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Russlands schwimmendes AKW: Strompreise jenseits von Gut und Böse
Tschukotka im fernen Osten Russlands: Atemberaubende Landschaften jenseits des Polarkreises. Hier, auf einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland, leben gerade einmal 50.000 Menschen. Die Ureinwohner treiben ihre Rentierherden auf die Weiden. Straßen gibt es kaum, und Transportunternehmen sind stolz darauf, wenn sie eine schwere Ladung über eine Entfernung von 600 Kilometern in 12 Tagen transportiert bekommen. Hier, in der  nordöstlichsten Region der Russischen Föderation, im kleinen Örtchen Pewek mit seinen rund 4.500 Einwohnern liegt die "Akademik Lomonossow" vor Anker. Es ist das erste schwimmende Atomkraftwerk der Welt, 144 Meter lang, 30 Meter breit und ausgestattet mit zwei Reaktoren, die zusammen 70 MW Leistung liefern. Fast zehn Jahre lang wurde es in der nördlichsten Großstadt Russlands, Murmanks, gebaut. Seit Dezember 2019 liefert es Strom und könnte problemlos die gesamte Region mit Energie versorgen. Doch wozu braucht eine so dünn besiedelte Region eigentlich so viel Energie? Die Region Tschukotka lebt hauptsächlich vom Bergbau. Dabei wird vor allem Gold und Kupfer gefördert. Allein 2019 haben Bergbauunternehmen 24,5 Tonnen des gelben Edelmetalls aus der Erde geholt, das waren rund sieben Prozent der gesamten in Russland geförderten Goldmenge für das Jahr. Eines der größten Kupfervorkommen der Welt, das Fördergebiet Peschachanka, hat sich im Januar 2019 der kasachische Bergbaukonzern KAZ-Minerals gesichert. Hier werden 23 Millionen Tonnen Kupfer und 2.000 Tonnen Gold vermutet. Das Kupfer ist für den Export nach China gedacht, das Reich der Mitte gilt als der größte Verbraucher des Halbedelmetalls weltweit. Dafür soll in der Tschaunbucht, 90 Kilometer südlich von Pewek, ein neuer Hafen sowie eine etwa 600 Kilometer lange Straße gebaut werden, die diesen mit den Kupferminen verbindet. Der geplante Energiebedarf der Region ist also enorm. Da kommt das schwimmende AKW gerade recht. Es speist seinen Strom in das örtliche autonome Netz ein. Im Augenblick allerdings trägt die "Lomonossow" nur 20 Prozent zur Stomversorgung der Region bei. Und bleibt damit weit unter seinen Möglichkeiten. Denn noch produzieren auch ein Kohlekraftwerk und das AKW Bilibino Strom. Beide Anlagen stammen aus den 1970er-Jahren, sind stark veraltet und sollen erst 2023 vom Netz genommen werden. Die geringe Auslastung der "Lomonossow" verteuert den Betrieb des schwimmenden AKW zusätzlich. Und das in einer Gegend, in der die Gewinnung eines Megawatts Strom rund 90 Mal so teuer ist wie im Westen des Landes. Berichten der russischen Tageszeitung Kommersant zufolge hat die russische Atomenergiebehörde Rosatomatom für das Jahr 2021 einen durchschnittlichen Preis von umgerechnet 140.000 Euro für 1 MW Strom pro Monat aus dem AKW Biblino und 82.500 Euro für dieselbe Menge aus dem schwimmenden AKW "Akademik Lomonossow" aufgerufen. Zum Vergleich: Im europäischen Teil Russlands kostet ein Megawatt Atomstrom rund 1.500 Euro.      Auf dieses Problem machte auch der russische Premierminister Michail Mischustin zu Beginn seiner Fernosttour am 13. August in Anadyr, der Hauptstadt der Region Tschukotka, aufmerksam."So geht das nicht", wird der Regierungschef von der Nachrichtenagentur RIA Novosti zitiert. "Wir können die Energiekosten für die Unternehmen und die Menschen, die hier leben, nicht erhöhen." Darauf hätte er sich vor der Reise mit Alexei Lichatschow, dem Chef von Rosatom, verständigt. Dieser hätte auch zugesagt, dass das staatliche Atomunternehmen alle anfallenden Mehrkosten übernehmen würde, so Mischustin weiter. Mit der vollen Auslastung in Zukunft sollen die Tarife "annehmbar" werden, versprach daraufhin ein Vertreter von Rosatom. Die Sorge des Regierungschefs ist durchaus nachvollziehbar. Denn seit 2017 werden die Energiepreise im Fernen Osten vom Kreml subventioniert, damit sie für den Endverbraucher dort erschwimglich werden. Dafür werden die Energiekosten auf die übrigen Regionen Russlands verteilt. Kommersant zufolge dürften die Verbraucher von Smolensk bis Sibirien in diesem Jahr die fernöstlichen Regionen mit insgesamt 37,6 Milliarden Rubel unterstützen. 8,85 Milliarden Rubel davon gehen an Tschukotka, das sind umgerechnet rund 103 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war die Subvention noch etwa halb so groß.     Dass der Preissprung mit der Inbetriebnahme der "Akademik Lomonossow" Ende Dezember 2019 zu tun hat, bestätigt auch die russische Antimonopolbehörde. Man werde die Preisgestaltung von Rosatom eingehend prüfen. Andererseits sei das eben der Preis, der gezahlt werden müsse, wenn man eine Technologie für abgeschiedene Regionen wie Tschukotka entwickelt und diese perspektivisch exportieren möchte, meint Wladimir Skljar, ein Experte der Investmentbank VTB Capital, in der Tageszeitung Kommersant. Ob dafür jedoch der Verbraucher aufkommen muss, bleibt auch für ihn fraglich.
mdr.de
Vor einem Jahr war die "Akademik Lomonossow", das erste schwimmende AKW der Welt, mit großem Pomp in Murmansk in See gestochen. Seit Ende 2019 liefert es Strom im fernen Osten Russland. Zu gepfefferten Preisen!
[ "Russland", "AKW", "Akademik Lomonossow" ]
Welt
2020-09-05T07:28:20+02:00
2025-04-24T15:19:00+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/russland-schwimmendes-akw-akademik-lomonossow-102.html
Newsblog: Polen und Großbritannien bilden Ukrainer an Panzern aus
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum überprüft werden können. Die Stromversorgung in der ukrainische Hafenstadt Odessa ist teilweise wiederhergestellt. Wie Energieminister Herman Haluschtschenko mitteilte, sei bereits die Wasser- und Wärmeversorgung wieder in Gang gesetzt. Auch ein Drittel der privaten Verbraucher hätte wieder Strom. Insgesamt waren seit dem Morgen rund eine halbe Million Haushalte ohne Strom. 31 Hochleistungsgeneratoren seien außerdem zur Unterstützung auf dem Weg in die Stadt.Odessa war am Morgen erneut Ziel russischer Raketen. Nach Angaben des ukrainischen Energieversorgers Ukrenergo wurden dabei gezielt Umspannwerke beschossen. Es soll in allen zu Schäden gekommen sein. Polen hat mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten für den Umgang mit Leopard-Panzern begonnen. Das sagte der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak, wie das Nachrichtenportal TVP.info berichtet. Das regierungsnahe Portal wies damit ausdrücklich einen Bericht des "Spiegel" zurück, wonach Polen die Panzer ohne das zusätzlich notwendige Soldaten-Training liefern wolle. Die Nachrichtenagentur PAP hatte bereits am Freitagabend berichtet, Blaszczak habe bei einem Besuch in Kiew mitgeteilt, dass die Leopard-Ausbildung ukrainischer Soldaten in Polen schon im Gange sei. Zwar lasse sich noch nicht exakt sagen, wie viel Zeit dafür nötig sei, es werde aber jedenfalls "nicht um Tage und nicht um Monate gehen", sondern sei "eine Frage von Wochen". Auch die britische Regierung gab bekannt, bereits ukrainische Soldaten an Kampfpanzern zu schulen. Die Ausbildung an Panzern vom Typ Challenger 2 habe in dieser Woche begonnen, sagte Premierminister Rishi Sunak in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Das Verteidigungsministerium in London veröffentlichte Bilder von der Ausbildung auf einem Truppenübungsplatz. Selenskyj bestätigte den Start der Ausbildung per Kurznachrichtendienst Telegram und teilte mit, er habe sich bei Sunak dafür bedankt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Situation in der Ukraine infolge des Krieges als eine von weltweit acht akuten Gesundheitsnotlagen ein. Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres seien 14.000 Opfer unter Zivilisten dokumentiert worden, heißt es in einem Bericht der UN-Organisation. Von weltweit 471 Angriffen mit schweren Waffen auf Gesundheitseinrichtungen seien 448 in der Ukraine geschehen, heißt es in dem Bericht weiter. 17,7 Millionen Menschen benötigten humanitäre Hilfe. Russland wies den Bericht als einseitig und unbegründet zurück. Die Regierung in Moskau bestreitet, in der Ukraine zivile Ziele ins Visier zu nehmen. Allerdings sind dort zahlreiche Zerstörungen ziviler Einrichtungen infolge russischer Angriffe dokumentiert. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs sind den ukrainischen Behörden die Leichen zweier britischer Zivilisten übergeben worden, die bei der Evakuierung der umkämpften ostukrainischen Stadt Soledar geholfen hatten. "Wir konnten die Leichen der toten ausländischen Freiwilligen zurückerlangen", sagte Präsidialamtsleiter Andrij Jermak. Es handele sich um einen 28-Jährigen und einen 47-Jährigen. Die beiden Briten hatten Bewohner der Stadt Soledar in Sicherheit bringen wollen. Dabei wurde ihr Fahrzeug von einer Granate getroffen. Soledar war Ende Januar von russischen Truppen und der Söldnergruppe Wagner erobert worden. Der britische Premierminister Rishi Sunak und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj haben über eine raschere Hilfe für die Ukraine beraten. Es sei um den weiteren Ausbau der Fähigkeiten des ukrainischen Militärs gegangen, teilte Selenskyj mit. Er habe Sunak auch dafür gedankt, dass die Ausbildung ukrainischer Soldaten an britischen Challenger-2-Panzern begonnen habe. Deren Lieferung hat Großbritannien im Januar angekündigt. Sunaks Büro teilte mit, beide Politiker seien sich einig gewesen, dass die internationale Gemeinschaft ihre Hilfe beschleunigen müsse. Sunak werde sich dafür einsetzen, dass die von Großbritannien bereitgestellte Militärausrüstung so schnell wie möglich die Frontlinie erreichen werde. Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ukrainische Kräfte aus der Ortschaft Dworitschne im Gebiet Charkiw im Nordosten der Ukraine vertrieben. "In Richtung Kupjansk wurde der Gegner durch Angriffe von Einheiten der Heeresgruppe "West" vom Westrand der Ortschaft Dworitschne im Gebiet Charkiw verdrängt", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden. Das Gebiet Charkiw hatten die ukrainischen Streitkräfte im Zuge ihrer Herbstoffensive fast vollständig wieder zurückerobert. Dworitschne liegt auf der Ostseite des Flusses Oskil. In der südukrainischen Hafenstadt Odessa ist nach einem schweren Unfall in einem Umspannwerk der Strom ausgefallen. "Die Situation ist schwierig", schrieb Ministerpräsident Denys Schmyhal auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. "Das Ausmaß des Unfalles ist erheblich, es ist unmöglich, die Stromversorgung schnell wiederherzustellen." Das gelte insbesondere für die kritische Infrastruktur. Das Umspannwerk sei zuvor mehrfach von russischen Raketen beschädigt worden. Die Bundesregierung hat zwar zugesagt, der Ukraine moderne Kampfpanzer des Typs Leopard 2A6 zu schicken, will nun aber noch auf konkrete Beteiligungen von Partnerstaaten warten. Während es für das ältere Leopard-Modell 2A4 schon Ankündigungen gibt, ist die Angebotslage bei dem neueren Typ 2A6 dünn, wie es laut der Nachrichtenagentur dpa am Samstag aus Regierungskreisen in Berlin hieß. Der "Spiegel" berichtete, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe sich in mehreren Telefonaten bemüht, Regierungschefs für Lieferzusagen zu gewinnen. Noch bei einer Video-Konferenz, zu der Verteidigungsminister Boris Pistorius vergangene Woche eingeladen hatte, wollte nach "Spiegel"-Informationen kein EU-Land konkrete Zusagen über eine Beteiligung an dem Panzer-Paket machen. Selbst die niederländische Regierung, die wie Polen in den Medien schon die Lieferung von Leopard-2-Panzern zugesagt hatte, wollte sich demnach nicht festlegen. Allerdings haben mehrere Staaten öffentliche Zusagen gemacht. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hält die Aufhebung der Visa-Erleichterungen für Russen in der EU für falsch. Es sei ein großer Fehler, denjenigen Menschen aus Russland, die nicht zum Wehrdienst oder in den Krieg wollten, den Weg in die Europäische Union abzuschneiden, sagte der CDU-Politiker in einem Gespräch mit Radio Lausitz. Es gebe viele Menschen, die in Deutschland einen Beruf erlernen oder studieren wollten. Dass ihnen das erschwert werde, sähen aus Russland geflüchtete Menschen als großen Fehler an. Die EU hatte voriges Jahr ein Visaerleichterungsabkommen mit Russland ausgesetzt. Das war eine weitere Strafmaßnahme der EU als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Russland und die Ukraine haben mehr als 170 Gefangene ausgetauscht. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, im Laufe eines schwierigen Verhandlungsprozesses seien 63 russische Soldaten zurückgeholt worden. Die Ukraine bestätigte die Rückkehr von 116 Gefangenen. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums war unter den russischen Freigelassenen auch eine Person einer "sensiblen Kategorie". Deren Freilassung hätten die Vereinigten Arabischen Emirate vermittelt. Ob es sich dabei um hochrangige Offiziere, Söldner oder Spione handelt, präzisierte das Ministerium nicht. Die USA haben erstmals beschlagnahmtes Geld eines russischen Oligarchen an die Ukraine überwiesen. Das sagte US-Justizminister Merrick Garland dem Sender CNN. Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft handelt es sich um 5,4 Millionen Dollar aus dem Vermögen des Milliardärs Konstantin Malofejew. Er gilt als einer der wichtigsten Finanziers pro-russischer Separatisten in der Ostukraine. Seit dem Angriff auf die Ukraine haben die USA zahlreiche Sanktionen gegen russische Unternehmen und Bürger auf den Weg gebracht. Dabei wurden unter anderem Vermögenswerte in den USA eingefroren. Portugal wird nach Aussagen von Ministerpräsident Antonio Costa Leopard-2-Panzer an die Ukraine liefern. "Wir arbeiten derzeit daran, einige unserer Panzer abgeben zu können", sagte er der Nachrichtenagentur Lusa auf einer Reise in die Zentralafrikanische Republik. "Ich weiß nicht, wie viele Panzer geschickt werden, aber das wird zu gegebener Zeit bekanntgemacht." Portugal sei in Gesprächen mit Deutschland, um Teile für die Reparatur einiger nicht einsatzfähiger Panzer aus dem portugiesischen Bestand zu bekommen. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, sieht das Treffen von EU-Spitzenvertretern mit der ukrainischen Führung in Kiew als klares Signal für den Willen der Europäischen Union, die Ukraine in die Gemeinschaft aufzunehmen. "Die Botschaft dieses Tages ist eindeutig: Die Ukraine wird EU-Mitglied werden", sagte Makeiev dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Sein Land werde "alles dafür tun, den Beitrittsprozess so schnell wie möglich abzuschließen". Die Ukraine ist seit dem vergangenen Jahr offiziell EU-Beitrittskandidat und fordert einen schnellen Beitritt, möglichst schon innerhalb der nächsten zwei Jahre. An dem Spitzentreffen in Kiew hatten am Freitag von EU-Seite unter anderem Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel teilgenommen. Sie lobten die "beträchtlichen Anstrengungen" der Ukraine hinsichtlich ihrer Bewerbung um die Mitgliedschaft. Konkrete Zusagen zum Zeitpunkt der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen gab es aber weiterhin nicht. In der russischen Stadt Belgorod nahe der Ukraine haben die Behörden wegen des Beschusses einer Fabrik auf unbegrenzte Zeit Terroralarm ausgerufen. "In Borisowka wurde in der Nacht ein ziviles Industrieobjekt von den ukrainischen Streitkräften attackiert", schrieb der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegram-Kanal. Es sei daher offensichtlich notwendig, die Alarmstufe Gelb, erhöhte Terrorgefahr, auf unbegrenzte Zeit zu verlängern. Bisher konnten Gouverneure Terroralarm nur für maximal 15 Tage in ihrer Region verhängen. Die Ukraine hat sich noch nicht zu dem Angriff geäußert. Die deutschen Ermittler haben zum jetzigen Zeitpunkt keine Belege dafür, dass Russland hinter den Explosionen an den Gas-Pipelines Nordstream 1 und 2 steckt. "Das ist derzeit nicht belegbar, die Ermittlungen dauern an", sagte Generalbundesanwalt Peter Frank der "Welt am Sonntag". Mit Hilfe zweier Forschungsschiffe seien Wasser- und Bodenproben sowie Reste der Pipelines entnommen worden, der Tatort sei auch umfassend dokumentiert worden. "Das alles werten wir derzeit kriminaltechnisch aus." Ende September waren nach Explosionen nahe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe – ohne jedoch einen Schuldigen zu benennen. Die Explosionsstellen liegen in internationalen Gewässern in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Beide Länder führen ihre eigenen Ermittlungen. "Wir stehen aber in Kontakt", sagte Frank. Nach den EU-Mitgliedstaaten haben sich auch die G7-Staaten und Australien auf Preisobergrenzen für russische Ölprodukte geeinigt. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorging, legten die Gruppe großer Industriestaaten und Australien Preisdeckel von 100 US-Dollar pro Barrel für Kraftstoffe wie Diesel und 45 Dollar pro Barrel für Produkte wie Heizöl fest. Dieses Vorgehen zielt demnach darauf ab, "Russland daran zu hindern, von seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine zu profitieren" und die Stabilität der Energiemärkte zu fördern. Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier. Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
mdr.de
In Polen und Großbritannien hat die Ausbildung ukrainischer Soldaten an Leopard- und Challenger-Kampfpanzern begonnen. Die Ukraine und Russland haben den größten Austausch von Gefangenen im bisherigen Jahr durchgeführt.
[ "Nachrichten", "Ukraine", "Russland", "Krieg", "preisdeckel", "öl", "Kampfpanzer", "Challenger", "Leopard" ]
Welt
2023-02-04T22:45:00+01:00
2023-02-05T04:39:14+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/politik/liveblog-ukraine-russland-krieg-austausch-kriegsgefangene100.html
Mari Moriya
Mari Moriya ist einer der vielseitigsten Soprane unserer Zeit, und ihre Engagements führen sie nach Europa, Asien und die USA. Sie singt sowohl dramatische Koloraturpartien als auch jugendlich-dramatische Rollen – ihr Repertoire reicht daher von den bel canto-Heldinnen wie Norma und Maria Stuarda bis hin zur Butterfly. Mari Moriya wurde in Oyama, Japan geboren und studierte an der Musashino Academy of Music in Tokyo (Master of Music) sowie am Mannes College of Music in New York (Professional Studies Diploma). Sie war Finalistin bei den Metropolitan Opera National Council Auditions in 2005 und gewann zahlreiche Preise bei wichtigen Wettbewerben, wie dem Cardiff Singer of the World (Concert Prize, 2007) und dem Belvedere-Gesangswettbewerb (Hans-Gabor-Sonderpreis, 2008). In Japan feierte Mari Moriya große Erfolge u. a. als Elsa (Lohengrin), Sieglinde (Die Walküre), Salome und Marschallin (Der Rosenkavalier), Cio-Cio-San (Madama Butterfly), Lulu, Elena (La donna del lago), Leonora (Il trovatore), Lucia di Lammermoor und Konstanze (Die Entführung aus dem Serail). Sie gastierte u. a. an der Opera Vlaanderen, der Oper Leipzig, am Theater Basel, an der Scottish Opera, der Volksoper Wien, dem Landestheater Linz, der Opera Ireland, der Metropolitan Opera New York, der Palm Beach Opera, der Pittsburgh Opera, der Portland Opera, der Baltimore Opera und der Seattle Opera.
mdr.de
Die japanische Sopranistin Mari Moriya ist weltweit auf den Opern- und Konzertbühnen zu erleben. In unterschiedlichsten Rollen Mozart bis Wagner begeistert sie ihr Publikum.
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Konzerte
2024-12-18T11:03:07+01:00
2024-12-18T11:03:07+01:00
https://www.mdr.de//konzerte/konzertkalender/mari-moriya-biografie-100.html
Wolfgang Kohlhaase – Drehbuchautor von Filmen, die Geschichte schrieben
Nur wenige Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren sind den Kinogängern bekannt. Das Drehbuch geht vollständig in den Film ein, löst sich gewissermaßen in ihm auf, und kaum jemand kennt diejenigen, die sich die Geschichte ausgedacht, die Charaktere und die Konflikte oft in einem jahrelangen Prozess entwickelt haben. Bei Wolfgang Kohlhaase, der am 13. März 2021 seinen 90. Geburtstag feiert, ist das anders. Wie kaum ein anderer Autor steht er für die Kunst des Drehbuchschreibens, seinen Namen verbinden die Filmfans mit Qualität, mit geistreichen, pointierten Dialogen, mit bleibenden Werken, die zu den besten der deutschen Filmgeschichte gehören. Kohlhaases Drehbücher haben über Generationen hinweg bedeutende Regisseure wie Gerhard Klein, Frank Beyer, Konrad Wolf und Andreas Dresen inspiriert, sie setzten sich mit dem schweren Erbe der Nazi-Zeit, mit dem Erleben und Überleben des Krieges auseinander.Besonders eindringliche Filme gelangen ihm immer dann, wenn er die offiziellen Heldenbilder brechen konnte, wenn bei ihm wirkliche Menschen, im Leiden und Widerstehen sichtbar wurden, Mitläufer und Täter ebenso wie sehr menschliche Kämpfer. Viele dieser Filme erreichten dann auch ein großes Publikum, jenseits der auferlegten Pflichterfüllung. In "Der Aufenthalt" fesselte Sylvester Groth in seiner ersten Rolle als seine Schuld begreifender, junger Wehrmachtssoldat. Autobiografisch erzählte Konrad Wolf in "Ich war neunzehn" nach einem glänzenden Drehbuch von Kohlhaase von seiner Rückkehr in die fremde Heimat in sowjetischer Uniform, eine ungewöhnliche Perspektive im DEFA-Film, mit Jackie Schwarz in der Hauptrolle. Kohlhaases große Kunst der Verdichtung, des Reduzierens, der genauen Beobachtung zeigt sich auch in der zweiten wichtigen Seite seines Schaffens. Neben der ständigen Konfrontation mit den Schrecken des Krieges und der Nazi-Herrschaft, war es sein wacher Blick auf die Wirklichkeit, auf das Leben der Nachbarn, ganz normaler Leute, denen er mit Liebe und Respekt begegnete. So erscheint der Prenzlauer Berg bei ihm als ein geradezu mythischer Kino-Ort, Heimat wunderbar eigensinniger Menschen wie der Sängerin Sunny aus dem Film "Solo Sunny" von Konrad Wolf, eine der unvergänglichen DEFA-Filmfrauen. Kohlhaases Sunny, von Renate Krößner gespielt, lebt nicht einfach nur hier – sie verkörpert den ganzen Prenzlauer Berg, wie er damals war und längst nicht mehr ist. Kohlhaase, der nie in Prenzlauer Berg lebte, kehrte immer wieder hierher zurück, als genauer Beobachter und als Chronist. Allein mit den Filmen von Kohlhaase ließe sich die Geschichte des Prenzlauer Bergs und seiner Menschen nach dem Krieg bis heute erzählen. Immer mit Sympathie für die einfachen Leute, die dort einst lebten, wie in "Berlin – Ecke Schönhauser" von 1957 bis hin zu "Sommer vorm Balkon" von 2005.
mdr.de
Wolfgang Kohlhaase ist einer der bedeutendsten deutschen Drehbuchautoren und wird als guter Beobachter geschätzt. Aus seiner Feder stammen DEFA-Filmklassiker wie "Berlin – Ecke Schönhauser" und "Solo Sunny". Ein Porträt.
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Literatur
2020-12-25T04:00:00+01:00
2022-10-05T14:14:17+02:00
https://www.mdr.de//kultur/literatur/wolfgang-kohlhaase-portraet-100.html
Genveränderte Mücken breiten sich in Brasilien aus
Korrektur Dem hier veröffentlichten Artikel folgte eine intensive Diskussion. Einige der beteiligten Wissenschaftler distanzierten sich von der Studie, was in einer Veröffentlichung der redaktionellen Bedenken (Editorial Expression of Concern) im Mai 2020 ebenfalls in Scientific Report berichtet wurde. Die dort beschriebenen Probleme mit der Untersuchung beziehen sich vor allem auf den kurzen Zeitraum (die Proben der Mücken wurden nur wenige Wochen nach der Freisetzung entnommen). Frühere Arbeiten der Forscher hätten außerdem nachgewiesen, dass die genetischen Veränderungen im Lauf der Zeit verlorengehen, diese Informationen wurden in der Studie jedoch nicht erwähnt. Ebenso gäbe es keine Beweise dafür, dass die neuen hybriden Mücken robuster seien als die ursprüngliche Wildpopulation seien. Und die Schlussfolgerung der Studie zur "Bedeutung der Einrichtung eines genetischen Überwachungsprogramms während solcher Freisetzungen" könne missverstanden werden, da es im vorliegenden Fall ein Überwachungsprogramm der brasilianischen Aufsichtsbehörde, der National Technical Commission of Biosafety (CTNBio), gegeben habe. Orignalartikel Science-Ficton-Horror könnte kaum besseren Stoff liefern. Zusammengefasst: Menschen verändern das Erbgut einer Mücke, die Mücke vermehrt sich unkontrolliert und ist stärker als ihre natürlichen Artgenossen. Das passiert gerade in Brasilien. Aber der Reihe nach: Gelbfieber, Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber oder der Zika-Virus stellen gerade in warmen, ärmeren Ländern eine erhebliche gesundheitliche Bedrohung für die dort lebenden Menschen dar. Übertragen werden diese Krankheiten durch Mücken. Die Rechnung ist einfach: Wenn die Mücken nicht wären, würden die Krankenheiten nicht übertragen werden. Anstelle nur mit Medikamenten und Impfungen die Krankheit in Schach zu halten, gilt es, die Mücken als Ursache zu bekämpfen. Neben der wenig effektiven Bekämpfungen mit Insektiziden gilt Genmanipulation als Hoffnungsträger. Die Idee klingt clever: Das Erbgut der Mücken wird so verändert, dass die Nachkommen der Tiere nicht überlebensfähig sind. Ihre Ausbreitung wird damit verhindert. Bereits zwischen 2013 und 2015 hat das britische Unternehmen Oxitec im brasilianischen Jacobina versuchsweise Exemplare der Ägyptischen Tigermücke freigelassen. Das hat auch gut geklappt, die Zahl der Tiere konnte erheblich eingedämmt werden. Wie Wissenschaftler in Scientific Report jetzt berichten, finden sich unter den Überlebenden Exemplaren allerdings auch solche mit verändertem Erbgut. Das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Allerdings ist bekannt, dass – unter Laborbedingungen – etwa drei bis vier Prozent der Nachfahren von Mücken mit einem genmanipulierten Elternteil aufwachsen können. Wie sich jetzt herausgestellt habt, waren – je nach Stichprobe – zwischen 10 und 60 Prozent der Nachfolgepopulation mit verändertem Erbgut unterwegs. Der in München ansässige gentechnikkritische Verein Testbiotech warnt, durch das Einstreuen der genveränderten Mücken könne sich das Problem mit den Insekten sogar noch verschärfen. Geschäftsführer Christoph Then: "Die Versuche der Firma Oxitec haben zu einer weitgehend unkontrollierbaren Situation geführt. Die Firma hat ihre patentierten Mücken freigesetzt, obwohl bereits bekannt war, dass manche der Tiere durchaus in der Umwelt überleben können." Und tatsächlich bestehe den Forschern zufolge die Gefahr, mehr Merkmale als die gewollten in die Mückenpopulation vor Ort einzubringen. Die genmanipulierten Exemplare stammen aus Mexiko und Kuba und haben sich mit der brasilanischen Variante vermischt. Das so geänderte Erbgut mache die Tiere robuster – in vereinter Kraft sozusagen. Bereits im Juni hat Oxitec den erfolgreichen Abschluss von Tests mit einer neuen Mückengeneration verkündet. Bei dieser Art sollen nur die weiblichen Nachkommen nicht lebensfähig sein. Die Gen-Mücke 2.0, die sich selbst im Zaum hält, soll effektiver und kosteneffizienter sein. Die Autoren der vorgelegten Studie betonen indes, wie wichtig es sei, das Erbgut bei solchen Versuchen zu überwachen. Denn – wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen, aber – eine ausufernde Plage an resistenten, genveränderten Science-Fiction-Mücken wird niemand verantworten wollen.
mdr.de
Eigentlich sollten genveränderte Mücken in Brasilien die Ausbreitung von Krankheiten verhindern. Jetzt hat sich herausgestellt, dass sich das veränderte Erbgut ausgebreitet hat. Mit unabsehbaren Folgen.
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Startseite
2019-09-12T15:42:42+02:00
2022-06-13T11:25:27+02:00
https://www.mdr.de/wissen/gentechnik-muecken-brasilien-ausbreitung-100.html
Wintereinbruch? Wo es in den kommenden Tagen schneien könnte
In den kommenden Tagen könnte in Sachsen großflächig der Winter Einzug halten. Bereits in der Nacht zum Mittwoch gab es in Höhenlagen leichten Schneefall. Vor allem die Menschen im Erzgebirge können sich laut Deutschem Wetterdienst weiter über Flocken freuen. In der Nacht zum Sonnabend soll es dann bis in die tiefen Lagen schneien. In den kommenden Tage bleibt es im Flachland allerdings zunächst herbstlich. Am Mittwoch scheint laut MDR-Wetterstudio zwischen der Region Leipzig und Muskauer Heide teilweise die Sonne. Sonst halten sich dichte Wolken mit letztem Schneegriesel noch hartnäckiger. Die Höchstwerte liegen zwischen minus zwei und plus zwei Grad. Am Donnerstag solle es kurzzeitig wärmer und vor allem windig werden, bevor es dann zum Wochenende deutlich abkühlt. Auch wenn es in den nächsten Tagen in weiten Teilen Sachsens noch recht mild bleiben soll, sollten sich Hauseigentümer langsam auf den Winter vorbereiten. Die wichtigsten Fragen und Antworten: In der Regel sind die Eigentümer oder Vermieter für den Winterdienst verantwortlich. Die Aufgabe kann auch auf den Mieter übertragen werden - aber nur, wenn dies im Mietvertrag ausdrücklich vereinbart ist. Eine Regelung in der Hausordnung reicht nach Angaben des Deutschen Mieterbunds nicht aus. Wer vorsätzlich oder fahrlässig der Räum- und Streupflicht vor seinem Haus nicht nachkommt, zum Beispiel weil er im Urlaub ist, dem drohen Geldbußen von bis zu 10.000 Euro. Geräumt werden muss laut Mieterbund in der Regel in der Zeit zwischen 7 und 20 Uhr. In Ausnahmefällen könne aber auch eine Räumung außerhalb dieser Zeiten notwendig sein - etwa wegen sich verschärfender Witterung. Oftmals gilt eine Frist von einer halben Stunde nach Ende des Schneefalls. Bei Glatteisbildung besteht sofortige Streupflicht. Die Gehwege vor dem Haus müssen mindestens anderthalb Meter breit geräumt und gestreut werden. So passen zwei Menschen aneinander vorbei. Zum Streuen sollte vor allem Sand benutzt werden, um die Flächen abzustumpfen. Streusalz ist in vielen Orten verboten oder nur bei extremer Glätte erlaubt. MDR (ben)/dpa/afp
mdr.de
In den kommenden Tagen könnte in Sachsen der Winter Einzug halten. In Lagen über 400 Meter könnte es schneien, am Wochenende dann sogar im Flachland.
[ "Nachrichten", "Sachsen", "Winter", "Wetter", "Schnee", "Eis" ]
Sachsen
2023-11-22T12:56:44+01:00
2023-11-22T12:56:44+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/wetter-dwd-winter-schnee-100.html
Vb-Wetterlage: So viel Regen hat Deutschland abbekommen
Die zum Teil katastrophalen Überschwemmungen in Bayern und Baden-Württemberg sind Folge eines Dauerregens, wie es ihn selten gibt. Mehr oder weniger fünf Tage lang kreiste ein großes Regengebiet über den Alpen, bevor es sich nun endlich aufgelöst hat. Regionen in Alpennähe haben deshalb deutschlandweit deutlich am meisten Regen abbekommen. Im Kreis Lindau am Bodensee, wo drei DWD-Stationen die täglichen Daten geliefert haben, waren es über die vergangenen fünf Tage hinweg durchschnittlich 211 Liter pro Quadratmeter, ungefähr viermal so viel wie im regenreichsten mitteldeutschen Kreis der vergangenen Tage, dem Vogtlandkreis, dessen zehn DWD-Stationen durchschnittlich 56 Liter pro Quadratmeter aufzeichneten. Wenn Sie auf der Karte den Mauszeiger über einen Kreis halten oder darauf klicken, werden genauere Informationen zu den dortigen Regenmengen und den Stationen, die Daten aufgezeichnet haben, angezeigt. Regenreichster Tag im Süden war der Freitag (31. Mai). Einzelne Stationen verzeichneten mehr als 130 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 Stunden. Spitzenreiter war Sontheim im Unterallgäu mit 140,8. Auch auf der nächsten Karte, die die einzelnen Tage zeigt, wurden wieder alle DWD-Stationswerte eines Kreises zu einem Durchschnitt für diesen Kreis zusammengefasst. Insgesamt hat es in den fünf Tagen über der Wetterstation in Buchenberg (Oberallgäu) am meisten geregnet. 255,6 Liter pro Quadratmeter sind dort in 120 Stunden zusammengekommen. Hauptregentag war auch dort der Freitag. In einigen anderen Orten hat es allerdings erst gestern (Montag, 3. Juni) so sehr geschüttet, dass auch sie zu den zehn Orten mit dem meisten Regen seit Donnerstag gehören. Raubling im Landkreis Rosenheim hatte vier Tage lang nur recht wenig Niederschlag zu verkraften, bekam dann aber gestern 137 Liter pro Quadratmeter ab. In Buchenberg im Oberallgäu ist man mehr Regen gewohnt als in vielen anderen Orten Deutschlands. Aber selbst dort lag die Regenmenge der vergangenen fünf Tage deutlich über dem, was normalerweise in einem ganzen Monat zu erwarten ist. In anderen Orten, wie dem baden-württembergischen Regenspitzenreiter Kaisersbach ist die Diskrepanz noch größer: "In fünf Tagen doppelt so viel Regen wie normalerweise in einem ganzen Monat" ist dort keine Übertreibung.
mdr.de
Die Auswertung der Daten von mehr als 2.000 DWD-Wetterstationen zeigt: In einigen Orten in Süddeutschland hat es in den vergangenen Tagen deutlich mehr geregnet als normalerweise in einem ganzen Monat.
[]
2024-06-04T16:17:10+02:00
2024-06-04T16:30:57+02:00
https://www.mdr.de//wissen/umwelt-klima/regenmengen-vb-wetterlage-deutschland-100.html
Neil Young, Spotify und die NFTs
Die Zeiten, in denen man sich über das Dschungelcamp mit fernsehanalytischen Argumenten streiten konnte, scheinen mir vorüber zu sein. Entweder man schaut es gern, oder man schaut es nicht. Aber das Format noch von einer Position über den Dingen aus zu gucken, auf der Suche nach dem vermeintlich Eigentlichen der Show – das geht so wenig, wie ironisch zu DJ Ötzi zu tanzen. Samira El-Ouassil hätte es nun aber um ein Haar geschafft, mir die Show als „eine spielerisch geförderte Heldenreise von Prominenten“ zu verkaufen, als antike Tragödie gar, da es auch einen „griechischen Chor“ gebe – die Zuschauer, die „die Geschicke der Helden nicht nur verfolgen, sondern durch ihre Anrufe gewissermaßen schicksalhaft beeinflussen können“. Aber nur um ein Haar. Dass man Elemente der antiken Tragödie in dem Format entdecken kann, macht halt doch noch keine antike Tragödie daraus. Letztlich stellt sie „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ins Regal mit den Trash-TV-Formaten, und ich denke, da steht es schon richtig. Ihre Kolumne bei Übermedien schließt an die Diskussion an, die Jenni Zylka hier im Altpapier am Donnerstag zusammengefasst und mitgeführt hat. [In aller Kürze noch einmal das Diskussionsthema: Teilnehmerin A und Teilnehmerin B geraten in Streit. Beide werden ausfällig, aber Teilnehmerin B beleidigt A dann übel rassistisch. RTL zeigt alles äußerst ausführlich und wirft B dann aus der Show, aber nicht A. War das ein angemessener Umgang? Oder wurde die rassistische Beleidigung vor allem medial reproduziert und ausgeschlachtet?] El-Ouassil vertritt bei Übermedien die Position, die Macher hätten im Kern richtig gehandelt. Der alleinige Ausschluss von B, nicht aber von A, zeuge „von einem Verständnis des Problems“ – nämlich dass irgendeine Beleidigung und eine rassistische Beleidigung unterschiedlich zu bewerten sind. Generell hätten die Macher von Reality-TV-Formaten, nicht nur die von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“, in den vergangenen Jahren gelernt, „dass ihr Trash-TV-typischer Unernst nicht weiter mit den gesellschaftspolitischen Scheuklappen eines eskapistischen Amüsements jenseits von Gut und Böse aufrecht erhalten werden kann.“ Denn was habe sich geändert? „Die gesellschaftspolitischen Debatten und Prozesse sind Teil dessen, was die Teilnehmenden besprechen, inszenieren und performen. Die Produktion muss dazu eine Position beziehen, die sich in der Art übersetzt, wie sie diese mitgebrachten Debatten abbildet und mit den Aussagen und Handlungen ihrer Kandidaten umgeht. Der Versuch, vornehm apolitisch zu bleiben und die Zuschauer einfach so dem emotionskannibalistischen Spektakel zu überlassen, ist keine Option. Denn als Spielemacher haben sie, so albern das in Bezug auf Ekel-Quatsch-Shows mit Kotzfruchtduschen und Raupenwettessen klingen mag, ebenfalls eine gesellschaftspolitische Verantwortung.“ Angelehnt an Pierre Bourdieus Vorträge „Über das Fernsehen“, in denen er zwischen Geschmacksbildung (im Fernsehen der 50er Jahre) und Geschmacksbedienung mit dem Ziel, „die größtmögliche Zuschauerzahl zu erreichen“ (im Fernsehen der 90er), unterscheidet, könnte man freilich fragen: Nimmt RTL seine gesellschaftspolitische Verantwortung deshalb wahr, weil es wirklich den Anspruch dazu hat? Oder nimmt es sie mit der Intention wahr, auf die Art die größtmögliche Zuschauerzahl zu erreichen? Ich hätte eine Tendenz. In Samira El-Ouassils Worten, etwas aus dem Kontext: RTL hat den „Eklat dankbar mitgenommen und ein paar Haltungsnoten kassiert“. Der kleine Suhrkamp-Band „Über das Fernsehen“ mit den zwei Vorträgen Pierre Bourdieus ist mir neulich mal wieder in die Hände gefallen. Er ist immer noch lesenswert, allerdings beschäftigte sich der Soziologe mit der Zeit vor dem Internet für alle. Das journalistische Feld, schreibt er an einer Stelle, die wohl nicht mehr als tagesaktuell durchgehen dürfte, habe „ein faktisches Monopol über die Instrumente und Verbreitung von Informationen (…) und vermittels dieser Instrumente ein Monopol über den Zugang einfacher Bürger, aber auch anderer Kulturproduzenten – Wissenschaftler, Künstler, Schriftsteller – zu dem, was man manchmal ‚Öffentlichkeit‘ nennt, das heißt zum breiten Publikum.“ Die Neunziger. Ja lol ey, wie Rezo sagen würde. Heute klingt’s in dem, was nach der Zerbröselung des Journalismusmonopols manchmal „Öffentlichkeit“ heißt, ja dann doch oft eher so: „Der Dunkle Parabelritter und Staiy klären auf: Wieso MontanaBlack wahrscheinlich unwissentlich an einem NFT-Scam beteiligt ist.“ Diesen Teaser habe ich gefunden, als ich per Suchmaschine recherchiert habe, was derzeit zum Thema NFTs berichtet wird, also zu Non-Fungible Tokens (hier zwei Links zu Erklärungen von SWR und n-tv.de), also zu diesen Besitzurkunden und Zertifikaten, mit denen Digitales – Kunst, Musik, virtuelle Sammelkarten – über Blockchaineinträge quasi vereinzigartigt wird. Ergebnis: Es wird natürlich allerhand berichtet. Auch medial Relevantes, weil es bei alldem auch um ein Internet geht, das nicht auf den Datensilos der heutigen Konzernriesen fußt, sondern auf dezentralen Blockchains. Es geht also zumindest um die theoretische Möglichkeit von Machtverschiebungen zu Ungunsten der großen Konzerne. Allerdings habe ich von kaum einer Quelle, die auf meinen ersten Suchseiten auftauchen, je zuvor gehört. NFTs sind einerseits ein Superhype – andererseits nicht wirklich auf dem Radar der breiten Öffentlichkeit. Es ist kein ganz einfach zu verstehendes Thema für all jene, die nicht aus dem Stegreif definieren können, was „Blockchain“ bedeutet. Insofern ist es gut, dass es hin und wieder eine niedrigschwellige Möglichkeit auch für Unbedarftere gibt, sich ein Bild zu machen. In der aktuellen „Zeit“ gibt es im Wirtschaftsressort etwa zwei Seiten über NFTs: „Gut möglich, dass NFTs nach ihrem aktuellen Höhenflug erst mal einen Niedergang erleben. Das war bei vielen neuen Technologien so. Erst mit der Zeit stellt sich heraus, wofür sie wirklich gut sind. Der Nutzen von NFTs dürfte darin liegen, dass sie den Handel mit virtuellen Gütern jeder Art erleichtern. Veranstalter können zum Beispiel Eintrittskarten als NFTs anbieten und so leichter Schwarzmarktpreise verhindern. Mit NFTs lässt sich aber auch die Echtheit von digitalen Dokumenten und Urkunden garantieren.“ Auch die „Krautreporter“ arbeiten an einem kleinen Schwerpunkt zum sogenannten Web3.0. Rico Grimm ist dort kürzlich unter der anziehend analytisch klingenden Zeile „Warum NFTs eher nicht das Klima zerstören (Bitcoin aber schon)“ der oft geäußerten Behauptung nachgegangen, NFTs seien klimaschädlich. („Die Zeit“ kommt am Rande auch vor in seinem Text, mit dem Label „Amtsblatt der deutschen Technikpiefigkeit“). Die Frage, die sich für das journalistische Feld stellt, ist: Gibt es eine Möglichkeit, die Informationskluft etwas zu schließen? Es geht ja nicht nur um ein spinnertes Hobby einiger Nerds, wenn es ums Web3.0, das „Metaverse“ und eben auch um NFTs geht. Schon in wenigen Jahren dürfte nicht nur für Eingeweihte von Belang sein, was in dem Bereich derzeit gedacht und entwickelt wird. In diesem Zusammenhang fragt sich, wenn auch nur sehr am Rande, ob es sinnvoll ist, die „Börse vor acht“ im ARD-Vorabendprogramm zwar in „Wirtschaft vor acht“ umzubenennen (Altpapier), also den Zugriff auf Wirtschaftsthemen zu vergrößern, was mir richtig zu sein scheint – aber das Ganze weiterhin von der Frankfurter Börse zu senden und dadurch mitzuvermitteln, Wirtschaftsthemen seien immer Börsenthemen. Eigentlich stimmt nur die Umkehrung, Börsenthemen sind immer Wirtschaftsthemen. NFTs, nur mal zum Beispiel, werden nicht an der Börse gehandelt. Wie groß dieses NFT-Dings werden könnte, auch wenn man noch nicht so recht weiß, wo es hingeht: Dazu gibt es ein Beispiel in der aktuellen Berichterstattung. Der Rockstar Neil Young hat sich mit Spotify angelegt. Die schwedische Streamingplattform müsse sich entscheiden: entweder die Musik von Young. Oder weiterhin die Podcasts von Joe Rogan, einem Comedian, in dessen Spotify-Podcast „der US-Virologe und Impfgegner Robert Malone zu Gast war. Hunderte Wissenschaftler hatten Spotify danach heftig kritisiert, weil darin ‚mehrere Unwahrheiten über Covid-19-Impfstoffe’ verbreitet würden“, wie Andreas Borcholte auf den Seiten des „Spiegels“ zusammenfasst (€). Spotify habe sich „zunächst für den populären Podcaster entschieden“, also Rogan, „nicht für einen Garanten seines bisherigen Kerngeschäfts“, also Young. „Neil Young darf sich nun zunächst als Rebell feiern lassen, der es mit dem mächtigen Streamer aufgenommen und ein Exempel gegen Fake-Informationen statuiert hat.“ Die Sache hat aber darüber hinaus mindestens zwei weitere Aspekte, die medial von Belang sind. Erstens, wie Eike Kühl bei Zeit Online schreibt: „Spotify ist nun endgültig angekommen in der Debatte um die Moderation von Inhalten, die Plattformen wie YouTube, Facebook und Twitter schon länger beschäftigt. Als das schwedische Unternehmen noch ein reiner Musikstreamingdienst war, konnte es die Verantwortung auf die Labels schieben, die die Songs ihre Künstlerinnen und Künstler auf Spotify hochluden. Doch jetzt, da das Unternehmen selbst Inhalte produziert, muss es sich kritischen Fragen hinsichtlich der Moderation und dem Durchsetzen von Regeln und Richtlinien stellen.“ Zweitens stellt sich die Frage nach dem Masterplan der Musikrechteinhaber. Neil Young selbst hat 50 Prozent seiner Songrechte an den Musikfonds Hipgnosis verkauft. Borcholte bei spiegel.de: „Allein hätte Young seine Drohung an Spotify also nicht in die Tat umsetzen können. Seine Anwälte hätten ihn daran erinnert, dass er nicht mehr selbst die Entscheidungsgewalt hat, seine Musik zu entfernen. Er brauchte die Unterstützung der Firmen, die seine Musik verwalten. Dass diese Unternehmen, die mit Youngs Musik viel Geld einnehmen, ihm in seiner Entscheidung folgten, ist daher der bemerkenswerteste Aspekt dieser Affäre.“ Bemerkenswert ist etwa, dass der Gründer des Musikfonds Hipgnosis, Merck Mercuriadis, der Teile von Neil Youngs Rechten erworben hat, vor Kurzem wissen ließ, dass er einen Teil der Zukunft der Musikindustrie im Handel mit NFT-Zertifikaten sehe, also womöglich mit dezentralen, exklusiveren Zugängen zu Songs, Konzerten, Sammlerobjekten. Optimistisch gewendet: Künstlerinnen und Künstler könnten unabhängiger von großen Plattformen wie Spotify werden, weil die dann nicht zwischen Fan und Künstler stünden. Weniger optimistisch gewendet: Mal sehen, welche Machtasymmetrien es noch so gibt. +++ Der Mediendienst Integration hat eine „neue Expertise“ von Thomas Hestermann (zuletzt in diesem Altpapier) von der Hochschule Macromedia in Hamburg vorgelegt, die zum Fazit komme, dass „die Medien die Chance von Migration neu gewichten“ und „Deutschlands Leitmedien sehr viel gelassener über Migration“ berichteten, wie die taz berichtet. Die Expertise gibt es hier. +++ netzpolitik.org fasst den Stand der (wissenschaftlichen) Debatte zum Sinn von Dislike-Buttons zusammen. +++Lisa Fitz tritt nicht mehr in der SWR-Sendung „Spätschicht“ auf, wird u.a. vom Tagesspiegel gemeldet. Neil Young hat wohl nichts damit zu tun. +++ Dietrich Leder schreibt bei der KNA Differenziertes über den ZDF-Film „Die Wannseekonferenz“ (und meint die Dokumentation, nicht den Fernsehfilm): „Der Film erwähnt alles das, was wichtig ist, um die Wannseekonferenz richtig einzuordnen (…). Problematisch an diesem Film ist etwas, was viele Dokumentationen zu diesem Thema betrifft. Es benutzt Propaganda-Bilder der Nazis.“ +++ Nachdem David Bernet vom Dokumentarfilmer-Verband AG Dok in der FAZ die Wikipedia bzw. deren Betreiberorganisation Wikimedia für ihre „Lobby-Kampagne … für sogenannte 'freie Lizenzen’“ kritisiert hat (Altpapier), gab es nun unter dem Titel „Freie Lizenzen für das Gemeinwohl" (€) die Erwiderung von Christian Humborg von Wikimedia Deutschland: „Dass … die Kreativen in der Auseinandersetzung zwischen Inhalteverwertern wie Filmgesellschaften oder Verlagen, Plattformen, den Öffentlich-Rechtlichen und der Politik zerrieben werden, ist bedenklich. Dass David Bernet mit dem Finger ausgerechnet auf Wikipedia und Wikimedia zeigt, ist aber unverständlich.“ (Transparenzhinweis: Ich war Redakteur von Zeit Online.) Das nächste Altpapier erscheint am Montag.
mdr.de
Nehmen Reality-TV-Formate seit Neuestem ihre gesellschaftspolitische Verantwortung ernst? Das Wissen über sogenannte NFTs ist ungleich verteilt, weil es als Tech-Thema gilt – kann der Journalismus die Kluft schließen?
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2022-01-28T09:00:14+01:00
2022-01-28T09:00:14+01:00
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-2492.html
16 Strafanzeigen nach Bauernprotesten im Kreis Stendal
Die Polizeiinspektion Stendal hat bisher 16 Anzeigen im Zusammenhang mit den Bauernprotesten in der Region aufgenommen. Wie eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, geht es bei den Geschehnissen in der vergangenen Woche jeweils um den Vorwurf der Nötigung. An verschiedenen Orten im Landkreis Stendal waren den Angaben nach Verkehrsteilnehmer an der Weiterfahrt gehindert worden. Insgesamt zwölf der 16 Anzeigen beziehen sich auf Aktivitäten an der Elbbrücke bei Tangermünde. Dort hatte es zwei Tage lang unangemeldete Demonstrationen gegeben. MDR (Bernd-Volker Brahms, Marvin Kalies, Mario Köhne)
mdr.de
Nach den Bauernprotesten bearbeitet die Polizei im Kreis Stendal 16 Strafanzeigen. Die meisten davon beziehen sich auf Vorfälle an der Elbbrücke in Tangermünde.
[ "Nachrichten", "Bauern", "Landwirte", "Proteste", "Aktionen", "Stendal", "Altmark", "Elb-Havel-Winkel", "Elbe", "Brücke", "Blockade" ]
Sachsen-Anhalt
2024-01-19T07:25:01+01:00
2024-01-19T15:19:29+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/bauern-proteste-anzeigen-100.html
Ungenaue Leichenschauen - Wenn Morde nicht erkannt werden
Esther Stephan (EH): Als die Oma von Yvonne H. 2018 gestorben ist, scheint zunächst alles normal zu sein, und auch eine Ärztin hat damals eine natürliche Todesursache bescheinigt. Aber Yvonne H. fallen damals schon ein paar Merkwürdigkeiten zu Hause auf. Die Schuhe lagen komisch im Flur und es waren einige Kleinigkeiten, wo ich halt gedacht habe: Irgendwas stimmt hier nicht. Aber wenn dann eine Ärztin zu dir sagt: friedlich eingeschlafen. Ja, dann gehste davon aus, dass es so ist. ES: Später stellt sich raus: Yvonne H.s Großmutter ist ermordet worden. Der Ärztin, die den Tod bescheinigt hat, ist das nicht aufgefallen. Wie kann das sein? Darüber sprechen wir heute bei "MDR Investigativ - Hinter der Recherche". Hier sprechen wir mit Journalist*innen über ihre Recherchen, das Thema und die Erlebnisse während der Dreharbeiten. Ich bin Esther Stephan, ich arbeite für die politischen Magazine des Mitteldeutschen Rundfunks und ich spreche heute mit der Reporterin Nadja Malak. Hallo Nadja! Nadja Malak (NM): Hallo Esther! ES: Lass uns mal jetzt zum Einstieg, ganz am Anfang, beziehungsweise ganz am Ende anfangen. Da stirbt ein Mensch. Und was passiert dann? NM: Das hängt so ein bisschen davon ab, ich sage mal in Anführungszeichen, in welchem "Setting" der stirbt. Also stirbt er auf der Straße und hat das sprichwörtliche Messer im Rücken, dann kommt die Polizei, und dann kommt die Mordkommission und der Rechtsmediziner. Was mich aber interessierte, waren eher diese Todesfälle zu Hause. Die eben auch in meinem Fall dann auch zu Problemen geführt haben. Wo meist ältere Menschen muss man sagen, zuhause starben. Menschen, in einem Alter, wo man es auch erwarten kann, dass sie sterben, jenseits der 80, vielleicht auch schon ein bisschen krank. Und wenn man zuhause stirbt, dann, gerade, wenn es nicht tagsüber zu den Geschäftszeiten ist, kommt dann halt der Arzt, der gerade Bereitschaftsdienst hat und dann geht das Prozedere los. Der Tod muss erstmal festgestellt werden. Also ist dieser Mensch wirklich tot? Und dann muss die Todesursache festgestellt werden. Und aus der Todesursache heraus ergibt sich dann die Art des Todes. Also natürlicher Tod, unnatürlicher Tod oder vielleicht sogar eine Gewalteinwirkung? Tötungsdelikte also fremder Hand? Und das muss also dieser Arzt, der dann eben nach Hause kommt, zum Beispiel, wenn er zuhause gestorben ist, bescheinigen in einer Todesbescheinigung. Und da haben wir eben entdeckt in der Recherche, dass, nicht immer diese Todesbescheinigungen richtig sind. ES: Das heißt aber, wenn du sagst der Arzt, die Ärztin, die gerade Bereitschaft hat - das könnte im Prinzip jeder sein? Also das könnte jetzt auch ein Augenarzt oder Zahnarzt machen? NM: Genau. Also das ist ja das Schräge daran. Also das kassenärztliche System sieht halt auch vor, dass Bereitschaftsdienste von Ärzten übernommen werden, am Wochenende und nachts. Und es ist so, wiederum in den Bestattungsgesetzen wird das geregelt, die zwar von den Ländern gemacht werden, aber von jedem Bundesland einzeln, aber in der Regel sind die alle sehr ähnlich oder fast identisch. Jeder Arzt, der gerufen wird, ist verpflichtet, eine Todesbescheinigung auszustellen. Und es kann halt im Zweifel wirklich auch der Hautarzt sein, der Augenarzt, der Orthopäde, der eben jetzt gerade Bereitschaftsdienst hat. Und ja, das war wahrscheinlich auch bei den Fällen, die wir so gefunden haben der Fall, dass es eben keine Fachärzte waren. ES: Okay, genau. Also es geht eben explizit um Morde beziehungsweise um Tötungsdelikte, die nicht entdeckt werden. Trotzdem: auch ein Augenarzt müsste doch eigentlich feststellen können: okay, da sind jetzt in so ganz drastischen Fällen zum Beispiel Würgemale zu erkennen. Da kann ich jetzt nicht davon ausgehen, dass das jetzt ein natürlicher Tod war. Woran liegt das denn, dass dann eben in solchen Fällen, vielleicht auch in weniger offensichtlichen Fällen, Morde nicht entdeckt werden? Wie kann das passieren? NM: Das ist ein bisschen Spekulation. Also grundsätzlich muss man sagen: jeder Arzt lernt das ja in der Ausbildung, im Studium ist es ja auch ein Teil des Studiums. Dass sie das auch lernen, Leichenschauen durchzuführen. Also jeder Arzt und jede Ärztin müssen das eigentlich intus haben. Aber natürlich ist es eine lange Zeit her, auch oftmals das Studium. Da kommt ja eine lange Facharztausbildung dazu. Und dann ist es natürlich auch so, ich glaube, ein Grund ist, das Umgehen-können mit dem Tod. Es ist, glaube ich, für manche da vielleicht auch eine Schwelle. Also die ärztliche Leichenschau hat stattzufinden an dem komplett entkleideten Körper. Also die Leiche muss entkleidet werden, da muss dann oberflächlich angesehen werden. Es muss in alle Körperöffnungen geguckt werden. Und ich weiß es nicht, wenn man die Fälle, die wir jetzt gefunden haben, anguckt, waren es alles Fälle, wo beim genauen Hinsehen man es hätte erkennen können. Aber wir wissen es nur eben nicht genau, die Ärzte offenbar keine ordentliche Leichenschau gemacht haben. Also nicht am entkleideten Körper der Leiche, die Leiche komplett angesehen haben, sondern dann gesagt haben: ja, friedlicher Tod. ES: Jetzt sind ja Kriminalfälle so eigentlich dein Spezialgebiet. Wie bist du denn genau zu diesem Thema jetzt eigentlich hingekommen? Also hat das Thema dich gefunden? Oder wie ist das passiert? NM: Ja, das Thema hat eher mich gefunden, weil ich bin genau eben über Kriminalfälle dahin gekommen. Ich bin erst auf die Fälle gestoßen. Tötungsdelikte, die dann eben auch erst spät erkannt worden sind. Und habe dann eben auch weiter recherchiert und dann eben festgestellt oder mich selber ja auch gefragt: wie kann das passieren? Der erste Fall, der auch im Film vorkommt, mit dem ich konfrontiert worden bin, war ein Fall in Bayern. Bis vergangenes Jahr gab es in Bayern keine zweite Leichenschau. Da kommen wir gleich noch mal drauf zu sprechen. Und die Leiche wurde in Thüringen kremiert oder sollte dort eingeäschert werden. Und in Thüringen hat man dann entdeckt, dass diese Frau eben nicht natürlich gestorben ist, sondern dass, wie die Polizei so schön sagt, Gewalt gegen den Hals stattfand. Und da habe ich dann angefangen zu recherchieren: wie kann das sein? Bayern ist ein Sonderfall. Aber wie kann es dann auch in einem sächsischen Fall sein, wo auch die alte Dame tot im Bett lag und die Hausärztin gesagt hat: sie ist friedlich eingeschlafen. So kam es dann, dass ich darüber mich dann tiefer in diese Thematik Leichenschauen eingearbeitet haben. ES: Und wie hast du da Leute gefunden, die überhaupt bereit sind, mit dir zu sprechen? Also ich kann mir vorstellen von allen Seiten ist es wirklich etwas, worüber man vielleicht jetzt auch wirklich nicht gerne spricht, also sowohl vielleicht Angehörige der Verstorbenen, als auch die Polizei, als auch Ärzt*innen? Konntest du da ganz einfach anrufen? Oder wie bist du zu denen gekommen? NM: Eigentlich habe ich bei fast allen offene Türen eingerannt. Weil die Problematik ist schon bekannt, die wird aber auch nicht oft thematisiert. Die einzige Seite, wo ich selber natürlich auch sehr vorsichtig rangehe, mit viel Fingerspitzengefühl, ist natürlich die Seite der Angehörigen. Weil die natürlich immer sehr schwierig ist, auch wenn der Fall schon ein paar Jahre her ist und geklärt ist. Trotzdem machst du ja was mit diesen Menschen, wenn du die anfragst. Und wir erzählen ja die Geschichte eines Falles, den letztlich die Enkelin ja aufgedeckt hat. Und da habe ich eben in der Recherche des Kriminalfalls erstmal Kontakte gehabt mit der Polizei. Das war die Polizeidirektion Görlitz. Da kenne ich ganz viele Mitarbeiter auch der Pressestelle sehr gut. Wir haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, und da hat man mir dann eben auch die Tür geöffnet, mit dem Ermittler zu sprechen, der jetzt nicht so gerne vor die Kamera geht, aber das sehr toll gemacht hat. Und in so einem Vorgespräch, mit dem Ermittler um ihn auch kennenzulernen, damit er auch mich kennenlernt. Das ist ja auch so eine Vertrauenssituation, die sich da entwickeln muss. War es dann so, dass er dann auch gesagt: Er hat auch mit Yvonne H. gesprochen und gemeinsam würden sie es machen und hat mir dann eben selber den Kontakt zur Enkelin des Mordopfers vermittelt. Also so ist es. Ich versuche es immer über eine Vertrauensebene zu machen und erstmal wertfrei und ohne Forderungen mit Menschen zu reden. Und dann hoffe ich, dass sie bereit sind, es zu machen. Wenn sie nicht bereit sind, es zu machen, dann ist es halt so. Da muss man dann eben sich andere Wege überlegen und die Geschichte zu erzählen. ES: Jetzt war Yvonne H. tatsächlich aber sehr bereit zu erzählen. Was ist denn ihre Geschichte? NM: Naja, man muss es noch mal ganz kurz vorneweg einschränken. Sie hat dann mit mir gesprochen. Ich war ja auch sehr dankbar, weil sie das sehr eindrücklich erzählt hat. Aber das ist halt oft, was Opfer auch sehr bewegt und beschäftigt. Sie hat sich nicht kenntlich gemacht. Also wir zeigen sie im Film nur unscharf, weil sie sagt, in ihrem Umfeld wissen das die Leute, was passiert ist. Aber sie möchte jetzt nicht irgendwie in den Supermarkt gehen und die Verkäuferin spricht sie dann an oder die Kassiererin spricht sie dann an. Das möchte sie nicht. Also das war so ein Zwischenweg, den wir dann eben gefunden haben. Sie erzählt uns die Geschichte. Wir machen sie aber ein bisschen unkenntlich, um sie davor auch einfach zu schützen, dass sie immer wieder damit konfrontiert wird. Und die Geschichte ihrer Oma ist schon heftig. Man muss vorneweg erzählen, dass Yvonne H. von ihrer Oma großgezogen wurde. Ihr Vater hat Selbstmord begangen, ihre Mutter hatte kein Interesse für sie. Und dann hat ihre Oma sie als kleines Kind genommen und großgezogen. Und deswegen ist das eher ihre Mama und das, was ihre Oma dann noch gemacht hat, ist später dann, sie war dann quasi noch mal die Oma, obwohl sie die Urgroßoma war, für ihre Kinder. Sie hatte ein sehr, sehr, sehr enges Verhältnis zu ihrer Oma und die war ihr sehr wichtig. Und das hat man auch in vielen Situationen in dem Interview gemerkt. Und sie kriegt eben eines Tages die Nachricht oder den Anruf von der Nachbarin, die sagt: deine Oma macht nicht auf, komm mal bitte. Und sie entdeckt dann ihre Oma leblos im Bett liegend, zugedeckt. Aber es waren so ein paar Sachen in der Wohnung und das haben wir ja auch gerade schon gehört, die ihr aufgefallen sind. Und dann kommt natürlich die Notärztin in dem Fall. Entschuldigung, nicht die Notärztin, sondern es war die Hausärztin, kommt dann und tröstet sie mit den Worten, ihre Oma sei friedlich eingeschlafen. Sie hat dann begonnen, so ein bisschen die Sachen zu regeln, das Konto anzugucken und erfährt dann von der Bank, dass die EC-Karte ihrer Oma benutzt worden ist. Zu einem Zeitpunkt, da war die Oma schon tot. ES: Und das ist ja super gruselig! NM: Was super gruselig ist, was sie auch komplett umgeworfen hat. Sie hatte ihre beste Freundin dabei, die sie in dieser ganzen Zeit auch unterstützt hat. Und sie sind dann gemeinsam zur Polizei, und die hat dementsprechend richtig und wirklich, sie sagte selbst, sie fühlte sich da extrem gut betreut, reagiert. Das heißt, man hat sie ernst genommen. Schon der erste Beamte, dem sie das gesagt hat. Und ab dem Moment lief dann sozusagen die polizeiliche Maschinerie an. Es gab direkt eine sogenannte polizeiliche Leichenschau. Die wird durchgeführt durch den Kriminaldauerdienst, in der Regel. Das heißt, da kommen erfahrene Polizisten hin und machen eben noch mal so eine Leichenschau, wie der Arzt sie eigentlich schon gemacht hat. Und die haben dann eben entdeckt: Ne, das deutet auf Gewalteinwirkung hin. Und dann geht es an die Staatsanwaltschaft. Dann wird eine Obduktion beantragt, und dann war das Mordfall plötzlich und eben kein natürlicher Tod mehr. ES: Okay. Aber da geht dann jetzt so diese ganze Maschinerie los. Das geht dann irgendwann vor Gericht. Und das Ganze ist dann ein Mordfall. Kann denn diese ungenau durchgeführte Leichenschau denn dann auch für den Arzt, die Ärztin denn irgendwelche Konsequenzen haben? NM: Die Ärztin wurde nicht belangt. Da gibt es auch, glaube ich, gar keine rechtliche Grundlage dafür, die wirklich zu belangen. Das ist einfach ein ärztlicher Fehler. Menschen dürfen Fehler machen. Ich hoffe, dass sie ein schlechtes Gewissen, hat heute noch. Es gibt einen anderen Fall. Über den reden wir ja auch noch. Da wurde der Arzt belangt, aber nicht aus einem ärztlichen Kunstfehler heraus oder Ähnliches, sondern aus einem anderen Grund. ES: Bevor wir hier weitermachen, möchte ich gern noch auf einen anderen Podcast aus dem MDR hinweisen. Die Kolleg*innen vom Podcast "Spur der Täter" haben die Bundespolizei auf der Spur von Menschenschmugglern begleitet. Die schleusen seit Jahren Menschen aus Vietnam nach Europa, wo diese Menschen in sklavenähnlichen Bedingungen in Massagestudios, Restaurants, Schlachtbetrieben und auch in Nagelstudios arbeiten müssen. "Spur der Täter" berichtet darüber, wie der Schleuserring letztendlich zerschlagen werden konnte und warum sich junge Vietnamesinnen und Vietnamesen überhaupt auf den Weg nach Europa machen und hier dann in Abhängigkeiten geraten. Die neue Folge "Gefangen in moderner Sklaverei", die gibt es ab jetzt unter anderem in der ARD Audiothek. Ich komme zurück zu dir, liebe Nadja. Lass uns direkt mal über den Fall reden, den du gerade angesprochen hast. Da gibt's im Film eine Szene, die habe ich als sehr eindrücklich empfunden. Da bist du im Gespräch mit Professor Steffen Heide, und der ist der Leiter des rechtsmedizinischen Instituts in Dresden, und ihr schaut euch eben die Verletzungen dieser Person an. Lass uns das einmal anhören. Also das ist an einer Stelle, die eigentlich geschützt ist, wenn man darauf fällt. Wenn ich jetzt zum Beispiel auch ungebremst nach vorn falle, dann habe ich als Erstes das Gesicht und den Brustkorb und der Hals liegt tiefer. Also sollte das bei einem Sturzgeschehen nicht betroffen sein. Und zur Unterscheidung von eventuellen Würgemalen kommt es natürlich darauf an, ob wir auch andere Erstickungs-Befunde haben, wie zum Beispiel punktförmige Blutungen in den Augen und Bindehäuten der Mundschleimhaut, Hinterohrregion, ob wir bei der inneren Leichenschau überblähte, trockene Lungen haben, das muss man dann also in der Gesamtbetrachtung sehen. Und wenn das hier so eine flächenhafte Unterblutung ist, dann spricht das dafür, dass eben hier eine stumpfe Gewalteinwirkung zum Beispiel in Form von Schlägen oder Dritten erfolgt ist. ES: Und bei dieser Frau, der diese Verletzung zugefügt wurden, wurde trotzdem auf dem Totenschein, trotz dieser ganzen Verletzungen angekreuzt "Natürliche Todesursache". Wie war das für dich? Wenn du solche Bilder siehst, wie ist es dann für dich als Reporterin? NM: Dadurch, dass ich schon sehr lange mich auch auf Kriminalfälle auf Kriminalermittlungen spezialisiert habe, sind es nicht die ersten Bildmappen auch, die ich sehe, also die ersten Toten, die ich sehe. Der Tod ist nie schön. Nie. Auch, glaube ich, nicht beim Menschen, die wirklich sprichwörtlich, dann auch wirklich friedlich eingeschlafen sind. Ich glaube, der Tod ist nie schön. Es sind immer schlimme Bilder. Also die mich immer berühren. Und das versuche ich dann so ein bisschen in eine Rationalität umzuwandeln, um mir so eine kleine Mauer auch vorzubauen, indem ich einfach das sehr analytisch sehe. Und er hat natürlich Professor Heide, indem er mir das sehr genau erklärt hat diese Verletzungsmuster, hat da auch sehr geholfen. Weil ich konnte mich dann sehr auf diese Verletzungen konzentrieren und habe es für diesen Moment, vielleicht klingt es komisch, aber ich habe es geschafft, einfach diesen Menschen da so ein bisschen auszublenden, weil wenn ich diesen Menschen, diese alte Dame, da immer vor mir gehabt hätte, hätte mich das wahrscheinlich sehr mitgenommen. Und man muss auch, glaube ich, manchmal als Journalist, wenn man mit so etwas arbeitet, sich so ein kleines Schutzschild bauen. Und das ist meine Möglichkeit, mich da einfach, so eine kleine Mauer, Barriere zu haben, um diese Sachen einfach auch auf Dauer zu ertragen. ES: Wie ist denn dieser Fall um diese alte Dame ausgegangen? NM: Nicht so gut. Also, es ist spielte sich ich sage mal im Allgemeinen, also häusliche Gewalt war das. Es wurde dann auch Anklage erhoben gegen den Sohn und die Schwiegertochter dieser 76 Jahre alten Frau. Die kamen dann auch vor Gericht und mussten dann aber freigesprochen werden, und zwar weil ein genauer Tatnachweis, wer was gemacht hat, nicht mehr geführt werden konnte. Es war zwar klar es gab Verletzungen, aber die haben geschwiegen. Das ist ihr Recht. Und man konnte nicht nachweisen wer hat diese Verletzungen begangen? Wer hat letztlich diese alte Dame getötet und nach dem das das Gericht nicht nachweisen oder man nicht nachweisen konnte, mussten sie im Zweifel für den Angeklagten freigesprochen worden werden. Und das ist so ein Fall, wo ich sage: Mensch vielleicht, wäre es da besser gelaufen, wenn da direkt der Arzt das erkannt hätte und direkt die ordentliche Spurensicherung stattgefunden hätte. Weil dann gibt es natürlich Möglichkeiten, sozusagen tatrelevante Spuren einfach auch an dem Leichnam zu finden, wie zum Beispiel wirklich DNA an den Stellen, an denen sie verletzt worden ist. Das war nicht der Fall. Das ist natürlich erst nachdem sie gewaschen worden ist, viele Menschen sie noch mal berührt hatten, umgebettet haben. Und all diese Sachen. Das war natürlich dann nicht mehr möglich. Es ist dann aber trotzdem zu einem Urteil gekommen, und jetzt geht es eben darum, da wurde der Arzt verurteilt. Professor Heide hat das mir ganz schön geschildert. Er sagte da er hat sich da selbst ein bisschen für diesen Kollegen geschämt. Das war so, dass der Arzt dann also vor Gericht bei seiner Meinung blieb, dass sie friedlich eingeschlafen sei. Das sei ihm ja gesagt worden, und es hätte er ja auch gesehen. Und er hat sich dann offenbar wirklich hinreißen lassen vor Gericht als er mit den Bildern der Obduktion konfrontiert worden ist und hat gesagt, laut Herr Heide, das sei eine andere Leiche. Und er wurde wegen uneidlicher Falschaussage verurteilt. ES: Okay also tatsächlich dann gar nicht für diese nicht korrekt ausgeführte Leichenschau, sondern eben für die Aussage. NM: Genau. Nicht für den ärztlichen Fehler, sondern eben für diese Falschaussage. ES: Wie groß ist denn dieses Problem? Also muss man tatsächlich davon ausgehen, dass es sehr viel mehr Tötungen in Deutschland dementsprechend gibt, wenn so viele unentdeckt sind? NM: Es gibt gar keine Zahlen und das große Problem - Ich hatte auch versucht über die rechtsmedizinischen Institute, die ja sehr oft auch diese zweiten Leichenschauen, die sehr wichtig sind, die ja auch bei diesem Fall, den wir jetzt gerade erzählt haben, hat es Herr Professor Heide bei der zweiten Leichenschau vor der Einäscherung entdeckt. Und ich habe mal versucht, Zahlen zu bekommen, wie oft diese Einäscherungen gestoppt werden. Das wird nicht erfasst. Jedes Bundeland regelt das anders. Mal geht es ans Gesundheitsamt, mal machen das Amtsärzte. Das ist sehr schwierig, da verlässliche Zahlen zu bekommen. Es gibt Schätzungen, da sagt man: auf jedes Tötungsdelikt kommt ein weiteres unerkanntes. Das sind aber halt nur Schätzungen. Belegen kann man es nicht. ES: Was muss sich denn ändern, damit dieses Verhältnisses verändert? Also dass eben nicht mehr so viele unentdeckte Morde gibt. Ist da die Lösung, mehr dieser zweiten Leichenschauen durchzuführen, die ja nur durchgeführt werden, wenn es Zweifel gibt oder wenn die Person eingeäschert werden sollen. NM: Die gibt es. Also die zweite Leichenschau wird in Deutschland nur durchgeführt vor Einäscherungen. Oder ich glaube, wenn die Leiche ins Ausland überführt werden soll. Aber das hängt auch damit zusammen, dass man gesagt hat, so nach dem Motto: naja, bei einer Erdbestattung kann man ja die Leiche noch einmal Ausbuddeln und noch mal nachsehen. Es gibt eine zweite Leichenschau, so eine Art Rettungsfallschirm oder nochmal eine Qualitätskontrolle nur bei allen Einäscherungen. Die sind in Deutschland mittlerweile in der Mehrzahl. Aber bei Erdbestattungen finden die gar nicht statt. Das ist eine Möglichkeit. Aber das ist auch nur eine Möglichkeit, um äußere Verletzungen zu erkennen, was darüber hinaus geschehen ist, eine Überdosierung an Medikamenten, Gifte etc., das kann bei so einer zweiten Leichenschau auch nicht erkannt werden. ES: Das heißt, dazu müsste man dann obduzieren? NM: Dazu müsste man obduzieren oder Hinweise eben zum Beispiel schon sozusagen im in Anführungszeichen "am Tatort" finden, dass da Medikamentenflaschen stehen oder Ähnliches. Einfach wo man zumindest einen Anhalt dafür haben können, dass man dann noch mal genauer hinschaut. Grundsätzlich ist Deutschland ein Land, die sehr wenig obduzieren. Also in Deutschland ist die Obduktionsrate im Vergleich auch in Europa sehr gering, die liegt bei vier oder fünf Prozent aller Todesfälle. Das müsste mehr werden. Aber man kann natürlich auch nicht den Rechtsmedizinern und Rechtsmedizinerinnen dies jetzt alles überhelfen. Es sind einfach viel zu wenig von ihnen in Deutschland. Diese ärztliche Leichenschau, das müssen einfach die Ärzte, die Bereitschaft haben, mit übernehmen. Und die müssen besser ausgebildet werden. Also die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin forderte eine intensive Ausbildung, um einfach diese Ärzte dafür zu schulen. Weil Todesfall ist nicht gleich Todesfall. Es gibt so viele unterschiedliche Szenarien, dass man da die Ärzte einfach auch ein bisschen ausbilden muss oder die eben viel mehr wissen müssen, als haste keinen Puls bist du tot, ich übertreibe jetzt ein bisschen. Eine große Forderung ist eben eine wesentlich bessere Ausbildung der Ärzte, die das durchführen. Und da, glaube ich, könnte man schon viele unnatürliche Tode entdecken. Dann heißt es, dann muss die Polizei kommen. Und dann würde das erstmal den Weg gehen. Dann würde es eine Todesermittlung geben und dann vielleicht auch mehr Mordfälle oder Tötungsdelikte, die dann eben direkt auf dem ersten Weg erkannt werden. ES: Jetzt ist der Tod von Yvonne H.‘s Oma knappe fünf Jahre her. Weißt du, wie es ihr mittlerweile geht mit dem Schock und in ihrem Leben, dass eben ihre Zieh-Mutter ermordet wurde? NM: Sie lebt. Sie ist eigentlich auch eine sehr fröhliche Frau. Wirklich. Also ich habe auch mit ihr bei dem Dreh gelacht. Wahnsinnige, sympathische Frau. Aber, ich glaube, auch aus diesem Grund, weil sie es doch auch immer noch anfasst und bewegt, wollte sie auch nicht erkannt werden. Es ist schon was, was sie sehr beschäftigt, immer noch. Was sie auch immer mit sich trägt. Weil sie sagt halt auch, sie weiß halt nicht, wie lange ihre Oma noch gehabt hätte mit ihr und mit ihren Kindern. Und das, glaube ich, nagt an ihr. ES: Nadja Malak, danke, dass du dir die Zeit genommen hast! NM: Gerne! ES: Das war der Podcast "MDR Investigativ - Hinter der Recherche". Der Film über unqualifizierte Leichenschauen, den finden Sie in der Reihe exactly ab Montag, den 10. April 2023 in der ARD Mediathek und auch bei YouTube. Nächstes Mal hören Sie dann an dieser Stelle wieder meine Kollegin Secilia Kloppmann und das ist in zwei Wochen am 21. April. Machen Sie es gut und bleiben Sie gesund!
mdr.de
Immer wieder kommt es aber vor, dass auf dem Totenschein „natürliche Todesursache“ steht und Morde übersehen werden. Was muss sich ändern, damit das nicht passiert?
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2023-04-07T10:39:19+02:00
2023-04-07T10:40:17+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/podcast/mdr-investigativ/podcast-leichenschau-mord-audiotranskript-100.html
Tschernobyl 1986: Berichterstattung in der DDR
Zwei Tage nach dem Reaktorunfall im Atomkraftwerk in Tschernobyl in der Ukraine, wird in der DDR zum ersten Mal von dem Ereignis berichtet - in den Fernsehnachrichten der "Aktuellen Kamera", und zwar ganz am Ende der Sendung. Der Sprecher verliest auch nur eine aus insgesamt vier Sätzen bestehende Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS, der zufolge sich im Kernkraftwerk in Tschernobyl eine "Havarie" ereignet habe und einer der Kernreaktoren "beschädigt" wurde. Der Moskau-Korrespondent des DDR-Fernsehens verliest am 29. April 1986 eine Erklärung des Ministerrats der UdSSR, wonach zwei Menschen in Tschernobyl gestorben und vier Dörfer in der Unglücksregion evakuiert worden sind. Der Chef des "Amtes für Atomenergie und Strahlenschutz der DDR" erklärt, dass es für die DDR-Kernkraftwerke strenge Vorschriften gibt. Das Überprüfen der Anlagen in der DDR sei demzufolge "nicht relevant". Der Nachrichtensprecher der "Aktuellen Kamera" verliest am 30. April 1986 eine Erklärung des "Amtes für Atomenergie und Strahlenschutz der DDR", nach der "keinerlei gesundheitlichen Gefährdungen bestanden oder bestehen". Und auch die Weltgesundheitsorganisation soll Entwarnung gegeben haben: "Besondere Vorsichtsmaßregeln außerhalb der UdSSR sind nicht notwendig". In einer halbstündigen Sondersendung des DDR-Fernsehens am 30. April 1986 kommen zwei hochrangige DDR-Wissenschaftler zu Wort: Prof. Dr. Karl Lanius, Direktor des Instituts für Hochenergiephysik, und Prof. Dr. Günter Flach, Direktor des Zentralinstituts für Kernforschung in Rossendorf bei Dresden. Flach sagt: "Auf dem Gebiet der Kernenergie" gebe es "die geringste Zwischenfallquote, wenn man es etwa mit dem Bergbau vergleicht". Karl Lanius meint: "Man muss aus dem Unfall lernen", ansonsten sei alles nur "hochgespielt". Die "Aktuelle Kamera" widmet in ihrer Sendung am 1. Mai 1986 anlässlich des "Kampftags der Arbeiterklasse" mehr als dreiviertel der Sendezeit den Demonstrationen. Ganz am Ende verliest der Moskau-Korrespondent des DDR-Fernsehens eine Erklärung des Ministerrats der UdSSR: "Spezialtrupps, die mit modernster Technik und wirksamsten Mitteln ausgerüstet sind, entaktivieren die Flächen in Tschernobyl", heißt es in der Erklärung. Bilder oder Filmaufnahmen aus dem Katastrophengebiet werden nicht gezeigt. Als einer der ersten europäischen Staaten veröffentlichte die DDR Messwerte über Radioaktivität in der Luft im Zeitraum vom 30. April bis zum 2. Mai 1986. Die Interpretation liefert die "Aktuelle Kamera" gleich mit: "Stabilisierung auf niedrigem Niveau." Eine Gefährdung der Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Auch Experten aus den USA werden zur Beruhigung der Bürger zitiert: "Die meiste Radioaktivität ist bereits ausgetreten." Nach einem langen Bericht über den Parteitag der DKP in Hamburg verliest der Moskau-Korrespondent in der "Aktuellen Kamera" vom 3. Mai 1986 erneut nur eine TASS-Meldung. Der Tenor der Meldung lautet: "Die Arbeiten rund um Tschernobyl sind gut organisiert." Ausführlich werden französische Atomexperten zitiert, die der Auffassung sind, dass "die radioaktive Wolke nie eine Gefährdung für Ost- und Westeuropa" darstellte. Außerhalb der Zehn-Kilometer-Sperrzone um den Unglücksreaktor, so die Experten, seien die Strahlen völlig unbedenklich. Auch in der Bundesrepublik würden "völlig normale Werte" gemessen. Die "Aktuelle Kamera" vom 6. Mai 1986 beschränkt sich auch an diesem Tag auf das Verlesen einer Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS: Das Gebiet rund um den Reaktor wird gesäubert und die evakuierten Menschen finden anderswo Arbeit ... Ausführlich widmet sich die Nachrichtensendung dagegen den amerikanischen Atomkraftwerken. "Die Zahl von Nuklearunfällen in den USA haben ständig zugenommen", heißt es. "1985 war das Jahr mit der größten Pannenserie." In einer Ansprache im sowjetischen Fernsehen am 14. Mai 1986 äußerte sich der Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, erstmals zum Reaktorunglück in Tschernobyl. Das DDR-Fernsehen zeigte keine Ausschnitte, nicht einmal ein Bild des sowjetischen KP-Chefs, der mit seiner Politik von "Glasnost" und "Perestroika" den Unmut der Ost-Berliner SED-Führung auf sich gezogen hatte. Stattdessen kommentierte Götz Förster, Redakteur der "Aktuellen Kamera", Gorbatschows Ansprache. Das DDR-Fernsehen zeigt am 22. April 1987 eine Reportage des Magazins "Objektiv" mit dem Titel "1 Jahr nach Tschernobyl". Der Reporter des DDR-Fernsehens besuchte eines von insgesamt 52 neu entstandenen Dörfern "für Leute, die das Sperrgebiet rund um den Unglücksreaktor Tschernobyl verlassen mussten". "Wir sind alle gesund", sagt einer der Dorfbewohner, "es gab keinen einzigen Fall einer Strahlenkrankheit." "Es gefällt uns hier", meint eine Frau, "dennoch, wir würden gern wieder zurückgehen."
mdr.de
Erst zwei Tage nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 wird in der DDR erstmals darüber berichtet. Die Meldung ist allerdings nur vier Zeilen lang. Lesen Sie eine Chronologie der Berichterstattung in der DDR.
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DDR
2021-04-23T17:42:38+02:00
2022-04-26T09:58:03+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/ddr/kalter-krieg/tschernobyl-radioaktiv-ddr-berichterstattung-medien-100.html
Pilzfreunde
Philipp Anders spielt gern mit alten Rezepten und saisonalen Produkten aus der Region. Der 29-Jährige ist Chefkoch im kleinen, feinen Restaurant "Heidekoch" im nordsächsischen Taura. Ein Familienbetrieb mitten im Wald, am Rande der Dahlener Heide. Hier haben auch die Pilze eine kulinarische Heimat. Nicht weit entfernt schwingt sich in Leipzig Peter Rohland auf sein Elektrofahrrad. Jeden Tag erkundet der Pilzsachverständige a.D., was im Auwald oder in den Tagebaufolgelandschaften so alles aus dem Boden schießt. Im Umkreis von 40 Kilometern kennt er jeden Pilz. Und wie ein wandelndes Lexikon kann er alle Arten auch benennen: Lateinisch wie Deutsch. Manche sogar auf Japanisch. Seit über 50 Jahren ist Peter Rohland in Leipzigs grünen Oasen unterwegs. Früher mit der Oma, heute mit der Kamera. Er fotografiert leidenschaftlich gern: Schmetterlinge, Orchideen - und natürlich Pilze. Bei den Steinpilzen kann er nicht widerstehen und zückt das Messer. Sein Korb landet in der urigen Außenküche des Tauraer Waldrestaurants. Die beiden Pilzfans sind seit vielen Jahren Pilzfreunde. Sie ergänzen und vervollständigen sich und können doch bisweilen ganz unterschiedlicher Meinung sein. Mit den Fundstücken des Tages - Steinpilz, Stockschwämmchen, Champignon und Co - zaubert Philipp Anders Leibgerichte mit persönlicher Geschichte. Auch die geladenen Gäste, fünf pilzbegeisterte Damen aus dem Ort, haben so einiges beizutragen.
mdr.de
Philipp Anders ist Koch im kleinen, feinen Restaurant "Heidekoch" im sächsischen Taura. Ein Familienbetrieb mitten im Wald, am Rande der Dahlener Heide. Hier haben auch Pilze aus der Region eine kulinarische Heimat.
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2024-09-13T13:52:31+02:00
2024-09-13T13:52:31+02:00
https://www.mdr.de//meine-heimat/unsere-koestliche-heimat-pilzfreunde-100.html
Warum ein belgischer Staatsbürger Ursula von der Leyen verklagt
Eigentlich hat jede Bürgerin und jeder Bürger der Europäischen Union das Recht auf Zugang zu Dokumenten der EU. Doch Versuche von Journalisten, Privatpersonen und EU-Mitgliedsstaaten, Zugang zu SMS-Nachrichten von der Leyens zu bekommen, wurden bisher konsequent abgeblockt. Dabei geht es um Textnachrichten, die von der Leyen mit einem CEO des US-Pharmaunternehmens Pfizer ausgetauscht haben soll und die womöglich den Weg für einen milliardenschwerenImpfstoffdeal geebnet haben. Ein belgischer Staatsbürger lässt nun nicht locker und hat die Kommissionspräsidentin vor einem belgischen Strafgericht verklagt. Da das jahrelangen Bemühen verschiedener Instanzen nach Offenlegung der Textnachrichten bisher ohne Erfolg blieb, will der Belgier Frédéric Baldan nun endlich Bewegung in die Sache bringen. Es handelt sich um öffentliche Dokumente und wir haben ein Recht darauf, diese einzusehen. Der bei der EU akkreditierte Lobbyist für europäisch-chinesische Handelsbeziehungen hatte im April 2023 als Privatmann eine Strafanzeige bei einem Richter in Lüttich eingereicht. Er beschuldigt die Kommissionspräsidentin der "Anmaßung von Ämtern und Titeln", der "Vernichtung öffentlicher Dokumente" und der "unrechtmäßigen Bereicherung und Korruption". Vor wenigen Wochen fand nun der erste Verhandlungstermin statt. Das öffentliche Interesse an seiner Beschwerde ist groß: Etwa 500 Personen, aber auch Parteien und Organisationen verschiedener EU Länder sowie die Regierungen von Ungarn und Polen haben sich mittlerweile der Klage angeschlossen. "Es handelt sich um öffentliche Dokumente und wir haben ein Recht darauf, diese einzusehen", argumentiert der Belgier. "Doch alles, was wir versucht haben, um es transparent zu machen, ist bisher gescheitert. Letztlich blieb uns nur der Weg, eine Strafanzeige zu stellen und es einem Untersuchungsrichter vorzulegen." Konkret geht es um einen Kaufvertrag zwischen der EU und dem Pharmaunternehmen Pfizer über die Lieferung von 1,8 Milliarden Impfstoffdosen, der mitten in der Covid-Krise im April 2021 abgeschlossen wurde. Ein Geschäft über geschätzte 35 Milliarden Euro, dessen Einzelheiten die EU Kommission allerdings nach wie vor weitgehend unter Verschluss hält. Die New York Times behauptet, in einem Gespräch mit der Präsidentin erfahren zu haben, dass der Deal offenbar von ihr persönlich über SMS und Telefonate auf den Weg gebracht worden sei. Die Zeitung titelte im April 2021: "Wie Europa einen Pfizer-Impfstoff-Deal mit Chat-Nachrichten und Anrufen einfädelte". Danach soll sich von der Leyen mit Albert Bourla, dem CEO von Pfizer, über das Telefon und  über SMSen ausgetauscht haben. Auf Anfrage der US-Zeitung weigerte sich die EU-Kommission allerdings, die Textnachrichten herauszugeben. Pfizer dementierte später im EU-Parlament, dass es Verhandlungen zwischen den beiden gegeben habe. Auf MDR Anfrage antwortete das Unternehmen, "dass die Vertragsverhandlungen von Pfizer und BioNTech direkt mit einem Team der Kommission geführt wurden." Die EU Kommission antwortete auf MDR-Anfrage, dass man sich nicht zum laufenden Verfahren in Lüttich äußern wolle. Auf jeden Fall habe "die Präsidentin die Verträge mit den Pharmaunternehmen (…) nicht ausgehandelt". Und weiter: "Sie tauschte sich mit dem Vorstandsvorsitzenden von Pfizer aus, wie sie es generell mit den Vorstandsvorsitzenden anderer Unternehmen tat, um das Interesse der Unternehmen an einer Zusammenarbeit mit der EU bei der Lieferung von Impfstoffen (…) zu wecken." Bezüglich der SMS wurde kommentiert, "dass die durchgeführte Suche keine Textnachrichten ergab, die einem Dokument im Sinne der Verordnung (…) entsprechen." Einer der ersten, der Licht ins Dunkel bringen wollte, war der Journalist Alexander Fanta aus Wien. Nachdem er die New York Times gelesen hatte, beantragte er schon im Mai 2021 die Offenlegung der SMS bei der Europäischen Kommission. Das ist sein Recht. So heißt es in der Grundrechte-Charta der EU, jeder Mensch habe "das Recht auf Zugang zu den Dokumenten des Parlamentes, des Rates und der Kommission". Doch der Journalist hatte keinen Erfolg. "Sie sagen nicht: 'Wir geben ihnen die SMS nicht'. Sondern sie sagen: 'Wir können gar nicht mal sagen, ob es diese Dokumente überhaupt gibt'“, so der Journalist auf eine Anfrage des MDR. Die EU Kommission schrieb ihm, sie sei "nicht verpflichtet, jedes einzelne Dokument aufzubewahren." Eine SMS sei "von ihrer Natur aus ein kurzlebiges Dokument, dass grundsätzlich keine wichtigen Informationen über Politik, Tätigkeiten und Entscheidungen der Kommission enthält". Für den Journalisten stellte sich nun die Frage, ob die Nachrichten also einfach gelöscht wurden? Sie sagen nicht: 'Wir geben ihnen die SMS nicht'. Sondern sie sagen: 'Wir können gar nicht mal sagen, ob es diese Dokumente überhaupt gibt. Auf dem eigenen Handy Spuren zu verwischen, das wäre für Von der Leyen nichts Neues, so der Journalist, denn schon einmal soll sie Nachrichten auf ihrem Handy verschwinden lassen haben, z.B. 2019 als Ursula von der Leyen noch deutsche Verteidigungsministerin war. Der damalige Vorwurf: Sie habe millionenschwere Aufträge ohne Ausschreibung an Beratungsfirmen vergeben. Ein Untersuchungsausschuss wurde eingerichtet. Der forderte das Diensthandy als Beweismittel. Auf Anweisung ihres Ministeriums seien damals aber alle Mobilfunkdaten gelöscht worden. Die Nachrichten von der Leyens seien damit für immer weg gewesen. Vor dem Ausschuss sagt von der Leyen, sie könne sich an das Handy "nicht mehr erinnern". Bezüglich der Pfizer Chats legte der Journalist schließlich eine Beschwerde bei der Europäischen Bürgerbeauftragten Emily O’Reilly ein. Diese kann die Kommission zwar nicht zwingen, Dokumente vorzulegen, aber sie könne den Fall untersuchen und öffentliche Empfehlungen vorlegen, so der Journalist.  Doch auch die Bürgerbeauftragte erfuhr nicht, ob die Nachrichten noch existieren oder nicht. Sie sieht ein "Fehlverhalten" der Kommission, denn die Behörde habe gar nicht erst versucht, die Nachrichten vom Handy der Kommissionspräsidentin zu holen, heißt es in einer abschließenden Stellungnahme vom Juli 2022. Von der Leyens Behörde hinterlasse "den bedauerlichen Eindruck, in Angelegenheiten von erheblichem öffentlichem Interesse nicht entgegenkommend" zu sein. Shari Hinds von Transparency International wird gegenüber dem MDR noch deutlicher: "Wir sind ganz klar der Auffassung, dass die besagten Textnachrichten als Dokumente im Sinne der EU-Verordnung über die Informationsfreiheit behandelt werden müssen und damit auch umgehend freizugeben sind." Die anhaltende Verweigerungshaltung der Kommission, diese offenzulegen, sei zutiefst beunruhigend, so Hinds. Transparenz wäre von Anfang an das oberste Gebot gewesen. Dass bei diesem Vertrag etwas anders lief, das bestätigt auch der Europäische Rechnungshof. So heißt es in einem Sonderbericht zu den Corona-Impfstoffen: "Dies war der einzige Vertrag, bei dem das gemeinsame Verhandlungsteam entgegen dem Beschluss der Kommission über die Beschaffung von Covid-19-Impfstoffen nicht in diese Verhandlungsphase einbezogen wurde." Doch selbst der Europäische Rechnungshof erhielt offenbar keine Auskunft. So heißt es in seinem Sonderbericht weiter: "Der Hof ersuchte die Kommission, ihm Informationen über die Vorverhandlungen zu diesem Vertrag (…) zur Verfügung zu stellen. Es wurden jedoch keine Informationen übermittelt". Dies war der einzige Vertrag, bei dem das gemeinsame Verhandlungsteam entgegen dem Beschluss der Kommission über die Beschaffung von Covid-19-Impfstoffen nicht in diese Verhandlungsphase einbezogen wurde. Der deutsche Verfassungs- und Europarechtler Volker Boehme-Neßler kritisiert dieses Verhalten. "Dass der Europäische Rechnungshof in diese Akten keine Einsicht bekommt, ist rechtswidrig", so der Rechtswissenschaftler der Universität Oldenburg. Es sei die Aufgabe des Rechnungshofes, "zu kontrollieren, wie die europäischen Organe und somit auch die europäische Kommission die Steuergelder ausgeben". Und wenn die Kommission den Rechnungshof daran hindere, sei das "ein unglaublicher Skandal, der in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen wird". Nicht einmal dem EU Parlament, als Kontrollorgan, wurden die Verträge vollständig offengelegt. Die Kommission hatte dem Parlament die Kaufverträge mit den Herstellern nur mit zahlreichen Schwärzungen vorgelegt. Alle wesentlichen Informationen zum Beispiel über den Preis aber auch die Haftungsregeln fehlten. Vier EU-Abgeordnete, darunter die Grüne Abgeordnete Tilly Metz aus Luxemburg, reichten deshalb bereits am 22. Oktober 2021 Klage beim Europäischen Gerichtshof ein. Die Luxemburgerin, Mitglied der Grünen, hält die Verweigerungshaltung der Kommission für skandalös. "Ich denke, wenn man möchte, dass die Menschen, die Bürger und Bürgerinnen Vertrauen haben in Institutionen, aber auch in diesem Fall dann muss man transparent sein, dann muss man transparent funktionieren. Und da gehören sowohl die Verträge als auch der SMS-Austausch einer Kommissionspräsidentin mit dem CEO eines Pharmaunternehmens dazu." Ich denke, wenn man möchte, dass die Menschen, die Bürger und Bürgerinnen Vertrauen haben in Institutionen, aber auch in diesem Fall dann muss man transparent sein. Letzte Woche hat nun der Europäische Gerichtshof in Luxemburg nach fast drei Jahren entschieden und den Parlamentariern teilweise Recht gegeben. Der Beschluss kann noch angefochten werden. "Die Kommission hat der Öffentlichkeit keinen hinreichend umfassenden Zugang zu den Verträgen gewährt", heißt es in der Pressemitteilung. Und weiter: "Dieser Verstoß betrifft insbesondere die Entschädigungsbestimmungen und die Erklärungen über das Nichtvorliegen von Interessenkonflikten, die die Mitglieder des Verhandlungsteams für den Kauf der Impfstoffe abgegeben haben." Für den Belgier Frédéric Baldan ist das Urteil des EuGH ein erster Erfolg auf dem Weg zu mehr Transparenz, auch wenn seine eigene Beschwerde bezüglich des SMS-Austausches nicht so schnell für Aufklärung sorgen wird. Der belgische Richter hat die Anhörung auf den 6. Dezember verschoben. Bis dahin soll geklärt werden, wer überhaupt für den Fall von der Leyen zuständig ist: entweder das belgische Gericht in Lüttich oder die Europäische Staatsanwaltschaft, als EU Behörde in Luxemburg. Denn auch die ermittelt seit 2022 in der Sache. Bisher allerdings ohne Ergebnis. Auf MDR-Anfrage heißt es nur: "Weitere Einzelheiten zu dieser laufenden Untersuchung können nicht veröffentlicht werden, um ihr Ergebnis nicht zu gefährden.“ Dass sich die Ermittlungen nun ohne konkrete Ergebnisse eineinhalb Jahre hinziehen, sei dem EU-Bürger nicht mehr vermittelbar, so der Europa-Abgeordnete Martin Sonneborn der Partei "Die Partei": "Die Europäische Staatsanwaltschaft weist in ihren Berichten Ermittlungen aus zu Korruptionsfällen, da geht es um vier- oder fünfstellige Summen. Hier geht es um 35 Milliarden Euro Steuergelder, die da hinter verschlossenen Türen verhandelt worden sind. Illegal. Und dass das nicht transparent gemacht wird, das kann man, glaube ich, niemandem mehr vermitteln.“ Wie das Handeln der Kommissionspräsidentin juristisch zu bewerten ist, werden schlussendlich die Gerichte entscheiden müssen. Der MDR hatte im Zuge seiner Recherchen auch EU-Abgeordnete anderer Parteien um ein Statement gebeten. Aus Zeitgründen wurden diese abgelehnt. Das Büro des CDU-Abgeordneten Daniel Caspary schreibt: "Herr Caspary sieht (…) nach wie vor kein Fehlverhalten der Kommission und steht für ein Interview daher derzeit nicht zur Verfügung." Ursula von der Leyen wurde letzte Woche für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Frederic Baldan und die anderen Kläger hoffen nun, mit ihrer Strafanzeige für Aufklärung zu sorgen. Hier geht es um 35 Milliarden Euro Steuergelder, die da hinter verschlossenen Türen verhandelt worden sind. MDR (cbr)
mdr.de
Ein Belgier verklagt Ursula von der Leyen. Sein Vorwurf: Sie soll während der Pandemie mit SMS einen milliardenschweren Impfstoffdeal auf den Weg gebracht haben. Die Textnachrichten werden aber nicht offen gelegt.
[ "Corona", "Impfstoff", "Vertrag", "Leyen" ]
Deutschland
2024-07-29T10:38:11+02:00
2024-08-26T11:27:52+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/politik/corona-impfstoffe-auftrag-sms-leyen-pfizer-104.html
EU will Russland-Sanktionen nur nach Abzug aus der Ukraine aufheben
Der polnische Präsident Andrzej Duda hat mit seiner Unterschrift ein Gesetz zur Beschränkung von Asylanträgen in Kraft gesetzt. "Ich habe unterzeichnet, weil ich denke, dass dies notwendig ist zur Stärkung der Sicherheit unserer Grenzen", schrieb Duda bei X. Er rief die Regierung auf, rasch eine Verordnung zur Anwendung des Gesetzes zu erlassen. Ministerpräsident Donald Tusk kündigte eine entsprechende Entscheidung noch für Mittwochabend an.Das Gesetz sieht vor, dass in Notlagen an der Grenze für 60 Tage nur Ausländer einen Asylantrag stellen dürfen, die legal nach Polen eingereist sind. Eine solche Notlage sieht das EU-Mitglied vor allem an seiner Ostgrenze nach Belarus. Von dort versuchen Tausende Flüchtlinge mit kaum verdeckter Unterstützung der belarussischen Behörden die stark befestigte Grenze zu überqueren.Polen wirft Belarus und Russland vor, mit den Migranten gezielt die EU zu destabilisieren. (Quelle: dpa) Die USA prüfen Außenminister Marco Rubio zufolge die von Russland aufgestellten Bedingungen für eine Feuerpause. Dann werde man entscheiden, wie man weiter vorgehen werde. Rubio sprach von einer Einigung im Grundsatz, die mit der Ukraine und Russland ausgehandelt worden sei. Kurz nach der Bekanntgabe der getrennten Abkommen durch die USA erklärte die Regierung in Moskau, die Vereinbarung zum Schwarzen Meer werde nicht in Kraft treten, bis gewisse Bedingungen erfüllt worden seien. (Quelle: Reuters) Das Parlament in Estland hat für einen Gesetzentwurf gestimmt, der Russen und andere nicht-europäische Bürger in dem Land von Wahlen ausschließt. Die Abgeordneten nahmen am Mittwoch eine Verfassungsänderung an, durch die "in Estland lebenden Drittstaatsangehörigen das Wahlrecht bei Kommunalwahlen entzogen wird", wie das Parlament mitteilte. Die Reform würde, wenn auch der Präsident sie absegnet, vor allem die 80.000 in dem Land lebenden russischen Staatsbürger betreffen. Menschen mit ständigem Wohnsitz in Estland können laut Verfassung aktuell an Kommunalwahlen teilnehmen, auch wenn sie nicht Esten sind, nicht jedoch an nationalen Wahlen. Neben den 80.000 Russen leben auch 60.000 Staatenlose in Estland. Die Abstimmung erfolgte vor dem Hintergrund zunehmender Sicherheitsbedenken in dem Land seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022. Es sei "richtig, dass unsere Angelegenheiten nicht von den Bürgern der angreifenden Länder entschieden werden", erklärte Regierungschef Kristen Michal auf der Onlineplattform X und sprach von einem "wichtigen" Tag. Mehrere Politiker hatten zuvor einen Ausschluss von den Wahlen von in Estland lebenden Russen, Belarussen und Staatenlosen gefordert, um einer Einflussnahme aus dem Ausland vorzubeugen. Sowohl Estland wie auch Lettland haben eine bedeutende russischsprachige Minderheit. (Quelle: AFP) Die EU will Sanktionen gegen Russland nur nach einem Abzug russischer Truppen aus der Ukraine aufheben. "Das Ende der unprovozierten und ungerechtfertigten russischen Aggression in der Ukraine sowie der bedingungslose Rückzug aller russischen Streitkräfte aus dem gesamten Gebiet der Ukraine wäre eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Änderung oder Aufhebung der Sanktionen", teilte eine Sprecherin der EU-Kommission mit. Die Vorschläge zur Gewährleistung einer sicheren Schifffahrt im Schwarzen Meer sowie zur Beendigung der Angriffe auf Energieanlagen in der Ukraine und in Russland nehme man zur Kenntnis, sagte die Sprecherin. Der Fokus der EU liege nach wie vor darauf, den Druck auf Russland zu maximieren, indem sie alle verfügbaren Instrumente einsetze, einschließlich Sanktionen. Nach Gesprächen mit US-Vertretern über einen Verzicht auf Angriffe im Schwarzen Meer hatte der Kreml am Dienstag mitgeteilt, eine solche Vereinbarung trete erst nach der Aufhebung von Agrar-Sanktionen gegen Russland in Kraft. (Quellen: AFP, dpa) Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordnete Aussetzung der Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur wird nach Angaben von Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow umgesetzt. Der Befehl sei weiterhin in Kraft und werde von den russischen Streitkräften befolgt, sagte Peskow. Gestern hatte das Präsidialamt in Moskau erklärt, dass Ölraffinerien, Öl- und Gaspipelines sowie Atomkraftwerke zu den Zielen gehörten, für die Russland und die Ukraine eine Aussetzung ihrer Angriffe vereinbart hätten.Die Ukraine erklärte unterdessen, dass Russland seit dem 18. März mindestens acht Energieanlagen angegriffen habe. Ein Beraters des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagte im Fernsehen außerdem, dass entgegen russischen Angaben keine Vorbedingungen mit US-Vertretern für die Waffenruhe im Schwarzen Meer besprochen worden seien.Russland hatte erklärt, dass eine Reihe von Bedingungen erfüllt werden müssten, bevor das mit den USA ausgehandelte Abkommen zur maritimen Sicherheit im Schwarzen Meer in Kraft treten könne. (Quelle: Reuters) Ein russisches Militärgericht hat zwölf Mitglieder des ukrainischen Asow-Regiments zu langen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht in Rostow am Don entschied russischen Staatsmedien zufolge, dass die Angeklagten wegen "terroristischer Aktivitäten" und "gewaltsamer Machtergreifung oder -erhaltung" zu 13 bis 23 Jahren Gefängnis verurteilt worden seien. Das Asow-Regiment hatte in den ersten Monaten des Krieges die Verteidigung der Stadt Mariupol um das dortige Asow-Stahlwerk im Südosten der Ukraine angeführt und wird von Russland als "Terrororganisation" eingestuft. Dem unabhängigen Nachrichtenportal Mediazona zufolge wurden elf weitere Personen, die Russland bereits im Rahmen von Gefangenenaustauschen an die Ukraine übergeben hatte, in Abwesenheit verurteilt. Darunter seien neun Frauen gewesen, die als Köchinnen der Armee gearbeitet hätten. Weiter hieß es, die Asow-Mitglieder würden Berufung gegen die Urteile einlegen. Einige von ihnen hätten Fehlverhalten bestritten oder erklärt, ihre Aussagen seien unter Zwang zustande gekommen. Dies konnte unabhängig nicht überprüft werden.Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Urteilen. (Quelle: Reuters) Eine Journalistin des russischen Staatsfernsehens ist nach Angaben ihres Arbeitgebers bei der Explosion einer Landmine getötet worden. Das Filmteam sei in der Grenzregion Belgorod über eine vom ukrainischen Militär gelegte Landmine gefahren, teilte der Sender Perwy Kanal. mit. Ein Kameramann sei zudem schwer verletzt worden. Eine Stellungnahme von Seiten der Ukraine gibt es bislang nicht. (Quelle: AFP) Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben der Luftwaffe 56 von insgesamt 117 russischen Drohnen in der Nacht abgeschossen. 48 Drohnen seien abgefangen worden. Das ukrainische Militär habe Störsender eingesetzt, um die russischen Drohnen umzuleiten, hieß es. (Quelle: Reuters) Russland hat in der Nacht nach Angaben der Ukraine die Hafenstadt Mykolajiw am Schwarzen Meer mit Drohnen angegriffen. Der Bürgermeister teilte mit, in der Stadt sei es zu Notausfällen bei der Stromversorgung gekommen. Es sei nicht jedoch nicht klar, ob es sich bei den Stromausfällen um eine Vorsichtsmaßnahme oder um eine Folge des nächtlichen Angriffs auf Mykolajiw handele. Dem Gouverneur der Region zufolge wurden sieben russische Drohnen zerstört. Die russischen Truppen haben auch die zentralukrainische Stadt Krywyj Rih angegriffen. Es gebe Brände und Gebäudeschäden, teilte der Leiter der Militärverwaltung der Stadt mit. Tote oder Verletzte gebe es nicht. (Quelle: Reuters) Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Oblast Belgorod ist ein Zivilist verletzt worden. Der dortige Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow teilte auf Telegram mit, an einem Wohnhaus sei leichter Schaden entstanden. Die Person sei mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Fünf Drohnen seien über Belgorod zerstört worden, teilte zudem das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. (Quelle: Reuters) Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht neun ukrainische Drohnen zerstört. Davon seien zwei über dem Schwarzen Meer abgefangen worden. Die USA haben gestern mit der Ukraine und Russland separate Vereinbarungen getroffen, um ihre Angriffe im Schwarzen Meer und auf Energieanlagen auszusetzen. Unklar ist, wann dies in Kraft tritt. Offen ist auch, ob die ukrainischen Drohnen auf Ziele im Schwarzen Meer gerichtet waren oder nur über das Wasser flogen. (Quelle: Reuters) Der neue russische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Alexander Darchiew, wird heute in Washington erwartet. Dies berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf ungenannte diplomatische Quellen. Der russische Präsident Wladimir Putin ernannte Darchiew am 6. März zum Botschafter in den USA. (Quelle: Reuters) Die Bemühungen um eine Deeskalation im Ukraine-Krieg kommen nur langsam voran. Während die USA nach Gesprächen mit beiden Kriegsparteien eine Einigung auf sicheren Schiffsverkehr im Schwarzen Meer verkündeten, knüpfte Russland diese an weitreichende Forderungen. Der Kreml erklärte, eine Vereinbarung könne erst in Kraft treten, wenn westliche Sanktionen aufgehoben werden. Konkret verlangt Moskau die Wiederanbindung russischer Banken an das Swift-System sowie das Ende von Handelsbeschränkungen für Landwirtschaftstechnik und Düngemittel. Die USA signalisierten zwar Unterstützung für russische Getreide- und Düngemittelexporte, betonten aber, dass eine Lockerung der Sanktionen mit der EU und anderen Staaten abgestimmt werden müsse. (Quelle: dpa) Trotz russischer Angaben über einen Stopp der wechselseitigen Angriffe auf Energieinfrastruktur herrscht weiter Unklarheit. Der Kreml legte eine Liste geschützter Objekte vor, darunter Ölraffinerien, Pipelines, Kraftwerke und Atomkraftwerke. Russland halte sich seit dem 18. März an diese Beschränkung, so Moskau. Die Ukraine widerspricht. Selenskyj-Berater Dmytro Lytwyn erklärte auf X, seitdem habe es mindestens acht russische Angriffe auf ukrainische Energieanlagen gegeben. Eine unabhängige Bestätigung gibt es nicht. Kiew signalisiert grundsätzlich Bereitschaft zur Teilwaffenruhe, betont aber, dass Drohnenangriffe auf russische Militärobjekte und Ölraffinerien in den vergangenen Monaten besonders effektiv waren. (Quelle: dpa) US-Präsident Donald Trump hält es für möglich, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg absichtlich in die Länge zieht. Noch wisse er das nicht sicher, sagte Trump dem Sender Newsmax. Er selbst habe in Verhandlungen manchmal gezögert, um "im Spiel zu bleiben" und sich nicht sofort festlegen zu müssen. Gleichzeitig betonte Trump, er sei überzeugt, dass sowohl Russland als auch die Ukraine ein Ende des Krieges wollten. (Quelle: dpa) Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat betont, dass das Schwarzmeerabkommen Moskaus Rückkehr zu fairen Bedingungen auf den globalen Getreide- und Düngemittelmärkten sichern soll. Im russischen Staatsfernsehen sagte Lawrow, Russland wolle "einen vorhersehbaren Markt" und nicht von wichtigen Exportwegen ausgeschlossen werden. Ziel sei es, legitime Gewinne zu erzielen und gleichzeitig zur weltweiten Ernährungssicherheit beizutragen – insbesondere in Afrika und im globalen Süden. Das Abkommen über Getreideexporte war ursprünglich geschlossen worden, um auch während des Krieges ukrainische und russische Ausfuhren über das Schwarze Meer zu ermöglichen. (Quelle: Reuters) Ein massiver russischer Drohnenangriff hat in der zentralukrainischen Stadt Krywyj Rih schwere Schäden verursacht. Wie der Leiter der dortigen Militärverwaltung, Oleksandr Vilkul, auf Telegram mitteilte, kam es zu "großer Zerstörung". Er sprach von mindestens 15 Explosionen, betonte jedoch: "Alle sind am Leben, Gott sei Dank. Ein wahres Wunder." Krywyj Rih ist die Heimatstadt von Präsident Wolodymyr Selenskyj und wurde im Verlauf des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach Ziel von Luftangriffen. (Quelle: Reuters) Das russische Außenministerium hat bekräftigt, dass das Atomkraftwerk Saporischschja unter russischer Kontrolle bleiben soll. Es handele sich um eine "russische Einrichtung", deren Übergabe an die Ukraine oder ein anderes Land ausgeschlossen sei, teilte die Behörde mit. Auch ein gemeinsamer Betrieb komme nicht infrage - aus Sicherheitsgründen. Russland hatte das mit sechs Reaktoren größte Atomkraftwerk Europas zu Beginn seines Angriffs auf die Ukraine besetzt. Kiew fordert die Rückgabe der Anlage und bezeichnet die russische Annexion des Gebiets als völkerrechtswidrig. Beide Seiten werfen sich regelmäßig gegenseitig vor, mit Angriffen die Sicherheit der Anlage zu gefährden. (Quelle: Reuters) Guten Tag! In unseren Ukraine-News halten wir Sie weiterhin über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten dazu erscheinen hier im Lauf des Tages. Die Berichterstattung über den Russland-Ukraine-Krieg ist komplex. Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden. Es gibt eine Vielzahl von Medienvertretern vor Ort, darunter auch unabhängige Journalisten aus verschiedenen Ländern. Bei der Bewertung von Informationen sind verschiedene Quellen und eine kritische Haltung unerlässlich, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. All das berücksichtigt der MDR in seinen Berichten über den Russland-Ukraine-Krieg.
mdr.de
Die EU will Sanktionen gegen Russland erst nach einem Abzug russischer Truppen aus der Ukraine aufheben. Sie reagiert damit auf russische Forderungen für eine Teil-Waffenruhe im Schwarzen Meer.
[ "Ukraine", "Krieg", "Russland", "USA", "Schwarzes", "Meer", "Sanktionen", "Getreideabkommen", "Schifffahrt", "Energieangriffe", "Waffenruhe", "Putin", "Selenskyj", "Atomkraftwerk", "Drohnenangriff" ]
Welt
2025-03-26T22:07:00+01:00
2025-03-27T05:53:52+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/ukraine-krieg-russland-eu-sanktionen-waffenruhe-schwarzes-meer-100.html
Indian Summer: Spektakuläre Farben im Garten
Mit den Farben des Herbstlaubes nehmen wir Abschied vom Sommer. Viele Farbnuancen von Gelb über Rostbraun bis hin zu leuchtendem Rot treten hervor, nachdem sich das Grün aus den Blättern zurückgezogen hat. Welche Farbe im Herbst sichtbar wird, bestimmt nicht nur die Pflanzenart: Die Sonneneinstrahlung im Sommer, die Eigenschaften des Bodens und die Gesundheit des Baumes wirken sich auf die Farbintensität des Herbstlaubs aus. Eine große Farbpalette bieten alle Ahornarten. Rund 200 verschiedene gibt es, die in den tropischen bis gemäßigten Gebieten des nördlichen Erdballs vorkommen. Ahornbäume bewirken den "Indian Summer", den spektakulären Farbrausch in Nordamerika. Der goldgelbe Fächerblattbaum (Ginkgo biloba) und Tulpenbäume sind in ausgewachsenem Zustand in der Regel zu groß für normale Hausgärten. Bis zu 60 Meter soll ein Gingko unter optimalen Bedingungen in die Höhe wachsen können. Dagegen sind Eisenholzbaum, Maulbeeren und Kupferfelsenbirne robuste Bäume, die auch in kleineren Gärten ein Plätzchen finden. So ist der langsam wachsende Eisenholzbaum als Strauch zu finden, manchmal auch als Baum. Er wird maximal zwölf Meter hoch. Der Klassiker der Herbstfärbung im Garten ist wilder Wein, der leuchtend rot an Wänden und Mauern die Blicke auf sich zieht. Aber auch Sträucher wie Berberitzen, Felsenmispeln und der Etagenschneeball bieten im Herbst farbenfrohe Lichtblicke. Je mehr verschiedene Bäume und Sträucher Farbe in den herbstlichen Garten bringen, desto schöner wird es.
mdr.de
Gartenpflanzen werden nach Standort, Wuchs, Blüte und Blühzeit ausgewählt. Die Blattfärbung spielt selten eine Rolle. Doch was wäre ein Garten im Herbst ohne buntes Laub?
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Gestalten
2024-10-22T08:47:56+02:00
2024-10-22T08:47:56+02:00
https://www.mdr.de//mdr-garten/gestalten/goldener-herbst-faerbung-laub-blaetter-indian-summer-ahorn-100.html
Seit 30 Jahren nicht entsorgt: In Gotha liegen 80.000 Tonnen Bauschutt
Im Laufe der Zeit ist Gras gewachsen über den Müllhaufen am Rand von Gotha. Der Bauschutt liegt schließlich seit fast 30 Jahren da: 80.000 Tonnen hatte die Firma IBS Entsorgung GmbH zwischen 1994 und 2002 angesammelt - offiziell mit dem Ziel, den Müll zu recyceln. Das war damals ein gängiges Geschäftsmodell, so Lutz Söffing vom Thüringer Umweltministerium: "Betreiber sind deutschlandweit ihren Nachsorgepflichten, die sie gesetzlich schon damals hatten, nicht nachgekommen" - und zwar, indem sie Insolvenz angemeldet haben. Auch die IBS Entsorgung GmbH hat nach der Insolvenz den Bauschutt einfach liegen lassen. Zuständig ist nun das Landratsamt Gotha, das für den Anlagenbetreiber einspringen könnte: der Fachbegriff dafür lautet "Ersatzvornahme". Das sei wegen der geringen Gefährdung des Allgemeinwohls aber nicht gerechtfertigt, so das Landratsamt. Zumal er das Geld nicht vom Anlagenbetreiber zurückbekäme. Müllhaufen wie bei der Kindleber Straße in Gotha gibt vor allem aus den 90er-Jahren. Inzwischen haben sich die Gesetze für Recycling-Anlagen geändert, so Lutz Söffing vom Umweltministerium. Anlagenbetreiber müssten nun einer "Sicherheitsleistung wie eine Bankbürgschaft" hinterlegen. Mit diesem Geld könne eine Behörde dann auch nach einer Insolvenz selbst den Müll entsorgen. Für den Müllhaufen bei Gotha ändert sich durch die neue Gesetzeslage nichts mehr. Dort ist der Müll seit der Insolvenz vor rund 20 Jahren nicht weniger geworden - im Gegenteil. Denn auch Privatleute bringen illegal Abfall auf das ehemalige Recycling-Gelände - und keiner weiß, wie gefährlich diese Stoffe sind. In ganz Deutschland gibt es zahlreiche illegale Mülldeponien. Oft wissen die Behörden auch davon, sind jedoch weitgehend machtlos. Allein in Thüringen sind dem Land und den Kreisen acht Stellen bekannt, auf denen teils mehrere tausend Tonnen Schrott illegal abgeladen werden. Die Informationen hat das Recherchezentrum Correctiv zur Verfügung gestellt. Die Journalisten Stefanie Helbig und Daniel Noglik haben in den vergangenen Jahren viel zum Thema recherchiert und einige Skandale veröffentlicht. Ihre Veröffentlichungen zeigen, wie vielschichtig und folgenschwer das Problem der illegalen Müllentsorgung für die Gesellschaft ist. MDR (beu/sar)
mdr.de
Seit den 90er-Jahren liegt in Gotha ein großer Haufen Bauschutt, den ein Recyclingunternehmen nach seiner Insolvenz zurückgelassen hat. Das Landratsamt lässt den Haufen liegen, weil er das Allgemeinwohl nicht gefährdet.
[ "Nachrichten", "Bauschutt", "Müll", "Recycling", "Kindleber Straße", "Gotha", "Haufen", "Correctiv", "Schrott", "Entsorgung", "Giftmüll" ]
Thüringen
2023-11-03T20:33:44+01:00
2023-11-03T20:33:44+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/west-thueringen/gotha/bauschutt-muell-deponie-schrott-100.html
Diese berühmten Persönlichkeiten aus Dresden sollten Sie kennen
Gerhard Richter wurde am 9. Februar 1932 in Dresden als Sohn einer Buchverkäuferin und eines Lehrers geboren. 1936 verließ die Familie die Stadt und zog in die Oberlausitz. 1951, nach einer Ausbildung zum Schriften-, Bühnen- und Werbemaler, kehrte Richter zum Studium an der Hochschule für Bildende Künste nach Dresden zurück. Seine erste Bewerbung war noch abgelehnt worden. Nun durfte er das fünfjährige Studium absolvieren. Gerd, wie sich Richter damals nannte, schloss 1956 mit einem 60 Quadratmeter großen Wandbild im Dresdner Hygiene-Museum als Diplomarbeit und mit der Note "Sehr gut" ab. In den folgenden Jahren erhielt er eine Vielzahl solcher Großaufträge für öffentliche Einrichtungen und die SED, doch Richter fühlte sich zunehmend unwohl als regimetreuer Auftragsmaler. Im März 1961 floh Richter gemeinsam mit seiner Frau Ema über West-Berlin nach Düsseldorf. Seine Kunstwerke ließ er in Dresden zurück, einige hatte er sogar verbrannt. So beginnt sein Werkverzeichnis erst 1962, seine Dresdner Jahre klammerte er aus seinem Werk aus. Im Westen steigt Richter zu einem der teuersten lebenden Maler auf. Sein Verhältnis zur Stadt blieb auch nach der Wende lange distanziert. Seine Diplomarbeit im Dresdner Hygiene-Museum war 1979 übermalt worden. Er nannte es eine "Jugendsünde". Erst 2002, dem Jahr der Jahrhundertflut, knüpfte Richter wieder zarte Bande mit seiner Heimatstadt und spendete sein Gemälde "Der Fels" zugunsten der schwer in Mitleidenschaft gezogenen Staatlichen Kunstsammlungen. 2,6 Millionen Euro aus der Versteigerung des Werks kamen der Renovierung des Albertinums zugute. Zwei Jahre später übergab Richter 40 seiner Werke der Galerie Neue Meister im Albertinum und schloss Frieden mit der Stadt. Seit 2006 sammelt und erforscht ein Archiv in Dresden sämtliche Dokumente zu Richters Leben. Mehr als 70.000 Zeitschriften, Bücher, Berichte, Plakate, Einladungen und Briefe sind bisher zusammengekommen. Zudem organisiert das Archiv Ausstellungen und erstellt das Werksverzeichnis Richters. Schlussendlich hat Richter nun auch der Freilegung seines Wandbildes im Deutschen Hygiene-Museum zugestimmt. Die Arbeiten sind im vollen Gange und der Öffentlichkeit zugänglich. Caspar David Friedrich war ein bedeutender deutscher Maler der Romantik. Er wurde am 5. September 1774 in Greifswald, im damaligen Schwedisch-Pommern, geboren. Nach seinem Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, kehrte er 1798 nach Deutschland zurück und verbrachte den Großteil seines Lebens in Dresden. Von seiner Wohnung im Haus An der Elbe 9 hatte Friedrich einen ungestörten Blick auf die Elbe und das gegenüberliegende Ufer der Neustadt. Überlieferungen zufolge soll er oft im Kügelgen-Haus in der Dresdner Neustadt anzutreffen gewesen sein. Seine Landschaftsbilder zeigen oft die Natur der Umgebung von Dresden und der umliegenden Landschaften in der Sächsischen Schweiz. Caspar David Friedrichs Gemälde, wie zum Beispiel "Wanderer über dem Nebelmeer" und "Der Mönch am Meer", zählen zu den ikonischen Werken der deutschen Kunstgeschichte. 1824 wurde Caspar David Friedrich vom sächsischen König zum außerordentlichen Professor der Kunstakademie Dresden ernannt – ohne jedoch mit der Leitung der Klasse für Landschaftsmalerei betraut zu werden. Zudem wurde ihm untersagt, eine Lehrtätigkeit aufzunehmen, wodurch er seine unkonventionellen Ansichten nicht weitergeben konnte. Dennoch entstand ein kleiner privater Kreis von Schülern, zu dem unter anderem Carl Gustav Carus und August Heinrich gehörten. Caspar David Friedrich verstarb am 7. Mai 1840 in Dresden und wurde am 10. Mai auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden-Johannstadt beerdigt. Paula Modersohn-Becker, eine bedeutende deutsche Malerin der frühen Moderne, wird oft als Wegbereiterin des Expressionismus gefeiert. Geboren 1876 in Dresden, verbrachte sie jedoch den größten Teil ihres Lebens in Bremen und später in Worpswede, einem Künstlerdorf in der Nähe von Bremen. Modersohn-Becker erhielt in jungen Jahren von Freunden ihrer Mutter Kunstunterricht und besuchte die Malschule für Künstlerinnen in Berlin. Eine Kunstakademie durfte sie nicht besuchen, hier hatten Frauen zu dieser Zeit noch keinen Zutritt. Dennoch wurde sie zur Pionierin der modernen Kunst und war eine der ersten Künstlerinnen, die den weiblichen Körper in ihrer Kunst thematisierte. Ihr Werk umfasst Porträts, Kinderbildnisse, Landschaften, Stillleben und immer wieder Selbstporträts. Ihre Bildnisse gelten als die ersten Akt-Selbstdarstellungen der Kunstgeschichte. Sie war die erste Malerin weltweit, der ein eigenes Museum gewidmet wurde. Das "Paula-Becker-Modersohn-Haus" kann in Bremen besucht werden. Der deutsche Komponist, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent Richard Wagner wurde 1813 in Leipzig geboren. Er wird als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Komponisten der Romantik angesehen. Wagner verbrachte fast ein Drittel seines Lebens in Dresden. Schon ein Jahr nach seiner Geburt übersiedelte die Familie dorthin. Wagner lebte dort bis 1827, wobei er die Kreuzschule besuchte, die einen bedeutenden Einfluss auf seine spätere Karriere als Komponist hatte. Es folgte ein Studium in Leipzig und Jahre in Paris. Als er jedoch 1842 erfuhr, dass die Dresdner Hofoper seine Oper "Rienzi" aufführen wolle, zog er zurück in die Residenzstadt. Die erste Wohnung befand sich in der Töpfergasse 7, schräg gegenüber der Dresdner Frauenkirche. Im Laufe der Jahre folgten verschiedene weitere. In Dresden schrieb und inszenierte Wagner einige seiner bedeutendsten Opern, darunter "Der fliegende Holländer" und "Tannhäuser". Auch die Uraufführungen fanden hier statt. 1843 wurde Wagner zum Hofkapellmeister am königlichen Hoftheater in Dresden ernannt und bekleidete diese Position bis 1849. Als er am Dresdner Maiaufstand 1849 teilnahm, bei dem er die Dresdner Musikstrukturen ändern wollte, besiegelte er sein Schicksal. Nach dem Scheitern der Revolution musste er aus der Stadt fliehen. Richard Wagner starb am 13. Februar 1883 in Venedig und wurde in Bayreuth beigesetzt. Richard Wagner ist auch umstritten: Seine Schrift "Das Judenthum in der Musik" beweist, dass er zu den Verfechtern des Antisemitismus gehörte. Die Pop-Band Woods of Birnam wurde 2011 in Dresden gegründet. Sie besteht aus dem Schauspieler, Musiker und Regisseur Christian Friedel sowie vier ehemaligen Mitgliedern der deutschen Popband Polarkreis 18. Der Bandname ist vom Wald von Birnam inspiriert, der in Shakespeares Drama "Macbeth" eine wichtige Rolle spielt. 2012 begannen am Schauspiel Dresden die Proben für eine Inszenierung von William Shakespeares "Hamlet" – darin spielte Friedel die Hauptrolle und wurde von der Band live begleitet. 2016 feierte die Theaterproduktion "Searching for William" am Staatsschauspiel Dresden mit der selben Besetzung Premiere, hier übernahm Friedel auch die Regie. Seit 2018 wird von der Band zudem das Open-Air-Festival "Come to the Woods" in Dresden organisiert. Christian Friedel hat in diesem Jahr auch im Kino die Aufmerksamkeit auf sich gezogen: mit "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer, darin spielt er den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (mit Sandra Hüller als seine Frau Hedwig), der mit seiner Familie neben dem KZ ein idyllisches Haus bewohnt und parallel die Massenvernichtung der Juden koordiniert. Der Film wurde für fünf Oscars nominiert und am 10. März 2024 mit dem Oscar in den Kategorien "bester internationaler Film" und "bester Ton" ausgezeichnet. Purple Disco Machine ist der Künstlername des deutschen Produzenten und DJs Tino Piontek, der 1980 in Dresden geboren wurde – und dort auch bis heute mit seiner Familie lebt. Das Pseudonym wurde von Prince ("Purple Rain") sowie Gloria Estefan ("Miami Sound Machine") inspiriert. Seine Musik verbindet Elemente des Disco, Funk und House. Dass er eine Karriere in der Musikbranche anstreben wollte, war ihm nicht sofort klar. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er zuerst eine Kochlehre in einem Restaurant mit einem Michelin-Stern in Dresden. Im Nachtleben entdeckte er schließlich die Housemusik für sich und fing als DJ an. Und das hat sich gelohnt: Bei den Grammy Awards 2023 erhielt er einen Grammy in der Kategorie "Best Remixed Recording" für seinen Remix von Lizzos Single "About Damn Time". Käthe Kollwitz ist eine bedeutende deutsche Künstlerin, die vor allem für ihre Grafiken, Zeichnungen und Skulpturen bekannt ist. Sie wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg, Preußen (heutiges Russland), geboren und starb am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden. Heute beherbergt das Gebäude das Käthe-Kollwitz-Haus. Besucherinnen und Besucher können hier Originalgrafiken, Fotografien und Tagebuchauszüge sehen. Kollwitz war eine Vertreterin des Expressionismus und erlangte besonders durch ihre sozialkritischen Werke Bekanntheit, die häufig die Armut, das Leiden und die Ungerechtigkeit der Arbeiterklasse sowie unterprivilegierter Menschen thematisierten. Einige ihrer bekanntesten Werke sind die Serie von Radierungen "Die Weber" und das Denkmal "Mutter mit zwei Kindern". Einer der einflussreichsten deutschen Autoren und eine markante Stimme der DDR-Literatur ist der 1939 in Dresden-Rochwitz geborene Volker Braun. Seine Gedichte, Theaterstücke und Romane sind durch eine scharfe Auseinandersetzung mit den politischen und sozialen Umständen seiner Zeit geprägt. In Werken wie "Die Kipper" und "Unvollendete Geschichte" beleuchtet er die Spannungen und Widersprüche des Sozialismus und stellt dabei wiederholt die Frage nach der Realisierung von Idealen. Auch nach der Wende blieb Braun ein kritischer Beobachter und setzte sich mit den Veränderungen im vereinten Deutschland auseinander. Seine Sprache ist präzise, oft ironisch, und sein Werk regt bis heute zur Reflexion über Gesellschaft und Utopie an. Die Bestseller-Autorin Sabine Ebert wurde 1958 in Aschersleben geboren und wohnt seit 2018 in Dresden. Zuvor lebte Ebert in Leipzig – auch um Recherchen für ihr Buch über die Völkerschlacht zu betreiben. Ihr Anfänge machte Ebert in Freiberg in Sachsen, wo sie als Journalistin tätig war und eine Reihe von Sachbüchern zur Geschichte der Stadt veröffentlichte. 2006 veröffentlichte sie ihren Debütroman "Das Geheimnis der Hebamme", der die Siedlerzüge in die Gebiete östlich von Elbe und Saale und die ersten Silberfunde im Erzgebirge Mitte des 12. Jahrhunderts thematisiert. 2018 wurde eine Theaterfassung der Landesbühnen Sachsen auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt. Alle Bücher von Sabine Ebert drehen sich um deutsche Geschichte, wobei sie besonders die sächsische Geschichte in den Fokus rückt. Der Schriftsteller Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in der Mansardenwohnung auf der Königsbrücker Straße 66 in der Äußeren Neustadt von Dresden geboren. Er verbrachte einen Großteil seines Lebens in der Stadt. Seine letzte Dresdner Anschrift war in der Königsbrücker Straße 38. Er starb 1974 in München. Erich Kästner ist heute vor allem für seine Kinderbücher wie "Emil und die Detektive", "Das fliegende Klassenzimmer" und "Das dopplete Lottchen" bekannt, die auch international große Beliebtheit erlangten. Aber auch andere Werke von ihm sind bis heute lesenswert. Seine kritische Haltung gegenüber der aufkommenden Nazi-Ideologie führte zur Verbrennung seiner Bücher durch die Nationalsozialisten. Bei der Verbrennung seines Romas "Fabian" und seiner Gedichtbände war er als einziger der Autoren bei der Bücherverbrennung in Berlin anwesend. Heute befindet sich in Dresden, im Erdgeschoss der ehemaligen Villa seines Onkels Franz Augustin, in der er als Kind viel Zeit verbrachte, in der Antonstraße 1 am Albertplatz das Erich Kästner Museum. Der Schriftsteller Karl May, der mit bürgerlichem Namen Carl Friedrich May hieß, wurde am 25. Februar 1842 im sächsischen Ernstthal geboren. Er verbrachte jedoch einen großen Teil seines Lebens in Dresden. Dort schrieb er viele seiner Werke, darunter die berühmten Abenteuerromane über Winnetou und Old Shatterhand. Ursprünglich machte Karl May eine Lehrerausbildung. Wegen verschiedener Diebstähle und Betrugsdelikte wurde er dann aber fast acht Jahre lang inhaftiert. Nach seiner Entlassung war er als Zeitschriftenredakteur und freier Schriftsteller in Dresden tätig und veröffentlichte auch erste Erzählungen. Seinen Durchbruch erlebte er 1892 mit der Reihe "Carl May's Gesammelte Reiseromane". Von 1893 bis 1910 veröffentlichte May den vierteiligen Roman "Winnetou", von dem jährlich über 60.000 Exemplare verkauft werden. Seine Bücher dienten ihm zur Realitätsflucht und die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwammen zunehmend – so gab sich May zum Teil sogar als Old Shatterhand aus. Am 30. März starb May in Radebeul. Nach neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich an den Folgen einer chronischen Blei- bzw. Cadmium-Vergiftung, die er sich durch die Trinkwasserrohre zugezogen hatte. Seit 1952 finden in Bad Segeberg jährlich die Karl-May-Spiele statt, bei dem auf der Freilichtbühne Stücke nach einer Vorlage von Karl May aufgeführt werden. Der deutsche Schriftsteller Ingo Schulze wurde am 15. Dezember 1962 in Dresden geboren und ist in der Stadt auch aufgewachsen. An der Dresdner Kreuzschule absolvierte er sein Abitur. Heute lebt er in Berlin. Nach einem Studium der klassischen Philologie in Jena arbeitete Schulze zunächst als Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur in Altenburg. Sein Debütroman "33 Augenblicke des Glücks" erschien 1995. Oft verarbeiten seine Texte und Romane Erfahrungen aus Ostdeutschland oder thematisieren die Wiedervereinigung. Einige seiner bekanntesten Werke, wie beispielsweise der Roman "Simple Storys" (1998) oder "Neue Leben" (2005), spielen auch in der ostdeutschen Provinz. Im März 2007 wurde Schulze für seinen Erzählungsband "Handy" mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Seit November 2023 ist Ingo Schulze Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Durs Grünbein wurde 1962 in Dresden geboren, er wuchs im Dresdner Stadtteil Hellerau auf. Er zählt zu den herausragendsten und international einflussreichsten deutschen Dichtern und Essayisten. Schon mit 33 Jahren wurde Grünbein der Georg-Büchner-Preis verliehen. Heute lebt er in Berlin und Rom. In seinen Texten kehrt Grünbein immer wieder zurück nach Dresden. So spielt auch sein jüngster, autofiktionaler Roman "Der Komet" in seiner Geburtsstadt. Darin erzählt er, wie seine Großmutter den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die Bombardierung Dresdens erlebte. Die deutsche Schriftstellerin, Publizistin und Hochschullehrerin Ines Geipel wurde 1960 in Dresden geboren und wuchs im Stadtteil Weißer Hirsch auf. Heute lebt sie in Berlin und Zürich. In den 80er-Jahren war sie als Leichtathletin im Hochleistungssport der DDR aktiv. Durch einen geplanten Fluchtversuch im Jahr 1985 fiel sie politisch in Ungnade und musste den Sport beenden. Sie studierte in Jena Germanistik und, nach ihrer Flucht in die Bundesrepublik 1989, in Darmstadt noch einmal Philosophie und Soziologie. Ihr erstes Buch erschien 1996. In ihren Büchern sind die zentralen Themen die deutsche Gewaltgeschichte sowohl des Nationalsozialismus als auch der DDR-Diktatur. Geipel gründete zusammen mit dem Schriftsteller Joachim Walther das Archiv der unterdrückten Literatur der DDR. Außerdem engagierte sie sich politisch für die Dopingopfer-Hilfegesetze zugunsten von dopinggeschädigten DDR-Sportlern. Ines Geipel ist Professorin für Deutsche Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst und Mitarbeiterin des Hannah-Arendt-Instituts. 2024 erhielt sie den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie "Das besondere Hörbuch". Frank Goldammer ist ein deutscher Schriftsteller, der 1975 in der Dresdner Neustadt geboren wurde. In Dresden lebt der Bestseller-Autor auch heute noch. Viele Jahre war das Schreiben für den gelernten Maler- und Lackierermeister eine Nebentätigkeit. Doch mit "Der Angstmann" aus der Krimireihe um den Dresdner Kriminalkommissar Max Heller, dessen Fälle in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg spielen, gelang ihm 2016 der Sprung auf die Spiegel-Bestsellerliste. Jan Josef Liefers ist einer der bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspieler, Regisseur sowie Musiker. Er wurde am 8. August 1964 in Dresden geboren und wuchs in einer Theaterfamilie auf. Bereits als Schüler spielte Liefers am Studententheater "Die Bühne" der Technischen Universität Dresden mit. An der 10. Polytechnischen Oberschule in der Goethestraße machte er 1980 seinen Abschluss und absolvierte dann eine Lehre zum Tischler am Staatsschauspiel Dresden. Später studierte er Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin, wo er heute auch lebt. Liefers ist besonders für seine vielfältigen Rollen in deutschen Film- und Fernsehproduktionen bekannt. So wirkte er auch im ARD-Zweiteiler "Der Turm" nach dem Roman von Uwe Tellkamp mit, der ebenfalls in Dresden spielt. Eine seiner bekanntesten Rollen ist die des Münsteraner Rechtsmediziners Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne in der beliebten deutschen Krimireihe "Tatort", die er seit 2002 an der Seite von Axel Prahl als Hauptkommissar Frank Thiel spielt. Der Schauspieler Tom Wlaschiha wurde am 20. Juni 1973 in Dohna bei Dresden geboren. Aktuell wohnt er in Berlin. Nach dem Abitur studierte Wlaschiha von 1992 bis 1996 Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig. Von 1999 bis 2007 stand er dann regelmäßig in Dresden und Berlin auf der Bühne. Seinen Durchbruch erlangte er 2012 in der HBO-Erfolgsserie "Game of Thrones", in der er Jaqen H’ghar (auch bekannt als "Mann ohne Gesicht") spielt. 2022 war er in der vierten Staffel von "Stranger Things" als russischer Gefängniswärter Dmitri Antonov zu sehen. Doch auch in deutschen Produktionen war Tom Wlaschiha vertreten, so zum Beispiel in der Serie "Das Boot". Rolf Hoppe war ein renommierter deutscher Schauspieler, der am 6. Dezember 1930 im thüringischen Ellrich geboren wurde und am 14. November 2018 in Dresden verstarb. Nach der erfolgreichen Arbeit am Laientheater in Dresden entschloss sich Hoppe zu einem Schauspielstudium am Staatlichen Konservatorium in Erfurt. Wegen einer Entzündung der Stimmbänder musste er seine Theaterkarriere aber mehrere Jahre unterbrechen und arbeitete in dieser Zeit als Tierpfleger. Sein Debüt vor der Kamera hatte er mit 33 Jahren. Bekannt wurde er vor allem durch seine Rollen als Bösewicht in DEFA-Filmen sowie als König im beliebten Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Den internationalen Durchbruch erlangte er 1981 mit dem Film "Mephisto". Hoppe war außerdem als Sprecher in zahlreichen Hörspielen zu hören. Schauspielerin Claudia Michelsen wurde am 4. Februar 1969 in Dresden geboren, heute lebt sie in Berlin. Seit 1989 hat sie an mehr als 110 Film- und TV-Produktionen mitgewirkt. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin, an der Volksbühne Berlin begann ihre Karriere. 1995 erhielt sie den Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin für ihre Rolle im Fernsehspiel "Das schafft die nie". Vielen ist sie heute als Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch in der erfolgreichen deutschen Krimiserie "Polizeiruf 110" und die der Helene Altenberg in der Serie "Weissensee" bekannt. Michelsen wurde für ihre Leistung im ARD-Fernsehzweiteiler "Der Turm" mit dem Hessischen Filmpreis, der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Gret Palucca war eine deutsche Tänzerin und Tanzpädagogin. Sie wurde am 8. Januar 1902 in München als Margarete Paluka geboren und starb am 22. März 1993 in Dresden. Sie war eine Pionierin des modernen Ausdruckstanzes. Sie erhielt ihre Tanzausbildung unter anderem bei Mary Wigman, die den New German Dance prägte. Palucca gründete 1925 in Dresden ihre eigene Tanzschule, die bis heute besteht und als Palucca Hochschule für Tanz Dresden bekannt ist. Palucca legte den Fokus hier auf die geistig-künstlerische Erziehung. Es gab Unterricht in 24 praktischen und theoretischen Fächern, wie zum Beispiel Tanztechnik, Improvisation, rhythmische Erziehung, Tanzgeschichte und Anatomie. Während der Bauhaus-Epoche stand sie Künstler Wassily Kandinsky Modell. Die Nazis erteilten ihr 1939 Auftrittsverbot in allen staatlichen sowie städtischen Theatern und Konzertsälen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag ihr Schwerpunkt auf der Ausbildung von Tänzerinnen und Tänzern und sie führte mit viel Engagement ihre Tanzschule weiter. Die deutsche Tänzerin und Choreografin Mary Wigman gilt als eine der Pionierinnen des modernen Ausdruckstanzes. Sie wurde am 13. November 1886 in Hannover als Karoline Sofie Marie Wiegmann geboren und verstarb am 18. September 1973 in West-Berlin. Sie revolutionierte den Bühnentanz, indem sie barfuß allein auf der Bühne stand, begleitet nur von Gongs, Trommelklängen oder ganz ohne Musik. Wigman zog 1920 nach Dresden und gründete in der Bautzner Straße 107 eine eigene Schule, die bald als Wigman-Schule bekannt wurde und sich zu einem Zentrum des modernen Ausdruckstanzes entwickelte. Eine berühmte Schülerin von ihr war Gret Palucca. Der berühmteste Schüler war Harald Kreutzberg, der 1929 als Choreograph an der Oper Leipzig tätig war. Obwohl die Nazis Mary Wigman erlaubten, bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin eine "Totenklage" zu choreografieren, die sie zusammen mit 80 Tänzerinnen aufführte, wurde ihre Tanzkunst später als "entartet" verfemt. Nach Kriegsende gelang es ihr zunächst, eine Tanzschule in Leipzig zu eröffnen. 1949 gründete sie dann zusammen mit Marianne Vogelsang in Berlin-Dahlem ein neues "Tanzstudio Mary Wigman". Wigman erhielt unter anderem das Große Bundesverdienstkreuz. Uwe Preuss wurde 1961 in Dresden als Sohn eines Ingenieurs und einer Technischen Zeichnerin geboren. Der Beruf des Vaters führte die Familie nach São Paulo, Brasilien, wo Preuss seine Kindheit verbrachte. Für seinen Schulabschluss und die anschließende Lehre zum Industriekaufmann kehrte Preuss zurück in die DDR. Seinen Traum, ein Schauspielstudium aufzunehmen, konnte er aufgrund seiner Wehrdienstverweigerung nicht verwirklichen. Eine Reihe an Gelegenheitsjobs als Heizer, Lagerist, Kistenbauer, Totengräber und Finanzbuchhalter zeugen von seiner Zerissenheit aufgrund dieser staatlichen Restriktion. Sein 1984 gestellter Ausreiseantrag wurde ein Jahr später genehmigt, Preuss begann ein Schauspielstudium an der Hochschule der Künste in West-Berlin. 1992 kehrte Uwe Preuss für ein Engagement am Staatsschauspiel zurück nach Dresden, um kurze Zeit darauf wieder zum Berliner Ensemble aufzubrechen. Seit 2003 arbeitet Uwe Preuss als freischaffender Schauspieler für Theater, Fernsehen und Kino. Trotz seines späten Fernsehdebüts im Alter von 40 Jahren, entwickelte sich Preuss zum gefragten Schauspieler in Klassikern wie "Polizeiruf 110" und "Tatort", aber auch in Dokudramen, Historienfilmen, Serien und Komödien. Im Frühjahr 2020 erschien sein autobiografisches Romandebüt "Katzensprung". Olaf Schubert ist die Kunstfigur und Alter Ego von Kaberettist, Comedian, Hörspielproduzent und Musiker Michael Haubold. Haubold wurde 1967 in Plauen geboren, absolvierte eine Lehre zum Wirtschaftskaufmann und brach ein Studium der Architektur und Musik ab. Seit den 90er-Jahren ist er als Komiker und Musiker auf Kleinkunstbühnen unterwegs. Die überkämmte Glatze und der Strickpullunder gepaart mit sächsischen Lebensweisheiten in kompliziert konstruierten Sätzen mit falsch verwendeten Fremdwörtern sind sein Markenzeichen. Haubolds Lebensmittelpunkt ist die Dresdner Neustadt. Haubolds Durchbruch erfolgte Anfang der 2000er-Jahre mit Auftritten im "Quatsch Comedy Club". Seitdem ist er aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Als Comedian und Moderator war er unter anderem in der "heute-show", "LOL – Last One Laughing", beim "TV total Turmspringen" und dem "Deutschen Fernsehpreis" zu sehen. Im MDR und der ARD erhielt Haubold seine eigenen Sendungen: "Olaf verbessert die Welt!", "Olaf macht Mut." und "Olafs Club". Neben seiner Fernsehkarriere, schrieb Haubold zwei Bücher, spielte in den Bands Die Rockys und Dekadance Schlagzeug und trat als Liedermacher auf. Bis heute begeistert er Fans auch beim jährlich in der Vorweihnachtszeit stattfindenden "Krippenspiel". Recherche: MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: Viktoria Adler, Katrin Schlenstedt, Valentina Prljic
mdr.de
Was verbindet Caspar David Friedrich und Richard Wagner mit Gerhard Richter und Purple Disco Machine? Sie sind gebürtige Dresdner oder lebten und leben in der Stadt an der Elbe – sind aber weit darüber hinaus bekannt.
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2025-06-02T15:45:20+02:00
https://www.mdr.de/kultur/dresden-beruehmte-personen-kultur-100.html
Vogelzählung: Körnerfresser im Vorteil?
Leg doch wenigstens im Garten mal das Handy weg! Wieso? Ich zähle doch Vögel! Dank diverser Apps zur Stimm- oder Bildanalyse ist es leicht festzustellen, welche Vögel im Garten oder Park vor uns herumzwitschern und tschilpen. Wie viele appgestützte Vogelanalysen so entstanden sind, die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bei der Zählung "Stunde der Gartenvögel" bisher geliefert bekommen hat, ist allerdings nicht bekannt, bzw. wird bei der Zählung nicht erfasst. Aber eine erste Zwischenbilanz gibt es und die lässt eine interessante Hypothese zu: "Sind vegetarische Vögel im Vorteil?" fragt man sich beim NABU angesichts erster Trends, die sich aus den bisherigen Einsendungen (Stand 17. Mai, 10:00 Uhr) ableiten lassen. Mehr als 2,1 Millionen Vögel wurden demnach an den Zähltagen zwischen 13. und 16. Mai 2021 von Menschen gesehen und gemeldet. Stieglitz und Kernbeißer sind dabei zwei Arten, die im Vergleich zu den Vorjahren große Zuwächse verzeichneten, es wurden um 65 Prozent mehr Kernbeißer und 38 Prozent mehr Stieglitze gesehen. Das Interessante dabei: Stieglitze ernähren sich so gut wie nicht von Insekten, sondern von Stauden-Samen, oder Samen von Erlen oder Birken. Ihre Jungen ziehen sie mit Knospen von Bäumen groß. Ähnlich der Kernbeißer, auch bekannt als Finkenkönig, er knackt mit seinem stabilen Schnabel Kirschkerne, Bucheckern, Nüsse und andere Kerne. Er frisst aber auch Insekten. Die Zwischenergebnisse bei den "Klassikern" deuten einerseits auf Erholungseffekte hin: 24 Prozent mehr Rotkehlchen wurden gemeldet, 19 Prozent mehr Blaumeisen, neun Prozent mehr Haussperlinge. (Stand 17.05.2021). Dagegen wurden Fluginsektenjägern wie Mehlschwalben und Mauersegler seltener gesichtet, vier Prozent weniger Mehlschwalben und 17 Prozent weniger Mauersegler. Sachsen: Haussperling, Star, Kohlmeise, Feldsperling, AmselSachsen-Anhalt: Haussperling, Star, Feldsperling, Kohlmeise, AmselThüringen: Haussperling, Star, Kohlmeise, Amsel, Feldsperling(Stand 17.05.2021) Die genaue Auswertung und auch die Deutung der Ergebnisse steht noch aus, denn bis zum 24. Mai können noch Vogelsichtungen online gemeldet werden. Alle Ergebnisse der Zählung können Sie hier auf der Karte des NABU einsehen, entweder nach Orten suchen oder auf der Rangliste nachschauen, wie es um die Vögel steht, auch im Vergleich zu den Vorjahren. (lfw)
mdr.de
Wie steht es um die einheimische Vogelwelt? Der Naturschutzbund hatte zur zweiten Zählung 2021 aufgerufen. Interessante Zuwächse gab es bei Stieglitzen und Kernbeißern.
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Startseite
2021-05-17T14:38:34+02:00
2021-06-02T17:35:15+02:00
https://www.mdr.de//wissen/voegel-zaehlen-garten-sommer-nabu-zwischenbilanz-100.html
Nur für Fußgänger und Radfahrer: Linkenmühlen-Fähre startet in die Saison
Die Mühlenfähre am Hohenwartestausee startet am Donnerstag in die Saison. Nach Angaben der Betreibers KomBus GmbH werden auf Thüringens einziger Autofähre aber zunächst nur Fußgänger und Radfahrer befördert. Grund ist demnach der zu niedrige Wasserstand, bei dem Autos auf der Zufahrt an der Linkenmühle den steilen Anlegesteg nicht passieren können. Erst wenn der Wasserspiegel des Stausees rund 1,5 Meter gestiegen ist, können wieder drei Pkw je Tour übergesetzt werden. Die Überfahrt der 400 Meter breiten Wasserstraße zwischen Altenroth im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und Linkenmühle im Saale-Orla-Kreis dauert etwa fünf Minuten. Die Fähre erspart Autofahrern sonst einen Umweg von 33 Kilometern. Seit 1945 gibt es keine Brücke mehr über den Hohenwarte-Stausee. MDR (uwk/ls)
mdr.de
Autofahrer bleiben wortwörtlich noch auf der Strecke - der Wasserstand des Hohenwarte-Stausees ist zu niedrig. Für Fußgänger und Radfahrer startet die Linkenmühlen-Fähre am Donnerstag aber schon in die Saison.
[ "Nachrichten", "Fähre", "Hohenwartestausee", "Hohenwarte-Stausee", "Altenroth", "Autofähre" ]
Thüringen
2024-03-28T08:26:19+01:00
2024-03-28T08:26:19+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saalfeld-rudolstadt/linkenmuehle-faehre-hohenwarte-stausee-autos-100.html
Clueso: Seine fünf größten Songs und ihre Geschichten
"Chicago" erscheint 2006 erst als Single und später auf Cluesos drittem Studioalbum "Weit weg". Das Album erreicht Gold-Status und hält sich 13 Wochen in den deutschen Charts. Auf TikTok erzählt Clueso, dass "Chicago" mehr als nur ein Song für ihn ist. Es sei der Startschuss, der seine Karriere ins Rollen gebracht hat: "Damals begann alles mit der Gitarre und dem Wunsch, gehört zu werden und zu kommunizieren, auch wenn ich nicht wusste, mit wem. Deshalb bleibt 'Chicago' ein Song, der mich ein Leben lang begleiten wird." Die Protagonistin im Song fühlt sich im pulsierenden Großstadtleben gefangen. Sie sehnt sich nach Anonymität und einem Neuanfang, symbolisiert durch Chicago – einem Ort, "wo niemand ihren Namen nennt". Sie umgibt sich mit den falschen Menschen, erzählt von Reisen, die sie nie gemacht hat, sucht Trost in Drogen und flüchtigen Begegnungen. Es geht in "Chicago" um Identitätsverlust und soziale Isolation. Clueso thematisiert indirekt die Drogenproblematik der 2000er-Jahre. "Straßen sind leer" ist inspiriert von den Montagsdemos 1989/90 in Leipzig, die ein wichtiger Teil der Friedlichen Revolution waren. Mit dem Ruf "Wir sind das Volk" gingen Woche für Woche hunderttausende Bürgerinnen und Bürger der DDR auf die Straße und protestierten gegen die politischen Verhältnisse. Clueso ist fasziniert davon, wie viel die Menschen damals aufs Spiel setzten: ihre Existenz, die Sicherheit ihrer Familie, ihre Freiheit, erzählt er 2011 in einem Interview mit dem MDR: "So sehr, dass sie ihren Namen in die Öffentlichkeit schreien mussten, damit andere ihn aufschreiben und sie nicht einfach weggesperrt werden. Das passiert ja heute nicht mehr und die Leute könnten auf die Straße gehen und viel mehr bewegen. Ich glaube halt, dass die Masse das Potential hat." Den Song schreibt er 2009. Es geht darin ums Enttäuscht-Sein von den leeren Versprechen der Politik. Der Song fordert dazu auf, laut zu werden und die Straßen wieder zu füllen. Clueso kritisiert, dass sich viele trotz großer Unzufriedenheit nicht trauen, diese öffentlich zu zeigen. Es ist eine Zeit des Umbruchs für Clueso: 2012 gründet der Musiker das Label "Text und Ton", das er nach seinem ersten Album benennt. Hier bringt Clueso sein sechstes Album "Stadtrandlichter" heraus und produziert es selbst. Der Song "Pack meine Sachen" handelt von Zwist und Streit und dass man sich davon lösen muss. "In der Schule, wenn ich mich für andere Sachen interessiert hab oder auch in der Lehrzeit, war das alles sehr schwierig. Da wollte ich eigentlich nur weg und was machen, was mir liegt. Musik machen und raus", sagt Clueso 2014 im Interview mit dem MDR. Ich musste damals die Kunst verteidigen vor vielen Leuten. "Pack meine Sachen" ist ein Fluchtsong mit der Botschaft: Die Liebe und Energie, die man braucht, kann man überall finden, egal, wo man ist. Also, pack deine Sachen und zieh los! In "Neuanfang" geht es um Emanzipation, Autonomie und ums Genießen der Freiheit. Jahrelang hängen viele Menschen an Clueso und stellen große Erwartungen an ihn. Davon will er sich lösen. Er will ein Reisealbum machen und dabei musikalisch alles kleinhalten: Er trennt sich von seiner Band, seinem Manager, seiner WG und vom Zughafen Erfurt, dem Künstlernetzwerk, das er 2001 mitgegründet hat. Er fährt nach Berlin zum Produzenten Tobias Kuhn, um Akustiksongs aufzunehmen. "Ich hatte einen Song mitgebracht 'Neuanfang'. Und den hab ich wirklich nach der Tour gemacht, nach der Trennung. Gitarre, Beat rein. 'Was soll ich tun? ' – Hab ich einfach rausgeschrien", sagt Clueso 2016 bei MDR KULTUR. Der Song handelt davon, eine gewisse Leichtigkeit wiederzufinden. "Neuanfang" feiert die schönen Momente im Leben. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris: Das deutsche olympische Team fragt Clueso an, ob er einen Song schreibt, der diese Reise musikalisch begleitet. Clueso führt dafür Interviews mit den Athletinnen und Athleten. Er will herausfinden, was sie pusht, wie ihre Playlisten aussehen, mit welcher Musik sie sich warmmachen. "Ich hab gesehen, dass es unglaublich viele Parallelen gibt zu meiner Welt – vom Sport zur Musik. Es ist viel Verzicht, viel Gegenwind am Anfang und viele Misserfolge, um die Bestzeit zu erreichen", erzählt der Musiker 2024 in einem Interview mit der ARD. Um während der Produktion in die passende Stimmung zu kommen, schaut sich Clueso die Olympischen Spiele aus den Vorjahren an. Es geht in "Für immer jetzt" um große Erfolge, die Suche nach Gold, aber auch um die Schattenseiten davon. Clueso singt von Aufopferung, vom Gefühl, wenn man im entscheidenden Moment auf sich allein gestellt ist. Es geht aber auch um Zusammenhalt, ums Loslassen. Der Song entsteht in den Hansa Studios Berlin, wo schon David Bowie Musik aufnahm. Redaktionelle Bearbeitung: Elisaweta Ehrenburg
mdr.de
Clueso hat vor über 20 Jahren die deutsche Musiklandschaft erobert und ist immer noch ganz oben mit dabei. Nun wird die Deutschpop-Legende aus Erfurt 45! Wir stellen die Geschichten hinter fünf seiner größten Songs vor.
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2025-04-09T04:00:00+02:00
2025-04-09T04:00:00+02:00
https://www.mdr.de//kultur/musik/clueso-songs-geschichten-100.html
sterilisiert
Das bedeutet zum Beispiel: Unfruchtbar machen.Das ist eine besondere Operation.Dabei wird der Mann oder die Frau unfruchtbar gemacht. Das bedeutet: Der Mann kann dann keine Kinder mehr machen. Und die Frau kann keine Kinder mehr bekommen.
mdr.de
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Wörter-Buch
2025-04-10T12:03:48+02:00
2025-04-10T12:03:48+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-sterilisiert-100.html
Warum Paska und einige andere Dörfer keine Wahlzettel mehr auszählen
Die Landtagswahl 2024 ist noch nicht ausgezählt, da steht das erste Ergebnis schon fest: Paska ist nicht mehr Thüringens "AfD-Hochburg". Zumindest nicht, wenn man diese Zuschreibung am Wahlergebnis festmacht, wie es zur Landtagswahl 2019 passiert ist. Damals reisten Pressevertreter aus ganz Deutschland in das kleine Dorf im Saale-Orla-Kreis, um herauszufinden, warum 62,7 Prozent der Wähler hier ihr Kreuz bei der AfD gesetzt hatten. Es war der landesweit höchste Wert für die damals noch häufig als rechtspopulistisch beschriebene Partei um Björn Höcke, die inzwischen als gesichert rechtsextrem gilt. Im Herbst 2024 wird die Medienkarawane wohl durch ein anderes Dorf ziehen müssen, denn am 1. September wird es für Paska kein eigenes Wahlergebnis mehr geben. Und nicht nur in Paska; auch in der nicht mal drei Kilometer weit entfernten Nachbargemeinde Moxa, die 2023 einen AfD-Bürgermeister wählte, werden keine Stimmen ausgezählt. Mit Wahlbetrug oder einer parteipolitischen Schikane gegen die AfD hat das jedoch nichts zu tun. Vielmehr geht es um eine bisher wenig beachtete Änderung der Thüringer Kommunalwahlordnung im Juli 2021. Die Landesregierung legte in Paragraf 63 fest, dass Wahlbezirke, in denen "weniger als 50 Wähler ihre Stimme abgegeben haben", das Wahlergebnis nicht mehr selbst auszählen dürfen. "Die Wahlbriefe werden dann in den nächstgrößeren Ort gebracht und dort mit den Ergebnissen des Ortes vermischt", erklärt Holger Poppenhäger, der Thüringer Landeswahlleiter. "Das hat den Hintergrund, dass natürlich auch das Wahlgeheimnis gewahrt bleiben soll." Das hat den Hintergrund, dass natürlich auch das Wahlgeheimnis gewahrt bleiben soll. Bei kleinen Gemeinden, in denen sich die Einwohner häufig gut kennen - so die Sorge der Landesregierung - sei es denkbar, dass aufmerksame Wahlhelfer das Votum einzelner Stimmzettel ihren Nachbarn zuordnen könnten und das Wahlgeheimnis nicht gewahrt bliebe. Poppenhäger verweist darauf, dass Wahlbezirke normalerweise nach der Thüringer Landeswahlordnung bis zu 1.500 Einwohner haben. "Das ist sozusagen die Regel für die Größe eines Wahlbezirks. Und da sind eben unter 100 Wähler schon sehr geringe Zahlen." Von der neuen Regelung - die eigentlich schon drei Jahre alt ist - sind bei der Landtagswahl 2024 elf Dörfer betroffen, die sich bereits in Absprache mit dem jeweiligen Kreiswahlleiter und ihren Nachbargemeinden geeinigt haben, die Stimmen gemeinsam auszuzählen. Das sind die Gemeinden: "Es kann aber sein, dass sich am Wahlabend herausstellt, dass es noch eine Reihe anderer Gemeinden betrifft", erklärt Poppenhäger. Laut dem Thüringer Landesamt für Statistik gibt es noch 13 weitere Orte mit weniger als 100 Wahlberechtigten, bei denen die Grenze von 50 abgegebenen Stimmen unterschritten werden könnte und die dann am Wahlabend in eine andere Gemeinde überführt werden müssten. Poppenhäger verweist darauf, dass die "neue" Verordnung schon bei der Bundestagswahl 2021 und bei der Europawahl 2024 zur Anwendung kam und "zu keinerlei Problemen" geführt habe. In der Wahlstatistik werden die Wahlgemeinschaften entsprechend kenntlich gemacht. Bei der Europawahl 2024 führte die Statistik etwa den Wahlbezirk 75127 als "Ziegenrück, Stadt / Keila / Paska". Sämtliche abgegebenen Stimmen aus Ziegenrück, Keila und Paska wurden hier also zusammengezählt. Diese Form der kumulierten Auszählung ist in Thüringen übrigens nichts Neues. Bei der Briefwahl gibt es das schon länger. Das Thüringer Landeswahlgesetz besagt, dass der Kreiswahlleiter den Einsatz von Briefwahlvorständen im Wahlkreis selbst bestimmt und sie auch für mehrere Gemeinden einsetzen kann. Genau das passierte 2019 auch mit den Briefwahlstimmen der "AfD-Hochburg" Paska. Diese wurden nämlich schon damals in der Verwaltungsgemeinschaft Ziegenrück ausgezählt. Das hätte das Stimmenverhältnis des Ergebnisses vor Ort zu Gunsten der AfD beinflusst, argumentierte Paskas Bürgermeister Tino Riemschneider 2020 in einem Interview mit MDR THÜRINGEN. "Wir hatten zehn oder zwölf Briefwahlstimmen, wenn ich mich recht erinnere", sagte Riemschneider damals. "Wären die hier vor Ort gezählt worden, wäre die Presse nach Kühndorf oder Grimmelshausen gefahren." 2019 waren in Paska 59 Stimmen ausgezählt worden. Jede einzelne Stimme schlug damals mit 1,7 Prozentpunkten zu Buche. MDR (ask)
mdr.de
Bei der Thüringer Landtagswahl wird es für einige Dörfer keine eigenen Wahlergebnisse mehr geben. Warum das so ist, wann Gemeinden betroffen sind und was mit ihren Stimmzetteln passiert, erklären wir am Beispiel Paska.
[ "Nachrichten", "Paska", "AfD", "Wahl", "Auszählung", "Landtagswahl", "Poppenhäger", "Wahlleiter" ]
Thüringen
2024-08-24T10:47:00+02:00
2024-08-24T20:49:21+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-orla/landtagswahl-paska-stimmen-auszaehlen-100.html
Robin Solf
... reden und improvisieren!!! ... über Gefühle reden, geduldig sein und Technik bedienen, denn das ist wirklich Teufelswerk. ... die feinste und trashigste Pop-Musik. ... gut gestylte Augenbrauen und schrille Outfits. ... Brokkoli, Reis, Soja-Hähnchen ... Immer. Am besten irgendwo, wo man sich in seiner knappsten Speedo präsentieren kann, denn wir wollen ja keine Tan-Lines. ... dass ihm bereits ein Brusthaar gewachsen ist. ... weniger, als er sollte!!! ... welche Freizeit? Bitte geben Sie folgende Zahlen ein:
mdr.de
Robin moderiert SPUTNIK Pride.
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2023-01-18T15:47:39+01:00
2025-02-05T08:30:29+01:00
https://www.mdr.de/sputnik/team/sputnik-team-robin-solf-100.html
Mehr Schulden trotz Rekordeinnahmen der Kommunen in Sachsen-Anhalt
Die Kommunen in Sachsen-Anhalt haben im Jahr 2022 etwa 7,7 Milliarden Euro eingenommen, ein Rekordwert. Im Jahr 2021 waren es 7,1 Milliarden Euro. Trotzdem ist der Gesamtschuldstand von Sachsen-Anhalt um 151 Millionen Euro auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen. Das geht aus Zahlen hervor, die der Landesrechnungshof am Freitag veröffentlicht hat. Als Gründe für den Anstieg der Schulden nannte die Finanzbehörde etwa die Investitionen in große Bauprojekte und die Unterbringung von Geflüchteten. Die am höchsten verschuldete Kommune im Land ist demnach Halle mit 575 Millionen Euro Schulden. Dahinter folgt die Landeshauptstadt Magdeburg mit 396 Millionen Euro. Auffällig sei hier, dass sich die Investitionskredite der Landeshauptstadt um 70 Prozent erhöht hätten. Der Landesrechnungshof geht davon aus, dass die Verschuldung zum Beispiel mit den Bauvorhaben City-Tunnel, Neue Strombrücke und Stadthalle zusammenhängt. Anstatt Kredite für kurzfristige Engpässe zu nutzen, würden sogenannte Kassenkredite offenbar vielfach zur Deckung laufender Kosten missbraucht, kritisiert der Landesrechnungshof. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Kommunalaufsicht hier nicht längst eingegriffen habe. Der hohe Stand der Kassenkredite sei besorgniserregend. Er mache in Sachsen-Anhalt rund 41 Prozent der Gesamtverschuldung aus. Im bundesweiten Vergleich der Flächenländer sei dies der höchste Anteil. dpa, MDR (Michel Holzberger, Engin Haupt, Sebastian Gall)
mdr.de
Die Kommunen in Sachsen-Anhalt haben im Jahr 2022 mehr Geld als je zuvor eingenommen. Trotzdem wächst laut Landesrechnungshof der Gesamtschuldenstand.
[ "Nachrichten", "landesrechnungshof", "rekordeinnahmen", "schuldenstand", "kritik", "kreditaufnahme" ]
Sachsen-Anhalt
2023-10-20T18:09:09+02:00
2023-10-20T18:09:09+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/gesamtschulden-landesrechnungshof-kritik-kreditaufnahme-100.html
Positions-Papier
In einem Positions-Papier schreiben Menschen:    • Was sie zu einem bestimmten Thema denken.    • Welche Meinung sie dazu haben.Und sie stellen Forderungen.Das bedeutet zum Beispiel:Sie schreiben auf,was getan werden muss:    • Damit sich etwas verändert.    • Oder damit etwas besser wird.
mdr.de
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Wörter-Buch
2018-03-23T14:56:27+01:00
2018-03-23T14:56:27+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-positions-papier-100.html
Küchenschelle: Frühblüher im Steppen- und Steingarten
Die Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) ist von den Pulsatilla-Arten am häufigsten in unseren Gärten verbreitet. Sie gedeiht am besten an einem sonnigen und warmen Standort. Der Boden sollte durchlässig, mager und am besten kalkhaltig sein. Als genügsames Wiesengewächs benötigt sie kein zusätzliches Düngen und Wässern. Sie übersteht auch Trockenzeiten gut. Nasskaltes Frühlingswetter hingegen mag die Wildstaude nicht. Einmal an einen geeigneten Standort gepflanzt, sollte sie nicht mehr versetzt werden, da sie sehr tiefe Wurzeln bildet und es überhaupt nicht schätzt, umgepflanzt zu werden. Schnecken lassen ausgewachsene Pflanzen in Ruhe, da sich die Küchenschelle mit Gift gegen Fraßfeinde schützt. Wenn der Standort und die Bedingungen stimmen, vermehrt sich die Staude durch Selbstaussaat. Zwischen März und Mai bildet die Küchenschelle glockenförmige Blüten in Violett- und Lilatönen aus. Es gibt jedoch auch Sorten in anderen Farben: 'Alba' trägt weiße Blüten, 'Rubra' blüht rötlich. Die Blüten sind im Frühjahr eine willkommene Nahrungsquelle für Insekten. Die pflegeleichte Staude eignet sich für Kies- und Steingärten, Steppenheide-Beete oder sonnige Hänge. Auch in Trögen oder auf Gründächern wachsen sie. In kleinen Gruppen gepflanzt, kommt die Küchenschelle im Garten am besten zur Geltung. Ihren Reiz machen nicht nur die großen Blüten aus, sondern auch der seidige Flaum, der die Triebe und Außenseite der Blütenblätter überzieht. Die Samenstände mit ihren langen Haaren und das silbrige Laub wirken ebenfalls dekorativ. Kombinieren lassen sich Küchenschellen im Steingarten zum Beispiel mit dem immergrünen Hunger- oder Felsenblümchen (Draba aizoides). Die polsterartig wachsende Pflanze kommt mit sehr wenig Erde und Nährstoffen aus, da sie auf magere Kalkschotter-Böden im Gebirge spezialisiert ist. Ihre gelben Blüten zeigt sie von Ende Februar bis April. Blaukissen (Aubrieta), Adonisröschen (Adonis), Ziergräser und immergrüne Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) sind ebenfalls geeignete Partner für die Küchenschelle. Quelle: MDR Garten (dgr)
mdr.de
Sonne braucht sie. Doch davon abgesehen ist die Küchenschelle eine genügsame Pflanze. Die Wildstaude fühlt sich in Steingärten oder auf sonnigen Hängen wohl. Im April zeigt sie ihre großen, glockenförmigen Blüten.
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Pflanzen
2024-05-07T14:39:24+02:00
2024-05-07T14:39:24+02:00
https://www.mdr.de/mdr-garten/pflanzen/kuhschelle-kuechenschelle-pulsatilla-pflege-100.html
Abgeschobene Familie wird aus Albanien zurückgeholt
Eine albanische Jugendliche und ihre Familie, die Mitte September aus Mittelsachsen nach Albanien abgeschoben worden sind, können nach Deutschland zurückkehren. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) teilte am Freitag mit, dass die Abschiebung fälschlicherweise erfolgt sei. Die rechtliche Prüfung des Falls sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Jedoch sei ein bei der Ausländerbehörde Mittelsachsen gestellter Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis erfolgversprechend gewesen. "Deshalb hätte die Ausländerbehörde der Minderjährigen eine Verfahrensduldung erteilen müssen", teilte Schuster mit. Hierüber sei auch die Landesdirektion Sachsen zu informieren gewesen. Beides sei entgegen der bestehenden Vorgaben nicht erfolgt, sodass die Abschiebung trotz des vorliegenden Duldungsgrundes vollzogen worden sei, so der Minister. Daher habe das Ministerium angewiesen, die Familie nach Sachsen zurück zu holen. "Wir bedauern diesen Fehler, und hoffen, dass sich die Familie schnell wieder hier einlebt und die jüngsten Ereignisse bald verarbeitet sind", erklärte Schuster. Der Flüchtlingsrat hatte die Abschiebung zuvor scharf kritisiert. Seinen Angaben nach ist die 16-Jährige an Mukoviszidose erkrankt und auf konstante medizinische Versorgung angewiesen. Dennoch sei sie mit ihrer Familie nach Albanien abgeschoben worden. Dort seien ihr die Medikamente abgenommen worden, so dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert habe. Der Flüchtlingsrat sprach von einer "groben ethischen Missachtung der gesundheitlichen Lage einer schwerkranken Minderjährigen". Den Angaben zufolge lebt die Familie seit 2019 in Mittweida. Dort sei das Mädchen auch zur Schule gegangen. MDR (tfr)/dpa
mdr.de
Mitte September wurde eine schwerkranke albanische Jugendliche, die mit ihrer Familie in Mittweida lebte, nach Albanien abgeschoben. Jetzt dürfen sie auf Weisung des Innenministers wieder zurückkehren.
[ "Nachrichten", "Abschiebung", "Mittweida", "Albanien", "Jugendliche", "Innenministerium" ]
Sachsen
2023-09-29T17:43:53+02:00
2023-09-29T17:43:53+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/chemnitz/doebeln-rochlitz/mittweida-abschiebung-albanien-rechtswidrig-100.html
Serbiens Präsident Vučić als Wurst-Verkäufer
Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vučić spricht gern in Superlativen. Und das tut er sehr oft: in diesem Jahr wandte er sich schon 200 Mal an sein Volk, im vergangen Jahr konnten ihn serbische Bürger rund 300 Mal im Fernsehen bewundern. Zum ständigen Repertoire seiner Ansprachen gehört das Selbstlob, was alles tolles Serbien erreicht habe, seit er vor elf Jahren das Staatsruder übernommen hatte: die größten Gehaltserhöhungen in der Geschichte des Landes, die höchsten Renten, das größte Wirtschaftswachstum, die höchsten Auslandsinvestitionen in der Region. Er habe die meisten Fabriken eröffnet, verkündet der Präsident, und der Ausbau der Infrastruktur breche alle Rekorde, kurzum: Serbien sei ein balkanischer Tigerstaat geworden... Kein Wunder, pflegt Vučić zu sagen, dass die Nachbarstaaten ihn aus reinem Neid auf die unglaubliche serbische Wirtschaftsleistung beseitigen wollten. Ja, das sagt er tatsächlich! Doch vor zwei Wochen stand plötzlich ein ganz anderer Vučić vor dem Fernsehpublikum in Serbien. Kein Wort von selbstfahrenden Autos "made in Serbia" und sonstigen Wundern aus der fantastischen Zukunft, auf die Serbien unter seiner Führung angeblich zusteuert. Stattdessen stand neben ihm ein roter Einkaufskorb, so einer wie man sie in Supermärkten verwendet. Im Korb lagen zwanzig Produkte, von Kartoffeln bis hin zu Windeln, die man nun bis zu 40 Prozent günstiger in allen Supermärkten des Landes kaufen könne, erklärte der Präsident. Er griff zuerst zur Hühnerwurst, stellte sie vor die Kamera und gab bekannt, dass ein Kilo nur noch 259 Dinar (umgerechnet rund 2,20 Euro) kosten würde. Sofort wurde diese "Extrawurst" zum Politikum. Sie war in aller Munde, auch buchstäblich. Die Opposition sprach von skrupellosem Populismus, Vučić und seine Gefolgschaft von ihrer Sorge um verarmte Mitbürger und einer Maßnahme gegen die 11,5 Prozent hohe Inflation – durch die Verbilligung einer bestimmten Anzahl von Produkten (36 sind es bis jetzt) wolle man sie drosseln. Es wurde immer wilder um die Wurst. Der Wirtschaftsexperte und Chefredakteur des regierungskritischen Wochenmagazins "NIN", Milan Ćulibrk, sagte, dass die Verbilligung von einigen Produkten keinen Einfluss auf die Inflation haben werde, hinterfragte kritisch die Zusammensetzung der Billigwurst und fragte, ob Vučić und seine Minister sie denn essen würden. Die Herausforderung wurde angenommen, er werde die Wurst essen und den Verzehr für Instagram und Facebook aufzeichnen, sagte der serbische Staatspräsident. Gesagt, getan. Im Video ist zu sehen, wie sich im Arbeitszimmer des Präsidenten das Staatsoberhaupt persönlich, zusammen mit dem Handelsminister Tomislav Momirović und dem Finanzminister Siniša Mali, aus einem Pfundsbrot, Mayonnaise und der Billigwurst ein Sandwich zubereiten. Vučić erklärte dabei, was er gerade tut: "Ich mache jetzt die Mayo aufs Brot, jetzt nehme ich die Wurst..." Danach legte er genau drei dünne Scheiben Wurst auf die enorme Brotmenge, die Minister machten es ihm nach und begannen, fleißig zu kauen. Der Präsident wurde beim Kauen allerdings nicht gefilmt. Viele Serben lachten oder weinten – oder taten beides gleichzeitig – wegen der grotesken Performance des Präsidenten. Witze wurden gemacht, wie zum Beispiel: Die präsidiale Billigwurst sei zum Fasten geeignet – warum? – weil gar kein Fleisch enthalten sei. Doch Vučić ist kein Clown. Er ist ein begabter Populist, und das hat er schon oft bewiesen. Was manchen wie eine Groteske vorkommt, haben Werbeexperten mit Focusgruppen untersucht, so auch die jüngste Kampagne "Besserer Preis" mit der billigen Wurst. Denn trotz der weitgehenden Unterordnung der Medien und der tausendmal wiederholten Märchen vom nimmer besseren Leben: In Wahrheit sinkt der Lebensstandard in Serbien, und diejenigen, bei denen das Geld nur für Essen, Miete und Rechnungen reicht, und das ist die Mehrheit der Serben, spüren am eigenen Leibe, dass sie immer ärmer werden. Ćulibrk erklärte nach dem öffentlichen Wurstessen des Präsidenten: In drei Jahren seien die Nahrungsmittelpreise in Serbien um rund 57,8 Prozent gestiegen. In der gleichen Zeit seien die Renten im Schnitt um 36 Prozent und das Medianeinkommen um 43 Prozent gestiegen. Wie kann Vučić also angesichts dieser Zahlen die bedürftigen Menschen überzeugen, dass sie unter seiner Herrschaft immer besser leben? Kann er nicht mehr. Aber er kann ihnen drastisch verbilligte Produkte anbieten und sie überzeugen, dass sie verrecken würden, wenn er die Macht verlöre, denn alle, die gegen ihn sind, seien Bösewichte und Feinde Serbiens, das sie ausplündern wollten. Diese Propaganda wirkt – auch deshalb, weil sich rund 80 Prozent der Serben übers Fernsehen informieren und die Mehrheit von ihnen die beiden einzigen regimekritischen Sender nicht empfangen kann. Sie empfangen Vučić – fast jeden Tag. Und sie verfängt, weil viele Menschen tatsächlich in kargen Verhältnissen leben oder gar Not leiden. In Serbien leben 1,65 Millionen Rentner und eine Durchschnittsrente betrug in diesem Jahr laut dem staatlichen Statistikamt rund 37.800 Dinar (umgerechnet 323 Euro). Rentner stellen etwa ein Viertel aller Wahlberechtigten in Serbien. Mehr als 445.000 Serben leben unter der Armutsgrenze. Ein Drittel der Einwohner kommt nur schwer über die Runden, während fast die Hälfte Schwierigkeiten hat, mit ihren Einkommen auszukommen, so die offizielle Statistik. Und neue Preissteigerungen sind für den Herbst angesagt: bei Fernwärme, Gas, Holz und Kohle, um nur einige Beispiele zu nennen. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach den Billigprodukten riesig ist. Viele Menschen sprechen von der "Vučić-Wurst" oder vom "Vučić-Waschmittel". Sie empfinden den Präsidenten als ihren Erlöser, nicht als den Verantwortlichen für ihre Misere. Und Vučićs Rechnung ist einfach: Gewinne die Herzen – und den Magen – der Verarmten, und du gewinnst die Wahlen. Und die Wahlen rücken immer näher: Im Frühjahr finden Kommunalwahlen sowie Wahlen in der autonomen Provinz Vojvodina statt, außerdem hat Vučić vorgezogene Parlamentswahlen in Aussicht gestellt. Die Opposition fordert vorgezogene Wahlen in Belgrad, wo Vučićs Serbische Fortschrittspartei (SNS) am wenigsten Rückhalt hat. Die Verzehrung der billigen Extrawurst war wohl der Start der Wahlkampagne des Staatspräsidenten, der seine SNS auf allen Wahlebenen anführen wird. Das ist zwar verfassungswidrig – aber wen kümmert das, wenn’s wenigstens für die Wurst reicht.
mdr.de
Serbiens Präsident Vučić setzt auf subventionierte Lebensmittel. Sie sollen die inflationsgeplagten Bürger entlasten und seine Beliebtheit steigern. Öffentliche Auftritte mit einer Billigwurst sorgen aber für Lacher.
[ "Nachrichten", "Serbien", "Inflation", "Vucic", "Vučić", "Wurst", "Billigwurst", "Wahlkampf" ]
Welt
2023-09-29T14:01:02+02:00
2023-09-29T14:01:02+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/politik/serbien-vucic-populismus-inflation-100.html
Wie KI im Journalismus helfen kann – und wo die Grenzen sind
Eins vorneweg: Das Denken kann uns Künstliche Intelligenz bei der täglichen Berichterstattung nicht abnehmen. Auf den ersten Blick scheinen Sprachmodelle wie ChatGPT zwar Universalgenies: Von der Suche nach Informationen bis hin zum Formulieren von Texten – die KI ist um keine Antwort verlegen. "In einer Welt voll Datenflut – bringt KI Ordnung – das tut gut!" preist der hauseigene Chatbot MDR GPT die Möglichkeiten seinesgleichen. Der sprichwörtliche Teufel steckt allerdings wie immer im Detail.  Denn was will ich überhaupt von der KI? Mehr Output? Bessere Überschriften? Tiefgründigere Recherchen? Von der Themenfindung bis zum fertigen Online-Artikel, Radio- oder Fernsehbeitrag kann ich mir von verschiedensten KI-Tools Unterstützung suchen. Es gibt KI-Anwendungen, die Stimmen generieren oder auch schlicht vorhandene Stimmen imitieren; es gibt KI-Anwendungen, die ein Foto in Bewegtbild verwandeln; wieder andere können Videosequenzen schneiden.  Die Qualität der Ergebnisse ist dabei ein Thema für sich, auch rechtliche und ethische Fragen sind damit verbunden. Was macht es etwa mit dem Vertrauen von Zuhörerinnen und Zuhörern, wenn Radio-Beiträge von künstlichen Stimmen generiert statt von echten Stimmen eingesprochen werden? Transparenz darüber, wo und wie KI zum Einsatz kommt, ist daher auch zentral in den KI-Richtlinien des MDR verankert: Ausprobieren und Experimentieren sind ausdrücklich erwünscht. Allerdings ist "der Einsatz von KI (...) kein Selbstzweck". Rein praktisch gibt es aber erstmal eine ganze Palette an neuen Werkzeugen, die selbst jeweils verstanden und bedient werden wollen. Ein fertiger Fernsehbeitrag auf Knopfdruck? So schnell werden wir Journalistinnen und Journalisten (zum Glück) nicht ersetzbar.  Überhaupt: Schneller geht es mit KI noch lange nicht. Ein einzelnes Ergebnis hat die KI zwar schnell generiert – sei es ein Text, ein Bild oder auch Video. Bis das Ergebnis tatsächlich die erforderlichen Kriterien erfüllt, sind im Zweifelsfall aber viele Prompts durch die KI gerauscht. Prompts sind die Anweisungen, mit denen wir die KI zum gewünschten Ergebnis lenken wollen. Aber mit dem Lenken ist das so eine Sache. Und KI wäre nicht KI, wenn auf dieselbe Frage immer dieselbe Antwort folgen würde. So können Chatbots etwa bei der Themenfindung wichtige Sparringpartner sein. Gibt es Aspekte oder Argumente, an die ich selbst noch gar nicht gedacht habe? Denn nicht nur KI hat einen sogenannten Bias: Die Daten, mit denen eine KI trainiert wurde, haben einen entscheidenden Einfluss darauf, mit welchen Verzerrungen sie wiederum Antworten gibt. Ob sie etwa Männer für grundsätzlich kompetenter als Frauen hält oder rassistische Vorurteile verstärkt. Umgekehrt kann ich mit geschicktem Prompten die KI aber auch dafür nutzen, eigene fehlerhafte Vorannahmen oder blinde Flecken auszuleuchten.Brainstorming mit Kolleginnen und Kollegen kann natürlich durch keine KI ersetzt werden – schon allein, um sich eben auf eine gemeinsame Absprache berufen zu können. Entgegen der anfänglich versprochenen Ordnung kann die KI allerdings auch selbst sehr schnell eine ganz eigene Daten- und Informationsflut generieren. Für die braucht es dann echte Menschen, um Ordnung zu schaffen. Denn egal, ob ich der KI eine inhaltliche Frage stelle oder um Formulierungshilfe bitte: Die Ergebnisse wollen in jedem Fall überprüft werden. Auf die Frage nach wichtigen KI-Institutionen in Thüringen verweist etwa der KI-Chatbot Perplexity unter anderem auf ein "Zentrum für Künstliche Intelligenz (ZKI)" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dort gibt es aber kein ZKI. Eine Google-Suche verweist dagegen an die Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung e.V. (ZKI) in Berlin. Immerhin auch in Jena ist das ZAKI (Zentrum für angewandte künstliche Intelligenz) – allerdings an der Ernst-Abbe-Hochschule. Die KI-generierte Antwort war also eine klassische Halluzination. Das Motto "Fake it till you make it" haben KI-Chatbots tief verinnerlicht und setzen auch fehlerhafte Informationen zu einer Antwort zusammen, ohne rot zu werden. Immerhin: Höflich sind die Chatbots und reagieren auf Kritik ohne jegliche Empfindlichkeit. "Verständlich, dass Sie nach unabhängigen Experten suchen", schreibt mir beispielsweise der Chatbot Copilot, als ich ihn für seinen ersten Vorschlag kritisiere. Als Inspirationsquelle bleiben Chatbots aber eine wichtige Ergänzung zu bisherigen Werkzeugen bei der Recherche.
mdr.de
Künstliche Intelligenz ist nicht nur Gegenstand von Berichterstattung. Auch im Journalismus selbst werden KI-Tools immer wichtiger. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, was möglich ist – und wo die Grenzen liegen.
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Deutschland
2024-09-24T05:00:08+02:00
2024-09-30T03:21:34+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/ki-medien-journalismus-100.html
Thüringer Forscher entdecken Raubsaurier mit markanter "Augenbraue"
Die Region zwischen Zentraleuropa und Ostasien galt bisher als Terra incognita bei Raubsauriern (Theropoden) aus dem Jura. Ein neuer Fund mit Thüringer Beteiligung verbessert nun die Datenlage erheblich: Alpkarakush kyrgyzicus heißt der erste in Kirgisistan gefundene theropode Dinosaurier. Die ersten Knochen des Fossils wurden bereits 2006 vom kirgisischen Paläontologen Aizek Bakirov entdeckt. Der Fundort liegt in den gebirgigen Wüstengebieten nahe der Stadt Taschkömür im Westen Kirgisistans. Die dortigen Ausgrabungen fanden in der Balabansai-Formation statt, deren Sedimente während der mittleren Jurazeit vor rund 165 Millionen Jahren abgelagert wurden. Während mehrerer Grabungskampagnen im Zeitraum von 2006 bis 2023 wurden Schädelknochen, Rücken- und Beckenwirbel, Fragmente des Schultergürtels und der Vordergliedmaßen sowie der fast vollständige Beckengürtel und die Hintergliedmaßen eines etwa acht bis neun Meter langen Raubdinosauriers geborgen. Es handelt sich um eine neue Gattung und Art, die bisher unbekannte Merkmale aufweist. Besonders eindrucksvoll ist seine extrem vorstehende "Augenbraue" am sogenannten Postorbitale, einem Schädelknochen hinter der Augenöffnung, die auf das Vorhandensein eines Horns an dieser Stelle hinweist. Andere einzigartige Merkmale finden sich an den Rückenwirbeln und am Oberschenkelknochen. Der Vergleich mit zahlreichen anderen Theropoden zeigt, dass die neue Art zu den Metriacanthosauriden gehört, also nahe mit den großen Raubdinosauriern Ostasiens verwandt ist. Die Paläontologen vermuten den Ursprung der Metriacanthosauriden und anderer wichtiger Theropodengruppen in Südostasien. Von dort breiteten sie sich über Zentralasien und Europa auf andere Kontinente aus. "Eine neue Dinosaurierart zu entdecken, ist etwas ganz Besonderes", erklärt Tom Hübner, Projektleiter und Studienautor von der Friedenstein-Stiftung in Gotha. "Aber es ist auch faszinierend, wieviel die innere Struktur versteinerter Knochen nach so langer Zeit noch über die Lebensgeschichte eines Dinosauriers verraten kann", Die Studie "A new theropod dinosaur from the Callovian Balabansai Formation of Kyrgyzstan" ist im Fachjournal "Zoological Journal" erschienen. cdi/pm
mdr.de
Ein Thüringer Expeditionsteam hat bei Grabungen in Kirgisistan die fossilen Knochen zweier Exemplare einer neuen bemerkenswerten Raubdinosaurierart gefunden. Diese hat nämlich eine extrem vorstehende "Augenbraue".
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2024-08-22T14:59:34+02:00
2024-08-22T14:59:34+02:00
https://www.mdr.de/wissen/archaeologie-fruehgeschichte/Thueringer-Forscher-entdecken-Raubsaurier-mit-markanter-Augenbraue-100.html
Vom Härtefall zum Sozialarbeiter
Hamid Mahmoodi geht auf in seiner Arbeit. In einer Erstaufnahmestelle kümmert er sich um Asylbewerber, die nach Deutschland gekommen sind. Er nimmt sie in Empfang führt PCR-Tests durch, hilft ihnen, Anträge zu stellen. Mehrere Stunden dauert das Prozedere. Bei dieser Arbeit kann der Sozialberater aus eigener Erfahrung schöpfen. Im Mai 2016 kam der Iraner nach Deutschland. Das Ziel einer langen, abenteuerlichen Flucht. "Mein Asylantrag wurde abgelehnt, und auch das Verwaltungsgericht schloss sich dem an", erinnert sich der 36-jährige. Dabei hatte er gehofft und gebangt, bis alle gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. "Ich habe dann von der Härtefallkommission erfahren", erzählt der Iraner. Er habe sich an die Vorsitzende gewandt, an Monika Schwenke von der Caritas. Monika Schwenke war beeindruckt vom Integrationswillen des Mannes, der damals in Burg als Schweißer arbeitete, auch von seinen Deutschkenntnissen. 2019 brachte sie den Fall in die Härtefallkommission ein. Die letzte Hoffnung für Ausländer, die eigentlich ausreisepflichtig sind, weil es keine rechtlichen Spielräume für einen weiteren Aufenthalt in Deutschland gibt. Die Härtefallkommission gibt es in Sachsen-Anhalt seit 2005. Sie besteht aus unter anderem aus Beschäftigten des Flüchtlingsrats, der Kommunen, dem Psychosozialen Zentrum für Migranten und der Integrationsbeauftragten der Landesregierung. Vorgeschlagen werden die Mitglieder unter anderem vom Landkreistag, den Kirchen oder den vertretenen Ministerien. In der Praxis funktioniert die Arbeit der Kommission wie folgt: Will ein eigentlich ausreisepflichtiger Asylbewerber einen Antrag auf weiteren Verbleib in Sachsen-Anhalt stellen, wendet er sich an eines der Mitglieder. Das nimmt den Antrag mit in die Kommission, die darüber berät und am Ende eine Entscheidung trifft. Ob die Person tatsächlich bleiben darf, entscheidet am Ende die Innenministerin. Grundlage ist Paragraph 23a des Aufenthaltsgesetzes. Die Berichte der Kommission über die beratenen Anträge veröffentlicht das Innenministerium auf seiner Website. "Bei Herrn Mahmoodi hat mich seine Lebensleistung sehr beeindruckt", blickt sie zurück. "Flucht heißt immer auch Kompetenz. Wir wissen aber auch, dass der Iran nicht eines der sichersten Länder ist für Menschen, die sich dem Christentum zuwenden. Das konnte ich als Vertreterin der katholischen Kirche sehr gut nachvollziehen." Monika Schwenke brachte den Fall in die Kommission ein. Die erste Hürde war genommen, denn längst nicht jeder Fall schafft es bis dahin. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt, der Lebensweg Hamid Mahmoodis nachvollzogen, seine Motivation, sein Engagement in der Kirche. Für Hamid Mahmoodi setzte sich die Zeit des Bangens, des Hoffens, des Betens fort. Irgendwann kam die befreiende Nachricht: Hamid Mahmoodi durfte bleiben, bekam zunächst für ein Jahr einen Aufenthaltstitel. "Gott hat mir geholfen", ist er sich sicher. Der Iraner, der in seiner Heimat IT und Bauwesen studiert hatte, ergriff die Chance, die sich ihm bot. Er wollte gern in den sozialen Bereich und arbeitet heute in der Anlaufstelle für Asylbewerber. "Das ist genau das, was ich gern machen möchte", erzählt Hamid Mahmoodi. "Hier kann ich Menschen helfen und meine eigenen Erfahrungen einbringen". Das ist genau das, was ich gern machen möchte. Hier kann ich Menschen helfen und meine eigenen Erfahrungen einbringen. So wie ihm konnte die Härtefallkommission im vergangenen Jahr 18 Menschen zu einem ersten Schritt für eine Perspektive in Deutschland verhelfen. Unter ihnen sind auch zwei Familien mit fünf Kindern. Das sind 11 von 20 Fällen, die im Laufe des Jahres abgeschlossen wurden. "Ein Fall stammte sogar noch aus dem Jahr 2017", sagt Monika Schwenke. "Das zeigt, dass wir uns die Entscheidung nicht leichtmachen. Jeder Fall wird detailliert beraten." Das letzte Wort spricht der Innenminister bzw. die Innenministerin. "Die Arbeit der Härtefallkommission ist unverzichtbar, weil das Asyl- und Ausländerrecht nicht jeden Einzelfall im Blick haben kann und es immer wieder unbillige Härten gibt", weiß Innenministerin Tamara Zieschang, die wohl wie ihre Vorgänger den meisten Ersuchen der Kommission folgen wird. Neu eingegangen sind im vergangenen Jahr 19 Anträge. Dahinter stehen 32 Menschen, darunter fünf Familien mit sechs Kindern. Eine große Rolle bei der Entscheidung spielt, wie gut die Antragsteller integriert sind, ob es Kinder gibt oder auch gesundheitliche Probleme. Seit dem Bestehen der Härtefallkommission 2005 hat das Gremium 319 Anträge beraten. In 139 Fällen wurde dem Innenminister empfohlen, ein Bleiberecht auszusprechen. Bis auf eine Aufnahme folgten die Innenminister dem Votum des Gremiums, dem neben Vertretern von Nichtregierungsorganisationen auch solche von staatlichen Behörden angehören. Wie Hamid Mahmoodi haben die meisten ihre Chance genutzt. Hamid macht nicht nur seine Arbeit Spaß, er schätzt auch das gute Arbeitsklima mit seinen Kolleginnen und Kollegen. Auch sein privates Glück hat er inzwischen gefunden und will in den nächsten Monaten heiraten. Wie es ihm ergangen wäre, hätte er in den Iran zurückgemusst, daran mag er nicht denken. "Zehn Jahre Gefängnis wären noch das mildeste Urteil gewesen." MDR (Annette Schneider-Solis, Luca Deutschländer)
mdr.de
Einst war Hamid Mahmoodi ein "Härtefall", sollte eigentlich ausreisen. Doch er durfte bleiben, weil er daheim wahrscheinlich ins Gefängnis gemusst hätte. Hier erzählt er seine Geschichte.
[ "Härtefall", "Härtefallkommission", "Hamid Mahmoodi", "Iran", "Asyl", "Asylbewerber", "Monika Schwenke", "Burg", "Schweißer" ]
Sachsen-Anhalt
2022-05-30T19:42:32+02:00
2024-01-03T15:11:33+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/asylantrag-abgelehnt-haertefall-kommission-100.html
Transparenzhinweis
Das Sächsischen Transparenzgesetz (SächsTranspG) eröffnet jeder Person gegenüber dem MDR einen Anspruch auf Veröffentlichung bestimmter Informationen sowie auf Zugang zu Informationen, soweit der MDR Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt und dies staatsvertraglich geregelt ist. Aufgaben der öffentlichen Verwaltung nimmt der MDR im Rahmen des Rundfunkbeitragseinzugs sowie bei der Vergabe von Wahlwerbezeiten für politische Parteien wahr. Informationen in diesem Sinne sind Aufzeichnungen, die dienstlichen Zwecken dienen, unabhängig von der Art ihrer Speicherung. Entwürfe, Notizen, behördeninterne Kommunikation und Vermerke gehören nicht dazu. Kontakt für Anträge auf Informationszugang: [email protected] Der MDR ist zudem verpflichtet, bestimmte Informationen (§ 8 SächsTranspG) auf der Transparenzplattform des Freistaates Sachsen bereitzustellen. Die Transparenzplattform befindet sich derzeit im Aufbau und soll spätestens ab 1. Januar 2026 zur Verfügung stehen.
mdr.de
Tranzsparenzhinweis nach dem Sächsischen Transparenzgesetz.
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Transparenzhinweis
2024-06-05T11:52:37+02:00
2024-06-05T11:52:37+02:00
https://www.mdr.de//service/transparenzhinweis/index.html
Schon wieder die FDP
Das FDP-Schauspiel in den Medien geht weiter: Am Donnerstagnachmittag veröffentlichte die Partei ein internes Dokument auf der eigenen Website, das den Ablauf zum geplanten Koalitionsbruch zeigt. Daran sind einige Dinge interessant: Die Pyramide, die Sie sicherlich schon auf Bluesky oder X gesehen haben und die sich als grafische Darstellung absolut nicht für einen Zeitablauf eignet, ist, wie der Rest des Dokuments auch, mit "D Day" überschrieben – dem Begriff, mit dem die FDP den Koalitionsbruch plante. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai stritt noch bis vor wenigen Tagen ab, dass der Begriff intern verwendet wurde, stattdessen warf seine Partei mit Vorwürfen von "Lügen" und "Märchen" um sich ("Spiegel"). Noch viel interessanter ist allerdings, wie das interne Dokument auf die FDP-Website gelangt ist. Der "Süddeutschen Zeitung" und der "Zeit" lag das Dokument bereits vor Veröffentlichung vor, beide Zeitungen stellten nach eigenen Angaben am Donnerstagnachmittag Anfragen an die FDP dazu und gaben der Partei wie gewünscht bis Donnerstagabend Zeit, um die Fragen zu beantworten. In der Zwischenzeit wurde das Dokument auf der FDP-Website veröffentlicht, um der journalistischen Berichterstattung zuvorzukommen, ganz à la: Wir haben nichts zu verbergen. Dass die Veröffentlichung erst nach dem Druck von Presseanfragen geschah, scheint bei der "Welt" allerdings niemanden zu interessieren – in ihrem Bericht wird das mit keiner Silbe erwähnt (via Stefan Niggemeier). Nachdem Russland am Mittwoch zwei Journalisten der ARD ausgewiesen hat (Altpapier gestern), hat das Auswärtige Amt nun als Konsequenz den russischen Botschafter in Berlin einbestellt, wie unter anderem der "Spiegel" berichtet. Außenministerin Annalena Baerbock warf Moskau eine "Propagandaschlacht mit falschen Behauptungen" vor. Wie es mit der Berichterstattung aus Russland nun weitergehen kann, erklärt Christina Nagel, ehemalige ARD-Hörfunk-Chefin in Moskau, im Medienmagazin des Deutschlandfunk. "Es gibt ja Akkreditierungen grundsätzlich nur noch für drei Monate für jeden Journalisten, der aus einem unfreundlich gesinnten Land stammt, also z.B. aus Deutschland. Das heißt, da läuft man alle drei Monate Gefahr, dass die Akkreditierung nicht verlängert wird. Normalerweise läuft das weiter, das fällt jetzt in den Bereich Willkür. […] Wir haben im Moment eine akkreditierte Korrespondentin vom Fernsehen, die arbeiten darf, und alle anderen können nicht mehr von Moskau aus berichten." Ob es für deutsche Journalisten in Zukunft neue Akkreditierungen geben wird, ist noch unklar. Nagels Eindruck ist, dass Russland gerne eine Art Handel eingehen würde, ganz nach dem Motto: Wenn unsere Leute in Deutschland wieder arbeiten dürfen, dann dürfen das eure Leute bei uns auch. Das Problem sei aber, dass man hier auf unterschiedlichen Ebenen agiert: In Russland entscheidet das Außenministerium auf Staatsebene über die Akkreditierungen und Aufenthaltsgenehmigungen der deutschen Journalisten, in Deutschland hingegen entscheidet das eine Landesbehörde. "Das heißt, das Auswärtige Amt kann keinen Deal machen mit dem russischen Außenministerium oder darauf drängen, dass hier eine Ausländerbehörde die Aufenthaltsgenehmigung freigibt. Das ist bei uns rechtlich nicht möglich. Anders als in Russland können die beiden russischen Kollegen aber hier gegen diesen Bescheid klagen – wir können das in Russland nicht."  Etwas Hoffnungsvolles zum Abschluss: Im Verbreitungsgebiet der "Schwäbischen Zeitung", die zuletzt wegen lascher journalistischer Standards auffiel, entsteht eine neue Lokalzeitung, wie medieninsider.com berichtet. Ehemalige Redakteurinnen der "Schwäbischen" hatten laut dem Bericht genug von der neuen Reichweitenstrategie des Verlags und beschlossen, ihr eigenes Medium für Lindau zu gründen: Kolumna. Verschickt werden soll die neue Lokalzeitung als Bezahl-Newsletter. +++ Im dwdl-Interview spricht 3sat-Chefin Natalie Müller-Elmau über die Reformdebatte des Senders und die eigene Innovationsfähigkeit.  +++ Noch-ARD-Vorsitzender Kai Gniffke erklärte bei einer Pressekonferenz zum Ende seines ARD-Vorsitzes, wie die Sendeanstalten über die Runden kommen wollen, bis das Bundesverfassungsgericht die Erhöhung des Rundfunkbeitrags durchsetzt ("Spiegel"). HR-Intendant Florian Hager, der den Vorsitz ab Januar übernimmt, möchte die Anstalten vor allem hinsichtlich KI und Digitales rüsten. +++ Wie viel Geld die ARD durch rein technische Kooperationen über eine gemeinsame Sendeabwicklung sparen kann, hat die "SZ" aufgeschrieben: 32 Millionen Euro. +++ Der rbb wurde vom Landesrechnungshof für seine Planung des Bauprojekts (noch unter Schlesinger) und die zu hohe Altersversorgung gerügt, wie unter anderen dwdl.de berichtet. Noch ein Hinweis in eigener Sache: Das war vorerst mein letztes Altpapier. An anderer Stelle können Sie aber weiter von mir über Medien lesen. Das Altpapier am Montag schreibt René Martens. Schönes Wochenende!
mdr.de
Was der Druck von Presseanfragen so auslösen kann, wie die ARD weiter aus Russland berichtet und wo eine neue Lokalzeitung entsteht.
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2024-11-29T10:03:07+01:00
2024-12-02T09:06:23+01:00
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-3942.html
Public Viewing
Das wird so aus-gesprochen:Pab lik  Fjuh ing.Das bedeutet:Viele Menschen treffen sich an einem Ort,um sich dort zusammen etwas anzuschauen.Die Menschen treffen sich zum Beispiel:    • Auf einem großen Platz    • oder in einer Bar.Dort gibt es einen großen Bildschirm.Darauf schauen die Menschen dann zum Beispielein wichtiges Fußball-Spiel.
mdr.de
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Wörter-Buch
2024-06-17T11:37:42+02:00
2024-06-17T11:37:42+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-public-viewing-100.html
Papst Franziskus gestorben
Papst Franziskus ist tot. Wie der Vatikan mitteilte, starb das katholische Kirchenoberhaupt am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. "Heute Morgen um 7:35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt", verkündete Kardinal Kevin Farrell in einer vom Vatikan auf dessen Telegram-Kanal veröffentlichten Erklärung. "Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet." Am Abend gab der Vatikan bekannt, dass der Papst an einem Schlaganfall gestorben sei. Dem veröffentlichten Totenschein zufolge hat der Schlaganfall zu einem Koma und einem "irreversiblen" Ausfall des Herzens geführt. Zuvor war von Folgen seiner schweren Lungenentzündung die Rede gewesen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Georg Bätzing, erklärte: "Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die Kirche einen großen Papst, einen umsichtigen Hirten und einen mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags." Papst Franziskus war im Februar wegen einer beidseitigen Lungenentzündung für 38 Tage ins Krankenhaus eingeliefert worden. In dieser Zeit war er nach Angaben seiner Ärzte nur knapp dem Tod entgangen. Zuletzt hielt er sich wieder in seiner Residenz im Vatikan auf. Am Ostersonntag hatte er vor Zehntausende Gläubigen von der Loggia des Petersdoms noch den Segen Urbi et Orbi gespendet. Dabei wirkte er bereits sehr geschwächt. Mit dem Tod des Papstes beginnt die sogenannte Sedisvakanz (lat. die Zeit des "leeren Stuhls"). Sie dauert bis zur Wahl eines Nachfolgers. Die Verantwortung für die katholische Kirche geht in dieser Zeit auf das Kardinalskollegium über. Entscheidungen, die einem Papst vorbehalten sind, dürfen nicht getroffen werden. Nur die reguläre Verwaltung muss gewährleistet sein. Franziskus war am 13. März 2013 zum Papst gewählt worden. Der Argentinier mit italienischen Wurzeln war der erste Südamerikaner auf dem Heiligen Stuhl. Und er war nach mehr als 1.200 Jahren auch wieder der erste Nichteuropäer in diesem Amt. Als Papstnamen wählte der als Jorge Mario Bergoglio geborene Sohn piemontesischer Einwanderer Franziskus – in Anlehnung an den Heiligen Franz von Assisi. Getreu seinem Namensvorbild machte Franziskus von Anfang an durch seine persönliche Bescheidenheit und seinen Einsatz für die Armen und für soziale Gerechtigkeit von sich reden. In seiner ersten Fernreise als Papst besuchte er ein Flüchtlingslager auf Lampedusa. In seinem ersten Apostolischen Schreiben kritisierte er die freie Marktwirtschaft und deren "Vergötterung des Geldes". Für Aufsehen sorgte Franziskus mit seinen Appellen, Homosexuelle und Transmenschen nicht auszugrenzen oder zu verfolgen. Zugleich lehnte er aber die gleichgeschlechtliche Ehe ab. Mehrfach stemmte er sich auch gegen Reformen der Kirche. Schwangerschaftsabbrüche verglich er mit Auftragsmorden, eine Priesterweihe für Frauen kam für ihn nicht in Frage und den deutschen Katholiken verbot er, ihren Weg zu mehr Mitbestimmung für einfache Kirchenmitglieder weiterzugehen.  Auch beim Umgang mit sexueller Gewalt unter dem Dach der Kirche blieb Franziskus Kritikern zufolge hinter den Erwartungen zurück. Immer wandte sich Franziskus gegen Kriege in dieser Welt. "Wir sind nicht geboren worden, um zu töten", sagte er noch einmal in seiner letzten Generalaudienz am 12. Februar.  Er mahnte Frieden ebenso für die Ukraine und Palästina an wie auch für den Südsudan und Myanmar. Nach einem Besuch von Hiroshima und Nagasaki im Jahr 2019 sagte er laut Vatican News: "Wenn wir tatsächlich eine gerechtere und sicherere Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir die Waffen aus unseren Händen legen." Der Leichnam des Papstes soll nach Angaben des Vatikans wahrscheinlich am Mittwoch in den Petersdom überführt werden. Nach der Überführung aus der Kapelle in Franziskus' letztem Wohnsitz im Vatikan in die große Basilika sollten die Gläubigen die Möglichkeit haben, dem verstorbenen Papst die letzte Ehre zu erweisen, hieß es. Eine offizielle Bestätigung des Datums wird Vatikan-Sprecher Matteo Bruni zufolge erst erfolgen, wenn die Kardinäle am Dienstagmorgen zum ersten Mal nach dem Tod von Franziskus offiziell zusammenkommen. Bei diesem Treffen sollen die ersten Entscheidungen über die Pläne zu den Trauerfeierlichkeiten und andere wichtige Belange getroffen werden. Am Montagabend haben Tausende Menschen auf dem Petersplatz in Rom für den toten Papst gebetet. Der "Chef des Petersdoms", Kardinal Mauro Gambetti, leitete das Rosenkranzgebet und gedachte zu Beginn des gestorbenen Pontifex. Bereits am Mittag läuteten die Kirchenglocken am Petersplatz und auch in vielen deutschen Gotteshäusern. In seiner Heimat Argentinien wurde eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen. KNA/AFP/epd/dpa/Reuters (kas, dni, lik)
mdr.de
Papst Franziskus ist tot. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche starb im Alter von 88 Jahren an einem Schlaganfall. Vor allem sein Einsatz für die Armen der Welt machte den gebürtigen Argentinier populär.
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Welt
2025-04-21T20:41:26+02:00
2025-04-21T20:41:26+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/panorama/papst-franziskus-tot-gestorben-100.html
Jubel oder Tränen: Diese Entscheidungen können für RB, FCM, Dynamo, Lok und Co. fallen
Zwei Spieltage vor dem Saisonende könnten Träume von mitteldeutschen Vereinen wahr werden oder platzen. Am vorletzten Spieltag könnten die Champions-League-Hoffnungen von RB Leipzig dahinschmelzen. Wenn die Sachsen bei Werder Bremen verlieren und der SC Freiburg bei Holstein Kiel drei Punkte holt, ist der nötige vierte Tabellenplatz definitiv weg. Gewinnt RB bei einer gleichzeitigen Niederlage von Freiburg rücken die Leipziger zumindest über Nacht wieder auf ihren Platz der Sehnsucht vor. Dortmund dürfte dann am Sonntag maximal einen Punkt gegen Bayer Leverkusen holen, um den aktuell nicht gerade berauschenden RB-Chancen auf die Königsklasse neuen Schwung zu verleihen. Insgesamt gilt: RB muss seine zwei Partien in Bremen und daheim gegen Stuttgart gewinnen, gleichzeitig dürfen Freiburg und Dortmund maximal noch vier Punkte holen. Dann hätte Freiburg die schlechtere Tordifferenz und der BVB einen Punkt weniger. Sieben Mannschaften rechnen sich in der 2. Bundesliga noch Chancen auf Aufstiegsrelegationsplatz drei aus. Für den 1. FC Magdeburg kann der Traum am Samstag platzen: Verliert der FCM (5. Platz/50 Punkte) bei Tabellennachbar SC Paderborn (4./52) ist Rang drei endgültig außer Reichweite. Bei einem Remis lodert das Fünkchen Hoffnung nur weiter, wenn Elversberg (3./52) gegen Braunschweig verliert. Durch den Last-Minute-Sieg des 1. FC Köln unter dem neuen Trainer Friedhelm Funkel am Freitag beim 1. FC Nürnberg (2:1) kann Magdeburg wegen der schlechteren Torbilanz gegenüber dem Hamburger SV wohl nicht mehr direkt aufsteigen. 19 Tore Unterschied sind es. Rang drei ist das Ziel, das bleibt. Am letzten Spieltag erwartet der FCM die aktuell mit ihnen punktgleiche Düsseldorfer Fortuna. Auf der Pole Position in der 2. Bundesliga steht nun der 1. FC Köln. Der Hamburger SV könnte aber mit einem Sieg am Samstagabend gegen den Vorletzten SSV Ulm die Bundesliga-Rückkehr nach siebenjähriger Abstinenz perfekt machen könnte. Selbst ein Remis reicht, wenn Elversberg und Paderborn nicht gewinnen. Der FCM mit HSV-Abstiegstrainer Titz könnte Hamburg also helfen. Die Ausgangslage ist zuckersüß für Dynamo Dresden: Der Drittliga-Tabellenführer (67 Punkte) braucht am Samstag (14 Uhr live bei SPORT IM OSTEN im TV & Stream) in Mannheim einen Sieg für den Aufstieg. Ein Punkt sollte aufgrund der um 16 Tore besseren Tordifferenz gegenüber Saarbrücken wohl auch reichen. Bei einer Dynamo-Niederlage dürfte der 1. FC Saarbrücken (62) auswärts in Aachen maximal remis spielen. Dynamo könnte an diesem Wochenende sogar schon die Meisterschaft feiern. Dafür ist ein Sieg gegen Mannheim nötig und Bielefeld müsste am Sonntag in Unterhaching verlieren. Sollten Dynamo und Bielefeld gewinnen, machen beide den Aufstieg perfekt. Wer die Meistertrophäe in die eigene Klubvitrine stellen darf, würde sich dann am letzten Spieltag entscheiden. Underdog Energie Cottbus (5. Platz/59 Punkte) hat sich durch nur vier Punkte aus den letzten sechs Spielen aus den direkten Aufstiegsplätzen manövriert. Im verbliebenen Kampf um den Relegationsplatz sind die Lausitzer vom 1. FC Saarbrücken (3./62) abhängig. Nur wenn die Saarländer nun in Aachen patzen, bleibt der dritte Platz noch erreichbar. Klar ist selbstverständlich auch: Cottbus muss in Rostock (4./60) gewinnen. Hansa Rostock hat sich mit dem 2:0-Sieg am Mittwoch im Nachholer gegen Unterhaching auf den vierten Platz nach vorn geschoben. Hansa kann am vorletzten Spieltag auf den 3. Platz springen. Was dafür passieren müsste? Saarbrücken darf nicht in Aachen gewinnen und Hansa muss das Ostderby gegen Cottbus mit mindestens drei Toren Differenz gewinnen. Der Vorsprung ist auf drei Punkte geschmolzen, aber Regionalliga-Spitzenreiter Lok Leipzig hält immer noch das beste Blatt in der Hand: Ein Sieg gegen den abgestiegenen VFC Plauen (Samstag, 10. Mai, 16:15 Uhr live bei SPORT IM OSTEN im TV & Stream) und die Meisterschaft wäre den Probstheidaern wohl nur noch theoretisch zu nehmen. Sollte Lok allerdings auch das vierte Spiel in Folge nicht gewinnen und der Hallesche FC am Sonntag seine Pflichtaufgabe gegen Hertha Zehlendorf lösen, käme es am letzten Spieltag zum Showdown. Lok gastiert dann bei Rot-Weiß Erfurt, der Hallesche FC reist zum Greifswalder FC. Spannend aus mitteldeutscher Sicht ist auch der Abstiegskampf. Die BSG Chemie Leipzig (14. Platz/33 Punkte) und der FC Eilenburg (15./30) konnten den Klassenerhalt perfekt machen. Sollte der FSV Luckenwalde (17./28) in Babelsberg nicht gewinnen, wäre Chemie sogar bei einer Niederlage beim FSV Zwickau gerettet. Eilenburg verpasste gegen den Chemnitzer FC durch ein Tor in der Schlussphase den Sieg (2:2), sammelte aber immerhin einen Zähler im Abstiegskampf. Sanny Stephan
mdr.de
Verspielt RB die Champions League und der FCM den Relegationsplatz? Jubelt Dynamo Dresden über den Aufstieg und Lok Leipzig über die Meisterschaft? Wir fassen zusammen, welche Entscheidungen am Wochenende fallen können.
[ "Fußball", "RB Leipzig", "RBL", "RB", "1. FC Magdeburg", "FCM", "Dynamo Dresden", "SGD", "Dynamo", "Lok Leipzig", "Lok", "Hallescher FC", "HFC", "Chemie Leipzig", "BSG", "FC Eilenburg", "Aufstieg", "Klassenerhalt", "SPORT IM OSTEN", "SpiO" ]
2025-05-10T10:03:00+02:00
2025-05-10T11:30:31+02:00
https://www.mdr.de//sport/fussball_2bl/bundesliga-zweite-liga-dritte-liga-regionalliga-diese-entscheidungen-koennen-fallen-100.html
Landtags-Abgeordnete oder Landtags- Abgeordneter
Das sind Politiker oder Politikerinnen.Sie werden von den Menschen in einem Bundes-Land gewählt.Die Landtags-Abgeordneten bestimmen zusammenwichtige Dinge für die Menschen in dem Bundes-Land.Sie machen zum Beispiel Gesetze.Gesetze sind die Regeln in einem Land.Daran müssen sich alle Menschen halten.
mdr.de
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Wörter-Buch
2024-02-05T12:06:31+01:00
2024-02-05T12:06:31+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-landtags-abgeordnete-100.html
Diese Hilfe bekommen die Betroffenen des Terroranschlags von Halle
Dreieinhalb Monate sind seit dem Anschlag in Halle vergangen, bei dem ein rechtsextremer Attentäter zwei Menschen tötete und drei weitere verletzte. In der Stadt ist inzwischen weitgehend Alltag eingekehrt. Lediglich der nahende Prozess sorgt noch für größeres Aufsehen. Wann dieser beginnt, ist noch offen. Neben der juristischen Aufarbeitung läuft im Hintergrund aber auch die therapeutische Betreuung für die Angehörigen, Verletzten und Augenzeugen des Anschlags weiter. Denn einige körperliche und vor allem die psychischen Schäden sind noch längst nicht verheilt. Immerhin: die Betroffenen werden dabei nicht allein gelassen. Von verschiedenen Stellen gibt es Hilfsangebote. Erst am Wochenende berichtete die "Welt am Sonntag" über die Soforthilfen der Bundesregierung. Auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT bestätigte Maximilian Kall, Sprecher des Bundes-Justizministeriums, dass bislang 355.000 Euro an 59 Betroffene ausgezahlt worden sind. 75.000 Euro gingen an drei Hinterbliebene der beiden Todesopfer. Die drei Verletzten erhielten ebenso jeweils 5.000 Euro, genau wie die 53 Personen, "die sich im unmittelbaren Einwirkungsbereich der Tatmittel des Täters (Schusswaffe, Sprengsätze) aufgehalten haben und Opfer einer massiven Bedrohung geworden sind", erklärte Kall. Vermutlich handelt es sich dabei um die Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die sich zum Tatzeitpunkt in der halleschen Synagoge befanden, um die Mitarbeiter des Kiez-Döners und um weitere Augenzeugen. Über sechs Anträge auf Soforthilfe wurde nach Angaben des Justizministeriums bislang noch nicht entschieden. Neben der Soforthilfe sind weitere Zahlungen der Bundesregierung möglich, die sogenannten Härteleistungen. Diese bemessen sich laut Kall nach den Grundsätzen der zivilrechtlichen Schmerzensgeldrechtsprechung. Heißt übersetzt: Wurde einer verletzten Person in einem vergleichbaren Fall ein Schmerzensgeld von 50.000 Euro zugesprochen, zahlt diese Summe im Falle eines Terroranschlags womöglich der Staat. Es handelt sich um eine freiwillige Leistung als Zeichen der Solidarität, erklärt der Ministeriumsprecher und verweist darauf, dass sich die Betroffenen des Anschlags bei Bedarf auch an den Beauftragten der Bundesregierung für die Anliegen von Opfern und Hinterbliebenen von terroristischen Straftaten im Inland wenden können. Aus dem Bundeshaushalt können Härteleistungen für Opfer terroristischer und extremistischer Taten gewährt werden. Bei den Härteleistungen handelt es sich um Haushaltsmittel, die der Deutsche Bundestag jährlich zweckgebunden für finanzielle Hilfen für Opfer solcher Taten zur Verfügung stellt. Es handelt sich um eine freiwillige Leistung des Staates als Zeichen der Solidarität. Körperlich verletzte und bedrohte Personen können zunächst eine Soforthilfe in Höhe von 3.000 Euro bzw. 5.000 Euro erhalten, abhängig vom erkennbaren Grad der Betroffenheit. Im Anschluss sind weitergehende Härteleistungen aufgrund der konkreten Verletzungen möglich. Diese bemessen sich nach den Grundsätzen der zivilrechtlichen Schmerzensgeldrechtsprechung. Hinterbliebene können folgende pauschale Härteleistungen erhalten: Ehe- und Lebenspartner, Kinder und Eltern eines durch einen Terroranschlag oder durch eine extremistische Straftat Getöteten können 30.000 Euro erhalten. Geschwister jeweils 15.000 Euro. Neben der staatlichen Hilfe gibt es auch in Halle Angebote, wo Menschen, die unter den Folgen des Anschlags leiden, Unterstützung bekommen. Beim Weissen Ring etwa oder bei der Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt. Letztere berät die Betroffenen seit dem verhängnisvollen 9. Oktober und ein Ende der Arbeit ist noch nicht absehbar, erklärt Antje Arndt. "Die Verarbeitung der zum Teil massiven Tatfolgen braucht Zeit zumal der Prozess gegen den Attentäter noch bevorsteht." Neben Gesprächsangeboten, der Vermittlung von psychologischer Hilfe oder der Beratung beim Ausfüllen von Formularen unterstützt die Mobile Opferberatung Betroffene auch finanziell. Dafür wurden seit dem Anschlag Spenden gesammelt. "Bis zum 11. Dezember 2019 gingen beim Opferfonds des Vereins Miteinander e.V. unter dem Stichwort "Halle2019." 6.545,57 Euro und beim Opferfonds des Verbandes der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. 2.100 Euro ein", heißt es im Dezember-Newsletter der Organisation. Mit dem Geld wurden für mehrere Betroffene Erholungsmaßnahmen ermöglicht oder Fahrtkosten für Angehörige übernommen. Zudem sei ein Teil der Fixkosten des Kiez-Döners, gezahlt worden. Der Laden hatte zwischen Anschlag und Wiedereröffnung im November geschlossen und enorme Einnahmenausfälle zu verzeichnen, heißt es im Newsletter. "Aber natürlich reicht die Summe bei weitem nicht, um den kompletten wirtschaftlichen Schaden zu ersetzen", sagt Antje Arndt von der Mobilen Opferberatung. In den kommenden Monaten seien weitere Kosten zu erwarten – etwa um Fahrtkosten zu Anwälten oder zum Prozess zu bezahlen. Um die Betroffenen auch dabei unterstützen zu können, bittet die Mobile Opferberatung um weitere Spenden. Genau wie die mobile Opferhilfe berät auch der Weisse Ring die Betroffenen auf vielfältige Weise. Der große Unterschied zwischen beiden ist die Unabhängigkeit von Politik und Wirtschaft. Die mobile Opferberatung ist abhängig von verschiedenen politischen Institutionen und Fördermitteln.  Dagegen genießt der gemeinnützige Weisse Ring eine Sonderstellung, erklärt die Landesvorsitzende Kathrin Schmidt MDR SACHSEN-ANHALT. Deshalb wurden dort auch die Spenden von Firmen, Vereinen und Organisationen sowie von Privatpersonen gebündelt. Auch die Summe, die Halles Profisportvereine durch Trikotversteigerungen und weitere Aktionen sammelten, ging an den Weissen Ring. Insgesamt  31.000 Euro kamen so zusammen. Damit wurde unbürokratische Soforthilfe geleistet, erklärte Schmidt. "Darüber hinaus wurde in einer Reihe von Fällen kurzfristig psychologischer Beistand und anwaltliche Beratung ermöglicht. Je nach den Opferbedürfnissen wurden weitere bedarfsgerechte und individuelle Opferhilfen ermöglicht, so Schmidt. Zudem leistet auch der Weisse Ring immaterielle Hilfe, sprich persönlichen Beistand, Betreuung und Beratung. "Die Organisation versteht sich als Lotse im Hilfenetz", sagt Schmidt. Im Gegensatz zur mobilen Opferhilfe bietet der Weisse Ring aber nicht von sich aus finanzielle Unterstützung an. "Die Auszahlung von Spenden ist unter anderem daran gebunden, dass die finanzielle Zuwendung der Linderung tatbedingter Notlagen dienlich ist. Die Grundlage dafür ist der persönliche Kontakt, dabei werden die individuellen Bedarfe der Opfer eruiert", erläutert die Landesvorsitzende. Heißt also, Geld aus dem Spendentopf bekommt nur, wer danach fragt. Doch der Weisse Ring wirbt offensiv, um seine Hilfsmöglichkeiten bekannt zu machen, damit sich die Betroffenen des Anschlags aber auch andere Opfer von Gewalt generell ermutigt fühlen, das Angebot auch zu nutzen. "Bei uns soll sich niemand als Bittsteller fühlen", sagt Schmidt. "Wir sind da, um zu helfen." Das richtet sich auch an diejenigen, die aktuell womöglich noch keine Hilfe in Anspruch nehmen. Quelle: MDR/olei
mdr.de
Extremsituationen wie der Anschlag von Halle beschäftigen Betroffene noch Monate später. Doch Angehörige, Verletzte und Augenzeugen sind in der Situation nicht allein. Sie bekommen Hilfe von verschiedenen Seiten.
[ "halle", "anschlag", "9. Oktober 2019", "Soforthilfe", "Bundesregierung", "mobile Opferhilfe", "weisser Ring" ]
Sachsen-Anhalt
2020-01-23T13:24:30+01:00
2020-10-06T13:09:28+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/anschlag-in-halle-diese-hilfe-bekommen-die-betroffenen-100.html
Chemie Leipzigs Meisterspieler Bernd Bauchspieß gestorben
Er gehörte zum "Rest von Leipzig", der sensationell 1964 mit Chemie die DDR-Meisterschaft gewonnen hatte. Bereits am vergangenen Dienstag (22.10.2024) starb Bernd Bauchspieß im Alter von 85 Jahren. Das berichtet die BSG Chemie Leipzig in einer Mitteilung. "Die ganze Chemie-Familie – Verein, Fans, Sympathisanten und seine Mannschaftskameraden von damals – ist in tiefer Trauer und in Gedanken bei seiner Familie und Angehörigen." Bauchspieß agierte von 1963 bis 1973 in über 250 Pflichtspielen für die BSG Chemie Leipzig und erzielte fast 90 Tore. Neben der Meisterschaft 1964 wurde er 1966 FDGB-Pokalsieger mit Chemie, bestritt ein Länderspiel gegen Finnland, war Olympischer Bronzemedaillengewinner 1964 in Tokio, dreifacher DDR-Oberliga-Torschützenkönig (1958, 1960, 1965). Seine ersten Fußstapfen hinterließ er in seiner Geburtsstadt Zeitz, wo er 1959 mit dem damaligen Oberliga-Aufsteiger Chemie Zeitz sein Debüt in der höchsten DDR-Spielklasse gab. 1963 ging es zur BSG Chemie Leipzig, wo vor allem die Spieler gelandet waren, die nicht vom SC Leipzig übernommen wurden. Der Rest ist bekannt: Unter Trainer Alfred Kunze gewann Chemie die Meisterschaft, holte zwei Jahre später den FDGB-Pokal. 1973 beendete Bauchspieß nach zehn Jahren Chemie Leipzig seine aktive Karriere. Später arbeitete er nach erfolgreicher Promotion als Orthopäde. Lieber 'Spießer': Für uns bleibst du für immer Torschützenkönig, für immer Deutscher Meister, für immer Chemiker. Wir werden dich nie vergessen und dein Vermächtnis weiter in Ehren halten! SpiO
mdr.de
Er schoss die BSG Chemie Leipzig mit seinen Toren 1964 sensationell zur DDR-Meisterschaft und gilt als "bester Spieler aller Zeiten" bei den Leutzschern. Am Dienstag starb Bernd Bauchspieß mit 85 Jahren.
[ "Sport", "DDR", "Oberliga", "Bernd Bauchspieß", "BSG Chemie Leipzig", "Alfred Kunze", "Meister", "Rest von Leipzig" ]
2024-10-25T11:20:47+02:00
2024-10-25T18:23:41+02:00
https://www.mdr.de/sport/fussball/ddr-oberliga/chemie-leipzig-meister-bernd-bauchspiess-gestorben-100.html
Wird die Slowakei ein zweites Ungarn?
Fico ist 59 Jahre alt, hat bereits vier Parlamentswahlen gewonnen und ist ein "political animal". Vor der Wende war er bei den Kommunisten, später sagte er sich von deren Nachfolgepartei los und gründete mit der Smer (zu Deutsch "Richtung") eine eigene Gruppierung. Insgesamt dreimal war er Premierminister. 2018 musste er allerdings unter dem Druck der größten Massenproteste seit 1989 zurücktreten. Deren Auslöser war der Mord am Investigativjournalisten Ján Kuciak, der zusammen mit seiner Verlobten erschossen wurde. Der 27-Jährige betrieb Recherchen in Sachen Korruption, die dubiose Geschäftsleute mit guten Verbindungen zu Ficos Partei Smer betrafen. Politisch bezeichnet sich diese zwar offiziell als sozialdemokratisch, neigte aber in den letzten Jahren immer stärker zu national-populistischen Positionen. Besonders stark in Erinnerung ist die Weigerung des damaligen Premiers Fico, während der großen Flüchtlingskrise des Jahres 2015 Geflüchtete aufzunehmen. Auch im diesjährigen Wahlkampf versuchte Fico wenige Wochen vor der Abstimmung, mit Hetze gegen Migranten die Wähler zu mobilisieren. Ficos Herausforderer, der 39-jährige Michal Šimečka, war hingegen bis vor kurzem weitgehend unbekannt – wohl auch deshalb, weil er derzeit im Europaparlament sitzt, wo er einer der 14 Vizepräsidenten ist. Voll in der nationalen Politik ist er erst präsent, seit er vor einem Jahr die Führung der linksliberalen Partei Progressive Slowakei ("Progresívne Slovensko", PS) übernahm, zu deren Gründern seinerzeit auch die scheidende prowestliche Präsidentin Zuzana Čaputová gehörte. Die Progressiven wollen der Slowakei eine Modernisierung verordnen, und zwar nicht nur in Sachen Wirtschaft und Bildung, sondern auch gesellschaftspolitisch. So tritt die PS für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe ein, will das Abtreibungsrecht lockern und die geschlechtliche Selbstbestimmung vereinfachen. Das sind allerdings alles Positionen, die in der slowakischen Gesellschaft gegenwärtig nicht mehrheitsfähig sind. Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Bürger diesen Themen ablehnend gegenüber steht. Für die jetzige Wahlauseinandersetzung in der Slowakei ist jedoch entscheidend, dass Šimečka für die Beibehaltung des prowestlichen Kurses seines Landes steht. Er will verhindern, dass die Slowakei auf die Linie von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán einschwenkt und zum nächsten Problemfall innerhalb der Europäischen Union wird. Angesichts dieser Gefahr sind manche Wähler bereit, die gesellschaftspolitischen Positionen von Šimečkas Partei zu akzeptieren. Die Ausgangslage vor den Wahlen fasst der slowakische Politikwissenschaftler Grigorij Mesežnikov vom Think-Tank "Institut für öffentliche Fragen" gegenüber dem MDR wie folgt zusammen: "Bei dieser Wahl geht es nicht um einen gewöhnlichen Wechsel der politischen Lager, die sich nur in einigen Details voneinander unterscheiden. Bei dieser Wahl geht es um eine mögliche Änderung der grundlegenden politischen Ausrichtung des Landes: Ob die nächste Regierung das System der liberalen Demokratie, die Qualität des Rechtsstaates oder den Schutz der Menschenrechte weiterhin als wichtig erachten wird – oder ob sie zu autoritären Modellen tendieren wird." Mesežnikovs Einschätzung basiert in erster Linie auf der Persönlichkeitsentwicklung von Robert Fico. Nachdem er wegen der Proteste nach dem Kuciak-Mord sein Büro im Amt des Regierunschefs räumen musste und später auch die Wahlen des Jahres 2020 verlor, ist er durch immer radikalere Positionen aufgefallen. Das fiel insbesondere während der Covid-Pandemie auf, wo er bei Protestkundgebungen Stimmung gegen die Maßnahmen der Regierung machte. Später zog er gegen den Militärvertrag zwischen den USA und der Slowakei zu Felde, der den Amerikanern die Nutzung zweier slowakischer Flughäfen erlaubt. Fico behauptete, sein Land würde dadurch freiwillig auf einen bedeutenden Teil seiner Souveränität verzichten. Damit machte sich der frühere Regierungschef Fake-News zu eigen, die sonsten von sogenannten "alternativen Medien" verbreitet wurden. Als Russland im Februar 2022 die Ukraine überfiel, gehörte Fico zu denjenigen, die die alleinige Verantwortung des Kremls in Zweifel zogen. Später lehnte er jegliche militärische Unterstützung für die Ukraine mit der Begründung ab, es würde sich nicht um einen "Krieg der Slowakei" handeln. Im Fall eines Wahlsiegs will er die Hilfe für das östliche Nachbarland massiv herunterfahren. "Der bisher bestehende gesellschaftliche Grundkonsens wurde von Fico in Frage gestellt. Er und seine Leute haben begonnen, mit der elementaren Russophilie zu arbeiten, die in einem Teil der slowakischen Gesellschaft besteht, und gleichzeitig die existierenden anti-ukrainischen Ressentiments noch stärker hervorgehoben. Sie agierten ebenfalls geschickt mit falschen Friedens-Narrativen, wobei das, was sie vorschlugen, in Wirklichkeit einen Sieg Russlands und die totale Niederlage der Ukraine bedeuten würde. Das hat die öffentliche Meinung in der Slowakei massiv beeinflusst", erklärt Politikwissenschaftler Mesežnikov. Sehr rauh, emotionsgeladen und gehässig ging es auch im Wahlkampf zu. Die großen Probleme des Landes, etwa die starke Auswanderung vieler, vor allem junger Slowaken, kamen viel zu kurz. Viele Parteien lockten die Wähler lieber mit Versprechen an, die Renten und andere Sozialleistungen zu erhöhen.Zu den größten Tiefpunkten des Wahlkampfs gehörte wohl das Handgemenge zwischen dem ehemaligen Innenminister Robert Kaliňák, der informellen Nummer zwei der Smer-Partei, und dem früheren Premier Igor Matovič. Dazu kam es, als Matovič, der sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben hat, mit einem Megafon ausgerüstet lautstark eine Pressekonferenz der Smer-Partei störte. Kaliňák verlor ob dieser Provokation die Nerven und ging auf Matovič los. Dieser wehrte sich mit Fußtritten. Ein Parteifreund Kaliňáks, ein ehemaliger Boxer, mischte sich ein und schlug Matovič mit einigen gezielten Schlägen den Mund blutig. Viele Slowaken zeigten sich entsetzt, auf welches Niveau die politische Auseinandersetzung in ihrem Land gesunken ist. Matovič gewann mit seiner Bewegung "Gewöhnliche Menschen und unabhängige Persönlichkeiten" die letzten Parlamentswahlen. Mit dem Versprechen gegen die Korruption im Land anzukämpfen, traf er kurz nach dem Mord am Journalistn Kuciak den Nerv der Gesellschaft. Doch viele seiner Wähler hat er als Premier enttäuscht. Seine Koalitionspartner zwangen ihn schon nach einem Jahr, als Ministerprässident zurückzutreten, Matovič wurde danach aber Finanzminister. Praktisch im ganzen Wahlkampf 2023 kämpfte er gegen sinkende Umfragenwerte. Publicity, wenn auch eine negative, konnte Matovič also gut gebrauchen. Aber auch Fico hat mit seiner Art, Emotionen zu schüren, zur angespannten Atmosphäre beigetragen, erklärt Politikwissenschaftler Mesežnikov: "Der Smer-Vorsitzende verfügt traditionell über eine sehr hohe Frequenz an Wortmeldungen. Somit zwingt er andere zu reagieren, wodurch er die politische Agenda im Land bestimmt. Jetzt wollte er allen das Thema der illegalen Migration aufzwingen, aber die Mobilisierung seiner Wähler blieb hinter den Erwartungen zurück. Fico präsentiert sich immer wieder als Kämpfer für die Entrechteten und gegen eine Willkür der Regierung. Das hat ihm wieder nach oben geholfen, allerdings um den Preis, dass sich seine Rhetorik, meiner Meinung nach, heute schon sehr nahe am Faschismus bewegt." Neben den beiden Gegenspielern Robert Fico und Michal Šimečka gibt es einen Dritten im Bunde, dem nach den Wahlen die Rolle des Königsmachers zufallen könnte: Peter Pellegrini. Auch er war mal Premierminister – Ficos direkter Nachfolger, als dieser 2018 gehen musste. Zwei Jahre später löste sich Pellegrini von seinem früheren Mentor und gründete mit "Hlas" (zu Deutsch "Stimme") eine eigene Partei, die sich ebenfalls zu sozialdemokratischen Ideen bekennt. Der weitgehend konziliant auftretende Pellegrini führte sogar lange in den Umfragen, wurde aber mittlerweile von Ficos Smer und Šimičkas Progressiven auf den dritten Platz verdrängt. Doch nach den Wahlen könnte er, je nach Ausgang, von beiden als künftiger Koalitionspartner umworben werden und darüber entscheiden, wer am Ende das Land regiert.
mdr.de
In der Slowakei wird am Wochenende gewählt. Der Wahlkampf war äußerst gehässig, es kam sogar zu Schlägereien. Die wichtigsten Probleme des Landes kamen dagegen zu kurz. Viele sprechen trotzdem von einer Richtungswahl.
[ "Nachrichten", "Slowakei", "Wahl", "Fico", "Smer", "Šimečka", "Parlamentswahl", "Wahlen" ]
Welt
2023-09-30T18:00:00+02:00
2023-10-02T10:34:17+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/politik/slowakei-wahl-fico-smer-simecka-100.html
Erfurt 1978: Schlagstöcke gegen Blues- und Rockfans
Das Pressefest der Erfurter SED-Bezirkszeitung "Das Volk" hatte Tradition: Auf dem weitläufigen Gelände der "Internationalen Gartenbauausstellung" (IGA) am Stadtrand wurden einmal im Jahr Bühnen und Stände aufgebaut. Bratwurstbuden wechselten sich mit Bierständen ab. Auf den Bühnen musizierten Volksmusikkapellen, Soldatenchöre und Schlagersänger. Dazu gab es Modenschauen, Sportwettbewerbe und eine Bastelstraße für die Kinder. Die Veranstalter hatten an die ganze Familie gedacht.So war auch alles für das Pressefest am 27. und 28. Mai 1978 vorbereitet. Nichts schien das fröhliche Treiben zwischen den gepflegten Rabatten und Gewächshäusern der IGA trüben zu können. Routinemäßig meldete die Volkspolizei am Sonnabend um 12:40 Uhr: "Ca. 25.000 Pressefestbesucher auf der IGA, keine Vorkommnisse." Am Abend begann ein Konzert der Dresdner Gruppe "electra" und der "City Rock Band" aus Berlin. Doch der Auftritt musste nach der Hälfte abgebrochen werden. Offiziell wurde von "technischen Störungen" gesprochen. Tatsächlich herrschte bei der Volkspolizei Alarmstimmung. Gemeldet wurden Personen, zumeist Jugendliche und zudem alkoholisiert, die auf dem Konzertgelände außer Kontrolle geraten waren. Die Polizei verstärkte ihre Präsenz auf dem IGA-Gelände. 40 Festnahmen, 16 Ordnungsstrafverfahren, sieben verhängte Ordnungsgelder und 14 Belehrungen waren die Bilanz des ersten Festtages. Die Polizisten protokollierten abschließend: "Ruhe und Ordnung ist wieder hergestellt". Am nächsten Morgen wollte die Polizei von Anfang an alles unter Kontrolle haben. Sie griff hart durch. Wer nicht ins Bild des Pressefestes passte, wurde kurzerhand festgenommen. Unter starker Polizeipräsenz ging das Fest der "disziplinierten Lebensfreude" wie geplant weiter. Für den Abend kündigte das Programmheft eine "Bluesparty" mit der Gruppe "Fusion" und den Solisten Stefan Diestelmann, Regine Dobberschütz und Hansi Klemm an. Durch einen kurzen Regenschauer verzögerte sich jedoch der Konzertbeginn. Um sich die Zeit zu vertreiben, machten es sich ein paar Bluesfreunde auf den abgesperrten Rasenflächen in Bühnennähe bequem, tranken Bier und steckten sich Blumen ins Haar. Zehn Minuten später brach buchstäblich ein Orkan los: eine Massenschlägerei gewaltigen Ausmaßes. Ein Fernschreiben des Ministeriums für Staatssicherheit fasst die entscheidenden ersten Minuten im Rückblick so zusammen: "Ca. 80 Jugendliche haben sich in den durch Seile abgesperrten Raum auf dem Rasen im Veranstaltungsbereich der Bühne 2 niedergelassen; der Aufforderung der Ordner, die Rasenfläche zu verlassen, kamen die Jugendlichen nicht nach. Provokatorisch setzten sich andere Jugendliche daraufhin auf diese Fläche. Diese kamen der Aufforderung der Ordner nicht nach, beschimpften diese und wurden tätlich." Bei den Verantwortlichen lagen die Nerven blank. Umgehend begannen sie, den Konzertplatz zu räumen. Die anfangs zivilen Ordner sowie sieben Schutzpolizisten und drei Hundeführer mit ihren Schäferhunden reichten nun nicht mehr. "Innerhalb von 5 Minuten wurden daraufhin 55 Kräfte der DVP (Deutschen Volkspolizei, Anm. d. Red.) , darunter 22 Diensthundeführer mit Hund und 2 Züge der 7. VP-Bereitschaft mit Sonderausrüstung sowie Kräfte der BV und der KD Erfurt dem Handlungsraum zugeführt", heißt es in einem Rapport an Staatssicherheitsminister Erich Mielke.Mit Schlagstöcken, Schilden und geschlossenen Helmen – eine martialische Ausrüstung, die sonst nicht in der Öffentlichkeit zu sehen war – gingen die Uniformierten massiv gegen die Bluesfans vor. Unter den Augen von Hunderten Pressefestbesuchern wurde wahllos auf die Konzertbesucher eingeprügelt. Doch die Jugendlichen schlugen zurück: Gartenbänke wurden zertrümmert, Scheiben der Ausstellungshallen gingen zu Bruch, ein Lastwagen der NVA blieb ramponiert liegen. Die aufgebrachten Jugendlichen rissen SED-Mitgliedern die Parteiabzeichen vom Revers. Ein bedrängter Polizist gab zwei Warnschüsse ab, blutende Menschen lagen zwischen Scherben und kläffenden Hunden. Nach einer Stunde war die Auseinandersetzung zwischen den Jugendlichen und der Staatsmacht vorbei. 46 Personen wurden festgenommen, mindestens 26 Personen mit Biss- und Schnittwunden, Gehirnerschütterungen und Knochenbrüchen in Erfurter Krankenhäusern versorgt, darunter sechs Polizisten und ein Redakteur der Bezirkszeitung. Auch zwei Diensthunde wurden als verletzt gemeldet. Laut Schätzungen der Polizei waren etwa 200 Jugendliche an den Ausschreitungen beteiligt. Durch die Polizei, so heißt es lakonisch in einem SED-Protokoll, konnten in "kurzer Zeit die Ordnung und Sicherheit" wiederhergestellt werden.In der Lokalpresse war von den Prügelszenen am Wochenende nichts zu lesen. Im Gegenteil: "200.000 Pressefestgäste in enger Verbundenheit mit unserer Zeitung", jubelte "Das Volk". Von "prächtiger Stimmung", "erlebnisreichen Stunden" und einem "gelungenen Fest" war im SED-Blatt die Rede. In den folgenden Jahren erstellte das Ministerium für Staatssicherheit regelmäßig "Maßnahmepläne zur politisch-operativen Sicherung" der Erfurter Pressefeste. Ziel war die "Verhinderung des feindlich-negativen Wirksamwerdens bereits angefallener bzw. bekannter negativ-dekadenter und anderer kriminell gefährdeter Jugendlicher". "Personen, die durch ausgesprochen verwahrlostes, unästhetisches, schmutziges Aussehen, durch renitentes und provokatorisches Verhalten und Alkoholmissbrauch in Erscheinung treten", sollten schon im Vorfeld daran gehindert werden, in Richtung IGA-Festgelände aufzubrechen. Künftig wollten die Erfurter Genossen ungestört feiern.
mdr.de
Ein Fest der "disziplinierten Lebensfreude" war das alljährliche Pressefest in Erfurt. Am 27. Mai 1978 aber kam es zu einer Massenschlägerei zwischen Polizei und Jugendlichen.
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DDR
2021-11-18T16:09:09+01:00
2021-11-18T16:09:09+01:00
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/kultur/polizei-gewalt-gegen-blueser-rocker102.html
Wie gut halten Plattenbauten?
Claus Asam vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung kam nach der Wende als junger Ingenieur aus dem Westen in die neuen Länder. Bedeutet: Er hatte am Anfang die mitunter hilfreiche kritische Distanz. Heute ist er in der Behörde der Plattenbauexperte mit der größten Erfahrung. Er hat alte Platten getestet, aus alten Platten Neues entstehen lassen und ein Dokumenten-Archiv aufgebaut, das noch nachfolgende Generationen nutzen können, um zu lernen oder zu bauen. Allerdings weiß auch er, dass die Platte bessere "Lebens"-Bedingungen hat als die Brücke. Eine Brücke ist deutlich mehr belastet durch Verkehr und Klima. Sie ist im Winter ständig nass, oft mit Salzen belastet. Diese Art von Korrosionsbelastung hat der Wohnungsbau nicht. Zwar wird natürlich auch ein Plattenbau nass, aber eben nicht dessen tragende Teile. Das sind nämlich die Innenwände und das würde den Bewohnern wohl auffallen. Brücken sind außerdem schwerer zu inspizieren, da wichtige Bauteile oft tief eingebettet sind. In Plattenbauten hingegen ist eine Kontrolle wesentlich einfacher und Schäden würden frühzeitig sichtbar werden.   Brückenbauwerke leiden oft unter Chloridkorrosion durch Streusalz, was dazu führt, dass Spannstähle ihre Festigkeit verlieren und geradezu zerschnitten werden. Die statische Sicherheit kann so unbemerkt sinken, bis es plötzlich zu einem Bruch kommt. Stichwort Carolabrücke in Dresden. Die Plattenbauten der DDR sind diesbezüglich nicht gefährdet, erklärt auch Professor Angelika Mettke von der BTU Cottbus-Senftenberg, die hunderte Plattenelemente untersucht hat. Chloride erwarte ich in einem Plattenbau überhaupt nicht. Wo sollten die herkommen? Im Wohnungsbau fehlen die chemischen Bedingungen, die zum unsichtbaren Zerfall der Stähle führen. Und selbst wenn Wasser in eine Konstruktion eindringen würde, wäre ein Schaden schnell sichtbar. "Normal" rostende Stahlarmierungen, also ohne Chloride, dehnen sich nämlich aus. Weil die Betonüberdeckung bei Plattendicken von 20 Zentimetern nur wenige Zentimeter beträgt, würde der Rost zu sichtbaren Abplatzungen führen, was eine frühe Erkennung und Instandsetzung ermöglicht. Das ist bei Brücken anders. Untersuchungen in den 1990er-Jahren ergaben, dass Plattenbauten sogar besser gebaut waren als geplant und konstruiert. Damals hatte man ganze Blöcke abgerissen oder Stockwerke entfernt und wollte aus den Elementen neue Häuser bauen. Deshalb gab es Tests. Und auch die Investoren und Käufer der bestehenden Siedlungen wollten wissen, was sie da eigentlich kaufen. Ich habe über 2.000 einzelne Platten untersucht. Die haben eher eine bessere Festigkeit, als das ursprünglich in den Projektierungsunterlagen ausgewiesen wurde. Auch Claus Asam hat die Platten damals zum Testen zerstört, hat die Betonqualität untersucht und die Stähle freigelegt. Dabei hat er keine Schwachstellen gefunden, die statische Auswirkungen haben könnten. Zum Beispiel wurde in den Außenbereichen bei den Verbindungsankern zwischen den statischen Innenwänden und den Waschbeton-Außenwänden Edelstahl verwendet. Man muss sich diese Konstruktion vorstellen wie eine Waffel mit Cremefüllung. Zwei Wände mit fünf Zentimetern Dämmung dazwischen. Und die beiden "Waffeln" sind eben verbunden mit nicht rostendem Stahl. Auch wenn das Ereignis tragisch war und sieben Menschen ums Leben kamen: Ein beeindruckendes Beispiel für die Stabilität der DDR-Plattenbauten lieferte ein Ereignis am 14. Januar 1975 in Cottbus:Eine MIG-21 der NVA mit Triebwerksausfall flog direkt in die Fassade, durchschlug das komplette Gebäude und schaute auf der anderen Seite wieder heraus. Weil sich das Kerosin schlagartig entzündete, entstand zudem ein Brand mit Temperaturen von rund 1.000 Grad Celsius. Trotz dieser enormen Belastung blieb das Gebäude stabil und steht heute noch, die Löcher in der Fassade waren nach zwei Tagen wieder verschwunden, die DDR-Führung wollte den Vorfall auch nicht allzu bekannt werden lassen. Das Gebäude ist nicht zusammengebrochen. Es hat gebrannt, aber die Konstruktion an sich blieb intakt. Die Plattenbauten sind wie ein stabiles Wabenmuster miteinander verbunden, was ihre enorme Tragfähigkeit erklärt.   MDR (ifl)
mdr.de
Die Plattenbauten sind deutlich besser als ihr Ruf. Und auch nach 50 Jahren und mehr entsprechen die DDR-Bauten in Sachen Stabilität und Bauqualität sogar modernen Standards.
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2025-01-30T15:40:00+01:00
2025-02-03T14:18:57+01:00
https://www.mdr.de/mdr-thueringen/platte-wohnblock-haltbarkeit-100.html
Wie sich Klimaschutz auf unsere Lebensmittelpreise auswirkt
Wer in diesen Tagen seinen Einkaufswagen im Supermarkt vollpackt und zum Bezahlen schreitet, verlässt die Kasse zumeist mit einem tiefen Seufzer. Lebensmittel sind teuer. Und sie werden in den nächsten Jahren vermutlich auch noch teurer werden. Das hat laut Verbraucherzentrale verschiedene Ursachen: steigende Energiekosten, schwierige internationale politische Lage, Arbeitskräftemangel, Missernten durch den Klimawandel. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Unsere Lebensmittelproduktion trägt natürlich zu letzterem leider bei. Die Landwirtschaft ist einer der Schlüsselsektoren, der durch unterschiedliche Maßnahmen zum Schutz des Klimas beitragen kann. Doch solche Klimaschutzmaßnahmen kosten Geld. Die Befürchtung vieler Verbraucher ist, dass die Lebensmittelpreise dadurch nochmal steigen. Doch ist das wirklich so und wenn ja, wer zahlt das? Wir an der Kasse oder der Bauer auf seinem Acker? Eine neue Studie des Postdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt nun, dass die Art und Weise, wie Lebensmittel verarbeitet und konsumiert werden, dabei eine entscheidende Rolle spielt. Nachgelagerte Wertschöpfungsketten mildern in reicheren Ländern den Anstieg der Verbraucherpreise nämlich ab. In ärmeren Ländern dagegen stellen klimaschutzbedingte Preissteigerungen bei Lebensmitteln eine größere Herausforderung dar. Und das kommt so: Weltweit konsumieren Menschen immer mehr tierische Erzeugnisse und stärker verarbeitete Lebensmittel. Hinzukommen Lebensmittel, die außer Haus eingenommen werden oder nicht zu Grundnahrungsmitteln zählen, sondern eher zu Genussmitteln. 2016 machten solche verarbeiteten Lebensmittel in den USA ganze 55 Prozent der Lebensmittelausgaben aus. Und es lässt sich feststellen je höher das Einkommen, umso höher auch der Konsum solcher Lebensmittel. Dadurch machen die landwirtschaftlichen Produktionskosten in Ländern mit höherem Einkommen weniger als die Hälfte der gesamten Lebensmittelpreise aus und sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin sinken. Zum Vergleich: Lag der Anteil der Landwirtschaft, der sogenannte Farmanteil, an den Lebensmittelausgaben in den USA in den 1950er-Jahren noch bei fast 50 Prozent, ist er im Jahr 2017 schon auf unter 20 Prozent gesunken. Ein konkretes Beispiel: Bei Brot und Getreideerzeugnissen machte im Jahr 2019 der Erzeugerpreis weniger als zwei Prozent des Verbraucherpreises des verarbeiteten Lebensmittels aus. Mittlerweile machen Verarbeitung, Verpackung, Transport und Vermarktung der Lebensmittel also den Großteil des Lebensmittelpreises aus. Kurz gesagt: Die Verbraucherpreise für Lebensmittel sind das Ergebnis mehrerer Komponenten der Wertschöpfungskette und der Bauer ist das unterste und kleinste Glied dieser Kette. "In einkommensstarken Ländern wie den USA oder Deutschland erhalten die Landwirte weniger als ein Viertel der Ausgaben für Lebensmittel, verglichen mit über 70 Prozent im Afrika südlich der Sahara, wo die landwirtschaftlichen Kosten einen größeren Teil der Lebensmittelpreise ausmachen", sagt PIK-Wissenschaftler David Meng-Chuen Chen, Hauptautor der in Nature Food veröffentlichten Studie. "Diese Kluft unterstreicht, wie unterschiedlich die Ernährungssysteme in den verschiedenen Regionen funktionieren", so Cheng weiter. Die Art und Weise wie Lebensmittel produziert werden, trägt auch zum Klimawandel bei. Neben tiefgreifenden systemischen Veränderungen sind politische Maßnahmen wie die Festsetzung von Treibhausgaspreisen notwendig, um die Emissionen des Lebensmittelsystems wirksam und effizient zu senken. Doch wie wirken sich diese Maßnahmen am Ende auf die Verbraucher aus? Die Studie von PIK-Wissenschaftler David Meng-Chuen Chen und seinen Kollegen untersuchte das anhand verschiedener Computermodelle für zwei verschiedene Szenarien. Einmal wurde geschaut, was mit den Lebensmittelpreisen passiert, wenn "Business as usual" betrieben wird und einmal, wenn ehrgeizige klimapolitische Maßnahmen ergriffen werden, die ernsthaft darauf ausgerichtet sind, das 1,5 Grad Klimaziel zu erreichen. Die Forschenden stellen fest, dass die Verbraucherpreise in reichen Ländern durch klimapolitische Maßnahmen nur um etwa das 1,25-fache steigen würden, obwohl die Erzeugerpreise bis 2050 um das 2,73-fache höher wären. Für den Verbraucher scheint das erstmal ganz gut zu klingen. "Das bedeutet auch, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher von den Schwankungen der Agrarpreise weitgehend abgeschirmt sind, die durch klimapolitische Maßnahmen wie Steuern auf Umweltverschmutzung oder Regelungen zum Flächenverbrauch verursacht werden. Aber es macht auch deutlich, wie wenig die Landwirtinnen und Landwirte tatsächlich an den Lebensmitteln verdienen", gibt PIK-Wissenschaftler und Mitautor der Studie Benjamin Bodirsky zu bedenken. Hinzukommt auch, dass diese Effekte nicht überall auf der Welt gleich sind. In Ländern mit geringerem Einkommen würden klimapolitische Maßnahmen eine deutlich größere Auswirkung auf die Preise haben. So würden die Erzeugerpreise bis 2050 um den Faktor 3,3 steigen und die Verbraucherpreise um den Faktor 2,45. Zwar sind die Verbraucherpreise ebenso wie in reicheren Ländern geringer als die Erzeugerpreise, doch macht es sich für Menschen dort deutlicher bemerkbar. Der Grund dafür sind deutlich kürzere Wertschöpfungsketten. Viele der Lebensmittel in ärmeren Ländern sind weniger stark verarbeitet, durchlaufen also viel weniger Stationen und sind somit dichter am Erzeuger, der die Preissteigerung quasi direkt an seine Kunden weitergibt. Hinzukommt, dass der Anteil der Lebensmittelausgaben gemessen am Einkommen die Menschen hier viel größer ist, als bei Menschen in reicheren Ländern und dass hier auch viel mehr Grundnahrungsmittel und weniger verarbeitete Lebensmittel konsumiert werden. Für eine gerechte Umsetzung globaler Emissionspreise müssten diese Aspekte in Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit also berücksichtigt werden. Nun könnte man meinen, dass die klimapolitischen Maßnahmen sowohl den Bauern als auch den Verbrauchern, vor allem in ärmeren Ländern schaden und man es im Zuge der Nahrungsmittelsicherheit einfach dabei bewenden lassen sollte. Das wäre allerdings ziemlich kurzsichtig gedacht, denn langfristig sind klimapolitische Maßnahmen zur Sicherung der Agrar- und Ernährungssysteme unerlässlich. "Ohne ehrgeizige klimapolitische Maßnahmen und Emissionsreduzierungen werden die Folgen eines ungebremsten Klimawandels, wie Ernteausfälle und Unterbrechungen der Lieferketten, die Lebensmittelpreise wahrscheinlich noch weiter in die Höhe treiben. Die Klimapolitik sollte Mechanismen vorsehen, die allen eine schonende Transformation ermöglichen, wie etwa faire CO2-Preise, finanzielle Unterstützung für besonders vulnerable Regionen und Bevölkerungsgruppen sowie Investitionen in nachhaltige Anbaumethoden", sagt Hermann Lotze-Campen, Leiter der Forschungsabteilung "Klimaresilienz" und ebenfalls Autor der Studie. Diese vulnerablen Bevölkerungsgruppen, also etwa Menschen mit geringerem Einkommen, müssen nicht zwangsläufig unter der Preisinflation bei Lebensmitteln leiden. So zeigte zum Beispiel eine frühere Studie des PIK, dass die ärmeren Haushalte trotz höherer Lebensmittelpreise netto bessergestellt wären, wenn die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung zur Unterstützung der einkommensschwächeren Menschen verwendet würden. Denn so hätten sie dann ein höheres Einkommen zur Verfügung. Es gibt also Mittel und Wege Klimaschutz und die Bedürfnisse der Verbraucherinnen und Verbraucher unter einen Hut zu bekommen. Nature food: Future food prices will become less sensitive to agricultural market prices and mitigation costsNature climate change: A sustainable development pathway for climate action within the UN 2030 Agenda jes
mdr.de
Verbraucherinnen und Verbraucher befürchten, dass die Preise für Lebensmittel durch Klimaschutzmaßnahmen weiter steigen. Eine neue Studie des PIK hat untersucht, wer unter einer Preisinflation tatsächlich leiden würde.
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2025-01-08T11:44:48+01:00
2025-03-12T16:01:42+01:00
https://www.mdr.de//wissen/umwelt-klima/klimaschutz-auswirkungen-auf-lebensmittelpreise-100.html
Netzbetreiber für Bau oberirdischer Stromleitungen
Über die Energiewende wird ja viel geschimpft. Stefan Kapferer findet: So schlecht laufe es nicht. Der Geschäftsführer des ostdeutschen Stromnetzbetreibers 50Hertz sagt, durch seine Leitungen fließe inzwischen zu drei Vierteln Ökostrom. Der Ausbau gehe voran. Trotzdem sieht auch er ein Problem: die immensen Kosten für den Netzausbau. Kapferer plädiert deshalb dafür, Höchstspannungsleitungen wieder als Freileitungen zu planen – und nicht als Erdkabel. "Also wir gehen davon aus, dass das bis zu 20 Milliarden Euro einspart. Das ist eine gewaltige Summe Geld. Ja, der Netzausbau insgesamt kostet 300 Milliarden. Aber auch von 300 Milliarden sind 20 Milliarden Einsparung eine gewaltige Summe. Und das wirkt direkt entlastend für die Endverbraucher, weil die Netzentgelte dann niedriger sind", sagt Kapferer. Nun haben einst ganze Landstriche gegen "Monstertrassen" gekämpft. Nur deshalb hat die Politik einen Vorrang für Erdkabel ins Gesetz geschrieben. Doch weil die Energiewende immer teurer wird, schwenkt sie um. Sachsen plädierte im Bundesrat dafür, wieder vorrangig Freileitungen zu bauen. Sachsen-Anhalt unterstützt diesen Kurs. In Thüringen, wo die Proteste gegen die Leitungen einst besonders groß waren, wirbt das Energieministerium für eine Sowohl-als-auch-Lösung: "Je nach Verhältnissen vor Ort sollte entschieden werden, ob eine Freileitung oder ein Erdkabel sinnvoller und wirtschaftlicher ist – da braucht es keinen einseitigen Vorrang für die eine oder andere Variante." Tatsächlich stehen bereits genehmigte Erdkabel wie der Südost-Link nicht zur Disposition. Es wäre zu aufwändig, sie noch einmal neu zu planen, sagt der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller. Infrage kämen Freileitungen für den sogenannten NordWestLink, den SüdWestLink sowie den OstWest-Link zwischen Niedersachsen und Sachsen. "Das sind neu geplante Leitungen, die auch Offshore-Wind mittransportieren würden. Und die sind gerade im Planungsstadium. Auch damit haben wir schon begonnen, also ein optimaler Zeitpunkt für diese Diskussion wäre eigentlich der letzte Herbst gewesen", wendet Müller ein. Aber die Politik sei natürlich frei, jetzt eine Entscheidung zu treffen. "Es wäre nur gut, wenn das bis zur Sommerpause klar wäre – in die ein oder in die andere Richtung", so Müller. Offen bleibt die Frage, wie viele Überlandleitungen die Republik überhaupt braucht. Momentan wird unter der Annahme geplant, dass der Strombedarf massiv steigt – wegen Elektroautos und Wärmepumpen. Doch wieviel Strombedarf tatsächlich entsteht, sei unklar, sagt Stefan Kapferer von 50Hertz. "Steigt er um das Zweieinhalb- oder Dreifache, wie das in manchen Prognosen abgeschätzt wird für 2045 im Vergleich zu heute oder verdoppelt er sich nur?" Das klinge nach einem marginalen Unterschied, sei es aber nicht. "Ganz klar: Verdoppelt sich der Strombedarf nur und verdreifacht sich nicht, brauchen Sie deutlich weniger Netzausbau." Deswegen plädiere er eindringlich dafür, immer sehr genau auf die faktischen Trends zu schauen, erklärt Kapferer. Das Hinschauen ist Aufgabe der Bundesnetzagentur. Sie plant das Netz auf Jahre im Voraus, bevor es dann in vielen bürokratischen Schritten bewilligt wird. Diese Verfahren dauerten früher ermüdend lange. Das, resümiert 50Hertz-Manager Kapferer, habe sich in den vergangenen Jahren aber deutlich verbessert. Das Bürokratie-Problem sei deutlich kleiner geworden.
mdr.de
Einige Landespolitiker und der Netzbetreiber 50Hertz wollen beim Netzausbau künftig auf Freilandleitungen setzen. Auch die Ministepräsidentenkonferenz hat das Thema auf der Agenda.
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Deutschland
2024-06-20T09:00:14+02:00
2024-06-20T11:55:46+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/panorama/strom-netz-ausbau-oberirdisch-100.html
Was tun, wenn die Versicherung nicht zahlt
Versicherungsverträge können innerhalb von 14 Tagen, bei Renten- oder Lebensversicherungen innerhalb von 30 Tagen widerrufen werden (vgl. §§ 8, 152 VVG). Dabei spielt es keine Rolle, wo bzw. wie sie den Vertrag abgeschlossen haben. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem sie sämtliche Unterlagen für ihren Vertrag erhalten haben. Dazu gehören neben den Vertragsbedingungen und dem Produktinformationsblatt auch der Versicherungsschein (Police) und die Widerrufsbelehrung. Für die Rechtzeitigkeit des Widerrufs kommt es auf den Zeitpunkt der Absendung des Widerrufs an und nicht auf den Zugang beim Versicherer. Für den Widerruf ist die Textform (Brief, Fax, E-Mail) vorgeschrieben. Begründen müssen sie den Widerruf nicht. Jeweils zum Ende der Vertragslaufzeit können Verträge unter Einhaltung der Kündigungsfrist (meist 1 Monat, u.a. bei Hausrat-, Wohngebäude- und Privathaftpflichtversicherungen in der Regel 3 Monate) gekündigt werden. Für die meisten Verträge gilt jeweils eine einjährige Laufzeit. Vergewissern sie sich in den Versicherungsunterlagen und Vertragsbedingungen über Laufzeit und Kündigungsfrist. Oder sie sprechen einfach die Kündigung aus und bitten um Mitteilung, zu welchem Datum diese wirksam wird. Kfz-Versicherungen laufen meist ein Kalenderjahr, so dass eine Kündigung bis 30.11. erfolgen muss. Ein außerordentliches Kündigungsrecht gibt es bei Beitragserhöhungen und im Schadensfall. Nach dem Eintritt des Versicherungsfalls in der Haftpflichtversicherung muss der Versicherer für die Schäden aufkommen, die sein Versicherungsnehmer dem Geschädigten durch sein Verhalten zugefügt hat. Der Versicherer hat daher nach jedem Versicherungsfall Anlass, die Risiken, die sich für ihn aus der Fortsetzung des Versicherungsverhältnisses ergeben, neu zu bewerten. Diese Bewertung kann dazu führen, dass der Versicherer den Versicherungsvertrag kündigt. Hierzu ist er von Gesetzes wegen bei Sachversicherungen berechtigt (§92 VVG). Die Kündigung ist jedoch nur innerhalb eines Monats zulässig, nachdem der Versicherer, bezogen auf den Versicherungsfall, seine Eintrittspflicht anerkannt oder zu Unrecht abgelehnt hat oder im Rechtstreit mit dem geschädigten Dritten ein Urteil ergangen und rechtskräftig geworden ist. Im Übrigen kann unter den gleichen Voraussetzungen auch der Versicherungsnehmer den Versicherungsvertrag kündigen. Hier der Link zu einem Musterbrief für eine solche Kündigung. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Abschluss eines Haftpflichtversicherungsvertrages. Im Regelfall wird man aber eine – wenn auch im Zweifel teurere – Versicherung finden. Findet ein Kraftfahrzeughalter keinen Versicherer, darf er sein Kraftfahrzeug nicht weiter im öffentlichen Straßenverkehr benutzen, denn insoweit trifft ihn eine gesetzliche Versicherungspflicht. Benutzt er sein Kraftfahrzeug ohne den erforderlichen Versicherungsschutz oder gestattet er eine solche Nutzung einer anderen Person, macht der Fahrzeughalter sich strafbar. Jede Hausratsversicherung deckt bei Paaren den gesamten Hausrat beider ab. Einer der beiden Verträge hätte also gekündigt werden können, was Prämien gespart hätte. Das gilt im Übrigen auch für Haftpflichtversicherungen. Nun bestehen aber 2 Verträge: Es ist dem Versicherungsnehmer zwar verboten, für dasselbe Risiko mehrere Versicherungsverträge abzuschließen, wenn dies in der Absicht geschieht, im Versicherungsfall für den eingetretenen (selben) Schaden mehrfach Ersatz zu erlangen; in diesem Fall ist jeder der Versicherungsverträge nichtig, die der Versicherungsnehmer in betrügerischer Absicht geschlossen hat. Anders verhält es sich aber, wenn dasselbe Risiko aufgrund einer Fahrlässigkeit des Versicherungsnehmers oder deshalb mehrfach versichert ist, weil auch ein Dritter hierfür einen Versicherungsvertrag abgeschlossen hat. In einem solchen Fall einer wirksamen Mehrfachversicherung haften die Versicherer in der Weise als Gesamtschuldner, dass jeder Versicherer den von ihm nach dem Vertrag zu leistenden Betrag zu zahlen hat, der Versicherungsnehmer aber insgesamt nicht mehr als den Betrag des Schadens verlangen kann. Der Versicherte hat also die Wahl, in welchem Umfang er welche Versicherung in Anspruch nimmt, solange er keine Doppelzahlung verlangt. Die Versicherer werden dann untereinander einen Ausgleich herbeiführen, der sich nach den Beträgen richtet, die sie dem Versicherungsnehmer nach dem jeweiligen Vertrag zu zahlen haben. Während früher viele Versicherungsunternehmen mit Hilfe ihrer Vertragsbedingungen den Versicherungsnehmern auferlegten, ihre Leistungsansprüche innerhalb von sechs Monaten gerichtlich geltend zu machen, gilt seit dem 1. Januar 2008 einheitlich die gesetzliche Verjährungsfrist von drei Jahren. Diese Frist beginnt in der Regel mit dem Ende des Jahres, in dem der Versicherungsnehmer vom Versicherungsfall Kenntnis erlangt hat. Die Verjährungsfrist verlängert sich um den Zeitraum, in welchem Versicherungsgesellschaft und Versicherungsnehmer Verhandlungen über die Berechtigung des Leistungsanspruches oder dessen Höhe geführt haben. Im Streit mit dem Versicherungsunternehmen muss der Kunde nicht immer sofort den Rechtsweg beschreiten. Eine Alternative ohne Kostenrisiko ist im Bereich der privaten Kranken- und Pflegeversicherung der "PKV-Ombudsmann", sowie im Übrigen privaten Versicherungswesen – einige Reiseversicherungen ausgenommen - bei Streitfällen bis zu einem Gegenstandswert von 100.000 Euro der "Versicherungs-Ombudsmann". Dort können neben Verbrauchern auch kleingewerbliche Unternehmen eine Beschwerde erheben. Obwohl es sich bei den vorgenannten Ombudsleuten um Einrichtungen handelt, die von der Versicherungswirtschaft getragen werden, ist eine objektive Entscheidung satzungsmäßig gewährleistet. Während der Spruch des PKV-Ombudsmannes dem Kranken- und Pflegeversicherer nur als Empfehlung dient, ist der des Versicherungs-Ombudsmannes, wenn es um nicht mehr als 10.000 Euro geht, für das Versicherungsunternehmen bindend. Dem gegenüber steht es dem Versicherungsnehmer in beiden Fällen frei, den Schlichterspruch zu akzeptieren oder doch noch Klage zu erheben. Eine weitere Möglichkeit ist, sich mit einer Beschwerde an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu wenden. Die BaFin, die auch Auskunft zu Versicherungsfragen erteilt, fordert das betreffende Versicherungsunternehmen zur Stellungnahme auf und kann bei Missständen einschreiten. Sie kann allerdings – im Unterschied zu dem Versicherungs-Ombudsmann – keine die Versicherung bindende Entscheidung im Einzelfall treffen. An die BaFin können sich nicht nur die Versicherungsnehmer, sondern auch Dritte, etwa der bei einem Unfall Geschädigte, wenden. Wenn man sich an die BaFin gewandt hat, werden die Ombudsmänner i.d.R. nicht zugleich tätig. Die Versicherungsbedingungen der Kaskoversicherer sehen vor, dass der Versicherungsnehmer am Unfallort Schuldeingeständnisse nicht abgeben darf. Das hat seinen Grund darin, dass ein unfallgeschädigter Versicherungsnehmer seine Kasko-Versicherung auch dann in Anspruch nehmen kann, wenn ihm der Unfallgegner ersatzpflichtig ist. In diesem Fall kann der Kasko-Versicherer beim Unfallgegner und dessen Haftpflichtversicherer Regress nehmen. Der Regress kann jedoch vereitelt sein, wenn der Versicherungsnehmer am Unfallort sein Verschulden eingeräumt hat. Allerdings ist der Kasko-Versicherer nicht berechtigt, die Leistung zu verweigern oder einzuschränken, wenn der Versicherungsnehmer tatsächlich allein schuld an dem Verkehrsunfall war, da in diesem Fall ohnehin kein Regressanspruch der Versicherung bestanden hat, der durch das Schuldeingeständnis hätte vereitelt werden können. Dem Versicherungsnehmer obliegt es, bei Abschluss des Vertrages die für die Übernahme der Versicherungsgefahr erheblichen Umstände anzugeben, soweit er danach vom Versicherungsunternehmen konkret gefragt wird. Beantwortet er eine solche Frage – und sei es aus Versehen – unrichtig oder unvollständig, so ist der Versicherer zum Rücktritt berechtigt (§ 19 VVG), es sei denn, er kannte den nicht angezeigten Umstand. Auf diese Folge müssen die Versicherungsunternehmen allerdings ihre Kunden vor dem Vertragsabschluss unmissverständlich hinweisen. Die Erhebung personenbezogener Daten bei Ärzten, Krankenhäusern etc. ist dem Versicherungsunternehmen nur erlaubt, soweit die Kenntnis der Daten zur Beurteilung des Risikos oder der Leistungspflicht erforderlich ist und die betroffene Person in die Datenerhebung eingewilligt hat. Die Einwilligung kann bereits vor der Vertragserklärung erteilt werden. Die Person ist aber vor einer Datenerhebung zu unterrichten und kann ggf. widersprechen. In jedem Fall aber wird es dem Versicherten obliegen, auf Nachfrage im konkreten Krankheitsfall eine entsprechende Einwilligung zu erteilen, anderenfalls kann der Versicherer die Leistung verweigern. Das ist auch nicht unbillig, weil die Versicherung das Recht haben muss etwa zu prüfen, ob eine bestimmte Behandlungsmaßnahme medizinisch notwendig war. Ein Versicherungsverhältnis kann grundsätzlich nur für den Schluss der laufenden Versicherungsperiode – in der Regel ein Jahr - gekündigt werden. Die Kündigungsfrist muss für beide Teile gleich sein und beträgt je nach vertraglicher Vereinbarung zwischen einem Monat und drei Monaten. Erhöht hingegen das Versicherungsunternehmen aufgrund einer Gefahrerhöhung die Prämie um mehr als 10%, ohne dass sich der Umfang des Versicherungsschutzes ändert, so kann der Versicherungskunde innerhalb eines Monats nach Eingang der Mitteilung des Versicherers mit sofortiger Wirkung das Versicherungsverhältnis kündigen (§ 25 Abs. 2 VVG). Den Versicherungskunden trifft gegenüber dem Versicherungsunternehmen eine Reihe von so genannten Obliegenheiten, deren Missachtung zur Beschränkung oder zum Ausschluss der Versicherungsleistung führen kann. Die Obliegenheit zur Erstattung einer Diebstahlsanzeige im Rahmen einer Hausrat- oder Reiseversicherung etwa dient dazu, dem Versicherungsunternehmen die Nachprüfung des vom Versicherungskunden behaupteten Versicherungsfalles zu erleichtern. Eine zumindest grob fahrlässige Verletzung dieser Obliegenheit konnte nach früherem Recht dazu führen, dass der Versicherungskunde den Anspruch auf die Versicherungsleistung vollständig verlor. Nach dem seit 1. Januar 2008 geltenden Recht schließt nur noch vorsätzliches Handeln des Versicherungskunden den Leistungsanspruch aus, während sich dieser bei grober Fahrlässigkeit „lediglich“ verkürzt. Die Aufgabe des „Alles- oder-Nichts-Prinzips“ war wesentlicher Bestandteil der Reform des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG). Der Umfang der Kürzung bestimmt sich im Einzelfall nach dem Grad des Verschuldens. Wird der erste oder einmalige Beitrag – das Gesetz spricht insoweit von Prämie - nicht rechtzeitig gezahlt, berechtigt dies das Versicherungsunternehmen bis zur Vornahme der Zahlung vom Vertrag zurückzutreten (§ 37 Abs. 1 VVG). Darüber hinaus ist es von der Verpflichtung zur Leistung befreit, wenn die Prämie im Zeitpunkt des Eintritts des Versicherungsfalles noch nicht gezahlt ist (§ 38 Abs. 2 VVG). Wird eine Folgeprämie nicht rechtzeitig gezahlt, so kann das Versicherungsunternehmen seinem Kunden schriftlich eine Zahlungsfrist von mindestens zwei Wochen setzen, wobei es die rückständigen Beiträge, Zinsen und Kosten im Einzelnen aufschlüsseln und die Rechtsfolgen angeben muss, die mit dem Verstreichenlassen der Frist verbunden sind (§ 38 Abs. 1 VVG). Nach dem ergebnislosen Ablauf der Frist kann das Versicherungsunternehmen das Vertragsverhältnis ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen. Die Kündigung kann bereits mit der Zahlungsaufforderung unter der Bedingung ausgesprochen werden, dass die Zahlung nicht fristgerecht erfolgt. Der Versicherungskunde kann die Folgen der Kündigung dadurch abwenden, dass er die Zahlung innerhalb eines Monats seit deren Zugang bzw. seit Ablauf der Zahlungsfrist nachholt, sofern nicht zwischenzeitlich der Versicherungsfall eingetreten ist (§ 38 Abs. 3 VVG). Es nützt also etwa bei einer privaten Krankenversicherung dem Kunden nichts, bis zum letzten Tag abzuwarten, ob bis dahin noch ein Krankheitsfall eintritt. Aus einer Unfallversicherung wird eine Kapitalabfindung oder Rente für dauernde Invalidität geleistet, welche der Versicherungskunde durch ein plötzlich von außen auf seinen Körper wirkendes Ereignis erleidet (vgl. § 178 Abs. 2 VVG). Diese Beschreibung könnte, da insoweit gerade Senioren wegen der im Alter nachlassenden geistigen und körperlichen Kräfte in erhöhtem Maße gefährdet erscheinen, zu der Schlussfolgerung verleiten, dass sich der Abschluss einer Unfallversicherung für sie geradezu aufdrängt. Indessen ist zu berücksichtigen, dass sich Gebrechlichkeit bei der Unfallversicherung leistungsmindernd auswirkt. Bei Unfällen, die durch Geistes- oder Bewusstseinsstörungen, etwa durch einen Schlaganfall, hervorgerufen sind, ist sogar der Versicherungsschutz ausgeschlossen. Jedenfalls für pflegebedürftige oder geisteskranke Personen ist daher eine Unfallversicherung, sofern das Versicherungsunternehmen einen Vertragsschluss überhaupt anbietet, nicht attraktiv. 1. Versicherungsbedarf klären:     - überflüssige Versicherungen kündigen     - wichtige Versicherungen abschließen      - Sind alle wichtigen Risiken versichert?2. Tarife vergleichen und ggf. zu günstiger Versicherung wechseln3. Schadensfall frühzeitig melden, ggf. per Telefon4. Unterlagen und Beweismittel sammeln5. Lehnt die Versicherung die Regulierung (teilweise) ab:    - Vertragsbedingungen studieren und mit der Versicherung verhandeln    - Ombudsmann einschalten    - im Notfall einen Anwalt nehmen und klagen Weitere Informationen finden Sie hier: Empfehlenswerte Bücher und Broschüren: 1. Versicherungs-Set der Stiftung Warentest: Das Versicherungs-Set: Bedarfsanalyse, Vertrags-Check-up, Testsieger | Stiftung Warentest , erschienen 2020, 144 Seiten 14,90 Euro 2. "GUT VERSICHERT! Ihre Navigationshilfe für private Versicherungen", herausgegeben vom Bund der Versicherten e.V., Postfach 57 02 61, 22771 Hamburg, unentgeltlich zu beziehen als download im Internet oder telefonisch unter 040/357 37 30 98; E-Mail: [email protected]. 3. "Das neue Versicherungsvertragsgesetz", herausgegeben vom Bundesministerium der Justiz, unentgeltlich zu beziehen als download im Internet. Quelle: MDR um 4
mdr.de
Erst ein Schadensfall zeigt, wie gut Ihre Versicherung wirklich ist. Denn dann kann die Auszahlung der Schadenssumme ausbleiben. Was sollten Sie dann tun? Rechtsexperte Gilbert Häfner gibt Rat.
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Recht
2023-11-16T10:00:01+01:00
2023-11-17T13:50:49+01:00
https://www.mdr.de//ratgeber/recht/Streit-mit-versicherung-100.html
Unfälle bei Ausfahrt von "Ostlegenden-Treffen"
Die Ausfahrt des 15. "Ostlegenden-Treffens" bei der Leuchtenburg im Saale-Holzland-Kreis ist am Sonntag von mehreren Unfällen überschattet worden. Nach Polizeiangaben fuhr demnach ein 56-Jähriger mit seinem "Wartburg" zwei Streckenposten an. Ein Jugendlicher wurde schwer, ein weiterer leicht verletzt. Beide kamen ins Krankenhaus. Kurz darauf kollidierten zwei Moped-Fahrer im starken Regen zwischen Waltersdorf und Tröbnitz. Dabei wurde ein 44-Jähriger schwer, ein weiterer Mann und ein Jugendlicher leicht verletzt. Außerdem war laut Polizei ein 65-jähriger Kradfahrer in einen Straßengraben gerutscht. Ihm und seiner Maschine sei jedoch nichts passiert. Das Treffen legendärer DDR-Fahrzeuge stand dieses Mal unter dem Motto "60 Jahre Schwalbe". Sie war 1964 das erste Modell der damals neuen sogenannten Vogelserie aus dem Hause Simson. Zum Treffen der "Ostlegenden" am Sonntag reisten allerdings auch Besitzer anderer Oldtimer an wie dem Star, dem S50, dem Trabbi und dem Wartburg. MDR (kw/ost)
mdr.de
Bei der Ausfahrt des 15. "Ostlegenden"-Treffen nahe der Leuchtenburg im Saale-Holzland-Kreis sind am Sonntag mehrere Unfälle passiert. Ursache war unter anderem, dass die Oldtimer wegen des Regens ins Rutschen kamen.
[ "Nachrichten", "Simson", "Schwalbe", "Trabbi", "Trabant", "Wartburg", "Oldtimer", "Autos", "Unfall", "Polizei", "Leuchtenburg", "Ostlegenden" ]
Thüringen
2024-07-29T17:21:32+02:00
2024-07-29T17:21:32+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-holzland/ostlegenden-unfall-leuchtenburg-wartburg-oldtimer-100.html
Sachsen zwischen Ampel-Wut und Protesten gegen Rechtsruck
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App. "Die politische Lage ist momentan sehr schwierig, wir erleben seit einigen Wochen massive Proteste aus der Landwirtschaft sowie aus dem Speditionsgewerbe", erklärt Sebastian Fröschke MDR SACHSEN. Der 36-Jährige arbeitet als Zugbegleiter auf den Strecken von Görlitz Richtung Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie zwischen Elsterwerda und Berlin. "In den Zügen, die ich momentan begleite, ist die Stimmung sehr aufgeheizt. Viele Fahrgäste machen sich Sorgen, da die Ampel momentan keine Einigkeit in den eigenen Reihen findet." Nicht nur der Protest der Landwirte und Spediteure beschäftige die Menschen, sondern auch der Tarifkonflikt der Deutschen Bahn, sagt Fröschke. Fröschke ist als Zugbegleiter nah dran an den Menschen. "Für mich ist die Stimmung im Zug wie ein Seismograph der Gesellschaft. Ob Fußballspiele, Polizeieinsätze oder sonnige Frühlingstage, hier bekommt man die Laune sehr schnell mit", erklärt Fröschke. "Viele Fahrgäste sind verunsichert und haben Angst, was sie in Zukunft zu erwarten haben. Sie wünschen sich die Zeit vor der Pandemie zurück. Es war irgendwie anders als jetzt, vieles war unbeschwerter." Viele Fahrgäste sind verunsichert und haben Angst, was sie in Zukunft zu erwarten haben. Sie wünschen sich die Zeit vor der Pandemie zurück. Es war irgendwie anders als jetzt, vieles war unbeschwerter. Fröschke sieht auch inhaltliche Probleme der aktuellen Politik. "Die Ampel, egal welche Partei, möchten ihre Interessen durchsetzen. Gleichzeitig hat sie mit sich selbst zu tun und geht nicht auf die Sorgen und Nöten der Bevölkerung ein. Um eine Energiewende langfristig durchzusetzen, bedarf es der Überzeugung und des Rückhalts der Wirtschaft und der Bevölkerung", sagt Fröschke. Er sehe derzeit nur Vorschriften und Regeln, das "Gegängel der Politik" sei "mehr als kontraproduktiv". Für den Umstieg auf grüne Energien bedürfe es einer besseren Kommunikation, Strategie und Kostenplanung. "Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, wird sich etwas ändern", sagt Fröschke. "Politiker können nicht in ferne Länder reisen und in jedem Land, in dem sie gerade sind, erklären, wie man es besser macht, wenn es im eigenen Land nicht läuft." Für Michal Tomaszewski, Klarinettist der Big Band "Banda Comunale" liegt das Problem auf der Hand. "Rechtspopulisten tun so, als ob es auf jede komplexe Frage eine simple Antwort gäbe. Das hat früher nicht gestimmt und wird leider auch in Zukunft falsch bleiben", sagt Tomaszewski MDR SACHSEN. "Als eine Band mit Menschen aus Ländern wie Syrien, Polen, Brasilien, Russland, Israel oder Irak beschäftigen uns Ausgrenzung und Rassismus, weil wir selbst betroffen sind."    Tomaszewski begrüßt die Demos gegen den Rechtsruck. "Wir versuchen uns - bisher unerschrocken - Sachsen als einen Teil Deutschlands vorzustellen, in dem es eine gute Zukunft für alle gibt, unabhängig von ihrer Herkunft oder Identität. Die aktuellen Proteste gegen die rechtsextreme AfD machen uns grad ein wenig Hoffnung", erklärt er. "Es ist Zeit, dass der Hass und die Verachtung der letzten Jahre aufhören. Wir haben genug. Wir lassen uns von Rechtsradikalen nicht vorschreiben, wie wir zu leben haben. Demokratie kann viel aushalten und vieles tolerieren, aber nicht so viel, dass sie sich selbst zerstört. Es ist wirklich an der Zeit, dass das positive Sachsen sich regt." Wir könnten uns für positive Ziele zusammentun, anstatt in Untergangsszenarien einzustimmen. Wir leben in einem guten Land. Die multikulturelle Big Band "Banda Comunale" ist deutschlandweit bekannt und engagiert sich mit dem Projekt "Blasmusik gegen Rassismus" in Sachsen auch an Schulen. Mit der Initiative "Banda Regionale" möchte sie zudem an die Blasmusik-Traditionen in vielen Dörfern in Sachsen anknüpfen. Tomaszewski baut auf positive Ziele und Energien. "Wir könnten ein paar Gänge herunterschalten und die Energie, die wir für Zorn und Wut, gegen 'die da oben', gegen Ausländer, gegen imaginierte Eliten oder was auch immer aufwenden, in Ehrenämter, Nachbarschaft, Engagement oder auch Familie und Freunde stecken. Wir könnten uns für positive Ziele zusammentun, anstatt in Untergangsszenarien einzustimmen. Wir leben in einem guten Land." Eine fehlende Nähe der Politik zur Bevölkerung moniert Ulrich Engel aus Stolpen. "Die Bürgernähe der gewählten Regierung lässt zu wünschen übrig. Sie ist viel zu weit weg von den Menschen und ihrer täglichen Arbeit. Oft erscheint es, sie hätten von vielen alltäglichen Details überhaupt keine Ahnung", erklärt der 73 Jahre alte Rentner MDR SACHSEN. "Die AfD war für mich eine Alternative. Ich war schon bei der Rede von Bernd Lucke 2013 dabei. Etliche Forderungen sind berechtigt. Leider reagiert die AfD auch wie andere Parteien auf Kritik überhaupt nicht. Eines ist heute klar: Von der AfD kommt auch nichts für den kleinen Mann." Ulrich Engel hat in der DDR als Ingenieur gearbeitet, ist nach der Wende nicht in den Westen gegangen, hat sich mit Gelegenheitsjob über Wasser gehalten und sich um Kindererziehung und Pflege gekümmert. Heute bezeichnet er sich als Armutsrentner. Die Proteste der Bauern kann er verstehen: "Ich halte die Protestaktionen der Bauern für gerechtfertigt. Viele kleinere Betriebe müssen hart um ihr Überleben kämpfen. Für die Großunternehmen, die vor allem um Rendite bemühen und sich weder um Natur noch Tierwohl scheren, fehlt mir allerdings das Verständnis, zumal die Vernichtung von Insekten und Vögeln ein riesiges Problem ist", erklärt er MDR SACHSEN. Vieles in der aktuellen Politik widerspreche sich. "Während Privatpersonen immer mehr Diesel und Benzin einsparen sollen beziehungsweise angehalten sind auf E-Auto zu wechseln, werden Traktoren, Lkw, Schiffe und Flugzeuge weiter mit Benzin und Diesel betrieben." Verständnis für die Bauern kommt auch vom Dresdner Künstler Jörn Diederichs. Er stammt selbst vom Land, einem kleinen Ort in Niedersachsen und kennt die Nöte der Landwirte. "Gerade die kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetriebe wurden jahrzehntelang durch eine neoliberale Politik des 'wachse oder weiche' in einen gnadenlosen Konkurrenzstress gedrängt", erklärt Diederichs. Ständig ändere sich etwas. "Hinzu kommt noch die Digitalisierung. Ein Landwirt steht oft total allein in seinem Stall aus dem 19. Jahrhundert, und soll schnell alles umstellen auf digitale Bewirtschaftung. Wer traut sich denn zuzugeben, dass er damit total überfordert ist?", so Diederichs weiter. Hier kämen Frust und Fragen auf. "Die Landwirtschaft war ja eigentlich nicht nur eine Produktionsform, sondern auch eine gesellschaftliche Lebensform in den Landgemeinden. Dafür aber lässt der rein marktgetriebene und digitalisierungsgetriebene Produktionsdruck kaum mehr Zeit", sagt Diederichs. "Bei diesem Stress braucht dann nur noch jemand zu sagen: Die in Brüssel sind doch schuld an eurer Lage mit ihrer Bürokratie. Und die Naturschützer." Seiner Einschätzung nach hätten jedoch die meisten Menschen, auch auf dem Land, verstanden, dass die AfD auf keine der dringenden Fragen der Zeit weiterführende Antworten gibt. Professorin Constanze Geiert, Vorsitzende des Beirats des "Sachsen-Monitors" sieht trotz der jüngsten Ergebnisse positiv in die Zukunft. Zwar zeige die Umfrage in der Gesamtschau eine deutliche Eintrübung der Stimmung der Menschen in Sachsen. "Doch die gute Nachricht ist: Trotz multipler Krisen und Herausforderungen halten 83 Prozent der sächsischen Bevölkerung die Demokratie für eine gute Regierungsform. Allerdings sollte sich auf diesen Befunden nicht ausgeruht werden."
mdr.de
Traktoren-Proteste, Bahnstreiks, Demos gegen Rechtsextremismus: Das Jahr 2024 ist noch jung, doch hinter uns liegt schon ein bewegter Januar. Was empört die Menschen? MDR SACHSEN hat nachgefragt.
[ "nachrichten", "Bauernproteste", "Traktoren-Demonstrationen", "Anti-AfD-Demos", "Anti-AfD-Proteste", "Anti-AfD-Demonstrationen", "Menschen", "Unmut", "Frust", "Sachsen" ]
Sachsen
2024-01-30T17:07:13+01:00
2024-01-31T01:24:48+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/wut-ampel-politik-afd-proteste-100.html
Legionärskrankheit: steigende Fallzahlen in Europa
Die Legionärskrankheit ist eine schwere Form der Lungenentzündung. Sie wird durch Legionellen verursacht, das sind Bakterien, die natürlicherweise in Oberflächengewässern, dem Grundwasser oder feuchten Böden vorkommen. In geringer Zahl sind sie für Menschen unproblematisch, bei steigender Keimzahl können sie allerdings gefährlich werden. Nach Angaben der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC in einer aktuellen Veröffentlichung wurden im europäischen Wirtschaftsraum 2021 10.723 Fälle der Legionärskrankheit gemeldet. Das sind 2,4 Fälle pro 100.000 Einwohner – die höchste Quote bislang. Drei Viertel der Meldungen stammten aus Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland, die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe waren Männer über 65 Jahren. Die Ursache für die vermehrten Fälle ist nach Aussage der ECDC unbekannt. Potenzielle Faktoren sind nationale Teststrategien, die sich geändert haben könnten. Aber auch die Tatsache, dass Menschen immer älter werden, könnte eine Rolle spielen. Außerdem können Legionellen mit der Konstruktion und Wartung von Wasserleitungen in Gebäuden zusammenhängen. Die Tatsache, dass sich das Klima in Europa im Zuge des Klimawandels verändert, könnte sich ebenfalls auf das Vorkommen von Legionellen auswirken. Die Bakterien vermehren sich am besten bei Wassertemperaturen von 25 bis 42 Grad Celcius. Steht das Wasser in den Leitungen, können sich Legionellen stark vermehren. Die von den Legionellen verursachte Legionärskrankheit ist klinisch nicht von anderen Formen der Lungenentzündung zu unterscheiden. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts liegt die Sterberate bei Menschen, die sich auf Reisen oder ambulant mit den Bakterien angesteckt haben, bei fünf bis neun Prozent. Seit 2001 ist die Krankheit meldepflichtig. Zur aktuellen Veröffentlichung Increasing rates of Legionnaires' disease in the EU/EEA auf den Seiten des European Centre for Disease Prevention and Control geht es hier. iz
mdr.de
Die Legionärskrankheit ist eine durch Legionellen-Bakterien verursachte Lungenentzündung. Eine aktuelle Auswertung der Daten von 2021 zeigt: Die Quote an Erkrankungen ist gestiegen.
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Startseite
2023-07-25T15:41:44+02:00
2023-07-25T15:41:44+02:00
https://www.mdr.de//wissen/legionaerskrankheit-steigende-fallzahlen-in-europa-100.html
In der Nachrichtenwertfalle
Was ist denn jetzt los? Unternimmt Facebook etwas gegen gewisse Manipulationsprobleme, obwohl es "noch nicht zu spät ist", wie das WDR-Blog Digitalistan schreibt? Oder, wie es zu Beginn eines instruktiven Texts bei Wired formuliert ist: "Wait – did Facebook just address a problem before it became a colossal nightmare?" Es geht um Deepfakes, also "Videos, die durch elaborierte Techniken Dinge vortäuschen, die nie stattgefunden haben" (FAZ-Wirtschaftsteil). Am Montag teilte Facebook auf seinem offiziellen Blog mit, es werde gegen solche Videos vorgehen, sofern es nicht gerade Satirevideos seien. Wie kommt es aber, dass das Unternehmen diesmal rechtzeitig zu handeln scheint? Erklärung eins: Es wird schlichtweg seiner Verantwortung gerecht. Denn "dieses Jahr wird in den USA gewählt – und da ist mit zahlreichen Manipulationsversuchen zu rechnen" (nochmal Digitalistan). Erklärung zwei stand unter anderem bei Spiegel Online, kurz bevor SpOn gestern zum Spiegel wurde: "Am Mittwoch (…) findet im amerikanischen Repräsentantenhaus eine Anhörung zum Thema 'Manipulation und Täuschung im Digitalzeitalter' statt, bei der sich auch eine Vertreterin Facebooks mutmaßlich kritischen Fragen stellen wird. Da ist es sicher hilfreich, wenn sie auf gerade erst angepasste Regeln verweisen kann, die zeigen, dass man sich dem Problem Deepfakes bereits angenommen hat." Entscheiden Sie doch bitte selbst, ob Erklärung zwei oder Erklärung zwei die bessere ist. Wobei Facebooks Motivation letztlich nicht so wichtig wäre, wenn das Ergebnis denn stimmte. Gerade Wired formuliert daran aber doch einige Zweifel. Die New York Times tut das auch. Aus verschiedenen Gründen. Letztere etwa, weil zum Beispiel einige der bekanntestesten manipulierten Videos, die vorgeblich eine betrunkene Nancy Pelosi zeigten, wohl nicht betroffen wären: Bei diesen Videos wurde nur die Abspielgeschwindigkeit reduziert und im Anschluss die Tonhöhe angepasst, sodass die Demokratin Pelosi betrunken klang. Nicht deep genug. Wer aber hat seinerzeit einen Zusammenschnitt getwittert? Donald Trump. Die New York Times fragt nun sinngemäß: Wenn ein gewisser Präsident mit einem Deepfake-Video Politik machen würde – was dann? Sie mutmaßt begründet, dass ein solches Video von Facebook dann nicht gelöscht würde, unter anderem weil es "newsworthy" wäre, also berichtenswert. Und von hier aus kriegt die Zeitung dann leicht den Weiterdreh zum Journalismus hin: "Throughout the Trump era, the media has often found itself caught in the newsworthiness trap", schreibt sie: Medien der Trump-Ära säßen in der Nachrichtenwertfalle. "Mr. Trump exploits the media’s blind newsworthiness adherence masterfully, as the political journalists dance to his tune tweet after tweet" – Donald Trump twittert, Journalisten tanzen. Newsworthiness sei nicht per se gegeben, sondern eine Entscheidung, allerdings eine, "die sich als Unumgänglichkeit maskiert". Womit wir wieder bei dem Thema gelandet wären, das ohne wirklichen Anlass zu einem Riesending wurde (weil ja alle berichtet hatten, weshalb es umso berichtenswerter wurde usw.): beim ehemaligen "Umweltsau"-Thema, das mittlerweile ein WDR-Thema ist (siehe zuletzt Altpapier vom Mittwoch). "Sehen Sie die Tendenz, dass eigentliche Nebensächlichkeiten wichtiger genommen werden – weil sie eben emotionalisieren? Und zwar wichtiger genommen von Journalisten wie vom Publikum?", fragt Joachim Huber in einem interessanten Tagesspiegel-Interview Oliver Quiring, den Leiter des Bereichs Kommunikationswissenschaft der Universität Mainz. Der bejaht: "Emotionen gehen schnell und sind leichter zu triggern. Und deshalb landet auch der WDR-Kinderchor prominent in der Berichterstattung, während man schon genau suchen muss, um Fundiertes zur Zins- und Geldpolitik der EZB zu finden." Das eigentlich Perfide ist aber – und da schnappt die newsworthiness-Falle, wie es die New York Times nennt, erst richtig zu –, dass die Emotion (instrumentalisierte Kinder!, arme Omas!) mit größeren politischen Fragen verknüpft wurde. Vom "Oma"-Liedchen war es in der Kommentierung etwa nicht weit zu "Mega-Etats" der öffentlich-rechtlichen Anstalten – als gäbe es keine nicht absurden Möglichkeiten, die Beitragsfinanzierung zu kritisieren. Dass bei Meedia ein mehr als zwei Jahre alter Aufreger über die – freilich nur angeblich – gelenkte Willkommenskultur-Berichterstattung des WDR gerade wieder unter den meistgelesenen Texten war, dürfte auch an so einer Verknüpfung gelegen haben. Hans-Georg Maaßen hatte den Link zu diesem Artikel getwittert, just nachdem seine politische Vereinigung das Oma-Lied zum Anlass genommen hatte, die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks "in dieser Form" zu fordern: Über das Schlagwort "WDR" wurde das Lied mit dem rechten Kernthema des Jahres 2015 verknüpft. Emotionalisierung ist als Erklärung für die ausufernde Diskussion nicht ausreichend. Hier wurde eine ganz bestimmte Emotion instrumentalisiert. Man fühlt sich daran erinnert, wie Barack Obama während seiner Präsidentschaft von Fernsehjournalismusdarstellern ein Skandal nach dem anderen angedichtet wurde. Die "Daily Show" hat das dieser Tage nachgezeichnet. Einmal bestellte Obama einen Burger nicht mit Ketchup, sondern mit Dijon-Senf; ein anderes Mal saß er ohne Jackett an seinem Schreibtisch im Oval Office. Albernheiten, die allerdings wirksam skandalisiert wurden: Sowas hätte es mit Ronald Reagan nicht gegeben! Die "Umweltsau"-Diskussion beruht auf einer ähnlichen Skandalisierungspraxis. Im Leitartikel der Wochenzeitung Der Freitag (noch nicht online) nenne ich sie die "Fox-News-Schule: Mit Nichtigkeiten werden Feindbilder zementiert, deren Existenz dann politisch nutzbar gemacht werden soll." Der WDR wurde hier ja nicht etwa in seiner Rolle als Verursacher eines möglicherweise unnötigen Videos kritisiert, sondern als Repräsentant der Öffentlich-Rechtlichen, als Institution der liberalen Gesellschaft. Hier kommt in der Berichterstattung des Tages auch WDR-Intendant Tom Buhrow wieder ins Spiel, dem vorgeworfen wird, das nicht erkannt zu haben oder eingeknickt zu sein, weshalb Spiegel-Kolumnist Sascha Lobo ihn harterweise für "komplett untauglich" erklärt. In der Zeit kommentiert Uwe Jean Heuser, die Entschuldigung des Intendanten sei "regelrecht unnötig" gewesen. Er hätte wissen können, so Heuser, "wie sensibel der Umgang mit Satire ist zu einer Zeit, in der rechte Kritiker die Öffentlich-Rechtlichen und mit ihnen am liebsten die Demokratie kleinmachen wollen." Georg Restle etwa, der Leiter der WDR-Redaktion "Monitor", hat Buhrow – zumindest intern – ebenfalls kritisiert. Altpapier-Kollege Ralf Heimann hat für Zeit Online über die gestern an dieser Stelle schon thematisierte Treffen der WDR-Mitarbeiter mit dem Intendanten geschrieben, und er zitiert Restles Wortmeldung: "'Ich frage mich, wo die Programmverantwortlichen im vergangenen Jahr eigentlich gelebt haben.' Es habe mehrere forcierte Kampagnen gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegeben. Das sogenannte Omagate sei auch nicht die erste Kampagne, die den WDR treffe. 'Warum lernt man nicht daraus?', fragt Restle." Uwe Jean Heuser kritisiert in der Zeit aber auch diejenigen unter den Mitarbeitern, die Buhrow "zum Abdanken bewegen wollen": Das sei "der Gipfel des linksliberalen Gegenangriffs auf die gezielte Aggression von rechts". Und wenn man nun einen Weg zwischen weiter so und Rücktritt finden müsste? Vielleicht wäre es ja dieser: nicht so weitermachen. +++ Januar 2020: Guter Moment für ein bisschen Veränderung. "Neue Dekade, neue Website", schrieb eine Redaktion, die gerade ihren Relaunch hinter sich gebracht hat. Die Blätter für deutsche und internationale Politik haben ihren Internetauftritt grundlegend umgebaut. +++ Ja, Der Spiegel auch, klar (Altpapierkorb vom Mittwoch). Horizont, der Deutschlandfunk und taz kümmern sich um Details. +++ Ebenfalls gestern schon Thema waren hier Richard Gutjahr, "der auch ins Fadenkreuz jener geriet, die sich ohnehin an Verschwörungstheorien gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abarbeiten, und der aufgrund seiner Arbeit bedroht wird", und der Vorsitzende des BR-Rundfunkrats, der Gutjahrs Kritik am BR-Intendanten zurückwies. In der Zeit geht es um die Details des Einzelfalls, aber auch um das Grundsätzliche: "Welche Verantwortung hat der öffentlich-rechtliche Sender für einen Mitarbeiter, der als Vertreter oder gar Gesicht seines Hauses auftritt? (…) Das Problem geht weit über den BR hinaus. Für die öffentlich-rechtlichen Anstalten gibt es keine allgemeingültige Linie, wann ein Sender für die Kosten seiner festen freien Mitarbeiter aufkommen muss, erklärt der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall. Das sei abhängig vom Wohlwollen der Verantwortlichen. Jede Anstalt handhabe das anders." +++ Die Süddeutsche Zeitung hat ein Spinoff ihrer österreichischen "Ibiza"-Recherchen: Es geht um eine mögliche Übernahme der Kronenzeitung. Und Herausgeber Christoph Dichand, der vor einem "rücksichtslosen Versuch der Machtergreifung" warnt. +++ Und ein vielbesprochener Fernsehinhalt von heute: "Die Frau aus dem Meer" (Arte) – rezensiert von SZ, Tagesspiegel und Print-FAZ. Neues Altpapier gibt es am Freitag.
mdr.de
Facebook will Deepfakes löschen, aber US-Medien sind skeptisch: Wenn der Präsident manipulierte Videos hochlüde – dann würden sie bleiben.
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2020-01-09T11:00:00+01:00
2020-01-09T12:29:05+01:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-1312.html
Sachsen-Anhalt wählt – Die Bilanz
Am 13. März wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt. Die Menschen im Land entscheiden, welche Parteien das Land in den nächsten Jahren in Regierungsverantwortung politisch gestalten und wer die Opposition bilden wird. Kurz vor dem wichtigsten politischen Ereignis des Jahres 2016 zieht MDR SACHSEN-ANHALT Online, im Radio und im Fernsehen Bilanz. Was hat die schwarz-rote Regierung für die Menschen erreicht? Was haben die Parteien versprochen, was wurde umgesetzt?
mdr.de
Innere Sicherheit, Kinderförderung, Streiks und Streits um die Kultur, Sparpläne und Flüchtlingspolitik: Zwei Monate vor der Landtagswahl zieht MDR SACHSEN-ANHALT Bilanz über fünf Jahre schwarz-rote-Regierung.
[ "Schwerpunkt", "Themenwoche", "schwarz-rot", "Ladesregierung", "#ltwlsa", "Lehrermangel", "Sicherheit", "Wirtschaftspolitik", "Sparpolitik", "KiföG", "Kinderförderungsgesetz", "Landwirtschaft", "Flüchtlingspolitik" ]
Sachsen-Anhalt
2016-02-01T05:35:25+01:00
2020-07-03T14:30:10+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/sachsen-anhalt-waehlt-die-bilanz102_page-0_zc-6615e895.html
"Einer der meistunterschätzten Spieler" – Chemie holt Griebsch aus Greifswald
Statt an der Ostsee kickt Lukas Griebsch künftig im Leutzscher Holz. Der 21-jährige Außenverteidiger wechselt vom Greifswalder FC zur BSG Chemie Leipzig, wo er einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben hat. Das teilten die Sachsen am Donnerstag (22. Mai 2025) mit. David Bergner aus der sportlichen Leitung der BSG beschreibt Griebsch in einer Vereinsmitteilung als einen "der meistunterschätzten Spieler der Regionalliga Nordost". Er sei universell einsetzbar und habe trotz seines jungen Alters schon viele Regionalliga-Spiele auf dem Buckel. Chemie-Trainer Adrian Alipour lobt die Fähigkeiten des 21-Jährigen im Pressing und bei Flanken. Und Griebsch selbst ist voller Vorfreude auf die Zeit in Leutzsch. Chemie sei ein "unglaublicher Verein mit einer unfassbaren Fanszene", sagt er. "Leipzig ist meine Heimat, hier wohnen meine Familie und meine Freundin. Ich habe unfassbar Bock, nächste Saison hier für Chemie zu spielen." Griebsch, der gebürtig aus Gera kommt, wurde in der Jugend des Halleschen FC ausgebildet und kam bei den Profis auch zu zwei Drittliga-Einsätzen. Vor seinem Wechsel nach Greifswald spielte er in der Regionalliga-Südwest für die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart und die TSG Balingen. Er lief bisher 48 mal in den Südwest- und Nordoststaffeln der Regionalliga auf. Er ist nach Fynn Seidel, Lorenz Hollenbach und Maxime Langner bereits der vierte Neuzugang der BSG und wird auch nicht der letzte bleiben. Nach Informationen von SPORT IM OSTEN steht der Verein kurz vor der Verpflichtung des 26-jährigen Mittelfeldspielers Tim Kießling, der in der abgelaufenen Saison bei Ligakonkurrent ZFC Meuselwitz unter Vertrag stand. mru/pm
mdr.de
Bei Chemie Leipzig wird weiter fleißig der Kader für die kommende Regionalliga-Saison zusammengestellt. Mit Lukas Griebsch hat die BSG am Donnerstag einen weiteren Neuzugang vorgestellt. Und der nächste steht kurz bevor.
[ "bsg chemie leipzig", "leutzsch", "zfc meuselwitz", "greifswalder fc", "lukas griebsch", "tim kießling", "transfer", "neuzugang", "Regionalliga", "Fußball", "Sport" ]
2025-05-22T16:16:04+02:00
2025-05-22T16:16:04+02:00
https://www.mdr.de//sport/fussball_rl/bsg-chemie-leipzig-verpflichtet-lukas-griebsch-tim-kiessling-100.html
Wie können Grüne und FDP eine Beziehung eingehen?
Nach der Bundestagswahl sind verschiedene Varianten zur Bildung einer Regierung möglich. Eine erneute Große Koalition gilt als unwahrscheinlich. Am ehesten könnte es entweder die Ampel aus SPD, Grüne und FDP werden oder eine Jamaika-Koalition unter Führung der CDU. Doch egal wer am Ende den Kanzler stellt – zuerst muss es bei den Juniorpartnern funktionieren. Außerdem stellt so eine Dreierkonstellation eine Beziehung vor große Herausforderungen. Kann so etwas funktionieren? Der Hamburger Paartherapeuten Eric Hegmann sagt: "Die meisten Paare haben ja schon große Probleme dabei, zu zweit eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen." Eine Dreierbeziehung sei sehr viel anspruchsvoller. "Es braucht noch deutlich mehr Respekt vor der Andersartigkeit des Partners. Es braucht noch mehr Vertrauen, und es braucht sehr viel mehr Transparenz und Ehrlichkeit." Ein Grund, an dem viele Partnerschaften scheitern, ist das Geld. So dürften beim ersten Treffen zwischen Grünen und FDP gleich die Schulden ein Thema werden. Lindner will schnell zurück zur Schuldenbremse. Baerbock will lieber in Klimagerechtigkeit investieren. Anders ausgedrückt: Der eine Partner will sparen, der andere nicht. Wie bekommt man das unter einen Hut? "Meine Erfahrung ist, es bringt hier nichts, wenn die Partner um einen Kompromiss ringen", sagt der Beziehungsexperte aus Hamburg. Wenn sich die Partner dabei immer nur in der Mitte treffen würden, sei dies der kleinste gemeinsame Nenner. Das bedeute: Beide Partner blieben auf Dauer unbefriedigt und hätten beide das Gefühl, nicht das zu bekommen, was sie eigentlich wollen. Das belaste die Beziehung auf Dauer. Doch Hegmann hat einen Lösungsvorschlag: "Besser als faule Kompromisse, von denen beide nichts haben, ist es häufig, Tauschgeschäfte zu vereinbaren." Anders ausgedrückt: Mal bekomme der eine, was er wolle und mal die andere, was sie möchte. "Denn dadurch wird dieser Optimismus gewährleistet. So wird mir diese Beziehung auch in vier Jahren noch Spaß machen." Doch was ist mit der Karriere? So hatte auch Robert Habeck von den Grünen darauf hingearbeitet, eventuell das Finanzministerium übernehmen zu können. Christian Lindner hatte im Sommerinterview vor der Wahl erklärt: "Die jetzt noch offene Frage ist, wer wird dann eine wichtige Rolle einnehmen, etwa beim Thema Finanzen. [...] Soll das ein Robert Habeck von den Grünen sein? [...] Oder soll das ein Finanzminister der FDP sein, ich wäre bereit das zu übernehmen." Doch nur einer von beiden wird den Posten übernehmen können. Wie klärt man also, wer karrieretechnisch zurückstecken muss? "Nach meiner Erfahrung ist es sehr, sehr belastend für eine Beziehung, wenn ein Partner seinen Herzenswunsch nicht ausleben kann. Das ist ein Ticket zum Liebeskummer", sagt Hegmann. Er würde immer versuchen diesen zu erfüllen und versuchen, an anderer Stellen einen Kompromiss oder Tausch zu machen. "Denn sonst ist die andere Person höchstwahrscheinlich nicht wirklich mit vollem Herzen dabei und geht vielleicht irgendwann mal fremd." Es gibt natürlich auch Einigkeit zwischen FDP und Grünen: Weniger Law and Order in der Innenpolitik. Beide wollen junge Eltern entlasten und das Familienbild modernisieren. Beide stehen für ein Einwanderungsland Deutschland. Cannabis würden auch beide legalisieren. Auch beim Klimaschutz gibt es ein Match – beide Parteien stehen zu den Pariser Klimazielen. Nur die Wege dahin unterscheiden sich. Die FDP setzt auf Markt und Innovation. Die Grünen sprechen offen von Verboten. "Jedes Verbot ist auch ein Innovationstreiber. Das sehen wir gerade bei der Autoindustrie", sagte Annalena Baerbock bei letzten Triell. Das sieht Christian Lindner anders: "In einem Satz gesagt: Wir wollen mehr Freude am Erfinden als am Verbieten in unserem Land." Doch wie viele Freiheiten braucht es in einer Beziehung? "In allen Beziehungen gibt es den Konflikt zwischen dem Wunsch nach Verschmelzung, nach Gleichheit, nach Einigkeit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung, Autonomie, Freiraum, Exploration", sagt der Paartherapeut. Eine gute Beziehung ist wie der sichere Hafen, von dem man aus dann die Welt erkunden kann. Doch bis das gelingen könnte, ist es noch ein weiter Weg. Die Sondierungsverhandlungen haben noch nicht einmal begonnen. Die Frage ist dabei: Wer kann mit wem? "Es könnten auch Partnerschaften mit Partnern, die sehr unterschiedlich sind, sehr erfolgreich sein", sagt Hegmann. Wenn diese Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Ergänzung wahrgenommen würden. Doch "man sollte sich schon genau überlegen: Passen wir so gut zusammen, dass wir uns auch tatsächlich eine gemeinsame Zukunft vorstellen können", erklärt der Paartherapeut. Sollten da Zweifel bestehen, wäre es häufig besser, es von vornherein zu lassen. Quelle: MDR Investigativ
mdr.de
Eine neue Beziehung stellt immer eine große Herausforderung dar: Nun wollen sowohl CDU als auch SPD ein Bündnis mit Grünen und FDP eingehen – doch können die beiden überhaupt miteinander? Ein Paartherapeut schätzt ein.
[ "Nachrichten", "Bundestagswahl", "Deutschland", "CDU", "SPD", "Grüne", "FDP", "Baerbock", "Lindner", "Beziehung", "Vertrauen", "" ]
Deutschland
2021-09-28T16:38:00+02:00
2021-09-29T08:59:23+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/wahlen/bundestagswahl/gruene-fdp-beziehung-regierung-deutschland-100.html
Das war das IaF-Fanfest - Der Ticker zum Nachlesen
Wir verabschieden uns vom Fanfest und danken Ihnen für Ihre Kommentare, Fotos und Videos unter dem Hashtag #IaFFanfest und #MDRmittendrin. Den angereisten Fans und den Schauspielerinnen und Schauspielern von "In aller Freundschaft" wünschen wir eine gute Heimreise! Die Tickets zum Fanfest konnte man nur gewinnen oder sich kreativ verdienen. "In aller Freundschaft"-Fan Nele hatte deshalb eine Drehbuchszene eingereicht. Damit gewann sie nicht nur ein Ticket für das Fanfest – ihre Szene wurde heute mit dem Cast gedreht und beim Fest uraufgeführt. Das Publikum war hellauf begeistert und applaudierte. Den einstündigen Live-Stream können Sie hier weiterhin anschauen. Moderator Stefan Ganß nimmt Sie mit auf das Fanfest in Leipzig. Bernhard Bettermann alias Dr. Stein kann beim Fanfest leider nicht dabei sein. Aber um seine Fans trotzdem zu sehen, wurde er live dazugeschaltet. Die Fans freuen sich über den digitalen Überraschungsgast. Thomas Rühmann alias Dr. Heilmann und Rolf Becker alias Otto Stein kennen die Sachsenklinik seit vielen Jahren. Thomas Rühmann spielt die Rolle des Dr. Heilmann seit 25 Jahren. Die beiden teilen die ein oder andere Anekdote mit den Fans. Rolf Becker wurde von seinen Schauspielkolleginnen und -kollegen geehrt. Er ist mit 88 Jahren der älteste Schauspieler am Set von "In aller Freundschaft". Die Maskenbilderinnen und -bildner von "In aller Freundschaft" schminken heute Wunden "zum Mitnehmen". Kunstblut und Schorf dürfen natürlich nicht fehlen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind heute für ihre Fans da. In den Produktionshallen werden Fragen beantwortet, Autogramme verteilt und Fotos gemacht. Für das Gruppenfoto stehen sie alle zusammen. Ab 13:15 Uhr startet der Live-Stream vom Fanfest in Leipzig. Ein Highlight des Tages für alle: Autogramme und Fotos mit den Stars aus der Serie. Aber nicht nur für die Serienliebhaber(innen) sind die Treffen wertvoll – auch die Schauspielerinnen und Schauspieler sind selig, die Menschen kennenzulernen, die jede Woche einschalten oder in der ARD Mediathek ihre Lieblingsserie schauen. Viele der Fans haben weite Wege auf sich genommen haben, um heute beim Fanfest mittendrin zu sein und die begehrten Autogramme zu bekommen. Krankenwagenvorfahrt! Moderiert wird die Ankunft der restlichen Stars von Tan Caglar alias Dr. Ilay Demir und Jascha Rust alias Pfleger Kris. Udo Schenk alias Dr. Kaminski begrüßt die glücklichen Fans: "Vielen Dank, ihr lieben Fans! Danke, dass ihr gekommen seid, und ich hoffe ihr habt alle einen schönen Tag!" Thomas Rühmann (Dr. Heilmann), Andrea-Kathrin Loewig (Dr. Globisch), Arzu Bazman (Arzu Ritter) und Leon Scholz (Oskar Brentano) fahren ebenfalls mit dem Krankenwagen vor und werden von laut jubelnden Menschen empfangen. Das diesjährige Fanfest steht im Zeichen der Barrierefreiheit. Heute werden besondere Führungen, zum Beispiel für gehörlose Menschen, durchgeführt. Diese Gruppe zeigt mit ihren Händen "Ich liebe es". Noch mehr Fotos, Eindrücke und Videos finden Sie bei Facebook und Instagram unter dem Hashtag #IafFanfest und #MDRmittendrin. Unsere Kolleginnen und Kollegen von MDR Sachsen bloggen heute ebenfalls und sind mit einem Reporter vor Ort: Ein Fan erzählt, dass sie seit der ersten Folge "In aller Freundschaft" im Ersten schaut. Auch für sie sei es ein besonderes Jubiläum, endlich hier in den "heiligen Hallen" der Sachsenklinik das Fanfest erleben zu dürfen. Die ersten Fans werden eingelassen und bekommen ihre Fan-Bändchen für den Tag, damit sie überall dabei und mittendrin sind.
mdr.de
Sie wollten beim Fanfest zu 25 Jahre "In aller Freundschaft" dabei sein, haben aber keine Karte bekommen oder hatten keine Zeit? In unserem Ticker können Sie nachlesen, was auf dem Fest in der "Sachsenklinik" passierte.
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MDR mittendrin
2023-10-28T18:33:18+02:00
2023-11-14T18:23:14+01:00
https://www.mdr.de/unternehmen/mittendrin/iaf-fanfest-in-aller-freundschaft-ticker-blog-100.html
Wie sicher ist der Weg zur neuen Schule am Hauptbahnhof?
Die 350 Fünft- und Sechstklässler, die seit August das neue Leipziger Gymnasium "Hauptbahnhof Westseite" besuchen, kommen früh im Dunkeln mit der S-Bahn oder Straßenbahn an. Zur Schule gehen die Schulkinder mit Rucksäcken und Sporttaschen 500 Meter durch den Bahnhof auf dem ehemaligen Bahnhofsgleis 1 entlang, vorbei an der Wache der Bundespolizei, einer Raucherecke und Obdachlosen, eine Autozufahrt hinunter ohne Gehweg. Manche Eltern fragen sich, ob die Stadt genug tut für die Sicherheit ihrer Kinder, erklären sie MDR SACHSEN. Als "unbelebtes Baugebiet" bezeichnet Elternsprecherin Rebecca Orlovius die etwa 200 Meter vom Bahnhof zur Schule. Das sei kein schöner Schulweg. Dort müssten sich die Zehn- bis Zwölfjährigen täglich mit Menschen im Bahnhofsumfeld auseinandersetzen. "Ich habe Angst, dort sind viele Männer, die trinken", sagt eine Mutter, die ihren zehn Jahre alten Sohn begleitet. Ich habe Angst, dort sind viele Männer, die trinken. Ein Vater befürchtet, die Kinder würden von Menschen ohne festen Wohnsitz im Bahnhofsareal belästigt werden. Die elf Jahre alte Lina geht alleine. Manchmal habe sie Angst, sagt sie. Sonst sei der Schulweg eigentlich ganz okay. Schulleiter Stefan Weber erklärt: "Es gab nicht allzu viele Vorfälle. Was vorher in Sorgen ausgedrückt war, lässt sich jetzt statistisch gesehen nicht ganz abbilden." Es gab nicht allzu viele Vorfälle. Was vorher in Sorgen ausgedrückt war, lässt sich jetzt statistisch gesehen nicht ganz abbilden. Der Elternsprecherin zufolge ist der Weg durch den Bahnhof aktuell die beste Option im Vergleich zu dem von der Stadt ausgewiesenen Schulweg. Der führe hinaus zur Westseite des Bahnhofes und weiter entlang zwischen einem Parkhaus, einer Lieferzone und der Bahnhofsmission. Dort sei aber noch eine Baustelle. Die Stadt habe den Schulweg zwar mit Absperrungen gesichert, doch müssten die Kinder auch vorbei an der Ausfahrt eines Parkhauses. Die meisten würden deshalb lieber durch den Bahnhof laufen. Diese Zwischenlösung sei mit der Deutschen Bahn und der Bundespolizei abgestimmt, heißt es. Der Leiter der Bundespolizeiinspektion Leipzig, Markus Pfau, begrüßt das: Die Bundespolizei könne so den Schulweg besser überwachen. "Und weil wir natürlich im Hauptbahnhof Leipzig eine sehr sehr gute Kameraüberwachung haben, die das Ganze sicherer macht." Pfau zufolge ist eine Streife am Morgen auf dem Schulweg zugegen. Die Kinder können auch an der Wache klingeln, wenn sie sich unsicher fühlten. Die Bundespolizei ist jedoch nur für den Bahnhof zuständig. Schulleiter Stefan Weber wünscht sich mehr Polizeipräsenz auf dem Schulweg, solange das neue Viertel noch unbelebt ist. Damit sich beispielsweise Kinder, die zu spät kommen und alleine unterwegs sind, sicher fühlen. "Wenn später mehr Gebäude stehen und mehr Menschen unterwegs sind, ist das wahrscheinlich gar nicht mehr vonnöten." Wir wünschen uns mehr Polizeipräsenz auf dem Schulweg, solange das Viertel noch so unbelebt ist. Weber lobt, dass es seit geraumer Zeit auf dem offiziellen Schulweg zwei große LED-Tafeln mit der Aufschrift "Achtung Schulweg" gibt. Wie das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) der Stadt Leipzig MDR SACHSEN mitteilte, will es einen provisorischen Gehweg an der Westseite des Bahnhofes und eine Querungshilfe am Parkhaus einrichten. Dies sei wegen der fehlenden Baufreiheit frühestens ab 2025 möglich. MDR (wim)
mdr.de
Der Schulweg zu einem neuen Gymnasium in Leipzig verläuft zwischen Baufahrzeugen und Bahnhofsgelände. Reichen die Bundespolizei und Überwachungskameras für einen sicheren Schulweg, fragen sich manche Eltern.
[ "Nachrichten", "Schule", "Schulweg", "Gymnasium", "Bahnhof", "Hauptbahnhof", "West", "Schulwegsicherheit", "Schüler", "Eltern" ]
Sachsen
2024-10-22T14:28:12+02:00
2024-10-23T09:42:32+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/schule-schulweg-sicherheit-gymnasium-hauptbahnhof-100.html
MDR SACHSEN-ANHALT-Autor David Wünschel
Als Datenjournalist beschäftigt sich David Wünschel die meiste Zeit damit, Datensätze zu recherchieren, auszuwerten und die Ergebnisse für alle Ausspielwege des MDR aufzubereiten. Zu seinen thematischen Schwerpunkten zählen Wahlen und soziale Gerechtigkeit. David Wünschel kommt aus der Pfalz und hat in Darmstadt (Onlinejournalismus) und Bayreuth (Development Studies) studiert. Nebenher Stationen bei der F.A.Z., Correctiv, Frontal 21 und Busara Center for Behavioral Economics. Nach dem Studium arbeitete er drei Jahre lang für die Süddeutsche Zeitung, zuletzt als Redakteur im Datenressort. Seit Februar 2024 ist er beim MDR.
mdr.de
David Wünschel ist Datenjournalist beim MDR. Hier erfahren Sie mehr über ihn.
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Sachsen-Anhalt
2025-04-07T08:28:22+02:00
2025-04-07T08:28:22+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/autor-david-wuenschel-100.html
Globale Heißzeit: Megastürme und Sintflutregen
Gerade verhandelt die Weltgemeinschaft in Glasgow beim UN-Weltklimagipfel COP26 darüber, wie der Ausstoß von Gasen wie CO2 und Methan gestoppt werden kann. In der Atmosphäre bewirken solche klimawirksamen Stoffe nämlich, dass Wärmestrahlung von der Sonne in unserer Luft festgehalten wird und nicht wieder in den Weltraum entweichen kann. Gelingt es nicht, den Ausstoß zu bremsen und schließlich ganz anzuhalten, dann wird es immer wärmer. Schon jetzt liegen die Temperaturen etwa 1,5 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung. Die Folgen sind bereits sichtbar: In Sommern wie 2018 oder 2019 kommt es zu monatelangen Dürren, die abgelöst werden von Jahren mit Starkregenfluten wie 2021. Was für die Menschheit zur Überlebensfrage werden könnte – vor allem wenn die Temperaturen weiter steigen um fünf oder sogar acht Grad Celsius –, war erdgeschichtlich bereits mehrfach Normalität: sogenannte Heißzeiten, in den denen die globale Durchschnittstemperatur sogar mehrere Dutzend Grad wärmer war als heute. Jacob Seeley und Robin Wordsworth von der Harvard-Universität haben nun mit einer Simulation erforscht, wie sich solche Heißzeiten auf das Wetter ausgewirkt haben könnten. Das Ergebnis der in "nature" veröffentlichten Studie lautet kurz zusammengefasst: Gegen die damals üblichen Gewitter müssen unsere heutigen Starkregenereignisse wirken wie sanfte Regenschauer. Megastürme mit sintflutartigem Regen waren damals – vor etwa 2,5 Milliarden und dann noch einmal vor etwa 700 Millionen Jahren – wohl nichts Ungewöhnliches. Grund dafür ist die Konfiguration der Erdatmosphäre, die unter Heißzeit-Bedingungen grundsätzlich anders ausgesehen haben könnte. In der Simulation entstand durch die große Wärme über dem Meer (das bis zu 50 Grad warm wurde) und über dem Land eine Art Trennschicht, die bodennähere und höher gelegene Luftmassen die meiste Zeit über voneinander abschnitt. Über dem Meer stieg Feuchtigkeit auf, sammelte sich dann aber unterhalb der Trennschicht. In die obere Atmosphäre konnte der Wasserdampf nicht gelangen. So blieben Kondensation und Niederschlag, also Wolkenbildung und Regen tagelang aus. Erst wenn sich die höher gelegene Luft abkühlte, löste sich die Trennschicht auf. In der Simulation führte das zu einer Kettenreaktion: Der bodennahe Wasserdampf schoss in die Höhe und kondensierte dort in sehr kurzer Zeit zu riesigen Gewitterwolken. Diese entluden sich mit extremen Regenfällen, bei denen in wenigen Stunden mehrere hundert Liter Wasser pro Quadratmeter fielen. Das sei mehr, als ein tropischer Hurrikan in mehreren Tagen an Regen mit sich bringe. Der Zyklus von trockenen Tagen und dann einem heftigen Niederschlag wiederholte sich dann regelmäßig. Die Forscher glauben, dass diese Wettersituation über mehrere Millionen Jahre hinweg stabil anhielt. Sie könnte dafür verantwortlich sein, dass es zu einigen Phasen kam, in denen Boden und Gesteinsschichten offenbar extrem erodierten und praktisch verschwanden, etwa im Grand Canyon der USA. Aktuell droht eine Rückkehr in solch eine extreme Wetterphase nach Ansicht der Forscher allerdings frühestens in einer Milliarde Jahren. Erst dann kommt die Erde der Sonne wieder nahe genug, um das Klima derart aufzuheizen. (ens)
mdr.de
Was passiert, wenn die globale Temperatur um einige Dutzend Grad Celsius ansteigt? Forscher haben ein solches Heißzeit-Klima simuliert. Ergebnis: Megastürme und Sintflutregen prägen das Wetter.
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2021-11-12T10:12:05+01:00
2021-11-12T10:12:05+01:00
https://www.mdr.de//wissen/klima/klima-erwaermung-heisszeit-megastuerme-sintflut-regen-100.html
Newsblog: Polen will Leopard-Kampfpanzer an Ukraine liefern
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können. Russland und die Ukraine haben sich in der Türkei auf einen weiteren Gefangenenaustausch geeinigt. Die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa sagte nach einem Treffen mit ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Lubinez in Ankara, sie hätten den Austausch von jeweils mehr als 40 Gefangenen vereinbart. Die Gespräche sollen am Donnerstag fortgesetzt werden. Es wird erwartet, dass Moskalkowa und Lubinez dann offiziell die Gefangenenlisten austauschen. Nach Angaben des türkischen Menschenrechtsbeauftragten Seref Malkoc forderten die beiden zudem die Einrichtung eines humanitären Korridors im Kriegsgebiet unter der Schirmherrschaft des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogan sagte später, er sei bereit, einen "Korridor für die Verwundeten" zu beaufsichtigen. Die SPD im Bundestag setzt weiter auf diplomatische Initiativen, um zu einem Friedensschluss zwischen Russland und der Ukraine zu kommen. "Denn wir wissen: Kriege werden in der Regel nicht auf dem Schlachtfeld beendet", heißt es in dem Entwurf für ein Positionspapier der größten Regierungsfraktion, das auf der am Donnerstag beginnenden Jahresauftakt-Klausur beschlossen werden soll. "Auch wenn es aus nachvollziehbaren Gründen keinerlei Vertrauen mehr zur gegenwärtigen russischen Führung gibt, müssen diplomatische Gespräche möglich bleiben." Deswegen seien auch die Gespräche von Kanzler Olaf Scholz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin richtig und notwendig. Wo immer es möglich sei, sollten diplomatische Initiativen ergriffen werden, heißt es in dem Entwurf, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt und über den mehrere andere Medien berichtet hatten. "Wir müssen weiterhin jeden Versuch unternehmen, Russland zum Rückzug zu bewegen und gegenüber Russland eine ehrliche Bereitschaft zu einem gerechten Friedensschluss einfordern." Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die polnische Initiative begrüßt, seinem Land Leopard-Kampfpanzer zu liefern. Er sagte in seiner täglichen Videoansprache, Panzer aus westlicher Produktion seien das Werk der gesamten Antikriegskoalition. Es hebe das Potential der ukrainischen Armee auf eine neue Ebene. Der polnische Präsident Duda hatte bei einem Treffen in Lwiw erklärt, sein Land habe die Entscheidung getroffen, der Ukraine Leopard-Panzer für eine Kompanie zu überlassen. Das müsse aber im Rahmen einer internationalen Koalition geschehen, die sich derzeit bilde. Die Bundesregierung lehnt bisher eine Leopard-Lieferung an Kiew ab. Kanzler Scholz hatte wiederholt vor einem Alleingang gewarnt. Die Einigung auf eine Schutzzone um das von Russland kontrollierte ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja wird laut der UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA durch die Beteiligung des Militärs an den Gesprächen erschwert. "Ich glaube nicht, dass eine Einigung unmöglich ist, aber es ist keine einfache Verhandlung", sagt IAEA-Chef Rafael Grossi dem italienischen TV-Sender RAI. Die Gespräche mit Vertretern der Ukraine und Russlands seien komplizierter geworden, weil nicht nur Diplomaten, sondern auch Militärs beteiligt seien. "Es ist ein längerer und schwierigerer Verhandlungstisch geworden", sagte Grossi. Er wolle nächste Woche zu Gesprächen in die Ukraine zurückkehren und hoffe, später auch nach Moskau zu reisen. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig Beschuss der Anlage vor. Der Generalstabschef der Russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow, ist von Verteidigungsminister Sergej Schoigu auch zum Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine ernannt worden. Der bisherige Kommandeur Sergej Surowikin wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums einer von drei Stellvertretern Gerassimows. Surowikin war erst im Oktober mit dem Kommando in der Ukraine betraut worden. Zu den beiden anderen Stellvertretern Gerassimows für den Ukraine-Einsatz wurden Heeres-Oberbefehlshaber Oleg Saljukow und Generaloberst Alexej Kim benannt. Moskau begründete die "Aufstockung der Führungsebene der Spezialoperation" mit einer "Ausweitung des Ausmaßes der zu lösenden Aufgaben" sowie der "Notwendigkeit" einer "engeren Interaktion" zwischen den Truppen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba geht trotz des aktuellen Neins aus Berlin davon aus, dass Deutschland Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern wird. "Selbst wenn Deutschland gewisse rationale Argumente dafür haben sollte, es nicht zu tun, wird Deutschland es zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem tun", sagte Kuleba im Interview mit der ARD-"Tagesschau". Das sei bei Panzerhaubitzen, Marder-Panzern und Patriots-Luftabwehrsystem auch so gewesen, argumentierte Kuleba: "Erst sagen sie Nein, dann verteidigen sie ihre Entscheidung heftig, um am Ende doch Ja zu sagen." Polen will nach den Worten von Präsident Andrzej Duda als Teil einer internationalen Koalition Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine liefern. "Eine Kompanie Leopard-Panzer wird im Rahmen der Koalitionsbildung übergeben", sagt Duda während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda im westukrainischen Lwiw (Lemberg). Duda sagte weiter, Voraussetzung für die Übergabe der Leopard-Kampfpanzer sei zum einen "eine ganze Reihe von formalen Anforderungen und Genehmigungen". Zum anderen wolle Polen, dass sich dafür "eine internationale Koalition" bilde, bei der auch andere Länder Kampfpanzer "vom Typ Leopard und andere" beisteuern. Diese müssten dann zeitnah an die Ukraine überstellt werden Nach Angaben eines polnischen Militärexperten umfasst der von Duda gewählte Begriff "Kompanie" 14 Kampfpanzer. Insgesamt verfügt Polen aktuell über 249 Leopard 2-Kampfpanzer der deutschen Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann KMW. Bei 142 polnischen Leoparden handelt es sich um die Version 2A4, die bis 1992 gebaut wurde. 105 weitere polnische Leopard 2-Panzer gehören zur Version 2A5, die bis 2002 produziert wurde. Britische Geheimdienste halten russische Angriffe vom Boden des verbündeten Landes Belarus auf die Ukraine für unwahrscheinlich. In seinem täglichen Kurzbericht schrieb das britische Verteidigungsministerium, bei der Verlagerung russischer Militärhubschrauber und der Stationierung von Truppen in Belarus handele es sich wohl tatsächlich um Training, nicht um die Vorbereitung einer Offensive. Belarus will nach offiziellen Angaben ab Mitte Januar ein zweiwöchiges Luftwaffenmanöver mit den russischen Streitkräften abhalten. Eine gemeinsame Einsatztruppe haben beide Länder im Herbst gebildet - offiziell zum Schutz der Außengrenzen der russisch-belarussischen Union. Zuletzt gab es wiederholte Speulationen über einen erneuten russischen Angriff auf die Ukraine von belarussischem Gebiet aus. Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez hat sich in der Türkei mit seiner russischen Amtskollegin Tatjana Moskalkowa getroffen. Bei Facebook schrieb Lubinez, die beiden hätten "eine Reihe humanitärer Probleme und Themen im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Menschenrechtshilfe für die Bürger beider Länder besprochen". Treffen zwischen offiziellen Vertretern Russlands und der Ukraine sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland sehr selten. Der Kreml in Moskau hat die Einnahme der Stadt Soledar in der Ostukraine nicht offiziell bestätigt, aber von einer "positiven Dynamik" gesprochen. "Der militärische Erfolg ist dann erreicht, wenn wir die Ziele, die der Oberkommandierende gestellt hat, im Lauf der militärischen Spezialoperation erreichen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Einnahme der Kleinstadt im Donbass, über die die Söldnertruppe "Wagner" in der Nacht berichtet hatte, wollte Peskow nicht bestätigen. Zugleich räumte er ein, dass die Fortschritte, die Russland derzeit an der Front erziele, "einen hohen Preis" haben. Berichten zufolge haben die Kämpfe um die Städte Soledar und Bachmut im Norden der Region Donezk auf beiden Seiten hohe Opferzahlen gefordert. Kiew hat die Einnahme der umkämpften ostukrainischen Stadt Soledar durch die russische Söldnertruppe "Wagner" dementiert. "Soledar war, ist und wird immer ukrainisch sein", erklärte die ukrainische Armee am Mittwoch im Onlinedienst Telegram. Die Wagner-Gruppe hatte zuvor mitgeteilt, sie habe "das gesamte Gebiet von Soledar unter ihre Kontrolle gebracht". Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Auch der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs deutete auf einen Verlust der Kleinstadt im Donbass hin. Nach eigenen Angaben wehrte das ukrainische Militär russische Angriffe an 13 verschiedenen Orten ab, das hart umkämpfte Soledar wurde dabei nicht genannt. Die USA wollen ukrainische Soldaten auch in Deutschland an US-Schützenpanzern ausbilden. Das bestätigte am Abend ein Pentagon-Sprecher. Die Schulung werde im bayerischen Grafenwöhr durchgeführt - das ist einer der größten Standorte der US-Armee in Europa. Etwa 90 bis 100 Ukrainer würden zudem auf einer Militärbasis im US-Bundesstaat Oklahoma trainiert. Die USA hatten angekündigt, der Ukraine 50 Panzer vom Typ Bradleys bereitstellen zu wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bei der Verleihung der Golden Globes in Beverly Hills für die Unterstützung seines Landes im Krieg gegen Russland bedankt. "Die Besten im zurückliegenden Jahr, das waren Sie", sagte Selenskyj der versammelten Hollywood-Prominenz in einer Videobotschaft über die Solidarität, die sein Land erfahren habe. Russland ist Kasachstan zufolge bereit, 20.000 Tonnen kasachisches Öl nach Deutschland zu pumpen. Es gebe eine mündliche Zusage, sagt der kasachische Energieminister Bolat Aktschulakow. Die Lieferung würde starten sobald die Vereinbarung schriftlich festgezurrt sei. Insgesamt könnten dieses Jahr somit bis zu 1,5 Millionen Tonnen fließen. Nach ihrem Besuch in der ostukrainischen Stadt Charkiw hat Außenministerin Annalena Baerbock die Notwendigkeit "weiterer Panzerlieferungen" unterstrichen. Dies sei nötig, damit weitere von der russischen Armee besetzte Orte befreit werden könnten, sagte Baerbock am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen". Auch brauche die Ukraine "weitere Luftverteidigung", gerade zum Schutz von Infrastruktur.  Eine Zusage zur Lieferung der von der Ukraine gewünschten deutschen Leopard-Kampfpanzer wollte Baerbock aber weiterhin nicht geben. Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier. Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
mdr.de
Polen will als Teil einer internationalen Koalition "eine Kompanie Leopard-Kampfpanzer" in die Ukraine liefern. Das hat Präsident Duda bei einer PK mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Lwiw erklärt.
[ "Nachrichten", "Ukraine", "Russland", "Krieg", "Donbass", "Nato", "EU" ]
Welt
2023-01-11T21:00:00+01:00
2023-01-12T07:36:42+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/politik/liveblog-ukraine-russland-kiew-soledar-wagner-100.html
Diese berühmten Persönlichkeiten aus Dessau sollten Sie kennen
Er schaffte es bis nach Hollywood: Die Rolle als Wehrmachtsoffizier in Polanskis Oscar-prämiertem Film "Der Pianist" war sein Durchbruch. Dabei begann seine Karriere als große Hoffnung des DDR-Schwimmsports. Am 8. September 1962 wurde Thomas Kretschmann in Dessau geboren, als Sohn einer Lehrerin, die ihn alleine großzog. Mit 17 hatte er vom DDR-Leistungssport genug. Statt "Kacheln zu zählen", wollte er Schauspiel an der Hochschule "Ernst Busch" in Berlin studieren. Er bestand die Aufnahmeprüfung 1983, floh dann aber im selben Jahr über Ungarn, Jugoslawien und Österreich in die BRD. Dort setzte er sich auch ohne Ausbildung durch, auf der Bühne und dann vor der Kamera. Für seine Rolle im Fernsehfilm "Der Mitwisser" erhielt er 1989 den renommierten Max-Ophüls-Preis als bester Nachwuchsschauspieler. 1993 engagierte ihn Joseph Vilsmaier für eine Hauptrolle im Kriegsdrama "Stalingrad". Internationale Angebote folgten, bald auch aus Hollywood. Steven Spielberg erteilte er für "Schindlers Liste" jedoch eine Absage – er wollte nicht auf die Rolle des Nazi-Deutschen festgelegt werden. 2008 war er dennoch an der Seite von Tom Cruise im Stauffenberg-Drama "Operation Walküre" zu sehen. Kretschmann gilt als wandelbar und spielte auch in Actionfilmen oder dem Blockbuster "Avengers: Age of Ultron" mit. Immer wieder kehrte er nach Deutschland zurück, beispielsweise für das DDR-Fluchtdrama "Ballon" von Michael "Bully" Herbig, das für ihn auch ein aufwühlender Trip in die eigene Vergangenheit wurde. Die Liebe zur darstellenden Kunst wurde Katja Frenzel-Röhl in die Wiege gelegt: Am 17. Mai 1974 wurde sie in Dessau als Tochter der Schauspielerin Bärbel Röhl und des Puppenspielers Klaus Frenzel geboren – beide waren in der DDR-Theaterszene gefeierte Größen. Laut eigener Aussage hatte Katja Frenzel-Röhl in ihrer Jugend für sich entschieden, niemals als Schauspielerin arbeiten zu wollen. Als sie jedoch früh ihr erstes Kind bekam, nahm sie ein kurzzeitiges Engagement in der ZDF-Fernsehserie "Frauenarzt Dr. Markus Merthin" an. Anschließend machte sie eine Ausbildung zur Schneiderin. Doch es folgten weitere Engagements für Serien: in "Unter uns", "Alarm für Cobra 11" und "Soko Wismar". Kurt Weill gehört zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Als Sohn eines Kantors der jüdischen Gemeinde wurde er am 2. März 1900 in Dessau geboren, die Liebe zu Musik und Literatur bekam er von Haus aus mit. Er schrieb schon mit zehn Jahren seine ersten Lieder, durfte Proben am Theater in Dessau besuchen und vom Kapellmeister dort bekam er den ersten Kompositionsunterricht. Auch seine erste Stelle hatte er in Dessau, als Korrepetitor am Theater. Um die Familie zu unterstützen, musste er dazuverdienen, 1920 konnte er sein Musikstudium wieder aufnehmen: In Berlin wurde Ferruccio Busoni sein Lehrer. Dort lernte er den Dichter Bertolt Brecht kennen – und seine spätere Frau Lotte Lenya, die bei der Uraufführung der "Dreigroschenoper" 1928 die Hauptrolle der Jenny übernahm. Mit dem Stück um zwei Gauner, das keine Oper im eigentlichen Sinne ist, sollten Brecht und Weill einen Welterfolg landen. Songs daraus wurden zum Hit, auch weil sie die Stimmung der Goldenen Zwanziger kurz vor dem großen Crash einfingen. Im Team mit Brecht entstand danach die Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny". Bei der Uraufführung 1930 in Leipzig sorgten rechte Störtrupps für Tumult. Weills Musik wurde in der Presse bald als "undeutsch" geschmäht. 1935 floh Weill mit Lenya vor den Nazis in die USA, wo er anders als andere Emigranten wieder Fuß fassen konnte. Er feierte Erfolge am Broadway mit Musicals wie "Knickerbocker Holiday" ("September Song") oder "One Touch of Venus" und er schrieb Filmmusik für Hollywood. Am 3. April 1950 starb Weill in New York. In Dessau erinnert das Kurt Weill Fest seit 1990 an den Komponisten, der das Musiktheater erneuerte, der bis heute auf Bühnen weltweit gespielt und von Größen wie den Doors, David Bowie oder Frank Sinatra gecovert wurde. Für die einen war er ein mittelmäßiger Romantiker, für andere ein Vorläufer Heinrich Heines. Am 7. Oktober 1794 wurde Wilhelm Müller in Dessau geboren. Viele kennen seine Verse, ohne an den Dichter zu denken. "Das Wandern ist des Müllers Lust" ist immer noch ein bekanntes Volkslied. "Die schöne Müllerin" oder "Die Winterreise" steht in der Vertonung von Franz Schubert als Kunstlied-Zyklus vielerorts auf dem Konzert-Programm. Wobei "Der Lindenbaum" am Brunnen vor dem Tore, den jeder kennt, auch aus der "Winterreise" stammt. Melancholisch-düster spricht der Dichter darin auch von der eigenen unglücklichen Liebe. Der Sohn einer Handwerkwerkerfamilie, die zu etwas Wohlstand gekommen war, konnte ab 1812 Philologie und Geschichte in Berlin studieren und meldete sich im Februar 1813 als Freiwilliger zum preußischen Heer, um an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilzunehmen. 1814 kehrte er zurück. In den literarischen Salons der Stadt lernte er Romantiker wie Achim von Arnim, Clemens Brentano oder Ludwig Tieck kennen. Ab 1819 begann er, als Lehrer in Dessau Geschichte, Latein und Griechisch zu unterrichten. Außerdem kümmerte er sich um die Hofbibliothek und arbeitete als Übersetzer, Rezensent und Herausgeber für den Brockhaus-Verlag in Leipzig. Seinen Beinamen "Griechen-Müller" bekam er indessen, weil er sich für den Befreiungskampf der Griechen gegen die türkische Besatzung einsetzte. Auf einer Studienreise war er in dem Land. Am 1. Oktober 1827 starb Wilhelm Müller im Alter von nur 32 Jahren in Dessau. Heine soll seine "ewige Frische" bewundert haben. Müllers Grab befindet sich auf dem Historischen Friedhof. Im Stadtpark erinnert ein Denkmal an ihn. "Palim, palim" – Dieter "Didi" Hallervorden galt lange als König des Klamauks in Deutschland, nicht zuletzt wegen seiner Fernseh-Sketche und erfolgreichen Formaten wie "Nonstop Nonsens". Hallervorden wurde am 5. September 1935 in Dessau geboren. Zum Studium der Publizistik und Romanistik ging er nach Berlin. 1958 flüchtete er aus der DDR und setzte sein Studium im Westen fort. Das berühmte Max-Reinhardt-Seminar in Wien lehnte ihn "mangels Talent" ab. Er nahm daraufhin privat Schauspielunterricht. Im Dezember 1960 gründete er in Berlin mit Rotraud Schindler und Wilfried Herbst das Kabarett "Die Wühlmäuse", bis heute eine Institution der politischen Satire mit Hallervorden als künstlerischem Leiter, der weiter in aktuellen Debatten Position bezieht. Ab Mitte der 60er-Jahre trat Hallervorden vermehrt in Fernsehen und auch in Filmen auf. Allmählich wurde "Didi" zu einer Marke jenseits des Images als Grimassenschneider. Das gelang ihm u.a. mit der Satire-Show "Hallervordens Spott Light". Für seine Filme "Das letzte Rennen" oder das Demenz-Drama "Honig im Kopf" feierte ihn die Kritik zuletzt als gereiften Charakterdarsteller. Auf der Bühne war er weiter aktiv. 2008 hatte er das Schlosspark-Theater in Berlin übernommen. In seiner Geburtsstadt Dessau eröffnete er 2022 sein Mitteldeutsches Theater. Seit 2007 ist er Ehrenbürger der Stadt. Finanziell wie politisch unter Druck, war das Bauhaus 1925 von Weimar nach Dessau umgezogen. Für Direktor Walter Gropius (1883-1969) war die aufstrebende Industriestadt der ideale Standort für die neue "Hochschule für Gestaltung". "Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!", hatte der gebürtige Berliner Architekt in einem Manifest 1919 verkündet. In Dessau hatte er erstmals freie Hand und Raum, seine Vision vom Neuen Bauen umzusetzen: beim Entwurf des Campus' mit Schul- und Werkstattgebäude samt der berühmten Vorhangfassade aus Glas, mit den Wohnhäusern für die Bauhaus-Meister aus weißen Kuben oder der Siedlung Törten mit zweigeschossigen Reihenhäusern, wo Gropius die Arbeit mit vorgefertigten Elementen erprobte. 1928 trat Gropius von seinem Amt zurück, um sich eigenen Projekten zu widmen. Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 kam das Aus für das Bauhaus in Dessau. 1937 ging Gropius ins Exil in die USA, er lehrte in Harvard und starb 1969 in Boston. "Sein Bauhaus" gilt als "Ikone der Moderne", es ist heute eine der Welterbestätten in Dessau, die bei Stadtführungen zu erkunden sind. 2025 wird 100. Jubiläum gefeiert, trotz Intervention der AfD. Am Brunnen im Stadtpark gegenüber des neuen 1919 eröffneten Bauhaus-Museums erinnert ein Denkmal an Gropius. Ostdeutschland sähe ohne ihn vermutlich anders aus: Als Vater der "Platte" gilt Richard Paulick, der am 7. November 1903 in Dessau geboren wurde. Er war der Sohn eines SPD-Politikers in Anhalt, der die Ansiedlung des Bauhauses nach der Vertreibung aus Weimar 1926 in Dessau mit befördert hatte. Er studierte Architektur in Dresden, bei Hans Poelzig in Berlin und er bewegte sich in Bauhaus-Kreisen. Mit Georg Muche realisierte er das Stahlhaus, ein einfaches Siedlungshaus, serientauglich und Avantgarde zugleich, das sich heute noch in Dessau besichtigen lässt. Er produzierte Aufklärungsfilme übers Neue Bauen. Sein Thema: Das Wohnungselend in Deutschland und wie man ihm begegnen kann. Seine Antwort: die Weiterentwicklung der Bauwirtschaft, vom Handwerk zum industriellen Bauen. Paulick kannte die Bauhausmeister, auch den Architekten-Direktor Walter Gropius. Von 1927 bis 1930 arbeitete er für dessen Büro, gründete ein eigenes und realisierte Bauaufträge in Dessau, wie die Versuchssiedlung Törten mit. Sich selbst richtete Paulick später ein Penthouse auf seinem Block C der Ost-Berliner Stalin- und späteren Karl-Marx-Allee ein. Kaum einer weiß heute noch, dass er die Federführung für das ganze DDR-Nachkriegs-Prestigeprojekt der 50er-Jahre hatte, als noch von "Palästen für die Arbeiter" an Deutschlands erstem sozialistischen Boulevard die Rede war. Zurückgekehrt aus dem Exil in China wurde Paulick zum DDR-Chefarchitekten für Großvorhaben wie die Stalinallee, die Staatsoper, Dresdens Wiederaufbau – oder HaNeu, Halle-Neustadt, wurde zur Blaupause für Plattenbau-Siedlungen in der ganzen DDR. Aus seiner Vision, kreativ mit Fertigteilen umzugehen, wurde am Ende vielerorts Monotonie in Beton. Paulick wurde 1974 aus allen Ämtern entfernt, 1979 starb er in Ost-Berlin, weitgehend vergessen und unbemerkt von der Öffentlichkeit. Nun – in Zeiten neuer Wohnungsnot – wird er wiederentdeckt. Als einzige Frau im männerdominierten Bauhaus durfte sie den Titel "Meister" führen: In Dessau leitete Gunta Stölzl die Weberei und machte daraus eine der erfolgreichsten Werkstätten, ohne dafür besondere Anerkennung zu bekommen. Heute gilt Stölzl, die 1897 in München geboren wurde, als zentrale Figur des Textildesigns im 20. Jahrhundert, aber sie war auch Malerin. Die am Bauhaus gelehrten Prinzipien übertrug sie auf die Weberei mit geometrischen Mustern und abstrakten Bildkompositionen. Später versuchte Stölzl, am avantgardistischen Bauhaus Mutterschaft und Führungsposition zu vereinen – ein Tabubruch. Mit dem Erstarken der NSDAP auch in Anhalt veränderte sich das Klima auch am Bauhaus, zu den frauenfeindlichen Anfeindungen kamen antisemitische. Stölzl war mit dem jüdischen Architekten Arieh Sharon verheiratet. 1931 verließ sie Dessau und emigrierte in die Schweiz. Bis zu ihrem Tod 1983 widmete Stölzl ihr Leben der Weberei, mit Erfolg. Das MoMA in New York nahm einen ihrer Wandbehänge in die Sammlung auf, auch das Victoria and Albert Museum in London kaufte Stoffe von Stölzl an. Herausragende Werke wie den "Schlitzgobelin Rot-Grün" oder den Wandbehang "Fünf Chöre" hat sie in Dessau geschaffen. Der Einfluss des Bauhauses reicht bis in die zeitgenössische Kunst, etwa zu Imi Knoebel, der am 31. Dezember 1940 als Klaus Wolf Knoebel in Dessau geboren wurde und heute als wichtiger Vertreter der Minimal Art gilt. Er wuchs bei Dresden auf, 1950 zog die Familie nach Mainz. Von 1962 bis 1964 studierte er an der Werkkunstschule Darmstadt, die sich auch an den Ideen der Bauhaus-Meister Johannes Itten und László Moholy-Nagy orientierte, sich im Vorkurs zunächst mit Material, Formen, Farben und der eigenen Kreativität auseinanderzusetzen. Später wechselte er an die Düsseldorfer Kunstakadmie in die Klasse von Joseph Beuys. Im Bestreben, die Kunst von konkreten Inhalten oder Funktionen zu befreien, schuf er Installationen, von Malewitsch inspirierte monochrome Tafelbilder, arbeitete mit Licht-Projektionen und kreierte umfangreiche Dia- und Foto-Serien. Zugleich engagierte er sich politisch und sozial, sein "Kinderstern" geht seit 1988 in immer neue Auflagen, um Spenden einzuwerben, die in Projekte für Kinder in Not fließen. Ihm wurde die Ehre zuteil, Buntglasfenster für die Kathedrale im französischen Reims zu gestalten, zum 800. Jubiläum der Krönungskathedrale 2011, ein Nationalheiligtum, das im Ersten Weltkrieg von den Deutschen zerstört wurde. Imi Knoebel lebt und arbeitet bis heute in Düsseldorf. Er ist Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Für Kunst auf der Höhe der Zeit interessiert sich auch Francis Hunger, der 1976 in Dessau geboren wurde. Ihn treibt die Frage um, wie KI kreative Prozesse beeinflusst. Hunger studierte von 1997 bis 2003 Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Seine kreative Arbeit, Performances und Installationen, speist sich aus seinen medientheoretischen Forschungen. In seiner Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar beschäftigte er sich mit Datenbanktechnologien und -praktiken. Sie mit KI zu erschließen, sieht er auch als kreativen Prozess. Denn aus der Analyse großer Datenmengen ergibt sich eine Art "Schnappschuss der gegenwärtigen Kultur, in der sich ein kollektives Unbewusstes abbildet", wie er in einem Interview erklärte. Hunger ist tätig als Autor und Kurator. Er lebt in Leipzig. Sein Vater, der Alte Dessauer, führte in der preußischen Armee den Gleichschritt ein. Leopold III., geboren am 3. Juli 1676, lag mehr an menschenfreundlichen Reformen. Er diente zunächst im Regiment seines Vaters und kämpfte für Friedrich II. von Preußen im Siebenjährigen Krieg. 1758 übernahm er die Herrschaft als Herzog von Anhalt Dessau und widmete sich dem Wiederaufbau des kriegsversehrten Landes. Von Nutzen waren ihm Erfahrungen, die er auf Bildungsreisen gemeinsam mit seinem Architekten und Berater Friedrich Wilhelm Erdmannsdorff gesammelt hatte. Heute gilt Leopold III. als Paradebeispiel des "aufgeklärten Herrschers". Er holte den Hamburger Gelehrten Johann Basedow ins Land, der mit dem Philanthropinum eine "Schule der Menschenfreunde" einrichtete, auf Freigeist und Individualität setzte und gegen den Einfluss der Kirche wettterte. Für ihn gehörten Schulen unter staatliche Aufsicht. Neben einer Bildungsreform lag ihm die Armenfürsorge am Herzen, er trat ein für religiöse Toleranz und gewährte Zensurfreiheit. Auch das erste Dessauer Theater geht auf ihn zurück. Mit dem Wörlitzer Park holte er nicht nur die englische Gartenkunst auf den Kontinent, zugleich wurden dort Landwirtschaftsmessen durchgeführt, um zu zeigen, wie man Erträge verbessert. Zutritt ins "Gartenreich" sollten alle haben. Im Gotischen Haus lebte der Herzog mit der Gärtnerstochter in wilder Ehe. Diese und andere Geschichten lassen sich erkunden beim Besuch im Dessau-Wörlitzer Gartenreich, das seit 2000 Welterbe ist und von einer Stiftung verwaltet wird. Sie waren Philosophen, Unternehmer, Komponisten und machten Geschichte über fünf Generationen: Am Anfang stand der jüdische Philosoph Moses Mendelssohn, der am 6. September 1729 in Dessau geboren wurde. Trotz der ärmlichen Verhältnisse zuhause wurde er sorgfältig ausgebildet, u.a. vom Dessauer Oberrabbiner David Fränkel, der ein einflussreicher Gelehrter war. Mendelssohn galt als hochbegabt und interessierte sich früh für die Philosophie. Seinen Lebensunterhalt verdiente er zunächst als Hauslehrer und Buchhalter in Berlin, ehe er selbst zu publizieren begann. Vermittelt auch von Gotthold Ephraim Lessing. Dem Pfarrerssohn und Dichter war er 1754 begegnet, in seinem berühmten Stück um religiöse Toleranz setzte Lessing dem Aufklärer 1779 als "Nathan der Weise" ein Denkmal. In seinen Schriften plädierte Mendelssohn für ein modernes, weltoffenes Judentum und forderte von der christlichen Mehrheit Gleichberechtigung. Bildung sah er als Weg dahin. Mit seiner Frau Fromet bekam er zehn Kinder, nur sechs erreichten das Erwachsenenalter. Sein Sohn Abraham ist der Vater des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Moses Mendessohn starb am  4. Januar 1786 in Berlin. In Dessau erinnert ein Denkmal im Stadtpark an ihn. Eigenrecherche MDR KULTUR / Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt, Thilo Sauer
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Der Vater der "Platte" kam aus Dessau, wo Bauhaus-Gründer Gropius ein Welterbe hinterließ. Kurt Weill wurde hier geboren und Thomas Kretschmann, der es bis nach Hollywood schaffte. Diese Personen sind Dessau verbunden.
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2024-12-04T04:00:00+01:00
2024-12-04T11:23:02+01:00
https://www.mdr.de//kultur/dessau-beruehmte-persoenlichkeiten-kultur-100.html
loben oder gelobt
Das bedeutet zum Beispiel:     • Ein Mensch sagt viele gute Sachen        über einen anderen Menschen.     • Über eine Veranstaltung        stehen viele gute Sachen in der Zeitung.     • Oder ein Lehrer sagt zu einem Schüler:        Die Aufgabe hast du sehr gut gemacht.
mdr.de
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Wörter-Buch
2023-05-23T12:13:43+02:00
2023-05-23T12:13:43+02:00
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Neues Cannabisgesetz: Drogendealer aus Magdeburg erhält mildere Strafe
Das Landgericht Magdeburg hat ein früheres Urteil gegen einen 30 Jahre alten Drogendealer abgemildert. Ursprünglich war der Mann im Oktober vergangenen Jahres zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt sieben Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Wie ein Gerichtssprecher mitteilte, verhängte das Gericht jetzt eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren – sowohl die Staatsanwaltschaft, als auch die Verteidigung forderten dieses Strafmaß. Dem 30-Jährigen wurde der unerlaubte Handel mit Betäubungsmitteln in "nicht geringer Menge" vorgeworfen. Die Unterbringung des Angeklagten in einer Entziehungsanstalt sei von dem Urteil nicht betroffen und bleibe bestehen.  In Sachsen-Anhalt werden bislang nur wenige Cannabis-Vergehen verfolgt und geahndet. Laut Landesverwaltungsamt gibt es momentan sieben Fälle: Hintergrund für das neue Urteil ist eine neue Rechtslage. Seit dem 1. April fällt der Besitz von Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, sondern wird nach dem Gesetz zum Umgang mit Konsumcannabis behandelt. Seitdem dürfen Erwachsene in Deutschland Cannabis legal konsumieren. Das hat Auswirkungen auf die Bewertung solcher Taten: Der Bundesgerichtshof hatte das ursprüngliche Urteil aus Magdeburg wegen der neuen Gesetzeslage teilweise aufgehoben. Das neue Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Wie die Bundesregierung auf ihrer Homepage schreibt, sind das die wesentlichen Inhalte des Cannabisgesetzes in Deutschland, das derzeit gilt: Ziel der Bundesregierung sei es unter anderem mit diesem Gesetz, den illegalen Cannabis-Markt einzudämmen und die Qualität von Cannabis zu kontrollieren, sodass weniger verunreinigte Substanzen weitergegeben würden. dpa, MDR (Marila Zielke, Johanna Daher) | Erstmals veröffentlicht am 22.10.2024
mdr.de
Erst wurde ein Mann aus Magdeburg zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt, weil er mit Drogen gedealt hat. Das Landgericht musste nun neu verhandeln. Grund ist das neue Cannabisgesetz.
[ "Cannabis", "Marihuana", "Drogendealer", "Drogen", "Landgericht", "Magdeburg", "Urteil", "Prozess", "Gesetz", "Sachsen-Anhalt" ]
Sachsen-Anhalt
2024-10-25T09:02:37+02:00
2024-10-29T08:52:25+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/drogendealer-landgericht-urteil-cannabis-102.html
Drosten: Gefährlichkeit des Coronavirus "deutlich abgeschwächt"
Coronaviren sind nach Einschätzung des Virologen Christian Drosten mittlerweile nicht mehr so gefährlich wie in den ersten Jahren der Pandemie. Der "Augsburger Allgemeinen" sagte er, die Gefährlichkeit habe sich auf Grippe-Niveau abgeschwächt: "Inzwischen sind wir zum Glück in einer Situation, in der der Grippe-Vergleich zutrifft – das liegt daran, dass die Bevölkerung weitgehend durchgeimpft ist und sich die meisten Menschen mehrfach infiziert haben". Er habe zu Beginn des Virusausbruches nicht erwartet, dass so schnell wirksame Impfstoffe entwickelt würden. "Das war großartig und hat uns vieles erspart." Die Verläufe von Erkrankungen durch das Coronavirus verliefen durch die Impfung deutlich milder. Virologe Drosten kritisierte zudem im Zeitungsinterview, dass das Virus bereits zu Beginn der Pandemie von einigen als zu harmlos bewertet wurde. Es sei damals eine klare Fehleinschätzung gewesen, Covid mit einer normalen Grippe zu vergleichen. "Es gab zu Beginn der Pandemie einzelne Stimmen, die gesagt haben, Covid sei mit einer normalen Grippe vergleichbar – was soll also die ganze Panikmache? Heute wissen wir, dass das klare Fehleinschätzungen waren." Mit Blick auf die aktuelle Debatte sagte der Wissenschaftler: "Leider versuchen die gleichen Leute, die schon damals falsche Aussagen getroffen haben, jetzt, ihr öffentliches Image zu polieren. Die Pandemie ist Geschichte, und die sollten wir nicht verbiegen." Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und ebenso das Statistische Bundesamt stellten eine Übersterblichkeit während der Coronapandemie fest – vor allem in Thüringen und in Teilen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Das Robert Koch-Institut sieht in seiner aktuellen Auswertung der Atemwegserkrankungen einen Anstieg der Infektionen. Die Zahl der Arztbesuche sei im Vergleich zur Vorwoche deutlich angestiegen. In 27 Prozent der eingesandten Proben wurden Rhinoviren nachgewiesen, in 17 Prozent der Proben war es SARS-CoV-2. Insgesamt stagniere aber die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus seit Ende August. Das zeigen die Zahlen aus dem Abwassermonitoring. Die Ständige Impfkommission des RKI empfiehlt, dass sich Risikogruppen auch in diesem Herbst mit dem aktuellen Corona-Impfstoff impfen lassen. So könne eine Corona-Infektion etwa für Risikogruppen, Menschen mit Vorerkrankungen und schwachem Immunsystem weiter zu einem schweren Verlauf oder zu einer Erkankung an Long Covid führen, sagte Virologin Sandra Ciesek Mitte September in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. dpa (kar)
mdr.de
Der Virologe Christian Drosten sagt in einem Zeitungsinterview, die Gefährlichkeit des Coronavirus habe sich auf Grippe-Niveau abgeschwächt. Doch sei das nicht zu Beginn der Pandemie schon so gewesen.
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Deutschland
2024-09-29T12:06:59+02:00
2024-09-29T12:06:59+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/drosten-corona-virus-gefaehrlichkeit-grippe-100.html
Der FC Erzgebirge Aue verliert das Fußball-Spiel gegen Waldorf Mannheim
Am Sonntag haben die Fußball-Mannschaften FC Erzgebirge Aue und Waldorf Mannheim gegen-einander gespielt. Das Fußball-Spiel hat der FC Erzgebirge Aue verloren. Das Fußball-Spiel war im Erzgebirgs-Stadion in der Stadt Aue.Ungefähr 7 Tausend 500 Menschen waren dabei. Für den FC Erzgebirge Aue war es ein besonderer Tag:Denn ihr Torwart Martin Männel hatte Geburtstag.Er ist 37 Jahre alt geworden.Aber der FC Erzgebirge Aue hat trotzdem verloren. So war das Fußball-Spiel In der 1. Halbzeit hat Waldorf Mannheim 1 Tor geschossen.Das hat der Spieler Felix Lohkemper gemacht.Torwart Martin Männel konnte den Ball nicht fest-halten.Danach hat Aue nicht mehr gut gespielt. Nach der Pause war die Mannschaft von Waldorf Mannheim noch besser. Die Fußball-Spieler von Waldorf Mannheim waren schneller.Und sie waren stärker.Der FC Erzgebirge Aue bleibt aber auf dem 10 Platz in der 3. Bundes-Liga.
mdr.de
Für den FC Erzgebirge Aue war es ein besonderer Tag: Denn ihr Torwart Martin Männel hatte Geburtstag.
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2025-03-17T15:32:50+01:00
2025-03-17T15:32:50+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-fussball-erzgebirge-aue-sc-waldhof-mannheim-100.html
Andere Sprachen, ähnliche Diskussionen
In Studien zur Wahrnehmung von Rollenbildern kommt regelmäßig heraus, dass Sprache das Denken beeinflusst: Phrasen wie "Geh mal lieber zum Arzt!" sorgen dafür, dass der helfende Mensch im weißen Kittel seit Jahrzehnten zuallererst als Mann gedacht wird. Ärztinnen haben dadurch zuweilen unter fehlendem Vertrauen zu leiden – ihnen wird weniger zugetraut. Beim Versuch, diese Wahrnehmungen anzupassen, führt der Diskurs um "gendergerechte" oder "gegenderte", inklusive Sprache in Wort und Schrift hierzulande seit Jahren zu heißen Debatten. Und das ist in vielen Ländern und Sprachen ähnlich. Der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hat im Mai dieses Jahres verboten, Worte aus Gendergründen anders zu schreiben, als es die ursprünglichen Rechtschreibregeln vorsehen. In Frankreich mag man es komplexer als im Deutschen, wo meist ein Schriftzeichen wie der Doppelpunkt, das "Binnen-I" oder das Sternchen reichten, um eine zweite, weibliche Endung an ein Substantiv zu hängen (Politiker:innen). Die in Frankreich so genannte "inklusive Schreibweise" kann dagegen durch zwei Punkte an verschiedenen Stellen repräsentiert werden (député.e.s). Eigentlich sollte sich dieser so genannten "Mediopunkt" sogar genau in der Mitte der Zeile befinden – was viele Tastaturen, auch diese hier, schnell überfordert. Diese Art der Schriftsprache sei ohnehin zu schwer zu vermitteln, sagte Blanquer, und führe bei Lernenden zur Verwirrung. Die Diskussion in Frankreich ist damit selbstredend längst nicht zu Ende – unter anderem Bildungsgewerkschaften werfen der Regierung Rückständigkeit vor, und nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Harris Interactive" sind drei Viertel der Franzosen und Französinnen für eine bessere Sichtbarkeit von Frauen in der Schriftsprache. Selbst unter den Regierenden herrscht Uneinigkeit: Auch wenn er das Gesetz des Bildungsministeriums unterstützt, bemüht sich Präsident Emmanuel Macron mit Formulierungen wie "chacun et chacune", "jeder und jede" darum, tatsächlich alle Bürgerinnen und Bürger anzusprechen. Und einige seiner Ministerinnen twittern und schreiben regelmäßig in der verpönten, "inklusiven" Form. Im Polnischen mit seinem extrem komplexen Genus-System ist die Sache noch viel kniffliger: Das Geschlecht des Substantivs verändert nicht nur seine Endung, sondern unter anderem auch die Endungen der untergeordneten Adjektive und die Verbformen. Wie im Deutschen, wird in Polen zudem traditionell das generische Maskulinum für geschlechtsdifferenzierte Gruppen benutzt, etwa "Ärzte" für eine Schar von 999 Ärztinnen und einem Arzt. Sogenannte "feminative Derivate", also die weiblichen Bezeichnungen etwa für einen Beruf, die wie im Deutschen oft durch das Anfügen eines Suffixes, gebildet werden (Lehrer/in), sind je nach Sozialstatus unterschiedlich gebräuchlich: Die Lehrerin ("nauczycielka") wird vom Lehrer ("nauczyciel") abgeleitet, aber die Ministerin ist die "Frau Minister" ("pani minister"), die Direktorin die "Frau Direktor" ("pani dyrektor") – je höher der Status, desto seltener sind eigene weibliche Bezeichnungen. Auch die traditionell starke katholische Kirche ist – bis auf neuerdings wenige Ausnahmen – gegen das Gendern, und verurteilt die "Krankheit Gender-Ideologie". Doch selbst in Polen wächst die Gruppe der Menschen, die trotz der grammatikalischen Komplexität eine geschlechtergerechte Sprache fordern – entgegen der Haltung der konservativen Regierung und der regierungsnahen Presse und Öffentlichkeit. Im liberalen Warschau gendert zum Beispiel sogar die Stadtverwaltung, und einige kritische Zeitungen beginnen damit, zumindest manchmal die eine oder die andere Form zu benutzen. Formen wie der Unterstrich werden nur in wenigen Nischenbereichen akzeptiert. Auch die russische Sprache beschreibt die "höheren" Berufe ausschließlich mit männlichen Bezeichnungen: Eine "Ärztin" gibt es nicht. Das Suffix "ka", das in den meisten slawischen Sprachen zum Beispiel an Namen gehängt wird, um das Geschlecht der Namensträgerin anklingen zu lassen, wäre zwar auch eine Möglichkeit für Berufe. Doch "ka" ist gleichzeitig auch eine Diminutiv-, also Verkleinerungsform. Und möchte man sich wirklich von einem "Ärztchen" untersuchen lassen? Die Bewohnerinnen und Bewohner Finnlands sind im Thema schon recht weit: Finnen und Finninnen benutzen das geschlechtsneutrale Pronomen "hän" – es bedeutet "sie", "er", "es" und alles dazwischen. Allerdings hat die finnische Sprache es eh leichter, weil sie generell kein grammatikalisches Geschlecht kennt. Auch in Schweden wurde im Jahr 2015 das Pronomen "hen" offiziell eingeführt, es hatte sich bereits ein paar Jahre als geschlechtsneutrales Hybrid aus "han" (er) und "hon" (sie) eingebürgert. Der Unterschied zum deutschen sogenannten Indefinitpronomen "man" besteht darin, dass "hen" und "hän" auch als Personalpronomen benutzt werden können, also auf vorher benutzte Individuen hinweisen können, ohne deren Geschlecht festzulegen. Etwa so: "Kai ist müde, (hen) hat zu wenig geschlafen". Die Nutzung dieses Pronomens ist den Menschen in Schweden mittlerweile sehr geläufig, und wird kaum noch diskutiert. Die japanische Sprache kennt ebenfalls kein grammatikalisches Geschlecht, sondern gibt diese Information durch angehängte Prä- oder Suffixe für Mann oder Frau. Daraus auf eine grundsätzlich gleichberechtigte Gesellschaft zu schließen, wird allerdings schwierig: Die wenigen klar weiblichen Berufsbezeichnungen meinen meist traditionell von Frauen ausgeführte, karitative und schlecht bezahlte Tätigkeiten wie Krankenschwester oder Hebamme. Sehr viele Gedanken machen sich momentan spanischsprechende und -schreibende Menschen auf der ganzen Welt, denn ihre Sprache kennt klare Gender-Unterschiede, und ein einziger Mann in einer Gruppe zaubert, wie im Deutschen, alle Anwesenden generisch maskulin. Die Idee, aus dem geschlechtsdefinierenden Vokalen "a" und "o" ein "@"-Zeichen zu machen, scheiterte bislang beim Sprechen. Ähnlich wie die Deutschen bei den Bezeichnungen für "Studierende" oder "Lehrende" gibt es darüber hinaus aber die Möglichkeit, neue Pluralformen zu benutzen: "amigues" statt "amigos" oder "amigas". Pronomen heißen schon einmal "s/he", immer öfter sieht man auch das singuläre, altenglische "they". Und wenn der Brite eine Ärztin konsultiert, dann geht es zum "doctor". Egal, ob Gynäkologin oder Urologe: In der englischen Sprache können viele Nomen geschlechtsneutral benutzt werden. Bei anderen Berufsbezeichnungen bleiben die Briten oder Amerikanerinnen ebenfalls relaxed und tauschen geschlechtsspezifische Merkmale klammheimlich und sukzessiv aus: Statt der "Stewardess" erklärt einem der "flight attendant" die Sicherheitsgurte; wenn es brennt, kommt hoffentlich ein "firefighter" und nicht notwendigerweise ein "fireman". Und das Wichtigste: Drinks kann man nicht nur beim "Barman" bestellen, sondern ebenso gut beim "Bartender".
mdr.de
Das generische Maskulinum als alleinige Bezeichnung von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern ist nicht nur in Deutschland bedroht. Ähnliche Debatten toben auch in Frankreich, Polen, Russland und Japan.
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Medienwissen
2022-01-14T16:53:02+01:00
2023-11-06T11:18:14+01:00
https://www.mdr.de//medien360g/medienwissen/gendern-debatte-im-ausland-100.html
Unsere Revolution – Wie viel '89 steckt in dir?
Die Bilder von der Friedlichen Revolution 1989 wirken auf viele junge Menschen  noch immer sehr emotional, aber auch weit weg. Immer weniger, so scheint es, gehen für ihre Ideale auf die Straße. Aber Moment: Stimmt das überhaupt? Wie weit ist 1989 25 Jahre später von uns weg? "Heute im Osten" will das herausfinden – mit den Volontären des Mitteldeutschen Rundfunks, die den Fall der Mauer als kleine Kinder erlebten oder erst nach der Wende geboren wurden. Volontär Daniel Schrödel (Jahrgang 1986) meint dazu: "Egal ob Jugendlicher, Erwachsener oder Irgendjemand dazwischen, wir alle wünschen uns Freiheit, wir mögen Aufbruchsstimmung und Neuanfänge. Vor 25 Jahren haben es die Ostdeutschen geschafft, ihr Verlangen nach Freiheit und weiteren Menschenrechten zu verwirklichen. Sie haben friedlich einen autoritären Staat niedergerungen: die Mauer, den Stacheldraht, die Selbstschussanlagen, die Stasi, die SED und noch vieles mehr, was für die Unterdrückung steht, die Millionen Deutsche jahrzehntelang zu erleiden hatten. Längst Vergangenheit. Zum Glück! Aber mit dem Niedergang der DDR ist doch nicht ebenso die Revolutionskultur in Deutschland ausgestorben …" In uns steckt viel mehr Wende, als wir wahrhaben wollen. In unserem Projekt "Unsere Revolution – Wie viel '89 steckt in dir?" gehen wir auf Reise durch die revolutionäre Haltung der Gegenwart und Vergangenheit – und zwar nicht nur hier in Mitteldeutschland, die "Heute im Osten"-Ostblogger waren auch in Osteuropa unterwegs. Was sind hier und dort die großen Wünsche nach Erneuerung und worin liegen sie begründet? Darüber sprechen wir mit Zeitzeugen von 1989 und Menschen, die heute demonstrieren, sich wortstark in der Öffentlichkeit äußern. Wir erwarten von ihnen überraschende Antworten. Schließlich gehören für uns Volontäre und Ostblogger die Errungenschaften wie freie Wahlen und Reisefreiheit seit frühester Kindheit zum Alltag. Mit revolutionären Haltungen setzen wir uns verschiedenartig auseinander. Denn der Begriff "Revolution" steht für vieles: Die einen verbinden damit zum Beispiel eine herunterrauschende Guillotine, andere wiederum das Chaos bei den Straßenkämpfen auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz Maidan. In Deutschland fällt das Wort aber häufiger in Zusammenhang mit dem Ausstieg aus der Atomenergie oder der kompletten Digitalisierung des Alltags durch Google, Facebook etc. Weil Revolution so viel bedeutet, fragen wir nach, was man persönlich heute darunter versteht. Dann wollen wir zeigen, nach welchen Phasen eine Revolution wie die von 1989 im Jahr 2014 ablaufen könnte und welche Gegenstände dafür unverzichtbar sind. Außerdem begleiten wir mehrere Tage lang in Leipzig und Umgebung Demonstranten und haben eine aufregende Mitmachaktion geplant – um zu testen, wie viel 1989 heute noch in uns allen steckt.
mdr.de
Spielen die Ereignisse von 1989 für die Jugend in Deutschland und Osteuropa heute noch eine Rolle? Der MDR hat dazu mit seinen Volontären das Multimediaprojekt "Unsere Revolution" gestartet.
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2016-01-05T09:30:59+01:00
2016-01-05T09:30:59+01:00
https://www.mdr.de//unsere-revolution/unsere-revolution100.html
MDR begleitet Gamer-Paar beim Neustart im Leipziger Umland: Neue Folgen von „Raus aufs Land“ ab 21. Januar in der ARD Mediathek
Was beschäftigt die Menschen, die die Großstadt verlassen, um auf dem Land ihr Glück zu suchen, welche Zweifel plagen sie, was treibt sie an? In Staffel 4 begleitet die erfolgreiche Doku-Soap mit MDR-Beteiligung in sieben Folgen nun zehn neue Protagonistinnen und Protagonisten. Die virtuelle Welt war bisher der Rückzugsort von Anja und Andreas. Aber in ihrem neuen Zuhause im Leipziger Umland bleibt für die Gamer kaum Zeit zum Zocken. Anja will Hühner züchten und braucht einen Hühnerstall. Andreas will Geckos züchten. Er hat die Muttertiere schon in Terrarien untergebracht. Das braucht alles Zeit und deshalb muss alles weg, was Zeit frisst. Pflanzen im Garten zum Beispiel. Die beiden lernen auf ihrem Weg, dass es keinen Sinn macht, viele Projekte gleichzeitig zu beginnen. Es braucht Organisation und eine klare Struktur. Beides ist den Nerds erstmal fremd. Ihre Disziplin wird auf eine harte Probe gestellt. Mit der Beteiligung des MDR werden seit der 3. Staffel erstmals auch Geschichten aus Mitteldeutschland in „Raus aufs Land“ erzählt. Neben dem MDR und dem RBB, der das erfolgreiche Doku-Soap-Format ursprünglich ins Leben rief, sind auch der HR, der BR sowie der SWR dabei und bringen Perspektiven aus ihren Sendegebieten ein. Produziert wurden die regionalen Geschichten für den MDR von der Mia Media Leipzig GmbH. Staffel 4 von „Raus aufs Land“ ist ab dem 21. Januar in der ARD Mediathek abrufbar. Im März 2025 folgt die 5. Staffel der Doku-Soap mit sieben weiteren Folgen. Im rbb-Presseportal finden Sie ein Mediendossier mit weiteren Infos zu „Raus aufs Land“. Fotos gibt es unter www.ard-foto.de zum Download. Im Audio/Video-Bereich des rbb-Presseportals sowie im Vorführraum Das Erste stehen Folge 1, 2 und 3 von „Raus aufs Land - Staffel 3“ für angemeldete Journalistinnen und Journalisten vorab zur Verfügung. Gerne vermitteln wir Interviews mit Anja und Andreas. Transparenzhinweis: In einer Vorversion der Medienmitteilung, die am 9.1.25 versendet worden ist, hieß es, dass die 7 neuen Folgen die 3. Staffel von „Raus aufs Land“
mdr.de
Bei „Raus aufs Land“ wagen Städter den Neubeginn in der Provinz. Die dritte Staffel der erfolgreichen ARD-Doku-Soap bereicherte erstmals auch der MDR mit Perspektiven aus Mitteldeutschland.
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2024-10-11T11:18:20+02:00
2025-01-20T14:15:46+01:00
https://www.mdr.de//presse/neue-folgen-raus-aufs-land-100.html
Ausgebüxtes Känguru in Halle wieder eingefangen
Das ausgebüxte Känguru in Halle ist wieder da. Es wurde nach Angaben der Polizei am Dienstagabend in der Grenzstraße im Osten der Stadt gefunden und vorübergehend in eine Lagerhalle eingesperrt. Der Eigentümer habe es dann abgeholt und wieder in sein Gehege gebracht. In der Nacht zu Montag war das Tier von einem Alpaka-Hof ausgebüxt. Es hüpfte fast zwei Tage entlang der Delitzscher Straße und der Europachaussee. Das Känguru, das von seinem Besitzer "Herr Goethe" genannt wird, ist nun wieder bei "Herrn Schiller" – seinem Kumpel im Gehege. Bei dem Tier handelt es sich um eine besonders kleine Känguru-Art, ein Wallaby. Wie Philipp Rose vom Tierpark Petersberg MDR SACHSEN-ANHALT erklärte, sind diese schwer zu fangen und wenig zutraulich. Eine Gefahr für Anwohner soll nicht bestanden haben. Augenzeugen wurden gebeten, bei Sichtung die Polizei zu informieren. Bereits am Montag hatte die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, dass das Tier wieder eingefangen worden sei. Dies konnte durch die Polizei aber nicht bestätigt werden. MDR (Cornelia Müller, Michael Rosebrock, Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 02.09.2024
mdr.de
Das in Halle entlaufene Känguru ist wieder eingefangen worden. Das Tier stammt aus einer Privathaltung.
[ "anhalt", "halle", "tier", "entlaufen", "känguru" ]
Sachsen-Anhalt
2024-09-04T09:24:34+02:00
2024-09-04T23:13:56+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/kaenguru-entlaufen-polizei-fahndung-106.html
In Sachsen-Anhalt wird ein Treffen zum Thema Armut gemacht
Immer mehr Menschen im Bundes-Land Sachsen-Anhalt sind arm.Das bedeutet:Sie haben nur sehr wenig Geld.Zum Beispiel:     • Kinder und Jugendliche,    • chronisch kranke Menschen,     • Allein-Erziehende     • oder Rentner. Deshalb wird heute ein Treffen in der Stadt Burg gemacht. Bei dem Treffen wollen wichtige Menschen über die Armut in Sachsen-Anhalt sprechen.30 Organisationen und Vereine sind bei dem Treffen dabei.Gemeinsam wollen sie einen Plan dazu machen:     • Was sie gegen die Armut tun können.    • Und was sie machen können:       Damit es nicht noch mehr Armut in Sachsen-Anhalt gibt. Sie werden auch darüber sprechen: Dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben müssen. Zum Beispiel:    • Einen guten Schul-Abschluss zu machen.     • Oder einen guten Beruf zu lernen. Und dass Armut in einer Familie oft weiter-gegeben wird. Das bedeutet: Wenn Eltern nur wenig Geld haben, dann haben die Kinder später oft auch nur wenig Geld.     • Weil die Kinder keinen guten Beruf gelernt haben.     • Oder weil die Kinder gar keinen Beruf gelernt haben.
mdr.de
Verschiedene Gruppen wollen einen Plan dazu machen: Was sie gegen die Armut tun können.
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2024-11-19T12:07:58+01:00
2024-11-19T12:07:58+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-anhalt-erste-armuts-konferenz-100.html
Welche Berufe in Sachsen sind "typisch weiblich" und "typisch männlich"?
Auch im Jahr 2025 gibt es noch Berufe, die als "typisch männlich" oder als "typisch weiblich" angesehen werden. Mit dem Girls`Day und dem Boys`Day sollen Mädchen und Jungen Berufe kennenlernen, in denen ihr eigenes Geschlecht bislang unterrepräsentiert ist. So stellt zum Beispiel die Stadtverwaltung Plauen am Donnerstag Mädchen den Beruf der Feuerwehrfrau vor und die Technische Universität Chemnitz will Mädchen für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) begeistern, während die Philosophische Fakultät den Jungs die Sozialforschung vorstellt. In Sachsen hat die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet, welche Berufe in Männer- oder Frauenhand sind. "In unseren Statistiken zum Arbeitsmarkt lassen sich immer noch typische Frauenberufe und typische Männerberufe ausmachen, in denen die jeweiligen Geschlechter in der Überzahl sind", sagt Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. Die höchste Männeranzahl finde sich in Sachsen in den Berufsgruppen Tiefbau (97 Prozent Männeranteil), Energietechnik (96 Prozent Männeranteil) und Bodenverlegung (95,9 Prozent Männeranteil). Frauen findet man der Auswertung zufolge in Sachsen am meisten in der Floristik (95,5 Prozent Frauenanteil), in der Arzt- und Praxishilfe (93,3 Prozent Frauenanteil) und im Verkauf von drogistischen Apothekenwaren und Medizinbedarf (91,1 Prozent Frauenanteil). Die Auswertung zeigt auch drei Berufsfelder in Sachsen, in denen fast gleich viele Männer und Frauen arbeiten: im Verkauf von Bekleidung, Elektro, KFZ, Hartwaren (49,1 Prozent Männer und 50,9 Prozent Frauen), als Servicekräfte im Personenverkehr (51,7 Prozent Männer und 48,3 Prozent Frauen) und in der Unternehmensorganisation und-strategie (51,9 Prozent Männer und 48,1 Prozent Frauen). MDR (ali)/dpa
mdr.de
Es gibt immer noch Berufe in Sachsen, in denen fast nur Männer oder Frauen arbeiten. Doch welche sind das? Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hat es ausgewertet.
[ "Nachrichten", "Berufe", "Jobs", "Mäbber", "Frauen", "Boysday", "Girlsday" ]
Sachsen
2025-04-03T14:28:42+02:00
2025-04-03T14:28:42+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/beruf-jobs-frau-mann-arbeit-100.html
Südostlink: Experten befürworten vorzeitigen Baubeginn
Der Netzbetreiber 50Hertz bezeichnet den Zeitplan für den Bau des Südostlinks selbst als amibtioniert. Für den Abschnitt von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zur bayerischen Grenze läuft momentan noch das Planungsfeststellungsverfahren und das soll vor Ende nächsten Jahres nicht beendet sein. Vorher darf also nicht gebaut werden. Trotzdem will der Netzbetreiber schon Ende dieses Jahres einige Baumaßnahmen vorzeitig umsetzen. Warum, erklärt Axel Happe von 50Hertz so: "Es wird so sein, dass in der Bauphase an sehr vielen verschiedenen Stellen an der Leitung gebaut wird. Dabei gilt: Je mehr man schon fertig hat, desto schneller ist man am Ende fertig." Konkret geht es darum, dass entlang der geplanten Trasse in Sachsen und Thüringen an einzelnen Abschnitten bereits Bäume gefällt und unterirdische Kanäle für die Stromkabel gebohrt werden, die später dort verlegt werden sollen. Auch zwei Kabelstationen in Königshofen und Altgernsdorf will 50Hertz schon früher als geplant bauen und hat das inzwischen bei der Bundesnetzagentur beantragt. Die Behörde teilt MDR AKTUELL dazu auf Anfrage schriftlich mit: "Der vorzeitige Baubeginn kann dazu beitragen, die Umsetzung wichtiger Infrastrukturprojekte zu beschleunigen. Es handelt sich dabei um ein bewährtes Instrument zur schnelleren Realisierungen besonders komplexer Vorhaben." Die Bundesnetzagentur betont aber auch, dass die vorzeitigen Baumaßnahmen noch nicht genehmigt seien. Entschieden werde erst, wenn die Öffentlichkeitsbeteiligung für das eigentliche Verfahren durch ist. Dies ist voraussichtlich im August der Fall. Aber selbst wenn die Bundesnetzagentur die Anträge bewilligt, muss 50Hertz noch eine weitere Hürde nehmen, um mit den Arbeiten beginnen zu können. Der Netzbetreiber muss die Eigentümer der betroffenen Grundstücke um Erlaubnis bitten. Axel Happe erklärt: "Wir haben parallel zu der Antragsstellung mit der Ansprache der Flurstückseigentümerinnen und -eigentümer begonnen. Wir haben in großen Teilen auch schon Zustimmung erhalten." Aber auch mit der Zustimmung der Grundstückseigentümer bleibt für 50Hertz ein Restrisiko. Wirtschaftswissenschaftler Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden erklärt dazu: "Falls da hinterher herauskommt, dass die bauen und es nicht dürfen, weil irgendwelche Einwände oder Bürgerproteste dort stattfinden, dann müssen die es im Zweifel zurückbauen. Das Risiko wird 50Hertz aber sicherlich vorher abgeschätzt haben." Das bestätigt auch die Bundesnetzagentur. Demnach werden nur Baumaßnahmen vorzeitig zugelassen, die ohne Weiteres rückgängig gemacht werden können. Trotz des Restrisikos befürwortet Joachim Ragnitz dieses beschleunigte Verfahren, damit die Klimaziele rechtzeitig erreicht werden können. Zustimmung dafür bekommt er von Christian Matthes. Er ist Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik beim Öko-Institut: "Bei Leitungsbauprojekten führen Planungsverfahren fast nie dazu, dass die Projekte aufgegeben werden. Aber Planungsverfahren brauchen Zeit und dauern oft lange. Deswegen ist der vorzeitige Baubeginn ein interessanter und wichtiger Kompromiss, um die Prozesse zu beschleunigen." Heißt also: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bundesnetzagentur die Anträge von 50Hertz bewilligt, ist hoch und damit auch ein Baustart noch in diesem Jahr.
mdr.de
Mit der Stromautobahn Südostlink soll ab 2027 grüner Strom von Sachsen-Anhalt nach Bayern transportiert werden. Der Netzbetreiber 50Hertz will den Baubeginn vorverlegen, Experten unterstützen die Idee.
[ "suedostlink", "stromautobahn", "experten", "strom", "klimaneutral", "50hertz", "bauarbeiten", "baubeginn" ]
Deutschland
2023-08-14T11:18:49+02:00
2023-08-15T15:17:07+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/suedostlink-strom-leitung-baubeginn-100.html
Magdeburger Fleischer "Delikata" schließt Filialen
Der insolvente Fleischereibetrieb "Delikata" schließt fünf Filialen in Magdeburg und Umgebung. Wie der Insolvenzverwalter des Unternehmens mitteilt, sind 17 der rund 70 Beschäftigten betroffen. Sechs Filialen blieben zunächst geöffnet. Neben unrentablen Filialen in Magdeburg, Niederndodeleben und Calbe würden auch der Partyservice sowie der Betrieb von Selbstbedienungs-Automaten eingestellt. Wie es vom Insolvenzverwalter weiter heißt, wird in den kommenden Wochen weiter versucht, eine Lösung für das Unternehmen zu finden. Im Raum stehe unter anderem der Verkauf des Betriebs oder einzelner Filialen. Das Unternehmen sei wegen stark gestiegener Energie- und Rohstoffpreise sowie Personalkosten unter Druck geraten. Die Geschäftsführung hatte im April Insolvenz angemeldet. dpa, MDR (Sebastian Gall, Anne Gehn-Zeller) | Erstmals veröffentlicht am 02.07.2024
mdr.de
Nachdem der Magdeburger Fleischereibetrieb "Delikata" im April Insolvenz angemeldet hat, schließt er nun erste Filialen. Wie es weitergeht, ist unklar.
[ "Delikata", "Magdeburg", "Fleischer", "Insolvenz", "Kündigung" ]
Sachsen-Anhalt
2024-07-03T12:41:20+02:00
2024-07-04T10:00:07+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/delikata-insolvenz-schliesst-filialien-102.html
08. April | Folge 1089: Ausgeschlossen
Dr. Ilay Demir soll Neurochirurgen Dr. Schmidt bei einer Notoperation assistieren. Aufgrund einer rätselhaften Störung des Schließsystems kann Dr. Schmidt jedoch den Operationsbereich nicht betreten. Ilay und Dr. Kathrin Globisch, die sich bereits im OP-Bereich befinden, müssen mit ansehen, wie der Zustand des Patienten zusehends lebensbedrohlicher wird. Ilay, der als Assistenzarzt nicht eigenständig operieren darf, entscheidet sich schließlich gegen Kathrins Rat und beginnt mit der OP. Dr. Martin Stein bekommt eine Nachricht von Sarah Marquardt weitergeleitet. Der Kundenservice einer medizinischen Fachzeitschrift bittet um die Verlängerung des Jahresabos. Martin kann sich nicht erklären, wie und warum Sarah ausgerechnet ihm diese Mail weiterleitet und klickt genervt auf den Bestätigungslink. Kurz darauf bekommt er eine Drohmail, die er ignoriert. Unbekannte Erpresser fordern eine horrende Summe, andernfalls wollen sie das Kliniksystem lahmlegen. Als ihm Dr. Kaminski nach der Türstörung im OP beichtet, auf einen verdächtigen Link in einer Mail geklickt zu haben, gerät auch Martin ins Grübeln. Dr. Philipp Brentano bittet Dr. Roland Heilmann, für ihn eine Knie-Operation zu übernehmen: Rolands erste OP seit seiner Gesundung. Als die Patientin Samantha Brink jedoch auf Rolands Blog stößt, ist sie entsetzt. Sie will sich nicht von einem Chirurgen operieren lassen, der noch bis vor Kurzem blind war. Musik: Thomas Berlin und Martin Geerd MeyerKamera: Patrick PopowBuch: Thomas FrydetzkiRegie: Kerstin Krause
mdr.de
Dr. Ilay Demir wird durch eine Störung dazu gezwungen, seine Karriere aufs Spiel zu setzen. Unterdessen fühlt sich Dr. Kaminski für das Problem verantwortlich.
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Folgen
2025-03-25T18:04:11+01:00
2025-03-25T18:04:11+01:00
https://www.mdr.de//in-aller-freundschaft/alle-folgen/iaf-folge-ausgeschlossen-100.html
Briefkasten explodiert: Ermittlungen nach Vorfall bei Freiwilliger Feuerwehr
Die Polizei in Halle ermittelt wegen eines Videos, das die Zerstörung eines Briefkastens bei der Feuerwehr in Halle-Neustadt durch Pyrotechnik zeigt. In dem Video, das im Internet kursiert, ist zu sehen, wie ein Mann in uniform-ähnlicher Kleidung den Kasten mit hochexplosiver Pyrotechnik zerstört. Möglicherweise soll es sich bei der Person um einen Kameraden der Feuerwehr handeln. Der Chef der Freiwilligen Feuerwehr soll bei der Aktion ebenfalls anwesend gewesen sein und die Handlungen des Mannes "belächelt" haben, berichtet die Mitteldeutsche Zeitung. Der genutzte Sprengsatz sei nicht zugelassen gewesen, heißt es weiter. "Die Stadt nimmt den Vorfall sehr ernst und hat Anzeige gegen unbekannt erstattet", sagte ein Stadtsprecher. Der im Video dokumentierte Vorfall sei nicht akzeptabel und solle vollständig aufgearbeitet werden. Ein Polizeisprecher bestätigte den Eingang der Anzeige und sagte, es seien Ermittlungen aufgenommen worden. Laut Stadt "haben die Kräfte der Feuerwehr, insbesondere in Uniform, auch eine Vorbildwirkung, der sie sich bewusst sein müssen." Das Ereignis sei daher nicht hinnehmbar. Die Stadt stehe in engem Austausch mit der Feuerwehr, um den Vorfall aufzuklären. Zuerst hatte das Portal dubisthalle.de über den Vorfall berichtet. dpa, MDR (Hannes Leonard)
mdr.de
In der Silvesternacht ist der Briefkasten einer Freiwilligen Feuerwehr in Halle gesprengt worden. Die Polizei ermittelt, ob die Kameraden selbst die Explosion herbeigeführt haben.
[ "anhalt", "halle", "silvester", "sprengung", "feuerwehr", "polizei", "ermittlungen" ]
Sachsen-Anhalt
2025-01-03T17:55:50+01:00
2025-01-05T19:06:45+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/freiwillige-feuerwehr-briefkasten-explosion-silvester-100.html
Landtagswahl in Sachsen: CDU gewinnt knapp vor AfD
Bei der Landtagswahl in Sachsen konnte die CDU einen knappen Wahlsieg erringen. 31,9 Prozent der Wähler gaben ihr ihre Zweitstimme. Die vom Landesverfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD wurde mit 30,6 Prozent zweitstärkste Kraft. Das BSW kam beim ersten Anlauf mit 11,8 Prozent direkt auf ein zweistelliges Ergebnis. SPD (7,3 Prozent) und Grüne (5,1 Prozent) schaffen laut vorläufigem Ergebnis den Sprung in den Landtag. Linke (4,5 Prozent) und FDP (0,9 Prozent) scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Die Linke schafft es trotzdem in den Landtag, da Juliane Nagel (36,5 Prozent ) und Nam Duy Nguyen (39,8 Prozent) nach vorläufigem Ergebnis zwei Direktmandate in Leipzig gewinnen konnten. Möglich macht das die sogenannte Grundmandatsklausel, die in Sachsen gilt. Diese besagt, dass Parteien mit zwei Direktmandaten in der Stärke ihres Zweitstimmenergebnisses in das Parlament einziehen. Die Linken könnten den Hochrechnungen zufolge sechs Abgeordnete stellen. Laut dem vorläufigem Ergebnis reicht es für eine Fortsetzung der Koalition von CDU, Grünen und SPD nicht. Das BSW könnte mit ihrem Ergebnis Teil einer neuen Regierung sein. CDU-Spitzenkandidat und Ministerpräsident Michael Kretschmer schließt eine Zusammenarbeit mit dem BSW nicht grundsätzlich aus. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schließt die CDU aber, wie auch alle anderen Parteien, aus. "Wir haben die AfD in einer bösartigen Art und Weise erlebt", sagte Kretschmer bei MDR AKTUELL. Die Partei habe sich radikalisiert. Kretschmer freut sich über das Abschneiden der CDU im Freistaat. "Wir haben allen Grund zum Feiern", sagt er in Dresden. "Die Leute haben hier in Sachsen uns vertraut. Sie haben keine Protestwahl gemacht." Es könne gelingen, dem Land eine stabile Regierung zu geben. Die CDU stehe bereit, weiter Verantwortung für das Land zu übernehmen. Außerdem hat Kretschmer mit 47,2 Prozent das Direktmandat in seinem Wahlkreis gewonnen. Sebastian Wippel holte für die AfD 39,4 Prozent. Auch bei der Wahl vor fünf Jahren hatte Kretschmer den Wahlkreis Görlitz 2 für sich entschieden. Damals stimmten 45,9 Prozent der Wähler für ihn. Sachsens BSW-Spitzenkandidatin Sabine Zimmermann hat sich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Partei bei der Landtagswahl gezeigt. "Da können wir stolz drauf sein", sagte Zimmermann in Dresden. "Wir haben das Ergebnis der Europawahl gehalten." Sie betonte, für das Bündnis Sahra Wagenknecht komme es darauf an, dass sich die Politik für die Bürgerinnen und Bürger verändere.  Petra Köpping, Spitzenkandidatin der sächsischen SPD, hat sich nach den Hochrechnungen bei der Landtagswahl erleichtert über das Abschneiden ihrer Partei geäußert. Sie sei froh, dass sie nach dem harten Wahlkampf so abgeschnitten haben. Köpping verwies auf Umfragen im Januar, bei denen die SPD noch bei drei Prozent gelegen habe. "Deswegen hat es auch nicht geheißen, wir geben auf, sondern wir haben gesagt, wir fassen an und wir machen das gemeinsam und zwar mit euch allen und das hat funktioniert", sagte sie auf der Wahlparty ihrer Partei. Die Grünen ziehen mit 5,1 Prozent knapp in den Sächsischen Landtag ein. Außerdem holen sie zwei Direktmandate. Im Wahlkreis Leipzig 6 kam Claudia Maicher auf 29,2 Prozent der Stimmen. Thomas Löser holte mit 36,4 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Dresden 2 den Sieg. "Das Ergebnis zeigt klar: Es gibt einen stabilen Stamm an Wählerinnen und Wählern hier in Sachsen, die wissen: es braucht uns Bündnisgrüne", äußerte sich dazu die Führungsriege mit Katja Meier, Wolfram Günther und Franziska Schubert in einer Mitteilung. Man sei die einzige politische Kraft im Land, die dafür sorge, dass die Modernisierung weitergehe - die Ökologie, Ökonomie und Demokratie zusammen denke und zusammenbringe. Für eine mögliche Koalition mit der CDu zeigt sich die Partei gesprächsbereit. Matthias Berger (parteilos), Oberbürgermeister von Grimma, hat im Wahlkreis Leipzig Land 3 ein Direktmandat für die Freien Wähler gewonnen. Er setzte sich mit 36,6 Prozent gegen Jörg Dornau von der AfD (30,7 Prozent) durch. Bis 18 Uhr konnten die rund 3,3 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben und über die Zusammensetzung des Parlaments mitbestimmen. Zur Wahl stellten sich insgesamt 716 Kandidatinnen und Kandidaten in 60 Wahlkreisen. Wahlberechtigt sind alle Deutschen, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz in Sachsen innehaben. Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Mit der ersten Stimme wird der Direktkandidat im Wahlkreis gewählt, mit der zweiten Stimme die Landesliste einer Partei. Erstmals konnten auch rund 4.000 Menschen ihre Stimme abgeben, die bisher per Gesetz ausgeschlossen waren. Dabei geht es um Erwachsene, denen ein gesetzlicher Betreuer zur Seite gestellt ist oder die sich per Anordnung in einem psychiatrischen Krankenhaus befinden. Das Bundesverfassungsgericht hatte 2019 entschieden, dass ihr Ausschluss von Wahlen grundgesetzwidrig ist. MDR (kbe/ali)/dpa
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Bei der Landtagswahl in Sachsen hat die CDU einen knappen Wahlsieg errungen. Die AfD wurde zweitstärkste Kraft. BSW erreicht mit rund 12 Prozent den dritten Platz.
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Sachsen
2024-09-02T13:06:21+02:00
2024-09-02T13:06:21+02:00
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"Bin zuversichtlich, dass es irgendwann fertig wird": Hoffnung für das TA-Hochhaus in Erfurt
Das ehemalige Hochhaus der "Thüringer Allgemeine" in der Erfurter Innenstadt sollte eigentlich ein Prestigeobjekt des Investors Christoph Gröner werden. Er wollte den Zehngeschosser am Juri-Gagarin-Ring sanieren. Geplant waren 76 Eigentumswohnungen nebst einem Neubau mit 44 Wohnungen und Tiefgaragen. Die Wohnungen sollten im April 2024 bezugsfertig sein. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen hofften die Wohnungskäufer im vergangenen Herbst, nicht umsonst investiert zu haben. Und Handwerker warteten auf ihr Geld. Die Bauarbeiten stehen seit Monaten still. Einer der Wohnungskäufer ist der Erfurter Matthias Meinung. Er hatte eine hohe Summe für seine Traumwohnung bezahlt, die dereinst sein Alterswohnsitz werden sollte. "Das sind mit die teuersten Wohnungen, die je in Erfurt verkauft worden sind", sagt Meinung. Sie kosteten zwischen 5.000 und 7.500 Euro pro Quadratmeter. Das Problem: Von Anfang an ging der Bau nur stockend voran. Anfang November 2024 war klar, warum auf der Baustelle nicht viel passierte: Gröner beantragte für die Gröner Group GmbH beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz. Bereits im September hatte ein neuer Investor das ambitionierte Bauprojekt in der Erfurter Innenstadt übernommen: die "Fonds Plus Verwaltungsgesellschaft mbH". Für Ende November lud der Geschäftsführer der "Fonds Plus Verwaltungsgesellschaft", René Warzecha, alle Wohnungskäufer ein, um sein Sanierungskonzept vorzustellen. "Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam eine Lösung für alle Beteiligten finden können, wenn alle an einem Strang ziehen", hieß es in dem Schreiben. Die Frage ist, warum kauft einer ein lahmendes Pferd? Wohnungskäufer Meinung war angesichts des Verkaufs des Objektes skeptisch. Er sagte damals: "Die Frage ist, warum kauft einer ein lahmendes Pferd?" Der neue Investor werde entweder die Wohnungen mit großem Abschlag zurückkaufen, um sie teurer wieder zu verkaufen "oder alle bisherigen Wohnungskäufer müssen noch einmal in Größenordnungen Geld nachbringen." Meinung lag mit seiner Vermutung richtig: Der neue Investor wollte zusätzliches Geld, um die geplanten Wohnungen zu bauen. Rund 30 Prozent mehr sollten zum bereits vereinbarten Preis gezahlt werden. Zu viel Geld, so Meinung. "Jeder Käufer soll noch mal einen sechsstelligen Betrag bezahlen, also hunderttausend oder mehr", sagt er heute. "Wenn Sie schon 6.000 oder 7.000 Euro pro Quadratmeter bezahlt haben, dann können Sie sich ja ausrechnen, bei welchem Kurs Sie zum Schluss sein werden. Aber wir sind hier in Erfurt und nicht in Miami." Ohne zusätzliches Geld ginge es nicht, so die Projektgesellschaft. Der Grund: "die unerwartete drastische Erhöhung der Baukosten", so Warzecha. "Wenn zum Zeitpunkt des Verkaufs klar gewesen wäre, wie die Baukosten sich entwickeln, wäre damals schon ein höherer Kaufpreis aufgerufen worden." Ende April kündigte Warzecha "brandheiße Updates" an. Worum es geht? Nächste Woche wolle er sich "das erste Mal mit den Rechtsanwälten einer Käufergruppe zusammensetzen und detailliert in die Verhandlungen einsteigen, ob wir gemeinsam auch schon über bestimmte einzelne Schritte nachdenken möchten." Bisher hätten die meisten Wohnungskäufer keiner zusätzlichen Zahlung zugestimmt. Die Erwerber seien diesen Preis nicht mitgegangen. "Seitdem befinden wir uns in diesen Verhandlungen", sagte Warzecha MDR THÜRINGEN. Das ist keine Überraschung für Matthias Meinung. Er findet 30 Prozent mehr als übertrieben. Zudem könnten viele der Wohnungskäufer es sich gar nicht leisten, einen sechsstelligen Betrag zu bezahlen. "Das ist extrem schwierig. Wir haben Leute, die haben da ihren Alterswohnsitz geplant. Die haben ihr Haus verkauft und wollten jetzt schon seit einem halben Jahr in der neuen Wohnung wohnen." Doch ohne zusätzliche Gelder könne das Projekt nicht weitergebaut werden, sagt Geschäftsführer Warzecha: "Die Kosten, um das Projekt vom jetzigen Zustand in den Endzustand zu überführen, müssen aufgebracht werden." Am Ende werde entscheidend sein, wie viele Erwerber da mitmachen. "Erst dann haben wir Klarheit. Es gibt aber immer noch die Möglichkeit, über den Preis zu verhandeln." Die Höhe des Mehrpreises, die ist das Problem. Auch Meinung weiß, dass es ohne zusätzliche Zahlungen nicht gehen wird. "Jedem ist glaube ich bewusst, dass er mit dem Ursprungspreis, den er damals auf einem Vertrag unterzeichnet hat, nicht mehr hinkommt. Die Höhe des Mehrpreises, die ist das Problem." Er schätze den neuen Eigentümer als lösungsorientiert ein. "Aber für ihn muss die Sache lukrativ sein", sagt Meinung. René Warzecha erzählt, dass er die Fertigstellung des "Chronicle" vor allem als reizvolle Herausforderung sieht. "Ein solches Projekt, das schwierig ist und in der Öffentlichkeit steht, zu Ende zu bringen", sei eine spannende Aufgabe. "Das ist ein wirtschaftlich, kaufmännisch und technisch interessantes Thema." Seine Projektgesellschaft habe sich auf die Sanierung genau solcher Projekte fokussiert, "Sanierung nicht im Sinne von baulicher Sanierung, sondern von in Schieflage geratenen Immobilienprojekten." An einer Lösung sind alle Beteiligten interessiert. Das sagen sowohl Matthias Meinung als auch René Warzecha. Möglich wäre beispielsweise auch, dass die Wohnungskäufer eine eigene Baugruppe bilden und das Projekt selbst zu Ende führen. Dann würde die Projektgesellschaft nicht mehr den "kompletten Service" gegen eine bestimmte Summe übernehmen, wie Warzecha sagt. Er selbst wäre dann als Eigentümer von 28 Wohnungen, die bisher noch nicht verkauft worden sind, in der Baugruppe mit dabei. Er betont: "Wir sind wirklich in alle Richtungen offen." Wenn es zu keiner Einigung kommen sollte, "dann ist die Gesellschaft unter Umständen insolvent. Das ist aber nicht unsere favorisierte Variante", sagt der Investor. Auch Meinung sagt: "Wenn die Eigentümergemeinschaft auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, gehe ich davon aus, dass die Gesellschaft Insolvenz anmeldet." Das wäre für beide Seiten das Worst-Case-Szenario. Denn dann könnte das "Chronicle" im schlimmsten Fall zu einer Bauruine werden. Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt irgendwann fertig wird. Doch davon gehen im Moment weder Warzecha noch Meinung aus. "Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt irgendwann fertig wird", sagt der Investor. Und Meinung erklärt: "Egal, in welche Richtung es geht, es wird immer eine Lösung geben. Die Frage ist, wie teuer die Lösung ist. Falls Wohnungskäufer und Investor sich einigen, könne das Haus in zwei Jahren fertig gebaut sein, so Warzecha. "Ich hoffe, dass es im Mai eine Entscheidung geben wird", sagt Matthias Meinung. MDR (caf)
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Das ehemalige TA-Hochhaus in Erfurt sollte vor einem Jahr fertig saniert sein. Doch nur der Rohbau steht, gebaut wird seit Monaten nicht mehr. Der neue Investor will mehr Geld zum Fertigstellen. Wie ist der Stand?
[ "Nachrichten", "Immobilie", "Erfurt", "TA-Hochhau", "Gröner", "Sanierung" ]
Thüringen
2025-04-26T05:00:03+02:00
2025-04-26T05:00:03+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/immobilien-ta-hochhaus-bau-100.html
65-Jähriger stirbt bei Verkehrsunfall auf B169 in Nordsachsen
Bei einem Verkehrsunfall bei Naundorf im Landkreis Nordsachsen ist am Sonnabend ein 65 Jahre alter Mann ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, war der Mann am Morgen mit seinem Pkw auf der Bundesstraße 169 in Richtung Riesa unterwegs. Als er in einer Kurve ein anderes Auto überholte, übersah er nach bisherigen Erkenntnissen ein entgegenkommendes Fahrzeug. Es kam zum Zusammenstoß. Der 65-Jährige erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Der 45 Jahre alte Fahrer des entgegenkommenden Autos wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei schätzt den Sachschaden auf etwa 35.000 Euro. Die B169 war bis zum Nachmittag voll gesperrt. MDR (sth/jma)
mdr.de
Auf der B169 bei Naundorf hat es am Sonnabend einen schweren Verkehrsunfall gegeben. Zwei Fahrzeuge kollidierten in einer Kurve miteinander.
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Sachsen
2025-04-19T17:52:49+02:00
2025-04-19T17:52:50+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/grossenhain-riesa/unfall-bundesstrasse-strassenverkehr-naundorf-100.html
Störmthaler See: Inklusiver Campingplatz für 33 Millionen vor dem Aus?
Gerade ist man in Großpösna ratlos darüber, wie es weitergehen soll. Denn auch wenn die Finanzierung für den Inklusionscampingplatz am See steht, hat das Land nun die Mittel für die Erschließung des Grundstücks gestrichen. Heißt: Keine Straße zum Gelände, kein Wasser, kein Strom und kein Abwasser. Und damit dann auch kein Campingplatz. Auf Anfragen vom Bürgermeister und vom Städtischen Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) gab es aus der Landespolitik bisher keine Reaktion - auch nicht auf einen Brandbrief vom 17. April. Aktuell ist die Fläche für den Campingplatz noch ein abgelegener Acker am Störmthaler See, der von wilden Sträuchern umringt ist. Matthias Hofmann vom SEB der Stadt Leipzig leitet das Projekt und hat die Vision für die Fläche bereits vor Augen: "Hier auf dem Feld sollen 185 Stellplätze für Wohnmobile und Zelte entstehen, dazu kommen dann noch Ferienhäuser, Gastronomie, ein tierpädagogisches Angebot und eine Badestelle am See." Das ganze natürlich komplett barrierefrei, damit alle den Campingplatz nutzen können. Wenn noch alles klappen sollte, dann sei die Eröffnung für das Frühjahr 2027 geplant. Wir arbeiten bereits seit Jahren daran und es wäre jetzt ein richtiger Nackenschlag, wenn wir das Projekt nicht realisieren können. Für die Erschließung des Geländes ist die Gemeinde Großpösna verantwortlich und damit auch ihr Bürgermeister Daniel Strobel. Das Gemeindeoberhaupt sieht in dem Inklusionscampingplatz eine große Chance für die Region: "Es fehlt im Leipziger Neuseenland an noch mehr Campingplätzen und gerade für Menschen mit Behinderung gibt es noch keine Angebote dieser Art. Deswegen arbeiten wir bereits seit Jahren daran und es wäre jetzt ein richtiger Nackenschlag, wenn wir das nicht realisieren können." Eine Nichtrealisierung bedeutet einen immensen Imageschaden für die Region und einen weiteren Vertrauensverlust in die sächsische Politik. Auf erste Anfragen an die Landespolitik hatten die Projektverantwortlichen keine wirkliche Reaktion erhalten. Deswegen wandten sich Mitte April der SEB-Betriebsleiter Peter Böhmer, Bürgermeister Daniel Strobel und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung in einem Brief an die zuständigen Regierungsparteien CDU und SPD. Darin hieß es, dass durch die Streichung der nötigen Mittel das Projekt "akut gefährdet" sei und der Region, sowie der Politik ein Imageschaden drohe. Laut Strobel blieb auch diese Anfrage an die Landespolitik bisher ohne Reaktion. (Stand: 03.05.2025) Auf eine Anfrage des MDR an die beiden sächsischen Regierungsparteien antwortete die SPD-Fraktion mit einem allgemeinen Statement, dass man sich aufgrund der vielen Nachfragen zum Haushalt nicht zu konkreten Projekten äußern könne. Die CDU-Fraktion begründet die lange ausbleibende Antwort mit den Osterfeiertagen und der Komplexität des Sachverhaltes. Allerdings sei inzwischen "die Sächsische Aufbaubank in enger Abstimmung mit dem Landkreis und der Gemeinde Großpösna, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen." Beide Parteien betonen dabei, dass die rund vier Milliarden Euro große Lücke im sächsischen Haushalt eine schwere Herausforderung sei und es dadurch zu Kürzungen kommen müsse. Der komplette Bau des Inklusionscampingplatzes ist seit 2024 mit rund 33 Millionen Euro gesichert und steht nicht zur Diskussion. Voraussetzung, dass gebaut werden kann, ist aber, dass das Campingplatz-Grundstück für weitere 8,7 Millionen Euro erschlossen wird. Der Großteil dieses Geldes sollte aus dem sächsischen Haushalt kommen, aus den sogenannten §4-Mitteln für die Förderung der ehemaligen Kohleregionen. Dieses §4-Mittel wurde im vergangenen Jahr aber stark gekürzt und Projekte, bei denen der Bau noch nicht begonnen hatte, wurden aus der Förderung genommen. So auch die Erschließung des Grundstücks für den Campingplatz. Allerdings ist ohne die Finanzierung zur Erschließung des Grundstücks der Bau des gesamten Campingplatzes nicht möglich.Die endgültige Entscheidung, ob die Erschließung doch noch gefördert werden kann, kommt spätestens mit dem Beschluss des nächsten sächsischen Haushalts im Juni 2025. "Ich bin ein optimistischer Mensch und habe noch Vertrauen in die Politik in Dresden, vor allem da Großpösna und die SEB ja auch schon so viel Vorarbeit geleistet haben," erzählt Daniel Strobel zuversichtlich. Und auch SEB-Projektleiter Matthias Hofmann zeigt sich hoffnungsvoll: "Das Interesse ist riesig und bereits jetzt bekommen wir Übernachtungsanfragen für 2027. Ich denke daher, dass die Verantwortlichen in Dresden wissen, wie wichtig das Projekt für die Region ist." MDR (lwo)
mdr.de
Eigentlich war schon alles ausgemacht und die Finanzierung war sicher - für den inklusiven Campingplatz am Störmthaler See. Doch das Land hat die Mittel gekürzt und dem Projekt droht nun das Aus.
[ "Nachrichten", "Inklusion", "Camping", "Barrierefreiheit", "Störmthal" ]
Sachsen
2025-05-11T12:00:00+02:00
2025-05-11T12:00:00+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/stoermthal-inklusion-campingplatz-see-barrierefrei-100.html
Polizei entfernt Banner vom Brückenkopf der Linkenmühlenbrücke
Ein Banner an den Resten der früheren Linkenmühlenbrücke am Hohenwartestausee in Altenroth (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) hat die Wasserschutzpolizei am Mittwoch entfernt. Nach Polizeiangaben handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Das Banner hatte der frühere Landrat Hartmut Holzhey aufgehängt. Darauf war zu lesen: "Ohne diese Brücke ist die Nutzung dieser Talsperre als Hochwasserschutzanlage staatlicher Rechtsbruch!". Er habe das Banner aufgehängt, um auf das Fehlen der Brücke hinzuweisen, sagte Holzhey MDR THÜRINGEN. Dafür habe er die Genehmigung der Bürgermeister der Nachbarorte Altenbeuten und Drognitz gehabt. Auch nach einer Kreistagssitzung in Saalfeld Anfang Juli ist die Finanzierung für den Neubau der Linkenmühlenbrücke weiterhin unklar. Vor 78 Jahren war die Brücke von deutschen Truppen gesprengt worden. Im Sommer vergangenen Jahres hieß es, die Linkenmühlenbrücke werde vonseiten des Ministeriums und von den Landräten der beiden betroffenen Kreise (Saale-Orla-Kreis und Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) als touristisch wichtiges Projekt eingestuft. Allerdings sei die weitere Planung der Brücke Aufgabe der Kreise, da die Brücke keine Landesstraßen miteinander verbinde. Die Kosten für die Brücke wurden mit mindestens zwölf Millionen Euro und für die Straßen mit mindestens zehn Millionen Euro beziffert. MDR (uwk/jn)
mdr.de
Die Wasserschutzpolizei hat an der früheren Linkenmühlenbrücke am Hohenwartestausee im Kreis Saalfeld-Rudolstadt ein Banner entfernt. Aufgehängt hatte es der ehemalige Landrat Hartmut Holzhey.
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Thüringen
2023-08-03T19:26:18+02:00
2023-08-04T10:35:13+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saalfeld-rudolstadt/polizei-banner-linkenmuehlenbruecke-entfernt-100.html
Kitesurfen auf dem Concordiasee
Der Concordiasee liegt spiegelglatt. Kein Lüftchen krümmt das Gras, die Bäume rundum stehen unbeweglich, kein Blätterrauschen ist zuhören. Nicht mal ein Pionierwimpel würde flattern, von einem Segel oder Kiteschirm ganz zu schweigen. Keine optimalen Bedingungen zum Kitesurfen: Ohne Wind keine Fahrt. Allenfalls ein Paddel könnte helfen, doch deswegen bin ich nicht angereist. Früher hätte man die Götter um Wind angerufen, heute nennt man das Reporterpech. "Wir haben uns natürlich vorher Gedanken gemacht, ob sich der Aufwand lohnt, den Concordiasee zu einem Zentrum für Wassersport zu machen" sagt Michael Scholz vom Wassersportverein Seeland Harz. Mangels Wind treffen wir uns in Wernigerode und zwar im Büro von Christoph Dunkel, der ebenfalls im Vorstand des Vereins aktiv ist. Die Windsituation sei eigentlich sehr gut, erklärt Michael Scholz: "Zu fünfundachtzig oder neunzig Prozent kommt der Wind aus südlicher, westlicher oder auch östlicher Richtung und genau solche Winde können wir gebrauchen. Dabei hilft uns die Topographie des Harzes, denn die Berge haben eine Art Leitplankeneffekt. Da bündeln sich die Winde und kommen dann auch am Concordiasee an." Wo kein Wind ist, lässt sich allerdings auch nichts bündeln. Die erste Lektion an diesem Tag also lautet: Wer Wind für seinen Sport braucht, muss mit Flauten rechnen. Michael Scholz hat übrigens zwei Standbeine, eines auf dem Dach als Zimmermannsmeister und eines auf Wasser, als Meister im Kitesurfen. In beiden Bereichen spielt der Wind eine Rolle, auf dem Dach ist er eher hinderlich, auf dem Wasser hingegen sollte er wehen. Beim Kitesurfen steht man auf einem Board ähnlich einem kleinen Surfbrett und wird von einem Lenkdrachen über Wasser gezogen. Eigentlich wurde das Kitesurfen an Meeresstränden entwickelt und ist dort in den letzten Jahrzehnten zu einem Trendsport geworden. Auf deutschen Binnenseen ist es zumeist verboten. Denn nicht selten geraten Kitesurfer mit den Seglern oder Windsurfern in Konflikte. Am Concordiasee wird deshalb konsequent  auf Miteinander gesetzt, sagt Vorstandsmitglied Christoph Dunkel: "Überall, wo Menschen aufeinander treffen, gibt es Befindlichkeiten und die können in so einem Vereinsgefüge einfach besser ausgehandelt werden." Concordia, die Göttin der Einheit, wacht also auch über den Wassersport. Dem Wassersportverein Seeland Harz stehen zwei Quadratkilometer Wasserfläche zur Verfügung. Das ist zwar nicht der Indische Ozean, aber dennoch für so manchen Kitesurfer ein reizvolles Angebot. Der See ist im MDR-Gebiet das einzige Binnengewässer, an dem Kitesurfen erlaubt ist. Und so wundert es nicht, dass die Vereinsmitglieder nicht nur aus der Harzregion kommen, sondern auch aus Hannover, Wolfsburg oder Magdeburg. Rund siebzig Mitglieder hat der Verein. Anfragen kommen inzwischen selbst aus Hamburg, denn mit dem Lenkdrachen auf einem gefluteten Tagebau zu surfen, scheint für so manchen eine interessante Alternative zu sein zu den klassischen Surferparadiesen wie dem Steinhuder Meer oder Sankt Peter-Ording. In der Saison kann es dort auf dem Wasser mitunter ziemlich eng werden. Doch die industrielle Vorgeschichte des Sees hat in den letzten Jahren die Entwicklung des Wassersports erheblich behindert. Im Jahr 2009 rutschte in Nachterstedt ein Teil der Seekannte ab und riss ein Haus in die Tiefe, viereinhalb Millionen Kubikmeter Erde waren plötzlich in Bewegung. Drei Menschen starben, über vierzig weitere wurden obdachlos. Viele Pläne der Region zog der Hang mit in die Tiefe und auch der damals gegründete Wassersportverein löste sich bald mangels einer klaren Perspektive auf. Zehn Jahre hat es gedauert, bis die Behörden Teile des Sees wieder freigaben. Aber aufgegeben haben die Akteure nicht, so Christoph Dunkel: "Die Leute waren regelrecht hungrig. Jeder hat in den Nachrichten verfolgt, was da über die Jahre passiert. Und als sich eine Lösung abzeichnete, standen wir in den Startlöchern. Jetzt muss man also nicht mehr an die Ostsee oder Nordsee fahren, wenn man mal am Wochenende Kiten will." Um den Sport auszuüben, reicht es jedoch nicht, als Kind mal einen Drachen in die Lüfte steigen gelassen zu haben. Wer sich Wind und Wasser anvertraut, sollte seine Motorik und Koordination trainieren und zwar zunächst ohne große Luftsprünge. Für die Ausbildung im Kiten ist Michael Scholz verantwortlich. Derzeit allerdings ist das Üben auf dem Wasser behördlich eingeschränkt. Zumindest auf flüssigem Wasser. Auf Schnee bietet Michael Scholz Kurse an, das sogenannte Snowkiten: "Man muss also nicht an die Küste fahren und dort für teures Geld überfüllte Kurse buchen, wo man in drei Stunden zweimal den Kite in die Hand nehmen kann. Wir sind hier deutlich individueller bei einer maximalen Gruppengröße von drei Personen und deshalb ist das dann auch sehr effektiv für den Einzelnen." Parallel dazu ist der Verein mit den Behörden in Kontakt, um auch auf dem See Kitekurse anzubieten. Eigentlich zählt Kitesurfen zu den Extremsportarten. Extrem sportlich muss man dafür aber eigentlich nicht sein, sagt Scholz: "Eine normale Grundfitness reicht aus." Und auch beim Alter gebe es kaum Einschränkungen. Sein ältester Kursteilnehmer beim Snowkiten sei 76 Jahre alt gewesen und habe den Kurs erfolgreich absolviert: "Wenn man den Kite beherrscht, dann ist das eine Anstrengung wie bei einem etwas schnelleren Wandern." Der Trend zum Aktivurlaub hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Mittlerweile bietet der Harz in der Hinsicht ein reichhaltiges Angebot, vom klassischen Wandern über Mountainbiking und Klettern bis hin zum Wassersport. Auch der Wassersportverein Seeland Harz hofft auf  einen weiteren Ausbau der Infrastruktur, zum Beispiel einen Radweg rund um den See. Der würde nämlich weitere Angebote möglich machen, so Christoph Dunkel: "Wir hätten dann die Möglichkeit, hier in der Region einen interessanten Triathlon zu etablieren." An Ideen mangelt es in der Region also nicht. Fachleute gehen davon aus, dass sich viele klassische Wintersportgebiete in den Mittelgebirgen aus Klimagründen umstellen müssen. Der Harz scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Quelle: MDR/vö
mdr.de
Der Concordiasee bei Nachterstedt verdankt seinen Namen dem alten Tagebau. Nach einigen Wirren und Problemen könnte sich nun die Region zu einem wichtigen Zentrum des Wassersports entwickeln. Uli Wittstock war vor Ort.
[ "kitesurfing", "surfing", "concordiasee", "wassersport" ]
Sachsen-Anhalt
2020-08-24T16:37:26+02:00
2020-09-03T14:07:11+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/kitesurfing-concordiasee-harz-100.html
Hochjazzen und herunterjazzen
Wer in a nutshell ein Kernproblem des hiesigen Journalismus präsentiert bekommen möchte, der nehme sich eineinhalb Minuten Zeit für das “unfreiwillige Erklärvideo“ (Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski), das Kai Gniffke abgeliefert hat mit seinem “Tagesthemen“-Kommentar über die diversen “rassistischen Denkmuster“ (Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch) des Fußballfunktionärs und Fleischindustriellen Clemens Tönnies.“Wenn wir nun alles in die Schublade Rassismus einsortieren, was man für gedankenlos, gestrig und Altherren-Gewäsch hält, dann erklärt man sehr viele Menschen in Deutschland zu Rassisten“, sagte Gniffke am Dienstag in dem gestern im Altpapier bereits kurz verarzteten Kommentar. Dieser Satz steht für eine ungeschriebene Journalisten-Regel, die sich ungefähr so zusammen fassen lässt: Wir benutzen den Begriff Rassist lieber möglichst selten, denn sonst müssten wir viele, die unsere Zuschauer (bzw. Leser) sind (und uns also bezahlen), Rassisten nennen, und so viel Kundenunfreundlichkeit können wir uns derzeit echt nicht leisten, zumal viele unserer Zuschauer (bzw. Leser) nicht als das bezeichnet werden möchten, was sie sind, sondern sich dann beschweren, dass sie in “eine Ecke gestellt werden“. Hat jemand noch nicht mitbekommen, worum es bei #Tönnies geht? Dann bitte in diesen eben schon verlinkten Thread von Anatol Stefanowitsch reinschauen. Wer hat sich außer Stefanowitsch und Margarete Stokowski noch kritisch geäußert zu Gniffkes Kommentar? Zum Beispiel, ausnahmslos bei Twitter, die Historikerin Anna Delius - “Ist so symptomatisch für den Umgang mit Rassismus in (Deutschland), er sollte später als Quelle in die Geschichtsbücher eingehen“ -, der FAZ-Ressortleiter Patrick Bahners, die taz-Redakteurin Dinah Riese, der freie Journalist Adrian Schulz, die Freitag-Redakteurin Elsa Koester und natürlich auch Gniffkes “Tagesthemen“-Kommentatoren-Kollege Georg Restle. Der Tagesspiegel bringt jedoch das Kunststück fertig, die Debatte unter der Überschrift “Ihr seid doch nicht mehr ganz dicht“ (zitiert aus einem an “ARD aktuell“ gerichteten Tweet einer namentlich nicht genannte Userin) zu einem “Shitstorm“ herabzuwürdigen - inclusive eines pseudo-überlegenen Schlenkers gegen das “für schnelle Meinungsbildung bekannte Internet“. Das Problem ist aber, dass bei Twitter bzw. in Twitter-Threads heute sehr oft substanziellere Medienkritik stattfindet als in den Medienressorts von Verlagshäusern, die für ihre “Meinungsbildung“ ein bisschen mehr Zeit haben (auch wenn mir bewusst ist, dass sie weniger Zeit haben als früher). An Indiz für diese These bringt der Tagesspiegel dann auch noch ein Interview mit Gniffke, in dem dieser sagt “Ich bleibe dabei, dass ich Clemens Tönnies nicht für einen Rassisten halte“, eine inhaltliche Diskussion darüber aber komplett ausbleibt. Um auf den Tagesspiegel-Text über den vermeintlichen “Shitstorm“ zurückzukommen: Wir haben, erstens, es grundsätzlich also nicht nur mit dem Problem zu tun, dass in etablierten Medien Halb-Mensch-halb-Bot-Wesen Nicht-Themen nach dem Motto “xy spaltet das Netz“ zu Debattenthemen hochjazzen. Unter anderem darauf spielt ja Sascha Lobo an, wenn er in einer aktualitäts- und auch sonst lebenswirklichkeitsnahen Satire für Spiegel Online die nicht-satirische Formulierung verwendet, dass “Journalisten Twitter mit der Gesellschaft verwechseln, wenn ausreichend viele Kollegen ausreichend aufgeregt sind.“ Wir haben, zweitens, auch mit dem Problem zu tun, dass diese Halb-Mensch-halb-Bot-Wesen relevante Debattenthemen zu Shitstorms quasi herunterjazzen. Einen anderen Fall von eher unzureichender Medienkritik findet sich heute auf der Meinungsseite der SZ, es geht um die Werte-Union und die Union der Mitte. Robert Roßmann schreibt: “(Sie werden) in der Öffentlichkeit bereits als die Flügel der CDU wahrgenommen (…) Dabei sind beide gar keine Vereinigungen der Partei. Dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung trotzdem so präsent sind, mag auch an Journalisten liegen, die die Gruppen wegen ihrer gegensätzlichen Positionen gerne erwähnen.“ Puh, es “mag“ also “auch“ an Journalisten liegen, dass diese Kleingruppen als relevant gelten? Sagen wir es mal so: Man hätte das auch einen Zacken schärfer formulieren können. Die Werte-Union, zum Beispiel, gilt deshalb als relevant, weil Journalist*innen auf deren Posterboy Hansi Maaßen abfahren. Weil extreme Positionen geil klicken. Weil der Posterboy geilen Content liefert für die Zitatschleudermaschinen, als die sehr viele Redaktionen ihre Twitter-Accounts betrachten (also missverstehen und, um’s pathetischer zu sagen, missbrauchen). Da beißt die Maus keinen Faden ab. Auf der eben schon erwähnten SZ-Meinungsseite findet sich heute im Übrigen außergewöhnlich viel altpapierner Stoff Hubert Wetzel porträtiert hier zum Beispiel den am Mittwoch aufgrund seiner Journalisten-Schelte im Altpapier recht ausführlich vorkommenden US-Demokraten Beto O’Rourke. Die Ansicht, dass all jene Kritiker einer “ungeheuerlichen“ (Columbia Journalism Review) New-York-Times-Überschrift, die hier im eben verlinkten gestrigen Altpapier-Abschnitt zu kamen, falsch liegen, tut übrigens Michael Hanfeld in der FAZ kund. Das ist natürlich erst einmal erfrischend. Dass Hanfeld eben diesen Kritikern vorwirft, dass sie “Journalismus mit Aktivismus verwechseln“, ist allerdings ein bisschen drollig. Ausgerechnet Hanfeld, der größte Aktivist, den der deutsche Medienjournalismus hervorgebracht hat. Politikjournalismuskritik (siehe etwa dieses Altpapier und auch das gestrige), nächstes Kapitel: Juliane Marie Schreiber kritisiert in einem Essay für Übermedien “die trügerische Stille um den 'Islamischen Staat‘“: “Was es damals an Aufmerksamkeit zu viel gab, gibt es heute (…) viel zu wenig. 'ISIS is gone‘ – mit dieser zweifelhaften Aussage brüstet sich US-Präsident Trump seit dem Frühjahr immer wieder (…) Von einem ehemals stark gehypten Thema lange Zeit so gut wie gar nichts zu hören, ist irritierend (…) Aber natürlich ist nicht automatisch alles gut, wenn keiner mehr berichtet. Vor kurzem war zwar in vielen Medien von der Rückkehr deutscher IS-Kämpfer die Rede, aber das blieb immer im Modus des Abgesangs: Auch dort wird die Erfolgsstory erzählt, das Kalifat sei besiegt, und nun kümmere man sich um die Spätfolgen. Nur vereinzelt warnten deutsche Medien im Frühjahr, der IS sei 'noch lange nicht besiegt‘ (“Welt“), ein 'ÄKalifat ohne Land‘ (“Hannoversche Allgemeine Zeitung“) und 'weiterhin eine Bedrohung für die internationale Sicherheit‘ (“Die Zeit“). Ansonsten aber ist es eher still.“ Diese ungute Entwicklung hat natürlich auch mit generellen Berichterstattungsdynamiken zu tun. In diesem Fall konkreten Fall ist es, weil “im ehemaligen Herrschaftsgebiet im Irak und Syrien noch immer Chaos (herrscht), vielleicht ein noch größeres als zuvor. (…) Es stimmt, dass der IS momentan kein offizielles Territorium mehr beherrscht (…) Ein aktueller Bericht des Institute for the Study of War (ISW) legt (aber) nahe, dass der IS noch immer höchst aktiv ist und lediglich Kräfte sammelt, um seine Rückkehr vorzubereiten.“ Zum Stichwort Syrien: Auch jenseits des Aspekts IS ist der Krieg in dem Land nicht mehr sonderlich präsent in der hiesigen Berichterstattung bzw. zu “einem mörderischen Konflikt (geworden), an den sich die Welt gewöhnt hat“ (SZ am Samstag im “Buch Zwei“). Politikjournalismuskritik, noch ein Kapitel: Die Redaktion von “Dunya Hayali“ demonstrierte gestern, wie man sich durch eine seltsame Schwerpunktsetzung eigener Stärken beraubt. Zu Gast war unter anderem Carola Rackete, die vorher noch in keiner Talkshow aufgetreten war, und obwohl man hier also in diesem formalen Sinne Exklusives zu bieten hatte, versteckte die Redaktion das Interview mit einer Frau, die einen wesentlichen Anteil daran hat, das die Debatte um das Thema Seenotrettung zumindest für kurze Zeit noch einmal eine Dimension gewonnen hat, ganz weit hinten. Erst um 23.25 Uhr, also fünf Minuten vor dem geplanten Ende der Sendung, ging es los. Altpapier-Kollege Klaus Raab dazu bei Spiegel Online: “Rackete (…) wird am Ende in sieben Minuten abgefertigt (…) Das Gespräch zwischen einer Frau, die etwas zu sagen hat, und einer Journalistin, die eigentlich auch etwas zu sagen hat, wirkt am Ende wie ein etwas ausführlicheres Hin und Her in der Mixed Zone.“ Ein ähnliches Phänomen war am Dienstag bei “Report München“ zu beoachten. Der Bericht  zu auf internen Frontex-Dokumenten basierenden Recherchen, an denen auch der Guardian und Correctiv beteiligt waren, und in dem es darum geht, ob die sog. Grenzschutzagentur “die Grundrechte von Flüchtlingen achtet“ (Correctiv-Zitat) - er kam in der Sendung erst als vierter und letzter. Hinzu kommt, dass der Film mit 7:44 schlicht zu kurz war. Ja, die Redaktion hat nur eine halbe Stunde Zeit, aber wenn man etwas Besonderes zu bieten hat, kann man auch mal einen Beitrag weniger bringen. “Report München“ scheint jedenfalls ein unseliges Talent dafür haben, große, TV-exklusive, Geschichten kleinzumachen, das war in diesem Jahr auch schon bei diesem (noch kürzeren) Film so. Die Kollegen von “Panorama“ und “Kontraste“ handhaben das anders, machen, wenn es sich anbietet, auch mal 20 Minuten (Stichwort: Rackete), elf Minuten (siehe auch Altpapier) oder fast elf Minuten. Man kann mit Exklusivgeschichten also auch anders umgehen, als “Report München“ es tut. +++ Um zum letzten Beitrag auf der heutigen SZ-Meinungsseite zu kommen, der für uns relevant ist: “Eine Beteiligungsgesellschaft, die Unternehmen aufkauft, aufmöbelt und nach ein paar Jahren wieder verkauft, kann eine gefährliche Wahl sein. Vor zehn Jahren übernahm der Brite David Montgomery den Berliner Verlag und damit als erster ausländischer Investor ein deutsches Zeitungshaus. Vier Jahre später stieß er die Blätter, desaströs und ohne verlegerische Vision zusammengespart, wieder ab. Schneller Profit ist das eine, Zukunftsfähigkeit und journalistische Qualität etwas völlig anderes.“ So äußert sich Medienressortleiterin Laura Hertreiter anlässlich des 27,8-Prozent-Einstiegs von KKR bei Springer (Altpapier). Angesichts dessen, dass sich “journalistische Qualität“ nur noch beim Rolling Stone, beim Musikexpress und beim Kunstmagazin Blau findet, gibt’s diesbezüglich aber leider nicht mehr viel weg- bzw. kaputtzusparen. +++ Ein ganz anderer Blick auf den Springer-Kosmos gefällig? Stefan Gärtner befasst sich im ND unter der Überschrift “Deutsche Arbeitsfront“ mit der Bild-Kampagne “Für Euch“. +++ Im thüringischen Fretterode - ein Ort, der in unterschiedlichen Zusammenhängen schon mehrmals im Altpapier vorkam, siehe den Einstieg hier und diesen Korb - haben Polizisten im vergangenen November Journalisten in eine bedrohliche Situation gebracht. “In Antworten auf zwei Kleine Anfragen der Linken im Erfurter Landtag hat sich das von Georg Maier (SPD) geführte Innenministerium (…) erstmals (dazu) geäußert“ - man ist dabei, logo, zu dem Schluss gekommen, dass die Polizisten keine Fehler gemacht haben. Julian Feldmann (“Zapp“) dröselt’s auf. +++ Mehr Presseunfreiheit in Erdoganistan: “Aus einer vom Portal Bianet veröffentlichen Richteranordnung geht hervor, dass 136 Webadressen in der Türkei gesperrt werden sollen, darunter Social-Media-Konten von oppositionellen Politikern, Künstlern und linken Medien.“ Das berichtet die SZ. +++ “Autorinnen werden oft auf Themen reduziert, die nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben. Jetzt drehen sie den Spieß um.“ Wer diesen Teaser eines taz-Textes liest und am Mittwoch das Altpapier gelesen hat, ahnt: Es geht um #dichterdran. +++ Mit einem rund 22-minütigen Verabschiedungsinterview für den scheidenden, am 1. September durch Kai Gniffke (siehe oben) ersetzten SWR-Intendanten Peter Boudgoust wartet die Kontext Wochenzeitung auf. Leider ist die Verschriftlichung des gefilmten Interviews in die Hose gegangen bzw. formal völlig missraten. +++ “Wer je einen Song von Crosby, Stills, Nash und Young mitgesummt hat, sollte sich diesen TV-Abend freiräumen“, schreibt Thomas Klingenmaier in der Stuttgarter Zeitung zu einem “sehr sehenswerten“ Dokumentarfilm über David Crosby, der am Freitag bei Arte läuft. Derlei Nostalgie mir fremd, aber “Remember my name“ ist allemal eine herausragende Musikdokumentation - vor allem, weil David Crosby schonungslos über sich redet, über “zwei oder drei Herzinfarkte“, “acht Stents“ und andere gesundheitliche Imponderabilien. Der, tja, philosophische Höhepunkt ist folgender Satz Crosbys: “Man hasst sich, weil man ein Wichser ist, also nimmt man mehr Drogen, wird zu einem noch übleren Wichser, also nimmt man noch mehr Drogen.“ Neues Altpapier gibt es wieder am Freitag.
mdr.de
Sascha Lobo hat Recht, wenn er sagt, dass “Journalisten Twitter mit der Gesellschaft verwechseln, wenn ausreichend viele Kollegen ausreichend aufgeregt sind“.
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2019-08-08T13:01:22+02:00
2019-08-08T13:01:22+02:00
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-1100.html
Nach Verdachtsfällen: Umfassende Ermittlungen zu Rassismus und Missbrauch an Sachsens Polizeischulen
Nach mehreren Vorfällen mit Verdacht auf Rassismus und sexuellen Missbrauch an sächsischen Polizeifachschulen sollen entsprechende Konsequenzen gezogen werden. Wie die Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg/Oberlausitz auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilt, laufen aktuell an den drei Polizeifachschulen Schneeberg, Chemnitz und Leipzig Ermittlungen zu möglichen weiteren Vorfällen von Diskriminierung und sexuellem Missbrauch. Nach deren Abschluss wolle man umfassend darüber berichten. Die Polizei sah sich nach den Übergriffen an den Polizeifachschulen in Schneeberg und Chemnitz dazu veranlasst zu handeln, heißt es. Im Juli war der Schulleiter in Schneeberg wegen des Verdachts auf sexuelle Belästigung abgesetzt worden. Anzeigen wurden auch gegen mehrere Polizeianwärter erstattet. So war gegen einen sächsischen Polizeischüler Anzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstattet worden. Im vorigen Dezember wurde ein 22-Jähriger suspendiert, weil er einen anderen Polizeischüler rassistisch beleidigt haben soll. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass ein Lehrer der Polizeifachschule Chemnitz unter Verdacht steht, sich wiederholt rassistisch und sexistisch geäußert zu haben. Der Bedienstete ist aktuell nicht mehr als Fachlehrer tätig. Ihm drohen der Polizei-Hochschule in Rothenburg zufolge eine Abmahnung bis hin zur Entlassung. Genauere Angaben könnten aus rechtlichen Gründen nicht gemacht werden. Vorfälle wie in Schneeberg und Chemnitz seien der Polizei-Hochschule für die Polizeifachschule Leipzig bisher nicht bekannt. Wie es zu den gehäuften Fällen in Schneeberg kam, dazu machte die Hochschule keine Angabe. Alle Fälle, die während der umfassenden Ermittlungen erkannt werden, werden nach Angaben Hochschule sehr ernst genommen und sollen lückenlos aufgeklärt werden. Der Hochschulrektor Dirk Benkendorff betont an dieser Stelle: "Ich kann jeden Bediensteten und Auszubildenden nur bitten und ermutigen, etwaige Verfehlungen zu melden."Die Hochschule, zu der die einzelnen Fachschulen gehören, habe Vorbildfunktion, betont Benkendorff: "Es ist unsere Pflicht, ein respektvolles und professionelles Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohl und sicher fühlen können." Für Diskriminierung und sexuelle Belästigung zeige man keine Toleranz. Es ist unsere Pflicht, ein respektvolles und professionelles Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohl und sicher fühlen können. Aktuell werden den Angaben nach in den Polizeifachschulen Gespräche mit den Beschäftigten und Auszubildenden geführt, um bisher nicht gemeldete Fälle von Rassismus, Antisemitismus und Sexismus zu ermitteln. Zudem wird laut Hochschule eine Richtlinie und eine Dienstvereinbarung zum Schutz vor Diskriminierung, Benachteiligung, sexueller Belästigung und zum respektvollen Umgang erarbeitet, die künftig für alle Bediensteten bindend sein soll. Die Hochschule betont zugleich, dass es bereits zum standardmäßigen Bewerbungsprozess gehört, dass Polizeianwärterinnen und -anwärter geprüft würden. Alle Bediensteten müssen demnach ein Erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Zudem durchlaufen die Bewerber psychologische Tests, in denen ihre Eignung für die Polizeiarbeit geprüft wird.
mdr.de
Nach mehreren mutmaßlich rassistischen und sexuellen Übergriffen an Polizeifachschulen in Sachsen sind umfassende Ermittlungen aufgenommen worden. Bei Diskriminierung und Missbrauch soll es keine Toleranz geben.
[ "Nachrichten", "polizei", "schule", "rechtsextremismus", "sexismus", "ermittlungen", "chemnitz", "schneeberg" ]
Sachsen
2024-08-13T06:00:00+02:00
2024-08-13T14:11:20+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/polizei-schule-rechtsextremismus-sexismus-ermittlungen-100.html
Neustart Kultur: Viele Corona-Hilfen gingen nach Sachsen
Das Corona-Hilfsprogramm Neustart Kultur hat vielen Kultureinrichtungen und Kunstschaffenden durch die Pandemie geholfen. Mit Blick auf die regionale Verteilung der Fördergelder ist nach Berlin und Hamburg das meiste Geld nach Sachsen geflossen. Das zeigen Recherchen von Deutschlandfunk Kultur, für die mehr als 50.000 Datensätze ausgewertet wurden. Eine Erklärung für die Verteilung könnte die kulturelle Infrastruktur in Leipzig und Dresden sein, sagte der Journalist Fabian Dietrich im Gespräch mit MDR KULTUR. Im Vergleich zur Bevölkerungszahl seien hier überdurchschnittlich viele Künstlerinnen und Künstler ansässig. In Sachsen haben vor allem Leipziger Veranstaltungsorte wie der Kupfersaal oder die Schaubühne Lindenfels von Neustart Kultur profitiert – weil sie Veranstaltungen aus verschiedenen Kultursparten wie Poetry Slams oder Comedy Shows anbieten, konnten sie Fördermittel in verschiedenen Bereichen beantragen. Auf diese Weise wurde der Kupfersaal mit mehr als 830.000 Euro gefördert, die Schaubühne mit fast 590.000 Euro. Zu den Gewinnern von Neustart Kultur gehörten neben kleineren Kulturorten vor allem größere Unternehmen. Laut den Recherchen von Deutschlandfunk Kultur erhielt der Veranstaltungs- und Ticketkonzern Eventim rund 10 Millionen Euro aus dem Förderprogramm – trotz zusätzlicher Corona-Hilfen aus Deutschland, der EU und der Schweiz in Höhe von 270 Millionen Euro, die zur Kompensation von Umsatzeinbußen gedacht waren. Torsten Tannenberg vom Sächsischen Musikrat hält die finanzielle Unterstützung für den Ticket-Konzern in der Pandemie für "sehr fragwürdig". Der Bund habe "unendlich viel Geld in das System gegeben", sagte er bei MDR KULTUR, was zu einer Überförderung bestimmter Institutionen geführt habe. Aus seiner Sicht hat der Staat mit dem Corona-Hilfsprogramm zwar seine Fürsorgepflicht erfüllt, aber dabei zu kurzfristig gedacht. Mit Blick auf die Zukunft sagte Tannenberg: "Wir müssen jetzt darauf schauen, dass wir ordentliche Systeme schaffen, die ganz regelmäßig auf solche Krisensituationen reagieren können." Sollte morgen eine Pandemie beginnen, sei man nicht besser vorbereitet als im März 2020. Vor diesem Hintergrund plädierte der Geschäftsführer des Sächsischen Musikrats bei MDR KULTUR dafür, die Künstlersozialkasse auszubauen, um zukünftig freiberufliche Menschen in Krisenzeiten besser abzusichern. Das Corona-Hilfsprogramm Neustart Kultur wurde im Frühjahr 2020 von der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters ins Leben gerufen. Insgesamt standen zwei Milliarden Euro zur Verfügung, um kulturelle Institutionen sowie Künstlerinnen und Künstler finanziell durch die Pandemie zu helfen. Laut den Recherchen von Deutschlandfunk Kultur wurden bis zum Auslaufen des Programms Mitte 2023 allerdings nur etwa 83 Prozent der Gelder bewilligt. Heruntergebrochen auf die Einwohnerzahl des jeweiligen Bundeslandes lagen die bewilligten Fördermittel pro Kopf in Sachsen bei 23 Euro, in Sachsen-Anhalt und Thüringen nur bei je rund 12 Euro. In Berlin waren es dagegen laut den Daten des Bundesrechnungshofes, die den Recherchen zu Grunde liegen, 85 Euro pro Kopf. Als eine Erklärung für die unterschiedliche Verteilung der Fördergelder nennt das Rechercheteam des Deutschlandfunks die Anzahl der im Bundesland ansässigen Künstlerinnen und Künstler. Die Schaubühne Lindenfels in Leipzig ist in der Untersuchung des Deutschlandfunks mit 13 Förderungen in Höhe von insgesamt 590.000 Euro gelistet. Michael Schramm vom Vorstand der Bühne fordert die Autoren auf, "das schnellstmöglich zu korrigieren und die Falschdarstellung künftig nicht weiter zu verbreiten." Schramm teilte schriftlich mit: Die Schaubühne Lindenfels habe als spartenübergreifendes Theater- und Produktionshaus Projektanträge gestellt. In den Jahren 2020-2023 seien insgesamt Fördermittel von aufgerundet 412.000 Euro geflossen. Diese seien sachgemäß verwendet worden. Fördermittel aus dem Zukunftsprogramm Kino gehörten aber nicht zu Neustart Kultur. Diese Investförderung für kleine Programmkinos sei bereits 2018 beschlossen worden, heißt es in dem Schreiben weiter. Neustart Kultur ist für uns noch nicht abgeschlossen. Auch der Kupfersaal in Leipzig soll während der Corona-Pandemie mit mindestens zwölf Förderungen mehr als 830.000 Euro erhalten haben. Marcus Müller, der Betreiber der Bühne, stellte zunächst klar, dass der Kupfersaal ohne Förderung längst Geschichte wäre. Weiterhin teilte er schriftlich mit: "Die genannte Höhe der Förderung kann von uns nicht bestätigt werden! Wir sind bis heute mit der Abrechnung der Förderung beschäftigt. Neustart Kultur ist für uns noch nicht abgeschlossen." Auch Rückzahlungen stünden noch aus, so Müller. Zudem sei den jeweiligen Förderanträgen zu entnehmen, dass der überwiegende Teil der erhaltenen Fördermittel an Künstlerinnen und Künstler in Form von Gagen geflossen sei oder coronabedingte Anschaffungen getätigt worden seien. Der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V. teilte MDR KULTUR auf Nachfrage mit, zwar keine Gelder aus dem Programm Neustart Kultur erhalten zu haben, kritisierte aber die Kurzfristigkeit des Projektes. Wiebke Bickhardt von der Geschäftsstelle des Landesverbandes in Dresden sagte: "Solche Programme nutzen nur langfristig etwas." Als Beispiel dafür nennt der Landesverband die Förderhilfen für ältere Künstlerinnen und Künstler. Diese konnten mit Neustart Kultur eine digitale Präsenz aufbauen. Die Förderung sei eine Existenzsicherung für die Betroffenen gewesen. Und daher müsse sie auch weitergehen. Im Sendegebiet führt Sachsen mit einer Pro-Kopf-Förderung durch Neustart Kultur mit 22,50 Euro. In Thüringen gab es gerade mal 12,20 Euro und in Sachsen-Anhalt nur 11,60 Euro pro Kopf.   Die hohe Förderquote in Sachsen liegt nach Angaben des Vorsitzenden des Landesverbandes Bildende Kunst Sachsen e. V., Marcel Noack, der zugleich Bundesvorsitzender ist, an den Kulturmetropolen wie Dresden und Leipzig. Aus denen seien viele Anträge mit einer guten Förderquote gekommen. Insgesamt gab es aber aus seiner Sicht zu wenig Förderung für bildende Künstler. Im Vergleich dazu hätten mehr Galerien eine Förderzusage erhalten. Quellen: MDR KULTUR, Deutschlandfunk Kultur / Redaktionelle Bearbeitung: vp, as
mdr.de
Kulturinstitutionen und Kulturschaffende in Sachsen haben nach Berlin und Hamburg am meisten vom Corona-Hilfsprogramm Neustart Kultur profitiert. Das zeigen Recherchen von Deutschlandfunk Kultur.
[ "kulturnachrichten", "neustart", "kultur", "corona", "kulturförderung", "sachsen", "sachsen-anhalt", "thüringen", "freiberufliche", "künstler", "musikrat" ]
Sachsen
2024-01-26T14:39:51+01:00
2025-03-12T18:48:24+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/neustart-kultur-corona-hilfen-neue-recherchen-kultur-news-100.html
In manchen Polizei-Schulen in Sachsen gibt es Probleme mit Rassismus
In manchen Polizei-Schulen vom Bundes-Land Sachsengab es Probleme.Es gab zum Beispiel diese Probleme:    • Menschen wurden rassistisch beleidigt.      Das bedeutet:      Menschen wurden beleidigt,      weil sie aus anderen Ländern kommen.    • Und es gab Diskriminierung.      Das bedeutet zum Beispiel:      Frauen werden schlechter behandelt als Männer.    • Oder Menschen wurden sexuell belästigt. Die Probleme gab es in den Polizei-Schulen:    • in der Stadt Schneeberg,    • in der Stadt Chemnitz    • und in der Stadt Leipzig.Jetzt gibt es an den Polizei-Schulen Ermittlungen.Dabei soll genau überprüft werden,was es für Probleme gibt. Dirk Benkendorff ist der Rektor von der Hochschule der Polizei.Er hat gesagt:Jeder Mensch von einer Polizei-Schulesoll bei Problemen Bescheid sagen.Es ist wichtig,dass alle Menschen gut miteinander umgehen.Jeder Mensch an einer Polizei-Schulesoll sich wohl und sicher fühlen.
mdr.de
In manchen Polizei-Schulen wurden Menschen aus anderen Ländern beleidigt. Und es gab noch mehr Probleme.
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2024-08-13T11:33:52+02:00
2024-08-13T17:28:05+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-polizeischule-rassismus-sexuelle-uebergriffe-100.html
Friede, Freude, Katzenjammer – Wie weiter beim BSW?
"Wenn sich Sahra Wagenknecht zurückzieht, wird das BSW auf Bundesebene bedeutungslos werden", ist sich der Erfurter Politikwissenschaftler Professor André Brodocz sicher. In Thüringen sei es nicht auszuschließen, dass sich das BSW zu einem regionalpolitischen Akteur entwickelt und im Land profiliert. Die Thüringer BSW-Vorsitzende Katja Wolf geht davon aus, dass sich der Bundesvorstand in den nächsten Tagen neu formieren wird. Somit seien die Länder, in denen das BSW mitregiert, der Fels in der Brandung. Wenn es nach Wolf geht, sollten möglichst schnell Kreisverbände und regionale Gruppierungen gegründet werden. Sie geht von eintausend Interessierten aus, die sofort im Thüringer BSW-Landesverband Mitglied werden wollten. Das stellvertretende BSW-Bundesvorstandsmitglied Shervin Haghsheno kündigt einen zügigen Parteiaufbau an. Wie schon vor der Bundestagswahl angekündigt, werde man jetzt beschleunigt neue Mitglieder aufnehmen. Und auch die Änderung des Namens Bündnis Sahra Wagenknecht werde vorbereitet. Momentan werde im BSW-Bundesvorstand konstruktiv diskutiert, woran es lag, dass die Partei ihr Potential für die Bundestagswahl nicht ausgeschöpft hat. Wer oder was ist schuld daran, dass das BSW bei der Bundestagswahl an der 5-Prozent-Hürde gescheitert ist? Flammt jetzt der Streit zwischen der Bundespartei und den Landesverbänden erneut auf? Inwiefern wird die Arbeit des BSW in der Thüringer Koalitionsregierung erschwert? Diese und andere Fragen diskutieren BSW-Mitglieder und -wähler und interessierte Bürger mit der Thüringer BSW-Vorsitzenden Katja Wolf, dem BSW-Bundesvorstandsmitglied Shervin Haghsheno und dem Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz. Zu sehen ist Fakt ist! Aus Erfurt am Mittwochabend ab 20:15 Uhr im Livestream auf MDR.DE oder im MDR FERNSEHEN. Bereits ab 18:00 Uhr haben Sie hier die Möglichkeit, im Chat mitzudiskutieren:
mdr.de
In Thüringen und in Brandenburg regiert das BSW mit. Im Bund dagegen ist die Partei vorerst außen vor. Bedroht der Misserfolg im Bund jetzt auch die Landesverbände? Unser Thema bei Fakt ist! aus Erfurt.
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2025-01-29T16:49:00+01:00
2025-03-12T09:54:54+01:00
https://www.mdr.de//fakt-ist/redaktionen/erfurt/fakt-ist-wie-weiter-beim-bsw-100.html
Vorwurf der kriminellen Vereinigung: Mutmaßliche Reichsbürger vor Gericht
Zwei mutmaßliche Rädelsführer einer Reichsbürgergruppe müssen sich seit Montag vor dem Landgericht Mühlhausen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie versuchte Nötigung und Erpressung in besonders schwerem Fall vor. Die 54 und 52 Jahre alten Männer sollen nach Informationen von MDR Investigativ gemeinsam mit zwölf weiteren mutmaßlichen Reichsbürgern jahrelang Thüringer Behörden mit Drohschreiben überzogen haben. Laut Anklage wollten sie Beamte mit hunderten Schreiben unter Druck setzen, um sich Steuern, Ordnungsgeldern und Zwangsvollstreckungen zu entziehen. Wie aus der am Montag von der Staatsanwaltschaft verlesenen Anklage hervorgeht, sind mehr als 300 Fälle angeklagt. In ihren Schreiben an die Behörden - vor allem das Finanzamt war demnach betroffen - sollen sie unter anderem in nötigender Weise zur Datenauskunft, zur Zahlung und sonstigen Handlungen sowie zum Staatsangehörigkeitsnachweis aufgefordert haben. Die Angeklagten hätten aus einer radikalisierten ideologischen Grundhaltung und aus einem Gewinnstreben heraus gehandelt, sagte Staatsanwalt Benedikt Ballhausen bei der Verlesung der umfangreichen Anklageschrift, die sich über Stunden zog.  Die Angeklagten hätten als Staatsleugner agiert und unter anderem Fantasieausweise besessen, sagte Ballhausen weiter. Die Gruppierung sei Ende 2020 aus dem Familienkreis des 54 Jahre alten, verschuldeten Landwirts und Edelmetallhändlers heraus entstanden. Die Vereinigung, zu der etwa auch die Frau sowie Sohn und Tochter des 54-Jährigen gehören sollen, habe mit kriminellen Geschäftsmethoden und in hoch organisierten Verwaltungsstrukturen gearbeitet, so der Staatsanwalt. Ziel sei die systematische Einschüchterung von Gläubigern und Behördenmitarbeitern gewesen. Dem älteren Angeklagten wird zudem Steuerhinterziehung von mehr als einer halben Million Euro im Zusammenhang mit Edelmetallgeschäften vorgeworfen. Außerdem soll die Finanzverwaltung nach MDR-Recherchen offene Steuerschulden von mehreren Millionen Euro bei ihm nicht eingetrieben haben. Die beiden Männer sitzen seit Mai 2024 in Untersuchungshaft. Sie weisen die Vorwürfe zurück. Die Verhandlung wurde am späten Nachmittag unterbrochen. Die Verlesung der Anklageschrift soll am 16. April fortgesetzt werden. Laut Bundeszentrale für politische Bildung sind "Reichsbürger" oder auch "Reichsregierungen" mehrere sektenartige Gruppen von Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern. Diese Gruppen behaupten, das Grundgesetz sei eine "Fortsetzung des Krieges gegen das Deutsche Reich" und die Bundesregierung ein von "den westlichen Siegermächten aufgezwungenes Statut der Fremdherrschaft über das Deutsche Volk". Ziel der Reichsbürger sei die "Delegitimierung der Bundesrepublik Deutschland und das Stiften von Verwirrung", schreibt der Verfassungsschutz Brandenburg. Die Kernideologie der Reichsbürger ist antisemitisch, geschichtsrevisionistisch und demokratiefeindlich. Neben der Ablehnung der Demokratie gehört manchmal die offensive Leugnung des Holocaust zur Agitation.Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung MDR (kah/dr), dpa
mdr.de
Vor dem Landgericht Mühlhausen müssen sich seit Montag zwei sogenannte Reichsbürger verantworten. Sie sollen Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung sein und Behördenmitarbeiter mit hunderten Schreiben genötigt haben.
[ "Nachrichten", "Reichsbürger", "Landgericht", "Justiz" ]
Thüringen
2025-03-31T16:18:00+02:00
2025-03-31T20:43:09+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/nord-thueringen/unstrut-hainich/prozess-gegen-reichsbuerger-102.html
Finanzierung von KZ-Gedenkstätte Sachsenburg ist gesichert
Der Bau einer Erinnerungsstätte für das ehemalige KZ Sachsenburg kann nach den Worten von Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch bis 2028 weitergeführt werden. Klepsch sagte, für die dafür zusätzlich nötigen rund 1,7 Millionen Euro sei eine Lösung gefunden worden. Das Geld "ist für die Gedenkstätte Sachsenburg reserviert und die Finanzierung wird aktuell in einem Kabinettsverfahren geregelt", so Klepsch. Zur Finanzierung des Ausbaus der Gedenkstätte KZ Sachsenburg hatte es bei den Betreibern zuvor Unsicherheit gegeben, da im sächsischen Haushaltsentwurf für die Jahre 2025/26 keine finanziellen Mittel für den Gedenkort eingeplant waren. Ursprünglich waren für die Errichtung der Gedenkstätte fünf Millionen Euro vorgesehen, jeweils zur Hälfte von Bund und Land finanziert. Laut Ministerium sind wegen gestiegener Baupreise jetzt jedoch rund 6,9 Millionen Euro nötig – eine Erhöhung um ca. 38 Prozent. Davon kommen demnach 2,5 Millionen Euro vom Bund. Das Land Sachsen werde letztlich etwa 3,5 Millionen Euro bereitstellen, zusätzlich zu rund 900.000 Euro für konzeptionelle Vorarbeiten, die Erweiterung der bisherigen Ausstellung und den Betrieb des Informations- und Dokumentationszentrums. Der Freistaat Sachsen hatte bereits 1,5 Millionen Euro für den Neubau bereitgestellt. Zusätzlich könnten im laufenden Jahr noch 200.000 Euro aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR für dringende Dacharbeiten verwendet werden. Die Gedenkstätte KZ Sachsenburg gilt als wichtiger Ort der Erinnerung an die Frühphase des NS-Regimes im Freistaat Sachsen. Hier richteten die Nationalsozialisten kurz nach der Machtübernahme 1933 eines der ersten deutschen Konzentrationslager ein. Sachsenburg war zudem eine Ausbildungsstätte für die Lager-SS und ein Experimentierfeld für das spätere NS-Lagersystem. Es ist kleiner und weniger bekannt als Lager wie Auschwitz oder Buchenwald, aber eine Art Vorläufer der späteren Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis. Bis 1937 wurden im KZ Sachsenburg ca. 10.000 Menschen interniert, darunter Regimegegner wie Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, später auch Juden, Pfarrer oder sogenannte Vorbeugehäftlinge. Viele wurden bei ihrem Aufenthalt misshandelt und einige kamen ums Leben. Zu den bekanntesten Häftlingen gehören der Schriftsteller Bruno Apitz ("Nackt unter Wölfen"), der Verleger Walter Janka (Aufbau Verlag) und der SPD-Landtagsabgeordnete Max Sachs, der im Oktober 1935 im KZ Sachsenburg nach schweren Misshandlungen starb. Quelle: MDR KULTUR, dpa, Gedenkstätte SachsenburgRedaktionelle Bearbeitung: op
mdr.de
Der Bau einer Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg kann fortgesetzt werden. Kulturministerin Barbara Klepsch zufolge ist die Finanzierung inzwischen gesichert.
[ "kulturnachrichten", "KZ", "Sachsenburg", "Gedenkstätte", "Haushalt", "Barbara Klepsch" ]
Sachsen
2025-06-02T15:10:35+02:00
2025-06-03T16:10:16+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/chemnitz/floeha-hainichen/klepsch-gedenkstaette-kz-sachsenburg-finanzierung-gesichert-kultur-news-100.html
Neues Verhütungsmittel lässt Spermien nicht in die Eizelle
"VU0546110" heißt die spezielle Substanz, die im Kaliumkanal SLO3 verhindert, dass ein Spermium Kaliumionen absondert, um die Ei-Hülle zur Befruchtung zu durchdringen. Dabei verringert es nämlich seine Oberflächenspannung und kommt besser vorwärts. Wenn dieser Prozess, man nennt ihn in der Forschung Hyperpolarisation, nicht funktioniert, kommt es nicht zur Befruchtung. Ein Forschungsteam aus den USA und Belgien hat nun erstmals aufgezeigt, um welchen Kanal es sich handelt, denn davon hat das Spermium mehrere. Dass nun entdeckt wurde, welcher Kanal im Spermium entscheidend für diesen Prozess der Kaliumionen-Absonderung, ist in zweierlei Hinsicht spannend. Zum einen könnte es die Zeugungsunfähigkeit mancher Männer erklären, zum anderen könnte das der Schlüssel zu einem neuen Ansatz in der Schwangerschaftsverhütung werden. Wie realistisch ist das und wie wertet man das Forschungsergebnis in der Wissenschaft? Zellbiologe Prof. Dr. Artur Mayerhofer vom Biomedizinischen Centrum München (BMC)und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) lobt die Erkenntnisse der Arbeit gegenüber dem Science Media Center (SMC) als fundiert und wichtig: "Die Rolle dieses Kanals für menschliche Spermien war nicht genau bekannt und aus Studien an der Maus nicht ableitbar." Falls sich die Ergebnisse in größeren Studien bestätigen ließen, so Mayerhofer, könnten sie zum einen auch wichtige Ergebnisse in Bezug auf bislang nicht erklärbare Fälle von männlicher Infertilität liefern. Zum anderen hält er den Ausblick des Forschungsteams, langfristig daraus ein Verhütungsmittel der Zukunft zu entwickeln, für grundsätzlich denkbar. Es brauche weitere Untersuchungen um sicherzustellen, das die nicht näher identifizierte Substanz gut verträglich sei. Mayerhofer denkt hierbei an ein Verhütungsmittel in Gel- oder Cremeform, eventuell von Frau oder Mann anzuwenden: "Entscheidend dann ist natürlich die Frage nach der Verhütungssicherheit, also Verlässlichkeit einer derartigen Methode." Der Bedarf an neuen nicht- oder wenig invasiven und reversiblen kontrazeptiven Methoden, die möglichst wenig in die Physiologie von Frau und Mann eingriffen, sei vorhanden. Das Forschungsergebnis liefere dafür eine wichtige Grundlage. Prof. Dr. Timo Strünker von der Uniklinik Münster leitet die Arbeitsgruppe Molekulare Reproduktionsphysiologie am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie. Die Forschungsarbeit von Professorin Celia Santi aus den USA wertet er als wichtigen Entwicklungsschritt zu neuen Verhütungsmitteln, die nicht auf der Wirkung von Hormonen beruhten. Er sieht klar eine gute Chance auf die Entwicklung eines nebenwirkungsfreien Verhütungsmittels. Auch er blickt vor allem auf die Anwendbarkeit, ob Mann oder Frau diesen SLO3-Hemmer einnehmen müsste, da der Befruchtungsprozess ja im Körper der Frau stattfinde. Sein Kollege Prof. Dr. Stefan Schlatt, Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Universitätsklinikum Münster spricht im Hinblick auf die Forschungsergebnisse von einer realistischen Chance zur Entwicklung neuer kontrazeptiver Ansätze. Lyon M et al. (2023): A selective inhibitor of the sperm-specific potassium channel SLO3 impairs human sperm function. PNAS. DOI: 10.1073/pnas.2212338120. lfw/smc
mdr.de
Forschende haben eine neue Verhütungsmethode entwickelt. Obwohl sie die Spermien lahmlegt, wird sie vermutlich trotzdem keine Pille für den Mann. Sie funktioniert per Creme oder Gel.
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Startseite
2023-01-18T17:04:58+01:00
2023-01-18T17:04:58+01:00
https://www.mdr.de/wissen/pille-fuer-den-mann-verhuetung-forschung-spermien-100.html
Die Baumwollspinnerei Leipzig
Die Baumwollspinnerei am Karl-Heine-Kanal im Leipziger Westen wurde 1884 gegründet. Schnell wuchs der Betrieb. Spinnerei und ergänzende Funktionsgebäude bedeckten schließlich ein Areal von mehr als 100.000 Quadratmetern. Die Garne aus Leipzig fanden europaweit immer mehr Kunden. Mit insgesamt 240.000 Wollspindeln wurde der Betrieb innerhalb weniger Jahrzehnte zum größten seiner Art in Kontinentaleuropa. Die mächtigen, bis zu einen Meter dicken Mauern erinnerten eher an eine Festung als an einen gewöhnlichen Industriebetrieb. Schwere, gusseiserne Kastenfenster mit doppelter Verglasung halfen zusätzlich, die Raumtemperatur auf einer konstanten Temperatur von 23 Grad Celcuis zu halten, die für die Verarbeitung des Garnes optimal ist. Flachdächer, die zum Teil mit einer bis zu 20 Zentimeter dicken Erd- und Rasenschicht bedeckt waren, isolierten die Gebäude nach oben. Die "Spinne", wie sie von der Bevölkerung genannt wurde, entwickelte sich Anfang des letzten Jahrhunderts zu einer Art kleinen Stadt mit eigenen sozialen Einrichtungen, Schrebergärten und Arbeiterwohnungen. An den Spindeln arbeiteten überwiegend Frauen, die im Drei-Schichtbetrieb eingesetzt wurden. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurde deshalb eine Krippe für die Kinder der Arbeiterinnen eingerichtet. 1946 wurde die Baumwollspinnerei von der russischen Besatzungsmacht verstaatlicht. Sie existierte als VEB Baumwollspinnerei Leipzig bis zum Ende der DDR. Um die Tätigkeit in der Spinnerei für Arbeitnehmerinnen attraktiver zu machen, wurden neben Betriebsküche, Konsumladen und Ferienheim 1954 sogar ein Kinderwochenheim und eine Kinderwochenkrippe eingerichtet. Die "Spinne" produzierte überwiegend Garne für Osteuropa, aber auch für den Weltmarkt. In in den 1980er-Jahren geriet die Leipziger Baumwollspinnerei zunehmend unter Konkurrenzdruck aus Indien und Pakistan. Innerbetriebliche Rationalisierungen und der Einsatz moderner Maschinen sollten die Produktivität erhöhen. Doch den wirtschaftlichen Niedergang konnte auch das nicht stoppen: Ende 1989 hatte der VEB nur noch 1.600 Beschäftigte. Wie die anderen Volkseigenen Betriebe in der DDR wurde die "Spinne" 1990 von der Treuhand übernommen. Die Produktion lief zwar weiter, aber das Wegbrechen der Märkte in Osteuropa führte wie in anderen Wirtschaftsbereichen Ostdeutschlands in die Krise. Anfang 1993 kam das endgültige Aus für die Leipziger Baumwollspinnerei. Die Garnproduktion wurde eingestellt, ein Interessent für das riesige Gelände gesucht. 1993 wurde er gefunden: Ein Investor aus Köln kaufte das Gelände.
mdr.de
Einst war sie die größte Baumwollspinnerei Europas. 4.000 Menschen arbeiteten auf dem Fabrikgelände im Leipziger Westen. Nach dem Ende der DDR übernahm die Treuhand den Betrieb, aber die weitere Nutzung scheiterte.
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DDR
2022-04-04T20:12:48+02:00
2022-04-04T20:12:48+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/ddr/wirtschaft/devisen/textil-baumwoll-spinnerei-leipzig-geschichte100_dosArtContext-baumwollspinnerei-spinnerei-from-cotton-to-culture-100_zc-dd2b5dcd_zs-991575cd.html
Schock-Anruf: Magdeburgerin zahlt fünfstellige Summe in Goldbarren an Betrüger
In Magdeburg ist am Freitag eine Frau Opfer eines sogenannten "Schock-Anrufs" geworden. Wie die Polizei mitteilte, rief ein angeblicher Gerichtsmitarbeiter eine 84-Jährige an. Am Telefon wurde ihr mitgeteilt, dass ein Familienmitglied einen Unfall verursacht haben soll und dabei eine Frau ums Leben gekommen sei. Damit der Verwandte nicht inhaftiert wird, sollte die Frau eine Kaution in Höhe eines fünfstelligen Betrages hinterlegen. Sie konnte dieses Geld jedoch nicht in bar aufbringen. Schließlich übergab sie einem Mann, der sich als Rechtsanwalt ausgab, Goldbarren mit einem Wert im oberen fünfstelligen Bereich. Die Polizei ermittelt. In Sachsen-Anhalt kommt es immer mal wieder zu Betrugsanrufen. Zum Beispiel wurde ein Mann aus Halle in diesem Monat um fast 20.000 Euro betrogen, weil sich der Betrüger als Bankmitarbeiter ausgab: Die Polizeiinspektion Magdeburg rät: Außerdem würde die Polizei am Telefon niemals um Geldbeträge bitten – auch Unbekannten sollte nie Geld übergeben werden. MDR (Ingvar Jensen, Johanna Daher)
mdr.de
Ein Unbekannter hat eine Magdeburgerin angerufen und Geld gefordert, damit ein Familienmitglied nicht inhaftiert wird. Jetzt ermittelt die Polizei.
[ "Betrugsmasche", "Betrug", "Betrüger", "Polizei", "Schock-Anruf", "Magdeburg", "Sachsen-Anhalt" ]
Sachsen-Anhalt
2024-10-20T11:09:55+02:00
2024-10-20T11:09:55+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/betrug-schockanruf-gold-100.html
Der Bärendienst
Für Wahlkämpfer wie Reiner Haseloff müssen Tage wie dieser ein Graus sein. Der Ministerpräsident und seine Partei haben es ohnehin nicht leicht in diesen Tagen: Die Bundes-CDU ist seit Wochen im Umfrage-Sinkflug, das Krisenmanagement mehrerer CDU-Minister in Berlin desaströs. An normalen Wahlkampf ist in einer Pandemie ohnehin nicht zu denken – und nebenbei steigen die Corona-Zahlen. Trotzdem soll der 67-Jährige im Juni eine Wahl gewinnen. Das ist der Anspruch der CDU – und der von Haseloff. Doch wie soll das gehen? In einer Zeit, in der sich Politik zur Lachnummer der Nation macht? Als Haseloff am Dienstag in Magdeburg vor die Presse trat und die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern vorstellte, hatte er ohnehin schon seine ganz persönliche Niederlage einzugestehen. Haseloff war als einer von mehreren Regierungschefs mit dem Ziel in die Bund-Länder-Runde gegangen, über Ostern Urlaub im eigenen Bundesland zu ermöglichen – als nette Perspektive im ermüdenden Lockdown und ganz gewiss auch als Bonus im Wahlkampf. Haseloff konnte sich nicht durchsetzen. Stattdessen referierte er am Dienstag vor der virtuell versammelten Presse, der "Oster-Lockdown" sei der richtige Weg, um die Infektionslage bundesweit zu beruhigen. Keine 24 Stunden später kam Bundeskanzlerin Angela Merkel um die Ecke und machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Die "Oster-Ruhe" ist abgeblasen – rechtlich nicht durchsetzbar. Zwar betonte die Kanzlerin, das sei einzig und allein ihr Fehler. Klar: Merkel hat keine Wahl mehr zu gewinnen, sie tritt im Herbst ab. Ausbaden dürfen das Desaster Wahlkämpfer wie Haseloff. An sie spielt Merkel den Ball zurück, wenn sie sagt, konkrete Eindämmungsmaßnahmen müssten nun vor Ort getroffen werden. All das ist umso erschütternder, weil das Vertrauen in Politik ohnehin schon gering ist. Eine nicht-repräsentative Befragung des MDR hatte das erst vergangene Woche gezeigt. Auch deshalb ist die Wirkung fatal – besonders aus zwei Gründen: Wenn die Verlautbarung der Kanzlerin etwas Positives hat, dann, dass Politik in der Corona-Pandemie endlich beginnt, Fehler einzugestehen. Das ist richtig und wäre schon viel früher fällig gewesen – auch aus dem Mund von Wahlkämpfern wie Reiner Haseloff. MDR/Luca Deutschländer
mdr.de
Die Kanzlerin räumt die von Bund und Ländern vereinbarte "Oster-Ruhe" vom Tisch. Das Zeichen ist fatal. Ihrem Parteifreund Reiner Haseloff jedenfalls hat Angela Merkel einen Bärendienst erwiesen. Ein Kommentar.
[ "corona", "lockdown", "pandemie", "osterruhe", "ostern", "mpk", "bund", "länder", "reiner haseloff", "wahlkampf", "wahlkämpfer", "landtagswahl", "notbremse", "corona", "pandemie", "kommentar", "meinung" ]
Sachsen-Anhalt
2021-03-24T14:40:03+01:00
2021-03-25T15:35:28+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landtagswahl/kommentar-corona-osterruhe-gekippt100.html
Folge 8: Kindersorgen
Seit dem Tod ihrer Eltern lebt die kleine Franzi bei ihrer Tante und ihrem Onkel, dem Ehepaar Wöllner. Sie haben drei eigene Kinder und jetzt ist auch noch das vierte unterwegs. Wöllners sind finanziell nicht in der Lage, eine siebenköpfiger Familie durchzubringen. Die völlig überlastete Frau Wöllner wird nach einem Haushaltsunfall in die Sachsenklinik eingeliefert.Zudem schaltet sich das Jugendamt ein. Franzi soll gegen den Willen von Frau Wöllner von nun an in einem Kinderheim leben. Als die Kleine es erfährt, läuft sie aus Angst davon. Maia und Nicolas machen sich große Sorgen. Achim, Roland, Sebastian und Alina kommen den beiden sofort zur Hilfe und suchen das Mädchen in der ganzen Stadt. In den Stunden der Ungewißheit merken Maia und Nicolas, was ihnen die Kleine bedeutet. Sie wollen Franzi ganz bei sich aufnehmen. In der Villa Kreutzer taucht hingegen unerwarteter Besuch auf: Sebastians Mutter Alexandra kommt mit einem überraschenden Angebot. Sie geht aus beruflichen Gründen nach Amerika und will ihren Sohn mitnehmen. Zuerst ist Sebastian begeistert von dem Vorschlag, doch dafür müßte er sein neues Leben mit Achim und Alina aufgeben ...
mdr.de
Folge 8: Kindersorgen
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Folgen
2011-02-01T12:46:19+01:00
2011-12-30T15:24:48+01:00
https://www.mdr.de//in-aller-freundschaft/alle-folgen/artikel71818.html
Unter Steg getrieben: Mann aus Thüringen stirbt in Warnemünde
Ein Mann aus Küllstedt (Landkreis Eichsfeld) ist in der Nacht zum Samstag in Warnemünde an der Ostsee ums Leben gekommen. Der 49-Jährige fiel laut Polizei gegen 0:35 Uhr beim Verlassen einer Motorjacht ins Wasser. Das Boot war an der Steganlage Mittelmole am Alten Strom festgemacht. Weil der Mann unter den Steg getrieben wurde, blieben Rettungsversuche erfolglos. Einsatzkräfte der Feuerwehr Rostock bargen den Mann schließlich leblos aus dem Wasser. Ein Notarzt habe noch versucht, den Mann zu reanimieren, konnte ihn aber nicht mehr wiederbeleben. Weshalb der 49-Jährige ins Wasser stürzte, ist noch unklar. Die Polizei ermittelt. MDR (dvs)/AFP
mdr.de
In Warnemünde an der Ostsee ist ein Mann aus Thüringen von einer Motorjacht gefallen und gestorben. Rettungsversuche blieben erfolglos, weil er unter einen Steg getrieben war.
[ "Nachrichten", "Feuerwehr", "Motorjacht", "Hafen", "Toter", "Thüringen", "Ostseen", "Warnemünde", "Alter Strom", "ertrunken" ]
Thüringen
2024-07-20T12:01:00+02:00
2024-07-20T16:21:19+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/nord-thueringen/eichsfeld/toter-warnemuende-ostsee-alter-strom-102.html
Pflegeheim-Kosten in Thüringen steigen auf mehr als 3.000 Euro im Monat
Mareike S. (Name von der Redaktion geändert) kann es zunächst nicht glauben. Per Brief bekommt sie von der Caritas mitgeteilt, dass der Eigenanteil ihres Vaters, der in einem Weimarer Altenpflegeheim lebt, zum 1. Juli steigt - und zwar um 50 Prozent. Statt wie bisher 2.278,08 Euro soll er künftig 3.413,36 Euro im Monat für Pflege, Unterkunft und Essen zahlen. "Da habe ich gedacht, das kann gar nicht wahr sein", berichtet Mareike. "Das war eine Zahl, die war unvorstellbar für uns, für mich und meine Mutter. Das Heim kostet ja jetzt schon mehr als die Rente von meinem Vater. Es wird irgendwann darauf hinauslaufen, dass das Geld alle gemacht wird und er Sozialhilfe beantragt." Das Heim kostet ja jetzt schon mehr als die Rente von meinem Vater. Der Caritasverband für das Bistum Erfurt bestätigt im Gespräch mit MDR THÜRINGEN diese Steigerung. Aktuell verhandeln demnach viele Caritas-Einrichtungen die neuen Pflegeentgelte mit den Kassen. Noch seien diese Verhandlungen nicht abgeschlossen, doch man sei gesetzlich verpflichtet, die Bewohner über drohende Steigerungen rechtzeitig zu informieren, so Vorstandsvorsitzende Monika Funk. Den Großteil der Steigerung machen den Angaben zufolge die Personalkosten aus. Neben den Tarifsteigerungen führt die Caritas zum 1. Juli die 39-Stunden-Woche ein. Auch die 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie müsse eingepreist werden sowie das neue Personal aus dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz. Durch das unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschlossene Soforthilfeprogramm konnten Pflegeeinrichtungen seit 2019 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Diese wurden vorläufig vom Bund bezahlt. Diese Finanzierung läuft nun aus. Neben den Personalkosten sind auch die Preise für Lebensmittel, Strom und Heizung gestiegen, wie der katholische Wohlfahrtsverband erklärt. Tariferhöhungen habe es zudem bei den Dienstleistern für Gebäude- und Wäschereinigung gegeben. Diese Steigerungen beträfen die gesamte Branche, bestätigt auch die Arbeiterwohlfahrt. Man selbst befinde sich aktuell in laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten, erklärt die Geschäftsführerin des Awo-Landesverbandes Thüringen, Katja Glybowskaja. Zum Jahresende werde auch die Awo die Pflegeentgelte neu verhandeln und zum Januar 2024 anheben. Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband gab es schon in den vergangenen Monaten Steigerungen des Eigenanteils von 20 Prozent bei einigen Einrichtungen, wie der Verband mitteilte. Im dritten Quartal werde man selbst für seine Mitglieder die Entgelte neu verhandeln. Eine mindestens zehnprozentige Steigerung wird erwartet. Um die Eigenanteile der Pflegekosten für Pflegeheimbewohnende zu reduzieren, hat der Gesetzgeber bereits nachgebessert. Zum Jahresbeginn 2022 wurden Leistungszuschläge eingeführt, die nach Aufenthaltsdauer gestaffelt sind. Je länger ein Bewohner im Pflegeheim wohnt, desto höher sind die staatlichen Zuschüsse. Fünf Prozent bekommen Pflegeheimbewohner im ersten Jahr, 25 im zweiten, 45 im dritten, danach übernimmt der Bund 70 Prozent des Eigenanteils. Das reiche bei Weitem nicht aus, um die steigenden Pflegekosten zu decken, kritisieren die sozialen Träger. Zumal die Bewohner selten lange im Pflegheim verweilen. "Wir verspüren schon jetzt die Tendenz, dass Pflegebedürftige aufgrund der hohen Kosten erst dann in eine vollstationäre Einrichtung einziehen, wenn der Pflegebedarf so hoch ist, dass die häusliche Pflege gar nicht mehr ausreicht", sagt Pflegereferentin Britta Richter vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die Verweildauer werde immer kürzer und liege derzeit bei rund einem Jahr. Das bestätigen alle Wohlfahrtsverbände. Ein Umstand, der gerade für die Beschäftigten eine psychische Belastung sei, da die Bewohner schnell versterben. Das Pflegesystem bedarf nach Einschätzung der Sozialen Träger einer grundlegenden Reform. Die derzeitige "Teilkasko"-Versicherung, bei der die Pflegekasse einen Anteil übernimmt und die Pflegebedürftigen den größeren Teil selbst bezahlen, sei nicht mehr finanzierbar. Pflegebedürftigkeit ist ein Armutsrisiko. "Der Pflegekollaps droht nicht, wir sind schon lange mittendrin. Wir machen seit Jahren nur Flickschusterei", kritisiert Britta Richter vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Ihre Kollegin Monika Funk vom Caritasverband für das Bistum Erfurt ergänzt: "Wir brauchen eine grundsätzliche Finanzierungsreform, um den Automatismus 'Pflegeheim gleich Sozialhilfe' zu verhindern." Pflegebedürftigkeit sei ein Armutsrisiko, bestätigt Katja Glybowskaja vom Awo-Landesverband Thüringen. Die Forderung nach einer Reform erheben die Verbände seit Jahren, geschehen ist bislang nichts. Eine weitere Stellschraube wäre die Investitionspauschale für Baukosten. Auch die müssen Pflegebedürftige selbst bezahlen. Sie schwankt je nach Pflegeeinrichtung zwischen fünf und 20 Euro pro Tag. So berechnet beispielsweise ein Caritas-Altenpflegeheim in Dingelstädt 450 Euro pro Monat für Investitionskosten. Andere Bundesländer übernehmen diesen Anteil. Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sieht dafür keinen Spielraum. "Hier gibt es einige Länder, die diese Investitionskosten übernehmen. Es ist aber auch eine haushälterische Frage und momentan haben wir bei uns im Haushalt nicht die Gelder zur Verfügung, um diesen Aufschlag machen zu können", sagte sie. Hier gibt es einige Länder, die diese Investitionskosten übernehmen. Es ist aber auch eine haushälterische Frage und momentan haben wir bei uns im Haushalt nicht die Gelder zur Verfügung um diesen Aufschlag machen zu können. Fakt ist, die Pflegekosten werden weiter steigen. Vielen Bewohnern bleibt möglicherweise nichts anders übrig, als ihr Hab und Gut zu verkaufen und Sozialleistungen zu beantragen. Laut dem Thüringer Gesundheitsministerium liegt der Anteil derjenigen, die "Hilfe zur Pflege" vom Sozialamt bekommen, bei etwa 7.000 bis 7.500 Pflegebedürftigen. Dieser Anteil werde weiter steigen, weiß man auch im Ministerium. Sozialhilfe zu beantragen, ist im Moment der zweite Plan von Mareike S. Als erstes will sie ihren Vater in einem derzeit noch günstigeren Pflegeheim unterbringen. Wie stehen Sie zur Debatte um die befürchteten Kostensteigerungen für die Unterbringung in Altenpflegeheimen? Kommentieren Sie mit!
mdr.de
Rund 170.000 Menschen in Thüringen sind pflegebedürftig. Die Kosten für die stationäre Pflege könnten bald so stark steigen, dass sie für viele Menschen nur noch mit Zuschüssen aus der Sozialhilfe bezahlbar sind.
[ "Nachrichten", "Video", "Pflege", "Kosten", "stationär", "Pflegeheim", "Altenheim", "Kostensteigerung", "Thüringen" ]
Thüringen
2023-06-24T05:00:00+02:00
2023-06-24T05:00:03+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/pflegeheim-kosten-pflegeplatz-100.html
Schlaf und Gehirn - mit zweieinhalb wird alles anders
Wenn wir länger nicht schlafen können oder dürfen, dann kann das bei uns Menschen zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen. Und auch auf Säugetiere hat Schlafentzug diesen negativen Effekt. Darüber gibt es unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kaum mehr eine Diskussion. Doch warum der Schlaf für unsere Gesundheit eigentlich so wichtig ist, wissen wir noch nicht so ganz genau. Eine neue Studie eines Forschungsteams aus den USA liefert Antworten auf diese Frage. Die Untersuchung ist im Fachmagazin Science Advances publiziert worden. Das Forschungsteam bestand aus Fachleuten aus den Bereichen Neurowissenschaften, Biologie, Mathematik und Statistik. Sie führten die nach eigenen Angaben bislang umfassendste statistische Analyse von Schlaf durch. Dafür nutzten sie Daten aus mehr als 60 Schlafstudien mit Menschen und anderen Säugetieren. Sie interessierten sich neben Gesamt- und REM-Schlafzeit auch für die Zusammenhänge mit der Gehirn- und Körpergröße. Als REM-Schlaf (von engl. rapid eye movement - schnelle Augenbewegung) wird eine Schlafphase bezeichnet, die gekennzeichnet ist durch schnelle Augenbewegungen des Schlafenden bei geschlossenen Augenlidern. Außerdem ist die Skelettmuskulatur wie gelähmt. Auch Blutdruck und Puls steigen an, während sie in den Non-REM-Schlafphasen abgesenkt sind. Bei Erwachsenen umfasst der REM-Schlaf bis zu einem Viertel des Schlafs. In dieser Schlafphase träumt der Mensch. Das Forschungsteam hat herausgefunden, dass Schlaf im Laufe des Lebens nicht immer denselben Zweck hat. Im Kleinkindalter - etwa im Alter von 2,4 Jahren - gebe es eine dramatische Veränderung. In Sachen REM-Schlaf wird das Kind quasi schon erwachsen. Aber von vorne: Vor dem Alter von etwa zweieinhalb Jahren wächst das Gehirn der Kinder sehr schnell. Die Zeit des REM-Schlafes nutzt das Gehirn in dieser Zeit, um Synapsen aufzubauen und zu stärken - also genau die Hirnstrukturen, die Neuronen miteinander verbinden und ihnen die Kommunikation untereinander ermöglichen. Im Schlaf wird hier also die Infrastruktur des Hirns aufgebaut. Und das erklärt auch eine Sache, die viele Eltern schon instinktiv machen: Babys soll man nicht wecken. Wecken Sie Babys nicht während des REM-Schlafes auf. Im Schlaf wird wichtige Arbeit im Gehirn geleistet. Doch nach nur rund zweieinhalb Jahren auf der Welt ändert sich dieser Hauptzweck des Schlafes plötzlich: Statt das Gehirn aufzubauen, wird jetzt für die Aufrechterhaltung und Reparatur des Gehirns gesorgt - und das bleibt auch so für den Rest des Lebens. Dieser Übergang, so die Forschenden, korrespondiere mit Veränderungen in der Gehirnentwicklungen zu etwa derselben Zeit. Aber warum muss unser Gehirn im Schlaf repariert werden? Das Forschungsteam erläutert, dass alle Tiere und wir Menschen auf natürliche Weise gewisse neurologische Schäden davontragen würden, wenn wir wach seien, etwa durch den Blutfluss und die tägliche Produktion von Chemikalien im Körper. Auch Gene und Proteine in den Neuronen können betroffen sein und es könnten sich Ablagerungen bilden, die in der Lage seien, Hirnkrankheiten auszulösen. Dieser "Müll" werde im Schlaf beseitigt und die Schäden würden repariert, schreiben die Forschenden. Fast die ganze Hirnreparatur findet im Schlaf statt, fasst es UCLA-Evolutionsbiologe Van Savage zusammen. Ich war schockiert, wie groß die Veränderung in kurzer Zeit ist und dass dieser Wechsel stattfindet, wenn wir so jung sind. Es ist ein Übergang, der mit dem Gefrieren von Wasser zu Eis verglichen werden kann. Die Daten seien bemerkenswert stabil, schreiben die Forschenden. Offenbar erlebten alle Arten einen dramatischen Rückgang des REM-Schlafs wenn sie ein Alter erreichten, das der menschlichen Entwicklungsstufe von zweieinhalb Jahren entspreche. Der Anteil des REM-Schlafes war ungefähr gleich - egal ob es sich um Kaninchen, Ratten, Schweine oder Menschen gehandelt habe. Auch die Größe des Gehirns hat offenbar einen Einfluss: Mit zunehmender Größe nimmt der REM-Schlaf ab, so das Forschungsteam. Während Neugeborene den Angaben zufolge etwa die Hälfte ihrer Schlafzeit im REM-Schlaf verbringen, sinkt diese Zeit bis zum Alter von zehn Jahren auf etwa ein Viertel der Schlafzeit und nimmt mit zunehmendem Alter weiter ab. Erwachsene, die älter als 50 Jahre sind, verbringen nur noch ungefähr 15 Porzent ihrer Schlafzeit im REM-Schlaf. Der signifikante Abfall des REM-Schlafes bei etwa zweieinhalb Jahren trete eben genau dann auf, wenn es die Hauptänderung in der Funktion des Schlafes gebe, sagte Poe. Schlaf ist genauso wichtig wie Essen. Und es ist wunderbar, wie gut der Schlaf den Bedürfnissen unseres Nervensystems entspricht. Von Quallen über Vögel bis hin zu Walen schläft jeder. Während wir schlafen, ruht sich unser Gehirn nicht aus. Wenn du müde bist, dann kämpfe nicht dagegen an, appeliert die Schlafforscherin: "Geh ins Bett!" Und auch ihr Kollege Savage erzählt, dass er selbst in seiner Zeit am College oft gegen die Müdigkeit angekämpft habe und die ganze Nacht wach geblieben sei. "Jetzt denke ich, dass das ein Fehler war", sagt Savage. "Ich wäre besser dran gewesen, wenn ich gut geschlafen hätte. Wenn ich jetzt müde bin, habe ich keine Schuldgefühle beim Schlafen." Klar, er weiß ja auch, dass es gut für seine Gesundheit ist. Chronischer Schlafmangel könne nämlich zu langfristigen Gesundheitsproblemen wie Demenz und anderen kognitiven Störungen, Diabetes und Fettleibigkeit beitragen. Doch viele Menschen wissen gar nicht so richtig, wie viel Schlaf sie eigentlich bräuchten. Deshalb haben die Forschenden auch das ausgerechnet: Für die meisten Erwachsenen ist demnach eine Schlafdauer von siebeneinhalb Stunden pro Nacht normal - und die Zeit, in der man wach liegt, zählt dabei nicht, sagt UCLA-Professorin Poe. Dabei hätten sie fünf REM-Zyklen und in jedem davon könne man mehrere Träume haben. Kinder bräuchten aber mehr Schlaf und insbesondere Babys noch viel mehr. Sie müssten mit rund 15 Stunden am Tag sogar doppelt so lange schlafen wie Erwachsene. Warum das sein muss, dürfte jetzt auch klar sein: Das Gehirn muss sich ausbilden und vernetzen in einem hohen Anteil REM-Schlaf. Denn der sei eben vor allem für Reorganisation im Hirn und das Lernen verantwortlich, während der Non-REM-Schlaf die alltäglichen Reparaturen übernehme. Wenn Sie den Schlaf betrachten und sehen, wie er sich verändert, erhalten Sie Einblick in etwas wirklich Grundlegendes in der Entwicklung des Gehirns. Jetzt stellt sich den Forschenden die Frage, was die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen für unsere Fähigkeit, Sprachen zu lernen oder unser Gehirn an verschiedene Situationen anzupassen, sein könnten, so Savage. Denn der Übergangspunkt von zweieinhalb Jahren könnte wichtige Auswirkungen auf die Gehirnentwicklungen haben, mutmaßt der Evolutionsbiologe. (kie)
mdr.de
Schlaf hat eine wichtige Funktion für die Gesundheit - so viel ist klar. Ein Forschungsteam hat nun herausgefunden, warum das so ist: Schlaf ist eine Aufbau- und Reparaturpause unseres Gehirns, je nach Größe und Alter.
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Medizin
2020-09-18T20:10:00+02:00
2024-05-28T15:26:42+02:00
https://www.mdr.de//wissen/medizin-gesundheit/schlaf-repariert-gehirn-kleine-schlafen-mehr-100.html
Hilfen der Bundesregierung: Großteil spürt keine finanzielle Entlastung
Lediglich sechs Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden spüren eine finanzielle Entlastung durch den Tankrabatt, bei 90 Prozent ist das nicht der Fall. Beim 9-Euro-Ticket macht sich der finanzielle Nutzen stärker bemerkbar. Ein gutes Viertel hat angegeben, dass es sich dadurch entlastet fühlt, bei 59 Prozent ist dem nicht so. Warum sie von den bislang umgesetzten Maßnahmen nichts spüren bzw. was sie daran kritisieren, schreiben die Teilnehmenden in den Kommentaren: Der Tankrabatt kommt hier gar nicht an. Die Preise für Kraftstoffe bleiben extrem hoch. 9-Euro-Ticket? Das bringt mir nichts, weil der ÖPNV hier auf dem Land völlig unflexibel darauf reagiert und mich immer weniger zu meinen Schichten bzw. von meinen Schichten nach Hause bringt. Der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn, dann wirkt es nur sehr punktuell. Da es ja alles keine Dauerlösungen sind, trifft es dann in zwei Monaten jeden wieder mit voller Wucht. Das Ticket nutze ich nicht, da es einen sehr hohen Mehraufwand für mich bedeutet und ich viel Zeit mit meiner Familie verliere. Ich bin Berufspendler und fahre täglich zwei Stunden mit dem Auto, um auf Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Nutze ich den Zug, bin ich mindestens fünf Stunden unterwegs und muss hoffen, dass die Anschlusszüge warten, da die Umsteigezeiten eng getaktet sind. Es gibt aber auch Befürworter der Maßnahmen, vor allem das 9-Euro-Ticket wird von Vielen positiv bewertet: Das 9-Euro-Ticket ist eine sehr gute Sache, das beste "Geschenk" einer Regierung, das ich bisher bekommen habe. Ich benutze es allerdings nur für meine Freizeit. Das Ticket zeigt, wie wichtig die Förderung der Nutzung des ÖPNV für Einsparungen auf dem Gebiet der Kraftstoffverbräuche ist und wie man einen messbaren Einfluss auf die Einsparung klimaschädlicher Gase erzielen kann. Einige Teilnehmende machen Vorschläge, wie das Entlastungspaket in ihren Augen besser hätte gestaltet werden können: Das Entlastungspaket ist aus meiner Perspektive zu wenig nach vorn gedacht. Mir fehlen klare Vorteile für Menschen, die sich (umwelt-)bewusster mit ihrem Leben auseinandersetzen, wenn wir vom 9-Euro-Ticket mal absehen. Beispielsweise hätten Steuern auf gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse gesenkt werden können oder auf Lebensmittel, die in Deutschland produziert werden. Damit entlaste ich nicht nur die Haushalte, sondern fördere einen gesunden Lebensstil. Natürlich entlasten die direkt überwiesenen Summen. Aber eben nur kurzfristig. Auch da wäre besser in eine Zukunft investiert, in der z.B. jedes Haus Strom vom eigenen Dach beziehen kann... Zum Entlastungspaket zählen noch weitere Maßnahmen, wie der Wegfall der EEG-Umlage, ein Heizkostenzuschuss, der Kinderbonus und eine Energiepreispauschale. 92 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden glauben nicht, dass ihr Haushalt dadurch tatsächlich spürbar entlastet werden wird. Sechs Prozent gehen davon aus. Angesichts der hohen Inflation steigen die Preise derzeit nahezu überall. Vor allem in den Bereichen Lebensmittel, Kraftstoffe sowie Strom und Heizen spüren das die MDRfragt-Teilnehmenden stark. Bei fast allen Teilnehmenden - genau genommen 93 Prozent - wirkt sich das auf ihr Verhalten aus. Vor einem Monat hatten wir die MDRfragt-Mitglieder bereits dazu befragt. Damals waren es 86 Prozent, die ihr Verhalten wegen der gestiegenen Preise geändert hatten, also etwas weniger als zum jetzigen Zeitpunkt. Alles in allem würden sich die Teilnehmenden mehr Unterstützung seitens der Politik wünschen: Die bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung gehen 70 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden nicht weit genug. 13 Prozent bewerten sie als angemessen, fünf Prozent gehen sie zu weit. Doch obwohl sich viele MDRfragt-Teilnehmende eine stärkere Unterstützung seitens der Regierung wünschen - die Neuverschuldung, die mit den Entlastungspaketen einhergeht, sieht ein Großteil kritisch. 56 Prozent der Teilnehmenden lehnen die zusätzlichen Schulden in Höhe von 39,2 Milliarden Euro ab. Ein gutes Drittel befürwortet sie. Eine weitere Maßnahme gegen die anhaltenden Preissteigerungen könnte die sogenannte Übergewinnsteuer sein. Mit ihr würden die Gewinne von Unternehmen höher besteuert werden, welche von Krisen profitieren (z.B. Mineralölkonzerne). 79 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprechen sich dafür aus. 14 Prozent lehnen eine Übergewinnsteuer ab. In Anbetracht der steigenden Lebensmittelpreise hat das Umweltbundesamt zuletzt gefordert, Obst, Gemüse und Getreide von der Mehrwertsteuer zu befreien. Stattdessen soll die Mehrwertsteuer für Milch und Fleisch von sieben auf 19 Prozent angehoben werden. 60 Prozent lehnen diesen Vorschlag ab, ein gutes Drittel spricht sich dafür aus. Danach befragt, welche weiteren finanziellen Entlastungen sie sich wünschen würden, geben die meisten die Senkung von Verbrauchersteuern an. Weit oben auf der Wunschliste sind auch Preisdeckelungen. Weitere Einmalzahlungen und höhere Sozialleistungen sind den Teilnehmenden weniger wichtig.
mdr.de
Um die gestiegenen Kosten abzumildern, hat die Politik zwei Entlastungspakete auf den Weg gebracht. Die davon bislang umgesetzten Maßnahmen sind bei den meisten MDRfragt-Mitgliedern aber nicht finanziell spürbar.
[ "mdrFRAGT", "MDR Meinungsbarometer", "Umfrage", "Befragung", "Ergebnisse", "Befragung", "Preise", "Inflation", "Kosten", "9-Euro-Ticket", "EEG", "Tankrabatt", "Regierung", "Ampel" ]
Deutschland
2022-06-22T05:00:00+02:00
2022-07-06T08:07:09+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/wirtschaft/umfrage-entlastungspaket-tankrabatt-100.html
Ein Hauch von Apokalypse
"Was passierte am Sonntag in Chemnitz?" fragte die ARD-"Tagesschau" am gestrigen Montag um 13.45 Uhr und setzte in ihrem Internetauftritt einen "Liveblog zum Nachlesen" auf, "der als Eilmeldung über die 'Tagesschau'-App verbreitet wurde" (Tagesspiegel). Nachdem die "Tagesschau" am Sonntag in ihrer Hauptausgabe die vielfältigen Ereignisse dort mit keinem Sterbenswörtchen und in den auf "Tatort" und Talkshow folgenden "Tagesthemen" "dann ... kurz" behandelt hatte (Altpapier), gab es am auch nicht ereignisarmen folgenden Tag dann also einen von unten nach oben aktualisierten, erst kurz vor Mitternacht beendeten "Liveblog". "Innerhalb einer Viertelstunde wurden die ersten vier Berichte abgesetzt", zeigte sich der Tagesspiegel beeindruckt. Gleich als zweiter Post fünf Minuten nach Start wurden die deutlichen Worte zitiert, mit denen Bundesregierungssprecher Steffen Seibert die "Hetzjagden" in Chemnitz kritisiert hatte – quasi in Echtzeit, nachdem er sie getwittert hatte. Der Vorwurf, Aussagen der Bundesregierung wenig Raum zu geben, wäre freilich auch der allerungerechteste, den jemand der "Tagesschau" machen könnte. (Eher könnte Seibert sich, falls in ihm auch noch ein bisschen das Herz eines Nachrichtenmoderators schlägt, über den breiten Raum gewundert haben, den die "Tagesschau" am Sonntag trotz allem, was sonst noch passiert ist, seiner Chefin und ihrem Regierungspartner gab...) Der tagesschau.de-Liveblog zeigt jedenfalls, dass eine häufig beklagte Schwäche der ARD, ihr krasser Föderalismus, berichterstatterisch auch eine Stärke sein kann, weil die ARD eben auch jenseits der Medienmetropolen kompetentes Personal hat. Zum Beispiel war es wohl der MDR, der dort (15.24 Uhr) als erster berichtete, dass der am Sonntag in Chemnitz von Angreifern getötete Mann "kubanische Wurzeln hat". Empfehlenswert ist ferner das Special der Chemnitzer Lokalzeitung mit dem schönen Namen Freie Presse (die dem Zeitungs-Komplex Medien Union und damit zur Südwestdeutschen Medien Holding gehört). Ein Liveblog ist dort ebenfalls dabei. Inzwischen wird überall und laufend neu jede Menge zum Thema berichtet und nähern wir uns dem im Pluralismus natürlich wünschenswerten Zustand, dass ungefähr überall, in print- und fernsehbasierten redaktionellen sowie sozialen Medien, alle bekannten Gemengelagen im Lichte der neuen Ereignisse beleuchtet werden. Dazu nur noch ein exemplarischer Schnelldurchlauf: +++ Mehr über das Todesopfer ("soll ... nach Angaben von 'T-Online' auf Facebook ein Fan der SPD und der Linken gewesen sein sowie Seiten wie 'Metalfans gegen Nazis' oder 'Faust Hoch gegen AfD' gelikt haben"), schrieb der bei schwierigen deutschen Themen oft empfehlenswerte österreichische Standard. +++ Wie so oft gibt es Kritik an der Bild-Zeitung, und zwar, was die schnelle Verbreitung der Mob-Narrative angeht. Stephan Anpalagan fundiert auf Facebook mit zahlreichen Beleg-Links: "Für die 'besorgten Bürger' in Sachsen stand schnell fest, was die Polizei ihnen verheimlichte: Eine Gruppe von Ausländern belästigte eine Frau, mutige Deutsche kamen ihr zu Hilfe und wurden 'abgeschlachtet' [2]. Wie sich die Herrschaften, angestachelt von PI-News, so schnell auf diese Version der Tatabfolge einigen konnten? Weil sowohl die regionale als auch die überregionale Variante der BILD (!) genau das in einer ersten Version ihres Artikels veröffentlichte. Nachdem allerdings die Polizei Sachsen klarstellte, dass es 'keinerlei Anhaltspunkte' dafür gibt, 'dass eine [sexuelle] Belästigung der Auseinandersetzung vorausging'" [3], änderte die BILD klammheimlich ihren Artikel, vergaß allerdings die entsprechenden Tweets [4] zu löschen [5] ..." . +++ Es gibt Kritik an der Nennung der Herkunft der verhafteten Verdächtigen des Tötungsdelikts (z.B. hier auf Twitter, in einer Antwort auf den Tweet der Polizei Sachsen. +++ Lob für die zuletzt (vgl. alle Altpapiere der vergangenen Woche) häufig mit Recht kritisierte sächsische Polizei gibt es ebenfalls: "Auf ihren Social-Media-Kanälen hat die Polizei Sachsen diesmal übrigens alles getan, um eine Zuspitzung zu verhindern", schrieb Matthias Meisner (Tagesspiegel). Und die Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel fand der taz gegenüber "die Kommunikationsstrategie der Polizei recht gelungen" – bloß mit den übrigen Strategien habe die Polizei "versagt". Nachtaktuelle Kritik an Polizeistrategien vom gestrigen Abend gibt es natürlich ebenfalls (SPON 1.37 Uhr: "Wie die Polizei eine Stadt den Rechten überließ"). +++ Wobei die Morgen-Newsletter ohnehin leicht Apokalyptischem zuneigen: "Staatsversagen!", titelt Gabor Steingart. +++ "Ein Hauch von Weimar" heißt "Die Lage am Dienstag" bei SPON, und damit meint Roland Nelles nicht den heiteren "Tatort", in dem die ARD am Sonntag wieder mit vollfiktionalen Kriminalfällen unterhielt, sondern die ehemalige Republik, die vor fast 100 Jahren entstand, es aber nicht lange machte. +++ Die Meinung, dass gerade in Sachsen "ein strukturelles Problem mit Rechtsextremismus" geleugnet wurde, wird ebenfalls mit Recht und häufig prominent geäußert, zum Beispiel im gestrigen "Tagesthemen"-Kommentar vom MDR-Redakteur Oliver Köhr. An populi-/populärem Sachsen-Bashing herrscht auch kein Mangel. Exemplarisch verdient ein auch an Einfluss reicher prominenter Hamburger Publizist Erwähnung, der in seiner Kolumne auf Spiegel Online starke Zeilen über "Pimmel mit Ohren" ins Netz hinaus rülpste (wobei dieses Verb derselben Kolumne entnommen ist). Jakob Augstein hat auch zur Frage der Berichterstattung und Nichtberichterstattung eine elaborierte Meinung: "Das Netz bietet diesen Menschen die rechten Dunkelkammern, in denen sie sich nach Taten, wie der von Chemnitz über die Nichtberichterstattung der Tagesschau beschweren. Die Zeit, die verantwortungsvoller Journalismus braucht, wollen diese Leute ihm natürlich nicht einräumen." Wobei zum Zeitpunkt, als am Sonntag die "Tagesschau" in ihrer Hauptausgabe im Fernsehen kein Sterbenswörtchen für Chemnitz übrig hatte, alle relevanten Nachrichtenportale, darunter SPON, Berichte dazu selbstverständlich ganz oben stehen hatten ... Ob Augstein SPON zu "verantwortungsvollem Journalismus" rechnet, ist unklar. (Bzw. sprechen seine Kolumnen für: eher nicht). Aber dass die Fernseh-"Tagesschau" aus der Echtzeit-Berichterstattung aussteigt, um 24 Stunden später verantwortungsvoller zu berichten, während man alle, die sich aktuell informieren wollen, diesen und jenen Internetportalen überlässt, kann ja wohl nicht mal Augsteins Ernst sein. Und noch was gehört über'n Strich: Die größten Medienkonzerne der Welt werden immer größer, bloß die aus Europa immer kleiner. Die neue Datenbank der 100 größten internationalen Medienkonzerne des von Lutz Hachmeister geleiteten Kölner Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik steht zwar noch nicht online (sondern die alte von 2017). Aber sie war schon mal an Hans-Jürgen Jakobs gegangen, der beim Handelsblatt "Senior Editor" ist und die frischen Daten ausführlich analysiert hat. Vor allem der gegen den Willen des ja keineswegs generell Großkonzerne-gegnerischen US-amerikanischen Präsidenten laufende Kauf des Time-Warner-Konzern durch AT & T beschäftigt ihn: "Tatsächlich hat der AT&T-Deal ganz neue Zeichen im globalen Medienmarkt gesetzt. Nun gehört auf einmal zusammen, was bisher nicht zusammengehörte: Telefonnetze, Internet-Verbindungen und Bewegtbilder aller Art. Eine neue 'Konvergenz' von Vertrieb und Medieninhalten soll die Kunden beglücken und zu Umsatzsprüngen führen. Das ist das neue Gesetz der Branche. Motto: Alles aus einer Hand. Verbunden ist das Ganze mit einer riesigen Unternehmenskonzentration, wie sie noch nicht zu erleben war. Das Kommunikationsgeschäft hebt sich dabei sogar von anderen Branchen der Weltwirtschaft ab, in der auch immer weniger Global Player immer stärker die Regeln bestimmen.' Wobei die Zeitschrift namens Time, die im Namen Time-Warner noch mitschwingt, natürlich nicht mehr zum Konglomerat gehört, aber zum Beispiel der "Games of Thrones"-Hersteller HBO. Es laufen noch weitere solcher Verschiebungen, zum Beispiel die Aufspaltung weiterer Teile des Fox-Imperiums von Rupert Murdoch, der dadurch umgekehrt mit "knapp neun Prozent" größter Eigentümer des niedlichen, aber riesengroßen Disney-Konzerns werden dürfte . Hat so etwas Auswirkungen auf deutsche Medien-Endverbraucher, die ja zunehmend Abonnements mit internationalen, vor allem US-amerikanischen Anbietern abschließen (beim noch nominell britischen, demnächst vermutlich aber auch eher amerikanischen Pay-TV-Anbieter Sky jedoch öfter als früher kündigen, wie medienkorrespondenz.de gerade berichtete)? "Angesichts der Dynamik erstaunt es fast, dass ARD und Pro Sieben Sat1 umsatzmäßig immer noch zu den größten 50 zählen. Am weitesten oben taucht auf Rang 15 Bertelsmann aus Gütersloh auf – vor 30 Jahren noch die Nummer eins der Medienwelt", schreibt Jakobs – und kommt dann auch auf ein einheimisches Unternehmen zu sprechen, das in den 2017-Hot Hundred nicht vertreten war, aber ein Telefonnetz und Internet-Verbindungen besitzt, die Deutsche Telekom: "Nun wollen die Manager über ihre Streamingeinheit Entertain TV (3,2 Millionen Kunden) expandieren. Geschätztes Budget für Rechte und Inhalte: eine Milliarde Euro für vier Jahre. Es gehe um 'Content Sourcing', sagt ein Sprecher", und neue Anglizsimen rauszuhauen, war ja schon immer eine Stärke der Telekom. Mehr über diese Pläne, in deren Zentrum die lange angekündigte deutsch-französische Serie mit Christoph Maria "Stromberg" Herbst steht, berichten wuv.de und heute auch die Medienseite der Süddeutschen. Mehr über die globale, weitestgehend US-amerikanische Konzentration der Medienkonzerne zu sprechen, wäre auch in Deutschland sinnvoll – gerade auch im Rahmen der ARD, die sich selbst zwar überhaupt nicht als so ein Konzern betrachtet, aber doch Geld für Inhalte auf einem internationalen Top-50-Niveau ausgeben kann. +++ Sächsische Lokalpresse jenseits des Tagesaktuellen ist ein Thema bei Journalistengewerkschafts-Medium mmm.verdi.de. "Es gelingt uns faktisch nicht mehr, Zeitungsabos bei Leuten jünger als 55 zu generieren", sagt Sächsische Zeitung-Chefredakteur Uwe Vetterick. +++ Vor dem Hintergund enger Drähte zwischen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazinen und der Bundespolitik noch lesenswert: Hans Hütts Doppel-Besprechung des "Sommerinterview"-Finales bei ARD und ZDF (mit Merkel und Horst Seehofer) am Sonntag bei faz.net. "Am Ende bleibt vor allem die Annahme, dass sich beide Politiker im Urlaub gut erholt haben". +++ Hans Janke war Fernsehspielchef des ZDF, als diese Abteilung noch nicht die Nichts-als-Krimi-Schleuder war, die es heute ist. Nun hat er für epd medien einen Nachruf auf Gunther Witte, "den mit dem 'Tatort'" beim damals einzigen Rivalen WDR, diesen "unangestrengt asketischen, allem irgendwie Modischen lebenslang fernbleibenden Mann" verfasst. +++ Und falls Ihnen der Nachruf etwas kurz erscheint: Online gibt es ebd. auch noch einen von Norbert Schneider, der sich immer etwas länger fasst. +++ Bei netzpolitik.org pflichtet Ingo Dachwitz tagesschau.de bei, und zwar der Meldung, "dass Warnungen vor flächendeckenden Abmahnungen" im DSGVO-Zusammenhang "überzogen" waren. +++ Auf der FAZ-Medienseite kritisiert Volker Rieck, "Geschäftsführer der FDS File Defense Service, die für den Schutz von Werken und Urheberrechten im Internet eintritt", "Clicktivismus" am Aktionstag gegen die geplante EU-Urheberrechtsrichtlinie." +++ "Der erste Fernsehspielfilm von Axel Ranisch, einem Regisseur der Berliner Schule" heißt "Familie Lotzmann auf den Barrikaden", läuft heute um 22.45 Uhr im ARD-Programm und wird auf der SZ-Medienseite gelobt. +++ "Eine entwaffnende Stern­stunde", würde Heike Hupertz in der FAZ sagen. +++ Aber auch die neue RTL-Soap "Freundinnen", oder zumindest, wie sie sich dem "erzählerisch völlig unterschätzten Ort" Einkaufszentrum nähert, hat was, findet Claudia Tieschky (SZ). +++ In Augsburg plant Markus Söder eine neue "Außenstelle der Landeszentrale für Politische Bildung... , die Bildungsangebote gegen Fake News und hassgetriebene Diskussionen im Internet erarbeitet und anbietet", und darin auch noch "eine Art Museum zu digitalen Medien und zur Mediengeschichte" anzusiedeln. Das berichtet die dortige Allgemeine (wie etwa die FAZ heute berichtet). Neues Altpapier gibt's wieder am Mittwoch.
mdr.de
Liveblogs der Freien Presse und der ARD-"Tagesschau", Lob für Sachsens Polizei und Kritik an der "Bild"-Zeitung, "Pimmel mit Ohren" und in den Morgen-Newslettern ein kleiner Hauch von Apokalypse.
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2018-08-28T11:44:55+02:00
2018-08-28T11:44:55+02:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-618.html
Fast Fashion macht Geschäft von Altkleider-Verwertern kaputt
An Arbeitstagen rollt Lkw für Lkw auf den Parkplatz von Soex in Bitterfeld-Wolfen. Die Firma sortiert Altkleider, 100.000 Tonnen im Jahr. Was noch brauchbar ist, verkauft sie als Secondhand-Ware vor allem nach Osteuropa und Afrika. Doch zuletzt machte Soex damit Verluste. Geschäftsführer Fred Ponath hofft im Insolvenzverfahren auf einen Neustart. "Als erfahrener Sammler und Sortierer verfügen wir sowohl über die Mengen als auch die Expertise, unsere Technik stetig praxisnah weiterzuentwickeln und unser Business-Modell auf die künftigen Anforderungen auszurichten." Man wolle einen neuen Gesellschafter finden, der eine gemeinsame Zukunft gestalten könne und wolle. Aber einfach wird das nicht. Der Markt für gebrauchte Kleidung hat sich dramatisch verändert. Zunächst einmal landen in Altkleider-Containern heute sehr viel mehr Klamotten als früher. Thomas Ahlmann vertritt die Sammler und Sortierer im Branchenverband "Fairwertung". Er sagt: "Die Menge der Textilien hat sich verdreifacht in den letzten Jahren." Zudem sinke die Qualität deutlich. Der Fast-Fashion-Trend komme jetzt in den Containern an. Früher fanden die Altkleider-Sortierer noch viel Tragbares: Marken-Jeans, Business-Hemden, Winterjacken. Doch der Trend geht gerade bei jungen Leuten zu Kleidung, die günstig ist und nur eine Saison halten muss. Diese sogenannte Fast Fashion verstopfe inzwischen nicht nur Altkleider-Container, sagt Thomas Fischer vom Entsorger-Verband BVSE. Fabrikneue Billig-Mode werde zunehmend auch in Ländern angeboten, die bislang gern Second-Hand-Ware nahmen, erklärt Fischer. Es sei "ein Riesenproblem", wenn Fast-Fashion-Firmen günstiger in die Exportländer liefern könnten als man selbst Secondhand-Ware. Die bisherigen Abnehmer der sortierten Secondhand-Ware könnten so derzeit günstiger Neuware kaufen. Gebrauchte Klamotten werden so zu Ladenhütern. Und das dürfte auch gemeinnützige Organisationen treffen. Denn sie stellen in Deutschland oft die Sammelcontainer und verkaufen den Inhalt an die Sortierer. Wenn sie mit Altkleidern nichts mehr verdienen, dürften bei DRK, Arbeiterwohlfahrt oder Caritas aber die Erlöse sinken. Es brauche eine Lösung, sagt Thomas Fischer. "Es ist ja so: Wenn Sie Container im öffentlichen Raum aufstellen, zahlen sie Sondernutzungsgebühren." Die Politik könnte deshalb vielleicht ein halbes Jahr mal keine Stellplatzgebühr verlangen, schlägt Fischer vor. Auch Thomas Ahlmann von Fairwertung meint, kurzfristig könne es Sammlern und Sortieren helfen, wenn sie ihre Container kostenlos aufstellen dürften. Doch das reiche nicht aus. "Langfristig brauchen wir eine erweiterte Produktverantwortung für Textilien." Die sei in Planung. "Die brauchen wir aber schnell." Die Inverkehrbringer, also die Produzenten und Marken, müssten für die Sammlung, die Sortierung und auch das Recycling von Textilien am Ende ihrer Lebensdauer mitbezahlen. Ahlmann stellt sich ein System so ähnlich wie bei der gelben Tonne vor. Die Hersteller entrichten eine Abgabe und aus den Einnahmen wird das Recycling mitfinanziert. Davon profitieren könnte auch Soex in Bitterfeld-Wolfen. Nur lassen entsprechende Gesetze auf sich warten. Bleibt die Frage: Was passiert eigentlich mit den vielen Klamotten, die sich nicht als Secondhand-Ware eignen? Bei Soex werden sie geschreddert und zum Beispiel als Dämmstoff verkauft. Doch nur mit Säcken voller Textilfasern lässt sich eben kaum etwas verdienen.
mdr.de
Das Geschäft von Altkleider-Verwertern wird immer schwieriger. Das liegt vor allem an der zunehmenden Menge von "Fast Fashion" mit geringer Qualität.
[ "second hand", "kleidung", "altkleidersammlung", "bedürftige", "obdachlose", "flüchlinge" ]
Deutschland
2024-11-06T07:34:35+01:00
2024-11-12T07:53:21+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/second-hand-kleidung-soex-fast-fashion-104.html
Neue Orgel in Halle erklingt erstmals mit Jazz
Die Pauluskirche in Halle hat eine neue Orgel. Der Öffentlichkeit wird sie bei einem Jazz-Konzert erstmals präsentiert, so Kantor Andreas Mücksch bei MDR KULTUR. Der Neubau des Thüringer Orgelbauers Kutter ist eine modernes Instrument, auf dem sowohl klassische Bach-Kantaten als auch Jazz, Pop und Rock gespielt werden können. Noch nie sei eine Orgel erstmals der Öffentlichkeit mit Jazz-Improvisationen präsentiert worden, meint Kirchenmusikdirektor Mücksch. Das Konzert findet während des renommierten Jazz-Festivals "Women in Jazz" statt. Die Orgel selbst wird später in einem Gottesdienst geweiht. Rund zehn Jahre ist es her, dass Kirchenmusikdirektor Mücksch darüber nachdachte, wie wohl eine neue Orgel in der Pauluskirche in Halle klingen müsste. Seit 1993 musste die Gemeinde ohne Orgel auskommen. So musizierte Mücksch mit kleinen und großen Orchestern sowie verschiedenen Chören. Zu hören waren alte Kirchenmusiken, Gospels, aber auch Neukompositionen. Wenn diese Orgel den Orgelpuristen gefällt, haben wir was falsch gemacht. Für Mücksch sollte eine neue Orgel eine zuverlässige Begleiterin in Gottesdiensten sein, aber auch das Gemeindeleben mit modernen Klängen und Liedern beleben. Dass dies bestimmten Orgelenthusiasten, also denjenigen, die gern einen Klang aus längst vergangenen Tagen lieben und am liebsten nur Bach oder Mendelssohn hören wollen, nicht gefallen würde, das war Mücksch sofort klar. "Wenn diese Orgel den Orgelpuristen gefällt, haben wir was falsch gemacht", gesteht er lachend.   Betritt man die Pauluskirche, fallen dem Besucher gleich drei Orgeln auf. Zwei Zusatzorgeln stehen zusammen mit der Hauptorgel auf Nord- und Südempore in einem Dreieck und erzeugen mit dieser geometrischen Anordnung einen besonderen Klang. Gebaut hat diese Orgel der Orgelbaumeister Bernhard Kutter mit seinem Sohn. Die aus Friedrichroda stammenden Instrumentenbauer erschufen eine moderne Orgel, reich an Klangfarben, aber auch an Effektmöglichkeiten. Das heißt: Die Orgel kann klassisch gespielt werden. Synthetische Klänge, wie auch ein elektroakustisches Schlagwerk und völlig neue, hybride Klangfarben machen aber auch ein modernes Konzert möglich. Durch die drei Orgeln kann der Organist auch einen so genannten Rotationston, also einen Ton, der von Instrument zu Instrument kreist, erzeugen. Vier Manuale mit fünf Werken, 60 Registern, 3.000 Pfeifen und zusätzliche elektronische Register machen es möglich, dass sowohl Kirchenmusik, wie die des Komponisten Johann Sebastian Bach, als auch Jazz-Improvisationen gespielt werden können. Auch Techno ist theoretisch möglich. "Es ist eine ganze Band in die Orgel eingebaut", erklärt Orgelbauer Kutter. Der Organist spielt daher auch nicht mehr nur mit zwei Händen, die Elektronik macht es möglich, dass mindestens acht weitere Hände sein Spiel orchestral klingen lassen. Es ist eine ganze Band in die Orgel eingebaut. Während sich lithurgisch verwendete Orgeln in den vergangenen Jahrzehnten kaum entwickelt haben, gab es Fortschritte außerhalb der Gotteshäuser. Damit sich die neue Orgel in Halle für Jazz beziehungsweise für Improvisationen eignet, musste Orgelbauer Kutter auf die Technik der Hammondorgel zurückgreifen. Diese entstanden ursprünglich als Ersatz für verlorengegangene oder defekte Pfeifenorgeln und als preisgünstiger Ersatz für Pfeifenorgeln in nordamerikanischen Kirchen für die Gospel-Musik. Diese Technik nutzte nun auch Orgelbauer Kutter. Finanziert wurde die Orgel, deren Wert noch nicht abschließend ermittelt ist, durch Mittel der Evangelischen Kirche, Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt und aus einer Vielzahl an Spenden. Pauluskirche HalleRobert-Blum-Straße 11a06114 Halle (Saale)Konzert: Jazz auf der neuen Orgel der Pauluskirche mit Amina Claudine Myers (US) Sonntag, 05. Mai 2024, 17 UhrFestwoche: Orgel-Festwoche vom 31. Mai bis 09. Juni 2024 Festgottesdienst mit offizieller Einweihung der Orgel: Sonntag, 09. Juni, 10 Uhr (Predigt und Liturgie: Friedhelm Kasparick und Christoph Eichert, Musikalische Leitung KMD Andreas Mücksch)
mdr.de
Die Pauluskirche in Halle hat eine neue Orgel. Thüringer Orgelbauer haben eine innovative Orgel für moderne, aber auch klassische Kirchenmusik gebaut. Ungewöhnlich: Das erste Mal erklingt sie mit Jazz.
[ "sachsen-anhalt", "halle", "pauluskirche", "orgel", "orgelbau", "jazz", "women-in-jazz", "modern", "orgelmusik", "kulturnachrichten" ]
Sachsen-Anhalt
2024-05-05T04:00:00+02:00
2024-05-07T12:24:21+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/orgel-pauluskirche-konzert-jazz-kultur-news-100.html
US-Forscher entwickeln präzisen und mobilen Antikörpertest gegen Corona
Seit dem Start der Impfkampagne gegen Sars-CoV-2 sind bereits sechs Monate vergangen, bei den ersten Geimpften könnte der Schutz durch Antikörper daher möglicherweise bereits wieder nachgelassen haben. Zudem bestimmen bei den neuen Infektionen nun andere Mutationen des Virus, etwa die sogenannte Delta-Variante, das Geschehen. Daher wird nun die Frage für Mediziner und Patienten wichtiger, ob und falls ja welche und wie viele Antikörper gegen das Virus Menschen haben. Wissenschaftler der privaten Duke-Universität in den USA haben nun einen neuen Antikörpertest entwickelt, der bei Versuchspersonen Antikörper gegen Sars-CoV-2 präzise von jenen gegen andere zirkulierende humane Coronaviren (HCoV) unterscheiden konnte und der bei den Versuchen keine falsch positiven Ergebnisse lieferte. Zudem passen die für den Test nötigen Geräte in einen Rucksack und können so flexibel außerhalb von Laboren eingesetzt werden, schreiben die Forscher um Jacob Heggestad und David Kinnamon im Fachblatt Science Advances. Zwar gab es schon relativ früh in der Pandemie Tests für Antikörper gegen Corona. Allerdings erfordern beispielsweise die sogenannten ELISA-Tests ein Labor, geschultes Personal und eine aufwendige Vorbereitung der Probe. Die gängigen Antikörpertests für den Heimgebrauch, sogenannte Lateral Flow Assays (LFA) wiederum können oft nur aussagen ob jemand einen ganz bestimmten Typ von Antikörper besitzt, aber nicht, wie viele davon. Zudem sind sie oft ungenau, viele eigentlich positive Proben werden übersehen. Das von dem Team um Heggestad und Kinnamon entwickelte Gerät nutzt ein System aus kleinen Röhrchen, die mit Polymeren, also bestimmten Molekülen beschichtet sind. Sie wirken wie eine Art Bürste, die durch die flüssigen Proben der Patienten kämmt. Laut den Autoren genügen etwa 60 Mikroliter Blut, Blutplasma oder Blutserum. Das in der Studie vorgestellte Gerät kann dabei verschiedene Typen von Antikörpern unterscheiden. Diese können einerseits gegen die sogenannte Rezeptorbindungsdomäne des Corona-Spikeproteins gerichtet sein, also die Stelle, mit der das Virus an den menschlichen Zellen andockt. Sie können aber auch gegen eine andere Untereinheit des Spikes oder gegen das Nucleocapsid-Protein wirken, also die Hülle, in der das Virus seine Erbinformation verpackt hat. Der Vorteil: die jeweilige Mischung der verschiedenen Antikörper gebe Auskunft über das jeweilige Stadium der Infektion und lasse auch Schlüsse über den weiteren, möglicherweise schweren Verlauf einer Covid-19 zu. So könnte der Test Ärzten bei der Diagnose mit genaueren Daten helfen. Überprüft wurde der Test mit insgesamt 46 Proben von 31 Patienten, die mit Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt werden mussten und verglichen mit 41 negativen Proben, die bereits vor der Pandemie genommen worden waren. Um die Genauigkeit zu bestimmen, nahmen die Forscher außerdem 18 Proben von Patienten mit anderen, zirkulierenden Humanen Coronaviren (HCoV) hinzu. Alle Proben seien durch den Test korrekt bestimmt worden, schreiben die Autoren. Entwickler Jacob Heggestadt glaubt, dass die Plattform, auf der der Test basiert, angepasst werden könnte, um zu überprüfen, wie gut Patienten gegen neue Mutationen des Virus geschützt sind. "Wir glauben, dass unsere Plattform in der Lage ist, zu unterscheiden, ob Menschen Antikörper haben, die neu aufkommende, bedenkliche Varianten neutralisieren können oder nicht", sagte er in einer Mitteilung der Duke-Universität. (ens) Quelle
mdr.de
Ein neuer, leicht einzusetzender Antikörpertest von US-Forschern kann verschiedene Antikörper gegen Corona präzise unterscheiden. Er soll auch zeigen können, wie gut Menschen gegen Virusvarianten geschützt sind.
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2021-06-26T05:00:00+02:00
2021-06-26T05:00:00+02:00
https://www.mdr.de//wissen/neuer-spezifischer-antikoerpertest-fuer-corona-100.html
Mann in Klötze angezündet: Lebenslange Haftstrafe für Angeklagten
Ein 58-jähriger Mann ist am Dienstag am Landgericht Stendal zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann einen Mitbewohner in Klötze mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet hat. Vor Gericht hatte der Mann, der aus Lettland stammt und bereits seit mehreren Jahren in Klötze lebt, die Tat vom August des vergangenen Jahres bestritten. Der nun Verurteilte bezeichnete den Mord-Vorwurf während des Prozesses als "erlogene Anklage" und sah sich einer Intrige ausgesetzt. Das Opfer habe sich selbst in Brand gesteckt. Er habe dem Mann vielmehr geholfen, das Feuer zu löschen. Das Opfer hatte nach Angaben eines Sachverständigen schwerste Verbrennungen erlitten. 25 Prozent seiner Haut seien verbrannt gewesen. Er sei nur knapp dem Tod entgangen. Die Staatsanwältin hatte neun Jahre Gefängnis gefordert, die Verteidigung Freispruch. Richter Ulrich Galler ging weit über das geforderte Maß hinaus und verhängte bei dem aus seiner Sicht versuchten Mord eine lebenslange Haftstrafe – obwohl ein Motiv für die Tat im gesamten Verfahren nicht deutlich geworden war. Der Gericht sah insbesondere das Mord-Merkmal "Grausamkeit" als erfüllt an und und kam so zu seinem Urteil. Dagegen kann der Angeklagte noch Revision beim Bundesgerichtshof in Leipzig einlegen. MDR (Susanne Liermann, Kathrin König, Bernd-Volker Brahms, Oliver Leiste)
mdr.de
Das Landgericht Stendal hat einen Mann zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Lette hatte einen Mitbewohner in Klötze mit Benzin übergossen und angezündet.
[ "justiz", "Prozessauftakt", "Salzwedel", "Klötze", "versuchter Mord", "Mordversuch", "streit", "Lette", "brennbare Flüssigkeit", "Benzin" ]
Sachsen-Anhalt
2025-02-26T17:06:10+01:00
2025-02-26T17:06:23+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/salzwedel/mord-prozess-mann-angezuendet-kloetze-102.html
"Jugend forscht"-Bundessiegerin aus Osterburg gewinnt Preise in den USA
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell-App. Bei einem internationalen Wissenschaftswettbewerb von Schülern in Los Angeles hat auch eine Teilnehmerin aus der Altmark gewonnen. Wie die Stiftung "Jugend forscht" in Hamburg am Dienstag mitteilte, erhielt Anne Marie Bobes aus Osterburg zwei Preise in Höhe von insgesamt 3.000 US-Dollar. Sie konnte die Jury mit ihren Helix-Robotern als umweltfreundliche Stromquelle für Straßenlaternen überzeugen. Per 3D-Druck hatte sie dafür mehrere Varianten dieser schraubenförmigen Turbine präsentiert, die sie in einem Windkanal testete. Die Altmärkerin war mit einem Team von 15 Preisträgerinnen und Preisträgern des Wettbewerbs "Jugend forscht" zu dem weltweit bedeutendsten naturwissenschaftlichen Schülerwettbewerb in die USA gereist. Die Mannschaft mit Vertretern aus Berlin, Oberbayern und Baden-Württemberg gewann insgesamt acht Preise. An dem Wettbewerb in Los Angeles nahmen mehr als 1.600 junge Forscherinnen und Forscher aus 60 Ländern teil. MDR (Dagmar Borchert, Sebastian Gall)
mdr.de
"Jugend forscht"-Bundessiegerin Anne Marie Bobes hat mit ihrer Erfindung auch in den USA abgeräumt. Sie hat dort zwei Preise und insgesamt 3.000 Dollar gewonnen.
[ "Jugend", "forscht", "Bundessiegerin", "Osterburg", "USA", "Preise" ]
Sachsen-Anhalt
2024-05-21T19:44:11+02:00
2024-05-21T23:36:37+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/stendal/jugend-forscht-bundessiergerin-preise-usa-100.html