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1919-05-21 23:00:00
2025-06-11 04:18:42
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Bis zu minus 25 Grad: Ganz Deutschland bibbert bei eisiger Kälte
Arktische Polarluft hat die Temperaturen in Deutschland auf bis zu minus 25 Grad sinken lassen. Auf den Straßen muss mit Blitzeis gerechnet werden. Es gab bereits zahlreiche Unfälle.
WELT
Arktische Polarluft hat die Temperaturen in Deutschland auf bis zu minus 25 Grad sinken lassen. Auf den Straßen muss mit Blitzeis gerechnet werden. Es gab bereits zahlreiche Unfälle.
2017-01-06T10:19:00Z
2022-05-11T22:51:15Z
Ganz Deutschland bibbert bei eisiger Kälte
https://www.welt.de//vermischtes/video160918623/Ganz-Deutschland-bibbert-bei-eisiger-Kaelte.html
Asyl: So stark wirkt der Flüchtlingsmagnet Deutschland
Trotz eng getakteter Flüchtlingsgipfel auf Landes-, Bundes-, EU- und UN-Ebene ist Deutschland weiterhin das Hauptziel globaler Migrationsströme in die Industriestaaten. Insgesamt wurden im laufenden Jahr rund 950.000 Asylsuchende registriert. Im November reisten mehr von ihnen nach Deutschland ein als jemals zuvor in einem Monat: Wie die Bundespolizei der „Welt“ mitteilte, wurden bis einschließlich 24. November 192.827 Migranten registriert. Der bisherige Monatsrekord wurde im Oktober mit 181.000 Flüchtlingen erreicht. Zusammen mit den rund 758.000 von Januar bis Oktober im IT-System der Länder (Easy) registrierten Asylsuchenden steigt die Zahl insgesamt auf 950.827; hinzu kommen noch unregistrierte Migranten, über deren Anzahl man nur spekulieren kann. Andererseits können die Easy-Zahlen und die Angaben der Bundespolizei Mehrfachregistrierungen enthalten. In Letzteren können etwa auch einige Ausreisen enthalten sein. Dennoch bilden sie die Realität der Flüchtlingseinwanderung wesentlich präziser ab als die Zahl der Asylanträge, die Hunderttausende Personen, die noch keinen Antrag stellen konnten, ausklammert. So wurden bis Ende Oktober beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erst 362.000 Asylanträge gestellt. Die offizielle Prognose der Bundesregierung vom August, nach der im laufenden Jahr 800.000 Flüchtlinge kommen sollen, ist ohnehin nur noch Makulatur. Welche Zäsur dieses Jahr mit seiner – sehr zurückhaltend geschätzten – einen Million Asylsuchenden für das Land bedeutet, veranschaulichen einige Vergleiche. 1. Historisch 2015 kommen mehr Asylsuchende nach Deutschland als in den Jahren von 1953 bis 1989 zusammen. Von der Einführung des gesetzlich geregelten Asylverfahrens (verlinkt auf /themen/asyl/) im Jahr 1953 bis zum Fall der Berliner Mauer kamen insgesamt 0,9 Millionen Schutzsuchende. In der Zeit von 1990 bis 2014 waren es rund 3,2 Millionen. Bereits seit 2007 steigt die Zahl der Asylanträge Jahr für Jahr an, doch niemand außer einigen Pessimisten rechnete auch nur ansatzweise mit dem derzeitigen Massenzustrom. Bemerkenswert ist der extreme Anstieg, seitdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (verlinkt auf https//www.welt.de/themen/angela-merkel/) (CDU) in der Nacht zum 5. September dieses Jahres gemeinsam mit ihrem österreichischen Amtskollegen Werner Faymann beschloss, die Grenzen zu öffnen: Wurden von Januar bis August rund 413.000 Asylsuchende registriert, waren es seit September schon mehr als 530.000. In jener Nacht hatten sich in Ungarn Hunderte Migranten auf den Weg nach Österreich gemacht – zu Fuß, auf der Autobahn. Faymann rief in Berlin an und einigte sich mit Merkel, den Flüchtlingen (verlinkt auf /themen/fluechtlinge/) Zuflucht zu gewähren. Diese Entscheidung gilt vielen als humanitärer Akt, Kritiker hingegen sehen darin einen folgenschweren Fehler, der noch mehr Migranten und Flüchtlinge ermutigte, nach Deutschland zu kommen. 2. Gesellschaftlich 2015 gewinnt die Gesellschaft mehr neue Mitglieder durch Einreise von Asylbewerbern als durch die Reproduktion der bisherigen Bewohner des Landes. Die Zahl der geschätzt eine Million Asylsuchenden im laufenden Jahr übersteigt die Zahl der Geburten bei Weitem. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 715.000 Kinder geboren, unter ihnen laut Statistischem Bundesamt etwa ein Drittel mit Migrationshintergrund; die diesjährige Zahl sollte sich nicht deutlich davon unterscheiden. Optimisten sehen in den Asylsuchenden wie in den übrigen Migranten, die aus beruflichen Gründen oder im Rahmen des Familiennachzugs kommen, eine wirtschaftliche und soziale Bereicherung. Pessimisten fürchten kulturelle Konflikte und ökonomische Verteilungskämpfe durch einen zu hohen Anteil von Hinzukommenden im Verhältnis zur Aufnahmegesellschaft. 3. International 2015 kommen mehr Asylsuchende nach Deutschland als im vergangenen Jahr in die 44 wichtigsten Industriestaaten gemeinsam. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) wurden im vergangenen Jahr 866.020 Asylanträge in den 44 wichtigsten Industriestaaten gestellt. Diese sind aus Sicht der Organisation die Länder Europas (714.260 Anträge), die Türkei (87.820), die USA (121.160), Kanada (13.450), Australien (8960), Neuseeland (290), Australien (8960), Japan (5000) und Südkorea (2900). Im bisherigen Rekordjahr 1992 verzeichneten alle 44 Industriestaaten – wohlbemerkt: inklusive Deutschland – gemeinsam fast 900.000 Asylanträge. Zur Erinnerung: Allein in Deutschland wurden in diesem Jahr seit Januar 938.000 Asylsuchende registriert. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier beschrieb die Diskrepanz bezogen auf sein Bundesland vor der CDU-Basis mit den Worten: „Wir nehmen derzeit in Hessen in zwei Monaten mehr Flüchtlinge auf als Großbritannien und Frankreich im ganzen Jahr.“ Bei all diesen Zahlen gilt es aber zu beachten, dass viele stark durch Fluchtbewegungen belastete Staaten in dieser Liste nicht auftauchen: Im Libanon und in Pakistan etwa leben jeweils mehr als eine Million Flüchtlinge. Dort und in vielen anderen Staaten, die nicht fähig oder willens sind, Asylanträge zu bearbeiten oder über gar kein Asylsystem verfügen, übernimmt das UNHCR die Prüfung der Asylanträge, wenn das betreffende Land ihm dafür ein Mandat erteilt. So leben etwa in der Türkei neben den Asylantragstellern mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge, die kein Asyl beantragten. Während 15 Prozent von ihnen nach UNHCR-Angaben in den insgesamt 25 Lagern leben, sind die übrigen 85 Prozent auf sich allein gestellt und kümmern sich selbst um Wohnung und Lebensunterhalt. 4. Asyl und Migration 2015 kommen mehr Ausländer unter Berufung auf das Asylrecht nach Deutschland als aus allen anderen Einwanderungsgründen gemeinsam. Die sehr zurückhaltend geschätzte eine Million Asylsuchende in diesem Jahr prägt das gesamte Migrationsgeschehen. Zum Vergleich: Nach Angaben des Ausländerzentralregisters (AZR) wanderten im vergangenen Jahr rund 1.149.000 ausländische Staatsangehörige zu. In dieser Zahl sind etwa auch ausländische Erntehelfer und Leiharbeiter enthalten, die oft nach kurzer Zeit wieder zurückgehen – so listet das AZR auch 472.000 Abwandernde für diesen Zeitraum auf. Unter den Zugewanderten befanden sich rund 630.200 EU-Bürger (ohne Deutsche) und rund 518.800 Staatsangehörige aus Ländern außerhalb der EU, den sogenannten Drittstaaten. Zogen laut AZR im vergangenen Jahr unter diesen 518.800 Nicht-EU-Ausländern immerhin 7,2 Prozent zum Zweck der Erwerbstätigkeit, 11,1 Prozent zum Zweck der Ausbildung (Studium, Sprachkurs, Schulbesuch, sonstige Ausbildung), und 12,3 Prozent aus familiären Gründen nach Deutschland, wird sich durch die eine Million Asylsuchenden der Anteil der in erster Linie Hilfsbedürftigen an allen Migranten weiter erhöhen. So schätzt etwa Frank-Jürgen Weise, Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, dass von derzeit etwa 500.000 bleibeberechtigten Asylsuchenden etwa 70 Prozent erwerbsfähig seien, von diesen 350.000 Personen wiederum jedoch nur zehn bis 15 Prozent relativ schnell auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werden könnten. 5. Flucht weltweit Die weltweiten Flüchtlingszahlen steigen, in Deutschland hat sich die Zahl der Asylsuchenden seit 2010 verzwanzigfacht. 59,5 Millionen Flüchtlinge zählt das UNHCR für das Jahr 2014, das sind 26 Prozent mehr als im Jahr 2010 (43,7 Mio.). Fast 20 Millionen Menschen sind laut UN ins Ausland geflüchtet, 1,8 Millionen haben einen Asylantrag gestellt, die meisten Menschen – 38 Millionen – suchen in friedlicheren Regionen ihres Heimatlands Schutz. Mit diesem relativ moderaten Anstieg von 26 Prozent lassen sich die extremen Zahlen in Deutschland aber nicht erklären: Mit einer Million kommen 20 Mal mehr Asylsuchende als noch im Jahr 2010; damals wurden 48.589 Asylanträge gestellt. Während die Forderungen nach Obergrenzen und Abschiebungen lauter werden, hofft die Bundesregierung vor allem auf eine gleichmäßigere Verteilung der Asylsuchenden in der EU und eine schärfere Grenzsicherung der Türkei. Merkel appellierte am Mittwoch erneut an die EU-Mitgliedsstaaten, einer solidarischen Verteilung der Flüchtlinge zuzustimmen. Eine „simple Abschottung wird das Problem nicht lösen“, sagte die CDU-Vorsitzende. Schwierig wird es, die Türkei, Großbritannien, Polen und Frankreich zur Aufnahme von wesentlich mehr Flüchtlingen zu bewegen.
Marcel Leubecher
In diesem Jahr wurden in Deutschland bereits rund 950.000 Asylsuchende registriert. Die Zahlen veranschaulichen, wie stark die Bundesrepublik heute Flüchtlinge anzieht. Fünf Vergleiche.
Politik
Deutschland
2015-11-26T00:55:15Z
2020-04-17T07:35:24Z
So stark wirkt der Flüchtlingsmagnet Deutschland
https://www.welt.de//politik/deutschland/article149271142/So-stark-wirkt-der-Fluechtlingsmagnet-Deutschland.html
Kinotrailer: Restauriertes Meisterwerk - „Belladonna of Sadness“
Der Animationsfilm von 1973 gilt als Meisterwerk seiner Gattung. Erzählt wird die Geschichte vom Liebespaar Jean und Jeanne in psychodelischen Bildern. Jetzt kommt die restaurierte Fassung in die Kinos.
WELT
Der Animationsfilm von 1973 gilt als Meisterwerk seiner Gattung. Erzählt wird die Geschichte vom Liebespaar Jean und Jeanne in psychodelischen Bildern. Jetzt kommt die restaurierte Fassung in die Kinos.
2016-08-28T14:30:00Z
2016-12-18T09:57:14Z
Restauriertes Meisterwerk - „Belladonna of Sadness“
https://www.welt.de//kultur/video157875008/Restauriertes-Meisterwerk-Belladonna-of-Sadness.html
Jacqueline Kennedy: Die unbeirrbare Stil-Ikone
An Geld hat es in diesem Leben schon bald nicht mehr gemangelt, an der Nähe zur Macht auch nicht, vermutlich – und das ist äußerst selten – mangelte es nicht einmal an Klasse. Speziell dies hat dazu geführt, dass sich viele Menschen bis heute von Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis (verlinkt auf https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/jackie-kennedy/) (1929–1994) inspiriert fühlen. Und vermutlich befeuern dies gerade die vielen Schicksalsschläge, die sie erleiden musste. „Jackie“, wie sie öffentlich hieß, kam am 28. Juli 1929 zur Welt. Sie war ein Scheidungskind aus Long Island, das als Studentin französischer Literatur das schönste Jahr ihres Lebens in Paris haben sollte, also bevor es mit dem Ruhm so richtig losging. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als Journalistin beim „Washington Times Herald“, damals eine große Zeitung, vor allem interviewte sie Bürger auf der Straße zu politischen Themen. Das war um 1950 keine Selbstverständlichkeit – sie stellte also schon etwas dar, als sie 1951 den aufstrebenden Politiker John Fitzgerald Kennedy (verlinkt auf https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article224665733/JFK-Nach-dem-Angriff-schwamm-Kennedy-fuenf-Kilometer-zur-rettenden-Insel.html) kennenlernte. Ihn auf dem Weg ins Weiße Haus zu begleiten, wo er 1960 einzog, hatte seine Tücken: Die Interessen der Familie des Mannes an ihrer Seite galten eher dem Sport als der französischen Literatur. Zudem erlitt Jackie 1956 eine Totgeburt, auch ihr viertes Kind starb 1963 nur zwei Tage nach einer Frühgeburt. Trotzdem gelang es dem Paar, zum Sinnbild einer neuen Zeit zu werden. Johns vitale Ausstrahlung gepaart mit Jackies Sinn für Stil und Kultur, der sie genauso zur bestgekleideten Frau der Welt werden wie 49 Nobelpreisträger ihrer Einladung ins Weiße Haus folgen ließ, waren eine unschlagbar moderne Kombination. Am besten wurde das im Mai 1963 bei einem Besuch bei Frankreichs Präsident Charles de Gaulle (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/charles-de-gaulle/) sichtbar, als Jackie das ganze Land mit ihrem Französisch und ihrem Esprit für die USA als Kulturnation einnahm; wohl keiner Amerikanerin ist das seitdem in diesem Maß gelungen. Ihr Mann sagte hinterher: „Ich bin der Mann, der Jacqueline Kennedy nach Paris begleitete. Und ich habe es genossen.“ Doch hatte „Jack“ da schon unzählige Affären – im gleichen Monat sang Norma Jean Baker alias Marilyn Monroe dem Präsidenten zum Geburtstag ein Ständchen, das an Deutlichkeit keine Wünsche offenließ. Es muss ein grausamer Moment für die First Lady gewesen sein. Bekanntlich endete die Ehe am 22. November 1963 in Dallas mit den tödlichen Schüssen des Ex-Marines Lee Harvey Oswald (verlinkt auf https://www.welt.de/vermischtes/gallery122111862/Das-Geschaeft-mit-JFK-und-Lee-Harvey-Oswald.html) . Das Blut ihres Mannes befleckte Jacqueline Kennedys Kleid im Fond des offenen Wagens, in dem der Präsident auf Wahlkampftour war. Noch am selben Tag stand sie neben Lyndon B. Johnson (verlinkt auf https://www.welt.de/geschichte/article184293232/Lyndon-B-Johnson-Der-verkannteste-US-Praesident-des-20-Jahrhunderts.html) , als er als Nachfolger John F. Kennedys den Amtseid schwor. Nicht besser machte es, dass im Anschluss an die Trauerfeier Verschwörungstheoretiker die abstrusesten Spinnereien an das Ereignis knüpften. Und trotz allem, was der Attentäter ihr angetan hatte, schrieb die Witwe in einem Brief Ende 1963: „Ich hätte lieber mein eigenes Leben verloren als Jack.“ Jacqueline Kennedy heiratete 1968 zum zweiten Mal. Der griechische Reeder Aristoteles Onassis (verlinkt auf https://whoswho.de/bio/aristoteles-onassis.html#) hatte jede Menge Geld und war 23 Jahre älter als sie. Die Bekannten aus der Kulturelite nahmen ihr das übel. Das Paar sah sich kaum, Onassis wurde bald oft mit der Operndiva Maria Callas gesehen. Kurz vor seinem Tod 1975 ließ er die Scheidung vorbereiten. Jackie lebte noch 19 Jahre. Aufsehen erregte sie noch einmal, als sie Ende der 80er-Jahre gegen die Bebauung eines Viertels mit Wolkenkratzern in Manhattan zu Felde zog, an ihrer Seite war nun der Geschäftsmann Maurice Tempelsman. 1994 diagnostizierten Ärzte bei ihr Lymphknotenkrebs, es gab keine Heilung. Die Unbeirrbarkeit, die Jacqueline Kennedy Onassis in der Öffentlichkeit ausstrahlte, konnte auch diese Krankheit nicht zerstören. Ihr Leben wird ihr niemand neiden. Von ihrer Wirkung auf andere Menschen kann man nur lernen. Sie wollen Geschichte auch hören? „Attentäter“ ist die erste Staffel des WELT-History-Podcasts.   Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like. (verlinkt auf https://www.facebook.com/weltgeschichte/)
Philip Cassier
Zeit ihres Lebens stand Jacqueline Kennedy für Klasse. Dabei war das Attentat auf ihren Mann im November 1963 bei Weitem nicht der einzige Schicksalsschlag, den sie verkraften musste. Unbeirrbar blieb sie trotzdem.
Geschichte
Kopf des Tages
2021-07-28T02:10:07Z
2021-07-28T02:10:07Z
Nach dem Mord stand sie beim Eid neben Kennedys Nachfolger
https://www.welt.de//geschichte/kopf-des-tages/article232773551/Jacqueline-Kennedy-Die-unbeirrbare-Stil-Ikone.html
Tübingen: Boris Palmer bekommt vor OB-Wahl wohl parteiinterne Konkurrenz
Die Grünen in Tübingen wollen den künftigen Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl im Herbst 2022 per Urwahl bestimmen. Die Mitgliederversammlung nahm am Mittwochabend einen Vorschlag des Stadtvorstands mit großer Mehrheit an. Das heißt: Im April dürfen die Mitglieder des Stadtverbands darüber entscheiden, wer für die Grünen im Herbst 2022 für den OB-Posten in der Universitätsstadt antreten wird. Eine Nominierungsveranstaltung wie bei den beiden vergangenen Wahlen, als Boris Palmer der einzige Kandidat war, wird es somit nicht geben. Im Kampf ums Rathaus muss Palmer nun mit parteiinterner Konkurrenz rechnen. Bis zum 28. Februar dauert die Bewerbungsphase, im März sollen sich die Kandidaten auf einem Podium vorstellen. In der Einladung zur Versammlung hatte der Vorstand geschrieben: „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in der Frage der OB-Wahl die Streitlinie in der Stadt zurzeit nicht entlang einer Parteiengrenze geht, sondern mitten durch uns.“   Amtsinhaber Palmer wollte sich am Mittwoch nicht zur Sache äußern. In dieser Woche werde er nichts weiter dazu sagen. „Ich überlege mir das in Ruhe“, sagte Palmer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Ein Parteitag der Grünen in Baden-Württeberg hatte Anfang Mai beschlossen, ein Parteiordnungsverfahren gegen Palmer anzustrengen. Anlass für diesen Beschluss war ein Facebook-Beitrag Palmers über den früheren deutschen Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/article230973461/Fall-Aogo-Boris-Palmer-provoziert-bei-Facebook-mit-N-Wort-Parteitag-beschliesst-seinen-Ausschluss.html) , in dem der Oberbürgermeister das sogenannte N-Wort benutzt. Mit diesem Begriff wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Der OB beteuerte, seine Äußerung sei ironisch gemeint gewesen.   In „ Machtwechsel (verlinkt auf https://www.welt.de/podcasts/machtwechsel/) “ diskutieren die Journalisten (verlinkt auf https://podcasts.apple.com/de/podcast/machtwechsel/id1568123217) Da gmar Ro (verlinkt auf https://open.spotify.com/episode/1uzEKANjugj2sQnCqIeX22?si=076733f1809c4bc5&nd=1) se nfeld und Ro (verlinkt auf https://music.amazon.de/podcasts/2d5c6645-e2e3-468e-9b82-7f639513cafe/Machtwechsel) bi n Alex (verlinkt auf https://www.deezer.com/us/show/2653882) ander aus der WELT (verlinkt auf https://machtwechsel.podigee.io/) -Chefredaktion jeden Mittwoch über die großen politischen Fragen Deutschlands. Abonnieren unter anderem bei Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music, Deezer oder per RSS-Feed.
WELT
Wegen zahlreicher provokanter Äußerungen liegen die Grünen seit langem mit Boris Palmer im Clinch. Trotz seiner Erfolge als Bürgermeister könnte die Partei ihn vor der kommenden Wahl in Tübingen absägen.
Politik
Deutschland
2021-10-20T19:59:16Z
2021-10-20T19:59:16Z
Boris Palmer bekommt vor OB-Wahl wohl parteiinterne Konkurrenz
https://www.welt.de//politik/deutschland/article234539254/Tuebingen-Boris-Palmer-bekommt-vor-OB-Wahl-wohl-parteiinterne-Konkurrenz.html
Basketball-EM 2015: Nach Pleite gegen Türkei droht Deutschland das Aus
Die deutschen Basketballer stehen nach einer zeitweise desaströsen Vorstellung gegen die Türkei vor dem frühen Aus bei der EM (verlinkt auf /sport/basketball/article145877928/Deutschland-gegen-Italien-unter-grossem-Druck.html) . Das Team um den überforderten und frustrierten Dirk Nowitzki kassierte am Dienstag in Berlin ein 75:80 (24:41) und braucht nun dringend einen Sieg gegen Italien für das Achtelfinale. Vor 13.050 Zuschauern kam Superstar Nowitzki auf 15 Punkte, Dennis Schröder setzte bei 24 Zählern erst zum Schluss Akzente. Nach zwischenzeitlich 21 Punkten Rückstand kam eine Aufholjagd im letzten Viertel zu spät. Bei nur einem Sieg beim Auftakt gegen Island und zwei Niederlagen steht die Auswahl von Bundestrainer Chris Fleming nun angesichts der Vorrunden-Duelle mit Italien (Mittwoch) und Mitfavorit Spanien (Donnerstag) vor einer ganz schweren Aufgabe. "Die Türken haben mit viel mehr Energie angefangen. Die waren bereit zu spielen", sagte Nowitzki. "Es wird schwer jetzt, aber wir werden nicht aufgeben." Auch Fleming kritisierte den schwachen Start: "Ausschlaggebend war unsere Bereitschaft im ersten Viertel. Zum Schluss haben wir mit viel Energie gespielt, aber es war mehr Emotion als Basketball-Qualität." Der Start geriet für das deutsche Team vor den Augen von Fußball-Nationalspieler Mats Hummels (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mats-hummels/) zur Katastrophe. Weder Nowitzki noch Schröder trafen ihre ersten Würfe, bei den Türken klappte alles. Nach dem schnellen 0:9 rief Fleming seine Spieler zur Auszeit zusammen, doch nichts änderte sich. Es wurde hingegen noch schlimmer: Mit einer aggressiven Defensive setzten die Gäste das deutsche Aufbauspiel unter Druck, nach gut drei Minuten musste der hektische Schröder mit einer indiskutablen Leistung vorerst auf die Bank. "Das darf nicht vorkommen. Vier Turnover in den ersten Minuten das geht einfach nicht als Point Guard. Da muss ich besser sein", sagte der NBA-Jungstar. Benzing sorgte für sechs Punkte in Serie Aber auch weiter bekam die deutsche Defensive vor allem Ersan Ilyasova und Center Semih Erden nicht in den Griff. Wie ein Orkan fegte die Türkei über den Gastgeber hinweg und traf im Auftaktviertel elf ihrer 13 Würfe. "Kein Heckmeck", forderte Schröder von seinen Teamkollegen, Fleming versuchte an die defensive Ehre zu appellieren. "Oh, Türkiye" – beim 11:31 sangen aber nur noch die rund 2000 Gäste-Fans. Vieles erinnerte an das jüngste Test-Duell beim Supercup, als die deutsche Mannschaft zeitweise mit 24 Punkten zurücklag – damals glückte noch der Sieg. Ohne Nowitzki und Schröder konnte die Fleming-Auswahl nun zumindest den Negativlauf stoppen. Vor allem Robin Benzing, der bei der knappen Niederlage gegen Serbien gefehlt hatte (verlinkt auf /sport/article146107410/Dieser-Korb-verhinderte-die-deutsche-Sensation.html) , sorgte für Energie und erzielte sechs Punkte in Serie. Immer wieder entblößte aber der eingebürgte Amerikaner Ali Muhammed eklatante Verteidigungs-Lücken, die Türken attackierten Nowitzki als defensive Schwachstelle. Bei einem 17-Punkte-Rückstand zur Halbzeit stürmte der Würzburger zuerst in die Kabine. "Die ersten zehn Minuten haben wir nicht energisch gespielt", kritisierte Fleming. Pleiß muss vom Feld – Aufholjagd kommt zu spät Das deutsche Team kam mit etwas mehr Schwung zurück aufs Parkett. Nach einem vielversprechenden Beginn musste aber der wirkungslose Center Tibor Pleiß mit Foulproblemen vom Feld, sein Ersatzmann Johannes Voigtmann bekam Erden nicht in den Griff. Den kleinen Hoffnungsschimmer beim 38:48 durch Benzing machte sich das deutsche Team mit leichten Fehlern selbst zunichte. Bedient nahm Nowitzki beim 43:60 in der letzten Viertelpause auf der Bank Platz, Fleming brüllte verzweifelt auf sein Team ein. Die Mannschaft kam noch einmal auf fünf Punkte heran, dennoch fuhren die Türken ihren zweiten Sieg im Turnier ein. Für das deutsche Team ist die Endrunde in Lille hingegen in weite Ferne gerückt.
WELT
Dirk Nowitzki und Co. müssen bei der EM um das Minimalziel zittern. Bei der zweiten Vorrunden-Niederlage zeigt das Team gegen die Türkei teilweise eine katastrophale Leistung. Jetzt muss ein Sieg her.
Sport
Basketball
2015-09-08T18:11:06Z
2015-09-09T09:34:26Z
Nach Pleite gegen Türkei droht Deutschland das Aus
https://www.welt.de//sport/basketball/article146170519/Nach-Pleite-gegen-Tuerkei-droht-Deutschland-das-Aus.html
Fußball-WM 2014: Boko Haram droht in Nigeria mit Terror
Eigentlich sollte die WM in Brasilien ein Anlass zur Freude sein, doch in Nigeria müssen Fans der Nationalmannschaft um ihr Leben fürchten. Unmittelbar vor dem ersten Spiel Nigerias gegen den Iran am Montag drohte die gefürchtete Terrorgruppe Boko Haram mit Anschlägen auf Fußballfans. Die Behörden nehmen nach den gewalttätigen Akten in den vergangenen Monaten die Ankündigung sehr ernst und beschlossen im besonders gefährdeten Bundesstaat Adamawa im Nordosten des Landes bereits erste Maßnahmen. „Wir haben entschieden, alle Public-Viewing-Stätten unverzüglich zu schließen“, sagte ein Regierungssprecher: „Wir wissen, dass das für viele Fans einen einschneidenden Effekt hat. Aber wir glauben, dass die Sicherheit der Menschen wichtiger ist.“ Denn dass die Gruppe des Anführers Abubakar Shekau zu allem fähig ist, beweist sie in regelmäßigen Abständen: Im Mai wurden drei Menschen in der Stadt Jos bei einem Anschlag während des Public Viewings zum Champions-League-Finale getötet. Einen Monat zuvor stürmten Attentäter eine Veranstaltung und erschossen zwei Personen. Die Opfer hatten zuvor das Viertelfinale der Königsklasse angeschaut. Zudem starben bei einem Bombenanschlag nach einem Fußballspiel Anfang Juni mehr als 40 Menschen. (verlinkt auf /politik/ausland/article128618810/Mindestens-40-Tote-durch-Bombe-auf-Fussballfeld.html) Auch die meisten der vor rund zwei Monaten entführten knapp 300 Schülerinnen sind noch immer in der Gewalt der Islamisten. Fußball als Verstoß gegen islamistische Regeln Immer wieder hatte Boko-Haram-Führer Shekau gegen den Fußball gewettert. Dieser sei ein Verstoß gegen die strengen islamistischen Regeln. In Videobotschaften hatte er Fußball und Musik als eine Verschwörung des Westens gegeißelt, um die Muslime von ihrer Religion abzulenken. Dennoch haben die Behörden Angst, dass viele Nigerianer sich nicht an die Vorgaben halten. Für viele Fans sind die öffentlichen Veranstaltungen die einzige Möglichkeit, die Auftritte ihres Teams live zu verfolgen. Häufig machen Stromausfälle das Mitfiebern am eigenen Fernseher unmöglich, zudem sind in den betroffenen Regionen die notwendigen Satelliten-Receiver nur schwer zu bekommen. Nach der Ankündigung bildeten sich in vielen Städten lange Schlangen vor den Geschäften. Zumindest beim Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien blieben die befürchteten Attentate aber aus. Die Auswirkungen der Drohungen waren allerdings schon sichtbar. Nach offiziellen Angaben waren bei den geöffneten Public Viewings bis zu 35 Prozent weniger Besucher. Und auch die konnten das 3:1 der Brasilianer nicht wirklich entspannt verfolgen. „Während des Spiels war die Angst eines möglichen Angriffs immer im Hinterkopf“, sagte ein Besucher. „Ich konnte das Spiel nicht genießen.“ Neben dem Auftaktspiel gegen den Iran muss Nigeria in der Gruppe F noch gegen Argentinien und Bosnien-Herzegowina antreten.
WELT
Die Terrorgruppe Boko Haram plant in Nigeria Anschläge auf Fußball-Fans. Dass sie ihre Drohungen wahr macht, hat sie zuletzt oft bewiesen. Einige Public-Viewing-Stätten wurden nun geschlossen.
Sport
Fußball
2014-06-15T09:40:25Z
2015-10-15T19:25:43Z
Boko Haram droht in Nigeria mit WM-Terror
https://www.welt.de//sport/fussball/wm-2014/article129090326/Boko-Haram-droht-in-Nigeria-mit-WM-Terror.html
Bald erledigt ein Roboter Ihre Steuererklärung
Wer kennt das nicht: Der alljährliche Kampf mit dem Wust von Papieren. Die deutsche Steuererklärung ist aufwendig und gilt international als besonders kompliziert. Nun soll alles einfacher werden, das zumindest sieht ein Gesetzentwurf vor, der am Mittwoch vom Bundeskabinett in Berlin beraten wird. Das Kernstück: Künftig soll der Computer, nicht mehr ein Mensch, die Steuererklärung (verlinkt auf /finanzen/ratgeber-steuern/article145829860/Wann-sich-Waesche-waschen-steuerlich-absetzen-laesst.html) prüfen und genehmigen. Geht es nach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), müssen Steuerzahler in Zukunft dem Finanzamt keine Belege mehr vorlegen. Nachweise von Spenden oder Kapitalerträgen werden dann nur noch in Einzelfällen angefordert. Mit dem Maßnahmenpaket will die Regierung nach eigenem Bekunden Bürger und Finanzämter entlasten. Der Gesetzentwurf ist das Ergebnis von 18 Monaten intensiver Debatte zwischen Bund und Ländern. Zielvorgabe ist, dass das Gros der normalen Steuererklärungen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/steuererklaerung-und-steuertipps/) 2022 überwiegend maschinell erledigt wird. „Wir wollen die Bearbeitungszeiten verringern“, verspricht die Bundesregierung. Kommt die Elster-App? Bereits 2014 hatte die große Koalition mit dem Einstieg in die vorausgefüllte Steuererklärung (verlinkt auf /finanzen/ratgeber-steuern/article144639801/Einspruch-gegen-Steuerbescheid-lohnt-sich-oft.html) einen ersten Schritt hin zu einem elektronischen Verfahren gemacht. Doch ist der Weg dahin noch weit. Viele Praktiker (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/praktiker/) äußern Skepsis, dass alles so läuft, wie es sich das Finanzministerium vorstellt. „Die Realisierung des Vorhabens ist weit weg, da wird man im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens sicherlich noch mit Änderungen rechnen können“, sagt Peter Kauth vom Beratungsportal Steuerrat24.de. Die Rechtsgrundlage für die Volldigitalisierung soll zum 1. Januar 2017 stehen und bis 2022 flächendeckend umgesetzt werden. Am Ende soll nach den Vorstellungen der Regierung ein Steuerpflichtiger seine Daten im elektronischen Steuersystem „Elster“ beim Finanzamt abrufen, prüfen und in seine digitale Steuererklärung (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/steuererklaerung-und-steuertipps/) übernehmen. Der Bürger kann seine Identität per elektronischem Personalausweis oder über eine geplante Elster-App nachweisen, so zumindest sieht es der Plan vor. Beschleunigte Bearbeitung Daten des Arbeitgebers, der Krankenkasse, der Rentenversicherung oder anderer Institutionen sollen dann elektronisch voreingestellt sein. Das gleiche gilt für Kapitaleinkünfte, die direkt von der Bank an den Fiskus übermittelt werden. Fehler in der vorausgefüllten Steuererklärung können am heimischen Computer korrigiert werden. Ist die Steuererklärung fertig, wird sie per Knopfdruck an das Finanzamt geschickt und dort maschinell geprüft. Der Steuerbescheid wird dem Bürger dann idealerweise ebenfalls digital zugestellt. Das Ziel: Die meisten Erklärungen wird dann nie ein Finanzbeamter zu Gesicht bekommen. Die Ämter stöhnen schon seit langem über eine nicht zu bewältigende Arbeitsbelastung. In manchen Städten dauert es bis zu einem Vierteljahr, ehe der Fiskus den Bescheid zustellt (verlinkt auf /wirtschaft/article144713556/Hier-warten-Sie-am-laengsten-auf-Ihren-Steuerbescheid.html) . Nach Angaben der Bundesregierung dürfen Steuerzahler dank der Automatisierung mit einer beschleunigten Bearbeitung ihrer Erklärungen rechnen. „Das Ziel muss am Ende sein, dass wir die Mehrzahl der Fälle automatisiert bearbeiten können“, heißt es im Finanzministerium. Ein „Risikofilter“ soll jedoch dafür sorgen, dass ein bestimmter Prozentsatz der Steuererklärungen von einem Menschen kontrolliert wird. In dem Fall könnten auch Quittungen und Nachweise angefordert werden. Allerdings können die Belege dann ebenfalls elektronisch übermittelt werden. Diese Stichproben sind noch ein Knackpunkt. Mysterium Risikofilter Bei welchen Fällen der Risikofilter anschlagen soll, wird noch erarbeitet – veröffentlich werden soll er nach Auskunft des Finanzministeriums ohnehin nicht. Von bis zu 100 Kriterien ist die Rede. Mit den Stichproben soll sichergestellt werden, dass jeder Bürger immer damit rechnen muss, dass er in eine Kontrolle gerät, was Missbrauch vorbeugen soll. Im Ministerium meint man: „Es ist klug, den Steuerpflichtigen zu sagen, dass es einen Risikofilter gibt – und dass sie seine Funktionsweise nicht einschätzen können.“ Mit dem vollautomatischen System werden auch die Fristen für die Abgabe der Steuerklärung verändert. Wer sich vom Steuerberater beraten lässt, soll zwei Monate mehr Zeit bekommen. Statt dem 31. Dezember des Folgejahres gilt dann also Ende Februar des übernächsten Jahres als Stichtag. Wer die längere Frist reißt, muss künftig allerdings mit Strafgebühren rechnen. Bürger, die dem Computer des Fiskus nicht trauen, sollen auch im neuen System jederzeit mit einem Klick eine Prüfung durch einen Sachbearbeiter beantragen dürfen. Das soll auch für den Fall gelten, dass ein Steuerzahler Anmerkungen in einem besonderen Feld macht und sich auf eine abweichende Rechtsauffassung beruft.
Daniel Eckert
Die Bundesregierung will die Steuererklärung ab 2017 vollautomatisch machen. Belege sollen nur noch auf Aufforderung eingesandt werden. Die große Unbekannte ist ein Risikofilter gegen schwarze Schafe.
Finanzen
2015-12-09T06:54:00Z
2015-12-09T20:18:09Z
Künftig ist Ihr Finanzbeamter ein Roboter
https://www.welt.de//finanzen/article149763516/Kuenftig-ist-Ihr-Finanzbeamter-ein-Roboter.html
Moskau: John Oliver interviewt Edward Snowden
Für die jüngste Ausgabe seiner Show „Last Week Tonight“ flog Satiriker John Oliver nach Moskau, um dort Edward Snowden zu interviewen. Hier ein Ausschnitt aus dem Gespräch.
WELT
Für die jüngste Ausgabe seiner Show „Last Week Tonight“ flog Satiriker John Oliver nach Moskau, um dort Edward Snowden zu interviewen. Hier ein Ausschnitt aus dem Gespräch.
2015-04-08T13:13:38Z
2016-12-16T14:15:49Z
Ein etwas anderes Interview mit Edward Snowden
https://www.welt.de//videos/video139280444/Ein-etwas-anderes-Interview-mit-Edward-Snowden.html
Dönermorde: Komplize von Neonazi-Trio festgenommen
Die Bundesanwaltschaft hat einen mutmaßlichen Komplizen des Neonazi-Trios (verlinkt auf /politik/deutschland/article13713963/Die-moerderische-Dimension-des-braunen-Terrors.html) festgenommen, das für die Dönermordserie verantwortlich (verlinkt auf /politik/deutschland/article13714478/Geheimdienst-Kontrolleure-sollen-jetzt-aktiv-werden.html) sein soll. Zudem sei die Wohnung des 37-jährigen aus der Nähe von Hannover durchsucht worden, hieß es in einer Mitteilung. Der Deutsche Holger G. werde dringend verdächtigt, ebenfalls Mitglied der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zu sein, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Die NSU wird auch für die Morde an acht Deutsch-Türken und einem Griechen zwischen 2000 und 2006 sowie für den Mordanschlag im April 2007 auf zwei Polizisten in Heilbronn verantwortlich gemacht. In dieselben rechtsextremistischen Kreise eingebunden Holger G. habe seit Ende der 90er-Jahre mit den übrigen Mitgliedern der NSU in Kontakt gestanden, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Er habe deren fremdenfeindliche Einstellung geteilt und sei in dieselben rechtsextremistischen Kreise eingebunden gewesen. Der 37-Jährige werde beschuldigt, den drei untergetauchten Mitgliedern der NSU 2007 seinen Führerschein und vor etwa vier Monaten seinen Reisepass zur Verfügung gestellt zu haben. Zudem habe er mehrfach Wohnmobile für die Gruppe angemietet. Eines der Fahrzeuge sei bei dem Polizistenmord in Heilbronn benutzt worden. Montag dem Ermittlungsrichter vorgeführt Die Bundesanwaltschaft ermittle außerdem gegen Holger G., weil er sich möglicherweise direkt an den Mordtaten der NSU beteiligt habe, erklärte die Behörde. Am Montag solle er dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Von den drei übrigen mutmaßlichen Mitgliedern der NSU sind zwei tot, eine Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Öffentliche Sorge in der Politik Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat unterdessen erstmals von „Rechtsterrorismus“ in Deutschland gesprochen. „Es sieht so aus, als ob wir es tatsächlich mit einer neuen Form des rechtsextremistischen Terrorismus zu tun haben“, sagte er in Berlin. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich besorgt über die jetzt öffentlich gewordene Neonazi-Mordserie. Beim Hallenrundgang vor dem CDU-Parteitag in Leipzig sprach die CDU-Vorsitzende von erschreckenden Erkenntnissen: „Es ist ein außergewöhnliches Ereignis, dem man mit größter Sorgfalt nachgehen muss.“ Die Vorgänge ließen Strukturen erkennen, „die wir uns so nicht vorgestellt haben. Deshalb heißt es, immer wieder wachsam sein, gegen jede Form von Extremismus. In diesem Fall wahrscheinlich auf Extremismus von der rechten Seite.“ Merkel sagte, die Ermittlungen müssten in aller Sorgfalt weitergeführt werden. Sie hoffe, dass die Untersuchungen bald so abgeschlossen sind, dass es vollkommene Klarheit über die Hintergründe der Taten und Täter gebe.
WELT
In der Nähe von Hannover hat die Bundesanwaltschaft einen mutmaßlichen Komplizen der terroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" festgenommen.
Politik
Deutschland
2011-11-13T12:20:29Z
2015-10-04T05:36:11Z
Komplize von Neonazi-Trio festgenommen
https://www.welt.de//politik/deutschland/article13714779/Komplize-von-Neonazi-Trio-festgenommen.html
Tarifrunde geplatzt: Ver.di kündigt Warnstreiks im öffentlichen Dienst an
Die Bürger müssen sich in den kommenden drei Wochen auf Warnstreiks im öffentlichen Dienst der Länder einstellen. Das kündigte die Gewerkschaft Verdi nach einer ergebnislosen zweiten Runde der Tarifverhandlungen für die rund 800.000 Angestellten der Länder am Donnerstag in Potsdam an. „Ich erwarte Warnstreiks der Beschäftigten“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Details nannte er nicht. Welche Größenordnung die Aktionen haben und welche Regionen und Bereiche betroffen sein könnten, blieb zunächst unklar. Die Arbeitgeberseite hatte in der zweiten Runde erneut kein Angebot vorgelegt. Die Gespräche wurden ohne Ergebnis unterbrochen. Die Streikaktionen sollen nun Druck auf die Länder machen für die nächsten Gespräche, die am 7. und 8. März in Potsdam anstehen. In den Ausstand dürften unter anderem angestellte Lehrer treten. Die Lehrergewerkschaft GEW sagte, Warnstreiks seien hier bereits ab Montag möglich. Möglich wären aber auch Arbeitsniederlegungen von Straßenwärtern, Verwaltungsangestellten oder Mitarbeitern an Universitätskliniken. Dann müssen die Bürger mit Unterrichtsausfall an Schulen oder Einschränkungen beim Winterdienst auf den Straßen rechnen. Das erste Treffen Ende Januar war ohne Ergebnis geblieben. Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten unter anderem 6,5 Prozent mehr Geld und ein festes Gehaltsplus für die Auszubildenden. Außerdem wollen sie erreichen, dass für die rund 200.000 angestellten Lehrer per Tarifvertrag geregelt wird, in welche Gehaltsklasse sie eingruppiert werden. Bislang bestehen hier von Land zu Land große Unterschiede. Bsirske verweist auf Rekordsteuereinnahmen Der Verhandlungsführer der Länder, Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), kritisierte die Forderungen erneut als überzogen. „Das passt nicht in die Landschaft“, betonte er. „Das geht auch nicht zu finanzieren.“ Er dämpfte die Erwartungen auf ein schnelles Ergebnis: „Wir werden heute sicherlich nicht fertig“, sagte der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Ein Angebot werde er vorerst nicht vorlegen, sondern zunächst über die Vorstellungen der Gewerkschaftsseite reden. Diese orientieren sich mit ihrer Forderung an dem jüngsten Tarifabschluss für die Beschäftigten von Bund und Kommunen: Die zwei Millionen Beschäftigten dort erhalten über die nächsten zwei Jahre in mehreren Stufen insgesamt 6,3 Prozent mehr Geld. Bsirske mahnte, die Landesbeschäftigten dürften nicht abgehängt werden. Auch die Lehrer müssten endlich gerecht bezahlt werden. Die aktuelle Situation sei nicht akzeptabel. „Wir werden das nicht länger hinnehmen.“ Die Länder hätten zuletzt Rekordsteuereinnahmen verbucht. Die Spielräume für Lohnsteigerungen seien also da. Der Verhandlungsführer des Beamtenbundes, Willi Russ, sagte, es könne nicht sein, dass die Länder immerzu über ihre Haushalte klagten. In den Haushalten der Polizisten und Straßenwärter sehe es nicht besser aus. „Also muss Kohle her.“ Hunderte demonstrierten vor Hotel Ilse Schaad aus dem Vorstand der Lehrergewerkschaft GEW sagte: „Die Kollegen in den Schulen sind sauer.“ Sollten sich die Arbeitgeber in der Frage der Lehrerbezahlung nicht bewegen, könnten schon ab Montag Warnstreiks beginnen. Eltern und Schulleiter seien bereits vorgewarnt, dass es zu Unterrichtsausfall kommen könne. Vor dem Tagungshotel demonstrierten mehrere Hundert Landesbeschäftigte mit Plakaten, Fahnen und Transparenten für mehr Geld – darunter Polizisten, Lehrer, Straßenwärter und Verwaltungsmitarbeiter. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Sprechchören machten sie ihrem Ärger Luft und forderten: „Wir wollen Kohle sehen.“
WELT
Auch die zweite Tarifrunde im öffentlichen Dienst bleibt ohne Ergebnis: Für die kommende Woche kündigte die Gewerkschaft Ver.di jetzt Warnstreiks an.
Wirtschaft
2013-02-14T19:45:24Z
2017-08-23T20:08:26Z
Ver.di kündigt Warnstreiks im öffentlichen Dienst an
https://www.welt.de//wirtschaft/article113649223/Ver-di-kuendigt-Warnstreiks-im-oeffentlichen-Dienst-an.html
Kaeser sagt Besuch in Saudi-Arabien ab
München (dpa) - Nach internationaler Empörung über den mutmaßlichen Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi hat Siemens-Chef Joe Kaeser einen Besuch in Saudi-Arabien abgesagt. «Es ist die sauberste Entscheidung, aber nicht die mutigste», schrieb Kaeser am Montag auf «Linkedin». Der Siemens-Chef wollte ursprünglich an einer großen Konferenz der saudischen Regierung teilnehmen, zu der Unternehmenslenker und Investoren aus aller Welt geladen sind. Vor Kaeser hatten bereits andere prominente Manager ihre Reise nach Riad abgesagt. Kaeser war in Politik und Medien in die Kritik geraten, weil er seine Teilnahme nicht schon früher abgesagt hatte. Saudi-Arabien ist für Siemens ein Milliardenmarkt, derzeit ist das Unternehmen dort an zwei Großprojekten beteiligt: dem Bau eines Gaskraftwerks und der neuen U-Bahn in der Hauptstadt Riad. Kaeser begründete sein Zögern: Er habe die Interessen alller Beteiligten berücksichtigen wollen: die Ziele und den Ruf von Siemens, die Partnerschaft mit den Kunden in der arabischen Welt und dem saudischen Königreich, eine geschäftliche Chance mit einem Wert von bis zu 30 Milliarden Dollar bis 2030 und tausende von Arbeitsplätzen in Saudi-Arabien und anderswo. «Und es ist keine Entscheidung gegen das Königreich oder dessen Volk», schrieb Kaeser. «Aber jetzt muss die Wahrheit (über das Verschwinden Khashoggis) herausgefunden und der Gerechtigkeit Genüge getan werden.»
WELT
Lange hat Siemens-Chef Kaeser offen gelassen, ob er trotz der haarsträubenden Tötung des kritischen Journalisten Khashoggi nach Saudi-Arabien reisen werde. Nun hat er die Notbremse gezogen.
Regionales
Bayern
2018-10-21T13:27:01Z
2018-10-22T13:01:47Z
Kaeser sagt Besuch in Saudi-Arabien ab
https://www.welt.de//regionales/bayern/article182456260/Kaeser-sagt-Besuch-in-Saudi-Arabien-ab.html
Versicherungsschutz: Wer hilft im Flüchtlingsdrama den Helfern?
Diese Welle an Hilfsbereitschaft für fremde Menschen in Not hat Deutschland noch nicht gesehen. Ob in Berlin, Frankfurt, Leipzig oder München: Da nehmen sich Arbeitnehmer spontan frei, um Flüchtlinge mit Essen zu versorgen, mit Wasser, Spielsachen, Kleidung. Andere packen seit Wochen schon beim Aufbau von Notunterkünften mit an, sammeln Möbel, geben Sprach- und Sportunterricht, organisieren Spieletage. Wer hat da schon Zeit, sich noch um den eigenen Versicherungsschutz Gedanken zu machen. Doch auch guten Menschen kann etwas passieren. Wenn sie bei ihrem Einsatz von der Leiter fallen, stürzen, sich verletzen, einen Unfall bauen. Oder wenn sie anderen aus Unachtsamkeit Schaden zufügen, wenn durch einen falschen Handgriff etwas Wertvolles zu Bruch geht. Die vielen Tausend ehrenamtlichen Helfer sollten unbedingt über das Auffangnetz für den eigenen Notfall Bescheid wissen, warnt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. So mancher vermeintliche Schutz sei löchrig. Was gilt grundsätzlich? Ehrenamtlich aktive Bürger sind in der Regel automatisch und kostenlos gesetzlich unfallversichert. Ob als Elternbeirat, Schöffe, Wahlhelfer, ob in der Kirche, bei Wohlfahrtsverbänden oder der Freiwilligen Feuerwehr – entscheidend ist, dass die Helfer ihre Arbeit unentgeltlich, freiwillig und zum Wohle anderer machen. Und vorausgesetzt, ihr Engagement erfolgt im Auftrag der Schule, einer Körperschaft oder einer Anstalt des öffentlichen Rechts, wie Stefan Boltz erläutert, Sprecher der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Berlin. Packen sie für eine gute Sache mit an und verletzen sich, dann zahlt die gesetzliche Unfallversicherung die Kosten für Behandlungen, Reha und gegebenenfalls Renten. Das gilt für Unfälle, die während der ehrenamtlichen Arbeit selbst sowie auf dem Hin- oder Rückweg zwischen Wohn- und Einsatzort passieren. Aber aufgepasst: Ein privater Abstecher zwischendurch zum Bäcker oder zur Post macht den Schutz auf dem Weg schon zunichte. Die Behandlungskosten zahlt dann zwar die Krankenkasse, auf den Folgekosten bei bleibenden Schäden bleibt der Betroffene jedoch häufig sitzen. Was ist bei der Flüchtlingshilfe wichtig? Auch für die Bürger, die sich jetzt zuhauf spontan in der Flüchtlingshilfe engagieren, gilt der gesetzliche Versicherungsschutz nach dem Sozialgesetzbuch, Siebtes Buch (SGB VII), wie Boltz betont. Sie übernehmen schließlich Aufgaben, die eigentlich Sache der Städte und Landkreise sind. Doch eine große Einschränkung gilt es zu beachten: Automatisch versichert sind die Freiwilligen nur dann, wenn sie – etwa an den Bahnhöfen oder in den Unterkünften – unter der organisatorischen Regie der Kommune mithelfen. Diese muss im Hintergrund für die Einteilung und Anweisungen zuständig sein, die Kosten tragen und letztlich in der Verantwortung stehen. Das heißt konkret: Bringt jemand aus Eigeninitiative Wasser oder Kleidung vorbei, ist das erst mal seine Privatsache. Stürzt er dabei mit dem Einkaufswagen und bricht sich etwa ein Bein, springt die gesetzliche Unfallversicherung nicht ein, soziales Engagement hin oder her. Wie gehe ich auf Nummer sicher? Die vielen Freiwilligen sollten darauf achten, dass sie sich organisiert für Flüchtlinge einsetzen, empfiehlt Weidenbach. Am einfachsten sei, sich kurz bei der Kommune anzumelden oder ersatzweise bei den Vereinen und Verbänden, die die Regie vor Ort übertragen bekamen. Die Unfallkassen raten dazu, vorsorglich eine Liste anzulegen, in der sich die Flüchtlingshelfer einschreiben. Für alle Fälle. Stößt einem Freiwilligen etwas zu, müsse nicht mehr aufwendig nachgeprüft werden, ob er zurzeit des Unfalls tatsächlich für die Kommune aktiv war oder nicht, wie Boltz erläutert. Das kann bares Geld wert sein für Selbstständige und Freiberufler ohne Krankengeld- oder Krankentagegeld-Absicherung, die verunglücken und lange Ausfallzeiten im Job hinnehmen müssen. „Wer sich nicht gemeldet hat, dem fällt im Ernstfall der Nachweis schwer, dass er fürs Gemeinwohl aktiv war‘“, sagt die Verbraucherschützerin. Weitere Informationen bietet die kostenfreie Hotline der DGUV unter 0800-6050404. Wer sich länger engagieren will, kann über freiwillige Versicherungen nachdenken. Eine private Unfall- oder eine Berufsunfähigkeitspolice greifen auch, wenn jemand in seiner Freizeit im Ehrenamt verunglückt, so Weidenbach. Wie steht es um die Haftung? „Was sich sozial engagierte Bürger außerdem fragen sollten, ist: Wie läuft das eigentlich, wenn ich bei meinem Engagement andere schädige, ob aus kurzer Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit?“, gibt Weidenbach zu bedenken. Das Damoklesschwert der Haftung sei nur den wenigsten bewusst, die für eine gute Sache mit anpacken – bis etwas passiert. Wer zum Beispiel als Mitglied seines Sportklubs ehrenamtlich Flüchtlingen hilft, sei in der Regel über die Haftpflichtversicherung seines Vereins abgesichert, erklärt die Versicherungsexpertin. Betroffene sollten nachfragen. Solange er fahrlässig handelte, ist er damit aus dem Schneider. Bei Vorsatz muss er für Schaden selbst geradestehen. Darüber hinaus ist für sozial engagierte Bürger die private Haftpflichtversicherung in jedem Fall ein Muss. Aber auch die zahlt nicht immer, warnt Weidenbach. Je nach Anbieter und Kleingedrucktem seien Risiken im Ehrenamt oft genug nicht abgedeckt. Greift kein anderer Schutz, fangen die Gruppenversicherungen der Länder freiwillige Helfer am Ende auf.
Berrit Gräber
Zehntausende ehrenamtliche Helfer engagieren sich für Menschen in Not. Sie sammeln Spenden, organisieren Sprachkurse und Spieletage – aber nicht ohne Risiko. Was Sie bei der Hilfe beachten müssen.
Finanzen
Verbraucher
2015-10-07T05:50:00Z
2015-10-07T07:16:11Z
Das unterschätzte Risiko der Flüchtlings-Helfer
https://www.welt.de//finanzen/verbraucher/article147302181/Das-unterschaetzte-Risiko-der-Fluechtlings-Helfer.html
Borlottibohnen: Ein feiner, schlichter Eintopf – passend zum Ende des Frühlings
Während man bei uns wohl erst im August mit der weißen Palbohne rechnen kann, kommt aus dem Süden Europas jetzt schon die bunt geflammte Verwandte, die Borlottibohne. Nun mag sich der eine oder andere fragen, warum ich mich so über die frischen Schoten freue. Getrocknete Exemplare bekommt man ja das ganze Jahr, die müssen nicht einmal gepult werden und kosten meist auch nur einen Bruchteil. Die Antwort: Frische Bohnenkerne schmecken einfach anders, haben eine andere Konsistenz, sind delikater. Ich koche sie nur mit Wasser, ein paar Gewürzen, etwas Sellerie und serviere dazu Knoblauchbrot. Ein feiner, schlichter Eintopf (verlinkt auf https://www.welt.de/food/essen/plus206003753/Berglinsen-Eintopf-Rezept-mit-karamellisierten-Zwiebeln-und-Kurkuma.html) , der gut zum etwas unerschlossenen Frühling (verlinkt auf https://www.welt.de/iconist/trends/article255757690/Fruehlingsanfang-20-Dinge-die-jetzt-gute-Laune-machen.html) passt. Das sind die Zutaten: Ca. 1,5 kg frische Borlottibohnen in der Schote 1 Zwiebel Etwas Chili 10 schwarze Pfefferkörner 2 Gewürznelken Salz Olivenöl 3 Zehen Knoblauch 4 Scheiben Weißbrot Parmesan 4–5 Stangen Staudensellerie 2–3 Zweige Minze Und so wird's zubereitet: Die Bohnen aus den Schoten pulen und in einem Topf circa zwei fingerbreit mit Wasser bedecken. Die Zwiebel und den Knoblauch (verlinkt auf https://www.welt.de/iconist/essen-und-trinken/article160026372/Das-sollten-Sie-essen-wenn-Sie-viel-sitzen.html) schälen (zwei Knoblauchzehen für die Brote aufbewahren) und halbieren, dann zusammen mit den Pfefferkörnern, den Nelken, dem Chili, Salz und einem Schuss Olivenöl zum Kochen bringen und bei sanfter Hitze 20 Minuten garen. Die Sobald die Bohnen zart sind, die Flamme abstellen und die Bohnen in der Kochflüssigkeit ziehen lassen. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen, die Brotscheiben mit reichlich Olivenöl (verlinkt auf https://www.welt.de/iconist/essen-und-trinken/article238824417/Ratgeber-Worauf-es-beim-Kauf-von-Olivenoel-wirklich-ankommt.html) tränken und im Backofen goldgelb rösten. Die Brotscheiben von beiden Seiten mit dem Knoblauch einreiben – die knusprige Krume wirkt wie eine Reibe. Anschließend etwas Parmesan auf die Brotscheiben raspeln und nochmals kurz im Ofen backen. Den Staudensellerie in feine Scheiben schneiden und in einer Pfanne mit Olivenöl sachte braten, er sollte etwas Farbe bekommen, aber knackig bleiben. Die Bohnen noch einmal erhitzen, auf Teller verteilen, den Sellerie und die grob gehackte Minze dazu geben. Das geröstete Brot mit in die Teller legen und noch je einen Esslöffel Olivenöl angießen. Dazu empfiehlt Manfred Klimek diesen Wein: Ein italienisches Bier aus Südtirol (verlinkt auf https://www.welt.de/iconist/essen-und-trinken/article240565791/Meran-in-Suedtirol-ist-laengst-kein-verstaubtes-Rentnerparadies-mehr.html) . Das ist kein Widerspruch mehr, hat sich doch die Südtiroler Kulinarik, zu der auch das Bierbrauen gehört, in den langen Jahren des Autonomiefriedens zwischen Tirolern und Italienern deutlich in Richtung „Geschmack des Südens“ verschoben. Und so hat auch die Flasche Birra Forst Premium, die ich aus dem Kühlschrank hole, ein Gebräu zum Inhalt, das massiv frischer, fruchtiger und leichter schmeckt als andere Biere der Alpenregion. In der Nase wunderbar duftiger Hopfen, etwas Steinobst, Frühlingswiese und Malz. Im Mund astrein Italien, wie wir es lieben. Für 2,25 Euro bei h-h-shop.com (verlinkt auf https://www.h-h-shop.com/) Volker Hobl ist Koch und Foodstylist. Manfred Klimek ist Autor, Weinkritiker und Fotograf.
Volker Hobl, Manfred Klimek
Zu dieser Jahreszeit schlägt die Stunde von frischen Borlottibohnen. Mit ein paar Handgriffen können sie zum geschmackvollen Eintopf werden, der das Ende des Frühlings einleitet. Dazu wählen unsere Food-Kolumnisten Knoblaubrot und Bier aus Südtirol.
Iconist
Essen & Trinken
2025-06-08T08:58:53.404Z
2025-06-08T09:10:22.376Z
Ein feiner, schlichter Eintopf – passend zum Beginn des Sommers
https://www.welt.de//iconist/essen-und-trinken/article256222248/Borlottibohnen-Ein-feiner-schlichter-Eintopf-passend-zum-Ende-des-Fruehlings.html
Sugar Ray Leonard: "Ich war ein Held auf Erden, mit zerstörter Seele"
Seine Jabs und die Geraden im Ring waren knallhart. Umso erstaunlicher ist seine Stimme. Ganz sanft und leise spricht Sugar Ray Leonard über sein bewegtes Leben. Offen, ehrlich, ohne Deckung. Glanz und Glamour, Not und Elend – er ließ nichts aus. Als Erster seiner Zunft kassierte der mehrmalige Boxweltmeister aus den USA mehr als 100 Millionen Dollar durch Kampfbörsen. Seine denkwürdigen Duelle mit Thomas Hearns, Marvin Hagler und Roberto Duran in den 1980er-Jahren bleiben unvergessen. Dass er mit Geld umgehen kann, zeigt seine Villa in Pacific Palisades, einem der teuersten Stadteile von Los Angeles. Am Dienstag wird Sugar Ray Leonard 60 Jahre alt. Welt am Sonntag: Mister Leonard, wie feiern Sie Ihren Geburtstag? Sugar Ray Leonard: Eine große Party gibt es nicht. Der 40. und 50. Geburtstag waren riesig. Diesmal möchte ich nur mit meiner Frau, der Familie und Freunden am Abend essen gehen. Welt am Sonntag: Womit stoßen Sie an? Leonard : Was denken Sie? ( lächelt milde ) Welt am Sonntag: Champagner? Leonard: Nein, kein Alkohol. Die Zeiten sind vorbei, ich bin seit über acht Jahren trocken. Mit Alkohol und Drogen möchte ich nie wieder etwas zu tun haben. Das war der härteste Kampf meines Lebens. Welt am Sonntag: Härter als Ihre historischen Ringschlachten? Leonard: Ja. Im Ring hatte ich die Kontrolle über fast alles (verlinkt auf http://boxrec.com/boxer/269) . Außerhalb des Rings war ich kaputt. Ich war total fertig. Welt am Sonntag: Was heißt fertig? Leonard: Meine Seele war zerstört. Die Menschen haben mich angesehen – ich war Sugar Ray Leonard, der Goldmedaillengewinner. Der Kerl, der Tommy Hearns geschlagen hat. Aber es war nur eine Fassade. Es war wie ein Make-up. Im Inneren war ich am Heulen. Ich war verletzt, weil es schreckliche Dinge in meinem Leben gab, die ich bis zur Veröffentlichung meiner Autobiografie nur meiner ersten Frau Juanita und meiner jetzigen Frau Bernadette erzählt hatte, weder meinen Eltern, noch Brüdern und Schwestern oder besten Freunden. Welt am Sonntag: Sie schreiben in "The Big Fight: My Life in and out of the Rings" auch von sexuellem Missbrauch. Leonard: Ich war ein Kind, ein Teenager, 15 Jahre jung. Ich vertraute meinem Trainer, der mich zu den Olympischen Spielen bringen wollte. Welt am Sonntag: Sie beschreiben, wie Sie mit ihm auf einem verlassenen Parkplatz im Auto saßen und er Ihnen erklärte, was Gold bei den Olympia 1976 für Ihre Zukunft bedeuten würde. Sie fühlten sich geschmeichelt. Schneller als Sie denken konnten, öffnete er dann Ihre Hose, bedrängte sie mit Hand und Mund, was Sie lebenslang verfolgte. Sie haben nicht geschrien, ihn nicht angesehen. Sie stiegen aus und rannten weg. Leonard: Etwas später gab mir dann noch ein anderer Kerl Geld. Ich hatte damals ja kein Geld. Auch diesem Kerl vertraute ich und wurde missbraucht. Welt am Sonntag: Warum nennen Sie Ihre Schänder nicht beim Namen? Leonard: Das möchte ich nicht. Beide sind auch schon tot. Wissen Sie, es geht nicht um die beiden. Ich muss mich um mich kümmern, mich in den Griff bekommen. Ich muss mir klarmachen, dass es nicht mein Fehler war. Du darfst nicht an deren Namen denken, sonst lebt die Person noch in deinem Kopf. Wissen Sie, was ich meine? Wenn du über sie redest, wenn du ihnen einen Namen gibst, dann gibt es sie auch noch. Welt am Sonntag: Aber ... Leonard: Nein, lassen Sie es! Sie existieren für mich nicht mehr. Ich habe die beiden mehr als 30 Jahre mit mir herumgetragen. Sie sind fort. Außerdem haben ihre Familienangehörigen es nicht verdient, davon zu wissen. Ich möchte meines Schmerzes wegen niemanden verletzen. Welt am Sonntag: Wie reagieren Mitmenschen auf die widerlichen Schilderungen aus Ihrer Vergangenheit? Leonard: Manchmal kommen Menschen auf mich zu und nehmen mich in den Arm. Vor allem Männer, Männer in Anzügen, mit Tätowierungen, große Kerle, die mich umarmen, mit mir fühlen und mir danken, weil es ihnen half, dass ich über so etwas Schlimmes ehrlich reden konnte. Aber auch Frauen kommen. Frauen reden oft nicht über sexuellen Missbrauch, weil viele denken, sie wären selbst schuld daran. Ich werde respektiert. Respekt bedeutet alles. Respekt ist sehr schwer zu gewinnen, aber es ist ganz einfach, ihn zu verlieren. Welt am Sonntag: Und was meinten Ihre Ex-Gattin und Ihre aktuelle Ehefrau? Leonard: Sie wollten nicht, dass ich über Drogen schreibe, über Alkohol, die Frauen, den sexuellen Missbrauch, über all diese verwerflichen Dinge, da wir in einer tollen Nachbarschaft leben und meine Kinder dort auf diese guten Schulen gehen. Aber ich habe ihnen erklärt, dass es dabei nicht um sie geht. Es geht um mich. Es geht um mich, und deshalb musste ich das offenlegen. Welt am Sonntag: Wie lange haben Sie mit sich gekämpft, bis Sie dazu bereit waren? Leonard: Es war ein sehr langer Prozess. Ich habe diesen schmutzigen Ballast über 30 Jahre mit mir rumgeschleppt. Zwei Jahre dauerte es dann, bis alles niedergeschrieben war. Wenn du das tust, durchlebst du viele Emotionen. Manchmal fielen mir dabei Szenen aus meiner Karriere ein, die mich lachen ließen, bei denen ich Stolz fühlte. Wenn ich an meine Familie, meine Kinder, meine Freunde dachte, wurde ich wütend auf mich. Bei den schrecklichen Dingen musste ich weinen. Welt am Sonntag: Wie konnten Sie mit dem abscheulichen "Make-up" nur so lange herumlaufen? Leonard: Das Boxen war mein Zufluchtsort. Der Ring war mein Zufluchtsort. Der Fitnessraum war mein Zufluchtsort, weil ich da die Kontrolle hatte. Im Ring konnte mich niemand verletzen. Das war reine Kopfsache – weil ich Sugar Ray war. Welt am Sonntag: Doch irgendwann begann das Leben außerhalb des Boxrings. Leonard: Deshalb begann ich, Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen, weil ich damit alles andere vergessen konnte. Als Profi habe ich mich das erste Mal mit 25 Jahren vom Boxen zurückgezogen. Ich war Weltmeister, doch ein Augenarzt diagnostizierte eine Netzhautauflösung, woraufhin das linke Auge operiert werden musste. Daraufhin zog ich mich zurück und hatte plötzlich keinen Plan mehr. Ich hatte viel Geld, ich war berühmt, aber es gab keine guten Freunde, mit denen ich darüber reden konnte, was ich als Nächstes tun sollte. Also habe ich mir neue Freunde gesucht. Welt am Sonntag: Was als Superpromi nicht schwer ist. Leonard: Zum Teufel damit, ich fing an zu trinken. Ich nahm ein bisschen hiervon, rauchte ein bisschen davon. Es war so einfach: Du willst mein Freund sein? Ja. Okay. Pfff, ganz einfach – so bricht deine scheinbar so heile Welt allmählich immer mehr auseinander. Meine Ehe ging den Bach runter. Ich konnte meine Kinder nicht sehen. Aber ich hatte Geld und war berühmt. Welt am Sonntag: Und trieben, was Sie wollten. Leonard: Ja. Die Frauen, große Hotelzimmer, große Suiten. Aber all das machte mich nicht glücklich – nur für den Moment. Welt am Sonntag: Zumal es immer einen Morgen danach gab. Leonard: Ja, und wenn du aufwachst, bist du wieder ganz am Anfang. Es war jedes Mal schmerzhaft. Es tat weh, weil ich schwerwiegende Probleme unterdrückt habe, sie nicht rausgelassen habe. Ich habe niemandem gesagt, dass ich mich schlecht fühle. Es hat mich aber auch nie jemand danach gefragt. Welt am Sonntag: Ich glaube aber auch nicht, dass Sie damals demjenigen Ihr Herz ausgeschüttet hätten, der Sie nach Ihrem Seelenbefinden gefragt hätte. Leonard: Ja, sicher haben Sie recht. Ich wäre bestimmt zu stolz gewesen. Ich war ein Mann, ein Fighter, ein Champion. Nichts macht dich so high wie der Ruhm eines Champions. Ich war zu groß, ein Held auf Erden, es wäre peinlich gewesen, sich die Blöße zu geben. Nach außen war ich genau das Gegenteil von einem zerrütteten Mann. Welt am Sonntag: Sie gestanden auch, ein schrecklicher und untreuer Ehemann gewesen zu sein. Leonard: Und lausiger Vater. Als ich Juanita heiratete, war ich dafür noch gar nicht bereit. Ich war gerade mal 23, wusste nicht, was es bedeutet, ein Ehemann zu sein und wie man ein guter Vater ist. Ich kam aus armen Verhältnissen und war plötzlich so reich. Das alles ging damals so schnell – bang (schnipst mit den Fingern) . Es war alles zu viel. Ich bedaure es zutiefst, dass ich meine erste und auch zweite Ehefrau, meine älteren und jüngeren Kinder, auch Freunde und Familienmitglieder verletzt habe. Welt am Sonntag: Die elenden Verführungen. Leonard: Alkoholiker geben nicht zu, Alkoholiker zu sein. Drogenabhängige geben nicht zu, drogenabhängig zu sein. Schlechte Menschen geben nicht zu, schlechte Menschen zu sein. Es ist ein Charakterfehler. Welt am Sonntag: Wie haben Sie sich aus dem Teufelskreis befreit? Leonard: Das musst du selbst tun. Du musst dich vor dir selbst rechtfertigen. Niemand kann dich vor dir selbst retten. Du musst dich aufgeben. Du musst sagen: "Ja, ich bin ein Alkoholiker." Sonst wird sich niemals etwas ändern. Welt am Sonntag: Gab es ein Schlüsselerlebnis? Leonard: Ich hatte es satt, verkatert zu sein, krank zu sein, unglücklich zu sein. Ich war müde von alledem. Wenn ich meine Frau weinen sah, oder meine Kinder, denen es immer gut ging, für die ich aber nie Zeit hatte, das tat weh. Ich wollte noch einige Zeit leben. Ich wollte mit meinen Kindern zusammen sein. Deshalb habe ich aufgehört. Welt am Sonntag: Von einem Tag auf den anderen? Leonard: Ja. Welt am Sonntag: Wie viel haben Sie getrunken? Leonard: Eine große Flasche ( lacht ). Welt am Sonntag: Wodka oder Wein? Leonard: Tequila. Ich liebte Tequila. Ich trank nicht jeden Tag. Aber wenn du trinkst, dann trinkst du eben. Ich mochte den Geschmack des Alkohols nicht, aber ich habe weitergetrunken, um zu vergessen. Welt am Sonntag: Gab es einen Moment, an dem Sie Ihrem selbstzerstörerischen Leben am liebsten ein Ende gesetzt hätten? Leonard: Nein, an Selbstmord habe ich nie gedacht. Ich hatte zu viel Angst davor. Dafür bin ich auch ein zu optimistischer Mensch. Ich sehe immer Licht am Ende des Tunnels, selbst an meinen schlechten Tagen. Welt am Sonntag: Vermissen Sie etwas in Ihrem heutigen Leben? Leonard: Ja, mein Trainingscamp. Sich auf einen Fight vorzubereiten, sich im Spiegel anzuschauen und denken: Wow, yeah! Mir fehlt es, dass ich mir eine Taktik überlege, wie ich einen Gegner am besten besiegen kann. Welt am Sonntag: Sie meinen die Psychospielchen? Leonard: Genau. Es bringt mich aber nicht um, dass ich die nicht mehr habe. Das Gleiche gilt für das Boxen generell. Welt am Sonntag: Sie wirken aber so austrainiert, als würden Sie als Weltergewichtler wieder in den Ring steigen wollen. Leonard: Ich halte mich intensiv fit. Ich fühle mich nicht wie 60, sondern gesund, glücklich, gesegnet. Jeden Tag nehme ich, wie er kommt. Schön und langsam. Welt am Sonntag: Sind Sie mit sich im Reinen? Leonard: Absolut. Ich habe die beste Frau der Welt, die besten Kinder, die beste Familie. Und seit dem Geständnis über mein früheres Leben fühle ich mich total erleichtert. Es war ein wirksamer Reinigungs- und Heilungsprozess.
Gunnar Meinhardt
Sugar Ray Leonard ist eine der größten Legenden des Boxens. Als Jugendlicher wurde er sexuell missbraucht. Die Leere abseits des Rings füllte er mit Drogen. Nun zieht er schonungslos Bilanz.
Sport
Boxen
2016-05-17T12:58:53Z
2016-05-17T16:29:37Z
"Ich war ein Held auf Erden, mit zerstörter Seele"
https://www.welt.de//sport/boxen/article155359120/Ich-war-ein-Held-auf-Erden-mit-zerstoerter-Seele.html
40-Millionen-Transfer: Martinez schon zum Medizincheck in München
Der Transfer von Mittelfeldspieler Javier Martinez zum FC Bayern München ist jetzt nur noch eine Frage von Stunden. Der 23-Jährige traf um Mitternacht in München ein und absolvierte in der Praxis von Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt den obligatorischen Medizincheck. "Sky Sport News" zeigte Bilder der Ankunft des Profis von Athletic Bilbao (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/athletic-bilbao/) . Der deutsche Fußball-Rekordmeister will den Spanier unbedingt verpflichten, doch bislang wehren sich die stolzen Basken noch gegen den 40-Millionen-Transfer. Doch nun scheint der Durchbruch gelungen. "Bild" berichtet, dass Martinez am Mittwoch zum spanischen Fußballverband nach Madrid fährt und dort seinen Vertrag auflöst. (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article108846837/Martinez-Transfer-nach-Muenchen-steht-kurz-bevor.html) Die Bayern hinterlegen dort offenbar im Gegenzug einen Scheck in Höhe von 40 Millionen Euro. So sollen alle rechtlichen und juristischen Probleme umgangen werden. Allerdings drohte Martinez bei seiner Rückkehr nach Spanien Ärger mit Athletic. Spanischen Medienberichten zufolge hatte er sich ohne Erlaubnis der Basken nach München aufgemacht. Sechs Spieler für zwei Plätze Einige Bayern-Spieler beschäftigt die Frage: Was würde der Kauf von Martinez für mich bedeuten? Sollte der 23-Jährige für fünf Jahre bei den Bayern unterschreiben, hätten sie für die zwei Plätze im defensiven Mittelfeld sechs Spieler. Selbst für einen Topverein mit höchsten Ansprüchen in drei Wettbewerben ist das viel. Die Wunschbesetzung der Bayern im defensiven Mittelfeld: Bastian Schweinsteiger (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bastian-schweinsteiger/) und Javi Martinez (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/javi-martinez/) . Wenn Schweinsteiger fit und in Form ist, soll er dem Zugang auf dem Spielfeld helfen, sich möglichst schnell an das Spiel in der Bundesliga zu gewöhnen. Sollte das klappen, müssten sich Luiz Gustavo (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/luiz-gustavo/) und Anatoly Timoschtschuk mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen. Sie wären teure Reservisten: Für Gustavo hatten die Bayern vor eineinhalb Jahren rund 15 Millionen Euro bezahlt, für Timoschtschuk 2009 rund elf Millionen Euro. Zuletzt überzeugten die beiden aber zu selten, und ihre hohe Ablösesummen von damals spielen für Trainer Jupp Heynckes bei der Aufstellung keine Rolle. Unvergessen ist im Verein Timoschtschuks Kopfschütteln, als das Trainerteam ihn vor dem Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/chelsea-london/) im verlorenen Finale der Champions League (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/) fragte, ob er einen Strafstoß schießt. Für einen Verkauf Timoschtschuks bliebe zunächst nur bis Freitag Zeit, dann endet die Transferperiode. Das wird knapp. Aber ein Verkauf im Winter ist nicht ausgeschlossen. Der ehemalige Bayern-Kapitän Stefan Effenberg sagte bei "Sky": "Du verpflichtest Martinez, aber du hast noch vier andere Leute im defensiven Mittelfeld, die auch den Anspruch haben, zu spielen. Und das ist eine große Gefahr bei Bayern München (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) , denn das Umfeld ist furchtbar schwierig. Wenn da Probleme entstehen, wird es laut bei den Bayern und dann werden sie auch nicht mehr den Fußball spielen, den sie können." Wo spielt Kroos? Ebenfalls schwer würde es mit Martinez für Toni Kroos (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/toni-kroos/) . Der Nationalspieler hat den Vorteil, dass er auch im zentralen Mittelfeld spielen kann. Allerdings will Thomas Müller seinen Platz auf dieser Position unbedingt verteidigen, und der Klub hat in Xherdan Shaqiri einen weiteren Profi verpflichtet, der hier spielen kann. Sollte Kroos sich bei den Bayern zum Reservisten entwickeln, wäre sein Status in der Nationalelf gefährdet. Das 18-jährige Talent Emre Can hätte im Falle des Martinez-Transfers bei den Münchnern noch weniger Chancen im Mittelfeld zu spielen als jetzt.
Julien Wolff
Bei Javier Martinez’ Wechsel von Athletic Bilbao zu Bayern München geht es jetzt nur noch um Formalien. In der Nacht zu Mittwoch war er zum Medizincheck bei Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.
Sport
Fußball
2012-08-29T06:27:38Z
2015-10-05T10:37:52Z
Martinez schon zum Medizincheck in München
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article108848055/Martinez-schon-zum-Medizincheck-in-Muenchen.html
Bundestag: Koalition gibt grünes Licht für Leistungsschutzrecht
Gegen den Widerstand der Opposition hat der Bundestag am Freitag das Leistungsschutzrecht für Presseverlage verabschiedet. In namentlicher Abstimmung gaben 293 von 539 Abgeordneten ihr Ja zu dem umstrittenen Gesetz, das Verlage vor der gewerblichen Nutzung ihrer Inhalte im Internet schützen soll. 243 Parlamentarier stimmten gegen das Gesetz, drei enthielten sich. Mit dem neuen Recht sollen Verlage die Möglichkeit erhalten, für die Nutzung ihrer Erzeugnisse Gebühren zu verlangen. Die Verleger zielen damit unter anderem auf sogenannte News-Aggregatoren (verlinkt auf /politik/deutschland/article113261137/Laengst-werden-ganze-Texte-ungefragt-uebernommen.html) , die Nachrichten aus Zeitungen auf eigenen Seiten zusammenstellen und präsentieren. Inwiefern auch der Newsdienst der Suchmaschine Google von dem neuen Recht betroffen sein wird, ist unter Fachleuten umstritten. In dieser Woche wurde im Rechtsausschuss des Bundestags nämlich eine Änderung des Gesetzentwurfs (verlinkt auf /politik/deutschland/article113986610/Streit-ueber-Leistungsschutzrecht-bis-zum-Schluss.html) beschlossen, nach der „einzelne Wörter und kleinste Textausschnitte“ vom Leistungsschutzrecht ausgenommen werden. So können Suchmaschinen wie Google auch weiterhin kurze Auszüge von Artikeln anzeigen, ohne von den Verlegern belangt zu werden. Unklar bleibt, wie lang ein solcher „Textschnipsel“ sein darf. Im Gesetz wird keine Zeichenzahl festgelegt. Auseinandersetzungen zwischen Verlegern und Suchmaschinenbetreibern über die Snippets müssten notfalls vor Gericht entschieden werden. SPD: „Arbeitsbeschaffung für Anwälte“ Dies wurde von der Opposition scharf kritisiert. Die Grünen beantragten vor der Debatte, das Leistungsschutzrecht wieder von der Tagesordnung zu nehmen. Ihr Parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck sagte, aufgrund dieser gravierenden Änderung müsse es noch eine Anhörung geben. Gegen die Stimmen der Koalition blieb der Absetzungsantrag aber ohne Erfolg. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, nannte das Leistungsschutzrecht ein „Arbeitsbeschaffungsprogramm für Rechtsanwälte“. Koalitionsvertreter verteidigten das Gesetz als guten Ausgleich der Interessen von Verlegern und Internetwirtschaft. Bei dem Leistungsschutzrecht handelt es sich um ein Einspruchgesetz, das voraussichtlich im Mai im Bundesrat verhandelt werden wird. Widerspricht eine Mehrheit der Länder dem Gesetz, muss es im Vermittlungsausschuss neu verhandelt werden. In der Länderkammer haben seit der Landtagswahl in Niedersachsen die rot-grün und rot-rot geführten Länder eine Mehrheit.
WELT
Union und FDP haben im Bundestag das Leistungsschutzrecht für Presseverlage verabschiedet – gegen heftigen Widerstand der Opposition. Der Gesetzentwurf wurde kurz vor der Abstimmung abgeschwächt.
Politik
Deutschland
2013-03-01T10:39:32Z
2017-08-23T19:49:28Z
Koalition gibt grünes Licht für Leistungsschutzrecht
https://www.welt.de//politik/deutschland/article114038652/Koalition-gibt-gruenes-Licht-fuer-Leistungsschutzrecht.html
Beobachtung: Infos zu der Trappen-Tour
Die seltenen Großtrappen stehen im Mittelpunkt einer Fotoausstellung. Die Bilder der Rathenower Schau im Kulturhaus, Märkischer Platz 3, stammen von dem Naturfotografen Dietmar Nill. Sie läuft bis zum 1. Juni und ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Tel. 0 33 85/51 90 30. Beobachtungen von Großtrappen erfordern ein gutes Fernglas, Ausdauer und auch ein bisschen Glück. Zur Balzzeit von Mitte März bis Mitte Mai konzentrieren sich die scheuen Tiere in den Zentren des Havelländischen Luches und den Belziger Landschaftswiesen. Nach bisherigen Erfahrungen ist für die Beobachtung von Großtrappen und anderen Großvogelarten das Havelländische Luch östlich von Rathenow besonders gut geeignet. Dort stehen zwei geräumige Beobachtungstürme. Führungen zur Balz gibt es am 19. April und am 17. Mai. Weitere Termine und Informationen unter Tel. 03 38 78/90 99 11 sowie im Internet: www.luis-bb.de (verlinkt auf http://www.luis-bb.de) ; www.grosstrappen.de (verlinkt auf http://www.grosstrappen.de)
WELT
Infos zu der Trappen-Tour
Morgenpost
BMO Ratgeber
2008-04-15T11:12:19Z
2011-11-16T18:48:26Z
Infos zu der Trappen-Tour
https://www.welt.de//morgenpost/bmo_ratgeber/bmo_tiere/article1903862/Infos-zu-der-Trappen-Tour.html
Pro und Contra: Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen?
Ja, sagt Frédéric Schwilden Seien wir ehrlich: Das bedingungslose Grundeinkommen (verlinkt auf welt.de/213833186) gibt es fast schon. Es heißt Hartz IV. Der einzige Unterschied zum wirklich bedingungslosen Grundeinkommen ist, dass Hartz-IV-Empfänger, um weiterhin den vollen Satz zu bekommen, irgendwelche Schulungen machen müssen, die ihnen kaum einen Job bringen werden. Manchmal müssen diese Leute auch vorweisen, sich für Stellen zu bewerben. Auch da ist meistens klar, es geht mehr um ein Symbol als um Realität. Heißt: Es geht nicht darum, dass diese Menschen wirklich Arbeit finden, sondern sich bemühen, um das Jobcenter zufriedenzustellen. Und wir wissen, was „er bemühte sich stets“ in einem Arbeitszeugnis bedeutet. Das am meisten vorgebrachte Gegenargument zum bedingungslosen Grundeinkommen ist, dass Menschen es ausnutzen würden und nichts Produktives mehr täten. Sie erinnern sich vielleicht an Arno Dübel, die „Bild“ nannte ihn „Deutschlands glücklichsten Arbeitslosen“ (verlinkt auf https://www.bild.de/news/2010/so-gammelt-der-hartz-iv-empfaenger-sich-durch-den-tag-11312514.bild.html) . Dübel, der seit 1979 nicht gearbeitet hatte, tingelte durch deutsche Talkshows, erzählte von seinem Alltag, der aus Rauchen, Trinken und Spaziergängen bestand. Sein wiederkehrendes Mantra war: „Ich krieg doch vom Amt.“ Aber wer glaubt, dass Menschen generell so seien, der hat den Menschen nicht verstanden. Der Mensch will etwas tun. Der Mensch will Schöpfer sein. Der Mensch will Spuren hinterlassen. Er will seinem Leben einen Sinn geben. Einer der berühmtesten Sätze des Künstlers Joseph Beuys (verlinkt auf welt.de/177072948) lautet: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Das bedeutet nicht, dass jeder Mensch ein guter Maler oder eine gute Bildhauerin ist. Sondern, dass jedem Menschen ein besonderes Potenzial innewohnt. In der Berufsfindung spielt dieses Potenzial aber leider eine untergeordnete Rolle. Zu meiner Schulzeit kam in der 12. Klasse ein Berufsberater des Arbeitsamtes an mein Gymnasium. Er verkündete: „In Zukunft werden Informatiker gebraucht.“ Er sagte, da könne man richtig Geld verdienen. Wäre ich diesem Rat gefolgt, wäre ich heute der schlechteste und unglücklichste Informatiker. Dinge, die man liebt, kann man sehr wahrscheinlich besser als Dinge, die man nicht liebt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man für bessere Arbeit auch besser bezahlt wird, ist auch sehr hoch. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Sanktionen, ohne Wenn und Aber, kann auch vorsichtigeren Menschen die Sicherheit geben, sich zu trauen, unkonventionelle Wege einzuschlagen. Es kann dazu führen, dass Menschen ihr Potenzial erkennen und nutzen. Wenn man weiß, man steht nicht hilflos da, wenn’s schiefgeht, dann traut man sich auch mehr. Die paar pathologisch Faulen sind nicht schlimm. Krankenkassen sind auch für Raucher und Trinker da. Und der Nutzen für die, die wollen, ist größer als der Preis für die, die nicht können. Der Autor bekam weder BAföG noch andere finanzielle Unterstützung. Er arbeitete als Pizzafahrer und Verkäufer am Flughafen Tegel, bevor er Journalist wurde. Nein, sagt Dorothea Siems Wie das Ungeheuer von Loch Ness taucht die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens seit Jahrzehnten immer mal auf – und verschwindet wieder aus der Debatte. Jetzt aber soll ein privat initiiertes Pilotprojekt den Durchbruch bringen. Doch es gibt gute Gründe, warum sich diese auf den ersten Blick charmant anmutende Idee bisher nirgends auf der Welt durchsetzen konnte. Hierzulande träumt vor allem die links-grüne Basis davon, die Sozialpolitik nach diesem Modell umzukrempeln: Jeder Bürger soll unabhängig von seinem Einkommen oder Vermögen pauschal vom Staat ein Grundeinkommen erhalten. Es liegt deutlich oberhalb des Existenzminimums, und man muss dafür weder arbeiten noch eine andere Leistung erbringen. Im Gegenzug entfallen Leistungen wie Hartz IV, Sozialgeld oder Kindergeld. Die Anhänger sind von der segensreichen Wirkung eines solchen Umbaus überzeugt. Befreit von allen Existenzängsten erwachten bei vielen Menschen Tatendrang und Kreativität, so wird argumentiert. Finanziell abgesichert sei es schließlich leichter, einen ungeliebten Job zu kündigen und sich etwas Besseres zu suchen. Auch Weiterbildungszeiten, soziales Engagement oder mal eine längere Auszeit, um Energie zu tanken – all das ließe sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen realisieren. Das klingt nach Paradies. Doch werden dabei alle Erfahrungen ausgeblendet, die Deutschland in der realen Welt eines bereits gut ausgebauten Wohlfahrtsstaates gesammelt hat. Eine Grundsicherung von 1200 Euro im Monat – manche fordern gar 1500 Euro – werden die Menschen zunächst als überaus großzügig empfinden. Doch solche Transfers verändern schnell die Wahrnehmung. Als die Grundsicherung im Alter eingeführt wurde, meinte die Politik, dass damit endgültig die Altersarmut beseitigt sei. Heute gilt es als Skandal, dass es überhaupt Senioren gibt, die auf diese Transferleistung angewiesen sind. Das Gleiche lässt sich bei der Pflegeversicherung beobachten. Als 1995 dieser neue Zweig im Sozialsystem startete, waren die Leistungsempfänger glücklich, dass der Staat jedem Pflegebedürftigen eine finanzielle Unterstützung gewährte. Mittlerweile findet die Forderung nach einer Vollkostenübernahme immer mehr Zustimmung. Beim Grundeinkommen wäre es wie beim Mindestlohn (verlinkt auf welt.de/227177851) : Einmal eingeführt, beginnen die Parteien mit einem Überbietungswettlauf. Die kalkulierten Mehrausgaben würden beim Grundeinkommen deshalb rasch übertroffen werden. Und den Leistungsträgern, die das Ganze bezahlen sollen, drohte am Ende eine nie dagewesene Ausbeutung. Die Automatisierung revolutioniert die Wirtschaft. Doch den Menschen wird die Arbeit nicht ausgehen. Ein zukunftsfähiger Sozialstaat muss alle aktivieren – nicht üppige Stilllegungsprämien ausschütten. Die Autorin hat bei ihren Kindern festgestellt, dass erarbeitetes Geld zufriedener macht als geschenktes.
Frédéric Schwilden, Dorothea Siems
In Deutschland startet ein Pilotprojekt, bei dem 120 Bürger für drei Jahre eine bedingungslose Zuwendung von 1200 Euro im Monat bekommen. Macht so ein Grundeinkommen die Gesellschaft frei und glücklich - oder faul und selbstzufrieden?
Debatte
Kommentare
2021-06-11T11:01:18Z
2021-06-11T11:01:18Z
Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen?
https://www.welt.de//debatte/kommentare/article231740113/Pro-und-Contra-Brauchen-wir-ein-bedingungsloses-Grundeinkommen.html
Stefan Aust: „Ich finde das absurd, diesen Posten mit einer Nicht-Juristin zu besetzen“
WELT AM SONNTAG: Peter Tschentscher wurde am Mittwoch erneut zu Hamburgs Erstem Bürgermeister gewählt. Er trat zuletzt – auch durch seine bundesweite Präsenz in der Corona-Zeit – sehr viel selbstbewusster auf. Wie nehmen Sie ihn wahr? Aust: Er hat deutlich an Statur gewonnen. Was ich angenehm finde ist, dass er trotz des Wahlsiegs und trotz seiner neuen Popularität durch die Corona-Auftritte gemeinsam mit der Bundeskanzlerin weiterhin einen zurückhaltenden, ja bescheidenen Eindruck macht. Er drängt sich nicht so in den Vordergrund, wie man es von manch anderem Politiker gewohnt ist, sondern macht einfach seine Arbeit (verlinkt auf https://www.welt.de/regionales/hamburg/article208730107/Frauenquote-verfehlt-Hamburgs-Buergermeister-Tschentscher-haelt-an-seiner-Senatsriege-fest.html) .   WELT AM SONNTAG: Viele der im Koalitionsprogramm (verlinkt auf https://www.welt.de/regionales/hamburg/article208788691/Koalitionsvertrag-Vieles-aus-dem-Gruenen-Wahlprogramm-wird-Wirklichkeit.html) festgehaltenen Projekte, etwa zum ÖPNV-Ausbau, kosten viel Geld. Wäre jetzt angesichts wegbrechender Steuereinnahmen ein bescheideneres Programm sinnvoll – oder muss der Staat gerade jetzt investieren? Aust: Er muss dort kräftig investieren, wo durch das Geld die Zukunftsfähigkeit der Stadt gestärkt wird. Das sichert jetzt Arbeitsplätze und sorgt künftig für den Wohlstand, und das können zum Beispiel auch Infrastrukturprojekte im Schienenverkehr sein. Falsch wäre hingegen ein Gießkannenprinzip mit schnell verpuffenden Maßnahmen, die vielleicht nur der Befriedigung grüner Ideologien dienen.   WELT AM SONNTAG: Die SPD hat bei der Senatsbesetzung auf die Frauenquote (verlinkt auf https://www.welt.de/regionales/hamburg/article209312355/Neuauflage-Rot-Gruen-Hamburgs-Senatsbildung-und-die-Sicht-auf-den-Staat.html) verzichtet und das mit fachlichen Aspekten begründet, die Grünen haben hingegen eine Justizsenatorin berufen, die keine Juristin ist, die aber so die hälftige Geschlechterverteilung ermöglicht. Sollte eine Parteisatzung so weit gehen, das zu erzwingen? Aust: Ich finde das absurd, diesen Posten mit einer Nicht-Juristin (verlinkt auf https://www.welt.de/regionales/hamburg/article209086117/Anna-Gallina-Risiko-Senatorin-der-Hamburger-Gruenen.html) zu besetzen. Die Grünen hätten doch, wenn ihnen die Frauenquote so heilig ist, auch außerhalb der Partei nach einer geeigneten Kandidatin suchen können. Mir fällt zum Beispiel die sehr gute Anwältin Doris Dierbach ein, die im NSU-Prozess als sehr kundig auffiel. Stefan Aust ist Herausgeber der WELT AM SONNTAG. Die Fragen stellte Jörn Lauterbach. Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause. (verlinkt auf https://www.welt.de/wams)
Jörn Lauterbach
Viele im Hamburger Koalitionsprogramm enthaltene Projekte kosten viel Geld. Zu investieren findet Stefan Aust richtig. Kein Verständnis hat der WELT-AM-SONNTAG-Herausgeber jedoch dafür, wie die Grünen ihre Frauenquote umgesetzt haben.
Regionales
Hamburg
2020-06-14T05:50:58Z
2020-06-14T05:50:58Z
Wofür jetzt noch Geld da ist
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article209458917/Stefan-Aust-Ich-finde-das-absurd-diesen-Posten-mit-einer-Nicht-Juristin-zu-besetzen.html
Geldanlage: Was taugt der Computer als Vermögensberater?
Manch einer ist angesichts dieser Prognose geneigt, vom Aussterben des Finanzberaters zu sprechen. BILANZ hat mit Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender der börsennotierten JDC Group, gesprochen. JDC ist mit 16.000 angeschlossenen freien Finanzberatern einer der Großen der Branche. Bereits seit Mitte 2015 investieren die Wiesbadener massiv unter dem Stichwort „Insurtech“ in die technologische Aufrüstung. BILANZ: Herr Grabmaier, wird der gute alte Finanzberater zukünftig ein Roboter sein? Sebastian Grabmaier: Nein, das glaube ich nicht. Der Berater aus Fleisch und Blut wird aber einen Roboter als Partner haben. Der Trend in der Finanzberatungsbranche geht eindeutig hin zu einem „hybriden“ Modell, wie wir es verfolgen: Persönliche Beratung kombiniert mit modernster Technologie. Für Kunden bedeutet dies, dass sie nicht mehr wählen müssen zwischen günstigen Online-Tarifen und einer umfassenden individuellen Beratung. Vielmehr bieten ihnen moderne Berater beides: Einfache online-unterstützte Lösungen für den Grundbedarf und individuelle Dienstleistung dort, wo Berater echten Mehrwert schaffen können, nämlich bei der Portfolio- und Altersvorsorgeplanung und der Risikoabsicherung, wenn Gesundheitsfragen betroffen sind. Da Finanzberater so deutlich mehr Kunden betreuen können und zum anderen deutlich mehr Umsatz pro Kunde machen, gewinnen nicht nur die Kunden, sondern auch die Berater. BILANZ: Herzstück Ihrer Digitalstrategie ist die App „allesmeins“, ein digitaler Versicherungsordner. Das bieten aber auch andere wie die Start-ups Clark, Getsafe oder Knip. Grabmaier: Mit „allesmeins“ haben Kunden der JDC-Finanzberater anbieterübergreifend sämtliche Versicherungs- und Kapitalanlageverträge mit der entsprechenden Vertragsdokumentation auf ihrem Smartphone oder Tablet und können leicht Verträge hinzufügen oder optimieren. Mit einem entscheidenden Unterschied gegenüber den reinen „online-only“-Lösungen der von Ihnen genannten Start-ups: Der individuelle Versicherungs- oder Anlageberater mit seiner Beratungskompetenz bleibt dem Kunden vollumfänglich erhalten. BILANZ: Viele Wettbewerber kämpfen mit Problemen wie hohen Kundengewinnungskosten, die zu massiven Verlusten führen. Das Thema „Insurtech“ scheint beim Verbraucher auf weniger Gegenliebe zu stoßen als zum Beispiel Schuhe online zu kaufen. Grabmaier: Das stimmt. Kein Mensch wacht morgens auf und denkt: „Was für einen schöner Tag, um eine neue Haftpflichtversicherung abzuschließen.“ Versicherungen und Geldanlage sind einfach nicht sexy. Deshalb werden reine „online-only“ Lösungen unseres Erachtens nach auch nicht funktionieren. Wir setzen nach wie vor auf den Faktor Mensch – die Interaktion zwischen dem Kunden und dem Berater seines Vertrauens. Das ist ein großer Unterschied: Während viele Start-ups bei Null beginnen und vor allem Geld für teure Kundenakquisition und Markenbildung ausgeben müssen, setzen wir auf einer beeindruckenden Substanz auf – mehr als 16.000 angeschlossene Vertriebspartner, über 1,2 Millionen Endkunden, ein Betreuterbestand von mehr als 4,5 Milliarden Euro, mehr als eine Milliarde Euro Neugeschäft pro Jahr und eine mehr als 50-jährige Firmengeschichte. Jeder Kunde, der über seinen Berater mit uns zusammenarbeitet, weiß, dass wir auch in zehn Jahren noch da sein werden, und dass seine Kundendaten und seine Zukunft bei uns in sicheren Händen sind. BILANZ: Auch unter den Finanzvertrieben und sogenannten Maklerpools sind Sie ein Exot, die meisten arbeiten noch sehr analog. Grabmaier: Deshalb wird es viele Finanzvertriebe und Maklerpools in zehn Jahren nicht mehr geben, wenn sie sich nicht umgehend auf die Digitalisierung einstellen. Aktuell wechseln sehr viele Berater zu uns, da unser hybrides Modell aus Technik plus Beratung für alle Finanzanlagenvermittler hochattraktiv ist. Durch die Übertragung aller Kundenverträge – also auch derjenigen, die Kunden ursprünglich bei einem anderen Makler oder Vermittler abgeschlossen haben – in die App-Sicht erhalten nicht nur die Kunden ein vollständiges Bild über ihr Versicherungs- und Kapitalanlageportfolio, sondern unsere Berater im Gegenzug auch die jeweiligen laufenden Betreuungsvergütungen. An uns angeschlossene Berater können so ihre Einnahmen pro Kunde vervielfachen. BILANZ: Die Börse ist ein guter Indikator dafür, dass die Strategie zu funktionieren scheint: Ihr Aktienkurs hat sich seit Anfang 2015 im Zuge der Digitalisierungsstrategie fast verdreifacht, stagniert aber jetzt seit mehreren Monaten. Grabmaier: Nach einer starken Rally aufgrund der Neuausrichtung musste die Aktie in der Tat erst mal konsolidieren. Unsere starke operative Performance sollte jetzt aber auch wieder dem Kurs Auftrieb geben. Wir haben vor Kurzem die vorläufigen Jahreszahlen für das Jahr 2016 sowie die Prognose für das Jahr 2017 veröffentlicht. Nach einer Verdopplung des operativen Gewinns im Vorjahr wollen wir 2017 beim Umsatz um rund 15 Prozent auf um die 90 Millionen Euro wachsen und dabei das EBITDA abermals verdoppeln, auf dann fünf bis sechs Millionen Euro. Auch das unterscheidet uns von unseren digitalen Mitbewerbern: Wir machen deutliche Gewinne, während die meisten Start-ups hoch defizitär sind. Und wenn der Rest des Jahres so stark bleibt wie die ersten drei Monate, dann ist sogar noch Luft drin für positive Überraschungen. BILANZ: Viele Versicherer geben zweistellige Millionen-Beträge aus, um sich zu digitalisieren, und sehen trotzdem meist aus wie ein Relikt aus der Steinzeit. Wäre JDC für die nicht ein ideales Übernahmeziel? Grabmaier: In der Tat gibt es wiederholt Anfragen, wir legen aber sehr viel Wert auf unsere Unabhängigkeit. Es müsste schon ein Traumpartner kommen, der mit uns gemeinsam der Treiber der anstehenden Konsolidierungswelle werden will. Wir sehen uns derzeit eher in der Rolle des Zukäufers, sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt.
BILANZ-Redaktion
Rund 250.000 freie Finanzberater gibt es in Deutschland, die Versicherungen, Investmentfonds und Finanzierungen an den Mann und an die Frau bringen. Laut einer Studie wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2025 nahezu halbieren.
Wirtschaft
Bilanz
2017-04-12T14:42:36Z
2017-04-12T14:42:36Z
Was taugt der Computer als Vermögensberater?
https://www.welt.de//wirtschaft/bilanz/article163660868/Was-taugt-der-Computer-als-Vermoegensberater.html
Terrorverdächtiger: Das sagt al-Bakrs Pflichtverteidiger zum Suizid
Dschaber al-Bakrs Pflichtverteidiger Hübner gibt sich nach dem Tod seines Mandanten fassungslos. Noch am Nachmittag sei ihm telefonisch versichert worden, al-Bakr stehe unter ständiger Beobachtung.
WELT
Dschaber al-Bakrs Pflichtverteidiger Hübner gibt sich nach dem Tod seines Mandanten fassungslos. Noch am Nachmittag sei ihm telefonisch versichert worden, al-Bakr stehe unter ständiger Beobachtung.
Deutschland
2016-10-13T05:20:50Z
2022-05-11T18:19:01Z
Das sagt al-Bakrs Pflichtverteidiger zum Suizid
https://www.welt.de//politik/deutschland/video158725924/Das-sagt-al-Bakrs-Pflichtverteidiger-zum-Suizid.html
Immobilienbranche zwischen Hoffen und Bangen
Und wenn die Wirtschaftsweisen noch so deutlich aussprechen, was den Märkten bevor steht: In der Immobilienbranche ist das Wort "Rezession" noch längst nicht in aller Munde. Nach einem Stimmungsbild, das Thomas Beyerle, Dresdner Bank Immobiliengruppe, zeichnet, sieht immerhin gut ein Drittel der in der Branche tätigen Unternehmer optimistisch in die Zukunft. "Laufen wir in eine Rezession?" Das war die Frage, mit der Beyerle 350 Unternehmen konfrontierte. "Die Szene scheint in ein Schwarz-Weiß-Denken abzudriften", kommentiert der Researcher das Ergebnis seiner Umfrage. Wobei sich alte Klischees offenbar bestätigten, erwiesen sich doch die Makler wieder einmal als Berufsoptimisten. 59 der 80 Befragten aus diesem Gewerbe sagten ein klares "Nein" auf Beyerles Frage, zwei waren unentschlossen, 19 pessimistisch. Ebenfalls in der Optimismus-Offensive: die Immobilien-Aktiengesellschaften und die Kommunikationstruppen. Am pessimistischsten klingt das Lied der Projektentwickler (ja zur Rezession: 42; nein: 6); darin stimmen laut Beyerle vor allem die Dienstleister rund um das Facility Management ein, gefolgt von den Vertretern von Städten und Kommunen. Der relativ hohe Prozentsatz von "Entscheidungslosen" (14,4 Prozent) deute, so Beyerle, auf eine Umbruchsituation hin. Rückblickend auf die Immobilienmesse Expo Real stellt Beyerle fest, dass noch nie - wenn auch zunächst hinter vorgehaltener Hand - so tiefsinnig über den Zustand der Branche gesprochen wurde. Den ausgemachten "leichten Tendenzen zur Panik" scheinen die Basiszahlen aus dem Markt jedoch zu widersprechen: "Trotz der aufgezeigten Krisenszenarien werden wir bis zum Jahresende die zweithöchsten Vermietungsleistungen seit 1990 haben", prognostiziert Beyerle. Und für jene, die es noch nicht gemerkt haben: "Die Zeiten, als lehrbuchgetreu erläutert wurde, dass die Immobilienwirtschaft der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung um rund 15 Monate hinterher läuft, sind vorbei." Die Immobilienwirtschaft sei im Begriff, mehr denn je ein Teil der globalisierten und damit kurzlebigeren, kurzzyklischen Entwicklung zu werden. Amerikanisierung nennen manche diesen Prozess auch. Wohl nicht zu Unrecht, denn von Unternehmen mit amerikanischen Geschäftsmodellen kommen eindeutige Signale: So schließt Jones Lang LaSalle (JLL) zum Jahresende drei Büros (Köln, Stuttgart, Wien) - trotz der Erwartung von Rekordumsätzen für 2001 (sowohl weltweit wie in Deutschland). Ganz anders agiert dagegen die Aengevelt Immobilien KG. Zyklische Immobilienmärkte erforderten kontinuierliche Analysen und Betreuung vor Ort, beschreibt Wulff Aengevelt seine "Durchhalte-Strategie": "Dazu gehört auch, nicht gleich bei Gegenwind die Segel zu streichen." Wer kontinuierlich am Markt sei, könne qualifizierte Beratung gerade für antizyklische Immobiliendispositionen geben, die nicht gleich bei der ersten "Krise" zerplatzten. Trotz unterschiedlicher Strategien, Einigkeit besteht offenbar darüber, dass es in der Branche einen Aderlass geben werde. Douglas Holoch, Deutschland-Chef von JLL: "Probleme werden vor allem solche Unternehmen bekommen, deren Liquiditätsdecke dünn ist und die nur ein schmales Spektrum an Dienstleistungen anbieten." Damit meint er insbesondere die "Nur-Makler", denen Geschäftsbereiche fehlen, um ein nachlassendes Vermittlungsvolumen auszugleichen.
Manfred Waldmann
Gespaltene Stimmung: Rezession oder Aufschwung
Print-welt
2001-11-20T23:00:00Z
2011-11-16T20:54:30Z
Immobilienbranche zwischen Hoffen und Bangen
https://www.welt.de//print-welt/article488407/Immobilienbranche-zwischen-Hoffen-und-Bangen.html
Autohersteller: GM will, dass seine Tochter Opel von VW lernt
Opel soll nach dem Willen seiner Mutter GM vom Erzrivalen VW (verlinkt auf /wirtschaft/article13746619/Deutsche-Autobauer-wachsen-in-den-USA-zweistellig.html) lernen. Bei dem Bemühen, den verlustreichen Rüsselsheimer Autobauer wieder in die Spur zu bringen, verweist General Motors ausgerechnet auf die erfolgreichen Wolfsburger. "Ich bewundere deren Gewinnmargen", sagte GM-Manager Stephen Girsky in New York. VW (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) gelinge es, höhere Preise für seine Autos zu erzielen, mit mehreren Marken gleichzeitig erfolgreich zu sein (verlinkt auf /wirtschaft/article13734636/Deutsche-Autohersteller-feiern-bestes-Jahr-aller-Zeiten.html) und dabei auch noch die Kosten im Griff zu haben. Girsky ist Strategiechef bei General Motors und seit kurzem auch Aufsichtsratsvorsitzender von Opel. Der ehemalige Autoanalyst ist damit die Stimme der Detroiter Konzernzentrale in Rüsselsheim und steht in stetem Kontakt mit Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke. "Wir arbeiten gemeinsam daran, Opel dauerhaft profitabel zu machen (verlinkt auf /wirtschaft/article13717047/So-will-General-Motors-Opel-wieder-flott-machen.html) ", sagte Girsky. "Wir müssen wissen, wo wir zurückliegen, und aufholen." Opel muss sein Image verbessern Die Messlatte ist Europas größter Autobauer Volkswagen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) . Opel habe ein schlechteres Ansehen als die Marke VW, räumte Girsky unumwunden ein. "Ja, absolut. Wir wissen das." Das sei aber ungerechtfertigt - ein Opel sei nicht schlechter. "Unsere Produkte räumen viele Preise ab." Girsky sieht einen der Schlüssel für die Rückkehr in die schwarzen Zahlen darin, das Image der Marke Opel zu verbessern, um letztlich höhere Preise durchsetzen zu können. "Wir sollten nicht rausgehen mit der Prämisse, 5 Prozent weniger für unsere Autos zu verlangen als Volkswagen, oder wie hoch auch immer der Nachlass sein mag." Opel schreibt seit geraumer Zeit Verluste (verlinkt auf /wirtschaft/article13707715/Opel-kommt-nicht-aus-den-roten-Zahlen.html) und die Erholung verläuft schleppender als gedacht.
WELT
Der US-Autobauer GM bewundert die Erfolge von VW. Strategiechef Girsky fordert seine Tochter Opel auf, sich am Rivalen zu orientieren.
Wirtschaft
2011-12-04T09:26:20Z
2015-10-04T06:29:28Z
GM will, dass seine Tochter Opel von VW lernt
https://www.welt.de//wirtschaft/article13749968/GM-will-dass-seine-Tochter-Opel-von-VW-lernt.html
Münchens Mega-Party : Oktoberfest, mia san brutal
Vom Himmel der Bayern bis zur Hölle sind es nur wenige Schritte. Es ist Freitag kurz vor 19 Uhr. Nach zwei Wochen geht das Münchner Oktoberfest in die Schlussphase. Im Hacker-Festzelt singen über 9000 Menschen „Atemlos“. Tanzend auf den Bänken, Bierkrüge im Anschlag. Am bayerisch-blauen Zelthimmel schweben gemalte Wolken. Die Hölle, die liegt 100 Meter entfernt in einem Flachbau mit Stahlfront. Hier landen jene, die zu viel gesungen und vor allem zu viel getrunken haben. So wie John, der Brite mit dem akkurat gebügelten Hemd. Zwei Sanitäter stützen den Mittfünfziger, während er in einen Plastikeimer kotzt. Er würgt, er röchelt, die Glatze glänzt. Fast zehn Minuten lang. Der Geruch von Magensäure brennt in der Nase. Die Helfer verziehen keine Miene. Erst als John an seinem Gürtel zerrt. „Ach nein“, entfährt es einem. Doch zu spät: John pinkelt bereits in den Eimer. Der Abend wird noch lang. Sogar Sprengstoffhunde im Einsatz Das Oktoberfest, das ist die Zeit, in der München so hell leuchtet wie selten. Sagen die einen. Die anderen wiederum sagen, dass sich die Stadt nun als Dixi-Klo verkleide, wie es jüngst ein „GQ“-Kolumnist (verlinkt auf http://andreas-laux.gq.de/81395040741/muenchen-ein-dixi-klo/) ausdrückte. Eines, das übergelaufen und von drei besoffenen Halbstarken umgeworfen worden sei. Wie auch immer: Bis zu sieben Millionen Menschen zieht es jedes Jahr auf die Theresienwiese. In Relation gibt es wenige Straftaten: Bis Freitag zählte die Polizei 311 Körperverletzungen (66 weniger als 2013), 25 Maßkrugschlägereien (26 weniger) und 399 Diebstähle (98 weniger). „Wir zeigen viel Präsenz, um abzuschrecken“, sagt Polizeipressesprecher Wolfgang Wenger. 500 Polizisten sind im Einsatz, 19 Kameras überwachen das Gelände, Sprengstoffspürhunde schnüffeln jeden Tag die Zelte nach Bomben ab. Allerdings habe die Brutalität zugenommen, meint Wenger, der seit 1980 auf der Wiesn arbeitet: „Früher wurde viel mehr gerauft. Aber wenn einer am Boden lag, trat keiner mehr nach. Heute geht es bis zur schlimmsten Stufe. Aber das ist ein allgemeines gesellschaftliches Problem.“ Mit dem Bierkonsum habe das weniger zu tun: „Viele sagen: Alkohol verändert den Charakter. Ich denke aber, er zeigt das wahre Gesicht eines Menschen, indem er Hemmungen beseitigt.“ Männer werden sentimental, Frauen hysterisch Dieses Gesicht kann auch sehr emotional sein. „Männer sind die größeren Heulsusen“, sagt eine Sanitäterin, während sie die Belegung der 15 Betten im Überwachungsraum der Station des BRK (verlinkt auf http://www.brk-muenchen.de/) (Bayerisches Rotes Kreuz) kontrolliert. Im Minutentakt geht die Tür, werden Fahrtragen mit Betrunkenen wie John, dem Briten, hereingeschoben. Sie bleiben hier, bis sie selbstständig den Heimweg antreten können. „Viele Männer werden sentimental und weinen. Frauen sind eher hysterisch, die keifen dann rum.“ So auch im Behandlungsraum nebenan. „Sie sollen mich nicht belernen“, schimpft eine zierliche Italienerin und stürmt hinaus, klaffende Wunde an der Stirn hin oder her. Polizisten müssen mehrere Minuten auf sie einreden, bis sie der Erste-Hilfe-Behandlung durch einen Arzt zustimmt. Mittlerweile läuft Blut ihre ganze Wange hinab. „Gefallen“, sagt sie missmutig. Später muss sie noch zum Röntgen ins Krankenhaus, um eine Fraktur auszuschließen. Das Problem mit den K.-o.-Tropfen Die Tränen nicht zurückhalten kann dagegen eine Frau Anfang 20, die ihre bewusstlose Freundin begleitet. Beiden sei schlecht geworden, nachdem sie ein Bier getrunken hätten. Während sie erst gespuckt, sich dann aber wieder wohlgefühlt habe, sei ihre Freundin zusammengeklappt. K.-o.-Tropfen? „Die sind ein echtes Problem auf dem Oktoberfest“, sagt Julia Jäckel von der Aktion „Sichere Wiesn“ (verlinkt auf http://www.sicherewiesn.de/index.php/de/) . Die Einrichtung, die Tür an Tür mit dem BRK arbeitet, bietet Frauen, die sich sexuell bedrängt fühlen, eine Anlaufstelle. Opfer von K.-o.-Tropfen haben meist eine Gedächtnislücke, was Ermittlungen schwierig macht. So gab es vor ein paar Jahren den Fall, dass die Polizei bei einer Drogenrazzia Fotos einer Vergewaltigung entdeckte – erst dadurch erfuhr das Opfer, was mit ihm nach einem Oktoberfestbesuch geschehen war. „Ich kann nur dazu raten, Getränke nie aus den Augen zu lassen.“ Dieses Jahr zählte die Polizei bislang zehn Sexualdelikte – darunter auch die Vergewaltigung eines 24-jährigen Briten, der am vergangenen Samstag beim Pinkeln in einem Gebüsch an der Bavaria von zwei Männern überfallen wurde. Der Ort hinter den Festzelten ist berüchtigt: Er ist als Kotzhügel bekannt, hier schlafen Betrunkene ihren Rausch aus und werden trotz Polizeipräsenz und Videoüberwachung immer wieder Opfer von Diebstählen und Übergriffen. Oder auch von hämischen Touristen, die die hier gemachten Fotos auf Internetseiten veröffentlichen. „Die Frauen suchen häufig den Fehler bei sich“ Hauptziel von Sexualstraftaten bleiben aber weiterhin Frauen. „Bislang hatten wir 152 Frauen zur Beratung hier, meist im Alter zwischen 20 und 28 Jahren“, sagt Jäckel. Die Vorfälle reichen vom Begrapschen bis zur Vergewaltigung – mit hoher Dunkelziffer. „Die Frauen suchen häufig den Fehler bei sich, weil sie zu viel getrunken, ein zu kurzes Dirndl angehabt hätten. Aber wir finden: Eine Frau muss nackert über die Wiesn laufen können, und ihr darf dabei nichts passieren!“ Mittlerweile ist es 23.30 Uhr. Bis aufs Weinzelt und „Käfers Wiesn-Schänke“ sind alle Zelte geschlossen. 857 Patienten wurden an diesem Tag von den knapp 120 BRK-Helfern behandelt, davon 77 Alkoholintoxikationen, 75 chirurgische Wundversorgungen und 90 Transporte ins Krankenhaus. „Normaler Schichtbetrieb“, bilanziert die Einsatzleitung. Und doch ist es viel mehr. Als ein Hipster mit Vollbart und gequältem Blick seine Freundin aus dem Überwachungsraum abholt, tanzt diese schwankend, aber ausgelassen Richtung Ausgang. Im Türrahmen reckt sie zum Abschied die Hand zum Victory-Zeichen: „Hey, ho, yeah – ich liebe euch alle!“
Inga Catharina Thomas, München
Vergewaltigungen, Maßkrugschlägereien und Helene Fischer: Für Polizei und Rettungskräfte ist das Oktoberfest in München eine zweiwöchige Katastrophenübung zwischen Bierseligkeit und nackter Gewalt.
Vermischtes
2014-10-04T23:53:00Z
2015-09-22T09:29:30Z
Oktoberfest, mia san brutal
https://www.welt.de//vermischtes/article132920883/Oktoberfest-mia-san-brutal.html
Energie: Weltgrößtes Solarkraftwerk für 600.000 Menschen
Auf halbem Weg zwischen Granada und Almería erstreckt sich die sonnenverdorrte Hochebene von Guadix. Wo einst vor spektakulärer Kulisse der Sierra Nevada Szenen des Westerns "Spiel mir das Lied vom Tod" gedreht wurden, entsteht im andalusischen La Calahorra das mit 150 Megawatt Gesamtleistung weltgrößte solarthermische Kraftwerk Andasol. "Voraussichtlich ab September wird der erste Bauabschnitt Solarstrom ins spanische Netz einspeisen", sagt Sven Moormann, Leiter der Unternehmenskommunikation beim Erlanger Ingenieurdienstleister Solar Millennium, der das Kraftwerk baut. Andasol I liefert dann 50 Megawatt, das ist ein Drittel der Gesamtleistung und genug, um 200 000 Menschen mit Elektrizität zu versorgen. Im kommenden Jahr soll dann der zweite Bauabschnitt mit weiteren 50 Megawatt folgen. In der Endausbaustufe wird Europas erstes Parabolrinnenkraftwerk ab 2010 die volle Leistung bringen und Strom für insgesamt 600 000 Menschen liefern. Von Weitem flimmern die auf einer Fläche von 70 Fußballfeldern zusammenstehenden Kollektoren von Andasol I wie ein See in der Sonne. Bei sengender Wüstenglut von bis zu 40 Grad glaubt so mancher zunächst an eine Fata Morgana. Beim Näherkommen sehen die in langen Reihen zusammenstehenden Parabolrinnenspiegel wie riesige Dachrinnen aus. Jeder parabolförmig gekrümmte Spiegel ist etwas über zwölf Meter lang und gut fünf Meter breit. Insgesamt 366 exakt gekrümmte und mit einer dünnen Silberschicht versehene Elemente bilden einen solchen Spiegel. Sie strahlen 94 Prozent des einfallenden Lichts in gebündelter Form auf die Brennlinie im Zentrum ab. Strom, auch ohne Sonne Hergestellt hat die Präzisionsspiegel der deutsche Reflektorspezialist Flabeg aus dem oberpfälzischen Furth im Wald. Jeweils zwölf Parabolspiegel bilden aneinandergereiht eine Kollektorrinne. In der Endausbaustufe wird das Solarkraftwerk insgesamt 624 solcher Rinnen auf einer Fläche von 200 Fußballfeldern umfassen. Jede Parabolrinne bündelt das eingefangene Sonnenlicht entlang der Brennlinie, wo es 80-fach verstärkt auf ein darüber geführtes Absorberrohr gelenkt wird. In der Rohrleitung zirkuliert ein Thermoöl, das auf knapp 400 Grad erhitzt wird. Über einen Wärmetauscher wird in einem zweiten Kreislauf Wasser zu Dampf erhitzt. Dieser treibt über eine Dampfturbine einen Generator, der den elektrischen Strom liefert. Und das auch nachts oder wenn einige Stunden keine Sonne scheint. Um das zu ermöglichen, wurde die Spiegelfläche des Solarkraftwerks etwas größer ausgelegt, sodass ein Teil der über Tag erzeugten Wärmeenergie abgezweigt werden kann. Die überschüssige, nicht unmittelbar der Verstromung zugeführte Wärme wird in Salzspeichern zwischengelagert. In zwei riesigen Tanks lagern je 28 500 Tonnen einer Kalium-Natriumnitrat-Schmelze. Nach Sonnenuntergang kann die im geschmolzenen Salz gespeicherte Wärme abgerufen und wieder der Dampfturbine zugeführt werden. Auf diese Weise kann das Solarkraftwerk auch bei Dunkelheit noch 7,5 Stunden lang elektrischen Strom liefern. Im Hochsommer wird es so fast rund um die Uhr Elektrizität ins Netz liefern. Feste Abnahmepreise für die nächsten 25 Jahre Das Speicherkonzept ermöglicht niedrige Stromgestehungskosten. Sie fallen bis zu 20 Prozent geringer aus als bei konventioneller Solarthermie. Zudem speisen Speicher-Solarkraftwerke den Strom besser berechenbar ins Netz ein. Das macht sie als verlässliche Partner für die Stromkonzerne interessant. Kein Wunder, dass der spanische Energieversorger Abengoa bei Andasol mit von der Partie ist. Immerhin umfasst allein der erste Bauabschnitt ein Investitionsvolumen von stattlichen 260 Millionen Euro. Doch nur wenn alle Komponenten präzise aufeinander abgestimmt sind, kann das Solarkraftwerk auf den vorausberechneten Gesamtwirkungsgrad von 43 Prozent kommen und die hochgesteckten Erwartungen erfüllen. Deshalb wird jede Parabolrinnenreihe über eine Hydraulik exakt nach dem Sonnenstand ausgerichtet und elektronisch nachgeführt. Sollte die Sonne einmal hinter einer Wolke verschwinden, berechnet ein Computer weiterhin ihre Position und führt die Kollektoren so lange nach, bis die Sonne wieder zum Vorschein kommt. Das erspart Zeitverluste und bringt mehr Ertrag. Auch die Strahlungsempfänger wurden optimiert. Um Verluste zu vermeiden, sind die mit einer speziellen Absorberschicht ummantelten Stahlrohre für den Thermoölkreislauf zusätzlich von einer luftleeren Glasröhre umhüllt. Diese besteht erstmals aus einem Glas, das sich bei Erwärmung in gleichem Maß ausdehnt wie das einliegende Stahlrohr. Gefertigt hat die Glasrohre der Mainzer Spezialglashersteller Schott. Für Andasol werden davon fast 100 Kilometer benötigt. Sie sollen das Solarkraftwerk vor Ausfällen durch geplatzte Absorberrohre schützen, was erfahrungsgemäß bei Parabolrinnenkraftwerken zu einem Ausfall von zwei Prozent der Spiegel führt. Das Bundesumweltministerium hat die Entwicklung der weltweit leistungsfähigsten Strahlungsempfänger mit 3,9 Millionen Euro unterstützt. Völlig ohne finanzielle Hilfen ist die Solarenergie selbst in Südspanien noch nicht konkurrenzfähig. Ähnlich wie Deutschland leistet sich auch Spanien eine großzügige staatliche Förderung der erneuerbaren Energien. Diese garantiert dem Betreiber für die nächsten 25 Jahre einen festen Abnahmepreis von mindestens 26,93 Cent pro erzeugte Kilowattstunde.
Silvia von der Weiden
Wo einst Szenen des Klassikers "Spiel mir das Lied vom Tod" gedreht wurden, entsteht nun in Spanien das weltgrößte Solarkraftwerk Andasol. Schon im September soll der erste Bauabschnitt Strom in das spanische Netz einspeisen. Unter voller Leistung liefert das Kraftwerk ab 2010 Strom für 600.000 Menschen.
Wissenschaft
2008-07-25T11:01:55Z
2012-06-06T09:43:38Z
Weltgrößtes Solarkraftwerk für 600.000 Menschen
https://www.welt.de//wissenschaft/article2248044/Weltgroesstes-Solarkraftwerk-fuer-600-000-Menschen.html
Illegale Migration: Innenminister will Grenzkontrollen „so lange wie nötig“
Innenminister Thomas de Maizière will die Kontrollen an der Grenze zu Österreich nach eigenen Worte „so lange wie nötig“ beibehalten. Die Grenze ist ein Schwerpunkt illegaler Migration, so der CDU-Politiker.
WELT
Innenminister Thomas de Maizière will die Kontrollen an der Grenze zu Österreich nach eigenen Worte „so lange wie nötig“ beibehalten. Die Grenze ist ein Schwerpunkt illegaler Migration, so der CDU-Politiker.
2017-01-09T12:21:15Z
2022-05-11T23:01:27Z
Innenminister will Grenzkontrollen „so lange wie nötig“
https://www.welt.de//politik/video161000000/Innenminister-will-Grenzkontrollen-so-lange-wie-noetig.html
Jens Lehmann wegen Körperverletzung vor Gericht in Starnberg
Der ehemalige Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann hat juristischen Ärger wegen eines mutmaßlichen Deliktes im Straßenverkehr. Der 45-Jährige muss sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft München II wegen Nötigung und versuchter Körperverletzung vor Gericht verantworten. Wie Sprecher Florian Gliwitzky bestätigte, ist am 16. September um 10.00 Uhr im Amtsgericht Starnberg eine Verhandlung angesetzt. Gegen Lehmann liegt ein Strafbefehl in Höhe von 240.000 Euro vor, der sich aus 60 Tagessätzen à 4000 Euro errechnet. Zur Festlegung wurde dessen Nettoeinkommen herangezogen. Lehmann hat dagegen über seinen Anwalt Einspruch eingelegt. Lehmann dementiert die Vorwürfe Lehmann wird vorgeworfen, im November 2014 auf der Autobahn A952 bei Starnberg einen anderen Verkehrsteilnehmer zum Anhalten gezwungen und attackiert zu haben. Nach dem Stopp soll Lehmann seinen Kontrahenten am Schal gezogen haben. „Ich habe noch nie jemanden bedroht oder gewürgt“, sagte er der „Bild“. Während seiner aktiven Karriere fiel Lehmann häufiger durch Tätlichkeiten auf, unter anderem gegen Giovane Elber, Neven Subotic (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neven-subotic/) und Aristide Bance. Allein im Dress von Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) flog er fünfmal wegen grober Unsportlichkeiten vom Platz.
WELT
Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann muss sich vor Gericht verantworten. Er soll einen Verkehrsteilnehmer rüde ausgebremst und tätlich angegangen haben. Die Staatsanwaltschaft fordert eine hohe Geldstrafe.
Sport
Fußball
2015-09-04T10:42:19Z
2017-08-24T04:37:26Z
Jens Lehmann wegen Körperverletzung vor Gericht
https://www.welt.de//sport/fussball/article146033597/Jens-Lehmann-wegen-Koerperverletzung-vor-Gericht.html
Militärgeheimdienst GRU: Auch Bundesregierung sieht Russland hinter Cyberattacken
Wie Großbritannien und die Niederlande beschuldigt nun auch die Bundesregierung offiziell Russland als Urheber massiver Cyberattacken der vergangenen Jahre. „Auch die Bundesregierung geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass hinter der Kampagne APT28 der russische Militärgeheimdienst GRU steckt“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. APT28 wird hinter den Cyberattacken auf den Bundestag und das Datennetzwerk des Bundes vermutet. „Diese Einschätzung beruht auf einer insgesamt sehr guten eigenen Fakten- und Quellenlage“, sagte Seibert. Die Regierung habe „volles Vertrauen“ auch in die Einschätzung der britischen und niederländischen Behörden. Er ergänzte: „Wir verurteilen derartige Angriffe auf internationale Organisationen und auf Einrichtungen unserer Verbündeten auf das Schärfste. Und wir fordern Russland auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und derartige Handlungen zu unterlassen.“ Am Donnerstag hatten die USA sieben Agenten des russischen Militärgeheimdiensts GRU unter anderem wegen der Cyberattacke auf die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA angeklagt. Niederländische Behörden erwischten nach eigenen Angaben GRU-Agenten beim Versuch, sich ins Computernetz der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zu hacken. Die britische Cyberabwehr erklärte, sie rechne die Hackergruppe APT28 dem GRU zu. Die Enthüllungen aus London, Den Haag und Washington waren die bisher schärfsten Anschuldigungen im Zusammenhang mit mutmaßlich russischen Hackerangriffen. Besonders ausführlich und gut dokumentiert waren die Vorwürfe der Niederländer. Sie veröffentlichten am Donnerstag unter anderem Bilder von der Spionageausrüstung sowie Daten von beschlagnahmten Geräten. Nach Angaben der Ermittler wollten die GRU-Agenten im April ins WLAN-Netz der OPCW eindringen. Die Organisation untersuchte damals Chemiewaffen-Angriffe in Syrien sowie die Nervengift-Attacke auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Großbritannien. Aus den Gerätedaten gehe hervor, dass auch Hacker-Attacken in der Schweiz und auf die strafrechtliche Untersuchung zum Abschuss des Passagierfluges MH17 geplant gewesen seien, hieß es. Hacker wollten von Dopingvorwürfen ablenken Mit den Angriffen auf die WADA und den Leichtathletikverband IAAF wollten die russischen Hacker nach Darstellung der US-Ermittler von den Vorwürfen eines staatlich betriebenen Dopings gegen Russland ablenken. Sie hätten aber auch versucht, sich in den US-Atomkonzern Westinghouse zu hacken. Details dazu – etwa, ob die Attacke Erfolg hatte – gab es nicht. Zuvor hatte die britische Cyberabwehr eine Liste von Hackergruppen veröffentlicht, hinter denen „so gut wie sicher“ der GRU stehe. Darunter ist auch APT 28, die hinter den Angriffen in Deutschland vermutet wird. Experten gingen bereits davon aus, die offizielle Anschuldigung aus London und nun auch Berlin untermauert den Verdacht. Bei dem Angriff auf den Bundestag 2015 hatten sich Angreifer so weitreichenden Zugang verschafft, dass die Bundestags-IT ausgetauscht werden musste. Bei dem im Februar bekannt gewordenen Angriff auf das Datennetzwerk des Bundes hatten Cyberspione unter anderem das deutsche Außen- und das Verteidigungsministerium attackiert. Dabei sollen sie auch Daten erbeutet haben. Hinter diesem Angriff wurde nach früheren Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen auch die Hacker-Gruppe „Snake“ vermutet, die ebenfalls dem russischen Geheimdienst zugerechnet wird.
WELT
Massive Cyberattacken auf das Datennetz des Bundes und den Bundestag haben vor einigen Monaten Schlagzeilen gemacht. Hinter der Gruppe, die als Urheber gilt, steckt nach britischer Einschätzung Russland. Nun äußert sich auch die Bundesregierung.
Politik
Deutschland
2018-10-05T09:57:35Z
2018-10-05T11:05:52Z
Auch Bundesregierung sieht Russland hinter Cyberattacken
https://www.welt.de//politik/deutschland/article181772952/Militaergeheimdienst-GRU-Auch-Bundesregierung-sieht-Russland-hinter-Cyberattacken.html
Deutschland fehlen Fachleute für betreutes Trinken
Laut einer Umfrage der AOK sind 54 Prozent der 50- bis 80-Jährigen offen gegenüber betreutem Wohnen und würden gerne in einem Mehrgenerationenhaus leben. Das stellen sie sich gut vor. Die Menschen, die für die Renten der Alten schuften, sollen nach Feierabend auch noch für die Betreuung der Rentenempfänger sorgen. Sowas nennt man Generationenknebelvertrag, und jeder muss sich sehr gut überlegen, ob er den unterschreibt. Und man sollte sich natürlich auch die Gegenleistungen zusichern lassen. Außerdem darf der betreute Alte den ihn Betreuenden auf keinen Fall mit Erzählungen aus seiner wilden Hippie-Jugend nerven und ihm auch keine Vinylplatten von Jethro Tull oder Led Zeppelin vorspielen. Grundsätzlich hat sich der Betreuungsgedanke zu einem ansteckenden Virus ausgewachsen. Alles wird betreut, die Schwangere, das Scheidungskind, der Doktorand, der Langzeitarbeitslose. Google sorgt für das betreute Suchen und bald auch für das betreute Autofahren, und der Gastwirt ist Fachmann für betreutes Trinken. Wo leben wir eigentlich? In Betreutschland?
Hans Zippert
Der Betreuungsgedanke hat sich zu einem ansteckenden Virus ausgewachsen. Google sorgt für das betreute Suchen und bald auch für das betreute Autofahren. Wo leben wir eigentlich? In Betreutschland?
Debatte
Kolumnen
2015-05-17T15:39:17Z
2017-08-25T15:16:28Z
Uns fehlen Fachleute für betreutes Trinken
https://www.welt.de//debatte/kolumnen/zippert_zappt/article141040435/Uns-fehlen-Fachleute-fuer-betreutes-Trinken.html
Seehofer eröffnet Ausstellung zu Kaiser Karl IV. in Prag
Prag (dpa/lby) - Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer besucht aus Anlass des 700. Jahrestags der Geburt Kaiser Karls IV. am 14. Mai Prag. Mit dem tschechischen Regierungschef Bohuslav Sobotka wird der CSU-Politiker die gemeinsame Landesausstellung über den römisch-deutschen Kaiser und König von Böhmen eröffnen, der von 1316 bis 1378 gelebt hatte. Vor der Vernissage steht noch ein Besuch auf Burg Karlstein auf dem Programm, die Karl IV. als Schatzkammer für seine Herrschaftsinsignien hatte bauen lassen. Die Ausstellung «Kaiser Karl IV. 1316-2016» wird zunächst in Prag (bis 25. September und anschließend in Nürnberg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/nuernberg/) (20.10.-5.3.2017) zu sehen sein. Beide Städte verband im Mittelalter ein bedeutender Handelsweg, die Goldene Straße. Mitteilung, Tschechisch (verlinkt auf http://www.vlada.cz/cz/media-centrum/aktualne/premier-sobotka-a-ministersky-predseda-svobodneho-statu-bavorsko-horst-seehofer-si-spolecne-pripomenou-700-let-od-narozeni-cisare-karla-iv---143471/)
WELT
Seehofer eröffnet Ausstellung zu Kaiser Karl IV. in Prag
Regionales
Bayern
2016-05-06T15:21:55Z
2016-05-06T15:31:02Z
Seehofer eröffnet Ausstellung zu Kaiser Karl IV. in Prag
https://www.welt.de//regionales/bayern/article155122337/Seehofer-eroeffnet-Ausstellung-zu-Kaiser-Karl-IV-in-Prag.html
Kita-Finanzierung: Kirchen wollen geringeren Eigenanteil
In der Diskussion um die Finanzierung der öffentlichen Kinderbetreuung in Hamburg haben die Kirchen eine weitere Reduzierung ihres Eigenanteils gefordert. Die kirchlichen Kita-Träger wollten lediglich genauso behandelt werden, wie alle anderen Träger auch, sagte die Sprecherin des Diakonischen Werks, Katharina Weyandt, am Dienstag. Hintergrund der Forderung ist die Tatsache, daß die Kirchen derzeit rund zehn Prozent der Kosten ihrer Kindertagesstätten übernehmen. Das bedeute, daß sie der Sozialbehörde pro Kita-Gutschein zehn Prozent weniger in Rechnung stellten, sagte Weyandt. Angesichts der schwierigen finanziellen Lage der Kirchen sei das ihnen aber nicht weiter zuzumuten. Weyandt betonte jedoch, daß es sich um eine "perspektivische Forderung" handele, deren Umsetzung "derzeit nicht spruchreif" sei. Kirchliche Träger bieten derzeit rund 10 000 der insgesamt etwa 53 000 Plätze in Hamburger Kindertageseinrichtungen an. Weyandt bezifferte die Höhe des kirchlichen Eigenanteils mit rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Die Stadt gibt für die Kita-Betreuung insgesamt jährlich rund 340 Millionen Euro aus. Früher betrug der Eigenanteil der Kirchen 20 Prozent. Die Reduzierung auf zehn Prozent sei vor einigen Jahren vertraglich mit dem Senat der Hansestadt geregelt worden, sagte Weyandt. Ein Sprecher der Sozialbehörde verteidigte die bestehende Regelung. Zum einen habe die Kirche über die Jahre immer mehr staatliche Zuschüsse erhalten. Zum anderen sei die Kirche durch die Kirchensteuer privilegiert. Angesichts der schwierigen Haushaltslage Hamburgs wird intern nicht damit gerechnet, daß die Stadt rasch auf die Forderung der Kirche eingehen wird. Weyandt hingegen machte deutlich, daß viele kirchliche Kindertageseinrichtungen durch Zusammenschlüsse bereits deutlich ihre Kosten gesenkt hätten.
os
Kita-Finanzierung: Kirchen wollen geringeren Eigenanteil
Print-welt
2005-05-10T22:00:00Z
2011-11-16T13:14:28Z
Kita-Finanzierung: Kirchen wollen geringeren Eigenanteil
https://www.welt.de//print-welt/article670128/Kita-Finanzierung-Kirchen-wollen-geringeren-Eigenanteil.html
Schillers „Räuber“ in Berlin: Die Welt ist alles, was der Knall ist
Die Uraufführung von Schillers „Die Räuber“ war 1783 bekanntlich ein orgiastischer Tumult und Skandal. Frauen fielen in Ohnmacht, Männer schrien sich in Rage – kein Wunder in jenem empfindsamen Zeitalter, als Shakespeare-Stücke noch fürs allzu zartbesaitete deutsche Publikum entschärft werden mussten. Diese Anekdoten kennt jeder Gebildete – oder „Wir Jebildeten“, wie man in Berlin sagt – und alle, die heute in einer Aufführung sitzen, wärmen sich immer noch im schwarzen Licht des Terrorsonne, die Schiller damals in Mannheim aufgehen ließ. Die Gemütsruhe des Biedermanns wird gestört Umso peinlicher ist es für unsere Epoche, dass mittlerweile – wie jetzt im Berliner Maxim-Gorki-Theater (verlinkt auf http://www.gorki.de/spielplan/die_raeuber/) – mit Schildern davor gewarnt werden muss, wenn auf der Bühne mal etwas passiert, was die Gemütsruhe des Biedermannes stören könnte. Dabei wurde weder mit dem Pimmel gewunken, noch mit Blut geschmaddert, noch geschrien oder was man sonst noch in einer deutschen Regietheaterinszenierung erwartet. Pyrotechnik und Platzpatronen knallten nur ein bisschen lauter als üblich. Es spricht andererseits fürs Publikum, dass Michael Klammer offenbar der einzige war, der glaubte, sich dagegen mit Ohrenstöpseln wappnen zu müssen, die auch im Foyer verteilt wurden. Der Schauspieler stand allerdings direkt unter den Explosionen und niemand kann sich wünschen, dass er ertaubt. Denn sein Auftritt ist ganz eindeutig der Höhepunkt des Abends. Klammer ist einer von nur drei Schauspielern, die der Regisseur Antú Romero Nunes, dessen Inszenierung „Rocco und seine Brüder“ auch in der Vorauswahl fürs letzte Theater treffen war, braucht um Schillers volkreiches Stück aufzuführen. Klammer spielt vor allem Karl Moor, aber auch noch viele andere. Aenne Schwarz gibt Amalia und weitere Rollen. Paul Schröder ist Franz die Kanaille, aber auch der Vater Moor und noch mehr. „Theaterfeuer“, das keine Pfeife anzündet Diese schmale Besetzung ist keineswegs dem Sparzwang geschuldet, sondern dem Zeitgeist. Auch Nicolas Stemann verteilte in seiner viel gelobten Salzburger „Faust“-Inszenierung (verlinkt auf /kultur/article106324356/Bei-Faust-reisst-der-Frau-endlich-das-Kabel.html) die Rolle des Doktors auf diverse Darsteller. Einem allein wird offenbar nicht mehr zugetraut, die großen Klassikerrollen zu bewältigen. Was dann aber wieder den paradoxen Effekt hat, dass die die Spieler in Berlin bei ihren jeweils etwa dreiviertelstündigen Soloauftritten noch mehr schwierigen Schillertext gestalten müssen. Gedacht ist das natürlich als gruppentherapeutische Meditation über die Wirksamkeit des Theaters (Karl Moors Fluch vom „Theaterfeuer“, mit dem man keine Pfeife anzünden könne, wird ständig wiederholt) und über die Möglichkeit, heute die Klassiker zu spielen. Sie zeigen ganz unterschiedliche Darstellungsarten: Schröder/Franz eine chamäleoneske Virtuosennummer, Schwarz/Amalia die gebändigte Frauentragödie und Klammer/Karl glänzt in selbstreflexiver Coolness, die dadurch noch an Dimension gewinnt, dass dieser Afro-Südtiroler so schön doppelsinnig mit den bei Schiller moralisch gemeinten Begriffen „schwarz“ und „weiß“ jongliert. Die Tiroler sind lustig Aber was nimmt man mit, außer der Erkenntnis, dass die Tiroler lustig sind? Warum macht es der Berliner Schwabe Nunes so, wie er es gemacht hat? Mal abgesehen von der im Interview hingeworfenen Begründung: „Ungekürzt kann man dieses Drama eh kaum machen. Ich dachte, ich konzentriere mich mal auf die Kinder. Auf die drei Elternsuchenden.“ Es bleibt rätselhaft. Und die „Räuber“ verharren im Status einer typischen Talentprobe: Vehement gespielt sowie vom Regisseur selbstbewusst jugendfrisch und autark auf die leere schwarze Bühne gestellt. Aber das alles anzusehen, macht doch nur minutenweise Freude. Die nächsten Termine: 2., 8., 19. und 25. September
Matthias Heine
Räuberpistole: Der hoch gehandelte Jungregisseur Antú Romero Nunes inszeniert Schillers-Erstlingswerk im Berliner Maxim-Gorki-Theater als Sparversion. Drei Darsteller spielen alle Rollen
Kultur
2012-08-31T16:39:30Z
2015-09-28T12:46:48Z
Die Welt ist alles, was der Knall ist
https://www.welt.de//kultur/article108910697/Die-Welt-ist-alles-was-der-Knall-ist.html
Hildegard Hamm-Brücher: FDP-Urgestein schimpft mit "lammfrommer" Partei
Die frühere FDP-Spitzenpolitikerin Hildegard Hamm-Brücher hat eine tiefgreifende Veränderung der FDP gefordert. Mit „ein paar wenigen optischen Kurskorrekturen“ sei die Krise der Partei nicht zu überwinden, sagte Hamm-Brücher der „Frankfurter Rundschau“. „In der heutigen FDP sind die jungen Leute lammfromm, sie drängen nicht auf inhaltliche Veränderung“, kritisierte sie. Die FDP müsse sich mehr um die Demokratie insgesamt bemühen, „das würde sie auch für die Wähler wieder interessant machen“. „Wenn wir weiterhin so wenig Gespür für die Defizite und Fehlentwicklungen in unserer Demokratie haben, dann fürchte ich, dass sie doch nicht dauerhaft hält. Und das wäre eine Katastrophe“, warnte Hamm-Brücher, die am Mittwoch 90 Jahre alt wird. Sie hatte 2002 die FDP wegen antisemitischer Äußerungen ihres Parteikollegen Jürgen Möllemann verlassen. Insgesamt dürften die Parteien sich den Staat nicht zur Beute machen, sondern müssten die Bürger stärker an den Entscheidungen beteiligen. Bürgerbeteiligung sei kein „unbequemes Beiwerk, sondern ein belebendes Element“ der Demokratie, sagte sie. Grüne: FDP-Personalprobleme sitzen im Kabinett Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte den Machtkampf innerhalb der Partei. „Die FDP hat ihre Führungsprobleme mitnichten gelöst“, sagte Özdemir der „Rheinischen Post“. „Die Personalprobleme sitzen auch im Kabinett und sind mit einem bloßen Rütteln an der ohnmächtigen Partei- und Fraktionsspitze nicht vom Tisch.“ Özdemir fügte hinzu: „Ein Außenminister, der sich als weltfremd erwiesen hat, sollte dieses wichtige Amt nicht länger blockieren.“ Mit Blick auf die Forderung von Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, sich auch für Koalitionen mit Grünen und SPD zu öffnen, sagte Özdemir: „Die FDP muss sich jetzt erstmal grundsätzliche Sinnfragen stellen, bevor sie Koalitionsoptionen diskutiert.“ Woche der Entscheidungen bei den Liberalen Die Liberalen wählen am Dienstag die Spitze der Bundestagsfraktion neu. Am Donnerstag will der designierte Parteivorsitzende Philipp Rösler seine Führungsmannschaft für die FDP-Spitze benennen. Bei dem am Freitag beginnenden Parteitag soll der 38-Jährige zum neuen Vorsitzenden und Nachfolger von Guido Westerwelle gewählt werden. Unklar blieb, ob Wirtschaftsminister Rainer Brüderle erneut für einen der drei Vize-Posten antritt. NRW-Landeschef Bahr will ihm den streitig machen und kündigte nochmals seine Kandidatur an. Der personelle und inhaltliche Neuanfang in der FDP ist die Folge der dramatischen Wahlniederlagen der Liberalen in ihren einstigen Hochburgen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Scharfe Kritik erntete Fraktionschefin Birgit Homburger dafür auf einem Sonderparteitag in Stuttgart. Rösler hält Führungsteam geheim Dort wurde sie erst im zweiten Wahlgang nur knapp als baden-württembergische Landesvorsitzende bestätigt (verlinkt auf /politik/article13358895/Fraktionschefin-Homburger-gewinnt-Kampfabstimmung.html) (verlinkt auf /politik/article13358895/Fraktionschefin-Homburger-gewinnt-Kampfabstimmung.html) und erhielt zudem ihr bisher schlechtestes Ergebnis. Dennoch erklärte sie, dass sie sich auch für die Fraktionsspitze in Berlin gestärkt fühle. Kritiker in der Fraktion hielten Homburger entgegen, wenn sie trotz des schwachen Ergebnisses von Rückenwind spreche, habe sie wohl ein Wahrnehmungsproblem. Rösler ließ am Wochenende weiter offen, wie sein Führungsteam genau aussehen soll. Alle Minister der Liberalen im Bundeskabinett würden zum Führungsteam zählen, sagte er in einem „Focus“-Interview, ohne dies zu erläutern. Westerwelle werde Außenminister bleiben, sagte der Gesundheitsminister. Offen ließ Rösler die Zukunft Brüderles in der Partei, der am Samstag nach 28 Jahren als Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz abtrat. Der scheidende FDP-Chef Guido Westerwelle stellte sich hinter Rösler. „Diese neue Führung kann sich auf meine Unterstützung verlassen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.
WELT
Die FDP zeige wenig Gespür für Defizite und Fehlentwicklungen in Deutschland, ärgert sich die frühere Spitzenpolitikerin und warnt vor rein "optischen Kurskorrekturen".
Politik
Deutschland
2011-05-09T05:48:40Z
2015-10-03T17:01:13Z
FDP-Urgestein schimpft mit "lammfrommer" Partei
https://www.welt.de//politik/deutschland/article13360528/FDP-Urgestein-schimpft-mit-lammfrommer-Partei.html
Eishockey, NHL: Hattrick - Leon Draisaitl kratzt an der Schallmauer
Stolz hielt Leon Draisaitl die drei Pucks in die Kamera. „Hat Trick“ stand auf jedem einzelnen, schnell mit einem Filzer auf Klebeband gemalt. „Ein großer Abend“, sagte der deutsche Eishockeystar der Edmonton Oilers nach seinem ersten Dreierpack in der NHL-Hauptrunde und war ein Stück weit erleichtert: „Ich habe lange genug dafür gebraucht.“ An einem magischen Abend im Rogers Place regnete es gut 90 Sekunden vor dem Spielende zum zweiten Mal Mützen von den Rängen, so wie es Tradition nach einem Hattrick ist. Draisaitl, 23, hatte zum 8:4-Endstand gegen die Los Angeles Kings getroffen, zuvor waren bereits seinem Teamkollegen Ryan Nugent-Hopkins drei Tore gelungen. „Es ist großartig, dass verschiedene Jungs ihren Teil beitragen und viele von uns große Nächte erleben“, sagte Draisaitl. Vater Peter, früherer Nationalspieler und Ex-Trainer der Kölner Haie (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/koelner-haie/) , hatte auf der Tribüne allen Grund zum Jubeln. „Das macht Spaß, und wir brauchen das“, sagte Draisaitl junior, er sah „wunderschöne Spielzüge von meinen Sturmpartnern – da war es leicht, die Dinger reinzumachen.“ Das gab es bei den Oilers seit 34 Jahren nicht Nach seinen Saisontoren Nummer 44 bis 46 und Vorlage Nummer 53 steht der gebürtige Kölner jetzt bei 99 Scorerpunkten, schon am Donnerstag kann gegen Dallas die 100 fallen. Eine Schallmauer, die jede “regular season“ nur eine Handvoll Spieler durchbricht. Auch die 50-Treffer-Marke ist bei sechs ausstehenden Hauptrundenspielen noch drin. „Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Ich möchte mir selbst keinen Druck machen“, betonte Draisaitl. Die Oilers schrieben bei Twitter vom „Drat Trick“, dem Harley-Davidson-Motorradhelm, der dem Mann des Tages in der Kabine aufgesetzt wird, bekam aber Nugent-Hopkins. Beide hätten ihn verdient gehabt, das Duo schrieb gemeinsam Klubgeschichte: Zuletzt hatten am 20. Dezember 1985 zwei Profis in einer Partie mindestens drei Tore erzielt. Es waren Jari Kurri (4) und Paul Coffey (3) – bei einem 9:4 gegen L.A. Der deutsche Rekordscorer Draisaitl hatte im Mai 2017 zwar schon einmal drei Treffer für die Oilers erzielt, damals allerdings in den Play-offs. Da in den Statistiken der nordamerikanischen Profiligen „regular season“ und „post season“ strikt getrennt werden, gelang ihm eine Premiere. Effektiver als Superstar Ovechkin Und die Tore konnten sich sehen lassen. Beim 2:1 (5.) umkurvte Draisaitl bei einem Solo alle fünf Gegenspieler und ließ Goalie Jonathan Quick keine Chance. Beim 7:2 (35.) lauerte er am langen Pfosten und schob nach einem Pass cool ein, beim 8:4 (59.) knallte der Nationalspieler den Puck bei einer Direktabnahme wuchtig in die Maschen. Draisaitl liegt auf Rang vier der NHL-Scorerliste, bei den besten Torjägern ist er Zweiter hinter dem russischen Superstar Alex Owetschkin (49 Tore) von den Washington Capitals. Allerdings ist Draisaitl effektiver, 21,9 Prozent seiner Schüsse sind drin, der Stanley-Cup-Champion steht bei 15,7. Bei seiner Gala ließ Draisaitl Marco Sturm leiden. Der frühere Bundestrainer ist heute Assistenzcoach bei den Kings, dem schlechtesten Team im Westen, das längst keine Chance mehr hat im Play-off-Rennen. Doch auch für Edmonton wird es eng. Mit 76 Zählern stehen die Kanadier fünf Punkte hinter einem Wildcard-Rang. Sturms Nachfolger Toni Söderholm hat Draisaitl zuletzt besucht und hofft, dass der Schlüsselspieler bei der WM im Mai in der Slowakei dabei ist. Wird es nichts mit den Play-offs, stößt Draisaitl wohl zur zweiten Vorbereitungsphase Mitte April zum Nationalteam.
WELT
Leon Draisaitl ist in der NHL zum Superstar aufgestiegen. Nun krönte er seine Saison mit dem ersten Hattrick seiner Karriere. Nur ein Spieler in der Liga schoss mehr Tore, der nächste Meilenstein ist zum Greifen nah.
Sport
Eishockey
2019-03-27T15:09:08Z
2019-03-27T15:09:08Z
Leon Draisaitl kratzt an der Schallmauer
https://www.welt.de//sport/eishockey/article190934437/Eishockey-NHL-Hattrick-Leon-Draisaitl-kratzt-an-der-Schallmauer.html
Wohnkonzepte: Wie man auch im hohen Alter noch zu Hause wohnen kann
Ist das die Zukunft des Seniorenwohnens? In Elze, einem Ortsteil der nördlich von Hannover gelegenen Gemeinde Wedemark, ist Ende Oktober der Grundstein für einen Neubaukomplex gelegt worden, der unterschiedliche Angebote für ältere Menschen miteinander kombiniert. Barrierefreie Bungalowhälften für weitgehend selbstständige Personen gehören dazu, aber auch Servicewohnungen, Wohngemeinschaften für Demenzkranke und eine Tagespflege. Zudem sind eine Cafeteria sowie haushaltsnahe Dienstleistungen Teil des „Convivo Park Alte Feldwiese“. „Jeder soll das eigene Leben unabhängig gestalten sollen“, sagt dazu Andreas Weber, Leiter Unternehmensentwicklung und strategisches Marketing bei der Convivo-Unternehmensgruppe. Das gelte, „ganz egal wie hoch der persönliche Unterstützungsbedarf ist“. Damit gibt der Neubau bei Hannover eine Antwort auf die demografischen Herausforderungen, vor denen Deutschland in zunehmendem Maß steht. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Wüest Partner wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen (verlinkt auf /wirtschaft/plus196539645/Demografie-Wo-Europa-waechst-und-wo-es-schrumpft.html) in Deutschland bis zum Jahr 2035 auf 3,8 Millionen steigen, was einer Zunahme um 31 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Daraus ergibt sich der Untersuchung zufolge ein zusätzlicher Bedarf von 230.000 Pflegeplätzen. Allerdings zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass ältere Menschen selbst dann, wenn sie gesundheitlich beeinträchtigt sind, wenn immer möglich weiterhin in den eigenen vier Wänden wohnen möchten. Und das sei auch sehr sinnvoll, sagt Carsten Brinkmann, Aufsichtsratsvorsitzender der auf Seniorenimmobilien spezialisierten Beratungsgesellschaft Terranus. „Wenn Senioren länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen können, erhält das ihre Selbständigkeit und entlastet die Gesellschaft in vielen Bereichen“, argumentiert Brinkmann. Außerdem könne die stationäre Pflege schon deshalb nicht der einzige Weg sein, „weil das Pflegesystem sonst zusammenbricht“. Der Experte macht darauf aufmerksam, dass heute viele Senioren zum Beispiel nach einem Oberschenkelhalsbruch nur deshalb ins Pflegeheim eingewiesen werden, weil sich zu Hause niemand um sie kümmert. „Gäbe es die nötigen Angebote im Quartier“, sagt Brinkmann, „könnten sie weitgehend selbständig in ihrer Wohnung bleiben.“ Das Quartier ist denn auch der zentrale Begriff, um den herum Unternehmen wie Convivo ihre Angebote entwickeln. „Jeder Convivo Park ist für sich ein Quartier und hat gleichzeitig eine Hot-Spot-Funktion“, erläutert Andreas Weber. „Das bedeutet, dass er Angebote wie beispielsweise ein Café oder eine Postannahmestelle umfasst, die auch den Nachbarn zugutekommen.“ Ältere Menschen, die noch weitgehend fit sind, finden damit alles Nötige in der unmittelbaren Umgebung. Und wenn sie eines Tages doch dauerhaft auf Hilfe angewiesen sein sollten, erhalten sie diese ebenfalls im Quartier – entweder in einer Einrichtung der Tagespflege oder auch in einem Pflegeheim. Allerdings trägt ein enger Quartiersbezug dazu bei, dass Senioren erst später oder gar nicht in eine stationäre Einrichtung wechseln müssen. „Entscheidend für ältere Menschen ist die Qualität des Lebensraums“, gibt Carsten Brinkmann von Terranus zu bedenken. „Viele von ihnen vereinsamen, da sie 22 bis 23 Stunden am Tag allein in der Wohnung verbringen. Da hilft eine Nachbarschaft, in der man sich gegenseitig wahrnimmt und umeinander kümmert.“ Ähnliche Erfahrungen macht Michael Held, der als Vorstandsvorsitzender der Terragon AG seniorengerechte Wohnangebote entwickelt. „Ältere Menschen sind in besonderem Maße auf das Quartier angewiesen“, betont er. „Denn je älter man wird und je stärker man in seiner Bewegung eingeschränkt ist, desto mehr profitiert man davon, wenn sich alle wichtigen Einrichtungen in der Nähe befinden.“ Konkret umgesetzt wird dieser Ansatz im Vitalquartier in Hannover, das Terragon als Generalübernehmer für das Sozialunternehmen Annastift realisiert. Bis 2022 soll ein „lebendiges und barrierefreies Stadtquartier für alle Generationen“ entstehen, wie Held sagt. Geplant sind unter anderem rollstuhlgerechte Mikroapartments, größere barrierefreie Wohnungen und Wohngruppen für Demenzkranke, aber auch diverse Gewerbeflächen. Zielgruppe sind dabei nicht nur Senioren. „Das Vitalquartier zeichnet sich durch die altersmäßige Mischung der Bewohner aus“, sagt Held. „Auch behinderte Menschen werden hier wohnen, und Gewerbeflächen werden die Versorgung sichern und gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl fördern.“ Kita in der Nachbarschaft wird als bereichernd empfunden Ebenfalls auf eine Mischung unterschiedlicher Altersgruppen setzt das Unternehmen Kondor Wessels. 2018 hat es im Berliner Stadtteil Adlershof seine erste „Vivacity“ fertiggestellt. Dazu gehören nicht nur barrierefreie Wohnungen mit ergänzenden Dienstleistungen, eine Tagespflege, ein ambulanter Pflegedienst und ein Pflegeheim, sondern auch ein Discounter, eine Bäckerei, ganz normale Mietwohnungen und eine Kindertagesstätte. „Das Konzept des Quartiers“, heißt es bei Kondor Wessels, „legt den Fokus darauf, der Generation 60+ ein selbstbestimmtes und vitales Leben bis ins hohe Alter zu ermöglichen.“ Eine Kindertagesstätte neben Wohnungen älterer Menschen – sind da nicht Konflikte programmiert? Ganz im Gegenteil, sagen Fachleute. „Senioren empfinden es als bereichernd, wenn es in der Nähe in der Kita gibt“, stellt Terragon-Chef Michael Held fest. Und Yenna Haack, Vorstand der Aviarent Invest AG, beobachtet, dass „die Generationen voneinander profitieren – zum Beispiel dann, wenn Senioren den Kindern vorlesen“. Zudem sei eine Kindertagesstätte „ein attraktives Angebot für die Mitarbeiter der Einrichtung“ – ein unschätzbarer Vorteil in einer Zeit, in der Pflegekräfte knapp und entsprechend umworben sind. Auf jeden Fall ist Aviarent von den Investitionschancen solcher quartiersbezogener Konzepte überzeugt. In diesem Jahr legte das Unternehmen den Fonds CareVision IV auf, der rund 500 Millionen Euro in sogenanntes „Betreutes Wohnen Plus“ investieren will und sich an institutionelle Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen und Stiftungen richtet. Ihnen stellt das Unternehmen eine jährliche Ausschüttung von 4,75 Prozent in Aussicht. Solche Konzepte, sagt Vorstand Yenna Haack, seien nicht nur gesellschaftlich wichtig, sondern hätten auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. „Aus Investorensicht ist ein Produkt wie der Convivo Park sehr attraktiv“, erklärt sie. „Indem es mehrere Assetklassen in einem Quartier vereinigt, erreicht es eine Risikostreuung. Außerdem ist die Nachnutzbarkeit (verlinkt auf /wirtschaft/plus189702677/Junge-Staedte-altes-Land-Wie-Zuwanderung-Land-und-Kommunen-veraendert.html) viel eher gegeben als bei einem stationären Pflegeheim.“ Ähnliche Pluspunkte sieht Mathias Staudt, der die Gesundheitsimmobilien-Fonds der Investmentgesellschaft Principal Real Estate betreut. Principal Real Estate hat 2018 den Seniorencampus Herne (Nordrhein-Westfalen) erworben, der ebenfalls auf eine Mischung unterschiedlicher Angebote und eine enge Verzahnung mit dem Quartier setzt. Und welcher Senior soll das bezahlen? „Aus Investoren- und Betreibersicht haben solche Konzepte den großen Vorteil, dass sie die größtmögliche Vermarktungsmöglichkeit schaffen“, erläutert Staudt. „Die Verträge laufen 20 der 25 Jahre. Niemand kann wissen, was in dieser Zeit im Bereich der Pflege passieren wird. Deshalb möchten wir dem Betreiber eine Plattform bieten, die es ihm ermöglicht, flexibel auf zukünftige Situationen zu reagieren.“ Noch seien solche Angebote in Deutschland die absolute Ausnahme, bedauert Staudt. Wie schwierig die Realisierung entsprechender Projekte ist, zeigt das Beispiel von Kondor Wessels. Denn obwohl das Unternehmen sein Vivacity-Konzept eigentlich seit Jahren an unterschiedlichen Standorten realisieren möchte, hat es sich noch kein weiteres Grundstück dafür sichern können. Gerade im Berliner Stadtgebiet sei es „mittlerweile sehr schwierig, einen wirtschaftlichen Betrieb bei moderaten Mieten zu erreichen“, sagt Marcus Becker, Geschäftsführer der Kondor Wessels Bouw Berlin GmbH. Hauptgrund dafür seien die stark gestiegenen Grundstückspreise. Damit stellt sich die Frage, wo diejenigen Senioren unterkommen sollen, die nur über eine geringe Rente verfügen. Beim Convivo-Park in Elze beträgt die Kaltmiete immerhin rund 16 Euro pro Quadratmeter; hinzu kommen die Kosten für die Dienstleistungen. Die Mieter der von Terragon entwickelten Wohnungen müssen sogar mit monatlichen Gesamtkosten von mindestens 1400 Euro rechnen. „Das können sich längst nicht alle älteren Menschen leisten“, gibt Projektentwickler Held zu. Er fordert deshalb die Kommunen auf, „niedrigpreisige Angebote für das Betreute Wohnen zur Verfügung zu stellen“. Das könne durch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft oder durch eine Kooperation mit privaten Bauträgern erfolgen. Die private Immobilienwirtschaft in die Pflicht nehmen will auch Carsten Brinkmann von Terranus. „Projektentwickler bauen derzeit an den Bedürfnissen älterer Menschen vorbei“, kritisiert er. „Sie errichten vorrangig teure, größere Wohnungen (verlinkt auf /wirtschaft/plus186780876/Einbruchschutz-Tipps-So-sichern-Sie-Haus-und-Wohnung-vor-Einbrechern.html) , während Senioren kleinere, bedarfsgerecht konzipierte Wohnungen nachfragen.“ Dabei sei gar nicht immer eine vollständige Barrierefreiheit erforderlich. „Ideal für Senioren“, sagt Brinkmann, „sind Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 50 bis 55 Quadratmeter Wohnfläche, die über eine barrierefreie Nasszelle, eine eingebaute Pantry-Küche und Einbauschränke verfügen.“ Die Gesamtmiete sollte demnach 600 bis 700 Euro nicht überschreiten. Um das möglich zu machen, fordert Brinkmann die Kommunen auf, „bei größeren Bauvorhaben das Grundstück vergünstigt abzugeben mit der Vorgabe, seniorengerechte Wohnungen in diesem Preissegment zu bauen“. Dieser Artikel wurde erstmals im Dezember 2019 veröffentlicht.
Christian Hunziker
Nur nicht ins Pflegeheim! Selbst bei gesundheitlichen Problemen wünschen sich ältere Menschen, weiter in den eigenen vier Wänden leben zu können. Neue Wohnkonzepte sollen das jetzt möglich machen. Allerdings haben sie einen großen Haken.
Finanzen
Immobilien
2020-10-01T07:05:00Z
2020-10-01T07:07:25Z
Auch im hohen Alter noch zu Hause wohnen? Das geht
https://www.welt.de//finanzen/immobilien/article204520266/Wohnkonzepte-Wie-man-auch-im-hohen-Alter-noch-zu-Hause-wohnen-kann.html
13-jähriger Deutsch-Iraker: „Der Junge ist eine Art Systemsprenger“
Die Stadt Ludwigshafen und das Land Rheinland-Pfalz haben große Schwierigkeiten bei der Suche nach einer dauerhaften Unterbringung für den 13-jährigen mutmaßlichen Bombenbauer von Ludwigshafen. Die Stadt hätte bundesweit rund 100 Einrichtungen angefragt, aber zunächst keine einzige Zusage erhalten, wie die Ludwigshafener Jugenddezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) in Mainz mitteilte. Erst nach langem Suchen sei nun ein freier Träger der Jugendhilfe für die pädagogische Betreuung gefunden worden, „bei dem wir uns vorstellen können, dass sie zu einer langfristigen Lösung führen kann“. Nachdem der weitere Verbleib des Jungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie per Gerichtsbeschluss beendet worden war, wurde er vorerst an einem anderen sicheren Ort außerhalb von Ludwigshafen untergebracht. „Er wird dort rund um die Uhr betreut und bewacht“, sagte Reifenberg. Wie es künftig in dem bundesweit bislang einzigartigen Fall weitergehen werde, hänge entscheidend von einem Familiengerichtstermin am 21. März ab. Die bislang vorhandenen Instrumente der Jugendhilfe kämen bei einem Kind, das einen Terroranschlag plante (verlinkt auf /politik/deutschland/article160355430/Zwoelf-Jahre-Nie-war-ein-Terrorverdaechtiger-in-Deutschland-so-jung.html) , an ihre Grenzen. „Der Junge ist eine Art Systemsprenger“, erklärte die Kommunalpolitikerin. Sie bestätigte, dass die Familie des Jungen bereits seit 2015 vom Jugendamt betreut wurde, allerdings sei es dabei um sein Verhalten in der Schule gegangen. Nach bisherigen Erkenntnissen hat der damals noch Zwölfjährige mit deutscher und irakischer Staatsbürgerschaft zweimal versucht, in Ludwigshafen einen Sprengstoffanschlag (verlinkt auf /politik/deutschland/article160366228/Um-den-Terrorverdaechtigen-kuemmert-sich-nun-das-Jugendamt.html) zu verüben. Dazu hatte er am 26. November auf dem Weihnachtsmarkt und nochmals am 5. Dezember am Rathauscenter eine selbst gebaute Bombe (verlinkt auf /politik/deutschland/article160342475/Junge-12-platzierte-Nagelbombe-auf-Weihnachtsmarkt.html) deponiert, die jedoch nicht explodierte. Der Generalbundesanwalt ermittelt. Nach bisherigen Ermittlungsergebnissen war der Sprengsatz nicht zündfähig.
WELT
Mit 12 Jahren wollte der Deutsch-Iraker auf einem Weihnachtsmarkt eine Bombe zünden. Das Attentat wurde vereitelt, der Junge landete in der Psychiatrie. Nun sucht Ludwigshafen eine dauerhafte Unterbringung.
Vermischtes
2017-03-15T16:29:16Z
2017-03-15T19:05:11Z
„Der Junge ist eine Art Systemsprenger“
https://www.welt.de//vermischtes/article162886081/Der-Junge-ist-eine-Art-Systemsprenger.html
Umfrage zur Bildung: Bürger wollen Schulpolitik dem Bund übertragen
Der Bund und nicht die Länder sollte nach Ansicht von gut 60 Prozent der Deutschen die bildungspolitische Verantwortung für die Schulen tragen. Zudem äußerte sich die Mehrheit der Befragten mit der Schulpolitik der Bundesländer unzufrieden. Die Durchschnittsbewertung beträgt 3,6 auf der Schulnotenskala, wie eine vorgestellte Allensbach-Umfrage im Auftrag der Vodafone-Stiftung ergab. Am besten schnitten Bayern (3,3), Hessen und Sachsen (jeweils 3,4) ab. Schlusslichter sind Berlin (3,9) und Schleswig-Holstein (4,2). Seit der Föderalismusreform ist die Zuständigkeit des Bundes im Bildungsbereich weiter gesunken. Eine Absage erteilten die Befragten auch einer auf acht Jahre verkürzten Gymnasialzeit sowie der geplanten Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen. So plädierten fast zwei Drittel (64 Prozent) für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium oder zumindest für ein entsprechendes paralleles Angebot. Von einem Zusammenschluss der Haupt- und Realschulen erwartet nur knapp ein Drittel (32 Prozent) bessere Bildungschancen für die Hauptschüler. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) rechnet damit, dass sich durch eine Zusammenlegung nicht viel ändern werde. Hinsichtlich des Verbesserungsbedarfs fordern 59 Prozent der Bürger kleinere Klassen. 54 Prozent beklagen einen hohen Unterrichtsausfall, ebenso viele halten eine stärkere individuelle Förderung der Kinder für dringend notwendig. Als Ursachen für schlechte schulische Leistungen von Schülern nannten die Befragten mangelndes Interesse der Eltern für die schulischen Angelegenheiten (70 Prozent). Weiter meinten sie, dass die Schüler in ihrer Freizeit zu viel fernsehen oder am Computer spielen (69 Prozent) oder bemängelten schlechte Vermittlung des Unterrichtsstoffs durch die Lehrer (65 Prozent). Der Vorsitzende des Deutschen Philologen-Verbands (DPhV), Heinz-Peter Meidinger, äußerte selbstkritisch, dass die Lehrer in der Öffentlichkeit eher über ihr Klagen als über ihr pädagogisches Wirken wahrgenommen würden. Zwar erkennen 54 Prozent an, dass der Lehrerberuf anstrengender und fordernder geworden sei, doch kritisierten auch 51 Prozent der Befragten, dass Lehrer viel über ihre Belastungen klagten. Ziel müsse sein, so Meidinger, der Öffentlichkeit ein positiveres Lehrerbild zu vermitteln. Hilfreich zur Aufwertung könnten dabei Eignungstests sein, wie es sie bereits in der Schweiz gebe, so der DPhV-Vorsitzende. Auch über neue Möglichkeiten zur Bewertung von Lehrern und Unterricht müsse nachgedacht werden. Dass Schüler ihre Lehrer mit Noten bewerteten, sei jedoch „nicht unbedingt das richtige Mittel“, so Meidinger.
WELT
Seit der Föderalismusreform 2006 ist die Zuständigkeit des Bundes im Bildungsbereich gesunken. 61 Prozent der Befragten prangern dies an. Sie fordern überall in Deutschland die gleiche Qualität von Schulen und Unterricht. Mit der Schulpolitik der Landesregeriungen sind sie mehr als unzufrieden.
Politik
Deutschland
2010-03-31T14:02:45Z
2015-09-01T09:39:54Z
Bürger wollen Schulpolitik dem Bund übertragen
https://www.welt.de//politik/deutschland/article7004125/Buerger-wollen-Schulpolitik-dem-Bund-uebertragen.html
Debütautor Hischmann: Hände hoch und her mit der Handlung!
Was einem jungen Mann auf Reisen nicht alles passieren kann. Beispielsweise lernt Max Flieger in einer Bar in der Lower Eastside von Manhattan eine hübsche und interessante Frau kennen. „Sie ist fünfundzwanzig und studiert Creative Writing an der Columbia. Ihre Eltern finden das ziemlich riskant und weigern sich, sie zu unterstützen. Dass sie es trotzdem tut, weil sie ein Begabtenstipendium bekommen hat, überrascht mich nicht. (...) Sie erzählt mir von Hemingway, der gesagt hat, dass man über das schreiben soll, was man kennt.“ Hemingway kannte ziemlich viel. Stichworte: Krieg, Paris, Stierkampf, noch mal Krieg, Safari, Hochseefischerei. Der hatte also gut reden. Max, der Ich-Erzähler des gerade für den Preis der Leipziger Buchmesse (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/leipziger-buchmesse/) nominierten Debütromans von Fabian Hischmann, stammt aus Königsburg, einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg. Als Vorbild dafür dürfte Donaueschingen ein sicherer Tipp sein. Da stammt nämlich sein Autor (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) her, und der wird den Ratschlag von Hemingway nicht zufällig aufgenommen haben. Zu Beginn des Buches kehrt Max aus Bremen, wo er als Lehrer arbeitet, in seinen Heimatort zurück. Seine Eltern haben ihn darum gebeten, sie wollen nach Kreta in Urlaub fahren und brauchen jemanden, der auf den Hund aufpasst. Max hat zwar keine Lust, aber auch keine bessere Idee für die Sommerferien. „Meine Eltern wissen, dass nicht viel mit mir los ist.“ Selbstmitleid und Weltekel Sich selbst beschreibt der Erzähler als Couch-Kartoffel, deren einzige Beschäftigungen Onanie und die obsessive Betrachtung von Tier-Dokus im Fernsehen sind: „Ich könnte versuchen, mich wieder zu verlieben, oder einfach nur so mit jemandem Sex haben. Ich könnte verreisen. Nach Neapel oder Wien oder Lissabon. Alles Städte, in denen ich noch nie war. (...) Ich könnte die Nachbarjungs fragen, ob sie mich auch mal mit ihrer Gaspistole schießen lassen, zum Beispiel in ihre Stereoanlage, die mich jede zweite Nacht mit Dubstep in den Wahnsinn treibt. Ich könnte endlich kündigen, selbst Dubstep auflegen und die Nachbarn einladen, darauf hoffen, dass sie ihre Freundinnen mitbringen würden. Freundinnen, mit denen man einfach so Sex haben könnte.“ Seinem Selbstmitleid und Weltekel kann er sich genauso gut oder gar besser in seiner Heimat überlassen. Dort trifft Max seine Ex-Freundin Maria wieder und seinen früheren besten Kumpel Jan, mit dem er sich – wegen Maria – überwarf. Die beiden leben inzwischen auf einem Selbstversorger-Bauernhof mit weiteren Freunden einen reichlich prekären Neohippietraum. In diese Kommune reiht sich Max nahtlos ein. Alte Geschichten, alte Lieben, alte Leiden – Max Flieger ist, seinem Namen zum Hohn, ein bereits beim ersten Startversuch abgeschmierter Bruchpilot. Sich selbst stilisiert er zum einsamen Wolf und passt so perfekt in die wie von Hopper gemalte Barszene, die er später in New York erlebt. So jemand ist im Lehrerberuf tatsächlich schlecht aufgehoben; jeder kennt die Zyniker und Sadisten, die aus solchen Typen später werden. Während Max damit beschäftigt ist, die verdrängten Beziehungsverwicklungen seiner Adoleszenzphase aufzuarbeiten, erreicht ihn die Nachricht vom Unfalltod seiner Eltern. Aus der regressiven Heimatidylle reist Max nach Kreta, zunächst zur Regelung der Überführungsformalitäten, dann länger, um am Sterbeort seiner Eltern neue Kraft für sein eigenes Leben zu finden. Das vermeintliche Spießerpaar war dort bei einer Familie zu Gast, deren Mutter in jungen Jahren eine dauerhafte Menage à trois mit den beiden hatte. Max, selbst in seiner sexuellen Orientierung unklar definiert (in seinen Träumen hat er Sex mit seinem Jugendfreund), entdeckt in der Vergangenheit der Eltern eine Utopie für sein eigenes Leben, die den Knoten mit Maria und dem heimlich geliebten Rivalen Jan auflösen könnte. Der Stoff ist leider zu dünn Das war’s schon. Um aus diesem dünnen Stoff ein dickes Buch zu machen, muss man sich echt anstrengen. Doppelt blöd, wenn man sich an die Hemingway-Maxime halten will (erfinden oder recherchieren also nicht in Frage kommt), man aber halt nicht so viel kennt. Dann müssen Banalitäten wie die jugendlichen Gefühlsverwirrungen oder eine gebrochene Nase zur Größe von Kriegstraumata aufgeblasen werden: „Es ist das letzte Gebäude im Ort, dann beginnt der Wald, in dem so viel passiert ist. Da habe ich zum ersten Mal geraucht, zum ersten Mal gefickt und einmal fast einen umgebracht.“ Aber nur fast. Fabian Hischmann ist sicher ein begabter Schriftsteller (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) , wie es heute viele gibt. Er hat ausweislich des Klappentextes in Hildesheim und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert, in Heidelberg und Freiburg an Theatern hospitiert, Stipendien bekommen. Jetzt hat eine renommierte Literaturjury den Roman (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/romane/) durch seine Buchpreisnominierung zusätzlich geadelt. Man kann somit gar nicht anders, als dieses Debüt exemplarisch zu lesen – vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Debatte um die Bravheit und Betriebsnudeligkeit der jungen deutschen Schriftsteller, die Florian Kessler in der „Zeit“ losgetreten und die Klaus Ungerer gerade noch einmal zugespitzt und ausgeweitet hat. Kessler hatte ziemlich gereizte Reaktionen bei Kollegen wie Nora Bossong oder Olga Grjasnowa ausgelöst. Und, natürlich: Der Pauschalvorwurf ästhetischer und politischer Harmlosigkeit krankt, wie Christoph Schröder festgestellt hat, stets selbst unter jener Erfahrungsarmut, die er den Autoren (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) unterstellt: einer Armut an Leseerfahrung nämlich. Sonst würde man, von Thomas von Steinaecker über Clemens Meyer bis Ernst-Wilhelm Händler, ausreichend Gegenbeispiele kennen. Dennoch, es ist der Sinn einer Polemik, mit grobem Keil zu spalten. Das Schreibschul-Klischee wird bestätigt „Am Ende schmeißen wir mit Gold“ erfüllt leider sehr exakt das Zerrbild einer harmlos-langweiligen Gegenwartsliteratur, die nicht weiß, wovon und zu welchem Zweck sie eigentlich erzählen will. Man könnte Hischmann zugute halten, dass er diesen Stoff- und Motivationsmangel eben gerade thematisieren und ausstellen will. Es gibt Hinweise darauf: Da wäre Max’ Erstaunen über das ihm fremde Liebesleben der Eltern oder die Faszination, mit der er auf Kreta Schießübungen macht und im New Yorker Central Park halbstark mit einer Pistole herumhantiert, um eine quälende Schuld zu begleichen. Doch gerade dieser Kurzauftritt als Teilzeit-Taxi-Driver wirkt derart künstlich und aufgesetzt, als wolle der Roman seine fehlende Handlung mit Waffengewalt erzwingen. Schließlich wäre da noch die ausführlich geschilderte Tierfilm-Passion, der Max sich auf Kreta hingibt. Für Ironie fehlen leider jegliche Signale. Am Ende steht tatsächlich die Selbstfindung des Erzählers, die Versöhnung mit den Geistern der Vergangenheit und die Überwindung seiner infantilen Null-Bock-Attitüde. Der Fauna-Film hat Premiere, alle Freunde sind da. „Maria sagt, ich soll mich an der Filmakademie bewerben. Ich denke darüber nach.“ Ludwigsburg ist ja auch nicht weit, das Hildesheim der Filmemacher. Journalisten würden nicht auf die Idee kommen, die große Geschichte eines Kollegen einfach noch mal neu zu schreiben. In der Literatur ist die Wiederholungsgefahr offenbar kein Hindernis. Jeder hält seine Story für singulär, und dann ist da ja noch die Form, ach, ja, die Form. Doch der große und erzählerisch wirklich innovative Roman über die Erfahrungsarmut einer Generation wurde eben schon geschrieben: Leif Randts „Schimmernder Dunst über Coby County“. Und das reicht ja fürs Erste auf diesem schmalen Spielfeld. Einmal beschreibt Hischmann eine kleine, einsame Wolke: „Und weil der Himmel hier so arm an Dramen ist, wirkt der weiße Fetzen verloren wie ein Jungtier, das von seiner Herde getrennt wurde.“ Tierfilme sind leider auch nicht wirklich abendfüllend.
Richard Kämmerlings
Was taugt die deutsche Gegenwartsliteratur? Fabian Hischmanns Selbstfindungsroman, gerade für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, gibt den Kritikern der Schreibschul-Blutleere leider recht.
Kultur
Literatur
2014-02-18T08:13:20Z
2015-10-15T18:05:33Z
Hände hoch und her mit der Handlung!
https://www.welt.de//kultur/literarischewelt/article124956625/Haende-hoch-und-her-mit-der-Handlung.html
ARD: Reichsbürger gegen den Staat - TV-Kritik
Seit Jahrzehnten führt die Bundesrepublik zurecht eine Debatte über Parallelgesellschaften. Nur leider hat sie dabei nicht bemerkt, dass inzwischen eine ganze Parallelwelt entstanden ist. Von ihr erfuhr die breite Öffentlichkeit erst durch die Todesschüsse auf einen bayerischen Polizisten, abgeben von einem kriminellen Deutschen, der glaubt, in einem rechtlichen Nirwana zu leben. Die ARD lud ihre Zuschauer am Mittwochabend zu einer 45-Minuten-Reise auf diesen anderen, sehr hässlichen Planeten ein. „,Reichsbürger‘ gegen den Staat. Eine Parallelwelt mitten in Deutschland“, lautete der Titel der Reportage zu selbsternannten Königen und Kanzlern – oder wie es einer der Selbstdarsteller formulierte: zu „deutschen Staatsbürgern einzelner handlungsunfähig gestellter Staaten“, die angeblich „aufgewacht sind“. Man muss sich wahrlich nicht die ganzen 45 Minuten Wahnsinn reinziehen, um zu erkennen, dass es sich hier um Schlafwandler mit – mal mehr, mal weniger – krimineller Energie handelt. Der Film lässt einen aufatmen: Zum Glück haben wir in Deutschland keine Waffengesetze wie in den USA, sonst hätte es schon und würde es noch mehr tote Polizisten, Gerichtsvollzieher und andere Amtspersonen geben. Um die Ursache kümmert sich der Film nicht Ja, man kann es sich so einfach machen, wie es Politik und Verfassungsschutz zu lange getan haben und erklären: Diese Leute haben alle einen an der Waffel. Nur hilft das nicht weiter in einem Zeitalter, wo narzisstische Nimm-dir-was-dir-gefällt-Politiker ungeahnten Publikumszuspruch erhalten und ihren Wählern Dinge versprechen, die nicht von dieser Welt sind. Denn ignorieren kann man die Menschen nicht, die sich zu Hunderten aus der Gesellschaft verabschieden. Der Film, an dem sechs Autoren beteiligt waren, beschränkt sich allein auf die Darstellung der „ Reichsbürger (verlinkt auf /themen/reichsbuerger/) “-Szene und kümmert sich nicht um die Ursachen, warum Hunderte oder gar Tausende Deutsche in diese Parallelwelt flüchten. Das als Manko der Doku zu bezeichnen, läge auf der Hand, wäre aber unfair und fehl am Platze: Die Antworten darauf müssen erstens nicht sechs RBB-Reporter liefern, sondern die gesamte Gesellschaft. Und zweitens würden wir wieder die Antworten erhalten, die wir von Pegida (verlinkt auf /themen/pegida/) , dem Brexit (verlinkt auf /themen/brexit/) oder der Trump-Wahl zu Genüge kennen. Reichsbürger erkennen eigene Widersprüche nicht Insofern war es richtig, vor allem Protagonisten der kruden Bewegung zu Wort kommen zu lassen, wobei viele Sequenzen aus YouTube-Videos stammten, die sie selbst eingestellt hatten. Diese Stellungnahmen in geballter Ladung zu hören und zu sehen, ist sehr aufschlussreich, vor allem in Bezug auf die real existierende Parallelwelt. Fassungslos macht die völlig verzerrte Wahrnehmung von Begrifflichkeiten wie Krieg, Faschismus, Nationalsozialismus und Terror. Fassungslos macht ein gravierender Mangel an Reflexion und die Unfähigkeit, Widersprüche im eigenen Handeln und Denken zu erkennen – geschweige denn, Schlussfolgerungen zu ziehen. Fassungslos macht auch das Verhalten der gezeigten echten Vertreter des echten Staates. Das ARD-Team war mit dabei, als Peter Fitzek „die erste freie Bank in Europa" aufmachte, um sein Reich, also sich selbst, mit Kapital zu versorgen. Fitzek ist gelernter Koch. 2013 erhob er seine Person über 80 Millionen Mitbürger: Er erklärte sich zum „König von Deutschland“. Tatsächlich gab es Leute, die in seiner „freien Bank“ Geld einzahlten. Ein Herr vom Ordnungsamt kam am Eröffnungstag vorbei, überreichte Fitzek ein Formular und erklärte mit ehrfürchtiger Freundlichkeit: „Ich würde Sie ganz herzlich bitten, dass Sie Ihre Bank formell als Gewerbe anmelden.“ „Ich mache keinen Spaß. Ich mache einen Staat“ Auch das ist verrückt. Ein neu gegründetes Geldinstitut muss von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ( BaFin (verlinkt auf /themen/bafin/) ) genehmigt werden, die Hürden sind sehr hoch. Das zu hinterlegende Kernkapital beträgt mindestens fünf Millionen Euro. Natürlich hatte sich Fitzek, geboren in Halle an der Saale, darum nicht geschert, gehört doch die BaFin zur „BRD GmbH“. Er zerriss das „Anmeldeformular“ mit der höhnischen Bemerkung: „Ist doch nett, dass man mir das persönlich vorbeibringt.“ Damals sagte er: „Nichts kann mir etwas anhaben, gar nichts.“ Benebelt von zu viel Selbstbeweihräucherung glaubte er seiner eigenen Lügengeschichte. „Ich mache keinen Spaß. Ich mache einen Staat.“ Wie Reichsbürger gegen den Staat zu Felde ziehen Dass Fitzek den Eindruck königlicher Unberührbarkeit gewann, lag auch daran, dass die Polizei zu lange großzügig über den Klamauk hinwegsah. Unbehelligt fuhr der Ostdeutsche mit selbstgebastelten „Königreich“-Nummernschildern durch Wittenberg. Noch vor Gericht ritt er auf der Welle. Dabei ist er nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft dringend verdächtig, in zwei Dutzend Fällen fremdes Vermögen veruntreut zu haben. Zumindest in dem Film erschien er in Hemden mit „Königswappen“ und brüllte: „Das ist kein Rechtsstaat, das ist Pack.“ Der Humbug, Deutschland sei kein Rechtsstaat und werde von „Faschisten“ regiert, ist weit verbreitet in der Szene und legt rechtsextremistische Tendenzen offen. Eklatant ist auch das aggressive Verhalten gegen Amtspersonen. Ende August schoss Adrian Ursache, selbsternannter und verschuldeter König des erfundenen "Staates Ur" in Reuden östlich von Magdeburg, bei der Zwangsräumung seines Anwesens auf Polizisten und verletzte mehrere teils schwer. Dem Gerichtsvollzieher drohte er, dieser werde „wie ein Schwein (…) in deinem Blut baden, du Penner“. Anders klingen die irren Kopfabschneider vom islamischen Staat auch nicht. Ein „Gesandter“ bedrängt Staatsdiener am Telefon „Dieses faschistische Drecksauensystem“ werde „hier sein Ende finden", orakelte Ursache. Wie abstrus es in der Parallelwelt durchgeknallter „Reichsbürger“ zugeht, zeigt gerade der Ur-Mensch von Reuden. Die Bundesrepublik sei illegal. „Der Staat Ur ist anerkannt worden.“ Von wem? Die Räumung seines Hauses nannte er „Angriffskrieg“. Die Bundesrepublik, die seiner Meinung nach nicht existiert (verlinkt auf /geschichte/article158909304/Doch-das-Deutsche-Reich-ist-wirklich-untergegangen.html) , habe die DDR besetzt. Na was denn nun? „Jeder darf jeden plattmachen“, sagt er im Kreise von Sympathisanten. Besonders traurig: Die beklatschen diesen Schwachsinn. Gezeigt wird auch ein Größenwahnsinniger, der behauptet, „Gesandter“ von einem ausgedachten „Amt der Menschenrechte" zu sein. Er ruft Staatsdiener aller Art an und bedrängt sie hochgradig aggressiv. „Sie sind die Straftäter, Sie sind die Nationalsozialisten.“ So ungefähr. Wer auflegt, wird wieder angerufen und erneut von diesem verbalen Amokläufer in inquisitorischem Ton angeblafft. Reichsbürgern geht es nicht einfach um Vorteile Der Magdeburger Soziologe David Begrich spricht von einer Umkehr der Hierarchie, die seiner Darstellung zufolge dazu führt, dass sich der Otto-Normal-„Reichs“-Bürger plötzlich aufschwingt und über Polizisten, Richter und Gerichtsvollzieher erhebt. Begrich erklärt das Muster so: „Ich habe die Wahrheit nicht gepachtet, sondern qua Gesetz.“ Jan-Gerrit Keil, Kriminalpsychologe beim LKA Brandenburg, sagt: Jeder dieser selbsterklärten Kanzler und Könige „möchte willkürlich tätig sein. Und das muss eine Demokratie als solches als Gefahr für sich erkennen.“ Wie bei anderen Verschwörungstheoretikern erklären auch „Reichsbürger“ jedes zarte Pflänzlein, das ins schräge Weltbild passt, zur unumstößlichen Eiche. Etwa die unbedarfte Aussage des früheren Linke-Fraktionschefs Gregor Gysi (verlinkt auf /themen/gregor-gysi/) , der vor drei Jahren im Fernsehsender Phoenix sagte, es sei an der Zeit, „die Besatzung Deutschlands zu beenden“. Prompt wurde Gysi in der Szene als „einer von uns“ dargestellt – was definitiv Stuss ist. Dass dieser Humbug immer wieder auch ungewollt Urkomisches zu Tage fördert, zeigt in dem Film eine Sächsin, die keine Steuer für ihren Hund zahlt. Ihre Begründung: „Mein Hund scheißt auf Reichsgebiet und nicht in die Stadt Zwickau.“
Thomas Schmoll
Eine ARD-Doku über selbsternannte Könige und andere durchgeknallte „Reichsbürger“ zeigt Deutsche, die in diese Parallelwelt flüchten. Was dort vor sich geht, ist schwer auszuhalten.
Vermischtes
2016-12-01T10:44:39Z
2016-12-07T09:13:58Z
"Mein Hund scheißt auf Reichsgebiet"
https://www.welt.de//vermischtes/article159878886/Mein-Hund-scheisst-auf-Reichsgebiet.html
Chihuaha-Mischling: "Hässlichster Hund der Welt" stirbt in Kalifornien
Sie trug den Titel "Hässlichster Hund der Welt" zu Recht: Yoda, eine spindeldürre Hundedame mit kurzen Haarbüscheln, nackten Beinen, schiefer Schnauze und heraushängender Zunge, ist tot. Der betagte Chihuahua-Mischling hatte das Glück, im Schlaf zu sterben, berichtete die "Huffington Post". Yoga wurde 15 Hundejahre alt, auf Menschenjahre umgerechnet ein stolzes Alter von 105. Das mitleiderregende Schoßhündchen wog gerade 800 Gramm. Beim Wettbewerb um den unansehnlichsten Hund der Welt im kalifornischen Petaluma war Yoda im Juni 2011 zur Siegerin gekürt worden und hatte ihrer Besitzerin Terry Schumacher ein Preisgeld von 1000 Dollar (766 Euro) eingebracht. Schumacher hatte das Tier zunächst für eine Art Ratte gehalten, als sie es auf der Straße fand. Dank des Titels wurde der Hund dann aber noch richtig berühmt und war Gast bei zahlreichen Fernsehshows. Den Titel behält Yoda auch posthum – bis zur Wahl des Nachfolgers im Sommer.
WELT
Ihre Halterin hielt die Hündin erst für eine Ratte, lernte sie dann aber lieben. Jetzt starb Chihuaha-Mischling "Yoda", prämiert als der hässlichste Hund der Welt.
Vermischtes
2012-03-15T12:04:19Z
2012-10-19T05:26:44Z
"Hässlichster Hund der Welt" stirbt in Kalifornien
https://www.welt.de//vermischtes/article13923977/Haesslichster-Hund-der-Welt-stirbt-in-Kalifornien.html
Große Koalition: Mitarbeiterbeteiligung ja - aber wie?
In der großen Koalition scheint eine einvernehmliche Lösung in der Frage der Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen möglich. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Olaf Scholz sagte, seine Partei sei zuversichtlich, mit der Union zu einer Einigung zu kommen. Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil meinte: „Da können wir richtig vorankommen.“ Scholz sagte im Bayerischen Rundfunk, auch in der CDU werde über die von der SPD vorgeschlagene Mitarbeiterbeteiligung nach dem Fondsmodell diskutiert. „Wenn man sich mit den Problemen beschäftigt, gibt es am Schluss kaum eine andere Lösung.“ Nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten sollen Arbeitnehmer Teile ihres Gehalts in einen so genannten Deutschlandfonds einzahlen können. Dieser beteiligt sich dann wiederum an den Unternehmen. Vor dem Risiko einer Insolvenz und damit des Kapitalverlustes seien die Arbeitnehmer beim Deutschlandfonds anders als bei einer direkten Firmenbeteiligung gut geschützt, sagte Scholz. Er stellte nochmals klar, dass es sich bei den Beteiligungen nicht um einen Ersatz für Lohnerhöhungen handele, sondern um „etwas, das die Betriebe zusätzlich gewähren“. Stoiber gegen den Deutschlandfonds Heil forderte im Sender n-tv, dass der Vorschlag im Sommer auf die Tagesordnung der Koalition komme. Man müsse schauen, wie man das miteinander umsetzen könne. Dies „kann ein großer Schwerpunkt der Koalition sein“, betonte er. Der bayerische Ministerpräsident Stoiber sieht ebenfalls gute Chancen für eine stärkere staatliche Förderung von Mitarbeiterbeteiligungen an Unternehmen. „Es ist Sinn und Zweck einer Zusammenarbeit der großen Parteien, solche wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen zu lösen“, sagte er WELT ONLINE. „Der Investivlohn wird und muss in der großen Koalition kommen“. Stoiber sagte weiter, die CSU könne sich vorstellen, zunächst bis zu 500 Euro im Jahr für Investivlöhne steuerfrei zu stellen. „Das ist deutlich mehr, als die SPD will“, erklärte er. Gleichzeitig kritisierte er den SPD-Vorschlag des Deutschlandfonds: „Ich halte es für attraktiver, wenn Arbeitnehmer am eigenen Unternehmen beteiligt sind als an einem anonymen Fonds.“ Die Beteiligung am eigenen Unternehmen schaffe eine andere Motivation und Bindung an den eigenen Betrieb. Die Union arbeitet zurzeit an einem eigenen Modell für die Beteiligung von Mitarbeitern am Firmenvermögen. Am Freitag wollen CDU und CSU ein konkretes Konzept für „Betriebliche Bündnisse für Soziale Kapitalpartnerschaften“ vorstellen.
WELT
Im Grunde sind sich SPD und Union einig: Arbeitnehmer sollen neue Möglichkeiten bekommen, sich an Unternehmen zu beteiligen. Im SPD-Vorstand ist man zuversichtlich, dass eigene Modell durchsetzen zu können. Doch die Christdemokraten haben andere Pläne.
Politik
2007-06-28T08:32:12Z
2011-11-16T00:15:39Z
Mitarbeiterbeteiligung ja - aber wie?
https://www.welt.de//politik/article981544/Mitarbeiterbeteiligung-ja-aber-wie.html
Rad: Als die Rettungskräfte eintrafen, lag Gino Mäder reglos im Wasser
Tief erschüttert vom tödlichen Sturz des Schweizer Radprofis Gino Mäder spendeten sich seine Kollegen weinend gegenseitig Trost. Mit einer Gedenkminute erinnerten die Fahrer der Tour de Suisse am Freitag an den 26-Jährigen, der kurz vor dem Start der sechsten Etappe seinen schweren Verletzungen vom Vortag erlegen war. Die Nachricht vom Tod Mäders schockte seine Teamkollegen von Bahrain-Victorious und die Radsportwelt. Mäder war am Donnerstag bei der fünften Etappe mit hohem Tempo in eine Schlucht gestürzt und musste reanimiert werden. „Wir sind durch den Verlust unseres außergewöhnlichen Fahrers, Gino Mäder, am Boden zerstört. (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/article245897034/Gino-Maeder-Schwerer-Sturz-in-den-Alpen-Trauer-um-Radprofi-26.html) Sein Talent, seine Hingabe und sein Enthusiasmus waren eine Inspiration für uns alle“, sagte Team-Manager Milan Erzen. Am Freitagvormittag um 11.30 Uhr sei Mäder an seinen schweren Verletzungen gestorben. „Unser gesamtes Team ist erschüttert über diesen tragischen Unfall, und unsere Gedanken und Gebete sind bei Ginos Familie und seinen Angehörigen in dieser unglaublich schwierigen Zeit“, teilte Bahrain-Victorious mit. Das Team zog sich anschließend von der Tour de Suisse zurück. „Wir sind alle erschüttert. Keiner ist in der Lage, aufs Rad zu steigen“, sagte der Sportliche Leiter Enrico Poitschke der BILD. (verlinkt auf https://www.bild.de/sport/startseite/sport/sport-home-15479124.bild.html) „Er war nicht nur ein extrem talentierter Fahrer, sondern auch eine großartige Person abseits des Rads“, sagte Team-Manager Erzen über Mäder. Fahrer und Teams entscheiden sich für Fortsetzung der Tour de Suisse Die Tour selbst wird dagegen fortgesetzt. Das teilten die Veranstalter am späten Freitagabend mit. Am Ende eines „emotionalen Tags und einer sehr berührenden Gedenkfahrt“ wurde in Absprache mit der Familie entschieden, dass die Tour weitergeführt wird, hieß es in einer Mitteilung.  „Heute war der schlimmste Tag in meinem Leben. Aber morgen ist ein neuer Tag und darum müssen wir uns als Organisation kümmern“, erklärte Tour-Direktor Olivier Senn. Die Entscheidung zur Fortsetzung sei zudem nach Rücksprache mit den Fahrern und den Teams der Tour getroffen worden. Vor dem finalen Akt der Tour am Sonntag zwischen St. Gallen und Abtwil geht es für die Fahrer an diesem Samstag auf die 183,5 Kilometer lange siebte Etappe zwischen Tübach und Weinfelden. Die Zeitmessung für die Gesamtwertung erfolgt am vorletzten Renntag schon 18,8 Kilometer vor dem Ziel. Der Etappensieg wird auf der Zielgeraden in Weinfelden entschieden. Staatsanwaltschaft ermittelt zu Ursachen von Mäders Sturz Die sechste Etappe der Tour de Suisse fand am Freitag nicht wie geplant statt. Stattdessen absolvierten die Fahrer am Nachmittag die letzten 30 Kilometer zum Zielort Oberwil-Lieli als Trauerfahrt. Das sei auch Wunsch der Familie gewesen sein, hieß es. Auf einer großen Werbetafel stand „Gino, we ride for you“, Fahrer verschiedener Teams lagen sich in den Armen. Im Gegensatz zur sonst üblichen Stimmung bei Radrennen herrschte während der Gedenkfahrt meist Stille am Straßenrand. Teilweise klatschten Passanten. Der Beifahrer eines Begleitmotorrads hielt ein Schild mit „Gino“ hoch. Mäder war am Donnerstag auf der Abfahrt vom Albula-Pass zum Zielort La Punt zu Fall gekommen, in eine Schlucht gestürzt und schwer verletzt worden. Beim Eintreffen der Rettungskräfte lag Mäder einer Mitteilung zufolge reglos im Wasser. Er musste anschließend wiederbelebt werden und war in eine Klinik in Chur geflogen worden. Zahlreiche Radprofis reagierten fassungslos auf die Nachricht. „Ich kann nicht glauben, was ich hier lese. Was für ein trauriger, trauriger Tag“, schrieb der britische Profi Geraint Thomas bei Twitter. Auch die Rad-Superstars Tadej Pogacar aus Slowenien und der Belgier Wout van Aert drückten in den sozialen Netzwerken ihr Beileid aus. Mäder galt als Kletterspezialist. Zu seinen größten Erfolgen gehörten Etappensiege beim Giro d‘Italia und bei der Tour de Suisse 2021. Bei der Schweizer Rundfahrt, dem Vorbereitungsrennen für die Tour de France, war am Donnerstag auch der Amerikaner Magnus Sheffield gestürzt und wurde ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Er erlitt eine Gehirnerschütterung und Prellungen. Nach Informationen des Schweizer Fernsehens ermitteln zudem die Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei Graubünden zu den Ursachen des Sturzes von Mäder. Im Radsport kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen infolge von Stürzen. Mehrere Profis kamen schon bei Unfällen ums Leben. 2016 starb etwa der belgische Profi Antoine Demoitié an den Folgen einer Kollision mit einem Begleitmotorrad, 2019 überlebte der belgische Radprofi Bjorg Lambrecht einen Sturz auf der Polen-Rundfahrt nicht. Der Tod Mäders dürfte daher auch wieder eine Debatte um die Sicherheit von Radprofis eröffnen. „So ein Sturz kann passieren, aber man provoziert das mit so einer langen und gefährlichen Abfahrt kurz vor dem Ziel“, kritisierte Ex-Profi Tony Martin in der BILD. (verlinkt auf https://www.bild.de/) Ralph Denk, Teamchef des deutschen Spitzenteams Bora-hansgrohe, sagte der Zeitung: „Der Unfall hat nichts damit zu tun, dass das Ziel kurz danach kam. Der Pass war der erste des Tages. Die Fahrer hinten gehen oft größeres Risiko als die, die um den Sieg fahren. Und für Gino ging es um nichts mehr, weder in der Tages-, noch der Gesamtwertung. Das macht es noch tragischer.“ Zu den Fahrern, die wegen der Streckenführung Kritik an den Organisatoren übten, zählte auch Weltmeister Remco Evenepoel aus Belgien. Es sei keine schlaue Idee gewesen, das Ziel einer solchen Etappe nach einer Abfahrt zu platzieren, sagte der 23-Jährige nach Angaben der Schweizer Zeitung „Blick“. „Aber man braucht offenbar immer noch mehr Spektakel. Es muss wohl einfach etwas passieren, damit man reagiert“, sagte Evenepoel.
WELT
Der Radprofi Gino Mäder ist gestorben. Der 26-Jährige erliegt nach einem Sturz seinen Verletzungen. Statt zur sechsten Etappe starten die Kollegen zu einer Trauerfahrt. Die Radsportwelt steht unter Schock - und eröffnet die Debatte über die Sicherheit.
Sport
2023-07-25T07:28:53Z
2023-06-16T17:10:22Z
Als die Rettungskräfte eintrafen, lag Mäder reglos im Wasser
https://www.welt.de//sport/article245908184/Rad-Als-die-Rettungskraefte-eintrafen-lag-Gino-Maeder-reglos-im-Wasser.html
Wiesenthal-Center: Nazi-Verbrecher Alois Brunner ist tot
Das Wiesenthal-Zentrum hat Alois Brunner von der Liste der meistgesuchten deutschen NS-Verbrecher entfernt. Man habe von einem deutschen Geheimdienstmitarbeiter, der mehrere Jahre in Syrien und dem Nahen Osten stationiert war, die Information erhalten, dass Brunner bereits 2009 oder 2010 in Damaskus gestorben und begraben worden sei, sagte der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff. „Wir haben immer gehofft, dass wir noch härtere Beweise für diese Information finden, aber es ist uns nicht gelungen.“ Angesichts der Tatsache, dass Brunner 1912 geboren worden sei, könne man allerdings mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er inzwischen wirklich tot sei. Man habe die deutschen Informationen auch als sehr glaubhaft eingestuft. „Deshalb habe ich ihn nicht mehr auf die neue Liste gesetzt.“ „Ingenieur der Endlösung“ Der ehemalige SS-Hauptsturmführer war einer der wichtigsten Mitarbeiter von Adolf Eichmann und soll als „Ingenieur der Endlösung“ für den Tod von etwa 130.000 Juden aus mehreren Ländern verantwortlich sein. Brunner wurde zuletzt 2001 in der syrischen Hauptstadt Damaskus gesehen. Dorthin war er in den 50er-Jahren geflohen. „Brunner war bekannt für seine Grausamkeit und sein großes Verlangen, alle Juden umzubringen“, sagte Zuroff. „In der arabischen Welt sind NS-Verbrecher wie Helden gefeiert worden“, so Zuroff. Man könne allerdings nicht sagen, dass Brunner nach dem Holocaust sein Leben friedlich und ungestört gelebt habe. „Er hat ein Auge und drei Finger verloren, zweimal bekam er Briefbomben“, sagte Zuroff. „Der damalige Mossad-Chef in Paris, Jizchak Schamir, soll sie ihm geschickt haben.“
WELT
Alois Brunner, der als höchstrangigster noch lebender Nazi-Verbrecher galt, ist tot. Das Simon-Wiesenthal-Center gab jetzt bekannt, dass Brunner offenbar schon vor Jahren in Damaskus starb.
Politik
Ausland
2014-12-01T17:26:53Z
2017-08-22T09:30:26Z
Nazi-Verbrecher Alois Brunner ist tot
https://www.welt.de//politik/ausland/article134919658/Nazi-Verbrecher-Alois-Brunner-ist-tot.html
USA: TikTok klagt gegen Verbot in US-Bundestaat Montana 
TikTok klagt nach der Ankündigung des Verbots der Video-App in Montana (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/article245407600/TikTok-Erster-US-Bundesstaat-verbietet-die-Videoplattform.html) gegen den US-Bundesstaat. „Wir fechten das verfassungswidrige TikTok-Verbot von Montana an, um unser Unternehmen und Hunderttausende TikTok-Nutzer in Montana zu schützen“, teilte das Unternehmen am Montag auf Twitter mit.  Es gebe eine Reihe von Präzedenzfällen, die TikTok nach eigener Auffassung in eine juristisch starke Position bringen. Vertreter der Plattform argumentierten zudem, ein entsprechendes Gesetz im US-Staat Montana verstoße gegen die in der Verfassung garantierte Redefreiheit und basiere auf „unbegründeten Spekulationen“, dass die chinesische Regierung Zugang zu Daten amerikanischer Nutzer erhalten könne. TikTok habe keine Daten aus den USA mit der chinesischen Regierung geteilt und werde dies auch nicht tun, erklärte das Unternehmen. Es gebe Maßnahmen, um die Privatsphäre von TikTok-Nutzern zu schützen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Alle in den USA generierten Nutzerdaten würden auch dort gespeichert. In der vergangenen Woche hatten bereits fünf in Montana wohnhafte Nutzer der App Klage eingereicht und dies mit gleichlautenden Argumenten begründet. Unter anderem erklärten sie zudem, Montana habe keine Befugnis, über Angelegenheiten der nationalen Sicherheit zu entscheiden. Beide Klagen wurden bei einem Bundesgericht in Missoula eingereicht. Montana hatte TikTok vergangene Woche als erster US-Bundesstaat verboten. Das von Gouverneur Greg Gianforte unterzeichnete Gesetz soll es Download-Plattformen vom 1. Januar 2024 an untersagen, die App anzubieten. Nutzerinnen und Nutzer sollen nicht bestraft werden, wenn sie TikTok auf ihren Geräten behalten und verwenden.  In dem nordwestlichen Bundesstaat dürfte TikTok dann aber nicht mehr als Unternehmen tätig sein. Gouverneur Greg Gianforte erklärte zur Begründung, er wolle die „persönlichen und privaten Daten der Menschen in Montana vor der Kommunistischen Partei Chinas schützen“. Für jeden Verstoß gegen das Gesetz droht eine Geldstrafe von 10.000 Dollar (knapp 9300 Euro) pro Tag.  Klagen könnten Inkrafttreten des Gesetzes verzögern TikTok und besonders sein chinesischer Mutterkonzern Bytedance stehen im Verdacht, der Kommunistischen Partei Chinas Zugriff auf Nutzerdaten zu ermöglichen (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/deutschland/article244445996/Verfassungsschutz-warnt-vor-Risiken-bei-Nutzung-von-TikTok.html) und politische Einflussnahme auf Nutzer auszuüben. Mehrere westliche Staaten, darunter die USA, haben Angestellten im öffentlichen Dienst die Nutzung von TikTok auf Dienstgeräten untersagt (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article244006689/Sicherheitsbedenken-USA-Kanada-und-die-EU-Kommission-verbieten-Tiktok-auf-Diensthandys.html) . In Indien ist TikTok wegen Datenschutzbedenken sogar ganz gesperrt (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/article225074673/Smartphone-Apps-TikTok-und-58-weitere-Programme-in-Indien-gesperrt.html) . Die chinesische Regierung bestreitet, chinesische Unternehmen zur Herausgabe von im Ausland gesammelten persönlichen Nutzerdaten zu drängen. Seit Monaten läuft in den USA eine Untersuchung, die zu einem landesweiten Verbot von TikTok führen könnte, falls es keinen Eigentümerwechsel geben sollte. Der juristische Widerspruch des Unternehmens sowie Klagen von Privatpersonen könnten das Inkrafttreten des Gesetzes verzögern oder verhindern. Kritiker des Vorgehens des Bundesstaates sagen, dieser überschreite seine Befugnis, wenn er unter Verweis auf die nationale Sicherheit oder aus außenpolitischen Gründen ein solches Verbot erlasse. Montana dürfe auch nicht eine ganze Plattform verbieten, nur weil der Bundesstaat einige der dort getätigten Äußerungen, die von der Meinungsfreiheit geschützt seien, als gefährlich wahrnehme. Mit mehr als einer Milliarde Nutzerinnen und Nutzern weltweit ist TikTok besonders bei der jüngeren Generation beliebt. Die Video-App hat hinsichtlich der Nutzungszeit längst andere große Netzwerke wie YouTube, Twitter, Instagram und Facebook überholt. „Kick-off Politik“ ist der tägliche Nachrichtenpodcast von WELT. Das wichtigste Thema analysiert von WELT-Redakteuren und die Termine des Tages. Abonnieren Sie den Podcast unter anderem bei Spotify (verlinkt auf https://open.spotify.com/show/5YJ9twWCs7n3TWY1v9qCND) , Apple Podcasts (verlinkt auf https://podcasts.apple.com/de/podcast/kick-off-politik/id1584780171) , Amazon Music (verlinkt auf https://music.amazon.de/podcasts/301a2b98-059b-4c75-84cd-d7f12a072607/KICKOFF-POLITIK?ref=dm_sh_DJg0sEabHwpV0f8wc9yZuPh8v) oder direkt per RSS-Feed.
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TikTok geht gegen das Verbot der Videoplattform in Montana vor. Das Unternehmen sieht in dem Gesetz einen Verstoß gegen die Redefreiheit und weist „unbegründete Spekulationen“ von sich, wonach die chinesische Regierung Zugang zu Daten amerikanischer Nutzer erhalten könne.
Wirtschaft
2023-05-23T09:21:00Z
2023-05-22T23:46:07Z
TikTok klagt gegen Verbot in US-Bundesstaat Montana 
https://www.welt.de/wirtschaft/article245485130/USA-TikTok-klagt-gegen-Verbot-in-US-Bundestaat-Montana.html
Jair Bolsonaro: Der Mann, der Europa eine „Umweltpsychose“ vorwirft
Nun hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Reihe der Kritiker des neuen rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro eingereiht. In Japan wollte sie ihm „ein klares Wort“ sagen, „weil ich das auch dramatisch finde, was dort zurzeit in Brasilien geschieht“, sagte Merkel mit Blick auf dessen Amazonas-Pläne am Rande des G-20-Gipfels in Osaka. Konkret kritisiert Merkel damit die Fortführung und angekündigte Verschärfung der jahrelangen Abholzung im für das Weltklima so wichtigen Ökosystem. Bolsonaro kontert ebenso deutlich und wirft den Europäern eine „Umweltpsychose“ vor. Und er greift ganz tief in die Kiste der politischen Emotionen. Die westlichen Staaten behandelten Brasilien immer noch wie eine Kolonie. „Es fehlt jemand, der ihnen sagt, dass Brasilien sich verändert hat. Dass man uns zu respektieren hat, solange ich Präsident bin.“ Ansagen, die in dieser Form in Lateinamerika zuletzt vom verstorbenen sozialistischen Revolutionsführer Hugo Chávez oder von Boliviens linkspopulistischem Präsidenten Evo Morales zu hören waren. Geschäfte mit dem potenziellen Regenwaldabholzer will Merkel trotzdem machen. Das EU-Mercosur-Abkommen (verlinkt auf /196077371) ist ein Musterbeispiel für europäische Doppelmoral im aktuellen Umgang mit Brasilien. Und schon jetzt beginnt Bolsonaro von der Arroganz der Europäer zu profitieren. Am Montag ist der neue brasilianische Präsident ein halbes Jahr im Amt. Vor allem in westlichen Medien wurden vor seiner Präsidentschaft Horrorszenarien entworfen. Von der Errichtung einer faschistischen Diktatur und dem Zusammenbruch des demokratischen Systems war da die Rede. Sechs Monate später sieht die Realität weniger hysterisch aus. Jan Woischnik, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rio de Janeiro, kritisiert im WELT-Gespräch diese Ausrichtung eines Teils der internationalen Berichterstattung: „Sie entspricht nicht der Realität und führt meiner Meinung nach geradezu in die Irre.“ Woischniks Eindruck vom Zustand Brasiliens ist anders: „Die Institutionen in der viertgrößten Demokratie der Welt funktionieren auch ein halbes Jahr nach Bolsonaros Amtsantritt. Die Presse- und Meinungsfreiheit ist im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten weitestgehend sichergestellt.“ Brasilien gehört allerdings laut Reporter ohne Grenzen zugleich zu den Ländern weltweit, in denen die Arbeit Medienschaffender am gefährlichsten ist, und ist seit Bolsonaros Amtsantritt im Ranking der Pressefreiheit um drei Plätze auf den 105. Platz abgestürzt. Dabei werden unter anderem „Hassreden gegen Medien“ Bolsonaros im Wahlkampf angeführt. Venezuela steht auf dem 148. Platz und Nicaragua auf dem 114. Platz. Innenpolitisch gerät Bolsonaros Politik (verlinkt auf /186596552) ins Stocken: Von seinen bisher 32 eingebrachten legislativen Initiativen hat es nicht eine einzige so durch die Institutionen geschafft, wie es Bolsonaro vorgeschlagen hatte. Dass sich der in Führungsaufgaben unerfahrene Ex-Militär dabei auch noch mit den Entscheidungsträgern in den Instanzen verbal anlegt, verstärkt die ablehnende Haltung des Parlaments. Nun helfen ihm ausgerechnet die kritischen Europäer aus der Klemme. Für den bislang innenpolitisch durchsetzungsschwachen Bolsonaro ist das Freihandelsabkommen ein erster politischer Triumph, der sich zu Hause bestens vermarkten lässt. Die Zeitung „O Globo“ jubelt bereits über das „Ende der alten Isolation“. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite sind Bolsonaros Pläne für den Regenwald tatsächlich brandgefährlich. Er will die Grenzen von geschützten indigenen Territorien aufheben und mehr Flächen des Amazonas für die in Brasilien so mächtige Agrarindustrie öffnen. Das würde angesichts des illegalen Bergbaus, Holzhandels und Drogenanbaus die Situation noch weiter verschärfen. Alles auf Kosten des Klimas und der indigenen Völker, die von ihrem Land vertrieben werden. Das alles ist allerdings in Brasilien nicht neu: Journalisten wurden auch in den letzten Jahren unter den Präsidentschaften der linksgerichteten Arbeiterpartei PT und deren unheilvollen Allianz mit der Agrarlobby bedroht, Menschenrechtsverteidiger ermordet und indigene Völker vertrieben. Neu ist, dass die Zahl der Menschenrechtsverletzungen offenbar deutlich steigt und sich der Rest der Welt jetzt endlich dafür interessiert. Vor allem China und sein gestiegener Sojabedarf ist der Grund für die Flächenexpansionspläne zulasten des Regenwaldes. Brasiliens Agrarindustrie gehört zu den wenigen wirklich produktiven und erfolgreichen Branchen des Landes. Das geschieht oft mithilfe des Einsatzes von in der EU gar nicht mehr zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. Bolsonaro betrachtet den Regenwald als nationale Angelegenheit. Seine brutale Rücksichtslosigkeit macht ihn zu einem willkommenen Prügelknaben für die Politiker auf der Weltbühne, die bei der Umsetzung der Klimaziele auch nicht weiter sind. Der amerikanische Präsident, der ebenso offen die Klimapolitik mit Blick auf die Interessen des Landes abgeräumt hat, gilt als enger Verbündeter Bolsonaros (verlinkt auf /190558193) . Gerade aus den USA wird Bolsonaro von Gegnern Trumps kritisiert, der aus dem Klimavertrag von Paris ausgestiegen war. In Brasilien selbst gehen immer wieder Menschen gegen Bolsonaro auf die Straßen: Auf der Avenida Paulista in São Paulo versammelten sich vor gut zwei Wochen wieder einmal Zehntausende aus der Zivilgesellschaft, um zu demonstrieren. Die Atmosphäre bei den Protesten war ausgelassen und kreativ. Anders als in den Nachbarländern sind keine regierungsnahen Scharfschützen zu sehen. In den letzten Monaten haben im honduranischen Tegucigalpa, im nicaraguanischen Managua oder im venezolanischen Caracas linke wie rechte Despoten regierungskritische Demonstranten niederschießen und verprügeln lassen. Bei den landesweiten Demos in Brasilien ging es um Bolsonaros umstrittene Sparmaßnahmen in der Bildung. Bolsonaro und seine Getreuen wettern gegen einen „kulturellen Marxismus“ unter den Lehrern und Professoren an den Schulen und Universitäten. Tatsächlich ist der „antifaschistische Widerstand“ an den Unis gegen Bolsonaro ebenso groß wie oft auch die dortige Toleranz für die brutalen linken Diktaturen in Kuba und Venezuela. Bei den Protesten in São Paulo sah man Menschen mit Plakaten, die die Systeme in Havanna und Caracas unterstützten. Nahezu unbeachtet hat die Regierung Bolsonaro auch in einem anderen Ressort massiv gekürzt: beim Militär. Für die prognostizierte Errichtung einer Militärdiktatur ist das eher kontraproduktiv. Vor allem wegen seiner homophoben Kommentare (verlinkt auf /193297229) war Bolsonaro im Wahlkampf in die Kritik geraten. Zuletzt erklärte er, Brasilien müsse darauf achten, dass es kein „schwules Urlaubsparadies“ werde, „wir haben Familien“. Einen Erfolg konnte die LGBTQ-Szene jüngst feiern – vielleicht gerade wegen Bolsonaros Anfeindungen: Homophobie soll in Brasilien künftig unter Strafe gestellt werden. Zur Gay-Parade in São Paulo vor wenigen Tagen kamen Millionen Menschen zu einer gigantischen Party zusammen. Bolsonaros Kritiker aus dem linken lateinamerikanischen und europäischen Lager schweigen allerdings, wenn es darum geht, das Versagen der Linken im Kampf gegen Homophobie anzuprangern. Brasilien-Experte Woischnik stellt Bolsonaro ein kritisches Zwischenzeugnis aus. Gravierend sei, dass der Präsident fähige Fachkräfte in der Regierung verloren habe. Notwendige Projekte wie die Rentenreform würden der Bevölkerung nur unzureichend erklärt und nicht energisch genug vorangetrieben. „Dem Präsidenten ist es noch nicht gelungen nach dem aufgeheizten Wahlkampf, in dem er selbst Opfer eines Messerattentats wurde, vom Wahlkampfmodus in den Regierungsmodus zu wechseln“, so Woischnik. Das Handelsabkommen könnte nun ein erster Wendepunkt in der noch jungen Amtszeit des Präsidenten werden.
Tobias Käufer, Rio de Janeiro
Die Horrorszenarien haben sich sechs Monate nach Amtsantritt des neuen brasilianischen Präsidenten nicht bewahrheitet. Doch Jair Bolsonaro, der für seine fatale Umweltpolitik und homophobe Äußerungen kritisiert wird, scheint mit der Aufgabe überfordert.
Politik
Ausland
2019-07-01T08:27:11Z
2019-07-01T11:27:54Z
Der Mann, der Europa eine „Umweltpsychose“ vorwirft
https://www.welt.de//politik/ausland/article196131863/Jair-Bolsonaro-Der-Mann-der-Europa-eine-Umweltpsychose-vorwirft.html
Triumph für Trump: Oberster Gerichtshof genehmigt Einreisestopp für Flüchtlinge
Das Oberste Gericht der USA erklärte den Einreisestopp für Flüchtlinge aus sechs mehrheitlich muslimischen Ländern für rechtmäßig. Damit ist die frühere Entscheidung eines Bundesgerichts aufgehoben.
WELT
Das Oberste Gericht der USA erklärte den Einreisestopp für Flüchtlinge aus sechs mehrheitlich muslimischen Ländern für rechtmäßig. Damit ist die frühere Entscheidung eines Bundesgerichts aufgehoben.
Ausland
2017-09-13T15:34:12Z
2022-05-12T13:50:29Z
Oberster Gerichtshof genehmigt Einreisestopp für Flüchtlinge
https://www.welt.de//politik/ausland/video168622035/Oberster-Gerichtshof-genehmigt-Einreisestopp-fuer-Fluechtlinge.html
Reuven Rivlin: Israels Präsident – ein radikaler Sympathieträger
Die britische Tageszeitung „Guardian“ ist als nicht gerade proisraelisches Blatt bekannt. Umso überraschender war es, dass sie ausgerechnet einen Politiker mitten aus Israels Establishment zu einem ihrer „Helden des Jahres 2014“ kürte. Staatspräsident Reuven Rivlin (verlinkt auf /regionales/hamburg/article140691039/Extreme-Sicherheitsmassnahmen-fuer-Israels-Staatspraesidenten-in-Kiel.html) sei zum „nationalen Gewissen“ geworden, begründete die Redaktion die Ehrung des entschlossenen Verfechters der Ein-Staaten-Lösung in der Form eines Großisrael vom Jordan bis zum Mittelmeer. Für Rivlin ist so ein Paradox typisch. Kaum ein israelischer Politiker vertritt radikalere Ansichten auf eine sympathischere Weise als er. Er ist ebenso nationalistisch wie liberal. Ein patriotischer Anhänger des Judenstaats und radikal tolerant. Und auf zwei weitere Weisen außergewöhnlich: Während andere Funktionäre es sich auf Kosten der Steuerzahler oder Interessengruppen gut gehen lassen, besticht Rivlin durch Bescheidenheit und Aufrichtigkeit. Und in einer Umgebung, in der führende Politiker ihre Meinung so oft wechseln wie andere ihre Strümpfe, bleibt Rivlin prinzipientreu. So gelingt es dem Präsidenten, die unterschiedlichsten Gruppen hinter sich zu einen. Für das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme deutsch-israelischer Beziehungen besteht für diese politischen Fähigkeiten kein Bedarf. Denn die Freundschaft zu Berlin steht nicht im Zeichen des Dissens. Keine ausländische Politikerin ist in Israel beliebter als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Statt der früheren Boykotte erfreuen sich deutsche Produkte außerordentlicher Beliebtheit (verlinkt auf /politik/ausland/article140419031/Juedische-Israelis-schaetzen-Deutschland-besonders.html) . Eine überwiegende Mehrheit der Israelis hat ein positives Deutschlandbild. Und so ist es nur folgerichtig, wenn Rivlin vor seiner Abreise nach Deutschland erklärt: Er komme, um einer „langen Reise zu gedenken: Eine Reise, die uns von den Schrecken der Vergangenheit in die Gegenwart brachte, mit Kooperation und Freundschaft, die uns zu einer vielversprechenden Zukunft führen“. Der frühere Anwalt betonte, dass „diese Freundschaft keinesfalls eine Entschädigung für den Holocaust“ sei. Stattdessen beruhe sie „auf gemeinsamen Werten“ wie „Demokratie und der Meinungsfreiheit, weil wir fähig waren, aus unserer Vergangenheit zu lernen.“ Radikale Toleranz in alle Richtungen Während diese Aussagen in Deutschland nicht angefochten werden, dürften andere Lehren, die Rivlin aus der Vergangenheit zieht, kritisch aufgenommen werden. „Aus Jerusalem!“ ist wohl die erste Assoziation der meisten Israelis, wenn sie an Rivlin denken. Jedes Mal, wenn der 75 Jahre alte Vater von vier Kindern interviewt wird, beginnt er das Gespräch, indem er in heiterem Tonfall seinen Aufenthaltsort proklamiert. Die Adresse ist Programmpunkt: Ginge es nach Rivlin, wird Jerusalem Israels ewige, unteilbare Hauptstadt bleiben. Sein Traum von einem Großisrael beruht unter anderem auf einem historischen, biblisch begründeten Anspruch. Doch zugleich hat er seit seiner Amtsübernahme vergangenes Jahr vor allem ein Thema auf seine Fahnen geschrieben: Der Präsident ist eine laute Stimme der Toleranz geworden. Kurz nachdem er sein Büro in der Residenz bezog – privat ist er nicht umgezogen – nahm er an einer Gedenkfeier für Araber teil, die kurz nach der Staatsgründung Opfer eines Massakers israelischer Soldaten wurden. Er lud einen bekannten israelischen Sänger von einer Feier aus, nachdem der ein araberfeindliches Lied sang. Er empfing Beduinen und Vertreter arabischer Parteien in seiner Residenz, um deren Kampf für Gleichberechtigung zu legitimieren und Nachdruck zu verleihen. So gilt Rivlin als einer der letzten „Gentlemen“ der israelischen Politik, der vergangenes Jahr vor allem mithilfe arabischer Oppositionsparteien ins Amt gewählt wurde. Das war auch notwendig gewesen, denn von seinem Parteigenossen Netanjahu hatte er keine Hilfe erfahren. Präsident und Premier gelten als Erzrivalen (verlinkt auf /politik/ausland/article138540254/Netanjahus-Konfrontationskurs-wird-noch-haerter.html) , die einander wenig schätzen. Netanjahu hatte im Vorfeld der Wahlen vergangenes Jahr alles versucht, einen Wahlsieg Rivlins zu verhindern – das beinhaltete nicht nur die Förderung von Kandidaten aus anderen Parteien, sondern war sogar ein Versuch, das Grundgesetz in letzter Minute zu ändern, um den Posten des Präsidenten ganz abzuschaffen. Der Grund dafür? Der prinzipientreue Präsident ist die ideologische Geißel des Parteiführers, von dem Rivlin findet, er hänge seine politische Fahne zu häufig nach dem Wind. So kritisierte Rivlin die Räumung Hebrons und des Gazastreifens ebenso scharf wie Netanjahus Wahlkampf, der seine Anhänger vor „Horden arabischer Wähler“ gewarnt hatte. Er stellte sich offen gegen Netanjahus Initiative, Israels „jüdischen Charakter“ mit einem neuen Grundgesetz zu festigen. Als die Hochzeit einer Jüdin und eines muslimischen Arabers vergangenen Sommer Rassisten auf den Plan rief, gratulierte der Präsident dem Paar demonstrativ zu ihrer Hochzeit, mit der sie „ihre Freiheit in einem demokratischen Staat wahrgenommen haben“. Ein Mann der Traditionen Diese Haltung ist tief in eine lange Familientradition eingebettet. Hätte Israel eine Mayflower gehabt – ein Vorfahre des Präsidenten hätte sie gebaut. Kaum eine Familie wohnt länger im Land und ist enger mit der Staatsgeschichte verknüpft als die Rivlins. Die Familie stellt ihren Stammbaum im Internet (verlinkt auf http://www.rivlinfamily.com/index.php?lang=eng) aus, die dokumentierten Wurzeln reichen 450 Jahre bis nach Wien zurück. Die ersten Vertreter des Rivlin-Clans wanderten 1809 in Palästina ein. Rund 35.000 der insgesamt 50.000 Familienmitglieder leben noch immer im Land, sodass der Präsident einmal spaßeshalber sagte, man könne in Jerusalem keinen Stein werfen, ohne eine streunende Katze oder einen seiner Verwandten zu treffen. Eine ganze Reihe von Rivlins brachten es zu nationaler Bekanntheit, darunter bekannte Schauspieler und Komiker, oder der Verfasser der ersten hebräischen Übersetzung des Korans. Und so gibt es einige Beobachter, die das Sendungsbewusstsein des Präsidenten auf dessen historisches Erbe zurückführen. „Ein Rivlin zu sein bedeutet, Teil von etwas Größerem zu sein“, sagte Lilly Rivlin, eine Verwandte des Präsidenten, die als Filmemacherin in New York arbeitet. „Man bringt uns bei, dem Gemeinwesen zu dienen.“ Der spätere Präsident trat einst in den Likud ein, kurz nachdem er seinen Wehrdienst in einer Eliteeinheit der Armee beendet hatte. Dort stand er von Anfang für ein Kontrastprogramm zu Benjamin Netanjahu. Während der Premier polarisiert, geliebt und gehasst wird, scheint Rivlin außerstande, derartige Emotionen zu wecken. Der gemütliche Vegetarier wirkt so bedrohlich wie ein Gartenzwerg. Und ganz im Gegensatz zu Netanjahu, der mit wachsender Macht deren Annehmlichkeiten zu schätzen lernte, blieb Rivlin stets bodenständig und bescheiden. Wo Netanjahu gern teure Zigarren raucht und ein Vermögen für gesellschaftliche Veranstaltungen in seiner Residenz ausgibt, wurde Rivlin zum „Ritter der redlichen Verwaltung“ gekürt, weil er stets die Kosten im Blick behält. Rivlins Steuererklärung, die er als Einziger vor den Präsidentschaftswahlen veröffentlichte, wies ihn als einen Rechtsanwalt mit bescheidenen Vermögensverhältnissen aus. Er besitzt demnach nur eine kleine Wohnung und einen Mittelklassewagen. Auch im persönlichen Stil sind Netanjahu und Rivlin komplette Gegenentwürfe: Während der telegene Netanjahu stets den harten Kerl mimt, schämt Rivlin sich nicht, wenn ihm in Momenten der Rührung eine dicke Träne über die Wangen kullert. Es würde deshalb niemanden in Israel überraschen, wenn Rivlin während seines Staatsbesuchs in Deutschland Gefühlswallungen ergreifen – und er sich nicht schämt, diese auch zu zeigen.
Gil Yaron, Tel Aviv
Israels Präsident Reuven Rivlin kommt nach Berlin, um 50 Jahre diplomatische Beziehungen zu feiern. Der Mann ist das nationale Gewissen – und dabei auch noch beliebt. Ein ungewöhnlicher Held.
Politik
Ausland
2015-05-10T12:08:58Z
2017-08-22T03:18:25Z
Israels Präsident – ein radikaler Sympathieträger
https://www.welt.de//politik/ausland/article140741877/Israels-Praesident-ein-radikaler-Sympathietraeger.html
Weltsport wegen Korea-Krise besorgt
Frankfurt/Main - Immer mehr Wintersportler aus aller Welt ziehen einen Olympia-Verzicht in Betracht. Sollte sich die Korea-Krise verschärfen, wollen sie genau abwägen. «Ich werde jetzt Vater, und dann soll ich da rüberfahren mit einem ruhigen Gewissen und mich hinstellen und sagen: Super, jetzt bin ich bei Olympia und will alles geben», sagt Deutschlands Skistar Felix Neureuther. Der 33-Jährige will sich die Situation in den nächsten Monaten genau anschauen. Am Freitag im Zillertal kritisierte der Skistar die Sport-Funktionäre und sagte: «Wenn es so bleibt, dann würde ich mir natürlich meine Gedanken machen.» Nicht angstfrei blicken deutsche Athleten wie die Biathletin Laura Dahlmeier den Winterspielen entgegen. «Sport, Biathlon ist aktuell das Wichtigste in meinem Leben», sagte die siebenmalige Weltmeisterin unlängst. Aber sie wolle «nicht nicht mehr heimkommen», nur weil die Olympischen Spiele in einem Land sind, wo es 60 Kilometer entfernt politische Unruhen gebe. Und Männer-Bundestrainer Mark Kirchner berichtete: «Sicherlich unterhält man sich darüber und macht sich seine Gedanken.» Die Überlegungen der Sportler sind mittlerweile auch bei den Funktionären angekommen. «Selbstverständlich beobachtet der DOSB die Situation und die weitere Entwicklung aufmerksam», sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sport Bundes, am Freitag. Der Dachverband des deutschen Sports sei in ständigem Austausch mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sowie mit dem Auswärtigen Amt, das derzeit keine Reisewarnungen für Südkorea ausgibt. «Sobald wir von dort neue Informationen erhalten, werden wir diese an unsere Wintersportverbände und die Öffentlichkeit geben», erklärte Hörmann. «Wahnsinn! Du musst doch einmal Stellung beziehen!», sagte Neureuther. «Ich finde es extrem schade, dass bei uns der DOSB oder auch der Herr Hörmann noch absolut keine Stellung bezogen haben, dass das Thema eigentlich ziemlich runtergespielt wird, als ob nix sei. Aber es ist ja eigentlich der Wahnsinn!», sagte der 33-Jährige. Die neueste Stellungnahme von Hörmann kannte Neureuther zum Zeitpunkt seiner Kritik allerdings noch nicht. Genau wie die ganze Welt hofft auch Österreichs Olympia-Team, dass sich die Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel bessert und eine gefahrlose Winterspiele-Teilnahme möglich ist. «Sollte sich die Situation aber verschärfen und die Sicherheit der Sportler nicht mehr gewährleistet sein, werden wir nicht nach Südkorea fahren», sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss. «Ich gehe persönlich davon aus, dass die Vernunft der Weltpolitik siegt und das Olympic Team Austria ganz sicher nach Südkorea reisen und an den Olympischen Winterspielen teilnehmen wird», sagte Stoss. Das Internationale Olympische Komitee hat erwägt keine Alternative zu den Spielen in Pyeongchang. In Gesprächen unter anderen mit den Staatschefs bei der UN-Versammlung seien keine Zweifel an den Winterspielen geäußert worden, hatte ein Sprecher des IOC jüngst betont. Die Winterspiele sollen vom 9. bis zum 25. Februar 2018 in Pyeongchang stattfinden, weniger als 100 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt, das mit Raketentests provoziert. DOSB-News zu Pyeongchang (verlinkt auf https://www.dosb.de/de/olympia/olympische-spiele/winterspiele/pyeongchang-2018/news/) Olympia Pyeongchang (verlinkt auf https://www.pyeongchang2018.com/en/index) IOC, Biathlon (verlinkt auf https://www.olympic.org/biathlon)
WELT
Weltsport wegen Korea-Krise besorgt
Regionales
Bayern
2017-09-22T16:33:47Z
2017-09-22T16:42:01Z
Weltsport wegen Korea-Krise besorgt
https://www.welt.de//regionales/bayern/article168950986/Weltsport-wegen-Korea-Krise-besorgt.html
Stallorder-Streit: Mercedes-Sportchef Wolff attackiert Red Bull
Toto Wolff ist einer der mächtigsten Männer der Formel 1. Er hält Anteile an den Rennställen Mercedes (30 %) und Williams (16 %) und ist außerdem Motorsport-Vorsitzender des einzigen deutschen Teams. Dabei ist der Österreicher, der mit der britischen Rennfahrerin Susie Wolff verheiratet ist, gelernter Investment-Banker. Ein sonderlich erfolgreicher Pilot war der Mann, der Mercedes am Sonntag zum zweiten Grand-Prix-Sieg in Shanghai/China (9 Uhr, RTL und Sky) führen soll, nie. Über sich selbst sagte bei seinem Amtsantritt im Januar: „Wenn Sie mir einen Schraubenschlüssel geben, werde ich damit nur Schaden anrichten.“ Berliner Morgenpost: Herr Wolff, Sie sind Geschäftsführer und Anteilseigner des Formel-1-Teams sowie Motorsport-Vorsitzender bei Mercedes. Haben Sie keine Angst, sich bei den vielen Aufgabenbereichen zu verzetteln? Toto Wolff (41): Man muss aufpassen, keine Frage. Der Grund, warum Mercedes mich geholt hat, war folgender: Sie haben sich gefragt, warum ein großer, multinationaler Konzern mit all seinen Möglichkeiten so ein Formel-1-Team nicht zum Funktionieren bringen kann. Sie wollten also jemanden holen, der bereit ist, das Risiko durch ein eigenes Investment mitzutragen. Jemand, der den Laden mit großer Verantwortung managt. In dieses Raster bin ich hineingeraten. Berliner Morgenpost: Wie aktiv oder passiv war dieses „Hineingeraten“? Wolff: Ich bin ja seit sechs Jahren bei der HWA AG (DTM-Team von Mercedes; die Red.) dabei und gehöre somit zur Mercedes-Familie. Deswegen kannten mich der Vorstand und die verantwortlichen Personen. Beim ersten Termin ging es um die Ausrichtung des DTM-Engagements. Irgendwann kam das Gespräch auf die Formel 1 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/formel1/) – und wenig später stand dann die Frage im Raum, ob ich nicht bereit wäre, diesen Posten, den ich aktuell habe, zu übernehmen. Das war allerdings geknüpft an die Funktion als Gesellschafter. Ich habe gesagt, dass ich gern zwei Wochen darüber nachdenken würde, um mir über alle moralischen und finanziellen Fragen klar zu werden. Dann habe ich zugesagt. Berliner Morgenpost: Welche moralischen Bedenken hatten Sie? Wolff: Ich bin Aktionär beim Williams-Rennstall, dessen Gründer Frank Williams ich sehr bewundere. Ich habe dieses Team geführt, da kann man sich nicht von heute auf morgen verabschieden. Selbst, wenn man eine Once-in-a-lifetime-Chance hat, wie sie Mercedes anbot. Berliner Morgenpost: Haben Sie Rücksprache mit Williams gehalten? Wolff: Ja. Berliner Morgenpost: Was hat er Ihnen geraten? Wolff: Er hat gesagt, dass es für ihn ein großer Verlust sei. Aber er konnte auch verstehen, dass ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen dürfte. Mit dem Daimler-Konzern assoziiert zu sein, ist eine große Ehre. Berliner Morgenpost: Warum haben Sie sich entschieden, Ihre Anteile bei Williams nicht zu verkaufen? Wolff: Ich habe einen substanziellen Anteil am Team. Da muss man erst einmal jemanden finden, der damit verantwortungsbewusst umgeht. So etwas kann man nicht an den Erstbesten verkaufen. Ich bin noch auf der Suche nach jemandem, der genügend Sachverstand hat, über Erfahrung verfügt und bestenfalls noch ein Sponsor ist. Den habe ich allerdings noch nicht gefunden. Berliner Morgenpost: Ist mittel- oder langfristig der Verkauf des Pakets geplant? Wolff: Ja, das ist mir auch ein persönliches Anliegen. Ich will zu 110 Prozent für Mercedes da sein. Berliner Morgenpost: Inwiefern schränkt es die Entscheidungsfreiheit ein, wenn da indirekt das eigene Geld über die Straße fährt? Wolff: Zu sagen, dass es mich nicht einschränkt, wäre sicher falsch. Wir haben alle möglichen Interessenskonflikte aufgezeigt, das ist alles mit den Compliance-Richtlinien von Daimler abgestimmt. Das potenzielle Herüberschielen in die andere Box soll mittelfristig aber nicht mehr nötig sein. Unter dem Strich ist die aktuelle Situation nicht optimal, keine Frage. Trotzdem möchte ich Ihnen kurz erzählen, wie es mir nach dem Rennen in Malaysia ging. Zum ersten Mal seit meinem Einstieg wusste ich nach dem Rennen nicht, wo die beiden Williams gelandet waren. Ich musste erst einen Mechaniker fragen. Berliner Morgenpost: In Malaysia kam es zur öffentlichen Meinungsverschiedenheit zwischen Ihnen und Ihrem Mit-Gesellschafter, dem Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums und RTL-Experten Niki Lauda. Er hätte gern einen Zweikampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton gesehen, Sie haben die Stallorder verteidigt. Wie ist Ihr Verhältnis? Wolff: So etwas stört mich überhaupt nicht. Niki war einer der Ersten, mit denen ich mich vor meinem Einstieg abgestimmt habe. Er wollte mich dabeihaben, weil er glaubte, dass wir die Ziele zu zweit schneller erreichen können. Berliner Morgenpost: Wie konsensfähig sind Sie, wenn die Kameras ausgeschaltet sind? Wolff: Sie würden sich wundern, wie gut wir miteinander auskommen. Ich verbringe auch unabhängig von den Rennen möglichst viel Zeit mit Niki. Wenn ich lese, was in den Medien geschrieben wird, muss ich teilweise schmunzeln. Sie müssen wissen, dass er in Malaysia nichts von den Spritproblemen wusste, die unsere beiden Fahrer hatten. Unter uns beiden auch im Verbund mit Ross Brawn ist alles in Ordnung. Berliner Morgenpost: Inwieweit belastet die feststehende Verpflichtung von Paddy Lowe zur kommenden Saison das Verhältnis zum britischen Teamchef? Wolff: Gar nicht. Niki hat Paddy Lowe auf Basis der Ergebnisse des Vorjahres gefragt, ob er für uns arbeiten möchte. Ross hat darauf total professionell reagiert und gesagt: ‚Ich habe drei Jahre lang nicht die Ergebnisse gebracht, die erwartet wurden. Deswegen ist klar, dass ihr euch nach einem Nachfolger umschaut.‘ Berliner Morgenpost: McLaren hat Lowe aus der Entwicklung des Autos herausgenommen, aus Angst, dass er Geheimnisse weiterträgt. Befürchten Sie das nicht umgekehrt auch bei Brawn? Wolff: Wir sind in einem sehr professionellen Umfeld. Da gibt es Verträge mit Verschwiegenheitsklauseln. Ich glaube nicht, dass ein Mann vom Kaliber eines Ross Brawn oder eines Paddy Lowe zum nächsten Team geht und sagt, wie es die Konkurrenz macht. Ich glaube, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Berliner Morgenpost: Brawn war es auch, der das Überholverbot für Rosberg in Malaysia angeordnet hat. Branchenprimus Red Bull hat nach der öffentlichen Diskussion entschieden, dass es in dieser Saison gar keine Teamorder mehr geben wird (verlinkt auf /sport/formel1/article115183583/Das-Ende-der-Stallorder-demonstriert-Vettels-Macht.html) . Ist das eine Alternative auch bei Mercedes? Wolff: Ich halte so etwas für Augenwischerei. Hier den Sportler zu mimen, das ist Schunkeln für die Medien. Irgendwann kommt die Situation, in der einer der beiden Fahrer die Chance auf den WM-Titel hat und der andere nicht mehr. Und dann freue ich mich auf die Fernsehbilder. Wir machen hier Sport, unser Maßstab sind die Zuschauer. Das dürfen wir nicht vergessen. Im Vorfeld festzulegen, wer wann ins Ziel fährt, hat nichts mehr mit Entertainment zu tun. Aber wir haben auch eine Verantwortung für rund 300.000 Konzern-Mitarbeiter weltweit. Wenn zwei Mercedes-Fahrer sich gegenseitig von der Strecke schießen, passt das nicht zum Image unseres Konzerns. Berliner Morgenpost: Also hält Mercedes an der Stallorder fest. Sind beide Fahrer gleichberechtigt? Wolff: Absolut gleichberechtigt. Das bleibt so lange so, bis einer der beiden eine konkrete WM-Option hat und der Andere nicht mehr. Aber auch nur dann werden wir mit der nötigen Vorsicht ins Renngeschehen eingreifen. Der Zuschauer vor dem Fernseher ist unsere Klientel. Wir fahren hier nicht für uns im Kreis, das dürfen wir nicht vergessen. Berliner Morgenpost: Ob mit oder ohne Stallorder: Was ist in China möglich für Mercedes? Wolff: Wir haben hier in den vergangenen Jahren eigentlich immer gut ausgesehen. Auch für dieses Rennen bin ich vorsichtig optimistisch. Wir ziehen in diesem Jahr spürbar alle an einem Strang, wir haben jetzt einen richtigen Teamspirit. Berliner Morgenpost: Gab es den im Vorjahr nicht? Wolff: Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Es ist schwer zu sagen, warum die eine Firma einen Spirit und die andere nicht. Es ist wichtig, dass man offen und transparent miteinander umgeht. Berliner Morgenpost: Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Ihrem Vorgänger Norbert Haug? Wolff: Ja klar, erst Anfang der Woche haben wir uns bei den Testfahrten getroffen. Er kann mir immer noch viele Details vermitteln, die ich dringend brauche. Wir haben ein sehr intaktes Verhältnis. Berliner Morgenpost: Die nächsten beiden Rennen in China und Bahrain haben Sie bei Ihrem Amtsantritt als Zäsur definiert. Wie viele Mitarbeiter müssen um ihren Job fürchten? Wolff: Es wird keinen Kahlschlag geben. Es gibt einige Personen, die ich mir gern noch genauer anschauen will. Dabei geht es vor allem um den Zuschnitt ihrer Aufgabenbereiche. Hier arbeiten ja keine Deppen. Die Frage ist nur, ob jeder auch das Optimale herausholt.
Simon Pausch
Vor dem Großen Preis von China spricht Mercedes-Sportchef Toto Wolff im „Welt“-Interview über Meinungsverschiedenheiten mit Niki Lauda, Augenwischerei bei Red Bull und seinen Vorgänger Norbert Haug.
Sport
Formel 1
2013-04-12T09:41:11Z
2015-09-07T10:28:16Z
Mercedes-Sportchef Wolff attackiert Red Bull
https://www.welt.de//sport/formel1/article115228930/Mercedes-Sportchef-Wolff-attackiert-Red-Bull.html
Twitter mit Musk: In den USA kostet der blaue Haken acht Dollar pro Monat
Twitter hat am Samstag seine App aktualisiert und verlangt nun acht Dollar pro Monat für die Nutzung der begehrten weißen Häkchen auf einem blauen Verifikationsabzeichen. Bisher war die Vergabe der Symbole mit dem Häkchen, die die Echtheit des Twitter-Profils garantieren, kostenlos. Vor allem die Konten von Prominenten, Unternehmen, sowie Nutzern mit vielen Followern, etwa Politiker oder Journalisten, wurden damit gekennzeichnet. In seinem Update für Apple (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/apple/) Geräte sagte Twitter, dass alle, die sich „jetzt“ für den neuen Service anmelden, das blaue Häkchen neben ihrem Benutzernamen erhalten, „genau wie die Prominenten, Unternehmen und Politiker, denen Sie bereits folgen“. Weitere Vorteile des Updates seien die „Hälfte der Anzeigen“, die Möglichkeit, längere Videos auf Twitter zu posten und eine bessere Platzierung für Inhalte mit hoher Qualität. Seit 2009 sollen die Verifikationshaken die Echtheit eines Profils garantieren und verhindern helfen, das sich jemand als Prominenter ausgibt. Vor der jetzigen Änderung hatte Twitter rund 423.000 verifizierte Accounts, darunter viele von Journalisten aus aller Welt, die das Häkchen unabhängig von der Zahl ihrer Follower bekamen. Experten warnen, dass ohne ein solches System die 238 Millionen täglichen Nutzer von Twitter möglicherweise nicht mehr so einfach feststellen können, ob die Accounts, von denen sie Informationen beziehen, auch wirklich echt sind. Dies ist die erste größere Überarbeitung der Social-Media-Plattform durch Elon Musk, seit er Twitter übernommen hat. Der neue Dienst mit Verifizierung läuft zunächst in den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien an. „Sobald wir wissen, dass es in den ersten Ländern gut funktioniert und wir die Übersetzungsarbeit abgeschlossen haben, wird es weltweit eingeführt“, sagte Musk laut Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Branchendiensten zufolge waren die vollen Funktionen des Abo-Modells inklusive Verifikationshäkchen aber zunächst noch nicht freigeschaltet. Auch Twitter-Produktmanagerin Esther Crawford schrieb (verlinkt auf https://twitter.com/esthercrawford/status/1588969361976741888) : „Das neue Blue ist noch nicht live“. Einige Updates seien in Echtzeit aber vielleicht schon zu sehen, fügte sie hinzu. Auch bestehende, verifizierte Accounts verloren noch nicht ihre Häkchen, mit denen bisher die Echtheit eines Profils garantiert wurde. Seit Musk vor gut einer Woche die Twitter-Übernahme abgeschlossen hat, hat er einen dramatischen Umbau des Internet-Dienstes auf den Weg gebracht. Unter anderem wurde rund der Hälfte der 7500 Angestellten gekündigt, wie Twitter-Sicherheitschef Yoel Roth bestätigte. Twitter-Mitgründer Jack Dorsey übernahm dafür am Samstag Verantwortung. „Ich habe das Unternehmen zu rasch wachsen lassen“, schrieb er auf Twitter. „Dafür entschuldige ich mich.“ UN fordern Musk zum Schutz von Menschenrechten auf Twitter auf Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte Musk derweil auf, die Menschenrechte auf dem Kurznachrichtendienst zu schützen. In einem offenen Brief schrieb Türk an Musk, dass der Start nach der Entlassung des für die Menschenrechte verantwortlichen Twitter-Teams nicht ermutigend sei. Twitter sei Teil einer globalen Revolution, die die Kommunikation umgestaltet habe. Er sehe Twitters Rolle darin mit Besorgnis. Twitter müsse die Schäden verstehen, die in Zusammenhang mit seiner Plattform stünden, und Maßnahmen ergreifen, um diese abzuwenden. Die Menschenrechte müssten vom Twitter-Management geschützt werden, verlangte Türk. Seit Musks Twitter-Übernahme nehmen Hass-Beiträge auf dem Kurznachrichtenportal zu. Werbekunden gehen bereits auf Distanz. Volkswagen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) und der Lebensmittelriese General Mills legten ihre Werbebuchungen auf der Social-Media-Plattform auf Eis. Twitter erwirtschaftete mit Werbung zuletzt mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen. Nach einem monatelangen Tauziehen ist der als exzentrisch geltende Milliardär Musk seit ein paar Tagen offiziell der Eigentümer des Social-Media-Netzwerks, das er sich 44 Milliarden Dollar kosten ließ.
WELT
Twitter hat in den USA und mehreren anderen Ländern das von Elon Musk angekündigte neue Abo-Angebot für acht Dollar pro Monat auf den Weg gebracht. Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern – doch Musk möchte Twitter Blue schnell weltweit einführen.
Wirtschaft
2022-11-06T00:27:11Z
2022-11-06T00:27:11Z
In den USA kostet der blaue Twitter-Haken jetzt acht Dollar pro Monat
https://www.welt.de//wirtschaft/article241979723/Twitter-mit-Musk-In-den-USA-kostet-der-blaue-Haken-acht-Dollar-pro-Monat.html
Last-Minute-Geschenk: Selbst gemachte Pralinen. Tipps der Profis
Mit Kuvertüre überzogen und oftmals kunstvoll verziert: Pralinen sind die süße Verführung. Die Köstlichkeiten in Mini-Form gibt es fertig zu kaufen – sie lassen sich aber auch mühelos zu Hause selbst kreieren. Allzu viel Routine braucht es nicht. Zwingend nötig ist aber: „Viel Zeit, viel Lust und gute Zutaten“, sagt die Patissière Kerstin Spehr aus München. Und das Zubehör fürs Pralinenherstellen? Wer will, kann Pralinen-Formen aus Hartplastik oder Silikon nutzen und darin die Pralinen-Masse gießen. Auch Hohlkörper, also leere Schokoladenkugeln mit einer kleinen Öffnung, die Sie mit einer Füllung und einer Verzierung Ihrer Wahl versehen, können Sie im Fachhandel kaufen. Ein Muss sind aber weder Formen noch Hohlkörper. Für den Anfang reichen schon Topf, Schüssel und Schneebesen. „Außerdem kleine Pralinengabeln und ein Thermometer“, erklärt der Kölner Patissier Matthias Ludwigs. Mit den speziellen Gabeln ist es möglich, Pralinen oder Trüffel in Schokolade (verlinkt auf https://www.welt.de/iconist/essen-und-trinken/plus164617907/Welche-Supermarkt-Schokolade-schmeckt-am-besten.html) zu tunken oder mit Kuvertüre zu überziehen. Ein Thermometer brauchen Sie, um die Temperatur der Kuvertüre oder Schokolade zu messen. „Die richtige Temperatur ist wichtig, schließlich soll das Aussehen der Pralinen nicht durch weiße Flecken verunstaltet sein“, sagt Ludwigs. Das perfekte Temperieren von Kuvertüre oder Schokolade: Zunächst kommen etwa zwei Drittel der Gesamtmenge in eine Schüssel, die Masse wird nun auf dem Herd in einem Wasserbad vollständig geschmolzen. Dann sollte die Masse eine Temperatur von 45 Grad haben. Sobald dies der Fall ist: Raus mit der Schüssel aus dem Wasserbad, jetzt kommt das letzte Drittel der Schokolade am besten sehr fein gehackt dazu. Rühren Sie alles so lange um, bis sämtliche Schokostücken sich aufgelöst haben. „Jetzt ist wiederum die richtige Temperatur entscheidend“, erklärt Ludwigs. Zartbitterschokolade sollte 31 Grad, Vollmilchschokolade 30 Grad und weiße Schokolade 29 Grad haben. Bei Bedarf die Masse noch einmal unter ständigem Rühren im Wasserbad erwärmen, bis sie die richtige Temperatur erreicht hat. Lust auf eigene Pralinen? Fünf Rezepte: Schokocrossies: Nach dem Rezept von Kerstin Spehr werden 60 g Walnüsse mit 40 g Zucker in der Pfanne auf dem Herd karamellisiert. Nach dem Auskühlen die Walnüsse nicht zu fein hacken. Jetzt 200 g dunkle Kuvertüre temperieren, mit 60 g Cornflakes und den Walnüssen mischen. Mit 2 Teelöffeln kleine Häufchen auf Backpapier setzen. Weichkrokant: Für dieses Rezept von Matthias Ludwigs lassen Sie 80 g Zucker (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/zucker/) in einem kleinen Topf hellgelb schmelzen. Den Topf vom Herd nehmen und 20 g Marzipanrohmasse, je 30 g Butter und dunkle Kuvertüre fein gehackt sowie 25 g Sahne zugeben und unterrühren. Noch mal kurz aufkochen lassen, wieder vom Herd nehmen und 70 g gehackte und geröstete Mandeln untermischen. Die heiße Masse auf ein Backpapier geben und zum Beispiel mit einem Tortenring „begrenzen“, damit sie nicht zerläuft. Die Masse sollte etwa einen Zentimeter hoch sein. Nun die Masse mit Backpapier bedecken und am besten über Nacht auskühlen lassen. Den ausgekühlten Krokant mit einem glatten Messer in die gewünschte Form schneiden. Die einzelnen Stücke mithilfe einer Pralinengabel mit dunkler Kuvertüre (200 g temperieren) überziehen und auf ein Backpapier setzen. Direkt geröstete Mandeln (benötigt werden insgesamt 30 Stück) auflegen und die Kuvertüre aushärten lassen. Tonkabohne-Pralinen: Hierfür hat Kerstin Spehr dieses Rezept: Etwa 30 Pralinen-Hohlkörper fertig kaufen. 65 g Sahne aufkochen, etwa ein Viertel einer Tonkabohne (verlinkt auf https://www.welt.de/kultur/article762238/Tonkabohnen-sind-das-neue-Kuechen-Viagra.html) sehr fein in die Sahne reiben, durchrühren und die Masse auf 80 g klein gehackte Vollmilchkuvertüre geben. Die Masse glatt rühren, zuletzt 10 g weiche Butter einrühren. Die Masse in die Hohlkörper abfüllen und nach circa sechs Stunden die Kugeln mit etwa 200 g Vollmilch-Kuvertüre verschließen. Marzipan-Pralinen mit schwarzem Sesam: Bei diesem Rezept von Matthias Ludwigs zupfen Sie 200 g fertige Marzipanrohmasse in kleine Stücke und verkneten alles mit 20 g schwarzer Sesampaste (im Asia-Shop erhältlich). Sollte es zu klebrig werden, dann etwas Puderzucker dazu geben. Die fertige Masse zu einer Rolle formen und in 20 Stücke schneiden, diese dann zu Kugeln rollen. 100 g dunkle Kuvertüre auf 35 Grad temperieren. Etwas Kuvertüre auf die Handfläche geben und mit den Händen jeweils zwei bis drei Kugeln dünn bedecken. Auf ein Backpapier setzen und die Kugeln mit Sesamkörnern bestreuen. Rosmarintrüffel: So geht das Rezept von Matthias Ludwigs: 130 g Sahne und 10 g Akazienhonig zusammen mit den Blättern von einem Zweig Rosmarin aufkochen. Die Masse mindestens 10 Minuten ziehen lassen. Noch mal erhitzen und durch ein Sieb auf 90 g fein gehackte dunkle Kuvertüre geben. 2 Minuten stehen lassen, damit sich die Wärme in der Kuvertüre verbreiten kann, dann glatt rühren. 20 g zimmerwarme Butter unterrühren und alles auf ein Backpapier geben. 30 bis 60 Minuten in den Kühlschrank legen. Die Masse sollte so fest sein, dass man mit einem Teelöffel einzelne Portionen davon abnehmen kann. Diese dann mit den Fingern in die gewünschte Trüffelform bringen und noch mal kaltstellen. 100 g dunkle Kuvertüre verflüssigen und auf etwa 35 Grad temperieren. Die Finger mit der Kuvertüre benetzen und jeweils zwei bis drei Trüffel zwischen den Fingern rollen, bis sie komplett dünn mit Kuvertüre bedeckt sind. 50 g Backkakao bereitstellen. Die Trüffel in den Kakao rollen oder in der Schüssel schwenken. Jetzt die Kuvertüre fest werden lassen. Gut verpackt und kühl lagern. Zum Nachschlagen: „Pralinen selbst gemacht – Einfache Rezepte für Trüffel, Konfekt & Co.“ von Petra Casparek und Kerstin Spehr, bei Gräfe und Unzer erschienen, hier erhältlich (verlinkt auf https://www.amazon.de/Pralinen-selbst-gemacht-Einfache-Rezepte/dp/3833827106/ref=pd_lpo_1?tag=iconist-pralinen-21) * „Pralinen & Co. – 70 Kleinigkeiten für den großen Genuss“ von Matthias Ludwigs, im Christian-Verlag erschienen, hier erhältlich (verlinkt auf https://www.amazon.de/gp/product/B00R4UXPXS/ref=dbs_a_def_rwt_bibl_vppi_i0?tag=iconist-pralinen-21) * *Dieser Text enthält Affiliate Links. 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WELT
Ab in den Mund und genießen: Eine Praline schmeckt (fast) immer. Zwei Patisserie-Profis erklären, wie sie leicht selbst herzustellen sind – entweder für den Eigenbedarf oder zum Verschenken.
Iconist
Essen & Trinken
2022-12-20T09:11:53Z
2022-12-20T09:11:53Z
Pralinen selbst kreieren – das perfekte Last-Minute-Geschenk
https://www.welt.de//iconist/essen-und-trinken/article242514693/Last-Minute-Geschenk-Selbst-gemachte-Pralinen-Tipps-der-Profis.html
Deutsche Nationalmannschaft: Glanzloser Sieg bei Schweinsteigers Abschied
Die jämmerliche Kulisse? Geschenkt. Das armeselige Spiel? Sei‘s drum. Die Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Finnland hatte ihren Höhepunkt schon vor dem Anpfiff. Voller Emotionen, viel Gefühl, so manche Tränen. Unvergleichlich, Bastian Schweinsteiger (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bastian-schweinsteiger/) nahm Abschied. Als er das Spielfeld betrat, kurz vor dem Anpfiff, da war er noch tapfer. Ein gefasster Mann auf dem Weg zu seinem letzten Länderspiel. Doch dann wurde er gewürdigt, viele warme Worte. Da brach sich alles in seinem Inneren Bahn, da war es um Schweinsteiger geschehen. Tränen rannen ihm runter, er konnte den Fluss nicht aufhalten. Wischte sie weg, verbarg das Gesicht in der Armkehle. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so kommt“, sagte er – und schluchzte. Er dankte allen, die gekommen waren, der Nationalmannschaft, „dem Team hinter dem Team“. Es sei für ihn „eine große Ehre, für Deutschland zu spielen. Und auch eine sehr, sehr große Ehre, für euch Fans zu spielen. Es hat mir sehr, sehr viel bedeutet, das erleben zu dürfen. Ich wünsche dem DFB alles Gute – und vielen Dank für den Moment hier.“ „Basti, wir sagen danke und wehmütig Servus“ Auf den Tribünen wurden Plakate sichtbar. „Eine Legende sagt Servus“, „Es war eine Ehre. Fußballgott“, „#Danke#Basti#Legende“. Auf dem größten, das sich über die Blöcke hinweg spannte, stand: „Deine Leidenschaft und dein Kampf haben die Mannschaft geprägt – Basti, wir sagen danke und wehmütig Servus." Ein großer Spieler bestritt da sein letztes Länderspiel, WM-Titel inklusive. Der DFB überreichte ihm vor der Partie eine gerahmte Collage mit ein paar Bildern seiner bemerkenswerten Karriere in der Nationalmannschaft. Darauf stand geschrieben: 121 Spiele, 12 Jahre, 1malig. Teamplayer, Leader, Vorbild – unser Kapitän. Danke und Servus Basti.“ Bevor es so weit war, war er Teil einer unspektakulär und unpräzise zu Werke gehenden Mannschaft, die erst einen Wacheffekt hatte, als ein Flitzer auf den Platz stürmte. Im Schweinsteiger-Trikot hatte der nur ein Ziel: Bastian Schweinsteiger. Zückte sein Handy, machte ein Selfie mit dem 32-Jährigen. Der ließ es über sich ergehen, Szenen wie bei der EM, als Portugals Superstar Cristiano Ronaldo (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/cristiano-ronaldo/) Ähnliches erlebte. Das Spiel schrieb die 62. Minute Fünf Minuten später war es dann so weit, da schloss sich das Kapitel Schweinsteiger. Bundestrainer Joachim Löw (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/joachim-loew/) wechselte ihn aus, der Dortmunder Julian Weigl kam. Im Stadion erhoben sie sich, Schweinsteiger winkte lächelnd ins Publikum, der Kapitän ging von Bord. Und mit ihm die Kapitänsbinde, die gab er nicht ab, musste er auch nicht abgeben. Ein in der Geschichte der Nationalelf wohl einmaliger Vorgang. Für Bundestrainer Joachim Löw war der Abend „der Abschied, den Basti verdient hat. Er hat die Nationalmannschaft zwölf Jahre geprägt, ohne ihn wären unsere Erfolge in dieser Zeit nicht möglich gewesen. Er wird fehlen.“ Schweinsteiger war emotionaler Abschied wichtig Auf der Tribüne waren seine Eltern, Verwandten, sein Bruder Tobias. Sie hielten bei seinem Abgang vom Platz Schilder mit Buchstaben hoch, zusammen ergaben sie: „Danke Basti“. Für Schweinsteiger hatte das Abschiedsspiel nach Einschätzung seines Bruders Tobias einen hohen Wert. „Ein emotionaler Abschied ist ihm sehr wichtig. Er weiß, dass es eigentlich gar keine Abschiedsspiele gibt. Deswegen bedeutete ihm das sehr viel“, sagte der frühere Regionalliga-Spieler. Die Rücktrittsentscheidung seines Bruders hält Tobias Schweinsteiger für richtig. „Die Belastung wäre zu groß gewesen, sich nach der EM, für die er nach seiner Verletzung alles gegeben hat, noch einmal für die WM 2018 zu motivieren.“ Für die Zukunft wünscht der 34-Jährige dem momentan bei Manchester United (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/manchester-united/) ausgemusterten Weltmeister eine Rückkehr ins Team des englischen Rekordklubs: „Manchester war neben Bayern München (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) immer der Verein, wo er auch einmal spielen wollte. Deswegen wünsche ich ihm, dass noch einmal alles so kommt, wie er es sich wünscht, und Basti noch einmal im Old Trafford auflaufen kann.“ Sportlich war Schweinsteigers letztes Spiel trotz der Tore von Max Meyer (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/max-meyer/) (55.) und Mesut Özil (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mesut-oezil/) (77.) das befürchtete Muster ohne Wert. Bundestrainer Löw ließ 55 Tage nach dem Halbfinal-Aus bei der EM im ungewohnten 3-3-1-3-System spielen, bot in Debütant Niklas Süle sowie Meyer und Julian Brandt drei Olympia-Helden auf, doch für das erste WM-Qualifikationsspiel am Sonntag (20.45/im Liveticker bei „welt.de“ und bei RTL) in Norwegen brachte ihm das nur wenig Aufschluss. Das Spiel hatte schon im Vorfeld wenig Interesse geweckt. Offiziell nur 30.121 Zuschauer (verlinkt auf /sport/fussball/article157919096/Bedenklich-leere-Raenge-bei-Schweinsteigers-Abschied.html) waren eine trostlose Kulisse für den Abschied von Schweinsteiger. Doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) versuchte, dies bestmöglich zu vertuschen: Ein Oberrang war mit einem kompletten „Die Mannschaft“-Plakat zugehängt, der etatmäßige Gästeblock mit einem „Servus-Basti“-Transparent. Schweinsteiger, bei Manchester United ausgebootet und so noch ohne Spielpraxis in dieser Saison, gab hinter dem quirligen Meyer noch einmal in gemächlichem Tempo den Aufbauspieler und wurde bei jedem Ballkontakt bejubelt. Auffallend war, dass das DFB-Team von Löw die Vorgabe hatte, schneller und risikofreudiger mit vertikalen Bällen in Tornähe zu kommen. Über gute Ansätze kamen die Platzherren gegen die kompakte Fünferkette des Weltranglisten-65. aber meist nicht hinaus. Für die größte deutsche Chance sorgten die Finnen sogar selbst, als Paulus Arajuuri beim Klärungsversuch an den Pfosten schoss (27.). Die zweitbeste Möglichkeit vergab der lange Zeit sehr unglückliche Mario Götze (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mario-goetze/) , dem man die mangelnde Fitness deutlich anmerkte, nach Vorlage von Meyer kläglich (32.).
WELT
Beim Test gegen Finnland feierte Bastian Schweinsteiger seinen Abschied von der deutschen Nationalmannschaft. Das Spiel verlief ohne Glanzpunkte. Seinen Höhepunkt erreichte es schon vor dem Anpfiff.
Sport
2016-08-31T21:20:00Z
2016-09-01T08:29:30Z
Beim Abschied offenbart Schweinsteiger eine neue Seite
https://www.welt.de//sport/article157919093/Beim-Abschied-offenbart-Schweinsteiger-eine-neue-Seite.html
Joan Didion: Pionierin des New Journalism wird 80
Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben, hat sie einmal geschrieben. 1979 war das, der allererste Satz von „White Album“, einer Sammlung von Essays, die einem 35 Jahre später immer noch helfen, die Lieblosigkeiten der Gegenkultur, die Idee von Kalifornien, die Traurigkeiten des Feminismus, Hollywood, Ronald Reagan und den Kater beim Erwachen „am Morgen nach den Sechzigern“ zu verstehen. Es war ein guter Satz, wie viele erste Sätze in den Texten Joan Didions, kühler Klang, lakonisches Pathos, man kann ihn sich unterstreichen und auf Ermunterungszettel schreiben, die man sich über den Schreibtisch hängt, aber wie viele Sätze hat er das Problem, dass er nicht für immer hält, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht. Die Geschichten, die Joan Didion mittlerweile erzählt, erzählt sie nicht, um zu leben, sondern weil sie leben muss. Ihr Mann John Gregory Dunne und ihre Tochter Quintana Roo sind tot, die zwei Menschen, die ihr am meisten bedeuteten. Manche sagen ihr nach, sie seien die Einzigen gewesen, die ihr überhaupt je etwas bedeutet hätten, möglicherweise stimmt das sogar, wenn man diesem Urteil ihre eigenen Maßstäbe von Liebe, Bedeutsamkeit und Ergebenheit zugrundelegt. Die beiden Bücher und das Theaterstück, die sie über ihre Verluste und ihr Weiterleben geschrieben hat und die sie im hohen Alter weltberühmt gemacht haben, erzählen eine Geschichte nach dem Zerfall der einzigen Geschichte, für die sie wirklich gelebt hat, nachgetragene Liebe, die keine Echos mehr findet, Protokolle des Verlusts, die versuchen, die grausame Erfahrung einer Abwesenheit und des Alleinseins zu bändigen. So ist das jetzt mit Joan Didion: Sie schreibt, weil sie noch lebt, es gibt Sätze von ihr, die einen ahnen lassen, ihr wäre lieber, es wäre nicht so: „Ich hatte keine Angst mehr zu sterben, ich hatte jetzt die Angst, nicht zu sterben.“ Vielleicht also sollte man ihr zu ihrem 80. Geburtstag am 5. Dezember besser nicht gratulieren, sondern sie bedauern: „Du hast immer noch deine wunderschönen Erinnerungen, sagte man mir später, als ob Erinnerungen ein Trost wären. Sie sind es nicht. Erinnerungen handeln per Definition von vergangenen Zeiten, verschwundenen Dingen …“ Doch in Wahrheit haben Zeitungsartikel über die runden Geburtstage von Menschen ohnehin nur einen einzigen Zweck – die Ermunterung, sich mit einem Werk zu beschäftigen. Im Fall von Joan Didion würde sich das aus vielen Gründen lohnen, nicht nur, weil alle ihre Texte atemberaubend gut geschrieben sind. Beim Didion-Lesen ahnte man auch, wie der Journalismus (verlinkt auf /themen/journalismus/) wirklich gerettet werden könnte, man begriffe, wie man der Wirklichkeit näherkommt, ohne sich ihr auszuliefern, wie man als nahezu brachial intelligente Frau dennoch lieben und sich lieben lassen kann, wie man bei Depressionen, Migräne und Katastrophen Stil bewahrt, oder dass ein Sinn für Mode, ein Hang zu Orchideen, die Freude, für 60 Gäste zu kochen, und der Glaube, dass Ehe die einzige Utopie ist, der man folgen sollte, einen nicht davon abhalten müssen, hellsichtige und illusionslose politische Texten zu verfassen. All das nämlich hat Didion getan, einfach, indem sie lebte, dachte und schrieb wie Joan Didion. Von Anfang an – ihre erste Essaysammlung „Slouching Towards Bethlehem“ erschien 1968 – erzählten ihre Reportagen und Essays, welthaltiger und detailgesättigter als kaum je aktuelle Longform -Texte, auch sehr viel mehr über sie selbst, als es Journalisten normalerweise tun und dürfen – inklusive psychiatrischer Befunde oder Statusupdates zu ihrer Ehe („Wir sind hier auf dieser Insel mitten im Pazifik, statt die Scheidung einzureichen“). Die Autorin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) Meghan Daum hat einmal erzählt, als junge Frau habe sie sich beim Lesen von Didion-Essays immer wieder bewundernd gefragt, ob das denn wirklich erlaubt sei – diese labyrinthischen Sätze, die zwischen Außenweltbeschreibung und Innensicht springen, oft kein Ende finden zu scheinen, ungeniert von persönlichen Dämonen sprechen und sich keine Mühe geben, die Stimme ihrer Urheberin zu verbergen. Dass es in den USA so viel mehr dringliche journalistische und essayistische Autorinnen als hierzulande gibt, hängt sicher auch mit dem Vorbild zusammen, das Didion – wie Susan Sontag (verlinkt auf /kultur/literarischewelt/article134903053/Surfen-bringt-den-Geist-in-Form.html) – vielen von ihnen gewesen ist. Ihre Themen: Die gesellschaftlichen Umwälzungen, die Träume und Illusionen der Gegenkultur, Kalifornien, Miami, Orte der Selbst- und Status-Darstellung wie Gouverneursvillen oder das Getty Museum, Nicht-Orte wie Shopping Malls, die Mechaniken der Macht in Hollywood und Washington, die Aufstiegs- und Eskapismus-Träume ganz normaler Frauen, die Verzweiflung, wenn sie platzen. Viele ihrer Texte laufen auf die Frage hinaus: Wie kann man in der Gegenwart leben? Wie soll man handeln, denken, politisch und moralisch sein in einer Epoche, in der die Sicherheiten zerbrochen, die Revolutionäre jeder Provenienz dubios, die Reaktionäre unerträglicher denn je sind? Sie beantwortet diese Fragen nicht, aber lässt einen fühlen, wie unabwendbar sie sind. Ihren Seismografien der Zeit kam zugute, dass Didion einer Zwischengeneration entstammt, jung genug, um den Widerwillen der Babyboomer gegen althergebrachte Lebensformen zu verstehen, aber viel zu erwachsen, um sich von den Träumern und Großsprechern aus dem Summer of Love verführen zu lassen. Sie ist neugierig aufs Neue, auf die gesellschaftlichen und kulturellen Haarrisse, aber sie bleibt skeptisch: „Wenn ich dem Glauben anhinge, dass es das Los eines Menschen auch nur im geringsten verbesserte, auf die Barrikaden zu gehen, würde ich es tun, und ziemlich oft wünsche ich mir, dass ich es könnte, aber es wäre mehr als unehrlich zu behaupten, dass ich mir davon ein glückliches Ende verspräche.“ Das alles macht sie unter den Pionieren des New Journalism, zu denen Didion zweifelsohne gehört, zu einer Außenseiterin. Anders als etwa Tom Wolfe oder Hunter S. Thompson verbietet sie sich alle Konvulsionen, sie schreibt eher unterkühlt, analytisch, ohne euphorische Parteinahmen, aggressiven Abscheu und sonstige Burschikositäten. Dazu kommt eine Empfindsamkeit, die zumindest in den Jahren, in denen Didion zu einer wichtigen Stimme im amerikanischen Journalismus wurde, als „weiblich“ wahrgenommen wurde, ein fast überempfindliches Sensorium für Details und Atmosphärisches. Sie ist eine Virtuosin der Beschreibung, beobachtet eher die Menschen, von denen ihre Texte erzählen, als sie selbst sprechen zu lassen – auch weil sie so schüchtern ist, dass es ihr schwerfällt, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Dennoch wirkt sie glamourös. Zu ihrem Ruhm haben sicher auch ihre Autorenfotos beigetragen, eine schmale Frau, die in einem gelben Corvette Stingray sitzt, Zigarette, Sonnenbrille (die sie wegen ihrer Neigung zu Migräneattacken trägt) und umwerfend gut angezogen. Sie begann ihre journalistische Karriere bei der „Vogue“ (verlinkt auf /themen/vogue/) , nachdem sie einen Essaywettbewerb gewonnen hatte, ein paar Jahre war sie für Bildunterschriften zuständig, einer Redakteurin namens Allene Talmey unterstellt, die bei überflüssigen Wörtern und falschen Adjektiven Wutanfälle bekam. Vergleichbares kann man sich in Deutschland nicht vorstellen – weder die ehrgeizige Jungschreiberin, deren Selbstwertgefühl nicht leidet, weil sie Achtzeiler zu Interieur-Fotos schreiben soll, noch die Moderedakteurin, die für Sprache kämpft. Das alles – ihre Gabe, genau zu sehen, ihr Impressionismus, ihre Allergie gegen das falsche, nachlässige Wort – geht in ihren Stil ein, der wie bei jedem großen Stilisten so viel mehr ist als eine Äußerlichkeit. Da sind diese gebändigten Sätze, die oft kein Ende finden. Da ist diese mimetische Hingabe an das Material, ein Vertrauen darauf, dass Oberflächen das Wichtige schon erzählen, die Überzeugung, dass Beschreibung reicht, um der Wirklichkeit näherzukommen. Didion arbeitet nicht mit Sentiment, sondern aus dem aufklärerischen Abstand des Zweifels. Man hat ihr deswegen hin und wieder Herzlosigkeit vorgeworfen, die Unfähigkeit, sich zu öffnen, empathisch zu sein – als wäre es Schreiberpflicht, den Leser durch Gefühl zu überwältigen. In ihren Texten kann man die Intimität eines Verstandes kennenlernen, aber sie bedrängen einen nicht. Nicht einmal die Bücher, die sie über den Tod ihres Mannes und den Tod ihrer Tochter geschrieben hat, sind das, was man „Confessionals“ nennt, sondern Versuche, dem Verlust, der Trauer, dem Alleinsein eine Form zu geben. Manchmal ist sie das Einzige und Letzte, das einen noch retten kann. Schreiben, das ist für Didion die Arbeit, eine Welt, deren „Zentrum nicht hält“, durch Form, Sprache und Stil zu bannen, im Wissen, dass sie wohl dennoch zerbrechen wird. Man könnte es für Tapferkeit halten, wenn man nicht ahnte, dass es auch eine Verzweiflung ist. Sie ist achtzig jetzt, eine papierdünne Frau, die man kaum ansehen kann, so zerbrechlich wirkt sie, berühmter denn je. Gerade dreht ihr Neffe Griffin Dunne einen Dokumentarfilm (verlinkt auf /themen/dokumentarfilme/) über sie. Es wird erzählt, sie habe ein neues Buch (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neue-buecher/) begonnen und dann wieder aufgegeben, niemand weiß, ob es ihr noch einmal gelingen wird, eine Geschichte zu erzählen. Aber was sollen wir lesen, wenn sie es nicht mehr tut?
Peter Praschl
Die Amerikanerin Joan Didion ist im hohen Alter weltberühmt geworden mit Büchern über den Tod ihres Mannes und ihrer Tochter. Jetzt wird die große, scheue, glamouröse Pionierin des New Journalism 80.
Kultur
Literatur
2014-12-05T06:30:07Z
2015-10-16T06:32:43Z
Als wäre die Erinnerung ein Trost
https://www.welt.de//kultur/literarischewelt/article135009500/Als-waere-die-Erinnerung-ein-Trost.html
Indien: Zwölf Tote bei Einsturz von Wohnhaus
In der Metropole Mumbai sind insgesamt 19 Menschen durch ein einstürzendes Haus verschüttet worden. Für zwölf von ihnen kam jede Hilfe zu spät.
WELT
In der Metropole Mumbai sind insgesamt 19 Menschen durch ein einstürzendes Haus verschüttet worden. Für zwölf von ihnen kam jede Hilfe zu spät.
2015-08-04T14:00:00Z
2016-12-17T13:43:46Z
Zwölf Tote bei Einsturz von Wohnhaus
https://www.welt.de//videos/video144798372/Zwoelf-Tote-bei-Einsturz-von-Wohnhaus.html
Allergien: Geschirrspüler erhöht Risiko für Kinder
Die Nase juckt, die Augen tränen – Heuschnupfen belastet vor allem Kinder, die bei schönem Wetter am liebsten draußen herumtollen. Doch Allergien wie Heuschnupfen (verlinkt auf /gesundheit/article140448746/Impfung-gegen-den-Heuschnupfen-rueckt-naeher.html) , Asthma bronchiale (verlinkt auf /gesundheit/article140273660/Wenn-vernachlaessigter-Heuschnupfen-zu-Asthma-wird.html) oder Neurodermitis (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neurodermitis/) zählen längst zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen. Von den drei häufigsten Formen ist einer aktuellen Studie des Robert-Koch-Instituts (verlinkt auf http://edoc.rki.de/oa/articles/reanlTxmpPiBk/PDF/27CDfhKBFstMs.pdf) zufolge jeder Vierte im Laufe seiner Kindheit betroffen. Wie man die eigenen Kinder effektiv schützen kann, ist bisher unklar – aber es gibt Vermutungen. Schwedische Forscher haben nun herausgefunden (verlinkt auf http://pediatrics.aappublications.org/content/early/2015/02/17/peds.2014-2968.full.pdf) , dass es das kindliche Allergierisiko senkt, wenn Eltern das Essgeschirr mit der Hand abwaschen. Der Grund: Der Kontakt mit zurückbleibenden Mikroben härtet das Immunsystem ab. Wie genau Allergien (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/allergien/) entstehen, darüber rätseln Wissenschaftler noch immer. Man geht heute davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Neben genetischer Disposition sind das vor allem äußere Umstände wie zum Beispiel Luftverschmutzung, Häuserfassaden, durch die kein Lüftchen mehr dringt, die starke Ausbreitung bestimmter Allergene (verlinkt auf /wissenschaft/umwelt/article141460625/Ausbreitung-von-Ambrosia-geraet-ausser-Kontrolle.html) und der Lebenswandel der Eltern. Zu den prominenten Vermutungen gehört die sogenannte Hygienehypothese, nach der Kinder, die unter weniger hygienischen Bedingungen aufwachsen, auch ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Allergien haben. Forscher gehen nämlich davon aus, dass der frühkindliche Kontakt mit Bakterien und Pilzen das Immunsystem stärkt, indem er es stimuliert (verlinkt auf /gesundheit/article137889412/Frueher-Erdnusskonsum-schuetzt-vor-Erdnussallergie.html) . Allerdings ist die Hygienehypothese nur für Länder tragbar, in denen hygienische Mindeststandards eingehalten werden. Handgespültes Geschirr immunisiert offenbar Die schwedischen Forscher haben untersucht, wie sich die Koch- und Essgewohnheiten der Eltern auf das kindliche Allergierisiko auswirken. Das Ergebnis: Kinder, deren Eltern das Essgeschirr konsequent mit der Hand spülten, litten später deutlich seltener an Neurodermitis und Asthma (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/asthma/) als Kinder, deren Eltern eine Spülmaschine benutzten. Zugute kam den Kindern auch, wenn ihre Eltern ihnen viel frisches oder fermentiertes – also rohes eingelegtes – Gemüse und Obst zu essen gaben, stets selbst kochten und Lebensmittel direkt vom Erzeuger kauften. Dabei zeigte sich, dass vor allem die Kombination mehrerer dieser Faktoren das Risiko, später eine Allergie (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/allergien/) zu entwickeln, deutlich senkt: 46 Prozent der Kinder aus Familien, die das Geschirr ausschließlich in der Spülmaschine abwuschen, Lebensmittel nicht beim Erzeuger kauften und keinerlei fermentiertes Obst oder Gemüse aßen, litten an einer der drei Allergien. Dieser Prozentsatz nimmt ab, je mehr schützende Faktoren beim Kind zusammenkommen: Lagen zwei oder drei der Faktoren vor, waren nur noch 19 Prozent von Allergien betroffen. Frische Lebensmittel helfen zusätzlich Für die Studie fragten Wissenschaftler die Eltern aller sieben- und achtjährigen Kinder in zwei schwedischen Kleinstädten im Norden und Süden des Landes, ob ihre Kinder in den letzten zwölf Monaten unter Asthma, Heuschnupfen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/heuschnupfen/) und Neurodermitis litten. Außerdem beantworteten sie Fragen zu ihren Koch-, Ess- und Geschirrspülgewohnheiten. Die Eltern von 1029 Kindern nahmen an der Befragung Teil. Um auszuschließen, dass andere Faktoren das Ergebnis verfälschen, befragten die Wissenschaftler die Eltern auch nach eigenen Allergien, ihrer Herkunft, dem Bildungsstand der Mutter, der Wohnsituation, ob sie ein Haustier hielten, ob das Kind eine Kindertagesstätte besuchte und ob es Zigarettenrauch ausgesetzt (verlinkt auf /gesundheit/article141531342/Jede-Zehnte-raucht-waehrend-der-Schwangerschaft.html) war. Diese Faktoren rechneten sie hinterher wieder heraus – um zu sehen, welchen Effekt tatsächlich das Spülen von Geschirr mit der Hand hatte. Veröffentlicht wurde die Studie im Journal Pediatrics (verlinkt auf http://pediatrics.aappublications.org/) . Die Spülmaschine müssen Eltern jetzt nicht zum Sperrmüll bringen. Lernen kann man aus den Ergbenissen der Untersuchung trotzdem: dass frische und regionale Lebensmittel vor allem bei Familien mit kleinen Kindern nicht nur wegen der Vitamine, sondern eben auch wegen der abhärtenden Bakterien auf den Tisch gehören. Und dass Eltern die Desinfektionstücher getrost im Schrank lassen können. Denn zu viel Hygiene kann auch schädlich sein.
Teresa Nauber
Spülmaschinen sind eine praktische Erfindung. Doch eine Studie zeigt, dass Eltern die Teller ihrer Kinder besser mit der Hand waschen. Dadurch sinkt das Risiko, später eine Allergie zu entwickeln.
Gesundheit
2015-06-03T09:28:04Z
2015-10-16T12:16:29Z
Handgespültes Geschirr schützt Kinder vor Allergien
https://www.welt.de//gesundheit/article141869579/Handgespueltes-Geschirr-schuetzt-Kinder-vor-Allergien.html
Erdogan-Affäre: Guido Cantz rechnet mit Jan Böhmermann ab
Jan Böhmermanns Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan ist aus Sicht von ARD-Moderator Guido Cantz (44) keine Satire. „Hätte Böhmermann über mich so ein Gedicht geschrieben (verlinkt auf /politik/article155709204/Rechtsstreit-mit-Erdogan-geht-in-zweite-Runde.html) , dann hätte er auch Post von meinem Anwalt erhalten“, sagte der „Verstehen Sie Spaß?“-Moderator laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Es reicht nicht, Leute zu beleidigen. Das muss witzig sein, eloquent und intelligent.“ Die ganze Böhmermann-Affäre habe ihn „total abgenervt“, sagte Cantz. „Das sind die Leute, die sich über ihr Publikum stellen“, meinte er über Böhmermann, der nach eigener Darstellung mit seinem viel diskutierten Schmähgedicht den Unterschied zwischen erlaubter und nicht erlaubter Satire (verlinkt auf /satire/article154601051/Boehmermann-beleidigt-Queen-Elizabeth-zu-ihrem-90.html) aufzeigen wollte. „Mit dem, was andere Kollegen lustig finden, kann ich zum Teil gar nichts anfangen“, sagte Cantz. Sie hielten sich für unglaublich witzig, würden ihr Publikum aber teilweise nicht ernst nehmen. „Für mich geht das so nicht. Der Respekt von dem Publikum ist extrem wichtig.“ Bei seiner Sendung seien Grenzüberschreitungen nicht beabsichtigt. „Sicher gibt es auch mal den einen oder anderen Ausreißer“, sagte Cantz. „Bei „Verstehen Sie Spaß?“ (verlinkt auf /vermischtes/article126889805/Verstehen-Sie-Spass-ist-Unterhaltung-der-Zukunft.html) ist es mir aber wichtig, dass wir ein Familienprogramm sind. Mein Ziel ist es, dass der Zehnjährige sich ebenso gut unterhalten fühlt, wie die Omi mit 75.“
WELT
Jan Böhmermanns Erdogan-Gedicht findet „Verstehen Sie Spaß?“-Moderator Guido Cantz weder witzig noch intelligent. Er geht nun auf seinen Kollegen los – es fehle ihm an Respekt, auch vor dem Publikum.
Vermischtes
2016-05-31T07:23:44Z
2016-05-31T07:34:42Z
Guido Cantz rechnet mit Jan Böhmermann ab
https://www.welt.de//vermischtes/article155831973/Guido-Cantz-rechnet-mit-Jan-Boehmermann-ab.html
HAMBURGER BÖRSE
HAMBURGER BÖRSE Die deutschen Aktienmärkte tendierten am Freitag dank positiver Vorgaben von der Wall Street fest, der deutsche Aktienindex Dax gab jedoch im Verlauf wegen fehlender Impulse nach. Bis zum Nachmittag stieg das Börsenbarometer um 0,15 Prozent auf 5028,56 Punkte. An der Spitze der Kursgewinner lagen die Aktien von Infineon, Schering und BASF. Die größten Abschläge gab es für die Papiere von DaimlerChrysler, BMW und Fresenius. Der norddeutsche Börsenindex Haspax legte ebenfalls zu und kam bis zu Nachmittag auf 1511,37 Zähler, ein Plus von 0,7 Prozent. Tagessieger waren die Aktien von D+S Europe (plus 5,9 Prozent), Bijou Brigitte (plus 3,2 Prozent) und von Axel Springer (plus 1,5 Prozent). Die Viererliste führten Edel Music (minus 2,1 Prozent), Jungheinrich (minus 1,2 Prozent) und Comdirect (minus 0,8 Prozent) an. Menschen und Märkte Cord Sürie , zuletzt Leiter "Private Banking" bei dem zum Signal-Iduna-Konzern gehörenden Hamburger Traditionsbankhaus Conrad Hinrich Donner, ist neuer Generalbevollmächtigter der Bank Julius Bär (Deutschland) AG. Der Manager übernimmt damit die Verantwortung im Segment "Private Banking" für den gesamten norddeutschen Raum. Zugleich wird Sürie für Bär eine Niederlassung in Hamburg aufbauen und leiten. Der Banker war insgesamt zwölf Jahre für den Signal-Iduna-Konzern tätig. WIRTSCHAFT KOMPAKT Zigaretten BAT streicht 124 Stellen Der Zigarettenkonzern British American Tobacco (BAT) gibt unter dem Druck des rückläufigen Marktes seine eigene Logistik in Deutschland auf und streicht 124 Arbeitsplätze. Allen betroffenen Arbeitnehmern könne jedoch ein Arbeitsplatz außerhalb der BAT angeboten werden, teilte das Unternehmen am Freitag in Hamburg mit. Bisher verteilt BAT Zigaretten und Feinschnittprodukte über zwölf eigene und einen fremd vergebenen Standort. Diese Aufgaben werde eventuell die Post-Tochter DHL übernehmen. Beate Uhse Premiere gibt Sex-Sparte ab Der Schweizer Filmrechtehändler Erotic Media übernimmt die Erotiksparte des Bezahlsenders Premiere. Die Erotic Media AG, an der der Flensburger Erotikartikelversand Beate Uhse mit 33 Prozent beteiligt ist, erwerbe den Telemediendienst Blue Movie von Premiere mit 170 000 Kunden, teilte Beate Uhse am Freitag mit. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Beate Uhse werde den Video-on-Demand-Dienst, bei dem einzelne Pornofilme gegen Bezahlung angeschaut werden können, in ihren 300 Erotik-Shops, im Versandkatalog und im Internet vermarkten und den Kundenstamm schnell ausbauen. Tipp24 Börsengang am 12. Oktober Die Hamburger Internet-Lottofirma Tipp24 strebt am 12. Oktober an den Aktienmarkt. "Wir haben uns intensiv vorbereitet und sind startklar für die Börse", sagten die Gründer und Vorstände des Hamburger Unternehmens, Marc Peters und Jens Schumann, am Freitag. "In den nächsten Tagen präsentieren wir unser Unternehmen den nationalen und internationalen Investoren." Währenddessen soll die Preisspanne festgelegt werden. Tipp24 wurde 1999 gegründet. Im Geschäftsjahr 2004 setzte das Unternehmen rund 19,5 Millionen Euro um. WELT Hamburg Wirtschaft Fax (040) 34 72 90 16
FBi
HAMBURGER BÖRSE
Print-welt
2005-09-30T22:00:00Z
2011-11-15T21:15:55Z
HAMBURGER BÖRSE
https://www.welt.de//print-welt/article168452/HAMBURGER-BOERSE.html
Fitte Akkus auch bei Frost: Ratgeber: E-Bike fahren im Winter
SP-X/Köln. Auch in der kalten Jahreszeit kann man das Pedelec als Alternative zum Auto nutzen. Allerdings mutiert an kalten Tagen die Traktionsbatterie zum Schwachpunkt, denn frostiges Klima quittiert der Stromspeicher mit teilweise drastischen Performance-Einbußen. Das Reichweitenpotenzial kann sich um bis zu 25 Prozent verringern. Wer ein paar Tipps beherzigt, holt bei Kälte mehr aus der Batterie. Bereits der Kauf kann über die Winterqualitäten eines Pedelecs entscheiden. Wer ein besonders günstiges E-Bike kauft, wie man sie häufiger in Baumärkten und Discountern findet, muss meist auch Abstriche bei der Batteriequalität hinnehmen. Neben kälteempfindlicherer Elektrolyt-Lösungen weisen diese oft auch eine schlechtere Isolation auf. Nochmals besser vor Kälte geschützt sind übrigens sogenannte Intube-Akkus, die optisch schick im Rahmeninneren eingebettet sind. Um einen Akku im Fahrbetrieb vor Kälte zusätzlich zu schützen, kann man auch spezielle Abdeckungen nutzen. Mit einem wärmenden Überzieher aus zum Beispiel Neopren lassen sich bessere Reichweiten erzielen. Beim Motor kann hingegen auf einen Kälteschutz verzichtet werden, da bei Minusgraden weder Funktionsweise noch Wirkungsgrad beeinflusst werden. Wird das E-Bike abgestellt, sollte die Batterie idealerweise ins Warme gebracht werden. Denn wenn eine bei Zimmertemperatur gelagerte Batterie erst kurz vor Fahrantritt eingesetzt wird, ist das der Reichweite zuträglich. Zimmertemperatur sollte die Batterie ebenfalls haben, wenn sie ans Ladegerät angeschlossen wird. Das hilft beim vollständigen Aufladen und verlängert die Lebensdauer. Auch die Fahrweise wirkt sich auf die Betriebstemperatur eines Stromspeichers aus. Wird mit maximaler E-Unterstützung statt im Eco-Modus gefahren, sorgt der erhöhte Entnahmestrom für eine Selbsterwärmung, was ein Auskühlen und damit Leistungseinbußen durch Kälte verringert. Allerdings ist dann davon auszugehen, dass durch die Maximalunterstützung die absolute Reichweite eher sinkt. Schließlich kann auch der Wartungszustand des Fahrrads selbst Einfluss auf die Reichweite nehmen. Eine gut gefettete Antriebskette oder ein richtiger Reifendruck verringern Reibung und damit Energieverluste. Wer Angst hat, im Winter mit leerem Akku liegenzubleiben, sollte sich einen Zweitakku besorgen, den man im aufgeladen Zustand zum Beispiel im Rucksack mitführt. Für Pendler empfiehlt sich zudem ein zweites Ladegerät am Arbeitsplatz.
WELT
Handynutzer kennen das Phänomen: Im Winter leeren sich Akkus ganz plötzlich. Die Kälte setzt dem Stromspeicher zu. E-Bike-Fahrer können das lästige Phänomen mit ein paar Tricks ein wenig mindern
Motor
Auto-News
2018-11-09T14:41:09Z
2018-11-09T15:44:31Z
Ratgeber: E-Bike fahren im Winter
https://www.welt.de/motor/news/article183584448/Fitte-Akkus-auch-bei-Frost-Ratgeber-E-Bike-fahren-im-Winter.html
Burka-Verbot: Streitet die Union, gewinnt die AfD
Es kam, wie es kommen musste: Die AfD hat sich gemeldet. Mit jener eindeutigen Haltung zu Burka-Verbot und doppelter Staatsbürgerschaft, die einige in der Union tagelang vorgaben zu haben, die aber mittlerweile in einer Kakophonie einander widersprechender Positionen untergegangen ist. „Die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft ist eine Kernforderung der AfD, um Integrationshemmnisse zu beseitigen“, heißt es in einer Erklärung der AfD-Landesvorsitzenden. Auch ein Burka-Verbot fordere die Partei schon lange, „weil diese Verschleierung mit einer europäischen, freiheitlichen Individualgesellschaft nicht in Einklang zu bringen ist“. Es gibt in der politischen Sphäre einen Sinnspruch, der lautet: „Die Bürger wählen lieber das Original als die Kopie.“ Der Kampf darum, wer das Original und wer die Kopie ist, wird seit dem Auftreten der AfD heftig geführt. Neu ist er nicht. Als sich die Union etwa dem Atomausstieg verschrieb, hielten die Wähler weiterhin die Grünen für die treibende Kraft hinter dieser Idee, also das Original. Die Union macht es der AfD leicht In Stein gemeißelt sind diese Dinge jedoch nicht. Das muss die SPD erleben, die viele Wähler seit der Agenda 2010 (verlinkt auf /themen/agenda-2010/) nicht mehr für die Stichwortgeberin in der Sozialpolitik halten. Die zahlreichen sozialpolitischen Maßnahmen dieser Legislaturperiode, die allesamt von der SPD ausgingen, haben der Partei keinen Auftrieb in den Umfragen bescheren können. Eher profitierte kurzzeitig die Partei der Kanzlerin. Die Union wird bis dato mit dem Thema der inneren Sicherheit assoziiert. Es ist eine Kernkompetenz, auf die CDU und CSU nach Meinung ihrer Vertreter angewiesen sind, wenn sie dauerhaft Wahlerfolge erzielen wollen. Doch mit der AfD ist eine Partei aufgetaucht, die ihr hier Konkurrenz macht. Noch kann die AfD zwar auf keinerlei Leistungen diesbezüglich verweisen, denn sie muss ja nirgends politisch umsetzen, was sie in ihren Programmen ausgebreitet hat. Doch das tut wenig zur Sache. Denn die Union macht es ihr gerade ziemlich leicht. Die AfD muss nichts weiter tun, als abzuwarten und zuzusehen, wie die Union eine vollkommen vermurkste Debatte anstrengt, die sie ausgerechnet in der Frage der Integration und inneren Sicherheit als entscheidungsschwach und zögerlich, am Ende eben als Kopie dastehen lässt. Was ist geschehen? Vor einer Woche war der Entwurf einer „Berliner Erklärung“ der Landesinnenminister von CDU und CSU bekannt geworden. Thema: innere Sicherheit. Irgendwer aus der Union hatte offenbar ein Interesse, das Papier schon im Entstehungsprozess an die Presse zu geben. Der Effekt war durchschlagend. Sofort wurde lebhaft über das Papier diskutiert, vor allem über Burka-Verbot und doppelte Staatsbürgerschaft. Dass ausgerechnet sie in den Vordergrund rückten, hatte auch damit zu tun, dass sie bereits im Gespräch waren. Dafür hatte unter anderem eine Woche zuvor Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) gesorgt, der sich in einem Interview mit der „Welt“ (verlinkt auf /politik/deutschland/article157398148/Ein-Verbot-ist-ueberfaellig-Ich-bin-burkaphob.html) als „burkaphob“ bezeichnete und ein Überdenken des Staatsbürgerschaftsrechtes forderte. De Maizière distanziert sich Spahns Interview tat das Seine dazu, die Debatte von Anfang an auf Schlagworte zu reduzieren. Allerdings ging es da noch nicht um Sicherheitsfragen; diesen erstaunlichen Bezug stellte erst das Papier der Innenminister her. Spahn ging es vielmehr um Integration und Frauenrechte. Frank Henkel, CDU-Spitzenkandidat für die Wahl in Berlin, aber sprang sofort auf den anfahrenden Zug auf und beschleunigte ihn weiter. Kaum war das Papier bekannt geworden – an dem er mitgearbeitet hatte –, stellte Henkel die derzeitigen Regelungen zum Doppelpass prinzipiell infrage. Das wiederum rief den Bundesinnenminister auf den Plan. Der tat so, als habe er von den Plänen seiner Kollegen gar keine Ahnung gehabt. Dabei war laut Teilnehmerangaben ein Mitarbeiter Thomas de Maizières bei den Besprechungen anwesend. De Maizière aber distanzierte sich. Ein Burka-Verbot stoße auf rechtliche Probleme, sei möglicherweise Sache der Bundesländer. Änderungen an den Doppelpass-Regeln lehnte er ab. Ein Ende der Debatte bedeutete das nicht. Im Gegenteil. „Die Burka hat mit Sicherheit nichts zu tun“ Am vergangenen Montag tagten Vorstand und Präsidium der CDU. Dort beklagten fast alle Redner, dass die Union eine Woche lang alles dafür getan hatte, möglichst viele Bürger glauben zu lassen, der Doppelpass sei in Deutschland längst Standard. „Es ist misslich, wenn dieser Eindruck erweckt wird“, sagte Generalsekretär Peter Tauber anschließend. Dabei erhalten eigentlich nur EU-Bürger ohne Probleme mehrere Pässe. Frank Henkel musste sich in der Sitzung Kritik anhören, öffentlich rügte ihn niemand, schließlich fällt man keinem Wahlkämpfer in den Rücken. Anschließend ließ Henkel wissen, bei seiner Haltung bleiben zu wollen. Verärgerung gab es in den Gremien auch darüber, dass Burka-Verbot und Doppelpass als sicherheitspolitische Maßnahmen debattiert wurden. „Da wird alles vermischt. Die Burka hat doch mit der Sicherheit nichts zu tun. Da geht es um Frauenrechte, so muss man darüber reden“, sagte der Europapolitiker Elmar Brok. „Wenn diese beiden Dinge unsere Vorschläge für mehr Sicherheit sind, dann kann man nur den Kopf schütteln“, sagte ein anderes Mitglied des Vorstands. Die Bilanz dieser Woche ist für die CDU verheerend. Das Fehlen einer irgendwie gearteten Kommunikationsstrategie, verbunden mit den Profilierungswünschen einzelner Politiker, hat nichts als Verwirrung hinterlassen. Das in der Öffentlichkeit ausgetragene Pro und Kontra zu Burka-Verbot und doppelter Staatsbürgerschaft lässt die Partei zaudernd erscheinen. Die Ankündigungen bleiben allesamt vage. Peter Tauber sagte, dass die Innenminister im Hinblick auf ein Burka-Verbot „verschiedene Bereiche prüfen, in denen eventuell eine Regelung getroffen werden kann“, und dann einen „Vorschlag machen“. Die Debatte kennt fast nur Verlierer Ein vollständiges Verbot, so heißt es aus Kreisen der Verhandlungspartner, sei jedoch nicht mehr in dem Papier der Innenminister enthalten, das am Freitag im Beisein des Bundesinnenministers verabschiedet werden soll. Vielmehr gehe es um die Vollverschleierung in öffentlichen Räumen, im Straßenverkehr, in Gerichten, Schulen et cetera. Doch auch dagegen gibt es schon wieder Einwände. „Entweder geht es uns um Frauenrechte und Gleichberechtigung und Integration oder nicht, und dann nicht nur bei Behördengängen“, sagte CDU-Vize Julia Klöckner der „Rheinischen Post“. In Bezug auf den Doppelpass wird offenbar über eine Kompromisslösung nachgedacht, die Angehörige bestimmter Nationen gegenüber anderen bevorzugen könnte. Eines ist in jedem Fall sicher: Am Ende der Woche wird die Union ihre zunächst bekannt gewordenen und von einigen verfochtenen Forderungen abgeschwächt haben. Die Debatte kennt fast nur Verlierer. Die Union wirkt wie die Getriebene, die der Mut verlassen hat. Der einzige Gewinner ist die AfD. Sie kann sich hinstellen und sich als das Original, als die treibende Kraft präsentieren. Viel Widerspruch muss die AfD für diese Auslegung nicht fürchten. Denn die Konkurrenz ist einstweilen noch mit sich selbst beschäftigt.
Thomas Vitzthum
Mit der vermurksten Debatte über Burka-Verbot und Abschaffung des Doppelpasses haben sich CDU und CSU geschadet – und ein Ende des Streits ist nicht in Sicht. Die AfD profitiert von der Verwirrung.
Politik
Deutschland
2016-08-17T07:41:35Z
2016-08-17T11:33:20Z
Streitet die Union über die Burka, legt die AfD zu
https://www.welt.de//politik/deutschland/article157709662/Streitet-die-Union-ueber-die-Burka-legt-die-AfD-zu.html
Fall Duisburg: Star-Anwalt fordert Lizenz für Fußballmanager
Niemand hat in Deutschland öfter vor Sportgerichten gestanden als Christoph Schickhardt (verlinkt auf /sport/fussball/article5360103/Schickhardt-haette-auch-Robert-Hoyzer-verteidigt.html) . Der Rechtsanwalt aus Ludwigsburg focht unzählige Fälle für und gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) aus, kämpfte gegen Rotsperren und Geldstrafen, vertrat wechselweise Sportler, Klubs und Verbände. Auch die Konzerne Nike und Red Bull haben sich von dem 58-Jährigen beraten lassen. Doch seinen guten Namen hat sich Schickhardt vor allem dann gemacht, wenn Vereine mit dem Rücken zur Wand standen und um ihre Lizenz bangten. Hertha BSC (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hertha-bsc/) (1991), der VfL Wolfsburg (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/vfl-wolfsburg/) (1993), Eintracht Frankfurt (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/eintracht-frankfurt/) (2002) und der 1. FC Kaiserslautern (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/1-fc-kaiserslautern) (2003) wurden von ihm vor dem Aus bewahrt. Doch er ist auch schon gescheitert: 1995 konnte Schickhardt nicht mehr helfen, als Dynamo Dresden (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sg-dynamo-dresden/) von der Bundesliga in die Regionalliga (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fussball-regionalliga/) durchrauschte. Auch vor wenigen Wochen musste er abwinken: Kickers Offenbach (verlinkt auf /sport/fussball/article116924703/Und-wieder-ist-ein-deutscher-Traditionsklub-pleite.html) hatte sich in höchster Not an ihn gewandt. Der DFB hatte dem Klub die Lizenz für die dritte Liga verweigert. Völlig zurecht, musste Schickhardt erkennen, und riet den Offenbachern von einem Gang vor das Schiedsgericht ab: „Ich gehe nur in einen Kampf, den ich auch gewinnen kann.“ Kickers Offenbach (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/kickers-offenbach/) , das gerade das Training für die kommende Saison mit nur fünf Spielern aufgenommen hat, ist nur ein Beispiel von vielen. Beispiele, die verdeutlichen, wie bedrohlich die wirtschaftliche Situation vielerorts im deutschen Fußball ist. In der unteren Hälfte der zweiten Bundesliga und in der dritten Liga herrscht mitunter nackte Panik. Zweitligist MSV Duisburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/msv-duisburg/) musste am Mittwoch vor das Schiedsgericht des DFB, um dort um die wegen „des fehlenden Nachweises über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ bereits entzogene Lizenz zu kämpfen – vergeblich . Der Tabellen-Elfte der vergangenen Saison muss in die dritte Liga zwangsabsteigen (verlinkt auf /sport/fussball/2-bundesliga/article117273882/Duisburg-bekommt-keine-Lizenz-fuer-die-Zweite-Liga.html) . Alemannia Aachen, vor sechs Jahren aus der ersten Liga abgestiegen, ist insolvent und mittlerweile in der vierten Spielklasse angekommen. Der VfL Osnabrück kämpft in Liga drei ums Überleben, nachdem der Klub sich finanziell verhoben hatte im Bestreben, schnell wieder aufzusteigen. Der SV Babelsberg, der VfB Lübeck und Arminia Bielefeld sind weitere Beispiele für Klubs am Rande des Existenzminimums. Für Schickhardt eigentlich eine komfortable Situation. Über einen Mangel an Arbeit dürfte sich der Anwalt auch in Zukunft keine Sorgen machen müssen. Doch Sorgen macht er sich trotzdem – um den Fußball. „Viele Vereine stecken in Schwierigkeiten. Teils, weil sie sich mit neuen Stadien verhoben haben, teils auch, weil sie mit aller Macht versuchen, auf- bzw. nicht abzusteigen. Leider aber auch, weil oft handwerkliche Fehler im Management gemacht werden“, sagte Schickhardt der „Welt“. „Wenn das stimmt, ist das hanebüchen“ Vor allem letzterer Punkt fuchst ihn. „Kein Verständnis“ habe er, wenn in den Lizenzunterlagen geschlampt werde. So soll in Duisburg der just entlassene Geschäftsführer Roland Kentsch eine Summe von 360.000 Euro falsch angegeben haben. „Wenn das stimmt, ist das hanebüchen“, sagte Schickhardt, „zumal Kentsch im Aufsichtsrat der DFL und im Vorstand des DFB sitzt.“ Der Staranwalt hat einen spektakulären Vorschlag, um zukünftig weniger derartige Fälle auf den Schreibtisch zu bekommen: eine Lizenz für Fußball-Manager. „Ich finde, es ist längst überfällig, dass die Verbände eine Lizenz für Manager und Geschäftsführer einführen. Jeder Trainer einer Kneipenmannschaft braucht heute einen Trainerschein, nur die wichtigsten Leute in den Profivereinen sind nicht zertifiziert. Das kann nicht sein“, sagte Schickhardt. Ähnliche Gedanken hatte Oliver Bierhoff vor anderthalb Jahren geäußert. „Wir bieten eine hervorragende Trainerausbildung und verlangen die entsprechende Lizenz, bevor jemand ein Team leiten darf. Aber für die Management-Ausbildung haben wir nichts anzubieten. Da besteht Bedarf“, hatte der Manager der Nationalmannschaft im „Kicker“ angemerkt. Fußball folgt keiner wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeit Eine Lizenz für Vereinsmanager? In der Tat werden diese Positionen in den Vereinen derzeit ohne Qualifikationsnachweis besetzt. Manager wie Oliver Kreuzer (HSV), Stefan Reuter (Augsburg) oder Michael Zorc (Dortmund) sind nach ihren Karrieren als Profis direkt und ohne gesonderte Ausbildung in die Geschäftsstelle gewechselt. Andererseits ist den Sportdirektoren (oder wie auch immer sie sich bezeichnen) in den meisten Fällen ein Finanzgeschäftsführer zugeordnet, so dass sich sportliche und wirtschaftliche Kompetenz ergänzen. In Dortmund beispielsweise kümmert sich Zorc um die sportlichen Belange, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke um die wirtschaftlichen. Ein weiteres Argument gegen eine Zertifizierung für Manager: In der freien Wirtschaft wird auch kein Lizenzierungsverfahren durchgeführt, wenn Posten besetzt werden. Allerdings funktioniert der Fußball auch nur begrenzt nach normalen wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten. Vor allem durch Auf- und Abstieg ergeben sich teilweise völlig neue finanzielle Situationen. Bedrohlich wird die Lage oft dann, wenn ein neu gebautes Stadion die Mittel verknappt. „Wenn da durch einen Abstieg die Einnahmen zurückgehen, können oft Unterhalt, Tilgung und Zinsen nicht mehr bedient werden. Risiko Stadionbau Andererseits sind Vereine mit alten Stadien zum Handeln gezwungen, weil sie über zu wenig oder keine Logen, Business-Seats und Parkplätze verfügen. Nur mit den Einnahmen von den Stehrängen ist heute aber kein Stadion mehr zu bezahlen, dafür braucht man einen ordentlichen VIP-Bereich“, sagt Schickhardt. Sind also Strukturreformen vonnöten, wie Schickhardt sie vorschlägt? Nein, sagt Christian Heidel, Manager des 1. FSV Mainz 05. Insgesamt sei der deutschen Fußball sehr gesund: „Wo es nicht so ist, sehe ich vor allem hausgemachte Probleme, oft in Verbindung mit einem Stadionbau. Daraus jetzt aber zu folgern, wir hätten ein grundsätzliches Kompetenzproblem auf den Managerpositionen, halte ich nicht für richtig.“ Widerspruch aus der Liga Es sei wie in der freien Wirtschaft: Es gäbe auch dort immer wieder Fälle, wo ein Unternehmen durch Managementfehler in Schwierigkeiten geraten würde. „Daraus abzuleiten, jeder Manager oder Geschäftsführer solle nun eine Prüfung – bei wem auch immer – ablegen, finde ich unsinnig“, sagte Heidel der „Welt“. Allerdings erkennt auch er die wirtschaftliche Gefahr, die von neu erbauten Stadien ausgeht: „Oft wird bei der Finanzierung nicht der Abstiegsfall eingeplant, wenn statt 30.000 nur noch 15.000 Zuschauer kommen. Dann sind die Kosten auf Dauer oftmals nicht mehr zu stemmen. Das ist ein Spagat, auch bei uns, das gebe ich offen zu.“
Lars Wallrodt
Sportrechtler Christoph Schickhardt hat genug von insolventen Fußballklubs. Er fordert ein Lizenzverfahren für Manager. Schließlich brauche auch jeder Trainer einer Kneipenmannschaft einen Schein.
Sport
Fußball
2013-06-19T14:37:03Z
2015-10-06T07:18:16Z
Star-Anwalt fordert Lizenz für Fußballmanager
https://www.welt.de//sport/fussball/article117276059/Star-Anwalt-fordert-Lizenz-fuer-Fussballmanager.html
Alexander Dobrindt: „Wir müssen alle mitnehmen in einer Volkspartei“
Alexander Dobrindt wirbt auf dem Deutschlandtag der Jungen Union dafür, alle Wählerschichten anzusprechen. Die CSU müsse das ganze politische Spektrum bis zur demokratischen Rechten abbilden.
WELT
Alexander Dobrindt wirbt auf dem Deutschlandtag der Jungen Union dafür, alle Wählerschichten anzusprechen. Die CSU müsse das ganze politische Spektrum bis zur demokratischen Rechten abbilden.
2017-10-07T15:44:19Z
2022-05-12T15:22:39Z
„Wir müssen alle mitnehmen in einer Volkspartei“
https://www.welt.de//politik/video169408156/Wir-muessen-alle-mitnehmen-in-einer-Volkspartei.html
Kommentar: Die Sponsoren dürfen nicht verprellt werden
Bilder wie diese brennen sich ins Gedächtnis ein. Ein Mittag im Sommer 1984, flirrende Hitze, eine Frau taumelt wie eine Sterbende über eine Laufbahn, 77.000 Stadionbesucher und Millionen Fernsehzuschauer sehen ihr zu. Rund sieben Minuten benötigt die Schweizerin Gabriela Andersen-Schiess für die letzten 400 Meter des olympischen Marathonlaufs von Los Angeles. Dehydriert und völlig erschöpft wird sie bei 40 Grad im Schatten 37. – und zum Symbol dafür, was unter dem sensationsheischenden Diktat von Sponsoren, Fernsehen und Funktionären möglich ist. Willkommen im modernen Hochleistungssport! Am Beispiel des 20-Kilometer-Gehens mit Andre Höhnes Zusammenbruch am Sonntag bei den Weltmeisterschaften sowie des Marathonlaufs am Vortag mit 28 Aussteigern lässt sich vortrefflich aufs Neue über Sinn und Unsinn von großen Sportereignissen in Regionen debattieren, die nachweislich zu bestimmten Zeiten des Jahres ein für Sportler fatales Klima bereit halten – Osaka zum Beispiel, Ende August. Angesichts dessen sind die organisatorischen Unzulänglichkeiten beinahe zu verschmerzen. Zumindest wohl ahnen die „Herren“, die aus „wohltemperierten Räumen“ und „hinter Scheiben“ „aus großer Distanz die Athleten beobachten“ (O-Ton Bundestrainer Mallow) die Tragweite ihrer Entscheidungen. Doch letztlich wollen sie ihre Finanziers eben nicht verprellen: Ein Großteil der Verbandssponsoren, die die nicht eben im Aufschwung befindliche Leichtathletik am Laufen, Werfen, Springen halten, kommt aus Japan. Es steht den Athleten zu, sich zu beklagen. Doch letztlich ist die Hand, die sie quält, auch die Hand, die sie füttert.
Jens Hungermann
Die Sponsoren dürfen nicht verprellt werden
Sport
2007-08-26T11:48:36Z
2016-04-01T12:52:24Z
Die Sponsoren dürfen nicht verprellt werden
https://www.welt.de//sport/article1135957/Die-Sponsoren-duerfen-nicht-verprellt-werden.html
Naturerlebnis: Wenn Stadtkinder plötzlich den Wald kennenlernen
Zehn Meter entfernt vom Hochsitz stehen sie schon, die drei Füchse. Noch vor einer Minute sah man sie im Halbdunkeln in gehöriger Entfernung durch den Wildacker streifen, doch jetzt haben sie sich herangepirscht an den Hochstand, in dem Jäger Sascha Schmitt sitzt. Durch ein Geräusch, das er mit seinem auf die Handinnenfläche gedrückten Mund macht, imitiert er ein Kaninchen im Todeskampf – die Füchse sind nun in bester Hoffnung auf einen Teil des Fleischs. Und müssen doch hungrig wieder abziehen, denn hier oben gibt es nur den gekonnten Imitator und neben ihm die sieben Jahre alte Leah und ihren sechs Jahre älteren Bruder Henri. Und zum Glück für die Tiere kein Gewehr. Es ist der erste Moment an diesem frühen Herbstabend, an dem Schmitt, der der Berufsjäger für den Bereich rund um das Schloss Lüdersburg bei Lüneburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/lueneburg/) ist, genau das bedauert. Füchse jagen, das muss für ihn einfach sein (verlinkt auf /wissenschaft/article155170722/Auch-die-Wildnis-braucht-eine-Ordnung.html) : Es gibt zu viele dieser Tiere, die deswegen Bodenbrüter wie die Fasane schädigen. Aber kein Gewehr, keine Schüsse, keine toten Tiere, das war eine Grundbedingung für diesen Besuch. Leah und Henri sind nämlich Großstadtkinder aus Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) , die zwar schon oft im Wald waren und auch eine Kastanie von einer Eiche unterscheiden können, aber allzu realistisch soll der geführte Ausflug durch das wilde Niedersachsen nun doch nicht sein. Die Motivation des Jägers und das neue Wissen der Kinder Dass solche Erkundungstouren bitter nötig sind, hat jüngst eine Umfrage der Deutschen Wildtier Stiftung ergeben. Jedes zweite Kind zwischen vier und zwölf Jahren ist noch nie auf einen Baum geklettert, 22 Prozent der Kinder haben laut Aussagen ihrer Eltern „nie oder fast nie“ ein frei lebendes Tier zu Gesicht bekommen. „Da ist im Vergleich zu früher viel verloren gegangen“, sagt Schmitt. „Ich will Kindern, aber auch gern den Eltern Zusammenhänge erklären, den Naturraum Wald, den Bezug der Tiere zueinander und zum Menschen“, erklärt der Jäger seine Motivation, aus der er gemeinsam mit seinem Arbeitgeber, dem Baron Alexander Freiherr von Spoercken, sogar eine kleine Geschäftsidee entwickelt hat. Diese kam Sascha Schmitt, als er bei dem Ausflug des Kindergartens seines eigenen Kindes merkte, wie klein die Kenntnisse über die Natur sind, wie groß bei vielen – vor allem den Älteren – aber auch das Bedauern darüber. „Die Eltern wollen wieder wissen, woher zum Beispiel gutes Fleisch oder gutes Gemüse kommen könnte, aber es gibt auch die Sehnsucht, nicht alles nur aus dem Smartphone (verlinkt auf /wirtschaft/webwelt/article157863140/Mit-diesen-Apps-lernen-Sie-die-Natur-besser-kennen.html) zu erfahren, sondern selbst zu erleben.“ Und da der Baron auch das vor allem bei Golfern bekannte Schlosshotel Lüdersburg betreibt, können die Großstadtfamilien den Ausflug mit Übernachtung im Waldgebiet buchen – und so auf Wunsch auch spätabends und frühmorgens ein ganz besonderes Naturerlebnis (verlinkt auf /gesundheit/article156447797/Raus-ins-Freie-Das-ist-noch-gesuender-als-gedacht.html) bekommen. Für Leah und Henri ist an dem Abend, als sie mit dem Jäger auf dem Hochsitz spähen, die freie Natur nicht mehr nur der Ort für nervige Spaziergänge weitgehend orientierungsloser Eltern, die ihr Halbwissen über Fauna und Flora preisgeben und die sich freuen, wenn sie eine Birke erkennen. Sie wissen jetzt, dass man aus dem frischen Holz dieses Baums eine Art Spaghetti (verlinkt auf /icon/article155638987/Ja-aus-Buchen-oder-Fichten-kann-man-Essen-machen.html) schnitzen kann, die sogar essbar sind. Zur Not jedenfalls. Und sie wissen, warum in einem Kulturraum, in den der Mensch schon vor Jahrtausenden eingegriffen hat, der Mensch auch mit der Waffe regulierend eingreifen muss. „Eigentlich hasse ich solche Spaziergänge, aber das hier ist anders“ Dafür, dass an den beiden Tagen im Wald kein wichtiger Moment und somit keine neue Erkenntnis verpasst wird, sorgt Jäger Sascha Schmitt schon etwa drei Minuten nach dem ersten Händedruck auf dem Weg zum ersten Waldspaziergang. Vollbremsung, Rückwärtsgang. „Was seht ihr dahinten auf dem Acker?“, fragt der 41-Jährige und fährt die Scheiben seines Landrovers nach unten. „Vögel“, sagt Leah. Immerhin. „Rote Milane, die sind selten geworden. Erkennt ihr an dem roten Stoß. Da streichen sie aber gleich davon“, ergänzt Schmitt mit Blick auf die abhebenden Vögel. Und schon wird klar, dass er nicht nur in einer anderen Welt lebt und von dieser erzählt, sondern auch fest verwurzelt ist in der Fachsprache der Jäger. Am Ende der Tour werden Leah und Henri zum Geweih des Damwilds Schaufel sagen, den Schwanz des Wildscheins Pürzel nennen und den Kot der Waldbewohner Losung. Doch Schmitt, der selbst vier Kinder hat, verteilt sein fraglos immenses Waldwissen in angenehmen, nachvollziehbaren Portionen – die aber so regelmäßig verabreicht werden, dass nie Langeweile aufkommt, weil er selbst merklich für seine Themen brennt. „Eigentlich hasse ich solche verkappten Spaziergänge, aber das hier ist anders“, sagt Henri, als er schon drei Stunden lang quer durch den Mischwald gelaufen ist und wenigstens zehn Baumarten gewusst, geraten oder gelernt hat und nun wenigstens kurz weiß, wie sich das Blatt des Bergahorns von dem des Feldahorns unterscheidet. Leah begeistert sich da eher für die Schlafmulden der Rehe, die sie bis eben noch als kleine unwichtige Kuhlen im Waldboden gesehen hätte, nun aber als Bett, in das man sich ja auch mal selbst reinlegen und auf Tuchfühlung mit dem Wald gehen kann. Zum Glück hatte Schmitt vorher darauf hingewiesen, dass geländegängige Kleidung anzuziehen sei. Als die Kräfte der Stadtkinder, die sich von Stunde zu Stunde mehr in die Natur hineinarbeiten, schon etwas schwinden, geht es schließlich rauf auf den Hochsitz. Stundenlang könne er hier auf der Holzbank sitzen, verrät er, am liebsten nachts, gern auch im Winter. Vielen anderen geht es ähnlich: Schmitt, der selbst Jäger ausbildet, registriert auch, dass auch immer mehr Städter Jäger werden wollen. Während er das sagt, schimmert in weiter Ferne die Zivilisation in Form eines hell erleuchteten Gartencenters über die Flure, in der die Heidelandschaft in die Elbtalauen übergeht. Rehe und Wildschweinrotten ziehen umher, einige Artgenossen, die Schmitt nach einem Autounfall der Mutter gerettet und gezähmt hat, durften einige Stunden zuvor in einem Gehege schon gestreichelt werden. Die Füchse tauchen auf und gehen wieder. Leah und Henri versuchen, auch das sterbende Kaninchen nachzumachen, aber mehr als ein kleines Quäken ist nicht zu hören. So schnell geht das selbst nach einem Crashkurs Wald nicht. Der Tag war lang, die Kinder sehnen sich nach ihrem Bett. Und der Jäger nach seinem Gewehr. Weitere Informationen zu dem Angebot, das in unterschiedlichen Gruppengrößen buchbar ist, gibt es unter www.jagdschule-luedersburg.de (verlinkt auf http://www.jagdschule-luedersburg.de/) und www.schloss-luedersburg.de (verlinkt auf http://www.schloss-luedersburg.de/) . Der Zwei-Tage-Naturausflug mit Exkursionen, Vorträgen, Lunchpaket, Mittagessen und Grillabend kostet 190 Euro für Erwachsene und 100 Euro für Kinder. Übernachtungsangebote gibt es je nach Zeitpunkt und Zimmerwahl ab 70 Euro pro Erwachsenem, Kinder nach Absprache. Empfehlenswert ist die Unterbringung in der Alten Schäferei, die selbst mitten im Wald liegt.
Jörn Lauterbach
Das Wissen der Stadtkinder über Flora und Fauna ist laut einer aktuellen Umfrage unterentwickelt. Ein Berufsjäger und ein Hotel wollen das ändern und entlocken den jungen Gästen erstaunliche Aussagen.
Regionales
Hamburg
2016-09-20T09:48:53Z
2016-09-20T09:48:53Z
Wenn Stadtkinder plötzlich den Wald kennenlernen
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article158266113/Wenn-Stadtkinder-ploetzlich-den-Wald-kennenlernen.html
Arbeitsmarkt: Flüchtlings-Helfer bangen um ihre Jobs
Der große Flüchtlingszustrom vor Monaten war vielerorts auch ein Jobmotor. Nachdem die Zuwandererzahlen nun deutlich gesunken sind, bangen die angestellten Helfer in den Notunterkünften in Niedersachsen um ihre Arbeit. Wie die Hilfsorganisationen erklärten, liefen etliche Dutzend Zeitverträge bereits aus. Das Bemühen sei aber, den erprobten Helfern an anderer Stelle oder bei den Kommunen einen neuen Einsatz zu ermöglichen. Das Innenministerium teilte mit, dass es leerstehende Unterkünfte zunächst nicht vorschnell auflösen will, um bei einem erneuten Ansteigen der Flüchtlingszahlen kurzfristig für die Aufnahme gerüstet zu sein. „Wie sich das entwickelt, war überhaupt nicht absehbar“, sagte Johanniter-Sprecherin Frauke Engel zum abrupten Absinken der Flüchtlingszahlen. Dass es aber um einen befristeten Einsatz geht, sei beim Start der Notunterkünfte klar gewesen. Erste Einrichtungen werden bereits geschlossen In Lüchow wurde bereits eine von den Johannitern betriebene Einrichtung geschlossen, Ende Juni wird auch die in Sarstedt bei Hildesheim (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hildesheim/) zugemacht. „Das ist für die Mitarbeiter eine bedauerliche Situation.“ Versucht werde, die Helfer woanders oder auch bei den Kommunen einzusetzen. Dass aber auch Mitarbeiter arbeitslos werden, lasse sich nicht vermeiden. Die Malteser haben bereits zwei der fünf von ihnen betriebenen Einrichtungen in Niedersachsen wieder geschlossen, eine in Buxtehude (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/buxtehude/) und eine in Wolfsburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wolfsburg/) . Den Beschäftigten in Buxtehude wurde ein Einsatz in Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) angeboten, rund zwei Dutzend Mitarbeiter aber wurden am Ende an beiden Standorten arbeitslos, wie Malteser-Sprecher Michael Lukas sagte. „Weitere Schließungen sind absehbar.“ Auch das Deutsche Rote Kreuz, das im vergangenen Jahr 17.000 Plätze für Flüchtlinge in zehn Notunterkünften aus dem Boden stampfte, hat bereits wieder eine Einrichtung in Wittmund geschlossen. Wie es mit den Unterkünften nun genau weiter gehe, werde mit dem Innenministerium geklärt. „Das waren nicht so kalkulierbare Zahlen“, meinte DRK-Sprecherin Kerstin Hiller. „Wir schauen für die Mitarbeiter, die eingestellt wurden, mit den Kommunen vor Ort, ob man dort Arbeitsplätze schaffen kann.“ Im April kamen nur noch 1602 Flüchtlinge Wie die Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen und Bremen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bremen/) mitteilte, entstanden neue Jobs durch den Flüchtlingszustrom vor allem im Sozialbereich, im Wachdienst sowie im öffentlichen Dienst – unter anderem bei der Arbeitsagentur selber, die sich mit zusätzlichem Personal um die Integration der Neuankömmlinge in den Arbeitsmarkt kümmern will. Ein größerer Zulauf von Flüchtlingen in den Jobcentern werde erst ab dem Sommer erwartet, wenn die Flüchtlinge das Asylverfahren durchlaufen hätten, sagte Agentursprecherin Sonja Kazma. Derzeit werde noch an Schulungen gefeilt, um den Flüchtlingen Sprache und ergänzende Berufsqualifizierungen gleichzeitig zu vermitteln. Der Eindruck erster Begegnungen sei aber, dass die Flüchtlinge sehr motiviert seien: „Die wollen sich etwas aufbauen.“ Die Spitze hatte der Flüchtlingszustrom im November mit fast 20 000 Neuankömmlingen erreicht. Im April kamen nur noch 1602 Asylsuchende nach Niedersachsen, wie das Innenministerium mitteilte. 32 500 Plätze werden derzeit noch in Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkünften vorgehalten, dort sind derzeit rund 5400 Asylsuchende einquartiert.
Michael Evers
Mit dem großen Zustrom von Flüchtlingen gab es viel zu tun. Doch jetzt leeren sich die Notunterkünfte – und viele der als Helfer eingestellten Menschen bangen um ihre Jobs. Wie geht es weiter?
Regionales
Hamburg
2016-05-08T10:58:22Z
2017-05-04T11:20:41Z
Flüchtlings-Helfer bangen um ihre Jobs
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article155148893/Fluechtlings-Helfer-bangen-um-ihre-Jobs.html
Fußball-WM: Der rhetorische Russland-Trick des Botschafters von Katar
Am Montag veranstaltete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Frankfurt/Main einen Kongress zur Menschenrechtslage im WM-Ausrichterstaat Katar (verlinkt auf /themen/fussball-weltmeisterschaft-2022/) . Pressevertreter waren bei der Veranstaltung nicht zugelassen, sie wurde online übertragen. Es sprachen unter anderem DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff, einige Nationalspieler, Vertreter von Amnesty International und der Fifa. Auch dabei: Abdulla bin Mohammed bin Saud Al-Thani, der katarische Botschafter in Berlin. Auf Kritik an der Menschenrechtslage in Katar (verlinkt auf /sport/article240828495/Fussball-WM-in-Katar-Die-Politik-sollte-diese-WM-boykottieren.html) antwortete dieser sogleich mit einer Gegenfrage. Sie lautete: Was war denn mit der Fußball-WM 2018 in Russland? „Die WM fand vor vier Jahren in einem Land statt, das die Krim annektiert hatte, das Journalisten in Gefängnisse sperrte“, so Al-Thani. „Es gab keinen Fokus auf dieses Land – weder von Deutschland noch von einem anderen europäischen Land.“ Al-Thanis Bezugnahme auf Russland ist ein rhetorischer Trick. Er lässt damit durchklingen: Wenn die Lage in Russland so schlimm ist und 2018 niemand etwas sagte, mit welchem Recht kritisiert man dann Katar? Dabei gab es 2018 sehr wohl kritische Berichte über Russland – nicht nur in deutschen Medien. Sein Land habe, so Al-Thani weiter, in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Man habe das sogenannte Kafala-System abgeschafft, das bis dato den Arbeiter zum Sklaven seines Arbeitgebers gemacht hatte. Kein Arbeiter werde mehr daran gehindert, seinen Arbeitsplatz zu wechseln. Zudem habe man einen Mindestlohn eingeführt und gewähre verschiedenen NGOs Zugang ins Land. Damit war Al-Thanis Verteidigungsrede aber noch nicht zu Ende. Er forderte, die Kritiker sollten während der WM doch einfach nach Katar reisen und die Arbeiter in Hotels oder in öffentlichen Verkehrsmitteln Folgendes fragen: „Warum kam Bayern München die letzten vier, fünf Jahre immer wieder im Winter ins Trainingscamp nach Doha? Warum äußerten sie sich nicht? Warum sagten sie nicht, dass sie in Doha waren und dass es entsetzlich war?“ Er wütete: „Sagen Sie es öffentlich oder halten Sie den Mund!“ (verlinkt auf /sport/fussball/wm/article241144007/WM-2022-Katars-Botschafter-Sagen-sie-es-oeffentlich-oder-halten-sie-den-Mund.html) Davon abgesehen, dass die Gastarbeiter keine Sprecher des FC Bayern München sind: Dieses Statement wirft Fragen auf. Al-Thani verschweigt, dass Katar immer wieder unliebsame Arbeiter abschiebt. Kein katarischer Hotelangestellter wird die Fragen westlicher Touristen offen beantworten wollen – es sei denn, er möchte seinen Job verlieren. Außerdem werden westliche Touristen während der WM ohnehin keine Bauarbeiter treffen können. Denn die katarische Baubehörde Ashghal hat für die Dauer der WM alle Bauprojekte eingestellt, fast alle Bauarbeiter werden in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Viele von ihnen haben nie eine Abfindung erhalten, andere wurden um ihren Lohn betrogen. Zu alledem sagt der katarische Botschafter: Sein Land würde in Sachen Menschenrechte schon das „Maximum“ leisten. Seine Wutrede zeigt, dass das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist – und dass Katar der Kritik immer noch hilflos gegenübersteht. Der für Sonntag angekündigte Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in dem Land wird daran wohl auch nichts mehr ändern können.
Nathan Giwerzew
Auf Kritik an der Menschenrechtslage im WM-Land Katar reagiert dessen Botschafter in Deutschland mit einer Wutrede. Sein Statement zeigt, dass das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist – und dass Katar der Kritik immer noch hilflos gegenübersteht.
Debatte
Kommentare
2022-09-20T13:34:51Z
2022-09-20T13:34:51Z
Der rhetorische Russland-Trick des Botschafters von Katar
https://www.welt.de//debatte/kommentare/article241166059/Fussball-WM-Der-rhetorische-Russland-Trick-des-Botschafters-von-Katar.html
Coronavirus: Hamburg nähert sich in großen Schritten dem Inzidenzwert 1000
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist in Hamburg auch am Sonntag weiter nach oben gegangen. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl neu registrierter Ansteckungen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche mit 942,5 an. Am Sonnabend hatte der Wert 932,5 betragen, vor einer Woche 611,6. Am Sonntag stieg die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen um 894. Am Sonnabend hatte deren Zahl bei 2915 gelegen, eine Woche zuvor bei 702 Fällen. Zugleich erhöhte sich die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorbenen Menschen um 4 auf 2049. Nach den vorliegenden Daten haben sich in der Hansestadt seit Februar 2020 mindestens 172 958 Menschen infiziert. Davon gelten 132 100 nach RKI-Schätzung als genesen. Die Gesamtzahl der Covid-19-Fälle in den Kliniken mit Stand Freitag belief sich laut Gesundheitsbehörde auf 388, das sind 42 weniger als am Vortag. Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden mit Stand Freitag 73 Covid-19-Patienten behandelt Eine Ausbreitung der Omikron-Welle ist auch an Hamburgs Schulen zu verzeichnen. Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte noch am Freitag deutlich gemacht, dass das Omikron-Virus sich quer durch alle Lebensbereiche verteilt – und eben auch an den Schulen viele positive Fälle zu verzeichnen sind. Das zeigt auch die neueste Auswertung der Schulbehörde für den Zeitraum 6. bis 12. Januar 2022. In dieser Zeit wurden der Behörde von den Schulen 3542 Infektionen von Schülerinnen und Schülern sowie 214 Infektionen von Schulbeschäftigten gemeldet. Dies entspreche rund 1,4 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, beziehungsweise rund 0,6 Prozent aller Schulbeschäftigten. Klarer Anstieg im Wochenvergleich Den Anstieg macht der Vergleich zur Vorwoche deutlich: In der Woche vom 3. bis 9. Januar 2022 wurden vom Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt (HU) in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen von 5 bis 9 Jahren 619 Infektionen (7-Tage-Inzidenz 705) und in der Altersgruppe von 10 bis 19 Jahren 1880 Infektionen (7-Tage-Inzidenz 1155) gemeldet. Im Zeitraum vom 3. bis 9. Januar 2022 wurden Hamburgs Schulen insgesamt 130 infizierte Schulbeschäftige gemeldet, also 0,4 Prozent aller Schulbeschäftigten. Tatsächlich zeigen Berichte von vielen Schulen auf, dass in einigen Klassen nur noch so wenige Kinder sitzen, dass Klassenarbeiten verschoben werden müssen. Ein Problem ist weiterhin, dass viele der Schnelltests falsch positiv sind. „Jetzt kommt sukzessive ein anderes, besseres Schnelltest-Modell zum Einsatz, so dass die Anzahl der falsch-positiven Schnelltests mit den entsprechenden Belastungen jetzt deutlich reduziert wird“, teilt dazu die Schulbehörde mit. Ein Großteil der Infektionen seien zudem noch in der Ferienzeit geschehen. Angesichts der immer weiter anschwellenden Omikron-Infektionswelle ist einer Studie zufolge nur noch eine Minderheit der Deutschen für ein unbedingtes Aufrechterhalten des Präsenzunterrichts an Schulen. Von 2054 Befragten einer repräsentativen Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die „Welt am Sonntag“ sagen lediglich 40 Prozent, dass es in jedem Fall beim Normalbetrieb bleiben sollte. 26 Prozent sind demnach der Meinung, dass die Schulen im Notfall geschlossen werden sollten, 24 Prozent sprechen sich für eine Verlagerung in den Wechselunterricht aus. SPD und Grüne wollen mehr Hilfen für Jugendliche Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen machen sich wegen der seit zwei Jahren so schwierigen Situation für Kinder und Jugendliche nun in einem neuen Antrag für zusätzliche Landesmittel stark, die dem erhöhten Bedarf an Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Schulkindern Rechnung tragen. So sollen neben zehn zusätzlichen Beratungsstellen auch neue Lerngruppen ermöglicht und die Ressourcen für Schulsozialarbeit für mindestens zwölf Monate erhöht werden. Auch Bundesmittel sollen dafür genutzt werden, hieß es in einer Mitteilung am Sonntag.
WELT
Die Ausbreitung der Omikron-Variante lässt sich in der Hansestadt kaum eindämmen. Auch an den Schulen ist die Entwicklung im Wochenvergleich abzulesen. Die Regierungskoalition will Jugendlichen jetzt besser helfen.
Regionales
Hamburg
2022-01-16T12:03:24Z
2022-01-16T12:12:22Z
Hamburg nähert sich in großen Schritten dem Inzidenzwert 1000
https://www.welt.de//regionales/hamburg/article236274648/Coronavirus-Hamburg-naehert-sich-in-grossen-Schritten-dem-Inzidenzwert-1000.html
Teilnehmer 2014: Michael Wendler (41) zieht ins Dschungelcamp
Michael Wendler ist einer, der gern „Der Wendler“ genannt werden möchte und dafür sogar Prozesse führt. Er findet es toll, auf den Nachnamen reduziert zu werden. Es klingt kumpelhaft und berühmt. Wendler ist nicht Michael Wendlers richtiger Name. Sein richtiger Name ist so kompliziert, dass er ihn zwei mal eintauschte. Erst gegen den Künstlernamen und dann nochmal beim Heiraten, gegen den Namen seiner Frau. Michael Wendler ist Volksmusiker. Er ist es gewohnt, vielen Menschen auf den Geist zu gehen. Er macht Musik, die vielen Menschen gefällt, die genauso vielen Menschen nicht gefällt und die die allermeisten Menschen gar nicht kennen. Mit dieser Musik hat er es zu einer Art Spartenruhm gebracht. Er ist Träger der „Krone der Volksmusik“. Auch am Echo, Kategorie Volksmusik, war er zweimal relativ nah dran. Er ist einer, der gern gewinnt und hart arbeitet. Die Sache mit den Noten hat er nie gelernt. Er komponiert so: Er summt jemandem vor und der schreibt es auf. Ein Teamarbeiter - für den Dschungel bestens geeignet. Hier finden Sie einen Überblick zu allen Kandidaten im Dschungelcamp 2014 (verlinkt auf /vermischtes/specials/dschungelcamp-2014/article123753337/Wer-wird-der-Dschungelkoenig-2014.html) .
WELT
„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ – es ist wieder Zeit für das Dschungelcamp. Elf Kandidaten wollen zum Schluss die Krone mitnehmen. Dazu gehört auch: Schlagermusiker Michael Wendler.
Vermischtes
2014-01-14T15:26:12Z
2015-10-15T17:13:17Z
Michael Wendler (41) zieht ins Dschungelcamp
https://www.welt.de//vermischtes/article123864979.ece
80 Prozent aller Krankheiten mit erblichem Anteil
Die Zahl der Krankheiten, für die Mediziner einen genetischen Hintergrund gefunden haben, hat sich seit 1970 von 1600 auf jetzt 16 000 Störungen verzehnfacht, sagt der Leiter des Nationalen Netzwerks Seltener Krankheiten, der Mediziner Claus Schroeter aus Hamm. "Das ist eine Folge der Humangenomprojekte weltweit." Bei etwa 80 Prozent aller Krankheiten sei das Erbgut in irgendeiner Form beteiligt. Nur wenige Leiden seien wirklich neu entdeckt worden. "Bekannte Krankheiten werden immer stärker differenziert. Dadurch wird die Zahl der jeweils Betroffenen immer kleiner und die Forschung daran wirtschaftlich immer weniger lukrativ", sagt Schroeter. Beim sehr häufigen Brustkrebs etwa seien mittlerweile 36 Formen bekannt. "Irgendwann wird jede Krankheit eine seltene Krankheit und damit für die Pharmaforschung uninteressant." Problematisch sei nicht das Sammeln differenzierter genetischer Informationen. Solches Wissen kann zu besseren Therapien führen. Manche Forscher beschränkten sich jedoch zu sehr auf die Diagnostik. "Früher haben Ärzte mit der Beschreibung einer Krankheit in der Regel auch Therapieoptionen angeführt", sagte Schroeter. "Die auf Diagnostik spezialisierten Wissenschaftler heute interessiert die Therapie jedoch meist nicht."
dpa
80 Prozent aller Krankheiten mit erblichem Anteil
Print-welt
2005-04-24T22:00:00Z
2011-11-16T13:03:19Z
80 Prozent aller Krankheiten mit erblichem Anteil
https://www.welt.de//print-welt/article667037/80-Prozent-aller-Krankheiten-mit-erblichem-Anteil.html
MH17-Absturz: Rüstungskonzern Almas-Antej gibt Kiew Schuld
Fast elf Monate nach dem Absturz (verlinkt auf /videos/article140178443/Bundesregierung-wusste-von-Abschuss-Gefahr.html) der malaysischen Passagiermaschine MH17 über dem Donbass geben sich die Ukraine und die prorussischen Separatisten weiter gegenseitig die Schuld. Nun haben sich Experten des russischen Rüstungskonzerns Almas-Antej zu Wort gemeldet, die sich mit Waffentechnik besonders gut auskennen sollten. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Maschine von einer Buk-Rakete getroffen worden sein müsse – diese sei südlich der von Regierungstruppen kontrollierten Ortschaft Saroschtschenske abgefeuert worden. Frühere Untersuchungen hatten dafür keine Beweise geliefert. Erst am Montag hatte es Berichte gegeben, Moskau habe Beweismaterial zum Abschuss der Maschine manipuliert (verlinkt auf /politik/ausland/article141739313/Kreml-soll-Satellitenfotos-zu-MH17-gefaelscht-haben.html) . Russland macht die Ukraine für den Vorfall verantwortlich. Die Ukraine wirft den Aufständischen vor, MH17 mit fast 300 Menschen an Bord im Juli 2014 von der Ortschaft Snischne nahe der russischen Grenze aus abgeschossen zu haben – möglicherweise mit einem von der Ukraine erbeuteten Buk-System. Separatistenführer Eduard Bassurin in Donezk sagte, die Aufständischen hätten damals keine Buk-Raketen besessen. „Wir können nicht sagen, wem die Rakete gehörte“, betonte Almas-Antej-Chef Jan Nowikow der Agentur Interfax zufolge. Bei einem Wartungsauftrag 2005 habe sein Konzern erfahren, dass Kiew über knapp 1000 solcher Buk-Raketen verfüge, behauptete er.
WELT
Fast ein Jahr nach dem MH17-Absturz wollen Experten des russischen Rüstungskonzerns Almas-Antej die Schuldfrage geklärt haben: Eine Buk-Rakete sei aus Regierungstruppen-Richtung abgefeuert worden.
Vermischtes
2015-06-02T16:21:26Z
2015-10-16T12:14:13Z
Russischer Konzern sieht Hinweise für Schuld Kiews
https://www.welt.de//vermischtes/article141853003/Russischer-Konzern-sieht-Hinweise-fuer-Schuld-Kiews.html
Russland und drei OPEC-Länder: Ölförderer wollen Angebot deckeln
Russland und drei wichtige Opec-Mitglieder wollen die Öl-Förderung begrenzen und so den Preisverfall stoppen. Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffanalyst der Commerzbank, spricht von einer Enttäuschung.
WELT
Russland und drei wichtige Opec-Mitglieder wollen die Öl-Förderung begrenzen und so den Preisverfall stoppen. Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffanalyst der Commerzbank, spricht von einer Enttäuschung.
2016-02-16T21:36:46Z
2016-12-17T18:15:31Z
Ölförderer wollen Angebot deckeln
https://www.welt.de//wirtschaft/video152315534/Oelfoerderer-wollen-Angebot-deckeln.html
Kannibalismus: Menschliche Knochen auf dem Picknicktisch
Hunger wird es kaum gewesen sein, denn die Gegend um ihre Höhle bot Nahrungsquellen genug. Aber die sieben Zähne, ein Teil eines Kiefers, ein Kreuzbein, vor allem aber ein beinahe vollständig erhaltener Oberschenkelknochen der Gattung Homo lassen kaum Zweifel zu: Sie sind Zeugnisse einer Mahlzeit, bei der frühe Menschen eines ihresgleichen verspeist haben. Vor 450.000 Jahren, in der berühmten Höhle von Arago (verlinkt auf http://www.culture.gouv.fr/culture/arcnat/tautavel/en/) im südfranzösischen Tautavel. Die Funde, die Paläontologen in wenigen Wochen gelangen, könnte neue Einblicke in den rituellen Kannibalismus unserer fernen Vorfahren ermöglichen. „Das ist ein außergewöhnliches Jahr“, sagt Henry de Lumley (verlinkt auf http://de.wikipedia.org/wiki/Henry_de_Lumley) . „Wir haben nie so viel in so kurzer Zeit gefunden.“ Der heute 78-jährige Paläontologe hatte 1964 zusammen mit seiner Ehefrau Marie-Antoinette mit den Grabungen in der Höhle von Arago nordwestlich von Perpignan begonnen. Der spektakulärste Fund gelang ihnen sieben Jahre später: 1971 wurde ein fast vollständiger Schädel eines Menschen von Tautavel gefunden, der unserem Vorfahren erstmals ein Gesicht gab. Es war das 21. menschliche Fossil, das dort entdeckt wurde, und trägt daher den Namen Arago XXI. In fast 50 Jahren Grabung wurden bis heute rund 360.000 Objekte gefunden, darunter 141 Teile von menschlichen Skeletten, aber auch Werkzeuge und Tierknochen. Die an den in den südlichen Ausläufern der Corbières ist eine so ergiebige Fundstätte, weil sie aufgrund von Gesteinsbewegungen Zehntausende von Jahren geschlossen war und sich erst rund 30.000 bis 15.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung wieder öffnete. „Sie zerbrachen die Knochen in Stücke“ Daher weiß die Wissenschaft heute recht viel über den Menschen von Tautavel, der lange vor dem Neandertaler und unserem direkten Vorfahren, dem Cro-Magnon-Menschen, lebte. Er wird einem Zweig des Homo erectus (verlinkt auf http://www.athenapub.com/13intro-he.htm) zugeordnet. „Es war die erste hominine Art, die das Feuer benutzte; die erste, die das Jagen als ein wesentliches Element zur Sicherung ihrer Nahrungsversorgung einsetzte; die erste, die wie ein moderner Mensch laufen konnte“, beschrieb ihn der berühmte Anthropologe Richard Leakey. Ob er allerdings die erste Hominidenart war, die von Afrika aus Asien und Europa besiedelte, wird in jüngerer Zeit zunehmend infrage gestellt. Das Feuer gebändigt hatten die Leute in der Höhle von Arago noch nicht. Wohl aber stellten sie eigene Steinwerkzeuge her und jagten große Tiere in einem Umkreis von 30 Kilometern um die Höhle. Von der hoch gelegenen Höhle aus hatten sie einen guten Blick auf das Tal – und damit auch auf vorbeiziehende Beutetiere. Außerdem gab es eine Wasserquelle. Bekannt ist auch, dass die Tautavel-Menschen einen rituellen Kannibalismus praktizierten. „Sie aßen nur bestimmte Teile des menschlichen Körpers, denn zu essen hatten sie eigentlich genug“, sagt Marie-Antoinette de Lumley. „Anschließend zerbrachen sie die Knochen in Stücke und ließen sie hier. Die Höhle von Arago, das war so etwas wie ihr Picknick-Tisch.“ Noch steckt der Knochen in der Erde Weil der kürzlich gefundene Oberschenkelknochen fast vollständig erhalten ist, ist er für die Forscher besonders wertvoll. „Wir mussten 50 Jahre suchen, bis wir einen Menschenknochen gefunden haben, der nicht von unseren Vorfahren zerbrochen wurde, um daraus das Knochenmark zu essen“, sagt Grabungsleiter Christian Perrenoud. Trotzdem gehen die Forscher davon aus, dass der Oberschenkelknochen einem Menschen von Tautavel gehörte, der dem Kannibalismus zum Opfer fiel – und wollen nun mehr herausfinden über den Toten: Größe, Geschlecht, Körperbau. Vermutlich war der Tote rund 1,70 Meter groß – „das ist für einen prähistorischen Menschen schon ganz schön groß“, sagt Marie-Antoinette de Lumley. Noch steckt der Knochen teilweise in der Erde, er soll jetzt freigelegt, fotografiert, im 3-D-Scanner untersucht und dann in einen Safe des Europäischen Zentrums für prähistorische Forschung in Tautavel eingeschlossen werden. Und die Suche geht weiter: „Wir haben nur einen Teil der Höhle untersucht, es gibt Höhlengänge, die noch gar nicht erforscht wurden“, sagt Henry de Lumley. Die Grabungen dürften noch „mehrere Generationen“ beschäftigen. Die Forscher werden dann vermutlich immer mehr Geheimnissen des Menschen von Tautavel auf die Spur kommen.
WELT
Die Höhle von Arago in Südfrankreich gilt als Schatzkammer der Anthropologen. Neue Funde werden als Zeugnisse eines rituellen Kannibalismus gedeutet, den Homo erectus praktizierte.
Geschichte
2013-08-08T06:27:25Z
2017-08-30T01:37:19Z
Menschliche Knochen auf dem Picknicktisch
https://www.welt.de//geschichte/article118806897/Menschliche-Knochen-auf-dem-Picknicktisch.html
Raumfahrt: China will auf Mond und Mars Gemüse anbauen
Chinesische Taikonauten wollen auf dem Mars und auf dem Mond einem Medienbericht zufolge frisches Gemüse anbauen. Bei einem Probelauf in Peking seien bereits vier verschiedene Gemüsesorten in einem 300 Kubikmeter großen „ökologischen Lebensunterstützungssystem“ angebaut worden, das Raumfahrer bei ihren Weltraummissionen mit Luft, Wasser und Essen versorgen solle, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Es werde erwartet, dass das System auch auf dem Mond oder dem Mars eingesetzt werde. Der Forscher Deng Yibing vom chinesischen Forschungs- und Ausbildungszentrum für Taikonauten in Peking sagte Xinhua, Raumfahrer könnten dank dieses Systems künftig für ihre Mahlzeiten frisches Gemüse ernten. China will im Zuge seines ehrgeizigen Raumfahrtprogramms kommendes Jahr erstmals ein Forschungsfahrzeug auf den Mond schicken. Bemannte Raumstation geplant Bisher ist es allein den USA gelungen, Menschen auf dem Erdtrabanten zu landen. Doch während die USA, Europa und Russland ihre Raumfahrtprogramme aus Kostengründen zurückfahren, baut China seine Aktivitäten im All stetig aus. Außer einer Raumstation um 2020 und einem globalen Navigationssystem sind auch Flüge zum Mond geplant. Geld spielt für die zweitgrößte Wirtschaftsmacht kaum eine Rolle - anders als in Demokratien, wo die Regierungen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ihre Mühe haben, die Öffentlichkeit vom Nutzen der kostspieligen Raumfahrt zu überzeugen. Unbemanntes Raumschiff soll 2013 landen Eine Rakete vom Typ „Langer Marsch 3C“ brachte 2010 bereits die zweite chinesische Mondsonde auf den Weg zur Erkundung des Erdtrabanten. Im Mittelpunkt standen wissenschaftliche Experimente und die Vorbereitung der Landung eines unbemannten Raumschiffes bis Ende 2013. Dabei hat China vor allem Rohstoffe im Visier, etwa Uran, Thorium, Kalium, Aluminium, Silizium, Eisen und Titan. Besonderes Interesse hat das Land an Helium 3. Dies gilt als möglicher Brennstoff für künftige Kernfusionskraftwerke. Im Jahr 2017 soll eine chinesische Mondsonde Gesteinsproben zur Erde bringen.
WELT
Noch gelten die USA als führende Raumfahrtnation. Doch China schmiedet bereits Pläne, die aus einem Science-Fiction-Film stammen könnten: Ein System zum Gemüseanbau im All wurde bereits getestet.
Wissenschaft
Weltraum
2012-12-04T15:18:08Z
2015-10-05T15:49:53Z
China will auf Mond und Mars Gemüse anbauen
https://www.welt.de//wissenschaft/weltraum/article111807009/China-will-auf-Mond-und-Mars-Gemuese-anbauen.html
Ausbildungsplätze: Auch Hauptschüler können Karriere machen
Was Ahmad Al-Tayeb zu erzählen hat, klingt weltläufig. Erst ein Meeting mit der Personalchefin in Berlin, dann ins Flugzeug, zwei Wochen Tallin, Luxushotel "Three Sisters", wieder Flugzeug, kurz ausgeruht, Anzug aufgebügelt, Montag früh schon wieder ins Marriott. Ahmad (17), Hauptschüler aus Berlin-Kreuzberg, hat die besten Aussichten. Das Jobangebot kam noch vor dem Abschluss. Ahmad ist dabei, seinen ganz eigenen Kreuzberger Traum zu verwirklichen. Morgen, am 1. August, wird Ahmad eine Ausbildung zum Hotelfachmann im Marriott-Hotel am Potsdamer Platz antreten, jenem sandfarbenen Luxustempel, vor dem die Bentleys parken. Als Schülerpraktikant hatte er hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Wegen des Auslandspraktikums in Tallin habe ich im Marriott schon einige Erfahrungen mitgebracht", sagt der junge Mann mit der tadellos sitzenden Krawatte, dessen Familie aus dem Libanon stammt. Für Hunderttausende junge Menschen beginnt morgen ebenfalls die Ausbildung. Angesichts der guten Konjunktur hat sich die Lage am Lehrstellenmarkt entspannt. Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist mittlerweile vielerorts größer als die Zahl der Bewerber. Trotzdem gibt es noch immer einige Tausend Jugendliche, deren Aussichten nicht so rosig sind wie die von Ahmad. Laut dem aktuellen Bildungsbericht haben vor allem Hauptschüler auf dem Arbeitsmarkt noch immer Probleme. Nur jeder Zweite findet innerhalb eines Jahres eine Lehrstelle. Für junge Männer mit Migrationshintergrund stehen die Chancen besonders schlecht: 18 Prozent brechen die Schulausbildung ab, 40 Prozent bleiben ganz ohne berufliche Qualifizierung. Doch trotz dieser Befunde ist das von manchen Bildungspolitikern beschworene Bild von der Hauptschule als "Restschule", die nur Verlierer produziert, verzerrt –auch, wenn es sich in weiten Teilen der Bevölkerung mittlerweile festgesetzt hat. "Jetzt denke ich an meine Zukunft" Selbst in türkischen Männercafés in Kreuzberg ist die Hauptschule inzwischen Gesprächsthema. Vor kurzem stürmte ein aufgebrachter Vater ins Sekretariat der Carl-Friedrich-Zelter-Schule, berichtet Schulleiter Robert Hasse, um seinen Sohn aus der achten Klasse abzumelden. Bis dahin schien er nicht gewusst zu haben, was für eine Schule sein Sohn besuchte, aber eines wusste er jetzt: "Hauptschule schlecht". Hasse konnte den Mann beruhigen und versicherte ihm, dass sein Sohn hier bestens aufgehoben sei. Auch Ahmad besuchte diese Schule. Und er ist sich durchaus bewusst, dass er seinen engagierten Lehrern viel zu verdanken hat. In der Grundschule war sein Zeugnis voller Fünfen. "Da hab' ich die Schule nicht gemocht und war sehr faul“, sagt er. "Aber auf der Hauptschule habe ich gesehen, dass mir mein Klassenlehrer geholfen hat, als es wichtig wurde. Jetzt denke ich an meine Zukunft." Die Carl-Friedrich Zelter-Schule wurde im vergangenen Jahr zur besten Hauptschule Berlins gekürt. Ab der siebten Klasse durchläuft hier jeder Schüler ein eigens entwickeltes Berufswahlprogramm. Ein Zertifikat dokumentiert alle beruflich orientierten Aktivitäten der Schüler. Auch Ahmads Auslandspraktikum, das ihm den Weg ins Marriott geebnet hat, kam durch eine Kooperation zwischen Schule und Hoteldirektor zustande. Im kommenden Sommer fahren weitere Schüler für Praktika nach Kopenhagen und Paris. Für manche ist es das erste Mal, dass sie ihren Kiez verlassen. Damit aus einer solchen Chance eine Berufsperspektive wird, braucht es aber die richtige Einstellung. "Das Problem ist derzeit nicht unbedingt ein Lehrstellenmangel in Berlin", sagt Ulrich Maria Rüssing, Berufsberater an der Carl-Friedrich-Zelter-Schule. "Für viele Schüler ist das Arbeitengehen einfach nicht Teil der eigenen Lebenswelt". Als unlängst ein Schüler seinen Arbeitsvertrag unterschreiben sollte, zögerte er – aus Angst, seiner Familie würden die Versorgungsbezüge gekürzt. So mancher "Problemschüler" entwickelt ungeahnten Arbeitseifer Neben diversen Einstiegshilfen bei der Berufsfindung versuchen die Lehrer, etwa durch ein Bauprojekt im Schulgarten, neue Anreize für "schulmüde Schüler" zu schaffen. Ein Tischlermeister baut zusammen mit Schülern ein Gartenhaus, zeigt ihnen, wie man Balken abstützt und Nägel einschlägt. So mancher "Problemschüler" entwickelt hier plötzlich ungeahnten Arbeitseifer, entdeckt an sich selbst neue Qualitäten. Maßnahmen, die sich bewähren. Schon jetzt haben bis auf vier Schüler im aktuellen Abschlussjahrgang der Kreuzberger Hauptschule alle einen Ausbildungsplatz in der Tasche. Während seines Praktikums im Marriott hat Ahmad gezeigt, dass er sich auf die Etikette versteht. Zum Bewerbungsgespräch kam er im dunklen Zwirn, in der Lobby war er stets höflich, zuvorkommend. Das kam gut an. Vor allem bei Sandra Bobon aus der Personalabteilung, die sich beim Hoteldirektor dafür einsetzte, dass Ahmad und einem weiteren Mitschüler zwei zusätzliche Ausbildungsplätze angeboten werden konnten – durchaus nicht selbstverständlich in einer Branche, die immer mehr Abiturienten anzieht. Diese strukturellen Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt machen es Hauptschülern schwer. Nur noch ein Drittel der Ausbildungsstellen wird überhaupt noch mit Hauptschulabsolventen besetzt. Sandra Bobon hält nichts von derlei Vorselektion nach Schulform. Sie würde sogar einen Abbrecher einstellen, sagt sie. "Im Bewerbungsgespräch lege ich die Mappe zur Seite, da zählt der Mensch". Natürlich sei die Englischnote im Hotelfach nicht ganz unwichtig, aber wirklich ausschlaggebend sei der „Fuß“ auf dem Abschlusszeugnis, also die Angaben zu den unentschuldigten Fehlstunden und -tagen. Er gebe Auskunft über die im Arbeitsalltag viel wichtigeren Sekundärtugenden des Bewerbers. Ein starker Wille zählt mehr als ein gutes Zeugnis Auch für Canan Özgün, Besitzerin des exklusiven Friseursalons "Chanan" in einer Querstraße des Kurfürstendamms, dort, wo die zahlungskräftige Kundschaft flaniert, sind die Noten nicht so wichtig. "Ich bin ja selbst eher ein Praxismensch". Özgün, die in ihrem repräsentativen Geschäft mit gekalkten Wänden und gedämpfter Loungemusik ihre Kundinnen auch mal mit Küsschen begrüßt, kam mit zehn Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Sie bezeichnet sich als "echte Charlottenburgerin" und beschäftigt derzeit in ihrem Salon zwei türkischstämmige Auszubildende. Berufliche Integration kann heute eben auch heißen, dass arrivierte Einwanderer mit deutschem Meisterbrief jungen Landsleuten den Einstig ermöglichen. Als die 19-jährige Türkin Eda Calimli beim Bewerbungsgespräch schilderte, dass ihre Eltern sie gern als Bankkauffrau oder Arzthelferin, am liebsten an der Universität sähen, dass sie aber immer "nur" Friseurin werden wollte und in der Schule einfach keine Lust mehr habe, fühlte sich ihre heutige Chefin an ihre eigene Geschichte erinnert. Daran, wie sie damals selbst kämpfen musste, um sich bei ihrer Familie durchzusetzen. Ihre Auszubildende Eda habe zwar ein schlechtes Abschlusszeugnis von der Hauptschule gehabt, "doch ihr starker Wille bei der Berufswahl hat mir imponiert", sagt ihre Chefin. Und außerdem schaue Eda am Abend nicht immer auf die Uhr. Kürzlich musste sich Özgün von einer Auszubildenden vor Ablauf der Probezeit trennen. Diese hatte sich allzu oft krank gemeldet und wollte jeden Tag nach dem "Stechuhrprinzip" nach genau acht Stunden in den Feierabend entlassen werden, auch wenn im Geschäft gerade viel los war. Solche Leute könne sie nicht gebrauchen.
David Deißner
In Hamburg ist das Ende der Hauptschule schon beschlossene Sache. Die Schüler seien ohne Perspektive, ihr Abschluss zähle nicht auf dem Arbeitsmarkt, lautet die Begründung. Doch von wegen Restschule: Auch Hauptschüler haben gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz und einen gelungen Start ins Berufsleben – wenn die Motivation stimmt.
Politik
2008-07-30T15:05:54Z
2018-04-02T14:13:50Z
Auch Hauptschüler können Karriere machen
https://www.welt.de//politik/article2264646/Auch-Hauptschueler-koennen-Karriere-machen.html
US-Torhüterin: Fußballstar Hope Solo wurde im Gefängnis gezeugt
Mit ungewöhnlicher Offenheit hat US-Fußballstar Hope Solo (verlinkt auf /vermischtes/prominente/article13645732/Hope-Solo-zeigt-was-sie-unter-dem-Trikot-hat.html) kurz vor ihrem ersten Auftritt bei den Olympischen Spielen in London über ihre schwere Kindheit gesprochen. Die 30-Jährige stellte auf der Internetseite nbcolympics.com (verlinkt auf http://www.nbcolympics.com/) neben einem Interview erste Auszüge ihrer am 14. August erscheinenden Biografie "Solo: A Memoir of Hope" vor, die sie zusammen mit der bekannten Sportjournalistin Ann Killion verfasst hat. Darin beschreibt die Goldmedaillengewinnerin von Peking 2008 unter anderem, dass sie im Gefängnis gezeugt wurde, als ihre Mutter den kriminellen Vater besucht hatte. Positive Dopingprobe Auch über die Folgejahre berichtet Solo schonungslos. "Ich habe bereits 2003 angefangen zu schreiben, als ich allein in Schweden war", sagte Solo. Zahlreiche Artikel waren über Solos bewegte Kindheit und ihren obdachlosen Vater geschrieben worden, "doch keiner kannte die ganze Geschichte". Die Torhüterin der US-Nationalmannschaft hatte zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, als sie von der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA trotz eines Verstoßes nur verwarnt worden war und damit ihr London-Ticket behalten durfte. In einer Dopingprobe vom 15. Juni wurde die harntreibende Substanz Canrenone festgestellt, die auf der Dopingliste steht. Solo hatte von ihrem Arzt ein Medikament zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden verschrieben bekommen, war sich aber angeblich der Inhaltsstoffe nicht bewusst gewesen.
WELT
Intime Details: In einem Interview hat US-Fußballstar Hope Solo bekannt, in einem Gefängnis gezeugt worden zu sein. Ihr krimineller Vater hatte damals eine Haftstrafe verbüßt.
Sport
Olympia
2012-07-26T00:32:05Z
2015-10-05T04:20:26Z
Fußballstar Hope Solo wurde im Gefängnis gezeugt
https://www.welt.de//sport/olympia/article108384567.ece
Schock für Eltern: Krankenhaus erklärt Kind irrtümlich für tot
Einen unvergesslichen Schock hat die Schlamperei eines slowakischen Krankenhaus einem jungen Elternpaar beschert. „„Es tut uns leid, Ihr Kind ist heute um fünf Uhr gestorben“, hat mir der diensthabende Arzt am Telefon erklärt, nachdem mich eine Krankenschwester mit ihm verbunden hat“, sagte die fassungslose Mutter am Dienstag dem Nachrichtenportal cas.sk. Sprachlos vor Entsetzen habe sie das Handy an ihren Mann weitergereicht. Ihm habe der Arzt die Schreckensnachricht bestätigt, berichtete die Mutter Jana Scurova. Es habe keinen Sinn, dass die Eltern noch am Wochenende ins Krankenhaus von Trebisov kämen: Das tote Kind werde auf die Pathologie gebracht, wo sie es auch am Montag sehen könnten, soll der Arzt betont haben. Die Eltern kamen trotzdem sofort. Sie wollten eine Erklärung, da ihr Kind nur wegen nicht lebensbedrohlich scheinender Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht worden sei. In der Klinik fanden sie ihren neunjährigen Sohn Patrik dann fröhlich und guter Dinge vor. Man habe ihn mit einem tatsächlich gestorbenen Kind auf der gleichen Station verwechselt, entschuldigte sich das Krankenhaus bei den Eltern.
WELT
Am Telefon erklärte der Arzt der geschockten Mutter, ihr neunjähriger Sohn sei in der Klinik gestorben. Das erwies sich glücklicherweise als Irrtum.
Vermischtes
Weltgeschehen
2011-03-29T13:58:07Z
2015-10-03T15:09:20Z
Krankenhaus erklärt Kind irrtümlich für tot
https://www.welt.de//vermischtes/weltgeschehen/article13002362/Krankenhaus-erklaert-Kind-irrtuemlich-fuer-tot.html
Interne Konflikte: Wie braun ist die AfD?
„Spinnerte völkische Ansichten und einen primitiven Antiamerikanismus“ wirft AfD-Vize Henkel einigen Parteimitgliedern vor. Es ist ein neuer Tiefpunkt im Streit um die Ausrichtung der Partei.
WELT
„Spinnerte völkische Ansichten und einen primitiven Antiamerikanismus“ wirft AfD-Vize Henkel einigen Parteimitgliedern vor. Es ist ein neuer Tiefpunkt im Streit um die Ausrichtung der Partei.
2015-03-20T12:51:00Z
2017-08-26T01:23:29Z
Wie braun ist die AfD?
https://www.welt.de//videos/video138621300/Wie-braun-ist-die-AfD.html
Nahost-Konflikt: Geheimdokumente stellen Palästinenserführung bloß
Die Aufregung um die Veröffentlichung von diplomatischen Depeschen der Vereinigten Staaten durch die Internetplattform Wikileaks ist noch nicht verflogen, da folgt schon der nächste Enthüllungsskandal. Dieses Mal ist es der in Katar ansässige arabische Nachrichtensender al-Dschasira, der aus ungenannten Quellen insgesamt 1600 Dokumente zum Friedensprozess im Nahen Osten zugespielt bekommen haben will. Es handelt sich unter anderem um Gesprächsmitschriften von Verhandlungen, die eine der PLO zugehörige Organisation angefertigt hatte, um die Palästinenserregierung politisch und juristisch zu beraten. Die Dokumente sind allerdings nicht vollständig, es ist möglich, dass es sich um eine selektive Auswahl handelt mit dem Ziel, der Palästinenserregierung zu schaden. Laut al-Dschasira und der britischen Zeitung „Guardian“, der die Dokumente ebenfalls vorliegen, dokumentiert das die Jahre 2000 bis 2010 umfassende Konvolut, zu welch weitreichenden Zugeständnissen die Regierung von Präsident Mahmud Abbas insbesondere in der Jerusalem-Frage bereit war. So sollen die Unterhändler angeboten haben, alle jüdischen Siedlungen im arabischen Ostteil der Stadt Israel zuzuschlagen – nur auf der Räumung der entgegen den Absprachen des Osloer Vertrages entstandenen Siedlung Har Homo bestanden die Palästinenser, um einen territorialen Zusammenhang zwischen Jerusalem und Bethlehem zu sichern. Auch eine Teilung der Altstadt soll Chefunterhändler Saeb Erekat vorgeschlagen haben. Das umstrittene Rückkehrrecht nach Israel für die palästinensischen Flüchtlinge wollten die Palästinenser mit einem Kontingent von 10000 Menschen jährlich für zehn Jahre symbolisch umsetzen – nur ein Bruchteil der Betroffenen hätte profitiert. Die Palästinenserbehörde in Ramallah befand sich in heller Aufregung. Wütend zweifelten ihre Vertreter die Authentizität der Dokumente an und beschuldigten al-Dschasira einer Verschwörung gegen Präsident Abbas. „Ironische Bemerkungen“ seien als offizielle Antworten präsentiert worden, kritisierte der Generalsekretär der PLO, Jassir Abed Rabo, in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Chefunterhändler Erekat, der in den Dokumenten eine wichtige Rolle spielt, sprach von „Lügen und Halbwahrheiten“. Präsident Abbas sagte, in dem Al-Dschasira-Bericht seien „absichtlich“ israelische Zugeständnisse als palästinensische Zugeständnisse präsentiert worden. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Auf der Webseite von al-Dschasira sind zwar bisher erst fünf Dokumente im Original einzusehen, darunter auch die Zusammenfassung eines Angebots des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert vom 31. August 2008. Es gibt aber keinen überzeugenden Grund, die Authentizität der Papiere anzuzweifeln. Die auf Informationen von Erekat beruhende Zusammenfassung stimmt jedenfalls mit Angaben Olmerts überein. Mitglieder von dessen Verhandlungsteam haben gegenüber „Welt Online“ außerdem „im Großen und Ganzen“ die in den Dokumenten dargelegte Version bestätigt. Mit der Interpretation und Einordnung durch al-Dschasira und „Guardian“ sieht es allerdings anders aus. Beide Medien sehen in den Enthüllungen das endgültige Ende der Friedensverhandlungen und verkünden das – wie es scheint – nicht ohne eine gewisse Genugtuung. So betont al-Dschasira immer wieder, dass die Zugeständnisse der Palästinenser von den Israelis als „unangemessen“ abgetan wurden und es keine entsprechende Gegenleistung gegeben habe. Tatsächlich tun sich die Israelis in den nun dokumentierten Gesprächen nicht durch Flexibilität hervor. Während die Palästinenser in den Besprechungen mit der Verzweiflung des Schwächeren überraschend viel Mut an den Tag legten, scheinen die damalige Außenministerium Tzipi Livni und ihr Team zwar um einen Ausgleich bemüht gewesen zu sein, aber nicht in der Lage, ihre Furcht vor dem offensichtlichen Kompromiss abzulegen. Ein immer wieder ins Zentrum rückender Streitpunkt sind die beiden größten Siedlungsstädte Ariel und Maaleh Adumim, auf deren Räumung die Palästinenser bestehen. Ariel müsse verschwinden, weil es 18 Kilometer weit in das Westjordanland reiche und Maaleh Adumim sei nur geplant worden, um den territorialen Zusammenhang zwischen Jerusalem und dem Westjordanland zu zerstören, argumentieren die Palästinenser. Als die Israelis das Gebiet von Maaleh Adumim auf einer Karte markieren, fährt Erekat dazwischen: „Das ist nicht Maaleh Adumim!“ Während die Palästinenser mit dem bisher bebauten Gebiet der Siedlung möglicherweise leben können, wollen die Israelis das offizielle Stadtgebiet annektieren – doch die Landreserven der Siedlung entsprechen etwa in ihrem Ausmaß dem Großraum Tel Aviv. Livni akzeptiert die Bedenken der Palästinenser. Freundlich bietet ein Verhandler ihr dann an, nach dem Treffen mit ihr gemeinsam dort vorbeizufahren, um ihr zu zeigen, was gerade gebaut würde. Es ist eine seltsame Mischung aus Kumpelhaftigkeit und Verbitterung, Vertrautheit und Misstrauen, die den Tonfall der Gespräche bestimmt: „Was ist das gestreifte Gebiet?“, will Erekat zu einer Landkarte wissen. Die Streifen bedeuteten, dass über dieses Gebiet später, bei den Verhandlungen über Sicherheitsgarantien gesprochen würde, klärt Livni ihn auf. Das findet Erekat in Ordnung, „solange ihr das nicht auch annektieren wollt“, warnt er, nur halb scherzend. Und als während einer Verhandlungssitzung die Nachricht kommt, in der Siedlung Beitar Illit würden 286 neue Wohnungen gebaut, scherzt die Außenministerium – vielleicht etwas verlegen – mit Blick auf die damaligen Fortschritte bei den Verhandlungen mit Syrien: „Wir geben den Golan zurück, da brauchen wir mehr in Beitar Illit.“ Verbittert entgegnet Erekat: „Und ihr lasst uns dafür zahlen.“ Der „Guardian“ will in diesen Dialogen eine unterwürfige Haltung der Palästinenser gegenüber den Israelis ausgemacht haben, die eben doch am längeren Hebel säßen und sich der amerikanischen Unterstützung allzu sicher seien. Diese angebliche palästinensische Anbiederung werde der Palästinenserführung wahrscheinlich gefährlicher werden, als die eigentlichen Zugeständnisse. Sie werde Abbas und die Seinen den letzten Rest von Ansehen im Westjordanland kosten, vermutet das Blatt. Man kann die Notizen aber auch anders lesen: Die Palästinenser beweisen einfach das größere Einfühlungsvermögen. Es ist offensichtlich, dass sie die Sicherheitsbedenken und die politischen Ängste der Israelis problemlos nachvollziehen können und bereit sind, darauf in einem gewissen Ausmaß Rücksicht zu nehmen. Den Wohnraum von 80 Prozent der Siedler auf sieben Prozent des Westjordanlands wollen die Israelis annektieren, 70 Prozent der Siedler auf etwa 2 Prozent des Landes wollen die Palästinenser ihnen zugestehen. „Warum müsst ihr denn auch die Straßen haben“, fragt der palästinensische Unterhändler. Dafür seien Sicherheitsbedenken verantwortlich, antwortet Livni. Ob Tunnel dieselben Sicherheitsbedürfnisse hätten, will der Palästinenser wissen. „Ich denke, die sind sicherer“, sagt Livni und wendet sich an ihre Berater und fragt: „Stimmt das?“ Den Israelis fällt es, nach den Protokollen zu urteilen, schwer, die roten Linien der Palästinenser überhaupt wahrzunehmen. „Warum müsst ihr 98 Prozent (des Landes) haben und nicht 92?“, fragt Livni ihre Gegenüber. Trotz der der geradezu flehentlichen Bitten der Palästinenser, den Siedlungsbau einzustellen, scheinen die Israelis den politischen Schaden, den ihre Verhandlungspartner durch diese Politik nehmen, im Verlauf der Gespräche nicht zu begreifen. Als die Gespräche über eine Siedlung nicht vorangehen und ein Palästinenser vorschlägt, „Okay, dann warten wir“, gibt Livni offen zu, das Problem sei, das die Palästinenser dann mehr und mehr Siedler sehen würden.
Michael Borgstede
Der Sender al-Dschasira veröffentlicht Gesprächsprotokolle Israels mit der Palästinenserführung – die muss sich nun verteidigen.
Politik
Ausland
2011-01-24T23:27:41Z
2015-10-03T13:25:36Z
Geheimdokumente stellen Palästinenserführung bloß
https://www.welt.de//politik/ausland/article12328542/Geheimdokumente-stellen-Palaestinenserfuehrung-bloss.html
Griechenland-Krise: Merkel und Gabriel einig gegen Alexis Tsipras
Diese Woche war als Woche der Wahrheit in Berlin eingeplant: Die Fraktionen, so dachte man, müssten neuerlichen Hilfen für Griechenland zustimmen – und vor allem bei der Union dürfte dies vielen Abgeordneten sehr schwerfallen. Sogar eine Vertrauensfrage der Kanzlerin hielten einige für möglich. Nun ist es anders gekommen. Ganz anders. Der Ausstieg der Griechen aus den Brüsseler Verhandlungen hat die große Koalition in Empörung vereint. Und die Unionsfraktion versammelt sich geradezu euphorisch hinter ihrer Führung. Eine Sondersitzung der Fraktion dauerte am frühen Montagabend noch an. Aber Bundeskanzlerin Angela Merkel (verlinkt auf /themen/angela-merkel/) hatte die Stimmung schon am Montagmorgen getestet. Auf einer Festveranstaltung zum 70. Jubiläum der Gründung der CDU, löste die Parteichefin in einer langen, weitgehend höhepunktfreien Rede nur einmal Beifall, ja fast Begeisterung aus: als sie Wolfgang Schäuble (CDU) lobte. Minutenlang beklatschten die Parteiführung und geladene Gäste den Finanzminister, der dabei gewesen war, als die Euro-Gruppe am Samstag eine weitere Verlängerung der Hilfen für Griechenland (verlinkt auf /themen/griechenland-krise/) abgelehnt hatte. Merkel hatte den Jubel für den sichtlich gerührten Schäuble klug herbeigeführt. „Europa lebt davon, Kompromisse zu finden“, erklärte sie, und niemand habe sich in den vergangenen Tagen so um Kompromisse bemüht wie eben Schäuble. Der Beifall freilich meinte das Gegenteil: Der Finanzminister ist der Liebling der Partei, weil er eben keinen faulen Kompromiss mit den Griechen gemacht hat, wie alle befürchtet hatten. Sein Nein wurde beklatscht. Vorher hatte Merkel ausgeführt, die CDU sei seit ihrer Gründung „die Europapartei“ gewesen und habe „immer mitgebaut am Haus Europas“. Als die ersten Zuhörer schon fürchteten, sie wolle ein neues Angebot an Griechenland anmoderieren, schlug ihre Argumentation um: Europa sei auch eine „Gemeinschaft der Werte“, und zu diesen Werten gehöre, sich an Regeln zu halten. Ohne Regeln würde „das großartige Projekt des Euro (verlinkt auf /themen/Euro/) “ aber scheitern. Ihren berühmten Satz – Scheitert der Euro, scheitert Europa – deutet sie also nun so: An Griechenland darf der Euro nicht scheitern! Für einen weiteren Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel sehe sie in dieser Woche keinen Anlass. Eventuell aber werde man sich nach dem Referendum treffen. SPD bemüht sich um geschlossene Reihen Während die Union aufatmet, dass ihr die Zerreißprobe neuerlicher Hilfen erspart blieb, war die Ausgangslage für die SPD (verlinkt auf /themen/spd/) schwieriger. Auch bei den Genossen hatte eigentlich niemand gezweifelt, dass am Ende weitere Gelder für Griechenland freigegeben würden. Hatte man das nicht immer so getan? In einem zweiten Schritt solle dann eine längerfristige Wachstumsperspektive eröffnet werden, forderten die Sozialdemokraten artig. Doch nach dem Abbruch der Verhandlungen ist die SPD sauer. Den Ton gab Martin Schulz (verlinkt auf /themen/martin-schulz/) vor. Der Präsident des Europaparlamentes, ein leidenschaftlicher Europäer, war schon am Sonntagabend in einem bemerkenswerten Fernsehinterview mit der Regierung von Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras (verlinkt auf /themen/alexis-tsipras/) hart ins Gericht gegangen. Diese sei vor einer Einigung „geflohen“ und sage ihrem Volk nicht die Wahrheit. Seine Berliner Genossen versuchten am Montag vor allem, den Eindruck von Geschlossenheit zu erwecken. Um jeden Preis sollte der Eindruck vermieden werden, ein Teil der SPD stünde aufseiten von Merkel, ein anderer aber bei Tsipras. Dies gelang. Es gibt bei diesem Thema keine Flügelkämpfe. Auch die Parteilinken sind der Meinung, dass Tsipras & Co. ihre Politik auf Kosten des eigenen Volkes betreiben. Man wirft der Regierung Täuschungsmanöver vor. EU, EZB und IWF hätten vor ein paar Tagen umfangreiche Zugeständnisse gemacht: Dazu gehörten ein neues Hilfsprogramm, das Angebot einer Umschuldung und ein 35-Milliarden-Euro-Wachstumspaket bis 2020. Der designierte Sprecher der Parlamentarischen Linken der SPD-Fraktion, Matthias Miersch, sagte der „Welt“: „Nach meinen Informationen ist das Angebot eine gute Grundlage - insbesondere die Möglichkeit, Schuldenerleichterungen zu diskutieren. Aber auch das Einfordern von Reformen bleibt wichtig.“ Die griechische Regierung dagegen sprach von einer Demütigung. Da schütteln selbst linke Sozialdemokraten mit dem Kopf. Bei Gabriels scharfen Worten wirkt Merkel fast erschrocken Nachdem die Kanzlerin am Mittag die Partei- und Fraktionsvorsitzenden aller im Bundestag vertretenen Parteien unterrichtet hatte, ging sie gemeinsam mit ihrem Vizekanzler und Wirtschaftsminister im Kanzleramt vor die Presse. Spätestens bei diesem Auftritt muss auch der Athener Regierung klar geworden sein, dass der Plan, Europa zu spalten, misslungen ist. Im Gegenteil: Sigmar Gabriel (SPD) klagte deutlich schärfer als die diplomatische Merkel über die Regierung Tsipras und warf ihr mehrmals „Ideologie“ als Motivation vor. Der „fundamentale Unterschied“ zwischen der Regierung in Athen und allen anderen Regierungen in der Euro-Zone bestünde nicht in Details. Vielmehr versuchten die Griechen, die Regeln der Währungszone zu verändern oder wenigstens für sich auszusetzen. Gabriel griff die von linken und rechten Radikalen getragene Führung in Athen direkt an: „Die griechische Regierung hat die praktische Hilfe für Griechenland angehalten, weil sie aus politischen und, ich glaube, auch ideologischen Gründen eine andere Euro-Zone will.“ Der Euro, so Gabriel, scheitere nicht an einem Referendum in Griechenland, sondern drohe zu scheitern, wenn man den weiteren Abbau von Regeln und Verbindlichkeiten in der Euro-Zone hinnehmen würde. Es gehe bei dem Referendum deshalb um „Ja oder Nein zur Euro-Zone“. Merkel wirkte bei so viel Klartext fast erschrocken. Sie betonte das „legitime Recht Griechenlands“, ein Referendum abzuhalten: „Keiner von uns will vorschreiben, was das griechische Volk tut.“ Aber auch die Kanzlerin kritisierte Athens Vorgehen bei den Brüsseler Verhandlungen: „Der griechische Wille zum Kompromiss war nicht da.“ Weitere Verhandlungen seien nach dem Referendum möglich, und „alles, was konjunkturell versprochen“ wurde, bleibe „auf dem Tisch“. Damit hatte sich Merkel zum ersten Mal öffentlich den Vorschlag von EU-Komissionspräsident Jean-Claude Juncker zu eigen gemacht, der Griechenland ein Milliardenprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft versprochen hatte, wenn es sich mit den anderen Europäern geeinigt hätte. Auf ein „drittes Hilfsprogramm“ und eine Neuregelung der Schuldentragfähigkeit, die Gabriel angesprochen hatte, ging Merkel nicht ein. Finanzminister Schäuble hatte allen Abgeordneten des Bundestages einen Brief geschrieben, in dem er die Auswirkungen eines möglichen griechischen Staatsboykotts relativierte: Sollten es zu Ausfällen bei Zins- und Tilgungszahlungen für die Hilfskredite kommen, würde sich dies „erst schrittweise und verteilt über viele Jahre auf den Bundeshaushalt auswirken“. Auch Merkel wiegelte ab: „Die ausgeglichenen Bundeshaushalte werden in keiner Weise infrage gestellt.“ Am Abend trafen sich die Fraktionen des Bundestages zu Sondersitzungen. Während die Kanzlerin in der Unionsfraktion, aber auch bei der SPD noch einmal ihre Sicht der Dinge erläutern wollte, schickte die Regierung zu den oppositionellen Grünen Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter (CDU). Am Mittwoch will die Opposition aber noch einmal öffentlich über die Lage in Griechenland reden und hat eine Debatte im Bundestag beantragt.
Robin Alexander, Manuel Bewarder
Wegen des Griechenland-Referendums greifen Merkel und Gabriel die Regierung in Athen in seltener Einigkeit an. Tsipras dürfte nun klar sein: Sein Plan, Europa zu spalten, ist gescheitert.
Politik
Deutschland
2015-06-29T16:51:58Z
2015-07-01T13:22:34Z
Merkel deutet ihren „Scheitert der Euro“-Satz um
https://www.welt.de//politik/deutschland/article143295643/Merkel-deutet-ihren-Scheitert-der-Euro-Satz-um.html
Uhren: Bei Bell & Ross steht Maskulines im Vordergrund
Wie in jeder Branche konzentriert sich die Berichterstattung auch bei Uhren (verlinkt auf /icon/uhren/) oft genug entweder auf die klassischen großen Namen oder auf Gründer, die eine neue Story erzählen. Das birgt die Gefahr, dass der Blick von Unternehmen abgelenkt wird, die in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen haben: Mit einer klaren Kollektionslinie und stringenter Designsprache ist es möglich, sich auf einem Markt zu etablieren, den viele Beobachter für verteilt halten. In Deutschland wäre so ein Name Nomos Glashütte. Das Team um Roland Schwertner (verlinkt auf /icon/uhren/article181244234/Zehn-Minuten-Zeit-So-entsteht-eine-Uhr-mit-Datumsfunktion-bei-Nomos.html) begann kurz nach dem Mauerfall, mit Mechanik im Bauhaus-Stil der Uhrmacherstadt einen neuen Aspekt hinzuzufügen – heute ist die Firma nach Stückzahlen der größte Anbieter mechanischer Uhren in der Bundesrepublik. Und auch die Geschichte von Bell & Ross begann in etwa um diese Zeit: 1992 gründete Bruno Belamich („Bell“) zusammen mit Carlos Rosillo („Ross“) das Unternehmen. Belamich ist studierter Industriedesigner – und er fragte seinen Jugendfreund Rosillo, ob er ihm in seiner Funktion als Betriebswirt beim Aufbau der Manufaktur helfen wolle. Trotz des englischen Namens hat die Firma ihren Sitz in Paris. Produziert wird in der Schweiz. Es geht also eher international zu. Doch das bedeutet nicht, dass es nicht ganz klare Ideen gibt, wie ein Modell auszusehen hat. Vier Grundprinzipien dominieren: Lesbarkeit, Leistung, Präzision und Wasserdichte. So entsteht ein einfaches und nüchternes Design (verlinkt auf /themen/design/) , das um die Funktion herum entworfen wird. Deutlich machen die Gründer bis heute, dass Maskulines im Vordergrund steht. Das Unternehmen will laut eigener Aussage den Anforderungen von Männern gerecht werden, die mit Extremsituationen konfrontiert werden: „Heute vertrauen Astronauten (verlinkt auf /themen/design/) , Piloten, Taucher oder Minenräumer bei ihren Einsätzen auf die Uhren von Bell & Ross“, heißt es stolz auf der Website. Trotzdem pflegt die Marke auch Kontakte in die Welt der Mode: So hatte sich der Designer Ralph Lauren bald gleich mehrere Modelle gekauft und ließ seine Models in Anzeigen der Nullerjahre mit der quadratischen „BR-01“ posieren. Die ersten 500 Uhren, die das Unternehmen baute, finanzierte Helmut Sinn, jüngst verstorbener Chef der Frankfurter Uhrenfirma Sinn. Dort war Belamich in den frühen 1990ern Praktikant (verlinkt auf /themen/praktika/) . Schon bald sprudelte er so vor eigenen Ideen, dass Sinn ihm nahelegte, sich bitte nicht komplett in seiner Firma selbst zu verwirklichen. Also gründete der damals 24-Jährige gemeinsam mit Rosillo eine eigene Manufaktur. Heute reicht das Angebot von der komplett schnörkellosen Pilotenuhr bis zur großen Uhrmacherkunst mit skelettiertem Werk und Tourbillon. Auch Frauen kommen immer mehr zu ihrem Recht. Auf den Punkt bringt das Design die „BRV293-BL-ST/SST“. Das Rundgehäuse in Stahl mit der drehbaren Lünette mit 24-Stunden-Teilung hat etwas Klassisches, doch die Ziffern geben ein unverwechselbares Gesicht. Das Automatikwerk ist durch den Saphirboden (verlinkt auf /icon/uhren/article177158500/Saphirglas-oder-Mineralglas-Das-sind-die-Unterschiede.html) sichtbar, die zweite Zeitzone hat eine Schnellkorrektur. Und mit 3200 Euro am Stahlband ist das Modell eins, das sich auch Menschen leisten können, denen keine Tankerflotten oder Ölfelder gehören. Das freut doch – nicht nur zur Weihnachtszeit. Alle Folgen unserer Kolumne „Zehn Minuten Zeit“ finden Sie hier (verlinkt auf /themen/rund-um-die-uhr-kolumne/) . Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/?fref=ts) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) .
Philip Cassier
Vier Grundprinzipien dominieren bei den Uhren von Bell & Ross: Lesbarkeit, Leistung, Präzision und Wasserdichte. So entsteht ein einfaches und nüchternes Design, das um die Funktion herum entworfen wird.
Iconist
Uhren
2018-12-21T06:43:03Z
2018-12-21T06:43:03Z
Diese Uhr kann sehr viel – für 3200 Euro
https://www.welt.de//iconist/uhren/article185651114/Uhren-Bei-Bell-Ross-steht-Maskulines-im-Vordergrund.html
Lebensversicherer, haltet trotz mauer Rendite durch!
Nun also auch die Lebensversicherungen. Immer weniger bekommt der Kunde dort für sein angespartes Geld. Der Marktführer Allianz hat die jährliche Verzinsung gerade auf vier Prozent gesenkt (verlinkt auf /finanzen/versicherungen/article134983069/Die-Lebensversicherung-stirbt-einen-qualvollen-Tod.html) . Für die Sparer setzt sich die Reihe der Nackenschläge fort. Auf dem Sparbuch verzinst sich das Guthaben schon lange nicht mehr nennenswert, die Zufluchtsstätte Tagesgeld ist auch nicht mehr viel wert. Neuerdings geht sogar die Sorge um, dass die Banken auf das eingezahlte Geld Strafgebühren erheben könnten, auch wenn das bisher nur für Großkunden gibt. Das lässt so manchen einst sparfreudigen Deutschen in Fatalismus verfallen. Wenn das Geld auf der Bank oder bei der Versicherung nichts mehr einbringt, kann ich es ja gleich auf den Kopf hauen, hört man selbst Konservative murmeln. Nun mag es der Konjunktur durchaus gut tun, wenn die Menschen etwas mehr konsumieren, doch die niedrigen Zinsen sind dafür keine überzeugende Rechtfertigung. Geld für schlechte Zeiten zurückzulegen, ist ein Ausdruck von Vorsicht, unabhängig davon, ob das Ersparte Zinsen abwirft. An einer privaten Vorsorge fürs Alter wird auch weiterhin kein Weg vorbeiführen. Der um sich greifende Glaube, dass es die staatliche Rente vielleicht doch besser richten kann, baut auf Nostalgie, nicht auf Argumente. Vier Prozent sind mehr als nichts Ein Land mit schrumpfender Bevölkerung und mäßigen Wachstumsaussichten kann nicht allein auf ein umlagefinanziertes System setzen, daran hat sich nichts geändert. Die Deutschen werden weiter sparen müssen – und sich von der Vorstellung verabschieden, dass es für mündelsichere Anlagen hohe Zinsen gibt. Es wird Zeit, sich mehr Gedanken zu manchen, wie man sein Geld anlegt. Wer das nicht will, muss sich mit der mickrigen Rendite zufrieden geben. Man kann sich aber wenigstens mit einem trösten: Entscheidend ist die Differenz zwischen Verzinsung und Inflationsrate. Weil die Preise derzeit kaum noch steigen, sind auch vier Prozent Rendite bei näherem Hinsehen noch deutlich mehr als nichts.
Sebastian Jost
Sie werden immer unattraktiver. Und wer Lebensversicherungen abgeschlossen hat, immer trauriger. Geld auf dem Sparkonto zu haben, ist allerdings noch frustrierender. Also: Überlegt Euch, was Ihr tut.
Debatte
Kommentare
2014-12-04T03:59:13Z
2014-12-04T17:04:09Z
Lebensversicherer, haltet trotz mauer Rendite durch!
https://www.welt.de//debatte/kommentare/article134992137/Lebensversicherer-haltet-trotz-mauer-Rendite-durch.html
Afghanistan: Neuer Kampfhubschrauber soll Bundeswehr schützen
Die Bundeswehr wird in Afghanistan erstmals den neuen Kampfhubschrauber Tiger einsetzen. "Wir sind entschlossen, den Tiger Ende dieses Jahres, spätestens Anfang nächsten Jahres, in Afghanistan zum Einsatz zu bringen. Wir brauchen dieses Waffensystem dringend", sagte Generalmajor Jörg Vollmer der "Rheinischen Post". Der Bundeswehr-Offizier führt die Division Spezielle Operationen in Stadtallendorf und war 2009 Regionalkommandeur in Nord-Afghanistan.Vollmer warnte vor einer zu schnellen Reduzierung der deutschen Kampftruppe. "2013 sichern unsere Fallschirmjäger für ein halbes Jahr die Region um Kundus und müssen auch den Materialabfluss der Nato-Rückverlegung bis 2014 über die zwei Nachschubrouten (verlinkt auf /politik/ausland/article108323064/Radikale-Taliban-zerstoeren-22-Nato-Fahrzeuge.html) nach Usbekistan und Tadschikistan schützen", sagte er. Tausende von Containern und Fahrzeugen müssten durch den deutschen Verantwortungsbereich geschleust werden. Erst am Mittwoch waren 22 Tanklastwagen mit Nachschub für die Internationale Schutztruppe Isaf nach einem Anschlag (verlinkt auf /politik/ausland/article108323064/Radikale-Taliban-zerstoeren-22-Nato-Fahrzeuge.html) ausgebrannt. In der Vergangenheit ist es radikal-islamischen Aufständischen zudem mehrfach gelungen, Hubschrauber der Isaf abzuschießen. Häufiger stürzten Helikopter allerdings aus technischen Gründen ab.
WELT
Erstmals soll in Afghanistan der neue Kampfhubschrauber "Tiger" eingesetzt werden. Das Waffensystem der deutschen Bundeswehr wird vor allem den Materialabfluss der Nato-Rückverlegung sichern.
Politik
Ausland
2012-07-19T06:06:17Z
2015-10-04T19:44:52Z
Neuer Kampfhubschrauber soll Bundeswehr schützen
https://www.welt.de//politik/ausland/article108328552/Neuer-Kampfhubschrauber-soll-Bundeswehr-schuetzen.html
Tarifabschlüsse: Die Deutschen haben 2013 mehr verdient
Trotz der eher verhaltenen Konjunktur können sich die Deutschen dieses Jahr über deutlich steigende Löhne und Gehälter freuen. Es habe 2013 Tariferhöhungen von durchschnittlich gut drei Prozent gegeben, teilte das gewerkschaftsnahe WSI-Institut mit. Bei einer Inflationsrate von rund 1,5 Prozent bleibe damit unter dem Strich ein Plus im Geldbeutel (verlinkt auf /wirtschaft/article122721632/Zwoelf-von-28-EU-Laendern-drohen-Reallohnverluste.html) , sagte WSI-Experte Reinhard Bispinck. „Die Abschlussraten sind ganz ordentlich.“ Die Lohnrunde im kommenden Jahr müsse aber ähnlich ausfallen, um die Binnennachfrage in Schwung zu halten, fügte er hinzu. „Wir bräuchten mindestens eine Fortsetzung von dem, was wir 2013 haben.“ Die meisten Ökonomen sagen der Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von rund 0,5 Prozent voraus, das sich 2014 auf etwa 1,7 Prozent beschleunigen dürfte. Gewerkschaften fordern deutlich mehr Geld Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) korrigierte jedoch seine Wachstumsprognose für das kommende Jahr nach unten. 2014 werde nur noch ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,5 Prozent erwartet, teilte das Institut mit. Im September waren die Wirtschaftsforscher noch von einem Plus von 1,9 Prozent ausgegangen. Hauptgrund seien die voraussichtlich schwächeren Exporte und damit auch geringere Investitionen im neuen Jahr. Die Binnennachfrage werde dagegen bei steigenden Reallöhnen und Beschäftigungswachstum robust bleiben. Auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) rechnet 2014 mit einem geringeren Wirtschaftswachstum in Deutschland als ursprünglich angenommen. Das BIP werde um 1,8 Prozent zulegen, teilte das Institut mit. Im September waren die Experten noch von einem Wachstum von 2,0 Prozent ausgegangen. Hauptgrund für die nach unten korrigierte Prognose ist den Angaben zufolge ein erwartetes schwaches Winterhalbjahr 2013/2014. Für das Jahr 2015 rechnet das Institut mit einem Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent. Im laufenden Jahr werde das BIP dagegen nur um 0,4 Prozent zunehmen. Im Herbst waren die Forscher noch von einem Anstieg von 0,6 Prozent ausgegangen. Tarifrunden in der chemischen Industrie Anfang kommenden Jahres stehen Tarifrunden in der chemischen Industrie, der Druckindustrie und bei der Deutschen Telekom an. Die Gewerkschaften fordern jeweils 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Verhandlungen gibt es später dann auch im öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden, in der Baubranche, bei den Banken und in der Stahlindustrie. In diesem Jahr lagen die Abschlüsse in vielen Branchen laut WSI zwischen zwei und vier Prozent, die meisten zwischen drei und 3,5 Prozent. In der Metall- und Elektroindustrie etwa betrug das Plus 3,4 Prozent, hinzu kommt eine weitere Tariferhöhung von 2,2 Prozent ab Mai 2014.
WELT
Die Tariflöhne sind in diesem Jahr im Schnitt um rund drei Prozent gestiegen. Nach Abzug der Inflation bleibt für viele ein Plus. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Branchen groß.
Wirtschaft
2013-12-12T10:56:48Z
2015-10-15T16:23:53Z
Die Deutschen haben 2013 mehr verdient
https://www.welt.de//wirtschaft/article122848947/Die-Deutschen-haben-2013-mehr-verdient.html
Staatsanleihen: Schweizer Nationalbank kauft deutsche Schulden auf
Die Devisenreserven der Schweiz steigen und steigen, weil die Märkte auch im Juli die Entschlossenheit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) getestet haben, eine weitere Aufwertung des Franken zu verhindern. Neuerliche Interventionen der Notenbank (verlinkt auf /finanzen/article107922191/Die-Schweiz-bereitet-sich-auf-den-Euro-Crash-vor.html) ließen die Reserven des Landes um elf Prozent auf 406,5 Milliarden Schweizer Franken steigen. Statistische Daten legen nahe, dass das frische Geld der SNB in nicht unerheblichem Maße in deutsche Bundesanleihen fließt. Absolut gesehen dürfte die Alpenrepublik im Juli Taiwan in der Rangfolge der Länder mit den größten Devisenreserven abgelöst haben und auf Platz 5 hinter China, Japan, Saudi-Arabien und Russland aufgerückt sein. Zum Vergleich: Die Devisenreserven des gesamten Eurosystems beliefen sich Ende Mai auf 862,9 Milliarden Dollar oder umgerechnet 835 Milliarden Schweizer Franken. Schweiz verteidigt den Franken hart SNB-Sprecher Walter Meier sagte: „Ein Großteil des Anstiegs der Reserven im Juli hängt mit dem Kauf von Devisen zur Verteidigung der Untergrenze des Euro-Franken-Kurses zusammen." Die SNB hatte das Limit von 1,20 Schweizer Franken zum Euro im September vergangenen Jahres eingeführt, nachdem der Franken gegenüber der Gemeinschaftswährung nahezu Parität erreicht hatte. Die Aufwertung des Franken verteuert die Exporte der Schweiz und belastet damit die Wirtschaft des Landes. Für Anleger ist die Währung der Alpenrepublik angesichts der Euro-Krise (verlinkt auf /finanzen/article106370913/Deutsche-Banken-buhlen-um-Schweizer-Schwarzgeld.html) ein sicherer Hafen und damit gefragt. Seit drei Monaten lassen sich die Interventionen der Notenbanken nun massiv in den Devisenreserven des Landes ablesen. Sie stiegen von 237,6 Milliarden Schweizer Franken Ende April um zwei Drittel auf jetzt über 400 Milliarden. Allerdings hat sich die Kurve zuletzt deutlich abgeschwächt. Der Löwenanteil geht in Staatsanleihen Zunehmend hält die SNB ihre Devisenreserven in Euro: Der Anteil stieg von Ende März bis Ende Juni von 51 auf 60 Prozent. Die Verschiebung ging zulasten von US-Dollar, britischem Pfund und japanischem Yen. Der Löwenanteil steckte Ende Juni in Staatsanleihen (85 Prozent), wovon 86 Prozent beste Bonität genießen. Es ist daher unschwer anzunehmen, dass die SNB in erheblichem Maße deutsche Schulden kauft, um die Aufwertung des Franken zu verhindern. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble dürfte derzeit wenig Grund haben, sich über die Schweiz zu beklagen. Wer vermutet, die Geldschöpfung der Schweizer könnte mittlerweile ein Inflationsproblem darstellen, irrt. Nach Angaben der Statistikbehörde des Landes sind die Verbraucherpreise im Juli weiter gesunken. Sie gingen gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent und gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 Prozent zurück. Hält der Druck der Devisenmärkte auf die Schweiz an, wird vermutlich weiteres Geld in der Schweiz für deutsche Schulden „gedruckt". Der Artikel ”Wie die Schweiz Deutschlands Finanzminister hilft” (verlinkt auf http://www.wallstreetjournal.de/article/SB10000872396390443659204577574932133197286.html) ist ursprünglich bei Wall Street Journal (verlinkt auf http://www.wallstreetjournal.de/home-page) erschienen.
O. Ridder, N. Maclucas, WSJ.de
Die Schweizer Nationalbank verteidigt den Kurs ihres Franken hartnäckig, trotz der Gefahr einer Inflation. Sie kauft vor allem Bundesanleihen, davon profitiert Finanzminister Schäuble.
Wall-street-journal
2012-08-08T04:48:56Z
2015-10-05T05:25:08Z
Schweizer Nationalbank kauft deutsche Schulden auf
https://www.welt.de//wall-street-journal/article108517687/Schweizer-Nationalbank-kauft-deutsche-Schulden-auf.html
Untersuchung: CSU-Bezirksverband prüft erneut Affäre um Fürst
Der Oberpfälzer CSU-Bezirksverband will sich noch einmal mit der Affäre um den umstrittenen Regensburger Stadtrat Thomas Fürst beschäftigen. Der Bezirksvorstand werde die Parteistrafen gegen Fürst sowie zwei weitere Mitglieder überprüfen und eventuell einen neuen Beschluss fassen, sagte der Bezirksvorsitzende Hans Spitzner. Der CSU-Bezirksvorstand hatte im Juli festgelegt, dass Fürst, Stadtrat Gero Kollmer und der Regensburger Vorsitzende der Jungen Union (JU), Michael Lehner, wegen Bildung eines "subversiven Netzwerks“ mehrere Jahre lang keine Parteiämter mehr ausüben dürfen. Fürst und Kollmer hatten dagegen aber erfolgreich beim Landgericht Regensburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/regensburg/) geklagt. Die Richter hoben die Parteisanktionen auf. Ursprünglich hatte es in der CSU auch erhebliche Rechtsextremismus- Vorwürfe gegen das Trio sowie weitere CSU-Mitglieder gegeben. Diese Vorwürfe wurden vom parteiinternen Ermittlungsgremium jedoch nicht aufgeklärt. Spitzner sagte, dass das Gericht insbesondere die Verletzung von Verfahrensvorschriften und Formfehler moniert habe. "Wir wollen nun beraten, wie wir diese Fehler heilen können", erklärte der Bezirkschef auch im Hinblick auf ein kommendes Parteischiedsverfahren. Dies könne vermutlich am ehesten dadurch geschehen, dass der alte Beschluss aufgehoben und ein neuer gefasst werde. Dabei könne es auch zu neuen Untersuchungen der Vorwürfe kommen. Spitzner schloss nicht aus, dass auch die angeblichen rechtsextremistischen Ausfälle nochmals überprüft werden. "Wir lassen uns nicht wegen Verfahrensfehlern einschüchtern", sagte Spitzner. Es gebe in der Partei die Sorge, dass die Anhänger von Fürst bei der Kommunalwahl mit einer eigenen Stadtratsliste gegen die CSU antreten könnten. Zudem müsse befürchtet werden, dass das Fürst-Lager dann auch beim Landtagswahlkampf "keine Ruhe" gebe, meinte der bayerische Wirtschaftsstaatssekretär.
WELT
Der Oberpfälzer CSU-Bezirksverband will sich noch einmal mit den Parteistrafen gegen den umstrittenen Regensburger Stadtrat Thomas Fürst sowie zwei weitere Mitglieder beschäftigen. Dabei sollen Verletzungen von Verfahrensvorschriften und Formfehler aus der Vergangenheit vermieden werden.
Regionales
München
2007-08-21T09:26:13Z
2011-11-16T01:59:27Z
CSU-Bezirksverband prüft erneut Affäre um Fürst
https://www.welt.de//regionales/muenchen/article1122570/CSU-Bezirksverband-prueft-erneut-Affaere-um-Fuerst.html
Türkei: Hier bahnen die Menschenschmuggler ihr perfides Geschäft an
2000 Flüchtlinge kommen täglichaus der Türkei nach Griechenland. Dabei helfen ihnen Schlepper, die aus dem Leid der Kriegsopfer ein florierendes Geschäft gemacht haben. Einer von ihnen erzählt, wie das funktioniert.
WELT
2000 Flüchtlinge kommen täglichaus der Türkei nach Griechenland. Dabei helfen ihnen Schlepper, die aus dem Leid der Kriegsopfer ein florierendes Geschäft gemacht haben. Einer von ihnen erzählt, wie das funktioniert.
Ausland
2016-03-08T15:55:00Z
2016-12-17T18:56:11Z
Hier bahnen die Menschenschmuggler ihr perfides Geschäft an
https://www.welt.de//politik/ausland/video153017579/Hier-bahnen-die-Menschenschmuggler-ihr-perfides-Geschaeft-an.html
Pokal-Pleite : Stuttgart bei Zweitligist Bochum völlig chancenlos
Erstmals seit 1995 ist der VfB Stuttgart schon in der ersten Runde des DFB-Pokals gescheitert. Der Zweitliga-Spitzenreiter VfL Bochum vermasselte VfB-Trainer Armin Veh dessen Pflichtspiel-Debüt nach seiner Rückkehr gründlich und zog mit dem 2:0 (1:0)-Erfolg hochverdient in die 2. Runde des lukrativen Wettbewerbs ein. Der zweifache Torschütze Simon Terodde (9./49. Minute) besiegelte vor 22 694 Zuschauern im rewirpower-Stadion das blamable Aus des Erstligisten, der eine Woche vor dem Bundesligastart bei Borussia Mönchengladbach (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-moenchengladbach/) völlig enttäuschte. „Wir haben uns sehr schwer getan nach dem schnellen Rückstand. Trotzdem haben wir bis zur Pause noch ganz ordentlich gespielt“, bilanzerte Veh, der schon vorher intensiv vor den Bochumern gewarnt hatte. „In der 2. Hälfte waren wir dann nicht klar genug in unseren Aktionen. Wenn etwas schief läuft, verlieren wir zu schnell den Kopf“, kritisierte der VfB-Coach. Sein Kollege Peter Neururer war natürlich „absolut zufrieden. Man hat heute wieder gesehen, dass wir jetzt viel mehr Möglichkeiten in der Offensive haben.“ Der nach zwei Spieltagen ungeschlagene Zweitligist aus Bochum erwischte gegen den klassenhöheren VfB einen Start nach Maß. Terodde nutzte gleich den ersten Fehler in der Schwaben-Abwehr nach einem Abspielfehler von Oriol Romeu Vidal aus und ließ dem herausstürzenden VfB-Torhüter Sven Ulreich keine Chance. Nach dem 0:1-Rückstand verstärkte das Veh-Team seine Offensivbemühungen, ohne sich aber hochkarätige Möglichkeiten zu erspielen. Bochum startete gefährliche Konter Zwar hatte Stuttgart jetzt mehr Ballbesitz und versuchte es immer wieder über die Außenpositionen mit Sechs-Millionen-Euro-Zugang Filip Kostic (links) und Martin Harnik (rechts). Doch Bochum stand kompakt in der Defensive und startete seinerseits immer wieder blitzschnelle und gefährliche Konter. Die beste VfB-Chance vor der Pause hatte Romeu, dessen Distanzschuss (34.) knapp am VfL-Tor vorbeizischte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff fischte auf der Gegenseite Ulreich einen Distanzschuss von Stanislav Sestak aus dem Winkel. Die knappe VfL-Führung zur Halbzeit war hochverdient. Die zweite Hälfte begann wie die erste. Nur dass Terodde für seinen zweiten Treffer diesmal nur gut drei Minuten brauchte. Eine herrliche Kombination über den fleißigen Danny Latza und Sestak schloss der Neuzugang von Union Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fc-union-berlin/) mit einem Lupfer vorbei an Ulreich überragend zum 2:0 ab. Die Stuttgarter gerieten mehr und mehr unter Druck und hätten in Bochum sogar böse unter die Räder kommen können. Michael Gregoritsch hatte gleich zwei gute Chancen (62./72.), das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Aber auch so feierten die Bochumer Fans ihr Team frenetisch und gingen zufrieden nach Hause. „Neben dem Sieg ist es das wichtigste, dass wir unsere Fans wieder ins Boot geholt haben“, befand Neururer.
WELT
Mit dem VfB Stuttgart scheitert bereits der zweite Bundesligist in der ersten Pokal-Runde. Zweitliga-Spitzenreiter Bochum war den total enttäuschenden Schwaben dabei fast in allen Belangen überlegen.
Sport
Fußball
2014-08-16T16:55:23Z
2015-10-16T04:48:13Z
Stuttgart bei Zweitligist Bochum völlig chancenlos
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/vfb-stuttgart/article131295827/Stuttgart-bei-Zweitligist-Bochum-voellig-chancenlos.html
Kinderpornoplattform „Elysium“ mit fast 90.000 Mitgliedern im Darknet abgeschaltet
Ermittler haben eine Darknet-Plattform zum Austausch von Kinderpornografie mit fast 90.000 Mitgliedern abgeschaltet. Der 39-jährige mutmaßliche Betreiber aus dem hessischen Landkreis Limburg-Weilburg wurde bereits am 12. Juni festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilte. Er soll als Administrator der Plattform maßgeblich für die Bereitstellung der technischen Infrastruktur verantwortlich gewesen sein. Der Mann wurde den Behörden zufolge am 12. Juni bei einer Durchsuchung seiner Wohnung und der Beschlagnahmung des Servers der Plattform festgenommen. Er sei inzwischen in Haft. Mehrere weitere mutmaßliche Verantwortliche sowie Mitglieder der Plattform im sogenannten Darknet seien nach mehrwöchigen Ermittlungen festgenommen worden, teilte die ermittelnde Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft mit. Die Plattform namens „Elysium“ hatte demnach mehr als 87.000 Mitglieder. Seit Ende vergangenen Jahres sei dort weltweit Kinderpornografie ausgetauscht worden, hieß es. Zudem diente die Plattform der Verabredung zum sexuellen Missbrauch von Kindern. Zu dem Bild- und Videomaterial, das die Mitglieder austauschten, gehörten den Behörden zufolge auch Aufnahmen von schwerstem sexuellem Missbrauch von Kindern. Auch Kleinstkinder seien unter den Opfern. Außerdem habe es Darstellungen sexueller Gewalthandlungen an Kindern gegeben. Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern Den Verdächtigen wird neben der Verbreitung von Kinderpornografie zum Teil auch schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Weitere Details wollen das BKA in Wiesbaden sowie das österreichische BKA in Wien an diesem Freitag zeitgleich auf zwei Pressekonferenzen bekannt geben. In Wien soll es dabei vor allem um sexuelle Missbrauchsfälle gehen, wie es hieß. Die Plattform bestand seit Ende 2016 und war nur über das Darknet zugänglich. Es ist ein verborgener Teil im World Wide Web. Es ist über herkömmliche Suchmaschinen nicht zu finden. Notwendig ist eine Verschlüsselungssoftware. Die Ermittlungen gegen die Plattform wurden von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) in Gießen geführt, die zur Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt gehört. Die vom Land Hessen 2010 eingerichtete ZIT war die erste Staatsanwaltschaft, die sich bundesweit gezielt mit der Internetkriminalität beschäftigte. Die ZIT gilt auch als erster Ansprechpartner für das BKA bei der Aufnahme von Ermittlungen im Bereich der Kinderpornografie.
WELT
Sie tauschten kinderpornografische Bild- und Videodateien aus und verabredeten sich zum sexuellen Missbrauch von Kindern. Nun haben Ermittler die Darknetplattform „Elysium“ auffliegen lassen.
Vermischtes
2017-07-06T07:17:29Z
2017-07-06T11:11:56Z
Kinderpornoplattform mit fast 90.000 Mitgliedern abgeschaltet
https://www.welt.de//vermischtes/article166326884/Kinderpornoplattform-Elysium-mit-fast-90-000-Mitgliedern-im-Darknet-abgeschaltet.html
Rekordzahl: Bayern rechnet mit 36.000 Flüchtlingen bis 2015
Staatsregierung und Landkreise stellen sich in diesem und im nächsten Jahr auf den größten Zustrom von Flüchtlingen seit den 90er-Jahren ein. Bis Ende des Jahres werden 18.000 Aylbewerber erwartet, im nächsten in etwa noch einmal so viele, sagte Sozialministerin Emilia Müller (CSU) am Donnerstag in München (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/muenchen/) . So viele Flüchtlinge waren zuletzt in den Jahren 1995 und 1996 nach Bayern gekommen. Zur Unterbringung wollen die Behörden nach Möglichkeit leerstehende Kasernen nutzen. Voraussichtlich werden in manchen Landkreisen aber auch wieder Wohncontainer aufgestellt werden. „Wir sind in den Landkreisen an gewisse Grenzen gestoßen“, sagte Landkreispräsident Jakob Kreidl (CSU). Bisher wurden vielerorts leerstehende Gasthöfe und Pensionen angemietet, aber das Angebot an leerstehenden Immobilien geht allmählich zur Neige. „Wir haben kaum mehr Möglichkeiten, in den Regionen private Unterkünfte zu finden“, sagte Kreidl, Landrat im oberbayerischen Miesbach. Bisher fest eingeplant sind für das nächste Jahr lediglich 2500 neue Plätze in Gemeinschaftsunterkünften. Jugendliche im Hungerstreik Anders als in den 80er-Jahren macht die CSU aber aus den Asylbewerbern kein innenpolitisches Streitthema. „Oberstes Gebot ist für mich, dass Bayern schutzbedürftigen Menschen Schutz bietet“, sagte Müller. Die Sozialministerin ist derzeit auf der Suche nach neuen Standorten sogenannter Erstaufnahmeeinrichtungen für die Flüchtlinge. Anstelle einer großen Unterkunft seien auch mehrere kleine denkbar, sagte sie. Die Gespräche mit Bezirksregierung und Kommunen laufen. Jugendliche Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern nach Bayern kommen, will Müller die Unterbringung in den Asylbewerberunterkünften komplett ersparen. Sie sollen stattdessen in Jugendheimen wohnen, wo sie besser betreut werden sowie Schulabschluss und Ausbildung machen können. „Wir wollen in Zukunft keinen einzigen mehr in eine Gemeinschaftsunterkunft geben“, sagte Müller. Dabei geht es vor allem um 150 Jugendliche, die derzeit noch in München in der ehemaligen Bayernkaserne untergebracht sind. Derzeit sind 25 von ihnen im Hungerstreik.
WELT
Bayern rüstet sich für den größten Zustrom von Flüchtlingen seit zwei Dekaden: Bis Anfang 2015 werden 36.000 Menschen erwartet. Doch wohin mit ihnen? Die Unterkünfte bereiten schon jetzt Probleme.
Regionales
München
2013-11-21T14:14:48Z
2017-08-29T19:12:09Z
Bayern rechnet mit 36.000 Flüchtlingen bis 2015
https://www.welt.de//regionales/muenchen/article122128230/Bayern-rechnet-mit-36-000-Fluechtlingen-bis-2015.html
Arisierung rückgängig: Eduard Engels „Deutsche Stilkunst“
Im Jahre 1911 bekamen die Deutschen einen jüdischen Papst. Und der schrieb ihnen gleich eine neue Bibel. Der Schriftsteller Eduard Engel erhob mit seiner „Deutschen Stilkunst“ Anspruch auf den Rang eines Praeceptor Germaniae in Fragen des richtigen und schönen Ausdrucks. Engel wollte die deutsche Prosa endlich auf jenes Niveau heben, das Poesie und bildende Kunst längst erreicht hatten. Der Widerspruch gegen Engels Ambitionen war bestenfalls zaghaft und leise – zu beeindruckend trumpfte das zweibändige Werk auf, zu wortgewaltig tönte seine Polemik gegen fremdwörtelnde Sätzeklapperer, zu bildungsgesättigt und treffend war seine Beispielsammlung aus Werken der besten deutschen Schriftsteller (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) . 1000 Seiten Sprachvergnügen 20 Jahre waren die Deutschen mit ihrem Stilpapst im Reinen. 1931 erschien die „Deutsche Stilkunst“ in der 31. Auflage. Diese liegt nun einer schön und sorgfältig gemachten Neuausgabe der Anderen Bibliothek (verlinkt auf http://www.die-andere-bibliothek.de/Originalausgaben/Deutsche-Stilkunst::706.html) zugrunde. Es ist zuallererst eine rund 1000-seitige Einladung zu einem Sprachvergnügen. Aber es ist auch eine Wiedergutmachung. Um nicht zu sagen: eine Restitution. Denn Engel wurde enteignet. Sein geistiges Eigentum wurde ihm geraubt so wie anderen ihre Warenhäuser oder Kunstwerke. Zum Verhängnis wurde ihm sein Jüdischsein. Das hatte er zwar schon in jungen Jahren abgelegt, aber er erfuhr wie so viele andere, dass das in den Augen der Nationalsozialisten gar nicht möglich war. Im Vorwort der neuen „Stilkunst“-Ausgabe zitiert Stefan Stirnemann einen Brief, den Engel am 28. Juli 1938 an den Grafen und Autor (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/autoren/) Alexander von Brockdorff schrieb: „Ich bin vor 54 Jahren aus dem Judentum ausgetreten, trotzdem sind meine Bücher verboten, und ich leide mit meiner Frau – aus dem Hause Kleist – bitterste Not.“ Wenige Wochen darauf starb er im Alter von 86 Jahren. 1944 erschien dann ein Buch, dessen Verfasser sich großzügig bei seinem verfemten Vorgänger und Vorarbeiter bediente: die „Stilkunst“ des NS-Mitglieds Ludwig Reiners, die – genau wie seine „Stilfibel“ – bis in die jüngste Zeit von Deutschlehrern empfohlen wurde und in zig Auflagen verbreitet ist. Reiners übernahm Gedanken, Beispiele und Formulierungen von Engel. Selten plagiierte er wortwörtlich. Aber es war doch so, wie Stirnemann schreibt: „Reiners zog in Engels Buch ein wie in eine arisierte Wohnung. Er veränderte manches, verschob Möbel, hängte Bilder um und brachte anderes Gut und Hausrat mit.“Während in den Anfangsjahren noch vielen klar war, wie viel Reiners Engel schuldete, geriet das plagiatorische Verhältnis von Original und Abklatsch allmählich in Vergessenheit. Reiners wurde wiederum zum Vorbild für neuere Stilpäpste wie Wolf Schneider. Nun kann man endlich wieder die Mutter aller Stilbibeln lesen. Diese Bezeichnung ist keineswegs nur redensartlich. Denn Engel hatte niemanden zum Abschreiben. Frühere Sprachratgeber handelten vom Richtigen und Falschen, berührten vielleicht auch stilistische Fragen, hatten aber nicht den Anspruch, den deutschen Stil in seiner Gesamtheit zu reformieren – wie Engels Werk: „Edmond de Goncourt behauptet in seinem Tagebuch mit Nachdruck, sein Bruder Jules sei an der Überanstrengung gestorben, die er beim sprachlichen Ausfeilen aller seiner Arbeiten erlitten habe. Ähnliches, wenn auch gerade nichts Tödliches, hören wir von mehr als einem französischen Schriftsteller. Noch nie ist ein deutscher Schreiber, auch Nietzsche nicht, an Stilüberarbeit zugrunde gegangen.“ Eduard Engel verachtete Thomas Mann Wie schon dieser Aphorismus zeigt: Die Lektüre von Engels „Lebensbuch“ ist enorm unterhaltsam. Als er seine „Stilkunst“ schrieb, hatte er jahrzehntelang als Stenograf im Reichstag amtlich mitgeschrieben – darunter Reden von Bismarck, Moltke und Treitschke. Das schärfte seine Empfindlichkeit gegenüber jedwedem Sprachplunder. Groß ist er auch in seinen Irrtümern. Thomas Mann und Gerhart Hauptmann verachtete er, seine Fremdwortphobie kommt einem heute etwas übertrieben vor. Aber sie war keineswegs einem Hass auf alles Ausländische geschuldet – dieser Mann hatte schließlich Geschichten der englischen und französischen Literatur verfasst. Das Fremdwort, damals noch meist von den Gebildeten gebraucht, war für ihn ein Hindernis auf dem Weg zur Verständlichkeit und zur Wahrhaftigkeit, die die Basis jedes guten Stils waren. Die Nazis haben Engels auch wegen seiner Verdeutschungen abgelehnt. Einer Partei, deren Name sich aus den Fremdwörtern national und sozialistisch zusammensetzte, von denen mindestens das zweite ein Schwindel war, musste Purismus genauso zuwider sein wie das Streben nach Wahrhaftigkeit. Sind Sie interessiert an Artikeln rund um das Thema „ Sprache “ ? Dann folgen Sie unserer Seite „Ein Mann, ein Wort“ (verlinkt auf https://www.facebook.com/mannwort?fref=ts) auf Facebook.
Matthias Heine
Arisierung rückgängig gemacht: Eduard Engels „Deutsche Stilkunst“ gibt es wieder im Original. Das Plagiat des Nazis Ludwig Reiners kann man jetzt wegschmeißen. Die Geschichte einer Enteignung.
Kultur
Literatur
2016-07-17T06:14:48Z
2016-07-17T08:50:01Z
Der jüdische Papst und der Nazi, der ihn bestahl
https://www.welt.de//kultur/literarischewelt/article157097170/Der-juedische-Papst-und-der-Nazi-der-ihn-bestahl.html
Ungarn: Orbán zerstört die Kultur des Rechtsstaats
Es ist wahr: Demokratien bewegen sich langsam, manchmal ist das zum Verzweifeln (verlinkt auf /politik/ausland/article112263986/Hass-beherrscht-das-Leben-in-Ungarn.html) . Blickt man wohlwollend auf das, was in Ungarn seit dem überwältigenden Wahlsieg von Viktor Orbans autokratisch geführter Partei Fidesz im Jahre 2010 geschieht, dann mag man dahinter den Willen eines unbeugsamen Mannes erkennen, seinem geschüttelten Land endlich zu Stabilität zu verhelfen. Das Motiv kann man verstehen: Fast alle ex-kommunistischen Länder betraten nach dem Sturz der alten Regime nicht das (westliche) Paradies, sondern durchlebten ein wirtschaftlich wie politisch oft dramatisches Hin und Her, dessen Nutznießer nicht selten die Herren von gestern waren. Ungarn wurde von dieser Unordnung ganz besonders getroffen. Ihr zu entkommen ist ein legitimer und überaus verständlicher Wunsch. Doch wie Orbán und seine Regierung ihr neues Ungarn anstreben, das sich wieder in eine heilige, ein Jahrtausend alte Tradition stellen will – das verträgt sich schlecht mit den Prinzipien, für die der junge Orban einmal gekämpft hatte. Opposition muss gehört werden Im Umbruch 1989 war er im Nu ein charismatischer Herold der Freiheit, wohlgemerkt: einer liberalen Freiheit, die ohne Gewaltenteilung keinen Bestand haben kann. Welche Gründe auch immer dafür ausschlaggebend waren, Orban hat diesen Weg längst verlassen. Er traut nicht mehr dem freien Spiel der demokratischen Kräfte, er meint auf die unbehinderte Macht setzen zu müssen. Wenn jetzt das Verfassungsgericht Gesetze nur noch formal, aber nicht mehr in der Sache prüfen darf (verlinkt auf /politik/ausland/article112410481/Verfassungsgericht-kippt-Orbans-Wahlrechtsreform.html) , dann raubt die Fidesz-Regierung ihm den Kern seiner Kompetenz. Wenn es sich nicht mehr auf die alte Verfassung, die bis 2012 gültig war, berufen darf, dann wird damit gegen das Prinzip verstoßen, dass ein Rechtsstaat ein Traditionsgebilde ist und nicht im revolutionären Rechtssetzungsakt geboren wird. Die Demokratie lebt von der mühsamen Kunst des Kompromisses. Die Opposition muss in ihr zählen, sie muss gehört werden. Das ist nicht Luxus, sondern Pflicht. Viktor Orbán macht sein Land nicht wetterfest, sondern führt es in eine gefährliche Verhärtung. Was allzu hart ist, bricht leicht.
Thomas Schmid
Die Regierungsmehrheit hat umstrittene Verfassungsänderungen im ungarischen Parlament beschlossen. Befugnisse des Verfassungsgerichts wurden so sehr eingeschränkt, dass es seine Kompetenz verlor.
Debatte
Kommentare
2013-03-11T20:35:49Z
2013-04-04T09:47:11Z
Orbán zerstört die Kultur des Rechtsstaats
https://www.welt.de//debatte/kommentare/article114346552/Orban-zerstoert-die-Kultur-des-Rechtsstaats.html
Steueraffäre: 33.000 Bewegungen auf Schweizer Hoeneß-Konto
In der Steueraffäre um Uli Hoeneß (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article118564754/Das-grosse-Schweigen-im-Steuerfall-Uli-Hoeness.html) , der sich im Januar dieses Jahres selbst angezeigt hat, kommen neue Details ans Licht. Über 33.000 Bewegungen auf seinem Konto der Züricher Privatbank Vontobel soll es im Zeitraum über mehrere Jahre nach "Spiegel"-Informationen gegeben haben. Bereits vor Wochen hatte der Bayern-Präsident klargestellt, dass er in den Jahren 2002 bis 2006 „richtig gezockt“ habe. „Ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem. Das war der Kick, das pure Adrenalin“, sagte der 62-Jährige (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article118017957/Steuerbetrueger-Hoeness-kann-auf-Bewaehrung-hoffen.html) . Hoeneß hatte über das Schweizer Konto, das er bis zum Januar 2013 vor dem deutschen Fiskus geheim hielt, im großen Stil an der Börse spekuliert. Angefangen habe jedoch alles schon "viel früher". In kleinerem Rahmen. "Mal 50.000 Dollar, das war es. Das wurde heftiger, als alle an der Börse spielten, zur Zeit der großen Internetblase. Als diese Blase dann platzte, fuhr ich schwere Verluste ein, ich war da richtig klamm", erzählte Hoeneß. Kredit von Dreyfus Mit einem Kredit des damaligen und mittlerweile verstorbenen Adidas-Chefs Robert Louis Dreyfus habe er ab 2001 begonnen, exzessiv an der Börse zu spekulieren: "Das war der Moment, als Dreyfus mir anbot, lass uns was zusammen machen, er würde es finanzieren. So kamen die Millionen auf das Konto, es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes." Er bekräftigte, dass es sich um ein rein privates Konto handele, der FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) damit also nichts zu tun habe. Unklar ist noch, um welche Summe es bei der Steuerhinterziehung geht. Die Staatsanwaltschaft München II geht von rund 3,2 Millionen Euro aus. Der "Focus" schreibt in seiner aktuellen Ausgabe jetzt, dass sich anfangs um fünf Millionen Euro gehandelt habe, rund zwei Millionen davon seien bereits verjährt. Niersbach stärkt Hoeneß den Rücken Die Anwälte von Hoeneß hingegen haben eine nicht verjährte Summe von 950.000 Euro errechnet. Frühestens im September wird Licht ins Dunkel kommen, denn dann entscheidet das Landgericht München, ob es die in der vergangenen Woche erhobene Anklage (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article118528807/Uli-Hoeness-angeklagt-wegen-Steuerhinterziehung.html) zulässt. Derweil hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/wolfgang-niersbach/) sich in der Steueraffäre um Uli Hoeneß deutlich hinter den Präsidenten des deutschen Rekordmeisters gestellt. "Ich sage offen: Ich würde ihm als Freund wünschen, dass er seine großartige Arbeit für den FC Bayern fortsetzen kann", meinte der 62-Jährige in der "Bild am Sonntag".
WELT
Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat eingeräumt, an der Börse richtig gezockt zu haben. Fast unglaublich sind aber seine Kontobewegungen bei seiner Schweizer Bank: Über 33.000 sollen es gewesen sein.
Sport
Fußball
2013-08-04T11:43:35Z
2015-10-15T11:15:31Z
33.000 Bewegungen auf Schweizer Hoeneß-Konto
https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/article118680084/33-000-Bewegungen-auf-Schweizer-Hoeness-Konto.html
Berlin: Volksentscheid Fahrrad - Radler gegen Autofahrer?
Drohen Autofahrern in Berlin bald längere Staus? Das Vorhaben der Initiative Volksentscheid Fahrrad könnte genau das bewirken. 30 Rechts- und Verkehrsexperten haben die Forderungen der Initiative zum Entwurf eines Berliner Radverkehrsgesetzes (BerRG) zusammengetragen. Schon bald sollen die Berliner über den Gesetzentwurf abstimmen. Die Ideen der Initiative würden deutlich in den Berliner Straßenraum eingreifen. So sollen bis 2020 auf allen Berliner Hauptstraßen mindestens zwei Meter breite, asphaltierte Radwege entstehen. Außerdem fordert die Initiative 200 Kilometer zusätzliche Fahrradstraßen – Straßen, die nur Fahrradfahrer benutzen dürfen. Bislang gibt es davon 17 in Berlin. Weiter soll auf 50 Straßen eine grüne Welle für Radfahrer mit Tempo 20 km/h installiert werden. 100 km Radschnellwege bis 2025, mehr Fahrradstellplätze und Sicherheit an Kreuzungen gehören außerdem zu den Kernforderungen der Initiative. Auch zusätzliches Personal in der Verkehrsverwaltung und ein festes Budget von jährlich 2,5 Millionen Euro für die Öffentlichkeitsarbeit des Fahrradverkehrs stehen in dem Programm. Fahrradfahrer nutzen nur drei Prozent der Verkehrsfläche Dabei ist der Volksentscheid für Mit-Initiator Heinrich Strößenreuther keine Kampfansage an die Autofahrer. Vielmehr ist es aus seiner Sicht der einzige Weg, wie wachsende Städte funktionieren können. „Die Grenze des Wachstums der Pkw-Menge in unseren Städten ist längst überschritten“, sagt der studierte Wirtschaftsinformatiker, der bereits für unterschiedliche Verkehrsunternehmen gearbeitet und sich einen Ruf als Fahrrad- und Umweltaktivist erarbeitet hat. „Die Fachleute wissen längst, wie eine gute Stadt funktioniert“, sagt Strößenreuther. „Jetzt wollen wir auch den Politikern zeigen, dass man mit Fahrradpolitik Wahlen gewinnen kann.“ 2014 hat er mit Studenten der Berliner Best-Sabel-Hochschule Berliner Straßen vermessen und die Ergebnisse in einem „Flächen-Gerechtigkeits-Report“ (verlinkt auf http://clevere-staedte.de/sites/default/files/2014-08-05_Flaechen-Gerechtigkeits-Report.pdf) festgehalten. Das Fazit: Fahrradfahrern stehen in Berlin drei Prozent der Verkehrsfläche zur Verfügung. Autofahrern hingegen 58 Prozent. Dabei beträgt der Radverkehrsanteil in der Hauptstadt laut Senat 13 Prozent, Autos tragen 30 Prozent zum Verkehrsaufkommen bei. Vor diesem Hintergrund sagt Strößenreuther: „Wir kämpfen mit dem Volksentscheid für einen angemessenen Teil der Verkehrsfläche.“ Volksentscheid am Tag der Bundestagswahl 2017 Der Zeitplan der Initiative ist ambitioniert. Zunächst müssen innerhalb von sechs Monaten 20.000 Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt werden, anschließend noch einmal 170.000 Stimmen, für den anvisierten Volksentscheid. Wenn das klappt, könnten die Berliner im Herbst 2017 über das Gesetz abstimmen, möglicherweise am selben Termin mit der Bundestagswahl (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bundestagswahl/) . Damit es auch bindend für den Senat ist, muss bei der Abstimmung das sogenannte Quorum erreicht werden; mehr als 25 Prozent der Wahlberechtigten müssen zustimmen. Eine Hürde, die ein Volksentscheid in Berlin durchaus zu nehmen vermag (verlinkt auf /kultur/kunst-und-architektur/article128430318/Berlin-ist-doch-nur-eine-Kleingaertner-Metropole.html) , wie die Abstimmung über die Zukunft des Tempelhofer Feldes zeigte. Im Mai 2014 hatten 30 Prozent der Stimmberechtigten für den Gesetzentwurf (verlinkt auf /politik/deutschland/article128404068/Berlin-entscheidet-sich-gegen-Tempelhof-Bebauung.html) der Initiative „100 Prozent Tempelhofer Freiheit“ und gegen den des Berliner Senats gestimmt. Der Senat hält auch von dieser Bürgerinitiative wenig. „Wenn die Berliner mit ,Ja‘ stimmen, wird das die entsprechenden Folgen für andere Bereiche und Verkehrsteilnehmer haben“, warnte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD). Aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung heißt es, das Vorgehen sei sogar kontraproduktiv für eine nachhaltige Radverkehrsförderung in Berlin. „Der Volksentscheid polarisiert unnötig eine verkehrspolitische Debatte“, so die Senatsverwaltung auf Anfrage der „Welt“. Es bestünde die Gefahr, dass auch andere Gruppen versuchen, Einzelinteressen auf diesem Wege durchzusetzen. „Damit würde jegliches übergeordnetes und strategische Handeln in der Verkehrspolitik unmöglich.“ Die Masse der Vorhaben und der Zeitplan „entbehren jeder realistischen Grundlage“, so die Senatsverwaltung weiter. Außerdem investiere der Senat (verlinkt auf /print/welt_kompakt/duesseldorf/article133957672/Stadt-staerkt-Radverkehr.html) im Jahr 2016 bereits 15 Millionen Euro. Auch der ADAC sieht das Vorhaben kritisch. „Die Forderungen sind zu einseitig, pauschal und nicht bedarfsorientiert“, sagt Volker Krane, Vorstand für Verkehr des ADAC Berlin-Brandenburg e.V. „Hier wird aus einer gefühlten Political Correctness ein Verkehrsmittel übermäßig betont. Planung muss sich aber am Bedarf orientieren.“ Einzelne Punkte wie Fahrradschnellwege oder Park-and-Ride-Systeme befürwortet der ADAC ausdrücklich. Krane aber glaubt nicht, dass der „Volksentscheid Fahrrad“ für die Mehrheit der Berliner spricht: „Ich habe den Eindruck, dass sich die schweigende Masse durch solche Initiativen gegängelt fühlt.“ Auto bleibt wichtig Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub e.V. (ADFC) hält sich hinsichtlich der Initiative offiziell bedeckt. Allerdings arbeitete der Rechtsreferent des ADFC, Roland Huhn, an der Ausarbeitung des Gesetzes mit. „Es ist gut, wenn wir die Hauptstadt auf Fahrradfreundlichkeit verpflichten können“, so Huhn. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern (verlinkt auf /regionales/berlin/article13651355/Wer-Fahrrad-faehrt-schwebt-in-Lebensgefahr.html) stieg in Berlin zuletzt an. Im Jahr 2014 waren es fast 8000. Der Anteil des Fahrradverkehrs hat in den vergangenen Jahren ebenfalls zugenommen, der des Autoverkehrs ging hingegen laut der letzten großen Verkehrserhebung Berlins im Jahr 2013 leicht zurück. Dennoch bleibt das Auto der wichtigste Verkehrsträger in der Hauptstadt. Die Zahl der Haushalte, die mindestens ein Auto besitzen, stieg zuletzt sogar an.
Thorsten Mumme
Eine Bürgerinitiative fordert breitere Radwege und mehr Radstraßen. Per Volksentscheid will sie ein Berliner Radverkehrsgesetz durchsetzen. Gegenwind kommt dabei nicht nur aus dem Senat.
Politik
Deutschland
2016-01-25T09:13:20Z
2016-01-25T10:19:37Z
Radfahrer könnten Berliner Autos den Weg abschneiden
https://www.welt.de//politik/deutschland/article151418976/Radfahrer-koennten-Berliner-Autos-den-Weg-abschneiden.html
Flughafen-Kritik: Mehdorn schreibt Wut-Brief an Siemens-Chef
Das Debakel um den neuen Hauptstadtflughafe (verlinkt auf /wirtschaft/article121457478/Neuer-Termin-fuer-BER-Eroeffnung-soll-bald-stehen.html) n hat auch für Verstimmung zwischen Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn und Siemens-Chef Joe Kaeser gesorgt. Wie die „Bild am Sonntag“ berichtete, schrieb Mehdorn Anfang Dezember einen scharfen Brief an Kaeser, weil dieser zuvor den neuen Flughafen für überflüssig erklärt habe. „Ich missbillige Ihr Verhalten außerordentlich“, heißt es in dem Schreiben, das die Zeitung abdruckte. Mehdorn kritisierte weiter: „Sie äußern sich zu dem Flughafenprojekt, an dem Siemens (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/siemens/) seit Jahren mit einer erheblichen Auftragssumme beteiligt ist, ohne sich über die Realitäten informiert zu haben. Ich finde dies bedauerlich, illoyal und auch unnötig, da insbesondere die Zusammenarbeit mit den Damen und Herren Ihres Hauses gut und fruchtbar ist.“ Ex-Bahn-Chef kritisiert ICE-Lieferung Den Zorn des Flughafenchefs zog sich Kaeser mit einem Auftritt vor Studenten der TU München zu, bei dem dieser den Flughafen BER als „überflüssig“ bezeichnet hatte. Der ehemalige Bahn-Chef wetterte daraufhin: „Wie fänden Sie es, wenn ich mich über die Siemens-Performance bei der Lieferung der ICE-Züge öffentlich äußern würde?“ Siemens kann wegen technischer Probleme 16 neue Züge nicht an die Deutsche Bahn ausliefern. Siemens soll den kritischen Teil der hochkomplexen Brandschutzanlage am Flughafen umbauen. Dem Bericht zufolge gab es indes ein klärendes Gespräch zwischen Mehdorn und Kaeser. Der Flughafensprecher wollte sich dazu nicht äußern.
WELT
Weil Joe Kaeser den Berliner Großflughafen als „überflüssig“ bezeichnete, fühlt sich BER-Chef Mehdorn zutiefst gedemütigt. Er rechnet in einem Brief scharf mit dem Siemens-Chef ab.
Wirtschaft
2013-12-15T11:10:59Z
2017-08-22T22:53:26Z
Mehdorn schreibt Wut-Brief an Siemens-Chef
https://www.welt.de//wirtschaft/article122950500/Mehdorn-schreibt-Wut-Brief-an-Siemens-Chef.html
Makler & Co.: Die Immobilienbranche bietet lukrative Chancen
Eigentlich hatte Florian Speigel einen Job, um den ihn andere beneiden: Der Diplom-Wirtschaftsingenieur betreute bei einer Unternehmensberatung Telekommunikationskunden. Doch als ihm Freunde erzählten, dass die Arbeit mit Immobilien extrem abwechslungsreich sei und man außerdem gutes Geld verdienen könne, entschloss sich der damals 27-Jährige zum Wechsel, kündigte seinen Job und heuerte beim Münchner Gewerbebüro des international operierenden Immobilienunternehmens Engel & Völkers an. 50 - 60 Wochenstunden Um das entsprechende Branchen-Know-how aufzuholen, absolvierte der Quereinsteiger Wochenkurse der unternehmenseigenen Akademie, arbeitete sich nach und nach in rechts-, steuer- und bautechnische Fragen ein. „Der Rest war und ist ‚learning by doing‘, im laufenden Job in unbekannte Materie einzusteigen, kannte ich aus der Unternehmensberatung.“ Den Münchner Immobilienmarkt (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/immobilienmarkt/) beobachten und interpretieren, interessante Objekte akquirieren und sie Kunden zum Kauf anbieten: Florian Speigel erwies sich als Makler-Talent. Innerhalb von zwei Jahren stieg er zum Leiter der Wohn- und Geschäftshausabteilung auf, mit seinem neuen Job, in den er 50 bis 60 Wochenstunden und so manches Wochenende investiert, ist er höchst zufrieden. „Je erfolgreicher ich bin, desto besser verdiene ich“, sagt Speigel, der seit dem Ende seiner Probezeit einen Dienstwagen fährt. In Deutschland boomt das Geschäft mit Immobilien: Der bayerische Markt ist mit einem Plus von 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr besonders dynamisch. Gute Bedingungen für Florian Speigel und seine Kollegen: Aktuell führt der Makler noch ein Team aus drei Mitarbeitern, für eine Vergrößerung laufen aber bereits Vorstellungsgespräche. „Die Branche ist bereit, gut ausgebildete Fachkräfte einzustellen“, beobachtet Sabine Herbold, Personalberaterin und Spezialistin für Human Ressources bei der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (GIF) in Wiesbaden. „Gefragt sind beispielsweise technische Asset-Manager, also Immobilienmanager, die in der Haltephase eines Objekts die Kosten steuern und kontrollieren und dessen Wert in Hinblick auf Vermietbarkeit oder Verkauf steigern“. Als Elektrotechniker zum Facility-Manager „Es werden verstärkt hoch qualifizierte Leute gesucht“, bestätigt Sven Johns, Geschäftsführer des Immobilienverbandes Deutschland (IVD). Ein Ingenieur der Elektro-Technik, der sich mit regenerativen Energien oder der Steuerung von Gebäudetechnik via Smartphone auskennt, findet sofort einen Job als Facility-Manager, Know-how im Bereich Öko-Bauen gilt als wertvolles Plus. Höchste Ansprüche an ihr Personal stellen die so genannten „Big Player“, global operierende Immobilien-Konzerne wie das aus England stammende Makler-Haus Jones Lang LaSalle. Dessen Berliner Büro am Potsdamer Platz ist bekannt für hochkarätige Immobilien-Deals wie den Verkauf des Quartier 207, zu dessen Mietern das Luxuskaufhaus „Lafayette“ gehört: Die 100-köpfige Besetzung besteht fast ausschließlich aus Akademikern, Fachrichtungen wie Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Mathematik sind am häufigsten vertreten. „Investoren werden immer internationaler, Verhandlungen finden auf höchstem Niveau statt“, sagt Rüdiger Thräne, Leiter der Hauptstadt-Niederlassung. Bei bedeutenden Transaktionen brauche es einfach besondere Expertise. „Die richtigen Leute zu bekommen wird allerdings immer schwerer“, stellt der 53-jährige Wirtschaftsgeograph fest. Gutes Gehalt und Firmenwagen Wer jedoch das entsprechende Know-how besitzt, wird von der Branche hofiert und bekommt in der Regel ein ansehnlichen Gehalt. Nach der jüngsten Umfrage des Fachmagazins „Die Immobilienwirtschaft“ verdienten Fachkräfte 2011 rund 50.000 Euro pro Jahr, Führungskräfte im Schnitt sogar 109.000 Euro. Zusätzlich erhalten viele einen Dienstwagen, in größeren Unternehmen knapp 27 Prozent der Fachkräfte und gut 74 Prozent der Führungskräfte. Zu den begehrten Experten zählt auch Kaja Bader. Die promovierte Wirtschaftsgeographin, die schon im Studium den Schwerpunkt Immobilienwirtschaft wählte, leitet heute die Einheit Fondsmanagement Institutionell bei der Deka-Immobilien, einer Tochter der Deka-Bank, die von Frankfurt aus die zentrale Vermögensverwaltung der Sparkassen-Finanzgruppe realisiert. Dort ist die zweifache Mutter für acht Immobilien-Spezialfonds mit einem Volumen von rund 1,1 Milliarden Euro verantwortlich. Um die Renditeziele der Anleger umzusetzen, kauft und verkauft sie Immobilien, plant zusammen mit Objektmanagern Modernisierungen und führt große Vermietungen durch. „An meinem Job gefällt mir vor allem der generalistische Ansatz, es gibt eine enorme Bandbreite an Themen, die es jeden Tag zu managen gilt“, sagt die 36-Jährige. Hochkarätige Ausbildungen wie die von Kaja Bader sind keine Seltenheit mehr in der Immobilienwirtschaft. „Die Branche wird immer professioneller, ein Studium als Einstieg wird immer üblicher“, so Sven Johns. Bundesweit gibt es mittlerweile über 80 immobilienwirtschaftliche Studiengänge, rund 1500 Absolventen gingen im vergangenen Jahr daraus hervor. Dazu kommen zahlreiche Quereinsteiger aus Bereichen wie Bauingenieurwesen, Architektur, Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Jura, allein an der Deutschen Immobilienakademie (DIA) der Universität Freiburg starten inzwischen jedes Jahr rund 400 Beschäftigte ein berufsbegleitendes Studium zum Immobilienwirt. In Berlin ist vor allem der Masterstudiengang Real Estate am Center of Real Estate Studies gefragt. Auch Quereinsteiger gesucht Aber nicht nur Akademiker werden gesucht, auch klassisch ausgebildete Immobilienkaufleute sind gefragt, aktuell treten jährlich 1800 Schüler ihre Lehre an. Eine von ihnen ist Dalia El-Ahmad, der im 16. Stock des GSW-Hochhauses der gleichnamigen Wohnungsbaugesellschaft in Berlin-Kreuzberg die Spree-Metropole quasi zu Füßen liegt. Vertragsmanagement, Mietentwicklung, Kundenbetreuung: Nach der Ausbildung kann die 21-Jährige zwischen verschiedenen Bereichen wählen, ihr Favorit nach zwei Lehrjahren ist die Vermietungsabteilung. „Ich gehe gerne raus, spreche mit Interessenten und mache Mietverträge“, begründet sie ihre Wahl. Sollte sich Dalia El-Ahmad im Anschluss an ihre Ausbildung für ein immobilienwirtschaftliches Studium entscheiden, kann sie mit der Unterstützung ihres Arbeitgebers rechnen: „Die GSW fördert berufsbegleitendes Studieren, man bleibt angestellt und hat ein sicheres Einkommen“. Mit akademischem Abschluss stünden ihr Bereiche wie das Portfoliomanagement, Immobilienakquisition oder Controlling offen - interessante und verantwortungsvolle Aufgaben in einem Unternehmen, das zusammen mit zwei Tochtergesellschaften über 70.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten betreut. Bereits mitten im Berufsleben steht Falko Frankl. Der Berliner ist für die deutsche Hauptstadt-Niederlassung des französischen Konzerns BNP Paribas (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bnp-parisbas/) Real Estate als Property Manager im Einsatz und betreut große Gewerbeimmobilien. Der 33-jährige Immobilienökonom und Betriebswirt hält die Objekte in Schuss, kümmert sich um die Bedürfnisse der Mieter, verhandelt mit Dienstleistern und Versorgern und kontrolliert den Rechnungseingang. „Man muss gut kommunizieren können, bei schwierigen Themen wie notwendigen Mieterhöhungen gehen sonst schnell Mieter verloren.“ Mittelfristig will der ehrgeizige Falko Frankl gerne aufsteigen und qualifiziert sich entsprechend weiter, derzeit absolviert er ein berufsbegleitendes Studium zum Bachelor of Arts, Schwerpunkt Betriebswirtschaft. Mit seinem neuen Abschluss könnte er ins Consulting wechseln, Markt- und Standortanalysen machen - „und wenn ich einen MBA aufsattle, sogar eine Niederlassung leiten“.
Andreas Monning
Besonders in den Metropolen boomt die Immobilienbranche. Doch nur Kommunikationstalente mit einem guten Netzwerk werden auf Dauer erfolgreich sein. Ein Bereich bietet besonders gute Möglichkeiten.
Wirtschaft
Karriere
2012-06-07T09:38:00Z
2021-06-28T19:30:33Z
Die Immobilienbranche bietet lukrative Chancen
https://www.welt.de//wirtschaft/karriere/article106427250/Die-Immobilienbranche-bietet-lukrative-Chancen.html
Abgesagte Umzüge: Wetterdienst verteidigt Warnungen am Rosenmontag
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat nach Kritik an seinen Sturmwarnungen für Rosenmontag eine Bilanz gezogen. Die Warnungen aus Offenbach vor dem Sturmtief (verlinkt auf /vermischtes/article152009983/Orkanartiger-Sturm-macht-Luxus-Kreuzfahrt-ein-Ende.html) „Ruzica“ hatten zur Absage großer Karnevalsumzüge etwa in Düsseldorf und Mainz geführt. „Die Warnungen waren völlig gerechtfertigt“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Er gab aber auch zu: „Man kann nicht punktgenau vorhersagen, wo und wann genau Böen auftreten.“ Am Vorabend könne man lediglich das Risiko abschätzen und eine Wahrscheinlichkeit nennen. Die Warnungen – „Wetterwarnungen, keine Unwetterwarnungen“ – seien völlig korrekt gewesen, sagte Friedrich. Spitzenreiter bei den den Windgeschwindigkeiten am Rosenmontag war laut DWD Trier mit 100 Kilometern pro Stunde. „Das entspricht Windstärke zehn und schweren Sturmböen (verlinkt auf /vermischtes/article152005104/Tief-Imogen-Starkregen-und-20-Meter-hohe-Wellen.html) .“ Fast gleichauf lag Aachen mit 99 Kilometern pro Stunde. Danach folgte Düsseldorf mit 91 Kilometern pro Stunde. In Mainz waren es 78 km/h, das enstpricht Windstärke neun. 75 Kilometer pro Stunde In Köln blies der Wind mit 75 Kilometern pro Stunde. „Die Kölner haben Glück gehabt“, hatte ein DWD-Meteorologe schon am Dienstagvormittag gesagt. Anders als in Düsseldorf war der Rosenmontagszug in Köln wegen des Sturmtiefs nicht abgesagt worden (verlinkt auf /vermischtes/article151973080/In-diesen-Staedten-sind-die-Rosenmontagszuege-abgesagt.html) . „Sicherlich gab es auch Regionen, die von dem Sturm mehr oder weniger verschont blieben“, schreibt Adrian Leyser im „Thema des Tages“ auf der DWD-Homepage (verlinkt auf http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/2/9.html) , „aber die Messwerte zeigen eindrücklich, welches Potenzial die Wetterlage hinsichtlich hoher Windgeschwindigkeiten hatte und wie dieses Potenzial regional auch umgesetzt wurde. Im Wesentlichen hielt „Ruzica“ das, was die Berechnungen der Wettermodelle sowie Wetter- und Warnlageberichte des Deutschen Wetterdienstes im Vorfeld „versprachen“.“ Nach der Absage des Rosenmontagszuges suchen die Düsseldorfer Karnevalisten nach einem Ersatztermin. Das neue Datum soll sehr wahrscheinlich während des „Närrischen Zapfenstreichs“ am Dienstagabend bekanntgegeben werden. Die Jecken in anderen nordrhein-westfälischen Städten haben sich dagegen damit abgefunden, dass ihre Züge ersatzlos ausgefallen sind. Keine neuen Termine soll es etwa in Duisburg und Gelsenkirchen geben.
WELT
Der große Sturm blieb aus, doch da hatten schon Dutzende Orte ihre Rosenmontagsumzüge abgesagt. Es waren Wetterwarnungen, keine Unwetterwarnungen, verteidigt sich der Deutsche Wetterdienst.
Vermischtes
2016-02-09T13:56:27Z
2016-02-09T14:13:50Z
Wetterdienst verteidigt Warnungen am Rosenmontag
https://www.welt.de//vermischtes/article152020819/Wetterdienst-verteidigt-Warnungen-am-Rosenmontag.html
Statt Nagelsmann als Bundestrainer: DFB lässt Rudi Völler klonen
Überraschende Wendung bei der fieberhaften Suche nach einem neuen Bundestrainer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Der DFB verkündete nach dem von niemandem erwarteten 2:1-Sieg (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/article247439602/Laenderspiel-gegen-Frankreich-Rudi-Voeller-bringt-die-Gaense-zum-Fliegen.html) im Testspiel gegen Vizeweltmeister Frankreich, auf eine gewissermaßen interne Lösung zu setzen. „Nachdem Rudi Völler schon wieder aus einem Haufen lebloser Kicker eine erfolgreiche Mannschaft gemacht hat wie bei der WM 2002, müssen wir jetzt einfach handeln“, verkündete ein weißbekittelter DFB-Präsident Bernd Neuendorf jetzt im Forschungslabor des Fußballverbandes in Frankfurt/Main. DFB nutzt die Wissenschaft Dort, wo Jogi Löw einst akribisch den spanischen Fußball klonen ließ und aus den Teilen eines Robocop Hans-Peter Briegel gebaut wurde, soll nun das nächste Duplikat für eine rosigere Zukunft der Nationalmannschaft entstehen. „Wir waren in einer Zwickmühle“, lässt Neuendorf durchblicken, während er die von Hansi Flicks letztem Klon-Experiment übrig gebliebenen Graugansfedern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/article247262780/Amazon-Doku-ueber-Nationalmannschaft-Die-deutsche-Hilflosigkeit.html) zusammenfegt.  Das Dilemma: Auf der einen Seite hatte Völler unmissverständlich klargemacht, dass er nur für ein Spiel als Bundestrainer zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite ist eine extreme Ressourcenknappheit zu beobachten, wie die Literaturforschungsabteilung des DFB herausgefunden hat.  Problem mit den Rudi-Völler-Vorräten „Wir sind bei unseren Recherchen auf ein altes Heldenepos aus vorsintflutlicher Zeit gestoßen“, berichtet Justin Wattsapp, „und diese anscheinend zu einer lustigen Melodie gesungenen Zeilen sagen ganz klar: ,Ein‘ Rudi Völler, es gibt nur ein‘ Rudi Völler, ein‘ Rudi Vööööööller, es gibt nur ein‘ Rudi Völler‘. Daraus müssen wir leider schließen: Es gibt allem Anschein nach nur ein‘ Rudi Völler.“ (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/plus238737261/Fussball-Bundesliga-Es-gab-nur-ein-Rudi-Voeller.html) „Alles kein Problem“, findet einer der unzähligen jüngeren Klone von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der das DFB-Labor leitet. Man habe bereits DNA-Proben vom Klonschaf Dolly entnommen, dem Völler seinerzeit seine Haare zur Verfügung gestellt hatte und werde umgehend mit dem Kopiervorgang beginnen, damit die DFB-Elf zur USA-Reise Mitte Oktober einen funkelnagelsmannneuen Völler als Bundestrainer hat (Müller-Wohlfahrt 383a: „Wir hatten noch einen Fünftagebartrest von Friedhelm Funkel und eine super-geschmacklose Funktionsjacke von Julian Nagelsmann herumliegen, die haben wir vorsichtshalber auch noch mit untergemischt“). Neuer Bundestrainer kommt besser mit Waldi Hartmann klar Positiver Nebeneffekt dieses DNA-Cocktails: Der duplizierte Völler soll dem Vernehmen nach nicht unter der Käse-, Island und Weizenbier-Intoleranz (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/article233638613/Island-Deutschland-Scheissdreck-Rudi-Voellers-legendaerer-Ausraster.html) des Originals leiden, was bei der deutschen Heim-EM 2024 womöglich noch nützlich werden könnte. Folgen Sie GLASAUGE trotzdem auf Facebook (verlinkt auf http://www.facebook.com/glasauge.satire) , Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/WELT_GLASAUGE) oder Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/glasauge_satire/) – und verpassen Sie künftig keine Scherzartikel und Zusatzsatiren!
Karl Sack-Reis
Von wegen: Es gibt nur ein‘ Rudi Völler! Nach dem unerwarteten 2:1-Sieg gegen Vizeweltmeister Frankreich will der DFB bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer jetzt die Wissenschaft bemühen.
Satire
2023-09-15T15:55:00Z
2023-09-13T10:26:57Z
Statt Julian Nagelsmann – DFB lässt Rudi Völler klonen
https://www.welt.de//satire/article247442096/Statt-Nagelsmann-als-Bundestrainer-DFB-laesst-Rudi-Voeller-klonen.html
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Das sind Löws neue Anführer
Die Zukunft beginnt in Wolfsburg. In knapp zwei Wochen empfängt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft dort Serbien zum Testspiel – es werden die ersten 90 Minuten einer neuen Ära. Das erste Länderspiel des Jahres am 20. März ist das erste ohne die aussortierten Weltmeister Mats Hummels (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mats-hummels/) , Jérôme Boateng und Thomas Müller (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/thomas-mueller/) . Sein Aufgebot für die Partie und das vier Tage später folgende Spiel in der EM-Qualifikation gegen die Niederlande in Amsterdam gibt Bundestrainer Joachim Löw (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/joachim-loew/) am nächsten Freitag bekannt. WELT beantwortet die wichtigsten Fragen zur neuen Nationalelf und zu den Folgen von Löws überraschend radikaler Entscheidung. (verlinkt auf /sport/fussball/article189858311/FC-Bayern-kritisiert-Loews-Ausbootung-von-Hummels-Boateng-und-Mueller.html) Kommt die Entscheidung gegen Müller nicht zu früh? Viele sind verwundert über die Entscheidung gegen Müller. Zwar hat der Weltmeister bei den vergangenen beiden Turnieren nicht an seine Topleistungen aus den Jahren zuvor anknüpfen können. Doch hat er in der Bundesliga bewiesen, dass seine Formkurve nach oben zeigt. Beim 5:1 der Bayern gegen Borussia Mönchengladbach (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-moenchengladbach/) am Wochenende war er einer der Besten. (verlinkt auf /sport/fussball/article189822301/Mueller-Hummels-Boateng-Loew-weiss-um-die-Wucht-seiner-Entscheidung.html) Der „Raumdeuter“ kann hinter der Spitze weiter für besondere Momente sorgen. Müller ist 29 Jahre und jünger als Marco Reus (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/marco-reus/) . Er war in seiner bisherigen Karriere nie schwer verletzt, die Voraussetzungen für weitere Jahre auf hohem Niveau sind gegeben. Müller hat einen Draht zur jungen Generation in der Nationalelf und hätte die neue Mannschaft führen können. Doch Löw wollte offensichtlich einen klaren Schnitt. (verlinkt auf /sport/article189835443/Nachricht-an-Boateng-Auffaellig-ist-vor-allem-was-Oezil-nicht-schreibt.html) Würden Boateng, Hummels und Müller unter einem anderen Nationaltrainer zurückkehren? Dass Löw vor der EM 2020 sein Amt abgibt oder entlassen wird, ist nahezu ausgeschlossen. Sollte nach dem Turnier ein neuer Bundestrainer installiert werden und dieser einen der drei oder das gesamte Trio zurückholen wollen, dürften sie eher nicht zur Verfügung stehen. Ihnen ist klar, dass nun eine andere Generation die deutsche Elf prägen soll. Bei einer Rückkehr könnten sie wenig gewinnen und viel verlieren, zudem sind die Spieler in ihrem Stolz getroffen. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff sprechen von einem entschlossenen und konsequenten Umbruch. Eine Rückholaktion wäre das Gegenteil. Warum hat Löw nicht auch Manuel Neuer (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/manuel-neuer/) und Toni Kroos (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/toni-kroos/) aussortiert? Der Torwart und der Mittelfeldspieler sind mit Julian Draxler (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/julian-draxler/) die letzten verbleibenden Weltmeister im Kader. Neuer ist als Kapitän der Nationalelf enorm wichtig, Löw braucht gerade jetzt ein paar erfahrene Spieler. Allerdings wird sich auch Neuers Rolle ändern. Bislang war der 32-Jährige gesetzt, sogar nach einer beinahe einjährigen Verletzungspause vor der WM im vergangenen Jahr. Nun eröffnete Löw gerade den Konkurrenzkampf um den Platz im deutschen Tor und macht Marc-André ter Stegen (26) vom FC Barcelona Hoffnung. „Ich habe vergangenes Jahr gesagt, dass momentan Manuel Neuer die Nummer eins ist, auch weil er der Kapitän ist. Aber in diesem Jahr haben wir einen kleinen Neubeginn. Marc wird bei der EM-Quali seine Chancen bekommen“, so der Bundestrainer. „Am Ende zählt immer die Leistung.“ Der seit Monaten überzeugende ter Stegen hatte zuletzt einen Umbruch auf der Torwartposition gefordert und angekündigt, Druck auf Neuer ausüben zu wollen. Kroos wird von Löw weiterhin als wichtiger Lenker des deutschen Spiels gesehen. Mit Real Madrid befindet sich der 29-Jährige in der Krise (verlinkt auf /sport/article189835203/Champions-League-Real-Madrid-scheitert-sensationell-an-Ajax-Amsterdam.html) und konnte nach der desaströsen WM nur selten überzeugen. Löw ist überzeugt, dass junge Mittelfeldspieler wie Leverkusens Kai Havertz (19) an der Seite von Kroos viel lernen und reifen können. Wer bildet die deutsche Abwehr der Zukunft? In den aussortierten Hummels und Boateng verzichtet Löw auf zwei der erfahrensten Innenverteidiger der Welt und muss seine Defensivkette nun neu formieren. Neuer Abwehrchef ist Niklas Süle. Der 23-Jährige hat sich seit seinem Wechsel von der TSG Hoffenheim zum FC Bayern vor knapp zwei Jahren enorm entwickelt. Wenngleich ihn zuletzt einige Fehler unterliefen und sein Stellungsspiel nicht immer optimal ist, bringt er alles mit, um den Abwehrverbund zu organisieren. Er ist in der Nationalelf anerkannt und beliebt und spielt mit den Bayern regelmäßig in der Champions League. Der zweite Platz in der Innenverteidigung ist weniger klar vergeben. Hier dürften Antonio Rüdiger (26) vom FC Chelsea und Leverkusens Jonathan Tah (23) gute Chancen haben. Rüdiger sagte gerade im Interview mit WELT über die Zukunft der DFB-Auswahl: „Nun ist ein Prozess im Gang. Es verändert sich was. Mal schauen. Ich bin bereit für mehr. Und ich will mehr.“ Auch der ehemalige Schalker Thilo Kehrer (22) von Paris Saint-Germain ist eine Option in der zentralen Verteidigung, kann zudem auf der Außenposition spielen. Löw traut ihm viel zu, sagte kürzlich: „Er kann vielleicht so eine Entwicklung nehmen wie Jérôme Boateng in der Vergangenheit.“ Kehrer trainiert unter Trainer Thomas Tuchel in Paris täglich mit Weltklasseprofis wie Kylian Mbappé und Neymar, und Löw ist überzeugt, dass Kehrer an seinen Aufgaben schnell weiterwachsen wird. Die neue deutsche Abwehr wird sehr jung sein, die Art des Aufbauspiels dürfte sich ändern. In den kommenden Monaten wird Löw wohl mehrere Defensivformationen probieren. Die Suche nach dem zweiten starken Mann in der neuen Abwehrkette hat jetzt so richtig begonnen. Wer sind in den anderen Mannschaftsteilen jetzt die wichtigsten Spieler? Havertz könnte nicht nur wegen seiner zentralen Position einer der wichtigsten Spieler der Nationalelf werden, viele sehen ihn als nächsten deutschen Weltstar. Auch Leon Goretzka hat gute Chancen, im Mittelfeld öfter zum Einsatz zu kommen. Der 24-Jährige entwickelt sich bei den Bayern zu einem Leistungsträger und ist torgefährlich. In der Offensive wird Löw künftig Leroy Sané von Manchester City, Bayerns Serge Gnabry (beide 23) und Dortmunds Marco Reus (verlinkt auf /sport/fussball/article189836671/Champions-League-Nach-dem-Aus-des-BVB-bleibt-nur-Zorcs-Forderung.html) (29) noch mehr Verantwortung übertragen. Im Sturm dürfte Leipzigs Timo Werner (23) gesetzt sein. „Klar tut es mir persönlich leid für die drei“, sagte Gnabry am Mittwoch über Hummels, Müller und Boateng. „Dass es ein Nackenschlag war für die Spieler, das ist klar.“ Er sehe für sich eine gute Perspektive, „ich habe diese Saison viel gespielt, vielleicht auch über den Erwartungen vieler Menschen.“ Wie sieht die neue Hierarchie im Nationalteam aus? Hummels und Boateng hinterlassen sowohl im Spiel der Deutschen als auch in der Hierarchie der Mannschaft eine Lücke. Süle wird in der Rangordnung nun sofort aufsteigen, Gleiches gilt für Münchens Jungstar Joshua Kimmich und Werner. Der Bayern-Block in der Nationalelf bleibt stark: Fünf aktuelle Münchner Profis zählen zu Löws Kader.
Julien Wolff
Nach dem Aus für die drei Weltmeister Hummels, Boateng und Müller ändern sich Hierarchie und Struktur der Fußball-Nationalelf. Es soll in allen Mannschaftsteilen neue Fixpunkte geben. WELT beantwortet die wichtigsten Fragen.
Sport
Fußball
2019-03-06T15:25:20Z
2019-03-07T14:49:52Z
Das sind Löws neue Anführer
https://www.welt.de//sport/fussball/article189869197/Deutsche-Fussball-Nationalmannschaft-Das-sind-Loews-neue-Anfuehrer.html
Kommentar: Beruhigungspille für nervöse US-Finanzmärkte
Wer hätte das vor einem halben Jahr gedacht: Schon im Februar 2010 leitet Amerika die Zinswende ein. Überraschend früh beginnt die Fed Liquidität aus dem System zu nehmen. Das Signal für die Märkte ist klar: Inflationsgefahren soll rechtzeitig begegnet werden. Eine Billion Dollar Bankreserven lagern auf den Konten der Fed. Vor der Krise waren es nur 40 Milliarden Dollar. Würden die Geldreserven diese gewaltige Summe abrufen und über Kredite in die Wirtschaft pumpen, könnte das die Preise nach oben treiben. Eine seit Jahrzehnten nicht mehr gekannte Teuerungswelle wäre die Folge. Die Erhöhung des Diskontsatzes um einen Viertel Prozentpunkt ist kaum mehr als ein symbolischer Akt. Die Wirkung ist gering: Zuletzt standen nur 14,3 Milliarden Dollar Diskontkredite aus. Dennoch reagierten die Märkte verschreckt. Fed-Chef Bernanke weiß: Er muss extrem behutsam vorgehen. Dubai und Griechenland haben gezeigt, wie anfällig das gesamte Finanzsystem immer noch für Schocks ist. Am Ende wird die amerikanische Notenbank vor allem die Arbeitslosenraten im Auge behalten. Zuletzt lag die offizielle Quote noch bei knapp zehn Prozent. Inoffizielle Stellen gehen von einem fast doppelt so hohen Wert aus. Ohne Belebung des Job-Markts wird Bernanke im Wahljahr 2010 nicht auf die Konjunkturbremse treten. Das kann noch Monate dauern. Bis dahin nimmt er lieber etwas mehr Inflation in Kauf.
Daniel Eckert
Teures Geld soll die Inflationsgefahr in den USA bannen. Nun ist die Erhöhung des Diskontsatzes um einen Viertelprozentpunkt nur ein symbolischer Akt. Dennoch reagieren die Märkte verschreckt. Fed-Chef Bernanke muss behutsam vorgehen. Und er darf die Arbeitslosigkeit nicht aus den Augen lassen.
Debatte
Kommentare
2010-02-19T12:14:36Z
2012-03-06T08:23:20Z
Beruhigungspille für nervöse US-Finanzmärkte
https://www.welt.de//debatte/kommentare/article6466991/Beruhigungspille-fuer-nervoese-US-Finanzmaerkte.html