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Boris Palmer knöpft sich Grüne auf Bundesparteitag vor | Der Auftritt am späten Abend kam überraschend: Der Tübinger Oberbürgermeister und Grünen-Provokateur Boris Palmer hat sich seine Partei nach Anfeindungen gegen ihn vorgeknöpft. „Es ist okay zu sagen, der ist ein Quartalsirrer oder ein Rechtsausleger oder was auch immer“, sagte der bei den Grünen höchst umstrittene Schwabe den Delegierten des Berliner Bundesparteitags. „Das gehört zum Geschäft.“ Aber dass man ihm von der Bühne herunter „Halt doch mal die Fresse“ entgegengeschleudert habe, das treffe ihn. Palmer, der zum realpolitischen Parteiflügel gehört, bezog sich auf eine Rede der linksgrünen Direktkandidatin Canan Bayram (verlinkt auf /politik/deutschland/article165636678/Gruene-haben-ein-Problem-mit-der-Polizei-Ein-Ammenmaerchen.html) aus Berlin-Kreuzberg. Sie hatte ihn am Vortag für seine Ansichten zu Asyl und Integration mit den Worten „Einfach mal die Fresse halten“ attackiert. Palmer eckt unter anderem mit seinem neuen Buch „Wir können nicht allen helfen“ an. Zwischen Buhrufen und Applaus Er habe als Siebenjähriger seinen Vater im Gefängnis besucht, weil der das Recht auf Meinungsfreiheit für sich in Anspruch genommen habe, sagte der Oberbürgermeister, dessen Auftritt von Buhrufen und von Applaus begleitet wurde. In der Satzung der Grünen stehe, dass sie „um Dialog, die gewissenhafte Suche nach Konsens oder tragbare Kompromisse bemüht“ seien. Das sei einer der Gründe für ihn, in dieser Partei zu sein. Der Altgrüne Hans-Christian Ströbele, der die Partei bisher in Bayrams Wahlkreis vertritt, habe ihm den Angriff so erklärt: „Du hast die bis aufs Blut gereizt in Friedrichshain-Kreuzberg.“ Das tue ihm leid, darum sei es ihm nicht gegangen, sagte Palmer – aber er akzeptiere ja auch Anträge vom linken Flügel der Partei, über die „jeder Tübinger sagt, spinnen die jetzt?“ Er kämpfe und stehe für die Grünen. „Und das sollten wir gemeinsam tun“, forderte der Schwabe. „Nur Tübingen und Kreuzberg gemeinsam gewinnen Bundestagswahlen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bundestagswahl/) .“ | WELT | Boris Palmer ist bei den Grünen höchst umstritten, auf dem Parteitag in Berlin wurde er gar auf offener Bühne beleidigt. Am Samstagabend schlug der Tübinger Oberbürgermeister mit einer überraschenden Standpauke zurück. | Politik | Deutschland | 2017-06-18T00:27:07Z | 2017-06-18T07:57:37Z | Boris Palmer knöpft sich Grüne auf Parteitag vor | https://www.welt.de//politik/deutschland/article165652174/Boris-Palmer-knoepft-sich-Gruene-auf-Parteitag-vor.html |
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Zweite Generation schafft 400 Kilometer: Elektro-Wohnmobil von Iridium | SP-X/Tübingen. Anfang 2019 hat der Reisemobilhersteller WOF (Wohnmobil Outlet Factory) mit dem ersten elektrisch getriebenen und zugleich marktreifen Reisemobil namens E-Iridium P69 für Aufsehen gesorgt. Auf dem Caravan Salon in Düsseldorf (31. August bis 8. September) stellen die Schwaben eine verbesserte Variante unter ihrer künftig rein elektrischen Wohnmobilmarke Iridium vor, die sich durch eine um 30 Prozent auf 400 Kilometer gesteigerte Reichweite auszeichnen soll. Wie schon bei der ersten Version wird auch die Neuauflage von einem 150 kW/204 PS und 730 Newtonmeter starken Synchron-Motor angetrieben. In der zweiten Generation kommt wiederum ein Lithium-Eisenphosphat-Akku zum Einsatz, der sich dank keramischer Separatoren durch eine höhere Energiedichte auszeichnen soll. Bei der Anfang 2019 vorgestellten Variante waren es noch 300 Kilometer bei einer Kapazität von 106 kWh. Dank der verbesserten Batterietechnik sind bei einer Kapazität von 108 kWh 100 Kilometer mehr drin. Aufladen lässt sich der Stromspeicher mit Schnellladetechnik nach dem CCS-Standard mit 50 kW laden. Künftig will Iridium bis zu 100 kW Ladestrom ermöglichen. Alternativ ist auch das Laden per Standard-Stecker Typ 2 mit bis zu 22 kW möglich. Geplant ist der Bau einer auf 30 Fahrzeuge limitierten Edition der zweiten Generation, von der man Anfang 2020 erste Exemplare an Kunden aushändigen will. | WELT | E-Iridium P69 heißt das erste marktreife E-Wohnmobil, das Anfang 2019 präsentiert wurde. Rund acht Monate später folgt eine verbesserte Variante mit deutlich höherer Reichweite. | Motor | Auto-News | 2012-09-21T08:51:01Z | 2019-08-07T09:06:29Z | Elektro-Wohnmobil von Iridium | https://www.welt.de//motor/news/article109370771/Pariser-Automobilsalon-2012.html |
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Bandidos: Ex-NPD-Funktionär in Neumünster freigesprochen | Nach einer Rocker-Schlägerei in Neumünster hat das Kieler Landgericht einen früheren NPD-Funktionär und einen weiteren Angeklagten vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung freigesprochen. Nur den dritten Angeklagten hielt das Gericht für schuldig, am 8. Dezember 2009 in einem Szene-Lokal in Neumünster (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neumuenster/) einen Dart-Spieler brutal zusammengeschlagen zu haben. Es verurteilte den 35-Jährigen am Montag zu einem Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Alle drei Angeklagten galten als Mitglieder der inzwischen verbotenen Bandidos. Das Opfer sollen sie den verfeindeten und inzwischen ebenfalls verbotenen Hells Angels zugerechnet haben. Der damals 45-Jährige leidet noch heute an den Folgen der Tat. Mit dem Urteil blieb das Gericht unter der Forderung des Staatsanwalts. Er hatte für die Angeklagten Haft- und Bewährungsstrafen gefordert. Belastende Aussagen unklar und widersprüchlich Nach Auffassung des Gerichts steht nach elf Verhandlungstagen nur der 35-jährige Angeklagte als Schläger fest. Seine Mittäter hätten in der Beweisaufnahme nicht identifiziert werden können, sagte der Vorsitzende Richter. Belastende Aussagen zweier Zeugen seien so unklar und widersprüchlich gewesen, dass die Mitangeklagten freizusprechen waren. Andere Zeugen hätten nichts gesehen oder nichts sehen wollen. Es bestünden erhebliche Zweifel, dass sich die Schlägerei so abspielte, wie in der Anklage zugrunde gelegt. Laut Urteil gelten vier Monate der verhängten Freiheitsstrafe als bereits verbüßt, auch wegen der langen Verfahrensdauer. Strafmildernd wurde auch das Geständnis des Mannes gewertet sowie seine Entschuldigung beim Opfer, sagte der Richter. Der vorbestrafe Angeklagte müsse sich nun noch wegen einer Rocker-Schlägerei in Flensburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/flensburg/) verantworten. Der Staatsanwalt sprach von einem nachvollziehbaren Urteil. Der Verteidiger des 35-Jährigen will eine Revision prüfen. Die Tat in Neumünster ereignete sich während des damaligen sogenannten Rocker-Krieges zwischen Bandidos und Hells Angels. Die Rocker-Szene in Schleswig-Holstein ist nach Angaben des Landeskriminalamtes seit den Verboten ruhig und unter ständiger Beobachtung. | WELT | Vor fünf Jahren tobte noch der Rocker-Krieg zwischen Bandidos und Hells Angels. Erst jetzt wurde ein Mann für eine Schlägerei in Neumünster verurteilt. Ein Ex-NPD-Funktionär wurde freigesprochen. | Regionales | Hamburg | 2015-06-08T13:23:06Z | 2017-08-25T02:56:27Z | Ex-NPD-Funktionär in Neumünster freigesprochen | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article142137308/Ex-NPD-Funktionaer-in-Neumuenster-freigesprochen.html |
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Annalena Baerbock will gleichwertige Lebensverhältnisse für Internet, Verkehr und mehr | Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/annalena-baerbock/) hat sich für eine Änderung des Grundgesetzes zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland ausgesprochen. „Ich möchte den Einsatz für gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland zu einem Leitmotiv der nächsten Bundesregierung machen“, schreibt Baerbock in einem Fünf-Punkte-Plan, aus dem die Zeitungen der Funke Mediengruppe zitieren. Als zentraler Schritt solle „regionale Daseinsvorsorge“ als neue Gemeinschaftsaufgabe in das Grundgesetz aufgenommen werden. Der Einsatz für eine flächendeckende Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse sei „eine gesamtdeutsche Gemeinschaftsaufgabe“, sagte Baerbock den Funke-Zeitungen. Zur Daseinsvorsorge zählt die Grünen-Chefin auch schnelles Internet (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/internet/) . „Deshalb werden wir einen Rechtsanspruch auf eine ausreichend schnelle Breitband- und Mobilfunkversorgung einführen“, heißt es in dem Papier. „Wenn das Krankenhaus schließt, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr weg- und die Internetverbindung ständig ausfällt, dann bröckelt das Vertrauen in den Staat.“ Der Einsatz für eine flächendeckende Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse sei deshalb eine gesamtdeutsche Gemeinschaftsaufgabe. In dünner besiedelten Regionen wollen die Grünen auch die Gesundheitsversorgung verbessern. Zudem wollen sie sich für verlässliche Verkehrsverbindungen in strukturschwächeren Regionen einsetzen. Wesentlich sei eine bessere Finanzierung der Kommunen. Regionen mit großen Versorgungsproblemen müssten wieder investieren können, heißt es in dem Fünf-Punkte-Plan. „Dazu gehört eine faire Unterstützung des Bundes bei den kommunalen Altschulden und bei Corona-bedingten Steuerausfällen in den Gemeinden.“ Mehrere Regierungschefs ostdeutscher Bundesländer hatten am Mittwoch anlässlich ihrer jährlichen Ministerpräsidentenkonferenz Ost eine Verbesserung der Lebensverhältnisse in Ostdeutschland gefordert. „Machtwechsel“ ist der WELT-Podcast zu Wahl – mit Dagmar Rosenfeld und Robin Alexander. Jeden Mittwoch. Abonnieren unter anderem bei Apple Podcasts (verlinkt auf https://podcasts.apple.com/de/podcast/machtwechsel/id1568123217) , Spotify (verlinkt auf https://open.spotify.com/episode/1uzEKANjugj2sQnCqIeX22?si=076733f1809c4bc5&nd=1) , Amazon Music (verlinkt auf https://music.amazon.de/podcasts/2d5c6645-e2e3-468e-9b82-7f639513cafe/Machtwechsel) , Deezer (verlinkt auf https://www.deezer.com/us/show/2653882) oder per RSS-Feed (verlinkt auf https://machtwechsel.podigee.io/) . Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat die Aussagen von Baerbock zu einem Rechtsanspruch auf schnelles Internet zum Anlass für beißende Kritik genommen. Scheuer sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: „Frau Baerbock läuft der Zeit hinterher und wird damit immer mehr zur Kandidatin Ahnungslos. Wir haben das Recht auf schnelles Internet im April längst mit der TKG-Novelle beschlossen. Da haben die Grünen im Bundestag aber dagegen gestimmt.“ | WELT | Internet, Gesundheit, Verkehr: Annalena Baerbock will die regionale Daseinsvorsorge in das Grundgesetz aufnehmen. Das sei „eine gesamtdeutsche Gemeinschaftsaufgabe“. Andreas Scheuer kritisiert sie dafür als „Kandidatin Ahnungslos“. | Politik | Deutschland | 2021-06-03T20:18:00Z | 2021-06-03T08:02:58Z | Baerbock fordert Änderung des Grundgesetzes für gleichwertige Lebensverhältnisse | https://www.welt.de/politik/deutschland/article231554075/Annalena-Baerbock-will-gleichwertige-Lebensverhaeltnisse-fuer-Internet-Verkehr-und-mehr.html |
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Neurologie: Kindesmisshandlung hinterlässt "Narben" im Gehirn | Wer als Kind misshandelt wurde, hat nicht nur psychische Narben. Forscher der Universität Münster haben in einer Studie jetzt auch biologische Veränderungen im Gehirn belegt. Noch Jahrzehnte nach dem Missbrauch zeigten die Opfer eine erhöhte Aktivität des Angstzentrums und mehrere verkleinerte Gehirnareale, berichten die Forscher im Journal „Biological Psychiatry“. Die Ergebnisse seien ein wichtiger Schritt, um den Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung und späteren psychischen Erkrankungen zu erklären. Für ihre Studie untersuchten die Münsteraner Forscher 148 psychisch gesunde Erwachsene. Mit einem Fragebogen wurde zunächst ermittelt, ob ein Proband als Kind misshandelt wurde. Dann konfrontierten die Forscher die Testpersonen mit Fotos von wütenden oder furchtvollen Gesichtern und maßen gleichzeitig die Aktivität des sogenannten Mandelkerns (Amygdala), des Angstzentrums im Gehirn. Das Ergebnis: Bei misshandelten Probanden schlug das Angstzentrum deutlich heftiger Alarm als bei Personen, die als Kind nicht misshandelt wurden. „Dieser Zusammenhang zwischen einem hypersensiblen Mandelkern und Kindesmisshandlung wurde bisher noch nie bei gesunden Menschen nachgewiesen“, erklärt der Psychiater Udo Dannlowski, einer der Autoren der Studie. Lediglich bei Ratten, die man sehr früh von den Müttern getrennt hat, und bei misshandelten, bereits depressiv erkrankten Menschen gab es schon ähnliche Befunde. Die Folgen einer solchen Überreaktion seien dramatisch: „Die Betroffenen fürchten sich schneller, haben einen stärkeren Schreckreflex, haben Angst vor Nähe zu anderen Menschen und sind im Alltag ängstlicher als andere Menschen.“ Alles in allem also ein Leben in Alarmbereitschaft. In einem zweiten Versuchsteil untersuchten die Münsteraner Forscher die Größe bestimmter Bereiche im Gehirn. Bei Missbrauchsopfern waren bestimmte Gebiete signifikant kleiner als bei anderen Menschen. Zu demselben Schluss kommt eine Studie amerikanischer Forscher, die ebenfalls in dieser Woche veröffentlicht wurde (in den „Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine“). Betroffen waren unter anderem der sogenannte Hippocampus, der für das Lernen zuständig ist, aber auch der Stirnlappen, der eigentlich das Angstzentrum kontrollieren soll. „Kleinere Gehirnareale bedeuten weniger Zellen und das führt tendenziell zu einer schlechteren Funktion des betroffenen Gebietes“, sagt Udo Dannlowski. Beide Ergebnisse - ein sensibles Angstzentrum und verkleinerte Gehirnbereiche - kennen die Forscher bereits: von Patienten mit Depressionen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/depression/) und Angstzuständen. In den Ergebnissen könnte also der Schlüssel liegen für eine biologische Erklärung des Zusammenhangs zwischen Misshandlungen im Kindesalter und späteren psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Mehr Informationen zum Thema: • Studie der Münsteraner Forscher (verlinkt auf http://dpaq.de/bNns5) | WELT | Überaktives Angstzentrum, kleinere Hirnareale: Kindesmisshandlungen verändern das Gehirn der Opfer – und zwar über Jahrzehnte, wie Forscher nun belegen. | Gesundheit | Psychologie | 2011-12-12T11:26:41Z | 2015-10-04T06:41:18Z | Kindesmisshandlung hinterlässt "Narben" im Gehirn | https://www.welt.de//gesundheit/psychologie/article13763223/Kindesmisshandlung-hinterlaesst-Narben-im-Gehirn.html |
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Die Umweltprämie ist ein einziger Hohn! | Endlich kommt die Wende, dachte ich, als ich neulich in Berlin am S-Bahnhof stand. Direkt neben den Gleisen, für alle ÖPNV-Nutzer sichtbar, warb der Volkswagen-Konzern mit einem riesigen Werbeplakat für seine neuen Autos. Zu sehen waren verschiedene Pkw-Modelle mit VW-Emblem, darunter die Überschrift: „Wir bringen die Zukunft in Serie.“ Ganz schön mutig. Oder eher dreist? Denn während die Berliner S-Bahn schon immer mit Strom fährt, verkauft Volkswagen noch immer – auch zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden seines gigantischen Abgasbetrugs – hauptsächlich Fahrzeuge mit Verbrennermotoren. Und allen voran Dieselautos, als habe es den Abgasskandal gar nicht gegeben. Höchste Zeit also, die Bürger zu einem Umdenken zu bewegen, würde man denken. Doch wofür VW auf dem Plakat wirbt, ist seine ziemlich zukunftslose „Umweltprämie“. Gib deinen alten Diesel ab, wir verkaufen dir einen neuen. Der Deal: Wer seinen alten Diesel (Schadstoffklasse Euro 1 bis 4) entsorgen lässt, bekommt vom freundlichen VW-Händler eine Prämie von bis zu 10.000 Euro beim Kauf eines neuen Volkswagens. Auch andere Hersteller wie Daimler, BMW oder Opel bieten ähnliche Umtauschaktionen an. Das Problem dabei ist, dass dadurch kaum umweltfreundlichere Autos auf die Straßen kommen. Zwar konnte allein Volkswagen mit der Eintauschprämie seit Einführung rund 150.000 alte Autos aus dem Verkehr ziehen und verschrotten lassen, wie der Konzern vor einigen Tagen euphorisch mitteilte. Plötzlich zählen gute Autos zum alten Eisen Doch nur jeder zwölfte Kunde, der die Prämie in Anspruch nahm, entschied sich für ein Auto mit alternativem Antrieb wie Elektro, Hybrid oder Erdgas. Der weitaus größte Teil gab seinen alten Verbrenner ab und kaufte sich einen neuen. Also ein Armutszeugnis. Dennoch hat VW beschlossen, die Umweltprämie bis zum 31. März 2018 zu verlängern – „aufgrund der hohen Kundennachfrage und dem damit verbundenen positiven Umwelteffekt“. Doch profitieren Kunden und Umwelt wirklich? Einmal abgesehen davon, dass wohl die wenigsten Autohalter die Höchstsumme für ihren Gebrauchten erhalten werden (im Feilschen waren Autohändler schon immer gut). Denn ein Großteil der Fahrzeuge, die gerade wegen der Umweltprämie in die Schrottpressen gehen, sind funktionierende, betriebsbereite Autos. Viele wären mit ein wenig Pflege noch für die ein oder andere Weltumrundung gut. Um welche vermeintlichen Ruinen handelt es sich konkret? Unter die Gebrauchtwagen mit Abgasnorm Euro 4 fällt beispielsweise der VW Golf (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw-golf/) V, der in den Nullerjahren als äußerst zuverlässiges Auto galt. Die letzten Exemplare liefen vor gerade einmal zehn Jahren vom Band, soll das jetzt schon altes Eisen sein? Oder die Mercedes E-Klasse der Baureihe W211 (2002 bis 2009). Auch der W211 gilt als solide, gerade als CDI. Das beweisen nicht zuletzt die unzähligen 211er-Taxis, die immer noch auf den deutschen Straßen unterwegs sind. Schon 2009 gab es einmal eine Abwrackprämie im großen Stil, damals handelte es sich um eine staatliche Aktion im Rahmen des sogenannten Konjunkturpakets II. Schon da wurde unterstellt, dass die neu gekauften Fahrzeuge (zum Beispiel mit Euro 4) umweltverträglicher seien als die verschrotteten Fahrzeuge. Nur Autohersteller profitieren von der Umtauschprämie Doch tatsächlich verbrauchen moderne Benziner und Diesel kaum weniger Sprit als vor zehn oder 20 Jahren, auch wenn die Motoren etwas effizienter geworden sein mögen. Denn das höhere Gewicht und das Wettrüsten bei der Leistung frisst den Gewinn auf. Zudem wird die gravierende Umweltbelastung bei der Produktion von neuen Fahrzeugen meist nicht mit einberechnet. Deutsche Autos seien nach neun Jahren noch lange keine Schrottkisten, die man vernichten müsse, kritisierte 2009 der Ökonom Hans-Werner Sinn, damals Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung: „Ich halte die Abwrackprämie für pervers, weil sie Anreize setzt, ökonomische Werte zu vernichten.“ Für die Umwelt sei es vermutlich besser, wenn man die alten Autos weiterfahre, auch wenn sie etwas mehr Sprit als neue verbrauchten, meinte Sinn. Und wie ist die Situation heute? Aus der staatlichen Abwrackprämie sind unternehmerische Aktionen geworden. Die Profiteure sind die gleichen: Die deutschen Autohersteller können dank der „Umweltprämie“ weiter ihre veralteten Verbrenner verkaufen. Wirklich infam ist es, dies auch noch als die Zukunft zu verkaufen. Euro-4-Diesel wie der Golf V, einst Bestseller und Musterschüler bei Volkswagen, landen für eine vergleichsweise lächerliche Abfindung auf dem Schrott. Dafür sollen die Kunden auf ein aktuelles Modell mit „emissionsarmer“ Euro-6-Norm umsteigen. Doch wie viel wird der Euro-6-Wagen in ein paar Jahren noch wert sein? Schon jetzt ist der Wertverfall bei Dieselgebrauchtwagen enorm. Wenn sich die Elektro- und Hybridautos der ausländischen Marken weiter durchsetzen, dürfte man für seinen neuen „Umweltprämien“-Verbrenner in absehbarer Zeit nicht mehr viel zurückbekommen. Die Politik muss mehr tun Wie man es besser machen könnte? Die deutschen Autohersteller sollten endlich konsequent auf alternative Energien setzen, anstatt weiter ihre altertümlichen Verbrenner als die Zukunft zu promoten. Dass beispielsweise ein Hybrid erfolgreich und zuverlässig sein kann, zeigt Toyota mit dem Prius seit nunmehr 20 Jahren. Aber auch die Politik muss mehr tun. Der Bundesanteil von 2000 Euro bei der Förderprämie für ein Elektroauto ist viel zu niedrig, um attraktive Anreize zu setzen. Kontraproduktiv ist außerdem, dass der Nettolistenpreis der elektrifizierten Neuanschaffung 60.000 Euro netto nicht überschreiten darf. Ein Tesla Model S kostet im Grundpreis 70.000 Euro. Aber nur ein Tesla bietet 400 Kilometer Reichweite. Der eGolf von VW kam im ADAC-EcoTest auf nur 145 Kilometer. Es gibt aber noch eine Alternative, zumindest in der Großstadt: Man verzichtet öfter mal aufs Auto und fährt S-Bahn. | Haiko Prengel | Mit zweifelhaften Umtauschprämien ziehen die Autohersteller derzeit ältere Diesel aus dem Verkehr – um neue Diesel zu verkaufen. Die Branche scheint aus dem Abgasskandal nichts gelernt zu haben. | Motor | 2018-02-20T06:42:05Z | 2018-02-20T06:42:05Z | Die Umweltprämie ist ein einziger Hohn! | https://www.welt.de//motor/article173641289/Die-Umweltpraemie-ist-ein-einziger-Hohn.html |
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Schweiz: Ärger für die Nationalmannschaft - Video-Analysten des Teams beklaut | Die Schweizer Nationalmannschaft war taktisch bestens eingestellt. Gegen Deutschland lag das Team von Murat Yakin lange auf Siegkurs, ehe Niclas Füllkrug in der Nachspielzeit zum 1:1 traf. (verlinkt auf /sport/fussball/em/article252179148/EM-2024-Der-Neuville-Moment-der-deutschen-Nationalmannschaft.html) Die Schweiz schaffte es mit starkem Pressing, immer wieder das Aufbauspiel der Deutschen zu unterbinden. In der Defensive stand die Mannschaft kompakt. Das Team war auf das abschließende Vorrundenspiel perfekt vorbereitet. Die war vor allem den Schweizer Video-Analysten zu verdanken, die die deutsche Nationalmannschaft offensichtlich studiert und durchschaut hatte. Jetzt hat das Video-Team aber ein großes Problem. Die Analysten der Schweizer Nationalmannschaft sind Opfer eines Diebstahls geworden. „Ich kann bestätigen, dass drei Laptops von SFV-Mitarbeitern im Hotel gestohlen wurden und die Polizei informiert wurde“, zitierte die „Bild“ am Montag Adrian Arnold, Sprecher des Schweizer Fußballverbands SFV. Demnach seien dem Schweizer EM-Scout Sascha Stauch und seinen Mitarbeitern die Computer in einem Düsseldorfer Hotel abhandengekommen. Kameras zeichneten den Diebstahl auf In den Konferenzraum „Genf“ des Maritim-Hotels am Düsseldorfer Flughafen habe sich die Analyse-Crew zur TV-Beobachtung der Spiele bei der Europameisterschaft und vor allem der Gegner der Eidgenossen zurückgezogen. Der Schaden für die Vorbereitung der Mannschaft, die zuletzt 1:1 gegen das deutsche Team spielte, sei jedoch überschaubar. „Die Daten sind keine, die wir unmittelbar für die präzise Analyse im Turnier benötigen. Wenn es ein Angriff auf Daten des Schweizer Nationalteams war, war es ein Angriff auf das falsche Team“, sagte der SFV-Sprecher. Mithilfe der Überwachungskameras des Hotels sollen die Diebe nun überführt werden. Ein mutmaßlicher Täter soll auf den Bildern zu erkennen sein. Das Düsseldorfer Flughafen-Hotel sicherte die Zusammenarbeit mit den Ermittlern zu. Alle Spiele der Heim-EM im Überblick: Spielplan der EM 2024 (verlinkt auf /sport/fussball/em/article248472640/EM-2024-Spielplan-Alle-Gruppen-Spiele-und-Spielorte-der-Europameisterschaft.html) mit allen Ergebnissen EM-Spielplan als PDF zum Ausdrucken (verlinkt auf /sport/fussball/em/article251061612/EM-Spielplan-als-PDF-zum-Ausdrucken-Alle-Spiele-der-EM-2024.html) | WELT | Ärger für die Schweizer Nationalmannschaft: In einem Düsseldorfer Hotel werden die Video-Analysten des Teams beklaut. Die Diebe nehmen drei Laptops mit. Ob die Titel-Taktik damit abhandengekommen ist? Der Schweizer Verband beruhigt. | Sport | Fußball | 2024-06-25T10:56:49Z | 2024-06-26T13:29:32Z | Schweizer Taktik-Scouts bei EM bestohlen | https://www.welt.de//sport/fussball/article252191612/Schweiz-Aerger-fuer-die-Nationalmannschaft-Video-Analysten-des-Teams-beklaut.html |
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Bergretter: Es gibt Wölfe in den Bergen. Und Journalisten | Es war am Dienstagmorgen, sieben Minuten nach elf Uhr, als Jean Sébastien Beaud aus einem Helikopter in die Tiefe blickte und unter sich die Katastrophe (verlinkt auf /themen/flugzeugabsturz-a320-germanwings/) sah. Keine Überlebenden, das war ihm schon klar, als die Welt noch gar nicht ahnte, was sich hier oben, am Estrop-Massiv in den französischen Alpen, ereignet hat. Dass soeben ein Passagierflugzeug an einer Felswand zerschellt war und 150 Menschen auf einen Schlag ihr Leben verloren hatten. „Man kommt dorthin und befindet sich in einer surrealen Szenerie. Wir sind es natürlich nicht gewohnt, mit so vielen Opfern konfrontiert zu werden“, sagt Beaud. Er war der erste Mensch an der Absturzstelle. Der erste von mittlerweile Hunderten Einsatzkräften, der sah, welch gewaltige Kräfte hier gewirkt haben müssen. Stein auf Aluminium und Kohlefaser. Beaud war es, der von einem Felsvorsprung aus abgeseilt wurde und die Toten zuerst sah, ihre Körper in Stücke gerissen. Schon kurz nach dem Crash fand er die Blackbox, deswegen kamen die Ermittler bei der Suche nach der Ursache so schnell voran. Der 31-Jährige, seit zwei Jahren Bergretter, sitzt drei Tage nach dem Absturz in der Polizeistation von Jausiers falsch herum auf einem Stuhl und legt die Hände übereinander. Sein Gesicht ist braun gebrannt, der Bart ist akkurat rasiert, auch jetzt. Er durfte nichts anfassen „Wir sind total konzentriert auf diese Aufgabe und nehmen sie sehr ernst“, sagt Beaud: „In unserem Team streiten wir uns schon fast darüber, wer zur Absturzstelle darf, um dort zu helfen.“ Normalerweise machen sich Beaud und seine Kameraden auf den Weg in die Berge, wenn sich ein Skifahrer das Bein gebrochen hat. Oder jemand von einer Lawine verschüttet wurde. Das ist eine andere Dimension. Er habe, das macht er klar, aber auch vorher schon Tote gesehen. Nun waren es 150, und dass etwas außergewöhnlich Schlimmes passiert sein muss, ahnte Beaud bereits, als um 10.47 Uhr der Notruf einging und es hieß, ein Flugzeug sei vom Radar verschwunden. Die Bergretter sprangen in den Helikopter. An Bord war auch ein Arzt, aber der Mann konnte nichts mehr tun. „Ich habe schließlich den Auftrag bekommen, die Blackbox zu finden“, sagt Beaud. Eine halbe Stunde lang schlich er über die Trümmerteile, dann wurde er fündig. Er durfte nichts anfassen und wartete, ehe die ersten Spezialkräfte eintrafen und das Gerät in eine Kiste packten und wegbrachten. „Das hier ist meine Aufgabe“ Es ist nicht leicht, in die Gefühlswelt des Retters einzutauchen. Wenn es um ihn geht, sagt er, er wolle nur über die Mission reden. Oder Sätze wie diese, mit sehr leiser Stimme: „Ich fühle mich gut, ich habe keine Probleme aufgrund der Geschehnisse. Wir sind Profis. Wir sind Rettungsassistenten und wissen, die Schwierigkeiten von verschiedenen Situationen einzuschätzen.“ Den Absturz nennt er einen „Horror“, aber über sich selbst sagt er: „Ich stand und stehe nicht unter Schock, mein Geist ist die ganze Zeit klar. Das hier ist einfach meine Aufgabe, und es ist klar, was ich zu tun habe.“ Die Nacht nach seinem ersten Einsatz sei in Ordnung gewesen, er habe gut geschlafen: „Ich war sehr müde.“ Donnerstagnacht, als die Bergungsarbeiten ruhten, bewachte Beaud die Absturzstelle; es gibt Wölfe in den Bergen von Blanche. Und Journalisten. Die Bewohner der Dörfer Vernet und Prads sind sehr verärgert über jene Reporter, die ihre Mietwagen am Straßenrand abstellen und sich zu Fuß auf den Weg zur Absturzstelle machen. „Das gehört sich nicht, das ist pietätlos“, sagen sie, und Beaud, der Bergretter, sieht es genauso. Er erwischte einen Fotografen „Wir wissen, dass Journalisten heimlich zu den Wrackteilen und Leichen vordringen wollen, aber wir konnten es bislang immer verhindern“, sagt er. Einmal erwischten er und ein Kollege einen Fotografen, der sich hinter Bäumen versteckte und heimlich knipste. Sie rannten zu ihm. „Wir haben ihn gezwungen, alle Bilder zu löschen und ihn vertrieben“, sagt er. Wilde Tiere, sagt er, seien das kleinere Problem. Nach Sonnenaufgang ist Beaud nach Jausiers zurückgekehrt, mit dem Helikopter ist es von hier eine Viertelstunde bis zur Absturzstelle. Seine Kollegen auf der Wache hatten um halb elf am Morgen gesagt, Beaud schlafe aus, bis zum Nachmittag, bis zum nächsten Einsatz. Aber dann steht er doch schon wieder auf der Matte, er hat nicht geschlafen und nicht geduscht. Zu Hause wartete niemand, er ist Single und lebt allein. Wenn Beaud über sich selbst spricht, dann bilden sich Falten auf der Stirn. Sorgenfalten, die zeigen, wie nah ihm das Schicksal der Passagiere und ihrer Hinterbliebenen geht. Aber er will es nicht zeigen, er will nicht klagen. Seine Aufgabe ist es, zu retten, selbst dann, wenn es nichts mehr zu retten gibt. Mitte der Woche wurde den Bergrettern versprochen, dass sie nach dem Ende der Bergungsarbeiten psychologische Hilfe erhalten. Wenn sie denn wollen. Jean Sébastian Beaud erklärte bereits, bei ihm persönlich bestehe kein Bedarf. | Tim Röhn, Jausiers/Seyne-les-Alpes | Jean Sébastien Beaud war der erste an der Absturzstelle von Flug 4U9525. Seine Aufgabe ist es zu retten, selbst, wenn es nichts mehr zu retten gibt. Ein Gespräch über Gefühle, Horror und Pflicht. | Vermischtes | 2015-03-29T10:57:58Z | 2015-10-16T09:13:58Z | Es gibt Wölfe in den Bergen. Und Journalisten | https://www.welt.de//vermischtes/article138895392/Es-gibt-Woelfe-in-den-Bergen-Und-Journalisten.html |
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Amputationen: „Man muss Vertrauen in seine Prothese haben“ | Durch eine Krankheit verlor sie Fuß und Unterschenkel. Eine Prothese hilft Sylvia Wehde heute beim Laufen. Sie zeigt, wie ihr Kunstbein die Amputation ausgleicht. | WELT | Durch eine Krankheit verlor sie Fuß und Unterschenkel. Eine Prothese hilft Sylvia Wehde heute beim Laufen. Sie zeigt, wie ihr Kunstbein die Amputation ausgleicht. | 2015-04-22T12:45:36Z | 2016-12-17T09:51:10Z | „Man muss Vertrauen in seine Prothese haben“ | https://www.welt.de//videos/video139926646/Man-muss-Vertrauen-in-seine-Prothese-haben.html |
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Ermordete Politikerin: Zehntausende trauern am Grab Benazir Bhuttos | Bis zu 200.000 Menschen haben sich am ersten Jahrestag der Ermordung Benazir Bhuttos am Grab der pakistanischen Politikerin versammelt. Ministerpräsident Yousouf Raza Gilani würdigte Bhutto in einer Fernsehansprache als „Stimme der Armen, Unterdrückten und Arbeiter“. Sie sei die Hoffnung des Volkes und die Hoffnung der Region gewesen. Bhuttos Witwer und heutige Präsident Pakistans, Asif Ali Zardari, wollte sich später an die Trauernden wenden, doch die öffentliche Rede wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Bhutto wurde am 27. Dezember vergangenen Jahrs bei einem Selbstmordanschlag getötet, als sie nach einer Wahlkampfveranstaltung die Garnisonsstadt Rawalpindi bei Islamabad verließ. Bei dem Anschlag kamen 20 Menschen ums Leben. Die Partei Butthos gewann nach dem Anschlag die Parlamentswahl und leitete einen Machtwechsel ein; Zardari löste Präsident Pervez Musharraf ab. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat eine internationale Untersuchung des Attentats in Aussicht gestellt. Ban hoffe, dass „in naher Zukunft“ eine Untersuchungskommission eingerichtet werden könne, teilten die Vereinten Nationen am Freitag in New York mit. Er unterstütze das pakistanische Volk und die Regierung in Islamabad bei ihrer Suche nach „Wahrheit und Gerechtigkeit“. Musharrafs Regierung hatte eine militante pakistanische Gruppe mit Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida für den Anschlag verantwortlich gemacht. Diese hat jegliche Beteiligung zurückgewiesen. Die 54-jährige Oppositionspolitikerin hatte zwei Monate nach ihrer Rückkehr aus dem Exil Wahlkampf für die Parlamentswahl gemacht. Im September wurde ihr Witwer Asif Ali Zardari zum pakistanischen Präsidenten gewählt. | WELT | In Pakistan haben bis zu 200.000 Menschen der vor einem Jahr ermordeten Politikerin Benazir Bhutto gedacht. Zehntausende strömten zur Grabstätte in ihrem Heimatort Naudero. Eine öffentliche Ansprache ihres Mannes Asif Ali Zardari musste aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. | Politik | 2008-12-27T09:51:45Z | 2015-09-01T11:04:57Z | Zehntausende trauern am Grab Benazir Bhuttos | https://www.welt.de//politik/article2935725/Zehntausende-trauern-am-Grab-Benazir-Bhuttos.html |
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Grippeimpfung: Hamburg rüstet sich für die Grippewelle | Die Tage im Norden werden kühler und nasser und die Hansestadt rüstet sich für die alljährliche Grippewelle. Nach dem Impfchaos im vergangenen Jahr, soll in diesem Winter alles besser werden. „Die ersten Freigaben des Impfstoffes sind bereits erfolgt“, sagt Roland Ahrendt von der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Bereits jetzt verzeichnen die Hamburger Apotheken eine erhöhte Nachfrage nach dem Grippe-Impfstoff. „In diesem Jahr dürfte es jedoch keine Schwierigkeiten geben“, sagt Jochen Kriens von der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) . „Alle Beteiligten haben aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres gelernt. Das ist auch der Grund, warum Hamburg in diesem Jahr besonders früh beliefert wurde.“ Mit den bislang 280.000 Impf-Einheiten können nach Angaben des Hamburger Apothekervereins rund 20 Prozent der Hamburger Bevölkerung immunisiert werden. Für Hamburg und Schleswig-Holstein hat der Pharmahersteller Sanofi Pasteur mit dem Impfserum „Vaxigrip“ für die diesjährige Impfsaison den Zuschlag bekommen. Verordnungen für Grippeimpfstoffe von anderen Herstellern sind damit nur in medizinisch begründeten Ausnahmefällen zulässig, beispielsweise beim nasalen Impfstoff für Kinder. Impfung vor allem bei Schwangeren wichtig Die Hamburger Gesundheitsbehörde empfiehlt besonders über 60-Jährigen und Risikogruppen mit einem geschwächten Immunsystem sich impfen zu lassen. „Grundsätzliche raten wir allen zur einer Impfung“, sagt Roland Ahrendt von der Hamburger Gesundheitsbehörde. „Besonders wichtig ist eine Impfung auch bei Schwangeren ab der 12. Schwangerschaftswoche und bei Personen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko wie Krankenschwestern.“ In diesen Fällen übernehmen meist auch die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Immunisierung. Für alle anderen kostet eine Impfung zwischen 20 und 30 Euro. Der Impfschutz hält bis zu zwölf Monate. Die „Ständige Impfkommission“ des Robert-Koch-Instituts rät, sich in den Monaten Oktober und November impfen zu lassen, damit sich ein ausreichender Impfschutz aufbauen kann. Die eigentliche Grippewelle beginnt in der Regel erst Anfang Januar und dauert bis Ende März. Der Impfschutz hält sechs bis zwölf Monate an, sodass innerhalb einer Grippesaison keine weitere Auffrischung der Impfung nötig ist. Kritiker warnen hingegen vor unerwünschten Nebenwirkungen der Impfung und weisen daraufhin, dass eine Impfung keinen kompletten Schutz gegen neue Grippeviren bietet. Zu Lieferengpässen soll es dieses Jahr nicht kommen Aufgrund der Erfahrungen aus dem Vorjahr, hat der Hersteller bereits einen Monat früher mit der Produktion begonnen und sich verpflichtet, eventuellen Lieferengpässen frühzeitig zu begegnen. Im vergangenen Jahr war es in vielen Bundesländern zu Lieferschwierigkeiten mit dem Grippe-Impfstoff des Pharmakonzerns Novartis gekommen. Später musste ein Teil des Serums wegen des Verdachts auf Verunreinigungen zurückgerufen werden. Deutsche kennen ihren Impfstatus nicht. Eine aktuelle Umfrage der Betriebskrankenkasse Mobil Oil ergibt, dass zwar für knapp 80 Prozent aller Bundesbürger ein aktueller Impfschutz wichtig ist, jedoch kennen nur 39 Prozent der Deutschen kennen ihren Impfstatus vollständig. Insgesamt 14 Prozent der Befragten kennen den eigenen Impfstatus überhaupt nicht. | Daniel Schaefer | Das Impfchaos des vergangenen Jahres ist vielen noch in unangenehmer Erinnerung geblieben. In diesem Winter soll alles reibungslos funktionieren. Bereits jetzt sind rund 280.000 Impf-Einheiten vorbestellt. | Regionales | Hamburg | 2013-09-25T12:37:07Z | 2015-10-15T13:25:29Z | Hamburg rüstet sich für die Grippewelle | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article120376460/Hamburg-ruestet-sich-fuer-die-Grippewelle.html |
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„Die Formel des Glücks“: So vermeidet man die ewigen Grübeleien | Jeder kennt das. Das ewige Gegrübel, das einen nicht loslässt. Man wünscht sich nichts sehnlicher, als es per Knopfdruck ausschalten zu können. Mo Gawdat, Chief Business Officer bei Google [X] , hat sich das selber beigebracht. Vor drei Jahren verlor er überraschend seinen Sohn Ali bei einer Routine-Operation. Ein großer Schock für ihn und den Rest der Familie, den Gawdat auf ungewöhnliche Weise verarbeitet hat. Er begab sich auf die Suche nach dem Glück - und fand es. Als Ingenieur schien ihm der logische Weg, eine Gleichung dafür aufzustellen, die er in seinem neuen Buch “Die Formel des Glücks“ auflöst. Ein Kapitel im Buch widmet sich dem ewigen Grübeln, das uns laut Gawdat daran hindert, positive Gedanken zu entwickeln. Um in der heutigen Welt gut zu funktionieren, müssen Sie unterscheiden, was für Sie und was gegen Sie arbeitet. Während es sich manchmal so anfühlt, als wären alle unsere Gedanken ein endloser Strom nutzlosen Geplappers, ist es eine Tatsache, dass unsere nützlichsten Gedanken für gewöhnlich still sind. Unser Gehirn erzeugt drei Arten von Gedanken: erkenntnisreiche (verlinkt auf /icon/partnerschaft/article159688506/Zehn-Fragen-die-zeigen-wer-wirklich-klug-ist.html) (für die Problemlösung), empirische (auf die vorliegende Aufgabe fokussiert) und narrative (Geplapper). Diese drei Arten sind so voneinander verschieden, dass sie in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns stattfinden. Eine Studie von Forschern an der MIT aus dem Jahr 2009 erläuterte, wie erkenntnisreiches Denken funktioniert. Die Gehirnsignale der Teilnehmer wurden aufgezeichnet, während sie Wörterrätsel lösten. Die Probanden wurden aufgefordert, die Antworten laut zu nennen, sobald sie zu einer Lösung gekommen waren. Die Ergebnisse zeigten, dass zwei Areale des Gehirns, beide auf der rechten Seite, an der Lösung des Rätsels beteiligt sind. Die eine Gehirnregion arbeitet im Hintergrund, doch die Antwort wird uns als Gedanke in der anderen Region bewusst – bis zu acht Sekunden später. Was noch interessanter ist: Die beiden Bereiche, in denen diese Form nützlichen Denkens auftritt, unterscheiden sich sehr stark von den Regionen, in denen das unablässige Grübeln stattfindet. Das belegte eine 2007 an der Universität von Toronto durchgeführte Studie, bei der Wissenschaftler die Gehirnfunktionen von zwei Teilnehmergruppen überwachten: Die einen waren Neulinge mit einem unaufhaltsamen Strom von Gedanken, die anderen hatten einen achtwöchigen Kurs besucht und darin gelernt, ihre Aufmerksamkeit stärker auf die Gegenwart zu fokussieren. Die Studie zeigte, dass die Grübeleien (verlinkt auf /icon/partnerschaft/article163739157/Die-Lauten-koennen-von-den-Stillen-so-viel-lernen.html) der ersten Gruppe die in der Mitte des Gehirns liegen - den Bereiche aktivierten, während die zweite Gruppe (die darin geübt war, ihre Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten) die rechte Gehirnhälfte aktivierte und damit einen anderen Bereich als den für das erkenntnisreiche Denken. Jetzt kommt die gute Nachricht: Unablässiges Grübeln, bei dem es sich um eine einfache Gehirnfunktion handelt, ist ein überzeugender Beweis dafür, dass unsere Gedanken in keinster Weise das sind, was wir selbst sind – sie definieren uns nicht. Noch mal: Sie sind nicht Ihre Gedanken. Ihr Gehirn erzeugt Gedanken, um Ihnen einen Dienst zu erweisen. Und die Tatsache, dass jede dieser verschiedenen Gedankenformen in komplett unterschiedlichen Gehirnbereichen stattfindet, bedeutet, dass wir trainieren können, mehr die eine oder die andere Form zu nutzen. Wir müssen eine Menge Aufmerksamkeit auf die Gegenwart lenken, wenn wir Aufgaben durchführen, und wir brauchen die Problemlösung. Das sind sehr nützliche Funktionen. Was wir dagegen nicht brauchen, ist die narrative Komponente des Denkens, dieses nutzlose, endlose Geschnatter – das, was uns immer ein bisschen irre vorkommt und uns im Leiden gefangen hält. Ihr Gehirn gehört zur Kategorie der kontrollierbaren Vorrichtungen, denn Sie haben die Teilkontrolle darüber. Sie können es anweisen, was es denken soll, wie es denken soll und sogar mit dem Denken ganz aufzuhören. Sie müssen diese Kontrolle nur üben, bis Sie sie beherrschen. Das ist möglich. Sind das nicht unglaubliche Nachrichten? Es gibt jedoch ein wichtiges Detail zu beachten: Tiefer gehende Gedanken finden im unbewussten Teil Ihres Gehirns statt. Anders als ihr bewusster Verstand, der mit Worten agiert, entwickelte sich Ihr Unbewusstes lange bevor Sie Worte nutzen konnten; seine Währung sind also Bilder und Empfindungen. Das ist wichtig, denn es gibt kein Bild, das mit dem Wort kein verbunden wird. Ihr Unbewusstes kann eine Negation nicht verarbeiten. In Ihrem Bewusstsein können Sie ein Konzept negieren, zum Beispiel bei »kein Leiden«. Aber Ihr Unterbewusstsein (verlinkt auf /icon/partnerschaft/article160818173/Aus-welchen-Gruenden-entlieben-wir-uns-eigentlich.html) übernimmt lediglich das Konzept und denkt das Wort, das es versteht – genau jenes Wort, das Sie negieren wollen: Leiden. Statt ein Konzept zu negieren, müssen Sie es durch sein Gegenteil ersetzen. Was Ihr Unterbewusstsein angeht, so kann es sich unter kein Leiden nichts vorstellen; Sie können nur an Glück denken. Statt also darüber nachzudenken, einen ungeliebten Job nicht auszuüben, stellen Sie sich lieber vor, in einem ganz anderen Beruf zu arbeiten. Statt darüber nachzudenken, eine Beziehung zu beenden, denken Sie an die neue, die Sie gerne beginnen möchten. Das ist die Methode, mit der Sie Ihre Gedanken in glückliche verwandeln. Glück findet sich immer in der positiven Seite eines Konzepts. Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/?fref=ts) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) . | Mo Gawdat | Der Google-Mitarbeiter Mo Gawdat will „Die Formel des Glücks“ gefunden haben, darum dreht sich sein gleichnamiges Buch. In dem schreibt er auch, wie man ewiges Nachgrübeln abstellen kann. Ein Auszug. | Iconist | Partnerschaft | 2017-12-01T06:26:15Z | 2017-12-01T06:26:15Z | So verwandeln Sie negative Gedanken in glückliche | https://www.welt.de/icon/partnerschaft/article171130555/So-verwandeln-Sie-negative-Gedanken-in-glueckliche.html |
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NRW: Hannelore Kraft tritt nach Wahlniederlage von allen Ämtern zurück | Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft tritt nach dem Wahldebakel ihrer Partei vom SPD-Landesvorsitz sowie als stellvertretende Bundesvorsitzende zurück. „Die Entscheidungen, die getroffen worden sind, dafür übernehme ich persönlich die Verantwortung, und deshalb werde ich mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Landesvorsitzende der SPD und als stellvertretende Bundesvorsitzende zurücktreten, damit die NRW-SPD eine Chance auf einen Neuanfang hat.“ Sie danke der Partei, die gekämpft habe, ergänzte die 55-Jährige. Die SPD habe aber das Vertrauen der Wähler nicht mehr gewinnen können. Beim Wahlkampf sei es vor allem um landespolitische Themen gegangen. In der “Tagesschau“ sagte Kraft allerdings, dass sie als normale Landtagsabgeordnete im Düsseldorfer Parlament bleiben wolle. Sie hoffe, dass sie ihren Wahlkreis in Mülheim an der Ruhr gewinne und dann direkt in das Landesparlament einziehe. Laschet: „Guter Tag für Nordrhein-Westfalen“ Die CDU wird nach einer dramatischen Aufholjagd mit Armin Laschet den nächsten Ministerpräsidenten stellen. „Heute ist ein guter Tag für Nordrhein-Westfalen“, sagte Laschet. Überraschend könnte neben einer großen Koalition auch ein Bündnis von CDU und FDP möglich werden. Bei der SPD-Wahlparty verharrten die Genossen in Schockstarre, als die ersten Zahlen verkündet wurden. Die Sozialdemokraten verbuchen in ihrer einstigen Hochburg wohl ihr schlechtestes Landtagswahl-Ergebnis seit der Gründung Nordrhein-Westfalens. „Ich habe mein Bestes gegeben“, sagte Kraft. „Es gab einen engagierten Wahlkampf, aber es hat nicht gereicht.“ An die Adresse von Laschet sagte sie: „Ich wünsche ihm eine gute Hand für unser Land.“ Gut vier Monate vor der Bundestagswahl (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bundestagswahl/) gilt das NRW-Ergebnis auch als Tiefschlag für SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Die CDU konnte hingegen einen der größten Zugewinne in der NRW-Geschichte hinlegen. „Wir haben zwei Wahlziele gehabt: Rot-Grün zu beenden und stärkste politische Partei zu werden. Und beides ist gelungen“, sagte Laschet unter dem Jubel seiner Anhänger in Düsseldorf. Bestes FDP-Ergebnis seit 50 Jahren Die FDP feierte ihr bestes NRW-Ergebnis seit 50 Jahren. Die Linken mussten hingegen um den Einzug in den Landtag bangen. Sollten sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, könnte sogar ein schwarz-gelbes Regierungsbündnis eine Mehrheit haben. Die bislang in NRW mitregierenden Grünen mussten am Sonntagabend zeitweise sogar um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. „Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagte NRW-Chefin Sylvia Löhrmann, die in einer künftigen Fraktion keinen Posten übernehmen will. Auch die Grünen hätten als Koalitionspartner der SPD einen Anteil an der Niederlage und müssten die Fehler nun aufarbeiten. Die CDU verbesserte sich laut Hochrechnungen von ARD und ZDF um etwa siebeneinhalb Punkte auf 33,7 bis 33,8 Prozent. Die SPD verlor etwa acht Punkte und erreichte nur noch 30,8 bis 31,1 Prozent. Die FDP legte auf rund zwölf Prozent zu. Die AfD erzielte auf Anhieb 7,4 bis 7,8 Prozent, die Rechtspopulisten zogen damit in das 13. Landesparlament in Folge ein. Die Grünen verloren mehr als fünf Punkte auf 6,1 bis 6,2 Prozent. Die Wahl hatte die Menschen in NRW deutlich stärker mobilisiert als in den vergangenen Jahren. Laut ZDF gaben 66 Prozent der Bürger ihre Stimme ab, vor fünf Jahren waren es nur 59,6 Prozent. Insgesamt waren 13,1 Millionen Bürger des Landes zur Wahl aufgerufen, darunter auch etwa 840.000 Erstwähler. Sie konnten sich zwischen 31 Parteien entscheiden. | WELT | Eine halbe Stunde nachdem die SPD ihr schlechtestes NRW-Ergebnis eingefahren hat, zieht Hannelore Kraft die Konsequenzen. Mit sofortiger Wirkung tritt sie von ihren Parteiämtern zurück - will aber in den Landtag einziehen. | Politik | Deutschland | 2017-05-14T18:42:00Z | 2017-06-30T07:23:09Z | Kraft tritt von allen Ämtern zurück - will aber Abgeordnete bleiben | https://www.welt.de//politik/deutschland/article164564107/Hannelore-Kraft-tritt-von-allen-Aemtern-zurueck.html |
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„Touch Me Not“: Wie gut ist der Sexfilm, der die Berlinale gewann? | Am Anfang steht nackte Haut, aus der schwarzes Haar wächst. Die Kamera ist so nahe an ihrem Objekt, dass man zunächst nicht weiß, um welches Körperteil es sich handelt. Dann setzt sie sich in Bewegung, fährt das Bein des liegenden Mannes entlang, immer weiter hoch, passiert Penis, Bauch und Brustwarze und macht dann halt. Das Gesicht bekommen wir nicht zu sehen. „Touch Me Not“, der rumänisch-deutsch-tschechisch-bulgarisch-französische englischsprachige Gewinner des Goldenen Bären der Berlinale benötigt nur zwei Minuten, um sein Programm für die folgenden zwei Stunden vorzustellen. Der Körper. Die Nähe. Die Intimität. Das genaue Hinsehen. Man muss sich bei „Touch Me Not“ von allem verabschieden, was man bisher für zentrale Bestandteile eines Kinofilms gehalten hat. Von der Geschichte mit Konflikt und Lösung. Von Charakteren, die wir lieben oder hassen. Von der Grenze zwischen Fiktivem und Dokumentarischem. Von der Trennung von vor und hinter der Kamera. Es gibt lediglich eine etwa 50-jährige Frau namens Laura, die sich aufmacht zu ergründen, warum ihr jede Berührung mit anderen Körpern ein Graus ist. Die Prämisse liest sich ein wenig wie bei den „Aufklärungsfilmen“ der späten Sechzigerjahre, aber was damals pure Heuchelei war, meint die 38-jährige rumänische Regisseurin Adina Pintilie tödlich ernst: Die Zuschauer erhalten eine Einladung zur hochnotpeinlichen Selbstbefragung, werden unfreiwillige Mitglieder einer Therapiegruppe. Laura redet mit einem Therapeuten, bestellt einen Callboy und besucht einen Workshop für Körperwahrnehmung. Wir sehen Menschen im besten Alter mit ganz normalen Körpern (im Gegensatz zu den Hochglanzbodys herkömmlicher Filme), die sich an diversen Sexpraktiken probieren. Wir sehen auch den gehandicapten Christian, der offen über sein Sexleben spricht. Pintilies Film erforscht die unterschiedlichsten Sexualitätskonstellationen, von der Transsexualität über Sex von Schwerbehinderten bis zu einer BDSM-Sitzung. Es geht der Filmemacherin darum, uns mit antrainierten Meinungen und Vorstellungen von Intimität zu konfrontieren und davon zu befreien. „Touch Me Not“ wirkt wie ein Laborversuch, ist in kühles Weiß getaucht. Es ist kein klassischer Spiel- und kein klassischer Dokumentarfilm, am besten trifft ihn die Kategorie Experimentalfilm. Pintilie ist Kuratorin des Bukarester Festivals für Experimentalfilm. Man könnte auch eine neue Kategorie einführen: den Therapiefilm. Das Enervierende an „Touch Me Not“ ist nicht das Austesten von Schamgrenzen und die Sezierung von Intimität. Was einen rasend machen kann (verlinkt auf /kultur/article173888803/Touch-me-not-Berlinale-Zu-heftiger-Sex-Szenen-Zuschauer-verlassen-Kinosaal.html) , sind der permanente Therapiesprech, Blasen wie „Feiere deine Sexualität“ sowie diese Pseudoerkenntnisse über die Natur von Intimität, die Pintilie mithilfe von Schauspielern (Laura Benson) und Laien (Christian Bayerlein, Betreiber des Blogs „Kissability“) erarbeitet. Zwischen der Banalität der Botschaft und der Strenge der Inszenierung klafft in „Touch Me Not“ ein weiter Abgrund. Pintilie weiß, wie man Menschen und Räume inszeniert, in Zweier- und in Gruppenbildern, entlang klarer Linien, gestaffelt in den Bildebenen. Dass sie sich selbst in ihre Betrachtung einbezieht, statt über dem Gegenstand ihrer Untersuchung zu stehen, ist nur konsequent. Deshalb wechselt sie zuweilen vor die Linse, gibt die Macht des Kamerablickes auf und bekennt sich als Objekt. „Ich wollte herausfinden, was Intimität ist“, sagte die Regisseurin bei der Pressekonferenz. Es sei eine Forschungsarbeit gewesen, ein siebenjähriger Prozess. Darin liegt die Signifikanz dieser Bären-Vergabe. Es geht nicht mehr um die Geschichte, sondern um den Prozess. Es hat den Anschein, als sei das schönste Geschichtenerzählmedium aller Zeiten, der Film, des Geschichtenerzählens müde geworden. Es flüchtet sich in die Fantastik (die Comicverfilmungen), ins Extremerzählen (die endlosen Serien) – oder in die Kunst, wo die Versuchsanordnung alles ist. Die Darsteller von „Touch Me Not“ schauspielern nicht mehr, die Fiktion ist über Bord geworfen, jeder Mitwirkende hat seine Seele geöffnet. Der junge Mann mit den wimpernlosen Augen, der als Kind durch Krankheit all seine Haare verlor, bringt es auf den Punkt: „Es ist, als ob man eine Maske weniger trägt.“ Das Kino, das in der klassischen Form eine Maskierung auf allen Ebenen war, lässt seine Masken fallen, und siehe da, darunter ist es nackt. Und öde. Und unsinnlich. Wie man Intimität sinnlich erforscht, hat Patrice Chéreau bereits vor 17 Jahren mit seinem Bären-Gewinner „Intimacy“ gezeigt. Ein Film wie „Touch Me Not“ wäre früher im Panorama der Berlinale gelaufen, in jüngerer Vergangenheit auch im Forum Expanded. Noch nie hat ein ähnlicher Film ein großes Festival gewonnen. Die letzte vergleichbare Schockentscheidung einer Berlinale-Jury liegt drei Jahrzehnte zurück. Damals erhielt Reinhard Hauffs „Stammheim“ den Goldenen Bären, ein Film, der zwei unmenschliche Sprachen aufeinanderprallen ließ, die des Terrorismus und jene der Justiz. Damals distanzierte sich die Jury-Präsidentin Gina Lollobrigida von der Entscheidung ihrer Kollegen. Die anderen Berlinale-Preise sind dieses Jahr leichter herleitbar. Ein Preis geht immer ans amerikanische Kino, diesmal an Wes Anderson für seine Regie von „Isle Of Dogs“. Die Russen wurden dekoriert, konkret Elena Okopnaya für ihre Kostüme zu „Dovlavtov“, die Polin Malgorzata Szumowska erhielt den Großen Preis der Jury für „Twarz“. Die europäische Kinogroßmacht Frankreich wurde berücksichtigt, der junge Anthony Bajon bekam den Darstellerpreis. Das aufstrebende südamerikanische Kino erhielt drei Preise: Die paraguayische Theaterschauspielerin Ana Brun wurde für „Las Herederas“ – ihren ersten Film – beste Darstellerin, „Las Herederas“ gewann auch den Alfred-Bauer-Preis für „neue Perspektiven der Filmkunst“, und die Mexikaner Manuel Alcalá und Alonso Ruizpalacios erhielten die Ehrung für ihr Drehbuch zu „Museo“. Das klingt nach Proporz und ist es letztlich auch, heißt aber absolut nicht, dass die Geehrten ihre Ehrungen nicht verdient hätten. Nur: Es hätte auch andere Kandidaten gegeben. Die großen Verlierer waren die Deutschen, die mit gleich vier Filmen im Wettbewerb vertreten waren. Das ist viel, und im Gegensatz zu früheren Jahren hatte es jeder deutsche Beitrag auch verdient, dort zu sein: Christian Petzolds Flüchtlingsparabel „Transit“, Emily Atefs Starkonstruktion/-dekonstruktion „3 Tage in Quiberon“, Philip Grönings sich lustvoll alle Freiheiten nehmender „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ sowie Thomas Stubers leises Gabelstaplerdrama „In den Gängen“. Das ist die Frage, die sich Jurypräsident Tom Tykwer noch jahrelang wird gefallen lassen müssen: Warum kein Einziger von denen? | Hanns-Georg Rodek | Nie zuvor gewann ein ähnlicher Film ein Festival: Der Berlinale-Sieger „Touch Me Not“ zeigt Sex und Intimität so drastisch, dass Zuschauer den Saal verließen. Ist das preiswürdig? Eine Rezension. | Kultur | Film | 2018-02-25T13:20:58Z | 2018-02-26T08:09:22Z | Wie gut ist der Sexfilm, der die Berlinale gewann? | https://www.welt.de//kultur/kino/article173936389/Touch-Me-Not-Wie-gut-ist-der-Sexfilm-der-die-Berlinale-gewann.html |
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Syrien: Islamisten wollen Rache für Assads „Chemiebombe“ | Die islamistische Nusra-Front hat im Internet nach dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Syrien Rache an den Alawiten angekündigt. „Für jede Chemiebombe, die auf unsere Leute in Damaskus gefallen ist, wird eines ihrer Dörfer zahlen, so Gott will“, sagte der Chef der Vereinigung, Abu Mohammed al-Golani in einem am Sonntag veröffentlichten Radiobeitrag. „Zusätzlich werden wir 1000 Raketen vorbereiten, die wir auf ihre Städte feuern, um das Massaker in Ghuta bei Damaskus zu rächen.“ Regierung und Rebellen beschuldigen sich gegenseitig, am Mittwoch Giftgas in dem von Aufständischen gehaltenen Vorort der Hauptstadt Damaskus eingesetzt zu haben. Dabei kamen Hunderte Menschen ums Leben. Die Nusra-Front (verlinkt auf /politik/ausland/article118577260/Jetzt-machen-die-Kurden-in-Syrien-mobil.html) steht der islamischen Extremistenorganisation al-Qaida nahe. Die Alawiten gehören zur gleichen Glaubensgruppe wie der syrische Präsident Baschar al-Assad. Der seit zwei Jahren währende Aufstand in Syrien hat sich zu einem Bürgerkrieg mit Zügen eines religiösen Konflikts zwischen Sunniten und Alawiten ausgewachsen. Zugang für Inspektoren gewährt Die syrische Regierung will UN-Chemiewaffeninspektoren (verlinkt auf /politik/ausland/article119350622/Deutsche-UN-Diplomatin-soll-Druck-auf-Assad-machen.html) Zugang zu den Dörfern gewähren, die am vergangenen Mittwoch mit Giftgas bombardiert worden sein sollen. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete am Sonntag unter Berufung auf das Außenministerium, man habe eine entsprechende Einigung mit den Vereinten Nationen erzielt. Wann die Untersuchung in dem Bezirk östlich von Damaskus beginnen soll, wurde nicht gesagt. Die Sicherheitslage in dem umkämpften Gebiet gilt als sehr schlecht. Die Opposition hatte am Samstag erklärt, sie könne im Rebellengebiet die Sicherheit der UN-Experten gewährleisten. | WELT | „Für jede Chemiebombe wird eines ihrer Dörfer zahlen“, kündigt die syrische Al-Nusra-Front an. Damaskus verspricht jetzt UN-Inspektoren Zugang zu den mutmaßlich mit Giftgas bombardierten Dörfern. | Politik | Ausland | 2013-08-25T13:44:52Z | 2017-08-23T02:41:28Z | Islamisten wollen Rache für Assads „Chemiebombe“ | https://www.welt.de//politik/ausland/article119366845/Islamisten-wollen-Rache-fuer-Assads-Chemiebombe.html |
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So funktioniert das Hirn-Stress-Mess-Gerät | "Melomind" heißt die Erfindung, die ein französisches Start-Up auf der CES präsentiert. Das Gerät misst die elektrische Hirnaktivität – und zeigt dem Anwender, wie gestresst sein Gehirn gerade ist | WELT | "Melomind" heißt die Erfindung, die ein französisches Start-Up auf der CES präsentiert. Das Gerät misst die elektrische Hirnaktivität – und zeigt dem Anwender, wie gestresst sein Gehirn gerade ist | 2015-01-07T11:58:00Z | 2016-12-17T13:34:19Z | So funktioniert das Hirn-Stress-Mess-Gerät | https://www.welt.de//videos/video136085493/So-funktioniert-das-Hirn-Stress-Mess-Geraet.html |
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Alt-68er: Freunde nehmen in Berlin Abschied von Fritz Teufel | Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin haben am Donnerstag Freunde und Weggefährten Abschied von Fritz Teufel genommen. Der prominente Vertreter der 68er-Bewegung war am 6. Juli im Alter von 67 Jahren gestorben. Das frühere Mitglied der Kommune 1 in Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) hatte lange an der Parkinson-Krankheit gelitten. Der Schriftsteller und einstige Mit-Kommunarde Ulrich Enzensberger würdigte Teufel in seiner Trauerrede als einen bescheidenen Menschen, der mit viel Mutterwitz und Zivilcourage für seine Überzeugungen eingetreten sei. Ende der 60er Jahre war der gebürtige Schwabe Teufel mit provozierenden Aktionen bekanntgeworden. Insgesamt verbrachte er acht Jahre im Gefängnis, unter anderem als Mitglied der terroristischen „Bewegung 2. Juni“. Zu der Trauerfeier hatten sich unter anderen Teufels frühere Mit-Kommunarden Rainer Langhans und Dieter Kunzelmann eingefunden. Auch die einstigen Terroristen Inge Viett und Ralf Reinders aus der „Bewegung 2. Juni“ sowie die frühere RAF-Terroristin Astrid Proll waren unter den Gästen der Trauerfeier. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte sind viele Prominente begraben, darunter die Dramatiker Bertolt Brecht und Heiner Müller sowie der frühere Bundespräsident Johannes Rau. Der Termin für die Urnenbeisetzung Teufels wurde nicht bekanntgegeben. | WELT | Mit einer Trauerfeier auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin haben Freunde und Weggefährten Abschied von Fritz Teufel genommen. Der Ex-Kommunarde war Anfang Juli an Parkinson gestorben. | Regionales | Berlin & Brandenburg | 2010-07-15T13:07:15Z | 2013-09-16T18:37:02Z | Freunde nehmen in Berlin Abschied von Fritz Teufel | https://www.welt.de//regionales/berlin/article8480644/Freunde-nehmen-in-Berlin-Abschied-von-Fritz-Teufel.html |
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Yahoo: So scheiterte Marissa Mayer bei der Rettung | Yahoo wird abgewickelt: Mit dem Verkauf des Webgeschäfts an Verizon soll Marissa Mayer das Yahoo-Board verlassen – und Rest-Yahoo in Altaba umbenannt werden (verlinkt auf http://t3n.de/news/marissa-mayer-yahoo-783928/) . Bereits im Februar 2016 stellte Chefin Marissa Mayer das Unternehmen zum Verkauf (verlinkt auf http://t3n.de/news/marissa-mayer-stellt-yahoo-676430/) . Ihre Strategie, viel Geld für die Übernahme starker Marken (verlinkt auf http://t3n.de/news/yahoo-gesprach-tumblr-kaufpreis-465721/) wie Blog-Plattform Tumblr in die Hand zu nehmen, ist gescheitert. Vom einstigen Web-Pionier der 90er ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Redaktion zeichnet die Chronik des Niedergangs nach. Die Anfänge 1994 arbeiten die beiden Yahoo-Gründer David Filo und Jerry Yang, damals Doktoranden an der Universität Stanford, an einer Navigationshilfe für das noch junge World Wide Web, ein grafischer Dienst auf Basis des Internets. Die beiden erstellen einen Katalog für Web-Adressen: „Jerry and David’s Guide to the World Wide Web“. Dabei bemerken sie, wie schnell das Angebot des WWW in dieser Phase wächst. Filo und Yang wird klar, das der Web-Katalog ein Geschäft werden könnte. Im Herbst 1994 rufen bereits 100.000 Nutzer ihren Katalog mehr als eine Million mal auf. Also machen sie Ernst: 1995 wird Yahoo als Unternehmen gegründet. Yahoos Aufstieg im Dotcom-Hype Es ist die Zeit des Dotcom-Booms, das World Wide Web wächst explosionsartig, und unter Gründern im Silicon Valley herrscht Goldgräberstimmung. Auch das Geld der Investoren sitzt in dieser Zeit locker, zahlreiche Anleger wollen die Geschäftsmöglichkeiten im noch jungen Internet nicht verpassen. Noch im Gründungsjahr wird Yahoo zu einer Aktiengesellschaft, bereits 1996 folgt der Börsengang. Schon zuvor beginnt Yahoo mit der internationalen Expansion: Im Januar 1996 wird Yahoo Deutschland gegründet. Es folgen noch im selben Jahr Japan, Großbritannien und Frankreich – dann Singapur, Australien, Südkorea, Dänemark, Norwegen und Schweden 1997. Das Web boomt, Geld verdient Yahoo mit den stark nachgefragten Online-Anzeigen. Bis zum Höhepunkt des Dotcom-Booms im Jahr 2000 steigt der Aktienkurs auf immer neue Rekordwerte. Dann ist die Party jäh vorbei: Mit dem Platzen der Dotcom-Blase brechen auch die Einnahmen aus der Werbung ein. Google kommt Unter dem neuen CEO Terry Semel ändert Yahoo seine Strategie und bietet erste kostenpflichtige Dienste an. Yahoo kauft Unternehmen wie den Bilderdienst Flickr (verlinkt auf http://t3n.de/news/flickr-uploader-kostenpflichtig-687673/) dazu, der bis heute zu den erfolgreichsten Diensten von Yahoo gehört. Wer große Dateien bei Flickr hochladen will, muss dafür zahlen. Dennoch wird die Abhängigkeit von Online-Werbung nicht wesentlich geringer. Bei der Websuche wird Yahoo nach und nach von Konkurrenten an den Rand gedrängt. Erst setzt Yahoo die Suchtechnologie des damaligen Marktführers Altavista (verlinkt auf http://t3n.de/news/geschichte-websuche-infografik-479148/) ein, dann die von Google – dem damals äußerst erfolgreichen Emporkömmling unter den Websuchmaschinen, der erst 1998 gegründet wurde. Ab 2004 nutzt Yahoo wieder seine eigenen Suchalgorithmen, die aber vor allem mit Googles Ansatz schon lange nicht mehr mithalten können. Yahoos Problem: Mit dem damals von Google eingeführten Pagerank (verlinkt auf http://t3n.de/news/google-pagerank-update-570588/) werden Suchergebnisse deutlich besser nach ihrer Relevanz sortiert als bei allen bisher bekannten Suchmaschinen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/suchmaschinen/) im Web. Nur in Japan bleibt Yahoo als Suchmaschine (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/suchmaschinen/) noch lange relevant, weil sie gut mit den japanischen Zeichen umgehen kann. Alibaba und das Gezerre mit Microsoft Den richtigen Riecher hat Yahoo noch einmal 2005: Damals steigt der Konzern für eine Milliarde Dollar beim chinesischen Online-Händler-Portal Alibaba ein – ein Investment, das sich später noch auszahlen wird. Schon im Mai 2012 beginnt Yahoo allerdings damit, seine Anteile an dem inzwischen deutlich im Wert gestiegenen Portal zu versilbern und hält seitdem nur noch 20 Prozent an Alibaba. Ab 2007 hat Microsoft ein gesteigertes Interesse an Yahoo. Der Windows- und Office-Konzern will endlich ein Standbein im Web aufbauen. Erst wird über eine Fusion verhandelt, die vonseiten Yahoos abgebrochen wird. Dann will Microsoft die Übernahme mit Gewalt und bietet den Aktionären die aus heutiger Sicht unglaubliche Summe von 44 Milliarden Dollar für den Konzern. Dabei hat Yahoo damals die besten Zeiten schon längst hinter sich, Google dominiert die Websuche und das Geschäft mit der Online-Werbung. Trotzdem fordert Yahoo neun Euro mehr pro Aktie. Im Mai 2008 gibt Microsoft schließlich auf, die Übernahme ist abgewendet. 2009 folgt dann eine strategische Allianz mit Microsoft im Bereich der Websuche. Microsoft hat inzwischen die eigene Suchmaschine Bing entwickelt und integriert Technologien von Yahoo, um Bing zu verbessern. Es hilft nichts: Google bleibt der Platzhirsch bei den Websuchmaschinen. Für Yahoo beginnt ein schrittweiser wirtschaftlicher Abstieg. Das Unternehmen bleibt von Online-Werbung abhängig – und auch hier wird Google dominanter. Auch die Marke verliert immer weiter an Strahlkraft. Der Aktienkurs wird vor allem durch die Alibaba-Investition gestützt. Marissa Mayer übernimmt Im Mai 2012 tritt Scott Thompson als CEO ab – überschattet von einem Skandal: Er gab einen akademischen Titel in seinem Lebenslauf an, den er nie erworben hatte. Nach einem Interims-CEO übernimmt Marissa Mayer (verlinkt auf http://t3n.de/news/sexismus-vorwurf-yahoo-676786/) die Geschäfte bei Yahoo, damals ein Hoffnungszeichen. Mayer ist als Google-Managerin bekannt, sie war Mitarbeiterin Nummer 20. Mayer gilt bei Google als intelligent und ehrgeizig. Sie war dort als Produktmanagerin an der Gestaltung erfolgreicher Produkte wie Google News und Gmail maßgeblich beteiligt. Als Managerin kümmert sie sich in der Regel mehr um Produkte und User Experience als um das Geschäftliche, berichten Ex-Mitarbeiter (verlinkt auf http://www.businessinsider.com/marissa-mayer-biography-2013-8?IR=T) . Doch für Yahoo muss das nichts Schlechtes heißen: Das Unternehmen benötigt dringend Produkte, die Nutzer begeistern. Tatsächlich fährt Mayer als neue Chefin keinen reinen Sanierungs- und Kürzungskurs, sondern setzt im Gegenteil auf Expansion. Yahoo soll zum digitalen Anbieter von Inhalten werden – und kauft kräftig zu. Den vor allem bei Jugendlichen beliebten Microblogger-Dienst Tumblr lässt sich Yahoo 1,1 Milliarden Dollar kosten. Den 17-jährigen Entwickler der News-App Summly macht Yahoo im selben Jahr zum Multimillionär (verlinkt auf http://t3n.de/news/yahoo-kauft-summly-macht-453079/) , indem es die App (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/apps/) laut Medienberichten für rund 30 Millionen Dollar kauft. Von der „New York Times“ wird der bekannte Tech-Journalist David Pogue abgeworben. Yahoo will Anbieter digitaler Magazine für beliebte Sparten-Themen wie Technologie und Essen werden. Zielgruppe sind normale Konsumenten – Geld verdienen will Yahoo vor allem über native Werbung (verlinkt auf http://t3n.de/news/native-advertising-beispiele-ads-655641/) , also Anzeigen im Gewand von Artikeln. Ab 2014 produziert Yahoo sogar zwei Comedyserien und sichert sich die Rechte an der sechsten Staffel der Serie „Community“. Mayers Expansions-Strategie scheitert Mayers Strategie kann als gescheitert gelten. Die Tumblr-Übernahme erweist sich nach und nach als teurer Fehlkauf – schrittweise schreibt Yahoo den größeren Teil der Kaufsumme ab. Die Videoplattform Yahoo Screens wird Anfang 2016 eingestellt. Ende 2015 nimmt der Druck einiger Großaktionäre Überhand: Mayer kündigt an, dass der für viele Aktionäre interessante Anteil an Alibaba im ursprünglichen Unternehmen verbleiben und das eigentliche operative Kerngeschäft von Yahoo abgespalten und entweder verkauft oder an die Börse gehen soll (verlinkt auf http://t3n.de/news/marissa-mayer-stellt-yahoo-676430/) . Nach mehreren Monaten auf Käufersuche verkündet Yahoo im Juli 2016 offiziell die geplante Übernahme des Webgeschäfts durch den US-Mobilfunkriesen Verizon für 4,83 Milliarden Dollar (verlinkt auf http://t3n.de/news/aol-verizon-yahoo-kaufen-728746/) . Doch schon bald wird Verizon die Übernahme wieder öffentlich infrage stellen. Sicherheitslücken und Mega-Hack Grund dafür sind weitreichende Hacks von Yahoo-Diensten wie Tumblr und Flickr, die scheibchenweise bekannt werden. Ende 2016 wurde bekannt, in welchen Ausmaß Yahoo-Accounts gehackt wurden (verlinkt auf http://t3n.de/news/yahoo-erneuter-hack-777449/) . Im Sommer desselben Jahres hatte das Unternehmen bereits bestätigt, dass zwei Jahre zuvor 500 Millionen Nutzer-Accounts kompromittiert wurden. Im Dezember 2016 räumte das Unternehmen dann ein, dass bereits im Sommer 2013 Nutzerdaten von einer Milliarde Usern gestohlen wurden. Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten, die gehashte Version von Passwörtern und in manchen Fällen sogar die Sicherheitsfragen und ihre Antworten wurden dabei preisgegeben. Der Rest von Yahoo wird zu Altaba Anfang 2017 kündigt Yahoo an, dass die langjährige Chefin Marissa Mayer das Yahoo-Board verlässt (verlinkt auf http://t3n.de/news/marissa-mayer-yahoo-783928/) . Nach dem geplanten Verkauf an Verizon soll Rest-Yahoo in Altaba umbenannt werden. Altaba wird vor allem aus der Beteiligung an der chinesischen Online-Plattform Alibaba und Yahoo Japan bestehen. Der Deal mit Verizon ist aber immer noch nicht sicher – in der Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC warnt Yahoo auch, dass der Deal noch scheitern könnte. | Stephan Dörner | Yahoo war das Google der 90er-Jahre. Inzwischen geht es nur noch um eine Abwicklung des Internetpioniers. Die gescheiterte CEO Marissa Mayer verlässt das Rest-Unternehmen. Chronik eines Niedergangs. | Wirtschaft | Webwelt & Technik | 2017-01-10T14:59:36Z | 2017-01-11T07:56:50Z | Der unaufhaltsame Abstieg des Web-Pioniers Yahoo | https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article161038776/Der-unaufhaltsame-Abstieg-des-Web-Pioniers-Yahoo.html |
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Schmidts Sprüche : "Jetzt hat Juan Carlos Stress mit eigenem Rüssel" | Der Late-Night-Talker ist noch bis Mai dienstags bis donnerstags um 23.15 Uhr bei Sat.1 auf Sendung. | WELT | Stirnrunzeln bei Harald Schmidt über Spaniens König. Dass nur wenige Ostdeutsche an Gott glauben, wundert ihn jedoch nicht. Denn "Gott ist tot und seine Frau lebt in Chile" sei bei vielen das Credo. | Fernsehen | 2012-04-20T11:55:54Z | 2015-10-04T13:05:04Z | "Jetzt hat Juan Carlos Stress mit eigenem Rüssel" | https://www.welt.de//fernsehen/article106207103/Jetzt-hat-Juan-Carlos-Stress-mit-eigenem-Ruessel.html |
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Auftragspolster: Firmen trotzen Konjunkturflaute – Exporte steigen | Die deutschen Exporte sind im August trotz Schuldenkrise und weltweiter Konjunkturabkühlung (verlinkt auf /wirtschaft/article13650352/Europa-marschiert-in-die-falsche-Richtung.html) mehr als doppelt so stark gestiegen wie erwartet. Sie legten um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, teilte das Statistische Bundesamt mit. Analysten hatten lediglich mit einem saison- und kalenderbereinigten Plus von 1,5 Prozent gerechnet. „Nach zwei durchwachsenen Monaten ist das ein Zeichen dafür, wie gut die deutsche Exportwirtschaft aufgestellt ist", sagte der DIHK-Aussenhandelexperte, Ilja Notnagel. "Die Zahlen belegen, dass sie sich auch in einem schwierigen Umfeld behaupten kann. Wir erwarten für 2011 ein Exportwachstum von elf Prozent. Das Tempo werden wir aber im nächsten Jahr nicht halten können." Alexander Koch, Analyst bei der Unicredit, befürchtet, dass die Auftragspolster aus der ersten Jahreshälfte nur abgebaut werden: "Die Industrie dürfte ihre Produktion aber am Jahresende stark drosseln, weil die Neuaufträge nicht mehr so kräftig zulegen dürften.“ Im Jahresvergleich seien die Ausfuhren im August um 14,6 Prozent gestiegen, teilte das Bundesamt mit. Die Einfuhren kletterten mit 12,6 Prozent ähnlich stark. Der Handelsbilanzüberschuss erhöhte sich von Juli auf August um 1,3 Milliarden auf 11,8 Milliarden Euro. | WELT | Deutsche Firmen verkaufen doppelt soviel ins Ausland wie im Vormonat. Doch die Euro-Krise dürfte die Exporte bald einbrechen lassen. | Wirtschaft | 2011-10-10T08:30:13Z | 2015-09-01T11:33:13Z | Firmen trotzen Konjunkturflaute – Exporte steigen | https://www.welt.de//wirtschaft/article13651306/Firmen-trotzen-Konjunkturflaute-Exporte-steigen.html |
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Zusatzprogramme: Diese Add-ons machen Mozillas Firefox perfekt | Mozillas Firefox (verlinkt auf /wirtschaft/webwelt/article111420644/Mozilla-setzt-bei-Firefox-17-voll-auf-Facebook.html) ist nicht nur ein flinker Browser, den die Entwickler regelmäßig mit neuen Funktionen füttern – er ist dank diverser Add-ons auch an die eigenen Bedürfnisse anpassbar. Die Redaktion zeigt auf Basis der Mozilla-Platzierungen, welche Add-ons bei den Firefox-Nutzern am beliebtesten sind. Unter den 40 am häufigsten installierten Zusatzprogrammen befinden sich Download-Manager, Wetterradar, FTP-Server-Zugang, Übersetzer, Webseiten-Tester – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die Installation von Add-ons für Firefox ist meist eine Sache von Sekunden. Doch bevor sich der Browser das Add-on einverleibt, prüft er dessen Kompatibilität. Tipp: Etwaige Kompatibilitätsprobleme lassen sich oft lösen, indem Sie die jüngste Browser-Version aufspielen. Nach einem Browser-Neustart ist das Add-on einsatzbereit. Tipp: Bedenken Sie, dass Sie nicht nur den Funktionsumfang des Mozilla-Browsers durch das Installieren von Add-ons erweitern. Unter Umständen sorgen die Erweiterungen auch dafür, dass Firefox gemächlicher zur Sache geht oder langsamer startet – die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt zu, wenn Sie gleich mehrere Dutzend Add-ons installieren. Mehr zum Thema: Download: Firefox herunterladen (verlinkt auf http://www.computerbild.de/download/Firefox-5433575.html) Quelle: „Computer Bild“. Mehr Tests bei computerbild.de. (verlinkt auf http://www.computerbild.de.) | Rainer Schuldt, Florian Schmidt | Beschleuniger, Downloader oder Wetterstation: Für Firefox stehen Hunderte Add-ons bereit – Zusatzprogramme, die das Arbeiten erleichtern. Diese Erweiterungen machen Firefox zum Universal-Browser. | Wirtschaft | Webwelt & Technik | 2013-02-18T10:28:46Z | 2015-10-05T19:15:21Z | Diese Add-ons machen Mozillas Firefox perfekt | https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article113711027/Diese-Add-ons-machen-Mozillas-Firefox-perfekt.html |
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Kommentar: Regierung peitscht die Griechen-Rettung durch | Wäre Parlamentarismus eine olympische Sportart, könnte sich Deutschland Hoffnung auf die Goldmedaille machen – in der Disziplin Sprint. Vor sechs Tagen hat die Bundesregierung entschieden, die gewaltige Summe von 22,4 Milliarden Euro an Bürgschaften für Griechenland aufzubringen. Jetzt schon änderten Bundestag und Bundesrat die Gesetze. Der Bundespräsident wartete quasi mit gezücktem Stift, unserer Verpflichtung endgültig Gesetzeskraft zu verleihen. Ein so scharfes Tempo in der Entscheidungsfindung gibt es eigentlich nur in autoritären Staaten. Für eine Demokratie ist das atemberaubend schnell – zu schnell. Die Fraktionen brachten Regierungsanträge ein Denn bei der Entscheidung für die Abwendung des griechischen Staatsbankrotts mit deutschen Steuergeldern fehlten wesentliche Merkmale demokratischer Entscheidungsfindung: Sie begann schon mit einem Taschenspielertrick. Die Fraktionen von Union und FDP brachten einen Antrag ein, der in Wirklichkeit gar nicht der ihre war, sondern von der Regierung stammte – von derselben Regierung, die vor wenigen Wochen vor eben diesem Parlament noch gegen einen Kredit für die Griechen argumentiert hatte. Nun mussten sich die Abgeordneten die gerade noch verworfenen Pläne zu eigen machen – ohne sich wirklich eine Meinung dazu bilden zu können. Die Struktur der Beratung wurde so gedrängt, dass sich auch die öffentliche Meinung zum Gesetz nur schwer entfalten konnte. Der Bundestag wurde entmannt Der Bundestag wurde entmannt und flüchtete sich am Ende in eine Ersatzhandlung, indem er über einen Entschließungsantrag, also eine bloße Absichtserklärung, stritt. Jetzt wurde aus dem Tempo endgültig Hektik und am Ende ein Schweinsgalopp. Das Ringen um die Forderung (nicht die Einführung!) einer Steuer auf Börsengeschäfte grenzte an absurdes Theater. Für diese Steuer mag es Argumente geben. Gegenargumente aber auch. Allein: Mit der Frage, ob Deutschland für Griechenland bürgen solle, haben sie nichts zu tun. Als Beitrag des Bundestages kam dann eine Bankenabgabe heraus – die in Washington beim Währungsfonds erdacht und von der Bundesregierung mit Frankreich bereits vereinbart und in ihren wesentlichen Zügen sogar schon beschlossen ist, also wieder nur das Handeln von internationalen Organisationen und Regierungen nachvollzieht. Für diese Verstümmelung des demokratischen Prozesses wurden zwei Argumente vorgebracht, die beide nicht taugen. Beide Argumente fürs Eilverfahren taugten nicht Das erste lautet: Gefahr im Verzug! Jedes Zögern bei der Bürgschaft für die Griechen verursache schlimmen Schaden. Das zweite Argument lautet: Alternativlosigkeit. An der Bürgschaft führe sowieso kein Weg vorbei. Beide Argumente ziehen nicht. Denn die griechische Staatspleite war absehbar, ja die Bundesregierung hat die Rettungsmaßnahmen aus taktischen Gründen selbst verzögert – um härtere Sparmaßnahmen in Athen zu erzwingen, sagt die Kanzlerin, um die Wahl in NRW zu überstehen, sagen ihre Kritiker. So oder so: Der Bundestag hat also nicht auf eine unvorhersehbare Katastrophe antworten müssen, sondern sich bewusst dem Zeitplan der Kanzlerin unterworfen. Das zweite Argument, die Alternativlosigkeit, ist eine Seuche, die unseren politischen Diskurs seit Jahren befallen hat. Schon Gerhard Schröder boxte damit seine Hartz-Gesetze durch und schaffte so, dass eine prinzipiell richtige Reform in der Ausführung an tausend Schwächen und Kinderkrankheiten litt und schnell in Misskredit geriet. In der Politik ist es aber wie im Leben: Es gibt immer eine Alternative. Es gibt immer eine Alternative In dieser Woche wäre es die Verweigerung der Griechen-Milliarden gewesen. Doch im Parlament kam eine Position, die immerhin ein Großteil der Bevölkerung, ein Teil der Experten und auch einige Parlamentarier teilen, nicht vor. Das muss auch die sorgen, die diese Position nicht teilen: Denn Demokratie ist ja mehr als ein Ringen darum, wer sich durchsetzt. Demokratische Kritik will nicht unbedingt verhindern, sondern unbedingt verbessern. Deshalb sind demokratische Entscheidungen meist besser als autoritäre Anordnungen. Das Vorbild für die Griechen-Rettung war die Bankenrettung vor anderthalb Jahren, als – ebenfalls in einer Woche – die taumelnden Institute mit 480 Milliarden Euro verbürgt wurden. Was gestern noch als beispiellos galt, war heute Beispiel und kann sich morgen – wenn es um Portugal, Spanien oder Italien geht – wiederholen. Die Unterwerfung unter die Vorgaben und die Terminpläne von Regierungen und internationalen Organisationen ist kein Zeichen von Effizienz oder gar Modernität. Sondern davon, dass ein Parlament nicht mehr an seine eigene Kompetenz glaubt. | Robin Alexander | Das nennt man Demokratie im Schweinsgalopp: In nur einer Woche rettete die Bundesregierung das bankrotte Griechenland. Im Eiltempo passierten die Gesetze Bundestag und Bundesrat. Begründet nicht selten mit falschen Argumenten. So etwas passiert für gewöhnlich nur in autoritären Staaten. | Debatte | Kommentare | 2010-05-07T15:28:29Z | 2012-03-06T08:26:25Z | Regierung peitscht die Griechen-Rettung durch | https://www.welt.de//debatte/kommentare/article7518095/Regierung-peitscht-die-Griechen-Rettung-durch.html |
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Zukunftsvision: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu | Die Welt: Herr Professor, welche besonderen Fähigkeiten braucht ein Zukunftsforscher? Horst Opaschowski: Als Zukunftsforscher beobachte ich die Gesellschaft sehr genau. Ich bin dabei sowohl Verhaltensforscher als auch Statistiker. Und ich stütze mich auf meine persönliche soziale Fantasie. Ich muss mir die Welt ganz anders vorstellen können als sie heute ist. Die Welt: Worauf basieren Ihre Prognosen? Horst Opaschowski: Zeit- und Zahlenreihen sind quasi meine Glaskugel. Meine Zukunftsforschung (verlinkt auf http://www.zeit.de/schlagworte/themen/zukunftsforschung/index) basiert auf Repräsentativerhebungen im Vergleich der letzten zehn, 20 oder 30 Jahre. Wer nicht zurückschauen kann, kann auch nicht nach vorne blicken. Die Welt: Lassen Sie uns nach vorn blicken. Wie verändert sich die Arbeitswelt? Horst Opaschowski: Einerseits wird die Arbeit für die Beschäftigten immer intensiver und konzentrierter, zeitlich länger und psychisch belastender, dafür aber auch – aus der Sicht der Unternehmen – immer produktiver und effektiver. Die Hälfte der Mitarbeiter verdient doppelt so viel, muss dafür aber dreimal so viel leisten wie früher. Andererseits ergeben sich neue Chancen für qualifizierte Frauen, die auch in den Chefetagen ankommen. Die Welt: Mit oder ohne Quote? Horst Opaschowski: Die Debatte um die Frauenquote hat vor allem eine Signalfunktion. Sie ist eine Drohgebärde der Politik. Am Ende werden wir sie nicht brauchen. Die Unternehmen erkennen bereits, dass sie auf Frauen in Führungspositionen nicht verzichten können. 2020 wird der Anteil bei 20 Prozent liegen, 2030 dann bei 30 Prozent. Bei 40 Prozent sehe ich die Schallgrenze – weil viele Frauen eben auch andere Lebensentwürfe haben und sich für Kinder statt Karriere entscheiden. Die Welt: Welchen Einfluss hat die demografische Entwicklung auf die Gesellschaft? Horst Opaschowski: Im Jahr 1900 hatte die Schwedin Ellen Key das Jahrhundert des Kindes ausgerufen. Jetzt kommt das Jahrhundert der Senioren. Ältere Arbeitnehmer werden als hochspezialisierte Wissensträger unverzichtbar. Die Wirtschaft bekommt ihr vielfach verlorenes Langzeitgedächtnis wieder. Im Jahr 2030 gilt man erst mit 80 als alt. Die Welt: Der Trend setzt sich bis 2078 fort? Horst Opaschowski: Davon gehe ich aus. Die Altersgrenze verschiebt sich dann auf 85, vielleicht sogar auf 87 Jahre. Früher gab es die Trias von Jugend, Erwachsensein und Alter. Jetzt kommt eine vierte Generation hinzu, für die es bisher noch keinen passenden Namen gibt: Diese Frauen und Männer stehen nicht mehr voll im Arbeitsleben, fühlen sich aber noch zu jung für den Ruhestand. Eine neue Zwischen-Generation. Ich unterscheide dabei die Lebensphasen 50plus, 65plus und 80plus. Auch Wirtschaft und Politik sollten stärker differenzieren und auf die besonderen Bedürfnisse dieser Altersgruppen eingehen. Die Welt: Zum Beispiel? Horst Opaschowski: Statt von neuen Altersheimen zu träumen, sollte die Immobilienbranche sich darauf einstellen, dass der Trend in eine ganz andere Richtung geht: dem sogenannten Service-Wohnen. Die Häuser sind die Hardware, Dienstleistungen die Software. Beides muss zusammen gedacht und geplant werden. Die Welt: Werden wir in Städten wohnen? Erfährt das Landleben eine Renaissance? Horst Opaschowski: Eine neue Lust auf Stadt breitet sich aus. Pendler kehren in die Stadt und Tante-Emma-Läden in die Wohnquartiere zurück. Das wachsende Wohlstandsgefälle (verlinkt auf http://www.spiegel.de/wirtschaft/wohlstandsgefaelle-oekonom-warnt-vor-verarmung-durch-inflation-a-563212.html) zwischen Stadt und Land gefährdet aber auf Dauer die soziale Stabilität – durch Landflucht (verlinkt auf http://www.zeit.de/2013/15/ostdeutschland-demografie-doerfer) und Leerstände in der Provinz bis zur Wohnungsnot in attraktiven urbanen Zentren. Die Welt: Auf dem Land werden die Menschen nicht mehr gebraucht? Horst Opaschowski: Die Landwirtschaft setzt auf Maschinen statt auf Muskelkraft. Also ziehen die Menschen dorthin, wo sie auf Arbeit hoffen können. Das stellt die Städte (verlinkt auf http://www.nationalgeographic.de/reportagen/zukunft-stadt) vor große Herausforderungen, ihre Infrastruktur der wachsenden Bevölkerung anzupassen. Auf dem Land dagegen fehlt den Kommunen einfach das Geld, um ihre Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Immer mehr Supermärkte, Schulen und Arztpraxen schließen. Die Welt: Leben wir künftig in Familien? Horst Opaschowski: Die Familie hört auf, ein Auslauf-Modell zu sein. Über die Kernfamilie hinaus entwickeln sich dabei neue Formen von Familien: Wahlfamilien, Patchworkfamilien und Generationenfamilien, die nicht unbedingt miteinander verwandt sein müssen. Die Politik muss darüber nachdenken, das Ehegattensplitting zu einem Generationensplitting auszuweiten. Wenn junge Eltern mit Kindern einen alten Menschen aufnehmen und in einer Hausgemeinschaft versorgen, sollte das steuerlich wie eine Familie behandelt werden. Die Welt: Ist der Trend zur Familie das Ergebnis gezielter Familienförderung? Horst Opaschowski: Nicht unbedingt. Es geht mehr um Familienorientierung als um Familienförderung (verlinkt auf /themen/familienfoerderung/) . Insbesondere die neuen Wahlfamilien sind eine Lebensform, in der Menschen über Generationen hinweg Verantwortung für einander übernehmen und damit das Fortbestehen der Gesellschaft sichern. Nur so können sie verhindern, dass sie – ledig, verwitwet oder geschieden – im Alter allein leben. Da verlassen sich die Menschen nicht auf die Politik. Der private Generationenpakt ergänzt den staatlichen Generationenvertrag. Die Welt: Die Menschen rücken wieder enger zusammen? Horst Opaschowski: Menschen sind von Natur aus hilfsbereite Egoisten. In der Not rücken sie zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Der Individualismus der siebziger bis neunziger Jahre hat seinen Zenit überschritten. Der Wendepunkt waren die Anschläge vom 11. September 2001. Bis dahin hatte sich jeder seinen Werte-Kanon selbst gemixt. Jetzt stehen soziale Ziele wieder im Mittelpunkt. Forschungen haben gezeigt: Wer sich um andere sorgt, lebt länger. Die Welt: Wie entwickelt sich das Internet? Und wie verändert das Internet uns? Horst Opaschowski: Schon heute machen drei Viertel der Internet-User die Erfahrung, dass Kontakte im Netz oberflächlich bleiben und persönliche Beziehungen nicht ersetzen können. Durch das Internet werden die mitmenschlichen Kontakte seltener, ja die Vereinsamung nimmt zu. Noch bedrohlicher erscheint der Einbruch in die Privatsphäre. Weil man sich gegen Datendiebstahl und Softwarepiraterie kaum noch wehren kann, wächst die Neigung, sich privat aus dem Internet zurückzuziehen. Wenn die Cyber-Attacken weiter so zunehmen, werden die Menschen in Zukunft den Internetausstieg genauso radikal vollziehen wie heute schon den Atomausstieg. Die Welt: Wie zukunftsfähig ist Demokratie? Horst Opaschowski: Die Demokratie verändert sich. Politiker leiden unter Vertrauensverlust. Parteien verlieren an Bedeutung. Nichtwähler werden zur stärksten politischen Kraft. Es zeichnet sich schon heute eine Entmachtung der Parteien ab, während gleichzeitig bundesweite Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide immer alltäglicher werden. Die Bürger werden selbstbewusster und wollen Politik mitgestalten. Damit kehrt die Demokratie letztlich zu ihren Wurzeln zurück. Die Welt: Politische Umwälzungen sind kaum zu prognostizieren. Wie gehen Sie mit dem Unvorhersehbaren um? Horst Opaschowski: Ich kann die Zukunft nicht voraussehen, aber ich rechne natürlich auch mit dem Unberechenbaren. Krisen und Katastrophen kommen in regelmäßigen Zeitabständen: Die Ölkrise in den 70ern, das Reaktorunglück von Tschernobyl in den 80ern, der Golfkrieg in den 90ern, die 9/11-Anschläge, derzeit die Euro-Dauerkrise. Die nächste große Krise erwarte ich um 2017 – einfach, weil bisher jedes Jahrzehnt von solchen Notfällen heimgesucht wurde. Die Welt: Wenn Sie 65 Jahre ins Jahr 1948 zurückgehen und in die Zukunft schauen: Was war das größte unvorhersehbare Ereignis? Horst Opaschowski: Damals war nicht abzusehen, wie stark das Fernsehen unseren Lebensalltag verändern würde. Bis dahin war die häufigste Freizeitbeschäftigung, so banal es aus heutiger Sicht klingt: Aus-dem-Fenster-Schauen. Fortan saßen die Menschen vor den Fernsehgeräten. Heute sehen 98 Prozent der Menschen regelmäßig fern. Das lässt sich nicht weiter steigern. Ich gehe daher davon aus, dass zwei öffentlich-rechtliche Fernsehsender auf Dauer nicht zu finanzieren sind. ARD und ZDF werden in absehbarer Zeit fusionieren. Die Welt: Erinnern Sie sich an Ihre erste Zukunftsprognose? Lagen Sie richtig? Horst Opaschowski: Meine erste Zukunftsprognose stammt aus dem Jahr 1970. Ich sagte damals Integrationsprobleme als Folge der Zuwanderung voraus, die zu erheblichen Spannungen und Konflikten in der Gesellschaft führen werden. Genauso ist es gekommen. Und die Problemlage verschärft sich weiter. Jeder zweite Bundesbürger erwartet in naher Zukunft „sehr starke Konflikte“ zwischen Deutschen und Ausländern sowie Christen und Muslimen in Deutschland. Die Welt: Ihre größte Fehleinschätzung? Horst Opaschowski: Ich hatte vorhergesagt, dass spätestens im Jahr 2005 die Zahl der Arbeitslosen die Fünf-Millionen-Grenze überschreiten würde. So kam es dann auch. Ich hatte aber auch vorhergesagt, dass bei der Bekanntgabe der Zahlen ein Aufschrei durch die Republik gehen würde. Stattdessen beherrschte am nächsten Tag der Schiedsrichterskandal in der Bundesliga die Schlagzeilen. Die Welt: Werden wir in 65 Jahren besser leben als heute? Horst Opaschowski: Wir leben länger, altern gesünder und bleiben nicht selten ein Leben lang beschäftigt. Ein Einstellungswandel und ein neues Wohlstandsdenken kündigen sich bereits an: Lieber gut leben als viel haben. | Claudia Ehrenstein | Was bestimmt künftig das soziale Gefüge, die Arbeitswelt, die Kommunikation? Der bekannte Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski blickt schon einmal 65 Jahre voraus. | Sonderthemen | 65 Jahre WamS | 2013-08-05T09:50:29Z | 2015-10-15T11:13:01Z | Nur wer sich ändert, bleibt sich treu | https://www.welt.de//sonderthemen/65-jahre-wams/article118603119/Nur-wer-sich-aendert-bleibt-sich-treu.html |
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André Glucksmann Nachruf: Menschlich sei der Mensch | Als ich 1997 André Glucksmann bei einem Vortrag an der Berliner Humboldt-Universität vorstellen durfte, war der französische Philosoph gerade 60 Jahre alt geworden – ein Alter, das ich mit diesem als junger Feuerkopf berühmt gewordenen Denker kaum in Verbindung bringen konnte. Mir falle, sagte ich, dazu nichts ein als der Stoßseufzer: „Kinder, wie die Zeit vergeht.“ Bevor Glucksmann mit seiner Rede begann, korrigierte er mich sanft, in seinem charmant französisch eingefärbten, aber treffsicheren Deutsch: „Du irrst, mein Lieber. Nicht die Zeit vergeht. Wir vergehen.“ Philosophieren heißt sterben lernen – dieses Wort Michel de Montaignes war eine der bevorzugten Maximen, die Glucksmann über sein Denken gestellt hat. Im Bewusstsein unserer Vergänglichkeit zu leben, bedeutete für den durch und durch säkularen Sohn jüdisch-osteuropäischer Eltern, die in seinem Geburtsjahr 1937 aus Deutschland nach Frankreich geflohen waren, jedoch alles andere, als sich demütig mit den irdischen Verhältnissen abzufinden. Im Gegenteil, es verpflichte uns dazu, unser Dasein aktiv in menschlicher Würde einzurichten. Es bewahre uns in seiner Sicht aber auch vor der Hybris, uns ideale, auf eine illusionäre Ewigkeit gegründete Ideengebäude zu errichten. Am Ende werde die Wirklichkeit dann nämlich nur zu oft gewaltsam an sie angepasst – unter der Opferung von Menschen, die ihrer Realisierung im Weg stehen. In dieser vernichtenden Logik des Utopischen sah Glucksmann die Wurzel des Totalitarismus wie aller Formen ideologisch motivierter Unterdrückungssysteme. Die Kluft, die nicht zu schließen ist Dagegen setzte er das, was er die „Ethik des äußersten Notfalls“ nannte. Nicht an erträumten Idealzuständen, sondern an der Aufgabe, die jederzeit drohende äußerste Unmenschlichkeit abzuwenden, sollten sich die moralischen Ansprüche orientieren, aus denen wir unser Handeln ableiten. Um diese Verteidigung elementarer Menschlichkeit nicht ihrerseits mit euphorischen Erwartungen an das Gute im Menschen zu überfrachten, plädierte er in seinem Buch „Die cartesianische Revolution“ (1989) für einen „negativ formulierten Humanismus“, der „nicht die Scherben des Kosmos in vergeblicher Mühe zusammensetzen“ will, sondern sich damit abfindet, dass die Kluft zwischen uns und dem, was wir uns unter der Welt vorstellen, nicht zu schließen ist. In Anspielung auf die Suche nach dem authentischen Sein, wie es namentlich in der deutschen Philosophie bis hin zu Heidegger hervortritt, schrieb Glucksmann: „Der Humanismus in negativer Absicht hat weder mit der Nostalgie nach einer guten alten Zeit zu tun noch mit der Ankündigung einer neuen Welt; er hütet sich vor der Illusion des In-der-Welt-Seins.“ Diesen konsequenten Bruch mit allen Konstruktionen eines illusionären Guten hatte sich der Philosoph seiner eigenen Erfahrung mit der Verführungskraft von Welterlösungslehren abtrotzen müssen. In jungen Jahren hatte er sich, von den kommunistischen Idealen der Eltern geprägt, immer weiter in den Linksradikalismus bewegt. Im legendären Pariser Mai 1968 zählte er zu den führenden Köpfen der Bewegung, um sich in der Folge einer spontaneistischen Spielart des Maoismus anzuschließen. Die Geburt der „Neuen Philosophen“ Die Abkehr vom Extremismus vollzog sich Anfang der Siebziger unter dem Eindruck der Lektüre Alexander Solschenizyns. In seinen Büchern „Köchin und Menschenfresser“ (1975) und „Die Meisterdenker“ (1977) rechnete Glucksmann nicht nur mit dem Marxismus, sondern auch mit dessen Wurzeln im deutschen Idealismus und der Dialektik Hegels ab. Sie wirkten in der französischen Öffentlichkeit wie ein Paukenschlag und machten den glutäugigen Renegaten von der reinen linken Lehre mit seinen langen, schwarzen Haaren zum Star der Pariser Salons und TV-Talkshows. Und sie inspirierten eine junge, antitotalitäre Richtung französischer Denker, die das Etikett „Neue Philosophen“ erhielten. Zu einer Schlüsselfigur im intellektuellen Leben Frankreichs wurde Glucksmann, als es ihm Ende der Siebzigerjahre gelang, seinen liberalkonservativen akademischen Lehrer Raymond Aron und Jean-Paul Sartre, die Ikone der französischen Linken, zu einer gemeinsamen Initiative zur Rettung der vietnamesischen „Boat People“ zusammenzubringen. Die Aktion drückte prototypisch aus, was Glucksmann von posttotalitären Intellektuellen erwartete: ihre ideologischen Schützengräben zu verlassen, wenn es um konkrete Hilfe für die am meisten Bedrohten geht. In Deutschland stieß Glucksmanns Schändung der Heiligtümer der Linken jedoch auf Skepsis bis feindselige Ablehnung. Ganz unten durch war er bei gläubigen deutschen Pazifisten und Linken, als er auf dem Höhepunkt der Bewegung gegen die Nato-Nachrüstung unter dem Titel „Die Philosophie der Abschreckung“ eine Rechtfertigung der nuklearen Rüstung des Westens veröffentlichte. Nur diese, argumentierte er, könne den sowjetischen Totalitarismus von der Unterwerfung ganz Europas abhalten, ohne einen schrecklichen Krieg führen zu müssen. „Die Macht der Ohnmächtigen“ Den Anti-Atomfundamentalisten, die in der Drohung mit Atomschlägen einen absolut amoralischen Akt und die Beschwörung eines „nuklearen Holocaust“ sahen, provozierte er mit einer Gegenfrage: Hätten die Insassen des Warschauer Ghettos 1943 über eine Atombombe verfügt, hätten sie drohen dürfen, sie auf Berlin zu werfen? In diesem Streit zeichnete sich bei Glucksmann bereits ein Perspektivwechsel ab. Die osteuropäischen Dissidenten hatten in den späten Siebzigerjahren mit der Gründung des „Komitees zur Verteidigung der Arbeiter“ in Polen und der Charta 77 in der Tschechoslowakei eine neue Form des Zusammenschlusses gefunden. Die Abweichler vom „realen Sozialismus“ vereinten sich nicht mehr um ein gemeinsames Ideal, sondern kamen in der Entschlossenheit zusammen, sich den potemkinschen Dörfern und Sprachregelungen des Kommunismus nicht mehr zu beugen. Sie wollten aussprechen, wie seine Realität tatsächlich aussah. Vaclav Havel sah in dieser Entscheidung, „in der Wahrheit zu leben“, die „Macht der Ohnmächtigen“. Statt sich über die Prinzipien einer besseren Gesellschaft zu streiten, wollten die Dissidenten überhaupt erst einmal würdige Zustände herbeiführen, unter denen über ihre unterschiedlichen Werte und Ziele frei gestritten werden könne. Glucksmann erkannte darin seine eigenen philosophischen und humanitären Ansichten wieder. Im Oktober 1989, als Vaclav Havel noch inhaftiert war, wurde diesem in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen. Auf seinen Wunsch hielt Glucksmann die Laudatio. „Mit Havel“, sagte er, „diesem so oft ins Gefängnis gebrachten modernen Sokrates, treten Sie in eine Geschichte ohne Illusionen ein. Das Trugbild der strahlenden Zukunft verdeckt nicht mehr Ihren Blick, Sie schauen direkt auf das Böse – das Böse, das wir stets begehen können, nachdem es von mir oder meinesgleichen einmal begangen wurde.“ Der Westen hielt Glucksmann für obsessiv Der Zusammenbruch des Kommunismus in Europa rief bei André Glucksmann dementsprechend keine Triumphgefühle hervor. Sogleich warnte er vor neuen emphatischen Erwartungen einer nun anbrechenden Epoche ungetrübten demokratischen Glücks. Vehement stritt er gegen die These des amerikanischen Politologen Francis Fukuyama, mit dem Ende totalitärer Systeme sei nun auch das „Ende der Geschichte“ gekommen. Als auf dem Balkan kurz darauf ein blutiges ethnisches Gemetzel ausbrach, dem der Westen lange Zeit indifferent zusah, war Glucksmann unter den Ersten, die Alarm schlugen. Früher als die meisten anderen erkannte André Glucksmann auch die Gefahr, die von Putins autoritärer Restauration in Russland ausging. Während der Westen nach dem 11. September 2001 den neuen Kreml-Herrn als guten Verbündeten im Krieg gegen den Terror betrachtete, machte Glucksmann vehement und hartnäckig auf das mörderische Wüten der russischen Armee gegen die tschetschenische Zivilbevölkerung aufmerksam. Doch im Westen wollte kaum jemand etwas davon hören. Viele taten Glucksmanns Warnungen, das brutale Eroberungsstreben des „neuen Zaren“ werde sich früher oder später auch gegen Europa richten, als obsessiv ab. Als sie in den vergangenen zwei Jahren eines besseren belehrt wurden, war Glucksmann bereits zu krank, um in die Debatte darüber einzugreifen, wie der Westen der Herausforderung durch Putins Autoritarismus begegnen soll. Eitler Selbstdarsteller? Ganz im Gegenteil Hatte Glucksmann in seiner frühen antitotalitären Phase noch mit aufklärungsskeptischen Ideen wie denen des „Lebensphilosophen“ Henri Bergson geliebäugelt, konzentrierten sich seine späteren Werke auf die kritische Rekonstruktion des westlichen aufklärerischen Erbes. In Büchern wie „Der Eros des Westens“, „Die Macht der Dummheit“, „Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt“ und zuletzt dem – noch nicht ins Deutsche übersetzten – „Voltaire contre-attaque“ beschrieb er eine freiheitliche Gesellschaft, die ohne den Pomp hochtrabender „Werte“ auskommt. Doch fanden sie immer weniger Beachtung. Man warf ihm Vielschreiberei vor. Man erkannte nicht, welche gedanklichen Schätze sie bergen. Vielfach wurde André Glucksmann wegen seiner eindrucksvollen Präsenz als eitler Selbstdarsteller abgestempelt. Wer ihn kennenlernen durfte, musste feststellen, dass er das genaue Gegenteil war. Ich habe nie einen bescheideneren und gütigeren Menschen getroffen als ihn. Ich werde mich nicht daran gewöhnen können, dass es ihn nicht mehr gibt. | Richard Herzinger | Er misstraute allen Heilsversprechen, egal welcher Ideologie. Und war bei allem Ruhm der bescheidenste Mensch, den ich kennen gelernt habe. Zum Tod des Philosophen André Glucksmann. | Kultur | 2015-11-10T17:33:21Z | 2015-11-13T14:18:54Z | „Nicht die Zeit vergeht, wir vergehen“ | https://www.welt.de//kultur/article148699284/Nicht-die-Zeit-vergeht-wir-vergehen.html |
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Holstein Kiel düpiert den HSV mit 70-Meter-Treffer | Der Hamburger SV hat im vierten Testspiel in der Vorbereitung auf die neue Saison der Fußball-Bundesliga die erste Niederlage hinnehmen müssen. Vor rund 2000 Zuschauern in der Grümmi-Arena, der Heimstätte des VfR Neumünster, unterlag das Team von Trainer Markus Gisdol dem Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel mit 3:5 (2:1). Dabei legte der Bundesliga-Dino furios los: Bereits in der 7. Minute verwandelte Aaron Hunt einen Foulelfmeter, Filip Kostic (10.) erhöhte kurz darauf auf 2:0. Nur eine Minute später verkürzte allerdings Marvin Ducksch (11.) für Holstein ebenfalls vom Elfmeterpunkt. In der Halbzeit wechselte der HSV (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/) achtmal aus und war in der Folge phasenweise unsortiert. Steven Lewerenz (68.) glich aus, ehe Dominik Schmidt (79.) den Ball aus der eigenen Spielhälfte über HSV-Neuzugang Julian Pollersbeck hinweg zum 3:2 für Kiel ins Tor schoss - eine reife Leistung mit einer geschätzten Distanz von etwa 70 Metern. Pierre-Michel Lasogga traf wenige Minuten nach seiner Einwechslung zum 3:3 (84.), kurz vor Spielende führten Utku Sen (89.) und Noah Awuku (90.) dann aber den Sieg für die Störche herbei. Der Hamburger SV (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/) reist vom 22. Juli bis 1. August ins Trainingslager nach Längenfeld/Ötztal, für Holstein Kiel beginnt am 30. Juli die Zweitligasaison mit einem Heimspiel gegen den SV Sandhausen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sv-sandhausen/) . | WELT | Mit viel Energie startete der Hamburger SV das Testspiel gegen Zweitliga-Neuzugang Holstein Kiel. Doch nach den beiden Führungstreffern kam der HSV aus der Puste und kassierte obendrein einen imposanten Fernschuss. | Sport | Fußball | 2017-07-19T22:29:49Z | 2017-08-03T13:11:30Z | Holstein Kiel düpiert den HSV mit 70-Meter-Treffer | https://www.welt.de//sport/fussball/article166822707/Holstein-Kiel-duepiert-den-HSV-mit-70-Meter-Treffer.html |
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Linksextremismus: Die seltsame Nachsicht mit den Hotspots der Linksradikalen | Dieser Text über gefährliche Nähe zu Gewalt beginnt nicht dort, wo gerade noch ein Steinhagel niederprasselte und Beine mit Präzisionszwillen durchlöchert wurden. Also nicht im Hamburger Schanzenviertel (verlinkt auf /regionales/hamburg/article166457000/Die-Politik-hat-uns-geopfert-fuer-das-Elbphilharmonie-Konzert.html) . Auch nicht in der Berliner Rigaer Straße, wo Pflastersteine durch Fensterscheiben in Kinderzimmer flogen. Und zu Beginn soll auch Leipzig nicht interessieren, wo im Stadtteil Connewitz innerhalb weniger Minuten eine Polizeistelle kurz und klein geschlagen wurde, weil der Staat, so die Angreifer, hier nichts zu suchen habe. Nein, dieser Text beginnt im Hohen Haus dieser Republik. Im Bundestag. Da, wo die parlamentarische Demokratie des Landes ihre Heimat hat. Zwei Jahre ist es her, da debattierten die Abgeordneten über die „Vorkommnisse in Frankfurt anlässlich der Einweihung der EZB-Zentrale (verlinkt auf /politik/deutschland/article138538899/Gewaltexzesse-Feuer-und-Traenengas-in-Frankfurt.html) “. Kurz zuvor waren Tausende Chaoten durch die Bankenstadt gezogen. Sogar eine Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge griffen sie an. Bei der anschließenden Debatte im Bundestag bemühten sich alle um Distanzierung von der Gewalt. Und doch fiel oftmals dieses Wort, das die Verurteilung relativiert und stattdessen nach Verständnis klingt: Aber. Ein beliebter Satz lautete: Aber die meisten hätten doch gewaltfrei protestiert. Von der Debatte im Bundestag zum Rauch in Hamburgs Straßen zieht sich ein roter Faden. Nach wie vor tolerieren Teile der Gesellschaft einen Nährboden, aus dem immer wieder pure Gewalt hervorschießt. Die Abgrenzung zur extremistischen Linken scheint, das machen diese Tage deutlich, weitaus weniger selbstverständlich als zur Rechten. Normale Bürger laufen bei einer Demonstration mit dem eindeutigen Titel „Welcome to Hell“ mit – Willkommen in der Hölle. Die radikalen und militanten Gruppen hinter dem Protestzug erklären nach den Hamburger Chaostagen, zielgerichtete Militanz sei Option und Mittel. Die Interventionistische Linke (verlinkt auf /regionales/hamburg/article165181946/Wir-werden-uns-nicht-geschlossen-von-Gewalt-distanzieren.html) , die laut Verfassungsschutzbericht als „Scharnier“ zwischen militanten und nicht gewaltorientierten Gruppen fungiert und deren Einstellung zur Gewalt taktisch geprägt sei, meint auch nach mehr als 500 Verletzten, im Zweifel stehe man als linksradikales Bündnis den Militanten näher als der Polizei – das ist das Gegenteil einer Distanzierung. Und sicherlich stellt sich daher umso mehr die Frage, was der Staat dulden soll, wo er die Grenze nach Linksaußen ziehen muss und wie er verhindern kann, dass sich Szenen wie in Hamburg wiederholen. Vor allem Vertreter der Union wollen Hotspots der linken Szene dichtmachen. Null Toleranz, lautet das Motto. Auch wenn man bislang wenig über die Täter von Hamburg weiß, wie politisch oder unpolitisch sie waren, so herrscht bei vielen die Überzeugung, dass das eine, die Krawalle, so nicht ohne das andere, die Treffs der linken Szene, möglich gewesen wäre. Jetzt soll der Staat klare Kante zeigen. Den Verdacht aus dem Weg räumen, er dulde eine Allianz zwischen Politik und Gewalt. Und wer sich drei Hotspots des Linksextremismus anschaut, dem fällt tatsächlich auf, dass viel geduldet, manchmal auch finanziell unterstützt wird, das am Ende mit einer Eskalation verknüpft ist. „Natürlich bekommt der Schwarze Block direkt kein Staatsgeld“, sagt zum Beispiel die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder (CDU) (verlinkt auf /politik/deutschland/article154145583/Ich-wusste-genau-in-welches-Wespennest-ich-steche.html) . „Aber es ist nicht auszuschließen, dass sich über die geförderten Projekte auch Initiativen über Wasser halten, die zur Sympathisantenszene der militanten Antifa und des Schwarzen Blocks gehören.“ Wenn es auf Hamburgs Straßen brennt und Barrikaden errichtet werden, dann thront im Zentrum fast immer die Rote Flora. Der ehemalige Besitzer wollte das seit 1989 besetzte Gebäude umbauen, drohte mehrmals mit Räumung. Das sorgte für Ärger, Krawalle folgten. Der Unternehmer gab schließlich auf. Hamburg lässt die Szene gewähren Heute könnte die Stadt vom Prinzip her durchgreifen. Das Grundstück sowie die Immobilie gehören seit November 2014 einer Stiftung, sie verwaltet die Liegenschaft als Treuhänderin der Stadt. Als Mediatorin sozusagen. Die Lage sollte nicht erneut eskalieren, gleichzeitig sollte die „kulturelle Vielfalt“ bestehen bleiben. Wie wackelig allerdings ein solches Konstrukt ist, darauf deutete bereits 2014 ein Interview in der „Zeit“ hin. „Angenommen, die Rote Flora mobilisiert wieder zu einer militanten Demonstration, und es kommt zu Straßenschlachten – haben Sie mit der Stadt darüber gesprochen, wie Sie damit umgehen?“, fragten die Journalisten damals. Die Vertreter der Stiftung antworteten: „Es gibt eine klare Aufgabenverteilung. Wir haben das Objekt angekauft und sind Eigentümer. Aber zu unseren Aufgaben gehört es bestimmt nicht, Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten. Deshalb sind wir an dieser Stelle auch kein Puffer.“ Im aktuellen Verfassungsschutzbericht (verlinkt auf /politik/deutschland/article129211064/Linksextreme-und-Rassisten-werden-gewalttaetiger.html) des Landes heißt es, dass sich Autonome sogenannte Freiräume schaffen. Dort versuchten sie „eine befreite Gesellschaft“ vorwegzunehmen: „Die Rote Flora gilt seit Jahren bundes- und europaweit als Symbol hierfür.“ Die Stadt duldet das noch. Was in Hamburg die Rote Flora ist, ist in Leipzig wiederum das Conne Island (verlinkt auf /politik/deutschland/article160980943/Warum-Linksautonome-in-Leipzig-auf-Selbstjustiz-setzen.html) . Das selbstverwaltete Jugendzentrum „von und für Linke, Jugend-, Pop- und Subkulturen“, wie es sich selbst definiert, wird von der Stadt mit etwas weniger als 200.000 Euro pro Jahr gefördert und sorgt immer wieder für hitzige Debatten. Bereits 1996 erwähnte das Landesamt für Verfassungsschutz den Treff in seinem Jahresbericht – als „Anlaufstelle der Autonomen Szene“. Getragen wird das Conne Island, über dessen Ausrichtung und Arbeit jeden Montag ein offenes Plenum basisdemokratisch berät, von einem Projekt Verein e.V. Der Versuch, ihm die Gemeinnützigkeit abzuerkennen und ihm zugleich die Förderung zu entziehen (verlinkt auf /politik/deutschland/article149918743/Scheinheilige-Verwunderung-ueber-linken-Gewaltexzess.html) , scheiterte Anfang der Nullerjahre. Vor wenigen Jahren tobte dann erneut die Diskussion um das Zentrum. Ein deutschlandweit aktives Komitee der 1. Liga für Autonome hatte den „Leipziger GenossInnen“ den äußerst prestigeträchtigen Titel „Randalemeister 2015“ verliehen. Doch standen die Taten, die bei der Preisverleihung angeführt wurden, in irgendeinem direkten Zusammenhang mit dem Conne Island, wie etwa die CDU vor Ort vermutete? Das Rathaus erklärte, die Verwaltung habe mehrfach mit Verfassungsschützern über das Thema geredet. Diese Gespräche hätten aber keine Anhaltspunkte oder Empfehlungen dafür geliefert, „die Förderung des Betreibervereins Projekt Verein e.V. zu überdenken oder einzustellen“. Im aktuellen Bericht erwähnt auch der Verfassungsschutz das Zentrum nicht mehr als „Anlaufstelle“. Dafür aber mag es auch andere Gründe geben. Erst kürzlich hatte das Landesamt eine krachende Niederlage vor dem Verwaltungsgericht Dresden hinnehmen müssen. Die Richter erklärten einen lange zurückliegenden Lauschangriff auf das Conne Island für rechtswidrig. Ein bisschen mehr als 150 Kilometer nördlich liegt Berlin. Dort in der Rigaer Straße 94 (verlinkt auf /vermischtes/article165638087/Schwere-Ausschreitungen-in-Rigaer-Strasse-Barrikaden-in-Flammen.html) befindet sich der Hort der militanten linksextremen Szene in der Hauptstadt. Die Bewohner besitzen Mietverträge. Das macht Versuche, die Lage zu entschärfen, kompliziert. Die Forderung der CDU, Innensenator Andreas Geisel (SPD) möge „dieses Nest von Linksfaschisten“ endlich „mit allen Mitteln des Rechtsstaats ausräuchern“, stößt bei Berlinern auf offene Ohren, ist aber alles andere als einfach umsetzbar. Geisel sagt unter Verweis auf die Rechtslage: „Eine schnelle Lösung auf polizeiliche Art und Weise steht dort nicht an.“ Das Haus sei allerdings Rückzugsort der Szene. „Deshalb müssen wir darüber reden, wie wir Straftäter in die Rigaer Straße 94 verfolgen können, was uns durch das Eingangstor im Moment verwehrt ist.“ Um die Lage zu befrieden, will der Senator auf Dialog mit Anwohnern setzen, die Gewalt ablehnen. Das aber reicht selbst dem SPD-Innenexperten Tom Schreiber (verlinkt auf /politik/deutschland/article165138005/SPD-Politiker-duepiert-mit-Plan-zu-Rigaer-Strasse-eigenen-Innensenator.html) nicht. Er wirbt für einen „Kiez-Rat“, eine Polizeiwache vor Ort und einen extra für den Bereich zuständigen Staatsanwalt. „Es wurde viel zu viel darüber geredet. Wir müssen endlich handeln“, findet Schreiber. Ultralinke Szene bleibt im Lehrplan ausgespart Das will die Opposition auch. Sie zielt aber zudem auf Grundlegendes. Der Linksextremismus bleibe beim Thema Prävention zum Beispiel außen vor und die Finanzierung sei undurchschaubar. „Das ist völlig intransparent und nicht schlüssig“, sagt der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Burkard Dregger (verlinkt auf /regionales/berlin/article166431522/Dregger-greift-Geisel-an.html) , und kritisiert: „Es gibt in der Stadt jede Menge gewaltorientierte Linksfaschisten, aber kein einziges Präventionsprogramm gegen linke Gewalt.“ Lehrpläne beinhalteten Rechtsextremismus und Islamismus, „was völlig richtig ist“. Die ultralinke Szene werde jedoch völlig ausgespart. Scharf kritisierte er auch Geisels gerade gemachten Vorschlag, das Versammlungsrecht zu lockern und dabei das Vermummungsverbot zu überprüfen. Die Behörde wiederum wehrte sich: im Zweifel für die Versammlungsfreiheit. Doch nach Hamburg hagelt es dafür Kritik. Nicht anders ging es in den vergangenen Tagen dem Bundesfamilienministerium. Der Nochkoalitionspartner wirft dem SPD-geführten Haus vor, die Gefahr des Linksextremismus unterschätzt zu haben. Präventionsprojekte seien zusammengestrichen worden. Das stimmt irgendwie. Doch das Ministerium erklärt, dass die Projekte nicht neu aufgelegt wurden, weil sie sich als wirkungslos erwiesen hätten. Daher wurden neue gestartet. Statt zwei Millionen Euro wie zwischen 2010 und 2014 gebe man im neuen Förderzeitraum von 2015 bis 2019 sogar 5,3 Millionen Euro für Forschungsvorhaben und Projektförderung zum Linksextremismus (verlinkt auf /themen/linksextremismus/) aus. Gleichwohl schränkte das Ministerium ein, dass es gar nicht leicht ist, überhaupt förderwürdige Modellprojekte gegen linke Militanz ausfindig zu machen. „Die Szene verschließt sich formalen Strukturen. Es ist sehr schwer, sie zu erreichen.“ Lediglich vier Linksextreme als Gefährder eingestuft Es wirkt paradox: Die Zahl der linksextremistischen Gefährder liegt zwar nur bei vier – ihnen traut man jederzeit schwere Gewalttaten zu. Rund 120 weitere Linksextreme gelten als sogenannte “relevante Personen“, die innerhalb der Szene als Logistiker oder Unterstützer tätig sind. Insgesamt eine überschaubare Gruppe. Doch insgesamt registrieren die Behörden seit Jahren enorm viele linksextremistische Straftaten (verlinkt auf /debatte/kommentare/article155643518/Linke-Gewalttaten-werden-notorisch-verharmlost.html) . Die Zahl liegt zwischen 8000 und 9600 Taten pro Jahr, darunter mehrheitlich Propagandadelikte, Land- und Hausfriedensbruch sowie Sachbeschädigungen, aber eben auch Körperverletzung. Im Jahr 2014 waren sogar 25 Prozent aller politisch motivierten Straftaten dem Bereich Links zuzuordnen. Ein Blick auf die Präventions- und Aussteigerprogramme aber zeigt, dass es dort kaum Angebote gibt. Das Bundeskriminalamt hat in einer Studie insgesamt 721 Präventionsprojekte zu den unterschiedlichen Extremismusbereichen untersucht. Das Ergebnis: Rund 75 Prozent beschäftigen sich mit Rechtsextremismus, bei 20 Prozent geht es um Extremismus allgemein, bei 14 Prozent um Islamismus und bei nur vier Prozent um Linksextremismus. „Dies entspricht 25 Projekten, 19 davon in staatlicher und sechs in zivilgesellschaftlicher Trägerschaft“, schreiben die Wissenschaftler. Es handelt sich dabei um zwei Aussteigerprogramme, es geht viel um Vorträge oder Flyer. Viele Projekte seien zudem noch nicht in die Praxis umgesetzt worden – mangels Nachfrage. | WELT | Dem Staat fällt es schwer, eine klare Grenze zu Linksextremisten zu ziehen. Ihre Treffpunkte werden oft geduldet – die Szene jedoch verschließt sich jeder Kooperation mit den Behörden. Und die drücken gern ein Auge zu. | Politik | Deutschland | 2017-07-11T18:57:00Z | 2017-07-12T09:08:38Z | Die seltsame Nachsicht mit den Hotspots der Linksradikalen | https://www.welt.de//politik/deutschland/article166543109/Die-seltsame-Nachsicht-mit-den-Hotspots-der-Linksradikalen.html |
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Die Rückkehr des Königs | Napoleon war bekanntlich in eigener Sache nicht unbedingt ein Meister nachhaltigen politischen Aufbaus. Dennoch hat er ein Reich von unendlicher Größe und Herrlichkeit aus der Taufe gehoben: das Ägypten der Pharaonen. "40 Jahrhunderte blicken auf euch herab", soll er seinen Soldaten zugerufen haben, als er sie 1798 im Angesicht der Pyramiden zur Schlacht aufstellte gegen die Mamelucken, Herren über das Nilland seit Jahrhunderten. 40 Jahrhunderte - damit bewies Napoleon, daß er kaum mehr von Ägypten wußte als 300 Jahre vor ihm die Humanisten. Doch als er ein Jahr später die Levante fluchtartig verließ und sein Unternehmen, das doch die britische Weltmacht in ihrem Kern hatte treffen wollen, in Trümmern lag, hatte er die Grundlagen der Ägyptologie gelegt und - vor allem - den Schlüssel zu ihrem Forschungsgegenstand gefunden. Denn Napoleon war nicht allein gekommen. Wie einst Alexander, der mit einem ganzen Troß von Gelehrten in den Osten aufgebrochen war, hatte der französische General einen Stab von 165 Wissenschaftlern dabei. Und kaum waren die Mamelucken geschlagen, machten sie sich daran, alle Bauwerke, die sie finden konnten, zu untersuchen. Das monumentale Tafelwerk "Description de l'Egypte" (1809-1822) wurde zur Grundlage aller Ägyptenforschung. Doch es war ein Pionieroffizier, der im August 1799 bei Rosette unweit Alexandrias die größte aller Entdeckungen machte. Bei Schanzarbeiten stieß er auf einen schwarzen Basaltstein, der eine Inschrift in drei Sprachen trug: in unverständlichen Hieroglyphen, in ebenfalls unverständlichen demotischen Buchstaben und in lesbarem Griechisch. Sofort war klar, daß die dreisprachige Kopie eines Dekrets von König Ptolemäus V. (um 196 v. Chr.) einmal den Zugang zur Welt der Hieroglyphen öffnen würde. Entsprechend begierig waren die siegreichen Engländer auf den Stein, der heute zu den Inkunabeln des Britischen Museums in London gehört. Doch Abschriften ermöglichten es ausgerechnet einem Franzosen, den Ruhm der Entschlüsselung einzustreichen. Jean-François Champollion wurde 1790 in Figeac geboren. Im Internat von Grenoble weigerte er sich, Rechnen zu lernen. Dafür konnte er bald neben Latein und Griechisch Hebräisch, Arabisch, Syrisch und Aramäisch. Mit 17 lernte er Koptisch und Persisch und war mit 19 stellvertretender Professor für die Geschichte des Altertums an der Akademie von Grenoble. Das Rennen um die Entzifferung der Hieroglyphen konnte beginnen. Neben Champollion bemühten sich ein Engländer, ein Schwede und ein Franzose. 1819 konnte der Brite Thomas Young zehn Wörter entziffern oder er glaubte es zumindest. Doch erst am 14. September 1822 gelang Champollion der Durchbruch. "Je tiens l'affaire!" - "Ich hab's raus!" soll er gerufen haben: Die Hieroglyphen stellen keine Bilderschrift dar - wie er lange angenommen hatte -, sondern eine Mischung aus ideographischen und phonetischen Zeichen (siehe unten). Damit hatte Champollion die Hieroglyphen im Grundsatz entziffert: vielleicht das älteste und sicherlich am längsten gebrauchte Schriftsystem der Welt. 1828/29 besucht Champollion Ägypten und stellte befriedigt fest: "Unser Alphabet ist richtig! Es kann mit demselben Erfolg bei den ägyptischen Denkmälern der Römer- und Ptolemäerzeit und bei sämtlichen Inschriften von Tempeln, Palästen und Gräbern der Pharaonenzeit angewendet werden." Wenig später war Champollion tot. Doch sein Werk kam einem Dammbruch gleich. Kurz danach begründete Karl Richard Lepsius die deutsche, John Gardner Wilkinson die britische Ägyptologie. Doch nicht nur die akademische Forschung erlebte einen beispiellosen Boom. Spatenforscher, die nur schlecht von Schatzgräbern zu unterscheiden waren, fielen über Ägyptens Ruinen her und zerstörten an manchen Orten innerhalb von Jahren mehr, als Jahrtausende es vermocht hatten. Aber in diesem Konkurrenzkampf zwischen internationalen Kunsthändlern, nationalbewußten Diplomaten, skrupellosen Einheimischen und ehrgeizigen Forschern formten sich schnell die Standards der Archäologie als Wissenschaft heraus. Der Franzose Auguste Mariette begründete die ägyptische Altertümerverwaltung. Der Brite Flinders Petrie entwickelte das Graben zu einer systematischen Disziplin. Es ging, wie er es ausdrückte, darum, "alle notwendigen Auskünfte sicherzustellen, die Bedeutung eines jeden Fundes zu erkennen und ein Versehen auszuschließen, Hypothesen mit dem Fortschreiten der Arbeit ständig zu überprüfen und zu erproben und jedes Ding von Wichtigkeit zu sichern". Mit diesem Instrumentarium machte sich der Brite Howard Carter daran, im Tal der Könige bei Theben etwas zu suchen, was es nach Meinung aller Experten nicht geben sollte. Ein unberührtes Pharaonengrab. Carter kam nicht einmal zwanzigjährig nach Ägypten und wurde 1892 Petries Assistent. Da er sich mit der Entdeckung der Gräber von Thutmosis IV. und der der Hatschepsut einen Namen gemacht hatte, wurde er 1907 von George Herbert, Lord of Carnarvon, als Grabungsleiter engagiert. Der Lord war ein englischer Gentleman, der viel Zeit und noch mehr Geld hatte, um jene mit allen möglichen Hobbys auszufüllen. Lange war ihre Suche eine mehr sportliche Angelegenheit. Da stieß Carter am 28. Oktober 1922, fünf Tage nach Beginn der letzten Kampagne, unter dem Aushub des Grabes Ramses IV. auf Treppenstufen: die Spur zur größten archäologische Entdeckung des 20. Jahrhunderts. "Es stand außer Frage, daß wir tatsächlich den Eingang zu einem Grabe vor uns hatten", schrieb Carter. "Als die Sonne sank, enthüllte sich am Fuße der zwölften Stufe der obere Teil einer Tür. Sie war geschlossen, vermörtelt und versiegelt. Eine versiegelte Tür! So war es wirklich wahr! . . . Ich mußte meine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht den Eingang aufzubrechen und sofort weiterzusuchen." Carter stoppte die Arbeiten, bis Lord Carnarvon aus England eingetroffen war. Am 26. November war es soweit. "Ein ganzer Raum - wie es schien, ein vollständiges Museum. Überfluß ohne Ende." Carters archäologisches Ethos zeigte sich darin, daß er bis 1925 brauchte, um den letzten Sarg zu öffnen. Carnarvon war das nicht vergönnt. Er starb am 5. April 1923, vermutlich an den Folgen eines Moskitostichs, und bereicherte seinen Fund damit auch noch um den Mythos vom "Fluch des Pharao". Tutenchamun aber, der Inhaber des Grabes, bei seinem Tod um 1337 v. Chr. wohl gerade 18 Jahre alt, verdankt seiner Wiederentdeckung eine Popularität, die ihm im Leben versagt geblieben war. Als Nachfolger des großen "Ketzerkönigs" Echnaton hatte er dessen monotheistischem Glauben abgeschworen und war nur als Bindestrich zwischen jenem und den Ramessiden in die Geschichte eingegangen. 1822 hatte das alte Ägypten seine Sprache wiedergewonnen, 1922 eine Vorstellung von seinem König. Doch es waren nur Etappen der Entdeckung. Heute tauchen im Hafen von Alexandria Archäologen nach den Palästen der Ptolemäer. Und im Osten des Deltas, in Pi-Ramesse, graben Deutsche und Österreicher die Hauptstadt von Ramses II. aus. Erste Spuren von dem Archiv des großen Pharao, der von 1290 bis 1224 herrschte, kamen unlängst ans Licht. Würde man auf seine Korrespondenz stoßen, auch das 21. Jahrhundert hätte seine Weltsensation. | Berthold Seewald | Am 14. September 1822 entzifferte Jean-François Champollion die Hieroglyphen. Hundert Jahre später fand Howard Carter das unversehrte Pharaonen-Grab Tutenchamuns. Dazwischen liegt die Wiederentdeckung der ältesten Zivilisation der Menschheit | Print-welt | 2005-03-25T23:00:00Z | 2011-11-16T11:27:11Z | Die Rückkehr des Königs | https://www.welt.de//print-welt/article561902/Die-Rueckkehr-des-Koenigs.html |
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Unesco : Das neue Welterbe ist immer ein alter Bekannter | Zehn Tage lang haben 21 Mitglieder des Unesco-Welterbekomitees in Doha, der Hauptstadt von Katar, getagt, abgestimmt, Papiere unterzeichnet. Das Komitee entschied wie in allen jährlichen Sitzungen über die Aufnahme von Stätten in die Welterbeliste, über ihre Einschreibung in die „Liste des Welterbes in Gefahr“ oder über die Verwendung der Mittel des Welterbefonds. Das Meeting (verlinkt auf http://www.38whcdoha2014.qa/) hat aus deutscher Sicht gleich drei erfreuliche Folgen. So hat die Unesco das Weltnaturerbe Wattenmeer erweitert (verlinkt auf /regionales/hamburg/article129424199/Das-ganze-Wattenmeer-ist-jetzt-Weltnaturerbe.html) : Nun gehören auch der dänische Teil des Wattenmeers und zusätzliche niedersächsische Offshore-Gebiete zum Welterbe der Menschheit. Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) kann stolz auf das grenzüberschreitende Weltnaturerbe Wattenmeer (verlinkt auf http://dpaq.de/F8RQi) sein, das sich auf 11.500 Quadratkilometern nun über Deutschland, Dänemark (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/daenemark-reisen/) und die Niederlande erstreckt und als weltweit größtes zusammenhängendes Watt-Inselgebiet gilt. Teile davon sind bereits seit 2009 auf der Unesco-Liste. Zum Zweiten ist die ehemalige Reichsabtei Corvey (verlinkt auf /kultur/article129348723/Wenn-der-Familienbesitz-zum-Weltkulturerbe-wird.html) in Nordrhein-Westfalen zum Weltkulturerbe erklärt worden. Es war der einzige deutsche Kandidat für die Aufnahme auf die Liste in diesem Jahr. Die Organisation würdigte das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey (verlinkt auf http://www.schloss-corvey.de/) aus dem frühen Mittelalter als „Zeugnis von außergewöhnlich universellem Wert“. Das Westwerk sei heute das einzige erhaltene derartige Modell aus der Zeit der Karolinger. Es verbinde „auf herausragende Weise die karolingische Architektur mit antiken Vorbildern zu einem Kunstwerk“. Die Reichsabtei habe im damaligen Frankenreich als geistiges, religiöses und politisches Zentrum eine entscheidende Rolle in Europa gespielt. Und drittens: Die nächste Tagung des Unesco-Welterbekomitees ist 2015 in Bonn geplant – unter dem Vorsitz von Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin im Auswärtigen Amt (verlinkt auf /politik/deutschland/article122953415/Boehmer-wird-Staatsministerin-im-Auswaertigen-Amt.html) , die jetzt in Doha gewählt wurde. Ein südamerikanisches Netzwerk von Inka-Pfaden Das in Doha tagende Komitee nahm zudem unter anderem eine irakische Zitadelle, das Fabrikgebäude Van Nelle im niederländischen Rotterdam, den Kaiserkanal in China (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/china-reisen/) , die alte Maya-Stadt Calakmul (und den angrenzenden Regenwald auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán), eine prähistorische Höhle in Frankreich (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/frankreich-reisen/) und ein Netzwerk von Straßen aus der Inka-Zeit in die Liste auf. Dieses Qhapaq Ñan genannte Netz von Inka-Pfaden durch Argentinien, Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru sei allein durch seine Größe und die Qualität der Straßen eine „einzigartige Leistung von Ingenieursfähigkeiten in höchst verschiedenen geographischen Geländen“, es verbinde „die schneebedeckten Gipfel der Anden-Bergketten“ mit der Küste, verlaufe durch „heiße Regenwälder, fruchtbare Täler und absolute Wüsten“, erklärte das Komitee. Die französische Grotte Chauvet-Pont d’Arc ist eine riesige Höhle in den Felsklippen oberhalb des südfranzösischen Ardèche-Flusses, sie hat die ältesten bekannten Felszeichnungen der Welt. Der französische Unesco-Botschafter Philippe Lalliot sagte, die Malereien „revolutionierten den Blick auf unsere Ursprünge“. Die Unesco erklärte, die prähistorische Höhle zeuge von der Bedeutung von Grotten für „kulturelle und rituelle Praktiken“. 30 Neuaufnahmen weltweit Die Entscheidung für die berühmte Zitadelle von Erbil in der gleichnamigen irakischen Kurdenhauptstadt galt inmitten des neuen Irak-Konflikts zwischen Dschihadisten und Regierung auch als politisches Signal. Zudem wurden Dschidda in Saudi-Arabien, die Fabrik Van Nelle in Rotterdam und die Seidenspinnerei Tomioka in Japan neues Unesco-Welterbe. In diesem Jahr lagen dem Komitee mehr als 40 Nominierungen vor. Alle 30 neuen Stätten kann man auf dieser Unesco-Liste nachlesen (verlinkt auf http://whc.unesco.org/en/newproperties/) . Der begehrte Titel kurbelt den Tourismus an und erleichtert den Zugang zu Subventionen für den Erhalt der Stätten. Insgesamt gibt es nun 1007 Kultur- und Naturerbestätten in 160 Ländern, in Deutschland sind es nun 39 (verlinkt auf http://dpaq.de/Zyt7j) . Zuletzt war für die Bundesrepublik der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel aufgenommen worden. Erstes Welterbe aus Deutschland war 1978 der Aachener Dom. Es folgten unter anderem der Kölner Dom und die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg (beide 1996) sowie die Altstädte von Stralsund und Wismar und das Obere Mittelrheintal (beide 2002). Wenn die Deutsche Maria Böhmer die Komiteesitzung als Präsidentin im kommenden Jahr in Bonn leiten wird, soll auch über drei deutsche Nominierungen entschieden werden: das Kontorhausviertel mit Chilehaus und Speicherstadt in Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) , der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale-Unstrut. Grundlage für die Welterbeliste der Unesco ist das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt. Es wurde 1972 verabschiedet. Inzwischen haben es mehr als 190 Staaten unterzeichnet. Kriterien für die Anerkennung als Welterbe sind unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementplan, der die Erhaltung für zukünftige Generationen sicherstellt. | WELT | Erstmals gibt es mehr als 1000 Welterbestätten. Neu dabei ist auch die ehemalige Reichsabtei Corvey (NRW). Doch die Unesco-Komiteesitzung in Doha brachte noch mehr Erfreuliches aus deutscher Sicht. | Reise | 2014-06-25T11:19:29Z | 2015-10-15T19:35:47Z | Das neue Welterbe ist immer ein alter Bekannter | https://www.welt.de//reise/article129449934/Das-neue-Welterbe-ist-immer-ein-alter-Bekannter.html |
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USA und Europa: Das Spiel mit der Angst vor dem Terror | Wenn es einen begründeten Verdacht auf terroristische Anschläge gibt, müssen Sicherheitsdienste die Menschen davor warnen. Wenn es aber diesen begründeten Verdacht nicht gibt oder sich die Gefahrenlage über Monate hinweg nicht verändert hat, sollten sie sich zurückhalten. Seit einer Woche etwa erreichen Deutschland und Europa über US-amerikanische Quellen beinahe täglich neue Terrormeldungen. Diese gipfeln zum Wochenbeginn in der Warnung, islamische Terroristen planten Anschläge auf den Berliner Hauptbahnhof, den Fernsehturm und das Hotel Adlon. In Paris hätten die Terroristen den Eiffelturm und die Kathedrale Notre Dame ins Visier genommen und in London die königliche Familie. Das jedenfalls berichtet der US-Sender Fox News und beruft sich dabei auf US-Geheimdienste. Al-Qaida-Chef Osama bin Laden selbst soll die Anschläge befohlen und finanziert haben. Den Berichten zufolge müssten bereits Terroristen auf dem Weg nach Europa sein, die auf Attacken im Stil des Angriffs auf ein Hotel in Mumbai im November 2008 spezialisiert seien. All das soll der Deutsch-Afghane Ahmad Sidiqi den US-Geheimdiensten erzählt haben, und die gaben es gezielt an ausgesuchte US-Medien weiter. US-Militärs haben Sidiqi Anfang Juli in Kabul festgenommen. Seither wird er in der US-Basis Bagram von Spezialisten des US-Militärs und der Geheimdienste verhört. Unter welchen Bedingungen er dort seine Aussagen macht, ist bisher nicht bekannt. Keine konkrete Anschlagsgefahr Doch das, was er sagt, beunruhigt die europäischen Sicherheitsbehörden keineswegs. Sowohl die deutschen als auch die französischen Nachrichtendienste sehen keine konkrete Anschlagsgefahr. Zwar gebe es in den einschlägigen Foren und Netzwerken immer wieder einmal Gerüchte über Anschlagspläne. Diese seien aber wenig konkret und bislang nicht durch weitere Hinweise erhärtet worden. Somit gebe es keine akute Gefahr eines Terroranschlags. Nach Informationen der Sicherheitsdienste ist die Stimmung in den Lagern der Dschihadisten zudem alles andere als kämpferisch. Dazu haben die ununterbrochenen Drohnenangriffe der Amerikaner ebenso beigetragen wie die archaischen Lebensumstände. In den Lagern fehlt es oft am Nötigsten. Immer wieder mussten die selbst ernannten Gotteskrieger aus purer Not über das Internet zu Spenden aufrufen, um ihr Überleben zu sichern. Die Zahl derer, die es dort nicht mehr aushalten und wieder zurück wollen, scheint zu steigen. Aber sie können in der Regel gar nicht zurück, weil sie weder Geld noch Papiere haben, die ihnen beim Eintritt in den Dschihad abgenommen wurden. Auch die vielen Todesopfer demoralisieren die aus Deutschland angereisten Kämpfer. Zuletzt waren ihre Leitfiguren Bekkay Harrach und Eric Breininger gestorben. Dennoch warnen die US-Dienste vor Anschlägen in Deutschland. Die US-Regierung gab am Wochenende sogar einen Reisehinweis heraus. Warum machen die USA das? Wissen sie einfach nur mehr als alle anderen? Immerhin gab es auch das schon oft genug. Schließlich waren sie es, die auf die Attentatspläne der Sauerlandgruppe aufmerksam wurden und daraufhin die deutschen Behörden informierten. Diesmal jedoch scheinen die Dinge anders zu liegen. Jedenfalls bestreiten BND, Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt auch heute noch vehement die Darstellungen in den US-Medien. Ist also vielleicht das Verhältnis zwischen US-Diensten und ihren europäischen Partner so sehr gestört, dass sie nicht einmal mehr zu einer gemeinsamen Einschätzung der Terrorgefahr in Europa gelangen können? Beide Seiten bestreiten dies mit Nachdruck und sprechen von einer guten Kooperation. Daher muss sich die US-Regierung fragen lassen, warum sie eine Terrorgefahr inszeniert, die es so augenscheinlich nicht gibt? Wer diese Frage stellt, der wird in Sicherheitskreisen unter anderem auf die labile innenpolitische Lage in den Vereinigten Staaten verwiesen. Die Wirtschaftsdaten sind schlecht, die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter, das Land hat die Krise noch längst nicht hinter sich. Das merkwürdige Verhalten der USA Radikale Rechte in der sogenannten „Tea-Party-Bewegung“ nutzen diese Lage geschickt für ihre politischen Zwecke. Und so droht den Demokraten um US-Präsident Barack Obama bei den anstehenden Kongresswahlen eine herbe Niederlage. Glaubt die US-Regierung also bei den Wählern punkten zu können, indem sie behauptet, sie verhindere mit ihrer massiven Bombardierung Nordwaziristans verheerende Terroranschläge in Europa? Ein Gedanke, den niemand offen auszusprechen wagt. Aber eine schlüssige Erklärung für das Verhalten der USA hat auch niemand. So steht der Verdacht im Raum, die US-Regierung spiele mit der Angst der Menschen in Europa. Sollte Obama seinen innenpolitischen Gegnern gegenüber tatsächlich so hilflos sein, dass er zu solchen Mitteln greifen muss? Würde dieser Verdacht irgendwann auch nur zum Teil als Wahrheit entlarvt, gäbe der Zustand der der US-Regierung ernsthaften Anlass zur Sorge. | Günther Lachmann | US-Geheimdienste sprechen von drohenden Anschlägen in Berlin. Deutsche Behörden weisen diese Darstellung zurück. Was steckt wirklich dahinter? | Politik | Ausland | 2010-10-04T13:17:35Z | 2015-09-01T10:06:51Z | Das Spiel mit der Angst vor dem Terror | https://www.welt.de//politik/ausland/article10070124/Das-Spiel-mit-der-Angst-vor-dem-Terror.html |
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Nach Deutschlandbesuch: Protestanten rechnen mit Papst Benedikt ab | Dass im September der Papst in Deutschland (verlinkt auf /politik/specials/papst/) war, müssen viele in diesen aufgeregten Zeiten erst mühsam aus den Tiefen ihres Landzeitgedächtnisses hervorkramen. Doch einer Gruppe ist die Visite von Benedikt XVI. bis heute präsent: den deutschen Protestanten. Zu tief sitzt bei ihnen die Enttäuschung (verlinkt auf /politik/specials/papst/article13622669/Die-Papst-Enttaeuschung-und-eine-peinliche-Situation.html) über das Ausbleiben konkreter ökumenischer Signale, zu groß ist ihre eigene Scham über die Vorab-Ehrfurcht gegenüber dem dann völlig unbeeindruckten Pontifex, als dass die Evangelischen die Begegnung mit ihm in Erfurt so schnell vergessen könnten. Schneider wütet bei EKD-Synode über den Papst Hatten sie nach Benedikts Abreise wochenlang diffus gegrummelt, so versuchte nun der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider (verlinkt auf /themen/nikolaus-schneider/) , vor der in Magdeburg tagenden EKD-Synode auf den Punkt zu bringen, was von jenem Besuch zu halten ist. Nicht so viel. In seinem Ratsbericht vor den 120 Kirchenparlamentariern kritisierte Schneider vor allem, wie Benedikt mit den ökumenischen Intentionen der Evangelischen umgegangen sei. „Brennende Fragen des ökumenischen Dialogs“, so Schneider über Benedikts Auftritt in der Erfurter Augustinerkirche, „wurden gar nicht oder nur missverstehend und missverständlich angesprochen.“ Besonders störte sich Schneider daran, dass der Papst damals von einer Erwartung nach einem „Gastgeschenk“ gesprochen hatte, welches er aber nicht liefern könne. „‚Gastgeschenke’ hat niemand erwartet“, konterte nun Schneider, „wohl aber inhaltliche Impulse.“ Konkrete Anstöße blieben aus Die jedoch seien von Benedikt nicht gekommen: „Konkrete und ermutigende Anstöße für die theologische Weiterarbeit in den Fragen des Amts- und Kirchenverständnisses blieben aus.“ Noch schärfer wurde Schneider bei der Kritik an der damaligen Papst-Andeutung, die Protestanten wollten eine Ökumene der Kompromisse, wo beide Seiten ihre Positionen abschwächen. „Dass der Papst ein Verständnis der ökumenisch-theologischen Gespräche unterstellte, das sich an Verhandlungen zwischen politischen Vertragsparteien orientiere, geht an der Haltung der reformatorischen Kirchen völlig vorbei“, sagte Schneider. Wie um Rom zu ärgern, erinnerte Schneider daran, dass die EKD unlängst mit den Anglikanern „trotz unterschiedlicher Vorstellungen in Fragen des kirchlichen Amtes“ zum gemeinsamen Abendmahl geschritten war. „Geht doch“, sagte Schneider dazu, als wollte er dem Vatikan zeigen, wie sich vernünftige Leute auf die Sakramentsgemeinschaft einigen. Schneider will Katholiken dennoch weiter entgegen kommen Noch zwei Nadelstiche: Evangelische, so Schneider, würden alle Christen als geheiligt ansehen und könnten einander „heiliger Vater“ oder „heilige Mutter“ nennen. Und wenn es um das 500. Reformationsjubiläum 2017 gehe, dann reiche der Erinnerungsblick der Protestanten „nicht nur zurück bis 1517, sondern bis zu den Anfängen der christlichen Kirche“. Damit nicht Rom das Monopol aufs Apostel-Erbe beansprucht. Zwar blieb Schneider seiner sonstigen Besänftigungsfreude insofern treu, als er sich zu weiterem Entgegenkommen gegenüber den Katholiken bereit zeigte und Benedikts Auftritt in Luthers Erfurter Augustinerkloster als solchen anerkannte, wo der Papst Luthers Gottsuche gewürdigt habe. Doch war auch solches Lob bei Schneider erfüllt von evangelischem Selbstbewusstsein. Denn im Grunde lobte er, dass Benedikt in Erfurt die Bedeutung reformatorischer Theologie akzeptiert habe. Bissiger formulierte es am Nachmittag Synoden-Präses Katrin Göring-Eckardt: Die grüne Bundestagsvizepräsidentin konstatierte in ihrer Rede „eine gewisse Schockstarre“ mancher Katholiken gegenüber der Kraft reformatorischer Theologie. Kirchliches Streikrecht umstritten Stand der Synode-Beginn insofern theologisch im Zeichen evangelischer Selbstvergewisserung – Schneider verzichtete völlig auf protestantische Selbstkritik im Religiösen -, so sieht sich das Kirchenparlament in einer eher weltlichen Frage unter gewaltigem Legitimationsdruck. Es geht ums kirchliche Arbeitsrecht des sogenannten Dritten Weges, bei dem die rund 450.000 Mitarbeiter der evangelischen Diakonie nicht streiken dürfen, sondern in einer „Dienstgemeinschaft“ ohne direkte Gewerkschaftsbeteiligung ihre Tarife in paritätisch besetzten Kommissionen konsensual mit den „Dienstgebern“ auszuhandeln haben. Dieser Dritte Weg, nach Ansicht der Kirchen grundgesetzlich garantiert, steht gewaltig unter Druck. Zum einen, weil die Gewerkschaft Ver.di immer vehementer die Abschaffung des Streikverbots fordert. Zum andern, weil die Kirchenleute selbst an der Legitimation des Dritten Weges zweifeln, seit viele diakonische Träger durch Leiharbeit, teilweise Tarifabsenkungen und die Ausgründung einzelner Arbeitsbereiche in privatwirtschaftliche Servicegesellschaften das Prinzip der „Dienstgemeinschaft“ infrage gestellt haben. Göring-Eckardt will Sanktionen gegen diakonische Träger „Der Begriff der Dienstgemeinschaft droht durch das Verhalten Einzelner ausgehöhlt zu werden“, gab Schneider zu. Göring-Eckardt forderte Sanktionen gegen jene diakonischen Träger, die den Dritten Weg verlassen: „Solche Unternehmen müssen verwarnt und, falls sich an der Situation nichts ändert, als letzte Konsequenz auch aus der Diakonie ausgeschlossen werden.“ Instrumente hierfür soll die Synode schaffen. Ihr liegen ein Kirchengesetz und eine Satzung für das Diakonische Werk der EKD zur Abstimmung vor, nach denen einerseits der Dritten Weg bestätigt, andererseits die Möglichkeit zu seiner strengeren Durchsetzung gegen Abweichler geschaffen werden soll. Wenn diese Durchsetzung nicht gelingt, dann, so ist auf der Synode immer wieder zu hören, wird sich der Dritte Weg nicht mehr lange halten lassen. | Matthias Kamann | Bei den Protestanten ist der Ärger über den Papst-Besuch in Deutschland noch immer groß. "Brennende Fragen" habe Benedikt bewusst missverstanden, so EKD-Chef Schneider. | Channels-extern | iPad3 Welt HD | 2011-11-06T16:51:36Z | 2015-09-01T11:36:08Z | Protestanten rechnen mit Papst Benedikt ab | https://www.welt.de//channels-extern/ipad3_welthd/a_welt_ipad3/politik_a_ipad3/article13701851/Protestanten-rechnen-mit-Papst-Benedikt-ab.html |
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Reisetipps für Mailand – diese 14 Dinge sollten Sie nicht verpassen | Natürlich findet sich immer ein Grund, im Frühling nach Mailand zu fahren, aber der Salone del Mobile im April ist sicherlich ein besonders überzeugender, denn Mailand steht für Design (verlinkt auf /icon/design/) und die schönen Dinge. Ob Restaurants, Delikatessen-Geschäft oder Vintage-Shop, die Vorliebe für gutes Design und guten Geschmack ist allgegenwärtig. Nachdem man sich auf der Messe und in den dazugehörigen Geschäften der Anbieter von den neuesten Kreationen hat inspirieren lassen, ist man genau in der richtigen Stimmung, um Mailand im Frühling neu zu entdecken. Das ist Irmas Auswahl der schönsten Geschäfte, Cafés und Restaurants (verlinkt auf /themen/restaurants/) : Rossana Orlando führt ein Möbelgeschäft (verlinkt auf /themen/moebel/) mit Galerie schon seit vielen Jahren, aber immer wieder überrascht sie einen mit neuen Installationen und Themen. Eine Galerie (verlinkt auf http://rossanaorlandi.com) , die besonders bekannt für seine exzentrische Besitzerin ist. Zur Zeit des Salone mausert sie sich zum Treffpunkt der Designszene. Zu finden ist ihr Laden in der Via Matteo Bandello 14/16, 20123 Milano. Mercatino Penelope – Eine sehr schöne Auswahl an modernen Antiquitäten, von Mid-Century bis Memphis, zu verhältnismäßig fairen Preisen. Das Besondere: Je länger ein Stück im Laden (verlinkt auf http://www.mercatinopenelope.it) steht, desto stärker fällt der Preis. Nach vier Monaten kostet es nur noch die Hälfte. Zu finden in der Via M. Melloni 6, 20129 Milano. Cavalli e Nastri – Der berühmteste Vintage-Laden Mailands (verlinkt auf /themen/mailand-staedtereise/) . Hier findet man eine ungewöhnliche Auswahl an schönen Stücken, zum Beispiel von Hermès, Chanel und YSL. Alle Teile sind in einem ausgesucht guten Zustand. Der Laden hat auch ein kleines Online-Museum (verlinkt auf http://www.cavallienastri.com/museo#.VwYgo8f__Ic) , wo sich Designer gerne Inspiration holen. Zu finden in der Via Brera 2, 20121 Milano. Funky Table – Geschirr und Besteck aus aller Welt. Von Afrika bis Portugal, von Argentinien bis Puglia, von England bis China: In diesem Store (verlinkt auf http://www.funkytable.it/ft/) gibt es alles für den gedeckten Tisch. Und vieles, von dem man gar nicht wusste, dass man es braucht. Zu finden in der Via Santa Marta 19, 20123 Milano. Excelsior Milano ist ein siebenstöckiges ehemaliges Kino, das von den Stararchitekten Jean Nouvel und Vincenzo de Cotiis in ein modernes Kaufhaus umgewandelt wurde. Video-Installationen, die sich über die sieben Stockwerke erstrecken, inszenieren geschickt eine Reise durch die Welt der Mode, von Hightech und gutem Essen. Marken wie Etro (verlinkt auf /themen/etro/) , Lorenzo Villoresi, Aveda, Azagury, und Tiffany & Co. (verlinkt auf /themen/tiffany/) sind ebenso vertreten wie Bars und Restaurants sowie die Mailänder Dependance der berühmte Pariser Patisserie Ladurée. Zu finden ist das Excelsior Milano (verlinkt auf http://www.excelsiormilano.com) in der Galleria del Corso 4, 20122 Milano. Peck – Die weltberühmte Delikatessen-Institution erfüllt seit über 130 Jahren auf drei Etagen jeden kulinarischen Wunsch. Das Peck (verlinkt auf http://www.peck.it) bietet eines der größten Sortimente an Käse, Schinken und Wein (verlinkt auf /themen/wein/) in Italien. Auch ein eigenes Restaurant und Café finden sich im Gebäude. Besonders schön sind die Pasta- und Lebensmittelverpackungen im typisch italienischen Stil. Zu finden in der Via Spadari 9, 20123 Milano. „ Osteria La Risacca 6“ – Es gibt in Mailand mehrere „Risacca“-Restaurants, aber „ Risacca 6 (verlinkt auf http://www.larisacca6.it) “ gilt als das beste. Es ist auf Seafood (verlinkt auf /themen/meerestiere/) und Fisch spezialisiert. Man fühlt sich direkt ans Meer versetzt, und das Ambiente ist italienisch-maritim. Die Osteria liegt in der Via Marcona 6, 20129 Milano. Ceresio 7 – Das glamouröse Restaurant (verlinkt auf http://www.ceresio7.com) der beiden Modedesigner (verlinkt auf /themen/modedesigner/) Dean und Dan Caten von der Marke Dsquared2 ist im Stil der 60er-Jahre eingerichtet. Viele Details des Ceresio 7 möchte man am liebsten gleich in den eigenen vier Wänden anwenden. Im Sommer diniert man hier wunderschön am Penthouse Pool und schaut über die ganze Stadt. Das Ceresio 7 findet sich in der Via Ceresio 7, 20154 Milano. Trattoria Milanese – Unkomplizierte traditionelle Mailänder Küche. Das Ossobuco mit Risotto Milanese (verlinkt auf /lifestyle/article983202/Wo-die-Mafia-zu-Tisch-bittet.html) ist besonders zu empfehlen. Eine typische Trattoria in Mailand hat meist wenig Tageslicht, einen kalten Steinboden und geklöppelte Gardinen vor den Fenstern. Ein schöner Kontrast, wenn man vorher den Salone besucht hat. Zu finden ist das Restaurant in der Via Santa Marta 11, 20123 Milano. Spazio900 – Auch hier haben sich die Inhaber auf das Design (verlinkt auf /themen/design/) der 50er- bis 80er-Jahre spezialisiert. Die Möbel werden in einem großen Gebäude wie in einer Dauerausstellung präsentiert. Inzwischen gibt es auch einen großen Onlineshop (verlinkt auf http://www.spazio900.com) . Zu finden in der Viale Campania 51, 20133 Milano. „ Pasticceria – Confetteria Cova“ – Der Klassiker unter den Mailänder Cafés im goldenen Dreieck. Kleine Panini an der Bar und ein Espresso (verlinkt auf /themen/kaffee/) im Stehen. Die schönen Verpackungen der Pralinen und Schokoladen bieten sich wunderbar zum Verschenken an, und der kleine Tea Room ist perfekt für einen Lunch. Die Pasticceria (verlinkt auf http://pasticceriacova.it) findet sich in der Via Montenapoleone 8, 20121 Milano. Drei Mailänder Must-sees Während des Salone del Mobile sollte man sich in Mailand auch die folgenden Installationen und Präsentationen anschauen: Bottega Veneta – Das Unternehmen lanciert zum Salone seine neueste Home Collection. Die von Kreativdirektor Tomas Maier konzipierte Kollektion wird ab 12. April im – ebenfalls von ihm entworfenen – Bottega Veneta (verlinkt auf /themen/bottega-veneta/) -Geschäft in der Via Borgospesso 5 präsentiert. Paul Smith – Der Möbelhersteller Gufram feiert seinen 50. Geburtstag und zeigt dazu auf dem Salone seine originelle Kooperation mit dem englischen Designer Paul Smith (verlinkt auf /themen/paul-smith/) : einen „Psychedelischen Kaktus“. Dodo – Die italienische Schmuckfirma (verlinkt auf /themen/schmuck/) lässt den Künstler Matteo Cibic eine wilde Tierwelt in Keramik – inspiriert vom Dodo-Schmuck – erschaffen und zeigt diese in seiner Boutique am Corso Giacomo Matteotti 9, 20121 Milano. Wer ist IRMA und was macht sie hier? Das lesen Sie hier (verlinkt auf /icon/article152333316/IRMA-goes-ICON.html) und auf IRMASWORLD (verlinkt auf http://irmasworld.com/) . | IRMA | Mailand ist immer eine Reise wert, gerade im April, wenn die Möbelmesse „Salone del Mobile“ stattfindet. Unsere Autorin kennt die besten Restaurants und Shops der Stadt - nicht nur für Messe-Besucher. | Iconist | 2016-04-10T06:58:13Z | 2017-03-31T20:33:27Z | An diesen 14 Orten entdecken Sie Mailand neu | https://www.welt.de//iconist/article154070735/An-diesen-14-Orten-entdecken-Sie-Mailand-neu.html |
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München 2022: Der Bürgerentscheid wird zur großen Olympia-Hürde | Sport und Politik bejubelten einhellig das Ja zu München 2022 (verlinkt auf /sport/olympia/article120535906/DOSB-votiert-fuer-erneute-Muenchen-Kandidatur.html) , doch das letzte Wort haben die Bürger. Nach der fast einstimmigen Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für eine weitere Bewerbung der bayrischen Hauptstadt um olympische Winterspiele tritt der Kampf um die Wählergunst in seine heiße Phase: Befürworter und Gegner mobilisieren für die Bürgerentscheide am 10. November. Der Ausgang der Abstimmungen scheint derzeit völlig offen. „Ich habe keinen Zweifel, dass der weit überwiegende Teil der Bevölkerung Spiele in Deutschland will“, sagte DOSB-Interimspräsident Hans-Peter Krämer: „Ich habe die Hoffnung, dass die Wähler nach Landtags- und Bundestagswahl ihre Wahlmüdigkeit überwinden. Wir müssen die Ja-Sager mobilisieren, die Nein-Sager werden in Scharen zur Urne laufen.“ Dazu wird auch Ludwig Hartmann gehören. Der bayrische Landtagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen ist einer der Sprecher des Netzwerks NOlympia, das schon die Bewerbung für die Spiele 2018 ablehnte. Auch diesmal kündigte der Zusammenschluss Widerstand an. Sowohl aus ökologischen als auch finanziellen Gründen lehnt NOlympia einen weiteren Anlauf ab. Mehr Akzeptanz durch Ruhpolding Doch die Entscheidung liegt am 10. November bei den Betroffenen. Sowohl in München, Garmisch-Partenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein (Ruhpolding) und Berchtesgadener Land (Königssee) brauchen die Organisatoren jeweils ein positives Votum. Mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten müssen mit Ja stimmen und dabei die Mehrheit bilden, um den Erfolg des Bürgerentscheids zu sichern. In Garmisch-Partenkirchen liegt das sogenannte „Quorum“ bei 20 Prozent. Sollten sich die Wahlberechtigten bei nur einer einzigen Abstimmung rechtsgültig gegen die Winterspiele aussprechen, wäre das Projekt München 2022 gescheitert. Werden bei einem Bürgerentscheid weniger Stimmen als gefordert abgegeben, fällt die Entscheidung über Ja oder Nein wieder an das zuständige politische Gremium zurück. Bei der Bewerbung für 2018 hatten vor allem Grundstücksstreitigkeiten in Garmisch-Partenkirchen für öffentlichkeitswirksamen Widerstand gesorgt. Durch die Verlegung der Biathlon- und Langlaufwettbewerbe nach Ruhpolding kamen die Organisatoren jetzt den Gegnern zumindest ein bisschen entgegen. „Das hat uns mehr Akzeptanz verschafft“, sagte Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. München will sich jetzt also mit einem leicht veränderten Sportstätten-Konzept bewerben. Ruhpolding ist als Wettkampfort im Vergleich zur Bewerbung für die Spiele 2018 neu dazugekommen. Weiter dabei sind neben der Landeshauptstadt noch Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee. WO IST WAS? – MÜNCHEN: Die Eis-Wettbewerbe sollen im Münchner Olympiapark stattfinden, die Eröffnungs- und Abschlussfeier im Olympiastadion. Die Medaillen würden am Rathaus im Herzen der Stadt überreicht werden. Die Eishockey-Turniere könnten in einer neuen Halle am Standort des jetzigen Eissportzentrums und in einer neuen Multifunktionshalle auf dem Gelände des ehemaligen Olympia-Radstadions ausgetragen werden. Eiskunstlauf und Short Track sind in der Olympiahalle geplant. Die Curling-Wettbewerbe sollen in der temporär umgebauten Olympia- Schwimmhalle von 1972 stattfinden. Für die Eisschnelllauf-Wettkämpfe würde eine 8000 Zuschauer fassende Halle auf dem Gelände des Campus der Technischen Universität München im Olympiapark errichtet werden. Sie würde nach den Winterspielen wieder abgebaut. Die Ski- und Snowboard-Wettbewerber auf der Halfpipe wurden in den Plänen anders als bei der gescheiterten Bewerbung für 2018 von Garmisch-Partenkirchen in den Olympiapark München verlegt. GARMISCH-PARTENKIRCHEN: Die Alpin-Wettbewerbe sollen – mit Ausnahme des Spezial- und des Kombinationsslaloms – auf der Kandahar-Strecke stattfinden. Sowohl Spezial- als auch Kombinationsslalom sind auf der erprobten Weltcup-Strecke beim Skistadion am Gudiberg geplant. Dort sollen auch die Sprung-Wettbewerbe der Spezialisten und Kombinierer auf einer großen und kleinen Schanze durchgeführt werden. Für Snowboard- und Skicross steht die Hornabfahrt am Hausberg zur Verfügung. RUHPOLDING: Die Chiemgau-Arena in Ruhpolding wurde im Vorfeld der Biathlon-WM 2012 ausgebaut und umfassend modernisiert. Die Biathlon-Wettbewerbe könnten in der Arena auf bereits bestehenden Strecken vor einem Publikum von rund 23 000 Zuschauern ausgetragen werden. Die Langlaufwettbewerbe könnten im Süden des Ortes im Bereich offener Wiesen und Waldrandflächen am Nordhang des Unternbergs stattfinden. KÖNIGSSEE: Die Kunsteisbahn am Königssee – die älteste der Welt – soll Schauplatz der Bob-, Rodel- und Skeleton-Wettbewerbe werden. Die Bahn ist aufwendig modernisiert worden. Im neuen Eiskanal fanden auch schon die Weltmeisterschaften im Bob und im Skeleton statt. | WELT | München soll sich zum zweiten Mal um die olympischen Winterspiele bewerben – und zwar mit einem leicht veränderten Sportstättenkonzept. Doch mit dem Bürgerentscheid steht die größte Hürde noch bevor. | Sport | Olympia | 2013-10-01T12:10:59Z | 2015-10-15T13:34:30Z | Der Bürgerentscheid wird zur großen Olympia-Hürde | https://www.welt.de//sport/olympia/article120554054/Der-Buergerentscheid-wird-zur-grossen-Olympia-Huerde.html |
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Luftfahrt: 400 Arbeitsplätze bei Lufthansa Technik in Gefahr | Am Hamburger Lufthansa-Technik-Standort drohen weitere Arbeitsplatzverluste. Nach Medienberichten soll der Bereich der Flugzeugüberholung geschlossen werden. Dadurch sind rund 400 Arbeitsplätze in Gefahr. Der Vorstand prüfe derzeit die Schließung, bestätigte ein Sprecher von Lufthansa Technik dem "Hamburger Abendblatt". Betriebsbedingte Kündigungen solle es aber nicht geben. Verhandlungen zwischen Lufthansa Technik und der Gewerkschaft Ver.di waren zuvor gescheitert. Dem „Hamburger Abendblatt“ sagte Torsten Ballhause, Fachbereichsleiter Luftfahrt bei Ver.di in Hamburg (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hamburg-staedtereise/) , die Arbeitnehmerseite sei zu weitgehenden Zugeständnissen, unter anderem einer Kürzung von Schichtzulagen, bereit gewesen. Der Arbeitgeber habe dafür nur eine aus Sicht der Gewerkschaft unzureichende Beschäftigungssicherung geboten. Der „Bild“-Zeitung bestätigte das Unternehmen, man habe sich mit dem Tarifpartner nicht auf eine Lösung einigen können, die eine Fortführung der Flugzeugüberholung am Standort Hamburg zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen ermöglicht hätte. Kürzungen auch bei der Triebwerksüberholung Erst im Juli hatte das Unternehmen den Abbau von Arbeitsplätzen (verlinkt auf /regionales/hamburg/article157227791/Lufthansa-Technik-sichert-Hamburger-Triebwerkssparte.html) im Bereich der Triebwerksüberholung (verlinkt auf /regionales/hamburg/article155332464/Hamburg-ist-unser-universellster-Standort.html) bekannt gegeben. In den kommenden fünf bis acht Jahren sollen durch Fluktuation 700 Stellen wegfallen, 1100 Arbeitsplätze sollen in Hamburg in diesem Bereich bestehen bleiben. Lufthansa Technik beschäftigt in 30 Tochterunternehmen und Beteiligungsgesellschaften insgesamt rund 25.000 Mitarbeiter – davon etwa 7400 in Hamburg – und ist Weltmarktführer bei der Wartung von Zivilflugzeugen. Neben der Instandhaltung von Triebwerken überarbeitet Lufthansa Technik komplette Flugzeuge, rüstet Passagierjets mit individuellen Einrichtungen aus und fertigt inzwischen auch selbst Kabinenzubehör, etwa einen Sitz für Geschäftsflugzeuge oder Akustikbauteile. Neue Standorte baut das Unternehmen direkt in den schnell wachsenden Märkten auf, zuletzt etwa ein Wartungszentrum in Puerto Rico für Nord- und Südamerika. | WELT | Lufthansa Technik prüft den Abbau von rund 400 Arbeitsplätzen am Standort Hamburg. Betroffen ist der Bereich der Flugzeugüberholung. Zuletzt hatte das Unternehmen im Sommer Streichungen angekündigt. | Regionales | Hamburg | 2016-11-16T08:26:21Z | 2017-05-04T11:20:01Z | 400 Arbeitsplätze bei Lufthansa Technik in Gefahr | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article159526517/400-Arbeitsplaetze-bei-Lufthansa-Technik-in-Gefahr.html |
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Erotisch Einkaufen: Sexspielzeug wird jetzt zur Frauensache | Fast glaubt man, ein antikes Schmuckstück liege da auf dem Samtkissen: In seinen filigranen Silberverschluss kann man ein kleines Bild seines Geliebten stecken. Doch das schwere, kühle Objekt ist aus weißer Keramik. "Dieser Dildo ist die Nachbildung eines Modells aus viktorianischer Zeit", sagt Sarah Louise Bennett vom Londoner Luxussexshop Coco de Mer (verlinkt auf http://www.coco-de-mer.com/) . "Der Vintage-Look ist bei Sex-Toys derzeit gefragt. Außerdem müssen sie von hoher Qualität und aus hochwertigen Materialien sein – auch wenn sie natürlich vorrangig Spaß bringen sollen." Vorbei sind die Zeiten, in denen der Fachhandel für Erotikzubehör den Dunst des Schäbigen verströmte und sich in eher zwielichtigen Stadtvierteln angesiedelt hatte – oder wie die Ende des vergangenen Jahrtausends so beliebten Frauen-Erotikshops den Charme einer Rehaklinik zelebrierten. Heute geht es in der Welt des Sexspielzeuges um sinnliche Exotik und Luxus, um seidige Stoffe, angenehm verstörende Düfte. Frauen wollen nicht mehr vorrangig einem Mann gefallen, sondern sich selbst verwöhnen. Das beste Beispiel: Vor sieben Jahren eröffnete Sam Roddick, Tochter von Bodyshop-Gründerin Anita Roddick, in Londons beliebtem Einkaufsviertel Covent Garden ihre Erotikboutique Coco de Mer, deren Interieur an ein Boudoir erinnert: Stühle im Barockstil, schimmernde Seidentapeten, Seidenhöschen werden wie Kunstwerke an der Wand präsentiert. Inzwischen gibt es sogar zwei Filialen: eine im gediegenen Stadtteil South Kensington, die andere auf Los Angeles' Shoppingboulevard Melrose Avenue – dort "very british" mit einem in Penisform getrimmten Buchsbaum vor der Tür. "Die Welt der Sexshops ist in den letzten Jahren glamouröser geworden. Heute trauen sich fast mehr Frauen in einen Erotikshop als Männer. Frauen geben ohne zu zögern 400 Pfund für ein paar Jimmy Choos aus. Genau diese Frauen wollen jetzt auch den Körperteilen, die man im Alltag nicht sieht, die gleiche Aufmerksamkeit schenken", sagt Louise Bennett. In den Regalen bei Coco de Mer liegen statt fleischfarbener Plastikdildos und Vibratoren, deren Lärmpegel an ein startendes Flugzeug erinnert, Sex-Accessoires wie der elegante "Lelo Elise Vibrator" in dunklem Lila oder das Modell "Lelo Yva", das ebenso gut ein schicker Briefbeschwerer aus Edelstahl sein könnte. Lederpeitschen, deren Griffe mit Strasssteinchen versehen sind, werden mit Spotlights angestrahlt, Toys aus Süßwasserperlen und handgemachtem Glas in Schaukästen ausgestellt. Auch Kate Moss soll ein Exemplar besitzen Viele Produkte werden eigens für Coco de Mer gefertigt, doch auch andere haben den Markt für Designersexaccessoires entdeckt: Die Toys von Julian Snelling und Betony Vernon etwa kommen in Materialien wie Silber, Edelstahl und Kristall, die Vibratoren der kalifornischen Firma Jimmyjane sehen wie überdimensionierte Projektile aus. Besonders beliebt ist das goldene Modell "Little Something: Gold", das schon in Magazinen wie "Wallpaper" und "Vogue" zu sehen war. Auch Kate Moss soll ein Exemplar in ihrer Handtasche haben. Die handgemachten Dildos der britischen Designerin Shiri Zinn, die an der renommierten Londoner Modeschule Central St. Martins studiert hat, kosten von 800 Dollar an aufwärts und stehen in den Vitrinen von Luxussexshops wie Kiki de Montparnasse in New York (verlinkt auf http://www.kikidm.com/shop/home.php) . "Dilettos" werden die Dildos hier schlicht genannt. Auch in Deutschland lockt eine neue Generation von Sex-, oder besser gesagt, Erotikshops vor allem die weiblichen Kundschaft, darunter Läden wie Anne Lyn's Sinnlichkeiten in Lüneburg (verlinkt auf http://www.anne-lyn.de/) oder La Coquette in Osnabrück (verlinkt auf http://www.lacoquette.de/index.php?article_id=1) , die auch erotische Leseabende anbietet. Der Edellingerieanbieter Liaison Dangereuse (verlinkt auf http://www.liaison-dangereuse.com/) verkauft seit zwei Jahren online und in seinem Laden in Hamburg hochwertige Designerdessous und Boudoiraccessoires wie Cremes, Düfte und Schmuck. "Während es in London und Paris schon immer eine Riesenauswahl an schöner Unterwäsche gab, sah es hier in Deutschland dürftiger aus", sagt Geschäftsführerin Laurence Saunier. "Seit zwei, drei Jahren werden aber auch in Deutschland mehr erotische Dessous gekauft. Es wird auch mehr eigene, persönliche Erotik im Alltag ausgelebt: nicht mehr von der billigen, Beate-Uhse-Art, sondern eine offenere und lockerere Erotik, wie bei 'Sex in the City'." In ihrem Online-Kaufhaus gibt es Labels wie Spank, Princess tam tam oder Mimi Holliday und auch die etwas schärferen, wenn auch eleganten Korsagen von Chantal Thomass, der französischen Grande Dame der Luxuslingerie. "Ein bisschen Nostalgie und Fifties-Pin-up wie bei Agent Provocateur, Weiblichkeit mit einem Augenzwinkern – das kommt auch in Deutschland als Abgrenzung zum platten Beate-Uhse-Look gut an", sagt Laurence Saunier. Dildos "Made in Germany" Lust auf Verspieltes zeigt auch die deutsche Firma Fun Factory (verlinkt auf http://www.funfactory.de/) . Die "ergonomischen" Dildos und Vibratoren "Made in Germany" aus medizinischem Silikon werden inzwischen in Paris, London und New York verkauft. In Bremen entwickelt und produziert, gehören die Sexspielzeuge heute zum Sortiment von Einkaufstempeln wie Printemps in Paris. Die Bremer gelten als Europas größter Hersteller von Silikontoys. Vor 13 Jahren stellten die Firmengründer Dirk Bauer und Michael Pahl ihre ersten Modelle aus Knetgummi auf dem Küchentisch her. Heute leitet Bauer ein kleines Imperium mit Niederlassungen in den USA und Großbritannien. Marketingmanager Ilona Offermann beklagt allerdings die eher "durchwachsene" heimische Experimentierfreude, was die Farbwahl bei den Produkten betrifft. Die Belgier sind weiter, was den Mut zur Farbe betrifft: Dort sind vor allem gelbe Dildos gefragt. Besonders bekannt und beliebt ist das Modell "Patchy Paul": Wie viele Fun-Factory-Dildos trägt er einen Namen wie aus einem Zeichentrickfilm (er sieht auch aus wie eine Raupe) und ist in verschiedenen leuchtenden Farben erhältlich – um Frauen die Hemmungen zu nehmen und buchstäblich "Farbe ins Schlafzimmer zu bringen". Auch der Stabvibrator in Handtaschengröße kommt in Deutschland gut an. Dieses Jahr gewannen die Bremer mit dem schneckenförmigen Vibrator "Delight" sogar einen internationalen Designpreis, den Red Dot Award – ein weiteres Indiz dafür, dass Sex-Toys den Schritt von der Porno- in die designorientierte Lifestyleecke schaffen. Auch wenn die Begeisterung für die neuen Luxuserotikaccessoires ein vornehmlich weibliches Phänomen ist: Der kleine Aufliegevibrator "Layaspot" von Fun Factory ist besonders bei Männern sehr beliebt. Die stecken ihn gern in die Hosentasche. | Louise Brown | Auf dem Markt für Erotikzubehör ist heute Luxus gefragt. Statt schäbigen Sexshops gibt es immer mehr Boutiquen im Boudoirstil. Erotische Accessoires werden zu Designobjekten – was besonders Frauen gefällt. Auch in Deutschland lockt eine neue Generation von Erotikshops vor allem die weibliche Kundschaft. | Lifestyle | 2008-10-13T11:46:33Z | 2015-10-04T04:56:52Z | Sexspielzeug wird jetzt zur Frauensache | https://www.welt.de//lifestyle/article2568821/Sexspielzeug-wird-jetzt-zur-Frauensache.html |
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Weltmacht Byzanz: Wie „Bulgarentöter“ Basileios zu seinem Namen kam | Hässlich, schmutzig, grob, bäuerisch, engstirnig und fast krankhaft geizig: Basileios II. (958-1025) entsprach so gar nicht dem Bild, das man sich von einem byzantinischen Kaiser machte. „Ihm ging es nur um die Größe des Staates“, urteilt der britische Schriftsteller John Norwich in seiner großen Geschichte von „Byzanz“. „Kein Wunder also, dass er unter seiner Herrschaft einen Höhepunkt erreichte.“ Unter Basileios kam die gesamte Balkanhalbinsel wieder unter die Herrschaft von Ostrom. Ebenso weite Teile Italiens und Syriens. Wenn sein Zeitgenosse, der römisch-deutsche Kaiser Otto III., von einer „Renovatio“ des Imperiums träumte, so hatte sie sein byzantinischer Kollege in weiten Teilen erreicht. Byzanz war die Supermacht im östlichen Mittelmeer (verlinkt auf /geschichte/article121312131/Flammenwerfer-verbrannten-die-Flotten-des-Islam.html) . Seine Flotten beherrschten die See, und seine Armee marschierte von Sieg zu Sieg. Das musste auch der bulgarische Zar Samuil erfahren, der sein Reich auf dem Balkan zulasten von Byzanz errichtet hatte. Als „Bulgaroktonos“ (Bulgarentöter, Bulgarenschlächter) ist Basileios II. in die Annalen eingegangen. Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg. Im Grunde konnten der 18-jährige Basileios und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Konstantin Gott dafür danken, dass sie im Jahr 976 den Thron in Konstantinopel besteigen konnten. Den hatte zwar schon ihr Vater, Romanos II., innegehabt, der den Älteren 960 sogar zum Mitregenten erhoben hatte. Aber mehrere ehrgeizige Generäle hatten seitdem erfolgreich den Purpur usurpiert. Es sagt einiges aus über die Meinung, die sie von den beiden Prinzen hatten, dass sie am Leben gelassen wurden. Tatsächlich ging es Konstantin ausschließlich um ein schönes Leben in Pracht und Luxus. Basileios dagegen war zwar das Gegenteil davon, war aber für die Regierung völlig unvorbereitet, als sein erfolgreicher Vorgänger Johannes Tzimiskes überraschend am Typhus starb. Ein Großonkel der beiden Prinzen mit Namen Basileios Lakapenos, der das hohe Hofamt eines Parakoimomenos bekleidete, brachte sie auf den Thron – als seine Marionetten, denn als Eunuch konnte er nicht die Kaiserkrone tragen. Umgehend machte die mächtige Militäraristokratie Anatoliens Ansprüche geltend. Als erster erhob sich der General Bardas Skleros und ließ sich zum Kaiser ausrufen. Nachdem er einige Erfolge über kaisertreue Truppen errungen hatte, erhielt der nicht minder ehrgeizige General Bardas Phokas den Auftrag, gegen den Usurpator vorzugehen. Basileios wird geahnt haben, dass er damit nur einen weiteren Prätendenten fütterte. Aber er gewann Zeit, um sich auf den Entscheidungskampf vorzubereiten. Zunächst entmachtete er seinen Großonkel und schickte ihn in die Verbannung. Dann organisierte er sein Heer und seine Verwaltung. Alle Verordnungen des Basileios Lakapenos erklärte er für ungültig, soweit sie nicht von ihm sanktioniert waren. Denn „in der Zeit vom Beginn unserer Selbstherrschaft und bis zur Absetzung des Parakoimomenos Basileios ... geschah vieles nicht nach unserem Wunsch“. Schließlich zog er gegen den Gegner zu Felde, der ihn in seinem Rücken bedrohte: Bulgarenzar Samuil. Die (Proto-)Bulgaren waren ein asiatisches Reitervolk, das im 7. Jahrhundert die slawischen Stämme auf dem Balkan unterworfen hat und von ihnen bald assimiliert worden war. Das erste Bulgarische Reich war lange ein ernst zu nehmender Gegner für Byzanz gewesen, bis Johannes Tzimiskes weite Teile erobert hatte. Der Zarensohn Samuil nutzte die Chance, die ihm der Aufstand der Generäle gegen Basileios II. bot, und errichtete zwischen Donau und Makedonien ein neues Reich mit der Hauptstadt Ohrid. Der erste Versuch des jungen Kaisers, die Erhebung niederzuschlagen, endete mit einer Niederlage. Die wiederum provozierte die Generäle in Anatolien zum Vormarsch, der von weiten Teilen des ansässigen Adels unterstützt wurde. Der fürchtete um seine Stellung, denn zum Reformprogramm des Basileios gehörte die Stärkung der sogenannten Wehrbauern, die vom Kaiser mit Parzellen ausgestattet wurden, um im Kriegsfall zu den Waffen zu greifen. Außerdem zahlten sie Steuern. Viele Aristokraten hatten diese Güter an sich gebracht und damit die militärische Grundlage des Reiches erodiert. Eine weitreichende Entscheidung rettete den jungen Kaiser. Er erinnerte sich der wehrhaften Waräger, die regelmäßig über das Schwarze Meer nach Konstantinopel kamen und es sogar schon einmal belagert hatten. Die skandinavischen Krieger stammten aus der Kiewer Rus (verlinkt auf /geschichte/article146100242/Das-alte-Russland-ist-eine-Schoepfung-der-Wikinger.html) und handelten mit allem, was Geld einbrachte. Auch mit Söldnern. Gegen die Hand seiner Schwester Anna erbat sich Basileios vom Großfürsten Wladimir von Kiew 6000 Krieger. Mit dieser Garde als Kern seiner Armee schlug er die Aufstände in Kleinasien nieder und schränkte die Macht des Adels drastisch ein. Seitdem bildete die Warägergarde die Elitetruppe des Reiches (verlinkt auf /geschichte/article136068399/Das-Geheimnis-der-Wikinger-Soeldner-von-Byzanz.html) . Zum Lohn erhielt Wladimir, was es noch nie zuvor gegeben hatte: die Hand der Kaiserschwester Anna. Eine purpurgeborene Prinzessin für den barbarischen Herrn eines heidnischen Reiches! Dafür ließ Wladimir sich taufen. Das riesige Russland nahm den griechisch-orthodoxen Glauben (verlinkt auf /geschichte/article135249141/Kiews-russische-Wurzeln-sind-ein-verlogener-Mythos.html) an. „Das größte und zukunftsreichste slawische Reich stellte sich unter die geistige Leitung Konstantinopels“, erklärte der Byzantinist Georg Ostrogorsky die welthistorische Bedeutung dieses Schritts. Von nun an widmete sich Basileios dem Ausbau seiner Herrschaft und dem Krieg gegen das Reich Samuils. Nicht mit spektakulären Feldzügen, sondern mit systematisch vorgetragenen Angriffen rückte er gegen die Bulgaren vor. 1014 kam es am Pass von Kleidion, im heutigen Dreiländereck zwischen Griechenland, Bulgarien und Mazedonien, zur Entscheidung. Tausende Bulgaren fielen, mehr als 14.000 gerieten in byzantinische Gefangenschaft, der Zar konnte entkommen. Um den Widerstand der Bulgaren endgültig zu brechen, befahl Basileios, fast allen Gefangenen die Augen auszustechen. Jeweils 99 Blinde schickte er unter der Führung eines Einäugigen zu Samuil zurück. Den Zaren soll angesichts des Elends, das sich ihm bot, der Schlag getroffen haben. Basileios trug von nun an den Ehrennamen „Bulgarenschlächter“. Noch einige Jahre dauerten die Kämpfe, dann hatte Basileios die Donaugrenze erreicht, die das Oströmische Reich bis zur Völkerwanderung (verlinkt auf /geschichte/article146984408/Was-Roms-Voelkerwanderung-von-heute-unterscheidet.html) gehalten hatte. Das nächste Ziel war Italien. Mitten in den Vorbereitungen eines großen Feldzuges ist er am 15. Dezember 1025 gestorben. Zählt man die Jahre als Schattenkaiser an der Seite anderer Herrscher hinzu, saß Basileios länger als jeder andere Kaiser auf dem römischen Thron. Basileios hatte Byzanz zwar auf den Höhepunkt seiner Macht geführt. Aber da er nie geheiratet hatte, klaffte nun im Zentrum ein Loch. Viele Historiker halten die ungelöste Nachfolgefrage für den größten Fehler des Kaisers. Damit verbunden ist eine spannende kontrafaktische Frage: Was wäre gewesen, wenn ein anderer Plan des Basileios Realität geworden wäre? Im Jahr 1001 hatte der Kaiser des Westens, Otto III., den Byzantiner um eine Heiratsverbindung gebeten. Die Wahl fiel auf Zoe. Im Januar 1002 brach die purpurgeborene Prinzessin nach Italien auf, wo Otto seine künftige Frau erwartete. Aber es kam anders. Als Zoe in Bari anlangte, war Otto III. tot, gestorben am Fieber im Alter von nur 22 Jahren. Hätte sie mit Otto einen Sohn gezeugt, nimmt John Norwich den Faden auf, „wäre dieser vermutlich nicht nur Erbe des Westreiches, sondern – in Ermangelung eines männlichen Erben – auch des Ostreiches gewesen, hätte die beiden Reiche wieder vereint und über ein Gebiet von Frankreich bis Persien geherrscht. Die Geschichte hätte damit einen völlig anderen Verlauf genommen.“ Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like (verlinkt auf https://www.facebook.com/weltgeschichte/) . | Berthold Seewald | Unter Basileios II. erreichte das Byzantinische Reich um 1000 den Höhepunkt seiner Macht. Nach einem Sieg über die Bulgaren gab der Kaiser einen Befehl, der ihm einen dämonischen Ehrentitel eintrug. | Geschichte | 2016-08-01T08:47:50Z | 2016-08-03T15:20:48Z | Wie „Bulgarentöter“ Basileios zu seinem Namen kam | https://www.welt.de/geschichte/article157391301/Wie-Bulgarentoeter-Basileios-zu-seinem-Namen-kam.html |
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"Topless Kate": Die böse Spur der Paparazzi von Diana zu Catherine | Ein Zivilgericht in Nanterre bei Paris hat die französische Illustrierte „Closer“ dazu verurteilt, jede weitere Verbreitung der Fotos, welche die Ehefrau des Prinzen William, Catherine (formerly known as Kate), oben ohne zeigen, zu unterlassen. Dem Mondadori-Verlag, der „Closer“ herausgibt und der zum Berlusconi-Konzern gehört, ist es nach der Entscheidung des Gerichtes fortan untersagt, „die Bilder, die Herrn William Mountbatten-Windsor und/oder Catherine Middleton auf der Titelseite und den Seiten 2 bis 6 des Magazins ‚Closer’, Ausgabe 379 vom 14. September 2012, zeigen, in irgendeinem Medium an irgendeine Person weiterzugeben oder zu verbreiten“. Das Gericht fordert den Verlag zudem auf, innerhalb von 24 Stunden Herrn und Frau Mountbatten-Windsor „sämtliche digitalen Speichermedien“ zu übergeben, welche die Fotografien enthalten. Angesichts der mittlerweile globalen Verfügbarkeit der ausgesprochen grobkörnigen Bilder im Internet, erscheint die Gerichtsentscheidung allerdings fast wie ein rühriger Anachronismus. Es ist ein Urteil aus jener Zeit, als man die Verbreitung von Fotos noch durch die Beschlagnahme von Negativen unterbinden konnte. Kommt der Verlag dieser Aufforderung jedoch nicht binnen 24 Stunden nach, wird eine Strafzahlung von 10.000 Euro fällig. In jedem Fall muss Mondadori Magazines France eine vorläufige Entschädigungszahlung von 2000 Euro an das Prinzenpaar leisten. Fotos dürfen nicht nachgedruckt werden Das Gericht hatte sich am Montagabend in einer Anhörung mit der Klage des britischen Königshauses gegen das Klatschblatt befasst. Nach einer gut einstündigen Verhandlung zog sich das Gericht dann zu Beratungen zurück und gab das Urteil am Dienstagmittag bekannt. Die Rechtsvertreter des Prinzen William und seiner Gemahlin hatten auf die Unterbindung der Verbreitung der Bilder von „Topless Kate“ geklagt. Der Advokat des Königshauses, Aurelien Hamelle, forderte allerdings überraschenderweise nicht ausdrücklich den Rückzug der entsprechenden Ausgabe des Magazins aus dem Handel, sondern lediglich ein Verbot für Nachdrucke und den Weiterverkauf der Bilder. „Wir verlangen nicht, dass die Ausgabe von den Kiosken abgezogen wird. Das Übel ist bereits angerichtet“, erkannte Hamelle und klang dabei fast resigniert angesichts der Omnipräsenz der Bilder auf zahllosen Internet-Seiten dieses Planeten. Die Illustrierte „Closer“, die zum Berlusconi-Konzern gehört, hatte in ihrer aktuellen Ausgabe Fotos des Prinzen William in Badehose und seiner Gattin im Monokini gezeigt, die das Paar beim Sonnenbaden in einer Privatresidenz in der Provence zeigten. Die Fotos waren zwar weitaus unschärfer als alles, was die Raumsonde Curiosity in den letzten Wochen vom Mars gesendet hat, aber auf einigen war die Duchesse mit viel Phantasie tatsächlich oben ohne zu erkennen. Die Redaktion der Spanner-Postille fand das so aufregend, dass sie ihren Titel damit schmückte. Prinz William war less than amused. In einem ungewöhnlich ungehaltenen Statement hatte sich der Buckingham-Palast am Wochenende über die Verletzung der Intimsphäre des zukünftigen Königspaares beschwert und juristische Konsequenzen angekündigt. Verlagsanwälte zweifeln an Gerichtszuständigkeit Vor mehreren Dutzend gespannten Journalisten aus aller Welt sagte der Anwalt des Prinzenpaares am Montagabend vor Gericht, die Fotos seien offensichtlich „in einem höchstintimen Augenblick gemacht worden.“ Auf dem Titel einer Zeitschrift hätten sie nichts zu suchen. Hamelle zog in seiner Argumentation eine direkte Linie von der „finsteren Spur“, welche Paparazzi beim tödlichen Unfall von Williams Mutter Prinzessin Diana vor 15 Jahren in Paris hinterlassen hätten, zu den aktuellen Bildern. Auf Entschädigungsforderungen hatte der Anwalt – der auch schon den britischen Modemacher John Galliano gegen den Vorwurf antisemitischer Beleidigungen verteidigt hat – jedoch verzichtet. Die Anwältin des Magazins „Closer“, Delphine Pando, gab vor, sich über das Vorgehen ihres Kontrahenten zu wundern. Das Verbot der Weiterverbreitung käme einem „Antrag auf Rückzug“ der verbreiteten Auflage gleich, argumentierte sie und nannte den Antrag „etwas scheinheilig.“ Ein People-Magazin kaufe Exklusivrechte an Bildern „für einen begrenzten Zeitraum, aber es besitzt nicht die Rechte an den Abzügen der Fotos, welche dem Fotografen oder dessen Agenturen gehören“, sagte die Rechtsanwältin des Verlages. Zudem zweifelte sie die Zuständigkeit des Gerichtes an. Die Verurteilung konnte sie damit nicht verhindern. Name des Fotografen ist weiterhin unbekannt Die skandalträchtigen Bilder waren nach „Closer“ auch von dem irischen Blatt „Daily Star“ veröffentlicht worden – was einen Streit unter den Verlegerfamilien der Zeitung auslöste. Am Montag zeigte sie ein weiteres Berlusconi-Blatt, die italienische Illustrierte „Chi“. Britische Blätter haben bislang auf die Veröffentlichung verzichtet und halten sich damit an den seit dem Tod von Diana im August 1997 geltenden Comment. Der Fall wird noch ein längeres juristisches Nachspiel haben, da das Königshaus auch ein Strafverfahren gegen „Unbekannt“ eingeleitet hat, um gegen den Fotografen der Bilder vorzugehen. Es ist allerdings fraglich, ob dieser je ermittelt werden wird, da er nach französischem Presserecht Quellenschutz genießt. Mit dem Urteil vom Dienstag kommt „Closer“ bislang vergleichsweise glimpflich davon. Selbst wenn die Ausgabe nicht weiter verkauft werden sollte – den Hauptumsatz hat das Blatt mit der Ausgabe mit den umstrittenen Bildern dann bereits gemacht. Lediglich der Weiterverkauf ist von nun an untersagt. Trotzdem ein gutes Geschäft Es könnte also darauf hinauslaufen, dass das Klatschblatt mit seiner Entscheidung, die Bilder zu veröffentlichen, trotz der Verurteilung noch ein ziemlich gutes Geschäft macht. Silvio Berlusconi jedenfalls dürfte die Geschichte bislang gut gefallen. Die Rechtsvertreter des Prinzen deuteten jedoch bereits an, dass sie ein weiteres Ermittlungsverfahren anstreben, das zu einem ausführlicheren Prozess führen soll, in dem es dann zum einen um Schadensersatz und Schmerzensgeld gehen soll. Zum anderen sollen der oder die Fotografen der Bilder und die Medien, welche diese veröffentlicht und verbreitet haben – also in erster Linie „Closer” – auch strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden. William, so heißt es, ist nach wie vor ernsthaft erbost. Dabei weiß der Prinz mit ziemlicher Sicherheit, dass das Leben ein Märchen ist, „erzählt von einem Blöden, voller Klang und Wut, das nichts bedeutet.“ | Sascha Lehnartz | Ein Gericht in Frankreich hat untersagt, dass die Oben-ohne-Fotos von Duchesse Kate weiter verbreitet werden dürfen. Zudem muss der Verlag Entschädigung zahlen. Und das ist erst der Anfang. | Vermischtes | 2012-09-18T14:47:29Z | 2012-12-04T07:53:50Z | Die böse Spur der Paparazzi von Diana zu Catherine | https://www.welt.de//vermischtes/article109306696/Die-boese-Spur-der-Paparazzi-von-Diana-zu-Catherine.html |
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Barbie gibt es ab dem 29. September auch im Karl Lagerfeld Style | Als 1959 die erste Barbie (verlinkt auf /themen/barbie-puppen/) auf den Markt kam, war Karl Lagerfeld 26 und machte gerade seine ersten Schritte in der Modewelt als Künstlerischer Direktor bei Jean Patou. Dieses Jahr wird Karl Lagerfeld 80 Jahre alt. Und Barbie? Nun ja, die wird auch immer älter, bleibt aber trotzdem ewig jung. Damit auch Karl Lagerfeld (verlinkt auf /themen/karl-lagerfeld/) ein bisschen von der ewigen Jugend Barbies abbekommt, wird es bald eine Barbiepuppe geben, die sich am unverwechselbaren Look des Designers orientiert: Weißer Zopf, schwarzer Blazer, auffällige Manschetten. Karl und Barbie sind zeitlose Ikonen Es gibt schon Actionfiguren und Teddybären (verlinkt auf /themen/spielzeug/) , die aussehen wie der Modezar, doch die Barbiepuppe entspricht ihm doch noch am meisten: Sie ist, genau so wie Karl Lagerfeld, eine zeitlose Ikone – und das seit Generationen. Am 29. September wird die auf 999 Puppen limitierte „Barbie Lagerfeld“ unter anderem in ausgewählten Lagerfeld-Stores und im Luxuskaufhaus Colette in Paris erhältlich sein. Alle "Dinger" gibt es hier. (verlinkt auf /themen/das-ding-kolumne/) | Arne Siegmund | In unserer Redaktion landen täglich amüsante, hübsche oder auch bizarre Produkte – besonders interessante Dinge sehen wir uns genauer an. Diesmal: die „Barbie Lagerfeld“. | Iconist | 2014-09-05T13:11:53Z | 2017-08-27T13:01:27Z | Stil-Ikonen unter sich - Barbie Lagerfeld | https://www.welt.de//icon/article131944943/Stil-Ikonen-unter-sich-Barbie-Lagerfeld.html |
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FDP-Chef: Lindner bewertet SPD-Vorschläge als "PR-Manöver" | Die SPD hat Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik beschlossen. FDP-Chef Christian Lindner kritisierte die aktuelle Positionsbestimmung der SPD als Profilierungsversuch vor den anstehenden Landtagswahlen. | WELT | Die SPD hat Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik beschlossen. FDP-Chef Christian Lindner kritisierte die aktuelle Positionsbestimmung der SPD als Profilierungsversuch vor den anstehenden Landtagswahlen. | Deutschland | 2019-02-11T16:23:35Z | 2022-05-13T22:04:10Z | Lindner bewertet SPD-Vorschläge als "PR-Manöver" | https://www.welt.de//politik/deutschland/video188608819/FDP-Chef-Lindner-bewertet-SPD-Vorschlaege-als-PR-Manoever.html |
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Antrittsrede: „Dieses amerikanische Gemetzel hört heute auf“ | Donald Trump ist als 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt worden. Der 70 Jahre alte Republikaner legte am Freitag auf dem Capitol Hill in Washington den Amtseid ab. Im Anschluss hielt er eine knapp 20-minütige Antrittsrede. + Lesen Sie hier die komplette Antrittsrede im Wortlaut (englisch) + (verlinkt auf https://welt.de/161378655) Der frisch vereidigte US-Präsident Donald Trump hat seinem Vorgänger Barack Obama und dessen Frau Michelle für deren Hilfe beim Regierungswechsel gedankt. Beide seien „großartig“ und „großzügig“ gewesen, sagte Trump in seiner Antrittsrede als Staatsoberhaupt und Regierungschef der Vereinigten Staaten am Freitag. Zudem dankte er „den Menschen der Welt“ und kündigte an, dass er und die Amerikaner den Kurs des Landes gemeinsam für viele weitere Jahre bestimmen würden. Wenige Minuten zuvor hatte der Republikaner auf den Stufen des Kapitols in Washington den Amtseid abgelegt und seinen demokratischen Vorgänger Obama damit abgelöst. „Die Vergessenen werden nicht weiter vergessen werden“ In seiner Rede kündigte er einen Paradigmenwechsel an. „Die Vergessenen werden nicht weiter vergessen werden“, sagte Trump. „Wir haben andere Länder reich gemacht“, sagte er, während eine Fabrik nach der anderen in den USA geschlossen habe. „Aber das ist Vergangenheit. Und jetzt schauen wir nur nach vorne.“ In jedem Teil des Landes solle nun eine neue Vision das Land regieren: „Amerika zuerst – Amerika zuerst“. Jede Entscheidung werde dieser Maxime gehorchen, ob in der Wirtschaft oder der Außenpolitik. „Ich werde mit jeder Faser meines Herzens kämpfen. Ich werde Euch niemals im Stich lassen.“ Paradigmenwechsel in Washington Trump kündigte einschneidende Veränderungen in Washington an. Zu lange hätten Politiker profitiert und das Establishment, aber nicht die einfachen Leute, die ihre Arbeit verloren hätten. „Das ändert sich alles, jetzt beginnt es, genau hier“, sagte Trump. „Das ist Euer Moment, das ist Euer Tag. Die USA sind Euer Land.“ Dieser 20. Januar werde in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem das Volk die Macht zurückerhalte. Bisher habe das Establishment nicht die Bürger beschützt, so Trump. Es wäre nur für eine Minderheit dagewesen. Trump sagt, die USA hätten viel zu lange unter Verbrechen, Drogen und Bandenkriminalität gelitten. „Dieses amerikanische Gemetzel hört heute auf.“ In der US-Politik gilt künftig die Parole "nur Amerika zuerst". Es gälten fortan zwei Regeln: "Kauft amerikanisch, stellt amerikanisch ein." Im Oval Office tritt Trump die Nachfolge von Barack Obama an, der die USA seit 2009 regiert hatte. Der Immobilienmilliardär hatte am 8. November die Präsidentschaftswahl gegen seine demokratische Rivalin Hillary Clinton gewonnen. | WELT | Es ist offiziell: Donald Trump ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Er kündigt einen politischen Paradigmenwechsel an. Und macht klar: Es gälten fortan zwei Regeln. | Politik | 2017-01-20T17:10:46Z | 2017-01-20T18:16:03Z | „Dieses amerikanische Gemetzel hört heute auf“ | https://www.welt.de//politik/article161377037/Dieses-amerikanische-Gemetzel-hoert-heute-auf.html |
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Johanna Mikl-Leitner: Österreichs Innenministerin verlässt die Regierung | Personalrochade in Österreich: Johanna Mikl-Leitner, die Innenministerin Östereichs, wechselt in die Landespolitik. Einen entsprechenden Beschluss werde die konservative ÖVP am Sonntag fassen, berichteten am Samstag die „Tiroler Tageszeitung“ (verlinkt auf http://www.tt.com/politik/innenpolitik/11353048-91/mikl-leitner-steht-vor-wechsel-nach-nieder%C3%B6sterreich.csp) und die Nachrichtenagentur APA. Mit dem Wechsel in die ÖVP-dominierte Landesregierung von Niederösterreich (verlinkt auf /themen/oesterreich/) solle die 52-Jährige zur Nachfolgerin des dortigen Landeshauptmanns (Ministerpräsidenten) Erwin Pröll, 69, aufgebaut werden. Mikl-Leitner werde mit dem Landesfinanzminister von Niederösterreich, Wolfgang Sobotka, die Posten tauschen, hieß es weiter. Die Umbesetzung war schon länger geplant, berichtet die Zeitung, und könnte schon bei der Sitzung des Bundesparteivorstandes am Sonntag vonstatten gehen. Der Wechsel Mikl-Leitners kommt in Österreich nicht überraschend. Die amtierende Innenministerin war bereits ab 1998 Landesgeschäftsführerin der niederösterreichischen Volkspartei und bis zu ihrem Wechsel in die Bundesregierung im Jahr 2011 Landesrätin in St. Pölten. Verfechterin einer restriktiven Asylpolitik Die österreichische Innenministerin hatte sich in den vergangenen Monaten als Verfechterin einer restriktiven Flüchtlingspolitik europaweit einen Namen gemacht. Zuletzt versprach sie am Freitag die Vermeidung von Grenzkontrollen am Brenner. „Wir werden alles tun, um die Reisefreiheit über den Brenner sicherzustellen. Aber dazu sind Schritte notwendig“, sagte Mikl-Leitner in Rom, wo sie mir ihrem italienischen Kollegen Angelino Alfano über den Kampf gegen Terrorismus sowie die illegale Einwanderung sprach. Ein Kurswechsel in der österreichischen Asylpolitik ist mit der Personalie voraussichtlich nicht verbunden. Bis vor wenigen Wochen war die Balkanroute über Griechenland der wichtigste Fluchtweg nach Europa. Nun wird in Wien befürchtet, dass Flüchtlinge (verlinkt auf /themen/fluechtlinge/) vermehrt über Italien nach Österreich einreisen könnten. Italien müsse laut Mikl-Leitner alle Flüchtlinge und Migranten in den Hotspots registrieren und versorgen. Sollte es trotzdem zu „unkontrollierten Migrationsströmen“ kommen, müsse Österreich seine Grenzen – auch am Brenner – rigoros kontrollieren. „Daher werden wir das Grenzkontrollmanagement mit allen technischen Mitteln aufstocken“, sagte Mikl-Leitner. | WELT | Österreichs Innenministerin wechselt in die Landespolitik. Ihr Nachfolger steht bereits fest. Mikl-Leitner hatte sich als Verfechterin einer restriktiven Flüchtlingspolitik einen Namen gemacht. | Politik | Ausland | 2016-04-09T12:05:27Z | 2016-04-11T16:01:40Z | Innenministerin Mikl-Leitner verlässt die Regierung | https://www.welt.de//politik/ausland/article154167436/Innenministerin-Mikl-Leitner-verlaesst-die-Regierung.html |
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Robocall am Telefon: Tracy, Trump und Chuck nerven mit Dauer-Anrufen | Heute ging es bei uns in New York um zehn Uhr früh los: Tracy rief an. Tracy aus Kalifornien. Tracy war ungeheuer großzügig! Sie war in richtig famoser Geberlaune! Sie bot mir einen Kredit an, um auf einen Schlag all die Schulden loszuwerden, die ich ihrer Meinung nach durch mein Universitätsstudium angehäuft habe. Gern hätte ich Tracy erklärt, dass ich mich in der glücklichen Lage befinde, schuldenfrei zu sein – in Germany, wo ich herkomme, ist das Studium fantastischerweise gratis –, aber Tracy ließ mich nicht zu Wort kommen. Stattdessen verriet sie mir, welche gebührenfreie Nummer ich anrufen müsse, um in den Genuss ihres Superduperdeals zu kommen. Ich versuchte noch zweimal, vernünftig mit Tracy zu reden, aber es fruchtete leider nichts, denn Tracy war gar nicht real. Sie war eine Tonbandstimme. Na gut, die Behauptung, dass ich versucht hätte, mit Tracy zu reden, ist gelogen: In Wahrheit habe ich schon aufgelegt, als sie noch dabei war, ihren Namen zu nennen. Denn ich kenne Tonband-Tracy schon. Sie oder eines ihrer Pendants ruft eigentlich jeden Tag bei uns an. Um viertel vor elf – ich war eben damit beschäftigt, einen Satz mit starken Adjektiven aus dem Metapherngraben zu ziehen, in den er mir leider gerutscht war – klingelte wieder das Telefon. Diesmal war es Chuck, eine sonore Männerstimme. Ich könne auf der Stelle Urlaub machen, versicherte mir Chuck. Ultragünstig. Gratis, um genau zu sein. Ich müsse nur diese und jene Nummer anrufen, dann ... Danke, Chuck. Auf Nimmerwiederhören. Im selben Moment ging ein Glockenspiel los: mein Smartphone. Eine Nummer mit polnischer Vorwahl. Wen kenne ich denn in Polen? Als ich den Anruf annahm, begrüßte mich eine zirpende, chinesische Frauenstimme. Selbstverständlich ebenfalls vom Tonband. Ich glaube, ich konnte die Silbenfolge „Citibank“ ausmachen, aber ganz sicher bin ich meiner Sache nicht. „Wo wánquán bù míngbái“ (ich verstehe nur Bahnhof), erklärte ich – und beendete das einseitige Gespräch. Es fühlt sich mittlerweile so an, als seien 90 Prozent jener Telefongespräche, die bei uns auflaufen, sogenannte Robocalls, also von Computern getätigte Anrufe – eine Landplage, von der Deutschland bislang verschont geblieben ist. Tonbandstimmen haben schon versucht, mir Krankenversicherungen und Jobs bei Amazon anzudrehen. Eine besonders hartnäckige Tonbanddame meldete sich regelmäßig, wenn wir gerade damit beschäftigt waren, uns zum Abendessen niederzulassen. Dies sei jetzt endgültig das allerletzte Angebot, sagte sie. Wir könnten jetzt auf der Stelle eine wundergünstige Autoversicherung bei ihr abschließen. Natürlich unterhielt sich die Dame bald nur noch mit unserem Anrufbeantworter. Besonders schlimm wird die Robocall-Plage, wenn wieder einmal Wahlkampf ist. Ich hatte schon das Vergnügen mit der Tonbandstimme von Bill Clinton. Und einmal rief Donald Trump mit seiner nölenden Stimme höchstpersönlich an und bedankte sich für meine Unterstützung. Welche Unterstützung? „Wie geht es Ihnen heute, Sir?“ Gerade jetzt, während ich diesen Zeitungsartikel schrieb, sagte ein Robocaller mit meiner Vorwahl: Da ich immer so brav meine Kreditkartenrechnungen bezahlt hätte, könnte ich mit besonderen Vergünstigungen rechnen. In einem akuten Anfall von journalistischer Neugier ließ ich mich mit einer echten, menschlichen Stimme verbinden. „Wie geht es Ihnen heute, Sir?“, sagte sie. „Gut“, erwiderte ich. „Sie rufen wegen der Kreditkarten an, richtig, Sir?“ Die Stimme hatte einen indischen Akzent. „Ja“, antwortete ich. „Okay“, sagte die Stimme am anderen Ende. „Ich kann Ihnen null Zinsen auf all Ihre Kreditkarten anbieten ...“ Ich reagierte mit dem Ausruf: „Wie wunderbar!“ Es muss wohl ein bisschen ironisch geklungen haben, denn das Gespräch wurde, klick, abrupt beendet. Mein Eindruck, dass mittlerweile die Mehrheit meiner Telefongespräche Robocalls sind und dass ihre Zahl in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat, wird durch die Statistik bestätigt. Die Federal Trade Commission (FTC) – eine amerikanische Bundesbehörde, die sich in der Hauptsache um Verbraucherschutz kümmert – weist darauf hin, dass Robocalls von Firmen, denen ich vorher nicht schriftlich die Erlaubnis erteilt habe, mich auf diese Weise zu belästigen, illegal sind. Aber die meisten Robocalls kommen gar nicht von echten Firmen. Citibank ist unschuldig. Amazon ist unschuldig. In Wahrheit handelt es sich um Betrüger, die nach dem erprobten Prinzip verfahren: Wir schmeißen das Zeug an die Wand und schauen nach, was kleben bleibt. Natürlich finden die meisten Leute Robocalls einfach nur ätzend. Aber wenn nur 0,00001 Prozent der Angerufenen auf die betrügerischen Angebote von billigen Krankenversicherungen, Gratisurlauben und günstigen Krediten hereinfallen – und wenn jene 0,00001 Prozent dann ihre Kontonummern herausrücken –, hat sich die Sache für die Betrüger schon gelohnt. Am lustigsten sind übrigens die Drohanrufe. Auch so etwas habe ich schon erlebt: Eine Telefonstimme behauptet, ich hätte meine Steuern nicht bezahlt. Angeblich schulde ich dem IRS – dem amerikanischen Finanzamt (Internal Revenue Service) – Tausende Dollar. Mein Haus befinde sich unter Beobachtung. Die Polizei sei schon unterwegs. Wenn ich nicht auf der Stelle die folgende Nummer anriefe, würde ich sofort verhaftet. Nicht so lustig sind solche Anrufe allerdings für Leute, die sich einschüchtern lassen. Am anderen Ende meldet sich dann ein Mensch, der sich als Beamter mit einem furchtbar angelsächsischen Namen („Offizier Joe Duncan“) ausgibt und die Nummer einer (frei erfundenen) Dienstmarke nennt. Es folgen Instruktionen: Der Anrufer solle sich auf der Stelle in einen Laden begeben und – sagen wir – iTune-Karten im Wert von mehreren Tausend Dollar kaufen. Die Nummern auf jenen Karten muss der Anrufer dann am Telefon vorlesen; anschließend werden sie im Internet verscherbelt. Wer jetzt fragt, wie man nur auf diesen Trick hereinfallen kann, hat nicht bedacht, wie schwierig es ist, unter erhöhten Stressbedingungen einen klaren Gedanken zu fassen – und die falschen Finanzbeamten tun ihr Bestes, um ihre Opfer in Panik zu versetzen. Tausende junge Männer in Indien Zum Glück hat die Zahl jener, die auf diese Weise um Geld kommen, drastisch abgenommen: 2018 waren es in den Vereinigten Staaten laut Angaben des IRS nur noch 177.000. Allerdings gibt es viele, die aus Scham lieber nicht darüber sprechen, dass sie um ihre Ersparnisse gebracht wurden. Und es verbirgt sich eine ganze Industrie dahinter: Tausende junge Männer in Indien, vor allem in Mumbai, arbeiten in Telefonzentralen, deren einziger Zweck darin besteht, Menschen in Amerika und Kanada nach allen Regeln der Betrugskunst auszunehmen. Sie residieren in richtigen Büros in modernen Wolkenkratzern. Die Angestellten gehen ins Büro wie zu einem normalen Beruf – nur dass ihr Arbeitstag am Abend beginnt, wenn es in den Vereinigten Staaten Tag wird. Wenn man einem Bericht des kanadischen Fernsehens trauen kann, verdient ein Angestellter einer solchen Betrügerfirma an die 16.000 Euro pro Jahr. Schon das ist in Indien ein kleines Vermögen. Und dann kommt noch die Provision hinzu – je nachdem, wie tüchtig ein Mitarbeiter ist, will sagen: wie viele Menschen er um ihre Ersparnisse bringt. Mittlerweile wird Software angeboten, mit der man solche Robocalls angeblich stoppen kann. Diese Software ist ungefähr so effektiv wie ein Tennisnetz, das ein Optimist in der Hoffnung ausspannt, er könne damit eine Sturmflut stoppen. Das Einzige, was wirklich helfen würde: Wenn es irgendwo Telefonzentralen gäbe, die Robocalls entgegennehmen. Vielleicht könnten sie von jenen künstlichen Intelligenzen betrieben werden, von denen man in jüngster Zeit so häufig hört. Und so sehe ich vergnügt einer Zukunft entgegen, in der Tonband-Tracy sich mit einem garantiert lebensechten Algorithmus unterhält, während ich mich endlich wieder richtigen Menschen zuwenden darf. | Hannes Stein | Das Telefon klingelt, doch es ist kein Freund, der ein bisschen plaudern möchte. Stattdessen meldet sich ein Robocall, der etwas verkaufen will – manchmal steckt sogar Schlimmeres dahinter. | Vermischtes | 2019-01-17T11:04:19Z | 2019-01-17T11:17:38Z | Tracy, Trump und andere Landplagen | https://www.welt.de//vermischtes/article187217400/Robocall-am-Telefon-Tracy-Trump-und-Chuck-nerven-mit-Dauer-Anrufen.html |
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Griechenland lässt Migranten bei illegalen Pushbacks mithelfen | An der EU-Außengrenze setzen griechische Polizeibeamte einem Medienbericht zufolge Flüchtlinge offenbar als Handlanger für illegale Rückführungen ein. Wie aus am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Recherchen des ARD-Politikmagazins „report München“ mit dem „Spiegel“, „Lighthouse Reports“, „Le Monde“ und dem „Guardian“ hervorgeht, haben Geflüchtete entsprechende Angaben gemacht, die sich mittels Fotos, Satellitenbildern und offiziellen griechischen Dokumenten verifizieren lassen. Einem Team aus Reporterinnen und Reportern sei es nach monatelangen Recherchen erstmals gelungen, mit sechs Männern zu sprechen, die an den sogenannten Pushbacks (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/plus233785480/Griechenland-Das-Pushback-Problem-Mit-Haerte-gegen-Migrationsdruck.html) beteiligt gewesen seien. Sie hätten unabhängig voneinander angegeben, zu gewaltsamen Zurückweisungen in die Türkei gedrängt worden zu sein. Im Gegenzug seien ihnen Aufenthaltspapiere versprochen worden. Auch drei griechische Polizeibeamte hätten den Journalisten den Einsatz von Flüchtlingen bestätigt. Die Aktionen würden von der Polizei als so gefährlich eingeschätzt, dass diese dafür vermehrt Geflüchtete einspanne, um die eigenen Beamten zu schützen. Offizielle Anfragen dazu hätten das griechische Innenministerium und die Polizei bis Dienstag unbeantwortet gelassen. Laut europäischem Recht ist Griechenland verpflichtet, für Schutzsuchende, die griechisches Territorium erreichen, ein Asylverfahren (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/plus234419784/Fluechtlingskrise-Freie-Fahrt-Situation-in-zwei-Haupttransitlaendern.html) zu beginnen. Die griechische Regierung setzt sich wie einige andere EU-Staaten auch seit Jahren systematisch über diese Regelung hinweg. | WELT | Geflüchtete werden in Griechenland einem Medienbericht zufolge als Handlanger eingesetzt. Im Gegenzug für ihre Hilfe bei Zurückdrängungen von Migranten erhalten sie Aufenthaltspapiere. Dies soll dem Schutz der eigenen Polizeibeamten dienen. | Politik | Ausland | 2022-06-28T06:06:09Z | 2022-06-28T06:06:09Z | Griechenland lässt offenbar Migranten bei Pushbacks mithelfen | https://www.welt.de/politik/ausland/article239605533/Griechenland-laesst-Migranten-bei-illegalen-Pushbacks-mithelfen.html |
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Uefa-League: Fleischklopfer, Keulen, Rohrzangen, Spieße – bewaffnete Lazio-Fans in Hamburg gestoppt | Die Hamburger Polizei hat im Vorfeld der Uefa-League-Begegnung Dynamo Kiew gegen Lazio Rom eine Gruppe italienischer Hooligans festgesetzt. Die knapp 60 Männer waren massiv mit Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet. Die gewaltbereiten Fußballfans des italienischen Erstligisten erhielten ein Aufenthaltsverbot für das Volksparkstadion, wo das Fußballspiel ausgetragen wird, und dessen näheres Umfeld. Wie ein Polizeisprecher erklärte war die Gruppe kurz vor 20.30 Uhr am Jungfernstieg in der Hamburger Innenstadt von Bereitschaftspolizisten bemerkt und gestoppt worden. Die Polizisten waren dort im Einsatz, weil am Abend in der Nähe eine Pro-Palästina-Demo stattgefunden hatte. „Nachdem die Gruppe versucht hatte, sich einer polizeilichen Begleitung zu entziehen und die Personen auch auf Ansprache der Polizistinnen und Polizisten nicht reagierten, hielten Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei die Gruppe am Rathausmarkt an und überprüften diese“, sagte ein Polizeisprecher. Die Lazio-Fans wurden in Reihen am Rathaus festgehalten und durchsucht. Widerstand sollen sie nicht geleistet haben. Bei den Kontrollen entdeckten die Einsatzkräfte dann unter anderem fünf Messer, sechs Fleischklopfer, zwei Holzlatten, eine Keule, eine Rohrzange und einen Spieß. Diese Gegenstände seien sichergestellt worden, hieß es. Aufenthaltsverbot für das Volksparkstadion „Um Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu verhindern, wurden alle überprüften Personen nach Abschluss der Kontrolle bis zum heutigen Morgen in Gewahrsam genommen“, sagte der Sprecher. „Zudem erhielten die Männer ein Aufenthaltsverbot für das Volksparkstadion sowie dessen näheres Umfeld am heutigen Abend.“ Am Mittwochmorgen sollen die Männer einzeln aus der Gefangenensammelstelle entlassen worden sein. Für das heutige Spiel im Volksparkstadion werden nach dem bisherigen Stand bis zu 11.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet. Die Polizei geht „grundsätzlich von einem störungsfreien Verlauf aus“. | Denis Fengler | Die Gruppe aus 60 Hooligans wollte sich einer Kontrolle durch die Hamburger Polizei entziehen. Die Fans des italienischen Erstligisten Lazio Rom konnten auf dem Rathausmarkt gestoppt und durchsucht werden. Sie kamen für eine Nacht in Gewahrsam und erhielten ein Aufenthaltsverbot für das Volksparkstadion. | Regionales | Hamburg | 2024-09-25T11:43:49Z | 2024-09-25T11:43:49Z | Fleischklopfer, Keulen, Rohrzangen, Spieße – bewaffnete Lazio-Fans in Hamburg gestoppt | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article253696524/Uefa-League-Fleischklopfer-Keulen-Rohrzangen-Spiesse-bewaffnete-Lazio-Fans-in-Hamburg-gestoppt.html |
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Chefposten: Warum Frau Liu allein in die Kantine gehen musste | Egal. Komm, schluck’s runter. Sie schluckt es runter, immer wieder. Tut so, als machten ihr die spitzen Bemerkungen nichts aus, als habe sie ein Kreuz aus Stahl. Es beeindruckt sie nicht, dass sie in Meetings auf die Probe gestellt wird, dass sie sich Fragen stellen lassen muss, die keiner ihrer männlichen Kollegen beantworten muss. Es ist okay, dass sie das Gefühl hat, sich doppelt anstrengen zu müssen. Nur in der Kantine stets allein zu essen, daran gewöhnt sie sich nicht. „Ich war alleine essen“, sagt Mingming Liu, „das hat mir wirklich zu schaffen gemacht.“ Liu war damals, Mitte der 90er, Chefin bei General Manager bei Yunnan Hongta Blue Eagle Paper in China. Das Unternehmen sitzt in der Yunnan-Provinz im Südwesten Chinas, „am Arsch der Welt“, wie Mingming Liu sagt. Blue Eagle, eine Tochter der deutschen Julius Glatz GmbH, stellt dort Zigarettenpapier her. „Niemand wollte in die Provinz“, sagt Liu, „das war meine große Chance.“ Lui muss die Anfeindungen ihrer Kollegen aushalten Liu ergreift sie und hält durch, trotz der Anfeindungen ihrer männlichen Kollegen aus Deutschland, die es nicht leiden können, dass sie eine Frau als Vorgesetzte haben, noch dazu eine Chinesin. „Sie hier? Als Frau? Das waren die ersten Worte, die ich zu hören bekam“, sagt die 57-Jährige und lacht. Es ist ein warmes, kehliges Lachen. Liu erinnert sich gerne daran zurück, obwohl es eine schwere Zeit war und die Techniker so taten, als verstünden sie nicht. „Da habe ich so gemacht“, sagt sie und fährt energisch mit der beringten Hand durch die Luft, „ich habe durchgegriffen.“ Mit Erfolg – innerhalb von vier Jahren wird aus Hongta Blue Eagle eines der erfolgreichsten Unternehmen der Yunnan-Provinz, mit einem Umsatz von 120 Millionen Renminbi, rund 15,5 Millionen Euro. Weibliche CEOs sind in China eine Ausnahme Mingming Liu ist heute CEO und Präsidentin von Voith Asia/Pacific und leitet das Asien-Geschäft des Papierspezialisten aus Heidenheim. Auch wenn sich die Zahl weiblicher CEOs in China erhöht hat, genießt sie noch immer Seltenheitswert: in chinesischen Vorständen gibt es nur acht Prozent Frauen, in geschäftsführenden Ausschüssen neun Prozent, stellt die Unternehmensberatung McKinsey in der aktuellen Ausgabe ihres „Women Matter“-Reports fest. Zum Vergleich: In Deutschland werden immerhin 16 Prozent der Vorstandsposten von Frauen besetzt. Bei den geschäftsführenden Ausschüssen landet Deutschland allerdings hinter China – nur drei Prozent dieser Posten werden laut McKinsey von Frauen besetzt. Luis Büro ist schlicht eingerichtet Daran haben beide Seiten ihren Anteil, sagt Mingming Liu – die Frauen, die zu oft klein beigeben; die Männer, die sich nur schwer von tradierten Rollenbildern lösen und nicht realisieren, welch negativen Konsequenzen ein derart geringer Anteil an weiblichen Führungskräften hat. Das ist vor allem im Falle Chinas interessant, liegt doch die Erwerbsquote der Frauen bei 74 Prozent. Das wird nur noch von Norwegen getoppt, wo 76 Prozent der Frauen arbeiten. „Frauen müssen genauso gut sein dürfen“, sagt Mingming Liu, „das muss sich in den Köpfen ändern.“ Ihre Augen leuchten, als sie in ihrem schlichten Büro – kein Schnickschnack, keine Fotos – inmitten der glitzernden Hochhaustürme in Shanghai-Pudong von den Anfängen ihrer Karriere erzählt. Dass sie einmal hier residieren würde, im Finanzzentrum der chinesischen Millionenmetropole? „Nein, das habe ich nicht erwartet“, sagt Liu auf deutsch. Nach dem Managementstudium nach Deutschland Sie geht nach dem Software- und Managementstudium in China nach Deutschland, um die Sprache zu lernen und sich einen Job zu suchen. Doch das ist schwierig: „Ich hatte drei Nachteile – ich war eine Chinesin, ich bin eine Frau und keine Ingenieurin“, sagt sie und lacht wieder. Ab und zu zupft sie an ihrem Halstuch und der blauen Schleife, mit der sie ihre langen schwarzen Haare zurückgesteckt hat. Mingming Liu trägt einen schwarzen Bleistift-Rock, Absatzschuhe, eine schlichte weiße Bluse, dazu Perlenohrringe, eine dicke Halskette. Die Fingernägel sind lackiert, in rosa. „In Deutschland sagte man mir, Sie können ja Sachbearbeiterin oder Sekretärin werden. Das kam natürlich nicht in Frage.“ 100 Bewerbungen, sechs Firmen laden sie ein Wieder und wieder geht sie damals zur Handelskammer, um sich die Adressen von deutschen Firmen in China geben zu lassen. „Die kannten mich irgendwann und hatten Mitleid“, sagt Liu. Schließlich bekommt sie die Adressen und bewirbt sich, bei über 100 Firmen. Sechs laden sie ein, Liu entscheidet sich für die Zigarettenpapier-Fabrik am Ende der Welt. „Ich brauchte einen Job, wo man mich nicht einfach ersetzen konnte“, sagt Liu. Dafür nimmt sie die unattraktiven Konditionen und die unangenehmen Kollegen in Kauf. „Ich wusste ganz klar: In Deutschland werde ich nichts, bekomme ich nicht dieselben Chancen.“ Liu wird für ihren Mut belohnt – bei Voith steigt sie 1998 als Chef-Repräsentantin ein, wird Präsidentin für Voith-Papier in China, dann Boardmitglied, schließlich CEO und Präsidentin für Voith-Papier in ganz Asien. Mit 1,1 Milliarden Euro schafft sie dort mehr als die Hälfte des Umsatzes heran, den Voith-Papier weltweit macht. Und Mingming Liu ist die einzige Frau im Vorstand. China-Geschäft gewinnt an Bedeutung für deutsche Firmen Vor knapp zwei Wochen kündigte das Unternehmen an, in Deutschland rund 670 Arbeitsplätze zu streichen – mit Hinweis auf den Wettbewerb in China. „Voith muss hier investieren und lokalisieren. Damit wird der sinkende Umsatz auf dem europäischen Markt kompensiert“, sagt Mingming Liu. Es ist eine Kampfansage, trotz des milden Lächelns: Das China-Geschäft gewinnt in vielen deutschen Unternehmen an Bedeutung. Damit wächst auch der Einfluss der wenigen Chinesen, die wie Mingming Liu als Führungskräfte tätig sind. Liu hofft, dass sich im Zuge dessen der Führungsstil ändert: „Wir müssen lernen, intelligenter zu führen“, sagt sie. Unternehmenserfolg steht an erster Stelle Statt um Machtdemonstration müsse es zuerst um den Unternehmenserfolg gehen. „Ich muss nicht immer sofort gewinnen“, sagt Liu, „lieber ein bisschen soft und schlau, eine Nacht drüber schlafen.“ Sie stellt fest, dass deutsche Manager noch immer Schwierigkeiten mit ihr haben. „Da weiß ich sofort, es geht um Konkurrenz“, sagt sie. Mingming Liu braucht keine Symbole, um ihre Macht zu demonstrieren. In ihrem Büro gibt es keine Fotos von Shake-Hands mit Politikern und Wirtschaftsbossen. An ihrem Handgelenk sitzt eine einfache, weiße Uhr aus Plastik; keine Rolex wie bei so vielen ihrer männlichen Kollegen. Liu lehnt die Frauenquote ab Von einer festen Frauenquote hält Mingming Liu nicht viel. „Das finden viele Männer unsympathisch“, sagt sie. Die Quote mache es den Frauen deshalb schwerer, nicht leichter, meint sie. Sie beschäftigt mehr Frauen als Männer, versucht, ihren jungen Mitarbeiterinnen ein Vorbild zu sein. „Gerade ist es bei einigen jungen Chinesinnen sehr angesagt, sich einen reichen Mann zu suchen und Mutter zu werden“, sagt Liu. „Das muss ich verhindern.“ Sie, die drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter wieder im Büro war, sucht gezielt weibliche Talente, die sie fördert. Schnell skizziert sie auf einem Blatt Schmierpapier, wie das geht – von Stufe zu Stufe, immer mehrere Frauen gleichzeitig. „Denen bringe ich das Durchhalten bei“, sagt sie. Liu ist hart gegen sich selber Auch gegenüber sich selbst ist sie hart: Als Voith 2009 während der Wirtschaftskrise einen großen Auftrag verliert, machte sie sich sofort daran, neue Kunden zu gewinnen, im Rollstuhl, trotz des gebrochenen Fußes. „Ich wusste, ich muss unbedingt einen neuen Auftrag für meine Firma ranholen“, sagt sie. Auch für sich selbst will sie irgendwann einmal einen neuen Auftrag ranholen; über 14 Jahre arbeitet sie schon bei Voith in China. „Ich mag die Herausforderung“, sagt Liu, „wer weiß, vielleicht gehe ich mal zu einer chinesischen Firma?“ Da leuchten die braunen Augen. Mingming Liu hat wieder Hunger. | Nina Trentmann | Die Asien-Chefin des deutschen Papierspezialisten Voith fördert Karriere-Frauen, ist aber gegen eine Quote. In der Kantine musste Mingming Liu oft alleine essen. | Wirtschaft | 2012-10-26T17:25:45Z | 2015-09-07T09:16:07Z | Warum Frau Liu allein in die Kantine gehen musste | https://www.welt.de//wirtschaft/article110305220/Warum-Frau-Liu-allein-in-die-Kantine-gehen-musste.html |
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Ohrfeigen-Alarm: Mit diesem Wecker verschlafen Sie bestimmt nicht mehr | Morgens pünktlich aus dem Bett zu kommen, ist für viele eine Qual. So sieht es auch die Youtuberin Simone Giertz und bastelte sich kurzerhand eine "Wake-up Machine". Autsch! | WELT | Morgens pünktlich aus dem Bett zu kommen, ist für viele eine Qual. So sieht es auch die Youtuberin Simone Giertz und bastelte sich kurzerhand eine "Wake-up Machine". Autsch! | 2015-11-16T13:00:00Z | 2016-12-17T19:05:53Z | Mit diesem Wecker verschlafen Sie bestimmt nicht mehr | https://www.welt.de//vermischtes/video148889524/Mit-diesem-Wecker-verschlafen-Sie-bestimmt-nicht-mehr.html |
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Formel 1: Zwischen Vettel und Webber knistert es weiter | Was der eine vom anderen hält, demonstrieren Mark Webber und Sebastian Vettel, wenn die Fernsehteams nach den Rennen die Kameras ausgeschaltet haben. Eben noch ein Klaps auf die Schulter oder ein jovialer Händedruck für die Zuschauer, dann gehen die beiden Red-Bull-Piloten getrennte Wege. Mit keinem anderen Fahrer verbringt der Weltmeister mehr Zeit unterm Garagendach, er aber sagt: „Freundschaften suche ich mir außerhalb der Formel 1 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/formel1/) .“ Webber und Vettel trennt mehr als sie eint, die sportliche Bilanz zum Beispiel. Vettel hat vier der vergangenen fünf Rennen gewonnen, in der WM-Wertung steht es 68:37. Das letzte Mal, dass der 1,83 Meter große Australier das Ziel vor Vettel erreichte, ist neun Rennen her. Webber ist der Mann hinter Vettel, oder soll man sagen: im Schatten von Vettel? Nach nur drei Grand Prix’ steht der WM-Dritte des Vorjahres als Verlierer der Saison fest. In der Türkei müssen sich beide wieder etwas näher kommen; an dem Ort, wo das Betriebsklima im Team der roten Bullen vor einem Jahr zum ersten Mal empfindlich gestört wurde. Im „Istanbul Park“ gerieten sie in voller Fahrt aneinander. Die Schuldfrage war umstritten, Einsicht zeigte kein Unfallfahrer. Vettel schied aus, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, Webber rettete sich als Dritter ins Ziel und sprach danach verstörende Sätze: „Unsere unterschiedlichen Meinungen nehmen wir wahrscheinlich mit ins Grab.“ Vettel wurmt die Kollision noch heute, auch wenn er vorgibt, sie aus dem Gedächtnis getilgt zu haben: „Ich schaue immer auf das nächste Rennen. Ich kann an Dingen, die passiert sind, nichts mehr ändern. Viel wichtiger aber, ich konnte daraus lernen.“ Theoretisch werden dem ungleichen Paar gleiche Voraussetzungen zugestanden: Webber erhält dieselbe Anzahl von Mechanikern wie der Deutsche, ihm steht der gleiche Etat zu Verfügung, das gleich Material wie dem Champion – und er kann genauso viele Testtage absolvieren wie der Weltmeister. Aber Vorfahrt hat nur Vettel. Es steht zu viel auf dem Spiel, die Begründung einer Ära. Eine heilige Allianz bildet die Verbindung Vettel/Red Bull bereits. Gerade hat der Deutsche bis 2014 verlängert, aber der Hochbegabte aus Heppenheim hat eine Ausstiegsklausel hinein diktiert. Wenn er nicht mehr die Voraussetzung vorfinde, Weltmeister zu werden, muss ihn Dosenmilliardär Dietrich Mateschitz ziehen lassen. Ein rein formaler Akt sei der Vertragszusatz gewesen, beteuert Mateschitz, „wir gehen nicht davon aus, dass wir davon Gebrauch machen müssen“. Webber muss auf verbale Streicheleinheiten verzichten. Sein Kontrakt läuft zum Saisonende aus, und es spricht vieles dafür, dass er sich auf Abschiedstournee befindet. In der Winterpause verlängerte Red Bull mit über 40 Angestellten die Arbeitsverhältnisse, Vettels Schattenmann müsse sich erst noch beweisen, heißt es. Von Vettel trennen Webber elf Lebensjahre und eine Hausmacht. „Mit 34 Jahren steht Mark nicht mehr am Anfang seiner Karriere“, sagt Motorsportchef Helmut Marko: „Ich kenne junge Fahrer, die einen ähnlichen Weg wie Sebastian einschlagen können.“ Daniel Ricciardo aus der Red-Bull-Nachwuchsakademie etwa gilt als ähnlich talentiert wie Vettel. Die feinen Nadelstiche scheinen nicht spurlos an Webber vorüber zu gehen. Angesäuert gab er nach einer PR-Aktion in Turin gegenüber der Zeitung „Stampa“ zu Protokoll: „Wenn mich das Team nicht haben will, muss ich mich zwischen einem Wechsel und dem Rücktritt entscheiden.“ Nach dem Rennen in Shanghai stänkerte er, indem er das Ende von Vettels Siegesserie als „guten Tag für den Rennsport“ bezeichnete. Webber und Vettel haben ihre Stellvertreter in Stellung gebracht. Mateschitz und sein verlängerter Arm an der Rennstrecke, Helmut Marko, protegieren Vettel, Webber hat die englischsprachige Presse zum Verbündeten gewählt. Zwischen den Fronten steht Teamchef Christian Horner, der über einen Rennstall mit Webber geschäftlich verbandelt ist, aber an Markos strategische Weisungen gebunden ist. Horner sagt: „Es ist eine hohe Kunst, die Begehrlichkeiten zweier so unterschiedlicher Fahrer auszubalancieren.“ Geräuschlos wird Webber das Feld nicht räumen. Anders als Rubens Barrichello, der vor einem Jahrzehnt bei Ferrari den Steigbügel für Michael Schumacher hielt, ist er nicht gewillt, sich bei Red Bull allein durch bedingungslose Loyalität die gebotene Anerkennung zu erarbeiten. Er ist niemand, der sein Leid still erträgt. „Ich habe meine Ecken und Kanten“, sagt Webber, „aber ich knie mich auch sehr in meine Arbeit hinein.“ Der Schattenmann will versuchen, die Mechaniker von seinen großen Möglichkeiten zu überzeugen. Bisher aber soll ihm die Technik ein ums andere Mal einen Streich gespielt haben. In Melbourne haperte es am Fahrerwerk, in Malaysia streikte das Energierückgewinnungssystem Kers. In Shanghai hatte er in der Qualifikation Probleme mit den Reifen, ehe er im Rennen auftrumpfte. Mit ähnlichen Auftritten wie in China, als er von Startplatz 18 bis Rang drei vorpreschte, glaubt er, Vettel vom Sockel stoßen zu können. „Ich kann mich noch steigern.“ Die technischen Probleme wurden für Istanbul jedenfalls behoben. Das Kers-System soll zum ersten Mal bei beiden Autos reibungslos funktionieren. | Robert Dunker | Nach dem Treueschwur setzt Webber wieder Nadelstiche gegen Weltmeister Vettel. Brisant, denn vor einem Jahr kollidierten die beiden Red-Bull-Piloten in Istanbul. | Sport | Formel 1 | 2011-05-05T12:05:44Z | 2015-10-03T16:56:24Z | Zwischen Vettel und Webber knistert es weiter | https://www.welt.de//sport/formel1/article13336760/Zwischen-Vettel-und-Webber-knistert-es-weiter.html |
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Biologie: Pavian-Weibchen leiten vorsätzlich Fehlgeburt ein | Weibliche Blutbrustpaviane haben oftmals eine Fehlgeburt, wenn ein neues dominantes Männchen in ihre Gruppe kommt. Damit wollen sie verhindern, ein ohnehin "verdammtes" Kind zur Welt zu bringen. Denn das neue Männchen tötet oft den Nachwuchs, der nicht von ihm gezeugt wurde. Dieser sogenannte Bruce-Effekt sei damit erstmals an wildlebenden Tieren nachgewiesen, berichten Forscher um Eila Roberts von der amerikanischen Universität Michigan in der Fachzeitschrift "Science". Für ihre Forschung untersuchten Roberts und Kollegen fünf Jahre lang eine Population wilder Blutbrustpaviane (Theropithecus gelada) im äthiopischen Simien Mountains Nationalpark. Sie zählten die lebend geborenen Jungaffen in Gruppen, in denen sich ein neues Männchen etabliert hatte. Außerdem sammelten sie Kot, um anhand der enthaltenen Hormone festzustellen, welche Weibchen trächtig waren und seit wann. Das Ergebnis ihrer Studie: 80 Prozent aller Schwangerschaften wurden in den ersten Wochen nach Ankunft des neuen Männchens abgebrochen. Die Herden der Blutbrustpaviane werden in der Regel von einem Weibchen geleitet, haben aber auch ein hervorgehobenes Männchen. Der Schwangerschaftsabbruch scheine sich für die Weibchen aus evolutionärer Sicht zu lohnen, da ihr Nachwuchs ansonsten in Gefahr schwebe, getötet zu werden. Damit könne man den „Bruce-Effekt“ als eine erfolgreiche Anpassungsstrategie der Weibchen betrachten. Sie maximierten ihre Kinderzahl in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft. Der Bruce-Effekt war vor einem halben Jahrhundert von der Biologin Hilda M. Bruce an gefangenen Mäusen nachgewiesen worden. | WELT | Pavian-Männchen töten oft den Nachwuchs, der nicht von ihm gezeugt wurde. Die Weibchen reagieren darauf auf eine ganze eigene Art. | Wissenschaft | Natur & Umwelt | 2012-02-24T12:47:37Z | 2012-02-24T15:12:03Z | Pavian-Weibchen leiten vorsätzlich Fehlgeburt ein | https://www.welt.de//wissenschaft/umwelt/article13885018/Pavian-Weibchen-leiten-vorsaetzlich-Fehlgeburt-ein.html |
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Popmusik: Lady Gaga sollte dringend eine Pause einlegen | Ich wünsche mir, dass "Born This Way" nicht erscheint, dass Lady Gaga die Welt davon in Kenntnis setzt, dass ihr neues Album in den Archiven verschwindet, und zwar auf unbestimmte Zeit. Anschließend möge Lady Gaga ihren Twitter-Account kündigen und auch ihren Facebook-Auftritt schließen. Sie könnte Urlaub machen oder zumindest nicht öffentlich in Erscheinung treten. Es wäre nicht nur besser für mich, es wäre auch besser für sie. Seit drei Jahren hat Gaga sich keine nennenswerte Pause gegönnt, hat ununterbrochen Konzerte gegeben und mehrfach am Tag Frisur und Garderobe gewechselt. Lady Gaga verlor ihre Leichtigkeit Jeder könne ein Superstar sein, erklärte sie, wenn er sich einfach wie einer verhalte. Doch als Lady Gaga selbst ein Superstar war, war es mit ihrer Leichtigkeit dahin. Ihre Karriereplanung auf dem Weg nach oben war perfekt. Kaum ein Künstler hat sich in den vergangenen Jahren so zielstrebig und so unorthodox an die Spitze hochgearbeitet. Sie machte sich hässlich, wenn es angebracht schien, schön zu sein, gab kluge Antworten auf dumme Fragen und erklärte ihren erfreulich funktionalen Dancepop zur Kompositionskunst von allererstem Rang. Sie belebte mit wenigen Mitteln das Genre des Musikvideos neu und zündete ein Feuerwerk der Zeichen, die alles bedeuteten oder nichts. Sie könnte ein Problemfall werden Doch jetzt, da Lady Gaga an der Spitze ist, versucht sie Ordnung in die Zeichen zu bringen und ihren Dancepop mit inhaltlichem Mehrwert anzureichern. Die Videos werden teurer, aber nicht automatisch besser, die Garderobe immer aufwendiger, aber man hat das Gefühl, jeden Hut, jede Brille jedes Paar Schuhe schon zu kennen. Ihr Konzept für die Erfolgssicherung lautet: Einfach von allem immer mehr und ansonsten weitermachen wie bisher. Gaga ist auf dem besten Wege zu einem jener Problemfälle zu werden, wie sie die Popgeschichte schon ungezählte Male gesehen hat. Als etwa Michael Jackson die Idee verinnerlicht hatte, tatsächlich der King of Pop (verlinkt auf https://www.welt.de/kultur/pop/) zu sein, war er vollkommen außerstande, einen halbwegs vernünftigen Song zu schreiben – die Angst, nicht an alte Erfolge anknüpfen zu können, machte ihn praktisch arbeitsunfähig. Fortsetzung von Jackson und Madonna Als Marilyn Manson bemerkt hatte, dass er mit weitem Abstand der Einzige war, der in Michael Moores "Bowling For Columbine" einen halbwegs klugen Gedanken äußerte, meinte er, seine Klugheit müsse fortan auch in seinem künstlerischen Schaffen zu tragen kommen und fing an, Aquarelle zu malen und verquaste Konzeptwerke zu vertonen. Fortan war er für den Pop verloren. Und als Madonna mit Songs wie "Like A Virgin", "Like A Prayer" oder "Erotica" alle gängigen Reizthemen aus dem Bereich sex and religion erfolgreich abgehakt hatte und man sie nach all den Jahren im Geschäft zu einer Art Großkünstlerin erklärt hatte, fühlte sie sich plötzlich berufen, sich zu den drängenden Themen der Menschheit zu äußern, was in dem gegenwartskritisch gemeintem Werk "American Life" seinen unerfreulichsten Ausdruck fand. Lady Gaga ist sozusagen die Fortsetzung von Michael Jackson, Marilyn Manson und Madonna mit anderen Mitteln. Sie hat in den letzten Monaten so oft hören dürfen, wie ungemein relevant sie als Künstlerin sei, dass sie auf die unkluge Idee kam, ihre Meinung in ihrem künstlerischen Werk aufgehen zu lassen, worunter jetzt die Musik, die Botschaft und damit auch die Hörer leiden. "Born This Way" – ein gescheiterter Versuch Es ist ein Unterschied, ob man einen Knaller wie "Just Dance" auf den Markt wirft und ohne einen Anflug von Ironie erklärt, der Song greife in Text und Musik die Lehren von Warhol, Bowie und Madonna auf. Oder ob man eine mediokre Komposition wie "Born This Way" veröffentlicht, die schon mit der Absicht geschrieben wurde, weltverändernd zu wirken, tiefsinnig und kraftvoll – aber leider all das nicht ist. "Born This Way" ist nicht die geplante Schwulenhymne geworden, sondern der gescheiterte Versuch, eine klare Aussage zu treffen. Da wird die sexuelle Orientierung unnötigerweise in den Bezug zur Religion gesetzt ("It doesn't matter if you love him or capital H-I-M"), da finden, um niemanden zu vergessen, alle möglichen sexuellen Orientierungen Erwähnung ("No matter gay, straight or bi, lesbian, transgendered life") wie auch sämtliche Hautfarbigkeiten ("You're black, white, beige, chola descent, you're Lebanese, you're orient") genannt werden, um dann zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass alles okay sei, weil Gott keine Fehler mache. Und man denkt: Um wen geht es hier eigentlich? "Judas" war eine müde Oster-Provokation Mit ihrer Single "Judas" wird die Sache nicht besser. Der Titel und die Veröffentlichung zu Ostern waren eine müde Provokation, die aber noch nicht müde genug war, um unausgeschlafene Christen einen Skandal wittern zu lassen. Dabei sind es nicht religiöse Gefühle, die das Lied beleidigt, sondern ästhetische. Er lässt sich weder schönreden noch -denken. Wenn zwei Singles des mit größter Spannung erwarteten Albums nichts taugen, dann lässt das nichts Gutes ahnen. Es scheint, als sei Gaga auf sich selbst hereingefallen. Früher hat sie gesagt, dass Pop Kunst sei, und so wie sie ihren Pop vermittelt hat, kam Kunst dabei heraus. "Just Dance", "Paparrazi", "Pokerface", "Bad Romance" und "Alejandro" – jeder Song ein bewegender Wurf in Sachen hervorragender Sinnlosigkeit. Neue Songs sind nur Wiederholungen Die Videos, die Kostüme, die unvermeidliche Teetasse – alles wunderbare Details, die weder auf eine falsche noch richtige Fährte führten, weil es keine falsche oder richtige Fährte gab. Gaga scheint Angst vor dem funkelnden Nichts bekommen zu haben und schaufelt sich Bedeutung auf, die nur belastet. Ihre neuen Songs sind eine schwerfällige Wiederholung ihrer alten, die ohne erkennbaren Inhalt so viel mehr sagten, als jene, die etwas sagen möchten, und weder den richtigen Ton noch die Worte finden. In ihrem Spiel mit Pop und Kunst hat Gaga das Gewicht verlagert und scheint nun auf beiden Gebieten zu scheitern. Ach, wie wünschte ich mir, dass "Born This Way" nicht erscheint und sie in zwei Jahren wieder auftaucht, als wäre nichts gewesen. "Born This Way" (Universal), ab 23. Mai. | Harald Peters | Kein Popstar war in den vergangenen Jahren so präsent wie Lady Gaga. Jetzt haben wir alle eine Pause verdient. Bekenntnisse eines enttäuschten Fans. | Kultur | Musik | 2011-05-09T12:14:44Z | 2015-10-03T17:21:11Z | Lady Gaga sollte dringend eine Pause einlegen | https://www.welt.de//kultur/musik/article13361094/Lady-Gaga-sollte-dringend-eine-Pause-einlegen.html |
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BVB: Mehr Leidenschaft, weniger Egoismus – Borussia Dortmund steht vor einer Zäsur | Das Thema ist nicht besonders dringlich. Doch es wird diskutiert, als sei es das wichtigste im Hinblick auf die Zukunft von Borussia Dortmund überhaupt: Soll Mats Hummels tatsächlich zurückkehren? Derzeit wird nahezu jeder, der beim BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) Verantwortung trägt oder spielt, damit konfrontiert. „Jeder weiß, wie sehr wir Mats schätzen. Wir würden uns aber gerne erst einmal auf die sportlichen Dinge konzentrieren, die anstehen“, sagte Sebastian Kehl (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sebastian-kehl/) . Man habe, so der Sportdirektor, „dieses Thema aktuell nicht zu unserem Thema gemacht.“ Das ist nicht so ganz richtig, denn die Überlegung, Hummels, mittlerweile 36 Jahre alt, für die Dauer der Klub-WM vom 15. Juni bis 13. Juli für den BVB zu reaktivieren, kommt tatsächlich aus dem Verein. Und seit sie in der vergangenen Woche durchgesickert ist, ist sie nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Das musste auch Niko Kovac einsehen. Der wurde sogar gefragt, ob er sich eine Zusammenarbeit mit dem Ex-Nationalspieler, der vor einem Jahr beim BVB keinen neuen Vertrag mehr bekam und derzeit beim AS Rom (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/as-rom/) nur noch geduldet wird, überhaupt vorstellen kann. Denn Kovac hatte während seiner gemeinsamen Zeit mit Hummels beim FC Bayern (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/fc-bayern-muenchen/) nicht gerade das beste Einvernehmen mit dem Weltmeister von 2014. „Es wird viel gesagt und geschrieben“, hatte Kovac versucht, diplomatisch zu reagieren. Von der Idee mit Hummels habe er jedoch auch gehört. Die Personalie Hummels sagt einiges über Zustand des BVB aus Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die mögliche Rückholaktion eines Spielers, dessen Zeit in Dortmund von den sportlich Verantwortlichen aus voller Überzeugung beendet worden war, um endlich das Entstehen einer neuen Hierarchie zu ermöglichen, diskutiert wird – in einer Phase, in der die Notwendigkeit einer Neuausrichtung noch offensichtlicher ist als sie es vor einem Jahr schon war. Das sagt einiges über den Zustand des BVB aus. Am Dienstag wird der Vorjahresfinalist der Champions League (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/) das Rückspiel im Viertelfinale gegen den FC Barcelona (verlinkt auf /sport/fussball/champions-league/article255907784/Presse-zu-BVB-Barca-Barcelona-wird-in-Dortmund-nur-noch-aus-Spass-spielen.html) bestreiten (21 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) (verlinkt auf https://sportdaten.welt.de/fussball/championsleague/spiele-und-ergebnisse/) . Es wird sehr wahrscheinlich das vorerst letzte Spiel in der Königsklasse sein. Da ist zum einen die deftige 0:4-Hinspielniederlage vor einer Woche – zum anderen die Perspektive, in der kommenden Saison nicht mehr zu diesem erlauchten Kreis zu gehören. Die Gefahr ist groß, sich erstmals nach neun Jahren in Folge nicht mehr für den lukrativen Wettbewerb qualifizieren zu können. Nach dem 29. Bundesligaspieltag haben die Dortmunder, bei denen Kapitän Emre Can (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/emre-can/) am Montag im Abschlusstraining fehlte, sechs Punkte Rückstand auf Tabellenplatz vier, der zur Qualifikation für die Königsklasse berechtigen würde. „Wir wollen das Spiel gegen Barca (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/fc-barcelona/) so angehen, dass wir gewinnen – wie hoch, ist sekundär“, sagte Kovac vor der Partie, die für den BVB einen Zäsur bedeuten kann. Gerade deshalb werde es darauf ankommen, sich gut zu präsentieren. Es gehe darum, den Fans das bestmögliche Gesicht der Mannschaft zu zeigen – und sich selbst zu beweisen, mithalten zu können. In Bezug auf Emre Can sagte er am Montag: „Wir haben ihn heute geschont, weil er schon seit Wochen muskuläre Probleme im Adduktorenbereich hat. Es kann sein, dass er morgen nicht aufläuft.“ Ob mit oder ohne Can – an einen Halbfinal-Einzug glaubt aber niemand mehr so recht. „Das wäre das größte Wunder in der Geschichte von Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) “, sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken. Es geht allerdings auch noch um etwas anderes: Darum, weitere Erkenntnisse im Hinblick zu gewinnen, was denn zu tun ist, schnellstmöglich wieder eine nationale und internationale Spitzenmannschaft zu werden. Was dies angeht, hatte die vergangene Woche bereits aufschlussreiche Eindrücke geliefert. Denn hinter dem BVB liegen zwei Spiele, die bezeichnend für den Zustand der Mannschaft waren: zwei Partien gegen Topteams – in denen sich das Team höchst unterschiedlich präsentiert hatte. Da war das desaströse Erlebnis in Barcelona (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article255912730/BVB-vs-Barca-Jubel-gegen-Dortmund-kein-Jubel-gegen-FC-Bayern-Lewandowski-zieht-Fan-Wut-auf-sich.html) am Dienstag, als Egoismen einzelner Spieler dazu führten, dass der Klub ein verheerendes Bild abgab. „Egal, gegen wen man spielt, man muss immer ans Limit gehen. Da darf man nicht spekulieren, wie man mit den Kräften haushalten kann“, hatte Kovac erklärt. Doch genau das war passiert: Die katalanischen Offensivkünstler hatten machen können, was sie wollten. Vor allem, weil die beiden Flügelstürmer Karim Adeyemi und Jamie Gittens nahezu jede Defensivarbeit verweigert und ihre Abwehrkollegen im Stich gelassen hatten. Diese Form von Selbstüberschätzung war den Dortmundern in der laufenden Saison schon mehrfach zum Verhängnis geworden. Dass es auch anders geht, zeigte die Mannschaft nur drei Tage darauf. In München änderte Kovac Aufstellung und Grundordnung. Ohne Adeyemi und Gittens sowie mit einer kompakten Fünferabwehrkette wirkte das Team deutlich stabiler und erkämpfte sich ein 2:2 beim FC Bayern. (verlinkt auf /article255929208) „Wir haben uns gewehrt, sehr gut verteidigt. Die Einsatzbereitschaft, die Laufbereitschaft, das Zusammenspiel von allen (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/video255931832/FC-Bayern-gegen-BVB-Vorne-zu-viele-Chancen-verdaddelt-und-hinten-gab-es-grosse-Luecken.html) hat mir gefallen“, befand Kovac. Dies müsse der Maßstab für letzten Wochen der Saison sein – aber auch für die kommenden Jahre. Beim Umbau der Mannschaft muss es darum gehen, Spieler zu holen, die für Hingabe stehen – und darum, sich von Spielern zu trennen, die diese vermissen lassen. Adeyemi etwa fällt seit seiner Verpflichtung 2022 regelmäßig dadurch auf, seine taktischen Aufgaben zu vernachlässigen. Damit ist er zu einer Belastung geworden. Bei Gitttens, der 2020 aus der Manchester City Academy worden war, droht ähnliches – wenn nicht bald die Kurve hin zu einer verantwortungsvolleren Spielweise bekommen sollte. Klubchefs haben Dringlichkeit von Veränderungen erkannt Auf Ricken und Kehl wartet viel Arbeit, (verlinkt auf /article255899792) die Mannschaft benötigt dringend Veränderungen. Auch in Bezug auf Julian Brandt scheint die Geduld endlich zu sein. Der Spielmacher, mittlerweile seit sechs Jahren in Dortmund, wirkt seit Monaten seltsam gehemmt. Sein Abwehrverhalten vor den beiden Gegentreffern in München gab erneut Anlass zur Kritik – vor allem seine Passivität vor dem 1:1. „Er hat kein Interesse, der Mannschaft zu helfen“, sagte „Sky“-Experte Dietmar Hamann: „Mich hat es gewundert, dass er da noch zehn Minuten weitergespielt hat, den hätte ich sofort ausgewechselt.“ Die Dringlichkeit von Veränderungen haben sie in Dortmund erkannt. Auch eine Trennung von Niklas Süle, der vor knapp drei Jahren als vermeintliche Verstärkung geholt worden war und zu den Großverdienern zählt, wird angestrebt. Es dürfte allerdings schwierig werden, Abnehmer für Spieler zu finden, deren Marktwerte in der laufenden Saison erheblich gesunken sind. Hinter den Kulissen wird fieberhaft an Lösungen gearbeitet – egal wie schwer sie ohne die üppigen Zusatzeinnahmen aus der Champions League auch zu realisieren sein mögen. Offen ist auch, ob sich der Carney Chukuemeka, der vom FC Chelsea ausgeliehen ist, weiter leisten kann. Er könnte Brandt ab Sommer ersetzen – vorausgesetzt, der BVB kann es sich erlauben, die Kaufoption in Höhe von 30 bis 35 Millionen für eine feste Verpflichtung zu stemmen. Auch weitere Zugänge müssten ins Budget passen. Vor diesem Hintergrund wäre ein erfolgreiches Abschneiden bei der Klub-WM hilfreich. Mats Hummels dafür wiederzuholen, wäre dennoch ein falsches, weil rückwärtsgerichtetes Signal: Er steht für die Vergangenheit. | Oliver Müller | Das Rückspiel gegen FC Barcelona dürfte einen Einschnitt bedeuten. Borussia Dortmund droht das vorerst letzte Champions League-Spiel auf unbestimmte Zeit. Um wieder eine internationale Spitzenmannschaft zu werden, benötigt der BVB mehr Spieler, die brennen – und weniger egoistische Profis. | Sport | Fußball | 2025-04-15T14:44:29Z | 2025-04-15T14:44:35Z | Mehr Leidenschaft, weniger Egoismus – der BVB steht vor einer Zäsur | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article255935924/BVB-Mehr-Leidenschaft-weniger-Egoismus-Borussia-Dortmund-steht-vor-einer-Zaesur.html |
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Weltwirtschaftsforum: Der Papst outet sich als Freund der Marktwirtschaft | Das hatte es beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos noch nicht gegeben. Die „Eröffnungsrede“ beim 44. Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) wurde vom Papst gehalten. Zwar war er nicht selber nach Davos gereist, sondern hatte den Kurienkardinal Peter Turkson entsandt. Der verlas auf der Eröffnungsveranstaltung des WEF den von Papst Franziskus am 17. Januar unterzeichneten Brief. Vorausgegangen war eine persönliche Einladung von Forumsgründer und -präsident Klaus Schwab an den Papst, das Jahrestreffen zu besuchen. Dazu ist es nicht gekommen, aber immerhin zum Verlesen des päpstlichen Botschaft im Hochgebirge von Graubünden. „Hunger in der Welt ist nicht hinnehmbar“ Die in Davos versammelten Top-Manager und Spitzenpolitiker aus aller Welt wurden von Papst Franziskus aufgefordert, sich für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands (verlinkt auf /politik/ausland/article124057858/85-Reiche-besitzen-so-viel-wie-die-Aermsten-der-Welt.html) einzusetzen. Die Forumsteilnehmer hätten eine „klare Verantwortung gegenüber anderen, vor allem denjenigen, die am zerbrechlichsten, schwächsten und verwundbarsten sind“. Im Brief des Papstes an die Tagungsteilnehmer hieß es weiter: „Es ist nicht hinnehmbar, dass Tausende von Menschen weiterhin jeden Tag an Hunger sterben, obwohl erhebliche Mengen an Nahrung verfügbar sind und einfach verschwendet werden.“ Es werde „ein erneuerter, tiefgreifender und erweiterter Sinn für Verantwortung“ benötigt, ließ Papst Franziskus ausrichten. Am Anfang seines Briefes hatte er sich zunächst für die „freundliche Einladung“ bedankt. Und bevor der Papst die Wirtschaftsführer an ihre ethische Verantwortung erinnerte, gab es zunächst einmal Lob vom Pontifex Maximus. Lob für das moderne Unternehmertum „Lobenswert sind die Erfolge, die zum Wohl der Menschen beitragen, zum Beispiel auf dem Gebiet der Gesundheit, der Erziehung und der Kommunikation neben vielen anderen Bereichen der menschlichen Tätigkeit“, schreibt Franziskus. Und weiter: „Außerdem müssen wir die fundamentale Rolle anerkennen, welche das moderne Unternehmertum beim Herbeiführen dieser Änderungen gespielt hat, indem es die gewaltigen Ressourcen der menschlichen Intelligenz gefördert und weiterentwickelt hat.“ Gleichwohl habe das unternehmerische Agieren „oft zu einer weitreichenden sozialen Ausgrenzung geführt“. Wer sich angesichts dieser kritischen und mahnenden Worte zum Auftakt des Wirtschaftsgipfels möglicherweise ein wenig unwohl gefühlt haben mag, wurde unmittelbar im Anschluss an den von Turkson vorgelesenen Brief mit Balsam aus der Welt der Kultur getröstet. Matt Damon sorgt für Glamour Aus der Hand von Hilde Schwar, der Frau des WEF-Präsidenten, durften Künstler den jährlich verliehenen Crystal Award entgegennehmen. Zu ihnen gehörte der US-Schauspieler Matt Damon, der für sein Engagement für eine bessere Trinkwasserversorgung in Ländern der Dritten Welt (verlinkt auf /wirtschaft/article124050153/Bill-Gates-prophezeit-Ende-der-weltweiten-Armut.html) geehrt wurde. Das WEF ehrte zwei weitere „außerordentliche“ Kulturschaffende: den Operntenor Juan Diego Florez sowie die aus dem Iran stammende und in New York lebende Filmemacherin Shirin Neshat. Sie richtete in ihrer Dankesrede eine Reihe kritischer Fragen an den iranischen Präsidenten, der auf dem WEF noch eine mit Spannung erwartete Rede halten wird. Bevor die Forumsteilnehmer in den Genuss des Gesanges von Diego Florez kommen durften, wurde ihnen von dem aus Russland angereisten Mariinsky Orchester unter der Leistung von Valery Gergiev eine pompöse Aufführung geboten: Die Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky. Was für ein Bogen für den Auftakt eines Weltwirtschaftsgipfels. | Norbert Lossau | Das Kirchenoberhaupt fordert, den Wohlstand in der Welt gerechter zu verteilen und den Hunger zu bekämpfen. Franziskus lobt aber auch die wichtige Rolle der Unternehmen für Fortschritt und Entwicklung. | Wirtschaft | 2014-01-22T15:38:44Z | 2015-09-21T11:47:51Z | Der Papst outet sich als Freund der Marktwirtschaft | https://www.welt.de//wirtschaft/article124117977/Der-Papst-outet-sich-als-Freund-der-Marktwirtschaft.html |
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Wenn Italiener schwäbeln | Wenn man gar nichts mehr kapiert, dann ist man in einer barocken Commedia per musica gelandet. Die Handlung schnürt sich zum dicken gordischen Knoten zusammen. Leonardo Vincis „Li Zite ’ngalera“ (Die Verlobten auf der Galeere) von 1722 wird obendrein in neapolitanischem Dialekt gesungen, dem vernuschelten Schwäbisch Italiens. Totale Konfusion also. Frauen in Männerkleidern, die verkleidete Frauen darstellen, Männer in Frauenkleidern, die Frauen darstellen, Frauen in Männerkleidern, die Männer darstellen ? 100 Logikpunkte für alle, die mitkommen.Dass einem da nicht vor lauter Komödie das Lachen im Hals stecken bleibt, dafür sorgt die Capella della Pietà de’ Turchini im Kammermusiksaal, die die Oper konzertant darbietet und mit so viel Esprit und Verve aufbürstet, dass das Lachen wieder kommt. Im Sängerensemble leuchten besonders drei Darsteller: Giuseppe de Vittorios Tenor, den er wunderbar tantig-tuntig dem Mannsweib Meneca leiht, Giuseppe Naviglios durchdringender, klarer Bariton, mit dem er Rapisto, einen Diener, und Assan, den obligatorischen Commedia-Türken, ausstattet.Und schließlich: der runde und volle Sopran von Emanuela Galli, der mit samtigem Timbre die Belluccia zu jener Hauptattraktion macht, die sie im Stück sein muss. Die Kapelle unterscheidet sich von anderen italienischen Alte-Musik-Ensembles dadurch, dass sie nicht ganz so viel wild-feurigen Furor auffährt. Dirigent Antonio Florio setzt auf Prägnanz und Klarheit. Was der Musik Vincis (einem der Großen der neapolitanischen Opernschule) mit seinen fantasievollen Phrasen- und Melodiebildungen im Sinne von Durchhörbarkeit gut tut. Mit diesem Ensemble jedenfalls hält man auch mal gern drei Stunden Barockoper konzertant aus. CG | WELT | Kammermusiksaal | Print-welt | 2001-02-08T23:00:00Z | 2011-11-16T17:50:55Z | Wenn Italiener schwäbeln | https://www.welt.de//print-welt/article432892/Wenn-Italiener-schwaebeln.html |
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Hannover: Mutmaßlicher Maschsee-Mörder schweigt vor Gericht | Rund neun Monate nach dem grausigen Fund einer zerstückelten Frauenleiche im Maschsee (verlinkt auf /regionales/hamburg/article111968949/Verdaechtiger-soll-in-seiner-Wohnung-getoetet-haben.html) in Hannover (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hannover/) hat der Angeklagte am Donnerstag zum Prozessauftakt zu den Vorwürfen geschwiegen. Er muss sich vor dem Landgericht wegen Mordes verantworten. Das Protokoll der Suche nach Leichenteilen im Maschsee lässt die abscheuliche Tat nur erahnen: Der 25-Jährige soll die drogenabhängige Frau in seiner Wohnung erstochen, zerstückelt und die Körperteile in dem Gewässer mitten in Hannover versenkt haben. Teile der zerstückelten Leiche soll er später mit Hilfe einer Freundin in den See geworfen haben. Gegen die junge Frau wurde zunächst auch ermittelt, das Verfahren inzwischen aber eingestellt. Zunächst werden am 31. Oktober 2012 dem Polizeibericht zufolge ein Oberschenkel und ein Bein nahe eines Bootsverleihs entdeckt, später finden Taucher den Kopf des Opfers am Grund des Sees, verbunden mit einer Flex und den beiden abgetrennten Armen. Die rechtsmedizinischen Gutachter gaben vor Gericht Auskunft über die Obduktion der Leichenteile. „Aufgrund fehlender Teile des Körpers konnten wir keine eindeutige Todesursache finden.“ Am ehesten komme ein Verblutungsschock nach einem Stich in die Aorta infrage, sagte ein Arzt. Es gebe keinen Hinweis auf einen natürlichen Tod, etwa durch Herzinfarkt oder Schlaganfall. Erstochen, weil sie Sex mit ihm ablehnte Neun Monate später zum Auftakt des Prozesses um den sogenannten Maschseemord blickt der Angeklagte direkt in die Kameras. Während die Staatsanwältin die Anklage vorliest, tupft er sich ab und zu mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. Ansonsten wirkt der fahle Mann mit den kurzrasierten Haaren und tiefliegenden Augen ziemlich unbeteiligt. In Prozesspausen löst er gar Kreuzworträtsel. Zu den Tatvorwürfen schweigt der mutmaßliche Mörder. Alles Nötige dazu werde sein Anwalt sagen, erklärt er etwas stotternd. Dem 25-Jährigen wird vorgeworfen, die 44-Jährige aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Die beiden hatten sich kurz vorher in Hannovers Vergnügungsviertel kennengelernt. In der Wohnung des jungen Mannes nahmen sie gemeinsam Drogen. Dann soll er sein Opfer erstochen haben, weil sie Sex mit ihm ablehnte. Er habe das „Gefühl des Tötens und Sterbens“ miterleben wollen, sagt Staatsanwältin Maidie Schenk. Die Eltern der getöteten 44-Jährigen und ihr 23 Jahre alter Sohn sitzen als Nebenkläger in der Verhandlung. Auch zwei Schwestern der Frau aus dem nordrhein-westfälischen Ibbenbüren (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/ibbenbueren/) lassen sich durch Anwälte vertreten. „Die Familie verkraftet es sehr schlecht. Sie war ein Zufallsopfer“, sagt die Anwältin des Vaters, Nicole Thiele. Die 44-Jährige sei nach dem Scheitern ihrer Ehe in die Heroinsucht abgerutscht, habe aber stets guten Kontakt zu ihrer Familie gehabt. „Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort“, meint Thiele. Rapsongs und Gewaltfantasien Der mutmaßliche Mörder hat Vorstrafen wegen Körperverletzung und Drogendelikten. Seine Nachbarn im Mehrfamilienhaus hatten nach Medienberichten bereits öfter die Polizei gerufen, unter anderem weil der 25-Jährige mit Messern im Garten hantierte. Nach der Verhaftung wurden bizarre Details aus seinem Leben bekannt. So schrieb er Rapsongs und Gedichte über seine Gewaltfantasien und stellte sie ins Internet. In einem Song beschreibt er, wie er eine blonde Frau mit Brille misshandelt und tötet. Die Polizei überprüfte daraufhin, ob er etwas mit dem Tod einer Gelegenheits-Prostituierten Anfang 2010 zu tun haben könnte, die ebenfalls zerstückelt in einem Fluss unweit des Maschsees gefunden wurde. Dafür fanden sich aber keine Beweise. „Er beging diese Tat auch, um in der Öffentlichkeit bekannt zu werden“, sagt die Staatsanwältin. In der Vergangenheit stand er Berichten zufolge bei Poetry Slams auf der Bühne und wirkte als Darsteller in Doku-Soaps mit. Zudem soll sich der im ukrainischen Kiew geborene Deutsche als Wahlhelfer einer rechtsextremen Partei in Bremen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bremen/) betätigt haben. Sollte der mutmaßliche Maschseemörder weiterhin schweigen, wird es auf einen Indizienprozess hinauslaufen. In der Wohnung des Angeklagten sicherten Polizisten mehr als 1000 Spuren. Auch an im Maschsee versenkten Werkzeugen – darunter Bügelsäge und Winkelschleifer – wurden Blutspuren gefunden. Der Prozess ist zunächst bis Oktober terminiert. 31 Zeugen und vier Sachverständige sollen gehört werden. Unter anderem soll ein Psychiater etwas zur Schuldfähigkeit des Mannes sagen. | WELT | Der Fund einer zerstückelten Frauenleiche in Hannover machte bundesweit Schlagzeilen. Nun muss sich ein 25-Jähriger vor Gericht verantworten. Er soll die Frau aus Mordlust getötet haben. | Regionales | Hamburg | 2013-08-08T11:43:37Z | 2015-10-15T11:21:12Z | Mutmaßlicher Maschsee-Mörder schweigt vor Gericht | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article118820049/Mutmasslicher-Maschsee-Moerder-schweigt-vor-Gericht.html |
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Bilder der Forschung: Die schönsten Fotos 2007 sind gekürt | Mit ungewöhnlichen Aufnahmen – aus ungewöhnlichen Perspektiven oder ungewöhnlich großen Vergößerungen unter dem Mikroskop – sorgen ihre Bilder immer für Aufsehen, zumal sie in einer Wanderausstellung im ganzen Land unterwegs sind. Gesucht werden immer die spektakulärsten und schönsten Bilder aus allen Sparten der Wissenschaft - aus Biologie, Medizin, Physik und Astronomie. Wissenschaftler, Profi-Fotografen und ambitionierte Amateure sind aufgerufen, ihre Bilder in den Kategorien "Faszination Forschung" und "Gesichter der Forschung" einzureichen. Frank Schinski und Jörg Gläscher sind die diesjährigen Gewinner des Preises für Wissenschaftsfotografie. Die Auszeichnung wurde am Montag in München vom Magazin „Focus“ und dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller verliehen. Schinski belegte mit einem Bild zu Alzheimer (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/alzheimer/) den ersten Platz der Kategorie „Faszination Forschung“. Der Leipziger Fotograf Gläscher entschied die Kategorie „Gesichter der Forschung“ für sich. Der Publikumspreis ging an Ann-Kathrin Röwenstrunk. Ihr Bild, das eine Frau mit Hörgerät beim Querflöte spielen zeigt, wurde von mehr als 15.000 Nutzern im Internet ausgewählt. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. In der Kategorie "Faszination Forschung" sind alle Bilder gefragt, die naturwissenschaftliche Vorgänge und Phänomene abbilden. Dazu gehören auch Aufnahmen mit Verfahren wie Rasterelektronenmikroskopie, Kernspintomografie, Röntgentechnik, aber auch mit herkömmlicher Technik aufgenommene Fotografien, die wissenschaftlichen Zwecken dienen. Die "Gesichter der Forschung" sollen den Menschen in der Forschung in den Mittelpunkt stellen. Sie zeigen den Forscher mit seiner Neugier und seiner Leidenschaft, den Geheimnissen der Natur auf den Grund zu gehen oder Menschen, denen die Forschung geholfen hat. Der Jury gehören Journalisten, Wissenschaftler und Fotografen an. In jeder Kategorie werden 10.000 Euro Preisgeld vergeben. Der Wettbewerb ist eine Aktion des Nachrichtenmagazins Focus und des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller. | WELT | Wissenschaftler mögen oft als Eigenbrötler 'rüberkommen. Beim jährlichen Wettbewerb "Bilder der Forschung" kommen ihre Forschungsobjekte und -ergebnisse mal so richtig groß raus. Die Fotos gewähren auch einen Blick in das Innere sonst verschlossener Labore. | Wissenschaft | 2007-11-20T14:42:08Z | 2012-06-20T11:27:32Z | Die schönsten Fotos 2007 sind gekürt | https://www.welt.de//wissenschaft/article1382203/Die-schoensten-Fotos-2007-sind-gekuert.html |
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Neues aus Hollywood: Natalie Portman liebt auf der "Sturmhöhe" | Natalie Portman, die zuletzt in dem Kostümfilm „Die Schwester der Königin“ zu sehen war, wird die Hauptrolle in der neuen Verfilmung des Klassikers „Sturmhöhe“ („Wuthering Heights“) übernehmen, berichtet „Variety“. In der Filmversion von Emily Brontes gleichnamigem Roman spielt sie Catherine Earnshaw, Tochter reicher Eltern, die mit ihrem Ziehbruder Heathcliff eine stürmische Leidenschaft verbindet. In der bekannten Verfilmung aus dem Jahr 1939 bekleideten Merle Oberon und Laurence Olivier die Hauptrollen. Das Drehbuch für das neue Remake stammt von Olivia Hetreed („Das Mädchen mit dem Perlenohrring“). Die Regie übernimmt John Maybury („The Jacket“). Der Drehtermin steht noch nicht fest. Danny DeVito verführt Kristen Bell Danny DeVito gesellt sich zu der Männerriege, die Kristen Bell in der Disneykomödie „When in Rome“ verführen wollen. Wie das Fachblatt „Hollywood Reporter“ berichtet, wird in diesem Monat in New York mit den Dreharbeiten begonnen. Die Story dreht sich um eine New Yorker Karrierefrau (Bell), die in der Liebe gewöhnlich Pech hat. Sie reist zur Hochzeit ihrer Schwester nach Rom, wo sie eine Glücksmünze aus einem „Liebesbrunnen“ fischt, die schnell ihre Wirkung zeigen. Bei der Rückkehr nach New York stehen mehr Männer Schlange, als ihr lieb sind. Neben DeVito zählten auch Jon Heder, Will Arnett und Josh Duhamel zu den Verehrern. Mark Steven Johnson, der zuvor „Ghost Rider“ und „Daredevil“ inszenierte, liefert das Drehbuch und übernimmt auch die Regie. Shia LaBeouf nimmt die Intelligenz-Pille Nachwuchsstar Shia LaBeouf, der in der nächsten „Indiana Jones“-Folge zu sehen sein wird, hat die Hauptrolle in dem Thriller „Dark Fields“ erhalten. „Variety“ zufolge spielt er darin einen jungen Mann, der zufällig in den Besitz einer Wunderpille gerät, die ihn um einiges schlauer macht. Die geheime Intelligenzdroge hat aber auch gefährliche, folgenschwere Nebenwirkungen. Unter anderem verändert sie die Geschwindigkeit der Zeit. Der düstere Stoff beruht auf dem Roman von Alan Glynn aus dem Jahr 2002. Die Regie übernimmt Neil Burger („The Illusionist“) nach einem Skript von Leslie Dixon, die die Vorlage für „Hairspray“ lieferte. Ein Drehstart steht noch nicht fest. Adrien Brody lehrt den Betrachter das Gruseln Oscar-Preisträger Adrien Brody, der zuletzt in „The Darjeeling Limited“ mitspielte, tritt für den italienischen Horrormeister Dario Argento vor die Kamera. Dem „Hollywood Reporter“ zufolge leisten ihm Emmanuelle Seigner („Schmetterling und Taucherglocke“) und die spanische Schauspielerin Elsa Pataky („Snakes on a Plane“) in dem Thriller „Giallo“ Gesellschaft. Die Story dreht sich um eine amerikanische Flugbegleitern, die mit Hilfe eines italienischen Fahnders ihre Schwester finden will, die von einem Serienkiller entführt wurde. Die Dreharbeiten sollen Mitte Mai im italienischen Turin beginnen. Colin Farrells Reise durchs wilde Kurdistan Colin Farrell, Paz Vega und Christopher Lee werden unter der Regie von Danis Tanovic den Streifen „Triage“ drehen. Der bosnische Regisseur hatte 2002 mit „No Man's Land“ den Auslands-Oscar gewonnen. Tanovic hat den Roman „Triage“ von Autor Scott Anderson selbst für die Leinwand adaptiert, berichtet der „Hollywood Reporter“. Farrell wird darin einen Kriegsberichterstatter spielen, der aus Kurdistan mit einer mysteriösen Krankheit nach Hause zurückkehrt. Bei dem Einsatz verliert er zudem seinen besten Freund. Vega spielt seine Freundin, Lee deren Großvater, der zur Hilfe eilt. Die Dreharbeiten beginnen in diesem Monat in Irland und werden dann in einem Studio in Spanien fortgesetzt. | WELT | Rüschenkleider stehen ihr einfach: In "The Other Boleyn Girl" spielte Natalie Portman die Geliebte von König Henry VIII. Jetzt verfällt sie als Catherine in der Kostüm-Schmonzette "Sturmhöhe" ihrem Ziehbruder Heathcliff. Und auch im neuen Film mit Danny DeVito knistert es gewaltig.. | Kultur | 2008-04-17T09:25:48Z | 2015-10-03T09:38:07Z | Natalie Portman liebt auf der "Sturmhöhe" | https://www.welt.de//kultur/article1910822/Natalie-Portman-liebt-auf-der-Sturmhoehe.html |
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Studie: Fernsehen macht Jungen dick und dumm | Es ist eine alte Erkenntnis, doch ein spektakulärer Satz sollte ihr neue Wucht verleihen: „Zu viel Medienkonsum macht dick, krank, dumm und traurig, vielleicht auch aggressiv.“ Dieser Satz von dem Kriminologen Christian Pfeiffer war die Essenz einer neuen Studie, die über die Folgen übermäßigen Medienkonsums bei Schülern aufklärt. Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen präsentierte, flankiert von zwei Kultusministern, in Düsseldorf aktualisierte Erkenntnisse eines bekannten Problems. Der Titel „Die Pisa-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums“ liest sich zwar effekthascherisch. Doch in der Tat sind die Ergebnisse frappierend, denn sie gewähren einen unbehaglichen Blick ins Familienleben. Seit mehr als drei Jahren erforscht ein Team den Medienkonsum von 6000 Viertklässlern und 17000 Neuntklässler in sechs Bundesländern. Dabei sind grundsätzliche Auffälligkeiten für übermäßigen Medienkonsum erkennbar, die sich an Geschlecht, Region, Bildungsniveau der Eltern und Herkunft festmachen lassen und schon bei den Pisa-Schulstudien deutlich wurden. Wenn man so will, dann sieht das konkrete Risikoprofil für fernsehverliebte Schulversager zusammengefasst so aus: männlich, Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss, ausländische Herkunft, wohnhaft in Norddeutschland. Gemäß der Studie verfügen bereits fast 40 Prozent der 10-jährigen Jungen über Fernseher, Spielekonsole und Computer im eigenen Zimmer, bei den gleichaltrigen Mädchen sind es immerhin um die 30 Prozent. Bei Eltern mit Hauptschulabschluss steigt die Quote der kleinen TV-Besitzer sogar auf 57 Prozent. In Familien mit hohen Bildungsabschlüssen verfügen nur 16 Prozent der gleichaltrigen Kinder über ein Fernsehgerät, aber immerhin 30 Prozent über einen PC. Eigenes TV-Gerät verführt zu mehr Konsum Logischerweise schauen Kinder mit einem eigenen Fernseher länger auf den Bildschirm. Sie kommen pro Schultag auf 124 Minuten, während Kinder ohne eigenen Fernseher 70 Minuten vor der Glotze verbringen. Noch größer werden die Unterschiede, wenn man die ethnische Herkunft berücksichtigt. „Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund erreichen im Vergleich zu deutschen Kindern pro Schultag 60 Minuten mehr Mediennutzung.“ In bildungsschwachen Familien werden täglich drei Stunden Fernsehen und Computer genutzt, im Gegensatz zu etwas mehr als einer Stunde in bildungsstarken Familien. An Wochenenden fällt dieser Unterschied noch krasser aus. Die Studie enthält einer weitere nachvollziehbare Erkenntnis: Kinder und Jugendliche mit eigenem Fernseher und Computer sehen deutlich öfter brutale Sendungen, die noch nicht für ihr Alter freigegeben sind. Viel Zeit zum Lernen geht verloren Der übermäßige Medienkonsum hat Konsequenzen: Die Schulleistungen werden schlechter, weil viel Zeit fürs Lernen verloren geht und die Konzentration gestört ist. So offenbart ein Vergleich, dass Schüler, die oft vor brutalen PC-Spielen ab 16 beziehungsweise 18 Jahre sitzen, schlechtere Noten in Deutsch, Sachkunde und Mathematik bekommen. „Als stärkster Belastungsfaktor für die Schulleistungen erweist sich die Vorliebe für Mediengewalt. Aber auch eine erhöhte Medienzeit bedingt für sich genommen bereits schlechtere Schulleistungen“, heißt es in der Studie. Die Kultusminister von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Barbara Sommer und Bernd Busemann (beide CDU), resümierten: „Keine Bildschirme in Kinderzimmern.“ Bei Grundschulkindern seien täglich 60 Minuten Medienkonsum akzeptabel. Eltern sollten ihre Kinder bis zum zehnten Lebensjahr im Internet begleiten. Sommer kündigte eine Aufklärungskampagne an. Eine Präventionsmaßnahme gegen ungehemmten TV-Konsum wurde besonders hervorgehoben: die Ganztagsschule. Dadurch werde der Tagesablauf „gut strukturiert und ausgefüllt“, sagte Minister Busemann. | Kristian Frigelj | Kinder, die einen eigenen Fernseher haben, schauen mehr und brutalere Filme. Außerdem haben sie schlechtere Schulnoten, weil viel Zeit zum Lernen vertan wird. Eine neue Studie belegt, dass besonders Jungen sowie Kinder aus sozial schwachen Familien und von Migranten betroffen sind. | Politik | 2008-02-15T16:59:48Z | 2015-10-03T08:34:57Z | Fernsehen macht Jungen dick und dumm | https://www.welt.de//politik/article1680087/Fernsehen-macht-Jungen-dick-und-dumm.html |
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Proteste in China: Sie rufen „Nieder mit Xi Jinping, nieder mit der Partei!“ | Blaulicht, Festnahmen und Geschrei. Die Bilder und Videos aus Shanghai (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article242354359/China-Protest-gegen-Corona-Politik-erreicht-Shanghai.html) , die am Wochenende um die Welt gingen, hat man so auf dem chinesischen Festland seit über 30 Jahren nicht gesehen. Eine wütende Menschenmenge skandierte Parolen wie „Freiheit“, „Nieder mit Xi Jinping!“, „Nieder mit der Kommunistischen Partei!“, und „Freiheit für Xinjiang!“. In mehreren Städten Chinas sind seit gestern tausende Menschen auf den Straßen, um gegen die Null-Covid-Politik des Landes zu protestieren. Zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens hatten sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag immer mehr Menschen im Zentrum Shanghais versammelt. Sie hatten zunächst Teelichter aufgestellt und Blumen niedergelegt. Schnell wurden die Slogans politischer und richteten sich gegen die Herrschaft der Partei. Manche stellten sich der Polizei direkt entgegen, andere sangen die Nationalhymne. Auch am Sonntag versammelten sich dann wieder Menschen auf der Straße. Die Polizei nahm zahlreiche Personen fest und begann, die Kontrolle wiederzuerlangen. Nach wie vor ist die Situation angespannt. In Shanghai begannen die Proteste nicht ohne Grund auf der Wulumuqi Lu, einer Straße in der ehemaligen französischen Konzession der Stadt, die aufgrund ihrer vielen Cafés und Restaurants bei Chinesen und Ausländern gleichermaßen beliebt ist. Wulumuqi ist der chinesische Name von Urumqi, Hauptstadt der Autonomen Region Xinjiang. Dort war am vergangenen Donnerstag in einem Wohnhaus ein Feuer ausgebrochen (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article242346283/Beendet-den-Lockdown-Grosse-Proteste-nach-toedlichem-Wohnhausbrand-in-Xinjiang.html) . Aufgrund der Lockdown-Maßnahmen in Form von Straßensperren und Kontrollen konnten die Löschfahrzeuge das Gebäude nicht schnell genug erreichen. Mindestens zehn Menschen starben. Videos zeigten eine Frau, die aus einer brennenden Wohnung um Hilfe schreit. In Urumqi herrscht schon seit über 100 Tagen ein strikter Corona-Lockdown. Immer wieder dringen vereinzelt Berichte von Verzweifelten nach draußen. Schon in der Nacht auf Freitag hatten die Proteste dort begonnen. Inzwischen haben die sie auch andere Städte erreicht. An der Tsinghua-Universität, der wichtigsten Uni des Landes, versammelten sich mehrere tausende Menschen zum Protest. „Dynamische Lockdowns“ An anderer Stelle traten Demonstranten Covid-Absperrungen nieder. Ähnliches geschah am Sonntagabend in Nanjing, Chengdu, Wuhan und Xian. Viele Menschen hielten ein weißes Blatt Papier in die Höhe. Damit wollten sie ihren Protest gegen die Zensur zum Ausdruck bringen. Weiß ist auch die Farbe der Trauer in China. Die Corona-Infektionszahlen haben einen Höchstwert erreicht. Die Regierung vermeldete vergangene Woche 35.000 Neuinfektionen, ein Rekord für China (verlinkt auf https://www.welt.de/politik/ausland/article242303935/China-So-viele-neue-Corona-Faelle-wie-noch-nie-seit-Pandemie-Beginn.html) – und im internationalen Vergleich noch immer sehr niedrig. Die Null-Covid-Politik (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/plus241579777/China-Der-Traum-des-Xi-Jinping-rueckt-in-weite-Ferne.html) der chinesischen Regierung scheint sich auf einen Wendepunkt zuzubewegen. Peking setzt seit drei Jahren auf das umstrittene Konzept „dynamischer Lockdowns“. Bei Infektionen werden die betroffenen Stadtviertel abgeriegelt. Die Bewohner müssen sich zu PCR-Tests einfinden. Wer positiv getestet wird, muss für mehrere Tage ins Quarantänelager. Derzeit befinden sich etwa 400 Millionen Menschen in einem Lockdown. Auch wirtschaftlich wird der Preis für diese Politik immer höher. Vergangene Woche waren Proteste bei einem Foxconn-Werk bei Zhengzhou ausgebrochen und hatten die Produktion des Apple-Zulieferers stark beeinträchtigt. Ein 20-Punkte-Plan der Regierung soll die Maßnahmen nun etwas erträglicher gestalten. Dabei aber scheint es Probleme bei der Umsetzung zu geben. Die Nachbarschaftskomitees, die für die Umsetzung der Regeln in jedem Wohnblock zuständig sind, scheinen damit überfordert zu sein. Ausländischen mRNA-Impfstoffen will die Regierung nicht vertrauen. Mit der evolutionären Entwicklung des Virus hin zu einer schnelleren Übertragung bei gleichzeitig geringer werdenden Sterblichkeit kommt China nun nicht mehr hinterher. „China ist mittlerweile vom Virus getrieben“, sagt Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking. Immer mehr Menschen sind Lockdowns, Zwangsisolation und die strikte Überwachung durch „Gesundheitscodes“ leid. Das Fass zum Überlaufen dürfte ausgerechnet die Fußball-WM in Katar gebracht haben. Millionen von Chinesen verfolgen die Spiele und sehen, dass die Zuschauer in den Stadien keine Masken tragen. | Philipp Mattheis | China erlebt die größten Proteste seit Jahrzehnten. Tausende Menschen gehen in mehreren Städten gegen die radikale Null-Covid-Politik von Präsident Xi Jinping auf die Straße. Zwar hatte die Regierung ihre Strategie schon angepasst, doch es hapert bei der Umsetzung. | Politik | Ausland | 2022-11-27T16:22:31Z | 2022-11-27T16:22:31Z | Sie rufen „Nieder mit Xi Jinping, nieder mit der Partei!“ | https://www.welt.de//politik/ausland/article242360789/Proteste-in-China-Sie-rufen-Nieder-mit-Xi-Jinping-nieder-mit-der-Partei.html |
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FC Schalke: Geduldeter Gast Höwedes und das große Problem mit Harit | Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto wird Benedikt Höwedes fehlen. Am Montag hatte der FC Schalke 04 Fotografen und Kamerateams geladen, um den Kader, mit dem der Vizemeister in die kommende Saison gehen will, abzulichten. Höwedes habe noch Sonderurlaub, erklärte Christian Heidel (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/christian-heidel/) , der dem Fototermin an der Arena beiwohnte. Der Weltmeister von 2014 wurde erst am Tag nach dem Shooting zum Training erwartet. Was nach geschickter Terminplanung aussah, wollte der Manager der Schalker jedoch als Zufall verstanden wissen. Er selbst hätte kein Problem damit gehabt, wenn der 30-Jährige, der in der vergangenen Saison an Juventus Turin ausgeliehen war, auch auf dem Foto zu sehen gewesen wäre, erklärte Heidel. Heikel ist die Personalie dennoch. Denn auch wenn es außerhalb von Gelsenkirchen kaum jemand so recht zu verstehen scheint: Es gibt keine Perspektive mehr für Höwedes auf Schalke. Als neuer Abwehrchef fungiert seit dem vergangenen Sommer der Brasilianer Naldo (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/naldo/) . Und nach der Verpflichtung von Salif Sané, der für 7 Millionen Euro Ablöse von Hannover 96 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/hannover-96/) verpflichtet wurde, hat Tedesco in der Defensivreihe eine noch größere Auswahl als in der vergangenen Saison. Höwedes’ unglückliches Juve-Intermezzo „Beide Seiten haben die Absicht, dass Benni sich sportlich verändert. Das ist ja kein Geheimnis“, sagte Heidel. Höwedes, der sich im vergangenen Sommer nach 17 Jahren auf Schalke entschlossen hatte, den Verein zu verlassen, kommt also nur zurück, um sich fit zu halten, bis er mit einem neuen Arbeitgeber handelseinig wird. Es ist davon auszugehen, dass die Schalker ihm keine Steine in den Weg legen werden. Das Tischtuch zwischen Höwedes und den Verantwortlichen des Vereins, für den der Innenverteidiger und langjährige Kapitän in zehn Jahren 240 Bundesligaspiele absolviert hat, ist zerschnitten. Im vergangenen Sommer hatte ihm der damals neue Trainer Domenico Tedesco (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-schalke-04/article168150723/Hoewedes-faellt-Tedescos-Tabula-rasa-zum-Opfer.html) eröffnet, dass er als Spielführer abgesetzt sei und dass er nur noch bedingt mit ihm plane. Als Höwedes daraufhin Wechselgedanken äußerte, reagierte Tedesco mit einem Satz, den Höwedes verletzte. „Reisende soll man nicht aufhalten“, hatte Tedesco gesagt. „Reisende kann man aufhalten, wenn man will“, hatte Höwedes gekontert, sich dann aber entschlossen, zu Juventus zu wechseln. Doch in Turin lief es nicht für Höwedes, der jahrelang eine Schalker Identifikationsfigur war. Wegen einer Oberschenkelverletzung konnte er erst am 26. November sein erstes Spiel in der Serie A absolvieren. Anschließend zog er sich einen Muskelfaserriss zu, erst am 32. Spieltag konnte er sein Comeback geben. So blieb es in der kompletten Saison bei nur drei Einsätzen für ihn. Infolgedessen verzichtete Juventus darauf, die vereinbarte Kaufoption zu ziehen. Höwedes blieb nichts anderes übrig, als nach Schalke zurückzukehren – um auf neue Angebote zu warten. Auf Schalke ist er allenfalls ein geduldeter Trainingsgast. Während Heidel und Tedesco im Fall Höwedes auf eine schnelle Lösung hoffen, setzen sie bei einem weiteren Problemfall auf behutsame Reintegration. Der marokkanische Mittelfeldspieler Amine Harit ist 17 Tage nachdem er in einen Autounfall verwickelt worden war (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/fc-schalke-04/article178536538/FC-Schalke-04-Unfall-mit-Todesfolge-Amine-Harit-sass-am-Steuer.html) , bei dem ein Mann zu Tode gekommen war, wieder auf Schalke: Am Montag absolvierte der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler individuelle Leistungstests. Beim anschließenden Fototermin posierte er gemeinsam mit den Teamkollegen für die Kameras. Harit schweigt in der Öffentlichkeit Doch der Eindruck von Normalität täuscht. Harit leidet immer noch unter den psychischen Folgen des Unfalls. Heidel und Tedesco wollen in den kommenden Tagen noch ausführliche Gespräche mit ihm führen. „Man kann ja in niemanden hineinschauen“, sagte der Manager, der auch über die vergangenen Tage stets Kontakt mit Harit gehalten hatte. „Auf mich macht er einen relativ aufgeräumten Eindruck. Aber natürlich ist es kein normaler Vorfall, sondern eine Tragödie. Wir werden ihm jegliche Hilfe angedeihen lassen“, kündigte Heidel an. Zu den juristischen Folgen des Unfalls vom 29. Juni in Marrakesch, bei dem Harit nach eigener Aussage selbst am Steuer gesessen hat, wollte er sich nicht äußern. „Dazu werden wir nichts weiter sagen. Aber dass er seinen Pass und seinen Führerschein wiederhat und ausreisen darf, sagt ja eigentlich viel. Er muss auch nicht mehr zurück nach Marokko zu einer Verhandlung oder so etwas“, so Heidel. Zunächst hatten die Behörden in Marokko Harit die Papiere abgenommen. Zudem hatte es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, Nichteinhaltung der Geschwindigkeit und Herbeiführen eines Unfalls gegeben. Er sei „weitgehend auf dem Laufenden“, erklärte Heidel, werde aber erst konkret etwas sagen, wenn ihn Harit dazu autorisiere. Harit selbst solle sich mit öffentlichen Äußerungen zurückhalten. | Oliver Müller | Schalke 04 startet mit zwei Problemfällen in die Saisonvorbereitung. Weltmeister Höwedes trainiert zwar mit, doch das Tischtuch ist zerschnitten. Auch der Fall Harit schwelt nach dem tragischen Unfall. | Sport | 2018-07-17T12:07:32Z | 2018-07-17T12:07:32Z | Ein geduldeter Trainingsgast und das Harit-Problem | https://www.welt.de//sport/article179475866/FC-Schalke-Geduldeter-Gast-Hoewedes-und-das-grosse-Problem-mit-Harit.html |
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ZDF: Brender – parteiisch, egomanisch und paranoid | Der war Chefredakteur des ZDF und ist es für ein paar Tage noch? Kaum zu glauben, dass Nikolaus Brender, der im aktuellen Heft des Spiegel eine perfekte Selbstdemontage betreibt, dem zweiten deutschen Fernsehen, dem zweitmächtigsten Medium dieser Republik, als redaktioneller Machthaber zehn Jahre lang „diente“. Nikolaus Brender verdiente gut und er war nicht nur gelegentlich ruppig, wie es jetzt gern heißt, sondern er war natürlich auch – und das korrespondiert stets mit sogenannter Ruppigkeit – ein Chef, der seine Günstlinge protegierte. Die Analogie zur Stasi, die Brender im aktuellen Spiegelinterview macht, verbietet sich aus sich heraus. Klatsch und Tratsch gibt es in jeder Großorganisation. Daraus Stasi-Phantasien zu stricken ist nicht mehr von dieser Welt. Wie Brender missliebige Redakteure kalt stellte Es ist mit den Mindeststandarts von Presseethik und journalistischer Moral unvereinbar, was Brender jetzt selber großbramsig und sich selbst maßlos überhöhend im Spiegel propagiert, nämlich dass er auf seinen eigenen, höchst subjektiven Verdacht hin die Karrieren von ZDF-Redakteuren beschnitten hat, die ihm in ihrer Person contre ceur gingen und diese Redakteure, denen er jetzt Stasispitzel-Methoden unterstellt auch noch maßlos verleumdet. Brender im Spiegel: „ Ich habe versucht solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fern zu halten“. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass Brender Redakteure von verantwortlichen Positionen fern gehalten hat, weil ihm deren Meinung nicht gefiel oder weil ihm diese politisch suspekt waren. Einfach so, ohne Anhörung, ohne förmliches Verfahren, nur mal eben so. Peinlich! Brender, ein Synonym für einen lebenslangen Anspruch auf den Chefsessel im ZDF? Brender neigt, man muss es wohl fast wahnhaft nennen, zu der absurden Verwechslung seiner eigenen Person mit der öffentlich-rechtlichen Anstalt ZDF. Das war das absurde Element, das die Brender-Debatte des letzten Jahres beherrschte. Journalistischer Offenbarungseid des Nikolaus Brender Roland Koch hat Brender nicht abgesägt, sondern er hat Brender mit höchster staatsrechtlicher Legitimation im Sinne des Demokratiegebotes des Grundgesetzes eine dritte fünfjährige Chefperiode verwehrt. Roland Koch entpuppt sich regelrecht als Retter des Grundgesetzes, wenn man den journalistischen Offenbarungseid, den Brender jetzt im Spiegel ablegt, betrachtet. Nach dieser Selbstdekuvrierung Brenders steht fest, dass Brender bisher der falsche Mann auf dem Posten des ZDF-Chefredakteurs war und unter keinen Umständen eine dritte Amtszeit erhalten durfte. Brender schreit nach der Pressefreiheit und schleimt sich gar beim Bundesverfassungsgericht widerwärtig an, von dem er offenbar hofft mindestens irgendwie moralisch wieder beim ZDF inthronisiert zu werden. Dabei ist es gerade die Pressefreiheit, die von egomanischen Oligarchen in den Medien in aller Öffentlichkeit und aller Seelenruhe zu eigenem Nutzen missbraucht wird. Das Bundesverfassungsgericht selber, welches ein Tendenzbetrieb ist, der personell aus der Politik gespeist wird, möge seinen eigenen absurden Begriff von der „Staatsferne“, die die öffentlich-rechtlichen Medien aufzuweisen hätten (ein Begriff, der mit viel Halbwissen von vielen Journalisten gerne rauf und runter konjugiert wird) möglichst rasch korrigieren, präzisieren und praxistauglich machen. Das Spiel mit der Staatsferne Die personelle Staatsferne, die von öffentlich-rechtlichen Sendern zu fordern ist, wäre im Übrigen um ein Vielfaches intensiver vom Bundesverfassungsgericht und seinen Richtern zu verlangen. Wenn Bundesverfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier unlängst sehr gespreizt und harsch, ebenfalls im Spiegel, sagte dass die Wahl von Bundesverfassungsrichtern durch die Politik wie auch seine eigene Auswahl zum Bundesverfassungsgerichtspräsident eine völlige Selbstverständlichkeit sei und propagierte, dass dies der größtmöglichen Staatsferne der Richter in keiner Weise entgegenstünde, dann hat er damit gelassen ausgesprochen, was in Ansehung seines Gerichtes vielleicht Zweifel aufwirft, aber in Ansehung des ZDFs mit absoluter Sicherheit zutrifft: ob nun so oder so oder so im Einzelnen konstruiert, der ZDF-Staatsvertrag mit seiner höchst mittelbaren demokratischen Kontrolle des Senders ist unter allen Umständen mit dem Grundgesetz und dem Recht vereinbar. Das feiste und oft hämische Spiel einzelner Stimmen, besonders von den Grünen, dass vor allem die von Brender jetzt angeschwärzte Union (Zitat Brenders aus dem Spiegel: „ Aber es gibt in der Union ein dunkles Schattenreich, das sich im Verwaltungsrat eingenistet hat..“) vom Bundesverfassungsgericht wegen ihres Verhaltens im Fall Brender und überhaupt eins auf die Nuss kriegen werde, ist primitiv und zwar außerordentlich primitiv. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind per Saldo seit Bestehen der Bundesrepublik rotlastig. An den Medienfilzer Johannes Rau, der dem WDR über Jahrzehnte dominierte, sei hier nur kurz erinnert. Und auch der NDR, hatte latent stets einen roten Filz, und Radio Bremen und wurde lange Zeit im Volksmund als „Radio Hanoi“ beschimpft, also als Sender quasi im Geiste Ho Tschi Minhs ( Vietnam), einem als solchen verkannten stalinistischen Massen-und Völkermörder. Brender und die gescheiterten Joschka-Fischer-Filme im ZDF Wenn Brender behauptet, er habe einst als Mitglied der Jungen Union die üblen Machenschaften der Politik, vor allem der CDU, kennengelernt, dann darf man an seinem Realitätssinn zweifeln. Seine Behauptung, er führe gar nicht auf dem roten Ticket empfand er offenbar als notwendig. Brender fährt ja wohl auch eher auf dem grünen bzw. dem rot-grünen Ticket. Jedenfalls hat Brender sich vor zwei Jahren dafür stark gemacht einen ZDF-Film über die Biographie des einst sehr gewalttätigen Joschka Fischer - ein Film, der aktuell noch in Planung ist - zu dessen Gunsten zu manipulieren. Brender hat sich ausweislich der Korrespondenz mit der Autorin des Mainstream Report aus dem Jahr 2008 als Chefredakteur des ZDF dafür stark gemacht, entgegen allen journalistischen Regeln und entgegen wirklich allen journalistischen Grundsätzen die Autorin unter allen Umständen als Urheberin der Fischer-Affäre aus dem Jahr 2001 (Fischer-Prügel-Fotos ) und als Rechercheurin und Autorin und Journalistin des Falles Fischer aus dem geplanten Film heraus zu halten. Brender schrieb der Autorin unter dem 22.4.2008 wörtlich: “In einem Schreiben vom 4. April thematisieren Sie abermals Ihre Rechercheleistungen zur Biografie von Joschka Fischer und bemängeln, dass diese Sichtweise nicht in der Dokumentation berücksichtigt worden sei. Ich bin mir sicher, dass sowohl die betreuende Redaktion als auch der Filmautor Kenntnis von der vielfältigen Quellenlage haben – und damit auch mit Ihren Veröffentlichungen zum Thema vertraut sind. Dass dennoch andere Interviewpartner ausgewählt wurden – die das Spektrum von politischen Weggefährten über persönliche Bekannte bis hin zu den Kritikern abdecken – ist eine legitime redaktionelle Entscheidung.“ Das klingt ja fast moderat und regelrecht vertretbar. Indes bei genauer Kenntnis des Falles ist das, was Brender hier schreibt absolut nicht vertretbar. Die Handhabung der Pressefreiheit in den Medien und in der Justiz läuft oft genug dem Anspruch des Art. 5 GG diametral zuwider. In den Medien wird oft Pressefreiheit mit Pressewillkür verwechselt. Den Fischer-Fall 2001 hat nun mal nur eine einzige Journalistin allein gegen den Rest der Medienwelt mit eigenen Recherchen und eigenen Analysen angestoßen und ausgelöst. Diese Rechercheergebnisse sind exklusiv und die wesentlichen Veröffentlichungen, Fakten, Fotos und Filme haben eine Urheberin. Insofern können andere sogenannte Kritiker, auf die Brender abhebt, die aber keine Rechercheergebnisse haben und die die Fischer-Diskussion mit ihren Veröffentlichungen auch nicht ausgelöst haben, definitiv meine Person für einen Film über Fischers Gewaltjahre nicht ersetzen und ich kann auch nicht ausgeklammert werden. Und es ist auch ganz und gar unüblich und ausgeschlossen, dass Brender dem Vorschub leistet, dass sich das ZDF an der Urheberin vorbei mit fremden Federn schmückt. Ebenso ist es ganz und gar unüblich den O-Ton des Urhebers zu unterdrücken und den Urheber nicht zu Wort kommen zu lassen. Dazu passt, dass die Fischer-Affäre von 2001 regelmäßig in den Medien falsch dargestellt wird und dass Brender weitere Rechercheergebnisse von mir für seinen Fischer-Film de facto abgelehnt hat. Dazu passt auch, dass sich Brender im April 2008 im ZDF-Hauptstadt-Studio vor einer Sendung von Maibrit Illner zum Thema „68“, zu dem die Autorin eingeladen war, lautstark zum Stehtisch der Autorin hinüber dahingehend spreizte, dass Anfang 2001 Joschka Fischer so übel mitgespielt worden sei von einigen Journalisten und einigen Politikern. Brender scheint nicht immer kontrollieren zu können, was er so daher redet. Gekündigt, weichgespült und nicht gesendet Die Autorin, die 2001 nach der Veröffentlichung einiger Fakten über die gewalttätige Vergangenheit von Joschka Fischer in BILD und stern auch einige Filme für den NDR gemacht hatte und ansonsten vom Bundespräsidenten Johannes Rau über die Medienfürsten dieser Republik und vielen anderen Sündenböcken vermittels des Instrumentes der Pressefreiheit regelrecht mit Hass-und Vernichtungswillen aus dem Medienverkehr gezogen wurde und an weiteren Veröffentlichungen und Klarstellungen zur Person Fischers verfassungswidrig gehindert wurde und deren Pressefreiheit mit Füßen getreten wurde, um Joschka Fischer unter allen Umständen auf Biegen und Brechen in seinem rot-grünen Amt zu halten, hatte sich im März 2008 schriftlich an den Intendanten Markus Schächter gewendet. Hintergrund war ein Film über Joschka Fischer, den das ZDF sieben Jahre nach der Fischer-Affäre von 2001 im März 2008 zur besten Senderzeit im ZDF ausgestrahlt hatte, der mit der Fischer-Affäre 2001 begann, ohne allerdings die Fischersche Gewaltbiographie auch nur ansatzweise zu thematisieren. Der Film bediente sich sämtlicher einst von meiner Person gefundenen und wieder entdeckten und entschlüsselten Fotos und Filme zu Fischers Gewaltvergangenheit, spülte Fischer aber weich und selektierte manipulativ zu Fischers Gunsten derart hemmungslos, dass die Medien den Film lautstark als unrealistisch kritisierten und das Machwerk dem ZDF schließlich selbst peinlich war. Der journalistische Hammer: die Urheberin der Fischer-Affäre kam in dem ZDF-Machwerk mit keinem Wort vor. Selbst die Fischer-Prügel- Fotos, die die Autorin ganz allein gefunden und entschlüsselt und veröffentlicht hatte, seien nur irgendwie aus dem Nichts „aufgetaucht“, wie es allerdings auch in anderen Medien oft geschichtsfälschend heißt. Einfach nur so aufgetaucht, man muss sich das mal vorstellen. Das ist zumal bei einem öffentlich-rechtlichen Medium ein klarer Verstoß gegen geltende Regeln. Da musste sich die Autorin an Intendant und Chefredakteur wenden. Kein Thema im ZDF: Fischers gewalttätige Vergangenheit Der Ausstrahlung dieses sehr dümmlichen Fischer-Films des Autoren Hubert Seipel, der im März 2008 im ZDF lief, war vorausgegangen, dass das ZDF im Jahr 2007 ursprünglich den freien Filmemacher Ivan Fila beauftragt hatte einen Film über Joschka Fischer herzustellen. Fila wandelte auf den Spuren der Autorin und deren Recherche zu Fischer und wollte Fischer in seinem biographischen Film nicht nur etwas realistischer mit dessen biographischer Realität konfrontieren, sondern noch tiefer in die Gewaltvergangenheit des ex-grünen Oberhelden einsteigen. Das schmeckte den Verantwortlichen im ZDF allerdings nicht, weshalb sie den Fila-Film bei der ersten Sichtung der von dem Filmemacher vorgelegten Materialien im Sommer 2007 kündigten und einen anderen Autoren, eben den weichgespülten Hubert Seipel, einsetzten. Einen biographischen Schönheitsfleck, ja bitte, der macht den Delinquenten Fischer ja noch schöner, aber doch bitte schön keine Dinge, die wir nicht hören wollen und nicht sehen wollen und nicht wissen wollen. Fila hatte übrigens meine Person mehrfach telefonisch und schriftlich aufgefordert für seinen Film umfangreich als Interviewpartnerin mit allen bisher nicht veröffentlichten Materialen über Fischer mit zu tun, was ich allerdings ablehnen musste, weil zu spüren war, dass das ZDF nicht hinter dem zunächst von ihm beauftragten Autoren Fila stand und abzusehen war, dass die ZDF-Verantwortlichen unter keinen Umständen wollten, was Fila wollte: Fischers Heiligenschein sollte, wie dann auch in dem gesendeten Film im März 2008 zu besichtigen war, unangetastet bleiben. Allerdings erntete dann die gesendete Weichzeichnung von Joschka Fischer in den Medien Spott und Hohn, wie außerordentlich selten. Die Zensoren im ZDF waren qualitativ zu weit gegangen. Die Kritik an dem Fischer-Film war so groß, dass das ZDF sich genötigt fühlte einen neuen Film über Fischer anzukündigen, nunmehr also einen dritten Versuch, in dem alle Fehler des ausgestrahlten Films behoben werden würden. Dieser dritte Film wurde allerdings in den letzten zwei Jahren bis heute nicht fertig gestellt. Insofern waren die oben zitierten Worte Brenders aus dem Jahr 2008 an meine Person auf eine brisante Weise daneben. Nachdem das ZDF zwei Mal an der Person Fischer gescheitert war, nassforsch erneut zu erklären, dass die Urheberin der Fischer-Affäre von 2001, auf der der erste, der zweite und auch der dritte Film, der noch folgen soll, basieren sollte, im Wege der Pressefreiheit auf Null herunterzensiert werden dürfe, ist ein echter Brender-Skandal. Allerdings: Die Biographie Fischers und die Gewaltexzesse der Frankfurter Szene war in Echtzeit 2001 in den deutschen Medien absolut nicht zu veröffentlichen. Alle Medien haben gemauert. Und daran hat sich bis heute auch nur sehr beschränkt etwas geändert. Warum Filme über Fischer unter Brender scheiterten? Sie sind gescheitert, weil Fischers Vergangenheit nach wie vor im Dunkeln liegt und Fischer seine eigene Biographie hinter Vokabeln wie „Brüche in der Biographie“ oder „ Wir waren keine Lämmerschwänze“ erfolgreich mit medialer Hilfe kaschiert. Der vom ZDF gesendete Fischer-Film ist der Beweis, dass Brender das Märchenkonstrukt von der wilden und schönen Vergangenheit des Saulus, der zum Paulus wurde, vom Schulabbrecher zum genialsten Weltpolitiker aller Zeiten, mit öffentlicher Hilfe ohne Fakten und ohne Realität endgültig zum Teil der öffentlichen Geschichtsschreibung machen wollte und das mit der vollen Wucht eines öffentlich-rechtlichen Senders. Zugleich sollten alle Zweifel und alle womöglich noch unbekannten Fakten platt gemacht werden. Und der Status quo von 2001, demgemäß sämtliche Fakten zu Fischers Person einmal als irrelevant unterdrückt wurden, sollte für immer perpetuiert werden. Und das alles, nachdem die Debatte über 68 und die RAF seit 2001 inzwischen viel weiter ist als alles was über Fischer bis heute öffentlich gesagt werden darf. Nicht, dass die Debatte über 68 oder die RAF sehr weit gediehen ist, aber sie ist weiter als alles, was man über Joschka Fischer veröffentlichen oder auch faktenbasiert vermuten darf. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass Brender auch den dritten Filmanlauf Fischers Biographie betreffend manipulieren wollte und deutlich machte, siehe oben: Liebe Frau Röhl, Ihre Fakten („Ihre Sichtweite“ ) wollten wir nicht wissen und will auch der Zuschauer nicht wissen. Dass Brenders dritter Filmversuch zu Fischer bis heute nicht erschienen ist, könnte daran liegen, dass der Mantel des Vergessens über den gesendeten und vollkommen mißglückten Fischer-Film und auch über dessen Sujet gelegt werden soll. Vielleicht steht Brender auf demselben Standpunkt, dass jeder Film über Fischer ein Risiko bergen könnte. Fährt Brender nun auf dem grünen Ticket? Fährt Brender nun auf dem grünen oder auf dem Fischer-Ticket oder was ist sonst mit ihm los? Die Grünen galten zu Recht als Minderheitenpartei, aber ebenso zu Recht darf man die Feststellung treffen, dass grün denkendes Personal, zumal in den Öffentlich-Rechtlichen, überrepräsentiert ist. Im Zweifel fährt man eher auf dem roten Ticket, gibt sich aber unabhängig. Unabhängigkeit ist in diesem Sinne oft ein Synonym für grün. Brenders politische Unabhängigkeit, die er in dem Spiegel-Interview nochmal vor sich her trägt, ist ein inszenierter Mythos. Tage vor Ablauf seines Chefredakteurvertrages beim ZDF setzt Brender bei zutreffender Betrachtungsweise selber einen Grund zur fristlosen Entfernung aus dem Dienst. Die Forderung eines CDU-Politiker Marco Wanderwitz Brenders Pension zu kürzen ist alles andere als abwegig. Abwegig dagegen ist die vollkommen entgleiste Hommage des Michael Hanfeld in der FAZ, der Brenders Ausfälle und Brenders triefendes Selbstlob als regelrechten Rettungsdienst zu Gunsten der Pressefreiheit und der ganzen Nation verschwülstet und der den Intendanten Markus Schächter, der sich gerade von seinem Noch-Chefredakteur emanzipiert und sich dankenswerter Weise endlich von Brender distanziert hat, dieserhalb heftig attackiert. Siehe hierzu den Artikel in der FAZ, "Lauscher auf dem Lerchenberg". Auch Fritz Pleitgen, der Brender offenbar beitritt, irrt gewaltig und vielleicht werden sich auch noch andere diesen Irrtümern anschließen. Medien haben mehr Informanten in Parteien als umgekehrt Brenders Behauptung, dass vor allem die CDU stasiähnliche Spitzel im ZDF implementiert hätte, ist schon vielerorts kritisiert worden, zu Recht. Dieser Stasivorwurf zeugt von einem völligen Realitätsverlust Brenders in Bezug auf seine eigene Person, seinen Job und das ZDF. Hanfeld, der auch schon 2001 auf eine ähnliche absurde Weise gegen die Pressefreiheit und damals für Joschka Fischer kämpfte (und die Pressefreiheit der Autorin in einem kurzen Artikel, der 13 Sachfehler und Verleumdungen enthielt, mit Füßen trat) verkennt, dass die Medien deutlich mehr Informanten in den politischen Parteien haben, als die Parteien Informanten in den Medien. Hanfelds Artikel über Brenders Ausfälle im aktuellen Spiegel zeigt symptomatisch, dass auch der FAZ-Medien-Redakteur dem Irrtum aufsitzt, dass die Pressefreiheit einem bestimmten Club in den Medien gehöre, zu dem er offenbar auch sich selbst und Brender zählt. Die Pressefreiheit gehört indes nicht ein paar Oligarchen und ein paar Netzwerkern und vielen politisch korrekten Clubmitgliedern, sondern die Pressefreiheit gehört allen. Das muss offenbar im Fall Brender extra betont werden. Und die Pressefreiheit gehört natürlich auch nicht allein den Grünen, die ihre spezielle Pressefreiheit jetzt gegen irgendeinen Koch und irgendeinen Beck und irgendeine Union durchsetzen wollen. Klassen-Pressefreiheit Der Fall Brender offenbart eine Haltung, nach der die herrschende Journalistenmeinung und deren Vertreter allmächtig, unkontrollierbar, moralisch über jeden Zweifel erhaben, intellektuell aus Prinzip überlegen wären und weder von kritischen Kollegen noch von kritischen Politikern noch von Presseorganen, die außerhalb der Mainstream-Medien stehen, kritisiert werden dürfen. Diese Gedanke von der Klassen-Pressefreiheit, nach der Brender die ganze Pressefreiheit hat und Leute, die ihm nicht gefallen, kalt gestellt werden, beherrscht derzeit jede Diskussion über die Pressefreiheit und übrigens auch über die Kunstfreiheit. Pressefreiheit ist so oft genug nichts anderes als die Unterdrückung anderer Meinungen und missliebiger Fakten, wie der vom ZDF gekündigte, der dann gesendete und der dritte bis heute nicht fertig gestellte Fischer-Film es exemplarisch zeigen. Pressefreiheit konnte im Übrigen auch nie heißen, dass Brender einen hochdotierten dritten Arbeitsvertrag begründungslos zu beanspruchen hätte. Es gibt kein Naturrecht Brenders das ZDF zu beherrschen. Pressefreiheit muss heute vor allem heißen, dass die Presseclubs und Klüngel transparent gemacht werden. Und dass ein neues Bewusstsein über Pressefreiheit auch innerhalb der Presse entsteht. | Bettina Röhl | Brenders politische Unabhängigkeit, die er in einem Spiegel-Interview noch einmal vor sich her trägt, ist ein inszenierter Mythos. Zum Beispiel beim Thema Joschka Fischer schreckt Brender vor politischer Manipulation nicht zurück. Markus Schächter distanziert sich jetzt zu Recht von Nikolaus Brenders Äußerungen über Parteispitzel im ZDF. | Debatte | Blogs | 2010-02-24T11:01:29Z | 2011-11-19T14:59:36Z | Brender – parteiisch, egomanisch und paranoid | https://www.welt.de//debatte/weblogs/Sex-Macht-und-Politik/article6527366/Brender-parteiisch-egomanisch-und-paranoid.html |
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Diskussionen um Grüne-Jugend-Vorstand: „Genau die Gründe, weshalb ich nicht mehr dazu gepasst habe“, sagt Boris Palmer | Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard sorgte mit einem Silvester-Tweet für Aufsehen. „Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können keine Frauen mehr schlagen“, schrieb sie. Ex-Grünen-Mitglied Boris Palmer geht im WELT-TV-Interview auf Distanz zu aktuellen Positionierungen der Partei. | WELT | Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard sorgte mit einem Silvester-Tweet für Aufsehen. „Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können keine Frauen mehr schlagen“, schrieb sie. Ex-Grünen-Mitglied Boris Palmer geht im WELT-TV-Interview auf Distanz zu aktuellen Positionierungen der Partei. | Deutschland | 2025-01-04T08:50:00Z | 2025-01-04T08:50:36Z | „Genau die Gründe, weshalb ich nicht mehr dazu gepasst habe“, sagt Boris Palmer | https://www.welt.de//politik/deutschland/video255026562/Diskussionen-um-Gruene-Jugend-Vorstand-Genau-die-Gruende-weshalb-ich-nicht-mehr-dazu-gepasst-habe-sagt-Boris-Palmer.html |
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Im Umgang mit Pegida wäre Gelassenheit gut | Es gibt einiges, was an der „Patriotischen Bewegung gegen die Islamisierung des Abendlandes“ ( Pegida (verlinkt auf /themen/pegida/) ) auszusetzen ist. Viele ihrer Anhänger beklagen nicht allein die Missstände der Politik, sondern würdigen die parlamentarische Demokratie als solche herab. In letzter Konsequenz versagen sie dem Bundestag die Fähigkeit zu Repräsentation, halten die bundesdeutsche Demokratie für nicht „echt“ und sehen in den Parteien bloße Funktionärsvereine, die nichts weiter als ihre eigenen Interessen verträten. Dass das Parteienspektrum in Deutschland eine Vielzahl an Wahlmöglichkeiten lässt – größere als in den vier Jahrzehnten zuvor –, dass Parteien leichtfüßiger als ehedem die Fünfprozenthürde überspringen, kümmert die Pegida-Demonstranten wenig. Die Absolutheit ihres Protestes zeugt davon, dass in einigen Teilen der Bevölkerung die Traditionen des Liberalismus keineswegs verwurzelt sind. Eine dieser Traditionen ist die repräsentative Demokratie. An ihre Stelle setzen nicht wenige der Demonstranten ein verschwommenes Gefühl, das im Ruf „Wir sind das Volk“ Gestalt annimmt. Er soll davon künden, dass es einen Volkswillen gibt, dass er sich in Worte fassen lässt und dass er, wenn er sich ausdrückt, alle anderen Regeln aus dem Felde schlägt – im Sinne des umstrittenen Staatsrechtlers Carl Schmitt: „Die Nation ist da; sie braucht nicht repräsentiert werden.“ Von hier aus ist es zur Idee der Volksgemeinschaft nicht mehr weit. Das demokratische Minderwertigkeitsgefühl Man mag es drehen und wenden, wie man will, ein Volk, das seinem Parlament und dessen Parteien nicht die Fähigkeit zur Repräsentation zutraut, leidet an einem demokratischen Minderwertigkeitsgefühl. Womöglich ist dieser Komplex sogar umfassender. Was soll man von Demonstranten in einem Bundesland halten, die eine Überfremdung beklagen, aber nur mit einem Ausländeranteil von zwei Prozent leben müssen? Doch gemach! Wer sich an dieser Stelle befriedigt abwendet, weil es der Pegida wieder einmal gezeigt und sie als Wiedergeburt Weimarer Gespenster verlästert wurde, die diesmal aus den nach Kohl riechenden Dreiraumwohnungen in Dresden-Gorbitz kommen – der größten Plattenbausiedlung der Stadt –, wer schließlich Pegida nichts weiter entgegenzusetzen weiß, als über den Gesang von Weihnachtsliedern zu spotten, dessen Sänger die altdeutschen Weisen in der Tat so schmetterten, als versuchten sie, ein stecken gebliebenes Auto aus dem Schlamm zu ziehen, wer all dies tut, der macht es sich zu einfach. Schlimmer noch: Er ähnelt vielen der Pegida-Anhänger. Ihm fehlt die Gabe, Zwischentöne wahrzunehmen. Geschickt im Gewerbe der Niedertracht Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten herrscht in der angeblich so aufgeklärten, tabufreien deutschen Gesellschaft die Neigung vor, Themenfelder zu umzäumen und jeden mit dem Urteil des Rechtsradikalen zu versehen, der es wagt, auch nur einen Zeh auf die verbotenen Wiesen zu setzen. Wer die Idee der vereinigten Staaten von Europa bezweifelt, wer es gar riskiert, den Wert des Euro als solchen infrage zu stellen, wer in den Raum wirft, ob das Asylrecht noch den heutigen Bedürfnissen entspricht, wer öffentlich zu bedenken gibt, ob abgelehnte Asylsuchende nicht schneller als bisher üblich abgeschoben werden sollten, wer besorgt darüber spricht, was mit den Dschihadisten geschehen soll, die für die Terrorgruppe IS mordeten und nun nach Deutschland zurückzukehren im Begriff sind, dem wird schnell das Kainsmal des Rechtsextremen auf die Stirn geritzt – in der Hoffnung, er möge im Anschluss auf ewig schweigen. Geschickt im Gewerbe der Niedertracht fahndet man in Deutschland nach den Schwächen und Schrullen desjenigen, der den Mund aufmacht, stellt sie in den Mittelpunkt der Debatte, schaltet alle weiteren Argumente aus und beginnt auf diese Weise einen Vernichtungsfeldzug sondergleichen. Wer zur Vernunft mahnt, ohne sich den Ansichten anzuschließen, der wird ebenfalls verunglimpft. Wie im Kindergarten: „Max ist doof“. „Warum ist Max doof? Ich finde ihn gar nicht so doof.“ „Na, du bist ja auch doof.“ Schluss, Punkt und Ende der Durchsage! Dem Eigenbrötler, Sonderling und Querkopf Thilo Sarrazin (verlinkt auf /themen/thilo-sarrazin/) und seinen Verteidigern ist dies genauso ergangen, wie es nun den Pegida-Anhängern geschieht. Seltsam, dass die angeblich so liberalen Kritiker der Pegida in ihrem Hochmut die Ideen eines ihrer Vordenker aus dem Gedächtnis fegen. Es war John Stuart Mill, der 1859 in seiner Schrift „Über die Freiheit“ (verlinkt auf http://de.wikipedia.org/wiki/John_Stuart_Mill) in der absoluten Meinungsfreiheit die Grundlage für das Wohlbefinden des Staates sah. Wenn eine Gesellschaft etwas vorschreibt, weil es gängige Politik oder Sitte sei, verbiete sie das Denken, mahnte der britische Philosoph. Sie erlange keine Übung, in der offenen Debatte „das Beste zu erkennen oder zu erstreben“. Ein Volk bleibt stehen, die Atmosphäre in seinen Reihen wird miefig-piefig, so Mill weiter, „wenn es aufhört, Individualität zu besitzen“. Miefig-piefig mag es in Deutschland noch nicht zugehen, der Geruch einer großen Schweißsockengemeinschaft aber ist allmählich wahrzunehmen. Langsam zeigt sich, was geschieht, wenn es sich die Volksparteien auf den Samtkissen der urbanen Gutmenschen bequem machen und von dort gemeinsam am Klang des eigenen Echos erfreuen, ohne auf die Sorgen und Ängste – teils berechtigte, teils abwegige – großer Teile der Bevölkerung zu achten: Sie verlieren die Anziehungskraft, die der Bundesrepublik bislang ihre Stabilität sicherte. Sie geben Gruppen auf der rechten und linken Seite Raum, die nicht am Wohlbefinden der westlichen Demokratie interessiert sind. Sie lassen sich von falschen, aber lauten linken Meinungsführern vorschreiben, was rechts und daher auf keinen Fall anzurühren ist. Sie sind – wie im Fall der Union – stolz darauf, mit dem Zeitgeist Schritt zu halten, ohne gewahr zu werden, dass sie in diesem Lauf nach und nach ihre Wesenszüge verlieren. Es war der linke SPD-Politiker und Pfarrer Heinrich Albertz (verlinkt auf http://www.amazon.de/Heinrich-Albertz-mehrere-Biographie-vielen/dp/B00IGB2JU4) , der in den frühen 80er-Jahren seiner Partei zurief: „Wir dürfen die Nation nicht den Rechten überlassen.“ Gleiches gilt bis heute: Wir dürfen das Missbehagen über Europa, die Probleme der Asyl- und Einwanderungspolitik und die Sorgen über das Treiben der Islamisten nicht Leuten überlassen, die sich ausgegrenzt fühlen. Sonst wird Pegida nur noch stärker und die parlamentarische Demokratie schwächer. | Jacques Schuster | In der angeblich so tabufreien deutschen Gesellschaft herrscht die Neigung vor, Themenfelder zu umzäunen und alle als rechtsradikal zu bezeichnen, die sie betreten. Folge sind Bewegungen wie Pegida. | Debatte | Kommentare | 2015-01-02T09:41:11Z | 2015-01-02T09:41:11Z | Das ist rechtsextrem. Schluss, Punkt, Ende | https://www.welt.de//debatte/kommentare/article135848832/Das-ist-rechtsextrem-Schluss-Punkt-Ende.html |
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Edelküche der Marke Lalique | Romain Iltis hat sich was ausgedacht. Also findet der Aperitif nicht im eleganten Speiseraum des Zwei-Sterne-Restaurants „Villa René Lalique“ (verlinkt auf http://www.villarenelalique.com) statt, sondern im Untergeschoss. Welches man sich nicht als romantischen, mit Spinnweben verhangenen Keller vorstellen darf, sondern als ein auf Hochglanz getrimmtes Heiligtum des Weines. Unzählige gestapelte Originalholzkisten feinsten Bordeaux und anderer Edelweine sind hier zu bewundern, aber am langen Tisch in der Mitte stehen drei Flaschen von der Elsässer Weinstraße. Schließlich befindet sich das Restaurant im nördlichen Elsass, eine gute halbe Autostunde von Straßburg entfernt, da will Sommelier Iltis die Klasse des heimischen Winzertums darstellen. Einen Schluck Muscat reicht er, grandiosen Gewürztraminer, eleganten Pinot gris. Alles, wie es sich gehört, aus Lalique-Gläsern (verlinkt auf https://www.lalique.com/en) . Erwacht aus dem Dornröschenschlaf Niemand könnte der „Villa René Lalique“ vorwerfen, dass sie nicht ausgiebig die Vorzüge der Region zeige. Und doch ist das Etablissement binnen weniger Jahre eines der weltoffensten Restaurants geworden, die Frankreich zu bieten hat. Man merkt es, sobald man in den Park am Rande von Wingen-sur-Moder (verlinkt auf https://www.france-voyage.com/frankreich-stadte/wingen-sur-moder-26874.htm) hineinfährt. Die alte Villa des Glaskünstlers und Fabrikanten René Lalique, die Jahrzehnte im Dornröschenschlaf lag, wurde vor ein paar Jahren renoviert, erweitert, ausgeschmückt. Der Schweizer Investor Silvio Denz, zuvor schon an feinen Weinen und Weingütern interessiert, hatte Lalique übernommen und sich entschieden, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Eine von außen einsehbare Küche ließ er bauen, von Stararchitekt Mario Botta (verlinkt auf http://www.botta.ch/) den gläsernen Restaurantpavillon errichten und den Weinkeller gestalten. Man setzt auf höchste Eleganz Luxus, wohin man blickt. Mögen andere davon reden, dass die Tischdecken in der Gastronomie abgeschafft gehörten oder man auch in Jeans und Pullover zum Essen gehen solle, so setzt die „Villa Lalique“ auf höchste Eleganz. Was freilich nicht bedeutet, dass Anzug, Krawatte und Abendkleid verpflichtend wären. Aber wenn nicht hier, wo dann? Die Eleganz sprach sich herum. War ja auch logisch, denn Jean-Georges Klein, der Küchenchef, hatte bereits im „L’Arnsbourg“ (verlinkt auf https://www.arnsbourg.com/de/) im nahen Baerenthal drei Sterne geholt. Denz, Lalique und Klein: eine Traumkonstellation. Als zwei Jahre später die Meldung an die Presse ging, dass ein neuer Chef de Cuisine angeworben sei, hoben die Kritiker folglich erstaunt die Augenbrauen. Doch Paul Stradner, der Neue, war kein Ersatz für Klein, sondern eine Ergänzung, Teil der fortan kochenden Doppelspitze. „Mich hat das Gesamtpaket überzeugt“, erklärt Stradner, der zuvor im „Brenners“ in Baden-Baden für Zufriedenheit bei Gästen und Kritikern sorgte. Klein kannte er schon von einer Station in Baerenthal, nun aber wurden die Rollen neu festgelegt. Zunächst würde der Senior an der Spitze strahlen, dann sollten beide auf Augenhöhe agieren. In diesem Jahr steht Stradner erstmals vorn, während es Klein – soeben 70 geworden – im Hintergrund ruhiger angehen lässt. Ein Österreicher plaudert auf Französisch Diese Konstellation ist höchst ungewöhnlich in der französischen Top-Gastronomie, ergibt aber Sinn. 330 bis 360 Couverts müssen schließlich pro Woche in der „Villa René Lalique“ bearbeitet werden – jedenfalls in normalen Zeiten, wenn nicht Lockdowns und Ausgangssperren das Geschäft verhageln. Stradner macht nun auch die Honneurs, geht zum Ende des Essens von Tisch zu Tisch, plaudert auf Französisch. Die Sprache musste er erst lernen, gibt der gebürtige Österreicher zu. Bei dieser Gelegenheit erzählt er auch gern vom Konzept der Küche, das regionale Finesse mit Weltläufigkeit verknüpft. Das Wild stammt von einem spezialisierten Unternehmen aus Ingwiller, die Schnecken von Züchterin Marie-Antoinette Christ, der Käse vom berühmten Bernard Antony. Kaviar und bretonischer Hummer, Haselnüsse aus dem Piemont und mexikanische Vanille stehen aber auch auf der Karte. Luxus mit Persönlichkeit „In einem Luxusrestaurant dürfen auch Luxusprodukte nicht fehlen“, sagt Paul Stradner. Lalique-Glaswaren gingen und gehen ja auch in alle Welt. Weshalb Sommelier Romain Iltis neben Elsässern und großen roten Bordeaux auch zahlreiche US-amerikanische Spitzen eingelagert hat. Zum Dessert freilich sollte es entweder eine Elsässer Beerenauslese oder ein Sauternes von Château Lafaurie-Peyraguey sein. Letzterer wird nicht zufällig aus der exklusiv hergestellten Lalique-Flasche ausgeschenkt, sondern deshalb, weil er ebenfalls zum Besitz von Multiinvestor Silvio Denz (verlinkt auf https://www.youtube.com/watch?v=j5ruR9PXvI4) gehört. Fast logisch, dass vor zwei Jahren auch auf Schloss Lafaurie-Peyraguey (verlinkt auf http://www.lafauriepeyragueylalique.com) , in einer gemütlichen Bordelaiser Gemeinde namens Bommes, ein Restaurant eröffnete, ähnlich elegant und weltläufig wie die „Villa René Lalique“. Küchenchef Jérôme Schilling kocht aufwendig, die Gästezimmer stehen ihren Elsässer Pendants nicht nach, der erste Michelinstern kam im Nu. Luxus mit Persönlichkeit scheint Zukunft zu haben. | Wolfgang Faßbender | Ob Glaskunst oder Schmuck: Lalique verkörpert Luxus. Das gilt jetzt auch in der Gastronomie. Zwei Restaurants im Elsass und im Bordelais verbinden gekonnt regionalen Anspruch mit Weltläufigkeit. | Sonderthemen | Weinland Frankreich | 2020-11-13T16:36:00Z | 2020-11-13T16:36:00Z | Auf Hochglanz getrimmte kulinarische Heiligtümer | https://www.welt.de//sonderthemen/weinland-frankreich/article220102560/Edelkueche-der-Marke-Lalique.html |
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Religion: Schriftsteller greift Koran-Lehre an | Der Schriftsteller Ralph Giordano (84) hält die Lehren des Korans für unvereinbar mit dem Grundgesetz. „Ich frage mich, wie jemand, dem der Koran, diese Stiftungsurkunde einer archaischen Hirtenkultur, heilig ist, auf dem Boden des Grundgesetzes stehen kann... das eine schließt das andere aus“, schrieb der jüdische Autor in einem offenen Brief an die türkisch-islamische Organisation Ditib, die in Köln (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/koeln/) eine große Moschee bauen will. „Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem!“, kritisierte Giordano. Der Koran sei eine „Lektüre des Schreckens und der Fassungslosigkeit, mit ihren unzähligen Wiederholungen, Ungläubige zu töten, besonders aber Juden“. In seinem Brief lehnte Giordano eine Einladung der Ditib zu einem Gespräch über den Islam und den Moscheebau ab. Es könne dabei nur zu einem Austausch bekannter Meinungen kommen, begründete er seine Entscheidung. „Dazu kommt, dass ich mich mit Leuten, die den Völkermord an den Armeniern 1915/16 leugnen, ebenso wenig an einen Tisch setzen werde wie mit den Lügnern von der „Auschwitzlüge“.“ Giordano hatte den geplanten Bau der Moschee zuvor scharf kritisiert und dafür Morddrohungen erhalten. | WELT | Der Schriftsteller Ralph Giordano hält die Lehren des Korans für unvereinbar mit dem Grundgesetz. Nach einer Einladung der türkisch-islamischen Organisation Ditib kritisiert der jüdische Autor in einem offenen Brief den Koran als "Lektüre des Schreckens". | Regionales | Nordrhein-Westfalen | 2007-08-17T07:24:23Z | 2015-10-03T04:54:56Z | Schriftsteller greift Koran-Lehre an | https://www.welt.de//regionales/nrw/article1113020/Schriftsteller-greift-Koran-Lehre-an.html |
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Großbritannien: Zahl antisemitischer Attacken steigt stark an | Die Zahl antisemitischer Attacken in Großbritannien ist im vergangenen Jahr um 36 Prozent gestiegen. Mehr als 1300 Mal wurden Mitglieder oder Institutionen der jüdischen Gemeinde 2016 Opfer von Rassenhass. Nach Angaben des in London ansässigen Community Security Trust (CST) (verlinkt auf https://cst.org.uk/news/blog/2017/02/02/record-number-of-antisemitic-hate-incidents-in-uk-in-2016) , der diese Daten seit 1984 sammelt, unterscheidet sich das vergangene Jahr von früheren Zeiträumen. Grund sei, dass die Zahl der Angriffe konstant hoch blieb. In anderen Jahren hatten Ereignisse wie der Gaza-Krieg zu einem vorübergehenden Anstieg antisemitischer Taten geführt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Angriffe zudem von durchschnittlich 50 auf 100 pro Monat verdoppelt. „Es scheint, dass die Gesamtzahl antisemitischer Angriffe durch den kumulativen Effekt mehrerer Ereignisse und Faktoren auf konstant hohem Niveau blieb. Die Ereignisse und Faktoren haben zusammengenommen eine Atmosphäre geschaffen, in der mehr antisemitische Angriffe stattfinden und ebenso wahrscheinlicher dem CST und der Polizei gemeldet werden.“ Der CST sieht den Grund für die anhaltend hohe Zahl antisemitischer Attacken 2016 zum einen im EU-Referendum und der darauf folgenden Welle von rassistisch motivierten Gewalttaten. Zudem seien Vorwürfe des Antisemitismus auf der Führungsebene der Labour Partei ein möglicher Hauptfaktor für den Anstieg gewesen. Muslimische Mädchen beleidigen jüdische Mädchen Der größte Teil der Angriffe wurde laut CST in Alltagssituationen verzeichnet. Beleidigungen beispielsweise von jüdischen Bürgern auf der Straße oder öffentlichen Plätzen zählten dazu. So wurde in London im Januar 2016 eine Gruppe jüdischer Schulmädchen von zwei älteren muslimischen Mädchen beleidigt und getreten. In einem anderen Fall warfen im Februar 2016 in London drei Männer unter den Rufen „Heil Hitler“ Kanister auf drei Männer in traditionell jüdischer Kleidung. Merklich gestiegen sind dem CST zufolge zudem die antisemitischen Ausfälle in den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook. Drei Viertel der antisemitischen Taten wurden im Großraum London verzeichnet. Der CST ist eine unabhängige Organisation, die eng mit der britischen Polizei zusammenarbeitet. „Die Ergebnisse des Reports sind extrem beunruhigend. Ich möchte in keinem Land leben, in dem auch nur ein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Angst oder Unsicherheit lebt“, so der stellvertretende Labour-Chef Tom Watson. „Wir müssen Antisemitismus (verlinkt auf /themen/antisemitismus/) auslöschen, wo immer wir ihn finden, in unserem Land oder unserer Partei.“ | Stefanie Bolzen | Die Anzahl von Beleidigungen und Attacken gegen Menschen jüdischen Glaubens steigt in Großbritannien stark an. Die meisten Attacken passieren in Alltagssituationen und im Großraum London. | Politik | Ausland | 2017-02-02T04:19:40Z | 2017-02-02T08:29:10Z | Zahl antisemitischer Attacken steigt stark an | https://www.welt.de//politik/ausland/article161743156/Zahl-antisemitischer-Attacken-steigt-stark-an.html |
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New Mexico: Ex-Chefkoch des Weißen Hauses tot aufgefunden | Der seit gut einer Woche vermisste ehemalige Chefkoch des Weißen Hauses ist tot aufgefunden worden. Man habe die Leiche des 61-jährigen Walter Scheib am Sonntagabend in einem Wandergebiet in der Nähe von Taos in New Mexico entdeckt, teilte die Polizei mit. Sie machte zunächst keine Angaben zur Todesursache. Scheib war elf Jahre lang Chefkoch der US-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush gewesen. Kürzlich war er von Florida nach Taos umgezogen. Dort machte er sich am 13. Juni zu einer Wanderung auf. Seine Freundin meldete ihn am nächsten Tag als vermisst. Am Dienstag fand die Polizei sein Auto an der Yerba-Schlucht. Von dort führt ein Wanderweg 6,4 Kilometer durch den Canyon und steigt dann auf 1110 Höhenmeter an. Der 61-Jährige hatte seine Kochkünste am Culinary Institute of America (verlinkt auf http://www.ciachef.edu/) in New York City gelernt. 1994 stellte ihn die damalige First Lady Hillary Clinton (verlinkt auf /politik/ausland/article142441307/Clintons-linke-Versprechen-und-der-Joker-im-Aermel.html) als Chefkoch im Weißen Haus an. Von seinen Speisen kosteten auch Staats- und Regierungschefs wie Nelson Mandela, Boris Jelzin, Tony Blair, Jacques Chirac und Vicente Fox (verlinkt auf /politik/ausland/article116861853/Mexikos-Ex-Praesident-Fox-wuerde-Marihuana-anbauen.html) . | WELT | Mehr als zehn Jahre lang bekochte er im Weißen Haus die Reichen und Mächtigen, nun entdeckte die Polizei die Leiche von Walter Scheib in New Mexico. Seit Tagen galt der 61-Jährige als vermisst. | Vermischtes | 2015-06-22T12:10:18Z | 2017-08-25T02:40:29Z | Ex-Chefkoch des Weißen Hauses tot aufgefunden | https://www.welt.de//vermischtes/article142872988/Ex-Chefkoch-des-Weissen-Hauses-tot-aufgefunden.html |
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Ukraine: Bürger verprügeln Bürgermeister | Es sind unglaubliche Bilder, wie Bürger von Chmelnyzkyj in der Ukraine das Rathaus stürmen und ihren Bürgermeister verprügeln. Der Grund ihres Zorns: angeblich hat er getroffene Zusagen nicht eingehalten. | WELT | Es sind unglaubliche Bilder, wie Bürger von Chmelnyzkyj in der Ukraine das Rathaus stürmen und ihren Bürgermeister verprügeln. Der Grund ihres Zorns: angeblich hat er getroffene Zusagen nicht eingehalten. | Weltgeschehen | 2014-07-04T13:43:23Z | 2016-12-16T13:08:55Z | Ukrainische Wutbürger verprügeln Bürgermeister | https://www.welt.de//vermischtes/weltgeschehen/video129801494/Ukrainische-Wutbuerger-verpruegeln-Buergermeister.html |
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Darts: Michael van Gerwen schlägt radikale Neuerung für PDC-Tour vor | Es war sein Turnier. Von 2015 bis 2019 kannte das erste Major des Jahres nur einen Sieger: Michael van Gerwen gewann das Masters fünfmal in Folge. Das Einladungsturnier ist eine Art Bonus. Wer nach der Weltmeisterschaft im Januar zu den besten 24 Spielern der Welt zählt (bis 2020 die besten 16), ist dabei und nimmt an der Sonderausschüttung der Professional Darts Corporation (PDC) von insgesamt 220.000 Pfund teil. Sportlich gehört die Veranstaltung allerdings zu den unwichtigeren Turnieren, das Preisgeld zählt auch nicht für die Rangliste. Warum also nicht etwas Interessanteres kreieren, dachte sich van Gerwen. Der Niederländer, von 2014 bis 2021 die Nummer eins der Welt und am vergangenen Wochenende bei den UK Open erstmals wieder aus den Top 4 gerutscht, machte nun seine Idee von einem einzigartigen Turnier öffentlich – als Ersatz für das Masters. 1001 statt 501 Punkte Einen Namen der Veranstaltung nannte er nicht, das Format hat er aber bereits im Kopf: „Die Legs beginnen bei 1001 Punkten, dabei sind die Top 32 der Welt. Best-of-5-Matches, und dann weiter“, sagte der dreifache Weltmeister. Schon seit vielen Jahren gibt es bei der PDC immer wieder Überlegungen, wie der Turnierkalender abwechslungsreicher gestaltet werden könne. Bislang unterscheiden sich die Turniere nur durch Kleinigkeiten. Bei den UK Open etwa gibt es keine Setzliste, Runde für Runde wird neu ausgelost. Der World Grand Prix wird im Modus Double In/Double Out gespielt, beim Grand Slam treten die Spieler zunächst in einer Gruppenphase gegeneinander an, und beim World Cup, dem Nationen-Teamvergleich, kommt es zu Doppeln. Ansonsten variieren allein Teilnehmerzahl und Spiellänge. Van Gerwen will nun die Startzahl der standardisierten 501 Punkte (fast) verdoppeln und damit das Augenmerk verstärkt auf das Scoring legen, womöglich auch als Ranglistenturnier. „Das ist auch für die Menschen zu Hause ein Spaß, aber ich bin nicht der Vorsitzende der PDC, das ist die Sache anderer Leute. Leider“, sagte van Gerwen, „sonst hätte ich dieses Turnier schon angesetzt.“ Die PDC hat sich zum Plan eines ihrer Superstars noch nicht geäußert. Am nötigen Veränderungswillen dürfte es nicht mangeln. Im Februar erst hatte die Organisation die Premier League mit einem neuen Format eröffnet. | WELT | Der Turnierkalender auf der Tour der Dartsprofis muss abwechslungsreicher werden, finden viele Fans. Michael van Gerwen hat nun seine Idee veröffentlicht. Er schlägt ein Event vor, bei dem es nicht mehr um 501 Punkte geht. | Sport | 2022-03-09T13:22:59Z | 2022-03-09T13:22:59Z | Michael van Gerwen schlägt radikale Neuerung vor | https://www.welt.de//sport/article237413507/Darts-Michael-van-Gerwen-schlaegt-radikale-Neuerung-fuer-PDC-Tour-vor.html |
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Berlin: „Letzte Generation“ protestiert mit „Massenbesetzung“ auf Straße des 17. Juni | Mit einer „Massenbesetzung“ der Straße des 17. Juni in Berlin haben Klimaaktivisten für einen Ausstieg aus fossiler Energie demonstriert. An den Protesten an der Siegessäule nahmen nach Angaben der Polizei mehrere hundert Menschen teil, die die Straße teils sitzend blockierten. Sich dort festzukleben, sei verboten worden, erklärte die Polizei. Aufgerufen hatte die umstrittene Initiative „Letzte Generation“. Mit den Protesten nach niederländischem Vorbild sollte der Forderung nach einem Aus für Subventionen für fossile Energien Ausdruck verliehen werden. Im Aufruf hieß es unter Verweis auf institutionelle Quellen, Deutschland gebe „unfassbare 70 Milliarden Euro pro Jahr für fossile Subventionen“ aus, statt an einem sozial gerechten Ausstieg zu arbeiten. Mit der „Massenbesetzung“ sollte eine Protestform auch für diejenigen angeboten werden, die hinter den Klimaschutz-Forderungen stehen, aber bisher „aus familiären oder persönlichen Gründen“ nicht zur Beteiligung an bisherigen Straßenblockaden der „Letzten Generation“ bereit gewesen seien, hieß es vonseiten der Organisatoren. Aktivisten wollen Konfrontation mit Autofahrern vermeiden Mit der „Massenbesetzung“ am Samstag sollten den Angaben zufolge auch direkte Konfrontationen mit Autofahrern und Autofahrerinnen wie bei zahlreichen Klebeaktionen ausgeschlossen werden. Am Freitag hatten Klimaschutzaktivisten an der Siegessäule ein weithin sichtbares Banner angebracht, um für die Straßenbesetzung am Samstag zu mobilisieren. Die Letzte Generation betonte, riesige Beträge an Steuergeldern gingen als Subventionen für fossile Brennstoffe an große Konzerne. Damit würden Klimakatastrophe und soziale Ungerechtigkeit befeuert. Mitglieder der Organisation hatten sich in den vergangenen Monaten wiederholt mit Sekundenkleber auf Straßen festgeklebt und damit heftigen Unmut ausgelöst. Zudem geriet die Letzte Generation in die Kritik, nachdem Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor oder die Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz mit Farbe besudelt wurden. | WELT | Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Berlin auf der Straße der 17. Juni demonstriert und diese teils sitzend blockiert. Dazu aufgerufen hatten die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“. | Vermischtes | Weltgeschehen | 2023-10-30T12:13:00Z | 2023-10-28T13:41:38Z | „Letzte Generation“ protestiert mit „Massenbesetzung“ auf Straße des 17. Juni | https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article248250458/Berlin-Letzte-Generation-protestiert-mit-Massenbesetzung-auf-Strasse-des-17-Juni.html |
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Prozess: Bei VW galt Intransparenz als oberstes Prinzip | Im Prozess in der VW-Affäre um Lustreisen, Sexpartys und Schmiergeld haben die beiden Angeklagten der Ex-VW-Manager Klaus-Joachim Gebauer und der ehemalige Gesamt-Betriebsratchef Klaus Volkert schwere Vorwürfe gegen den VW-Konzern erhoben. Ex-Manager Gebauer sagte, "bei den Ausgaben war vollständige Intransparenz das oberste Prinzip." Das habe es schon Anfang der 90-er Jahre gegeben. Es habe sich aber unter Personalvorstand Peter Hartz weiter verschärft. Es sei geradezu gefordert gewesen, dass man die Ausgaben nicht zurechnen könne. Er habe von Hartz den Auftrag bekommen, dem Betriebsrat Klaus Volkert jeden Wunsch zu erfüllen. Auf die Frage, was dies alles umfasse, habe Hartz geantwortet er solle ihn "in jeder Hinsicht" unterstützen. Der erstaunte Gebauer hakte bei Hartz weiter, ob es keine Begrenzungen gebe. Peter Hartz soll darauf mit "No Limit" geantwortet haben. Gebauer hätte alles über Eigenbelege abrechnen können, wenn er wolle. Nur weil er aus der Revision gekommen sei und eine Systematik reinbringen wollte, hatte er auch Originalbelege eingereicht. Notwendig sei dies jedoch nicht gewesen. Durch diese Praxis sei es zu Budgetüberschreitungen gekommen. Es hätte keine Konsequenzen gehabt. Mindestens der Finanzvorstand hätte einschreiten können, wenn dies gewollt gewesen wäre. "Geht es Volkert gut, geht es VW gut" Gebauers Aussage geht weiter: 1996 bezahlte der VW-Konzern erstmals Prostituierte. Ab 2000 sei er von Peter Hartz zum persönlichen Assistenten berufen worden. In dem Unternehmen galt die Maxime :"Geht es Volkert gut, geht es VW (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) gut." Als Volkert die Brasilianerin Adriana Barros kennengelernt hatte, sei diese sehr strapaziös gewesen, es galt ein neues Motto: "Geht es Adriana gut, geht es Volkert gut, geht es VW gut". Gebauers Büro sei eine Reisestelle für Frau Barros und deren Ansprüche geworden. Auch in diesem Fall sei ein Intransparenz gewünscht worden. Auf Geheiss von Volkert habe Gebauer eine Wohnung besorgt, angemietet. Dortfanden auch Treffen mit Prostituierten statt. Gebauer sagte, "Weder meine Mitarbeiter noch ich glaubten, wir tun rechtlich etwas Falsches. Aber moralisch hatten wir schon Bedenken. Aber Moral sei eine andere Kategorie als Recht." Von der Praxis der bewußten Intransparenz hätten bei VW gewusst: Die Abrechnungsstelle, die Personalstelle, die Revision und die Steuerstelle, sagte Gebauer weiter. "Wir wollten dem Unternehmen keinen Schaden zufügen und ich habe auch nicht das Gefühl, das getan zu haben. Das System, was dort eingerichtet und erhalten wurde, müsse man vor dem Hintergrund der Machtverhältnisse von Vorstand und Betriebsrat sehen. Für Investitionen habe man im Aufsichtsrat die Stimmen der Arbeitnehmer gebraucht und bei Investitionen im Ausland sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit", so Gebauer weiter. Es sei eine beispiellose Kampagne gegen ihn gelaufen. Er sei wie ein räudiger Hund vom Hof gejagt worden. Es sei von VW als Lügner und Alkoholiker bezeichnet worden. "Meine berufliche und persönliche Existenz sind zerstört, weil ich meinen Auftrag im Unternehmen erfüllt habe." Volkert greift Piech an Der ehemalige VW-Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkert ist aggressiv, scharf und schneidend vor Gericht aufgetreten. Bei seinem Auftritt nimmt er den ehemaligen VW-Chef Ferdinand Piech ins Visier. Volkert wollte eigentlich nur eine reguläre Gehaltserhöhung und habe dies mit Piech besprochen. Piech habe zu ihm gesagt, er solle sich keine Gedanken machen Er werde behandelt wie ein Markenvorstand. Personalvorstand Hartz werde auf ihn zukommen. Einige Monate später kam Hartz auf ihn zu. Aber anstelle einer Gehalterhöhung räumte er ihm Sonderboni ein, die nun Gegenstand der Anklage sind. Kurze Zeit später bekam er ein Schreiben, dass von Piech persönlich unterzeichnet war, in dem seine Ruhegeldbezüge deutlich angehoben worden sind. Dieses Schreiben von 1998 findet sich jedoch nicht in der Personalakte von Volkswagen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) . Volkerts Anwalt Johann Schwenn hat dies im Original dem Gericht übergeben. Schwenn legte nahe, dass das Prinzip der Intransparenz sich auch auf die Papiere erstreckt, die von Piech persönlich ausgingen. Volkert sieht sich im Recht Völlig uneinsichtig zeigte sich Volkert bei dem Agenturvertrag, der für Frau Barros vermittelt wurde. Dies erachtete er für völlig normal. Dieser Agenturvertrag kam auf seine Anregung zustande. Er ist damit auf Hartz zugegangen - und gemeinsam hätten sie das vereinbart. "Ich hatte Herrn Hartz angesprochen, ob Frau Barros temporär für VW arbeiten kann." Volkerts Anwalt Schwenn ist gespannt auf Piechs Auftritt vor Gericht. Bisher sei es immer so dargestellt worden, als ob die Kenntnis über die skandalösen Zustände bei Peter Hartz endeten. Hartz hätte ja auch in diesem Sinne gestanden. Vielleicht habe Hartz' Anwalt diesen zu viel gestehen lassen, sagte Schwenn WELT ONLINE. "Wenn Piech in den Zeugenstand kommt, wird es spannend", sagte Schwenn im Anschluss an die Verhandlung. "Der Brief von 1998 ist ein Beleg dafür, dass diese Dinge nicht am Vorstandsvorsitzenden vorbeigegangen sind", so Schwenn weiter. Mitarbeit: dm | Uwe Müller | Der Prozess gegen den ehemaligen Betriebsratchef Klaus Volkert und Ex-Manager Klaus-Joachim Gebauer wird für den Volkswagen-Konzern noch richtig ungemütlich. Die beiden packen schon am ersten Tag aus – und überraschen die Öffentlichkeit mit brisanten Aussagen. | Wirtschaft | 2007-11-15T16:39:43Z | 2015-09-01T09:48:40Z | Bei VW galt Intransparenz als oberstes Prinzip | https://www.welt.de//wirtschaft/article1367798/Bei-VW-galt-Intransparenz-als-oberstes-Prinzip.html |
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Marktforscher: Verbraucher kaufen verstärkt günstigere Tablet-PCs | Verbraucher greifen laut Marktforschern weltweit verstärkt zu günstigeren Tablet-Computern (verlinkt auf /wirtschaft/webwelt/article112038064/So-schlagen-sich-die-neuen-Tablet-PCs-im-Test.html) . Zusammen mit der Flaute im PC-Geschäft bremst das in diesem Jahr das Wachstum der IT-Ausgaben. Konsumenten und Unternehmen werden in diesem Jahr 666 Milliarden Dollar für Geräte wie Smartphones (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/smartphone/) , Tablets, Drucker oder Personal Computer ausgeben, wie die Marktforschungsfirma Gartner schätzt (verlinkt auf http://www.gartner.com/it/page.jsp?id=2292815) . Das sind 50 Milliarden weniger als zuvor erwartet. „Der Übergang vom PC zum Tablet (verlinkt auf /wirtschaft/webwelt/article112319179/Die-Grenze-zwischen-Notebook-und-Tablet-verwischt.html) läuft schneller als wir gedacht haben“, sagte Gartner-Analyst Richard Gordon. Preisdruck durch Android und günstigere Modelle Die 666 Milliarden Dollar bedeuten im Vergleich zu 2012 zwar immer noch ein Plus von 6,3 Prozent. Ein großer Teil davon geht aber auf Währungseffekte durch einen schwächeren Dollar-Kurs zurück. „Im Tablet-Markt gibt es mehr Preisdruck durch Android-Geräte sowie günstigere Modelle in Wachstumsmärkten“, betonte Gordon. Gartner rechnet für die nächste Zeit mit einem jährlichen Wachstum der Geräte-Ausgaben von 4,5 Prozent – deutlich weniger als die zuvor geschätzten 6,4 Prozent. Insgesamt steigen die weltweiten IT-Ausgaben in diesem Jahr laut Gartner um 4,2 Prozent auf 3,7 Billionen Dollar. Den Löwenanteil machen mit 1,7 Billionen Dollar Telekommunikationsdienste aus. Sie dürften in diesem Jahr um 2,4 Prozent zulegen, weil mobile Datendienste die Rückgänge bei Sprachtelefonie mehr als ausgleichen. | WELT | Anstatt teure iPads zu kaufen, greifen Nutzer vermehrt zu günstigeren Tablet-PCs. Auch im PC-Geschäft herrscht Flaute. Konsumenten und Unternehmen geben weniger Geld für Computer aus. | Wirtschaft | Webwelt & Technik | 2013-01-03T11:31:04Z | 2015-10-05T16:57:04Z | Verbraucher kaufen verstärkt günstigere Tablet-PCs | https://www.welt.de//wirtschaft/webwelt/article112376095/Verbraucher-kaufen-verstaerkt-guenstigere-Tablet-PCs.html |
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Russland: Großherzige Zensur für Fotografin Umida Achmedowa | Taschkent – Sie ist noch einmal davongekommen, die bekannte usbekische Fotografin Umida Achmedowa. Ein Gericht in der usbekischen Hauptstadt hatte sie zwar für schuldig befunden, das usbekische Volk „aus niedrigen Beweggründen“ beleidigt und verleumdet zu haben. Ein halbes Jahr Arbeitslager drohten. Aber unmittelbar nach dem Urteilsspruch, noch im Gerichtssaal, wurde die Künstlerin amnestiert. Zu Ehren des 18. Jahrestages der Unabhängigkeit der einstigen Sowjetrepublik, die es – siehe Achmedowa – so herrlich weit gebracht hat. Grund für die Strafverfolgung waren 111 Fotos, die die Fotografin, finanziert von einem von der Schweizer Botschaft in Taschkent aufgelegten Programm, in ländlichen Gegenden Usbekistan gemacht hat (Siehe http://albatrossdoc.livejournal.com/32789.html). Sie zeigen das schwere Leben sympathischer Menschen, vor allem der Frauen, ihre Traditionen und das Alltagsleben, gefühlvoll und manchmal nicht ohne Ironie aufgenommen. Den Machthabern indes fehlte es an Heroischem, Zukunftsweisendem. Ein Ausländer, der das Land nicht kenne, könnte zu dem Schluss kommen, Usbekistan lebe im Mittelalter, hieß es in der Anklage. Auch versuche sie, die Frauen als Opfer darzustellen, was sie übrigens meist auch sind. Und das die ländlichen Gegenden Usbekistans extrem weit hinter der Entwicklung in den großen Städten zurückgeblieben sind, ist ebenso eine Tatsache. Umida Achmedowa ist auch dank internationaler Proteste frei, aber sie bleibt verurteilt. Die usbekische Justiz hat einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen, der auch die Fotografin weiterhin bedroht. Gegen ihren mit ihrem Gatten Oleg Karpow 2008 geschaffenen Dokumentarfilm „Die Last der Jungfernschaft“ wird noch ermittelt. Manfred Quiring | WELT | Großherzige Zensur für Fotografin Umida Achmedowa | Politik | 2010-02-11T15:36:46Z | 2015-09-01T09:38:09Z | Großherzige Zensur für Fotografin Umida Achmedowa | https://www.welt.de//politik/article6351853/Grossherzige-Zensur-fuer-Fotografin-Umida-Achmedowa.html |
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Richtungswechsel der USA: „Große Befürchtungen, dass es in Jerusalem zur Explosion kommt“ | Was bezweckt Donald Trump mit diesem Schritt? Die Konsequenzen dieser Entscheidung dürften enorm sein. US-Korrespondent Steffen Schwarzkopf berichtet aus Washington. | WELT | Was bezweckt Donald Trump mit diesem Schritt? Die Konsequenzen dieser Entscheidung dürften enorm sein. US-Korrespondent Steffen Schwarzkopf berichtet aus Washington. | Ausland | 2017-12-06T06:32:57Z | 2022-05-12T19:01:02Z | „Große Befürchtungen, dass es in Jerusalem zur Explosion kommt“ | https://www.welt.de//politik/ausland/video171307819/Grosse-Befuerchtungen-dass-es-in-Jerusalem-zur-Explosion-kommt.html |
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Profil-Debatte: Gröhe findet Sorgen um CDU-Linkstrend "absurd" | In der Diskussion um die Ausrichtung der CDU hat Generalsekretär Hermann Gröhe die konservative Orientierung der Partei betont. „Keine Sorge – unser Platz ist die Mitte. Alle Sorgen um einen vermeintlichen Linkstrend sind absurd“, sagte Gröhe im Bayerischen Rundfunk. „Es geht darum, christliche Wertvorstellungen, Tradition, konservatives Denken mit Zukunftsfähigkeit zu verbinden, die Herausforderungen unserer Zeit zu gestalten.“ Mit Blick auf den Rückzug von Vertriebenen-Chefin Erika Steinbach aus dem CDU-Bundesvorstand sagte Gröhe: „Niemand sollte so tun, als hätte er oder sie ein Monopol auf konservatives Denken. Viele konservative Überzeugungen sind allen im Bundesvorstand gemeinsam.“ Auch der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister wies Vorwürfe zurück, das Konservative komme bei der CDU zu kurz. „Es wird keine konservative Partei rechts von der CDU geben. Die CDU ist immer auch die Heimat der Konservativen gewesen, und das wird auch so bleiben“, sagte er am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. McAllister sprach von einer „eher virtuellen“ Debatte. Er nahm Steinbach, die sich als Konservative in der CDU isoliert fühlt und ihren Rückzug aus dem Vorstand angekündigt hat, allerdings in Schutz. „Frau Steinbach bleibt eine von uns.“ Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) betonte die Vielfalt in der Partei: „Das Konservative ist in der CDU zu Hause, genauso wie das Liberale, genauso wie das Christlich-Soziale. Und das ändert sich auch nicht.“ Nach seinem Eindruck sei diese Debatte „in weiten Teilen inhaltsleer“, sagte Müller in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) äußerte sich in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ ähnlich: „Jeder, der konservatives Gedankengut hat, ist in der CDU zu Hause, kann seine Meinung äußern.“ Der CDU-Fraktionschef im sächsischen Landtag, Steffen Flath, forderte hingegen eine Stärkung des konservativen Profils seiner Partei. Die CDU müsse konservative Nichtwähler zurückgewinne, sagte er im Deutschlandfunk. Das Stimmungsbild an Stammtischen und im ländlichen Raum gebe ihm zu denken, sagte Flath. Gerade bei den Fragen Lebensschutz und Familie müsse die CDU„deutlicher Flagge zeigen“. „Wenn nur noch die NPD die Leistungen der Mütter würdigt, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass man da etwas verkehrt gemacht hat.“ Der CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt warf der Schwesterpartei Beliebigkeit vor. Das schwäche die Bindekraft der Partei für immer mehr Wählergruppen, sagte er im Südwestrundfunk. Daher müsse sich die CDU auf ihre Werte besinnen. „Es geht hier nicht nur um das sogenannte Konservative. Es geht um die christlich- soziale Orientierung, um den Markenkern der CDU.“ Als Beispiel nannte Posselt die Regeln zur Forschung mit embryonalen Stammzellen. CDU-Bundesforschungsministerin Schavan weiche ethische Grenzen zusammen mit der FDP auf. Die CDU solle sich über Persönlichkeiten in den Ländern erneuern, Leute wie den baden- württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus. Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, sieht ein stabiles Wählerpotenzial von knapp 20 Prozent für eine rechtskonservative Partei. Dieses bestehe hauptsächlich aus frustrierten Unions-Anhängern, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung. „Die rechte Flanke der Partei ist geöffnet.“ Einer neuen Partei fehlten nur ein oder mehrere prominente Köpfe. Das Potenzial dafür sieht Schöppner in Friedrich Merz (CDU), Wolfgang Clement (SPD), Thilo Sarrazin (SPD), Roland Koch (CDU) und auch Ex- Präsidentschaftsbewerber Joachim Gauck. Dieses Quintett spiegele wesentliche Kompetenzen wider, etwa in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, und hätte mit Gauck eine moralische Instanz dabei, die Freiheit und Leistung betone. Die Gründung einer solchen Partei liege in der Luft, sagte Schöppner. Sie wäre fraglos machbar und stieße auf einen fruchtbaren Nährboden. CSU-Chef Horst Seehofer hingegen sagte, eine akute Gefahr sehe er für eine Parteigründung rechts der Union nicht. Aber eine Partei müsse immer darauf bedacht sein, sich ihre Wählerklientel erhalten. „Bisher haben wirs geschafft, das Vermächtnis von Franz Josef Strauß, wonach rechts von der Union keine demokratisch legitimierte Partei entstehen darf, einzulösen - und zwar nicht, in dem wir Parolen reißen, sondern die Probleme der Menschen lösen“, sagte Seehofer. „Immer wenn die Politik sie nicht gelöst hat, war das die Chance für Volksverführer.“ Das CDU-Präsidium setzt am Montag in Berlin seine Klausur fort, bei der die politischen Weichenstellungen der nächsten Wochen vorbereitet werden. Im Anschluss an die Sitzung der engsten CDU-Spitze kommt am Vormittag der Bundesvorstand zusammen. Mit Spannung wird erwartet, ob Steinbach an diesem Treffen teilnimmt. | WELT | Nach der Kritik von Erika Steinbach betont die CDU ihr konservatives Profil. Meinungsforschern zufolge hätte eine neue Rechtspartei gute Chancen. | Politik | Deutschland | 2010-09-13T08:28:01Z | 2015-09-01T09:59:06Z | Gröhe findet Sorgen um CDU-Linkstrend "absurd" | https://www.welt.de//politik/deutschland/article9601428/Groehe-findet-Sorgen-um-CDU-Linkstrend-absurd.html |
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Nationalmannschaft: Zwei riskante Härtefälle – Nagelsmann beweist mit EM-Kader Mut | Häppchenweise hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit Sonntag über den Kader für die EM informiert und über verschiedene Kanäle erste Namen von Spielern verbreitet. Am Donnerstag finalisierte Julian Nagelsmann schließlich auf einer Pressekonferenz. (verlinkt auf /sport/fussball/em/article251544150/Fussball-EM-2024-Das-ist-der-Kader-der-deutschen-Nationalmannschaft.html) Das Aufgebot, das insgesamt 27 Spieler umfasst, ist nicht überraschend. Der Coach setzt auf die Profis, die im März mit zwei Siegen gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) für die Trendwende verantwortlich waren. Nach zuvor so vielen schwachen Auftritten hatte die DFB-Elf (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutsche-fussball-nationalmannschaft/) mal wieder Ausrufezeichen gesetzt, Hoffnungen geweckt. (verlinkt auf /sport/fussball/em/article251550624/Nationalmannschaft-Nagelsmann-Ich-will-dass-die-EM-mitreissend-und-begeisternd-wird.html) Nagelsmann setzt beim Heimturnier auf einen Mix aus Routiniers – und vielen, auf der großen internationalen Bühne noch unerfahrenen, Spielern, die sich zuletzt ins Schaufenster gespielt hatten. Der Mix ist vielversprechend – und er weckt ein paar Erinnerungen an das WM-Aufgebot von 2010. Keine leere Formel – Nagelsmann wendet Leistungsprinzip an Vor dem Turnier in Südafrika berief der damalige Bundestrainer Joachim Löw (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/joachim-loew/) ein junges Team mit zwölf Spielern, die zwei Jahre zuvor bei der Euro 2008 noch nicht im Kader gestanden hatten und mit insgesamt 13 Spielern, von denen damals noch keiner auf zehn Länderspiele kam. Der feine Unterschied zur Situation 14 Jahre später ist allerdings der: Löw musste damals aufgrund von Verletzungen – mit Michael Ballack, René Adler und Heiko Westermann fielen drei gesetzte Spieler aus – auf teils unerfahrene Spieler setzen. Nagelsmann tut das mit seinem Trainerteam hingegen ganz bewusst. Das spricht für ihn – weil es mutig ist. Der Coach spricht nicht nur vom Leistungsprinzip, er wendet es auch an – und setzt beispielsweise auf gleich fünf Profis vom VfB Stuttgart (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/vfb-stuttgart/) . Ein Team, das nach dem Fast-Abstieg in dieser Saison in die Champions League (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/) eingezogen ist. Dass Nagelsmann aber auf erfahrene Spieler wie Leon Goretzka (29 Jahre alt/57 Länderspiele) und Mats Hummels (35/78) (verlinkt auf /sport/fussball/em/article251548576/Nationalmannschaft-So-begruendet-Nagelsmann-das-EM-Aus-fuer-Hummels-und-Goretzka.html) verzichtet, birgt zugleich ein gewisses Risiko. Es sind zwei Härtefälle und ein Wagnis. Die Enttäuschung bei beiden Stars ist verständlicherweise enorm. Gerade Hummels hätte mit seiner Erfahrung ein wichtiger Faktor bei dem Turnier (verlinkt auf /sport/video251549652/Fussball-Europameisterschaft-Julian-Nagelsmanns-27-Mann-Kader-fuer-EM-ohne-Hummels-und-Goretzka.html) werden können. Jüngst erst hatte er in beiden Champions-League-Halbfinals nachgewiesen, welche Qualität er noch immer hat. Der BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) blieb mit dem Abwehrchef gegen PSG (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/paris-st-germain/) zweimal ohne Gegentreffer, zudem köpfte Hummels im Rückspiel noch das entscheidende Tor. Doch auch außerhalb des Platzes hätte der Weltmeister von 2014 als eine gute Stütze für die vielen international unerfahrenen Spieler sein können. Julian Nagelsmann hat sich jedoch anders entschieden. Das gilt es zu respektieren. Nur wird sich der Bundestrainer nun daran messen lassen müssen, wie gut die von ihm Auserwählten das Turnier bestreiten werden. (verlinkt auf /sport/fussball/em/article248472640/EM-2024-Spielplan-Alle-Gruppen-Spiele-und-Spielorte-der-Europameisterschaft.html) Der Coach sagte am Donnerstagmittag selbst: Trotz der jüngsten Erfolge in den zwei Länderspielen sei das Gebilde immer noch fragil. Dass ein Nationalteam mit einer Vielzahl junger und international eher unerfahrener Spieler durchaus zu großen Leistungen fähig ist, hat die WM 2010 ja dann gezeigt. Deutschland landete auf Platz drei. Für Manuel Neuer (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/manuel-neuer/) , damals 24 Jahre alt war, war das Turnier der Beginn einer großen Karriere, wie auch für Sami Khedira (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/sami-khedira/) . Auf den damals 23-Jährigen wurde Startrainer José Mourinho während der WM aufmerksam. Er ließ ihn über seinen Berater kontaktieren und lotste ihn zu Real Madrid. | Lars Gartenschläger | Bundestrainer Nagelsmann setzt bei der EM auf einen Mix aus Routiniers – und vielen, auf der großen internationalen Bühne noch unerfahrenen, Spielern, die sich zuletzt ins Schaufenster gespielt hatten. Der Mix ist vielversprechend und er weckt schöne Erinnerungen. | Sport | Fußball | 2024-05-16T15:00:39Z | 2024-05-16T15:00:39Z | Zwei riskante Härtefälle und ein VfB-Block – Nagelsmann beweist mit Kader Mut | https://www.welt.de//sport/fussball/article251551636/Nationalmannschaft-Zwei-riskante-Haertefaelle-Nagelsmann-beweist-mit-EM-Kader-Mut.html |
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Jackson-Prozeß: Fingerabdrücke auf Sex-Heften untersucht | Fingerabdrücke auf Sexzeitschriften sind im Mißbrauchsprozeß gegen Michael Jackson am Donnerstag (Ortszeit) unter die Lupe genommen worden. Eine Mitarbeiterin der Polizei gab vor der Jury zu Protokoll, ein Fingerabdruck des jüngeren Bruders von Jacksons angeblichem Opfer sei auf einer Zeitschrift gefunden worden, die auf der Neverland Ranch des Popstars konfisziert worden war. Im Schlafzimmer des Sängers seien keine DNA-Spuren der Jungen entdeckt worden, führte die Frau weiter aus. Staatsanwalt Tom Sneddon hatte in seinem Eröffnungsplädoyer darauf verwiesen, daß Jackson den minderjährigen Besuchern erotische Hefte zeigte. Das könne durch Fingerabdrücke bewiesen werden. Im Kreuzverhör der Verteidigung räumten die Ermittler ein, daß die Zeitungen erst ein Jahr nach der Razzia auf Jacksons Neverland Ranch auf mögliche Abdrücke untersucht worden waren, berichtete die "Los Angeles Times". Die Jungen hätten die Hefte auch bei der späteren Grand-Jury-Anhörung angefaßt haben können, argumentierten Jacksons Anwälte. Als Rückschlag für die Anklage werteten Prozeßbeobachter die Festnahme eines früheren Leibwächters des Popstars, der für die Anklage in den Zeugenstand treten sollte. Eric Carter muß sich wegen Raubes und Einbruchs vor Gericht verantworten. Staatsanwalt Sneddon hatte kürzlich angekündigt, Carter werde der Jury in Santa Maria berichten, daß Kinder auf Neverland häufig Alkohol tranken. Er habe auch den Jungen betrunken erlebt, den Jackson mißbraucht haben soll. Nach seiner Inhaftierung sei Carters Auftritt im Zeugenstand fraglich, hieß es in US-Medienberichten. | dpa | Jackson-Prozeß: Fingerabdrücke auf Sex-Heften untersucht | Print-welt | 2005-03-25T23:00:00Z | 2011-11-16T11:27:29Z | Jackson-Prozeß: Fingerabdrücke auf Sex-Heften untersucht | https://www.welt.de//print-welt/article561961/Jackson-Prozess-Fingerabdruecke-auf-Sex-Heften-untersucht.html |
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Hart aber Fair: Tania Kambouri warnt bei Frank Plasberg vor ungeahndeten Straftaten von Flüchtlingen | Die Flüchtlingsströme nach Europa sind das Thema dieser Generation. Tausende machen sich wöchentlich auf den beschwerlichen Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft, viele von ihnen wollen nach Deutschland. Die Berichte von den Flüchtlingsrouten auf dem Balkan, aus Auffanglagern und von den Krisensitzungen im politischen Berlin sind mittlerweile fester Bestandteil jeder Nachrichtensendung. Die Konflikte zwischen den Parteien füllen Tag für Tag aufs Neue die Kommentarspalten. Fast in Vergessenheit geraten sind darüber diejenigen, die Tag und Nacht mit ihrem Engagement dafür sorgen, dass nicht vollends das Chaos ausbricht und den Geflüchteten so gut es geht helfen. Plasberg trifft mit „No-Name-Runde“ Nagel auf den Kopf Ihnen gibt Frank Plasberg in “Hart aber fair“ eine Stimme – und liefert ganz unerwartet eine Sendung ab, die sich vom gewohnten Talkshow-Einheitsbrei deutlich abhebt. Nichts von dem üblichen Gepolter und Rechtgehabe, keine vermeintlichen Experten und allzu eloquente Politiker, die gebetsmühlenartig ihre Positionen wiederholen, sondern eine Sendung, bei der man zuhört, anstatt nach der ersten Viertelstunde weg zuschalten. Zu verdanken ist das nicht nur Plasberg, sondern auch seinen Gästen. „Sie werden vermutlich kaum einen unserer Gäste kennen“ – mit dieser einleitenden Bemerkung trifft Plasberg den Nagel auf den Kopf, denn die Mehrheit der Studiorunde ist tatsächlich unbekannt. Aber genau das ist gut so, denn die Sendung dreht die üblichen Verhältnisse um. Die dringenden Fragen in der Flüchtlingskrise werden von unten angesprochen, von denjenigen die im Alltag am nächsten dran sind – ein freiwilliger Helfer, ein Reporter, eine Polizistin, zwei Beamte. Schafft der Staat das alleine? Wie kommt man überhaupt dazu, Helfer zu werden, will Plasberg dann auch als Erstes von Holger Michel, einem PR-Berater wissen. Michel arbeitet als Helfer im Flüchtlingsheim Berlin-Wilmersdorf und seine Antwort ist ebenso einfach wie treffend: „Man kommt dort hin, sieht, dass es viel zu tun gibt und dann bleibt man.“ Michel ist auch optimistisch, dass die ehrenamtliche Hilfe noch eine ganze Weile bestehen bleibt, schließlich sei man straff organisiert. Seiner Ansicht nach kann und soll der Staat die Herausforderung auch gar nicht alleine in den Griff bekommen, eine Meinung, die Sozialdezernentin Heike Jüngling teilt. „Ohne ehrenamtliche Hilfe würden wir ganz schlecht dastehen“, gibt die Beamtin aus Königswinter offen zu. Eine Kommune könne mit ihren hauptamtlichen Mitarbeitern auch gar nicht die ganzen Maßnahmen bestreiten. Es habe aber trotz der ehrenamtlichen Helfer schon erste Kündigungen gegeben, weil Kollegen mit der Zusatzbelastung nicht klarkämen. Helfer bemängeln schlechte Planungssicherheit Das größte Problem aber, und da ist sie mit ihrem bayerischen Kollegen Lothar Venus einer Meinung, sei die fehlende Planbarkeit und die mangelnde Kommunikation. „Ich wünschte, ich könnte zuverlässig hochrechnen“ klagt sie und auch der Journalist Sandro Poggendorf spart nicht mit Kritik. Die Bürokratie arbeite viel zu langsam, vielfach noch per Hand anstatt mit dem PC. „Es ist eine Katastrophe, was da passiert.“ Angesichts der ohnehin schon hohen Belastung der Ämter bringt die Runde dann auch kein Verständnis für die von Innenminister de Maizière geforderte Einzelfallprüfung des Familiennachzugs auf. „Mein Wunsch wäre, dass wir uns erst mal um die großen Themen kümmern und nicht ein Detail nehmen und es zum politischen Spielball werden lassen“, empört sich Jüngling und erntet dafür nicht nur verdienten Applaus, sondern auch die Zustimmung von Venus, zweiter Bürgermeister des Grenzortes Wegscheid. Venus Statement in dieser Hinsicht gehört zu den besten des Abends. „Die brauchen sich auch als Familie“, mahnt er „nicht nur bei der Flucht, sondern auch bei der Integration.“ Außerdem kämen doch ohnehin die meisten mit Familien – welcher Vater wolle schon Frau und Kind zurücklassen, wenn rundherum die Fassbomben fallen. Schnellere Abläufe, verbesserte Verfahren, das sei wichtig, nicht das Gerangel um ein kaum existierendes Problem. Der Streit um die Familiennachführung, eine politische Nebelkerze. Machtpoker statt konkrete Handlungen Venus ist es auch, der den Schlingerkurs der Politik einen ganz realen Kontext gibt. Der Mann, der kürzlich davor warnte, dass, wenn man nicht aufpasse, bald das erste Kind erfriere, erzählt von einer besonders chaotischen Ankunft von Flüchtlingen in seiner Heimat. „Sie stehen hier auf der Brücke zwischen Deutschland und Österreich und dann hören sie das Wimmern, das Klagen, das Schreien kleiner Kinder. Das überrollt sie nachts um halb drei wie ein D-Zug. Wenn man selber Kinder hat, weiß man, was das bedeutet.“ Untätig sein und sich lieber mit Machtspielen aufzuhalten könne keine Lösung sein. Sandro Poggendorf sieht die gleichen Probleme. Die Lösung könne seiner Meinung nach nicht darin bestehen, dass sich die Politiker Mittwochs vertrügen und Sonntags bekriegten. „Wir geben als System ein trauriges Bild ab“, konstatiert er schonungslos unter Applaus des Publikums. Umso besser sind dagegen die Leistungen der Ehrenamtlichen organisiert. Ein eingespielter Tagebucheintrag Holger Michels zeigt eindrucksvoll, wie leidenschaftlich die Helfer bei der Sache sind. Helfen mache auch Spaß und solle auch Spaß machen, so der Berliner, der aufgrund eines Artikels in der „Welt“ (verlinkt auf /politik/deutschland/article146378934/Wie-freiwillige-Helfer-am-Berliner-Chaos-verzweifeln.html) in die Talkshow eingeladen worden war. Von Plasberg gefragt nach seiner Freizeit, erwidert er: „Ich bin dazu übergegangen, meine Freunde in die Unterkunft einzuladen. Mit ein bisschen Glück hat man einen neuen Helfer gewonnen.“ Wie weit die Hilfsbereitschaft gehen kann, demonstriert er auch mit Schilderungen von Helfern, die freimütig Geld für Babynahrung vorstreckten, um schnell Hilfe leisten zu können. „Babys haben die Angewohnheit, dass man sie nicht 24 Stunden auf Essen warten lassen kann“ gluckst er, woraufhin Plasberg noch einen obendrauf setzt: „Die können nicht einmal einen Antrag stellen.“ Alle brechen in herzhaftes Lachen aus – zumindest kurz zeigt sich da, dass selbst ein so ernstes Thema durchaus mit Humor betrachten werden kann. Kambouri warnt vor Parallelgesellschaft Frank Plasberg zeigt sich in dieser Ausgabe ohnehin von seiner besten Seite. Ohne seinen üblichen Biss zu verlieren, zeigt er sich als guter Zuhörer, der alle Gäste gleichermaßen zu Wort kommen lässt, ohne dabei den Faden zu verlieren. Auch der sonst wesentlich kontroverser argumentierenden Polizistin und Buchautorin Tania Kambouri entlockt er einige unerwartete Aussagen. Angesprochen auf ihre Erlebnisse mit Flüchtlingen im Dienstalltag, macht diese eine wesentlich bessere Figur, als noch vor Kurzem bei Sandra Maischberger. „Mir tut das weh und auch ich habe Mitleid“, gesteht sie. Man müsse aber auch die Problemfälle ansprechen. „Ich habe Angst, dass diese Menschen in eine Parallelgesellschaft abdriften.“ Natürlich sei nicht jeder Terrorist und mit der großen Mehrheit gäbe es keinerlei Probleme. Das größte Problem sei jedoch die mangelnde Registrierung, durch welche Straftaten nicht geahndet werden könnten. „Das sendet das falsche Signal“, warnt sie. Dass viele Einwohner wegen der Flüchtlinge besorgt sind, darüber will die Sendung nicht hinwegtäuschen. Eine Zuschauermeinung, die den Flüchtlingen vorwirft, doch ihren „eigenen Dreck wegzumachen“, da sie sowieso schon eine „Versorgungsmentalität“ entwickelt hätten, wird dennoch von der Runde schnell zerpflückt, und das zu Recht. Politik sollte auch mehr Zuversicht zu vermitteln Dennoch, alle Gäste sind sich darüber im Klaren, dass eine gesellschaftliche Spaltung stattgefunden hat, ein Umstand, an dem auch die Politik eine erheblich Mitschuld trage. Nicht mit den Leuten zu reden, die betroffen sind, sei dabei keine Lösung, sondern „eine gefährliche Entwicklung“, die nur den Frust steigere, so Poggendorf. Die Gretchenfrage nach der Obergrenze stellt Plasberg während der Sendung nicht. Was er stattdessen wissen will: Was muss anders laufen, damit es nicht zu noch mehr Problemen kommt? Für Kambouri ist es die Integration: „Wir dürfen damit nicht warten, wir müssen jetzt anfangen.“ Der sieht die Politik im Zugzwang. „Wir brauchen eine klare Kante“, fordert Michel. Die Politik müsse Klartext reden über die wirklichen Probleme, eine Ansicht, die alle teilen. „Wir haben zugehört“, sagt Frank Plasberg zum Ende der Sendung ,und es stimmt. Doch die Schlussworte, die nachklingen, gehören Michel: „Aufgabe der Politik ist es auch, mehr Zuversicht zu vermitteln. Wir können über uns hinauswachsen.“ | Felix Simon | Bei Frank Plasberg kommen zum Thema Flüchtlingskrise ehrenamtliche Helfer zu Wort, ohne deren Arbeit sie nicht zu bewältigen wäre. Die streitbare Polizistin Kambouri warnt erneut – und überrascht. | Vermischtes | 2015-11-10T02:06:34Z | 2015-11-10T13:59:51Z | „Ungeahndete Straftaten senden falsches Signal“ | https://www.welt.de//vermischtes/article148645176/Ungeahndete-Straftaten-senden-falsches-Signal.html |
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Emmanuel Macron lässt neu wählen: Ein politisches Erdbeben erschüttert Frankreich | Die Europawahlen haben in Frankreich ein politisches Erdbeben ausgelöst. Staatspräsident Emmanuel Macron hat noch am Wahlabend Konsequenzen aus dem haushohen Sieg der Rechtspopulisten gezogen und die Auflösung der Nationalversammlung angekündigt. Bereits Ende Juni werden Wahlen stattfinden. Der zweite Wahlgang ist für den 7. Juli angesetzt. „In Frankreich kommen die rechtsextremen Parteien auf knapp 40 Prozent der abgegebenen Stimmen“, rechnete der Präsident vor. „Ich kann nicht so tun, als wäre nichts geschehen“, so Macron bei einer kurzen, überraschenden Fernsehansprache, nachdem das rechtspopulistische Rassemblement National (RN) mit 31,5 Prozent der Stimmen die proeuropäische Liste des Präsidenten weit hinter sich abgehängt hatte. Macron sprach von einer „schweren, gravierenden Entscheidung“, aber betonte, dass er den Franzosen vertraue. Er wünsche sich „Klärung“ und zählte auf, was man in Europäischen Union in den vergangenen Jahren gemeinsam erreicht habe. Angesichts seiner herausragenden Umfragewerte hatte Spitzenkandidat Bardella bereits im Vorfeld Neuwahlen gefordert. Der Präsident hatte das bislang abgelehnt. Seine Entscheidung wurde von der Opposition als „mutig“ gelobt. Le Pens Partei gilt jetzt schon als klarer Sieger einer Neuwahl Das französische Präsidialsystem ist so aufgebaut, dass Macron als Präsident nicht gefährdet ist. Umfragen der vergangenen Wochen und Monate sehen Le Pens Partei allerdings als klaren Sieger einer Neuwahl. Sollte ihre Partei die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung erhalten, wäre Macron gezwungen, Bardella zum Premierminister zu berufen. Macron hofft womöglich darauf, dass die Franzosen mit dieser Wahl nur einen Warnschuss abgeben wollten und sich auf republikanische Werte besinnen, wenn es ernst wird. Das könnte allerdings ein Trugschluss sein. Womöglich steckt auch ein machiavellistisches Kalkül dahinter. Es ist nicht auszuschließen, dass Macron die Rechtspopulisten in einer Kohabitation, einer politischen Zwangsehe, vorführen will. Drei Jahre vor der nächsten Präsidentschaftswahl 2027, bei der er nicht mehr antreten kann, setzt er möglicherweise darauf, dass sich der erst 28-jährige Bardella und die Parteikollegen vom RN als nicht auf der Höhe dieser Aufgabe erweisen. Macrons Parteienbündnis bei der Europawahl klar abgeschlagen Macron hatte sich seit 2017 als Garant dafür verstanden, einen Sieg der Rechtspopulisten zu verhindern. Sollte er nach zwei Amtszeiten und einem Jahrzehnt an der Macht die Schlüssel des Elysée-Palastes an Le Pen übergeben müssen, würde er als gescheiterter Präsident in die Geschichtsbücher eingehen. Mit Spitzenkandidat Bardella hat Le Pens Partei bei diesen Wahlen das beste Ergebnis in ihrer Geschichte errungen. Bereits bei den beiden vorangegangenen Europawahlen hatten die französischen Rechtspopulisten am besten abgeschnitten. Beim letzten Mal allerdings nur mit einem Prozent Vorsprung vor Macrons Liste. Dieses Mal ist das Parteienbündnis des Präsidenten „Besoin d’Europe“ mit 15 Prozent weit abgeschlagen auf den zweiten Platz gelandet. Bardella hatte angekündigt, aus der Europawahl ein „Referendum gegen Macron“ zu machen, zu einer französischen Form der amerikanischen Midterms. Das ist ihm gelungen. Es ging während des Wahlkampfs nur um nationale Belange wie Kaufkraft, eine europäische Perspektive fehlte. Die Franzosen haben dieses Angebot angenommen und Staatschef und Regierung hart sanktioniert. Der RN wird 29 bis 31 Sitze von 81 erhalten und ein starkes Bündnis mit Gleichgesinnten im Parlament suchen. Le Pen sprach von einer klaren Botschaft. Das französische Volk wolle nicht länger diese „technokratische, abgehobene und immer brutalere Konstruktion“, schreib sie auf X. Mit nur einem Punkt Abstand hinter Macrons proeuropäischer Liste folgt das sozialliberale Bündnis von Raphaël Glucksmann. Die linkspopulistische Partei La France Insoumise (LFI) kam trotz eines äußerst spaltenden, anti-israelischen Wahlkampfs auf knapp neun Prozent. Die französischen Konservativen setzen ihren Abstieg fort und kamen auf nur sieben Prozent. Jeweils knapp über fünf Prozent erhielten die französischen Grünen und die rechtsextreme Partei von Eric Zémmour mit Marion Maréchal als Spitzenkandidatin. Der national-identitäre Block aus Rechtspopulisten und Rechtsextremen kommt damit zusammengerechnet auf 37 Prozent in Frankreich. Macrons Hoffnung, dass die Europawahl nur ein lauter Warnschuss war und pro-europäische Kräfte die Mehrheit im Parlament haben werden, könnte sich bald als Trugschluss erweisen. | Martina Meister | Nach der deutlichen Niederlage seines Wahlbündnisses bei der Europawahl hat der französische Präsident Emmanuel Macron überraschend die Nationalversammlung aufgelöst und eine vorgezogene Parlamentswahl angekündigt. Ein Manöver nicht ohne Risiko. | Politik | Ausland | 2024-06-11T13:18:59Z | 2024-06-11T13:19:00Z | Ein politisches Erdbeben erschüttert Frankreich | https://www.welt.de//politik/ausland/article251943320/Macron-laesst-neu-waehlen-Ein-politisches-Erdbeben-erschuettert-Frankreich.html |
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5G erobert die Welt – und sogar das skeptische Deutschland | Die neue und damit fünfte Mobilfunktechnologie 5G ist der erfolgreichste Mobilfunkstandard der Industriegeschichte. Bereits 2027 wird es 4,4 Milliarden 5G-Anschlüsse geben, damit würde jeder zweite Mobilfunkanschluss weltweit auf den neuen 5G-Netzen laufen. Zu dieser Prognose kommt der Mobility Report von Ericsson (verlinkt auf http://www.ericsson.com/) . Der schwedische Netzausrüster untersucht regelmäßig die weltweiten Trends auf dem Mobilfunkmarkt. Damit setzt sich die Technologie schneller durch als alle Mobilfunk-Standards davor. Bereits Ende des Jahres wird es der Studie zufolge weltweit fast 660 Millionen 5G-Anschlüsse geben. Zu diesem Zeitpunkt sind mehr als zwei Milliarden Menschen in Reichweite eines 5G-Netzes. Bereits vor sechs Jahren meldete der Mobility Report von Ericsson mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen auf der Welt. Ende des Jahres werden es gut acht Milliarden Anschlüsse sein. Die schnelle 5G-Verbreitung spiegelt sich auch im Verkauf von 5G-Smartphones wider. Fast jedes vierte Smartphone (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/plus233964398/iPhone-13-Pro-im-Test-So-gut-ist-Apples-neues-Smartphone-wirklich.html) , das heute verkauft wird, beherrscht den neuen 5G-Standard. Zum Vergleich: Beim 4G-Standard waren es zum vergleichbaren Zeitpunkt der Markteinführung erst acht Prozent aller Smartphones. Bereits 2027, so die Prognose, werden drei Viertel der Weltbevölkerung in Reichweite von 5G-Netzen leben, über die dann mehr als 60 Prozent des weltweiten Smartphone-Datenverkehrs laufen wird. Dabei war selbst der Vorgänger-Standard 4G (LTE) sehr erfolgreich. Ende des Jahres werden 4,7 Milliarden Anschlüsse über 4G laufen. Ericsson erstellt seit zehn Jahren seinen umfassenden Report über den Zustand des Mobilfunks weltweit. In dieser Zeit ist der Datenverbrauch in den Mobilfunknetzen um den Faktor 300 gestiegen. Mit der Erwartung von 660 Millionen 5G-Anschlüssen bis Ende des Jahres hat der Bericht eine frühere Prognose korrigiert. „Dies ist ein Anstieg gegenüber unserer vorherigen Schätzung und ist hauptsächlich auf eine stärker als erwartete Nachfrage in China und Nordamerika zurückzuführen, zum Teil ausgelöst durch sinkende Preise für 5G-Geräte. Tatsächlich sind 5G-Smartphones bereits für weniger als 200 Euro zu bekommen, auch hier sinken die Preise schneller als bei der Einführung von 4G-Geräten. Sechs von zehn Smartphones, die beispielsweise Vodafone in Deutschland an die Kunden verkauft, sind inzwischen 5G-fähig. Nordamerika ist beim Ausbau vorne 5G setzt sich aber nicht überall auf der Welt gleich schnell durch. So geht der Report davon aus, dass in Afrika südlich der Sahara im Jahr 2027 nur etwa jeder zehnte Mobilfunkanschluss auf einem 5G-Netz laufen wird, in Westeuropa werden es dann 83 Prozent sein und in Nordamerika 90 Prozent. In Deutschland korrigieren die Netzbetreiber ihre Ausbauziele regelmäßig nach oben. Die Deutsche Telekom (verlinkt auf https://www.welt.de/wirtschaft/plus233238409/Mit-dem-Techniker-Trick-So-soll-die-Telekom-Vodafone-Kunden-schikanieren.html) gibt die Bevölkerungsabdeckung ihres 5G-Netzes mit 85 Prozent an, bis Jahresende sollen es 90 Prozent sein. Vodafone erreicht inzwischen nach eigenen Angaben 35 Millionen Menschen in Deutschland mit 5G, Ende März 2023 sollen es 60 Millionen sein. Und das 5G-Netz von Telefónica (O2) soll bis Jahresende mehr als 30 Prozent der Haushalte und bis Ende des kommenden Jahres 50 Prozent der Haushalte erreichen. Der vierte Netzbetreiber 1&1 hat seine Ausbaupläne noch nicht bekannt gegeben. Doch es gibt Auflagen, zu denen sich 1&1 mit der Ersteigerung von 5G-Lizenzen verpflichtet hat: Bis Ende 2025 muss der Anbieter mindestens ein Viertel aller Haushalte in Deutschland mit seinem Netz erreichen. „Alles auf Aktien“ ist der tägliche Börsen-Shot aus der WELT-Wirtschaftsredaktion. Jeden Morgen ab 7 Uhr mit den Finanzjournalisten von WELT. Für Börsenkenner und -einsteiger. Abonnieren Sie den Podcast bei Spotify (verlinkt auf https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fopen.spotify.com%2Fepisode%2F4q4vQu3aepCjQaRoE4wLQL&data=04%7C01%7CDaniel.Mandler%40welt.de%7Cf6ad3a5d88c34f9cb03908d8c1426955%7Ca1e7a36c6a4847689d653f679c0f3b12%7C0%7C0%7C637471838259416658%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=wr0waaNhKbGzt0xllPbsleU%2BMM4DnrAW7GaIfoSEu1s%3D&reserved=0) , Apple Podcast (verlinkt auf https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fpodcasts.apple.com%2Fde%2Fpodcast%2Falles-auf-aktien%2Fid1549709271&data=04%7C01%7CDaniel.Mandler%40welt.de%7Cf6ad3a5d88c34f9cb03908d8c1426955%7Ca1e7a36c6a4847689d653f679c0f3b12%7C0%7C0%7C637471838259426651%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=1lwHQuloo%2FHQmpsDOdTUZnq1600fHuICcyotEl0RP6Y%3D&reserved=0) , Amazon Music (verlinkt auf https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fmusic.amazon.de%2Fpodcasts%2Fdf7f5b86-fe30-4754-bca8-ded5c7b904a3%2FAlles-auf-Aktien&data=04%7C01%7CDaniel.Mandler%40welt.de%7Cf6ad3a5d88c34f9cb03908d8c1426955%7Ca1e7a36c6a4847689d653f679c0f3b12%7C0%7C0%7C637471838259426651%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=1liNLyCM20Yb0hWPRWzTWIrUSUv%2FC%2FUnByBxAcwCTKE%3D&reserved=0) und Deezer (verlinkt auf https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.deezer.com%2Fus%2Fshow%2F2196062&data=04%7C01%7CDaniel.Mandler%40welt.de%7Cf6ad3a5d88c34f9cb03908d8c1426955%7Ca1e7a36c6a4847689d653f679c0f3b12%7C0%7C0%7C637471838259436647%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&sdata=hL1fFudcPGfl0Jdd4Z8OLsdRKfUiA9Yk0iafvOFUa5I%3D&reserved=0) . 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Devisen-Hitliste: Euro macht US-Dollar den Rang streitig | Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte. Dieser Satz wird von manch einem nach den jüngsten Turbulenzen um Griechenland und die anderen südeuropäischen Euro-Länder heftig angezweifelt. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache, so auch die Daten, die von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlicht wurden. Demnach hat der Euro in den vergangenen drei Jahren erneut an Gewicht an den internationalen Währungsmärkten gewonnen, zu Lasten des Dollar. Die Gemeinschaftswährung ist heute an 39,1 Prozent aller Devisentransaktionen beteiligt, ein Plus von über zwei Prozentpunkten gegenüber der letzen Erhebung 2007. Die US-Währung ist zwar weiterhin dominierend, ihr Anteil ging jedoch erneut zurück, wie schon seit der Einführung des Euro. Während der Dollar 2001 noch in knapp 90 Prozent aller Transaktionen eine der beiden beteiligten Währungen war, ist dies nun nur noch bei knapp 85 Prozent der Fall. Die Zahlen der BIZ, die in gewissem Sinne die Zentralbank der Zentralbanken ist und ihren Sitz in Basel hat, basieren auf Berichten von 53 Notenbanken und Währungsbehörden. Erhoben wurden die Daten in allen Ländern parallel für den Monat April. Eingeflossen sind Zahlen von insgesamt 1309 Banken und Händlern aus der ganzen Welt. Zutage getreten ist dabei neben den Verschiebungen zwischen Euro und Dollar auch die wachsende Bedeutung von Währungen aus den Schwellenländern am Devisenmarkt. Vor allem der koreanische Won und die türkische Lira konnten deutlich zulegen, auch wenn sich deren Anteil immer noch auf sehr niedrigem Niveau bewegt. Australischer Dollar holt kräftig auf Zu den sechs bedeutendsten Währungen am Devisenmarkt gehört inzwischen der australische Dollar, der seinen Anteil an den Transaktionen seit 1998 mehr als verdoppelt hat. Inzwischen liegt er in der Bedeutung nur noch ganz knapp hinter dem Schweizer Franken. Auch der kanadische Dollar legte erneut zu. Dem entspricht die wachsende Bedeutung von rohstoffexportierenden Nationen wie Australien und Kanada für die Weltwirtschaft, deren Währungen inzwischen auch als sichere Häfen gesehen werden. An Bedeutung eingebüßt hat dagegen gegenüber der letzten Erhebung 2007 neben dem US-Dollar vor allem das britische Pfund. Damit spiegeln die Zahlen auch die aktuelle Situation in der Weltwirtschaft wider, da die angelsächsischen Länder nach wie vor am schwersten von der Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen sind. Für Michala Marcussen, Chefvolkswirtin der Société Générale, ist dies nur der Beginn eines Prozesses, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. „Auf lange Sicht erwarten wir den Übergang zu einem Mehr-Währungssystem.“ Der Dollar würde demnach international weiter an Bedeutung verlieren, der Euro zulegen oder sich zumindest stabilisieren, und weitere Währungen in die Arena steigen. Zwar dürfte sich dieser Prozess über mehrere Jahrzehnte erstrecken, er hat jedoch offenbar heute schon eingesetzt. Dies zeigt auch die Entwicklung bei den Devisenreserven der Staaten. Hier ergibt sich ein ganz ähnliches Bild wie beim Devisenhandel: Der Anteil des Dollar geht seit Jahren kontinuierlich zurück, der Euro gewinnt dagegen hinzu. Und China ist zuletzt dazu übergegangen, vermehrt japanische Anleihen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/anleihen/) zu kaufen, schichtet also zunehmend von US-Dollar in die Währung des Nachbars um. Tage der Dollardominanz sind gezählt Der chinesische Yuan selbst kann dagegen heute noch nicht als internationale Reservewährung dienen, da er noch nicht konvertibel ist und der Kapitalverkehr von der Regierung kontrolliert wird. Es ist jedoch erklärtes Ziel Pekings, die eigene Währung auf lange Sicht handelbar zu machen, so dass auch der Yuan zu einem wichtigen Spieler an den Devisenmärkten aufsteigen kann. Die Tage der Dollardominanz sind also gezählt. Dies hat jedoch auch nachhaltige Auswirkungen auf den Devisenmarkt. Künftig würden dann beispielsweise auch Währungspaare, an denen der Dollar nicht beteiligt ist, eine zunehmend wichtige Rolle spielen, sowohl im internationalen Handel als auch am Devisenmarkt. Dies könnte jedoch auch die Schwankungen zwischen diesen Währungen erhöhen – was für Unternehmen eher hinderlich ist, Anlegern jedoch zusätzliche Möglichkeiten bietet. Sie können nämlich schon heute über eine Reihe von Produkten auf die Entwicklung einzelner Währungspaare spekulieren. Der Anbieter ETF Securities hat erst kürzlich eine ganze Reihe von Indexpapieren (ETC) aufgelegt, mit denen Investoren nicht nur auf das klassische Paar Euro-Dollar setzen können, sondern beispielsweise auch auf die Entwicklung des Euro gegenüber Pfund, Yen oder Schweizer Franken. Daneben gibt es auch Papiere auf die Entwicklung diverser Schwellenländerwährungen gegenüber dem Dollar. Eine Ausweitung auf den Euro als Gegenpart dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Solche Währungsspekulationen beinhalten jedoch auch immer eine Reihe von Risiken, da dieser Markt stark von Stimmungen und Trends abhängt, die für Privatanleger oft schwer durchschaubar sind. Wer das ganze daher lieber Profis überlassen und dennoch dabei sein will, kann auch auf eine Reihe von Währungsfonds setzen. Die große Spannbreite der erzielten Renditen zeigt jedoch: eine garantierte Erfolgsgeschichte sind auch sie nicht. | Frank Stocker | Der Euro gewinnt an den Währungsmärkten immer mehr an Gewicht. Wer die Hitliste der Devisen kennt, kann kräftig Geld verdienen. | Finanzen | 2010-09-01T16:26:22Z | 2017-07-19T04:44:06Z | Euro macht US-Dollar den Rang streitig | https://www.welt.de//finanzen/article9334319/Euro-macht-US-Dollar-den-Rang-streitig.html |
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Montoya hängt Schumacher ab | Er zuckte nur unschuldig mit den Schultern, zog die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen hoch. Formel-1-Pilot Juan Pablo Montoya raste als erstes auf dem Ski-Motorrad den Hügel herunter, hinter ihm hatte es seinen Teamkollegen Ralf Schumacher auf einem ganz ähnlichen Gefährt aus einer lang gezogenen Rechtskurve in den Tiefschnee heraus getragen, und er war umgekippt. Während sich Schumacher den Schnee vom dunkelblauen Overall klopfte, feixte der Kolumbianer. "Er ist gefallen und hat sich abgerollt." Kommen Sie, mal ehrlich, fragte der Reporter, Sie sind so gefahren, dass er hinfallen musste. Diesmal Schweigen, ein vielsagendes Schweigen. Beim Abschlussfest einer für den bayerischen Rennstall so erfolgreichen Saison begaben sich die beiden Vorzeige-Angestellten Montoya und Schumacher auf dem Hartkaiser-Berg bei Ellmau/Österreich auf ungewohntes Terrain. Sie bretterten mit motorbetriebenen Skidoos über feinen Schnee und fuhren anschließend auf Skiern Slalom. Der Rahmen war dem zwischenmenschlichen Verhältnis der Fahrer zueinander angemessen. Um die BMW-Williams-Piloten herrschte eitel Sonnenschein, im Schnee ging es dagegen frostig zu. Kein Hallo, kein Smalltalk, noch nicht einmal Blickkontakt. Man muss kein erfahrener Psychotherapeut sein, um zu erkennen, dass es für beide gestern ein Pflichttermin war, den beide professionell nahmen, jeder für sich. Das mit viel Spannung erwartete Duell auf den Ski-Motorrädern ging witterungsgerecht unentschieden aus. Zwei Runden lag Montoya vorn, zwei Runden gewann Schumacher. Die englischen Journalisten, nach der Lobrede von Frank Williams auf Montoya mehr mit dem Kolumbianer sympathisierend, monierten jedoch die ungleichen Bedingungen. Während der Wahl-Österreicher Schumacher das 125 PS stake Skidoo steuerte, musste sich Montoya mit 25 PS weniger begnügen. Beim Slalom vermieden beide das direkte Duell. "Ich habe die Kurve unterschätzt, eine Kufe meines Skidoos hat sich quer gestellt. ich bin weich gefallen", analysierte Schumacher den kleinen Crash. "Es hat mit trotzdem Riesenspaß gemacht." Montoya, der mit seiner kolumbianischen Freundin Connie nach Ellmau kam, bedankte sich artig bei BMW. "Ich finde es gut, dass uns der Spaß ermöglicht wurde, im Hinblick auf die Verletzungsgefahr." | WELT | Die beiden Team-Kollegen wagten sich mit ungewohnter Motorisierung auf neues Terrain | Print-wams | 2001-12-08T23:00:00Z | 2011-11-16T12:43:18Z | Montoya hängt Schumacher ab | https://www.welt.de//print-wams/article617986/Montoya-haengt-Schumacher-ab.html |
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Fall Sami A.: „Verbalnote“ könnte für eine Wende sorgen | Auf dieses Schriftstück hat Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) über Monate gewartet. Seit dem 31. Oktober liegt das von ihm erhoffte Dokument dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen vor, wie jetzt bekannt wurde. Es geht um eine sogenannte „Verbalnote“ der tunesischen Regierung. Darin wird zugesichert, dass dem aus Deutschland ausgewiesenen islamistischen Gefährder Sami A. keine Gefahr für Leib und Leben drohe und dass im Umgang mit dem 42-Jährigen die Menschenrechte eingehalten würden. Diese Verbalnote könnte für eine Wende im hochumstrittenen Fall sorgen und eine verspätete Rettung für Stamp sein. Denn damit könnte die brisante Abschiebung (verlinkt auf /politik/article181197164/Abschiebung-von-Gefaehrder-15-Minuten-werden-dem-Integrationsminister-im-Fall-Sami-A-zum-Verhaengnis.html) von Sami A., die im Juli rechtswidrig erfolgte, doch noch erfolgreich abgeschlossen werden. Stamp mochte das Vorliegen des Dokuments am Freitag nicht kommentieren. Anfang Oktober hatte der Freidemokrat im WELT-Gespräch noch betont: „Die Situation könnte gelöst werden, wenn es eine diplomatische Note geben würde, dass er menschenrechtskonform behandelt wird.“ Über Monate hatte der NRW-Integrationsminister die Hilfe des Bundes eingefordert und sogar öffentlich harsche Kritik Richtung Berlin geübt. „Hier haben weder Bundeskanzlerin Merkel, Bundesinnenminister Seehofer noch Außenminister Maas das getan, was notwendig wäre, obwohl wir sie zigfach dazu aufgefordert haben“, sagte Stamp (verlinkt auf /politik/deutschland/article181760388/Fall-Sami-A-Joachim-Stamp-macht-Seehofer-schwere-Vorwuerfe.html) vor einigen Wochen. Es sei „einfach unfassbar, dass da nichts passiert“. Wäre diese Verbalnote früher eingetroffen, hätte sie großen politischen Schaden und juristischen Ärger erspart. Seit Jahren hatte der als gefährlich geltende Islamist unter polizeilicher Aufsicht gestanden und staatliche Hilfsleistungen in Anspruch genommen. Ihm wurden weder Asyl noch Schutzstatus gewährt, doch er wehrte sich juristisch immer wieder erfolgreich gegen Abschiebungsversuche (verlinkt auf /politik/deutschland/article175790491/Gefaehrder-in-NRW-Warum-der-Staat-Bin-Ladens-Leibwaechter-nicht-loswird.html) des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF, und der vollziehenden Ausländerbehörde der Stadt Bochum. Das zuständige Verwaltungsgericht Gelsenkirchen sah die Gefahr von Folter und Misshandlung in seiner Heimat und verfügte ein Abschiebungsverbot. Sami A. war am 13. Juli von Düsseldorf aus abgeschoben worden, obwohl das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen seine Abschiebung am Vorabend wegen angeblich drohender Folter für unzulässig erklärt hatte. Der Beschluss erreichte die Ausländerbehörde Bochum erst, als A. bereits im Flugzeug saß. Rechtlich betrachtet hätte die begonnene Abschiebung nun sofort abgebrochen und Sami A. zurückgeholt werden müssen, doch die Maßnahme lief weiter, und das Flugzeug kehrte ohne ihn zurück. Das Verwaltungsgericht warf der Ausländerbehörde Bochum und dem NRW-Integrationsministerium danach vor, sie bewusst über den geplanten Abschiebungstermin im Unklaren gelassen zu haben. Sami A. darf Tunesien nicht verlassen Das Oberverwaltungsgericht (OVG) NRW bestätigte das Gelsenkirchener Gericht in dieser Auffassung. Das OVG sprach in einem spektakulären Beschluss gar von einem „rechtswidrigen“ Vorgehen der Behörden und verfügte, dass Sami A. wieder zurückgebracht werden müsse. Stamp übernahm dafür die volle Verantwortung (verlinkt auf /politik/deutschland/article181207830/Fall-Sami-A-Joachim-Stamp-FDP-raeumt-Fehler-ein.html) und wurde mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Mit einer diplomatischen Verbalnote wäre womöglich das Abschiebungsverbot entfallen. Die vorliegende Verbalnote der tunesischen Regierung könnte im brisanten Fall Sami A. die entscheidende Hilfe sein, die Abschiebung endgültig abzuschließen, und für eine politische Entlastung Stamps sorgen. Das BAMF (verlinkt auf /themen/bamf/) hat beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen eine Abänderung des im Juli bestätigten Abschiebeverbots im Eilverfahren gestellt und beruft sich unter anderem auch auf das diplomatische Dokument. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen prüft nun, ob ein Abschiebeverbot noch Gültigkeit hat. Nach Informationen des NRW-Integrationsministeriums befindet sich Sami A. aktuell in Tunesien auf freiem Fuß, darf das Land aber nicht verlassen, weil die Ermittlungen gegen ihn noch laufen. Ob er überhaupt noch einmal nach Deutschland zurückkehrt, ist wegen der neuen Lage im juristischen Verfahren ungewisser denn je. | Kristian Frigelj | In den Fall des rechtswidrig nach Tunesien abgeschobenen mutmaßlichen Gefährders Sami A. kommt wieder Bewegung. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat einen neuen Versuch gestartet, das Abschiebeverbot zu kippen. | Politik | Deutschland | 2018-11-02T19:09:43Z | 2018-11-02T19:09:43Z | „Verbalnote“ könnte für eine Wende im Fall Sami A. sorgen | https://www.welt.de//politik/deutschland/article183199388/Fall-Sami-A-Verbalnote-koennte-fuer-eine-Wende-sorgen.html |
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Neuer Kunststoff: Die Auto-Karosserie, die sich selbst repariert | Es klingt ein bisschen wie Handauflegen, könnte aber schon bald Realität werden: Die Werkstatt der Zukunft repariert einen Kratzer in der Stoßstange nur mit ein bisschen Wärme. Das ist eine Vision der Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie. Sie haben ein neuartiges Polymernetzwerk entwickelt, das sich bei vergleichsweise geringen Temperaturen von 50 bis 120 Grad Celsius in wenigen Minuten selbst heilt. Solche Werkstoffe können sich selbst reparieren, indem sie nach Beschädigungen ihre ursprüngliche molekulare Struktur wieder herstellen. Bei dem in rund vierjähriger Forschung neu entwickelten Kunststoff der Karlsruher um Professor Christopher Barner-Kowollik fügen sich bei den genannten Temperaturen die Einzelteile rasch wieder zusammen. Einsatz bei Karbon-Teilen Die benötigte Zeit zu verringern und die äußeren Bedingungen, unter denen der Heilungsprozess abläuft, zu optimieren gehört zu den wesentlichen Hausforderungen der Forschung an selbstheilenden Materialien. Die selbstheilenden Eigenschaften lassen sich auf die große Bandbreite der bekannten Kunststoffe übertragen. Deshalb wäre eine Option der neuen Entwicklung die Selbstheilung von Karbon-Karosserien. Bisher müssen hier bei einem Unfall zerstörte Teile, wie zum Beispiel ein zerbeulter Kotflügel, meist ausgetauscht werden. Mit der Verwendung des selbstheilenden Kunststoffes könnte eine Delle umgeformt werden, ähnlich wie heute ein Blech ausgebeult wird. Auch bei Laptops und Smartphones hilfreich Die Karbonfaser muss dazu von vornherein mit Polymer versehen sein, erst dann bekommt der Werkstoff die gewünschten Eigenschaften. Auch Risse in der Karosserie könnten so geflickt werden. In Versuchen wiesen die Wissenschaftler nach, dass sich die ursprünglichen Eigenschaften des Materials vollständig wiederherstellen lassen. Mehr noch, Experte Barner-Kowollik sagt: „Es ließ sich nachweisen, dass die Testkörper nach der ersten Heilung sogar stärker gebunden sind als vorher.“ Ein solches Material hat viele offensichtliche Vorteile, von dem Einsatz in Konsumgütern, wie Laptops und Mobiltelefonen bis hin zu den Lacken von Autos und Flugzeugen. | Hanne Lübbehüsen | Kratzer und Beulen könnten in der Werkstatt bald durch Erwärmung ausgebessert werden. Deutschen Wissenschaftlern ist ein womöglich entscheidender Durchbruch bei selbstheilenden Werkstoffen gelungen. | Motor | 2014-03-26T09:02:03Z | 2015-10-15T18:38:57Z | Die Auto-Karosserie, die sich selbst repariert | https://www.welt.de//motor/article126205248/Die-Auto-Karosserie-die-sich-selbst-repariert.html |
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Kinderbetreuung: Weniger Kita-Gebühren, bessere Betreuung – bundesweit | Ob Eltern einen Kita-Platz für ihr Kind bekommen, ob sie viel oder wenig sie dafür bezahlen, ob die Betreuung intensiv oder eher oberflächlich ist, das war in der Vergangenheit oft Glückssache. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es Betreuungsplätze satt, dafür sind sie teuer. In Rheinland-Pfalz zahlen Eltern gar keine Gebühren, dafür fehlen Plätze für Kleinkinder. Und in Ostdeutschland ist eine Erzieherin für 6,1 Krippenkinder zuständig, eine westdeutsche aber nur für 3,6. Ein Flickenteppich. Typisch deutscher Bildungsföderalismus eben. Damit soll jetzt Schluss sein. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich Bund und Länder am Dienstag erstmals auf einheitliche Qualitätsstandards verständigt. Künftig sollen in ganz Deutschland die gleichen Startbedingungen für Krippen- und Kindergartenkinder (verlinkt auf /themen/kinderbetreuung/) gelten: mit einem besseren Betreuungsschlüssel, mehr Sprachförderung und einer Gebührenentlastung bis hin zur Gebührenfreiheit. Zehn Milliarden Euro pro Jahr für Betreuung Künftig soll in ganz Deutschland ein Personalschlüssel von 1:3 für unter Dreijährige (ein Betreuer für drei Kinder) und von 1:6,8 für Drei- bis Sechsjährige gelten. Rechnet man Fehltage und Schichtarbeit von Erziehern ab, wäre dann im Schnitt eine Erzieherin für vier Kleinkinder beziehungsweise für neun Vorschulkinder zuständig. 5,7 Milliarden Euro würde die bessere Betreuung jedes Jahr kosten. Und auch an die anderen vorgeschlagenen Maßnahmen heftete die Arbeitsgruppe erstmals ein Preisschild. Weiterer Ausbau der Ganztagsbetreuung: 440 Millionen. Befreiung der Geringverdiener von Elternbeiträgen: 29,6 Millionen. Weiterer Ausbau der Krippen: 2,6 Milliarden. Insgesamt summiert sich der Finanzbedarf auf zehn Milliarden Euro pro Jahr, wenn die Ziele der Bund-Länder-Konferenz „Frühe Bildung“ tatsächlich alle umgesetzt werden. Geld, das die Länder nicht alleine stemmen können. Ausdrücklich ist in der Abschlusserklärung deshalb von einer „dauerhaften und erheblich höheren Beteiligung des Bundes an den Kosten“ die Rede. Manuela Schwesig fordert eine stufenweise Erhöhung Schon im Frühjahr will Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) Eckpunkte für ein „Qualitätsentwicklungsgesetz“ vorlegen, auf dessen Basis sie dann bei den Verhandlungen für den Haushalt 2018 zusätzliche Milliarden für die Kitas herausholen will. Der Bund übernehme zwar jetzt schon zusammengenommen an die 2,5 Milliarden Euro jährlich für Betriebskosten, bauliche Investitionen und Sprachförderung, sagte Schwesig. Das aber werde nicht reichen. „Wir brauchen eine stufenweise Erhöhung der Mittel.“ Schon für den Haushalt 2018 wolle sie die erste Zusatzmilliarde anmelden, dann müsse der Beitrag des Bundes bis auf fünf Milliarden Euro im Jahr steigen. Damit eröffnet die Familienministerin auch ein neues Schlachtfeld mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Die SPD-Ministerin ist dem sparsamen Kassenwart schon jetzt zu spendabel. Aber dieses Mal hat Schwesig die Phalanx der Länder fest an ihrer Seite. Schließlich profitiere der Bund ja unmittelbar von dem Kita-Ausbau (verlinkt auf /politik/deutschland/article158914597/Schadenersatz-Anspruch-fuer-Eltern-bei-fehlendem-Kita-Platz.html) , sagte Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) mit Verweis auf Modellrechnungen von Experten. „Für jeden Euro, den der Bund in bessere Kita-Betreuung steckt, bekommt er 53 Euro in Form von mehr Steuern und gesparten Sozialkosten zurück. Der Bund profitiert am meisten, wenn Eltern arbeiten gehen.“ Für diese Traumrendite soll er jetzt auch stärker zur Kasse gebeten werden. Dass der Bund sich jetzt zu seiner Verantwortung bekennt, ist für Baaske ein „Paradigmenwechsel“. Bund und Länder sollen „Zielvereinbarungen“ abschließen Auf der Basis des geplanten Qualitätsentwicklungsgesetzes sollen Bund und Länder in Zukunft „Zielvereinbarungen“ abschließen, welches Qualitätsziel sie als Erstes erreichen wollen. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die Länder derzeit sehr unterschiedliche Ausgangspositionen haben: Dem einen fehlen die Plätze, dem anderen die Räume, dem dritten die Erzieher. Insofern sei das Gesetz als „Instrumentenkasten“ zu verstehen, aus dem die Länder sich bedienen können, sagte Schwesig. Die kommunalen Spitzenverbände begrüßen die Initiative. Für die Kommunen sei es besonders wichtig, dass Bund und Länder sich zu ihrer gemeinsamen Finanzierungsverantwortung beim Qualitätsausbau bekennen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. „Eine bessere Qualität kommt den Kindern und Eltern zugute, aber sie erfordert auch zusätzliche finanzielle Mittel, die bei den Kommunen vor Ort ankommen müssen.“ | Sabine Menkens | Bisher flossen alle Anstrengungen in den Ausbau der Kita-Plätze. Jetzt wollen Bund und Länder auch die Betreuungsqualität erhöhen: Erstmals legten sie einheitliche Qualitätsstandards fest. | Politik | Deutschland | 2016-11-15T18:44:19Z | 2016-11-15T18:44:19Z | Weniger Kita-Gebühren, bessere Betreuung – bundesweit | https://www.welt.de//politik/deutschland/article159521957/Weniger-Kita-Gebuehren-bessere-Betreuung-bundesweit.html |
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Lexika: CD-Rom war schneller als Encyclopedia Britannica | Chicago - Sie erlebte den amerikanischenUnabhängigkeitskrieg, die Erfindung des Radios und desFernsehens. 227 Jahre nach ihrer Gründung ist dieEncyclopedia Britannica in Bedrängnis. Der gleichnamigeVerleger des renommierten Nachschlagewerks schreibt roteZahlen. Hinter dem Verlag steht die William BentonFoundation, eine Treuhandfirma, die nun, einem Bericht derNew York Times zufolge, für 720 Millionen Mark einen Käufersucht. Der Verlag mit Sitz in Chicago (US-BundesstaatIllinois) hat nicht rasch genug auf neue Technologien wieCD-Rom reagiert.Britannicas Konkurrenten wie Compton's und Grolier warenschneller. Sie haben ihre Werke längst alsMultimedia-Version mit farbigen Landkarten, Fotos, Tabellen,Reden, Tiergeräuschen herausgebracht. Im Juli 1994 zog derBritannica-Verlag nach. Doch die erste Version seinesCD-Lexikons bestand ausschließlich aus Text: 65000Stichworte, wesentlich mehr als bei Compton's und Grolier (je33000) oder Microsoft (25000). Tabellen und Schaubilder warenerst für die nächste Version der CD-Rom vorgesehen. DiesenFehler wollen bundesdeutsche Verlage erst gar nichtwiederholen. Im Hause Brockhaus arbeitet man fieberhaft ander ersten Scheibe, die 260000 Stichworte und 35000 Bilderenthalten soll. "Wir wollen gleich alle Möglichkeitennutzen", sagt eine Sprecherin des Hauses.Die Encyclopedia Britannica auf CD-Rom blieb mit 995Dollar ein teures Vergnügen, die Konkurrenz bietet Lexikaschon für 150 Dollar. Dahinter stehen großeMedienunternehmen, während die William- Benton-Stiftung ihreGewinne an die University of Chicago abführt. Sandra Whitleyvon der Amerikanischen Bibliotheks-Vereinigung sieht dasGanze so: "Die Leute stellen diese großenEnzyklopädien in ihr Bücherbord, um ihren Nachbarn zuzeigen, wie gebildet und intelligent sie sind. Bei CD-ROMbekommt man nur diese kleine Scheibe." | JENS WIEGMANN | CD-Rom war schneller als Encyclopedia Britannica | Print-welt | 1995-05-17T22:00:00Z | 2012-03-14T15:18:03Z | CD-Rom war schneller als Encyclopedia Britannica | https://www.welt.de//print-welt/article658827/CD-Rom-war-schneller-als-Encyclopedia-Britannica.html |
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Krim-Krise: Ökonomen sprechen von „Preis-Schock-Situation“ | Die Ängste und Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen der Krise in der Ukraine weiten sich aus. Sollte sich die Lage nicht entspannen, könne es in absehbarer Zukunft zu weiteren Schwankungen bei den Lebensmittelpreisen kommen, warnte am Donnerstag der Chefvolkswirt der Welternährungsorganisation FAO, Abdolreza Abbassian. Unterdessen pocht auch die deutsche Wirtschaft auf eine möglichst schnelle Verhandlungslösung für den Konflikt. Der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Rainer Lindner, warnte vor einer gefährlichen Spirale gegenseitiger Sanktionen zwischen Russland und dem Westen. Schon jetzt gebe es an den für die Lebensmittelpreise (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/lebensmittelpreise/) wichtigen Märkten Sorgen wegen der Lage am Schwarzen Meer. „Es ist schwierig vorherzusagen, wie sich das entwickelt. Aber wir befinden uns offensichtlich in einer sehr kurzfristigen Preis-Schock-Situation“, so FAO-Volkswirt Abbassian. Etwa 30 Prozent der fruchtbaren Schwarzerdeböden der Welt befinden sich in der Ukraine, die zu den größten Weizenexporteuren gehört. In der Tierzucht spielt das Land ebenfalls eine führende Rolle. Wetterverhältnisse trieben die Lebensmittelpreise Abbassian sagte, im Februar habe sich die Ukraine-Krise noch nicht auf den Index der FAO ausgewirkt, der die Entwicklung der Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt erfasst. Sie werde sich wenn überhaupt erst im März niederschlagen. Im vergangenen Monat zogen die Lebensmittelpreise so stark an wie seit Mitte 2012 nicht mehr. Als Grund nannte die FAO ungünstige Wetterverhältnisse auf der südlichen Halbkugel sowie in Teilen der USA. Vor allem Zucker, Öle und Fette verteuerten sich erheblich. Der FAO-Index stieg im Februar im Vergleich zum Vormonat um mehr als fünf Zähler auf 208,1 Punkte. Der Ostausschuss-Vorsitzende Lindner warnte unterdessen, im Falle von Strafmaßnahmen gegen Moskau werde Russland sofort darauf reagieren. Dabei könnte im schlimmsten Fall deutsches Firmeneigentum konfisziert werden. Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen in Brüssel über Sanktionen gegen Russland beraten. Es stehen Strafmaßnahmen im Raum, nachdem in Paris die Gründung einer Ukraine-Kontaktgruppe zur friedlichen Lösung der Krise gescheitert war. Im Konflikt droht die Eskalation Die EU-Außenminister hatten Sanktionen angedroht, falls Russland nicht vor dem Gipfel deutliche Zeichen für eine Deeskalation erkennen lasse. Der Gipfel will auch grünes Licht für langfristige Finanzhilfen für die Ukraine in Höhe von rund elf Milliarden Euro geben. Die prowestliche Führung in Kiew und die USA werfen Moskau vor, russische Soldaten hätten die zur Ukraine gehörende Halbinsel Krim unter ihre Kontrolle gebracht. Die USA drohen Moskau deshalb mit Sanktionen. Russland weist den Vorwurf zurück. Die Außenminister der USA und Russlands, John Kerry und Sergej Lawrow, waren am Mittwochabend in Paris mit ihren Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier (Deutschland), Laurent Fabius (Frankreich) und William Hague (Großbritannien) zusammengetroffen. Auf die Bildung einer Kontaktgruppe zur Beilegung der Krise einigten sie sich jedoch nicht. Furcht vor überwunden geglaubten Handelshemmnissen Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte vor einer weiteren Eskalation in der Krim-Krise. „Wir brauchen die Kontaktgruppe. Wir müssen den Konflikt beherrschbar halten und eine weitere Eskalation vermeiden“, sagte Gabriel auf dem Flug nach Moskau. Der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses warnte, in Russland könnten auch längst überwundene Handelshemmnisse gegen westliche Firmen wieder eingeführt werden. „Das wäre fatal für deutsche Unternehmen. Eine solche Situation muss unter allen Umständen vermieden werden“, sagte Lindner. Wenn Europa Sanktionen wolle, wären zumindest wirtschaftliche das falsche Mittel. Bei der Neuordnung der Ukraine sollten die dominierenden Oligarchen miteinbezogen werden. | WELT | Die Sorgen über die Folgen der Krim-Krise wachsen: Jetzt warnt die Welternährungsorganisation vor großen Schwankungen der Lebensmittelpreise. Dafür gibt es überzeugende Gründe. | Wirtschaft | 2014-03-06T15:31:30Z | 2017-08-22T19:57:27Z | Ökonomen sprechen von „Preis-Schock-Situation“ | https://www.welt.de//wirtschaft/article125510685/Oekonomen-sprechen-von-Preis-Schock-Situation.html |
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Test in der Mittelklasse: So gut ist der Renault Talisman | Trolle gibt es nicht nur im Internet, sie sind reale Menschen, denen man tatsächlich begegnen kann. Mein Troll rief mir Folgendes zu: „Ick würd hier ja nich so ne Show machen mit dit Auto. Renault is doch peinlich.“ Nun sagt man den Berlinern und teilweise auch den Brandenburgern nach, sie hätten Herz mit Schnauze. Dieses Vorurteil habe ich schon immer kritisch gesehen, aber immerhin: Schnauze stimmt. Mein Troll jedenfalls kommentierte meine Bemühungen, ein ansehnliches Foto vom neuen Renault Talisman zu machen, wozu ich mir den Parkplatz von „Pflanzen Kölle“ ausgesucht hatte, der war am Sonntag leer. Bis auf den Troll, der mit seinem etwa zehnjährigen Sohn auf einem Kantstein saß und Pommes aß. Hätte ich ihn meinerseits auf sein sonderbares Verhalten am Sonntagnachmittag aufmerksam machen müssen? So unangenehm dieser kurze menschliche Kontakt auch war, er zeigte mir immerhin, dass Menschen auf Autos der Marke Renault (verlinkt auf /themen/renault/) wieder reagieren. Weil sie sie leicht erkennen. Der Designchef Laurens van den Acker, ein Niederländer, der zuvor in Diensten von Mazda stand, hat sein Heil in der Flucht nach vorn gesucht, was ich richtig finde. Autos müssen wiedererkennbar und auffällig sein Ohne Wiedererkennungswert bist du nichts im 21. Jahrhundert, und wer nicht auf BMW-Doppelniere, Mercedesstern oder den wuchtigen Singleframe von Audi zurückgreifen kann, der tut gut daran, sein Auto auf andere Weise auffällig zu gestalten. So tragen mittlerweile alle Renault-Modelle (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/renault-neuheiten-fahrberichte-tests/) den Rhombus, also das Markenlogo, sehr, sehr groß auf dem Kühlergrill. So groß ist der Rhombus, dass man eine Aussparung in die Motorhaube konstruieren muss, damit er passt. Wie der Renault Mégane trägt der Talisman zudem sehr auffällige LED-Tagfahrlichter, die wie Bumerangs wirken, während die Heckleuchten an eine Designerbrille erinnern. Renault also. Man erkennt die Marke sofort, (verlinkt auf /themen/autodesign/) und das ist gut so, denn was man nicht erkennt, kann man ja auch nicht mögen. Die Frage ist: Was passiert nach dem Erstkontakt? Wenn man sich, von Trollen unbeeindruckt, mit dem Renault bekannt gemacht hat, die Tür öffnet und einsteigt, um ihm eine Chance zu geben. Auch wenn Gestaltung des Interieurs wichtig ist, befindet man sich nun diesseits des Designs. Die Technik des Autos übernimmt die führende Rolle, und es kommt der Moment der Entscheidung: Was kann der Renault? Der Talisman verfügt ordentlich über Leistung Die Antwort ist: Er kann alles, was die anderen auch können. Er holt mit Turbo-Hilfe 200 PS aus einem nur 1,6 Liter großen Vierzylinder. Er bringt – auch daran ist der Turbolader schuld – ein vernünftiges Drehmoment von 260 Newtonmetern bei nur 2500 Umdrehungen zustande. Er beansprucht einen Normverbrauch von 5,8 Liter Super für sich (in unserem Alltagstest waren es 8,2 Liter), und er bietet stattliche Fahrleistungen: 237 km/h Spitze, nur 7,6 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h. Leise läuft der Talisman (verlinkt auf /motor/fahrberichte-tests/mittelklasse/) und flott, und man könnte also sagen: Dieser Renault ist alles, nur nicht peinlich. Zumal seine 4,85 Meter lange Karosserie noch Knie- und Kopffreiheit in hohem Maße bietet und einen Kofferraum, der 608 Liter Volumen mitbringt – bei umgeklappten Rücksitzlehnen sind es sogar 1022 Liter. Und zumindest die Serienausstattung des von uns gefahrenen Modells Intens (33.950 Euro) kann sich sehen lassen: Verkehrszeichenerkennung, Licht- und Regensensor, Fernlichtautomatik, Einparkhilfe rundum, Sitzheizung, LED-Scheinwerfer, Navigationssystem, Massagesitz. Auch das Infotainment ist auf dem neuesten Stand Außerdem ist der Wagen in Sachen Infotainment auf dem neuesten Stand. Ein großer Zentralmonitor (8,7 Zoll Diagonale) thront senkrecht im Armaturenbrett wie bei Tesla oder Volvo, man kann ihn gut mit dem Finger bedienen, und die verschiedenen Fahrparameter sind wie bei Audi frei kombinierbar. Wer will, verbindet eine sportlich-schwergängige Lenkung mit der Komfortdämpfung und lässt das serienmäßige Doppelkuppungsgetriebe im Eco-Modus durch die sieben Gänge schalten. Jede gewöhnlichere Kombination ist in diesem 1700 Euro teuren System (inklusive 19-Zoll-Räder und Allradlenkung) ebenfalls möglich, aber alle zeigen sie auch die Schwächen des Talisman auf. Die Lenkung macht wenig Freude, was Rückmeldung und Genauigkeit angeht, ganz gleich in welchem Modus man sie fährt. Die Fahrwerksabstimmung findet den Kompromiss aus Komfort und Handlichkeit nicht wirklich, und das Getriebe schaltet weniger zackig als etwa bei den Autos der Volkswagen-Marken. Manchmal fühlt es sich so an, als könne die Elektronik sich nicht recht entscheiden, welcher Gang jetzt der richtige ist. Tempomat mit Schwächen Richtig ärgerlich ist der Abstandsregeltempomat (ACC), der trotz eines Aufpreises von 850 Euro nicht nur nicht bis zum Stillstand herunterbremsen kann, sondern auch bei Geschwindigkeiten über 140 km/h den Dienst einstellt. Dabei ist er nicht kaputt, er arbeitet halt nur zwischen 40 und 140 km/h. An all das kann man sich gewöhnen, und ACC muss man auch nicht kaufen. Aber einer Mittelklasselimousine, die so auffällig daherkommt, hätte man eine Technik gewünscht, die die etablierte Konkurrenz von Opel, Ford, Škoda und VW (von den Premiummarken nicht zu reden) ein wenig erschüttern kann. Das ist leider nicht geschehen, obwohl doch harte Konkurrenz immer das Geschäft belebt. So ist der optisch gelungene Renault Talisman zwar kein peinliches Auto – aber er springt ein wenig zu kurz. | Stefan Anker | Mit dem Talisman erreicht Renault den Höhepunkt seiner Designoffensive. Die Technik der Limousine wird die Konkurrenz aber nicht nervös machen. Vor allem der Abstandsregeltempomat gibt Rätsel auf. | Motor | 2016-09-06T05:36:51Z | 2016-09-06T05:36:51Z | Renault Talisman – ein Schönling mit Schwächen | https://www.welt.de//motor/article157930908/Renault-Talisman-ein-Schoenling-mit-Schwaechen.html |
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HSV-Logik: Nun soll die Außenseiterrolle ein Vorteil sein | Es ist alles eine Sache der Perspektive. Betrachtet man das große Ganze, dann ist der HSV seit acht Spielen ohne Sieg. Bernd Hollerbach hingegen kann für sich in Anspruch nehmen, dass der HSV unter seiner Regie in zwei Partien noch ungeschlagen ist. „Die Mannschaft ist jeweils nach einem Rückstand zurückgekommen und hat gefightet. Der Glaube ist vorhanden, nur das interessiert mich“, sagt der Trainer des Tabellenvorletzten vor dem Auftritt am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf welt.de) bei Borussia Dortmund (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dortmund/) . Um den freien Fall zu stoppen, müssen aber Siege her. Obwohl seine Elf auswärts in der laufenden Saison erst ein Mal gewonnen hat, blickt Hollerbach der Aufgabe bei den heimstarken Westfalen zuversichtlich entgegen. Zwar warnt er vor Dortmunds „sehr, sehr starken Offensive“, in der Nationalspieler Marco Reus vor einem Comeback steht. Chancenlos sei man dennoch nicht. Sein Rezept lautet: „Wir müssen stabil stehen, mutig sein und Chancen kreieren.“ In Leipzig (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/leipzig/) habe das beim 1:1 vor zwei Wochen gut geklappt. Beim BVB erwarte er ein ähnliches Spiel. „Vielleicht tun wir uns ein bisschen leichter, wenn der Gegner kommt“, unkt Hollerbach und räumt ein, dass der Druck im Heimspiel gegen Hannover (verlinkt auf /regionales/hamburg/article173241085/HSV-Aufsichtsratssitzung-Fuehrungsgipfel-des-Hamburger-SV.html) zuletzt enorm groß gewesen war. In der Außenseiterrolle wollen die abstiegsbedrohten Hanseaten nun positiv überraschen. Dabei kann Hollerbach auf Mittelfeldakteur Walace bauen. Der Brasilianer wird noch nicht zu seiner hochschwangeren Frau in die Heimat reisen. „Stichtag ist erst in 18 Tagen“, sagte der Franke. Jung ersetzt gesperrten Papadopoulos Erstmals im Kader steht auch der 19 Jahre alte Innenverteidiger Stephan Ambrosius aus der Regionalliga-Mannschaft. Der Youngster aus dem eigenen Nachwuchs ist als weitere Option für den wegen einer Gelb-Roten Karte gesperrten Kyriakos Papadopoulos (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/article173198494/Weiter-sieglos-Papadopoulos-Platzverweis-rettet-dem-HSV-einen-Punkt.html) vorgesehen. Den Part des Griechen wird wohl Gideon Jung übernehme. Der Abwehrallrounder ist nach seinem Hexenschuss wieder fit. Indes hat sich Heribert Bruchhagen zu den jüngsten Querelen auf der Führungsebene (verlinkt auf /regionales/hamburg/article173256903/Hamburger-SV-Aufsichtsrat-gewaehlt-Ex-HSV-Profi-Cardoso-Co-Trainer.html) geäußert. Der Vorstandsvorsitzende sieht in dem jüngsten Aufbegehren von Aufsichtsratsmitglied Felix Goedhart gegen die Vereinsführung keinen außergewöhnlichen Vorgang. In der prekären sportlichen Lage sei es normal, dass Kontrolleure fragen: „Haben wir den richtigen Trainer, Sportchef, Vorstandsvorsitzenden?“ Er habe sich mit dem Ratsmitglied ausgetauscht. „Das ist abgeschlossen“, zieht Bruchhagen einen Schlussstrich unter den gescheiterten Putschversuch (verlinkt auf /sport/fussball/bundesliga/hamburger-sv/article173120948/HSV-Aufsichtsrat-Goedhart-mit-Putschversuch-gegen-Todt-und-Bruchhagen.html) in den eigenen Reihen. Schluss soll auch endlich mit der Sieglosserie sein. Es wäre höchste Zeit. Der Abstand zum rettenden Ufer wird sonst immer größer. Aktuell trennen den HSV drei Zähler vom Relegationsplatz. Werder Bremen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bremen/) auf Rang 15 hat zwar ebenfalls 20 Punkte auf dem Konto, verfügt im Vergleich zu Mainz (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mainz/) allerdings über das bessere Torverhältnis. | Kai Behrmann | Immerhin: Unter Trainer Hollerbach ist der HSV noch ungeschlagen. Am Tabellenplatz ändert das nix, vielleicht aber am Selbstbewusstsein. Ein Sieg müsste dringend her - am Sonnabend gegen Dortmund. | Regionales | Hamburg | 2018-02-08T16:16:50Z | 2018-02-08T16:35:52Z | Nun soll die Außenseiterrolle ein Vorteil sein | https://www.welt.de//regionales/hamburg/article173363207/HSV-Logik-Nun-soll-die-Aussenseiterrolle-ein-Vorteil-sein.html |
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Landesparteitag: Hessen-CDU nominiert ihre alte Garde für die Wahlen | Seit Monaten schickt Hessens CDU ihre Minister mit froher Kunde durchs Land: "Hessen blüht!" heißt der Slogan, mit dem die nunmehr seit fast 15 Jahre regierende Union auf ihre Erfolge aufmerksam machen will. Doch die gute wirtschaftliche Lage wollen die Hessen der Regierung nur bedingt zugute schreiben. So dümpelt die Partei in Umfragen bei 36 Prozent auf dem Stand vor vier Jahren. Der Koalitionspartner FDP muss bei der Landtagswahl am 22. September mit verheerenden Verlusten rechnen und bangt um den Wiedereinzug ins Parlament. Vom CDU-Landesparteitag am kommenden Samstag, 25. Mai, in Alsfeld muss also dringend ein Aufbruchsignal ausgehen, um den derzeitigen Vorsprung von Rot-Grün wettzumachen. Vom bedächtigen CDU-Landeschef und Ministerpräsidenten Volker Bouffier (61) sind aber keine große Visionen zu erwarten. Wie schon 2009 unter Roland Koch setzt daher die konservative Hessen-Union auf einen Lagerwahlkampf. Bouffier spricht von einer "Richtungsentscheidung": Wer nicht mehr Bürokratie und mehr Staat wolle, müsse wieder Schwarz-Gelb wählen. Schröder auf dem Rückzug Auch beim Spitzenpersonal, das in Alsfeld für Landtag und die zeitgleich stattfindende Bundestagswahl nominiert wird, setzt die Hessen-CDU auf ihre alte Garde. Aus ihrer Sicht bewährte Kräfte, Ladenhüter höhnt dagegen die Opposition. SPD und Grüne verweisen vor allem auf die junge hessische Bundesministerin Kristina Schröder, die in ihrem Heimatverband wenig geliebt wird. Weil sie die Homo-Ehe unterstützt und auch schon mal Sympathien für Schwarz-Grün geäußert hat, ist die Familienministerin in der Hessen-CDU nicht gut gelitten. Bereits im März hat sie daher den Rückzug angetreten und erklärt, dass sie nur auf Platz zwei der Liste antreten werde. Sehr ungelegen für Bouffier kam dann ein angeblich aus dem hessischen Landesverband gefütterter Medienbericht, dass Schröder nicht mehr dem neuen Bundeskabinett angehören werde, weil sie sich mehr um ihre Familie kümmern wolle. Seitdem betont Bouffier bei jeder Gelegenheit seine Unterstützung für die 35-jährige Wiesbadenerin, die es wegen ihres fehlenden Stallgeruchs schon unter Roland Koch sehr schwer hatte. Franz Josef Jung als Spitzenkandidat Beim Parteitag wird daher auch das Atmosphärische von Interesse sein - und nicht nur das Stimmenergebnis für die zweitrangige Kristina Schröder. Spitzenkandidat auf der Bundesliste (verlinkt auf /politik/wahl/bundestagswahl/article119464549/Wahlkarte-Hessen-Alle-Wahlkreise-und-Kandidaten.html) ist der alte Fahrensmann und Bouffier-Vertraute Franz Josef Jung (64), der in Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) schon vor vier Jahren als Bundesminister unter dem Druck der Kundus-Affäre seinen Rücktritt erklären musste. Bouffier muss jetzt die Qualitäten Jungs anpreisen, obwohl dieser auf Bundesebene keine führende Rolle mehr spielt. Auch der hartnäckige Euro- und Merkelkritiker Klaus-Peter Willsch, der als Bundestagsabgeordneter wie Jung aus dem Rheingau kommt, hat einen guten Listenplatz erhalten. Auf der sorgsam austarierten Landesliste gibt es ebenfalls keine Überraschungen. Auf den ersten 30 Plätzen stehen praktisch durchweg langjährige Minister und Abgeordnete - ein Generationswechsel ist nicht in Sicht. Zwar könnten die Delegierten bei der geheimen Wahl der Listen doch noch für Überraschungen sorgen. Doch die Hessen-CDU gilt als sehr disziplinierte Truppe. Quälende Personaldiskussion sind kaum zu erwarten - schon aus Rücksicht auf das am Samstagabend stattfindende Champions-League-Finale. Der CDU-Landeschef ist ein großer Fußballfan. | WELT | Vier Monate vor der Hessen-Wahl liegt Rot-Grün in Umfragen vorne. Die CDU erhofft sich von ihrem Landesparteitag neuen Schub. Das Interesse wird aber vor allem Kristina Schröder gelten. | Regionales | Frankfurt | 2013-05-20T17:58:13Z | 2015-10-06T06:32:50Z | Hessen-CDU nominiert ihre alte Garde für die Wahlen | https://www.welt.de//regionales/frankfurt/article116361985/Hessen-CDU-nominiert-ihre-alte-Garde-fuer-die-Wahlen.html |
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Umsatzplus: Deutschlands Top-500-Firmen legen kräftig zu | Deutschlands Große 500 haben im zweiten Jahr nach der Rezession von 2009 ein Wachstum auf hohem Niveau erzielt. Nach einem Umsatzanstieg von 11,8 Prozent im Jahr 2010 (verlinkt auf /wirtschaft/article13439933.ece) verfehlten sie 2011 mit 9,7 Prozent nur knapp einen zweistelligen Wert. Dynamischer als im Jahr zuvor verlief der Beschäftigungsaufbau. Deutschlands Top-Konzerne steigerten die Mitarbeiterzahl um 4,5 Prozent nach 2,9 Prozent in 2010. Einen Wechsel gab es unter den Top-3. Während Volkswagen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) souverän seine Spitzenposition ausbaute, tauschten Daimler (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/daimler/) und E.on die Plätze. E.on eroberte mit einem Umsatzplus von 21,6 Prozent auf 112, 95 Mrd. Euro den zweiten Platz. Daimler schaffte mit einem Zuwachs von 9,0 Prozent auf 106,54 Mrd. Euro ebenfalls den Sprung über Schwelle von 100 Mrd. Euro, fiel aber um einen Platz auf Rang drei zurück. 2011 schafften damit erstmals drei Konzerne mehr als 100 Mrd. Euro Umsatz. Volkswagen baut den Vorsprung aus Ganz vorn konnte die Volkswagen AG (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/vw/) ihren Vorsprung durch ein Umsatzwachstum um 25,6 Prozent ausbauen. Der Autokonzern aus Wolfsburg verbuchte Erlöse in Höhe von 159,34 Mrd. Euro und wächst nicht nur dynamischer als die beiden anderen großen deutschen Autokonzerne - BMW (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bmw/) legte 13,8 Prozent auf 68,82 Mrd. Euro zu -, sondern auch schneller als alle anderen Unternehmen aus den Top30. Die Siemens AG (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/siemens/) behauptete mit einem Umsatz von 73,51 Mrd. (plus 6,6 Prozent) weiterhin den vierten Platz, jedoch nur noch knapp vor BASF (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/basf/) . Der Münchner Technologiekonzern ist unter den ersten sechs Unternehmen das einzige, das noch nicht wieder das Umsatzniveau aus dem Vor-Rezessions-Jahr 2008 erreicht hat. Verlierer unter den Top-10 sind aber andere: So büßten mit der Metro sowie der Deutschen Telekom und RWE (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/rwe/) drei der bisherigen Top-10 jeweils zwei Plätze ein. Für den Energieversorger hatte dies gar den Abschied aus den Top-10 nach nur einjähriger Zugehörigkeit zur Folge. Nutznießer war die Deutsche Post (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutsche-post/) DHL, die erstmals seit 2008 wieder unter den ersten zehn Unternehmen zu finden ist. Zum größten Gewinner innerhalb der Top 500 ist die DMK Deutsches Milchkontor GmbH avanciert, und zwar aufgrund der Fusion aus der Nordmilch AG (bisher Rang 328) und der Humana Milchindustrie GmbH (bisher 355). DMK belegt mit 4,6 Mrd. Euro Platz 149. Beachtlich ist auch das Wachstum der Dürr AG, die von Platz auf 443 auf 331 mit einem Umsatzwachstum von 52,4 Prozent auf 1,92 Mrd. Euro kletterte. Theo Müller mit Sprung nach vorne Die Unternehmensgruppe Theo Müller schaffte nicht zuletzt durch die Übernahme der HK Food GmbH den Sprung von Platz 288 auf 193 (plus 55,7 Prozent auf 3,41 Mrd. Euro). Insgesamt haben 36 Unternehmen 50 oder mehr Plätze gut gemacht. Innerhalb der Top-100 gelang der Alfred C. Toepfer International GmbH der größte Sprung. Das in Hamburg ansässige Großhandelsunternehmen erzielte ein Umsatzplus von 42,9 Prozent und verbesserte sich somit um 34 Plätze gegenüber dem Vorjahr auf den 58. Rang. Mit Solarworld (von 428 auf 497) und Q-Cells (von 428 auf 500) stehen zwei Konzerne aus der Solarbranche kurz vor ihrem Abschied aus den Top 500. Dafür sind einige interessante Neulinge in den Top 500 zu finden, so zum Beispiel Fielmann, Adecco, Bernhard Krone, Daun oder Messer Group. Nordrhein-Westfalen mit 141 Firmen im Ranking Wenige Veränderungen ergaben sich bei der Regional-Verteilung. Die meisten Top 500-Unternehmen kommen aus Nordrhein-Westfalen (141). Zusammen kommen sie auf einen Umsatz von 1,19 Billionen Euro. Im Durchschnitt erzielten die NRW Top 500-Konzerne aber nur 8,44 Mrd. Euro Umsatz. Größer sind die Top-Unternehmen aus Rheinland-Pfalz (9,90 Mrd. Euro) und Niedersachsen (9,87 Mrd. Euro). München ist unter den Städten weiterhin führend in der Top 500-Dichte. 34 Konzerne kommen aus Bayerns Hauptstadt. Lesen Sie auch: Deutschlands Firmen haben wenig zu befürchten. (verlinkt auf /wirtschaft/article107279069.ece) Das Datenmaterial zu den 500 größten Unternehmen erhalten Sie zum Download unter top500.welt.de (verlinkt auf http://top500.welt.de) . | L. Grötsch, M. Gneuss | Die wichtigsten Kennzahlen zeigen nach oben: Deutschlands größte Firmen haben beim Umsatz, bei der Rendite und der Zahl der Beschäftigten stark zugelegt, wie das Ranking von "Welt Online" belegt. | Wirtschaft | 2012-06-27T14:54:36Z | 2015-10-04T17:15:18Z | Deutschlands Top-500-Firmen legen kräftig zu | https://www.welt.de//wirtschaft/article107279883/Deutschlands-Top-500-Firmen-legen-kraeftig-zu.html |
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Gebärmutterhalskrebs läßt sich vermeiden | Lust und Leidenschaft lassen oft genug das Risiko einer Schwangerschaft oder Aids vergessen - aber wer denkt beim Sex an Krebs? Dabei infiziert sich fast jede Frau einmal in ihrem Leben mit Papillomaviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Der Zusammenhang wurde vor 25 Jahren von deutschen Forschern entdeckt. Bald kommen erste Impfstoffe auf den Markt - über diese und andere neue Perspektiven zur Bekämpfung von Gebärmutterhalskrebs diskutieren Experten in Hannover bei der HPV-Tagung 2005. "Nach fünf bis sechs Sexualpartnern muß mit einer Infektion gerechnet werden", sagt Professor Thomas Iftner vom Universitätsklinikum Tübingen. Wie Studien zeigen, ist die "Durchseuchungsrate" bei Männern hoch, sie tragen die Viren unbemerkt, bleiben selbst von Begleiterscheinungen verschont. Auch ist bei ihnen der Nachweis schwierig und vor allem unpraktisch: "Leichte Epithelveränderungen lassen sich erkennen, wenn dünne Essigsäure zehn Minuten auf die Penishaut einwirken kann", erklärt Iftner das Prozedere. Für die genaue Diagnose wäre eine schmerzhafte Biopsie nötig - kein Mann macht das ohne Grund freiwillig, außerdem wissen die wenigsten von der Ansteckungsgefahr. "Der Kenntnisstand über HPV und Gebärmutterhalskrebs ist erschütternd schlecht in Deutschland", so Tagungsleiter Ulrich Petry aus Wolfsburg. "In Umfragen schneiden wir von allen Industrienationen am schlechtesten ab." Auch bei den meisten Frauen bleibt eine HPV-Infektion ohne Folgen, innerhalb von zwölf bis 16 Monaten verschwinden die Viren wieder. Doch nicht in jedem Fall: Alljährlich sterben in Europa 30 000 Frauen an dieser Tumorart, die etwa sieben Jahre zur Entstehung braucht, obwohl seit 1971 ein Früherkennungsprogramm existiert. In Deutschland bedeutet das für Frauen ab 20 einen jährlichen Zellabstrich des Gebärmutterhalses (Cervix), der auf Gewebeveränderungen hindeuten kann. Aber nicht alle Vorstufen und frühen Krebsformen werden entdeckt, insbesondere nicht in Deutschland laut Studien. Auch bei der Erkrankungshäufigkeit hält die Bundesrepublik mit Österreich einen Spitzenplatz hinter Dänemark und Portugal im EU-Vergleich. Dabei sind Cervixtumoren vermeidbar: "Die beste und sicherste Diagnose wäre eine Kombination aus einer Zelluntersuchung und einem Gentest für HPV", sagt Petry. "Die Sicherheit beträgt 100 Prozent, dann läßt sich das Vorsorgeintervall für Gebärmutterhalskrebs von einem auf fünf Jahre ausdehnen. Das könnte die Frauen stärker zur Vorsorge motivieren." Petry läßt das Argument, man könnte mit dem Gentest zuviel entdecken - auch solche Infektionen, die von allein verschwinden -, aufgrund von Studien nicht gelten. Durch den längeren Zeitraum würden eher weniger Frauen durch vermeintlich positive Befunde verängstigt, während man mehr vor Krebs bewahren könnte. Vorstufen lassen sich leicht ambulant entfernen, später droht der Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Für Wolfsburg ist ein entsprechendes Projekt geplant, noch im Juni wollen Klinikum, die Betriebskrankenkassen und niedergelassene Ärzte den Vertrag zur integrierten Versorgung für Frauen ab 30 Jahren unterzeichnen. 17 der etwa 130 Papillomaviren sind als Auslöser von Cervix-Tumoren bekannt. HPV 16 und 18 gelten als Hochrisikotypen, die 70 Prozent der Tumoren verursachen und gegen die der Konzern Glaxosmithkline einen Impfstoff entwickelt. Der Wirkstoff des US-Unternehmens Merck berücksichtigt zusätzlich die Typen HPV 6 und 11. "Neue Studien zeigen, daß die Impfstoffe auch vor weiteren HP-Viren schützen und nicht nur der Vorbeugung dienen: Infizierte Frauen können ebenfalls profitieren", sagt Iftner. Zugleich zeigen Langzeitstudien, daß HPV 16 das schlimmste Krebsvirus von allen HPV ist. | Sonja Kastilan | Nur alle fünf Jahre zur Vorsorge: Die Kombination von zwei Methoden macht die Früherkennung sicherer | Print-welt | 2005-06-02T22:00:00Z | 2011-11-16T13:28:31Z | Gebärmutterhalskrebs läßt sich vermeiden | https://www.welt.de//print-welt/article673952/Gebaermutterhalskrebs-laesst-sich-vermeiden.html |
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Swine Flu: Asian countries take measures against outbreak | The swine flu virus has killed up to 81 people in Mexico and infected 11 others in the United States. More than 1,300 are believed to be infected in Mexico. Following are some details of how Asian countries are responding to the crisis and how markets are expected to react: ASIAN MARKETS Analysts did not think the epidemic would have a dramatic impact on markets on Monday morning, but warned that if the epidemic worsens that could change. "It's still too early to say how far and wide this may spread but investors will be cautious," said Ben Kwong, chief operating officer with KGI Asia. Patrick Shum, strategist at Karl Thomson Securities, agreed that investors would be keeping a close eye on developments in the coming days. "There won't be an immediate significant impact on the market but if it is anything like SARS, especially coming at a time when most global economies are in a recession, then markets will take a hit," he said. CHINA China's quarantine authority an issued emergency notice on Saturday night requiring people to report flu-like symptoms at ports of entry when coming from swine flu-affected places. The ministries of health and agriculture say they are closely monitoring the situation. SINGAPORE Singapore's ministry of health says it is monitoring the situation closely and has urged medical staff to be on the alert for any suspect human cases. It advised the public to seek immediate medical attention if they develop symptoms of swine flu within seven days of travel to California, Texas or Mexico. It urged them to maintain good hygiene and wash hands frequently, especially after contact with respiratory secretions. Those who are sick with respiratory illnesses should avoid crowded areas and wear masks. VIETNAM Vietnam launched its disease surveillance system to detect any suspect cases and was seeking more information from the World Health Organisation on the disease and ways of prevention. Nguyen Huy Nga, head of the health ministry's Preventive Medicine Department, was quoted by the state-run Tuoi Tre (Youth) newspaper on Sunday saying that the country needed to watch developments closely as the virus may be spreading in U.S. states where many people of Vietnamese origin are living. SOUTH KOREA The government has stepped up quarantine and safety checks on travellers arriving from the United States and Mexico, as well as pork imports from these countries. An emergency quarantine system is now up and running, with simple tests conducted on people arriving with flu symptoms at airports. HONG KONG Hong Kong has stepped up surveillance at border control points and travellers found with swine flu symptoms will be taken to hospitals for further checks. Samples taken from people with flu-like symptoms and who had travelled in the affected places within seven days before the onset of symptoms will be tested in laboratories. "People who develop respiratory illness within seven days after returning from the affected places should put on a surgical mask and seek medical consultation from public clinics and hospitals immediately," said Thomas Tsang said, controller of the Centre for Health Protection. JAPAN Japan's Narita airport, east of Tokyo, ramped up temperature checks for travellers from Mexico using thermographic imaging equipment, which was previously in place at the airport. Japan's foreign ministry issued an advisory asking those who were going to Mexico to consider if such trips were necessary. Japan's Kyodo news agency reported that Japan's farm ministry had instructed animal quarantine officers to examine imported live pigs to make sure they were not infected. The ministry did not ask for checks on imported pork as it says cooking kills the virus. It regarded the possibility of the virus turning up in pork to be low, Kyodo reported. THE PHILIPPINES Agriculture Secretary Arthur Yap ordered more monitoring of ports of entry to stop the entry of pigs or pork from Mexico and the United States. Yap said there was no outbreak of swine flu in the Philippines but ordered government agencies to encourage regular vaccination of hogs against swine influenza. MALAYSIA Malaysia's health ministry has begun screening passengers travelling to and from Mexico at all border points. Back to English News homepage (verlinkt auf http://welt.de/english-news) | WELT | Asia, a continent that has battled deadly viruses such as the H5N1 bird flu and SARS in recent years, began taking steps over the weekend to ward off a new strain of flu virus that has been dubbed the 'swine flu'. Here are some details of how Asian countries are responding to the crisis and how markets are expected to react | English-news | 2009-04-26T10:00:38Z | 2011-11-17T20:57:01Z | Asian countries take measures against outbreak | https://www.welt.de//english-news/article3625539/Asian-countries-take-measures-against-outbreak.html |
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Baden-Württemberg: Nach dem Bildungsabsturz muss „Rambo“ die Kurswende schaffen | Nach ihrem großen Wahlsieg im März 2011 hatten sich die baden-württembergischen Grünen (verlinkt auf /themen/buendnis-90-die-gruenen/) mit der SPD stante pede daran gemacht, die Studiengebühren abzuschaffen. Jetzt, mit der CDU an der Seite, führen sie die Gebühren wieder ein. Die Zahlungspflicht gilt zwar nur für Studenten aus Nicht-EU-Staaten, aber dafür in dreifacher Höhe. Die 3000 Euro pro Jahr seien notwendig, um die Hochschulen zu finanzieren, verteidigte die grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer den Schritt. Auch die Grundschulempfehlung, unter grün-roter Regie im Schweinsgalopp einkassiert, erfährt unter Grün-Schwarz eine Wiederauferstehung. Denn die Sitzenbleiberquote ist rapide angestiegen im Südwesten. Ohne Vorgabe durch die Pädagogen landen offenbar viele Kinder auf den falschen Schulen. Sollte das Parlament einem Gesetzesentwurf zustimmen, der nun in zweiter Lesung in den Landtag kommt, müssen Eltern von 2018 an die Empfehlung der weiterführenden Schule vorlegen. Zwar bleibt die Lehrereinschätzung auch künftig unverbindlich, die Eltern können selbst entscheiden, in welche Schule sie ihre Kinder stecken. Aber eine zumindest angedeutete Abkehr der Grünen von ihrer einst selbst propagierten Bildungspolitik markiert die Änderung allemal. In Baden-Württemberg (verlinkt auf /themen/baden-wuerttemberg-politik/) macht sich offenkundig die Einsicht breit, dass das, was kreative Bildungspolitiker in visionäre Konzepte gießen, nicht unbedingt auch tatsächlich der Stein der Weisen ist. Das gilt auch für die Realschulen, die bisher alle Kinder, egal wie leistungsstark oder -schwach sie sind, gemeinsam unterrichten müssen. Auch das soll sich mit der Gesetzesanpassung ändern. Danach können Realschulen künftig ab Klasse sieben eigene Hauptschulzüge einrichten, sprich: nach Leistung unterscheiden. In dem Land, dem ein SPD-geführtes Kultusministerium die „Schule für alle“ vorangetrieben und auf ein System hingearbeitet hatte, in dem alle Kinder „ihre eigenen Lernprozesse selbst organisieren“, ist das fast schon konterrevolutionär. Auch für die Grünen war diese Volte lange Zeit ein Tabu. Doch weitergehen wie bisher kann es auch nicht. Denn immer klarer zeichnet sich ab, dass Baden-Württemberg ein deftiges Qualitätsproblem an seinen Schulen hat. Die Kultusministerin gilt manchen als „Rambo“ Fast auf den Tag vor einem Jahr haben Grüne und CDU in Baden-Württemberg ihren ausgehandelten Koalitionsvertrag vorgelegt. Seit seiner Vereidigung Mitte Mai ist das erste grün-schwarze Kabinett der Republik unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (verlinkt auf /themen/winfried-kretschmann/) (Grüne) dabei, grün-rote Politik zu korrigieren. Die von Ex-Innenminister Reinhold Gall (SPD) mit Verve durchgezogene Polizeireform wird reformiert. Die Beamten, von denen die Grünen einst zur Sanierung des Haushalts Sonderopfer verlangten, bekommen nun ein höheres Einstiegsgehalt, außerdem wird das Tarifergebnis der Angestellten zügig umgesetzt. Und in der Bildungspolitik wirbelt die neue Kultusministerin Susanne Eisenmann (verlinkt auf /159149942) (CDU) derart, dass sie von manchen Verbänden schon „Rambo“ genannt wird. Und das, obwohl die langjährige Büroleiterin von Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) und einstige Stuttgarter Schulbürgermeisterin das Heil eher in der Anpassung als im totalen Neustart sucht. „Wir haben nun mal, was wir haben, machen wir das Beste draus“, so ihr Motto. Dennoch ist in diesem Ressort der Widerstand gegen Veränderung besonders groß, bei der SPD in der Opposition ebenso wie bei Lehrerverbänden, aber teilweise auch bei den Grünen selbst. Die Sozialdemokraten werfen Eisenmann vor, eine schleichende Rückkehr zum dreigliedrigen Schulsystem zu betreiben. „Die Grünen haben nicht gemerkt, dass die CDU den Rückwärtsgang eingelegt hat, und da machen wir nicht mit“, sagte der SPD-Abgeordnete Gerhard Kleinböck bei der ersten Lesung der Gesetzesänderung zur Grundschulempfehlung. Bei Grünen und CDU hatte sich indes Ernüchterung über die aktuelle Bildungspolitik spätestens dann breitgemacht, als Ende 2016 geradezu erschütternde Ergebnisse der jüngsten Bildungsstudien bekannt geworden waren. Das Institut für Qualität im Bildungswesen (IQB) hatte dem einstigen Primus bescheinigt, im Ländervergleich auf hintere Ränge abgerutscht (verlinkt auf /159120177) zu sein: Von Platz zwei im Fach Deutsch beim Zuhören schmierten die Neuntklässler auf Platz 14 ab, beim Lesen stehen sie nun auf Platz 13 früher hingegen auf drei. Und bei der Rechtschreibung reichte es nicht mehr für den zweiten Platz, sondern nur noch für Rang zehn. Eisenmann, die in diesem Jahr auch der Kultusministerkonferenz (KMK) vorsteht, ließ einen dringlichen Appell Richtung Grundschulen los: „Richtiges Schreiben ist ebenso wie Lesen und Rechnen eine Schlüsselkompetenz, die wieder gestärkt werden muss“, teilte sie den Lehranstalten für die Kleinsten per Brief mit. Methoden, bei denen Kinder monate- beziehungsweise jahrelang nicht auf die richtige Rechtschreibung achten müssen, seien nicht mehr zu praktizieren. Mit anderen Worten: Schreiben nach Gehör sei nicht mehr erwünscht. Die Kritik folgte auf den Fuß. Die Landtags-Grünen nannte es „mit Blick auf die aktuellen Forschungsergebnisse nicht zielführend“, zur Praxis des Bildungsplans von 2004 zurückzukehren. Schließlich seien die durch die IQB-Studie bewerteten Schüler ja auf Grundlage des alten Bildungsplanes ausgebildet worden. „Seit 80er-Jahren widerlegtes Fehlervermeidungsprinzip“ Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verbat sich gar Einmischung der Ministerin in die Arbeit der pädagogischen Profis. „Viele Lehrer der Grundschulen sind empört, dass die Kultusministerin ihnen schlechte Arbeit unterstellt“, sagte GEW-Landeschefin Doro Moritz. Claudia Vorst, Vorsitzende des Grundschulverbands, ging die Ministerin noch drastischer an: Von den Lehrkräften werde verlangt, moderne Forschungserkenntnisse über den Spracherwerb zu ignorieren und stattdessen „dem Bauchgefühl oder dem veralteten Kenntnisstand ihrer Ministerin zu folgen, die dem seit den 80er-Jahren widerlegten Fehlervermeidungsprinzip anhängt“. Dabei sei längst bekannt, „dass unser Gehirn völlig anders funktioniert, sehr viel beweglicher ist, dass sogenannte ‚Fehler‘ sich nicht unverzüglich einbrennen und dass Gelerntes viel nachhaltiger wirkt, wenn es in aktiver Auseinandersetzung mit den Gegenständen passiert“. Eisenmann machte einen kleinen Rückzieher und verkündete, ein echtes „Verbot“ der Methode „Schreiben nach Gehör“ sei nicht geplant. In Sachen Grundschulempfehlung jedoch blieb sie eisern. Dass die Einstufung der Viertklässler der „aufnehmenden Schule“ künftig vorgelegt werden müsse, diene dem Kindeswohl. „So können wir bestmöglich die Schulen informieren über die Stärken und Schwächen, die das Kind hat, um es in beiden Bereichen gezielt fördern zu können.“ SPD-Grundschulexperte Daniel Born hält jedoch auch das für Augenwischerei; in Wahrheit gehe es um Ideologie: „Die CDU hat sich nie damit abgefunden, dass wir die Grundschulempfehlung vom Kopf auf die Füße gestellt haben.“ | Hannelore Crolly | Fünf Jahre bestimmte die SPD die Bildungspolitik in Baden-Württemberg – in Schulqualitätsstudien ist der einstige Primus abgestürzt. Jetzt versucht Grün-Schwarz mit eiligen Anpassungen zu retten, was zu retten ist. | Politik | Deutschland | 2017-05-03T15:01:53Z | 2017-05-03T15:01:53Z | Nach dem Bildungsabsturz muss „Rambo“ die Kurswende schaffen | https://www.welt.de//politik/deutschland/article164204324/Nach-dem-Bildungsabsturz-muss-Rambo-die-Kurswende-schaffen.html |
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Vor einer Großlage stehen, die man nicht in den Griff kriegen kann | Das politische Zentrum der Bundesrepublik liegt am 10. Oktober in Halle an der Saale. Genauer gesagt: Im Paulusviertel, Humboldtstraße 52, der Adresse der Synagoge. 24 Stunden nach dem Terroranschlag fahren dort quasi im Minutentakt schwarze Limousinen vor; sie kommen aus Berlin, aus der Landeshauptstadt Magdeburg und aus dem nahe gelegenen Leipzig. Es steigen unter anderem aus: Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, der Landesinnenminister Holger Stahlknecht (beide CDU). Sie schweigen vor der Mauer zum jüdischen Friedhof, der neben der Synagoge liegt. Sie legen Blumen und Gebinde ab, verschwinden mit dem Rabbiner und Gemeindemitgliedern im Gotteshaus. Die Synagoge war an Jom Kippur nicht von der Polizei bewacht worden, die Menschen drinnen mussten eine gefühlte Ewigkeit auf Hilfe warten, verfolgten gleichzeitig live die mörderischen Szenen draußen per Überwachungskamera am Gebäude, verbarrikadierten sich, zitterten. Am Tag danach versucht die Staatsmacht, einen starken Eindruck zu hinterlassen. Dazu dient auch die Straßensperre. Normale Bürger, Hunderte, müssen vor Polizeikordons warten, bis sie ihre Nelken, Tulpen, Rosen und Chrysanthemen am Tatort ablegen dürfen, im ganzen Viertel sind Menschen unterwegs, die weiße Blumen in der Hand halten. Manche weinen. „Dieser Tag“, spricht der Bundespräsident nach dem Besuch der Synagoge vor den Friedhofsmauern in mehrere Dutzend Kameras hinein, sei „ ein Tag der Scham und der Schande (verlinkt auf /politik/article201691126/Anschlag-in-Halle-Reaktionen-von-Politikern-auf-den-Angriff.html) “. Wer jetzt noch einen Funken Verständnis zeige für Rechtsextremismus und wer Rassenhass rechtfertige, mache sich mitschuldig. Steinmeier erinnert an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (verlinkt auf /politik/deutschland/article196503415/Fall-Walter-Luebcke-Neue-Details-aus-den-Aussagen-von-Stephan-E.html) , an „politisch motivierte Gewalt gegen Andersdenkende, Andersgläubige“. Der Attentäter sei „offensichtlich zu allem bereit“ gewesen. Die Gesellschaft müsse nun eine klare, entschiedene Haltung der Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern zeigen. „Wir müssen jüdisches Leben schützen.“ Diesem Tenor folgen alle anderen. Das Blumenmeer vor der Synagoge und dem etwa 500 Meter entfernten Döner-Laden, in dem der Täter ebenfalls einen Menschen erschoss, wächst und wächst den ganzen Tag über. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat weiße Rosen mitgebracht, auch FDP-Chef Christian Lindner legt einen Kranz nieder. Ministerpräsident Reiner Haseloff ist die Fassungslosigkeit anzumerken. Er hat am Tag zuvor einen Arbeitsbesuch in Brüssel abgebrochen und ist zurück nach Deutschland gerast, erst zum „Brennpunkt“ der ARD, dann nach Halle. Er erlebt jetzt, was sein Kollege Michael Kretschmer ein Jahr zuvor in Chemnitz ähnlich erfahren hat: Vor einer Großlage zu stehen, die man nicht in den Griff kriegen kann, weil sie an Existenzielles rührt. Aber die Politik muss jetzt antworten, Erklärungen liefern – und sie versucht es mit weißen Blumen, Ansprachen, Solidaritätsbekundungen, mit Schulterschluss. Wer es nicht nach Halle geschafft hat, der twittert oder sendet Erklärungen; meist eine Mischung aus Beileid und Programmerklärung. So verkündet der Thüringer SPD-Chef Wolfgang Tiefensee unter anderem, man brauche jetzt „handlungsfähige und gut ausgestattete Sicherheitsbehörden“. Die SPD wolle Polizei und Verfassungsschutz stärken, damit die Demokratie wehrhaft bleibe. Das hat nicht nur mit Halle zu tun. Diese Worte haben auch mit internen Konflikten der rot-rot-grünen Regierung in Erfurt zu tun, wo sich SPD und Linke seit Langem über eine Erhöhung des Stellenpegels beim Verfassungsschutz streiten. In Halle treten dann am Nachmittag fast sämtliche politischen Handlungsreisenden in einem kahlen Konferenzzimmer des Polizeipräsidiums vor die Presse. Beileidsworte und emphatische Ermunterung reichen jetzt nicht mehr aus. Es geht um die Frage: Wie und warum konnte diese Katastrophe (verlinkt auf /politik/deutschland/live201652842/Anschlag-in-Halle-Polizei-stellt-Spuren-des-mutmasslichen-Taeters-sicher.html) passieren? Vier Kilo Sprengstoff im Kofferraum Von der Bundesanwaltschaft aus Karlsruhe kommt derweil die Meldung, der Täter habe vier Kilo Sprengstoff im Kofferraum gehabt. Zwei Tote, zwei Schwerverletzte. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagt: „Es muss von Glück gesprochen werden. Großem Glück.“ Hätte es der Täter ins Gebäude geschafft, wäre wohl „ein Massaker unbeschreiblichen Ausmaßes mit 60 Todesopfern ein Leichtes gewesen“. Dass keine Funkstreife vor der Synagoge stand, kritisiert Schuster nicht mehr so scharf wie am Vortag, wo er noch von einem „Skandal“ gesprochen hatte. Offenbar hat es in der Zwischenzeit Gespräche – und Zusagen – gegeben. „Es hilft keine Rückschau“, sagt Schuster jetzt. Beide Innenminister im Saal, Seehofer und Stahlknecht, hätten ihm besseren, „dauerhaften“ Schutz jüdischer Einrichtungen zugesichert. Die Minister nicken. Ab sofort wird die Synagoge in Halle dauerhaft beschützt, auch die Synagogen in Magdeburg und Dessau. Am Freitag treffen sich die Innenminister der Länder, um über weitere Schutzmaßnahmen zu beraten. Schuster lobt Bayern: Dort würden Synagogen bei jedem Gottesdienst bewacht. Es wird klar: Künftig wird der Staat deutlich mehr tun. Eine Gefährdungsanalyse des Bundeskriminalamts (BKA) für die Synagoge in Halle habe keine Notwendigkeit einer Bewachung ergeben, erklärt Stahlknecht. Seit Mittwoch sind solche Analysen in Deutschland Makulatur, in Halle sowieso. Denn den Täter hatte kein Geheimdienst auf der Rechnung. Es gab ihn trotzdem. Ministerpräsident Haseloff kündigt den Bau neuer Synagogen (verlinkt auf /politik/deutschland/article201674540/Angela-Merkel-besucht-Solidaritaetsveranstaltung-an-Berliner-Synagoge.html) im Land an. „Wir wollen jüdisches Leben im Land. Wir fördern das.“ Er bedankt sich bei Seehofer und für das Erscheinen des Bundespräsidenten, die Anwesenheit der Berliner „dokumentiere die Verantwortung Deutschlands“. Es gehe hier nicht um ein „singuläres Ereignis“. Es gehe um die Verteidigung eines weltoffenen Landes. Man müsse jetzt „Maßnahmen einleiten, die sich aus den Ereignissen ergeben“. Er denkt offenbar auch an Gesetzesverschärfungen. Seehofer kündigt einen „massiven Ausbau von Stellen“ beim Verfassungsschutz und dem BKA für die Bekämpfung des Rechtsextremismus (verlinkt auf /politik/deutschland/article194369105/Antisemitismus-Heiko-Maas-reagiert-ablehnend-auf-Felix-Klein.html) an. 12.000 gewaltbereite rechtsextreme Gefährder sind in Deutschland den Behörden bekannt. Der Täter von Halle gehörte nicht dazu. Offenbar gibt es also noch mehr. Seehofer sagt, dass die Bundesrepublik der Welt einen Schwur geleistet habe: „Nie wieder!“ Die Juden in Deutschland sollten „ohne Bedrohung hier leben können“. Ein israelischer Journalist berichtet von Aufrufen, Deutschland wegen der Tat in Halle zu verlassen. Zentralratspräsident Schuster lehnt das ab. Und Haseloff wiederholt die Pläne zum Synagogenbau. Dann fahren der Ministerpräsident und der Landesinnenminister zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz, um das „Nie wieder!“ zu bekräftigen. „Nie wieder!“ war in Halle die Parole des Tages. Aber alle Beteiligten wissen: Das ist eine Forderung. Garantieren kann es niemand, beim besten Willen nicht. | Claus Christian Malzahn | Einen Tag nach dem Anschlag eilen Politiker aus Berlin und Magdeburg nach Halle. Auf Schweigeminuten folgen entschlossene Statements. Doch die Erschütterung der Tat wirkt nach. Die Frage, warum der Terror überhaupt möglich war, begleitet alle. | Politik | Deutschland | 2019-10-10T17:38:56Z | 2019-10-10T17:38:56Z | Am Tag danach versucht die Staatsmacht, einen starken Eindruck zu hinterlassen | https://www.welt.de//politik/deutschland/article201716976/Vor-einer-Grosslage-stehen-die-man-nicht-in-den-Griff-kriegen-kann.html |
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Niederlande-Wahl: Die Ergebnisse der letzten Hochrechnung | Die Zersplitterung der niederländischen Parteienlandschaft hat sich bei der Parlamentswahl vom Mittwoch weiter verstärkt (verlinkt auf /politik/article162893067/Wilders-droht-Rutte-ist-mich-noch-lange-nicht-los.html) . Deshalb dürften zur Bildung der nächsten Regierung vier Parteien nötig sein. Am wahrscheinlichsten ist ein Bündnis unter Führung des amtierenden Ministerpräsidenten Mark Rutte. Seine rechtsliberale Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) könnte mit den Christdemokraten (CDA), den linksliberalen Democraten 66 und den erstarkten Grünen regieren. Eine solche Koalition wäre allerdings ein „Mitte-Rechts-Links-Bündnis“, in dem der größte Teil des politischen Spektrums vertreten wäre. Der erfolgreiche Spitzenkandidat der Grünen, Jesse Klaver, hat sich im Wahlkampf für ein Links-Bündnis als Alternative zu einer Rutte-Regierung stark gemacht. Allerdings ist dies nach dem dramatischen Einbruch der Sozialdemokraten kaum noch denkbar: Die Grünen, die linksliberalen Democraten 66, die sozialdemokratische Partei der Arbeit, die Sozialisten und die links-christliche Christenunie hätten auf der Grundlage der bisherigen Prognosen zusammen doch nur 64 Sitze – für eine Mehrheit wären 76 nötig. Es scheint also alles auf ein Bündnis unter Rutte hinauszulaufen. Sehen Sie hier die Ergebnisse in der Übersicht: | WELT | Die Niederlande haben gewählt. Wie schnitten die einzelnen Parteien ab? Wie sind die Sitze im neuen Parlament verteilt? Sehen Sie hier alle wichtigen Ergebnisse der Parlamentswahl 2017. | Politik | Ausland | 2017-03-16T01:08:00Z | 2017-03-16T11:59:02Z | Die Ergebnisse der Niederlande-Wahl im Überblick | https://www.welt.de//politik/ausland/article162883055/Die-Ergebnisse-der-Niederlande-Wahl-im-Ueberblick.html |
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Zentral der Juden: „BSW befeuert den Israelhass in Deutschland“ | Josef Schuster, 70, ist seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden. Er ist außerdem Vizepräsident des World Jewish Congress und lebt in Würzburg. WELT: Herr Schuster, wie verhärtet sind die politischen Verhältnisse dieser Tage nach Ihrer Wahrnehmung? Josef Schuster: Es gibt eine feindliche Front fernab einer konstruktiven Opposition wie der Union gegen die derzeitige Bundesregierung. Ich nehme schon seit Jahren eine Gruppe von Menschen wahr, die jegliche Regierungspolitik ablehnt und sehr verhärtet ist. Auch von der anderen Seite ist häufig Arroganz spürbar: Es gibt insgesamt wenig Spielraum, dass Menschen aufeinander zugehen. WELT: Woher kommt das? Schuster: Das hat sicherlich mit der Corona-Pandemie (verlinkt auf /politik/deutschland/plus252991274/RKI-Protokolle-entschluesselt-Drei-Tage-vor-dem-ersten-Lockdown-aenderte-das-RKI-ploetzlich-seinen-Standpunkt.html) und den sehr unterschiedlichen Positionen zu den Maßnahmen begonnen. Aber wir erleben heute auch eine neue politische Kultur (verlinkt auf /politik/deutschland/video251393732/Angriff-auf-SPD-Politiker-Was-ist-mit-der-politischen-Kultur-in-diesem-Land-passiert.html) im Bundestag. Die Opposition soll die Regierung kritisieren, das ist ihre Aufgabe, doch dieses fragile Zusammenspiel dringt kaum durch, wenn radikale Parteien im Parlament sitzen. Oft geht es dann leider um einen 180-Grad-Kurs, der wenig Bereitschaft für Kompromisse mitbringt. WELT: Am 1. September werden in Thüringen und Sachsen neue Landtage gewählt. Wahlkämpfer berichten von Anfeindungen und sogar körperlicher Gewalt. Wie kommt es dazu? Schuster: Das gesellschaftliche Miteinander hat ganz erheblich gelitten. Vor zehn Jahren hätte ich diese körperlichen Angriffe auf Wahlkämpfer noch für undenkbar gehalten. Es hat sich eingebürgert, politische Debatten auch mit Fäusten anstatt mit Worten zu führen. WELT: Sie warnen seit Jahren vor der AfD. Die Partei wird höchstwahrscheinlich stärkste Kraft bei den Landtagswahlen – selbst unter Rechtsextremist Björn Höcke in Thüringen. Wie erklären Sie sich das? Schuster: Es herrscht eine große allgemeine Unzufriedenheit in der Gesellschaft. Nicht nur, aber verstärkt in den ostdeutschen Bundesländern. Die AfD propagiert einfache Lösungen, die sie in der Regierung wohl nie einlösen könnte. In Thüringen und Sachsen hat das mit Sicherheit auch mit einem Unmut auf die Linkspartei zu tun, die ihre Versprechungen und ihre Rolle als „Kümmerer“ nicht eingelöst hat. Konservative profitieren davon nicht. Ein Teil der AfD-Wähler ist tatsächlich ideologisch verblendet und folgt dieser falschen, radikalen Linie. Diese Gruppe wird über die Jahre relativ immer größer. Es glauben aber immer noch auch einige, der Bundesregierung und den etablierten Parteien einen „Denkzettel“ verpassen zu können. Eine Stimme für die anderen Oppositionsparteien scheint nicht deutlich genug zu sein. WELT: Davon könnte auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) (verlinkt auf /politik/deutschland/article253012776/Sahra-Wagenknecht-BSW-Gruenderin-waere-laut-Umfrage-bei-Direktwahl-in-Thueringen-auf-Platz-eins.html) profitieren. Worauf führen Sie die guten Umfragewerte für diese junge Partei zurück? Schuster: Sahra Wagenknecht hat in den vergangenen Jahren immer wieder Minderheitenpositionen in ihrer ehemaligen Partei, Die Linke, eingenommen, etwa für eine strengere Migrationspolitik oder eine andere Haltung zu Russland und dem Krieg in der Ukraine. Diese Außenseiterpositionen verfangen offensichtlich. Auch das BSW setzt in Ostdeutschland bei den häufig berechtigten Sorgen der Menschen an. Oberflächlich, zum Beispiel in den Spitzenkandidatinnen in Sachsen oder Thüringen, gibt sich die Partei ein pragmatisches Gesicht. Dahinter zieht sie Radikale von allen Seiten an. Aus meiner Sicht ist ihr Hang zur Verschwörungsideologie bedenklich. Wir haben während Corona gesehen, dass dies immer wieder antisemitische Narrative bedient. WELT: Wagenknecht sah in Israels Kriegsführung in Gaza früh „Züge eines Vernichtungsfeldzugs“ (verlinkt auf https://www.tagesspiegel.de/politik/zeitenwende-in-der-israel-politik-spd-chef-sieht-volkerrechtliche-zweifel-am-vorgehen-in-gaza-11388559.html) . Das BSW forderte zudem ein Verbot (verlinkt auf https://dserver.bundestag.de/btd/20/109/2010981.pdf) von Waffenlieferungen an Israel. Was steckt dahinter? Schuster: Von einem „Vernichtungsfeldzug“ zu sprechen, halte ich für völlig unangemessen. Das ist leider eine nicht untypische Denkweise in der politischen Linken. Man stellt sich auf die Seite des vermeintlich Schwächeren, der Konflikt erscheint nur wie „David gegen Goliath“. Die Realitäten in diesem Krieg werden aber nicht anerkannt: Israel kämpft gegen die Terrororganisation Hamas – und nicht gegen die palästinensische Bevölkerung. Man muss das Handeln Israels nicht für ideal halten – ich tue das ganz sicher nicht immer –, aber diese grundsätzlichen Relationen darf man eben nicht ausblenden. Das BSW befeuert mit seiner eher populistischen Positionierung den Israelhass in Deutschland. WELT: Schon 2010 verweigerte Wagenknecht dem israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres nach dessen Rede im Bundestag die Standing Ovation. Wie bewerten Sie das? Schuster: Das kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Solche Handlungen haben in Teilen der Gesellschaft erheblichen Einfluss. In der politischen Linken, das sehen wir bei Protesten oder auch in der Kunst, gibt es eine ganz erhebliche Abneigung und Antipathie gegen Israel. Das geht so weit, dass israelische Künstler ausgeladen oder gar nicht erst eingeladen werden. Das besorgt mich. WELT: Wie auch im Ukraine-Krieg betont Wagenknecht, nur Frieden und ein Ende des Sterbens in Gaza zu wollen. Schuster: Da gebe ich ihr im Prinzip auch recht: Es braucht Frieden. Frieden heißt aber nicht nur einfach „kein Krieg“. Es muss ebenso sichergestellt werden, dass die Bevölkerung in Israel angstfrei leben kann. Ohne Angst vor Terror, Raketen und Krieg. Was wäre denn in Deutschland los, wenn uns ein Nachbarland regelmäßig mit Raketen (verlinkt auf /politik/ausland/video251022476/Grossteil-der-iranischen-Raketen-auf-Israel-abgefangen-Konnten-das-abwehren-weil-wir-gut-vorbereitet-waren.html) beschießen würde? Diese Rhetorik lässt auch völlig außer Acht, dass wir, Deutschland, Israel auch ganz eigennützig als demokratischen Bündnispartner in einer Welt, die mehr und mehr von Autokratien oder Diktaturen bestimmt wird, zur Seite stehen sollten. WELT: Israel bereitet sich dieser Tage auf einen Angriff des Iran vor. Wie blicken Sie auf die derzeitige Lage? Schuster: Sehr besorgt. Erst einmal auch aus persönlichen Gründen: Ich habe Verwandtschaft in Israel, das geht mir emotional natürlich nahe. Israel stellt für Juden in der ganzen Welt einen Zufluchtsort dar. Insbesondere nach dem, was wir während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland erleben mussten. Es wäre eine Katastrophe, wenn es diesen Ort für uns nicht mehr gäbe. Und ich mache mir Sorgen, dass dieser Angriff eine erneute Eskalation des Israelhasses und Antisemitismus auf deutschen Straßen nach sich ziehen würde. WELT: Sollte Deutschland im Falle eines iranischen Angriffs helfen? Schuster: Ja, Deutschland sollte Israel zur Seite stehen. Das muss natürlich nicht heißen, militärische Einheiten an vorderster Front. Doch in so einer existenziellen Krise braucht es militärischen Beistand: Luft-Betankung von Flugzeugen, Aufklärungseinsätze, Sanitätsbataillone. Da gibt es viele Möglichkeiten. Aus dem politischen Raum höre ich Unterstützung für einen solchen Beitrag. WELT: In Deutschland halten zugleich aber auch die Proteste gegen Israel an – die Unterstützung scheint zu schwinden. Wieso? Schuster: Der Krieg in Gaza war ein Katalysator für den Antisemitismus. Viele trauen sich jetzt, ihre antisemitischen Haltungen offen auszusprechen. Das gehört für Jüdinnen und Juden zum Alltag. Die Bedrohung, die antisemitischen Straftaten oder auch die kleinen Vorfälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze sind anhaltend hoch. Diese Dimension hätte ich mir vor zehn Jahren noch nicht vorstellen können – und das macht mir Sorgen. Politikredakteur Kevin Culina ist bei WELT zuständig für die Berichterstattung über das Bündnis Sahra Wagenknecht und die Linkspartei. Seine Artikel finden Sie . | Kevin Culina | Es herrsche eine große allgemeine Unzufriedenheit in der Gesellschaft, konstatiert der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Dies führe sogar zu Gewalt. Vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland warnt er vor der Wagenknecht-Partei: Sie befördere Israelhass und Verschwörungsideologie. | Politik | Deutschland | 2024-08-20T06:12:46Z | 2024-08-20T06:12:48Z | „BSW befeuert den Israelhass in Deutschland“ | https://www.welt.de/politik/deutschland/article253035824/Zentral-der-Juden-BSW-befeuert-den-Israelhass-in-Deutschland.html |
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Standardisierungen : EU bekämpft ihren eigenen Regulierungswahn | Herbert Reul hat Tausende Postkarten drucken lassen, mit einem Bild von sich selbst und einem wuchtigen Staubsauger deutschen Fabrikats. „Nein zur Ökodesign-Richtlinie“, heißt seine „Mitmach-Aktion“. Der Chef der CDU-Abgeordneten im Europaparlament bläst damit zum Kampf gegen die Einmischung in Lebensbereiche und Produkte, die Politik und Verwaltung nichts angehen: „ Glühbirnen (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/energiesparlampen/) , Duschköpfe, Klospülungen, Staubsauger“ zählen für Reul dazu. Alles Dinge, die durch EU-Regeln verboten, eingeschränkt, reguliert sind – oder es gerade werden. Bisher war Reul, der die EU auf dem Weg in Richtung „Öko-Diktatur“ sieht, ein einsamer Rufer gegen weitere Regeln. „Seit Monaten versuche ich, meine Karten auch hier im Parlament zu verteilen“, sagt er. „Nur keiner will sie haben.“ Plötzlich stehen prominente Politikerkollegen auf seiner Seite. Martin Schulz (SPD), Präsident des Europaparlaments, machte den Anfang in einem Interview mit der „Welt“: „Europa muss nicht den Durchlauf von Duschköpfen regulieren“, sagte er. Die EU habe Wichtigeres zu tun, müsse sich beschränken, dürfe nicht so viel „über die Dinge nachdenken, die die Leute aufregen“ – und müsse sich auf das Wesentliche konzentrieren. Konzentration auf das Wesentliche Auch Olli Rehn, EU-Wirtschaftskommissar, fordert Mäßigung und Konzentration auf die wichtigen Dinge. „Wir brauchen ein Europa, das funktioniert. Europa muss aber nicht alles Mögliche bis ins Detail regeln. Das führt eher dazu, dass die Menschen die EU nicht mehr verstehen“, sagt er. Und regt einen regelmäßigen Sensibilitäts-Check an: „Wir brauchen eine jährliche institutionalisierte Überprüfung, ob die EU-Gesetzgebung notwendig ist und ob sie sensibel genug ist.“ Michel Barnier, als Binnenmarktkommissar für einen Großteil der vereinheitlichten Regeln zuständig, kündigt ebenfalls an: „Ich möchte die gesamte EU-Gesetzgebung einer Überprüfung unterziehen: Brauchen wir sie noch oder nicht?“ Sie alle öffnen ein Fenster für die Einsicht, dass die EU sich übernimmt, zu den großen Fragen gar nicht kommt, weil sie mit so vielen kleinen beschäftigt ist. In Brüssel, wo Regulierung per se als gute Sache gilt, ist diese Wendung geradezu revolutionär. Es tut sich eine Chance dafür auf, dass die EU aufhört, ihren Bürgern die Menge des Spülwassers und die Wattzahl ihres Staubsaugers vorzuschreiben. Zumindest ein bisschen. Denn in ihren Grundfesten lässt sich die EU nicht erschüttern – und die bestehen nun mal aus Normen und Standards für den gemeinsamen Markt. Wahlkampf steht an Es ist Wahlkampf in Europa. Edmund Stoiber ist Vorsitzender der Expertengruppe zum Bürokratieabbau, die sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso als Berater geholt hat und keineswegs erstaunt über die Wortmeldungen: „Das Zeitfenster rund um die Europawahl fördert offensichtlich die Einsicht.“ Schulz wird am kommenden Samstag zum Frontmann der europäischen Sozialdemokraten gewählt. Barnier kämpft um die Spitzenkandidatur bei den Christdemokraten, Rehn ist von den Liberalen für einen Top-Posten vorgesehen. Populisten, Extremisten, Clowns von links und rechts greifen die EU an ihrem schwächsten Punkt an: der tausendfachen Überregulierung von Kleinigkeiten, die viele Bürger nervt. Die Verteidigungsstrategie der Etablierten, von Schulz bis hin zur CSU: Sie setzen sich an die Spitze der Bewegung. Grundsätzlich sei das gut so, sagt Stoiber. „Die EU wird in vielen Mitgliedstaaten von radikalen Gegnern massiv attackiert. Man nimmt diesen eine Menge Wind aus den Segeln, wenn die Europäische Union endlich das sein lässt, was genauso gut regional gelöst werden kann.“ Auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger lobt den Vorstoß: „Besser jetzt als nie. Wenn es dazu dient, Opportunisten und Populisten auszubremsen, soll mir es recht sein.“ Misstrauen bei Reul Nur Reul ist überrascht über die neuen Deregulierer. Er traut den Ankündigungen nicht und freut sich nur gedämpft. „Ich habe jahrelang dafür geworben, es nicht zu übertreiben mit der Detailregelung. Wenn sich jetzt eine Möglichkeit auftut, das durchzusetzen, dann bin ich zufrieden“, sagt er. „Aber dass Martin Schulz sich hinstellt und so tut, als hätte er’s erfunden, das geht zu weit.“ Auch der FDP-Abgeordnete Holger Krahmer ist verschnupft: „Es gibt in der Politik kein Urheberrecht. Aber dass ich der Erste war, der gegen die Ökodesign-Richtlinie zu Felde zog, das ist sicher richtig.“ Beide wollen ganz genau hinschauen nach der Europawahl. Stoiber auch: „Ich kann nur davor warnen, das Rad nach der Wahl wieder zurückzudrehen. Das würde die zarten Pflänzchen des Vertrauens massiv beschädigen.“ Falls bei den Wählern überhaupt so etwas wie Vertrauen wächst. Schließlich genießen Vorschriften für Zustand und Krümmung von Bananen, Gurken und Traktorensitzen Legendenstatus. Es gibt sie alle nicht mehr – aber ihre Abschaffung war harte Arbeit für Freunde der Ordnungspolitik, die es auch im Europaparlament gibt. Im Parlament haben die Christdemokraten erst Anfang Februar einen Änderungsantrag eingebracht, der der Kommission verbieten sollte, sich um Duschköpfe zu kümmern – abgelehnt von einer Mehrheit, auch von den Sozialdemokraten. Regulierung als Teil des Systems Die Regulierung ist hartnäckig, denn sie ist ein Teil des Systems. Und zwar ein notwendiger, zum Aufbau des einheitlichen Binnenmarktes, der die EU seit mehr als 20 Jahren prägt. „Wir brauchten die umfassende Regulierung, um den Binnenmarkt aufzubauen und 28 nationale und teils höchst unterschiedliche Regelungen abzulösen oder überhaupt erst welche zu schaffen“, sagt Olli Rehn. „Das war die Arbeit der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.“ Er beharrt darauf: „Es gibt dabei heute viel Raum für bessere Regulierung.“ Der Raum aber wurde lange gar nicht oder nur halbherzig genutzt. Warum? Eine Antwort liegt in der schieren Macht der Administration. Die Kommission, die zuständige Generaldirektion – Beamte also –, hat im Fall der Ökodesign-Regeln freie Hand, das haben ihr Mitgliedstaaten und Parlament im Gesetzestext zugestanden. „Sie hat Vollmacht, ihren Arbeitsplan zur Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie weitgehend selbst zu gestalten. Das Europaparlament und die Mitgliedstaaten sind faktisch außen vor“, sagt Götz Reichert, Fachbereichsleiter Umwelt, Energie, Klimaschutz beim Centrum für Europäische Politik (CEP) in Freiburg. Die „Durchführungsmaßnahmen“ für einzelne Produkte laufen nicht mehr durch Gesetzesverfahren, sondern treten in Kraft, wenn sich nicht harter Widerstand regt. „Komitologieverfahren“ nennt sich das. „Meine Erfahrung ist: Das ist ein Instrument, das sich die Kommission nicht aus Hand nehmen lassen wird“, sagt Reichert. Die Planungen für weitergehende Regulierungen laufen. Eine aktuelle Übersicht listet „Weinlagerschränke“ auf, Wasserpumpen für Teiche und Tümpel, „Kabel im Innenraum“, sogar Fenster – und „wasserverbrauchende Produkte“, Duschköpfe also unter anderem. Was hat das mit Energieverbrauch zu tun? Dass diese Produkte mit Energieverbrauch oft nur indirekt zu tun haben, muss die Beamten nicht von Verboten abhalten. 2009 hat die EU, mit Zustimmung von Rat und Parlament, den Anwendungsbereich der Richtlinie auf alle „energieverbrauchsrelevanten Produkte“ ausgedehnt. Dämmt das Fenster besser, muss der Hausbesitzer weniger heizen. Läuft weniger Warmwasser durch den Hahn, sinkt auch der Energieverbrauch. „Damit kann man nun sehr, sehr viele Produkte regulieren. Das ist ein starkes industriepolitisches Werkzeug“, sagt Reichert. Eines, das die Wirtschaft schätzt: Staatliche Normierung nützt denen, die die Standards erfüllen können. „Die großen Handelsketten und die Hersteller legen darauf Wert. Nationale Märkte gibt es für die gar nicht mehr“, sagt Oettinger. Ein zweiter Grund für den Brüsseler Regulierungswahn ist das Expertentum bei Beamten und Abgeordneten. Deren Stolz ist ein „Bericht“, also die Verantwortung für einen Gesetzesvorschlag, der im Parlament ergänzt und verändert und mit den Mitgliedstaaten verhandelt wird. „Wir leben davon, auch wir im Parlament, Spezialisten in Details zu sein, manchmal auch in Kleinigkeiten“, sagt Reul. Das beflügelt den Glauben, für das einzig wichtige Detail der Weltläufte verantwortlich zu zeichnen. Davon weiß auch Stoiber zu berichten: In seiner Expertengruppe sind alle für den Abbau von Bürokratie – solange er nicht das eigene Fachgebiet betrifft. 20 Prozent mehr Energieeffizienz soll her Die Energieregulierer haben noch ein grundsätzliches Argument: Die EU-Staaten haben das gemeinsame Ziel beschlossen, 20 Prozent Fortschritt in der Energieeffizienz bis 2020 zu erreichen. Deswegen warnt Oettinger, in dessen Geschäftsbereich die Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie fällt, davor, es sich zu einfach zu machen mit dem Brass auf Überflüssiges aus Brüssel. „Ein Kühlschrank des Baujahrs 2014 braucht nur ein Drittel so viel Strom wie einer aus dem Jahr 2000. Das zu kennzeichnen, den Verbraucher zu informieren, damit einen Markt zu schaffen, das ist doch hilfreich, wenn wir die Energieeffizienz steigern wollen“, sagt er. „Dabei gilt: Die Wahrheit ist konkret. Das können wir nur europäisch regeln oder gar nicht.“ Schon des übergeordneten Ziels wegen sei für ihn, der die Duschkopfregulierung für unnötig hält und „Nicht-Handlungsgebiete“ für die EU-Gesetzgebung fordert, wenig zu machen gewesen, sagt Oettinger. „Energieeffizienz und Ressourcenschonung hatten schon vor meiner Amtszeit eine wichtige Bedeutung. Die Richtlinien zu Ökodesign und Energieeffizienz-Labelling habe ich vorgefunden, als ich ins Amt kam“, verteidigt er sich. „Wäre ich da auf die Bremse gestiegen, hätte ich mich enormer Kritik ausgesetzt gesehen. Ich habe die Prioritäten neu gesetzt und sichergestellt, dass es keine Schnellschüsse gibt. Ich mache wahrscheinlich weniger, als es der Erwartung vieler entspricht.“ Nun ist das anderen immer noch zu viel. „Der schonende Umgang mit unseren Ressourcen ist ja auch ein edles Ziel“, sagt Stoiber. „Aber es gibt doch keinen Zwang zur Regulierung. Wenn die Politik es nicht will, dann wird es auch nicht gemacht.“ Wohlfeiler Rhetorik traut Stoiber nicht. Er höre Bereitschaft zu Bürokratieabbau und Selbstbeschränkung aus der Kommission, aus dem Parlament „und sogar im Rat“. Er will die Probe aufs Exempel: „Wieso geben die drei EU-Institutionen keine gemeinsame Erklärung dazu ab?“ Das wäre „eine Art Selbstbindung noch vor der Wahl, auf die sich die Bürger verlassen können.“ | Florian Eder | Waschmaschine, Glühbirne, Staubsauger: Plötzlich versprechen Europas Spitzenpolitiker, die Verwaltung in ihrem Regulierungsdrang zu bremsen. Doch damit werden sie kaum durchkommen können. | Wirtschaft | 2014-02-26T07:36:28Z | 2015-09-21T12:21:31Z | EU bekämpft ihren eigenen Regulierungswahn | https://www.welt.de//wirtschaft/article125209372/EU-bekaempft-ihren-eigenen-Regulierungswahn.html |
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Golf von Mexiko: BP-Aktie leidet unter Spekulation über Öl-Leck | Die Freude über ein nahendes Ende der Ölpest im Golf von Mexiko könnte verfrüht gewesen sein. Experten hätten Aussickerungen am Meeresgrund entdeckt, warnte die US-Regierung. Der von der Regierung beauftragte Krisenmanager, Admiral Thad Allen, forderte BP (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/bp/) auf, den Meeresboden zu beobachten und ihn über austretendes Öl innerhalb von maximal vier Stunden zu informieren. Ein BP-Sprecher beschwichtigte, das gefundene Öl müsse nicht zwangsläufig ein neues Leck der Ölquelle bedeuten. Vergangene Woche hatte der britische Ölkonzern BP eine Verschlusskappe auf das defekte Bohrrohr der Ölquelle montieren können. Erstmals seit der Explosion der Förderinsel Deepwater Horizon vor knapp 13 Wochen trat kein Öl mehr in den Golf von Mexiko. Das meldete BP zumindest am Wochenende. Der Konzern hatte geplant, das neue Ventil so lange verschlossen zu halten, bis Anfang August ein Entlastungsbohrloch das Leck endgültig schließen sollte. Das ursprüngliche Bohrrohr wird dabei seitlich aufgebohrt. Durch die zusätzlichen Öffnungen entweicht Druck, und das Bohrloch kann mit schwerem Ölschlamm geschlossen werden. Das nun erneut ins Meer fließende Öl könnte bedeuten, dass die Bohrleitung dem Druck des gestoppten Ölflusses nicht standgehalten hat und beschädigt wurde. Genau davor hatte die US-Regierung vergangene Woche gewarnt und zunächst verboten, die Öffnung zu schließen. Am vergangenen Donnerstag war BP dann jedoch doch erlaubt worden, das Loch zu versiegeln. Wie viel Öl durch das Erdreich austritt, bezifferte Allen nicht. Der Einsatzleiter hat das letzte Wort bei der Operation und könnte BP dazu zwingen, die Verschlusskappe wieder zu öffnen. Sollte das Ventil entriegelt werden, ist geplant, das Öl erneut an die Oberfläche abzuleiten und auf Schiffe zu pumpen. Die Drucktests im Bohrrohr lieferten kein klares Ergebnis. BP hatte im Vorfeld erklärt, konstanter Druck bedeutete, die Steigleitung sei intakt. Falle der Druck dagegen ab, seien Löcher im Bohrrohr unterhalb des Meeresgrunds wahrscheinlich. Tatsächlich ergaben die Tests einen relativ konstanten Druckwert, der jedoch unterhalb den Erwartungen lag. Laut BP könnte das jedoch auch am allmählichen Versiegen der Quelle liegen. Börse reagiert mit Kursverlusten Die Börse reagierte negativ auf die schlechten Nachrichten aus dem Golf von Mexiko. Nachdem die Aktie in den vergangenen Tagen zugelegt hatte, fiel sie am Montag zeitweise um bis zu 7,44 Prozent auf 376 Pence. Den Kurs beeinflusste offenbar auch eine Nachricht der „Sunday Times“. Die Zeitung hatte am Sonntag berichtet, BP prüfe einen Verkauf seines Tankstellen-Geschäfts und der Raffinerien. Demnach habe das BP-Management mit den wichtigsten Aktionären des Konzerns Kontakt aufgenommen und über eine mögliche Umstrukturierung des Unternehmens gesprochen. Ziel sei, Geld für die teure Bekämpfung der Ölpest aufzutreiben. Ein BP-Sprecher dementierte die Meldung jedoch am Montag. „Das ist eine Geschichte, die alle 18 Monate aufkommt“, sagte der Sprecher. Tatsächlich fordern Analysten seit Jahren, BP sollte sich auf die lukrativere Förderung von Öl konzentrieren. In den Tankstellen und Raffinerien von BP sind mehr als die Hälfte der Belegschaft beschäftigt. Der Bereich macht jedoch nur drei Prozent des Vorsteuer-Umsatzes aus. Rund 3,5 Mrd. Dollar (2,7 Mrd. Euro) hat BP bislang für die Folgen der Ölpest zahlen müssen, die schon jetzt als schlimmste Umweltkatastrophe der USA gilt. Wie tief das Loch ist, das durch die Rettungsarbeiten in der Kasse von BP entstanden ist, wird sich am kommenden Dienstag zeigen. Dann stellt der Konzern in London die Zahlen für das zweite Quartal vor. | Tina Kaiser | Experten befürchten Lecks im geschlossenen Bohrrohr im Golf von Mexiko. Für den Aktienkurs von BP geht es deutlich bergab. | Wirtschaft | 2010-07-19T14:35:31Z | 2015-10-03T07:40:43Z | BP-Aktie leidet unter Spekulation über Öl-Leck | https://www.welt.de//wirtschaft/article8534732/BP-Aktie-leidet-unter-Spekulation-ueber-Oel-Leck.html |
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Umweltfreundliche Sonnencreme: Wie gut sind sie wirklich? | Für gewöhnlich achten Verbraucher beim Kauf einer Sonnencreme auf die Höhe des Lichtschutzfaktors, den Duft oder darauf, ob die Creme wasserfest ist. Neuerdings rücken aber umstrittene Inhaltsstoffe in den Fokus, die in herkömmlichen Sonnencremes enthalten sind und sowohl dem Körper als auch der Umwelt schaden können. Als Erstes sind die negativen Auswirkungen durch Sonnencremes bei Korallenriffen deutlich geworden. Eine Studie hat gezeigt, dass jedes Jahr 14.000 Tonnen Sonnencreme in den Riffen landen (verlinkt auf https://www.welt.de/reise/article178498000/14-000-Tonnen-Sonnencreme-landen-jaehrlich-im-Meer.html) und diese sukzessiv zerstören. Im Pazifikstaat Palau sind deshalb seit diesem Jahr Sonnenschutzmittel verboten, die Octinoxat und Oxybenzon enthalten. 2021 wollen Hawaii und Bonaire diesem Vorbild folgen. Bei den beiden Stoffen handelt es sich um chemische Lichtschutzfilter, welche die Haut vor schädlichen UVA- und UVB-Strahlen schützen. Aber diese sind nicht nur für maritime Gewässer ein Problem, sondern auch für heimische Seen und Flüsse. Weil Freibäder vielerorts wegen Corona (noch) geschlossen sind, weichen viele auf Badeseen aus – deshalb raten Experten zu nachhaltigen Sonnenpflegeprodukten. „Die chemischen Filter Octinoxat und Oxybenzon, die in mehr als 3500 Sonnencremes (verlinkt auf https://www.welt.de/vergleich/koerperpflege/sonnencreme-test/) auf dem Markt enthalten sind, kontaminieren Algen, die in Seen leben“, erklärt Mathilde Thomas, Hautexpertin und Gründerin der französischen Pflegemarke Caudalie, das Problem für die Gewässer. „Wer sich an Seen aufhält oder in ihnen baden geht, sollte wissen, dass jeder See ein kleines Ökosystem ist und sich in einem ganz sensiblen Gleichgewicht befindet“, sagt Verlegerin Karolina Rosina, die in ihrer Reiseguide-Serie „Take Me to the Lakes“ (verlinkt auf https://takemetothelakes.com) Badestellen in ganz Deutschland sammelt. In den Reiseführern bewertet sie auch die Wasserqualität: „Wenn wir dieses Gleichgewicht durch Giftstoffe aus zum Beispiel Sonnenmilch, Shampoos oder Zigarettenkippen stören, beeinflusst das direkt die Gesundheit der Organismen im See. Deswegen ist es gerade hier besonders wichtig, auf die Verwendung von biologisch komplett abbaubaren Sonnenschutzmitteln zu achten.“ Auf welche Inhaltsstoffe sollte man bei der Sonnenpflege verzichten? Neben Octinoxat und Oxybenzon gibt es einen weiteren problematischen Inhaltsstoff, der immer beliebter wird, erklärt Mathilde Thomas: „Filter mit Nanopartikeln wie Titanoxid oder Zinkoxid ermöglichen es, dass Sonnencremes weniger weiß auf der Haut erscheinen und sich leichter verteilen lassen. Auch bieten sie einen besseren Schutz gegen UVA-Strahlen.“ Diese sind allerdings nicht nur für Gewässer ein Problem, sondern stehen auch aus Gesundheitsgründen in der Kritik: „Viele Sonnenschutzmittel auf dem Markt enthalten solche Nanopartikel, die umstritten sind, da sie beim Einatmen giftig wirken oder die Lunge reizen können“, sagt Thomas, die bei ihren Produkten bewusst auf solche Inhaltsstoffe verzichtet. „Einige Nanopartikel werden als endokrine Disruptoren bezeichnet“, erläutert die Caudalie-Gründerin. Sie können sogar hormonelle Auswirkungen auf den Körper haben, die man beim Umweltbundesamt nachlesen kann ( hier (verlinkt auf https://www.umweltbundesamt.de/endokrine-disruptoren) ). Schützen biologisch abbaubare Sonnencremes die Haut schlechter vor der Sonne? „Mineralische Filter sind umweltfreundlicher als chemische Filter, weil sie natürlich sind. Aber die Texturen sind schwieriger aufzutragen und sie bieten weniger Schutz vor UVA-Strahlen, was für die Hautalterung von Bedeutung ist“, erklärt Mathilde Thomas. Darum gilt es, die Cremes noch regelmäßiger als herkömmliche Sonnencremes aufzutragen, damit sie gleichermaßen schützen. „Alle zwei bis drei Stunden ist empfohlen. Wenn man sehr empfindliche Haut hat, sollte man sich öfter eincremen.“ Nach dem Eincremen sollte man aber nicht nur mindestens 30 Minuten warten, bevor man ins Wasser geht, sondern auch auf klassischen Sonnenschutz zurückgreifen, wie Seenführer-Autorin Karolina Rosina nahelegt: „Ich persönlich benutze Sonnencreme am heimischen See nur sehr selten und wenn, dann auch nur spärlich. Ich habe eigentlich immer einen Hut dabei, suche mir ein schattiges Plätzchen und sehe zu, nicht lange in der direkten Sonne zu liegen.“ Denn auch wenn biologisch abbaubare Cremes besser für die Umwelt sind, bleibt dennoch eine geringe Auswirkung auf die Natur. „Wir verwenden so wenige Filter wie möglich. Unsere Sonnenschutzformeln haben eine biologische Abbaubarkeit von bis zu 96 Prozent innerhalb von 28 Tagen, sie sind also sehr gut biologisch abbaubar“, erklärt Thomas, die mit ihrer umweltbewussten Sonnenpflege-Linie zu den Pionieren der nachhaltigen Sonnenpflege zählt. Wie erkennt man einen verschmutzten See, den man besser meiden sollte? „Nicht jeder See mit trübem Wasser hat zwingend eine schlechte Wasserqualität“, erklärt Karolina Rosina, die in ihren Reiseführern Seen in Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen oder auch München aufgesucht hat. „Wer auf Nummer sicher gehen will, informiert sich bei den zuständigen offiziellen Seiten der Städte oder der Länder, die die meisten Badegewässer regelmäßig testen. In Berlin ist das zum Beispiel das Landesamt für Gesundheit und Soziales.“ Wer in umgekippten Seen badet, kann sich Allergien, Hautentzündungen und Durchfall zuziehen. Rosina rät, auf die deutlichen Zeichen zu achten. „Sollte ein See gekippt sein, gibt es meist öffentliche Warnungen und Schilder am See, die darauf hinweisen. Sichtbare Merkmale sind getrübtes grünliches Wasser oder große Algenteppiche auf dem See. Charakteristisch ist auch ein Fäulnisgestank der toxischen Gase, die die Bakterien beim Abbau der überschüssigen Biomasse produzieren.“ Diese Sonnencremes sind umweltfreundlicher: Biologisch abbaubare Sonnenmilch von Nivea (hier kaufen) (verlinkt auf https://www.amazon.de/Nivea-Schutz-Sonnenmilch-verbesserter-Lichtschutzfaktor/dp/B01B66RYV4/ref=sr_1_12?tag=iconist-biosonnencreme-21) * Wasserfester, mineralischer Sonnenschutz von Yu&I (hier kaufen) (verlinkt auf https://www.amazon.de/SUN-Sonnencreme-mineralischer-Sonnenschutz-Umweltfreundlich/dp/B0824WLJ9C/ref=sr_1_6?tag=iconist-biosonnencreme-21) * „Ocean Protect Sonnenschutzöl LSF 30“ ( hier kaufen (verlinkt auf https://rstyle.me/+En9iqwodiGI6blK7N24S9Q) )* und Ocean Protect Sonnencreme für das Gesicht LSF 50“ (hier kaufen) (verlinkt auf https://rstyle.me/+2ufbfvhLtIYEBRwt_gKkLA) * „Seventy-one Sonnencreme“ von Eco Sun Shield (hier kaufen) (verlinkt auf https://www.awin1.com/awclick.php?gid=362940&mid=10076&awinaffid=616381&linkid=2383202&clickref=&clickref2=&p=https%3A%2F%2Fa.nonstoppartner.net%2Fa%2F%3Fi%3Dclick%26client%3Ddouglas%26camp%3Dwmgdeep%26nw%3Dfiw1%26l%3Dde%26uri%3DaHR0cHM6Ly93d3cuZG91Z2xhcy5kZS9HZXNpY2h0LVNvbm5lJTIwJTI2JTIwU2NodXR6LVNvbm5lbnNjaHV0ei1TZXZlbnR5T25lLVBlcmNlbnQtUHJvZHVrdGUtRWNvLVN1bi1TaGllbGQtU1BGLTUwJTJCLTEwMCUyNS1NaW5lcmFsLWZpbHRlcnNfcHJvZHVjdGJyYW5kX00wMDAwODYwNDEuaHRtbA) * Veganer Sonnenschutz von Omuci (hier kaufen) (verlinkt auf https://www.amazon.de/umweltfreundliche-Sonnenschutz-Omuci-Veganer-freundlich-Inhaltsstoffen/dp/B078XTLHRF/ref=sr_1_13?tag=iconist-biosonnencreme-21) * Folgen Sie uns unter dem Namen ICONISTbyicon auch bei Facebook (verlinkt auf https://www.facebook.com/ICONISTbyicon/) , Instagram (verlinkt auf https://www.instagram.com/iconistbyicon/) und Twitter (verlinkt auf https://twitter.com/ICONISTbyicon) . *Dieser Text enthält Affiliate-Links. 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Dirk Wiese (SPD) für 2G-Regeln und einheitliches Handeln in Corona Politik | Immer mehr Länder führen die 2G-Regeln ein, was Dirk Wiese (SPD) befürwortet. Dennoch sei die Impfkampagne von Jens Spahn (CDU) gescheitert, so der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion im WELT-Gespräch. | WELT | Immer mehr Länder führen die 2G-Regeln ein, was Dirk Wiese (SPD) befürwortet. Dennoch sei die Impfkampagne von Jens Spahn (CDU) gescheitert, so der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion im WELT-Gespräch. | 2021-11-17T07:31:52Z | 2022-05-15T18:31:31Z | „Die Impfkampagne von Jens Spahn ist gescheitert“ | https://www.welt.de//politik/video235101108/Dirk-Wiese-SPD-fuer-2G-Regeln-und-einheitliches-Handeln-in-Corona-Politik.html |
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Fußball-Bundesliga: Torspektakel – Dortmund kämpft Mainz nieder | Marco Reus hat Borussia Dortmund aus der Abstiegszone der Fußball-Bundesliga geführt. Drei Tage nach seiner gefeierten Vertragsverlängerung trug der deutsche Fußball-Nationalspieler am Freitagabend maßgeblich zum 4:2 (0:1)-Sieg des BVB (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/) gegen den FSV Mainz 05 (verlinkt auf https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/1-fsv-mainz/) bei. Vor 80 200 sorgte Reus für den Treffer zum 2:1 (55. Minute) und bereitete das vorentscheidende 3:2 durch Pierre-Emerick Aubameyang (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/pierre-emerick-aubameyang/) (71.) vor. Die weiteren Dortmunder Tore zum Auftakt des 21. Spieltags erzielten Neven Subotic (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/neven-subotic/) (49.) und Nuri Sahin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/nuri-sahin/) (78.). Damit wendeten die Borussen zum ersten Mal in dieser Saison einen Rückstand in einen Sieg, nachdem Elkin Soto (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/elkin-soto/) die Gäste nach nur 53 Sekunden in Führung geschossen hatte. Für den zwischenzeitigen FSV-Ausgleich nach der Pause hatte Yunus Malli (57.) gesorgt. In der Tabelle verließen die Dortmunder erstmals seit dem 14. Spieltag einen der letzten drei Ränge. Vorübergehend schoben sie sich durch den zweiten Sieg nacheinander auf den 14. Platz, punkgleich mit den Mainzern auf Rang 13. Was so schlecht begann, endete doch noch mit großem Jubel. Denn die erste üble Nachricht ereilte die BVB-Fans schon kurz vor dem Spiel: Kapitän Mats Hummels (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/mats-hummels/) stand wegen eines Virus-Infekts nicht einmal im Kader. Die zweite schlechte Nachricht folgte Sekunden nach dem Anpfiff, als Marcel Schmelzer (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/marcel-schmelzer/) vergeblich versuchte, den Soto-Schuss noch vor der Torlinie zu klären. Der Mainzer hatte von der linken Strafraumkante volley Maß genommen, nachdem eine Faustabwehr von BVB-Keeper Roman Weidenfeller genau vor Sotos Füßen gelandet war. Klopps ernste Miene 0:1 in der ersten Minute, der Alptraumstart für die Borussen war besiegelt – in der bisher schon so bitter verlaufenen Saison konnte der abgestürzte Vizemeister bis dahin noch kein einziges Mal in der Liga einen Rückstand in einen Sieg umwandeln. Mit ernster Miene verfolgte Trainer Jürgen Klopp das Geschehen. Dabei sah er auch, wie seine Mannschaft zunächst noch dagegenhielt. Reus, am Dienstag für seine Vertragsverlängerung gefeiert, traf in der dritten Minuten aber nur den Innenpfosten, den Nachschuss von Shinji Kagawa parierte der Mainzer Keeper Stefanos Kapino. Der Ersatzmann für den gesperrten Loris Karius parierte in der achten Minuten auch einen Schuss von Aubameyang und Sekunden später einen Kopfball von Sahin. Die Druckphase der Borussen ließ aber schnell nach. Verunsicherung machte sich breit. Von Selbstvertrauen nach dem 3:0 am vergangenen Spieltag im Kellerduell beim SC Freiburg war nichts mehr zu spüren. Sinnbildlich war ein Reus-Schuss in der 32. Minute aus etwa zwölf Metern, der haushoch über das Tor der Gäste ging. Kurz vor der Pause verzog Kagawa (43.) indes nur knapp. Dennoch: Als die BVB-Profis zur Pause in die Kabine schlichen, wurden sie von Pfiffen begleitet. Wenige Minuten später schallten wieder die Schlachtgesänge durchs BVB-Stadion, als Subotic mit einem Kopfball den Ausgleich erzielte. An der Seitenlinie streckte Klopp in Jubelpose beide Arme weit auseinander. Der Startschuss für die Aufholjagd war gefallen, die BVB-Truppe nicht wiederzuerkennen. Auf Vorlage von Kevin Kampl erzielte Reus die Führung, FSV-Torwart Kapino ließ er dabei wie eine Slalomstange stehen. Aber zu früh gefreut: Malli überwand auf der Gegenseite Weidenfeller, die gesamte BVB-Verteidigung wirkte dabei nicht glücklich. Dann aber legte der in der zweiten Halbzeit starke Reus den Ball auf Aubemayang auf, der sich diese Chance nicht nehmen ließ. Reus durfte unter dem Jubel der Zuschauer nach dem Treffer von Sahin vorzeitig vom Platz, die BVB skandierten: „Der BVB ist wieder da.“ | WELT | Große Erleichterung bei Borussia Dortmund: Zum ersten Mal seit dem 3. Spieltag gelingen dem BVB zwei Bundesliga-Siege in Folge. Gegen Mainz 05 war dafür nach frühem Rückstand aber ein Kraftakt nötig. | Sport | Fußball | 2015-02-13T19:15:11Z | 2015-10-16T07:30:51Z | Torspektakel – Dortmund kämpft Mainz nieder | https://www.welt.de//sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article137435300/Torspektakel-Dortmund-kaempft-Mainz-nieder.html |
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Dominikanische Republik: Für Touristen heißt es Strandleben statt Erdbeben | Das schwere Erdbeben in Haiti hat nach Angaben deutscher Reiseveranstalter weiterhin keine Folgen für den Tourismus im Nachbarland Dominikanische Republik. Gut eine Woche nach dem Beben vom 12. Januar läuft der Ferienbetrieb in der Dominikanischen Republik (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dominikanische-republik/) unverändert, ergab eine Umfrage unter führenden Reiseanbietern. Änderungen in Ausflugsprogrammen in dem Karibikstaat gibt es demnach ebenso wenig wie eine Storno- und Umbuchungswelle deutscher Urlauber. Nach Befürchtungen von Haitis Regierung hat das Erdbeben bis zu 200.000 Menschen das Leben gekostet. Am Mittwoch versetzte ein Nachbeben die Menschen in Haiti erneut in große Angst. Der Anreisebetrieb von Deutschland (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/deutschland-reisen/) in die Dominikanische Republik (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/dominikanische-republik/) und die Ausflüge innerhalb des Landes liefen uneingeschränkt weiter, erklärten Vertreter von TUI, Neckermann/Thomas Cook Reisen, Alltours, FTI und der Rewe-Touristik. TUI-Sprecherin Anja Braun in Hannover verwies darauf, dass wichtige Urlauberzentren wie Punta Cana, Puerta Plata und Samaná im Osten und Nordosten der Dominikanischen Republik liegen und damit von der haitianischen Grenze weit entfernt sind. Derzeit hat Deutschlands größter Veranstalter 1800 Touristen vor Ort. „In Puerto Plata haben gerade einmal drei Touristen etwas gespürt. Die meisten haben von dem Erdbeben durch das Fernsehen oder besorgte Anrufe aus Deutschland erfahren“, sagte eine TUI-Sprecherin WELT ONLINE. Anfragen von Urlaubern, die ihre Reise in die Dominikanische Republik stornieren oder umbuchen wollten, habe es „nur vereinzelt“ gegeben, hieß es bei der TUI sowie bei FTI in München (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/muenchen-staedtereise/) . Kostenlos angeboten würden Stornos und Umbuchungen dabei nicht, da es weder Störungen in der touristischen Infrastruktur noch irgendeine Leistungseinschränkung vor Ort gebe. Die Rewe-Pauschaltouristik in Köln (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/koeln-staedtereise/) (ITS/Jahn Reisen/Tjaereborg) und Alltours in Duisburg erklärten, entsprechende Gästeanfragen würden im Einzelfall geprüft. Aus Kulanz habe man den „bisher nur zwei, drei Umbuchungswünschen“ auch stattgegeben, erklärte Ralph Schiller, Vetriebsgeschäftsführer der Rewe-Touristik. Deutschland drittgrößter Reise-Konzern hat derzeit mit seinen Marken ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg 1500 Gäste vor Ort. Es habe auch keiner der Gäste, die sich während des Bebens bereits in der Dominikanischen Republik aufhielten, vorzeitig nach Deutschland zurückreisen wollen, sagte Alltours-Sprecher Stefan Suska. Bisher zeichnen sich auch keine langfristigen Folgen des Bebens für den Tourismus in der Dominikanischen Republik ab. Änderungen im Buchungsverhalten seien nicht erkennbar, sagte Thomas-Cook-Sprecherin Nina Kreke in Oberursel (Hessen). Bei der Rewe-Pauschaltouristik habe die Zahl der Neubuchungen in den ersten Tagen nach dem Erdbeben sogar deutlich über der im gleichen Vorjahreszeitraum gelegen, erklärte Schiller. Derweil bekräftigte das Tourismus-Ministerium der Dominikanischen Republik in einer offiziellen Erklärung, dass alle Flughäfen, Hotels, Strände und touristischen Einrichtungen geöffnet hätten – und keine Pauschalreise oder Flug gestrichen worden sei. Für die deutsche Reisebranche ist die Dominikanische Republik das wichtigste Ziel in der Karibik (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/karibik-urlaub/) . Nach vorläufigen Zahlen des Deutschen Reiseverbandes (DRV) in Berlin (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/berlin-staedtereise/) besuchten im vergangenen Jahr rund 207.000 Bundesbürger das Land, das den Osten der Insel Hispaniola (verlinkt auf https://www.welt.de/themen/hispaniola/) einnimmt und sich diese mit Haiti im Westen teilt. | WELT | Auch eine Woche nach dem schweren Erdbeben in Haiti sind nach Angaben deutscher Reiseveranstalter keine Auswirkungen auf den Tourismus in der Dominikanischen Republik zu beobachten. Der Ferienbetrieb im Nachbarland läuft unverändert weiter, Stornierungen gab es so gut wie keine. | Reise | 2010-01-21T06:44:22Z | 2015-10-02T18:56:54Z | Für Touristen heißt es Strandleben statt Erdbeben | https://www.welt.de//reise/article5922714/Fuer-Touristen-heisst-es-Strandleben-statt-Erdbeben.html |
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