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Islamismus: Syrien als al-Qaidas Terrorbasis gegen Europa | Ein Foto aus Syrien. Es zeigt einen kräftigen Mann in schwarzer Kampfmontur. Um den Kopf gewickelt ein schwarzes Tuch, am Arm eine Binde, darauf das islamische Glaubensbekenntnis. In den Händen hält er ein Sturmgewehr. Der Text neben dem Bild verrät, dass der Mann kein Syrer ist. „Der Gotteskrieger Abu Ahmad al-Almani aus Deutschland“. Zu finden ist die Aufnahme bei Facebook. Dort gibt der Mann an, im Libanon geboren zu sein. Zuletzt lebte er in Deutschland. Dann wanderte er aus, um gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad (verlinkt auf /politik/ausland/article111841651/Syrien-soll-Fliegerbomben-mit-Nervengift-vorbereiten.html) zu kämpfen. Jetzt ist „Abu Ahmad“ ein Krieger Allahs. Und er ruft seine deutschen Glaubensbrüder auf, ihm nachzufolgen. „Liebe Geschwister kommt zu unseren Reihen und kämpft mit euren Brüdern so, als wären wir eine Mauer“, heißt es in einem Facebook-Beitrag „Der Glaube ist die Waffe, die unsere Feinde am meisten fürchten.“ Hunderte Ausländer schließen sich Rebellen an Der Kämpfer aus Deutschland ist nach Recherchen der „Welt“ nur einer von Hunderten Ausländern, die sich den syrischen Rebellen in ihrem Kampf gegen das Assad-Regime angeschlossen haben. Die meisten von ihnen sind junge Männer aus Nordafrika, dem Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien und dem Jemen. Aber auch immer mehr Europäer füllen die Reihen der Milizen. Nach Informationen der „Welt“ gehen westliche Nachrichtendienste davon aus, dass sich auch etwa 100 Muslime mit europäischen Pässen am Krieg in Syrien beteiligen. Etliche dieser teils radikalislamischen Söldner sehen es als ihre Pflicht an, in den „Heiligen Krieg“ gegen den syrischen Machthaber zu ziehen. Deutsche Sicherheitsbehörden beobachten Reisen von radikalen Muslimen in Richtung Syrien mit Sorge. Es wird vermutet, dass sich ein Großteil der Personen an Kampfhandlungen gegen die Regierungstruppen beteiligen will. Bislang ist die Lage der syrischen Opposition (verlinkt auf /politik/ausland/article111959927/USA-erkennen-Rebellen-als-Vertretung-Syriens-an.html) aus Sicht der Sicherheitsbehörden sehr undurchsichtig. Die Beweggründe der Syrien-Reisenden sind für Nachrichtendienstler oft nur zu erahnen. „Warum jemand nach Syrien reist, kann viele Gründe haben“, sagte ein Ermittler der „Welt“. „Der eine will seiner Familie helfen. Ein anderer will zum Märtyrer werden. Manchmal entwickelt sich auch jemand erst im Laufe des Konfliktes zum überzeugten Islamisten.“ Al-Nusra betreibt Ausbildungslager in Syrien Größtes Problem für die ausländischen Dschihadisten ist laut Bundesnachrichtendienst (BND) die chaotische Situation der unzähligen Kriegsparteien, Bürgermilizen und Rebellengruppen. Angereiste Islamisten aus Europa wissen nur selten, welcher Gruppierung sie sich anschließen, welche Ideologie und welche Ziele ihre Einheit letztendlich verfolgt. Die wohl radikalste Rebellengruppierung nennt sich „Dschabat al-Nusra“ (verlinkt auf /politik/ausland/article110303523/Autobombe-erschuettert-syrische-Hauptstadt.html) . Sie ist dschihadistisch orientiert und will einen Gottesstaat in Syrien errichten. Dschabat al-Nusra gilt als Ableger Al-Qaidas in der Region. Eine offizielle Einbindung in das Terrornetzwerk hat die Gruppierung, der etwa 1000 Kämpfer angehören sollen, bislang allerdings bewusst vermieden. Aus Imagegründen, wie Nachrichtendienstler vermuten. Dschabat al-Nusra wolle Machthaber Assad keine Vorlage liefern die Opposition als Al-Qaida-Söldner zu brandmarken. Nach Erkenntnis westlicher Dienste betreibt al-Nusra mehrere große Ausbildungslager in Syrien. Kampferprobte Islamisten, Veteranen aus dem Irak und Afghanistan bilden dort neue Rekruten aus. Auch westliche Islamisten. Ähnlich wie in den afghanischen Al-Qaida-Camps in den 1990er Jahren erlernen derzeit hunderte Islamisten in den Lagern von Dschabat al-Nusra den Umgang mit Schusswaffen, Bombenbau und Nahkampftechniken. Neue Al-Qaida-Zellen in Syrien und Ägypten Al-Qaida-Boss Aiman al-Zawahiri konzentriert seine Anstrengungen zurzeit besonders auf Syrien und Ägypten und versucht dort, neue Strukturen aufzubauen. Denn nach dem Tod Osama bin Ladens folgen viele Al-Qaida-Ableger nicht mehr seinen Befehlen. Deshalb baut Zawahiri nach Informationen westlicher Sicherheitskreise in beiden Ländern neue Zellen auf, die direkt seinem Befehl unterstellt sind. Sein Statthalter in Syrien ist Abu Muhammad al-Dschulani, der Anführer von Dschabat al-Nusra. In Ägypten führen Dschamal al-Kaschef und Scheich Adel Schahato für ihn die Geschäfte. Al-Qaida will die „häretischen Regime“ in beiden Ländern bekämpfen, zu denen Zawahiri inzwischen auch die neue Regierung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi zählt. Zawahiri hat in einer seiner letzten Reden auch zu Angriffen auf die ägyptische Armee aufgerufen, um Mursis Regierung zu stürzen. Mehrere aus Ägypten stammende Al-Qaida-Führer sollen laut Geheimdiensterkenntnissen nach Ägypten gereist sein, nachdem sie jahrelang in Pakistan und Afghanistan gekämpft haben. Andere Aktive und Führungsfiguren wurden unter der neuen Regierung aus dem Gefängnis entlassen und können sich nun frei bewegen. Die Al-Qaida-Zelle in Ägypten wird auch mit dem Anschlag auf das amerikanische Konsulat in Bengasi in Verbindung gebracht. Ägypten als Tummelplatz des globalen Dschihad Am 24. Oktober erst haben ägyptische Sicherheitskräfte ein „safe house“ in Kairo ausgehoben das von einer Al-Qaida-Einheit benutzt wurde, welche von al-Kaschef befehligt wird. Ein Al-Qaida-Kämpfer wurde dabei getötet, andere festgenommen. Die Sicherheitskräfte fanden ein umfangreiches Waffenlager und Sprengstoff. Bei Razzien in den folgenden Tagen wurden mehr als 20 Al-Qaida-Mitglieder festgenommen. Laut ägyptischen Ermittlungen soll die Zelle direkt Zawahiri unterstellt gewesen sein und das Ziel gehabt haben, Mursi zu stürzen. Durch den politischen Umbruch ist Ägypten ein Tummelplatz für den globalen Dschihad geworden. So reiste etwa der deutsche Al-Qaida-Kämpfer Denis Cuspert (verlinkt auf /politik/deutschland/article110979775/Abgetauchter-Islamisten-Rapper-veroeffentlicht-Video.html) , der auch mit Anschlägen in Deutschland gedroht hat, nach Kairo. Viele deutsche Kämpfer wie auch andere Europäer geben vor, den Islam oder Arabisch studieren zu wollen. Tatsächlich finden sie sich dann schnell in Al-Qaida-Trainingslagern in Ägypten selbst, im Sinai oder in Libyen wieder. Syrien für Terroristen am wichtigsten Das wichtigste Operationsfeld für al-Qaida ist derzeit allerdings Syrien. Nach Informationen der „Welt“ aus westlichen Sicherheitskreisen hat Zawahiri im vergangenen Jahr mindestens drei Führungskader nach Syrien entsandt, um die dschihadistischen Gruppen dort gemäß seiner Vorgaben zu organisieren. Besonders besorgniserregend für den Westen sind die Bemühungen al-Qaidas, chemische und biologische Waffen in ihre Hände zu bekommen. Lokale Al-Qaida-Operateure sollen schon Anweisungen bekommen haben, die Lagerstätten dieser Waffen zu identifizieren und laut Sicherheitskreisen sucht al-Qaida in Syrien nach Experten, die sie in den richtigen Gebrauch der Waffen einführen sollen. Die Operationen al-Qaidas konzentrieren sich derzeit offenbar auf Dera im Südwesten und auf Aleppo, wo sich die Führungszentrale befinden soll. Ausbildung von Extremisten mit europäischen Pässen Was westliche Sicherheitsdienste besonders beunruhigt ist die Absicht Zawahiris, in Ägypten und Syrien Extremisten mit europäischen Pässen auszubilden, um dann in Europa Terrorzellen aufzubauen. Besonders in Syrien herrscht inzwischen in Teilen des Landes ein Machtvakuum, in das die Dschihadisten hineinstoßen. Wenn es nach Al-Qaida geht, dann soll Syrien ein neues „Waziristan“ werden, der Landstrich in Pakistan, in dem sie sich weitgehend unbehelligt bewegen können. Für zukünftige Anschläge in Europa sind Extremisten mit europäischem Pass besonders wertvoll. Wie der Spanier Rachid Wahbi aus Sauta, der in Syrien im Juni 2012 umkam und über Istanbul und die Türkei eingereist war. Er soll auf dem Weg in ein Trainingscamp für europäische Kämpfer gewesen sein. Ein weiteres Beispiel ist Mehdi al-Harati, ein Libyer mit irischem Pass. Er war einer der Gründer der Tripoli-Brigade, der ersten Aufständischen-Einheit in Libyen. Inzwischen führt er die Rebellen im Norden Syriens an. Etwa 100 Kämpfer oder kampfbereite Radikale mit europäischem Pass sollen bisher nach Syrien gekommen sein. Al-Qaida plant Ausdehnung nach Europa Nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste soll Al-Nusra-Kommandeur Abu Mohammad al-Dschulani schon jetzt planen, seine Operationsbasis von Syrien über die Türkei nach Europa auszudehnen. Er bereitet sich auf den Tag nach dem Sturz Assads vor, um Syrien zu einem Zentrum für dschihadistische Aktivität auch in anderen Ländern zu machen. Einige von al-Dschulanis Al-Qaida-Zellen operieren schon in anderen Ländern in der Region und er ist nach Erkenntnissen westlicher Sicherheitskreise gerade dabei, weitere Zellen in Europa aufzubauen. Auffällig ist, dass Dschabat al-Nusra europäische Kämpfer bisher nicht für Selbstmordattentate in Syrien einsetzt. Offenbar sollen diese Kämpfer nicht „verheizt“ werden, weil ihre europäischen Pässe in Zukunft noch sehr wichtig für al-Qaida werden. Dann, wenn der Kampf in Syrien vorbei ist und sich das Terror-Netzwerk stärker nach Europa hin orientieren will. | Florian Flade, Clemens Wergin | Etwa 100 islamistische Kämpfer mit europäischen Pässen sind derzeit in Syrien. Sie kämpfen an der Seite der Rebellen und spielen in al-Qaidas Plänen für die Nach-Assad-Zeit eine entscheidende Rolle. | Politik | Ausland | 2012-12-12T15:59:30Z | 2021-05-10T06:22:35Z | Syrien als al-Qaidas Terrorbasis gegen Europa | https://www.welt.de//politik/ausland/article111974882/Syrien-als-al-Qaidas-Terrorbasis-gegen-Europa.html |
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Island: Reykjanes ist eine Mondlandschaft mit viel Musik | Der Sänger Ásgeir sitzt mit seiner Gitarre auf einem verschlissenen Sessel im Studio Geimssteinn. An den Wänden hängen Gitarren und ein Konzertplakat von Islands größtem Star, Rúnar Júlíusson, im Büro nebenan wachsen Plattenschränke bis unter die Decke. Vom nahen Flughafen Keflavik ist nichts zu hören, stattdessen wärmen die melodischen Klänge von Ásgeirs Gitarre und seiner Stimme den nasskalten Morgen. Der 1992 geborene Singer-Songwriter singt ein Lied, dessen Text sein Vater geschrieben hat, der Dichter Einar Georg Einarsson. Jeder zehnte Isländer hat das Album gekauft, auf dem es erschien. In dem Land mit 350.000 Einwohnern sind alle Wege kurz, oft ist man miteinander bekannt, nicht selten verwandt oder verschwägert. Kristinn Jónsson, Gitarrist der Band Hjálmar, ist ebenfalls an diesem Morgen im Studio. Rúnar, den Mann auf dem Plakat, traf er morgens oft vor dem Studio, wenn die Rocklegende spazieren ging und Kristinn gerade seine Kinder zur Schule gebracht hatte. Man plauderte, trank einige der sieben Tassen Kaffee, die Isländer im Schnitt am Tag konsumieren, spielte Schach und sprach über Musik, vor allem tropische. Kristinns Band spielt Reggae, wie zum Beweis, dass Musik und Klima einander nicht zwingend bedingen. Das Wetter ist hier nämlich eher noch ruppiger als im übrigen Land. Urlauber sehen auf Reykjanes oft nur die Blaue Lagune Jeder Urlauber landet auf der Halbinsel Reykjanes, doch kaum jemand sieht mehr von ihr als den Flughafen Keflavik und die Blaue Lagune, einen dekorativ zwischen Lavafeldern gelegenen Thermalbadesee. Dabei verfügt der südwestliche Zipfel der größten Vulkaninsel der Welt über mindestens so eindrucksvolle geologische Phänomene wie der Rest des Landes. Die Brücke zwischen den Kontinenten macht die Lage der Halbinsel auf der Bruchzone zwischen eurasischer und amerikanischer Kontinentalplatte fassbar. Sie überspannt eine 15 Meter breite Lavaschlucht, die durch das Auseinanderdriften der beiden Platten entstanden ist. Zwei Zentimeter entfernen sie sich im Jahr voneinander. In der Nähe liegt der Vulkan Gunnuhver, an dessen blubbernden Schlammquellen in respektvollem Abstand Stege entlangführen. Der Wind weht bisweilen so heftig, dass Fußgänger ihre Schritte sorgfältig setzen müssen, um der Steilküste fernzubleiben. Mit samtig grünem Moos und Flechten bewachsene Lavaströme, das wütende Brausen des Atlantiks und mehrere aktive Vulkane zeugen von weiteren Schwierigkeiten, mit denen der Mensch hier zu tun hatte, bis er auf die Idee kam, Geothermalkraftwerke anzulegen. Und als wäre das alles nicht reizvoll genug, destilliert sich auf Reykjanes auch die jüngere Geschichte der kleinen Nation, begleitet von viel Musik. Pop- und Rockmusik hat auf der Halbinsel ihren Ursprung „Keflavik war in den Sechzigern das Liverpool Islands“, erklärt Baldur Guðmunsson. Er ist der Sohn des 2008 im Alter von 63 Jahren auf der Bühne verstorbenen isländischen Superstars Rúnar Júlíusson. Rúnar, der selbst aus Keflavik stammte, wurde nicht nur einer der erfolgreichsten Musiker Islands, er spielte zeitweise auch für die Fußballnationalmannschaft und war mit Miss Island liiert – viel cooler kann man auch in dem kreativen Inselstaat kaum sein. Baldur betrachtet im „Icelandic Museum of Rock’n’Roll“ in Reykjanesbær, dem größten Städtchen der Halbinsel, einen Schaukasten mit Erinnerungsstücken seines berühmten Vaters und seiner als Musikerin ebenfalls erfolgreichen Mutter. Daneben sieht man Bilder isländischer Popstars mit Pilzköpfen: die Band Hljómar, die in den 60er-Jahren unter Leitung von Rúnar hier so populär wurde wie im Rest der Welt die Beatles. Dass das Museum 2014 in Reykjanes eröffnete, ist kein Zufall. Isländische Pop- und Rockmusik hat hier, wo sich mehr als 60 Jahre lang eine Militärbasis der USA (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/usa-reisen/) befand, ihre Wurzeln. Auch Kristinn Jonsson, der bereits einen Platz im Museum hat, stammt von der Halbinsel, ebenso der junge Superstar Ásgeir, der in der ganzen Welt Konzerte gibt, und die Band Monsters of Men. „Nach Keflavik kam die neue Musik, und hier konnte man vom Musikmachen leben“, sagt Baldur Guðmunsson. Hljómar, die Band seines Vaters, trat schon früh in der Airbase auf. Auf der Halbinsel lauschte man mit Interesse dem amerikanischen Radiosender, der in Reykjavik schon nicht mehr zu empfangen war. Musiker hörten besonders aufmerksam zu, spielten das Gehörte nach und brachten es, isländisch interpretiert, in die Hauptstadt. Island bot für die USA einen idealen Stützpunkt 1941 errichteten die Amerikaner einen Stützpunkt in Keflavik. Zwar griffen die USA noch nicht in den Weltkrieg ein, doch Island war der ideale Ort für die vor der Ära des Langstreckenjets notwendige Zwischenlandung bei Versorgungsflügen ins bedrängte Vereinigte Königreich. 120.000 Menschen lebten damals in Island, das Land zählte zu den ärmsten Europas. „Die industrielle Revolution erreichte uns mit 150 Jahren Verspätung; außer Fisch hatten wir nichts, das wir exportieren konnten“, erklärt Friðþór Eydal, Historiker und ehemaliger Sprecher der Militärbasis. Das änderte sich jedoch mit einem Schlag. Die USA lieh Großbritannien Geld, um isländischen Fisch zu kaufen – zum Zehnfachen der Vorkriegspreise. Island konnte sich in den USA mit bislang kaum gekannten Konsumgütern versorgen. Ausgerechnet ein winziges Fischerdorf in einem besonders kargen Teil Islands, in dem über Jahrhunderte kaum jemand leben wollte, wurde so zur Boomtown, der Stützpunkt für Schiffe und Bomber im Atlantik (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/atlantik/) zum Katalysator für Islands Entwicklung. Hier gab es Jobs, von Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten und Truthähnen gar nicht zu reden. Aus dem GI-Radio klang munterer Swing. 1943 waren fast 45.000 Soldaten hier stationiert, mehr, als es isländische Männer gab. Das sollte gelegentlich für Missklänge sorgen. Auch deshalb knüpfte Island bei seiner Aufnahme in die Nato 1949 das Angebot eines Standorts auf seinem Territorium die Bedingung, dass in Friedenszeiten keine Truppen stationiert würden. Nach Beginn des Korea-Kriegs stimmte man der Stationierung von 5000 Soldaten zu. Allerdings bestanden die Isländer auf eine abendliche Ausgangssperre für die US-Amerikaner. Kinder von Soldaten verrät der Name Eine Vielzahl Liaisons vermochte die Sperre aber nicht zu verhindern. Soldaten, die hier gezeugte Kinder nicht anerkannten, hinterließen ein zweifelhaftes Erbe: Nachnamen, die wie in Island üblich die jüngste Familiengeschichte erzählen. Nur dass bei ihnen die Endung -son oder -dóttir, Sohn oder Tochter, nicht einem stolzen isländischen Vatersvornamen angehängt wurde, sondern einem schlichten, gleichwohl stigmatisierenden „Hermann“. Der Name weist das Kind als Soldatensohn oder -tochter aus. Ein Trost mag da allenfalls sein, dass sich Isländer stets beim Vornamen nennen. Im Herbst 2006 zogen die US-Streitkräfte ab. Für Reykjanes bedeutete es nicht nur den Verlust von 600 Arbeitsplätzen. Es warf auch die Frage auf, was aus dem Militärgelände werden sollte, das über Nacht zur Geisterstadt geworden war. Heute sind hier eine Privatschule, Fachhochschule, Luftfahrtakademie und rund hundert Firmen ansässig, außerdem entstanden Wohnheime und Apartments für Studenten und junge Familien. Außer der Musik ist der Halbinsel ein Faible für Hotdogs und Tacos geblieben. Und auch die besten Basketballmannschaften Islands sind nach wie vor im Südwesten zu Hause. Tipps und Informationen Anreise: Üblicherweise fliegen zum Beispiel Icelandair (verlinkt auf https://www.icelandair.com/) ab verschiedenen deutschen Städten oder Wizz Air (verlinkt auf https://wizzair.com/#/) von Dortmund nach Keflavik, weiter mit dem Mietwagen oder per Bus ( publictransport.is (verlinkt auf http://publictransport.is/) ). Corona-Regeln: Island wird vom Auswärtigen Amt (verlinkt auf https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/island-node/islandsicherheit/223400) nicht als Risikogebiet eingestuft, es besteht keine Reisewarnung, aber aufgrund der Quarantänepflicht wird von Reisen abgeraten. Vorgeschrieben ist ein Covid-19-Test bei Einreise, anschließend fünf bis sechs Tage häusliche Quarantäne, dann absolviert man einen zweiten Covid-19-Test – fällt der negativ aus, darf man frei reisen. Unterkunft: Im aus Holz erbauten „Lighthouse Inn“ in Nachbarschaft zum Leuchtturm Garður kostet ein Doppelzimmer mit Frühstück ab 120 Euro ( lighthouseinn.is (verlinkt auf https://www.lighthouseinn.is/) ), im „Hotel Berg“ mit beheiztem Dachpool in Hafennähe von Reykjanesbær kostet ein Doppelzimmer ab 155 Euro, hotelberg.is (verlinkt auf https://www.hotelberg.is/) . Museum: Das „Icelandic Museum of Rock’n’Roll“ in Reykjanesbær ist täglich geöffnet, Eintritt 12 Euro, rokksafn.is (verlinkt auf http://rokksafn.is/) . Auskunft: inspiredbyiceland.com (verlinkt auf https://visiticeland.com/) Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Promote Iceland. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.de/unabhaengigkeit (verlinkt auf https://www.axelspringer.com/de/leitlinien-der-journalistischen-unabhaengigkeit) . | Stefanie Bisping | Island-Urlauber landen auf der Halbinsel Reykjanes, sehen aber oft nicht mehr als den Flughafen Keflavik und die Blaue Lagune. Dabei bezaubert die Region mit einer bizarren Landschaft – und sie ist eine Hochburg für Pop- und Rockmusik. | Reise | Europa | 2020-12-15T06:23:27Z | 2020-12-15T06:23:27Z | Reykjanes ist eine Mondlandschaft mit viel Musik | https://www.welt.de/reise/nah/article222212532/Island-Reykjanes-ist-eine-Mondlandschaft-mit-viel-Musik.html |
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Jülich im Fokus?: Abdeslam besaß offenbar Unterlagen über Atomzentrum | In der Wohnung des Terroristen Salah Abdeslam sollen Artikel über das deutsche Atomforschungszentrum in Jülich gefunden worden sein. Versuchten die Paris-Attentäter an nukleares Material zu kommen? | WELT | In der Wohnung des Terroristen Salah Abdeslam sollen Artikel über das deutsche Atomforschungszentrum in Jülich gefunden worden sein. Versuchten die Paris-Attentäter an nukleares Material zu kommen? | 2016-04-14T05:24:30Z | 2016-12-18T10:54:48Z | Abdeslam besaß offenbar Unterlagen über Atomzentrum | https://www.welt.de//politik/video154335052/Abdeslam-besass-offenbar-Unterlagen-ueber-Atomzentrum.html |
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US-Notenbank: Das blasse Debüt des neuen Fed-Chefs schürt Sorgen | So kurz hat sich schon lange kein Fed-Präsident mehr gefasst. Nach gerade einmal 45 Minuten war der erste Auftritt von Jerome Powell als neuer Präsident der Federal Reserve auch schon wieder vorbei. Dabei war die erste Zinspressekonferenz des 65-Jährigen mit Spannung erwartet worden: in der Welt der Notenbanken, in der jedes Wort Gewicht hat und selbst das Auslassen von bestimmten Floskeln Kurse bewegen kann, ist der Amtswechsel von einem Fed-Präsidenten zum nächsten eine besonders heikle Phase. Daran gemessen, fiel die Bilanz des ersten Auftritts nicht gerade überzeugend aus. Die Reaktion der Märkte spricht für sich Zwar setzte Powell den Kurs seiner Vorgängerin Janet Yellen fort, erhöhte die Zinsen um einen Trippelschritt und präsentierte sich gleichzeitig als Anhänger einer laxen Geldpolitik. Weil aber die Projektionen aus der Fed selbst vergleichsweise optimistisch ausfielen und ein Teil seiner Fed-Kollegen sich durchaus eine härtere Gangart vorstellen können, sorgte Powell unter dem Strich für mehr Verwirrung als Klarheit. Entsprechend verunsichert zeigten sich die Investoren unmittelbar nach der Pressekonferenz: einerseits gab der Dollar gab nach, was für einen lockereren Kurs in der Geldpolitik schließen lässt. Andererseits büßten auch die Aktienkurse an Wert ein, was eigentlich nicht zu einer lockeren Geldpolitik passt. Billiges Geld lieben Börsianer normalerweise und reagieren mit Kursgewinnen. Dass die Märkte das in diesem Fall eben nicht taten, suggeriert, dass sich Märkte und Notenbankchef offenbar noch nicht so richtig gefunden haben. Dafür spricht auch, dass der Goldpreis (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/goldpreis/) um fast zwei Prozent in die Höhe schnellte. Gold (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/gold/) ist so etwas wie ein Gradmesser für Vertrauen in die Geldpolitik. Ein wenig von dieser Bürde war Powell durchaus anzumerken, als er sich pünktlich um 14:30 Uhr Ortszeit an das kleine Rednerpult setzte. Immer wieder fuhr sich der mächtigste Währungshüter der Welt vor seinen Antworten nervös über die Lippen und machte sich bei besonders langen Fragen der Journalisten stirnrunzelnd Notizen. “Die ganze Sache ist sehr ungewiss” Warum denn die Inflation in den Vereinigten Staaten nicht höher ausfalle, wo doch die Arbeitslosigkeit so gering sei, wurde er als erstes gefragt. Powells Antwort darauf fiel relativ knapp aus. Im Grunde, so ließ der Neue an der Fed-Spitze wissen, sei der Zusammenhang schon seit der letzten Rezession vermutlich nicht mehr sonderlich ausgeprägt, was sich auch in den jüngsten Projektionen spiegele. Auch die nachfolgenden Fragen führten nicht dazu, dass Powell je in jenen professoralen Sprechduktus geriet, der die Auftritte seiner Amtsvorgängerin Yellen oder auch des während der Finanzkrise amtierenden Fed-Präsidenten Ben Bernanke geprägt hatte. Ob die Geldpolitiker absehen könnten, wie viel die jüngste Steuerreform und die zusätzlichen Fiskalausgaben zum US-Wirtschaftswachstum beitragen dürften? Powells Antwort auf diese Frage, die so manch einen seiner Vorgänger vermutlich zu minutenlangen Vorträgen über Angebots- versus Nachfrageökonomik inspiriert hätte, blieb vage. Es gebe eine Reihe von Ansichten dazu in der Fed. Aber es gebe wenig klare Antworten und viel Unsicherheit: “Die ganze Sache ist sehr ungewiss.” Nicht die erste Premiere eines Fed-Chefs, die misslingt Selbst beim Thema Handelskrieg, blieb der mächtige Geldhüter der Welt merkwürdig blass. Eine Reihe von Fed-Mitgliedern habe das Thema ins Spiel gebracht, sagte Powell. Was indes seine eigene Haltung dazu sein könnte, blieb ungewiss. Selbst auf mehrfache Nachfrage bezog er zu keinem Zeitpunkt Stellung. “Offensichtlich erwarten manche Leute, dass es zu umfangreichen Maßnahmen und Gegenmaßnahmen kommen könnte”, distanzierte er sich von einer eigenen Meinung und legte damit eine merkwürdige Zurückhaltung an den Tag, die schließlich in dem Satz gipfelte: “Eine Reihe von Fed-Mitgliedern hat von Unternehmenschefs erfahren, dass die Handelspolitik zu einer wachsenden Sorge geworden ist.” Zwar äußert sich die US-Notenbank traditionell nicht zur Handelspolitik. Doch die Warnung vor den Gefahren eines protektionistischen Kurses gehört zum Standard-Repertoire von Währungshütern. Dass Powell selbst dieses schuldig blieb, wirft Fragen danach auf, wie entschlossen der neue Dollar-Hüter in einer Krise wirklich agieren könnte. Einige Beobachter sehen seinen ersten Auftritt als Beweis, dass Powell als Jurist dem Amt nicht gewachsen sein könnte. Andere halten es für möglich, dass Powell seinem Förderer Donald Trump nicht in die Parade fahren wollte. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die Premiere eines Fed-Chefs misslingt. Als Janet Yellen vor vier Jahren das Amt antrat, leistete sie sich ebenfalls einen verbalen Fauxpas, indem sie Interna über den weiteren geldpolitischen Kurs verriet, die die Märkte verunsicherten. Gut möglich also, dass auch Powell seine Performance auf den Pressekonferenzen noch verbessern wird und demnächst wie seine Vorgänger 60 Minuten Rede und Antwort stehen wird. | Anja Ettel, Holger Zschäpitz | Bei seiner ersten Zinspressekonferenz hat sich Jerome Powell nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Allzu vage fielen die Antworten des mächtigsten Geldhüters der Welt aus. Das weckt Zweifel an seiner Krisenkompetenz. | Wirtschaft | 2018-03-21T22:05:33Z | 2018-03-22T13:32:25Z | Das blasse Debüt des neuen Fed-Chefs schürt Sorgen | https://www.welt.de//wirtschaft/article174788895/US-Notenbank-Das-blasse-Debuet-des-neuen-Fed-Chefs-schuert-Sorgen.html |
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4 Blocks, Babylon Berlin, You Are Wanted - Serien bei Sky und Amazon Prime | „4 Blocks“ (Sky) Worum geht’s? Um einen Berliner Mafia-Clan, der tut, was Mafia-Clans so tun: Drogen verkaufen, sich mit Rockergruppen anlegen, Mitglieder mit unlauteren Methoden aus dem Knast holen. Frederick Lau spielt einen Polizisten, der die Gruppe unterwandert, Kida Ramadan den Kopf des Clans, der eigentlich lieber ein ganz normales, nicht-kriminelles Leben führen würde - und früher waren beide befreundet, deshalb kann sich Lau überhaupt erst einschleichen. Warum ist das so gut? Weil Drogen, Gewalt und Mafia immer funktionieren? Ja. Und weil die Serie zeigt, dass es nicht immer so nüchtern und gesellschaftskritisch wie im „Tatort“ zugehen muss. „4 Blocks“ kann Action, Spannung, große Themen - und wirkt trotzdem nicht wie eine billige Gangster-Posse, wie man sie aus den Videos von Deutsch-Rappern kennt. Außerdem sind Lau und Ramadan großartige Schauspieler. Empfohlen von Anna Eube „Divorce“ (Sky) Worum geht‘s? Carrie aus „Sex and the City“ lässt sich scheiden, lebt in der Vorstadt und hat zwei Kinder. Gut, nicht ganz, Sarah Jessica Parker spielt Frances, die sich scheiden lässt und mit zwei Kindern in der Vorstadt lebt, ist dabei aber immer noch so sehr Carrie, dass man manchmal etwas verwirrt ist. Frances und ihr Mann Robert jedenfalls lassen sich scheiden und das ist eigentlich schon alles, worum es geht - mit all seinen Erscheinungsformen. Ihre Affäre, seine Wut, Rache, der Versuch einer Paartherapie, der Start in ein neues Leben. Als Single - und nach so langer Zeit wieder auf der Suche. Warum ist das so gut? Weil es unschön ist, manchmal, zu realistisch, weil die Hauptfiguren beide nicht so richtig zur Identifikation geeignet sind, es kein Gut und Böse, kein falsch und richtig gibt und genau das die Realität von Trennungen ist. Aber auch, weil man Carrie endlich mal wieder sieht. Empfohlen von Nicola Erdmann „Babylon Berlin“ (Sky) Worum geht’s? Um das Berlin der 1920er-Jahre. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, die Bevölkerung leidet – noch immer. Männer kämpfen mit den Folgen des Krieges, Witwen trauern, alleinstehende Frauen müssen zusehen, wie sie sich über Wasser halten können – nicht selten mit mehreren, teils dubiosen Jobs. Sex ist natürlich auch ein Thema, in allen Schichten – was des einen bizarres Vergnügen, das ist des anderen hart verdientes Brot. Die Zeit der Weimarer Republik (verlinkt auf /themen/weimarer-republik/) ist für einen Großteil der im Moloch Berlin lebenden Menschen alles andere als golden. Es wird das Bild einer kaputten Stadt und Gesellschaft gezeichnet, so orientierungslos und rückwärtsgewandt und gleichzeitig aufstrebend und sich entwickelnd. Warum ist das so gut? Weil die Charaktere der Serie so passend besetzt sind. Und weil man sich unweigerlich fragt, wo man selbst zu jener Zeit gestanden hätte. Wie weit wäre man selbst gegangen, um zu überleben oder vielleicht sogar besser zu leben? Hätte man seine moralischen Grundsätze bewahrt? Oder ganz pragmatisch gehandelt - wie etwa die um Emanzipation bemühte Stenotypistin Charlotte Ritter (gespielt von Liv Lisa Fries)? Letztlich ist man doch sehr froh, nicht in den manchmal so verklärten Goldenen Zwanzigern leben zu müssen. Empfohlen von Dietgard Stein „You Are Wanted“ (Amazon Prime) Worum geht’s? Du wirst gehackt. Dein ganzes Leben wird umgeschrieben und du wirst plötzlich verdächtigt, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein. Deine Familie wird bedroht und die Polizei sucht dich. Eine Horrorvorstellung. Aber genau das passiert dem Hotelmanager Lukas Franke, gespielt von Matthias Schweighöfer, eines Tages. Vorerst ist ihm nicht klar, wieso gerade er Opfer eines Hackers wird, doch im Laufe der Serie erfährt man mehr über seine problematische Vergangenheit, die das Rätsel löst. Warum ist das so gut? Die Themen Sicherheit im Internet und Cyberkriminalität sind ja sowieso hochaktuell. Außerdem kann man die Serie wunderbar in einem Rutsch wegschauen, es gibt nämlich bisher nur eine Staffel mit sechs Folgen, die jeweils 45 Minuten dauern. Und dass wir Fans der Schauspieler Matthias Schweighöfer, Karoline Herfurth und des Models Toni Garrn sind, ist ja auch keine Neuigkeit. Empfohlen von Celine Herrmann Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/iconistbyicon) . | der ICONIST-Redaktion | Netflix, immer nur Netflix? Es gibt auch gute Serien bei anderen Streaming-Diensten. Vier davon stellen wir hier vor: von der Mafia-Geschichte bis zum Scheidungsdrama, das zugleich eine Komödie ist. | Iconist | Service | 2017-11-02T10:58:45Z | 2017-11-02T13:42:16Z | Das sind die besten Serien bei Sky und Amazon Prime | https://www.welt.de//iconist/service/article170179917/4-Blocks-Babylon-Berlin-You-Are-Wanted-Serien-bei-Sky-und-Amazon-Prime.html |
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RAF-Terror: Anwälte, die Sprengstoff zu Terroristen trugen | Jeder Angeklagte hat Anspruch auf einen selbst gewählten Verteidiger – das gehört zu den Grundsätzen jedes Rechtsstaates. Doch der Anwalt ist stets in einer schwierigen Position: Einerseits muss er die Interessen seines Mandanten vertreten, andererseits ist er als "Organ der Rechtspflege" verpflichtet, nicht gegen Gesetze zu verstoßen. Was schon bei normalen Strafverfahren häufig schwierig ist, erwies sich in den Terroristenprozessen der Siebziger- und Achtzigerjahre als unlösbares Dilemma. Obwohl die Anwälte der RAF-Mitglieder für die Propaganda und damit für das öffentliche Bild der Terrorgruppe eine entscheidende Rolle spielten, ist die Geschichte ihrer Verstrickung bis heute nicht angemessen aufgearbeitet. Im Gegenteil: Gleich mehrere Rechtsanwälte, die als Verteidiger in RAF-Prozessen ihre ersten Meriten verdient hatten, sind in den vergangenen Jahrzehnten bis in hohe Staatsämter aufgestiegen, wurden etwa Bundesminister oder stellvertretende Ministerpräsidenten. Mit Christian Ströbele amtiert einer von ihnen bis heute als Bundestagsabgeordneter. Eine rechtswissenschaftliche Dissertation, eingereicht an der Universität Hannover, untersucht jetzt die Rolle der "Verteidiger in den Strafprozessen gegen die Rote Armee Fraktion". Der Autor Andreas Mehlich nimmt darin die "Politische Justiz und politische Strafverteidigung im Lichte der Freiheit der Advokatur" in den Blick. Allerdings geht dieses Buch höchstens den halben Weg, der nötig wäre, um die Rolle von Terroristenverteidigern im Rechtsstaat aufzuklären. Man nannte sie „Linksanwälte” Zeitweise gab es mehr als ein Dutzend RAF-Anwälte, die zum Teil deutlich die Grenze zwischen zulässiger Verteidigung und illegaler Unterstützung überschritten. In der liberalen Öffentlichkeit kursierte für sie die halb scherzhaft, halb zynisch gemeinte Bezeichnung "Linksanwälte". Unter ihnen waren nämlich viele, die immer wieder und mit vollem Bewusstsein aus ihrer Ansicht nach politischen Gründen zu Unterstützern, teilweise zu Mittätern der Terroristen wurden. Wichtig war für die inhaftierten RAF-Mitglieder stets ein eigenes, also unkontrolliertes Informationsnetz. Schon von Sommer 1972 an schmuggelten Verteidiger regelmäßig Kassiber aus den Zellen, und ab 1973 bauten Mitarbeiter der beiden wichtigsten RAF-Kanzleien in Stuttgart und Hamburg ein regelrechtes Netzwerk auf. Getarnt als "Verteidigerpost" kursierten so teilweise viele Seiten lange Botschaften unter den Gefangenen. Für besonders vertrauliche Nachrichten verwendeten Baader und Ensslin auf Transparentpapier geschriebene Notizen, die Anwälte in ihrer Unterwäsche transportierten. Angeblich sollen manche Verteidiger brisante Befehle des RAF-Chefs direkt und mündlich weitergegeben haben, doch das konnte naturgemäß nie bewiesen werden. Sprengstoff für den Hochsicherheitstrakt Jede Form dieser Kommunikation war illegal, denn Untersuchungshäftlingen in derselben Sache ist der Austausch von Informationen untereinander verboten. Für die Organisation des so genannten Info-Systems zu Haftstrafen verurteilt wurden die RAF-Anwälte Klaus Croissant (zweieinhalb Jahre), Kurt Groenewold (zwei Jahre auf Bewährung) und Hans-Christian Ströbele (zehn Monate auf Bewährung). Croissants Stuttgarter Kanzlei war zudem eine Anwerbezentrale für RAF-Nachwuchs: Mindestens fünf seiner ehemaligen Mitarbeiter (verlinkt auf /714651) beteiligten sich direkt an mörderischen Attentaten. Ein halbes Dutzend weitere gingen 1977 oder später in den Untergrund, um den "Kampf gegen den Staat" zu unterstützen. Mindestens ein RAF-Anwalt transportierte Waffen und Sprengstoff in den vermeintlichen Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses Stammheim. Arndt Müller nutzte dazu ein von RAF-Sympathisanten ausgetüfteltes Schmuggel-Verfahren, das auf manipulierten Verteidiger-Akten und unauffälligen Austauschaktionen im Gerichtssaal oder den Besucherzellen beruhte. Drei Pistolen in Stammheim Da Verteidiger-Akten vertraulich waren und nicht genau kontrolliert werden durften, waren sie ideale "Container" für alles, was sich darin verstecken ließ. Drei Pistolen, aber auch eine Kamera, ein Toaster und ein Radio gelangten auf diese Weise in die Stammheimer Zellen. Vor Gericht behauptete Müller später, er habe nicht gewusst, dass er Waffen transportierte. Einige Verteidiger wuchsen in den aktiven Kern der Terrorgruppe hinein und standen sogar zeitweise an der Spitze ihrer informellen Hierarchie. Horst Mahler, der Andreas Baader 1968/69 im Prozess wegen der Kaufhaus-Brandstiftung vertreten hatte, gehörte im Frühjahr 1970 zum Gründungskreis der RAF. Baaders Wahlverteidiger Eberhard Becker tauchte im Herbst 1973 ab, obwohl er Frau und zwei kleine Kinder hatte. Schon nach wenigen Monaten wurde er in einer konspirativen Wohnung festgenommen, in der auch zahlreiche Waffen, Sprengstoff und Befreiungspläne für die inhaftierten Terroristen gefunden wurden. Becker bekam wegen Unterstützung der RAF viereinhalb Jahre Haft. Codierte Hinweise auf Anschlagsziele Noch tiefer verstrickte sich Siegfried Haag, unmittelbar nach seiner Zulassung als Rechtsanwalt 1973 bis 1975 Baaders Verteidiger: Er ging in den Untergrund, nachdem er Waffen für die Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm besorgt hatte und deshalb kurzzeitig festgenommen worden war. Seinen Schritt begründete er, ganz Rechtsanwalt, in einer Erklärung, in der es hieß: "In einem Staat, der Verteidiger mit dem gesamten Arsenal der psychologischen Kriegsführung durch die Massenmedien in Hetzkampagnen diffamiert", könne er nicht mehr länger als Anwalt arbeiten. Fortan organisierte Haag die "zweite Generation" der RAF, baute eine komplett neue Struktur auf und bereitete die großen Anschläge des Jahrs 1977 vor. Als er im November 1976 zufällig festgenommen wurde, fanden die Ermittler bei ihm codierte Hinweise auf die geplanten Anschlagsziele Siegfried Buback (verlinkt auf /794430) und Hanns Martin Schleyer (verlinkt auf /1157071) . Haag weigerte sich zu kooperieren – so konnten die Behörden die beiden Verbrechen mit insgesamt acht Toten nicht verhindern. These von der „politischen Justiz” In Mehlichs Buch allerdings ist von solchen Aktivitäten von Rechtsanwälten für RAF-Mitglieder wenig bis nichts zu lesen. Er beschränkt sich ganz auf das Verhalten der Verteidiger innerhalb der Prozesse, vor allem auf ihre zahlreichen Beweis- und Befangenheitsanträge, mit denen sie die Verfahren oft belasteten und in die Länge zogen. Immerhin stellt der Autor fest: "Die Verteidigungsführung der RAF-Verteidiger ist in Bezug auf die Antragstellung in Teilen rechtsmissbräuchlich." Allerdings sei damit noch keine Aussage über die Zulässigkeit der von den Anwälten eingeschlagenen politischen Verteidigungslinie verbunden. Das ist der Kerngedanke der Dissertation: Bei den Verfahren gegen die Linksterroristen habe es sich um "politische Justiz" gehandelt. Mehlich führt elf Kriterien an, die für diese Einschätzung sprechen sollen. Dazu zählt er zum Beispiel, dass der Gesetzgeber neue Vorschriften erließ oder bestehende Gesetze so ausgestaltete, dass die "Integrität des Staates seine Institutionen und der Grundordnung unter den Schutz einer strafbewährten Norm gestellt" wurden. Ein weiteres Kriterium soll die Anwendung "weit gefasster, stark auslegungsbedürftiger Tatbestandsmerkmale" sein. „Prozesserklärungen unterbunden” Fast komisch angesichts der Wirklichkeit in den RAF-Prozessen erscheint das Kriterium, dass die Verteidigertätigkeit beschränkt worden sei, indem unter anderem der "Zugang zu Mandanten erschwert"," gestellte Beweisanträge fortgesetzt abgelehnt" und "Prozesserklärungen unterbunden" worden seien. Gar nicht mehr lustig ist hingegen das zehnte Kriterium für angeblich politische Justiz: "Das Strafverfahren ist insgesamt an Interessen der Machtinhaber ausgerichtet, die es als Mittel im Kampf um politische Macht betrachten, damit politisch unwillkommene Erscheinungen bekämpft werden können." Von einer juristischen Doktorarbeit hätte man sich doch die Differenzierung gewünscht, dass die "Machtinhaber" demokratisch legitimierte Politiker waren, die "politisch unwillkommenen Erscheinungen" dagegen Mord, Geiselnahmen und andere Schwerstverbrechen im Namen einer rücksichtslosen Ideologie. Das Gesetz des Schweigens Deshalb ist Mehlichs Buch eine vertane Chance. Notwendig wäre nämlich die – vor allem selbstkritische – Aufarbeitung durch die ehemaligen RAF-Verteidiger. Doch nicht einmal Otto Schily (verlinkt auf /5302186) , intellektuell sicher der herausragende Jurist im Stammheimer Prozess und im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen offenbar nicht verwickelt in strafrechtlich relevante Unterstützung von inhaftierten Terroristen, äußert sich dazu nicht – obwohl er jahrelang als Bundesinnenminister konsequent islamistische Terroristen verfolgen ließ. Mit einer ernsthaften Aufklärung der Rolle der "Linksanwälte" ist bis auf weiteres wohl nicht zu rechnen. Für sie gilt anscheinend ebenso das Gesetz des Schweigens, die "Omertà", wie für ihre ehemaligen Mandanten. Diese Leerstelle in der bundesrepublikanischen Geschichte bleibt. | Sven-Felix Kellerhoff | Sie transportierten Waffen und Informationen für ihre Mandanten: Ein neues Buch redet die Rolle der RAF-Verteidiger in den Siebziger- und Achtzigerjahren schön. An Selbstkritik mangelt es weiter. | Kultur | Geschichte | 2012-08-13T06:18:57Z | 2015-10-05T05:40:05Z | Anwälte, die Sprengstoff zu Terroristen trugen | https://www.welt.de//kultur/history/article108567166/Anwaelte-die-Sprengstoff-zu-Terroristen-trugen.html |
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2,3 Billionen Euro: Corona-Pandemie treibt öffentliche Schulden auf Rekordstand | Mit mehr als 2,3 Billionen Euro haben die Schulden der öffentlichen Haushalte bei Banken und Privatunternehmen Ende vergangenen Jahres einen Höchststand erreicht. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung waren beim sogenannten nicht-öffentlichen Bereich zum Jahresende 2021 mit 2.321,1 Milliarden Euro verschuldet, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Grund sei insbesondere auf Bundesebene, aber auch in einigen Ländern die Bewältigung der Corona-Pandemie. Es handele sich um den höchsten jemals in der Schuldenstatistik gemessenen Schuldenstand. Die nun endgültigen Zahlen liegen noch über im März bekannt gegebenen vorläufigen Werten. Die Summe entspreche nun einer Pro-Kopf-Verschuldung von 27.922 Euro, erklärte das Bundesamt. Im März waren noch 27.906 Euro errechnet worden. Binnen eines Jahres wuchs die öffentliche Verschuldung um 6,8 Prozent oder 148,3 Milliarden Euro. Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und der sonstige inländische und ausländische Bereiche wie private Unternehmen im In- und Ausland. Bund um zehn Prozent höher verschuldet Der Bund (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/article239584651/Steuerfreier-Bonus-Verhaltene-Reaktion-auf-Scholz-Vorstoss.html) war Ende 2021 mit 1.548,5 Milliarden Euro verschuldet, das waren 10,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Bundesamt mitteilte. Die Schulden der Länder stiegen um 0,4 Prozent auf 638,5 Milliarden Euro. Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung unter den Flächenländern wies das Saarland auf (14.811 Euro). Die Gemeinden und Gemeindeverbände standen mit 134,2 Milliarden Euro in der Kreide, laut Bundesamt ist dies ein Anstieg um 0,6 Prozent. Die Sozialversicherung war Ende 2021 mit 45 Millionen Euro verschuldet, eine Million mehr als ein Jahr zuvor. | WELT | Die öffentlichen Haushalte sind mit mehr als 2 Billionen Euro verschuldet – das ist Rekord und noch mehr, als im Frühjahr erwartet worden war. In einem Jahr stieg allein die Verschuldung des Bundes um zehn Prozent. | Politik | Deutschland | 2022-07-28T08:19:56Z | 2022-07-28T08:19:56Z | Corona-Pandemie treibt öffentliche Schulden auf Rekordstand | https://www.welt.de/politik/deutschland/article240164821/2-3-Billionen-Euro-Corona-Pandemie-treibt-oeffentliche-Schulden-auf-Rekordstand.html |
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Volltrunkene konnte nicht mehr stehen - also fuhr sie | Nach einer Verfolgungsfahrt ist in der Nacht zum Freitag ein volltrunkener "Geisterfahrer" auf der A 253 gestellt worden. Der Mann hatte zuvor auf der Wilhelmsburger Reichsstraße einen Verkehrsunfall verursacht. "Er war anschließend ohne anzuhalten weitergefahren", sagt Hauptkommissarin Ulrike Sweden. Peterwagen sperrten die Stadtautobahn ab, um weitere Unfälle zu vermeiden. In Harburg wurde "Geisterfahrer" Lothar B. (44) gestoppt. Ob der Mann überhaupt den von ihm verursachten Unfall registriert hatte, ist fraglich. Ein Atemalkoholtest ergab bei ihm den Wert von 2,8 Promille. In der gleichen Nacht konnten noch zahlreiche weitere Betrunkene aus dem Verkehr gezogen werden. Erschreckend: Bei der achtstündigen Kontrolle, bei der 145 Polizisten insgesamt 954 Fahrzeuge überprüften, wurden mehr Drogen- als Alkoholsünder festgestellt. "Wir haben bei 18 Autofahrern den Verdacht des Drogenkonsums", sagt Sweden. Zwölf Fahrer mußten ihren Wagen stehen lassen, weil sie angetrunken waren. Vier der Alkoholsünder pusteten über 1,1 Promille. Trauriger Spitzenreiter war hier eine Frau, die die Polizei an der Fontenay gestoppt hatte. Die 42jährige konnte nach dem Aussteigen nicht mehr allein stehen und mußte von den Polizisten gestützt werden. Ihr Atemalkoholtest ergab den Wert von 2,2 Promille. Doch nicht nur Alkohol- und Drogensünder wurden ertappt. Auf dem Ring 1 dokumentierte ein ziviler Videowagen ein wildes Rennen zwischen zwei Kurierfahrern, die mit Tempo 97 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer unterwegs waren. Den Berufsfahrern drohen jetzt neben Geldstrafen und Punkten in Flensburg auch mehrmonatige Fahrverbote. | zv | Volltrunkene konnte nicht mehr stehen - also fuhr sie | Print-welt | 2005-12-23T23:00:00Z | 2011-11-15T22:24:45Z | Volltrunkene konnte nicht mehr stehen - also fuhr sie | https://www.welt.de//print-welt/article186513/Volltrunkene-konnte-nicht-mehr-stehen-also-fuhr-sie.html |
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Tennis: „Stinkt zum Himmel“ – Doping-Experte irritiert von Sinner-Freispruch | Doping-Experte Fritz Sörgel hat den Freispruch des Tennis-Weltranglistenersten Jannik Sinner nach dessen positiven Tests auf das verbotene anabole Steroid Clostebol kritisiert. „Wenn jemand positiv auf Clostebol getestet wird, dann wird er automatisch gesperrt. Die Reihenfolge nach einem positiven Test, der angezweifelt wird, ist der Gang zur Nationalen Anti-Doping Agentur, zur Wada, zum Cas. Wieso kann Sinner dann von einem Gericht freigesprochen werden?“, sagte Sörgel in einem Interview mit „Sport1“. Die Angelegenheit habe für ihn „auf jeden Fall“ einen seltsamen Beigeschmack: „Das stinkt zum Himmel.“ Wenn die Welt-Anti-Dopingagentur Wada generell bei solchen Fällen nicht durchgreife beziehungsweise auch der Internationale Sportgerichtshof Cas keine klaren Urteile fälle, „und wie in den letzten Jahren aufgrund ähnlicher Ausreden Freisprüche aussprach, dann geht es immer so weiter. Jetzt muss ein klarer Strich gezogen werden“, forderte Sörgel: „Clostebol führt automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre. Da führt kein Weg dran vorbei.“ Die Wada müsse jetzt eingreifen. Bekannte Methode der Ausrede Der Weltranglistenerste Sinner war im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet worden, wie die International Tennis Integrity Agency (Itia) erst am Dienstag mitgeteilt hatte. Gesperrt wird Sinner nicht, denn ein unabhängiges Tribunal der privatwirtschaftlichen Schlichtungsstelle Sports Resolutions habe festgestellt, dass der 23-Jährige durch einen Physiotherapeuten mit dem anabolen Steroid in Berührung gebracht worden war. „Die Agentur in London, die den Fall entschied, dürfte im Sport nicht zählen“, meinte Sörgel. Sinner hatte in einem Statement erklärt, dass der Betreuer ein in Italien rezeptfreies Clostebol-haltiges Spray benutzt habe, um einen Schnitt an seinem Finger zu behandeln. Auch Sinner habe an seinem Körper offene Wunden gehabt, so sei es zur Kontamination gekommen. „Auch wenn er ihn jeden Tag massiert, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass das Clostebol in solchen Mengen durch die Haut eindringt, dass es im Dopingtest auffällt“, sagte Sörgel. „Diese Methode der Ausrede, dass es über die Haut aufgenommen wird, wird in letzter Zeit verstärkt verwendet. Und das ist nun ein weiterer Fall.“ Mittel mit Clostebol in bestimmten Konzentrationen hätten „schon eine Dopingwirkung“, sagte der Experte. Die Welt-Anti-Doping-Agentur will die Entscheidung im Fall des Tennis-Weltranglistenersten Jannik Sinner zunächst „sorgfältig prüfen“. Das teilte die Wada auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Man behalte sich das Recht vor, gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne einzulegen, erklärte die Wada, die ihren Sitz im kanadischen Montréal hat. | WELT | Der Tennis-Weltranglistenerste Jannik Sinner wird trotz positiver Tests im März nicht gesperrt. Für den Doping-Experten Fritz Sörgel ein großer Fehler. Und die Aussagen Sinners eine Ausrede. | Sport | 2024-08-22T10:50:57Z | 2024-08-22T10:50:58Z | „Stinkt zum Himmel“ – Doping-Experte irritiert von Sinner-Freispruch | https://www.welt.de//sport/article253108456/Tennis-Stinkt-zum-Himmel-Doping-Experte-irritiert-von-Sinner-Freispruch.html |
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Crowdfunding: Eine Million in einer Woche für den Stromberg-Film | In nur einer Woche haben Fans der ProSieben-Serie „Stromberg“ die eine Million Euro zusammengebracht, die der Produzent zur Realisierung eines Kinofilms haben wollte. Insgesamt hätten über 3000 Investoren Geld beigesteuert, teilte „Stromberg“-Produzent Ralf Husmann von der Firma Brainpool in Köln mit. „Unglaublich! Mir fehlen Worte und Vergleiche! Ein echter Weihnachtshammer!“, freute sich Husmann. Diese Aktion von Schwarmfinanzierung (Crowdfunding) (verlinkt auf /wirtschaft/article13767640/Fans-sollen-Stromberg-mit-Spenden-ins-Kino-bringen.html) sei weltweit die größte ihrer Art für einen Film. „Das hat‘s so noch nicht gegeben“, sagte eine Brainpool-Sprecherin. Die Fans erwerben mit ihrem Geld eine Beteiligung an den Erlösen. Bernd Stromberg, der Versicherungsangestellte mit wenig Sinn für Toleranz und Minderheiten (verlinkt auf /wirtschaft/article13767475/Griechenland-zumachen-und-Tuerkei-eingemeinden.html) , lästert bei ProSieben bereits in Staffel fünf. Er wird von Christoph Maria Herbst dargestellt. | WELT | Bereits über 3000 Investoren beteiligen sich an der Schwarmfinanzierung für den Stromberg-Film. Der Kinostart soll 2013 sein, sagt die Produktionsfirma. | Wirtschaft | 2011-12-22T14:17:26Z | 2020-05-14T07:09:12Z | Eine Million in einer Woche für den Stromberg-Film | https://www.welt.de//wirtschaft/article13780856/Eine-Million-in-einer-Woche-fuer-den-Stromberg-Film.html |
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Jürgen Klopp kann sich vorstellen, den FC Bayern München zu trainieren | Jürgen Klopp kämpfte mit den Tränen, überstand das rauschende Abschiedsfest aber erstaunlich souverän. Borussia Dortmunds Trainer ließ sich auf seiner Ehrenrunde bewusst viel Zeit und genoss die Ovationen des Publikums. Doch als der größte Trubel überstanden und die meisten Fans nach dem 3:2 (3:1) gegen Werder Bremen (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article141400398/BVB-schenkt-Klopp-zum-Abschied-wichtigen-Sieg.html) längst auf dem Heimweg waren, wurde er doch noch einmal richtig sentimental. Bei der Antwort auf die Frage, was er in Zukunft am meisten vermissen werde, geriet seine Stimme kurz ins Stocken: "Ich liebe dieses Stadion." Rührselig fügte er an: "Das war eine der besten Geschichten im Fußball, von der ich je gehört habe." Um sich einen ähnlich tränenreichen Schlussakt wie 2008 in Mainz zu ersparen, als er seine Rede vor Tausenden Fans sichtlich bewegt mehrmals hatte unterbrechen müssen, griff Klopp in die Regie ein. Auf persönlichen Wunsch wurden seine Abschiedsworte vorher aufgezeichnet und nach dem Schlusspfiff über Videowände ausgestrahlt. "Zu etwas anderem wäre ich auch nicht in der Lage gewesen", bekannte er. Abschied mit "Sack voller Erinnerungen" Dabei traf Klopp den richtigen Ton und pflegte seinen Ruf als "Menschenfänger": Er bedankte sich bei den BVB-Fans: "Ich habe jede Minute hier und mit Euch genossen und nehme einen großen Sack voller positivster Erinnerungen mit – ich hoffe, Euch geht‘s genauso. Es war mir eine große Ehre, für diesen Verein tätig zu sein und bei dem einen oder anderen Erfolg, den wir zusammen feiern konnten, zumindest nicht zu stören." Doch bevor er den Verein nach sieben Jahre echter Liebe verlässt, will er noch einmal auf einem Autokorso durch Dortmund fahren – als jubelnder Pokalsieger: "Vielleicht sehen wir uns ja am Sonntag noch einmal in der City – da hätte ich richtig Bock drauf." Dass selbst die Bremer Fans nach der Partie noch minutenlang im Stadion verweilten und ihm bei der Ehrenrunde Applaus spendeten, erfüllte Klopp mit Stolz: "Wertschätzung tut gut. Ich bin auch nur ein Mensch." Es passte zur Dramaturgie eines standesgemäßen Abschieds, dass im Schlussspurt einer schwierigen Saison mit zwischenzeitlicher Abstiegsgefahr doch noch die Qualifikation für die Europa League (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/europa-league/) gelang. Die Tore von Shinji Kagawa (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/shinji-kagawa/) (15. Minute), Pierre-Emerick Aubameyang (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/pierre-emerick-aubameyang/) (17.) und Henrikh Mkhitaryan (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/henrikh-mkhitaryan/) (41.) machten die beeindruckende Aufholjagd von Rang 18 auf Platz sieben perfekt. Das versüßte auch Sebastian Kehl (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sebastian-kehl/) den Abschied, der nach mehr als 13 Jahren beim BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) seine Karriere beenden wird. "Diesen Tag werde ich sicher nie vergessen", kommentierte der Routinier. Auf Wunsch von Nachfolger Mats Hummels (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mats-hummels/) war Kehl noch einmal als Kapitän der Borussia aufgelaufen. "Ich will noch eine Weile arbeiten" Fragen nach seiner sportlichen Zukunft musste Kehl nicht mehr beantworten – im Gegensatz zu Klopp. Die Frage, ob für ihn ein Engagement beim FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) vorstellbar sei, beantwortete Klopp im Sky-Interview so: "Ja klar, wieso soll ich mir das nicht vorstellen können? Ich bin Fußballtrainer, ich will noch eine Weile arbeiten, aber im Moment ist es schwierig." In der nächsten Saison steht beim Meister ja sowieso noch Pep Guardiola unter Vertrag. Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer äußerte sich ähnlich: "Ich denke auch, dass wir Jürgen Klopp irgendwann mal beim FC Bayern sehen werden. Aber wann ist der Zeitpunkt? Es wird noch eine Weile dauern, er muss dann frei sein und auch bereit sein, so eine Herausforderung anzunehmen. Vielleicht legt er auch jetzt ein Jahr Pause ein." Ein günstiger Zeitpunkt wäre, "wenn Guardiola irgendwann mal den Verein verlassen sollte. Aber es muss passen". Auch ein Engagement Klopps beim spanischen Rekordchampion Real Madrid kann sich der 69-Jährige durchaus vorstellen. "Jürgen Klopp passt überall hin", sagte Beckenbauer bei Sky, "ich kenne seine Spanisch-Kenntnisse nicht. Aber jetzt rein vom Fachlichen her – unbedingt! Es gibt neben dem FC Bayern schon noch ein paar Steigerungen." | WELT | In seinem letzten Heimspiel als BVB-Trainer qualifizierte sich Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund für die Europa League. Für seine Zukunft hält er sich alles offen – auch einen Wechsel nach München. | Sport | Fußball | 2015-05-24T09:05:03Z | 2017-08-22T02:39:29Z | Klopp kann sich vorstellen, die Bayern zu trainieren | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article141416952/Klopp-kann-sich-vorstellen-die-Bayern-zu-trainieren.html |
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Premier League: Nach Herzstillstand – Muamba beendet Karriere | Fünf Monate nach seinem 78-minütigen Herzstillstand hat Fußball-Profi Fabrice Muamba auf Anraten der Ärzte seine Karriere beendet. Das teilte der englische Premier-League-Klub Bolton Wanderers am Mittwochnachmittag mit. "Seit meiner Jugend ist Fußball mein Leben gewesen. Ich bin froh, auf dem höchsten Level gespielt zu haben", wird der 24-Jährige auf der Internetseite seines Vereins zitiert. "Die Nachrichten, die ich erhielt, waren nicht die, die ich erhofft hatte", sagte Muamba weiter: "Ich danke jedoch Gott, dass ich am Leben bin und ich danke noch einmal dem gesamten medizinischen Team, das nie den Glauben an mich verloren hat." Muamba war am 17. März beim Viertelfinalspiel des FA-Cups gegen Tottenham Hotspur (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/tottenham-hotspur/) auf dem Spielfeld zusammengebrochen, nachdem sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Erst nach über einer Stunde hatten es die Ärzte im Krankenhaus geschafft, ihn wiederzubeleben. Bereits einen Monat später wurde der gebürtige Kongolese aus dem Krankenhaus entlassen. Seinen schnellen Genesungsverlauf bezeichneten mehrere Mediziner als Wunder. "Wir müssen der medizinischen Empfehlung folgen" Phil Gartside, Präsident der Wanderers, zeigte sich nach der Kunde des Rücktritts tief betroffen: "Wir sind alle sehr enttäuscht, dass Fabrice seine aktiven Laufbahn nicht fortsetzten kann. Aber wir müssen der medizinischen Empfehlung folgen." Am Wichtigsten sei, "dass er am Leben ist". Nachdem Muamba bereits wieder als Fan ins Stadion zurückgekehrt und dabei enthusiastisch gefeiert worden war, hatten Meldungen über Freizeitskicks Hoffnungen auf ein Comeback gemacht. Muamba sprach bereits im Krankenbett über seinen Traum, irgendwann wieder auf dem Platz stehen zu wollen. Dieser zerschlug sich nach der Untersuchung bei einem belgischen Spezialisten. | WELT | Mitte März brach Fabrice Muamba auf dem Spielfeld zusammen. Erst nach einer Stunde konnte er wiederbelebt werden. Trotz schneller Genesung kann er nicht weiter professionell Fußball spielen. | Sport | Fußball | 2012-08-15T16:23:08Z | 2015-10-05T06:04:46Z | Nach Herzstillstand – Muamba beendet Karriere | https://www.welt.de//sport/fussball/internationale-ligen/article108636875/Nach-Herzstillstand-Muamba-beendet-Karriere.html |
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Amazon Kindle Oasis: Versuch über das perfekte Buch | Wie stellen wir uns das perfekte Buch vor, unabhängig von seinem Inhalt? Wie kann es in zunehmend digitalen Zeiten überleben, als Objekt der Begierde künftiger Liebhaber? Es wird hochwertig sein, meinen die meisten, die darüber nachdenken, vielleicht sogar opulent, gebunden, mit kolorierten Illustrationen, Fadenheftung, Lesebändchen. Es setzt sich dadurch ab von den billigen Taschenbüchern, die mit jedem Urlaubstag mehr angespültem Strandgut ähneln, vollgesogen mit Wasser und Schweiß, durchsetzt von kleinen Sandkörnchen, und die am Ende zurückbleiben, als zerlesenes Exemplar im Café auf der kleinen griechischen Insel, in einer Schrumpfform der Bibliothek von Babel, wo deutsche, französische, italienische, schwedische Ausgaben ihre letzte Ruhestatt finden, Aussteiger aus der Verwertungskette, in die ihre Leser per Charterflug zurückkehren. Wie der Monolith aus „2001“ Oder aber es wird im Gegenteil das Digitale buchstäblich umarmen. Eine erlesene Hülle, in der sich Borges’ Bibliothek von Babel manifestiert, jene unendliche Ansammlung sechseckiger Räume, Sinnbild des lesbaren Universums. Darin stehen in Borges’ gleichnamiger Geschichte sämtliche Bücher, die man überhaupt schreiben kann, jede mögliche Kombination von Buchstaben, die alles darstellen, inmitten von unvorstellbaren Massen an Kauderwelsch auch das „Tibetische Totenbuch“ oder Shakespeares Werke. Natürlich ist es nicht aus Plastik, sondern besteht aus Materialien, die seinen Anspruch auf ewige Geltung unterstreichen. Es ist ein perfekter Gegenstand, wie der Monolith aus „Odyssee im Weltraum“ (verlinkt auf 2001:%20A%20Space%20Odyssey,%20black%20monolith%20-%20YouTube%20https://www.youtube.com/watch?v=cHWs3c3YNs4) , dessen Ankunft die Menschen zur Sprache begabte. Ein nahtlos gefräster und zum Handschmeichler geschliffener Block aus Aluminium, in dessen sanfter Mulde hinter einer transparenten Scheibe Kügelchen aus Titanoxyd schwimmen, ein Mikrometer im Durchmesser. Im Spannungsfeld zweier Elektroden-Arrays vollführen sie eine Art Wasserballett, je eine Seite nach vorn drehend, eine schwarze oder eine weiße, sodass Buchstaben entstehen, Wörter, Sätze, Romane, die gesamte Weltliteratur. Nach der Industrienorm IPX8 ist es wasserdicht, sodass „Der alte Mann und das Meer“ problemlos in der Dünung von Key West gelesen werden kann oder die fünfbändige Trilogie von „Per Anhalter durch die Galaxis“ in der Badewanne. Die Erbfeinde Wasser und Papier feiern Versöhnung, als Buch gewordene GoPro, eine Actionkamera für imaginäre Abenteuer. Sogar Greta Thunberg könnte es unbesorgt mitführen auf ihrem geplanten Segeltörn über den Atlantik (verlinkt auf /politik/ausland/article197638945/Greta-Thunberg-segelt-nach-Amerika-Filmemacher-an-Bord.html) , um sich per Satellitentelefon einen WLAN-Hotspot einzurichten, alte Studien des Club of Rome herunterzuladen und, während die Gischt spritzt, genüsslich an Deck zu verschlingen. Nach nur einem Jahr Gebrauch hat sich seine Klimabilanz gegenüber Zeitungen und Büchern neutralisiert. Verglichen mit dem Download eines E-Books verbraucht der Druck eines Paperbacks die 78-fache Menge Wasser. (verlinkt auf https://gato-docs.its.txstate.edu/jcr:4646e321-9a29-41e5-880d-4c5ffe69e03e/thoughts_ereaders.pdf) Das Jahresabo einer gedruckten Zeitung schlägt mit dem 67-fachen Wasserverbrauch und der 140-fachen Menge an CO 2 zu Buche. Für die Herstellung des idealen Lesegeräts sind 290 Kilo CO 2 vonnöten, für den Betrieb seines Lithium-Ionen-Akkus etwa 35 Kilo im Jahr. Binnen zwölf Monaten hat man die negative Bilanz aufgeholt, danach spart man CO 2 in einer Größenordnung von jährlich 170 Kilo. Seit dieser Woche gibt es ein Gerät zu kaufen, das dem Ideal dieser perfekten Lektüre einen entscheidenden Schritt näher gekommen ist, den Amazon Kindle Oasis. In seiner nunmehr dritten Generation emuliert er das vertraute Leseerlebnis auf Papier besser denn je, ohne dass die technische Utopie, die er verkörpert, geschmälert würde, im Gegenteil. Ab sofort lässt sich auf dem Display nicht nur die Helligkeit einstellen, sondern auch die sogenannte Farbtemperatur. Wo bislang ein kaltes Blau geherrscht hatte, sorgen die zwölf verborgenen LEDs nun für sanfte Verläufe von Gelb bis Bernstein. Er harmoniert mit dem Umgebungslicht auf unaufdringliche Weise. Die Technik hat sich zur Unsichtbarkeit perfektioniert. Ein quasi veganer Reader Vielleicht ist es kein Zufall, dass ein solcher Triumph der elektronischen Lesegeräte mit dem Siegeszug der veganen Fleischersatzprodukte zusammenfällt. Lange belächelt, wird Erzeugnissen wie dem „Beyond Meat Burger“ derzeit große Aufmerksamkeit zuteil. Die kulinarische Emanzipation von der Tierqual vollzieht sich parallel zur bibliophilen Emanzipation vom Bäumefällen. Der Fortschritt durch die Farbtemperatur des Kindle entspricht dem Geschmacksfortschritt des „Beyond Meat Burgers“. Nur ein Feature fehlt noch, um die Simulation perfekt zu machen: eine Einstellung für den Geruch. Aber auch daran arbeitet Amazon womöglich schon. In der nächsten Generation des Kindle Oasis werden dann vielleicht „neuer Bildband“ oder „Achtzigerjahre-Flohmarktfund“ auszuwählen sein und mittels einer kleinen Düse die Lektüre olfaktorisch begleiten. | Jan Küveler | Dank dem neuen Killer-Feature, der einstellbaren Farbtemperatur, muss der neue Amazon Kindle Oasis als idealer Fleischersatz für Bibliophile gelten. Die Simulation von Papier ist perfekt. | Kultur | 2019-08-07T14:15:32Z | 2019-10-10T15:22:45Z | Versuch über das perfekte Buch | https://www.welt.de//kultur/article198144795/Amazon-Kindle-Oasis-Versuch-ueber-das-perfekte-Buch.html |
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2. Juni 1967: Der Tag, als Kurras Benno Ohnesorg erschoss | . | Sven-Felix Kellerhoff | Heute vor 42 Jahren fiel der Schuss, der Benno Ohnesorg tötete. Die Kugel stammte aus der Waffe des Westberliner Kriminalpolizisten Karl-Heinz Kurras. Seit bekannt wurde, dass Kurras ein Topspion der Stasi war, wird wieder heftig debattiert über diesen Tag. Doch was geschah genau am 2. Juni 1967? Eine Rekonstruktion. | Politik | 2009-06-02T09:25:27Z | 2015-09-01T11:16:44Z | Der Tag, als Kurras Benno Ohnesorg erschoss | https://www.welt.de//politik/article3844598/Der-Tag-als-Kurras-Benno-Ohnesorg-erschoss.html |
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Füchse Berlin - TBV Lemgo Lippe: Die Highlights im Video - Handball-Bundesliga | Das ist eine deutliche Angelegenheit: Die Füchse Berlin dominieren den TBV Lemgo Lippe und holen einen ungefährdeten Heimsieg. Damit liegen die Füchse Berlin nun zwei Punkte hinter Tabellenführer Melsungen. Die Highlights im Video. | WELT | Das ist eine deutliche Angelegenheit: Die Füchse Berlin dominieren den TBV Lemgo Lippe und holen einen ungefährdeten Heimsieg. Damit liegen die Füchse Berlin nun zwei Punkte hinter Tabellenführer Melsungen. Die Highlights im Video. | Handball | 2024-12-13T08:55:19Z | 2024-12-13T08:55:20Z | Berlin lässt Lemgo keine Chance – Füchse klettern auf Platz 2 | https://www.welt.de//sport/handball/video254859886/Fuechse-Berlin-TBV-Lemgo-Lippe-Die-Highlights-im-Video-Handball-Bundesliga.html |
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Tätowierungen: „Hanky Panky“ – Der Tattookünstler der Superstars | Er hat goldene Schneidezähne, den Umfang eines Bären und ein Lachen, das durch das ganze Haus hallt. Henk Schiffmacher alias Hanky Panky ist gut gelaunt. Der 60-Jährige schreibt an neuen Büchern und sein Amsterdam Tattoo Museum (verlinkt auf http://tattoomuseum.wordpress.com/) ist gerade ein Jahr alt geworden. Im obersten Stock dröhnt die Musik. Die Tätowiermaschinen surren. Eine Dame im Leopardenoutfit wartet auf ihren Termin beim Meister. „Sie wird dir gefallen“, ruft ihm seine Assistentin zu. Schiffmacher grinst. Aber erst hat er noch Zeit für ein Gespräch über seine wilden Zeiten. Welt am Sonntag: Kürzlich hat sich Lady Gaga bei Ihnen einen Anker abgeholt. Das Werk gab es gratis, großzügig von Ihnen! Henk Schiffmacher: Lady Gaga wollte wissen, was sie mir schuldet. Ich dachte nach: Was soll ich verlangen? 100 Euro, so wie von allen oder 200 Euro, weil sie Lady Gaga ist? Bullshit. Ich sagte, sie müsse nichts bezahlen und bat sie stattdessen, über mein Museum und ihr Tattoo zu twittern. Die Frau hat bei Twitter über 30 Millionen Followers und bei Facebook fast 54 Millionen Fans. Innerhalb einer Stunde gab es über 182.000 „Likes“. Ich denke, kein Star der Geschichte hatte je eine kleine Zeichnung, die so schnell von der ganzen Welt gesehen wurde. Das war genug Lohn für mich. Welt am Sonntag: Hätten Sie von der Sängerin nicht ein größeres, ausgefalleneres Motiv erwartet? Schiffmacher: Nein, ich war froh. Sie bewegte sich ein bisschen zu viel, das machte die Sache schwierig. Aber da Lady Gaga klein ist, konnte ich sie auf den Tisch drücken und tätowieren. In ein paar Minuten war ich fertig. Es war wie deutscher Sex: sehr schnell. Aber natürlich würde ich ihr gerne ein großes Tattoo stechen, das mit dem Publikum kommuniziert – wie etwa die Motive, die ich den Red Hot Chili Peppers verpasst habe. Aber ich freue mich, mit fast 61 Jahren auf Lady Gaga eine kleine Spur hinterlassen zu haben. Welt am Sonntag: Sind Sie seitdem auf Monate hin ausgebucht? Schiffmacher: Oh, ich habe keine Absprachen. Ich möchte frei sein in dem, was ich tue. Vermutlich sollte ich einen schönen Terminkalender haben und eine Menge Kohle verdienen. Aber Nina Hagen sagte einmal: Geld ist ja nicht wichtig, solange es da ist. Und so lebe und denke ich auch. Ich habe nie zu viel Geld, denn Geld bedeutet auch Sorgen, nicht allein Freiheit. Welt am Sonntag: Wo Sie gerade über Nina Hagen sprechen: Trägt sie auch ein Tattoo made by Hanky Panky? Schiffmacher: Ja, ich habe sie vor Ewigkeiten tätowiert. Ich glaube es war 1983. Damals war Nina mit dem niederländischen Musiker Ferdinand Karmelk zusammen (Vater von Hagens Tochter Cosma Shiva, Anm. der Red.), dem Gitarristen von Herman Brood. Also habe ich „Ferdinand“ auf ihren Körper geschrieben. Wenn ich noch jemanden aus Deutschland tätowieren müsste, wäre es Angela Merkel. Welt am Sonntag: Und welches Motiv würden Sie für die Bundeskanzlerin wählen? Schiffmacher: Hm. Vielleicht etwas Griechisches? Oder besser: eine Bulldogge, nein, einen Schäferhund. Welt am Sonntag: Leider würde die Öffentlichkeit das wahrscheinlich niemals sehen. Schiffmacher: Echt schade. Ich habe so viele Menschen tätowiert, deren Tattoos noch nie jemand gesehen hat. Welt am Sonntag: Da kann man von Glück sprechen, dass die Red Hot Chili Peppers sich oft nur mit einer Socke bekleidet ablichten ließen. Schiffmacher: Zur Hölle, ja! Die Jungs lieben es, ihren Hintern zu zeigen und traten meist fast splitternackt auf. Dann reist dein Tattoo um die Welt. Die Tattoos von Anthony Kiedis sind wohl die bekanntesten in der Celebrity-Welt. Welt am Sonntag: Und sie verhalfen auch Ihnen zum Durchbruch. Schiffmacher: Genau. Damals kamen all diese jungen Bands in meinen Shop. Die Fishbones, Biohazard und, und, und. Sie trugen lange Haare, Lederjacken und kamen meist aus Kalifornien. Sie ließen sich tätowieren und oft bekamen wir Tickets für die Show am Abend. Meist hatte ich keine fucking Idee, wer die Leute waren. Dann kam ein Anruf, ob ich die Chili Peppers tätowieren möchte. Sie waren gerade mal 18 oder 19 und Anthony war ein kleiner, liebenswerter Junge. Die Band hatte kein Geld und so schliefen alle in meinem Haus auf Feldbetten. Sie blieben ein paar Tage und ließen sich tätowieren. Bei ihrem nächsten Besuch stachen wir Anthony ein noch größeres Motiv, wir wurden Freunde und sind noch immer in Kontakt. Die Jungs empfahlen mich weiter, und als ich das Cover für ihr Album „Blood Sugar Sex Magik“ entwarf, strömten noch mehr Rock-Musiker ins Studio. Welt am Sonntag: Darunter war auch Kurt Cobain, nicht wahr? Schiffmacher: Nirvana war zumindest bei mir im Studio und ich zog mit der Band und den Jungs von Pearl Jam durch Amsterdam. Irgendwann später fragte ich einmal seinen Bandkollegen David Grohl, ob er wisse, wer Kurts Tattoo eigentlich gestochen habe. Ja, sagte er, das warst du. Doch ich kann mich nicht erinnern. Damals war er noch nicht der Kurt Cobain. Später habe ich ihn noch einmal selbst gefragt, aber Kurt konnte sich auch nicht erinnern. Es ist also durchaus möglich, dass ich ihn nicht tätowiert habe. Welt am Sonntag: Promis haben dem Tattoo erst aus der Schmuddelecke geholfen. Und dann sind sie zur Massenware in allen Gesellschaftsschichten geworden: Arschgeweihe, Sternchen, Tribals. Sagen Tätowierungen überhaupt noch etwas über ihre Träger aus? Schiffmacher: Sicher. Du siehst ein Tattoo, und es sagt dir etwas über die Person und wie sie denkt. Leute, die ein verdammtes Durcheinander auf ihrem Arm tragen, sind auch im Kopf durcheinander. Und übrigens, es ist nichts verkehrt an einem Arschgeweih. Die Stelle ist gut: Eine glatte Fläche, die nicht so sehr der Schwerkraft ausgesetzt ist. Denn im Alter wird dein Körper nach unten gezogen. Das einzige, was nach oben geht, ist das Zahnfleisch. Arschgeweihe sind eben ein bisschen aus der Mode. Aber das ist genau das Problem: Ein Tattoo sollte nicht trendy sein. Fashion ist, was du kaufst, zwei Wochen anziehst und dann wegwirfst. Jeder sollte zweimal nachdenken, bevor er sich Tinte unter die Haut spritzen lässt. Aber so ist die Welt eben nicht. Wenn Rihanna sich für „East, west, home’s best“ entscheidet, will jeder einen Spruch aus dem Poesie-Album. Das muss jeder selbst wissen. Ich mache, was die Kunden wollen – solange es kein Nazi- oder Kommunistenscheiß ist. Welt am Sonntag: Sie sagen, viele Leute versuchen mit einem Tattoo über einen Verlust hinwegzukommen. Schiffmacher: Das ist einer der Gründe, warum Menschen zu mir kommen. Bei Naturvölkern ist das ganz normal. Und auch in unserer Gesellschaft wurden früher kleine Bilder gemalt oder Dinge aus den Haaren der Toten gefertigt und an die Wand gehängt. Die Wand entspricht unserer Haut, unser Körper einem Tempel, und der muss dekoriert werden – so wie eine katholische Kirche. Welt am Sonntag: Besitzen Sie viel therapeutisches Talent? Schiffmacher: Seit „Miami Ink“ im TV lief, denken die Leute, sie müssten alle ihre Probleme bei uns abladen. Aber ich bin kein Psychologe. Dennoch hat ein Tattoo-Artist eine Position, die nicht missbraucht werden sollte. Wir fügen den Leuten Schmerzen zu, das gibt einem Macht. Ich hätte ohne Probleme mit all den jungen Mädchen, die ihr erstes Tattoo von mir bekamen, Sex haben können. Ich tat es nur mit der Hälfte. Aber jetzt bin ich fast 61... Welt am Sonntag: Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll, das war einmal. Was treibt Sie heute um? Schiffmacher: Kunst, reisen, schreiben. Das Museum ist mein Altersvermächtnis. Irgendwann werde ich selbst ein Ausstellungsstück sein. Man muss tun, was man predigt. Du kannst kein Tätowierer sein und selbst kein Tattoo tragen. Das ist wie ein vegetarischer Metzger. Und wenn ich tätowierte Haut sammle, sollte ich selbst auch ein Beispiel geben. Wenn ich sterbe, werde ich dem Museum darum Teile meines Körpers hinterlassen. Kurz nach dem Gespräch mit Henk Schiffmacher kam es zum Eklat mit der Geldgeberin des Amsterdam Tattoo Museums. Seither dürfen Schiffmacher und seine Mitarbeiter das Gebäude nicht mehr betreten, die Sammlung ist beschlagnahmt. Mit weltweiten Aktionen und der Unterstützung der Tattoo-Szene versucht sein Team nun genügend Gelder zu sammeln, um der Sammlung eine neue Unterkunft zu geben. | Ruth Wenger | Henk Schiffmacher aus Amsterdam tätowiert sie alle. Robbie Williams, Lady Gaga, die Red Hot Chili Peppers. Ein Gespräch über nackte Musiker und das passende Motiv für Angela Merkel. | Vermischtes | 2013-01-20T12:01:36Z | 2013-01-21T14:29:33Z | „Hanky Panky“ – Der Tattookünstler der Superstars | https://www.welt.de//vermischtes/article112870042/Hanky-Panky-Der-Tattookuenstler-der-Superstars.html |
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Der Finanzminister hält „diese Krisenpolitik“ nicht für dauerhaft finanzierbar | Für breite Schichten der Bevölkerung wird das Leben im kommenden Jahr teurer. Zwar senkt die Bundesregierung die Einkommensteuerbelastung im Volumen von rund 15 Milliarden Euro. Höhere Sozialabgaben, steigende CO₂-Preise und anstehende Mehrwertsteuererhöhungen fressen aber gerade in den unteren und mittleren Einkommensgruppen diese Entlastungen oft auf, wie Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für WELT AM SONNTAG zeigen. Unter dem Strich bleibe gerade Gering- und Durchschnittsverdienern weniger Geld, sagte Martin Beznoska, IW-Experte für Steuer- und Verteilungsfragen. Anders als von der Bundesregierung versprochen, werden die Bürger vor allem durch steigende Energiepreise zusätzlich belastet. „Heizen, Kochen und Tanken werden teurer“, sagte Beznoska. Der Grund: Mit seinem wegweisenden Urteil zum Haushalt vom November erklärte das Bundesverfassungsgericht Sondertöpfe wie den Klima- und Wirtschaftsstabilisierungsfonds für verfassungswidrig. Der Bund muss nun sparen und kann weniger entlasten, was die Bürger zu spüren bekommen (verlinkt auf https://www.welt.de/kultur/stuetzen-der-gesellschaft/plus249211512/Agrardiesel-CO-Abgabe-Plastiksteuer-Das-Ende-des-Lebensstandards-der-BRD.html) . Gleichzeitig schlagen auch die höheren Sozialausgaben auf den Gehaltszetteln durch. Finanziell besser durchs Jahr dürften nach den IW-Berechnungen lediglich Bezieher höherer Gehälter kommen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) allerdings verteidigt die Politik der Bundesregierung nach dem Karlsruher Grundsatzurteil: „Nur wegen der Krisen wurden Sätze der Mehrwertsteuer zeitweilig reduziert, bereits seit Jahren geplante CO₂-Preise wurden verschoben, und mit dem Geld der Steuerzahler wurden Strompreise und Netzentgelte temporär subventioniert“, sagte Lindner als Reaktion auf die Berechnungen. „An diese Form der Krisenpolitik darf man sich nicht gewöhnen, weil sie nicht nachhaltig finanzierbar ist. Wir müssen den Exit schaffen.“ Lindner wies darauf hin, dass der Staat nicht dauerhaft gegen einen allgemeinen volkswirtschaftlichen Verlust an Wohlstand wegen gestiegener Preise ankämpfen könne. „Die Lösung liegt vielmehr in einer Politik für einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung“, argumentierte der FDP-Chef. Offenbar sieht das nicht jeder in der Koalition so: Die Klimawende dürfe nicht auf dem Rücken der Erwerbstätigen ausgetragen werden, schon gar nicht derjenigen mit geringen oder mittleren Einkommen, sagte SPD-Chefin Saskia Esken. Doch mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts sei die Finanzierung dieser Aufgaben aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) eingeschränkt worden. „Der CO₂-Preis erscheint nun als einzige Einnahmequelle“, sagte Esken weiter. „Damit daraus ein sozial gerechtes Instrument wird, muss der Staat die Einnahmen des CO₂-Preises (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/plus249225680/Stephan-Weil-Insgesamt-ist-das-Ergebnis-eben-noch-nicht-ueberzeugend.html) als soziales Klimageld pro Kopf an die Bürgerinnen und Bürger zurückzahlen.“ Der Bundesfinanzminister habe zugesagt, zügig einen Auszahlungsmechanismus für das Klimageld vorzulegen. Damit diese Auszahlung einen relevanten Betrag umfasst und so eine echte Entlastung vor allem für Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen ermögliche, schlägt Esken unter anderem erneut die Reform der Schuldenbremse vor. Politisch hat dieser Vorschlag wohl keine Chance, weil die FDP in der Ampel-Koalition derartige Pläne ablehnt. Auch im Bundestag fände sich wohl keine Mehrheit für die nötige Verfassungsänderung. Ampel-Koalition macht laut CDU die Deutschen ärmer Gleichzeitig sprach sich Esken für Steuersenkungen aus, um die „arbeitende Mitte zu entlasten“. Im Gegenzug fordert die SPD-Vorsitzende allerdings Steuererhöhungen auf hohe Einkommen und sehr große Vermögen. Auch das ist mit der FDP nicht zu machen. Kritik an der Koalition kommt von der CDU: „Die Ampel macht die Deutschen ärmer“, sagte Fraktionsvize Jens Spahn (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/plus248536778/Jens-Spahn-die-Investoren-und-die-Bank-am-Attersee.html) . „In Zeiten der Rekordinflation steigen Steuern und Abgaben zum Jahresanfang um über 20 Milliarden Euro und machen das Leben für alle noch mal teurer.“ Mit diesen Steuererhöhungen stopfe die Ampel ihr selbst geschaffenes Haushaltsloch, das mache es besonders unfair. „Tanken, Heizen, Nahrungsmittel und Krankenversicherung, Dinge, auf die gerade auch Menschen mit geringerem Einkommen sicher nicht verzichten können, werden teurer“, kritisierte er. „Das ist die unsozialste Politik überhaupt.“ | Hannah Bethke, Jan Dams, Karsten Seibel | Hohe Energiepreise und wegfallende Entlastungen bei der Mehrwertsteuer werden 2024 nach Prognosen niedrige und mittlere Einkommen belasten. Die SPD fordert daher Steuerentlastungen. Doch die sind mit der FDP nicht zu machen. Stattdessen brauche es einen „Exit“. | Wirtschaft | 2023-12-30T00:08:57Z | 2023-12-30T00:08:57Z | Lindner hält „diese Krisenpolitik“ nicht für dauerhaft finanzierbar | https://www.welt.de//wirtschaft/article249283502/Der-Finanzminister-haelt-diese-Krisenpolitik-nicht-fuer-dauerhaft-finanzierbar.html |
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Getötete Kurdin: „Ehrenmordprozess“ – Verteidigung sieht nur Affekt | Im Prozess um den gewaltsamen Tod einer jungen Kurdin haben die Verteidiger des Beschuldigten von fahrlässiger Tötung gesprochen. Die beiden Verteidiger des angeklagten 30 Jahre alten Ehemanns des Opfers wiesen am Dienstag vor dem Osnabrücker Landgericht den Vorwurf der Anklage zurück, der Mann habe seine Frau aus verletzter Ehre umgebracht. Wenn ihr Mandant überhaupt für den Tod verantwortlich gemacht werden könne, sei es eine fahrlässige Tötung gewesen, argumentierten sie. Die junge Frau war im Mai 2012 tot mit Würgemalen am Hals in der Wohnung ihres Bruders gefunden worden. Vorher hatte sie Besuch von ihrem Mann, der sich illegal in Deutschland aufhielt. Die Frau wollte sich trennen und den gemeinsamen kleinen Sohn bei sich behalten. Staatsanwaltschaft: Ehre der Familie verletzt Laut Staatsanwaltschaft hatten sowohl der Ehemann als auch der Vater der jungen Frau einen Mordplan ausgeheckt. Beide hätten die Ehre ihrer konservativen patriarchalischen Familie verletzt gesehen. Die Verteidigung wies diese Argumentation zurück: „Es gibt nichts Konkretes, wir haben nur Vermutungen.“ Vieles spreche dafür, dass ihr Mandant seine Frau im Affekt gewürgt und nicht bemerkt habe, dass er sie getötet habe. Er sei nach Deutschland gekommen, um seine Ehe zu retten. Es sei zudem nicht völlig auszuschließen, dass nach dem Treffen zwischen den Eheleuten ein weiteres Familienmitglied im Zimmer der Frau war. Zeuginnen hatten vor Gericht berichtet, dass sie sich eher von ihrer Familie als von ihrem Ehemann bedroht gefühlt habe. | WELT | Dem Ehemann der im Mai 2012 in Osnabrück getöteten Kurdin wird vorgeworfen, die damals 22-Jährige aus verletzter Ehre umgebracht zu haben. Die Verteidigung weist den Vorwurf der Anklage zurück. | Regionales | Hamburg | 2013-06-11T12:43:02Z | 2017-08-25T08:44:37Z | „Ehrenmordprozess“ – Verteidigung sieht nur Affekt | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article117026006/Ehrenmordprozess-Verteidigung-sieht-nur-Affekt.html |
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Proteste gegen Präsidentschaftskandidaten Bolsonaro | São Paulo (dpa) - Gut eine Woche vor der Präsidentenwahl in Brasilien haben Zehntausende Menschen gegen den rechtsextremen Kandidaten Jair Bolsonaro demonstriert. Allein in der Wirtschaftsmetropole São Paulo versammelten sich nach Angaben der Organisation «Landarbeiter ohne Boden» (MST) am Samstag rund 200.000 Menschen. Unter dem Titel «Ele não» (auf Deutsch: «Der nicht») hatten vor allem Frauenverbände zu Protesten gegen den Ex-Militär Bolsonaro aufgerufen. Auch in den sozialen Netzwerken machten die Verbände gegen die als rassistisch und frauenverachtend eingestuften Aussagen des 63-Jährigen mobil. Sie dürfe zwar noch nicht wählen, protestiere aber trotzdem, sagte die 16-jährige Ana Clara Pontes der Deutschen Presse-Agentur in Río de Janeiro. Es gehe ums Prinzip. «Eine so rassistische und engstirnige Person darf nicht an die Macht kommen.» Auch in der Küstenstadt hatten sich Tausende Menschen im Viertel Cinelandia versammelt. Bolsonaro ist dafür bekannt, dass er gegen Homosexuelle und Schwarze hetzt und die Militärdiktatur (1964-1985) verherrlicht. Immer wieder schockiert er mit verbalen Entgleisungen. Einer Politikerin bescheinigte er einmal, sie habe es nicht verdient, vergewaltigt zu werden, «weil sie sehr hässlich ist». Ein anderes Mal sagte er, die Anhänger der linken Arbeiterpartei des Ex-Präsidenten Inácio Lula da Silva sollten erschossen werden. In der Hauptstadt Brasilia mischten sich die Proteste mit einer Kundgebung des Präsidentschaftskandidaten der Arbeiterpartei (PT), Fernando Haddad. Er trat an die Stelle Lulas, der wegen Korruption zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden war und deshalb nicht kandidieren darf. Bolsonaro solle sich besser schon mal an seinen Namen gewöhnen, sagte Haddad in seiner Rede. Auch Bolsonaro-Unterstützer zeigten Präsenz auf der Straße. Unter dem Hashtag #TodosComBolsonaro («Alle für Bolsonaro») riefen sie zu Märschen für den Politiker auf. An der Strandpromenade der Copacabana schwenkten sie brasilianische Flaggen. Der Anfang September bei einem Messerangriff verletzte Bolsonaro konnte währenddessen am Samstag das Krankenhaus verlassen. «Endlich zu Hause», schrieb der Politiker auf Twitter (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/twitter/) . Der 63-Jährige war während einer Wahlkampfveranstaltung in Südbrasilien auf offener Straße angegriffen worden. Nach seiner Entlassung war zunächst noch unklar, ob der 63-Jährige in der letzten Woche vor der Präsidentenwahl am 7. Oktober öffentliche Auftritte wahrnehmen wird. Auf Twitter verbreitete er Videos von Demonstrationen seiner Anhänger. In den Umfragen liegt Haddad, ein früherer Bürgermeister der Millionenstadt São Paulo, bislang weit hinter dem rechtsextremen Kandidaten Bolsonaro. Der «Trump Brasiliens» mischt zwar schon lange im Politikbetrieb mit, präsentiert sich neuerdings aber als Anti-System-Kandidat. Erreicht keiner der Kandidaten in der ersten Wahlrunde die absolute Mehrheit, gibt es am 28. Oktober eine Stichwahl. Beobachter gehen davon aus, dass Bolsonaro aus dieser nicht erfolgreich hervorgehen wird - egal, gegen wen er antritt. Tweet Bolsonaro (verlinkt auf https://twitter.com/jairbolsonaro/status/1046153829824311302) Bericht Demonstration in "O Globo" (verlinkt auf https://oglobo.globo.com/brasil/manifestacoes-contra-a-favor-de-jair-bolsonaro-pelo-pais-23113298) | WELT | «Ele não» - alle, nur nicht Jair Bolsonaro - eine Woche vor der Präsidentenwahl in Brasilien demonstrieren Zehntausende gegen den Ex-Militär. In Umfragen liegt er trotzdem vorne. Bolsonaro kann derweil das Krankenhaus verlassen. | Newsticker | DPA | 2018-09-30T09:00:45Z | 2018-09-30T14:28:46Z | Proteste gegen Präsidentschaftskandidaten Bolsonaro | https://www.welt.de//newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article181715270/Proteste-gegen-Praesidentschaftskandidaten-Bolsonaro.html |
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Deutscher Pavillon Venedig: Soviel Pathos gab es hier seit Anne Imhof nicht mehr | Er hat es auch nicht leicht, der Deutsche Pavillon bei der Kunstbiennale von Venedig. Hans Haacke riss 1993 den Marmorfußboden auf, bei der letzten Biennale 2022 sollte der Nazi-Bau von Maria Eichhorn in Gänze abgetragen und dann per Schiff fortgebracht werden. (verlinkt auf /kultur/article238260195/Die-besten-Pavillon-der-Biennale-in-Venedig-2022-und-warum-der-deutsche-Pavillon-leer-bleibt.html) Es blieb bei einer Freilegung der Fundamente. In diesem Jahr sieht der Deutsche Pavillon nun so aus, als habe sich ein riesengroßer Maulwurf unter den Giardini hindurchgewühlt und sei dann vor dem Padiglione Germania herausgekrochen. Loses Erdreich bildet einen unsauberen Kegel auf den Stufen zum Portal. Normalerweise ist hier der Eingang, doch der Theaterregisseur Ersan Mondtag und die israelische Künstlerin Yael Bartana haben ihn an die Seite des Baus verlegt. Beide vertreten Deutschland bei der Biennale, beide leben in Berlin. Eingeladen wurden sie von der Kuratorin Çağla Ilk. Weitere von Ilk ausgewählte Künstler bespielen eine unbewohnte Insel in der Lagune mit Soundinstallationen, aber was bei der Venedig-Biennale vor allem zählt, ist dieses Haus in seiner räumlichen Begrenzung, seiner Wucht, seinen Abgründen und Möglichkeiten. Seit Anne Imhof 2017 hat niemand mehr so viel Pathos aufgeboten (verlinkt auf /kultur/kunst-und-architektur/article159096619/Anne-Imhof-bespielt-den-Deutschen-Pavillon.html) wie Mondtag und Bartana, und damals gewann „Faust“ den Goldenen Löwen. Chancen hat der deutsche Beitrag auch diesmal. Das Betreten gleicht einer Reise zurück in der Zeit – in die Siebzigerjahre, als Kohlestaub den Kratzputz an deutschen Hausfassaden mit einem schlammfarbenen Schleier überzog. Staub wabert auch durch den Pavillon, man spürt ihn auf den Zähnen, er knirscht auf dem alten Fischgrätparkett, das aus einem DDR-Kulturclub in Brandenburg stammt. Ersan Mondtag hat aus dem Innen ein Außen gemacht und ein Gebäude innerhalb des Pavillons errichtet. Mitten im Hauptsaal steht ein zweistöckiges Häuschen. Der Eingang wird wohl zur am schwersten überwindenden Schwelle der ganzen Venedig-Biennale werden, einfach, weil so wenige Betrachter gleichzeitig in diese Räume hineinpassen. Das „Monument eines unbekannten Menschen“ hat mit Ersan Mondtags Herkunft zu tun. Sein Großvater kam 1968 aus Anatolien nach Deutschland und fand einen Job bei der West-Berliner Firma Eternit. In einem bescheidenen Interieur, das mit Staub überzogen ist, finden wir Urkunden und Objekte aus dem Nachlass des Hasan Aygün, der noch vor seiner Pensionierung an Krebs starb – Eternit stellte Asbest her. Wir durchwandern eine Küche, ein bescheidenes Wohnzimmer, ein Schlafzimmer mit Atatürk-Porträt – es ist ein staubiges Geisterhaus und ein Denkmal für die Einwanderungsgesellschaft, die lange keine sein durfte. Der Aushub vor dem Pavillon, soviel wird nun klar, soll anatolische Erde darstellen: Heimaterde. Aber der Staub überall weckt andere Assoziationen. Jahrzehntelang arbeitete Hasan Aygün als Maschinenführer bei Eternit und war Asbest ausgesetzt. Die eigene Gesundheit wurde geopfert, um für die eigene Familie ein Leben aufzubauen. Aygüns Enkel ist nun unter einem Künstlernamen ein Star im deutschen Kulturbetrieb. Das berührt, und ist ganz und gar nicht kitschig. Die seit 15 Jahren in Deutschland lebende Yael Bartana beschäftigt sich mit ihren Videoarbeiten und Installationen derweil mit der fernen Zukunft der Migration: Die Menschheit muss die Erde nach einer ökologischen Katastrophe verlassen und begibt sich auf Raumschiffe. Generationenschiffe sind es, die ganze Völker in eine neue Welt transportieren. Inspiriert von jüdischen mystischen Lehren der Kabbala lässt sie das Raumschiff „zu einem Medium der Erlösung werden“, wie es im Begleittext heißt. An Bord der Schiffe gehen die Überlebenden in künstlich angelegten Wäldern seltsamen Ritualen nach. Es ist eine galaktische Vision, die da entworfen wird. Doch wie jedes Kunstwerk steckt auch „Light to the Nations“ knietief in seiner eigenen materiellen Realität. Das Weltenretter-Raumschiff sieht leider aus, als sei es an einem Windows-PC um 2012 herum gerendert worden. Sein Gleiten durchs All wirkt wie die Szenen, die man in „Star Trek“ zwischen Sequenzen mit echter Handlung schneidet. Es ist eher das Konzept als solches, das für Gesprächsstoff sorgt – man kann den Beitrag gut nacherzählen, der Ansatz ist auch politisch latent brisant, nur die Arbeit selbst eben nicht. Bei Ersan Mondtag ist es eher umgekehrt: Seine Idee mit dem Szenenbild ist schnell verstanden, was dann in diesem Haus wirklich geschieht, fügt sich weit weniger leicht zu einer Erzählung zusammen. Schauspieler performen in dem Staubhaus und treiben seltsame Dinge – nackt aus einem Laken steigen und dann die Treppe hinunterlaufen zum Beispiel, oder gemeinsam Staubsuppe essen. Das sind offene Momente, die sich nicht so schnell erschöpfen. Ersan Mondtag ist zwar kein bildender Künstler, bewegt sich mit seiner Biennale-Teilnahme aber unvermeidlich im Feld eines suggestiven Hyperrealismus, das etwa auch Gregor Schneider (Goldener Löwe 2001), der Pole Robert Kusmirowski oder der Schweizer Christoph Büchel bestellen (letzterer eröffnet in Venedig dieser Tage eine Soloschau bei Fondazione Prada). In deren Inszenierungen stimmt alles bis ins Detail, und doch ist natürlich alles ganz anders. Wo Gregor Schneider die Anordnung seiner Räume ins Alptraumhafte verschiebt und Kusmirowski historische Objekte nachbaut, da verwendet Mondtag echte Requisiten. Er bewegt sich damit potenziell an der Grenze zur Kulissenschieberei, zum bloßen Set-Design. Aber der architektonische Eingriff in das Haus bringt es wirklich zum Sprechen – vom Dach der Kratzputzhütte sieht man nun endlich einmal geradeaus durch die hoch gelegenen rückwärtigen Fenster des Pavillons auf die Lagune hinaus. Innen und Außen treffen sich an der Schwelle, und das ist ja dann auch das Konzept des Pavillons – der Titel „Threshold“ bedeutet nicht anderes als Schwellenraum. Auffällig anders gerät der deutsche Beitrag damit als das, was etwa Großbritannien und Frankreich gegenüber mit ihren Schwellen anfangen. Sowohl Julien Creuzet als auch John Akomfrah haben Bildschirme an die Fassade installiert, Akomfrah auch den Eingang verlegt, doch die Inszenierungen im Inneren bleiben erstaunlich konventionell. Den Vergleich mit der Konkurrenz muss der deutsche Beitrag dieses Jahr nicht scheuen. | Boris Pofalla | An die Zusammenarbeit zwischen einer israelischen Künstlerin und einem deutschen Theatermann mit türkischen Wurzeln im Deutschen Pavillon in Venedig waren große Erwartungen geknüpft. Yael Bartanas und Ersan Mondtags Ideen überraschen – eine davon bringt sogar das Haus zum Sprechen. | Kultur | 2024-04-18T14:31:51Z | 2024-04-18T14:31:51Z | Soviel Pathos gab es hier seit Anne Imhof nicht mehr | https://www.welt.de//kultur/article251070400/Deutscher-Pavillon-Venedig-Soviel-Pathos-gab-es-hier-seit-Anne-Imhof-nicht-mehr.html |
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hy! Berlin: Ortungs-App siegt bei Berliner Gründer-Konferenz | Wo ist eigentlich mein Schlüssel? Und wohin ist schon wieder der Hund gelaufen? Das Start-up Locca kann genau diese Fragen beantworten – mit einem Gerät, das nicht größer ist als eine Streichholzschachtel und über Satelliten per Smartphone-App (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/apps/) geortet werden kann. Damit ist Locca als Sieger aus dem Wettbewerb der Start-up-Konferenz hy! Berlin (verlinkt auf /themen/hy-berlin/) hervorgegangen. In Berlin zeigte die Gründer auch die Variante „Locca-Phone“ für Eltern, damit sie exakt sehen können, wo ihr Nachwuchs sich aufhält. Per Mobilfunk können sie dann sogar mit ihren Kindern sprechen. Zum dritten Mal wird Berlin zum Zentrum für neue Ideen. Drei Tage lang treffen sich Gründer aus aller Welt in der Hauptstadt und diskutieren über Geschäftsmodelle in der digitalen Welt. Mehr als 150 Köpfe der Internet-Szene sind auf der Start-up-Konferenz hy! mit Experten aus Politik und Wirtschaft zusammengekommen. Berlin – so viel zeigte sich bereits am Sonntag – ist zu einem der Lieblingsstandorte für Start-ups geworden. Die Pioniere der Gründerszene kamen aus insgesamt 14 Ländern, viele davon aus Schweden und England. Aus mehreren Hundert Bewerbungen durften fünf Start-ups im Wettbewerb gegeneinander antreten. Am Veranstalter hyvent ist das Medienhaus Axel Springer (“Welt“, „Bild“) zu 49 Prozent beteiligt. „Berlin funktioniert“, sagt Jan Beckers, Chef des Spielevermarkters Hitfox. Der 30-Jährige hat bereits mehrere Unternehmen gegründet. Auf der hy! widersprach er der gelegentlich geäußerten Skepsis über die Nachhaltigkeit der Berliner Gründerszene. Allerdings dürfe niemand die mobile Welle verpassen. Er riet Gründern: „Ihr müsst von der ersten Minute an international denken und sehr schnell sein, denn mobile ist dreimal schneller als die bisherige Entwicklung.“ Das Versprechen einer „Nicht-Konferenz“ Die Teilnehmer der Konferenz erlebten am Sonntagabend mit einem Talkshow-Marathon und einem Start-up-Wettbewerb einen ungewöhnlichen Auftakt. Allerdings hatten die beiden hy!-Gründer Hans Raffauf und Aydogan Ali Schosswald auch eine Nicht-Konferenz versprochen. „Wir wollen eine Veranstaltung, die unserer Generation anspricht, die emotional und nicht trocken ist“, sagte der 28-jährige Raffauf. Schosswald ist noch vier Jahre jünger. Bloß kein Visitenkarten-Austausch-Kongress sollte das werden. Nach dem Showprogramm vom Sonntag wollen sich 150 Start-up-Gründer am Montag und Dienstag durch die Stadt fahren lassen und weiter vernetzen. Auch weil sich ganze Wirtschaftszweige in Windeseile digitalisieren, erleben die Gründungen in Berlin einen kräftigen Schub – häufig auf Kosten etablierter Industrien. So sagt auf der hy! Florian Meissner, der Gründer von EyeEm, der Kompaktkamera den Tod voraus. „In fünf Jahren wird diese Produktkategorie nicht mehr existieren, sie stirbt gerade aus.“ Weil die Kameras in Smartphones (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/smartphone/) immer besser werden und das Handy eben immer dabei ist. EyeEm ist mit einer Foto-App eine Alternative zu Instagram. Keine Krise des Journalismus Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner wehrte sich auf der hy! gegen die Krisenstimmung innerhalb der Medienbranche. „Ich kann keine Krise des Journalismus erkennen“, sagte Döpfner. Vielmehr sehe er jede Menge Möglichkeiten. Das Medienhaus Axel Springer wolle das führende digitale Medienunternehmen werden. Die Digitalisierung sei eine Chance. Für die Transformation zu einem digitalen Medienkonzern sei jeder Mitarbeiter des Unternehmens verantwortlich. „Dabei gibt es nur Gewinner, keine Verlierer“, sagte Döpfner. Hier seien viele Möglichkeiten noch unentdeckt. „Wir können den digitalen Journalismus neu erfinden“, sagte er. Im digitalen Journalismus gebe es mehr Platz für gute Geschichten, die mit unterschiedlichen Medientypen verknüpft werden könnten und viel schneller bei den Lesern seien. „Werdet digital, oder ihr gehört nicht mehr zur Familie“, lautet sein Rat. Mehrere Investoren und Gründer nutzten die hy!, um neue Initiativen und Internet-Dienste anzukündigen. So zeigte „Clue“, wie sich per Smartphone-App die Familienplanung erledigen lässt. Die Anwendung visualisiert weiblichen Nutzern den eigenen Zyklus und zeigt, an welchem Punkt ihr Körper gerade ist. Die App (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/apps/) , initiiert von der Gründerein Ida Tim, soll in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. „Toywheel“ hilft Eltern mit allerlei Tipps bei der altersgerechten Erziehung. „Stylemarks“ startete seinen mobilen Marktplatz für Second Hand und Vintage-Unikate mit einer Anwendung in Apples AppStore. Auch neue Hardware-Ideen Auch wenn es auf der hy! hauptsächlich um Internet-Start-ups und mobile Anwendungen für Smartphone (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/smartphone/) und Tablet geht, es gibt auch Hardware-Start-ups. So soll es ab September einen Hardware-Accelerator in Berlin geben. Hinter dem Angebot stehen die Berliner Co-Working-Einrichtung „Betahaus“ in Kreuzberg und die Veranstaltungsreihe „Hardware-Meetup“, bei der Hardware-Erfinder – auch die gibt es in Berlin – ihre Erfindungen vorstellen und mit anderen Gründern diskutieren können. Interessierte können sich jetzt für das zweimonatige Programm auf der Webseite www.berlinhardwareaccelerator.com (verlinkt auf http://www.berlinhardwareaccelerator.com) bewerben. Der Venture Capitalist Niko Waesche (GMPVC) kündigte auf der hy! die Auflage eines neuen Fonds an, der sich auf Medien-Start-ups konzentrieren soll. Partner des Risikokapitalgebers ist der private Fernsehsender RTL2. Mehrere Hundert Start-ups hatten sich für den Wettbewerb auf der hy! beworben. Neben dem Wiener Start-up Locca, das als Sieger den mit 30.000 Euro dotierten Preis des Telekom-Inkubators „hub:raum“, Google-Cloud-Dienste im Wert von 20.000 Euro und eine Reise ins Silikon Valley spendiert bekam, haben es noch vier weitere Start-ups ins Finale geschafft. Atooma (Italien) ermöglicht das Definieren von Aufgaben, die situationsbedingt automatisch auf dem Handy ausgeführt werden. So stellt sich beispielsweise das Smartphone in dem Moment stumm, wenn der Besitzer sein Büro betritt. Petcube (Ukraine) ist ein Roboter mit Kamera und Laserpointer, der aus der Ferne per Handy gesteuert werden kann. Sein Zweck: Hund und Katze allein zu Hause sollen beschäftigt werden. Vubooo (Israel) ist eine Anwendung, mit der Fußball-Fans während des Spiels vor dem Fernseher sich virtuell austauschen können. Und Joytunes (Israel) ermöglicht es, Klavier- und Computerspiel zusammenzubringen. Das Tablet hört dabei zu, ob der Spieler die richtigen Töne auf der Tastatur trifft. Gelingt ihm das, kommt er auch im Computerspiel weiter. Rückblick: So berichtete die „Berliner Morgenpost“ über die hy! (verlinkt auf http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/startups/article116746393/Best-of-Hy-Berlin-Das-war-der-Start-up-Gipfel.html) | Thomas Heuzeroth | Auf der Start-up-Konferenz hy! zeigt sich, wie wichtig die Hauptstadt mittlerweile für die Gründerszene ist. Beim Förderpreis setzte sich die Ortungs-App „Locca“ gegen starke Konkurrenz durch. | Wirtschaft | Webwelt & Technik | 2013-06-03T11:21:07Z | 2015-09-07T11:18:44Z | Ortungs-App siegt bei Berliner Gründer-Konferenz | https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article116767186/Ortungs-App-siegt-bei-Berliner-Gruender-Konferenz.html |
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China-USA-Gipfel: Peking zwingt sich, Trumps Tweets zu ignorieren | Die Vizeaußenminister Zheng Zeguang und Wang Chao ließen die in Peking zusammengerufenen Korrespondenten erst einmal warten. Eigentlich wollten sie auf ihrer überraschenden Hintergrundpressekonferenz in der vergangenen Woche das kommende Treffen zwischen Staatschef Xi Jinping (verlinkt auf /themen/xi-jinping/) und US-Präsident Donald Trump in Florida erläutern. Doch es dauerte offenbar ein wenig länger, sich auf eine Sprachregelung zu einigen. Denn wenige Stunden vorher war ihnen Trump per Twitter (verlinkt auf /politik/ausland/article160962697/Twitter-Praesident-Trump-hat-eine-Computer-Phobie.html) zuvorgekommen, wo er in aller Kürze zum Besten gab, was er über seine Gespräche mit Xi dachte. Es war wenig Schmeichelhaftes: Sie würden „besonders schwierig“. Die USA hätten hohe Handelsdefizite und wollten die davon verursachte Arbeitslosigkeit nicht mehr hinnehmen. Seine Drohung, die US-Unternehmen sollten sich nach anderen Optionen umschauen, zielte eindeutig gegen China. Zheng: Handelsdefizit der USA ist „Tatsache“ Vizeaußenminister Zheng wusste, dass er auf Trumps Tweet angesprochen werden würde. Also hatte er sich vorbereitet und beantwortete ihn positiv: China und die USA würden beide das Treffen als „sehr wichtig“ ansehen, „als neuen Startpunkt für ihre Beziehungen“. Zheng kam aber nicht darum einzugestehen, dass das Handelsdefizit beider Länder (verlinkt auf /wirtschaft/article162254589/US-Regierung-denkt-ueber-frisierte-Handelsbilanz-nach.html) zuungunsten der USA eine „Tatsache“ ist. Es lag im vergangenen Jahr bei 350 Milliarden Dollar zugunsten Chinas, bei einem Handelsvolumen von knapp 520 Milliarden Dollar. Staatschef Xi werde beim Treffen mit Trump die Gründe dafür erklären. Und Zheng rollte schon mal rhetorisch den „roten Teppich“ aus: Es gebe „glänzende Aussichten für die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, ihren Handel weiterhin zu steigern“. Auch versprach er, dass China seine Währung nicht abwerten wird. Peking ließ sich auch von Trumps Vorwürfen nicht zu Widerworten verleiten, die er am Montag in einem Interview der „Financial Times“ (verlinkt auf /politik/ausland/article163348296/Donald-Trumps-ploetzlicher-Glaube-an-die-EU.html) äußerte. Trump stellte darin Chinas Haltung zu Nordkorea als nicht hilfreich infrage. China schwieg dazu – was einfach ging, denn Montag war ein Feiertag. Doch Peking machte seine Haltung mehr als deutlich: Es zensierte seine sozialen Medien, um das Thema dort nicht hochkochen zu lassen. Mit Erfolg. Das Nachrichtenwebportal Netease verzeichnete 120.000 Online-Kommentare zu Trumps Tweet. Aber es zeigte davon nur 40 harmlose Bemerkungen an. Xi erlaubt keinerlei Störung vor seiner ersten Begegnung mit Trump, gleich, wie unberechenbar der US-Präsident dazwischenfunkt. Er will den privaten Gipfel unbedingt zu seinem Erfolg machen, vor allem schon mit Blick auf den 19. Wahlparteitag im November. Zwei Großmächte suchen eine neue Definition Der chinesische Staatschef hatte sich mit Trump-Vorgänger Barack Obama (verlinkt auf /politik/ausland/article160780834/Was-jetzt-nach-Trump-klingt-stammt-von-Obama.html) auf eine besondere Beziehungsformel verständigt. China und die USA wollten ungeachtet ihrer konkreten politischen Interessenkonflikte etwa über US-Waffenlieferungen an Taiwan, der chinesischen Militarisierung des Südchinesischen Meeres oder grundsätzlicher Differenzen über Menschenrechte und Grundwerte miteinander „neuartige besondere Beziehungen zwischen zwei Großmächten“ entwickeln. Dieses theoretische Konstrukt sollte verhindern, dass Zusammenstöße zu kriegerischen Konflikten führen. Grundlage dafür sei, dass „mehr Gemeinsamkeiten China und die USA verbinden als Differenzen“. Wirtschaftlich seien beide Staaten so verbunden wie noch nie. China führt als Beispiele an, dass seine Investitionen in den USA im Jahr 2015 mehr als 2,6 Millionen Arbeitsplätze geschaffen oder dass der komplementäre Handel die Verbraucherrechnungen für jeden US-Haushalt im Durchschnitt pro Jahr um 850 Dollar gesenkt hätten. Die Verbundenheit bröckelt aber auch. Trump kündigte die Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Klimawandels auf (verlinkt auf /politik/ausland/article163236869/Trump-leitet-Abkehr-von-Obamas-Klimaschutzpolitik-ein.html) , die Xi mit Obama in Paris vereinbart hatte. Und seit dem Machtantritt Trumps gilt auch die Formel von den „neuartigen Großmachtbeziehungen“ nicht mehr. Vizeaußenminister Wang Chao verriet, dass Xi sich dieses Wochenende mit Trump auf eine neue Definition dieser beiderseitigen Beziehungen einigen wolle. Ein Statement dazu würde vorbereitet. Vergangenen Monat sagte US-Außenminister Rex Tillerson (verlinkt auf /newsticker/news1/article162969114/USA-und-China-wollen-im-Konflikt-mit-Nordkorea-zusammenarbeiten.html) bei seinem Antrittsbesuch in Peking, dass die Vereinigten Staaten mit China „ihre bilateralen Beziehungen für die nächsten 50 Jahre entwerfen wollten“ und dafür eine Kooperation suchten, die zu „keiner Konfrontation und zu keinem Zusammenstoß“ führt. Chinas Außenminister Wang Yi (verlinkt auf /politik/ausland/article153041147/Chinas-Aussenminister-warnt-vor-explosiver-Lage.html) nannte diese Worte jetzt eine gute Voraussetzung für das Treffen in Florida. „Sonst gibt es nur Verlierer.“ Sollte es so kommen, wie Tillerson andeutete, wäre es die gleiche Definition (in etwas anderen Worten), auf die sich Xi und Obama einst verständigten. | Johnny Erling, Peking | Die Großmächte China und USA suchen eine neue Formel für ihre Beziehungen, In Vorbereitung auf den Gipfel erlaubt Staatschef Xi keinerlei Störung vor seiner ersten Begegnung mit Trump. Auch nicht von ihm. | Politik | Ausland | 2017-04-04T05:41:53Z | 2017-04-04T05:41:53Z | Peking zwingt sich, Trumps Tweets zu ignorieren | https://www.welt.de//politik/ausland/article163365770/Peking-zwingt-sich-Trumps-Tweets-zu-ignorieren.html |
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Kommentar: Der Mindestlohn ist eine bewusste Volksverdummung | Es klingt so einfach, so gerecht, so sozial. „Jeder, der Vollzeit arbeitet, muss davon leben können“, sagt SPD-Vorsitzender Kurt Beck. Also her mit Untergrenzen gegen „Hungerlöhne“, fordert DGB-Chef Michael Sommer. Dann wäre wieder alles in Ordnung, suggerieren die Mindestlohn-Befürworter. Doch nichts würde damit gelöst – und schon gar nicht das Problem der Niedrigverdiener in Deutschland. 7,50 Euro Mindestlohn je Stunde fordern SPD und DGB. Doch selbst dann würde sich die Zahl derer, die Vollzeit arbeiten und trotzdem Hartz IV bekommen, nicht deutlich reduzieren. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die meisten Menschen, die ihren Lohn mithilfe des Staates aufstocken müssen, Kinder haben und einen Partner, der nicht oder nur wenig hinzuverdient. Und es liegt daran, dass die Sozialgesetze eine Entwicklung bereits berücksichtigen, mit der sich die Gesellschaft offensichtlich noch sehr schwertut: Anders als in den 60er- bis 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist es inzwischen sehr schwer geworden, eine Familie mit einem Gehalt zu ernähren. In der Debatte machen die Prediger eines gesetzlichen Mindestlohns mit großen Zahlen Stimmung: 2,1 Millionen Menschen seien trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen, könnten also von ihrem Job nicht leben. Betroffen wäre damit jeder 20. Erwerbstätige. Doch dies ist eine bewusste Irreführung. Zwar bezogen nach einer Studie des neutralen Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Jahr 2005 tatsächlich so viele Erwerbstätige aufstockende Leistungen vom Staat. Doch der weit überwiegende Teil von ihnen arbeitete gar nicht Vollzeit, sondern in Teilzeit oder 400-Euro-Jobs. Vollzeit arbeiteten nur 495000 Hartz-IV-Empfänger. Im April 2006 waren es rund 473000 und ein Jahr später 526000. Die Zahl ist also stabil. So stabil, dass sie auch die oft vorgebrachte These widerlegt, die „Armutslöhne“ hätten in den vergangenen beiden Jahren besonders stark zugenommen. Noch interessanter sind die Details der Zahlen aus dem Jahr 2005: Unter den 495000 Vollzeit-Arbeitnehmern, die ihr Einkommen mit Hartz IV aufstockten, waren nur 14000 Singles. Es waren also 14000 Menschen, auf die der Satz zutraf, dass sie von einer Vollzeitarbeit nicht leben konnten. Nicht 2,1 Millionen. Es waren also 0,035 Prozent aller Erwerbstätigen, nicht fünf Prozent. Alle anderen Aufstocker bekamen die staatliche Zusatzleistung entweder nur kurzfristig, also ein paar Wochen oder Monate lang. Dafür kann es viele Gründe geben: Kurzarbeit, Jobwechsel, bei dem das nächste Gehalt erst im übernächsten Monat auf dem Konto ist, oder wenn der Minijob des Partners ausfällt. Oder aber sie bezogen zusätzlich Hartz IV, weil sie Kinder haben und ihr Partner kein oder nur geringes Einkommen hat. Entscheidend dafür, ob ein Vollzeit-Arbeitnehmer zusätzliche Hilfe vom Staat braucht, ist also vor allem sein Familienstand. Die Hartz-Gesetze haben dabei eine gesellschaftliche Entwicklung konsequent umgesetzt: Jedes Mitglied eines Haushaltes zählt für sich und hat Anspruch auf staatliche Leistungen, also den Basisbetrag Hartz IV. Kindergeld und Wohngeld kommen hinzu. Wer zwei Kinder, einen nicht erwerbstätigen Partner und kein weiteres persönliches Vermögen hat, würde deshalb selbst bei dem von SPD und Gewerkschaften geforderten Mindestlohn von 7,50 Euro in der Stunde weiter Stütze vom Staat bekommen. „Je nach Haushaltskontext (kann) selbst bei Lohnsätzen über 7,50 Euro Bedürftigkeit bestehen“, formuliert das IAB im Bürokratendeutsch. Im Klartext heißt die Antwort auf die Kreuzzügler für einen Mindestlohn: Wer eine Familie hat, kann sie auch mit einem Mindestlohn von 7,50 Euro nicht allein ernähren. Was die Befürworter versprechen, kann der Mindestlohn für Familien niemals erfüllen. Dies zu verschweigen ist Volksverdummung. Wie hoch ein Mindestlohn aber sein müsste, damit Alleinverdiener-Familien auch ohne Hartz IV auskommen, hat noch niemand errechnet. Annäherungswerte lassen sich aus Zahlen für das Jahr 2004 herleiten. Damals lag die Niedriglohnschwelle bei 1704 Euro brutto im Monat, und dennoch waren noch 44000 erwerbstätige Leistungsbezieher mit höheren Löhnen registriert. 1704 Euro entsprächen einem Mindestlohn von 9,78 Euro je Stunde. Selbst Befürworter einer Lohnuntergrenze werden einräumen, dass ein solcher Mindestlohn viele Arbeitsplätze vernichten würde. Das Ifo-Institut erwartet, dass bei einem allgemeinen Mindestlohn in dieser Höhe bis zu 1,9 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen. Auch der Hinweis, dass es in fast allen europäischen Staaten und selbst in den USA einen Mindestlohn gibt, führt in die Irre. Denn diese Länder setzen nicht den Mindestlohn zur Armutsbekämpfung ein, sondern ein anderes Instrument: die sogenannte Lohnauffüllung über eine negative Einkommensteuer. Familien mit zwei oder mehr Kindern bekamen im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten maximal 4716 US-Dollar (3218 Euro) vom Staat dazu. In Großbritannien sind es derzeit bis zu 1730 Pfund pro Person (2342 Euro). Im Prinzip sind diese aufstockenden Zahlungen nichts anderes als Hartz IV. Das zeigt, dass ein Mindestlohn-System nicht dazu führt, dass jeder mit Familie von einem Einkommen leben kann. Halten wir den Anspruch aufrecht, dass ein Alleinverdiener eine Familie unterhalten können soll, müssten wir so hohe Mindestlöhne festlegen, dass Hunderttausende, wenn nicht Millionen Jobs vernichtet werden. Sinnvoller erscheint es, sich dem Prinzip zu nähern, das die Sozialgesetzgebung bereits vertritt: Jedes Familienmitglied hat ein Recht auf eigene Unterstützung. Diesen Weg aus dem Niedriglohndilemma hat Familienministerin Ursula von der Leyen eingeschlagen: Wer seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten kann, nicht aber den seiner Kinder, erhält seit Anfang des Jahres einen unbefristeten Kinderzuschlag von 140 Euro. Auch Freibeträge bei den Sozialabgaben könnten Geringverdienern helfen. Langfristig aber bieten vor allem bessere Bildung und Ausbildung einen Ausweg aus der Niedriglohnfalle. Wer den Mindestlohn als Lösung anbietet, macht gerade jenen Menschen etwas vor, denen zu helfen er vorgibt. | Margaret Heckel | Margaret Heckel zeigt, dass die von SPD und DGB geforderte Untergrenze das wahre Problem nicht lösen kann: Für Alleinverdiener sind Kinder zum Armutsrisiko geworden. Langfristig aber bieten vor allem bessere Bildung und Ausbildung einen Ausweg aus der Niedriglohnfalle. Wer den Mindestlohn als Lösung anbietet, macht gerade jenen Menschen etwas vor, denen zu helfen er vorgibt. | Debatte | Kommentare | 2008-01-06T06:39:04Z | 2011-11-19T13:30:52Z | Der Mindestlohn ist eine bewusste Volksverdummung | https://www.welt.de//debatte/kommentare/article6071047/Der-Mindestlohn-ist-eine-bewusste-Volksverdummung.html |
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„Wir sind alle geschockt“ | Melbourne – Nach seinem überlegenen Sieg beim Formel-1-Saisonauftakt äußerte sich Ferrari-Pilot Michael Schumacher zuerst zum tödlichen Unfall eines Streckenpostens und den nötigen Schlussfolgerungen.Frage: Können Sie sich angesichts dieses Vorfalls überhaupt über Ihren Erfolg freuen?Michael Schumacher: Wir haben nach dem Rennen erfahren, dass ein Streckenposten gestorben ist. Wir sind alle geschockt und müssen schauen, was von unserer Seite möglich ist, welche Unterstützung wir geben können. Wir mussten so etwas schon in Monza miterleben, jetzt ist es schon wieder passiert, obwohl Melbourne eine der sicheren Rennstrecken ist. Deshalb sollten wir jetzt eigentlich gar nicht über das Rennen reden.Frage: Hat man aus den Vorfällen von Monza nicht gelernt?Schumacher: Obwohl man die Sicherheitsmaßnahmen nach Monza verstärkt hat, ist es wieder zu so einem Unfall gekommen. Wir müssen uns weiter Gedanken machen, was hier verbessert werden kann. Für Leute, die sich für unser Leben einsetzen, müssen wir uns auch einsetzen. Frage: Im Rennen lief für Sie von Beginn an alles perfekt.Schumacher: Ich war schnell, und vor allem scheinen wir in der Lage zu sein, gut zu starten. Das wollten wir erreichen, und deshalb können wir sehr zuversichtlich für den Rest der Saison sein. Es gibt aber keinen Grund, übermütig zu werden.Frage: In der Schlussphase ist Ihr Vorsprung geschrumpft. Gab es ein Problem?Schumacher: Man muss lediglich als Erster im Ziel sein, man braucht keinen großen Vorsprung. Deshalb habe ich das Rennen ganz ruhig nach Hause gefahren.Frage: Sie haben zum ersten Mal in Ihrer Karriere fünf Rennen in Folge gewonnen. Wer kann Sie im Moment stoppen?Schumacher: Wir haben im Winter hart gearbeitet, um wieder an der Spitze zu sein. Wir haben ein Auto, mit dem man Pole Positions holen und von Anfang an Rennen gewinnen kann, und es ist absolut zuverlässig.sid | WELT | Melbourne-Gewinner Michael Schumacher im Interview | Print-welt | 2001-03-03T23:00:00Z | 2011-11-16T18:06:09Z | „Wir sind alle geschockt“ | https://www.welt.de//print-welt/article437475/Wir-sind-alle-geschockt.html |
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Gebrauchtwagen: Preise für gebrauchte Dieselautos stark eingebrochen | Die Preise für gebrauchte Dieselautos sind massiv eingebrochen. Nach dem Urteil über Fahrverbote sanken die Verkaufspreise um bis zu 50 Prozent. Das ergibt eine Umfrage des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. | WELT | Die Preise für gebrauchte Dieselautos sind massiv eingebrochen. Nach dem Urteil über Fahrverbote sanken die Verkaufspreise um bis zu 50 Prozent. Das ergibt eine Umfrage des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. | 2018-03-22T17:06:35Z | 2022-05-13T01:43:19Z | Preise für gebrauchte Dieselautos stark eingebrochen | https://www.welt.de//vermischtes/video174819334/Gebrauchtwagen-Preise-fuer-gebrauchte-Dieselautos-stark-eingebrochen.html |
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BVB: Überraschender Rücktritt von Edin Terzic? Schon die Wortwahl verwundert | Sitzungen bei Borussia Dortmund (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) können eine Eigendynamik entwickeln. Vor zwei Jahren war Marco Rose nach dem letzten Bundesliga-Spieltag zu einer Saisonanalyse mit den Klub-Verantwortlichen erschienen. Rose, der die Dortmunder in seiner ersten und - wie sich an diesem Tag herausstellen sollte – einzigen Saison zur Vizemeisterschaft geführt hatte, dachte, er solle über seine Planungen für die kommende Spielzeit informieren. Dann aber stellte er fest, dass es bei seinen Gesprächspartnern erhebliche Zweifel an einer weiteren Zusammenarbeit gab. Einige Stunden später hatte er Gewissheit: Er wurde beurlaubt. Am Donnerstag um 13 Uhr veröffentlichte der BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) eine Pressemitteilung, die überraschte: Edin Terzic hat den Klub um eine sofortige Auflösung seines Vertrages ersucht – und die Dortmunder haben dem „nach einem gemeinsamen Gespräch“ entsprochen. Es folgte eine persönliche Erklärung von Terzic, der mit dem BVB im Jahr 2021 – damals als Interimstrainer - den DFB-Pokal (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dfb-pokal/) gewinnen konnte und den Verein zum Ende der abgelaufenen Saison ins Champions League-Finale geführt hatte. Es tue ihm „brutal weh“, wird der 41-Jährige zitiert. Nach dem Endspiel, das die Dortmunder am 1. Juni mit 0:2 gegen Real Madrid (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/real-madrid/) verloren hatten, habe er die Verantwortlichen um ein Gespräch gebeten, „weil er das Gefühl habe, dass der anstehende Neustart von einem neuen Mann an der Seitenlinie geführt werden sollte“. Neustart? Neuer Mann? Allein schon die Wortwahl verwunderte die Öffentlichkeit. Denn bis zu diesem Donnerstag war in Dortmund öffentlich weder von dem einen noch dem anderen die Rede. Terzic erklärte zudem, dass ihn in den vergangenen Tagen ein „Grundgefühl“ beschlichen habe, dass sich auch „nach intensiven Gesprächen nicht geändert“ habe. Sollte sich sein „Gefühl“ auf zunehmende Skepsis aus Kreisen der Mannschaft bezogen haben – er dürfte richtig gelegen haben. Denn die Dortmunder Welt war schon lange nicht mehr so heil, wie sich der Klub lange Zeit bemüht hat, sie erscheinen zu lassen. Es knirschte seit Monaten. Terzic-Aus hätte auch früher erfolgen können Bereits zur Winterpause hatte es Zweifel gegeben, ob Terzic noch der richtige Mann sei. Die Mannschaft dümpelte auf Platz fünf der Bundesliga-Tabelle. Trotzdem hielten die Dortmunder an Terzic fest. Sie stellten ihm jedoch mit Nuri Sahin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/nuri-sahin/) und Sven Bender (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sven-bender/) zwei neue Co-Trainer zur Seite. Die wiederum nahmen massiv Einfluss auf die Ausrichtung der Mannschaft, vor allem Sahin brachte sich stark ein. Dem ehrgeizigen ehemaligen BVB-Profi wurden bereits damals Ambitionen nachgesagt, selbst Cheftrainer werden zu wollen. In der Rückrunde stabilisierten sich die Leistungen der Mannschaft ein wenig – wenn auch nicht in dem Maße, in dem es sich die Verantwortlichen erhofft hatten. In der Liga blieb der BVB Fünfter, doch die erfolgreichen Spiele in der Champions League (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/) ließen Terzic trotzdem auf einen erneuten Anlauf hoffen. Dass er sich geirrt hatte, dürfte ihm in der Woche vor dem Champions-League-Finale bewusst geworden sein. Da hatte Abwehrchef Mats Hummels (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mats-hummels/) ein Interview gegeben, das einem Generalangriff auf den Trainer gleichgekommen war. Hummels kritisierte offen die teilweise zu defensive Taktik („So darf Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) nicht auftreten, gegen keinen Gegner der Welt“). Gleichzeitig lobte er gegenüber „Sport Bild“ explizit die Arbeit von Sahin und Bender. Das Interview hätte unter normalen Umständen eine Suspendierung nach sich ziehen müssen. Die allerdings blieb mit Blick auf das Finale aus. Hummels wird dennoch keine Zukunft beim BVB haben. In den Tagen danach verfestigte sich der Eindruck, dass nicht nur Hummels dem Trainer kritisch gegenübersteht. Terzic spürte, Teile der Mannschaft verloren zu haben und entschloss sich zum Rücktritt. Wer Nachfolger wird, blieb am Donnerstag noch offen – klar ist jedoch, dass Sahin als Wunschkandidat gilt. Seine Beförderung wäre ein logischer Schritt – der hätte jedoch auch schon ein halbes Jahr früher erfolgen können. | Oliver Müller | Edin Terzic hat als BVB-Trainer seinen Rücktritt erklärt – scheinbar überraschend. Dabei hatte die vermeintliche heile Welt der Dortmunder schon länger Risse. Nicht nur Mats Hummels war von Terzic abgerückt. | Sport | Fußball | 2024-06-15T10:01:19Z | 2024-06-15T10:01:32Z | Schon die Wortwahl verwundert beim Aus von Trainer Terzic | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/article252013170/BVB-Ueberraschender-Ruecktritt-von-Edin-Terzic-Schon-die-Wortwahl-verwundert.html |
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Muttertag 2011: Google gratuliert den Müttern mit einem Doodle | Es ist Muttertag! Wie in den vergangenen Jahren wird auch der Muttertag 2011 am zweiten Sonntag im Mai gefeiert. Laut einer Studie hat der Muttertag immer noch eine große Akzeptanz in der Bevölkerung. Manche Mütter könnten allerdings eher gut auf ihren Jubeltag verzichten. Aber was steckt hinter dem Muttertag? Ein Feiertag? Eine Erfindung der Blumenindustrie? Die Herkunft des Tages geht auf das Jahr 1907 zurück, als die Amerikanerin Anna Marie Jarvis am Sonntag nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter ein "Memorial Mothers Day Meeting" organisierte. Da dieser Tag großen Anklang fand, wurde er auch im nächsten Jahr gefeiert. Von nun an versuchte Anna Marie Jarvis, den Tag zu einem offiziellen Feiertag zu machen und setzte sich verstärkt dafür ein, bis nur zwei Jahre später fast überall in den USA der Muttertag gefeiert wurde. In Europa wird der Muttertag seit 1923 gefiert. Seitdem wird dem Engagement der Mütter am zweiten Sonntag im Mai mit dem Muttertag gewürdigt. Wer sich fragt, was Blumenhändler mit der Institution Muttertag zu tun haben, dem hilft nicht nur ein Blick in die Geschichte, sondern auch auf die Umsatzzahlen der Branche. Der Muttertag, der auf wesentliche Initiative des damaligen Verbandes Deutscher Blumenbinder seit 1923 in Deutschland begangen wird, beschert den Floristen mit die umsatzstärkste Zeit im Jahr. Rund 100 Millionen Euro gehen in der Woche vor Muttertag über die Ladentische von Blumengeschäften, wie der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) schätzt. Auch für den Einzelhandel insgesamt ist der Muttertag bedeutsam, wie HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr: "Er ist nicht so wichtig wie Weihnachten oder Ostern, liegt aber noch weit vor Halloween oder dem Valentinstag." Auch wenn Muttertag eigentlich nur ein Fest für Floristen ist, um überteuerte Blumensträuße an Kinder mit schlechtem Gewissen zu verkaufen – Mama ist einfach die Beste. Und hat im Zweifel mehr verdient, als einen läppischen Tag im Jahr. Alleine schon wegen der ganzen guten Ratschläge. | WELT | Am zweiten Sonntag im Mai ist Muttertag. Auch Google würdigt das Engagement der Mütter heute mit einem Doodle. Nur woher stammt der Muttertag? | Vermischtes | 2011-05-07T22:47:53Z | 2015-09-01T11:12:32Z | Google gratuliert den Müttern mit einem Doodle | https://www.welt.de//vermischtes/article13359011/Google-gratuliert-den-Muettern-mit-einem-Doodle.html |
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Daimler: Juristen, Datenschützer, und die Digitalisierung | Denn die rechtliche Beratung der verschiedenen Konzernbereiche bei Zukunftsthemen steht zunehmend im Fokus – neben der Bearbeitung laufender Verfahren und standardisierter Aufgaben. Das Aufgabenspektrum reicht von Künstlicher Intelligenz, Digital Future Mobility und Data Governance bis hin zu technischer Compliance. Entsprechend gilt: Umso besser es gelingt, mit digitalen Arbeitsmethoden die Effizienz zu steigern, desto mehr Zeit steht für die Beratertätigkeit zur Verfügung. Daher beschäftigen sich Juristen, Datenschützer und Compliance-Manager intensiv mit den Entwicklungen rund um Themen wie Big Data, Legal Tech und Künstlicher Intelligenz und fragen nach den Chancen, die sich daraus für das Ressort Integrität und Recht ergeben. Was mehr nach Boardroom-Meeting klingt, war eine innovative, von Kreativität geprägte Großveranstaltung: Beim DigitalLife Day @IL von Daimler widmeten sich rund 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf drei Bühnen dem Thema Digitalisierung – getreu dem Motto „#empower – #shape – #protect“. Experten-Vorträge, Diskussionsrunden im Plenum und an Marktständen, Lego Serious Play Workshops und ein Ideenwettbewerb – mit einem breiten methodischen Arsenal wurden Trends und technologische Entwicklungen nicht nur analysiert, sondern direkt in Ansätze für neue Arbeitsprozesse und -methoden übersetzt. Nicht alles ist neu: Der Erfahrungsschatz im Umgang mit digitalisierten Prozessen und technischen Innovationen ist groß – schon heute wird bei Daimler intelligente Software in Form von Legal Tech eingesetzt, um AGBs zu beurteilen oder Due Diligence-Prüfungen durchzuführen. Schnell von der kreativen Idee zum innovativen Projekt – wie das funktioniert, demonstrierten die Teams der „IL Ideation Challenge“. Im Vorfeld des DigitalLife Days hatten rund 40 Teams aus drei Kontinenten ihre Ideen zu neuen Services, Produkten und Arbeitsprozessen eingereicht. Die fünf Finalisten-Teams hatten nun die Chance, mit ihrem Pitch Teilnehmer und Fachjury von ihrer Idee zu überzeugen und sich damit Budget, Mentoren und Unterstützung für die Umsetzung zu sichern. Am Ende ging der erste Platz an „tratoo“. Die Idee: Ein auf künstlicher Intelligenz basierender Übersetzungsservice, der in das Daimler-Social Intranet integriert werden kann. Die qualitativ hochwertige und leistungsstarke Echtzeit-Übersetzung soll die tägliche Arbeit vereinfachen, indem sie vollständige Dokumente und Präsentationen in die Zielsprache überträgt. Fazit: Innovativ, praxisorientiert und digital – so lassen sich nicht nur die Ideen der „IL Ideation Challenge“, sondern auch der DigitalLife Day @IL insgesamt beschreiben. DigitalLife@Daimler: Digitalen Wandel aktiv begleiten Daimler verfolgt das Thema Digitalisierung seit langem konsequent und hat es zum Kernbestandteil der Strategie gemacht. Ziel von DigitalLife@Daimler ist es, die wesentlichen Maßnahmen für den Umgang mit dem digitalen Wandel zu erarbeiten und umzusetzen. „Mit DigitalLife@Daimler unterstützen wir divisionsübergreifend die digitale Transformation bei Daimler“, sagt Markus Hägele, Leiter DigitalLife@Daimler. „Unsere Innovationskultur ist nicht nur technologiegetrieben. Jede Veränderung braucht vor allem Menschen, die sie tragen und vorantreiben. Mit den DigitalLife Days begleiten wir seit Jahren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Reise der Digitalen Transformation.“ | WELT | „Im Schnitt entstehen 200 neue Gesetze pro Tag. Mit Hilfe der Digitalisierung können wir diese Regelflut effizienter bewältigen“, betont Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied der Daimler AG, Integrität und Recht. | Advertorials | Start Me Up | 2018-11-22T10:30:59Z | 2018-11-22T10:30:59Z | Juristen, Datenschützer, und die Digitalisierung | https://www.welt.de//Advertorials/start-me-up/article184297138/Daimler-Juristen-Datenschuetzer-und-die-Digitalisierung.html |
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Mehmet-Scholl-Kritik: Löw hat gegen Italien taktisch alles richtig gemacht | Für Mehmet Scholl war die Sache eindeutig. Deutschland hätte Italien schon vor dem Elfmeterschießen besiegt – wenn Joachim Löw keine Dreierkette aufgestellt hätte. „Warum bringt man eine Mannschaft, die so funktioniert hat, in diese Situation, (verlinkt auf /sport/fussball/em-2016/article156765585/Scholl-attackiert-Loew-und-Taktik-Chef-Siegenthaler.html) dass man sagt: ,Man muss sie auf die Gegner anpassen‘?“, fragte Scholl und zählte auf: 2008, 2010 und 2012 hatte Löw seine Taktik in wichtigen Spielen angepasst – und verloren. 2014 habe er ab dem Viertelfinale das Team nicht mehr verändert und dem Kontrahenten angepasst – und den Titel geholt. Es ist eine bestechende, weil einfache Logik. Man sollte auf seine eigenen Stärken vertrauen, egal, gegen welchen Gegner man antritt. Genau das hat sich auch Spaniens Trainer Vicente del Bosque vor dem Achtelfinale gedacht. Er stellte seine Taktik gegen die Italiener nicht um – und schied aus (verlinkt auf /sport/fussball/em-2016/article156632002/Spanien-richtet-sich-in-Kultur-des-Verlierens-ein.html) . Joachim Löw (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/joachim-loew/) lernte also nicht nur aus seinen eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern von del Bosque. Denn hätte Löw wie del Bosque auf sein angestammtes System mit Viererkette vertraut, Deutschland wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschieden. (verlinkt auf /sport/fussball/em-2016/article156035035/Ein-neues-Kapitel-in-der-deutsch-italienischen-Fussballgeschichte.html) Warum? Italiens 5-3-2-System ist perfekt eingestellt auf ein Spiel gegen eine Viererkette. Die beiden Stürmer beschäftigen die beiden Innenverteidiger, es entsteht in der Spitze stets eine Zwei-gegen-Zwei-Situation. Wenn sich ein Stürmer fallen lässt, kann ihm der Innenverteidiger nicht folgen. Die entstehenden Lücke in der Abwehr wäre zu groß. Tut er es doch, stößt der zweite Stürmer in die offene Schnittstelle. Genau diese Lücken provozierte Italien gegen Spanien. Die Stürmer zogen die gegnerischen Innenverteidiger aus der Kette, die Mittelfeldspieler stießen in die Schnittstellen. Um diese Gleichzahlsituation zu vermeiden, müssten die Außenverteidiger gegen Italien tief agieren. Dadurch könnten Italiens Außenverteidiger offensiver spielen, aus dem 5-3-2 wird ein offensives 3-5-2. Italien hätte in dieser Formation mehr Wucht im Konter. Das italienische Mittelfeld müsste im Pressing wiederum nicht nachrücken, sondern könnte sich auf die gegnerischen Mittelfeldspieler konzentrieren – schließlich decken die beiden Stürmer die gegnerischen Innenverteidiger ab. Joachim Löw umschiffte all diese Probleme mithilfe einer Dreierkette. Deutschland hatte mit Jérôme Boateng, Mats Hummels (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mats-hummels/) und Benedikt Höwedes (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/benedikt-hoewedes/) in der ersten Linie stets eine Überzahl gegen die beiden italienischen Stürmer. Wenn Italien im Ballbesitz war, formierte sich die deutsche Abwehr in einer Fünferkette. Sobald ein gegnerischer Stürmer sich zurückfallen ließ, verfolgte ihn ein deutscher Verteidiger. Durch die Fünferkette verteidigten auch beim Herausrücken eines Verteidigers stets vier Spieler in der letzten Linie. Sie verschlossen die Schnittstellen. Italiens Stürmer konnten durch die enge Deckung nicht die gewohnten Ablagen spielen – und Italiens Mittelfeld durch die gute Absicherung nicht in die Lücken stoßen. Deutschland drückt Italien nach hinten Bei Ballbesitz konnte Deutschland dank der Innenverteidiger das Spiel von einer Seite zur anderen verlagern. Italiens Stürmer fanden in der Unterzahl keinen Zugriff. Italiens Zweiersturm merkte früh, dass Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte kaum möglich sind – und zog sich zurück in die eigene Hälfte. Durch die Dreierkette konnten auch die deutschen Außenverteidiger weit vorrücken. Die italienischen Flügelverteidiger wurden so in die eigene Hälfte gedrückt, Italien musste stets in einer Fünferkette verteidigen. Deutschland zwang Italien also dazu, das eigene 5-3-2 sehr tief aufzubauen. Nach Ballgewinnen mussten sie dadurch große Räume überbrücken, um vor das deutsche Tor zu gelangen. Deutschland neutralisierte über weite Strecken Italiens Konterstärke. Italien war offensiv zur Wirkungslosigkeit verdammt. Drei Schüsse gab Italien in 120 Minuten auf Manuel Neuers Tor ab (verlinkt auf /sport/article156766262/Dieses-Elfmeterschiessen-passte-zu-dem-Duell.html) – Spanien ließ in 90 Minuten sechs zu, Belgien sieben. Leidtragender der Umstellung war lange Zeit die deutsche Offensive. Das war aber durchaus eingeplant – Deutschland fokussierte gegen konterstarke Italiener die Defensive. Somit verlagerte Deutschland das Spiel häufig von einer Seite zur anderen, wollte damit keine Ballverluste riskieren. Pässe ins Zentrum wagte Deutschland hingegen zu selten, auch weil Bastian Schweinsteiger (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bastian-schweinsteiger/) oft zu tief und Mesut Özil (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mesut-oezil/) falsch stand. Thomas Müller (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/thomas-mueller/) und Mario Gomez (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mario-gomez/) orientierten sich wiederum in den Strafraum, bekamen aber keine Flanken, die sie hätten verwerten können. Löws Umstellungen fruchten Die beste Phase hatte das deutsche Team nach der Pause. Löw stellte sein Team in der Halbzeit in vielen Details um. Die Halbverteidiger Hummels und Höwedes rückten jetzt weiter vor. Deutschland musste seltener zurück in die eigene Hälfte spielen, jetzt, da die Halbverteidiger höher standen. Zudem tauschten Özil und Schweinsteiger die Positionen. Özil leitete mehr Aktionen ein, nachdem er auf die halbrechte Seite wechselte. Gomez und Müller wiederum waren umtriebiger und wichen häufiger auf die Flügel aus. Deutschlands Spiel mit mehr Risiko ging auf, sie kombinierten sich öfter durch das Zentrum und wagten mehr Pässe hinter die Abwehr. Gomez leitete vom linken Flügel das Tor ein (65.). Hätte Jérôme Boateng in der 77. Minute nicht ein fürchterliches Handspiel im eigenen Sechzehner begangen, niemand würde Löws Idee mit der Dreierkette anzweifeln. So musste die deutsche Mannschaft in die Verlängerung und letztlich ins Elfmeterschießen, das sie für sich entschied. Es ist legitim, dass Scholl die Umstellung auf die Dreierkette für die lange Zeit schwache Offensive der DFB-Elf (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutsche-fussball-nationalmannschaft/) verantwortlich macht. Dahinter steckt aber auch ein gefährlicher Gedanke: Wenn man seine eigenen Stärken nur irgendwie durchbringt, ist es egal, wie gut der Gegner ist. Deutschland trat jedoch nicht in der dritten Pokalrunde beim SV Meppen an, sondern im EM-Viertelfinale (verlinkt auf /sport/fussball/em-2016/article148617442/Spielplan-amp-Termine-zur-Fussball-EM-2016-in-Frankreich.html) gegen Italien, das bislang vielleicht stärkste Team des Turniers. Deutschland hätte leicht in dieselben Fallen laufen können wie die Belgier und die Spanier, die ihre Taktik nicht anpassten. Die Dreierkette hatte einen einzigen Zweck: Italiens Stärken neutralisieren. Diesen Zweck hat sie erfüllt. Einer Viererkette wäre dies nicht gelungen. Und genau deshalb ist es wahrscheinlich, dass Deutschland im Halbfinale wieder mit einer Viererkette agiert. Gegen Frankreichs Ein-Stürmer-System braucht es keine Absicherung mit drei Innenverteidigern – gegen Islands Mauerfußball erst recht nicht. Joachim Löw wird sich auch im nächsten Spiel (verlinkt auf /sport/article156765564/Loew-bereitet-sich-auf-Halbfinal-Gegner-Frankreich-vor.html) wieder am Gegner ausrichten – egal, was Scholl fordert. Hier (verlinkt auf /sport/fussball/em-2016/article148617442/Spielplan-amp-Termine-zur-Fussball-EM-2016-in-Frankreich.html) finden Sie den Spielplan zur EM. | Tobias Escher | Mehmet Scholl geht nach Deutschlands Sieg auf Joachim Löw los. Dabei war dessen Umstellung der Schlüssel zum Sieg. Er hat aus Fehlern anderer Trainer gelernt und auch im Spiel sehr gut taktiert. | Sport | Fußball | 2016-07-03T08:59:33Z | 2016-07-04T08:18:30Z | Löw hat gegen Italien alles richtig gemacht | https://www.welt.de//sport/fussball/em-2016/article156766120/Scholls-Kritik-an-Loews-System-zielt-ins-Leere.html |
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Schiffe versenken: Spektakuläre Schiffssprengung an der Elbe erfolgreich | Im Kampf gegen das Hochwasser an einem gebrochenen Deich bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt ist am Samstagabend die Sprengung zweier Lastkähne in der Elbe geglückt. Mit der Versenkung der Schiffe wurde nach Angaben des Kommandeurs des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi, eine rund 90 Meter lange Lücke im Deich auf etwa 20 Meter reduziert. Damit kann sich das Hochwasser nicht mehr so stark wie bislang ausbreiten. Die sogenannten Schuten – Lastkähne ohne eigenen Antrieb – wurden per Sprengung auf den Grund des Flusses gesetzt. Im Minutentakt setzten Hubschrauber danach große Sandsäcke in die Kähne, um sie zu beschweren. Die Schiffe konnten nicht vollständig die Lücke im Damm schließen – die verbliebene Öffnung von rund 20 Metern Länge soll nach Angaben Körbis am Sonntag durch die Sprengung eines weiteren Kahns geschlossen werden. Die geplante, höchst unkonventionelle Methode wurde seit dem frühen Samstagmorgen vorbereitet. „Das Ganze ist eine große logistische Herausforderung. Die einzelnen Schritte müssen sauber aufeinander abgestimmt werden“, hatte eine Sprecherin des Krisenstabs in der Nacht zu der Aktion bei Fischbeck mitgeteilt. Taucher der Bundeswehr untersuchten zunächst den Boden an der Bruchstelle des Deichs. Danach wurden Panzersperren auf dem Grund des Flusses verankert. Außerdem sollten große Netze mit Basaltsteinen ausgebreitet werden. Die Bundeswehr hat so etwas angeblich noch nie gemacht. 900 Notbetten stehen bereit Weiter südlich in Breitenhagen (Salzlandkreis) wurde ein Saaledeich gesprengt. Damit soll das Hochwasser aus den dort überfluteten Gebieten schneller zurück in den Fluss geleitet werden. Die Aktion wurde als Erfolg verbucht. Es werde noch eine zweite Sprengung geben, um das Loch im Deich zu vergrößern, hieß es – wann, war noch unklar. Während in einigen Teilen des Landes bereits die Aufräumarbeiten laufen, ist in anderen die Lage weiter höchst angespannt. Nach dem schon einige Tage zurückliegenden Deichbruch bei Fischbeck forderte der Krisenstab am Samstag auch die Menschen in den Ortschaften Jederitz und Kuhlhausen auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Zuflucht würden die Betroffenen etwa in Havelberg finden. Den Angaben zufolge stünden mehr als 900 Notbetten in dem Ort bereit. In Magdeburg, wo die Alarmstufe 4 bereits am Freitag aufgehoben wurde, entsorgten Hunderte Helfer am Schleinufer Sandsäcke. In Halle stapelt sich seit Tagen durchnässter Sperrmüll auf den Straßen. Im Burgenlandkreis wurde zumindest in den Orten Aken, Susigke, Reppichaus, Chörau, Mennewitz, Trebbichau und Obselau die Evakuierung aufgehoben, wie der Katastrophenschutzstab des Landkreises mitteilte. Das Schöpfwerk in Aken (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) nimmt den Angaben zufolge daher vermutlich bald wieder die Arbeit auf. Weiteres Wasser könnte dann aus den überfluteten Gebieten abgepumpt werden. In Calbe (Salzlandkreis) lieferten am Samstagmorgen 14 Lastwagen Heu, Stroh und Silageballen, damit die Landwirte in der Elbe-Saale-Region ihre Tiere wieder versorgen können, wie der Landesbauernverband Sachsen-Anhalt mitteilte. Das passierte in den Hochwasser-Regionen in den letzten Tagen Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Freitag, 14. Juni 2013. (verlinkt auf /vermischtes/article117118795/Im-Flutgebiet-Stendal-brechen-zwei-Notdeiche.html) Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Mittwoch, 12. Juni 2013. (verlinkt auf /vermischtes/article117049962/Treibgut-im-Flutwasser-gefaehrdet-die-Deiche.html) Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Dienstag, 11. Juni 2013. (verlinkt auf /vermischtes/article117008527/Deich-gebrochen-Fischbeck-ueberflutet.html) Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Montag, 10. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116973219/Geisterstadt-Magdeburg-Es-ist-ein-bitteres-Ausharren.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Sonntag, 9. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116951360/Elbinsel-in-Magdeburg-kaempft-um-jeden-Zentimeter.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Samstag, 8. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116936185/Viele-Magdeburger-wollen-nicht-gehen.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Freitag, 7. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116900466/Flut-hat-in-Passau-800-Haeuser-beschaedigt.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Donnerstag, 6. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116861396/Sorge-um-Helfer-der-Flutkatastrophe.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Mittwoch, 5. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116822923/Sachsen-rechnet-mit-Milliardenschaeden.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Dienstag, 4. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116784740/Halle-meldet-hoechsten-Stand-seit-400-Jahren.html) . Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Montag, 3. Juni 2012. (verlinkt auf /vermischtes/article116751245/Wassermassen-aus-Sachsen-stroemen-nach-Brandenburg.html) Lesen Sie hier das Hochwasser-Protokoll von Sonntag, 2. Juni 2013 (verlinkt auf /vermischtes/article116734730/Abiturpruefungen-in-Passau-und-Rosenheim-fallen-aus.html) . Hier finden Sie das Wetter für Ihre Region. (verlinkt auf http://wetter.welt.de/wetter-deutschland.asp) | WELT | Die ungewöhnliche Sprengung zweier Lastkähne ist geglückt. Doch der gebrochene Elbdeich in Fischbeck ist nur teilweise verschlossen. Eine weitere Aktion soll nun das Loch endgültig stopfen. | Vermischtes | 2013-06-15T12:26:29Z | 2017-08-23T16:16:26Z | Spektakuläre Schiffssprengung an der Elbe erfolgreich | https://www.welt.de//vermischtes/article117152580/Bundeswehr-beginnt-spektakulaere-Aktion-an-der-Elbe.html |
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Kaiserschnitt-Zahlen steigen mit Bildung und Wirtschaft | Weltweit hat sich die Zahl der Kaiserschnitte innerhalb von 15 Jahren fast verdoppelt. 2015 wurde demnach jedes fünfte Kind auf diese Weise geboren. Diese Zahlen stellen Wissenschaftler zum Weltkongress der Internationalen Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Rio de Janeiro vor. Während viele Frauen in einkommensschwächeren Ländern und Regionen die teils lebensrettende Operation nicht erhalten, wird sie in zahlreichen Ländern mittleren und höheren Einkommens zu oft angewandt, so die Experten. Auch in Deutschland ist die Zahl der Kaiserschnitte der Auswertung zufolge seit 2000 stetig gestiegen: Sie lag 2015 bei gut 30 Prozent. In einer Artikelreihe im Fachmagazin „The Lancet“ (verlinkt auf https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31928-7/fulltext) beschreiben Wissenschaftler Ausmaß und Folgen von sowie mögliche Interventionen gegen diese Entwicklung, die sie als „Kaiserschnittepidemie“ bezeichnen. „Schwangerschaft und Geburt sind normale Vorgänge, die in den meisten Fällen sicher ablaufen“, betont die belgische Gynäkologin Marleen Temmerman, die an der Aga Khan Universität in Kenia und der Ghent Universität in Belgien forscht. Der starke Anstieg medizinisch nicht notwendiger Kaiserschnitte vor allem in wohlhabenderen Ländern sei besorgniserregend wegen der Risiken, die mit dem Eingriff für Mutter und Kind verbunden seien. „In Fällen, in denen es Komplikationen gibt, retten Kaiserschnitte Leben und wir müssen ihre Zugänglichkeit in ärmeren Regionen verbessern, sodass sie universell zur Verfügung stehen“, fasst Temmerman in einer Mitteilung zusammen. „Aber wir sollten sie nicht übermäßig nutzen.“ Experten schätzen, dass bei bis zu 15 Prozent der Geburten ein Kaiserschnitt medizinisch angezeigt ist, weil Gesundheit oder Leben von Mutter oder Kind gefährdet sind. Doch an dieser Zahl gibt es auch Kritik. „Diese Rate ist nicht zielführend“, sagt etwa Wolfgang Henrich, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité in Berlin. Die Ausgangssituation sei in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich und nicht vergleichbar. „In Deutschland und anderen westlichen Ländern gibt es in deutlich mehr Fällen gute Gründe für einen Kaiserschnitt.“ Das seien zum Beispiel das steigende Alter der Frauen bei der Geburt, der Anteil an Schwangerschaften nach künstlicher Befruchtung und damit einhergehende Probleme wie Mehrlingsschwangerschaften, die Zunahme von Übergewicht (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/uebergewicht/) , Bluthochdruck (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bluthochdruck/) oder Diabetes (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/diabetes/) und ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis für das Kind. Eine „Kaiserschnittvermeidungshysterie“ helfe nicht weiter. Dass die Zahl der Kaiserschnitte mit der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes eng verknüpft ist, belegt auch die Analyse der Forscher in der ersten der drei Studien. Das Team um den Mediziner Ties Boerma von der Universität von Manitoba (Kanada) hatte Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) aus 169 Ländern analysiert. Damit erfassten sie 98,4 Prozent der Geburten weltweit. Die Auswertung ergab, dass der Anteil zwischen 2000 und 2015 durchschnittlich jedes Jahr um fast vier Prozent gestiegen ist – von zwölf auf 21 Prozent. Die Entwicklung verlief dabei sehr unterschiedlich: Während etwa im südlichen Afrika weniger als fünf Prozent der Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt kämen, liege die Rate in manchen Teilen Lateinamerikas bei fast 60 Prozent. In fast allen Ländern mit niedrigen Kaiserschnittraten sei auch das Gesundheitssystem unzulänglich. Von den 6,2 Millionen vermutlich unnötigen Eingriffen würde die Hälfte in China und Brasilien durchgeführt – und hier insbesondere bei Schwangerschaften mit geringem Risiko oder bei Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten. Innerhalb dieser Länder gebe es aber große Unterschiede. So schwanke die Rate in China je nach Region zwischen vier und 62 Prozent. In Brasilien sei zudem ein Phänomen besonders ausgeprägt, das weltweit zu beobachten sei: So würden vor allem hochgebildete Frauen Kinder per Kaiserschnitt zur Welt bringen. Allerdings habe das Land bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Rate zu senken, wie Brasiliens Gesundheitsminister Gilberto Magalhães Occhi in einem Kommentar zur Studie betont. Wie Mediziner Boerma und sein Team beobachteten, würden Kaiserschnitte neben Lateinamerika vor allem in Nordamerika und Westeuropa zu häufig durchgeführt. Auch in Deutschland hat sich die Zahl der Kaiserschnitte seit 2000 fast verdoppelt: von gut 15 Prozent in 1990 auf mehr als 30 Prozent in 2017, wie auch das Statistische Bundesamt feststellt. Den weltweiten Anstieg der Kaiserschnittrate bringen die Wissenschaftler unter anderem in Zusammenhang mit der Tatsache, dass rund um den Globus mehr Geburten in Gesundheitseinrichtungen stattfänden und dass dort Kaiserschnitte häufiger würden. Die Folgen der Eingriffe untersuchte ein Team um die Geburtsspezialistin Jane Sandall vom Londoner King’s College. Die Forscher durchforsteten dafür medizinische Fachartikel aus dem Zeitraum zwischen 1993 und 2018. Das Ergebnis: Träten bei einer Geburt Komplikationen auf, erhöhe ein Kaiserschnitt zunächst einmal die Überlebenschance von Mutter und Kind. Zudem könne die Wahrscheinlichkeit von Inkontinenz (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/inkontinenz/) oder einer krankhaften Senkung der Beckenorgane nach der Geburt verringert werden. Allerdings seien mit dem Eingriff auch kurz- und langfristige Risiken verbunden. Insgesamt bedeute ein Kaiserschnitt einen komplizierteren Heilungsprozess für die Mutter, unterstreichen die Autoren. Die mit ihm einhergehende Vernarbung der Gebärmutter könne zu Blutungen sowie in nachfolgenden Schwangerschaften zu einer abnormalen Entwicklung der Plazenta, Schwangerschaften etwa im Eileiter oder zu Tot- und Frühgeburten führen. Zudem gebe es mehr und mehr Anzeichen dafür, dass Babys bei einem Kaiserschnitt ein anderes hormonelles, bakterielles und medizinisches Umfeld haben, welches Einfluss auf ihre Gesundheit nehmen könnte. Doch warum steigt die Kaiserschnittrate eigentlich? Einige zusätzliche Gründe führt der dritte Fachartikel in „The Lancet“ an. Frauen würden demzufolge häufig aus Angst vor Schmerzen oder den Geburtsfolgen wie Beckenbodenschäden, Inkontinenz und weniger erfüllender Sexualität nach einem Kaiserschnitt fragen, schreiben die Autoren um Medizinerin Ana Pilar Betrán von der WHO. Um diesen Sorgen zu begegnen, schlagen die Wissenschaftler unter anderem vor, die Wirkung von Entspannungstrainings, Geburtsvorbereitungskursen, Vorträgen und Broschüren zu untersuchen. Grundsätzlich würden sich die meisten Frauen eine natürliche Geburt wünschen. Schlüsselprobleme, die letztlich zu einem Eingriff führten, seien vielmehr oft in ökonomischen und organisatorischen Faktoren des Gesundheitssystems zu finden, sagt Franka Cadée, Präsidentin der Internationalen Hebammen-Konföderation (ICM) in einem weiteren Kommentar. Sie plädiert dafür, die Position von Hebammen zu stärken. Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass Geburten unter der Aufsicht von Hebammen, in Geburtszentren sowie mit kontinuierlicher Unterstützung des Geburtsvorgangs weniger häufig in einem Kaiserschnitt endeten, stellt die Studie von Medizinerin Betrán von der WHO fest. Entsprechend rücken neue Empfehlungen der WHO die Rolle der Hebamme bei der Geburt in den Vordergrund. Auch der deutsche Experte Henrich hält es für wichtig, intensiv für eine vaginale Geburt zu beraten. „Aber es ist ebenso wichtig, den Wunsch einer Frau nach einem Kaiserschnitt zu respektieren und letztlich auch zu akzeptieren.“ Zudem werde in der Diskussion häufig übersehen, dass auch die vaginale Geburt Risiken mit sich bringe. Anders als vor einem Kaiserschnitt müssten Mediziner darüber vor einer Geburt nicht aufklären. „Die einseitige Aufklärung über die Risiken eines Kaiserschnitts und die möglichen Folgeschäden ist gegenüber einer mündigen Frau ungerecht.“ Medizinische Folgen hatten Forscher bei einer Studie abseits des „Lancet“-Schwerpunkts im Blick: Im Fachblatt „PNAS“ (verlinkt auf http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1811962115) schildern sie die Ergebnisse ihres Vergleichs von natürlich und per Kaiserschnitt entbundenen Mäusen. Bei Ersteren starben drei Stunden nach der Geburt in mehreren Gehirnregionen deutlich weniger Zellen ab als bei denen, die durch den Kaiserschnitt geboren wurden. Und: Letztere waren auch schwerer. Das Fazit der Forscher: „Der Geburtsvorgang kann die Entwicklung der Nerven beeinflussen. Das kann zu nachhaltigen Auswirkungen auf die Gehirnfunktion und das Verhalten führen.“ | Alice Lanzke, Anja Garms | Im südlichen Afrika kommen weniger als fünf Prozent der Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Doch in manchen Teilen Lateinamerikas liegt die Rate bei fast 60 Prozent. Wie viele Operationen sind für ein Land normal? | Gesundheit | 2018-10-16T10:09:34Z | 2018-10-31T11:39:51Z | Warum weltweit die Zahl der Kaiserschnitte so stark steigt | https://www.welt.de//gesundheit/article182178010/Kaiserschnitt-Zahlen-steigen-mit-Bildung-und-Wirtschaft.html |
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Wohltuende Massagen: Wann die Krankenkasse zahlt | Ein Ziehen in der Schulter oder eine Verspannung im Nacken sind noch kein Grund eine klassische Massage verordnet zu bekommen. „Früher konnten Ärzte eine klassische Massage leichter verordnen“, erklärt Ulrike Burmeister, Patientenberaterin bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). „Seit 2001 aber müssen sich die Ärzte bei der Wahl der Therapie streng an die Vorgaben der sogenannten Heilmittel-Richtlinie halten, die vom gemeinsamen Bundesausschuss erstellt wird.““Darin ist genau festgelegt welche Art von Heilmitteln, in welchem Umfang und bei welcher Diagnose vorgesehen ist. „Zudem gilt das Wirtschaftlichkeitsgebot, wonach eine Leistung ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein muss““, erklärt Burmeister. Krankheitsbilder für eine Massage Krankheitsbilder, die eine klassische Massage erforderlich machen können, sind zum Beispiel Wirbelsäulenerkrankungen mit Blockierungen, Muskelspannungsstörungen und Muskelverhärtungen. Will der Arzt hier eine Massage verordnen, muss er, neben den oben genannten Richtlinien, auch auf seine arztbezogene Richtgröße achten. Das ist das finanzielle Volumen, das ihm für jeden einzelnen Behandlungsfall in einem Kalenderjahr für die Verordnung von Heilmitteln zur Verfügung steht. Überschreitet er diese, drohen eine Wirtschaftlichkeitsprüfung und gegebenenfalls ein Regress. „Wenn der Arzt also sieht, dass er die Gesamtverordnungsmenge fast verbraucht hat, kann es sein, dass er den Patienten mit Hinweis auf sein Budget auch mal auf ein neues Quartal verweist,“ erklärt Burmeister. Massagen wirken zu kurzfristig Von Seiten der Krankenkassen werden klassische Massagen allein als eine oft zu kurzfristig wirkende Therapie angesehen, die langfristig keine Änderung und somit Besserung der Grundproblematik bewirken. So monierte Reportautor Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen im aktuellen Heil- und Hilfsmittelreport der Barmer Ersatzkasse: „….die klassischen Massagen („hands-on“) reichen als alleinige Therapie bei chronischen Beschwerden nicht aus. Sie wirken nur in Kombination mit manualtherapeutischen oder aktivierenden Ansätzen.“ Das muss man dazu bezahlen Trotz alledem werden klassische Massagen noch immer verordnet. „In der Regel schreibt der Arzt ein Rezept über sechs Massagen aus“, weiß Patientenberaterin Burmeister. Der gesetzlich Versicherte muss für das Rezept eine Rezeptgebühr von zehn Euro bezahlen. Außerdem wird noch ein Eigenanteil von etwa zehn Prozent der Kosten des Heilmittels fällig. Dieser Eigenanteil ist gesetzlich vorgeschrieben und von Kasse zu Kasse leicht unterschiedlich. Für sechs Massagen plus Fango zahlen gesetzlich Versicherte rund 20 Euro dazu. Kosten für Selbstzahler Wer sich – unabhängig von einer Verordnung - einfach mal was Gutes gönnen möchte, kann eine klassische Massage natürlich auch einfach selbst bezahlen. Eine klassische Massage von 15 bis 20 Minuten kostet – je nach Praxis – etwa zwischen zehn bis zwanzig Euro. Für eine Wärmebehandlung mit Fango oder Heißluft kommen nochmal etwa fünf bis zehn Euro dazu. | WELT | Auf Rezept gibt es klassische Massagen nur, wenn der Arzt eine echte körperliche Beeinträchtigung feststellt. Und auch dann sind Massagen nicht völlig kostenlos. | Finanzen | 2012-10-26T07:17:45Z | 2020-05-13T10:09:15Z | Wann die Krankenkasse zahlt | https://www.welt.de//finanzen/article160307777/Wann-die-Krankenkasse-zahlt.html |
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Uhren und Oldtimer in Chantilly: Ein Wochenende mit Richard Mille | Spätestens als der Chauffeur sich umdreht und ein Bild seines tadellos gepflegten 1955er-Porsche 505 auf seinem Handy zeigt, wird aus einer ersten Ahnung ein Verdacht. Als der Mann dann noch in einem Nebensatz erwähnt, er möge seinen Aston Martin (verlinkt auf /themen/aston-martin-neuheiten-fahrberichte-tests/) mindestens genauso gerne, verwandelt sich der Verdacht in Gewissheit: Wenn Richard Mille zu einem Concours-d’Élégance-Wochenende auf ein französisches Schloss lädt, ist das ein Trip in eine Welt, in der Preise keine Rolle spielen, es eine Prise Wahnsinn aber gratis obendrauf gibt. Wir befinden uns in Chantilly, der ganze Ort ist bis heute ein Bildnis des Absolutismus – und auch der Uhrenhersteller, für den die Gesellschaft sich hier eingefunden hat, macht alles – außer halbe Sachen. Auf gerade einmal 20 Jahre Geschichte kann das Schweizer Uhrenunternehmen (verlinkt auf /themen/uhren/) zurückblicken. Und doch zählen seine Zeitmesser heute bereits zu den Markantesten auf dem Markt. Das „Einstiegsmodell“ fängt um 80.000 Euro an, Tourbillons und besonders leichte Werkstoffe können den Preis einer RM schnell hinauf bis über die Millionenschwelle steigen lassen. Das Publikum führt das entsprechende Leben zwischen Privatjet, Townhouse und Boxengasse. Und weil es gewohnt ist, persönlich umgarnt zu werden, kann es sich die Manufaktur nicht erlauben, hier ein Standardprogramm durchzuziehen. Etwas mehr als 4000 Uhren produziert der Hersteller jährlich, die Firma weiß genau, welcher Kunde wo auf der Welt welches Stück besitzt. Und so sind die Modelle gleichzeitig Eintrittskarten zu Events wie der Segelregatta auf der Karibikinsel St. Barth oder das Les Mans Classic, eine Oldtimer-Huldigung, die jährlich im Wechsel mit Chantilly stattfindet. Der Firmengründer Richard Mille liebt nun einmal Boote (verlinkt auf /themen/boote-und-yachten/) und Automobilrennsport – und weil er seine Marke mindestens so sehr mit dem Bauch wie mit dem Kopf führt, engagiert er sich ganz einfach bei dem, womit er sich auch privat gern beschäftigt. Richard Nixon hat in seiner Zeit als US-Präsident bei einem Staatsbesuch in Chantilly einmal gesagt: „Warum hat man mich siebenmal nach Versailles geführt und niemals hierher?“ Der Satz hallt beim Anblick des barocken Schlosses nach. Was den Zeitvertreib betrifft, der hier geboten wird, so wird schnell klar, dass es viel um Autos, Kunst und sportliche Vergnügungen geht, aber erstaunlich wenig um Uhren. Ein Besuch im Pferdemuseum (verlinkt auf /themen/pferdesport/) gehört genauso zum Programm wie eine Parade historischer Boliden, deren Sound auf dem Kopfsteinpflaster Sehnsucht nach einer Welt aufkommen lässt, in der zwar nichts besser war, aber die Autos schöner. Zum Auftakt der Veranstaltung am Samstag passiert das alles ganz beiläufig, das erste Gebot scheint hier zu sein, dass sich um Gottes willen niemand anstrengt. Am Abend zeigt das Thermometer 30 Grad. Der Dresscode sieht für Männer vor, im Smoking zu erscheinen, daran halten sich die meisten Gäste, feuchte Stirn inklusive. Andere vertrauen darauf, dass eine Uhr am Arm ab 100.000 Euro aufwärts auch in weißem T-Shirt und nietenbesetzten Sneakers zum Einlass berechtigt. Bevor in die Festhalle – der ehemals königliche Pferdestall – gebeten wird, fließt im Innenhof der Champagner (verlinkt auf /themen/sekt-und-champagner/) . Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl zeigt als Markenbotschafterin eine Kür und schwärmt im Anschluss an ihren Ritt in einer Ansprache mehr von ihrem Erfolgshengst Unee als vom Gastgeber. Dem ist das herzlich egal, denn an diesem Wochenende geht es der Marke zumindest offiziell nicht darum, etwas zu verkaufen, sondern Spaß zu haben. Was das bedeutet? Lange Tafeln, die sich unter dem Gewicht der unzähligen Blumengestecke und Kerzenleuchter zu biegen scheinen. Das Essen, zubereitet von den französischen Sterneköchen (verlinkt auf /themen/sternekoeche/) Serge Vieira und Édouard Loubet wird nicht einfach nur serviert: Die Köche und ihre Angestellten ziehen, begleitet vom „James Bond“-Intro, wie bei einer Prozession in die Halle ein, Heliumluftballons lassen die silbernen Speiseglocken zur Decke schweben, Applaus brandet auf. Parmesan gibt es hier als Soufflé, das Kalbfleisch ist so zart, dass es zerfällt, der Jus wäre ohne Trüffel nicht vollkommen. Pünktlich, als man geneigt ist zu glauben, einer der 15 verschiedenen Château-de-irgendwas zeige seine Wirkung, wird einem klar, dass tatsächlich ein Pferd (verlinkt auf /themen/pferde/) vor der eigenen Nase herumgaloppiert, eine Frau in wallendem Barockkleid reitet es durch den schmalen Mittelgang, dann wird das Dessert serviert. Peter Harrison, der CEO der Manufaktur, kommentiert das Treiben mit den Worten: „Für uns endet mit Chantilly das Jahr. Wir schließen die Fabriken, und alle fahren in den Urlaub.“ Mit jeder Ausgabe wächst das Chantilly-Arts-&-Elegance-Treffen. Die Pariser Automesse hat viel von ihrem einstigen Glanz verloren – und so ziehen Sammler und Marken die Präsentation ihrer Modelle in einer Umgebung wie dieser vor. Am Sonntagvormittag sind die Grünflächen des Schlossparks aufgeteilt in verschiedene Automobilklubs. Von Klassikern wie Mercedes (verlinkt auf /themen/mercedes-benz-neuheiten-fahrberichte-tests/) bis zu ausgefallenen Herstellern wie Bizzarrini sind alle vertreten. Wie die Kennzeichen verraten, haben die rollenden Schätze aus Belgien, Großbritannien und sogar den USA den Weg hierher gefunden. Und selbst ein Porsche 959 S, bei Modelleinführung 1986 immerhin das schnellste Serienfahrzeug der Welt und in gutem Zustand heute locker mehr als eine halbe Million Euro wert, findet nur wenig Aufmerksamkeit. Zwischen den Autos haben Besucher und Besitzer gleichermaßen Picknickdecken ausgebreitet, die Damen tragen Hüte (verlinkt auf /icon/mode/article176131119/Die-Dresscodes-der-Royals-Von-Hut-bis-Handschuhpflicht.html) , viele Männer haben sich ihres Jacketts entledigt und die Ärmel hochgekrempelt, einige Kinder spielen Boule. In die Klänge der Dudelsackgruppe mischt sich das Knallen der Champagnerkorken. Für manche sieht so ganz offenkundig ein ganz normaler Sonntagmittag auf dem Land aus. Workshops zum Blumenbinden gehören ebenso zum Angebot wie ein Kochkurs zur Herstellung der Crème Chantilly, Schuhmacher und Schneider präsentieren ihre Handwerkskunst, zwischenzeitlich werden immer wieder Oldtimer und Sportwagen verschiedener Klassen prämiert. Während sich die mehr als 15.000 Besucher, die für den Eintritt immerhin bis zu 50 Euro gezahlt haben, im Park verteilen, feiert Richard Mille mit seinen Gästen in einem Nebenhaus des Schlosses das nächste Fest, selbstverständlich wieder mit Sterneküche und ausladender Weinbegleitung (verlinkt auf /themen/wein/) . Irgendwann werden die Augen müde. Von den Autos, der Vielzahl an Gemälden im Schloss – das Musée Condé ist eine der größten privaten Kunstsammlungen der Welt – und natürlich auch vom nicht ganz perfekt gekühlten Roséwein. Und so liegen zum späten Nachmittag zahlreiche Besucher zwischen Autos, Bäumen und Blumenbeeten mit geschlossenen Augen auf der Wiese, besonders viele von ihnen scheinen Angehörige des Vereinigten Königreichs zu sein. Alles wie immer, Pause vom Feiern. Nichtstun als höchstes Luxusgut (verlinkt auf /themen/luxus/) , Zeit, die man nicht spürt – und genau das ist es wohl, was Richard Mille sich an so einem Wochenende von Anfang an gewünscht hat. Alle Folgen unserer Kolumne „Zehn Minuten Zeit“ finden Sie hier (verlinkt auf /themen/rund-um-die-uhr-kolumne/) . Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/?fref=ts) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) . | Lukas Krombholz | Nichtstun ist das neue Luxusgut: Wie man das in Höchstform zelebriert, erlebte unser Autor bei einem Oldtimer-Treffen auf Schloss Chantilly. Eine Uhrenmarke lud zum Concours-d’Élégance. | Iconist | Uhren | 2019-07-05T05:22:41Z | 2019-07-05T05:22:41Z | „Wir schließen jetzt die Fabriken, und alle fahren in den Urlaub“ | https://www.welt.de/icon/uhren/article196344677/Uhren-und-Oldtimer-in-Chantilly-Ein-Wochenende-mit-Richard-Mille.html |
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Intensivbetten: Mit diesem System halfen sich die Länder durch die Krise | Das im Herbst entwickelte sogenannte Kleeblatt-Verfahren zur Verlegung von Covid-Intensivpatienten (verlinkt auf welt.de/231509963) aus überlasteten Bundesländern in weniger belastete ist kaum genutzt worden (verlinkt auf welt.de/226783083) . Eine Umfrage von WELT AM SONNTAG ergab: Lediglich Sachsen und Thüringen haben auf diesen Verteilungsmechanismus zurückgegriffen. „In der zweiten Welle sind neun Patienten verlegt worden und in der dritten Welle vier“, sagte ein Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums. Diese wurden nach Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Bremen und Bayern transportiert. Größtenteils geschahen die Verlegungen per Intensivtransportwagen, einige auch per Hubschrauber. Sachsen verlegte laut Sozialministerium von kurz vor Weihnachten bis Neujahr 31 Covid-Patienten. Diese wurden von Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Thüringen und Niedersachsen aufgenommen. „Wir sind sehr froh, dass das Kleeblatt-Prinzip in Deutschland nicht so oft genutzt werden musste“, resümiert Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Uniklinikum Schleswig-Holstein. Er ist Mitglied einer Fachgruppe am Robert-Koch-Institut (RKI), die Bund und Länder zur Verlegung von Covid-Fällen berät: „Es gab während der Pandemie einzelne überlastete Regionen im Osten des Landes, in denen kaum ein Bett mehr frei gewesen ist. Meistens konnte dieser Engpass jedoch lokal oder innerhalb des eigenen Bundeslandes gelöst werden.“ Das Konzept wurde von Bund, Ländern und RKI entwickelt, um eine Vollbelegung von Intensivstationen zu verhindern. Hierfür sieht es einen Zusammenschluss meist mehrerer Länder zu einer Einheit, also einem Kleeblatt, vor. Das Kleeblatt Ost umfasst Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Länder können bei drohender Überlastung entweder untereinander Patienten verlegen oder in einem zweiten Schritt Unterstützung bei weiteren „Kleeblättern“ anfordern. Sachsens Sozialministerium weist darauf hin, dass die Verlegung in ein anderes Land meist nur die Ultima Ratio darstellt. Zeichnet sich ein Engpass ab, stockt zunächst das betreffende Krankenhaus selbst die Kapazitäten auf und verschiebt etwa planbare Operationen. In einem nächsten Schritt können Patienten auf andere Krankenhäuser in der Region verlegt werden, später im gesamten Bundesland. So wurden etwa aus dem Chemnitzer Raum Patienten in Leipzig und Dresden versorgt. Zudem seien in Sachsen Rehakliniken bestimmt worden, die den Krankenhäusern bei Bedarf Patienten abnehmen können, damit diese mehr Personal zur Verfügung haben. In Nordrhein-Westfalen wurden Covid-Erkrankte ausschließlich innerhalb der Landesgrenzen verschoben. „Einige Krankenhäuser waren leider auf die Unterstützung anderer Häuser angewiesen und mussten Patientinnen und Patienten verlegen“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Nach Angaben seines Hauses war die Lage auf den Intensivstationen insbesondere von Mitte April bis Anfang Mai (verlinkt auf welt.de/230660061) dieses Jahres sehr angespannt. Die Kliniken wurden gebeten, eine Aufnahmereserve von zehn Prozent zu gewährleisten. Da dieser Zielwert aber phasenweise landesweit unterschritten wurde, seien Verlegungen aus Krankenhäusern auch in andere Regionen Nordrhein-Westfalens erforderlich geworden, wie eine Sprecherin berichtet. Notfallmediziner Gräsner ist erleichtert, dass die Engpässe überwiegend regional abgefedert worden seien: „Jede weit entfernte Verlegung birgt ein Risiko für den Patienten und kann zu einem Transporttrauma führen.“ Nun aber aus den Daten zu folgern, die Intensivstationen seien gar nicht so stark belastet gewesen wie behauptet, hält er für verfehlt: „Wenn jetzt jemand sagt: Sieh an, da war doch noch Platz auf den Intensivstationen, dann sage ich: Genau das wollten wir doch erreichen. Dass wir niemanden an der Tür eines Krankenhauses abweisen müssen, weil wir keine freien Betten mehr haben.“ Grundsätzlich gehört es zum Tagesgeschäft der Kliniken, Patienten zu verlegen – allerdings vor allem um eine technisch bessere Behandlung zu gewährleisten. So nahm etwa Berlin unabhängig vom Kleeblatt im Dezember Dutzende Covid-Patienten aus Südbrandenburg auf. | Kaja Klapsa | Im Herbst wurde ein Verfahren entwickelt, um Covid-Intensivpatienten aus überlasteten Bundesländern zu verlegen: das Kleeblatt-Verfahren. Bis heute wurde es selten und nur in einigen Bundesländern genutzt. Trotzdem ist es von großer Bedeutung für die Krankenhäuser. | Politik | Deutschland | 2021-06-06T05:00:37Z | 2021-06-06T05:00:37Z | Engpässe auf Intensivstationen – Kleeblatt-Verfahren nur selten genutzt | https://www.welt.de//politik/deutschland/article231613273/Intensivbetten-Mit-diesem-System-halfen-sich-die-Laender-durch-die-Krise.html |
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Berlinale-Kolumne Teil 6: Das Architekten-Bashing könnt Ihr Euch sparen! | Ich muss hier einmal für meine Freunde eintreten. Ein großer Teil meiner Freunde sind Architekten. Zwei arbeiten auf dem Land, sie haben verschiedene Baustellen, kleine und große, wenn ich sie besuche, fahren wir über die Dörfer und schauen nach den Arbeiten. Sie reden viel mit Handwerkern. Sie sagen: Mach die Verschalung auf dem Boden so, dass die Tür anschließend auf und zu geht. Ich finde das sehr schlüssig. Es ist nicht schön, wenn in der ausgebauten Wohnung die Tür nicht zugeht. Andere Freunde sind Architekten in Berlin. Sie arbeiten in Büros. Ein Ehepaar hat sich auf der Baustelle des Kanzleramtes kennengelernt, sie standen auf verschiedenen Seiten. Früher gingen wir auf Architekten-Partys, da musste man Schwarz tragen und Hornbrille aufsetzen. Wer keinen Apple-Computer besaß, war ein Architekt zweiter Klasse oder gar kein Mensch. Es wurde viel geraucht und bevorzugt über Glas und Stahl und Ausdruckformen geredet. Meine Freunde haben gut zu tun, sie arbeiten viele Stunden lang. Sie lieben ihre Arbeit, mehr oder weniger wie alle anderen. Sie rollen die Augen wegen der Bauherrn, oh ja. Sie schauen sich leidenschaftlich gerne Gebäude an. So. Im Kino ist das anders. Architekt sein wird auf der Leinwand stets zur Blaupause für ein verpfuschtes Leben. In „Alle anderen“, dem deutschen Wettbewerbsbeitrag, leidet Architekt Chris wie ein Hund wegen eines Architekten-Wettbewerbs. Lars Eidinger von der Berliner Schaubühne ist als Chris in guter Gesellschaft. Seine Kollegen Mark Waschke („Mitte 30“) und Josef Bierbichler („Der Architekt“) haben kürzlich ähnliche Rollen gespielt. Die Schaubühne ist übrigens eine Architektur-Ikone. Kaputt und unzufrieden sein. Irreale Ansprüche haben. Sinnentleertes Dasein. Und Berufsqual. Keine Profession eignet sich im Kino und im Fernsehen zu Darstellung dieser Leidensmomente dafür wie der des Architekten. Früher waren Lehrer, Richter oder Pfarrer oft die gestressten Charaktere, jetzt braucht man bloß sagen: Architekt, sofort weiß der Zuschauer: Aha, ein Mann in der Lebenskrise, gleich wird er seine Frau beschimpfen. Die gutbürgerliche Gesellschaft findet im Architekten ihren säkularisierten Leidensausdruck. Schmerzensmänner mit Hornbrillen. Wahrscheinlich liegt das Architekten-Bashing daran, dass niemand so recht weiß, was ein Architekt macht. Es ist egal, wie sie ihre Tage verbringen. Sie sind irgendwie überflüssig. Die Architektenkammer sollte über eine Imagekampagne nachdenken. Dreht Architekten-Komödien! | WELT | Es gibt ein Leben abseits der Leinwand. Allerdings ist es ein trauriges. Also jagen die WELT-ONLINE-Reporter über das Berlinale-Gelände und gehen dem alltäglichen Festival-Wahnsinn nach. Dieses Mal bricht Holger Kreitling eine Lanze für den Berufsstand der Architekten, dem im Kino übel mitgespielt wird. | Kultur | 2009-02-10T13:46:07Z | 2015-10-03T15:23:45Z | Das Architekten-Bashing könnt Ihr Euch sparen! | https://www.welt.de//kultur/article3180330/Das-Architekten-Bashing-koennt-Ihr-Euch-sparen.html |
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Corona: Merkel dämpft Hoffnungen auf Lockerungen kommende Woche | Trotz der jüngsten Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Corona-Virus stimmt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Deutschen darauf ein, dass die verhängten Restriktionen den ganzen Winter über bestehen bleiben werden. Die zweite Welle der Corona-Epidemie „wird uns noch den ganzen Winter beschäftigen, auch wenn wir jetzt positive Botschaften bezüglich der Entwicklung von Impfstoffen haben”, sagte Merkel am Mittwoch. Daher müssten auch die bestehenden Vorsichtsmaßnahmen weiter eingehalten werden, fügte die Kanzlerin hinzu. „Wir müssen davon ausgehen, dass die zweite Welle härter ist, und sie fällt vor allem in eine schlechte Jahreszeit“, sagte Merkel am Mittwoch bei der Übergabe des Gutachtens des Sachverständigenrates in Berlin und zog einen Vergleich zur Spanischen Grippe. „Sie wird uns noch den ganzen Winter beschäftigen“, fügte sie hinzu. Merkel wird am kommenden Montag erneut mit den Regierungschefs der 16 Bundesländer über die weiteren Corona-Maßnahmen beraten. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht angesichts der gegenwärtigen Corona-Infektionszahlen noch keine Möglichkeit für eine Lockerung der Beschränkungen. „Die Zahlen, die wir jetzt haben, reichen bei Weitem nicht aus. Wir haben maximal eine leichte Seitwärtsbewegung erreicht“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“ (verlinkt auf https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/morgenmagazin/videos/Michael-Kretschmer-Ministerpraesident-Sachsen-100.html) . „Wir werden sehen, zu welchen Entscheidungen wir am kommenden Montag kommen müssen“, sagte er. „Wenn es uns nicht gelingt, tatsächlich wieder substanziell nach unten zu kommen – das heißt: 50 Infizierte je 100.000 Einwohner über sieben Tage –, dann werden das schwierige Monate, die vor uns liegen“, so Kretschmer. Man sei erst eine Woche im Teil-Lockdown, es könne sich also noch einiges verändern. Dann diskutiere man anders. Derzeit 18.000 Corona-Infizierte in Deutschland „Aber die Erwartung war ja, dass die Zahlen so nach unten gehen können, dass man tatsächlich wieder Gastronomie öffnen kann, dass wir Weihnachtsmärkte vielleicht in einer anderen Form haben, dass wir Gottesdienste haben können. Das kann man anhand der jetzt vorliegenden Zahlen noch nicht sehen.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hingegen sieht Anzeichen für eine positive Veränderung der Corona-Infektionslage in Deutschland. Die Dynamik des Infektionsgeschehens habe sich in den vergangenen Tagen „deutlich reduziert“, sagte Spahn am Mittwoch in der Sendung „Frühstart“ der Fernsehsender RTL und n-tv (verlinkt auf https://www.n-tv.de/politik/Corona-Dynamik-hat-sich-deutlich-reduziert-article22161463.html) . „Es steigt noch, aber es steigt weniger stark. Das ist erst mal ermutigend, aber es reicht noch nicht.“ Noch sei es zu früh, von einer „Trendwende“ zu sprechen. Positiv äußerte sich Spahn zu einem Vorschlag von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), die Weihnachtsferien wegen der Corona-Pandemie früher zu starten. „Das ist sicherlich ein Teil der Debatte“, sagte der Minister. Für Eltern, Kinder und Lehrer sei Planbarkeit wichtig. „Das wäre mit so einer Maßnahme gegeben.“ Für größere Weihnachtsfeiern sieht Spahn hingegen keinen Spielraum. In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) 18.487 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind 3155 Fälle mehr als am Dienstag, wie aus den Angaben des RKI vom Mittwochmorgen hervorgeht. Im Vergleich zum Mittwoch vergangener Woche ist der Wert etwas höher. Zu dem Zeitpunkt hatte die Zahl gemeldeter Neuinfektionen bei 17.214 gelegen. Bundeskanzlerin Merkel hatte ebenfalls vor Kurzem die Zahl 50 genannt, bezogen auf die Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen: „Wir müssen in die Region von 50 kommen“, hatte sie (verlinkt auf /politik/deutschland/article219186796/Kanzlerin-Merkel-zum-Teil-Lockdown-Das-kann-ein-Wellenbrecher-sein.html) gesagt. „Das ist das Ziel.“ Bei dieser Zahl sei die Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter gewährleistet. | WELT | Angela Merkel hat die Erwartung gedämpft, dass die Corona-Krise bald vorbei sei. „Wir müssen davon ausgehen, dass die zweite Welle härter ist, und sie fällt vor allem in eine schlechte Jahreszeit“, sagt die Kanzlerin. | Politik | Deutschland | 2020-11-11T15:10:00Z | 2020-11-11T15:32:40Z | Merkel dämpft Hoffnungen auf Lockerungen kommende Woche | https://www.welt.de//politik/deutschland/article219839500/Corona-Merkel-daempft-Hoffnungen-auf-Lockerungen-kommende-Woche.html |
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Merkel ehrt Flüchtlingshelfer: „Auf die Beine gestellt, was der Staat nicht geschafft hätte“ | Angela Merkel hat im Kanzleramt Flüchtlingshelfer für ihre Arbeit gewürdigt. Dabei betonte die Kanzlerin, dass diese Menschen vieles auf die Beine gestellt hätten, was der Staat alleine nicht geschafft hätte. | WELT | Angela Merkel hat im Kanzleramt Flüchtlingshelfer für ihre Arbeit gewürdigt. Dabei betonte die Kanzlerin, dass diese Menschen vieles auf die Beine gestellt hätten, was der Staat alleine nicht geschafft hätte. | Deutschland | 2017-04-08T07:13:55Z | 2022-05-12T04:40:23Z | „Auf die Beine gestellt, was der Staat nicht geschafft hätte“ | https://www.welt.de//politik/deutschland/video163530623/Auf-die-Beine-gestellt-was-der-Staat-nicht-geschafft-haette.html |
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WM-Teilnehmer 2018: Kader aller 32 Teams im Überblick | Die fertigen WM-Kader stehen. Bis zum Stichtag 4. Juni haben alle WM-Teilnehmer ihre 23er Auswahl veröffentlicht. Am 14. Juni beginnt das Turnier (verlinkt auf /sport/fussball/article165376075/Spielplan-Termine-zur-Fussball-WM-2018-in-Russland.html) mit dem Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien. Bis dahin können noch einzelne Veränderungen im Falle von Verletzungen vorgenommen werden. Sie finden hier alle 32 WM-Kader im Überblick. Gruppe A Russland Tor : Igor Akinfeev ( ZSKA Moskau (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/zska-moskau/) ), Vladimir Gabulov ( FC Brügge (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fc-bruegge/) ), Andrey Lunev (Zenit St Petersburg) Abwehr : Vladimir Granat, Fedor Kudryashov (alle Rubin Kazan), Ilya Kutepov ( Spartak Moskau (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/spartak-moskau/) ), Andrey Semenov (Akhmat Grozny), Igor Smolnikov (Zenit St Petersburg), Mario Fernandes, Sergei Ignashevich (beide ZSKA Moskau) Mittelfeld : Yuri Gazinskiy (Krasnodar), Alexsandr Golovin, Alan Dzagoev (beide ZSKA Moskau), Aleksandr Erokhin, Yuri Zhirkov, Daler Kuzyaev (alle Zenit St Petersburg), Roman Zobnin, Alexsandr Samedov (beide Spartak Moskau), Anton Miranchuk (Lokomotive Moskau), Denis Cheryshev (Villarreal) Sturm : Artem Dzyuba (Arsenal Tula), Aleksey Miranchuk (Lokomotive Moskau), Fedor Smolov (Krasnodar) Trainer : Stanislav Tschertschessow Saudi-Arabien Tor: Mohammed Al-Owais, Yasser Al-Musailem (beide Al-Ahli), Abdullah Al-Mayuf (Al-Hilal) Abwehr: Mansoor Al-Harbi, Motaz Hawsawi (beide Al-Ahli), Yasser Al-Shahrani, Mohammed Al-Breik, Osama Hawsawi, Ali Al-Bulaihi (alle Al-Hilal) Mittelfeld: Abdullah Al-Khaibari, Salman Al-Faraj, Mohamed Kanno, Abdullah Otayf (alle Al-Hilal), Taiseer Al-Jassim, Houssain Al-Mogahwi (beide Al-Ahli), Abdulmalek Al-Khaibri, Hattan Bahebri (beide Al-Shabab), Salem Al-Dawsari (Villarreal), Yehya Al-Shehri (Al-Nasr) Sturm: Fahad Al-Muwallad (Levante), Mohammad Al-Sahlawi (Al-Nasr), Muhannad Assiri (Al-Ahli) Trainer : Juan Antonio Pizzi Ägypten Tor : Essam El-Hadary (Taawoun), Mohamed El-Shennawi (Al Ahly Kairo), Sherif Ekramy (Al Ahly) Abwehr : Ahmed Fathy, Saad Samir, Ayman Ashraf (alle Al Ahly), Ahmed Elmohamady ( Aston Villa (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/aston-villa-fc/) ), Omar Gaber (Los Angeles FC), Mohamed Abdel-Shafi (Al-Fateh), Ahmed Hegazi, Ali Gabr (beide West Bromwich Albion) Mittelfeld : Shikabala (Al-Raed), Abdallah El-Said (KuPS), Mohamed Elneny (Arsenal), Tarek Hamed (Zamalek), Mahmoud Kahraba (Ittihad Jeddah), Mahmoud „Trezeguet“ Hassan (Kasimpasa), Ramadan Sobhi ( Stoke City (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/stoke-city/) ), Sam Morsy (Wigan Athletic), Amr Warda (Atromitos) Sturm : Mohamed Salah (Liverpool) (verlinkt auf /sport/fussball/plus175606155/FC-Liverpool-Mohamed-Salah-der-wichtigste-Spieler-von-Juergen-Klopp.html) , Marwan Mohsen (Al Ahly) Trainer : Hector Cuper Uruguay Tor : Fernando Muslera (Galatasaray), Martin Silva (Vasco da Gama), Martin Campana (Independiente) Abwehr : Diego (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/diego/) Godin ( Atletico Madrid (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/atletico-madrid/) ), Sebastian Coates ( Sporting Lissabon (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sporting-lissabon/) ), Jose Maria Gimenez (Atletico Madrid), Maxi Pereira (Porto), Gaston Silva (Independiente), Martin Caceres (Lazio), Guillermo Varela (Penarol) Mittelfeld : Nahitan Nandez (Boca Juniors), Lucas Torreira (Sampdoria), Matias Vecino (Inter), Rodrigo Bentancur (Juventus), Carlos Sanchez (Monterrey), Giorgian De Arrascaeta (Cruzeiro), Diego Laxalt (FC Genua), Cristian Rodriguez (Penarol), Jonathan Urretaviscaya (Monterrey) Sturm : Cristhian Stuani (Girona), Maxi Gomez (Celta Vigo), Edinson Cavani (Paris SG), Luis Suarez (FC Barcelona) Trainer : Oscar Tabarez Gruppe B Portugal Tor : Anthony Lopes (Lyon), Beto (Göztepe), Rui Patricio (Sporting) Abwehr : Bruno Alves (Glasgow Rangers), Cedric Soares (Southampton), Jose Fonte (Dalian Yifang), Mario Rui (Napoli), Pepe (Besiktas), Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund), Ricardo Pereira (Porto), Ruben Dias (Benfica) Mittelfeld : Adrien Silva (Leicester), Bruno Fernandes, William Carvalho (beide Sporting), Joao Mario (West Ham), Joao Moutinho (Monaco), Manuel Fernandes (Lokomotive Moskau) Sturm : Andre Silva (Milan), Bernardo Silva (Manchester City), Cristiano Ronaldo (Real Madrid (verlinkt auf /sport/article175161264/Fallrueckzieher-Cristiano-Ronaldo-und-sein-Kunstwerk-in-2-30-Meter-Hoehe.html) ), Gelson Martins (Sporting), Goncalo Guedes (Valencia), Ricardo Quaresma (Besiktas) Trainer : Fernando Santos Spanien Tor : David de Gea (Manchester United), Kepa Arrizabalaga (Athletic Bilbao), Pepe Reina (SSC Neapel) Abwehr : Dani Carvajal, Sergio Ramos, Nacho Fernandez (alle Real Madrid), Alvaro Odriozola (Real Sociedad San Sebastian), Gerard Piqué, Jordi Alba (beide FC Barcelona), Cesar Azpilicueta (FC Chelsea), Nacho Monreal (FC Arsenal) Mittelfeld : Sergio Busquets, Andres Iniesta (beide FC Barcelona), Saul Niguez, Koke (beide Atletico Madrid), Isco (Real Madrid), Thiago (Bayern München) Sturm : David Silva (Manchester City), Marco Asensio, Lucas Vazquez (beide Real Madrid), Diego Costa (Atletico Madrid), Rodrigo Moreno (FC Valencia), Iago Aspas (Celta Vigo) Trainer : Julen Lopetegui Marokko Tor: Mounir Mohamedi (Numancia), Yassine Bounou (Girona), Ahmad Reda Tagnaouti (Ittihad Tanger) Abwehr: Mehdi Benatia (Juventus), Romain Saiss (Wolves), Manuel Da Costa (Basaksehir), Badr Benoun (Raja Casablanca), Nabil Dirar (Fenerbahce), Achraf Hakimi (Real Madrid), Hamza Mendyl (LOSC) Mittelfeld: Mbark Boussoufa (Al Jazira), Karim El Ahmadi (Feyenoord), Youssef Ait Bennasser (Caen), Sofyan Amrabat (Feyenoord), Younes Belhanda (Galatasaray), Faycal Fajr (Getafe), Amine Harit (Schalke 04) Sturm: Khalid Boutaib (Malatyaspor), Aziz Bouhaddouz (Saint Pauli), Ayoub El Kaabi (Renaissance Berkane), Nordin Amrabat (Leganes), Mehdi Carcela (Standard de Liege), Hakim Ziyech (Ajax), Youssef En-Nesyri (Malaga) Trainer : Hervé Renard Iran Tor : Alireza Beiranvand (Persepolis), Rashid Mazaheri (Zob Ahan), Amir Abedzadeh (Maritimo Funchal) Abwehr : Ramin Rezaeian (Ostende), Pejman Montazeri, Roozbeh Cheshmi, Majid Hosseini (alle Esteghlal), Mohammad Reza Khanzadeh (Padideh), Morteza Pouraliganji (Alsaad), Milad Mohammadi (Akhmat Grozny) Mittelfeld : Saeid Ezatolahi (Amkar Perm), Masoud Shojaei (AEK Athen), Saman Ghoddos (Östersund), Mahdi Torabi (Saipa), Ashkan Dejagah (Nottingham Forest), Omid Ebrahimi (Esteghlal), Ehsan Hajsafi (Olympiakos), Vahid Amiri (Persepolis) Sturm : Alireza Jahanbakhsh (AZ Alkmaar), Karim Ansarifard (Olympiakos), Mahdi Taremi (Al-Gharafa), Sardar Azmoun (Rubin Kazan), Reza Ghoochannejhad (Heerenveen) Trainer : Carlos Queiroz Gruppe C Frankreich Tor: Hugo Lloris (Tottenham), Steve Mandanda (Marseille), Alphonse Aréola (Paris) Abwehr: Lucas Hernandez (Atletico Madrid), Presnel Kimpembe (Paris), Benjamin Mendy (Manchester City), Benjamin Pavard (VfB Stuttgart), Adil Rami (Marseille), Djibril Sidibé (Monaco), Samuel Umtiti (FC Barcelona), Raphael Varane (Real Madrid) Mittelfeld: N‘Golo Kanté (Chelsea FC), Blaise Matuidi (Juventus), Steven N‘Zonzi (FC Sevilla), Paul Pogba (Manchester United), Corentin Tolisso (Bayern München) Angriff: Ousmane Dembélé (FC Barcelona), Nabil Fekir (Lyon), Olivier Giroud (Chelsea), Antoine Griezmann (Atletico Madrid), Thomas Lemar (Monaco), Kylian Mbappé (Paris), Florian Thauvin (Marseille) Reserveliste: Benoit Costil (Bordeaux), Wissam Ben Yedder (FC Sevilla), Kingsley Coman (Bayern München), Mathieu Debuchy (Saint-Etienne), Lucas Digne (FC Barcelona), Alexandre Lacazette (Arsenal), Anthony Martial (Manchester United), Adrien Rabiot (Paris), Mamadou Sakho (Crystal Palace), Moussa Sissoko (Tottenham), Kurt Zouma (Stoke) Trainer : Didier Deschamps Australien Tor: Brad Jones (Feyenoord), Matthew Ryan (Brighton & Hove Albion), Danny Vukovic (KRC Genk) Abwehr: Aziz Behich (Bursaspor), Milos Degenek (Yokohama F. Marinos), Matthew Jurman (Suwon Samsung Blue Wings), James Meredith (Millwall), Josh Risdon (Western Sydney), Trent Sainsbury (Grasshoppers Zürich) Mittelfeld: Jackson Irvine (Hull City), Mile Jedinak (Aston Villa), Robbie Kruse (VfL Bochum), Massimo Luongo (Queens Park Rangers), Mark Milligan (Al Ahli), Aaron Mooy (Huddersfield Town), Tom Rogic (Celtic) Sturm: Daniel Arzani (Melbourne City), Tim Cahill (Millwall), Tomi Juric (Luzern), Mathew Leckie (Hertha BSC), Andrew Nabbout (Urawa Red Diamonds), Dimitri Petratos (Newcastle Jets) Trainer : Bert van Maarwijk Peru Tor: Pedro Gallese, Carlos Caceda (beide Veracruz), Jose Carvallo (UTC) Abwehr: Alberto Rodriguez (Junior), Christian Ramos (Veracruz), Luis Advincula (BUAP), Aldo Corzo (Universitario de Deportes), Miguel Trauco (Flamengo), Miguel Araujo (Allianza Lima), Nilson Loyola (Melgar), Anderson Santamaria (Puebla) Mittelfeld: Yoshimar Yotun (Orlando City), Christian Cueva (Sao Paulo), Paolo Hurtado (Vitoria), Renato Tapia (Feyenoord), Edison Flores (Aalborg BK), Andy Polo (Portland Timbers), Pedro Aquino (BUAP), Wilder Cartagena (Veracruz) Sturm: Jefferson Farfan (Lokomotive Moskau), Andre Carrillo (Watford), Raul Ruidiaz (Morelia), Paolo Guerrero (Flamengo) Trainer : Ricardo Gareca Dänemark Tor: Kasper Schmeichel (Leicester), Frederik Rönnow (Bröndby), Jonas Lössl (Huddersfield) Abwehr : Simon Kjaer (Sevilla), Henrik Dalsgaard (Brentford), Jannik Vestergaard (Borussia Monchengladbach), Andreas Christensen (Chelsea), Mathias Jörgensen (Huddersfield), Jens Stryger Larsen (Udinese), Jonas Knudsen (Ipswich) Mittelfeld: William Kvist (FC Kopenhagen), Christian Eriksen (Tottenham) Michael Krohn-Dehli (Deportivo La Coruna), Lasse Schöne (Ajax), Thomas Delaney (Werder Bremen), Pione Sisto (Celta Vigo), Lukas Lerager (Bordeaux) Sturm: Nicolai Jörgensen (Feyenoord), Yussuf Poulsen (RB Leipzig), Andreas Cornelius (Atalanta Bergamo), Martin Braithwaite (Bordeaux), Viktor Fischer (FC Kopenhagen), Kasper Dolberg (Ajax) Trainer : Age Hareide Gruppe D Argentinien Tor : Willy Caballero (Chelsea), Franco Armani (River Plate), Nahuel Guzmán (UANL Tigres) Abwehr : Gabriel Mercado (Sevilla), Federico Fazio (Roma), Marcos Rojo (Manchester United), Nicolas Otamendi (Manchester City), Nicolás Tagliafico (Ajax), Cristian Ansaldi (Torino), Marcos Acuna (Sporting CP) Mittelfeld : Javier Mascherano (Hebei China Fortune), Eduardo Salvio (Benfica), Ever Banega (Sevilla), Lucas Biglia (Milan), Manuel Lanzini (West Ham United), Giovani Lo Celso (Paris Saint-Germain), Ángel Di Maria (Paris Saint-Germain), Cristian Pavon (Boca Juniors) Sturm : Lionel Messi (Barcelona), Sergio Aguero (Manchester City), Gonzalo Higuain (Juventus), Paulo Dybala (Juventus) Trainer : Jorge Sampaoli Island Tor: Hannes Halldorsson (Randers), Runar Alex Runarsson (Nordsjaelland), Frederik Schram (Roskilde) Abwehr: Ari Freyr Skulason (Lokeren), Hordur B. Magnusson (Bristol City), Ragnar Sigurdsson (Rostov), Kari Arnason (Aberdeen), Holmar Orn Eyjolfsson (Levski Sofia), Sverrir Ingi Ingason (Rostov), Birkir Mar Saevarsson (Valur), Samuel Kari Fridjonsson (Valerenga) Mittelfeld: Gylfi Sigurdsson (Everton), Aron Gunnarsson (Cardiff City), Emil Hallfredsson (Udinese), Birkir Bjarnason (Aston Villa), Johann Berg Gudmundsson (Burnley), Olafur Ingi Skulason (Karabükspor), Arnor Ingvi Traustason (Malmö), Rurik Gislason (Sandhausen) Sturm: Alfred Finnbogason (Augsburg), Bjärn Bergmann Sigurdarson (Rostov), Jon Dadi Bodvarsson (Reading), Albert Gudmundsson (PSV) Trainer : Heimir Hallgrimsson Kroatien Tor: Danijel Subasic (Monaco), Lovre Kalinic (Gent), Dominik Livakovic (Dinamo) Abwehr: Vedran Corluka (Lokomotive Moskau), Domagoj Vida (Besiktas), Ivan Strinic (Sampdoria), Dejan Lovren (Liverpool), Sime Vrsaljko (Atletico Madrid), Josip Pivaric (Dynamo Kiew), Tin Jedvaj (Bayer Leverkusen), Duje Caleta-Car (RB Salzburg) Mittelfeld: Luka Modric, Mateo Kovacic (beide Real Madrid), Ivan Rakitic (Barcelona), Milan Badelj (Fiorentina), Marcelo Brozovic (Inter), Filip Bradaric (Rijeka) Sturm: Mario Mandzukic (Juventus), Ivan Perisic (Inter), Nikola Kalinic (Milan), Andrej Kramaric (Hoffenheim), Marko Pjaca (Schalke), Ante Rebic (Eintracht Frankfurt) Trainer : Zlatko Dalic Nigeria Tor: Ikechukwu Ezenwa (Enyimba), Daniel Akpeyi (Chippa United), Francis Uzoho (Deportivo Fabril) Abwehr: William Troost-Ekong (Bursaspor), Leon Balogun (Mainz), Kenneth Omeruo (Kasimpasa), Bryan Idowu (Amkar Perm), Chidozie Awaziem (Nantes), Elderson Echiejile (Cercle Brügge), Tyronne Ebuehi (Ado Den Haag), Shehu Abdullahi (Bursaspor) Mittelfeld: John Obi Mikel (Tianjin Teda), Ogenyi Onazi (Trabzonspor), John Ogu (Hapoel Be‘er Sheva), Wilfred Ndidi (Leicester City), Oghenekaro Etebo (Las Palmas), Joel Obi (Torino) Sturm: Odion Ighalo (Changchun Yatai), Ahmed Musa (Leicester), Victor Moses (Chelsea), Alex Iwobi (Arsenal), Kelechi Iheanacho (Leicester City), Simeon Nwankwo (Crotone) Trainer : Gernot Rohr Gruppe E Brasilien Tor : Alisson Becker (Roma), Cassio (Corinthians), Ederson (Manchester City) Abwehr: Danilo (Manchester City), Pedro Geromel (Gremio), Filipe Luis (Atletico Madrid), Marcelo (Real Madrid), Marquinhos (Paris St Germain), Miranda (Inter Mailand), Fagner (Corinthians), Thiago Silva (Paris St Germain) Mittelfeld: Casemiro (Real Madrid), Fernandinho (Manchester City), Fred (Shakhtar Donezk), Paulinho (Barcelona), Philippe Coutinho (Barcelona), Renato Augusto (Beijing Guoan), Willian (Chelsea) Sturm: Douglas Costa (Juventus), Roberto Firmino (Liverpool), Gabriel Jesus (Manchester City), Neymar (Paris St Germain), Taison (Shakhtar Donezk) Trainer : Tite Schweiz Tor : Roman Bürki (Dortmund), Yann Sommer (Gladbach), Yvon Mvogo (Leipzig) Abwehr : Manuel Akanji (Dortmund), Johan Djourou (Antalyaspor), Nico Elvedi (Gladbach), Michael Lang (Basel), Stephan Lichtsteiner (Juventus), Francois Moubandje (Toulouse), Ricardo Rodriguez (Milan), Fabian Schär (La Coruna) Mittelfeld : Valon Behrami (Udinese), Blerim Dzemaili (Bologna), Gelson Fernandes (Frankfurt), Remo Freuler (Bergamo), Xherdan Shaqiri (Stoke), Granit Xhaka (Arsenal), Denis Zakaria (Gladbach), Steven Zuber (Hoffenheim) Sturm : Josip Drmic (Gladbach), Breel Embolo (Schalke), Mario Gavranovic (Zagreb), Haris Seferovic (Benfica) Trainer : Vladimir Petkovic Costa Rica Tor: Keylor Navas (Real Madrid), Patrick Pemberton (Liga Deportiva Alajuelense), Leonel Moreira (Herediano) Abwehr: Cristian Gamboa (Celtic), Ian Smith (Norrköping), Ronald Matarrita (New York City), Bryan Oviedo (Sunderland), Oscar Duarte (Espanyol), Giancarlo Gonzalez (Bologna), Francisco Calvo (Minnesota United), Kendall Waston (Vancouver Whitecaps), Johnny Acosta (Aguilas Dorados) Mittelfeld: David Guzman (Portland Timbers), Yeltsin Tejeda (Lausanne Sport), Celso Borges (Deportivo La Coruna), Randall Azofeifa (Herediano), Rodney Wallace (New York City), Bryan Ruiz (Sporting CP), Daniel Colindres, Christian Bolanos (beide Saprissa) Sturm: Johan Venegas (Saprissa), Joel Campbell (Real Betis), Marco Urena (LAFC) Trainer : Oscar Ramirez Serbien Tor : Vladimir Stojkovic (Partizan Belgrad), Predrag Rajkovic (Maccabi Tel Aviv), Marko Dmitrovic (Eibar) Abwehr : Aleksandar Kolarov (Roma), Antonio Rukavina (Villarreal), Milan Rodic (Roter Stern Belgrad), Branislav Ivanovic (Zenit Saint Petersburg), Uros Spajic (Anderlecht), Milos Veljkovic (Werder Bremen), Dusko Tosic (Besiktas), Nikola Milenkovic (Fiorentina) Mittelfeld : Nemanja Matic (Manchester United), Luka Milivojevic (Crystal Palace), Marko Grujic (Cardiff City), Dusan Tadic (Southampton), Andrija Zivkovic (Benfica), Filip Kostic (Hamburger SV), Nemanja Radonjic (Roter Stern Belgrad), Sergej Milinkovic-Savic (Lazio), Adem Ljajic (Torino) Sturm : Aleksandar Mitrovic (Fulham), Aleksandar Prijovic (PAOK Saloniki), Luka Jovic (Eintracht Frankfurt) Trainer : Mladen Krstajic Gruppe F Deutschland Tor: Manuel Neuer (FC Bayern), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Paris St. Germain) Abwehr: Jerome Boateng (FC Bayern), Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Jonas Hector (1. FC Köln), Mats Hummels (FC Bayern), Joshua Kimmich (FC Bayern), Marvin Plattenhardt (Hertha BSC), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Niklas Süle (FC Bayern) Mittelfeld: Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Paris St. Germain), Leon Goretzka (Schalke 04), Ilkay Gündogan (Manchester City), Sami Khedira (Juventus Turin), Toni Kroos (Real Madrid), Thomas Müller (FC Bayern), Mesut Özil (FC Arsenal), Marco Reus (Borussia Dortmund), Sebastian Rudy (FC Bayern) Sturm : Mario Gomez (VfB Stuttgart), Timo Werner (RB Leipzig) Trainer : Joachim Löw Mexiko Tor: Guillermo Ochoa (Standard Lüttich), Alfredo Talavera (Toluca), Jesus Corona (Cruz Azul) Abwehr: Carlos Salcedo (Frankfurt), Diego Reyes (Porto), Hector Moreno (Real Sociedad), Hugo Ayala (Tigres), Edson Alvarez (America), Jesus Gallardo (Pumas), Miguel Layun (Sevilla) Mittelfeld: Rafael Marquez (Atlas), Hector Herrera (Porto), Jonathan dos Santos (LA Galaxy), Andres Guardado (Real Betis), Erick Gutierrez (Pachuca), Marco Fabian (Frankfurt), Giovani Dos Santos (LA Galaxy) Sturm: Javier Hernandez (West Ham), Raul Jimenez (Benfica), Oribe Peralta (America), Jesus Manuel Corona (Porto), Carlos Vela (Los Angeles FC), Javier Aquino (Tigres), Hirving Lozano (PSV Eindhoven) Trainer : Juan Carlos Osorio Schweden Tor : Robin Olsen (Copenhagen), Karl-Johan Johnsson (Guingamp), Kristoffer Nordfeldt (Swansea) Abwehr: Mikael Lustig (Celtic), Victor Lindelöf (Manchester United), Andreas Granqvist (Krasnodar), Ludwig Augustinsson (Werder Bremen), Martin Olsson (Swansea), Filip Helander, Emil Krafth (beide Bologna), Pontus Jansson (Leeds) Mittelfeld: Sebastian Larsson (Hull), Albin Ekdal (Hamburger SV), Emil Forsberg (Leipzig), Gustav Svensson (Seattle Sounders) , Oscar Hilijemark (FC Genua), Viktor Claesson (Krasnodar), Marcus Rohden (Crotone), Jimmy Durmaz (Toulouse) Sturm: Marcus Berg (Al Ain), John Guidetti (Alaves), Ola Toivonen (Toulouse), Isaac Kiese Thelin (Waasland-Beveren) Trainer : Janne Andersson Südkorea Tor: Kim Seung-gyu (Vissel Kobe), Kim Jin-hyeon (Cerezo Osaka), Cho Hyun-woo (Daegu FC) Abwehr: Kim Young-gwon (Guangzhou Evergrande), Jang Hyun-soo (FC Tokyo), Park Joo-ho (Ulsan Hyundai), Lee Yong (Jeonbuk Hyundai Motors), Go Yo-han (FC Seoul), Kim Min-woo, Hong Chul (beide Sangju Sangmu), Yun Young-sun (Seongnam FC), Jung Seung-hyun (Sagan Tosu), Oh Ban-suk (Jeju United) Mittelfeld: Ki Sung-yueng (Swansea), Koo Ja-cheol (FC Augsburg), Lee Jae-sung (Jeonbuk Hyundai Motors), Jung Woo-young (Vissel Kobe), Ju Se-jong (Asan Mugunghwa), Lee Seung-woo (Hellas Verona), Moon Seon-min (Incheon United) Sturm: Son Heung-Min (Tottenham), Kim Shin-wook (Jeonbuk Hyundai Motors), Hwang Hee-chan (Red Bull Salzburg) Trainer : Tae-Yong Shin Gruppe G Belgien Tor : Thibaut Courtois (FC Chelsea), Koen Casteels (VfL Wolfsburg), Simon Mignolet (FC Liverpool) Abwehr : Toby Alderweireld (Tottenham), Dedryck Boyata (Celtic), Vincent Kompany (Manchester City), Thomas Meunier (Paris St Germain), Thomas Vermaelen (FC Barcelona), Jan Vertonghen (Tottenham) Mittelfeld : Yannick Ferreira-Carrasco (Dalian Yifang), Nacer Chadli (West Bromwich), Kevin de Bruyne (Manchester City), Leander Dendoncker (RSC Anderlecht), Moussa Dembélé (Tottenham), Marouane Fellaini (Manchester United), Eden Hazard (FC Chelsea), Thorgan Hazard (Borussia Mönchengladbach), Adnan Januzaj (Real Sociedad), Youri Tielemans (AS Monaco), Axel Witsel (Tianjin Quanjian) Sturm : Michy Batshuayi (Borussia Dortmund), Romelu Lukaku (Manchester United), Dries Mertens (SSC Neapel) Trainer : Roberto Martinez Panama Tor : Jose Calderon (Chorrillo), Jaime Penedo (Dinamo Bukarest), Alex Rodríguez (San Francisco FC) Abwehr : Felipe Baloy (CSD Municipal), Harold Cummings (San Jose Earthquakes), Erick Davis (Dunajska Streda), Fidel Escobar (New York Red Bulls), Adolfo Machado (Houston Dynamo), Michael Murillo (New York Red Bulls), Luis Ovalle (CD Olimpia), Roman Torres (Seattle Sounders) Mittelfeld : Edgar Barcenas (Cafetaleros de Tapachula), Armando Cooper (Club Universidad de Chile), Anibal Godoy (San Jose Earthquakes), Gabriel Gomez (Bucaramanga), Valentin Pimentel (Plaza Amador), Alberto Quintero (Universitario de Lima), Jose Luis Rodríguez (KAA Gent) Sturm : Abdiel Arroyo (LD Alajuelense), Ismael Diaz (Deportivo La Coruna), Blas Perez (Municipal), Luis Tejada (Sports Boys), Gabriel Torres (CD Huachipato) Trainer : Hernan Gomez Tunesien Tor: Aymen Mathlouthi (Al-Batin), Farouk Ben Mustapha (Al-Shabab), Mouez Hassen (Chateauroux) Abwehr : Ali Maaloul (Al Ahly), Syam Ben Youssef (Kasimpasa), Yassine Meriah (CS Sfaxien), Hamdi Nagguez (Zamalek), Rami Bedoui (Etoile du Sahel), Oussama Haddadi (Dijon), Dylan Bronn (Gent), Yohan Benalouane (Leicester) Mittelfeld : Ferjani Sassi (Al-Nassr), Wahbi Khazri (Rennes), Mohamed Amine Ben Amor (Al-Ahli), Naim Sliti (Dijon), Ghailene Chaalali (Esperance), Ahmed Khalil (Club Africain), Saif-Eddine Khaoui (Troyes), Ellyes Skhiri (Montpellier), Bassem Srarfi (Nice) Sturm : Saber Khalifa (Club Africain), Fakhreddine Ben Youssef (Al-Ettifaq), Anice Badri (Esperance) Trainer : Nabil Maaloul England Tor: Jack Butland (Stoke), Jordan Pickford (Everton), Nick Pope (Burnley) Abwehr : Trent Alexander-Arnold (Liverpool), Gary Cahill (Chelsea), Phil Jones, Ashley Young (beide Manchester United), Harry Maguire (Leicester) John Stones, Kyle Walker (beide Manchester City), Danny Rose, Kieran Trippier (beide Tottenham) Mittelfeld : Dele Alli, Eric Dier (beide Tottenham), Jordan Henderson (Liverpool), Fabian Delph, Raheem Sterling (beide Manchester City), Jesse Lingard (Manchester United), Ruben Loftus-Cheek (Chelsea) Sturm: Harry Kane (Tottenham), Marcus Rashford (Manchester United), Jamie Vardy (Leicester), Danny Welbeck (Arsenal) Trainer : Gareth Southgate Gruppe H Polen Tor : Bartosz Bialkowski (Ipswich Town), Lukasz Fabianski (Swansea City), Wojciech Szczesny (Juventus) Abwehr : Jan Bednarek (Southampton), Bartosz Bereszynski (Sampdoria), Thiago Cionek (SPAL Ferrara), Kamil Glik (AS Monaco), Artur Jedrzejczyk (Legia Warschau), Michal Pazdan (Legia Warschau), Lukasz Piszczek (Borussia Dortmund) Mittelfeld : Jakub Blaszczykowski (Wolfsburg), Jacek Goralski (Ludogorets Razgrad), Kamil Grosicki (Hull City), Grzegorz Krychowiak (West Bromwich Albion), Rafal Kurzawa (Gornik Zabrze), Karol Linetty (Sampdoria), Slawomir Peszko (Lechnia Gdansk), Maciej Rybus (Lokomotiv Moskau), Piotr Zielinski (Napoli) Sturm : Dawid Kownacki (Sampdoria), Robert Lewandowski (Bayern München), Arkadiusz Milik (Napoli), Lukasz Teodorczyk (Anderlecht) Trainer : Adam Nawalka Senegal Tor: Khadim Ndiaye (Horoya AC), Abdoulaye Diallo (Rennes), Alfred Gomis (Torino) Abwehr: Kara Mbodji (Anderlecht), Kalidou Koulibaly (Napoli), Moussa Wague (Eupen), Saliou Ciss (Angers), Youssouf Sabaly (Bordeaux), Lamine Gassama (Alanyaspor), Armand Traoré (Nottingham Forest), Salif Sané (Hannover 96) Mittelfeld: Pape Alioune Ndiaye (Stoke), Idrissa Gueye (Everton), Cheikhou Kouyaté (West Ham), Cheikh N‘Doye (Birmingham) Sturm: Sadio Mané (Liverpool), Diao Balde Keita (Monaco), Ismaila Sarr (Rennes), Diafra Sakho (Rennes), Moussa Konaté (Amiens), Mame Biram Diouf (Stoke), Mbaye Niang (AC Milan) Trainer : Aliou Cissé Kolumbien Tor: David Ospina (Arsenal), Camilo Vargas (Deportivo Cali), Jose Fernandez Cuadrado (Once Caldas) Abwehr: Cristian Zapata (Milan), Santiago Arias (PSV), Frank Fabra (Boca Juniors), Oscar Murillo (Pachuca), Yerry Mina (Barcelona), Davinson Sanchez (Tottenham), Johan Mojica (Girona) Mittelfeld: Carlos Sanchez (Espanyol), Abel Aguilar (Deportivo Cali), Juan Cuadrado (Juventus), James Rodriguez (Bayern München), Wilmar Barrios (Boca Juniors), Juan Fernando Quintero (River Plate), Mateus Uribe (America), Jefferson Lerma (Levante) Sturm : Radamel Falcao (Monaco), Carlos Bacca (Villarreal), Luis Muriel (Sevilla), Miguel Borja (Palmeiras), Jose Izquierdo (Brighton) Trainer : Jose Pekerman Japan Tor: Eiji Kawashima (Metz), Masaaki Higashiguchi (Gamba Osaka), Kosuke Nakamura (Kashiwa Reysol) Abwehr : Yuto Nagatomo (Galatasaray), Tomoaki Makino, Wataru Endo (beide Urawa Reds), Maya Yoshida (Southampton), Hiroki Sakai (Marseille), Gotoku Sakai (Hamburger SV), Gen Shoji, Naomichi Ueda (beide Kashima Antlers) Mittelfeld : Makoto Hasebe (Eintracht Frankfurt), Keisuke Honda (Pachuca), Takashi Inui (Eibar), Shinji Kagawa (Dortmund), Hotaru Yamaguchi (Cerezo Osaka), Genki Haraguchi, Takashi Usami (Fortuna Düsseldorf), Gaku Shibasaki (Getafe), Ryoto Oshima (Kawasaki Frontale) Sturm : Shinji Okazaki (Leicester), Yuya Osako (1. FC Köln), Yoshinori Muto (Mainz) Trainer : Akira Nishino Passend zur Fußball-Weltmeisterschaft bekommen Sie nur für kurze Zeit unser WELTplus Fanpaket. Erhalten Sie alle Artikel von WELTplus und ein offizielles WM-Trikot für 12 x 8,99 € oder einmalig 107 €. | WELT | Hier finden Sie die Übersicht aller WM-Kader der 32 Turnier-Teilnehmer. Von Brasilien über Spanien, Frankreich, England, Argentinien bis zu Panama und Ägypten. | Sport | 2018-06-04T12:01:00Z | 2024-08-06T11:49:38Z | Die Kader aller Teams der Fußball-WM 2018 in Russland | https://www.welt.de//sport/article176419298/WM-Teilnehmer-2018-Kader-aller-32-Teams-im-Ueberblick.html |
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Handelskrieg: Jetzt hat Donald Trump den Rubikon überschritten | Mit einer Serie aus vier Tweets hat US-Präsident Donald Trump (verlinkt auf /politik/ausland/article197828515/Handelsstreit-zwischen-USA-und-China-Trump-kuendigt-neue-Strafzoelle-an.html) neues Öl in den schwelenden Handelskonflikt mit China gegossen und die Weltbörsen auf Talfahrt geschickt. Beinahe zeitgleich spitzt sich derzeit ein Handelsstreit zwischen den Nachbarnationen Japan und Südkorea zu. Die weltweiten Handelsspannungen haben damit eine neue Eskalationsstufe erreicht, mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. Die drohende Rückabwicklung der Globalisierung und der wachsende Protektionismus bedrohen auch das Geschäftsmodell der Exportnation Deutschland. Dabei hatte in Sachen Handelskonflikte zuletzt beinahe so etwas wie Gleichgültigkeit geherrscht. US-Präsident Donald Trump sprach zwar regelmäßig Drohungen gegen China aus und warnte vor neuen Zöllen, doch die Finanzmärkte brachten die säbelrasselnden Botschaften aus dem Weißen Haus kaum noch aus der Ruhe. Reiner Theaterdonner, lautete die gängige Meinung unter Ökonomen und Investoren. Am Ende würden sich China und die USA in ihrem Handelskonflikt schon einigen. Alles andere wäre irrational. Doch mit der jüngsten Volte des US-Präsidenten ist die Stimmung nun plötzlich doch umgeschlagen. Die neuen Zölle, die ab September auf chinesische Produkte erhoben werden sollen, eröffnen in dem seit nunmehr fast zwei Jahren andauernden Konflikt eine völlig neue Dimension – und darauf reagieren die Finanzmärkte alles andere als gleichgültig: Am Freitag sackten zunächst die asiatischen und später auch die europäischen Börsen reihenweise in die Tiefe. Das deutsche Börsenbarometer Dax (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dax/) verlor zwischenzeitlich fast 2,5 Prozent und rutschte damit wieder unter die Marke von 12.000 Punkten. Eine regelrechte Zäsur erlebte der Anleihenmarkt: Die Rendite für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren fiel mit minus 0,002 Prozent erstmals unter Null. Anleger drängen angesichts der wachsenden Unsicherheit weltweit seit langem in Scharen in die als sicher geltenden Bundesanleihen, was die Kurse treibt und die Renditen spiegelbildlich dazu nach unten drückt. Konkret hatte Trump am Donnerstag Strafzölle von zehn Prozent auf chinesische Güter im Wert von umgerechnet 270 Milliarden Euro angekündigt. Von der Maßnahme, die ab September in Kraft treten soll, wären erstmals auch fertig produzierte Waren wie Schuhe, Spielzeug oder Handys betroffen. Neue Spielregeln nach Trumps Ankündigung „Diese Ankündigung verändert die Spielregeln“, kommentierte Ökonom Aditya Bhave von der Bank of America (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bank-of-america/) Merrill Lynch Trumps Twitter-Botschaften. Fast die Hälfte der angedrohten Strafzölle betreffen diesmal Konsumgüter, insgesamt seien das Waren im Wert von 120 Milliarden Dollar. In den vorherigen Runden sei hingegen stets nur ein sehr kleiner Teil der chinesischen Konsumgüter betroffen gewesen, weil die US-Regierung negative Folgen für die heimischen Verbraucher vermeiden wollte. Dass Washington nun sogar bereit sei, Konsumgüter mit einzubeziehen, bedeute, dass jetzt „der Rubikon überschritten wird“. Die Gefahr einer weiteren Eskalation sei sehr groß. Tatsächlich legte Trump in einem seiner Tweets wenig später noch einmal nach und drohte damit, die Strafzölle gegebenenfalls auch auf 25 Prozent oder sogar noch darüber hinaus zu erhöhen. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio bekräftigte er diesen Kurs wenig später unter dem Applaus seiner Anhänger: „Bis es ein Abkommen gibt, werden wir China höllenmäßig besteuern“, so die martialische Botschaft. Alles hänge vom Abschluss eines Handelsabkommens mit China ab. Bisher sei das Land die im Juni vereinbarten Zusagen schuldig geblieben, insbesondere das Versprechen, US-Agrarprodukte im großen Stil zu kaufen. Zudem habe China es versäumt, den illegalen Export der Droge Fentanyl in die USA zu stoppen. Die US-Landwirte (verlinkt auf /politik/ausland/article189664997/Handelsstreit-Trump-fordert-von-China-Ende-der-Zoelle-auf-US-Agrarprodukte.html) sind von dem fast zwei Jahre andauernden Handelsstreit zwischen den beiden Nationen besonders betroffen, weil insbesondere der Export von Sojabohnen nach China massiv eingebrochen ist. „Wenn sie nicht mehr mit uns handeln wollen, dann wäre das für mich auch in Ordnung“, ließ Trump die Weltöffentlichkeit über Twitter wissen und erhöhte damit einmal mehr den Druck auf Peking. China wiederum kündigte umgehend Gegenmaßnahmen an, sollten die USA ihren Plan in die Tat umsetzen. Doch der Schlagabtausch zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten ist längst nicht mehr der einzige Handelskonflikt mit potenziell bedrohlichen Folgen für den Rest der Welt. Vielmehr findet das von Trump seit seinem Amtsantritt bevorzugte Modell, Handelsbarrieren zu errichten, um wirtschaftspolitische Forderungen durchzusetzen, mittlerweile auch anderswo Nachahmer. Insbesondere in Südostasien gewinnt derzeit zwischen Japan und Südkorea ein Handelskonflikt an Schärfe, der im Falle einer weiteren Eskalation längst nicht nur regionale Folgen hätte. Tokio streicht Südkorea von der „weißen Liste“ Am Freitag beschloss die Regierung in Tokio, das Nachbarland Südkorea von der „weißen Liste“ jener Länder zu streichen, die Vorzugsbehandlungen bei Handelsgeschäften genießen. Kurz zuvor hatte Japan schon striktere Exportkontrollen für Materialien zur Chip-Produktion verhängt. Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945. Südkorea wiederum will nicht klein beigeben, sondern kündigte umgehend an, Japan ebenfalls von der Liste der bevorrechtigten Handelspartner zu nehmen. Die Entscheidung aus Tokio sei eine „wirtschaftliche Kriegserklärung“, auf die man resolut reagieren werde, hieß es aus Seoul. Sollte sich der Konflikt zwischen den beiden großen Wirtschaftsnationen weiter zuspitzen, könnte das vor allem die globale Hightech-Industrie schwer belasten. Über 60 Prozent der weltweit genutzten Speicherchips werden in Südkorea produziert. An den Finanzmärkten folgte auch in diesem Fall die Reaktion prompt: Der japanische Nikkei-Index brach um 2,1 Prozent ein, koreanische Aktien wie Samsung (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/samsung/) verloren ähnlich stark. „Spätestens mit Trump ist eine neue politische Doktrin zu beobachten: Die Abkehr von Wohlstand und Wachstum als wichtigste politische Ziele, hin zur Verteidigung und Kontrolle der Macht“, kommentieren die Ökonomen von M.M. Warburg das zunehmende handelspolitische Säbelrasseln. Und äußern ihre Sorge über die Folgen für Deutschland: „Da die deutsche Wirtschaft mit ihrer hohen Exportquote von fast 40 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung zu den potenziellen Verlieren der neuen weltpolitischen Ordnung gehören könnte, dürfte es für die meisten Unternehmen im Dax eine besondere Herausforderung sein, ihre Erträge in der bislang gekannten Form zu steigern.“ Tatsächlich haben sich die Aussichten für die deutsche Konjunktur zuletzt spürbar eingetrübt. Der IWF (verlinkt auf /wirtschaft/article197331113/De-Globalisierung-Diese-historische-Anomalie-traefe-vor-allem-Deutschland.html) rechnet für 2019 nur mit einem mageren Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent, das ist weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts. Gleich mehrere der größten deutschen Konzerne nahmen zudem in den vergangenen Monaten ihre Gewinnprognosen zurück oder verkündeten umfangreiche Sparprogramme und Stellenkürzungen, darunter BASF (verlinkt auf /wirtschaft/article196001293/Chemiekonzern-BASF-streicht-weltweit-6000-Stellen-bis-Ende-2021.html) , Bayer (verlinkt auf /wirtschaft/article191570517/Konzernplaene-Bayer-will-4500-Stellen-in-Deutschland-abbauen.html) , Siemens (verlinkt auf /wirtschaft/article195514089/Siemens-streicht-weltweit-2700-Stellen-1400-davon-in-Deutschland.html) und Deutsche Bank (verlinkt auf /wirtschaft/article196490973/Radikalumbau-Deutsche-Bank-streicht-18-000-Jobs.html) . Die zunehmenden Spannungen im Welthandel bremsen auch die Weltwirtschaft insgesamt. Zuletzt hatte deshalb der IWF auch seine Prognose für das globale Wachstum gesenkt. Vor allem Chinas exportorientierte Wirtschaft leidet unter dem Handelskrieg. Die amerikanische Wirtschaft präsentiert sich im Vergleich dazu zwar weiterhin robust, allerdings hat die US-Notenbank aus Sorge über drohende Abwärtsrisiken durch den Handelskonflikt in dieser Woche erstmals seit elf Jahren die US-Leitzinsen gesenkt. Und die nächste Eskalationsstufe im Handelskreuzzug der USA zeichnet sich bereits ab: So rechnen Ökonomen wie Bhave damit, dass Trump sich als nächstes Strafzölle auf Autos und deren Zubehör vornehmen könnte. Es wäre eine Maßnahme, mit der Trump den Rest der Welt einmal mehr das Fürchten lehren würde. | Anja Ettel, Frank Stocker | USA gegen China, Japan gegen Südkorea: Weltweit gewinnt der Schlagabtausch über Strafzölle und Importquoten zwischen wichtigen Wirtschaftsnationen an Schärfe. Es droht die Rückabwicklung der Globalisierung. | Wirtschaft | 2019-08-02T18:02:35Z | 2019-08-02T18:02:35Z | Diese Volte verändert die globalen Spielregeln | https://www.welt.de//wirtschaft/article197891909/Handelskrieg-Jetzt-hat-Donald-Trump-den-Rubikon-ueberschritten.html |
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Pharmabranche: Novartis muss nach Ärzte-Geschenken Strafe zahlen | Die Ethik-Kommission der deutschen Pharmaindustrie hat zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Geldstrafen gegen zwei Mitgliedsfirmen verhängt. Novartis und Novo Nordisk müssen insgesamt 70.000 Euro zahlen, weil sie gegen die Richtlinien der „Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ (FSA) verstoßen haben. Beide Unternehmen hätten auf unethische Weise versucht, Ärzte zu beeinflussen. Angesichts der Milliardenumsätze mit Medikamenten trifft die Summe die Konzerne nicht sehr hart. Beim Schweizer Pharmakonzern Novartis (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/novartis/) war es eine angebliche Medizinerfortbildung im Spreewald, die eher Freizeitcharakter hatte. Novo Nordisk soll Ärzten ein Erfolgshonorar garantiert haben, wenn sie ein bestimmtes Medikament verschreiben. Trotz dieser zwei Fälle seien die Zahl der Beanstandungen im vergangenen Jahr doch insgesamt zurückgegangen, sagte der FSA-Geschäftsführer, Michael Grusa. Sie sank im vergangenen Jahr auf 37. Im Jahr zuvor hatte es noch 62 Beanstandungen gegen Pharmafirmen wegen Verstößen gegen den Kodex gegeben. „Das zeigt, dass der Kodex mit seinem umfangreichen Sanktionskatalog sich etabliert hat. Die Unternehmen gehen sorgsamer mit dem Thema um“, sagte Grusa. Nach mehreren Skandalen hatten forschende Arzneimittelhersteller in Deutschland den FSA 2004 als Ethik-Kommission gegründet. Er setzte einen Kodex auf, der den Pharmafirmen vorschreibt, wie sie ethisch einwandfrei mit Ärzten und Apothekern zusammenarbeiten. Der Kodex wurde durch das Bundeskartellamt genehmigt und gilt Gerichten als Grundlage für Klagen bei unlauterem Wettbewerb. Mit der Gründung des FSA reagierte die Pharmabranche auf Kritik an der Beeinflussung von Ärzten, Apotheker und Patienten. In der Vergangenheit hatte es immer wieder umstrittene Vertriebsmethoden gegeben, mit denen die Arzneimittelhersteller versuchten, Absatz und Marktanteile zu erhöhen. Der Kodex sollte dies verhindern und wurde daher mit einem umfangreichen Sanktionskatalog ausgestattet. Anders als beim Corporate Governance-Kodex für börsennotierte Aktiengesellschaften drohen bei Verstößen gegen den Pharma-Kodex Konsequenzen bis hin zu Gerichtsverfahren. Gegen Novartis und Novo Nordisk verhängte der FSA ein Strafgeld. „Nach gut fünf Jahren, in denen der Kodex existiert, können wir sehen, dass es eine Abkehr von den umstrittenen Marketing- und Vertriebsmethoden gekommen ist“, ergänzte Grusa. Allerdings gilt das nur bei den Mitgliedsfirmen des FSA, die etwa 75 Prozent des deutschen Pharmaumsatzes auf sich vereinigen. Bisher außen vor sind die großen Generika-Firmen, die häufig in die Kritik geraten. Zuletzt war der Generikahersteller Ratiopharm in den Verdacht geraten, Ärzte mit Verschreibungshonoraren zu ködern. Daraufhin wechselte der Eigentümer, der inzwischen verstorbene Industrielle Adolf Merckle, die Führung aus. „Bisher sind die Generika-Hersteller dem Ethik-Kodex nicht beigetreten. Ich kann sie nur dazu auffordern. Das würde die Glaubwürdigkeit und das Image der Firmen verbessern“, sagte Grusa. Um den Druck zu erhöhen, geht der FSA inzwischen auch gegen Nicht-Mitglieder vor. Das spürt derzeit der Generika-Hersteller Stada. Das im MDax notierte Unternehmen soll Ärzten und Apothekern Geld- und Sachgeschenke geboten haben, damit sie Stada-Medikamente verordnen. Ein Firmensprecher dementierte den Korruptionsverdacht. Die Vorgänge seien im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen erfolgt. Der FSA prüft die Vorwürfe gegen Stada „und will gegebenenfalls zivilgerichtlich gegen das Unternehmen vorgehen“, kündigte der FSA-Geschäftsführer an. | Frank Seidlitz | Die Ethik-Kommission der Pharma-Branche hat gegen den Hersteller Novartis eine Geldstrafe verhängt. Dem Konzern wird wie dem Konkurrenten Novo Nordisk vorgeworfen, Ärzte unlauter beeinflusst zu haben. Unter anderem schickte Novartis Ärzte zu einer "Fortbildung" in den Spreewald. | Wirtschaft | 2009-04-05T16:08:45Z | 2015-09-01T11:13:08Z | Novartis muss nach Ärzte-Geschenken Strafe zahlen | https://www.welt.de//wirtschaft/article3508073/Novartis-muss-nach-Aerzte-Geschenken-Strafe-zahlen.html |
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Krebserregende Stoffe in Elbe und Mulde: Bundesumweltamt warnt vor Fischverzehr | Das Umweltbundesamt warnt nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" in Sachsen-Anhalt vor dem Verzehr von Fischen aus Elbe und Mulde. Dem Bericht zufolge hat die Behörde eine um das 18-fache über dem zulässigen Grenzwert liegende Konzentration des krebserregenden Schadstoffs Hexachlorcyclohexan (HCH) in den Fischen entdeckt. Es handele sich dabei um die höchsten je in Deutschland bei Süßwasserfischen gemessenen HCH-Belastungen, so eine Sprecherin des Umweltbundesamtes. Die hohen Belastungen sollen aus Altlasten der Pflanzenschutzmittelproduktion in der DDR stammen. Nicht vollständig geklärt ist der Grund für den Anstieg der Konzentration. HCH ist in der Umwelt kaum abbaubar. In der Bundesrepublik wurde das Insektenvernichtungsmittel schon 1977 verboten. In der DDR wurde das Pestizid unter dem Namen Lindan bei Bitterfeld produziert, die Abfälle landeten auf Deponien. Für Badefreunde soll HCH keine Probleme bedeuten. Eine halbe Stunde in der Elbe zu baden, sei unbedenklich, sagte die Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe der Zeitung. | dpa | Krebserregende Stoffe in Elbe und Mulde: Bundesumweltamt warnt vor Fischverzehr | Print-welt | 2005-07-31T22:00:00Z | 2011-11-16T14:14:15Z | Krebserregende Stoffe in Elbe und Mulde: Bundesumweltamt warnt vor Fischverzehr | https://www.welt.de//print-welt/article686076/Krebserregende-Stoffe-in-Elbe-und-Mulde-Bundesumweltamt-warnt-vor-Fischverzehr.html |
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NRW: Bürgermeister verlangen mehr Abschiebungen | In Nordrhein-Westfalen warnen Kommunen schon seit längerer Zeit vor steigenden Flüchtlingszahlen und überbelegten Unterkünften. Wie groß die Defizite tatsächlich sind, wurde erst nach dem Skandal um misshandelte Flüchtlinge durch Wachleute in Burbach im vergangenen Herbst öffentlich deutlich. Die Stadt Dortmund etwa hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) zuvor schon mehrfach auf dramatische Engpässe (verlinkt auf /politik/deutschland/article139571992/NRW-kommt-mit-Bau-von-Asylheimen-nicht-hinterher.html) hingewiesen. NRW hat zwar begonnen, die Zahl der Unterbringungsplätze rasch aufzustocken, doch der Handlungsdruck steigt. 15 Oberbürgermeister und Landräte aus der Ruhr-Region haben in einem Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) weitere Maßnahmen angemahnt. Sie fordern in dem Schreiben vom 10. März dieses Jahres, das der „Welt“ vorliegt, „dass die Voraussetzungen, bestandskräftig abgelehnte Asylbewerber (verlinkt auf /politik/deutschland/article138669557/Warum-Deutschland-so-wenige-Asylbewerber-abschiebt.html) in ihre Heimatländer zurückzuführen, nicht unnötig und auf dem Verordnungswege für Nordrhein-Westfalen erschwert werden“. Sie beziehen sich auf Erlasse, die „geradezu kontraproduktiv“ seien, wonach man in Nachgang bei festgestellten Ausreiseverpflichtungen noch einmal in Einzelfallprüfungen eintritt und Familien nicht zu trennen seien. „Stattdessen benötigen wir alle Unterstützung, Menschen mit bestandskräftig festgestellten Ausreiseverpflichtungen in ihre Heimatländer zurückzuführen, um die notwendigen Plätze für um ihr Leben fürchtende Flüchtlinge freizuziehen“, schreiben die Stadtoberhäupter aus Dortmund, Essen, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Duisburg, Hamm, Hagen, Bochum, Gelsenkirchen, Bottrop, Herne sowie Landräte aus den Kreisen Recklinghausen, Unna, Ennepe-Ruhr und Wesel. Wie schwierig die kommunale Lage ist, zeigt sich beispielhaft an der Stadt Hagen. Dort leben aktuell 719 Flüchtlinge, vor drei Jahren waren es etwa 200. Der Zuschuss des Landes NRW für die Unterbringung steigt nach städtischen Angaben von 628.695 Euro (2012) auf voraussichtlich 2,7 Millionen Euro in diesem Jahr. Der Zuschussbedarf für die Stadt Hagen selbst erhöht sich parallel in diesem Zeitraum von 2,4 Millionen auf voraussichtlich 4,5 Millionen Euro, Personalkosten nicht mit eingerechnet. Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich die Zahl der Asylbewerber in diesem Jahr auf 400.000 (verlinkt auf /politik/deutschland/article140504104/Zahl-der-Asylbewerber-wird-sich-verdoppeln.html) verdoppelt. Über entsprechende Schätzungen einiger Bundesländer hatte die „ Welt am Sonntag (verlinkt auf /politik/deutschland/article140504104/Zahl-der-Asylbewerber-wird-sich-verdoppeln.html) “ zuerst berichtet. Das NRW-Innenministerium bestätigt diese Entwicklung in einer Vorlage für den Landtag, die der „Welt“ vorliegt. Daraus geht hervor, dass die Vorjahreszahlen allesamt übertroffen wurden. Im ersten Quartal 2015 wurden demnach bundesweit 75.034 Asylerstanträge gestellt, davon 14.547 in NRW. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einer Steigerung von 127,7 Prozent (Bund) beziehungsweise 103,5 Prozent (NRW). Im Monatsvergleich fällt der Unterschied noch stärker aus: Im Monat März wurden bundesweit fast 26.681 Asylerstanträge gestellt, davon 5407 in NRW. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahresmonat von 191,5 Prozent (Bund) beziehungsweise 149 Prozent (NRW). 2000 Kosovaren in Landeseinrichtungen in NRW Mehr als die Hälfte aller Asylanträge entfielen im ersten Quartal 2015 auf Personen aus den Balkanstaaten, besonders aus dem Kosovo (verlinkt auf /politik/deutschland/article139388688/Zahl-der-Asylbewerber-mehr-als-verdoppelt.html) stiegen die Asylantragszahlen stark an. Allerdings betont das NRW-Ministerium: „Die Zahl der tatsächlichen Zugänge aus dem Kosovo ist in den Landeseinrichtungen bereits seit März rückläufig.“ In der ersten Aprilwoche habe der Anteil kosovarischer Flüchtlinge in der Erstaufnahme-Einrichtung Dortmund und Bielefeld bei unter fünf Prozent gelegen. Das „beschleunigte Asylverfahren“, bei dem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) über Anträge von Kosovaren innerhalb von 14 Tagen entscheidet, „zeigt hiernach offenkundig Wirkung“, erklärt das Ministerium. Noch hielten sich knapp 2000 Kosovaren in den Landeseinrichtungen auf. Insgesamt gibt es NRW knapp 10.000 Unterbringungsplätze in Landeseinrichtungen, wovon noch knapp 2500 Plätze unbesetzt sind. NRW-Ministerpräsidentin Kraft erwartet vom Flüchtlingsgipfel am Freitag in Berlin, an dem sie mit ihren Länderkollegen teilnimmt, wichtige Impulse und bekräftigt damit auch Forderungen der Kommunen: Kraft verlangt vom Bund vor allem zusätzliche finanzielle Hilfen für die Unterbringung, Gesundheitsvorsorge und Sprachförderung der Flüchtlinge sowie mehr Personal beim BAMF. Kraft antwortete auch auf das Schreiben der 15 Oberbürgermeister und Landräte. Sie äußerte demnach Verständnis für die Erwartung, dass abgelehnte Asylbewerber auch zeitnah das Land verlassen, doch sie stellte die kritisierten Entscheidungen, die ausreisepflichtige Asylbewerber von der Abschiebung ausnahmen, nicht infrage. Einzelfallprüfungen sind aus Sicht der rot-grünen Landesregierung weiterhin wichtig, wenn es etwa um alleinerziehende Mütter oder pflegebedürftige ältere Menschen geht. Das geplante Spitzengespräch im Kanzleramt zur Flüchtlingspolitik (verlinkt auf /debatte/kommentare/article140482470/Huehner-haben-in-Europa-mehr-Rechte-als-Fluechtlinge.html) am kommenden Freitag sorgt unterdessen für Kritik. Der Präsident des Deutschen Städtetages, Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD), kritisierte, dass die Kommunen nicht eingeladen seien. Es sei „grotesk“, dass die kommunale Seite bei dem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht mit am Tisch sitze, so Maly, der auch Chef des Bayerischen Städtetages ist, in München. Denn eine Aufnahme und Integration von Flüchtlingen ohne Beteiligung der Kommunen sei nicht vorstellbar. Merkel trifft sich mit einigen Ministerpräsidenten, um über die Flüchtlingspolitik zu sprechen. | Kristian Frigelj | Die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern soll nicht so häufig ausgesetzt werden wie bisher. Das forderten 15 Oberbürgermeister und Landräte aus NRW von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). | Politik | Deutschland | 2015-05-06T15:33:38Z | 2015-09-22T14:09:49Z | Bürgermeister verlangen mehr Abschiebungen | https://www.welt.de//politik/deutschland/article140581503/Buergermeister-verlangen-mehr-Abschiebungen.html |
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Ausgebüxt: Känguru Urmel ist weiter auf der Flucht | Und da war es nur noch eins: Das Känguru-Duo Urmel und Wickie wurde gesprengt. Die beiden entwischten am 20. April aus dem Serengeti-Park Hodenhagen. Heute wurde Wickie eingefangen. Aber Urmel befindet sich immer noch auf freiem Fuß. Begonnen hat der Ausflug in die Welt jenseits der Gitterstäbe mit einem Disput zwischen zwei Ochsen: "Die Wasserbüffel haben miteinander gekämpft und durch ihre massigen Körper den Zaun zum Känguru-Gehege niedergewalzt", erklärte Fabrizio Sepe, Chef des niedersächsischen Tierparks, das Malheur. Die zwei Benett-Kängurus, sprangen über den Zaun und flohen. Seitdem werden in der Lüneburger Heide die Augen offen gehalten, Fallen aufgestellt und jede Menge Erdnussbutter verschmiert. "Die lieben das, jedes Känguru liebt das", sagt Sepe. Doch vor allem Benett-Kängurus werden mit der Methode immer wieder gejagt. Kängurus brechen häufig aus In deutschen Tierparks und Privatzoos brechen die 80 bis 90 Zentimeter großen Australier recht häufig aus. So häufig, dass sich beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern bereits eine kleine Kolonie gebildet hat. 2001 sind dort im Tierpark Burg Stargard drei Jungtiere ausgebüxt und inzwischen zu einer mehr als zehnköpfigen Herde herangewachsen. Weil die scheuen Beuteltiere sich hauptsächlich von Gräsern ernähren und ein dickes Fell haben, überstanden sie sogar den harten Winter 2010. Ausgesetzte und entflohene Kängurus wurden auch schon in Sachsen, Niedersachsen, Hessen und sogar in Bayern gesichtet. 50 Kilometer von Paris soll es eine Population von rund 30 Benett-Kängurus geben. Sorgen um das ökologische Gleichgewicht der Wälder sind allerdings unberechtigt. Die Säugetiere mit rötlichem Nackenfell sind keine Konkurrenz zu den hiesigen Pflanzenfressern doch natürliche Feinde haben sie auch nicht. Droht eine Kolonie? Die Prognose auf eine neue Population in der Lüneburger Heide muss jetzt allerdings nach unten korrigiert werden. Urmel, die weibliche Hälfte des Känguru-Paars, konnte aber zum wiederholten Mal fliehen. Doch bis eine Känguru-Population in Deutschland australische Ausmaße erreicht, müssten noch sehr viele Tierpark-Zäune niedergerissen werden. | Lukas Reiche | "Wickie" und "Urmel" sind echte Ausbrecher. Schamlos nutzten die beiden Kängurus im Hodenhagener Zoo einen Streit zwischen zwei Büffeln und hauten ab. Aber sie haben eine Schwäche: Erdnussbutter. | Vermischtes | 2012-05-30T15:35:33Z | 2015-10-04T14:58:51Z | Känguru Urmel ist weiter auf der Flucht | https://www.welt.de//vermischtes/article106394268/Kaenguru-Urmel-ist-weiter-auf-der-Flucht.html |
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Reiseträume: So oft denken die Deutschen in der Woche an Urlaub | Was gibt es Schöneres, als durch London, Paris oder Rom zu schlendern und die vielen fremden Eindrücke in sich aufzusaugen wie ein Staubsauger? Wer träumt nicht davon, sich auf den Balearen oder Kykladen oder Kanaren (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/kanaren-urlaub/) den Wanst zu bräunen, um sich nach dem Sonnenbad mit einem kühlen Glas Roséwein zu erfrischen? Oder wie wäre es mit einem Wochenende in New York (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/new-york-staedtereise/) oder einem Badeausflug ins Südseeparadies Bora Bora? Laut einer Studie der Reisewebsite lastminute.de (verlinkt auf http://www.lastminute.de) denken die Deutschen insgesamt 171 Millionen Mal in der Woche daran, spontan zu verreisen. Das bedeutet, dass heruntergerechnet jeder Bundesbürger – von Flensburg bis Friedrichshafen und egal ob auf Helgoland oder im Harz (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/harz-urlaub/) zu Hause – von Montag bis Sonntag jeweils mehr als zwei Mal dazu geneigt ist, die Bürobekleidung vorübergehend gegen Badeklamotten zu tauschen. Die Sehnsucht, schnell einmal rauszukommen aus dem Alltag verspüren dabei mehr Frauen als Männer, und am häufigsten ist die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen unter den In-den-Urlaub-Träumern vertreten. Nach Bundesländern sortiert, fühlen sich die Menschen aus Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) , Bayern und Baden-Württemberg besonders reif für einen Abstecher ins Ausland. Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn – befragt wurden 7200 Erwachsene in sechs Ländern – sind die Deutschen übrigens nicht so reisefreudig wie etwa die Iren und Italiener, die sogar fünf Mal in der Woche überlegen, das Weite zu suchen. Warum aber wollen alle weg? Es ist, erstens, der Wunsch, neue Orte kennenzulernen und, Platz zwei, Erholung zu finden. Das schlechte Wetter stellt Grund Nummer drei dar. Petrus ist in Gedanken eben auch gern mal woanders. | Anja Richter | Die Lust aufs Reisen packt die meisten Menschen nicht erst kurz vor den Ferien, sondern viel häufiger. Dabei gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern, besagt eine Studie. | Reise | 2013-05-23T13:31:44Z | 2015-10-06T06:36:39Z | So oft denken die Deutschen in der Woche an Urlaub | https://www.welt.de//reise/article116454422/So-oft-denken-die-Deutschen-in-der-Woche-an-Urlaub.html |
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Kolumne: Sterne des Südens: FC Bayern schafft langweilige Fakten | Die Bayern verfolgen dich bis in den Schlaf. In der Nacht nach seiner Entlassung, in einem Traum, steht plötzlich Felix Magath neben dir. Er jammert: "Das gibt es doch nicht. Das ist doch der Hammer." Es kommen ihm die Tränen. Es ist einem peinlich ... Beim Erwachen bräuchte man Freud, denn so einfach lässt sich die Traumsequenz nicht deuten. Hatte man unterbewusst Mitleid mit einem, den man selbst schon mal heftig kritisiert hat? Das schlechte Gewissen. Die Realität heißt Ottmar Hitzfeld. Da ist er wieder. Er sagt: "Das ist ja so, als wäre ich nie weg gewesen." Für einen Tagtraum mit Italiens Weltmeistertrainer Marcello Lippi, mit den Niederländern Marco van Basten und Guus Hiddink oder einem anderen Traumtrainer hat der FC Bayern einem keine Gelegenheit gegeben. Nur kein Vakuum. Da haben sie eben Fakten geschaffen - langweilige. Dementsprechend unaufgeregt nahm das Ausland den Münchner Personalwechsel zur Kenntnis. Nur unter "altri articoli" (Gazzetta dello Sport) und "mas noticias" (Marca, AS), also unter der Rubrik "Weitere Meldungen", informierten die italienischen und spanischen Sportblätter ihre Leser über die Rückkehr von Hitzfeld. Kein Kommentar. Auch nicht aus England. Nur die "Marca" bemerkte im Hinblick auf das anstehende Champions-League-Achtelfinale, dass die Bayern unter Hitzfeld in zehn Aufeinandertreffen sechs Mal erfolgreich waren. In einem Nebensatz. Bayern München hat auf Grund der prekären Situation einen Trainer ohne Bedarf nach Eingewöhnungszeit gesucht, und in Ottmar Hitzfeld gefunden. Schon gut, mal wieder auf Nummer sicher. Hat ja bei den Bayern schon zweimal geklappt, einem Übungsleiter die zweite Chance zu geben, mit Udo Lattek und sogar mit Giovanni Trapattoni. Mutig ist das aber alles nicht. Auch wenn Manager Uli Hoeneß sagt: "Wir sind doch alle ein bisschen Zocker." Und: "der Ottmar sieht doch aus wie das blühende Leben". Es war nur eine Rolle rückwärts in den flüchtigen Handstand. Stehende Ovationen durften die Münchner dafür nicht erwarten. Hitzfeld bleibt Hitzfeld, der neue ist ein alter Bekannter, ein Freund des Vereins eben. Und die Bayern bleiben halt die Bayern. Üben sie sich in Imagination, kommen halt immer wieder die alten Bayern raus. So lenkte schließlich heute auch Klubpräsident Franz Beckenbauer ein, obwohl er die Kritik an Magath sogar noch nach der Partie gegen Bochum als "So ein Schmarrn" bezeichnete hatte. Beckenbauer: "Kalle Rummenigge und Uli Hoeneß stecken im Tagesgeschäft, sind dichter dran. Ich trage ihre Entscheidung voll mit. Ja mei, wenn es halt nicht mehr passt, muss man halt was machen." So sind die "Drei von der Bayern-Geschäftsstelle" wieder einer Meinung: "Ein Freund, ein guter Freund, das ist das beste, was es gibt auf der Welt ... Sonniger Tag, Wonniger Tag! ... Rom und Madrid nehmen wir mit ... So ging das Leben im Taumel zu dritt ..." Wie der Traum mit Hitzfeld wohl aussieht? "Sterne des Südens“ ist die Kolumne von Bayern-Reporter Markus Lotter. Sie erscheint jeden Freitag auf WELT ONLINE. | Markus Lotter | Der FC Bayern München hat einen neuen Trainer verpflichtet, der keine Eingewöhnungszeit brauchen wird. Zur neuen Saison ist dann etwas mehr Mut wünschenswert: Warum sollten es die Bayern nicht mal Marcello Lippi, Marco van Basten oder Guus Hiddink versuchen? | Debatte | Kolumnen | 2007-03-16T21:00:48Z | 2011-11-19T12:57:15Z | FC Bayern schafft langweilige Fakten | https://www.welt.de//debatte/kolumnen/Sterne-des-Suedens/article6061280/FC-Bayern-schafft-langweilige-Fakten.html |
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Bonnie Prince Charlie: Schottische Separatisten verehren diesen Prinzen | Name : Charles Edward Louis Philip Casimir Stuart, von seinen Anhängern „Bonnie Prince Charlie“ (der hübsche Prinz Charlie), von seinen Feinden „Young Pretender“ (der junge Prätendent) genannt. Vater : James Francis Edward Stuart („Old Pretender“); Mutter : Maria Clementina Sobieska, polnische Prinzessin. Geboren : 1720 in Rom; gestorben: 1788 ebd. Karriere : Als Enkel des vom britischen Parlament in der Glorious Revolution abgesetzten Stuart-Königs Jakob II. Kronprinz und als Karl III. (Titular-)König von England, Schottland und Irland, Führer eines Aufstands, Abenteurer, Trinker. Freunde : Ludwig XV. von Frankreich, diverse Päpste, Highlander-Clans, englische und irische (katholische) Jakobiten. Feinde : (protestantische) Engländer, Georg II. von Großbritannien, sein Sohn und Feldherr William Augustus, Duke of Cumberland. Leistung : Landete als 24-Jähriger mit sieben Anhängern im Juli 1745 in Schottland, gewann mit seinem Charisma die MacLeans, MacLachlans und weitere Verbündete, vertrieb mit ihnen die englischen Garnisonen und ließ sich als König feiern. Konnte nach der Niederlage im Gegensatz zu den meisten seiner Gefolgsleute sein Leben retten und ein unstetes und feuchtfröhliches Leben an europäischen Höfen führen. Schwäche : Erlag seinem eigenen Charisma, als er glaubte, mit 5000 schlecht bewaffneten Highlandern auch noch England erobern zu können. Kam nur auf 150 Kilometer an London heran und wurde schließlich 1746 von Cumberland bei Culloden unweit von Inverness vernichtend (verlinkt auf /geschichte/article132171586/Englands-Schlaechter-brachte-Schottland-zur-Raeson.html) geschlagen. Entwickelte später eine Schwäche für Frauen. Nerdwissen : Der deutsche Komponist und Musikunternehmer Georg Friedrich Händel schrieb 1746 sein berühmtes Oratorium „Judas Maccabaeus“ als Hymnus auf Cumberland (verlinkt auf /geschichte/article132171586/Englands-Schlaechter-brachte-Schottland-zur-Raeson.html) , den er als „heldenhaft“ und „weise“ feierte. Bei den von ihm mit großer Brutalität verfolgten Schotten ist der Sieger von Culloden dagegen als „Butcher“ (Schlächter) in Erinnerung geblieben. Geheimnisse : Ungefähr die Hälfte der gut ausgerüsteten 8000 Soldaten, die die Engländer bei Culloden ins Feld führten, rekrutierte sich aus Schotten, die beizeiten beschlossen hatten, ihre Kampfkraft nicht mehr für Stuarts und Clans zu opfern, sondern im guten Sold der englischen Armee. Urteil : Mit dem Scheitern seiner Erhebung hatte Charles Edward Stuart die letzte Chance auf eine Restitution des Stuart-Königtums verspielt. Das „Unternehmen, das in der Rückschau am meisten die Gemüter und die Fantasie beschäftigt hat, war mehr ein sinnloses Bravourstück als eine strategisch durchdachte militärische Operation“, schreibt der Historiker Michael Maurer. Gleichwohl zählt „Bonnie Prince Charlie“ zu den (verlinkt auf /kultur/pop/article114118823/Der-Posterboy-des-weltumspannenden-Hipstertums.html) großen Ikonen der schottischen Separatisten. Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like. (verlinkt auf https://www.facebook.com/weltgeschichte/) | Florian Stark | Er forderte Englands König heraus und führte die Highlander bis vor London: Der Stuart-Prinz Charles Edward ließ 1745 Schottlands Freiheitsträume Wirklichkeit werden – aber nur für ein Jahr. | Geschichte | 2016-06-28T13:49:25Z | 2016-06-28T13:49:25Z | Schottische Separatisten verehren diesen Prinzen | https://www.welt.de//geschichte/article156635915/Schottische-Separatisten-verehren-diesen-Prinzen.html |
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Tödliche Gefahr: Das Problem der Elterntaxis wird durch Corona noch verschärft | Sogenannte Elterntaxis sind schon lange in der Diskussion. Aus Angst vor Infektionen entscheiden sich immer mehr Eltern, ihr Kind mit dem Auto direkt vor die Schule zu fahren – in diesem Fall mit tödlichen Folgen. | WELT | Sogenannte Elterntaxis sind schon lange in der Diskussion. Aus Angst vor Infektionen entscheiden sich immer mehr Eltern, ihr Kind mit dem Auto direkt vor die Schule zu fahren – in diesem Fall mit tödlichen Folgen. | Deutschland | 2020-09-07T15:05:00Z | 2020-09-07T18:37:49Z | Das Problem der Elterntaxis wird durch Corona noch verschärft | https://www.welt.de//politik/deutschland/video215231074/Toedliche-Gefahr-Das-Problem-der-Elterntaxis-wird-durch-Corona-noch-verschaerft.html |
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Schutz mit Pfefferspray: Kater Eddie versetzt Lübecker Passanten in Angst | Kater Eddie aus Lübeck macht Spaziergängern Angst – und ist ein Fall für die Polizei. Das Tier soll einen Hund und seinen Besitzer angefallen haben. Der Mann hat Anzeige erstattet. | WELT | Kater Eddie aus Lübeck macht Spaziergängern Angst – und ist ein Fall für die Polizei. Das Tier soll einen Hund und seinen Besitzer angefallen haben. Der Mann hat Anzeige erstattet. | 2017-03-24T16:41:53Z | 2022-05-12T03:45:19Z | Kater Eddie versetzt Lübecker Passanten in Angst | https://www.welt.de//vermischtes/video163145266/Kater-Eddie-versetzt-Luebecker-Passanten-in-Angst.html |
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Musikspiele: Wenn Johnny Cash gegen die Beatles antritt | Während The Beatles Rockband der wohl größten Legende unter den Gitarren-Combos ein Denkmal setzt, kontert Guitar Hero 5 mit musikalischer Bandbreite: Mit 85 Songs von 83 Bands ist es fast schon ein „Who is Who“ der Rockgeschichte. Auf dem Konzertprogramm stehen Namen wie Nirvana, Dire Straits, Bob Dylan, Stevie Wonder und Tom Petty – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Im nüchternen Zahlenvergleich liegt The Beatles Rockband mit 45 Songs des Liverpooler Quartetts hinten. Das wird Fans aber nicht stören, zumal sie – erstmals überhaupt in einem Musikspiel (verlinkt auf http://www.bildspielt.de/neue-spiele/musikspiel/) – ihren Idolen sogar mit dreistimmigem Gesang nacheifern dürfen. Die Instrumentierung beschränkt sich in beiden Spielen auf die klassische Rockbesetzung: Gitarre, Bass und Schlagzeug. Die Spieltechnik folgt hier wie dort dem bewährten Schema: Auf dem Bildschirm laufen farbige Symbole von oben nach unten. Jedes Zeichen steht für eine Taste auf der Spielgitarre oder für die diversen Trommeln und Becken des Schlagzeugs. Sobald ein Symbol die Markierung am unteren Bildrand trifft, müssen Sie die entsprechende Taste drücken oder die passende Trommel schlagen. Je präziser Sie den Ton treffen, desto besser wird Ihre Leistung bewertet. Bei zu vielen Fehlern brechen die Musiker auf dem Bildschirm ihre Session frustriert ab – noch mal von vorne, bitte. Notfalls setzen Sie eben den Schwierigkeitsgrad herunter. Die Einsteigerstufe schafft jeder blutige Anfänger, das höchste Niveau schafft auch gestandene Videospieler. Interessantes Detail für Trommler: Guitar Hero 5 arbeitet mit fünf Schlagzeugspuren, The Beatles Rockband beschränkt sich auf vier. Das entspricht der jeweiligen Trommelzahl beider Spieleserien. Hinzu kommt jeweils ein Fußpedal für die Bassdrum. Bei Guitar Hero 5 können Sie sogar ein zweites Fußpedal anschließen, denn einige Songs bieten optional Doppelbassdrum-Unterstützung. Sie können beide Spiele auch mit den Klampfen, Schlagzeugen und Mikros der Konkurrenz spielen. Guitar Hero 5 erkennt das angeschlossene Schlagzeug und schaltet automatisch auf Arrangements mit vier oder fünf Spuren um. Das ist toll gelöst. Sie können allein zu Haus rocken, was aber so gar nicht zum Combo-Charakter der Spiele passen mag, oder eine Band gründen – entweder mit Freunden im Wohnzimmer oder mit Gleichgesinnten, die Sie sich im Internet zusammensuchen. Die Zahl der Mitspieler darf größer sein als die Besetzung der Originalbands: The Beatles Rock Band lässt sechs Spieler zu, Guitar Hero 5 acht. Beide Titel umfassen sowohl Spielmodi, die harmonisches Zusammenspiel erfordern, als auch solche, in denen es um harten Wettbewerb geht. In Sachen Spielumfang hat Guitar Hero 5 die Nase vorn. Fast doppelt so viele Songs sind schon eine klare Ansage. Aber auch die Spielvarianten erlauben viel mehr Abwechslung. Den sieben Wettkampfarten mit unterschiedlichen Regeln setzt The Beatles Rockband nur zwei entgegen. Einen Karrieremodus bieten beide Spiele. Frei improvisieren können Sie in Guitar Hero 5 mit allen Instrumenten, bei den Beatles nur auf dem Schlagzeug. In der Wii-Version von Guitar Hero 5 dürfen Sie Ihren Mii auf die Bühne schicken, in der Fassung für die Xbox 360 Ihren Avatar. Jedes der beiden Spiele enthält ein interessantes Extra: Guitar Hero 5 ein Tonstudio, The Beatles Rockband eine kleine Schlagzeugschule. Im auch im Vergleich zum Vorgängerspiel stark vereinfachten Studio können Sie eigene Songs „komponieren“. Dazu bedienen Sie sich vorgefertigter Rhythmen und Samples oder spielen Ihre kreativen Ideen direkt ein, während das Programm mitschneidet. Läuft der Song noch nicht ganz rund, lässt er sich nachbearbeiten. Fertige Stücke dürfen Sie ins kostenlos Internet hochladen. Umgekehrt lassen sich Fremdkompositionen herunterladen. Ihrer Kreativität sind lediglich zwei Grenzen gesetzt: Zum einen dürfen Sie nur Instrumentalstücke komponieren. Die andere Einschränkung betrifft die Tonqualität: Die Samples klingen sehr viel müder als die Originalsongs. In beiden Spielen dürfen Sie einen Abschnitt gezielt üben und im Tempo variieren. Doch nur The Beatles Rockband bringt einen Schlagzeugtrainer mit gut 200 Rhythmen ins Haus. Die können Sie in aller Ruhe einstudieren, ohne von anderen Instrumenten abgelenkt zu werden. Die Klangqualität Beide Spiele treffen den Ton. Zwar ist die Tonqualität aktueller Songs aus Guitar Hero 5 geringfügig besser, weil die Originalaufnahmen jünger sind. Doch auch The Beatles Rockband ist auf dem bestmöglichen Stand, denn es verwendet Einspielungen aus den erst kürzlich veröffentlichten, neu gemasterten Beatles-CDs. Einige Songs wurden sogar leicht geändert. So wird etwa „Hey Bully“ vom Album „Abbey Road“ erstmals komplett zu Ende gespielt und nicht ausgeblendet. Das ist für die meisten Menschen nicht von Belang, Beatles- Fans indes freuen sich zu Recht über solche Details. Die Optik The Beatles Rockband erzeugt mit detaillierten Abbildern der Musiker Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr eine sehr authentische Atmosphäre. Das gilt für den gesamten Karriereverlauf der Fab Four, deren Erscheinungsbild sich in den wenigen Jahren häufig wandelte: Das Spiel macht jede Haar- und Klamottenmode mit. Überhaupt fällt eine enorme Liebe zum Detail auf: Es wurden geschickt Originalfotos eingearbeitet, Szenen aus Filmaufnahmen und von Konzerten nachgestellt – vom Einmarsch der Band auf die Bühne über Aufnahmen im Studio 2 der Abbey Road Studios bis hin zu kreischenden Mädchen in frühen Konzerten. Nur die Bewegungen der vier wirken mitunter etwas hölzern. Guitar Hero 5 enthält zwar sehr viele Originalsongs, aber zu den meisten davon bewegen sich Fantasiemusiker auf dem Bildschirm. Trotz ausgezeichneter Grafik leidet die Stimmung etwas darunter. Erst wenn Santana oder Kurt Cobain für Gastauftritte die Bühne entern, kommt richtig Freude auf. In Sachen Optik schenken sich die Titel sonst nichts. Urteil: Welches Spiel das richtige für Sie ist, lässt sich ganz einfach beantworten. Lieben Sie die Beatles? Dann kommen Sie an The Beatles Rockband definitiv nicht vorbei. Schätzen Sie die Beatles nicht, nehmen Sie Guitar Hero 5, denn das verwöhnt mit mehr Abwechslung. Mögen Sie Musikspiele sowieso, dann brauchen Sie beide – denn hier wie dort wird auf hohem Niveau gespielt. Weitere Songs zum Herunterladen garantieren bei beiden Spielen Langzeitspaß. Allerdings war bis Redaktionsschluss nicht klar, wie teuer die Downloads werden. Wie auch immer Sie sich entscheiden, Sie können nichts falsch machen: Im Test sind keine Schwächen aufgefallen. Absoluten Profis wird der höchste, wirklich heftige Schwierigkeitsgrad in Guitar Hero 5 gefallen. Anfänger und Fortgeschrittene finden sich in beiden Spielen zurecht. Guitar Hero 5 Vorteile: - Sehr viele Songs - Hohe Tonqualität - Gute Arrangements Nachteile: - Zu wenig Originalmusiker rocken auf den Bühnen Testergebnisse (für Wii): Testergebnis: gut Note: 1,77 Preis/Leistung: befriedigend Preis laut Hersteller: 59,99 Euro Testergebnisse (für Xbox 360 und Playstation 3): Testergebnis: gut Note: 1,72 Preis/Leistung: ausreichend Preis laut Hersteller: 69,99 Euro The Beatles Rockband Vorteile: - Dichte Atmosphäre - Hohe Tonqualität - Gute Arrangements Nachteile: - Wenig Lieder, weitere Songs sind kostenpflichtig Testergebnisse (für Wii): Testergebnis: gut Note: 1,80 Preis/Leistung: befriedigend Preis laut Hersteller: 49,99 Euro Testergebnisse (für Xbox 360 und Playstation 3): Testergebnis: gut Note: 1,77 Preis/Leistung: befriedigend Preis laut Hersteller: 59,99 Euro Mehr zum Thema finden Sie in der aktuellen "Computer Bild Spiele", Ausgabe 11/09. | WELT | Hausmusik erobert die Wohnzimmer: Jeder kann mitmachen, ohne echte Instrumente zu beherrschen – eine Flut von Spielen macht aus unmusikalischen Zeitgenossen gefeierte Partymucker. Jetzt legen zwei neue Titel nach: "Guitar Hero 5" und "The Beatles Rockband". Wir haben sie verglichen. | Wirtschaft | Webwelt & Technik | 2009-11-10T15:32:19Z | 2015-10-03T18:57:47Z | Wenn Johnny Cash gegen die Beatles antritt | https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article4951464/Wenn-Johnny-Cash-gegen-die-Beatles-antritt.html |
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Gerhard Finckh: „Museen in Deutschland arbeiten am Existenzminimum“ | Überraschend teilte das Wuppertaler Von der Heydt-Museum mit, dass die groß angelegte Ausstellung „Aufbruch zur Freiheit“ über das Zeitalter der Aufklärung abgesagt werden muss. Nur fünf Monate vor der geplanten Eröffnung stoppten Vorstand und Beirat der Museums-gGmbH, die sich aus Vertretern der Stadt, verschiedener Stiftungen und dem Museumsverein zusammensetzt, das Projekt aus finanziellen Gründen. Die WELT sprach mit Gerhard Finckh, dem Direktor des Museums. WELT: Eine Großausstellung so kurz vor der Eröffnung absagen zu müssen, ist das für Sie nicht eine Katastrophe? Gerhard Finckh: Die Absage der Ausstellung ist für mich besonders schmerzlich, weil ich immerhin drei Jahre an diesem Projekt gearbeitet habe und weil wir sensationelle Leihgaben aus den Schlössern von Versailles, dem Pariser Louvre, der National Gallery London und anderen internationalen Museen zugesagt bekommen haben. Und weil ich glaube, dass diese Ausstellung doch finanzierbar gewesen wäre. WELT: Warum kam die Finanzierung dann nicht zustande? Finckh: Nach zwölf Jahren erfolgreicher Großausstellungen zu den Impressionisten wie Monet, Manet und Renoir, die jeweils zwischen 80.000 und 300.000 Besucher nach Wuppertal (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wuppertal/) brachten, trauten Vorstand und Beirat dieser Ausstellung nicht zu, 50.000 Besucher zu gewinnen. Mit dieser Zahl hätte die Schau eine schwarze Null geschrieben. Ich hingegen glaube, die Aufklärung ist ein Thema, das momentan von besonderer Relevanz ist, betrachtet man die politische Situation in vielen Ländern, in denen die demokratischen Grundrechte, die Menschenrechte und die Pressefreiheit deutlich eingeschränkt werden. Das hätte sehr viele Menschen neugierig gemacht. WELT: Woher kommen die Zweifel auf einmal? Finckh: Das Konzept der Ausstellung ist anders und komplexer als das der Impressionisten. Es geht darum sichtbar zu machen, wie unter den Vorzeichen des Absolutismus im 18. Jahrhundert erste demokratische Bestrebungen entstanden sind. Die Ausstellung hätte damit einen mehr kulturhistorischen Ansatz gehabt. WELT: Stehen für die Museums-gGmbH also nur noch die Besucherzahlen im Vordergrund und nicht mehr die Inhalte? Finckh: Es geht der Museums-gGmbH weniger um die Besucherzahlen, als vielmehr um die Eintrittsgelder, denn daraus werden die Ausstellungen finanziert. Da die Stadt Wuppertal sich zum Teil aus der Finanzierung des Museums zurückgezogen und die Ausrichtung von Ausstellungen sowie erhebliche Personalkosten der Museums-gGmbH überantwortet hat, liegt das Risiko jetzt ganz bei dieser. Und diese Summen haben sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Das geht zulasten der Ausstellungen. WELT: Generell ist zu beobachten, dass die Städte sich mehr und mehr aus ihrer kulturellen Verantwortung zurückziehen. Das ist gerade in Zeiten gesellschaftspolitischer Umbrüche ein Problem. Finckh: Ja, das Von der Heydt-Museum ist kein Einzelfall. Die meisten Museen in Deutschland arbeiten am Existenzminimum. Das Von der Heydt-Museum hat schon seit vielen Jahren weder einen Ankaufs- noch einen Ausstellungsetat. Den städtischen Bildungsauftrag übernehmen mehr und mehr private Organisationen und Stiftungen. Damit geben die Städte einen wesentlichen gesellschaftspolitischen Auftrag aus der Hand. Es entsteht ein starkes Ungleichgewicht zwischen öffentlichem und privatem Engagement. Wenn nun aber die privaten Organisationen ihren Einsatz aufgeben – aus welchen Gründen auch immer – bricht das System zusammen. WELT: Riskieren die Museums-gGmbh und die Stadt Wuppertal damit nicht auch einen erheblichen Image-Verlust? Finckh: Daran besteht kein Zweifel. | Willi Keinhorst | Die Ausstellung „Aufbruch zur Freiheit“ im Wuppertaler Von der Heydt-Museum ist kurzfristig abgesagt worden – dabei waren spektakuläre Bilder zugesagt. Doch Beirat und Vorstand fürchteten rote Zahlen. | Regionales | Nordrhein-Westfalen | 2018-06-04T12:59:25Z | 2018-06-04T12:59:25Z | „Museen in Deutschland arbeiten am Existenzminimum“ | https://www.welt.de//regionales/nrw/article176966553/Gerhard-Finckh-Museen-in-Deutschland-arbeiten-am-Existenzminimum.html |
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Forschung: Berlins geheimstes Labor | Die lebensbedrohlichen Killer heißen Ebola, Krim Kongo, Sars oder Lassa: Viren, die extrem ansteckend, leicht übertragbar und sehr häufig tödlich für den Menschen sind. Um diese Erreger untersuchen zu können, braucht es eines Hochsicherheitslabors der höchsten Sicherheitsstufe 4. Bislang gibt es solche Labore nur in Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) (Bernhard-Nocht-Institut) und Marburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/marburg/) (Universitätsklinikum). Doch auch in Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) soll eine solche Anlage der höchsten Sicherheitskategorie entstehen. Das Robert Koch Institut (RKI) hat beim zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) einen entsprechenden Antrag gestellt. Das Besondere: Es wäre das einzige Hochsicherheitslabor der Bundesregierung. Zudem sollen dort auch gentechnische Untersuchungen vorgenommen werden. Standort neben der Seuchenstation in Wedding geplant Die Spezialeinrichtung kostet mehr als 100 Millionen Euro. RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher sagt, in dem Hochsicherheitslabor könnten gefährliche Erreger schneller am Ort untersucht werden; die Proben müssten nicht erst – wie bisher – nach Hamburg oder Marburg geschickt werden. „Zeit ist Geld und Leben“, sagt Glasmacher. Errichtet werden soll das Labor in Wedding, in der Nachbarschaft des Robert Koch Instituts und der Seuchenstation der Universitätsklinik Charité, Campus Virchow-Klinikum. Baubeginn ist für das Jahr 2009 geplant, die Fertigstellung für das Jahr 2011 avisiert. Noch fehlt allerdings die Genehmigung des LAGeSo. Aber LAGeSo-Präsident Franz Allert signalisierte, dass sein Amt dem Bau des Hochsicherheitslabors voraussichtlich zustimmen werde. Andrea Trau-Betcke, Biologin und Mitarbeiterin im Fachgebiet Gentechnik im LAGeSo, skizziert, wie ein High-Tech-Labor, in dem die gefährlichsten Krankheitserreger der Welt untersucht werden, ausgestattet sein muss: Es muss komplett abgeschirmt sein, kein Unbefugter darf hinein; jeder Labormitarbeiter muss eine Drei-Kammern-Schleuse mit automatischen Schiebetüren passieren. In den Schleusen herrscht Unterdruck, damit kein Erreger aus dem Labor entweichen kann. Auch im Untersuchungsraum herrscht Unterdruck. Die dort arbeitenden Biologen und Ärzte tragen Ganzkörperschutzanzüge und werden über externe Anschlüsse mit Sauerstoff versorgt. Auch an der Werkbank, wo mit den Killer-Viren hantiert wird, herrscht Unterdruck. Nichts soll das Labor verlassen können: Abwasser wird gesammelt, die Luft gefiltert, und die Schutzanzüge werden desinfiziert. Berlin ist die Hauptstadt der Gentechniklabore Das Hochsicherheitslabor der Stufe 4 (hohes Risiko) der Bundesregierung wäre einzigartig in Berlin. Die 450 Gentechnik-Labore, die es in der Stadt gibt, haben alle niedrigere Sicherheitslevel – von 1 bis 3. Sicherheitsstufe 1 bedeutet, dass in dem Labor beispielsweise an Mikroorganismen oder Bodenbakterien geforscht wird, die für den Menschen nicht bedrohlich werden können. In Laboren der Sicherheitsstufe 2 (geringes Risiko) werden zum Beispiel Erreger untersucht, die beim Menschen leichte Erkrankungen wie Durchfall provozieren können. In Laboren der Stufe 3 (mäßiges Risiko) werden etwa HI-Viren untersucht und neue Medikamente gegen die Immunschwächekrankheit entwickelt. Die Zahl der Labore ist sprunghaft angestiegen, sagt LAGeSo-Präsident Allert. Waren es 1990 noch 103, stieg die Zahl auf 450. Berlin sei inzwischen die Stadt mit den meisten Gentechniklaboren. | Tanja Kotlorz | Um extrem ansteckende und für den Menschen häufig tödliche Viren untersuchen zu können, bedarf es eines Labors der höchsten Sicherheitsstufe. Bislang gibt es solche Einrichtungen nur in Hamburg und Marburg. Nun soll auch in Berlin eine solche Anlage der höchsten Sicherheitskategorie entstehen. | Regionales | Berlin & Brandenburg | 2007-06-20T16:12:20Z | 2015-10-03T11:50:36Z | Berlins geheimstes Labor | https://www.welt.de//regionales/berlin/article961640/Berlins-geheimstes-Labor.html |
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Insider: „Guardiola ist für seine Spieler wie ein Vater“ | Es gibt da diesen Raum, der Thomas Krücken besonders in Erinnerung geblieben ist. Ein karges Zimmer auf dem Vereinsgelände des FC Barcelona, das bewacht wird wie Fort Knox. Krücken kam im vergangenen Frühjahr trotzdem an den Schranken vorbei, weil er für ein Praktikum bei einem der größten Fußballklubs der Welt angemeldet war. Gemeinsam mit einigen von Barcelonas Jugendtrainern saß Krücken, der inzwischen die U-19-Auswahl von 1899 Hoffenheim (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/1899-hoffenheim/) betreut, auf einem der einfachen Holzstühle, als die Tür aufging und Pep Guardiola (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/josep-guardiola/) eintrat. „Er benahm sich wie einer von ihnen“, sagt Krücken, der bis heute fasziniert davon ist, mit welcher Zurückhaltung sich der zweimalige Welttrainer mit seinen Kollegen aus der Nachwuchsabteilung austauschte: „Er wirkte dabei nie abgehoben, nie.“ Diesen Eindruck teilt auch der Co-Trainer des VfB Stuttgart (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/vfb-stuttgart/) , Eddy Sözer, der vor zwei Jahren für eine Woche bei den Katalanen lernte: „Er strahlt eine unglaubliche natürliche Autorität aus. Ich habe ihn nie schreien oder fluchen gehört. Im Gegenteil: Alles läuft auf Augenhöhe ab.“ Auch Sözer ist nachhaltig beeindruckt vom künftigen Trainer des FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) . Den Lehrmeister hautnah erleben Sözer und Krücken sind zwei von vielen Fußballlehrern aus aller Welt, die Jahr für Jahr beim FC Barcelona (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fc-barcelona/) hospitieren. Die wenigsten davon haben einen Bundesliga-Hintergrund. Für Sözer und Krücken war es die Möglichkeit, den Lehrmeister Guardiola hautnah erleben zu dürfen, ohne dafür zur Führungsspitze des Rekordmeisters gehören zu müssen. Ein Privileg. Den 42-Jährigen über seine eher widerwilligen Bemerkungen bei Pressekonferenzen hinaus kennenzulernen, ist schwierig. Trotz aller Erfolge lebte Guardiola zurückgezogen, gab so gut wie nie Interviews und versuchte, jede Form von unnötiger Publicity zu vermeiden. Einer der Gründe, warum er sich 2012 für ein Sabbat-Jahr ins Fußball-Niemandsland New York zurückzog, war das immer weiter steigende öffentliche Interesse an ihm. Krücken und Sözer jedoch durften ihm bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Und was sie sahen, prägt sie bis heute. „Er hat immer das Gesamtbild im Blick“ Der gebürtige Türke Sözer etwa schwärmt vom ballbezogenen Training der Katalanen: „Es wird fast nur fußballspezifisch gearbeitet.“ Während in Deutschland häufig die physische Arbeit im Vordergrund stehe, finde in Barcelona praktisch keine Übung ohne Ball statt: „Guardiola steht häufig daneben und beobachtet. Wenn er eingreift, ist er sehr konkret und strategisch in seinen Anweisungen. Er hat immer das Gesamtbild aus Spielern, Trainer- und Funktionsteam im Blick.“ Von der U-15-Mannschaft an spielen alle „ Barca (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fc-barcelona/) “-Teams den identischen Stil, der auf viel Ballbesitz, einer weit aufgerückten Verteidigungslinie und intensivem Gegenpressing bei Ballverlusten basiert. „Er hat die holländische Grundidee, die Johan Cruyff nach Barcelona gebracht hat, weiterentwickelt“, sagt Krücken (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article112819068/So-wurde-Pep-Guardiola-zum-Weltklassetrainer.html) , der glaubt, dass die Vorarbeit von Louis van Gaal dem Katalanen den Einstieg beim deutschen Rekordmeister erleichtern wird: „Dabei hilft ihm natürlich seine Vergangenheit: Er hat ja dasselbe System durchlaufen wie die Spieler, die er später geformt hat.“ Guardiola nimmt die Spieler oft in den Arm Das unterscheidet Guardiolas Amtszeit in Barcelona signifikant von der, die er im Sommer in München beginnen wird. Dort warten fertige Stars wie Franck Ribery (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/franck-ribery/) oder Arjen Robben (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/arjen-robben/) , die Guardiolas Fußball-DNA nicht mit ihm teilen. Hinzu kommt die Sprachbarriere, gleichwohl Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, betonte, Guardiola habe bereits mit dem Lernen der deutschen Sprache begonnen. „Er ist ein sehr kommunikativer Typ“, erinnert sich Sözer an die Trainingseinheiten, denen er während seiner Hospitanz beiwohnte: „Er spricht sehr viel, ohne dabei dominant zu sein. Pep nimmt seine Spieler oft in den Arm und vermittelt ein unglaubliches Wir-Gefühl.“ Deutsch ist Pflicht Dadurch habe er große Teile der immensen Erwartungshaltung, die in Barcelona mindestens ebenso ausgeprägt ist wie in München, von den Spielern ferngehalten: „Es war ein Stück weit ein väterliches Verhältnis, das er zu den Profis pflegte. Sie hatten nie den Eindruck, unter Druck zu stehen. Er war einer von ihnen, ganz klar.“ Auch Krücken schildert die Art, mit der Guardiola seine Ideale vermittelte, als vorbildlich: „In seinen Ausführungen war er sehr souverän und sachlich. Sein Umgang mit den Spielern, aber auch mit Trainerkollegen oder Assistenten wirkte total authentisch.“ Um jedoch seine komplexe Fußballidee vermitteln zu können, muss Guardiola wohl noch ein paar Wörter mehr auf Deutsch lernen (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article112902851/Guardiola-will-sich-Bild-von-Angela-Merkel-machen.html) als die, die jetzt schon das Potenzial zur Legende haben: Der Satz „Wie geht es Jupp?“ allein wird ihm vom 1. Juli an nicht mehr viel weiterhelfen. | Simon Pausch | Im Sommer fängt Pep Guardiola bei den Bayern an. Aber wie tickt der große Spanier wirklich? Zwei Trainer, die bei ihm hospitierten, berichten vom herzlichen Umgang in kargen Trainerzimmern. | Sport | 2013-01-21T10:15:54Z | 2015-10-05T18:26:32Z | „Guardiola ist für seine Spieler wie ein Vater“ | https://www.welt.de//sport/article112940745/Guardiola-ist-fuer-seine-Spieler-wie-ein-Vater.html |
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Lesung in Tübingen: Walter Jens' Sohn in der Höhle der Löwen | In Tübingen, der Stadt des Geistes, der Lehre und der verwehten Dichtkunst, hat die örtliche Volkshochschule Plakate aufgehängt, darauf steht eine freundliche kleine Mahnung. "Älter werden Sie von selbst. Klüger nicht!" Das Ausrufezeichen gilt für alle Altersklassen, für Studenten, Mittelständler, Rentner. Der Bildungsbegriff in Tübingen schließt immer die Mühe und Pflicht ein, sich zu kümmern, und auch deshalb schlagen die Wellen wegen des demenzkranken Walter Jens aus Tübingen so hoch, der im Alter seinen Geist verlor und von Klugheit nichts mehr weiß. Tilman Jens sitzt am Rande eines hohen, nüchtern weiß ausgekleideten Saals auf einer Leiter, die Arbeiter hingelegt haben. Sein Kopf ist gesenkt, die Wangen sind gerötet, er blättert in seinem Buch. Gleich wird er seine erste Lesung beginnen und in der Heimatstadt über seinen Vater sprechen, über den er ein schwer kritisiertes Buch verfasst hat. "Demenz. Abschied von meinem Vater“ ist Krankenbeichte und Abrechnung, Mahnschrift und Polemik, sehnende Aufarbeitung und, ja, auch eine Liebeserklärung. Später wird er einmal laut werden, wird ein entschiedenes "Nein!" in den Saal rufen, und beschwörend hinzufügen: "Ich habe unter diesem Vater nicht gelitten." Etliche Rezensenten haben dies anders verstanden; Gert Ueding, Walter Jens' Nachfolger auf dem Tübinger Lehrstuhl für Rhetorik, hat das Buch entschieden verrissen, dem Autor Rachemotive, Infamie, Scheinheiligkeit unterstellt ( lesen Sie den Text hier (verlinkt auf /kultur/article3220547/Tilman-Jens-begraebt-den-lebenden-Vater.html) ). Der Saal ist voll. In der ersten Reihe sitzt kerzengerade Inge Jens, die Mutter, 80 Jahre alt, seit fast 60 Jahren verheiratet mit Walter Jens, Mitautorin zahlreicher Werke. Sie hat die Pflegerin ihres Mannes mitgebracht, eine robuste, starke Frau von der schwäbischen Alb, die mit dem Mann nun spazieren, einkaufen, Kaninchen füttern geht und ihm abends "Wurstweckle" gibt, die er so mag. Tilman Jens widmet ihr bewegende Passagen, wenn er das späte Leben des nun 85 Jahre alten Vaters beschreibt, der so ganz anders ist als früher. Man spürt: Die Familie will zusammen halten, will den Sturmlauf in der Öffentlichkeit aushalten. So wie sie es immer getan hat, so wie Walter Jens aufgetreten ist, kämpferisch und mit offenem Visier. Große Empörung in Tübingen Denn besonders in Tübingen, dieser pietistisch geprägten Geistesstadt, ist die Empörung groß. Im "Schwäbischen Tagblatt" erregen sich die Leser wortstark über den Vatermörder Tilman Jens, über Psychopornografie, Judaslohn, Voyeurismus, Denunziantentum. Bürger schreiben an die veranstaltende Buchhandlung: "Ich bin entsetzt, dass Sie in ihrem Hause eine Lesung dulden" und rufen zum Boykott auf. Die Hochburg des Pietcong, wie die Pietisten Schwabens selbst von evangelischen Glaubensbrüdern mitunter bezeichnet werden, greift also zu scharfen Waffen, auch wenn Tilman Jens, der seine Heimatstadt genau kennt, dazu spottend "Boyköttle" sagt. Vom Selbstverständnis der Stadt ist an diesem Abend viel zu sehen und zu hören. Der Autor liest über seinen Vater, er hebt die linke Hand, um seine Worte wie ein Rhetor zu unterstreichen, die Finger zucken erregt, manchmal klappen Daumen und Zeigefinger zusammen, als wolle die Hand etwas im Raum festhalten. Jens lässt nichts aus; er erzählt von Windeln und Kuchengier des Vaters, von Tobsuchtsanfällen und Hilflosigkeit, er breitet die NSDAP-Mitgliedschaft aus, die Walter Jens bestritten hat, wissentlich verschwiegen hat, wie der Sohn schreibt. Und er berichtet vom Sterbewunsch des Vaters in Momenten der Klarheit, die kurz darauf durch den geäußerten Seufzer "Aber schön ist es doch" vom Tisch gewischt sind. Ein Eingreifen der Familie verbietet sich. Die Theorie der Sterbehilfe, an der Walter Jens selbst als Anwalt des Humanen mitformuliert hat, löst sich durch das Stammeln eines kranken Alten auf. Im Buch werden Familiengeschichte, Demenzentwicklung und die Nazi-Episode des 19-Jährigen auf oft unglückliche Weise vermengt. Man liest die Passagen und denkt: Hier klagt einer gewaltig an, hier leidet ein Sohn an seiner Kindheit und begleicht Rechnungen mit dem Hilflosen. Aber im Saal in Tübingen klingt der Text anders. Tilman Jens liest mit warmer Stimme, nichts deutet auf Schauspielerei hin, er leidet mit dem Erzählten. Manchmal brechen ihm die heiklen Worte im Mund, die lakonisch geschriebenen Sätze bekommen Pathos, glaubwürdiges Pathos. "Wie viel Kraft mag es sie kosten?", liest Tilman Jens über seine Mutter, die nachts ihren Mann beruhigt und dafür gehauen wird, er schaut kurz zu Inge Jens herunter, als werde ihm klar, wie viel er da gerade preisgibt. Er will über Demenz und Alzheimer sprechen, diese verschwiegene Volkskrankheit, will als Aufklärer im Namen des Vaters streiten. Auch wenn der blanke Text zuweilen das Gegenteil verheißt. Als die Lesung zu Ende ist, nickt der Autor in den höflichen Beifall hinein, erneut schaut er zur Mutter, nickt wieder. Geschafft. Die meisten Tübinger sind, wie sie sagen, "mit Bauchschmerzen" gekommen. Fast alle Redner stellen sich als ehemalige Studenten vor, als Doktoranden des Vaters. Die Universität ist immer noch der größte Arbeitgeber am Ort. Eine weißhaarige Dame steht auf und beginnt mit den Worten "Wir hier in Tübingen lieben ihren Vater, wir lieben ihre Mutter, wir lieben ihre Familie." Sie halten sich am Bild des geistigen Vorbilds fest, am linksliberalen Streiter der moralisch anständigen Bundesrepublik, und es ist in ihren Augen auch klar, dass man über Krankheit und Inkontinenz besser nicht spricht. "Was ist an Windeln unwürdig?" Überhaupt: die Windeln. Mehrfach wird Tilman Jens darauf angesprochen. Seine Stimme bricht, als er sagt: "Es war nicht meine Absicht, Vater in seiner Würde zu beschädigen." Und: "Was ist an Windeln unwürdig?" Im Saal werden Köpfe geschüttelt. Es gibt den bürgerlichen Konsens, der die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit eng zieht. In einem Städtchen, wo jeder alles weiß über den Nächsten, ist die Grenze noch wichtiger. Das Drama des Geistesverlustes, die Details des Kranken, der seine Bücher nicht mehr lesen kann, verletzt den Glauben an die geistige Lebensform, die in Tübingen so selbstbewusst ausgestellt wird. Tilman Jens will beruhigen, mäßigen. Der ausgebuffte Journalist ist vielleicht selbst erschrocken über die Heftigkeit, die sein Buch ausgelöst hat. Seine Worte bekommen einen hohen Ton, er sagt nun "unendlich sensibel", "endlos gelitten", "unendlich weh getan". Das gefällt dem Publikum. Von geistiger Weite hört man gern. Viel Doppelmoral ist im Spiel, vielleicht sind auch jene Apotheker der Stadt anwesend, die dem depressiven Walter Jens seine begehrten Benzodiazepine jederzeit ohne Rezept gaben. Die Familie fand Mengen von Psychopharmaka im ganzen Haus, auch zwischen den Fontane-Bänden versteckt. Ein Mann stellt sich als einer der wenigen im Saal vor, der nicht studiert hat. Er sei Taxifahrer, und ihm gehe die Lobhudelei über Walter Jens "auf den Keks". Vor vielen Jahren habe der Herr Professor ein Taxi zur Universität bestellt; er sei mit einer halben Stunde Verspätung gekommen und habe sofort "nach Hause" gebellt. Als der Fahrer auf die Uhr zeigte, sei Jens sofort davongestürmt und habe sich sehr über den Taxifahrer beschwert. Der Saal ist unruhig, auch wenn einer "Ja, so war er" ruft. Auch nur ein Mensch, da sind sich der nach langer Zeit noch verärgerte Mann und der Sohn sehr nah. Das Denkmal Walter Jens hat seinen Platz auf dem Sockel, der Mensch in seinen Schwächen lebt unbeschädigt in seiner neuen Existenz weiter. Beides ist wichtig. Tilman Jens sitzt am Ende erschöpft auf einem Verkaufstisch, Inge Jens steht nun kerzengerade an der Bühne und parliert. Ja, die Tübinger sind an diesem Abend nicht bloß älter geworden, sondern auch ein wenig klüger. | Holger Kreitling | Am Donnerstag las der Sohn aus seinem umstrittenen Buch über den demenzkranken Vater Walter Jens. In Tübingen war die Aufregung über "Demenz" groß, die Leser warfen Tilman Jens Denunziation vor und riefen zum Boykott auf. Bei der Veranstaltung wurde klar: Viele haben das Buch missverstanden. | Kultur | 2009-02-27T16:30:33Z | 2013-03-08T10:14:30Z | Walter Jens' Sohn in der Höhle der Löwen | https://www.welt.de//kultur/article3287726/Walter-Jens-Sohn-in-der-Hoehle-der-Loewen.html |
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Erbil: Die geheimnisvolle Oase im Norden des Irak | An der Pforte zum Paradies stehen Männer mit Kalaschnikows. Drei Bärtige in sandfarbenen Uniformen, die entscheiden, wer hineindarf. Hüter des Friedens, an deren Schultern Patronengurte baumeln. Ihr Checkpoint im Nordirak ist gut gesichert: Links und rechts der Straße kniehohe Barrikaden aus Beton, auf dem Mittelstreifen ein Wachhaus, bewehrt mit Sandsäcken und Stacheldraht. „Dahinter beginnt eine andere Welt“, sagt Aram Galali am Steuer seines weißen Toyota (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/toyota-neuheiten-fahrberichte-tests/) Hilux und deutet über den Posten hinaus in die staubige Ebene. Er stoppt den Wagen, dann machen sich die Soldaten an die Arbeit: Einer studiert die Fahrzeugpapiere, ein anderer durchwühlt den Kofferraum, der Dritte sucht mit einem Spiegel den Unterboden nach Sprengstoff ab. Kein Terrorist, befinden die Männer. Galali darf durch. Hinter der Kontrollstelle liegt die kurdische Millionenstadt Erbil – eine Oase der Sicherheit in einem Land voller Gewalt. „Hier kann ich durchatmen“, sagt der Geschäftsmann, als sich aus dem Sand die ersten Vororte erheben. In Erbil müsse man nicht täglich um sein Leben fürchten, so wie im Rest des Iraks. Für ihn ist die Stadt aber nicht nur deshalb geradezu märchenhaft. Der 32-jährige Unternehmer – ein rundlicher, jovialer Typ mit Rolex – ist Herr über eine Zementquetsche und 27 Betonmischer. „Wo Frieden herrscht“, sagt er, „da machen die Leute auch Geschäfte.“ Und die Geschäfte laufen blendend. Denn die Kurden streben atemlos nach Wohlstand. Besonders begehrt: Deutsche Ingenieure Um zwölf Prozent ist die Wirtschaft ihrer Region im vergangenen Jahr gewachsen, im übrigen Irak waren es neun Prozent. Es ist eine stürmische Entwicklung, die Unternehmer wie Galali in kürzester Zeit reich gemacht hat. Aber auch viele ausländische Firmen verdienen gut. Die Iraker suchen nach Partnern in aller Welt. Ingenieure aus Deutschland sind in jüngster Zeit besonders begehrt. Konzerne wie Daimler (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/daimler/) , Volkswagen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) , Bosch oder Siemens (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/siemens/) sind deshalb jetzt vor Ort. Sie wollen und sollen die nächste Stufe des Aufschwungs zünden. „Wir brauchen ihre Ideen, ihre Technologie“, sagt Galali. Aus dem Autoradio tönt kurdische Popmusik, und am Horizont schimmert bereits Erbils gezackte Silhouette, die gar nicht nach Irak aussieht, sondern eher nach Frankfurt am Main. In einem der Türme Erbils, hoch oben im 15. Stock, mit Blick über den penibel gepflegten Stadtpark, stand neulich Masud Barzani. Während eines Treffens mit Unternehmern formulierte der Präsident der Kurdenregion einen Wunsch: „Wir würden gern mehr mit den Deutschen machen.“ Eine Botschaft, die Gewicht hat, liegt in den Händen seiner Regionalregierung doch die Macht über Milliardenaufträge. Eine Kanalisation für das ockerfarbene Labyrinth Einer, den Barzanis Leute gern engagieren, ist Eduard Metze. Der Ingenieur aus Brandenburg hat für Erbil die erste Kanalisation entworfen – kein leichtes Unterfangen in einer Stadt, die aussieht, als wenn Hunderttausende Häuser wahllos um eine uralte Zitadelle gewürfelt wurden. Genaue Karten, Daten zur Bevölkerungsdichte, all das gab es nicht. Metze musste das ockerfarbene Labyrinth per Flugzeug selbst vermessen. Am Ende erstellte er das erste präzise Bild von Erbil. Für solche Missionen wenden sich die Kurden an die Deutschen: wenn es um Präzision geht. Metze bekam schnell ähnliche Aufträge. Er überflog auch Erbils Nachbarstadt Dohuk, fotografierte sie mit speziellen Kameras und ließ seine Software rechnen, bis er den staunenden Kommunalpolitikern den mittelalterlichen Ortskern als 3-D-Modell zeigen konnte. „Es sind gute Zeiten für deutsche Unternehmer“, sagt Metze. Der Mann ist Experte, wenn es darum geht, die Nebenwirkungen des schnellen Wachstums zu lindern: die ebenso schnell wachsenden Abwassermengen und Müllberge. So hat Metze auch eine Anlage zur Abfallsortierung geplant, die das Unternehmen Eggersmann aus Bad Oeynhausen vor die Tore von Dohuk gebaut hat. Statt den Unrat in die kargen Berge zu kippen, fahren die Kurden ihn nun in die neue Fabrik. Ein einträgliches Geschäft, denn hier wird Aluminium von Biomüll getrennt und in die Türkei verkauft. Die Kurden haben Nachholbedarf Metze ging vor zehn Jahren für das Ingenieurbüro Vössing nach Erbil. Vor einem halben Jahr hat er sich selbstständig gemacht. Als er damals ankam, ein Jahr nach dem Sturz Saddam Husseins, war der Nordirak für die meisten deutschen Firmen noch unentdecktes Land. Heute hingegen schließen sie immer häufiger lukrative Geschäfte ab. Denn die Kurden wollen nachholen, was ihnen unter Saddam Hussein verwehrt war. Erbil, diese flirrende Welt aus Einkaufspalästen, Boutiquen und Luxusrestaurants, bietet ihnen dazu alle Möglichkeiten. Hier verblasst die grausame Vergangenheit hinter den schillernden Farben des Konsums. Die Stadt vernebelt auch den Blick für die Lage im Rest des Landes: Auf ihren frisch planierten Straßen, vor Schaufenstern mit Armani-Anzügen, ist der Krieg weit weg. Bagdad, Falludscha, Mossul? Kaum mehr als Namen aus den TV-Nachrichten. Schemen im Staub, irgendwo da draußen. Gleiten in den Kriegszustand In Mossul hatte Galali seine Fahrt begonnen. Wer dort lebt, muss von Erbil schwärmen. Die Städte liegen nur eineinhalb Autostunden auseinander, aber Mossul wirkt wie aus einem fernen, dunklen Universum. „Es ist die Hölle“, sagt Galali. „Wenn meine Frau am Morgen auf den Basar geht, dann frage ich mich oft: Sehe ich sie am Abend wieder?“ Dennoch müsse er bleiben, sein Vater leidet an Parkinson, er pflege ihn. So wie in Mossul wütet in vielen irakischen Städten der Terror. Mehr als 3000 Menschenleben forderte die Gewalt seit Jahresbeginn. Vor allem im Westen, an der Grenze zu Syrien, liefern sich islamistische Terroristen heftige Gefechte mit der irakischen Armee. Kurz vor der Parlamentswahl am 30. April scheint das Land wieder in den Kriegszustand zu gleiten. Auch die Gräben zwischen Sunniten und Schiiten reißen tiefer auf. Die sunnitische Minderheit will eine dritte Amtszeit des schiitischen Premierministers Nuri al-Maliki verhindern, von dessen Politik sie sich ausgegrenzt fühlt. Jetzt wollen die Kurden ausgefeilte Technik In Kurdistan kennt man Sprengstoffanschläge und Entführungen eher vom Hörensagen. Den drei großen Städten Erbil, Dohuk und Sulaimaniyya gelingt es, den Tod auf Distanz zu halten. Ihre Sicherheitsapparate, nach Jahren der Spannungen hervorragend trainiert, arbeiten hocheffizient. Und weil Überleben auch ein Standortvorteil ist, enteilt das autonome Gebiet dem Rest des Landes. Wenn Firmen im Irak eine Niederlassung eröffnen, dann gehen sie in den Norden. Die meisten kommen aus der Türkei und aus Osteuropa. Sie sind beliebte Partner, wenn es darum geht, in rasantem Tempo Straßen und Gebäude ins Ödland zu setzen. Niemand betoniert die Wüste billiger zu als sie. Der Nachholbedarf ist groß, wer baut, kann im Nordirak viel Geld verdienen. Doch das allein genügt den Kurden nicht mehr. Autobahnen, Wohntürme, Bürogebäude: Schön und gut, findet die Regionalregierung, doch jetzt sei es Zeit für den nächsten Schritt – für ausgefeilte Technik. Für Züge und Kraftwerksturbinen, für Recyclinganlagen und moderne Abwassersysteme. Und da sind plötzlich andere gefragt: Firmen wie Bosch, Grohe, Hochtief (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hochtief/) oder Siemens. Deutschland liefert auch Luxuslimousinen Sie alle haben Büros in der Region. Meist entsenden sie nur wenige Mitarbeiter, doch die schließen einträgliche Geschäfte ab. Siemens etwa liefert vier Turbinen und vier Generatoren für ein Gaskraftwerk wenige Kilometer südlich von Erbil, für eine Anlage, die ein Viertel des Strombedarfs der Region stillen soll. Auftragsvolumen: mehr als 100 Millionen Euro. Siemens setzt auf die Regierung als Auftraggeber – andere Konzerne hingegen verdienen ihr Geld mit den Begierden neureicher Privatleute. Porsche (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/porsche/) , Daimler, BMW (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bmw/) , Audi (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/audi/) und Volkswagen liefern den Kurden die Symbole, die ihren sozialen Aufstieg sichtbar machen sollen: Luxusautos. In Erbil zeigen die Hersteller nur die edelsten Modelle. Bei BMW etwa stehen gleich mehrere 7er in der funkelnden Verkaufshalle, einige davon in der Langversion, luxuriöse Limousinen mit Chauffeur. Allerdings nicht mit getönten Scheiben, denn die sind im Irak verboten. Zehn Jahre keine Steuerzahlungen Die Kurden bieten den Firmen gute Bedingungen. So müssen sie in den ersten zehn Jahren keine Steuern zahlen. Dennoch zögern viele deutsche Unternehmen, in die Region zu gehen, sagt Ingenieur Metze. Ein Büro im Irak – da zucken die Leute in der Unternehmenssicherheit zusammen. Zu präsent sind die Bilder ausgebrannter Autos, in die Luft gesprengt vor Polizeiwachen oder Hotels. „Die Aufnahmen kommen zwar nicht aus Erbil“, sagt Metze, „aber der Irak ist für viele eben der Irak.“ Ein Land, das für nichts Gutes steht. „Die Firmenzentralen sind weit weg“, sagt ein anderer deutscher Ingenieur. „Manchmal fehlt da das Gespür für die Verhältnisse vor Ort.“ Als er den Job in Erbil antrat, schickte sein Unternehmen einen freundlichen Brief nach Bagdad an das Wirtschaftsministerium, als wohlgemeinte Geste zum Einstand. Eigentlich eine harmlose Aktion, doch sie brüskierte die Kurden. Die begegnen der Regierung al-Malikis mit Argwohn, auch sie fühlen sich von seiner Politik benachteiligt. „Einer arbeitet, fünf andere trinken Tee“ Einer, der die Fallstricke genau kennt, ist Ali Dilawer, ein Partner Metzes. „Mein Terrier vor Ort“, sagt der Deutsche. Dilawer soll nachfassen, wenn die Bezahlung einer Rechnung auf sich warten lässt oder ein Beamter der Regionalverwaltung zu lange an einem Antrag sitzt. Das komme doch recht häufig vor, sagt Metze. Er spricht diplomatisch von den „Tücken der mesopotamischen Bürokratie“. Dilawer sitzt im Erbiler Edelrestaurant Dawa II, er ist ein hochgewachsener, jugendlich wirkender Kurde mit einnehmendem Wesen. Eher ein Netzwerker als ein Terrier, perfekt geschult in den Umgangsformen der irakischen Geschäftswelt. Wenn er über die Amtsstuben seines Landes spricht, wählt er allerdings undiplomatische Worte. „In unseren Behörden sieht es doch so aus“, sagt er während eines Fünfgangmenüs, von dem er so gut wie gar nicht kostet: „Einer arbeitet, fünf andere trinken Tee.“ Die Reputation ist am wichtigsten Mitstreiter wie Dilawer sind wichtig für deutsche Unternehmer in Kurdistan. Sie kennen die Männer, die die Geschicke der Region lenken. Sie durchschauen das komplizierte Geflecht aus Familienclans, Regionalpolitikern und alten Generälen. Wissen, welcher Patron hinter welchen Firmen steckt – und welchen Ruf er genießt. Das sei das Wichtigste, sagt Dilawer: der Name. „Er ist das größte Kapital.“ Ehe er die Geschäftszahlen eines möglichen Partners prüft, erkundigt er sich nach dessen Reputation. Eduard Metze genießt im Irak eine gute. Gerade hat er einen neuen Auftrag an Land gezogen. Für die Stadt Babylon im Süden Bagdads leitet er den Bau eines Fußballstadions. 30.000 Fans sollen in der Arena Platz finden, die Ränge sind überspannt von einem Dach aus Glas. Ein hochmodernes Oval aus Beton und Stahl inmitten einer der wichtigsten Städte des Altertums. Metze betreut das Projekt mit seiner neuen Firma. Sie heißt Medi Germany – ein Name, der bei irakischen Kunden fantastisch ankommt. Denn Metze spricht ihn immer etwas schneller als gewöhnlich aus, und dann klingt er anders: wie „made in Germany“. | Stefan Beutelsbacher, Erbil | Kurz vor der Wahl versinkt der Irak im Terror. Nur im kurdischen Norden herrscht Frieden: Die Millionenstadt Erbil erlebt einen stürmischen Aufschwung. Die „Welt“ hat sich dort umgesehen. | Wirtschaft | 2014-04-29T06:05:44Z | 2015-09-21T13:17:05Z | Die geheimnisvolle Oase im Norden des Irak | https://www.welt.de//wirtschaft/article127397351/Die-geheimnisvolle-Oase-im-Norden-des-Irak.html |
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Macho für den Feminismus: Rachel Kushners „Flammenwerfer“ | Natürlich spielt es eine Rolle, wo Romane anfangen. Proust beginnt im Bett: „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.“ Rachel Kushner beginnt auf dem Schlachtfeld: „Er tötete ihn mit einem Motorradscheinwerfer“. Das ist die erste Kapitelüberschrift. Ein krasser Schnitt später: Nevada, der Wildeste Westen. Reno, Kushners Erzählerin, Anfang zwanzig, durchquert den Staat auf einer „tiefkühleisfarbenen“ Moto Valera. Reno ist noch schneller als die Prosa, die sie treibt. Am Straßenrand aufgelesenes Beispiel: In einem Sumnachbusch „surft“ der Vogel auf dem Zweig. Es ist 1976. „Selbst die Erde bewegt sich.“ In Deutschland ist bald Deutscher Herbst. In Italien kämpfen die Roten Brigaden. „Days of Rage“ hieß eine von den Weatherman organisierte Demo gegen Vietnam. Rachel Kushner, bei der aus Herbert Marcuse im Vorüberfahren ein gewisser Moishe Bubalev wird, erzählt von den straßenkämpfenden Motherfuckers und ihrem Anführer Fah-Q, was man nur richtig aussprechen muss. Bubalev predigt die „Verlagerung von der Theorie zur Aktion“. Auf ihrer Moto Valera wird Reno an einem Rennen durch die Salzwüste teilnehmen: Die Dragster, die sprengkopfgleichen Streamliner, die „Lakester aus poliertem Aluminium“, die Roadster und Muscle Cars – ein rosagelber Chrysler, „eine Fata Morgana in Technicolor“ – sind schon da. Didi Bombonato, ein Italiener, wird auf Valera-Reifen einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, Reno eher aus Versehen für ein paar Monate zur schnellsten Frau der Welt werden, weil sie Didi Bombonatos „Spirit of Italy“ ausfährt. Über vierhundert Sachen. Die volle Lotte. Doch sonst: „immer Männer, alles Männer“. Die Frauen sitzen neben Kühltaschen und rücken die Sandwiches raus. Und diese winzige, früh gesetzte Szene allein könnte jene entwaffnen, die Rachel Kushners „Flammenwerfer“ vorgeworfen haben, ein „Macho-Roman“ zu sein, eine Erzählung im Stil des Pirelli-Kalenders. Andererseits sind auch jene verdächtig, die Kushner jetzt am liebsten zu einer Didi Bombonato der „Great American Novel“ erklären würden. Gleich mit ihren ersten beiden Büchern – „Telex to Cuba“ und diesem – sei sie für den National Book Award nominiert gewesen, und das sei noch niemandem vor ihr gelungen, sagen die. Aber natürlich haben viele Autoren (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) vor Rachel Kushner den National Book Award sogar gewonnen. Tut nichts zu Sache, hier gilt’s der Kunst, und Reno als Rennfahrerin vorzustellen ist bloß die bevorzugte Methode ihrer New Yorker Künstlerfreunde, Reno zum Accessoire zu degradieren, zur kleinen wilden Frau, die man sich leistet. Ihrem Selbstverständnis nach ist Reno Künstlerin, und mit dem Motorrad durch die Salzwüste zu fahren ist ein Land-Art-Projekt. Reno schießt Fotos von den Spuren im Salz, vorher hat sie einen Kurzfilm über wartende Chauffeure gedreht und einen über ihre Bewunderung für Flip Farmer, der vor Didi Bombonato den Geschwindigkeitsrekord hielt. Wie andere Helden anderer Entwicklungsromane kommt Reno als junger Mensch aus der Provinz in die Stadt. Wie in anderen Entwicklungsromanen auch erweist sich die Stadt als gefährliches Pflaster. 1975 ist New York City im Niedergang und zugleich in Aufruhr begriffen. Renos erstbeste Freundin Giddle hat eine Weile in den hinteren Reihen von Andy Warhols Factory rumgestanden, jetzt geht sie in einem Kunstprojekt auf, in dem sie so authentisch kellnert, dass jeder sie für eine Kellnerin hält. Männer reden unablässig Die Männer dagegen haben Erfolg. Die Männer haben Geld oder keines nötig. Die Männer haben Frauen. Die Männer reden unablässig. Im Fall des Künstlers Ronnie Fontaine ist das Bramarbasieren sogar sein eigentliches Werk. Ronnie will – wie in der Realität der Konzeptkünstler Douglas Huebler, der auch nie dazu kam – alle Menschen der Welt fotografieren. Ronnie schreibt außerdem seine äußerst unzuverlässige Autobiografie. Der Roman (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/romane/) wird ihre bombastischen Titel auflisten; fertig wird sie nie. Dass Reno mal Skirennen gefahren ist, will ein alternder amerikanischer Schriftsteller (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) nicht wissen: „Frauen tun sich mit dem Skifahrenlernen schwer.“ Gegen das Patriarchat hat die Gegenkultur nichts. Reno findet wie selbstverständlich ihren Platz an der Seite des Minimal Artist Sandro Valera, Sohn eben jenes Mannes, der auf dem Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs zum Motorradscheinwerfer griff und, wie sich spät im Roman herausstellt, zu den Arditi gehörte, den italienischen Sturmtruppen, die – daher der Titel – auch mit Flammenwerfern kämpften. Viele der Arditi wurden später Faschisten oder auch linksextremistische Paramilitärs. Kushner konstruiert eine Genealogie männlicher Gewalt und Aggression, an deren Ende Sandro steht, der sich für den Feminismus interessiert und Reno doch betrügen und zum Italienbesuch bei Mama in ein „Püppchenkleid“ stecken wird. Aller Aufruhr ist männergemacht und erneuert die männliche Macht, ganz gleich in welchen weltanschaulichen Kulissen. Kushner erzählt von einem marinettiähnlichen Kameraden von Sandros Vater, der nur im Krieg zu sich selbst zu finden glaubt und als alter, geiler, amputierter Bock endet. Rohes, sattes Blau Dass sie ihn Lonzi nennt – nach der italienischen Feministin Carla Lonzi, die in einem Buch auf Hegel spuckte –, ist typisch für diesen Roman, der nur so tut, als würde er immer Vollgas geben und an den Details vorüber rauschen. Tatsächlich steckt er voller Cameos, Alternativhistörchen, Mikrogeschichten. Tatsächlich ist er so fein gearbeitet, dass man ständig anhalten muss – so wie Reno in der ersten Szene, als sie zum Tanken von der Moto Valera steigt. „Ich ging aus der Sonne und schnallte mir den Kinnriemen auf.“ Ein Detail, beim Tanken aufgesammelt: die Farbe Blau – immerhin haben wir es hier auch mit einem Künstlerroman zu tun, geschrieben von einer Autorin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) , die umfänglich für Kunstmagazine gearbeitet hat. Kushner setzt Blau als Signal – es ist Renos Farbe, wie in der Werbung oder der Politik. Schon das Gefieder des eingangs auf dem Zweig surfenden Vogels ist „von einem so schieren, ebenmäßigen Blau, als wäre es industriell pulverlackiert worden“; es folgen das „rohe, satte Blau“ des Himmels über Nevada, das – Achtung! – „unberührte, engelhafte Blau“ über der Rennstrecke oder das aquamarinblaue Wasser des Mittelmeers. Wer diesem Roman Machismo vorwerfen möchte, kann sich also schon mal die Hände reiben. Immerhin ist Blau doch die reine Jungsfarbe. Kushner aber kennt sich in der Geschichte der Farbsymbolik aus. Ganz zum Schluss wird sie dem Leser „leblose Madonnen mit ihren blauen Umhängen“ zeigen: „immer der gleiche Blauton: Frömmigkeit, Himmel, Vergessen“. Die Signalfarbe reicht sogar in eine der schönsten Mikrogeschichten hinein, die Kushner anhand eines Fotos erzählt, das es nicht so, aber so ähnlich wirklich gibt: Es zeigt eine amerikanische Hausfrau, die wiederum ihre blauen Flecken zeigt. Daheim in ihrer Vorstadtküche wurde sie – kein Scherz – von einem Meteoriten getroffen, und die Arme ist Reno näher, als einem beim Lesen lieb sein kann. In New York, wo Sandro Valero sie mühelos aushalten könnte, verdient sich Reno ihr Geld als „China Girl“. Der Job besteht darin, ihr Gesicht und eine Farbskala in die Kamera zu halten. Im folgenden Film ist sie dann niemals zu sehen. Man braucht nur ihr Haut, zur Farbjustierung. In einer Schlüsselszene des Romans, fast haargenau in der Mitte, sind Reno und Sandro in den Straßen New Yorks überfallen worden. Sandro hat dem kleinen Ganoven wie ein Westernheld in die Hand geschossen. Jetzt wartet Reno vor dem Fernseher auf ihn. Es läuft ein Film, den Sandro bewundert, weil er, in einer Bergarbeiterstadt gedreht, „das menschliche Element der Industrie“ zeige. Reno jedoch lernt an diesem Abend anders sehen: Im Film geht es, entdeckt sie, „viel mehr um die Frau und darum, ob man es wichtig nahm oder nicht so wichtig nahm, was einem passierte. Es ging ums Nicht-so-wichtig-Nehmen.“ Natürlich sieht Reno in der dünnen, blonden Film-Frau „von unkrautartiger Robustheit“ sich selbst, natürlich wird sie genauso einsam enden. Kushner lässt sie mit Sandro nach Italien gehen, wo die Valeras zum Ziel der Roten Brigaden werden und Reno, nachdem Sandro sie betrogen hat, in eine der vielen damals operierenden linksradikalen Gruppen gerät. Zum Schweigen gebracht Es ist dies eine der wenigen schwächeren Passagen des Romans: Kushner muss aus dem New Yorker China Girl einen Forrest Gump der italienischen Zeitgeschichte machen, um ihre Zeiten des Aufruhrs weiter zu erzählen. Sie selbst hat diese Schwierigkeit in einem Nachwort benannt: Sie hat es mit einer Erzählerin zu tun, „die technisch gesehen über alle Wörter verfügt, gleichwohl ständig von der männlichen Welt des Romans … annihiliert und zum Schweigen gebracht wird.“ Reno, die mal Skirennen fuhr, wird am Ende ohne Ski auf einen Skifahrer warten, fromm und leblos und vermutlich blau vor Kälte. „Die Flammenwerfer“, heißt es über die Arditi, mit denen in diesem Buch die Geschichte der Männer beginnt, „hätten aus einem anderen Jahrhundert stammen können, sie waren brutal und altertümlich, zugleich aber schrecklich modern.“ | Wieland Freund | Motorradrennen in der Salzwüste Nevadas, Minimal Art in New York und die Roten Brigaden in Rom: Rachel Kushners „Flammenwerfer“ ist der wüsteste und feinste Roman der Saison. Machismo für Feministen. | Kultur | Literatur | 2015-03-01T09:31:11Z | 2015-10-16T07:54:41Z | Das schnellste Buch der Welt | https://www.welt.de//kultur/literarischewelt/article137930797/Das-schnellste-Buch-der-Welt.html |
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USA: Proteste gegen neuen Präsidenten, Trump-Wähler verprügelt | In vielen Städten Amerikas demonstrieren Menschen gegen den neu gewählten Präsidenten Donald Trump. Offenbar kommt es auch zu Gewalt, aus beiden Lagern - wie ein Handyvideo zeigt. | WELT | In vielen Städten Amerikas demonstrieren Menschen gegen den neu gewählten Präsidenten Donald Trump. Offenbar kommt es auch zu Gewalt, aus beiden Lagern - wie ein Handyvideo zeigt. | Ausland | 2016-11-11T06:47:33Z | 2022-05-11T19:44:22Z | Proteste gegen neuen Präsidenten, Trump-Wähler verprügelt | https://www.welt.de//politik/ausland/video159422287/Proteste-gegen-neuen-Praesidenten-Trump-Waehler-verpruegelt.html |
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Asylstreit: Merkel braucht dringend Verbündete | Im Asylstreit bleibt die CSU weiter bei ihrem Kurs: Wenn die Kanzlerin nichts vorlegt, werden ab 1. Juli Flüchtlinge an der Grenze abgewiesen. Das setzt Angela Merkel unter Druck. | WELT | Im Asylstreit bleibt die CSU weiter bei ihrem Kurs: Wenn die Kanzlerin nichts vorlegt, werden ab 1. Juli Flüchtlinge an der Grenze abgewiesen. Das setzt Angela Merkel unter Druck. | Deutschland | 2018-06-26T17:42:54Z | 2022-05-13T07:28:48Z | Merkel braucht dringend Verbündete | https://www.welt.de//politik/deutschland/video178248506/Asylstreit-Merkel-braucht-dringend-Verbuendete.html |
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FC Bayern: Entwarnung bei verletztem David Alaba | Die Sorgen waren groß. Es war nicht ausgeschlossen, dass der FC Bayern den Erfolg im Supercup (verlinkt auf /sport/article181031188/FC-Bayern-holt-Supercup-Robert-Lewandowski-demontiert-Frankfurt-mit-Dreierpack.html) gegen Eintracht Frankfurt (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/eintracht-frankfurt/) (5:0) teuer bezahlen würde. Doch am Montagvormittag gab es Entwarnung: David Alaba (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/david-alaba/) hat sich nicht schwer verletzt. Das linke Knie ist geprellt. Das ergab eine MRT-Untersuchung beim Österreicher. „Eine Bänderverletzung konnte ausgeschlossen werden“, teilten die Bayern mit. Das Gelenk werde nun „ruhiggestellt. Wann Alaba wieder in den Trainingsbetrieb einsteigen kann, soll je nach Heilungsverlauf von Tag zu Tag entschieden werden“, hieß es. Ein Einsatz des Linksverteidigers im Pokalspiel der Bayern am Samstag beim SV Drochtersen/Assel ist deshalb vorerst fraglich. Alaba war nach einem Zweikampf mit Danny da Costa auf Höhe der Bayern-Bank mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen geblieben (75.). Salihamidzic schlug beide Hände vor sein Gesicht. Weil die Bayern zu diesem Zeitpunkt schon dreimal gewechselt hatten, beendete der Meister die Partie zu zehnt. „Ergebnis in der Höhe verdient“ „Wir hoffen, dass es nicht so schlimm ist. Ich will über einen Kreuzbandriss nicht nachdenken. Wir müssen abwarten“, hatte Sportdirektor Hasan Salihamidzic gesagt. Auch Niko Kovac, der neue Trainer, war besorgt. „Er hat einen Schlag gegen das Knie bekommen, wir werden das untersuchen. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes“, sagte Kovac, der abgesehen von der Verletzung zufrieden mit seiner Rückkehr nach Frankfurt war. „Wir haben das über 90 Minuten sehr gut gemacht“, so der Kroate, der mit Frankfurt im vergangenen Mai das DFB-Pokalfinale 3:1 gegen die Bayern gewonnen hatte: „Das Ergebnis war auch in der Höhe verdient.“ | WELT | Die Sorgen beim FC Bayern nach dem Gewinn des Supercups bei Eintracht Frankfurt waren groß. Linksverteidiger David Alaba hat sich am Knie verletzt. Doch nach einer MRT-Untersuchung gibt es Entwarnung. | Sport | Fußball | 2018-08-13T08:40:00Z | 2018-08-13T10:06:40Z | Entwarnung bei verletztem David Alaba | https://www.welt.de//sport/fussball/article181036130/FC-Bayern-Entwarnung-bei-verletztem-David-Alaba.html |
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FC Liverpool: Jürgen Klopp vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona | Es ist das erste Pflichtspiel gegen den FC Barcelona für Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Seine Mannschaft trifft am Mittwochabend im Champions-League-Halbfinale auf den spanischen Meister. Sehen Sie die Pressekonferenz vor dem Spiel. | WELT | Es ist das erste Pflichtspiel gegen den FC Barcelona für Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Seine Mannschaft trifft am Mittwochabend im Champions-League-Halbfinale auf den spanischen Meister. Sehen Sie die Pressekonferenz vor dem Spiel. | Fußball | 2019-04-30T18:02:46Z | 2019-04-30T18:39:17Z | Jürgen Klopp vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona | https://www.welt.de//sport/fussball/video192727893/FC-Liverpool-Juergen-Klopp-vor-dem-Champions-League-Halbfinale-gegen-Barcelona.html |
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Brüssel: Vier Polizisten bei Anti-Terror-Einsatz verletzt | Bei einem Anti-Terror-Einsatz im Brüsseler Stadtteil Forest wurde ein mutmaßlicher Terrorist erschossen. Bis tief in die Nacht suchte die Polizei nach mindestens einem weiteren Verdächtigen - offenbar erfolglos. | WELT | Bei einem Anti-Terror-Einsatz im Brüsseler Stadtteil Forest wurde ein mutmaßlicher Terrorist erschossen. Bis tief in die Nacht suchte die Polizei nach mindestens einem weiteren Verdächtigen - offenbar erfolglos. | Ausland | 2016-03-16T12:03:00Z | 2016-12-17T12:52:26Z | Vier Polizisten bei Anti-Terror-Einsatz verletzt | https://www.welt.de//politik/ausland/video153339851/Vier-Polizisten-bei-Anti-Terror-Einsatz-verletzt.html |
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Flughafen: Urlaubsflug ohne Chaos – Sieben Tipps für Reisende | Der Wiederanlauf des Flugverkehrs führt zu chaotischen Zuständen an den Flughäfen (verlinkt auf /themen/flughaefen/) . Viele Mitarbeiter von Airlines und Airports haben sich in der Pandemie längst andere Jobs gesucht, jetzt ist viel zu wenig Personal da. Etliche Airlines streichen Flüge sogar komplett, um das System zu entlasten. Reisende sind von den langen Wartezeiten an den Flughäfen und den Schwierigkeiten bei der Abfertigung überrascht. „Dadurch kommt es leider erst recht zu Verzögerungen“, sagt Marija Linnhoff, Chefin eines Reisebüroverbands. Was kann der Gast selbst für einen entspannten Start in den Urlaub tun? Bei der Flugbuchung Im Augenblick geht man besser auf Nummer sicher. Das bedeutet: große Abstände beim Umsteigen vom Zug ins Flugzeug einplanen, knappe Umsteigeverbindungen und besonders späte Tagesrandverbindungen meiden. Lieber einen teureren Nonstop-Flug als einen günstigeren Umsteigeflug nehmen. Bei der Airline sowie im Reisebüro die eigene Handynummer hinterlassen; bei Pauschalreisen gilt das auch für den Reiseveranstalter. Wenn möglich, sollte man feste Sitzplätze im Voraus buchen, auch wenn es extra kostet. Und am besten Flug und Rundreise oder Hotel oder Kreuzfahrt als Pauschale zusammen buchen, weil dann der Veranstalter etwa im Fall ausgefallener Flüge (verlinkt auf /satire/article239528647/Um-Urlaub-zu-retten-Flugzeuge-werden-auf-die-Schiene-gebracht.html) nur die ganze Reise stornieren kann und man nicht auf einer teuren Studienreise sitzen bleibt, zu der man nicht hinkommt. Einige Tage vor dem Flug In der Woche vor dem Abflug kann es nicht schaden, auf der Webseite der Fluggesellschaft den Status des Flugs zu checken. Marija Linnhoff empfiehlt, auch die Einreisebestimmungen, Corona-Testpflicht und Impfstatus rechtzeitig zu überprüfen, zumal sich je nach Land die Regeln auch kurzfristig ändern können. Vor allem bei Fernreisen gibt es immer noch zahlreiche Pandemievorschriften, die von den Airlines bereits vor dem Abflug überprüft werden müssen. Neuerdings kommt beim Impfstatus doppelt Geimpfter ein Risiko hinzu: Ihr Status gilt EU-weit nur 270 Tage lang. Bei Geboosterten gilt der Impfstatus dagegen unbegrenzt. Am Vortag Fachleute raten, den Online-Check-in zu nutzen. Das funktioniert in aller Regel ab dem Vortag, bei einigen Airlines sogar 48 Stunden vor Abflug. Einige Airlines bieten außerdem einen Vorabend-Check-in an, bei dem auch das Gepäck (verlinkt auf /regionales/hamburg/article239552131/Hamburg-Hunderte-Koffer-Warum-sich-das-Gepaeck-am-Flughafen-staut.html) schon einen Tag vor Abflug am Flughafen aufgegeben werden kann, zum Beispiel bei Lufthansa ab 23 Stunden vor Abflug. Bei Condor gibt es augenblicklich einen kostenfreien Vorabend-Check-in am Wochenende in Frankfurt und Düsseldorf. Zusätzlich hilft es, wenn die Fluggesellschaft ein Priority Package für einen schnelleren Check-in, Priority Lane und Boarding anbietet (wie beispielsweise Condor ab 14,99 Euro). Zu Hause Marija Linnhoff schlägt vor, den Koffer zu markieren – zum Beispiel mit einem farbigen Geschenkband oder gut sichtbaren Aufkleber. Zusätzlich sollte man so wenig Handgepäck wie möglich mitnehmen und Beutel mit Flüssigkeiten und Kosmetika sowie elektrische Geräte im Aufgabegepäck transportieren. Bei dem aktuellen Chaos sollte man sich unbedingt vorab über den richtigen Schalter auf den Internetseiten von Flughafen und Airline informieren, um im Terminal keine Zeit mit Suchen zu verlieren. Wichtig ist auch, Reisepass beziehungsweise Personalausweis samt ausgedruckten Reiseunterlagen und Bordkarten zentral aufzubewahren, um alles schnell bei einem Schalter-Check-in bereitzuhaben. Beim Check-in Generell sollten sich Reisende aktuell noch früher am Flughafen einfinden als sonst, mindestens zweieinhalb bis drei Stunden vor Abflug, empfiehlt Melanie Gebhardt, die Leiterin des Sicherheits- und Krisenmanagements bei DER-Touristik. Die Internetseiten der Flughäfen geben Aufschluss darüber, wie viele Stunden vorher die Fluggäste dort sein sollten. Falls Check-in-Automaten angeboten werden, gilt es, diese unbedingt zu nutzen. Passagiere mit einem Vielflieger-Status sollten unbedingt prüfen, ob sie ein Anrecht auf Check-in an besonderen Schaltern und auf Fast Lanes bei der Security haben. Nach dem Check-in Wichtig: Nach Check-in und Gepäckaufgabe sollte man sich sofort an der Sicherheitskontrolle (verlinkt auf /reise/article239337925/Lange-Wartezeiten-Sofortmassnahmen-sollen-die-Flughaefen-entlasten.html) anstellen. Denn dort entstehen aktuell die größten Verzögerungen. Die Sicherheitskontrolle kann man beschleunigen, indem man bereits vor dem Check die Hosentaschen leert und Schlüssel, Geldbörse und Kleingeld in Jacke oder Handtasche steckt. Jacken und Gürtel zieht man bereits vor der Kontrolle aus. Nach der Sicherheitskontrolle Auch wenn links und rechts die Duty-free-Shops locken: Besser ist es momentan, sofort zum Abfertigungsgate zu gehen. Unbedingt aber noch einmal auf den Monitoren (die die Gates anzeigen) überprüfen, ob das Abfluggate noch stimmt. Zwischen Check-in und Boarding kann sich aktuell schon noch mal das Abfertigungsgate ändern. Am Gate achtet man auf die Durchsagen des Abfertigungspersonals, wer zuerst boarden darf – und hält sich daran. | Hans-Werner Rodrian | Gestrichene Flüge, fehlende Mitarbeiter, stundenlange Wartezeiten: Momentan ist Fliegen nicht nur in Deutschland ein Alptraum. Wie können Reisende sich darauf vorbereiten? Sieben Tipps. | Reise | 2022-06-28T07:48:00Z | 2022-07-04T07:37:35Z | Das kann jeder selbst gegen das Flugchaos tun | https://www.welt.de//reise/article239595783/Flughafen-Urlaubsflug-ohne-Chaos-Sieben-Tipps-fuer-Reisende.html |
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Justin Trudeau: Kanadas Premierminister begrüßt syrische Flüchtlinge | Premierminister Trudeau begrüßte die Neuankömmlinge - syrische Flüchtlinge haben Toronto erreicht. Bis Ende Februar sollen 25.000 Syrer ins Land kommen. | WELT | Premierminister Trudeau begrüßte die Neuankömmlinge - syrische Flüchtlinge haben Toronto erreicht. Bis Ende Februar sollen 25.000 Syrer ins Land kommen. | 2015-12-11T09:49:15Z | 2016-12-17T12:36:13Z | Kanadas Premierminister begrüßt syrische Flüchtlinge | https://www.welt.de//politik/video149849028/Kanadas-Premierminister-begruesst-syrische-Fluechtlinge.html |
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"Über siebzig Prozent": Linkspartei fordert "Specksteuer" für Superreiche | Die Linkspartei will nach Angaben ihres neuen Vorsitzenden Bernd Riexinger im bevorstehenden Bundestagswahlkampf mit einer "Specksteuer" punkten. Es leuchte schließlich jedem ein, "dass man den Millionären an den finanziellen Speck muss, wenn man effektiv Schulden drücken will", sagte Riexinger der Berliner "Tageszeitung". "Überall, wo die Linke in Europa erfolgreich war, hat sie mit der Reichensteuer gepunktet." Konkret forderte Riexinger "fünf Prozent auf Millionenvermögen und einen Spitzensteuersatz für Rieseneinkommen deutlich über siebzig Prozent". Die Co-Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, hatte am vergangenen Wochenende dafür plädiert, die Einkünfte von Topverdienern auf 40.000 Euro im Monat zu beschränken (verlinkt auf /politik/deutschland/article106626597/Wagenknecht-will-Hollande-Steuer-plus-fuer-Reiche.html) . Darüber hinaus gehende Beträge sollten zu 100 Prozent besteuert werden. "Kein Mensch braucht mehr als das Vierzigfache des Mindesteinkommens", hatte Kipping der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt. "Ab 40.000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss." | WELT | Die neuen Parteichefs der gebeutelte Linkspartei, Katja Kipping und Bernd Riexinger wollen im Wahlkampf mit einer "Specksteuer" punkten. Der Spitzensteuersatz soll "auf über siebzig Prozent" steigen. | Politik | 2012-06-22T01:02:56Z | 2015-10-04T16:57:40Z | Linkspartei fordert "Specksteuer" für Superreiche | https://www.welt.de//politik/article106651316/Linkspartei-fordert-Specksteuer-fuer-Superreiche.html |
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Dating spezial: Wie die Zahnspange hilft, Männer kennenzulernen | Eigentlich bin ich laut Terminbuchungsprogramm mit einem Mann griechischen Namens verabredet, ungefähr 300 Euro hatte ich dafür veranschlagt. Aus irgendeinem Grund erwartet mich stattdessen ein Deutscher mit Doppelnamen, redet davon, dass man für mein Problem viel Fingerspitzengefühl benötige. 700 Euro würde mich das kosten. So hatte ich mir das Datingleben (verlinkt auf /icon/article149229179/Endlich-das-ist-die-Dating-Loesung-fuer-Singles.html) mit Zahnspange nicht vorgestellt. „Männer finden das süß, wenn Frauen in Ihrem Alter eine tragen“, hatte mir die Kieferorthopädin versichert, als sie vor einem Jahr meine Zähne verdrahtete. Kurz war ich ins Träumen gekommen. Wer braucht Tinder (verlinkt auf /themen/tinder/) , wenn er eine Spange hat? Seither lerne ich, 46, Witwe, tatsächlich überall Männer kennen. Männer, bei denen man sich richtig fallen lassen kann – in den Behandlungsstuhl. Die Drähte und Brackets lösen sich nämlich zuverlässig dann, wenn ich unterwegs bin. Ob in Süddeutschland oder Sydney – ich habe inzwischen überall einen, der gegen etwas Honorar geschickt an mir herumfummelt und spezielle Komplimente über meinen Mund macht: „Der Biss ist auf einem guten Weg.“ Danke. Dafür fällt mir auf, dass an einem Schneidezahn etwas Zahnhals frei liegt. Weshalb ich den Mann mit Doppelnamen kennenlerne. Er ist Chef einer Praxis, die sich auf Zahnfleischtransplantation versteht. „Das nimmt man normalerweise aus dem Gaumen, in Ihrem Fall würde ein Kollagenpad reichen.“ Dies platzierte der Chirurg zwischen Zahn und Gewebe und schöbe das Zahnfleisch (verlinkt auf /themen/zahnarzt-und-zahnpflege/) Richtung Zahnkrone. Dann heißt es zwei Wochen lang Kinderbrei essen und Gaumen, ach nee, Daumen drücken. Klappe meist. Kurz: ein recht unromantisches Geschäft, diese Spangen-Dates. Die Pads immerhin stammen vom Herzbeutel des Schweins. Wenigstens eine echte Herzensangelegenheit. Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/?fref=ts) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter. (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) | Brenda Strohmaier | Wer sich als Erwachsener eine Zahnspange zulegt, hofft vielleicht auf Vorteile auf dem Datingmarkt. Tatsächlich lernt unsere Autorin ständig Männer kennen – darunter einen Zahnfleischtransplanteur. | Iconist | Partnerschaft | 2018-07-02T09:32:13Z | 2018-07-02T09:32:13Z | Wie die Zahnspange hilft, Männer kennenzulernen | https://www.welt.de//iconist/partnerschaft/article178479580/Dating-spezial-Wie-die-Zahnspange-hilft-Maenner-kennenzulernen.html |
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Crystal Meth: Ex-Tennisstar Agassi beichtet Drogenkonsum | Ex-Tennisprofi Andre Agassi räumt in seiner in Kürze erscheinenden Autobiografie ein, 1997 die Droge Crystal Meth genommen zu haben. In jenem Jahr fiel er auf Platz 141 der Weltrangliste zurück. In einem auf der Website der Zeitschrift „People“ erschienenen Auszug aus dem Buch schreibt der 39-Jährige: „Viele Menschen würden sagen, wenn man etwas als Flucht benutzt, hat man ein Problem.“ (verlinkt auf http://www.people.com/people/article/0,,20315711,00.html) Ein Redakteur der Zeitschrift „Sports Illustrated“ hatte in einem Twitter-Beitrag als Erster auf den Methamphetamin-Verweis in Agassis Buch aufmerksam gemacht. Agassi bekennt sich nach einem Bericht der englischen „Times“ darin auch zu einer Lüge: Als er bei einem Drogentest positiv getestet wurde, hatte er dem Verband ATP schriftlich erklärt, er habe ein Aufputschmittel unabsichtlich zu sich genommen, weil er aus dem Glas Soda seines Assistenten „Slim“ getrunken habe. Zu der Lüge schreibt Agassi in seinem Buch: „Ich schäme mich natürlich dafür. Ich habe mir selbst versprochen, dass mit dieser Lüge ein Schlussstrich gezogen ist.“ „Slim“ ist dem Bericht zufolge auch derjenige gewesen, der Agassi die Droge Crystal Meth nahebrachte. Er habe ein kleines Häufchen Puder auf den Tisch geschüttet. „Ich habe etwas davon geschnupft“, schreibt der Ex-Tennisstar. „Ich habe mich auf der Couch zurückgelehnt und darüber nachgedacht, dass ich gerade den Rubicon überschritten habe.“ Einen Moment lang habe er Reue gespürt, dann tiefe Traurigkeit, aber dann habe eine Welle der Euphorie alle Bedenken und negative Gedanken weggespült. „Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt, so hoffnungsvoll und auch nie solch eine Energie gespürt.“ Diese habe ihn dazu getrieben, sein Haus gründlich von oben bis unten zu putzen. Das Buch erscheint in der Originalausgabe am 9. November. Auszüge veröffentlichten bereits die „Times“ in London sowie die US-Zeitschriften „Sports Illustrated“ und „People“. Demnach erklärte Agassi, er könne nicht von Abhängigkeit sprechen. Aber wer etwas zur Flucht aus der Realität nehme, habe nach Meinung vieler sicher ein Problem. Die „Bild“-Zeitung veröffentlicht einen Vorabdruck aus der deutschen Übersetzung „Open – Das Selbstporträt“ (Droemer). Demnach erhielt Agassi von seinem Vater das Aufputschmittel Exedrin und die synthetische Droge Speed. „Vor jedem Spiel gibt er mir Exedrin, weil da jede Menge Koffein drin ist.“ Sein Bruder Philly habe ihn schließlich gewarnt, der Vater gebe ihm in Wahrheit noch andere Drogen, nämlich Speed. „Wie von Philly vorausgesagt, gibt mein Vater mir beim Turnier in Chicago eine Tablette. Halt die Hand auf, sagt er. Das wird Dir helfen. Schluck es. Er legt eine Pille in meine Hand. Winzig. Weiß. Rund. Ich schlucke sie und fühle mich gut.“ Agassi, der Ehemann von Steffi Graf, gewann in seiner Karriere acht Grand-Slam-Einzelsiege. 2006 zog er sich vom Tennissport zurück. | WELT | Sie gelten als das Traumpaar der Sports: Steffi Graf und Andre Agassi. Jetzt packt der amerikanische Ex-Tennisstar in seiner Autobiografie über einen dunklen Teil seiner Vergangenheit aus: den Missbrauch von Drogen. Agassi nahm ausgerechnet eine Substanz, die als eine der gefährlichsten überhaupt gilt. | Vermischtes | 2009-10-28T12:12:13Z | 2012-05-13T09:17:22Z | Ex-Tennisstar Agassi beichtet Drogenkonsum | https://www.welt.de//vermischtes/article5004977/Ex-Tennisstar-Agassi-beichtet-Drogenkonsum.html |
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Geständnis im Prozess: "Manchmal waren meine Fälschungen zu gut" | Wolfgang Beltracchi wollte es noch besser machen als die Meister der Avantgarde. Mit akribischem Perfektionismus fälschte der Sohn eines Kirchenmalers aus Höxter über Jahre angebliche Gemälde von Max Ernst, Max Pechstein oder Heinrich Campendonk. "Ich schaffte mir in Gedanken ein Original, ein ungemaltes Bild des jeweiligen Künstlers", sagt Beltracchi vor dem Kölner Landgericht. "Ich malte Gemälde, die im Werk eines Künstlers eigentlich nicht hätten fehlen dürfen." Ein Jahr nach seiner Festnahme legt er als erster von vier Angeklagten in dem spektakulären Kunstfälscher-Prozess (verlinkt auf /vermischtes/weltgeschehen/article13581301/Wie-man-mit-Kunstfaelschung-16-Millionen-ergaunert.html) um die angebliche Sammlung Jägers ein Geständnis ab. Das könnte sich lohnen: Das Gericht stellte den Angeklagten, die den Kunstmarkt narrten und Millionen kassierten, milde Strafen von höchstens sechs Jahren in Aussicht. Bedingung: Rückhaltlose Aufklärung. Es begann mit einem Picasso Beltracchi berichtet nicht ohne Stolz von seiner Fälscher-Karriere, die schon mit 14 Jahren begann. Das Talent zum Fälschen hatte er sozusagen geerbt. Er habe seinem Vater geholfen, Kopien von Rembrandt und anderen Meistern anzufertigen. Eines Tages habe sein Vater ihm eine Postkarte mit einem Bild von Picasso gegeben. Innerhalb weniger Stunden habe er es kopiert. "Es sollte mein einziger Picasso bleiben." Schon in den 70er Jahren professionalisierte der ehemalige Kunststudent, der nie einen Abschluss machte und ein ausschweifendes Hippie-Leben führte, seine Leidenschaft. Er kopierte belgische Künstler, malte aber auch eigene Werke. Später kaufte er auf Flohmärkten in Frankreich alte Keilrahmen sowie Leinwände und alte Farbpaletten. "Ich mochte den Kunstmarkt und die Galeristen nicht besonders", sagt Beltracchi vor Gericht. Es habe ihm "richtig Spaß gemacht", Bilder zu fälschen. "Man muss wissen, wie der Kunstmarkt funktioniert. Wo ist die Gier am größten?", sagt er. "Geld allein hat mich nicht interessiert" "Ich habe alle Bilder allein gemalt", betont er. Und das waren nach Erkenntnissen der Ermittler mindestens 50. Der Lebensstil wurde immer luxuriöser. Mit seiner Frau Helene kaufte er erst ein Anwesen in Südfrankreich, dann in Freiburg. Irgendwann eröffnete er ein Nummernkonto in Andorra, auf das die Millionen-Einnahmen aus dem Verkauf der Fälschungen flossen. Dass das angebliche Campendonk-Gemälde "Rotes Bild mit Pferden" 2006 bei Lempertz in Köln für sogar 2,9 Millionen Euro versteigert wurde, kann Beltracchi Jahre später kaum fassen. Seine Fälschungen seien manchmal sogar "zu gut gewesen". Er habe sich in die Künstler und ihre Zeit hineinversetzt und es "nach Möglichkeit noch ein bisschen besser machen" wollen als Ernst und Pechstein selbst. Ist die große Zeit der Fälschungen vorbei? Keinen der Experten habe er bestochen, um Echtheitsexpertisen zu bekommen, betont Beltracchi – er habe auch keinen persönlichen Kontakt zu ihnen gehabt. "Geld allein hat mich nicht wirklich interessiert." Er habe eine Abneigung gegen den Kunstmarkt verspürt. Dass die offensichtlichen Widersprüche in der Legende, die das Quartett um die angebliche Herkunft der Werke gesponnen hatte, keinem der renommierten Experten auffielen, wundert sogar Richter Wilhelm Kremer. Angeblich hatte Werner Jägers, der Großvater von Beltracchis ebenfalls angeklagter Frau Helene, die Gemälde bei dem berühmten Sammler Alfred Flechtheim in den 20er Jahren gekauft. "Also mit 16 oder 17 hätte Jägers rheinische Expressionisten gesammelt", sagt Kremer und schüttelt den Kopf. Wolfgang Beltracchi gesteht: "Ich weiß, der war zu jung." Und er sinniert: "Ich glaube, dass die große Zeit der Fälschungen vorbei ist." | WELT | Rache am etablierten Kunstmarkt, Perfektionismus und Stolz: Vor dem Kölner Landgericht legt Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi ein umfangreiches Geständnis ab. | Kultur | 2011-09-28T08:16:48Z | 2015-10-03T19:59:04Z | "Manchmal waren meine Fälschungen zu gut" | https://www.welt.de//kultur/article13630301/Manchmal-waren-meine-Faelschungen-zu-gut.html |
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Hauptversammlung: Siemens-Aktionäre verpassen Kaeser Denkzettel | So viele Aktionäre wie noch nie sind nicht mit der Arbeit von Siemens-Chef Joe Kaeser zufrieden. Dies zeigte sich jetzt beim Abstimmungsergebnis der Hauptversammlung des Technologiekonzerns. Mit dem vergleichsweise schwachen Resultat von nur 94,29 Prozent Ja-, aber 5,71 Prozent Nein-Stimmen fuhr der 62-jährige Vorstandschef das schlechteste Ergebnis seiner Amtszeit seit 2013 ein. In früheren Jahren stimmten die Aktionäre in der Regel mit 98 oder 99 Prozent für seine Entlastung. 2019 kam es bereits zu einem Rückgang auf 96,4 Prozent. Das Ergebnis zeigt, dass Kaeser zwar nach wie vor den Rückhalt von den bedeutenden Aktionären wie dem US-Vermögensverwalter Blackrock oder der Firmengründerfamilie Siemens (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/siemens/) hat. Dennoch regt sich jetzt breitere Kritik unter den Eigentümern des Technologiekonzerns. So war die fast neunstündige Hauptversammlung von der Diskussion um die Beteiligung von Siemens am australischen Kohleminenprojekt des indischen Adani-Konzerns geprägt. Klimaaktivisten protestierten vor der Münchner Olympiahalle und Sprecher diverser Umweltschutzorganisationen wie Fridays for Future forderten in Redebeiträgen Kaeser zum Ausstieg bei dem Projekt auf. Mit dem Festhalten an dem 18-Millionen-Euro-Auftrag für Zugsignaltechnik schade Kaeser der Reputation von Siemens und stelle dessen Glaubwürdigkeit infrage, wenn gleichzeitig die CO 2 -Einsparziele des Unternehmens hervorgehoben werden. In den über 60 Wortmeldungen aus dem Kreis der 6500 Aktionäre wurde auch Kritik an der geplanten Aufspaltung des Traditionskonzerns geübt. So wird das Energiegeschäft Ende September in den Konzern Siemens Energy abgespalten, an dem Siemens dann nicht mehr die Mehrheit hält. Es ist praktisch das Ende des breit aufgestellten Siemens-Konzerns mit diversen Aktivitäten unter einem Dach. Die Aktionäre übten auch deutliche Kritik an der Arbeit des Aufsichtsrates. So bekam Aufsichtsratsvorsitzender Jim Hagemann Snabe nur gut 93 Prozent Zustimmung und die stellvertretende Aufsichtsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn sogar nur 92,60 Prozent Ja-Stimmen. Auch sie verzeichneten in früheren Jahren höhere Zustimmungsquoten um die 99 Prozent. Der Aufspaltung des Siemens-Konzerns hatte auch der Betriebsrat zugestimmt. Die Ergebnisse bei der Entlastung von Vorstand oder Aufsichtsrat haben zwar keine direkten rechtlichen Auswirkungen. Sie gelten aber als Stimmungsbild für die Bewertung des Top-Personals durch die Aktionäre. | Gerhard Hegmann | Der 62-jährige Vorstandschef fuhr das schlechteste Ergebnis seiner Amtszeit seit 2013 ein. Der US-Vermögensverwalter Blackrock hält zwar zu Siemens-Chef Kaeser. Dennoch regt sich jetzt breitere Kritik unter den Eigentümern des Technologiekonzerns. | Wirtschaft | 2020-02-05T19:06:17Z | 2020-02-05T19:21:56Z | Siemens-Aktionäre verpassen Kaeser Denkzettel | https://www.welt.de//wirtschaft/article205635931/Hauptversammlung-Siemens-Aktionaere-verpassen-Kaeser-Denkzettel.html |
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Krisentreffen in Berlin: Ärzte wollen schärfere Kontrollen bei Organspenden | Als Reaktion auf den Skandal um Manipulationen bei der Vergabe von Spenderorganen machen sich Ärzte, Kliniken und Krankenkassen für schärfere Kontrollen stark. Bei der Anmeldung von Patienten für die Warteliste und der Zuteilung von Organen (verlinkt auf /politik/deutschland/article108537483/Was-tun-gegen-Korruption-mit-Organspenden.html) solle künftig ein "Mehraugenprinzip" verankert werden, teilte Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery nach einem Krisentreffen in Berlin mit. Dabei solle etwa ein Laborarzt kontrollieren, ob die an die Organisation Eurotransplant gemeldeten Werte korrekt seien. In den Transplantationszentren sollten dazu interdisziplinäre Konferenzen eingerichtet werden. Ärztekammer, Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung machen sich als Träger der Prüf- und Überwachungskommission in einer gemeinsamen Erklärung zudem dafür stark, verdachtsunabhängige Kontrollen einzuführen. Dafür müsse Personal und Geld zur Verfügung gestellt werden. Hintergrund sind mutmaßliche Manipulationen Bei nachgewiesenem schweren ärztlichen Fehlverhalten soll zudem die Zulassung ruhen oder entzogen werden. Die Ärztekammern können dies bislang nicht selbst, sondern können dies allenfalls den staatlichen Stellen empfehlen. Weiter betonte Montgomery, als letzte Konsequenz müsse im Falle von Fehlverhalten auch die vorübergehende oder dauerhafte Schließung von Transplantationszentren möglich sein. Hintergrund sind die mutmaßlichen Manipulationen in den Unikliniken in Göttingen und Regensburg. Dort sollen ausgewählten Patienten gegen Geld Spenderlebern verschafft worden sein. Die Vereinbarung sieht auch vor, Prüfberichte zu veröffentlichen. Zudem soll das in die Kritik geratene beschleunigte Vermittlungsverfahren von Organen kritisch analysiert werden, bei dem sogenannte "schwer vermittelbare Organe" - etwa von alten Spendern – in dem jeweiligen Krankenhaus einem Patienten zugutekommen. Die Opposition hatte die rapide Zunahme dieser Transplantationen als erklärungsbedürftig bezeichnet. | WELT | Ärztekammer, Kliniken und Krankenkassen reagieren auf den Skandal um möglicherweise manipulierte Organspenden. Sie wollen die Kontrollen verstärken und Ärzte leichter bestrafen können. | Politik | Deutschland | 2012-08-09T13:46:49Z | 2015-10-05T05:35:05Z | Ärzte wollen schärfere Kontrollen bei Organspenden | https://www.welt.de//politik/deutschland/article108557292/Aerzte-wollen-schaerfere-Kontrollen-bei-Organspenden.html |
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Ingenieurskunst: Flugzeuge sollen ohne Fahrwerk starten und landen | Ein Airbus nähert sich dem Flughafen. Elegant schwebt er der Landebahn entgegen – ohne Fahrwerk. Was im ersten Moment wie ein Unfallszenario erscheint, könnte eine mögliche Zukunft des Fliegens sein. Davon sind zumindest Jan Binnebesel und Till Marquardt überzeugt. Die beiden Absolventen der Technischen Universität Hamburg-Harburg gründeten ihre eigene Firma, um ein Landesystem zu entwickeln, das Flugzeugen ihr Fahrwerk und mit ihm bis zu 23 Tonnen Gewicht (inklusive Hydraulikantrieb) erspart. Ende Dezember schließen die beiden Ingenieure ihre Projektstudie GroLaS (Groundbased Landing System/bodenbasiertes Landesystem) ab. Sie ist Teil des Hamburger Programms Airport 2030 (verlinkt auf http://www.airport2030.de/) . Die Umwelt- und Kostenziele, die sich die Luftfahrtindustrie gesetzt hat, um möglichst treibstoffsparend zu fliegen, seien allein durch die Weiterentwicklung der herkömmlichen Technik nicht zu erreichen, sagt Jan Binnebesel. Dazu seien zusätzlich radikale neue Technologie notwendig. Ein Ansatz ist und bleibt die Gewichtsersparnis. Binnebesel: „Das Fahrwerk und dessen Hydraulik sind nutzlose Massen während des Reiseflugs. Schlitten mit Fahrwerken, die auf die unterschiedlichen Flugzeugtypen abgestimmt sind und an den Flughäfen bereitstehen, könnten das Flugzeugfahrwerk ersetzen.“ Jeder Flugzeugtyp braucht passenden Schlitten In gut zwei Jahrzehnten könnte nach Auffassung der Ingenieure ein Landevorgang so aussehen: Ein Flugzeug nähert sich der Landebahn. Dort steht ein Fahrwerk mit einem für den Flugzeugtyp passenden Schlitten. Dieser beschleunigt auf die Geschwindigkeit des Fliegers, richtet sich nach dessen Position aus, nimmt die Maschine auf und bremst sie ab. Zusammen rollen sie zur Parkposition und später wieder zur Startbahn. Dort beschleunigen Schlitten und Flugzeug gemeinsam bis zur Abhebegeschwindigkeit, bei der sich das Tandem wieder trennt. „Die größte technische Herausforderung beim Landen ist die Positionsbestimmung des Flugzeugs“, sagt Binnebesel. Denn der Schlitten müsse sich auf den Flieger einstellen und nicht umgekehrt. „Wir arbeiten mit einem speziellen Satellitensystem, das auf wenige Zentimeter genau arbeitet. Es wird schon heute in ähnlicher Form in Flugzeugen eingesetzt. Jedoch fehlen noch weitere Informationen für die Synchronisation des Landesystems, etwa zur Neigung des Flugzeugs.“ Hier wollen die Ingenieure die Daten des Höhenmessers und Kreiselsystems nutzen, die im Flieger ohnehin erhoben werden. Diese werden an das Landesystem übertragen. Zur Sicherheit muss die Position aber auch ohne Datenübertragung punktgenau ermittelt werden können. Dies leistet ein Radarmessgerät, das wetterunabhängig arbeitet und ein Lasersystem. Letzteres braucht eine relativ klare Sicht und tritt nur auf kurzer Distanz, in den letzten drei Sekunden vor dem Aufsetzen in Aktion – und damit in der kritischsten Phase der Landung. Hohen Energiebedarf mit Schwungradtechnik kontern Eine zweite Herausforderung ist der hohe Energiebedarf. Bis zu 200 Megawatt (MW) Spitzenleistung brauchen die entlang der Landbahn installierten Elektromagnete, um den Schlitten auf die Geschwindigkeit des landenden Jets zu bringen – das von Siemens entwickelte Antriebssystem ähnelt dem des Transrapids. Zum Vergleich: Die Motoren von Formel-1-Rennwagen haben Leistungen um 0,6 MW (rund 800 PS). Hier setzen Binnebesel und Marquardt (wie auch die Entwickler der Formel-1-Motoren) auf die Energierückführung: Energie, die bei den Bremsvorgängen gewonnen wird, wird unweit der Rollbahn mit Schwungrädern zwischengespeichert. Sie steht dann für die nächste Beschleunigung des Schlittens beim Landen oder als zusätzlicher Anschub des startenden Flugzeugs zur Verfügung. „Die Schwungradtechnik kann sehr schnell große Energiemengen aufnehmen und wieder abgeben. Deshalb haben wir sie gewählt“, sagt Binnebesel. Einsatzgebiet: Frachtflüge und Langstrecke Was heute futuristisch wirkt, könnte um 2035 Realität werden, hoffen die beiden Entwickler. Sie sehen die größten Potenziale bei Langstreckenflügen, weil dort das Verhältnis von langen Flugzeiten zu wenigen Stopps besonders günstig ist. Hier sind wiederum Frachtflüge besonders interessant: Sie nutzen oftmals dieselben Routen und Flugzeugtypen. Für besonders frequentierte Airports lohnten sich die hohen Investitionen in ein solches Landesystem am ehesten, so Binnebesel. Ziel ist es, hohe Marktanteile auf möglichst wenigen Flughäfen zu erreichen. Damit wäre auch die Zahl der Notflughäfen, die auf den Strecken der fahrwerklosen Flieger Schlittensysteme vorhalten müssten, begrenzt (bei Notlandungen außerhalb von Flughäfen fahren schon heutige Langstreckenmaschinen ihre Räder nicht aus – diese könnten auf unebenem Boden unkontrolliert abknicken oder abbrechen und dadurch erst eine Katastrophe auslösen). Der Weg von der jetzt durchgeführten Vorstudie in die Praxis sei noch lang, betonen die Entwickler. Anhand der häufigsten Fernflugrouten ermittelten sie in einem Szenario für das Jahr 2035 insgesamt 18 besonders geeignete Flughäfen. Würden diese tatsächlich auf GroLaS setzen, so könnte potenziell ein Marktanteil von fast 20 Prozent erreicht werden. Käme dann bis 2040 ein weiteres Dutzend Airports hinzu, könnte bereits 30 Prozent des zivilen Flugverkehrs mit Bodenfahrwerken abgewickelt werden. Landen könnte auch sicherer werden Ingenieurskollegen aus Paris haben die Idee dieses und eines zweiten, etwas jüngeren internationalen EU-Projekts zum fahrwerkslosen Fliegen aufgegriffen und ein Markteinführungsprogramm konzipiert. Demnach müssten zunächst genügend Weltflughäfen ihre Absicht erklären, die neuartige Landetechnik einführen zu wollen. Im nächsten Schritt müssten dann die Fluggesellschaften befragt werden, ob sie bei der sich abzeichnenden Flughafenbeteiligung bereit sind, in fahrwerkslose Flieger zu investieren. Hersteller Airbus hält die Technik offenbar für vielversprechend, wie im Internet unter „Future by Airbus“ (verlinkt auf http://www.airbus.com/innovation/future-by-airbus/) zu sehen ist. Letztlich werden externe Einflüsse wie Treibstoffkosten, Verkehrsaufkommen oder die potenziellen zusätzlichen Erlöse durch eine höhere Nutzlast über den Erfolg der revolutionären Technologie entscheiden, so Binnebesel. Auch wenn die Vorstellung, ohne Fahrwerk abzuheben, etwas unheimlich anmutet: GroLaS könne das Landen in einigen Fällen sogar sicherer machen, sagt der Ingenieur: „Viele Hamburger haben noch die Bilder eines Lufthansa-Airbusses im Kopf, der im März 2008 bei starkem Seitenwind in Fuhlsbüttel landen musste und dabei mit einem Flügel den Boden berührte.“ Dies war der Notwendigkeit geschuldet, dass Flugzeuge unmittelbar vor dem Aufsetzen nicht mehr schräg gegen den Wind, sondern parallel zur Landebahn ausgerichtet sein müssen. Dadurch bieten sie dem Wind mehr Angriffsfläche. Binnebesel: „Unser Schlittensystem ist da flexibler und erlaubt es den Flugzeugen, mit dem sogenannten Windvorhaltewinkel aufzusetzen.“ | Angelika Hillmer | Was futuristisch klingt, könnte 2035 Realität sein: Ein System, dass Fahrwerke überflüssig macht, Geld und Treibstoff spart: Flugzeuge sollen auf Schlitten landen und mit ihnen auch wieder starten. | Regionales | Hamburg | 2013-12-04T12:43:01Z | 2017-08-29T17:08:09Z | Flugzeuge sollen ohne Fahrwerk starten und landen | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article122546687/Flugzeuge-sollen-ohne-Fahrwerk-starten-und-landen.html |
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Nahost-Konflikt: Palästinenser weisen Israelis aus Bethlehem aus | Israel hat nach einem Schlagabtausch mit militanten Palästinensern den Grenzübergang Kerem Schalom zum Gazastreifen bis auf weiteres geschlossen. Über diesen Grenzübergang wird der Warenverkehr abgewickelt. Verteidigungsminister Mosche Jaalon habe die Maßnahme angeordnet, meldete der israelische Rundfunk am Mittwoch. Zuvor hatten Palästinensische Behörden israelische Journalisten ausgewiesen, die in Bethlehem über die Weihnachtsfeierlichkeiten berichten wollten. Wie die israelische Zeitung „Jerusalem Post“ unter Berufung auf das palästinensische Informationsministerium berichtete, erfolgte die Ausweisung auf Antrag palästinensischer Journalisten, die damit gegen Restriktionen Israels gegenüber palästinensischen Medienvertretern protestieren wollten. Betroffen sind laut dem Bericht Journalisten der israelischen Tageszeitung „Haaretz“, des Nachrichtensenders „i24 News“, des Radiosenders „Channel One“ sowie des TV- und Radiosenders „Arutz Scheva“. Der stellvertretende palästinensische Informationsminister Mahmud Khalifa sagte nach Angaben der „Jerusalem Post“, Israel verletze internationale Gesetze und Konventionen zum Schutz von Journalisten. Israelische Journalisten hätten sich daran gewöhnt, ohne Genehmigungen nach Palästina einzureisen. Schüsse und Luftangriffe In den vergangenen Tagen war die Lage zwischen Israelis und Palästinensern eskaliert. Ein Heckenschütze aus dem Gazastreifen hatte auf einen Israeli geschossen, als dieser Reparaturarbeiten an der Sperranlage zwischen Israel und dem Gazastreifen ausführte und ihn dabei tödlich getroffen (verlinkt auf http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4469055,00.html) . Daraufhin flog die israelische Luftwaffe Angriffe im Gazastreifen. Nach ersten Angaben palästinensischer Ärzte wurden dabei ein dreijähriges Mädchen getötet und vier weitere Palästinenser verletzt. Bereits am Montagabend und am vergangenen Samstag wurden zwei Palästinenser durch Schüsse von israelischer Seite verletzt, am Freitag wurde ein Palästinenser im Norden des Gazastreifens erschossen. Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) teilte mit, der Mann sei tödlich getroffen worden, als er in der Nähe der Grenze Baumaterial sammelte. Die israelische Armee erklärte, Soldaten hätten geschossen, nachdem von palästinensischer Seite mehrfach versucht worden sei, Sprengsätze an der Grenze zu deponieren. | WELT | Der Konflikt in Nahost kocht hoch: Am Weihnachtstag mussten israelische Journalisten Bethlehem verlassen – auf Weisung der palästinensischen Autonomiebehörde. Israel schloss die Grenze nach Gaza. | Politik | Ausland | 2013-12-25T12:15:38Z | 2015-10-15T16:44:04Z | Palästinenser weisen Israelis aus Bethlehem aus | https://www.welt.de//politik/ausland/article123286742/Palaestinenser-weisen-Israelis-aus-Bethlehem-aus.html |
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Fußball-Bundesliga: Warum Schalke 04 plötzlich erfolgreich ist | Es gibt Dinge, über die kann sich Jens Keller köstlich amüsieren. Beispielsweise über die derzeit weit verbreitete Mutmaßung, er habe sich geändert, sei viel lockerer und gelöster als noch vor wenigen Monaten. „Also“, sagt Keller und grinst: „Ich habe auch früher gern mal gelacht. Nur wurde das vielleicht nicht so wahr genommen.“ Er selbst, erklärt der Cheftrainer von Schalke 04 (verlinkt auf http://www.schalke04.de) , glaube nicht, dass er sich verändert habe. Doch die Wahrnehmung des 43-Jährigen ist mit den jüngsten Erfolgen eine ganz andere geworden. Aus dem einstigen Gesicht der Krise ist mittlerweile ein Trainer geworden, dem sein Anteil am Aufschwung zugestanden wird. Keller stellt dies gar nicht in Abrede, verweist allerdings als Hauptgrund für die mittlerweile vier Bundesligasiege, die Schalke im Jahr 2014 aufweisen kann, auf mannschaftsinterne Prozesse. „Wir haben eine gute Rückrundenvorbereitung absolviert. Und das Team ist näher zusammengerückt“, sagt er. Im Wintertrainingslager in Doha habe er „sehr viele Einzelgespräche“ geführt. Dadurch seien Verunsicherungen aufgelöst worden. Hinzu kam, dass im Januar auch Sportpsychologin Theresa Holst engagiert wurde. „Was das angeht, hatten wir Nachholbedarf“, sagt Keller, dessen Team in der kommenden Woche in der Champions League (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/) auf Real Madrid (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/real-madrid/) trifft. Fährmann gibt der Abwehr Halt Entscheidender ist jedoch, dass Schalke mittlerweile eine klarere Struktur in der Mannschaft aufweisen kann. In Ralf Fährmann gibt es nun eine unumstrittene Nummer eins. In den zehn Spielen zuletzt kassierte Fährmann nur drei Gegentore. Der Schlussmann wirkt gefestigt und gibt der in der Hinrunde oftmals unsortiert wirkenden Abwehr Halt. „Ralf hat großen Anteil am Erfolg der vergangenen Wochen“, sagt Keller über den 25-jährigen Torhüter, der massiv an sich gearbeitet hat, sowohl im Training als auch im mentalen Bereich. Fährmann wirkt, was lange Zeit nicht der Fall war, äußerst selbstbewusst. Das Selbstbewusstsein war bei Kevin-Prince Boateng noch nie das Problem. (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-schalke-04/article123986422/Boateng-liest-jetzt-Shakespeare-auf-Englisch.html) Bereits unmittelbar nach seiner Verpflichtung Ende August avancierte der ghanaische Nationalspieler zu einer Führungsfigur innerhalb des Teams. „Er ist jemand, der die Mitspieler mitreißen kann“, sagt Keller. Mittlerweile ist Boateng, der zu Beginn seiner Schalker Zeit noch mit latenten Knieproblemen zu kämpfen hatte, jedoch auch körperlich robust genug für eine Position im defensiven Mittelfeld. Dort sorgt der 26-Jährige mit zielgenauen Pässen dafür, dass der Spielaufbau – zu Saisonbeginn ein großes Problem – mittlerweile wesentlich besser funktioniert. Klaas-Jan Huntelaar (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/klaas-jan-huntelaar/) vervollständigt die neue Schalker Mittelachse. Der Torjäger ist nach einer fünfmonatigen Verletzungspause wieder Teil der Mannschaft. „Es tut uns gut, ihn wieder dabei zu haben“, erklärt Keller, der darauf hofft, dass am Freitagabend, wenn es gegen Mainz 05 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/1-fsv-mainz/) geht (20.30 Uhr, Sky und Liveticker auf welt.de (verlinkt auf http://liveticker.welt.de/sportdaten/ticker/sp1/fussball/co12/bundesliga/#sp1,co12,se11976,ro38889,md22,gm0,ma1765113,pe0,te0,to0,rl0,na1,nb2,nc1,nd1,ne1,) ), auch Mittelfeldstar Julian Draxler (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/julian-draxler/) und Benedikt Höwedes (verlinkt auf /themen/benedikt-hoewedes/) wieder in das Aufgebot zurückehren werden. Talente sorgen für einen guten Mix Die stabile Hierarchie im Team mit den Führungsfiguren sorgt auch dafür, dass sich den übrigen Spieler derzeit gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Ob Max Meyer (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/max-meyer/) (18), Leon Goretzka (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/leon-goretzka/) (19), Joel Matip (22) oder Sead Kolasinac (20) – beim 2:1 am vergangenen Samstag in Leverkusen standen gleich vier junge Talente in der Startelf. Speziell Meyer, der im Herbst seinen Durchbruch schaffte, verleiht dem Spiel eine frische, unberechenbare Note. Durchaus beflügelnd wirkt auch die Atempause, die sich die Schalker in Bezug auf die während des kompletten vergangenen Kalenderjahres andauernde Trainerdiskussion gönnen. Noch gegen Ende der Hinrunde hatte es Sportvorstand Horst Heldt (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/horst-heldt/) bewusst offen gelassen, ob er mit Keller in die Rückrunde gehen werde oder nicht. In den vierzehn Monaten, in denen Keller mittlerweile auf Schalke Cheftrainer ist, gab es immer wieder Spekulationen über seine Nachfolge. Am Freitag, wenn die Mainzer kommen, schließt sich für Keller nun ein Kreis. Am 16. Dezember 2012 hatte er – nur zwei Tage nachdem sich der Verein von Huub Stevens getrennt hatte – erstmals die Verantwortung für das Team übernommen. Es ging im DFB-Pokal gegen Mainz, und Schalke verlor 1:2. Sollte Keller heute über Mainz siegen, wäre es der fünfte Erfolg in Serie nach dem Rückrundenstart. Das gab es in der Schalker Geschichte bislang nur einmal, in der Saison 2001/2002 unter Huub Stevens. | Oliver Müller | Vier Spiele, vier Erfolge: Schalke 04 möchte seinen Höhenflug Freitag gegen Mainz fortsetzen. Die Chancen stehen gut. Trainer Keller hat endlich Ruhe, es gibt einen Stammtorwart und starke Talente. | Sport | Fußball | 2014-02-21T09:59:01Z | 2015-10-15T18:09:23Z | Warum Schalke 04 plötzlich erfolgreich ist | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/fc-schalke-04/article125047159/Warum-Schalke-04-ploetzlich-erfolgreich-ist.html |
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Raumfahrt: Der Mond als Startrampe fürs Rohstoff-Rennen im All | Neil Armstrong (verlinkt auf /wissenschaft/weltraum/article108800815/Armstrong-war-Idol-fast-jedes-amerikanischen-Jungen.html) , der am Samstag gestorbene US-Astronaut, war der erste Gast – aber schon seit 40 Jahren hat der Mond keinen Besuch eines Menschen mehr bekommen. Nun ist er wieder in das Blickfeld der Raumfahrer gerückt - vor allem als Sprungbrett für geplante Missionen zum Mars. Für einige ist er aber auch ein künftiger Rohstofflieferant. Der Mond sei aus seiner Sicht eine logische Zwischenstation auf dem Weg zum Mars, sagte der Astronauten-Chef der Europäischen Weltraumbehörde Esa, Thomas Reiter, vor kurzem. „Den Sprung direkt vom niedrigen Erdorbit aus zu machen, halte ich für gewagt.“ Die Raumfahrtbehörden aus den USA, aus Russland, China und Indien seien an einer Landung von Menschen auf den Mond interessiert, auch wenn nicht alle konkrete Pläne haben. Landung auf dem Südpol des Mondes Die Europäer wollen bis 2018 auf dem Südpol des Mondes landen, allerdings mit einer unbemannten Raumfähre. Die Triebwerke von „Lunar Lander“ wurden bereits beim Raumfahrtunternehmen Astrium getestet. Vor dem Aufsetzen soll das Raumfahrzeug den Mond in etwa 100 Kilometern Höhe über dessen Oberfläche umkreisen. Der Abstieg soll nicht per Fallschirmen erfolgen, sondern von Triebwerken gesteuert werden. Die Esa erhofft sich Erkenntnisse, wie unser Planetensystem und die Erde entstanden sind. Endgültig will die Esa Ende 2012 über die geplante Mond-Mission entscheiden. „Strasdwuj“ auf dem Mond Russland hat nach eigenen Angaben Pläne für die bemannte Raumfahrt: Erstmals solle 2020 ein russischer Kosmonaut den Mond betreten und dort den Aufbau einer bewohnbaren Basis vorbereiten, sagte der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau, Wladimir Popowkin, im Februar. Zuvor sollen zwei russische Raumsonden auf dem Erdtrabanten landen. Russland plane auch eine bemannte Mondstation. Für die Umsetzung der Pläne sucht Roskosmos aber noch internationale Partner. Auch China greift nach dem Mond. Eine Rakete vom Typ „Langer Marsch 3C“ brachte 2010 bereits die zweite chinesische Mondsonde auf den Weg zur Erkundung des Erdtrabanten. Im Mittelpunkt standen wissenschaftliche Experimente und die Vorbereitung der Landung eines unbemannten Raumschiffes bis Ende 2013. Interesse an Helium 3 Dabei hat China vor allem Rohstoffe im Visier, etwa Uran, Thorium, Kalium, Aluminium, Silizium, Eisen und Titan. Besonderes Interesse hat das Land an Helium 3. Dies gilt als möglicher Brennstoff für künftige Kernfusionskraftwerke. Im Jahr 2017 soll eine chinesische Mondsonde Gesteinsproben zur Erde bringen. Die USA haben vor wenigen Monaten die Zwillingssonden „Grail“ zum Mond geschickt. Die beiden waschmaschinengroßen Satelliten erkunden das Schwerefeld des Mondes. Das Weiße Haus hatte die Raumfahrtbehörde Nasa angewiesen, bis 2025 Menschen zu einem Asteroiden zu bringen und dann möglichst bis 2035 zum Mars. wurde ein Programm gestrichen, das nach langer Zeit wieder Menschen auf den Mond befördern sollte. | Simone Humml | Die USA waren mit der ersten Mondlandung eines Menschen einsame Spitze in der Raumfahrt. Doch derzeit holen Russland und China mächtig auf. Das Wettrennen um Rohstoffe aus dem All läuft. | Wissenschaft | Weltraum | 2012-08-27T08:47:26Z | 2015-10-05T06:55:27Z | Der Mond als Startrampe fürs Rohstoff-Rennen im All | https://www.welt.de//wissenschaft/weltraum/article108813559/Der-Mond-als-Startrampe-fuers-Rohstoff-Rennen-im-All.html |
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Hamburger SV II - SC Weiche Flensburg 08: Knapper Erfolg für Hamburg - Regionalliga Nord | Im Aufeinandertreffen beider Kontrahenten in der Hinrunde hatte Flensburg denkbar knapp beim 1:0 die Oberhand behalten. 276 Zuschauer – oder zumindest der Teil, dessen Herz für die U21 des HSV schlägt – bejubelten in der 18. Minute den Treffer von Bilal Yalç?nkaya zum 1:0. Maurice Osei Boakye versenkte die Kugel zum 2:0 für das Heimteam (20.). Mit der Führung für Hamburger SV (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/) II ging es in die Halbzeitpause. Zum Seitenwechsel ersetzte Tarik Pannholzer vom SCW seinen Teamkameraden Thies Christian Johannes Richter. Durch einen von Marcel Cornils verwandelten Elfmeter gelang den Gästen in der 67. Minute der 1:2-Anschlusstreffer. Wenig später kamen Davis Rath und Moritz Reimers per Doppelwechsel für Omar Sillah und Leonardo Garcia Posadas auf Seiten von Hamburg ins Match (72.). Obwohl der U21 des HSV (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/) nach erfolgreicher erster Hälfte keine weiteren Tore gelangen, schaffte es der SC Weiche Flensburg 08 zugleich nicht, die Partie zu drehen. Sie endete mit 2:1. +++ Alle Tore der 1. und 2. Bundesliga mit WELTplus direkt nach Abpfiff! Jetzt sichern: Bundesliga-Highlights bei WELT +++ Hamburger SV II sprang mit diesem Erfolg auf den achten Platz. Die Stärke von Hamburg liegt in der Offensive – mit insgesamt 58 erzielten Treffern. Die letzten Resultate der U21 des HSV konnten sich sehen lassen – neun Punkte aus fünf Partien. Trotz der Schlappe behält Flensburg den 13. Tabellenplatz bei. Am kommenden Sonntag trifft Hamburger SV II auf die SV Drochtersen/Assel, der SCW spielt tags zuvor gegen die Zweitvertretung von Holstein Kiel. Dieser Artikel wurde automatisch von unserem Partner Retresco anhand von Spieldaten erstellt. | WELT | Mit einem knappen 2:1 endete das Match zwischen der Reserve von Hamburger SV und dem SC Weiche Flensburg 08 an diesem 33. Spieltag. Hundertprozentig überzeugen konnte Hamburg dabei jedoch nicht. | Sport | Fußball | 2025-05-06T19:43:33Z | 2025-05-09T20:13:28Z | Hamburger SV II - SC Weiche Flensburg 08 | https://www.welt.de//sport/fussball/regionalliga/regionalliga-nord/article256078170/Hamburger-SV-II-SC-Weiche-Flensburg-08-Knapper-Erfolg-fuer-Hamburg-Regionalliga-Nord.html |
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#Aufschrei in S-Bahn: Twitter als Waffe gegen Sexisten und Perverse | Kein Aufschrei in der Berliner S-Bahn. Kein Einschreiten, kein couragiertes Dazwischengehen – wenn die Geschichte sich denn wirklich so zugetragen hat, wie sie nun auf dem Internetdienst Twitter kolportiert wird. Folgendes Szenario: Da sind vier Männer, die eine Frau belästigen, ein Zug voller Menschen, die sich die Szene wortlos ansehen und eine junge Frau, die nachts allein unterwegs ist und zum Opfer der sexistischen Übergriffe der Männer wurde. Niemand hilft ihr – aber sie weiß sich selbst zu helfen, mit den Mitteln von Social Media. Was ihr in der S-Bahn widerfahren sein soll, twitterte sie direkt in die Welt hinaus. Während die Männer sie bedrängten, schaffte sie es, ihnen zu antworten, sie zu fotografieren und Tweets ins Smartphone zu tippen. Folgende sechs Tweets setzte Twitter-Nutzerin @totalreflexion am Samstagabend ab: „Ich werde von 4 Typen in der S-Bahn als Hure u Fotze beschimpft. Einer zündet ne Kippe an und sagt, er wird sie auf meiner Muschi ausdrücken.“ „Er holt seine Schwanz raus, ich schreie ihn an. Die SBahn ist voll. Niemand geht dazwischen.“ „Er macht die Hose zu und geht auf mich zu. Seine Kumpels halten ihn ab. Ich steige an der nächsten Haltestelle aus und heule.“ „Ein Mann kommt hinterher und sagt zu mir: “Sie haben sich halt überschätzt.” „4 Frauen trösten mich und fragen, ob ich zur Polizei gehen will. Meine Antwort: “die können da nichts machen.” „Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn fotografiere. Er war einverstanden. Ich hab auch gesagt, dass ich das veröffentliche. Er war einverstanden.“ Einen Tag lang waren diese Tweets öffentlich, dann entschied sich @totalreflexion (verlinkt auf https://twitter.com/totalreflexion) , sie für den öffentlichen Zugang zu sperren. Auch das Foto des mutmaßlichen Täters ist nicht mehr sichtbar, war aber hundertfach weiterverbreitet worden, ehe sie es sperrte. Darauf zu sehen war ein junger Mann in der S-Bahn, eine Zigarette in der Hand. Der Mann hält sich die Hände vors Gesicht; es sieht so aus, als würde er sich vor dem Foto schützen wollen, obwohl er nach Darstellung der belästigten Frau sein Einverständnis nicht nur zum Foto, sondern auch zu seiner Veröffentlichung gegeben hatte. Skeptiker und Unterstützer streiten schon Die „Bild“-Zeitung, die ebenfalls über den Vorfall berichtete (verlinkt auf http://www.bild.de/news/inland/sexuelle-belaestigung/polizei-ermittelt-twitter-belaestigung-s-bahn-berlin-30570604.bild.html) , will wissen, dass die Frau, die als @totalreflexion bei Twitter postet, inzwischen Strafanzeige gestellt hat. Die Berliner Polizei bestätigt, dass „eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Beleidigung auf sexueller Grundlage“ eingegangen ist. Im Internet hat der Vorfall inzwischen eine Debatte ausgelöst, bei der sich die Unterstützer der belästigten Frau und Skeptiker in gewohnter Schärfe gegenüberstehen. Viele sehen in dem Vorfall einen weiteren Beweis dafür, wie alltäglich aktiver und passiver Sexismus in Deutschland sind. Die belästigte Frau selbst sprach gegenüber „Bild“ von „heftigen Reaktionen“ auf ihre Tweets. „Es gab Beschimpfungen“, sagte sie. Diese hätten ihr Angst gemacht und sie veranlasst, ihren Twitter-Account vorübergehend zu deaktivieren. Gauck im Kreuzfeuer Bei der Inhaberin des Twitter-Accounts @totalreflexion soll es um eine der Initiatorinnen der #Aufschrei-Kampagne handeln. Die „Welt“ bat die Frau um ein Gespräch, sie antwortete jedoch nicht. #Aufschrei entstand in der öffentlichen Debatte über einen Bericht der Zeitschrift „Stern“ über eine sexistische Entgleisung des FDP-Politikers Rainer Brüderle gegenüber einer „Stern“-Journalistin. Unter #Aufschrei (verlinkt auf https://twitter.com/search?q=%23aufschrei&src=tyah) berichteten Frauen via Twitter in den folgenden Tagen und Wochen tausendfach von Alltagssexismus. Auch Bundespräsident Gauck hatte sich im März in die Debatte eingemischt. Es hatte gesagt, dass er eine „gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen [...] hierzulande nicht erkennen“ könne. Als Antwort erhielt er von den #Aufschrei-Initiatorinnen einen offenen Brief, in dem diese ihm Parteinahme zulasten der belästigten Frauen vorwarfen. Auch @totalreflexion soll zu den Unterzeichnerinnen des Briefes gehören. | WELT | Eine Frau wird von vier Männern in der S-Bahn belästigt – und setzt zeitgleich Tweets vom Tathergang und Fotos des Täters ab. Die Berliner Polizei ermittelt, im Internet wird die Aktion diskutiert. | Vermischtes | 2013-05-27T15:58:52Z | 2017-08-23T16:52:26Z | Twitter als Waffe gegen Sexisten und Perverse | https://www.welt.de//vermischtes/article116568093/Twitter-als-Waffe-gegen-Sexisten-und-Perverse.html |
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Tipps: So schützen Sie sich im Urlaub vor Dieben und Betrügern | Sie tragen den Rucksack falsch herum, nutzen eine Bauchtasche oder prüfen ständig, ob ihr Portemonnaie noch da ist, die Kamera baumelt an einem Gurt vom Hals, mit der Hand umklammern sie einen Reiseführer oder ein Faltblatt – Touristen erkennt man in der Regel schnell. Dumm nur, dass man als solcher schnell Taschendiebe anlockt. Doch selbst wer sich nicht gleich als unkundiger Urlauber zu erkennen gibt, lebt auf Reisen gefährlich. Denn die Tricks der Betrüger werden immer perfider. Wir nennen Beispiele und geben Tipps, wie man sich schützen kann. Der Rollerdieb Wer sich im Urlaub unabhängig fortbewegen möchte, kann in vielen Ländern Roller mieten. Neben dem grundsätzlichen Diebstahlrisiko besteht die Gefahr, dass der Vermieter des Fahrzeugs ein Betrüger ist. Denn aus Sicherheitsgründen muss man auf dem Leihschein oft eine Adresse angeben, womit der Verleiher weiß, wo sein Fahrzeug parkt. Nachts „stiehlt“ er dann den Roller und fordert am nächsten Tag einen hohen Erstattungsbetrag. Deshalb sollte man die Anschrift nur angeben, wenn unbedingt nötig und den Roller mit einem Schloss sichern – selbst, wenn man auf dem Hotelgrundstück parken kann. Vor allem in Asien und Afrika sollte man vorsichtig sein. Dort ist das Transportmittel beliebt und der Trick weitverbreitet. Die Urlaubsbekanntschaft Bei der Masche mit dem „freundlichen Einheimischen“ ist es tatsächlich nicht empfehlenswert, im Reiseführer zu blättern und sich damit als Tourist zu outen. Denn vermutlich wird sich schnell jemand erkundigen, ob er helfen kann. Sicherlich gibt es in jedem Land freundliche Einheimische. Spricht derjenige aber perfekt Englisch oder gar Deutsch und verwickelt einen plötzlich in ein Gespräch, so ist Vorsicht angebracht. Schneller als man „Nein, danke“ sagen kann, steht man in einer Hotellobby, einem Restaurant oder einer Teppichknüpferei. Der Lockvogel erhält eine Provision. Der Trick kommt weltweit vor, aber besonders häufig in südostasiatischen Ländern wie Indien. Der Lieferant Es regnet in Strömen, der Urlaubstag war anstrengend oder man liegt mit einer Erkältung im Bett – es gibt viele Gründe, den Abend auf dem Hotelzimmer zu verbringen. Und plötzlich schiebt jemand durch den Spalt zwischen Tür und Boden ein Lieferdienstfaltblatt ins Zimmer. So verlockend das Angebot sein mag – bevor man die Kreditkarte zückt, Pizza oder Sushi bestellt, sollte man an der Rezeption fragen, ob es das Restaurant wirklich gibt. Häufig stecken Betrüger hinter den Flyern. Statt einem leckeren Abendessen wird eine saftige Kreditkartenabrechnung geliefert. Viele Fake-Lieferdienste gibt es in den USA (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/usa-reisen/) , vor allem in der Nähe von Disney World in Florida. Der Rosenverkäufer Auf Straßenverkäufer trifft man im Urlaub häufig. Sie sitzen auf Decken am Boden oder laufen umher, präsentieren vorbeigehenden Touristen ihre Ware. Das Problem: Ihr Job ist meist Betrug. Die Rosen werden die Verkäufer los, indem sie sie abgelenkten Passanten an die Hand halten, in der Hoffnung, dass die reflexartig danach greifen. Die Armbänder bringen sie an den Touristen, indem sie dessen Handgelenk schnappen und den Schmuck anlegen. Und dann verlangen sie Geld. In sehr touristischen Gegenden sollte man besonders aufmerksam sein, die Arme nah am Körper halten. Wer doch hereingefallen ist, sollte versuchen, die Sachen respektvoll loszuwerden. Weigert sich der Verkäufer, die Rose zu nehmen, kann man sie auf eine Mauer oder den Boden ablegen. Lässt sich das Armband nicht mehr öffnen, gibt es drei Möglichkeiten: bezahlen, diskutieren, bis der Verkäufer es öffnet oder eben selbst ein kleines Taschenmesser dabeihaben. In der Regel sind die Tätigkeiten der Betrüger illegal – es ist also rechtlich unbedenklich, die Ware abzulehnen. Die Straßenverkäufer tummeln sich nahe den Sehenswürdigkeiten in europäischen Großstädten, etwa am Eiffelturm und der Basilika Sacré-Cœur in Paris (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/paris-staedtereise/) . Der Rüpel Auch einige Taschendiebe nutzen Beamtenkostüme. Unter dem Vorwand einer „Kontrolle“ sortieren sie Gepäck in Transportmitteln um oder kontrollieren es auf Drogen. Währenddessen entwenden sie Wertsachen. Handgepäck sollten Touristen immer beaufsichtigen und so weit möglich nicht aus den Händen geben. Besonders häufig kommen derartige Diebstähle in Lateinamerika vor, etwa in Mexiko (verlinkt auf /themen/mexiko-reisen/) und Kolumbien. Ein anderer Trick ist das Ablenkmanöver. Die Diebe überschütten die Passanten mit Flüssigkeiten oder rempeln sie an – und können so unbemerkt in die Handtasche greifen. In diesem Fall ist man mit den altbekannten Tipps gut beraten: Aufmerksam sein, Rucksack vorn tragen, Wertsachen ganz unten verstauen, regelmäßig prüfen, ob das Portemonnaie noch da ist. Der Taxifahrer Eigentlich gilt das Taxi (verlinkt auf /themen/taxis/) als sicheres Fortbewegungsmittel. Doch einige Fahrer stocken je nach Reiseziel mit Betrugstricks ihr Gehalt auf. Sie arbeiten etwa mit Hotels oder Sehenswürdigkeiten zusammen und erhalten Geld für vermittelte Kunden. Wer in ein Taxi einsteigt, sein Fahrtziel nennt und dann erfährt, dass das Hotel oder Museum momentan geschlossen sei, sollte vorsichtig sein. Am sichersten ist es, noch bevor man sich auf den Weg dorthin macht, ein Zimmer gebucht zu haben beziehungsweise die Öffnungszeiten zu checken. Sicher vor diesem Betrug ist man nirgendwo, er soll auch in Europa vorkommen. Außerdem gibt es viele Maschen, mit denen Taxifahrer die Fahrtkosten in die Höhe treiben. Beispielsweise behaupten sie, das Taxameter sei kaputt und nennen einen Festpreis. In diesem Fall handelt man den Preis entweder runter oder sucht sich einen anderen Fahrer. Hat der Fahrer das Taxameter eingeschaltet, sollte die Strecke per GPS auf dem Handy verfolgt werden. Denn viele Fahrer nehmen absichtlich Umwege. Besonders die tschechische Hauptstadt Prag ist für diese Arten von Taxibetrug bekannt. Die Stadt empfiehlt Touristen das Taxiunternehmen AAA, da sie dieses regelmäßig prüft. Auch in anderen Großstädten weltweit kommt der Trick vor. Der Polizist Gefährlich kann es werden, wenn man an einen falschen Fahrer gelangt. Mit ihrer angeblichen Tätigkeit helfen diese bei sogenannten Blitzentführungen. Man sollte misstrauisch werden, wenn ein anderer Tourist anbietet, sich ein Taxi zu teilen und so Geld zu sparen. Möglicherweise dient er nur als Lockvogel. Dann geht es wie folgt weiter: Ein falscher Polizist hält nach kurzer Zeit den Wagen an und kontrolliert die Insassen auf Drogen. Nachdem die falschen Polizisten angeblich verbotene Mittel bei dem falschen Touristen gefunden haben, muss das ganze Taxi mit „zur Wache“ kommen. Damit gemeint ist ein abgelegener Ort, an dem die Opfer ausgeraubt werden (verlinkt auf /themen/diebstahl/) , oft unter Androhung von Gewalt. Umgehen kann man diese Masche, indem man sich selbst ein Taxi heranwinkt. Offizielle Unternehmen lassen je nach Land eine sichtbare Registrierungsnummer oder andere Merkmale auf ihre Wagen drucken. Zu Blitzentführungen kommt es in Ländern mit einer hohen Kriminalitätsrate, etwa in Lateinamerika. Auch in Afrika nutzen Kriminelle falsche Uniformen. Der Fahrkartenverkäufer Ebenfalls kostümiert sind die Kriminellen, die sich für U-Bahn-Mitarbeiter ausgeben. Beim Fahrkartenkauf ist stets Vorsicht angebracht – selbst wenn der vermeintliche Fahrkartenverkäufer eine Art Ausweis umhängen hat. Ansonsten kann man Opfer folgender Masche werden: Die Betrüger lauern am Ticketautomaten. Stellt man sich an, fragen sie, welche Art von Fahrkarte man kaufen möchte. Bevor man die Automatenanzeige überblickt hat, haben sie mit einer Geldkarte ein Ticket gekauft und lassen sich in bar ausbezahlen. Spätestens bei der zweiten Kontrolle in der Metro merkt man: Anstatt des teuren Wochentickets hat man ein Einzelticket. Wer unsicher ist, sollte seinen Fahrschein am Schalter kaufen. Besonders in Paris, London (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/london-staedtereise/) und anderen europäischen Großstädten ist Vorsicht geboten. | Tanja Koch | Trickbetrüger treiben weltweit ihr Unwesen, ihre Finten werden immer perfider. Bei Urlaubsbekanntschaften sollte man immer vorsichtig sein – und selbst Polizisten sind nicht immer das, wofür sie sich ausgeben. | Reise | Städtereisen | 2018-06-29T05:24:58Z | 2018-06-29T05:24:58Z | So schützen Sie sich im Urlaub vor Trickbetrügern | https://www.welt.de//reise/staedtereisen/article178345746/Tipps-So-schuetzen-Sie-sich-im-Urlaub-vor-Dieben-und-Betruegern.html |
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Ägypten: Neugeborene für bis zu 570 Dollar verkauft | Die Polizei in Ägypten hat einen Menschenhändlerring zerschlagen, der Neugeborene für bis zu 570 Dollar (knapp 450 Euro) verkaufte. Fünf Verdächtige seien festgenommen worden, darunter zwei Krankenschwestern und ein Arzt von einer Kairoer Klinik, teilte die Polizei mit. Gefahndet wurde demnach noch nach dem Direktor des Krankenhauses, in dem über drei Jahre hinweg etwa 300 Babys verkauft wurden. Adoptionen in Ägypten verboten Den Angaben zufolge holten die Verdächtigen auch von den Müttern ungewollte Babys per Kaiserschnitt auf die Welt, wenn der Zeitpunkt für eine legale Abtreibung überschritten war. Diese Neugeborenen wurden ebenfalls für Geld vermittelt, meistens an Paare, die keine Kinder haben können. In Ägypten sind Adoptionen verboten, weshalb manche kinderlose Paare versuchen, ein Kind zu kaufen. 2009 wurde ein US-Paar zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem es versucht hatte, in einem Waisenhaus ein Kind für Geld zu bekommen. | WELT | In Ägypten ist ein Menschenhändlerring ausgehoben worden, der Babys für mehrere 100 Dollar an kinderlose Paare verkauft hat. Ein Klinikdirektor und mehrere Krankenschwestern wurden festgenommen. | Vermischtes | 2012-11-11T14:46:35Z | 2017-08-23T21:57:27Z | Neugeborene für bis zu 570 Dollar verkauft | https://www.welt.de//vermischtes/article110901353/Neugeborene-fuer-bis-zu-570-Dollar-verkauft.html |
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US-Wahlkampf: Die eigene Partei macht Front gegen Donald Trump | Nachdem er monatelang in der Offensive war, sieht sich Donald Trump (verlinkt auf /themen/donald-trump/) plötzlich in einer Mehrfrontenschlacht in der Defensive. An der Spitze der Republikaner, für die Trump im November zur Präsidentenwahl antritt, gibt es laut dem Fernsehsender ABC News sogar hektische Überlegungen für den Fall, dass der als dünnhäutig bekannte Trump seine Kandidatur zurückziehen sollte. Die jüngste Attacke kam aus Paris. Einige von Trumps „Exzessen geben einem das Gefühl, dass man würgen muss“, sagte Frankreichs Präsident François Hollande. Er bezog sich auf „verletzende und demütigende“ Äußerungen von Trump gegenüber den Eltern des im Irakkrieg gefallenen muslimischen US-Soldaten Humayun Khan. „Wenn die Amerikaner Trump wählen, wird das Konsequenzen haben, denn eine amerikanische Wahl ist eine globale Wahl“, sagte Hollande. Scharfe Kritik aus dem Ausland In den vergangenen Monaten hatten sich bereits andere Staats- und Regierungschefs ungewöhnlich kritisch über den republikanischen Bewerber geäußert. Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto sagte, Trumps „fremdenfeindliche Reden erinnerten an die von Hitler oder Mussolini“. Zwar behauptete er später, seine Worte seien „aus dem Zusammenhang gerissen“ worden. Nieto stellte bei der Gelegenheit aber noch einmal klar, dass sein Land entgegen den Ankündigungen von Trump aber „auf keinen Fall“ für eine Mauer zahlen werde, die der Kandidat an der Grenze bauen will. Die britische Premierministerin Theresa May (verlinkt auf /themen/theresa-may/) hatte in ihrer Zeit als Innenministerin Äußerungen von Trump, die Polizei traue sich in einige Viertel englischer Städte nicht mehr hinein, als „Unsinn“ bezeichnet. Seine Idee eines Einreiseverbots gegenüber Muslimen sei „spaltend, nicht hilfreich und falsch“. Ihr Vorgänger in Downing Street Number 10, David Cameron, bezeichnete diese Pläne als „dumm“. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält sich hingegen mit Äußerungen über Trump zurück. Scharfe Kritik aus der eigenen Partei Auch im eigenen republikanischen Lager sieht sich Trump attackiert. Die Milliardärskollegin und Ex-Hewlett-Packard-Chefin Meg Whitman (verlinkt auf /themen/meg-whitman/) , die 2010 vergeblich für den Gouverneursposten in Kalifornien antrat, will die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton wählen und mit Spenden unterstützen. Mit dem New Yorker Richard Hanna kündigte auch der erste republikanische Kongressabgeordnete ein Votum für die Demokratin ein. Die Führung der Republikaner ist ausgesprochen verärgert, nachdem Trump erklärte, er werde den Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, bei den parteiinternen Primaries für eine erneute Nominierung in dessen Wahldistrikt nicht unterstützen. In der Parteiführung sei man dermaßen „frustriert und irritiert“ über Trumps „erratisches Verhalten“, dass es Überlegungen gebe für den Fall eines überraschendes Rückzuges des Kandidaten, so ABC. Trump liegt in Umfragen hinter Clinton zurück. Eine kurzfristige Neunominierung wäre theoretisch möglich, aber kompliziert. | Ansgar Graw, Washington | Der Gegenwind wird stärker: Prominente Republikaner werben offen für Hillary Clinton. Die Kritik aus dem Ausland wird täglich heftiger. Jetzt spekulieren Medien: Gibt Donald Trump auf? | Politik | Ausland | 2016-08-03T16:12:47Z | 2016-08-04T09:00:35Z | Spekulationen über Rückzug von Donald Trump | https://www.welt.de//politik/ausland/article157478749/Spekulationen-ueber-Rueckzug-von-Donald-Trump.html |
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Berlin: Frau reißt Mädchen Kopftuch herunter | Bei einem fremdenfeindlichen Angriff in Berlin (verlinkt auf /regionales/berlin/) hat eine Frau einer 13-Jährigen das Kopftuch (verlinkt auf /wirtschaft/article155837284/Kopftuchverbot-in-Firmen-ist-zulaessig.html) heruntergerissen. Sie habe das Mädchen und dessen 14-jährige Begleiterin verdächtigt, eine Rolltreppe zum Stehen gebracht zu haben, teilte die Polizei am Sonntag mit. Daraufhin habe die Frau die 13-Jährige fremdenfeindlich beschimpft und ihr das Tuch vom Kopf gerissen. Nach der Attacke habe sich die Unbekannte in Richtung Gartenfelder Straße entfernt. Der Vorfall ereignete sich am Samstagnachmittag im U-Bahnhof Haselhorst in Berlin-Spandau. Der Polizeiliche Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, übernahm die Ermittlungen. | WELT | Fremdenfeindlicher Übergriff an einem Berliner U-Bahnhof: Eine unbekannte Frau hat einem 13-jährigen Mädchen das Tuch vom Kopf gerissen und beschimpft. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt. | Vermischtes | 2016-06-19T12:59:09Z | 2016-06-19T14:29:52Z | Frau reißt Mädchen ihr Kopftuch herunter | https://www.welt.de//vermischtes/article156351761/Frau-reisst-Maedchen-ihr-Kopftuch-herunter.html |
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Luxemburg: Haben Steuerbeamte Amazon absichtlich verschont? | Hat Luxemburg dem US-Internetkonzern Amazon Steuervorteile eingeräumt, die andere Unternehmen nicht bekommen haben? Auf diese Frage konzentriert sich aktuell ein Untersuchungsverfahren der europäischen Wettbewerbsbehörden. Jetzt hat die EU-Kommission ein Schreiben an die Regierung Luxemburgs veröffentlicht, aus dem deutlich wird, wieso Amazons Steuer-Deal mit Luxemburg ins Visier der Wettbewerbshüter gerückt ist. Das Schreiben datiert von Mitte Oktober 2014, wurde jedoch erst jetzt öffentlich gemacht. Luxemburg weist die Vorwürfe der EU zurück. Das erscheint auf den ersten Blick paradox, denn wenn die EU mit ihrem Vorwurf recht hat, dann bekommt Luxemburg von Amazon (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/amazon/) eine Steuernachzahlung (verlinkt auf /wirtschaft/article136247088/Aus-fuer-Steueroasen-wuerde-Deutschland-schaden.html) für die Jahre 2004 bis 2014, die potentiell Hunderte Millionen Euro beträgt. Doch Luxemburg will dieses Geld gar nicht nachfordern – das Wohlstand des Fürstentums basiert zu einem Gutteil darauf, steuergünstige Standorte für europäische Firmensitze anzubieten. Auf jeder Amazon-Rechnung erinnert das Kürzel Amazon EU Sarl daran, dass alle Gewinne, die der Konzern in Europa macht, in Luxemburg anfallen – zum Vorteil des Fürstentums und zum Nachteil aller anderen EU-Mitgliedsstaaten. Dieses Modell verfolgt nicht nur Amazon und nicht nur Luxemburg: Computerbauer Apple (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/apple/) genießt Steuervorteile in Irland, Kaffeebrauer Starbucks (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/starbucks/) ist in den Niederlanden niedrig besteuert. All diese Besteuerungs-Deals prüft die EU-Kommission aktuell daraufhin, ob sie eventuell mit einer unrechten staatlichen Subvention gemäß Paragraph 107 und 108 des Vertrags zur Arbeitsweise der Europäischen Union gleichzusetzen sind – dann nämlich müssen die Unternehmen alle zu Unrecht gewährten Vorteile zurückzahlen, das Geschäftsmodell von Luxemburg als steuergünstiger EU-Firmensitz für internationale Konzerne wäre dahin. Fraglich ist aktuell, ob Amazons Firmenstruktur in Luxemburg einfach nur eine Lücke im Steuerrecht Luxemburgs ausnutzt, die prinzipiell auch jedes andere Unternehmen hätte nutzen können, oder ob die luxemburgischen Behörden bewusst ein Auge zugedrückt haben. Amazon hat in Luxemburg zwei Ober-Gesellschaften mit jeweils diversen Töchtern gegründet: Die „Amazon EU Sarl“ wickelt offiziell alle Geschäfte mit den europäischen Kunden ab, die Töchter etwa in Deutschland sind offiziell nur Logistik- und Service-Dienstleister für die luxemburgische Gesellschaft. Einnahmen drastisch gesenkt Die Gewinne, die die Amazon EU Sarl mit dem Versandgeschäft macht, fließen jedoch direkt zu einem Gutteil weiter an die zweite Amazon-Gesellschaft in Luxemburg: Die Amazon Europe Technologies Holding SCS hält die Rechte an den Technologien und der Marke Amazon und kassiert dafür von der Amazon EU Sarl horrend hohe Lizenzgebühren. Diese Lizenzgebühren wiederum macht die Amazon EU Sarl als steuerwirksame Ausgaben gegenüber den Finanzbehörden Luxemburgs geltend und senkt so drastisch die zu versteuernden Einnahmen aus dem Europa-Geschäft. Diese Struktur und die zugrundeliegenden Lizenzgebühren lies sich Amazon Ende Oktober 2003 von den luxemburgischen Behörden absegnen: Nur 0,45 bis 0,55 Prozent aller europäischen Einnahmen muss die EU Sarl in Luxemburg versteuern, der Rest darf in Form von Lizenzgebühren abführen. Die Lizenzgebühren können angepasst werden, damit der Anteil nie unter 0,45 Prozent fällt, so garantiert Amazon Luxemburg ein Mindesteinkommen aus Steuern (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/steuer/) . Diese spezifische Festlegung einer Prozentrate jedoch könnte nun in den Augen der EU-Wettbewerbshüter als Steuerdeal erscheinen, der nur Amazon gewährt wurde. Bereits am 6. November 2003 kam das Okay der luxemburgischen Finanzbehörden auf die ursprüngliche Anfrage von Amazon, nur sechs Tage lang prüften die Finanzbeamten das komplexe Amazon-Konstrukt. Im Herbst 2014 argumentierte die Regierung Luxemburgs gegenüber den EU-Prüfern, dass ihre Finanzbeamten trotz dieser kurzen Frist das Arrangement mit Amazon sorgfältig geprüft hätten, und dass die Struktur und die Lizenzgebühren zwischen den Amazon-Töchtern den luxemburgischen Steuergesetzen voll entspreche. Formelles Verfahren gestartet Diese Antwort hat die EU nicht überzeugt: Sie hat mittlerweile ein formelles Verfahren gestartet, der Prüfgegenstand: Hätte die Amazon EU Sar (verlinkt auf /wirtschaft/article136436550/EU-wirft-Luxemburg-illegalen-Deal-mit-Amazon-vor.html) l auch am freien Markt derart hohe Lizenzgebühren für Markenrechte und Technologie bezahlt – oder wurden die Gebühren zwischen den Amazon-Töchtern bewusst höher als vergleichbare Marktpreise angesetzt, um Steuern zu sparen? Diese Prüfung nach dem „Fremdvergleichsgrundsatz“ ist Standard bei Geschäften multinationaler Konzerne (verlinkt auf /wirtschaft/article135201958/35-Konzerne-in-Luxemburg-Steueraffaere-verwickelt.html) und sie ist äußerst kompliziert, dauert normalerweise deutlich länger als nur sechs Tage. Weiter will die EU prüfen, ob das Pauschalarrangement über die Höhe der Lizenzen nicht ebenfalls Marktprinzipien widerspricht. Die Rechtfertigung der luxemburgischen Regierung – unter anderem hatte diese argumentiert, die Pauschalgebühr sei rechtens, da die Aufgaben der Amazon EU Sarl nicht sonderlich komplex seien – haben die EU-Wettbewerbshüter in ihrem Schreiben nur wenig verbrämt als Blödsinn abgetan. Das ist insbesondere peinlich für den luxemburgischen Ex-Premierminister J ean Claude Juncker (verlinkt auf /politik/ausland/article134782271/Misstrauensantrag-gegen-Juncker-gescheitert.html) , unter dessen Aufsicht der Steuerdeal entstanden ist. Juncker ist seit dem 1. November Präsident der EU-Kommission und damit oberster Vorgesetzter der Wettbewerbshüter. | WELT | Europas Wettbewerbshüter untersuchen, ob Amazon in Luxemburg nur eine Lücke im Steuerrecht ausgenutzt hat, die jeder hätte nutzen können – oder ob die Steuerbehörden bewusst ein Auge zudrückten. | Wirtschaft | 2015-01-17T10:03:03Z | 2015-10-16T06:59:18Z | Haben Steuerbeamte Amazon absichtlich verschont? | https://www.welt.de//wirtschaft/article136475697/Haben-Steuerbeamte-Amazon-absichtlich-verschont.html |
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Löscharbeiten behindert: Schaulustige bejubeln Brand in Asylheim in Bautzen | Mit unverhohlener Freude haben Schaulustige bei einem Feuer in einer künftigen Flüchtlingsunterkunft in Bautzen zugesehen. Einige behinderten sogar die Löscharbeiten. Während des Brandes mitten in einem Wohngebiet versammelten sich in der Nacht zu Sonntag nach Polizeiangaben schätzungsweise 20 bis 30 Menschen. Teilweise seien die Gaffer angetrunken gewesen und hätten „abfällige Bemerkungen“ gemacht oder „unverhohlene Freude“ gezeigt, berichtete ein Polizeisprecher. Verletzt wurde bei dem Brand nach erstem Erkenntnisstand offensichtlich niemand. Das Gebäude war zuletzt als Hotel genutzt worden und befand sich im Umbau. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (verlinkt auf /themen/stanislaw-tillich/) und Innenminister Markus Ulbig (beide CDU) verurteilten das Verhalten der Schaulustigen scharf. Auch wenn die Brandursache noch nicht feststehe, habe das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) der sächsischen Polizei die Ermittlungen übernommen, weil ein fremdenfeindlicher Anschlag nicht ausgeschlossen werden könne. Die Polizei erteilte am Sonntag Platzverweise gegen drei Bautzener im Alter von 19 und 20 Jahren, die die Arbeit der Feuerwehr massiv behindert hätten. Da die beiden alkoholisierten 20-Jährigen laut Polizei Widerstand leisteten, wurden sie in Gewahrsam genommen. Technischer Defekt unwahrscheinlich Der bisherige Hotelier zeigte sich entsetzt. „Ich habe noch vor drei Wochen in dem Hotel gewohnt, jetzt ist das Gebäude total ausgebrannt“, sagte er dem Online-Portal „Mopo24“. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein technischer Defekt für den Brand verantwortlich ist“, wird er zitiert. Alle Gasleitungen seien abgedreht gewesen, auch der Strom sei zum größten Teil nicht mehr am Netz gewesen. Der ehemalige Betreiber schätzt dem Bericht zufolge den Schaden in dem Gebäude mit 26 Zimmern auf 500.000 Euro. Als Feuerwehr und Polizei eintrafen, brannte der Dachstuhl des Gebäudes in voller Ausdehnung. Rund 70 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Sie verhinderten, dass die Flammen auf benachbarte Wohnhäuser und Supermärkte übergreifen. Böiger Wind habe die Löscharbeiten erschwert, berichtete die Polizei. Nach Ende der Löscharbeiten wird ein Brandursachenermittler zum Einsatz kommen. Erst vor wenigen Tagen hatte im sächsischen Clausnitz ein aufgebrachter Mob stundenlang einen Bus (verlinkt auf /politik/deutschland/article152421805/Fremdenfeindlicher-Mob-in-Sachsen-veraengstigt-Fluechtlinge.html) mit ankommenden Flüchtlingen blockiert. | WELT | Sie johlten und kommentierten den Brand „mit unverhohlener Freude“: In Bautzen behinderten laut Polizei Schaulustige die Löscharbeiten am Husarenhof, der für Flüchtlinge hergerichtet werden sollte. | Politik | Deutschland | 2016-02-21T09:45:16Z | 2016-02-21T12:44:05Z | Schaulustige bejubeln Brand in Asylheim in Bautzen | https://www.welt.de//politik/deutschland/article152465749.ece |
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Mode nach Corona: Die besten Streetstyle-Looks von der Australia Fashion Week | Solche Bilder machen der Modeszene Hoffnung: gut aussehende Frauen und Männer mit Sonnenbrillen vor den Augen und „Glow” im Gesicht, die elegant an den Fotografen vorbeispazieren und so tun, als würden sie die auf sich gerichteten Kameras nicht bemerken. Sie kommen gerade von einer Modenschau oder sind auf dem Weg dorthin, haben den Latte-to-go in der einen und die Designertasche (verlinkt auf https://www.welt.de/icon/mode/article229444333/Fake-Wie-man-gefaelschte-Designertaschen-erkennt.html) in der anderen Hand. Vergangene Woche ging in Sydney die Australian Fashion Week zu Ende, eine der ersten physisch stattfindenden Modewochen seit Monaten. In Australien (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/coronavirus-in-australien/) hat man das Virus schon länger unter Kontrolle, das Land hat sich mehr oder weniger abgeriegelt und lässt internationale Einreisende nur unter strengsten Quarantänebedingungen hinein. Bekannte Mode-Influencer, Stylisten oder Prominente aus Europa, Asien oder den USA sah man in Sydney daher nicht. Umso interessanter erschienen dafür die Looks der lokalen Mode-Experten. Diese trugen weite Baggy- oder Bundfaltenhosen, gepaart mit Trenchcoats oder Oversized-Sakkos (verlinkt auf https://www.welt.de/icon/mode/article158200171/Zehn-Dinge-die-man-beim-Blazer-Kauf-beachten-muss.html) . Taillenhohe Jeans und maskuline Hemden, neutrale Erdtöne und viel Schwarz und Weiß, Lederjacken und dünne Strickoberteile. Sneaker wurden hier und dort durch derbe Boots oder zierliche Riemchensandalen ersetzt. Dass der Modestil des Landes über Surfer-Beachwear hinausgeht, ist längst kein Geheimnis mehr, Marken wie Ellery, Dion Lee und Christopher Esber konkurrieren mit ihren Kollektionen erfolgreich mit den Talenten aus Europa und den USA. Und doch haben die Outfits der Australier etwas zu sagen. Die Branche spekuliert derzeit viel über den Beginn einer postpandemischen „Roaring Twenties”-Ära, doch der Streetstyle (verlinkt auf https://www.welt.de/icon/mode/article220827660/Moderueckblick-2020-Diese-Streetstyle-Trends-sind-gekommen-um-zu-bleiben.html) von Sydney lässt vermuten, dass man sich modisch noch etwas zurückhalten wird. Die Australier mögen es lieber bequem und minimalistisch, zitieren mit ihren Outfits die Designsprache von „Old Céline” und „New Bottega”, setzen auf einen Mix aus schlichten Klassikern und auffälligen Designer-Accessoires. Taschen und Schuhe der Schauenbesucher waren meist von Dior, Prada oder Bottega Veneta, ein Zeichen, dass die üblichen Lieblingslabels weiterhin die größte Strahlkraft mitbringen. An Farbexplosionen, expressiven Muster, knappen Kleidern und 13-Zentimeter-High-Heels hatte man in Sydney jedoch kein Interesse. Stattdessen dominierten zeitlose, bequeme Stücke, deren zunehmende Bedeutung im vergangenen Jahr auch viele Designer heraufbeschwört haben. Die neuen „Roaring Twenties” der Mode (verlinkt auf https://www.welt.de/icon/mode/) mit ihren Glitzerkleidern, Partypumps und Miniröcken können sicherlich noch kommen – die bereits gezeigten Herbstkollektionen für 2021 deuten zumindest darauf hin. Doch in Sydney sieht man ihnen erst mal gelassen entgegen. Und das war auf den Laufstegen zu sehen: In unserem Podcast THE REAL WORD geht’s um die wichtigen großen und kleinen Fragen des Lebens: Was haben Busen-Selfies mit Feminismus zu tun? Wie bleibt die Langzeitbeziehung glücklich? Und was kann man von der TV-„Bachelorette“ lernen? Abonnieren Sie den Podcast auf Spotify (verlinkt auf https://open.spotify.com/show/3QoqnNapZYDtr1uakPhKC4) , Deezer (verlinkt auf http://www.deezer.com/show/53656) , iTunes (verlinkt auf https://itunes.apple.com/de/podcast/the-real-word-podcast/id1234093310?l=en) oder Google Podcasts (verlinkt auf https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly9mZWVkcy5zb3VuZGNsb3VkLmNvbS91c2Vycy9zb3VuZGNsb3VkOnVzZXJzOjMwNDczNDI2NS9zb3VuZHMucnNz) oder abonnieren Sie uns direkt per RSS-Feed (verlinkt auf http://feeds.soundcloud.com/users/soundcloud:users:304734265/sounds.rss) . | Silvia Ihring | In Sydney fand wieder eine reguläre Modewoche statt. Und der Streetstyle der Gäste sagt viel darüber aus, wie sich der Look nach der Pandemie entwickeln könnte. Auf High Heels und knappe Kleider hat man noch keine Lust. | Iconist | Mode | 2021-06-08T11:33:26Z | 2021-06-08T11:33:26Z | Baggy-Hosen, weite Hemden - Ist das der Post-Corona-Look? | https://www.welt.de//iconist/mode/article231662383/Mode-nach-Corona-Die-besten-Streetstyle-Looks-von-der-Australia-Fashion-Week.html |
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Ukraine: „Wir sind keine Sadisten, wir brauchen keine Geisel“ | Die OSZE äußert sich besorgt über die Gefangennahme (verlinkt auf /politik/ausland/article127204904/Milizen-nehmen-US-Journalisten-gefangen.html) des amerikanischen Reportes Simon Ostrovsky, das US-Außenministerium weist darauf hin, dass es zahlreichen ausländischen Berichterstattern ähnlich ergeht, und die EU ruft Russland auf, sich für die Freilassung von Entführten einzusetzen – aber wenn man die prorussischen Separatisten fragt, die Ostrovsky festhalten, dann wirkt es, als sei das alles doch gar kein Problem. So richtig ist der Amerikaner gar nicht festgenommen, so scheint es. „Er wird angesichts der Kriegslage festgehalten“, sagt Stella Horoschewa, die für die prorussischen Aktivisten spricht, die in der ostukrainischen Stadt Slawjansk Verwaltungsgebäude besetzt und eine Gegenregierung aufgestellt haben. „Wir haben uns gestern bei seinen Eltern entschuldigt. Journalisten müssen verstehen, dass hier Krieg herrscht.“ Wo Ostrovsky sich befinde, könne sie aber nicht sagen. Dann klingt Frau Horoschewa wieder, als sei Ostrovsky eigentlich freiwillig bei den Separatisten. „Er ist damit beschäftigt, eine exklusive Reportage zu machen“, sagt sie. Aber nein, leider sei es nicht möglich, Ostrovsky zu sprechen, „bevor eine Sondergenehmigung kommt“. Simon Ostrovsky berichtet schon seit einigen Monaten für das amerikanische Magazin „Vice“ vor Ort von dem Konflikt zwischen Russland (verlinkt auf /themen/russland-politik) und der Ukraine (verlinkt auf /themen/ukraine) . Die amerikanische Gratis-Zeitschrift ist bekannt für ihren rockigen Stil und einen Mix aus Lifestyle-Themen und Kriegsreportagen, die bisweilen experimentelle Zugänge suchen. Doch auf der Internetseite von „Vice“ findet sich eine Mitteilung der Redaktion (verlinkt auf https://news.vice.com/articles/vice-news-statement-on-simon-ostrovsky?trk_source=homepage-in-the-news) zum Fall Ostrovsky, die besorgt klingt: Man sei „mit dem US-Außenministerium und anderen zuständigen Regierungsstellen in Kontakt, um die Sicherheit unseres Freundes und Kollegen zu gewährleisten“. Nach einer „exklusiven Reportage“ klingt das nicht. Offenkundig wollen die prorussischen Aktivisten in Slawjansk dennoch beruhigen. Zum Schluss fügt Frau Horoschewa noch hinzu: „Wir sind keine Sadisten und brauchen keine Geisel. Er bekommt genug zu essen, mit ihm ist alles in Ordnung.“ | Julia Smirnova, Slawjansk | Haben russische Separatisten den US-Reporter Simon Ostrovsky gefangen genommen? Oder begleitet er sie nur für eine „exklusive Reportage“? Genau wissen sie das offenbar nicht. Wir haben nachgefragt. | Politik | Ausland | 2014-04-23T11:23:36Z | 2015-09-21T13:12:08Z | „Wir sind keine Sadisten, wir brauchen keine Geisel“ | https://www.welt.de//politik/ausland/article127222833/Wir-sind-keine-Sadisten-wir-brauchen-keine-Geisel.html |
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Jubel am Valentinstag: Deutsche dürfen endlich ihr Handy heiraten | Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland kann ihr Glück kaum fassen: Pünktlich zum Valentinstag hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entschieden, dass die Ehe zwischen einem Handy und seiner Besitzerin, seinem Besitzer oder seinem Dienst-Handy rechtmäßig ist. Damit reagierten die Richterinnen und Richter auf die nicht abreißende Zahl an via WhatsApp, Facebook-Messenger oder Telegram übermittelten Klagen von verzweifelten Liebenden – sie konnten nicht verstehen, weshalb sie problemlos seelenlose Menschen gleich welchen Geschlechts (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/article166042974/Ist-die-Ehe-fuer-alle-mit-dem-Grundgesetz-vereinbar.html) ehelichen dürfen, aber nicht ihr Smartphone. Valentinstag gerettet Für Tabea Smombie aus Leichlingen geht mit dem Urteil aus Karlsruhe ein lang gehegter Traum in Erfüllung. „Ich bin so happy“, teilt die Drogeriefachverkäuferin geistesabwesend mit, während sie ihrem Handy die großartigen Nachrichten schreibt, „endlich kann ich die einzige Liebe meines Lebens heiraten!“ Die 27-Jährige hatte zuvor mehrfach vergebens versucht, im Standesamt einen Termin für die Eheschließung mit ihrem Samsung Galaxy A41 zu bekommen. 2022 hatte sie den „süßen Südkoreaner“ kennengelernt und konnte seitdem nicht mehr ihre Finger von ihm lassen. Doch im Amt habe man auf stur geschaltet und die Hochzeit wegen irgendwelcher fadenscheinigen Boomer-Einwände nicht erlaubt. Handy die einzig wahre Liebe „Das glaube ich zumindest“, murmelt Smombie mit gekrümmten Rücken zerstreut (verlinkt auf https://www.welt.de/gesundheit/article196824853/Smartphone-Nutzung-veraendert-das-Gehirn.html) , „so genau habe ich das nicht mitbekommen, weil ich gerade während eines Schildkröten-Schmink-Tutorials auf Instagram einen Wochenendtrip nach Barcelona buchte, als ich meiner neben mir sitzenden Freundin textete, wie mega ich ihr aktuelles Outfit fand, von dem sie mir gerade ein ultrahottes Bild geschickt hatte.“ Die glückliche baldige Braut kann den großen Tag nicht abwarten und hat ihrem besten Stück bereits eine schicke Smoking-Hülle und eine Powerbank für eine lange Hochzeitsnacht bestellt. Von der offiziellen Ehe-Urkunde verspricht sich die Leichlingerin die lange verwehrte gesellschaftliche Akzeptanz. „Vor allem hoffe ich, dass mein Freund endlich Ruhe gibt und mich nicht mehr mit der Bitte nervt, mal das Handy aus der Hand zu legen.“ (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article228237557/Handy-Sucht-Wann-wird-der-staendige-Griff-zum-Smartphone-zum-Problem.html) Auch Kirchen denken bei Handys um Weil immer mehr Deutsche ihr Leben ausschließlich mit ihrem Handy teilen und niemanden haben, der sie so in- und auswendig kennt, war die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts sicherlich mehr als überfällig. Auch die Kirchen wollen jetzt mitziehen und haben in der entsprechenden Eheschließungsformel extra den Passus „bis dass der Mobilfunk-Vertrag euch scheidet“ eingearbeitet. Nur die Hochzeit zwischen einem iPhone und einem Android-Handy ist leider nach wie vor aus religiösen Gründen nicht zulässig. Folgen Sie GLASAUGE trotzdem auf Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/glasauge.satire) und Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/glasauge_satire/) – und verpassen Sie künftig keine Scherzartikel und Zusatzsatiren! | Karl Sack-Reis | Tolle Überraschung zum Valentinstag! Das Bundesverfassungsgericht hat endlich ein Einsehen: Laut Karlsruhe ist es ab sofort rechtens, wenn Deutsche das Einzige heiraten, was ihnen wirklich am Herzen liegt. | Satire | 2022-08-22T10:32:29Z | 2022-08-22T10:32:29Z | Jubel am Valentinstag – Deutsche dürfen ihr Handy heiraten | https://www.welt.de//satire/article240607803/Jubel-am-Valentinstag-Deutsche-duerfen-endlich-ihr-Handy-heiraten.html |
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Innovation: Maschine wäscht mit nur einem Liter Wasser | Eine heute gängige Waschmaschine verbraucht pro Kilogramm Kleidung etwa 35 Liter – und dazu große Energiemengen um das Wasser zu erhitzen und die Wäsche anschließend zu trocknen. Forscher an der Universität Leeds haben nun ein Gerät erfunden, dass pro Waschgang nur einen Liter Wasser verbraucht. Grund für den geringen Wasser- und Energieverbrauch der neuen Maschine sind einem Bericht des Magazins „Technology Review“ zu Folge viele kleine Plastikkörnchen, die mit der Wäsche mitgewirbelt werden und schmutziges Wasser direkt aufsaugen können. Weiteres Wasser zum Durchspülen oder Schleudern wird nicht benötigt. Außerdem kommt die Wäsche fast ganz trocken aus der Trommel, was weiteren Strom für einen Trockner spart. Etwa 20 Kilo solcher Körnchen werden im Rücken der Waschmaschine aufbewahrt, während des Waschvorgangs in die Wäsche entlassen und danach wieder auf dem Trommelboden angesammelt. Auf Grund der Saugfähigkeit der Körnchen reicht eine Füllung für etwa 100 Waschladungen. Die Kleidung werde bei der ganzen Prozedur ebenso sauber und frisch wie bei einer normalen Maschine, versichern die Erfinder. „Wir haben gezeigt dass sie alle Arten alltäglicher Flecken mit nur einem kleinen Anteil des Wassers entfernen kann, den eine herkömmliche Maschine benötigt. Sogar Kaffeeflecken und Lippenstift“, sagt Stephen Burkinshaw, Professor für Textilchemie an der Universität Leeds und Entwickler des neuen Reinigungsverfahrens. Die neue Waschmaschine, die sich äußerlich kaum von einer normalen unterscheidet, soll bereits nächstes Jahr zuerst in Großbritannien, langfristig aber auch weltweit auf den Markt kommen. „Unser Ziel ist es unsere Geräte überall auf der Welt zu einem Preis anzubieten, den ein normaler Bürger bezahlen kann“, sagt Rob Rule, Geschäftsführer der Firma Xeros, die 2007 extra zum Vertrieb der neuen Technologie gegründet wurde. Er hält den Einsatz der Plastikkörnchen in der Waschmaschine für eine der außergewöhnlichsten Technologien der letzten Jahre. Xeros habe das Potenzial Milliarden Liter Wasser jährlich zu sparen. Doch nicht nur im Haushalt soll die neue Plastikkörnchentechnologie zum Einsatz kommen, auch für kommerzielle Reinigungen stellt sie laut Hersteller „eine interessante Alternative zu chemischen Reinigungsmitteln dar“. Viele Lösungen sind gesundheitsschädlich und wurden in einigen US-Bundesstaaten bereits verboten. Ziel der Firma Xeros ist es diese schädlichen, teils krebserregenden Mittel durch das neue Verfahren zu ersetzen. | WELT | Britische Forscher haben eine Waschmaschine entwickelt, die mit nur einem mit nur einem Liter Wasser pro Waschgang und gerade einmal zwei Prozent der Energie herkömmlicher Maschinen auskommt. Der Trick: Zusammen mit der Wäsche wirbeln viele kleine Plastikchips in der Trommel. | Wissenschaft | 2008-10-21T09:25:47Z | 2015-10-03T14:27:07Z | Maschine wäscht mit nur einem Liter Wasser | https://www.welt.de//wissenschaft/article2604019/Maschine-waescht-mit-nur-einem-Liter-Wasser.html |
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Bundesregierung hält YPG nicht für eine Terrororganisation | Die Bundesregierung hält die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) und deren bewaffneten Arm, die Volksverteidigungseinheiten ( YPG (verlinkt auf /politik/ausland/article152322101/Das-sind-die-Gewinner-im-syrischen-Kriegs-Chaos.html) ), nicht für terroristisch. Darauf lässt die der „Welt“ vorliegende Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linke-Abgeordneten Sevim Dagdelen schließen. Bislang hatte sich die Bundesregierung in dieser Frage zurückgehalten. Nun positioniert sie sich bei aller Vorsicht im Widerspruch zur türkischen Regierung, die beide Organisationen als syrischen Ableger der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) ansieht, aber im Einvernehmen mit den USA, die in der YPG einen militärischen Verbündeten im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) sehen. Erst am Wochenende hatten die Staatspräsidenten Barack Obama und Recep Tayyip Erdogan in einem langen Telefonat darüber gesprochen (verlinkt auf /politik/ausland/article152449948/Obama-telefoniert-80-Minuten-mit-Erdogan.html) , aber in der wesentlichen Frage keine Annäherung erzielt. „Schäbiger Deal“ Allerdings vermeidet die Bundesregierung eine eindeutige Einschätzung: „Weder die Partei der Demokratischen Union noch ihr bewaffneter Arm, die Volksverteidigungseinheiten, sind vom UN-Sicherheitsrat als terroristische Vereinigung gelistet“, heißt es in ihrer Antwort. „Sie werden zwar allgemein als regionale Gliederungen der PKK, die ihrerseits auf der Terrorliste der Europäischen Union gelistet ist, angesehen. Eine Listung der genannten Organisationen selbst besteht aber nicht.“ Schon dieser Verweis allein sei eine „inhaltliche Antwort“, findet Sevim Dagdelen. Dass sich die Bundesregierung nicht eindeutiger positioniert und sich im Gegensatz zur US-Regierung einer eigenen Einschätzung enthält, stehe womöglich im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. „Offenbar gehört es zum schäbigen Deal zum Zwecke der Flüchtlingsabwehr“, sagte sie im Gespräch mit der „Welt“. Dennoch begrüße sie es, dass die „Bundesregierung mit dieser Stellungnahme auf Distanz zu Erdogan geht, der sich mit seiner Syrien-Politik zunehmend isoliert“. Diese „Distanz“ wird im zweiten Teil der Antwort der Bundesregierung deutlicher. Dagdelen hatte gefragt, ob sich die Bundesregierung für eine Einladung der PYD zu den Genfer Syrien-Gesprächen einsetzen werde. Die Antwort: „Die PYD steht nach Auffassung der Bundesregierung nicht in klarer Opposition zum syrischen Regime, auch und vor allem nicht militärisch.“ Doch dann folgt: „Selbstverständlich sollte der politische Prozess so inklusive wie möglich verlaufen, sodass neben Regime und Opposition auch andere wichtige Akteure, darunter die PYD, die Möglichkeit haben, ihre Vorstellungen über die politische Zukunft Syriens miteinzubringen.“ Die Türkei hatte sich vehement gegen eine Einladung der PYD zu den Genfer Gesprächen gewandt. Formal entscheiden die UN darüber, wer an den – derzeit unterbrochenen – Verhandlungen teilnehmen darf. Zuletzt hatte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu die YPG für den Terroranschlag auf mehrere Militärbusse vergangene Woche in Ankara verantwortlich gemacht (verlinkt auf /politik/ausland/article152405514/Tuerkische-Regierung-stellt-Kurden-an-den-Pranger.html) , bei dem 28 Menschen getötet wurden. Davutoglu präsentierte sogar den angeblichen Namen des Täters, ohne jedoch zu sagen, woher die Behörden wüssten, dass es sich bei diesem Syrer um ein Mitglied der YPG handelte. Tags darauf bekannte (verlinkt auf /politik/ausland/article152443389/PKK-nahe-Gruppe-bekennt-sich-zu-Anschlag.html) sich eine Organisation namens Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) und nannte einen anderen Täter: einen 26-jährigen türkischen Staatsbürger. Dessen Identität hat die türkische Regierung bislang nicht bestätigt. Aber Grund, ihre Schuldzuweisung zu revidieren, sieht sie nicht: „Der Name kann anders lauten. Doch das ändert nichts am Wesen der Sache“, sagte am Montag Regierungssprecher Numan Kurtulmus. Im Haftbefehl gegen 14 Personen, die im Zusammenhang mit dem Anschlag verhaftet wurden, wird diesen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen, ohne dass diese namentlich genannt würde. Unterdessen brachte der hochrangige PKK-Funktionär Duran Kalkan den Anschlag in Zusammenhang mit dem Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte in der Stadt Cizre. Dort sollen kurdischen Angaben zufolge etwa 120 Menschen – Kämpfer wie Zivilisten –, die sich in Kellergebäuden versteckt hatten (verlinkt auf /politik/ausland/article151764449/Die-AKP-fuehrt-die-Tuerkei-in-den-Buergerkrieg.html) , von Sicherheitskräften bei lebendigem Leibe verbrannt worden sein. Laut Darstellung der Behörden haben die PKK-Kämpfer die Leichen ihrer getöteten Kameraden verbrannt. Eine unabhängige Überprüfung der Ereignisse ist nicht möglich. Kurdische Kreise fürchten nun ein ähnliches „Massaker“ in der Altstadt von Diyarbakir, wo die Kämpfe fortdauern (verlinkt auf /politik/ausland/article150590886/Schuesse-und-Traenengas-sind-hier-Alltag.html) . Laut ihrer Selbstdarstellung bestehen die Freiheitsfalken, die seit 2006 die Verantwortung für mehrere Terroranschläge im Westen der Türkei übernommen haben – darunter auch auf Urlauber –, aus vormaligen PKK-Kämpfern, die die PKK für „zu humanistisch“ halten würden. Für die türkischen Behörden sind die Freiheitsfalken bloß eine Tarnorganisation der PKK. Tatsächlich spricht vieles dafür, dass es sich hierbei eher um ein Subunternehmen denn um eine Konkurrenzorganisation handelt, deren Angriffe mindestens die Billigung der PKK-Führung im Nordirak genießen. Eine Verbindung zur syrisch-kurdischen YPG hingegen ist nicht bewiesen. | Deniz Yücel | Die Bundesregierung sieht die syrisch-kurdische YPG nicht als Terrororganisation. Eine Einschätzung, die der türkischen Regierung nicht gefallen dürfte. | Politik | Ausland | 2016-02-24T14:59:41Z | 2016-02-24T22:34:02Z | Gute Kurden, böse Kurden. Wer ist Terrorist? | https://www.welt.de//politik/ausland/article152602725/Gute-Kurden-boese-Kurden-Wer-ist-Terrorist.html |
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Was von Nixdorf bleibt, sind zwei Roboter | Im ersten Stock begrüßt Roboter „Petra“ die Besucher mit blechern-metallischer Stimme: „Herzlich willkommen im Heinz Nixdorf Museumsforum!“ Eine Etage höher ist es „Peter“, der den Job des Museumsführers übernimmt und die Besucher zur Geschichte der Informationstechnik befragt. Sind die Antworten richtig, dreht sich „Peter“ im Kreis und spielt einen kleinen Tusch. Die Roboter sind die neusten Attraktionen des 1996 gegründeten Computer-Museums, das sich laut Guinness-Buch der Rekorde sogar als das weltgrößte bezeichnen darf. Dabei bietet es von alten Tontafeln aus Mesopotamien über einen Nachbau des sogenannten Schachtürken und Rechenmaschinen bis hin zum Internetzeitalter weit mehr als Computer. „Wir zeigen 5000 Jahre Informationstechnologie“, sagt Museumssprecher Andreas Stolte. Der begnadete Techniker und Unternehmer Heinz Nixdorf hätte bestimmt seine Freude an dem Museum gehabt, das 1996, zehn Jahre nach seinem frühen Tod, in seiner ehemaligen Firmenzentrale eröffnet wurde und jährlich mehr als 100.000 Besucher anzieht. Das nach ihm benannte Museumsforum gehört zum Vermächtnis des gebürtigen Paderborners. Hinter der Einrichtung steht eine von zwei gemeinnützigen Stiftungen, die aus dem Nachlass des Unternehmers hervorgegangen sind und von seinem Sohn Martin Nixdorf geleitet werden. Während das Museum in Paderborn (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/paderborn/) dauerhaft an den großen Sohn der Stadt erinnern dürfte, ist die Zukunft des von Heinz Nixdorf gegründeten Unternehmens eher ungewiss. Vor wenigen Tagen (verlinkt auf /wirtschaft/article149173547/Milliarden-Fusion-in-der-Geldautomaten-Branche.html) erklärte der Vorstand des mittlerweile als Wincor Nixdorf firmierenden Konzerns mit 3700 Mitarbeitern in Deutschland, dass der Geld- und Kassenautomaten-Hersteller vom US-Konkurrenten Diebold übernommen werden soll. Für bis zu 1,7 Milliarden Euro will der Konzern aus Ohio den Paderborner Rivalen schlucken. Durch den Zusammenschluss mit Diebold entstünde ein Konzern mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro, 25.000 Mitarbeitern und knapp einer Million installierten Bankautomaten. Immerhin soll der neue Konzern Diebold Nixdorf heißen und neben dem rechtlichen Hauptsitz in Ohio Paderborn als zweiten operativen Hauptsitz behalten. Aufhorchen ließ Beobachter jedoch die Formulierung, dass es in Deutschland und am Stammsitz „keinen wesentlichen Stellenabbau“ über die bereits beschlossenen Sparmaßnahmen hinaus geben soll. Denn erst vor wenigen Monaten war verkündet worden, dass bis 2018 weltweit 1100 Stellen – davon 500 in Deutschland und die meisten davon am größten Standort Paderborn – in der Verwaltung, im Vertrieb und bei der Montage von Automaten eingespart werden sollen. Schwache Nachfrage nach Geldautomaten Derzeit laufen dazu noch Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall. Betriebsbedingte Kündigungen (verlinkt auf /wirtschaft/article149173547/Milliarden-Fusion-in-der-Geldautomaten-Branche.html) versuche man „möglichst zu vermeiden“, heißt es aus der Konzernzentrale. 450 Jobs seien auch schon abgebaut worden, zugleich habe man aber aber 120 Leute für neue Bereiche eingestellt. Wincor Nixdorf kämpft schon seit Jahren mit einer schwachen Nachfrage vor allem nach Geldautomaten. Denn Banken halten sich mit Investitionen zurück und streichen ihre Filialnetze zusammen, auch in den Schwellenländern läuft das Geschäft schleppend. An den schon installierten Bankautomaten will man nun über Service- und Software-Leistungen verstärkt verdienen. Und hier ist Wincor Nixdorf auch schon gut im Geschäft, rund 58 Prozent der Umsätze werden mit Software und Service-Leistungen erzielt, und nur noch 42 Prozent mit Geräten. Während einige Analysten von einem guten Angebot ausgehen und die Transaktion als sinnvoll bezeichneten, verwiesen andere auf die relative schwache Stellung beider Unternehmen in den wichtigen Schwellenländern wie Brasilien, China und Indien. Eigentlich aber wollten die Paderborner den Umbau eigenständig meistern. Doch dann kamen Anrufe aus den USA und erste „sehr partnerschaftliche Gespräche“, denen man sich nicht habe verweigern können. Und dann auch ein Gesamtpaket, „das nicht unattraktiv ist“, wie ein Firmensprecher sagt. Obwohl die Konzernleitung nicht mit fliegenden Fahnen zu den Amerikaner übergelaufen sei, stehe sie nun hinter dem Vorstoß, der den Anschluss zum Marktführer NCR ermöglichen soll. Zu Jahresbeginn will Diebold den Aktionären ein Angebot vorlegen, bis zum Sommer könnte das Geschäft umgesetzt werden, Wincor Nixdorf würde von der Börse genommen und in Diebold aufgehen. Dass der Name Nixdorf aber erhalten bleiben soll, liegt am sehr guten Klang, den er gerade in Deutschland, aber auch in Europa immer noch hat. Angefangen hatte alles 1952, als der gebürtige Paderborner Heinz Nixdorf eine eigene Firma für „Elektronenrechner“ gründete. Die Kleinrechner des studierten Physikers stießen im beginnenden Computerzeitalter in eine Marktlücke zwischen den Herstellern von Großcomputern wie IBM und Siemens. „Computer müssen so klein sein, dass sie in die linke untere Schublade eines Buchhalter-Schreibtisches passen“, hatte Nixdorf einmal gesagt und sich damit als Visionär gezeigt. Für die junge Nixdorf AG begann ein rasanter Aufstieg, ihr Gründer galt spätestens in den 70er-Jahren als deutscher Vorzeigeunternehmer. Damals wurde Nixdorf im Bereich der mittleren Datentechnik Marktführer und viertgrößter Computerhersteller Europas. Mitte der 80er-Jahre stieg der Umsatz auf umgerechnet annähernd zwei Milliarden Euro. Doch 1986 starb Heinz Nixdorf nach einem Herzinfarkt auf der Computermesse Cebit in Hannover (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hannover/) . Siemens steigt 1990 bei Nixdorf ein Nur vier Jahre nach dem frühen Tod des Gründers verlor die Nixdorf AG ihre Eigenständigkeit. 1990 stieg Siemens ein, es entstand die neue Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. Aber schon 1998 verkaufte Siemens die Sparte an zwei US-Investoren, die das Unternehmen als Wincor Nixdorf 2004 an die Börse brachten. Und bis zur Finanzkrise 2007/2008 ging es auch weiter bergauf. Seither aber macht der Umbruch in der Bankenwelt dem Unternehmen mit derzeit noch rund 9100 Mitarbeitern zu schaffen. Heinz Nixdorf, der auch als besonders sozialer Unternehmers galt, hat neben der Unternehmensansiedlung viel für seine Heimatstadt und Ostwestfalen getan. So setzte er sich für einen Anschluss an das Autobahnnetz ein und forderte vom Land Nordrhein-Westfalen den Bau eines Flughafens in der bis dahin von den großen Verkehrswegen abgeschnittenen Region. 1971 wurde dann der Flughafen Paderborn/Lippstadt eingeweiht, auch, weil Nixdorf mit der Verlegung seines Unternehmens nach Frankfurt (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/frankfurt-am-maIn/) am Main gedroht hatte. Die Familie Nixdorf soll sich bereits Anfang der 90er-Jahre von ihren Nixdorf-Aktien getrennt und das Vermögen breit gestreut haben. Davon profitierten auch die beiden Stiftungen, die neben dem Computer-Museum in Paderborn mit rund 40 Mitarbeitern auch hinter dem Ahorn-Park in Paderborn stehen. Das größte Sport- und Bewegungszentrum der Stadt war noch 1983 auf Initiative des sportbegeisterten Unternehmers auf einer ehemaligen Deponie nahe seiner Produktionsstätten gegründet worden. Mehr als 400.000 Sportler sind jährlich im Ahorn-Sportpark aktiv. Wie auch immer sich das Unternehmen Nixdorf mit Diebold entwickeln wird – an den Computerpionier und begeisterten Leichtathleten und Mittelstreckenläufer Heinz Nixdorf wird man sich in Paderborn und Ostwestfalen dank der Stiftungen Heinz Nixdorf und Westfalen bestimmt noch lange erinnern. | Guido M. Hartmann | In Ostwestfalen geht eine Ära zu Ende: Der in Paderborn groß gewordene Konzern des Tüftlers Heinz Nixdorf soll von einem Konkurrenten aus den USA übernommen werden – genau das war nicht geplant. | Regionales | Nordrhein-Westfalen | 2015-11-30T06:22:21Z | 2015-11-30T06:22:21Z | Was von Nixdorf bleibt, sind zwei Roboter | https://www.welt.de//regionales/nrw/article149354327/Was-von-Nixdorf-bleibt-sind-zwei-Roboter.html |
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Englische Medien: Der BVB soll Interesse an Lukas Podolski haben | Das britische Massenblatt Sun hat die Spekulationen um eine mögliche Bundesliga-Rückkehr von Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski angeheizt und den 27-Jährigen vom FC Arsenal mit Champions-League-Finalist Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) in Verbindung gebracht. Zuletzt hatte der Ex-Kölner allerdings immer wieder betont, dass er mit seiner Auftaktsaison im Dress der Gunners sehr zufrieden sei und seine Zukunft weiter beim Traditionsklub von der Themse sehe. Für die Kanoniere hatte „Prinz Poldi“ 16 Treffer in dieser Spielzeit erzielt. Aufgrund des Wechsels von Mario Götze (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mario-goetze/) für 37 Millionen zu Triple-Gewinner Bayern München (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) und der Champions-League-Einnahmen von rund 70 Millionen Euro schwimmt der BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) zurzeit im Geld. Podolski war vor Jahresfrist für zwölf Millionen Euro vom 1. FC Köln (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/1-fc-koeln/) nach London gewechselt. Beim 4:2-Erfolg (verlinkt auf /sport/fussball/wm-2014/article116627454/Podolski-fuehrt-deutsche-B-Elf-mit-Blitztor-zum-Sieg.html) gegen Ecuador am vergangenen Mittwoch hatte Podolski in seinem 109. Einsatz für das DFB-Team nach nur neun Sekunden Spielzeit das „schnellste“ Tor (verlinkt auf /sport/fussball/wm-2014/article116646956/Podolski-schreibt-deutsche-Laenderspielgeschichte.html) in der deutschen Länderspiel-Geschichte erzielt. „Ruft seine Leistung zu selten ab“ Vor anderthalb Jahren war Podolski schon einmal bei den Schwarz-Gelben im Gespräch gewesen. Damals hatte sich Trainer Jürgen Klopp (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/juergen-klopp/) in einem Sky-Interview allerdings herablassend über den damaligen FC-Star geäußert: „Mit seinem Potenzial muss er einer der besten Stürmer, wenn nicht der beste Stürmer in der Bundesliga sein – das ist er nicht. Das liegt daran, dass er seine Leistung nicht oft genug abruft. Und dann ist es uns zu teuer – für alle paar Wochen.“ Daraufhin hatte sich BVB-Chef Hans-Joachim Watzke (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hans-joachim-watzke/) bei Podolski-Berater Kon Schramm entschuldigt. | WELT | Die englische Zeitung „The Sun“ berichtet vom Interesse Borussia Dortmunds an Arsenal-Angreifer Lukas Podolski. Einst von Trainer Klopp getätigte Aussagen sprechen allerdings nicht gerade dafür. | Sport | Fußball | 2013-06-02T14:15:32Z | 2017-08-23T16:40:28Z | Der BVB soll Interesse an Lukas Podolski haben | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article116745820/Der-BVB-soll-Interesse-an-Lukas-Podolski-haben.html |
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G-20-Sonderausschuss: Autonome kündigen Proteste bei Anhörung an | Autonome Gruppen haben angekündigt, während der öffentlichen Anhörung des G-20-Sonderausschusses in der St.-Johannis-Kulturkirche Altona demonstrieren zu wollen. Wie es auf einer einschlägigen Internetseite heißt, wollen sie „selbst organisiert Solidarität mit den Betroffenen der aktuellen Durchsuchungen und Festnahmen in Europa im Zusammenhang mit dem G 20“ demonstrieren. Erst am Dienstag hatte die Polizei im Zuge ihrer Ermittlungen gegen mutmaßliche G-20-Straftäter neun Objekte in der Schweiz, in Frankreich, Italien und in Spanien durchsucht. Ein Franzose wird zudem mit Haftbefehl gesucht. Erstmals seit seiner Gründung im Sommer letzten Jahres geht der G-20-Sonderausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft an einen Ort des Geschehens. Auf der Wiese vor der St.-Johannis-Kulturkirche an der Max-Brauer-Allee hatten während des G-20-Gipfels einige Dutzend Gipfel-Gegner campiert. Die Kirche hatte ihnen die Möglichkeit dazu gegeben. Am Donnerstag sollen dort in einer öffentlichen Anhörung Bürger ihre Meinung zu den schweren Krawallen rund um das Gipfeltreffen im vergangenen Juli äußern. Die an dem Sonderausschuss beteiligten Fraktionen haben die Teilnehmer aufgefordert, ihre Eindrücke zu schildern und auch Anregungen an die Ausschussmitglieder zu geben. In dem Aufruf zum Protest heißt es: „Die Wiese muss wieder zum Zeltplatz werden, um die Selbstherrlichkeit des Sonderausschusses und der Hamburger Polizei und Politik zu demontieren und durchbrechen.“ Die Polizei war bislang nicht für eine Einschätzung zu erreichen. | WELT | Dort, wo während des G-20-Gipfels Gegner campierten, trifft sich am Mittwoch der Sonderausschuss zu einer öffentlichen Anhörung. Autonome Gruppen haben nun eine Demonstration angekündigt. | Regionales | Hamburg | 2018-05-30T14:07:24Z | 2018-05-30T14:16:19Z | Autonome kündigen Proteste bei Anhörung an | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article176822409/G-20-Sonderausschuss-Autonome-kuendigen-Proteste-bei-Anhoerung-an.html |
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Crashtest: Der neue VW Golf ist stabil wie noch nie | Denn neben den Kategorien Insassenschutz und Kindersicherheit wurde das Auto auch bezüglich seiner Eigenschaften im Fußgängerschutz getestet. Und dieser Bereich wird bei den Herstellern noch immer überwiegend stiefmütterlich behandelt. Beim Golf VI ist jetzt aber immerhin ein Fortschritt erkennbar - der Golf V hatte noch drei Punkte weniger in dieser Kategorie. Mit 22 von 36 Punkten rückt er in die Gruppe der Autos mit dem besten Fußgängerschutz auf. Der Golf fährt hier drei von vier möglichen Sternen ein. Insgesamt erreicht der neue Golf im EuroNCAP-Crashtest das hervorragende Ergebnis von fünf Sternen. Das Auto sicherte sich damit die Bestplatzierung in seiner Klasse. Für den Insassenschutz erhält der Golf insgesamt 36 von 37 möglichen Punkten. Die Fahrgastzelle zeigt bei einem Aufprall mit 64 km/h keinerlei Deformationen. Der Überlebensraum für den Fahrer bleibt vollständig erhalten. Im Gesamtergebnis verbesserte sich der neue Golf somit um drei Punkte gegenüber dem Vorgängermodell. Das serienmäßige ESP mit Bremsassistent erhöht die Fahrsicherheit zusätzlich. Der Golf VI besitzt Front-, Seiten-, Vorhang- und Fahrerknieairbags sowie Gurtstraffer. Im Frontalcrash bekam der VW 16 von 16 möglichen Punkten. Die Verbesserungen im Crash wurden vor allem durch den serienmäßigen Knie-Airbag und eine gut entschärfte Aufprallzone rund um das Lenkrad erreicht. Die äußerst stabile Fahrgastzelle und ein gut abgestimmtes Rückhaltesystem sorgen für weitere Schutzwirkung. Auch im Seitencrash erhielt der Golf volle Punktzahl (16 von 16 Punkten). Beim Pfahlaufprall (2 von 2 möglichen Punkten) brillierte er ebenfalls. Die Gurtwarner auf den beiden Vordersitzen bringen dem Golf zwei weitere Punkte – um den letzten möglichen in diesem Punkt zu erreichen, müsste der Gurtwarner vereinfacht gesagt noch penetranter sein. Im gesamten Bereich des Insassenschutzes bekommt der Golf damit 36 von 37 möglichen Punkten. Bei der Sicherheit für Kinder besteht allerdings Optimierungspotenzial: Obwohl der Golf im Frontcrash auch in punkto Kindersicherheit 16 von 16 Punkten erreicht und im Seitencrash volle Punktzahl bekommt, kritisierten die Tester Einbau- und Sicherheitshinweise für die Kindersitze. Die Warnhinweise für die Benutzung rückwärts gerichteter Kindersitze auf dem Beifahrersitz sind nicht verständlich genug. Hier muss mit klareren Formulierungen noch besser auf den Verbraucher eingegangen werden. Insgesamt bekommt der Golf bezüglich Kindersicherheit 41 von 49 Punkten. Dies entspricht vier Sternen. . | WELT | Dass der neue VW Golf das Maximalergebnis von fünf Sternen für den Insassenschutz im EuroNCAP-Crashtest erreicht, ist keine Überraschung – es war ein absolutes Muss. Aber damit nicht genug. Der neue Golf ist jetzt eines der Autos mit dem besten Fußgängerschutz, das auf dem Markt erhältlich ist. | Motor | 2008-10-21T09:54:17Z | 2012-05-15T13:14:46Z | Der neue VW Golf ist stabil wie noch nie | https://www.welt.de//motor/article2603906/Der-neue-VW-Golf-ist-stabil-wie-noch-nie.html |
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FC Bayern München: Carlo Ancelotti ist der größter Angstgegner | Für das Procedere mit dem Schweinenacken könnte man Carlo Ancelotti auch um drei Uhr früh aus dem Bett trommeln. Selbst zu dieser nachtschlafenden Zeit würde er das Ganze fehlerfrei aufsagen. Im Groben geht es so: Erst wird das Fleisch gepökelt und mit reichlich Kräutern gespickt, abschließend luftgetrocknet. Und dann heißt es Geduld haben, monatelang. Das ist es, was diese Schinkenspezialität so besonders macht. Dass sie ausgerechnet „Coppa“ heißt und dass „Coppa“ im Italienischen auch Pokal bedeutet, es scheint für Ancelotti das perfekte Wortspiel zu sein. Schon vor ein paar Jahren hat er seine Biografie so zweideutig benannt: „Ich bevorzuge die Coppa“. Natürlich geht es in dem Buch vordergründig um seine Vita mit all den Titeln und großen Trophäen, aber eben auch um jenen Aufschnitt, den sie in München wohl bald an jeder Wursttheke vorrätig haben werden. Nun ist es offiziell, dass Ancelotti im kommenden Sommer Pep Guardiola als Chefcoach des FC Bayern (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150172872/Auch-das-Triple-wuerde-Guardiola-nicht-zum-Heynckes-machen.html) beerben wird. Wer das Wesen des 56 Jahre alten Italieners verstehen will, der landet schnell bei den kulinarischen Spezialitäten seiner Heimat, der Emilia-Romagna, einer Region im Norden des Landes. Bei Schinken und handgemachten Tortellini. Wohl kaum ein Bild illustriert die Bodenständigkeit Ancelottis besser als die von ihm so geschätzte Hausmannskost. Ein „normaler Champion“, so nennt er sich in seiner Biografie. Und als eben solcher will er auch dem Münchner Starensemble vorstehen. Ancelotti garantiert Titel und Harmonie Nach dem Fußball-Verbesserer Guardiola (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150104626/Guardiolas-Aus-ist-eine-Niederlage-fuer-den-FC-Bayern.html) kommt nun also Ancelotti, der Spieler-Versteher (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150170886/Das-bunte-Leben-des-neuen-FC-Bayern-Trainers.html) , Ego-Jongleur und Arrigo-Sacchi-Jünger. Der, egal, wo er war, vor allem eines garantierte: Titel. Drei Champions-League-Siege als Trainer, zwei mit dem AC Mailand (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/ac-mailand/) , einen mit Real Madrid (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/real-madrid/) . Meister in Italien, England und Frankreich, Pokalsieger, Weltpokalsieger, Supercupgewinner. Dazu noch etliche Meriten als Spieler. Den Bayern-Bossen (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) wurde von allen Seiten auf die Schultern geklopft, als sie die Sache mit Ancelotti unter Dach und Fach gebracht hatten. Der nächste Welttrainer auf der Bank. Dass ihm nicht das Image des Fußball-Revolutionärs Guardiola (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150183631/Guardiola-offenbarte-sich-auf-der-Weihnachtsfeier.html) vorauseilt, den sie in München einst mit Heiligenschein und als Messias empfingen? Ancelotti ist das herzlich egal. Auf die Frage, für welche Art von Fußball er eigentlich stehe, hat er einmal folgende pragmatische Antwort gegeben. Sein Stil richte sich danach, welche Spieler ihm zur Verfügung stünden. Es gibt wohl kaum einen Trainer, der derart viele elitäre Egozentriker zufrieden stellen musste – auf dem Platz, aber weit mehr noch in den Chefetagen der europäischen Topklubs. Und das alles moderierte er mit einer Gelassenheit, die geradezu einzigartig ist in der hyperventilierenden Branche der Eitelkeiten. Seine Zeit in der Landwirtschaft begleitet Ancelotti heute noch Wenn Ancelotti darüber redet, was ihn erde in diesem Mikrokosmos der Extreme, dann erzählt er gerne von seiner Kindheit, dem einfachen Leben auf dem Bauernhof, Käse herstellen, Kühe melken, Schweine füttern. Diese Zeit habe ihn den Respekt vor den vermeintlich simplen Dingen des Lebens gelehrt, sagt er. Aber eben auch Geduld. Erst wird gesät und Monate später geerntet. Im Prinzip wie im Fußball. „Mein Charakter kommt aus der Emilia“, sagt Ancelotti. Es gibt diese Geschichte aus seinen Anfängen als Trainer, es war kurz vor der Jahrtausendwende bei Juventus Turin. Ancelotti kam mit reichlich Lorbeeren aus Parma, aber er hatte eben einst für die Turiner Rivalen AC Mailand und AS Rom (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/as-rom/) gespielt. Kurzum, mit Wohlwollen wurde er von den Juventus-Tifosi nicht gerade empfangen. „Ein Schwein kann nicht Juventus trainieren“, mit solchen Plakaten begrüßten sie ihn. Ancelotti fand das reichlich despektierlich – dem Schwein gegenüber. Carletto, Karlchen, nennen sie ihn immer noch in Italien. Auch, wenn er es längst zu Weltgewandtheit gebracht hat. Die vergangenen sechs Jahre trainierte er im Ausland, sein Sabbatjahr verbringt er gerade in Vancouver/Kanada, bei seiner zweiten Frau, am liebsten beim Angeln. Ancelotti spricht mittlerweile Englisch, Französisch und Spanisch. Seit drei Wochen lernt er auch Deutsch (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150179663/Carlo-Ancelotti-lernt-seit-zwei-Wochen-Deutsch.html) . Aber Carletto bleibt Carletto, einer von ihnen. Ein bekennender Genussmensch, der es morgens ein wenig beschaulicher angehen lässt. Halb zehn sei eine gute Zeit, um mit der Arbeit zu beginnen. Das ist einer seiner Sätze, die über seine Akribie hinwegtäuschten, die er an den Tag legt. Und die gepaart mit seinem rundlichen Habitus und der fast schon stoischen Ruhe ihn lange zu einem unterschätzten Trainer gemacht haben. Berlusconis absurder Anruf in einer Fußball-Fernsehshow Seiner Zeit in Turin folgten von 2001 an acht Jahre beim Berlusconi-Klub AC Mailand. Es war die längste und erfolgreichste Episode seiner Karriere. Die zwei Champions-League-Siege, die Ära der Eleganz, die Epoche der Maldinis und Kakás. Das wohl beste Spiel seiner Trainerkarriere, ein 3:0 im Champions-League-Halbfinale 2007 über Manchester United (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/manchester-united/) , als selbst sein Förderer Arrigo Sacchi, der Taktik-Guru, hernach von einer „perfekten Partie“ sprach. Doch das Sportliche war nur das eine. Hinzu kam die ihm eigene Nonchalance, mit der er den kapriziösen Belastungen durch Berlusconi trotzte. Als jener etwa meinte, in einer Sonntags-Fußballshow bei dem TV-Sender Rai anrufen zu müssen, um Ancelotti öffentlich zu diktieren, er habe von nun an immer mit zwei Spitzen zu spielen. Oder aber als er ihm nach dem Champions-League-Triumph zuprostete und kalauerte, das nächste Mal dürfe dann wieder Ancelotti die Aufstellung machen. Linke Augenbraue als Seismograph Bei jedem anderen hätte das gehörige Verwerfungen ausgelöst, zumindest ein paar lautstarke Debatten. Nicht bei Ancelotti. Der Seismograf seiner Befindlichkeiten ist ohnehin nicht die Phonstärke, sondern weit mehr der Bewegungsradius seiner linken Augenbraue, die er in schier unermessliche Höhen wandern lassen kann. Auch nach seiner Zeit in Mailand touchierte sie des Öfteren die Haarspitzen, wenn irgendwelche Klubbosse ihre abstrusen Vorstellungen darlegten. Auf den Chef Berlusconi folgte der nicht minder besessene Roman Abramowitsch vom FC Chelsea (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/chelsea-london/) , danach das katarische Konsortium von Paris Saint-Germain (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/paris-st-germain/) und bis zum vergangenen Sommer Real Madrids Florentino Pérez, das personifizierte Epizentrum der Fußballaufregung. 2014 bescherte ihm Ancelotti „la decima“, die zehnte Krone in Europas Klubfußball, der Real jahrelang hinterhergehechelt war. Im Halbfinale mussten die Bayern daran glauben. Ein 4:0 in München (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article127489274/Bayern-suchen-nach-Gruenden-fuer-das-Desaster.html) , mit einem übertölpelten Guardiola an der Seitenlinie. La bestia negra, das spanische Synonym für Angstgegner, das war Ancelotti in all seinen Trainerjahren für die Bayern. Acht Mal traf er mit seinen Klubs auf die Münchner, sechs Siege, zwei Unentschieden, das ist seine Bilanz. Wann immer Ancelotti kam, war es das Aus für die Münchner. Im Grunde passt seine Verpflichtung allein deshalb zum bayerischen Selbstverständnis. Ronaldo und Co. adeln Ancelotti Im Sommer, fast auf den Tag genau ein Jahr nach „la decima“, setzte ihn Perez in Madrid vor die Tür. Da halfen auch all die lautstarken Einwände von Cristiano Ronaldo (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/cristiano-ronaldo/) und seinen Kollegen nichts. („Er ist ein fantastischer Typ, ein fantastischer Coach.“) Diesen uneingeschränkten Zuspruch seiner Spieler hat er immer gehabt, selbst den der größten Diven. Egal, wo er war. Ancelotti mimt nicht den Feldmarschall, eher den Freund und Berater, der erklärt und redet. Immer und immer wieder. Der mit seinen ganz eigenen Theorien aufwartet. Niederlagen bleiben länger haften als Siege, ist eine davon. Auch deswegen versucht er das Gefühl des Triumphs so gut es geht zu konservieren. „Nach dem Sieg in der Champions League (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/) haben wir uns die ganze Nacht über Witze erzählt. Der Erfolg muss unbedingt präsent bleiben.“ Nur Perez wollte davon nichts mehr wissen. Doch wer all diese Despoten wie Silvio Berlusconi oder eben Florentino Perez so schadlos überstanden hat, für den dürfte die Säbener Straße in München fast schon als ein lauschiges Plätzchen daherkommen. Auf der Trainerbank, schreibt Ancelotti in seiner Biografie, habe er bereits so ziemlich jede Art von Eruption (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150256849/Ancelotti-benennt-schwierigste-Aufgabe-beim-FC-Bayern.html) ertragen müssen. Sein Hintern sei zwar kein besonders formvollendeter Anblick, aber eines habe ihm die Zeit als Trainer gezeigt: „Mein Hintern ist erdbebenresistent.“ Gutes Essen, Humor und Fußball, das sind die Dinge, die Ancelotti sehr zu schätzen weiß. Die Reihenfolge ist da keineswegs beliebig. Mit „Coppa“ aber trifft man den richtigen Duktus. So oder so. | Anja Schramm | Ego-Jongleur, Bauernsohn, Kulinariker - der FC Bayern holt mit Carlo Ancelotti einen wirklich besonderen Trainer. Und entledigt sich eines Problems. Die Bilanz gegen den Italiener ist verheerend. | Sport | Fußball | 2015-12-29T07:59:12Z | 2015-12-29T08:49:22Z | Größter Angstgegner sitzt bald auf der Bayern-Bank | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article150335622/Groesster-Angstgegner-sitzt-bald-auf-der-Bayern-Bank.html |
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NS-Zeit: Die Frau, die fünfmal beigesetzt wurde | Ein mysteriöser Fund und seine Analyse: Schwedische Gerichtsmediziner haben nun jene 26 Knochen untersucht, die seit zwei Jahrzehnten auf eine Identifikation warteten. Die Leichenteile waren 1991 gefunden worden, in einem Wald nahe den Ruinen von Hermann Görings Landsitz „Carinhall“ am Großdöllner See, etwa 75 Kilometer nördlich von Berlin. Die Forscher der Stockholmer Universität und der nationalen Behörde für forensische Medizin haben laut „ Daily Mail (verlinkt auf http://www.dailymail.co.uk/home/index.html) “ festgestellt, dass die Knochen eine Übereinstimmung mit Nachfahren von Carins Sohn aus erster Ehe aufweisen. Sie deuteten darauf hin, dass die DNA-Proben von seiner Mutter stammen müssten. Nach der Identifikation wurden die Knochen in Schweden beigesetzt – in aller Stille. Die Diskretion dürfte nicht allein durch Carins Liebe zu Göring und ihrer oft dokumentierten Bewunderung für Hitler begründet sein. Noch viel peinlicher nämlich ist, dass es bereits seit Ende 1951 auf dem Friedhof von Lovö ein Grab für Carin Göring gibt, in dem ihre sterblichen Überreste bestattet sein sollen. Wenn die schwedischen Wissenschaftler recht haben, dann liegt dort die Asche irgendeines anderen Menschen. Bewunderung für Adolf Hitler Carin Göring wurde 1888 als Carin Freiin Fock geboren, Tochter eines nach Schweden ausgewanderten westfälischen Offiziers. Sie heiratete 1910 den ebenfalls deutschstämmigen Berufsoffizier Nils von Kantzow; den 1913 zur Welt gekommenen Sohn nannte das Ehepaar Thomas. Sieben Jahre später lernte Carin den deutschen Piloten und Fliegerhelden Hermann Göring kennen, der nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg in Schweden flog. Die beiden verliebten sich und heirateten 1923. Zuvor hatte Nils von Kantzow seiner Frau im Gegenzug für das Sorgerecht für Thomas eine Abfindung gezahlt. Carin lebte zunächst in München, flüchtete dann nach dem gescheiterten Hitler-Putsch mit dem steckbrieflich gesuchten Göring nach Schweden und kehrte 1928 zu ihrem Mann zurück, der inzwischen Reichstagsabgeordneter in Berlin war. Carin, die stets kränklich war, bewunderte den NSDAP-„Führer“ Adolf Hitler, der oft zu Gast war. Tod durch Herzversagen Den Aufstieg ihrer großen Liebe zum Präsidenten des Reichstags erlebte Carin Göring nicht mehr: Sie erlag 1931 einem Herzversagen, kurze Zeit nach dem Tod ihrer Mutter. Weil sie in Schweden starb, wurde sie auf dem Friedhof auf der Insel Lovö bei Stockholm beigesetzt – die erste Beerdigung. Doch schwedische Nazi-Gegner entfernten 1933 ein Blumenbukett in Form eines Hakenkreuzes von ihrem Grab, das Göring hatte niederlegen lassen. Der zum „zweiten Mann des Dritten Reiches“ aufgestiegene Göring erwirkte daraufhin die Genehmigung, die sterblichen Überreste seiner Frau nach Deutschland überführen zu lassen. Auf seinem ständig ausgebauten Landsitz, den er „Carinhall“ genannt hatte, wurde ein Mausoleum angelegt. Hitler war bei der pompösen Beisetzung am 20. Juni 1934 anwesend, bei der 20 Luftwaffen-Soldaten den massiven Sarkophag in das Mausoleum schleppten – die zweite Beerdigung. Carin-Kult als Teil der NS-Propaganda Der Kult um Carin gehörte zum festen Bestand der NS-Propaganda, wie die beiden Historiker Volker Knopf und Stefan Martens in ihrem hervorragenden Bildband „Görings Reich. Selbstinszenierungen in Carinhall“ beschreiben (6. Auflage, Ch. Links Verlag 2012, 208 S., 19,90 Euro), dem wohl besten Buch über den Luftwaffen-Chef. Dort ist auch die Gruft genau beschrieben und abgebildet, in der einst auch Hermann Göring bestattet werden wollte. Dazu kam es nicht: Als sich Ende April 1945 sowjetische Soldaten dem Großdöllner See näherten, sprengten Luftwaffen-Soldaten den Landsitz. Ob Carins Leichnam zuvor aus dem Mausoleum entfernt und in einem nahen Waldstück versteckt worden war oder ihre Gebeine von plündernden Rotarmisten vor dem Mausoleum verstreut wurden, ist unklar. 1947 jedenfalls wurden menschliche Knochen vor einem Findling mit ihrem Familienwappen beigesetzt. Dies oder das Versteck im Wald war die dritte Beerdigung von Carin. Auf Wunsch der Familie Auf Wunsch ihrer Familie ließ der Pfarrer der schwedischen Gemeinde in Berlin, Heribert Jansson, im Herbst 1951 die sterblichen Überreste erneut exhumieren, heimlich nach West-Berlin schaffen und im Krematorium Wilmersdorf unter falschem Namen einäschern. Die Urne brachte Jansson nach Schweden, wo sie am 17. Oktober 1951 auf dem Friedhof von Lovö zur letzten Ruhe gebettet wurden – die vierte Beerdigung. Nach den neuen Erkenntnissen könnte es sein, dass es sich dabei überhaupt nicht um ihre Knochen gehandelt hat. DNA-Untersuchungen an Asche sind nach mehr als 60 Jahren so gut wie aussichtslos. Wenn es sich bei den jetzt untersuchten Überresten tatsächlich um Carin Göring handelte, dann ist sie jetzt zum fünften Mal beigesetzt worden. | Sven-Felix Kellerhoff | Die Totenruhe ist heilig. Carin Göring jedoch, die erste Ehefrau Hermann Görings, ist mindestens vier-, vielleicht fünfmal beigesetzt worden. Ein DNA-Test der Gebeine will das Rätsel nun gelöst haben. | Vermischtes | 2013-01-08T06:23:23Z | 2015-10-05T17:07:16Z | Die Frau, die fünfmal beigesetzt wurde | https://www.welt.de//vermischtes/article112528226/Die-Frau-die-fuenfmal-beigesetzt-wurde.html |
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Verschärfte Klagen: Bundesregierung sagt Kartellsündern den Kampf an | Das Bundeswirtschaftsministerium will nach einem Bericht des „Handelsblatts“ härter gegen Kartellsünder (verlinkt auf /wirtschaft/article13479792/Verdacht-auf-Absprachen-auch-bei-Weichen-der-Bahn.html) vorgehen. Zukünftig sollten Verbraucherverbände gegen Kartelle weitreichende Klagemöglichkeiten eingeräumt bekommen, berichtet das Blatt unter Berufung auf Koalitionskreise. Geplant sei, bei Kartellen alle finanziellen Vorteile abzuschöpfen, die einzelne Verbraucher wegen der Geringfügigkeit des Schadens nicht einklagen könnten. Die neuen Klagemöglichkeiten auf Unterlassung und Vorteilsabschöpfung seien Teil der Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), die jetzt in die abschließende Phase geht. Auslöser für die neuen Rechte der Verbraucherverbände sind laut „Handelsblatt“ Fälle, die Juristen als Masse- und Streuschäden bezeichnen und die hohe Millionenschäden verursachen. So hatte das Kartellamt 2009 die Preisabsprache (verlinkt auf /wirtschaft/article13394804/Politik-und-Kartellamt-nehmen-Oelmultis-in-die-Zange.html) vom mehreren Kaffeeherstellern aufgedeckt, bei dem sich der individuelle Schaden des einzelnen Verbrauchers im Centbereich bewegte und eine Klage nicht lohnte. Ganz im Gegensatz zur Summe des wirtschaftlichen Vorteils des Kartells. Erst vor wenigen Tagen hatte das Bundeskartellamt seinen neuen Tätigkeitsbericht vorgelegt. Danach mussten deutsche Unternehmen bei Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht in den vergangenen zwei Jahren Strafen von insgesamt mehr als 560 Millionen Euro zahlen. In den Verfahren ging es neben Kaffee auch um Brillengläser (verlinkt auf /wirtschaft/article8715432/Schlecht-fuers-Auge-gut-fuers-Geschaeft.html) , Dachziegel oder Mörtelsilos. | WELT | Das Wirtschaftsministerium will verschärft gegen Preisabsprachen vorgehen. Künftig sollen Verbraucher leichter gegen Kartelle klagen können. | Wirtschaft | 2011-07-31T08:56:36Z | 2015-09-01T11:22:01Z | Bundesregierung sagt Kartellsündern den Kampf an | https://www.welt.de//wirtschaft/article13517786/Bundesregierung-sagt-Kartellsuendern-den-Kampf-an.html |
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Laufzeiten: Gabriel – Jede SPD-Regierung kippt Atombeschluss | SPD-Chef Sigmar Gabriel hat angekündigt, jede Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke im Falle einer künftigen Regierungsübernahme rückgängig zu machen. Die Bundesregierung gefährde mit ihrer geplanten Rücknahme des Atomausstiegs die Sicherheit der Menschen zugunsten einseitiger Profitinteressen der Industrie und behindere den Aufbau Erneuerbarer Energien, sagte Gabriel am Rande einer Demonstration mehrerer Hundert Atomkraftgegner vor dem Kanzleramt in Berlin. „Wer Geld gegen Sicherheit tauscht, begeht einen Ablasshandel, der schon vor 500 Jahren unmoralisch war“, sagte Gabriel. Der SPD-Vorsitzende bekräftigte zudem, dass sozialdemokratisch geführte Landesregierungen Klage beim Bundesverfassungsgericht einreichen würden, sollte die Bundesregierung eine Beteiligung des Bundesrats bei der Laufzeitverlängerung zu umgehen versuchen. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kündigte eine Großdemonstration gegen die Atompolitik der Bundesregierung für den 18. September in Berlin an. Roth, die demonstrativ mit Gabriel einen rot-grünen Schulterschluss übte, betonte: „Der Widerstand wird sich auf allen Ebenen abspielen.“ Bereits jetzt hätten neun Landesregierungen ihren Widerstand gegen den schwarz-gelben Atomkurs angekündigt. Beide Politiker haben der Bundesregierung wegen der geplanten Verlängerung der Atomlaufzeiten einen „heißen Herbst“ angekündigt. „Ohne Not bricht die Bundesregierung einen der größten gesellschaftlichen Konflikte der Bundesrepublik wieder auf“, sagte Gabriel. Seine Partei werde bei einer Umgehung des Bundesrats in dieser Frage in jedem Fall klagen. Im Kanzleramt beraten seit dem Mittag Bundeskanzlerin Angela Merkel und die zuständigen Minister über das Ausmaß der angestrebten Laufzeitverlängerung sowie die Höhe der Belastungen für die Industrie bei einem Weiterbetrieb der Meiler. | WELT | Die Regierung würde mit der Rücknahme des Atomausstiegs unmoralisch handeln, so der SPD-Chef – für die Industrie und gegen die Menschen. | Politik | Deutschland | 2010-09-05T13:05:17Z | 2015-09-01T09:54:01Z | Gabriel – Jede SPD-Regierung kippt Atombeschluss | https://www.welt.de//politik/deutschland/article9415987/Gabriel-Jede-SPD-Regierung-kippt-Atombeschluss.html |
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Rupprecht Geiger und Henri Matisse in Kochel | Sie war eine Frau wie ein Signal! Nicht, weil sie jung und hübsch war, die Amerikanerin, die einem Jeep entstieg und in der Trümmerlandschaft entschwand. Es war ihr Pulli: Rotpink leuchtete er zwischen den grauen Ruinen der Stadt und hinterließ gleichsam eine Spur. Dieser verdankt sich das künstlerische Œuvre des Malers Rupprecht Geiger. Doch was wie eine Anekdote klingt, ist wahr, denn später schrieb Geiger dieses Erlebnis selbst auf einer Tafel nieder. Sie ist in einer Ausstellung zur „Kraft der Farbe“ im Franz Marc Museum in Kochel zu sehen. Ebenso wie das Gemälde mit einer pinken Leuchtspur, das der Künstler seiner Begegnung widmete. Dieses bildet die Fortsetzung der Geschichte. Denn kurz nach diesem Urerlebnis im zerbombten München (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/muenchen/) erreichte den aus dem Krieg an der Ostfront heimgekehrten jungen Architekten, der sich autodidaktisch an die Malerei herantastete, ein Care-Paket. Es stammte von Hilla von Rebay, der Direktorin des New Yorker Guggenheim-Museums, die deutsche Künstler mit Lebensmitteln und Malutensilien versorgte. Es enthielt auch ein kleines Geschenk für die Gattin: einen pinkfarbenen Lippenstift. Dass Rupprecht Geiger diesen für sich beanspruchte, als Malutensil, war ein Opfer für die Kunst. Heute allerdings ist das pinke Rot auf dem Bild verblasst, auch wenn es der Maler in den 70er-Jahren noch einmal auffrischte. Geiger und Matisse, die Antwort auf Tristesse der Nachkriegszeit Während die im Franz Marc Museum präsentierten Arbeiten Rupprecht Geigers (1908–2009) – die beiden Serigrafie-Mappen „AER“ und „PYR“ – aus seiner frühen Schaffenszeit stammen, ist der zweite im Bunde, Henri Matisse (1869–1954), mit seinem berühmtesten Alterswerk vertreten, der Mappe „Jazz“. „Wir haben die beiden gegenübergestellt, da es durchaus Verbindungslinien gibt: die Kraft der Farbe und die Reaktion auf den Krieg“, sagt Cathrin Klingsöhr-Leroy, die Direktorin des Museums. Was beide verbinde, sei, dass Geiger wie Matisse auf „die emotionale und tatsächliche Tristesse der Nachkriegszeit mit Farbe antworteten“. So wurde in Kooperation mit Julia Geiger, der Enkelin des einzigen Münchner Malers mit Weltgeltung, in den zwei Sälen des Untergeschosses ein spannungsvoller Dialog über Ländergrenzen und Generationen hinweg arrangiert. Während Geiger als Kriegsmaler im Osten war, lebte der über 70-jährige Matisse damals an der Côte d’Azur. Angst vor der nationalsozialistischen Okkupation seines Heimatlandes prägte seinen Alltag, besonders als seine Ex-Frau und seine Tochter als Mitglieder der Résistance interniert wurden. „Beide Künstler waren unpolitisch, beide zogen sich auf die Kunst zurück, weder Geiger noch Matisse gingen je auf die Kriegsproblematik ein, weder in Werken noch in Worten“, so Klingsöhr-Leroy. Matisse verkündete sogar: „Ich finde mich mit jedem politischen Regime ab, vorausgesetzt, dass ich jeden Morgen mein Licht, mein Modell und meine Staffelei wiederfinde.“ Tänzerinnen und Kunstreiter, Messerwerfer und Feuerschlucker Ab 1940 arbeitete Matisse am Künstlerbuch „Jazz“, das 1947 publiziert wurde und in seiner Kombination aus 20 Farbdrucken neben handschriftlichen Texten des Künstlers in jeder Hinsicht eine Besonderheit darstellt. Ursprünglich sollte es „Cirque“, also Zirkus heißen; doch Matisse entschloss sich wegen des Symbolcharakters für Jazz. Stand doch diese Musik mit ihrer Improvisation, der Spontaneität und den freien Rhythmen für die große Freiheit in den französischen Widerstandskreisen. Die kindlich verspielten Motive stammen aus einer Gegenwelt zur damaligen politischen Realität und lassen sich als Metaphern für die künstlerische Existenz interpretieren. So sieht man Clowns, Tänzerinnen und Kunstreiter, Messerwerfer und Feuerschlucker, aber auch die melancholische Beerdigung des Pierrots, dessen Sarg von weißen Pferdchen gezogen wird. Die Leuchtkraft dieser Blätter ist noch immer überwältigend, was natürlich auch an der speziellen Herstellung dieser Werke in einem komplizierten Handdruckverfahren, der sogenannten Pochoir-Technik, liegt. Bei dieser muss jede Farbe mit einer neuen Schablone gedruckt werden. Aufgrund einer Erkrankung wählte Matisse in den Kriegsjahren jedoch eine neue Technik: die „papiers découpés“, also Scherenschnittentwürfe. Assistenten bemalten mit monochromen Gouache-Farben nach seinen Anweisungen große Papierbögen, aus denen der Künstler dann seine Formen ausschnitt. Diese einfachen, flächigen Teile fügte er anschließend zu seinen fröhlichen Kompositionen zusammen. „Malen mit der Schere“ nannte der Künstler diesen Prozess, bei dem er „alle Farben der Welt“ verwenden wollte. So kann man auf jedem Bild mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Farben zählen und jeweils neue, fantasievolle Rahmen-Muster erkennen. Die mit schwarzen Tuschestrichen geschriebenen Texte illustrieren weder die Motive noch beziehen sich sich inhaltlich darauf; vielmehr sind es Reflexionen des Künstlers zu Gott und der Welt im Allgemeinen und Fragen der Malerei im Besonderen sowie Anmerkungen zu Dichtern wie Baudelaire oder dem Philosophen Henri Bergson. Doch es gibt auch konkrete Aussagen zur Intention dieses Künstlerbuchs und seiner Inspirationsquellen: „Diese Bilder in kräftigen und wilden Tönen haben sich aus Erinnerungen an Zirkus, Märchen und Reisen herauskristallisiert. Ich habe diese Textseiten hinzugefügt, um die Simultanreaktionen meiner Improvisationen mit Farben und Rhythmus auszugleichen“, schrieb Matisse dazu. Rupprecht Geiger vertrat zeitlebens die Gegenposition, bereits bei den je sechs Blättern der ausgestellten Mappenwerke aus dem Jahr 1962 dominiert sein reduzierter Farbkanon. Bei „AER“, also Luft, ist es ein Blau mit vielerlei Schattierungen, das zum Teil in ein hartes Schwarz übergeht und seinen formalen Kanon aus geometrischen Grundformen wie Kreis, Quadrat, Dreieck und Rechteck oder einer Mischung mehrerer Formen schöpft. Bei „PYR“, dem Feuer, ist man von seinen Rotvariationen überwältigt. Das gilt auch für die fünf großen aus den 50er- und 60er-Jahren stammenden Gemälde. Rot ist Geigers am häufigsten verwendete Farbe, mit ihr verbindet man den abstrakten Maler, der letztlich die Farbe aus dem Gefängnis der Gegenständlichkeit befreien wollte. Sein Rot leuchtet als poppiges Magenta, geht in Orange oder Pink über und lässt manchmal einen Hauch von Gelb erahnen, ganz so, als blicke man in die Morgenröte oder einen Sonnenuntergang. „Rot macht high“, versprach Geiger, und er verkündete immer wieder: „Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft.“ Tatsächlich ziehen einen die zeitlosen Farbkompositionen magisch in ihren Bann, denn ihr Effekt ist noch immer emotionalisierend. Auch wenn Matisse selten Rot sah – bei ihm wiederum ist man überwältigt von der Dynamik und Vitalität der Kompositionen, war er in den Kriegs- und Nachkriegsjahren doch kein Jüngling mehr. „Henri Matisse. Rupprecht Geiger. Kraft der Farbe“, Franz Marc Museum, Kochel am See, bis 28. Februar. | Barbara Reitter-Welter | Das Franz Marc Museum in Kochel bringt in einer ungewöhnlichen Ausstellung die Künstler Rupprecht Geiger und Henri Matisse zusammen. Was sie verband, war „Die Kraft der Farbe“. | Regionales | Bayern | 2014-10-25T06:54:03Z | 2017-08-27T04:11:33Z | Wie die Nachkriegstristesse poppig bunt wurde | https://www.welt.de//regionales/bayern/article133619619/Wie-die-Nachkriegstristesse-poppig-bunt-wurde.html |
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VIP-Zelte: Die Flüchtlingslager der Distinguierten | Groucho Marx pflegte zu sagen: „Ich mag keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“ Der Spruch hat aber irgendwie keine Schule gemacht. Nur so ist die Erfindung des „VIP-Zeltes“ zu erklären. Das ist eine Großcampinganlage, die meist aus weißem Stoff gefertigt wird und mit ihren orientalischen Türmchen aussieht, als lagere darin Gaddafi mit seinen Leibwächterinnen. Vor dem Zelt stehen statt dessen kräftige junge Männer mit schwarzem Anzug und Knopf im Ohr, die Nicht-VIP's abweisen, als seien sie Lumpi, der in den Metzgerladen spazieren will: „Wir müssen leider draußen bleiben“. Nicht-VIP's haben eine beinahe noch wichtigere Funktion als die VIP's. Denn erstere dienen dazu, das Selbstwertgefühl der letzteren zu erhöhen, wenn diese sich um weiß gedeckte Stehtische versammeln und so genanntes „Fingerfood“ zu sich nehmen. Dabei handelt es sich um Fastfood-Miniaturen, die kleckerfrei in den Rachen geworfen werden können. Egal ob „Fashionweek“ in Berlin oder Reitturnier in Rottach-Egern, überall breiten sich weiße Zeltstädten aus, in denen kleckerfrei geschluckt wird, besonders jetzt im Sommer. VIP-Zelte sind die Flüchtlingslager der distinguierten Schichten. Kürzlich führte uns der Zufall in einen kleinen österreichischen Ferienort, durch den die Route einer Oldtimerrallye führte. Am Wegesrand stand das VIP-Zelt einer Schweizer Uhrenmarke, brechend voll. Wir waren erstaunt, wie viele sehr wichtige Leute es selbst in einem abgelegenen Tiroler Bergtal gibt. Da die Straße gesperrt war, mussten wir ein wenig warten und ließen uns in der Nähe des VIP-Zeltes unter einem großen Baum nieder. Zeit also, um ein wenig über die Kriterien der Wichtigkeit zu philosophieren. Für das Zelt der berühmten Uhrenmarke kamen wir zu folgendem Ergebnis: Zu den wichtigen zählen zunächst diejenigen, die die richtige Uhr am Handgelenk tragen. Und auch die, die noch nicht die richtige Uhr am Handgelenk haben, dies aber demnächst ändern wollen. Noch wichtiger sind schließlich die, die möglichst viele Leute kennen, die noch nicht die richtige Uhr haben, aber dies ändern wollen. Es kommen also verdammt viele Leute dafür in Frage, sehr wichtig zu sein. Weshalb stets die Gefahr lauert, dass es mehr Wichtige als Unwichtige gibt. Das aber ist gar nicht gut, schließlich brauchen die Wichtigen die Unwichtigen dringend, sonst funktioniert das ganze Geschäftsmodell nicht mehr (siehe oben). Weshalb es noch eine versteckte Hierarchie geben muss. Und die sieht ungefähr so aus: Die wirklich wichtigen Leute müssen eine teure Uhr nicht kaufen: Sie bekommen sie geschenkt. Und wenn sie im VIP-Zelt des Herstellers auftauchen sollen, dann muss man sie für ihr Erscheinen bezahlen. Schlicht, weil sich dann alle für furchtbar wichtig halten. Deshalb hier ein kleiner versteckter Warnhinweis: Sollten Sie in ein VIP-Zelt eingeladen werden, ohne dass man ihnen eine teure Uhr schenkt oder sie für ihren Besuch sonst wie bezahlt, dann sind sie nicht wirklich wichtig, sondern nur ein VIP. | Dirk Maxeiner, Michael Miersch | Die Wichtigen brauchen die Unwichtigen dringend, sonst funktioniert das ganze Geschäftsmodell mit den Prominenten nicht mehr. | Debatte | Kolumnen | 2010-07-22T12:58:06Z | 2011-11-19T23:55:49Z | Die Flüchtlingslager der Distinguierten | https://www.welt.de//debatte/kolumnen/Maxeiner-und-Miersch/article8575724/Die-Fluechtlingslager-der-Distinguierten.html |
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UNRWA: Norwegen überweist Palästinenser-Hilfswerk 24 Millionen Euro | Nach Spanien greift auch Norwegen dem in die Kritik geratenen UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) finanziell unter die Arme. Das Hilfswerk sei das Rückgrat aller humanitären Bemühungen im Gaza-Streifen, teilte der norwegische Außenminister Espen Barth Eide während einer Reise nach Washington mit. Norwegen überweise daher 275 Millionen norwegische Kronen für die Arbeit der Organisation für palästinensische Flüchtlinge. (verlinkt auf https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/norge-overforer-275-millioner-kroner-til-fns-organisasjon-for-palestinske-flyktninger-unrwa/id3024776/?utm_source=www.regjeringen.no&utm_medium=rss&utm_campaign=RSS-2581966-documentTypeaktuelt/nyheter) Umgerechnet entspricht diese Summe rund 24 Millionen Euro. Spanien hatte Anfang der Woche angekündigt, das Hilfswerk mit einer Sonderzahlung in Höhe von 3,5 Millionen Euro zu unterstützen. Der norwegische Beitrag soll nach Regierungsangaben der UNRWA-Arbeit für 5,9 Millionen palästinensische Flüchtlinge in Gaza, im Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalem sowie im Libanon, in Syrien und Jordanien zugutekommen. Gleichzeitig machte Eide am Mittwochabend in einer Mitteilung seines Ministeriums klar, dass man schockiert sei über die Vorwürfe gegen UNRWA-Mitarbeiter und volle Transparenz in der Hinsicht erwarte. Es sei aber vollkommen falsch, Millionen Menschen im Kollektiv für mutmaßliche Taten von zwölf Mitarbeitern zu bestrafen. Das UNRWA hatte jüngst gewarnt, man werde die gesamte Arbeit womöglich schon in vier Wochen einstellen müssen, wenn zugesagte Gelder nicht bezahlt würden. Mehr als ein Dutzend Länder, zu denen die größten Geber USA und Deutschland gehören, haben insgesamt mehr als 400 Millionen Euro an Zahlungen ausgesetzt. Hintergrund sind Vorwürfe, zwölf der rund 13.000 Mitarbeiter des Hilfswerks im Gaza-Streifen seien an den Terroranschlägen der Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen (verlinkt auf /politik/ausland/article249756012/Krieg-in-Nahost-UNRWA-untersucht-Beteiligung-einzelner-Mitarbeiter-am-Hamas-Massaker.html) . | WELT | Zwölf Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge sollen an den Terroranschlägen der Hamas am 7. Oktober beteiligt gewesen sein. Nach Spanien kündigte nun auch Norwegen an, das UNRWA trotzdem finanziell zu unterstützen – mit einem deutlich höheren Betrag. | Politik | Ausland | 2024-02-08T13:36:44Z | 2024-02-08T13:36:44Z | Norwegen überweist Palästinenser-Hilfswerk 24 Millionen Euro | https://www.welt.de//politik/ausland/article249984412/UNRWA-Norwegen-ueberweist-Palaestinenser-Hilfswerk-24-Millionen-Euro.html |
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Wikileaks-Informant: Bradley Manning drohen immer noch 136 Jahre Haft | Dem mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning droht eine Höchststrafe von 136 Jahren Gefängnis. Das US-Militärgericht in Fort Meade erklärte den 25-Jährigen in 19 der 21 Anklagepunkte für schuldig. Ein überraschender Freispruch (verlinkt auf /politik/ausland/article118538265/Manning-entgeht-lebenslaenglicher-Gefaengnisstrafe.html) kam hingegen in dem am schwersten wiegenden Punkt „Unterstützung des Feindes“ (aiding the enemy), für den bei einem Schuldspruch eine lebenslange Haftstrafe gedroht hätte. Manning wurde unter anderem wegen Spionage, Geheimnisverrats, Computerbetrugs und Diebstahls für schuldig erklärt. Sollte er zu einer Haftstrafe verurteilt werden, wäre eine Entlassung Mannings aus dem Gefängnis vor Ablauf seiner Haftstrafe wäre rechtlich möglich. Am Mittwoch sollen die Beratungen über das Strafmaß beginnen, das voraussichtlich noch im August verkündet werden soll. Dass den Obergefreiten keine Todesstrafe erwartet, war schon vor Beginn des seit zwei Monaten laufenden Prozesses klar: Die Staatsanwaltschaft hatte darauf verzichtet, Mannings Hinrichtung zu fordern. Verteidiger David Coombs wertete die Worte von Richterin Denise Lind trotz des umfassenden Schuldspruchs als Erfolg. „Dies ist ein riesengroßer Erfolg“, sagte Coombs, wie der TV-Sender NBC berichtete. Manning stünde aber noch weiterhin unter Beschuss, der Kampf sei noch nicht gewonnen. „Brad war stolz, die Uniform zu tragen“ Zum ersten Mal sei ein Whistleblower der Spionage schuldig gesprochen worden, kritisierte hingegen Wikileaks-Chef Julian Assange. „Dieser kurzsichtige Richterspruch darf nicht toleriert werden und muss rückgängig gemacht werden.“ Assange sitzt seit mehr als einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Er befürchtet, beim Verlassen der Botschaft festgenommen und in die USA ausgeliefert zu werden. „Brad liebte sein Land und war stolz, dessen Uniform zu tragen“, schrieb Mannings Familie in einem vom „Guardian“ veröffentlichten Schreiben (verlinkt auf http://www.theguardian.com/world/2013/jul/30/bradley-manning-family-statement-text) . Der Schuldspruch sei enttäuschend. Doch es sei auch erfreulich, dass Manning auch nach Auffassung von Richterin Lind den Feinden der USA niemals habe helfen wollen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International reagierte mit Kritik. Im Kampf um die nationale Sicherheit habe die US-Regierung mit dem Prozess gegen Manning die falschen Prioritäten gesetzt. „Es scheint, dass er das Richtige tun wollte: rechtswidriges Verhalten der Regierung mit glaubwürdigen Beweisen aufdecken.“ Präzedenzfall für den Fall Snowden? Laut dem Geständnis Mannings gab er als im Irak stationierter Soldat im Jahr 2010 Hunderttausende geheime Dokumente aus Armeedatenbanken an Wikileaks weiter, will dabei aber nicht in böser Absicht gehandelt haben. Das Verfahren in Fort Meade bei Washington ist der erste große Prozess gegen einen sogenannten Whistleblower in den USA und könnte als Präzedenzfall für weitere bekannte Enthüller dienen, darunter auch für den Geheimdienstexperten Edward Snowden. Der Schuldspruch sei eine Warnung an alle Whistleblower und die Zukunft des investigativen Journalismus, teilte die US-Sektion des Netzwerks Reporter ohne Grenzen mit. Der Chef des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ), Joel Simon, sagte: „Wir sind immer noch besorgt über die abschreckende Wirkung für die Presse, besonders für Reporter, die über Themen zur nationalen Sicherheit berichten.“ | WELT | Vom Vorwurf der „Unterstützung des Feindes“ wurde Bradley Manning freigesprochen – doch das Gericht erklärte ihn in fast allen anderen Anklagepunkten für schuldig. Er könnte lange in Haft bleiben. | Politik | Ausland | 2013-07-31T07:08:37Z | 2017-08-22T13:24:26Z | Bradley Manning drohen immer noch 136 Jahre Haft | https://www.welt.de//politik/ausland/article118548028/Bradley-Manning-drohen-immer-noch-136-Jahre-Haft.html |
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Olympische Winterspiele 2018: Eistänzerin Gabriella Papadakis reißt das Kleid | Auf dem Eis versuchte Gabriella Papadakis die Fassung zu bewahren. Tapfer lächeln, trotz entblößter Brust. Nach dem Kurztanz aber brach es aus der Französin heraus. Tränen, eine untröstliche Athletin, ein Häuflein Elend. „Das war mein schlimmster Albtraum, ausgerechnet bei Olympia. (verlinkt auf /sport/article173721886/Olympische-Winterspiele-2018-Tag-10-Das-haben-Sie-bisher-verpasst.html) Mein Gott, ich war so abgelenkt“, schluchzte sie. Was war passiert? Als sie sich für eine Drehung zurückgeworfen hatte, löste sich ihr Neckholder. Ihr Kleid war fortan nicht mehr zu kontrollieren, ein schlotterndes Stück Stoff wirbelte da nun fortan unkontrolliert um ihren Körper herum. Ihr Partner, Guillaume Cizeron, konnte nicht helfen. Das Malheur wurde weltweit gezeigt, später dann auch auf den Videowänden der Gangneung Ice Arena in Zeitlupe. Mon dieu! Eine winzige Prise Exhibitionismus kann im Eistanzen nie schaden, aber so weit wollte Papadakis natürlich nicht gehen. Auch dass die eng geschnittenen Kleider mehr zeigen als verhüllen sollen, ist manchmal Programm. Doch nach ihrem ungeplanten Busenblitzer-Auftritt war die 22-Jährige am Boden zerstört. „Ich habe es sofort gespürt. Ich hatte keine Chance, ich konnte nur weiterlaufen und beten“, sagte sie. Schon nach wenigen Sekunden passierte das Unglück Der Neckholder ihres grün glitzernden Kleides löste sich schon nach wenigen Sekunden, und von da an war das Duo nicht nur mit Samba und Rumba, sondern auch mit dem rutschenden Fummel der Europameisterin beschäftigt. Schnell machten Fotos von der 1,66 Meter großen Brünetten mit entblößter Brustwarze im Netz die Runde, aber der Super-GAU blieb aus, mehr war letztlich dann doch nicht zu sehen. Wäre auch noch die dünne Silberkette des Kleids gerissen, hätte sie am Ende auch komplett entblößt dastehen können. Trotzdem könnte der Vorfall den Ausgang der olympischen Eistanz-Konkurrenz beeinflussen. Denn leicht gehemmt liefen die Ex-Weltmeister verständlicherweise schon. Und gehen nun mit einem Rückstand von knapp zwei Punkten auf ihre schärfsten Rivalen Tessa Virtue und Scott Moir aus Kanada in die Kür-Entscheidung. „Es ist frustrierend, deswegen einige Punkte eingebüßt zu haben“, sagte Cizeron, „auf so was bist du nicht vorbereitet, das kannst du im Training nicht simulieren. Ich bin dennoch stolz darauf, dass wir noch so unser Programm über die Bühne gebracht haben trotz Schwierigkeiten wie diesen.“ Die Team-Olympiasieger Virtue und Moir übernahmen mit bislang noch nie erreichten 83,67 Punkten die Führung und begeisterten das Publikum mit einem feurigen Mix aus Samba, Rumba und Cha-Cha-Cha. Papadakis und Cizeron präsentierten ein Ed-Sheeran-Medley und erreichten 81,93 Zähler. Alle übrigen Tanzpaare dürften in den Kampf um Platz eins nicht mehr eingreifen können. Auf dem dritten Rang platzierten sich Madison Hubbell und Zachary Donohue aus den USA (77,75). | WELT | Schon nach wenigen Sekunden ist es um Gabriella Papadakis ungeteilte Aufmerksamkeit geschehen. Beim Eistanz reißt der Französin das Kleid. Sie kämpft tapfer weiter und kann am Ende stolz auf sich sein. | Sport | Olympia | 2018-02-19T11:09:57Z | 2018-02-19T12:39:29Z | Mitten im Eistanz reißt ihr der Neckholder | https://www.welt.de//sport/olympia/article173724222/Olympische-Winterspiele-2018-Eistaenzerin-Gabriella-Papadakis-reisst-das-Kleid.html |
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Venezuela: Proteste nach Festnahme von Oppositionsführer | Zehntausende Demonstranten haben am Dienstag in Venezuela gegen die Festnahme des Oppositionspolitikers Leopoldo López protestiert. Die Behörden werfen ihm Anstiftung zur Gewalt vor. | WELT | Zehntausende Demonstranten haben am Dienstag in Venezuela gegen die Festnahme des Oppositionspolitikers Leopoldo López protestiert. Die Behörden werfen ihm Anstiftung zur Gewalt vor. | Ausland | 2014-02-19T07:21:39Z | 2016-12-16T12:49:24Z | Proteste nach Festnahme von Oppositionsführer | https://www.welt.de//politik/ausland/video124990344/Proteste-nach-Festnahme-von-Oppositionsfuehrer.html |
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Tierischer Zweikampf: Stubentiger legt Schoßhund rein | Es ist ein ewiger Kampf um die Vorherrschaft im Haushalt: Hund gegen Katze. Während sich der eine auf seine Stärke verlässt, weiß sich das Kätzchen mit List zu helfen. | WELT | Es ist ein ewiger Kampf um die Vorherrschaft im Haushalt: Hund gegen Katze. Während sich der eine auf seine Stärke verlässt, weiß sich das Kätzchen mit List zu helfen. | Kurioses | 2014-03-19T14:09:31Z | 2016-12-16T11:58:07Z | Stubentiger legt Schoßhund rein | https://www.welt.de//vermischtes/kurioses/video125969100/Stubentiger-legt-Schosshund-rein.html |
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