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Das sind die mitteldeutschen Olympia-Athleten
Das deutsche Team für die Olympischen Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August) ist das größte "Team D" jemals. Dies teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Sonntag (21. Juli 2024) mit. Die Nachnominierungen sind abgeschlossen, sodass das Team bei 427 Athlet:innen plus 44 Ersatzleuten steht. Insgesamt 32 Aktive aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben damit ihr Ticket für Paris sicher. Hinzu kommen drei Athleten, die als Ersatz zur Verfügung stehen. SpiO/sid
mdr.de
Das deutsche Team für die Olympischen Spiele ist komplett. 427 Athlet:innen hat der DOSB nominiert, dazu kommen 44 Ersatzathleten. Mit dabei sind auch 35 Aktive aus Mitteldeutschland.
[ "Olympia", "Olympische Spiele", "Paris", "DOSB", "Deutscher Olympischer Sportbund", "Nominierung", "Maxi Klötzer", "Anastasia Blayvas", "Pauline Schäfer-Betz", "Nils Dunkel", "Chemnitz", "Leipzig", "Sport" ]
2024-07-21T19:50:00+02:00
2024-07-30T14:35:38+02:00
https://www.mdr.de//sport/andere_sportarten/dosb-olympia-mitteldeutsche-athleten-100.html
Bahn, Bus und Notfahrplan: So kommen Sie trotz GDL-Streik ans Ziel
Die Deutsche Bahn hat am Mittwoch den angekündigten Notfahrplan für die Dauer des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) veröffentlicht. Der Plan für die sechs anstehenden Streiktage ist auf der Internetseite der Bahn abrufbar, wie eine Bahnsprecherin mitteilte. Auf den wichtigen Regionalexpress- und S-Bahn-Linien der DB wird laut Notfahrplan ein Zwei- bis Vier-Stundentakt realisiert. Das betrifft vor allem die S-Bahnen und RB-Linien von und nach Dresden und Leipzig. Für die kommenden Tage wolle DB Regio "ergänzend zum Notfahrplan Buskapazitäten anfragen", hieß es von der Bahn. Dazu gebe es Ersatzverkehr auf einigen Linien. Im Fernverkehr in Sachsen werden im Wesentlichen einige ICE-Züge der Nord-Süd-Verbindung über Leipzig unterwegs sein. Eisenbahnunternehmen, die weder zur Deutschen Bahn und noch zu Citybahn Chemnitz gehören, sind nicht direkt vom GDL-Streik betroffen. Allerdings kann es auch bei deren Zügen zu Behinderungen kommen, wenn beispielsweise Fahrdienstleiter auf Stellwerken Mitglieder der GDL sind und sich am Ausstand beteiligen. Weitestgehend planmäßig sollten fahren: Die Eurocity-Züge der Linie Prag - Berlin - Hamburg fahren laut Verbindungsauskunft der Deutschen Bahn zwischen Prag und Dresden (Stand: Mittwoch, 8 Uhr). Auf dem Abschnitt im Elbtal sind planmäßig tschechische Lokführer im Einsatz. Wie viele Züge aufgrund des Ausstands ausfallen, sei noch nicht klar, teilte die Bahn mit. Bei den vorigen Arbeitskämpfen wurden allein im Fernverkehr rund 80 Prozent der Züge gestrichen. Die Lokführergewerkschaft GDL will im Tarifstreit mit der Bahn seit dem frühen Mittwochmorgen für sechs Tage den Fern- und Regionalverkehr weitgehend lahmlegen. Die Bahn hat die Gewerkschaft aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ebenfalls bestreikt wird die Citybahn Chemnitz. Ein Sprecher der Citybahn sagte auf Anfrage, man prüfe noch, ob und welche Verbindungen angeboten werden können. Das werde sich im Laufe des Mittwochs und Donnerstag herausstellen. "Wir werden in jedem Fall einen Großteil des morgendlichen Schülerverkehrs von Chemnitz Richtung Burgstädt, Aue und Stollberg - Glauchau fahren", so der Sprecher. Mitbewerber der Deutschen Bahn auf der Straße richten sich auf erhöhte Nachfrage ein. Flix-Busse und Flix-Trains werden wie gewohnt unterwegs sein, erklärte ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage. "Wir sehen wie meistens, wenn Wettbewerber bestreikt werden, eine deutlich gestiegene Nachfrage." Bei den zurückliegenden Streiks seien einige Verbindungen ausgebucht gewesen. Aktuell seien noch ausreichend Tickets verfügbar, "sofern notwendig planen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Buspartnern nach Möglichkeit zusätzliche Busse ein", so der Sprecher. Flix-Train mit einzelnen Verbindungen von Dresden über Berlin nach Westdeutschland sowie von Leipzig über Berlin nach Westdeutschland und nach Hamburg nimmt nur so viele Fahrgäste in den Waggons mit, wie es Sitzplätze gibt. Dies könne - so hieß es - aus rechtlichen Gründen nicht aufgehoben werden. Ein Flix-Train von Hamburg nach Leipzig ist am Freitag bereits als ausgebucht vermerkt. Busse sind noch buchbar. (Stand Montag, 14 Uhr) Ein Sprecher vom Fahrgastverband Pro Bahn erklärte, in die Waggons von Flix-Train seien so viele Sitze eingebaut, dass bei Stehplätzen das zulässige Gewicht der Reisezugwagen überschritten würde. Von der Deutsche Bahn wünscht sich der Fahrgastverband eine Korrektur des Notfahrplans für den Regionalexpress RE50 zwischen Dresden und Leipzig. Durch eine zu kurze Wendezeit in den Endbahnhöfen seien beim jüngsten Streik immer wieder angekündigte Verbindungen ausgefallen beziehungsweise eine Stunde später gefahren. Es sei besser, einen Zug weniger anzubieten, diesen aber zuverlässig fahren zu lassen, so die Fahrgastvertreter. Ein Sprecher des Bundesverbandes der Autovermieter Deutschlands sagte auf Anfrage, Kapazitätsengpässe seien "auf jeden Fall zu befürchten, gerade weil der Streik über mehrere Tage geht und recht kurzfristig angekündigt ist". Die Nachfrage dürfte sich auch nicht auf die Metropolen beschränken, vermutet der Sprecher. Das sind eher größere Städte und dort die Stationen an Verkehrsknotenpunkten wie die Bahnhöfe. Dort ist der Parkraum knapper als zum Beispiel an Flughäfen. Aber auch im ländlichen Raum ist es nicht ausgeschlossen und schon vorgekommen, dass keine Fahrzeuge mehr verfügbar waren. Der Sprecher der Autovermieter verweist auf steigende Mietwagenpreise bei knapper Verfügbarkeit. Zudem seien nicht alle Fahrzeugklassen überall vorrätig. Ein Umsetzen von Mietwagen oder das Reaktivieren von saisonal stillgelegten Mietfahrzeugen sei "ein großer logistischer Aufwand, wird in begrenztem Maße aber in solchen Situationen vorgenommen, um der Nachfrage zu entsprechen". Wer als Wochenendpendler zwischen Frankfurt und Dresden beispielsweise auf das Flugzeug ausweichen will, kann derzeit noch Tickets buchen. Die Preise für einen Hin- und Rückflug beginnen bei gut 400 Euro. (Stand Mittwoch, 8 Uhr) MDR (lam/ben)
mdr.de
Reisende in Sachsen müssen sich seit Dienstagabend wegen des GDL-Streiks auf Einschränkungen einstellen. Nicht alle Verbindungen sind betroffen. Wer reisen will, muss mit Engpässen bei Alternativen rechnen.
[ "Nachrichten", "Sachsen", "GDL", "Streik", "Lokführer", "Auswirkungen", "Autovermieter" ]
Sachsen
2024-01-24T09:20:41+01:00
2024-01-24T19:48:35+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/gdl-streik-lokfuehrer-auswirkungen-fahrplan-102.html
Wie sehen Thüringer Radiohörer den Ukraine-Krieg?
Die Vorwürfe wiegen schwer, neben Macron kommen in den Wortmeldungen der Hörer von MDR THÜRINGEN auch Anton Hofreiter, Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Roderich Kiesewetter nicht gut weg, die als "Kriegstreiber" immer mehr Waffenlieferungen fordern. Man habe nichts gelernt aus der Geschichte. Die Rüstungsindustrie sei der größte Gewinner des Krieges und außerdem die NATO und der Westen an allem schuld, weil sie Putin erst in die Situation gebracht hätten. Man solle sich endlich an einen Tisch setzen und verhandeln. Schwierig, sagt Prof. Christoph Garstka vom Institut für russische Kultur Ruhr-Uni Bochum. Er und seine Kollegen tun sich täglich russisches Fernsehen an und analysieren die Aussagen. Sein erster Hinweis: Die echten Kriegstreiber findet man dort. Man sollte wirklich einmal einen Tag russisches Fernsehen in Deutschland abspielen, um festzustellen, was Kriegstreiberei ist. Beispiel: Wladimir Solowjow, Moderator der einflussreichsten russischen Talkshow. Er bezeichnete Macron nach dessen Äußerung, Bodentruppen nicht ausschließen zu wollen, als "nazistisches Schwein, das sich aussuchen soll, welche französische Stadt als erstes bombardiert werden soll." Dieses Verbale spüren die Ukrainer übrigens körperlich. Und vieles ist nicht neu. Die Geschichten von systematischer Vergewaltigung als Waffe gegen die Zivilbevölkerung beispielsweise, die müssten die Ostdeutschen eigentlich noch kennen, wenn sie ihren Großmüttern damals zugehört haben. Wenn sie denn darüber reden wollten. Das Problem in Deutschland war die fehlende Aufarbeitung, im Osten sowieso, aber auch im Westen. Dort hat es so etwas auch gegeben. Die Ukrainerinnen erleben nun das Gleiche, erzählt Krista-Marija Läbe vom ukrainischen Verein "Vitsche" und spricht von systematischem Völkermord durch die russischen Angreifer. Dazu zählen gezielte Festnahmen von Menschen, die in der Ukraine in Verantwortung waren, Folter inklusive. Sie legt auch großen Wert darauf, dass die Ukrainer nicht nur ihre Heimat zurückhaben wollen, sondern vor allem die Menschen, die verschleppt wurden. Besonders die Kinder, die man nach Russland gebracht hat, um sie dort zu Russen umzuerziehen. Ein Ziel: Sie sollen gegen die Ukraine kämpfen, neben den Ex-Knackis und jungen Männern aus entlegenen russischen Regionen. Aus dem Umfeld der medialen Kriegsbefürworter oder Kremlpolitiker keine Söhne in den Krieg geschickt, sagt Prof. Garstka. Auch nicht aus dem  Mittelstand in Moskau oder Sankt Petersburg, der Putin trägt. Das würde für Unfrieden sorgen. Der Krieg ist weit genug weg. Die meisten Ukrainer sind in ihrer Heimat, viele von ihnen sind Flüchtlinge im eigenen Land, einige leben unter anderen in Deutschland und nehmen die Diskussion auch wahr, die bei uns geführt wird. Krista-Marija Läbe ist die Sprecherin der Organisation "Vitsche", gegründet von jungen Ukrainern in Deutschland kurz vor Beginn des Krieges. Sie hat eine ukrainische Mutter und einen deutschen Vater und sie und ihre Eltern leben seit 20 Jahren in Deutschland. Ihre ukrainischen Verwandten haben allerdings den Krieg zu Hause. Trotzdem kann sie die Ängste der Menschen in Deutschland verstehen, die mit Blick auf den Schwur von Buchenwald oder andere persönliche Bezüge sagen: Nie wieder Krieg und die deshalb Waffenlieferungen ablehnen. Aber ihr Land muss sich mit irgendwas verteidigen können. Allerdings kann sie den weit verbreiteten Meinungen nicht folgen, dass es die Russen in der Ostukraine nicht leicht hatten, was für Putin ja ein Argument war, einzugreifen. Das sei völlig an den Haaren herbeigezogen, es war zum Beispiel eher die ukrainische Sprache, die unterdrückt wurde. Das erzählen nicht nur die Menschen, die in dem Verein versammelt sind, aus der Gegend stammen und deren Muttersprache russisch ist. Keiner hat sich je bedroht gefühlt wegen der russischen Sprache, es wurde lange Zeit eher die ukrainische Sprache benachteiligt." Kleines Indiz: Wir schreiben "Kiew" quasi russisch, was die deutsche Regierung auf Bitten der Ukrainer ändern möchte. Das russische Vorgehen zugunsten von "Unterdrückten" bestätigt auch Prof. Garstka. Das Prinzip, erst Unfrieden zu stiften und unterdrückte Russen befreien, erleben wir aktuell auch in Transnistrien, so der Osteuropa-Experte. Das Gebiet gehört eigentlich zur Republik Moldau, die Hilferufe der Separatisten werden wohl als nächstes erhört. Russische Truppen sind in einen souveränen Staat einmarschiert, einst anerkannt auch von Russland. Heißt: Die Gewalt geht von Russland aus, sagt Prof. Garstka. Er wirft der NATO und dem Westen allerdings Blauäugigkeit vor. Es war naiv, nach dem Zerfall der Sowjetunion zu glauben, dass sich (ein demokratisches) Russland schon damit arrangieren wird, wenn sich die eine oder andere Ex-Sowjetrepublik in Richtung Westen orientiert. Die mahnenden Stimmen wurden überhört. Da hätte man einiges besser machen können. Gleichwohl habe es das an Bodenschätzen reiche Russland versäumt, den baltischen und anderen Staaten ein Angebot zu machen. Das Baltikum galt als Aushängeschild der Sowjetunion. Es hätte in der EU auch niemanden gestört, sagt Garstka, wenn sich dort eine Gemeinschaft gebildet hätte.    Warum hat es Russland 30 Jahre nicht geschafft, den Völkern ein Angebot zu machen, dass die sagen: Da können wir wählen, ob wir in die EU gehen oder uns Russland anschließen? Vorbild könnte der Afghanistankrieg sein, der 1989 endete, sagt Prof. Garstka. Die ruhmreiche Sowjetarmee war damals kläglich gescheitert, was die Amerikaner und die NATO – trotz guter Absichten angesichts einer geknechteten Bevölkerung – nicht davon abhielt, quasi die gleichen Fehler noch einmal selbst auszuprobieren. Für die Sowjetunion waren Aufwand, Verluste und zu erwartender Ertrag irgendwann zu viel. Niemand hatte etwa Moskau angegriffen oder gar besiegt, so Christoph Garstka. Es war eher die Einsicht in die Tatsache, nicht weiterzukommen. Zu dieser Einsicht muss Russland auch in der Ukraine kommen. Ein Weg kann auch die internationale Isolation sein, die auf dem G20-Gipfel schon sichtbar wurde. Länder wie Indien oder Brasilien hätten gern ihre Probleme gelöst, statt nur über den russischen Krieg gegen die Ukraine zu sprechen. Hinzu kommt: Nur eine starke Ukraine, die sich verteidigen kann, hat überhaupt eine Verhandlungsposition. Aktuell gibt es die nicht. Und wer glaubt, man müsse Putin nur die Hand reichen oder irgendwo einen Verhandlungstisch hinstellen, der muss nur russisches Fernsehen schauen. Kremlkritische Oppositionspolitiker sitzen in Russland übrigens nicht in Talkshows, sondern im Straflager, wenn sie Glück haben. Bei Olga Skabeeva in der Talkshow "60 Minuten" wurde dann klar gemacht, was die Voraussetzung ist für Verhandlungen. Ich zitiere wortwörtlich aus dieser Sendung: Wir werden Friedensgespräche aufnehmen, aber erst dann, wenn unsere Russen vor Lwiw (Lemberg) stehen. Und das liegt 70 km vor polnischen Grenze. Dann hätte die Ukraine allerdings nichts mehr, über das sie noch verhandeln könnte. Deshalb braucht sie Waffen, so Garstka. Was sie nicht braucht, ist eine zerstrittene EU und ein Amerika, das noch nicht so genau weiß, was es nach der Präsidentschaftswahl vorhat. MDR (thk)
mdr.de
Wir haben Thüringer Radiohörer zum Ukraine-Kireg befragt. Auch ein Professor für russische Kultur und eine Ukrainerin schildern ihre Sicht.
[ "Nachrichten", "Ukraine", "Russland", "Krieg", "Macron", "Soldaten", "Bodentruppen", "Vitsche", "Thomas Becker", "Redakteur" ]
Welt
2024-02-28T21:23:46+01:00
2024-03-04T11:58:09+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/macron-bodentruppen-ukraine-100.html
Unsere Vorfahren verarbeiteten stärkehaltige Pflanzen schon vor 780.000 Jahren
Die Wissenschaftler untersuchten Basalt-Schlagwerkzeuge wie Hammer und Ambosse an der Fundstelle Gesher Benot Ya'aqov in Israel. Auf den Utensilien entdeckten sie Spuren von 650 Stärkekörnern, die sich im Gestein vor 780.000 Jahren im Frühmittelpleistozän festgesetzt hatten. Die Autoren fanden Stärke aus Eicheln, Graskörnern, Wasserkastanien, gelben Seerosenrhizomen und Leguminosensamen (Hülsenfrüchte). Die identifizierten Pflanzen stammten aus verschiedenen Lebensräumen, darunter ein See in der Nähe der Fundstelle und weiter entfernte Hochlandgebiete. Bisher war über die pflanzliche Ernährung der frühen Menschen wenig bekannt, zu wenig Grünzeug hat die Zeit an archäologischen Fundorten überdauert, so die israelischen Forscher. Die neue Studie hat jetzt einen Einblick gegeben. Dabei ist die Verarbeitung von vegetarischen Ressourcen aufwändiger im Vergleich zu tierischen Nahrungsmitteln, die leichter zubereitet werden können. Die Autoren stellten dazu fest, dass die identifizierten Pflanzen jahreszeitlich variieren und verschiedene Sammel- und Verarbeitungsmethoden erfordern, was ein indirekter Beweis für fortgeschrittene kognitive Fähigkeiten ist. Die reichhaltigen, ganzjährigen Befunde würden darauf hindeuten, dass Kohlenhydrate, die aus verschiedenen Wildpflanzen gewonnen wurden, in der Ernährung unserer Vorfahren vor mindestens 780.000 Jahren eine wichtige Rolle spielten. Die Untersuchung "Starch-rich plant foods 780,000 y ago: Evidence from Acheulian percussive stone tools" ist im Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen. pm/jar
mdr.de
Untersuchungen an Werkzeugen in Israel haben gezeigt, dass Hominine im Mittelpleistozän schon eine bunte Speisekarte an pflanzlichen Lebensmitteln hatten. Wildpflanzen wurden bereits damals aufwendig verarbeitet.
[]
2025-01-08T19:11:19+01:00
2025-01-08T19:11:19+01:00
https://www.mdr.de/wissen/archaeologie-fruehgeschichte/staerkehaltige-pflanzen-im-pleistozaen-verarbeitet-102.html
Mann holt Auto aus brennender Garage
In Haldensleben hat ein Mann sein Auto vor dem Abbrennen bewahrt. Wie die Polizei mitteilte, war die Doppelgarage am Dienstagabend in Brand geraten. Eine Zeugin habe den Besitzer alarmiert. Er konnte den Angaben zufolge eines seiner beiden Fahrzeuge herausfahren – das zweite brannte aus. Wegen des Brandes musste die Polizei mehrere Menschen aus den umliegenden Häusern in Sicherheit bringen. Mehrere Personen hatten zudem Rauch eingeatmet und mussten zwischenzeitlich ins Krankenhaus gebracht werden. Die Freiwillige Feuerwehr Haldensleben räumte Gasflaschen aus der Garage und verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf Wohnhäuser. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf rund 140.000 Euro. Die Polizei geht von einem technischen Defekt als Brandursache aus. MDR (Max Hensch, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 09.10.2024
mdr.de
In Haldensleben hat ein Mann ein Auto aus einer brennenden Garage gerettet. Wegen des Brandes mussten mehrere Anwohner in Sicherheit gebracht werden. Einige kamen ins Krankenhaus.
[ "Feuer", "Haldensleben", "Brand", "Feuerwehr" ]
Sachsen-Anhalt
2024-10-10T10:38:03+02:00
2024-10-10T10:38:03+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/boerde/brand-garage-haldensleben-102.html
Kühles Aprilwetter mit Wolken und Nachtfrösten in Sachsen
Am Wochenende wird es deutlich kühler und feuchter als in den vergangenen Tagen, sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) voraus. Er erwartet besonders am Sonntag größere Regenmengen. Zuvor stehen Sachsen aber zwei "kühle Aprilwettertage" bevor, meint der Meteorologe Tobias Reinartz vom DWD. Verantwortlich dafür ist das Tief Magnus, das kalte Polarluft nach Deutschland bringt und damit in der Nordhälfte Schauer und einzelne Gewitter. Am Freitag ist es laut Vorhersage zunächst noch recht heiter. Am Nachmittag soll es wolkiger und örtlich auch regnerischer werden mit vereinzelten Gewittern. Die Höchstwerte liegen laut DWD zwischen 12 und 14, im Bergland bei 6 bis 11 Grad Celsius.In der Nacht zu Sonnabend sollen die Wolken dann auflockern und die Schauer nachlassen bei Tiefstwerten zwischen 5 und 0 Grad. Örtlich könne nochmals leichter Frost in Bodennähe auftreten, vor allem im Erzgebirge und in höheren Lagen. Der Samstag beginnt wolkig, laut Wetterdienst zeitweise auch heiter und meist niederschlagsfrei bei ähnlichen Temperaturen wie am Freitag. In der Nacht zum Sonntag soll von Westen her gebietsweise etwas Regen in Sachsen fallen. Diese Nacht wird laut DWD nicht mehr so kalt wie die vorherigen Nächte - dann bei Tiefstwerten zwischen 10 und 6, im Bergland 6 bis 3 Grad. Am Sonntag zieht das Regengebiet von West nach Ost langsam über Deutschland hinweg, sodass wohl tatsächlich weite Teile des Landes mal den einen oder anderen Liter Wasser auf den Quadratmeter abbekommen. "Am Sonntag ist es stark bewölkt mit Regen, teils schauerartig verstärkt", informiert der Wetterdienst. Die gute Nachricht dabei: Die Höchstwerte liegen in Sachsen bei 16 bis 19 Grad Celsius, im Bergland bei 12 bis 15 Grad. MDR (kk)
mdr.de
Wer am Wochenende draußen etwas plant, sollte sich den Sonnabend vornehmen. Am Sonntag könnten Regenschauer die Frühlingslaune trüben. Dafür könnten Bauern, Hobbygärtner und Wasserexperten vielleicht aufatmen.
[ "Nachrichten", "Wetter", "Wetterausblick", "Wochenende", "Maiwetter", "Deutscher wetterdienst", "Regen", "Niederschläge", "Bodenfrost", "Eisheilige" ]
Sachsen
2025-05-23T10:46:02+02:00
2025-05-23T10:46:12+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/wetter-regen-gewitter-wochenende-kuehler-100.html
Radebeul: Autofahrer übersieht Dampflok der Lößnitzgrundbahn
Auf der Weinbergstraße in Radebeul ist am Dienstag ein Auto mit einem Zug der Lößnitzgrundbahn zusammengestoßen. Nach Angaben der Polizei geschah der Unfall am dortigen unbeschrankten Bahnübergang. Offensichtlich hatte der Autofahrer den Zug übersehen, hieß es. Verletzt wurde niemand. Der Betriebsleiter der Lößnitzgrundbahn, Mirko Froß, sagte MDR SACHSEN, die Schäden an der Dampflok seien bereits wieder repariert, sodass es keine Einschränkungen im Zugverkehr gebe. Am Wochenende werden zum Abfischen in Moritzburg viele Fahrgäste auf der Lößnitzgrundbahn erwartet. Der Traditionsvereins fährt zusätzliche Züge. MDR (tomi/lam)
mdr.de
In Radebeul ist an einem unbeschrankten Bahnübergang ein Auto von einem Zug der Lößnitzgrundbahn erfasst worden. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand.
[ "Nachrichten", "Lößnitzgrundbahn", "bahn", "sachsen", "radebeul", "Dampflok", "Auto" ]
Sachsen
2024-10-23T08:13:22+02:00
2024-10-23T11:30:04+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/unfall-eisenbahn-auto-fahrer-dampflok-100.html
Bulgariens EU-Ratspräsidentschaft: "Ein integraler Bestandteil Europas"
HEUTE IM OSTEN: Was bedeutet die Ratspräsidentschaft für Bulgarien?  Was erwartet man dort und auch in Brüssel von den kommenden sechs Monaten? Johanna Deimel: Man erwartet, dass sich Bulgarien – und das ist auch Teil des bulgarischen Programms für die Ratspräsidentschaft – um die Nachbarn kümmert, also gezielt um den Westlichen Balkan. Bulgarien wird im Mai einen großen Balkangipfel in Sofia abhalten. Es geht darum, die EU-Perspektive der Region nachhaltig zu bekräftigen, die ja seit dem letzten großen EU-Gipfel zum Westlichen Balkan 2003 besteht. Die andere Erwartung betrifft die Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der EU. Da stehen regionale Kooperationen im Vordergrund. Ein kleines Land wie Bulgarien kann allerdings innerhalb einer sechsmonatigen Ratspräsidentschaft keine ganz großen Initiativen starten. Das wäre anders, wenn Frankreich oder Deutschland die Ratspräsidentschaft innehätten. Und doch sind  die Vorhaben und Programme für dieses halbe Jahr auch in Absprache mit den nachfolgenden EU-Ratspräsidentschaften in der sogenannten "Troika" abgestimmt und  formuliert worden. Das war im Vorfeld mit Estland und ist jetzt mit Österreich der Fall, das im zweiten Halbjahr 2018 die Präsidentschaft übernehmen wird. Bulgarien hat nun auch einige Probleme bzw. Besonderheiten: So regiert der Premierminister Bojko Borissow mit einer äußerst fragilen Regierungskoalition und gilt europapolitisch eher als unerfahren. Könnte das zum Problem werden? So unerfahren ist Borissow nun nicht mehr. Er ist ja schon lange genug im Amt und seine Partei ist auch in die Europäische Volkspartei (EVP) eingebunden . Die Regierungskoalition ist aber in der Tat problematisch, weil sich Borissow auf europakritische und zum Teil extrem rechte und russlandfreundliche Partner verlassen muss, die in der Wahlallianz der Vereinigten Patrioten (OP) zusammen Teil der Regierungskoalition sind. Innenpolitisch gibt es da kernige Aussagen. Wenn es aber um gemeinsame Beschlussfassungen innerhalb der EU geht, steht Bulgarien mit allen anderen EU-Mitgliedsstaaten in einer Reihe. So hat das Land zuletzt wieder der Verlängerung der EU-Sanktionen gegenüber Russland zugestimmt. Die Flüchtlingsfrage wird auch 2018 aktuell bleiben, insbesondere deren Verteilung. Und dabei geht eine Art "Riss" durch die EU. Mit Polen, Ungarn und Tschechien lehnen drei Staaten eine Verteilung vehement ab. Bulgarien hat selbst einen Grenzzaun zur Türkei, würde eine Verteilungsquote aber wohl mittragen. Kann es dadurch auch vermitteln? Es ist klar, dass die Dublin-Regelung revidiert und neu gefasst werden muss. In der Tat zeigte sich Bulgarien bisher solidarisch und gewährt Flüchtlingen  einen Aufenthaltsstatus. Nur wollen die meisten nicht in Bulgarien bleiben sondern weiter nach Deutschland oder etwa in die skandinavischen Länder. Bulgarien hat mit der Türkei einen Grenzzaun errichtet und ist für die Sicherung der EU-Außengrenzen mit verantwortlich. Die Verteilung der Flüchtlinge wird eine der zentralen Fragen sein in diesem halben Jahr. Und ja, da kann Bulgarien aus der eigenen Erfahrung eine Rolle spielen. Nun stehen auch die neuen Budgetverhandlungen innerhalb der EU an. Wir hören gerade  von Ungarn und Polen, sie wären bereit mehr Geld in das EU-Gesamtbudget einzahlen, wenn sie im Gegenzug keine oder wenige Flüchtlinge aufnehmen müssen. Damit spielen sie sehr geschickt auf der populistischen politischen Klaviatur. Sie sprachen bereits von den EU-Beitrittskandidaten Serbien, Mazedonien und Albanien, deren Perspektive eine größere Rolle spielen sollen. Auf politischer Ebene gibt es daran durchaus ein Interesse, die öffentliche Meinung innerhalb der EU ist da anders. Ist das Thema daher in diesem halben Jahr überhaupt erfolgversprechend? Es geht auch darum, proaktiv für Europa zu werben. Serbien, Mazedonien und Albanien sind wie der gesamte Balkan ein integraler Bestandteil Europas. Und mit diesem Westbalkan-Gipfel im Mai wird ein wichtiges Zeichen gesetzt. Es muss einfach gerade in unser mitteleuropäisches und deutsches Bewusstsein eindringen, wie wichtig dieser Raum für uns ist. Deshalb hat Deutschland auch den sogenannten "Berlin-Prozess" in Gang gesetzt. Wenn es  in der Region Westlicher Balkan ernsthaftere Probleme gibt, dann hat das unmittelbare Auswirkungen auf uns. Lassen Sie mich als ein Beispiel Mazedonien nennen, wo insbesondere letztes Jahr eine große innenpolitische Krise gab, die den gesamten Balkan und damit auch den Rest Europas hätte destabilisieren können. Mit der neuen  Regierung in Skopje  sieht es aus, als würde Mazedonien tatsächlich wieder auf einen euroatlantischen Integrationskurs einschwenken. Es scheint sich im sogenannten Namensstreit mit Griechenland einiges zu bewegen, und auch mit Bulgarien sind durch den Nachbarschaftsvertrag die Weichen neu gestellt. Dazu hat Bulgarien einen wichtigen Beitrag geleistet.
mdr.de
Bulgarien übernimmt für die kommenden sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft. Auf der Agenda stehen neben der Flüchtlingsfrage vor allem die EU-Perspektiven des Balkan, meint Südosteuropa-Expertin Johanna Deimel.
[]
2018-01-11T12:01:57+01:00
2018-05-16T11:57:02+02:00
https://www.mdr.de//heute-im-osten/interview-bulgarien-eu-ratspraesidentschaft-100.html
Michael Kretschmer will wieder Minister-Präsident in Sachsen werden
Im Bundes-Land Sachsen soll es vielleicht bald eine Minderheits-Regierung geben. Dafür wollen die Parteien CDU und SPD zusammen-arbeiten. Michael Kretschmar will wieder Minister-Präsident in Sachsen werden.  Bei der Abstimmung braucht er aber auch Stimmen von den anderen Parteien, die im Landtag mitarbeiten. Zum Beispiel von den Parteien:     • DIE LINKE    • und vom BSW. Das BSW hat jetzt gesagt: Wir werden die Wieder-Wahl von Michael Kretschmer vielleicht unterstützen. Aber unsere Stimmen bei der Abstimmung gibt es nicht umsonst. Wir wollen dafür etwas haben. Zum Beispiel: Es darf bei den Sozial-Ausgaben keine Kürzungen geben. Das bedeutet: Für soziale Sachen darf es nicht weniger Geld geben. Soziale Sachen sind zum Beispiel:     • Die Kinder-Hilfe und Jugend-Hilfe,    • viele Lern-Angebote,    • die Gesundheits-Versorgung,    • die Pflege von älteren und behinderten Menschen    • oder Freizeit-Angebote. Die Partei DIE LINKEhat auch gesagt:Wir werden die Wieder-Wahl von Michael Kretschmernur unterstützen:Wenn es weiter genug Geld für soziale Sachen gibt. Der neue Minister-Präsident von Sachsenmuss bis Anfang Februar vom Jahr 2025 gewählt werden.
mdr.de
Aber das BSW hat gesagt: Wir unterstützen die Wahl von Michael Kretschmer nur: Wenn es nicht weniger Geld für soziale Sachen in Sachen gibt.
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2024-11-14T15:19:25+01:00
2024-11-14T15:19:25+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/leichte-sprache-sachsen-minderheitsregierung-kretschmer-bsw-reaktion-landtagswahl-100.html
Ein Ring um die Sonne: Seltenes Himmelsphänomen über Halle
Halos sind faszinierende Leuchterscheinungen am Himmel. Der Halo auf dem Foto oben leuchtete am Mittwoch (7. Mai 2025) im Westen über dem Osendorfer See in Halle. Es gibt Halos in verschiedenen Varianten. Allen gleich ist, dass sie gar nicht an den Himmelskörpern entstehen, um die sie strahlen, sondern erst auf der Erde – abgesehen vom Halo einer Sonnenfinsternis, aber dazu später mehr. Halos erscheinen meist als leuchtende Ringe um die Sonne. In Mitteldeutschland gibt es sie zum Beispiel im Winter regelmäßig als sogenannte Eisnebelhalos im Erzgebirge. Es sind "Erscheinungen, die durch Lichtbrechungen an Eiskristallen stattfinden", erzählt Claudia Hinz vom Deutschen Wetterdienst in Sachsen im Interview mit MDR WISSEN. Momentan seien um die 50 Haloarten bekannt, so Claudia Hinz. "Der häufigste Halo ist ein Ring mit 22 Grad um die Sonne herum sowie ein zweiter mit 46 Grad. Es gibt auch einen, der parallel zum gesamten Horizont einmal um den gesamten Himmel herum verläuft." Und auch, wenn wir im Sommer solche Halos sehen, braucht es dazu Eis, denn sie entstehen durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an in der Luft befindlichen Eisteilchen. "Dringt das Sonnenlicht nun in die Eiskristalle ein, wird es zunächst gebrochen, im Inneren reflektiert und beim Austritt aus dem Kristall erneut gebrochen", erklärt Tobias Reinartz, wie Hinz Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. "Durch die Brechung wird das Licht in seine sog. Spektralfarben zerlegt, die wir als Regenbogenfarben erkennen können, allerdings natürlich nur, wenn die Kristalle so ausgerichtet sind, dass das aus ihnen austretende Licht unsere Augen erreicht." Um diesen Effekt zu erzielen, muss das Sonnenlicht durch sehr hohe Cirruswolken scheinen, wir kennen sie auch als Federwölkchen. Ein Halo kann dabei sogar nachts entstehen, wenn der Mond das Sonnenlicht zur Erde reflektiert. Auch dabei wird das einfallende Licht an Eiskristallen gebrochen, gespiegelt oder abgelenkt, und wir sehen den Lichtring, den Hof oder Heiligenschein, wie auch immer Sie es nennen mögen. Halos bei Sonne und Mond können wir mit etwas Glück jedes Jahr erleben. Ein ganz besonderer und viel seltenerer Halo ist der während einer Sonnenfinsternis. Hier wird er durch die Sonnenkorona verursacht, die normalerweise durch das helle Licht der Sonne überstrahlt ist. Während einer totalen Sonnenfinsternis aber, wenn der Mond die Sonne vollständig verdeckt, wird die Korona als perlweißer Halo um die Sonne sichtbar.
mdr.de
Ein Halo über Halle – nein, das ist kein Vertipper. Hier geht es nicht um ein Hallo für Halle, sondern um eine seltene Himmelserscheinung, die dort gerade zu sehen war: Ein Halo um die Sonne.
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Naturwissenschaft
2025-05-09T12:13:47+02:00
2025-05-09T12:13:47+02:00
https://www.mdr.de//wissen/naturwissenschaften-technik/himmel-leuchtender-ring-um-die-sonne-halo-ueber-halle-sachsen-anhalt-100.html
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Der Weg durch die Siedlung zum Fußballplatz ist immer noch der gleiche. Als Kind bin ich ihn oft gegangen, um Freunde zu treffen. Ein Fußballplatz im Originalmaß mit großen Toren, die Pfosten zwar noch aus Holz, aber mit einem richtigen Netz, das rauschte, wenn ein kräftiger Schuss sich darin verfing. Eigentlich war der Platz für uns verschlossen, aber es gab ein Loch im Zaun, das leicht zu passieren war, und es gab wenige, die sich dafür interessierten, ob Unberechtigte dort kickten.Ab und zu war Rainer schon da. Ganz allein trainierte er am gegenüberliegenden Tor. Rainer war deutlich älter als ich. Er konnte mit vielen Kontakten den Ball in der Luft halten, behandelte das Spielgerät wie ein rohes Ei, aber wenn er abzog, zischte das Leder durch die Luft. Manchmal krachte es am Pfosten. Rainer war mein Vorbild. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, Rainer einmal anzusprechen. Ich wusste, er wartete auf Jens und Klaus und weitere fast erwachsene Mitspieler. Dennoch sah ich Rainer gern zu. Er war für mich wie ein Abbild von Franz Beckenbauer. Es sah elegant aus und souverän. Vielleicht hatte er sich vieles auch von ihm abgeguckt. Und ich selbst ertappte mich dabei, es ihm nachzutun - nicht in seiner Gegenwart, aber dann, wenn ich allein übte.Wie ist das mit guten Vorbildern? Sind sie entbehrlich, oder prägen sie einen nicht mehr als man sich eingestehen mag? Heute gibt es Trainer, Coaches und Berater für fast jeden Lebensbereich. Sie bleiben neutral. Vorbilder sind anders. Sie entzünden ein Feuer, eine Leidenschaft, manchmal ohne es zu wissen. Viele beklagen sich über Bevormundung durch die Medien, die Politik, ökologische Aktionsgruppen, die Kirche. Vorbilder fordern nichts. Sie gibt es einfach, und ich entscheide mehr oder weniger bewusst, wen ich mir zum Vorbild nehme. Herzlich, sanftmütig, demütig, freundlich. Die Bibel vermittelt Lebenshaltungen, die segensreich sind. Man könnte sie einfordern. Man kann sie aber auch einfach leben. Das ist am überzeugendsten. Vielleicht nimmt sie sich jemand zum Vorbild. Könnte sein, so verändert sich die Welt und dreht sich ein klein wenig Richtung Himmelreich. Wir merken es nicht - so wenig wie die Drehung unserer Erde. Und sie bewegt sich doch!
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Holger Treutmann aus Dresden.
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2024-07-07T22:38:50+02:00
2024-07-07T22:38:50+02:00
https://www.mdr.de//sachsenradio/programm/wort-zum-tag-anfang-juli-112_page-5_zc-6ed60dc1.html
Experiment der Uni Halle: Großveranstaltungen trotz Corona-Pandemie?
Können tausende Menschen live ein Konzert in einer Großraumhalle verfolgen, ohne sich mit Corona anzustecken? Unter welchen Bedingungen können große Events wieder stattfinden und trotzdem die Hygieneregeln zum Schutz vor der Pandemie eingehalten werden? Diese Fragen will das Universitätsklinikum Halle mit dem Forschungsprojekt "Restart-19" beantworten. Ein Team um den Infektologen Stefan Moritz will dazu am 22. August ein Großexperiment mit 4.000 Freiwilligen in der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig durchführen. Die Besucher bekommen ein Konzert von Tim Bendzko, müssen dabei aber strenge Hygieneregeln beachten. Unter anderem sollen sie während der ganzen Veranstaltung FFP2-Atemschutzmasken tragen. Dabei wollen die Forscher Daten erheben, um die Ansteckungsrisiken zu berechnen und daraus Empfehlungen abzuleiten, wie die Gefahren bei großen Veranstaltungen minimiert werden können. Unter anderem wollen sie herausfinden, mit wie vielen anderen Menschen die Konzertbesucher bei der Anreise in Kontakt kommen. "Die größte Herausforderung - glaube ich - wird die Datenauswertung", sagte Projektleiter Stefan Moritz. "Denn wir werden über einen ganzen Tag hinweg alle fünf Sekunden die Kontakte zu allen anderen Probanden im Umkreis von 30 Metern messen." Restart-19 sei die erste derartige Studie in Deutschland, sagten Forscher und Projektbeteiligte bei einer Pressekonferenz am 17. Juli. Vier bis sechs Wochen nach dem Experiment sollen erste Ergebnisse vorliegen. Bei dem Experiment werden drei Szenarien durchgespielt. Zunächst sollen die Besucher wie vor Corona ohne Abstandsregeln durch zwei Eingänge in die Halle strömen. Dann soll ein Szenario mit strengem Hygienekonzept, mehreren Ein- und Ausgängen sowie größeren Abständen geprobt werden. Und im dritten Szenario soll auch auf den Zuschauerbänken ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. "Das Projekt soll die Weichen stellen für einen Neustart der Veranstaltungswirtschaft in ganz Deutschland. Gerade diese Branche ist bekanntlich besonders stark von den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus betroffen", sagte Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willigmann (SPD). Sein Bundesland und der Freistaat Sachsen finanzieren die rund eine Millionen Euro teure Studie. Partner sind zudem der SC DHfK Leipzig und die ZSL Betreibergesellschaft der Großraumsporthalle. Für das Experiment werden 4.000 junge und gesunde Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebraucht. Infos und Anmeldung auf der Webseite des Projekts. (ens/dpa)
mdr.de
Forscher des Uniklinikums Halle wollen mit einem große Experiment in Leipzig herausfinden, unter welchen Bedingungen Sport- und Kulturveranstaltungen mit tausenden Besuchern trotz Corona wieder stattfinden können.
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2020-07-22T11:20:18+02:00
2020-07-22T11:20:18+02:00
https://www.mdr.de//wissen/corona-restart-veranstaltungen-events-hygiene-forschung-100.html
Fantasypark 2025: Comicpark-Macher planen neue Veranstaltung auf der Ega
Schwarzer Hoody, schwarzes Basecap, schwarzer Kaffee: Jan Ettingshausen sitzt mit einem Laptop im Fenster seines Ladens, dem Planet Comic Café in Erfurt. Es ist früh am Nachmittag. Im Laden ist noch wenig los, trotzdem steckt Ettingshausen voll in seiner Arbeit: "Buchhaltung für den Laden", sagt er und klappt den Laptop zu. "Darf ich dir einen Kaffee anbieten?" Der 47-Jährige, den seine Freunde nur "Ed" nennen, hat sich vor einigen Jahren mit dem Comic Café einen Traum erfüllt: Comics lesen und Kaffee trinken, was gibt es Schöneres? Das Konzept passt gut zu dem ruhigen und entspannten Ladenbesitzer, der eigentlich gar nicht wie ein Workaholic wirkt. Dabei hat Ettingshausen alle Hände voll zu tun: Neben dem Laden organisiert er zusammen mit Freunden seit 2017 den Comicpark, die größte Cosplay-Convention Thüringens mit zuletzt über 20.000 Besuchern. Und weil das noch nicht genug ist, soll 2025 mit dem Fantasypark eine weitere Großveranstaltung hinzukommen. Genau deshalb haben wir uns zum Interview verabredet. MDR: 2025 plant ihr neben dem Comicpark noch eine weitere Großveranstaltung. Erzähl doch mal: Worauf können sich die Thüringer freuen? Ettingshausen: Also ob es eine Großveranstaltung wird, muss man schauen. Wir fangen jetzt erst an und müssen abwarten, wie viele Leute das wirklich interessiert. Aber ja, wir haben schon längere Zeit immer wieder Anfragen von Besuchern bekommen, warum wir den Comicpark nur einmal im Jahr machen? Und nun haben uns zusammengesetzt und uns überlegt, was wir machen könnten. Wir wollen ja nicht einfach nur den Comicpark wiederholen, es soll schon in eine etwas andere Richtung gehen. Deshalb haben wir uns für eine Veranstaltung mit Fantasy-, Mittelalter- und Steampunk-Elementen entschieden und bauen da nun eine Veranstaltung drum herum auf. Wir wissen, dass das Comic Park-Publikum sich auch so sehr für Fantasy-Videospiele, -Filme und -Serien interessiert. Von daher denke ich, dass das schon ein Großteil der Comicpark-Fans ansprechen wird.   In Anlehnung an den Comicpark trägt das Ganze dann auch den Namen "Fantasypark". Genau. Wir hatten da viele Überlegungen, haben viel durchprobiert und wollten auch einen Eigennamen finden, aber der Egapark meinte dann immer, dass sie Fantasypark gut finden. Da hat sich dann also der Egapark eingemischt? Im Großen und Ganzen lassen die uns schon freie Hand, aber sie geben uns natürlich auch ihre Ideen und Vorstellungen mit. Sie sind in dem Sinne gute Berater und wir stecken ja auch am Anfang der Jahresplanung immer die Eckpunkte der Veranstaltungen ab. Da geht es dann auch viel darum, was zum Ega-Gelände passt. Es soll ja mit der Parkanlage harmonieren. Beim Comicpark hatten wir letztes Jahr 20.000 Besucher. Da sind viele Kinder aber eben auch ältere Leute dabei, die mit manchen Sachen nichts anfangen können. Deswegen sind beim Comicpark zum Beispiel Zombie-Verkleidungen nicht erlaubt, es gibt kein Kunstblut, keine großen Narben und Verletzungen. Das sind halt alles so Sachen, wo der Egapark mitspricht, aber bei allen anderen Dingen, haben wir freie Hand und können machen, was wir wollen. Wichtig bei einer Outdoor-Convention ist immer auch das Datum. Der Comicpark findet normalerweise im Mai statt. Wann gibt es den ersten Fantasypark? Ja, als Outdoor-Convention sind wir stark auf das Wetter angewiesen. Wir können das also nicht im November oder Februar machen. Die warmen Monate sind am besten geeignet. Der Hochsommer fällt aber auch flach, da ist es zu extrem: Man hat mit Wärmegewittern, mit Starkregen und mit Hitze zu kämpfen. Deswegen haben wir gesagt, wir gucken uns mal den September an. Dabei ist es jetzt auch geblieben. Das heißt, der erste Fantasypark wird am 13. und 14. September 2025 stattfinden. Ihr plant also wieder ein ganzes Wochenende, da werden die Besucher ja dann einiges erwarten können. Vielleicht kannst du mal so einen kleinen Vorgeschmack geben, was wird den Fantasypark 2025 ausmachen? Für die meisten Mitwirkenden sind zwei Tage sinnvoller. Man hat ja mit dem Aufbau und der Anreise einen großen Aufwand und zwei Tage sind auch deshalb gut, weil wir damit alles abdecken können, was wir vorhaben. Es wird wieder jede Menge interessanter Programmpunkte geben. Es gibt Bühnenprogramme, wir haben Bands, die mittelalterliche Fantasy-Musik spielen, es gibt Walking Acts, die verschiedene Bereiche des Fantasy-Genres abdecken. Aus "Herr der Ringe" wird es zum Beispiel eine Ork-Gruppe geben, die ihr Lager im Park aufschlägt. Am Samstag überlegen wir, ein bisschen länger zu machen, um mit Licht arbeiten zu können. Wir haben ein paar Feuerspucker und andere Feuer-Künstler. Das müssen wir aber erst noch mit dem Egapark abklären, inwieweit wir das machen können. Das ist ja auch eine Sicherheitsfrage. Was wird das denn für den Comicpark bedeuten? Werdet ihr das Angebot dann aufsplitten, damit die Harry Potter-Fans eher zum Fantasypark pilgern und die Comic- und Manga-Fans zum Comicpark? Wird sich das thematisch klar voneinander abgrenzen? Das haben wir tatsächlich überlegt, es aber dann den jeweiligen Händlern und Künstlern selbst überlassen. Wir haben gesagt: 'Nächstes Jahr gibt es zwei Veranstaltungen, den Comicpark, wie man ihn schon kennt und eine Veranstaltung im Fantasy-, Mittelalter- und Steampunk Bereich. Ihr seid zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen!' Und alle Händler und Künstler haben gesagt, sie würden gerne beide Veranstaltungen mitnehmen. Allerdings hat der Comicpark bisher gar nicht so viele Fantasy-Sachen angeboten, sodass es da nicht viele Überschneidungen geben wird. Beim Fantasypark wird es viel, viel mehr in diese Richtung gehen. Live-Rollenspiele zum Beispiel. Überhaupt wird es zu dieser Veranstaltung einen eigenen Plot geben: Im Egapark ist sozusagen ein "Weltenriss" entstanden, aus dem diese ganzen Fantasy-Gruppen aus den verschiedenen Zeitaltern und Welten herausgetreten sind. Die Besucher sollen an dieser Geschichte teilnehmen können. Sie können verschiedene Rätsel lösen, um den Weltenriss wieder zu schließen. Das heißt, als Besucher wird man dann Teil einer kleinen Abenteuergruppe? Genau. Sie sollen richtig mit reingezogen werden. Es gibt Aufgaben zu lösen, an verschiedenen Stationen werden auch die Akteure mit einbezogen. Jeder Besucher kann dann Quest-Stempel sammeln und diese Geschichte ist dann Teil des Unterhaltungsprogramms. Habt ihr nicht auch ein bisschen Angst, dass ihr euch mit einer zweiten Veranstaltung in Thüringen selbst die Kundschaft abgrabt? Was macht euch so sicher, dass zwei solcher Veranstaltungen sich wirtschaftlich tragen können? Die Ega erhebt ja Postleitzahlen der Comicpark-Besucher und da zeigt sich, dass ein Großteil der Besucher aus Berlin, Leipzig und dem Umland nach Erfurt kommt. Wir sind uns bewusst, dass wir nächstes Jahr mit dem Fantasypark am Anfang stehen und lassen das einfach auf uns zukommen. Ich bin aber zuversichtlich. So wie ich die typischen Convention-Gänger kenne, also die, die Comic-, Manga-, Anime-Conventions besuchen; da könnte jeden Monat eine Convention sein und die Leute würden das trotzdem immer wieder gut finden und besuchen. Als Veranstalter kalkuliert man ja auch schon im ersten Jahr mit einer Besucherzahl. Wann wäre der Fantasypark 2025 denn ein Erfolg? Ich denke, 5.000 bis 6.000 Besucher an dem Wochenende, das wäre schon super. Das Wetter muss natürlich mitspielen, das ist immer eine Glückssache. Aber wir werden natürlich auch die Kanäle des Comicparks nutzen, um darauf hinzuweisen, dass es eine zweite Veranstaltung gibt. Ich denke, dass wird viele Cosplayer, die auch Fantasy mögen, auf jeden Fall interessieren. Vielen Dank für das Interview! Anm. d. Red.: Das Interview lesen Sie hier in der gekürzten Fassung. Im Audio ist das Interview in voller Länge zu hören.   MDR (ask)
mdr.de
In nur sieben Jahren ist aus dem Comicpark eine deutschlandweit beachtete Comic-Convention mit über 20.000 Besuchern geworden. Nun will das gleiche Veranstaltungsteam mit dem Fantasypark ein zweites Highlight schaffen.
[ "Nachrichten", "Comicpark", "Fantasypark", "ega", "erfurt", "comic", "manga", "herr der ringe", "harry potter", "cosplay" ]
Thüringen
2024-09-19T06:49:18+02:00
2024-09-19T06:49:18+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/ega-comicpark-fantasy-convention-100.html
"Nackt unter Wölfen" – eine berührende KZ-Geschichte
Am 10. April 1963 wurde die DEFA-Verfilmung des Bestseller-Roman "Nackt unter Wölfen" uraufgeführt. Der Autor der literarischen Vorlage, Bruno Apitz, hatte das Drehbuch verfasst und eine kleine Rolle gespielt. Unabhänngig von dieser Nebenrolle war er auch sonst bei den Dreharbeiten immer anwesend. "Er war ein leidenschaftlicher Verfechter aller Details", erinnert sich der Schauspieler Armin Müller-Stahl. "Er wusste schließlich, wie es in Buchenwald ausgesehen hatte. Und er war die ganze Zeit über dabei und kontrollierte uns. Eine bessere Informationsquelle konnte es nicht geben." In der Tat bescheinigten Kritiker dem Film von DEFA-Regisseur Frank Beyer "realistische Wirklichkeitsnähe". Für den Schriftsteller Bruno Apitz war die Verfilmung seines Romans eine wunderbare Zeit, erinnerte sich seine Witwe Kiki Apitz: "Das war ein Triumph für ihn. So etwas hat es im Leben meines Mannes nicht noch einmal gegeben, eine solche innere Genugtuung." 1958 erschien Apitz’ Roman "Nackt unter Wölfen" im Mitteldeutschen Verlag Halle. Es ist die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines jüdischen Kindes, das von kommunistischen Häftlingen des KZ Buchenwalds auf wundersame Weise gerettet wird – eine Geschichte biblischen Ausmaßes. Er hat schon im Lager gewusst, lieber Gott, wenn du mich hier rauslässt, dann muss ich die Geschichte dieses Kindes aufschreiben für die Jugend. Das Buch avancierte schnell zu einem Bestseller, nicht nur in der DDR - in mehr als 30 Sprachen wurde es übersetzt und erreichte eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen Exemplaren. In der DDR war "Nackt unter Wölfen" bis 1990 Schullektüre – kaum ein Kind, das das Buch nicht gelesen hatte. Doch nicht nur das: Die Staats- und Parteiführung instrumentalisierte den Roman überdies als einen wesentlichen Bestandteil des antifaschistischen Gründungsmythos der DDR. Bruno Apitz, 1900 in Leipzig als zwölftes Kind einer Arbeiterfamilie geboren, war schon früh politisch interessiert. Mit 17 kam er für neun Monate das erste Mal wegen "Antikriegspropaganda" gegen den Ersten Weltkrieg in Untersuchungshaft, mit 18 musste er wegen "Landesverrats" anderthalb Jahre ins Gefängnis. In dieser Zeit begann seine Beschäftigung mit Literatur, er schrieb erste Gedichte. Aber er musizierte und schauspielerte auch. Vor allem aber war er ein politischer Mensch: 1927 trat er der KPD bei, übernahm verschiedene Parteifunktionen und war als Vorsitzender der Leipziger Bezirksgruppe des "Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller". Mit der Machtübernahme der Nazis setzte sich sein Weg durch Gefängnisse und Zuchthäuser fort, bis er 1937 ins KZ Buchenwald deportiert wurde, wo er bis zur Befreiung im April 1945 Häftling blieb. Nach 1945 wurde Apitz Gründungsmitglied der SED und arbeitete als Hörspielautor und als Feuilletonist bei der "Leipziger Volkszeitung". Das Sujet der Rettung des Buchenwaldkindes Stefan Jerzy Zweig hatte er dabei immer im Kopf. Zunächst wurde es von der DEFA, dem Filmstudio der DDR in Potsdam-Babelsberg, wo Apitz ab 1952 als Dramaturg arbeitete, als "unzeitgemäß" abgelehnt. Auch sein Antrag an den Schriftstellerverband, ein Darlehen zu bekommen, um seinen Buchenwald-Roman zu schreiben, wurde abgelehnt: Man sehe "keine Gewähr, dass der Autor den vorliegenden Stoff zum Roman gestalten kann", hieß es. Drei Jahre lang schrieb er auf eigene Kosten. Dann legte er das Manuskript dem Antifa-Komitee vor. Es wurde zensiert und Apitz strich und veränderte geduldig. Unter anderem schilderte er ausschließlich den heroischen Widerstandskampf der Kommunisten im KZ Buchenwald. "Er machte Helden aus Menschen, die vielleicht gar keine waren", kritisiert der britische Historiker Bill Niven. Er machte Helden aus Menschen, die vielleicht gar keine waren. Zwischen den tatsächlichen Vorgängen um Stefan Jerzy Zweig und Apitz' Roman – der ja kein Tatsachenbericht, sondern ein künstlerisch gestaltetes Werk ist – gibt es einige Unterschiede. Die wesentlichen: In "Nackt unter Wölfen" wird das "Buchenwaldkind" in einem Koffer ins Lager gebracht und die SS weiß nichts von seiner Existenz. In Wirklichkeit war es mit seinem Vater unter den Augen der SS ins Lager gekommen. Bei Apitz sind es ausschließlich kommunistische Häftlinge, die dem Kind das Leben retten, der Vater spielt dabei keine Rolle. Tatsächlich aber war es der Vater, der seinem Sohn immer wieder das Leben rettete. Apitz erklärt das so: "Ich wollte keinen Vater im Roman haben, weil ein Vater sein Kind natürlich beschützen will. Aber wenn andere das tun, ist das etwas Heldenhaftes, etwas fast Übermenschliches." Ein weiterer und entscheidender Unterschied ist der sogenannte "Opfertausch". In Wirklichkeit war das "Buchenwaldkind" von der SS auf eine Transportliste gesetzt worden, Zielort: Auschwitz. Die Häftlinge konnten das Kind vor dem Abtransport retten, allerdings um einen grausamen Preis – ein anderes Kind wurde stattdessen in den Tod geschickt. Darüber schweigt Apitz in seinem Roman, obwohl er von den tatsächlichen Ereignissen wissen musste. Nach dem Welterfolg seines ersten Romans hatte Bruno Apitz finanziell ausgesorgt. Von der SED wurde er fortan als Vorzeigedichter benutzt, was ihm allerdings lästig war. Anknüpfen konnte er an sein berühmtes Werk nie wieder. Zwar schrieb er noch einige Bücher, die Resonanz aber war gering. Besonders traurig stimmte ihn, dass sein Verhältnis zu dem realen Buchenwaldkind Stefan Jerzy Zweig stets unterkühlt blieb. "Mein Mann hätte gern einen Sohn in ihm gesehen", erinnert sich Kiki Apitz. "Aber das ergab sich leider nicht ..."Bruno Apitz starb 1979 kurz vor seinem 79. Geburtstag in Berlin und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt. Zum 60. Jubiläums der Uraufführung des DEFA-Klassikers "Nackt unter Wölfen" wurde von Studenten der Universität Erfurt eine Wanderausstellung vorbereitet. Sie ist derzeit noch bis zum 27. April 2023 in der Universitätsbibliothek Weimar zu sehen. Weitere geplante Stationen sind Jena, Nordhausen, Gotha und Erfurt. Dieser Artikel erschien erstmals im April 2010 und wurde im April 2023 überarbeitet.
mdr.de
Am 10. April 1963 feierte die Romanverfilmung von "Nackt unter Wölfen" ihre Premiere. Ähnlich wie die literarische Vorlage von Bruno Apitz erlangte der Film weltweite Anerkennung.
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NS-Zeit
2023-04-10T05:00:03+02:00
2023-04-10T05:00:03+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/ns-zeit/widerstand/bruno-apitz-nackt-unter-woelfen-roman-film-100_dosArtContext-ute-gebhardt-buchenwaldkind-stefan-jerzy-zweig-100_zc-c05d4c72_zs-6561ca51.html
Blockparteien und Einheitslisten – Wahlen in der DDR
Grundlage für die Beschäftigung mit der Wahlpraxis in der DDR mag eine kurze Betrachtung der ideologischen Voraussetzungen sein: Dem marxistisch-leninistischen Politikverständnis zufolge, entwickele sich die Gesellschaft mit historischer Notwendigkeit zum Kommunismus. In der Fortsetzung dieses Ansatzes zeichnen sich die nach 1945 in Ostmitteleuropa etablierten "Volksdemokratien" gerade dadurch aus, dass hier der Wille des Volkes vermeintlich mit besagter historischer Notwendigkeit übereinstimme. Die Führung der Volksdemokratie DDR drückte also nach ihrem Selbstverständnis in ihrem Bemühen um die Herstellung einer sozialistischen Gesellschaft unmittelbar und direkt den Willen des Volkes aus. Es war diese Idee einer Identität der Absichten von Bevölkerung und Regierung, die eine vollständige Zustimmung des Wahlvolkes zum Kurs der Regierung zwingend notwendig machte [vgl. Kloth 2004, S. 19]. In der tatsächlichen Entwicklung der DDR waren die 50er- und 60er-Jahre von einem stalinistischen Kurs geprägt. In den 80er-Jahren musste die SED diese Politik entschärfen: Staatsziel wurde jetzt, die "entwickelte sozialistische Gesellschaft". Da die realen Verhältnisse die gewünschten Ergebnisse nicht lieferten, musste "nachgeholfen" werden. Die Beeinflussung der Wahlergebnisse in der DDR lässt sich in drei Dimensionen beschreiben: Bereits im Sommer 1945 etablierten sich in Deutschland, auch in der sowjetischen Besatzungszone, politische Parteien in Anlehnung an die Tradition der Weimarer Parteienlandschaft: die KPD und die SPD als Arbeiterparteien, die christlich-konservative CDU in Nachfolge der Zentrumspartei, schließlich die liberale LDPD [vgl. Mählert 2007, S. 20f.]. Diese Ansätze einer Mehrparteienlandschaft wurden freilich von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) streng kontrolliert. Erster Schritt einer Einbindung aller Parteien war die Gründung des "antifaschistisch-demokratischen Blocks", eines umfassenden Parteienbündnisses, das angesichts der Herausforderungen im Nachkriegsdeutschland zunächst auch allgemeine Zustimmung fand. Während aber die SPD im Zuge der (Zwangs-)Vereinigung mit der KPD zur SED de facto von der politischen Bühne abtrat, durchliefen die bürgerlichen Parteien CDU und LDPD innerhalb des jetzt klar von der SED dominierten "Blocks" die Entwicklung hin zu systemtreuen, "gleichgeschaltete[n]" [Weber 2006, S. 186] Parteien. Dieser Transformationsprozess war bis spätestens 1952 abgeschlossen. Ein so kontrolliertes Pseudo-Mehrparteiensystem schien der SED-Führung attraktiv: "Vielleicht wäre es nicht schlecht, noch ein paar neue [Parteien] zu gründen", wird Walter Ulbricht für das Frühjahr 1948 zitiert [Leonhard 1955, 482]. Und tatsächlich wurden kurz darauf zwei weitere Parteien "in den Block hinein" gegründet: die Bauernpartei DBD und die nationaldemokratische NDPD. Beide Parteien waren von vornherein vollständig von der SED abhängige Scheinparteien: Von den 19 Gründungsmitgliedern des DBD-Vorstands waren z.B. 15 SED-Kader [vgl. Weber 2006, S. 184]. Aufgabe dieser Blockparteien war es in erster Linie, auch systemferne Gesellschaftsschichten zu erreichen: Indem Christen, national gesinnten Kreisen oder mit Bodenreform und Kollektivierung hadernden Landwirten eigene politische Foren angeboten wurden – die ihrerseits dem Staatsziel verpflichtet waren – hoffte man, die notwendige Unterstützung für das System zu erreichen. Zum Verständnis der konkreten Wahlorganisation ist auf folgende Besonderheit hinzuweisen: Zur Wahl standen nicht einzelne Parteien oder Kandidaten, sondern eine vollständige Liste aller Mitglieder des zu wählenden Gremiums. Diese Liste war im Vorhinein bereits vom jeweils zuständigen Wahlausschuss erarbeitet worden. Der Wahlakt bestand dann lediglich in der Zustimmung bzw. Ablehnung des Listenvorschlags. Dieses Wahlverfahren per Liste galt für alle Wahlen in der DDR: von den Kommunalwahlen bis zur Volkskammerwahl. Die Volkskammerwahlliste – die sogenannte "Einheitsliste der Nationalen Front" (vgl. Unterthema "Massenorganisationen") – sah dabei für die SED lediglich einen Anteil von Parlamentssitzen von 25,4 Prozent vor, für die Blockparteien immerhin jeweils 10,4 Prozent. Der Blick auf das vermeintliche "Mehrparteiensystem" in der der DDR entlarvt dabei die Parlamentsminorität der SED schnell als bloßen Schein: Die Blockparteien wurden zu bloßen "Instrumenten der Hegemonialpartei SED" [Weber 2006, 186], eine wirkliche parlamentarische Opposition in der DDR war den Zahlen zum Trotz undenkbar. Schon im Vorfeld politischer Abstimmungen beeinflussten Druck und/oder Vergünstigungen die Entscheidung der Wähler, beispielhaft steht hier das "junge[…] Pfarrerehepaar[, das] für die lang ersehnte Wohnung zu den Wahlen [ging] (ein offizieller Loyalitätsbeweis gegenüber den Regime)" [Richter 2009, S. 32]. Die staatliche Zuteilung von Mangel und Privilegien entpuppt sich als raffiniertes System indirekter Einflussnahme auf die Bürger, die sich mit dem politischen Kurs der Führung arrangierten und diesem zum Großteil (zumindest pro forma) auch zustimmten. Direkte Manipulation fand im Rahmen des unmittelbaren Wahlaktes selbst statt, der letztlich darin bestand, den Wahlschien zu falten und in die Urne zu werfen. Dabei wurde das Wahlgeheimnis systematisch verletzt: Wer die Wahlkabine (wenn es überhaupt eine gab) benutzte, machte sich verdächtig [vgl. Richter 2009, 14f.]. Das ironische "Falten gehen" drückt dabei – aller äußeren Zustimmung zum Trotz – die innere Distanz breiter Wählerschichten zum System aus. Die genannten Instrumente der Beeinflussung führten zu einer tatsächlichen Zustimmungsrate von geschätzten 80 bis 90 Prozent [vgl. für die Kommunalwahlen 1989 Kloth 2004, S. 19] – aus den eingangs genannten Gründen für die SED-Führung unakzeptable Zahlen. Die letzten neun bis 19 Proeznt waren also durch direkte Wahlfälschung herbeizuführen. Möglichkeiten zur Manipulation bot zum einen die Auszählung der Stimmen in den Wahllokalen: Die Wahl per Einheitsliste stellte für die Abgabe einer wirklichen Gegenstimme hohe Hürden (z.B. musste jeder Name auf der Liste einzeln gestrichen werden) und einen breiten Ermessensspielraum für den Stimmenauszähler (eine unsaubere Streichung konnte als Unterstreichung, damit als Zustimmung gewertet werden), ungültige Stimmen waren so gut wie ausgeschlossen [vgl. Judt 1998, S. 67f.]. Alles andere wurde als gültige Stimme für den Listenvorschlag gewertet. Manipulation der Zahlen ohne Berücksichtigung der abgegebenen Wahlzettel fand schließlich hinter den verschlossenen Türen der sogenannten "Frisiersalons" statt, wo SED-Funktionäre die zum Teil schon vor den Wahlen festgelegten Ergebnisse "errechneten" [vgl. Schabowski 1992, S. 173ff.] und Wahlprotokolle nahelegten, die nur in loser Verbindung zu den Ereignissen des Wahltages standen. Freilich oblag es weiterhin den Vorsitzenden der Wahlausschüsse vor Ort, die so entstandenen Protokolle durch ihre Unterschrift zu sanktionieren und so die Fälschungen mit zu verantworten. Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten des Staates zur Wahlbeeinflussung (und deren vermeintlicher Notwendigkeit) ist zu erklären, warum selbst das offizielle Ergebnis der Kommunalwahlen vom Mai 1989 mit einer Zustimmungsrate von 98,85 Prozent für die SED-Führung immer noch eine Art Wahlniederlage darstellte – ein wichtiger Schritt in die "Friedliche Revolution" …
mdr.de
40 Jahre lang betrieb die DDR-Führung in regelmäßigen Wahlgängen einen enormen Aufwand, um der Welt gegenüber eine fast hundertprozentige Zustimmung der Bevölkerung zum System vorzutäuschen.
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DDR
2017-09-22T14:50:13+02:00
2022-07-18T12:16:04+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/ddr/politik-gesellschaft/wahlen-blockpartei-einheitslisten-100.html
Verkehrsministerium will für 900 Millionen Euro E-Ladestationen fördern
Bundesverkehrsminister Volker Wissing plant neue Förderungen, um die Nutzung von Elektroautos in Deutschland attraktiver zu machen und das umweltfreundliche Laden zu Hause und in der Firma zu forcieren. "Schon bald starten wir zwei weitere Förderangebote, um Privathaushalte beim Bau von Ladestationen mit Eigenstromversorgung sowie Unternehmen bei der Errichtung von Schnellladeinfrastruktur zu unterstützen", sagte der FDP-Politiker dem ARD-Hauptstadtstudio. Die Förderprogramme haben laut ARD ein Gesamtvolumen von 900 Millionen Euro. Mit 500 Millionen Euro sollen in privaten Wohngebäuden Ladestation, Photovoltaikanlage sowie Speicher gefördert werden. Damit sollen E-Autos auch direkt mit Sonnenenergie aufgeladen werden können. Wie das Hauptstadtstudio unter Berufung auf ein Schreiben des Verkehrsministeriums berichtet, soll die Förderung nur im Paket erfolgen. Das Programm soll im Herbst an den Start gehen. 400 Millionen Euro sind dem Bericht zufolge dafür geplant, den Aufbau von Schnellladeinfrastruktur sowie einen Netzanschluss für den Betrieb von gewerblich genutzten Pkw zu unterstützen. Hier ist der Start des Förderprogramms bereits für den Sommer geplant. Dem ARD-Hauptstadtstudio zufolge rechnet das Verkehrsministerium beim neuen Förderprogramm insgesamt mit einer hohen fünfstelligen Zahl an Anträgen privater Haushalte. Wie hoch die Förderung individuell ausfällt, will das Ministerium zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. Auch ob die Zuschüsse als Pauschalbeträge oder als prozentuale Beteiligungen erfolgen, steht noch nicht fest. Bei einem früheren Förderprogramm zur Ladeinfrastruktur, den sogenannten Wallboxes, zahlte das Verkehrsministerium pauschal 900 Euro. Damals mussten die Bürger nicht nachweisen, ob sie überhaupt ein privates E-Auto besitzen. Beim neuen Programm soll das anders sein. Finanziert werden soll das neue Förderprogramm dem Bericht zufolge über den Klima- und Transformationsfonds, einem "Sondervermögen" in Höhe von rund 35 Milliarden Euro. Abgewickelt werden sollen die Förderanträge über die staatliche Förderbank KfW. Am Donnerstag findet die Ladeinfrastruktur-Konferenz des Bundesverkehrsministeriums statt. Bislang werden in Deutschland sieben von zehn E-Autos zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgeladen. MDR/AFP (dni)
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Mit 900 Millionen Euro will Verkehrsminister Wissing die Ladeinfrastruktur in Privathaushalten und Gewerbe fördern. Für Privathaushalte sollen Ladestation, Photovoltaikanlage sowie Speicher im Paket gefördert werden.
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Deutschland
2023-06-29T10:15:02+02:00
2023-06-29T10:15:02+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/foerderung-e-auto-ladestation-volker-wissing-verkehrsminister-100.html
GigawattFactory wächst: Leag weiht Solarpark Nochten ein
Das Energieunternehmen Leag hat in Nochten in der Oberlausitz einen neuen Solarpark in Betrieb genommen. Wie die Leag am Dienstag mitteilte, ist die Anlage in dem Boxberger Ortsteil binnen sechs Monaten errichtet worden. Sie ist Bestandteil der geplanten Gigawatt-Factory zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien. Ihre Gesamtleistung soll der Leag zufolge bis zum Jahr 2030 auf sieben Gigawatt gesteigert werden. An der Einweihung des Solarparks nahm auch Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) teil. Er und das sächsische Kabinett treffen sich am Dienstag im Kraftwerk Boxberg zu einer gemeinsamen Sitzung mit ihren Amtskollegen aus Brandenburg. Dabei geht es unter anderem um die Zusammenarbeit bei der Sicherung von Fach- und Arbeitskräften in der Lausitz. MDR (jal/wim)
mdr.de
Das Bergbau- und Energieunternehmen Leag treibt den Wandel für mehr regenerative Energie voran. In Boxberg hat es den Solarpark Nochten eröffnet. Er ist Teil eines der größten Zukunftsprojekte in der Lausitz.
[ "Nachrichten", "Bergbau", "Leag", "GigawattFactory", "PV", "Park", "Boxberg", "Braunkohle", "Strukturwandel" ]
Sachsen
2024-04-30T11:55:49+02:00
2024-04-30T15:45:00+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/energie-leag-solarpark-nochten-gigafactory-100.html
50 Jahre Militärputsch in Chile: Das Ausmaß deutscher Beteiligung
Deutschland war vom ersten Tag an an dem Putsch stark beteiligt. Also der Geheimdienst, vom damaligen Deutschland. Und das ist wohl die Angst. Es sind viiele Informationen, die Deutschland nicht gern in der Öffentlichkeit hätte. Moderation Secilia Kloppmann (SK) Erick Zott war linker Studentenführer in Chile, als das Militär 1973 gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende putschte. Zott wurde damals verhaftet und in der deutschen Sekt Colonia Dignidad gefoltert. Der Zeitzeuge Erick Zott und die Recherche in lange Zeit nicht zugänglichen Akten zeigen ein bisher nicht bekanntes und erschreckendes Ausmaß der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Putsch in Chile und die Duldung von Menschenrechtsverletzungen wie Folterungen bis hin zur Ermordung politischer Gegner. Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von MDR INVESTIGATIV - Hinter der Recherche. Jeden zweiten Freitag werbefrei in der ARD Audiothek und da, wo sie uns gerade hören. Ich bin Secilia Kloppmann und arbeite für die politischen Magazine des Mitteldeutschen Rundfunks Zu Gast in dieser Folge ist mein Kollege Christian Bergmann. Es ist jetzt im September, genauer gesagt am 11. September 50 Jahre her, dass der Putsch in Chile war. Da ist jetzt schon einiges auch gelaufen in den Medien aufgrund dieses 50. Jahrestages … aber kannst du bitte noch mal ganz kurz zusammenfassen: Was ist da passiert an diesem 11. September 1973 und mit welchen Folgen? Christian Bergmann (CB) Am 11., September 1973  hat sich das Militär unter Augusto Pinochet gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten Salvador Allende erhoben, und Salvador Allende hat sich dann im Präsidentenpalast La Moneda verschanzt und sich verteidigt. Und das Militär hat ihn dann umstellt und ein Ultimatum gestellt, das er sich ergeben sollte, was er nicht getan hat. Und dann hat Augusto Pinochet die Luftwaffe aufgefordert, den Präsidentenpalast der LaMoneda zu bombardieren. Und kurz daraufhin hat sich dann Salvador Allende erschossen. Und dann kam es zur Machtübernahme der Militärs, und es folgte eine 17-jährige Militärdiktatur. SK 17 Jahre war Pinochet an der Macht - bis es dann wieder eine demokratische Wahl gab? CB Genau. Es gab dann die ersten demokratischen Wahlen. Pinochet hatte immer noch enorme Sonderrechte. Also man kann sich das nicht so vorstellen, dass von einem Tag auf den anderen er dann mit Schimpf und Schande ...oder verhaftet wurde, sondern er war immer noch bis 1998 Oberbefehlshaber der Armee, war später noch Senator in chilenischen Parlament. Also er genoss sehr lange, sehr viele Sonderrechte. SK Die Menschenrechtsverbrechen, über die wir ja jetzt noch sprechen werden, die waren ja nicht nur direkt in den Tagen des Putsches, sondern das hat sich ja auch über Jahre hingezogen. Richtig? CB Ja. Es war eine Jahrzehnte lange Folterpolitik. Wir haben zum Beispiel ein Beispiel aus dem Film den Besuch von Norbert Blüm 1987, wo er sich stark macht, für zum Tode verurteilte Gegner des Pinochet Regimes- Wo nicht nur diese Gegner gefoltert wurden, sondern sogar ihre Familienangehörigen. Das kann man im Film dann auch hören. Das sind sehr eindrückliche Schilderungen, wo auch teilweise auch schwangere Frauen gefoltert wurden, also es sind sehr, sehr schlimme Dinge passiert. Und das ist noch 1987 passiert - also während der gesamten Militärdiktatur kam es zu solchen Vergehen. SK Diese Beispiele habe ich später auch nochmal rausgesucht. In dem Film, über denen wir jetzt sprechen - den hast du zusammen gemacht mit dem Kollegen Tom Fugmann -, der lief bei Fakt im Ersten und ist zu sehen in der ARD Mediathek, "BND gegen Stasi, Chile '73" heißt der, da geht es vor allem - nicht nur - aber vor allem, um die Rolle Westdeutschlands in dieser Zeit. Du bist in Chile gewesen, Christian, du hast dort recherchiert, Akten durchforstet. Wo warst du? Und was waren die zentralen Erkenntnisse deiner Recherche? CB 2019, also vor vier Jahren, wurde durch einen Anwalt, der auch Opfer der Colonia Dignidad war, erwirkt, per Gerichtsbeschluss, dass das Archiv der Colonia Dignidad der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Und als wir das mitbekommen haben, habe ich gedacht, okay, jetzt nutzen wir die Chance, Und bin hingeflogen und habe angefangen im chilenischen Nationalarchiv - dort liegen diese Akten - zu recherchieren und Fotos davon zumachen. Das war erlaubt. Man durfte Fotos machen. Ich glaube, ich habe über 4000 Fotos auf meinem Rechner gehabt, die ich dann maschinenlesbar gemacht habe, durchsuchbar gemacht habe. Es war alles nicht so leicht, weil es waren viele Handschriften dabei, die man natürlich nicht dokumentenlesbar machen kann. Ich musste auch mit Handschrift-Experten zusammenarbeiten teilweise, weil manche Dinge nicht zu entziffern waren. In der Colonia war keine gute Handschrift. Das war ein sehr aufwendiger Prozess. Es war eine intensive Zeit. Ich glaube, zehn Tage, die ich vor Ort war. Davon fünf bis sechs Tage im Archiv. SK Und diese Unterlagen, über die wir noch im Detail sprechen ... sind die beschlagnahmt worden im Zuge von der damaligen Schließung der Colonia Dignidad? Oder wie muss man sich das vorstellen? CB Im Film ist der Leiter der Ermittlungskommission gegen die Colonia Dignidad zu sehen. Luis Henrique Seguel und seine Männer haben im Jahr 2005  diesen spektakulären Fund gemacht. Das war verscharrt und vergraben. Das ist das Archiv von Paul Schäfer - also dem damaligen Sektenführer der Colonia Dignidad, der dort im Prinzip  das komplette "Gedächtnis" dieser Colonia Dignidad in Schriftform hinterlassen hat. Schäfer war ein sehr misstrauischer Mensch. Er hat alle Telefonate, zum Beispiel die aus der Colonia Dignidad abgingen, verschriften lassen in Telefonprotokollen und hat sich das dann vorlegen lassen. Also auch wenn zum Beispiel seine Nummer 2, Hartmut Hopp, aus so einem Telefonprotokoll zitieren wir auch, wenn der telefoniert hat, wie zum Beispiel damit Gerhard Mertins, dem Waffenhändler, dann hat das Paul Schäfer auf seinen Tisch bekommen und hat gesehen, worüber die geredet haben. Und das ist heute ein großer Schatz, weil man weiß, was damals passiert ist, was damals am telefonisch gesprochen wird. Man hat also den gesamten wirtschaftlichen Schriftverkehr, das heißt Warenbestellungen wie diese Waffenbestellungen, die wir dann im Film zeigen, aber auch verschiedene Zeitungsartikel, andere Dokumente .. und was vielleicht am verblüffendsten war, was zum Beispiel im Film nicht vorkommt, aber mich bei der Recherche sehr verblüfft hat war, dass alle Akten aus der wetsdeutschen Botschaft in Santiago de Chile sofort auf dem Tisch von Paul Schäfer lagen. Er hatte Kopien von allen Vorgängen, und und es gab dann ein späteren Botschafter Mitte der 80er-Jahre Herr Kullak-Ublich, der das gemerkt hatte und auch eher kritisch der Colognia gegenüber eingestellt war - im Gegensatz zu seinen Vorgängern oder zumindest teilweise kritisch - und der hat dann einen Erlass erlassen, dass kein Mitarbeiter der deutschen Botschaft mehr private Kontakte mit der Colonia Dignidad pflegen darf. Und diesen Erlass findet man natürlich auch sofort in dem Nachlass von Paul Schäfer - also es gab da eine ständige Verbindung. SK Die Colonia Dignidad spielt in dem Film und auch bei den Vorgängen rund um den Putsch eine zentrale Rolle. Für all diejenigen, die noch nicht so viel darüber wissen... es gab mal ein Spielfilm … du selbst hast auch für uns (FAKT im Ersten/ Exakt) über die Vorgänge in der Colonia berichtet. Christian, sag doch bitte nochmal drei, vier Worte: Was sind das für Leute? Was ist dort vorgefallen? Wie lange gab es die Colonia? CB Also die Colonia Dignidad war einer der unrühmlichsten Sekten, die man sich so vorstellen kann. Es war eine christliche Sekte, die von Paul Schäfer gegründet und geleitet wurde. Und der in den 60er-Jahren, als er schon in Deutschland wegen Kindesmissbrauchs gesucht wurde, nach Chile die Flucht antrat. Mit Kindern, Menschen, die ihm gefolgt sind … und er hat in Chile ein neues Missionsgebiet gegründet. Er hat es getarnt als eine Art Mustergut. Das war die vorgespielte deutsche, heile Welt. Mit Krankenhaus, Restaurant mit traditioneller Musik, bayrischer Folklore und ähnlichem. Und in Wirklichkeit hat er in dieser Zeit bis 1998 massiv Kinder missbraucht. Es wurde ein Foltergefängnis  - später, in Zeiten der Diktatur, auf dem Gelände der Colonia Dignidad errichtet. Die Menschen wurden gegen ihren Willen dort teilweise festgehalten. Sie wurden zu Zwangsarbeit eingesetzt. Sie wurden getrennt nach Frauen und Männern, die mussten in Frauen- und Männerhäusern schlafen. Es gab keine persönlichen Beziehungen. Zweierbeziehungen waren nicht erwünscht. Also im Prinzip ein totales System der totalen Unterjochung. SK Das sollte man jetzt immer im Kopf behalten, wenn wir darüber sprechen, mit wem Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zusammengearbeitet haben. Diplomaten, der Bundesnachrichtendienst - fangen wir an mit dem Thema Waffenlieferungen. Da hast du Unterlagen gefunden. Welche Rolle hat die Colonia Dignidad bei diesen Waffenlieferungen gespielt? Welche Waffen sind geliefert worden, in welchem Umfang und von wann bis wann? Kann man das sagen? CB Also, das war mit der interessanteste Fund. Und auch der wichtigste. Es geht ja wirklich los im September 1970. Da wurde Salvador Allende gewählt. Und bereits im Oktober 1970, also einen Monat danach, finden sich diese Waffenbestellungen und auch der Schriftverkehr. Was man sozusagen beabsichtigt mit diesen Bestellungen, dass man von einem Staatsstreich ausgeht. Das man schon damals in konservativen Kreisen in Chile - und die "Colonias" waren alle sehr konservativ - eigentlich davon ausgeht, dass man diesen sozialistischen Präsidenten sofort loswerden musste. Und das war im Endeffekt allen klar. Aus diesen Begleitschreiben, die 1970 verfasst sind, geht klar hervor, dass es auch Absprachen gab mit den lokalen konservativen Kräften und Unterstützern Pinochets oder des Militärs damals noch, die sich gleich gegen Allende gewendet haben. Man wollte sozusagen sich auch an einer Vorbereitung des Staatsstreichs beteiligen. Es ist auch klar, dass es Verbindungen zu den Unterstützern der Militärs gab. Und man hat das auch massiv immer weiter vorangetrieben. Man sprach ja zum Beispiel da auch in den Unterlagen davon, dass man davon ausgeht, dass "sehr viel rotes Blut verloren ginge". Also es wird darauf Bezug genommen, das Sozialisten und Kommunisten getötet werden. Es ging im Prinzip sozusagen vier Wochen nach der Wahl Allendes im Prinzip sofort los, und es wurden Waffen verschiedenster Waffengattungen bestellt in Deutschland. Es geht los bei einfachen Handfeuerwaffen, die berühmte Walther Pistole, aber auch Luger-Pistolen, Handfeuerwaffen, verschiedenste Munitionsarten, halbautomatische Gewehre, vollautomatische Gewehre und verschiedene schwere Waffen. Bei einigen Bestellungen muss man dazu sagen, dass bei schweren Waffen vor allem auch mit Codewörtern gearbeitet wurde. Es gab ein ausgeklügeltes Codesystem, wo nicht immer mit Klarnamen operiert wurde. Und uns hat es dann am Ende sehr überrascht, dass zum Beispiel die klassischen Schusswaffen alle nicht mal unter Codename oder der Verheimlichung bestellt worden, sondern ganz offiziell in Bestelllisten nach Deutschland aufgetaucht sind. Das war sehr überraschend. SK Im Film kann man eine Bestellung sehen. Ich glaube, 126.000, DM. Und das war ja nur eine Bestellung. Wie haben die das alles bezahlen können? Von der Colonia Dignidad? Also wer hat denn diese Waffen bezahlt? CB Ja, das ist eines der großen Geheimnisse der Colonia Dignidad, die bis heute nicht gelöst sind. Die Colonia Dignidad verfügte über viel Geld. Um das muss man sagen, sie hatten Konten in den USA und Kanada, auf Steuerinseln. Wie genau und woher das Geld kam ist heute ganz, ganz schwer nachvollziehbar. Man weiß, dass die verschiedenen Arbeiten, die ausgeführt wurden, auf der Colonia, auch Geld brachten. Also das Krankenhaus brachte Geld ein. Auch Arbeiter wurden teilweise ausgeliehen, für andere Projekte aus der Colonia in Chile und in anderen Ländern. Dadurch kam auch Geld rein. Aber es wurde immer auch vermutet, dass es auch Unterstützerkreise gab. Später, also ab 1970, waren die zumindest laut diesen Dokumenten sehr gut finanziell ausgestattet. Und in den Achtzigerjahren, später dann, nach der Militärmacht ergreifung, waren Sie auch an verschiedenen Minenprojekt beteiligt. Also sie waren auch begünstigt vom chilenischen Regime. Und damit wurde anscheinend dann auch Geld verdient. SK Und dass das offenbar bekannt war, zumindest bei einigen deutschen Vertretern, dafür hast du ja auch Beweise. Du hast eine Rechnung gefunden, ausgestellt von einer Firma namens Siegfried Peters in Krefeld. Und es ist Dir gelungen, mit diesem Inhaber Kontakt aufzunehmen. Der wollte nicht vor die Kamera, ist wohl inzwischen auch verstorben, wenn ich das richtig in Erinnerung habe?... CB .. zumindest, was mir aus Familienkreisen zugetragen wurde, ist er mittlerweile verstorben... SK .. der hat es ja im Prinzip bestätigt, dass der deutsche Staat davon wusste.? CB Genau also. Siegfried Peters war am Telefon sehr verdutzt, dass ich anrufe. Natürlich, nach so langer Zeit. Ich habe auch nicht erwartet, dass er noch lebt. Es war ja fast 50 Jahre später, als ich mich da telefonisch bei ihm gemeldet habe. Aber er lebte damals noch und war sehr verblüfft, dass ich dieses Detailwissen habe über diese Bestellung. Er hat aber sofort reagiert und gemeint, er hätte ja auch nie irgendwelche Geschäfte gemacht, ohne Ausfuhrgenehmigungen zu haben. Und da war er auch sehr klar und fest in seiner Aussage. Als Journalist will man sich natürlich persönlich mit solchen Personen unterhalten. Als ich ihm gesagt habe, dass ich ihn dann gerne besuchen würde und persönlich mit ihm sprechen möchte, hat er dann halt darauf verwiesen, dass man ja erst mal mit dem BND reden müsse. Ob die das denn überhaupt genehmigen oder ihre Zustimmung geben. Vorher würde er nicht reden. Und so sind wir auseinander gegangen. Und für mich ist das ein klarer Hinweis, dass er da zumindest in gewissen Abstimmungen mit dem BND anscheinend gewesen ist. SK Und der chilenische Ermittler, den du bereits erwähnt hast, Luis Henriquez Seguel, der hat das ja auch noch mal bestätigt und hatte offenbar auch Anhaltspunkte dafür, dass der BND durchaus unterrichtet war. Der deutsche Geheimdienst BND hat vor allem observiert. Sie haben diese Transaktionen geschehen lassen, sich zurückgehalten und nicht eingegriffen.Daraus kann man schließen, dass die Waffenlieferungen und die Herstellung der Waffen ganz im Sinne des Bundesnachrichtendienstes waren. SK Inwieweit ist das eigentlich überraschend, dass ein deutscher Geheimdienst, nicht mal 30 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges offenbar - so sind zumindest die Anhaltspunkte – aktiv in den Sturz einer demokratisch gewählten Regierung verwickelt war? CB Das ist so überraschend nicht, wenn man sich einarbeitet in die Geschichte des BND und die Geschichte Südamerikas. Also es sind ja extrem viele Nazi-Kriegsverbrecher nach Südamerika geflohen, und der BND war ja de facto in der Führungsebene von Nazi-Kriegsverbrechern besetzt. Also im Prinzip die Leitung, Gehlen und so weiter, waren alles Menschen, die in der NS-Hierarchie weit oben waren. Und das hat natürlich auch zu Synergieeffekten anscheinend geführt, dass zum Beispiel auch Kriegsverbrecher wie Walter Rauff, der ja in Chile war, auch beim BND war und anscheinend ja auch beim chilenischen Militärgeheimdienst unter Pinochet, später der DINA, und dort verschiedene Techniken beigebracht hat. Aber wichtig ist, dass der BND, glaube ich, ein starkes Eigenleben hatte. Also, dass man dort extrem, wenn kann es konservativ nennen, oder vielleicht schon ideologisch sehr, sehr weit rechts außen war. Und dass man natürlich solchen Operationen wie dem Sturz eines sozialistischen Präsidenten da auch ideologisch nahestand, ist eigentlich nicht verwunderlich. Und darüber hinaus muss man natürlich auch wissen, dass die Amerikaner natürlich auch massiv den den Sturz Allendes gefördert haben. Es kam ja dann zu diesen Streiks im Vorfeld des Putsches und so weiter. Da wurden dann zum Beispiel die streikenden Lkw-Fahrer vom amerikanischen Geheimdienst bezahlt. Und der BND war ja strukturell auch dem CIA fast schon weisungsbefugt. Also man hat sehr eng zusammengearbeitet. Die Führungsebene des BND wurde ja damals auch von den Amerikanern angeworben. Das man da zumindest an einem Strang gezogen hat, erscheint sehr, sehr, sehr wahrscheinlich. SK Trotzdem. Auch wenn du sagst, das war nicht verwunderlich, dass die sich am Sturz einer sozialistischen Regierung beteiligt haben. Aber um das noch mal historisch einzuordnen: 1970, ist Allende gewählt worden. Der Sturz war 1973. Der deutsche Bundeskanzler damals, der hieß Willy Brandt von der SPD. Der galt als sehr linker Sozialdemokrat. Der ist selbst verfolgt gewesen in der Nazizeit. Später war es dann Helmut Schmidt. Da gab es ja diese Verbindungen immer noch. Ich frage mich halt trotzdem, wie kann das sein, dass unter diesen SPD geführten Bundeskanzlern solche Vorgänge stattfinden konnten? CB Man muss sicher sehen, dass die deutsche Bundesregierung da sicherlich zum einen nicht aus einem Guss gehandelt hat. Also der BND hat ja auch gegen die Regierung Brandt teilweise intrigiert. Es ist sicherlich anzunehmen, dass der BND da nicht auf einer Linie mit der Regierung Brandt war, im Endeffekt. Und aus späteren Überwachungsskandalen, wie zum Beispiel dem NSA-Skandal kam es ja zum Beispiel raus, oder auch dem Snowden-Skandal, dass der CIA teilweise bis vor kurzem noch sozusagen Weisungsbefugnis hatte, gegenüber dem BND. Also bestimmte Dinge da einfach getan wurden. Und eine ähnliche Konstellation ist durchaus vorstellbar, dass es auch 1970 bis 73 passiert ist, dass möglicherweise die USA auch Interesse hatte an den guten Zugängen des BND. Was man ja auch wissen muss ist, Chile ist ein stark von Deutschen geprägtes Land. Also es gibt eine sehr starke deutsche Einwanderung. Deutsche Familien haben einen sehr hohen Status in der chilenischen Oberschicht, und man kommt da weiter mit einem deutschen Hintergrund. Und umso mehr hatte der BND auch mit der Colonia Dignidad, die ja sozusagen hermetisch abgeschlossenes System war, im Prinzip so eine Art Brückenkopf oder Vorhut anscheinend in Chile, mit denen dann gearbeitet wurde. Sehr interessant würde es mal sein zu wissen, was wirklich damals passiert ist. Aber es ist ja bis heute eine sehr verschlossene Informationspolitik des BND. Und die Akten werden, wenn überhaupt, nur sehr spärlich, oder fast gar nicht herausgegeben. Und die Fristen zur Veröffentlichung teilweise ja immer wieder verlängert. SK Du hast ja den Bundesnachrichtendienst auch angefragt zu den Vorgängen, wie war da die Antwort? CB Ziemlich pampig, muss man sagen. Sie haben sich teilweise über zu kurze Fristsetzungen geärgert. Dann habe ich noch einmal hingeschrieben und gesagt naja, man kann auch längere Fristen einräumen. Aber dann wurde im Prinzip mitgeteilt, dass man zu nachrichtendienstlichen Aktivitäten keine Aussagen machen muss. Und das hat man dann auch getan. SK Das eine sind Geheimdienste - das andere sind aber auch Vertreter der Bundesrepublik in Chile. Also Botschafter, Stichwort Auswärtiges Amt. Und deinem Film habe ich entnommen, das auch die Botschafter in der Zeit dort, salopp gesagt, durchaus oft eine zweifelhafte Rolle gespielt haben und auch teilweise Geschäftsverbindungen hatten zu zweifelhaften Leuten, verwickelt waren in bestimmte Vorgänge. Welche Botschafter hat das betroffen? Gibt es Beispiele? CB Ja. Der eine deutsche Botschafter war Herr Lüdde-Neurath, der ja zurzeit des Putsches Botschafter war. Der sich auch in den ersten Wochen nach dem Putsch geweigert hat, Flüchtlinge, die Zuflucht gesucht haben, vor den Verfolgungen des Pinochet-Regimes, aufzunehmen. Das wurde später korrigiert. Aber in den entscheidenden ersten zwei Monaten oder zweieinhalb Monaten kam es immer wieder zur Abweisungen .So das die ihres Lebens Bedrohten keine Zuflucht in der westdeutschen Botschaft erhalten haben. Und das war auch ein Botschafter, der sehr schnell die Nähe zum Militärregime gesucht hat, sich für Waffenlieferungen stark gemacht hat und also voll auf der Linie war, dort positive und gute Beziehungen sofort herzustellen und die Menschenrechtsverletzungen auszublenden. Und der nächstfolgende Botschafter war Erich Strätling, der berühmt berüchtigt gewesen ist, weil er sich immer wieder für die Colonia stark gemacht hat. Er sei dort gewesen und habe da nichts Schlechtes entdeckt, hat die Colognia auch mehrfach besucht. Und wie dann später aus unseren Aktenrecherchen hervorgeht, war er dann später als Pensionär nach Chile zurückgekehrt und in Minenprojekte der Colonia involviert und stand auch im engsten Austausch mit Gerhard Mertins, dem Waffenhändler, der auch über die Colonia Dignidad operierte. Und da ist auch in den Dokumenten darüber zu lesen, dass sie alle im selben Flugzeug mit dann dem aktuellen Botschafter geflogen sind, um ihn dann noch einmal ins Gewissen zu reden bei bestimmten Sachen. Das hat mich sehr irritiert, weil man ja eigentlich einen klaren Interessenkonflikt hier hat. Es kann ja nicht sein, dass deutsche Botschafter und deutsche Diplomaten, auch nach ihrer Pensionierung, einen Freibrief haben, in den Ländern sozusagen Sachen auszunutzen, die sie ja vielleicht vorbereitet haben durch eine bestimmte Politik. Und gerade bei einem Land wie Chile und der Colonia Dignidad, wo es zu Kindesmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen, Tötungen kam, da nicht genau hinzuschauen. Das hat mich schon sehr verwundert und verblüfft. SK Und auch da noch mal die Frage Auswärtiges Amt, Außenminister damals, wenn ich es richtig informiert habe, war das Walter Scheel. Später war es dann Hans-Dietrich Genscher. Ist es denn vorstellbar, dass all das passieren konnte, ohne dass die davon Kenntnis hatten? CB Hans-Dietrich Genscher, hat sich später, Mitte der 80er-Jahre schon dem Thema Menschenrechtsverletzungen in der Colonia Dignidad angenommen. Aber es ist sicherlich denkbar, weil natürlich einen Botschafter dann schon der alleinige Vertreter erst einmal ist in dem Land. Und auch relativ hohe Einflusssphären und Macht besitzt. Ob dann in Berlin, im Außenministerium oder damals in Bonn, da wirklich alles dann Klein-Klein so ankommt und man wirklich da in den zuständigen Referaten, so die Übersicht hat und da immer auch so viel Druck ausüben kann auf den Botschafter vor Ort Dinge dann so zu tun, wie man es gerne hätte. Das ist schon zu bezweifeln. Also es gab ja dann 1977 eine Pressekonferenz von Amnesty International, die ganz klar darauf hingewiesen haben, dass es in der Colonia Dignidad zu Menschenrechtsverbrechen kommt. Zu dieser Zeit war Erich Strätling westdeutscher Botschafter in Chile und hat dann auch mehrfach die Colonia Dignidad besucht und hat sich dann immerhin gestellt und gesagt, da passiere nichts. Das sind alles ehrenwerte Personen. Da musste man sich keine Sorgen machen. Da kommt es zu keinen Menschenrechtsverletzungen. Wie sich später herausgestellt hat oder eigentlich schon damals, gemäß den Informationen von Amnesty International, war genau das Gegenteil der Fall. Und das ist natürlich aus heutiger Sicht besonders frappierend. Außerdem muss man auch sagen, das Auswärtige Amt ist auch sehr konservativ strukturiert. Da kommt es auch dann nicht nur auf den Außenminister an, sondern auch auf die langgewachsenen Strukturen. Das kann es dann auch Sympathien geben für so eine Sekte, wenn man auf den ersten Blick denkt, das ist jetzt so eine deutschtümelnde bayerisch-traditionelle Sekte. Und die haben ja auch immer Essenskörbe, zum Beispiel an die Botschaftsmitarbeiter geschickt. Also man war sozusagen gut eingelullt von denen. Und dass man dann vielleicht nicht den ganz kritischen Blick hat oder Dinge besonders kritisch sieht, wenn man ja alles so angenehm und positiv für sich empfindet, ist sicherlich auch der Fall. SK Und dass es Folterungen gegeben hat, in der Colonia Dignidad, dafür gab es ja damals schon Zeitzeugen, und auch ihr habt noch mal einen Zeitzeugen getroffen. Den Mann, den wir eingangs gehört haben. Erick Zott, chilenischer linker Studentenführer, ist verhaftet worden, gefoltert worden. Die Folterungen waren total gut geplant. Die haben sich alle Zeit genommen. Es gab Strom. Am ganzen Körper, empfindliche Teile wie die Genitalien oder die Zähne. Das war sehr schlimm. SK Und außerdem eine Zeugin, die 1987 im deutschen Fernsehen berichtet, was ihr passiert ist. Mich haben sie mit verbundenen Augen in den Kerker geworfen. Ich war schwanger. Sie legten mir eine Person auf meinen Körper, und als ich die Augenbinde wegriss, sah ich das ist mein Mann. Er konnte nicht sprechen und sich nicht bewegen. Seine Arme und seine Hände waren gebunden. Ein Mann der Gestapo strich die Hände meines Mannes über meinen Körper und sagte,wenn ich nicht kooperieren würde, dann könne ich das Baby nicht mehr lebend aus dem Gefängnis kommen. Dann haben sie meinen Mann in einem anderen Raum geschleppt und von Neuem gefoltert, ich hörte seine unmenschlichen Schreie. SK Und außerdem hast du auch getroffen in Chile, vor Ort. Samuel Fuenzalida. Der war früher beim chilenischen Geheimdienst, unter Pinochet bei der DINA. Und der hat auch noch mal bestätigt, dass es dort Folterungen gegeben hat. Ich habe einen Gefangenen in die Colonia überführt. Er erzählte mir, dass er schon einmal hier war und dass er nie mehr rauskommen würde. Weil ich ein gläubiger Katholik war, beteten wir zusammen. Er sprach von seinen Erlebnissen. Ich sah es ihm an, er war voller Folterspuren.  Es war furchtbar, diese Geschichten von Inhaftierten zu hören und zu verstehen, was sie durchmachen mussten. Am Ende erzählten sie mir, die Deutschen haben das getan SK Christian, haben nur die Leute vom chilenischen Geheimdienst gefoltert? Oder gab es auch eine aktive Beteiligung der Colonia Dignidad? Und war das überhaupt bekannt auf dem Gelände? Dass es da diese Folterkeller gab …? CB Also es gab wohl beides in der Colonia Dignidad. Es gab Chilenen, vom chilenischen Militärgeheimdienst DINA, die gefoltert habe. In dem berüchtigten Kartoffelkeller, der umfunktioniert wurde, zu einem Folterraum in der Colonia Dignidad. Aber es gab anscheinend auch Folterungen durch Deutsche. Also, Samuel Fuenzalida berichtet davon, dass ihm immer wieder zugetragen wurde, die Deutschen haben mich gefoltert. Und es gibt noch weitere Zeugenaussagen, die das nochmal stützen, dass es zu Folterungen von Deutschen an Chilenen dort gekommen ist. SK Und in welchem Zeitraum sind die Folterungen durchgeführt worden? Und gab es auch Todesopfer? Und wie viele? CB Ja, es gab Todesopfer, man geht von Dutzenden aus. Es ist nicht ganz klar, wie viele jetzt ganz konkret in der Colonia getötet wurden. Es ist aber klar, dass es so eine Art Massengrab gegeben hat oder Massengräber mit Leichen. Die Reste der Leichen wurden Jahre später nochmal umgehoben. Also die Leichenreste wurden in den 1980er-Jahren dann noch mal woanders hingebracht, weil man wahrscheinlich die Spuren beseitigen wollte. Und die Suche nach den sterblichen Überresten wird heute noch in Chile betrieben. Also es gab immer mal wieder Zeugenaussagen aus der Führungsebene der ehemaligen Colonia, die Hinweise auf mögliche Fundorte gegeben haben. Und da wurde auch ziemlich neue Technik eingesetzt, um diese Massengräber zu finden. Da sollte auch Deutschland helfen, und mit bestimmten Technologien unterstützend eingreifen. Das ist sozusagen bis heute im schwange und bis heute wurden auch viele Opfer noch nicht gefunden. SK Wussten die Chilenen, was da vor sich geht in der Colonia Dignidad? Hatten die irgendeine Ahnung, was da passiert? Hatte man überhaupt eine Ahnung, dass es eine Colonia Dignidad gab? CB Nein, das war so in der Massen-Bevölkerung sicherlich nicht bekannt. Davon muss man ausgehen. Die lebten ja auch der abgeschottet. Es gab zum Beispiel diese berüchtigten Stacheldrahtzäune, die man auch immer wieder als Bilder sieht, wenn es um die Colonia Dignidad geht. Es gab auch Zeugenberichte, wie schwer es war, aus der Colonia zu fliehen. Und auch von außen konnte man nicht so einfach da eindringen. Deswegen waren auch die Informationen, die damals da raus kamen, relativ spärlich. Verblüffend ist halt, das bis 1998 Paul Schäfer dort residierte und auch bis 1998 weitere Kinder missbraucht hat. Auch von chilenischen Eltern, die ihre Kinder in die Colonia brachten, weil sie immer noch davon ausgingen, dass das ein deutsches Mustergut sei. Und das wird ja auch bis heute stark kritisiert. Dass auch da wieder die bundesdeutsche Regierung nichts unternommen hat, zumindest in den Jahren nach dem Pinochet-Regime. vielleicht auch stärker zu intervenieren und die Menschenrechtsfragen zu thematisieren. Erst als der Fahndungsdruck in Chile so hoch war, das 1998 Schäfer dann nach Argentinien geflohen ist, kam es dann zu einer Art Dammbruch, wo dann alles relativ offen und öffentlich wurde. Und überhaupt das Ausmaß, was da in der Colonia Dignidad passiert, ist erst mal klar war. SK Als dann das Ausmaß dieser Menschenrechtsverletzungen zutage trat, auch durch die Ermittlungen der Chilenen, wie ist das in Chile wahrgenommen worden? Wie ist die Sicht heute auf diese Zeit und auf die Rolle der Colonia Dignidad und der Deutschen? CB Also die Sicht in Chile auf die Colonia Dignidad ist heute natürlich eine ganz andere. Man hatte ab1998 den Bruch, als Paul Schäfer geflohen ist, dass vieles öffentlich wurde, dass auch immer wieder darüber berichtet wird. Man hatte ja jetzt auch sogar größere Serien auf Netflix. Es gab immer wieder auch in Deutschland Berichterstattung darüber, die natürlich auch in Chile wahrgenommen wird. Also es ist schon relativ klar, dass was dort passiert ist und wie schlimm diese Sachverhalte waren. Ich glaube nicht, dass das die Deutschen generell jetzt ein schlechteres Bild in Chile haben. Weil es eben eine sehr starke deutsche Einwanderung gab. Zum Beispiel das Wort für Kuchen in Chile ist auch Kuchen – so als Beispiel. Ich glaube, das muss man trennen, weil natürlich diese große deutsche Einwanderung Chile prägt und bis heute viele Deutsche da sehr respektiert werden. Und es auch deutsche Familien und deutsche Siedlungen gibt, teilweise ja auch in manchen Dörfern noch Deutsch gesprochen wird oder ein Mischmasch aus Spanisch und Deutsch. Dass man da glaube ich, generell, jetzt nur eingeschränkt sagen kann, dass das Bild der Deutschen insgesamt gelitten hat. Das natürlich die Colonia Dignidad ein ganz schlimmes Beispiel war, ein Beispiel einer extremen Sekte, die allein durch die ihre angebliche Spiritualität und durch die Vorgabe, sich abzuschotten von der anderen der bösen Welt. Dass das so extrem ausgenutzt wurde und so extrem extrem schlimme Sachen hervorgebracht hat. Das ist natürlich auch bis heute ein ganz dunkles Kapitel der chilenischen Geschichte. SK Bevor wir noch darüber reden, welche Gründe das eigentlich haben konnte, dass Deutschland sich damals so verhalten hat, wie sie sich verhalten haben? gebe ich nochmal einen kleinen Hinweis auf den Film in der ARD-Mediathek, der heißt „BND gegen Stasi, Chile `73“. Und wenn das Wort Stasi vorkommt, heißt es eben auch, es geht auch um den Geheimdienst der DDR, der dort auch mitgemischt hat in dieser Zeit. Also welche Rolle da die DDR gespielt hat. Und auch die Beziehungen DDR - Chile und die Staatssicherheit. Das kann man alles sehen in eurem Film, Christian, den du mit Tom Fugmann zusammen gemacht hast. Jetzt noch einmal ganz zum Schluss die Frage: Warum haben sich deutsche, der deutsche Geheimdienst, deutsche diplomatische Vertreter so verhalten, wie sie sich verhalten haben und dafür auch gesorgt, dass viele Menschen ermordet worden und gefoltert worden sind? CB Man muss sicherlich sehen, dass Deutschland 1970/ 1980 noch wesentlich konservativer war als heute. Und dass das sicherlich auch deutsche Botschafter beeinflusst hat, bei einer scheinbar heilen deutschen Welt die Augen zu schließen und nicht kritisch hinzugucken, dass ist sicherlich ein Punkt. Über die Beweggründe des Bundesnachrichtendienstes - da ist es immer schwer, genau ins Detail zu gehen, weil natürlich fast alles verschlossen ist von den eigentlichen Originalakten. Und man bis heute nicht weiß, was eigentlich den BND bewogen hat, da so eng mit so einer verbrecherischen Sekte zu kooperieren. Und das ist sicherlich bis heute für mich und für viele, die zu dem Thema recherchieren, einfach komplett unverständlich, dass Deutschland da keine konkrete Aufarbeitung macht. Und es auch nicht den Anschein hat, das das gewollt wäre. Man will es aussitzen. Man will Jahrzehnte weiter vergehen lassen, bis vielleicht irgendwann wirklich kritische Akten geöffnet werden, und hofft dann das vielleicht nach 70 80, 90 Jahren irgendwann das Interesse nicht mehr so ist oder auch keiner mehr lebt, der an dem Sachverhalt irgendwie beteiligt war. Und das ist sehr ärgerlich und sehr schade. SK Es war ja damals auch vor allen Dingen die USA, die ein Problem hatten mit dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Erst recht, so wird das Film ja auch erzählt, als er die Kupferminen verstaatlicht hat. Inwieweit spielte das auch eine Rolle, dass Deutschland da auch sich an der Seite der USA gesehen hat?  Als Verbündeter sozusagen nach dem Zweiten Weltkrieg? Ob man„auf deutsch gesagt“, einfach das gemacht hat, was die Amerikaner wollten? CB Mehr noch. Also viele der Nazi-Kriegsverbrecher wurden ja auch, wie zum Beispiel Klaus Barbie in Bolivien, und andere wurden vom amerikanischen Geheimdienst angeworben. Später dann erst vom BND, und sie wurden auch teilweise mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes nach Südamerika gebracht. Und auch die BND-Führungsebene wurde von amerikanischen Geheimdiensten angeworben. Dass man da automatisch schon in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, liegt auf der Hand. Auch das ist bis heute ja ein Thema, diese Verbindung zu Nazi-Kriegsverbrechern, die ja auch immer wieder auftaucht. Gerade in Südamerika und dem BND, die, was bis heute auch nicht aufgeklärt ist und immer wieder nur stückchenweise herauskommt durch mühsame Arbeit der Historikerkommission, die aber auch nur teilweise überhaupt in dieser Akten reinschauen können. Und ist da noch ein langer Weg zu gehen, SK Das wird ja auch deutlich in eurem Film, dass das ist schwierig ist, mit der Aufarbeitung. Warum ist das eigentlich so? Das ist jetzt 50 Jahre her. Und trotzdem tun sich da offenbar - so habe ich das auch dem Film entnommen - doch die Verantwortlichen schwer damit? CB Ja, also, die Aufarbeitung braucht ja auch jemand, der es aufarbeitet. Und das ist sicherlich einfach zu wenig der Fall. Also mir hat neulich jemand erzählt, dass er auch im chilenischen Nationalarchiv war und sich die Sammlung der Colonia Dignidad nochmal angeschaut hat. Und ich war ja vor vier Jahren dort habe große Teile davon abfotografiert. Und er hat auf die Besucherliste geschaut, die es für diese Sammlung gibt. Und dort standen zehn Namen. Als ich dort war hat mich noch ein chilenischer Journalist begleitet und noch eine weitere Person. Also wir waren schon drei. Und das in den vier Jahren, seit dem dieses Archiv freigegeben ist. Es also anscheinend wenige Leute gibt, die wirklich da reinschauen und mit diesem Archiv arbeiten und das ist, glaube ich, auch ein Problem, das natürlich das finanziert werden muss. Das Historiker das aufarbeiten, dass man sagen muss okay, das hat für uns Priorität. Und deswegen ist auch diese Diskussion um eine Gedenkstätte zum Beispiel nicht nur eine Diskussion um eine Gedenkstätte, sondern es soll ja auch ein Aufarbeitungszentrum werden. Das heißt, es sollen sich Historiker dann mit Originalmaterialien beschäftigen. Und das soll finanziert werden, auch vom deutschen Staat. Und dass man das vielleicht auch manchmal gar nicht so will. in gewissen Kreisen, liegt vielleicht ja auch auf der Hand. Also, man fragt sich, warum das nicht geschieht. Und wenn vielleicht auch sich mehr Leute einfach diese Sammlung der Colonia Dignidad im chilenischen Nationalarchiv anschauen würden, und wirklich damit historisch arbeiten würden, denke ich, könnte auch mehr passieren. SK Um den Stand der Aufarbeitung geht es auch in eurem Film. Es geht auch darum, dass es durchaus Politiker gab - man kann den Namen auch nennen. Norbert Blüm damals - der das durchaus auf dem Zettel hatte und angesprochen hat. All das ist zu sehen in eurem Film, den ich an dieser Stelle noch einmal empfehle. Und ich danke dir sehr. Christian für das Gespräch. Danke,
mdr.de
Der Militärputsch gegen Salvador Allende wurde offenbar auch möglich durch deutsche Waffenlieferungen. Eine Schlüsselrolle dabei spielten offenbar Diplomaten, die Sekte "Colonia Dignidad" und der Bundesnachrichtendienst.
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2023-09-22T10:38:45+02:00
2023-09-22T10:38:45+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/podcast/mdr-investigativ/podcast-transkript-chile-allende-bnd-100.html
Rauchen kann die Netzhautablösung fördern
Die Wissenschaftler um Yoshiyuki Henning behandelten für ihre Untersuchung in Laborexperimenten Zellen aus der menschlichen Netzhaut mit einem Extrakt aus Zigarettenrauch – einmal unter normalen Sauerstoffbedingungen von 21 Prozent und einmal unter Sauerstoffmangel mit nur einem Prozent. "Wir konnten beobachten, dass Zigarettenrauch die sogenannte mitochondriale Integrität stört, also die natürliche Funktionsweise der Mitochondrien stark beeinträchtigt", erklärt Henning. Normalerweise würde in so einem Fall ein Notfallmechanismus anspringen, der dazu führt, dass der Zuckerstoffwechsel, die sogenannte Glykolyse rapide ansteigt. Doch dieser Mechanismus blieb überraschenderweise aus und stattdessen waren zwei Stoffwechselwege zur Energiegewinnung unter normalen Sauerstoffverhältnissen massiv gestört. "Das ist für uns vor allem deshalb interessant, weil ein gestörter Energiestoffwechsel in den Netzhautzellen als eine zentrale Ursache für die altersbedingte Makuladegeneration vermutet wird", so Gina-Eva Görtz vom Universitätsklinikum Essen. Durch das neuartige in-vitro-Modell (also außerhalb des Organismus) konnten die Forschenden den bereits vermuteten Stoffwechselzusammenhang zwischen dem Rauchen und der altersbedingten Makuladegeneration besser verstehen. Dieser Zusammenhang soll an der Uni Duisburg-Essen künftig weiter untersucht werden, gefördert unter anderem durch ein Programm zur internen Forschungsförderung (IFORES). Die Studie "Cigarette smoke causes a bioenergetic crisis in RPE cells involving the downregulation of HIF-1α under normoxia" wurde auf der Website des "National Center for Biotechnology Information" veröffentlicht. cdi/pm
mdr.de
Zigarettenrauch ist nicht nur schlecht für die Lunge und die Haut, er fördert offenbar auch die altersbedingte Makuladegeneration, also die Ablösung der Netzhaut. Das hat eine Studie der Uni Duisburg-Essen ergeben.
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2023-11-02T16:19:29+01:00
2023-11-02T16:19:29+01:00
https://www.mdr.de//wissen/news/Rauchen-kann-Netzhautabloesung-foerdern-100.html
Sachsentrend: AfD stärkste Kraft - Wagenknecht-Partei verdrängt Linke
Wenn am Sonntag der neue Sächsische Landtag gewählt würde, dann käme die CDU auf nur noch 30 Prozent (Landtagswahl 2019: 32,1 Prozent). Dies wäre ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag des MDR hervor. Die AfD würde mit 35 Prozent stärkste Kraft werden (+ 7,5 Prozentpunkte). Die Koalitionspartner SPD (- 0,7 Prozentpunkte) und Grüne (- 1,6 Prozentpunkte) verlieren an Zustimmung, wenn auch unterschiedlich stark. Sie liegen bei jeweils sieben Prozent. Für die Sozialdemokraten wäre es das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl in Deutschland. Nicht mehr im Landtag vertreten wäre die Linke mit nur noch vier Prozent (- 6,4 Prozentpunkte). Dafür würde das aus den Linken hervorgegangene, neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit acht Prozent aus dem Stand in den Sächsischen Landtag einziehen. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf neun Prozent, darunter auch die bereits seit 2019 nicht mehr im Landtag in Dresden vertretene FDP. Würde die Wahl am 1. September tatsächlich so ausgehen, hätte die amtierende Koalition Aussicht auf eine hauchdünne Mehrheit. Die schwarz-rot-grüne Landesregierung von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat der Umfrage zufolge an Zustimmung verloren. Nur noch 40 Prozent der Befragten zeigen sich zufrieden oder sehr zufrieden. Beim vorherigen Sachsentrend im Februar 2022 waren es noch 43 Prozent. 57 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. Den größten Zuspruch erhält die aktuelle Landesregierung von Anhängerinnen und Anhängern der Regierungsparteien: Die Anhänger der CDU (76 Prozent), der Grünen (67 Prozent) und der SPD (63 Prozent) äußern sich mehrheitlich wohlwollend. Bei Anhängern von AfD (85 Prozent) und BSW (65 Prozent) überwiegt die Kritik. Regierungschef Michael Kretschmer selbst ist dagegen beliebter geworden. Mit seiner Arbeit zeigen sich 53 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden. Im Vergleich zu einer Umfrage vor knapp zwei Jahren sind das fünf Prozentpunkte mehr. 41 Prozent der Menschen in Sachsen sind der aktuellen Umfrage zufolge weniger oder gar nicht zufrieden (- 7 Prozentpunkte weniger als im Februar 2022). Die Wählerinnen und Wähler wurden auch erstmals zur neugegründeten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) befragt. Für 34 Prozent käme das BSW demnach grundsätzlich infrage. Dagegen können sich 53 Prozent der Befragten eine Wahl der Wagenknecht-Partei nicht vorstellen. Den größten Zuspruch erhält das BSW von Anhängerinnen und Anhängern der AfD mit 38 Prozent sowie der SPD mit 28 Prozent. Für Parteianhänger der Grünen käme eine Wahl des BSW am wenigsten infrage (14 Prozent). Ausschlaggebende Themen für potentielle BSW-Wähler sind der Umfrage zufolge: Soziales (41 Prozent), Zuwanderung (40 Prozent) und Wirtschaft (29 Prozent) sowie Außenpolitik und Sicherheit (22 Prozent). Erstmals wurde beim Sachsentrend auch gefragt, ob sich die AfD, die in Sachsen als gesichert rechtsextrem gilt, an der nächsten Landesregierung beteiligen sollte. 42 Prozent der sächsischen Wählerinnen und Wähler fänden dies gut, bei den AfD-Anhängern wünschen sich dies gar 96 Prozent. Andererseits finden 57 Prozent der Befragten, dass sich die AfD nicht genug von rechtsextremen Positionen distanziert. Das sind 20 Prozentpunkte weniger, verglichen mit dem Sachsentrend im Februar 2022. 45 Prozent halten die Partei für rechtsextrem. Befragt wurden für den Sachsentrend 1.177 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte in Sachsen zwischen dem 18. und 23. Januar 2024 - also nach Bekanntwerden der investigativen Correctiv-Recherchen zu einem rechtsextremen Geheimtreffen in Potsdam, an dem auch AfD- und CDU-Mitglieder teilnahmen. MDR (kbe/cba)
mdr.de
Wenn am Sonntag in Sachsen Landtagswahl wäre, läge die AfD vorn. Das geht aus dem aktuellen Sachsentrend hervor. Gefragt wurde auch nach der Zufriedenheit mit der Landesregierung und Aussichten der Wagenknecht-Partei.
[ "Nachrichten", "Wahlen", "Landtagswahl", "Umfrage", "Infratest" ]
Sachsen
2024-01-25T16:00:00+01:00
2024-01-25T20:31:05+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/politik/landtagswahl/sachsentrend-umfrage-infratest-dimap-102.html
Was die Wissenschaft vom Vulkanausbruch auf La Palma lernt
Seit Sonntag schießen große Lavafontänen in den Himmel über der Kanareninsel La Palma. Ein Strom flüssigen Magmas ergießt sich aus Felsspalten in Richtung Atlantik und zerstört Häuser und Straßen auf seinem Weg. Was auf Bildern spektakulär und bedrohlich aussieht, kommt für Experten allerdings nicht überraschend. Das unter anderem auf La Palma ansässige vulkanologische Institut der Kanaren hat seit dem 11. September über 25.000 kleinere Erdbeben gezählt, die rund um den Vulkan Cumbre Vieja im Süden der Insel auftraten. Häuser in der Gegend um den Ausbruchsort waren daher schon zuvor evakuiert worden. Seit dem Ausbruch am 19. September wurden 5000 weitere Menschen in Sicherheit gebracht, so dass der Ausbruch bislang zum Glück keine Todesopfer gefordert hat. Alle acht Kanareninseln sind erst durch Vulkane entstanden. Die Feuerberge auf La Palma im Nordwesten der Inselgruppe gelten als die aktivsten. Durch Lavaströme hat sich die Landschaft seit dem 15. Jahrhundert immer wieder verändert. Der Cumbre Vieja ("Alter Gipfel") ist bereits seit etwa 7000 Jahren stark aktiv. Wie lange der Ausbruch dauert, können die Forscher nur vorsichtig abschätzen. "Genau könnte man das nur vorhersagen, wenn man das Volumen der aufsteigenden Lava kennen würde, die sich unter dem Cumbre Vieja angesammelt hat", sagt Vulkanologe Pablo J. González, der auf Teneriffa arbeitet, dem Magazin National Geographic. Nicole Richter, Vulkanologin am deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam, schätzt in einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur auf Basis vergangener Ausbrüche, dass der aktuelle einige Wochen anhalten könnte. Bereits jetzt hat die herabströmende Lava an einigen Stellen eine 12 bis 15 Meter dicke neue Schicht Gestein auf dem Boden hinterlassen. "Es ist ein ganz natürlicher Prozess des Inselwachstums", sagt Richter. Bereits nach wenigen Jahren werden Moose und Flechten den Lavastrom besiedeln. Sie zersetzen das Gestein, zusammen mit Verwitterung kommt es zu Erosion: "Und dadurch entsteht die besonders fruchtbare Vulkanerde". Wie viele andere in Deutschland arbeitende Vulkanologen würde auch Nicole Richter gerne bald auf die Insel reisen, um vor Ort Daten über das Geschehen zu gewinnen. Auch Donald Dingwell, Direktor am Department für Geowissenschaften der LMU München, möchte gerne Proben nehmen. Dadurch wären vielleicht Prognosen möglich, ob sich der Ausbruch auch auf benachbarte Berge ausweiten könnte. Eine andere Forschungsdisziplin kann aktuell entspannt bleiben: Die Astronomen, die in der Sternwarte auf dem Roque de los Muchachos arbeiten, brauchen sich keine Sorgen um ihre wissenschaftlichen Instrumente zu machen. Der Berg und das Observatorium befinden sich im Norden der Insel und damit in sicherer Entfernung zum ausbrechenden Vulkan im Süden. Allerdings behindert die fliegende Asche die Sicht, weshalb derzeit keine Himmelsbeobachtung möglich ist. (ens)
mdr.de
Wissenschaftler sahen den Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma kommen. Für die Forschung ist die Eruption eine Gelegenheit, mehr über das Innere der Erde und die Entstehung von Vulkanen zu lernen.
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2021-09-24T10:49:00+02:00
2024-04-25T11:11:54+02:00
https://www.mdr.de/wissen/vulkan-ausbruch-la-palma-geo-wissenschaft-vulkanologie-100.html
Vom Balljungen zum Profi: Chemnitzer FC holt Abwehrspieler Bochmann zurück
Fußball-Regionalligist Chemnitzer FC hat seinen fünften Neuzugang für die kommende Saison verpflichtet. Wie der Verein am Mittwoch (4. Juni 2025) bekannt gab, spielt Abwehrspieler Julius Bochmann künftig wieder für die "Himmelblauen". Der 19-Jährige kommt aus der zweiten österreichischen Liga, wo er in der vergangenen Saison für den SV Kapfenberg spielte und dort auf 25 Einsätze kam. Das Kicken erlernte er allerdings in Chemnitz, von der U7 bis zur U17 spielte er für den CFC. Über den Nachwuchs bei Greuther Fürth und dem SC Verl kam Bochmann schließlich nach Österreich – und nun zurück nach Sachsen. "Es freut uns, dass wir uns trotz starker Konkurrenz durchsetzen konnten und Julius zur Rückkehr nach Chemnitz bewegt haben", erklärt Sportdirektor Chris Löwe in der Mitteilung. "Mit ihm bekommen wir einen sehr jungen und gleichzeitig schon sehr abgeklärten Innenverteidiger, dem wir von Beginn an eine wichtige Rolle in unserer Mannschaft zutrauen." Gemeinsam mit Robert Zickert soll Bochmann nach Löwes Angaben "das neue Zentrum unserer Defensive bilden." Bochmann, der mit Kapfenberg in der vergangenen Saison um den Aufstieg in die 1. Liga spielte, sagt: "Es fühlt sich wie eine Heimkehr an – zurück an den Ort, an dem alles für mich begann. Ich freue mich riesig auf das Stadion, in dem ich früher oft als Balljunge am Rand stand." Bochmann ist der fünfte Neuzugang, er erhält einen bis 2027 gültigen Vertrag. Bisher holten die Chemnitzer Johannes Pistol (ZFC Meuselwitz), Tobias Stockinger (BFC Dynamo), Maurizio Grimaldi (USI Lupo-Martini) und Jonas Marx (FC Eilenburg). dh/pm
mdr.de
In seiner Jugend trug Julius Bochmann bereits lange das Trikot des Chemnitzer FC - und war bei Spielen der "Ersten" Balljunge im Stadion. Jetzt gehört er selbst zur Männermannschaft. Nach einem Österreich-Intermezzo.
[ "Chemnitzer FC", "CFC", "Maurizio Grimaldi", "Chris Löwe", "Regionalliga", "Transfermarkt", "Fußball", "SPORT IM OSTEN", "SpiO" ]
2025-06-04T13:58:00+02:00
2025-06-04T14:19:33+02:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_rl/chemnitzer-fc-verplichtet-julius-bochmann-sv-kapfenberg--100.html
#blickzurück: 3. Juni
1959 verabschiedete die Volkskammer der DDR ein Gesetz, das die Landwirtschaft in der DDR vollständig kollektivieren sollte. Der erste Schritt zur Kollektivierung war bereits 1945 mit der Bodenreform erfolgt, die Großgrundbesitzer enteignete. Ab 1952 entstanden die ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), in denen sich die Bauern zusammenschlossen. Bis zum Ende der 1950er bewirtschafteten jedoch weiterhin private Bauern den Großteil der Ackerflächen in der DDR. Ab 1960 versuchte die SED deshalb, die Bauern zum Beitritt zu zwingen. Bis Mai 1960 schlossen sich daraufhin knapp 500.000 Betriebe einer LPG an. Mit dramatischen Folgen für die Landwirtschaft: Die Arbeitsabläufe in den LPGs waren schlecht organisiert, Planvorgaben ließen sich nicht erfüllen. Dies führte zu schlechten Ernteerträgen und zu Versorgungsengpässen in der DDR. Viele Landwirte, die sich gezwungen sahen, einer LPG beizutreten, flohen in den Westen. Die Folgen der Zwangskollektivierung waren ein Grund für den Mauerbau im August 1961. 1972 trat das Transitabkommen zwischen der DDR und der Bundesrepublik in Kraft. Im Dezember 1971 hatten es die beiden Staatssekretäre Egon Bahr und Michael Kohl unterzeichnet. Es erleichterte fortan die Reisen zwischen beiden deutschen Staaten. Es sollte Bundesbürgern die Reise nach West-Berlin ermöglichen. West-Berlinern sollte es Besuche nach Ost-Berlin möglich machen. Auf der Transitstrecke waren Gepäckkontrollen bei Bundesbürgern nun nur noch in Ausnahmefällen vorgesehen und Visa stellten Grenzbeamte direkt am Grenzübergang aus. Vorangetrieben wurde das Abkommen von der sozialliberalen Bundesregierung unter Willy Brandt, der eine Verbesserung der Beziehung zur DDR anstrebte. Bis 1989 zahlte die Bundesrepublik insgesamt über zwei Milliarden D-Mark, um die Transitstrecke instand zu halten. Die Stasi verschärfte die Überwachung der Reisenden entlang der Transitstrecken. 1998 kam es zum bislang schwersten Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik. In der Nähe des niedersächsischen Eschede entgleiste der ICE 884 bei einer Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern, riss den Pfeiler einer Eisenbahnbrücke mit und brachte diese zum Einsturz. 101 Menschen starben und 105 wurden verletzt. Grund für das Unglück war ein defekter Radreifen am ersten Waggon, dessen Abnutzung nicht ausreichend kontrolliert worden war. Die Bergungsarbeiten waren äußerst schwierig: Drei Tage lange versuchten knapp 2.000 Helfer, Verletzte zu versorgen und Tote zu bergen. Vier Jahre später kam es in Celle zum Prozess gegen drei Bahningenieure, der jedoch eingestellt wurde. Erst 15 Jahre später entschuldigte sich der damalige Bahn-Vorstand Rüdiger Grube bei den Opfern und Angehörigen. Nach dem Unglück erhielten die ICE-Waggons zusätzliche Notausstiegsfenster.
mdr.de
1959 verabschiedete die DDR-Volkskammer ein Gesetz zur Kollektivierung der Landwirtschaft. 1998 kam es zum Zugunglück von Eschede. Was geschah noch? Der tägliche Blick zurück.
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Mitteldeutschland
2022-06-03T05:00:00+02:00
2024-05-08T13:32:48+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/mitteldeutschland/jahrestage/historische-jahrestage-blick-zurueck-juni-drei-102.html
Fabrik
In Fabriken wird etwas hergestellt.Zum Beispiel:    • Fenster,    • Türen    • Autos.
mdr.de
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Wörter-Buch
2020-01-24T12:48:44+01:00
2020-01-24T12:48:44+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-fabrik-100.html
Bauernvertreter aus Sachsen-Anhalt lehnen Kompromissangebot des Bauernverbandes ab
Seit Monaten gehen die Bauern im Land auf die Straße, um gegen die Kürzungen des Bundes zu protestieren – auch hier in Sachsen-Anhalt. Hauptpunkt: Die Streichung der Diesel-Steuervergünstigungen für Landwirte. Während der Bundestag dafür schon grünes Licht gegeben hat, fehlt noch die Schlussberatung im Bundesrat. Gerade die unionsgeführten Bundesländer sehen Klärungsbedarf, darunter Sachsen-Anhalt. Nun aber scheint Bewegung in die Auseinandersetzung zu kommen. Denn der Deutsche Bauernverband hat überraschend Einigungswillen signalisiert. Grund seien unter anderem die immer radikaleren Proteste einiger Bauern. Man bestehe nicht mehr auf den vollen Erhalt der Subventionen und sei kompromissbereit, wenn es im Gegenzug zu Mehrbelastungen beim Kraftstoff an anderer Stelle zu realen Entlastungen kommt, sagte Bernhard Krüsken, Präsident des Deutschen Bauernverbandes der "Welt am Sonntag". Verschiedene Landwirtschaftsorganisationen in Sachsen-Anhalt lehnen den Kompromissvorschlag des Deutschen Bauernverbandes zum Agrardiesel ab. Das haben unter anderem die "Freien Bauern" mitgeteilt. Gegen das Angebot sprechen sich laut "Freien Bauern" auch "Land schafft Verbindung" und der Bauernbund in Sachsen-Anhalt aus. Martin Dippe, Präsident des Landes-Bauernbundes, sagte dem MDR am Sonntag, man müsse zunächst erst einmal wissen, welche Entlastungen an anderer Stelle kommen würden. Gebe es keine konkreten Ansätze, könne man auf kein Kompromissangebot eingehen. Man sei nicht monatelang auf die Straße gegangen, um jetzt kleinlaut zurückzurudern, so Dippe. Insbesondere vor dem Hintergrund der in der kommenden Woche anstehenden Agrarministerkonferenz (13.-15. März 2024 in Erfurt) könne Dippe den Alleingang des Bauernverbandes nicht verstehen. Zudem solle am 22. März im Bundesrat über das Wachstumschancengesetz abgestimmt werden. Unionsgeführte Länder hatten angekündigt, dem nur zuzustimmen, wenn die geplante Streichung von Agrardieselsubventionen zurückgenommen werde. Es sei nicht nachvollziehbar, warum noch vor der Entscheidung ein derartiges Kompromissangebot in den Raum gestellt werde. Auch wenn die Zeichen also aktuell eher auf Stillstand stehen, sind neue Bauernproteste oder Blockaden in Sachsen-Anhalt vorerst nicht geplant, sagte Dippe. MDR (Michael Rosebrock, Anja Höhne, Oliver Leiste )
mdr.de
Bauernverbände in Sachsen-Anhalt haben eine mögliche Kompromissbereitschaft des Deutschen Bauernverbandes beim Agrardiesel kritisiert. Dafür sei man nicht monatelang auf die Straße gegangen.
[ "Nachrichten" ]
Sachsen-Anhalt
2024-03-10T16:25:15+01:00
2024-03-10T16:25:15+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/bauern-proteste-kein-kompromiss-100.html
Ticker: Scholz will Gasförderung im Senegal unterstützen
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, weil wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können. In Österreich sind im Zusammenhang mit EU-Sanktionen bislang 254 Millionen Euro von russischen Oligarchen eingefroren worden. Die Gelder waren auf 97 Konten geparkt, wie das Kanzleramt in Wien berichtete. Die Untersuchung von Verdachtsfällen werde durch internationale Firmenkonstrukte, Treuhandgesellschaften und Strohmänner erheblich erschwert, hieß es. "Wenn russische Oligarchen oder deren Organisationen den Krieg gegen die Ukraine unterstützen, machen sie sich mitschuldig an den Gräueltaten, die dort passieren", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer. Russland ist nach den Worten seines Chefunterhändlers Wladimir Medinsky zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Ukraine bereit. "Wir für unseren Teil sind bereit, den Dialog fortzusetzen", sagte Medinsky im Interview mit dem belarussischen Staatsfernsehen. Der Ball liege im Feld der Ukraine, auf deren Betreiben die Gespräche ausgesetzt worden seien. Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Unterhändlern hatten nach Russlands Überfall auf die Ukraine am 24. Februar zunächst regelmäßig stattgefunden - persönlich oder per Videokonferenz. Die Außenminister beider Länder hatten sich im März zu Gesprächen in der Türkei getroffen, die ergebnislos blieben. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat erneut den Kurs der Bundesregierung bei Waffenlieferungen an die Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffs angeprangert. "Die Bundesrepublik Deutschland hat bis zum heutigen Tag keine schweren Waffen geliefert", sagte Merz in einem in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" ausgestrahlten Interview. Andere täten längst mehr. "Wenn sich alle so verhalten würden wie die Bundesrepublik Deutschland, dann hätte die russische Armee Kiew längst eingenommen." Russische Propagandaaufnahmen sollen zeigen, wie die russischen Besatzer in Mariupol der verbleibenden Zivilbevölkerung helfen. Mariupols geflohener Bürgermeister widerspricht im ukrainischen Fernsehen: Die hygienischen Zustände in der Stadt seien katastrophal, es könne zu Krankheitsausbrüchen wie Cholera kommen. Fest steht: Mariupol verändert sich unter den neuen Machthabern, neue Denkmäler werden etwa errichtet. Wie geht es weiter in der zerstörten Stadt? Mehr dazu im Audio. Der Präsident des Weltwirtschaftsforums, Børge Brende, hat einen Marshall-Plan für den Wiederaufbau der Ukraine gefordert. "Auch ohne Friedensabkommen, das derzeit ja nicht sehr wahrscheinlich ist, müssen wir bereits am Wiederaufbau arbeiten", sagte Brende der "Süddeutschen Zeitung". Es gehe um Infrastruktur, Elektrizität, Schulen, Straßen und Brücken. Mit dem Marshall-Plan hatten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau in Westeuropa unterstützt.Die Forderung nach einem solchen Plan wolle er beim Jahrestreffen des Forums in Davos, das am Montag beginnt, vorantreiben, sagte Brende. Wegen des Kriegs gegen die Ukraine sind laut Brende russische Unternehmen und Politiker in Davos ausgeschlossen. "Russland wird zurück sein, wenn sie sich wieder an die internationalen Gesetze halten", kündigte er an. Russland will bis zum Ende des Herbstes etwa 50 neue Interkontinentalraketen vom Typ Sarmat in den Dienst nehmen. Die Raketen sollen im sibirischen Krasnojarsk hergestellt werden, wie der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, der Agentur Interfax zufolge mitteilte. Die Sarmat hat eine Reichweite von 18.000 Kilometern und ist mit atomaren Sprengköpfen bestückbar. Damit könnte Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen. Deutschland will sich im Senegal in der Gasförderung engagieren. Man wolle mit dem westafrikanischen Land bei den Erneuerbaren Energien und Speichertechnik zusammenarbeiten, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Staatsbesuch in Dakar. Scholz nannte als Grund für die Kehrtwende bei fossilen Energien den russischen Angriff auf die Ukraine. "Dass wir die Situation in der Welt neu betrachten müssen, ist das Ergebnis von dem, was ich eine Zeitenwende genannt habe." Senegal verfügt über erhebliche Gasvorkommen und will ab Herbst 2023 Flüssiggas (LNG) exportieren. Senegals Präsident Macky Sall will in den kommenden Wochen als Vorsitzender der Afrikanischen Union (AU) Gespräche in Moskau und Kiew führen. Sall sagte nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Dakar, dass die AU auf einen Waffenstillstand dringe und zugleich auf Hilfen im Kampf gegen hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise hoffe. Zur Enthaltung seines Landes in der UN-Vollversammlung bei der Verurteilung des russischen Angriffs sagte er: "Wir wollen ganz klar nicht in diesen Konflikt hineingezogen werden, wir wollen Frieden. Auch wenn wir die Invasion verurteilen, arbeiten wir an einer Deeskalation." Etwa 450 Teilnehmer haben bei einer Demonstration in Berlin erneut gegen den Krieg in der Ukraine protestiert. Die Demonstranten zogen am Nachmittag vom Brandenburger Tor in Richtung Wilhelmstraße in Berlin-Mitte. Angemeldet zu der Veranstaltung mit dem Titel "Call it genocide" ("Benenne es als Völkermord") waren ursprünglich 3.000 Teilnehmer. Viele der Demonstranten hatten ukrainische Fahnen dabei oder trugen Kleidung in den Nationalfarben Blau und Gelb. Bis zum späten Nachmittag habe es keine Zwischenfälle gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. Nach der Niederlegung des Aufsichtsratspostens beim russischen Energiekonzern Rosneft fordern Politiker von SPD, Grünen und CSU Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf, weitere Tätigkeiten für Unternehmen aus dem Land zu beenden. "Ich würde mir wünschen, dass Gerhard Schröder sämtliche geschäftlichen Beziehungen zu Russland und russischen Firmen einstellt", sagte der Bundestagsabgeordnete und Ko-Chef der SPD-Linken, Sebastian Roloff, dem "Handelsblatt". Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU im Bundestag, Stefan Müller, sagte dem "Handelsblatt" ebenfalls, der Altkanzler müsse alle Russland-Tätigkeiten beenden. "Es hat nichts mit Demütigung zu tun, notwendige Konsequenzen aus Russlands Krieg gegen die Ukraine zu ziehen." Auch der Grünen-Europaabgeordnete Daniel Freund hält weitere Konsequenzen für unabdingbar: "Es liegt an Schröder, diesem Trauerspiel endlich ein Ende zu setzen und alle Tätigkeiten für Putins Firmen niederzulegen", sagte Freund dem "Handelsblatt". Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt vor einem Behördenchaos, wenn zum 1. Juni auch Geflüchtete aus der Ukraine Anspruch auf Grundsicherung bekommen sollen. Diese Neuerung sei "ohne ausreichende Rücksprache mit der Praxis vorbereitet worden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der "Augsburger Allgemeinen". Landsberg sprach von einem "enormen Verwaltungsaufwand" für die Kommunen. Der Bundesrat hatte am Freitag ein Gesetz beschlossen, das unter anderem vorsieht, dass Flüchtlinge aus der Ukraine zum 1. Juni Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II und XII bekommen sollen. Bislang erhält diese Gruppe geringere Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. In Sachsen-Anhalts Schulen gibt es bislang 27 Extra-Klassen für geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Die Mehrheit der registrierten Schüler allerdings wird derzeit in Regelklassen gemeinsam mit deutschen Kindern unterrichtet. Das Land hat bisher 64 ukrainische Lehrkräfte eingestellt: Als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des russischen Einmarsches hat der polnische Präsident Andrzej Duda eine Rede im ukrainischen Parlament gehalten. "Die freie Welt hat das Gesicht der Ukraine", sagte Duda in seiner Ansprache. Immer wieder erhoben sich die Parlamentarier, um Duda zu applaudieren. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war anwesend. Niemand könne die polnisch-ukrainische Einheit stören, sagte Duda. "Polen wird alles in seiner Macht Stehende tun, um der Ukraine zu helfen, Mitglied der Europäischen Union zu werden." Der polnische Staatschef sprach zudem von der Absicht, ein polnisch-ukrainisches Freundschaftsabkommen zu schließen. Details waren dazu zunächst nicht bekannt. Dudas überraschender Solidaritätsbesuch wurde erst am Sonntagmorgen bekannt. Der sächsische Energieminister Wolfram Günther (Grüne) sieht die Energiewende durch den Verzicht auf russisches Erdgas nicht gefährdet. Dieses Argument stimme schon technisch nicht, sagte er der Deutschen Presse-Agentur und stellte sich erneut gegen Aussagen von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). "Richtig ist: Wir brauchen für die Energiewende Gaskraftwerke als Reserve. Aber anders als Kohle- und Atomkraftwerke sind dieses Gaskraftwerke sehr einfach hoch- und runterzufahren und laufen nur wenige Tage im Jahr." Je schneller man die erneuerbaren Energien ausbaue, desto seltener werde man Gaskraftwerke brauchen. Die Ukraine hat das seit Ende Februar geltende Kriegsrecht um weitere 90 Tage verlängert. Das Parlament in Kiew stimmte angesichts des russischen Angriffskriegs auch für eine Verlängerung der Generalmobilmachung bis zum 23. August, wie mehrere Abgeordnete im Nachrichtendienst Telegram schrieben. Das Kriegsrecht gibt dem Militär erweiterte Rechte und schränkt bürgerliche Freiheiten wie das Demonstrationsrecht ein. Die Dauer des Kriegszustands sehen viele Experten als einen Indikator dafür, für wie lange sich Kiew derzeit noch auf mögliche Kämpfe einstellt. Der Präsidentenberater Mychailo Podoljak hat eine unmittelbare Kampfpause ausgeschlossen. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Damit würde sich die Ukraine nur selbst schaden, da Russland nach einer Waffenruhe nur umso härter zuschlagen würde, sagte der Berater des ukrainischen Präsidenten: "Sie starten dann eine neue Offensive, noch blutiger und größer angelegt." Kiew werde auch keine Konzessionen machen, die auf Gebietsabtretungen hinausliefen, fügte er hinzu. "Die (russischen) Streitkräfte müssen das Land verlassen, und danach wird die Wiederaufnahme des Friedensprozesses möglich sein", sagte Podoljak Reuters.Eine Waffenruhe war von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und dem italienischen Regierungschef Mario Draghi ins Gespräch gebracht worden. In der Ostukraine gibt es weiter schwere Kämpfe um die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Luhansker Gebiet. Positionen ukrainischer Truppen würden in dem Bereich entlang der gesamten Frontlinie mit russischer Artillerie beschossen, teilte der Generalstab in Kiew am Sonntag mit. Russische Truppen versuchten demnach erfolglos, Ortschaften nördlich, östlich und südlich von Sjewjerodonezk zu stürmen. Ebenso hart werde um Dörfer südlich der Trasse von Lyssytschansk nach Bachmut im Donezker Gebiet gekämpft. Die russische Armee versucht seit Tagen, die ukrainischen Gruppen rund um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vom Nachschub aus dem Donezker Gebiet abzuschneiden. Am Vortag wurde dabei ukrainischen Angaben zufolge gezielt eine Brücke über den Siwerskyj Donez zwischen den Zwillingsstädten Lyssytschansk und Sjewjerodonezk mit Mörsern zerstört. Artilleriegefechte und Bombardements habe es auch im Donezker Gebiet gegeben. Russland intensiviert nach ukrainischen Angaben seine Luftangriffe in der gesamten Ukraine. Die russische Armee setze "ihre Raketen- und Luftangriffe auf das gesamte Territorium" fort und habe "die Intensität erhöht", erklärte der Generalstab der ukrainischen Armee am Sonntag. Demnach setzt Moskau zunehmend die Luftwaffe ein, "um wichtige Infrastrukturen zu zerstören". Örtliche ukrainische Behörden bestätigten einen russischen Raketenangriff auf die Ortschaft Malyn westlich von Kiew. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte am Samstag erklärt, dort mit "hochpräzisen seegestützten Langstreckenwaffen" eine bedeutende westliche Waffenlieferung zerstört zu haben. Die ukrainischen Behörden sprachen hingegen von Schäden an "ziviler Infrastruktur". Der Generalstab machte keine Angaben zu einer beschossenen Waffenlieferung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat weitere Sanktionen gegen Russland gefordert. Darüber habe er auch mit Italiens Regierungschef Mario Draghi gesprochen, sagte das Staatsoberhaupt in einer in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten Videobotschaft. Viele westliche Staaten haben bereits beispiellose Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt. Russland liefert nach Angaben seines staatlichen Gasförderers Gazprom weiterhin Gas durch die Ukraine an andere europäische Staaten. Das Liefervolumen am Eingangspunkt Sudscha liege am Sonntag bei 44,7 Millionen Kubikmetern, verglichen mit 45,9 Millionen Kubikmetern am Samstag, erklärte der Konzern. Die russische Armee hat am Samstag offenbar ihre Offensive im Donbass verstärkt. "Die Situation im Donbass ist äußerst schwierig", sagte Selenskyj. Die russische Armee versuche, die Städte Slowjansk und Sjewjerodonezk im Osten des Landes anzugreifen. Das ukrainische Militär berichtete in der Nacht zum Sonntag von andauernden Kämpfen in den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten des Landes. Dort seien am Samstag neun Angriffe russischer Truppen abgewehrt worden. Im Laufe des Tages seien fünf Panzer, vier Artilleriesysteme und eine Drohne zerstört worden, teilte die ukrainische Armee mit. Russland setzt laut dem Lagebericht entlang der gesamten Front Kampfflugzeuge, Raketenwerfer und Panzer ein. Der Luhansker Gouverneur Serhij Gaidai teilte mit, die russischen Truppen versuchten Sjewjerodonezk zu zerstören, es werde von den Morgen- bis in die Abendstunden gekämpft. Sjewjerodonezk wird zusammen mit seiner Zwillingsstadt Lyssytschansk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskiy Donets seit Beginn des Krieges von ukrainischen Truppen trotz zahlreicher Angriffe gehalten. Polens Präsident Andrzej Duda ist zur Unterstützung der durch Russlands Krieg gezeichneten Ukraine erneut zu einem Besuch in der Hauptstadt Kiew eingetroffen. Er werde am Sonntag als erstes Staatsoberhaupt seit Kriegsbeginn vor drei Monaten eine Rede in der Rada, dem ukrainischen Parlament, halten, teilte die polnische Präsidialverwaltung mit. Duda setzt sich dafür ein, dass die Ukraine möglichst rasch einen EU-Kandidatenstatus erhält. Das polnische Staatsoberhaupt hatte Kiew bereits nach Kriegsausbruch im April besucht und dort auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Nach seiner Rückkehr warf Duda Russland vor, in der Ukraine einen "totalen Krieg" zu führen. Der Krieg in der Ukraine kann aus Sicht von Staatschef Wolodymyr Selenskyj letztlich nur durch Diplomatie beendet werden. Der Krieg werde "blutig sein, es wird heftige Kämpfe geben, aber endgültig enden wird er nur durch Diplomatie", sagte Selenskyj dem ukrainischen Fernsehsender ICTV. Er sprach sich für ein Dokument über Sicherheitsgarantien für die Ukraine aus, das "von den Freunden und Partnern der Ukraine, ohne Russland" unterzeichnet werde. Parallel dazu solle es bilaterale Verhandlungen mit Russland geben. Ukrainische und russische Unterhändler hatten sich seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine Ende Februar zunächst regelmäßig persönlich oder online über eine Beilegung des Konflikts beraten. Die letzte Begegnung der Chefunterhändler beider Länder fand laut russischen Nachrichtenagenturen vor einem Monat statt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Stillstand verantwortlich. Der langjährige deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, wirft Moskau vor, die durch den Ukraine-Krieg verursachte globale Versorgungskrise und die dadurch drohenden Fluchtbewegungen als Mittel der Kriegsführung zu nutzen. "Wladimir Putin versucht gezielt, Hungerkrisen im Nahen Osten und in Nordafrika zu erzeugen", sagte von Fritsch im Berliner "Tagesspiegel" über den russischen Staatschef. Deshalb hindere Russland die Ukraine am Getreide-Export und bombardiere sogar Getreidesilos. "Putins Kalkül besteht darin, dass nach dem Zusammenbruch der Getreidelieferungen die hungernden Menschen aus diesen Regionen fliehen werden und versuchen, nach Europa zu kommen – wie damals die Millionen Syrer, die vor den Schrecken des Krieges flohen", sagte von Fritsch, der Putin in der Vergangenheit mehrfach persönlich getroffen hatte. "Mit neuen Flüchtlingsströmen will er Europa destabilisieren und politischen Druck aufbauen, damit westliche Staaten ihre harte Haltung gegen Russland aufgeben." Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, hat eine "grundsätzliche Kehrtwende" in der deutschen Flüchtlingspolitik gefordert. Diese soll sich demnach an den Regelungen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine orientieren. "Ich denke an den schnellen Anspruch auf Grundsicherung, aber vor allem auch den direkten Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Mir ist nicht wirklich erklärlich, warum wir dieses System der Unterscheidung zwischen Grundsicherung und Asylbewerberleistungen immer noch aufrechterhalten." Die DGB-Chefin möchte zudem die 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr nicht nur für Rüstung auszugeben. "Es darf nicht zu einer unkontrollierten Aufrüstung kommen, die neue Provokationen entfacht", sagt sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wir bräuchten mehr als eine gut aufgestellte Bundeswehr, "nämlich vor allem auch Entwicklungszusammenarbeit und Konfliktprävention." Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem Laufenden. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier. Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
mdr.de
Bundeskanzler Scholz hat angekündigt, den Senegal bei der Gasförderung zu unterstützen. Die Ukraine lehnt eine Feuerpause derzeit ab. Russland setzt seine Angriffe in der Ostukraine fort – alle Entwicklungen im Ticker.
[ "Nachrichten", "Ukraine", "Russland", "Türkei", "Nato-Erweiterung", "Finnland", "Schweden", "Senegal", "Scholz", "LNG", "Gas" ]
Welt
2022-05-22T22:05:00+02:00
2022-05-23T03:42:12+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/politik/ticker-russland-ukraine-krieg-scholz-senegal-erdgas-100.html
Regiomed-Insolvenz: Arbeiter-Samariter-Bund will Rettungsdienst übernehmen
Für den von Regiomed betriebenen Rettungsdienst zeichnet sich im Rahmen des laufenden Bieterprozesses eine Entscheidung ab. Nach Angaben eines Kliniksprechers konnte mit dem Rettungsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Thüringen eine Einigung erzielt werden. Der geplante Übergang sei spätestens für den 1. Oktober vorgesehen. Konkrete Details sollen nun erarbeitet werden. Fest stehe aber schon, dass die Regelungen aus den Arbeitsverträgen dauerhaft vom ASB übernommen werden sollen. Das gelte auch für die Personal- und Leistungsstrukturen. Die Mitarbeiter seien von Regiomed über die Pläne informiert worden. In den kommenden Wochen müssten die zuständigen Gremien wie etwa der Rettungsdienstzweckverband Südthüringen (RDZV) den Übergang bindend beschließen. Nach einem Bericht des "Freien Wortes" hatte zuvor auch der DRK-Verband Interesse an einer Trägerschaft gezeigt. Auch im Insolvenzverfahren für die Klinikgruppe Regiomed könnte im dritten Quartal feststehen, in welche Richtung es für die Thüringer Krankenhausstandorte geht. Ein Sprecher sagte am Dienstag, dass Regiomed derzeit auf wichtige kommunale Entscheidungen warte. Die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen hatten Übernahmeangebote für die dortigen Regiomed-Häuser abgegeben. Ursprünglich war es das Ziel, das in Eigenverwaltung betriebene Insolvenzverfahren bis Ende Juni abzuschließen. Nach den Kommunalwahlen in Thüringen müssen sich aber erst die neuen Kreistage konstituieren. In Sonneberg ist das schon geschehen, in Hildburghausen steht die konstituierende Sitzung Anfang Juli an. Die Kreistage müssen über eine mögliche Übernahme der Häuser in Trägerschaft der Landkreise entscheiden. Regiomed beschäftigt 5.000 Mitarbeiter in Thüringen und Bayern. Zu Jahresbeginn hatte der Klinikverbund Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Von der Insolvenz betroffen sind die Kliniken in Coburg, Lichtenfels, Neustadt (Bayern), Hildburghausen und Sonneberg (Thüringen) sowie medizinische Versorgungszentren, Seniorenzentren, Wohnheime und der Rettungsdienst. Die betroffenen Landkreise hatten zuvor Übernahmeangebote abgegeben. Für die bayerischen Standorte hatte auch die Sana Kliniken AG ein Angebot vorgelegt. MDR (wdy/dpa/jn)
mdr.de
Der Arbeiter-Samariter-Bund will den Rettungsdienst der insolventen Regiomed-Klinikgruppe übernehmen. Auch für die Thüringer Kliniken gibt es Hoffnung auf eine Entscheidung.
[ "Nachrichten", "Regiomed", "Investor", "Bayern", "Hildburghausen", "Sonneberg", "Thüringen", "Rettungsdienst", "ASB" ]
Thüringen
2024-06-25T18:48:05+02:00
2024-06-25T18:48:05+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/sonneberg/regiomed-rettungsdienst-asb-kliniken-insolvenz-100.html
"Null Torgefahr": RBL-Coach Rose sauer nach Auftritt in Klagenfurt
RB Leipzigs Trainer Marco Rose hat nach dem blamablen Abschied aus der Champions League seine Spieler deutlich kritisiert. "Es geht uns völlig ab, das Gefühl dafür zu haben, was es braucht, um Spiele zu gewinnen", sagte der 48-Jährige nach dem 0:1 bei Sturm Graz bei DAZN. Mit nur einem Sieg aus acht Spielen schied Leipzig als 32. von 36 Teams aus. Eigentlich hatte man sich in Klagenfurt Selbstvertrauen für die Bundesliga holen wollen, in der man am Samstag (18:30 Uhr im Liveticker und Audiostream) bei Union Berlin antritt. Doch das misslang völlig. "Wenn du null Torgefahr aus dem Spiel heraus entwickelst, dann wird es schwer, Spiele zu gewinnen", sagte Rose. "Wenn du dann bei einem Standard pennst, dann verlierst du Spiele." Graz hatte das einzige Tor des Spiels durch Arjan Malic nach einer Ecke erzielt. Leipzig hat seit Wochen Probleme im eigenen Ballbesitz. Tore erzielen die Sachsen oft nur dank der individuellen Klasse der Spieler, doch auch die fehlte gegen Graz. "Wir haben es wieder nicht geschafft, das auf den Platz zu bringen, wofür wir jeden Tag arbeiten", sagte Rose. Insgesamt habe man eine "schwache und enttäuschende" Champions League gespielt. Die Kritik an Rose im Umfeld des Clubs wird durch den Auftritt in Österreich nicht geringer werden. Bereits Ende des vergangenen Jahres, als man im November kein einziges Spiel gewann und dann im Dezember zu Hause 1:5 gegen den VfL Wolfsburg verlor, stand Rose schon vor dem Aus. Damals setzte sich dem Vernehmen nach Jürgen Klopp, globaler Fußballchef des Red-Bull-Konzerns, für seinen früheren Spieler ein. In der Winterpause betonte Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff mehrfach, man wolle mit Rose weiterarbeiten. Am Ende der Saison soll dann eine Analyse erfolgen. Allerdings könnte es doch zu einer vorzeitigen Trennung kommen, da keine Entwicklung der Mannschaft zu sehen ist. Als Interimstrainer stünde laut "Sport Bild" der gerade für das Klopp-Team verpflichtete Zsolt Löw bereit. dpa
mdr.de
Mit einer Niederlage gegen Graz verabschiedet sich Leipzig aus der Champions League. Der Trainer findet danach klare Worte.
[ "RB Leipzig", "RBL", "Marco Rose", "SK Sturm Graz", "Champions League", "8. Spieltag", "Fußball", "Sport" ]
2025-01-30T08:07:36+01:00
2025-01-30T08:08:46+01:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_pokal/nachbericht-champions-league-sk-sturm-graz-rb-leipzig-100.html
Klimafreundlich essen: Wie geht das?
"Lecker, Leiche! Mahlzeit, Mama!" Spricht der Jugendliche am Sonntagsmittagstisch, schaufelt sich Kartoffeln und Gemüse auf den Teller. Hat sich doch echt ein Hähnchen auf den Sonntagstisch verirrt, liebevoll geschmurgelt, appetitlich duftend. Das schert die Jugend wenig, ihr Blick auf den Teller ist grausam ehrlich und herrlich unbestechlich. Aber auch in der Kantine kommentieren Kollegen manchmal, "Oh, du isst noch Quälfleisch". In beiden Fällen sitzen zwei unsichtbare Gäste am Tisch: Frau Klimadebatte und Herr Umweltschutz. Die sind eigentlich immer da, wenn es ums Essen geht. Theoretisch wollen wir ja alle, dass alle genug zu essen haben und niemand will dafür absichtlich die Erde zerstören. Also steigen die, die es sich leisten können, munter um auf Bioprodukte, braten Fleischersatz-Schnitzel, trinken, wenn Milch, welche vom Biohof oder lernen den Geschmack von Hafer-, Soja-, Reis- oder Mandelmilch schätzen. Schade nur, dass diese Rechnung gleich an mehreren Stellen nicht aufgeht. Das zeigt zum Beispiel eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu): Die Produktion von einem Kilogramm Vollmilch verursacht im Schnitt etwa 1,4 Kilogramm CO2 und bei der Bio-Variante dagegen 1,7 Kilogramm C02. Das hängt damit zusammen, dass in der biologischen Fleischerzeugung zwar auf Kunstdünger, Kraftfutter und gentechnisch erzeugtes Futter verzichtet wird; dadurch aber die Produktivität niedriger ist, und für die gleiche Menge Fleisch mehr Aufwand betrieben muss. Zurück zur Milch. Ist es also Essig mit der vermeintlich sauberen Milch? Für Silke Oppermann ist das zu kurz gedacht. Die Expertin der Umweltorganisation WWF verweist auf größere Zusammenhänge: Mineralöldünger und Pestizide, die in der konventionellen Milchproduktion eine Rolle spielen, zerstören den Lebensraum Boden, mitsamt seinen ganzen Lebewesen und ihren aufeinander abgestimmten Kreisläufen und Funktionen. Und das hat Folgen: Sterben die Bodenlebewesen, geht auch die Speicherfähigkeit der Böden von CO2 und Kohlenstoff flöten, warnt Silke Oppermann. Böden seien der zweitgrößte Speicher von CO2 nach den Ozeanen. Und den sollten wir weniger mit Füßen treten, sondern besser auf ihn aufpassen. Denn ohne fruchtbare Böden keine Nahrungsmittelproduktion, warnten erst diese Woche Forscher aus Leipzig, Halle und Sevilla. Sie hatten Böden auf allen Kontinenten untersucht und mit vorhandenen Schutzgebieten für Tiere und Pflanzen abgeglichen. Dabei zeigte sich: Regionen mit besonders wertvollen Böden fallen nicht in diese Schutzgebiete. Fazit der Forscher: Böden gehören unter Naturschutz, sonst beißen wir irgendwann ins Gras, weil nichts mehr gedeiht, in das wir beißen können.    Apropos beißen. Was klemmt zwischen Ihren Pausenbrot-Schnitten? Für alle, die vom Fleisch auf den Käse gekommen sind: Für die Produktion von einem Kilogramm Käse braucht es zwischen vier und 13 Liter Milch. Das macht pro Kilo Käse laut Ifeu-Studie etwa 5,7 Kilogramm CO2, oder mehr, ja nach Sorte. Und wieviel CO2 fällt bei der Fleischproduktion an? Für ein Kilogramm Hähnchen durchschnittlich 5,5 Kilogramm, ein Kilo Schweinefleisch bringt durchschnittlich 4,6 Kilogramm Klimagas auf die CO2-Waage, Rindfleisch 13,6 Kilogramm. Das liegt uns also besonders schwer im "CO2-Magen". Puh, das will man spontan am besten erst mal runterspülen, am besten klimaneutral. Womit denn nun? "Von den gesamten Klimagasen, die unsere Ernährung verursacht, liegen Getränke auf Platz zwei, direkt nach Fleisch und noch vor Getreide- und Milchprodukten", sagt Ernährungswissenschaftler Malte Rubach. Der C02-Abdruck von Getränken ist ihm zufolge vergleichsweise klein. Leitungs- und Mineralwasser haben die geringsten Auswirkungen auf das Klima. Abgefüllte und zubereitete Getränken wie Kaffee und Tee verursachen dagegen einen CO2-Fußabdruck. Wie stellen diese Schlingel denn das nun wieder an? "Beim Tee ist der größte Verursachungspunkt zum Beispiel das Kochen von Wasser, nicht der Tee selbst, beim Kaffee ist es die Röstung", erklärt Rubach. Oh je. Für alle, die ihren Nachmittagstee mit einem Schuss Milch trinken oder den Kaffee am Morgen: Was ist denn mit den pflanzlichen Milch-Varianten, für die sogar das Bundesumweltamt wirbt? Einer großangelegten Studie zufolge, die Sie hier lesen können, haben die pflanzlichen Produkte in allen relevanten Umweltaspekten gegenüber der Kuhmilch klar die Nase vorn. Aber auch hier gießt uns Silke Opermann Essig in den Kaffee: Der CO2-Abdruck von Reis ist hoch, der Mandel-Anbau ist dank Wasserknappheit und Dürre in Anbauländern wie Spanien und Kalifornien eher Problemkind denn ökologischer Sonnenschein. Das räumt auch Anne Klatt vom Umweltbundesamt in Dessau ein: Angesichts der Wasserknappheit in den Anbauregionen müsste man Kuhmilch der Soja- oder Mandelmilch vorziehen. Stopp! Hier spuckt uns prompt Ernährungswissenschaftler Malte Rubach in die Tasse: Diese Ersatzprodukte haben doch weniger Nährstoffe als Vollmilch, wodurch mehr Mandel-, Reis-, oder Sojamilch getrunken werden müsse, wodurch wiederum ... Sie wissen schon. Das kann einem Blutdruck ordentlich in die Höhe treiben. Prima, da braucht man gar keinen Kaffee mehr, aber wenn dann doch, einfach ohne Reis-Milch. Man kann dabei ja ersatzweise den Helge-Schneider-Song summen: Es gibt Reis, Baby! Scherz beiseite. Was würden eigentlich Frau Klimadebatte und Herr Umweltschutz sagen, wenn sie in der Hitze des Tischgefechts zu Wort kämen und man ihnen einfach zuhören würde? Vermutlich etwas sehr Beruhigendes. "Wenn wir das, was wir haben, anders als bisher nutzen, kann die Erde durchaus zehn Milliarden Menschen ernähren". Das hat das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung PIK ausgerechnet. Die gute Nachricht dabei: Kröten im wahrsten Sinne des Wortes müssen wir dafür nicht schlucken. Nur unseren Umgang mit Süßwasser, Dünger, Land und Ökosystemen komplett umstricken, landwirtschaftliche genutzte Flächen der Natur überlassen und unsere Essgewohnheiten ändern. (mit Material von dpa)
mdr.de
Wir verzichten auf Fleisch, weil die Fleischproduktion ein Klimakiller ist. Stattdessen steigen wir um auf Quinoa aus Peru und Soja aus Brasilien. Finde den Fehler ... Nur: Geht das überhaupt, klimafreundlich essen?
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2023-07-12T13:08:56+02:00
2024-04-25T14:12:55+02:00
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Wie eine Anwältin aus Erfurt den Wirecard-Prozess erlebt
Es ist ein bitterkalter Tag in München. Seit den frühen Morgenstunden des 8. Dezember vorigen Jahres stehen Dutzende Menschen vor dem Gerichtsgebäude der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Dort beginnt der Prozess um den mutmaßlichen Milliardenbetrug des pleite gegangenen deutschen Finanzdienstleisters Wirecard. Im Fokus: Markus Braun. Der Mann, der von der Staatsanwaltschaft als Hauptangeklagter für den Wirecard-Skandal verantwortlich gemacht wird. Dieser kalte Dezembertag in München ist auch für die Erfurter Anwältin Theres Kraußlach nicht irgendein Tag. Es ist einer, der für Ihre berufliche Karriere besonders bleiben wird. Denn die 31-jährige gehört zum vierköpfigen Rechtsanwaltsteam von Braun. Ein Tag, an dem für Theres Kraußlach ein langer Weg beginnt. Acht Monate später - es ist Hochsommer in Erfurt. Die Anwaltskanzlei Kalweit & Kraußlach sitzt unterm Dach. Es ist warm, sehr warm. "Wer hat noch mal die vom Vermieter angebotenen Klimalüfter abgelehnt, weil ihm zu kalt ist?", fragt Katrin Kalweit mit einem Zwinkern in Richtung ihrer Kanzleipartnerin Theres Kraußlach. Dass die beiden Anwältinnen mehr als nur eine professionelle Firmenpartnerschaft verbindet, wird schnell deutlich. Beide teilen die Leidenschaft zur Strafverteidigung, beide haben sich in einer anderen Kanzlei kennengelernt und beide haben im vergangenen Jahr den Entschluss gefasst, sich gemeinsam selbstständig zu machen. Gesagt, getan. Seit Januar 2023 gibt es Kalweit & Kraußlach in Erfurt. Über mangelnde Arbeit, so sagen es beide, könnten sie nicht klagen. Jede der beiden Anwältinnen hat um die 130 Mandate laufen. Das bedeute viele Termine, viele Akten und eine gute Büroorganisation. Denn Kalweit & Kraußlach ist keine große Kanzlei mit einer enormen Logistik dahinter. Kraußlach sagt, ein Tag wie dieser sei selten, so beide zusammen in der Kanzlei. Die 44-jährige Kalweit ergänzt: "Wir halten immer Kontakt, informieren uns gegenseitig über den Stand von Verfahren oder quatschen halt mal alles durch." Und da ist Markus Braun und das Mammutverfahren. Das fordere eine enorme Konzentration und viele Zugfahrten zwischen Erfurt und München, so Kraußlach. Da gehe es Montagabend im Hotel mit einer ersten Strategiebesprechung los. Dann der Prozesstag, in den Pausen ständige Abstimmungen mit Braun, abends Teammeeting für den nächsten Prozesstag. Das öffentliche Gesicht des Verteidigerteams ist Alfred Dierlamm. Er ist ein großer und präsenter Strafverteidiger aus Wiesbaden, ein Staranwalt. Er ist der Leader, der Anführer der Braun-Verteidiger. Mit seinen drei Kollegen und Kolleginnen, darunter der Erfurterin Kraußlach, will er das ultimative Ziel schaffen: Freispruch für Markus Braun. Eine schwierige Aufgabe. Denn die Vorwürfe gegen Braun wiegen schwer. Nach der Pleite von Wirecard 2020 und seiner Festnahme wird ihm bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Im Kern geht es um den Verdacht, dass Braun und andere Wirecardmanager, die ebenfalls angeklagt sind, Geschäfte erfunden haben sollen. Mit Luftbuchungen sollen sie die Banken, die Börse und die Anleger getäuscht haben. Es geht um knapp zwei Milliarden Euro, die es angeblich nicht gegeben hat. Braun weist das zurück. Er sagt, die Geschäfte habe es sehr wohl gegeben und damit auch das Geld. Nur hätten andere kriminelle Manager des Konzerns, darunter der flüchtige Jan Marsalek, diese Gelder veruntreut und in die eigene Tasche gewirtschaftet. Der Job von Kraußlach und dem Anwaltsteam besteht darin, in den Terabyte an digitalen Akten die Belege zu finden, die Brauns Verteidigungslinie stützen und ihn entlasten. Aktuell könnte das unter anderem ein Brief von Marsalek sein, der über seinen Anwalt vor wenigen Tagen das Gericht erreicht hat und der laut Medienberichten Brauns Aussagen stützen soll. Es war im späten Frühjahr 2022, als Kraußlach über Empfehlung auf eine exklusive Liste von Kandidaten für das Verteidigerteam von Braun gekommen ist. "Schon das war eine große Ehre, überhaupt angefragt zu werden", so die Erfurterin. Doch das sei nur die erste Hürde gewesen. Denn selbstverständlich bestimme der Mandant, in diesem Fall Markus Braun, wer ihn verteidige. Schon das war eine große Ehre, überhaupt angefragt zu werden. Zwei Stunden hätten sie in der JVA Augsburg, in der Braun damals in Untersuchungshaft gesessen habe, geredet. Worüber? Das sei Mandantengeheimnis, über das Verteidiger nicht reden. Nur so viel: Es sei ein vertrautes Gespräch gewesen. Dann die Entscheidung von Braun: Kraußlach ist an Bord. Seitdem die Reisen nach München. "Wenn ich dort bin, dann bin ich wie in einem Tunnel, total fokussiert auf dieses Verfahren", so Kraußlach. In Erfurt läuft zeitgleich der Laden weiter. Kanzleipartnerin Katrin Kalweit bearbeitet ihre Fälle. "Oft kommt der Anruf von Theres auf der Rückfahrt von München", so Kalweit. "Da erzählt sie von den Tagen im Wirecard-Prozess. Das ist wichtig für sie und wir können da gut reden." Kalweit trägt das Engagement von Kraußlach bei Wirecard voll mit. Da springe sie für Theres auch mal irgendwo ein. Organisiere Termine, versende mal eine Akte ans Gericht oder übernehme einen wichtigen Anruf. "Das geht nur, weil wir uns einfach gut verstehen und auch von der anderen wissen wollen, wie es ihr geht", so Kalweit. Wirecard sei ein großes und wichtiges Mandat, besonders da sie inzwischen die Pflichtverteidigerin von Markus Braun sei, sagt Kraußlach. Das bedeute, sollte das Geld für die Wahlverteidiger ausgehen, sind es dann die Pflichtverteidiger, die den Prozess zu Ende bringen müssen. Aber darum gehe es derzeit gar nicht. "Das ganze Verfahren hat meinen Ehrgeiz geweckt", so Kraußlach. Gab es Zweifel? Na klar habe es die gegeben und auch die innere Frage: Schaffe ich das überhaupt? Aber nach den acht Monaten sei sie sicherer denn je. Und dann gebe es eben dieses große Ziel: der Freispruch für ihren Mandanten. Auf die Frage, ob sie keine Sorge habe - falls es damit nicht klappt- in ein schwarzes Loch zu fallen, überlegt sie eine Weile. Für einen Moment wirkt es, als habe sich diese Frage so noch nicht für sie gestellt. "Nein", sagt sie dann, denn sie könne mit gutem Gewissen sagen, alles getan zu haben. Aber bis dahin heißt es: nach München in den "Tunnel". MDR (cfr/lke)
mdr.de
Der Wirecard-Skandal ist der größte Wirtschaftsstrafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte. Einer der Hauptangeklagten wird dabei von einer Anwältin aus Erfurt vertreten. Ein Portrait.
[ "Nachrichten", "Thüringen", "Erfurt", "Wirecard", "Skandal", "Wirtschaft", "Wirtschaftskriminalität" ]
Thüringen
2023-07-22T05:00:00+02:00
2023-07-22T05:00:00+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/wirecard-skandal-anwaeltin-markus-braun-jan-marsalek-100.html
Direktor oder Direktorin
Ein Direktor ist ein Chef oder eine Chefin.Zum Beispiel:    • Von einer Schule,    • von einer Universität,    • von einem Museum    • oder von einer Veranstaltung.
mdr.de
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Wörter-Buch
2023-07-14T15:04:55+02:00
2023-07-14T15:04:55+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-direktor-100.html
"Meine Welt der Stauden" von Christian Kreß
Einer der besten Staudengärtner Europas entführt in seine botanische Welt. Christian Kreß hat sich in wenigen Jahren in Oberösterreich mit der Gärtnerei Sarastro einen weltweiten Namen als ambitionierter und kenntnisreicher Gärtner gemacht. Sein Schaugarten gilt als Pilgerort für Gartenfans und in diesem Buch beschreibt er seinen Alltag und gibt zahlreiche Tipps und Ratschläge. Abgesehen von praktischem Staudenwissen vermittelt Kreß auf über 220 Seiten Planungsideen, Pflegeanleitungen und Vermehrungskniffe. Er öffnet mit seinem Buch neue Blicke auf Stauden und Natur. Zahlreichen Lieblingsstauden – darunter alpine Sorten, Halbschattenstauden und Beetstauden – widmet er kleine Porträts. Den meisten Platz im Buch aber nehmen seine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse ein, die er sehr lesenswert vermittelt. Das Ergebnis ist grandios, leidenschaftlich und erkenntnisreich. Christian Kreß ist nicht nur ein leidenschaftlicher Gärtner, sondern auch ein exzellenter Schreiber, der in diesem Buch seine Staudenwelt skizziert, erklärt und neugierig macht, diese Welt auch teilweise als Leser zu entdecken. Christian Kreß ist Inhaber der Gärtnerei Sarastro-Stauden. Neben eigenen Züchtungen und Pflanzeneinführungen ist er auch durch zahlreiche Artikel und Vorträge einem großen Publikum bekannt. Lust verspüren, dem wichtigsten Staudengärtner im deutschsprachigen Raum durch sein Gartenreich zu folgen und ihm mit all seinen Tipps und Erfahrungen ein wenig über die Schulter zu schauen.
mdr.de
Christian Kreß hat sich innerhalb weniger Jahren in Österreich mit seiner Gärtnerei weltweit einen Namen gemacht. Mit diesem Buch folgen Sie einem der besten Staudengärtner Europas in sein grünes und blühendes Reich.
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Genießen
2019-10-24T17:29:58+02:00
2019-10-24T17:29:58+02:00
https://www.mdr.de//mdr-garten/geniessen/buch-tipp-meine-welt-der-stauden-christian-kress-100.html
Die Kranken-Häuser in Thüringen brauchen mehr Blut
Jedes Kranken-Haus hat ein Lager für Blut.Das Blut wird zum Beispiel gebraucht:Wenn ein Mensch operiert werden muss.Denn bei der Operation verliert der Mensch viel Blut.Deshalb bekommt er neues Blut aus dem Lager vom Kranken-Haus. Aber im Bundes-Land Thüringen haben viele Kranken-Häusernicht mehr so viel Blut.Zum Beispiel:    • Weil jetzt sehr viele Operationen gemacht werden.       Denn viele Operationen konnten für einige Zeit       nicht gemacht werden:       Weil die Ärzte sich um die Menschen       mit dem Corona-Virus kümmern mussten.    • Und weil nur wenige Menschen Blut gespendet haben.       Denn in den Räumen für die Blut-Spende       konnten sich die Menschen nicht an die Abstands-Regeln halten.       Deshalb konnten die Menschen kein Blut spenden. Suhl ist eine Stadt im Bundes-Land Thüringen.Dort gibt es ein besonderes Kranken-Haus.In schwerer Sprache heißt es:Institut für Transfusions-Medizin.Die Mit-Arbeiter vom Kranken-Haus haben gesagt:Es müssen sehr bald viele Menschen Blut spenden.Sonst haben wir bald kein Blut mehr in unserem Lager.Und dann können wir vielen Menschen vielleicht nicht mehr helfen.
mdr.de
Das Blut wird zum Beispiel gebraucht: Wenn ein Mensch operiert werden muss.
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2020-06-04T11:34:04+02:00
2020-06-04T11:34:04+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/mangel-an-blutkonserven-in-thueringen-ls-100.html
Moskau: Blaskapellen und Till Lindemann rocken den Roten Platz
Seit rund 15 Jahren versucht das russische Verteidigungsministerium, die Armee durch die Ausrichtung eines Militärmusikfestivals auf dem Roten Platz sexy zu machen. Das gelingt zumindest teilweise, denn Spasskaja Baschnja ist stets ein großer Erfolg. Auch das Comeback des Festivals nach einer Corona-Pause im vergangenen Jahr kommt bei den Moskauern gut an. Mittlerweile gehört das Moskauer Militärmusikfestival Spasskaja Baschnja zum festen Bestandteil der Feierlichkeiten rund um den "Tag der russischen Hauptstadt" am 4. September. Das Festival trägt den Namen des weltberühmten Spasski-Turms, des wichtigsten Turms der östlichen Kremlmauer, der gewissermaßen auf den Roten Platz hinüberschaut. Während 2020 das vom russischen Verteidigungsministerium organisierte Festival durch ein Online-Event ersetzt wurde, kehrten Militär- und Folkloreorchester sowie Ehrenformationen verschiedener Länder in diesem Jahr auf den Roten Platz zurück. An vergangenen Wochenende stand aber noch etwas ganz Besonderes auf dem Programm des Festivals: Headliner beim Spasskaja Baschnja war Rammstein-Sänger Till Lindemann – trotz der kürzlich entflammten Kontroversen um seine Person in Russland. In weißen Jacket sang Lindemann seine Version des russischen Heldenlieds "Geliebte Stadt", die er im Frühjahr auf Russisch aufgenommen hatte. Lindemann wurde nach Angaben russischer Medien mit stehenden Ovationen gefeiert. Ansonsten wurde das Festival, das zu den drei größten seiner Art weltweit zählt, natürlich von der Marschmusik dominiert. "Wenn die Blasmusik mit origineller Kunst kombiniert wird, spürt man sofort die Vielseitigkeit der verschiedenen Länder", lobt Verteidigungsminister Sergej Schojgu das Festival, das unbestritten eines der Lieblingskinder seines Ministeriums ist. Sämtliche Sicherheitsbehörden Russlands waren selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder mit ihren Kapellen beim Festival Spasskaja Baschnja vertreten. Ebenso aber auch Orchester aus der ganzen Welt, etwa das Hauptorchester der Streitkräfte von Gabun. Die Militärkapelle aus dem zentralafrikanischen Staat wird von einer Frau geleitet und als "unverwechselbar" gepriesen. Ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Festivals war der Auftritt eines griechischen Militärorchesters, das seit beinahe 200 Jahren existiert. Die Musiker unternahmen einen Ausflug in die Geschichte der griechischen Militäruniformen. 18 Kadetten marschierten und musizierten in den Uniformen verschiedener Epochen auf dem Roten Platz. Seit zehn Jahren gehören auch Reiteraufführungen zum festen Bestandteil des 2006 begründeten Festivals. Diese finden in einer speziellen Arena auf dem Roten Platz statt. Dort glänzte unter anderem das weit über Russland hinaus bekannte Reiterteam der Kremlreitschule. Die Vorstellungen sind besonders bei Kindern beliebt und wurden tagsüber von rund 15.000 Menschen besucht, während das Hauptprogramm erst abends begann. 2019, bei der letzten regulären Spasskaja Baschnja, wurde die Abendvorstellung von bis zu 90.000 Menschen besucht. Aufgrund der Corona-Einschränkungen wurde aber die Kapazität der Haupttribüne von mehr als 7.000 auf nur noch 3.000 Plätze verkleinert. Außerdem war der Zutritt auf das Festivalgelände nur mit einem QR-Code, der eine Impfung oder Genesung nachweist, gestattet. Dennoch war die Freude der Moskauer auf das Event nach der letztjährigen Pause groß – und der Auftritt von Till Lindemanns trug ganz sicher dazu bei.
mdr.de
Militärmusikfestival klingt nicht nach Action. In Moskau war das am Wochenende ganz anders. Beim Spasskaja Baschnja haben Marschkapellen und Rammstein-Sänger Till Lindemann den Roten Platz gerockt.
[ "Moskau", "Russland", "Militärmusikfestival", "Spasskaja Baschnja", "Rammstein", "Roter Platz", "Kreml", "Till Lindemann", "Sergej Schojgu", "Corona", "" ]
Welt
2021-09-06T19:07:54+02:00
2021-09-06T19:07:54+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/moskau-militaermusikfestival-spasskaja-baschnja-100.html
FDP stimmt Koalitionsvertrag zu
Die FDP in Sachsen-Anhalt hat auf einem Sonderparteitag in Magdeburg der Koalition mit CDU und SPD am Freitag zugestimmt. 98 Prozent der 102 Delegierten haben für den Koalitionsvertrag votiert. Es gab nur eine Gegenstimme und eine Enthaltung. FDP-Landesvorsitzende Lydia Hüskens hatte sich bereits vor dem Treffen in Magdeburg zuversichtlich gezeigt. In der schwarz-rot-gelben Regierung soll Hüskens neue Ministerin für Infrastruktur und Digitales werden. Auf dem Parteitag warb Hüskens energisch für den Vertrag. CDU und SPD seien den Liberalen in den Koalitionsverhandlungen "auf Augenhöhe" begegnet. Ihre Partei habe dabei die Themen Digitalisierung und Entbürokratisierung in jedem Bereich durchgesetzt. Zudem sei ein fairer Umgang mit den Schulen in Freier Trägerschaft und der ministerielle Zugriff auf den wichtigen Landesentwicklungsplan erreicht worden. "Wenn man auf Platz 16 von 16 steht, kann das nicht so bleiben", sagte der stellvertretende Marcus Faber. Hüskens hatte zuvor eine neue Mentalität für das Land angemahnt. "Wir wollen nicht ängstlich in der Ecke sitzen", so die Landesvorsitzende. In eine ähnliche Kerbe schlug der Landtagsabgeordnete Johann Hauser: "Wir möchten wirtschaften, nicht quatschen." In unserem Update zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt geben unsere Redakteure einen Überblick über die wichtigsten politischen Entwicklungen – und ordnen sie ein.#LTWLSA – das multimediale Update zur Landtagswahl – jeden zweiten Freitag per Mail in Ihrem Postfach. Hier können Sie das Update abonnieren. Die CDU hatte sich ebenfalls am Freitagnachmittag für die gemeinsame Koalition ausgesprochen. Beim ersten Mitgliederentscheid in der Geschichte der Landes-CDU haben 92,1 Prozent für das Bündnis gestimmt. Allerdings nahm nur rund ein Drittel der Mitglieder teil. Bereits vergangene Woche hatten die Mitglieder der SPD nach vielen Debatten dem Koalitionsvertrag zugestimmt. Knapp zwei Drittel der abstimmenden Parteimitglieder waren dafür. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,4 Prozent. Nachdem alle Parteien dem Koalitionsvertrag zugestimmt haben, kann er am kommenden Montag unterzeichnet werden. Drei Tage später könnte die neue Koalition Reiner Haseloff (CDU) ein drittes Mal zum Ministerpräsidenten wählen. MDR/Thomas Vorreyer/Cornelia Winkler
mdr.de
CDU, SPD und FDP können in Sachsen-Anhalt eine Koalition bilden. Als letzte Partei stimmte am Freitag die FDP auf einem Parteitag in Magdeburg dem Vertrag mit CDU und SPD fast einstimmig zu.
[ "Sachsen-Anhalt", "FDP", "Deutschland-Koalition", "Sonderparteitag", "Magdeburg", "Landesregierung" ]
Sachsen-Anhalt
2021-09-10T19:47:20+02:00
2021-09-10T20:49:45+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landtagswahl/fdp-stimmt-koalition-mit-cdu-spd-zu100.html
Gesichter Sachsen-Anhalts – aus Sicht der Künstlichen Intelligenz
Fest steht: Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Welt. Schon jetzt können die künstlichen Gehirne besser Schach spielen als Menschen. Oder: Dank KI tragen Roboter große Lasten über unwegsames Gelände. Über KI wird spätestens seit dem Freischalten des Textroboters "ChatGPT" fast überall gesprochen. Gemeint sind meist Anwendungen auf der Basis maschinellen Lernens, bei denen eine Software große Datenmengen analysiert und daraus Schlussfolgerungen zieht. So kann "ChatGPT" oder "Bard" auf jede Frage eine meist verblüffend korrekte Antwort geben. Text-zu-Bild-Generatoren wie "Midjourney" und "Stable Diffusion" können bereits heute beeindruckende Kunst auf Kommando erzeugen. Hier können Sie sich alle KI-generierten Bilder anschauen: Diesen Umstand haben wir genutzt und uns gefragt, wie Bild-Generatoren die Einwohner von Sachsen-Anhalt darstellen. Herausgekommen sind bei "Midjourney" teils sehr treffende, aber auch Bilder zum Schmunzeln. Dabei wird deutlich, wie die Künstliche Intelligenz arbeitet. "Midjourney" nimmt sich auch den Ortsnamen als Anhaltspunkt um zu entscheiden, was auf das Bild soll. Besonders deutlich wird das bei der Lutherstadt Eisleben. Bei der Frage, wie der Ort aussieht, lag überall Schnee. Bei der Frage, wie Menschen dort aussehen, kam eine Person mit dicker Fell-Winterjacke. Auch die "Person" aus Osterwieck ist sehr lustig geworden – im Hintergrund sind wohl wegen "Ostern" Hühner zu sehen. Thale ist sehr magisch und in Elend geht es den "Leuten" definitiv nicht gut. Nicht verwunderlich: Wenn die KI die Orte kennt, passt auch der Hintergrund ganz gut. Die Bilder von Quedlinburgern und Einwohnern aus Wernigerode haben zum Beispiel Fachwerkhäuser im Hintergrund. Auffällig ist auch, dass sehr häufig Männer gezeigt wurden, obwohl nach "Person" gefragt wurde. Möglicherweise liegt das einfach daran, dass auf den Vorlagen der KI häufiger Männer zu sehen waren. Weil man aber immer eine Auswahl aus vier Bildern bekommt, haben wir uns oft auch für das Bild mit einer Frau darauf entschieden. Dieses kleine Experiment zeigt auch, die KI-Entwicklung steht noch ganz am Anfang und bislang ist noch absehbar, was eines Tages alles möglich wird. MDR (Johanna Daher, Hannes Leonard), dpa
mdr.de
Wie sieht Künstliche Intelligenz Sachsen-Anhalt? Welche Eigenschaften verbindet sie mit den Menschen in Halle, Wernigerode oder Schönebeck? Der MDR hat das getestet und ungewöhnliche Ergebnisse bekommen.
[ "Nachrichten", "anhalt", "Künstliche Intelligenz", "KI", "ChatGPT", "Chatbot", "Midjourney", "bilder", "einwohner", "orte" ]
Sachsen-Anhalt
2023-08-01T14:26:25+02:00
2023-08-01T14:26:25+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/kuenstliche-intelligenz-midjourney-staedte-einwohner-102.html
Ressourcen
Das sind zum Beispiel Sachen, die uns die Natur gibt. Zum Beispiel:    • Wasser,    • Bäume,    • Wind,    • Öl,    • und Sonnen-Licht. Wir brauchen diese Sachen zum Beispiel:    • Für Strom,    • für Wärme,    • zum Kochen    • oder zum Bauen.Aber Ressourcen manche sind nicht unendlich.Das bedeutet:Sie können zu Ende gehen.Dann gibt es sie nicht mehr.
mdr.de
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Wörter-Buch
2025-05-30T13:26:49+02:00
2025-05-30T13:26:49+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-ressourcen-100.html
Auch Thüringer CDU-Chef Voigt für "pragmatischen Umgang" mit der AfD
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt hat sich für einen "pragmatischen Umgang" mit der AfD auf kommunaler Ebene ausgesprochen. Voigt sagte in einem Interview mit MDR AKTUELL, dabei gehe auch um die Anerkennung der Lebenswirklichkeit. Man müsse auf kommunaler Ebene versuchen, sinnhaft im Gespräch zu sein. Man könne doch nicht sagen, dass man bei einem Thema dagegen sei, nur weil die AfD dafür ist. Das verstehe keiner. Voigt betonte, die CDU werde aber mit ihren eigenen Anträgen Politik machen. Dieses permanente Starren auf die AfD bringe nichts. "Die Leute erwarten, dass wir uns um ihre Sorgen kümmern." Die Debatten und Parteipolitik brächten Deutschland nicht aus der Krise. Zuvor hatte sich schon Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer für einen pragmatischen Umgang mit der AfD in den Kommunen ausgesprochen. Der "Frankfurfert Allgemeinen Zeitung" vom Mittwoch sagte Kretschmer, eine "lupenreine Trennung" zur AfD sei auf kommunaler Ebene nicht durchzuhalten. Zugleich beklagte er, dass "vielen Wählern der wahre Kern der AfD offenbar nicht bewusst" sei. Deshalb müsse man erläutern, was drohe, wenn die AfD an die Macht kommen sollte. CDU-Chef Friedrich Merz hatte vergangenen Sonntag für Wirbel gesorgt, nachdem er sich im ZDF-Sommerinterview zum Umgang mit der AfD geäußert hatte. Er erklärte, auf Kommunalebene müsse mit demokratisch gewählten Amtsträgern der AfD pragmatischer umgegangen werden. Kritiker – vor allem aus den eigenen Reihen – warfen ihm vor, damit das Zusammenarbeitsverbot mit der AfD aufzuweichen. Nach der heftigen Kritik ruderte Merz zurück und erklärte, dass es auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde. Die AfD kommt am Freitag in Magdeburg zu ihrem Bundesparteitag zusammen. Am ersten Tag stehen zahlreiche Anträge auf der Agenda, etwa zur Änderung der Satzung, zur Mitgliedschaft in der europäischen Rechtsaußenpartei Identität und Demokratie und zum Aufbau eines AfD-freundlichen Fernsehsenders. Am Samstag wird das Treffen als Europawahlversammlung fortgesetzt. Für die Beratung des Wahlprogramms und die Aufstellung der Kandidatenliste hat die AfD auch noch das kommende Wochenende eingeplant. Mehrere Bündnisse haben Demonstrationen und Mahnwachen gegen die AfD angekündigt. MDR AKTUELL/dpa (kkö)
mdr.de
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt ist dafür, in den Kommunen mit der AfD auf Sachebene umzugehen. Voigt sagte MDR AKTUELL, man könne nicht sagen, dass man bei einem Thema dagegen sei, nur weil die AfD dafür ist.
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Deutschland
2023-07-28T11:52:02+02:00
2023-07-28T19:33:51+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/politik/afd-parteitag-magdeburg-thueringen-cdu-chef-voigt-umgang-100.html
Kreistag des Wartburgkreises hat sich konstituiert
Die CDU-Kommunalpolitikerin Ulrike Jary bleibt Kreistagsvorsitzende im Wartburgkreis. Bei der konstituierenden Sitzung stimmten 39 von 43 Mitgliedern für die 38-jährige aus Wutha-Farnroda. Jary war die einzige Kandidatin. Zur ihrer Stellvertreterin wurde Heike Apel-Spengler (Bürger für Eisenach) aus Eisenach gewählt. Sie setzte sich mit 32 zu 12 Stimmen gegen Uwe Krell von der AfD durch. Krell hatte für das Amt des Landrats kandidiert und war in der Stichwahl unterlegen. Zuvor hatte der scheidende Landrat Reinhard Krebs (CDU) die Kreistagsmitglieder auf das Grundgesetz und die Thüringer Verfassung verpflichtet. Außerdem verabschiedete er den bisherigen ehrenamtlichen Beigeordneten Hans-Joachim Ziegler. Der SPD-Kommunalpolitiker und frühere Bürgermeister von Ruhla hatte das Amt vor fünf Jahren übernommen. Zu seiner Nachfolgerin wählte der Kreistag die frühere Gerstunger Bürgermeisterin Sylvia Hartung (SPD). Sie erhielt 38 von 44 Stimmen. Eine kurze Debatte entbrannte um die künftige Fraktionsstärke. Die Linke, die nur noch mit drei Mitgliedern im Kreistag vertreten ist, wollte erreichen, dass die Mindestgröße von fünf auf drei gesenkt wird. Die Freien Wähler sprachen sich dafür, Vertreter von CDU und AfD dagegen aus. Eine Entscheidung fiel noch nicht, über die künftige Geschäftsordnung soll zunächst der Kreisausschuss beraten. Vorerst bleibt die bisherige Geschäftsordnung in Kraft. Von mehreren Parteien und Gruppierungen haben sich Vertreter zu Fraktionen zusammengeschlossen. So bilden SPD und FDP eine Fraktion, ebenso Freie Wähler mit Grünen, Bürgern für Eisenach und der Liste für Alternative Demokratie. Größte Fraktion ist die CDU mit 17 Sitzen vor der AfD mit 13. Neu im Kreistag ist die fünfköpfige Fraktion des Bündnis Sahra Wagenknecht. Vor der Sitzung hatten Mitglieder der Bürgerinitiative Stadtlengsfeld vor dem Landratsamt demonstriert. Mit Plakaten protestierten sie gegen das Windvorranggebiet W4 und generell gegen Windkraftanlagen im Wald. Landrat Krebs versicherte der Initiative, er stehe an ihrer Seite. Die Entscheidung über das Vorranggebiet habe jedoch nicht der Landkreis, sondern das Land zu treffen. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Henkel, der erneut in den Kreistag gewählt wurde, stellte sich hinter das Anliegen der Protestierenden. MDR (rub/jn)
mdr.de
Nach den Kommunalwahlen hat sich nun der Kreistag im Wartburgkreis konstituiert. Der scheidende Landrat Reinhard Krebs (CDU) hatte die Mitglieder auf das Grundgesetz und die Thüringer Verfassung verpflichtet.
[ "Nachrichten", "Wartburgkreises", "Kreistag", "Kommunalwahlen", "Ulrike Jary", "Heike Apel-Spengler" ]
Thüringen
2024-06-25T20:48:46+02:00
2024-06-25T20:48:46+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/wartburgkreis/kreistag-konstituiert-bad-salzungen-kommunalwahl-100.html
7 mut-maßliche Links-Extremisten haben sich bei der Polizei gemeldet
Ungefähr 2 Jahre lang hat die Polizei nach 7 Menschen gesucht. Denn die Polizei denkt:Diese Menschen sind vielleicht Links-Extremisten. Und sie haben wahrscheinlich einige mut-maßliche Neo-Nazis zusammen-geschlagen.Das bedeutet: Sie haben die Neo-Nazis:    • Geschlagen,     • getreten    • und schwer verletzt.Das war im Februar vom Jahr 2023 im Land Ungarn. Jetzt haben sich die mut-maßlichen Links-Extremisten bei der Polizei gemeldet. Es sind 7 junge Männer und Frauen. Einige von ihnen kommen aus den Städten:     • Jena    • und Weimar. Die Männer und Frauen werden vielleicht an die Polizei in Ungarn aus-geliefert. Das bedeutet: Sie werden nach Ungarn gebracht. Dort wird es dann vielleicht einen Gerichts-Prozess geben. Und die Männer und Frauen müssen dort ins Gefängnis. In Ungarn gibt es oft lange Haft-Strafen für solche Straftaten. Und die Zeit im Gefängnis ist dort oft besonders schlimm.
mdr.de
Es sind 7 junge Männer und Frauen. Sie kommen unter anderem aus den Städten Jena und Weimar.
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2025-01-21T15:18:47+01:00
2025-01-21T15:18:47+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-mittel-deutschland-linksextremisten-in-ungarn-stellen-sich-100.html
Kassenärzte-Chef Heckemann wegen "Eugenik"-Äußerungen unter Druck
Sachsens Landesärztekammer distanziert sich von den umstrittenen "Eugenik“-Aussagen des Chefs der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS), Klaus Heckemann. Heckemann wecke mit seinen Äußerungen "automatisch Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit", teilte die Ärztekammer mit. Dies sei "mit dem ärztlichen Ethos unvereinbar". Es gebe "das Recht eines jeden auf Leben und körperliche Unversehrtheit". Mit seinen Äußerungen habe Heckemann eine Grenze überschritten. Der Sächsische Hausärztinnen- und Hausärzteverband teilte mit, er erwarte, dass Heckemann sich zu den Aussagen erklärt. "Der Verweis von Herrn Dr. Heckemann, dass es sich um ein Missverständnis handele, ist in keinster Weise ausreichend." Ansonsten hält der Verband einen Rücktritt für unvermeidlich. Der KV-Chef hatte sich in einem offiziellen Text zur Humangenetik geäußert und darin von "Eugenik" in "ihrem besten und humansten Sinn" gesprochen. In einem Editorial beschreibt er eine "Zukunftsvision", bei der Kosten für die Suche nach Mutationen im genetischen Material drastisch optimiert wären. Dann sei denkbar, dass "allen Frauen mit Kinderwunsch eine komplette Mutationssuche" nach allen bekannten vererbbaren, schweren Erkrankungen angeboten werde. Mittels künstlicher Befruchtung und Präimplantationsdiagnostik könnte so die Geburt eines schwerstkranken Kindes ausgeschlossen werden. Auch die Dresdner Hochschulmedizin hat den KVS-Chef in einem offenen Brief an Sozialministerin Petra Köpping (SPD) für seine Äußerungen scharf kritisiert. Das Uniklinikum und die medizinische Fakultät der TU Dresden werfen Heckemann vor, er baue "unabhängig von den ethisch abstoßenden Äußerungen (...) seine Visionen zur Nutzung der gendiagnostischen Möglichkeiten auf inhaltlich zum Teil grotesk falschen Annahmen auf." Die Mediziner, darunter mehrere Hochschulprofessoren, halten Heckemann für nicht mehr tragbar. Sozialministerin Köpping distanzierte sich ebenfalls von den Aussagen Heckemanns und schloss sich der Kritik der Verbände und Fachgesellschaften ausdrücklich an. "Aus meiner Sicht werden die Einlassungen seiner Funktion und Verantwortung als Vorstandsvorsitzender der KVS nicht gerecht." Aus meiner Sicht werden die Einlassungen seiner Funktion und Verantwortung als Vorstandsvorsitzender der KVS nicht gerecht. Und weiter: "Die Vielzahl entsetzter Reaktionen zeigen, dass diese Aussagen der KVS und damit auch den dort organisierten Ärztinnen und Ärzten schaden." Köpping habe am Mittwoch das Gespräch mit Heckemann gesucht und ihre Position zum Ausdruck gebracht. Das Sozialministerium hat zwar die Aufsicht über die KVS, den Vorsitzenden wählt aber die sogenannte Vertreterversammlung. Der Hauptausschuss der KV Sachsen teilte am Mittwoch mit, von der Veröffentlichung sei im Vorfeld von mehreren Seiten, auch aus den maßgeblichen Gremien heraus, gewarnt worden. "Die schlussendliche Entscheidung dazu liegt jedoch in der Verantwortung des Vorstandsvorsitzenden." Das Gremium distanziere sich nachdrücklich von der Publizierung. Es handelt sich um eine persönliche Meinung und entspricht nicht der der KV Sachsen. Mit den Äußerungen im Editorial sei ein gesellschaftlich wie medizinisch relevantes und sehr bedeutendes Thema in ein falsches Licht gerückt worden. "Es handelt sich um eine persönliche Meinung und entspricht nicht der der KV Sachsen." Heckemann habe damit eine Grenze überschritten, die vom Hauptausschuss missbilligt werde. Die KVS bitte dafür um Entschuldigung. "Der Hauptausschuss wird mit der Vertreterversammlung den Vorgang ausführlich aufarbeiten und notwendige Konsequenzen diskutieren." Der Hauptausschuss der Vertreterversammlung besteht aus dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und den drei Vorsitzenden der Regionalausschüsse für Chemnitz, Dresden und Leipzig. Heckemann selbst wollte sich auf Anfrage von MDR SACHSEN bislang nicht zu seinen Aussagen äußern. Nach Informationen der "Freien Presse" will die Vertreterversammlung am kommenden Mittwoch über die Zukunft Heckemanns beraten. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Markus Scholz, hält die Äußerungen Heckemanns "in ihrem besten und humansten Sinn" für unsäglich. "Es ist nicht das erste Mal, dass er den KVS-Vorsitz zur Verbreitung seiner persönlichen politischen Meinung benutzt." Die Linken-Politikerin Susanne Schaper erklärte, Heckemann bringe durch die Verwendung des Begriffs "Eugenik" eine wichtige ethische Debatte nicht voran, sondern vergifte sie. Auch Sachsens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers kritisierte die Humangenetik-Äußerungen Heckemanns scharf. Er weise dessen Überlegung und Formulierungen "mit ihren Bezügen zur Eugenik" entschieden zurück, sagte Timmerevers. "Sie rufen Assoziationen an dunkelste Kapitel deutscher Geschichte wach und sind mit Wert und Würde des Lebens jedes einzelnen Menschen unvereinbar." Der Inklusionsbeauftragte der Landesregierung Michael Welsch erklärte, allein die Wortwahl verbiete sich von selbst. "Derartige Aussagen sind auch ein Beleg dafür, dass bis in breite Fachkreise hinein noch häufig von einem rein medizinischen Modell von Behinderung ausgegangen wird, das vordergründig auf Defizite abstellt," so Welsch. Auch die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik schloss sich mehreren Rücktrittsforderungen an. Heckemanns Aussagen seien "fachlich falsch sowie aus gesundheitspolitischer und ethischer Sicht unhaltbar." MDR (kbe)/epd
mdr.de
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung in Sachsen hat mit einer Äußerung zur Humangenetik bei Medizinern und Politikern für Empörung gesorgt. Landesärztekammer und Sozialministerium distanzieren sich von ihm.
[ "Nachrichten", "Medizin", "Gendiagnostik", "Genetik", "Euthanasie", "Kinderwunsch" ]
Sachsen
2024-08-29T16:44:00+02:00
2024-08-29T16:44:00+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/heckemann-humangenetik-eugenik-mediziner-100.html
Funkhaus des Geldes
Falls der RBB später auf die Idee kommen sollte, einen Teil der verprassten Kohle wieder reinzuholen, indem er die Filmrechte an der Affäre Schlesinger verkauft (Arbeitstitel: "Funkhaus des Geldes"), könnte der Sender Teile des Drehbuchs gleich mitliefern, denn damit ist sein Rechercheteam ja gerade beschäftigt. Eine mögliche Folge beginnt so: "An einem Dienstagabend im Juni 2018 treffen sich die inzwischen abberufene rbb-Intendantin Patricia Schlesinger und ihr damals oberster Kontrolleur Wolf-Dieter Wolf und dessen Frau in einem Charlottenburger Restaurant, in dem man der 'leichten französischen Lebensart auf ganz besondere Weise begegnen' können soll." In dieser Folge geht es um den Plan der Intendantin, mit ihrem befreundeten Kontrolleur Wolf-Dieter Wolf zu verreisen. Das hat das RBB-Investigativ-Team (Gabi Probst, René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer und Oliver Noffke) jetzt herausgefunden. Schlesinger und Wolf wollten die Berliner Philharmoniker danach auf einer Konzerttour nach Israel begleiten (was Kontrolleure eben so machen). Schlesinger gehört dem Kuratorium der Philharmoniker an, der RBB wäre für die Übertragung zuständig gewesen. Und Wolf-Dieter Wolf? Na ja, der mag Musik und Reisen. Reicht das nicht? Die Reise fand wegen Corona nicht statt. Cliffhängervorschlag für diese Folge (Arbeitstitel: "Wolf of Masurenallee"): Schlesinger und Wolf vereinbaren stattdessen, irgendetwas anderes Schönes zusammen zu unternehmen. Was? Das lesen Sie in den nächsten Tagen beim RBB-Rechercheteam. Die Details der Geschichte sind auch deshalb interessant, weil Patricia Schlesinger sich offenbar weiter als "Sündenbock" sieht, der aus politischen Gründen vor die Tür gesetzt wurde (Altpapier). Und es kann tatsächlich durchaus sein, dass sich später herausstellen wird: Strafrechtlich relevant war das alles nicht. Dann lässt sich aber zumindest feststellen: Schlesingers Luxusleben war unangemessen, und da wird jeder Beleg wichtig sein. Der Abend in dem französischen Restaurant geht zum Beispiel so weiter. "Hier lässt sich das Trio Entenstopfleber und Steak Tatar auftischen – je nach Geschmack. Es folgen Kalbsbäckchen und Hummer-Risotto. Dazu trinkt man einen Aperitif, ordert Champagner, eine Flasche Sancerre, dann noch Wodka- und Crémant-Sorbets und die Rechnung. Am Ende des Abends, um 22.28 Uhr, zückt Schlesinger eine Mastercard, die ihr vom rbb zur Verfügung gestellt wurde: 328 Euro plus zehn Prozent Trinkgeld." In Israel sollten Wolf-Dieter Wolf und seine Frau "in einer Junior-Suite" unterkommen – einem laut Hotel-Website "erstklassigen größeren Zimmer, teilweise mit originalen Deckenmalereien", Kosten für zwei Nächte:über 1.200 Euro. Auch diesmal zahlte Schlesinger mit ihrer (dem Eindruck nach goldenen) RBB-Card. Das Geld wurde später zurückerstattet. Fairerweise muss man sagen: Es ist möglich, dass Schlesinger und Wolf dafür später privat aufgekommen wären, aber das Rechercheteam hält fest: "In den rund vier Monaten vor der Rückerstattung wegen Corona, in denen das Hotel bereits die Anzahlung erhalten hatte, ist dies offenbar nicht geschehen." Dass sich später herausstellen könnte, auch der Sender und seine Gremien haben beim Versuch, ihre unter Verdacht geratene Intendantin loszuwerden, Fehler gemacht, ist nicht so unwahrscheinlich. Im Altpapier am Dienstag ging es zum Beispiel um ein Detail, dessen Bedeutung auf den ersten Blick nicht ganz klar ist. In der Pressemitteilung steht, Schlesinger sei "vorsorglich außerordentlich fristlos" gekündigt worden, das Wort "vorsorglich" ist unterstrichen. Eine mögliche Erklärung liefert Christian Rath in einem Beitrag für die taz. Rath schreibt: "Möglicherweise hat der RBB Sorge, dass seine fristlose Kündigung zu spät kommt und daher unwirksam ist. Denn laut BGB muss eine fristlose Kündigung zwei Wochen ab Kenntnis der Tatsachen erfolgen. Der RBB tut nun also so, als habe man Schlesingers Dienstvertrag doch schon am 15. 8. beendet und am 22. 8. nur noch mal zur 'Absicherung’ gekündigt." Gegen die fristlose Kündigung kann Schlesinger klagen. Da sie sich offenbar immer noch als "Sündenbock" sieht, ist es nicht so unwahrscheinlich, dass sie das machen wird. Zuständig wäre laut Rath nicht das Arbeitsgericht, da sie nicht "als weisungsgebundene Arbeitnehmerin galt", sondern das Landgericht Berlin. Hier könnte eine weitere Folge spielen ("Better call Wolf"). Tragen wir noch einmal schnell zusammen, was in der Sache Schlesinger zuletzt sonst noch passiert ist. Auf der FAZ-Medienseite schreibt Michael Hanfeld über eine Resolution der Senderbelegschaft. Sie kündigt im RBB-Intranet an, selbst eine Kommission zu gründen, die sich mit Aufklärung der Vorwürfe gegen Schlesinger und Wolf beschäftigt (Arbeitstitel: "Wir können auch anders"). Gleichzeitig möchte das Personal ein Mitspracherecht bei der Besetzung der Senderspitze. Die Suche nach einer Interimsführung läuft. Michael Hanfeld fasst das Chaos zusammen: "Die Zeit drängt. Ende des Jahres endet die Legislatur des Rundfunkrats. Dessen Chefin von Kirchbach ist gerade zurückgetreten, der unter Filz-Verdacht stehende Verwaltungsratschef Wolf musste zum Abgang gedrängt werden. Die ARD-Intendanten haben der RBB-Geschäftsleitung das Misstrauen ausgesprochen, die Redaktionsvertretung des RBB hat den sofortigen Rücktritt der Geschäftsleitung gefordert. An die Stelle der fristlos gekündigten Schlesinger, gegen die, ihren Ehemann und Ex-Verwaltungsratschef Wolf die Berliner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt, ist eigentlich Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter gerückt. Doch er ist für mehrere Wochen krankgeschrieben. Nun führt Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus die Geschäfte." Auf der gleichen Seite, also der FAZ-Medienseite, schreibt Frank Überall (€), Chef des Deutschen Journalistenverbands, über die Lehren, die sich aus dem "RBB-Skandal" ziehen lassen (Titel: "Last Exit Potsdam – kann man für die Serie vielleicht so übernehmen). In Sachen Compliance, also in Sachen Regeln und Regeltreue, seien die ARD-Anstalten "durchaus unterschiedlich aufgestellt", schreibt Überall. Einige hätten umfangreiche Abteilungen, die den ehrenamtlichen Gremien zuarbeiteten. Beim RBB dagegen "sieht das sehr übersichtlich aus". Überall schreibt: "Sinnvoll wäre es jetzt, die entsprechenden Kompetenzen zentral zu bündeln. Juristen, Korruptionsfachleute und Manager könnten Gremien schulen und beraten, im Zweifel auch mit Gutachten betraut werden. Selbst ein Whistleblower-System, das unabhängig vom jeweils betroffenen Haus ansprechbar wäre, ist denkbar." Aber wäre das wirklich denkbar? In einer mehr oder wenige losen Arbeitsgemeinschaft wie der ARD? Überall: "Nun werden Kritiker einwenden, dass zentrale Einrichtungen für die ARD als mehr oder wenige lose Arbeitsgemeinschaft organisatorisch gar nicht denkbar sind. Dabei gibt es so etwas längst: Eine Medienakademie in Nürnberg kümmert sich erfolgreich zentral um journalistische und technische Bildung. Warum nicht auch um Schulungen im Sinne von Transparenz und Korruptionsvermeidung?" Konkret: "Denkbar wäre etwa, eine Compliance-Fachabteilung an der vorhandenen Zentraleinrichtung Medienakademie aufzusetzen." Hilfe haben unterdessen die Kontrollgremien der anderen ARD-Häuser angeboten. Laut dpa (hier beim Handelsblatt) will die Konferenz der ARD-Gremienvorsitzenden (GKV) "in unmittelbarem Kontakt mit den RBB-Aufsichtsorganen ausloten, wie eine entsprechende solidarische Unterstützung und Hilfe praktisch aussehen kann". In dieser Folge (Arbeitstitel: "Die verlorene Tochter") deutet alles auf ein Happyend hin. Die dpa schreibt: "Den Vorstoß kann man als Signal für Zusammenhalt der Gremien in der ARD-Familie interpretieren." Aber was könnte die Konferenz tun? Sie könnte sie, wie die dpa zwar nicht sicher weiß, aber vernommen hat, um Aufgaben kümmern, die nichts mit dem "RBB-Skandal" zu tun haben, damit der Sender beide Hände frei hat, um das Drehbuch zu Ende…, Tschuldigung, die Affäre weiter aufzuklären. Kommen wir noch einmal zurück zu Frank Überall. Der schreibt in seinem Text für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Es kommt doch (…) niemand auf die Idee, die Zusammenlegung von Bundesländern, (…) zu fordern, nur weil Einzelne sich falsch verhalten haben." Wir geben nun Gregory Lipinsky das Wort. Er hat einen Text für den Branchendienst Meedia geschrieben, der die Überschrift trägt: "Warum eine Fusion von RBB und MDR eine sinnvolle Lösung wäre". Lipinsky argumentiert so: "Eine Fusion von MDR und RBB hätte den Charme, dass sich die öffentliche Wahrnehmung der Bürger über das System ÖRR aufhellt. Sie würden registrieren, dass der ARD-Verbund endlich seine verkrusteten Strukturen aufbricht, und nicht mehr nur den Status-Quo verteidigt." Es gäbe laut Lipinsky noch einen weiteren Vorteil: "Das hierdurch eingesparte Geld käme dem Programm zugute. Möglich ist dies aber nur, wenn die Politik für den neuen ÖRR-Kurs grünes Licht gibt. Sollte dieser gelingen, wäre er eine willkommene Blaupause für weitere Senderfusionen, beispielsweise von SWR und Saarländischen Rundfunk." (Die Fusionsverhandlungen wären vielleicht als Kammerspiel denkbar. Arbeitstitel: "Das goldene Fenster zum Hof"?) Hansjürgen Rosenbauer hält von dieser Überlegung nichts. Er war von 1991 bis 2003 Intendant des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg, der später mit dem Sender Freies Berlin fusionierte und zum Rundfunk Berlin-Brandenburg wurde. Rosenbauer schreibt in einem Beitrag für den Tagesspiegel: "Überlegungen, wie es sie schon einmal gab, Brandenburg dem MDR oder dem NDR zuzuschlagen und Berlin zur Gemeinschaftseinrichtung zu machen, sind nicht nur realitätsfern, sondern auch gefährlich für den Zusammenhalt der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten insgesamt." Aber Rosenbauer hält eine andere Überlegung für unausweichlich, die auch nicht ganz neu ist: "Je stärker die Programmangebote ins Internet verlagert, sie dort zuerst zugängig und dauerhaft abrufbar sind, je mehr die Mediatheken von ARD und ZDF vernetzt werden, desto naheliegender ist die Frage, ob tatsächlich zwei unabhängige nationale Programme nötig und finanzierbar bleiben?" Seine Bilanz jedenfalls fällt ernüchternd aus: "Der RBB ist nicht das geworden, was er sein sollte: Ein Vorzeigeprojekt für die faire und gleichberechtigte Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg – auch ohne Länderfusion. Ganz im Gegenteil! Brandenburg fühlt sich seit Jahren zu Recht benachteiligt und die politische und kulturelle Strahlkraft der Hauptstadt schlägt sich zu wenig im Programm nieder. Im Gegensatz zum Hörfunk, dessen erfolgreiche Wellenstruktur noch von ORB und SFB vor der Fusion entwickelt wurde, ist das regionale Fernsehprogramm nicht nur beim Publikum weitgehend erfolglos, sondern häufig auch einfallslos." (Arbeitstitel: "Schicksalsjahre eines Senders") Der RBB-Reporter Olaf Sundermeyer erzählt in einem Beitrag, den er für "Die Zeit" geschrieben hat (€), eine kleine Anekdote aus dem vergangenen Jahr. "Im vergangenen Jahr ist mir bei einem Reportereinsatz auf einer von AfD-Funktionären organisierten Demonstration in Cottbus eine Viertelstunde lang ein Mann gefolgt, der mir über ein Megafon wiederkehrend das Jahresgehalt von Patricia Schlesinger ins Ohr gebrüllt hat. Daran musste ich denken, als ich nun von ihrer zusätzlichen Gehaltserhöhung über 16 Prozent erfahren habe." Diese Szene kann man in irgendeiner Form sicherlich auch später noch verwerten (Arbeitstitel: "Der Ruf des Geldes"). Sundermeyer schreibt, er könne die Kritik nicht nur verstehen, in Ansätzen teile er sie sogar. "Mir erschließt sich überhaupt nicht, warum die Intendantin des RBB mehr als 300.000 Euro Jahresgehalt bekommt. Für den Hass, der mir und vielen Kollegen entgegenschlägt, aber habe ich kein Verständnis. Ginge es nach mir, stünde eine Intendantin zwar an der Spitze der transparenten RBB-Gehaltstabelle – aber eben nicht weit darüber. Es gäbe keine außertariflich bezifferten Verträge im ÖRR und keine Dienstlimousinen. Die notwendigen Fuhrparks in der ARD sind groß und für alle da. Das eingesparte Geld würde dorthin fließen, wo es hingehört: ins Programm. Und an jene, die das Rückgrat des gesamten ÖRR bilden: an das Heer der oftmals schlecht bezahlten freien Mitarbeiter, ohne die auch beim RBB keine Abendschau, kein Inforadio und kein ARD-Politmagazin Kontraste senden könnte." Das klingt zunächst nach den mutmaßlichen Zuständen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von Utopia. Aber warum eigentlich? Der Vorschlag geht ja in die Richtung einer Idee, die Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) vor ein paar Tagen ins Spiel gebracht hat. Sie geht zurück auf die Frage: Warum muss die Intendantin eines öffentlich-rechtlichen Senders mehr verdienen als ein Ministerpräsident, Richter am Bundesverfassungsgericht oder sogar Bundeskanzler? Wäre es nicht möglich, die Bezüge der Intendanz an den Bezügen beim Bundesverfassungsgericht zu orientieren? Da findet sich ja auch immer wieder jemand, der den Job machen möchte, obwohl es nur 200.000 Euro im Jahr gibt. Haseloff selbst verdient übrigens laut Haushaltsplan genau 195.936 Euro im Jahr, also ebenfalls unter 200.000 Euro im Jahr (Arbeitstitel der Folge: "Der engere Gürtel“). (Korrekturhinweis am 26.08.2022: Wir haben das exakte Gehalt von Rainer Haseloff ergänzt. Vielen Dank an Heiko Hilker für den Hinweis.) Und während wir noch über die erste Staffel der Serie "Funkhaus des Geldes"sinnieren, zeichnet sich bereits ab, wo die zweite spielen wird, nämlich möglicherweise beim Norddeutschen Rundfunk. Jan C. Wehmeyer und Philip Kaleta aus dem bei ehemaligen RBB-Intendatinnen berüchtigten Rechercheteam vom Magazin "Business Insider" sind bei ihren Recherchen auf Untersuchungsberichte des NDR gestoßen. Laut Wehmeyer und Kaleta haben neun Journalistinnen und Journalisten Missstände beim Landesfunkhaus in Kiel gemeldet. Es geht um einen "politischen Filter", also den Vorwurf, dass Berichte, die in eine bestimmte politische Richtung (gegen die CDU oder die FDP) gegangen wären, ver- oder behindert wurden. Und es geht um den Vorwurf, im Landesfunkhaus herrsche ein "Klima der Angst". In einer Passage aus dem Bericht, den Wehmeyer und Kaleta zitieren, steht danach: "Es werde teilweise nicht vom Ministerpräsidenten Daniel Günther oder seinem Stellvertreter Heiner Garg, sondern von 'Daniel' oder'Heiner' gesprochen.’ Der Redaktionsausschuss des NDR hält die Aussagen der Redakteure – so das Fazit –für 'glaubwürdig'." Der Sender spielt das alles herunter, musste aber ein erstes Statement schon zurückziehen. Darin stand, der Vorgang sei "aus Sicht des Redaktionsausschusses, des beteiligten Mitarbeiters und des zuständigen Programmbereichs aufgearbeitet und abgeschlossen". Kritische Schilderungen hätten sich als "nicht zutreffend erwiesen". Inzwischen schreibt der NDR, dass ein "Klima der Angst" herrsche, habe sich nach Gesprächen mit Beschäftigten nicht bestätigt. Wobei sich die Frage stellt: Gibt man das zu, wenn der Chef fragt, der damit ja direkt zu tun hätte? Der Redaktionsausschuss und die Chefredaktion führten jedenfalls weitere Gespräche, so heißt es. Abgeschlossen sei der Vorgang nicht. Wir werden wahrscheinlich noch davon hören, eventuell dann in der Folge: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" +++ Der Ravensburger Verlag hat zwei Kinderbücher aus dem Programm genommen, die zum Start des Films "Der junge Häuptling Winnetou" in den Buchhandlungen stehen sollten. Das Ergebnis ist eine Debatte, die man von irgendwoher schon kennt – "immer werden die gleichen Argumente mit der gleichen Intensität ausgetauscht, immer scheint die Kunstfreiheit und überhaupt die Freiheit der bürgerlichen Gesellschaft in größter Gefahr zu sein", schreibt Johannes Franzen in einem Text für das Portal "54 Books". Dass vermeintlich Erwachsene wie der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel trotzig nun trotzig twittern, sie hätten Winnetou gelesen und das bleibe auch auch bei ihren Kindern so, kommentiert Franzen: "Die kindliche Lektüre selbst mag unschuldig sein, aber was schließlich zum Kanon gehört, war schon immer extrem umstritten. Man kann dieses Konfliktpotential auch als produktiv ansehen, als eine Herausforderung für die ständige Revision dessen, was uns an Fiktionen begeistert. Aber dafür müsste man aus einer erwachsenen Perspektive argumentieren und nicht aus der Perspektive der verletzten kindlichen Unschuld." +++ Für Jan-Peter Schröter war die rassistischen Anschläge vor 30 Jahren in Rostock-Lichtenhagen der "erste und einzige Brandanschlag in der deutschen Mediengeschichte, der live übertragen wurde". Alle seien da gewesen, alle hätten draufgehalten, sagt damalige Reporter der Ostsee-Zeitung, für die er heute immer noch arbeitet. Im Gespräch mit Sebastian Wellendorf für das Deutschlandfunkmedienmagazin "@mediasres" sagt er allerdings auch, er glaube nicht, dass so etwas heute noch mal passieren könne. Und an einer Stelle in dem Beitrag verwendet er das schöne Wort "Seiten-TÜV". +++ Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht würdeüber den Hubschrauberflug mit ihrem Sohn nach Sylt am liebsten kein Wort mehr verlieren, muss jetzt allerdings doch etwas sagen, weil der Flug nicht privat gewesen sei, wie man schon vermutet und das Kölner Verwaltungsgericht jetzt geurteilt hat. Hendrik Zörner kommentiert im DJV-Blog: "Richtig so. Die Presse muss berichten können – gerade dann, wenn es zu einer Vermischung von privaten und dienstlichen Angelegenheiten kommt." +++ Vor zehn Jahren verschwand in Syrien der freie Reporter Austin Tice. Es gibt kein Lebenszeichen, aber Hinweise darauf, dass er noch immer lebt, berichtet Tilo Spanhel für "@mediasres". Der amerikanische Präsident Joe Biden habe noch vor Kurzem gesagt, man wisse, das Tice noch lebe, sagt Spanhel. Die syrische Regierung streite jedoch alles ab. Die Eltern von Tice wiederum sagen, die amerikanische Regierung habe noch immer nichts unternommen. +++ Ein 23-jähriger Mann aus dem "äußeren rechten Spektrum" hat am Dienstag in München am Rande einer Corona-Pressekonferenz einen Reporter des Bayerischen Rundfunks angegriffen. Wie der Sender schreibt, schlug der Mann dem Reporter mehrfach mit der Faust gegen Kopf, als dieser ein Interview führte. Die Polizei kenne den Mann schon von früheren Vorfällen, heißt es.   +++ Die Mediengruppe "Neue Osnabrücker Zeitung" schließt ihr Innovationslabor "HHLab" und setzt das Personal woanders ein, berichtet Henning Kornfeld für den Branchendienst Kress. In der Erklärung steht, es sei wichtig, "auf Veränderungen des Marktes schnell reagieren zu können". Man wolle daher die Ressourcen "künftig noch marktnäher einsetzen". Übersetzt heißt das wohl: Das Labor war zu teuer. Neues Altpapier gibt es am Freitag.
mdr.de
Die Schlesinger-Affäre böte guten Stoff für eine Serie. Es gibt schon wieder neue Details aus der kapriziösen Luxus-Etage. Und inzwischen deutet sich an: Die zweite Staffel könnte im Norden spielen.
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2022-08-26T11:21:46+02:00
2022-08-26T11:21:46+02:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-2782.html
"Verbotene Liebe" in der Sachsenklinik
Sie gehören zu den bekannten Gesichtern der ARD-Vorabend-Serie "Verbotene Liebe":  Miriam Lahnstein und Sebastian Schlemmer spielen das adlige Paar Tanja und Sebastian von Lahnstein und unterhalten mit großen Gefühlen und noch mehr Intrigen das Publikum. Jetzt stehen die beiden Schauspieler in Leipzig für "In aller Freundschaft" vor der Kamera. Und auch hier wird es dramatisch: In Folge 660 "Böses Blut" kämpft Sebastian um sein Leben. Tanja (Miriam Lahnstein) und ihr Ex-Mann Sebastian von Lahnstein (Sebastian Schlemmer) verbringen einige Tage bei Freunden. Sebastian hat einen schweren Reitunfall. Sofort wird er in der Sachsenklinik operiert. Chefarzt Dr. Roland Heilmann (Thomas Rühmann) stellt fest, dass Sebastian einen Hirntumor hat. Entgegen dem Rat der Leipziger Ärzte verweigert Sebastian einen weiteren Eingriff. Als er dann das Bewusstsein verliert, stellt Dr. Heilmann zudem eine lebensbedrohliche Einblutung am Tumor fest. Um Sebastian zu retten, will sich Chefarzt Heilmann über die Meinung des Patienten hinwegsetzen und operieren. Während Sebastian um sein Leben ringt, kulminiert der Konflikt zwischen der Belegschaft der Sachsenklinik und der standesbewussten Frau von Lahnstein. „Es macht totalen Spaß, in der Sachsenklinik zu drehen. Die Dekos sehen hier so echt aus, da fällt es leicht, sich in die richtige Krankenhausatmosphäre zu versetzen. Ich finde es eine schöne Idee, dass meine Serienfigur Tanja von Lahnstein jetzt auch mal in einer anderen ARD-Serie auftaucht. Und ich darf hier genauso schön rumzicken wie auf dem Schloss.
mdr.de
Adel trifft Arzt: In Leipzig drehten Miriam Lahnstein und Sebastian Schlemmer aus "Verbotene Liebe" in der Sachsenklinik: Dr. Roland Heilmann entdeckt bei Sebastian von Lahnstein einen Hirntumor ...
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Videos
2014-09-29T09:49:59+02:00
2014-09-29T09:49:59+02:00
https://www.mdr.de//in-aller-freundschaft/autogramme-und-mehr/verbotene-liebe244.html
Blutvergiftung: Sensor kann Keime in Blutproben schnell erkennen
Oft dringen sie unbemerkt über einen Infektionsherd ein und verbreiten sich über den Blutkreislauf im gesamten Organismus: Krankheitserreger, die sich dadurch explosionsartig vermehren, können bei einer offenen Sepsis schnell lebensbedrohlich werden. Oft zählt jede Stunde Behandlung mit einem Antibiotikum, damit Patienten überleben und die Erkrankung ohne Langzeitschäden überstehen. Allerdings: Die schnelle Diagnose einer Sepsis – auch als Blutvergiftung bekannt – ist nur möglich, wenn verschiedene Werte im Blut gleichzeitig analysiert werden. "Die Messung nur eines Biomarkers lässt oft keine eindeutige Diagnose zu", erklärt Donald Ingber, Leiter des multidisziplinären Teams an der Harvard University. Jahrzehntelang habe man dafür gekämpft, die Diagnose mit mehreren Biomarkern gleichzeitig zu entwickeln, ohne das Blut verarbeiten zu müssen. Dies sei zeitaufwändig und kostspielig. Zudem könnten wichtige Informationen verloren gehen. Wie die Harvard University mitteilte, ist es jetzt gelungen, mehrere Blut-Biomarker zur Diagnose von Sepsis nicht nur gleichzeitig, sondern auch schnell und äußerst genau zu analysieren. Die elektrochemische Sensortechnologie "eRapid" des "Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering" ermöglicht demnach einen "empfindlichen, spezifischen und multiplexen Nachweis von Blut-Biomarkern zu geringen Kosten".   Mit einer neuartigen Graphen-Nanokomposit-basierten Oberflächenbeschichtung sei es möglich, drei verschiedene Sepsis-Biomarker gleichzeitig zu analysieren. Die Ergebnisse einer entsprechenden Studie wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Advanced Functional Materials" veröffentlicht. "In dieser Studie haben wir einen wichtigen Schritt zum Einsatz unserer elektrochemischen Sensorplattform zur schnellen und empfindlichen Detektion mehrerer Analyten in menschlichem Vollblut gemacht", erläutert Donald Ingber, Direktor des Wyss-Institut der Universität in Harvard. Weil die entwickelte Beschichtung so kostengünstig sei, habe sie das Potenzial, die sogenannte Point-of-Care-Diagnostik zu revolutionieren. Damit könnten neben Sepsis-Biomarkern auch eine "breitere Palette" von Biomarkern analysiert und damit weitere Krankheiten diagnostiziert werden, so der Wissenschaftler. Das Team der Forscherinnen und Forscher entwickelt den Angaben zufolge mit der neuen Sensor-Technologie auf Basis der Nanokomposit-Beschichtung auch Point-of-Care-Diagnostik für COVID, traumatische Hirnverletzungen, Herzinfarkt und viele andere Erkrankungen. Der Oberbegriff des 'Point of Care Testing' meint die dezentrale, patientennahe Labordiagnostik direkt am Krankenbett, in der Notfallambulanz, im Operationssaal oder schon am Unfallort. Diese Diagnostik spielt auch in den Praxen der niedergelassenen Ärzte zunehmend eine Rolle. Auch Selbsttestsysteme, mit denen Patienten beispielsweise ihre Diabetestherapie steuern oder den Gerinnungsstatus bestimmen, gehören zu den POCT-Produkten.
mdr.de
Bill Clinton hat es im Oktober 2021 erwischt: eine Sepsis nach einer Harnwegsvergiftung. Sepsis ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. Sensoren könnten helfen, Blut schnell und kostengünstig zu testen.
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Medizin
2021-10-15T13:34:13+02:00
2021-10-15T13:34:13+02:00
https://www.mdr.de//wissen/medizin-gesundheit/sepsis-sensor-bluvergiftung-schnell-erkennen-100.html
Sehr seltene "Grosse Konjunktion"
Am 21. Dezember ist nicht nur die Wintersonnenwende, von der an die Tage wieder länger werden. Es ist ebenfalls die Große Konjunktion, die nur ungefähr alle 20 Jahre stattfindet. Jupiter und Saturn kommen sich am Erdhimmel so nah, dass die Planeten fast wie Doppelstern wirken. Noch außergewöhnlicher macht dieses Ereignis eine andere Tatsache: Das letzte Mal waren sich beide Planeten – wenn man sie von der Erde aus betrachtet – im Mittelalter so nah, erklärt der Physiker und Astronom Patrick Hartigan. Er ist Professor an der Rice University in Houston, Texas. Der Professor weiß: Sie müssten bis kurz vor Sonnenaufgang am 4. März 1226 zurückgehen, um eine engere Ausrichtung zwischen diesen am Nachthimmel sichtbaren Objekten zu sehen. Am Abend des 21. Dezember vermitteln die beiden Planeten somit den Eindruck, ein Doppelplanet zu sein. Beide sind "nur um ein Fünftel des Durchmessers des Vollmonds getrennt", so Hartigan. Um die beiden Planet zu beobachten, sollte man in den südwestlichen Abendhimmel schauen. Die Sonne wird gegen 16.04 Uhr untergehen. In etwa einer Stunde wird es dunkel sein. Da die beiden Gasriesen nur sehr kurz am niedrigen Horizont zu sehen sind, sollte man bereits früh raus gehen. Ansonsten verpasst man das Jahrhundertspektakel noch. Hartigan weiß warum: Je weiter nördlich ein Betrachter ist, desto weniger Zeit wird er haben, um einen Blick auf die Konjunktion zu werfen, bevor die Planeten unter den Horizont sinken. Denn gegen 18.15 Uhr werden beide Planeten am Horizont verschwinden. Der Mond steht zu diesem Zeitpunkt als Halbmond am oberen südlichen Firmament. Sein Licht sollte die Beobachtung nicht stören. Man kann die Planeten mit dem bloßen Auge erkennen. Wer sie größer sehen möchte, so Hartigan, sollte zu einem Teleskop greifen: Für die meisten Teleskopzuschauer werden an diesem Abend jeder Planet und mehrere ihrer größten Monde im selben Sichtfeld zu sehen sein. Wer diese Große Konjunktion verpasst, muss 20 Jahre auf die nächste Zusammenkunft von Jupiter und Saturn warten. Diese findet am 31. Oktober 2040 statt. Manche werden sogar das Glück haben, die Große Konjunktion am 15. März 2080 miterleben zu dürfen. Dann werden beide Planeten nämlich weiter oben am Himmel und ähnlich eng zusammen stehen. Danach wird das Paar erst einige Zeit nach dem Jahr 2400 so auftreten, erklärt Hartigan. Diese seltene Erscheinung liegt an der Umlaufzeit beider Planeten um die Sonne. Jupiter braucht dafür rund 11,86 Jahre. Saturn sogar 29,46 Jahre. Von der Erde aus gesehen dauert es 19,86 Jahre, bis beide Planeten wieder gemeinsam eng am Himmel stehen. Dabei stehen sie aber nicht im selben Sternbild. An ähnlicher Stelle des Himmels treffen sie in etwa alle 60 Jahre zusammen. In der Zwischenzeit hat Saturn die Sonne zwei mal umrundet, Jupiter bereits fünf mal. Jupiter und Saturn kann man bereits seit Wochen gemeinsam am Himmel sehen. Dabei kommen sie sich immer näher. Am 16. und 17. Dezember gesellt sich sogar die Mondsichel zu ihnen. Ab dem 16. Dezember stehen sich beide Planeten extrem nah. Die beiden werden dabei um weniger als den Durchmesser eines Vollmonds voneinander getrennt sein. Bis zur Großen Konjunktion nähern sie sich immer weiter aneinander an. Doch auch in den Folgetagen, bis zum 25. Dezember, sind sie sich sehr nah. Bis Anfang Januar kann man die beiden noch beobachten. Jedoch wird die Sonne nach dem 21. Dezember immer ein Stückchen später untergehen. Die Planeten werden dagegen immer früher am Horizont verschwinden. Nach Weihnachten stehen die Chancen somit schlecht, beide gemeinsam zu beobachten.
mdr.de
Die Große Konjunktion – die Annäherung von Jupiter und Saturn – ist am 21. Dezember. Ein Ereignis, dass nur alle 20 Jahre passiert. Doch dieses Mal kommen sie sich so nah, wie seit rund 800 Jahren nicht mehr.
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2020-12-04T12:19:00+01:00
2020-12-04T12:19:00+01:00
https://www.mdr.de/wissen/astrokalender/grosse-konjunktion-dezember-zwanzigzwanzig-saturn-jupiter-100.html
Nach Fund von toten Schafen: Überlebende Tiere in neuem Stall untergebracht
Nach dem Fund mehrerer toter Schafe auf einem Hof in Heiligenthal, einem Ortsteil von Gerbstedt im Kreis Mansfeld-Südharz, sind die weiteren Tiere des Hofs nun offenbar unter besseren Bedingungen untergebracht. Wie das Veterinäramt nach einer erneuten Kontrolle des Hofes am Dienstag mitteilte, hat der Halter alle Anordnungen der Behörde umgesetzt. Demnach sind alle Tiere nun in einem anderen, sauberen Stall, wo sie frisches Wasser, Futter und Heu haben. Das Veterinäramt hatte den Hof mit Schafhaltung am Montag kontrolliert, nachdem eine Anzeige gegen den Halter eingegangen sei. Es handle sich bei dem Hof nicht um eine Schlachtstätte oder einen Direktvermarkter. Bei der ersten Kontrolle seien in einem Stall sechs tote Lämmer und ein totes Schaf entdeckt worden. Auf dem Gelände sei außerdem Müll und Unrat festgestellt worden. Etliche Tiere hätten zwar Wasser, aber kein Futter mehr gehabt. Der Verein "Soko Tierschutz", der nach eigenen Angaben einen Tipp bekam, hatte den Halter angezeigt. Friedich Mülln vom Verein sagte MDR SACHSEN-ANHALT, tote Tiere seien einfach liegen gelassen worden, dann habe sich Kot darüber angesammelt. Er spricht von "meterhohen Kotmassen." Der Verein teilte Bilder, die im Stall entstanden sein sollen, bei Instagram. In einem Video kritisiert der Verein: "Solche Zustände entstehen über Jahre, nicht über Nacht." Zudem stellt der Verein in Frage, was mit einem Teil der Tiere passiert ist. Der Betrieb habe, so Mülln, zunächst wohl 100 Schafe gehabt, nun habe es 30 bis 50 Tiere gegeben. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wenn man nicht davon weiß, dass sie geschlachtet wurden, dann soll man jetzt halt Nachweise fordern: Wo sind denn die Tiere? Wo ist die Differenz der Tiere?" Das Veterinäramt des Landkreises hat nach eigenen Angaben angeordnet, dass keine Tiere in den alten Stall zurück dürfen. Man behalte sich vor, den Halter auch weiterhin zu kontrollieren. Die toten Tiere seien durch eine Spezialfirma fachgerecht entsorgt worden. Diese würde auch die Entsorgung übernehmen, sollten im inzwischen gesperrten Stall weitere Knochen gefunden werden. Von knapp zwei Wochen waren im Stall eines Fleischers in Wolferode – einem Ortsteil von Lutherstadt Eisleben – 20 verweste Schweine-Kadaver gefunden worden. Der Schlachter war den Behörden bereits durch andere Fälle bekannt. MDR (Marcel Knop-Schieback, Marius Rudolph, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 04.03.2024
mdr.de
Im Kreis Mansfeld-Südharz sind nach dem Fund toter Schafe in einem Stell, die überlebenden Tiere offenbar umgezogen. Ein Tierschutzverein teilte Bilder aus dem Stall in sozialen Medien.
[ "Tierquälerei", "Mansfeld-Südharz", "tote Tiere", "Schaf", "Lämmer", "Veterinäramt", "Anzeige" ]
Sachsen-Anhalt
2024-03-06T12:04:54+01:00
2024-03-06T12:04:54+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/mansfeld/tote-schafe-tierquaelerei-veterinaeramt-100.html
OSIRIS-REx: Heimflug zur Erde
Zurück zur Erde: Für die Raumsonde OSIRIS-REx beginnt am 10. Mai die Heimreise. Bis dahin wird sie den Asteroiden Bennu weiterhin umkreisen. Erst vor wenigen Monaten hat die Sonde der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA eine Probe des Asteroiden genommen. Außerdem hat sie vier Gigabyte digitale Daten von Bennu gesammelt. Am 8. September 2016 ist die Raumsonde OSIRIS-REx zum Asteroiden Bennu aufgebrochen. Erreicht hatte sie diesen im Dezember 2018. Für eine Probeentnahme benötigte die Sonde weitere zwei Jahre Vorbereitungszeit. Am 20. Oktober 2020 fuhr sie ihren Roboterarm aus und entnahm die erste Probe von Bennu. Der Name hat nichts mit dem altägyptischen Totengott Osiris zu tun. Und auch königlich ist nichts an der Sonde, wie REx vermuten lassen könnte. Es ist eine Abkürzung für "Origins Spectral Interpretation Resource Identification Security - Regolith Explorer". Mit anderen Worten: OSIRIS Rex untersuchte den Asteroiden mit verschiedenen Kameras, sowohl im sichtbaren als auch im Infrarotbereich und erkundete die Oberfläche. Neben den digitalen Daten konnte OSIRIS-REx so mindestens 60 Gramm Regolith-Gestein einsammeln. Zumindest zeigten das laut der NASA und der University of Arizona die Auswertung der Kamerabilder. Bennu ist ein Asteroid mit einem ungefähren Durchmesser von 492 Metern, der 1999 entdeckt wurde. Für eine Umrundung um die Sonne benötig Bennu 436 Tage. Dabei kreuzt er die Erdumlaufbahn, nähert sich aber dem Mars an. Sein geringster Abstand zur Erde betrug circa 470.000 Kilometer. Damit ist er knapp Hunderttausend Kilometer weiter von der Erde entfernt, als es der Mond ist. Dieser umrundet die Erde in einem mittleren Abstand von 384.400 Kilometern – gemessen wird hier von Erdmittelpunkt zu Mondmittelpunkt. Es gibt noch einen Grund, warum wir zu solch einem Asteroiden fliegen. Brocken wie Bennu verfehlen die Erde teilweise nur knapp. Irgendwann könnte das auch mal schiefgehen. Jedoch besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Bennu der Erde näher als der Mond kommt. Ein solches Szenario soll im Jahr 2135 stattfinden. Zwischen 2175 und 2199 könnte Bennu sogar auf der Erde einschlagen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt aber bei unter einem Prozent (0,037 Prozent). Eine wirkliche Gefahr geht von Bennu demnach nicht aus. Wie hoch die Gefahr durch andere Asteroiden für uns auf der Erde ist, erfahren Sie in unserem Gespräch mit Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Wenn Sie mehr über Asteroiden-Abwehr erfahren möchten: Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA und ihre Partner planen den Ernstfall. Das letzte Anflugmanöver an den Asteroiden endete am 7. April 2021. Zwischen der Raumsonde und Bennu lagen 3,5 Kilometer. Zuletzt war OSIRIS-REx dem Asteroiden bei seiner Probeentnahme so nah. Für ihre Heimreise muss die Sonde 298 Millionen Kilometer hinter sich lassen. Zum Vergleich: Erde und Mars haben einen gemittelten Abstand von circa 230 Millionen Kilometern. Die Erde soll die Raumsonde übrigens am 24. September 2023 erreichen. Anschließend werden die Wissenschaftler die Asteroidenprobe einsammeln und untersuchen. Viele Materialien auf der Erde stammen von dem Zusammenstoß mit anderen Himmelskörpern. Asteroiden sind somit der Lieferant für außerirdische Materialien. Damit gibt es aber ein Problem, wie der Projektwissenschaftler Joseph Nutt von der NASA feststellt: Die Meteoriten, die wir hier auf der Erde finden, sind womöglich Verbindungen mit irdischen organischen Substanzen eingegangen. Sie sind nicht ursprünglich. OSIRIS-REx wird ein Stück eines ursprünglichen Asteroiden entnehmen. Er ist unkontaminiert von Wechselwirkungen mit der irdischen Atmosphäre. Übrigens: Bereits im Dezember 2020 kam eine Asteroidenprobe von Ryugu an der Erde an. Sie wurde von der japanischen Raumsonde Hayabusa-2 eingesammelt und von den beteiligten Wissenschaftlern bereits geöffnet.
mdr.de
Die Raumsonde OSIRIS-REx wird eine Probe vom Asteroiden Bennu zur Erde bringen. Diese hatte sie Ende 2020 eingesammelt. Am 10. Mai beginnt ihr Heimflug, für den sie knapp zwei Jahre benötigen wird.
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Naturwissenschaft
2021-06-09T11:38:18+02:00
2021-06-09T11:38:18+02:00
https://www.mdr.de//wissen/naturwissenschaften-technik/osiris-rex-raumsonde-heimweg-asteroid-bennu-100_box--8847790193439831627_zc-15f81b9c.html
Spektakel am Nachthimmel: "Teufelskomet" über Sachsen und Thüringen
In Sachsen und Thüringen war in der vergangenen Nacht ein seltenes Spektakel am Himmel zu sehen: der "Teufelskomet" oder Komet 12P/Pons-Brooks. Laut Uwe Pilz von der Vereinigung der Sternfreunde Leipzig hat sich der grün-blau leuchtende Himmelskörper zwischen 20:45 Uhr und 21 Uhr gezeigt. Auch in der Nacht zum Freitag werde der Komet in diesem Zeitfenster zu beobachten sein. "Das ist jetzt die letzte Chance, er steht schon sehr flach", so Pilz. Zur Beobachtung brauche man einen freien Standpunkt, einen klaren Himmel sowie ein Fernglas. "Wenn man dann Richtung Nordwesten schaut, sieht man einen hellen 'Stern' – das ist der Jupiter. Wenn man diesen dann links oben ins Sehfeld des Fernglases rückt, müsste man rechts unten den Kometen als Nebelfleck erkennen können." Der "Teufelskomet" kommt nur etwa alle 71 Jahre an der Erde vorbei. Das letzte mal war er im Jahr 1953 zu sehen. Die Farbe und den Namen habe der Himmelskörper von kleinen Gasexplosionen an der Kometenoberfläche, sagte Pilz. Da könne man Teufelshörner hineininterpretieren. MDR (ben/kav)
mdr.de
In Mitteldeutschland war in der Nacht ein seltenes Spektakel am Himmel zu sehen: der "Teufelskomet". Er kommt nur etwa alle 71 Jahre an der Erde vorbei. Wer es verpasst hat, bekommt am Donnerstag nochmal die Chance.
[ "Nachrichten", "Astronomie", "Komet", "Himmel", "Beobachtung" ]
Sachsen
2024-04-11T15:31:58+02:00
2024-04-11T15:31:58+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/teufelskomet-beobachtung-himmel-100.html
Auch kein Text muss nicht neutral sein
Was am gestrigen Sonntagabend nicht veröffentlicht wurde: eine Recherche des recht neuen Investigativteams der Ippen-Gruppe über Missstände bei Axel Springer, darunter Machtmissbrauch gegen Frauen, insbesondere durch Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Das wäre keine Nachricht, wäre die Veröffentlichung nicht offensichtlich fix geplant gewesen, dann aber kurz vor Erscheinen verhindert worden – von Altverleger Dirk Ippen, wie Stefan Niggemeier bei Übermedien berichtet. "Medien der deutschen Ippen-Gruppe, zu der unter anderem 'Frankfurter Rundschau', 'Münchner Merkur' und 'Buzzfeed Deutschland' gehören, wollten am Sonntag bislang unbekannte Details über den mutmaßlichen Machtmissbrauch Reichelts veröffentlichen". Vorwürfe gegen ihn gibt es schon lange (Altpapier), doch nach der Aufarbeitung durch Springer wirkte er "halbwegs rehabiliert, sein Fehlverhalten vergleichsweise harmlos", so Übermedien. Die neuen Recherchen nun sollten allerdings "dem Vernehmen nach ein Verhalten zeigen, durch das die Entscheidung des Unternehmens, ihn wieder zum Chefredakteur zu machen, unverständlich und skandalös wirkt. Nach rund einem halben Jahr war es so weit, dass die Geschichte veröffentlicht werden konnte – offenbar gab es auch aus der Führungsebene grünes Licht dafür. Juristisch soll sie ebenfalls bereits geprüft worden sein, das Unternehmen Axel Springer und Julian Reichelt selbst waren mit den Vorwürfen konfrontiert worden." Was steckt dahinter? "Im Hintergrund sollen Vertreter von Axel Springer Kontakt zu hochrangigen Ippen-Verlagsleuten aufgenommen und versucht haben, auf sie einzuwirken, eine Veröffentlichung zu verhindern." Das wäre ein Ding, Ippen schließt eine "persönliche Einflussnahme von Springer" jedoch aus. In einem seit dem späten Sonntag bei Twitter kursierenden Protestschreiben des vierköpfigen Investigativteams an Ippen und die Geschäftsführung heißt es, bei der Entscheidung, den Beitrag nicht zu veröffentlichen, spielten "persönliche Geschmacksfragen" eine Rolle. Was auch ein Ding wäre. Stefan Niggemeier schreibt, "(o)ffenbar spielt ein grundsätzlicher Unwille eine Rolle, sich kritisch mit einem anderen Medienunternehmen auseinanderzusetzen, mit dem man in Konkurrenz steht. Es solle der Anschein vermieden werden, 'eine publizistische Veröffentlichung mit dem wirtschaftlichen Interesse zu verbinden, dem Wettbewerber zu schaden'", zitiert er aus einem Statement des Verlags. So zitiert auch die New York Times den Verlag, die am Sonntag groß über "Sex, Lies and a Secret Payment" bei Springer berichtet und dabei auch auf den neuen Ippen-Strang der Geschichte eingeht. Bei Übermedien wurde das Verlags-Statement in der Nacht dann noch ergänzt. Demnach scheide es für die Ippen-Gruppe "wegen der direkten Konkurrenzsituation einzelner Titel und Angebote" nun nur noch aus, "(u)nter den derzeit recherchierenden Titeln die ersten zu sein, die die Vorwürfe bringen". Wie auch immer aber die Verlagsentscheidung genau begründet ist, und ob es bei ihr bleibt oder nicht: Es geht um eine Grundfrage. Wer entscheidet über Inhalte? Sind Verlag und Redaktion getrennt oder nicht? Weiter mit dem Thema, mit dem wir die vergangene Woche beschlossen haben: Neutralität. "Kann Journalismus neutral sein? Ist das überhaupt wünschenswert?" Das fragt Simon Hurtz beim Empfehlungsdienst piqd. Das sind zwar keine neuen Fragen, aber relevant sind sie doch – "schließlich entscheiden die Antworten, die man darauf gibt, was man unter Journalismus versteht und wie man seinen Beruf definiert". Was empfiehlt Hurtz bei piqd? Einen Text aus der Schweizer Medienwoche von Marko Ković, in dem der die Neutralitätsforderung, die an den Journalismus erhoben wird, in einen zeitungs- und medienhistorischen Kontext stellt – und davon abrückt. Er führt aus, warum das "hehre Ideal (…) schnell an Grenzen" stoße: Weil "die Triebfeder hinter jeder investigativen Recherche eine normativ-wertende Haltung ist", könne etwa kein Investigativjournalismus mehr getrieben werden. Eine falsche Auslegung von Neutralität führe zur "False Balance". Und: "Neutraler Journalismus hängt den Mächtigen an den Lippen und kritisiert ihre Ansichten nicht, sondern nimmt sie als Bausteine für die eigene Berichterstattung." Hinzufügen könnte man: Am Beispiel der Nichtveröffentlichung der Springer-Recherchen bei Ippen-Medien sieht man, dass nicht einmal keine Berichterstattung neutral sein muss. Auch sie kann von persönlichen, geschäftlichen oder politischen Motiven getrieben sein. Wer noch nie einen Text über Neutralität im Journalismus gelesen hat, könnte mit diesem anfangen. Auch deshalb, weil Ković überlegt, was die "Neutralität als zentralen journalistischen Ankerpunkt" ersetzen könne – "Fairness, Aufrichtigkeit und Stringenz". Neutral ist der Text selbstverständlich nicht. Aber nichts an der Neutralitätsdebatte ist neutral. Man sieht das gut im direkten Abgleich mit dem vergangene Woche erschienenen Text (Abo) von Christian Meier, Medienredakteur der Welt, der sich ebenfalls mit Neutralität im Journalismus befasst hat. Ković, der neutralitätsskeptisch argumentiert, beginnt seinen Beitrag mit Beispielen, die zeigen sollen, dass "die Erosion von Neutralität (…) als grosse Gefahr beklagt" werde. Eines seiner Beispiele: "Der Journalist Florian Gathmann fordert im 'Spiegel' im Zuge der Berichterstattung über Black-Lives-Matter-Proteste, dass Journalist*innen trotz allem so neutral wie möglich seien." Meier dagegen, der eher skeptisch gegenüber der Neutralitätsskepsis ist, beginnt seinen Text mit folgendem Absatz: "Im vergangenen Jahr stellte ein Redakteur des 'Spiegel' die These auf, Neutralität im Journalismus sei ein Ding der Vergangenheit. Der Versuch, angesichts eminent wichtiger gesellschaftlicher Entwicklungen ausgewogen zu bleiben, sei letztlich 'selbstgefällig und denkfaul'. Der Aufhänger seiner Forderung war die Berichterstattung über Donald Trump, die Medien dazu zwinge, das Prinzip der Ausgewogenheit über Bord zu werfen." Er meint diesen Abo-Text von Philipp Oehmke. Beide, Ković wie Meier, zitieren richtig. In ihren beiden Texten gibt es aber keinen Hinweis darauf, dass im Online-Spiegel seinerzeit auch die jeweils andere Position ausformuliert wurde. Das ist eigentlich nicht der Rede wert, denn zum Journalismus gehört zwingend die Auswahl – aber in der Auswahl zeigt sich bereits eine Haltung; ein weltanschaulicher Zugang zum Thema. Neutral im Sinn der Neutralitätsfans wäre vielleicht, bereits vorhandene journalistische Diskussionsbeiträge zum Thema lediglich berichtend zusammenzufassen. Nur, welche Beiträge? Es gäbe dann ja gar keine. Und nu? Theresa Bäuerlein würde vielleicht sagen: It’s the fundierte Argumentation! Auf den Seiten der Krautreporter hat sie eine Absage an die starke Meinung geschrieben. Zumindest an die, die aus den Leuten so zu jedem Quatsch herausplumpst. Kernsatz ihrer Argumentation: "Es gibt eine Hierarchie der Meinungen. Manche sind besser als andere: nämlich fundierter." Wunderbar zu bewundern in Sandra Maischbergers Talk, in dem Woche für Woche drei Medienmenschen alle möglichen starken Meinungen vertreten. Die einen fundierter, die anderen aber tatsächlich nur meinungsstark. Was uns durch eine Hintertür zum eigentlichen Medienthema des Wochenendes bringt: zur… Die ARD-Programmreform ist beschlossen, wie am Freitagnachmittag mitgeteilt wurde. Und dazu gehört, dass Sandra Maischberger von 2022 an dienstags und mittwochs Gäste zu "einem neuen, vertiefenden Gesprächsformat" empfangen soll. Ist das das Ende für das sich verlässlich im Kreis drehende Meinungsterzett? "Die Sendung dürfte (sich) mit nur ein bis zwei Gästen und intensiven Gesprächen wieder eher dem widmen, was man von Maischberger zu ntv-Zeiten noch kannte", mutmaßt jedenfalls DWDL. Und das wäre auf dem Papier keine schlechte Entwicklung. Wer freilich findet, dass Talks eh überbewertet sind, könnte sich ärgern, dass in Zukunft ARD und ZDF zeitgleich Sendungen ausstrahlen, die noch stärker konkurrieren als bisher – denn "Markus Lanz" gibt es ja auch noch. Den Comedy-Freitag gibt es zudem nun auch doppelt, wie Claudia Tieschky in der Süddeutschen Zeitung spitz bemerkt. Entscheidender sind aber die größeren Räder, die gedreht werden sollen. Vor allem geht es um eine Aufwertung der Mediathek, der jungen Leute wegen. ARD-Leute finden das alles spitze, na klar. Klaus Brinkbäumer etwa, der MDR-Programmdirektor, nannte im MDR (der auch diese Kolumne  veröffentlicht) den Plan, dieses und vor allem auch jenes fiktionale, dokumentarische und unterhaltende Programm zunächst für die Mediathek zu produzieren, "sehr ambitioniert". Wie aber berichten Medien, die nicht öffentlich-rechtlich sind? Claudia Tieschky (SZ nochmal) ist angetan von der Geschwindigkeit, mit der hier Dinge umgesetzt wurden. "Die Begriffe 'kurzer Prozess' und 'ARD' passen wirklich nicht zusammen", schreibt sie. Die Medienredaktion der SZ hat vor vielen Jahren in einem Text über die ARD das Bild eines Unternehmens gezeichnet, in dem Bedenken mit dem Lastenkran durch die Flure gehievt würden. Sie muss es also wissen. Ein Haken, den Tieschky aber benennt: Geld. "Offenbar ist noch nicht so richtig klar, durch welche Umschichtungen genau das nötige finanzielle Plus für die Programmdirektion kommen soll, das für die Reform nötig sei", schreibt sie. Sie verliert dafür kein schlechtes Wort über die Planungen für den "Weltspiegel". Wir erinnern uns: Der hätte seinen Sonntagssendeplatz verlieren und insgesamt seltener ausgestrahlt werden können, wogegen die Korrespondentinnen und Korrespondenten damals aufbegehrten. Nun ist wohl klar, das Aufbegehren hat sich gelohnt: Der "Weltspiegel" bleibt auf dem Sonntag, wird sogar verlängert, und zusätzlich gibt es einen Sendeplatz am späten Montagabend für Reportage und Dokus. Ein "Träumchen" aus Sicht der Korrepondenten, findet Tieschky. Zahlreich und ausführlich sind die Nachrufe, die auf Gerd Ruge erschienen sind, die "große Journalistenlegende" (Frank-Walter Steinmeier laut Tagesspiegel). Sie rufen eine vergangene Medienära in Erinnerung. Beispielhaft dafür ist Andrea Dieners Texteinstieg bei faz.net: "In einer Zeit, in der man noch keinen Twitteraccounts aus aller Welt folgen konnte und keine Handyvideos vom letzten Putsch oder der letzten Großdemonstration zeitnah ins Internet gestellt und geteilt wurden, verließ man sich allein auf Fernsehkorrespondenten und die Arbeit ihres Kamerateams." Und einer von ihnen, vielleicht der bekannteste und sicher einer der besonders guten, war Ruge. Weitere Nachrufe stehen in der SZ (Abo) und zusätzlich als Neufassung eines bereits älteren Texts bei sueddeutsche.de, in der taz, der Welt, der Berliner Zeitung und bei Zeit Online. +++ Peer Schader singt bei DWDL ein kleines Loblied auf das ORF-Nachrichtenmagazin "ZIB 2":, auch im Vergleich mit den deutschen Programmen: "Während im politischen Berlin in den vergangenen Tagen alle damit beschäftigt waren, im Zuge der Koalitionsanschmusung öffentlich möglichst wenig Drama zu veranstalten, hatte man sich in Wien in der gleichen Zeit entschieden, ein ordentliches Regierungskrisenfeuerwerk abzufackeln. Und nicht nur aus deutscher Sicht war es eine lehrreiche Erfahrung, zu beobachten, wie das Fernsehen im Nachbarland journalistisch damit umgeht. Zum Beispiel so wie in der 'ZIB 2'-Redaktion: mit größtmöglicher Gelassenheit." +++ Im FAZ-Interview (Abo): die neue Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth. +++ "In der Ära Putin haben die schlechten politischen Beziehungen in Verbindung mit dem technologischen Wandel die britischen und amerikanischen Reporter, die über Russland, berichten, vor ganz neue Herausforderungen gestellt": über aktuelle Herausforderungen der Berichterstattung aus und über Russland schreibt James Rodgers, Dozent für internationalen Journalismus an der City, University of London, bei ejo-online. Neues Altpapier erscheint am Dienstag.
mdr.de
Größtes Thema des Sonntags ist ein Text, der nicht erschienen ist: Offensichtlich hat der Ippen-Verlag eine Veröffentlichung von Recherchen über Axel Springer verhindert.
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2021-10-18T09:58:45+02:00
2021-10-18T11:15:23+02:00
https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-2358.html
"Die Fascho-Jägerin?!" – Der Podcast über Lina E.
Die Festnahme von Lina E. macht im November 2020 bundesweit Schlagzeilen. In den Medien verbreitet sich ein Foto: Die junge Frau steigt aus einem Hubschrauber, die Hände gefesselt, flankiert von maskierten Polizisten. Die Ermittlungen übernimmt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Ende Mai 2023 werden Lina E. und drei Mitangeklagte in Dresden wegen der Angriffe auf Neonazis als kriminelle Vereinigung zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Reporter Edgar Lopez, Anton Zirk und Marc Zimmer haben zu dem Fall monatelang recherchiert, Akten und Dokumente gewälzt und sich in die Geschichte eingegraben. Sie sind nach Kassel gefahren, wo Lina E. in gutbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, und nach Chemnitz, wo Lina E. in der JVA saß. Sie hatten Kontakt zu Freunden, Verwandten und früheren Wegbegleitern und sie fuhren nach Eisenach, wo ein entscheidender Überfall auf Neonazis passierte.Natürlich waren sie auch in Leipzig-Connewitz unterwegs, wo Lina E. lebte und die Gruppe mutmaßlich ihre Taten plante. Das Rechercheteam hat dutzende Gespräche geführt, mit Mikrofon und ohne. All das ist eingeflossen in den Podcast "Die Fascho-Jägerin?!". Darin schildern auch zwei Mitglieder der linksautonomen Szene ihre Sicht der Dinge. Beide haben ähnlich wie Lina E. Neonazis angegriffen. Die Reporter stießen nach Aussage von Anton Zirk aber oft auch auf eine Mauer des Schweigens – bei den Behörden als auch im Umfeld von Lina E.: "Es gab auch viele Menschen, die gar nicht mit uns reden wollten. Bei der Recherche war deshalb oft Geduld und auch mal ein Umweg gefragt." Es gab auch viele Menschen, die gar nicht mit uns reden wollten. Bei der Recherche war deshalb oft Geduld und auch mal ein Umweg gefragt. Besonders ausführlich verfolgten die Autoren den Prozess gegen Lina E. und die drei weiteren Angeklagten. Es war lange Zeit die einzige Möglichkeit, die Angeklagten zu erleben. Edgar Lopez hat den Prozess an fast allen Tagen direkt vor Ort beobachtet. Als das Medieninteresse zwischenzeitlich deutlich nachließ, saß er manchmal als einziger Journalist im Zuschauerraum. Er hat auch den spektakulären Auftritt eines Kronzeugen erlebt: "Dass jemand aus der linken Szene gegen die eigenen Leute umfassend aussagt, das kommt normalerweise nicht vor." Zu dem Mammut-Prozess äußert sich im Podcast auch einer der Verteidiger von Lina E.. Der Staat betrachtet Lina E. als gefährliche Gewalttäterin. In Teilen der linken Szene wird sie dagegen als Ikone verehrt. In vielen Städten werden Unterstützer-Demonstrationen organisiert, die teilweise in Gewalt umschlagen. Auf Häuserwänden ist "Free Lina" zu lesen. Die linke Szene fühlt sich zu Unrecht kriminalisiert und kritisiert das Verfahren und die Ermittlungsbehörden. Unmittelbar nach dem Dresdner Urteil kam es in Leipzig und anderen Städten zu Ausschreitungen. Die Sicherheitsbehörden befürchten weitere Anschläge von untergetauchten Linksextremisten und eine Eskalation der Gewalt.Die politische Debatte hat längst begonnen – über Connewitz, antifaschistische Gruppen und die staatliche Finanzierung von linken Projekten. "Der Fall Lina E. ist auch deshalb so spannend, weil er zum Sinnbild dieser aufgeheizten Diskussion geworden ist", stellt Marc Zimmer fest. Der Fall Lina E. ist auch deshalb so spannend, weil er zum Sinnbild dieser aufgeheizten Diskussion geworden ist. Erzählt wird die Geschichte der Lina E. und ihre Auswirkungen in sechs Folgen. Im Prolog werden die Hörer mit dem Fall vertraut gemacht und mit den Debatten, die es um antifaschistisches Engagement und Extremismus gibt. Dann geht es sehr detailliert um die Überfälle auf Neonazis, den Mythos des Stadtteils Connewitz, die Person Lina E. und sehr ausführlich um den Prozess am Oberlandesgericht Dresden. Der sechste und letzte Teil beschäftigt sich mit der politischen Dimension und der Debatte um Linksextremismus. Host ist Marc Zimmer, der oft sehr persönlich mit Empfindungen und Erlebnissen durch die Stories führt. Viele Reportage-Elemente und originale Interview-Situationen zusammen mit seinem Partner Anton Zirk machen Situationen und Ereignisse nacherlebbar. Ihnen zur Seite steht Prozessbeobachter Edgar Lopez, immer wenn es um Inhalte des Verfahrens geht. Der Podcast nimmt die Hörer mit an Orte des Geschehens, arbeitet mit vielen exklusiven Originaltönen und Archiv-Schätzen. Gestützt wird die Erzählweise durch eine extra für den Podcast und seine Inhalte produzierte Originalmusik von Dirk Reichardt, jamXmusic. Die ersten beiden Podcast-Episoden werden am 16. Oktober 2023 veröffentlicht. Vier weitere Folgen erscheinen dann im Wochenrhythmus immer montags. Alle Folgen können werbefrei in der App der ARD-Audiothek gehört werden, aber auch auf mdr.de, bei Spotify, Amazon, Apple Podcasts, Google Podcasts und auf YouTube. Das Podcast-Team freut sich über Anregungen, Hinweise und Kritiken. Dazu reicht eine E-Mail an folgende Adresse: [email protected].
mdr.de
Angriffe auf Neonazis, viele Jahre. Mittendrin ist Lina E. – eine unscheinbar wirkende Studentin. Wie hat sie sich radikalisiert? Eine neue Dimension linker Gewalt? Antworten sucht der Podcast "Die Fascho-Jägerin?!".
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2023-10-16T14:26:19+02:00
2023-10-16T16:44:07+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/podcast/lina-e/fascho-jaegerin-links-extremismus-100.html
Das geschah am 22. Mai
Am 22. Mai 1875 gründet sich in Gotha die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), die Vorgängerpartei der heutigen SPD. Die Partei ist eine Vereinigung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die von Karl Liebknecht und August Bebel gegründet worden war. Die Beliebtheit der Partei, die sich vor allem auf die Stärkung der Arbeiterklasse fokussiert, steigert sich enorm. Aus Angst vor der Opposition erlässt Reichskanzler Otto von Bismarck 1878 das "Sozialistengesetz". Die daraus folgenden Einschränkungen der Parteiarbeit kommen einem Parteiverbot gleich, auch wenn sozialdemokratische Abgeordnete weiter im Reichstag sitzen und bei Wahlen antreten. Am 22. Mai 1952 wird in Berlin der Deutsche Schriftstellerverband gegründet. Der Verband will keine berufsspezifischen Interessen vertreten, sondern als politische Organisation zur Kulturpolitik der SED beitragen. Die rechtliche Aufsicht sowie die Finanzierung sind Aufgaben des Ministeriums für Kultur. Die politische Führung obliegt dem Zentralkomitee (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die sogenannte "Absicherung der Linie Schriftsteller" wird vom Ministerium für Staatssicherheit übernommen. Für den Vorstand können sich nur Mitlgieder zu Wahl aufstellen lassen, die zuvor durch das ZK der SED bestätigt worden sind. Insgesamt finden zehn Schriftstellerkongresse statt. Nach der Wiedervereinigung beschließt der Vorstand die Selbstauflösung des DSV.  Am 22. Mai 1972 besucht ein US-Präsident erstmals die Hauptstadt der Sowjetunion. Der Aufenthalt von Richard Nixon in Moskau ist nicht der erste Besuch eines US-Präsidenten in der Sowjetunion: Bereits im Februar 1945 war Franklin D. Roosevelt zum Gipfeltreffen mit Josef Stalin und Winston Churchill nach Jalta gereist. Dennoch setzt der Besuch ein wichtiges politisches Signal, denn es ist der erste Besuch eines amtierenden US-Präsidenten in der Hauptstadt. Die Zusammenkunft von Präsident Nixon, Staatsoberhaupt Podgorny, Regierungschef Kossygin, Außenminister Gromyko und Generalsekretär Breschnew ist ein wichtiger Schritt Richtung Entspannung und Abrüstung. In Folge des Treffens unterschreiben die USA und die Sowjetunion am 26. Mai 1972 einen Rüstungskontrollvertrag (Anti-Ballistic Missiles) – dieser begrenzt Zahl und Umfang von Raketenabwehrsystemen. Am 22. Mai 1989 kesselt die Polizei eine Gruppe von rund 200 Demonstranten nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche in Leipzig ein. Die Demonstranten riefen: "Wir wollen raus!" - eine Anspielung auf die erhoffte Ausreise aus der DDR. Seit der gefälschten Kommunalwahl vom 7. Mai 1989 werden die wöchentlichen Friedensgebete von einer erhöhten Polizeipräsenz begleitet. Die Friedensgebete sind der Beginn der Montagsdemonstrationen, welche die Friedliche Revolution 1989 auslösen. Am 22. Mai 2001 tritt ein neues Signaturgesetz in Kraft. Damit ist der Einsatz elektronischer Unterschriften möglich. Das neue Gesetz schafft in Deutschland zunächst die Rahmenbedingen, unter denen elektronische Unterschriften von Zertifizierungsstellen ausgegeben werden können. Im Geschäftsverkehr darf die elektronische Signatur als Alternative zur eigenhändigen Unterschrift eingesetzt werden. 2017 wird das Gesetz von einer EU-Verordnung abgelöst. Am 22. Mai 2016 wird in einer ehemaligen NVA-Kaserne in Frauenwald in Thüringen Giftmüll entdeckt. Polizei und Feuerwehr können das Gefahrgut mit mehr als 65 Einsatzkräften bergen. Vier Einsatzkräfte müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden, da sie sich bei der Bergung verletzen. Bei den geborgenen Chemikalien aus Frauenwald handelt es sich um Hydrazinhydrat - eine krebserregende und hochätzende Substanz. In den neuen Bundesländern lagerten 1990 noch mehr als 60.000 Tonnen Giftmüll. Häufig war es Pflanzenschutzmittel aus der DDR, deren Zulassung abgelaufen war.
mdr.de
1952 wird der DDR-Schriftstellerverband gegründet. Was geschah noch an diesem Tag? 1972 besucht ein US-Präsident erstmals die Hauptstadt der Sowjetunion. Was geschah noch an diesem Tag? Der tägliche Blick zurück.
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Mitteldeutschland
2022-05-22T05:00:00+02:00
2024-05-08T13:16:41+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/mitteldeutschland/jahrestage/kalenderblatt-sap-ddr-literatur-kalter-krieg-abruestung-elektronische-signatur-giftmuell100.html
Abgesagt: Französischer Präsident Macron kommt nicht nach Sachsen
Nach mehreren Nächten mit Krawallen hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seinen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt. Macron habe am Sonnabend mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefoniert und diesen über die Situation in seinem Land unterrichtet, teilte das Bundespräsidialamt mit. "Der Besuch soll baldmöglichst nachgeholt werden", hieß es in der schriftlichen Mitteilung. Auch der Elysée-Palast bestätigte dies. Frankreichs Präsident Macron wollte eigentlich am 4. Juli im Rahmen seines Staatsbesuchs in Deutschland nach Dresden kommen. Nach Angaben des Bundespräsidialamtes war es sein ausdrücklicher Wunsch, dass Ostdeutschland ein Schwerpunkt seiner Reise ist. Macron wollte aus diesem Grund in Dresden an der Frauenkirche eine Ansprache an die europäische Jugend halten. Sachsens Ministerpäsident Michael Kretschmer drückte sein Bedauern über die Absage in den Sozialen Netzwerken aus, äußerte aber auch Verständnis. "Es ist richtig und nachvollziehbar, der innere und soziale Frieden in Frankreich hat Priorität", heißt es im Tweet. In Frankreich steigt der politische Druck auf Macron: Straßenkämpfe in mehreren Städten nach dem Tod eines Jugendlichen durch einen Polizeischuss halten das Land derzeit in Atem. Wie das Innenministerium in Paris mitteilte, wurden bislang mehr als 1.300 Menschen festgenommen. 79 Polizisten seien verletzt worden. Landesweit waren allein in der Nacht zum Sonnabend 45.000 Polizisten im Einsatz, etwa 5.000 mehr als in der Nacht zuvor. Auslöser der gewaltsamen Proteste war der Tod eines 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag in der Pariser Vorstadt Nanterre. Der Jugendliche war erschossen worden, als er den Wagen nach dem Stopp plötzlich beschleunigte. Er soll am Sonnabend in Naterre bestattet werden. Gegen den mutmaßlichen Schützen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ihm wird laut Staatsanwaltschaft "vorsätzliche Tötung" vorgeworfen. Wie die Sprecherin des Bundespräsidenten, Cerstin Gammelin, MDR SACHSEN sagte, wurden auch andere ostdeutsche Städte vorgeschlagen. Aus Frankreich sei aber explizit Dresden als Wunschziel genannt worden. Grund sei demnach zum einen die hohe Symbolkraft der Frauenkirche. Zudem stehe Dresden exemplarisch für die Verbindung von kultureller Geschichte und wirtschaftlicher Moderne. Nicht zuletzt hätten viele Menschen in Frankreich eine Affinität zu Dresden. MDR (stt/ben)/dpa
mdr.de
Mit Emmanuel Macron sollte zum ersten Mal seit 23 Jahren wieder ein französischer Präsident zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland kommen. Doch die Reise wurde abgesagt.
[ "Nachrichten", "Macron", "Frankreich", "Besuch", "Dresden", "Sachsen" ]
Sachsen
2023-07-01T16:09:09+02:00
2023-07-01T17:38:43+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/macron-besuch-frankreich-dresden-sachsen-programm100.html
Erfindungen für gesundes Sitzen
Der Bürostuhl Vintus verspricht Bewegung beim Arbeiten. Elektromotoren sorgen dafür, dass die Sitzfläche und der untere Teil der Rückenlehne kreisende und achtförmige Bewegungen vollführen. Das soll eine Bewegung im Körper bringen, ohne dass man viel nachdenken muss. Geschwindigkeit und Auslegung kann man variieren, über eine App gesteuert. Die Entwickler aus Düsseldorf wollen ihren Prototyp noch so weiterentwickeln, dass er sich individuell auf die Bedürfnisse der Sitzenden einstellt. Der Paleo-Chair ist eine Entwicklung von Toni Hackmann Stuttgart. Er will damit das natürliche Sitzen auf dem Boden simulieren. Der Sinn dahinter: Durch ständigen Positionswechsel bleibt man immer in Bewegung. Die Erfindung besteht aus einem Quader. Dazu kommen Kissen und Keil als Zusatzelemente. Gerade in größeren Büros ist es schwierig, für Temperaturen zu sorgen, bei denen alle gut arbeiten können. Mit dem Stuhl soll jeder am Platz seine Wohlfühltemperatur selbst bestimmen. Dazu sind in Sitz und Lehne sowohl Heizelemente als auch Lüfter verbaut. Die werden über einen Akku betrieben und lassen sich in bestimmten Stufen nutzen. Hinter der innovativen Kassen-Entwicklung stehen IT-Spezialisten aus Karlsruhe. Sie wollen damit das Schlangestehen an der Kantinenkasse verhindern: Sie haben ein System entwickelt, das die Tabletts der Kantine scannt, Essen und Getränke erkennt und automatisch den Preis berechnet. Das System ist KI basiert. Es lernt also dazu, wenn es länger im Gebrauch ist. Neben der Studentenmensa in Frankfurt am Main ist ihr System bereits in einigen Betriebskantinen im Einsatz. Die Macadamia-Nuss wird als Königin der Nüsse bezeichnet, weil sie unglaublich schwer zu knacken ist. Oft nur mit roher Gewalt, was den Inhalt jeder zweiten Nuss beschädigt. Professor Matthias Kröger von der Technischen Universität in Freiberg hat dafür eine patentierte Lösung gefunden. In seiner Macadamia-Nussknackmaschine fallen die Nüsse aus einem Trichter in die Löcher einer Drehscheibe. Ein Getriebe transportiert sie zu Schneidkeilen, die die Nuss vorsichtig und unter Druck spalten. So bleiben bis zu 80 Prozent der Kerne heil. Die Maschine entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes mit der Partneruniversität in Kenia. In der Zukunft soll sie dort auch zum Einsatz kommen.
mdr.de
Henriette Fee Grützner klärt mit einem Experten, was gesundes Sitzen ausmacht. Die beiden testen einige neue Sitzmöbel, die Versprechen, Nackenmuskulatur und Rücken zu schonen.
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2022-01-24T09:37:24+01:00
2022-01-24T09:37:24+01:00
https://www.mdr.de//einfach-genial/gesundes-sitzen-stuhl-sitzkissen-sitzhaltung-100.html
Firmenchef aus Halle: Wir bilden inzwischen auch Kenianer oder Indonesier aus
Am Ortsrand von Bad Dürrenberg hat die gleichnamige Agrargenossenschaft ihren Hauptsitz. Links geht es zum Bauernladen, rechts durch eine weiße Eingangstür kommt man ins Besprechungszimmer. Darin sitzen, mit dem Rücken zur Tür, vier Azubis, die eine Ausbildung zum Landwirt beginnen. Ihnen gegenüber haben sich Matthias Ulrich und seine vier Kollegen gesetzt. Für die drei Jugendlichen beginnt mit ihrer Ausbildung ein neuer Lebensabschnitt. Ulrich gibt ihnen eine erste Einweisung, was jetzt wichtig ist. Dazu gehöre natürlich auch, mit ordentlicher und sauberer Arbeitskleidung am Morgen im Betrieb zu erscheinen und dabei pünktlich zu sein, sagt er. "Wichtig ist uns auch ein respektvoller Umgang unter den Mitarbeitern und gegenüber den Vorgesetzten." Ulrich ist im Vorstand der Agrargenossenschaft mit knapp hundert Mitarbeitern. "Unsere Flächen gehen von Nord nach Süd 30 Kilometer, von Ost nach West sind es 17 Kilometer", erzählt er im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Insgesamt wirtschafte man in 27 Gemeinden, so Ulrich. Angebaut werden unter anderem Kartoffeln, Gemüse, auch eine Legehennenhaltung mit 100.000 Tieren und ein Biohof gehören zum Unternehmen. Fakt ist: Es ist für die Firmen im Land nicht leicht, Auszubildende zu finden. "Wir sind auch in den sozialen Medien aktiv, dort erreichen wir viele junge Leute", erzählt Ulrich. Natürlich stelle man sich darüber hinaus in den Schulen vor oder nehme an Berufsbildungsmessen teil. "Da freue ich mich, dass wir immer wieder Interessenten für den Beruf des Landwirts finden, denn das ist ja eine spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit." Trotzdem spürt Ulrich den Konkurrenzkampf mit anderen Firmen der Region um Arbeitskräfte. Man sei halt nicht Porsche oder BMW, wo der Name schon genug Bewerber anziehe, so Ulrich. "Wir sind aber ein sehr moderner Betrieb mit großer Technik, das überzeugt sicher auch den einen oder anderen." Außerdem könne man vom guten Ruf profitieren, den man als größeres Unternehmen in der Region hat, so Ulrich. Aber damit nicht genug: Die Agrargenossenschaft unterstützt die Azubis ganz praktisch, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. So gibt es eine Förderung für den Erwerb des Führerscheins, vorab würden die neuen Mitarbeiter komplett eingekleidet und im Laufe der Ausbildung können sie natürlich auch von den Produkten des Unternehmens profitieren. "Ich denke, durch das Gesamtpaket gelingt es uns ganz gut, immer wieder neue Mitarbeiter zu finden", so Ulrich. Auch beim Backwarenhersteller Artiback in Halle werden die drei neuen Azubis, die in dieser Woche ihre Lehrzeit beginnen, rundum betreut. Am Morgen ihres ersten Arbeitstages hat der Firmenchef selbst durch den Betrieb mit rund 150 Mitarbeitern geführt. "Arbeitskräfte zu finden, das hat sich komplett gedreht", sagt Geschäftsführer Marc Michael Saam, "wenn ich vor zehn Jahren im September neue Mitarbeiter gebraucht habe, ist die Suche Anfang August gestartet." Heute plane man die Mitarbeitergewinnung dagegen in Jahresschritten. "Dafür sind wir viel in den sozialen Medien unterwegs, damit wir dort von potenziellen Interessenten gefunden werden können", so Saam im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Weil es zunehmend schwer ist, Mitarbeiter zu finden, werden bei Artiback auch Menschen aus Indonesien oder Kenia ausgebildet. "Die sind sehr motiviert", freut sich Saam. Das Unternehmen hat für diese Mitarbeiter extra eine möblierte Wohnung angemietet. "Da war am Anfang bei uns auch die bange Frage, klappt die WG", erzählt Saam. Aber das habe auch sehr gut funktioniert. "Im Unternehmen haben alle Paten bekommen, die auch für Alltagsfragen zur Verfügung stehen". Alle Azubis würden etwas über Tarif bezahlt. "Die Leute müssen ja auch davon Leben können." Daneben stellt das Unternehmen Schulmaterialien, organisiert, wenn nötig, Nachhilfe oder eine Vertiefung. Gemeinsamen Freizeitveranstaltungen werden durch die Firma für die Azubis organisiert. Und natürlich gebe es auch monetäre Anreize, wenn sie ein gutes Zeugnis haben, so Saam. "Wenn Mitarbeiter eine gewisse Zeit im Ausland arbeiten wollen, bekommen sie auch Unterstützung." Letztlich gehe es immer darum, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, so Saam, "weil die Mitarbeitergewinnung zukünftig noch schwieriger wird." Deshalb sei es auch falsch, von einem Fachkräftemangel zu sprechen. "Wir haben einen Arbeitskräftemangel", sagt Firmenchef Saam. MDR (Hannes Leonard), dpa
mdr.de
In Sachsen-Anhalt hat das neue Ausbildungsjahr begonnen. Für die Firmen wird es immer schwerer, ausreichend Bewerber zu finden. Das ist gut für Bewerber. Ein Ortstermin.
[ "Nachrichten", "anhalt", "ausbildung", "lehrjahr", "start", "beginn", "ortstermin", "landwirtschaft", "handwerk" ]
Sachsen-Anhalt
2023-08-01T19:02:16+02:00
2023-09-11T23:06:29+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/ausbildungsplatz-offene-jobs-fachkraefte-mangel-100.html
Demo der rechten Szene gegen neue Flüchtlingsunterkunft in Gera
In Gera haben sich am Samstag laut Polizei bis zu 1.250 Menschen an einer Demonstration des rechten Spektrums beteiligt. Die Kundgebung richtete sich gegen die neu geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Wismut-Krankenhaus. Dazu aufgerufen hatte der rechtsextreme Verein "Aufbruch Gera", hinter dem der Rechtsextremist Christian Klar steht. Der Verfassungsschutz in Thüringen beobachtet den Verein als "extremistischen Verdachtsfall". Vor den Protesten war unter anderem ein Video aufgetaucht, auf dem in Verbindung mit dem Demo-Aufruf Flammen zu sehen waren. Die Bild-Montage weckt Erinnerungen an Brandanschläge auf Flüchtlingsheime. Laut Polizei wird das Video derzeit von der Staatsanwaltschaft geprüft. Den Demonstranten war per Auflage untersagt worden, Fackeln zu tragen. Einige Teilnehmer trugen laut Geraer Polizei dennoch Fackeln bei sich. Beamte stellten diese demnach genauso sicher wie zwei Flaggen mit dem Geraer Stadtwappen, die laut Auflagen ebenfalls verboten waren. Ermittelt wird laut Polizei außerdem gegen Veranstalter Christian Klar, der bei seiner Ansprache einen Journalisten beleidigt haben soll. Am Nachmittag war bereits ein aus dem AfD-Spektrum organisierter Autokorso aus Protest gegen die Heimpläne durch Gera gezogen. Nach Polizeiangaben beteiligten sich daran 73 Fahrzeuge mit etwa 150 Insassen. Die AfD hatte sich im Vorfeld von der Demonstration des Vereins "Aufbruch Gera" distanziert. An einer Gegenkundgebung für Solidarität und Menschenwürde nahmen laut Polizei 60 Menschen teil. Laut Polizei verlief diese störungsfrei. Die Landesregierung hatte kürzlich beschlossen, zur Entlastung der überfüllten Erstaufnahmeeinrichtungen im ehemaligen Wismut-Krankenhaus Gera Plätze für 200 Geflüchtete zu schaffen. Die einstige Klinik hatte bereits zwischen 2015 und 2017 als Unterkunft für Asylsuchende gedient. Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) hatte im Vorfeld der Demonstration Verständnis für die Sorgen der Stadtgesellschaft etwa vor Ruhestörungen oder einer Beeinträchtigung des nahe gelegenen Waldklinikums geäußert. Zugleich sagte er, die teils aufgeheizte Stimmung wegen des Flüchtlingsheims bereite ihm Sorgen. Unter anderem kursierten Aufrufe, erneut vor seine Privatwohnung zu ziehen. "Jeder darf und soll demonstrieren. Die Frage ist nur: Mit wem und hinter wem formiere ich mich", sagte er. Vonarb hegt auch Zweifel am Zeitplan für die Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft. Für die geplante Unterbringung von Menschen in der Ex-Klinik seien noch etliche Prüfungen etwa durch das Bauamt oder den Denkmalschutz nötig. "Deshalb halte ich die Zeitplanung des Ministeriums für sehr ambitioniert." MDR (sar), dpa
mdr.de
In Gera haben sich 1.250 Menschen an einer Demonstration des rechten Spektrums beteiligt. Die Kundgebung richtete sich gegen die neu geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Wismut-Krankenhaus.
[ "Nachrichten", "AfD", "Aufbruch für Gera", "Christian Klar", "Lauerwald", "Flüchtlinge", "Autokorso", "Flüchtlingsheim", "Wismut-Krankenhaus", "rechts", "rechtsextrem" ]
Thüringen
2023-12-09T20:53:31+01:00
2023-12-11T14:30:16+01:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/gera/demonstration-fluechtlingsheim-wismut-krankenhaus-100.html
Schleinufer in Magdeburg wieder freigegeben
Das Schleinufer in Magdeburg ist am Sonnabendnachmittag wieder für den Verkehr freigegeben worden. Das teilte die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT auf Anfrage mit. Somit ist die wichtige Verkehrsader pünktlich zum letzten Saison-Heimspiel des 1. FC Magdeburg gegen Düsseldorf wieder geöffnet. Im Stadion werden bis zu 30.000 Fans erwartet. Das Schleinufer ist ein wichtiger Zubringer. Am Donnerstag war die Straße gesperrt worden, weil die darüber verlaufende Fußgängerbrücke am Petriförder abgerissen werden musste. Seitdem hatten Bagger an der Brücke "geknabbert". Wegen der Arbeiten blieb das darunter verlaufende Schleinufer gesperrt. Die gut 50 Jahre alte Brücke am Petriförder war bereits seit Monaten wegen massiver Schäden gesperrt. Das Problem waren Rost und Risse am verarbeiteten Stahl, ähnlich wie bei der Dresdner Carolabrücke. Diese Elb-Querung war im September vergangenen Jahres eingestürzt. Auch an den Magdeburger Ringbrücken sind Schäden festgestellt worden. Aus Sicherheitsgründen wurde die Brücke über den Damaschkeplatz vor vier Wochen komplett gesperrt und soll ebenfalls abgerissen werden. Dieser Abriss ist für Juni geplant. MDR (M.Hensch, I.Jensen, A. Sonntag, S. Thümler, D. Blatt, O. Leiste, L.-B. Zosel, M. Wilczek, N. Düsekow, K. Bunk, F. von der Eltz, M. Köhne) | Erstmals veröffentlicht am 24.04.2025
mdr.de
Nachdem die gesperrte Brücke am Petriförder in Magdeburg abgerissen wurde, ist das Schleinufer seit Sonnabendnachmittag wieder freigegeben.
[ "Brücke", "Damaschkeplatz", "Magdeburg", "Sperrung", "Neubau", "Petriförder" ]
Sachsen-Anhalt
2025-05-17T16:13:17+02:00
2025-05-17T16:13:17+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/gesperrte-bruecke-fussgaenger-petrifoerder-abriss-schleinufer-wieder-frei100.html
Weil Jugend die Reife fehlt: Drogenberater für Cannabisfreigabe ab 25 Jahren
"Cannabis ist gerade eine Mode-Droge. Wir sind momentan auf dem Höhepunkt der Welle. Der Konsum bei jungen Menschen ist relativ hoch", sagt der Leipziger Drogenberater Matthias Rost. Zwei neue Studien aus dem Dezember bestätigen Rosts Eindrücke: "Jugend in Leipzig 2023" kommt zu dem Ergebnis, dass die am häufigsten konsumierte Substanz unter Leipziger Schülern Cannabis/Haschisch/Marihuana ist. 30 Prozent haben es schon einmal probiert. Der Konsum nahm deutlich zu. 2015 waren es 24 Prozent, 2010 nur 21 Prozent, also damals jeder Fünfte, heute fast jeder Dritte. Das zeigt auch der gerade veröffentlichte Leipziger "Suchtbericht 2024". Nach Alkohol ist Cannabis das häufigste Thema in den Suchtbehandlungsstellen. Der Anteil betrug 18,7 Prozent. In den beiden Jahren zuvor waren es 17,1 und 16 Prozent. Der Cannabis-Konsum in Leipzig stieg in den vergangenen drei Jahren. Das sind die Zahlen aus den jüngsten drei Suchtreports. Jeder fünfte Schüler unter 18 Jahren (20 Prozent) und jeder zweite volljährige Schüler gab an, irgendwann schon einmal Marihuana konsumiert zu haben. Bei den Minderjährigen in Leipzig sind das mehr als doppelt so viele wie im Bundesschnitt. Der liegt bei nur 8,3 Prozent. Zu ihrem regelmäßigen Konsum sagen vier Prozent der Minderjährigen im Leipzig, dass sie einmal in der Woche Haschisch nutzen. Bei den volljährigen Schülerinnen und Schülern sind es zehn Prozent. Diese Zahlen bereiten Matthias Rost, der in der Jugenddrogenberatung K(l)ick im Nikolaikirchhof Leipzig arbeitet, große Sorgen: "Cannabis ist eine Substanz, die sich ganz stark aufs emotionale Erleben, die emotionale Entwicklung und die Hirnentwicklung auswirkt. Und das Gehirn ist erst mit 25 Jahren fertig entwickelt." Er setzt sich für eine Altersgrenze von 25 Jahren beim Kiffen ein. In der Jugenddrogen-Beratung K(L)ICK ging es in 59 Prozent der Fälle um Cannabis. Mit Cannabis könne man sich sehr gut von Emotionen "runterbeamen, aber es ist für jungen Menschen dann oft die einzige Lösung, und man hat keine anderen Lösungswege für persönliche Probleme. Von daher: Cannabis für Konsumenten ja, aber erst, wenn man die entsprechende Reife hat. Im Pubertätsprozess hat es nichts verloren", sagt der Suchtherapeut. Der Einstieg beginne oft mit "Interesse, Spaß, das machen ja alle. Das kann man ja mal machen". Bereits seit der politischen Ankündigung der Teillegalisierung von Cannabis seien Ängste und Bedenken bei jungen Leuten gesunken, weil sie das Gefühl hätten, es sei "legal, also nicht gefährlich". Rost weiß, wovon er spricht: 59 Prozent aller Beratungen mache er zum Cannabis-Konusm. Medienkonsum komme als nächster Punkt nur auf zehn Prozent. Bei der Teillegalisierung und der Einführung von Social-Clubs hat Leipzigs Suchtbeauftragte Sylke Liebscher den Eindruck, "dass das alles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Ich bin darüber gar nicht unfroh". Allerdings habe die Jugendstudie einen Anstieg des Konsums, insbesondere bei Jugendlichen, gezeigt. Die Stadt habe danach "Informationsflyer zu den Auswirkungen von Cannabis-Konsum" erstellt: "Das wird sehr gut angenommen", sagte sie MDR SACHSEN. Ohnehin sei der "Informationsbedarf für Lehrkräfte und Eltern sehr gestiegen". Deshalb setzt die Stadt nicht mehr auf Elternabende in Präsenz, sondern auf Online-Elternabende: "Online ist es wesentlich anonymer und wir erreichen viel mehr Leute." Bei den Online-Kursen seien schon mehr als 100 Teilnehmer gezählt worden. Die wolle man ausbauen. Auch mit anderen Städten in Sachsen, Gespräche liefen mit Chemnitz und Dresden." Die Teillegalisierung von Cannabis hat nach Liebschers Einschätzung bei Schülern den Eindruck verfestigt: "Das ist sowieso legal". Diesem Eindruck will die Stadt entgegen wirken: "Es ist medizinisch erwiesen, dass die Entwicklung des Gehirns mit 18 noch nicht abgeschlossen ist. Und gerade die Areale, die beim Konsum von Cannabis betroffen sind, begünstigen die Gefahr einer Psychose." Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spricht von einem erhöhten Risiko auf Depressionen und Suizidgedanken im Erwachsenenalter. Das sieht der Suchttherapeut Matthias Rost auch so: "Ehemalige Konsumenten sagen nach der Therapie, 'das war die Substanz, die mich im allerstärksten manipuliert hat, der ich es am allerwenigsten zugetraut hatte, dass sie so aggressiv ist, weil Cannabis immer als Freund daherkommt, der sagt 'komm, ich helf' dir, ich bin für dich da'. Viele regelmäßige Konsumenten erkennen eben nicht, dass sich so langsam das Leben verändert." Viele regelmäßige Konsumenten erkennen eben nicht, dass sich so langsam das Leben verändert. Die Stadtverwaltung legt nach eigener Ansicht seit Jahren einen Flyer auf, der mittlerweile um einen Online-Wegweiser zum Thema Sucht ergänzt wurde. In der neuen Auflage werden 41 Stellen in der Stadt genannt, an die man sich wenden kann: "Es gibt bei den Infos eine immense Nachfragte", berichtet die Suchtbeauftragte Liebscher. Seit dem 1. April 2024 darf in Deutschland legal gekifft werden. Drei Pflanzen sind für den privaten Anbau erlaubt. 25 Gramm dürfen mitgeführt werden. Für Jugendliche unter 18 Jahren bleiben Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis weiterhin verboten. Seit dem 1. Juli ist in Sachsen ein Bußgeldkatalog in Kraft: Für den Cannabiskonsum in Verbotszonen sind Strafen von 100 bis 500 Euro vorgesehen. Dazu gehören unter anderem Schulen, Spielplätze, Kindergärten und tagsüber auch Fußgängerzonen. MDR (cke)
mdr.de
Der Cannabis-Konsum in Leipzig steigt. Jeder Fünfte unter 18 hat schon einmal gekifft. Ein Drogenexperte sieht Gras als "Mode-Droge" und viele Gefahren. Er verlangt die Cannabisfreigabe erst ab 25.
[ "Nachrichten", "Cannabis", "Suchtbericht", "Sucht", "Drogen", "Joint", "Haschisch", "Marihuana", "Sylke Liebscher", "Matthias Rost", "Prävention" ]
Sachsen
2024-12-22T12:00:00+01:00
2024-12-22T12:00:00+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/cannabis-kiffen-suchtbericht-jugend-probleme-100.html
Lymphdrüsenkrebs: Anna-Carina Woitschack bangt um ihren Vater
"Diese Nachricht ist für unsere Familie ein Schock. Mein Papa ist fast zwei Meter groß, war immer stark wie ein Bär", sagt die 32-jährige Schlagersängerin dem Blatt. Ihr Vater habe bereits zehn Kilo Gewicht verloren, weil das Schlucken so weh tue. Mein Papa hat höllische Schmerzen. Der Krebs sitzt im Hals. Ein bösartiger Tumor nahe den Mandeln, der ungünstigerweise nicht operativ entfernt werden kann. Dem Bericht zufolge, habe Wendolin Woitschack bereits im vergangenen Sommer die erschütternde Diagnose in seiner Heimatstadt Dessau bekommen. Zunächst habe es so ausgesehen, als würde die Chemo gut anschlagen, so Anna-Carina. Doch der Krebs sei noch aggressiver zurückgekommen. Anna-Carinas Vater ist, wie auch sie, von Beruf Puppenspieler. Trotz seiner 80 Jahre ist für ihn an Ruhestand nicht zu denken. "Mein Papa [...] arbeitet seit 60 Jahren in seinem Beruf", verrät die Sängerin der BILD. "Sogar während der Chemo spielte er mit seinem Puppentheater in Kindergärten und Seniorenheimen. Er liebt das." Anna-Carina bezeichnet sich selbst als "absolutes Papa-Kind". Nun muss sie jedoch ganz stark sein, auch für ihre Mama Antonie (75). Antonie und Wendolin feierten erst vor Kurzem ihren 30. Hochzeitstag. Neben Anna-Carina haben sie mit Renardo auch noch einen gemeinsamen Sohn, der das Paar schon zu dreifachen Großeltern gemacht hat.
mdr.de
Anna-Carina Woitschack muss gerade ganz stark sein. Wie die BILD-Zeitung berichtet, ist ihr Papa schwer an Krebs erkrankt. Der 80-Jährige sei zunächst erfolgreich behandelt worden, doch nun sei der Krebs zurück, hieß es.
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Startseite
2025-03-19T17:05:26+01:00
2025-03-20T10:23:36+01:00
https://www.mdr.de/meine-schlagerwelt/anna-carina-woitschack-vater-hat-krebs-100.html
Oberbürgermeisterin von Niesky: "Ich bin im Stadtrat die einzige Frau"
Kathrin Uhlemann: Meine Tatkraft ist ungebrochen. Allerdings muss ich gestehen, dass an manchen Stellen Ernüchterung, Realismus und Erschöpfung eingetreten sind. Ich habe Lehrstunden absolviert und Spielregeln kennengelernt. Doch neue Wege zu gehen und andere Lösungen jenseits der üblichen Pfade zu suchen, werde ich mir nicht abgewöhnen. Nur wenn wir hinterfragen, haben wir die Chance auf gute und nachhaltige Lösungen. Ich glaube, das trifft auf jeden Job zu, dass der ersten Euphorie Erkenntnis und auch Ernüchterung folgen. Wenn ich auf die engagierten Menschen in meiner Stadt blicke, bin ich sehr zuversichtlich. Allerdings gibt es auch eine Art Anspruchsdenken: Wenn manche Bürger und Bürgerinnen nicht gleich bekommen, was sie möchten – beispielsweise eine Tempo-30-Zone – sind sie enttäuscht von der Demokratie. Entscheidungen lassen sich nicht einfach bestellen. Wir können lebendig und gemeinsam entscheiden, ob und was wir uns leisten wollen und auf den Weg bringen. Weniger Dienstleistungskommune, sondern mehr echte Bürgerkommune zu sein, ist unser Ziel. Dafür braucht es Zeit. Kurzum: Mein Job macht mir noch immer Spaß, ich würde es immer wieder tun. Ein Zusammenrücken geschieht am besten im gemeinsamen Tun. Sehr viele engagierte Menschen kommen auf uns zu und bringen ihre Ideen ein, es gibt Fragen und Überlegungen. Wenn es uns gelingt, jenseits des üblichen Verwaltungsalltags genau hinzuhören, können wir die Stadt wirklich gemeinsam entwickeln und voranbringen. Selbstverständlich. Gleich zu Beginn meiner Amtszeit haben wir die Stadtratssitzungen in unser Kulturhaus verlegt. Dadurch sind sie viel sichtbarer und deutlich präsenter. Es kommen viel mehr Nieskyer als vorher. Ich persönlich spreche regelmäßig mit Bürgerinnen und Bürgern auf dem Wochenmarkt oder in kleinen Läden in der Stadt. Wie es in Kleinstädten so ist, man wird erkannt und angesprochen. Unter zwei Stunden komme ich aus keinem Laden heraus, sicher ist das eine oder andere Gespräch dann auch geführt. Bedroht nicht direkt, doch es gab stille Botschaften, die mir Unbekannte vor die Haustür legten, auf die ich auch gern verzichtet hätte. Ich hänge es nicht gern an die große Glocke, eines Tages lag ein Schweinskopf vor meiner Tür. Da sind radikalere Entwicklungen, die man auch persönlich spürt. Ich musste einmal schlucken, es betrifft am Ende meine ganze Familie. Das ist für mich ein Zeiger, wo sich die Gesellschaft aktuell befindet. Einzelne erkennen ihre Grenzen nicht mehr und überschreiten sie.   Ich möchte das Ereignis nicht symptomatisch für die Stadtentwicklung und die Stadtgesellschaft sehen. Es wird immer schnell von Polarisierung gesprochen, von Niesky will ich das grundsätzlich nicht so behaupten. Einige haben sich von einem konstruktiven Dialog verabschiedet und sind nicht mehr erreichbar. Das ist etwas anderes als Polarisierung. Das macht mir jedoch am meisten Angst. Das sind diejenigen, die sich letztendlich aus den Prozessen der Geschichte, Haltung und des demokratischen Aushandlungsprozesses herausgenommen haben. Oft fehlen mir hier Antworten. Ich versuche, in der Stadt mit Engagierten zusammenzuarbeiten und Vorbild zu sein. Ich bleibe im Dialog, unterhalte mich mit jedem und gehe auf jeden zu. Manche Gespräche sind schwieriger, vielleicht lässt sich persönlich nicht jeder erreichen. Wenn in der Nachbarschaft Menschen mit Gestaltungswillen und Ideen sind, wird das über den Gartenzaun sichtbar. Vielleicht öffnet sich der eine oder andere durch Einflüsse von außen wieder. Das war für mich eine bewusste, aber keine einfache Entscheidung. Einerseits bin ich Verwaltungschefin und in dieser Rolle habe ich selbstverständlich große Anerkennung für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen Haushalt aufgestellt haben, der durchaus des Sparens willig ist. Aber auf der anderen Seite bin ich Stadträtin. Hier müssen wir noch viel intensiver diskutieren, wo die Reise hingehen kann. Wir stehen kurz vor den Wahlen. Alles, was der jetzige Stadtrat nicht bereit ist, zu sparen, geht am Ende aber auf das Konto derjenigen, die ab August antreten und Niesky gestalten werden. Mir ist es gelungen, zügig die Verwaltung umzustellen, die Führungsstruktur zu straffen und wirklich gute Fachkräfte einzustellen. Dass wir als Team noch besser zusammenwachsen müssen, ist für mich eine große Baustelle, die wir dringend angehen müssen. Kraft haben wir alle nicht zu verschenken. Eine zweite Niederlage oder Herausforderung ist der wirtschaftliche Niedergang durch die Schließung des Waggonbaus in Niesky. Das ist ein schwerer Verlust für die Stadt und ihre Identität. Wir sehen es in anderen Städten, dass Unternehmen schließen und kein Nachfolger in Sicht ist. Diese Entwicklung wird nicht einfach umkehrbar sein. Doch mit klaren Prioritäten, Mut und Pragmatismus werden wir neue Lösungen finden. Ich bemühe mich, besonders um weibliche Kandidaten. Ich bin im Moment im Stadtrat die einzige Frau. Insofern ist das mein Hauptthema, im zukünftigen neuen Stadtrat auch die weibliche Perspektive, vertreten zu wissen. MDR
mdr.de
Ein Schweinskopf vor der Tür und ein Haushaltseklat. Die Nieskyer Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann glaubt trotzdem an ihre Visionen.
[ "nachrichten", "Stadt", "Stadtrat", "Kommunalpolitik", "Stadtentwicklung", "Niesky", "Anfeindungen", "Kommunalpolitik" ]
Sachsen
2024-06-06T10:00:00+02:00
2024-06-06T11:24:25+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/kommunalpolitik-ob-niesky-angriff-schweinekopf-100.html
Elefantenkuh Mary aus Berlin benutzt Schlauch zum Duschen
Elefantenkuh Mary aus dem Berliner Zoo beherrscht laut einer Studie einen außergewöhnlich geschickten Umgang mit dem Wasserschlauch. Das Tier benutze den Schlauch zum Duschen, obwohl Elefanten sich normalerweise mit Hilfe ihres Rüssels abspritzten, schreiben Forschende der Berliner Humboldt-Universität und des Berliner Zoos. "Duschverhalten wie dieses habe ich bei keinem anderen Elefanten gesehen", sagte Co-Autorin Lena Kaufmann. Die Forscherinnen und Forscher beobachteten, wie die Asiatische Elefantenkuh ihren Körper systematisch und für mehrere Minuten abbrauste. "Es hat von Anfang an so gewirkt, als würde sie nach einem Plan vorgehen." Die Forschenden stießen durch Zufall auf das ungewöhnliche Verhalten des Tieres, und widmeten Mary daraufhin die Studie. Mary sei nie darauf trainiert worden, heißt darin. Für unterschiedliche Körperteile verwende die Elefantin unterschiedliche Techniken. Um ihre Körperseiten zu bespritzen, umgreife sie den Schlauch für gewöhnlich kurz hinter der Öffnung mit ihrem Rüssel. Um den Rücken zu erreichen, umfasse sie den Schlauch hingegen weiter hinten und schwinge ihn wie eine Art Lasso über ihren Kopf. "Motorisch gesehen ist das ein sehr komplexer Vorgang", sagte Biologin Kaufmann. Mit ihrem Rüssel könnten Elefanten sehr feinmotorisch arbeiten und zum Beispiel ein Reiskorn aufheben oder eine Schraube aufdrehen. Die Elefantin Pang Pha aus dem Berliner Zoo schält mit Hilfe einer bestimmten Wurftechnik manche ihrer Bananen – obwohl die Tiere die Schale für gewöhnlich mitessen. Noch mehr erstaunt waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler allerdings vom Verhalten einer weiteren Elefantenkuh. Anchali beobachtete Mary der Studie zufolge beim Duschen und versuchte scheinbar mehrfach, den Duschvorgang zu sabotieren. Sie zog den Schlauch zu sich und versuchte, ihn mit ihrem Rüssel zu knicken und anzuheben, wodurch der Wasserfluss für kurze Zeit unterbrochen wurde. "Es ist nicht eindeutig zu beantworten, ob das Ziel von Anchali war, das Wasser zu stoppen", sagte Kaufmann. Möglich sei es aber. Mary ist nach Angaben der Wissenschaftlerin 50 Jahre alt und lebt seit 1987 in Berlin. Die Elefantin sei sehr dominant. Sie werde im Zoo oft mit den Bullen zusammengestellt, weil sie mit denen besser klarkomme als mit den anderen Kühen. "Sie mag die Jungtiere nicht besonders gerne und lässt sich schnell ärgern." Es komme häufig vor, dass Mary die jüngere Anchali in die Schranken weise und ihr einen Klaps mit dem Rüssel gebe. Wollte Anchali sich also mit ihren Sabotageakten rächen? Ein Motiv hätte sie auf jeden Fall, meinten die Forschenden. Die Studie "Water-hose tool use and showering behavior by Asian elephants" ist im Journal "Current Biology" erschienen. dpa
mdr.de
Elefanten können mit Werkzeugen umgehen: Das zeigt Elefantenkuh Mary, die außergewöhnlich geschickt mit einem Schlauch ist. Das Verhalten eines anderen Tieres erstaunte Forschende noch mehr.
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Naturwissenschaft
2024-11-08T17:00:02+01:00
2024-11-08T17:00:02+01:00
https://www.mdr.de//wissen/naturwissenschaften-technik/elefantenkuh-mary-duscht-mit-schlauch-100.html
Brauchen wir alle eine digitale Entgiftung?
Manch einer spricht davon, dass es das Leben vergiftet, wenn wir ständig „on“, also immer erreichbar sind. Aus der Diskussion darum hat sich der Trend Digital Detox entwickelt. Die digitale Entgiftung, auch Handyfasten genannt, ist die bewusste Entscheidung, auf die Nutzung digitaler Endgeräte zu verzichten und damit den eigenen Stress zu reduzieren. 2018 erklärte die New York Times „Jomo“ („Joy of missing out“) als Gegenbewegung zu „Fomo“ sogar zum Trend des Sommers. „Wir müssen davon ausgehen, dass dieses ständige darauf Zugreifen erstmal etwas mit internen Zuständen zu tun hat“, sagt Professor Christian Montag von der Universität Ulm zu MDR MEDIEN360G. Der Autor des Buches Homo Digitalis forscht seit Jahren zu der menschlichen Persönlichkeitspsychologie und den Fragen der Computer-, Internet- und Smartphone-Nutzung. Viele Menschen würden es heute noch deutlich weniger aushalten, mit sich alleine zu sein, als das vor der Erfindung der Smartphones der Fall gewesen wäre, sagt der Psychologe. „Weil wir uns antrainiert haben, schon bei dem kleinsten Anzeichen von Langeweile auf das Gerät zuzugreifen.“ Über die ständige Ablenkung aber verlieren die Menschen zunehmend das Gefühl für sich selbst – und also auch den möglichen eigenen Erschöpfungs- und Müdigkeitszustand. Das wiederum kann bis zum Burnout führen. Es gibt inzwischen die unterschiedlichsten Instrumente und Möglichkeiten, das eigene Nutzungsverhalten zu regulieren: Menschen üben in speziellen Camps, wieder mehr auf die Geräte zu verzichten und sich bewusst auf eine Sache zu konzentrieren. Apps und Einstellungsmöglichkeiten an den Geräten verschaffen Pausen. Und Computerprogramme verhindern, dass wir mitten in der konzentrierten Arbeit kurz mal bei Facebook oder im E-Mail-Postfach vorbeischauen – was den Konzentrationsprozess erheblich stört und damit die Produktivität reduziert. Das bewusste Aussetzen für eine oder mehr Wochen helfe aber kaum, das eigene Problem in den Griff zu bekommen, sagt Sarah Diefenbach. Sie ist Professorin für Wirtschaftspsychologie an der LMU München und Autorin des Buches Digitale Depression – Wie neue Medien unser Glücksempfinden beeinflussen. Auch wenn der bewusste Verzicht „eine interessante Möglichkeit für eine neue Erfahrung“ sein könne, so die Wissenschaftlerin, sei ein dauerhaft gesunder Umgang mit digitalen Reizen wichtiger: „Es kommt darauf an, was man daraus macht, wie man damit umgeht.“ Sich bewusst entziehen zu können, sei heutzutage eine wichtige Kompetenz, sagt die Medienforscherin Sabria David: „Der verantwortungsvolle Mediennutzer kann beide Zustände gut beherrschen. Er kann sich sowohl einlassen als auch entziehen.“ Schon vor über zehn Jahren hat sie gemeinsam mit zwei Kollegen das Slow Media Manifest veröffentlicht, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. In Kürze erscheint ihr Buch Die Sehnsucht nach dem nächsten Klick. Ziel damals wie heute: Den immer komplexer und schneller werdenden Medienformaten wie auch der massiv um sich greifenden Sofortkommunikation etwas entgegenzusetzen. Der Mensch müsse die Technik beherrschen, nicht die Technik den Menschen, meint David. So habe die Digitalisierung den Feierabend fast ausgelöscht, weil alle ständig zu erreichen sind. Das sei auch eine gesellschaftliche Herausforderung. „Jetzt ist die Zeit der Kulturtechnik“, sagt sie. „Also nicht: Was ist technisch möglich? Sondern: Was machen wir mit den technischen Möglichkeiten?“ Dafür müsse aber die Gesellschaft Antworten auf die Frage finden, was überhaupt eine gute digitale Gesellschaft ausmacht. Alle drei Experten weigern sich, die Digitalisierung zu verteufeln – im Gegenteil. Sie bringt großartige Möglichkeiten mit sich. Allerdings, auch darin sind sie sich einig, muss jeder einzelne wie auch die gesamte Gesellschaft das Nutzungsverhalten reflektieren und sich offensiv damit auseinandersetzen, wo die Grenzen sind – und wie man sie einhält. Digital Detox kann hier nur ein Baustein sein.
mdr.de
Die Entwicklungen der digitalen Kommunikation bieten fantastische Möglichkeiten, haben aber auch Schattenseiten: Mehrmals täglich schauen wir auf unsere Smartphones – und der Verzicht fällt uns zunehmend schwer.
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Medienwissen
2020-08-19T11:50:03+02:00
2020-08-31T13:14:32+02:00
https://www.mdr.de//medien360g/medienwissen/digital-detox-brauchen-wir-alle-eine-digitale-entgiftung-100.html
Aerosole: Mögliches Covid-19-Risiko
Das Coronavirus SARS-CoV-2  wird über Tröpfchen übertragen. Entweder befinden sich diese Tröpfchen auf Oberflächen – Türklinken, Sitzplätze in der Bahn oder Schreibtische im Büro. Durch Desinfektion kann man diese Viren entfernen und unschädlich machen. Es könnte aber auch eine andere Übertragungsform geben – über Aerosole, kleinste in der Luft schwebende Teilchen. Ob das passiert und wie gefährlich dieser Übertragungsweg ist, wird gerade in Sachsen erforscht. Aerosole umgeben uns die ganze Zeit. Sie entstehen beim Ein- und Ausatmen, beim Niesen, Sprechen, Husten. Vorstellen lassen sie sich als Wolken oder Schwärme kleinster Partikel, die manchmal stundenlang in der Luft schweben. Sie sind so klein, dass man die einzelnen Kleinstteilchen nicht mal mehr mit dem Mikroskop erkennen kann. Die Coronaviren könnten diese Aerosolpartikel als Sozia oder Sozius nutzen – als Mitschwebgelegenheit. Denn Aerosole bestehen auch aus Speichelrresten. Und die darin enthaltenen Salz-, Zucker- oder Fettreste könnten akzeptable Bedingungen für das Virus schaffen. Dadurch könnten die Coronaviren an Aerosolpartikeln angedockt bis zu mehreren Stunden frei in der Luft schweben. Eine Forschungsgruppe aus der Strömungsdynamik der TU Freiberg und der Universitätsklinik in Leipzig untersucht die noch kaum bekannte Möglichkeit einer Aerosolübertragung. Über die Größe der einzelnen Partikel einer Aerosolwolke gibt es bereits Arbeiten von der TU Berlin. Im Strömungskanal in Freiberg wird jetzt die Zusammensetzung der Aerosole genauer untersucht und simuliert. Sie bestimmt maßgeblich, wie gut oder schlecht sich Coronaviren an einen Partikel andocken können. Denn je mehr Wasser ein Kleinstpartikel enthält, desto wahrscheinlich ist seine schnelle Verdunstung, was die Viren abschwächen würde. Auch die Aerosolausbreitung durch eine singenden Person wurde in einem Raum einer Leipziger Musikhochschule überprüft. Ein typisches Patientenzimmer soll als Nächstes untersucht werden. Gerade Patienten, die an Beatmungsgeräte angeschlossen sind, stehen im Verdacht mehr Aerosole zu produzieren. Sie wären damit ein besonders hohes Risiko für das Pflegepersonal. Dadurch, dass Aerosole überall sind und je nach Belüftung, stundenlang im Raum bleiben können, würden Abstandsregelungen oder das Husten in die Armbeuge nur bedingt helfen, die virale Übertragung einzudämmen. Dazu kommt, dass die Aerosolpartikel sich unablässig durch den Raum bewegen – sie werden durch die körpereigene Wärme aufgewärmt, strömen zur Decke, verteilen sich dort, gelangen an die Zimmerwände, kühlen sich an den Fenstern ab, sinken zu Boden. Dann werden sie durch die erwärmte Luft, die jeden Körper umgibt, wieder angewärmt und steigen zur Decke. Gegen einen Aerosolkreislauf im Raum hilft regelmäßiges Lüften. Am besten ist sogar permanenter Durchzug, damit die Aerosole aus dem Zimmer geleitet werden. An der frischen Luft ist die Ansteckung viel geringer, auch weil sich die Aerosole draußen praktisch in der Luft auflösen. Weil sie sich sehr schnell verteilen, nimmt Ihre Konzentration stark ab. In Freiberg wird die Aerosolübertragung zunächst mit ungefährlichen Coronaviren getestet, am Ende auch mit ansteckenden Viren. Die Forschung in Sachsen deckt damit eine wichtige Lücke ab. Weil die Forschungslage so dürftig ist und auch weil es in der Öffentlichkeit reichlich vernachlässigt wurde, haben über 200 Wissenschaftler einen Appell an die WHO gerichtet und gefordert, die Aerosolübertragung endlich ernst zu nehmen, entsprechende Forschungsprojekte zu initiieren und die WHO-Richtlinien zu überdenken. Es ist bislang unklar, inwieweit Masken zur Eindämmung der Aerosole beitragen können. Außerdem weiß niemand wie das Verhältnis zwischen Tröpfchen- und Schmierinfektion und Aerosolübertragung ist. Die Forschungen in Freiberg könnten für weitere Lockerungsmaßnahmen oder Lockdownszenarien von großem Einfluss sein. Hygienekonzepte müssten ebenso angepasst werden.
mdr.de
Alle wissen, dass Coronaviren eingeatmet werden können, weil sie in der Luft schweben. Aber wie lange bleiben sie in der Luft, wie verteilen sie sich speziell in geschlossenen Räumen? In Sachsen wird das erforscht.
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Medizin
2020-09-03T13:57:53+02:00
2020-09-03T13:57:53+02:00
https://www.mdr.de//wissen/medizin-gesundheit/corona-forschung-ansteckungsrisiko-aerosole-100_box--3585282327018633351_zc-00ff65d1.html
In Seebergen ist eine Lok entgleist
Im Bundes-Land Thüringengibt es eine Bahn-Strecke zwischen den Städten:    • Erfurt    • und Gotha.An dieser Bahn-Strecke ist der Ort Seebergen.Dort gibt es eine Baustelle am Bahnhof.In der Nacht von Montag auf Dienstag ist dort eine Lok entgleist. Die Bundes-Polizei hat gesagt:Eine Weiche ist kaputt-gegangen,weil die Lok entgleist ist.Deshalb kann jetzt kein Zug auf der Bahn-Strecke fahren.Die Bahn-Strecke ist also gesperrt. Die Bundes-Polizei hat auch gesagt:Die Lok liegt jetzt noch auf der Bahn-Strecke.Ein besonderer Zug soll die Lok jetzt von dort weg-ziehen.Dieser Zug heißt in schwerer Sprache: Havarie-Zug. Es gibt jetzt Verkehrs-Probleme Die Deutsche Bahn hat gesagt:Die Bahn-Strecke ist seit 00:45 Uhr gesperrt.Deshalb gibt es verschiedene Verkehrs-Probleme bei den Fern-Zügen.Manche Fern-Züge kommen bis zu 100 Minuten später. Auf der Bahn-Strecke fahren oft die Züge:    • ICE    • und IC.Sie fahren von der Stadt Erfurtin die Stadt Frankfurt am Main.Diese Züge müssen jetzt für einige Zeit eine Umleitung fahren.Dabei fahren sie durch die Stadt Würzburg.
mdr.de
Dabei ist eine Weiche kaputt-gegangen. Deshalb ist die Bahn-Strecke jetzt gesperrt.
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2025-03-18T11:38:54+01:00
2025-03-18T16:07:15+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-thueriingen-lok-entgleist-seebergen-100.html
FCM-Trainer Titz äußert Wechselwunsch
Fußball-Zweitligist 1. FC Magdeburg verliert möglicherweise den Baumeister des Zweitliga-Erfolges. Wie FCM-Sportgeschäftsführer Otmar Schork am Dienstag (21. Mai 2025) bei einem Mediengespräch sagte, habe Trainer Christian Titz einen Wechselwunsch geäußert. "Der Trainer ist auf mich zugekommen mit dem Wunsch, eine Veränderung vorzunehmen. Wir hatten viele intensive und vertrauliche Gespräche. Ich kann noch nicht sagen, ob der Trainer bleibt", sagte der 67-Jährige, der Titz im Februar 2021 an die Elbe geholt hatte. Schork erklärte weiter, er habe mit dem Trainer vereinbart, dass Titz nun einen Kurzurlaub nehme und in diesem nochmal über seinen Wunsch nachdenkt. "Der Trainer braucht jetzt eine Pause zur Reflexion." Wie lange diese Pause dauert und wann eine Entscheidung fällt, sagte Schork nicht. "Wir haben keine Deadline", erklärte der Magdeburger Sportchef. Die Frage, ob der FCM bereits Kontakt zu anderen Trainern aufgenommen habe, verneinte Schork. "Wir haben 24 Spieler im Kader, die einen festen Vertrag haben. Die Kadergröße wird zwischen 24 und 32 liegen. Unsere Pläne werden fortgeführt." Titz habe nach Schorks Aussagen zwei Tage nach dem vorletzten Saisonspiel, der 1:2-Niederlage in Paderborn, seinen Wechselwunsch hinterlegt. Mit der Niederlage musste Magdeburg seine letzten Träume vom Sprung auf den Aufstiegs-Relegationsplatz begraben. "Wenn wir Platz drei erreicht hätten, wäre der Wechselwunsch wohl nicht geäußert worden", erklärte Schork, der im Mediengespräch persönlich angefasst wirkte: "Professionell gehe ich damit um. Persönlich hat es mich schwer getroffen. Es war ein Nackenschlag." Dennoch habe Schork "die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Trainer am ersten Trainingstag hier steht." Titz rettete den FCM 2021 vor dem Absturz in die Regionalliga. Ein Jahr später stieg er mit den Magdeburgern in die 2. Bundesliga auf. Nach zwei Jahren Abstiegskampf in der zweithöchsten Spielklasse mischte der FCM in diesem Jahr lange im Aufstiegsrennen mit. Am Ende kamen die Magdeburger auf Rang fünf ein. Dirk Hofmeister
mdr.de
Die Tage von Christian Titz als FCM-Trainer scheinen gezählt. Wie Sportchef Schork erklärte, will der Coach trotz bestehenden Vertrages die Elbestädter verlassen. Schork spricht von einem "persönlichen Nackenschlag".
[ "1. FC Magdeburg", "FCM", "Magdeburg", "Christian Titz", "Otmar Schork", "Jörg Biastoch", "Vertrag", "Trainer", "Verbleib", "2.Bundesliga", "Fußball", "Sport" ]
2025-05-21T14:22:00+02:00
2025-05-21T19:10:05+02:00
https://www.mdr.de//sport/fussball_2bl/fc-magdeburg-wechselwunsch-trainer-christian-titz-100.html
Störungen durch Rechtsextreme befürchtet: CSD-Abschlussparty in Bautzen abgesagt
Einen Tag vor dem Christopher-Street-Day (CSD) in Bautzen haben die Veranstalter die Aftershowparty aus Sicherheitsgründen abgesagt. Grund seien zwei angemeldete Gegendemos rechter Gruppen und befürchtete Störungen durch CSD-Gegner, sagte Mitorganisator Jonas Löschau MDR SACHSEN. "Wir haben in der Kürze der Zeit nicht die Ressourcen, die Sicherheit so aufzustellen, allen Teilnehmenden eine sichere Veranstaltung gewährleisten zu können." Die Demo hingegen sei durch die Polizei gut abgesichert. Die sächsische Justizministerin Katja Meier sagte, es mache sie fassungslos, dass eine Veranstaltung aufgrund der angespannten Sicherheitslage und der starken rechtsextremen Mobilisierung abgesagt werden müsse. "Hass und Hetze gegen queere Personen sind Ausdruck menschenfeindlicher Ideologien, die keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", betonte die Grünen-Politikerin. Organisator Jonas Löschau hofft auf viele auch nichtqueere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich mit dem CSD solidarisieren. Je mehr Menschen auf der Straße seien, desto sicherer sei es für die Teilnehmenden. Worüber sich Löschau freut, ist ein breiter Aufruf zur Solidarität. Je mehr Menschen auf der Straße sind, desto sicherer ist es für die Teilnehmenden. Er empfiehlt trotzdem, nur in Gruppen in der Stadt unterwegs zu sein. "Bei der An- und Abreise sollte man darauf achten, dass man nicht alleine kommt, sondern in Gruppen unterwegs ist", sagte Löschau. Die Polizei sichere aber die An- und Abreise an den Bahnhöfen sowie den Demonstrationszug ab. Die Kundgebung des CSD beginnt am Sonnabend 14 Uhr an der Maria-Martha-Kirche. Bei dem 2. CSD in Bautzen werden mehr als 500 Teilnehmende erwartet. Zugleich ist eine Gegendemonstration unter dem Motto "Gegen Gender-Propaganda und Identitätsverwirrung!!!" geplant. Dazu sind bis zu 400 Personen angemeldet worden. Auch die rechtsextreme Kleinstpartei Freie Sachsen hat einen Protest mit 30 bis 50 Teilnehmern angekündigt. Um den CSD ging es auch in der Sicherheitsrunde im Bautzner Rathaus am Mittwoch. Darüber informierte Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU). "Die Polizei hat uns informiert, dass sie ihrerseits mit den CSD-Organisatoren in Verbindung stehen, um die Konzeption für den Sonnabend vorzubereiten", sagte Vogt. Den Oberbürgermeister ärgert es, wenn Bautzen mit einem "braunen Stempel" etwa in manchen Berichterstattungen überzogen werde. Man dürfe nicht die Augen davor verschließen, dass es auch in Bautzen eine rechte, zum Teil auch gewaltbereite Szene gibt, sagte Vogt. "Das ist jedoch nicht die Masse der Bevölkerung. Das ist nicht unser Bautzen, wie wir es erleben." MDR (phb/vis)/dpa
mdr.de
Die Abschlussparty zum Christopher-Street-Day in Bautzen ist abgesagt. Die Organisatoren befürchten Störungen durch rechte Gruppen. Das CSD-Team spricht von einer guten Polizei-Absicherung für den Demo-Zug.
[ "Nachrichten", "csd", "bautzen", "polizei", "absage", "aftershowparty", "gefahr", "rechtsextremismus" ]
Sachsen
2024-08-10T13:05:00+02:00
2024-08-10T13:07:57+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/bautzen-hoyerswerda-kamenz/csd-polizei-sicherheit-rechtsextremismus-gefahr-102.html
Schneeregenpfeifermännchen ziehen Junge auf
Weder mangelnde Mutterliebe noch die wohlmeinende Entlastung des Weibchens sind Gründe für die außergewöhnliche Rollenverteilung bei diesen Vogeleltern. Clemens Küpper vom Max-Planck-Institut für Ornithologie hat sieben Jahre lang Schneeregenpfeiferfamilien (Charadrius nivosus) beobachtet und herausgefunden, warum die Küken ihre Mütter nicht unbedingt brauchen: Sie sind schon recht selbstständig und finden selbst ihre Nahrung. Die Eltern werden vor allem dazu benötigt, sie zu wärmen oder sie vor Raubtieren zu warnen. Das kann der Vater genauso gut wie die Mutter. Er verlässt die Küken so gut wie nie. Nur ein einziges Mal in all den Jahren seiner Forschung haben Küpper und sein Team das beobachtet. Es gibt verschiedene Gründe, warum die Schneeregenpfeifermutter ihre Familie verlässt: Entweder die Aufzucht läuft so reibungslos, dass der Vater auch allein gut klar kommt. Oder es läuft so schlecht, dass die Küken keine Überlebenschance haben, selbst wenn die Mutter bliebe. Die größte Gefahr für den Nachwuchs dieser Art ist, zu verhungern oder zu verdursten. Schneeregenpfeifer brüten an brackigen Binnenseen und in der Gezeitenzone, oft sitzen sie daher wortwörtlich auf dem Trockenen. Wenn klar ist, dass die Küken sowieso sterben, verlässt die Mutter die Brut, paart sich neu und fängt noch mal von vorn an. Doch warum ist es nicht umgekehrt? Schließlich könnte ja auch das Männchen nochmal losziehen und sich mit einem anderen Weibchen paaren. Aber genau da liegt der Haken. Das würde vermutlich gar nicht funktionieren, denn: Bei den Schneeregenpfeifern gibt es einen Männchen-Überschuss. Obwohl eben so viele männliche wie weibliche Küken schlüpfen, überleben die kleinen Hähne die unwirtlichen Lebensumstände eher. Ein Weibchen wird also in jedem Falle wieder einen Partner zur Paarung finden, ein Hahn hingegen würde wahrscheinlich leer ausgehen. Deshalb harrt er stattdessen bei den Jungen aus, denn sie sind wahrscheinlich seine einzige Chance, in dieser Saison seine Gene weiterzugeben. Er denkt: Okay, ich habe jetzt ein paar Küken und vielleicht überleben von denen noch ein paar. Dann habe ich wenigstens noch einen Erfolg, einen Fortpflanzungserfolg, einen Bruterfolg für mich. Die Schneeregenvogeleltern tauschen die Rollen also im Dienste der Art-Erhaltung. Das hört sich einfach und plausibel an, doch das im Detail zu erforschen, hat viel Zeit und Geduld gekostet. Seit 2006 beobachten Clemens Küpper und sein Team die Vögel in Mexiko, teilweise unter extremen Bedingungen. Zehn bis zwölf Stunden täglich harren die Wissenschaftler dafür bei 40 Grad aus. Aber die Einsichten in das Familienleben der Schneeregenpfeifer und die gewonnenen Erkenntnisse seien es wert, so Küpper. Als nächstes wollen Clemens Küpper und sein Team untersuchen, welche Auswirkungen das Paarungsverhalten der Schneeregenpfeifer auf die genetische Vielfalt hat. Hier lesen Sie die komplette Studie.
mdr.de
In der Tierwelt kümmerte sich meist die Mutter um den Nachwuchs, der Vater sucht irgendwann das Weite. Bei den Schneeregenpfeifern ist das genau umgekehrt. Warum ist das so? Und wer tauscht im Tierreich noch die Rollen?
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2021-03-14T05:00:00+01:00
2021-03-14T05:00:00+01:00
https://www.mdr.de//wissen/alleinerziehende-vaeter-im-tierreich-100.html
Bettwanzen in Frankreich – Wie verbreitet sind die Parasiten bei uns?
Sie sind angeblich auf Sitzplätzen in der Metro oder im Kino – unter dem Hashtag #bedbugs, also Bettwanzen, gibt es auf Tiktok gerade viele Videos von besorgten Frankreich-Urlaubern. Ein Problem, das es auch bei uns geben könnte? Erik Schmolz ist Zoologe beim Umweltbundesamt und sagt: Im Moment sieht es nicht danach aus. "Wir haben in Deutschland keine Hinweise darauf, dass es mehr Bettwanzen gibt oder ungewöhnlich viele Bettwanzen", meint er. Man müsse aber auch dazu sagen, es gebe in Deutschland keine offizielle Statistik. Man könne zwar Schädlingsbekämpfer fragen, ob sie mehr oder weniger Einsätze haben, aber das seien immer so kleine Stichproben und im Moment gibt es keine Hinweise, dass es wirklich mehr wäre. Anders nimmt das Anne Hamker wahr. Sie leitet das sogenannte Bettwanzen-Spürhunde-Team in Leipzig. Mit ihren zwei Spürhunden lässt sie Bettwanzen erschnüffeln. "Ob die Bettwanzen auch in Deutschland auf dem Vormarsch sind, mein Eindruck ist: Ja", sagt sie. Die Nachfrage nach Bettwanzenspürhunden und auch nach Bekämpfungsmaßnahmen steige ihres Wissens nach schon spürbar.Als einen Grund nennt Hamker: "Wir reisen immer mehr, verschleppen die Bettwanzen also leichter." Außerdem habe der globale Handel zugenommen. "Wir kaufen gebrauchte Möbel, ohne zu prüfen, ob die eventuell befallen sind", erklärt Hamker. Hinzu komme natürlich auch die zunehmende Resistenz der Bettwanzen gegen bislang eigentlich recht gut wirksame Insektizide. Für einen Befall gebe es verschiedene Indizien, sagt die Expertin. Viele Menschen würden von Rötungen, Schwellungen und starkem Juckreiz berichten. Erwachsene Bettwanzen könne man mit etwa sechs Millimeter Größe gut erkennen, allerdings seien sie Meister im Verstecken. Ein Indiz könnten auch noch Kotspuren sein, diese würden wie schwarze, runde Tintenflecke aussehen. Bei der Bekämpfung rät Anne Hamker von handelsüblichen Sprays ab, es sollten besser professionelle Schädlingsbekämpfer ans Werk. "Was man selbst tun kann, ist, die Kleidung bei 60 Grad waschen. Und was man nicht bei 60 Grad waschen kann, sollte bei minus 18 Grad für mindestens zwei Tage eingefroren werden", erklärt Hamker. Auf Reisen solle man sein Gepäck nicht auf oder neben dem Bett abstellen. Und das Gleiche gelte für die Schmutzwäsche, die für Bettwanzen wegen des Schweißgeruches durchaus sehr anziehend wirke.Erik Schmolz, vom Umweltbundesamt, rät beim aktuellen Fall in Frankreich aber auch von Panikmache ab. Man könne bei jedem Urlaub das Pech haben, auf Bettwanzen zu treffen.
mdr.de
Bettwanzen sorgen in Frankreich zurzeit für viel Ekel. Droht in Deutschland auch eine Plage? Und wie kann man den Schädling bekämpfen?
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Deutschland
2023-10-10T13:08:59+02:00
2023-10-10T13:08:59+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/panorama/bettwanzen-bekaempfen-frankreich-deutschland-100.html
Halle: Wärmeversorgung für Bewohner im Südpark vorerst weiterhin gesichert
Hunderte Mieterinnen und Mietern im Südpark in Halle brauchen nach Aussage der Stadtwerke erstmal weiterhin keine Sorge haben, wieder im Kalten zu sitzen. Wie die Stadtwerke am Dienstag mitteilten, hat die Stadtwerketochter EVH mit dem Vermieter eine vorläufige Lösung erzielt, die die Versorgung mit Fernwärme und Warmwasser bis auf Weiteres sichert. Man sei zuversichtlich, auch eine langfristige Lösung zu finden. Der Vermieter war zuvor wegen unbezahlter Rechnungen in die Kritik geraten. Die BEVO DE Alpha 2a GmbH, die zuständig für die Wohnungen ist, hatte Rechnungen nicht bezahlt. Anfang Oktober stellten die Stadtwerke die Fernwärmeversorgung im halleschen Südpark dann kurzzeitig ab. Die Mieter hatten mehr als einen Tag lang kein Warmwasser und keine Heizung. Der Entscheidung war den Stadtwerken zufolge ein langwieriger Mahnprozess vorausgegangen. MDR (Dirk Jacobs, Norma Düsekow, Moritz Arand, Kalina Bunk) | erstmals veröffentlicht am 08.10.2024
mdr.de
Im Streit um die Wärmeversorgung für den Südpark in Halle sind die Stadtwerke zuversichtlich, eine langfristige Lösung zu finden. Hintergrund des Streits sind unbezahlte Rechnungen des Vermieters.
[ "Fernwärme", "Südpark", "Halle", "Halle-Neustadt" ]
Sachsen-Anhalt
2024-10-16T09:30:10+02:00
2024-10-16T09:30:10+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/suedpark-abschaltung-fernwaerme-wasser-mieter-schulden-102.html
Bukarest steht vor Mammutaufgaben
Viele Projekte, die die rumänische EU-Ratspräsidentschaft zu verhandeln hat, sind der Bukarester Regierung als Pflichtprogramm vorgegeben. Es sind Themen, die die EU-Staaten schon seit langem beschäftigen und die großteils in den nächsten Monaten zum Abschluss kommen sollen. Was steht konkret an? Das britische Parlament hat das mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen am Dienstag mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Ein geordneter Austritt Großbritanniens aus der EU, der am 29. März erfolgen soll, ist damit hinfällig. Stattdessen gilt ein harter Brexit als sehr wahrscheinlich. Auch könnte es sein, dass Großbritannien die EU um ein späteres Austrittsdatum bittet. Möglicherweise ist die EU auch zu weiteren Verhandlungen bereit. Das gilt zwar als unwahrscheinlich, da alle EU-Mitgliedsstaaten neuen Änderungen zustimmen müssten, ist aber auch nicht völlig ausgeschlossen. Rumänien hat am politischen Geschehen ein riesiges Interesse, da über 400.000 Landsleute auf der Insel leben. Die EU-Kommission drängt darauf, dass der nächste EU-Haushalt für 2021 bis 2027 noch unter ihrer Ägide und damit vor der Europawahl Ende Mai verabschiedet wird. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, zumal die Haushaltsverhandlungen zwischen den EU-Staaten einem Hauen und Stechen gleichkommen. Jetzt aber ist die Ausgangssituation noch komplizierter. Durch den Austritt Großbritanniens fällt von 2021 der drittgrößte Nettozahler in der EU weg – eine finanzielle Lücke, die die verbleibenden Mitglieder ausgleichen müssen. Die rumänische Regierung wird die Finanzverhandlungen der EU-Länder leiten und vor allem zwischen den weit auseinanderliegenden Positionen vermitteln müssen, damit die Mitgliedsstaaten auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Die österreichische Regierung hatte in ihrer EU-Ratspräsidentschaft den Ausbau der Grenzschutzagentur Frontex zu ihrem großen Ziel erklärt, doch scheiterte sie im Dezember schlussendlich am Widerstand der EU-Mitgliedsstaaten. Eine Aufstockung des Personals wurde auf ein späteres Datum vertagt. Die rumänische Regierung will nach eigenen Angaben das Thema weiter vorantreiben. Wie, ist bislang unklar. "Eine Pflichtquote für die EU-Staaten" lehnt Premierministerin Viorica Dancila nach eigenen Angaben jedoch kategorisch ab, auch wenn sich Rumänien an der EU-weiten Verteilung – anders als Ungarn, Tschechien und Polen – beteiligt hatte. Bereits im April wird das EU-Parlament pausieren, dann folgt die Zeit des Wahlkampfes für die anstehende Europawahl. Die rumänische EU-Ratspräsidentschaft wird damit aber nicht kürzer als üblich ausfallen. Auch gibt es genügend Themen in der EU, bei denen die einzelnen Mitgliedsstaaten noch keine Position gefunden haben. Hier muss die Bukarester Regierung bei formellen und informellen Treffen auf Lösungen drängen. Neben den Pflichtthemen kann ein Land, das die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, auch Inhalte setzen, die ihm besonders am Herzen liegen – vorausgesetzt sie sind für die gesamte EU relevant. So drängt die Bukarester Regierung auf einen baldigen Beitritt des Landes zum Schengenraum. Bei ihrem Auftritt vor dem EU-Parlament sagte Regierungschefin Viorica Dancila am Dienstag, ihre Landsleute würden sich ungerecht behandelt fühlen, wenn sie sehen, dass ihnen der Beitritt zum Schengenraum verwehrt werde.In der Vergangenheit hatten sich mehrere westeuropäische Staaten, darunter Deutschland, immer wieder gegen eine Aufnahme ausgesprochen und argumentiert, dass die Korruption im Land zu stark verbreitet sei. Rumänien und Bulgarien werden seit ihrem EU-Beitritt regelmäßig durch die EU-Kommission mit einem Kooperations- und Kontrollverfahren (CVM) überprüft, wie konsequent beide Länder gegen die im großen Stil betriebene Korruption vorgehen. Bei der jüngsten Auswertung im November kritisierte die EU-Kommission die Bukarester Regierung heftig dafür, dass sie den Kampf gegen Korruption deutlich geschwächt habe. Der Chef der liberalen ALDE-Fraktion, Guy Verhofstadt, warnte am Dienstag im EU-Parlament die Bukarester Regierung vor einem "Weiter so". Man erwarte, dass das rumänische Parlament auf die Kritik aus Brüssel reagiere und die entsprechenden Justizgesetze verändere. In seiner Rede sagte Verhofstadt mit Blick auf die beiden osteuropäischen Sorgenkinder Ungarn und Polen, dass Rumänien "den Weg von Orban und Kaczynski" einschlag. Zugleich warnte er die Bukarester sozialliberale Regierung, nicht weit von einer Einleitung des Artikel-7-Strafverfahrens entfernt zu sein. Gegen Polen läuft bereits ein solches Verfahren, dass im Extremfall zum Entzug der Stimmrechte in der EU führen kann. Die liberale Partei ALDE, die im EU-Parlament zur gleichnamigen Fraktion gehört, ist in Rumänien der kleinere Regierungspartner der sozialdemokratischen PSD. Die Kritik aus Brüssel stößt bisher bei PSD und ALDE auf taube Ohren. Regierungschefin Viorica Dancila würde das Brüsseler Kontrollverfahren zudem am liebsten abschaffen lassen. Im MDR-Interview sagte sie, dass es diskriminierend sei, dass die Evaluierung lediglich für Rumänien und Bulgarien gelte. Hier werde in der EU mit zweierlei Maß gemessen. "Korruption kommt nicht nur in Rumänien vor. Wir sehen auch in anderen EU-Ländern hochrangige Korruptionsfälle“, begründet die sozialdemokratische Regierungschefin ihre Forderung nach einer Abschaffung des Verfahrens. Dass Brüssel die Bukarester Regierung künftig nicht mehr evaluieren sollte, hält der Bukarester Politikanalyst Sorin Ionita vom Think Tank "Expert Forum" im MDR-Interview für den "völlig falschen Weg". Statt das Verfahren abzuschaffen, müsse es ausgeweitet werden, fordert Ionita. So solle ein Rating entwickelt werden, mit dessen Hilfe das Ausmaß der Korruption in allen EU-Ländern gemessen werden könne. So ließe sich beispielsweise überprüfen, wie die Regierungen ihre Fördermittel an die Regionalverwaltungen verteilen. "In ganz Osteuropa wird die Mittelvergabe an Bedingungen geknüpft. Die regionalen Behörden müssen im Gegenzug für die Gelder genügend Wählerstimmen zusammenbringen, damit die Regierungspartei bei der nächsten Wahl wieder gewinnt", sagt Ionita. Dass sich die Bukarester Regierung in ihrer Ratspräsidentschaft für ein solches EU-weites Rating einsetzen wird, hält Ionita jedoch für ausgeschlossen. Er weiß, PSD und ALDE wollen im kommenden Jahr die Wahlen selbst auf diese Weise wieder gewinnen. (amue)
mdr.de
Die rumänische Premierministerin Viorica Dancila hat am Dienstag vor dem EU-Parlament die Prioritäten der EU-Ratspräsidentschaft vorgestellt. Es sind knifflige Themen, die die EU-Länder derzeit bewegen.
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2019-01-15T21:28:49+01:00
2019-01-15T21:28:49+01:00
https://www.mdr.de//heute-im-osten/eu-ratspraesidentschaft-rumaenien-eu-parlament-100.html
Lasagne-Prinzip: Frühblüher im Topf in Schichten pflanzen
Wenn Narzissen, Tulpen und andere Frühblüher im Kübel wachsen sollen, ist eine gute Drainage wichtig. Daher bilden Tonscherben, Kies oder Blähton die unterste Schicht im Topf. Das Gefäß sollte auch unbedingt ein Loch als Wasserabzug haben. Bei zu viel Nässe im Kübel verfaulen die Zwiebeln. Zu schwere, lehmige Erde sollte deshalb mit Sand aufgelockert und wasserdurchlässiger gemacht werden. Wichtig ist auch, die Zwiebel immer richtig herum zu drehen, also mit der Spitze nach oben und den Wurzeln nach unten. Für den Frühlingstopf werden mehrere Zwiebeln in Schichten eingepflanzt. Dabei gilt die Faustregel, dass die großen, spät blühenden Arten unten im Topf auf die erste Schicht Erde kommen. Das können Tulpen oder Narzissen sein, sie werden nach dem Einsetzen mit einer weiteren Lage Erde abgedeckt. Die nächste Lage bilden dann zum Beispiel Narzissen oder Traubenhyazinthen, die früher blühen. Auch sie werden mit Erde abgedeckt. Auf der letzten Schicht im Kübel werden reichlich Krokuszwiebeln verteilt. Im Topf dürfen es ruhig etwas mehr sein als auf dem Beet. Die letzte Schicht Erde kann mit Moos abgedeckt und herbstlich dekoriert werden. Eine andere Möglichkeit ist, Herbst- und Winterblüher wie Besenheide über die Blumenzwiebeln zu pflanzen. Sie verschönern den Topf bis zum Frost. Stellen Sie den fertig bepflanzten Kübel dann an einen windgeschützten, sonnigen Platz im Freien. Balkonkästen und Kübel mit Stauden können übrigens auch ein neues Zuhause für Blumenzwiebeln werden. Setzen Sie die Frühblüher im Herbst vorsichtig zwischen die Stauden. So können Sie sich gleich nach dem Winter schon an den ersten Blüten erfreuen, bevor die Stauden richtig loslegen. Quellen: Jolanda van Amerom und Miek Stap, Betreiberinnen der Handelsgärtnerei van Amerom in Ostingerlseben bei Magdeburg; Gartenfachberaterin Brigitte Goss
mdr.de
Einen Kübel mit Frühlingsblühern können Sie schon im Herbst vorbereiten. So holen Sie sich ab Februar die leuchtenden Frühlingsfarben auf Balkon und Terrasse. Auch den Hauseingang kann der bepflanzte Topf schmücken.
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Gestalten
2023-09-16T12:24:04+02:00
2023-09-16T12:24:04+02:00
https://www.mdr.de/mdr-garten/gestalten/blumenzwiebeln-fruehblueher-topf-kuebel-einpflanzen-schichten-100.html
Mehr als 70 Fälle von Fischsterben in Sachsen-Anhalt in fünf Jahren
In den vergangenen fünf Jahren hat es in Sachsen-Anhalt mehr als 70 Fälle von Fischsterben gegeben. Das geht aus Daten der Landkreise hervor, die die Deutsche Presse-Agentur ausgewertet hat. Allein im vergangenen Jahr war es demnach zu knapp 20 Fällen gekommen. In diesem Jahr seien es bereits sechs Vorfälle gewesen. In den vergangenen Wochen hatte es größere Fälle von Fischsterben in der Milde bei Kalbe im Altmarkkreis Salzwedel und in der Ilse bei Ilsenburg im Landkreis Harz gegeben. In den meisten Fällen habe das Fischsterben natürliche Gründe gehabt, teilten etwa die Landkreise Börde, Stendal und der Saalekreis mit. So habe sich unter anderem das Wasser durch längere Sonnenscheindauer und sinkende Beschattung stärker erwärmt. Dem Saalekreis zufolge sind sinkende Wasserstände ein zusätzlicher Faktor. Der Landkreis Stendal teilte mit, bei allen Fällen von Fischsterben sei akuter Sauerstoffmangel eine plausible Erklärung gewesen. Auch bei einem Fischsterben in Kalbe legten Untersuchungen nahe, dass die Tiere zu wenig Sauerstoff hatten. Der Landesanglerverband Sachsen-Anhalt blickt mit Sorge auf die Entwicklung. Der Klimawandel bedeute höhere Temperaturen und Sonneneinstrahlung. Dadurch könne Sauerstoff nicht mehr so gut im Wasser gebunden werden, erklärte der Sprecher des Verbands, Martin Schwabe. Besonders betroffen seien stehende Gewässer, also Teiche, die keine natürlichen Zuflüsse hätten. Hier verschärfe die Verdunstung und der Rückgang des Wassers das Problem. Wir haben Teiche, die haben zum Teil zwei Drittel ihres Wassers verloren. "Wir haben Teiche, die haben zum Teil zwei Drittel ihres Wassers verloren", sagte Schwabe. Unter anderem der Große Wiendorfer Teich bei Könnern und der Posthornsee im Norden von Halle seien davon betroffen. Dort habe man nun versucht, mit einer Art Graben das Einzugsgebiet für Wasser zu erweitern. Zudem werde versucht, Fische umzusetzen, sobald sich ein drohendes Fischsterben ankündige. Aber auch Flüsse waren in der Vergangenheit immer wieder betroffen. In der vergangenen Woche wurden Hunderte tote Fische aus der Ilse gefischt, nachdem es in einem Unternehmen in Ilsenburg zu einer Havarie mit Schwefelsäure gekommen war. dpa, MDR (Maren Wilczek)
mdr.de
In fünf Jahren hat es in Sachsen-Anhalt mehr als 70 Fälle von Fischsterben gegeben. Das zeigen Daten der Landkreise. Und: Sie geben Aufschluss über die Gründe.
[ "Nachrichten", "fische", "fischsterben", "daten", "landkreise", "sauerstoffmangel", "wärme", "landesanglerverband" ]
Sachsen-Anhalt
2023-07-22T10:08:42+02:00
2023-07-22T10:08:42+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/fischsterben-faelle-gruende-100.html
Imker bekämpfen mit Zuchtprogramm das Bienensterben in Sachsen
Der Landesverband Sächsischer Buckfast-Imker verkündet Erfolge in Hinterhermsdorf: Bereits 700 Königinnen wurden im vergangenen Jahr von speziellen Drohnen befruchtet. Diese Bienen tragen eine Resistenz gegen die gefürchtete Varroa-Milbe in sich, die jährlich tausende Bienenvölker bedroht.Vorsitzender Tino Lorz setzt in einem Wald bei Hinterhermsdorf mit Kollegen sogenannte "Buckfast-Bienen" aus. Er hofft, dass die Bienen sich mit den heimischen Arten vermehren und die Resistenz an nachfolgende Generationen weitergeben. Sprich: Die Varroa-Milbe hätte dann keine Chance mehr. Über den Projektverlauf äußerte sich der Imker bei MDR SACHSEN zufrieden. Ziel des Projektes ist es, bis 2033 eine medikamentenfreie Bienenpopulation in Europa zu haben. Denn laut Lorz müssen die Bienenvölker derzeit gegen die Varroa-Milbe medikamentös behandelt werden. "Sonst würde der Großteil der Völker eingehen", so der Imker. Trotz Behandlungspflicht würden jedes Jahr zwischen 20 und 40 Prozent der Bienenvölker sterben. "Stellen Sie sich mal vor, das würde bei anderen Nutztieren so sein, dass 20 oder 40 Prozent der Rinder oder Schweine sterben. Das ist schon eine sehr dramatische Situation." Stellen Sie sich mal vor, das würde bei anderen Nutztieren so sein, dass 20 oder 40 Prozent der Rinder oder Schweine sterben. Das ist schon eine sehr dramatische Situation. Die Varroa-Milbe ist vor gut 50 Jahren aus Asien eingeschleppt worden, erklärt der Imker. Sie sauge an der Bienenpuppe und übertrage dabei Viren, an denen die Bienen dann sterben. Die Buckfast-Bienen kommen im Gegensatz zu anderen Bienenarten mit der Varroa-Milbe zurecht und würden sie eigenständig bekämpfen. Dass die Buckfast-Bienen diese Resistenz besitzen, ist das Ergebnis gezielter Zuchtarbeit. Die Imker überlassen bei dem Projekt nichts dem Zufall. Die Resistenz gegen die gefürchtete Milbe kommt nur zustande, wenn beide Elternteile resistent sind. Daher kommt laut Lorz auch künstliche Befruchtung zum Einsatz. Waben werden dafür von dem Imkern unter dem Mikroskop untersucht. "Das ist eine mühevolle Kleinarbeit", sagt Tino Lorz. "Die Buckfast-Biene ist im Prinzip die einzige Haustierart unter den Bienen", erzählt Tino Lorz MDR SACHSEN, denn hier würden die Kriterien der Haustierzucht angewandt. Ein deutscher Mönch habe die Biene in den 1920er Jahren in einem Kloster im südwestlichen England gezüchtet. Heute züchtet die Gemeinschaft der Europäischen Buckfast-Imker die besondere Bienenart weiter. Der Landesverband Sächsischer Buckfast-Imker habe sich der Gemeinschaft angeschlossen. Eine innovative Maßnahme zur Förderung resistenter Bienen ist die Anpaarungszone in der Sächsischen Schweiz bei Hinterhermsdorf. Sie wurde im vergangenem Jahr vom Landesverband Sächsischer Buckfastimker eingerichtet. Dort werden Völker mit resistenten Drohnen aufgestellt. Imker und Imkerinnen bringen für einige Zeit "jungfräuliche Königinnen" nach Hinterhermsdorf. Dort werden sie begattet und die Genetik mit der Milben-Resistenz weiter gegeben. Für Lorz ist diese Zone ein wichtiger Schritt, um die Bienenvölker in Sachsen bis 2033 gegen die Varroa-Milbe resilient zu machen. Interessierte Imker und Imkerinnen können ihre Königinnen auf der Internetseite des Landesverbandes Sächsischer Buckfast-Imker für die Befruchtung anmelden, um an diesem Projekt teilzunehmen. Dass Sachsens Bienenvölker nach und nach gegen die Milbe resistent werden, passiere jedoch nicht sofort. Doch Lorz zufolge gibt es bereits Imker im Freistaat, die ihre Völker nicht mehr medizinisch behandeln müssen. "Bis 2033 schaffen wir, dass die Bienenvölker in Sachsen resilient gegen die Milben sind", zeigt sich Lorz optimistisch. MDR (kav/bad)
mdr.de
In Hinterhermsdorf beteiligen sich sächsische Imker erfolgreich an einem europäischen Großprojekt. Es soll Bienen resistent gegen die Varroa-Milbe machen, die alljährlich den Tod tausender Bienenvölker verursacht.
[ "Nachrichten", "Bienen", "Imker", "Buckfast", "Milbe", "Resistenz", "Hinterhermsdorf" ]
Sachsen
2024-03-25T09:00:00+01:00
2024-03-25T09:00:00+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dippoldiswalde-sebnitz/buckfast-bienen-hinterhermsdorf-milben-projekt-100.html
Bachfest Leipzig
Jedes Jahr im Sommer wird der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach, der fast die Hälfte seines Lebens in Leipzig verbracht hat, mit dem Bachfest Leipzig geehrt. Die Authentizität des Ortes mit dem Grab in der Thomaskirche, seinem Denkmal davor oder der Thomasschule zieht ein internationales Publikum ebenso an, wie Stars der Musikszene. Gespielt wird an den historischen Wirkungsstätten Bachs. Die Zuschauer erwartet ein Mix aus weltlichen und Kirchenkonzerten, atmosphärischen Jazz-Interpretationen, Kammerkonzerten, Open-Air-Veranstaltungen sowie Konzerten für Kinder.
mdr.de
Leipzig ohne Bach? Undenkbar! Einmal jährlich wird der berühmte Sohn der Stadt und Thomaskantor, der fast die Hälfte seines Lebens an der Pleiße verbracht hat, mit einem großen Musikfest geehrt: dem Bachfest Leipzig.
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Startseite
2024-07-05T15:22:21+02:00
2024-07-05T15:22:22+02:00
https://www.mdr.de//kultur/kulturpartner-bachfest-leipzig-102.html
Bargeldlose Zukunft für große Mehrheit unvorstellbar
Aktuell kommt im Alltag Bargeld stärker zum Einsatz als Kredit- oder Bankkarten. Drei Viertel der Befragten (76 %) gaben an, Bargeld täglich und mehrmals pro Woche zu nutzen. Nur gut ein Drittel (36 %) zahlt mit Karten, indem diese in das Lesegerät schoben wird. Das kontaktlose Zahlen mit Karte oder Smartphone nutzt knapp ein Drittel (32 %) im Alltag. Ebenfalls ein knappes Drittel hat diese modernste Methode noch nie ausprobiert. Einer der wichtigsten Gründe für die Nichtnutzung des kontaktlosen Zahlens sind Sicherheitsbedenken. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 %), die noch nie kontaktlos bezahlt haben, trauen dieser Technik nicht. Ein Drittel (33 %) gab an, keine geeignete Karte zu haben. Nur drei Prozent gaben an, dass die Läden, in denen sie hauptsächlich einkaufen, diese Zahlungsmöglichkeit nicht anbieten. Es ist meine Privatsache, welche Produkte ich mit meinem privaten, persönlichen Geld kaufe. Das ist der effizienteste Datenschutz. Bargeldloses Bezahlen ist etwas für den gläsernen Bürger, der gar nicht begreift, was dies bedeutet. In der Corona-Pandemie hat sich bei der Nutzung der einzelnen Bezahlarten (Bargeld, Karten und kontaktloses Zahlen) nur teilweise etwas geändert. Beim Bargeld gaben 42 Prozent der Befragten an, es weniger zu nutzen als vorher. Jeder Fünfte setzte die Kredit- oder Bankkarte deutlich mehr ein als vor der Pandemie. Das kontaktlose Bezahlen hat fast jeder Dritte jetzt mehr genutzt als noch vor der Corona-Zeit. Bei allen drei Zahlarten blieb jedoch trotz der Pandemie das Verhalten bei der Hälfte unverändert.
mdr.de
Ein Leben ohne Bargeld ist für die Mehrheit der befragten Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in der Zukunft unvorstellbar. Das gaben 82 Prozent bei der aktuellen MDR-Umfrage an.
[ "Bargeld Kreditkarte bargeldlos Bank Bezahlen MDRfragt Mitteldeutschland Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen" ]
Deutschland
2020-11-12T10:57:05+01:00
2021-03-05T15:06:02+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/wirtschaft/mdrfragt-nutzung-von-zahlungsmitteln-104.html
Der Reformator Martin Luther
Martin Luther, als Sohn eines Bergmanns am 10. November 1483 in Eisleben geboren, studierte ab 1501 an der "Artistenfakultät" der Erfurter Universität. Nach dem Erlebnis eines schweren Unwetters bei Stotternheim legte er 1505 das Gelübde ab, Mönch zu werden. Noch im selben Jahr trat er in das Augustiner-Eremitenkloster in Erfurt ein. 1507 empfing er dort die Priesterweihe und begann mit dem Theologiestudium. Am Konvent von Wittenberg übernahm Luther 1511 eine Professur für Bibelauslegung. In seinen Vorlesungen beschäftigte er sich hauptsächlich mit den Psalmen sowie den Briefen des Paulus an die Römer, die Galater und die Hebräer. 1517 protestierte Luther in Briefen an den Erzbischof von Mainz und den Bischof von Magdeburg gegen die Ablasspredigten von Johann Tetzel. Den Briefen legte er 95 Thesen bei, die das Ablassunwesen kritisierten, eine Reihe von Dogmen der römischen Kirche in Frage stellten und zur akademischen Diskussion anregten. Außerdem soll Luther die Thesen an die Pforte der Wittenberger Schlosskirche geschlagen und sie gleichzeitig an mehrere Freunde und Gelehrte versandt haben. Die römische Kurie reagierte empört: Die Thesen seien ketzerisch. Ihr Verfasser wurde umgehend nach Rom zitiert. Im Oktober 1518 kam es zum Verhör Luthers durch einen päpstlichen Legaten in Augsburg. Der Rebell wurde zum Widerruf seiner Thesen gedrängt. Aber Luther ließ sich nicht einschüchtern. In Löwen, Lüttich, Köln und Mainz wurden 1520 Luthers Schriften von papsttreuen Gläubigen verbrannt. Luther galt jetzt als Ketzer. Nur wenige Jahre zuvor hätte das seinen sicheren Tod bedeutet, doch nun soll er seine Thesen vor dem Reichstag in Worms verteidigen. Der deutsche Kaiser Karl V. sicherte ihm dafür freies Geleit zu. Luther machte sich auf den 600 Kilometer langen Weg. Am 17. April 1521, bereits einen Tag nach seiner Ankunft in Worms, wurde er vom Kaiser empfangen. Karl V. forderte ihn unmissverständlich auf, seine Thesen zu widerrufen. Luther bat sich Bedenkzeit aus. Am nächsten Tag antwortete er dem Kaiser: "Ich kann und will nicht widerrufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun." Der Kaiser brach das Verfahren daraufhin ab und tadelte Luther: "Denn es ist sicher, dass ein einzelner Mönch in seiner Meinung irrt, wenn diese gegen die der ganzen Christenheit steht." Am 26. April verließ Luther Worms. Gleich nach seiner Abreise verhängte Karl V. wie angedroht gegen ihn die Reichsacht, das "Wormser Edikt". Luther war jetzt "vogelfrei", die Lektüre und Verbreitung seiner Schriften fortan verboten. Die berühmten, oft zitierten Worte "Hier stehe ich, ich kann nicht anders!" hat Luther wohl nicht gesprochen. Doch sie fassen seine Überzeugung auf dem Reichstag in Worms immerhin wohl präzise zusammen. Luther floh unter dem Schutz von Friedrich dem Weisen, dem Kurfürsten von Sachsen, auf die Wartburg bei Eisenach, wo er unter dem Tarnnamen "Junker Jörg" mit der Übersetzung des Neuen Testaments begann, die 1522 schließlich ohne Nennung seines Namens veröffentlicht wurde. Im Oktober 1524 legte Luther die Mönchskutte ab und heiratete ein Jahr später die ehemalige Zisterzienserin Katharina von Bora. Im selben Jahr begann der Bauernkrieg. Die Bauern hofften vergeblich, von der reformatorischen Bewegung im Kampf gegen die Ausdehnung landesherrlicher Gerichtsherrschaft und gegen die Ausbeutung des Bauernstands unterstützt zu werden. 1530 hielt sich Luther auf der Veste Coburg auf. Bei dem im gleichen Jahr stattfindenden Reichstag in Augsburg wurde er von Philipp Melanchthon vertreten: Dessen "Confessio Augustana" wurde vor dem Reichstag verlesen und gilt damit als das erste öffentliche Bekenntnis des Protestantismus. Die erste Gesamtausgabe von Luthers Übersetzung der Heiligen Schrift "Biblia, das ist die ganze Heilige Schrift Deutsch" erschien 1534. Die reformatorischen Ideen Luthers fanden im Lauf der Zeit immer mehr Zuspruch. Im sächsischen Torgau konnte Luther 1544 den ersten evangelischen Kirchenbau einweihen. Am 18. Februar 1546 starb Luther in Eisleben. Vier Tage später wurde er in Wittenberg zu Grabe getragen.
mdr.de
"Hier stehe ich. Ich kann nicht anders." So soll Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms den Widerruf seiner Wittenberger Thesen zurückgewiesen haben. Luther, der großen deutsche Reformator, starb 1546.
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2021-02-18T05:00:00+01:00
2025-03-17T17:24:04+01:00
https://www.mdr.de//geschichte/weitere-epochen/mittelalter/martin-luther-worms-reichstag-reformation-100_zc-64ea0c43_zs-6bcd9f94.html
Italienische Salami wegen Salmonellen zurückgerufen
Wegen einer möglichen Salmonellen-Belastung ist die italienische Salami der Marke "Rewe Feine Welt" zurückgerufen worden. Von der Wurst mit dem Namen "Salame Felino" in der 80-Gramm-Packung sei ausschließlich Ware mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 14.07.2024 bis einschließlich 21.07.2024 betroffen, teilte die Gabel Vertriebsgesellschaft aus dem westfälischen Lünen am Donnerstag mit. Bei einer routinemäßigen Qualitätskontrolle seien in dem Produkt Salmonellen nachgewiesen worden. Eine Gesundheitsgefährdung könne deswegen nicht ausgeschlossen werden. Wer das entsprechende Produkt gekauft habe, könne es auch ohne Vorlage des Kassenbons zurückgeben und sich sein Geld erstatten lassen. Eine Salmonellen-Erkrankung äußert sich innerhalb einiger Tage nach der Infektion mit Durchfall, Bauchschmerzen, gelegentlich Erbrechen und leichtem Fieber. Vor allem Säuglinge, Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem können schwerere Krankheitsverläufe entwickeln. dpa (jst)
mdr.de
Ein Importeur ruft Salami zurück, die bei Rewe verkauft wurde. Der Grund: Sie könnte Salmonellen-belastet und damit gesundheitsschädigend sein.
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Deutschland
2024-06-28T11:37:34+02:00
2024-06-28T11:37:34+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/gesellschaft/salami-rewe-rueckruf-salmonellen-100.html
Kinder sehr häufig mit Corona infiziert – aber nur selten schwer
Zumindest in der ersten Hälfte der Pandemie hatten Kinder und Jugendliche ein sehr geringes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Diesen bereits bekannten Befund untermauerte nun noch einmal eine Studie kanadischer Kinderärzte, die im Journal der kanadischen Mediziner-Vereinigung (CMAJ) erschienen ist. Zugleich waren sie unter allen Altersgruppen am häufigsten infiziert. Untersuchungen auf Antikörper gegen das Virus zeigten, dass rund 3,3 Prozent aller kanadischen Kinder Kontakt mit dem Virus hatten, bei den Erwachsenen und Alten war dieser Wert niedriger. Die Studie betrachtete 264 Kinder und Jugendliche, die zwischen dem 25. März und dem 31. Dezember 2020 mit einer Covid-19 in kanadischen Krankenhäusern behandelt wurden. 43 Prozent der Studienteilnehmer waren nicht wegen der Infektion eingewiesen worden. Sie wurde erst durch einen Test festgestellt. Von den 150 Kindern und Jugendlichen, die primär wegen der Covid gekommen waren, zeigten 70 Prozent Fieber, 35 Prozent erbrachen sich und 34 Prozent hatten starken Husten. Nur bei der Hälfte dieser in Kliniken behandelten Kinder entwickelte sich ein schwerer Verlauf. 21 Prozent mussten auf einer Intensivstation behandelt werden, 13 Prozent wurden beatmet oder an eine Herzmaschine angeschlossen. "Unsere Studie zeigt noch einmal deutlich, dass sich die Krankheitszeichen und Verläufe in der ersten Hälfte der Pandemie deutlich unterschieden haben zwischen Kindern und Erwachsenen", sagt Kinderarzt Shaun Morris von der Universität Toronto. Noch zu Beginn der Pandemie hatten Kinderärzte das Gegenteil erwartet, da die meisten virusbedingten Atemwegsinfektionen bei Kindern oft eher schwer verlaufen. Ob die in der Studie formulierten Erkenntnisse angesichts der Delta-Variante noch gültig sind, ist aber noch offen. Das Virus ist nun ansteckender. Ob es auch bei Kindern zu schwereren Verläufen führt, ist noch nicht bekannt. (ens)
mdr.de
Vor der Deltavariante infizierten sich in Kanada sehr viele Kinder mit Corona, aber nur sehr wenige wurden mit schweren Verläufen in Krankenhäusern behandelt. Wer schwer erkrankte, hatte häufig Vorerkrankungen.
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Startseite
2021-09-27T14:00:00+02:00
2021-09-27T14:00:00+02:00
https://www.mdr.de//wissen/covid-corona-kinder-seltener-schwerer-verlauf-kanada-100.html
Wie viel Grundwasser steht der Lausitz zur Verfügung?
In den sächsischen Braunkohlerevieren soll ein neues Projekt regionale Akteure beim Strukturwandel unterstützen. Wie die Landestalsperrenverwaltung (LTV) und das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mitteilten, ist dazu das Netzwerk "RegionNet WasserBoden" gegründet worden. Die erste Auftaktveranstaltung dazu war am Dienstag in Leipzig. Projektleiter Uwe Müller sagte, man wolle über die Bereitstellung von Informationen zum Wasser für Gewissheit sorgen, mit wieviel Wasser gerechnet werden kann und welche Nutzung sich daraus für die Region ergibt, ohne die Ressource zu übernutzen. Es habe keinen Sinn, eine Nutzung dort anzusiedeln, wo nicht genügend Wasser vorhanden ist. Das wäre unter Umständen eine Fehlinvestition. Es geht den Initiatoren darum, wie sich eine von jahrzehntelangem Braunkohletaugebau geprägte Region in den kommenden Jahrzehnten neu erfindet. Welche Industrie kann sich ansiedeln, wo entstehen Wohnhäuser, Straßen, Naherholungsgebiete? Welche touristischen Angebote können entwickelt werden? Am Donnerstag wird es eine weitere Auftaktveranstaltung für das Lausitzer Revier in Rietschen geben. Mit der im März beschlossenen Nationalen Wasserstrategie will der Bund bis 2030 ein besseres Wassermonitoring auf die Beine stellen. Laut Experten ist das zu spät, sinken doch Grundwasserspiegel seit Jahren in Sachsen kontinuierlich. Es gebe einen Mangel an Daten, was wo entnommen wird und wie viel Wasser wo vorhanden ist. So auch Andreas Hartmann, Grundwasserforscher von der TU Dresden in der MDR-Sendung "Fakt ist!". Man müsse jetzt schneller wissen "wie viel ist da, wie viel Grundwasser kann entnommen werden. So kann man wissen, ob Wassermangel droht." Strukturell und personell habe man in Deutschland Nachholbedarf. In den USA sei man da schon viel weiter, so der Forscher. MDR (gri)
mdr.de
Wie entwickelt sich das Grundwasser in den Braunkohlefolgelandschaften? Diese Frage ist wichtig, um zu entscheiden, welche Projekte Industrie, Landwirtschaft oder Tourismus in den kommenden Jahrzehnten angehen können.
[ "Nachrichten", "Uwe Müller", "Grundwasser", "Bergbau", "Mitteldeutschland", "Strukturwandel", "Braunkohle", "Umwelt", "Landwirtschaft", "Naturschutz" ]
Sachsen
2023-07-11T20:23:55+02:00
2023-07-11T20:23:55+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/strukturwandel-braunkohle-wasser-100.html
Sind Freundschaften die wertvolleren Beziehungen?
In unserem Format MDR KULTUR – NÄCHSTE GENERATION stellen wir junge Künstlerinnen und Künstler vor, die unsere Gesellschaft kritisch in den Blick nehmen, Debatten anregen und gleichzeitig Ideen für die Zukunft entwerfen wollen. Jeden zweiten Montag, stellen wir diese Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor – die Themen reichen von der Frage, ob es okay ist, das Elternsein zu bereuen, ob die 40-Stunden-Woche noch angemessen ist, bishin zu Klimaschutzfragen oder Patriotismuskritik. hashtagmonike – das sind die Schauspielerinnen Henrike Commichau und Mona Vojacek Koper, beide Jahrgang 1992. Seit fünf Jahren sind sie als Duo am Theaterhaus Jena engagiert. Kennengelernt haben sich die beiden beim Schauspielstudium in München. Als Theaterduo greifen sie gesellschaftskritische Themen auf – beispielsweise haben sie an einem normalen Tag vor einem Apple Store kampiert, um auf die absurden Schlangen vor dem Neuerscheinen neuer Produkte anzuspielen.Oft greifen sie feministische Themen auf, zuletzt übten sie in einem Theater-Livestream Kritik am Paragrafen 219a, der Ärztinnen einschränkt, über Schwangerschaftsabbrüche aufzuklären. Ihr Markenzeichen sind ihre Blaumänner, in denen sie in Blau oder Rosa in der Öffentlichkeit auftreten – auch außerhalb des Theaters im Stadtgebiet. Nachdem sie sich in ihrem aktuellen Stück mit dem Thema Freundschaften als unterschätzte Beziehungsform beschäftigen, soll es in ihrem nächsten Stück ums Alleinsein gehen.
mdr.de
Am 14. Februar ist Valentinstag. Aber warum läuft immer alles auf das Finden der großen Liebe heraus? Und warum kriegen nicht mehr Menschen mit Freunden Kinder? Damit beschäftigt sich das Jenaer Theaterduo hashtagmonike.
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2022-04-01T13:41:57+02:00
2025-02-14T15:10:05+01:00
https://www.mdr.de//kultur/theater/jena-theater-freundschaft-liebe-hashtagmonike-100.html
EU-Parlament beschließt Asylreform
Das Europaparlament in Brüssel hat der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (Geas) am Mittwoch mehrheitlich zugestimmt. Die zehn Gesetzesvorschläge sollen die Migration in die EU begrenzen und steuern. Im Kern geht es um einheitliche Verfahren, schnellere Abschiebungen und mehr Solidarität unter den EU-Staaten. Über viele der Vorschläge streitet die EU bereits seit 2016, ausgelöst durch die Migrationskrise 2015. Die Abstimmung im EU-Parlament wurde von Protestrufen unterbrochen. Das Gesetzespaket sieht unter anderem vor, dass Asylsuchende mit geringer Bleibechance schneller und direkt von den EU-Außengrenzen abgeschoben werden. Dies betrifft etwa Menschen aus Marokko, Tunesien oder Bangladesch, die eine höchstens 20-prozentige Anerkennungsquote in der EU haben. Solche Verfahren müssen zudem Migranten, die als Sicherheitsgefahr eingestuft werden oder die die Behörden in die Irre geführt haben, etwa mit einem falschen Pass, durchlaufen.Für die Schnellverfahren sollen die Menschen bis zu zwölf Wochen unter haftähnlichen Bedingungen untergebracht werden. Während der Verfahren gelten sie juristisch als nicht eingereist. Das bedeutet, sie haben nicht dieselben Rechte wie Asylbewerber. Die Mitgliedsländer wollen zunächst 30.000 Plätze in Grenzlagern schaffen, nach vier Jahren sollen es 120.000 sein. Zudem sollen Geflüchtete besser erfasst werden. Dafür müssen künftig bereits sechsjährige Kinder Fingerabdrücke und andere biometrische Daten abgeben. Die sogenannte Krisenverordnung ist ein weiterer Baustein des Reformpaketes. Sie sieht Sonderregeln für EU-Staaten vor, die unter besonders hohem Migrationsdruck stehen. Schutzsuchende können dadurch noch länger an der Außengrenze festgehalten werden. Deutschland hatte diese Regelung zunächst wegen humanitärer Bedenken abgelehnt. Gemäß den neuen Regeln ist grundsätzlich weiterhin das EU-Land für einen Asylbewerber zuständig, in dem dieser zuerst europäischen Boden betreten hat. Zusätzlich ist ein EU-Solidaritätsmechanismus geplant. Dieser soll insbesondere die EU-Staaten an der Außengrenze entlasten und Schutzsuchende innerhalb der EU umverteilen. Länder, die keine Personen aufnehmen wollen, sollen Ausgleichszahlung leisten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser begrüßte die Zustimmung des EU-Parlaments. Die Reform werde die irreguläre Migration wirksam begrenzen und zu einer Entlastung der Kommunen führen, erklärte sie in Berlin. Mit der Einigung habe Europa "eine tiefe Spaltung" überwunden. "Die heutige Entscheidung zeigt auch: Wir überlassen dieses zentrale Thema nicht den Rechtspopulisten, die Menschen in Not für ihre Stimmungsmache missbrauchen", sagte sie. Innerhalb des EU-Parlaments fällt die Bewertung der EU-Asylreform sehr unterschiedlich aus. "Das heutige Votum ist ein historischer Moment für Europa und ein Meilenstein für ein gemeinsames europäisches Asylsystem", erklärte die CDU-Europaabgeordnete Lena Düpont. Ähnlich sieht es die FDP. "Endlich schaffen wir klare Regeln für die ankommenden Menschen und schnellere Verfahren an den Außengrenzen. Damit bringen wir mehr Ordnung in das europäische Migrationssystem", erklärte der FDP-Parlamentarier Jan-Christoph Oetjen. Die Sozialdemokraten betrachten die Reform mit gemischten Gefühlen. Die Europaabgeordnete Birgit Sippel (SPD) erklärte, um einen Kompromiss zu erzielen, habe ihre Fraktion "hohe Zugeständnisse" machen müssen. Sie wolle Kritik nicht verschweigen. So seien etwa verpflichtende Grenzverfahren für Familien eines der "hochproblematischen Elemente." Die Grünen im Europaparlament sehen das Paket als eine "Verschlechterung der aktuellen Situation" und stimmten gegen eine Mehrheit der Gesetzesentwürfe, wie die Europaabgeordnete Katrin Langensiepen (Grüne) erklärte. Auch die Linke äußerte heftige Kritik. Der Beschluss "ebnet den Weg für einen beispiellosen Rechtsruck in der EU-Asylpolitik", sagte die Abgeordnete Cornelia Ernst. Zuvor hatte es massive Kritik an der Reform gegeben, unter anderem, weil auch Familien mit Kindern in die streng kontrollierten Auffanglager kommen könnten. Die Bundesregierung und das Europaparlament hatten versucht, dies zu verhindern, scheiterten in den Schlussverhandlungen allerdings am Widerstand von Ländern wie Italien. Für Kritik sorgte auch, dass abgelehnte Asylbewerber künftig leichter in sichere Drittstaaten abgeschoben werden können. Denn mit der Einigung können jetzt mehr Drittstaaten als sicher eingestuft werden, dies gilt auch für bloße Teilgebiete von Staaten. Grundlage dafür können auch nationale Einschätzungen sein. Das Bündnis "Seebrücke" sprach davon, dass die Verschärfungen die grundlegenden Rechte von Menschen auf der Flucht bedrohten. Es sei an der Zeit, dass Europa seine Verantwortung wahrnehme und Schutzsuchenden einen sicheren Hafen biete. Nach dem EU-Parlament muss noch der Rat der EU-Mitgliedstaaten der Reform zustimmen. Dies gilt als Formsache. Anschließend haben die Staaten zwei Jahre Zeit für die Umsetzung. EPD, AFP, dpa, MDR (smk)
mdr.de
Das Europaparlament hat für eine Verschärfung der gemeinsamen Asylregeln gestimmt. Das Gesetzespaket sieht unter anderem Asylverfahren an den Außengrenzen sowie beschleunigte Rückführungen vor.
[ "EU- Parlamaent", "Asyl", "Migration", "Flucht", "Reform" ]
Welt
2024-04-10T20:40:59+02:00
2024-04-10T20:40:59+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/eu-asylreform-strengere-regeln-migration-100.html
Schulferien und ihre Geschichte
In Deutschland werden auf Grund der Corona-Pandemie Schulferien gestrichen, gekürzt oder verschoben. Hat es einen solchen Eingriff in der Geschichte der deutschen Schulferien schon einmal gegeben? Thomas Töpfer, Direktor des Leipziger Schulmuseums, meint: Nein. Thomas Töpfer: Wir sind heute natürlich in einer ganz unvergleichbaren Situation, einer Gesundheitskrise nie gekannten Ausmaßes. Von den damit verbundenen Maßnahmen sind Schulen ebenso betroffen, wie fast alle anderen gesellschaftlichen Bereiche. Aber natürlich gab es auch schon in der Vergangenheit Schulschließungen oder Ferienverschiebungen. Die Ursachen konnten extreme Witterung sein, etwa harte Winter, die vor allem in der von der Braunkohleversorgung abhängigen DDR drastische Folgen hatten. Das waren aber meist regionale Ausnahmen, bei denen z.B. Schulen nicht beheizt werden konnten oder der Verkehr zum Erliegen kam. In der Bunddesrepublik sah es anders aus, da man dort nicht von einem Heizmittel abhängig war. Ansonsten gab es auch lokale Sondersituationen wie Hochwasser oder Ausbrüche von Masern. Doch ich kann nicht sagen, dass es Schulschließungen in diesem Ausmaß und unter einer solchen Bedingung – wie wir sie bei dieser Pandemie haben – bereits gegeben hat, zumal die jetzigen Maßnahmen auf einen Schlag das ganze Land betreffen. Nein. Mir sind keine Maßnahmen wie flächendeckende Schulschließungen bekannt. Die DDR hat das Ereignis vom 26. April 1986 zunächst verschwiegen bzw. Tage später entsprechend der sowjetischen Informationspolitik beschwichtigt. Auch die ersten Reaktionen in der Bundesrepublik waren von Beruhigungsversuchen geprägt. Dort gab es später Warnungen über Lebensmittel, Spielplätze wurden gesperrt, aber es gab keine Schulschließungen. Der Begriff "Ferien" stammt tatsächlich aus dem Lateinischen und meint Feiertag, Festtag. Mit unserem modernen Verständnis von Ferien, die wir heute in der Regel mit Urlaub gleichsetzen, hat das aber nicht viel zu tun. Im Mittelpunkt standen natürlich die hohen christlichen Feste, um die herum eine unterrichtsfreie Zeit lag. Besonders die Karwoche vor Ostern und die Woche nach Ostern war eine solche Zeit. Vieles hing aber vor der Schaffung eines einheitlichen, staatlich geregelten Schulwesens – also vor 1850/60 – von lokalen Traditionen ab. In Leipzig und anderen Messestädten waren z.B. traditionell die Messezeiten schulfrei. Die freien Tage dienten ursprünglich einem geistlichen Zweck. Es ging darum, seinen Pflichten als frommer Christ nachzukommen. Unser modernes Verständnis von "Freizeit" und "Erholung" hat damit wenig zu tun. Aber natürlich ist es keine moderne Erkenntnis, dass Lernen Pausen und längerer Unterbrechungen bedarf. Diese wurden aber auch durch die sozialen Umstände erzwungen, wenn sich eine Familie den Schulbesuch beispielsweise nur zeitweilig leisten konnte. Über Dauer und Zeitpunkt des Schulbesuchs entschieden bis weit in das 19. Jahrhundert hinein die Eltern. Auch zwischen Stadt und Land bestanden bis in die Nachkriegszeit erhebliche Unterschiede. Bei der Ernte halfen die Kinder ihren Eltern auf dem Feld. Deshalb kann man die "Winterschule" als klassische Schulzeit auf dem Lande bezeichnen. Der Ursprung der Sommerferien hat insofern mit heutigen Vorstellungen von Strandurlaub oder Erholung in den Bergen nichts zu tun. So etwas war für den größten Teil der Bevölkerung bis weit in die Nachkriegszeit hinein nicht zu erreichen. Das war aber keine bildungspolitische Frage, sondern lag v.a. an den sozialen Unterschieden und daran, dass tarifliche Urlaubszeiten nicht existierten bzw. den Umfang wie heute hatten. Familienurlaub in den Schulferien war nur für eine Minderheit machbar. Man muss man natürlich aufpassen, im Nachhinein nicht der Propaganda der Nationalsozialisten zu viel Glauben zu schenken. Ferien und Urlaub wurden nicht erst durch NS-Verordnungen geschaffen, auch wenn z.B. die Urlaubsansprüche für Berufstätige erhöht wurden. Bereits in der Weimarer Republik hat man versucht, Kindern aus Arbeiterfamilien Urlaub zu ermöglichen. Auch waren Kinder vor 1933 ganz anders sozial eingebunden, als es heute der Fall ist. Ich meine hier v.a. christliche oder politische bzw. gewerkschaftliche Jugendgruppen aber auch die vielfältige Bündische Jugend oder Pfadfinder. Freizeit war eine kollektive Sache, die man gemeinsam organisierte. Diese Vielfalt wurde durch die Nationalsozialisten zerstört, zugunsten der staatlich geförderten Hitlerjugend, mit der man Einfluss auf die Freizeitgestaltung junger Menschen nehmen konnte. "Urlaub" als vermeintliches Massenphänomen wurde aber von den Nationalsozialisten als propagandistisches Instrument eingesetzt, wofür z.B. die Organisation "Kraft durch Freude" steht. Das alles war kein Selbstzweck, sondern wurde auf körperliche Ertüchtigung und "Volksgesundheit" ausgerichtet. Wenn man so will auf einen ideologischen Zweck. Hierzu wird es ohne Zweifel eine Fülle von Forschungen geben. Die Vorstellung, dass Schule genauso zu Hause stattfinden kann, der Lehrplan eingehalten und das Pandemie-Schuljahr insofern genauso "bewertet" werden kann, wie das davor, ist natürlich absurd. Es gibt Studien, die zeigen, dass alles, was sich in Bezug auf das Lernen zu Hause abspielt, einen klaren Bezug zum sozialen Background hat. Durch Bildungseinrichtungen wie Schulen kann dies ein Stück weit ausgeglichen werden. Zum Thema "digitaler Unterricht" gibt es bis heute keine verbindlichen Qualitätsstandards oder Entwicklungskonzepte, obwohl das Thema seit dem Frühjahr drängt. Alles Mögliche wird unter diesem Begriff gefasst: das Verschicken von konventionellen Arbeitsblättern genauso wie extra erstellte Lernvideos oder der engagierte Unterricht in Kleingruppen in der Videokonferenz. Die Hauptsorge darf nicht darin bestehen, wie der Lehrplan geschafft wird, sondern wie man die Kinder und Jugendlichen nicht allein lässt. Es ist nicht damit getan, jedem Schüler und jeder Schülerin ein Tablet in die Hand zu drücken.
mdr.de
Die Osterferien beginnen dieses Jahr in Sachsen und Thüringen früher und sind um eine Woche verlängert. Die Corona-Schutzverordnungen machen das nötig. Das ist ein einzigartiger Schritt in der Geschichte der Schulferien.
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Zeitgeschichte
2021-03-29T11:19:20+02:00
2022-08-26T11:39:26+02:00
https://www.mdr.de//geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/schulferien-entstehung-weimarer-republik-nazis-ddr-brd-corona-100.html
AfD-Kandidat Lieschke scheitert bei Wahl zum Landtagsvizepräsidenten
Die AfD-Landtagsfraktion ist mit ihrem neuen Anlauf zur Wahl eines Vizepräsidenten im Landtag von Sachsen-Anhalt gescheitert. Der gebürtige Wittenberger Matthias Lieschke (AfD) sitzt seit 2016 für die AfD im Parlament. Dort ist er unter anderem Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung. Bei der Wahl am Donnerstagvormittag fiel er aber durch. Er erhielt im ersten Wahl-Durchgang keine Mehrheit. Die AfD-Fraktion beantragte nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses keinen zweiten Wahlgang. Lieschke erhielt in der geheimen Wahl lediglich 29 Ja-Stimmen. 58 Abgeordnete stimmten gegen ihn, es gab eine Enthaltung. Die AfD hat im neuen Landtag 23 Sitze und war damit auf die Unterstützung aus anderen Fraktionen angewiesen. Bei der Wahl zum Vizepräsidenten des Landtags genügt eine einfache Mehrheit. Das heißt: Der AfD-Kandidat hätte mehr Ja- als Nein-Stimmen erhalten müssen, um gewählt zu sein. Schon vor Lieschke waren seit Juli 2021 insgesamt drei andere Kandidaten der AfD-Fraktion bei Abstimmungen durchgefallen, teils auch mehrfach. So hatten schon die Bewerber Matthias Büttner aus Staßfurt, Hagen Kohl und Christian Hecht bei den anderen Fraktionen keine Zustimmung gefunden. Diese hatten in der Vergangenheit mehrfach erklärt, grundsätzlich keinen AfD-Kandidaten wählen zu wollen. Die AfD Sachsen-Anhalt wird seit Januar 2021 vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet. Die Partei klagt dagegen. Abgeordnete der AfD-Fraktion haben andere Abgeordnete im Landtag wiederholt persönlich angegriffen. Der Landtag wird derzeit von Präsident Gunnar Schellenberger und seinen Stellvertretern Anne-Marie Keding (beide CDU) und Wulf Gallert (Linke) geführt. Die AfD hat das Vorschlagsrecht für den dritten Stellvertreter-Posten. Einen Anspruch auf dessen Besetzung hat sie aber nicht. Die Wahl steht dem Landtag frei. MDR (Thomas Vorreyer, Thomas Tasler), dpa
mdr.de
Der AfD-Landtagsabgeordnete Matthias Lieschke ist bei der Wahl zum Vizepräsidenten im Landtag von Sachsen-Anhalt durchgefallen. Schon in den vergangenen Monaten waren mehrere andere AfD-Kandidaten gescheitert.
[ "politik", "cdu", "afd", "spd", "grüne", "fdp", "linke", "landtag", "hecht", "vizepräsident", "landtagspräsident", "wahl", "magdeburg" ]
Sachsen-Anhalt
2022-10-13T14:13:05+02:00
2022-10-13T16:41:04+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/wahl-lieschke-afd-vize-landtagspraesident-100.html
Prozess gegen dealende Neonazis: Führende "Turonen" auf der Anklagebank in Gera
Zwei Männer müssen sich vor dem Landgericht Gera wegen Drogen- und Waffenhandels verantworten. Die für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität zuständige Staatsanwaltschaft in Gera wirft den beiden mehr als 50 Einzeltaten vor. Die beiden Rechtsextremisten sollen vor allem mit Crystal Meth, Marihuana und Kokain im Wert von mehr als einer Million Euro in Saalfeld und Umgebung gehandelt haben. Dabei gehörten sie offenbar zu einem großen rechtsextremen Drogenkartell, das sich selbst "Bruderschaft Thüringen" oder "Turonen" nannte. Einer der beiden Angeklagten gilt sogar als der Präsident der Bande. Mit Steffen R. und Markus B. sitzen nun zwei Rechtsextremisten auf der Anklagebank, die zum engsten Führungszirkel der sogenannten "Bruderschaft Thüringen" gehörten. Steffen R. war nicht nur Gründungsmitglied, sondern scheinbar auch Präsident der rechtsextremen Bruderschaft. Die Bande organisierte vor allem Rechtsrock-Festivals, bei denen bis zu 6.000 Neonazis zusammenkamen. Irgendwann im Jahr 2020 beschlossen die Rechtsextremisten wohl, auch groß in den Drogenhandel einzusteigen. Dafür nutzten sie ihre hervorragenden Kontakte im rechtsextremen oder Rocker-Milieu, aber auch ihr martialisches Auftreten. Das ließ offenbar so manch einen Konkurrenten oder alteingesessenen Drogenhändler zurückschrecken oder die Flucht ergreifen. Die "Turonen", wie sich die Bandenmitglieder nannten, kopierten das Erscheinungsbild der Rockerclubs: mit Lederkutte und aufgenähten Logos. Ihre Unterstützer nannten sich "Garde 20" - nach dem 20. Buchstaben: das T, wie Turonen. Die "Turonen" galten als äußerst gewaltbereit. Ihre Brutalität stellten einige von ihnen schon beim blutigen Überfall auf die Kirmesgesellschaft von Ballstädt 2014 unter Beweis. Zehn Menschen wurden damals zum Teil schwer verletzt. Auch der nun angeklagte Markus B. war damals am Überfall beteiligt. Anfangs sollen die "Turonen", die in Gotha ein eigenes Clubhaus mit Sportraum sowie mindestens ein Bordell betrieben hatten, die Drogen von einem Rechtsextremisten aus Aachen bekommen haben, um sie in Thüringen weiterzuverkaufen. Später ließen sie sich von einem Mitglied des Rockerclubs "Bandidos" aus Gera versorgen. Das ging so lange gut, bis das Landeskriminalamt im Februar 2021 das mutmaßliche Drogenkartell zerschlug. Seit Sommer 2022 müssen sich acht Mitglieder am Landgericht Erfurt verantworten. Steffen R. und Markus B. blieben ungeschoren. Und dealten offenbar einfach weiter - nicht mehr von Gotha aus, sondern im Raum Saalfeld-Rudolstadt. Die Drogen sollen sie sich auch von einer albanisch dominierten Bande besorgt haben - heißt es in der Anklage. Das Geld aus dem Drogenhandel sollen sie - so die Staatsanwaltschaft - für sich selbst, aber auch zur Finanzierung rechtsextremer Konzerte, rechtsextremistisch gesinnter Parteien und der eigenen "Bruderschaft" genutzt haben. Scheinbar problemlos hatten sich die "Turonen" innerhalb weniger Monate im Thüringer Drogenmilieu festgesetzt: aus rechtsextremen Festivalveranstalter waren mutmaßliche rechtsextreme Drogendealer geworden. Sie fühlten sich sicher: auch weil sie sogenannte Kryptohandys nutzten, die als abhörsicher galten. Alle Kryptohandy-Anbieter, von EncroChat, über SkyECC bis Anom, kamen bei den Rechtsextremisten zum Einsatz. Allein Steffen R. und Markus B. sollen Drogen im Wert von 1,3 Millionen Euro gehandelt haben. Mitte Juni 2022 schlug das Landeskriminalamt erneut zu: wieder ging es gegen die "Turonen" - nur diesmal wurden auch Steffen R. und Markus B., sowie acht weitere Mitglieder und Unterstützer, mutmaßliche Dealer und Geldwäscher der Bande festgenommen oder deren Häuser und Betriebe durchsucht. Ein Mitglied der "Garde 20" wurde sogar in seinem Griechenland-Urlaub festgenommen - später wurde er aber freigesprochen. Die Taten konnten ihm nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Steffen R. pflegte noch dazu beste Kontakte zum NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben. Auch Wohlleben war offenbar für die "Bruderschaft" tätig - zumindest erhielt er regelmäßige Zahlungen von einem der Hauptangeklagten am Landgericht Erfurt. Auch bei Ralf Wohlleben wurde damals in Sachsen-Anhalt durchsucht. Wahrscheinlich ist es nur ein Zufall, dass offenbar unter den drei Waffen, mit denen Markus B. gehandelt haben soll, auch eine Pistole Ceska war. Mit einer Waffe dieser Marke mordete der "Nationalsozialistische Untergrund" über Jahre unerkannt Migranten in Deutschland. MDR (dst)
mdr.de
Vor dem Landgericht Gera hat am Montag der Prozess gegen zwei mutmaßliche Drogenhändler begonnen. Sie sollen kiloweise Drogen mit Hilfe von Kryptohandys verkauft haben und werden den sogenannten "Turonen" zugerechnet.
[ "Nachrichten", "Turonen", "Garde 20", "Neonazis", "Bruderschaft", "Prozess", "Crystal", "Gera", "Bandidos", "Organisierte Kriminalität" ]
Thüringen
2023-06-12T11:53:44+02:00
2023-06-12T17:11:07+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/gera/neonazi-turonen-drogendealer-prozess-100.html
IaF-Folge 875: Die wilde Heidi
Britta und Heidi Schloh haben sich 30 Jahre lang nicht gesehen. Heidi hat nach dem Mauerfall alles hinter sich gelassen und die Welt bereist, während Britta die Gärtnerei der Eltern übernommen hat. Als die beiden sich nach all den Jahren unverhofft wieder gegenüberstehen, erleidet Britta eine Lungenembolie. Dr. Maria Weber stellt bei den Untersuchungen fest, dass Britta schwer herzkrank ist und perspektivisch ein neues Herz benötigt. Doch die Warteliste ist lang. Nicht nur Britta, auch Heidi ist überfordert. Maria hat eine Idee. Da versagt Brittas Herz. Dr. Rolf Kaminski entlarvt PJler Florian Klein als Hochstapler. Dieser hat sein zweites Staatsexamen gefälscht, um trotz vermasselter Prüfung seinen Lebenstraum umsetzen und als Arzt arbeiten zu können. Doch Kaminski erkennt trotz alledem die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Florian. Ob er ihm noch eine Chance einräumt? Hans-Peter Brenner erfährt unterdessen, dass für seine krebskranke Mutter die Chance besteht, für eine neue Studie in Siegburg als Patientin aufgenommen zu werden. Er ist sofort wieder voller Zuversicht, während Luise Brenner Angst hat, sich falsche Hoffnungen zu machen. Musik:  Thomas Berlin, Martin Geerd MeyerKamera: Bernhard WagnerBuch: Jens UrbanRegie: Susanne Boeing Wiederholungstermine der Folge 875:
mdr.de
Als die Schwestern Britta und Heidi sich nach 30 Jahren wieder gegenüberstehen, erleidet Britta eine Lungenembolie. Hans-Peter Brenner schöpft neue Hoffnung für die Behandlung seiner Mutter und Florian steht unter Druck.
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Folgen
2024-03-15T12:00:11+01:00
2024-03-15T12:00:11+01:00
https://www.mdr.de//in-aller-freundschaft/alle-folgen/folge-in-aller-freundschaft-die-wilde-heidi-100.html
Ost-West-Lohngefälle: Mitarbeiter einer Fabrik in Barby kämpfen für Tarifangleichung
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App. Rund 195 Beschäftigte hat das Cargill-Werk in Barby. Am Standort werden unter anderem Weizenstärke und Ethanol für Lebensmittel und Spirituosen produziert. Im Salzlandkreis ist die Fabrik damit ein wichtiger Arbeitgeber. Und trotzdem sind die Beschäftigten wütend, denn im Schwesternwerk in Krefeld wird fast 200 Euro mehr Gehalt gezahlt. Und das schon seit Jahren. Gleiche Arbeit, gleicher Lohn – das wurde uns damals, wo unser Betrieb hier eröffnet wurde, von der damaligen Geschäftsleitung versprochen. [...] Jetzt sind wir 30 Jahre hier und es wird sich noch immer gestritten. Das kann nicht sein und das wollen wir jetzt durchdrücken. "Gleiche Arbeit, gleicher Lohn – das wurde uns damals, wo unser Betrieb hier eröffnet wurde, von der damaligen Geschäftsleitung versprochen. Dass wir in zehn bis 12 Jahren die Angleichung haben. Jetzt sind wir 30 Jahre hier und es wird sich noch immer gestritten. Das kann nicht sein und das wollen wir jetzt durchdrücken", meint Mike Blaszynski. Der 54-Jährige arbeitet seit gut 30 Jahren als Betriebssanitäter im Werksschutz in Barby und engagiert sich im Betriebsrat. Über die Situation kann er mittlerweile nur noch den Kopf schütteln. Denn bisher haben die Angebote der Arbeitgeberseite die Angestellten nicht überzeugt. Im Juli hat die Belegschaft deshalb mehrmals die Arbeit niedergelegt. Die Stimmung bei den Streiks sei gut gewesen, sagt Blaszynski. Mittlerweile seien die Tarifverhandlungen Hauptthema unter den Kollegen. "Was der Betrieb damit erreicht, ist, dass die Gewerkschaft mehr Mitglieder bekommt. Es sind auch jüngere Mitarbeiter, die anfragen: "Habt ihr mal einen Antrag? Ich füll' den aus." Seit 2002 gehört die Fabrik in Barby zu Cargill, einem der weltweit führenden US-Handelskonzerne für Agrargüter. Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von 165 Milliarden US-Dollar. Bei den aktuellen Tarifverhandlungen geht es um zwei Euro mehr Stundenlohn. Die Arbeitnehmer in Krefeld hätten zudem nur eine 38-Stunden-Woche, sagen die Arbeitnehmer. In Barby seien es 40 Stunden. Cargill selbst wollte sich dazu auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT nicht äußern. Dass es 2023 immer noch große Unterschiede zwischen den Löhnen in den alten und neuen Bundesländern gibt, ist bekannt. Etwa 20 Prozent beträgt die Gehaltslücke laut Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die Lohn-Unterschiede waren aufgrund von Sonderzahlungen im vergangenen Jahr zuletzt wieder angestiegen – auch, wenn von der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro vor allem Arbeitnehmer in Ostdeutschland profitiert haben. In den unteren Entgeltbereichen näherten sich die Verdienste daher an. Trotzdem steht der Osten in Sachen Geld oft schlechter da als der Westen. In den neuen Bundesländern wird nach wie vor seltener Urlaubsgeld gezahlt. Das wiederum hängt mit der niedrigeren Tarifbindung zusammen. Nach Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag die Tarifbindung der Beschäftigten im Jahr 2022 in Ostdeutschland bei nur noch bei 45 Prozent, verglichen mit 52 Prozent im Westen. Dabei könne sich diese nachweislich positiv auf Lohnverhandlungen auswirken, sagt Wirtschaftsprofessor Steffen Müller von der Universität Magdeburg. So erreichte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) im vergangenen Jahr, dass in der Landwirtschaft in Ost und West gleiche Löhne und Gehälter gezahlt werden. Ein echter Erfolg. In anderen Bereichen geht es jedoch nur langsam voran. Am größten sei die Lohnlücke in der Kommunikation und IT sowie in der Industrie, erklärt Müller. In Barby will man sich nicht mehr mit weniger zufriedengeben. Nach dem Angebot der Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde betrage der Lohnabstand immer noch 195 Euro im Monat, heißt es seitens der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Bis 2024 solle dieser dann auf 188 Euro verringert werden. Für die Region zahle Cargill zwar schon gut, doch das reiche nicht, meint Mike Blaszynski. "Wenn man dasselbe macht, dieselben Sachen produziert, sollte man dasselbe Geld dafür kriegen. Es ist vollkommen egal, ob das in Ostfriesland oder in Sachsen ist." Trotzdem ist Blaszynski auch realistisch und sagt: "Es wird auf einen Kompromiss hinauslaufen, aber wir lassen uns nicht mit einem Prozent abspeisen. Dann wird eben weiter gestreikt." Cargill begründe den niedrigeren Lohn im Vergleich zu Krefeld mit den geringeren Lebenserhaltungskosten in der Region, erzählt Axel Seelig. Der 56-Jährige kommt aus Schönebeck und ist Arbeiter in der Produktion im Werk. Auch er ist seit 30 Jahren dabei. Die Tarifrunden beschreibt er als zäh. Auch bei ihm kommt die Wut wieder hoch, wenn es in Richtung Verhandlungstage geht. "Dann rechnet man sich aus: Das sind im Jahr so und so viel. Deshalb kämpfen wir." Etwa 50 Prozent der Beschäftigten in Barby sind mittlerweile in der Gewerkschaft organisiert, so Holger Willem, Geschäftsführer der NGG-Region Magdeburg. "Wer gute Fachkräfte will, der muss auch gerecht bezahlen. Gerade unter dem Druck der massiv gestiegenen Verbraucherpreise, ist das das Mindeste", sagt er. Wenn man dasselbe macht, dieselben Sachen produziert, sollte man dasselbe Geld dafür kriegen. Aufgrund der Konflikte bei den Tarifverhandlungen macht sich Mike Blaszynski derweil auch Sorgen um den Nachwuchs im Unternehmen, denn die Fabrik in Barby habe einen Standortnachteil. "Gerade, wenn junge Leute, die noch keinen festen Wohnsitz haben, anfangen zu arbeiten: Die gucken, wo es sich lohnt, hinzugehen. Wir sind hier für junge Leute unerreichbar, die keinen Führerschein haben." Bereits jetzt suche das Werk dringend Leute. Viele Kollegen hätten vor 30 Jahren zusammen mit Blaszynski angefangen. Bis zur Rente sind es im Schnitt nur noch 15 Jahre. Ein neuverhandelter Lohn könnte jedoch zum Leuchtturm werden und wieder mehr junge Menschen ins Werk ziehen. Das würde er sich zumindest wünschen. "Ob die dann bleiben, ist nochmal was anderes", sagt er aber auch. Hoffnung setzten die Mitarbeiter zuletzt in eine Schlichtungsrunde Anfang August. Das Ergebnis: Cargill biete laut Holger Willem an, die Lohnlücke auf rund drei Prozent zu verkleinern. "Die Arbeitgeberseite hat sich bewegt, ohne Schlichtung wäre das nicht passiert", erklärt er. Nach wie vor denke man jedoch in alten Schablonen, was die Angleichung betreffe. Eine Abstimmung der Gewerkschaftsmitglieder entscheidet daraufhin, das Ergebnis abzulehnen. "Mogelpackung mit uns nicht machbar", heißt es in der Tarifinformation der NGG dazu. Die Gewerkschaft hoffe nun auf eine zweite Schlichtungsrunde, um die Gespräche fortzusetzen. Doch auch erneute Streiks seien möglich. Deutschland ist wiedervereinigt – aber nicht, wenn es um Löhne und Gehälter geht. Über Ursachen und mögliche Lösungen diskutiert die Runde bei "Fakt ist!" aus Magdeburg. Zu Gast sind Martin Kröber (SPD Bundestagsabgeordneter), Sven Schulze (Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalt), Ulrike Schielke-Ziesing (AfD Bundestagsabgeordnete) und Marco Langhof (Vorsitzender Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalt). Zu sehen ist der MDR-Talk ab 20.30 Uhr im Livestream auf mdr.de/tv und auf dem MDR-YouTube-Kanal sowie um 22.10 Uhr im MDR-Fernsehen und im Anschluss in der ARD Mediathek. MDR (Sarah-Maria Köpf)
mdr.de
In Barby verhandeln Beschäftigte des Cargill-Werks um eine Lohnangleichung mit dem Schwesternwerk in Westdeutschland. Es geht um fast 200 Euro – und noch immer kein Einzelfall in Ostdeutschland.
[ "ost-west", "gehalt", "lohn", "verhandulungen", "tarifkomission", "tarifvertrag", "tarifverhandlung", "lohnlücke", "fabrik", "barby", "werk", "cargill" ]
Sachsen-Anhalt
2023-08-21T04:54:24+02:00
2023-08-22T09:41:19+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/salzland/tarifverhandlungen-cargill-werk-barby-ost-west-lohn-luecke-streik-100.html
Wie wir den CO2-Fußabdruck der Erneuerbaren verringern können
Die Bewältigung des Klimawandels ist die derzeit größte Herausforderung der Menschheit. Um dieser Aufgabe Herr zu werden, arbeitet die Welt fleißig an der Dekarbonisierung ihrer Energiesysteme. Der Wechsel auf erneuerbare Energien verursacht jedoch ebenfalls neue Emissionen, die zur Belastung für den Planeten werden können. In welchem Umfang diese auftreten werden, war jedoch bislang unbekannt. Ein Forscher-Team vom Dartmouth College hat nun die durch den Umstieg auf erneuerbare Energien hervorgerufenen Emissionen mittels wissenschaftlicher Methoden geschätzt. Hierzu verwendeten die Forschenden eine Reihe von Modellen der Energiewende, der Auswirkungen auf die Küsten und des Energiebedarfs, um die Kohlenstoffemissionen abzuschätzen, die in den Einsatz erneuerbarer Energien und Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel eingebettet sind. Dabei untersuchten sie schnelle, schrittweise und verzögerte Handlungsszenarien, welche die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius, 2 Grad Celsius bzw. 2,7 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzen. Die Forscher rechnen damit, dass wir weiter nur langsam auf dem Weg der erneuerbaren Energien vorankommen, was auch die Ergebnisse des gerade beendeten Weltklimagipfels COP27 bestätigen. Das würde bedeuten, dass der Aufbau dieser neuen Infrastrukturen bis zum Jahr 2100 185 Milliarden Tonnen CO2 produziert. Das ist so viel wie der aktuelle CO2-Ausstoß aller Länder der Erde in sechseinhalb Jahren. "Die Botschaft ist, dass es Energie braucht, um das globale Energiesystem wieder aufzubauen, und wir müssen das berücksichtigen, so Hauptautor Corey Lesk , der die Forschung als Doktorand durchgeführt hat. Die Botschaft ist, dass es Energie braucht, um das globale Energiesystem wieder aufzubauen. Die gute Nachricht, so die Untersuchung: Je schneller wir die Infrastruktur aufbauen, desto weniger CO2 wird erzeugt. Angesichts sinkender Preise für erneuerbare Technologien sei das jedoch realistisch, vor allem, wenn die derzeitigen Subventionen für die Produktion fossiler Brennstoffe auf erneuerbare Energien umgeleitet würden. Corey Lesk: "Wenn wir einen ehrgeizigeren Weg einschlagen, verschwindet dieses ganze Problem." So sinken die Emissionen beim Erreichen des 2-Grad-Ziels bereits um die Hälfte auf 95 Milliarden Tonnen, so die Berechnungen. Im schnellsten Szenario, beim Erreichen der für das 1,5-Grad-Ziel errechneten Werte (sofortige Absenkung der Emissionen, Netto Null CO2 im Jahr 2050), könnten die Emissionen für die Herstellung der gesamten erneuerbaren Infrastruktur auf 20 Milliarden Tonnen CO2 sinken – die Hälfte der aktuellen jährlichen Emissionen. "Die Übergangsemissionen können durch eine schnellere Dekarbonisierung erheblich reduziert werden", so die Autoren der Studie, "was dem politischen Fortschritt bei der raschen Einführung erneuerbarer Energien neue Dringlichkeit verleiht." Die Studie "Minderungs- und Anpassungsemissionen eingebettet in den breiteren Klimawandel", an der auch Antoine Levesque vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mitgearbeitet hat, ist in "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen. ---mbe / pm
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Auch der Umstieg auf erneuerbare Energien hat einen großen CO2-Fußabdruck. Eine Studie kommt nun zu dem Schluss, dass schnelles Handeln die anfallenden Emissionen dramatisch verringern kann.
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Startseite
2022-11-22T08:36:12+01:00
2022-11-22T08:36:12+01:00
https://www.mdr.de//wissen/klimawandel-cozwei-emmissionen-erneuerbare-energie-studie-100.html
Biosphärenreservat Drömling erhält UNESCO-Titel
Der Drömling ist seit Mittwoch "UNESCO-Biosphärenreservat". Wie die Deutsche UNESCO-Kommission mitteilte, ist das ehemalige Sumpfgebiet an der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen am Mittwoch mit diesem Titel ausgezeichnet worden. Auf der Internetseite der Kommission heißt es, mit der Anerkennung seien die Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region gestellt, die Mensch und Natur gleichermaßen gerecht werde. Umweltschutz und wirtschaftlicher Erfolg gingen hier Hand in Hand. Die Auszeichnung werde die regionale Wertschöpfung weiter stärken, den naturverträglichen Tourismus und die nachhaltige Landwirtschaft voranbringen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, sie freue sich, dass die UNESCO wieder ein deutsches Biosphärenreservat als Modellgebiet für nachhaltige Entwicklung anerkannt habe. Der Drömling stelle eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft dar. Sie sei wichtiger Lebensraum für vielfältige Tier- und Pflanzenarten und "nicht zuletzt ein wunderschöner Erholungsort für die Menschen". Nach Aussage eines Landwirts, der im Umland des Drömlings Ackerflächen hat, ist die Unesco-Auszeichnung zwar eine Riesenchance, allerdings gebe es noch mögliche Probleme, die geklärt werden müssten. Bauer Tillmann Schwarzkopf sagte dem MDR: "Wenn die Gesellschaft sagt: Wir wollen ein Biosphärenreservat und die Betriebe, die dort wirtschaften, Einkommensverluste erleiden, muss das ausgeglichen werden." Es sei aber ein guter Ansatz, dass in der Reservatverwaltung Mitarbeiter für die Begleitung der Landwirte im Drömling eingestellt worden sind. Weltweit gibt es mehr als 700 UNESCO-Biosphärenreservate in über 130 Ländern. Sie sind Modellregionen, die dem Erhalt der biologischen Vielfalt dienen und naturverträgliche, nachhaltige Wirtschaftsformen erproben. Der Internationale Rat des Programms der UNESCO setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern von 34 Staaten zusammen. dpa, MDR (Doreen Jonas, Karin Roxer, Marcel Knop-Schieback, Annekathrin Queck)
mdr.de
Der Drömling zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt hat die Auszeichnung UNESCO-Biosphärenreservat erhalten. Das soll auch den naturverträglichen Tourismus in der Region stärken.
[ "drömling", "unesco", "auszeichnung", "biosphärenreservat", "natur", "nachhaltig", "landwirtschaft" ]
Sachsen-Anhalt
2023-06-14T17:53:16+02:00
2023-06-14T17:53:16+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/salzwedel/droemling-ausgezeichnet-unesco-biosphaerenreservat-100.html
Trachten- und Folklorefest: Europeade lockt 95.000 Menschen nach Gotha
Traditionelle Kleidung, Musik und Tänze: Das große Trachten- und Folklorefestival Europeade in Gotha hat nach Schätzung der Stadt 95.000 Menschen gelockt. Die Zahl umfasse alle fünf Veranstaltungstage, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Sonntag zum Abschluss des Fests. Eingerechnet seien dabei auch die rund 5.000 aktiven Teilnehmer aus Trachten- und Folkloregruppen, die aus 23 Ländern stammten. Ein Höhepunkt sei der Festumzug am Samstag gewesen. Ein kleines Gewitter habe am Samstagabend eher zu einer willkommen Abkühlung als zu Problemen geführt. Sowohl die Stadt als auch der Thüringer Landestrachtenverband als Ausrichter zeigten sich mit der Veranstaltung zufrieden. Die Teilnehmer zelebrierten den Abschluss mit einer Gala im Volkspark-Stadion. Die Kosten lagen nach Angaben der Stadt bei 880.000 Euro - etwa die Hälfte davon wurde mit Fördermitteln und von Unterstützern finanziert. Die Europeade gilt laut Veranstaltern als das größte Trachten- und Folklorefestival Europas und fand bereits zum zweiten Mal in Gotha statt, zuletzt 2013. In der Regel kommen dabei jedes Jahr in einer Stadt in Europa rund 5.000 in Trachten- oder Folkloregruppen Aktive zusammen. Das Festival soll zur Völkerverständigung dienen und die Vielfalt und Unterschiede, aber auch die Einheit Europas aufzeigen. MDR (ls)/dpa
mdr.de
Das Trachten- und Folklorefestival Europeade in Gotha hat rund 95.000 Menschen angelockt. Die Europeade gilt als das größte Festival dieser Art, sie fand bereits zum zweiten Mal in Gotha statt.
[ "Nachrichten", "Europeade", "Eröffnung", "Trachten", "Fest", "Brauchtum", "Tradition", "Folklore", "Gotha", "Thüringen" ]
Thüringen
2023-07-16T21:03:43+02:00
2023-07-16T21:19:50+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/west-thueringen/gotha/europeade-trachten-fest-tradition-100.html
Carina Emig
Carina Emig liebt das Schreiben ... sogar Einkaufszettel. Ob Zeitung, Zeitschrift, Radio, Fernsehen, Film oder Online: Die studierte und gestandene Medienfrau, Texterin, Autorin und Dramaturgin bewegt sich sicher in allen Genres. Als Teil der Ideenagentur „die initialzünder“ befasst sich Carina Emig mit Trends und bringt zudem das nötige Handwerkszeug und Talent mit, auch mal um die Ecke zu denken. In der Altmark geboren und nach zwanzig Jahren in Leipzig dahin zurückgekehrt, berichtet Carina Emig am liebsten über Themen aus dem ländlichen Raum.
mdr.de
Carina Emig arbeitet als Reporterin für MDR SACHSEN-ANHALT. Sie erzählt vor allem die Geschichten aus dem Norden des Landes.
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Carina Emig
2021-06-19T09:00:00+02:00
2024-08-10T09:33:31+02:00
https://www.mdr.de//mdr-sachsen-anhalt/regionales/carina-emig100_dosArtContext-artikel50614_zc-bc35a3c2_zs-b2083e86.html
Acht Bewerber wollen Bürgermeister von Genthin werden
In Genthin im Jerichower Land gibt es acht Bewerber für das Bürgermeisteramt. Das teilte der stellvertretende Wahlleiter Thomas Rindert MDR SACHSEN-ANHALT mit. Bewerbungsschluss war am Dienstag um 18 Uhr. Unter den Bewerbern ist demnach auch der erst kürzlich von den Genthiner Einwohnern abgewählte Bürgermeister Matthias Günther (parteilos). Ihm wurde Überforderung vorgeworfen. Günther selbst wies die Kritik stets zurück, die Bürgerinnen und Bürger von Genthin entzogen ihm am 9. Juni in einem Abwahlverfahren dennoch mit deutlicher Mehrheit von 83,42 Prozent ihr Vertrauen. Die Wahlbeteiligung lag seinerzeit bei 60,49 Prozent. Sein Amt übernahm zunächst seine Stellvertreterin Dagmar Turian. Sie hatte vor kurzem angekündigt, sich zur Wahl stellen zu wollen. Donnerstag kommt der Wahlausschuss zusammen, um die Kandidaten zu bestätigen. Die Bürgermeisterwahl in Genthin ist für den 10. November geplant. MDR (Michael Rosebrock, Marius Rudolph)
mdr.de
Acht Kandidaten bewerben sich um das Bürgermeisteramt in Genthin. Unter ihnen ist auch ein alter Bekannter.
[ "genthin", "bürgermeister", "wahl", "kandidaten", "matthias günther", "abgewählt" ]
Sachsen-Anhalt
2024-09-04T16:46:59+02:00
2024-11-08T15:02:15+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/jerichow/genthin-kandidaten-buergermeisterwahl-100.html
Deutlich mehr barrierefreie Fernsehsendungen
Im zu Ende gehenden Jahr konnte durch den Aufbau eigener Untertitelkapazitäten das Ziel, einen Untertitelungsgrad von 40 Prozent aller Fernsehsendungen zu erreichen, mit zur Zeit 55 Prozent bereits übertroffen werden. Auch mit dem Beginn der Programmverbreitung in hochauflösender HD-Technik soll die Umstellung auf weitgehende Untertitelung nahtlos vorangetrieben werden. Die Sendung MDR UM ELF wird im Livestream im Internet für Hörbehinderte von Gebärdendolmetschern übersetzt. Auch das Ziel, neue Fernsehproduktionen für Sehbehinderte zunehmend mit einer beschreibenden Tonspur zu versehen (Audiodeskription), ist erreicht worden. Die Anzahl solcher Angebote wurde im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Weitestgehende Barrierefreiheit gehört zur Angebotsstrategie des Senders. Bis 2017 wird der MDR stufenweise über 80 Prozent seines Fernsehprogramms mit Untertiteln ausstrahlen, der Anteil der Sendungen mit Audiodeskription wird weiter erhöht. Die Internet-Angebote des MDR werden regelmäßig auf die Erfüllung der Anforderungen der "Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung" (BITV) der Bundesregierung überprüft. Der MDR hat regelmäßige Treffen mit den Behindertenverbänden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eingerichtet, um die Betroffenen beim weiteren barrierefreien Ausbau seiner Angebote einzubeziehen und weiterführende Anregungen der Betroffenen aufzunehmen. Zu den Anregungen aus diesen Treffen gehört auch die Einrichtung einer zentralen Email-Adresse [email protected] zur Bündelung von Anfragen beim Zuschauerservice des Senders. Die neue Internet-Anlaufstelle ist von sofort an in Betrieb. Die Seite Barrierefreiheit auf www.mdr.de wurde überarbeitet und bietet nun übersichtlich Informationen zu den Angeboten und Services des MDR an. Dazu gehört die Darstellung der Produktion von Untertiteln, Audiodeskription und Gebärde ebenso wie Hinweise auf Filme und Sendungen, die mit diesen Zusatzangeboten ausgestrahlt werden. In Planung ist darüber hinaus die Erstellung einer MDR-Informationsbroschüre über seine barrierefreien Angebote.
mdr.de
Der Mitteldeutsche Rundfunk ist dem Ziel, seine Angebote weitestgehend barrierefrei für Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen anzubieten, im Jahr 2013 deutlich schneller näher gekommen als ursprünglich geplant.
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Presse
2013-12-09T13:54:30+01:00
2013-12-09T13:54:30+01:00
https://www.mdr.de//mdr-rundfunkrat/presse/presseinformation3968.html
"All-Night Vigil" - Sergej Rachmaninows Vesper
Die Klangkultur dieses größten deutschen Berufschors ist schier überwältigend. Sie vereint himmlische Leichtigkeit in der Höhe und erdenschwere Glut in der Tiefe (…). Die stimmliche Qualität der Sänger ermöglicht, gerade auch in den einstimmigen Passagen, optimale Homogenität und stets elastische Dynamik (…). Fragt da noch jemand, wozu man Rundfunkchöre braucht? Für solche musikalische Sternstunden! Mit seiner Klangpracht sowohl in den einstimmigen Gesängen als auch in den weit aufgefächerten Stimmen ist Sergej Rachmaninows anspruchsvolle Vesper genau die richtige Herausforderung für den MDR-Rundfunkchor. Im Dezember 2016 haben sich die Sängerinnen und Sänger in die Leipziger Paul-Gerhardt-Kirche zurückgezogen, um gemeinsam mit dem damaligen Künstlerischen Leiter Risto Joost das Werk samt musikalischem Feinschliff auf CD zu bringen. Für die berüchtigten, tiefsten Basstöne, die Rachmaninow fordert, setzt der Chorleiter einige lettische und russische Bässe ein, deren dunkles Timbre den Chorklang wirkungsvoll ergänzt. Die Chorsoli sind mit Klaudia Zeiner (Alt) und Falk Hoffmann (Tenor) aus den eigenen Reihen besetzt.Die CD erschien 2017 bei GENUIN und wurde Anfang 2018 mit dem renommierten Diapason d'Or ausgezeichnet. Obwohl für seine epischen Sinfonien und für virtuose Klaviermusik geschätzt, schrieb der russische Komponist und Pianist Rachmaninow die Vesper allein für menschliche Stimmen. Das an die russische Kirchenmusiktradition anknüpfende Werk besitzt mit seinen in sich gekehrten Passagen und den gewaltigen Steigerungen fast schon kultischen Charakter. Die archaisch anmutenden Gesänge lassen eine geheimnisvolle Klangwelt entstehen und wechseln sich mit großen Jubelchören ab. Rachmaninow komponierte das Werk Anfang 1915 innerhalb von weniger Wochen und bereits Anfang März konnte es in Moskau uraufgeführt werden. Das Publikum war davon derart überwältigt, dass trotz des Applausverbots bei geistlicher Musik geklatscht wurde. The performance (...) can join the ranks of the very best available. Der CD-Titel „All-Night Vigil“ ist die wörtliche Übersetzung von Rachmaninows Werktitel. Während man das Werk auf Deutsch gern verkürzend mit „Vesper“ betitelt, müsste es korrekt „Ganznächtliches Wachen“ heißen, da die Vesper nur die abendlichen Gebete umfasst. Die russisch-orthodoxe Kirche zelebriert das „Ganznächtliche Wachen“ vor Sonn- und Feiertagen, wobei die abendliche Vesper in das Morgenlob übergeht. Rachmaninow folgt dieser Zweiteilung und lässt nach einer epischen Einleitung zunächst den Abendgottesdienst mit seinem lyrischen und liedhaften Charakter folgen, dann der Morgengottesdienst. Dieses Große Morgenlob ist voluminöser und komplexer angelegt und beeindruckt mit seiner Klangpracht. Dabei bezieht sich Rachmaninow auf die traditionellen russischen Kirchengesänge, die er mit Neuschöpfungen und seiner spätromantischen Klangsprache verbindet. Der Chor versucht unter der Leitung von Risto Joost bei dieser sehr gelungenen CD, dem russischen Klangideal nahe zu kommen. Dafür hat er für die tiefsten Basstöne lettische und russische Bässe engagiert, deren dunkles Timbre den Chorklang wirkungsvoll ergänzt. Auf dieser Basis entfaltet sich der sehr ausgeglichene und homogene Chorklang, bei dem der Chor wie ein Instrument erscheint. Zudem bildet der Chor seine Töne gerade und kraftvoll und singt besonders dicht. Und alle Interpreten verstehen es, den Farbenreichtum der Musik zum Klingen zu bringen und spielen mit feinsten Nuancen. (...) Fazit: diese CD ist eine absolute Empfehlung! Geistliche Chormusik aus Russland hat der MDR-Rundfunkchor bereits im Jahr 2016 auf der CD "Glaubensbekenntnisse" vorgelegt, die Werke von Bortnjanski und Schnittke umfasst. Bereits 2002 entstand eine Einspielung von Rachmaninows Vesper unter Howard Arman, die mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde.
mdr.de
Der MDR-Rundfunkchor legt eines der eindrucksvollsten und anspruchsvollsten geistlichen Chorwerke auf CD vor: Rachmaninows Vesper. Für eine feinfühlige Interpretation sorgt Chorchef Risto Joost.
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2021-02-03T15:04:25+01:00
2021-02-03T15:04:25+01:00
https://www.mdr.de/klassik/hoeren-sehen/cd-rachmaninow-vesper-rundfunkchor-joost100.html
Landes-Vorsitzender oder Landes-Vorsitzende
Das ist der Chef in einem Bundes-Land:
mdr.de
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Wörter-Buch
2021-08-18T11:08:54+02:00
2021-08-18T11:08:54+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-landesvorsitzender-100.html
Werden wir den Klimawandel im Kaffee schmecken?
Wird die Arabica-Kaffeebohne selten und zum Luxus, weil ihre Anbauflächen kleiner werden? Hinter diesen trüben Aussichten für Arabica-Kaffee-Fans steckt der Klimawandel. Eine internationale Forschungsgruppe des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat das jedenfalls am Beispiel Äthiopiens, an fünf verschiedenen Kaffeetypen und verschiedenen Klimamodellen, mithilfe einer Künstlichen Intelligenz errechnet. Für das Gedeihen von Kaffeepflanzen spielen Niederschlags- und Temperatur-Eigenschaften eine Rolle, genau wie Luftfeuchtigkeit, topologische Faktoren und die jeweilige Bodenbeschaffenheit. Die Forscher kommen zu folgender Prognose: Bei ungebremstem Klimawandel wird die geeignete Fläche bis 2090 für Arabica-Kaffeesorten schrumpfen, im ärgsten Fall um 40 Prozent – und die für Robusta-Bohnen aber wachsen. Den Forschern zufolge eignen sich 27 Prozent des Landes in Äthiopien für den Kaffee-Anbau, und davon aber nur 30 Prozent für den Anbau der begehrteren Arabica-Bohnen. Die gedeihen nur in fünf Zonen weltweit, wo Klimabedingungen, Niederschlag und Bodenfaktoren exakt stimmen. Es gibt zwei große Gruppen an Bohnen, Arabica- und Robusta-Bohnen, botanisch gesehen Geschwister mit verschiedenen Unterarten. Auf dem Weltmarkt werden die Bohnen anhand verschiedener Kriterien bewertet: zum einen Tassenqualität – die sich nach Geschmack, Duft, Säure und Körper richtet. Außerdem spielen Röstung und Art Physiognomie (Größe, Farbe, Form) eine wichtige Rolle. Den hiesigen Feld-, Wald- und Wiesen-Kaffeetrinkern könnte das möglicherweise weniger bitter aufstoßen als den 25 bis 30 Millionen Kleinst-Kaffeebauern in Äthiopien. Die beziehen nämlich zwischen 20 und 50 Prozent mehr Geld für die verschiedenen Arabica-Kaffeebohnen, die nur unter heutigen Bedingungen gedeihen. Forscher Christoph Gornott vom PIK sagt: Wenn eine oder mehrere Kaffeeregionen aufgrund des Klimawandels ihren Spezialitätenstatus verlieren, hat das potenziell schwerwiegende Folgen für die Kleinbauern in der Region. Denn wenn diese Kleinstproduzenten auf die im Anbau genügsameren Kaffeesorten umsteigen müssen, weil Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsfaktoren, Bodenqualität für die empfindlicheren Bohnenarten vom Typ Arabica nicht mehr taugen, gerieten sie mit industriellen Produktionssystemen in Konkurrenz. Fatal für Äthiopien, denn hier macht der Kaffeeexport etwa ein Drittel aller Agrarexporte aus, schätzt Experte Christoph Gornott. Äthiopien liegt im weltweiten Vergleich auf Platz fünf, hinter Brasilien, Indonesien, Elfenbeinküste, und Kolumbien, wenn es um die Größe der Anbaufläche geht. Auf mehr als 7.500 Quadratkilometern wird in Äthiopien Kaffee angebaut. In Brasilien, dem Nummer-1-Anbauland, sind es über 18.000 Quadratkilometer. Die Studie wurde im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Hier können Sie sie im Detail lesen. (lfw)
mdr.de
Arabica-Bohnen: Kaffee-Gourmets schwören auf die empfindliche Bohne, die nur in fünf Regionen weltweit gedeiht. Ändert sich das Klima, sieht es schlecht aus vor allem für die Menschen, die von ihrem Anbau leben.
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2021-04-17T15:05:00+02:00
2024-04-23T10:22:00+02:00
https://www.mdr.de//wissen/umwelt-klima/kaffee-welche-bohne-vertraegt-den-klimawandel102_box--8328056799470946507_zc-e66be22a.html
Polizei löst rechte Veranstaltung in Zeulenroda-Triebes auf
In einem Tattoo-Studio in Zeulenroda-Triebes (Landkreis Greiz) hat die Polizei in der Nacht zum Sonntag eine Veranstaltung aus dem rechten Spektrum aufgelöst. Nachbarn hätten die Polizei wegen Ruhestörung alarmiert, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Es seien nationalsozialistische Parolen gerufen worden. Vor Ort hätten die Einsatzkräfte 21 Personen angetroffen. Diese erhielten Platzverweise. Mehrere Ermittlungsverfahren wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte seien eingeleitet worden. Dem Sprecher zufolge war die Veranstaltung als private Geburtstagsfeier eines "intensiv bekannten rechtsorientierten Täters" deklariert gewesen. Es wurden laut Polizei "verfahrensrelevante Gegenstände" sichergestellt. MDR (BE/rom)/dpa
mdr.de
Einen größeren Polizeieinsatz gab es in Zeulenroda-Triebes. Die Beamten lösten eine Versammlung auf, auf der laut Polizei rechte Parolen gerufen wurden. 21 Personen erhielten Platzverweise.
[ "Nachrichten", "rechts", "rechtsextrem", "Tattoo", "Tattoo-Studio", "Parolen", "Straftaten", "Polizei" ]
Thüringen
2023-07-23T12:21:34+02:00
2023-07-23T12:21:34+02:00
https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/greiz/rechts-polizei-veranstaltung-100.html
Die Sophienheilstätte Bad Berka: Party-Location mit Gruselfaktor
Zu sagen, die Sophienheilstätte in München bei Bad Berka hat eine wechselvolle Geschichte, wäre fast untertrieben. 1898 wurde sie mitten im Wald als Kureinrichtung zur Behandlung Tuberkulosekranker erbaut. In Abgeschiedenheit und bei guter Luft sollten Lungenkranke dort genesen. Die Zahl der Betten stieg bis 1911 auf 200 an und aus der einstigen Kurklinik wurde eine klinische Heilstätte. Fortan wurde intensiver behandelt und auch operiert. Es wurden Labore eingerichtet und Röntgenapparate angeschafft. Die Klinik und ihre Bedeutung wuchsen, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, als Deutschland von einer regelrechten TBC-Welle erfasst worden war. Die Sophienheilstätte allein reichte nicht mehr aus. Das Gesundheitsministerium der DDR ließ unweit eine weitere Klinik bauen. Im Herbst 1957 wurde die Zentralklinik Bad Berka eingeweiht, zu der die Sophienheilstätte fortan gehörte. 1994 wurde die Spezialklinik mitten im Wald geschlossen. Was begann, war eine Odyssee. Das denkmalgeschützte Haus wurde an eine Klinikgruppe verkauft, die vorhatte, eine Reha-Klinik dort zu errichten. Passiert ist nichts und das Haus wurde erneut verkauft. Eine andere Reha-Klinikgruppe meldete Interesse an. Gebaut wurde jedoch wieder nicht. Abenteurer, Fotografen, Jugendliche und Spaziergänger entdeckten das Haus für sich. Sie brachen ein und feierten Partys, was nicht ungefährlich war. 2015 kam ein neuer Investor. Seine Idee, dort eine Seniorenresidenz zu erreichten, hat sich ebenfalls zerschlagen. Behördliche Auflagen, eine unübersichtliche Situation im Bausektor und eine Pandemie kamen dazwischen. Die Sophienklinik stand weiter leer und verfiel zusehends. Die Einbrüche setzten sich fort und es gab Brandstiftungen. Die Klinik war zum Abenteuerspielplatz geworden. Vor knapp zwei Jahren hat der Bad Berkaer Unternehmer und Investor Silvio Kayser einen neuen Anlauf genommen. "Wir haben unsere Handwerker ins Objekt geschickt und die haben erst einmal aufgeräumt. Es hat vier, fünf Wochen gedauert, bis all der Müll, Schutt, Flaschen und Holz eingesammelt waren und das Haus in einem angemessenen Zustand war", sagt Mitarbeiterin Goilina Kayser. Lampen, Möbelstücke, selbst Heizkörper waren zu diesem Zeitpunkt schon längst herausgerissen. Eindringlinge hatten sich Jahre zuvor an allem bedient, was nicht niet- und nagelfest war. Kayser hat das Dach reparieren und abdichten lassen, die Kapelle wurde behutsam saniert, jedoch ohne am Charme des "Lost Place" zu rütteln. "Wir haben den Boden ausgetauscht, damit man ihn sicher betreten kann. Das Haus ist nun ohne Weiteres begehbar. Ein Zaun schützt das Objekt inzwischen allerdings vor ungewollten Besuchern." Vor rund einem Jahr hat das Unternehmen Kayser zum Tag der offenen Tür geladen und das Interesse war von Anfang an groß. Vor allem ehemalige Patienten und Mitarbeiter der Klinik wollten sehen, was aus der Heilstätte geworden ist. Sie kann Geschichten erzählen, wie keine andere. Schließlich hat sie jahrelang hier gearbeitet und weiß, was sich hier abgespielt hat. Eine der einstigen Krankenschwestern bietet inzwischen regelmäßig Führungen an. "Sie kann Geschichten erzählen wie keine andere. Schließlich hat sie jahrelang hier gearbeitet und weiß, was sich hier abgespielt hat." Auch Fototouren werden angeboten. Fotografen nutzen teils tageweise das gesamte Objekt für Aufnahmen. "Besonders spannend wird es immer, wenn Ghost Hunter die Klinik anmieten. Sie sind auf der Suche nach Geistern. Viele übernachten dort und zeichnen mit ihren großen Geräten dann tatsächlich Stimmen auf. Vielleicht sind das wirklich Botschaften ehemaliger Patienten", sagt Goilina Kayser. Das Haus hat einen gewissen Gruselfaktor und das nutzen die neuen Betreiber aus. Grusel- und Halloweenpartys hat es auch schon gegeben. Auch bei Produktionsfirmen hat sich das Objekt inzwischen einen Namen gemacht. "Wir sind schon mehrfach Drehort gewesen. Der 'Tatort' war hier und auch 'In aller Freundschaft' und etliche Musiker drehen hier Videos." In diesem Sommer wird die erste Hochzeit im "Lost Place" gefeiert und auch Klassen verirren sich gern dorthin. "Deshalb werden wir auch unser Außengelände erweitern. Wir wollen Tiny Houses aufstellen, damit Gruppen auch hier übernachten können. Auf dem Heizhaus wird eine Dachterrasse entstehen. Wir haben einige Pläne", so Kayser. Noch sind die wenigen Zimmer im Obergeschoss spartanisch eingerichtet, ohne Heizung und nur selten gebucht. "Aber der Ausblick von dort oben ist einfach fantastisch", schwärmt Goilina Kayser. Rettungshundestaffeln haben das Objekt ebenfalls für sich entdeckt. Die Suche nach Vermissten lässt sich dort wunderbar trainieren. Auch die Zahl der Veranstaltungen nimmt weiter zu. Die Menschen suchen offenbar das Besondere. Diesen Kick kann die Sophienheilstätte durchaus bedienen. Wo sonst wird der Champagner schließlich in einer einstigen Intensivstation ausgeschenkt? MDR (gh)
mdr.de
Nach Jahren des Leerstandes ist aus der Sophienheilstätte bei Bad Berka im Weimarer Land ein beliebter Veranstaltungstort geworden. Auch Fotografen aus ganz Deutschland sind regelmäßig zu Gast. Aber nicht nur die.
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Thüringen
2025-05-02T15:00:21+02:00
2025-05-02T15:28:46+02:00
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Abschied auf Instagram: Dani Olmo verlässt RB Leipzig
Dani Olmo verlässt RB Leipzig. Der Spanier verabschiedete sich am Freitag (09.08.2024) bei Instagram mit den Worten: "Danke, dass ich Teil der RB Leipzig-Reise sein durfte. Ich werde Euch immer in meinem Herzen tragen." Damit scheint ein auch offiziell Wechsel zum FC Barcelona kurz bevorzustehen. Auf "X" (früher "Twitter") kursieren Videos, die Olmo zeigen, wie er an der Geschäftsstelle des FC Barcelona mit dem Auto vorfährt und in die Räumlichkeiten geht. Der Abgang des Spaniers hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angedeutet. Bei seinem neuen Klub in Barcelona wird er von Ex-Bundestrainer Hansi Flick trainiert. "Ein junger Club, ein junger Spieler. Wir sind zusammen gewachsen, wir haben die ersten Titel gewonnen und wir haben zusammen Geschichte geschrieben", verabschiedete sich Olmo auf Instagram: "Zwei Pokale und der Super Cup sind nur ein paar Momente von ganz vielen die ich immer bei mir tragen werde." Nach Freitagnachmittag bestätigte auch Olmos ehemaliger Arbeitgeber RB Leipzig den Wechsel. "Dani kam 2020 als großes Talent nach Leipzig und konnte sich anschließend Jahr für Jahr weiterentwickeln. Dadurch hat er das absolute Top-Level erreicht, zählt mittlerweile zu den besten Spielern auf seiner Position und war in diesem Sommer verständlicherweise heiß begehrt", erklärte Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer. Sein Wechsel zum FC Barcelona sei daher erneut auch eine Auszeichnung für die gute Arbeit in Leipzig.  Zu den Gerüchten und die Bedeutung eines Abgangs wurde am Mittwoch (07.08.2024) auch dessen bisheriger Teamkollege David Raum befragt. Nationalspieler Raum sagte da noch im Konjunktiv: "Falls er gehen sollte, wäre es ein Riesenverlust. Er ist ein Top-Spieler. Man hat ihn natürlich immer gern im Team." Ein Wechsel zum FC Barcelona wäre aber gut, "weil es dann für ihn der richtige Schritt ist". Neben "Barça" hatte sich wohl auch Manchester City um Olmo bemüht, am Ende waren aber nur die Katalanen bereit, die von RB Leipzig geforderte Summe zu zahlen. Berichten zufolge liegt die Ablöse bei 55 Millionen Euro plus Zusatzleistungen in Höhe von sieben Millionen Euro und damit über der abgelaufenen 60-Millionen-Ausstiegsklausel. Die Sachsen werden aber wohl nicht die volle Summe einstreichen. Bei Olmos Wechsel von Dinamo Zagreb nach Leipzig im Januar 2020 berichtete Transfermarkt.de, dass eine Weiterverkaufsklausel vereinbart wurde. Demnach müsse RB 20 Prozent des Transfergewinns an die Kroaten überweisen. Olmos Vertrag in Leipzig war noch bis 2027 gültig. Entsprechend gelassen zeigte sich RB Leipzigs neuer Geschäftsführer Sport, Marcel Schäfer, am Dienstagvormittag. Bezüglich des möglichen Transfers sei er "relativ entspannt". Olmo selbst hatte allerdings seinen Wechselwillen angedeutet und spätestens durch die starken Leistungen bei der EM das Interesse großer Vereine geweckt. Der 26-Jährige erzielte drei Treffer und teilte sich mit fünf weiteren Spielern den Goldenen Schuh für den besten Turnier-Torschützen. Er gilt als Wunschtransfer von Barcelonas Sportdirektor Deco und Trainer Flick. Das Trikot der Leipziger trug er seit 2020 in 148 Spielen. Dabei erzielte er 29 Tore und bereitete 34 Treffer vor. Vor allem in den beiden zurückliegenden Spielzeiten entwickelte sich der offensive Mittelfeldmann zu einem echten Unterschiedsspieler. Allerdings wurde der 39-fache spanische Nationalspieler auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Verletzungen, die er sich regelmäßig in Spielen für die Nationalelf zuzog. So verpasste Olmo zwischen 2021 und 2024 verletzungs- oder erschöpfungsbedingt 68 Spiele. Schäfer und Sportdirektor Rouven Schröder sind indes bei der Suche nach einem Ersatz offenbar bereits fündig geworden. Wie Sky berichtet, soll Nachwuchstalent Rayan Cherki von Olympique Lyon der Wunschkandidat sein. Im Gespräch ist eine Ablöse von 15 bis 20 Millionen Euro. Der 20 Jahre alte Franzose wird seit einigen Wochen aber auch mit einem Wechsel zu Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. Ebenfalls am Mittwoch vermeldete RB den Abgang von Mittelfeldspieler Ilaix Moriba. Der 21-Jährige wird allerdings nur verliehen: In der kommenden Saison soll Moriba beim spanischen Erstligisten Calta Vigo Spielpraxis sammeln. Wie RB mitteilte, wurde eine Kaufoption für den Nationalspieler Guineas vereinbart. Moriba spielte bereits seit Januar in Spanien, als Leihe für den FC Valencia. dpa/sid/mru/dh
mdr.de
Viereinhalb Jahre lief Dani Olmo für RB Leipzig auf. Nun zieht es den Europameister zurück nach Spanien – zu dem Verein, bei dem er das Fußballspielen gelernt hat. Die Ablöse liegt wohl im 60-Millionen-Bereich.
[ "RB Leipzig", "RBL", "Dani Olmo", "FC Barcelona", "Barca", "Hansi Flick", "La Liga", "Bundesliga", "Fußball", "Sport" ]
2024-08-09T13:14:36+02:00
2024-08-09T16:29:23+02:00
https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/fussball-rb-leipzig-dani-olmo-wechselt-fc-barcelona-100.html
Zucker: Maximal sechs Teelöffel — 45 Krankheiten mit Zuckerkonsum als klarer Ursache
Die Zeiten der Zahnmännlein sind längst vorbei – inzwischen ist bei vielen Menschen angekommen, dass übermäßiger Zuckerkonsum durchaus mannigfaltigere Folgen haben kann als Löcher im Gebiss, auch wenn letztere tunlichst zu vermeiden sind. Zehn Prozent der täglichen Gesamtenergieaufnahme darf Zucker sein, nicht mehr, sagt die WHO. Wobei hier die Rede von zugesetztem Zucker ist, Würfelzucker zum Beispiel, aber auch solcher in verarbeiteten Lebensmitteln. Zuckervorkommen im natürlichen Verbund wie Laktose (Milchzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) zählen nicht als zugesetzter oder "freier" Zucker – außer eben, sie wurden zugesetzt. Nun ist Zucker seit geraumer Zeit ein großes Thema in der Ernährungswissenschaft, in der Medizin und im Alltag. Neue Erkenntnisse zum Zuckerkonsum gibt es zuhauf, da lässt sich schnell der Überblick verlieren. Gut, dass Forschende aus den USA und China jetzt eine Umbrella Review genannte Übersichtsstudie zum Thema durchgeführt haben. Umbrella Reviews werden in der Medizin eingesetzt, um eine Übersicht über Übersichtsstudien zu erhalten, also eine Bewertung von Meta-Studien. Mit anderen Worten: Eine strenge Prüfinstanz für Forschung zum Thema Zuckerkonsum, aus der auch klare Richtlinien für den täglichen Zuckerkonsum abgeleitet werden können. In ihrer Übersichtsstudie haben die Forschenden mehr als achteinhalbtausend wissenschaftliche Artikel zu den Folgen des Zuckerkonsums einbezogen. Für die methodische Qualität der Studienergebnisse gab es ein Siegel in verschiedenen Qualitätskategorien – hoch, mäßig, niedrig oder sehr niedrig. Im Ergebnis konnte die Forschungsgruppe 45 signifikante Gesundheitsfolgen von Zuckerkonsum festgestellt: Es liegt in der strengen Natur einer Übersichts-Übersichtsstudie, dass den meisten Ergebnissen ein niedrige oder sogar sehr niedrige Qualität attestiert wurde – trotz der berichteten Signifikanz. So wurden keine Artikel mit einer Evidenz von hoher Qualität gefunden, was die Beurteilung etwas einschränkt. Einige wenige waren von mäßiger Qualität. Zum Beispiel Hinweise darauf, dass jeder Zuckerkonsum mit einer Zunahme von Leber- und Muskelfett assoziiert war und – Überraschung – der Konsum von zuckergesüßten Getränken signifikant mit einer Zunahme des Körpergewichts verbunden war. (Also: Zu viel Cola macht dick. Daran zweifelt wohl kaum jemand.) Wenig Aussagekraft attestierten die Forschenden hingegen Belegen, die darauf hindeuten, dass jeder Zuwachs der Fruktosezufuhr um 25 Gramm pro Tag mit einem um 22 Prozent erhöhten Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs verbunden war. Die Forschenden fanden auch keine Hinweise auf einen positiven Zusammenhang zwischen zugesetztem Zucker und Gesundheitsfolgen, bis auf wenige Ausnahen wie Typ-2-Diabetes. Die Forschenden räumen ein, dass es sich bei den vorliegenden Erkenntnissen größtenteils um Beobachtungsdaten handelt, die von geringer Qualität sind, und betonen, dass die Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Zucker in der Nahrung und Krebs nach wie vor begrenzt sind – aber weitere Untersuchungen rechtfertigen. Und auch die Empfehlungen sind klar: Der Konsum von freiem oder zugesetztem Zucker sollte auf unter 25 Gramm pro Tag begrenzt werden, das sind in etwa sechs Teelöffel. Eine Hundert-Gramm-Tafel klassische Vollmilchschokolade besteht bereits über die Hälfte aus Zucker (Varianten mit Nüssen, bittere und vegane Schokoladen enthalten im Gesamtprodukt mitunter weniger Zucker). Bei der marktführenden Cola kommen 27 Gramm auf eine kleine 250-Milliliter-Flasche. Das ist schon mehr als die empfohlene Tagesmenge. Für zuckergesüßte Getränke gibt es ohnehin fast keinen Spielraum mehr: Weniger als eine Portion pro Woche – etwa 200 bis 355 Milliliter – dürfen es der Empfehlung nach maximal sein. Was auch sein darf: Mehr Forschung hinsichtlich der gesundheitlichen Folgen von zugesetztem Zucker. Das sei zwingend erforderlich, um insbesondere bei Kindern und Jugendlichen die Konsumgewohnheiten zu ändern und eine Kombination aus umfassender öffentlicher Gesundheitserziehung und politischen Maßnahmen zu erreichen. Denn Zahnmännlein alleine sind kein Argument mehr, auch nicht im Kindergarten. flo Die Studie Dietary sugar consumption and health: umbrella review erschien am 5. April 2023 im Fachjournal BMJ.DOI: 10.1136/bmj-2022-071609
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Dass Zucker im Alltag nur sehr reduziert verzehrt werden sollte, ist mittlerweile ein alter Ernährungshut. Tausende Studien zum Thema weisen auf Erkrankungen durch zu hohen Zuckerkonsum hin. Manche besonders einträglich.
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Startseite
2023-04-06T16:49:51+02:00
2024-04-24T10:20:06+02:00
https://www.mdr.de//wissen/zucker-reduzierung-sechs-teeloeffel-100.html
Schwanenfamilie blockiert Landstraße im Kyffhäuserkreis - Polizei und Feuerwehr im Einsatz
Im Kyffhäuserkreis hat eine Schwanenfamilie am Freitag Polizisten und Kameraden der Feuerwehr auf Trab gehalten. Wie die Polizei mitteilte, war die Familie mit sechs Küken auf der Landstraße zwischen Oldisleben und Esperstedt unterwegs. Zunächst wollten die Tiere nicht auf die Beamten hören und fauchten sie den Angaben nach an. Mit Unterstützung der Feuerwehr gelang es den Helfern dann doch, die Schwäne zum See zu geleiten. MDR (mte/jn)
mdr.de
Eine Schwanenfamilie hat in Nordthüringen einen Polizeieinsatz ausgelöst. Die acht Tiere waren nachmittags auf einer Landstraße unterwegs. Gegen die Beamten wehrten sie sich zunächst.
[ "Nachrichten", "Schwanenfamilie", "Oldisleben", "Esperstedt", "Landstraße", "kurios", "skurril" ]
Thüringen
2024-07-13T08:22:00+02:00
2024-07-15T10:35:40+02:00
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/nord-thueringen/kyffhaeuser/schwan-familie-strasse-polizei-100.html
Fragen und Antworten zum Sächsischen Dialekt
Im Freistaat Sachsen gibt es mehrere Sprachräume: Das Obersächsisch (Meißnisch), Osterländische (rund um Leipzig), Vogtländisch, Erzgebirgisch und Lausitzisch. Allerdings verschwimmen die Grenzen. Seit Langem registrieren Sprachwissenschaftler das Aussterben der Dialekte. Auch in Sachsen gehen die aktiv gesprochenen Dialekte zurück. Heutzutage werden eher sogenannte Regiolekte gesprochen. Ein Regiolekt ist die regional verbreitete Umgangsssprache. Allerdings gibt es einige Projekte von Mundart-Vereinen und an Schulen, die sich dafür einsetzen, dass die Mundart und Dialekte lebendig bleiben. Als Mundart bezeichnet man die Art, Wörter auszusprechen. Viele Sachsen sind "Gonsonandenschinder". Die wohl wichtigste Ausspracheregel lautet: "De Weeschn besieschn de Hardn." Heißt: Die weichen Konsonanten besiegen die harten. Aus K wird G, aus P wird B und aus T wird ein weiches D. Und: Vom Sachsen ist selten ein "ch" zu hören. Er sagt meistens "sch". Dialekte sind vor allem mündliche Sprachen. In der Literatur, der geschriebenen Sprache also, gibt es nur wenig Dialekt. Trotzdem gibt es viele berühmte sächsische Texte: Zum Beispiel Gedichte von Lene Voigt und Asterix Comics auf sächsisch. Lene Voigt hatte mit ihren sächsischen Büchern vor allem um 1925 Erfolg. Da erschienen nämlich ihre ersten Bücher, wie die "Säk'schen Balladen I" und "Säk'sche Glassigger". Außerdem gibt es diverse Wörterbücher zum sächsischen Dialekt. "Jede Provinz liebt ihren Dialect: denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Athem schöpft", sagte niemand Geringeres als Goethe. Seiner Herkunft und seiner Sprache muss man sich nicht schämen. Sehr viele Schauspieler, Comedians und Musiker verdanken ihren Erfolg unter anderem der Unverwechselbarkeit ihrer Heimatsprache.
mdr.de
Um richtig Sächsisch zu klingen muss man den Unterkiefer locker lassen und leicht nach vorne schieben. Doch die wohl wichtigste Ausspracheregel lautet: "De Weeschn besieschn de Hardn." Fragen und Antworten zum Dialekt:
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Sachsen
2021-01-05T09:25:33+01:00
2024-02-15T14:37:03+01:00
https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/mundart-dialekt-faq-100.html