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2024-03-28 09:19:09
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“24 Wochen”: der Abtreibungsfilm, der die Berlinale zum Weinen brachte
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Wenn bei einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt, dass dein ungeborenes Kind mit einer schweren Behinderung auf die Welt kommt—würdest du es abtreiben? Viele werden darauf eine direkte, in ihren Augen wohlüberlegte Antwort haben. Wie man zum Thema Abtreibung, insbesondere Spätabtreibung, steht, gerät aber schnell ins Wanken, wenn man sich tatsächlich in der Situation befindet, eine Entscheidung treffen zu müssen. Eine Entscheidung, bei der es nicht nur um das Leben des ungeborenen Kindes, sondern eben auch das eigene geht und bei der man irgendwann realisiert: ein klares „richtig” oder „falsch” gibt es nicht. In 24 Wochen zeigt Regisseurin Anne Zohra Berrached den Entscheidungsweg eines Paares (gespielt von Julia Jentsch und Bjarne Mädel)—unmittelbar, ungeschönt, beinahe dokumentarisch. Als der Film als einziger deutscher Beitrag bei der diesjährigen Berlinale lief, brachen große Teile des Publikums in Tränen aus, wurde berichtet. Wie das breite Publikum reagiert, zeigt sich ab dem 22. September, wenn der Film in den deutschen Kinos anläuft. Wie emotional und schwierig das Thema ist, erlebten die 34-jährige Filmemacherin und ihr Team im Entstehungsprozess; durch die Zusammenarbeit mit betroffenen Familien und die echten Ärzte und Krankenschwestern, die im Film mitwirkten. Im Gespräch mit Broadly erzählt Berrached warum die Figur der abtreibenden Frau filmisch noch immer eine sehr schwierige ist und wie sie mit Müttern umgeht, die ihr Abtreibungspropaganda vorwerfen. Mehr lesen: Wie gefährlich sind deutsche Abtreibungsgegner? Broadly: Der Ruf, der deinem Film vorauseilt, ist so ein bisschen der: „Bei der Berlinale haben alle Leute geweint.”Anne Zohra Berrached: [lacht] Ja, das stimmt. Als ich den Film geschrieben habe, hatte ich ein bisschen Schiss. Wenn die Hauptfigur eine Frau ist, die ihr Kind im siebten Monat abtreibt, ist das im ersten Moment natürlich nicht gerade sympathisch. Bei einem Film ist es extrem wichtig, dass der Zuschauer an die Hauptfigur anknüpfen kann, weil sie es ist, die dich durch den Film führt. Wenn der Zuschauer das nicht tut, wenn er keine Empathie empfindet mit der Hauptfigur, ist dieser Film wertlos. Das geht auch mit einem Antihelden, mit Leuten, die Dinge falsch machen—aber eine Frau, die ihr Kind abtreibt? Ich wusste bis zur Premiere nicht, wie das auf andere wirkt. Es hätte auch sein können, das die Hälfte rausgeht und sagt: „Das geht gar nicht, was sie macht.” Eine Freundin hatte mich nach einer der Vorstellungen angerufen und erzählt, dass nach dem Film erstmal Ruhe war. Es hat auch keiner geklatscht oder irgendwas. Dann fingen drei an, plötzlich klatschten alle und dann wurden die Türen aufgemacht, aber der komplette Saal blieb sitzen. Die Leute wurden gebeten, rauszugehen, sind aber noch sitzengeblieben und haben sich unterhalten. Man will danach reden. Das ist super, das ist genau der Effekt, den ich wollte. Der Film provoziert den Zuschauer ja auch, sich die Frage zu stellen: Wie hätte ich mich entschieden?Ich habe auch sehr viel dafür getan, dass das so ist. In dem Film gibt es drei Momente, in denen die weibliche Hauptfigur den Zuschauer auf einmal anguckt und ihn damit im Prinzip fragt: „Was würdest du tun?” Allgemein ist die Kamera extrem nah an ihr dran, wir erzählen alles aus ihrer Perspektive und es gibt keine Szene ohne sie. Alles, was sie sieht, sehen wir. Deswegen wird man sehr in die Situation gebracht, mitzufühlen und sich selbst zu fragen: Was würde ich tun? Die Hauptfigur sagt am Schluss in einer Radiosendung: „Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch war, was ich gemacht habe. Vielleicht war es ein bisschen beides gleichzeitig. Ich habe mein Kind abgetrieben, im siebten Monat.” Und das ist auch meine Haltung. Viele wissen auch gar nicht, dass eine Frau bis zum Einsetzen der Wehen abtreiben kann, wenn sie physisch oder psychisch nicht dazu in der Lage ist, das Kind zu bekommen. Ich will mich nicht auf eine Seite schlagen, ich sage nur, dass es das gibt und ich verstehe nicht, warum wir nicht darüber reden. Gerade auch, weil wir in die Pränataldiagnostik so viel Geld reinstecken. Sie suggeriert uns eine gewisse Sicherheit, die eigentlich gar nicht da ist, denn ab dem Moment, wo klar ist, dass das Kind was hat, kann sie nichts mehr tun. An der Stelle fängt mein Film an und fragt: Was ist da moralisch los? Wie stehen wir dazu? Sollte man das machen? Kann man das machen? Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist, viel Information—auch zur Gesetzeslage zum Beispiel—in einen Film zu packen, ohne dass er zu pädagogisch wird.Man muss wirklich aufpassen, dass es kein Galileo-Film wird. Das war sowohl bei 24 Wochen, als auch bei Zwei Mütter schwer. Du willst keinen Film, der dir etwas erklärt, du willst es ja trotzdem in eine emotionale Geschichte packen. Die Kritik an meinen Filmen war häufiger: „Die Recherche gehört nicht in den Film” oder „Das ist mir zu belehrend”. Ich finde es trotzdem gut, den Zuschauer zu informieren. Dass 90 Prozent der Frauen ihre Kinder abtreiben, wenn sich nach dem dritten Monat herausstellt, dass ihr Kind so eine Behinderung hat, ist zum Beispiel so eine Zahl, die kaum einer kennt. Viele wissen auch gar nicht, dass eine Frau bis zum Einsetzen der Wehen abtreiben kann, wenn sie physisch oder psychisch nicht dazu in der Lage ist, das Kind zu bekommen. Muss man das beweisen, dass man psychisch nicht dazu in der Lage ist?Das „Beweisen” sieht in Deutschland praktisch so aus, dass das von einem Arzt entschieden wird. Der Arzt sagt, ob er das machen würde—oder im Zweifelsfall auch: „Ich halte das in diesem Fall jetzt nicht für richtig, aber das hier ist eine Klinik, wo sie das machen könnten.” Dann muss man wieder vorsprechen, bis es ein Arzt für richtig empfindet. Da gibt es bei den Ärzten ganz unterschiedliche Meinungen. Umso weiter man in der Schwangerschaft ist, umso schwieriger ist es natürlich. Man sagt ja so, dass das Kind ab der 23., 24. Woche außerhalb des Bauches in einem Brutkasten lebensfähig ist. Ab dann ändert sich die Art der Abtreibung, denn dann muss das Kind getötet werden, bevor es aus dem Bauch rauskommt. Das macht man durch eine Kaliumchloridspritze, die durch die Bauchdecke der Frau ins Herz des Kindes gesetzt wird. Dort stirbt dieses Kind, dann muss es aber doch geboren werden. Wenn ich das richtig gelesen habe, hast du in der Vorbereitung für den Film mit zwei Familien gesprochen, die vor ähnlichen Entscheidungen standen.Richtig. Mit zwei Familien und einer Frau, weil sich der Mann da nicht äußern wollte. Bei zwei von den drei Frauen war das schon Jahre her und bei der anderen zum damaligen Zeitpunkt erst zwei Wochen. Das ist natürlich ein komplett anderes Gespräch als mit einer Frau, die das vor zehn Jahren gemacht hat. Was ganz interessant war: Eine der Frauen, deren Abtreibung sieben Jahre zurücklag, ist mittlerweile zu einer militanten Abtreibungsgegnerin geworden. Die geht auf die Straße, hält eine dieser blutigen Babypuppen beim Marsch des Lebens hoch und ist absolut gegen Abtreibung jeder Form. Das ist das, was passieren kann, wenn Frauen sich schuldig fühlen—und wahrscheinlich eine Variante, um das zu verarbeiten. In eine Richtung richtig extrem werden. Wenn man sich dagegen entscheidet, ist es immer eine egoistische Entscheidung—und das ist trotzdem nicht schlimm. In Deutschland ist diese „Pro-Life”-Bewegung deutlich kleiner als in den USA, wo Abtreibungskliniken ja zum Teil offen angegriffen werden. Aber gab es aus der Ecke trotzdem schon Feedback zu deinem Film? Glaubst du, dass da noch was kommt? Das wird es jetzt vielleicht geben, bisher gab es das aber überhaupt noch nicht—weder im Inland, noch im Ausland. Es gab bei einer Vorstellung natürlich mal jemanden, der gesagt hat: „Dieser Film ist Werbung für Abtreibung!” Mir hat auch mal eine Frau, die ein behindertes Kind zu Hause hat vorgeworfen, dass ich mit diesem Film ihr Kind getötet habe. So was kommt, aber extrem selten. Seit der Film auf der Berlinale gelaufen ist, haben sich mir gegenüber vielleicht fünf Leute kritisch dazu geäußert und das waren immer Personen, die ein behindertes Kind haben. Es ist natürlich auch ein wahnsinnig emotionales Thema, mit dem man eigentlich gar nicht „gewinnen” kann—egal wie die Leute den Film auslegen.Ja, das stimmt. Bei Julia Jentsch ist das auch so. So schwieriger es wird mit dem Kind, umso mehr sich das zuzieht, umso mehr hat sie Angst und sagt: „Das Kind kann nicht für sich selbst entscheiden, das muss ich tun und ich bin dafür verantwortlich, dem Kind vielleicht das Leid zu ersparen.” So fangen ihre Zweifel an, es geht also erst mal sehr um dieses Kind. Irgendwann begreift sie: Es geht nicht nur um das Kind, es geht auch um mich selbst. Ich glaube, dass man diese Entscheidung nicht treffen und sagen kann, man täte es nur für das Kind. Eine Abtreibung ist immer auch eine egoistische Entscheidung. Das meine ich gar nicht negativ, aber das ist einfach so. Es geht auch um das eigene Leben und ob man sich das eigentlich vorstellen kann. Kann ich mir das Leben mit einem Kind vorstellen, das für immer von mir abhängig ist? Wenn man sich dagegen entscheidet, ist es immer eine egoistische Entscheidung—und das ist trotzdem nicht schlimm. Mehr lesen: „Abtreibung war eine Schande”—die illegale Abtreibung meiner Großmutter Die Figur der Mutter ist meiner Meinung nach auch etwas, womit ganz viele junge Frauen hadern. Weil es dazu so ein konkretes Idealbild im Kopf gibt, dem gerade heutzutage eigentlich niemand mehr entspricht oder entsprechen kann.Wenn du ein Kind hast, denkst du natürlich darüber nach, was überhaupt eine ideale Mutter ist und wie viel da eigentlich nur im eigenen Kopf verankert ist, weil man darauf konditioniert wurde. Allein wie viele Leute überhaupt einen Kinderwunsch haben, ist vielleicht auch etwas, was mit unserer Sozialisation zu tun hat. Wir haben das Gefühl, dass wir alle Kinder kriegen müssen, aber vielleicht müssen wir das gar nicht.
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Lisa Ludwig
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"Abtreibung",
"Deutschland",
"Feminisme",
"Film",
"Gesundheit",
"Interview",
"Kultur",
"Mutter",
"Reproduktive Rechte",
"schwangerschaft"
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2016-09-21T07:00:00+00:00
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2024-07-30T23:56:02+00:00
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https://www.vice.com/de/article/24-wochen-der-abtreibungsfilm-der-die-berlinale-zum-weinen-brachte/
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14 Posts auf Facebook und Instagram, mit denen russische Trolle die USA spalten wollten
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Die wohl bislang größte politische Beeinflussungskampagne im Netz bekommt endlich ein Gesicht: Am Mittwoch mussten sich Vertreter sozialer Netzwerke zum ersten Mal vor dem US-Kongress zu den Vorwürfen äußern, dass die US-Wahl 2016 über ihre Plattformen durch russische Akteure beeinflusst worden sei. In diesem Zuge wurde auch erstmals eine kleine Stichprobe aus den über 3.000 Anzeigen veröffentlicht, die russische Trolle während des Wahlkampfs auf Facebook und Instagram geschaltet hatten. Die 14 Anzeigen geben einen ersten Einblick, welche politischen Themen aus russischen Trollfabriken befeuert wurden, um das politische Klima in den USA zu vergiften und so die Präsidentschaftswahl zu beeinflussen. Einige der Posts richten sich klar gegen Hillary oder Bill Clinton, in einem Post wird Hillarys Wahlsieg gar mit dem Siegeszug von Satan höchstpersönlich gleichgesetzt. “Klicke ‘Like’, wenn Jesus gewinnen soll”, lautet die Aufforderung unter der Anzeige, die Jesus und den Teufel beim Armdrücken zeigt. Andere Posts hetzen gegen Muslime und Einwanderer, und halten Themen auf der Agenda, die die US-Gesellschaft sowieso schon polarisieren. Einige Anzeigen bewerben auch politische Kundgebungen, Demos und Gegenveranstaltungen – und das so erfolgreich, dass einige am Ende tatsächlich stattfanden. Seht die Posts auf Motherboard.
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Lorenzo Franceschi-Bicchierai
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"fake news",
"Motherboard",
"Social Media",
"trolle"
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2017-11-05T06:00:00+00:00
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2024-07-30T20:59:56+00:00
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https://www.vice.com/de/article/14-posts-auf-facebook-und-instagram-mit-denen-russische-trolle-die-usa-spalten-wollten-2/
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Der VICE-Guide zum Squirten
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Ja, Squirting gibt es wirklich und nein, es geht da nicht um Urin – also meistens nicht. Aber dazu später mehr. Seit rund 2.000 Jahren ist dokumentiert, dass auch Vaginen beim Sex abspritzen können – entsprechende Passagen findest du im Kamasutra und anderen alten Sexanleitungen. Trotzdem glauben viele noch, dass es Squirten nur in Pornos gibt. Dieser Guide soll alle Fragen rund ums Squirten beantworten: Worum handelt es sich bei der Flüssigkeit? Warum squirten manche einfacher als andere? Und vor allem: Wie kann auch ich squirten? VICE-Video: Warum es noch keine Pille für den Mann gibt Squirten ist das Ausstoßen von Flüssigkeit durch die Harnröhre. In der Regel geschieht das durch die Stimulation des G-Punkts. Der G-Punkt ist ein medizinisch nicht ganz unumstrittener kleiner Bereich an der vorderen Scheidenwand, also der, die zum Bauchnabel zeigt. Nicht alle empfinden seine Stimulation als erregend. Die Harnröhre verläuft genau über dem G-Punkt und ist von Gewebe und den sogenannten Skene-Drüse umgeben. Wenn du erregt bist, schwillt dieser Bereich an und die Drüsen füllen sich mit Flüssigkeit. Dadurch schwillt auch der G-Punkt an und wird fester. Deswegen ist es leichter, den G-Punkt zu stimulieren, wenn du erregt bist – und dementsprechend auch leichter zu squirten. Kurze Antwort: Das ist noch nicht abschließend geklärt. Um die Sache besonders kompliziert zu machen, unterscheiden manche zwischen Squirting und der weiblichen Ejakulation. 2011 analysierte eine Studie die chemische Zusammensetzung der drei Flüssigkeiten, die bei sexueller Stimulation aus der Vagina, beziehungsweise der Harnröhre austreten: Urin, die Squirt-Flüssigkeit und das Ejakulat. Die Forscherinnen stellten große Unterschiede zwischen den drei Substanzen fest, was Farbe, Geruch, chemischer Zusammensetzung, Menge und Ursprung angeht. Das Ejakulat wurde als “spärlich, dickflüssig und weißlich” beschrieben. Die ausgeschiedene Menge ergibt etwa einen Teelöffel. Es stammt von der weiblichen Prostata, den sogenannte Skene-Drüsen, und beinhaltet ein prostataspezifisches Antigen, das sich vor allem auch in Samen findet. Squirt hingegen ist eine klare, in großer Menge abgesonderte und geruchlose Flüssigkeit, die aus der Blase kommt. Die Studie stellte fest, dass Ejakulat und Squirt sich unterscheiden – und beide noch mal anders als Urin sind. Ejakulation und Squirt können separat voneinander passieren, manchmal auch gemeinsam. Es ist also wahrscheinlich, dass du beim Kommen beide Flüssigkeiten gleichzeitig absonderst. Und bevor es hier zu Missverständnissen kommt: Das, was dich bei Erregung feucht macht, ist noch mal eine andere Flüssigkeit und kommt aus der Bartholin-Drüse. Die klare Flüssigkeit, die du beim Squirten abspritzt, hat einige Gemeinsamkeiten mit verdünntem Urin. Darin finden sich einige Abbauprodukte der Nieren, die auch beim Pinkeln ausgeschieden werden. In Pornos handelt es sich bei dem, was den anderen Darstellerinnen und Darstellern entgegenschießt, oft einfach um Urin, also eine Golden Shower. Was an und für sich überhaupt kein Problem ist. Allison Moon, Aufklärerin und Autorin von Getting It: A Guide to Hot, Healthy Hookups and Shame-Free Sex, sagt: “Viele meiner Schülerinnen und Schüler, die beim Squirten Bedenken haben, haben in der Regel Angst davor, dass es sich dabei um Urin handelt. Mein Rat: Setz dich mit deiner Angst auseinander. Was macht Urin für dich so viel schlimmer als andere Körperflüssigkeiten? Ist es der Geruch oder irgendetwas anderes? Wenn du das weißt, kannst du besser damit umgehen, den Ekel ablegen und die Sache genießen.” Ja, aber wie immer, wenn du deinen Körper neu kennenlernst, ist es vielleicht ganz gut, es erstmal alleine auszuprobieren. Squirting erfordert ein bisschen mehr Vorbereitung, als du vielleicht gewohnt bist. Ein ganz neues Orgasmus-Erlebnis sollte es das aber eigentlich wert sein, oder? Bevor du loslegst, solltest du ausreichend Flüssigkeit zu dir genommen haben. Das ist generell wichtig für deine Sexualfunktionen und verstärkt auch die körpereigene Lubrikation. Deine Nägel sollten nicht allzu lang sein und für alle Fälle kann ein bisschen Gleitmittel in Reichweite nicht schaden. Wenn der Gedanke an eine nasse Matratze deinen Spaß trübt, hol dir ein-zwei Handtücher dazu oder verleg dein Experiment in die Dusche. Du solltest vorher auch unbedingt noch einmal pinkeln gehen. “Sich anbahnendes Squirten fühlt sich fast genauso an, als müsstest du pinkeln”, sagt Janet Hardy, Co-Autorin von The Ethical Slut. “Wenn du weißt, dass du nicht pinkeln wirst, wirst du nicht unweigerlich verkrampfen, wenn das Gefühl aufkommt. Dann kannst du dich entspannen, vielleicht sogar ein bisschen pressen und voilà!” Mach das, was dich auch sonst beim Masturbieren richtig anturnt, um deinen Körper in Stimmung zu bringen. Manche empfehlen sogar, vor dem Squirten schon einmal zu kommen. Ein Orgasmus wird dir beim Entspannen helfen. Außerdem führt er dazu, dass dein G-Punkt leichter zu finden und das Gewebe um deine Harnröhre angeschwollen ist. Wenn du erregt bist, drückt das alles gegen die Wände deines Vaginalkanals, insbesondere die vordere Wand, unter deinem Bauchnabel. Und die ist wichtig fürs Squirten. Da sich die Zonen allerdings hinter der Vaginalwand befinden, sind sie nicht ganz so leicht zu erreichen wie zum Beispiel die Klitoris. Wenn du auf dem Rücken liegend nicht mit einem oder zwei Fingern drankommst, versuche es mit einem Kissen unterm Po oder indem du dich hinkniest und nach vorne lehnst. Wenn das auch nicht klappt, sollte ein speziell gekrümmtes Sextoy helfen. Sobald du den G-Punkt gefunden hast, kannst du mit deinen Fingern oder dem Toy festen, konstanten Druck ausüben. Probiere dich ein bisschen aus. Du wirst schon merken, was dir gefällt. etwas mehr Druck ist auf jeden Fall hilfreich. Mit deiner anderen Hand kannst du deine Klitoris oder deine Brustwarzen stimulieren oder machen, worauf immer du Lust hast. Wenn du langsam das Gefühl bekommst, dass du pinkeln musst: Keine Sorge, du warst gerade erst. Du bist wahrscheinlich auf dem richtigen Weg. Manche schwören auf kraftvolle Bewegungen und/oder intensive Penetration. Die Membran zwischen Rektum und Vaginalkanal ist ziemlich dünn, was bedeutet, dass du den G-Punkt auch durch Analsex stimulieren kannst. Manche bevorzugen das sogar, weil die indirekte Stimulation des G-Punkts weniger intensiv und generell angenehmer ist. Die Finger- oder Toytechniken aus der Solo-Übung funktionieren natürlich auch zu zweit oder mit mehreren. Mit einem Penis allein ist es allerdings schon etwas schwieriger, die direkte und intensive Stimulation erreichen, die zum Squirten erforderlich ist. Wenn ihr es trotzdem probieren wollt, versucht es mit einer Stellung mit flachem Penetrationswinkel wie zum Beispiel der Löffelchenstellung. Oder die Person mit der Vagina legt sich flach auf den Bauch und die andere dringt von hinten in sie ein. Sei auf jeden Fall nicht enttäuscht, wenn du nach deinem ersten Versuch nicht sofort das Bettzeug wechseln musst. Wie bei allen neuen Sextechniken kann ein bisschen Übung und Wiederholung nötig sein, bis du an dein Ziel gelangst. Und wie immer beim Sex gilt auch hier, der Weg sollte mindestens so viel Spaß machen wie das Ziel. Auf jeden Fall solltest du deinen G-Punkt jetzt ganz gut kennengelernt haben. Folge VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.
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"ejakulat",
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Sex
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2021-02-26T09:48:01+00:00
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2024-08-12T09:10:25+00:00
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https://www.vice.com/de/article/z3v5a9/der-vice-guide-zum-squirten
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Ein Notarzt erklärt, wie man durch eine Überdosis Drogen sterben kann
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Foto: Bit Boy | Flickr | CC BY 2.0 Als ich Sam Gutman zum Thema Drogen-Überdosis befrage, meint er direkt, dass der Begriff “Überdosis” irreführend ist. “Dieser Ausdruck impliziert, dass es eine wirksame therapeutische Dosis gibt und dass man mehr als das eingenommen hat. Bei Drogen existiert so etwas wie diese therapeutische Dosis jedoch nicht”, sagt Gutman, ein Notarzt und Begründer von Rockdoc Consulting—eine Organisation, die bei Musikfestivals Erste Hilfe anbietet. “Sie sind schädlich sowie potenziell lebensbedrohlich und gefährlich.” Dass Drogen von der Straße nur ganz selten rein sind, macht die ganze Sache Gutman zufolge nur noch komplizierter. Außerdem reagiert jeder Mensch auf die chemischen Substanzen anders. Dazu kommt noch, dass man bei einer Überdosis oft mehrere unterschiedliche Drogen konsumiert hat. Und dennoch haben bestimmte Drogenfamilien bei einer Überdosis auch bestimmte Symptome. Wir haben Gutman deswegen darum gebeten, genau diese Symptome zu erläutern und zu erklären, wie sie zum Tod führen könnten. Die Leber verstoffwechselt Alkohol mit einer Geschwindigkeit zwischen 0,1 und 0,2 Promille (oder ein Drink) pro Stunde. Viele von uns trinken jedoch viel schneller. Man muss hier wohl kaum erwähnen, dass man nach zu viel Alkoholkonsum kotzen muss. Laut Gutman ist das ein Anzeichen von Vergiftung. “Das ist so, als würde der Körper sagen: ‘Du hast eine Überdosis konsumiert.’ Ich meine, man fühlt sich ja unwohl und hat keine gute Zeit mehr. Stattdessen muss man sich übergeben und verliert unter Umständen das Bewusstsein.” Zu diesem Zeitpunkt kann der Körper den aufgenommenen Alkohol schon gar nicht mehr richtig entgiften, so Gutman. “Es wird dann richtig haarig, wenn sich das Ganze zu einem direkten Gesundheitsrisiko entwickelt. Ein Beispiel wäre der berühmte Rockstar-Tod: am eigenen Erbrochenen ersticken.” Was zuerst mal wie ein schlechtes Klischee klingt, ist laut Gutman in Bezug auf eine Alkohol-Überdosis tatsächlich das größte Gesundheitsrisiko. Dazu kommen dann noch Verletzungen als Folge von Unfällen jeglicher Art. Fentanyl | Foto: Twitter Opioid-Rezeptoren befinden sich im ganzen Körper, so Gutman. Die Droge wirkt sich dabei auf alle Organsysteme aus. Bei eine Überdosis ist dann eine Hypoventilation die Folge. “Der Atem verlangsamt sich so sehr, dass nicht mehr genügend Sauerstoff ins Gehirn gelangt. Gleiches gilt für das Blut und die wichtigsten Bereiche des Körpers.” Ein danach möglicherweise folgender Atemstillstand kann zum Tod führen. Bei Heroin ist eine Überdosis wahrscheinlicher, wenn man sich die Droge spritzt. Dann filtert die Leber das Ganze nämlich nicht mehr, sondern es gelangt direkt in den Blutkreislauf. Dabei konsumiert man im Allgemeinen auch noch eine stärkere Dosis als beim Rauchen des Opioids. Um gegen eine Opioid-Überdosis anzukämpfen, muss man die betroffene Person zuerst einmal beatmen und deren Lunge mit Sauerstoff versorgen. Dann braucht es ein Gegenmittel wie etwa Naloxon, das die Opioid-Rezeptoren des Körpers blockiert. Die Wirkung von Fentanyl, das bis zu 100 Mal so stark ist wie Morphium, lässt sich allerdings nicht so leicht umkehren. “Man braucht mindestens zehn Mal so viel Naloxon, um überhaupt etwas bewirken zu können”, meint Gutman. “Es kann aber auch sein, dass selbst dann noch ein Atemstillstand eintritt, weil sich das Rauschgift länger hält als das Naloxon.” Stimulantia erhöhen den Blutdruck und den Puls. Da überrascht es kaum, dass solche Rauschmittel zum Herzinfarkt führen können. “Ein Stimulans hat zur Folge, dass der Herzmuskel nicht mehr genügend Sauerstoff bekommt. Das Herz bleibt stehen oder schlägt nur noch unregelmäßig.” Ein weiteres Anzeichen für eine Stimulantia-Überdosis sind Krampfanfälle, weil das Gehirn zu viele Reize verarbeiten muss oder der Körper überhitzt. Und dann gibt es da ja auch noch die gute, alte Psychose. “Bei einer Überdosis wird man psychotisch, rennt durch die Gegend, hat Halluzinationen, reagiert aggressiv oder springt von einer Brücke, weil man glaubt, fliegen zu können.” Bei der Frage, ob manche Stimulantia gefährlicher sind als andere, nimmt Gutman kein Blatt vor den Mund. “Meiner Meinung nach ist Kokain am schlimmsten. Leider ist diese Droge schon so lange im Umlauf, dass man sie fälschlicherweise als sicher betrachtet. Dabei verursacht sie Anfälle, Herzinfarkte, Schmerzen in der Brust, Psychosen sowie Paranoia-Attacken. Außerdem führt das durch Alkohol verschlechterte Urteilsvermögen in Verbindung mit dem durch Kokain erhöhten Selbstvertrauen schnell zu dummen Entscheidungen.” Motherboard: Mit der Überdosis im Magen: Die grausame Pathologie des Body Packing Technisch gesehen handelt es sich bei MDMA um ein halluzinogenes Aufputschmittel. Allgemein gilt jedoch, dass man eigentlich gar nicht weiß, auf was man sich da einlässt. “Auf der Straße gekauftes Molly ist nur ganz selten reines MDMA”, sagt Gutman. “Nein, oftmals hat man das Ganze mit anderen Stimulantien oder anderem Zeug gestreckt. So ist es möglich, dass die Körpertemperatur steigt oder Anfälle auftreten.” Laut Gutman besteht eine der schlimmsten Todesarten im MDMA-Rausch darin, zu viel Wasser zu trinken. Die Droge löst nämlich ein Durstgefühl aus, was zusammen mit dem Märchen, auf MDMA immer viel trinken zu müssen, zur sogenannten Hyponatriämie führen kann. Damit bezeichnet man einen zu niedrigen Natriumspiegel im Blut. “Das Gehirn schwillt an und daran kann man sterben”, meint Gutman. “Da das Volumen des Schädels begrenzt ist, drückt das anschwellende Gehirn nach unten und verletzt dabei den Hirnstamm. Das führt dann zu Tod.” Aber auch eine im Molly-Rausch hervorgerufene Überhitzung kann den Tod herbeiführen. Foto: Alaska Carter | Flickr | CC BY 2.0 Eine Überdosis dieser Drogen hat normalerweise eine Psychose zur Folge. In anderen Worten: Halluzinationen und Paranoia. Das führt zwar nicht zum Tod, kann laut Gutman aber trotzdem sehr schlimm sein. “Manchmal sind solche Folgen von viel längerer Dauer als die eigentliche Wirkung der Drogen. Daraus können langfristige psychische Schäden resultieren.” Noisey: Punk in den 80ern: LSD zum Frühstück, Schlägereien und Brandstiftungen Genauso wie bei Alkohol kann der Konsument hier das Bewusstsein verlieren oder am Erbrochenen ersticken. Im sogenannten K-Hole fühlt es sich so an, als würde man sich vom eigenen Körper loslösen. Dadurch stirbt man zwar nicht, aber es kann einen psychologisch gesehen Schaden zufügen, so Gutman. Laut dem Notarzt liegt das Problem bei GHB darin, dass es so unberechenbar ist und der Übergang vom genau richtigen High zur schädlichen Dosis sehr schnell geht. “Im einen Moment ist man noch richtig drauf und im nächsten befindet man sich plötzlich in einem tiefen Koma. So geht es dann immer hin und her.” Nach dem Konsum kann dieser Wechselzustand zwischen Koma und Wachzustand bis zu 12 Stunden lang andauern. Mitarbeiter von Gutmans Organisation sind oft bei Konzerten unterwegs, um dort Menschen zu untersuchen, die augenscheinlich schlafen, in Wahrheit aber extrem unter Drogen stehen könnten. “Wir stellen dann sicher, dass sie auch wirklich aufwachen. Man weiß ja nie.” Spaß, Gras hat noch nie jemanden umgebracht.
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Manisha Krishnan
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"Drogen",
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Linke Männer, ihr seid auch Sexisten
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Liebe linke Männer, ich weiß, ihr wählt grün oder rot, nennt euch Feministen, holt euer Mittagessen beim bosnischen Burek-Verkäufer eures Vertrauens und geht auf die Donnerstagsdemo in Wien. Aber ich muss euch etwas verraten: Ihr habt oft mehr mit Rechten gemeinsam, als euch lieb ist. “Liebe …”, so beginnen Hunderte E-Mails in meinem Postfach. “Ich muss Dich darauf hinweisen, dass … ” Und dann beginnt sie, die Belehrung auf durchaus höfliche, aber nicht minder diskreditierende Art und Weise, warum ich mit meiner Meinung völlig daneben liege und mich doch bitte mehr informieren soll – all das auf mehr Platz, als diese gesamte Kolumne einnimmt. Das ist natürlich netter als die “Geh dich erhängen, du Fotze“-Nachrichten, die ich von Neonazis erhalte. Aber diese Nachrichten-Flut, die alle Kolumnistinnen erhalten, zeigt auch: Die Absender halten sich für schlauer – für schlauer als Populisten und Neonazis. Und für schlauer als Frauen. Auch auf VICE: Nairobis Frauen schlagen zurück Mansplaining kann selbst der linkeste Mann nicht ablegen. Auch statistisch gesehen scheint es, als ob Männer labern und labern und labern. Im deutschen Fernsehen, bei den #allmale-Panels, in der Politik. Sue Montgomery, Bürgermeisterin eines Stadtbezirks von Montreal, zeigte im Mai mit einem Strick-Experiment, wer im Stadtrat bei einem Kommitee-Meeting wie viel Redezeit hat. I knit in city council because it helps me concentrate. Tonight I decided to knit in red when men spoke; green for women. Day 1 results. #reclaiminghertime #women power #listen pic.twitter.com/2nc65UB8GZ Ich kenne diese Dauerbeschallung aus Bar-Abenden, wenn Männer, eine selbst gedrehte Zigarette in der Hand, lang und breit erklären, warum Kommunismus das einzig gerechte politische System ist. In völligem Selbstverständnis, dass sie natürlich mehr über Marx Thesen und soziale Gerechtigkeit wissen als das weibliche Gegenüber. Ein Bekannter von mir philosophierte stundenlang, es läge nicht in der Verantwortung der Start-up-Unternehmen, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, dass Frauen und Diversität fördert. Ein anderer schrieb seine Doktorarbeit über Feminismus. Sich selbst bezeichnete er trotzdem lieber als Humanist. Die antirassistische Arbeit vieler linker Männer hört an dem Punkt auf, an dem sie ihr eigenes Verhalten reflektieren müssen. Wer wirklich Veränderung möchte, der muss dahin, wo es weh tut. Dazu gehört auch, sich mit seinem eigenen verinnerlichten Rassismus auseinanderzusetzen. Nein, es bringt nichts, überall “I am a Feminist” zu schwadronieren, wenn man unangenehme Frauen aus der Partei schmeißt und mit Männern ersetzt – wie es der kanadische Premier Justin Trudeau mit der damaligen Justizministerin Judy Wilson-Raybould getan hat. Wären Feministen konsequent, würden sie Frauen fördern und es nicht nur proklamieren. Wären all die mächtigen linken Männer, all die Chefs von linken Zeitungen, all die Generalsekretäre von ehrenamtlichen Institutionen wirklich konsequent in ihren politischen Ansichten, dann würden sie auf ihren Platz am Panel verzichten und eine Frau, idealerweise eine Woman of Color, für das Podium vorschlagen. Hallo @wu_vienna & @npose_kompetenz, ihr könnt nicht ernsthaft behaupten, dass euch Chancengleichheit und Diversität wichtig sind und ein #AllMalePanel nach dem nächsten veranstalten. Insbesondere im NPO-Sektor gibt es eine Vielzahl an Expertinnen und weiblichen Führungskräften. pic.twitter.com/e4yOYSyxb6 Auch im Privatleben sind linke Männer weniger woke, als sie denken. Inzwischen ist ja auch für Rechtsextreme wie den österreichischen Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache ein “Papamonat” drin. Vor vier Jahren arbeiteten nur 5,8 Prozent aller erwerbstätigen Väter in Deutschland in Teilzeit, zitiert die Zeit und schreibt weiter: “Das bedeutet auch: Unfassbare 94,2 Prozent können mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ihre Kinder nie nachmittags vom Kindergarten abholen.” Wenn ich mich in meinem Freundinnenkreis (generisches Femininum, Männer mitgemeint) umhöre, merke ich: Oft sind Männer OK damit, wenn du queer bist und auch mit Frauen – aber nur Frauen! – schläfst. Sex während der Periode ist keine große Sache mehr. Aber Verhütung? Na ja, doch irgendwie “Frauensache”. Was, wenn man sich trennt, bevor die Hormonspirale ihre Wirkung verliert? Dazu kommen all die Stars wie etwa der Philosophie-Popstar Slavoj Žižek. Seine steilen Thesen wie die “Entzauberung des Erotischen” sind nur eines von vielen Geschwüren unserer patriarchalen Gesellschaft, in der Männer die Regeln vorgeben. Wir Feministinnen sind also nicht nur ungefickt, sondern ruinieren mit unseren politischen Ansichten das Sexleben anderer. Männer wie Žižek sind im Übrigen der Grund, warum ich keinen BH mehr trage. Er möchte nicht, dass Nippel enterotisiert werden – ich will genau das Gegenteil. Sexuell belästigt werde ich übrigens nicht nur von betrunkenen Teilnehmern rechter Demos und nicht nur von Mittfünfzigern mit steirischem Dialekt, die mir hinterherschmatzen. Männer in “linken” Kneipen greifen mir ungefragt in die Haare. Männer auf HipHop-Partys, die mich auf meine journalistischen Texte ansprechen und “grundsätzlich” meiner Meinung sind, mich aber trotzdem kritisieren wollen, kommen mir auf der Tanzfläche zu nahe und ignorieren mein “Ich möchte weder mit dir sprechen noch in deiner Nähe sein”. Und – Überraschung – nicht nur Faschos schlagen Frauen. Auch scheinbar aufgeklärte Männer belästigen und missbrauchen: Der Comedian Louis CK hat fünf Frauen sexuell belästigt. Der Starfotograf Terry Richardson soll Models unter anderem dazu aufgefordert haben, seinen Penis anzufassen, sie bedrängt haben. Die Liste könnte ich endlos fortführen. Gewalt gegen Frauen hat einen gemeinsamen Nenner: das Geschlecht. 137 Frauen werden jeden Tag weltweit durch den eigenen Partner oder Familienmitglieder getötet. Die UNO-Daten zeigen auch, dass es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg der Femizide in Österreich gab. Vergangenes Jahr wurden in Österreich 70 Menschen zwischen Januar und November ermordet. Davon waren 41 Frauen. Männer, ganz egal ob links oder rechts, profitieren von den gesellschaftlichen Strukturen. Ich weiß, liebe linke Männer. Ihr denkt, ihr seid die besseren Männer, weil ihr auf der richtigen Seite steht. Eure politischen Ansichten sind vielleicht genau das Gegenteil. Das bedeutet aber nicht, dass ihr nicht diskriminiert, dass ihr nicht sexistisch seid. Also: Try harder. Ist nicht so schwer, versprochen. Update, 25.10.2019, 12:45 Uhr: In einer vorherigen Version dieses Textes fehlte der Absatz über Slavoj Žižek. Wir haben diesen auf Wunsch der Autorin nachträglich eingefügt. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat und Alexandra auf Twitter und Instagram.
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Alexandra Stanic
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"Österreich",
"Rassismus",
"Sexismus",
"Stanic – Die Kolumne"
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2019-10-25T10:15:32+00:00
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2024-07-30T14:54:43+00:00
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https://www.vice.com/de/article/linke-manner-auch-sexisten/
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Nazar wählt am 22. Mai Van der Brudi
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Screenshot via Instagram Dass unser heimischer Lieblingsrapper gerne politisch wird, wissen wir. Bevor er seine Flüchtlingsrede am Donauinselfest gehalten hat, hat er in jungen SPÖ-Videos mitgewirkt und hat sogar einen nicht ganz so lieben Song namens “HC“. HC war sogar so not amused, dass er Nazar angezeigt hat. Dieser Uhrensohn. Dass die beiden eher nicht mehr Freunde werden, dürfte allen klar sein. Kein Wunder also, dass Nazar nicht unbedingt Hofer-Fan ist. Dafür ist er umso mehr Van der Bellen—Entschuldigung—Van der Brudi-Fan. Zumindest laut Instagram. Ob Van der Brudi in dem Moment verstanden hat, was passiert, ist nebensächlich. Sein eisernes Lächeln vor jeglichen Kameras hat Alexander geübt—wie ein richtiger Bundesbruder eben. Brudi Van der Bellen #VanDerBellen #Bpw2016 #UnserPräsident Ein von Nazar (@nazar10) gepostetes Video am 9. Mai 2016 um 7:23 Uhr Fredi hat Twitter: @schla_wienerin ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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Fredi Ferkova
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"bundespräsidentschaftswahl",
"Features",
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"Noisey",
"Noisey Blog",
"van der bellen"
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2016-05-10T16:16:00+00:00
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2024-07-30T21:22:55+00:00
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https://www.vice.com/de/article/van-der-brudi/
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So viel Hass und Hetze bekommt Karamba Diaby schon seit Jahren
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Persönlich, sagt Karamba Diaby am Telefon, gehe es ihm relativ gut. “Aber so ein Ereignis kann man nicht so schnell wegstecken. Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.” Am Mittwoch hatten seine Mitarbeitenden festgestellt, dass auf Diabys Bürgerbüro in Halle, Sachsen-Anhalt, geschossen worden war. Die Polizei fand mehrere Einschusslöcher an einem Schaufenster des Büros, die Ermittlungen laufen. Karamba Diaby ist einer von nur zwei Schwarzen Abgeordneten im Bundestag. Der SPD-Politiker kam 1985 aus dem Senegal in die damalige DDR. 2013 zog er erstmals in das Parlament ein, ungezügelte Hetze kennt er allerdings schon länger. Einer, der seit Jahren regelmäßig gegen Diaby hetzt, ist Sven Liebich. Liebich lebt ebenfalls in Halle und betreibt von dort den Blog halle-leaks.de. Der Verfassungsschutz von Sachsen-Anhalt nennt ihn einen “der führenden (im Bundesland) aktiven Internet-Protagonisten” im Bereich Rechtsextremismus, er trete vor allem als Provokateur und Verschwörungstheoretiker auf. Sein Blog erzielt unter anderem auch mit gefälschten oder erfundenen Zitaten hohe Reichweiten. In den 90ern war Liebich aktiv beim später verbotenen Neonazi-Netzwerk “Blood & Honour”. Seit 2016 schreibt Liebich regelmäßig über Diaby. Wieder und wieder bezichtigt er den Abgeordneten, faul auf Kosten anderer zu leben. Seine Sprache erinnert dabei an die der Nationalsozialisten. Ohnehin sei Diaby nur wegen seiner Hautfarbe im Bundestag. Treten senegalesische Menschen in Deutschland polizeilich in Erscheinung, titelt Liebich von einem “Landsmann von Karamba Diaby” oder schreibt: “Karamba, mach was. Deine Leute wollen uns angreifen und umlegen.” Mehrfach überzieht er ihn mit rassistischen Titeln. In Liebichs Welt ist der Rassist allerdings Diaby selbst, weil der angeblichen “Rassismus gegen Einheimische” verschweige. Trotz solcher Posts gibt Liebich vor, das Gespräch mit dem Politiker suchen zu wollen. Ein von ihm selbst im April 2019 veröffentlichtes Video zeigt Liebich, wie er zwei Minuten lang auf Diaby einredet. Dieser sitzt gerade neben einem Supermarkt beim Essen. Er ignoriert Liebich. Zu den Einschusslöchern in Diabys Bürofenster verbreitete Liebich trotz der laufenden Ermittlungen noch am Mittwoch eine Verschwörungstheorie In einem Video und einem Blogpost behauptete er, der Angriff sei “eindeutig” eine “False-Flag”- Aktion, durchgeführt von einer “Staats-Antifa”, möglicherweise in Absprache mit der SPD. Die Partei würde versuchen, mit falschen Morddrohungen schlechte Umfragewerte zu bekämpfen. Hilfe bekommt Rechtsextremist Liebich dabei von Heike Themel. Die bayerische AfD-Politikerin schrieb auf Twitter: “Schon verrückt wie optische Täuschungen funktionieren, sieht doch fast so aus als wären die linken zwei Einschusslöcher von innen.” Vor drei Jahren, im Bundestagswahlkampf 2017, verbreitete die NPD ein Wahlplakat von Karamba Diaby. Die Neonazi-Partei kommentierte dazu: “Deutsche Volksvertreter nach heutigem SPD-Verständnis.” Das “Deutsche” setzte sie in Anführungszeichen. Darunter entlud sich in mehreren Kommentaren Hass und Rassismus gegen den Politiker. Diaby reagierte mit einem eigenen Post: “An alle Rassisten: #IamNOTyourNEGRO!” Weder Hautfarbe noch Herkunft entschieden darüber, wer Bundestagsabgeordneter werde, “sondern die Bürger*innen dieses Landes”. Später gab er an, Strafanzeige gegen die Verfasser des NPD-Posts stellen zu wollen. An alle Rassisten: #IamNOTyourNEGRO! #SozialGerechtKaramba https://t.co/bLhgGtw1Uo pic.twitter.com/wn3TJFhkRd Karamba Diaby war die Anfeindungen da bereits gewohnt. Bevor er Bundestagsabgeordneter wurde, saß er vier Jahre lang im Stadtrat von Halle und engagierte sich schon damals in verschiedenen Integrationsprojekten, etwa im Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat. Dessen Vollversammlung forderte 2011, den Paragrafen für Volksverhetzung im Strafrecht auf “rassistische und rechtspopulistische Äußerungen” auszuweiten. Ein Jahr zuvor hatte Thilo Sarrazin mit seinem Buch Deutschland schafft sich ab eine menschen- und migrationsfeindliche Debatte in Deutschland losgetreten, die das Land verändern sollte. Vorsitzender der Vollversammlung war Karamba Diaby. Diaby und die SPD-Parteizentrale erhielten daraufhin rund 400 E-Mails und mehrere Postkarten mit Hassbotschaften. Der Politiker gab einige der Botschaften an die Medien weiter. Eine enthielt eine Morddrohung: “Brauchen Sie eine neue Leiche? Kein Problem.” Zwischenzeitlich mussten Diaby Personenschützer der Polizei begleiten. Ziel der Attacken war Diaby dabei nur geworden, weil er der Zeitung Junge Freiheit ein Interview gegeben hatte. Dem Spiegel sagte er später, ihm wäre nicht bewusst gewesen, mit wem er da spricht. Die Forderung des Integrationsrats wurde so aber in rechten und rechtsextremen Kreisen bekannt. Doch heute, sagt Karamba Diaby zu VICE, sei es heftiger als 2011. Denn mittlerweile bewegten sich mehr Leute im Netz und er selbst sei auf vielen Kanälen aktiv: auf Facebook, Twitter, Instagram. Hasspostings und beleidigende Kommentare hätten deshalb in den letzten zwei Jahren zugenommen, erreichen Diaby und sein Team heute täglich. E-Mails kämen meistens mit Klarnamen. Diaby sagt: “Dabei ist es egal, was wir posten.” Anders als damals veröffentlicht Karamba Diaby heute grundsätzlich keine dieser Nachrichten. Er würde die Absender damit nur wichtiger machen, sagt er. “Wir wollen die negativen Begriffe, die diese Menschen nutzen, nicht verfügbar machen.” Zitiert hat Diaby dann aber doch noch einige Nachrichten. Im Bundestag verlas er am Donnerstag, wie ihm Menschen aus ganz Deutschland ihre Unterstützung versichert hätten. Diaby schlussfolgerte: “Wir leben nicht in einem Zeitalter des Zorns, sondern der Solidarität und des Mitgefühls.” Folge Thomas bei Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Thomas Vorreyer
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"Hetzkampagne",
"Rassismus",
"SPD"
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Politik
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2020-01-17T12:18:35+00:00
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2024-07-30T13:30:48+00:00
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https://www.vice.com/de/article/hass-hetze-gegen-karamba-diaby-halle-seit-jahren-interview-reaktion/
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LSD ist sicher super, aber ich will trotzdem keine Halluzinogene nehmen
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Wenn du ein Ethnologie-Student, Hippie oder Beatnick bist, glaubst du vielleicht, LSD oder Schwammerl zu nehmen sei das Coolste, was man machen kann. Weil es bewusstseinserweiternd ist, weil Drogen-scheiße-finden out ist und weil Acid und Schwammerl ungefähr alle positiven Aspekte aller Drogen zu vereinen scheinen. Auch wenn man bei Google VICE + LSD eingibt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass in dieser Redaktion eine Ideen-Flaute mit einem Trip gelöst wird. Oder LSD zumindest ziemlich banale Ereignisse viel lustiger und unterhaltsamer macht. Neben dem Bezug meines Arbeitsplatzes und meiner studentischen Umgebung habe ich auch viele LSD- und Shrooms-konsumierende Freunde. Ich gehe gerne auf Goas, ich veranstalte manchmal Partys, gute Freunde verbringen trippend einen, zwei oder achtzig Sommertage—es ist also nicht so, dass ich noch nie einen Blotter angeboten bekommen hätte. Auch sind mir Argumente, die für den Konsum sprechen, geläufig. Psychische Reinigung, andere Welt, Antworten auf alle Fragen des Lebens—das alles macht Halluzinogene verlockend. Nur nicht für mich. Ich habe einen Suchtpräventionslehrgang besucht und mich in meiner Bachelor-Arbeit mit der Drogenpolitik in Österreich auseinandergesetzt. Ein großer Hauptteil meiner Arbeit und Ausbildung war Substanzkunde. Die Arbeit war deshalb auch eine Themenverfehlung, weil Substanzkunde wenig mit Politik zu tun hat, aber ich fand das eben interessanter. Trotzdem ist es ein Gut geworden. Wenn man sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzt, findet man schnell heraus, dass es mehr Argumente für eine Legalisierung, Freigabe und gelegentlichen Konsum gibt, als Gegenargumente. Die therapeutische Wirkung wird nicht nur von Konsumenten hochgepriesen. Also Prüderie und Unwissen kann man mir, um Gottes willen, wirklich nicht unterstellen. Dennoch habe ich ein paar Gründe für mich gefunden, die mich jeden Frühling und Sommer aufs Neue „Nein danke” sagen lassen. Ein Haupteffekt von LSD und Pilzen sind optische Halluzinationen. Ich weiß, dass man sie auch so niedrig dosieren kann, dass sich dieser Effekt im Rahmen hält oder kaum auftritt. Aber Dosierungen mit pflanzlichen Drogen sind kaum vorhersehbar und eine LSD-Pappe kann man nur dann schwächer dosieren, wenn man weiß, wie eine ganze auf den eigenen Körper wirkt. Grundsätzlich finde ich die Vorstellung von sich biegenden Wänden und bewegenden Mustern nicht lustig oder entspannend. Es jagt mir eher Angst ein. Dank einem Krankenhausaufenthalt durfte ich schon optische Halluzinationen erleben. Und: Nein, es hat mir keine Angst gemacht. Ich habe mich sogar gefreut. Jeder der schon einmal im Krankenhaus gelegen ist, weiß, wie spannend so ein Tag ist—erst recht neben einer serbischen Oma, die das TV-Gerät mit der Karlich-Show für sich beschlagnahmt. Aber ich würde auch nicht sagen, dass es die Erfahrung meines Lebens war, die ich jetzt fünf Stunden am Stück brauche. Ich fand es frustrierend—wie konnte meine beste Freundin nicht sehen, dass die Menschen im Bild tanzen? Wände die sich biegen, sind schon nach zwei Minuten nichts Besonderes mehr. OK, eventuell habe ich meinem Arzt gesagt, dass ich dasselbe noch Mal nehme. Aber wäre ich nicht neben Dragica mit Babsl Karlich für sieben Tage gefangen gewesen, hätte ich bestimmt nicht gefragt. Wahrscheinlich nicht. Außerdem habe ich da so ein Ding mit Kontrolle. Ich liebe sie. Ehrlich, ich liebe es, die Kontrolle zu haben. Das liegt sicherlich zum Teil an meiner heftigen, alkoholgeschwängerten Jugend. Kontrolle über meinen Sehsinn abzugeben? Und mein Unterbewusstsein für mein Sichtfeld verantwortlich zu machen? Sorry, dafür bin ich zu gestört. Ob es gut ist oder nicht, sei dahingestellt. Aber ich möchte nicht Wunden, die ich mit harter Arbeit, anderen Rauschmitteln und Verdrängung zugekleistert habe, wieder aufreißen. Ich will keine Abgründe kennenlernen, von denen mir schwindlig wird, und mich auch nicht mit meinem Unterbewusstsein auseinandersetzen. Ich weiß, dass es der absolut falsche Weg ist, um die eigenen Problemen zu verarbeiten. Aber mir geht es ehrlich gut. Ich fühle mich im Alltag wohl und weine mich nicht jeden Abend in den Schlaf. Ich würde sogar so weit gehen und mich als glücklichen Optimisten beschreiben. Wenn das Verdrängung macht, dann Hallo! Ich habe wirklich keinen Bock, an Sachen von vor gefühlten zehntausend Jahren zu denken. Auch nicht, wenn es friedliche und antwortgebende Gedanken wären. Weil ich eigentlich auch keine Antworten suche. Auf gar nichts, was mir widerfahren ist. Ich habe sie entweder schon, oder ich habe mich damit abgefunden, dass es keine gibt. Mein gesamtes Innenleben ist ein wackliger Turm aus Verdrängung und halb-aufgearbeiteten Sachen, der mit Spucke und Hoffnung hält—ich weiß das. Halluzinogene würden möglicherweise das mühsam aufgebaute Fundament erschüttern, alles niederreißen und neu aufbauen. Aber das würde bedeuten, dass meine Verdrängungsarbeit die letzten Jahre umsonst war. Ich bin zu stolz für sowas. Zumindest nicht auf diese Art. Nicht mit LSD und nicht mit Pilzen. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch, aber ich habe Freunde, die nach einem Trip echt abgespacten Scheiß reden. Nicht, dass es nicht spannend wäre. Aber es lässt sie auf ganz Fremde und manchmal auch auf mich so wirken, als wären sie einfach hängengeblieben. Oft frage ich nach, wie der Trip denn war. Die Hälfte der Leute vergisst konkrete Antworten, beziehungsweise kann sie nicht in Worte fassen. Die andere Hälfte fängt mit Geometrie, dem dritten Auge und dem Universum an—und erklärt es so, dass es zumindest für Außenstehende eigentlich eh auch keine konkreten Antworten sind. Will ich, als kleiner unbedeutender Mensch, die Funktionsweise des Universums verstehen? Kann ich, als kleiner unbedeutender Mensch mit einem noch kleineren Hirn, solch allumfassenden Antworten ertragen? Und kann ich das alles, ohne verrückt zu werden? Ich glaube nicht. Und ich kenne ein paar Beispiele, die es beweisen. Ein paar Exemplare schöpfen Selbstbewusstsein aus dem „Ich-habe-ALLES-verstanden”-Gefühl und werden zu kompletten Egoisten, die keine andere Meinung oder Weltansicht zulassen. Für sowas gibt es auch Kokain, meine Freunde. Natürlich handelt es sich bei diesen Menschen, um Menschen, die vorher schon einen leichten Vogel hatten. 99 Prozent der Konsumenten geht es besser als gut, keine Sorge. Aber ich zähle mich zur Risikogruppe. Was die Bewusstseinserweiterung angeht, sind Halluzinogene für mich next Level. Mit medizinischem Setting meine ich nicht, dass ich in einem klinischen weißen Raum auf einem Metallgestell und weißen Pölstern sitzen will, während ich meinen ersten Trip schmeiße. Das wäre vermutlich eine idiotensichere Anleitung für einen Horror-Trip. Aber wenn ich einmal den Schritt der Halluzinogene gehen würde, dann um meiner Person weiterzuhelfen. Und damit meine ich, dass ich gerne eine Therapeutin bei mir auf der Wiese hätte, die mich durch den Trip lenkt. Jemand, der mir die richtigen Fragen stellt und tatsächlich hilft, Probleme zu bearbeiten. Einen Tripsitter mit psychologischer Ausbildung quasi. Weil mir das im Vorhinein Sicherheit geben würde, dass ich keinen Horrortrip durchleben muss. Und nicht auch noch meine trippenden Freunde, mit mir ins Verderben stürze und überfordere. Außerdem würde ich ihr noch am meisten Vertrauen schenken, wenn es um die Dosierung geht. Sowohl bei Pilzen als auch bei LSD ist das ja nicht so easy. Jedem Menschen, der mir in mindestens zwei Punkten zustimmt, würde ich keinen Trip empfehlen. PUNKT. Das hat man mir im Suchtpräventionslehrgang beigebracht, das sagen meine Freunde und ich sage das auch. Ich habe Angst vor einem Horrortrip, ich habe Angst vor der falschen Dosierung, ich habe Angst vor der Länge des Trips. Ich scheiß mich vor dem Kontrollverlust an, vor dem Setting und vor dem Trip selber eigentlich auch. Ich bin also ganz einfach ausgedrückt, nicht bereit für Halluzinogene. Mir nur ein paar Gramm Schwammerl in mein Joghurt unterzumischen, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, ist einfach nicht drinnen. Weil ich dann beim Kauen schon die „Was wenn”-Ängste hätte. Und die leiten, sehr wahrscheinlich, keinen Happy-Trip ein. Zumindest hätte ich Angst davor. Schisser eben. Fredi hat auch auf Twitter Angst: @schla_wienerin Titelbild: St. Albert | flickr | cc by 2.0
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Fredi Ferkova
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"acid",
"angst",
"halluzinogene",
"LSD",
"Phobie",
"Stuff",
"Vice Blog"
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2015-03-26T09:45:00+00:00
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2024-07-31T00:44:58+00:00
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https://www.vice.com/de/article/vdjyj4/jeden-tag-420-warum-ich-gegen-halluzinogene-bin-833
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Wie ich aus dem Deutschrap hinausgewachsen bin
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Screenshot via YouTube. Deutschrap ist keine Musik, sondern eine Lebenseinstellung. Dachte ich zumindest immer. Wer das zweifelhafte Glück hatte, sich in den 00er Jahren als Teenager zu bezeichnen, kam gar nicht daran vorbei, eine Meinung zu Sido, Aggro, Fler, Bushido und diversen Viva Charts-Deutschrappern zu haben. Ich gehörte zu der Fraktion, die Deutschrap immer toll fand. Auch nach der goldenen Ära der Viva Top 100, habe ich lange Zeit Nate57, MoTrip und diverse Konsorten gehört—quasi alles, was mir 16bars.de ausgespuckt hat. Und meine Freunde auch. Wir waren uns sicher: Deutschrap ist kein Jugendphänomen. Weil Deutschrap eben alles kann: Er kann romantisch sein oder auch übertrieben hart und aggressiv. Er untermalt sexy Stunden genauso wie die nächste Trainingseinheit. Deutschrap war unserer Meinung nach zu vielseitig, zu cool und auch zu sehr eine Herzensangelegenheit, um sich tatsächlich jemals davon abwenden zu können. Wer keinen Bock auf trappige Beats hatte, konnte ja Advanced Chemistry und Huss und Hodn hören. Wem F.R. oder Casper zu sentimental war, konnte sich ja Hafti Abi oder Herzog gönnen. Ich kann mich noch an eine Autofahrt mit meinem Kumpel erinnern—wir waren beide 21 und wir hörten laut Kollegah. Und dann fragte er mich: “Glaubst du, werden wir das noch feiern, wenn wir Kinder haben?” Wir beschlossen, diese Frage zu bejahen. Es war für uns unvorstellbar, jemals was anderes hören zu wollen. Heute—drei Jahre später—hören wir beide eher US-Rap, Techno und nur noch ausgewählte Deutschrap-Hawis. So ausgewählt, dass Deutschrap nicht mehr die Hauptmusikrichtung ist, die durch unsere Autoboxen dröhnt. Aber bevor man mich hier hatet: Als ich auf der Suche nach Menschen war, die ihre heiße Leidenschaft zu Deutschrap verloren haben, fand ich auch Menschen, die in der Jugend US-Rap gehört haben und jetzt eher Deutschrap hören. Oder auch Menschen, die nach wie vor begeistert sind und deren Interesse nicht abgeflaut ist. Mit den anderen ehemaligen Deutschrap-Ultras habe ich versucht zu analysieren, warum wir nicht wie Kool Savas unsere Leidenschaft behalten konnten. Und warum unsere Liebe jetzt eher untergründig und nicht mehr so einnehmend ist. Kevin hört heute eher US-Rap als Deutschrap. Auf die Frage, warum das so ist, sagt er: “Der deutsche Gangster-Ich-*****-deine-Mutter-Rap ist mir mittlerweile ganz ehrlich einfach zu kindisch. Klar, Amirapper diesen auch, aber meiner Meinung nach mit mehr Niveau.” Er hat im alkoholerwerbsfähigen Alter den chilligen Style der Amerikaner zu schätzen gelernt—früher brauchte er rauere und härtere Töne. Und wenn es um Chilligkeit geht, gewinnt auch für mich der US-Rap im Gegensatz zum Deutschrap. Sarah, die bereits drei Mal zum Splash-Festival gepilgert ist, sagt dazu: “Es ist vielleicht ein blödes Argument, aber vielleicht fühlt sich amerikanischer Gangster-Rap nicht so kindisch an, weil er auf Englisch ist. Statt in meiner Muttersprache. Ich weiß auch nicht, ich bin bei Deutschrap-Texten viel kritischer geworden.” Sie widmet sich jetzt auch eher US-Rap. Oder eben ihren alten Deutschrap-Favorites. Die Interviews mit Deutschrappern sind oft spannend—nicht zuletzt wegen ihrer Ehrlichkeit oder dem Unterhaltungswert der einzelnen Rapper. Aber auf die Frage, welche Künstler sie selbst hören, antworten 90 Prozent meiner Lieblingsrapper mit US-Namen. Manche mit französischen Künstlern, manche mit Rap aus UK. Deutschsprachige Kollegen kommen da selten bis gar nicht vor. Und viele meiner damaligen Lieblingskünstler sind selbst inaktiv geworden—von ihnen kommt kaum was nach und wenn, dann fühlt es sich nach wie vor wie Weihnachten an. Fabian, der in den 90ern schwerer Rap-Fan war und heute eine beachtliche Plattensammlung pflegt, sagt: “Interessant wird’s ja vor allem dann, wenn die Künstler auch rauswachsen und dann—so wie so manche Ikone der 90er—wieder zurückkehren: Beginner, Fünf Sterne, usw.” Heute hört er noch die alten Sachen aus den 90ern und von den neueren die 187er Straßenbande. Eine lange und durchgehende Karriere wie Kool Savas, haben wenige Rapper. Die, die es haben, driften schnell in die Mainstream-Schiene ab und verändern den Sound so, dass sie nicht mit ihren Fans mitwachsen können. Dafür holen sie sich neue und jüngere Fans: Siehe Sido, siehe Bushido. Ansprechen tut es mich aber eher nicht. Als Fan von Rapmusik und mit Neugierde für neue Entwicklungen, Sounds und Styles im Herzen, kommt man drauf, dass der Weg über den großen Teich oft lange dauert. Manchmal kommt er—je nach Geschmack—gar nicht an. Kevin zum Beispiel findet, es fehlt an Trap-Künstlern im Deutschrap. Sarah vermisst den gechillten Rap. Wer sich also noch für Rap begeistert, der wagt früher oder später den Blick über den großen Teich. Keiner, der von mir Befragten—einschließlich mir—, hört gar keinen Deutschrap mehr. Unsere jugendliche Neugierde und der Sammlungswahn sind einfach nicht mehr so da, wie damals. Außerdem ist der Geschmack feiner geworden: Es gefallen uns mehr Sachen nicht, als dass sie uns gefallen. Zusammen mit der Tatsache, dass viele Artists einfach aufhören oder Pause machen und man einfach nicht jeden Tag auf diversen Rapseiten auf der Suche nach neuen Künstlern ist, hört man eben alte Sachen. Und die hören sich irgendwann tot, bis man sie Monate später wieder in alter Pracht genießen kann. Und nun sitze ich da und schreibe vier Wörter, die ich immer gehasst habe. Vier Wörter, die eigentlich nur von alten Menschen kommen. Aber: Früher war alles besser. Zumindest die Qualität von den heutigen Rap-Pieces, die meinen Geschmack treffen. Vielleicht gibt es sie eh, aber ich finde sie nicht. Zugegeben: Meine aktive Suche ist um 80 Prozent gefallen, im Gegensatz zu vor drei Jahren. Vielleicht war gar nicht Rap früher besser. Vielleicht war es meine Begeisterung. Vielleicht ist es mit Musik ja so, wie es mit allem im Leben ist: Die Anfangszeit ist spannend und neu, die Hauptphase intensiv und irgendwann sehnt sich der menschliche Geist nach Abwechslung und neuen Hormonräuschen. Und vielleicht kommt das Ganze mit Deutschrap wieder—und wenn nicht: Die alte Track-Sammlung verschwindet nicht. ** Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.
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Fredi Ferkova
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"Deutschrap",
"Features",
"früher",
"Heute",
"Music",
"Noisey",
"Noisey Blog",
"Rap"
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2016-09-06T10:01:00+00:00
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2024-07-30T21:33:04+00:00
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https://www.vice.com/de/article/deutschrap-hinauswachsen/
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Was bei dieser NBA-Version vom letzten Abendmahl falsch läuft
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Das letzte Abendmahl ist eines der Gemälde, das gefühlt unendlich oft durch den popkulturellen Kakao gezogen wurde. Es gibt eine Sopranos-Version, eine Simpsons-Version, sogar das offizielle Promo-Bild von „Expendables 2″ ist angelehnt an das letzte Abendmahl. Nun hat der Künstler Karmo Ruusmaa eines entworfen, das im Sneakerladen Ballzy in Lettlands Hauptstadt Riga hängt. Logischerweise sitzt Michael Jordan auf Jesus’ Platz in der Mitte, und zwar mit einer Sieger-Zigarre aus den Finals im Mund. Zu seiner Linken und Rechten sitzen seine Basketball-Jünger. Links die Generation nach ihm, rechts die Generation aktueller NBA-Superstars. Auch wenn mit dem Bild offensichtlich nur Sneaker-Liebhaber angefixt werden sollen, bleiben hier einige Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel: Warum schwebt der Geist von Magic Johnson hinter einem noch übergewichtigeren Shaq? Hat ihn der Shaqster aufgefressen und trägt deswegen Magics Nummer 32? Warum nimmt Allen Iverson die Rolle des Judas ein? Michael Jordan wurde von einem einzigen Spieler noch nie so nass gemacht wie von Allen Iverson in seiner Rookie-Saison, doch das kann man ja wohl kaum als Verrat bezeichnen. Außerdem sitzt Kobe Bryant im Stuhl des Johannes, der, wie jeder aufmerksame Konfirmand weiß, der Lieblingsjünger von Jesus war. Wir wissen, dass Jordan viel Respekt für Kobe übrige hatte, doch ob er auch sein Lieblingsschüler war, ist nirgends überliefert. Auf der rechten Seite finden sich auch einige Kontroversen. Wo zur Hölle sind etwa Stephen Curry oder Dwyane Wade? Derrick Rose sollte Jordans Nachfolger in Chicago werden… aber was soll man sagen, Verletzungen sind eine Bitch.
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"allen iverson",
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"αποστολές"
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2016-05-06T14:40:00+00:00
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2024-08-12T11:29:24+00:00
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https://www.vice.com/de/article/was-bei-dieser-nba-version-vom-letzten-abendmahl-falsch-luft/
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Ich habe versucht, den glücklichsten Tag aller Zeiten zu erleben
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Ich bin 23 Jahre alt. Und das ist jetzt unpraktisch, weil ich diesem Alter gar nichts abgewinnen kann. Ich hasse es, 23 zu sein. Vielleicht war es mein blödstes Lebensjahr bisher. Ich hasse Dreiundzwanzigsein, weil es ganz schön ist, negativen Gegebenheiten einen Grund zu geben. In diesem Fall ist der Grund mein Alter, das Dreiundzwanzigsein. Das Gute ist, dass das auch alles wieder vorbei ist, wenn ich in ein paar Wochen 24 werde. Ich weiß nicht genau, warum dieses Jahr alles schiefgelaufen ist. Ich weiß aber, dass es voll und ganz an mir liegt. Laut einer Studie eines Wirtschaftsprofessors erleben Menschen ihre glücklichsten Jahre mit 23 und 44 Jahre später im Alter von 67. Und vielleicht kann ich jetzt auf den letzten Metern das Steuer noch herumreißen. Ich brauche einen Tag des absoluten Glücks, um all das Naserümpfen der letzten elf Monate zu kompensieren. Und am besten geht das in Schleswig-Holstein, das teilt sich mit Hamburg nämlich den Titel des glücklichsten Bundeslandes Deutschlands. Auch bei VICE: Ich habe ein Double zu meinem Klassentreffen geschickt Ich stehe um 06:15 Uhr auf, weil Menschen, die zwischen vier und sieben aufstehen, statistisch glücklicher sind. Ich merke nichts davon. Mit einem Regionalzug fahre ich an die Ostsee. 13 Minuten Fahrt. Timmendorfer Strand. Während ich zum Strand gehe, frage ich mich, warum ich es ausgerechnet hier suchen muss, das Glück. Ich hatte die letzten Wochen schlechte Laune. Mein Mitbewohner hat die Schleifmaschine entdeckt und dann nicht mehr aufgehört, die Tischplatte abzuschleifen. Einen ganzen Morgen war es laut. Ich habe mir ein bisschen gewünscht, dass er nie wieder aufhört, dass er weiter schleift, bis nichts mehr von allem übrig ist. Irgendwann hat er aufgehört, und es blieb doch noch ganz viel übrig. Zum Beispiel fast ein Monat, bis ich 24 werde, und Schleswig-Holstein und die Ostsee und ein leerer Strand um 7:30 Uhr. Ich setze mich in den Sand. Graue Hotels ragen in den Himmel und passen zu den Wolken. Ich stelle mir vor, wie in diesen Hotelklötzen nur 23-Jährige und 67-Jährige beim Frühstück sitzen und ihren Orangensaft mit Freudentränen verdünnen. Irgendwann ziehe ich meine Hose aus, um ins Wasser zu gehen. Es ist 14 Grad, ich hoffe, dass noch etwas Sommer im Meer steckt. In Rio de Janeiro oder Buenos Aires ist es gerade vier Uhr morgens, und irgendwelche Entrepreneure stehen auf, um glücklich zu sein, und bei ihrer eiskalten Dusche für die Durchblutung denken sie “Don’t let your dreams be dreams” oder “If you do what you love you never work a day in your life”. Die Ostsee bis zu meinen Oberschenkeln ist meine eiskalte Dusche, und ich denke dasselbe. Ich lege mich zwischen die abgeschlossenen Strandkörbe. Ein Tinderdate hat mir mal dazu geraten, LSD auszuprobieren: “Ich glaube, das würde dir helfen. Ich habe Dinge über mich gelernt.” Am Ende habe ich dann nur gelernt, dass ich ein todunglücklicher Mensch bin. Also das hat mir mein Unterbewusstsein offenbart, während ich in einem fremden Zimmer fernsah. Vor mir starb Bruce Willis schon zum vierten Mal langsam, und an der Wand neben mir waren Fotos vom Schlagzeuger Louie Bellson. Vor diesen beiden war mir diese Erkenntnis ganz unangenehm. Jetzt liege ich hier. Hinter mir das Plaza Premium, vor mir die 14 Grad kalte Ostsee und in mir vielleicht das Glück. Wahrscheinlich habe ich gar nichts gelernt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das Stirb Langsam 4 war. Mit Sand in meinen Socken und Schuhen gehe ich die Promenade entlang. In einer Lokalzeitung steht, dass Udo Lindenberg immer in der Penthouse Suite im zehnten Stock des Maritim Hotels übernachte, wenn er in Timmendorfer Strand Konzerte gibt. Hier steht er auch als rostige Statue neben einem Kinderwagen, der aussieht, als hätte ihn das Meer angespült. Durch die getönten Scheiben sehen die Hotelgäste in den Frühstückssälen der 4- und 5-Sterne-Hotels ganz beige aus. Beige sitzen sie vor ihrem Marmeladenbrot, beige gehen sie über den klebrigen Boden, jemand hat wahrscheinlich Fruchtsalat verschüttet. Beige stopfen sie die kleine, rechteckige Butterverpackung in den kleinen Mülleimer auf dem Tisch. So ist es da wahrscheinlich. Und wahrscheinlich können sie ihr Glück kaum fassen. Hier kommt mir alles widerwillig vor. Es scheint fast so, als wäre der Timmendorfer Strand hier gewesen, bevor es das Meer war. Irgendwann kam das Meer, und dann musste der Timmendorfer Strand ein Ferienort sein. Genervt bauten sie Hotels, weil sie nun plötzlich einen Strand hatten. Und ein Strand braucht Imbissbuden, und die Imbissbuden brauchten kreative Namen, zum Beispiel “Küsten Imbiss”. Dann luden sie Touristen ein, und einpacken sollten die ihre abschätzigen Gesichter und Camp-David-Hemden. Obwohl ich diesen konsequenten Pragmatismus zu schätzen weiß, bin ich ganz froh, dass sie nicht auch für die Aussicht zuständig sind. Die ist nämlich schön. Vielleicht muss ich pragmatischer sein. Ich bin traurig, weil es weh tut. Das ist jetzt so. Und hier steht das Hotel, weil hier das Meer ist. Das ist jetzt so. Und ich bin 23 im glücklichsten Bundesland Deutschlands und heute habe ich den glücklichsten Tag meines Lebens. Das ist jetzt so. Nach dem Mittagessen – Kartoffeln für meinen Serotonin-Haushalt – gehe ich am Strand das Meer entlang, weil es nichts anderes zu tun gibt. Wir alle tun das. Wir, die hierher gepilgert sind für das Glück. Zigarettenstummel sehe ich keine im Sand. An italienischen Stränden sind überall Zigarettenstummel. Hier rauchen sie vielleicht nicht aus Respekt vor der Herzinfarkt-Reha, die zwischen den Hotels steht. Für einen Typen, den ich mochte, habe ich immer eine Zigarette in der Schachtel umgedreht, wenn er eine neue gekauft hat – so dass immer eine mit dem Filter-Ende nach unten zeigte. Die rauchte er dann immer als letztes, weil das Glück bringt. Mittlerweile reden wir nicht mehr. Ich frage mich, was er wohl gerade mit all dem Glück macht. Reichen müsste es eigentlich bis heute, er hat so viel geraucht. Bei mir zu Hause liegt eine Schachtel, die ich für Freunde gekauft habe. Eine Zigarette habe ich auch umgedreht. Leer scheint die Schachtel nicht zu werden. Aber irgendwie ist es ganz gut zu wissen, dass – wenn ich es brauche – das Glück nur sechs Zigaretten entfernt ist. Ich habe auch schon ausprobiert, ob sie alle gleichzeitig zwischen meinen Zeige- und Mittelfinger passen. Im Notfall könnte ich alle sechs gleichzeitig rauchen. Ich überlege, mir selbst eine Postkarte zu schreiben. Die würde ich dann bekommen, wenn ich wieder zurück in Berlin bin, und das Glück schon seit dem Zugwechsel in Hamburg nachgelassen hat. “Liebe Grüße aus der Nebensaison-Tristesse zu dir in die Tristesse-Hauptsaison.” Ich mache ein Video von mir für Instagram, während ich am Strand entlanggehe. Es ist windig. Ich finde mich darauf hässlich. Ich speichere es trotzdem. Vielleicht bin ich schon ein kleines bisschen beige geworden wie die Frühstückenden oder die Familien, die im “Café Wolkenlos” ein “Curry Wolkenlos” essen. Irgendwo habe ich gelesen, dass man, um glücklicher zu sein, immer eine Sonnenbrille dabei haben soll. Wenn man keine dabei hat und immer die Augen zusammenkneifen muss, denkt der Körper, dass man schlecht gelaunt ist. Ich habe meine vergessen und lasse mich blenden. Das Glück soll wenigstens ein bisschen wehtun. Als es Zeit wird zu gehen, stelle ich mir vor, wie Udo Lindenberg ganz beige in der Penthouse-Suite des Maritim-Hotels weint. Vielleicht muss ich heute auch noch weinen. Am Bahnsteig fragt mich eine Frau, ob nur um 18:37 Uhr ein Zug fahre oder auch um 18:07 Uhr. “Ich glaube nur um 18:37.” Ein paar Meter neben uns meldet sich ein Mann zu Wort. “Nur 18:37. Jetzt ist keine Saison. Der Sommer ist vorbei.” Der Sommer ist vorbei, wenn der Fahrplan es sagt. Als ich im rail & fresh in Hamburg auf der Kloschüssel kauere und darüber nachdenke, ob die Ostsee mir eine Blasenentzündung gegeben hat, singt Phil Collins “Another Day in Paradise” aus dem Lautsprecher vor der Kabine. Als ich vor ein paar Wochen meine Eltern besuchte, kam ich an einem Sonntag um acht Uhr nach Hause. Mein Vater saß auf dem Heimtrainer und hörte Jovanotti oder so. Ich musste mich an ihm vorbeischleichen, weil ich schon seit Stunden nicht mehr in den Spiegel geschaut hatte. Ich fühlte mich wie 18 und war zufrieden mit mir selbst. Dann ging ich schlafen mit dem Gedanken, dass ich morgen nur frühstücken muss. Vielleicht war ich da auch glücklich. Vielleicht erkenne ich das Glück gar nicht, wenn es mir begegnet. Am Timmendorfer Strand hätte ich es fast nicht erkannt. Aber es war da, wenn auch beige und durch getönte Scheiben und 14 Grad kalt. 23 zu sein, ist ganz einfach.Folge Anna bei Instagram und VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.
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Anna-Sophie Dreussi
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Menschen
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2021-09-28T13:47:56+00:00
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2024-07-30T13:26:59+00:00
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https://www.vice.com/de/article/ich-habe-versucht-den-gluecklichsten-tag-aller-zeiten-zu-erleben/
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Wir haben Raver beim Melt Festival ihre Gefühle malen lassen
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„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist” – Victor Hugo „Die Natur muss gefühlt werden” – Alexander von Humboldt „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl” – Andreas Möller Anhand dieser inspirierenden Zitate merkst du sicher schon: Jetzt wird es echt deep. Als ich am vergangenen Samstag beim Melt Festival gegen sechs Uhr früh durch den sich tapfer in Trance tanzenden Rest vom Schützenfest schlenderte, stellte ich fest: Eigentlich fahren deine Gefühle nur auf Festivals so richtig bis zum Kotzen Achterbahn mit dir. Vom ersten Alkohol-Hoch am Nachmittag, über spontane Verliebtheit in das sexy Individuum neben dir, die heißen Fummeleien zum Headliner bis hin zum endlosen Trübsal, wenn du deinen Schwarm auf dem Weg zur nächsten Bühne aus den Augen verlierst, noch bevor ihr Nummern austauschen konntet. Nicht auszudenken, welches Elend dir widerfährt, wenn das Ganze auch noch auf bewusstseinsverändernden Substanzen geschieht. Um mehr über die Gefühlswelten derjenigen zu erfahren, die in den letzten Stunden all das und noch viel mehr erlebt haben, gab ich ihnen Stift und Zettel in die Hand und fragte sie: Kannst du mir mit einem Bild beschreiben, wie du dich gerade fühlst? Rutger liebt das Melt, Sven Väth und Lametta, und Rutger bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Deshalb malte uns Rutger diesen selig schmunzelnden Rutger mit Sturmfrisur und Herzchen als Augen und Nase. Ich liebe dich auch, Rutger. Je später der Abend, desto größer die Ohren. Für den jungen Engländer Kieran (20) fühlte sich der Kopf bereits so an, als würde ihm eine sechszackige Krone aus dem Schädel schießen. Deshalb guckt er logischerweise ein bisschen von schräg nach schief und ist mega aufgedreht. Die frühen Sonntagsstunden können sehr verwirrend sein, vor allem wenn man wie diese schüchterne Künstlerin nicht so recht weiß, was man mit den letzten Stunden vorm Zu-Bett-Gehen anfangen soll, wenn alle Rockbands das Festivalgelände verlassen haben und nur noch umtz-umtz spielt. Nicht minder schüchtern dieser männliche Festivalbesucher, der zumindest aber noch ein Fünkchen Hoffnung in minimalistische Form bringt. Aufstrebend, gen Himmel gerichtet, aber auch nix Halbes und nix Ganzes, eben heiter bis wolkig. Uh, sehr schön. Voll meta. Bevor du googeln musst: Serendipität bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, aber sehr Überraschendem. Überrascht waren wir, hier ein Pony zu beobachten, das durch Bäumchen und visualisierte Herztöne galoppiert und sich die Sonne auf die Mähne scheinen lässt. Es handelt sich hierbei vermutlich um den metaphorischen Major Tom Cox. Paula hat sich gerade wie eines der kleinen Bötchen zum Takt der Musik treiben lassen, als ich sie mit unserer Quatscherei vom Tanzen abhielt. So high wie die Vögel in ihrem Bild war sie selbst nicht, dafür aber schon sehr verliebt in ihren Freund. Und vielleicht auch in mich, wenn ich die Nachricht so interpretieren darf. Eigentlich hatte ich Lisan ebenfalls gebeten, mir etwas Schönes zu zeichnen, aber wollen wir mal nicht so sein. Das hier ist ja auch ganz hübsch geworden. Eine Liebesklärung an ihre Freundin – simpel und von Herzen. Hier war bereits eine Menge Alkohol im Spiel und eventuell hat sich der Künstler auch irgendwo den Kopf angeschlagen. Was ich mit gutem Willen erkennen kann, ist eine ziemlich benebelte Schnecke, das Symbol für Behäbigkeit und Sensibilität. Aufmüpfiger sind da die links und rechts dazu gekrakelten Worte: „Ich will keine Spießer, nur Liebe”. Oder so. Dieses florale Kunstwerk hat satte zehn Minuten gedauert und somit schon einen Preis für außerordentliche Tüchtigkeit im Dienste des Journalismus verdient. Sabia fühlte sich in dem Moment nicht nur unglaublich inspiriert von meiner Frage, sondern auch fresh und sparkly wie frisch knospende Rosen und Sternschnuppen. Nicht mehr ganz so lebensbejahend diese Zeichnung im Stile des schwarzen Zimmers von Meisterhaus-Bewohner Georg Muche. Für den anonymen Künstler wird es definitiv Zeit ins Bett zu gehen. Und vorher noch schön viel Wasser trinken. Nein, das ist kein furzendes Haus. Das ist Leons Gefühl der Weichheit, das sich in einem solide gebauten Landhaus versteckt, aus dessen Wand ein Apfelbaum mit schwerelosen Früchten sprießt. Ey, keine Ahnung. Früh morgens um sechs hat das für mich alles noch irgendwie Sinn ergeben; ich habe verstanden und genickt. Aber manche Momente und Gefühle lassen sich anscheinend einfach nicht richtig festhalten. Trotzdem danke, Leon. Schickt Kristina ein Bild eurer aktuellen Gemütslage: @frkrstnbm
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Kristina Baum
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2015-07-22T09:50:00+00:00
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2024-07-31T02:20:25+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wir-haben-raver-beim-melt-ihre-gefuehle-malen-lassen/
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“Forward! Future!” von Fuck Art, Let’s Dance! ist heute das beste Musikvideo der Welt
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Was “The Power” für das Eurodance-Duo Snap! ist, sind Fuck Art, Let’s Dance! für die deutsche Indierock-Landschaft. Ein zeitlos gutes Ding, das man bei jeder Gelegenheit zur Freude aller aus dem Ärmel zaubern kann. (Sorry, wenn der Vergleich hinkt, aber es musste irgendwas mit POWER sein …) Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 gab es bei den Hamburgern jedenfalls nicht einen musikalischen Fehlgriff – geht zu einer FALD!-Show und ihr werdet zwei Stunden später als glücklichere Menschen wieder raushumpeln. Dass das Quartett auch Video und dem eigenen Bandnamen trotzend sehr wohl auch die große arty-arty-Geste kann, beweist der Kurzfilm zum Titeltrack des neuen FALD!-Albums “FORWARD! FUTURE!”, der soeben auf dem YouTube-Kanal ihres Labels Audiolith erschienen ist. Ein Albtraum das Ganze, aber natürlich, wie immer, einer mit POWER und ein sehr tanzbarer. Das neue Album FORWARD! FUTURE! von Fuck Art, Let’s Dance! ist am 15.09.2017 bei Audiolith erschienen und kann zum Beispiel HIER käuflich erworben werden. Noisey präsentiert Fuck Art, Let’s Dance! auf FORWARD! FUTURE!-Tour 2017. Hier bekommt ihr Tickets und hier sind alle Dates: 29.09.17 Berlin – Berghain Kantine30.09.17 Hannover – Café Glocksee05.10.17 Leipzig – Werk2 06.10.17 Wiesbaden – Schlachthof Wiesbaden07.10.17 Nürnberg – Club Stereo 12.10.17 Dresden – Ostpol13.10.17 München – Feierwerk 14.10.17 Stuttgart – Kellerklub19.10.17 Würzburg – Cairo20.10.17 Köln – Bumann & SOHN21.10.17 Braunschweig – Nexus27.10.17 Flensburg – Volksbad28.10.17 Hamburg – Molotow Folge Noisey auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Noisey Staff
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2017-09-19T13:29:38+00:00
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2024-07-30T20:46:58+00:00
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https://www.vice.com/de/article/forward-future-von-fuck-art-lets-dance-ist-heute-das-beste-musikvideo-der-welt/
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Vergewaltigungen kommen auch in schwulen Beziehungen vor
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Illustration: Nick Scott Vor ungefähr zwei Jahren bin ich mit meinem damaligen Freund zusammengezogen, mit dem ich schon drei Jahre zusammen war. Wir waren richtig ekelhaft, quasi die Art von Pärchen, hinter dem man nicht gerne in der Schlange steht. Ich konnte keinen Meter gehen, ohne mich irgendwie an ihn zu klammern. Er war meine erste große Liebe und ich werde niemals dieses Gefühl der Vollständigkeit vergessen (und auch nie in Worte fassen können), das durch das bloße gemeinsame Herumgehen in mir aufkam. Das Zusammenziehen fühlte sich toll an. Wir haben einen dieser IKEA-Ausflüge mit einem geliehenen Van gemacht und fuhren mit einem Haufen Bettbezüge, mit Pflanzen und mit einem riesigen Expedit-Regal im Kofferraum zurück zu unserer Wohnung. Ich war so glücklich wie nie zuvor. Zwar bekamen wir keinen Radiosender rein, aber ab und an konnten wir rauschende Teile von Alone von Heart hören. Es passte einfach alles zusammen. Wir taten nicht nur erwachsen, wir waren erwachsen. Feiern zu gehen, war seine Leidenschaft. Das ist schon immer so gewesen. Am Anfang fand ich das noch toll und begleitete diesen exotischen und gelockten Menschen überall hin, denn ich wollte diese Energie unbedingt mit ihm teilen. Um mit ihm und seinen Freunden mithalten zu können, war ich die halbe Zeit auf irgendwelchen Aufputschmitteln—trotzdem war mir meistens schon um Mitternacht danach, den Heimweg anzutreten. Ich wollte aber nicht der nerdige, neue Freund sein, der nichts aushält—ich wollte dazugehören. Meine Liebe zu ihm stellte meinen Körper auf eine harte Probe. Wir hatten mehrmals am Tag Sex und ich erinnere mich noch genau daran, als wir danach einmal auf dem Boden lagen und er sagte: „Wenn ich rund um die Uhr so bleiben könnte, dann würde ich das machen.” Wir arbeiteten beide tagsüber—seine Ausdauer war nicht von dieser Welt. Wenn er gekonnt hätte, dann wäre er sieben Mal die Woche Feiern gegangen. Ich hingegen war schon mit zwei Mal zufrieden. Irgendwann habe ich das Mitgehen sein lassen und er versicherte mir, dass das nur etwas war, das er „rauslassen müsste”, bevor er „alt werde”. Wir kratzten beide an der 30, aber ich versuchte, neutral zu bleiben, und für gute sechs Monate war er ruhig und wie ausgewechselt. Das machte mir Hoffnung. Alles war schön, bis er nach ungefähr einem Jahr des Zusammenwohnens wieder diese Feierwut-Phase durchmachte. Er hatte seinen Kokainkonsum zwar schon um einiges zurückgeschraubt, aber wenn er spät nach Hause kam, fiel mir immer wieder auf, dass beim Einschlafen seine Kiefer aufeinander mahlten. Ich fing an, ihn zu hassen, wenn er auf dem Zeug war—es machte ihn in sich gekehrt, selbstgerecht und selbst Tage nach dem Konsum noch depressiv. Er vertrug es einfach nicht mehr so gut wie früher und das Runterkommen wurde immer schlimmer. Ebenfalls ungefähr ein Jahr nach dem Zusammenziehen wurde der Sex immer schlechter. Das war richtig schlimm, denn Sex war immer unser „Ding”. Zwar gab es ab und an noch einen flüchtigen Handjob zum Befriedigen der Triebe, aber dabei küssten wir uns nicht mal mehr wirklich. Die Flamme war erloschen und das Ganze erschien total oberflächlich. Ich fragte ihn, ob er fremdging, er verneinte. Ich glaubte ihm—ich hatte ihn nie betrogen und Monogamie war für uns immer total wichtig. Wir haben es gehasst, wenn andere schwule Pärchen „offene” Beziehungen führten, die letztendlich sowieso nur Eifersucht und ständige Krankenhausbesuche wegen möglicher Geschlechtskrankheiten nach sich zogen. Wie sich herausstellte, hätte ich ihm nicht glauben dürfen. Durch den Freund eines Freundes musste ich erfahren, dass er auf einer Hausparty—von der ich übrigens nichts wusste—mit einem anderen Typen war. Als ich ihn eines Abends darauf ansprach, war er total empört, nannte mich „verdammt zynisch” und beschuldigte mich, alles aufs Spiel zu setzen, was wir uns aufgebaut hatten. Letztendlich gab er alles zu und erzählte, dass er ein paar Mal was mit einem Anderen hatte. Ich war wie vom Blitz getroffen und sagte, dass ich genug hätte. Ich liebte ihn, aber er wurde einfach nicht erwachsen. Nichtsdestotrotz versprach er mir, sich helfen zu lassen—wegen des Trinkens, wegen des Kokains und wegen uns. Er flehte mich an, ihm noch eine Chance zu geben, aber tief in mir drin wusste ich, dass wir keine Chance mehr hatten. Der wunderschöne, hedonistische Junge, in den ich mich verliebt hatte, würde sich für mich nicht ändern und das musste er auch gar nicht. Nach einem unserer letzten Streits bat ich ihn zu gehen. In dieser Nacht sind wir mit Tränen in den Augen ins Bett gegangen, aber ich spürte, dass mir eine große Last von den Schultern genommen worden war: Ich musste jetzt nicht weiter vorgeben, einen Lifestyle in Ordnung zu finden, der mir fremd geworden ist. Mitten in der Nacht wachte ich auf und er hatte sich an mich gepresst und umklammerte meine Brust. Ich hielt seine Hände und meinte: „Schon OK, alles wird gut.” Ich dachte, er wäre total mitgenommen, und in meinem Nacken spürte ich seinen Atem, der nach Bier und Zahnpasta roch. Und er hatte einen Ständer. Dann geschah alles ganz schnell. Er versuchte, meinen Schwanz zu berühren, aber ich stieß seine Hand jedes Mal wieder weg. Aber er versuchte es immer wieder. So eine Libido hatte ich bei ihm schon lange nicht mehr erlebt und ich war tatsächlich geschockt. Ich bekam zwar ebenfalls einen Steifen, aber ich wusste auch, dass es falsch wäre, jetzt irgendwas anzufangen—in ein paar Tagen würde er weg sein und das Ganze wäre nur noch komplizierter. Also sagte ich ihm, er soll mich in Ruhe lassen. Er fing an, meinen Bauch so lange zu kratzen, bis es richtig weh tat, und warf mich anschließend mit dem Gesicht nach unten auf die Matratze (er ist fast 1,90 Meter groß und viel stärker als ich). Ich flehte ihn lautstark an, damit aufzuhören, und sagte, dass ich das nicht wolle. Er überwältigte mich aber, presste meine Arme seitlich nach unten und hielt meine Waden mit seinen Knien in Position—früher liebte ich es ironischerweise, wenn er das machte. Ich ließ jegliche Gegenwehr sein, denn ich hatte keine Chance, ihn von mir runter zu bekommen. Dann vergewaltigte er mich. Zwar dauerte das Ganze wenn überhaupt nur eine Minute, aber es tat unheimlich weh und ich schrie vor Schmerzen. Dann zog er seine Boxershorts wieder hoch, zog sich an und ging. Ich wusste zwar, dass ich nicht wollte, dass er mich fickt, und dass was passiert war, falsch war, aber ich bin trotzdem einfach so eingeschlafen. Ich war total fertig. Meine Freundin bestand darauf, dass ich zur Polizei gehe. Das habe ich allerdings nie getan. Gut 12 Stunden später wachte ich wieder auf und rief ihn sofort an. Er nahm nicht ab. Ich habe ihn bestimmt noch 100 weitere Male angerufen, auf seine Mailbox gesprochen und ihm SMS wie „Ruf mich an. Wir müssen über letzte Nacht reden” geschickt. Schließlich schrieb er ein paar Stunden später zurück: „Wir mussten doch noch ein letztes Mal miteinander schlafen, oder?” Ich versuchte noch mal vergebens, ihn zu erreichen. Deshalb antwortete ich: „Wir haben gar nichts gemacht. Du hast deinen Willen durchgesetzt, mir weh getan und bist dann gegangen.” Daraufhin bekam ich sofort folgende Nachricht: „Es tut mir schrecklich Leid, dass ich dir weh getan habe. Aber dir hat der Sex doch immer gefallen und ich kam einfach nicht mit der Vorstellung klar, dass wir das nicht noch mal erleben können, bevor es zu Ende ist. Ich dachte, du wolltest mich?” In den darauffolgenden Wochen versuchte ich, das Ganze zu verdrängen. Ich dachte daran, dass wir mal so verliebt ineinander waren—vielleicht reagierte ich ja über? Auch ging es bei uns im Bett schon mal etwas härter zu, also hat ihm mein Ständer vielleicht das Gefühl gegeben, dass ich genau das wollte, was dann passiert ist? Es vergingen Monate, bis ich einem anderen Menschen von dem Zwischenfall erzählte. Manchmal vergaß ich das Ganze auch, um ehrlich zu sein. Als jedoch eine Freundin eines Abends zum Fernsehschauen vorbeikam, schüttete ich ihr mein Herz aus und begann natürlich mit der „Ich weiß jetzt nicht, ob ich überreagiere, aber …”-Einleitung. Sie sah mich entsetzt an und sagte: „Er hat dich vergewaltigt.” Ich zuckte irgendwie mit den Schultern und meinte: „Na ja, da war jetzt keine wirkliche Gewalt im Spiel, er war einfach nur total geil.” Sie ließ jedoch nicht locker: „Nein! Du hast ihm gesagt, er soll aufhören, und das hat er nicht gemacht. Er hat dich vergewaltigt. Du darfst das nicht für dich behalten.” In diesem Moment brach ich in Tränen aus. Wegen ihm habe ich eigentlich noch nie wirklich vor anderen Personen geweint—alleine natürlich schon, aber noch nie vor Bekannten. „Scheiße”, sagte ich, „mein Freund hat mich vergewaltigt.” Meine Freundin bestand darauf, dass ich zur Polizei gehe. Das habe ich allerdings nie getan. Ich wollte nicht vor einem Gericht darüber reden, was passiert ist. Auch wollte ich nicht, dass jeder davon erfährt. Ich wusste nicht, wie die Polizei mit einem sexuellen Übergriff umgehen würde, der zwischen zwei Männern passiert ist, die vorher in einer Beziehung waren. Wie würden die Polizeibeamten über so was reden? Was, wenn sie selber insgeheim Vorurteile haben würden? Gibt es auf offizieller Ebene Gespräche darüber, wie man mit Vergewaltigungen in homosexuellen Beziehungen umgehen sollte? Nicht, dass ich wüsste. Nach mehreren intensiven Diskussionen versprach mir meine Freundin, der ich von dem Zwischenfall berichtet hatte, niemandem etwas zu erzählen. Ich weiß nicht, ob sie dieses Versprechen eingehalten hat, aber bis heute wissen nur ganz wenige Menschen von der ganzen Sache. Dazu gehört auch meine Mutter, die Verständnis dafür zeigte, wie ich damit umgehen wollte—gleichzeitig sagte sie aber auch, dass sie mich bei jeder Entscheidung unterstützen würde. Sexuelle Übergriffe sind unverzeihlich. Dabei kommt es auch nicht auf dein Geschlecht oder deine Vorlieben an. Du vergehst dich am Körper eines anderen Menschen. Punkt. Mein Problem mit der Polizei ist folgendes: Irgendwann wird sicher jemand sagen, dass das Ganze jetzt schon weit zurückliegt, und dann fragen, was sie tun sollten. Und ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich diese Frage beantworten soll. Ich will meinen Ex-Freund jetzt nicht unbedingt hinter Gittern sehen und ich will eigentlich auch nicht über etwas reden müssen, mit dem ich in gewisser Weise schon abgeschlossen habe. Ich will nicht für den Rest meines Lebens den „Junge, der von einem anderen Jungen vergewaltigt wurde”-Stempel aufgedrückt bekommen. Inzwischen bin ich in einer neuen Beziehung und ich habe meinem Freund schon recht früh von dem Zwischenfall mit meinem Ex erzählt, denn dadurch bin ich sehr zögerlich geworden, was Sex angeht. Es bessert sich aber. Mein Freund hat zwar nicht großartig nachgebohrt, aber er meinte: „Falls da wirklich etwas Schlimmes passiert ist, dann hättest du zur Polizei gehen sollen—oder solltest das noch tun. Aber wenn du jemanden zum Zuhören brauchst, dann bin ich immer für dich da.” Irgendwann ging mein Ex-Freund auch wieder ans Telefon (ich probierte es jede Woche mehrmals) und wir vereinbarten ein Treffen. An einem arschkalten Tag setzten wir uns auf eine Bank im Park. Dann sprudelte es einfach aus mir heraus: „Wir müssen darüber reden, was du gemacht hast!” Daraufhin brach er in Tränen aus—richtig laute Schluchzer. Er sagte, dass er viel darüber nachgedacht hätte und ihm dabei klar wurde, dass er nicht die Kontrolle hätte verlieren dürfen und einfach hätte aufhören sollen, selbst wenn er nur für eine Millisekunde den Eindruck gehabt hätte, dass ich das Ganze nicht auch wollte. Er wiederholte immer und immer wieder, wie Leid es ihm tun würde, und schwor bei seinem Leben, dass er bei seiner Affäre ein Kondom benutzt hätte. Er konnte nicht glauben, dass meine letzte körperliche Erfahrung mit ihm ein solch erzwungener und schmerzhafter Zwischenfall war, den er für den Rest seines Lebens bereuen würde. Illustration: Nick Scott Als ich ihm erzählte, dass ich eigentlich schon zur Polizei gehen wollte, schien es, als würde es ihm gleich hochkommen. „Tu, was du tun musst”, sagte er. Und genau da erkannte ich, wie sehr er es wirklich bereute. Im Laufe unserer Beziehung hatte er mir gegenüber nie Gewalt angewendet. Ich hatte auch nie Angst vor ihm. Bis wir damit aufhörten, war unser Sex schon knapp an der Grenze, und ich glaubte wirklich, dass es ihm Leid tat. Er meinte, dass er keine Ahnung hätte, was da über ihn gekommen war. Dem stimmte ich zu und beim Aufstehen sagte ich, dass ich ihn nie wieder sehen wollte. „Wie du willst, wie du willst”, wiederholte er als Antwort. Schließlich stand auch er auf und ging. Ich wusste, dass es jetzt vorbei war. Ich erzählte der Freundin, die mich zu der Konfrontation bewegt hatte, von dem Treffen und dass ich mit der ganzen Sache abgeschlossen hätte. Für mich war dieses Kapitel damit ad acta gelegt. Daraufhin wurde sie richtig sauer und sagte, dass er damit nicht einfach so davonkommen sollte und ich Anzeige erstatten müsste, um einen Präzedenzfall zu setzen. Sie hat zwar schon Recht, aber ich bin eben irgendwie egoistisch und will nicht, dass ich durch diesen Vorfall definiert werde. Das ist mein gutes Recht. Ich habe mich mit der Sache auseinandergesetzt und tatsächlich meinen Frieden damit gefunden. Seit dem Treffen im Park habe ich kein Wort mehr mit meinem Ex gesprochen und habe auch auf den Social Media-Plattformen und so weiter jegliche Spur von ihm gelöscht. Aber ich kenne ihn: Ich weiß, dass er sich für immer an den Zwischenfall erinnern wird. Vielleicht handle ich der Person gegenüber unfair, mit der er irgendwann mal zusammenkommen wird, aber ich bin mit der Situation so gut umgegangen, wie es mir eben möglich war. Am Anfang meiner neuer Beziehung hatte ich ein paar Termine bei einem Psychologen und das reicht mir, zumindest für jetzt. Keine Ahnung, wie das in der Zukunft sein wird. So wie es jetzt aussieht, lebe ich mein Leben, und zwar ohne dass mich die Erinnerung an den Zwischenfall verfolgt. Mir geht es gut. Ich weiß, dass ich zur Polizei gehen kann, falls und wenn ich das will. Aber die Vorstellung, vor Gericht zu ziehen und mich nochmals mit etwas auseinanderzusetzen, mit dem ich im Kopf schon mehr oder weniger abgeschlossen habe, ist für mich zur Zeit undenkbar. Und das ist OK so. Sexuelle Übergriffe sind unverzeihlich. Dabei kommt es auch nicht auf dein Geschlecht oder deine Vorlieben an. Du vergehst dich am Körper eines anderen Menschen. Punkt. Die Tatsache, dass du ein Mann bist und auf die Berührung einer geliebten Person reagierst, macht den Übergriff nicht weniger schlimm. Wenn jemand—egal ob homo- oder heterosexuell—Nein sagt, dann muss die andere Person auch aufhören. Wenn das nicht passiert und einfach weitergemacht wird, dann ist das ein klarer sexueller Übergriff. In so einem Fall gibt es keine Grauzonen. Der Grund, warum ich hier jetzt trotzdem in aller Öffentlichkeit über meine Erfahrung spreche, ist folgender: Ich kann jedem, der selbst schon einmal so was erlebt hat, nur raten, sich einem Freund, einem Verwandten oder einer anderen Person anzuvertrauen. Ich hatte Glück, dass es mir psychologisch gesehen möglich war, mich so mit der Sache auseinanderzusetzen und mit meinem Ex-Freund von Angesicht zu Angesicht darüber zu reden. Diese Möglichkeit bietet sich aber nicht jedem. Ich meine es ernst: Jeder, der unter ähnlichen Umständen einen sexuellen Übergriff über sich ergehen lassen musste, sollte sich jemandem anvertrauen und auf keinen Fall so tun, als ob das Ganze keine schlimme Sache wäre. Wenn du Nein gesagt hast, dass ist der Kontext völlig irrelevant. Solche Sachen passieren vielleicht hinter verschlossenen Türen, aber sie sollten deswegen nicht dort bleiben.
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Anonym
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2015-03-02T11:00:00+00:00
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2024-07-31T00:35:45+00:00
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https://www.vice.com/de/article/vergewaltigungen-kommen-auch-in-homosexuellen-beziehungen-vor-472/
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“Wir sind Überyou und versuchen, Musik zu machen” – Die Züri-Punks im Interview
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Punk, das sind kleine Keller, schnelle Riffs, raue Stimmen, Bier und Moshpits. Kombinierst du diese Vorstellung mit Zürich kommt dir hoffentlich der Name Überyou in den Sinn. Nach dem Eröffnen des Greenfield-Festivals und der geplanten UK-Tour legen die Züri-Punks einen Stopp in ihrer Heimatstadt ein, um am 9. August zusammen mit Turnstile und Bitter Youth das Exil aufzumischen. Egal ob du die Band bis jetzt gekannt hast oder nicht, dieses Konzert solltest du dir nicht entgehen lassen. Zur Einstimmung habe ich die Jungs in ihrer Stammkneipe, der Hafenkneipe, getroffen. Noisey: Könnt ihr euch kurz vorstellen: Wer seid ihr und was macht ihr? Ian: Wir sind Überyou und versuchen, Musik zu machen. Vico: Das kann man mal so stehen lassen. Ian: Es ist einfach: Wir sind gute Freunde, die schon seit Ewigkeiten Musik machen und sich durch 7.000 verschiedene Wege gefunden haben. Es war eigentlich mal ein Fun-Projekt, doch dann sind wir ernster geworden, aber der Spass hat nie aufgehört. Wir ziehen das jetzt fast zehn Jahre durch. Was erstaunlich ist – in diesem Alter mit so vielen Verpflichtungen und unseren normalen Leben. Wir spielen klassischen Punkrock. Aber beim Punk ist es wie bei der elektronischen Musik: Es ist manchmal schwierig, eine Band irgendwo einzuordnen. Wie war es, das diesjährige Greenfield zu eröffnen? Ian: Mega cool! Vor allem für uns als Band, die normalerweise in kleinen Kellern oder in besetzten Hütten spielt. Es ist schön, wenn du mal auf so einer Bühne stehen und das erleben darfst. Vor allem gibt es schon einige Kids, die uns noch nie gesehen haben. Und ich möchte nicht leugnen, dass es mal spannend ist, im Backstage völlig betrunken herumzulaufen. Da, wo die anderen Bands sind. Habt ihr beim Greenfield das Gefühl gehabt, dass sie die Schweizer Acts auf der Mainstage wollen oder ob es mehr Zwang war, weil es in der Schweiz stattfindet? Vico: Also ich denke, sie machen das schon bewusst als Unterstützung. So wie ich den Auftritt und alles drum herum erlebt habe, habe ich nicht das Gefühl, dass es sie anscheisst. Ich denke in der Schweiz sin Festival-Auftritte sicher einfacher als im Ausland. Wir haben auch von befreundeten Bands in Deutschland gehört, dass so etwas bei ihnen nie möglich wäre, rein schon von der Grösse der Festivals her. Der Markt dort ist halt auch viel grösser als in der Schweiz. Du kennst hier schnell jemanden, der irgendwo dabei ist und Türen öffnen kann. Ich denke auch, dass sich das Greenfield die Förderung von Schweizer Bands ein wenig als Ziel gesetzt hat. Ian: Um es kurz zu halten: Den Kontakt, welchen wir mit den Veranstaltern gehabt haben, war gut. Ich meine, sie haben eine Biographie für uns geschrieben, die bislang die beste Biographie ist, welche ich jemals über uns gelesen habe. Und da steckt schon viel Arbeit dahinter. Sie haben ja sonst auch noch die Greenfield Foundation, mit der sie ihren Bus anbieten, um junge Bands zu unterstützen. Ich glaube, das Herz von ihnen ist am richtigen Ort. Wie ist es, als Schweizer Band in einer musikalischen Nische zu stecken? Ian: Das ist eine komplizierte Frage. Auf der einen Seite muss ich sagen, die Art von Musik, die wir spielen, passt zum Glück in verschiedene Nischen innerhalb unserer Subkultur. Das heisst: Wir haben das Glück, dass wir an verschiedenen Orten spielen können und sind nicht mega begrenzt auf zum Beispiel Melodic-Punk. Wir können auch mit einer Metal-Band spielen und es ist völlig OK. Vico: Dadurch dass man sich in der Schweizer Szene kennt, ist es sicher einfacher an Gigs zu kommen. Ob du im Ausland spielst, hängt von dir selbst ab. Du musst selber probieren, das auf die Beine zu stellen. Durch das wiederum lernst du Leute kennen und so entwickelt sich mehr daraus. Den ersten Schritt musst du selber machen. Und du musst bereit sein, vielleicht auch mal Geld zu verlieren. Wir selbst bewegen uns jetzt in einem Rahmen, der höchstens kostendeckend ist – wenn überhaupt. Von der Musik zu leben wird aber schwierig. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Dementsprechend reichen die Giggs nicht aus, um die Band über Wasser zu halten? Wie schafft ihr das dann? Vico: Mit den Gigs reicht es nicht, nein. Die Band ist eigentlich permanent bei uns als Privatperson verschuldet. Mit den Trips, die wir nach Übersee gemacht haben, haben sich grössere Beträge angesammelt, die wir schlussendlich aus dem eigenen Sack bezahlt haben, da die Band das halt einfach nicht zahlen kann. Wie sieht das Tourleben von euch aus? Ian: Es ist so, wie man sich eine Hardcore-Punk-Tour vorstellt – jeder Tag ist ein wenig anders. Natürlich kommt es darauf an, in welchem Land du unterwegs bist und wie die Jungs, welche die ganze Tour buchen, organisiert sind. In den meisten Fällen schläfst du bei jemanden von den Veranstaltern Zuhause. Dort hat es dann für drei Leute Matratzen und die restlichen zwei pennen am Boden. Der “Tourbus” besteht meistens aus mehreren kleinen Autos oder wir bringen unseren eigenen Bandbus mit. Der nützt halt schon etwas. Bis jetzt wurden wir noch nie in einem Fünfstern-Hotel einquartiert. Vico: In Kuba fast, dort hatten wir lustigerweise die besten Hotels bis jetzt, da dort halt auch alles vom Staat abgesegnet werden muss. In Europa sind wir, wenn es geht, mit dem eigenen Bus unterwegs. Sonst sind wir abhängig von den lokalen Gegebenheiten und den Leuten dort. Hat eure Band in den letzten Jahren Ups und Downs erlebt? Vico: Das gibt es, glaube ich, immer. Manchmal sind es sehr persönliche und manchmal sind es zwischenmenschliche Probleme in der Band. Downs sind halt zum Beispiel die Schlagzeuger-Wechsel und das ist natürlich auch immer schwierig. Das ist dann ein Effort, jemand Neues zu suchen, der menschlich und musikalisch zu uns passt und wir müssen mit ihm wieder beim Zusammenspiel an den Punkt kommen, an welchem wir mit dem Vorgänger gewesen sind. Ups gibt es meistens, wenn wir zusammen unterwegs sind oder an so Geschichten wie dem Greenfield. Was ist euer Ziel mit der Band? Gefällt es euch, wo ihr gerade steht oder möchtet ihr mehr Bekanntheit erlangen? Ian: Nur schon die Aussage Bekanntheit ist völlig falsch. In unserer Band geht es darum, dass wir miteinander Spass haben und gleichzeitig spielen können. Wir hatten das Glück, dass es irgendjemanden interessiert. Uns geht’s mehr um die Adventures, wir haben keine Aspirationen. Also nicht, dass du mich falsch verstehst. Wir finden es voll geil, dass die Leute uns cool finden und wenn wir mal auf einer Bühne wie dem Greenfield spielen dürfen, beschweren wir uns sicher nicht. Aber so wie wir im Moment touren und spielen, ist es eigentlich die Ideal-Vorstellung. Zum Beispiel ist auch die UK-Tour, die wir machen, aus purer Freundschaft entstanden. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, aber das gilt jetzt nur für mich. Jeder hat wahrscheinlich seine eigene Interpretation und Meinung. Musik machen, solange es noch Spass macht – für was macht man sonst Musik. Vor allem bei so einer Band wie bei uns wäre es unrealistisch zu glauben, dass man mit der Musik gross werden kann. Vico: Das schöne und coole an der DIY-Szene ist eigentlich, dass du mit jedem Konzert und jeder Tour, die du spielst, neue Leute an verschiedensten Orten kennenlernst. Somit eröffnen sich auch Möglichkeiten, wieder an neuen Orten zu spielen. Ich glaube, das ist eine Motivation und ein Ziel, um weitergehen zu können – an Orte, an denen du noch nicht gewesen bist. Ian: Wir wollen einfach, solange die Energie noch da ist, so viel Energie in die Band stecken, wie nur geht und allenfalls noch Teile der Welt erkunden, die ich sonst nie gesehen hätte. Viele neue Freundschaften entdecken und alte Freunde immer wieder sehen. Wir haben wirklich extrem viele gute Freundschaften geschlossen, an den vielen Orten. Was sind die konkreten nächsten Schritte? Ian: Die UK-Tour wird crazy. Ich hätte nie gedacht, dass wir eine UK-Tour spielen, das hört sich an, als wären wir eine richtige Band. Vorfreude aufs Bier. Vico: Wir sind im Moment auch noch am Aufnehmen, von dort komme ich gerade. Alles Selfmade in unserem Bandraum, und ja, schätzungsweise werdet ihr diesen Winter oder im Frühling des nächsten Jahres neue Musik von uns zu hören bekommen. Aus Erfahrung können wir sagen, dass die Zürcher Truppe live abgeht und alles abreisst, was du dir natürlich nicht entgehen lassen solltest. Deshalb verlosen wir mal so locker aus dem Handgelenk 3×2 Tickets. Wenn du dein Glück versuchen willst, schreib einfach ein Mail mit dem Betreff “Überyou” und deiner Postanschrift an [email protected]. Anmeldeschluss ist der 08.08.2017. Hier kannst du Tickest kaufen: https://v3.ticketino.com/v3/de… Folge Noisey Schweiz auf Facebook, Instagram & Spotify
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Nina Vedova
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2017-07-31T15:13:07+00:00
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2024-07-30T20:31:11+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wir-sind-uberyou-und-versuchen-musik-zu-machen-die-zuri-punks-im-interview/
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Auf die Fresse live: Action Bronson ist eine Prügelmaschine
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Securities kriegen selten auf die Fresse. Dafür gibt es diverse Gründe, zum einen sind Securities (im besten Falle) darin ausgebildet, aggressiv aufgeladene Situationen zu entschärfen, zum anderen sind sie meisten so groß und stark, dass kein Mensch so bescheuert ist, sich freiwillig mit ihnen anzulegen. Außer natürlich Action Bronson. Der ist selbst so groß und stark, dass er sich niemals wegen ein paar Securities ins Hemd machen würde—wie wir gestern Abend anschaulich beim Konzert von Action in Portland feststellen durften. Dort nimmt sich doch tatsächlich ein Security heraus, Action Bronson zu würgen. Den Rest könnt ihr euch hier selbst ansehen: Die Situation, die ein gesitteter Security unter Umständen etwas vorsichtiger gelöst hätte, war folgende: Fans warfen dem bekenndenden Kiffer Action einen Joint zu, den er auf der Bühne anzündete. Fand der Security halt nicht so witzig, woraufhin er in Überschätzung seiner eigenen Kräfte Bronsolino anfasste. Hätte er nicht gemacht, wenn er wüsste, dass Action Bronson in gewisser Regelmäßigkeit anderen Menschen ihre Grenzen aufzeigt. Zum Beispiel Fans, die sich in sein Reich (die Bühne) verirren. Das hier ist definitiv der Beste: Glaubt dieser Typ ernsthaft, dass Action Bronson ihn zum Dank, dass er seine Show stört und auf die Bühne klettert, umarmt und küsst? Also Leute, lasst euch das ein Warnung sein: Steigt nicht unbedingt bein einem Konzert von Action Bronson auf die Bühne, es sei denn ihr braucht eine neue Zahnreihe. ** Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker. MEHR VON NOISEY
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Ayke Süthoff
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2014-02-04T14:15:00+00:00
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2024-07-31T02:40:57+00:00
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https://www.vice.com/de/article/auf-die-fresse-live-action-bronson-ist-eine-pruegelmaschine/
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Warum du dir diesen Musiker merken solltest
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Die Liste an großartigen Musikprojekten, bei denen Luka Seifert seine Finger im Spiel hat, ist lang. Da wäre das BIRTHDAY, über das du an dieser Stelle schon oft lesen konnest, die Love Hotel Band rund um Yung Hurn oder sein Solo-Projekt RIP Swirl. Mit dem startet der junge Produzent gerade so richtig durch. Vor ein paar Tagen hat er seine zweite EP Mortalveröffentlicht, in die du hier unbedingt reinhören solltest. Er selbst sagt darüber, dass man “Einflüsse von 90s UK-Bass und Garage hört. Diese sind aber eher unbewusst im Prozess entstanden. Ich entscheide mich nie wirklich bewusst für einen Sound.” Wir haben den Musiker Rede und Antwort stehen lassen und aus den vier Songtiteln seines neuen Albums ein paar Wortspielereien gebastelt. So viel verraten wir vorweg: von Guilty Pleasures bis Twin Peaks ist alles dabei. …weiterlesen auf i-D Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Juule Kay
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2017-07-03T13:00:00+00:00
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2024-07-30T20:20:27+00:00
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https://www.vice.com/de/article/warum-du-dir-diesen-musiker-merken-solltest/
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Der Mann, der den Schatten scheuerte
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Intro von Tom Littlewood Fotos mit freundlicher Genehmigung von DR. Franz Rottensteiner sowie Barbara und Tomasz Lem In den 70er Jahren veröffentlichte Dr. Franz Rottensteiner in seiner Buchreihe Science Fiction der Welt im Insel Verlag Autoren wie Philip K. Dick, Kobo Abe oder Cordwainer Smith, oft zum ersten Mal auf Deutsch. Später veröffentlichte er in New York die Anthologie View from Another Shore, die dem amerikanischen Publikum europäische Science-Fiction näherbringen sollte und Autoren wie Stanislaw Lem überhaupt erst in den USA einführte. Dr. Rottensteiner agierte lange Zeit als Lems Agent, und beide führten eine enge, wenn auch nicht immer freundschaftliche Beziehung, die 1995 auf unharmonische Weise endete, als Lem Dr. Rottensteiner vor dem österreichischen Gericht auf 100.000 DM verklagte. Für diese Ausgabe haben wir Dr. Rottensteiner gebeten, über seine Zusammenarbeit mit Lem zu schreiben und seine doch sehr persönlichen Einblicke in das Leben und die Gedankenwelt eines der kontroversesten Philosophen und Autoren unserer Zeit zu schildern. Dies ist sein Zeugnis. Wie man seit zumindest Lukians Vera Historia weiß, ist die Betonung der eigenen Wahrhaftigkeit ein beliebter literarischer Kunstgriff beim Erzählen von Lügengeschichten, und dass Amicus Plato, sed magis amica veritas zu den Lieblingssentenzen des polnischen Science-Fiction-Autors Stanisław Lem gehörte, hätte mich misstrauisch machen sollen, aber ich war damals wohl doch, wie Lem es in einem Brief an seinen amerikanischen Übersetzer Michael Kandel ausdrückte, ein „fürchterlicher Einfaltspinsel“, der ihn für einen wahrheitsliebenden Menschen hielt, obwohl er die Phrase gerne dann gebrauchte, wenn er Bosheiten über andere Menschen von sich geben wollte. Bekanntlich wird nirgends so viel gelogen wie in der Liebe, im Krieg—und vor Gericht, wie ich herausfand, als mich Lem gegen Ende unserer Beziehung vor dem Handelsgericht Wien verklagte. Als ich mit Lem in Kontakt kam, war ich ein begeisterter Leser von Science-Fiction, vorwiegend der amerikanischen, aber mit einem großen Interesse an fantastischer Literatur aus aller Welt. Ich hatte Lem in verschiedenen DDR-Ausgaben gelesen, und als Der Unbesiegbare erstmals in deutscher Sprache erschien, sandte ich ihm eine Rezension. Lem schrieb mir daraufhin einen Leserbrief, und daraus entwickelte sich ein lebhafter Briefwechsel. Lem wollte damals ein Buch über die westliche Science-Fiction schreiben, hatte aber keinen Zugang zu den Quellen. In mir sah er wohl einen willkommenen Lieferanten, denn ich sandte ihm Unmengen von Science-Fiction, die er nicht zurücksandte, weil das damals, wie er sagte, verboten war, denn der polnische Staat ging von der Annahme aus, dass für den Kauf wertvolle Devisen aufgewendet worden waren. Diese Bücher und andere, die ihm zugesandt wurden, verkaufte Lem dann in polnischen Antiquariaten. Um 1970 erhielt ich dann die Gelegenheit, im Insel Verlag, später dann bei Suhrkamp, Science-Fiction herauszubringen, und publizierte Lem als den Autor, der meinem Ideal von Science-Fiction am nächsten kam. Die Bücher waren von Anfang an sehr erfolgreich. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, dass ich mehr für Lem tun konnte, wenn ich sein literarischer Agent würde, und arrangierte in der Folge bis etwa 1995 alle seine Ausgaben im westlichen Ausland, an die 300 Verträge, mit Ausnahme Deutschlands, wo ich nie sein Agent war. Suhrkamp war für Lem ein Glücksfall, zwar wäre seine Science-Fiction auch so erschienen, aber schwerlich—in Anbetracht der enormen Übersetzungskosten—die umfangreichen essayistischen Schriften wie Phantastik und Futurologie oder Philosophie des Zufalls und andere, die kaum Resonanz hatten. Dass er von Insel/Suhrkamp verlegt wurde, hat zum Ausmaß der Beachtung beigetragen, die er im deutschen Sprachraum fand. Der deutsche Erfolg hatte auch seine Schattenseiten, weil Lem sich einbildete, er müsste überall in der Welt so erfolgreich sein, was aber beileibe nicht der Fall war. In Deutschland hat er mehr verdient als in allen übrigen westlichen Ländern zusammen. Es gab zwar viele Lem-Ausgaben, vor allem im Gefolge seiner amerikanischen Bücher, aber die Verkaufsziffern waren mäßig und die Tantiemen überschritten kaum die geringen Garantiehonorare. Nur Solaris war, vor allem dank der Tarkowski-Verfilmung, ein bescheidener Erfolg. Zuweilen haben mich polnische Fans zum „Bestsellerstatus“ von Lem in den USA befragt; aber dort war der Absatz so gering, dass sein Verlag Harcourt in Anbetracht der hohen Übersetzungskosten mit ihm nie Geld verdient haben kann. 3.000 bis 4.000 Stück für gebundene Ausgaben scheinen das Limit gewesen zu sein, und die Taschenbücher verkauften sich kaum besser. Als es schließlich zum Bruch zwischen uns kam, weil er einen Agenten an Ort und Stelle haben wollte (aber nach meiner Zeit erschien kein einziges neues amerikanisches Lem-Buch mehr), sagte Lem auch, er wünsche sich einen „dynamischeren“ Verlag. Allerdings ist es in den USA selten, dass ein erfolgloser Autor lieferbar gehalten wird, und die meisten Verlage hätten seine Bücher schon längst makuliert. Er trennte sich von Harcourt nach einer Serie immer beleidigenderer Briefe an den Verlag, weil er die Rechte an einer Kurzgeschichtensammlung zurückhaben wollte. Er stellte sich wohl vor, die schon übersetzten Geschichten gleich an einen anderen Verlag verkaufen zu können, aber sie sind bis heute nicht erschienen. Ich habe Lem im Lauf der Jahre mehrmals besucht und getroffen. In Krakau bewohnte er ein bescheidenes Einfamilienhaus, er war ein überaus aufmerksamer und liebenswürdiger Gastgeber. Der einzige Luxus, den er sich leistete, war ein Mercedes und der Schinken, den ihm eine Bäuerin regelmäßig heimlich über die Felder von hinten ins Haus brachte. Später baute er sich von seinen ausländischen Einkünften eine riesige Villa, die zum bestaunten Objekt für die lokale Bevölkerung wurde, die zur Besichtigung hinpilgerte. Für Dollar, die heimliche polnische Währung im Kommunismus, bekam man alles, was es in Polen eigentlich nicht gab. Die Badezimmer waren aus italienischem Marmor, weil gerade die Wawel-Burg renoviert wurde, das Blech für das Dach kam vom Überschuss einer ländlichen Genossenschaft und die Bauarbeiter, die das alles anfertigten, nahmen eben manchmal „Urlaub“ von ihren offiziellen Baustellen und rückten mitsamt ihren Baumaschinen an, um am Haus Lems zu schaffen. Ich schlief in dem Häuschen im Keller zwischen Stößen von Lems Belegexemplaren. In Krakau erlebte ich ihn auch zum ersten Mal richtig wütend. Irgendein Funktionär rief an, und er brüllte nur „Nein, nein!“. Seine Frau suchte die Leute dann immer zu besänftigen. Vor seinen Wiener Jahren machte Lem mehrmals Urlaub in Österreich, obwohl er es nicht liebte zu reisen und sich gerne als „Immobilie“ bezeichnete. Er war auch in Österreich, als der polnische Papst zum ersten Mal seine Heimat besuchte, und da Lems Frau eine gläubige Christin ist, kaufte ich eigens einen Fernsehapparat, damit sie sich den Papstbesuch in Wien ansehen konnte. Mein größter Fehler war wohl, dass ich Lem, als er Polen nach Ausrufung des Kriegszustandes verließ, einlud, nach Österreich zu übersiedeln. In der Öffentlichkeit gab er sich gerne den Anschein eines überlegenen, allein an wissenschaftlicher Erkenntnis interessierten Geistes. In einem frühen Spiegel-Essay gerierte er sich als „Sklave der Logik“, der nicht anders konnte, als logisch zu denken. Er konnte, wenn er es darauf anlegte, äußerst charmant sein. Aber im alltäglichen Umgang, als er in den 80er Jahren mehrere Jahre lang in Wien lebte, ich ihn fast jede Woche sah und aus nächster Nähe studieren konnte, entdeckte ich keinen großen Mann, sondern einen Menschen, der höchst unsicher war, von Zweifeln und Ängsten geplagt, die er durch forsches Auftreten zu übertünchen suchte, voller Launen und Vorurteile. Seine repetitive Konversation bestand aus Monologen, und wenn man ihm widersprach, verstieg er sich zu immer absurderen Argumenten. Lem auf einem Berggipfel im Tatra-Gebirge in der Nähe von Zakopane, 1955 Er war ein Mensch voller Gegensätze, in gewisser Hinsicht großzügig, in anderer pedantisch kleinlich, Unbekannten blind vertrauend ebenso wie misstrauisch bis zur Paranoia, sehr auf Geld bedacht, aber nicht rational kalkulierend, in der Tat völlig unökonomisch denkend. Eine häufige Redewendung in Wien war „am Hungertuche“ nagen. Sein Verleger Dr. Unseld empfahl ihm einen Wiener Anwalt, falls er einmal einen bräuchte. Lem brauchte keinen, aber er suchte den Anwalt trotzdem auf, um sich ihm vorzustellen, wofür er nach Jahren eine saftige Honorarrechnung erhielt, obwohl der Anwalt ihm nicht mehr als guten Tag gesagt hatte. Zuweilen gab er sich als der große Schriftsteller, den Geld überhaupt nicht interessierte, dann wieder feilschte er um jeden Groschen. Im Zweifelsfall siegte der Mammon über den Künstler. Wenn er etwas durchsetzen wollte, drohte er mit dem „Abbruch der diplomatischen Beziehungen“. „Verhandlungen“ leitete er gerne damit ein, dass er einen Wutanfall darüber bekam, was man ihm schon wieder angetan hätte, und sich erst allmählich beruhigte, wenn man ihm zugestand, was er erreichen wollte. Er hasste den Kommunismus, und machte im privaten Umgang auch kein Geheimnis daraus, betonte aber, er habe keine Lust, „Märtyrer“ zu werden. In der Öffentlichkeit vollführte er immer elegante Verrenkungen, wenn er auf politisch heikle Fragen angesprochen wurde. Seine Abneigung gegen den Kommunismus entsprang nach meinem Eindruck nicht politischer Überzeugung, sondern rührte vor allem daher, dass er die kommunistischen Funktionäre für Dummköpfe hielt. Und weil er keine Autorität über seinem Willen anerkennen wollte. Er schrieb wohl Protestbriefe an die Staatsführung, aber das war m. E. eine reine Alibihandlung, weil er genau wissen musste, dass diese Briefe bloß abgelegt werden würden und ihm nichts passieren würde, solange er nicht an die Öffentlichkeit ging. Andererseits erachtete er es als selbstverständlich, dass ihn das Regime förderte. Das ZK-Mitglied Szlachcic suchte ihn einmal auf und versprach, man wolle etwas für ihn tun, so für den Nobelpreis nominieren. Allerdings wurde der Mann entmachtet, ehe es dazu kam. Wenn sich Lem gefährdet fühlte, schwieg er, aber wenn er glaubte, in einer Position der Stärke zu sein, wurde er recht heftig, so in seinen Polemiken gegen den Strukturalismus, der auf Werturteile verzichtete, weshalb sich Lem als Verteidiger der „Kultur“ ins Zeug warf. Opportunismus pur. Andere Menschen beurteilte er nach ihrer Nützlichkeit für ihn. Werner Berthel z. B. war jener Lektor, dem er das meiste zu verdanken hatte. Berthel hat ihn bei Unseld durchgesetzt. Als Berthel vom Insel Verlag als Cheflektor zu S. Fischer ging, verkaufte ihm Lem während seiner Zeit am Wissenschaftskolleg in Berlin den Roman Fiasko für 95.000 DM. Das hatte er Dr. Unseld zu verdanken, den das gewiss nur einen Telefonanruf kostete. Lem sah dieses Verhalten als Zeichen seiner Unabhängigkeit, weil das Geld nicht aus „Dr. Unselds Tasche“ kam, und weil er nicht so sein wollte wie die „speichelleckerischen“ Suhrkamp-Autoren, die Dr. Unseld zum 60. Geburtstag gratulierten. In Wirklichkeit war es nur schäbig. Berthel war aber für ihn gestorben, als er als Cheflektor beim Deutschen Taschenbuch Verlag ein Vorwort Lems zu einem Buch Bartoszewskis für unpassend hielt. Der Verleger entschied gegen Berthel, aber seitdem verzog Lem grimmig das Gesicht, wenn man den Namen Berthel auch nur erwähnte: Er war zum Feind geworden. Der Autor und Lem bei einem Ausflug im Schloßpark von Schönbrunn Ich bin überzeugt davon, dass er den Prozess gegen mich mit einem Streitwert von 100.000 DM nur anstrengte, weil er glaubte, ich würde ihn mir nicht leisten können (in Lokaltermin gibt es eine Passage, in der jemand mit viel Geld zu Tode prozessiert wird), und ich hätte Angst vor ihm. Zuvor hatte er mir ein Anwaltsschreiben geschickt, in dem ich mich zur Zahlung von rund 70.000 DM (ohne richterliches Mäßigungsrecht) verpflichten sollte, wenn ich ihn in „irgendeiner Form“ beleidigte (und noch etliche andere kuriose Punkte). Den Prozess, der nichts Sinnvolles einklagte, sondern nur darauf angelegt war, mir Kosten zu verursachen, verlor er nach Strich und Faden. In Berufung ging er nicht. Aber nachdem er vorher versichert hätte, dass mir „selbstverständlich“ für die durch mich abgeschlossenen Verträge die vereinbarte Provision weiter zustünde (er liebte es, Selbstverständliches zu betonen, was ich nie ernst nahm, brach es aber gleich darauf), wies er gleich darauf Verleger an, nur an ihn zu bezahlen, oder zwang sie, neue Verträge zu schließen, die keinen anderen Zweck hatten, als sich Provisionszahlungen zu ersparen. Natürlich hat er nie eine Provision abgerechnet und an mich abgeführt, weil er wohl darauf spekulierte, dass eine Klage wegen solch winziger Beträge sinnlos wäre, die Erfolgsaussichten vor einem polnischen Gericht gegen den „hervorragendsten Sohn Polens“ zu gering, und die Kosten zu hoch, da die englischsprachigen Dokumente ins Polnische hätten übersetzt werden müssen. Lem hielt sich für einen Mann, dessen Wort etwas galt, zumindest durfte man es nicht anzweifeln, aber die „Naturgesetze“ verhinderten immer, dass er seine oft großzügigen Versprechen hielt. Ich habe Lem einmal den „dialektischen Weisen aus Krakau“ genannt, was ein eklatanter Irrtum war. Zweifellos war Lem hochintelligent (er pflegte gerne zu erwähnen, dass er als das intelligenteste Kind in ganz Südpolen getestet worden war), wenn auch mit gewissen Defiziten (in mathematischer Hinsicht war er Analphabet), aber „weise“ war er beleibe nicht. In gewisser Weise ist er immer ein Kind geblieben, und noch dazu ein oft ziemlich bösartiges Kind. Seine Menschenkenntnis war sehr bescheiden, und seine Sozialisation rudimentär. Es muss ihn arg getroffen haben, dass seine engsten (und wohl einzigen Freunde), der Literaturtheoretiker Jan Błonski und der Schriftsteller Jan Jozef Szczepa´nski, so gar kein Interesse an seiner Literatur hatten. Szczepa´nski hat ihm in einem kurzen Artikel nur bestätigt, dass er Fantasie habe, und Blonski schrieb einen einzigen Essay über seine Science-Fiction, der zeigte, wie fremd sie ihm war. Obwohl Lems Leistungen in der Science-Fiction formidabel waren, wollte er mehr scheinen, als er war. Seine Behauptung, dass er ohne wissenschaftliche Literatur nicht leben konnte, gehört dazu. Gerade, dass er den Scientific American überflog, der laut Lem für die „Science Fictioneers“ nur Arschwischpapier war. Dem Science-Fiction-Autor Gregory Benford (einem prominenten Physikprofessor, der u. a. mit Edward Teller zusammengearbeitet hatte), sprach er das Recht ab, über Fragen der Kosmologie zu schreiben. Es gibt viele Science-Fiction-Autoren, die als genuine Wissenschaftler nicht auf populärwissenschaftliche Zeitschriften angewiesen sind. Besonders Frauen hielt er für Geschöpfe zweiter Klasse. Als sich Ursula K. Le Guin bei ihm beschwerte, dass er sie in einem autobiografischen Essay im New Yorker nicht erwähnt habe, erwiderte er ihr völlig richtig, dass sie in seiner Entwicklung als Schriftsteller keine Rolle gespielt habe. Aber er nahm das als Anlass, mir ausführlich zu dozieren, dass Frauen eine zweitrangige Fantasie hätten und nie so gut schreiben könnten wie ein Mann. In Fiasko schrieb er, dass Frauen als Kinder gebärende Wesen im Weltraum nichts zu suchen hätten (eine Stelle, die in der amerikanischen Fassung gestrichen wurde). Als Schriftsteller zeichnet er sich durch einen erstaunlichen Einfallsreichtum aus, aber dass er über keinerlei Beobachtungsgabe verfügte, beweist eine Episode, die Jacek Rzeszotnik ausgegraben hat. In Zu Gast in drei Welten erzählt Christian Graf von Krockow folgende kleine Anekdote von seinem Kollegen aus Krakau: „Von 1982 bis 1983 habe ich mit ihm ein Jahr im Wissenschaftskolleg zu Berlin verbracht. Aber bald nach unserer Ankunft erschien er bei mir und erklärte: ,Herr von Krockow, es tut mir Leid, ich muss wieder abreisen.‘ ,Um Himmels willen, Herr Lem, warum denn?‘ ,Weil vor mir ein Schwein hier gehaust hat. Ja, ein Schwein, ein Schwein. Ich brauche meine Badewanne, sonst fällt mir nichts ein. Aber ich kann sie nicht benutzen.‘ ,Und was hindert Sie?‘ ,Der dunkle Drecksrand in der Wanne. Dieser Kerl hat ihn nicht entfernt, und jetzt ist er eingefressen. Seit drei Tagen scheuere ich schon, mit den schärfsten Mitteln, die ich in der Stadt finden konnte, und ich kriege ihn nicht weg.‘ Ich versprach, mich sofort um die Sache zu kümmern, und holte den Hausmeister. Gemeinsam betraten wir das Badezimmer. ,Sehen Sie da, dieser dunkle Rand—dieses Schwein!‘, empörte sich Lem einmal mehr. Der Hausmeister und ich sahen uns an, und ich sagte: ,Gestatten Sie, Herr Lem, dass ich die Lampe anstoße?‘ Sie schaukelte—und mit ihrem Schirm die Dunkelheit in der Wanne. Drei Tage lang hatte der berühmte Science-Fiction-Autor einen Schatten gescheuert.“
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Dr. Franz Rottensteiner
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"Jahrgang 6 Ausgabe 9",
"Jahrgang 8 Ausgabe 9",
"Sci-Fi",
"Sci-Fi-Literatur",
"Stuff",
"The Weird Science Issue",
"Tom Littlewood",
"Vice Blog",
"VICE Magazine"
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2012-11-21T07:51:00+00:00
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2024-07-31T06:47:20+00:00
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https://www.vice.com/de/article/der-mann-der-den-schatten-scheuerte-0000298-v8n9/
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Diese Frau riskiert im Nordirak für Kriegsreporter ihr Leben
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Das erste Mal, als Stella Martany nach Mossul ging, war sie 22. Das war 2016 und der selbsternannte Islamische Staat hatte die Stadt im Nordirak seit zwei Jahren besetzt. Die Militäroffensive zur Befreiung war im vollen Gang und ein Journalist hatte Martany, selbst Irakerin aus dem nahegelegenen Erbil, beauftragt, ihn in die damalige IS-Hochburg zu bringen. Es war Martanys erster Auftrag als Fixerin. Fixer sind Einheimische, oft Lokaljournalistinnen oder Mitarbeiter von Nonprofit-Organisationen, die von ausländischen Journalisten engagiert werden, um ihnen mit Übersetzungen, Transport und Ortskenntnis bei ihrer Arbeit zu helfen. Fixer sind das beste und wertvollste Werkzeug eines jeden Kriegsreports. Um nach Mossul zu kommen, mussten Martany, der von ihr angeheuerte Fahrer und der Journalist einen Checkpoint der irakischen Armee passieren. Gerade als sie dort ankamen, hatte sich ein Selbstmordattentäter des IS in die Luft gesprengt. Ein irakischer Soldat hatte den Mann noch kommen sehen, war auf ihn zugerannt, hatte ihn mit beiden Armen umklammert und sich selbst geopfert, um das Leben anderer zu retten. “Die Soldaten weinten und überall waren Blut und Körperteile”, erzählt mir Martany bei einem Teller Kebab. Es ist November 2018 und wir sitzen in einem Restaurant in Erbil. “Ich erinnere mich, wie einer der Soldaten auf eine abgetrennte Hand auf der Strasse zeigte und zu mir sagte, ‘Das ist die Hand meines Bruders.’” VICE-Video: Der Krieg der Anderen – Warum Deutsche gegen den IS in den Kampf ziehen Kurz darauf stand das ganze Gebiet unter Beschuss. Mit Granaten bestückte IS-Drohnen tauchten am Checkpoint auf. Die irakischen Soldaten schossen zurück. “Ich habe IS-Kämpfer gesehen, verwundete Soldaten und Zivilisten. Ich habe Menschen sterben sehen. An diesem Tag aber war ich selbst in grosser Gefahr, getötet zu werden”, sagt sie. Heute, zwei Jahre nach dem Vorfall, würdest du Martany auf den ersten Blick für einen ganz normalen Millennial halte. Sie ist ständig an ihrem Handy, etwas tollpatschig und sich nicht zu schade, sich für eine Runde Bier-Pong zu begeistern. Sie wuchs als Mitglied der christlichen Minderheit der sogenannten “Chaldo-Assyrer” in Ankawa, einem Vorort von Erbil auf. Als eine der wenigen Fixerinnen in der Region hat sie sich unter den notorisch abgebrühten und meistens männlichen Auslandskorrespondenten einen Ruf als besonders furchtlos erarbeitet. Martany stellt auch keine Fahrer mehr an. Stattdessen setzt sie sich selbst ans Steuer und fährt die Journalisten in einem kleinen roten Auto zu ihrem Ziel – gerne auch rauchend und mit offenem Fenster. “Stella ist krass”, schreibt mir Louise Callaghan über Facebook-Messenger. Callaghan ist Nahostkorrespondentin für die britische Sunday Times und hat mit Martany im Irak zusammengearbeitet. “Sie ist unglaublich gut in ihrem Job. Sie bleibt immer ruhig und objektiv – egal, was passiert. Sie muss sich eine Menge Scheisse anhören, weil sie als Frau in diesem Bereich arbeitet. Aber sie macht es trotzdem und hat schon viele Idioten eines Besseren belehrt.” “Wir Fixer lieben unseren Job.” – Stella Martany Als der Islamische Staat Mossul 2014 unter seine Gewalt brachte, arbeitete Martany bei einer Nonprofit-Organisation, die Nichtregierungsorganisationen Zugang zu Flüchtlingslagern verschaffte und psychosoziale Arbeit mit traumatisierten Frauen machte. Sie selbst hatte schon geahnt, dass sie eine gute Fixerin sein könnte. Über Freunde hatte sie von dem Beruf gehört. Ausserdem wollte sie nach Mossul, der zweitgrössten Stadt des Irak und die grösste, die je von den Islamisten kontrolliert worden war. Sie war vor dem Krieg noch nie dort gewesen und wollte “verstehen, was passiert”. Der Kampf um Mossuls Befreiung begann im Oktober 2016. Und Martany, die bereits vier Sprachen sprach – Arabisch, Englisch, Kurdisch und Assyrisch –, trotzte allen Gefahren und begann, als Fixerin für ausländische Journalisten zu arbeiten. Der Job gefiel ihr sofort. “Meine Fixer-Freunde und ich haben etwas gemein. Wir lieben unseren Job”, sagt sie. “Wir lieben, was wir tun, und wir wissen, dass niemand anderes es tun könnte.” In den zwei Jahren als Fixerin begegnete ihr als Frau immer wieder Skepsis – selbst, als sie sich einen gewissen Respekt und zahlreiche Kontakte in Mossul, Erbil und der Umgebung erarbeitet hatte. Eine Journalistin, die Martany angeheuert hatte, fühlte sich plötzlich nicht sicher genug mit einer Fixerin und suchte sich einen Mann, der sie stattdessen nach Mossul brachte. Als die Journalistin später Martany in der Altstadt von Mossul in der Nähe der Grossen Moschee erblickte, war sie sichtlich schockiert. “Es ist fast lächerlich. Immer wieder höre ich von Leuten: ‘Wie kommt man nach Mossul? Ich traue mich nicht, dorthin zu gehen. Nach einer Minute bringen die mich doch um”, sagt Martany. Aber natürlich hinterfragt nicht jeder ihre Fähigkeiten. Der Autor, Journalist und Filmemacher Christian Stephen, über den ich Martany kennengelernt habe, sagt: “Eine der besten Sachen an Stella ist, dass sie sich in der kleinen Welt der irakischen Fixer mehr als behauptet – und das unter einem Haufen Männer. Das Geschlecht spielt bei ihrer Kompetenz eigentlich keine Rolle, aber sie bringt eine gewisse Intuition und ein Mitgefühl mit, die für uns einfach unbezahlbar sind.” “Sie wird in der Fixer-Community respektiert wie jeder Mann, und das aus gutem Grund”, sagt Stephen weiter. “Wenn meine Mutter mich fragt, wann ich heirate, sage ich zu ihr: ‘Finde mir jemanden, der so stark ist wie ich, und ich heirate ihn. Versprochen.’” – Stella Martany Claire Thomas, eine in Erbil lebende Fotojournalistin, sagt mir per Facbeook-Messenger: “Ich habe vollstes Vertrauen in ihre Fähigkeit, nicht nur den Journalisten dabei zu helfen, ihre Story zu kriegen, sondern das auf eine sichere, entspannte und gut organisierte Art zu tun.” Martany wohnt mit ihrer Schwester bei ihren Eltern in Erbil. Sie hat noch einen Bruder, der mit seiner Frau in Australien lebt. Ihr Vater war elf Jahre in der Armee, heute arbeiten er und seine Frau in Kurdistan. Ihre Familie unterstützt Martany bei ihrer Arbeit. “Mein Vater wollte immer, dass wir stark sind, nicht schwach. Er hat extrem harte Zeiten durchgemacht und war immer besorgt, dass wir so etwas nicht durchhalten könnten, wenn uns das widerfahren würde”, sagt sie. “Mein Vater ist extrem stolz, dass ich diese Arbeit mache. Und meine Mutter … wenn sie mich fragt, wann ich heirate, sage ich zu ihr: ‘Finde mir jemanden, der so stark ist wie ich, und ich heirate ihn. Versprochen.’” Martany hat ihre Gewohnheiten etwas verändert, seit Tara Fares, Model und Fashionbloggerin, im September am helllichten Tag in Bagdad auf der Strasse in ihrem Auto erschossen wurde. Seitdem fühle sie sich nicht länger sicher, selbst an Tagen, an denen sie nicht arbeite. Sie fährt abends oder nachts nicht mehr alleine nach Hause. Als ich sie frage, ob sie die gefährliche Arbeit und die traumatischen Erfahrungen nicht belasten, denkt sie einen Moment nach. Schliesslich sagt sie, dass die Geschichten der Menschen, die sie durch ihre Arbeit mitbekommt, ihrem eigenen Leben eine neue Perspektive geben. “Ich bin sehr dankbar für alles, was ich habe. Ich bin sehr dankbar für jedes Mal, das ich nach Mossul komme”, sagt sie. “Dieses Gefühl hatte ich beim ersten Mal und ich fühle es immer noch jedes Mal, wenn ich dort bin. Ich stelle mir vor, was dort passiert ist, und die Menschen tun mir leid. Ich fühle mich sehr schlecht, weil ich nicht allen helfen oder etwas für alle tun kann. Aber sobald ich Erbil betrete, denke ich mir: ‘Danke, mein Gott! Danke, dass du mir so ein gutes Leben geschenkt hast.’” Martany schaut mich kurz an, während sie ihren Gedanken zu Ende führt. “Es hat mich beeinflusst, klar. Aber ich denke, es hat mich stärker gemacht, nicht schwächer.” Folge VICE auf Facebook, Twitter und Instagram
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2019-03-18T08:26:20+00:00
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2024-08-12T08:34:58+00:00
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https://www.vice.com/de/article/diese-frau-riskiert-im-nordirak-fur-kriegsreporter-ihr-leben/
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Julia Roberts überbietet das Yin Yang
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Miljenko Ladislao Konstantin Parserisas Vukovic ist ein 57-jähriger Chilene, der ungefähr zu der Zeit berühmt wurde, als er sich sein 83. Tattoo von Julia Roberts als Erin Brockovich stechen ließ. Über ein Jahrzehnt lang wurde ihm die Tinte von Leonardo Alarcón in die Haut geritzt, einem auf Porträts spezialisierten Tätowierer. Irgendwann bescherte Leonardos Arbeit Miljenko jede Menge ungewollte Aufmerksamkeit und so flippte die menschliche Leinwand aus und floh. Wir wollten wissen, was Miljenko heute treibt, und haben ihn aufgespürt. Als er die Tür öffnete, trug er drei Armbanduhren und meinte, er gäbe keine Interviews. Schließlich ließ er uns aber doch rein. VICE: Das Wichtigste zuerst: Warum bist du abgetaucht? Miljenko Parserisas: Ich hatte keine Lust mehr, Interviews zu geben, weil man mir nie mitgeteilt hat, wo sie veröffentlicht wurden. Einmal nahmen sie mich in ein Studio mit und drehten ein Interview, aber keiner hat mir gesagt, wo ich es mir ansehen kann. Ich hab euch nur reingelassen, weil es unhöflich gewesen wäre, euch in der Hitze draußen stehen zu lassen. Danke schön. Wieso hattest du das Bedürfnis, dir so viele Tattoos mit Julia Roberts stechen zu lassen? Wegen Erin Brockovich. An dem Tag, an dem ich den Film gesehen hab, hab ich mich in diese Frau verliebt. Jedes Tattoo gibt einen ihrer Gesichtsausdrücke im Film wieder: wenn sie in den Spiegel schaut, wenn sie mit ihrem ganzen Krimskrams umherstolziert, wenn sie lacht. Sie ist wunderschön. Ich mag sie nur in dem einen Film, in den anderen nicht, denn darin küsst sie immer die anderen Schauspieler oder trägt zu viel Make-up. In Erin Brockovich ist sie perfekt. Warum wolltest du sie nicht kennenlernen? Weil ich sie liebe, sie aber einen alten Mann wie mich keines Blickes würdigen würde. Dann genügen dir also die Tattoos? Ist das deinem Herzen genug? Warum nicht? Sie sind so schön. Sie ist sexy. So schön. Wirst du dir noch mehr Tattoos machen lassen? Ich habe damit aufgehört, weil auf meinem Körper kein Platz mehr ist. Und ich würde mir niemals eins auf den Arsch machen lassen. Außerdem hab ich keinen Job mehr. Und meine Rente reicht nicht aus. Foto von Cinthia Matus
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Camilo Espinoza
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"Jahrgang 6 Ausgabe 4",
"Jahrgang 8 Ausgabe 4",
"News",
"The Showbiz Issue",
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2012-05-08T04:00:00+00:00
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2024-07-31T06:42:37+00:00
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https://www.vice.com/de/article/julia-roberts-uberbietet-das-yin-yang-v8n4-0000192/
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Sofía Vergara wird von ihren eigenen Embryonen verklagt
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Die Schauspielerin Sofía Vergara aus der Serie Modern Family wurde von ihren eigenen befruchteten Eizellen verklagt, berichtet die Klatschseite Page Six in Berufung auf die New York Post, der die Gerichtsdokumente vorliegen. Die Anzeige wurde am 6. Dezember in Louisiana eingereicht und listet die weiblichen Embryonen „Emma” und „Isabella” namentlich als Kläger auf. Hinter der Anzeige steckt Vergaras ehemaliger Verlobter Nick Loeb, der das Sorgerecht für die Embryonen bekommen möchte, die das Paar 2013 einfrieren ließ, als die beiden noch zusammen waren. „Die Anklage behauptet, dass Emma und Isabella dadurch, dass sie nicht geboren wurden, um ihr Erbe gebracht wurden, welches in Form eines Treuhandfonds für die beiden in Louisiana eingerichtet worden war, so die Quellen”, berichtet Page Six. „Die Anklage fordert, dass die gefrorenen Embryonen an Loeb übergeben werden, damit sie leben und das Erbe erhalten können, das für sie vorgesehen ist. Mit dem Geld sollen unter anderem ihre Gesundheitsfürsorge sowie ihre Ausbildung finanziert werden.” Eine dritte Partei, James Carbonnet, ist als weiterer Kläger und „Verwalter” der Embryonen aufgelistet. Mehr lesen: Wie gefährlich sind deutsche Abtreibungsgegner? Die Anklage behauptet auch, dass der Vertrag, den die beiden Verflossenen unterschrieben haben, ungültig wäre, weil er sowohl in Kalifornien als auch in Louisiana gegen das Gesetz verstoße. Laut dem People-Magazin sei in der Vereinbarung vermerkt, dass „keine einseitigen Maßnahmen im Hinblick auf die Embryonen ergriffen werden dürfen, sofern nicht beide Parteien zustimmen.” Allerdings werde darin nicht geregelt, was passiert, wenn sich das Paar trennt. Vergaras Anwalt sagte gegenüber dem People-Magazin, dass die Eizellen in diesem Fall „auf unbestimmte Zeit” eingefroren bleiben sollen. Sean B. Timpton, Leiter und Fachreferent der American Society for Reproductive Medicine, nannte Loebs Klage „einen lächerlichen PR-Gag.” „Das ist ein offensiver Angriff auf tausende Amerikaner, die unter Unfruchtbarkeit leiden”, sagt er gegenüber Broadly. „Wir gehen nicht davon aus, dass der Fall irgendwelche Auswirkungen haben wird, weil er rechtlich unerheblich ist. Wir gehen davon aus, dass der Fall unverzüglich eingestellt werden wird.” Folgt Broadly bei Facebook, Twitter und Instagram. Wenn nicht, könnte der Fall allerdings enorme Auswirkungen auf den Kampf um die Abtreibungsrechte in den USA haben. Da die beiden Embryonen namentlich genannt und als Kläger aufgelistet werden, wird impliziert, dass ihnen eine gewisse Menschlichkeit zugesprochen werden muss. Das spielt wiederum Abtreibungsgegnern in die Karten, die der Ansicht sind, dass das Leben mit der Befruchtung beginnt. In der Vergangenheit wurden Embryonen von den meisten Gerichten dagegen immer als eheliches Eigentum behandelt, erklärt die New York Times. Abtreibungsgegner arbeiten allerdings seit Langem daran, das zu ändern. Im Jahr 2014 hat Loeb, ein Geschäftsmann, Vergara verklagt, um das Sorgerecht für die Embryonen zu bekommen. In einem offenen Brief, den er 2015 für die New York Times verfasst hat, schrieb er: „Eine Frau hat das Recht, eine Schwangerschaft auszutragen, selbst wenn der Mann etwas dagegen hat. Sollte ein Mann, der bereit ist, sämtliche elterlichen Pflichten zu übernehmen, dann nicht auch das Recht haben, seine Embryonen auszutragen, selbst wenn die Frau etwas dagegen hat?” Vergara reagierte auf Loebs Klage, indem sie in einem Interview sagte, dass sie es „egoistisch” finde, Kinder in die Welt zu setzen, wenn die Eltern nicht miteinander auskommen. Sie meinte weiter: „Ich habe die letzten 20 Jahre hart dafür gearbeitet, um dahin zu kommen, wo ich heute bin. Ich werde nicht zulassen, dass diese Person meine Karriere ausnutzt, um selbst im Rampenlicht zu stehen.” Mehr lesen: Wenn Frauen für Fehlgeburten lebenslänglich kriegen Loeb sprach in seinem Brief in der Times auch davon, dass eine seiner Ex-Freundinnen eine Abtreibung vornehmen ließ. Als Vergaras Anwälte beantragten, sie und eine weitere Ex-Freundin, die ebenfalls abgetrieben haben soll, zu befragen, weigerte sich Loeb, ihre Namen zu verraten. Vergaras Anwalt, Fred Silberberg, sagte gegenüber Page Six: „Es ist merkwürdig, aber Loeb möchte scheinbar, dass wir glauben, dass er das Recht einer Frau auf Privatsphäre und ihre reproduktive Entscheidungsfreiheit unterstützt. Dennoch scheint er zu glauben, dass seine ehemalige Verlobte Sofía Vergara nicht dieselben Rechte hat—insbesondere, wenn er dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bekommt.” Loeb ließ die vorherige Anzeige fallen, nachdem ein Richter in Kalifornien Vergaras Antrag, die Identität der anderen Frauen festzustellen, stattgegeben hatte. Page Six gegenüber sagte er: „Ich würde lieber ins Gefängnis gehen, als die Namen zu verraten. Ich glaube, dass wir das Recht einer Frau auf Privatsphäre schützen müssen.”
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2016-12-09T07:20:00+00:00
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2024-08-12T11:46:00+00:00
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https://www.vice.com/de/article/sofa-vergara-wird-von-ihren-eigenen-embryonen-verklagt/
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Die Black Lips prügeln Fleisch
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Als wir davon hörte, dass die Black Lips Mark Ronson baten, ihr neues Studio-Album zu produzieren, stellten wir uns die Zeit, die sie im Studio verbringen würden wie eine Mischung aus John Lennons verlorenem Wochenende und dieser Szene aus Get him to the Greek vor, in der alle Jeffrey rauchen, nur dass sie dabei noch weniger hinbekommen würden. Es ist also eine Erleichterung, den ersten Beweis ihrer harten Arbeit zu sehen und sie dabei zu beobachten, wie sie den Rhythmuspart ihres neuen Songs komponieren und nicht nur mit einem Stück Fleisch auf der Terrasse scheiße bauen. Hier sind also Mark und Cole Alexander (Gitarre, Gesang, Steak) wie sie das Zusammenspiel zwischen den Lyrics und den Klangtexturen von „Raw Meat“ diskutieren. Klickt auf das Bild, um es euch anzusehen. (Entschuldigt, das ist ein Link zu einer Facebook-Seite. Wir versuchten seit einer Stunde das Video zu embedden, aber haben es nicht hinbekommen. Sollte jemand eine Idee haben, wie das funktioniert, dann sagt uns bescheid, oder so.) Wir freuen uns also auf das fertige Ding, genauso wie Cole sich in dem Video hier über seine Erfahrung mit einer Sonderausgabe von Spiderman freut, die er in der Schule gelesen hat und in der Spiderman sich daran erinnert, dass er sexuell genötigt wurde.
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VICE Staff
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"Musik",
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2011-01-20T11:45:00+00:00
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2024-07-31T07:24:14+00:00
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https://www.vice.com/de/article/die-black-lips-prugeln-fleisch/
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24 poetische Stunden mit einem französischen Naturwein-Hersteller
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Es war einmal Beaujolais, ein 19.000 Hektar großes Weinanbaugebiet nördlich von Lyon. Dort lebten 3.000 Weinproduzenten in Harmonie zusammen – egal ob sie herkömmliche, Bio- oder Naturweine herstellen. Einer von ihnen war Sylvère Trichard. Als junger Winzer war er überzeugt, exzellenten Naturwein herstellen zu können. Bald trat dieses Ziel aber in den Hintergrund. Im Moment schläft Sylvère. Sein Kopf liegt auf dem Tisch. Zwischen den fast leeren Gläsern und Weinflaschen beginnt seine Nacht. Es ist ein Uhr. Mathilde, seine Lebensgefährtin, ist mit dieser Szene bestens vertraut. Sanft weckt sie ihren Freund. Sylvère hebt seinen Kopf, begrüßt uns mit halboffenen Augen und schleppt sich aufs Sofa in der Küche. Die Gläser werden wieder gefüllt und der Winzer träumt in seinem verschlafenen, aber wachen Zustand vor sich hin. Inzwischen ist es neun Uhr morgens und der wortkarge Winzer hat sich in einen gastfreundlichen jungen Mann verwandelt. Er steht am Herd. Die bereitliegenden Karotten und Fleischstücke lassen erahnen, dass es gleich Bœuf bourguignon gibt. Ein blonder Wuschelkopf betritt die Küche. Sylvères Sohn, Léon, ist seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie schläft im Nebenzimmer. Im Haus der Trichards riecht es nach Glück und Kantine. In meinem Kopf höre ich Beethovens Neunte Sinfonie. Plötzlich platzt es aus Sylvère heraus: “Scheiße, ich habe geträumt, dass wir mit dem Schnitt nicht fertig geworden sind.” Da hat mich die Realität wieder. Im Familienleben der Trichards dreht sich alles um Wein und Vinifikation. Gestern hat Sylvère nicht geschlafen. Seine Gedanken kreisten nur um seine Weine, die bereits erledigte Arbeit und die Aufgaben, die noch vor ihm liegen. Anfang April hat man die Weinreben gerade erst beschnitten. Dieser Schritt sowie die Auswahl der Knospen sind essentiell. Das alles bestimmt den Ernteertrag und die Qualität der Trauben. Schon von klein auf steht Sylvère mit beiden Beinen im Weingeschäft. Eingeführt haben ihn sein Großvater und sein Onkel, beide selbst Winzer. Was der junge Sylvère damals aber nicht lernte: Naturisme – oder die Kunst des Naturweins. Dabei wird der Wein während des gesamten Herstellungsprozesses geradezu verhätschelt und der Geschmack nie verändert. Sylvère erinnert sich: “Meine ersten Naturweine habe ich bei Jean-Claude Lapalu getrunken. Er sprach von Dingen, die für mich fremd waren – etwa natürliche Hefe oder Verzicht auf Schwefelzusätze.” So tauchte Sylvère in die Welt der Naturweine ein und hat diesen Schritt laut eigener Aussage nie bereut. Für ein Jahr kehrte Sylvère seiner Heimat Beaujolais den Rücken, um in Savoie bei Dominique Belluard zu lernen. Dort hätte er alles über die Grundlagen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft erfahren können. Bei dieser Form des Anbaus achtet man genau darauf, welchen Einfluss der Mond und die Sonne auf die Entwicklung der Pflanzen und ihre natürlichen Abwehrsysteme haben. Sylvère passte aber nicht auf – oder zumindest nicht ordentlich: “Ich schwebte über den Wolken. Erst meine eigene Herstellung von Naturwein brachte mich zurück auf den Boden der Tatsachen.” 2012 stieg Sylvère mit 32 – und der “Überheblichkeit eines vermeintlich Allwissenden” – voll ins Naturwein-Geschäft ein. Nach zwei fehlgeschlagenen Ernten schwanden aber seine Hoffnung und sein Kontostand. “Wir gingen fast bankrott”, gibt er zu. Dann kam unerwartete Hilfe: Seine Winzerkollegen aus Beaujolais unterstützten Sylvère und gaben ihm wertvolle Tipps. Dieses Mal passte der Weinmacher ganz genau auf und konnte so seine magere Ernte retten. Springen wir wieder in die Gegenwart. Es ist Zeit, zum Markt zu fahren. Während der Fahrt erinnert sich Sylvère an die Jahre vor Mathilde: “Ich war wie ein Troll, so richtig mit Truck, Hund und Werkzeug.” Dann kam Mathilde. Seine Stimme und seine Augen verraten, wie sehr Sylvère diese Frau bewundert. Auch später zu Tisch ist Sylvères verliebtes Lächeln noch da. Jetzt gilt es neben Mathilde aber auch seinem Sohn Léon. Es gibt tausende Arten, seine Liebe zu zeigen. Winzer machen das oft mit ihrem Wein. 2013 war Sylvère zwar finanziell arm, aber reich an Liebe. Also kreierte er seinen “I Only Have Eyes For You”-Wein, um Mathildes Herz zu gewinnen. Dieses Jahr geht es mit der “Little Heart”-Sorte ähnlich weiter. Es ist Mathildes Spitzname. Nur eine andere Frau hatte schon dasselbe Privileg. Einer von Sylvères besten Weinen ist nach seiner Großmutter Giselle alias “Gisous” benannt. Und das hat sie sich verdient. Denn gerade in den schwersten Zeiten war sie es, die ihn immer unterstützte. Und dann gibt es seit 2016 noch die Sorte “Léon”, mit der Sylvère die Geburt seines Sohns feierte. Winzer sind eben richtige Romantiker. Draußen wird es langsam dunkel. Es ist später Nachmittag, das Wetter feucht und kalt. Die riesige Käseplatte bleibt majestätisch auf dem Tisch stehen, als wir uns auf den Weg nach draußen machen. Sylvère hat noch tausend Dinge zu tun – zum Beispiel muss er seine Flaschen etikettieren. Trotzdem nimmt er sich die Zeit, sich mit seiner Familie kurz die Beine zu vertreten. Vor uns erstreckt sich eine apokalyptisch anmutende Landschaft. Ich fühle mich fast wie auf dem Mond. Die Weinreben verschwinden fast inmitten dieser Kargheit, frei von allem Grün. Umso präsenter ist ein orangefarbenes, fast schon übernatürlich wirkendes Kraut. In Sylvères Anbaugebiet dagegen ist alles grün. Und die Erde hängt an den Schuhen wie ein Geliebter an seiner Geliebten. Daher auch der Name “Terre amoureuse”: ein tonartiger Boden, der nach Regen total klebt. Und keine Frage, Sylvère gibt diese vermeintliche Liebe zu 100 Prozent zurück. Sylvère lässt die Erde durch seine Finger rieseln und wird ganz stolz, als er über das Potenzial von Beaujolais spricht: “Unser Wein spiegelt eine Region wider – meine Heimatstadt zum Beispiel. Meine Erzeugnisse sind der Ausdruck dessen, was und wer ich bin. Aber mehr noch stehen sie für das Anbaugebiet.” Zwar passt Sylvère gut auf seine Weinreben auf, aber trotzdem hält er sich nicht mehr streng an die Vorgaben der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Anfangs begeisterte er sich noch für diese Art des Anbaus, aber dann öffneten ihm die Fehlernten die Augen. Auch bei MUNCHIES: How to: Weinflasche mit dem Schuh öffnen “Das Wichtigste für mich ist, Wein herzustellen. Wenn möglich, ganz natürlich”, erklärt er jetzt. Aus den Anfangstagen ist lediglich der Name des Weins übrig geblieben: “Séléné”, eine Anspielung auf die Göttin des Mondes. Wir haben viel getrödelt. Es wäre fast schon wieder Zeit für einen kleinen Umtrunk. Aber Sylvère verfällt wieder in seinen angespannten Modus. Es muss noch viel etikettiert werden. Jeder hilft mit. Die Etikettier-Maschine läuft auf Hochtouren. Jérome Balmet stößt zu uns, ein befreundeter Winzer. Wir machen eine Pause und betreten den Keller, in dem sich “Gisous” befindet – der Wein, nicht die Großmutter. Sylvère öffnet den Hahn eines Fasses und der rote Tropfen fließt in die Gläser. Die aktuelle Kreation des Winzers ist eine Mischung der zwei Weinlesen, die den beiden Frauen in seinem Leben gewidmet sind. Der Wein ist vollmundig und lecker. Kurz darauf hören wir wieder das inzwischen vertraute Geräusch der Etikettier-Maschine. Sylvère muss sich fortgeschlichen haben, um seine Tagesaufgabe zu erledigen. Inzwischen ist es 22 Uhr. Das Abendessen wird angerichtet. Am Tisch diskutieren alle Anwesenden fröhlich darüber, ob nun Jéromes oder Sylvères Wein besser ist. Beide sind Gamay-Erzeugnisse, die einzigartige rote Rebsorte von Beaujolais. Beide stammen aus der gleichen Erde. Und trotzdem haben beide unterschiedliche Geschmacksnoten – quasi die Handschrift der jeweiligen Winzer. Die wahllos mit “Trichard” oder “Balmet” gefüllten Gläser knallen. Schon bald sind einige Flaschen geleert. Sylvères Kopf wird wieder schwer, die Augen müde. Und so beginnt für ihn eine weitere Nacht, satt und umringt von geliebten Menschen. Dieser Artikel erschien ursprünglich bei MUNCHIES Frankreich. Folge MUNCHIES auf Facebook und Instagram.
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2018-09-24T04:00:00+00:00
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2024-08-12T07:48:15+00:00
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https://www.vice.com/de/article/24-poetische-stunden-mit-einem-franzoesischen-naturwein-hersteller-arbeit-akohol/
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Ein Künstlerkollektiv zeigt Sicherheitslücken im österreichischen Parlament
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In der “Abteilung für Emailverschlüsselungsangelegenheiten” sitzt Jean Peters. Neben ihm das Telefon der IT-Notfallhotline. Von Mittwoch, den 4. April, bis Freitag, den 6. April, können sich hier die Abgeordneten von National- und Bundesrat, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und MitarbeiterInnen des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) ihren sogenannten PGP-Schlüssel holen, um endlich auch so kommunizieren zu können, wie es das 21. Jahrhundert erfordert. Denn Skandale wie der rund um das BVT haben gezeigt, dass vertrauliche Informationen in Österreich oft vieles sind, nur nicht vertraulich. Mit dieser Aktion möchte das Peng-Kollektiv aus Deutschland auf Sicherheitslücken im Informationsaustausch österreichischer Entscheidungsträger aufmerksam machen. Denn viele von ihnen kommunizieren immer noch nicht verschlüsselt, sondern so offen wie wir mit dem Schnäppchenjäger, der auf Willhaben unsere alte Comic-Sammlung erstehen möchte. Peng hat dazu für alle Abgeordneten von Nationalrat und Bundesrat, Bundespräsident Van der Bellen und einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BVT einen sogenannten PGP-Schlüssel erstellt, der notwendig ist, damit E-Mails, die an Abgeordnete oder von ihnen versandt werden, für Außenstehende nicht lesbar sind. In einem offenen Brief an Innenminister Kickl auf der Facebook-Seite der Gruppe werden Kickl und Co dazu aufgefordert, sich die Schlüssel zu den dort angegebenen Behördenzeiten abzuholen. Wir haben mit Peng-Mitglied Jean Peters gesprochen, der derzeit in der “Abteilung für Emailverschlüsselungsangelegenheiten” im Wiener Museumsquartier sitzt. VICE: Jean, Was ist der Anlass für eure Aktion?Jean Peters: Die FPÖ versucht mit demokratischen Mitteln, die Demokratie in ihren Grundfesten zu zerschlagen. Erst die BVT-Affäre, wo sie gezielt Daten zur Rechtsextremismusrecherche konfiszieren ließ, und dann das kommende Überwachungspaket. Da grätschen wir rein und zwingen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier, ab sofort E-Mail-Verschlüsselung anzuwenden. Weshalb sollten Abgeordnete, BVT-MitarbeiterInnen oder der Bundespräsident überhaupt verschlüsselt kommunizieren?Man sieht ja, was passieren kann: wenn die FPÖ weiter so wütet, weiß man nie, wessen Festplatte sie als nächstes konfiszieren lässt. Irgendeinen Vorwand findet sie bestimmt immer, solange sie an der Macht ist. Und bei aller Liebe zum Neutralitätsgebot: Momentan wollen die Geheimdienste in Deutschland einfach nichts mehr mit den Österreichern zu tun haben, weil sie so schlampig mit ihren Informationen umgehen. Zur Klarstellung: Unser Angebot ist in der Form keine durchweg sichere Lösung, da die Politikerinnen und Politiker im Idealfall einen zweiten, privaten Schlüssel erstellen, auf den wir selbst keinen Zugriff haben. Theoretisch könnten wir uns ja sonst in ihr Mail-Postfach reinhacken und alles entschlüsseln – das will ja niemand. Warum verschlüsselt ihr nicht die E-Mails der Abgeordneten in Deutschland?Mein Opa hat immer gesagt, man sollte bei großen Vorhaben immer erste kleine Tests durchführen. “Wenn du Demokratie nutzen willst, um die abzuschaffen, finden wir das scheiße”, schreibt ihr an den Innenminister. Was meint ihr damit?Kickl ist nicht dumm und wird alle rechtsstaatlichen Mittel einsetzen, um demokratische Rechte einzuschränken. Die FPÖ strebt ja nicht nach einer Stärkung von Bürgerrechten. Aktuell wollen sie beispielsweise das Briefgeheimnis einschränken, Staatstrojaner und IMSI-Catcher einsetzen. IMSI Catcher sind quasi Antennen, die man zwischen Handy und Handymast schaltet, um alles mitzuschneiden, was in der Umgebung telefoniert wird. Wir brauchen sichere Räume, um uns überhaupt eine Meinung bilden zu können, um Identitäten zu formulieren und zu entwickeln. Und ohne die gibt es keine starke demokratische Debatte. Was mir persönlich aber noch viel mehr Sorge bereitet, ist, wie mit Hilfe von Fremdenhass eine neoliberale Agenda durchgepeitscht wird, die die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter öffnet. Und das ist ein weiterer Grundstein von Demokratie: ökonomische Gerechtigkeit und eine gelebte solidarische Gesellschaft. Wie mit populistischem Rassismus das Gegenteil durchgesetzt wird, ist erschreckend – das gilt aber genauso für Deutschland und die USA. Das Kollektiv hat einige der Schlüssel groß gedruckt und aufgehängt. Sie können am 13.4. im modulart oder vorab im Museumsquartier in der Ausstellung “Shaping Democracy” angesehen und gekauft werden. Folgt VICE auf Facebook, Instagram und Twitter.
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VICE Staff
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2018-04-04T12:18:42+00:00
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2024-07-30T18:29:27+00:00
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https://www.vice.com/de/article/ein-kunstlerkollektiv-zeigt-sicherheitslucken-im-osterreichischen-parlament/
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Chinas moderne Eunuchen
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Die Qiaoyuan-Klink in Shenzhen, in der Little Huang behandelt wurde. Fotos von Li Wei Aus der The Up Close and Personal Issue Am Nachmittag des 30. September 2015 stand der 23-jährige Little Huang auf dem Dach des elfstöckigen Gebäudes der Kommission für Gesundheitswesen und Familienplanung von Shenzhen, bereit, in den Tod zu springen. Die Autos der chinesischen Beamten unten auf dem Parkplatz waren so klein wie Streichholzschachteln und der Lärm der benachbarten Baustelle nur noch ein dumpfes Summen. Little Huang sah durch den leichten Smog rüber zu den Hügeln von Hongkong und rief den 25-jährigen Junjun* an. “Wir sind auf dem Dach”, sagte er. * Die Namen der Opfer wurden geändert. “Bring Reiswein und Wasser mit.” Junjun stieg an der Station Cuizhu aus der Metro, kaufte die Getränke und fuhr mit dem Aufzug des weißgekachelten Gebäudes in den zehnten Stock. Dort führte eine Treppe zum bröckelnden Betondach, wo Little Huang inzwischen noch höher gestiegen war, auf das Dach eines Werkzeugschuppens. Außer Little Huang waren noch zwei Männer da, die Junjun kannte: Herr Wang und Herr Peng. Junjun war nervös, doch Little Huang überredete ihn, ebenfalls hinaufzuklettern. Die Männer trugen alle weiße Caps, auf denen Schriftzeichen erklärten, warum sie mit dem Selbstmord drohten: “Die Krankenhäuser niederträchtiger Männer haben unser Wohlergehen zerstört.” Wie Tausende weitere in ganz China, die über Patientenforen in Kontakt stehen, hat man die vier Männer zu einer Operation verleitet, die laut Ärzten in aller Welt sehr riskant ist und kaum einen medizinischen Nutzen hat: die dorsale Neurektomie. Hierbei werden Penisnerven durchtrennt, angeblich um vorzeitige Ejakulationen zu vermeiden, doch chinesische Ärzte dichten dem Eingriff auch gern noch anderen Nutzen an, um den Patienten unters Messer zu bringen. Junjun, Little Huang, Wang und Peng leiden allesamt an einem völlig tauben Penis, können keine vollständige Erektion bekommen und manche haben schreckliche Schmerzen, vermutlich ein Ergebnis von Nervengeschwülsten. Korrektive Eingriffe oder Therapien sind nicht bekannt. Alle vier Männer sind in ihren 20ern und werden vielleicht nie Kinder haben. Sie nennen sich “Chinas moderne Eunuchen”. Betrügerische Peniseingriffe sind nur ein Aspekt der schlecht regulierten und korrupten privaten Gesundheitsvorsorge in China. In anderen Fällen haben Privatkliniken versucht, während Eingriffen mit Patienten um Behandlungskosten zu feilschen, Patientinnen wurden dazu verleitet, gesunde Föten abzutreiben, und es hat viele dokumentierte Tode aufgrund ärztlicher Fahrlässigkeit gegeben. Pseudowissenschaftliche Geräte und falsche Diagnosen kommen vielerorts zum Einsatz, wie verdeckte Recherchen in bereits 60 Privatkliniken gezeigt haben. Die Zahl der Privatkliniken in China wächst indes rasant: Zwischen 2005 und 2015 wurden 9.326 neue Einrichtungen eröffnet. Heute machen sie fast die Hälfte aller chinesischen Krankenhäuser aus. Ihr Anteil wird vermutlich immer größer werden, da chinesische Gesundheitsreformen darauf abzielen, mehr Privatinvestitionen in dem Sektor anzuregen, und die gesetzlichen Krankenkassen ihre Leistungen erweitern, um auch Privatkliniken abzudecken. US-Geldgeber wie Morgan Stanley Private Equity Asia, ein Zweig der Bank Morgan Stanley, investieren ebenfalls Millionen. Um 15 Uhr waren Sicherheitsleute, Gesundheitsbeamte, Feuerwehrleute und Polizeibeamte aufs Dach gestiegen, um Little Huang, Junjun und die anderen vom Springen abzubringen. Die vier Männer riefen bei Zeitungen und Fernsehsendern an, während sie ihren Reiswein tranken. Wenn sie springen mussten, dann wollten sie es nicht nüchtern tun. Eine kleine Menschenmenge versammelte sich auf dem Gehweg, doch die Medien kamen nicht. Es wurde dunkel und die Gesundheitsbeamten wurden ungeduldig. Als einer von ihnen auf den Geräteschuppen zuging, auf dem sie saßen, schrien Little Huang und Wang ihm ihre Forderung zu: Experten zu ihrer Behandlung; die Festnahme der Ärzte und Krankenpfleger, die sie hereingelegt hatten; ein Verbot des Eingriffs, der sie alle zu “Eunuchen” gemacht hatte; und die Bezahlung der Untersuchungen, die den entstandenen Schaden rechtlich belegen würden. Bis dato hatten die Männer mit Petitionen und Demonstrationen keine Aufmerksamkeit bekommen; nun würden sie auf dem Dach bleiben, bis das Gesundheitsamt handelte. “Sie haben das zu verschulden!”, schrie Little Huang, die Wangen nass von Tränen. “Andere Opfer haben sich schon an sie gewendet, und doch unternehmen sie nichts! Wenn diese Kliniken überwacht würden, wäre das nie passiert!” Endlich gaben die Beamten nach und sagten, sie würden den Forderungen nachkommen, doch nur, wenn die vier dafür in einen Verhandlungsraum mitkämen. Die Männer waren miss—trauisch. Wang meinte, jemand solle zur Sicherheit auf dem Dach bleiben. Sie überredeten Junjun, den Sanftmütigsten der Gruppe. Wenn die Verhandlungen scheiterten, sollte er springen. “Dabei habe ich ihnen gesagt, dass ich nicht bleibe, wenn sie mich zurücklassen”, sagte Junjun. “Ich habe gesagt, allein schaffe ich es nicht.” Zehn Minuten später kam der Gesundheitsbeamte, der die Klinik beaufsichtigte, in der Junjun operiert worden war. Er hielt sein Handy empor und sagte Junjun, er habe den OP-Saal 7 im Shenzhen City Hospital abriegeln lassen, wo der Eingriff vier Monate zuvor stattgefunden hatte. Schließlich stieg Junjun hinunter und schaute selbst auf das Handy. Ein Foto zeigte einen Papierstreifen mit der Aufschrift “Gesperrt”, der über einer Tür klebte. “Sehen sie”, sagte der Beamte. “Mehr können wir auch nicht tun.” Junjun verbirgt sich hinter seiner mutmaßlich gefälschten Einverständniserklärung. Junjun ist Applikationstester bei einer IT-Firma. “Wenn das nicht passiert wäre”, sagt er mit zitternder Stimme, “wäre ich in ein paar Jahren Anzugträger und könnte vielleicht sogar heiraten.” Er ist klein und untersetzt, mit runden Wangen und großen, traurigen schwarzen Augen. “Jetzt habe ich im Grunde nichts mehr—außer meiner Fähigkeit, Wasser zu lassen.” Junjuns Geschichte ist exemplarisch. Am 9. Mai 2015 ging er mit seinen Kollegen zu einer Vorsorgeuntersuchung in einem Gesundheitszentrum, wie sie viele chinesische Firmen jährlich durchführen. Die Untersuchung zeigte, dass seine Prostata leicht vergrößert und womöglich verkalkt war. Der Arzt legte ihm nahe, ein Krankenhaus aufzusuchen. Doch Junjun machte sich keine Sorgen; er hatte sich immer bester Gesundheit erfreut. Wohin er sich nun für die nächste Untersuchung wenden sollte, wusste er daher nicht. Er hatte zwei Optionen: ein überfülltes öffentliches Krankenhaus, in dem ein Arzt täglich bis zu 100 Patienten versorgen muss, oder eine Privatklinik. Geschäftsmänner aus Putian in der Provinz Fujian besitzen den Großteil der chinesischen Privatkrankenhäuser und -kliniken. Ihre kollektiven Interessen vertritt der Verband der Gesundheitsindustrie Putian (VGIP), der etwa 8.600 Privatkrankenhäuser repräsentiert—etwa 70 Prozent der Privatkliniken Chinas. Viele werben ausgiebig auf Baidu, dem chinesischen Pendant zu Google, und letztes Jahr boykottierte der VGIP die Suchmaschine, um den jährlichen Preisanstieg für Suchwort-Werbung zu unterbinden. Der ratlose Junjun begab sich auf Baidu. Im Browser seines Handys suchte er “Prostatauntersuchung” und klickte auf den ersten Link. Er wusste nicht, dass es sich um eine Werbung handelte, denn auf Baidu geht das aus den Suchergebnissen nicht hervor. Auf der Website des Shenzhen City Hospital öffnete sich ein Chatfenster: “Hallo, ich bin der Online-Arzt des Shenzhen City Hospital. Wie kann ich Ihnen helfen?” Junjun beschrieb seinen Befund und der Online-Arzt überzeugte ihn schnell davon, einen Termin für eine Prostatauntersuchung zu vereinbaren. Wenn Privatkliniken auf Jobseiten nach “Online-Ärzten” suchen, wird aus den Anforderungen deutlich, dass es sich in Wahrheit um Stellen für Verkäufer handelt. Viele werden auf Provisionsbasis bezahlt. Krankenhäuser von VGIP-Mitgliedern in Beijing, Shanghai und Guangzhou (den drei chinesischen Städten mit dem höchsten Bruttosozialprodukt) machen 10 bis 15 Prozent der Werbeeinnahmen von Baidu aus, so Schätzungen von der japanischen Investmentbank Nomura. Am Morgen des 16. Mai ging Junjun zu seiner Untersuchung. Das Krankenhaus lag im Herzen Shenzhens, wo die Wolkenkratzer den Himmel in Rechtecke und Quadrate unterteilen. Junjun freute sich darauf, nach dem Termin am Dongmen-Markt neue Kleidung zu kaufen. Eine freundliche Krankenpflegerin führte ihn in ein Sprechzimmer, wo ein zugelassener Chirurg, Dr. Tang Congxiang, mit seinem Arzthelfer wartete. Als Junjun die mögliche Prostataverkalkung erwähnte, sagte Dr. Tang, er brauche eine weitere vollständige Untersuchung. Der Assistent brachte ihn zur Kasse, wo Junjun 651 Yuan (87 Euro) bezahlte. Dann kamen die Tests: Blut, Urin, Empfindlichkeit des Penis, Geschlechtskrankheiten, Prostata und Spermaanalyse, wozu man Junjun in ein Zimmer mit Pornovideos brachte. Danach führte ihn der Arzthelfer in die Lobby, wo er auf die Ergebnisse warten sollte. Seit Deng Xiaopings Wirtschaftsreformen 1978 anfingen, die chinesische Ökonomie zu verwandeln, entstanden immer mehr Privatkliniken und -krankenhäuser, die sich auf Bereiche wie Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie, Andrologie und reproduktive Medizin spezialisierten, in denen Diskretion sehr wichtig ist—und diese ist in öffentlichen Kliniken oft nicht gegeben. Private Einrichtungen werben ausgiebig, im Radio, in städtischen Bussen und auf Reklametafeln. Sie legen sogar Schwangerschaftstests Rabattmarken für Abtreibungen bei, um mehr Patientinnen zu ködern. Der Einfluss ihrer Werbegelder auf Lokalzeitungen ist extrem groß: Eine Zeitung aus Qingdao druckte 2010 Patientenbeschwerden über eine Männerklinik in VGIP-Besitz, und nachdem der Präsident des Krankenhauses mit einer Gruppe von messerschwingenden Schergen das Büro der Zeitung stürmte, verwüstete und fünf Journalisten verletzte, war es die Zeitung, die den Betrieb einstellen musste, weil das Krankenhaus seine Werbung gekündigt hatte. Little Huang in der Fabrikstadt außerhalb von Shenzhen, in der er wohnt. Als die Ergebnisse da waren, stellte Dr. Tang ihm Fragen zu seiner sexuellen Aktivität. Junjun gab an, Single und Jungfrau zu sein. Dann kamen Dr. Tangs Diagnosen: Harnwegsinfektion, zu lange Vorhaut, geringe Spermienkonzentration mit einer geringen Beweglichkeit und Prostataverkalkung. Es sähe nicht gut aus, und die Wurzel der Probleme sei die Vorhaut. Junjun erinnert sich, dass Dr. Tang erklärte, die Vorhaut habe die Infektion hervorgerufen, was wiederum zur Verkalkung der Prostata und dann zu Kristallen geführt habe. Die Vorhaut müsse weg. “Er sagte, ich müsse mich sofort behandeln lassen”, sagte Junjun. Dabei hatte er keine Symptome. “Er hat mir Angst gemacht. Er sagte, ich muss mich beschneiden lassen. Als ich sagte, dass ich das nicht will, wiederholte Dr. Tang es einfach wieder und wieder. Er sagte, andere Krankenhäuser könnten diese Krankheiten nicht heilen, doch seine Klinik habe importierte medizinische Technologie, die mich heilen könne.” Dr. Faysal Ya, Urologie-Professor an der Tulane University in New Orleans sagte mir, ein Mann mit Harnwegsinfektion werde nicht grundsätzlich beschnitten, sondern nur wenn die Infektion immer wiederkehre. Prostataverkalkung sowie Kristalle allein seien noch kein Grund zum Einschreiten. Es gibt kaum so etwas wie eine Aufsicht für die Privatkliniken. Manche sogenannte Ärzte arbeiten ohne Approbation. Und selbst die approbierten Ärzte haben oft ein Ausbildungssystem durchlaufen, das weniger akademisch ist und sie von der Arbeit in öffentlichen Krankenhäusern ausschließt. Auf Onlinejobbörsen für Privatkrankenhäuser werben die Ärzte mit ihren “durchschnittlichen Patientenausgaben”, also dem Geldbetrag, den sie Patienten entlocken können. Bei den meisten Posts liegt die Zahl zwischen 350 und 520 Euro—etwa ein chinesisches Monatsgehalt. “Es kam mir komisch vor”, sagt Junjun, “aber ich dachte, er sei Arzt und würde schon nicht lügen.” Schließlich willigte Junjun in die Operation ein und der Arzthelfer brachte ihn erneut zur Kasse, wo er ca. 190 Euro für die Zirkumzision und Betäubung zahlte. Keiner der Dutzenden von mir befragten Patienten war sich abschließend darüber im Klaren, warum er sich hatte breitschlagen lassen oder den Diagnosen Glauben schenkte. Doch Zhan Guotuan, einer der führenden Gesundheitsunternehmer Chinas und Ehrenvorsitzender des VGIP, lieferte 2014 in einem Interview mit dem chinesischen Magazin Entrepreneur einen Anhaltspunkt: “Es gibt Tricks, um mehr Umsatz zu machen”, sagte er. “Einer ist der sogenannte Krankenhausführer. Nach dem Eintreten folgt er dir wie ein Schatten, wie ein Verkäufer im Laden, und unterzieht dich einer beängstigenden Gehirnwäsche. Du hast keine Gelegenheit, eigenständig zu denken oder Freunde und Familie zu fragen.” “Ich habe nicht auf die Details geachtet”, sagt Junjun. “Der Arzthelfer war immer dabei und führte mich. Ich hatte keine Zeit zu denken.” Als er auf dem OP-Tisch lag, injizierte Dr. Tang die Betäubung und fing an. Im Laufe des Eingriffs sagte er zu Junjun, er habe zu viele Nerven. “Es war meine allererste OP”, sagt Junjun. “Ich hatte Angst.” Der Arzt drängte Junjun zu einer dorsalen Neurektomie für 375 Euro, um die “überflüssigen” Nerven loszuwerden. Junjun wusste nicht, was das für ein Eingriff war, doch er stimmte zu, weil Tang sagte, er sei nötig. (Ein TV-Sender in Shenzhen hat über Junjun berichtet; in der Sendung hieß es, das Krankenhaus habe Junjuns Unterschrift auf der Einverständniserklärung für die dorsale Neurektomie gefälscht. Dr. Tang hat unsere Bitte um Kommentar abgelehnt.) Nach der OP sagte Dr. Tang Junjun, er müsse ein “importiertes medizinisches Gerät” nutzen, um die Prostatakristalle aufzulösen; daraufhin würde er sie ausurinieren. Es kostete etwa 10 Euro die Minute, doch der Arzt versprach, er würde schon nach einer Stunde geheilt sein. Wieder folgte ihm der Arzthelfer zur Kasse. Junjun zahlte die Neurektomie und die einstündige Behandlung. Inzwischen hatte er zusätzlich 1.300 Euro, mehr als zwei Monatsgehälter, ausgegeben. Er hatte nur ein Zehntel davon in bar dabei gehabt und sein Konto war nun ebenfalls leer. “Ich hatte den Eingriff ja schon hinter mir”, sagt er. “Ich dachte: Was kümmert mich das Geld; wenn mich das heilen kann, dann bezahle ich auch.’” Der Arzthelfer brachte ihn in ein Zimmer, in dem das importierte Gerät stand. Es erinnerte an ein MRT-Gerät und wurde von einer Pflegerin an einer Computerstation bedient. Als Junjun sich auf den Tisch der Maschine legte, fuhr eine zylindrische Vorrichtung auf seinen Schritt zu wie ein zoomendes Mikroskop. Ein rotes Licht leuchtete auf den Prostatabereich. Die Eunuchen protestieren vor der Kommission für Gesundheitswesen und Familienplanung von Shenzhen. “Unter dem roten Licht habe ich rein gar nichts gespürt”, sagt Junjun. “Ich war ganz benommen. Ich weiß nicht mehr, was ich gedacht habe.” Nach fast einer Stunde erschien Dr. Tang. “Er sagte, eine Stunde reiche nicht, und ich bräuchte noch eine Stunde. Als ich sagte, ich hätte nicht genug Geld, meinte er: ‘Wenn Sie nicht genug haben, leihen Sie sich doch etwas. Wenn Sie mit dem Rotlicht warten, wird das Ergebnis nicht so gut.’” Junjun rief einen Schulfreund ein, der mit seiner EC-Karte kam, welche um weitere 645 Euro belastet wurde. Dann erhielt er eine weitere Stunde Lichttherapie. Trotz seines Misstrauens kehrte Junjun am folgenden Tag zur Fortsetzung seiner Behandlung zurück. Als Dr. Tang noch mehr Rotlichttherapie für 810 Euro vorschlug, wurde ihm endlich klar, dass man ihn ausgenommen hatte. Insgesamt hatte er ca. 2.100 Euro ausgegeben, etwa vier Monatsgehälter. Dem Schulkameraden schuldet er noch immer Geld. Junjun lehnte weitere Behandlungen ab, fuhr zur kleinen Wohnung seiner Eltern und suchte auf Baidu nach Informationen zu den Eingriffen, die Dr. Tang vorgenommen hatte. Er las von den potenziellen Nebenwirkungen dorsaler Neurektomien. Er las, wie Patienten hereingelegt wurden, und von ihren Erektionsstörungen. “Ich fiel in ein Loch, wie in eine Hölle”, sagt er. “Sie haben das zu verschulden!”, schrie Little Huang, die Wangen nass von Tra¨nen. “Andere Opfer haben sich schon an sie gewendet, und doch unternehmen sie nichts!” Am folgenden Tag rief Junjun Dr. Tang an und stellte ihn zur Rede. “Er wischte es beiseite”, erinnert sich Junjun. “Er sagte, alles würde in Ordnung kommen.” Krankenpflegerinnen im Shenzhen City Hospital sagten ihm dasselbe. “Die Schwester versicherte mir dauernd, wie gut die OP sei. Ich sagte, dann könne sie ja den Eingriff bei ihrem Sohn machen lassen. Und bei ihrem Mann. Ich würde es ihnen allen spendieren.” Als Junjun in ein öffentliches Krankenhaus ging, um sich Rat zu holen, bestätigte man ihm, dass er betrogen worden war. “Öffentliche Ärzte wissen alle, dass diese Privatkrankenhäuser Leuten Schaden zufügen”, seufzt Junjun. “Aber niemand geht dagegen vor.” Im Laufe der nächsten Wochen schalteten seine Eltern sich ein, und nach acht Besuchen erklärte das Krankenhaus sich bereit, die Behandlungskosten zu erstatten. “Die Kosten erstatten?”, schrieb Junjun in einem Forum. “Sie haben mich zum Eunuchen gemacht. Ich will, dass sie mich heilen.” Bei einem Anruf lehnte der rechtliche Vertreter des Krankenhauses, Hu Jianfan, es ab, einen Kommentar für diesen Artikel abzugeben. Im Laufe der 15 Monate, die ich an dieser Story gearbeitet habe, sagten mir 25 Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern in 15 chinesischen Städten, von Privatkliniken betrogene Patienten würden oft bei ihnen landen. “Manche öffentlichen Krankenhäuser haben nicht einmal eine Abteilung für Andrologie”, klagt Dr. Jiang Hui, Professor an der Universität Peking und Vorsitzender des Chinesischen Verbands für Andrologie. “Wer also entsprechende Probleme hat, sieht diese Werbungen und fällt darauf herein.” Dr. Jiang glaubt an private Gesundheitsvorsorge, doch brauche sie Aufsicht. “Hier liegt das Problem”, sagt er. “In China gibt es keine Aufsicht.” Herr Xie, eines der Opfer, hält die Dokumente für seine dorsale Neurektomie hoch. Laut öffentlichen Dokumenten und Interviews besitzt Lin Jinzong das Shenzhen City Hospital durch seine Firma Beijing Yingcai Hospital Management. Er behauptet, mehr als 200 Kliniken und Krankenhäuser in China zu besitzen, und wie die meisten VGIP-Mitglieder stammt er aus der Kleinstadt Dongzhuang außerhalb von Putian. Lin ist aufsichtführender stellvertretender Vorsitzender der VGIP; nur 15 Männer bekleiden höhere Positionen als er. (Auf wiederholte Anrufe und E-Mails reagierten seine drei Trägerunternehmen nicht.) Alle Kliniken, in denen die vier “Eunuchen” von Shenzhen waren, gehören öffentlichen Informationen zufolge VGIP-Mitgliedern. Little Huang war in der Qiaoyuan-Klinik, die Xiao Hua gehört. Xiao stammt auch aus Dongzhuang, ist stellvertretender Vorsitzender des VGIP und betreibt mindestens zehn weitere Kliniken und Krankenhäuser in China. Ein Arzt der Wanzhong-Klinik sagte Herrn Wang, die dorsale Neurektomie würde seine Fruchtbarkeitsprobleme heilen—diese Klinik gehörte Yang Xiandong, der vier weitere Kliniken in der Provinz Guangdong (wo Shenzhen liegt) betreibt. Yang ist Mitglied des Guangdong-Ablegers des VGIP, genau wie Su Kaiming, der Inhaber der Zhongya-Klinik, die Herr Peng besuchte. “Die Kosten erstatten?”, schrieb Junjun in einem Forum. “Sie haben mich zum Eunuchen gemacht. Ich will, dass sie mich heilen.” An der Spitze der VGIP-Pyramide steht der Vorsitzende Lin Zhizhong, Hauptaktionär der Shenzhen Boai Group, vermutlich die größte private Trägergesellschaft in China. Sein Bruder Lin Zhizheng besitzt Anteile an der Urologieklinik Shengya in Guangzhou*, die zwei verdeckten Journalisten in den letzten drei Jahren falsche Diagnosen gestellt hat. Drei Kilometer entfernt liegt Lin Zhizhengs Modern Hospital Guangzhou, das 2010 in Modern Cancer Hospital Guangzhou (MCHG) umbenannt wurde, um Krebspatienten in Spätstadien aus Südostasien mit “neuen, fortschrittlichen und minimal invasiven” Behandlungsmethoden zu locken. (Eine Werbung verspricht: “Wir vollbringen WUNDER! Wir bringen HOFFNUNG!”) Der leitende MCHG-Onkologe Peng Xiaochi hat nur einen Master-Abschluss in Neurologie. Der Präsident eines bekannten öffentlichen Krebszentrums, der das MCHG kennt und anonym bleiben möchte, merkte an, die meisten Werbeversprechen seien falsch. “Das Krankenhaus interessiert sich nur für Geld”, sagte er. “Krebspatienten in Spätstadien werden sie niemals heilen.” * Lin Zhizheng hat seinen Anteil vor Kurzem an einen weiteren Mann aus Putian übertragen, doch sein Name steht noch im aktuellen Mietvertrag des Gebäudes. Den VGIP gäbe es vermutlich nicht ohne Chen Deliang, geboren 1950 in Dongzhuang. Heute ist er 65, klein und gebrechlich, und hat außer seinen grauen Koteletten keine Haare mehr auf dem Kopf. Eine goldene Rolex und ein Diamantring zieren seine knochige linke Hand. Er wird als Gründervater der chinesischen Privatkrankenhäuser verehrt und ist VGIP-Ehrenvorsitzender. “Während der Kulturrevolution gab es keine Ärzte”, sagte mir Chen bei einem Besuch der 14 Millionen Euro teuren taoistischen Tempelanlage, die er in Dongzhuang baut. Er erzählte mir, wie er als reisender Medizinmann anfing, der ein auf Quecksilber basierendes (also giftiges) Hausmittel gegen Krätze auf der Straße verkaufte. Anfang der 1990er besaß er bereits Privatkliniken für Geschlechtskrankheiten. “Wir fingen an, das große Geld zu verdienen”, sagte Chen. Ein “Gonorrhö-Mittel” war der Bestseller. “Wir konnten in einem Jahr mehr als eine Million [Yuan] verdienen.” Geschlechtskrankheiten waren eine Goldgrube, und Chens wachsender Reichtum zeigte den Menschen in seinem Umfeld das Potenzial der privaten Gesundheitsversorgung. (1998 veröffentlichte das chinesische Gesundheitsamt eine Mitteilung, in der Chens Gefolgsleute als “Bande von Schwindlern, die über das Land herziehen” bezeichnet wurden, die “mutwillig Patienten fehlleiten und um Geld betrügen”. Chens Familie besitzt und betreibt inzwischen mehr als 100 Privatkliniken und -krankenhäuser. “Wo es Land gibt”, sagte Chen, “da gibt es auch unsere Leute aus Putian, die Krankenhäuser betreiben. Ich habe einen neuen Weg gebahnt.” Chens Familie verwaltet die Anlagen der Einrichtungen, wozu Baijia gehört, eine Firma, die 17 Geburtskliniken und gynäkologische Kliniken umfasst. Xie war im Shenzhen Kunlun Urology Hospital, wo bei ihm eine dorsale Neurektomie durchgeführt wurde. Laut Chen und einem Gynäkologen, der einst in einer Baijia-Einrichtung angestellt war, macht Baijia die Boni der Ärzte von Eingriffen und pharmazeutischen Sollvorgaben abgängig—also davon, wie viel sie verkaufen. Baijias Online-“Ärzte” (ausgebildete Verkäufer) bieten unterschiedlich teure Abtreibungspakete feil—wenn du in Zukunft noch ein Kind möchtest, wird dir die teuerste Variante empfohlen. (Laut Zhou Dan, einem Gynäkologen aus Shenzhen, der in einer Klinik mit einem solchen Preisschema gearbeitet hat, ist es bei jeder Variante derselbe Eingriff.) Baijia-Einrichtungen sind auch nicht für Notfälle ausgestattet, weswegen laut dem Geschäftsführer einer solchen Klinik Patienten bei lebensgefährlichen Komplikationen in öffentliche Krankenhäuser verlegt werden. 2014 nahm ein Neugeborenes bei der Geburt in einem Baijia-Krankenhaus kontaminiertes Fruchtwasser auf und brauchte Notbehandlung, also schickte die Klinik das Baby in ein öffentliches Krankenhaus, wie die chinesische Nachrichtenagentur Rednet berichtete. Als das Baby starb, sagte ein Sprecher von Baijia, man könne unmöglich wissen, welche Einrichtung die Schuld trage. Baijia weigerte sich, der Familie die Patientenakten auszuhändigen. Im April 2015 urteilten chinesische Gerichte, dass zwei Baijia-Krankenhäuser durch Fahrlässigkeit den Tod eines Neugeborenen und die Zerebralparese eines weiteren verursacht hatten (obwohl beide Krankenhäuser die Babys im letzten Moment in öffentliche Einrichtungen verlegten). Im letzteren Fall soll das Wenzhou Oriental Maternity Hospital Patientenakten gefälscht und versucht haben, seine Schuld zu vertuschen. Eine Reihe von ähnlichen Fällen wurde außergerichtlich gelöst. Selbst wenn eine Behandlung nicht in einer Katastrophe endet, werden viele Patienten in Baijia-Einrichtungen laut ihren Online-Erfahrungsberichten ausgenutzt. “Schlechtes Krankenhaus”, schrieb eine Patientin der Baijia-Geburtsklinik Maria Maternity Hospital in Changsha, Hunan. “Eine Beckenentzündung hat mich mehr als [1.350 Euro] gekostet, und ich wurde nicht einmal geheilt. Sie behandeln die Leute einfach nur wie Geldautomaten.” Morgan Stanleys Private-Equity-Zweig hilft Baijia zu expandieren, wie Chen Deliang mir sagte, während die Firma sich auf den Börsengang vorbereitet. (Nick Footitt, ein Morgan-Stanley-Sprecher, sowie Baijia-Vertreter lehnten es ab, einen Kommentar abzugeben.) Eine weitere Private-Equity-Firma mit US-Investoren, CDH Investments, hat an seiner Investition in eine VGIP-Krankenhauskette bereits gut verdient, nachdem diese im Juli 2015 an die Hongkonger Börse ging. “Ich bin ziemlich zufrieden mit den Investitionen in Putian-Krankenhäuser”, sagte Wang Hui, ein ehemaliger leitender Angestellter von CDH Investments der China Business News. “In den meisten Fällen wirft ein neues Krankenhaus nach zwei bis drei Jahren Betrieb Gewinn ab.” Herr Fang wurde in einem Krankenhaus der bewaffneten Volkspolizei, das an den VGIP vermietet wird, impotent gemacht. Profite aus Privatkrankenhäusern haben Dongzhuang von einem armen Bauernstädtchen in das Beverly Hills von China verwandelt. Laut einem Beamten der Stadt leben dort 35.000 Privatkrankenhausbesitzer und Angestellte. Sie machen ein Drittel der Bewohnerschaft aus. Wo einst Süßkartoffeln wuchsen, stehen nun Luxuskarossen vor großen Villen mit reichlich Glas und Zwiebeltürmen. Ein Anwesen, das von Chen Deliangs Tempel aus sichtbar ist, hat 16 Stockwerke und 10.000 Quadratmeter Wohnfläche—eines der größten Wohnhäuser der Welt. Im April 2015 urteilten chinesische Gerichte, dass zwei Baijia-Krankenha¨user durch Fahrla¨ssigkeit den Tod eines Neugeborenen und die Zerebralparese eines weiteren verursacht hatten. Als ich im Februar 2015 dort war, hatten sich Hersteller medizinischer Geräte in Dongzhuangs neuem dreistöckigen Messezentrum zur jährlichen Expo versammelt. Der Organisator Lin Jianxing hieß mich willkommen. “250 Firmen aus 28 Provinzen sind hier, um medizinische Geräte zu verkaufen”, sagte er. Die erste Messe vor 13 Jahren habe noch auf der Straße stattfinden müssen wie ein Flohmarkt, erklärte er, doch nun gebe es ein palastartiges Gebäude dafür. “Los, gehen Sie rein und sehen sich alles an”, drängte Lin. “Es ist sehr groß und modern.” Ein medizinisches Wunderland tat sich mir auf. Am Stand von Dekang Medical gab es ein Kopfmassagegerät, das laut der Verkäuferin schizophrene Stimmen, Depressionen, Zwangsneurosen, Ängste, Manie und PTBS behandle. Ein Verkäufer von Dongnan Medical erklärte mir, warum so viele der Maschinen an Magnetresonanztomografen erinnern. “Privatkliniken müssen den Kunden zeigen, dass es sich um teure Geräte handelt”, sagte er. “Die großen Geräte überzeugen die Kunden, sich behandeln zu lassen.” Am Stand von Zonghen Medical bestaunte ich die ZD-2001A Pafeite Shortwave Space Pulse Machine. Patienten müssen sich in eine futuristische Kapsel quetschen, die an eine Bedienstation angeschlossen ist, die optisch auch zu einem Raketenstart in den 1960ern gepasst hätte. Das Gerät verwendet laut einem fröhlichen Berater Kurzwellen-Diathermie, um mit Hitze verschiedene gynäkologische und urologische Krankheiten zu behandeln. Am Stand von Shenzhen Yuanda Medical Instruments sah ich dann das Gerät, mit dem Junjun vermutlich “behandelt” worden war. Das “Wolman Prostate Gland Treatment System” sah aus wie eine große, offene MRT-Maschine. Auf der glatten weißen Oberfläche standen beeindruckende englische Wörter: “Electrochemical Apparatus”, “Infrared Light”. Eine Plakette auf der Behandlungsfläche verkündete, das Gerät sei vom USA Wolman Prostate Institute hergestellt worden—eine Briefkastenfirma, die 2011 in Utah registriert wurde, wie sich herausstellen sollte. Der Inhaber ist ein Mann namens You Dongqing, und mehr als 100 andere Briefkastenfirmen teilen sich dieselbe Adresse in Salt Lake City. “Das Rotlicht heilt Prostatitis”, sagte der Verkäufer strahlend und reichte mir eine Broschüre über das Wolman Prostate Gland Treatment System. Darin abgebildet war auch das Forschungszentrums des USA Wolman Prostate Institute: Dank deutlich sichtbarer Beschriftung erkannte ich das Gebäude, es war das Invesco Field, das Heimstadion der Denver Broncos. “Der Bestseller, vier Jahre in Folge”, hieß es in der Broschüre. “In 800 Privatkrankenhäusern im ganzen Land im Einsatz.” Es war allerdings nicht ganz ersichtlich, wer hier alles bewusst betrog. Sowohl die Krankenhausbesitzer als auch die Verkäufer wussten, dass Patienten wie Junjun und Little Huang auf die modernen, “importierten” Maschinen vertrauen würden, wenn Ärzte sie empfahlen. Informationen sind zwischen Arzt und Patient extrem asymmetrisch verteilt. Die traditionelle moralische Richtlinie für Mediziner, der Eid des Hippokrates, kommt in China gegen hemmungslosen Kapitalismus und Korruption nicht an, am wenigsten in Privatkrankenhäusern. Einst waren Privatketten wie Baijia hauptsächlich eine Falle für die Jungen, Naiven und Unversicherten, doch inzwischen bedienen sie ein gehobenes Marktsegment und nehmen immer häufiger gesetzlich Versicherte an, sodass neue Bevölkerungsgruppen als Patienten angelockt werden. 2014 hatten private Einrichtungen 325,6 Millionen Patientenbesuche—elf Prozent der Gesamtzahl in China. Doch wenn die falsche Werbung und die angeblich niedrigen Preise die Mittelschicht einlullen, werden auch sie den weißen Kitteln und großen Maschinen mit englischer Aufschrift vertrauen? “Die ganze Klinik ist wie eine Grube, in die garantiert noch Leute hineinfallen werden”, sagt Junjun. “Und das Gesundheitsamt drückt einen Stempel drauf: ‘Legal!’” Titelseite der Broschüre für das “Wolman Prostate Gland Treatment System”. Die englische Schreibweise von “Wolman” ist auf jeder Seite anders. Am 3. November 2015, etwa einen Monat, nachdem Junjun vom Dach gestiegen war, versammelten sich Chinas moderne Eunuchen in einer kleinen Pension in Beijing. 20 weitere Männer im Alter von 22 bis 44 Jahren aus verschiedenen ländlichen Regionen waren ebenfalls da. Monatelang hatten die Männer über ein Forum kommuniziert und eine Protestaktion in Beijing geplant, die hoffentlich hohe Funktionäre auf den Bedarf an besseren Vorschriften aufmerksam machen und eine Behandlung für die Erektionsstörung der Männer ermöglichen würde. Der Moderator des Forums, der 27-jährige Herr Li, der fünf Jahre zuvor eine dorsale Neurektomie erhalten hatte, stand dicht ans Bett gedrängt. Er sprach laut, sodass selbst die Männer im Badezimmer ihn noch hören konnten. Der relativ kleine Junjun reckte den Hals, um Li zu sehen. “Wir haben unsere Petition”, sagte Li und hielt das von Junjun handgeschriebene, 31-seitige Dokument hoch. Auf der ersten Seite waren Name, Krankenhaus und Daumenabdruck jedes Mannes, weitere Seiten enthielten detaillierte Schilderungen ihrer Verletzungen und Bemühungen um Abhilfe. Die Petition sollte am nächsten Morgen um 8 Uhr der Zentralen Disziplinarkommission (Central Commission for Discipline Inspection; CCDI), das Organ gegen Korruption und Fehlverhalten der Kommunistischen Partei, überreicht werden. Die Männer hofften, die Partei würde sich von ihren Geschichten zum Handeln bewegen lassen: Der 24-jährige Herr Xi, der im Schneidersitz auf dem Bett saß, hatte eine Narbe am Handgelenk, weil er sich vor seinen örtlichen Gesundheitsbeamten selbst verletzt hatte. Herr Yaos Frau hatte sich von ihm scheiden lassen, als er von der dorsalen Neurektomie impotent wurde—danach war er auf das Dach seiner Gesundheitskommission gestiegen, hatte sich mit Benzin übergossen und gedroht, sich anzuzünden. Und dann war da Herr Gao, der trotz des Platzmangels auf dem Bett lag, das Gesicht rot vom Alkohol. Er hatte sich bei seinen Hilfegesuchen den kleinen Finger verstümmelt, und nun hielt er sein Handy mit viereinhalb Fingern hoch. Auf dem Display des Handys konnten die anderen eine SMS von Herrn Duan, dem Direktor von Gaos örtlicher Gesundheitskommission, sehen. Duan war Gao nach Beijing gefolgt, um ihn anzuflehen, nicht an dem Protest teilzunehmen—er fürchtete sich vor der Aufmerksamkeit hoher kommunistischer Funktionäre. “Kommen Sie morgen mit uns zurück nach Hause und wir finden eine Lösung”, hatte Duan geschrieben. “Was auch immer Sie tun, am Ende müssen Sie [nach Hause] zurückkehren, um eine Lösung zu finden.” In einer weiteren SMS bot Duan Gao umgerechnet 6.770 Euro an, wenn er Beijing verließe. “Wir müssen mindestens ein paar Stunden durchhalten”, sagte Gao zuversichtlich. Seine eigene Protestaktion auf dem Dach eines Privatkrankenhauses in seiner Heimat Shanxi hatte ebenfalls Stunden gedauert und ihm die erste Audienz bei Duan eingebracht. “Selbst wenn die bewaffnete Volkspolizei die Gegend absperrt, gehen wir nicht”, sagte Wang aus Shenzhen. “Sie werden uns wegzerren”, erwiderte jemand. “Wir machen nichts Verbotenes”, rief Wang. “Wer bricht hier Gesetze? Sie haben unsere Schwänze zerstört!” Herr Li unter der Bettdecke eines Pensionszimmers in Beijing. Nach einer Nacht unruhigen Schlafs in der Pension erwachten die Männer und fanden Beijing unter einer dicken Smogdecke vor. Sie hatten den Eingang zum CCDI-Gebäude nicht ausgekundschaftet und stellten nun entsetzt fest, dass eine zum Teil sechs Meter hohe Explosionsschutzwand die Anlage umgibt. Am Haupteingangstor stand ein Polizeibeamter auf einem Podest, mit einem Trupp von fünf weiteren Männern, die hinter einer Absperrung standen. In Bussen zu beiden Seiten des Tors waren weitere Beamte. Die 24 Männer überquerten die Straße und versammelten sich auf der gegenüberliegenden Seite, wo nur ein paar Beamte in zwei Polizeiwagen standen. Am Stand von Dekang Medical gab es ein Kopfmassagegera¨t, das laut der Verka¨uferin schizophrene Stimmen, Depressionen, Zwangsneurosen, a¨ngste, Manie und PTBS behandle. Auf dem Gehweg teilten die Männer sich in zwei Reihen auf. Little Huang holte ein Banner aus seinem Rucksack, auf dem stand: “Nationale Opfer der dorsalen Neurektomie”. Das Banner eines anderen verkündete: “Böse Krankenhäuser betrügen um Geld und morden”. Junjun und die anderen gingen in die Knie und die Männer skandierten: “Krankenhäuser böser Männer, gebt unser Wohlergehen zurück!” Es endete damit, dass alle Demonstranten fünf Tage in Haft verbringen mussten, bevor man sie in den Gewahrsam ihrer Lokalregierungsvertreter übergab. Diese deportierten die meisten Männer prompt zurück in ihre ländliche Heimat. Little Huang erhielt vor Kurzem eine kleine Entschädigung von seiner Klinik. Junjun ist dabei, das Shenzhen City Hospital zu verklagen. Die Klinik musste allerdings bisher keine Bußgelder zahlen und hat den gesperrten OP-Saal wieder geöffnet. Doch an jenem Morgen im November hatten sie noch Hoffnung. Wäre ein Funktionär genau zu dem Zeitpunkt zur Arbeit gekommen, als die Männer ihren Chant begannen, hätte die Person vielleicht nachgesehen, was der Lärm sollte. Er oder sie hätte vielleicht die Banner gesehen und vielleicht sogar die Straße überquert, um eine Kopie von Junjuns Petition zu nehmen. Der Funktionär hätte sie gelesen, das Leiden der Männer eingesehen und ein Projekt zur Findung einer effektiven Behandlung in die Wege geleitet—wie diese 24 und Hunderte weitere Männer, die es nicht wagen, in Beijing zu protestieren, geträumt hatten. Stattdessen sauste innerhalb von weniger als einer Minute ein Polizeiwagen aus einer Seitenstraße und hielt vor den Demonstranten. Die Beamten zerrissen die Banner und stampften sie zu Boden. Handgemenge brachen aus. Mehr Polizeiwagen trafen ein; die ersten Männer wurden abtransportiert, dann der Rest. Innerhalb von zehn Minuten verschwand jede Spur von dem Protest und den Bannern der Eunuchen.
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R. W. McMorrow
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2016-06-17T04:00:00+00:00
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2024-07-30T22:25:42+00:00
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https://www.vice.com/de/article/chinas-moderne-eunuchen-0001288-v12n3/
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Undercover-Polizisten erzählen von ihren gefährlichsten Einsätzen
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Das Leben als Undercover-Polizist ist aufregend und faszinierend. Man ist mit Drogendealerinnen und Waffenhändlern per Du, erschafft sich eine falsche Identität und blickt weit hinter die Kulissen der kriminellen Welt. Genau diese Aspekte machen das Ganze aber auch so nervenaufreibend wie ein tägliches Kokainfrühstück. Um herauszufinden, welches Risiko verdeckte Ermittler wirklich eingehen, haben wir drei britische Ex-Undercover-Polizisten und einen ehemaligen Zeugenschutzbeauftragten nach Situationen gefragt, in denen es für sie richtig brenzlig wurde. Auch bei VICE: Ein verdeckter Ermittler erzählt von seiner Vergangenheit Einmal führten wir eine umfangreiche Operation durch, bei der wir auch Drogen und Waffen kauften. Mit einem Aufnahmegerät in meiner Unterhose besuchte ich einen Dealer zu Hause, um eine beträchtliche Menge Cannabis abzuholen. Als ich dort ankam, sagte der Dealer, dass der Lieferant noch nicht da sei. Ich könne aber gerne warten. Also machte ich es mir auf der Couch gemütlich. Leider spazierte plötzlich der Schäferhund des Dealers ins Wohnzimmer. Durch sein gutes Gehör bekam das Tier mit, wie die Kassette in meinem Aufnahmegerät lief, und interessierte sich deshalb brennend für meinen Schritt. Dem Dealer fiel das natürlich auf, aber er interpretierte das Ganze als Zeichen dafür, dass der Hund mich mochte. Ich spielte mit, aber eigentlich ging mir der Arsch richtig auf Grundeis. Auf dem Mitschnitt des Einsatzes klingt meine Stimme dann auch sehr besorgt. Zum Glück flog meine Tarnung nicht auf. Ansonsten hätten mich meine Kollegen wohl in irgendeiner Seitengasse mit mehreren gebrochenen Gliedmaßen aufgefunden. Undercover kann man sich als Zeugenschutzbeamter frei mit den Zeugen bewegen. So können sie ein normales Leben führen, bis sie ihre Aussage machen. Und wir können uns sicher sein, dass uns keine Kriminellen zum Zuhause der Zeugen folgen. Wir geben ja nicht mal den Zeugen unsere volle Identität preis. Bei einem Fall mussten wir einen Häftling beschützen, der vom Gefängnis in ein Safe House verlegt worden war. Zuvor hatte er zusammen mit einigen echt gefährlichen Verbrechern hinter Gittern gesessen. Die hatten ihn in einen Plan verwickelt, bei dem diverse Banken um eine fast vierstellige Millionensumme betrogen werden sollten. Als Computerspezialist hatte er der Bande erzählt, dass die technischen Aspekte des Plans für ihn kein Problem seien. Die Verbrecher wollten ihn also so schnell wie möglich wieder draußen haben. Sie bestachen hochrangige Gefängnisaufseher, damit er in den offenen Vollzug verlegt wurde und Wochenendausgang bekam. Schließlich wurde dem Computerspezialisten bewusst, dass er sich zu viel aufgehalst hatte. Er kontaktierte die Polizei und landete schließlich im Zeugenschutzprogramm. Wenn wir Zeugen beschützen, dann bekommen die Polizeibeamten, die in dem Fall ermitteln, eigentlich nur dann Zugang zu ihnen, wenn sie das mit uns Zeugenschützern vorher abklären. Als wir eines Tages am sicheren Unterschlupf des Computerspezialisten vorbeifuhren, bemerkten wir jedoch ein Auto, in dem einer der Beamten saß. Wir hatten niemandem gesagt, wo sich das Safe House befindet, und mussten deshalb von einem Korruptionsfall ausgehen. Möglicherweise hatte jemand einen Peilsender an unserem Auto angebracht. Wir meldeten den Vorfall, aber der Zeuge wohnte auch danach noch in dem Safe House. Die Folge: Ein bewaffneter Handlanger der Gang klopfte an seine Tür. Natürlich wurde unser Zeuge beschützt, aber die Kollegen durften das Haus nicht verlassen. Bis die Polizei eintraf, war der Mann längst wieder weg. Dieser Zwischenfall machte unserem Zeugen so viel Angst, dass er nicht mehr länger gegen den Anführer der Gang aussagen wollte. Insgesamt war die Situation auch für mich sehr gefährlich: Wenn ein korrupter Beamter meine Identität weitergegeben hätte, wäre ich in Lebensgefahr geraten. Zusammen mit einem Kollegen reiste ich nach Liverpool, um mich dort mit einem Kanadier zu treffen, der Beziehungen zur Mafia und zu südamerikanischen Drogenkartellen pflegte. Wir vereinbarten unseren Deal: Mein Kollege und ich sollte große Mengen Kokain importieren. Nach dem Abendessen gingen wir noch feiern. Dabei wurde immer offensichtlicher, wie skrupellos der Kanadier eigentlich war. Wie aus dem Nichts blickte er mich eindringlich an und fragte: “Seid ihr beide Bullen?” Ich tat die Frage mit einem Lachen ab, aber er machte weiter: “Falls doch …” Dabei formte er mit seinen Fingern eine Pistole, berührte damit meine Stirn: “Peng, peng!” Später erfuhr ich, dass mein Chef den Kanadier an die US-amerikanische Drogenvollzugsbehörde ausgeliefert hatte. Der Typ wurde zu 25 Jahren hinter Gittern verurteilt. Für eine Mission musste ich mich als verdeckter Ermittler unter asiatische Heroindealer mischen. Ein Informant brachte mich auf eine Party, bei der auch die Anführerin der Gang war. Ich stellte mich als desertierter Ex-Militär vor, der schon Drogen per Fallschirm ins Land geschmuggelt hatte. Ich erarbeitete mir das Vertrauen der Anführerin. Sie fragte mich, ob ich Piloten kannte, die Heroin importieren könnten. Einer der Piloten von Scotland Yard gehörte zu uns, deswegen bejahte ich die Frage. Dann sagte sie, dass ein paar Leute aus Pakistan rüberkommen würden, um den Piloten kennenzulernen. Als ich die Typen vom Flughafen abholte, um sie zum Flugfeld zu bringen, musste ich erstmal schlucken: Alle drei waren richtige Schränke! Um zu unserem Ziel zu kommen, mussten wir erstmal durch eine abgelegene Gegend fahren. Ich war ziemlich nervös, immerhin saß ich alleine mit drei breitgebauten Drogendealern im Auto. Auf halbem Weg hielt ich an einer Tankstelle und stieg kurz aus, damit meine Begleiter die Chance bekamen, durch das Handschuhfach zu wühlen. Darin hatten wir vorher mehrere Dokumente und Sachen platziert, die meine Hintergrundgeschichte bestätigten. Als ich mich wieder ins Auto setzte, zitterten meine Füße vor Aufregung dennoch so stark, dass ich die Kupplung nicht mehr richtig durchtreten konnte. Ich lenkte die Pakistaner mit Smalltalk ab. Wenn sie gemerkt hätten, wie sehr ich zitterte, wäre meine Tarnung aufgeflogen. Zum Glück verschwand meine Angst kurze Zeit später und wir konnten normal weiterfahren. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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[
"angst",
"Berufsrisiko",
"Drogen",
"Gefahr",
"Gefängnis",
"polizei",
"undercover",
"Verbrechen"
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Drogen
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2018-11-20T12:12:29+00:00
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2024-08-12T08:01:43+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wj3ndw/undercover-polizisten-erzahlen-ihren-gefahrlichsten-einsatzen
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Dein Koffeinkick könnte schon bald den ganzen Tag anhalten
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Kaffee ist großartig. Latte Macchiato, Filter, extra heißt mit Mandelmilch—egal, wie deine Vorlieben aussehen, wir müssen dir nicht sagen, dass eine gute Tasse Kaffee genau das sein kann, was du brauchst, um am Montag Morgen den Weg zur Arbeit zu bewältigen und die scheinbar unendlich lange To-Do-Liste anzugehen. Bis circa 14:32 Uhr, wenn vom beflügelnden Koffeinkick nichts mehr übrig ist und nur noch ein nicht enden wollender Nachmittag bevorsteht. Das unvermeidbare Nachmittagstief könnte jedoch bald passé sein. Nestlé soll nämlich einen Kaffee entwickelt haben, der dich den ganzen Tag hellwach hält. Der neue Kaffee des Unternehmens, das mit Wissenschaftlern der École Polytechnique Fédérale de Lausanne und der ETH Zürich am Nestlé-Forschungszentrum kollaborierte, soll das Koffein „langsam freisetzen”, wodurch dem vorübergehenden Hoch, auf das unweigerlich ein Tief folgt, ein Ende gesetzt wird. Sogenannte Cubosome, kleine Kapseln, die sich aus Lipid-Molekülen und Wasser bilden und die wichtige Nährstoffe und Zutaten von Essen enthalten (in diesem Fall Koffein), sind hierbei entscheidend. Die Cubosomen spalten sich stufenweise auf und geben ihre Inhalte kontrolliert ab. Ein Sprecher von Nestlé kommentierte: „Wir erwägen gerade die nächsten Schritte, was weitere Forschung und zukünftiges Produktpotential angeht. Was wäre, wenn man ein Getränk zu sich nehmen könnte und den Koffein-Schub über den ganzen Tag wirksam wäre?” „Was wäre wenn”, das fragen wir uns auch. Stell’s dir vor: Du bist den ganzen Tag auf Koffein, braust durch deinen E-Mail-Posteingang, erstellst in Windeseile PowerPoint-Präsentationen in einem Meetingmarathon, nach der Arbeit gehst du direkt ins Fitnesscenter und hast dann noch die Energie, dieses Ottolenghi-Rezept mit den Wachteleiern zu machen und deine Mutter anzurufen. Plötzlich kommen einem gemütliche Nachmittage, die du damit verbringst, deinen Schreibtisch aufzuräumen, doch nicht mehr so übel vor.
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"eth",
"ETH Zürich",
"Food",
"Kaffee",
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2015-12-10T09:40:43+00:00
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2024-08-12T04:43:23+00:00
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https://www.vice.com/de/article/aey7de/dein-koffein-flash-konnte-schon-bald-den-ganzen-tag-anhalten-749
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Leute, die vor ein paar Minuten zusammen im Bett waren
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AHAVA & DH VICE: So, ihr habt es also gerade getrieben.DH: Wir haben zunächst etwas Wein getrunken, um warm zu werden, und dann haben wir angefangen rumzumachen. So fing das an.Ahava: Es braucht nicht viel, damit ich scharf werde. Außerdem hatten wir vorher erst viermal Sex, es ist also noch ziemlich aufregend.DH: Aber wir waren ganz entspannt und mussten uns nicht großartig in Stimmung bringen.Ahava: Wir hatten auch seit einer Woche keinen Sex mehr. OK, und dann? Wart ihr da schon richtig spitz?Ahava: Er zog mein Shirt aus und ich, glaube ich, habe mir die Hose selbst ausgezogen. DH: Ja, das stimmt. Und dann hast du mich komplett ausgezogen. Du wolltest zur Sache kommen. Dann konnte es endlich losgehen. Wie lange hat diese Prozedur denn gedauert?DH: Das alles passierte in den ersten fünf Minuten. Der gesamte Sex hat dann so etwa 40 Minuten gedauert.Ahava: Mir kam es länger vor.DH: Ich habe extra auf die Uhr geschaut.Ahava: Ich war jetzt auch nicht völlig weggetreten. Und weiter?Ahava: Dann habe ich ein bisschen seinen Schwanz gelutscht.DH: Das war aber etwas kurz, vielleicht eine Minute.Ahava: Es waren bestimmt drei. Ich blase sehr gerne.DH: Ich habe sie noch nie geleckt, von daher ist das wohl fair. MUNCHIES: Die Pornodarstellerin Kimberly Kane trifft Auntie Angel, eine Art Sexerzieherin, die ihr zeigt, wie man Essen und Sex miteinander verbindet. Warum nur so kurz?DH: Ja, ich fand es echt gut.Ahava: Ich habe es gemerkt. Das war vielleicht das Problem. Er hat ihn mir richtig weit reingeschoben und ich habe doch so einen winzigen Mund. Ich bin kein Fan von Deep-Throating, so was mache ich nie. Das war der Punkt, wo ich nicht mehr wollte.DH: Dann lass ich das wohl in Zukunft.Ahava: Außerdem hat er echt ‘nen Großen. Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich muss mich da erst ranarbeiten. Was passierte nach dem einminütigen Blowjob?DH: Sie setzte sich auf mich drauf und wir haben gefickt. Warst du denn schon feucht?Ahava: Nicht wirklich, aber das ging schnell. DH: Sie hat die meiste Arbeit gemacht. Ich lag nur da und hab ihre Titten begrabscht. Sie möchte auch, dass ich sie beiße, so richtig fest, bis es blutet.Ahava: Richtig, richtig fest.DH: Ich habe das heute zum ersten Mal ausprobiert. Als sie mir das erzählte, fand ich es erst komisch, aber diesmal habe ich’s einfach versucht und ihr ein bisschen in die Brust gebissen. Hat es dir gefallen? DH: Als ich mich überwunden hatte, war es irgendwie cool.Ahava: Meine Reaktion dürfte auch geholfen haben. Ich steh total drauf.DH: Sie dreht komplett durch.Ahava: Er gibt mir auch gerne mal einen Klaps auf den Arsch, wenn ich oben bin. Das hat er diesmal auch gemacht. Wart ihr laut?DH: Sie war laut.Ahava: Er macht auch ein paar Geräusche, aber eher zurückhaltend. Er stöhnt und keucht ein bisschen. Ich mag das, weil ich dann merke, dass es ihm gefällt.DH: Manchmal ist das eine bewusste Entscheidung, um der anderen Person zu zeigen, dass man Spaß hat.Ahava: Wenn sich etwas gut anfühlt, dann werde ich laut. Redet ihr manchmal währenddessen?DH: Nein. Ab und zu frage ich sie vielleicht, ob ihr etwas gefällt.Ahava: Oder er bittet mich, bestimmte Dinge zu tun. Aber Leute, die ständig schmutzige Sachen sagen, machen mich nervös. Ein Typ hat mich aber immer bei meinem vollen Namen genannt, das fand ich ziemlich heiß. War es für euch beide gut, dass sie oben war?DH: Na ja, sie hatte nach ungefähr sieben Minuten einen Orgasmus.Ahava: Ich komme immer, wenn ich oben bin, weil ich weiß, wie ich mich bewegen muss, um einen Orgasmus zu haben. Deshalb will ich vielleicht nicht immer in dieser Stellung beginnen, aber früher oder später lande ich oben.DH: Vielleicht hat es auch nur fünf Minuten gedauert.Ahava: Eher zehn. Was dachtest du, als sie gekommen ist?DH: Ich dachte: „Mann, bin ich gut.” Hast du sie auch gestreichelt oder nur gefickt?DH: Wenn sie oben ist, hat sie die volle Kontrolle. Ich muss nichts machen, sondern liege einfach da und habe einen Ständer.Ahava: Du hast mich gestreichelt.DH: Ja, deine Titten. Ich dachte wir reden über die Klitoris. Magst du es, wenn er einfach nur daliegt?Ahava: Ja. Es irritiert mich eher, wenn Typen die ganze Zeit so aktiv sind. Ich weiß schon, was ich tue. Und wenn ich einfach nur gefickt werden will, dann lasse ich mich einfach ficken. Sie ist also gekommen. Und dann?DH: Anschließend haben wir verschiedene Stellungen ausprobiert. Ich war oben, ganz normal in Missionarsstellung, dann lagen wir eine Weile auf der Seite, dann wieder Missionarsstellung. Das war es im Grunde, einfach nur Sex eben. Ist noch irgendwas Besonderes passiert?DH: Nein, wir haben eigentlich ganz normal gefickt.Ahava: Wir haben uns gebissen.DH: Ja, ich habe ihr in Arme, Schulter und Rücken gebissen. Das ist noch recht neu für mich, so doll zu beißen, dass es weh tut. Ich weiß noch nicht genau, was ich davon halten soll. Beißen klingt besonders. Egal, erzählt weiter.DH: Dann drehte sie sich um und ich nahm sie von hinten. Aber nicht auf den Knien, sie lag einfach mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett. Was ich an dieser Stellung mag, ist, dass die Frau durch die gefederte Matratze immer wieder an mich ran gedrückt wird. Sie wippt unfreiwillig auf und ab, das sieht echt gut aus. Ein bisschen wie in A Night at the Roxbury, wo die Frau hin- und hergeschleudert wird. Aber das geht nur mit Federn in der Matratze, ich empfehle also ein entsprechendes Bett. Hat dir das gefallen?Ahava: Ja, vor allem weil er mich dabei auch gebissen hat. Aber als wir dann die Stellung gewechselt haben, fand ich das auch in Ordnung. Was kam danach?Ahava: Dann lagen wir wieder auf der Seite und er hat mir seinen Finger in den Po ge-steckt. Das fand ich echt heiß. War das ein Test, ob dein Schwanz da reinpasst?DH: Nein, wir hatten ja schon zuvor Analsex. Sie möchte darauf aber immer gut vorbereitet werden. An einem Punkt hatte ich sogar vier Finger drin, das hat mich echt beeindruckt! Ich weiß gar nicht, ob sie das gemerkt hat.Ahava: Es hat sich anders angefühlt, aber es war gut. Also habe ich keine Fragen gestellt.DH: Jetzt, wo ich weiß, dass du keine Fragen stellst, werde ich nur noch machen, was ich will. Ging’s dann gleich anal weiter?Ahava: Nein, ich musste ihn bremsen. Erst wollte er es einfach so versuchen, also habe ich ihm gesagt, dass wir Gleitgel brauchen und er sich langsam rantasten muss.DH: Ich habe echt ein tolles Gleitgel, es war ein Werbegeschenk. Das gab es zusammen mit Kondomen und einem kostenlosen HIV-Test. Es ist das beste Gleitgel, das ich je hatte. Zart wie Butter. Stehst du denn sonst auf Analsex.Ahava: Ja. Viele Frauen empfinden es als erniedrigend, aber das stimmt doch gar nicht. Der Typ muss sich echt Mühe geben, er kann ihn nicht einfach reinstecken. Entsprechend ist er dann auch mehr bei der Sache.DH: Für den Mann steht da viel auf dem Spiel, deshalb muss man vorsichtiger sein als sonst. Wer Analsex möchte, muss sich wirklich anstrengen. Man muss die Frau schon beinahe körperlich überzeugen, mitzumachen.Ahava: Selbst mit Gleitgel ist es nie ganz schmerzfrei, aber ich stehe auf ein wenig Schmerzen beim Sex. Es hat mich auf jeden Fall feucht gemacht. Er hat mich auch dabei angefasst. Aber es gibt definitiv einen Punkt, an dem es nicht mehr geht.DH: Der war erreicht, als mein Schwanz versehentlich rausrutschte.Ahava: Ich drehte mich zu ihm um und meinte: „OK, das reicht.”DH: Schlimmster Fehler meines Lebens. Wie habt ihr euch davon erholt?DH: Ich habe dann beschlossen, dass ich mir einen runterholen muss, wenn ich noch kommen will. Das hat sich abgezeichnet. Ich brauche recht lange, um beim Sex zu kommen. Nach dem Analsex gingen wir wieder in die Missionarsstellung, aber es ging nicht vorwärts. Ich habe schon so viel gewichst, dass ich das in einer Minute hinbekomme.Ahava: Du weißt am besten, wie du das machst.DH: Außerdem dachte ich mir, dass sie langsam müde wird.Ahava: Nein, mir hat es noch Spaß gemacht. Sonst hättest du das gemerkt.DH: Ich kniete mich über sie und bat sie, mir die Eier zu lecken.Ahava: Ich habe dann auch seinen Arsch geleckt. Hat er dich darum gebeten oder war das Eigeninitiative?Ahava: Vielleicht zur Hälfte. Erst habe ich ihm nur die Eier geleckt. Aber dann ist er mit seinem Körper ein Stück nach oben gerutscht, also probierte ich es einfach mal aus. Es war das erste Mal, aber mir hat es gefallen. Vor allem, wie er reagiert hat.DH: Es war der Hammer. Eine Hälfte von mir dachte: „Das fühlt sich echt gut an”, und die andere Hälfte: „Ich kann nicht glauben, dass sie das wirklich macht!” Dann kam ich auf ihr Gesicht, das war auch super. Um es auf eine ganz primitive Art auszudrücken: Man markiert sein Revier und das ist ein tolles Gefühl.Ahava: Das hat etwas Unterwürfiges. Fand ich gut. War das der beste Sex, den ihr bisher zusammen hattet?Beide: Auf jeden Fall. ANDY & ALANA VICE: OK. Schön der Reihe nach.Andy: Wir haben ein paar Bier getrunken, Zigaretten geraucht und uns darüber unterhalten, wo wir es gerne mal treiben würden.Alana: Und dann sagte er: „Los, lass uns jetzt Sex haben.” Wie ging es los?Andy: Wir haben ein bisschen rumgeknutscht, ich habe ihr die Strumpfhosen und mir das Shirt ausgezogen, weil es hier drin ziemlich warm war. Dann sagte ich ihr, sie solle ihr Kleid ausziehen, aber am Ende habe ich es dann doch selbst gemacht. Und wir mussten ins Badezimmer und ein Handtuch ausbreiten, weil sie gerade ihre Tage hat und wir keine Sauerei machen wollten.Alana: Das ist ganz natürlich und schön! Wenn du meinst. Was noch?Andy: Sie hatte den passenden BH zu ihrer Unterhose an, das war reizvoll.Alana: Das passiert eigentlich nie, ich bin viel zu chaotisch.Andy: Wir legten das Handtuch hin und kuschelten ein wenig. Ich habe sie gestreichelt und geküsst und an ihren Nippeln geknabbert.Alana: Das hat sich gut angefühlt.Andy: Dann habe ich angefangen, sie zu fingern.Alana: Davon wurde ich ganz feucht.Andy: Und dann spielte sie mit meinem Schwanz. Wie hast du damit gespielt?Alana: Ich habe ihn durch seine Shorts ein bisschen gerieben.Andy: Aber mit beiden Händen, das war heiß. Ich zog ihr die Unterhose aus und wir befummelten uns gegenseitig. Dabei habe ich weiter ihre Brüste und ihren Bauch geküsst. Wir ließen uns Zeit. Irgendwann ging ich nach oben, in die Missionarsstellung.Alana: Er hob meine Beine in die Luft, das war nicht schlecht.Andy: Alana ist sehr beweglich und hat verdammt lange Beine.Alana: Ich unterrichte Yoga. Kein orales Vorspiel?Alana: Dazu muss ich einen Typen sehr gut kennen, und wir kennen uns noch nicht sehr lange. Also habt ihr an diesem Punkt einfach nur gefickt oder euch noch irgendwie angefasst?Alana: Ich würde sagen, wir haben nur gefickt, aber es hat sich trotzdem besonders angefühlt.Andy: Am Anfang haben wir uns gestreichelt und uns dann langsam vorangetastet.Alana: Dann wollte ich es härter und schneller, was zum Glück auch passiert ist.Andy: Mir gefiel es, weil sie sich am Bettgestell festhielt. So was macht mich immer an. Das ist wie, wenn Frauen sich ins Kopfkissen krallen, nur besser. Habt ihr denn mal die Stellung gewechselt?Andy: Ich blieb oben und bog ihre Beine immer weiter nach hinten. Und ich habe richtig reingehämmert.Alana: Ich hätte beinahe einen Orgasmus gekriegt, aber erst als er das mit den Beinen gemacht hat. Da erwischte er mich an der richtigen Stelle.Andy: Und ich konnte in ihr kommen, weil sie ihre Tage hat, das war toll. [Anm.: ACHTUNG]Alana: Ja, es war echt schön, dass er ihn nicht rausziehen musste.Andy: Das sollten wir öfter machen. Was findet ihr daran so toll?Andy: Man spart sich die ganze Wichsprozedur am Ende.Alana: Er konnte bis zum Ende in mir bleiben und wir mussten uns keinen Stress machen. Hatte deine Periode sonst noch Auswirkungen?Alana: Wir haben zwar ein Handtuch ausgebreitet, aber das war am Ende gar nicht nötig.Andy: Nur mein Schwanz war hinterher ganz schön blutig. Aber im Ernst, ich werde doch nicht auf Sex verzichten, nur weil sie ihre Tage hat. Die Frauen können mir gestohlen bleiben mit ihrem „Ich zieh mich mal für ‘ne Woche in die Büsche zurück.” Scheiß drauf. CAITLIN & ANDY VICE: Hey, du bist doch der gleiche Typ wie bei unserem letzten Interview! Bist du eine männliche Hure?Andy: Äh, ich bin einfach ein netter Kerl? OK, du Hengst. Das war wohl ein kleines Schäferstündchen am Nachmittag, was? Details, bitte.Caitlin: Wir haben es heute Morgen nach dem Aufstehen gemacht und dann noch mal vor einer Stunde. Eigentlich wollte ich gerade gehen, aber dann merkte ich, dass er einen Ständer hat und dachte mir: „Gut, wenn das so ist …”Andy: Wir waren beide noch recht verpennt und ich kann mich gar nicht richtig erinnern.Caitlin: Wir lagen in der Löffelposition und da merkte ich: „Ach so, das ist ein steifer Schwanz, das muss es sein!”Andy: Es war, als ob zwei Blinde sich betatschen würden. Dann haben wir direkt gefickt, ich war oben, wir waren sehr eng aneinandergepresst. Ich bin sehr schnell gekommen. Fünf, zehn Minuten?Caitlin: Eher drei? Was sagt das über dich aus?Caitlin: Dass ich superheiß bin, und meine Muschi verdammt eng! [Lacht sich kaputt] Und wie lief es beim zweiten Mal?Andy: Wir trugen nur Unterwäsche und fingen an, rumzumachen. Dann ging sie nach oben …Caitlin: So wird’s gemacht.Andy: Dann holte ich ihre Titten aus dem BH.Caitlin: Ich trage keine BHs mit Verschluss mehr, deshalb ist das Ausziehen immer etwas anstrengend. Manchmal geht es auf diese Art einfacher. Was hast du mit ihren Titten gemacht?Andy: Küssen, lutschen, kneten. Sie rieb ihre Muschi an meinem Schwanz, durch die Unterhose, auf die trockene Art.Caitlin: Das haben wir eine Weile gemacht. Ich wollte sicher sein, dass er noch Kondome hat.Andy: Ich kramte eins raus und ging zurück ins Bett. Unterwäsche aus, Kondom an. Ein albernes Kondom.Caitlin: Ich mag diesen Kinderkram nicht so. Davor hatte ich diese schicken schwedischen und japanischen Kondome.Andy: Da gibt es auf jeden Fall einen Unterschied. Sie sind sehr dünn und nicht nur so ein Schlauch. Sie haben eher Schwanzform, würde ich sagen. Wer war oben?Caitlin: Andy, weil er ja aufgestanden ist. Als er wieder kam, lag ich eben so da. Warst du schon feucht?Caitlin: Ja, das war kein Problem, er konnte einfach eindringen. Ich bin sehr schnell bereit, immer rein damit. Wie war das Missionarsding?Andy: Gut, wir haben uns langsam gesteigert.Caitlin: Er wurde ziemlich schnell und ich packte seinen Hintern, um ihn etwas zu bremsen, weil sich das besser anfühlte.Andy: Sie hatte ihre Beine um mich gelegt, das war heiß. Dann haben wir die Beine verschränkt.Caitlin: Es war eine gute Missionarsvariante, eine gute Interpretation eines alten Klassikers. Ist jemand gekommen?Caitlin: Ja, ich. Es war ein toller Orgasmus. Ich komme sehr leicht beim normalen Sex. Im College habe ich erfahren, dass viele meiner Freundinnen damit Probleme haben. Du glückliche. Aber seid ihr die ganze Zeit bei der Missionarsstellung geblieben?Andy: Wir haben es eine Weile so gemacht und sind dann zum Doggystyle gewechselt.Caitlin: Ich habe mich auf die Ellbogen gestützt, das war am bequemsten.Andy: Das war super, aber ich wurde irgendwann müde und dann haben wir aufgehört. Ihr habt aufgehört? Du bist nicht gekommen?Andy: Ich bin schon am Morgen gekommen. Und ich hatte einen Kater.Caitlin: Ich hatte beim ersten Mal dafür keinen Orgasmus, also war das ausgleichende Gerechtigkeit. TINA & BUCHANAN VICE: Wie war der Sex?Buchanan: Zunächst mal haben wir uns seit einem Monat nicht gesehen. Und davor hatten wir uns frisch kennengelernt und konnten nur im Wald Sex haben. Da war ein Sofa schon ein Fortschritt.Tina: Ich sagte ihr damals schon: „Stell dir vor, was wir in einem verdammten Bett anstellen könnten!” Auf jeden Fall tranken wir erst ein bisschen Whiskey. Dann zogen wir unsere Shirts aus.Buchanan: Dann tranken wir noch mehr Whiskey.Tina: Und dann haben wir Bob Dylan aufgelegt, ich finde ihn sexy.Buchanan: Dann haben wir rumgemacht. Es war heiß.Tina: Wir haben gegenseitig mit unseren Titten gespielt. Hattet ihr da noch Hosen an?Buchanan: Ja, aber dann ging ich ins Bad und zog sie mir aus.Tina: Sie trug Boxershorts, ich hatte ein Höschen drunter.Buchanan: Wir machten so weiter und fassten uns an unseren „besonderen” Stellen an. Es war aber nicht leicht, ihre Hosen auszukriegen.Tina: Die Nacht zuvor hatte es geregnet und die Dinger haben richtig an mir geklebt! Das war ein ganz schöner Akt.Buchanan: Sie setzte sich dann auf mich drauf. Ihr Höschen war rosa und sie kann perfekt küssen.Tina: Ich habe ihr dann auch die Unterhose ausgezogen. Und anschließend hat sie mich richtig hart rangenommen. Hoppla! Moment mal, nicht so schnell.Tina: Sie hat es mir zuerst besorgt.Buchanan: Sie war oben und ich fing an, sie zu streicheln. Zuerst rieb ich ihre Muschi, dann steckte ich einen Finger rein. Sie legte sich hin und ich küsste ihre Brust, dann ihre Schenkel, dann die anderen Stellen. Eine Weile leckte ich ihre Klitoris, während ich zwei Finger in ihr drin hatte.Tina: Ich habe mein Becken auf und ab bewegt und ordentlich gestöhnt. Seid ihr normalerweise laut?Tina: Nur wenn ich jemanden wirklich mag. Wenn es nur um den Sex geht, dann stöhne ich nicht. Aber bei einer besonderen Person werde ich schon mal lauter. Deshalb haben wir ja auch Bob Dylan angemacht.Buchanan: Er kann alles übertönen. Ihre Muschi war aber auch ganz schön heiß.Tina: Ich war richtig bei der Sache. OK, und dann?Buchanan: Sie ist gekommen und wir haben erst mal etwas langsamer gemacht. Ich behielt meine Finger in ihr, fing aber an, sie auf den Mund zu küssen und so.Tina: Den ersten Orgasmus hatte ich schon nach zwei Minuten. Dann kamen Nummer zwei, drei und vier. Da dachte ich: „Das ist ungerecht, Sex ist ein Geben und Nehmen.” Also fing ich an, sie zu lecken.Buchanan: Eigentlich erlaube ich das anderen Frauen nicht, ich mache es nur gerne selbst. Ich saß auf dem Sofa, sie kniete auf dem Boden. Ich packte ihre Haare und sie steckte mir ihre Finger rein. Sie hat schöne Hände.Tina: Ich bin aber nicht so weit rein. Meine Finger sind echt lang. Bist du gekommen?Buchanan: Ja, das ist noch recht neu für mich. Ich schaffe es erst seit ein paar Jahren.Tina: Ja, wir haben uns gegenseitig richtig durchgefickt. Erst hat sie mich durchgefickt, dann habe ich sie durchgefickt. Endlich durfte ich es ihr auch mal besorgen. Wie sah das Nachspiel aus?Buchanan: Wir haben eine geraucht, noch etwas Whiskey getrunken und the Mamas and the Papas gehört. Dann haben wir lustige Gesichter um unsere Leberflecke gemalt. Süß. Hier könnt ihr unsere neue Show sehen, die aus diesem Artikel entstanden ist.
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Gabis Sifre, Fotos: Ed Zipco
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"NSFW",
"Vice Blog"
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Sex
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2013-12-20T05:00:00+00:00
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2024-07-31T05:43:27+00:00
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https://www.vice.com/de/article/leute-die-vor-ein-paar-minuten-zusammen-im-bett-waren-376/
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Warum der Geist von Fred Durst plötzlich die Clubmusik von heute heimsucht
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Header: Illustration von Ben Ruby. Als die junge kanadische DJ Bambii im Januar in Toronto als Support für Princess Nokia spielte, haute sie dem ausverkauften Saal plötzlich ein unerwartetes Juwel eines Songs um die Ohren. Bis dahin hatte sie ihr Set vor allem mit Sean Paul, Soca und etwas Drake gefüllt, aber dieser eine Track erwischte mich mehr als kalt. Zwischen den ganzen karibischen Hymnen und Mainstream-HipHop-Edits flüsterte plötzlich eine allzu bekannte Stimme aus den Boxen: “Let the bodies hit the floor. Let the bodies hit the floor …” Es war natürlich der Anfang von Drowning Pools Nu-Metal-hit “Bodies” und ich wurde umgehend und zu meiner eigenen Verwunderung zurück in die frühen 2000er versetzt. Wie viele Momente in großartigen DJ-Sets schockte es mich damit, dass ich etwas Bekanntes in einem total ungewohnten Kontext hörte. Doch an dieser Songwahl war etwas anders. Ich fühlte mich wieder wie ein pickeliger, MAD Magazin-lesender 16-Jähriger. Bambiis geschickter Einsatz des Songs, der wenige Jahre nach seiner Veröffentlichung 2001 in Guantanamo zur Folter eingesetzt wurde, war nur das neueste Beispiel für eine DJ, die testosterongeladenen Alt-Rock und Nu-Metal für einen speziellen Twist in ihren Sets einsetzte. Mehr denn je schien diese Praxis allerdings die kritische Masse zu erreichen. Bei einer nostalgisch angelegten Boiler-Room-Veranstaltung im New Yorker Museum of Modern Art spielte Rapper und Produzent Le1f “In the End” von Linkin Park in seinem Set – einen weiteren Begleiter meiner angsterfüllten Teenagerjahre. Und bei einem PC Music Showcase beim SXSW 2015 droppte die in London lebende DJ und Produzentin Spinee ihre hochgepitchte Bubblegum-Rave-Pop-Version der totgehörten Pop-Goth-Hymne “Bring Me to Life”. Spencer Kornhaber vom The Atlantic schrieb darüber: “Wir sind hier bei diesem Festival, das den hippsten Musikbewegungen gewidmet ist, an dem Abend mit dem Musikkollektiv, über das im letzten Jahr wohl am meisten gebloggt wurde, und es wird gerade der wahrscheinlich uncoolste Song der Welt zum Maßstab gemacht.” Diese Neuinterpretationen beschränkten sich aber nicht nur auf die Tanzfläche. Im Dezember 2015 lud der in Miami lebende DJ und Produzent Total Freedom (aka Ashland Mines) den Track “DOWN ACTIONS, LOW KEY CHILDISH AF” bei SoundCloud hoch. Es ist eine frenetische Überarbeitung, die die Gesangsspur von Kelelas “All The Way Down” mit Baile Funk und der Klaviermelodie von “In The End” kombinierte. Auch wenn es nicht das erste Mal war, dass Mines derartig gegensätzliches Material miteinander verband, sammelte der Track schnell tausende Plays. Seine Fade-to-Mind-Kollegin Asmara – besser bekannt als eine Hälfte des Electroduos Nguzunuguzu – baute in ihrem Nu-Metal-lastigen Dazed-Mix neben Songs von System of a Down, Korn und P.O.D. ebenfalls “In the End” ein. Im FACT-Mix des Londoner DJs und Produzenten Endgame war eine weitere Single von Linkin Park zu finden – die Überarbeitung des sich langsam aufbauenden, aggressiven “Crawling” durch Age Reforms Lotic. Das “Bring Me to Life”-Bootleg des Qween-Beat-Produzenten Skyshaker überführte die mit einem Grammy Award ausgezeichnete Single von Evanescence in dunklere, beatlastigere Gefilde. All diesen Produktionen war gemein, dass sie auf dem Papier eigentlich das totale Durcheinander sein müssten, effekthascherische Mashups, die weniger als die Summer ihrer Teile sind. Doch dadurch, dass diese Produzenten sich die rohe emotionale Verletzlichkeit dieser Tracks zu Nutze machen und ihnen Rückgrat verleihen, erschaffen sie Musik, die gleichzeitig nach gestern und heute klingt. Diese Überarbeitungen werden von ihren Erschaffern wie Pokémon-Karten getauscht und haben auf der ganzen Welt ein nostalgisches Publikum aus einflussreichen Personen und Fans gefunden. Rund 15 Jahre bevor die Evanescence-Sängerin Amy Lee R’n’B-Ikone Aaliyah als Acapella-Sängerin der Wahl für SoundCloud-Produzenten ablösen sollte, hörte ich als Teenager im ländlichen Nova Scotia fragwürdigen Alternative Rock und Nu-Metal. Ich arbeitete mich zwar auch durch die Plattensammlung meines Vaters, doch Sachen wie Three Days Grace, Puddle of Mudd und der Daredevil-Soundtrack, auf dem sowohl “Bring Me to Life” als auch “The Man Without Fear” von Drowning Pool und Rob Zombie zu finden waren, standen ebenfalls in meinem Schrank. Ganz oben auf dem Stapel lag jedoch eine gebrannte CD von Linkin Parks 2000er-Debütalbum Hybrid Theory und dessen Nachfolger Meteora, der Vierfach-Platin gewann – die Tracklist war mit Edding darauf gekritzelt. Ich konnte mich zwar nicht mit Chester Benningtons Texten über jugendlichen Drogenmissbrauch und die Scheidung seiner Eltern identifizieren, doch als jemand, der Probleme hatte, Freunde zu finden, fand ich bei den Themen über gescheiterte Beziehungen und Einsamkeit Anschluss. Tracks wie “Faint” und “Somewhere I Belong” waren fester Bestandteil meiner Playlist für den Waldlauf, im örtlichen Radio oder bei Highschool-Festen waren sie allerdings nicht zu hören. Das düstere “In the End” eignete sich besser, um es alleine im Schlafzimmer zu hören, und ich hätte es verwirrend gefunden, mir diesen Track zusammen mit anderen anzuhören. Damals wusste ich nicht, dass diese Gruppen, die ich verehrte, es von Anfang an darauf abgesehen hatten, Genres zu kombinieren. “Ich bin hauptsächlich mit HipHop aufgewachsen, aber dann fingen wir an, Künstler wie The Prodigy, Aphex Twin, Squarepusher, DJ Shadow und die Jungle-/Drum’n’Bass- und Bass-Sachen, die zu der Zeit angesagt waren, zu hören”, so Mike Shinoda, Gitarrist, Keyboarder und Sänger bei Linkin Park, gegenüber Noisey über die Anfänge der Band. “Ich mochte auch Depeche Mode, Ministry, Nine Inch Nails, Deftones und Industrial-Musik. Es war von Anfang an auch unser Ziel, all dieses Zeug zu vermischen, darum auch der Albumtitel Hybrid Theory.” Auch wenn die sechsköpfige Band aus Kalifornien mit Künstlern aus beiden Welten kollaborieren sollte – wie 2004 mit Jay Z für die Mashup-EP Collision Course und 2013 mit Steve Aoki für “A Light That Never Comes” – waren sie alles andere als cool. In einem Review ihres Debütalbums schrieb Matt Diehl im Rolling Stone: “Bennington und Shinoda driften oft in kitschige, standardisiert formulierte aggressive Texte ab.” William Ruhlmann von AllMusic beschrieb sie als “Neuankömmlinge eines bereits ausgelutschten Musikstils”. Musikjournalisten hielten Linkin Park also nicht für bahnbrechend oder angesagt, von tausenden Kids weltweit, die sich in ihrem offiziellen Fanclub Linkin Park Underground zusammenfanden, wurden sie jedoch geliebt. Wie sind wir also hier gelandet? Warum wurde diese ehemals “uncoole” Musik bei Grenzen sprengenden Electro-Produzenten von heute so angesagt? Manche Künstler haben sich dem Ganzen mit einem ironischen Ansatz genähert. Nimm zum Beispiel Maxos LOGO Magazine-Mix, in dem der Produzent aus Brooklyn acht Songs des Nu-Metal-Enfant-Terribles Limp Bizkit zu hyperaktiven 20 Minuten vermischt. In seinen Händen werden die machomäßigen, teils misogynen Textevon Sänger Fred Durst mit 16-Bit-Klängen und leichtem Piano-Jazz abgeschwächt. Die Tracks haben alle Namen mit Essensbezug (“Bake Stuff”, „Rollin’ Pin”, “I Did It All For The Cookie” usw.). Ein ähnlich unbeschwerter Umgang mit dem Ausgangsmaterial ist im 23-minütigen Mix “‘Hell On Planet Earth, We Are The Masters’ Says Ministry Of Souls” von Spinee, Lil Data und DJ Warlord zu hören, in dem “Call Me When You’re Sober“, Evanescences Trennungsballade von 2006, diverse Heliumschübe versetzt werden. “Diese Faszination scheint mehr ein kollektiver Insiderwitz zu sein als eine bewusste Wiederentdeckung”, behauptet Maxo. “Die meisten Produzenten dieser Generation sind mit dieser Musik aufgewachsen und ich bin sicher, selbst wenn die Thematik nicht relevant wäre, würde sich unsere Wertschätzung nicht ändern.” Aber ob die Absichten nun ironisch sind oder nicht, der Effekt ist der gleiche, wenn du einen solchen Song hörst, während der Dancefloor kocht. Gabriel Szatan, Senior Programmer beim Boiler Room London und Radiomoderator, sagt, dass er zwar nicht Unmengen an Alt-Rock- und Nu-Metal-Songs bei den von ihm organisierten Events zu hören bekommt, sich manche Szenen diese Musik allerdings für einen Blitzableiter-Effekt zu eigen gemacht hätten. “Insgesamt ist es nicht so präsent”, sagt er. “Doch der derzeitige Trend von seltsamen Überraschungen und aggressiven abseitigen Hooks – besonders bei innovativen Leuten wie Staycore, NON, Total Freedom usw. – bedeutet, dass es von Zeit zu Zeit passiert. Ich würde allerdings sagen, es ist einfacher, es in einer Mix-Serie zu verwenden als in einem vollgepackten Boiler Room, es sei denn, du hast das absolut richtige Publikum.” Ob es “Aquecimento Do Evanescence” des New Yorker Produzenten LSDXOXOist, bei dem schwindeliger Baile Funk auf “Bring Me to Life” trifft, das rasante “Call Me When You’re Sober” des Chicagoer Footwork-Stars DJ Nate oder die Hochgeschwindigkeitsübung “Let the Bodies Hit the Floor” des Clubveteranen DJ Sega aus Philadelphia, letztendlich dreht sich alles um den Dopaminrausch, bekannte Songs in einem neuen Kontext zu hören. “Dein Gehirn denkt sich: ‘Ah, ich erinnere mich daran’, und all die Erinnerungen kommen zurück”, erklärt Szatan weiter. “Während deine Gliedmaßen wie von selbst wild umherfliegen.” Laut Endgame, dessen zackiger Industrial-Track “NXN” (von seiner 2016er-EP Savage) sich auf das Lead-Gitarren-Intro von Korns “Falling Away From Me” bezieht, weisen die Genres eine überraschende Zahl an Gemeinsamkeiten auf. “Ihre Funktion ist im Prinzip die gleiche, du sollst dich selbst verlieren, eine Art Transzendenz”, so der Mitbegründer das Bala-Club-Kollektivs. “Besonders bei Nu-Metal sind es, denke ich, die Balance aus Leichtigkeit und Dunkelheit mit durchdringenden Melodien und einem harten Bass.” Szatan stimmt dem zu und sieht ein Publikum, das wieder nach Theatralik lechzt, als einen möglichen Grund für die neue Popularität. “Vielleicht bedeutet das große Revival von geradlinigem House und Tech in den letzten paar Jahren auch, dass Leute wieder mehr das Verlangen nach Drama haben?”, fragt er. “Die Narben von Abreiß-Dubstep sind noch ein wenig zu frisch, also warum nicht Nu-Metal?” Endgame fügt hinzu, dass die “Ästhetik und emotionale/brutale Energie” von Jonathan Davis und Co – dazu gehört auch das Artwork ihres dritten Albums Follow the Leader von Spawn-Erschaffer Todd McFarlane – einen großen Einfluss auf die Mitglieder seines Kollektivs hatte. Sie tragen vielleicht keine Gesichtsbemalung oder schreiben Buchstaben verkehrt herum, lassen sich aber trotzdem direkt durch oft verunglimpfte Bands inspirieren. Der Dazed-Mix von Bala Clubs Kamixlo beginnt mit Uli K und Malibus knappem und mechanisiertem Cover des Songs “Always” der Memphis-Rocker Saliva, das auf dem liebeskranken Schrecken des Originals aufbaut. Die pulverisierende Überarbeitung von Slipknots “Psychosocial” durch Toxe aus Schweden ist hingegen genauso brachial wie das Original. Als ich älter wurde, ließ ich die jungendliche Angst meiner 100 CDs umfassenden Mappe aus Alt-Rock und Nu-Metal weitgehend hinter mir. In der gefühlvollen Brutalität von Acts wie Toxe oder Total Freedom habe ich jedoch so etwas wie eine Entsprechung gefunden. Ihre dunkle Theatralik und einfache Darstellung komplexer Emotionen ähnelt der von Korn und Konsorten, also ist es kein Wunder, dass sie einen Weg gefunden haben, diese Musik in ihren eigenen Sets und Produktionen zu rekontextualisieren. Diese amerikanischen Bands – von denen viele auch heute noch Alben veröffentlichen – waren weitestgehend männlich und weiß und so ist es aufregend zu hören, wie sie neu interpretiert werden und für eine neue Generation dieselbe Rolle erfüllen wie sie es einst für mich taten. Ich konnte mich ungemein mit der Geschichte hinter dem “Psychosocial”-Remix identifizieren, die die 19-jährige Toxe erzählte. “Das ist mein Abschlusssong”, sagte sie 2016 in einem Interview mit The FADER. “Während ich die letzten Highschool-Monate hinter mich brachte, habe ich nachts Slipknot geremixt, um meine Frustration rauszulassen.” Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen. ** Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.
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Max Mertens
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2017-03-10T10:35:06+00:00
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2024-07-30T19:26:30+00:00
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https://www.vice.com/de/article/warum-der-geist-von-fred-durst-plotzlich-die-clubmusik-von-heute-heimsucht/
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Hier wohnen Deutschlands Nesthocker
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unsplash.com | Drew Coffman Na, wie viel Prozent der 18- bis 24-Jährigen leben wohl noch zu Hause. Vielleicht so 20 30 Prozent? Weit gefehlt: ganze 62 Prozent. Das findest du komisch? Kann vielleicht daran liegen, dass du in Berlin oder einer anderen größeren Stadt wohnst. Laut bisher unveröffentlichter Zahlen des Statistischen Bundesamts (die VICE auch vorliegen) leben in Berlin nur 45 Prozent der Befragten noch zu Hause. Damit ist Berlin knapp an Platz eins der Frühauszieher vorbeigeschrammt, nur in Sachsen wohnen weniger Leute noch zu Hause: 43 Prozent. Und anders herum, welches Bundesland ist Anführer der Heimscheißer-Liste? Das Saarland: Mit 71 Prozent wohnen fast Dreiviertel der 18- bis 24-Jährigen hier noch zu Hause. Generell gibt es in Deutschland ein Süd-Ost-Gefälle bei der Nesthocker-Dichte: In Bayern und Baden-Württemberg wohnen 66 Prozent noch im Haushalt der Eltern, während im die Leute im Osten schneller flügge werden: Neben Sachsen rangieren auch Meck-Pom (47 Prozent) und Sachsen Anhalt (48 Prozent) unter dem Bundesdurchschnitt. Und auch im hohen Norden gibt es nicht so viele Menschen die ihre Beine noch bei Mama und Papa unter den Tisch stellen: 58 Prozent wohnen in Schleswig-Holstein noch zu Hause. Du wunderst Dich noch immer über die sehr hohe Zahl der Heimscheißer? Das kann auch daran liegen, dass die Kriterien, die das Bundesamt anlegt, nicht ganz so durchsichtig sind: “Wir unterscheiden zwischen Haushalten und Lebensgemeinschaften,” erklärt ein Sprecher des Statistischen Bundesamtes. “In einem Haushalt können mehrere Lebensgemeinschaften wohnen.” Ok. Kuddelmuddel. Was heißt das nun für die Statistik? De Facto werden schlicht nicht alle jungen Leute, die schon von zu Hause ausgezogen sind auch als solche gezählt. Das fängt damit an, wenn man sich nicht ummeldet oder einen Zweitwohnsitz angibt. Nichts desto trotz: Ein bisschen was ist ja auch dran an den Zahlen des Bundesamts: Was also sind die Gründe für die vielen Nesthocker? “Die können wir nicht erheben”, sagt der Sprecher. “Unsere Definition für jemanden, der noch zu Hause wohnt lautet: lediges Kind, mit einem Elternteil unter einem Dach.” Über die Gründe geben die Zahlen keine Auskunft, auch wir können nur mutmaßen. Warum leben so viele junge Leute noch zu Hause? Und warum gerade im Saarland? Die Welt führt eine Umfrage der Universität des Saarlandes an, demnach bleiben viele zu Hause wohnen, weil die Uni von zu Hause aus per Bahn und Bus gut zu erreichen sei. Bequemlichkeit also. Vielleicht auch einfach nicht so ein dichtes Nahverkehrsnetz wie in Großstädten. Und, leben eher Männer oder Frauen länger bei Mama und Papa? Schon im Jahr 2009 hatte die Erziehungswissenschaftlerin Christiane Papastefanou darauf aufmerksam gemacht: Der Typische Nesthocker ist männlich, weiß, gebildet und mit solventen Eltern ausgestattet. Weitere Untersuchungen belegen, dass die lange Dauer der Ausbildung, Arbeitslosigkeit und befristete Arbeitsverträge dazu führen, dass Ausziehen erst Mitte/Ende 20 ansteht. Der Weg vom Nesthocker zum Nestrocker (des eigenen Nestes) dauert also einfach ein wenig länger. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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VICE Staff
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2016-12-06T10:36:00+00:00
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2024-07-30T21:42:49+00:00
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https://www.vice.com/de/article/hier-wohnen-die-nesthocker-und-hotel-mama-bewohner/
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Celo&Abdi finden #YOLO fürn Arsch
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Sonntag, Kreuzberg, ein türkisches Restaurant und ein Abdi, an dessen Stimme man erkennt, dass die Nacht davor wahrscheinlich etwas länger ging. Falls jemand noch daran zweifeln sollte, der Kontakt mit den Azzlackz ist immer sehr herzlich. Sofort werde ich an den Tisch gebeten und habe einen Teller vor mir stehen. Wir sitzen zusammen wie alte Freunde und lassen den Abend Revue passieren. Celo und Abdi sind 2012 mit ihrem Album Hinterhofjargon auf Platz acht der deutschen Albumcharts gelandet und haben damit sogar die bis zu diesem Zeitpunkt beste Platzierung ihres Labelbosses Haftbefehl getoppt. Wer Haftbefehl kennt und das erste Mal auf Celo und Abdi stößt, könnte vielleicht Gefahr laufen sie als Kopie abzustempeln. Doch wer den beiden ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt und mehr als zwei Minuten zuhört, wird merken, dass es sich hier um vollkommen eigenständige Charaktere handelt, die den Azzlack-Sound auf ein nächstes Level gebracht haben und ihrem Chef in Sachen Rap in Nichts nachstehen. Noisey: Glaubt ihr, dass eure Musik eine positive Wirkung auf Jugendliche hat?Celo: Das ist Ansichtssache, kommt drauf an, in was für einer Situation man sich befindet. Wenn du gute Laune hast und einen Track hörst, der dir gute Laune macht, dann steigert sich deine gute Laune. Wenn du depressiv bist und einen depressiven Text hörst, dann hast du Bock ein Auto anzuzünden.Abdi: Es liegt immer im Ohr des Betrachters. Wollt ihr eine positive Wirkung auf Jugendliche haben?Celo: Als wir das Mietwagen-Tape geschrieben haben, haben wir nicht gedacht, dass wir irgendwann hier mit dir in Berlin sitzen und ein Interview führen. Langsam sind wir uns unserer Vorbildsfunktion bewusst und versuchen auch, den Jugendlichen einen guten Rat mit auf den Weg zu geben. Denkt ihr also auch beim Schreiben an diese Vorbildsfunktion?Abdi: Es gibt Sachen, die ich gerne sagen würde, aber nicht sagen kann, weil ich genau weiß, dass die Kinder das dann nachahmen. Ich verzichte dann lieber auf meine eigenen Gefühle und sage lieber was anderes oder enthalte mich komplett. Schränkt man sich dadurch künstlerisch nicht ein?Abdi: Überhaupt nicht. Wird sind ja so kreativ und facettenreich, dass wir das dann einfach anders aufschreiben können. Also kommt es auch vor, dass Zeilen gestrichen werden?Abdi: Ach ich bitte dich, das kommt sogar öfter vor. Ihr habt dieses Jahr auch bei dem Remix von MC Fittis „#YOLO” mitgemacht. Habt ihr lange nachgedacht, als ihr die Anfrage bekommen habt?Celo: Ich sag dir wie das aussah, mittwochs hat mir mein Manager gesagt, ihr habt am Freitag einen Videodreh in Berlin. Ich hab dann Mittwochabend geschrieben, donnerstags habe ich aufgenommen und am Freitag haben wir das Video gedreht. War also ziemlich spontan. Die Message ist auch nicht unbedingt so unser Ding. Darum haben wir den Anti-Part gemacht Fuck YOLO. Das ist nicht unsere Lebenseinstellung dieses YOLO, du lebst nur einmal mach was du willst. Das ist fürn Arsch, sowas will ich Jugendlichen auf gar keinen Fall mitgeben.Abdi: Nach dem Motto, ich ficke Transen – YOLO. Trotzdem habt ihr euch keine Gedanken gemacht da mitzumachen?Abdi: Überhaupt nicht. Das eine ist ja der Inhalt und das andere ist der Künstler und der Künstler Fitti ist ja für uns ein Gegenpol, Straßenrapper – Hipster und das ist für uns immer interessant. Es gibt doch aber sicher viele Fans von euch, die dieses Fitti-Phänomen nicht verstehen oder sogar scheiße finden. Ihr sagt trotzdem ist uns egal…Abdi: … Es gibt aber genau so Fitti Fans, die uns nicht verstehen und sagen: „Oh mein Gott, die asozialen Unterdrücker.”Celo: Ich denke nicht, dass unsere Fanbase so Fitti-Musik hört, aber das ist ja das Interessante. Vielleicht fucken sich manche ab und sagen: „Wieso machen die Jungs mit solchen Künstlern Musik.” Aber wir haben 2013 und man muss umfangreich sein. Wenn man ein guter Künstler ist, kann man mit jedem Musik machen. Es wird aber auch jetzt in 2013 nicht jeder verstehen.Abdi: Darum machen wir ja damit den ersten SchrittCelo: Schau mal, wir sind ja jetzt nicht so, das wir sagen: „ Ach die sind so und so deswegen machen wir mit denen keine Musik.” Das wäre ja vorurteilhaft, so sind wir nicht. Was jeder privat macht ist seine Sache, bockt mich nicht. Wir machen zusammen Musik, ich habe meinen Part geliefert, fertig. Ihr habt auf Ibiza zusammen an einem Azzlack-Sampler gearbeitet…Celo: Sampler ist nicht der richtige Begriff.Abdi: Bei einem Sampler ist ja mal der mit dem auf einem Song oder nur der andere Künstler auf einem Song. Bei uns ist jeder auf jedem Track dabei.Celo: Genau, das ist ein Album. Ein Azzlack-Album. Es sind immer Celo, Abdi, Veysel und Haft auf allen Tracks. So einen normalen Sampler hätten wir auch in Frankfurt machen können. Deswegen sind wir nach Ibiza geflogen, wir wollten zusammen Zeit verbringen, Gefühle und Ideen austauschen. Die Fans können sich im Winter auf das Ergebnis freuen, wir haben Gas gegeben vor allem Abdi. Abdi hat sich krass gesteigert. Was passiert im Moment bei eurem eigenen Label 385i, gibt es da Neuerungen?Celo: Olexesh arbeitet an seinem Album, wir haben Chaker rekrutiert, der arbeitet an einem Album und wird über uns veröffentlichen. Aus dem Frankfurter-Raum haben wir noch zwei Talente Azro und Crex. Die Jungs arbeiten alle an ihren Mixtapes, ich würde jetzt bei keinem von denen 10.000 Alben pressen und das in die Regale stellen. Die sollen sich erstmal beweisen und wir geben ihnen die Möglichkeit. Wir wollen einfach unserer Stadt Frankfurt etwas zurückgeben, in dem wir die Talente unterstützen. Ihr habt euch jetzt auch ein eigenes Studio aufgebaut, ist das auch für eure Künstler?Celo: Ja da nehmen wir unser Album auf und geben unseren Künstlern die Möglichkeit aufzunehmen. Aber es steht natürlich auch den Azzlack-Künstlern offen.Abdi: Das Studio sieht aus wie der neue Audi A8 von innen mit LEDs.Celo: Das sind eigentlich zwei Studios und wir teilen uns das mit unserem Bruder Aslan Sound, der bekannt ist vom Mietwagen-Tape. Wie sieht es denn mit dem nächsten Celo und Abdi Album aus?Abdi: Das Gerüst steht.Celo: Die Fans können sich auf was freuen. Wir haben da schon was im Kopf und im Auge. Das wird wieder mal den Rahmen sprengen. Der Titel Akupunktur steht weiterhin?Abdi: Definitiv! Habt ihr euch das letzte Album noch mal angehört, um zu gucken, was ihr anders machen wollt?Celo: Kapitel abgeschlossen, nächstes Kapitel.Abdi: Nie zurückblättern. Abdi, von dir habe ich jetzt schon öfter den Spruch „Fuck where you from look where you at” gehört. Was bedeutet dieser Spruch für dich?Abdi: Das heißt für mich, dass ich aus Frankfurt bin und in die weite Welt hinausziehen möchte wie Feivel der Mauswanderer. Berlin ist doch das beste Beispiel. Die meisten Leute, die ich kennenlerne sind nicht wirklich gebürtige Berliner, aber das spielt gar keine Rolle. Es ist viel wichtiger, was für einen Charakter man hat. Das ist halt für mich ein Lebensmotto im Rahmen meines Globetrotter-Daseins, einfach raus und die Welt erkunden und es ist scheißegal wo ich herkomme. Es kommt drauf an wer ich bin.Celo: Unsere Väter haben es vorgemacht, die sind in ein anderes Land gezogen. Aber in Berlin zum Beispiel, erntet man ja ab und zu einen gewissen Hass als Zugezogener.Abdi: Alles Proleten.Celo: Aber das ist ja normal, das ist in jeder Stadt ein bisschen so.Abdi: Patriotismus gehört natürlich dazu.Celo: Das beste Beispiel in Berlin ist doch Massiv. Der ist aus irgendeiner Stadt in der Pfalz gekommen, hat hier ein Video gedreht und hat den Rahmen gesprengt. Ich denk mal, jeder Berliner war stolz auf dieses „Ghettolied”. Zum Abschluss, Fifa spielen oder Fussball gucken?Abdi: Fifa spielen.Celo: Fifa spielen. ** Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker. @Noisey_DE folgen MEHR VON NOISEY
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Sascha Wieland
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2013-06-20T09:00:00+00:00
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2024-07-31T04:54:49+00:00
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https://www.vice.com/de/article/celo-und-abdi-finden-yolo-furn-arsch/
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Danach suchen Männer, die für Sex bezahlen
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Symbolbild: Ivan Gonzalez | Flickr | CC BY 2.0 Männer. Was wollen sie? Worauf stehen sie? Und warum ist das eigentlich so immens wichtig, dass jede zweite Frauenzeitschrift in schönster Regelmäßigkeit das starke Geschlecht danach fragt, was sie „wirklich” anmacht? Gerade auch, weil davon auszugehen ist, dass sich das doch gar nicht so verallgemeinernd sagen lässt. Während sich in derartigen Artikeln gerne in Aussagen a la „Es kommt auf die Ausstrahlung an!” oder „Eine echte Frau braucht Kurven” verstiegen wird, zeigt die Auswertung des deutschen Sexportals 6profis.de: Wenn Geld im Spiel ist, ist Schluss mit der Augenwischerei. Wer bereit dafür ist, für Sex mit einer Frau zu bezahlen, geht verständlicherweise nur noch danach, was ihn wirklich anmacht—und wonach bei „professionellen Sexworker-Management-Systemen” von 17.000 Freiern pro Tag gesucht wird, ist ziemlich desillusionierend. Glauben wir den Zahlen, ist für die Nutzer beim Filtern nach potentiellen Gespielinnen vor allem das Alter wichtig (25 %). Körper- und Körbchengröße folgen auf Platz 2 und 3 (15, bzw. 14 %), mit 12 % ist die Intimfrisur außerdem deutlich wichtiger als die Haarfarbe der Frau (8 %). Vielleicht eine nicht zu unterschätzende Information vor dem nächsten Friseurbesuch. Apropos Haare: Egal wie schön sich Miley Cyrus ihre Achselhaare färben mag, der deutsche Freier mag den Körper blank. Zumindest teilweise. 46 % der Nutzer bestehen zumindest auf eine Teil-Rasur, 44% wollen die gemietete Vagina komplett enthaart. Auf dem Kopf darf es dann allerdings am liebsten lang und blond sein. Klar. Ein Experte gibt Ratschläge für den ersten Bordellbesuch. Was ist sonst noch wichtig? Ordentlich Vorbau (Körbchengröße D, 32 %), ansonsten aber möglichst wenig Fett am Körper (unter Kleidergröße 38 50 %, bis Größe 42 39 %), der dafür ordentlich tätowiert sein darf (68 %). Idealerweise hat die vollgemalte Barbiepuppe dann auch noch einen Umschnalldildo um, mit 27 % der Suchanfragen scheint es sich dabei nämlich um dem beliebtesten Fetisch im Bereich der käuflichen Liebe zu handeln. Was lernen wir daraus—zumindest in Deutschland, über Österreich lässt sich nur spekulieren: Die perfekte Frau sieht aus, als würde sie bei einer gescripteten Unterschichts-Reality-Seifenoper mitspielen. Auf diese Information hätten wir dann ganz gerne verzichtet.
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VICE Staff
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Sex
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2015-10-08T04:00:00+00:00
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2024-07-31T01:16:02+00:00
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Usain Bolt vs Justin Gatlin ist mehr als nur Gut gegen Böse
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Wer ist der schnellste Mann der Welt? Der jamaikanische Publikumsliebling Usain Bolt oder Doping-Bösewicht Justin Gatlin? Seit dem 100 Meter-Finale der Leichtathletikweltmeisterschaft in Peking scheint diese Frage vorerst einmal geklärt zu sein. Mit einer Zeit von 9.79 Sekunden verteidigte der 1,96 große Jamaikaner seinen Titel und zelebrierte diesen Sieg in gewohnter Bolt-Manier mit unzähligen seiner Fans. Lediglich 0.01 Sekunden trennten ihn von seinem amerikanischen Rivalen Justin Gatlin. „Es war das härteste Rennen meiner Karriere”, beschreibt der Jamaikaner den Wettbewerb. Doch die Rivalität zwischen Usain Bolt und Justin Gatlin scheint weit über die Dominanz der 100 Meter hinaus zu gehen. Weit über Geschwindigkeit und unfassbare athletische Fähigkeiten. Vielmehr geht es bei dem Duell der beiden um den Kampf eines „sauberen” Athleten und einem Sportler mit zweifacher Doping-Historie. Gut gegen Böse, eine Geschichte, die dem Plot eines guten Actionstreifens entspringen könnte. „Ich habe mich immer gepusht, für mich gehts hier nur um harte Arbeit und Hingabe. Das mache ich schon seit Jahren: Fokussieren und hart arbeiten”, sagte der frisch gekürte Titelverteidiger Bolt im Anschluss an das Rennen. Gleichzeitig ist diese Aussage ein Seitenhieb, der klar auf Gatlins Vergangenheit anspielt. Der Amerikaner befindet sich in Top-Form, doch bei jedem seiner Rennen wird wohl auch in Zukunft immer ein fader Beigeschmack bleiben. Ein seltsames Gefühl, das unterschwellig noch immer in jedem Leichtathletik-Fan zu gären scheint und auch bei vielen seiner Mitstreiter. Bereits 2001 wurde eine zweijährige Sperre für das Einnehmen von Amphetaminen gegen ihn verhängt. 2006 wurde er dann positiv auf einen überhöhten Testosteronwert getestet und auch das zog eine Stafe nach sich. Diesmal sollte eine achtjährige Suspendierung auf ihn warten. Eine Strafe, die 2007 auf vier Jahre reduziert wurde, weil sich Gatlin bereit erklärte, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Aufgrund dieser Historie ist Doping in Verbindung mit der Person Gatlin auch bei den Medien noch lange nicht durch. Dies bekam der 33-Jährige während der Pressekonferenz im Anschluss an das Rennen von einem Reporter zu spüren. Sind Sie der Meinung, das Bolt für den sauberen Sport gewonnen habe? Gatlins Antwort war kühl und gelassen: „Ich bin dankbar für diese Frage”, doch mehr sagte er dazu nicht. Auch auf weiteres Nachfragen gab er immer wieder dieselbe Antwort. „ich bin einfach sehr dankbar.” Doch wieso war er dankbar? Das seine Vergangenheit angesprochen wurde? Das er überhaupt beachtet wird? Ein skurriles Szenario, das irgendwie stark an die Verhaltensweise von Russel Westbrook erinnerte. Gatlin scheint sich abzuschotten, wenn es um das Thema Doping geht. Das größte Problem an der Sache ist jedoch, dass er sich nie zu seinen Doping-Vergehen bekannt hat. „Jeder kann einen Fehler machen und man kann vergeben was einmal passiert ist “, erzählt britische Sprinter Dwain Chambers, der selbst des Dopings überführt wurde, „doch wenn man versucht so zu tun als ob nichts passiert wäre, kann auch nichts wieder gut gemacht werden.” Vielleicht soll dies Gatlins Versuch eines Neuanfangs sein, vielleicht ist seine Verhaltensweise aber auch nur eine seltsame Weise, sich unangenehmen Fragen zu entziehen. Eins ist sicher: Vertrauen schafft er damit nicht. Betrachtet man die Top fünf der schnellsten 100 Meter Sprinter der Geschichte, ist Usain Bolt der Einzige, wenn es um das Thema Doping geht, der eine weiße Weste hat. Neben Bolt befinden sich in dieser Top fünf neben Tyson Gay, Asaf Powell und Yohan Blake auch Justin Gatlin. Und Gatlin ist mit ganzen zwei Doping-Vergehen am negativ Ende der Liste. Die Kritik an ihm kommt nicht von ungefähr. Nach dem zweimaligen Nachweis verbotener Substanzen sorgt Gatlin nicht gerade dafür, seinen Namen reinzuwaschen. Zu seinen Doping-Zeiten arbeitete Gatlin mit Trainer Trevor Graham zusammen. Eine Person, die auf Lebenszeit gesperrt wurde, nachdem acht seiner Athleten des Dopings überführt wurden. Und nun, vier Jahre nach Gatlins Sperre, wird er von Justin Mitchell betreut. Auch er wurde zu seiner aktiven Zeit aufgrund von zu hoher Testosteronwerte zwei Jahre gesperrt. Usain Bolt hingegen ist seit Jahren das Aushängeschild der Szene. Er bricht Rekorde, ist charismatisch und gibt sich offen. Auch beim Thema Doping kann man ihm nichts ankreiden. Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe für seine Popularität. Doch selbst ein unangefochtener Star der Leichtathletik-Szene, sieht es als schwierig an, den Sport alleinig auf seinen Schultern zu neuem Glanz zu führen. „Es liegt nicht nur daran, dass ich es einfach nicht alleine bewerkstelligen kann.” Es sei einfach nicht seine alleinige Aufgabe, so Bolt während einer Pressekonferenz kurz vor der Weltmeisterschaft. „Es liegt in der Verantwortung jedes Athleten, den Sport zu retten und zu zeigen, dass es auch ohne Doping-Sünder vorangehen kann”. Gatlin hingegen kritisiert die angeblich einseitige Berichterstattung der BBC und entzieht sich somit den Interviews einiger Journalisten. Er könnte einen neuen Schritt wagen und vielleicht auch seine Doping-Schuld Stück für Stück reinwaschen, doch nach den seltsamen Ereignissen während der Pressekonferenz und seinen Karriereentscheidungen nach der Dopingsperre hinsichtlich seiner Trainer scheint es ihm viel wichtiger Symphatiepunkte beim heimischen Publikum einzustreichen. Und auch das tut er auf eine emotionale, jedoch sehr befremdliche Weise.
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Jermain Raffington
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2015-08-25T14:30:00+00:00
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2024-07-31T02:32:15+00:00
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https://www.vice.com/de/article/usain-bolt-vs-justin-gatlin-oder-gut-gegen-boese-321/
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Mutmaßlicher Moschee-Bombenleger von Dresden hetzte für Pegida
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Die Tür der “Fatih Camii” in Dresden nach dem Angriff | Foto: imago | xcitepress Am 23. September gingen in Dresden zwei Sprengsätze in die Luft. Jetzt wurde auf einer Baustelle in Hessen der 30-jährige, mutmaßliche Täter festgenommen, das bestätigte eine Sprecherin der Polizei Sachsen gegenüber VICE. Die Polizei Sachsen bestätigte zudem, dass der Mann Redner bei Pegida war. Den Namen des mutmaßlichen Täters bestätigen Polizei und Staatsanwaltschaft zum Schutz der Persönlichkeitsrechte nicht. Die erste Brandbombe explodierte am 23. September um kurz vor 22 Uhr vor der Tür der deutsch-türkischen Moschee “Fatih Camii”, die vom Islamverband DiTiB betrieben wird. Die Tür fing Feuer. Als die Brandbombe vor der Tür der Moschee explodierte, befand sich der 46-jährige Imam Hamza Turan gerade in der Moschee, während seine Frau in der Wohnung im selben Gebäude schlief. Knapp eine halbe Stunde später explodierte eine weitere Brandbombe auf der leeren Terrasse des Internationalen Congress Centers Dresden, wo sie einen Glasquader beschädigte. An beiden Orten fand die Polizei “Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes”. Der mutmaßliche Täter sagte im Sommer bei einer Rede in Dresden ins Mikro: “Hallo, ich bin (…) und gehöre laut Spiegel zum harten Kern von Pegida.” Applaus und Gejohle. Rechte Gewalt hat in Deutschland eine Form angenommen, die Angst macht. Amnesty International klagte in einem Bericht von diesem Jahr an: Noch nie waren die Zahlen rassistischer Gewalt in Deutschland so hoch; das Land lasse die Opfer allein und komme damit seiner menschenrechtlichen Verpflichtung nicht nach. Der Bombenanschlag auf die Moschee in Dresden, den der Pegida-Redner verübt haben soll, scheint somit die Spitze eines Eisbergs aus brauner Scheiße zu sein. Der mutmaßliche Bombenleger forderte in seiner Rede im Sommer von Merkel “das Schützen der Bürger vor kriminellen Aktivitäten”. Er sagte, dass Kinder vor Straftaten von Ausländern geschützt werden müssten. Der 10-jährige Sohn des Imams erlebte den Bombenanschlag auf die Moschee, neben der er mit seiner Familie wohnt, so: “Am Abend habe ich aus dem Fenster geguckt, weil ich draußen was gehört hatte. Jemand hatte etwas geworfen—ich dachte zuerst, einen Stein. Draußen sah ich jemanden mit einem Motorradhelm, und dann hörte ich einen Knall.” Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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VICE Staff
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"Bombe",
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2016-12-09T10:20:00+00:00
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2024-07-30T22:44:04+00:00
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https://www.vice.com/de/article/78bekq/mutmasslicher-bombenleger-von-dresden-hetzte-fuer-pegida
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Stadtrat verklagt Rechtsradikale, weil sie ihm eine Afrika-Reise schulden
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Screenshot: Twitter Es könnte ein Sieg über die Engstirnigkeit von Rechtsradikalen werden. Ein Stadtrat aus dem nordrhein-westfälischen Olpe verklagt die Partei “Der Dritte Weg”, weil er von ihr eine Reise nach Afrika bezahlt bekommen will. Die Partei hatte dem Stadtrat Kai Bitzer von den Grünen vorher einen Gutschein für die “Ausreise nach Afrika” als Postkarte geschickt. “Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!”, steht auf der Postkarte, die die Mitglieder der rechtsradikalen Partei vor einem Jahr an Einwohner im Kreis Olpe geschickt haben. Sie erreichte vor allem Menschen, die politisch links stehen. In der Mitte der Postkarte sieht man die Zeichnung eines überfüllten Flüchtlingsbootes und rote Pfeile, die nach Afrika weisen. Auf der unteren Seite steht: “Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika”. “Der Dritte Weg” gehört zu den rechtsradikalsten Parteien in Deutschland. Sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Auf der Rückseite der Postkarte fordern die Absender: “Nutzen Sie unser Angebot und verlassen Sie die ungeliebte Heimat.” Der Empfänger solle doch bitte ankreuzen, ob er mit dem Boot nach Afrika übersetzen möchte, den Landweg über die Balkanroute nehmen oder lieber fliegen möchte. Selbst eine Adresse für die Rücksendung schreiben die Rechtsradikalen auf die Postkarte. Was als subtile Drohung à la “Wir wissen, wo du wohnst” gemeint war, könnte in einer finanziellen Klatsche für die Parteimitglieder von “Der Dritte Weg” enden. “Ich würde die Reise wirklich gerne antreten – ein Bildungsurlaub finanziert von einer rechten Partei, das ist doch super”, sagt der Olper Stadtrat Kai Bitzer gegenüber VICE. Er hat “Schiffsreise” angekreuzt und die Postkarte zurückgeschickt. Da die Rechtsradikalen ihm bis jetzt aber noch keine Afrikareise im Wert von 2.200 Euro spendiert haben, reichte er die Klage ein. Sollte Kai Bitzer mit seiner Klage durchkommen, hätten alle Empfänger der Postkarte einen Anspruch auf ihre Afrikareise. “Die Partei hat um die 10.000 Postkarten verschickt”, sagt Bitzer. Nur ein Prozent müsse das Angebot annehmen, dann bekäme die Partei wohl ein ernsthaftes finanzielles Problem. Die Partei scheint die Klage ernst zu nehmen und hat mit Gisa Pahl eine Staranwältin der rechten Szene angeheuert, die auch schon andere rechte Größen wie NPD-Mitglied Udo Voigt und NSU-Mitglied Ralf Wohlleben verteidigt hat. Für Bitzer geht es deshalb nicht nur um eine schöne Dampferfahrt nach Afrika. “Ziel ist ganz klar der Widerstand gegen Rechts”, sagt der Olper Stadtrat. Was zur Hölle sich die Partei dabei gedacht hat, konnten wir leider nicht herausbekommen. “Wir geben keine Infos zu den Karten raus”, sagte ein Parteimitglied gegenüber VICE. Liebe Rechtsradikale, beim nächsten Mal erst denken, dann drohen. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Fabian Herriger and VICE Staff
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"rechtsradikal"
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2017-03-09T16:04:35+00:00
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2024-07-30T19:26:19+00:00
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https://www.vice.com/de/article/stadtrat-verklagt-rechtsradikale-weil-sie-ihm-eine-afrika-reise-schulden
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Der Typ, der Barney den Dino spielte, ist jetzt Tantra-Guru – mit bedenklichen Methoden
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“Ich mag dich, du magst mich, ‘nen bessren Freund als dich gibt’s nicht …” – Kaum ein Kind der letzten Jahrzehnte kennt nicht Barney, den lila Dinosaurier. Das Riesenplüschtier hüpft und tanzt mit Kindern über die Mattscheibe und singt dabei lehrreiche Songs. Aber in dem großen Kostüm steckt ein echter Mensch, den kaum jemand kennt. Die ersten zehn Jahre, von 1991 bis 2001, war dieser Mensch David Joyner, ein bis dato unbekannter Schauspieler aus dem US-Staat Illinois. Die Schauspielerfahrung als Barney brachte dem ehemaligen Software-Analysten eine Rolle als tanzender Bär in der Kinderserie Hip Hop Harry ein. In den vergangenen zehn Jahren hatte er noch weitere kleine Rollen in TV-Serien, ohne Kostüm. Parallel dazu hat er sich ein Standbein geschaffen, das so manche Kindheitserinnerung erschüttern dürfte: Der ehemalige lila Dino ist mittlerweile Tantra-Guru. Eine Session mit dem Mann, der einst Barney war, kann drei bis vier Stunden dauern und kostet 350 Dollar. Dafür bietet er Frauen – und zwar nur Frauen – ein rituelles Bad, einen “Chakrenausgleich” und Massage. Ach ja, und Sex. Dabei soll es aber nicht einfach um Orgasmen gehen, sondern um “Energien”. Joyner spricht mit Elan von der spirituellen Ebene seiner Arbeit. Aber andere sehen seine Auffassung von Tantra kritisch. “Wenn Lingam und Yoni sich begegnen, erschafft das eine Energie, die Berührungen mit den Händen nicht erzeugen können”, sagt Joyner, 54, im Interview mit VICE. Lingam und Yoni sind Sanskrit-Wörter, die hier für Penis und Vagina stehen. “Nicht einmal bei einer G-Punkt-Massage können die Hände dieselbe Energie erzeugen.” Mit seinem warmen Lächeln hat Joyner tatsächlich ein wenig Yogi-Ausstrahlung – aber betreibt er wirklich “Tantra”? Auch bei VICE: Dieser Berliner hat ein ganzes Zimmer als Bällebad Eigentlich handelt es sich bei Tantra um uralte Traditionen innerhalb des Hinduismus und Buddhismus, die recht wenig mit Sex zu tun haben. In der westlichen Moderne verbinden wir mit dem Wort in erster Linie “spirituellen Sex”, eine Art New-Age-Erotik mit Mindfulness. Experten sagen deshalb häufig zu der westlich-modernen Interpretation “Neotantra”. David Joyner bespaßt heute nicht mehr Millionen Kinder, sondern laut eigener Aussage eine Klientel aus etwa 30 Frauen – oder “Göttinnen”, wie er sie nennt. Er löse die Energieblockaden von zwei bis vier Frauen pro Woche, sagt er. “Die Energie, die ich für meine Arbeit im Barney-Kostüm genutzt habe, ist dieselbe Energie, auf der Tantra basiert: Liebe”, erklärt er. “Energieblockaden löst man am besten mit Liebe, und ersetzt die dann mit göttlicher Liebe. Das heilt und lässt einen weiter wachsen.” Durch seine liebe, übertrieben gut gelaunte Art wurde Barney zum Star der Kinderzimmer – und für manchen Erwachsenen zum Dinosaurier gewordenen Inbegriff nerviger Kindersendungen. Es waren Joyners Bewegungen in dem Kostüm, die Barneys sonniges Gemüt bildlich vermittelten, die Stimme stammte von einem Sprecher. “Bevor ich mir das Kostüm anzog, betete ich zu Gott, dass er seinen Heiligen Geist durch mich fließen lässt, damit das die Kinder anzieht”, sagt Joyner. “Und diese Energie zog sie auch immer an.” Kinder seien spirituell noch empfänglicher als Erwachsene. Oft sehe er beim Einkaufen ein Kind, das ihn anstarrt: “Du weißt, wer ich bin”, scherze er dann. Seine Tantra-Erfahrung habe er auch dazu genutzt, es in dem mehr als 30 Kilo schweren Kostüm auszuhalten. Die Temperatur darin habe bis zu 50 Grad erreicht, doch Tantra habe ihm geholfen, “beim ganzen Vorgang eine überschäumende Freude” zu verspüren. Wer Tantra hauptsächlich im sexuellen Zusammenhang kennt, mag das befremdlich finden, aber auch westliche Praktizierende konzentrieren sich nicht nur auf die sexuelle Ebene. Matthias Rose ist Tantra-Lehrer in der Source School of Tantra und Gründer des Moksha Tantra Center in Seattle. Er bezeichnet die Lehre als “spirituelle Wissenschaft des Bewusstseins”. Ihr Ziel sei, das Bewusstsein über den Tellerrand des eigenen Egos zu erweitern und den Menschen die Augen für das Göttliche in ihnen und allen anderen Wesen zu öffnen. “Wenn diese Vorstellung verdreht worden ist, dann durch Bücher, Videos und letztendlich auch Escort-Services, die Tantra als eine Art spirituelle Sexualität verkaufen”, sagt Rose. “Wenn du eine Frau leckst, dann sollte es sein, als ob du ein Tischgebet sprichst. Sprich ein Dankgebet, bevor du den Nektar einer Göttin kostest.” – David Joyner Joyners Äußerungen über Tantra helfen aber nicht im Geringsten, die Missverständnisse des westlichen Neotantra aufzuklären. Er sagt Dinge wie: “Wenn du eine Frau leckst, dann sollte es sein, als ob du ein Tischgebet sprichst. Kein Essen der Welt kommt an den Nektar einer Göttin ran, weil das spirituell ist. Sprich ein Dankgebet, bevor du den Nektar einer Göttin kostest. Ich wünsche mir, dass Frauen verstehen, wie mächtig diese Energie ist.” Im “Mission Statement” auf seiner Website heißt es: “Dein Geist, dein Körper und deine Seele werden vereint, in totaler Harmonie. Du erreichst einen höheren und freudigen Zustand der Erkenntnis über deine Sexualität und dein spirituelles Wesen.” Joyner zufolge erreichen Kundinnen diesen höheren, freudigen Zustand häufig durch penetrativen, am besten ungeschützten Sex. Kondome würden “die Energie blockieren”, sagt er, deshalb verwende er lieber keine. Joyner sagt, er zeige seine Geschlechtskrankheiten-Tests potentiellen Kundinnen und bitte sie im Gegenzug, ihm etwaige sexuell übertragbaren Krankheiten im Rahmen der Einverständniserklärung mitzuteilen. Laut anderen Tantra-Coaches sind dies höchst unorthodoxe Methoden. Kaya Kwan Yin ist Tantra-Lifecoach mit mehr als 100 Ausbildungsstunden in diesem Gebiet. Sie arbeitet in Vollzeit mit Tantra, hauptsächlich mit männlichen Kunden. Dass Kondome “Energie blockieren” sollen, klingt für sie “zwielichtig” und “gefährlich”, denn für tantrischen Sex müsse man nicht einmal nackt sein. “Penetration der Vagina durch den Penis wird im Tantra heute oft als ‘vollständige Vereinigung’ bezeichnet”, erklärt Kaya per Skype aus Tokio. “Dabei kann sexuelle Energie Kleidung, Kondome und Ländergrenzen überwinden, und viel mehr. Mit Kunden Sex zu haben, ist in der Tantra-Welt eine Anomalie und nicht die Norm.” Doch Joyner wirkt sehr überzeugt von seinen Methoden. “Wenn der Lingam in der Yoni ist, gibt es eine Technik, bei der man sich nicht einmal bewegt. Man harmoniert spirituell, man schaut sich in die Augen und fühlt die Energie des anderen. Es geht um aufsteigende Energie.” Viele Frauen, so Joyner, hätten zuvor noch nie richtig spirituellen Sex gehabt. “Ich bin da ganz anderer Meinung”, sagt Tantra-Lehrer Rose. “Ich will nicht sagen, dass es überhaupt keinen Raum für Geschlechtsverkehr gibt, das gehört durchaus zu den tantrischen Werkzeugen, aber in einem Kundenverhältnis braucht es das so gut wie nie – vor allem nicht zur Heilung.” Rose ist der Meinung, ein Tantra-Praktiker könne allein mit den Händen alles für eine Kundin tun, das energetisch vonnöten ist. Um Chakren auszugleichen, müsse man die Person nicht einmal berühren. Um den Körper von Traumata zu befreien, seien zwar Berührungen nötig, aber am besten mit den Händen, denn “unsere Herzenergie sitzt in den Händen”, so Rose. “Abgesehen davon ist das Risiko groß, noch mehr Traumata zu verursachen, wenn es zum Geschlechtsverkehr kommt.” Kimberly Resnick Anderson ist Sex-Therapeutin und Dozentin für Psychiatrie an der University of California, Los Angeles. Sie teilt Roses Bedenken zu Joyners Methoden, vor allem in Bezug auf den ungeschützten Verkehr. “In Kalifornien müssen sogar Porno-Darsteller Kondome tragen”, sagt sie. “Das ist Gesetz. Dass er keine Kondome verwendet, ist medizinisch unethisch und verantwortungslos. Das hat nichts mehr mit einer gesundheitlichen Versorgung zu tun.” Joyner hat mit seiner Tantra-Praktik 2004 begonnen, seine Kundinnen findet er meist durch persönliche Empfehlungen – oder er überzeugt Frauen, die er auf Tinder kennengelernt hat. Er fährt zu den Kundinnen nach Hause, im Großraum Los Angeles und selbst außerhalb von Kalifornien. Seine Website enthält mehrere “Goddess Testimonials”, in denen Frauen atemlos von den Freuden einer Session mit Joyner schwärmen. Joyner sagt, er führe mit jeder Interessentin ein Gespräch, um einzuschätzen, ob sie für die spirituelle Erfahrung bereit sei. Wenn nicht, lehne er sie als Kundin ab. Eine Kundin ist Lisa*, 50. Am Telefon erzählt sie VICE, sie habe Joyner auf Tinder kennengelernt. Etwa bei der dritten Session habe sie Sex mit ihm gehabt, ein Erlebnis, das sie als “spirituelles Erwachen” bezeichnet. Seit drei Jahren ist sie Stammkundin. Ab und zu habe sie darauf bestanden, dass Joyner ein Kondom trägt, sagt sie. Indigo*, 53, arbeitet als Krankenschwester. Im Telefoninterview erklärt sie, die Sessions mit Joyner seien für sie ein Ausgleich für die viele Zeit, in der sie sich nur um andere kümmert. “Beim ersten Mal haben wir nicht das volle Programm gemacht, weil er gespürt hat, dass ich zögerlich war”, sagt sie. “Aber nach den ersten paar Sessions fing ich an, mich zu lockern.” VICE hat insgesamt drei Kundinnen interviewt, die alle durch Joyner vermittelt wurden. Alle drei sagten, sie hätten sich von Joyner nie unter Druck gesetzt oder gezwungen gefühlt, Sex zu haben. Joyner selbst weist diese Vorstellung ebenfalls entschieden von sich. In Los Angeles liegen keine Anzeigen wegen sexualisierter Verbrechen gegen ihn vor, wie das Los Angeles Police Department VICE mitteilt. Zwischen Heiler und Patientin, oder Guru und Schüler, herrscht dennoch ein gewisses Machtgefälle, das nicht alle so leicht mit einvernehmlichem Sex vereinbaren können. Zum Beispiel Laura Palumbo, Kommunikationsdirektorin der Nonprofit-Organisation National Sexual Violence Resource Center. “Wenn man sich ein solches Szenario genauer ansieht”, sagt sie VICE am Telefon, “erkennt man durchaus Dynamiken, die das Ganze ein bisschen komplizierter machen als einfach nur Sex zwischen gleichgestellten Erwachsenen.” Weiter erklärt Palumbo, eine sehr bekannte Person könne etwa ihren Status ausnutzen, um jemanden zu eigentlich ungewollten sexuellen Handlungen zu bewegen. “Und die spirituelle Komponente macht das hier nur noch komplizierter. Die Teilnehmerinnen wollen sich an die spirituellen Vorgaben halten – gerade wenn sie jemanden suchen, der sie führen kann. Das sind keine Partner auf Augenhöhe.” Außerdem verstößt Joyner vielleicht auch gegen das Gesetz. In Kalifornien ist es verboten, kommerzielle Massagen anzubieten, die sexuell erregen sollen. Um sich zu schützen, hat Joyner mit der Hilfe eines befreundeten Polizisten einen Vertrag aufgesetzt: Alle potentiellen Kundinnen müssen ihm schriftlich versichern, dass sie nicht für die Polizei arbeiten. Außerdem behauptet er, ein Schlupfloch zu haben, denn die erste Session sei gratis, womit das Einvernehmen der Parteien vor dem Gesetz gültig sei. Der kalifornische Strafverteidiger Jonathan Kelman hat da schlechte Nachrichten für Joyner. Da er bei weiteren Sitzungen Geld für Sex und erotische Massagen verlange, könnten die Behörden Joyner wegen Prostitution anzeigen, so Kelman. Die Tantra-Therapeutin Anderson sagt dazu: “Wenn ich mit einem Patienten Sex hätte, wäre das eine Straftat, man würde mich anzeigen und mir meine Zulassung wegnehmen.” Joyner sagt, er habe Tantra und spirituelle Sexualität entdeckt, als er in den 1980ern mit etwa 20 schwedische Massage lernte. Er jobbte neben dem Studium als Masseur, und als andere ihm sagten, wie erregend seine Berührungen seien, habe er angefangen, Tantra und Massage zu kombinieren. Als er 1991 die Rolle des Barney bekam, musste er sich fortan bedeckt halten, was seine Vorliebe für Tantra anging. Laut Joyner sagten die Anwälte des Studios, er dürfe in seiner gesamten Zeit als Dinosaurier nicht über Tantra sprechen, es nicht lehren und es auch nicht praktizieren, sonst sei eine Klage vorprogrammiert. Während seines Jahrzehnts im lila Kostüm habe er trotzdem heimlich weitergemacht und nur wenigen Crew-Mitgliedern von seiner Leidenschaft erzählt. Stephen White war von 1992 bis 2005 Chef-Autor der Barney-Reihe. Er hat erst vor wenigen Jahren von Joyners Liebe zu Tantra erfahren, sagt er. “Ich kannte David als sehr spirituell und positiv – er hat Energie verströmt”, sagt er. “Man fühlte sich in seiner Gegenwart wohl.” Die Sache mit dem Tantra habe ihn allerdings überrascht, als er sich genauer mit dem Phänomen befasste. “Ich urteile nicht oder so, aber das ist eine Seite von David, die mir neu war.” Leah Montes ist heute 39. Im Alter von 9 bis 15 spielte sie in Barney und seine Freunde die Rolle der Luci. “David war exzentrisch und wundervoll und interessierte sich für Dinge, von denen ich in dem Alter noch nichts verstand”, sagt sie. “Er war normal, lustig, energiegeladen und gut gelaunt.” Joyner sagt, er wolle die Botschaft des Tantra und der Macht der Göttinnen-Energie verbreiten. Er sieht dabei durchaus Parallelen zwischen seinen Tätigkeiten als tantrischer Erotikmasseur und als Kinder-Entertainer. “Ich war mir immer sicher, dass ich für diese Figur bestimmt war”, sagt er. “Denn viele Elemente bei Barney waren genau die Dinge, die ich im Tantra trainiert habe.” * Name geändert Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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"barney",
"Dinosaurier",
"Guru",
"Sex",
"tantra"
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Sex
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2018-01-26T09:46:07+00:00
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2024-08-12T08:07:26+00:00
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https://www.vice.com/de/article/zmzgbw/der-typ-der-barney-den-dino-spielte-ist-jetzt-tantra-guru-mit-bedenklichen-methoden
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Forscher sagen der Fleischindustrie mit ihrem billigen Labor-Burger den Kampf an
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Fleisch zu essen, ohne Tiere dafür zu töten, war noch nie so günstig. Dank weiterentwickelter Technologie ist ein ethischer Burger aus dem Labor nun enorm viel billiger geworden und hat mit einem Dumpingpreis von zehn statt vormals 250.000 Euro pro Klops das Zeug zum Massenprodukt. Der Forscher und Professor für Biotechnologie Dr. Mark Post von der Uni Maastricht suchte sich provokanterweise ausgerechnet eine australische Viehzüchter-Konferenz aus, um seinen weiterentwickelten Discount-Zuchtburger in einer Keynote vorzustellen. In Darwin legte er der versammelten Rinderzucht-Lobby damit mehr oder weniger nahe, sie würden in naher Zukunft mitsamt ihren Herden, Schlachtbetrieben und gigantischen Weideflächen überflüssig werden. Ein Biss dieser Zecke macht dich zum Fleischallergiker Denn die traditionelle Viehzucht wird die steigende Fleischnachfrage nicht decken und trägt schon heute zu einem gigantischen Teil zur globalen Erderwärmung bei. In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ABC in Australien sagte Post: „Wir müssen uns was Neues ausdenken. Das hier könnte ein ethischer und umweltfreundlicher Weg zur Fleischproduktion sein.” Für die magische Vermehrung des Fleischs aus der Petrischale brauchen Dr. Post und sein Team nur ein paar wenige Stammzellen, aus denen sie das Patty hochzüchten. Bild: Universität Maastricht „Alle unsere Muskelzellen haben Stammzellen und die warten nur darauf, im Falle einer Verletzung Muskelgewebe zu reparieren. Diese Zellen kannst du aus dem Körper nehmen und sie sich replizieren lassen.” Die Zellen ziehen sich spontan zusammen und bilden entsprechend ihrer internen Programmierung neues Muskelgewebe, das zweieinhalb Zentimeter langen roten Schnürchen ähnelt. „Das machen sie von selbst. Dafür brauchst du keinen Körper.” Da die Muskelwürmchen aus dem Labor noch völlig fettfrei sind, arbeitet Post mit seinem Team auch an der Züchtung von Fettgewebe, das den gezüchteten Muskelfasern für Geschmack und Geschmeidigkeit beigemischt werden soll „und mehr gesündere ungesättigte Fettsäuren enthält, so wie bei einer Avocado”, sagte Post. Aber wir wollen es.” Das Ergebnis schmeckte auch schon 2013 nach Fleisch, schien aber für einen etwas gehobeneren Preis von 250.000 Euro nicht restlos zu überzeugen: „Ich hatte schon bessere Burger für weniger Geld”, gibt Post zu. Zwei Jahre später hat das Team aus Maastricht die Burgerzucht soweit perfektioniert, dass der Petrischalen-Klops nun zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises erhältlich ist. Für rund zehn Euro pro Patty kommt er dem Preis eines Neuland-Bio-Burgers schon ziemlich nahe—mit dem Unterschied, das die Spenderkuh auch noch morgen herzhaft wiederkäuen kann, während der Kunde ihr ethisch produziertes Fleisch verzehrt. „Stellen wir uns mal vor, dass wir in 50 Jahren zwei identische Produkte in den Regalen hätten—Hack und gezüchtetes Hack. Wer könnte dann guten Gewissens noch Fleisch von getöteten Tieren kaufen?” Die Utopie, dass die Zucht der künstlichen Burger die erste disruptive Technologie für die Vieh- und Fleischindustrie sein könnte, ist keineswegs abwegig. Wer nicht glaubt, dass sich Konsumenten bei der Wahl zwischen „echten” Fleisch aus einem Tier und den in der Petrischale zusammengeklebten Würmchen entscheiden ungern für letzteres entschieden werden, erinnere sich an den schnellen Paradigmenwechsel bei Hühnereiern: Binnen 25 Jahren erlebten Batterie-Eier einen beispiellosen Rufverlust—die Konsumenten entschieden sich bei zwei exakt gleich schmeckenden Produkten bewusst für die ethischer produzierte Variante aus der Boden- oder Freilandhaltung. Batterie-Eier gelten seitdem als unwiederbringlich anrüchig. Dem synthetischen Rinderklops stehe nach dieser Logik und unseren eigenen Gelüsten wegen eine goldene Zukunft bevor: „Wir brauchen kein Tierprotein für unser Wohlbefinden, aber wir wollen es”, meint Post, der es selbst „nicht schafft”, Vegatarier zu werden. „Es ist uns ein inneres Verlangen, besser kann ich es nicht erklären.”
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Theresa Locker
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"discount",
"entdeckungen",
"Fleisch",
"Kühe",
"Lebensmittel",
"Motherboard",
"motherboard show",
"Nahrung",
"Tech"
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Tech
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2015-04-02T09:55:00+00:00
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2024-07-31T01:43:51+00:00
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https://www.vice.com/de/article/laborburger-zuechter-aus-maastricht-sagt-der-fleischindustrie-den-kampf-an-111/
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Red Bull Rookies Cup – Ride Fast. Live Young.
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VICE trifft sich mit Sturla Fagerhaug, Jacob Gagne, Hayden Gillim und Benny Solis, allesamt Teenager-Rennfahrer, die beim Red Bull Rookies Cup antreten. Saison-Kick-Off ist in Spanien und Italien.
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"americana"
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2009-11-19T00:00:00+00:00
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2024-08-12T07:37:33+00:00
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https://www.vice.com/de/article/ride-fast-live-young-2-of-8/
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Wie Calaa versucht, die Folter im libyschen Gefangenenlager zu verarbeiten
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Calaa ist 15 Jahre alt, als er zum ersten Mal sieht, wie Menschen sterben. Es ist April 2014 und Calaa gehört zu den Oromo, einer verfolgten Minderheit in Äthiopien, der die Regierung damals ihr Land wegnimmt. Schüler, Schülerinnen und Studierende, auch Calaa und seine Freunde, demonstrieren dagegen. Die Polizei – so erzählt er es – schießt in die Menge, Hunderte Menschen rennen. Sie fallen neben Calaa zu Boden, weil sie stolpern. Oder weil sie eine Kugel trifft. Calaa kommt ins Gefängnis, spürt zum ersten Mal, wie sich Peitschenhiebe auf seinem Rücken, wie sich Tritte, wie sich Schläge anfühlen. Zehn Tage verbringt er dort. Danach beschließt er zu fliehen. Durch den Sudan, wo er bei 40 Grad auf einer Baustelle Steine geschleppt habe. Durch Libyen, wo er monatelang gefangen gewesen sei, wo ihn Milizen schlugen und folterten, wo er wochenlang kaum sprechen und sich nicht waschen durfte, wo es an vielen Tagen nicht mehr zu essen gab als eine dünne Scheibe Brot und nicht mehr zu trinken als ein paar Schlücke Wasser. Durch die Wüste, auf der Ladefläche von Transportern, die so eng gewesen seien, dass sich seine Beine bis bis heute manchmal taub anfühlen. Und über das Mittelmeer in einem Boot, das beinahe untergegangen sei. Auch bei VICE: Eine der tödlichsten Routen nach Europa: Flucht übers Meer Fast sechs Jahre nachdem Calaa zum ersten Mal sah, wie Menschen sterben, sitzt er in einem Büro einer Therapeutin in München und sagt: “Ich weiß nicht, wie viele Menschen ich auf der Flucht verloren habe. 40 mindestens.” Vor ihm steht ein goldenes Tischchen, doch er stellt das Glas Leitungswasser, das er in den Händen hält, die nächsten drei Stunden nicht ab. Er hält sich daran fest, während er von seiner Flucht, der Zeit in Gefangenenlagern, der Reise durch die Wüste und über das Mittelmeer spricht. Jedes Mal, wenn er stockt, nimmt er einen großen Schluck. Calaa ist 21 Jahre alt und heißt eigentlich anders. Seinen richtigen Namen möchte er nicht verraten, weil er in Deutschland nur geduldet ist und fürchtet, dass ihn die Behörden eines Tages abschieben könnten. Calaa ist schmächtig, mehr Junge als Mann, seine Stimme ist leise. Manchmal wirkt es, als er erzähle er von seiner Flucht auch deshalb so ausführlich, weil er sich selbst beweisen möchte, dass er darüber sprechen kann, nachdem er aus Angst vor den Bildern in seinem Kopf so lange geschwiegen hatte. Von dem, was er auf seiner Flucht und in seiner Heimat erlebte, ist Calaa traumatisiert. Als er im September 2015 in Deutschland ankam, habe er Tag und Nacht geschlafen, mit niemandem gesprochen, sich einsam gefühlt und vor allem habe er Angst gehabt. Wenn irgendwo etwas knallte, das sich wie eine Pistole anhörte. Wenn Menschen zu laut sprachen. Wenn sich Menschen gegenseitig beleidigten. Wenn Menschen einen Akzent hatten, der klang, als könnten sie aus Libyen stammen. Seit etwa eineinhalb Jahren ist Calaa deshalb in Therapie bei Refugio, einem Behandlungszentrum für geflüchtete Menschen und Folteropfer in München. Am Anfang saß er einmal die Woche in dem Büro mit dem goldenen Tischchen gegenüber von seiner Psychotherapeutin Jenny Mika. Jetzt kommt er nur noch alle zwei Wochen. Ihm gehe es besser, sagt er. Vor einem Jahr begann Calaa eine Ausbildung zum Krankenpfleger, seit ein paar Monaten lebt er alleine in einer Wohnung in München. Doch längst nicht alle Geflüchteten haben Zugang zu einer Therapie. Genaue Zahlen, wie viele Geflüchtete in Deutschland psychisch erkrankt sind, wie viele Therapieplätze vorhanden sind und wie viele fehlen, gibt es nicht. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung aus eine Anfrage der Links-Fraktion aus dem Juli 2019 hervor, aus der sich auch herauslesen lässt, dass die Bundesregierung momentan keinen Bedarf sieht, etwas an der Situation zu ändern. Dabei ist sicher, dass ein Großteil der Geflüchteten in Deutschland psychisch leidet: Drei von vier Geflüchteten gaben in einer Studie an, Gewalt erfahren zu haben. Die Gefragten kamen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Jeder Fünfte wurde demnach gefoltert, etwa jeder Dritte hat einen Angehörigen verloren. Psychologinnen und Psychologen gehen davon aus, dass mindestens 30 bis 40 Prozent der Geflüchteten in Deutschland Anzeichen einer Depression zeigen und traumatisiert sind. Das heißt: Von den etwa 1,5 Millionen geflüchteten Menschen, die 2017 in Deutschland registriert waren, könnten rund 465.000 Personen eine Behandlung brauchen. “Ob jemand eine Therapie bekommt, hängt oft von Glück und engagierten Menschen ab” Doch darauf sei das deutsche Gesundheitssystem nicht ausreichend vorbereitet, schreibt die Bundespsychotherapeutenkammer in einer Stellungnahme. Nur ein geringer Teil der Flüchtlinge erhalte eine angemessene Behandlung. Zum Beispiel können Geflüchtete während der ersten 15 Monate in Deutschland meist nur dann zu einem Arzt, wenn es um ein akutes Problem geht, wenn sie zum Beispiel Masern haben oder sich einen Knochen gebrochen haben, eine Psychotherapie fällt oft nicht darunter. Psychische Probleme sind – zumindest aus Sicht der Behörden – kein Notfall. Dabei sind die Folgen, der Leidensdruck, oft viel schlimmer als die eines Knochenbruchs. Die Experten kritisierten das 2015 – geändert habe sich seitdem wenig. “Ob jemand eine Therapie bekommt, hängt oft von Glück und engagierten Menschen ab”, sagt Daniela Krebs von der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF). Denn die bürokratischen Hürden seien hoch: Um die Kosten einer Therapie erstattet zu bekommen, müssten die Geflüchteten mehrere Anträge stellen. Hinzu komme, dass Therapieplätze generell fehlen, egal woher die Patienten stammen. Außerdem hätten viele Psychotherapeuten keine Erfahrung mit Dolmetschern. Und oft ist unklar, wer die bezahlen soll. Der Verein, für den Daniela Krebs arbeitet, vernetzt 41 Psychosoziale Zentren in ganz Deutschland. In diesen Zentren, zu denen auch Refugio gehört, arbeiten Psychologen, Ärztinnen, Sozialarbeiter und Dolmetscherinnen zusammen. Wie die Geflüchteten krankenversichert sind und welchen Aufenthaltstitel sie haben, spielt dort bei der Frage, ob sie behandelt werden, keine Rolle. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen allerdings meist nicht. Die Psychosozialen Zentren sind auf Spenden und Förderungen angewiesen. Doch davon würden sie nicht genug bekommen, sagt Krebs, und deshalb fehle es in ganz Deutschland an Plätzen: Mehr als 7.200 Menschen mussten die Psychosozialen Zentren 2017 ablehnen, im Schnitt warteten die Patienten sieben Monate lang, bis sie eine Therapie beginnen konnten. Zwar hätten die Psychosozialen Zentren etwa 28.400 Menschen versorgt, doch Krebs schätzt, dass das gerade einmal sechs Prozent der Bedürftigen sind. Auch Calaa musste fast ein halbes Jahr warten, bis er Hilfe bekam. Ein Freund, den er auf seiner Flucht kennenlernte, brachte ihn zu dem Behandlungszentrum. Am Anfang, sagt Calaa, habe er nicht daran geglaubt, dass es ihm etwas bringen könne, darüber zu sprechen. “Aber es hat geholfen, dass jemand zuhört.” Oft sei die Erinnerung an die Flucht immer noch schwer: die Bilder auf seinem Weg durch die Wüste, wo er einmal mit fast 30 Menschen auf der Ladefläche eines Jeeps gesessen habe, wo sie mit Seilen festgebunden gewesen seien, um nicht herunterzufallen, und wo ihm Staub und Sand ins Gesicht peitschten. “Wir wussten, wenn wir schreien, werden wir geschlagen. Aber manchmal dachten wir, es ist besser, geschlagen zu werden, bloß damit wir kurz stehen bleiben und unsere Beine bewegen können.” Schleuser verkauften Calaa schließlich an ein libysches Gefangenenlager. Sich daran zu erinnern, fällt ihm besonders schwer. Das Auswärtige Amt nannte die Zustände dort “KZ-ähnlich”. Calaa sagt über die Lager: “Für die Wärter war Schlagen dort so was wie für andere Leute Sprechen.” Die meiste Zeit sei er zusammengekauert dagesessen, mit angewinkelten Beinen, den Kopf auf seinen Knien und die Wärter hätten ihn von hinten auf seinen Kopf geschlagen, manchmal so fest, dass der Stock davonflog. Sprechen sei verboten gewesen, fast zwei Monate habe er praktisch geschwiegen. Nur wenn keine Wärter in der Nähe waren, konnte er dem Gefangenen neben sich ein paar Sätze zuflüstern. Innerhalb von sieben Monaten habe er sich nur dreimal gewaschen. Für die 1.600 Menschen in der Halle, in der er gefangen gewesen sei, habe es nur zwei Toiletten gegeben. “In der Halle standen Autos. Als jemand einmal hinter einem aufs Klo gegangen ist, wurde er kopfüber aufgehängt, geschlagen und hat Elektroschocks bekommen.” Auch er sei mit dem Gerät gequält worden: “Die Wärter verwendeten es wie Spielzeug. Wenn man nur an ihnen vorbeilief, konnte es passieren, dass man einen Schock bekam.” Einmal habe Calaa versucht zu fliehen. “Dann schossen die Wärter von den Dächern.” Wieder seien Menschen neben ihm zu Boden gesackt und von den Kugeln gestorben. “Ich hatte Glück”, sagt Calaa. Er sei am Leben und nicht verhungert, erschossen oder vergewaltigt worden, wie viele andere, die mit ihm in dem Lager gefangen waren. Das, was Calaa auf der Flucht erlebte, sei typisch, sagt seine Therapeutin Jenny Mika. Zumindest für einen Mann: “Bei Frauen kommt fast immer sexuelle Gewalt hinzu.” Bis ihre Klienten über ihre Zeit in den Lagern und ihre Flucht sprechen können, dauere es oft Monate oder Jahre. Jenny Mika betreut an die 20 Geflüchtete, insgesamt kamen im vergangenen Jahr mehr als 2.300 Menschen in das Behandlungszentrum in München und seine Außenstellen in Landshut und Augsburg – und es könnten wohl noch mehr sein: Jedes Jahr gibt es laut Refugio fünfmal so viele Anmeldungen wie Plätze. Deshalb nimmt das Zentrum nur die schwersten Fälle auf. Ein Zehntel habe einen Selbstmordversuch hinter sich, ein Drittel sei selbstmordgefährdet. All das hat Folgen: Für Menschen mit einer psychischen Erkrankung sei es schwieriger, Deutsch zu lernen, eine Arbeit zu finden und sich zu integrieren, sagt Daniela Krebs von der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Zentren. Weil die Geflüchteten mit ihren Traumata so belastet seien, dass sie sich häufig zurückziehen. Calaa hat bloß einen Freund, der auch aus Äthiopien stammt. Er lernte ihn auf der Flucht kennen. Mit einer Gruppe ehrenamtlicher Paten geht Calaa manchmal joggen. Mit seiner Familie telefoniere er vielleicht einmal im Monat. Sein Vater arbeitet als Landwirt und sei in Äthiopien sicher, weil er sich nicht politisch engagiere. Mindestens 5.000 Euro habe er für Calaas Flucht bezahlt. “Immer wieder verlangten die Schleuser mehr”, sagt Calaa. “Ich habe mich so geschämt, wenn ich bei meiner Familie anrufen musste, um nach noch mehr Geld zu fragen.” Am Ende tat er es doch. Im August 2015 sei er schließlich bei Nacht gemeinsam mit 500 Menschen auf ein Boot gestiegen. Es sei so voll gewesen, dass diejenigen, die ganz unten saßen, beinahe erstickten. Fünf Tage habe die Überfahrt nach Sizilien gedauert. Am 22. September 2015 kam Calaa in München an. “Am Anfang habe ich mir große Sorgen gemacht, wie mein Leben jetzt weitergehen soll”, sagt er. Und oft könne er immer noch nicht gut schlafen. Trotz seiner Ausbildung ist unsicher, ob er in Deutschland bleiben darf. Alle sechs Monate muss er in der Ausländerbehörde seine Duldung verlängern. “Jedes Mal, wenn ich dorthin gehe, habe ich Angst.” Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Christina Hertel
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Menschen
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2019-10-08T04:00:00+00:00
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2024-07-30T14:53:54+00:00
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https://www.vice.com/de/article/59nkga/wie-calaa-versucht-die-folter-im-libyschen-gefangenenlager-zu-verarbeiten
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„Man ist in Dresden prinzipiell skeptisch gegenüber allem Neuen.“
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Bevor es das Internet gab, fiel Cuthead als jungem Schüler eine Demo-CD von Fruity Loops in die Hände—der Startschuss für seine Beatproduktionen. Mit der Zeit wurde er experimenteller und wandte sich dem House zu. Als sich 2010 das Dresdener Label Uncanny Valley gründete, fanden sich verschiedene Stilrichtungen zusammen. Während Conrad Kaden der Disco-Boy und Jacob Korn der Techno-Head unter den Gründern ist, gilt Cuthead als der HipHopper. Heute sorgt man gemeinsam für beständig gute Nachrichten aus dem tiefsten Osten. Cuthead ist dabei dem HipHop ebenso treugeblieben wie dem House, wie seine EP „Everlasting Sunday” von 2013 zeigt. Auf der einen Seite fand man elektronische Musik, auf der anderen HipHop. Wir sprachen mit ihm über diesen Spagat, den Sinn von Live-Sets und die Situation in Dresden rund um Pegida und die elektronische Szene. Robert, bis heute bist du sowohl House als auch HipHop zugeneigt. Haben beide Genres Gemeinsamkeiten für dich?Definitiv. Das Sampling ist ja eine elektronische Technik. Ob man Wave-Formen oder Samples als Grundlage für die Produktionen benutzt, ist am Ende eigentlich egal. House und HipHop bauen auf Sequencing auf, also dem Kreieren einzelner Abschnitte, die dann zusammengefügt werden. Es gab ja schon vor der Annäherung von House und HipHop durch Max Graef und Co. mit samplebasierter House-Musik in den 90er Jahren. Die Quellen für die Samples sind häufig auch die gleichen.Genau. Und im House wurden nicht nur Drum Machines benutzt, sondern auch Breaks gesampelt. Und das ist eigentlich eine klassische HipHop-Methode. Beziehungsweise klassisch House, je nachdem. Da gab es schon immer Annäherungsmöglichkeiten. Letztlich unterscheidet man sich hauptsächlich durch die Geschwindigkeit, die man einstellt. Momentan scheint es ja mit den angesprochenem Max Graef, sowie Glenn Astro und der restlichen Money Sex Records Crew eine neue Generation von Produzenten zu entwickeln, die HipHop mit House versöhnen.Auf jeden Fall. Das war viele Jahre lang ein rotes Tuch, besonders im HipHop. Ein grader Beat war da inakzeptabel. Wobei ich selbst auch mal so war. (Lacht) Bist du ausgebildeter Musiker?Ich würde sagen, ich hab Lagerfeuer-Skills. Also ein bisschen Gitarre und Klavier kann ich spielen. Beim Produzieren mache ich die Sequenzen einzeln, ich kann mich nicht an die Keys ransetzen und eine groovy Line spielen. Ich nehm’ zum Beispiel einen Clap auf oder einen Ton auf dem Klavier und setze das dann zusammen. Du spielst meistens live im Club. Ein Redakteur von Thump UK hat letzte Woche einen Artikel geschrieben, in dem er Live-Sets im Techno- oder House-Bereich als prinzipiell langweilig bezeichnet. Wie siehst du das?Ich gebe ihm insofern Recht, dass in 90 % der Fälle die Live-Show dem Club-Konzept widerspricht. Eine Live-Show ist durch Fehler gekennzeichnet. Oder dadurch, dass jemand spricht oder ein Solo macht. Das geht schwer zusammen mit einem Abend, an dem getanzt wird und ein kontinuierlicher Sturm der Musik fließen soll, aus dem man nicht rausgebracht wird. Das meiste was ich bisher an Live-Sets gesehen habe, ist relativ lame. Da steht halt jemand und dreht ein paar Knöpfe. Es gibt aber Ausnahmen und man kann das cool machen wie KiNK zum Beispiel, der eine gute Show aufzieht und die Leute ins Tanzen bringt. Oder in deinem Boiler Room Set.Okay. Im Club ist es aber was Anderes und schwieriger. Ich find das ursprüngliche Konzept von Techno gut, also dass die Musik im Vordergrund steht und nicht die Person, die dafür verantwortlich ist. Das war damals gegen den Personenkult gerichtet, den es zum Beispiel im Rock gab und gibt. House kommt da ja aus einer anderen Richtung, aus dem Disco. Und da stand der DJ schon mehr im Vordergrund. Es hat funktioniert, die Leute haben getanzt. Wie unterschiedlich sind deine Erfahrungen als HipHop-DJ und als House-DJ?Im HipHop geht es viel um den Drop-In. Ein Track hat ein cooles Intro, dann setzt der Beat ein, alle rasten aus und nach 20 Sekunden kommt der Cut und das nächste Element. Man hangelt sich von einem Drop zum nächsten. Im elektronischen Bereich hat man einen modulierenden Zugang, das heißt der Track baut sich langsam auf. Das hat mich früher immer sehr gestört, dass da gefühlt nichts passiert. Hodini meinte, er mag an seinen House-Sets, dass er mehr mixen und eine Stimmung aufbauen kann.Das mag ich auch, aber ich seh’ die Herangehensweise von DJs in der elektronischen Musik auch kritisch. Es gibt viele Sets, die sind so homogen und plätschern den ganzen Abend vor sich hin, man bemerkt keine Übergänge und keine Veränderungen. Darauf steht ich nicht so. Ich mag auch kürzere Tracks, so im Bereich von 4:30. Und auch etwas rougheres Cutten. Genres zu wechseln und das Tempo mal rauszudrehen ist ebenso wichtig. Da kann man auch mal auf einen Übergang scheissen und einfach 10 BPM runtergehen. Das kollidiert dann aber natürlich wieder mit dem Anspruch der Leute, durchtanzen zu wollen. „Das meiste was ich bisher an Live-Sets gesehen habe, ist relativ lame.” Hattest du aufgrund deines doch sehr heterogenen Live-Sets schon Probleme mit dem Publikum?Ich wurde noch nicht bedroht, wie das Max [Graef] schon passiert ist, aber am Anfang war es schwierig, als ich noch nicht so viele House-Tracks hatte. Da hab ich dann nicht reagieren können, wenn ich gemerkt habe, dass die Leute grad keinen HipHop hören wollen. Bei einem Live-Set ist es auch noch mal anders, da kann man meistens seinen Stiefel runterspielen. Wenn du aber DJ bist, beschweren sich die Leute dann schon eher. Du lebst schon lange in Dresden, das ja nun aufgrund von Pegida oft im Fokus der Öffentlichkeit stand. Wie siehst du die Situation in der Stadt? Merkt man etwas davon?Im Alltag betrifft es mich relativ wenig. Ich lebe in Neustadt, da ist alles noch cool. Es ist schon tragisch: Die Entwicklung von Dresden in den letzten zehn Jahren war positiv. Während der DDR-Zeit gab es keinen Austausch mit anderen Ländern. Die Leute sind 40 Jahre lang an einem Ort geblieben. Das aufzubrechen hat lange gedauert. Der Tourismus hat sich gut entwickelt und jedes Jahr gab es eine neuen Rutsch an Studenten. Viele neue Crews sind entstanden. Ich hoffe, das kann man bewahren. Andererseits war mir auch immer klar, dass so eine Bewegung in Dresden funktionieren könnte. Ich kann mich zwar nicht so gut in andere Städte reinversetzen, weil ich hier geboren wurde, aber ich war neulich in Regensburg und da hat man mir gesagt, dass an den Stammtischen wahrscheinlich genauso gesprochen wird. Die Frage ist allerdings, warum sich die Leute in Dresden im Gegensatz zu dort mobilisieren lassen. Welche Gründe könnten das sein?Der fehlende Austausch ist sicherlich ein Faktor dabei, man ist hier prinzipiell skeptisch gegenüber allem, was neu ist. Das fängt schon bei den Smartphones an. Als ich mal aus Amsterdam wiederkam, wo alle das hatten, hat man mir hier erzählt, dass die einen nur verarschen und das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Hier hat es auch keinen Ansturm auf den Apple Store gegeben, als der eröffnet wurde. Ich kenne vor allem ältere Leute, die sich immer prinzipiell verarscht fühlen. Vielleicht wegen negativer Erfahrungen nach der Wende. Es ist aber trotzdem schwer zu erklären. Besonders das Umland hatte schon immer dieses Potenzial. Der State of Mind ist eben so, wie er sich in den letzten Monaten herauskristallisiert hat. Das muss man leider so sagen. Mir war immer klar, dass sowas wie Pegida in Dresden funktionieren könnte. Menschen lassen sich ja auch nicht einfach so radikalisieren, sondern haben vorher eine psychische Disposition für derlei Agitation.Auf jeden Fall. Hier wurde über 40 Jahre gepredigt, dass Russland der Verbündete und der Anker ist. Diese Radikalisierung fand ja auch zu einem Zeitpunkt statt, als grad viel gegen Russland berichtet wurde. Und da hat Pegida dann angeknüpft und gesagt: Nein, das ist alles Propaganda! Um dann selbst wieder ein bisschen in diese alte Ost-Propaganda zurückzufallen. Verschwörungstheorien spielen dabei auch eine große Rolle. Die Leute behaupten hier ständig, dass alle sich gegen sie verschworen haben. Vor allem die Amerikaner, die angeblich überall ihre Finger drin haben und die Deutschen verarschen wollen. Deshalb sind hier und in Deutschland allgemein viele offen für Russia Today. Das ziehen sich viele zu Hause rein und merken dann nicht, dass sie manipuliert werden. Und solche Menschen kritisieren dann ARD und ZDF, weil es Staatspropaganda sei und nehmen alles für bare Münze, was Russia Today berichtet. Das ist dann schon eine Doppel-Moral.Ja eben, da stimme ich dir voll zu. Die Leute sind da momentan prinzipiell unkritischer. Medien-Kritik hat keine Tradition hier. Wobei das DDR-Fernsehen schon kritisch hinterfragt wurde. Allerdings auch in der Manier, dass die einen alle verarschen wollen, was bis heute geblieben ist als Haltung. Es ist auch einfacher, zu sagen, dass irgendwelche Leute einen verarschen wollen, als die gedankliche Anstrengung zu unternehmen, eine komplexe Welt zu verstehen.Ja, die Welt ist eben super komplex. Für viele Leute ist es in den letzten 25 Jahren viel komplexer geworden als es in ihrer Wahrnehmung vorher war. Die suchen sich dann den Anker, der die Komplexität runterbricht auf einen Feind. Wie sieht die elektronische Szene in Dresden aus? Wie hat sie sich entwickelt? Welche Clubs gibt es? Wo liegen Probleme?Dresden hat wahrscheinlich ähnliche Probleme wie viele andere Orte, die keine Metropolen aber trotzdem Städte sind. Für internationale Bookings ist das dann immer etwas riskant, weil die Veranstaltungsorte rar gesät sind und im Zweifel alle auf eine billigere Party gehen. Es gibt da relativ wenig Leute, die regelmäßig zu solchen Events gehen. Es ist daher alles eher regional geprägt als international. An Clubs ist da zum Beispiel das Sektor Evolution zu nennen. Das Wettbüro macht leider nichts mehr, das war ein cooler kleiner Laden. Dafür gibt es jetzt das TBA, das langsam in diese Position kommt. Aber die Szene ist eher gemütlich und man kennt sich. Wobei es da schon relativ viel Beef gab zwischen den Crews. Insgesamt ist aber alles besser geworden in den letzten Jahren, weil auch immer mehr Leute zuziehen und neue Gruppen entstehen. Was kommt bei dir in nächster Zeit an Tracks?Es wird eine neue EP auf Uncanny Valley geben. Eine 12 inch, eine Hälfte HipHop, eine House. Da warte ich auf die Testpressung, das kann ja momentan etwas dauern … wahrscheinlich ein paar Monate. * Wer Cuthead live bewundern will, kann bei uns 2×1 Ticket für die Party-Reihe Oscillate gewinnen, bei der er Samstag im //about:blank spielen wird. Schreibt dazu eine Mail mit dem Betreff Cuthead an [email protected]. Neben Cuthead spielen der Lo-Fi-Head Annanan und Reznik auf dem beliebten Event. Wenn ihr einen Gratistrack von Cuthead haben wollt, müsst ihr euch lediglich im Newsletter von Oscillate anmelden. ** Folgt THUMP auf Facebook und Twitter.
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Philipp Kutter
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2016-03-17T10:15:00+00:00
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2024-07-30T23:25:14+00:00
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https://www.vice.com/de/article/man-ist-hier-prinzipiell-skeptisch-gegenber-allem-was-neu-ist-808/
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Mord und Kacke – aus dem Leben eines Schweizer Nachtportiers
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Ich kenne beide Seiten: Die Arbeit als Nachtportier im grossen Edelhotel und die Arbeit als ebensolcher im Backpacker-Hostel. Natürlich wird im Hostel eher Billig-Wein getrunken und im 4-Stern-Hotel eher gekokst. Aber hemmungslos und selbstzerstörerisch sind die wirklich schlimmen Gäste an beiden Ort. Ein Typ, er war Belgier oder Däne, hielt das Hostel für wirklich, wirklich schlecht. Unser Hostel war von Streetartists dekoriert worden und Graffitis waren für diesen Typen ein Zeichen von Verwahrlosung. „Grosse Scheisse! Grosse Scheisse!” hörten wir ihn die ganze Zeit zetern. Aber ja, am Ende hatte er sogar einen richtig guten Grund für seine Empörung: Eines Abends kam er runter zu mir an die Rezeption und beschwerte sich, da das Klo—das Klo war auf dem Gang—immer besetzt sei. Ich erklärte ihm freundlich, dass er halt einen Moment warten müsse. Als er nach ein paar Minuten nochmals kam, sagte ich ihm nochmal das gleiche. Dann kam er wieder zurück und bat mich, ihn zu begleiten. Also kam ich mit. Er erzählte mir unterwegs, dass er die Türe mittlerweile aufgebrochen habe. Im Badezimmer lag einer und um ihn herum lagen 10 bis 20 Flaschen Wein, viele leer, einige halbleer. Der Security schmiss den klobesetzenden Alkoholiker raus und der Belgier hatte endlich einen echten Grund, das Hostel als „grosse Scheisse” zu bezeichnen. Irgendein Hostel, nicht dieses Hostel. Foto: Barnacles Budget Accomodation | Flickr | CC BY 2.0 Im August waren wir normalerweise ausgebucht. Ein Australier kam ohne Reservierung und wollte dennoch bei uns übernachten. Wir begegnetem seinem Versäumnis, indem wir ihn die erste Nacht auf dem Sofa schlafen liessen. Danach bekam er ein Zimmer für zwei Nächte und die letzte Nacht verbrachte er wieder im Gemeinschaftsraum. Er war Partygänger und wahrscheinlich Drogenkonsument. In der letzten Nacht schlief er immer nur für 10 Minuten und hat unser Team dann wieder 20 Minuten an der Rezeption vollgeschwafelt. Was uns während den Laberattacken aufgefallen war: Er fasste sich die ganze Zeit an den Bauch. Keine Ahnung, was er sich eingeschmissen hatte, aber anscheinend verursachte es Magenprobleme. Am nächsten Morgen entdeckten wir, dass er in eine freistehende Kloschüssel gekackt hatte. Es war so offensichtlich, dass die nicht angeschlossen war: Sie war voll mit Müll und Geröll und über keinerlei Leitungen mit der Wand verbunden. Im 4-Sterne-Hotel ist es weniger so, dass die Drögeler zum Schlafen ins Hotel kommen, sondern bewusst ein Hotelzimmer mieten, um darin zu feiern. Einmal kam ein Italo-Schweizer, mit einer Platinum-Mastercard und allem drum und dran. Er buchte ein Zimmer, das Zimmer 115. Die ganze Nacht lang kamen Männer, die das Zimmer 115 besuchen wollten. Jedes Mal fragte ich: „Wieso wollt ihr denn das Zimmer 115 besuchen?” Und alle antworteten: „Ich kann das auch nicht sagen. Ich weiss es nicht. Ich muss einfach.” Einige liess ich passieren, andere wies ich ab. Am nächsten Tag verliess der Italo-Schweizer das Hotel fluchtartig und kam nie wieder zurück. Als wir das Zimmer besichtigten, war es total verwüstet: Eine Schranktüre war aus der Verankerung gerissen und so präpariert, dass man Kokain-Lines damit trennen kann. Ein einziges, riesiges Chaos. Zum Glück konnten wir alles von der Platinum-Kreditkarte des Italo-Schweizers abbuchen. Ein anderes Mal kam einer in der Nacht, zahlte das Zimmer und war um 6 Uhr morgens wieder weg. Die Putzfrau kam hinterher zu mir an die Rezeption: „Das musst du dir anschauen!” Also ging ich mit … Und: Die ganze Decke war mit Blut bespritzt. Ein echter Pollock-Moment. Natürlich gibt es Blutflecken, wenn sich jemand eine Spritze setzt, aber wie der das geschafft hatte, weiss ich bis heute nicht. Irgendeine Hotellobby, nicht diese Hotellobby. Foto: Mattes | Wikimedia Commons | Public Domain Aber auch Besoffene haben es in sich: Beim UEFA-Cup-Spiel Swansea vs. St. Gallen war unser Hotel voll mit Engländern. 20 Zimmer gingen an Swansea-Fans. Am späten Nachmittag sassen zwei Damen vor dem Computer und plötzlich betraten zwei Midtwenty-Prolls die Lobby und begannen die zwei Frauen einfach zu beleidigen. „You dirty bitch” und solche Sachen. Die zwei holten ihre Männer und das waren echte Betonklötze—zwei Meter gross und einen Meter breit. Beide kamen in Unterhosen und T-Shirts runter und lungerten dann etwa eine halbe Stunde vor dem Hotel herum, um die Midtwenty-Prolls zu finden. Die waren abgehauen und kamen auch nicht mehr zurück. Als wir nachfragten, was sie vorhaben, antworteten sie: „We’re waiting for them and as soon as we get them, we’ll kill them.” Natürlich mussten wir die Polizei rufen und auch als die Polizisten kamen, beharrten die beiden Kraftprotze auf ihrer Drohung und wurden von der Polizei mitgenommen. In welchen Kleidern würde Milo Moiré in diesem Hotel wohl einchecken: Milo Moiré Und dann kamen die beiden schlecht erzogenen Midtwenties zurück. Wegen ihrem Verhalten hatten wir vom Hotel entschieden, dass sie auch nicht mehr bei uns übernachten dürfen. Sie stritten aber alles ab und quengelten: „No! No! No, I won’t go.” Der eine war so wütend, dass er in ein verglastes Bild schlug. Das zerschnitt ihm die ganze Hand und er verteilte das Blut überall im Hotel. Die Polizei musste nochmals kommen, um die Zwei rauszubringen. Auch sie mussten für die Reinigung aufkommen. Eines der übelsten Erlebnisse meines Daseins als Nachtportier, lief eines Abends in Form einer Dreiergruppe bei mir an den Tresen. Zwei konnten weder Deutsch noch Englisch, der Dritte konnte immerhin ein wenig Englisch. Sie wollten ein Zimmer für drei Tage und haben gleich bar bezahlt. Am nächsten Tag rief die Polizei an: „Hat gestern jemand bei Ihnen eingecheckt?”—„Ja, drei Spanier sind gekommen.”—„Wir suchen die. Wissen Sie, wo sie sein könnten?”—„Keine Ahnung.” Es stellte sich heraus, dass zwei der drei Typen zwischen dem Einchecken und dem Anruf eine Frau getötet hatten. Ausserdem hatten sie ihre Koffer im Hotel „vergessen”. Die Polizei verpflichtete uns, sie zu informieren, falls jemand nach den Koffern fragen sollte. Falls jemand aufgetaucht wäre, hätten sie ihn sofort verhaftet. Gekommen war niemand, aber während drei oder vier Wochen rief jeden Tag jemand an und hat nach den Koffern gefragt. Die Polizei hat die Koffer dann irgendwann mitgenommen. Vice Switzerland auf Twitter: @ViceSwitzerland Titelbild: Jorge Royan | Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0
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Yann Patrick Martins
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2015-06-05T04:30:00+00:00
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2024-07-31T00:59:57+00:00
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https://www.vice.com/de/article/mord-und-kacke-aus-dem-leben-eines-schweizer-nachtportiers-453/
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Der Station to Station-Zug rollt durch Santa Fe
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Anzeige Der Station to Station-Zug rollt weiter, nachdem er Anfang der Woche einen Stopp in Pittsburgh machte, wo unsere Vertreter aus Deutschland, Carl Jakob Haupt vom Dandy Diary und Tobias von Bonaparte, auf die ehrwürdige Ikone des Punk, die große Patti Smith, trafen, waren die nächsten Stationen auf der Reise Santa Fe und Winslow. Auch diese Stationen der von Levi’s gesponsorten Tour, auf der Künstler und Kreative zusammen in Frank Sinatras ehemaligem Zug den nordamerikanischen Kontinent durchfahren, waren vollgepackt mit Highlights. Der Altmeister des Dance und der elektronischen Musik, Giorgio Moroder, erschuf extra und speziell nur für den rollenden Zug eine Klanglandschaft, die er in Winslow zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellte. Neben dieser Koryphäe der Musik traten außerdem Stars wie Jackson Browne, Cat Power, Cold Cave und THEESatisfaction auf. Chefkoch Leif Hedendal kredenzte seine ganz besondere Spezialität: das Ed-Ruscha-Kaktus-Omelett. Meschac Gaba veranstaltete eine Prozession mit indianischem Kopfschmuck, während das Happening von einer kleinen aber intensiven Performance von Doug Aitken umrahmt wurde. Die Künstler Kenneth Anger, Urs Fisher, Liz Glynn, Carsten Höller und Ernesto Höller interpretierten währenddessen die nomadische Subkultur Asiens neu und schufen ihre ganz eigene Interpretationen einer Jurte. Höllers Zelt ließ den Besuchern die Möglichkeit, Frisbees durch die perforierten Wände zu werfen, während Liz Glynn sich gleich der Entstehung des ganzen Universums annahm. Zusätzlich stellte Levi’s weitere Jurten für Künstler wie Folk Fibers, Cobra Boots, Chimayo und Junkyard Jeans zur Verfügung, in denen sie ihre Meisterwerke in Echtzeit erschufen und mit dem Levi’s „Makers”-Programm dem lokalen Kunsthandwerk des mittleren Westens Tribut zollten. STS – SANTA FE – THEESatisfaction from Station to Station on Vimeo.
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VICE Staff
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2013-09-27T11:23:00+00:00
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2024-07-31T05:53:56+00:00
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https://www.vice.com/de/article/der-station-to-station-zug-rollt-durch-santa-fe/
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Das neue Video der Black Lips ist da!
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Zum Start in deine restliche Arbeitswoche hier ein leichter, aber zielsicherer Tritt in deine Geschlechtsteile. Die Black Lips haben gerade ihr Video zu „Raw Meat“ veröffentlicht. Wir können euch bereits eines verraten: heute wird einer dieser Tage, an denen du aus den Kopfhörern deiner Mitmenschen ständig gedämpfte Arabia Mountain-Klänge hören wirst. Phil Pinto hat das Video gedreht. Leo Fitzpatrick, bekannt aus Kids und The Wire spielt darin einen Iren, der ständig von den Bullen gefickt wird, die Black Lips treten als Polizisten auf. Sie fahren durch die Gegend und machen Sachen, die Cops halt so machen: Leute zusammenschlagen, sich selbst in Absperrband einwickeln, mit Nutten rumhängen. Schau es dir an! Und für den unfassbaren Fall, dass du Arabia Mountain noch nicht besitzt, kannst du es hier kaufen.
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VICE Staff
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2011-11-17T00:00:00+00:00
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2024-07-31T07:37:35+00:00
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https://www.vice.com/de/article/das-neue-video-der-black-lips/
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Frank Ocean hat ein Aaliyah-Tribute aufgenommen
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Aaliyah photo by Arnold Turner / WireImage / Getty Images Am Samstag wäre Aaliyah 36 Jahre alt geworden. Als Tribut an den gefallenen Engel hat Frank Ocean ein bewegendes Cover von The Isley Brothers „At Your Best (You Are Love)“ aufgenommen. Nicht zufällig: Aaliah selbst hat dem Song 1994 mal ihre Stimme geliehen. Frank Oceans wundervolle Version erschien auf seinem Tumblr, hier könnt ihr sie euch anhören.
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2015-01-19T09:22:00+00:00
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2024-08-12T04:38:59+00:00
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https://www.vice.com/de/article/frank-ocean-aaliyah-tribute/
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Neun Einstellungen beim Firefox-Browser, die ihr jetzt ändern solltet
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Firefox hat den guten Ruf eines Browsers, der eure Privatsphäre besonders gut schützt. Für viele Nutzende ist er eine Alternative zum Marktführer Chrome oder zu Safari. Aber Firefox wird seinem Ruf durch manche Voreinstellungen nicht gerecht: Websites könnten euch tracken und Firefox sendet standardmäßig einige Informationen an seine Entwickler bei Mozilla. Die gute Nachricht: Firefox gibt euch die Möglichkeit, das einfach zu ändern und gibt euch die volle Kontrolle darüber, was ihr dem Browser und seinen Entwicklern Mozilla über euch preisgeben soll. Denn nach einem Jahr muss nun wirklich niemand mehr wissen, welche Krankheitssymptome ihr gegooglet habt. Genau das und viel mehr könnte euer Firefox aber verraten. Wir haben die wichtigsten Kniffe und Einstellungen gesammelt, mit denen ihr euch vor neugierigen Blicken schützt. Das ist kein großer Aufwand und dauert nur wenige Minuten. Versprochen! Wenn du im sogenannten privaten Modus surfst, speichert der Firefox-Browser keine Daten über die Seiten, die du besuchst oder die Suchbegriffe, die du verwendest. Auch Cookies verschwinden automatisch, sobald du das letzte private Fenster schließt. Das kann praktisch sein, wenn du beispielsweise mit einem fremden Rechner surfst und nicht willst, dass jemand später nachschauen kann, auf welchen Seiten du unterwegs warst. Wenn du den privaten Modus nutzt, siehst du auf dem Desktop-Computer eine weiße Maske auf lilafarbenem Hintergrund in der Tab-Leiste deines Browsers. Du kannst den privaten Modus sogar dauerhaft aktivieren – aber nicht wundern, dann wird dir die Maske nicht mehr angezeigt. Vorsicht: Der private Modus schützt dich nicht vor allem. Ein Website-Betreiber kann immer noch sehen, dass jemand von deiner IP-Adresse gerade seine Seite besucht. Genauso kann dein Arbeitgeber tracken, was du im Büro-Internet machst. Um das zu verhindern, musst du zu anderen Mitteln greifen und den Tor-Browser oder ein VPN benutzen. Privaten Modus temporär aktivieren Privaten Modus dauerhaft aktivieren Nicht nur Seitenanbieter wollen mehr über dich erfahren, auch Mozilla ist neugierig, was du mit dem Browser tust. Der Browser-Entwickler interessiert sich zum Beispiel dafür, wie viele Tabs du offen hast oder welche Suchdienste du aufrufst. Das sendet Firefox je nach Version und Betriebssystem standardmäßig oder optional im Hintergrund an Mozilla. Die Entwickler wollen diesen Informationen nutzen, um das eigene Produkt verbessern. Du kannst das mit ein paar einfachen Klicks aber im Einstellungsmenü checken und gegebenenfalls verhindern. Du kannst nicht nur über GPS deinen Standort bestimmen. Auch deine WLAN-Verbindung und der Mobilfunkmast, bei dem du gerade angemeldet bist, offenbaren deine ungefähre Position. Firefox will diese Daten von Android-Geräten an Mozilla senden, um einen eigenen Standort-Dienst als Alternative zu Google-Standortdiensten zu verbessern. Damit kann Firefox deine Position mit Hilfe naheliegender WLAN-Netze und Mobilfunk-Masten bestimmen, ohne dass du GPS aktivieren musst. Das passiert sogar, wenn Firefox im Hintergrund läuft. Auch auf Motherboard: Wenn ihr Chrome benutzt, solltet ihr diese Browsereinstellungen ändern In der aktuellen Version musst du das aber aktiv einschalten. Und selbst wenn du es eingeschaltet hast, werden deine Daten standardmäßig anonymisiert, sobald sie nicht mehr benötigt werden – beispielsweise um dir selbst deinen Standort mitzuteilen. Bei MacOS, Windows und iOS gibt es eine solche Funktion derzeit nicht. Mittlerweile hat Firefox den Suchmaschinengiganten und Datensammler Google zur Standard-Suchmaschine gemacht. Das heißt, wer eine Suchanfrage in die Adresszeile der Anwendung schreib, startet automatisch eine Google-Suche. Vorher war automatisch DuckDuckGo voreingestellt, eine datenschutzfreundliche Google-Alternative. DuckDuckGo gibt an, keine Informationen über Nutzer zu sammeln und allen die gleichen Suchergebnisse zu zeigen. Google speichert standardmäßig deine Suchanfragen, wie der Konzern in seiner Datenschutzerklärung darlegt, auch wenn du nicht in ein Google-Konto eingeloggt bist und passt die Ergebnisse an. Wenn ihr darauf keine Lust habt, könnt ihr das aber umstellen und eure Lieblingssuchmaschine wählen. Zu den bekanntesten Google-Alternativen gehören neben DuckDuckGo zum Beispiel Startpage oder Searx. Es ist ziemlich bequem, dem Browser seine Passwörter anzuvertrauen. Nie mehr das nervige Tippen beim Login ins Mailpostfach, nie mehr das Rüberkopieren aus dem Passwortmanager. Firefox fragt dich auch jedes Mal, wenn du neue Login-Daten eingibst, ob es die Zugangsdaten speichern soll. Die Bequemlichkeit kann aber schnell zum Problem werden. Denn wenn du keine Vorkehrungen triffst, kann jeder mit Zugriff auf deinen Rechner in deine Accounts eindringen, private Nachrichten lesen und vieles mehr. Die gute Nachricht: Du kannst das ganz einfach verhindern, indem du ein Master-Passwort benutzt. Firefox fragt dich immer nach dem Master-Passwort, wenn du den Browser das erste Mal geöffnet hast und ein gespeichertes Passwort verwenden möchtest.Wenn du dein Gerät also mal aus den Augen lässt oder ein Bekannter kurz etwas checken will, musst du nur den Browser schließen und neu starten und deine gespeicherten Passwörter sind sicher. Seitenbetreiber haben jede Menge Möglichkeiten, eure Bewegungen im Netz zu tracken und zu speichern. Cookies beispielsweise speichern Informationen über euch in eurem Browser ab. Das ist nicht immer schlimm und manchmal notwendig: Zum Beispiel, wenn ihr in einem Online-Shop unterwegs seid und nicht wollt, dass euer Browser ständig vergisst, was ihr in den Warenkorb gelegt habt. Es befinden sich aber nicht immer nur Website-eigene Cookies auf Seiten. Werbeanbieter tracken euch über mehrere Websites hinweg. Sie sehen also nicht nur, welche Nachrichten ihr auf der einen Seite lest, sondern zum Beispiel auch, welche Streams ihr euch anschaut. Auf diese Weise können Werbetreibende Profile von euch anlegen und ihr bekommt personalisierte Werbung angezeigt. Ebenfalls auf Motherboard: Totalüberwachung für 150 Euro Es ist leicht, solche Cookies in Zaum zu halten. Ihr könnt beispielsweise einstellen, dass keine Cookies von Drittanbietern gespeichert werden sollen. Oder dass alle Cookies gelöscht werden sollen, sobald ihr den Browser schließt. Cookies sind aber nicht das einzige, mit dem ihr getrackt werden könnt. Manche Seiten nutzen hierzu auch sogenannte Javascript-Funktionen. Um das zu verhindern, könnt ihr Firefox auch sagen, dass er allen Websites ein “Do not Track”-Signal senden soll. Das übermittelt einer Website euren Wunsch, nicht getrackt zu werden – ganz egal ob mit Cookies, Skripten oder über den Fingerabdruck eures Browsers. Ob sich die Seite daran hält, ist aber nicht garantiert. Ihr könnt den Schutz vor Aktivitätenverfolgung aber auch erzwingen. Dann greift Firefox auf eine Liste bekannter Tracker, die sich nicht an das Do-not-Track-Signal halten, zurück und blockiert sie. Fremde Cookies blockieren Cookies beim Schließen von Firefox lösche Do-not-Track-Signal senden Schutz vor Aktivitätenverfolgung Wenn du die Funktionen nicht aktiv abschaltest, merkt sich Firefox alles über dein Surfverhalten und speichert es lokal auf dem Gerät: Deine Suchanfragen, deine Vorlieben, aufgerufene Rezepte und Restaurants, Nachrichten- und Pornoseiten. All das kann eine Menge über dich aussagen, und jeder mit Zugriff auf dein Gerät könnte das studieren. Dabei kannst du deinen Suchverlauf und deine Browser-Historie einfach löschen. Und wenn du den privaten Modus verwendest, werden diese Daten gar nicht erst gesammelt. Suchverlauf löschen Browserverlauf löschen Ob Pizzalieferanten, Kartendienste oder Shopping-Seiten: Manche Websites würden gerne wissen, wo du gerade bist oder verlangen Zugriff auf Mikrofon und Kamera. Nicht immer ist das nötig oder sinnvoll. Dass eine Seite deinen Standort ermitteln will, merkst du an einem kleinen Popup-Fenster. Dort steht zum Beispiel: “Soll maps.google.com.de auf Ihren Standort zugreifen können?” Wenn du das generell nicht erlauben willst, kannst du auf dem Desktop-Computer diese Option komplett deaktivieren und dir künftige Fragen dieser Art ersparen. Standortzugriff für einzelne Seiten ablehnen Standortzugriff immer verbieten Plugins können ganz schön praktisch sein und für mehr Datenschutz sorgen. Viele Plugins und Add-ons machen aber nicht nur deinen Browser langsamer, einige leiten sogar Daten von dir weiter oder führen Schadcode aus. Nicht immer ist das leicht zu erkennen: So veränderte etwa im Jahr 2016 ein hunderttausendfach heruntergeladenes Add-on, mit dem sich Nutzer in ihrem Land gesperrte YouTube-Videos anschauen konnten, heimlich die Sicherheitseinstellungen des Browsers und lud unbemerkt andere Add-ons herunter. Checke also ab und zu, welche Zusatzprogramme du installiert hast und überlege, ob du sie wirklich nutzt. Im Zweifel: lieber weg damit. Von Haus aus ist Firefox schonmal privatsphäre-freundlicher als der Marktführer Chrome in seinen Standardeinstellungen, der erst mal jede Menge Daten zum Such- und Datengiganten Google schickt. Wie ihr das mit ein paar einfachen Handgriffen abschaltet, haben wir euch in diesem Artikel beschrieben. Aber auch bei den Firefox-Standardeinstellungen gibt es Luft nach oben, vor allem, wenn ihr möglichst privat unterwegs sein wollt. Praktisch ist, dass ihr durch den “Schutz vor Aktivitätenverfolgung” das meiste Tracking mit einem Klick abwehren könnt. Wenn ihr mit der größtmöglichen Anonymität im Internet surfen wollt, solltet ihr jedoch den Tor-Browser benutzen. Der basiert auf Firefox und verschleiert eure Identität auch gegenüber den Seiten, die ihr aufruft. Folgt Anna auf Twitter und Motherboard auf Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter Update (5.11.2018; 12:40): In einer früheren Version dieses Artikel hieß es im Anreißer, dass Firefox durch die Standardeinstellungen Informationen über die Nutzer erfährt. Bei den Änderungen der Einstellungen geht es jedoch vor allem darum zu verhindern, dass Dritte Websites mehr über euer Browsing-Verhalten erfahren. Daher haben wir den missverständlichen Anreißer etwas abgeändert.
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Anna Biselli
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Tech
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2018-11-05T09:40:48+00:00
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2024-07-30T18:59:15+00:00
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https://www.vice.com/de/article/firefox-browser-einstellungen-aendern-gegen-tracking-fuer-privatsphare-datenschutz/
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Wir hatten die Macht: Ein Interview mit dem legendären Punk-Filmemacher David Markey
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Vielleicht wisst ihr nicht, wer David Markey ist, aber ihr kennt definitiv seine Arbeit. Der in Südkaliforniern geborene, selbst erlernte Musiker und Filmemacher ist der Mann, hinter der gefeierten 90iger Dokumentation 1991: The Year Punk Broke, Desperate Teenage Lovedolls (1984), The Slog Movie (1982) und zuletzt Cut Shorts (2006) und einer Dokumentation über The Circle Jerks, My Career As A Jerk. Während seiner jüngeren Jahre, hat er mit seinem besten Freund Jordan Schwatz ein Fanmagazin gestartet, um die dynamische L.A.-Punkszene zu dokumentieren, in der sie gelebt haben. Jetzt hat dieses Fanmagazin den neuen Foto- und Essaysammlung, We Got Power!: Hardcore Punk From 1980s Southern California inspiriert. Es werden Essays von Keith Morris (Circle Jerks), Dez Cadena, Henry Rollins, Chuck Dewoski (alle von Black Flag), Steve Human (Vandals), Tony Reflex (Adolescents) und Fotos von Jennifer Finch (L7) gezeigt, plus noch viele mehr. Diese Sammlung ist eine orale und visuelle Geschichte, vom Innenleben des L.A. Punks. Um es anders auszudrücken, dieses Buch macht mich sehr traurig darüber, dass ich 1985 in Kanada geboren wurde. Markey hat mit jeder wichtigen Punkband zusammengearbeitet, von Black Flag, Circle Jerks, Ramones, X, Nirvana, Sonic Youth bis Mudhoney—es ist eine Wäscheliste meiner Plattensammlung. Auch als wir uns unterhalten haben und sein Computer abstürzte, hat er es „The Spirit of Darby“ zugeschrieben, was er natürlich darf, seitdem er mit The Germs befreundet ist. Darby hat wahrscheinlich seinen Computer heimgesucht. Ich war überrascht, dass nicht die Seele von Kurt Cobain sein Modem wiederbelebt hat. (Spoiler Alert: Ich habe während des Interviews von Courtney Love geschwärmt. Reagiert nicht so überrascht.) Du bist in der Punkszene von Los Angeles aufgewachsen. Was war die erste Show, die du gesehen hast? Den ersten Punk, den ich erlebte war X. Von da an, The Dickies, The Go-Gos, dann ging alles um Black Flag. Black Flag mit Dez, sollte ich anmerken. Er war fantastisch als Sänger bei Black Flags. Was hast du am meisten an seiner Performance geliebt? Seine Stimme und die Tatsache, dass er seine Haare in Sandwichtüte gebunden hatte. Erinnerst du dich an die? Kleines Papier mit Draht fixiert, (bevor sie herausgefunden haben, wie man den Baggie Seal macht.) Für mich, als 16-Jähriger, war das legendär. Ich habe gelesen, dass du alles selbsterlernt hast und deinen ersten Film bereits mit 11 gemacht hast. Wieso Filme? Außerdem habe ich kürzlich deinen Kurzfilm von 1984 Desperate Teenage Lovedolls entdeckt und ich war besessen von dem Dialog. (Filmemachen) ist einfach das, was ich gemacht habe. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht. Ich war bloß ein Kind und vom Filmemachen fasziniert. Wie bei Desperate (Teenage Lovedolls) … das war wie mich und meine Freunde von der ganzen Popkultur zu reinigen, in der wir beim Heranwachsen in den 70igern ertränkt wurden: Fernsehen, Werbungen, Rock’n’ Roll. Die „Have A Nice Day“ Kultur der 70iger. Alles war reif für Parodie. Lest das restliche Interview auf Noisey!
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Mish Way
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Popkultur
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2012-09-04T06:35:00+00:00
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2024-07-31T06:50:25+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wir-hatten-die-macht-ein-interview-mit-dem-legendaeren-punk-filmemacher-david-markey/
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Der Kopp-Verlag erklärt uns, warum “mitleiderregende Millennials” dem Untergang geweiht sind
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Foto: imago | United Archives Angeblich verkauft der Kopp-Verlag jeden Tag 15.000 Bücher und ist dabei ein unerschöpflicher Quell der Freude. Skandal reiht sich dabei an Weltuntergangsszenario, an ungeahnte Verschwörungen, Umvolkung, UFOs und an alles andere, was die Herzen der besorgten Bürger so bewegt. Viel davon ist tendenziell eher belanglos (Bier selbst gebraut, 3,95 Euro), albern (Jesus, UFOs, Aliens, 17,95 Euro) oder so stereotyp aluhuthaft, dass alle Witze darüber schon gemacht sind (Chemtrails existieren DOCH!, 22,90 Euro). Aber Kopp veröffentlicht daneben auch Bücher und Artikel, die den Verfassungsschutz dazu bewogen haben, denVerlag zu beobachten. Die Profis bei Kopp wissen aber auch, was im Internet immer gut geht: Listen nämlich. Gestern erschien auf der Website des Verlages ein Artikel namens “Schockierend einfache Fertigkeiten, von denen unsere Jugend keine Ahnung hat”. Mike Adams, ein Autor, der ansonsten über die “Zombieapokalypse der Pokémon-Rattenfänger” schreibt, oder darüber, dass Kinder zu Transsexuellen gemacht werden, hat “40 Dinge, von denen unsere mitleiderregenden Millennials keine Ahnung haben” gesammelt. Weil es hier um einen Artikel bei Kopp Online geht, ist die Apokalypse natürlich nicht fern. Alle “Millennials” sind “nur ein einziges Ereignis davon entfernt (…), durch irgendeine Störung (einen Stromausfall, eine Naturkatastrophe etc.) im Zuge der natürlichen Selektion aus dem menschlichen Genpool geworfen zu werden.” Es geht also um ALLES. Das Überleben der Menschheit steht in Frage. Aber was können wir oder wen auch immer dieser Mann als “Millennials” versteht, denn nun alles nicht? Zum Beispiel Folgendes: “Einen Samen in die Erde setzen und eine essbare Pflanze daraus ziehen.Einen Bleistift spitzen ohne Spitzer.Irgendeinen Baum oder einen Vogel in der echten Welt benennen.Mithilfe einer Straßenkarte aus Papier navigieren, ohne das GPS zu benützen.Eine echte Mahlzeit kochen, ohne Instant- und Mikrowellenprodukte.Einen Wagenheber benutzen, ohne das Auto zu zerschrammen.Wäsche auf der Wäscheleine aufhängen.Eine Glühbirne wechseln.Irgendein Lebensmitteletikett lesen und verstehen.Eine Dose ohne jede Elektrizität öffnen.” Und unser Favorit: “Einen 20 Kilogramm schweren Futtersack über der Schulter 50 Meter weit tragen.” Diese Liste wirft einige Fragen auf. Die drängendste vermutlich: What the Fuck? Aber auch sonst: Wer sind die Jugendlichen, auf denen diese Liste basiert? Verwechselt Mike Adams Menschen mit, sagen wir mal, Steinen? Oder Holzstücken? Oder liegen alle Jugendlichen, die Mike Adams kennt, im Koma? Die Situation ist verwirrend. Beweise für irgendeinen Punkt auf der Liste braucht man selbstverständlich nicht. Stattdessen rät der Autor zum “FAKTEN-CHECK”. Die Leser sollen doch bitte bei einem ihnen bekannten Jugendlichen klingeln und bitten, irgendeine der Tätigkeiten auszuführen. Es mag zwar ein schöne Vorstellung sein, wie ein aufgebrachter Kopp-Leser beim Nachbarn mit Teenagerkindern sturmklingelt, dem Jugendlichen einen abgebrochenen Stift entgegenhält und schreit “SPITZ DIESEN BLEISTIFT! OHNE SPITZER! ODER WIR MÜSSEN ALLE STERBEN”, aber gleichzeitig ist es auch etwas beängstigend und könnte durchaus für Probleme im Nachbarschaftsverhältnis sorgen. Selbst wenn wir das Schlimmste annehmen (Kopp-Leser nehmen immer das Schlimmste an) und die Amerikaner uns mit Magnetwellen (HAARP ist mehr, 29,90 Euro) und Fluor (Fluor – Vorsicht Gift!, 16,80 Euro) soweit schwächen, dass die Umvolkung (Umvolkung – Wie die Deutschen still und leise ausgetauscht werden, 14 Euro) losgeht, der Bürgerkrieg kommt (Vorsicht Bürgerkrieg!, 9,95 Euro) und/oder die Welt untergeht (Weltuntergang 2019 – Die apokalyptischen Prophezeiungen des Nostradamus, 29,90 Euro), ist immer noch nicht klar, wie ein auf einer Wäscheleine aufgehängtes T-Shirt das in irgendeiner Weise ändern könnte. Wenn man diesen Artikel, und den Kopp-Verlag generell, für eine Mikrosekunde ernst nimmt und hinterfragt, dann kann man ziemlich leicht erkennen, worum es hier eigentlich geht: Angst. Angst vor einer Welt, die man nicht mehr so richtig versteht, Angst vor Veränderungen und Angst vor Technologien, mit denen man selbst nicht mehr umgehen kann. In einer fiktiven Vergangenheit, in der man noch selbst Futtersäcke schleppen musste, war eben noch alles besser. Man kam noch klar mit den eigenen beschränkten Fähigkeiten und konnte sich wie ein Held fühlen, wenn man den Weg ins Nachbardorf gefunden hat, ohne an Google Maps zu verzweifeln. Mal ganz abgesehen davon, dass die Welt nie so war, wie der Kopp-Verlag sie sich vorzustellen scheint, gibt es auf der Liste “Schockierend einfache Fähigkeiten, von denen der Kopp-Verlag keine Ahnung hat” deswegen auch eigentlich nur einen Punkt: Mit der Welt, in der wir leben, klarkommen, ohne permanent Angst vor der Apokalypse, dunklen Mächten und Dingen zu haben, die man nicht versteht, ohne dabei ein verkürztes Weltbild zu zimmern, das ausschließlich aus Schwarz und Weiß besteht. Stefan ist auf Twitter.
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Stefan Lauer
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2016-07-25T12:17:00+00:00
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2024-07-30T22:07:13+00:00
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https://www.vice.com/de/article/nn5azm/der-kopp-verlag-hat-uns-erklaert-warum-wir-alle-sterben-muessen
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Optische Täuschung: Wenn Autos einfach verschwinden
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Autos und Motorroller fahren langsam über eine Brücke. Darunter ein Fluss. Plötzlich machen sie eine Linkskurve und fahren mit einem Selbstverständnis auf die Brüstung zu, das sonst nur Quentin Parker an den Tag legt, im Sommerhaus der Stars. Eigentlich müssten die Fahrzeuge jetzt gegen die Brüstung krachen und in den Fluss fallen. Stattdessen: nichts. Sie sind einfach weg. Die Brückenmauer scheint mehr Autos zu verschlucken, als das Bermuda Dreieck Schiffe – und ein paar Twitter-User rasten aus. Einige von ihnen werden richtig wütend, weil sie das Video nicht verstehen. Ein anderer User sieht die Erklärung für seine Ratlosigkeit darin, dass er “zu stoned für diese Scheiße” ist. i'm mad at how long this took me to understand https://t.co/CTxIXPpIKH Dabei ist auch hier alles nur eine Frage der Perspektive. Die Aufnahme wurde aus der Höhe gemacht. Was aussieht wie ein Fluss ist in Wirklichkeit nur ein siffiges Dach. Die Fahrzeuge verschwinden also nicht, sondern biegen ganz normal ab. Für alle, die es immer noch nicht verstanden haben, hat eine Twitter-Userin es aufgemalt: I couldn’t understand it at all, even when it was explained to me over the phone. And so then they drew me this AND I CAN FINALLY GET ON WITH MY LIFE. pic.twitter.com/1xV2dQXY7B Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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VICE Staff
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2019-08-08T08:21:06+00:00
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2024-07-30T14:51:57+00:00
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https://www.vice.com/de/article/video-diese-optische-tauschung-lasst-twitter-user-an-ihrem-verstand-zweifeln/
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Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich meine Freunde im Corona-Lockdown nicht vermisse?
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Seit Kurzem sind Gruppen-Videochats das neue Ding. Kein Wunder, du kannst deiner Mutter und deinem kleinen Bruder gleichzeitig nah sein, du kannst mit Freunden oder Fremden “feiern” und etwas trinken. Auch im Corona-Lockdown, einfach von zu Hause aus. Ich persönlich hab darauf keinen Bock. Jedes Mal, wenn ich so einen Chat verlasse, fühle ich mich danach schlechter als davor. Alles wirkt belanglos und ich habe Kopfschmerzen, die ich vorher nicht hatte. Wenn ich verschiedene Stimmen hören möchte, kann ich auch einfach in meinen Kopf reinhorchen. Da ist schon genug los. Gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber dennoch frage ich mich: Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich meine Freunde während des Corona-Lockdowns nicht so sehr vermisse wie gedacht? Der Psychologe Gianluca Franciosi hat mir darauf Antworten gegeben. Auch bei VICE: Chinas Webcam-Industrie – Der moderne Goldrausch “Am Anfang des Lockdowns haben sich viele Menschen noch total über Gruppen-Videochats gefreut”, sagt Franciosi. Die hätten ihnen geholfen, mit der “neuen Normalität” klarzukommen. Dann hätten sich die Gruppenchats allerdings erst zu einer Art Lückenfüller entwickelt, dann zu einer weiteren Tagesaufgabe – und damit zu einem potenziellen Stressfaktor. Laut dem Psychologen kann die virtuelle Kommunikation das Treffen von Freunden im echten Leben nicht ersetzen. “Zwar kann man die Gesichter und die Mimik und Gestik der Freunde sehen, aber es ist trotzdem unmöglich, ihnen körperlich nahe zu sein oder sie zu berühren”, sagt Franciosi. Und dann sei da noch das Gefühl, dass alle einen ständig beobachten würden – ja, sogar man selbst starre häufig auf das eigene Bild. “Wenn man richtig mit Freunden ausgeht, kann man zuerst mit zwei Personen reden, sich dann einer anderen kleinen Gruppe widmen, und dann noch einer anderen. So kommt es einem nicht so vor, als ob einen jeder ständig beobachtet”, sagt Franciosi. Selbst Unterhaltungen mit geliebten Menschen können laut Franciosi nach einer Weile anstrengend werden, wenn sie ausschließlich virtuell stattfinden. “Derzeit laufen die meisten Tage gleich ab. Auch in den Nachrichten hört man kaum Neues. Vielleicht gibt es deswegen nicht viel, was man sich zu erzählen hat”, sagt er. Dass es häufig zu technischen Problemen kommt – schlechte Verbindungen, hängende Bilder, unverständliche Audioqualität und so weiter – hilft sicherlich auch nicht. Es ruiniert den Moment. “Mag sein, dass es einen am Anfang nicht so stört”, sagt Franciosi, “aber mit der Zeit wird es immer nerviger.” Der Psychologe rät deshalb, einen neuen Blickwinkel auf die Situation einzunehmen: Wenn man jemanden nicht vermisst, sei das nicht zwingend ein Zeichen der Unreife, so Franciosi; und auch der Wunsch, alleine zu sein, mache einen nicht direkt eigenständig: “Sozialer Kontakt ist wichtig für uns. Aber wir dürfen das Ganze trotzdem an unsere Bedürfnisse während eines bestimmten Zeitraums anpassen.” Das Verlangen nach weniger Gesellschaft sei ein Ruf nach Erholung von den ersten Wochen des Lockdowns, in denen wir vielleicht sogar öfter miteinander gesprochen haben als sonst, aber nicht unbedingt besser. Zum Abschied hat Gianluca Franciosi noch eine tröstende Botschaft für mich: Der Psychologe glaubt nicht, dass ich meine geliebten Menschen wirklich nicht vermisse. Meine derzeitige Abneigung richte sich nicht gegen die Freundschaften selbst, sondern gegen die widrigen Umstände, an die sie sich anpassen müssen. Damit das gelingt und ich meine Liebe weiter pflegen kann, schlägt Franciosi vor, für neuen Gesprächsstoff zu sorgen – wenn ich das denn wolle. Meine Freunde und ich könnten ja die gleichen Filme anschauen, uns auf eine sportliche Challenge einigen oder die gleichen Artikel und Bücher lesen. Ansonsten bliebe mir nur, auch mal Nein zu sagen. Dass sei laut Franciosi zwar derzeit schwieriger als sonst, aber zum Wohle der eigenen psychischen Gesundheit müsse man es trotzdem tun, wenn nicht anderes hilft. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Menschen
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2020-05-06T03:30:00+00:00
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2024-08-12T07:24:13+00:00
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https://www.vice.com/de/article/freunde-videochats-gehen-mir-auf-die-nerven-corona-lockdown/
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Pygmy Shetland Ponies!
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In dieser Mini-Version der Cute Show sind wir zur Misty Meadow Farm gereist, um mit den süßesten und kleinsten Ponys der Gegend zu spielen.
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Popkultur
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2011-08-19T00:00:00+00:00
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2024-08-12T07:06:48+00:00
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https://www.vice.com/de/article/pygmy-shetland-ponies/
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Hühnersuppe einer Hexe im Kürbis
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Einfach zauberhaft. Portionen: 4 2,8 Liter Hühnerbrühe4 Hühnerbrüste ohne Knochen und Haut, in Würfel geschnitten450 g pürierter Hokkaido-Kürbis2 große Zwiebeln, gehackt2–4 Selleriestangen, fein gehackt2 große Karotten2 Prisen getrockneter Estragon1 Knoblauchzehe½ Teelöffel Salz4 Hokkaido-Kürbisse zu je 1 kg1 Hokkaido-Kürbis zu 3 kg 1. Als Vorbereitung die vier kleineren Kürbisse und den größeren Kürbis aushöhlen, um sie später als Suppenschale und Schüssel zu verwenden. In den Kühlschrank legen, bis die Suppe fertig ist. 2. Alle anderen Zutaten außer den Kräutern und das Salz in einen Topf geben. 3. Für 30 Minuten köcheln lassen, dann die Kräuter und das Salz dazugeben. 4. Ungefähr eine Stunde köcheln lassen oder so lange, bis das Hühnchen zart ist. 5. Wenn die Suppe fertig ist, vorsichtig in den großen, ausgehöhlten Kürbis gießen und in den kleineren Kürbissen servieren.
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2014-11-05T10:00:41+00:00
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2024-08-12T08:51:23+00:00
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https://www.vice.com/de/article/laurie-cabots-chicken-slaurie-cabots-huhnersuppe-im-kurbis-668/
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So konsumiert Europa 2014 Drogen
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Vor Kurzem wurde der European Drug Report 2014 veröffentlicht und gab uns Schwarz auf Weiß, was wir schon lange wussten: Europäer sind Drogen nicht abgeneigt. Ob gut oder schlecht, unser Kontinent ist seit sehr langer Zeit eine der am stärksten drogenkonsumierenden Landmassen auf der ganzen Welt. Von Dionysus zu De Quincey, Baudelaire zu Freud und Howard Marks zu Dr. Motte—wir liebten es schon immer, uns abzuschießen. Und das tun wir noch immer: Der Bericht des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) schätzt, dass ungefähr ein Viertel der Erwachsenenpopulation Europas zumindest eine illegale Droge in ihrem Leben konsumiert hat. Wie zu erwarten war, sind Kokain und Cannabis die beliebtesten—der Bericht gibt an, dass jedes Jahr auf dem ganzen Kontinent um die 2.000 Tonnen Gras geraucht werden. Um euch einen vernünftigen Überblick über das aktuelle Drogenklima in Europa zu geben, haben wir uns ein paar Statistiken von der Global Drug Survey 2014 genommen und sie anschaulich in die Karten verwandelt, die ihr in diesem Artikel sehen könnt. Wir haben uns außerdem durch den European Drug Report 2014 gewühlt, wie auch durch eine Menge anderer kürzlich erschienener Studien, haben einige der signifikantesten Aspekte der untersuchten Länder rausgearbeitet und sie in leichtverdauliche Sätze umformuliert, damit ihr heute Abend in der Kneipe damit glänzen könnt. Anmerkung des Verfassers: Euch ist vielleicht aufgefallen, dass Schottland und Großbritannien auf den Karten separat behandelt werden. Die GDS gibt nicht viel über ihre Methoden preis, aber wir nehmen an, dass die Unterscheidung getroffen wurde, weil Schottlands sozioökonomisches Klima sich von dem Rest Großbritanniens derartig signifikant unterscheidet, so dass es selber aufgeführt wird. Großbritannien beinhaltet hier also Nordirland, Wales und England. Schottland ist Schottland. (Für gößeres Bild klicken) Warum gibt es nur so viele Crustpunks in Barcelona? Spanien gilt von Marokko aus gesehen als Tor nach Europa. Über Zweidrittel aller Cannabis-Produkte, die in der EU beschlagnahmt werden, werden in Spanien konfisziert, außerdem sind synthetische Cannabinoide dort auch sehr beliebt—also Kräuter, die mit Chemikalien behandelt werden, die die Wirkung von Cannabis nachahmen. Obwohl in der ersten Jahreshälfte von 2013 gerade mal 20 kg sichergestellt worden ist, ist dies die größte Menge dieser Droge, die je in Europa abgefangen wurde. Was andere Länder angeht, ist Gras auch in Irland sehr beliebt—obwohl es dort mit 20 Euro pro Gramm gleichzeitig am teuersten ist, sich zu bekiffen—und in Dänemark. Die Ergebnisse der Global Drug Survey suggerieren, dass Cannabis unter dänischen Drogenkonsumenten sogar beliebter als Tabak ist—66 Prozent gaben an, im letzten Jahr gekifft zu haben. (Für gößeres Bild klicken) Ihr habt es vielleicht schon wegen der Nachrichtenmeldungen über die hohe Kokainbelastung in Londons Abwassersystem geahnt: Das Vereinigte Königreich ist die größte Koksnase in Europa. Über 30 Prozent der Drogenkonsumenten und fast 10 Prozent aller Einwohner gaben stolz an, dass sie die Droge zumindest einmal in ihrem Leben genommen haben. Spanien ist auch wieder vorne mit dabei. Ganz im Gegenteil zu ihren Kumpels jenseits der Grenze in Portugal, die viel glücklicher mit etwas zu Rauchen und einer Mütze Schlaf sind. (Für gößeres Bild klicken) Wieder einmal führt Großbritannien das Feld an. Neugierig beäugt von den anderen Mächten in Europa jenseits des Kanals, die sich wahrscheinlich fragen, warum so viele dort ihre Nächte damit verbringen, sich bewusst in Zustände kompletter Handlungsunfähigkeit zu bringen, während sie selber genüsslich an einem Bier nippen und Würstchen essen. Vielleicht ist das Wetter schuld, vielleicht liegt es auch an Dubstep, aber vielleicht grassiert auch ein bislang unbekannter Trend zu künstlichen Harnblasen. Woran auch immer es liegt, Großbritanniens Bevölkerung kann froh über ihr halbwegs funktionierendes Gesundheitssystem sein. (Für gößeres Bild klicken) Niederländer lieben es einfach, sich Stimulanzien reinzufahren. Über 50 Prozent einer Umfrage unter Drogenkonsumenten in den Niederlanden gab an, im letzten Jahr MDMA genommen zu haben. Das macht es dort, unglaublich aber wahr, populärer als Cannabis. Das Land ist außerdem ein großer Pillenfabrikant: 2012 wurden dort 2,4 Millionen Teile beschlagnahmt, die größte Menge des Jahres in ganz Europa. (Für gößeres Bild klicken) Die Bevölkerung in Irland und Großbritannien hat sich bislang als äußerst drogenaffin bewiesen und da ist es auch nicht verwunderlich, dass die Menschen dort die meisten Schmerzmittel nehmen. Im restlichen Europa hat Estland ein besonders großes Problem mit Fentanyl, einem sehr starken synthetischen Opiat. Das erklärt vielleicht auch, warum das Land die meisten Überdosen in Europa hat. Norwegen befindet sich auf dem zweiten Platz dieser traurigen Liste: Zahlen der Regierung zufolge werden 76 von 1 Millionen Menschen in Norwegen an einer Überdosis sterben, was an Oslos großem Heroinproblem liegt. Die Türkei bleibt, wie schon seit Jahrzehnten, der Hotspot für den Heroinhandel. Dort werden regelmäßig Drogen, die sowohl für den europäischen Markt als auch für den im Nahen Osten bestimmt sind, beschlagnahmt. Bei den Daten war nicht ersichtlich, ob es sich bei den online gekauften Drogen um Legal Highs von legalen Seiten oder um illegale Drogen, die über Deepweb-Handelsplätze wie Silk Road gekauft werden, handelt. Klicken für größeres Bild. Seit dem Verbot 2010 hat Mephedron eine ordentliche Kerbe im Schwarzmarkt Großbritanniens hinterlassen. Ungefähr 1.900 Konsumenten der Droge haben 2011/12 Behandlungsstellen aufgesucht und die Hälfte davon war noch unter 18 Jahre alt. Einige der Konsumenten, die sich die Droge spritzen, mischen sie mit Heroin—was sie zu einer billigen Version von Speedballs macht—einer Mischung aus Kokain und Heroin. Gleichzeitig ist das Internet mit Abstand der einfachste Weg, um an die neue Generation synthetischer Drogen zu kommen, deren Namen klingen wie Supportbands von Kreator—„Exodus Damnation“, „Dragon Pellet“, „King Cobra“ und so weiter. Legal Highs werden schnell zu der grenzüberwindenden, internationalen Sprache, die Esperanto immer gerne gewesen wäre. Es ist also keine große Überraschung, dass in Finnland einige Menschen nach dem Konsum einer Droge gestorben sind, die als legales Koks vermarktet wird, MDPV. In Rumänien sind die Menschen derweil so versessen auf Legal Highs, dass mehr als ein Drittel der Menschen, die sich dort zum ersten Mal wegen Drogen in Behandlung gaben, dieses wegen der neuen psychoaktiven Mittelchen taten. Ein Spritzentauschprogramm in Bukarest gab an, dass sich 51 Prozent der Konsumenten neuartige psychoaktive Substanzen injizierten. Das macht die Straßen keineswegs sicherer. VICE berichtete im letzten Jahr von den katastrophalen Folgen, die der Vormarsch einer neuartigen Droge mit dem Namen Sisa in Griechenland nach sich zieht. Sisa ist ein Methamphetamin, das pro Dosis nur einen Euro kostet. Egal, wo du in Europa auch hingehst, überall wird irgendjemand irgendeine Droge konsumieren—es ist die eine Sache, auf die wir uns alle einigen können.
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Joseph Cox, Grafiken von Alex Vissaridis
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Drogen
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2014-06-11T07:30:00+00:00
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2024-07-31T03:27:54+00:00
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https://www.vice.com/de/article/european-drug-report-so-konsumiert-europa-2014-drogen/
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Wir haben Straches neues Video nach den Anschlägen auf Paris analysiert
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Heinz-Christian Strache und die FPÖ stehen ja bekanntlich schon länger auf Kriegsfuß mit dem „links-linken Medien-Mainstream” und der „gleichgeschaltete veröffentlichte Meinung” hierzulande. Wenn Strache doch einmal im „Rotfunk” auftritt, dann gibt er sich betont zerknirscht, wirft Moderatoren ein grimmiges „Grüß Gott” auch nach 22:00 Uhr entgegen, erwähnt mindestens ein Mal durch die Blume, dass der ORF die Wahrheit ja nicht ungefiltert berichten dürfe, wackelt zornig mit dem Kopf und legt routiniert-empört los mit dem Satzteil: „Wenn wir hier erleben …“ Insofern ist es nur konsequent, dass man bei der FPÖ die Nachrichten mittlerweile lieber selber macht—sei es über den „Blaufunk” FPÖ-TV, Unzensuriert, die Zur Zeit, oder auch die Videobotschaften vom Parteichef selbst, die seit dem Sommer schon fast Seriencharakter haben. In seinem neuesten Video formuliert der Parteichef nun sechs Forderungen, die seiner Meinung nach auf die Attentate von Paris folgen müssen. Im Wortlaut nachlesen kann man sie hier. Wir haben uns diese Forderungen angesehen und sind dabei auf ein paar faktisch fragwürdige Dinge gestoßen. Straches erste Forderung als Reaktion auf die Anschläge ist wörtlich ein „Stopp von Zuwanderung aus islamischen Ländern”—das ist zum einen nicht weniger als ein Generalverdacht gegenüber allen Muslimen und zum anderen ein klares Bekenntnis, dass man am liebsten weder Menschen aus Syrien, noch aus dem Irak (beides islamische Länder) hierzulande aufnehmen würde. Als Erklärung gibt der Parteichef an, lediglich „nach den Grundsätzen der Genfer Flüchltingskonvention” handeln zu wollen. Im Artikel 4 der Konvention wird Flüchtlingen freie Religionsausübung ausdrücklich zugestanden—Strache macht die jeweilige Religion jedoch zum Aufnahmekriterium. Argumentiert wird in diesem Punkt außerdem immer mit den „sicheren Drittstaaten.” Auch hier wird die Genfer Flüchtlingskonvention aber eher als Ausrede, nicht als Rechtsbewusstsein verstanden. Ginge es nach Strache, so könnte man alle Flüchtlinge ganz einfach zurück nach Slowenien, ein sicherer Drittstaat, abschieben. Die Behörden dort hätten dann wiederum die Möglichkeit, die Menschen weiter nach Kroatien, nach Serbien, nach Griechenland etc. zurückzuschicken. UNHCR hat aber bereits in einem Papier im Jahr 2001 erklärt, dass die Genfer Flüchtlingskonvention nicht dafür da ist, so eine „Kette von Rückstellungen” zu legitimieren. Das betrifft besonders Massenfluchtbewegungen. So heißt es dort: „Einseitige Aktionen von Staaten zur Rückstellung von Asylsuchenden in jene Länder, die sie auf dem Weg in ihr Hoheitsgebiet durchquert haben, birgt für den Flüchtling das Risiko eines endlosen Weitergeschicktwerdens.” UNHCR regt daher eher an, mit mulitlateralen Vereinbarungen eine faire und gleichmäßige Verantwortung für Flüchtlinge festzulegen. Als nächstes geht Strache auf den Grenzschutz ein und fordert: „Die Kontrolle von Dokumenten, das Nehmen von Fingerabdrücken und das Anfertigen von Fotos ist selbstverständlich möglich.” Um zu klären, wie es um die Bewältigung von Kontrollen tatsächlich steht,habe ich mich an den zuständigen steirischen Polizeisprecher Fritz Grundnig gewandt, der derzeit permanent in Spielfeld präsent ist. „Die Leute werden an der Schengen-Außengrenze zu Kroatien bereits registriert und bekommen ein dementsprechendes Dokument”, erklärt der Beamte. „Wir müssten sie theoretisch nicht mehr registrieren, tun das aber natürlich trotzdem so gut es geht.” Bei den derzeitigen Zahlen (2600 am Donnerstag in Spielfeld, 3700 auf der anderen Seite) sei dies auch noch relativ problemlos. „Bei der Aufnahme von Daten sind die Menschen durchwegs kooperativ, da gibt es keine Probleme”, heißt es weiter. Schwierigkeiten hätte es bisher immer nur dann gegeben, wenn ein Rückstau hinter der Grenze ensteht und viele tausend Menschen stundenlang im Niemandsland festsitzen. Grundnig betont auch, dass die Menschen definitiv nicht einfach nach Deutschland „weitergeschleust” werden: „Alle Flüchtlinge kommen erst in Versorgungszentren in Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten, oder wo eben Platz ist.” Es ist der Lieblingsslogan der Identitären und auch die FPÖ sieht darin das Allheilmittel in der Flüchtlingspolitik—das australische Konzept von „NO Way”. Dort werden Flüchtlinge schon auf hoher See zur Rückkehr gedrängt und sollten es Personen dennoch an Land schaffen, kommen sie in Internierungshaft. Abgesehen von der menschenrechtlich fragwürdigen Praxis, ist die Situation in Europa auch eine völlig andere. Es geht hier um unmittelbare Kriegs- und Krisenregionen, aus denen die Personen fliehen. Sie etwa mit Gewalt in die selbst überforderte Türkei zurückzudrängen, erscheint auch im Hinblick auf die immer instabilere Lage der Türkei auch geopolitisch unvernünftig. Während die Europäische Union auf wackeligen Beinen das Konzept der Hotspots erarbeitet—große Erstaufnahmezentren an den Außengrenzen mit einer anschließenden europaweiten Verteilung—, sträubte man sich von Seiten der FPÖ gegenüber einer konstruktiven Mitarbeit und wählt lieber die einfachen Slogans. In keiner seiner neuen Forderung geht Strache zudem auf eine Lösung in den Krisengebieten selbst ein. Hier wird Strache etwas umkonkreter, wenn er sagt, dass es „keine Parallelgesellschaften und keine verlorenen Stadtviertel mehr geben” dürfe und Terrornester ausgehoben werden müssen. Welche Stadtteile in Österreich als „aufgegeben” oder „verloren” gelten, bleibt offen. Angespielt wird hier offensichtlich auf das Brüsseler Viertel Molenbeek. Die FAZ hat zuletzt erwähnt, dass es zumindest in Deutschland keine Stadtteile gebe, die in Sachen Ausmaß oder Radikalisierung mit Molenbeek vergleichbar wären. Ob wir hierzulande also wirklich die Staatsgewalt verloren haben und Rudolfscrime tatsächlich als Wiener Gefahrenbezirk gilt, möge jeder selbst für sich beurteilen. Viele haben sich nach den Anschlägen in Paris gefragt, wieso Heimkehrer aus Syrien nicht einfach gleich weggesperrt werden. Strache appelliert an dieses Bauchgefühl und fordert „Wer aus dem Dschihad heimkehrt, muss sofort in Untersuchungshaft genommen werden.” Das ist gesetzlich aber nicht einfach so machbar. Das Innenministerium erklärt uns dazu: „Bei allen Rückkehrern gab und gibt es eine Anzeige bezüglich der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Dazu kommt eine besondere sicherheitspolizeiliche Überwachung.” Wie bei allen Straftaten muss für eine Haft auch ein Haftgrund bestehen und auch eine entsprechende Beweislage vorhanden sein. Alles andere widerspricht dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit. „Eine pauschale Untersuchungshaft für syrische Rückkehrer ist verfassungswidrig”, meint auch Professor Heinz Mayer von der Universität Wien. Selbst wenn die FPÖ mit Verfassungsmehrheit anordnen würde, für eine bestimmte Straftat eine obligatorische U-Haft zu verhängen, widerspreche das gleichzeitig auch der Europäischen Menschenrechtskonvention. Um andere Häftlinge nicht zu „infizieren”, sollen Islamisten außerdem notfalls in eigene Gefängnissen untergebracht werden, fordert Strache. Bleibt die Frage, ob es denn nicht klüger wäre, den Kriminellen mit gezielter Deradikalisierung ihre Ideologie auszutreiben, anstatt alle Gesinnungstäter zusammen in einen Knast zu stecken. Abschließend erklärt Strache, dass er „die christlich-abendländischen Werte sowie die durch Aufklärung und bürgerliche Revolution erkämpften Freiheiten” verteidigen wolle. Eine konkrete politische Forderung gibt es an dieser Stelle nicht. Da war Sebastian Kurz mit seiner Werteschulung noch konkreter, wenn auch vielleicht nicht viel überzeugender. Ohne die Verdienste der Aufklärer zu schmälern, (die, wenn ich mich recht erinnere, selbst gegen allzu christliches Denken ankämpften) aber Werte sollten sich über die Jahrhunderte auch weiterentwickeln können. Und beim Wert der Freiheit hat es das ja auch. Die jüngere Generation wuchs in Europa mit dem Gedanken auf, das Grenzen und Zäune auf unserem Kontinent der Vergangenheit angehören. Dass Strache der erste war, der nach Zäunen gerufen hat, darauf ist er ja bekanntlich selber stolz. Thomas auf Twitter: @t_moonshine
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Thomas Hoisl
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2015-11-20T08:50:00+00:00
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2024-07-31T01:15:59+00:00
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https://www.vice.com/de/article/straches-forderungen-nach-den-attentaten-in-paris-538/
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Warum lasst ihr euch von Frauen, die Rap mögen, so einschüchtern?
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Am Montag hat das amerikanische Complex Magazin den Artikel „10 Signs Your Girl Listens To Too Much Rap Music” veröffentlicht. Eine dumme Liste, die gegen Frauen stichelt, die sich offenbar etwas zu viel in der tendenziell männlichen Rap-Fangemeinde aufhalten. Zugegebenermaßen habe ich den Köder geschluckt und mich durchgeklickt. Ich denke die Liste ist beleidigend nicht nur für mich, sondern auch ernsthaft jeder Frau gegenüber, die einen Scheiß auf Rap gibt und von denen gibt es viele. Viele meiner weiblichen Kolleginnen (genauso wie die männlichen), die sich auf Twitter mit Rap beschäftigen, drückten ihren Ekel und ihre Verärgerung über diese Liste aus. Bevor ich anfange, möchte ich klarstellen, dass ich mit einigen Leuten, die diese Liste geschrieben haben, befreundet bin und ich möchte sie nicht persönlich angehen. (Um es ganz klarzustellen, auch ich habe früher schon Dinge im Complex Magazin veröffentlicht.) Es gab in letzter Zeit viele Diskussionen bezüglich des Platzes der „Außenseiter” im Rap-Diskurs. Diese bezogen sich meistens auf Rassenfragen und das ist eine wichtige Sache über die man definitiv reden muss. Wir befinden uns im Jahr 2013 und Rap hat sich vom fight-the-power Außenseiter zur stärksten kulturellen Kraft der amerikanischen Gesellschaft entwickelt. Wahrscheinlich hat meine 13-jährige Nichte aus einem Vorort von Minnesota schon ein Cover mit ihrer Akustikgitarre von „Bandz A Make Her Dance” irgendwo auf YouTube hochgeladen. Macklemore schwimmt derzeit irgendwo ganz oben in den Billboard Charts, mit einem Song über Klamotten-Shopping bei der Heilsarmee. Ein polnischer Teenager hat den Beat für einen der besten Street-Raps meiner jüngsten Erinnerung gemacht. Eben so viele Fans vom „Golden-Era” HipHop sehnen sich nach den berühmten Säulen (ich glaube es gibt fünf: Breakdance, Molly, Jeremy Scott, 2Chainz und Cargo-Shorts) und sich das Joey Bada$$-Mixtape runterzuladen bringt die Industrie nicht weiter, aber sich das Album Pink Friday: Roman Reloaded: The Re-Up mit seinem Weihnachtsgeschenk-Gutschein von iTunes kaufen tut es. Mit dieser Verlagerung gibt es natürlicherweise einige unangenehme, aber notwendige Probleme in Bezug auf Besitz und Eigentum. Vorzutäuschen, dass weiße Rapfans kein rechtmäßiger Teil der Community sind, ist eine ziemliche Wahnvorstellung. (So wie es B.Dot in seine Kreuzzug gegen die Hipster-Medien, die Chief Keef zum Ritter schlagen, macht.) Jedoch ist es fast schon verantwortungslos, den ekelhaften Fetisch von (weißen) Leuten für Trap zu ignorieren. (Aber das ist noch mal ein anderes Thema, welches von diesen Artikeln hier und hier sehr gut beleuchtet wird.) Nicht viel Aufmerksamkeit bekommt hingegen die Außenseiter-Rolle der Frau im HipHop. Ich spreche von der Frau als Konsumentin nicht von der Frau, die aktiv im Rapgeschäft teilnimmt, das ist eine ganz andere, komplizierte Geschichte. Klar ist, Rap wird und wurde immer von männlichen Idealen dominiert. Und wie das mit jeder Männerdomäne so ist, ein eingefleischter weiblicher Rapfan zu sein, bedeutet, dass man schon mehrmals angegriffen wurde. Dauerthemen: Ob man das wirklich ernst meint und wenn ja, ob es verborgene Motive hinter diesem Interesse gibt. (Und zwar um Jungs glauben zu lassen, dass man cool ist.). Die unzähligen Male, die ich schon von Männern herausgefordert wurde, die es nicht in ihren geistesschwachen Kopf bekommen, dass ich wirklich Gunplay höre. Wahrscheinlich kann ich ihnen auch noch einiges beibringen, wenn es um #DeepGunplayMixtapeCuts geht und es amüsiert mich immer wieder. Schlimmer als die Ungläubigkeit, ist die herablassende Art über meinen vaginalen Defizite, Musik genau so zu hören wie es Männer tun. „Oh, du magst Flocka, das ist süß!” oder “Wow, du bist so anders, als die anderen Frauen!” Im Ernst? Wie oft sprichst du mit Frauen? Die immer wiederkehrende Erklärung des männlichen „Besitzes” von Rap macht mich wütend. Erwachsene Männer können es nicht glauben, dass eine Frau vielleicht auch aus anderen Gründen ein Young Scooter-Mixtape auf ihrem iPod hat, als nur schnellstmöglich vom Single-Markt wegzukommen. Wie gerade die letzten paar Wochen gezeigt haben, ist es nicht einfach mit den ganzen Drehungen und Wendungen des Rap-Internets mitzukommen und es ist eine sehr undankbare Aufgabe. Wenn du dem ganzen Aufmerksamkeit schenkst, liegt dir Rapmusik wirklich sehr am Herzen oder du bist eine komische, neumodische Art von Masochist. (A$AP-Masochist oder MasochiTDE, es wird aktuell noch über den Fachausdruck getagt). Ich habe eigenständig und unironischerweise entschieden, einen riesigen Teil meiner Freizeit damit zu verbringen, über Rap zu schreiben, über Rap zu lesen, über Rap zu sprechen, Rap zu hören und neuen Rap zu finden. Und wenn euch das noch nicht reicht, im Wesentlichen lebe ich davon, Rap-Fan-Kunst zu machen. Sollte dann noch jemand wagen, sich auch nur das geringste bisschen darüber lustig zu machen, dass die Zeit, die Gedanken, das Geld und die Leidenschaft, die ich darein investiert habe, süß ist oder psychotisch oder strategisch, nehme ich das persönlich—ungeachtet davon, ob es bösartig gemeint war oder nicht. Um Noz’ Antwort auf B.Dots Anschuldigungen über den unbekümmerten Kultur-Tourismus von weißen Rap-Journalisten zu interpretieren: Eine Kultur, die sich selbst einzäunt, ist zur Stagnation verdammt. Das lässt sich praktischerweise nicht nur auf deine verweilende weiße Mittelklassen-Kindheits-Schuld anwenden, das bedeutet auch, dass die Meinung von Frauen über Rapmusik sehr wichtig ist, weil das verrückte an solchen Wichsern ist, sie drehen sich im Kreis. Es ist so einleuchtend, dass es fast schon weh tut es zu schreiben, aber den Umfang dieses Inhaltes auszubreiten, fördert die Diskussion. Lupe Fiasco ist das perfekte Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Typen versuchen, die Bedeutung des Wortes „Bitch” in ihren Raplyrics abzuhandeln. Dream Hamptons Artikel aus dem 93er Spin Magazin „Bitches…Hos and Tricks” ist nur ein möglicher Ausläufer, der der männlichen Schlichtheit etwas entgegenzusetzen hat. Und die Ironie von weißen Männern, die (vielleicht zum ersten Mal, was einiges erklären würde) wiederholt dazu gezwungen werden, ihren Platz am Tisch einer zeitgemäßen Rap-Unterhaltung zu verteidigen. Das verhält sich ähnlich stur, wie die abwehrende Exklusivität gegenüber Frauen im Rap. Die Situation, die im Einführungstext vom Complex-Artikel beschrieben wird, ist eine klassischer Fall von „necken”, diese abscheuliche Art Frauen aufzureißen, in dem man ihr Ego untergräbt und sie somit verletzlicher macht. Die Rolle der Frau als Rap-Konsument durch „Mädchen, das ihren persönlichen Geschmack nötigt, aber ihn nicht zu sehr behauptet” zu beschränken, ist ziemliches Rap-Game-Necken. Du bist cool, aber warte, setz dich du bist nicht so cool. Ähnlich giftig verhält es sich damit, Frauen als Groupies zu bezeichnen, weil sie im Internet den gleichen Rap-Gedankenführern folgen wie du. Dies dient nur dazu, sich einer Diskussion zu verweigern. Schließt Frauen von der sinnvollen Beteiligung bei solchen Unterhaltungen aus und ihr landet in einem virtuellen Chief Keef Video—ein öder Raum voll mit oberkörperfreien Jungs, die ihre Dreadlocks vor und zurück werfen. Typen, die mir über meine Empörung zu dieser Liste geantwortet haben, haben es meist als Überreaktion bezeichnet. „Es ist nicht so sexistisch!” oder „Es war als Spaß gemeint, relax!” Die Antworten waren typisch und zu erwarten. Viele Männer wissen nicht, wie sie mit dem Mist, den sie sagen, umgehen sollen. Und genau so wie weiße Menschen nicht bewerten können, was Minderheiten als rassistisch auffassen, können heterosexuelle Männer den Frauen nicht erzählen, was sie angreift und was nicht. Sie verstehen es nicht und das verstehe ich. Aber sie sollten es versuchen und es das nächste Mal besser machen, denn es wird sie zu bewussteren und anständigeren Menschen machen. Es ist ein absoluter Horrortrip, weiterhin mit dem dampfenden Scheißhaufen von patriarchalischem Mist konfrontiert zu werden. Letztendlich geht der Witz auf die Kosten der Männer, die ermutigt werden, ihnen zu glauben. Weil es euch ziemlich alt und ziemlich eingeschüchtert aussehen lässt, euren eigenen Sack zu liebkosen, während ihr die Tatsache verspottet, dass Frauen die gleiche Musik wie ihr mögen können. Ihr solltet vielleicht einfach mal rausgehen und mit echten Frauen sprechen! Wer weiß, es könnte ja tatsächlich Spaß machen. ** Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker. MEHR VON NOISEY
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Meaghan Garvey
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2013-01-17T11:00:00+00:00
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2024-07-31T04:44:30+00:00
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https://www.vice.com/de/article/warum-seid-ihr-von-frauen-die-rap-moegen-so-eingeschuechtert/
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Homosexualität ist im neuen Videospiel von Nintendo nicht vorgesehen
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Der Trailer für das neue Life-Simulator-Game von Nintendo wirbt mit den grenzenlosen Verlockungen der virtuellen Welt: „In Tomodachi Life kannst du jeden erschaffen, den du dir nur vorstellen kannst.” Blöderweise erstreckt sich diese theoretische Freiheit nicht auf das Ende von beschränktem Entwicklerdenken. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind jedoch in dem ab Juni in den USA erhältlichen Tomodachi Life offiziell nicht vorgesehen. Das wäre nur halb so wild, wenn der Kern von Casual-Life-Simulatoren nicht genau das Nachbauen, Nachfühlen und Nachspielen einer selbsterschaffenen Avatar-Existenz wäre. Ein freies Ausleben der eigenen Sexualität sollte doch zumindest bei virtuellen Charakteren kein Problem darstellen. Dear Nintendo, make same sex marriage happen in #Tomodachi for the #3DS . #Nintendo is pretty gay itself with all its IPs #Miiquality — Oskizzle (@LackeySheik) May 9, 2014 Schon im Spieleklassiker The Sims war seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2000 homosexuelles Leben erlaubt (selbst wenn es auch hier Kontroversen und eine temporäre Blockade von Nintendo gab), während Facebook seit Mitte Februar 50 verschiedene Gender-Ausdrücke für deine digitale Identität kennt. Hoffentlich werden alle Fans erkennen, dass das Spiel nur drollig und skuril sein will. Gegen die sexuellen Vorschriften in der bunt-schimmernden Nintendo-Welt formiert sich nun seit einigen Tagen massiver Widerstand im Netz. Tye Marini ein Nintendo-Fanboy, der es nicht einsah in dem Spiel den Avatar seines Freundes nicht heiraten zu können, hat vor einer Woche die Miiquality-Kampagne ins Leben gerufen, die sich inzwischen auf Twitter zu einem veritablen Shitstorm gegen Nintendo ausgeboren hat. Du bist der Besitzer von Tomodachi Island: Es sieht aber leider einladender aus, als es ist. (Screenshot via YouTube) So richtig Fahrt hat die ganze Debatte ohnehin erst aufgenommen durch die ungelenke Reaktion von Nintendo, die auf die allgemeinen Forderung nach Inklusion ziemlich unvorbereitet schienen: „Nintendo hat nie beabsichtigt, mit der Veröffentlichung von ‘Tomodachi Life’ irgendeine Form eines gesellschaftlichen Statements abzugeben. Die Beziehungsoptionen im Spiel repräsentieren eher eine lustige alternative Welt, als dass sie das echte Leben simulieren.” Die unkreative Hoffnung, dass die Spieler erkennen, dass das Spiel lediglich „drollig und skurril” sein will, klingt dagegen fast schon wie blanker Hohn. Sowohl die Programmierung des Spiels—die sich möglicherweise an den recht strikten homo-unfreundlichen Gesetzen Japans orientiert—als auch die Antwort des Unternehmens sind nichts anderes als eine gesellschaftliche Aussage—da hilft auch kein entschuldigender Hinweis des Herstellers doch „nur” eine alternative Welt erschaffen zu haben. #Miiquality from Tyeforce on Vimeo. Die Repräsentation von Geschlecht spielt eben durchaus eine wichtige Rolle in Videospielwelten. So fand eine Studie von Cyber-Psychologen heraus, dass 57% aller Spieler in einem Spiel schon einmal ihr Gender getauscht hatten, wenn dies möglich war. Videospiele sind meist bis heute nicht gerade als Vorreiter gegen heterosexuelle Klischees bekannt, wobei es selbstverständlich Ausnahmen gibt, wie erst kürzlich wieder die von den Kritikern heiß gebliebten Gone Home und The Last of Us zeigten. Nur allzu häufig jedoch sind Games-Avatare angelehnt an männliche, weiße und heterosexuelle Rollenbilder—wogegen sich denn auch Aktionen wie die Bewegung der Gaymer oder die Entlarvung von Rassismus durch BioShock Infinite richten. Im Ankündigungsvideo zu Tomodachi Life jedenfalls besingt der Avatar von Bill Trinen, einem Entwickler von Nintendo Amerika, die Schönheit der virtuellen Welt: „Real Life is too small.” Ich frage mich allerdings, wer abseits der netzhautablösenden Optik in einem Life Simulator von Nintendo überhaupt noch mit Abenteuern rechnet—dann schon lieber ein unhandlicherer Gender-Tausch mit Oculus Rift.
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Max Hoppenstedt
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Tech
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2014-05-09T14:28:00+00:00
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2024-07-31T04:11:23+00:00
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https://www.vice.com/de/article/in-der-virtuellen-welt-von-nintendo-ist-homosexualitaet-nicht-moeglich/
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Video: Dieser US-Fußballer fordert härtere Waffengesetze – direkt nach seinem Tor
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Dritte Spielminute. Philadelphia Unions gegen D.C. United. Alejandro Bedoya schießt das 1:0 für Philadelphia. Während die meisten Fußballer jetzt vor Freude so lang wie möglich im Kreis hüpfen oder sich von ihren Teamkollegen bespringen lassen würden, löst sich Bedoya nach kurzem Jubel aus der Gruppe und läuft zu einem Mikro am Spielfeldrand. Die Kamera zeigt jubelnde Fans, dann schwenkt sie wieder auf Bedoya, der sich zum Mikrofon beugt und diese Sätze brüllt: “Der Kongress muss sofort etwas unternehmen. Setzt der Waffengewalt ein Ende.” Philadelphia Union soccer player Alejandro Bedoya scores a goal in tonight's game against D.C. United, runs over to a field microphone and shouts, "Congress, do something now. End gun violence."Via FS1 pic.twitter.com/7WH4PA08cs Anlass für die Aktion ist die Waffenpolitik der USA. Am Samstag erschoss ein Mann im texanischen El Paso 20 Menschen in einem Einkaufszentrum – laut Manifest des mutmaßlichen Täters als Antwort auf die “hispanische Invasion in Texas”. In der Nacht zu Sonntag tötete ein 24-Jähriger neun Menschen in Dayton, Ohio. Sechs von ihnen waren Afroamerikaner. Seit Trump Präsident der Vereinigten Staaten ist, nimmt die Politisierung im Sport zu. Der NFL-Spieler Colin Kaepernick etwa kniet als Protest gegen die Unterdrückung von Afroamerikanern während der Nationalhymne. Bei der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft antwortete Megan Rapinoe auf die Frage, ob sie eine Einladung des Präsidenten im Falle des WM-Siegs annehmen würde mit: “I’m not going to the fucking White House.” Während Trump auf Twitter gegen amerikanische Journalisten hetzt und versucht, ihnen die Schuld für die Geschehnisse in die Schuhe zu schieben, fordert Bedoya endlich ein schärferes Waffengesetz. Das gibt es für Trump jedoch nur im Tausch gegen eine härte Einwanderungsreform. The Media has a big responsibility to life and safety in our Country. Fake News has contributed greatly to the anger and rage that has built up over many years. News coverage has got to start being fair, balanced and unbiased, or these terrible problems will only get worse! Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Staff Vice and VICE Staff
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Politik
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2019-08-05T15:30:31+00:00
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2024-07-30T14:51:48+00:00
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https://www.vice.com/de/article/video-dieser-us-fussballer-fordert-haertere-waffengesetze-direkt-nach-seinem-tor/
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Krass, glückliche Außenseiter
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Du erinnerst dich vielleicht noch an einen Schweinefuß im Glas und eine Ananas mit Plastiknase? Das waren Fotos des französischen Fotografen Melchior Tersen, die wir in unserer Foto Issue veröffentlich haben. Er arbeitet gerade an einer neuen Reihe, die er Communauté nennt. Die besteht aus Porträts von Leuten bei Konzerten von Lady Gaga, Nicki Minaj und einem Typen namens Johnny Hallyday, und bei einem großes Metal-Festival. Auf den Fotos sind Menschen zu sehen, die sich selbst im Alltag wahrscheinlich als Außenseiter empfinden, sich bei den Shows aber zwischen alle den Menschen, die das gleiche lieben wie sie, wie zu Hause fühlen. Melchior war so freundlich, uns ein paar dieser Aufnahmen zur Verfügung zu stellen, viele bisher unveröffentlicht.
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2012-10-11T07:00:00+00:00
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2024-08-12T06:02:01+00:00
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https://www.vice.com/de/article/melchior-tersens-shiny-happy-people/
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„Sei ein gutes Mädchen“—mein Orgasmus unter Hypnose
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Alle Illustrationen von Barbara Nino Carreras Der weibliche Orgasmus sei ja so wahnsinnig kompliziert: Die endlose Suche nach dem G-Punkt, vorgetäuschte, klitorale, vaginale und jetzt also auch noch mentale Orgasmen. Dank der Orgasmus-Hypnose soll Frau sich beim Sex besser gehen lassen können und so einen (oder einen intensiveren) Höhepunkt erleben. Das Nonplusultra wäre, einen Orgasmus ohne eine einzige Berührung durch seine eigene mentale Vorstellungskraft zu erreichen. Eigentlich konnte ich mich beim Sex ganz gut gehen lassen. Auch mit dem Kommen hatte ich noch nie Probleme. Aber es wäre trotzdem eine nützliche Fähigkeit, einen Orgasmus mit reiner Vorstellungskraft zu erreichen. Orgasmus durch das Pendel—here I cum (oder eben nicht). Der Höhepunkt-Magier J. begrüsst mich an einem Samstagnachmittag in seiner minimalistisch eingerichteten Praxis. Ein runder Tisch, ein Flipchart, ein schwarzer und ein roter Sessel, auf dem ich Platz nehme. Keine Liege—schade eigentlich. Wie bei jeder anderen Hypnose ist auch bei dieser wichtig: Man muss es wollen, ansonsten klappt es nicht. Darum gebe ich mich völlig den Anweisungen von Hypnotiseur J. hin. Zeig was du kannst! Bring mich in Ekstase! J. spricht nun etwa zwei Oktaven tiefer. Ich solle mich auf einen Punkt im Raum konzentrieren und langsam die Augen schliessen. Während er mit mir spricht und mich in Trance versetzt, falle ich in einen Dämmerzustand und finde diesen Zustand überaus schön. Ich fühle mich, als würde ich schweben. Ich fühle mich, als wäre ich high. Ich verliebe mich in diesen Zustand des Fliegens und verliere das Zeitgefühl. Damit ist es allerdings wieder vorbei als J. mit Barry White-Bariton meint: „Feminismus ist schön und gut, aber damit das jetzt klappt und du zum Orgasmus kommst, musst du dich einem Mann unterwerfen.” Hä? Wie bitte? Dieser Satz zerstört meine Schwerelosigkeit. Ich mich einem Mann unterwerfen? Dazu noch einem fremden? No way! Trotzdem versuche ich, die Abscheu zu unterdrücken. Sie soll sich verpissen, denn ich will diesen Orgasmus. „Du spürst, wie deine Lust steigt und durch deinen ganzen Körper fliesst.” Ich darf die Augen öffnen. J. fragt: „Wie hoch ist deine Lust? Von 1 bis 10?” Wäre ich nicht im Halbschlaf und auf meinen Orgasmus fixiert, würde ich in schonungslos kindisches Gelächter ausbrechen. „Ehm. Zwischen 5 und 6.” „Gut, stell dir vor, ich würde an einem Regler drehen und deine Lust steigt.” Ich schliesse meine Augen wieder und konzentriere mich auf meine Lust. Ein leichtes Zucken in meinen Armen macht sich bemerkbar. „Denk daran, wie deine Lust steigt und du meine Stimme in deinem ganzen Körper fühlst. Denk daran, dass du zum Orgasmus kommen willst.” „Öffne deine Augen. Sprich mir nach. Du bist einfach zu hypnotisieren.” „Ich bin einfach zu hypnotisieren.” „Du lässt dich gerne von mir hypnotisieren.”—„Ich lasse mich gerne von dir hypnotisieren.” „Du bist sexy.”—„Ich bin sexy.” „Du bist stark.”—„Ich bin stark.” „Du bist unwiderstehlich.”—„Ich bin unwiderstehlich.” „Du kommst gerne zum Orgasmus.”—„Ich komme gerne zum Orgasmus.” „Stell dir vor, dass wir uns schon lange kennen. Du bist mit meiner Stimme vertraut.” Schon besser. Ja, damit man sich gehen lassen kann, ist es sicher vorteilhaft, jemandem zu vertrauen. J. hat mir nach der Hypnose erklärt, dass sich die Orgasmus-Hypnose normalerweise über sieben Sitzungen erstreckt. Es folgt ein Wechsel zwischen Augen öffnen—nachsprechen—Augen schliessen—meine Lust steigern. Bis die folgende unerwartete Frage auftaucht: „Wo spürst du deine Lust am meisten?” Ja, da unten halt. Was sag ich denn jetzt? Pussy? Muschi? Liebesspalt? „In der Vagina.” So medizinisch wie möglich, denn ich will ihn keinesfalls erregen. Und dann wird alles noch viel absurder: „Was siehst du in mir?” Jetzt aber! Dass J. sich selber ins Spiel bringt, hätte ich als Letztes gedacht. Was sag ich da bloss? Anziehend finde ich ihn nicht. Doch ich muss wohl etwas Nettes sagen. Ich lüge: „Einen starken Mann.” Hoffentlich hat ihn das nicht auch noch geil gemacht. Spätestens jetzt weiss ich, dass ich meine Lust auf irgendeine Art und Weise selber steigern muss. Also denke ich an einen athletischen, attraktiven Typen, der weiss, wo und wie er mich berühren muss, damit er mich zum Glühen bringt und ersetze J. durch ihn. Ich muss J. diese Maske des anderen Mannes aufsetzen. Es klappt: Ich werde feucht. Fantasie sei Dank. Irgendwann war der Zeitpunkt des Orgasmus gekommen: „Ich zähle jetzt bis auf 10. Bei 10 kommst du. ” Zwischen den Zahlen sagte J. so etwas wie: „Du spürst wie deine Lust steigt und du langsam kommst.” Dann ist er bei 10 angelangt. Gekommen bin ich nicht. Die ganze sexuelle Erregung, das Zucken in meinem Körper, ist der Verdienst meiner Imagination. Ich mache mich selber geil. Mit der Hypnose, respektive der Wortwahl des Hypnotiseurs, hat das sehr wenig zu tun. Je mehr J.’s Worte in mein Gehör drängen, desto mehr verflüchtigen sich meine erotischen Fantasiebilder. Beim zweiten Abzählspiel bin ich wieder nicht gekommen. Dann fragt mich J.: „Darf ich dich am Knie berühren?” Auch verlangt er, dass direkt in seine Augen schaue. Der Abstand zwischen uns beträgt keinen halben Meter. J. klopft mit seinem rechten Zeige- und Mittelfinger auf mein Knie und zählt bis fünf. Auf dem Weg zum (Nicht-)Höhepunkt schliesse ich die Augen, um gedanklich bei meinem persönlichen Heros zu sein. J. vermasselt mir dieses Unterfangen gewaltig: „Halte deine Augen offen.” Die Orgasmus-Hypnose ist mentaler Sex zwischen zwei Personen. Auch wenn bei diesem Sex nicht zwei dazugehören, da ich bloss J.’s Anleitung folge. Und da liegt auch das Grundproblem: Ich soll mich ihm unterwerfen. Sind wir bald fertig? Nein, im letzten Versuch berührt mich J. nicht nur mein Knie—sondern auch am Ohrläppchen. Augenkontakt fordert er weiterhin. Die ganze Situation erreicht das Höchstmass an Absurdität als J. folgenden Satz mehrmals fallen lässt: „Sei ein gutes Mädchen, Viviane, komm jetzt!” Oh, nein. Nein, nein, nein! Sei ein gutes Mädchen? Diese drei Worte sind für meine Libido der Fehlgriff schlechthin. Die Hypnose ist vorbei. Halleluja. Gekommen bin ich kein einziges Mal. Denn Sätze wie „Was siehst du in mir?” oder „Sei ein gutes Mädchen” sind eher verstörend als antörnend. Etwas hat mir die Hypnose trotzdem einmal mehr gezeigt: Unsere Fantasie ist eine der erogensten Zonen überhaupt. Mit etwas Training klappt es vielleicht mit dem mentalen Orgasmus, aber für mich ist die Erotik-Hypnose nichts. Zu zweit mit körperlicher Berührung ist es ohnehin schöner, also lasse ich lieber meinen Adonis ans Werk—glücklicherweise ist der nicht nur Fantasie.
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Viviane and Viviane L.
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Sex
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2014-10-27T15:11:00+00:00
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2024-07-31T03:48:04+00:00
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https://www.vice.com/de/article/sei-ein-gutes-maedchenmein-orgasmus-unter-hypnose-257/
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Die Bordellbetreiberin—zusätzliche Szenen aus ‚Die Sexsklaven von Bangladesch‘
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Bangladesch ist eines der wenigen muslimischen Länder, in denen Prostitution legal ist. Das größte Bordell des Landes heißt Daulatdia und täglich verkaufen dort mehr als 1.500 Frauen und Mädchen tausenden Männern Sex. Daulatdia ist berüchtigt für Drogenmissbrauch und Prostitution Minderjähriger. Viele der Prostituierten sind Opfer des Menschenhandels, die in die sexuelle Sklaverei bei einem Zuhälter oder einer Zuhälterin verkauft wurden. Sie sind gezwungen, den Preis, der für sie bezahlt wurde, abzuarbeiten—ein Schuldenberg, dessen Bewältigung Jahre dauern kann, da sie manchmal nicht mehr als 80 Cent für Sex bekommen. In diesem Ausschnitt trifft VICE News-Korrespondentin Tania Rashid die Betreiberin eines der größten Bordelle in Bangladesch und entdeckt dort weitverbreiteten Missbrauch von Steroiden, die oft eingesetzt werden, um minderjährige Prostituierte älter aussehen zu lassen.
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VICE Staff
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2015-02-23T05:06:00+00:00
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2024-07-31T00:33:25+00:00
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https://www.vice.com/de/article/die-bordellbetreiberin-ausschnitt-sexsklaven-bangladesch-874/
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Facebook will, dass ihr eure Nacktbilder hochladet – zu eurem eigenen Schutz
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Facebook hat eine neue Strategie entwickelt, um gegen die Verbreitung von Rachepornos auf seiner Plattform vorzugehen: Ihr sollt dem sozialen Netzwerk freiwillig Nacktbilder von euch zeigen, damit Facebook solche Bilder sofort identifizieren kann, wenn sie jemand anderes ohne euer Einverständnis verbreiten möchte. Das neue Feature, das gerade in Australien getestet wird, funktioniert dabei so: Zuerst lädst du ein Foto von dir im Facebook Messenger hoch, indem du eine Nachricht an dich selbst schickst. Dann markierst du dieses Foto für Facebook als “intime Aufnahme”, die nicht ohne dein Einverständnis verbreitet werden darf. Daraufhin versieht Facebook das Bild mit einem sogenannten “Hash”, erstellt also einen individuellen digitalen Fingerabdruck für die Datei. Facebook erklärt, dass nur die Hashes, nicht jedoch die Bilder gespeichert werden. Versucht nun ein anderer Nutzer deine Nacktfotos auf Facebook hochzuladen, gleicht Facebook das Bild mit den gespeicherten Hash-Werten ab – ist ein markiertes Bild darunter, kann das Bild nicht hochgeladen und verbreitet werden. Was Sicherheitsforscherin Lesley Carhart dazu zu sagen hat, lest ihr auf Motherboard.
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Louise Matsakis
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2017-11-09T05:45:00+00:00
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2024-07-30T21:01:12+00:00
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https://www.vice.com/de/article/facebook-will-dass-ihr-eure-nacktbilder-hochladet-zu-eurem-eigenen-schutz-2/
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‚Yellow House‘ von Grizzly Bear war mein seichter Einstieg in die Geschichte von Warp
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Als Yellow House von Grizzly Bear im September 2006 auf Warp rauskam, hatte das Label seine frühen, „piepsigen” Jahre längst hinter sich gelassen, um alternative und experimentelle Musik in breiterer Form zu präsentieren. Mitte der 2000er war das eher elektronisch geprägte Roster bereits um mehrere Rock-orientierte Künstler erweitert worden, wie Battles!!! oder eben Grizzly Bear. Im Internet oder auf Partys wird von Zeit zu Zeit immer noch debattiert, ob Warp ihrer eigentlichen Vision noch treu bleiben oder ob sie sich über die letzten 25 Jahre in etwas ganz anderes verwandelt haben. Yellow House kam ungefähr zur gleichen Zeit raus, zu der sich Witze über Pitchfork-Bewertungen, Blogger und Szene-Leute aus Brooklyn im kollektiven Bewusstsein der Plattenkaufenden Öffentlichkeit (oder sollte ich sie Hipster nennen?) festgesetzt haben und Grizzly Bear wurden mit ihrem undurchsichtigen Namen und ihrer modernen Interpretation von folkigen, klassisch amerikanischen Rockmusikstilen zu einer Art angesagtem Gesprächsthema. Sie waren jedermanns neue „Lieblingsband” und haben Aufrichtigkeit und Understatement ausgestrahlt. Die Tatsache, dass sie auf Warp veröffentlicht haben, hat die Aufregung noch vergrößert, da so ein noch größeres und breiteres Publikum auf sie aufmerksam wurde, anders als wenn sie auf einem normalen Gitarren-Indie-Label veröffentlicht hätten. Andererseits sind Grizzly Bear natürlich auch keine normale Indieband. Das „Yellow House” des Albumtitels war das Haus der Mutter von Leadsänger Ed Droste an der Küste von Cape Cod, wo das Album während des Sommers vor der Veröffentlichung aufgenommen wurde. Das Cover, auf dem Licht durch ein Dachfenster fällt und eine Ecke des Proberaums der Band sichtbar macht, ist immer noch unglaublich atmosphärisch. Warp hatte zu der Zeit bereits eine Menge an leichteren Platten veröffentlicht, die sich von den IDM-/Industrial-Wurzeln des Labels wegbewegt haben, aber die rustikale Ästhetik von Yellow House war rückblickend eine wirklich neue Richtung für das Label. Der US-Ableger von Warp wurde damals von Simon Halliday geleitet, der sich mit seinen Signings an einer neuen musikalischen Richtung versucht hat. Das hatte nur teilweise Erfolg; während Grizzly Bear noch immer auf Warp veröffentlichen, haben Acts wie die New Yorker Post-Punk-Band The Hundred in the Hands nicht den erhofften Erfolg gehabt und Maximo Park, obwohl kommerziell erfolgreich, haben sich eher dem machohaften Rock-Establishment zugewandt und passen somit nicht ganz zum grenzerweiternden Ansatz des Labels. Halliday ist mittlerweile Chef bei 4AD und hat dort einige Künstler, die auch gut in Warp-Roster gepasst hätten, unter Vertrag genommen, wie zum Beispiel Zomby oder Grimes. Als die Platte rauskam, war ich 18 und hatte wenig Kontakt mit der Rave-Szene. Yellow House war für mich eine persönliche Offenbarung. Als ich auf die Uni kam, hatte ich Mixtapes mit der Art von drögem, biederem Indie, der bald zum Soundtrack für „The Inbetweeners” werden sollte dabei und da ich keinen älteren Bruder hatte, von dessen Sammlung klassischer Hardcoreplatten ich profitieren konnte, wurden die kostbaren Stücke auf Yellow House schnell zur Hymne meines Semesterstarts. Die Vorstellung, dass ein Fan von Forgemasters oder Speedy J sich Yellow House kauft, um zu sehen, wie sich sein altes Lieblingslabel seit 1991 entwickelt hat, ist vielleicht amüsant, aber stell dir im Gegenzug mich in jungen Jahren vor, wie ich mir auf Mephedron eine Spotify-Playlist mit LFO und dem Andrew Weatherall-Projekt Sabres of Paradise reinziehe, um auf Touren zu kommen. Es scheint vielleicht komisch zu sein, dass eine so ruhige Platte wie Yellow House mein Einstieg in die Rave-Szene war, aber das ist nur der Beweis dafür, wie gehaltvoll die Diskografie von Warp ist und wie sehr das Label in der Lage war, einen bestimmten Spirit aufrechtzuerhalten und sich gleichzeitig immer wieder neu zu formen. „Knife”, die erste Single aus dem Album, ist zwar weit entfernt von den „repetitiven Beats”, auf die sich der Criminal Justice Act bezieht, im Mittelpunkt steht aber ein einfacher, herzerweichender Refrain („Can you feel the knife?”) und die Live-Elemente verleihen dem Song Struktur—sie kommen und gehen im Laufe des Songs immer wieder. Das ist ein umwerfender Effekt, den auch die beste und gefühlvollste Clubmusik nutzt, und über das ganze Album hinweg verstehen es Grizzly Bear, sowohl ruhig und atmosphärisch als auch punktiert zu sein. In einem Interview zur Zeit der Veröffentlichung hat Droste seine Vorliebe für die spärlichen und „vagen” Texte auf dem Album zum Ausdruck gebracht und ihre Kraft, die Platte „offen für Interpretationen” zu halten. Yellow House ist nicht unbedingt eine einfache Angelegenheit. Trotz seiner robusten Struktur hat das Album wenig gemeinsam mit den Ausflügen des Labels in den Bereich des „Home Listenings”. Herausstechende Tracks wie „Central and Remote” und „Plans” sind durchzogen von einer überraschenden Spannung, die den späteren Arbeiten der Band fehlt. Es ist kein Album, das man nach dem Ausgehen zum Runterkommen hört; dafür solltest du bei Music Has The Right to Children bleiben. Grizzly Bear wurden von Fans ihrer Label-Kollegen Broadcast ermutigt, bei Warp zu unterschreiben, haben 2012 in einem Interview mit der Red Bull Music Academy aber auch gesagt, dass sie es für „einen interessanten Schritt [hielten], eine der ‚interessanten’ Bands auf Warp zu sein.” Natürlich sind fast alle Bands auf Warp interessanter als die meisten anderen, aber Yellow House ist ein besonders gutes Beispiel für die ästhetischen Fähigkeiten des Labels. Und obwohl es sich überraschend leicht in das sonst größtenteils elektronische Roster einfügt, ist das, was es besonders mit dem Rest der Warp-Künstler verbindet, die Qualität, die Individualität und die Fähigkeit, die Hörer dazu zu inspirieren, noch tiefer zu graben. Ihr könnt John Thorp hier bei Twitter folgen: @MrJohnThorp ** Folgt THUMP auf Facebook und Twitter. MEHR VON THUMP
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John Thorp
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2014-08-01T18:30:00+00:00
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2024-07-31T04:42:19+00:00
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https://www.vice.com/de/article/yellow-house-grizzly-bear-einstieg-in-die-geschichte-von-warp/
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Nach Autounfall: NPD-Politiker wird von Flüchtlingen gerettet
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Stefan Jagsch, der NPD-Spitzenkandidat im hessischen Altenstadt, kam am vergangenen Mittwoch gegen 9 Uhr morgens von der Straße ab und knallte gegen einen Baum. Sein Glück, dass sofort Hilfe zu Stelle war: Asylsuchende aus Syrien, die gerade in zwei Bussen am Unfallort vorbeifuhren, zogen ihn aus dem Auto und versorgten ihn, bis der Rettungswagen kam, wie die Frankfurter Rundschau heute berichtet. Der 29-jährige Jagsch war bis Ende letzten Jahres der Landesvorsitzende der Hessen-NPD. Nach dem Unfall musste er mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.
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VICE Staff
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2016-03-22T09:09:00+00:00
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2024-07-30T21:51:22+00:00
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https://www.vice.com/de/article/nach-autounfall-npd-politiker-wird-von-fluechtlingen-gerettet-722/
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Wie Interstellar die Astrophysik voranbringt
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In wenigen Tagen werden in Los Angeles die Oscars vergeben und natürlich ist das gigantische Weltraumdrama Interstellar aufgrund seiner umwerfenden Spezialeffekte nominiert. Bei diesem Film stimmen sogar die Astronomen zu, dass es sich um eine berechtigte Wahl handelt. Denn der Programmiercode einer extra für den Film entwickelten Simulationssoftware wurde nicht nur in einem Paper bei iopScience veröffentlicht—das Programm ermöglicht auch echten Astrophysikern, neue Erkenntnisse über unsere Himmelsobjekte zu gewinnen. Als die Arbeiten an Interstellar begannen stellten die Filmemacher fest, dass die von ihnen produzierten Sternanimationen auf großen IMAX-Leinwänden flackerten. Die Auflösung von 23 Millionen Pixeln brachte die verwendete Technologie an ihre natürlichen Grenzen und das Team vor ein Darstellungsproblem. In bewährter Tradition des Star Trek-Erfinders Gene Roddenberry wandten sich die Visual Artists des Films vertrauensvoll an die Wissenschaft. Der Physiker Kip Thorne vom California Institute of Technology machte sich gemeinsam mit dem Londoner Unternehmen für Spezialeffekte Double Negative an die Arbeit. „Um das Flackern zu unterdrücken und realistische, geschmeidige Bilder für den Film zu erzeugen, verbesserten wir den Code”, erzählte Oliver James, der als leitender Wissenschaftler bei Double Negative arbeitet, in einer Presseerklärung. Auch wir Forscher brauchen ruhige Bilder. Das Ergebnis der filmisch-akademischen Kollaboration war der Double Negative Gravitation Renderer (DNGR), der bei Interstellar vor allem für die Entwicklung des Schwarzen Lochs Gargantua verwendet wurde. Um darzustellen, wie Gargantua das Licht einsaugt, verfolgten die Forscher dieses Mal keine einzelnen Lichtstrahlen, sondern nahmen Lichtbündel. Dadurch entstanden viel elegantere Bewegungen der stellaren Objekte als es bisher möglich war. Die Technik eignete sich insbesondere für den Gravitationslinseneffekt, bei dem sich das Licht auf seiner Reise durch das All um große Objekte herumschmiegt. Dieser Effekt entsteht, weil das Schwarze Loch ein extrem starkes Gravitationsfeld aufbringt und damit die Struktur der Weltraumzeit um sich selbst biegt, vergleichbar mit einer Bowlingkugel, die auf einem glatt gestrichenen Bettlaken liegt. „Diese neue Herangehensweise visueller Darstellungsformen ist extrem wertvoll für Astrophysiker wie mich”, erklärte Kip Thorne. „Auch wir brauchen ruhige Bilder.” Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss der Kaustik—seltsame, verknitterte Oberflächen im Weltraum—auf die Aufnahmen weit entfernter Sternenfelder, die von einer sich nahe an einem Schwarzen Loch befindlichen Kamera aufgezeichnet wurden. „Jeder Lichtstrahl, den irgendein beliebiger Ort einer Kaustik absondert, wird ab einem bestimmten Punkt von dem Schwarzen Loch zu einem hellen Scheitelpunkt fokussiert”, erklärte James. „Fast alle Kaustiken schlingen sich—solange die Kamera in der Nähe des Schwarzen Loches ist—mehrfach über den Himmel. Dieser himmlische Umhüllungseffekt beruht auf dem Spin des Schwarzen Lochs, welcher den Raum wie einen Strudel kreisen lässt—ungefähr wie die Luft in einem Tornado. Dabei dehnt sich die Kaustik vielfach um das Schwarze Loch. Mit dieser Methode stellten die Wissenschaftler nun fest, dass, jedesmal wenn die Kaustik einen Stern streifte, entweder zwei neue Sterne im Kamerabild entstanden oder zwei alte verschwanden. Während die Kamera also nun um das Schwarze Loch kreiste wurden permanent neue Sterne geboren und alte ausgelöscht. Diese Bilder zeigten sich jedoch nur nahe eines schnell rotierenden Schwarzen Lochs. In den Blockbuster Interstellar floss jedoch nicht nur die geballte wissenschaftliche Akkuratheit ein, hier und da bekam die Astrophysik auch noch ein wenig schmuckes Make Up verpasst. Um die schönen roten Kreise und das elegante Blau zu bekommen, nutzten die Wissenschaftler den Dopplereffekt, welcher für die fantastischen Farbänderungen sorgte. (Den Dopplereffekt kennt jeder von der Tonänderung bei einer sich nähernden Sirene und er lässt sich ebenfalls für Lichtwellen einsetzen.) Nun sah Gargantua farblich besonders hübsch aus und gefiel in dieser Version auch dem Regisseur Christopher Nolan. Mir fiel sofort auf, dass das Gebilde nicht so aussah wie ein maximal rotierendes Schwarzes Loch. Doch nicht jeder fiel auf die Doppler-Trickkiste der Filmcrew herein. Andrew Hamilton von der University of Colorado in Boulder berichtete im New Scientist von seiner besonderen Filmrezeption: „Mir fiel sofort auf, dass das Gebilde nicht so aussah wie ein maximal rotierendes Schwarzes Loch.” Doch nach der Lektüre des Paper ließ er sich überzeugen. „Mir war überhaupt nicht klar, wie vorsichtig das Interstellar-Team bei seinen Renderings vorgegangen ist.” Christopher Nolan muss ein glücklicher, zufriedener Mann sein. Er schaffte den bewundernswerten Spagat, nicht nur die Filmfans und die Oscarjury, sondern auch die Wissenschaft zu begeistern.
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Christine Kewitz
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Tech
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2015-02-18T09:16:00+00:00
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2024-07-31T01:44:26+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wie-interstellar-die-quantenforscher-voranbringt-364/
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Warum Spotify jetzt doch nicht mehr Soundcloud kaufen wollen soll
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Spotify soll an einem Kauf von Soundcloud interessiert sein. Dafür sprechen einige Gründe, allerdings soll die Übernahme vorerst vom Tisch sein, falls auf dem jemals gewesen ist. Der Grund: Spotify wird 2017 vermutlich an die Börse gehen und befürchtet, dass sich ein Kauf von Soundcloud negativ auf dieses Vorhaben auswirken könnte. Das berichtet zumindest Techcrunch. Der Börsengang ist noch nicht offiziell, aber das Tech-Magzain will von Informanten aus dem näheren Umfeld von den laufenden Vorbereitungen erfahren haben. Demnach will sich Spotify “im Jahr eines potenziellen Börsenganges nicht noch den Kopf über Lizenzierzungen zerbrechen.” Damit sind die hohen Kosten und komplexen Verhandlungen mit Labels gemeint, die mit einem Kauf von Soundcloud unweigerlich einhergehen würden. Der Katalog an Songs auf Soundcloud ist deutlich größer als bei anderen Streamingseiten, weil viel mehr Produzenten dort ihre Songs, Remixe und DJ-Mixe hochladen können. Dementsprechend aufwendiger wäre eine Übernahme. Bislang gibt es von keinem der Unternehmen ein offizielles Statement. In den letzten Jahren soll Soundcloud zwei Kaufangebote von Spotify abgelehnt haben, wie Financial Times im September berichtete. Spotify könnte mit einem Kauf seine Markposition stärken und neben mehr Musikkonsumenten vor allem die Künstler selbst erreichen. Daniel Ek, einer der Gründer von Spotify, sagte im August im schwedischen Fernsehen: “Für uns wird es in den nächsten Jahren vor allem darum gehen, diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, von ihrer Musik zu leben und sie mit neuen Zuhörerschaften zu verbinden. Aktuell sagen unsere User: ‘Zeigt mir neue Musik.’ Die Künstler sagen: ‘Helft mir, eine neues Publikum zu finden.’ Im Grunde sind das zwei Seiten der gleichen Medaille.” Soundcloud startete erst am Mittwoch dieser Woche seinen neuen Service “Soundcloud Go”. Er soll über 130 Millionen Tracks umfassen. Zum Vergleich: Spotify bietet rund 30 Millionen an. Der monatliche Preis beläuft sich auf 9,99 Euro, wenn du den Deal mit der Soundcloud-App abschließt, ansonsten kostet ein Monatsabo 12,99 Euro. Header: Bald in einer App? Spotify und Soundcloud auf einem iPhone. Foto von imago. Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen. ** Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.
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Philipp Kutter
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2016-12-09T14:44:23+00:00
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2024-07-30T22:44:11+00:00
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https://www.vice.com/de/article/warum-spotify-jetzt-doch-nicht-mehr-soundcloud-kaufen-wollen-soll/
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Adeles ‚Rolling Stone‘-Cover scheißt auf die männliche Perspektive
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Was sagt es über eine Gesellschaft aus, wenn es als „mutig“ angesehen wird, eine Frau ohne den Anspruch an Sexiness auf das Cover eines Magazins zu geben? Das neue Cover des Rolling Stone, auf dem Adele zu sehen ist, verzichtet exakt auf diesen Anspruch und beeindruckt damit. Seit der Geburt der Kunstkritik wurden Bilder von Frauen immer zum Subjekt des männlichen Blicks und selbst in der vierten Welle des Feminismus ist es selten, das Bild einer Frau zu sehen, das diesen Blick ablehnt. Entweder nimmt sie den Blick hin, oder sie sieht sich dabei zu, gesehen zu werden. Adele und das Rolling Stone wenden sich davon aber ab. Adeles Gesichtsausdruck hat nichts von diesem Selbstbewusstsein, das jemand hat, der weiß, dass er angestarrt wird. Ihr Blick ist auffordernd und gleichzeitig doch verstörend. Es ist, als hätten wir in dem Moment an ihrer Türe geklingelt, in dem sie sich gerade in Ruhe mit der Zeitung zum Morgenkaffee setzen wollte. Wie sie uns von diesem Bild aus ansieht hat nichts Lustvolles—sie fragt auch nach nichts. Mit diesem Blick sagt sie uns mehr über sich selbst und ihre Erwartungen an uns, als es eine Frau auf einem Cover normalerweise macht. Unter dem Bild steht lediglich eine einzige, simple Aussage—„Adele: A Private Life“—was sich auch im Ausdruck ihrer Augen widerspiegelt. Ihre Person wird nicht verfälscht und ganz anonym sticht sie aus dem üblichen Gedöns konkurrierender Schlagzeilen hervor. Adele wird von niemandem besessen und darüber gibt es auch keine Debatte. Wenn sich eine Frau ins Zentrum der Öffentlichkeit stellt, wird sofort ein gewisser Anspruch an ihren Körper und ihr Leben gestellt. Das beste Beispiel dafür ist Amy Winehouse. Sie spielte mit und manchmal lud sie die Kontroverse rund um sich sogar ein, aber sie wurde schließlich auch davon eingeholt, bis die Medien sie Stück für Stück zerrissen, bis nichts mehr von ihr übrig war. Und das alles nur, um die perverse, skandalgeile Leserschaft zu füttern. Wir sehen es noch immer. Gerade erst diese Woche in der Art und Weise, wie Baby North West, ein zweijähriges Kind, gezwungen ist, sich vor Kameras in Sicherheit zu brigen, nur weil von seiner Mutter Nacktfotos auftauchten. Der generelle Konsens lautet geradezu: Wenn eine Frau sich nackt preisgibt, dann gehört sie auch denen, denen sie sich preisgibt. Adele weigert sich da mitzuspielen. Ich will natürlich nicht behaupten, dass Frauen, die sich der Öffentlichkeit aussetzten, das bekommen was sie verdienen. Natürlich tun sie das nicht, aber darüber reden wir ein anderes Mal. Es erweckt aber doch sehr den Eindruck, dass Frauen sich einer breiten Masse zeigen müssen, damit sie relevant beiben und in der Entertainment-Maschinerie nicht untergehen. Es ist die Szene eines modernen Catch-22, aber Adele scheint das ziemlich auf die Nerven zu gehen. Nachdem sie drei Jahre lang von den Charts und Bildschirmen verschwunden war, ist sie leise zurückgekehrt um die Charts zu sprengen: mit „Hello“ ist sie auf Platz Eins und in der ersten Woche kann sie rekordverdächtige 1,1 Millionen Downloads verbuchen. Die 27-jährige relativiert die Idee einer Frau, die nur durch das „gesehen werden“ zum Erfolg kommt. Ihr gesamtes gelungenes Comeback beruht hauptsächlich auf ihrem Können als Singer/Songwriter und weniger an ihrer Sichtbarkeit. Unten geht´s weiter… Es zahlt sich auch aus festzuhalten, dass Adeles Rolling Stone-Coverfoto etwas von Taylor Swifts 2014er Time Magazine-Cover hat. Dieses Bild fokussiert gezielt nur ihr Gesicht, während ihre Augen die Kameralinse durchstechen, ein fast unmerkliches Grinsen ist in den Mundwinkeln zu sehen, so als würde sie ihr Königreich vor sich ausgebreitet sehen—was wir sonst nur von Time-Coverfotos mit Männern (Steve Jobs, Putin, Obama) kennen. Wie auch bei Adeles Cover, thront Swifts Bild, mit der simplen Überschrift „The Power Of Taylor Swift“, was ganz klar macht, dass ihr Körper nicht nicht zum Objekt gemacht wird, und dass sie eine der Frauen ist, die in dem Männer-dominierten Business die Normen verändern. Hier ist Taylor Swift ein wenig wie Tiepolos Cleopatra. Sie ist keine Renaissance-Dame, die ihe Nacktheit selbstverliebt im Spiegel betrachtet, aber auch nicht jemand, der dem männlichen Zuseher den Blick verschämt abwendet. Sie starrt gerade zu direkt in die Augen ihres Geliebten, als wäre sie kurz davor eine sündhaft teure Perle in ihrem Glas Wein aufzulösen und sie zu trinken, nur um klarzustellen, dass sie eine Frau ist, die eine Wette gegen das Patriarchat gewonnen hat, ein Imperium eingenommen hat und das alles nach ihrer Vorstellung umgesetzt hat. Rihanna letztes i-D-Cover erzählt eine ähnliche Geschichte: Der Star lehnt sich auf, ein fordernder Blick, der von den Worten „Play Loud“ unterstrichen wird. Anders als bei Taylor Swift und Adele, wird Rihanna normalerweise mit Nacktheit assoziiert und somit hat der Ausdruck auf ihrem Gesicht einen noch stärkeren Effekt. Das Bild schlägt eine Brücke zwischen Körper und Macht, was suggeriert, dass Rihanna trotz regelmäßiger Nacktheit den Ton angibt. Die Bildunterschrift ermutigt öffentliche Frauen zu Aktivität statt Passivität. Wenn man durch die weiten Archive von Google-Fotos streift, kann man einen erschreckend großen Unterschied zwischen diesen Coverfotos und der Art und Weise sehen, wie Frauen traditionell dargestellt werden. Das Bild einer Frau, die den männlichen Blick zerstört, ist selbst für Frauenmagazine eine Seltenheit. Adeles ruhendes, uneingeschüchtertes Gesicht sticht aus einem Meer übersexualisierter Körper und tobender Headlines hervor. Und somit sind Adeles, Taylors und Rihannas Cover eine Revolution. Aber keine, von der man ausgehen kann, dass sie einen bleibenden Eindruck in der Musik- oder Magazinindustrie hinterlassen wird. So lange sex sells und so lange Frauen das zu ihrem Vorteil nutzen, werden wir weiterhin von Cover wie Adeles überrascht sein. Wir glauben vielleicht, dass Frauen ihren Körper zurückerobert haben, dass sie ihn eher als kurzes Zeichen ihrer Stärke zur Schau stellen. Aber diese kurzen Zeichen sind einfach nur ein versteckter Weg, das System auszunutzen, anstatt es wirklich über den Haufen werfen zu wollen. Während Frauen wohlwissend ihren Körper verkaufen können, um die Oberhand in der männerdominierten Karrierewelt zu bekommen, wird gegen die antiquierte Idee „je attraktiver, desto mehr Erfolg“ nichts getan. Und das soll nicht bedeuten, dass Adele nicht schön ist, sie ist sogar wunderschön. Aber sie verändert unsere Wahrnehmung von ihrer Stärke. Die kommt nämlich nicht von ihrem Körper, indem sie beim Zuseher sexuelle Emotionen auslöst/manipuliert, sondern von einem Ausdruck, der uns sagt, sie ist hier, dass sie unabhängig ist und daß sie sich nicht von unseren Erwartungen, wie etwas zu sein hat, verrücken lässt. Kat George ist Autorin und lebt in Brooklyn. Folge ihr auf Twitter. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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Kat George
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2015-11-04T09:01:00+00:00
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2024-07-31T00:15:57+00:00
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https://www.vice.com/de/article/adele-rolling-stones-987/
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Renate Künast fragte mich, ob ich ihre Schlüpfer sehen will
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„Ethical Fashion Show“ heißt eine Messe im Rahmen der Fashion Week, bei der nachhaltige Modekonzepte vorgestellt werden. Man muss sich den Namen mal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn man eine eigene Messe für ethisch vertretbare Mode veranstaltet, heißt das im Umkehrschluss, dass die übrige Modebranche mit Ethik nichts am Hut hat? Na ja, eine Wohltätigkeitsveranstaltung ist der ganze Zirkus auf jeden Fall nicht—angefangen bei Magermodels bis zu üblen Produktionsbedingungen in der Dritten Welt. Bei 99,9% der Designer geht es eben nicht ums Gutsein, sondern ums Geilsein. Will man sich allerdings mal kurz an seiner Geilheit ekeln, muss man nur an sich herunterschauen und sich überlegen, wie viele Kinderhände die eigenen Sachen zwangsweise angefasst haben. Sicher ziemlich viele Hände. So ist es natürlich völlig in Ordnung, dass die Fashion Week ihrem schlechten Gewissen einen Ort im Berliner E-Werk schafft. Und um zu unterstreichen, dass man es auch wirklich ernst meint, haben die Organisatoren Grünen-Politikerin Renate Künast zur Eröffnung eingeladen. Die Ex-Ministerin für Verbraucherschutz setzt sich seit Jahren für nachhaltige Mode ein, und zwar mit ihrem ganzen Körper. Das sieht man in folgendem YouTube-Video, wo sie mit einem schwäbischen Schrot&Korn-Redakteur in ihrem Lieblingsladen in Prenzlauer Berg shoppen geht. Ab 1:15 kribbelte es mich ziemlich, schwer zu sagen, ob aus Fremdscham oder weil ich unter meinem Shirt aus Bangladesch Phantom-Kinderhände auf der Haut spürte: Da steht also Renate Künast um kurz nach zehn Uhr morgens in der Halle und erzählt etwas darüber, dass man seine Sachen nicht nur dreimal tragen sollte. Dass es ja jetzt die Begriffe „Fast Fashion“ und „Slow Fashion“ gebe. Und dass sie natürlich auf der langsamen Seite stehe. Sie zeigt stolz auf ihr türkises Kostüm: „Acht Jahre alt!“ Dann setzt sich ein Tross aus Künast, Organisatoren und Journalisten in Bewegung. Wir machen eine Menge Fotos und könnten nun ein Tumblr namens „Renate Künast looking at ethical things“ üppig bestücken. Zwischen Garantiesocken und upcycelten Baumwollhemden spreche ich sie an: Frau Künast, wieviel Prozent der Sachen, die Sie anhaben, sind eigentlich bio? Frau Künast: Nicht alles, 20 bis 30 Prozent vielleicht. Ich habe immer eine breite Mischung. Inzwischen gibt es ja auch weiße Blusen in bio, meine hier ist es nicht. Es gibt so ganz formvollendet noch nicht alles. Wie sieht es mit ihren Schuhen aus? Nein, die nicht. Soll ich auch meine Unterwäsche zeigen? Das geht zu weit! Ist hier auch für Ihre meistens bunt gekleidete Parteifreundin Claudia Roth etwas dabei? Claudia mag’s ja blumig. Ich habe hier allerdings noch nicht viele bunte Sachen voller Blumen gesehen. Gibt es unter den Grünen-Politikerinnen eigentlich eine Art Battle, wer die coolsten nachhaltigen Klamotten hat? Das gibt es noch nicht. Könnte man aber mal einleiten, aber dann bitte nicht nur unter den Mädels. Da müssen die Jungs auch mitmachen. In einem großartigen Politikerinnen-Stylecheck auf brigitte.de habe ich gelesen, dass Renate Künast der „Gegenentwurf zu ihrer Parteifreundin Claudia Roth“ sei. „Bloß nicht zu dick auftragen, so lautet Renate Künasts Devise.“ Sie sei ein „Mode-Verbraucher“ und kein „Mode-Fan“. Deshalb ist diese Frau hier einfach richtig. Es geht hier nicht um Schönheit, sondern um den guten Zweck. Die „Ethical Fashion Show“ ist so viel Ethik und so wenig Fashion, dass die Klientel eher nach Energiemesse als nach Fashion Week aussieht. Deshalb jubeln wir innerlich, als wir mit Marcus das einzige Style-Opfer weit und breit treffen. Er ist Stylist und erzählt uns, welche Freunde von ihm bei welchen Shows vertreten sind, für wen er schon Stylings gemacht hat und dass er auch schonmal in Mailand war. Eine Firma bietet Jeans-Leasing an, eine andere lässt T-Shirts von einem Orang Utan designen, noch eine andere lässt in Polen und Serbien alte deutsche Feuerwehrschläuche zu Taschen und Portemonnaies nähen. Jetzt habe ich die großen Zusammenhänge völlig aus den Augen verloren und schon wieder ein schlechtes Gewissen. Ich setze mich zu Heike Scheuer vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft an den Tisch, die das GOTS-Siegel vertritt. GOTS steht für Global Organic Textile Standard. Das Zertifikat verbietet Kinderarbeit, Misshandlung oder Diskriminierung und Zwangsarbeit, fordert gerechte Löhne, Arbeitsschutz und Vereinigungsfreiheit. GOTS-Kleidung muss aus 90 % Naturfasern bestehen, davon mindestens 70 % aus biologischem Anbau. Schwermetalle, fiese Farbstoffe etc. sind natürlich tabu, Energie- und Wasserverbrauch werden kontrolliert. Frau Scheuer, über Ihr Siegel gibt es ja noch nicht mal einen englischen Wikipedia-Artikel, nur einen deutschen. Das soll international sein? Frau Scheuer: Dann machen wir wohl eine bessere PR als unsere internationalen Kollegen. Wie verbreitet ist Kleidung mit dem Siegel denn schon? Wir haben keine Marktzahlen, wie viele Textilien vom weltweiten Verkauf zertifiziert sind. Wir setzen uns sicherlich Ziele, aber die kommunizieren wir nicht. In den letzten paar Jahren hat das Thema aber einen unglaublichen Boom erlebt. Manchmal gibt es bei Aldi und C&A GOTS-zertifizierte Kleidung. Wie sieht es eigentlich mit Greenwashing aus? Gibt es viele „Bio“-Textilien, die gar nicht bio sind? Ja, ein „Bio-T-Shirt“ muss überhaupt keine Bio-Materialien enthalten. Viele große Hersteller wie H&M und C&A machen ihre eigenen Siegel, soviel sie eben erfüllen können. Das wollen wir nicht, weil es die Verbraucher verwirrt. Ist es für Ihre Lobby das höchste der Gefühle, wenn Renate Künast vorbeischaut? Oder haben Sie auch bei den Regierungsparteien Unterstützung? Ja, Politiker profilieren sich natürlich gerne damit. Gerade die CDU ist da gerade ziemlich am Ball. Auf einer Veranstaltung im Umweltministerium kam ich vor lauter Fragen hochrangiger Politiker an unserem Stand nicht mal zur Toilette. Leider gibt es bisher keine bundestagstaugliche Mode mit unserem Zertifikat. Aber zur nächsten Fashion Week werden zwei Labels Businesskleidung vorstellen. Ich darf aber noch nicht verraten, wer. Während ich endlich mal tiefer in die Materie einsteige, verliere ich Renate völlig aus den Augen. Wir wollten eigentlich noch ein Foto machen, wie sie in ihren Dienstwagen steigt, wie der Auspuff unethische Abgase auf den Berliner Asphalt bläst und sie zum nächsten Termin beim GREENshowroom bringt. Aber Renate war einfach zu schnell für uns. Fotos: Aljoscha Redenius
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Hektor Brehl
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Popkultur
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2013-07-02T14:39:00+00:00
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2024-07-31T05:46:56+00:00
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https://www.vice.com/de/article/renate-fragte-mich-ob-ich-ihre-schluepfer-sehen-will/
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Mitarbeiter des Monats
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FLORIAN RAIDT UND SEBASTIAN LAGER Eigentlich wollten wir uns hier auf einen der beiden Fotografen beschränken, aber irgendwie gehört das Gespann genauso zusammen wie die sechs Wiener Nachtclubbesitzer, die sie in der vorliegenden Fotoreihe porträtiert haben, zur lokalen Strizzi-Szene gehören. Ihrer Erzählung nach begann die Arbeit daran übrigens 2011 an einem Puffabend mit Vickerl Hennemann und gleich vielen Frauen wie Schnäpsen. In unseren Köpfen sind Florian und Sebastian am Stammhirn zusammengewachsen und teilen sich ein drittes Auge, durch das sie gemeinsam in die Kamera linsen. Tatsächlich haben wir zwar schon Dosenbier mit zwei separaten Menschen getrunken, aber der Welt da draußen vertrauen wir längst nicht mehr. Zumindest nicht, seit wir die Fotos auf Raidt-Lager.com gesehen haben. Siehe DIE HERRSCHER DER NACHT LAUREN MARKHAM Lauren erlebte ihren literarischen Durchbruch mit acht Jahren, als sie gebeten wurde, ihren Mitschülern in San Franciscos Golden Gate Park ein Gedicht vorzutragen. Eine Möwe schiss ihr mitten im Vortrag auf den Kopf, und das Gedicht wurde zur Veröffentlichung in einem Museums- Jahrbuch ausgewählt. Seit diesem frühen Erfolg hat sie Reportagen über Migration, junge Menschen und Umwelt veröffentlicht. Gelebt hat sie in Maine auf einer Insel ohne Stromversorgung, in einem Flüchtlingslager in Uganda und im tiefsten Wald Vermonts. Jetzt wohnt sie mit ihrer Katze Bodi (benannt nach Patrick Swayzes Rolle in Gefährliche Brandung) in einem Haus in Oakland, Kalifornien, und arbeitet in einer nahegelegenen Highschool für junge Immigranten. Siehe DIE VERLORENEN JUNGS AUS KALIFORNIEN STEFANIE DAXER Für jemanden, der in jungen Jahren sämtliche Traditionen des ruralen Salzburgerlands mit der selbstgemolkenen Kuhmilch aufgesogen hat, ist Steffi heute erstaunlich fit darin, sich im genauso schwierigen kulturellen Minenfeld der Wiener Kunstszene zurechtzufinden. Oder vielleicht hat ihr genau diese Vorbildung alles mit auf den Weg gegeben, um heute an jedem Würstelstand und auf jeder Vernissage gut anzukommen. Trotz ihrer ländlichen Eichung hat Steffi panische Angst vor Holz im Mund und kann deshalb nur mit politisch höchst zweifelhaftem Besteck beim Japaner speisen. Irgendwann wird Steffi uns verlassen und ein hippes Kartoffellokal aufmachen, aber bis es so weit ist, erzählt sie unschätzbar wertvolle Anekdoten über Schmalzbalsam und Essigumschläge. Siehe UNSERE SELTSAMEN ALPENTRADITIONEN EVA PRZYBYLA Eva hat uns vom ersten Moment an verzaubert, als sie uns bei ihrem Bewerbungsgespräch angeboten hat, die Wiener Puffs nach Weihnachtsangeboten abzuklappern. Vielleicht haben wir sie auch dazu gezwungen, aber das Wichtigste ist, dass am Ende ein erfolgreicher Artikel und ein ebenso erfolgreiches Praktikum herausgekommen sind. Seit Mai ist Eva eigentlich frei, hat sich aber trotzdem entschlossen, zu bleiben. Jetzt widmet sie sich mit akribischer Genauigkeit der diskursiven Aufarbeitung von Facebook-Texten und sorgt dafür, dass bei uns „keine antiquierten Geschlechterkonzepte verhandelt“ werden. Dieses Level an Intellektualität macht uns zu gleichen Teilen sehr stolz und sehr aggressiv. Siehe facebook.com/VICE DANIEL EBERHARTER Lieber Daniel, nachdem wir es verabsäumt haben, dich zu deinem Geburtstag anzurufen, dir weder eine Anne Geddes Glückwunschkarte noch eine SMS geschrieben haben und es nicht einmal zu Stande gebracht haben, dir irgendein stinkiges Bild auf deine Facebook Wall zu posten, wollen wir das hier nachholen, denn wir lieben dich! Du bist einer unserer längstgedienten Mitarbeiter, wir können dich immer anrufen, wenn wir es verabsäumt haben, Tickets für ein Konzert im WUK zu kaufen und wir bewundern dich dafür, dass du trotz deines geriatrischen Alters noch immer am Skateboard stehst. Außerdem sind deine Musik- und Filmreviews lustig. Und klasse Fotos machst du auch. Ganz zu schweigen von deinen menschlichen Qualitäten. Danke Daniel und alles Gute! Siehe Reviews
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VICE Staff
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"DIE SCHNITZEL UND STRUDEL AUSGABE",
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2014-05-08T14:54:00+00:00
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2024-07-31T03:26:26+00:00
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https://www.vice.com/de/article/mitarbeiter-des-monats-v8-n4/
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Warum scharfe Chilis süchtig machen – erklärt von Mexikanern
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Ich bin in Mexiko aufgewachsen. In meiner Familie veranstalteten wir oft Wettkämpfe, wer das schärfste Essen aushält. Diese Wettkämpfe endeten oft damit, dass meine Mutter, meine Oma und alle meine Tanten mit Magenschleimhautentzündungen zu kämpfen hatten. Aber so wie bei vielen meiner Landsleute gehört es einfach zu meiner Identität, beim Essen von Capsaicin – also dem Zeug, das Chilis so scharf macht – in einen regelrechten Adrenalinrausch zu verfallen. In Mexiko essen wir scharfe Mahlzeiten, scharfen Soßen und scharfe Süßigkeiten, bis uns Tränen die Wangen runterlaufen. Die Liebe für scharfes Essen ist definitiv eine der Konstanten, die Mexikaner und Mexikanerinnen auf der ganzen Welt vereint. Die mexikanische Ernährung basiert auf einigen wichtigen Pfeilern: Bohnen, Mais und verschiedene Feldfrüchte wie Kürbis, Süßkartoffel oder Avocado. Am meisten ist Mexiko jedoch für Chilis bekannt. Mindestens 100 Chili-Arten werden in Mexiko aus der Pflanzenart Capsicum annuum gezüchtet, die meisten davon wachsen nur in bestimmten Gegenden. “Chilis sind wie unsere Geburtsurkunde”, sagt der Koch Irad Santacruz, ein selbsternannter Botschafter der indigenen Tlaxcaltec-Küche. “Wo eine Person herkommt, erkennt man oft daran, welche Chilisorte sie isst.” Für Menschen aus Mexiko sind Chilis eine Frucht, ein Gemüse, ein Gewürz, Medizin, spiritueller Schutz – und Schmerz. Das liegt daran, dass Schärfe im Gegensatz zu den anderen Geschmacksrichtungen nicht von den Geschmacksnerven, sondern von den Schmerzrezeptoren wahrgenommen wird. Deswegen zählt man Schärfe eigentlich auch nicht zu den Geschmacksrichtungen. Zwar erscheint es erstmal unsinnig, etwas zu essen, das einem Schmerzen bereitet. Aber Wissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Körper Endorphine ausschüttet, wenn wir Capsaicin essen. Und Endorphine erzeugen Glücksgefühle und werden vom Gehirn ähnlich wahrgenommen wie süchtig machende Substanzen wie Opioide. Trotz des zweifelhaften kulinarischen Status liebt die Menschheit die Schärfe der Chilis schon seit sehr langer Zeit. Chilipflanzen werden auf dem amerikanischen Kontinent bereits seit über 6.000 Jahren angebaut und gehandelt. Die Botanikerin Araceli Aguilar-Meléndez hat vor 20 Jahren angefangen, sich genauer mit Chilis auseinanderzusetzen. Sie sagt, dass viele indigene Communitys Chilis nicht nur als Gewürz oder Zutat ansehen, sondern die Schoten auch während Begräbniszeremonien rauchen, damit ihre Häuser von bösen Geistern befreien oder damit sogar Schlangen und Mäuse fernhalten. Die Tradition, Chilis als spirituellen Schutz einzusetzen, findet sich auch in der mexikanischen Küche wieder: Viele Hobbyköche platzieren bei der Zubereitung von Tamales zwei Chilischoten in Kreuzform auf den Topfboden, um ihre Freunde und Familie vor dem Bösen zu schützen. In Mexiko sagt man, dass Chilis bei allem helfen – egal ob bei schlimmen Katern oder bei Hautunreinheiten. Chilis sollen bei Krebserkrankungen helfen, Schmerzen bekämpfen, antimikrobiell wirken und die Atemwege freimachen. “Die Leute denken, sie müssten Chilis essen, weil das gut für ihre Gesundheit ist”, sagt Aguilar-Meléndez. “Dabei hat das Ganze vor allem einen sentimentalen Wert. Sie wollen sich an den Geschmack ihrer Heimat erinnern. Und sie glauben, dass dieser Geschmack sie heilt.” Aguilar-Meléndez ist sofort zum Chilifan geworden, als sie herausfand, dass keine andere Pflanze und kein anderer Pilz Capsaicin enthält. Die Botanikerin sagt, dass einige der gesundheitsfördernden Eigenschaften von Chilis von der Wissenschaft bestätigt wurden. Chilis helfen zum Beispiel dabei, unseren Appetit zu regulieren. Sie töten Bakterien im Essen ab, die uns sonst krank machen könnten. Deswegen werden Chilis vor allem in wärmeren Ländern gegessen, wo sich Krankheitserreger in Lebensmitteln besonders schnell verbreiten. Andere Forschungen haben gezeigt, dass Chilis dafür sorgen könnten, dass wir länger leben. Laut Santacruz ist Schärfe in der mexikanischen Küche so unverzichtbar, weil das Capsaicin dabei hilft, die typisch fettreichen Speisen besser zu verdauen. “Die Chilis und der Rest des Gerichts arbeiten quasi zusammen, sie bilden die perfekte Symbiose”, sagt der Koch. Chilis zu essen, ist in Mexiko aber nicht nur eine kulinarische Entscheidung, sondern wird als Akt der Stärke und des Mutes angesehen. In einigen mexikanischen Städten ist es vor Hochzeiten zum Beispiel Tradition, dass die Familie der Braut eine extrem scharfe Soße für den Bräutigam zubereitet, um herauszufinden, ob er das Ganze ohne zu Weinen essen kann. Laut Aguilar-Meléndez und Santacruz ist die Fähigkeit, scharfes Essen runterzubringen, ein wichtiger Faktor des mexikanischen Nationalstolzes – und sowas wie eine “Magen-Überlegenheit” gegenüber anderen Ländern. So schreibt der mexikanische Autor und Journalist Juan Villoro auch in seinem Buch Accidental Safari: “Für uns ist Durchfall eine Art Patriotismus.” Als ich 1986 geboren wurde, war eine schnurrbärtige und Sombrero tragende Chilischote namens “Pique” das Maskottchen der in diesem Jahr in Mexiko stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft. Man sieht, für die Bevölkerung Mexikos sind Chilis mehr als nur Essen, sie stehen stellvertretend für den Charakter des Landes. Chilis zu essen, ist genauso dramatisch und amüsant wie Mariachi-Bands und Telenovelas. Wenn du also das nächste Mal einen Mexikaner oder einer Mexikanerin im Restaurant weinen siehst, dann musst du kein Mitleid haben – denn das sind sehr wahrscheinlich Tränen der Freude. 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Menschen
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2021-02-23T11:59:47+00:00
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2024-08-12T09:11:24+00:00
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https://www.vice.com/de/article/warum-scharfe-chilis-suechtig-machen-mexiko-kultur/
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Wien und seine Plattenläden: Substance Records
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Es braucht in Wahrheit keinen Anlass, um immer wieder einmal über Wiens Plattenläden zu schreiben. Keinen Welttag der Schallplatte (12. August), keinen Record Store Day (18. April), kein großartiges Jubiläum. Platten kann man jeden Tag feiern, Musik sowieso. Deshalb stellen wir euch die besten Läden der Stadt mitsamt den Menschen dahinter vor. Bisher in der Reihe: Rave Up Records. Dieses Mal: Substance in der Westbahnstraße 16. Etwa 60.000 Platten stehen im Substance Recordstore in Wien Neubau. Vielleicht auch mehr. Thomas Gebhart muss lange überlegen, ist sich am Ende aber trotzdem nicht sicher. Es sind jedenfalls verdammt viele. Als er mir später das Lager mit den bis zur Decke vollgestellten Regalen zeigt, erscheint die Zahl zumindest ein wenig greifbarer. „Das war früher unser Büro, aber es wurde irgendwann zu eng. Die Regale haben wir von einem Tischler anfertigen lassen“, erzählt er. Ich überlege kurz, wie viele Expedit-Regale das wohl wären. Keine Ahnung, egal. Thomas ist einer der Eigentümer des Substance. Sein Partner Konstantin Drobil und der mittlerweile aus dem Geschäft ausgestiegene Alfi Glück haben den Laden im Jahr 2001 eröffnet. Schlau war das damals natürlich nicht. Aber einen Plattenladen zu eröffnen, war ohnehin nur in den 80er Jahren wirklich schlau. Froh sind wir trotzdem darum. Auch Thomas ist nach wie vor überzeugt von dem Konzept, sagt aber auch ganz klar, dass das Vinyl-Revival, welches vor ein paar Jahren losbrach und natürlich die Verkäufe im Laden dementsprechend in die Höhe trieb, auch genauso wieder abebben wird. „Mittlerweile stürzen sich ja auch die Majors darauf und bringen Reissues raus“, sagt er. „Die werden den Hype auch wieder kaputtmachen.“ Er denkt aber doch auch pragmatisch: „Außerdem merkt man irgendwann, dass das alles so viel Platz braucht.“ Angefangen hat die Substance-Geschichte schon Anfang der 90er Jahre mit dem Label TROST Records, einem der ersten österreichischen Independent-Labels. Gegründet wurde es von Alexander de Goederen und Andreas Höllering. TROST Records sollte als Plattform für kleine lokale Bands abseits der damaligen Mainstream-Austropop-Szene dienen. Konstantin, der damals Konzerte im Flex veranstaltete, entschloss sich kurz nach der Gründung, mitzumachen. Ein paar Jahre später kam der Musikvertrieb dazu. Von einem Label allein lässt es sich nämlich nur sehr schwer leben. Also, eigentlich überhaupt nicht. Jedenfalls verwandelte sich so Konstantins Wohnung dreimal in der Woche in eine Art Shop, in den Freunde, Bekannte und Fremde kamen, um rumzuhängen, Musik zu hören und in den meisten Fällen dann auch zu kaufen. Das war zwar bestimmt super und lustig, aber es ist nachvollziehbar, dass Konstantin irgendwann genug von all den Menschen in seinen vier Wänden hatte. Man zog also in die Westbahnstraße 16. Heute gehört noch eine Wohnung zum Laden, die Thomas und die anderen als Büro und Besprechungsraum nutzen. Auch hier stehen überall Kisten mit Platten. Langsam machen die 60.000 Stück Sinn. Hier stehen sogar tatsächlich ein paar Expedit-Regale. Das Büro ist sympathisch chaotisch, Thomas entschuldigt sich dafür. Als würde mich das stören. Die Ordnung hat er ohnehin im Kopf. Ein eigener Plattenladen ist nämlich nicht nur voll cool, sondern auch ganz schön viel Arbeit. „Oft sitzen wir sieben Tage in der Woche hier. Aber wir sind halt Trotteln“, lacht er. Auf die Frage, ob sie schon einmal daran gedacht hätten, alles einfach hinzuschmeißen, sagt Thomas nein und wenn, dann wäre das nie wirklich ernst gemeint gewesen. Das nimmt man ihm auch vollkommen ab. „Ein gut sortierter Laden zu sein, bedeutet alle Genres zu haben und sich auch damit auszukennen“, erklärt Thomas. Wie er entscheidet, was er ordert, ist unterschiedlich. Der wichtigste Faktor dabei ist aber seine Erfahrung, das Gefühl, das er hat, wenn er Releases aussucht. Wonach er dabei genau geht, kann er demensprechend nicht beschreiben. „Bei manchen Labels kauft man natürlich jeden Release, wie zum Beispiel bei Domino oder Warp. Zwischendrin haben wir dann aber so Sachen wie Feuergesänge aus der Türkei oder indische Volksmusik. Da bestelle ich fünf Exemplare, eine behalte ich, eine der Konstantin, zwei verkaufen wir und eine bleibt da“, erzählt er. Er zeigt sie mir später. Tatsächlicher Spezialist ist die Substance-Crew aber vor allem bei Avantgarde und Free Jazz. Ich frage nach besonderen Schätzen. Thomas erzählt mir von Mats Gustafsson, einem schwedischen Jazz-Saxophon-Superstar, der mittlerweile im Burgenland wohnt und mit den Jahren ein guter Freund geworden ist. Gustafssons Platten haben in der Szene einen extrem hohen Wert. Er hat Fans, die sich seinen Namen über den Bauch tätowieren lassen. Und diese sind bereit, viel Geld für seine Releases auszugeben. Wirklich viel. So stellte Thomas einmal eine seiner limitierten 7 Inches (auf Gustafssons Wunsch) um 590 Euro auf Discogs. „Ich dachte mir, das wird doch nie jemand kaufen“, lacht er. Wenig später kam ein Kaufangebot aus Japan. Während Thomas noch an einen Fake-Kauf glaubte, trudelte schon das Geld via Paypal ein. Das war die teuerste Platte. Und sonst? Ein alten Wiener Punk-Sampler aus den 70er Jahren, der 150 Euro wert war. Doch nicht alle Kunden sind solche großen Individualisten, Liebhaber und Hardcore-Fans. Viele kaufen auch den größten Scheiß, wie Thomas selbst sagt: „Manche entschuldigen sich dann sogar beim Kauf. Stammkunden sagen dann, wenn sie plötzlich Tocotronic kaufen, das ist eh für meine Schwester.“ Neben den großen internationalen Namen Caribou oder FKA Twigs gingen 2014 aber auch österreichische Releases sehr gut. Allen voran Dorian Concepts „Joined Ends“. Aber auch Radians US-Country-Kollaboration „Radian Verses Howe Gelb“, Fennesz „Bécs“, bulbuls „Hirn fein hacken“ und Kreiskys „Blick auf die Alpen“. Es war ein ziemlich gutes Jahr für österreichische Musik. Und für den Substance Recordstore. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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Nicole Schöndorfer
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"Features",
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"Plattenladen",
"wiener plattenläden"
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2015-02-13T08:47:00+00:00
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2024-07-31T00:01:34+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wien-und-seine-plattenlaeden-substance-records-953/
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Die Saga vom rechtsextremen Soldaten, der sich als Flüchtling ausgab, wird immer verrückter
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Der bizarrste Kriminalfall dieses Jahres begann damit, dass die österreichische Polizei ein Klo im Wiener Flughafen stürmte. Die Beamten hatten seit Tagen auf die Stürmung gewartet: Nachdem eine Putzkraft in einem Schacht einer Toiletten-Kabine eine geladene Pistole entdeckt hatte, beschlossen die Ermittler, das Versteck mit einer Kamera auszustatten. So konnten sie zuschlagen, sobald der Verdächtige zurückkehrte, um die Waffe zu holen. Der Plan ging auf, und die Österreicher verhafteten einen Mann, der sich bald als deutscher Bundeswehr-Offizier erwies. Der 29-jährige Franco A. gab zu, die Waffe versteckt zu haben. Seine Erklärung: Er habe die Pistole knapp zwei Wochen vorher in einem Gebüsch gefunden, als er betrunken vom “Ball der Offiziere” nach Hause ging. Am nächsten Morgen habe er die Waffe zunächst völlig vergessen, bis er sie am Flughafen in seiner Jackentasche bemerkt und dann aus Angst in dem Klo versteckt habe. Jetzt sei er zurückgekommen, um die Sache zu “regeln”. So unglaubwürdig diese Geschichte auch klang, sie sollte bald von einer noch unglaublicheren Wendung überholt werden: Bei der erkennungsdienstlichen Behandlung fanden die Österreicher heraus, dass der deutsche Bundeswehr-Offizier gleichzeitig ein Flüchtling war. Seine biometrischen Daten passten genau zu einem syrischen Bauern namens “David Benjamin”, der am 30. Dezember 2015 in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Hessen registriert worden war. Die Österreicher leiteten zunächst trotzdem nur ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ein, dann ließen sie Franco A. gehen. Aber sie übermittelten ihre Erkenntnisse über dessen doppelte Identität an das deutsche BKA, das die Ermittlungen aufnahm. Auch auf VICE: Deutsche in Syrien Im Laufe der Ermittlungen bestätigte sich: A. hatte sich tatsächlich 2015 als syrischer Flüchtling ausgegeben und einen Asylantrag gestellt, im November 2016 wurde ihm subsidiärer Schutz zugesprochen. Über ein Jahr lang führte A. ein Doppelleben zwischen Kaserne und Erstaufnahmeunterkunft, er soll dabei sogar mehrere tausend Euro Leistungen kassiert haben. Gleichzeitig stießen die Ermittler auf zahlreiche Hinweise, dass der echte A. sich online in fremdenfeindlichen und rechtsextremen Kreisen bewegte. Am 26. April verhaftete das BKA Franco A., der gerade an einem Häuserkampf-Lehrgang in Hammelburg teilnahm. Der Vorwurf: A. soll aus rechtsextremen Motiven einen Terroranschlag auf Politiker vorbereitet haben. Gleichzeitig habe er sich eine falsche Identität als syrischer Flüchtling zugelegt, damit der Anschlag diesem fiktiven Asylbewerber angelastet würde. Kurz darauf verhafteten die Fahnder noch zwei mutmaßliche Komplizen A.s: einen weiteren Bundeswehr-Offizier – den zusammen mit A. im Jägerbataillon 291 im französischen Illkirch stationierten Maximilian T. – und den Studenten Matthias F. Der Fall sorgte für einen Skandal. Viele befürchteten damals, dass in der Bundeswehr eine rechtsterroristische Zelle entstanden war. Die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen stellte ihre eigene Armee unter Generalverdacht, als sie in einem Interview im ZDF erklärte, die Bundeswehr habe ein “Haltungsproblem” und “offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen”. Kurz darauf kam heraus, dass bei A. eine Liste mit Namen linker Politiker, religiöser Vertreter und der Grundriss des Büros einer linken Stiftung gefunden worden waren. Für die Öffentlichkeit sah es so aus, als sei eine hochgefährliche Terror-Zelle, die sich von langer Hand auf einen spektakulären Anschlag vorbereitet hatte, in letzter Sekunde gestoppt worden. Je länger die Ermittlungen dauerten, desto mehr löste sich dieses Bild jedoch auf. Die beiden Komplizen F. und T. waren bereits Anfang Juli aus der Untersuchungshaft entlassen worden, am Mittwoch gab der Bundesgerichtshof bekannt, dass auch A. selbst wieder auf freien Fuß gesetzt werde. Der Grund: Aus den bisherigen Ermittlungen lasse sich ein dringender Tatverdacht für die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat nicht herleiten. Das ist ein schwerer Rückschlag für die Ermittler. Und es wirft die Frage auf, was Franco A. sonst antrieb, sich eine zweite Identität als Flüchtling zuzulegen. Die Antwort könnte auch sein: Vielleicht wusste A. es selbst nicht so genau. Zusammen mit NDR und WDR hat die Süddeutsche Zeitung recherchiert, dass A. bei Weitem nicht der kühle Rechtsterrorist war, als der er zunächst wahrgenommen wurde. Stattdessen zeichnet die Reportage das Bild eines verunsicherten Mannes, der Probleme mit seinem Selbstwertgefühl hatte und sich über seinen fehlenden Erfolg bei Frauen ärgerte. Zu den Ermittlungen gehören auch über hundert Aufnahmen von A.s Handy, in denen der Soldat offenbar eine Art Tagebuch führte. In einer davon erzählt er, dass er es nicht schaffe, “er selbst zu sein”. Diese Unsicherheit, mutmaßt die Süddeutsche, habe ihn “anfällig für rechtsradikale Ideen” gemacht. Das hätte man allerdings wissen können: Schon 2013 hatte A. für seinen Offizierslehrgang eine Masterarbeit mit dem Titel “Politischer Wandel und Subversionsstrategie” abgegeben, deren Inhalt damals von gleich zwei Lektoren als “extremistisch und unvereinbar mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung” eingestuft worden war. Trotzdem entschloss sich die Bundeswehr, Franco A. mit einer Verwarnung davonkommen zu lassen, er erhielt nicht einmal einen Eintrag in seine Akte. Trotzdem gibt es offenbar wenig Anhaltspunkte, dass A. einen konkreten Anschlag plante. Seine mutmaßliche “Todesliste” enthält zwar den Namen von Heiko Maas, aber auch den Chaos Computer Club. Und direkt daran schließt sich eine Art Aufgabenliste an – unter anderem mit den Einträgen “Erding Commerz anrufen”, “Kühlschrank” oder “Musikböxchen”. Schließlich bleibt das Rätsel, warum A. sich monatelang als Flüchtling ausgab. Sein Anwalt behauptet, A. habe das zu “Recherchezwecken” getan. Ein Ziel lässt sich jedenfalls nicht erkennen: A. verbrachte kaum Zeit in den Unterkünften und tauschte sich wohl so gut wie nie mit den anderen Geflüchteten aus. Und wenn er wirklich vorhatte, die Schuld an einem Anschlag seiner falschen Flüchtlings-Identität anzuhängen, warum entschied er sich dann dafür, sich nicht als Muslim, sondern als verfolgter Christ auszugeben? Mittlerweile ist nicht mehr sicher, ob die Bundesanwaltschaft an ihrer Anklage wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat festhalten wird. Wenn es nicht zu einem Prozess kommt, werden die vielen offenen Fragen im Fall Franco A. wohl nie geklärt werden. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Matern Boeselager
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2017-12-01T04:35:00+00:00
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2024-07-30T21:06:20+00:00
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https://www.vice.com/de/article/eva4dk/die-saga-vom-rechtsextremen-soldaten-der-sich-als-fluchtling-ausgab-wird-immer-verruckter
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Blut-Orangentörtchen
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Portionen: 6Vorbereitung: 35 MinutenInsgesamt: 45 Minuten Für den pâte sucrée:120 g Butter, Zimmertemperatur2 g Salz90 g Staubzucker15 g Mandelmehl240 g Mehl1 Ei Für die Orangencrème:1 Zitrone, Zeste und Saft2 Orangen, Zeste und Saft (den Saft mit Wasser verdünnen bis du 300 ml hast)45 g Maisstärke2 Eigelb75 g Rohrzucker Für die italienischen Blutmeringues:60 ml Wasser200 g Zucker130 g Blut (entspricht in etwa 100 g Eiweiß) 1. Zuerst den Teig (pâte sucrée) machen: Die Butter mit dem Salz schaumig rühren. Staubzucker, Mandelmehl und Ei hinzufügen. Mehl unterrühren bis alles gut vermischt ist. Nicht zu lange kneten, weil dadurch das Gluten überbearbeitet und somit der Teig zäh wird. Im Kühlschrank auskühlen lassen, bis die Butter fest geworden ist. 2. Eine Oberfläche mit Mehl bestreuen und den Teig darauf ausrollen. Die Törtchenformen (ca. 10 cm Durchmesser) mit dem Teig auslegen und ca. 10 bis 15 Minuten in den Kühlschrank stellen. Mit einer Gabel Löcher in den Boden stechen und die Formen mit Blindbackkugeln füllen, damit der Teig nicht aufgeht. 11 Minuten bei 160° C backen. Aus dem Backofen nehmen und den Teig mit Eigelb bestreichen. Eine weitere Minute backen und dann auskühlen lassen. 3. Als Nächstes die Orangencrème: Die Eigelb mit dem Zucker verquirlen, bis die Masse hell wird. Den Saft, Wasser, und Maisstärke erhitzen und zum Kochen bringen. Wenn es etwas eingedickt ist, gut umrühren. Auf 65° C abkühlen lassen, dann die Eigelb-Zucker-Mischung unterrühren und die Zeste hinzufügen. 4. Die Mischung in die vorgebackenen Tortenschälchen gießen und zurück in den Backofen schieben. 10 bis 15 Minuten bei 160°C backen. 5. Als Nächstes die italienische Blutmeringues/Baisermasse: Einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen – das brauchst du später für das Wasserbad. 6. Wasser und Zucker in einem Topf zum Kochen bringen, bis die Masse zu Sirup wird. Genau beobachten und mit einem Thermometer die Temperatur messen. In der Zwischenzeit das Blut in einer Metallschüssel schaumig (nicht ganz steif) schlagen und nach und nach den Zucker hinzufügen. Denk daran: Es dauert ungefähr vier Mal so lange, Blut steif zu schlagen als Eiweiß. 7. Wenn der Sirup 120° C hat, die Schüssel über den Topf mit dem kochenden Wasser stellen. Umrühren und währenddessen langsam nach und nach den Sirup zum Blut gießen. Solange rühren bis der Sirup komplett eingearbeitet ist. Die Baisermasse sollte dick sein und an manchen Stellen glänzen. 8. Die Baisermasse in die vorgebackenen Teigförmchen füllen und noch warm servieren. Tipp des Kochs: Baisermasse noch am gleichen Tag verwenden. Aus Blut feiert ein Comeback
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"Dessert",
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2015-02-17T15:09:16+00:00
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2024-08-12T05:37:33+00:00
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https://www.vice.com/de/article/blut-orangentortchen-573/
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Zu Gast bei einer rumänischen Hexen-Hochzeit
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Vor ein paar Jahren verbrachte Broadly-Korrespondentin Milène Larsson die Sommersonnenwende mit dem Hexenzirkel von Mihaela Minca, einer der mächtigsten Hexen in Rumänien. Dieses Jahr gibt es noch mehr Grund zu feiern: eine Hexen-Hochzeit. Mihaelas 17-jähriger Sohn Antonio soll die jungfräuliche Hexe Beatrice heiraten, die außerdem seine Cousine ist. Auch Mihaelas Ehe war arrangiert: Als sie mit 13 Jahren heiratete, besiegelte sie die Allianz zwischen zwei mächtigen Hexen-Dynastien. Durch Antonios und Beatrices Hochzeit soll die Blutlinie der Familie gestärkt werden. Außerdem soll Beatrice ihre Hexenkünste unter den Fittichen ihrer Schwiegermutter Mihaela weiter ausbauen. In Rumänien boomt das Geschäft mit der Hexerei, die Einnahmen werden auf jährlich über eine Million Euro geschätzt. Entsprechend prunkvoll fallen auch die Hochzeitsfeiern in der Community aus. Antonio und seine Braut werden sich auf einer gläsernen Plattform in der Mitte eines Swimmingpools vor 500 Gästen das Ja-Wort geben. Milène ist bei den Ritualen dabei, mit denen die Hexen das Brautpaar auf die christlich-orthodoxe Trauung vorbereiten – und da dürfen einige okkulte Elemente natürlich nicht fehlen. Aber kann die Tradition einer arrangierten Ehe innerhalb einer Hexen-Familie in der heutigen Welt funktionieren? Folgt Broadly bei Facebook, Twitter und Instagram.
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Broadly Staff
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2018-10-26T07:05:11+00:00
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2024-07-30T18:58:26+00:00
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https://www.vice.com/de/article/zu-gast-bei-einer-rumaenischen-hexen-hochzeit/
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“Ich habe Morddrohungen bekommen” – Das ultimative Jennifer Rostock-Interview
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Jennifer Rostock waren nie eine Band, die ihre Meinung hinter geschlossenen Türen vor sich hinmurmelt. Lieber klare Ansagen machen. Dass sie etwa auf ihren Konzerten keine Leute mit Shirts der Bands Böhse Onkelz oder Frei.Wild sehen wollen. Oder nicht zum Echo gehen und zum Boykott aufrufen, weil dort eben auch letztere rumspringen und man lieber ein Statement setzen will. Voriges Jahr legten sich Jennifer Rostock dann durch den AfD-kritischen Song “Wähl die AfD” mit den Befürwortern der rechtspopulistischen Partei an. Anlässlich der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern wollten sie aufklären, wofür die AfD eigentlich steht. Obligatorischer Hass als Antwort in den Kommentaren unter dem Video – und ein sehr realer Hassbrief im Briefkasten der Sängerin Jennifer Weist waren die Folge. Wenig später veröffentlichte die Band mit “Hengstin” einen wütenden Rap-Banger, der sich gegen Sexismus und für starke Frauen aussprach. Den Titel “missinterpretierte” Rapper Bass Sultan Hengzt als willkommene Einladung, sich den Beat zu klauen und einen sexistischen Konter-Track abzuliefern. Eine direkte Reaktion auf dieses Armutszeugnis war der Band zu dumm, erst ein paar Monate später bauten sie einen Seitenhieb im neu aufgelegten “Neider machen Leute” gegen den Rapper ein. i-D-Video: “Free the Nipple” Sowohl dieser Track als auch “Wähl die AfD” erscheinen jetzt erstmalig auf CD. Denn Jennifer Rostock feiern zehnjährigen Geburtstag! Dafür haben sie in ihrem unverbrauchten Material gekramt und alte Song-Baustellen beendet. All das wird am kommenden Freitag (29.09.2017) als Worst of Jennifer Rostock auf Albumlänge erscheinen. Yaaaay. Und wie es sich für einen richtigen Geburtstag gehört, darf da auch die Torte nicht fehlen, die übelst ramponiert das Cover ziert. Wir wollten es uns natürlich auch nicht nehmen lassen, der Band angemessen zu gratulieren und haben zusammen mit Sängerin Jennifer Weist und Bassist Christoph Deckert einen eigenen veganen Schoko-Kuchen gebacken. Während Christoph fleißig die Möhre raspelt und Jennifer die Zutaten zusammenschüttet, reden wir über das bereute zweite Album, den Beef mit Bass Sultan Hengzt, Morddrohungen und Christophs versehentliches Drei-Stunden-Gespräch mit Böhse Onkelz-Kopf Stephan Weidner. Weil wir zu ungeduldig sind, holen wir den Kuchen deutlich vor der eigentlichen Backzeit aus dem Ofen, damit die beiden ihn mit viel Liebe verzieren können. Am Ende werden wir dann als “verfickte Idioten” und “Wichser” beschimpft. Leider zurecht. Viel Spaß. Noisey: Wer hat denn die Torte auf dem Cover gebacken? Ihr selbst? Jennifer: Nee, um Gottes willen! Christoph: Hätten wir sehr gerne gemacht, aber hatten wirklich gar keine Zeit dafür. Wir hatten ungefähre Ideen und dann musste das eben jemand für uns machen. Wir wollten einen Kindergeburtstag feiern und da brauchten wir auch eine Torte. Ist in den zehn Jahren Bandgeschichte denn eigentlich viel Scheiße passiert? Christoph: Wahrscheinlich jede Scheiße, die du dir vorstellen kannst – mal drei. Ja? Gab es Bandentscheidungen, die man irgendwann krass bereut hat? Jennifer: Das ganze zweite Album, glaub ich. (lacht laut) Christoph: Eigentlich das komplette Jahr 2009, von vorn bis hinten. Weil wir da ein komisches Album rausgebracht haben, mit komischen Songs und komischen Videos. Das war aber auch die Zeit, wo wir noch ein bisschen betrunkener waren und uns das alles ein bisschen egaler war. Sind eben bei Gute Zeiten Schlechte Zeiten aufgetreten, bei The Dome, im Fernsehgarten und dachten, das wäre witzig. Dass das nach außen komisch wirken kann, war uns gar nicht so bewusst. Wenn man sich das mal alles trocken bei Wikipedia durchliest, sieht das schon komisch aus, wo ihr überall wart. Jennifer: Wir hatten damals noch eine andere Sicht der Dinge. “Wieso, ist doch witzig, wenn wir da jetzt als Band hingehen, die da eigentlich nicht reinpasst.” Christoph: Hätten wir damals ein vernünftiges Management gehabt, das gesagt hätte, “Ihr besoffenen Idioten, jetzt hört mal auf mit dem Mist, denkt doch mal kurz an eure Zukunft”, dann hätte das auch funktioniert. Heutzutage ist ja alles kalkuliert, berechnet und nach Image aufgebaut. Ich hab mir mal wieder das Video zu euer ersten Single “Kopf oder Zahl” angeschaut. Das war schon eine krass andere Zeit. Jennifer: Das ist trotzdem immer noch eins unserer besten Videos. Christoph: Alles, was da passiert ist, war sehr echt. Der Dreh ging morgens um sechs los, die Statisten waren Freunde von uns, die direkt aus dem Club rüber sind. Die Produktionsfirma hatte die ganze Zeit Sorge, dass die teure Kamera zu Bruch geht, weil die so besoffen waren. Unser Schlagzeuger ist zwei Stunden nicht wachgeworden, als wir vor seiner Tür standen und versucht haben, ihn aus dem Bett zu klingeln … Och man, ich vermisse die alte Zeit. (lacht) Weil es alles so zwanglos war? Jennifer: Das war so, “Ach, voll geil, wir sind voll die Rockstars jetzt, geil!” Und alle so: “Mhmh, na klar, ihr spielt vor 200 Leuten.” “Ja, trotzdem!” Irgendwie haben wir uns damals trotzdem ganz schön rockstarmäßig gefühlt. Es gab Auftritte, wo wir nicht mehr wussten, was wir da gerade auf der Bühne gespielt haben. Würden wir heute nicht mehr machen, war damals aber ziemlich echt, das ganze Gesaufe. (lacht) Warum war denn das zweite Album im Nachhinein so … schwierig? Jennifer: Es war nicht so eine geile Idee, uns zu verkleiden und alles so drumherum zu bauen, dass wir jetzt einen Film machen. Auf einmal waren wir so Superhelden … Das war eine Schnapsidee, die anfangs lustig war, aber nachher nicht mehr. Christoph: Wenn dann auf einmal fünfstellige Budgets für eine Schnapsidee in ein Video geflossen sind, was wir im Nachhinein richtig bereuen, dann… Jennifer: … Dann siehst du ein Video wie “Du willst mir an die Wäsche” mit so richtig schlecht gemachten Special Effects und so. Das war halt dumm und hat richtig Geld gekostet – was wir ja auch zur Hälfte bezahlen. Wann habt ihr das dann alles bereut? Christoph: Damals hatten wir noch nicht die Weitsicht, wie scheiße das eigentlich ist, weil das auch die Phase war, wo wir im Jahr so um die 150 Konzerte gespielt haben. Wir dachten, dass sich da jemand anderes drum kümmert, wenn es scheiße wird. Wir spielen ja nur die Konzerte. War aber nicht so. Jennifer: Früher haben wir noch nicht alle Sachen in die Hand genommen. Wenn man eine Plattenfirma und ein Management hat, muss doch alles funktionieren – bis man im dritten oder vierten Jahr mitkriegt, dass das nicht von allein funktioniert. Wir müssen überall unsere Finger drauf haben und gucken, dass es gut wird. Da sorgt niemand anderes für, nur wir. Wir haben ja neulich über eure vorletzte Single “Alles cool” geschrieben und in eurem Text einen Seitenhieb gegen Kraftklub vermutet. War das eine Überinterpretation? Jennifer: Wir sind ja Gott sei Dank in der Rockmusik und nicht im HipHop. Wir brauchen keinen Beef, um Albumpromo zu machen. Das kann jeder sehen, wie er möchte. Christoph: Wir sind ja Kumpels, haben nichts gegen die, alles cool. Jennifer: Der Felix hat sich schön ätzend über mich geäußert neulich, aber dafür hat er sich auch entschuldigt. Christoph: Das hättest du jetzt alles zurückgeben können – und dich dann auch nochmal entschuldigen. Jennifer: Nö, da hab ich nicht so Lust drauf. Diese ganze “Der schwärzt den an und der schwärzt den an”-Geschichte, da haben wir noch nie mitgemacht. Auch, als diese ganze BSH-Sache war. Wir haben da einfach keine Lust zu. Wir wollen uns an niemandem hochziehen und wollen nicht, dass sich jemand an uns hochzieht. Wenn wir Rockfestivals spielen, merkt man, dass es sehr familiär ist, dass wir uns alle mögen, Spaß haben und zusammen einen trinken. Christoph: Sobald die Rapper da sind, nervt es. (lacht) Jennifer: Ja, dann ist immer schlechtes Gefühl und Stimmung. Christoph: Bei der Bass Sultan Hengzt-Geschichte war es auch ein bisschen Quatsch, sich darauf einzulassen. Dass wir drauf eingegangen sind, war der einzige Grund, warum der ein bisschen Promo zu seinem Album hatte. Jennifer: Ansonsten hat der ja einfach nur schlechte Songs. Wenn der live spielt, spielt er zwei Mal den Song – was unser Song ist. Hattet ihr jemals daran gedacht, dass gerade er auf “Hengstin” anspringen wird? Christoph: Überhaupt nicht. Als jemand meinte, dass der darauf eingegangen ist, dachte ich, er sei über seinen Schatten gesprungen und macht einen Pro-Song. Jennifer: Dachten wir, ohne Scheiß! Wir kannten den ja und auf einmal kam sowas. Ich habe den dann auch privat angeschrieben. Christoph: Er hat dich doch angeschrieben, ob du das Video nicht teilen kannst. Jennifer: Genau. Ist das dein beschissener Ernst, Alter? Er so: Jenni, ganz ehrlich, wenn du Battle-Rap machen willst, dann musst du mit sowas leben. Wer hat dir denn erzählt, dass ich Battle-Rap mache!? Das Witzige ist ja, dass wir schon immer ein bisschen HipHop-angehauchte Songs gemacht haben – auf jedem Album. Und auf einmal bringst du einen Song wie “Hengstin” raus, der ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommt, und alle denken: Ach, jetzt haben die angefangen zu rappen, weil das so populär ist! Dann fühlen die sich in ihrer komischen HipHopper-Ehre angegriffen oder so. Ich rappe, weil ich rappen kann und schreie, weil ich schreien kann. Das ist ein Stilelement. Aber hat es echt nicht hart in den Fingern gejuckt, da irgendwie zu reagieren, als das rauskam? Jennifer: Klar. Christoph: Haben wir ja. Wir haben von dem “Neider machen Leute” nochmal eine neue Version aufgenommen. Aber sonst, nee, das macht keinen Spaß. Das ist ein ewiges Hin und Her und am Ende hat keiner was davon. Das wirkt so, als würden wir ihn belehren. Das spielt ja nur in seine Karten, uns kann es ja egal sein. Klar, für ihn war es super Promo. Jennifer: Genau. Weil er der Einzige von allen Rappern auf der ganzen Welt ist, dessen Album nicht auf Platz eins, sondern fünf gelandet ist. Christoph: Das muss man 2017 erstmal schaffen. Aber Shitstorms gab es bei euch über die Jahre ja immer wieder mal. Ist das so, weil ihr eben eine Band seid, die Diskussionen anregen will? Jennifer: Wir setzen uns halt für viele Sachen ein und haben eine Meinung, die wir auch nach außen tragen wollen. Wir nutzen die Plattform, die wir haben, um auf bestimmte Sachen aufmerksam zu machen. Christoph: Wir wollen ja auch nicht nur irgendwelche Leute beleidigen. Wenn man sich bei der AfD-Sache als intellektuell privilegierterer Typ im Internet über die Rechtschreibfehler von den Leuten lustig macht, bringt das ja nichts. Unser Ansatz war, zumindest mal einen Diskurs zu schaffen. Man sagt Leuten, die auf der Kippe stehen, was die Fakten sind und dass die gar nicht das repräsentieren, was ihr eigentlich wollt. Hat aber auch nicht funktioniert. Jennifer: Oder auch bei “Hengstin” – manchmal check ich’s auch einfach nicht. Ich bin in jedem Video schon halbnackt gewesen und niemanden interessiert’s. Dann machst du ein Ding wie “Hengstin”, wo es um Feminismus und starke Frauen im Showgeschäft geht und da sieht man nix anderes. Wenn du mich im Prinzip am Strand siehst, sehe ich genauso aus. Dann wird eine riesen Diskussion daraus gemacht, das kann man im Vorhinein gar nicht absehen. Christoph: Alter, vor über 20 Jahren sind Blink 182 nackt durchs Video gerannt und das hat keine Sau interessiert. Jennifer: Aber wenn die Jennifer das macht, gibt es natürlich gleich wieder eine Debatte, ob das noch Feminismus ist – oder ob genau das Gegenteil Feminismus ist. Was total bescheuert ist. Nach der AfD-Sache gab es ja diesen Brief. War das nicht ein komisches Gefühl, dass die wussten, wo du wohnst? Jennifer: Klar, natürlich, ich bin umgezogen. Die kannten meine Adresse, meine Telefonnummer, ich habe Morddrohungen bekommen. Das ist krass. Ja, so ist das dann. Auch, dass man das alles herausfinden kann. Ja, ging ziemlich fix irgendwie. Aber ich habe meine Telefonnummer auch seit 15 Jahren oder so. Auch scheißegal, ich habe meine Nummer nicht gewechselt. Ruf mich doch an, wenn du mir irgendwas zu sagen hast. Es war schon so, dass ich dadurch natürlich auch Angst hatte, nach Hause zu kommen. Ich habe aber in einer sehr sehr linken Gegend gewohnt, in der Rigaer Straße, habe meinen ganzen Nachbarn da Bescheid gesagt und die waren alle so: Mach dir keine Sorgen. Die standen alle auf meiner Seite. Aber trotzdem. Du kommst nach Hause und guckst unters Bett, weil du Angst hast, dass doch jemand in deiner Wohnung ist. Ich habe im Altbau gewohnt, erste Etage, so schwer ist es nicht, da einzubrechen. Deswegen musste ich umziehen, es gab keine andere Möglichkeit für mich. Hart, wenn das Internet plötzlich ins reale Leben schwappt. Christoph: Das war das erste Mal. Sonst kann man das immer abtun, lass die Idioten da rumwichsen wie sie wollen. Aber stimmt, das war krass. Habt ihr denn wegen des Songs später nochmal persönlich von AfD-Anhängern Anfeindungen erlebt? Jennifer: Ich sage auf der Bühne IMMER was gegen die AfD. Bei jedem scheiß Konzert. Es sollte neulich eine Demonstration geben, als wir gespielt haben. Wir sind da natürlich vorsichtiger und gucken, wie viele das angemeldet haben und kommen werden, ob wir mehr Security brauchen … Christoph: Irgendeine Tageszeitung aus dem Ort hat gepostet, “Blablabbla kündigen Demo gegen Jennifer Rostock an”. Dann konnte man aus den Kommentaren rauslesen, dass das halt die drei Montagsdemonstranten von da sind. So war es dann auch, von den dreien ist einer gekommen. Jennifer: Wir haben einen Typen mit Frei.Wild-Shirt einsam wo stehen sehen. Ah, das muss er sein, der AfD-Wähler. Apropos: Vor ein paar Jahren hattet ihr doch die Ansage gemacht, dass ihr keine Shirts von Böhse Onkelz oder Frei.Wild auf euren Konzerten sehen wollt. Christoph: Das war unser erster Shitstorm! Jennifer: Unser allererster! Das hat Spaß gemacht. (lacht) Steht ihr immer noch dazu? Christoph: Zu der Frei.Wild-Sache stehen wir auf jeden Fall weiterhin … Ich hatte letztens Mal eine kleine Konfrontation mit einem von den Onkelz und habe versehentlich länger mit dem geredet. Versehentlich? Christoph: Wir waren auf einer Veranstaltung irgendwo in Berlin und da war auch einer von den Onkelz da. Wir waren schon ein bisschen betrunken und einer ist hin, um ein Selfie zu machen. Auf einmal hat er den mit angeschleppt: “Das ist der von Jennifer Rostock, der ist von den Onkelz: Viel Spaß euch beiden.” Das war der Weidner, der eher Intellektuelle aus der Band. Dann haben wir drei Stunden diskutiert und da habe ich gemerkt, dass der Typ nicht so das krasse Feindbild ist, was ich hatte. Auch weil er total gegen Frei.Wild gebasht hat … Jennifer: … Gut, aber da schiebt sich das eine dem anderen zu: “Wir nicht! Aber Frei.Wild schon, da habt ihr recht!” Christoph: Da muss man schon ein bisschen differenzieren. Frei.Wild ist das Schlimmere, da stehen wir noch hundertprozentig zu. Jennifer: Christopher und ich legen ja auch auf und haben es ganz oft erlebt, dass uns Leute angesprochen haben und meinten: “Ich war Frei.Wild-Fan, dann habe ich mich mit der ganzen Sache auseinandergesetzt. Vielen Dank, dass ihr mich darauf gestoßen habt, guckt hier, ich hatte sogar ein Frei.Wild-Tattoo, das habe ich mir jetzt wegmachen lassen.” Christoph: Ähnlich wie mit Leuten, die die AfD wählen, weil sie denken, die tun ihnen was Gutes, aber gar nicht rechts sind, ist das bei Musik genauso. Es gibt Leute, die hören gerne Deutschrock, die beschäftigen sich überhaupt nicht mit der politischen Komponente davon. Was man ihnen auch nicht vorwerfen kann. Es gibt eben Leute, die gehen nicht so tief an das Thema ran. Ist schade, aber auch verständlich. Dann ist es geil, wenn man ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten kann. Jennifer: Es ist ganz oft so, dass man mit Menschen unter vier oder sechs Augen ins Gespräch kommt und richtig was bewirken kann. Christoph: Im Internet zu diskutieren bewirkt nichts. Wir haben das über Jahre auch probiert und ich habe auf unserer Seite angefangen, mit Leuten rumzudiskutieren. Vergiss es, die Fronten sind so verhärtet. Jennifer: Ich mache es immer noch, so bei Top-Kommentaren antworte ich da schon drauf. Ob das nun ein positiver oder negativer Kommentar ist. Und meistens entschuldigen sich die Leute bei mir. Nicht öffentlich, aber privat. “Ey sorry, das war dumm von mir, ich habe diese Anonymität des Internets genutzt, so hätte ich das in einem Zweiergespräch wahrscheinlich nie zu dir gesagt.” Wir hatten mal einen Artikel: “Die (scheinbar) beschissensten Jobs in der Musikwelt” [z.B. Bassist bei Jennifer Rostock] … Christoph: … Dafür hass’ ich euch bis heute. Ihr verfickten Idioten! Jennifer: Ihr Arschlöcher. Wichser, Wichser, Wichser! Christoph: Ich habe deswegen eine Zeit lang einen Internetkrieg mit Noisey angefangen, aber ihr seid immer nicht so richtig darauf eingegangen, das war ein bisschen schade. Aber du hast da doch mitgemacht. Wusstest du das nicht? Christoph: Ich wurde von euch in eine Falle gelockt. Ein Kumpel von mir meinte, dass Noisey gerade jemanden für die beschissensten Jobs in der Musikindustrie suchen würde, und eine Kategorie davon ist Bassist. Ich dachte, OK, ganz witzig und habe ein bisschen was erzählt. Dann kam der Artikel raus und es hieß: “Bassist von Jennifer Rostock”. Das war vorher nicht abgequatscht und da war ich drei Jahre sauer auf euch. Bin es noch ein bisschen bis heute. Ja, das ist dann ziemlich link. Jennifer: Ja, schreib das ruhig mit rein… Christoph: … Dass ihr manchmal ganz schöne Fotzen seid. OK. Im Namen der Kollegen: Es tut mir leid. ** The Worst of Jennifer Rostock erscheint am 29. September. Hier könnt ihr es bestellen. Folge Noisey auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Julius Wußmann
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2017-09-28T13:43:33+00:00
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2024-07-30T20:49:36+00:00
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https://www.vice.com/de/article/ich-habe-morddrohungen-bekommen-das-ultimative-jennifer-rostock-interview/
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Jeden Mittwoch ist in Weissrussland Revolution
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Heute ist Mittwoch, das bedeutet, dass die Straßen von Minsk wieder mal voll mit den am besten überwachten Revolutionären dieses Jahres sind. In einem der militarisiertesten Ländern der Welt sind Aktivitäten wie das Tragen einer Maske, das Hochalten eines Banners oder Parolen rufen nicht empfehlenswert. Weißrussland ist das zuhause von Europas letzter Diktatur. Während arabische Nationen in chaotischer „Befreiung“ aufgeblüht sind, liegt Weißrussland stagnierend im Herzen Europas – ziemlich peinlich für das Demokratie-Franchise der EU. Vor Jahren hatte Belarus sein Wirtschaftswunder, da es schwer von dem Wiederverkauf von russischem Öl profitiert hat. Für ein Land, dessen nationale Identität von den Unbequemlichkeiten von globalen Rowdies wie Napoleon, Hitler und Stalin, die gnadenlos durchmarschiert sind, geschmiedet wurde, war Geld mal eine nette Abwechslung. Es war so nett, dass das Land einem weiteren Bastard der Geschichte freudig erlaubte, drauf zu scheißen: Alexander Lukaschenko kam vor zwölf Jahren an die Macht, schaffte die auf zwei Jahre begrenzte Amtszeit ab und fing an, seine Gegner einzusperren. Weißrussland steckte das gut weg; immerhin gab es Geld, Nahrung und die großen europäischen Streitkräfte hielten sich das erste mal seit Jahren von Minsk fern. Aber dann ging das Geld aus (tut es immer) und alle wurden wütend (werden sie immer). Der weißrussische Pубель verlor dramatisch an Wert und die Preise verdoppelten sich. Jahrelang waren die einzigen Dinge, die Belarus produziert hat, Traktoren und überhöhte Ölpreise, aber jetzt geht ihnen das Geld aus und sie können sich keine Importe mehr leisten. Das Land schuldet Russland um die 50 Millionen Dollar und deshalb haben die Russen diesen Juni die Stromlieferungen an Weißrussland halbiert. Wahrscheinlich, weil sie Lukaschenkos wehleidige Entschuldigungen nicht mehr hören konnten. Der hintere Teil eines Militärbusses: nicht der beste Ort Dadurch, dass sie jetzt mit schlimmer Armut konfrontiert waren, sind die Weißrussen ein wenig ungehorsam geworden. Sie haben die Schnauze voll von ihrem Diktator, haben aber verständlicherweise auch Angst vor ihm. Anders als die unterdrückten Generationen von, sagen wir, Libyen, führen die Weißrussen ein relativ mittelständisches Leben und haben viel zu verlieren, wenn sie sich mit dem Despoten anlegen, der ihre Nation stabil gehalten hat. Die meisten politischen Gegner und Anarchisten wurden eingesperrt oder sind spurlos verschwunden und lassen nun dort ein Vakuum zurück, wo eine alternative Ideologie hätte entstehen können. Aber auch wenn der Widerstand so geschickt von der nationalen Tagesordnung gestrichen wurde, fängt das Land an, zu beben. Seit über einem Monat haben sich jeden Mittwoch in Minsk und anderswo Demonstranten versammelt, um gegen Lukaschenko zu marschieren. Wahrscheinlich werden sie durch Social Media Seiten von einer Gruppe Weißrussen im Ausland organisiert. Sie vermeiden Sprechchöre, Banner und Gewalt, um Lukaschenkos Zorn zu entgehen. Stattdessen applaudieren sie. Als Taktik, um Strafen zu vermeiden, ist es trotzdem scheiße; Lukaschenkos angeheuerte, ausländische Schläger greifen jeden an, der ihnen grade nicht gefällt. Sie ziehen Leute aus der Menge, werfen sie in Busse ohne Kennzeichen und treten die ganze Fahrt zum Gefängnis auf sie ein. Über 1.700 Menschen wurden seit Beginn der Proteste letzten Monat festgenommen. Letzte Woche ist Berichten zufolge ein Mann mit nur einem Arm wegen Applaudierens festgenommen worden – ein Akt von dadaistischem Faschismus, der gut zu der Geschichte von dem Mann passt, der kürzlich festgenommen wurde, weil er angeblich regierungsfeindliche Parolen gesungen hat. Er war stumm. Wenn du einmal in diesem Bus bist, wirst du von diesen „Zivilpolizisten“ auf‘s Revier gebracht und musst stundenlang mit dem Gesicht zur Wand dastehen. Keiner überprüft deine Papiere und die Leute werden schließlich so zahlreich in Zellen gestopft, dass am Ende nur Platz zum Stehen ist. Wenn du Glück hast, wirst du nach 12 Stunden oder so wieder rausgelassen. Wenn du Pech hast, wirst du generell so zehn Tage lang dabehalten. Wenn du noch mehr Pech hast, verschwindest du einfach spurlos. Eine meiner Kontaktpersonen in Minsk wurde vor einer Woche festgenommen, weil er geklatscht hat. Er hatte Pech und wird bis Samstag nicht freigelassen werden. Laut ein paar anderen Weißrussen, die ich getroffen habe, wurde eine weibliche Demonstrantin in einem Gefängnis in Minsk so sehr verprügelt, dass sie ihr Kind verloren hat. Sie nannten es den „ersten Toten des Kampfes“. Trotz derartiger Unterdrückung gehen die Proteste weiter. Es ist kein Land voll Optimismus, aber die Leute wurden so lange geknechtet, dass sie gelernt haben, mit den Schultern zu zucken und einfach weiter zu leben. Während also die Wirtschaft weiter kippt, gewinnen die Proteste zaghaft an Schwung, indem die Leute rausgehen und – wenn auch leise – gegen ein Regime marschieren, das sie ohne mit der Wimper zu zucken zerdrücken könnte. Letzte Woche haben die Demonstranten in Minsk die mittwöchliche Tradition verändert, indem sie den Hauptplatz, den Oktyabrskaya Platz, gemieden haben und die Proteste in der Stadt aufgespalten haben. Gott weiß, was heute passiert, aber was auch immer geschieht, es ist sehr wahrscheinlich, dass viele Weißrussen die nächsten zehn Tage nach Lukaschenkos Belieben verbringen werden. BILDER: ANTON MOTOLKO (seine Seite)
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Alex Miller
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2011-07-13T16:55:00+00:00
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2024-07-31T07:29:30+00:00
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https://www.vice.com/de/article/jeden-mittwoch-ist-in-weissrussland-revolution/
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Irgendwer hat Links zu Kinderpornografie in der Bitcoin-Blockchain versteckt
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Jeder, der Bitcoins schürft, kann sich unfreiwillig strafbar machen. Denn Unbekannte haben in der Bitcoin-Blockchain das Bild einer nackten Jugendlichen eingebaut, bei dem es sich um Kinderpornografie handeln könnte. Zudem sind Links zu mindestens 274 Kinderporno-Websites eingeschleust, 142 davon verwiesen auf Darknet-Seiten. Das haben Wissenschaftler der RWTH Aachen und der Goethe-Universität Frankfurt entdeckt. Wer die Blockchain auf dem Rechner hat, besitzt und verbreitet dieses Material unbewusst. Die Blockchain-Technologie ist das Rückgrat der Internet-Währung Bitcoin. Sie funktioniert wie ein öffentlich einsehbares Kassenbuch: Person A gibt Person B soundsoviele Bitcoin – die Überweisungen werden so nachvollziehbar und sicher. Wer mit Bitcoin bezahlen will, muss nicht unbedingt die gesamte Blockchain besitzen, zum Schürfen der Kryptowährung allerdings schon. Derzeit haben mehr als 12.000 Bitcoin-Nutzer eine lokale Kopie der Bitcoin-Blockchain auf dem Rechner, sie ist zurzeit 160 Gigabyte groß. Weil die Daten verschlüsselt sind und in mehrere Blocks zerhackt werden, ist dieses Kassenbuch laut Experten nur zu entschlüsseln, wenn man die ganze Rechenpower der Welt zu Verfügung hätte. Die meisten Daten in der Blockchain drehen sich um Transaktionen von Bitcoin: an jedem Bitcoin hängt seine Geschichte, die unveränderbar in die Blockchain eingeschrieben ist. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Währung funktioniert. So funktioniert die Blockchain – erklärt auf einem Bierdeckel. Doch Nutzer können in die Bitcoin-Blockchain auch andere Daten einschmuggeln, etwa wenn sie Nachrichten ins Kassenbuch schreiben. Manche haben auch Links in die Blockchain eingebaut. Andere Textschnipsel setzen sich zu Dateien zusammen, wenn man sie im richtigen Format ausliest: Zum Beispiel zu Bilddateien. All diese Dateien kontaminieren die Blockchain für immer, denn sie sind genauso unveränderlich in das Kassenbuch eingeschrieben wie jede Prüfsumme, die eine Transaktion besiegelt. Grundsätzlich sind die Textschnipsel nichts Verwerfliches: Sogenannte Crypto-Graffiti sind schon öfter aufgetaucht – zum Beispiel stehen Geburtstagsglückwünsche in SMS-Länge in der Blockchain. “Das geht zum Beispiel, indem man Bitcoins an eine Adresse schickt, die es vorher noch nicht gab. Man verbrennt dabei in der Regel Geld”, sagt der Informatiker Jens Hiller von RWTH Aachen. Um die Daten für ein mittelgroßes Foto in die Blockchain zu schleusen, müsse man nach aktuellem Bitcoin-Kurs etwa 250 Euro in die Hand nehmen. Ich stelle Nacktfotos von dir ins Netz und du kannst sie nie wieder löschen Wie bei verschlüsselten Mails oder Darknet-Chats kann die Anonymität der Blockchain Whistleblowern oder Aktivisten in autoritären Regime einen geschützten Kommunikationsraum eröffnen. Diesen Schutz nutzen offenbar auch Kriminelle: Die deutschen Wissenschaftler konnten erstmals nachweisen, dass die Unveränderlichkeit der Blockchain zur Verbreitung von Inhalten missbraucht wird, deren Besitz nach deutschem Recht illegal sein könnte. Für Ermittler ist es aber schwierig, die Inhalte auf der Blockchain aus dem Netz zu kriegen: Andere Kinderpornobörsen im Darknet können abgeschaltet werden, wenn Ermittler den Server finden. Die illegalen Bilder in der Blockchain bleiben im Netz, weil sie auf 12.000 Knotenpunkten dezentral gespeichert sind, rund 2000 Knotenpunkte stehen in Deutschland. “Eine andere Gefahr ist Erpressung: Entweder du überweist mir Geld oder ich stelle Nacktfotos von dir ins Netz und du kannst sie nie wieder löschen”, sagt Hiller, der zusammen mit Roman Matzutt zu Technologien forscht, die Privatsphäre im Netz gewährleisten. Die beiden Forscher haben den Datensatz der Bitcoin-Blockchain vom August vergangenen Jahres mehrere Monate gemeinsam mit Kollegen von der Technischen Hochschule Aachen nach eingeschleusten Text- oder Bilddateien durchforstet. “Wir haben einen Filter gebaut, der die Daten auf als Text lesbare Kodierungen durchsucht. Wenn genug potenzieller Text dabei war, haben wir die Daten genauer analysiert”, erklärt Hiller. “Für andere Dateitypen wie Bilder haben wir unter anderem gezielt nach sogenannten Magic Numbers gesucht.” Das sind Bytes, die am Anfang einer Datei stehen und den Dateityp ausweisen. Die Forscher stießen auf etwa 1600 dieser Botschaften. Einige waren erschreckend: Neben extremistischen politischen Statements oder Bildern, die die Privatsphäre der abgebildeten Personen verletzen könnten, haben sie auch 274 Links entdeckt, die auf Kinderporno-Seiten führen. Und sie haben das möglicherweise kinderpornografische Bild entdeckt. Sollte es wirklich von einer Miderjährigen stammen, wäre dessen Besitz und Verbreitung laut Einschätzung der Forscher in Deutschland, Großbritannien oder den USA illegal. Wer diesen Teil der Blockchain unbewusst auf seinem Rechner hat, könnte sich laut dem Paper strafbar machen – ohne davon zu wissen. “Der Besitz der Bitcoin-Blockchain könnte illegal werden – oder vielleicht ist er es schon heute“, schreiben die Aachener in ihrem Paper. Die Wissenschaftler weisen auch auf die Möglichkeit hin, dass in der Blockchain Schadprogramme eingeschleust werden könnten, sogenannte Malware, davor hatte zuvor auch schon Interpol gewarnt. Nachweisen konnten die Forscher das in ihrem Datensatz aber nicht. Die Aachener Wissenschaftler rechnen damit, “dass illegale Inhalte Systeme gefährden, die auf auf Blockchain aufbauen”. Wenn ihre Annahmen stimmen, könnte die deutsche Polizei gegen Bitcoin-Miner wegen Besitzes und Verbreitung von Kinderpornografie ermitteln. Wer will dann noch mitschürfen? Folgt Motherboard auf Facebook, Instagram, Snapchat und Martin auf Twitter
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Martin Pfaffenzeller
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Tech
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2018-03-21T11:32:56+00:00
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2024-07-30T18:27:36+00:00
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https://www.vice.com/de/article/irgendwer-hat-kinderpornografie-in-der-bitcoin-blockchain-versteckt/
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Weihnachten ohne Familie ist scheiße
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Foto: Erica Zabowski | Flickr | CC BY-ND 2.0 Über die Feiertage kehren viele von uns in ihre Elternhäuser zurück. Sie bewohnen über kurz oder lang wieder ihre alten Kinderzimmer, genießen die Bequemlichkeit des Nicht-Kochen-Müssens, gehen in ihre alten Bars, besuchen ihre Omas und verbringen die meiste Zeit trotzdem lieber vorm Fernseher, weil so viele Menschen einfach sehr schnell sehr nervig werden können. Später bereut man, dass man die paar Tage, die man hatte, nicht mehr ausgekostet hat. Gebt euch so viel Familie, wie ihr nur könnt. Oder besser—gebt euch sogar mehr Familie, als ihr könnt. Geht mit euren Mamas spazieren, obwohl ihr echt keine Lust habt. Lasst die feuchten Bussis der Tante über euch ergehen, als wäre es das Schönste der Welt. Und hört auf, zu granteln. Anders als Kevin finden es viele Menschen nämlich gar nicht so fetzig, über Weihnachten alleine zu sein. Sie finden es ehrlich gesagt sogar ziemlich scheiße. Es kann verschiedene Gründe geben, Weihnachten getrennt von seiner Familie zu verbringen. Entweder man ist beruflich verpflichtet, oder befindet sich im Ausland—in den Fällen weiß man aber wenigstens über die Einstweiligkeit des Alleinseins. Wirklich alleine hingegen sind Singles, die mit ihren Familien zerstritten sind oder, naja, eben keine mehr haben. Genau für die gibt es endlose Listen an Tipps, die für sich selbst fast noch trauriger sind als ihre eigentliche Ursache. Unzählige Magazine und Portale—die meisten davon richten sich interessanterweise an Frauen oder Landwirte—haben erkannt, dass vielen ihrer Leser ein einsames Weihnachten bevorsteht und versuchen, mit Ratschlägen und Gestaltungsvorschlägen auszuhelfen. Die sind wahrscheinlich gut gemeint, bringen einem in ihrer Verzweiflung aber eher dazu, schon beim bloßen Lesen in Selbstmitleid zu ertrinken. Grundsätzlich versuchen alle, die gegebenen Umstände mit allen erdenklichen Mitteln positiv zu sehen. Niemand, dem du Geschenke kaufen musst? Geil! Kauf dir selbst was. Mach Urlaub. Gönnung. Niemand, der mit dir feiert? Super! Weniger Stress, eh nur nervig. Keiner, der sich für dich interessiert? Leiwand! Endlich hast du Zeit, alte Zeitungen zu lesen—wie folgender Ratschlag suggeriert. Tipp: Die Tageszeitungen wieder einmal achtsam an einem gemütlichen Plätzchen in der Wohnung in Ruhe lesen. Wer auch immer dachte, an Heiligabend allein zu sein wäre nur halb so schlimm, wenn man dabei auf dem Sofa kauernd Altpapier wälzen kann, der lag gewaltig daneben. Aber sowas von. Und wer dachte, Tipps wie diese würden einem irgendwie die Vorfreude auf Weihnachten zurückbringen, muss eine sehr eigenwillige Vorstellung von Glück haben. Für alle die—anders als ich—nicht davon ausgehen, irgendwann mit sieben Katzen in einer WG zu hausen, gibt es immer noch eine Alternative. Folgender Ratschlag ist ungefähr das Traurigste, was ich je gehört habe. Süß, aber traurig. Ein Escort wäre da irgendwie noch aufrichtiger (und gar nicht so unüblich). Fragen Sie doch im Tierheim nach, ob Sie einen Hund für die Feiertage betreuen dürfen. Bevor ich mir über Weihnachten einen Hund ausleihe, nur um nicht allein zu sein, esse ich lieber einen Liter Eis und höre „All By Myself” in Endlosschleife. An dieser Stelle ein echter Tipp: Wartet bis nach den Feiertagen. Tierheime werden jedes Jahr mit zurückgegebenen Weihnachtsgeschenken überfüllt. Vielleicht also doch die Wohnung verlassen—an Heiligabend feiern zu gehen ist für viele nur schwer vorstellbar, für andere wiederum ein Fixpunkt. Und jeder, der schon mal alleine fortgegangen ist, weiß, dass man nie lange wirklich alleine fort ist. Den Rausgeh-Tipps für Singles, die in ihrer tiefen Traurigkeit übrigens fast schon ansteckend wirken, ist jedenfalls nicht zu trauen: Einen Nachmittagsspaziergang in einer vielleicht verschneiten Landschaft oder einem Park machen und dabei die Winterkälte riechen und spüren und sich auf das warme Zuhause freuen. Wer möchte in seiner eigenen Einsamkeit bitte auch noch die leidige Winterkälte riechen? Und sich dabei auf ein warmes Zuhause freuen, in dem niemand auf einen wartet? Ganz ehrlich, diese Tipps sind eine einzige Katastrophe. Egal, wie sehr man es auch versucht, an Weihnachten alleine zu sein kann man sich nicht wirklich schönreden. Vielleicht verbringt jemand von euch da draußen seine Weihnachtsfeiertage ja tatsächlich damit, vergilbte Tageszeitungen zu studieren und leise zu weinen während einen sogar der Leihhund bemitleidet. Tristesse. Was niemand so richtig begreift, ist aber, dass dieser jemand eben nicht immer der Opa aus der Edeka-Werbung sein muss. Tipps gegen Einsamkeit an Weihnachten richten sich in der Regel immer an Pensionisten oder frisch Geschiedene—und während das natürlich irgendwie angemessen ist, sind es immer öfter auch Studenten oder Jugendliche, die Heiligabend zum ersten Mal ohne Familie verbringen (müssen). Foto: Hendrik Dacquin | Flickr | CC BY 2.0 Laut dem österreichischen Erasmus Student Network verlassen die meisten ausländischen Studenten Wien über die Feiertage für einen Heimataufenthalt, manche (Australier beispielsweise) bleiben aber auch hier—und organisieren sich für Weihnachten privat in kleineren Gruppen. In Dresden gibt es mit dem Projekt X-Mas Tram sogar eine Aktion, die sogenannte Weihnachtspatenschaften an Erasmus-Studenten vermittelt. Auch Musiker sind—ähnlich wie Sanitäter, Piloten oder Polizisten—eine dieser Berufsgruppen, die es einem oft nicht erlauben, Feiertage mit der Familie zu verbringen. Die meisten Musikstudenten erreichen irgendwann einen Punkt, an dem man zum ersten Mal an Heiligabend Dienst hat, weit weg von Zuhause. Einer von ihnen ist mein Bruder: „Natürlich wird das ungewohnt.” Letztendlich sei das genaue Datum, an dem man gemeinsam feiert, aber unwichtig. Und dann gibt es da auch Menschen, die Weihnachten dieses Jahr zum ersten Mal erleben—nicht im Kreise ihrer Familie, dafür aber unter neuen Freunden. Ahmad beispielsweise wird Heiligabend mit seiner WG feiern. Am Christkindlmarkt waren sie schon gemeinsam, Adventkränze und Christbäume kennt er nicht, aber er wird zumindest nicht allein sein. Wer dieses Weihnachten wirklich niemanden hat, mit dem er Kekse essen und Sissi schauen kann, aber gerne jemanden hätte—fragt einfach mal rum. Man kann ruhig zugeben, dass man nicht allein sein möchte. Das ist immerhin die Basis von gefühlt jedem zweiten Weihnachtsfilm und die mahnende Botschaft aus so ziemlich jedem anderen. Zu Weihnachten sind Menschen nett zu dir und zu Weihnachten solltest du dir nicht zu abgeklärt oder postmodern oder eitel sein, um zu sagen, was dir nicht passt. Weihnachten ist der eine Tag (oder Abend) im Jahr, wo jeder so egozentrisch sein darf wie Jennifer Lopez, solange man anderen gegenüber so nett und so offen ist wie ein Jennifer Lopez-Fan. Ein Rückzug in die Einsamkeit lässt die Feiertage nämlich auch nicht schneller vergehen. Und wenn du doch niemanden findest: Scheiß drauf. Morgen ist jeder wieder normal, die Welt dreht sich weiter—und die einzige, die dann noch Jennifer Lopez ist, ist Jennifer Lopez. Franz gibt sich dieses Weihnachten Familie: @FranzLicht Falls du an Weihnachten alleine bist und mit Depressionen zu kämpfen hast, findest du hier viele Organisationen und Beratungsstellen, die dir in deiner Situation helfen können.
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Franz Lichtenegger and Niklas Hollroth
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"Alleinsein",
"Einsamkeit",
"familie",
"feiertage",
"Stuff",
"Vice Blog",
"Weihnachten"
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2015-12-23T09:00:00+00:00
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2024-07-31T01:22:10+00:00
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https://www.vice.com/de/article/weihnachten-ohne-familie-482/
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#NieMehrCDU: Muss die CDU sich jetzt vor jungen Menschen fürchten?
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Rund sieben Wochen vor der Europawahl sind sich viele Nerds, Netzpolitiker, Tech-Expertinnen, Influencer und Digital Natives einig: Die Reform des EU-Urheberrechts ist Murks. Zumindest in der Form, die vor allem von CDU-Politikern durchs EU-Parlament geboxt wurde. Wochenlang haben Hunderttausende im Netz und auf der Straße dagegen protestiert und in Sprechchören gerufen: “Nie mehr CDU!” Nachdem das EU-Parlament am 26. März die Reform abnickte, wurde #NieMehrCDU zu einem viralen Hashtag. Selbst Edward Snowden griff den Hashtag auf und twitterte auf Deutsch: “Vergiss nie, was sie hier gemacht haben.” Die CDU/CSU im EU-Parlament habe “für nie mehr Internetfreiheit” gestimmt, so Snowden; deshalb müsse das Internet bei den Europawahlen nun für “nie mehr CDU/CSU” stimmen. Auch YouTuber LeFloid und Autor Sascha Lobo verfassten ähnliche Tweets. Rechtsanwalt und YouTuber Christian Solmecke machte eine Umfrage unter seinen Twitter-Followern: Von rund 20.000 Teilnehmern gaben verblüffende 90 Prozent an, bei der Europawahl ihre Stimme abgeben zu wollen. Eine Menge aufgebrachter Twitter-Fans kann aber nichts über Deutschland aussagen, und es ist nahezu undenkbar, dass 90 Prozent der jungen Deutschen zu einer Europawahl gehen. Bislang zeigt sich die Union vom Widerstand der Social-Media-Generation zumindest nicht wirklich beeindruckt. Auch bei der jüngsten Debatte im Bundestag beharrte die Union auf der umstrittenen Regelung. Welche Kraft hat der Hashtag #NieMehrCDU also außerhalb der Anti-Artikel-13-Bubble? Wir haben Wahlforschende gefragt. Vergiss nie, was sie hier gemacht haben. Da die @CDU_CSU_EP gestimmt hat für nie mehr Internetfreiheit, muss das Internet für nie mehr @CDU_CSU_EP stimmen. #nieMehrCDU https://t.co/fyGLXfGw3n Ein Blick auf die Statistik zur vergangenen Europawahl wird so manchen CDU-Kritiker erst mal überraschen: Denn 2014 war die beliebteste Partei der jungen Wählenden in Deutschland bei der Europawahl – die CDU. Von 18- bis 24-Jährigen haben rund ein Viertel (24,1 Prozent) die CDU gewählt. Bei den 25- bis 34-Jährigen ist der Anteil ähnlich groß (25,4 Prozent). Auf Platz zwei bei den jungen Wählenden stand die SPD mit rund 20 bis 21 Prozent Zuspruch. Vom Hashtag #NieMehrCDU beflügelte Kritiker könnten nun vermuten, dass die CDU all diese Jungwähler verlieren müsste. Nur: Wie viele sind das eigentlich? Ein Blick auf die Europawahl 2014 kann einen ungefähren Eindruck vermitteln. Damals haben in Deutschland insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen unter 34 Jahren die CDU gewählt. Das heißt: Junge Leute haben nur einen geringen Teil zum CDU-Wahlergebnis beigetragen. Ihre Stimmen machten gerade mal 14 Prozent aller CDU-Stimmen aus. Die CDU war also schon vorher keine Junge-Leute-Partei. Trotzdem halten viele junge Leute den Christdemokraten die Treue, schätzt eine Wahlforscherin: “Einen massiven Einbruch im Wahlergebnis der CDU zur Europawahl kann ich mir nicht vorstellen”, sagt Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Universität Duisburg-Essen im Gespräch mit VICE. Man könne aus dem Hashtag #NieMehrCDU nicht ableiten, dass die CDU ihren Rückhalt bei jungen Wählenden komplett verloren habe. Denn die CDU habe eine Basis, die der Jungen Union nahe steht. Die würden sich nicht so einfach von ihrer Partei abwenden. Tatsächlich ist die Zustimmung zur CDU in der aktuellen Sonntagsfrage vom 7. April zur Europawahl über alle Altergsgruppen hinweg mit rund 30 Prozent derzeit stabil. Der Wahlforscher Thorsten Faas von der FU Berlin geht davon aus, dass die Gruppe junger Wählerinnen und Wähler “keinen wahlentscheidenden Einfluss” hat. Allerdings spricht Faas dabei von der Gruppe der 18- bis 20-jährigen. Auf den Anti-Artikel-13-Protesten waren aber auch jede Menge Menschen über 20. Sind 4,8 Millionen Menschen – so viele im Alter zwischen 18 und 34 gingen in Deutschland bei der letzten Europawahl zur Abstimmung – nur eine kleine Minderheit? “In der großen Masse der Bevölkerung ist Netzpolitik immer noch nicht als wichtiges Gesellschaftsthema angekommen”, sagt Politikberater Martin Fuchs, der sich auf die Social-Media-Analyse von Wahlkämpfen spezialisiert hat. Er schätzt auch, dass der Internet-Aktivismus um Artikel 13 (der inzwischen Artikel 17 heißt) keinen großen Einfluss haben wird – zumindest bei dieser Europawahl. Wohl aber auf eine neue Generation an Wählerinnen und Wählern. “Ich würde es fast mit der Anti-Atomkraft-Bewegung vergleichen”, sagt Fuchs. Viele junge Menschen hätten durch die Proteste erstmals beobachtet, wie aus ihrer im Internet geäußerten Wut reale Ereignisse werden, auf der Straße und in den Parlamenten. “Aber man muss schauen, wie nachhaltig alles bleibt.” Eine entscheidende Wendung in der Europawahl wird #NieMehrCDU also voraussichtlich nicht herbeiführen. Politikwissenschaftlerin Borucki hält es trotzdem für einen strategischen Fehler, wenn die CDU denke, sie könne auf die Stimmen der jungen Wählerinnen und Wähler verzichten. Auch wenn es bei der Europawahl möglicherweise nur um wenige Prozentpunkte gehe: “Der Hashtag #NieMehrCDU kann der Union schaden”, sagt Borucki. Immerhin wollten die konservativen Parteien im EU-Parlament die Mehrheit für einen eigenen Kommissionspräsidenten haben, den CSU-Politiker Manfred Weber. “Da zählt jeder Prozentpunkt.” Zudem gebe es seit Längerem einen leichten Anstieg an der Wahlbeteiligung junger Wähler. “Es kann sein, dass sich der Anstieg fortsetzt, gerade wenn jüngere Wählende durch die Artikel-13-Debatte politisiert wurden”, sagt Borucki. Ein Blick in die Statistik zur Europawahl 2014 zeigt, dass junge Menschen im Vergleich ziemlich wahlmüde sind. Mit einer Beteiligung zwischen 36 und 39 Prozent waren die jungen Altersgruppen sogar die Faulsten aller Wahlberechtigten. Am fleißigsten wählten die Altersgruppen über 60 mit 56 bis 58 Prozent. Allein das zu ändern, wäre ein deutliches Zeichen. Was Parteien besonders interessieren dürfte: Menschen ändern ihr Wahlverhalten nicht so einfach. “Die Wahlforschung sagt, dass Wählende sich in ihrem Wahlverhalten häufig selbst treu bleiben”, sagt Borucki. Demnach ist es umso wichtiger für eine Partei, Jung- und Erstwähler, die sich gerade noch politisch sozialisieren, nicht zu vergraulen. In der Zwischenzeit hat die Community der Artikel-13-Kritiker schon einen nächsten Gegner gefunden. Nachdem SPD-Justizministerin Katarina Barley sich nicht klar gegen die Urheberrechtsreform ausgesprochen hat, verbreitet sich seit dem 4. April ein neuer Hashtag: #NieMehrSPD. Will die Generation Social Media ihre Partei nach dem Ausschlussverfahren wählen? Die Europawahl wird’s zeigen. Folge Sebastian auf Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat
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Sebastian Meineck
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"Artikel 13",
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2019-04-05T13:01:55+00:00
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2024-07-30T14:00:34+00:00
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https://www.vice.com/de/article/43zj9d/niemehrcdu-muss-die-cdu-sich-jetzt-vor-jungen-menschen-fuerchten
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Eine Studie zeigt das enorme Ausmaß von sexualisierter Gewalt unter Schülern
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Es wäre schön, wenn die größten Probleme deutscher Schüler mangelnde Fidget-Spinner-Skills oder schlechte Noten wären. Leider sind sie das nicht. Eine Studie zum Thema sexualisierte Gewalt offenbart erschreckende Erkenntnisse über den Alltag von Schülern: Demnach hat über die Hälfte aller Mädchen (55 Prozent) bereits Erfahrungen von nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt gemacht. Bei den Jungs sind es 40 Prozent. Das fanden die Macher der SPEAK!-Studie heraus. Diese entstand in Zusammenarbeit der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen. Für die repräsentative Umfrage wurden zwischen Mai und Dezember 2016 an 53 hessischen Schulen 2.719 Schülerinnen und Schüler befragt, die meisten von ihnen waren zwischen 14 und 16 Jahre alt. Auch bei VICE: Homosexuelle heilen – hinter den Kulissen der sogenannten Reparativindustrie Bei der Untersuchung ging es im Gegensatz zu den meisten anderen Studien zum Thema nicht um sexuellen Missbrauch, bei dem sich Erwachsene an Minderjährigen vergehen, sondern um sexualisierte Gewalt unter etwa gleichaltrigen Schülern. Darunter verstehen die Wissenschaftler “jede Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität einer Person, welche mit der Geschlechtlichkeit des Opfers und Täters zusammenhängt”. Sexuelle Belästigung gehört an vielen Schulen zum Alltag. 40,6 Prozent der befragten Schülerinnen mussten schon sexuelle Kommentare, Witze oder Beleidigungen über sich ergehen lassen. Mehr als jedem vierten Jungen ging es ebenso. Sexuell aufgeladenes Cybermobbing hat rund jedes Dritte Mädchen bereits erlebt. 14,9 Prozent der Mädchen wurden Opfer von Exhibitionismus und 3,6 Prozent der Jungs. Laut der Studie steigt das Risiko, Opfer von nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt zu werden, je älter die Schüler werden. Etwa die Hälfte der nicht-körperlichen sexualisierten Gewalt findet direkt an Schulen statt. Direkte körperliche sexualisierte Gewalt erfuhren die Befragten zu etwa 75 Prozent außerhalb der Schule. Auch das Ausmaß von körperlicher sexualisierter Gewalt unter Schülern ist gravierend: 30,1 Prozent der Mädchen gaben an, dass sie schon mal gegen ihren Willen zum Beispiel an Po oder Brust betatscht wurden. Fünf Prozent der Jungs machten ähnliche Erfahrungen. Jedes zehnte Mädchen gab außerdem an, schon gegen ihren Willen im Schritt berührt worden zu sein. Jede zehnte Schülerin wäre schon fast vergewaltigt worden, unter den Jungs liegt diese Quote bei 1,4 Prozent. Die Studie untersuchte auch, ob Pornos der Grund für die vielen Fälle von sexualisierter Gewalt unter Schülern sind. In ihren Ergebnissen räumen die Macher zwar ein, dass sie nicht sagen können, ob sexuelle Gewalttäter besonders häufig Pornos schauen, oder ihre Taten aus diesem Grund begehen. Häufiger Pornokonsum würde sich laut der Befragung aber trotzdem auf die Einstellung zu Sexualität auswirken, besonders was die Vorstellungen von Macht, Gewalt und Dominanz von Männern gegenüber Frauen angeht. Die Studienmacher fordern deshalb, junge Menschen in Zukunft besser im Umgang mit Medien zu schulen. Noch wichtiger, als über den eigenen Pornokonsum nachzudenken, könnte allerdings sein, etwas zu sagen, wenn man Zeuge von sexualisierter Gewalt wird. 52,3 Prozent der Jungs und 55,6 Prozent der Mädchen gaben an, schon einmal gesehen zu haben, wie jemand Opfer von sexuellen Kommentaren, Beleidigungen, Gesten oder Witzen wurde. Wenn du etwas beobachtet hast oder Hilfe brauchst, weil du selbst Opfer von sexualisierter Gewalt wurdest, kannst du eine Mail an das Kinder- und Jugendtelefon schreiben oder dich direkt melden, anonym und kostenfrei. Montag bis Samstag, 14 – 20 Uhr unter 116 111 oder 0800 – 111 0 333. Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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Tim Geyer
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"Deutschland",
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"Sexuelle Gewalt",
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Sex
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2017-06-12T10:14:53+00:00
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2024-07-30T20:12:14+00:00
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https://www.vice.com/de/article/d3zxda/eine-studie-zeigt-das-enorme-ausmass-von-sexualisierter-gewalt-unter-schulern
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Wir wären alle gerne Tinie Tempah
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Das Problem bei musikalischen Untergrundkulturen ist, dass die Musik nicht zu geil sein darf, sonst kommen noch irgendwelche Mädchen mit Beanie und Goldkette über der zugeknöpften Primark-Bluse dazu, es zu feiern. Und dann ist sowieso alles vorbei. Dieser Entwicklung wird seit einiger Zeit der britische Grime, der vor gut zehn Jahren im Londoner Eastend entstand, ausgesetzt. Kein Wunder, denn Grime verbindet die zwei im Augenblick erfolgreichsten Musikrichtungen Rap und Electro. Einer der vermeintlichen Todesengel, der eine verzuckerte Pop-Version von Grime über den großen Teich bis in die Billboard-Charts gebracht hat, ist Tinie Tempah. Sein Debütalbum Disc-Overy verkaufte sich im UK über eine Millionen Mal und erreichte sogar in den USA Platz zwölf der Charts. Natürlich gilt er damit als Zielscheibe für die Grime-Realkeeper aus den Londoner Problembezirken, doch Tinie Tempah hat sich nie als klassischen Grime MC ausgegeben. In seiner Jugend wuchs er in einer Hochhaussiedlung in Walworth, im Südosten Londons auf, bevor seine Familie in ein Haus mit Vorgarten in einen Vorort Londons zog, wo er plötzlich der einzige Schwarze in der Nachbarschaft war und nicht mehr nur Wiley sondern auch Calvin Harris hörte. Heute ist er der erfolgreichste britische MC und ein überraschend freundlicher Interviewpartner. Noisey: Wahrscheinlich nervt dich die Frage, aber warum hast du die Veröffentlichung deines Albums so oft nach hinten verschoben?Tinie Tempah: Ich wollte es einfach richtig machen. Wir haben damit Anfang 2012 angefangen, es hat also etwa anderthalb Jahre gedauert. Der Grund dafür ist, dass ich zum ersten Mal bewusst an einem Album gearbeitet habe. Als ich Disc-Overy gemacht habe war ich 20, 21. Ich hatte „Pass Out“ draußen, das krass eingeschlagen ist. Also ging es darum, Tracks um diesen einen Song herum zu machen, weil ich ein Album brauchte. Mittlerweile weiß ich, wie es geht, ein richtiges Album zu machen. Außerdem braucht es Zeit, wenn man mit so vielen anderen Musikern auf einer Platte arbeitet. Stimmt es also, dass das zweite Album immer schwieriger ist als das erste?Ja, in manchen Punkten schon, weil ich älter geworden bin, weiß, wer ich bin und die Ansprüche hochgeschraubt habe. Es ging darum, harte, nach Underground klingende Songs auf der einen und große Radio-Hits auf der anderen Seite zu machen. So etwas braucht Zeit. Du wirst oft als Single-Künstler wahrgenommen. Wolltest du mit Demonstration beweisen, dass du auch ein gutes Album hinlegen kannst?Das auch. Mit dem ersten Album habe ich weltweit über eine Millionen Einheiten verkauft, ich brauchte also niemandem mehr etwas zu beweisen, nur mir persönlich, dass ich weiterhin gute Songs schreiben kann. Nach meinem Verständnis sind Jay-Z und Kanye West ganz oben, weiter unten ein Meer an Rappern, aber dazwischen gibt es nur sehr wenige, die zum Beispiel auch eine Tour in Deutschland machen würden. Ich will diese Lücke füllen, und dafür brauchst du Songs, mit denen man sich identifizieren kann. Du hast Chris Martin als Inspirationsquelle für dein Album genannt.Es ging nicht unbedingt um die musikalische Inspiration bei ihm. Er war eher ein Mentor. Ich habe ihn besonders am Anfang der Albumproduktion oft nach Rat gefragt, wie man an eine Albumproduktion herangeht. Er hat mir viele Ratschläge gegeben. Zum Beispiel?Sein größter Ratschlag war: Wenn du ein Album fertig gemacht hast und dich leer und glücklich fühlst, dann mach noch einen Song. Denn, wenn die Last von dir abgefallen ist, kannst du alles vergessen und einen wunderbaren Track machen. Erzähl mal, wie es war, mit Diplo zu arbeiten.Obwohl er Songs für Beyoncé und Usher macht, ist er immer noch im Club und macht Musik für die Straße. Das erinnert mich an die Londoner Mentalität. Ein Major Lazer-Album hört sich nach den Straßen von London an. Deswegen wollte ich mit Diplo zusammenarbeiten, außerdem ist sein Sound sehr klar. Wenn es droppt, (klatscht in die Hände) kannst du es fühlen. Du hast angefangen, das Album in Los Angeles zu produzieren, bist dann aber zurück nach London geflüchtet. Was ist da passiert?Du kommst aus Deutschland. Ich weiß, dass du nicht auf Anhieb jedes Wort verstehen kannst, was ich gerade sage, du wirst auch beim Anhören des Interviews noch sagen: Was zur Hölle sagt er da? (lacht) Und das Problem hatte ich mit den amerikanischen Tontechnikern, mit denen ich gearbeitet habe. Wenn ich eine Strophe aufgenommen habe, haben sie es immer durchgewunken. Irgendwann habe ich gefragt, ob sie überhaupt alle Wörter verstehen. „Jaja, die meisten davon“, haben sie gesagt. Dann habe ich gedacht, wenn ihr schon die Wörter nicht versteht, die ich für mein Album aufnehme—dann darf ich auf keinen Fall mehr hier bleiben. Ich brauchte jemanden, der mir objektiv sagen konnte, was funktioniert und was nicht. Deswegen bin ich nach Hause geflogen. Du bist wahrscheinlich der einzige europäische Rapper, der auch in den USA Erfolg hat. Wie kannst du dir das erklären?Es liegt an den Songs, Bro, nur an den Songs. Wenn du dich später mal an Jay-Z zurück erinnerst, wirst du auf jeden Fall an „Empire State of Mind“ oder „Hard Knock Life“ denken. Mein Song, der dort eingeschlagen ist, war „Written in the Stars“. Wir hatten unglaubliches Glück, denn als wir den Song releast haben, ist es gleichzeitig zur offiziellen Hymne der WWE-WrestleMania und der Major League Baseball geworden. Und die New York Giants haben den Song als Einlaufmusik beim Super Bowl benutzt. Das ist heftig.Das ist richtig heftig, Bro. Stell dir das mal vor: Fast ganz Amerika hört deinen Song. Wenn man mit 21 schon eine Millionen Alben verkauft, muss man sich da zwingen, nicht abzuheben? Oder ist es bei dir schon zu spät?(ruft) Nein, Mann, wirklich! Keine Ahnung, ob es an den Leuten um mich herum liegt, aber ich fühle mich immer noch wie früher. Ich will nicht lügen und sagen, dass mir mein Leben nicht Spaß machen würde, aber ich bin nicht hier um den Egotrip zu fahren. Ich bin ja auch immer noch ein Newcomer, da ist ein großes Ego erst Recht nicht angebracht. Siehst du dich eigentlich immer noch als Grime MC?Meine Wurzeln werden immer im Grime bleiben, ich gehe Songs immer mit einer Grime-Mentalität an. Aber ich sehe in mir noch mehr als das, weil ich auch Songs mache, die viele Grime-Künstler nicht machen würden. Ich versuche, so viele musikalische Einflüsse wie möglich in meine Songs zu packen, weil das die verschiedenen Facetten meines Charakters repräsentiert. Was sagst du dazu, wenn dich Leute in der Grime-Szene als Sell-Out beschimpfen?So ist es ja immer bei einer Underground-Kultur. „Er ist in den Charts? Jetzt ist er nicht mehr cool.“ Die Leute können sagen, was sie wollen, aber letztendlich bringe ich den Leuten außerhalb vom UK einen Stück weit die britische Rapkultur näher und bereite den Weg für andere Künstler. Jay-Z sagt „Niggas want my old shit, buy my old albums“ und macht Songs mit Beyoncé. Ich weiß nicht, was die Leute darüber denken, aber ich glaube nicht, dass Jay-Z sich darüber Gedanken macht. Diese Meinungen von irgendwelchen Rappern wird es immer geben, aber im Endeffekt hat Jay-Z ihnen den Weg bereitet, überhaupt Rap machen zu können. Am Ende des Tages frage ich mich: Willst du der Typ sein, der eine Millionen Platten verkauft und durch Australien tourt oder der Typ auf der Couch, der sagt: „Was für ein Sell-Out der Typ geworden ist“. Ich weiß, wer ich gerne wäre. Dich stört die Kritik also nicht?Nein, Mann. Ich mache die Musik auch nicht nur für mich. Es geht um die Kultur, um Rapmusik aus dem UK und London, die will ich in der Welt als Marke etablieren. Und wie schafft man das?Wir müssen an einen Punkt kommen, an dem britischer Rap in der Welt wie jede andere Musikrichtung angesehen wird. Das ist das Wichtigste. Amerikanischer Rap hört sich für unsere Ohren normal an, aber britischer Rap wird immer noch als sonderbar angesehen. Das bedeutet, wir müssen rausgehen und mit guten Songs unsere Kultur als Marke etablieren. Wenn ein deutscher Künstler wie Casper ein halb deutsches, halb englisches Album machen würde, würdest du auch wollen, dass er überall auf der Welt erfolgreich wird. Woher kennst du denn Casper?Eben hat mir ein Interviewer diesen sehr rockigen Track vorgespielt, wo er erst nach zwei Minuten anfängt zu rappen. Der Song war echt großartig. Wie nehmen dich die Leute in den USA denn als britischen MC auf?Ich habe schon mit vielen amerikanischen Rappern gearbeitet. Sie respektieren die Musik, die aus Großbritannien kommt, weil es ein großer Markt ist, in den sie hinein wollen, aber sie sehen die Musik nicht auf einer Stufe wie ihre. Dabei hat Großbritannien den modernen Pop erfunden.Ganz genau, aber auch europäische Musik im Ganzen ist im Moment einfach sehr gut. Die Amerikaner kommen dann hierhin, finden es cool und beanspruchen es sofort für sich. Das muss aufhören! Du kannst in den USA keinen Kühlschrank öffnen, ohne dass dir Dance-Musik entgegenschallt. Wir aber feiern diese Musik hier seit Jahrzehnten und sollten mehr Anspruch erheben. Deswegen feier ich die Swedish House Mafia. Sie haben sich „Swedish-House-Mafia“ genannt und rammen damit ihre Flagge in den Boden. Das müssen wir als Europäer auch beherzigen. ** Folgt Noisey bei Twitter und Facebook. MEHR VON NOISEY
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Toni Lukic
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"New Album",
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"Tinie Tempah"
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2013-11-20T14:30:00+00:00
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2024-07-31T05:01:29+00:00
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https://www.vice.com/de/article/tinie-tempah-im-interview/
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Filler und aufgespritzte Lippen: Die Schönheitsideale von 2010 bis heute
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Patientinnen, die 2010 zu Schönheitschirurgen gingen, interessierten sich meist für ähnliche Dinge: subtile Eingriffe, die leichte Falten verschwinden ließen, oder die ihnen anderweitig eine “strahlende”, jugendlich aussehende Haut verschafften. Ein Look, den der renommierte britische Schönheitschirurg Tijon Esho als “essentiell parisisch” bezeichnet. Zu Beginn des Jahrzehnts war Cara Delevingne unter den gefragtesten Supermodels, so gewann sie 2012 und 2014 den Titel “Model des Jahres” bei den British Fashion Awards, lief für alle von Stella McCartney bis Chanel und war das Gesicht einer großen Burberry-Kampagne. Kaum eine Marke oder Zeitschrift warb nicht irgendwann mit ihrem markanten, leicht androgynen Gesicht mit den buschigen Augenbrauen. 2016 erklärte der Guardian Augenbrauen zur “Beauty-Obsession des Jahrzehnts“, mit Delevingne als Trendsetterin nummer eins. Andere Models, die um diese Zeit beliebt wurden, passten in die Schablone: Daphne Groeneveld, Karlie Kloss und Miranda Kerr, um nur ein paar zu nennen. Spulen wir vor ans Ende dieses Jahrzehnts, sieht das in den Medien gehypte Ideal ganz anders aus. Dank des wachsenden Einflusses von sozialen Medien und Reality-TV-Stars sind nicht-chirurgische Eingriffe zur Norm geworden. Sie verändern das Gesicht weitaus drastischer, als es ein Augenbrauenstift je könnte. Bella Hadid, das Model, das heute etwa dasselbe Maß an Erfolg genießt wie Cara Delevingne damals, soll angeblich unter anderem Botox und Filler nutzen, auch wenn sie das beharrlich abstreitet. Viele behaupten, Kylie Jenner, das Nesthäkchen des Kardashian-Clans, habe ein ähnlich stark bearbeitetes Gesicht. Ihr Schmollmund und ihre vollen Wangen fungieren als Markenzeichen, die ihre Make-up-Marke Kylie Cosmetics zum Milliardengeschäft gemacht haben. Der Filler-Trend ist um die Welt gegangen, inzwischen gibt es gefühlt kaum einen weiblichen Promi, der sich nicht die Lippen oder andere Teile des Gesichts “aufspritzen” ließ. A post shared by Megan Barton-Hanson (@meganbartonhanson_) Im Oktober ernannte ein Chirurg Bella Hadid zur “schönsten Frau der Welt“, nachdem er angeblich ihre Erscheinung mit sogenannter Gesichts-Mapping-Technologie analysiert hatte. Solche Methoden mögen in Wirklichkeit alles andere als wissenschaftlich sein, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Hadid, Jenner und andere Influencerinnen einen völlig neuen Look popularisiert haben: das “Instagram Face“. Nicht-chirurgische Eingriffe sind inzwischen offensichtlich ein integraler Bestandteil des vorherrschenden Schönheitsideals: Bei einer Snapchat-Umfrage von VICE gaben 59 Prozent der Befragten an, sie sähen Filler und Lippeninjektionen auf einer Stufe mit althergebrachten Beauty-Prozeduren wie einem neuen Haarschnitt. Der Chirurg Tijon Esho sieht den Grund dafür in einer regelrechten Angebots-Explosion auf dem Ästhetikmarkt. “Vor zehn Jahren waren kosmetische Eingriffe etwas sehr Teures, von dem niemand offen sprach”, sagt er. “Weil solche Eingriffe viel erschwinglicher geworden sind, haben wir es heute mit einer neuen Generation zu tun, die ganz offen davon erzählt.” Die Patientinnen wollen heute nicht mehr den parisischen Delevingne-Look. Esho, der selbst Schwarz ist, sagt, stattdessen seien inzwischen Gesichtszüge gefragt, die er als “pan-afrikanisch” bezeichnet. “Das sind volle Lippen mit einem deutlich definierten Amorbogen und einem leichten Schwung in der Unterlippe.” Hinzu kämen ein dunklerer Hautton und ein markanter Kiefer. “Die Leute sagen: ‘Doktor, ich hätte gern Ihre Lippen.’ Ich antworte dann: ‘Wenn ich jetzt ein Foto von meinen Lippen ausschneiden und auf Ihr Gesicht kleben würde, denken Sie, das würde Ihnen stehen?’” Auch bei VICE: Schönheit zum halben Preis – Zu Besuch in einer brasilianischen Schönheitsklinik Der ethnisch uneindeutige Look steht auch in der Kritik. Letztes Jahr gab es einen Shitstorm um die schwedische Instragammerin Emma Hallberg. Man warf ihr vor, eine schwarze Identität durch die Wahl ihrer Frisur, ihrer Kleidung und ihres künstlich hergestellten Hauttons zu inszenieren. Doch viele sehen Filler-Injektionen und Selbstbräuner, genau wie Fett-Transplantate in Po und Hüfte, nicht als eine Form der ethnischen Aneignung: Man folge damit lediglich den gängigen Schönheitstrends, wie sie auf Instagram zu sehen sind. Instagram hat inzwischen selbst auf seine Rolle in der Herstellung von Schönheitsidealen reagiert. Im Oktober gab die Plattform bekannt, sie werde Filter, die kosmetische Eingriffe imitieren, abschaffen. Mit diesen Filtern lassen sich Fotos so bearbeiten, dass es aussieht, als habe man Lippen- und sonstige Filler injiziert bekommen oder ein Lifting durchführen lassen. Die Entscheidung war eine Reaktion auf die Kritik, derartige Filter könnten zu Minderwertigkeitskomplexen führen. Doch die meisten Kamera-Apps für Smartphones haben nun Funktionen, mit denen sich etwa die Haut glätten oder aufhellen lässt. Für manche kann es heutzutage ein kleiner Schock sein, wenn sie ein völlig unbearbeitetes Foto von sich selbst sehen. Die 20-jährige Helena – wir haben ihren Namen geändert, um ihre Anonymität zu wahren – sieht ein, dass die Gesichter auf Instagram nicht echt sind. Sie zeigt einen Post von Anastasia Karanikolaou, einer guten Freundin von Kylie Jenner, auf einer Halloween-Party mit Playboy-Motto. Karanikolaou posiert mit den Influencerinnen Kelsey Calemine und Sydney Carlson sowie der Sängerin Olivia O’Brien, alle tragen Playboy-Bunny-Outfits. Ihre Gesichter – Schmollmund, volle Wangen, falsche Wimpern – sehen verstörend ähnlich aus. “Ich kann es nicht fassen. Es ist, als würden sie das selbst gar nicht bemerken”, sagt Helena. “Sie haben vermutlich denselben Chirurgen, aber es ist trotzdem verrückt, dass ihre Gesichter quasi identisch sind.” A post shared by Anastasia Karanikolaou (@staskaranikolaou) Einerseits findet Helena das Instagram Face lächerlich, andererseits sagt sie, diese Frauen seien für sie der Inbegriff von Schönheit. “Es gibt heute zwei Schönheitsideale”, sagt der Chirurg Esho. “Eins für die Realität und eins für die sozialen Medien.” Esho sieht unsere von der Technik vereinnahmte Wahrnehmung auch als eine der Ursachen für die verpfuschten Eingriffe, die er mit seiner Arbeit regelmäßig korrigiert. “Manche Influencerinnen und Influencer haben Angst davor, auf der Straße gesehen zu werden”, sagt er. “Wenn man ein Frauengesicht extrem maskulin macht, sieht das in den sozialen Medien super aus. Aber wenn du diese Frau in echt siehst, wirkt es stattdessen, als habe man ihr einen künstlichen Kiefer angeheftet. Es sieht nicht gut aus.” Heute ist es leichter denn je herauszufinden, ob Promis kosmetische Eingriffe hinter sich haben. Gleichzeitig mit der Explosion der bezahlbaren Eingriffe sind zahlreiche Instagram-Accounts aufgetaucht, die die schrittweise Wandlung von Stars und Influencern dokumentieren. Ein solcher Account, Celebface, hat 1,3 Millionen Follower und vergleicht Videos und Fotos von Stars, die behaupten, völlig natürlich und authentisch zu sein. In einer Folge der Reality-Show Keeping Up With the Kardashians ließ sich Kim Kardashian 2011 den Hintern röntgen, um zu beweisen, dass sie keine Silikonimplantate in den Pobacken hatte. Ein paar Jahre später bestritt ihre Schwester Kylie Jenner, damals 17, Lippenfiller genutzt zu haben. Durch Plattformen wie Celebface wissen Normalsterbliche heute allerdings viel mehr über kosmetische Eingriffe als damals: Kim hätte sich etwa Fett ins Gesäß injizieren lassen können, was auf Röntgenaufnahmen unsichtbar bleibt. Kylie räumte das mit den Lippenfillern 2015 schließlich ein. Helena sagt, Celebface habe ihr die Augen geöffnet. “Es ist traurig, weil einem aufgeht, dass die Menschen, die einen mit ihrer Schönheit verunsichern, selbst an den gleichen Unsicherheiten leiden”, sagt sie. “Der einzige Unterschied ist, dass sie das nötige Geld haben, um sich zu verändern.” Fühlt sich Helena beim Blick in den Spiegel besser, wenn sie sich vor Augen hält, was die Promis alles machen lassen? “Eher nicht”, sagt sie. “Es ist einfach nur befremdlich, dass alle gleich aussehen.” Eine mögliche Antwort auf diesen Trend ist es, für mehr Vielfalt in der Mode, in der Beauty-Branche und im Influencer-Kosmos einzutreten. Das tut zum Beispiel Romany Francesca mit ihrer Modelagentur Rare Select Models. Sie gründete die Agentur 2017 in Reaktion auf die Einheitlichkeit in diesen Branchen. “Während meines Medien- und Kommunikationsstudiums haben wir Werbung analysiert und darüber geschrieben, was sie dem Publikum vermittelt”, sagt sie. “Dabei ist aufgefallen, wie überwiegend Weiß die Werbefiguren waren.” Rare Select Models wurde zum Erfolg, einige von der Agentur vertretene Models waren bereits in der Zeitschrift Vogue zu sehen. “Ich denke, sie suchen gezielt bei Agenturen wie meiner nach Models, weil wir für Diversität stehen”, sagt Francesca. “Als Schwarze Frau in dieser Branche ist mir das auch ein persönliches Anliegen. Den Leuten wird zunehmend klar, dass Vielfalt in der Modewelt wichtig ist.” Dennoch ist Esho nicht überzeugt, dass sich unser Ideal im Laufe des nächsten Jahrzehnts groß wandeln wird. Er sagt voraus, dass sowohl Frauen als auch Männer weiterhin nicht-chirurgische Eingriffe vornehmen lassen werden. Nur werde sich der Look im Laufe der Jahre in eine androgynere Richtung entwickeln. Und Hadids Status als “schönste Frau”? Der werde auch nicht ewig währen. “Weiter in der Vergangenheit galt Marilyn Monroe als die schönste Frau der Welt”, sagt Esho. “Aber heute bringt schließlich auch niemand mehr Fotos von ihr mit und sagt: ‘Ich will aussehen wie Marilyn.’” Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.
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"Filler",
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Menschen
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2019-12-20T10:01:25+00:00
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2024-08-12T08:28:50+00:00
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https://www.vice.com/de/article/filler-und-aufgespritzte-lippen-schonheitsideale-der-letzten-10-jahre/
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Wir haben das Video analysiert, mit dem Arnold Schwarzenegger Amerika retten will
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Amerika war nie größer als in der Ära von Arnold Schwarzenegger. Und damit ist nicht der beeindruckende Körper des Österreichers gemeint, sondern das, wofür er steht – eine brachiale 80er-Jahre-Gewalt, die sich unzerstörbar für das Gute einsetzt. An diese Tradition hat Schwarzenegger angeknüpft, als er gestern in einem fast achtminütigem Video eine Ansprache an die Nation gehalten hat. Aber wie schafft er es, so viel Wirkung zu entfalten? Wir haben das Video analysiert. My message to my fellow Americans and friends around the world following this week's attack on the Capitol. pic.twitter.com/blOy35LWJ5 Der Eishauch der Geschichte lässt meine Weichteile schon schrumpfen, da hat Schwarzenegger noch kein Wort gesagt. Schon die pathetische Musik, mit der sein Monolog unterlegt ist, macht deutlich: Hier hält einer die letzte Ansprache vor dem Boss-Fight. Die ultimative Motivationsrede, bevor wir alle in die Schlacht ziehen, damit das Gute doch noch siegt. Bisher haben wir geglaubt, alles sei verloren, doch Schwarzeneggers kantiges Kinn formt brockige Worte, die den Glauben an einen Sieg wiederherstellen. Auch bei VICE: Giftiges “Chemie-Gras” überschwemmt Deutschland, sagt dieser Dealer Dafür nutzt er einen Vergleich, der falsch und dumm ist. So dumm, dass man sich fragen kann, ob der Typ, der hier das Gewissen der Republikanischen Partei mimt, wirklich aus dem deutschsprachigen Raum stammt. “I grew up in Austria. I’m very aware of Kristallnacht or the Night of Broken Glass.” Das ist so wahnsinnig geschichtsvergessen, dass die kühnen Recken, die Schwarzenegger zu motivieren versucht, sich abwenden, dem komischen Opa auf der Anhöhe den Vogel zeigen und nach Hause gehen müssten. Beim Sturm aufs Kapitol wurden keine Juden ermordet, keine Synagoge angezündet, kein jüdisches Geschäft geplündert. Vielleicht braucht Schwarzenegger die Übertreibung, um seine Message an die Leute zu bringen und vielleicht ist sie auch ein Stilmittel der 80er. Eine Übertreibung, die ohne Rücksicht auf Korrektheit, Befindlichkeiten oder die Menschenwürde auskommt. Es geht um den Knall und in Schwarzeneggers Rede sehen wir um uns herum Raketen explodieren, als versuchten wir gerade mit ihm gemeinsam das Hauptquartier der Ungerechten zu stürmen. Trotzdem stürzen wir unmittelbar in die Postapokalypse: Nazis bedrohen Amerika. Ihresgleichen haben das Kapitol gestürmt. Wir kannten die Bilder, jetzt macht Schwarzenegger sie groß. Das hier ist die Eröffnungsszene eines Films, an dessen Ende Schwarzenegger oben ohne und ein Hubschrauber-Maschinengewehr aus der Hüfte schießend die Welt rettet. Und damit wir nicht vergessen, woran diese Eröffnungsszene uns denken lassen soll, erklärt er es uns: “Mittwoch war der Day of Broken Glass hier in den Vereinigten Staaten.” Wem die Fallhöhe jetzt noch nicht hoch genug ist, für den hat Schwarzenegger eine weitere Anekdote in petto, die er droppt wie John Matrix Sully von der Klippe in Phantom Kommando. Eine Frau habe ihn angerufen. Sie habe geweint wegen Amerika. “Wonderful tears of idealism about what America should be.” Die Gefühle sind so berechtigt, weil die Gefahr heute so real ist wie damals. Alles hängt zusammen. Total Recall. “Mittwoch war der Day of Broken Glass hier in den Vereinigten Staaten. Das zerbrochene Glas war in den Fenstern des Kapitols”, sagt Schwarzenegger, als hätten wir es noch nicht verstanden. “Aber das Pack zerschmetterte nicht nur die Fenster des Kapitols. Es zerschmetterte die Ideen, die wir für selbstverständlich hielten. Sie traten nicht nur die Türen des Gebäudes ein, in dem die amerikanische Demokratie lebt. Sie trampelten auf den wichtigsten Prinzipien herum, auf denen unser Land gegründet wurde.” Das schlimmstmögliche Szenario ist etabliert und es ist bereits eingetreten. Was kann man jetzt noch tun? Zum Glück pumpt Schwarzenegger wieder regelmäßig. Er ist zur Stelle. Doch zuerst geht es zurück in seine Kindheit. Denn der Held braucht eine Backstory, wie in Phantom Kommando, als Schwarzenegger am Frühstückstisch mit seiner halbwaisen Tochter erzählt, dass er aus Ostdeutschland stammt, wo die Kommunisten Rockmusik als “aggressiv” abgewertet haben, um dann kurz innezuhalten und abzuschließen mit: “Maybe they were right.” Nur ist die Vergangenheit des Protagonisten in Schwarzeneggers aktuellem Rettungsversuch noch dunkler. Es geht um seinen Vater, der betrunken nach Hause kam, den kleinen Arnold anbrüllte und dessen Mutter schlug. Aber, der große Arnold hat Verständnis, er ist Familienmensch, ein guter Amerikaner halt. Alle Väter taten das nämlich. Verantwortlich seien also nicht sie, sondern das böseste Regime, das je existierte. Denn auch sie waren, irgendwie, Actionhelden. Gebrochene Männer, die Dinge erlebt hatten, die sie nicht losließen. “They were in physical pain from the shrapnel in their bodies and emotional pain from what they saw or did.” Das ist eine Entstehungsgeschichte, die so gut ist, dass wir sie uns öfter verfilmt anschauen könnten als Spiderman. Und das Beste ist, dass diese Geschichte ihre Parallelen in der Gegenwart findet. Das ist Storytelling, wie ein James Cameron es nicht besser hätte machen können. Es würde kaum überraschen, wenn Trump sich am Ende als Schwarzeneggers Vater herausstellt. Denn die Lügen, mit denen Schwarzeneggers Vater vor 90 Jahren in die Nazigräuel hineingezogen wurde, sind die Lügen, die Trump heute nutzt, um seine Anhänger aufzuwiegeln. An dieser Stelle kommt einer dieser Rückgriffe auf die Geschichte, die auch amerikanische Actionfilme brauchen, um ihr ganzes pathetisches Potenzial präsentieren zu können. Schwarzenegger nutzt dafür ein Teddy-Roosevelt-Zitat: “Patriotism means to stand by the country. It does not mean to stand by the president.” Wer moralisch überlegen ist, und das ist Schwarzenegger, seit er 1970 als Hercules in New York mit Bären gewrestlet hat, darf das auch kommunizieren. Nichts anderes sind doch seine Oneliner: “Stick around!”, nachdem er jemandem ein Messer in die Brust geworfen hat, “Let off some Steam”, nachdem er jemandem ein Rohr in die Brust geworfen hat oder nun: “(President Trump) will soon be as irrelevant as an old tweet.” Dann brabbelt Schwarzenegger noch etwas vom Herz eines Dieners, womit er auf seine katholische Erziehung verweist und das Herz auch derjenigen Amerikaner berühren kann, deren Nächstenliebe dann endet, wenn sie sonntags aus der Kirche treten und dem grellen Sonnenlicht entgegenblinzeln, in dem ja auch Gott steckt. Doch Pessimismus ist unamerikanisch und wer weint, ist kein Mann. Deshalb zeigt Schwarzenegger auch nochmal seine Muskeln: “America will come back!” Die Anspielung auf seine größte Rolle entgeht natürlich niemandem, weswegen ich mich auch weigere, sie hier nochmal zu wiederholen. Doch damit niemand vergisst, dass Schwarzenegger eben Schauspieler ist, fährt er das größte Geschütz auf, das ihm aus seiner Kiste mit angegilbten Requisiten zur Verfügung steht: “Now you see this sword? This is the Conan sword.” Und hier kommt das Herzstück seiner Rede. Aber dieses Herz blubbert eher vorsichtig vor sich hin, statt das Blut durch die Porno-Penis-dicke Aorta des Muskelbergs zu pumpen. Ein Schwert werde besser, der Stahl härter, wenn man es länger bearbeitet. Der Schmiedevorgang erzeuge ein besseres Produkt, wenn man fester auf das Metall einprügelt. So wie die amerikanische Demokratie. Die werde stärker aus der Krise hervorgehen. Und hier braucht es Kritik auf zwei Ebenen. Conan selbst hat am Ende des Films dem Stahl abgeschworen, um stattdessen zu Chrom zu beten. Sein Schwert war im Gefecht zerbrochen. Warum also die Conan-Referenz, wenn Schwarzenegger auch einfach die Haut seines Unterarms wegschneiden könnte, um das metallene Skelett darunter zu präsentieren? Aber auch inhaltlich hinkt das Gleichnis wie der Terminator am Ende von Teil eins, nachdem Kyle Reese ihm eine Rohrbombe in den Körper gesteckt hat. Wenn wir immer noch den Vergleich mit der Pogromnacht bedienen müssen, dann müssen wir auch anerkennen, dass diese Nacht die deutsche Demokratie nicht gestärkt hat. Spannend sind dann noch die letzten Sätze, in denen Schwarzenegger nochmal alles gibt. Gut gegen Böse, die Helligkeit gegen das Dunkel: Seine Stimme wird etwas tiefer, wenn er in die Kamera dröhnt: “And to those who think they can overturn the United States Constitution, know this: You will never win.” Er und ein “We” stehen beim gewählten Präsident Biden. “Heute, morgen und für immer.” Um die Demokratie zu verteidigen vor denen, die sie bedrohen. Fast meint man, Schwarzeneggers heimliche Armee jubeln zu hören, wenn die letzten Sekunden des Videos die US-Flagge zeigen. Sie sind bereit, sich zu wehren, bereit, für das Gute zu kämpfen. Amerikas Demokratie wird überleben. Oder, wie Schwarzenegger in The Running Man gesagt hat: “I’m not into politics. I’m into surviving.” Folge Robert auf Twitter und Instagram und VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.
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Robert Hofmann
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Politik
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2021-01-12T08:00:58+00:00
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2024-07-30T13:19:59+00:00
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https://www.vice.com/de/article/arnold-schwarzenegger-video-reaktion-auf-sturmung-des-kapitol/
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Musikreviews
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ZIGITROS Zigitros Oh Sister/Namskeio Dieses Schweizer Wüstenrock-Duo orientiert sich im Sound an den Queens of the Stone Age der Lullabies-Ära, kann deren versponnene Radikalität aber nie wirklich erreichen. Das betrifft sowohl den Grad der Virtuosität des Gitarrenspiels, als auch den Grad der mentalen Vernebelung. Ich weiß, dass man als Journalist gesellschaftliche Verantwortung trägt und entsprechend sehr genau überlegen muss, was man einer jungen, sich gerade eben erst in der Frühjahrsblüte befindlichen Band mit auf den Weg gibt. Aber Jungs, unter uns, wenn ihr auf dieser Schiene weiterfahren wollt, solltet ihr verdammt noch mal viel mehr Drogen nehmen. Josh Homme hat mal gesagt man darf alles nehmen, man soll nur darauf achten, immer wieder zu variieren, also z.B. Montags Ketamin, Dienstags Speed, Mittwochs Crack…der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. In fünf Jahren seid ihr dann entweder berühmt oder tot. Ach ja, vermutlich würde auch ein Bandname helfen, der nicht nach einem Disney-Sci-Fi-Animationsfilm aus den 80ern klingt. ROGER RABBIT THE 2 BEARS Be Strong Southern Fried/Alive Latent lebensbejahender Pophouse von und mit Hot Chip-Veteran Joe Goddard, der dich permanent zu gewagten Körperbewegungen und uneingeschränktem Chancennutzen auffordert, sich gut als Hintergrundbeschallung für entspannte Gartenpartys eignet, aber insgesamt doch etwas zu oft an der Belanglosigkeit kratzt, als dass er achtbare Hits beinhalten könnte. L. EVATOR MITTEKILL All But Bored, Weak And Old Staatsakt / Rough Trade Wer Zeilen wie „Ich wünsch’ mir drei Tage Stromausfall auf der ganzen Welt“ neben „Der Popo ist gewackelt, jetzt wird nicht mehr gefackelt“ auf ein Album packen kann, macht entweder so genannte volkstümliche Musik bei Marianne und Michael oder latent beknackt angedünsteten Club-Electro-Schlager bei Staatsakt. Die Gagkurve krieg’ ich jetzt nicht mehr ganz, deswegen: Mittekill gehört zur zweiten der genannten Gruppen. Das verflixte zweite Album (sagt man so!) jedenfalls ist voll mit Wahrheiten (textlich) und Schunkelektro (musikalisch) und Situationen (dramaturgisch), die ich einfach beim besten Willen nicht peinlich finden kann, sondern höchstens amüsant und stellenweise sogar riesig. LÄSSIE SÄNGER SLY & ROBBIE Blackwood Dub Strut e Der Versuch, die Compass Point Allstars mit ihrer alten Rhythmussektion – immerhin treibende Kraft hinter einigen der erfolgreichsten Veröffentlichungen – wiederzuvereinigen, lief Gefahr, ein großes Erbe zu besudeln, vor allem da das legendäre Studio inzwischen die Schotten dicht gemacht hat. Aber Blackwood Dub ist tatsächlich ein Geniestreich: krosse, klare Rhythmik, reduzierte Instrumentierung und gerade so viel Abenteuerlust, dass deutlich wird, dass diese Typen die letzten 30 Jahre nicht verpennt haben. Pull up to the thumper. STEVE WHIRIE
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VICE Staff
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2012-05-05T07:30:00+00:00
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2024-07-31T07:02:30+00:00
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https://www.vice.com/de/article/musik-musikreviews-5-5-2012/
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Mit diesem Tesa-Trick könnt ihr das Wundermaterial Graphen zuhause produzieren
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Es ist stabiler als Stahl, härter als ein Diamant, enorm flexibel und ein hunderttausendstel mal so dünn wie ein menschliches Haar. Graphen ist das Wundermaterial im Nanobereich und gilt Forschern als eines der wichtigsten Materialien der Zukunft. Die EU unterstützt die Forschung an dem Material mit einer Milliarde Euro in einem großen Forschungsfördervorhaben. Kurz gesagt: die Bedeutung, die der Fusionsreaktor für die Physik hat, besitzt Graphen für die Materialforschung. Umso erstaunlicher ist es, dass sich dieses High-Tech-Material auch im hauseigenen Hobbykeller mit relativ einfachen Mitteln herstellen lässt. Es gibt zwar bisher noch keine Anwendungsmöglichkeiten der Wunderwaffe im privaten Bereich, doch die Forschung ist schließlich in vollem Gange. In diesem unaufgeregten Video erklären Ingenieure der Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences die Methode für die lediglich zwei Streifen Tesafilm, ein paar Graphitkristalle, ein Mikrochip, eine Pinzette und etwas Wasser benötigt werden. Der im Video vorgeführte Prozess hört auf den schönen Namen abbaubares Schälverfahren. Dabei wird eine einlagige Graphen-Schicht von einem Grafitkristall abgetrennt. Da Graphen bisher sowieso nur in Kleinchargen zu rein wissenschaftlichen Zwecken im Labor hergestellt wird, und sich massentaugliche Verfahren vorerst noch in der Entwicklung befinden, wäre der private Graphen-Bastler wissenschaftlich also absolut up-to-date. Die potentiellen Anwendungsmöglichkeiten des Wundermaterials sind vielfältig: Graphen soll schon bald in Touchscreens, Glühlampen, Wärmedämmungsmaßnahmen, medizinischen Geräten, Solarzellen und den neuesten nanotechnischen Erfindungen verbaut werden. Erst diese Woche fanden japanische Wissenschaftler heraus, wie sich Graphen in einen Supraleiter verwandeln lassen kann; bedeutet: Energie kann ohne jeglichen Widerstand durch das Material hindurch fließen. Graphen werden so wunderbare und vielseitige Fähigkeiten zugeschrieben, dass seine revolutionären Eigenschaften jegliche Bereiche unserer Welt durchdringen sollen. In einigen Jahrzehnten—genauere Zeitspannen werden bisher nicht genannt—dürfte es Graphen auch in die Gadgets unseres Alltags geschafft haben—spätestens dann könnte es für den Heimbastler von Vorteil sein, zumindest geringe Mengen des Stoffs auch selbst herstellen zu können.
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Christine Kewitz
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Tech
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2016-02-18T11:52:00+00:00
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2024-07-30T22:51:03+00:00
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https://www.vice.com/de/article/mit-simplem-tesa-trick-koennt-ihr-das-wundermaterial-graphen-selbst-herstellen-634/
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Mit Xatar im Knast – Noisey Meets
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Giwar Hajabi aka Xatar und Labelchef von Alles Oder Nix Records hat zum ersten Mal als Kind einen Knast von innen gesehen. Mit seinen politisch aktiven Eltern auf der Flucht aus Iran landete er als kleines Kind im irakischen Gefängnis, bevor die ganze Familie von Ärzte ohne Grenzen rausgeholt und nach Europa gebracht wurde. Im Laufe der Jahre kamen noch der ein oder andere Haftbefehl (Verdacht auf Drogenhandel in London) bzw. Knastaufenthalt hinzu (z.B. in den USA, als er nur gegen Kaution freikam, nachdem er einem Playboybunny in Hefs Villa die Nase gebrochen hatte). Sein großer Coup allerdings war der Überfall auf einen Goldtransporter, bei dem er 2009 mit Komplizen Gold im Wert von 1,8 Millionen Euro erbeutete. Danach setzte er sich nach Moskau ab und floh in den Irak, wo er schließlich inhaftiert und gefoltert wurde, bevor er an die deutschen Behörden ausgeliefert wurde. Im Juice-Interview mit Marcus Staiger sprach Xatar bereits über das Motiv seines Raubüberfalls: „Okay, ich brauche gerade übertrieben Geld, ich bin in einer richtigen Scheißlage, die betrügen einfach nur ihre Versicherung, ich bin einfach nur ein Teil im System, ich zieh das durch und dann habe ich meine Schulden weg und danach mache ich nie wieder was. Das ist das letzte Ding. Aber dann ist alles schiefgelaufen.” Wir konzentrierten uns bei unserem Gespräch mit Xatar also auf seine Resozialisierung. Mittlerweile verbüßt er in der JVA Rheinbach eine achtjährige Haftstrafe und befindet sich aktuell im AGT-Teil des Gefängnisses. AGT steht für Anti-Gewalt-Training und bedeutet, dass in diesem Bereich aktiv an der Resozialisierung von Gewalttätern gearbeitet wird. Neben Gruppentherapie und einem geregelten Tagesablauf mit Arbeit, wird hier auch Giwars Engagement bei Alles Oder Nix unterstützt. Wir waren das erste Kamerateam, dass Giwar in der JVA besuchen durfte, um mit ihm über seinen Alltag im Knast und darüber, was sich mittlerweile bei ihm verändert hat, zu sprechen. Folgt Barbara bei Twitter: @malibu_stacy Lest hier Barbaras Erfahrungen beim Knastbesuch in der JVA Rheinbach. Lest hier kranken Scheiß aus dem Leben eines Gefängniswärters Lest hier die völlig wahllos zusammengetragene Liste … der berühmten Rapper, die im Knast saßen. SSIO im Interview zu BB.U.M.SS.N—„SS ist Straßenscheiß. Klare Sache, oder?” Schwesta Ewa im Interview mit Marcus Staiger—„Alles Freier, alles Puffgänger, Lügner und Betrüger. Alles Schwätzer!”
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VICE Staff
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2013-08-28T09:26:00+00:00
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2024-07-31T05:49:13+00:00
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https://www.vice.com/de/article/noisey-meets-mit-xatar-im-knast/
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Wie EA Sports einen muslimischen UFC-Fighter zum Christen programmierte
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Wenn MMA-Kämpfer Khabib Nurmagomedov am 16. April in Tampa gegen Tony Ferguson in den Ring steigt, wird sein letzter Kampf—den er gegen Rafael dos Anjos verloren hat—fast zwei Jahre zurückliegen. Zwei Jahre voller Verletzungspech, in denen sein härtester Gegner der eigene Körper war. Jetzt wo es körperlich endlich wieder rund läuft, muss er sich auf einmal mit einer genauso neuen wie bizarren Herausforderung rumschlagen. Sein Widersacher ist kein Geringerer als EA Sports. Am Samstag hat Nurmagomedov auf seinem Instagram-Account eine Sequenz aus dem jüngst veröffentlichten Videospiel EA Sports UFC 2 veröffentlicht. Zu sehen sind sein virtueller Doppelgänger und (wer sonst?) Rafael dos Anjos. Im Gegensatz zum echten Kampf 2014 hat Khabibs Avatar den Brasilianer offensichtlich schlagen können. Direkt nach dem Punktrichterurteil sieht man einen überglücklichen Nurmagomedov, der sich bekreuzigt. Es gibt nur ein Problem: Khabib ist gläubiger Muslim. Natürlich fand der das alles andere als cool, genauso wie auch ein gläubiger Christ nur wenig begeistert darüber wäre, als Muslim in einem Videospiel dargestellt zu werden (auch wenn wir gleichzeitig wissen, dass genau diese Dichotomie der Welt eine Menge Kummer bereitet). Auf jeden Fall hat sich Nurmagomedov bei EA Sports gemeldet und verlangt, dass sie seinen Glauben und den seiner zahlreichen muslimischen Fans respektieren und die Jubelszene im Spiel verändern: Eigentlich hätten die EA-Entwickler wissen müssen, dass Khabib Muslim ist. Denn sein Glaube ist beileibe kein Geheimnis in der Szene. Ganz im Gegenteil, er ist in der Vergangenheit schon in die MMA-Schlagzeilen geraten, weil er seine Religion über die sportliche Karriere gestellt hat. Man könnte auch sagen: EA hätte sich in Sachen religiöses Fettnäpfchen unter allen Kämpfern kein größeres aussuchen können. Khabib ist nämlich strenggläubiger Sunnit aus der strenggläubigen Republik Dagestan im Süden Russlands. Im Juli 2014 hatte er die Chance auf einen lukrativen Titelkampf gegen Donald Cerrone, doch winkte ab, weil der Fight mitten im Fastenmonat Ramadan stattgefunden hätte. Anfang des Monats wurde ihm ein Kampf bei der UFC 200 angeboten. Erneut lehnte er dankend ab, weil nur wenige Tage vorher das Fest des Fastenbrechens (auf Arabisch: ʿĪd al-Fitr) stattfinden würde. Und sein Protest hat tatsächlich schon erste Früchte getragen. Denn wie er bei Instagram klargestellt hat, wird sich EA der Sache annehmen und in seinem kommenden Update eine adäquate Jubelszene für Khabib hochladen. Diesen Kampf hat er also schon mal gewonnen, der—aus sportlicher Sicht—wichtigere wartet dann im April auf ihn.
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2016-03-24T09:10:00+00:00
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2024-08-12T11:07:03+00:00
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https://www.vice.com/de/article/wie-ea-sports-einen-muslimischen-ufc-fighter-zum-christen-programmierte-271/
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LOT—„Warum soll sich das ändern“ (Offizielles Video)
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Wir haben hier schon einmal voll des Lobes über den Leipziger Musiker LOT geschrieben, der kürzlich ziemlich überraschend sein Signing beim Stuttgarter Indie-Major Chimperator verkündete. Wir halten das Chimperator X LOT-Ding für eine sehr interessantes Projekt, bei dem einigermaßen offen ist, ob es in Erfolg mündet. Denn Chimperator—vor allem bekannt für gute-Laune-Pop á la Cro oder Sam—bringt ein paar Fans mit, die etwas irritiert auf die durchaus weltkritischen, ab und zu sogar schwermütigen und definitiv sehr tiefgehenden Texte von LOT reagieren könnten. Aber vielleicht geht das Konzept ja gerade dadurch auf: Produktpalette erweitern, deutschen Pop in der ganzen Bandbreite darstellen und ein neues Publikum erreichen. Als wir euchLOT vorstellten, lobten wir seinen Song „Du führst Krieg“, jetzt ist sein neues Video zum Song „Warum soll sich das ändern“ draußen. Darin behandelt LOT ein klassisches Popmusik-Thema: altern. Denn in der oberflächlichen Hommage an das ausschweifende Leben im Hier und Jetzt klingt doch irgendwie immer mit, dass es sich ändern muss. Und wird. Er erwähnt Jobangebot deiner Eltern und besingt die durchgemachte Nacht, kreisende Pappbecher Mate und die Ziellosigkeit seiner Generation. Im Video passend das perfekte Leben der hippen Großstadtjugend: auf den Dächern leerstehender Gebäude, am einsamen Seeufer, neonbeleuchtete Open Airs, immer mit Freunden unterwegs und doch sieht es durchweg so aus, als stünde LOT zwar mittendrin, gehörte aber nie wirklich dazu. „Alles im Lot?“ —der Zweifel ist Teil in einem Lied, das gleichzeitig auch als ziemlich guter Popsong funktioniert, drückende Bässe, wohlige Melodien, interessante Breaks und Mitgröl-Chöre. Wüsste man es nicht besser, könnte man vermuten, Casper hat hier irgendwie die Finger mit im Spiel. Am Freitag erscheint LOTs Debüt-EP namens Warum soll sich das ändern bei Chimperator Department, ihr könnt sie bei iTunes oder Amazon bestellen. ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter. MEHR VON NOISEY
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Ayke Süthoff
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2014-09-11T08:17:00+00:00
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2024-07-31T02:50:37+00:00
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https://www.vice.com/de/article/lot-warum-soll-sich-das-aendern-offizielles-video-754/
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Ghosts of Aleppo—Der Trailer
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Die Stadt Aleppo ist Syriens größter Ballungsraum und ein schon mehrere tausend Jahre bestehendes Wirtschaftszentrum. Heutzutage wirkt Aleppo jedoch eher wie eine Geisterstadt, denn Gefahren und Bedrohungen kommen von allen Seiten—die syrische Regierung fliegt Luftangriffe und militanten Rebellen liefern sich dort Bodenkämpfe. Diesen Sommer hat VICE News zwei Wochen lang die Islamische Front begleitet, ein Zusammenschluss aus islamischen Rebellen, die auf der einen Seite gegen Präsident Bashar al-Assad und die Terrororganisation Islamischer Staat auf der anderen Seite kämpfen. Entgegen aller Erwartungen blieb der Hauptschauplatz der syrischen Revolution dabei in den Händen der Islamischen Front.
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VICE Staff
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2014-09-23T07:44:00+00:00
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2024-07-31T03:47:10+00:00
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https://www.vice.com/de/article/ghosts-of-aleppo-232/
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So baut ihr euch euren eigenen Daft-Punk-Helm
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Die kultigen Kopfbedeckungen der französischen House-Roboter sind ein wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Gesamtpakets Daft Punk. Zeitlose Melodien á la Get Lucky sind wichtig, klar–doch auch eine raffinierte Selbstdarstellung ist unverzichtbar, wenn man sich anschickt, als kreative Speerspitze ein ganzes Genre zu revolutionieren. Dank eines Tutorials von Techniker Charles Bergeron kann nun jeder, der über einen Lötkolben und ein paar NeoPixel LEDs verfügt, seinen eigenen Helm im Daft-Punk-Style tragen. Die Frontseite von Bergerons Helm ist komplett mit Lichtern besetzt, die mit einem großen Spektrum an Farben leuchten und aufblitzen, angetrieben von einem BeagleBoneBlack. Das Kopfstück selbst besteht aus Chrom, Gold und Plastik, was ihm einen Extraschein robotischer Authentizität verleiht. Vorerst ist der einzige Weg, die Lichtshow eurer Träume über den PC zu programmieren, aber Bergeron verspricht, dass er schon bald eine integrierte App zur Verfügung stellen wird, um seinem Imitationsprojekt den letzten Schliff zu verleihen. >> Hinter den Kulissen von Daft Punks Random Access Memories Der innovative Bastler hat seine Arbeit für alle Interssierten auf GitHub veröffentlicht. Für die technisch weniger Versierten unter uns, wird es den Helm auch auf Etsy zu kaufen geben–für stattliche 1500 Euro. >> Ihr findet Bergerons Helme auf YouTube, GitHub und Etsy.
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Beckett Mufson
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https://www.vice.com/de/article/so-baut-ihr-euch-euren-eigenen-daft-punk-helm/
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Durant zerfetzt Großmaul Cuban bei Pressekonferenz
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Nachdem die Thunder durch ihren 118:104-Sieg über die Mavericks die Saison für Nowitzki und Dallas nach der ersten Playoff-Runde vorzeitig beendet hatten, wollten Medienvertreter von Kevin Durant und Russell Westbrook nur noch eins wissen: Was sie von Mark Cubans Aussage vor Spiel 5 halten würden. Der Mavs-Boss hatte nämlich vor dem Tip-off gesagt, dass Westbrook im Gegensatz zu Durant nur ein Allstar, aber eben kein Superstar sei. Die Frage wurde eigentlich dem Betroffenen selbst, also Westbrook, gestellt. Doch Durant, der in 40 Minuten auf 33 Punkte kam, schritt ein und meinte nur: „Er ist ein Idiot, hört ihm nicht zu, OK?? Das haben wir dazu zu sagen. Er ist ein Idiot. Nächste Frage.” Westbrook, der in 38 Minuten auf 36 Punkte kam, nickte nur. Dann gingen die beiden auf Dallas-Ersatzspieler Charlie Villanueva los, der den OKC-Point-Guard vor dem Spiel mit Trashtalk verunsichern wollte. Dieses Mal war es Westbrook, der klare Worte fand: „Er hat eine Menge gesagt, aber jetzt muss er nach Hause gehen, um das zu machen, was nötig ist, um auch im nächsten Jahr wieder 82 Spiele von der Bank aus anzuschauen.” Durant, der alte Bösewicht, legte noch einen drauf: „Er spielt vielleicht nicht mal mehr in der NBA.” Diese Serie ging nicht nur auf dem Parkett eindeutig an OKC.
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Sean Newell
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Sports
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Pomeranze machen Disco Citrus Vulgaris in der Pratersauna
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Foto via Touchy Mobs Facebook Kommen wir nun zum nächsten triftigen Grund, warum ihr aufkreuzen solltet: der Musik. Die Berliner Ein-Mann-Band Touchy Mob wird dort aufspielen, und mit seiner Stimme und einer Akustikgitarreure eure kleinen Herzen erwärmen, euch dank seines Midi-Controllers aber zeitgleich auch zum Tanzen bringen. Beim Stichwort Tanzen kommen wir auch schon zum nächsten Musikalischen Pomeranzen-Argument: Christopher Rau und Weirdd werden dafür sorgen, dass ihr den Tanzflur auch nicht so schnell verlassen werdet. Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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Noisey Staff
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2024-07-31T02:55:43+00:00
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https://www.vice.com/de/article/pomeranze-machen-disco-citrus-vulgaris-134/
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Warum Depressionen für mich als Woman of Color besonders schwierig sind
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Dieser Artikel ist Teil unserer Kolumne ‘I said what I said’. Viele beschreiben Depressionen als ein Loch, in das man hineinfällt. Ich bin nicht gefallen. Für mich sind Depressionen wie eine Entführung. Jemand stülpt mir einen Sack über den Kopf, und ich werde gegen meinen Willen gefangen gehalten. Mein Körper ist schwer, mein Geist ist ermüdet. Jede depressive Episode kommt für mich unerwartet, reißt mich aus meinem gewohnten Leben. Nichts schmeckt mehr, nichts macht mehr Spaß. In meinem Kopf rattert es auf und ab. Mein Gehirn ist wie ein Browser, in dem Tausende Tabs geöffnet sind. Ich gehe nicht raus, ich möchte mit niemandem reden. Ursachen für Depressionen gibt es viele. Traumatische Ereignisse können Depressionen auslösen, Stress und Überforderung auch, sie können aber auch einfach veranlagt sein. Oft sind mehrere verschiedene Faktoren beteiligt, die letztendlich zur Depression führen. Und es gibt mehrere Faktoren, warum es so schwer ist, sich diese Erkrankung einzugestehen – besonders auch für People of Color. Auch bei VICE: Swansea Love Story – Teenage Heroin Epidemic Ich habe schon in meiner Kindheit gelernt zu funktionieren, nicht nachzugeben, wenn ich traurig oder überfordert war. Mein Leben lang versuchte ich, das Bild der “starken Schwarzen Frau” aufrechtzuerhalten, die nichts und niemand erschüttern kann. Die starke Schwarze Frau ist über die Jahre zu meinem Alter Ego geworden. Das Ganze habe ich so überzeugend gespielt, dass viele mich mit den Worten “Du bist doch so eine starke Frau!” trösten wollen. Depressionen sind immer noch ein Stigma in unserer Gesellschaft, wer sie hat, gilt als schwach, und schwach ist schlecht. Und genau das ist das Problem. Gleichzeitig werden Depressionen nicht ernst genug genommen. Man solle sich zusammenreißen, sich nette Gedanken machen, oder “Man kann sich das auch selbst einreden”, kriegen Betroffene zu hören. Selbst von mir nahestehenden Menschen habe ich diese gut gemeinten Floskeln gehört. Letztendlich fühlte ich mich nur noch weniger verstanden. Es fiel mir wirklich schwer, mir selbst einzugestehen, dass ich depressiv bin, dass es mir definitiv nicht gut geht. Ich wollte nicht “schwach” sein, bis ich an einem Krisenpunkt angelangt war, an dem ich Hilfe annehmen musste. Wenn ich eins gelernt habe, dann dass Depressionen nichts mit Schwäche zu tun haben. Sie sind verdammt harte Arbeit. Und es gibt einen weiteren Grund, warum es mir schwer fiel, mir meine Depression einzugestehen: Für People of Color gilt eine Art Sippenhaftung. Da wir gerne als homogene, geschlechtslose Masse von Menschen gesehen werden, sind alle schuld, wenn einer etwas verbockt. Auch das zwingt einen, sich zusammenzureißen. Viele von uns werden davon aber auch angetrieben, Überdurchschnittliches zu leisten. Ein Ahmad aus Afghanistan, eine Fatma mit Kopftuch oder ein Bilal mit Vollbart müssen doppelt so hart arbeiten, um Jobs, Wohnungen und Anerkennung zu bekommen. Mein Streben nach Exzellenz und Perfektion in allem, was ich tue, hat mich am Ende in den Wahnsinn getrieben. Als Schwarze Person muss man sich zuerst immer beweisen, zeigen, dass man genauso gut ist wie alle anderen auch. Die Symptome meiner Depression habe ich unter diesem Druck lange nicht erkannt, oder besser gesagt: erkennen wollen. Depressionen sind nicht nur “Kopfsache”. Ich litt an starken Magenschmerzen, Rückenschmerzen, Zähneknirschen, Appetitlosigkeit und extrem starken Kopfschmerzen. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass das alles die unliebsamen Begleiterscheinungen von Depressionen sind. Es ist schon eine große Hürde, sich einem Psychologen gegenüber zu öffnen. Man muss jemanden finden, dem man vertraut, mit dem man sich wohl fühlt. Ich musste jemanden finden, mit dem ich auch offen und ehrlich über meine Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung sprechen kann. Ich habe die Konfrontation mit mir selbst durch viel Arbeit und eine Essstörung kompensiert. Mit mir allein sein war für mich unerträglich. Außerdem hatte ich große Angst, meinen Job zu verlieren. Mir war unbewusst klar, dass ich erstmal für eine längere Zeit ausfallen werde, wenn ich anfange, mich mit meinen Problemen zu beschäftigen. Das war eine weitere große Hürde, die mich lange davon abgehalten hat, mich untersuchen zu lassen. Es fiel mir sehr schwer, mir professionelle Hilfe zu suchen. Ich habe jedes Mal stark mit mir gekämpft, wenn ich mich wegen meiner Depressionen in der Arbeit krankmelden musste. Selbst der Gang zum Arzt war für mich ein Kampf. Ich hatte Angst, dass ich mir das alles nur einbilde. Meine Ärztin hat zu meinem Glück sehr viel Verständnis für mich gezeigt. Endlich ehrlich sein zu können, sich nicht mehr verstellen zu müssen, war befreiend. Auf meiner Suche nach der passenden Therapie habe ich gehofft, eine Person of Color zu finden, die diese anbietet. Leider wurde ich nicht fündig. Es ist allein schon eine große Hürde, sich einem Psychologen gegenüber zu öffnen. Man muss jemanden finden, dem man vertraut, mit dem man sich wohl fühlt. Ich musste jemanden finden, mit dem ich auch offen und ehrlich über meine Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung sprechen kann. Lange Zeit konnte ich darüber gar nicht reden. Es gab einfach keinen Menschen in meinem Leben, der verstand, was in mir vorgeht. Wer Diskriminierung nicht erlebt, tut sich verständlicherweise schwer, das Trauma nachzuvollziehen. Es ist keine Seltenheit, dass People of Color harte emotionale Arbeit leisten müssen. Ich muss immer erst erklären, diskutieren und verhandeln, warum mich etwas verletzt, wenn ich über Rassismus spreche. Wenn ich mich erst erklären muss, dann ist es, als würde ich das gleiche Trauma wieder und wieder erleben. Systematische Hilfe für People of Color, die mit Depressionen leben, gibt es bisher noch nicht. Eine Pionierin im deutschsprachigen Raum auf diesem Gebiet ist Parissima Taheri-Maynard. Neben ihrem Masterstudium der Psychologie an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien nimmt sie nachts an internationalen Webinaren Teil, um diese Lücke zu füllen. Mit ihrem Projekt “Wir sind auch Wien” möchte sie einen Raum für People of Color schaffen, in dem man alle Stigmata und Vorurteile ablegen kann. Sie setzt sich dafür ein, Erfahrungen von Minderheiten im regionalen und internationalen psychologischen Diskurs miteinzubeziehen. Ich erhielt eine Kündigung. Das war ein herber Rückschlag für mich und bestätigte meine Angst, dass man Nachteile bekommt, wenn man sich zugesteht, vermeintlich schwach zu sein. Heute weiß ich, dass meine Arbeit ein Teil des Problems war. Als Women of Color hat sie den Bedarf von speziell auf People of Color zugeschnittenen psychologischen Angeboten erkannt und schafft nun ihr eigenes. Das macht Mut: Denn wir brauchen mehr People of Color in der Psychologie, um Diversität in einer bisher zum Großteil Weißen Wissenschaft zu schaffen. Leider trat das für mich schlimmste anzunehmende Ereignis tatsächlich ein, als ich mich länger wegen meiner Depressionen krankmeldete. Ich erhielt eine Mail mit einer Kündigung. Damals war es ein herber Rückschlag für mich und bestätigte meine Angst, dass man Nachteile bekommt, wenn man sich zugesteht, vermeintlich schwach zu sein. Heute weiß ich, dass meine Arbeit ein Teil des Problems war. Die Kündigung war ein Weckruf für mich, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Dadurch bot sich mir auch die Möglichkeit, mir Zeit für mich selbst zunehmen und neu zu starten. In diesem Prozess habe ich mich und meine Bedürfnisse besser kennengelernt. Ich habe gelernt, mir meine Grenzen zu stecken und diese zu verteidigen. Das war die für mich bisher persönlichste und schwerste Kolumne. Depressionen begleiten mich seit meiner Kindheit. Es ist wichtig, dass wir beginnen, offen über Depressionen zu reden. Ich habe am eigenen Körper erlebt, wie es ist, so aus der Bahn geworfen zu werden. Ohne meine Freunde und meine Familie hätte ich es nicht geschafft, mich davon zu befreien. Es tat gut, endlich ausdrücken zu können, was mich beschäftigt. Ich möchte über meine Depressionen so frei sprechen können wie über eine Erkältung oder eine Magenverstimmung. Traut euch Hilfe anzunehmen. Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Wenn es dir nicht gut geht, nimm Hilfe in Anspruch. Schicke diese Links einem Freund oder einer Freundin, wenn du glaubst, ihm oder ihr könnte das in der Situation als Betroffene oder Angehöriger helfen. Kriseninterventionszentrum, finanziert durch öffentliche Stellen und Spenden: Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr unter 01/406 95 95, sowie Beratung – persönlich oder via Mail – und psychotherapeutische Intervention unter www.kriseninterventionszentrum.at. Telefonseelsorge der katholischen und evangelischen Kirchen in Österreich: Rund um die Uhr, gebührenfrei und vertraulich unter der Nummer 142 sowie www.telefonseelsorge.at. Suizid-Prävention des österreichischen Gesundheitsministeriums: Erste-Hilfe-Tipps, Notfallkontakte und Hilfsangebote in den Bundesländern unter www.suizid-praevention.gv.at. Das Österreichische Bündnis gegen Depression setzt sich mit anderen, europäischen Vereinen für eine bessere Diagnose und Behandlung depressiver Menschen ein und versucht, das Bewusstsein in der Öffentlichkeit – im Sinne einer Entstigmatisierung der Betroffenen – zu verändern: www.buendnis-depression.at. Folge VICE auf Facebook, Instagram, Twitter und Snapchat.
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Imoan Kinshasa
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2018-11-21T09:37:13+00:00
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2024-07-30T19:01:41+00:00
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https://www.vice.com/de/article/kzvbvw/warum-depressionen-fur-mich-als-woman-of-color-besonders-schwierig-sind
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Frage des Tages – Was ist deine Lieblingsdroge?
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Im antiken Griechenland verpassten sich die Leute angeblich gegenseitig Tabakeinläufe um high zu werden. Das war schmerzhaft und endete nicht selten in einer Vergiftung. In unserem goldenen Zeitalter des Fortschritts gibt es zum Glück angenehme Wege die Qualen und Tristesse des Alltags hinter sich zu lassen und sich ordentlich wegzuschießen. Schämt euch nicht, jeder Deutsche hat das Recht auf Rausch, so steht es im Grundgesetz geschrieben. Also immer raus der Sprache! Mit welchem Stoff versüßt ihr euch euer leidvolles Sein am liebsten? Oren Hasch, um genau zu sein Charas. Das ist auch Gras aber ein bisschen anders. Was ist das Verrückteste, was dir passiert ist, als du bekifft warst? Ich habe eine Zigarette mit Humus gegessen. Du hast eine Zigarette gegessen?! Das war das Verrückteste, was ich jemals auf Drogen gemacht hab. Wie hat das geschmeckt? Ich hab keine Ahnung, ich hab sie gegessen und bin sofort danach eingeschlafen und als ich wieder aufgewacht bin, waren alle so: „Alter, warum hast du eine Zigarette mit Humus gegessen?!“ Hast du das mit Absicht gemacht? Nein, nein! Ich war nur irgendwie ein bisschen verwirrt, weil ein Typ mit einer Zigarette ankam und ein anderer mit Humus und ich wollte Eine rauchen, hatte aber gleichzeitig Bock, Humus zu essen. Walter Wein, wenn man das als Droge bezeichnen will. Wein gehört zum alltäglichen Leben. Wenn die Leute Pizza essen gehen, trinken doch alle einen roten oder weißen Wein dazu. Und wieso? Weil er mir schmeckt. Und er macht nicht dumpf, wie Wodka. Werden Sie von Wein aber auch richtig betrunken? Ich trinke Wein, weil es mir schmeckt und weil es mir ein angenehmes Gefühl gibt, wenn die Welt grau und finster ist, dann ist man ein bisschen beschwingt und fühlt sich leichter. Lukas und Elena Elena: Ketamin. Wann nimmst du das? Elena: Wenn ich feiern gehe. Und ab und zu auch mal, wenn ich zu Hause bin. Findest du, andere Leute sollten das auch nehmen? Elena: Ja, schon. Es macht aber auch ab einem gewissen Grad abhängig. Irgendwann merkt man, dass man es schon braucht, um auf einer Party Spaß zu haben. Wie war das für dich, als du das erste Mal Ketamin genommen hast? Elena: Lass mal überlegen … Das war am 1. Mai 2010. War geil. War lustig. Ich hab nicht so viel genommen und es war ein sehr angenehmes Gefühl. Kannst du das ein bisschen näher beschreiben? Elena: Na ja, also ich spüre die Musik viel mehr, vor allem wenn Techno läuft, kann ich darauf sehr gut tanzen. Es ist einfach lustig, in der Menge so losgelöst zu sein. Du schiebst zwar deinen eigenen geilen Film, aber gerade wenn ich mit Freunden unterwegs bin, dann sind wir auf Ketamin eine große Masse und torkeln auf der Veranstaltung rum, aber nicht so eklig besoffen. Du kriegst ja noch viel mit, es ist ja nicht so, dass ich komplett weg geschossen bin. Und bei dir? Lukas: Partydrogen oder allgemein? Egal. Lukas: Dann ist es auf jeden Fall Kiffen. Elenea: Ja, Kiffen! Bei mit auch! Habt ihr schon mal bekifft was ganz Besonderes gemacht? Lukas: Klippenklettern. Wir waren im Urlaub über Ostern und wir hatten an dem Tag LSD genommen und dann noch gekifft und da gab es so eine Bucht … Elena: Die schönste Bucht Mallorcas! Lukas: … und da konnte man entlang klettern. Und dann bin ich von da ins Meer gesprungen. Hattest du nicht Angst zu sterben? Lukas: Nö. Elena: Auf LSD ist man auch relativ sicher. Man kann das schon abschätzen. Lukas: Ja, ich war sicher. Und wenn du dieses Gefühl bekommst, dass du Angst hast, dann kommt das ja auch übersteigert und du hörst sofort auf. Elena: Wir waren auch zu viert und haben schon auf ihn aufgepasst. Wir waren jetzt nicht so weggeschallert, dass wir das nicht mitbekommen haben. Ralf Kaffee und Sonne. Sonne? Ja, gerade Sonne … Das ist bei mir halt vorbei. Was war denn früher deine Lieblingsdroge? Schon vorwiegend Kokain. Was hat sich verändert, wenn du Koks genommen hast? Es war alles so viel lustiger! Was denn? Die Welt war so viel lustiger. Thorsten Cannabis! Wann hast du das erste Mal Gras geraucht? Vor 20 Jahren. Und seitdem durchgehend? Ja. Und merkst du irgendwelche Konsequenzen? Ich find es geil! Das Leben wird immer schöner. Ich find es heute noch genauso toll wie vor 20 Jahren. Findest du, alle sollten kiffen? Auf jeden Fall! Was macht denn Gras? Es entspannt mich, es macht mich beschwingt, ich kann besser Musik hören, mehr Schokolade essen, besseren Sex haben, kreativer sein, besser schlafen, alles. Ich find‘s toll! Katrine und Anders Katrine: Alkohol. Anders: Ja, bei mir auch. Was ist dein Lieblingsdrink? Katrine: Mojito. Der schmeckt voll gut. Trinkst du auch, um betrunken zu werden? Katrine: Ja, manchmal will auch betrunken werden. Und du? Anders: Ich steh nicht besonders darauf, betrunken zu sein. Aber es macht vieles leichter. Warum denn? Anders: Vielleicht, weil du aufhörst, so viel nachzudenken. Und es kann einem Energie geben. Katrine: Außerdem ist man nicht so schüchtern. Normalerweise ist es mir schon wichtig, was andere Leute über mich denken, aber wenn ich getrunken habe, mach ich mir da keine Gedanken mehr. Anders: Ja, dann dreht sie vollkommen durch.
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VICE Staff
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2012-07-12T16:19:00+00:00
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2024-07-31T07:06:18+00:00
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https://www.vice.com/de/article/frage-des-tages-was-ist-deine-lieblingsdroge/
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Archivfotos zeigen den Horror des Februaraufstands 1934 in Wien
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Das politische Klima in Österreich wird rauer und spätestens seit der Bundespräsidentschaftswahl ist klar, dass die Gesellschaft zumindest auf parteipolitischer Ebene tief gespalten ist. Gleichzeitig steigt der Druck auf der Straße. Während es im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise vergangenes Jahr zu mehreren Großdemonstrationen mit tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern kam, die einen menschlichen Umgang mit Schutzsuchenden und ein Ende der Abschottungspolitik der EU forderten, konnten auch Gruppierungen, die das genaue Gegenteil wollen, ihre zum Teil offen rassistische und rechtsextreme Propaganda in die Öffentlichkeit tragen. Vor allem die Identitären haben seither massiv an Stärke und Selbstbewusstsein zugelegt, was sie am vergangenen Samstag mit etwa 600 Anhängerinnen und Anhängern in Wien unter Beweis stellten. Aber nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in Bezug auf das militante Auftreten linker und rechter Gruppen sorgten die letzten 10 Monate für einen Anstieg und eine (Re-)Radikalisierung auf beiden Seiten. So gab es zum Beispiel gezielte bewaffnete Attacken auf Linke durch Aktivisten der Identitären in Graz, zahlreiche (vermutlich durch die Antifa) zerstörte Autos in Spielfeld und zuletzt einen Verletzten nach einem Steinwurf auf die Identitären-Demo in Wien. Auch als im November 1918 der Erste Weltkrieg mit dem Waffenstillstand von Compiègne für beendet erklärt wurde, kam es in den Folgejahren zu offener Gewalt zwischen linken und rechten Gruppen in Österreich. Natürlich war die damalige politische als auch wirtschaftliche Lage der Zwischenkriegszeit eine völlig andere als heute und die Gewalt erreichte ein weitaus höheres Ausmaß. Ein direkter Vergleich von damals und heute ist alleine deshalb natürlich nicht möglich. Trotzdem zeigt die Situation damals, was bei ausreichender Radikalisierung passieren kann und sollte allein deshalb als Mahnmal verstanden werden. Wir haben uns durch das Archiv der Landespolizeidirektion Wien gewühlt und Fotos von den Februarkämpfen 1934—dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen dem sozialdemokratischen Schutzbund und dem autoritären Ständestaat mit Unterstützung der faschistischen Heimwehrverbänden—gesucht. Die Bilder zeigen, was in Wien passiert ist, als faschistische Gruppen von einer autoritären Regierung unterstützt wurden. Getötete Mitglieder des sozialdemokratischen Schutzbundes in Wien. Die nach dem Ersten Weltkrieg nach Österreich heimkehrenden Soldaten der K.u.K.-Armee waren weiterhin bewaffnet. Um sich vor Plünderungen durch die Leidtragenden der Hungersnot 1918 in Wien zu schützen und durch das Machtvakuum nach dem Krieg begünstigt, gründeten sich die sogenannten Heimwehrverbände, die bald einen faschistischen Ständestaat in Österreich anstrebten und von Benito Mussolini unterstütz wurden. Auch die ursprünglich sozialdemokratisch geprägte Armee der Ersten Republik wurde ab 1920 von den autoritären Christlichsozialen umgefärbt, was 1923 zur Gründung des Republikanischen Schtuzbundes führte, der als Verteidiger der Republik und paramilitärischer Arm der Sozialdemokratie auftrat. Als Bundeskanzler Engelbert Dollfuß schließlich im März 1933 den Nationalrat auflöste, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) verbot und die Abgeordneten von der Polizei daran gehindert wurden, das Parlament zu betreten, nahmen die Auseinandersetzungen zwischen den Sozialdemokraten und Anhängern des autoritären Regimes Dollfuß rapide zu. In den darauffolgenden Monaten kam es zu brutalen Übergriffen der Polizei und der Heimwehr auf sozialdemokratische Arbeiter, sowie zu willkürlichen Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Verhaftete Schutzbündler in Heiligenstadt Im Februar 1934 erreichten die bewaffneten Auseinandersetzungen ihren Höhepunkt. Als in den Morgenstunden des 12. Februars die Polizei das sozialdemokratische Parteihaus in Linz–das sogenannte Hotel Schiff–stürmte und nach Waffen durchsuchen wollte, widersetzten sich die Schutzbündler unter der Führung von Richard Bernaschek und eröffneten das Feuer. Die Aktion war im Vorfeld von Teilen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei geplant worden. Ein verschlüsseltes Telegramm, in dem die Spitze der SDAP der bewaffneten Zurwehrsetzung jedoch eine Absage erteilte, wurde von den Behörden abgefangen und kam nie bei den Schutzbündlern im Hotel Schiff an. Die Nachricht von den Kämpfen in Linz verbreitete sich schnell. In Wien waren bereits in den Tagen zuvor 40.000 Flugblätter verteilt worden, die zu einem Generalstreik am 12. Februar aufriefen. Um 11.46 Uhr blieben schließlich die Straßenbahnen in Wien stehen, was das Zeichen zum Aufstand für die verbliebenen, kampfbereiten Einheiten des Republikanischen Schutzbundes war. Auch in anderen Industrieorten wie Steyr, Graz, St. Pölten, Kapfenberg und Bruck an der Mur kam es zu bewaffneten Aufständen. Eine verwüstete Straße in Wien. Vor allem in Wien ließ Dollfuß den Aufstand der Schutzbündler mit teils schweren Waffen blutig niederschlagen. In den Kämpfen rund um den Karl-Marx-Hof, den Goethe-Hof, den Sandleitenhof, den Schlingerhof und den Reumannhof, sowie zahlreiche Arbeiterheime, kamen neben leichten Feuerwaffen auch Artillerie, Minenwerfer und die Luftwaffe zum Einsatz–vor allem zum Leid der Zivilbevölkerung. Die Opferzahlen sind bis heute nicht restlos geklärt. 2014 veröffentlichte der Historiker Kurt Bauer seine Recherche, wonach zwischen 350 und 370 Menschen–zum größten Teil Zivilisten–in dem viertägigen Bürgerkrieg ihr Leben verloren. Ältere Schätzungen, etwa des englischen Journalisten Robin Gedye, belaufen sich allerdings auf 1500 bis 2000 Opfer. Nach der Niederschlagung der Februarkämpfe am 15. Februar, wurden 21 Angehörige des Republikanischen Schutzbundes zum Tode verurteilt. Neun von ihnen, darunter Anton Bulgari, Karl Münichreiter und Koloman Wallisch, wurden standrechtlich gehenkt. Tausende weitere wurden verhaftet und in Lager des faschistischen Dollfuß-Regimes interniert. Führende Persönlichkeiten der österreichischen Sozialdemokratie wie Otto Bauer und Julius Deutsch mussten das Land verlassen. Paul auf Twitter: @gewitterland Soldaten werden mit der Bahn zum Einsatzort gebracht Schwere Geschütze des Bundesheeres Ein verwüstetes Lokal Soldaten des Bundesheeres und der faschistischen Heimwehr Soldaten vor der Oper Einschusslöcher am Paul-Speiser-Hof in Floridsdorf Spuren von Maschinengewehren am Paul-Speiser-Hof in Floridsdorf Spuren von Artillerie am Paul-Speiser-Hof in Floridsdorf Beschlagnahmte Munition Eine Barrikade des Republikanischen Schutzbundes Ein Schutzwall vor einem Gemeindebau
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Paul Donnerbauer
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2016-06-20T05:00:00+00:00
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2024-07-30T22:07:46+00:00
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https://www.vice.com/de/article/fotos-vom-februaraufstand-1934-in-wien/
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Die unangenehmen Körperbilder von Yung Cheng Lin tun mir in den Augen weh
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Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Yung Cheng Lin Etwas an diesem Ohr hier oben gibt mir ein ungutes Gefühl. Die Haut ist zu detailreich und das Ohr ist zu perfekt. Ich kann es einfach nicht ertragen. Aber damit nicht genug: So geht es mir bei fast allen Bildern des taiwanesischen Fotografen Yung Cheng Lin. Gleichzeitig finde ich Lins Fotos großartig, gerade weil sie so ungemütlich sind. Und weil es ziemlich langweilig ist, mit dieser Hassliebe allein zu sein, weihe ich euch einfach ein—in der Hoffnung, dass ihr demselben Schicksal erliegt. Gern geschehen. Yung Cheng Lin ist ein Meister der schmerzvollen und unbequemen Fotografie. Er macht die bizarrsten Fotoreihen, gepaart mit einer guten Dosis Humor und einem leicht surrealem Twist. Einige Fotos kann ich mir einfach nicht länger als ein paar Sekunden ansehen, bei anderen geht es besser. Trotzdem würde ich die Fotos am liebsten ein bisschen verändern, damit sie nicht mehr ganz so unangenehm sind. Ich würde den Reis einfach wegnehmen, dann wäre das Foto etwas mehr im Gleichgewicht Der Finger? Kann der raus? Lin erzählt mir über Facebook, dass er sich schon immer mit dem menschlichen Körper beschäftigt hat. „Der menschliche Körper fasziniert mich. Jeder Teil unseres Körpers ist einzigartig. Mit meiner Fotografie versuche ich, alle Gliedmaßen und Körperteile auf verschiedene Weise zu porträtieren.” >> Wenn sich ein menschlicher Körper in zwei Million digitale Partikel verwandelt In diesem Artikel seht ihr hauptsächlich Bilder aus der Fotoreihe Skin. Doch Lin hat noch weitere interessante Serien gemacht, mit denen er den menschlichen Körper erkundet. In der Reihe Rituals werden zum Beispiel Reißzwecken und Rosen in den Körper gestochen, um diese scherzvollen Bilder zu kreieren. Glücklicherweise enthalten Lins Arbeiten eine gewisse Portion Humor. „Letztendlich ist es Surrealismus. Ihr dürft es nicht zu ernst nehmen. Ich hoffe, dass die Leute einen gewissen Humor in meinen Bildern erkennen.” >> Besucht hier die Flickrseite von Yung Cheng Lin
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Boris Bischoff
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Popkultur
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2015-07-15T14:59:00+00:00
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2024-07-31T01:58:13+00:00
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https://www.vice.com/de/article/die-ungewoehnlichen-koerperbilder-von-yung-cheng-lin-tun-mir-in-den-augen-weh-668/
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Ich hatte Halluzinationen vom ‚Schärfsten Curry der Welt‘
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Essenssnobs beschweren sich immer über englisches Curry: „In Indien gibt es doch gar kein Tikka Masala!” Ja und? Dort gibt es auch keine Gleichberechtigung oder Verkehrsregeln. Die englische „Curry Night” hat sich inzwischen wohl oder übel einen echten Namen gemacht: ein bierseliges Spektakel der Angeberei, das ein bisschen an die Russisch-Roulette-Szene aus Durch die Hölle gehen erinnert, bloß mit mehr Fußballliedern und peinlich berührten Frauen. Trotzdem hat mich die Verfälschung der indischen Küche durch Großbritannien vor Kurzem fast Kopf und Kragen gekostet. Ich habe das mitten in London liegende Lokal „Cinnamon Club” kontaktiert, weil ich den „Bombay Burner” probieren wollte—eine Kreation von dort und anscheinend das schärfste Curry der Welt. Als das Gericht vor mir stand, flossen schon meine Tränen, bevor ich überhaupt eine Gabel in der Hand hielt. Es ist nur anscheinend das schärfste Curry, weil es fast unmöglich ist, die Gesamtschärfe eines zusammengemischten Gerichts zu messen. Das erklärte mir Vivek Singh, der Schöpfer des „Bombay Burners”. Das Curry besteht aus fein gehacktem Lamm, gefüllt in 24 Hälften der schärfsten Scotch Bonnets, die du außerhalb der Karibik finden kannst. Das Fleisch wird noch mit anderen Chilisorten vermischt, darunter Habaneros, Jalapeños, Piri-Piris, grünes Thai-Chili und Dorset Naga (ein Ableger der Bhut Jolokai und mit das Schärfste auf der Welt). Ich könnte jetzt versuchen, das Ganze auf der Scoville-Skala einzustufen, aber unterm Strich war das ein Teller verdammt scharfer Chilis, gefüllt mit noch schärferen Chilis und getränkt in Chilisoße. Es wäre schon eine ziemliche Herausforderung, etwas noch Schärferes zu finden, wenn du Pfefferspray mal außen vor lässt. Die Köche mussten husten und spucken, nachdem sie eine winzige Menge des Currys abschmeckten. Mein Magen-Darm-Trakt fing langsam an, sich unwohl zu fühlen. Ich musste eine Erklärung unterschreiben, die besagte, dass mir die Risiken des Verzehrs eines „Bombay Burners” bewusst sind und ich das Ganze aus freien Stücken mache. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viel Gewicht so etwas im Fall meines Ablebens vor Gericht hätte, aber dieses zeremonielle Gefühl wurde so nochmals verstärkt. Ich hatte mir nicht wirklich einen Schlachtplan zurecht gelegt, also entschied ich mich dazu, die Aufgabe folgendermaßen anzugehen: das Gericht mit hoher Geschwindigkeit runter schlingen, um so der Schärfe erst gar keine Chance zu geben. Ich lag falsch. So etwas mit einer Taktik lösen zu wollen ist ungefähr so wie taktisch an einen Pool voller brennendem Öl heranzugehen. Schon nach zwei Chilihälften hatte ich zu kämpfen; die Schärfe war so extrem, dass sie auf meinen Händen und meinem Gesicht genauso brannte wie in meinem Mund. Der chemische Stoff, der den Chilis ihre heftige Schärfe gibt, heißt Capsaicin und ist so wirkungsvoll, dass er in Pfefferspray verwendet wird. Es lässt Demonstranten, die ein wenig zu sehr für die Menschenrechte eintreten, kurzzeitig erblinden, wenn sie die Schlagstöcke und Schutzschilder der Polizei überfordern. Gerade als ich mich den körperlichen Anstrengungen meines Abendessens stellen wollte, bekam ich die überirdischeren Auswirkungen des Capsaicins zu spüren. Selbsternannte „Chilimeister” reden oft von einem sanften Endorphinrausch, verursacht durch den Konsum eines Haufens Chili. Mein Erlebnis hatte nichts Euphorisches an sich—ich dachte eher, ich würde einen Film schieben, während mein Haus brennt. Aber an Aufgeben war gar nicht zu denken. Ich nahm meine Gabel und folgte so lange dem Ablauf ‚Aufspießen-Kauen-Schlucken’, bis der Teller leer war. Abgesehen von verdampften Tränen und glühenden Lippen war das Curry echt lecker. Hier die allgemeine Regel für ein so heftiges Gericht: Du musst etwas erschaffen, das immer noch all die Geschmäcker mitbringt, die zu erwarten sind. Sonst könntest du auch einfach einen Teller mit Naga-Chilis hinstellen und die Sache wäre gegessen. Leider waren die Köche noch nicht zufrieden gestellt, obwohl ich alles aufgegessen habe. Also brachten sie mir einen Teller Naga-Chilis, die mit der selben teuflischen Mischung an Chilis gefüllt waren, die du auch im „Bombay Burner” findest. Dieser zweite Gang hielt sich gar nicht erst damit auf, freundlicherweise nach irgendetwas zu schmecken—meine Geschmacksnerven wurden einfach zerstört und meine Zunge einfach in Brand gesetzt. Nach zwei Bissen warf ich das Handtuch, kippte ein paar Lassies hinunter und versuchte, mich auf angenehmere Dinge zu konzentrieren. Vivek sagte dennoch, dass sich 400 Leute am „Bombay Burner” versucht hätten und ich jetzt einer von nur fünf sei, die das Gericht aufgegessen haben. Ich glaube, ich habe mich gar nicht mal so schlecht angestellt. Ein paar Stunden später wurde diese warme Gefühl von Stolz durch etwas komplett anderes ersetzt. Was als leichtes Knurren anfing, wurde stetig heftiger und als ich zu Hause ankam, fühlte sich mein Magen an wie eine Waschmaschine voller Schraubenschlüssel—und klang auch so. Die Anwendung eines alten Rezepts zur Milderung der Schärfe war rückblickend vielleicht nicht die beste Entscheidung. Ich weiß nicht, ob du jemals gut zwei Liter Milch in einer Stunde getrunken hast, aber so wird dein Magen auch nicht wirklich beruhigt. Wie es bei Curry oft der Fall ist, blieb die Schärfe während des gesamten Verdauungsprozesses leider weiter bestehen. Im Laufe des Abends konnte ich den ganzen Spaß des Nachmittags noch einmal erleben, nur dass dieses Mal (zum Glück) keine Bedienungen anwesend waren, die Zeuge meiner Schmerzen werden konnten. Ich kann dir wirklich nur davon abraten, den „Bombay Burner” zu probieren. Aber du solltest ihn auf jeden Fall bestellen, nur um dann zu kneifen und deinen Freunden den Vortritt zu lassen. Folge Mitch Syrett auf Twitter.
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2014-06-07T20:25:00+00:00
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2024-08-12T08:45:05+00:00
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https://www.vice.com/de/article/das-schaerfste-curry-der-welt-brachte-mich-zum-halluzinieren/
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Russisch Roulette: Laut Poroschenko ist der Krieg nicht verloren
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Am Montag dem 8. September besuchte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko die Stadt Mariupol in Donezk—wo nur wenige Tage zuvor die brüchige Waffenruhe durch Gefechte beendet wurde—um die Moral ukrainischer Soldaten anzukurbeln und ihnen Medaillen zu überreichen. VICE News-Korrespondent Simon Ostrovsky war bei einer Pressekonferenz anwesend und fragte Poroschenko, ob er den Krieg in der Ost-Ukraine für verloren hält. Präsident Poroschenko wiederholte mehrmals, dass der Krieg trotz des Verlustes zahlreicher Gebiete im Osten nicht verloren ist. Außerdem betonte Poroschenko, dass er, was eine Rückeroberung der verlorenen Gebiete angeht, optimistisch ist, da die Souveränität und die territoriale Integrität der Ukraine keine Verhandlungssache sei. VICE News ist seit Beginn des Ukrainekonflikts vor Ort journalistisch tätig und sorgt regelmäßig für aktuelle Berichterstattung. Wir waren dabei, als sich eine neue Rebellenoffensive bildete und die Waffenruhe nach kürzester Zeit von pro-russischen Kräften beendet wurde. Simon Ostrovsky ist dabei besonders nahe am Geschehen und liefert uns im Zuge seiner Arbeit ein besonders umfangreiches Bild der Situation aus der Sicht beider Seiten. Seht hier alle Beiträge unserer Reihe Russisch Roulette.
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VICE Staff
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2014-09-12T08:24:00+00:00
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2024-07-31T03:42:07+00:00
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https://www.vice.com/de/article/russisch-roulette-79-139/
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Giles Clarke hat salvadorianische Gangs in Käfigen fotografiert
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Wenn du auch so fassungslos warst wie wir, als du zum ersten Mal die Bilder des Fotojournalisten Giles Clarke von den Gefängnissen in El Salvador gesehen hast, dann wirst du verstehen, warum wir eines davon für die Titelseite unserer Hot Box Issue ausgewählt haben. Die Bedingungen sind unmenschlich: 30 Männer sind in einem kleinen Käfig zusammengepfercht. Oftmals müssen sie dort monatelang auf ihre Gerichtsverhandlung warten. Was dir wahrscheinlich nicht gleich bewusst ist, ist die aufreibende journalistische Arbeit, die der Veröffentlichung solcher Bilder vorangeht. Bei einem Bier in London unterhielt sich Bruno Bayley, der britische Redaktionsleiter von VICE, mit Giles über dessen Arbeit. Dabei hatten sie allerdings so viel Spaß, dass sich anschließend keiner von beiden mehr an das Gespräch erinnern konnte. Also korrespondierten Bruno und Giles noch einmal via E-Mail. VICE: Beschreib doch mal die Tage, bevor du auf die Käfige gestoßen bist. Was hast du gesehen und fotografiert? Wen hast du getroffen? Giles Clarke: Ich war mit Nina Lakhani in El Salvador, einer freien Journalistin aus Großbritannien, die über den 15 Monate währenden “Waffenstillstand” zwischen Gangs berichtete, einer, gelinde gesagt, fragilen Vereinbarung zwischen den Gangs Barrio 18 und MS-13. Anfangs trafen wir uns mit Politikern, Menschenrechtsgruppen und “reformierten” Gangmitgliedern, die alle daran arbeiteten, den Waffenstillstand dadurch voranzutreiben, dass sie jungen Leuten alternative Lebenswege ermöglichten. Nach ein paar Tagen in San Salvador ging ich zu einem “Brennpunkt”, einem Vorort, in dem die Gangs Seite an Seite leben und nur durch den Marktplatz voneinander getrennt sind. Ich verbrachte den Nachmittag mit ein paar lokalen Ansprechpartnern auf dem Platz und machte Fotos. Dann entschloss ich mich, mir das Polizeirevier anzusehen und herauszufinden, wie sich der Waffenstillstand auf die dortige Arbeit auswirkt. Ich fragte, ob ich mit einem Mitarbeiter über die Situation in der Stadt sprechen könne. Ich begleitete Polizisten auf einer Patrouille. In den nächsten Tagen kehrte ich in die Stadt zurück, um noch ein paar Patrouillen mitzubekommen und um näher an den Hauptmann heranzugelangen, der mir dann eines Tages die Käfige zeigte. Auf dem Polizeirevier hatte ich bemerkt, dass Teller mit Essen durch die Eingangshalle zu einem Hinterausgang getragen wurden. Ich hatte erst angenommen, dass das Essen für die Wächter bestimmt wäre. Wie kam es dazu, dass du anstelle von Interviews mit auf Medien vorbereiteten Politikern und NGOs auf etwas gestoßen bist, das die Behörden geheim halten wollten? In diesem Fall war es eine Kombination aus Arbeit, Geduld, Glück und Beziehungen. Ich hatte das Glück, auf einen sympathischen Polizeibeamten zu treffen, der mir Zugang zu den Käfigen verschaffte. Ich hatte es über offizielle Kanäle versucht, aber es wurde mir nicht erlaubt, Bilder zu machen. Angesichts der Bedingungen, unter denen die Gefangenen eingesperrt sind, bevorzugen die Behörden offensichtlich, dass es keine Bilder gibt. Außerdem befanden sich die Käfige an der Rückseite eines provinziellen Polizeireviers, das 32 Kilometer von San Salvador entfernt ist. Da ganz Lateinamerika von der Gewalt der Gangs betroffen ist, vermute ich, dass es derartige Käfige überall gibt. Glaubst du, dass deine Chancen, erneut in dieser Region zu arbeiten, nun schlechter stehen? Und hoffst du, dass deine Aufdeckung die Polizei dazu zwingen könnte, die Situation zu ändern? Ich weiß es nicht. Ich kann mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was für Konsequenzen die Bilder für mich persönlich haben könnten. Natürlich hoffe ich, dass sie zu einer gerichtlichen Überprüfung der gängigen Inhaftierungsweise führen—die Männer werden wie Tiere behandelt und waren noch nicht einmal vor Gericht. Man lässt sie einfach auf einen Gerichtstermin warten—in manchen Fällen über 18 Monate—und gibt ihnen keinen Zugang zur Rechtsberatung. Ich hoffe, dass sich das ändert. Würdest du das nicht tun? Hattest du schon mal eine ähnliche Gelegenheit? Ich hatte das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich hatte keine Ahnung, dass es an der Rückseite des Reviers Käfige gibt. Ich habe mich ein paar Tage mit dem Hauptmann unterhalten. Dadurch bin ich hierher gekommen, vermute ich. Er wollte, dass ich sie sehe. Nachdem ich Zeit mit den Gefangenen verbracht habe, sind wir wieder in sein Büro gegangen und er ließ seine Frustration darüber aus, dass er viel zu wenige Ressourcen hat, um mit über 100 Männern in einem eingezäunten Hof klarzukommen. Er fordert einen abrufbereiten Arzt und ist erzürnt über das schwerfällige Justizsystem. Er arbeitet seit 17 Jahren auf dem Revier und sagt, dass alles immer schlimmer wird. Ich denke, das ist der Grund, warum er mich hineinließ. Je mehr man sich mit einer Geschichte beschäftigt, desto wahrscheinlicher wird es, dass etwas Interessantes auftaucht. Egal, ob es ein einfaches Porträt oder tagelanges Herumlaufen im Gebiet von Gangs ist. Ich gehe davon aus, dass die Jagd nach Bildern einfacher wird, wenn man vorher versucht hat, die ganze Geschichte in ihrer Tiefe zu erforschen. War es hilfreich, dass du zusammen mit einer anderen Journalistin gereist bist? In den letzten drei Jahren habe ich großen Wert darauf gelegt, allein unterwegs zu sein. So kann ich leichter dahin gehen, wo ich ich hin muss. Natürlich brauche ich an manchen Orten einen gewissen Schutz, aber allein zu arbeiten ermöglicht mir, mich in alle möglichen Richtungen treiben zu lassen, wie zum Beispiel in El Salvador. Gelegentlich arbeite ich mich Schriftstellern oder anderen Journalisten zusammen, aber das kann frustrierend sein, da man dann auch über Dinge wie die Sicherheit der anderen mitentscheiden muss. Idealerweise schätze ich die Situation ab. Wenn sie zu gefährlich ist, überlege ich mir den besten Weg, um die stärksten Bilder zu bekommen, ohne jemanden anzupissen oder mich selbst erschießen zu lassen. Hattest du den Eindruck, dass die gefangenen Gangmitglieder, mit denen du gesprochen hast, den Waffenstillstand ernst nehmen? Und wie integer verhielt sich die Polizei? Ich weiß, dass ein Großteil der Bevölkerung will, dass Gangmitglieder eingesperrt werden und für immer in ihrer Zelle verrotten. Ich verstehe das, doch während meiner Reisen habe ich gelernt, dass viele der Gefangenen wie eine Art politischer Pfand behandelt werden. Ohne Zweifel gibt es Schuldige und viele von ihnen verdienen es wahrscheinlich, weggesperrt zu werden. Doch wenn ich die Bedingungen betrachte, muss ich das gesamte Justizsystem in Frage stellen, erst recht, wenn es mir von einem überdrüssigen Polizeihauptmann (der seinen Job und seine Pension aufs Spiel setzt) offengelegt wird. Das Problem ist, dass die Gangs eine neue Richtung eingeschlagen haben und wollen, dass die Leute das mitbekommen. Sie versuchen, sich zu bessern, und wir müssen das respektieren. Es läuft etwas falsch im Gerichtssystem des Landes, wenn Politiker und Abgeordnete die Gewalt beklagen, aber den mittellosen jungen Männern, die in Gebieten leben, in denen es keine Arbeit gibt, keine Hilfe anbieten. Die überfüllten Gefängnisse werden zu Brutstätten neuer Rekruten. Ohne eine sofortige Reform kann dies zu keinem guten Ergebnis führen. Du hast das Land ja verlassen, kurz nachdem du die Gefängniskäfige gesehen hast. Hast du befürchtet, dass die Behörden dein Bildmaterial beschlagnahmen könnten? Als ich mich mit einem der Gefangenen—einem Gangboss namens Henry, alias El Sucre—über die Gitter hinweg unterhalten habe, wurden die Wächter hinter mir immer nervöser und der Hauptmann sagte mir, dass wir gehen sollten. Ich wandte mich zu ihm und sagte: “Kein Problem”, fragte aber, ob ich am nächsten Tag mit einem Tonbandgerät zurückkommen könnte, weil ich das Interview fortsetzen wollte. Von da an ging alles relativ schnell bergab. Nachdem ich gegangen war, erzählten die Wächter (nicht der Hauptmann) Henry, dass ich nicht zurückkommen würde. Sie haben ihn im Grunde genommen verarscht. Henry wurde wütend und bedrohte die Wächter und ihre Familien. Der Hauptmann erkannte, das die Sache aus dem Ruder lief. Er rief die Zentrale in San Salvador an und forderte Unterstützung an. Stattdessen schickte man den Leiter der polizeilichen Presseabteilung und einen neuen Hauptmann vorbei. Als ich am nächsten Morgen wiederkam, standen zusätzlich bewaffnete Wächter am Eingang des Reviers. Der Hauptmann ließ mich eine halbe Stunde in der Lobby warten. Ich bemerkte, dass alle Wächter ausgetauscht worden waren. Als ich mit dem Hauptmann sprach, sagte er mir, dass es gefährlich für mich sei, hier zu sein. El Sucre hätte in dieser Gegend einen großen Einfluss. Wenngleich ich mir wegen ihm keine Sorgen zu machen bräuchte, warnte mich der Hauptmann, dass „Behördenmitarbeiter auf dem Weg hierher seien, die mir Probleme bereiten könnten.” Da dachte ich, dass ich verdammt schnell verschwinden sollte. Mehr aus der Hot Box Issue: Ein geheimes Gefängnis in El Salvador Long Live the New Flesh von Richard Kern
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VICE Staff
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2013-09-16T10:00:00+00:00
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2024-07-31T05:43:31+00:00
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https://www.vice.com/de/article/ex7d4e/wir-haben-mit-giles-clarke-gesprochen-der-die-berchtigen-el-salvador-gangs-fotografierte
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Cop empfängt Pizzabotin nackt und wird suspendiert
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Ach Wiliam Gonzales, bei dir ist so einiges schiefgelaufen. Der Police Officer aus Las Cruces im US-Bundesstaat New Mexiko wurde zwangsbeurlaubt, nachdem er angeblich splitterfasernackt eine Pizzabotin von Domino’s an der Tür empfangen hat. Dann ging er, immer noch nur mit einem Lächeln bekleidet, zurück ins Haus, kam zurück zur Tür und gab der Frau ein Trinkgeld, immer noch komplett nackt. Die 20-jährige Fahrerin hat sofort ihren Vorgesetzten kontaktiert und die Polizei angerufen, um ihre Begegnung mit dem wohl gruseligstenKunden der Welt anzuzeigen. Doch wie Las Cruces Sun-News schreibt, hat Gonzales seine Kumpels bei der Polizei angerufen—möglicherweise immer noch nackt—und sie darum gebeten, den Vorfall nicht an die große Glocke zu hängen. Wie Officer Juan Roman berichtet, hat Gonzales ihn auf seinem privaten Handy angerufen und ihn darum gebeten, die Situation „10-35″ zu handeln, Polizisten-Code für „vertraulich”. In den darauffolgenden 60 Minuten schickte Gonzales ihm immer wieder Nachrichten: „Was ist Sache?” oder „Verdammt, man. Sieht es schlecht aus?” „Es ist wirklich traurig, dass ein Angestellter, der weiß, was richtig und was falsch ist, trotzdem entgegen jeder Vernunft das Falsche tut. Und es ist ebenfalls traurig, dass ein Angestellter einen Kollegen in die missliche Lage bringt, Vorgesetzte über Fehlverhalten informieren zu müssen”, sagte Jaime Montoya, Leiter des Las Cruces Police Departments. Die Domino-Fahrerinhat den Polizeibeamten auch erzählt, dass das nicht das erste Mal war, dass sie eine ekelerregende Begegnung mit Gonzales hatte. Vor ein paar Monaten öffnete er ihr die Tür und trug dabei nur Basketballhorts. Er meinte, dass seine Freunde ihn dazu herausgefordert hätten, nackt zur Tür zu gehen. Gonzales wurde zwangsbeurlaubt und muss sich jetzt vor Gericht wegen Exhibitionismus verantwortlichen. Er plädiert auf „nicht schuldig”. Wenn er zu Hause ist, sollte er sich lieber eine Tiefkühlpizza machen.
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2016-12-05T11:00:00+00:00
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2024-08-12T10:19:54+00:00
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https://www.vice.com/de/article/cop-empfaengt-pizzabotin-nackt-und-wird-suspendiert/
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Warum ich mich als Raucherin auf das Rauchverbot in der Gastro freue
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Seit heute ist es beschlossen: Raucher haben (nur) noch drei Jahre Zeit, sich einer schwarzen Lunge zu nähern. Zumindest in Lokalen. Ehrlich, wer hat es für möglich gehalten, dass im nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Österreich ein totales Rauchverbot in der Gastronomie Realität werden würde? Hat ja auch nur 23 Jahre gedauert. 1992 wurde das—heute leidige—Thema das erste Mal von der Politik aufgegriffen. In diesen 23 Jahren ist passiert, was hierzulande zum guten Ton gehört: Weil man sich nicht einigen konnte, hat man drauf geschissen und der Rest Europas hat sich in seiner Vorreiterrolle auf die Schultern geklopft. Sogar Länder, die man mit Rauchschwaden konnotiert hat—ich sehe euch an, Frankreich und Italien—haben es geschafft, den Qualm zu verbannen. Das ist ein wahres Armutszeugnis für unser Land. Lest den vollständigen Artikel auf Noisey.
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Isabella Khom
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2015-04-10T13:50:00+00:00
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2024-07-31T00:53:51+00:00
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https://www.vice.com/de/article/warum-ich-mich-als-raucherin-auf-das-rauchverbot-in-der-gastro-freue-222/
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Spin Me Round
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Mehr aus der Ausgabe: Wie tötet man die Riesenkatzen in Australien? Natürlich mit Riesenhunden! Ein geheimes Gefängnis in El Salvador Der König des Cannabis
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VICE Staff
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2013-10-25T11:30:00+00:00
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2024-07-31T05:32:48+00:00
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https://www.vice.com/de/article/spin-me-round-0000551-v9n8/
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