-2936.html
Hyperfokussierung auf einen Tennisstar
Ich spiele kein Tennis und interessiere mich nicht für Profiturniere. Den Sportteil der Zeitung nutze ich, um nasse Schuhe auszustopfen, und wenn die abendlichen Nachrichtensendungen beim Sport angelangt sind, schweift meine Aufmerksamkeit zuverlässig ab. Umso erstaunlicher ist es, wie geläufig mir der Fall eines gewissen Tennisspielers ist, der es tagelang in die Schlagzeilen schaffte, weil er nicht zu einem Turnier antrat. Die Rede ist von dem serbischen Spitzensportler Novak Djokovic und seinen vergeblichen Einreise-Bemühungen in Australien, wo er eigentlich an den Australian Open hätte teilnehmen sollen. Dafür hatte er wegen fehlender Corona-Impfung eine medizinische Ausnahmegenehmigung erwirkt, wurde aber nach einigem Hin und Her trotzdem ausgewiesen. Die Berichterstattung war dermaßen omnipräsent, dass Einzelheiten selbst an mir nicht vorbeigegangen sind. Von einigen Medienhäusern wird die Geschichte auch weiterhin ausgeschlachtet: Die "Bild"-Redaktion generiert inzwischen Klicks mit an Banalität nicht zu überbietenden Überschriften wie "Djokovic lacht über Federer-Witz". Ich erwähne die Causa Djokovic deshalb, weil der Tübinger Medienwissenschaftler und -erklärer Bernhard Pörksen sie am Wochenende in der "Süddeutschen Zeitung" für eine ausführliche Analyse medialer Aufmerksamkeitsmechanismen genutzt hat. Die ausführliche Berichterstattung über den Tennisstar sieht Pörksen als ein Beispiel für "die Kannibalisierung von Aufmerksamkeit, die andere, eigentlich wichtigere Themen verdrängt und erdrückt". Aus seiner Sicht gehen die vielen Meldungen und Updates rund um den Fall "zu Lasten von realpolitischer Brisanz und existenzieller Relevanz", ein Phänomen, das Pörksen "mediale Hyperfokussierung" nennt. Ein wichtiger Faktor dafür ist erstens die Geschichte an sich, ein "perfektes Medienmärchen", das vom Promi-Faktor bis zum aktuellen Reizthema Impfen eine ganze Reihe klickträchtiger Eigenschaften aufweist. Zweitens zeigen detaillierte Analysetools den Redaktionen inzwischen bis ins letzte Detail, welche Themen online gut ankommen – das erschwert Entscheidungen für weniger eingängige, komplexere Recherchen: "Die primäre und praktische Konsequenz der Sofort-Sichtbarkeit von Publikumsinteressen besteht für Medienunternehmen viel zu oft einfach darin, den allmählich entstehenden Hype aufzugreifen und ihn zu verstärken, also im allgemeinen Aufmerksamkeitspoker auf das ohnehin bereits Populäre zu setzen. Bis am Ende des Tages so ziemlich alle Zeitungen und Fernsehsender endlos über das Djokovic-Drama berichten." Pörksen kommt zu dem Schluss, dass eine konstante Krise wie der Klimawandel in unser aktuellen Medienlandschaft womöglich immer den Kürzeren ziehen wird, wenn eine Promi-Saga mehr Reichweite verspricht. Das ist an sich schon deprimierend genug. Hinzu kommt aber die im Artikel nicht erwähnte Gefahr, dass genau diese Mechanismen von Menschen und Organisationen für ihre eigenen Interessen instrumentalisiert werden können. Auch dafür ist der Fall Djokovic ein geeignetes Beispiel, wie Pascal Siggelkow bei "Übermedien" zeigt. Denn nicht nur über den Profisportler, auch über ein Biotechnologie-Unternehmen in Dänemark wurde in den vergangenen Tagen vermehrt berichtet. Es entwickelt angeblich eine Technologie gegen Corona-Viren, Djokovic soll investiert haben. Fazit des "Übermedien"-Artikels: "Das Unternehmen QuantBioRes ist plötzlich in aller Munde – zusammen mit dem heldenhaften Djokovic, dem Kämpfer gegen das Coronavirus." Bei diesem Framing lohnt ein zweiter Blick. Der Wissenschaftsjournalist Ludger Wess schätzt die Aussagen des Unternehmens als "esoterisches Geschwafel" ein, was ihn am Donnerstag auf Twitter zu der Warnung veranlasste: "Wir werden gerade Zeugen des Komplettversagens des #Journalismus in Europa. Kein einziges Medium, nicht eines, macht sich die Mühe, dem Quantenresonanzgeschwurbel des angeblichen Biotech-Unternehmens von #Djokovic auf den Zahn zu fühlen." Die Kritik ist so nicht mehr aktuell: Inzwischen haben verschiedene Medienhäuser berichtet, die zum Teil auch bei "Übermedien" verlinkt sind. Aber noch einmal zurück zu Pörksens Kritik, dass banale und irrelevante "Stories" die wirklich wichtigen Themen ausbooten. Denn offen bleibt natürlich die Frage, wer oder was diesen Mechanismus verändern oder stoppen könnte – wie also Redaktionen den Blick von der kurzfristigen Hyperfokussierung aus nachhaltig weiten können. Ein erster Schritt könnte es sein, die Logiken der Aufmerksamkeitsökonomie immer wieder transparent zu machen und die Interessen aller Akteure aufzudecken. Dann lässt sich Djokovic nicht nur als Opfer darstellen, an dem Australien angeblich ein Exempel statuieren wollte, sondern auch als Profiteur der globalen Berichterstattung. Das ändert natürlich nichts daran, dass auch dann redaktionelle Ressourcen für Themen aufgewendet werden, die andere Fragestellungen verdrängen. Noch schöner wäre es deshalb, wenn sich Redaktionen öfter gegen solche Seifenblasen-Themen entscheiden und dafür mehr Ressourcen in relevantere Recherchen stecken. Und an dieser Stelle lässt sich Pörksens Artikel durchaus auch als ein Plädoyer für öffentlich-rechtlichen Journalismus lesen. Denn natürlich finden sich die beschriebenen Dynamiken mehr oder weniger ausgeprägt in allen Medienformen, ob privatunternehmerisch, gemeinwohlorientiert oder beitragsfinanziert. Aber Pörksen beschreibt einen wirtschaftlichen Druck, von dem sich wohl nur Angebote lossagen können, deren Einkommen nicht unmittelbar von der generierten Reichweite abhängt (auch wenn Öffentlich-Rechtliche natürlich Reichweite brauchen, um ihre Relevanz zu belegen, und somit unter einem anderen Druck stehen). Damit möchte ich keinesfalls zu einem Loblied auf die Öffentlich-Rechtlichen überleiten (bei denen auch diese Kolumne erscheint), sondern vielmehr zu einem Text von Peter Weißenburger in der "taz". Er zeigt mit einem Gedankenexperiment, wie wichtig der öffentlich-rechtliche Rundfunk gerade in Krisenzeiten ist. Für Weißenburger steht aber auch außer Frage, dass bei den Sendern Reformbedarf besteht. Anlass seines Textes ist der "Reformvorschlag" der CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt, das "Erste" in seiner jetzigen Form langfristig abzuschaffen (siehe Altpapier). Dieser Vorstoß hätte aus Weißenburger Sicht durchaus Beachtung verdient, "wenn er denn mit einem Konzept daherkäme und sich nicht zu bequem wäre, auch intelligent die Folgefragen zu stellen. Welche Einsparungen sind durch den Vorschlag zu erwarten und sind diese angemessen? Könnte der gesellschaftliche Auftrag der Sender unter diesen Bedingungen noch erfüllt werden? Entspricht der Vorschlag dem Bedarf von abgehängten Regionen ebenso wie dem eines jungen, vernetzten, weltpolitisch interessierten Publikums? 'Öffentlich-rechtlicher Rundfunk zu groß und zu teuer' rufen ist dagegen nicht schwer." Im Idealfall würden Reformen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk so stärken, dass er die Lücke füllen kann, vor der Pörksen in seinem SZ-Beitrag warnt – was an vielen Stellen schon geschieht, aber wohl noch nicht genug. Kurze Stichprobe auf "tagesschau.de": Auch dort war in einem längeren Stück in der Rubrik "Ausland" erst letzte Woche ein Djokovic-Update zu lesen (in Paris darf er vielleicht auch nicht spielen). Am Freitag fand sich bei der "Sportschau" aber auch ein langer Beitrag über Djokovics Verbindungen zu der Firma in Dänemark und die Technologie, mit der sie wirbt. +++ Wenn Firmen, Parteien oder Organisationen ihre Inhalte in die Zeitung bringen wollen, dann können sie es entweder im redaktionellen Teil versuchen, indem sie die Redaktion von einem Thema überzeugen, oder aber sie schalten eine Werbeanzeige. Eher ungewöhnlich hingegen ist die Einflussnahme mit Hilfe privater Kleinanzeigen, die jetzt der RBB aufgedeckt hat. Reporter Andreas Rausch telefonierte 18 Annoncen ab, in denen ungeimpftes Personal aus dem Gesundheitswesen einen neuen Job suchte – und bekam keine einzige Person ans Telefon. Handelt es sich bei den geballten Anzeigen um "gezielte Aktionen aus speziellen Telegram-Gruppen", die Rausch im Text erwähnt? Leider ist der Journalist dieser Frage nicht auf den Grund gegangen. Inzwischen gibt es ähnliche Fälle auch in anderen Regionen, zum Beispiel beim "Fränkischen Tag" (BR-Bericht). Wer dahintersteckt, harrt noch der Recherche. +++ Die erfolgreichste deutsche Partei auf Facebook ist die AfD. Man könnte daraus schließen, dass das ausschließlich an besonders emotionalen und zugespitzten Inhalten liegt, die passgenau auf die Logik des Plattform-Algorithmus zugeschneidert sind. Oder man macht es wie ein Team vom "Spiegel" und zeigt mit einer Datenauswertung, dass die Partei womöglich nur ein "digitaler Scheinriese" ist: Ein guter Teil der Fan-Accounts lässt sich demnach keinen real existierenden Personen zuordnen. Das Beispiel zeigt, dass Followerzahlen zwar leicht zu recherchieren sind und deswegen in journalistischen Beiträgen gerne erwähnt werden, um die Relevanz eines Accounts zu belegen – ohne Einordnung ist ihre Aussagekraft allerdings gering. +++ Vom US-amerikanischen Zeitungsmarkt sind wir vor allem Katastrophenmeldungen gewöhnt. Zweitgrößter Zeitungsverlag dort ist inzwischen ein Hedgefonds: Alden Global Capital hat schon mehr als 200 Zeitungen aufgekauft, um daraus kurzfristig Kapital zu schlagen, und sich so den Spitznamen "Sensenmann des US-Journalismus" erworben. In seiner Hand sind inzwischen so prominente Titel wie die "Chicago Tribune". Mit umso mehr Freude reiche ich hier eine Nachricht aus der "Süddeutschen Zeitung" weiter: Die "Chicago Sun-Times" gehört ab sofort einer gemeinwohlorientierten Non-Profit-Organisation, die wiederum zu "National Public Radio" gehört. Die Zeitung wird somit "Teil eines Konglomerats, das bekannt dafür ist, sich von politischen Strömungen nicht beeinflussen zu lassen, gelassen Fakten zu berichten und dazwischen Jazz zu spielen", wie Jürgen Schmieder schreibt. +++ Dass das ehemalige deutsche "Buzzfeed"-Rechercheteam seinen aktuellen Arbeitgeber "Ippen Investigativ" geschlossen verlässt, war am Freitag hier im Altpapier schon Thema. Nun steht auch fest, wo der Rest des Teams in Zukunft arbeiten wird: Daniel Drepper und Marcus Engert wechseln zum Recherchekollektiv aus NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung", wie am Freitag der NDR bekanntgab. Drepper fängt am 1. April an, Engert am 1. Juni. +++ Und noch eine Personalie, wenn auch eher aus der Kategorie Geraune und Gemunkel: Unter der schönen Dachzeile "Milliardär sucht Krawall" hat Lars Wienand am Freitag bei "t-online.de" berichtet, dass er Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt beim Essen mit dem Unternehmer Frank Gotthardt gesehen hat. Gotthardt besitzt die Fernsehsender "Westerwald-Wied TV" und "TV-Mittelrhein", Wienand schreibt über ihn: "Aus Meetings mit der Redaktion ist von ihm die fast mantraartige Forderung überliefert, die Sender sollten jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben." Laut Artikel kommentierten weder Gotthardt noch Reichelt das Treffen. Neues Altpapier gibt es wieder am Dienstag.
mdr.de
Die Einreiseformalien von Novak Djokovic haben die Medien tagelang beschäftigt. Offen bleibt, welche Themen dadurch aus den Nachrichten verdrängt wurden – und wer von dem Hype profitiert.
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2022-01-24T09:55:07+01:00
2022-01-24T09:55:07+01:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-2484.html
RB Leipzig: Neuzugang Ouédraogo kämpft um Platz bei den Profis
RB Leipzigs Neuzugang Assan Ouédraogo verfolgt mit seinem Wechsel vom FC Schalke 04 in die Messestadt große Ziele. "Jeder träumt davon, mal für die A-Natio zu spielen. Man sieht, dass es Weltklasse ist – das höchste Niveau, was man erreichen kann", sagte der deutsche U17-Welt- und Europameister bei seiner Vorstellung in Leipzig. Zuvor muss er aber noch einige Entwicklungsschritte gehen. Er wolle noch konsequenter und zielstrebiger werden, sich in seinem Spiel verbessern und auf einer größeren Plattform spielen und sich beweisen, so der 18-Jährige. RB hatte bei seiner Verpflichtung offen gelassen, ob er direkt in den Profikader aufgenommen oder vielleicht doch noch einmal verliehen wird, um weiter Spielpraxis zu sammeln. "Ich bin hier und probiere, mich hier durchzusetzen. Ich bin hierher gewechselt, weiß, was auf mich zukommt, probiere, die Herausforderung anzunehmen und erstmal hierzubleiben. Das ist mein Ziel", sagte der 1,91 Meter große Mittelfeldspieler, der angeblich auch vom FC Bayern München heftig umworben worden war. In jedem Fall ist der Sprung aus der 2. Bundesliga zu einem Champions League-Teilnehmer enorm groß. "Um ehrlich zu sein, es fällt mir schon schwer am Anfang, weil es das komplette Gegenteil von dem ist, was ich die ganzen Jahre vorher gespielt habe. Das aggressive Pressing, das Durchlaufen kannte ich so noch nicht. Es wird dauern, aber wenn ich mich richtig reinhänge, wird es klappen", sagte Ouedraogo. ten/dpa
mdr.de
Seinen Platz im Profikader muss sich RB Leipzigs Neuzugang Assan Ouedraogo erst noch erkämpfen, dennoch geht der 18-jährige Ex-Schalker optimistisch in das Abenteuer Bundesliga. Sein großes Ziel: A-Nationalmannschaft.
[ "rb leipzig", "neuzugang", "assan", "Ouedraogo", "Fußball", "Sport", "schalke 04", "bundesliga" ]
2024-07-10T17:48:30+02:00
2024-07-10T17:48:30+02:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/rb-leipzig-assan-ouedraogo-100.html
MDR SPUTNIK präsentiert das SMS 2024
Noch ist es kühl und oft grau, aber ein heißer Sommer liegt vor uns, die Tage werden jetzt schon länger. Es wird Zeit, dir die besten Festivals des Sommers klarzumachen. Zu Pfingsten eröffnet das SPUTNIK SPRING BREAK in Pouch bei Bitterfeld und im August gibt's den Abschluss mit dem SonneMondSterne. Das SMS findet in diesem Jahr vom 9. bis 11. August statt und wird aus dem erholsamen Urlaubsgebiet an der Bleilochtalsperre bei Saalburg im Süden Thüringens eine gigantische Party machen! Denn das SMS gehört zu den größten Techno-Festivals in Deutschland! Das LineUp ist fett: Headliner sind Calvin Harris, Hardwell, Steve Aoki, Charlotte de Witte, Fisher, Amelie Lens, Kontra K, Alan Walker, Brutalismus 3000, Marsimoto, Ski Aggu, OGUZ, Angerfist, Vini Vici, Reinier Zonneveld, Neelix, HBz und noch viele mehr. Mehr Informationen zu den Acts gibt's hier. Der Vorverkauf ist gestartet, also sichere dir jetzt dein Ticket auf sonnemondsterne.de, dort kannst du auch direkt das Camping dazubuchen.
mdr.de
Du freust dich auf den Festivalsommer? Dann sichere dir Tickets für das SonneMondSterne, das vom 9. bis 11. August stattfindet! Mit dabei sind u.a. Calvin Harris, Steve Aoki, Ski Aggu, Charlotte de Witte und Alan Walker.
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Events
2024-02-09T11:53:36+01:00
2024-10-23T11:37:41+02:00
https://www.mdr.de//sputnik/events/sonne-mond-sterne-festival-zwanzigvierundzwanzig100.html
Oury Jalloh: Familie legt Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein
Die Familie von Oury Jalloh hat Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingelegt. Sie will erreichen, dass die Ermittlungen im Fall Jalloh wiederaufgenommen werden. Das teilte die "Initiative Oury Jalloh" am Mittwoch mit. Der Mann war 2005 in einer Polizeizelle in Dessau verbrannt. Jallohs Bruder Saliou sagte, es habe in dem Fall keine angemessenen Untersuchungen der Todesumstände gegeben. Zentrale Fragen seien nicht beantwortet, dennoch seien Dritte an den Ermittlungen nicht beteiligt worden. Wichtige Beweismittel sollen nicht untersucht, oder sogar vernichtet worden sein, sagt Saliou Jalloh. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte eine Verfassungsbeschwerde von Jallohs Bruder abgewiesen. Die Richter in Karlsruhe hatten entschieden, dass das Einstellen der Ermittlungen nicht gegen das Grundgesetz verstieß. Insbesondere die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg habe eingehend geprüft, ob sich über den bisherigen Ermittlungsstand hinaus weitere erfolgversprechende Ermittlungsansätze ergeben könnten. Oury Jalloh war ein Asylbewerber aus Dessau. Sein Tod hatte bundesweit für Empörung gesorgt. Er war in Dessau in Gewahrsam, weil er mehrere Frauen belästigt und Widerstand gegen die Polizei geleistet haben soll. Die Staatsanwaltschaft schloss 2005 technische Ursachen für den Brand aus. Unter anderem, weil der damals 36-Jährige gefesselt und die Matratze in der Zelle schwer entflammbar gewesen sein soll, gab es immer wieder Zweifel an der Version der Behörde, nach der sich der Festgenommene selbst angezündet haben soll. epd, MDR (Julia Heundorf)
mdr.de
Der Asylbewerber Oury Jalloh ist 2005 in Dessau in einer Polizeizelle verbrannt. Seine Familie zieht nun vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
[ "oury jalloh", "europäischer gerichtshof für menschenrechte", "saliou jallohj", "polizei dessau", "polizei", "polizeigewalt" ]
Sachsen-Anhalt
2023-07-06T09:44:24+02:00
2023-07-12T09:14:16+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/oury-jalloh-europaeischer-gerichtshof-menschenrechte-100.html
MEDIENKOMPETENZ, groß geschrieben
Das Altpapier ist wohlerzogen, daher beginnen wir mit einer Gratulation: Lieber Marc Jan Eumann: Herzlichen Glückwunsch! Alles Gute! Nur die besten Wünsche zum neuen Job als Direktor der Landesmedienanstalt in Rheinland-Pfalz (LMK) (Altpapier gestern)!Damit sind wir nun Teil der illustren, durch Meedia bereits kompilierten Runde von Stefan Niggemeier über Jan Böhmermann bis Hajo Schumacher, die sich entschloss, sich an der folgenden Passage aus dem Interview aufzuhängen, das Isabelle Klein mit Eumann für das Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres geführt hat:"Ich will Ihnen aber sagen, Frau Klein, ganz offen: Ich finde zum Stil gehört auch, dass Sie mir einfach mal gratulieren, dass ich diese Wahl gewonnen habe."Dabei sind andere Antworten nicht weniger beachtenswert - etwa die auf die Frage, warum er selbst in NRW auf dem Landesmedienanstaltschefposten nur einen Volljuristen sehen wollte, nun selbst diese Qualifikation aber nicht mitbringt. Also rein formal zumindest, denn sprachlich erinnert folgendes Geschwurbel schon stark an eine Urteilsbegründung oder wie immer diese juristischen Wortaneinanderreihungsunfälle heißen: "Die Landesgesetzgeber sind frei im Rahmen der rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich ableiten von Paragraph 40 des Rundfunkstaatsvertrages, was den Aufgabenkatalog anbelangt, ihre Landesmedienanstalten zu gestalten." Oder auch die auf die Frage nach seinem nahtlosen Übergang vom Staatssekretär in NRW (wo man die Website der Landesregierung mal aktualisieren sollte) zum Medienkontrolleur: "Ja, selbstverständlich kann sich jeder freiwillig an Karenzzeiten halten, aber – glaub ich – die erste Voraussetzung wäre, dass sich jeder den gesetzlichen Rahmenbedingungen stellt, die in dem jeweiligen Land gelten." Ja, selbstverständlich kann ich meine Frau schlagen oder mein Kind ehelichen. Muss ich halt nur in ein Land ziehen, das sowas erlaubt. Die Lektüre des kompletten Interviews lohnt sich also, was nicht bedeutet, dass man, s. oben, nicht trotzdem noch ganz herzlich gratulieren kann. Außer bei Twitter gibt es die Möglichkeit auch über WhatsApp. Daniel Fiene sammelt Sprachnachrichten, um sie morgen bei Was mit Medien im Deutschlandfunk Nova abzuspielen (mehr dazu in seinem Blog). Damit ist der Weg nun frei für den Blick auf Nebenschauplätze. Etwa, wie Eumann als einziger von der zu füllenden Vakanz erfuhr - dazu der spontane Mitbewerber Markus Kompa in seinem Blog: "Interessant hieran ist, dass der Posten nie ausgeschrieben wurde, wie dies etwa in NRW Standard ist. Der zugelassene Kandidat, zufällig Herr Dr. Eumann, wurde später befragt, wie er zum richtigen Zeitpunkt auf die vakante Position aufmerksam gemacht worden und wie er in die Auswahl gekommen sei. So richtig präzise beantworte Eumann diese Frage nicht. Der NRW-Staatssekretär sei im Juni (nach der NRW-Wahl) in den Ruhestand gegangen und habe sich halt umgehört und sich dann bei der LMK beworben." Darüber hinaus nicht ganz unwichtig: Warum so eine Landesmedienanstalts-Wahl überhaupt interessiert? Die Erklärung haben Jürn Kruse und Peter Weissenburger in der taz: "Landesmedienanstalten stehen immer mal wieder als zahme Papiertiger in der Kritik, weil sie gerade die mächtigen Privatsender für Verfehlungen höchstens rügen, aber kaum je sanktionieren. Gleichzeitig gewinnen die LMA aber auch mit der Entwicklung neuer Onlinemedien an Bedeutung, da sie über den fairen Wettbewerb zwischen Anbietern wachen oder auch Strafen für nicht gekennzeichnetes Native Advertising auf Video­plattformen verhängen." Damit bleibt nur noch zwei Fragen: a) Was hat Eumann sich inhaltlich vorgenommen? (In den Worten von Claudia Tieschky heute auf der Medienseite der SZ: "Der Streit um seine Wahl dürfte vor allem Eumann selbst schwächen, der zu den wenigen Politikern gehörte, die sich mit Medienpolitik wirklich auskennen. Mal sehen, wann er im Amt etwas bewegt, das beweist, dass er der richtige Mann ist.") Eumann selbst erklärte bei @mediasres die Medienkompetenz zu seinem Schwerpunkt. Jemand, der so schön pissige Interviews im Deutschlandfunk gibt und so sympathische Tweets absetzt, ist da sicherlich der richtige Mann. b) Wie schlimm schäumt derweil Michael Hanfeld? Nicht übel, zeigt der Blick in die rechte Medienseitenspalte der FAZ (0,45 € bei Blendle), wo er das rheinische Grundgesetz zu zitieren und schöne Wortspiele wie "Wenn er sagt, er sei davon überzeugt, aufgrund seiner Kompetenz vorgeschlagen worden zu sein, weniger wegen seiner politischen Positionierung, müsste er eigentlich rot werden" zu machen weiß. Was er darüber vergisst, ist jedoch, zu gratulieren. Allerdings ist er nicht der einzige, der das versäumt. Vom etwas zu kuscheligen Landesmedienpostengeschacher in Deutschland raus in die große, weite Welt das kalten Krieges. Oder wonach klingt das für Sie, wenn die russische Politik internationalen Medien im Land auferlegt, ihre Finanzierung offenzulegen und alle Berichte mit dem Zusatz "ausländischer Agent" zu kennzeichnen? Betroffen sind von dieser Regelung seit gestern neun US-amerikanische Medien, darunter Voice of America und Radio Free Europe/Radio Liberty, wie AFP meldet (u.a. beim Tagesspiegel) sowie, für alle des Russischen Mächtigen, auch das Justizministerium in Moskau im Original. Bereits im November hatten die USA den Fernsehsender RT gezwungen, in ihrem Land Ähnliches zu tun. Doch die zugrunde liegende Gesetzeslage und die konkreten Folgen seien nicht vergleichbar, argumentiert zumindest Silvia Stöber für die Faktenfinder der "Tagesschau". So müsse in den USA das Justizministerium beweisen, dass der Urheber "politische oder wirtschaftliche Vorteile durch die Beeinflussung amerikanischer Entscheidungsprozesse" anstrebe, während in Russland die Beweislast genau umgekehrt erfolge: "Es gehe um Transparenz, erklärt Craig Holman von der Bürgerrechtsorganisation 'Public Citizen' in Washington. 'FARA (kurz für Foreign Agents Registration Act, Anm. AP) war und ist schlicht ein Offenlegungsgesetz.' Jede Person oder Organisation, die in den USA als 'ausländischer Agent' gekennzeichnet werde, könne auch weiterhin in den USA lobbyieren und die öffentliche Meinung beeinflussen." In Russland hingegen komme die "Kennzeichnung als 'ausländischer Agent' (…) einer Stigmatisierung gleich. Denn dieser Begriff stand schon zu Sowjetzeiten für den Feind." Die Reporter ohne Grenzen finden dennoch beide Seiten problematisch: "Es ist äußerst bedauerlich, dass die USA diesen Schlagabtausch von wechselseitigen repressiven Maßnahmen gestartet haben. Es ist nicht die Aufgabe von Regierungen, darüber zu entscheiden, wo legitime Berichterstattung aufhört und wo Propaganda anfängt", erklärt Vorstandssprecher Michael Rediske. Die dazugehörige Meldung schließt mit den Worten "Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 148 von 180 Staaten, die USA stehen auf Platz 43". Achtung, dies war eine Überleitung. Denn kurz vor Russland, auf Platz 176 der Liste, findet sich ein Land, das gestern hier als Ausrichtungsort einer Konferenz Erwähnung fand, die für "Harmonie und Ordnung" im Netz sorgen soll. Oder, wie man in China selbst wohl sagen würde: Für Zensur und die Wahrheit der KPCh. Die aktuelle Lage beschreibt Tiara Haktin bei Zeit Online. Dazu gehören neben der Sperrung so ziemlich jeder ausländischen Website eine neue Regelung, die Administratoren nicht-öffentlicher Gruppenchats für deren Inhalte verantwortlich macht, was zu massiver Selbstzensur führt, sowie das zunehmende Vorgehen gegen Anbieter von VPN. Doch außerhalb Chinas interessiert das kein Schwein. Zumindest keines, dass aus dem Markt noch ein paar Dollar ziehen möchte. "Unternehmen wie Apple oder Facebook distanzieren sich nicht klar von der chinesischen Regierung. Im Gegenteil: CEOs wie Cook nehmen an der Konferenz in Wuzhen teil, oder lassen sich wie Mark Zuckerberg wiederholt und öffentlich über die Weisheit der chinesischen Regierung aus", schreibt Haktin. ARD-China Korrespondent Steffen Wurzel formuliert es im Interview mit @mediasres wie folgt: "Im Mittelpunkt der Konferenz stand entsprechend nicht die Pressefreiheit, sondern die Frage, wie man im Internet am besten Geld verdienen kann." Somit wird in China vielleicht schon bald beantwortet, ob ein Internet noch interessiert, das nur aus Faultiervideos und Sockenshopping besteht. Ja, sorry, die Stimmung war hier schon mal besser. Aber die Nachrichtenlage sucht man sich als Journalist ja nicht aus. +++ Nach dem Mord an der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta sind nun drei Männer angeklagt (Spiegel Online). +++ Journalisten, denen bei einem politischen Großereignis in Deutschland (Hallo, G20!) spontan die Akkreditierung entzogen wird, sollen sich laut Bundespresseamt nun darüber freuen, dass es ab kommendem Jahr immerhin einen festen Ansprechpartner vor Ort zum Beschweren darüber gibt, berichtet @mediasres. +++ Einen Podcast über den kleinen Yussuv, der im syrischen Bürgerkrieg 29 Angehörige verloren hat, haben die Journalistenschüler der Axel-Springer-Akademie produziert. "Alyom" heißt er - also "der Tag". Gemeint ist der 4. April 2017, als Assad in Chan Scheichun auf das eigene Volk Giftgas abwerfen ließ. "Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen vergast werden. ALYOM will hinhören statt wegschauen. Und zeigen, warum die barbarischen Verbrechen in Syrien uns alle etwas angehen", heißt es auf der Website. +++ "Frauen kommentieren viel seltener unter Facebook-Posts von Medienhäusern. Das ist das Ergebnis einer ZAPP-Analyse von mehr als 700.000 Facebook-Kommentaren." (Quelle, Überraschung! Zapp.) +++ Nur weil noch fast einen ganzen Monat 2017 ist, heißt das nicht, dass Twitter nicht schonmal die erfolgreichsten Tweets des Jahres verkünden kann. Aus internationaler Sicht hat der britische Guardian das Ergebnis dokumentiert bzw. eingebettet; deutschsprachige Aspekte ergänzt Der Standard aus Österreich. +++ Auf wie viele Augen Youtube in Zukunft setzt, um extremistische oder gewaltverherrlichende Videos rasch von der Plattform zu bekommen, berichtet Julian Dörr in der SZ. +++ Das Schweizer Crowdfunding-Magazin Republik startet am 18. Januar und setzt u.a. auf rotierende Jahreszeiten-Chefs (Prinzip: für jede ein anderer). Das verkündete die Redaktion selbst per Newsletter; zusammengefasst hat’s Meedia. +++ Unser täglich Streamingdienstangebot heute: Netflix spendiert "House of Cards" eine finale sechste Staffel, allerdings ohne Kevin Spacey (Beispielmeldung: sueddeutsche.de), und bei Amazon Prime läuft im Herbst 2018 "Deutschland 1986", weshalb Sophie Krause für den Tagesspiegel schon mal mit den Autoren gesprochen hat. +++ "Die merkwürdig willkürliche Einklinkerei ist das kleinste Problem des ,Desaster Magazin’.Es geht sogar so weit, dass ich es eigentlich kaum mehr kritisieren kann, wenn ich es beschrieben und zitiert habe, weil dann keine Fragen offen bleiben. Es ist zum Schreien." Michalis Pantelouris hatte mal wieder viel Spaß bei der Recherche für seine Übermedien-Kolumne. +++ Bedarf, Sido als abgehängten, leicht bekifften Hellersdorfer zu sehen, der sich plötzlich mit a) neuer Freundin aus Serbien, b) deren ganzer Familie und c) einer drohenden Abschiebung auseinandersetzen muss? Dann können Sie heute Abend "Eine Braut kommt selten allein" im Ersten sehen. "Der ARD-Film ist nicht seine erste Schauspiel-Arbeit, wahrscheinlich aber seine bisher beste", meint Joachim Huber im Tagesspiegel. Auch Claudia Tieschky in der SZ ("Nach ein paar Minuten hat einen dieser RBB-Film (…) am Wickel, wegen seiner sehr coolen, nicht mal besonders ruckelfreien Direktheit") und Oliver Jungen in der FAZ (Blendle-Link) ("Es ist ernst und albern zugleich, düster und glücklich, kalt und warm, ein Sommermärchenende eben, so unverlogen, wie es nie war: Au revoir") sind recht begeistert. +++ Und zum Schluss noch eine Frage, die ich mir mittlerweile seit dem 31. August stelle: Wofür hat Zeit Online eigentlich dieses Glashaus? Das nächste Altpapier erscheint am Donnerstag.
mdr.de
Applaus für und ein paar Fragen an den neuen Landesmedienanstalts-Direktor aus Rheinland-Pfalz. Ausländische Agenten in den USA, Russland und im Vergleich.
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2017-12-12T16:06:31+01:00
2017-12-12T16:06:31+01:00
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-250.html
Viele Osterfeuer dank Regenfällen doch entzündet
Zu Ostern sind in ganz Sachsen-Anhalt traditionell Osterfeuer entzündet worden. Die meisten waren für Karsamstag geplant – doch auch am Gründonnerstag gab es bereits Osterfeuer, ebenso am Ostersonntag und sogar nach Ostern. Wegen der jüngsten Regenfälle im Land durften die Feuer vielerorts in Sachsen-Anhalt nun doch entzündet werden. Laut Landeszentrum Wald sind die Waldbrandgefahrenstufen in allen Teilen des Landes auf Stufe zwei oder niedriger gesenkt worden. Zuvor galt insbesondere im Norden und Osten von Sachsen-Anhalt aufgrund der Trockenheit die höchste Gefahrenstufe vier. Mehrere Feuerwehr-Leitstellen haben MDR SACHSEN-ANHALT bestätigt, dass angemeldete Osterfeuer wieder stattfinden dürfen. Allerdings gibt es auch vereinzelte Absagen. In einigen Orten wurden die Feuer wegen Vandalismus bereits abgesagt. Unbekannte Täter hatten in den vergangenen Tagen vorbereitete Osterfeuer vorzeitig angezündet. Betroffen davon waren vor allem Orte in den Landkreisen Harz, Mansfeld-Südharz und Börde. In zwei Fällen wurden Anzeigen wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch erstattet. Wittenberg: Oranienbaum-Wörlitz (am 26. April) Dessau-Roßlau: KleinkühnauHalle: HeideseeHarz: HasselfeldeMagdeburg: Stadtfeld West, Osterfeier mit Feuerschale (Bayerischer Biergarten)Salzlandkreis: Aderstedt, Baalberge, Biendorf, Peißen, Poley, Preußlitz, WohlsdorfStendal: Klötze – Feuerschalen statt Osterfeuer in fünf OrtsteilenAltmarkkreis Salzwedel: Salzwedel (OT Barnebeck) – abgesagt wegen Waldbrandgefahr Altmarkkreis Salzwedel: Gardelegen – abgesagt wegen Waldbrandgefahr, stattdessen gibt es eine Feuerschale und Live-Musik, Seehausen, Salzwedel (Ortsteile: Riebau, Langenapel, Buchwitz, Gr. Chüden, Tylsen, Ritze, Mahldorf, Dambeck, Hilgenholz, Osterwohle, Chüttlitz, Kl. Gartz, Seeben, Klein Gerstedt, Andorf, Wistedt, Henningen) – jeweils abgesagt wegen Waldbrandgefahr, Klötze – abgesagt wegen Waldbrandgefahr, stattdessen eine Feuerschale in den Ortsteilen.Stendal: Birkholz, Bittkau, Einwinkel, Elversdorf, Groß Garz, Heiligenfelde, Hüselitz, Jerchel, Lüderitz, Neuermark-Lübars, Neukamern, Ottersburg, Scharlibbe, Sophienhof, Staats, Uchtdorf, Wahrenberg, Wanzer, Werben, Weißewarte – jeweils abgesagt wegen WaldbrandgefahrBörde: Dahlenwarsleben, Jersleben, Meseberg, Osterweddingen, Sülldorf, ZielitzMagdeburg: Hopfgartenverein (Festwiese), Festung Mark, Mückenwirt, Treibgut, Lemsdorf, Randau, Pechau, Osterfeuer im Andacht (Evangelische Hoffnungsgemeinde)Jerichower Land: Bergzow, Burg, Dannigkow, Derben, Detershagen, Dornburg, Gommern, Gethin "Zille", Ladeburg, Leitzkau, Lübs, Menz, Möckern (Hohenziatz), Neuderben, Parchau, Pietzpuhl, Prödel, Vehlitz, WahlitzHarz: Abbenrode, Bad Suderode, Benneckenstein, Blankenburg, Börnecke, Cattenstedt, Danstedt, Darlingerode, Derenburg, Drübeck, Elbingerode, Elend, Ermsleben, Gernrode, Harzgerode (Schielo), Heimburg, Heudeber, Huy-Neinstedt, Ilsenburg, Langeln, Langenstein, Oesig, Rieder, Rhoden, Schierke, Schmatzfeld, Stapelburg, Tanne, Thale, Timmenrode, Veckenstedt, Wegeleben, HalberstadtSalzlandkreis: Aschersleben (OT Drohndorf), Bernburg (OT Peißen), Atzendorf, Biere, Calbe, Eggersdorf, Eickendorf, Frose, Gröna, Latdorf, Löderburg, Nienburg (OT Wedlitz), Üllnitz, Plötzky, Seeland, WelslebenWittenberg: Apollensdorf, Bad Schmiedeberg (OT Pretzsch), Gräfenhainichen (OT Schköna sowie Zschornewitz), Jessen (OT Mügeln, Arndrof, Schweinitz, Klossa, Grabo), Kemberg, Lutherstadt Wittenberg (OT Pratau), Mönchenhöfe, Piesteritz (Volkspark), Zschornewitz, Zahna-Elster (OT Bülzig sowie Mühlanger)Anhalt-Bitterfeld: Aken (Elbe), Bitterfeld-Wolfen, Bärenthoren, Köthen – bis auf das zentrale Osterfeuer im Köthener Friedenspark alle wegen Waldbrandgefahr abgesagt, Mühro, Walternienburg,  Zerbst/Anhalt (sowie auch OT Bias, Deetz, Dobritz, Gehrden, Grimme, Güterglück, Jütrichau, Leps, Lindau, Polenzko, Reuden/Anhalt, Schora, Straguth, Walternienburg) – alle Feuer in Köthen und Zerbst abgesagt wegen WaldbrandgefahrDessau-Roßlau: Großkühnau, Naturbad MosigkauMansfeld-Südharz: Kreisfeld, Leimbach, WallhausenSaalekreis: Kleinkugel, Krumpa, Merseburg (Radrennbahn), Morl, Niederschmon, Querfurt, Rodden/Pissen, Sennewitz, Thalschütz, ZöschenHalle: PeißnitzhausBurgenlandkreis: Bad Bibra, Kahlwinkel, Lützen (OT Pobles/Kreischau), Reinsdorf, Rössuln, Wendelstein, Werschen Altmarkkreis Salzwedel: Beetzendorf (OT Tangeln), Salzwedel (OT Königstedt) – beide abgesagt wegen WaldbrandgefahrStendal: Brunkau, Iden, Klietz, Mahlpfuhl, Osterburg, Ringfurth, Schönwalde – alle abgesagt wegen WaldbrandgefahrBörde: Gersdorf, Gröningen, Kroppenstedt, Samswegen, VahldorfJerichower Land: Jagdhütte Güsen, Heyrothsberge (Biederitz), Ihleburg, Karith, Körbelitz, Möser, Schartau, Schloss ZerbenHarz: Hüttenrode, Mahndorf, Meisdorf, WasserlebenSalzlandkreis: Kleinmühlingen, HohenerxlebenWittenberg: Gräfenhainichen (OT Tornau sowie Jüdenberg), Zahna-Elster (OT Zahna, Gallin sowie Listerfehrda), Listerfehrda, Jessen (OT Ruhlsdorf, Neuerstadt, Kleinkorga)Mansfeld-Südharz: Kelbra, Röblingen am SeeSaalekreis: Esperstedt, LochauBurgenlandkreis: Eckartsberga, Granschütz, Nebra, Taugwitz, Zangenberg Der Brauch des Osterfeuers ist germanischen Ursprungs. Symbolisch stand das Osterfeuer vermutlich für die Sonne, die damals als Mittelpunkt menschlichen Lebens galt. Mit den Frühlings-Feuern wurde der Sieg der Sonne über den langen Winter gefeiert. Das älteste schriftliche Zeugnis für die Feuer ist ein Briefwechsel aus dem Jahr 751 zwischen dem Missionar Bonifatius und Papst Zacharias. Darin wird ein Brauch beschrieben, der als "Pessachfeuer" bezeichnet wird.  Seit dem elften Jahrhundert sind die Osterfeuer auch in Deutschland nachgewiesen. In der Osternacht wird zu Beginn der Liturgie vor der Kirche das Osterfeuer entfacht. Im Kreise der Gemeinde entzündet der Priester dann die Osterkerze. Diese wird nach der Weihe in einer feierlichen Prozession in die dunkle Kirche getragen. Dabei ertönt drei Mal der Ruf des "Lumen Christi" (Christus, das Licht). GründonnerstagAn diesem Tag gedenken Christen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Nach der Messe werden oft Blumen, Schmuck und Kerzen aus Kirchen entfernt. Kirchenglocken bleiben bis in die Nacht auf Ostersonntag still.KarfreitagJesus wurde nach der Bibel in Jerusalem an ein Kreuz genagelt und starb. Um sich darauf zu besinnen, beten und fasten Christen. In weiten Teilen Deutschlands gilt etwa ein mehr oder weniger striktes Tanz-Verbot. Tanzt man dann beispielsweise in Baden-Württemberg in der Öffentlichkeit, kann eine Strafe von bis zu 1.500 Euro anfallen. In einigen Dörfern auf den Philippinen schlagen sich Menschen sogar selbst an Kreuze – als Sühne für ihre Sünden. Die katholische Kirche verurteilt dieses Ritual aber.OstersonntagStatt des Leichnams von Jesu ist ein Engel in dem ansonsten leeren Grab. Nach christlicher Vorstellung ist er von den Toten auferstanden. Darauf gründet sich der Glaube an ein Leben nach dem Tod. Ostereier etwa gelten schon seit ein paar Jahrhunderten als Symbol dafür – genauso auch Osterfeuer mit ihrem hellen Licht als Kontrast zur Dunkelheit. In den USA gibt es den Brauch, dass Kinder Eier im Garten des US-Präsidenten suchen und sie mit einem großen Löffel balancieren. Ostersonntag ist jeweils der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling.OstermontagNach der Bibel trafen zwei Jünger den von den Toten auferstandenen Jesus, erkannten ihn aber zunächst nicht. In Anlehnung daran pilgern besonders im Süden Deutschlands einige Menschen an diesem Tag. Andere machen einen Osterspaziergang. Wer sein ganz privates Osterfeuer entfachen möchte, der muss das grundsätzlich bei der Gemeindeverwaltung anmelden. Die informiert dann auch die zuständige Rettungsleitstelle, damit die nicht unnötigerweise ausrückt, weil Nachbarn besorgt über den Rauch sind. Für die Anmeldung kann eine Gebühr anfallen. Wer das Feuer auf einem fremden Grundstück entfachen will, muss vorher auch die Einverständniserklärung des Grundstücksbesitzers einholen. Die Feuerwehr empfiehlt, dafür zu sorgen, dass ein ausreichender Abstand zu Gebäuden, Straßen und von Brand gefährdeten Materialien wie Bäume oder Sträucher eingehalten wird – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Wer kein großes Feuer macht, sondern es an einer Feuerschale oder mit Fackeln entzündet, benötigt in der Regel keine Genehmigung dafür. Auch hier sollte ausreichend Abstand zur Umgebung gehalten werden. Zudem sollten Sie drauf achten, dass Fackeln sicher stehen sowie die Feuerschale einen festen Stand hat und nicht umkippen kann. In jedem Fall sollten stets ausreichende Mengen an Lösch-Mitteln wie Wasser oder Sand bereitgehalten werden, damit bei Gefahr sofort reagiert werden kann. Auch sollte man sichergehen, dass das Feuer am Ende auch wirklich aus ist. Gerade bei großen Feuern sei eine Nach-Aufsicht wegen der Gefahr des Wiederaufflammens unverzichtbar, heißt es. Der Naturschutzbund Sachsen-Anhalt (NABU) mahnt zur Vorsicht: Viele Tiere würden die vorher aufgeschichteten Holz- und Reisighaufen gern als Unterschlupf nutzen. Besonders Igel, Spitzmäuse oder Amphibien machen die Holzhaufen demnach gern zu ihren Wohnquartieren. Außerdem brüten einige Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle gern in solchen Haufen. Wer ein Osterfeuer plane, sollte daher den Haufen erst unmittelbar vor der Verbrennung aufschichten, rät der NABU Sachsen-Anhalt. Zumindest solle man vorher noch einmal vorsichtig umschichten, damit die Tiere noch Gelegenheit hätten, sich in Sicherheit zu bringen. MDR (Moritz Arand, Sebastian Gall, Maren Wilczek)
mdr.de
Zu Ostern wurden in ganz Sachsen-Anhalt wieder Osterfeuer entzündet. Einige zuvor abgesagte konnten nach den Niederschlägen doch entzündet werden: der Überblick.
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Sachsen-Anhalt
2025-04-21T11:00:00+02:00
2025-04-21T11:30:42+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/osterfeuer-uebersicht-wochenende-ostern-feuerschale-114.html
1. FC Magdeburg gegen die schwarze Düsseldorf-Serie
Fortuna Düsseldorf kann Herbstmeister werden, der 1. FC Magdeburg auf die Aufstiegsplätze springen – und am Freitagabend (20. Dezember, 18.30 Uhr im Live-Ticker und komplett live hören in der App von Sport im Osten) treffen beide Teams aufeinander. Das klingt nach einem Zweitliga-Spitzenspiel zum Auftakt in den letzten Spieltag es Jahres. Doch es ist auch ein Duell zweier zuletzt nur mittelmäßigen Teams. Gastgeber Düsseldorf gewann nur eins der letzten sieben Punktspiele, Magdeburg holte in den letzten neun Punktspielen nur zwei Siege. Schaut man auf die letzten neun Spieltage, stehen F95 und der FCM nur auf den Rängen 15 und 14. Umso wichtiger, dass am Freitag gewonnen wird: "Wir wissen um die Schwere der Aufgabe", blickt FCM-Coach Titz auf die Flutlicht-Partie. "Wir wissen, dass wir mit Düsseldorf auf eine Mannschaft treffen, die sehr effizient ist", hat der Magdeburger Trainer analysiert. Die Statistik dazu liest sich so: Bei einem xGoals-Wert von 30 erzielte Düsseldorf 26 Tore. Heißt, die Fortuna erzielt fast genauso viele Tore wie es die Qualität ihrer Chancen erwarten lässt. Schwer werden dürfte es zudem für die FCM-Angreifer, das Team von Düsseldorf-Coach Daniel Thioune hat die zweitbeste Defensive der Liga. "Die letzten beiden Spiele sind sie wieder stabil", bezieht sich Titz auf den 5:0-Sieg gegen Braunschweig und das 1:1 bei Schalke. "Sie haben einen Mix aus schnellem Umschaltspiel und sauberem Aufbau." Zuletzt gewann Düsseldorf fünf Spiele in Serie gegen Magdeburg. Titz‘ persönliche Bilanz gegen Fortuna-Coach Thioune: Vier Spiele, vier Niederlagen. Dennoch fährt der FCM durchaus selbstbewusst von der Elbe an den Rhein: "Wir gehen es so an, dass wir den Gegner gut bespielen können, dass wir sie gut anlaufen können." Schließlich feierte Magdeburg in den letzten vier Spielen zwei Siege. Und schließlich kann der FCM auf die bisher beste Zweitliga-Punktausbeute mit 25 Zählern zum Ende der Hinrunde blicken. "Das zeigt, dass wir uns extrem verbessert haben, von der Qualität des Spielerkaders. Wir sind stabiler geworden", zieht FCM-Sportdirektor Otmar Schork eine positive Zwischenbilanz. Und mit Blick auf die FCM-Heimbilanz ohne Sieg in der Hinrunde sagt Schork: "Sechsmal zuhause unentschieden, das zeigt die Ausgeglichenheit der Liga. Das zeigt aber auch, wie viel Steigerungspotenzial bei uns da ist." Die Partie am Freitag ist allerdings ein Auswärtsspiel- und der FCM reist als auswärtsstärkstes Team der Liga nach Düsseldorf. Bei einem Sieg könnte Magdeburg seinen bisherigen Zweitligarekord von 21 Auswärtspunkten aus der Saison 2022/23 bereits vor Weihnachten knacken. Freitagspiel bedeutet auch, dass die FCM-Profis zeitiger in die kurze Weihnachtspause gehen können. "Ich freue mich, dass wir zwei Tage geschenkt bekommen. Nach einem intensiven Saisonverlauf kannst Du den Jungs dann auch mal eine Woche freigeben", so Titz. Trainingsstart im neuen Jahr ist schließlich schon der 2. Januar. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird dann auch Titz der FCM-Coach sein. In den vergangenen Tagen hatte ein Gerücht des TV-Senders "Sky" für Unruhe gesorgt, wonach Titz bald nach England gelockt werden könnte. Der Coach selbst wollte das Gerücht nicht kommentieren. Schork sagte aber: "Es hat kein Verein angefragt. Wir machen Planungen für die Zukunft." Es gäbe für ihn "keine Anzeichen" für einen Titz-Wechsel nach England, so Schork. Dirk Hofmeister
mdr.de
Seit 2008 hat Magdeburg nicht mehr gegen Düsseldorf gewonnen. Damals spielten beide Klubs noch Regionalliga. In der 2. Liga gelang noch kein FCM-Sieg. Und am Freitag? Der FCM reist als bestes Auswärtsteam an den Rhein.
[ "FCM", "1. FC Magdeburg", "Christian Titz", "Fortuna Düsseldorf", "Daniel Thioune", "Hinrundenabschluss", "2. Bundesliga", "Fußball", "17. Spieltag" ]
2024-12-18T20:06:36+01:00
2024-12-19T23:34:39+01:00
https://www.mdr.de//sport/fussball_2bl/vorschau-zweite-bundesliga-fortuna-duesseldorf-fc-magdeburg-fcm-100.html
Maschinenbau-Firma
Dort werden Maschinen gebaut.
mdr.de
[]
Wörter-Buch
2018-06-08T10:55:10+02:00
2018-06-08T10:55:10+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-maschinenbau-firma-100.html
Die Newsletterisierung der Medien
Ich bin ehrlich: Hätte ich von meinen Altpapier-Kollegen nicht Tipps und Links zu guten Medienmedien-Newslettern bekommen, würde ich heute wohl noch ziemlich einsam als "Übonenntin" und mit meinen SZ- und FAZ-Medienseiten dastehen. (Bezahlte) Newsletter werden immer mehr, deren Publikum immer spezifischer und die breite Masse fragt sich: Woher wissen die das denn alles? Also zumindest hab ich mich das oft gefragt. Die Antwort lautet eben: Newsletter. Oder Verticals, wie die fachspezifischen Informationen per Mail auch genannt werden. Bei der "Süddeutschen Zeitung" heißt das ab nächster Woche "Fachdossier" – der Verlag der Südwestdeutschen Medienholding steigt dann auch in den "Medientrend Abo-Newsletter" ein, wie kress berichtet. Das neue Angebot soll mit dem Fachdossier "Digitalwende" starten, im nächsten Jahr sollen weitere Themenbereiche "zu Zukunftsfragen" dazukommen. Der Trend zur Newsletterisierung ist nicht neu, tatsächlich steigt die "SZ" relativ spät in das Game ein: Vorreiter ist wohl "Politico" aus den USA mit seinem Angebot "Politico Pro", das Politiker, große Entscheider und andere "wichtige Leute" mit passgenauen und fachlich tief recherchierten Informationen versorgen will. 2021 hat Axel Springer das US-Nachrichtenunternehmen für 881 Millionen Euro gekauft und möchte im kommenden Jahr auch einen Newsletter für die deutsche Politik anbieten (kress.de). Das deutsche Äquivalent zu "Politico Pro" ist wohl "Table Media", ein digitales Verlagshaus, das 2019 für die Verbreitung dieser Fachnewsletter gegründet wurde und seitdem fleißig Journalisten einstellt und das eigene Angebot erweitert. Zuletzt wurde bekannt, dass Michael Bröcker von "Media Pioneer" und Helene Bubrowski von der "FAZ" in die Chefredaktion des Medien-Start-Ups geholt wurden. Beide kommen auch aus Medienhäusern, in die die Fachnewsletter bereits ihren Weg gefunden haben: "Media Pioneer" mit dem "Pioneer- bzw. Hauptstadtbriefing" zu deutscher Wirtschaft und Politik und die "FAZ" mit dem "D:ECONOMY-Briefing" zu digitaler Wirtschaft. Warum die Abo-Newsletter (auch "deep journalism" genannt) in letzter Zeit einen solchen Hype erfahren haben, lässt sich ziemlich wahrscheinlich auf einen Grund zurückführen: Medienunternehmen können damit nochmal ordentlich Geld machen. "Mit den Dossiers erschließen wir ein neues Geschäftsmodell", wird auch SZ-Geschäftsführer Christian Wegner im kress-Beitrag zitiert. Laut Sebastian Turner, dem Herausgeber von "Table Media", nehmen solche Angebote "hohe Preise für die Abonnements – 1.000 Euro und mehr im Jahr – und vermitteln ihren Kunden dafür auch den entsprechenden Mehrwert."   Bei "Table Media" selbst zahlt man für ein Abo zu einem der neun Themen zwischen 1.800 und 2.400 Euro im Jahr. Bei der "FAZ" und "Media Pioneer" hat das Finanzielle allerdings noch keine riesigen Ausmaße angenommen: Mit dem sogenannten Pro-Abo der "FAZ" bekommt man für rund 280 Euro/Jahr den Newsletter inklusive Zugang zu allen F+ Artikeln. "Media Pioneer" nimmt 300 Euro im Jahr für eine Mitgliedschaft. Wie viel die "SZ" für ihr neues Angebot verlangen wird, ist noch nicht bekannt. Es ist ja eigentlich eine gute Nachricht, dass sich für Medien neben Werbung und "normaler" Zeitungsabos ein weiteres Finanzierungsfeld auftut. Wirklich sinnvoll wird es aber erst dann, wenn die Erlöse der Fachnewsletter im Falle der "FAZ" und "SZ" auch zur Finanzierung des "normalen" Mediengeschäfts genutzt werden. Doch es ist nicht alles Gold, was täglich im Postfach glänzt – Abo-Newsletter haben einen gewissen publizistischen Beigeschmack: Es hat etwas Elitäres, ja fast schon Geheimes, wie die wirklich wichtigen Leute da so hinter bezahlbeschränkten Newsletterwänden über die wirklich wichtigen Dinge informiert werden. Noch ist es zwar nicht so weit – aber müssen wir uns Sorgen machen, dass in Zukunft fachspezifischer Journalismus nur für die möglich ist, die es sich leisten können? Klar ist, dass qualitative journalistische Angebote ihren Preis haben müssen, aber um ihre gesellschaftliche Rolle zu erfüllen, müssen sie eben auch bezahlbar sein. Während "Politico Pro" und "Table Media" recht unbehelligt in ihren anderen Sphären schweben können, ist das bei "FAZ" oder "SZ" etwas anderes: Medien, die zweigleisig fahren, müssen an irgendeinem Punkt entscheiden, welche Information in den exklusiven Newsletter kommt und welche es noch ins Standard-Angebot schafft. Das Problematischste ist aber der Verlust des common ground, des gemeinsamen Nenners. Zugespitzt formuliert: Wenn sich alle nur noch über irgendwelche Newsletter informieren, die sich an die kleinteiligsten Publika wenden und von immer mehr Stellen angeboten werden, dann geht die Chance auf eine gleiche Informiertheit verloren. Anders als bei Fachmagazinen, die im Grunde nicht viel anderes machen als die Fachnewsletter, geht bei letzteren der Überblick schneller verloren, weil sie so dezentral angeboten werden. Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt 50 Jahre älter klinge, als ich eigentlich bin: Fachmagazine findet man in Bibliotheken noch ausgelegt, man kann sie ausleihen und lesen. Um hingegen Fachnewsletter zu lesen, muss man entweder schon seit 5 Jahren in der Branche tätig sein oder jemanden kennen, der jemanden kennt, der jeden Werktag eine E-Mail verschickt.   +++ Der BDZV (Bundesverband für Digitalpublisher und Verleger) hat der EU-Komission ein Papier vorgelegt, in dem er die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten scharf kritisiert, da diese "mit den Presseaktivitäten der BDZV-Mitglieder im Wettbewerb stünden", wie die "FAZ" berichtet. "Nach Auffassung des BDZV liegt nun ein Beihilfemissbrauch im Zusammenhang mit der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vor." +++ Der Blog "Honest Reporting", der zur Medienberichterstattung in Israel und im Gazastreifen schreibt, hat einen Beitrag zu vier freischaffenden Fotografen veröffentlicht, die am Angriffstag des 7. Oktobers erstaunlich nah und erstaunlich früh am Ort des Kriegsgeschehens waren und Fotos davon gemacht haben. Von einem der Bildreporter tauchte ein Selfie mit Hamas-Chef Yahya Sinwar auf, das den Fotografen grinsend und ein Küsschen auf die Wange bekommend zeigt. Empfehlenswert ist auch dieser Text darüber in der "SZ". +++ Ebenfalls fehlende Distanz hat nun die "SZ"-Redakteurin Karin Steinberger intern in einer Redaktionskonferenz zugegeben, wie "Übermedien" schreibt. Sie hatte lange über Jens Söring berichtet, der in den USA wegen Mordes zu zwei lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden war. Steinberger hatte Sörings Unterstützern im Geheimen geholfen, einen Leserbrief zu formulieren. +++ Die jüdische Chefredakteurin der Kulinarik-Magazine des Jahreszeiten Verlags, Deborah Middelhoff, gibt ihren Posten Anfang des nächsten Jahres auf und verlässt Deutschland. Ihren Lebensmittelpunkt möchte sie aufgrund des wachsenden Antisemitismus ins Ausland verlegen, schreibt die "FAZ". Und noch eine traurige Nachricht: Auf Bitten der Israelischen Kultusgemeinde München wird die "Jüdische Allgemeine" in Zukunft in neutralen Umschlägen an ihre Abonnenten verschickt. "Aus Sicherheitsgründen" solle niemand wissen, dass sie Juden seien. Das Altpapier am Montag schreibt Klaus Raab. Schönes Wochenende!
mdr.de
Der Trend zum fachspezifischen Newsletter ebbt nicht ab: Auch die "SZ" bietet ab nächster Woche das erste ihrer "Fachdossiers" an.
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2023-11-10T10:09:01+01:00
2023-11-10T11:25:15+01:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-3402.html