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Polizeiauto erfasst 13-Jährigen in Gera - Junge schwer verletzt | Ein Jugendlicher ist im Stadtteil Gera-Lusan von einem zivilen Polizeiauto erfasst und schwer verletzt worden.
Nach Angaben der Polizei soll der 13-Jährige am Samstag gegen 18 Uhr plötzlich auf die Nürnberger Straße in Höhe der Brüte gerannt sein, wo es zum Zusammenstoß mit dem Wagen kam.
Der Jugendliche wurde von einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. Weitere Informationen zum Unfallhergang waren zunächst nicht bekannt. Die Ermittlungen der Polizei dauerten jedoch an, hieß es. Die Straße musste im Bereich des Unfalls kurzzeitig voll gesperrt werden.
MDR (rom)/dpa | mdr.de | Ein Jugendlicher ist in Gera von einem zivilen Polizeiauto erfasst und schwer verletzt worden. | [
"Nachrichten",
"Unfall",
"Polizei",
"Lusan"
] | Thüringen | 2024-01-14T08:56:22+01:00 | 2024-01-14T11:12:05+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/ost-thueringen/gera/polizei-unfall-kind-100.html |
Landkreis will Verkauf: Fichtelberghaus im Erzgebirge zu teuer | Der Erzgebirgskreis will das Fichtelberghaus in Oberwiesenthal Ende 2024 verkaufen und holt sich nach eigenen Angaben über die Region hinaus Angebote dafür ein. Im Herbst 2024 soll darüber im Kreistag abgestimmt werden. Der Vize-Landrat des Erzgebirgskreises, Andreas Stark (CDU), nannte die Angelegenheit "komplex". Und: "Es besteht grundsätzlich Investitionsbedarf. Für uns als Landkreis stellt sich die Frage: Kann er das als Eigentümer und Verpächter finanziell schultern?"
Wir glauben, dass bei diesem Investitionsbedarf, der dort besteht, das die öffentliche Hand nicht packen kann.
Der Millionenaufwand sei für "den Landkreis nicht zu stemmen". Das sei seit 2022 immer deutlicher geworden. Die Kreisräte hätten dann beschlossen, dass der Kreis das Objekt an den Markt bringen und sich öffentliche Angebote einholen solle. Das laufe nun. "Ein privater Investor kann am Markt und mit Unternehmen ganz anders operieren als ein öffentlicher. Er ist mit seinen steuerlichen Angelegenheiten freier als eine Verwaltung", nannte Stark die Vorteile eines Verkaufs.
Dem Kreis sei jedoch auch klar, dass dieser exponierte höchste Gipfel mit vielen Interessen verbunden sei. "Es ist gut, dass die öffentliche Hand im wahren Wortsinn da ihre Hand drauf hat", sagte Stark. Wenn ein Investor den Erwartungen nicht gerecht werde, entstünden Risiken. Stark verwies auf teils schwierige Entwicklungen am Klínovec (Keilberg) auf der tschechischer Seite.
Dass künftig für das Plateau Eintritt bezahlt werden muss, wie manche befürchten, hält Stark für abwegig. Die Gaststätte werde seiner Meinung nach frei zugänglich bleiben.
Im Gespräch mit MDR SACHSEN verwies Andreas Stark auf den Freistaat. "Wenn es wirklich ein Interesse des Freistaats Sachsen an diesem höchsten Gipfel gäbe, dann kann er den ja gern betreiben." Aber schon 1996 habe das Land das Plateau und Gebäude nicht betreiben wollen. Damals war der Komplex für einen symbolischen Preis von einer Mark an den Kreis gegangen.
In die Diskussion um die Zukunft des Ausflugszieles hatte sich Mitte der Woche der Chef der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, eingeschaltet. Seiner Meinung nach gehört Sachsens höchster Punkt nicht in private Hände. Er habe für Sachsen einen enormen kulturellen und touristischen Wert.
Gebhart sagte, "dieses Tafelsilber" müsse für die Bevölkerung gesichert werden. Dies könne über eine Bewirtschaftungs-Genossenschaft gelingen. Der Linken-Politiker Gebhardt, der aus Aue im Erzgebirge stammt, reagierte damit auf die Verkaufspläne.
Das Fichtelberghaus gehört dem Landkreis, der es zuletzt an die Liftgesellschaft Oberwiesenthal (LGO) verpachtet hatte. Auf der Homepage schreibt der Landkreis, er wolle es nun "im Rahmen eines Angebotsverfahrens veräußern". Bis 5. Juli könnten Interessenten Unterlagen für das 13.700 Quadratmeter große Grundstück mit mehreren Gebäuden, Aussichtsturm und Parkplätzen anfordern.
MDR (kk/jhe) | mdr.de | Der Kreis Erzgebirge will das Fichtelberghaus verkaufen. Jahrelang hatte er es nur verpachtet. Jetzt sucht der Kreis Kaufinteressenten. Das missfällt der Linken in Sachsen. | [
"Nachrichten",
"Fichtelberghaus",
"Oberwiesenthal",
"Erzgebirge",
"Hotel",
"Landkreis"
] | Sachsen | 2024-06-27T09:24:00+02:00 | 2024-06-28T15:09:15+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/chemnitz/brand-erbisdorf-marienberg/fichtelberg-haus-oberwiesenthal-streit-linke-100.html |
Jugendclub-Leiterin in Zahna-Elster: "Ich habe Angst um die Kinder" | Der Jugendclub "Zuflucht" am Rande der Stadt Zahna-Elster in Wittenberg wirkt verlassen. Die Fahrradständer sind leer, das Außengelände mit Trampolin und Volleyballfeld ist verwaist und auch im Inneren des Clubs ist es fast gespenstisch still. Nur eine Person ist noch immer jeden Tag im Club zugange: Leiterin Sabine Hoffmann. Sie sitzt im Bastelraum oder bereitet im Gemeinschaftsraum Projekte vor, mit denen sie die Kinder und Jugendlichen bei Laune zu halten versucht.
Sie beschreibt eines dieser Projekte: "In den Winterferien zum Beispiel habe ich jedem Kind eine Winterferien-Wundertüte vor die Tür gestellt. Da war ein Apfel drin, denn wenn wir im Club sind, essen wir viel Obst und Gemüse. Wir hätten normalerweise Fasching gefeiert, also kam Konfetti in die Wundertüte. Wir hätten sicherlich gebastelt, also habe ich ein bisschen Bastelmaterial mit in die Tüte gepackt."
Die Winter-Wundertüte ist nur eines von unzähligen Projekten und Aufrufen, die die 57-Jährige fast wöchentlich per Telefon startet. Wer baut den schönsten Schneemann? Wer schafft die meisten Hampelmänner? Wer hilft beim Sonnen-Malen und lässt die Stadt mit diesen Basteleien erstrahlen?
Per Whatsapp und Telefon ist Sabine Hoffmann immer für ihre Kinder da. "Ich habe von Anfang an versucht, den Kontakt zu halten. Das war mir ganz, ganz wichtig. Und das klappt. Früh um acht klingelt das Telefon das erste Mal. Da sitzen die Kinder über ihren Schulaufgaben, schicken auch gern mal ein Foto und fragen, ob ich mal drüber gucken kann." Das macht sie natürlich. Und unterstützt so auch die Eltern, die mit dem Homeschooling ab und an überfordert sind. "Das ist ganz wichtig, denn es gibt ja nicht nur Eltern mit einem Kind. Wir haben Familien mit fünf, sechs, sieben Kindern. Und sich da kontinuierlich auf jedes Kind zu konzentrieren, ist schwer. Und auch für die Kinder ist es schwer. Ich höre ganz oft, dass die Kinder und Jugendlichen sich sehr danach sehnen, wieder in die Schule gehen zu können."
Sabine Hoffmann ist keine Lehrerin, auch keine ausgebildete Erzieherin. Früher hat sie beim Tierarzt gearbeitet und nur nebenbei an Nachmittagen im Jugendclub ausgeholfen. Als sie dann die Chance bekam, den Jugendclub zu leiten, hat sie diese ergriffen. Denn die Arbeit mit den Kindern ist für sie das Größte: "Ich mache diesen Job mit Leib und Seele. Ich möchte, dass die Kinder und Jugendlichen hier einfach eine schöne Zeit haben. Und wenn sie irgendwann den Jugendclub verlassen und irgendwann mal erwachsen sind und selber Kinder haben, dann sollten sie sich an die tolle Zeit im Jugendclub erinnern. Das ist mein Ziel."
In unserem multimedialen Update zur Corona-Lage in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fassen wir für Sie zusammen, was am Tag wichtig war und was für Sie morgen wichtig wird.Das Corona-Daten-Update – montags bis freitags um 20 Uhr per Mail in Ihrem Postfach. Hier können Sie das Update abonnieren.
Bei diesen Worten strahlt Sabine Hoffmann. Doch auf die Situation während der Corona-Pandemie angesprochen, treten Sorgenfalten auf die Stirn der sonst so unbeschwerten Person. Beim ersten Lockdown, sagt sie, seien die Kinder noch fröhlicher gewesen. Wenn sie jetzt mit den Jungen und Mädchen telefoniert, kommen dagegen oft auch Tränen. "Die Kinder sagen dann: 'Sabine, wir können nicht mehr. Mach doch den Jugendclub wieder auf.' Dann muss ich erklären, dass das ja nicht ich zu entscheiden habe. Dass wir uns alle an die Regeln halten müssen.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich mittlerweile wirklich Angst um die Kinder. Ich habe Angst, dass die Stimmung so weit runter geht, dass wir die Kinder nicht mehr auffangen können.
Die Kinder und Jugendlichen brauchen Nähe und ein soziales Miteinander. Sie brauchen das Gefühl, gemeinsam am Tisch zu sitzen. Miteinander zu reden und zu lachen. Bei ihren Telefonaten mit den Kindern und Jugendlichen versucht Sabine Hoffmann jedenfalls, Mut zu machen und den Nachwuchs zum Durchhalten zu animieren. Doch abends im Bett, sagt sie, sehe es auch mal anders aus. "Ich gebe die Starke, aber das bin ich nicht immer. Es ist unglaublich traurig anzusehen, wie sich manche Kinder immer mehr in sich selbst zurückziehen."
An dieser Stelle ist von der optimistischen Strahle-Frau nicht mehr viel zu sehen. Sabine Hoffmann ist den Tränen nah, bemüht sich redlich um Fassung.
Ich hoffe wirklich, dass die Politik die Kinder nicht vergisst. Alle sagen immer: 'Kinder sind unsere Zukunft.' Dann tut doch mal etwas für sie.
Eine zusätzliche finanzielle Unterstützung wäre zum Beispiel ein Anfang. Denn all die kleinen Geschenke, die Bastelmaterialen und Projekte, die Sabine Hoffmann organisiert, müssen bezahlt werden. Zum Glück ist die Jugendclubleiterin gut vernetzt, so greifen ihr immer wieder Unternehmen aus der Stadt unter die Arme. Und zum Glück hat sie bis heute ihren Optimismus nicht verloren.
Ich hoffe, dass wir um Ostern rum wieder öffnen können. Ich könnte auch sofort wieder loslegen. Es ist alles bereit. Ich würde die Stühle runter stellen, alles nochmal desinfizieren und den Jugendclub wieder aufschließen.
Doch noch ist es nicht so weit, das weiß Sabine Hoffmann. Für sie heißt es: weiter Kontakt halten über ihr Telefon. Das klingele übrigens das letzte Mal am Abend gegen halb elf, erzählt sie. Am anderen Ende ist dann oft eines der älteren Kinder, das einfach noch eine Runde quatschen will mit Sabine Hoffmann.
MDR, Jana Müller, Maria Hendrischke | mdr.de | Sabine Hoffmann ist die Leiterin des Jugendclubs "Zuflucht" in Zahna-Elster. Der Club musste während des ersten und zweiten Lockdowns schließen. Für die Kinder war Sabine Hoffmann trotzdem immer da. | [
"corona",
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"ein jahr corona"
] | Sachsen-Anhalt | 2021-03-07T13:40:12+01:00 | 2021-03-07T13:40:13+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/wittenberg/ein-jahr-corona-jugendclub-leiterin-angst-um-die-kinder-100.html |
Rezept: So backen Sie Zauberwürfelkuchen | Sie benötigen eine Backform aus Silikon mit quadratischen Mulden (3,5 cm pro Mulde, insgesamt 27 Mulden).
Teig:
Deko:
Alle Zutaten – mit Ausnahme des Obstes – miteinander in einer Schüssel vermischen und auf die 27 Mulden der Backform verteilen. In jede Mulde klein geschnittenes Obst geben.
Die Küchlein bei 170 °C (Umluft) 15–18 Minuten backen und abkühlen lassen. Dann aus der Form lösen und die Backformen säubern und trocknen.
Für die Deko die weiße Schokolade schmelzen und in 4 Schüsseln aufteilen. In jede Schüssel eine Lebensmittelfarbe geben und in die Schokolade mischen.
Die Mulden der Backform mit etwas geschmolzener, bunter Schokolade einpinseln und jeweils ein abgekühltes Küchlein in eine Mulde drücken. Dann mit der restlichen Schokolade (in der passenden Farbe) verschließen. Alles mit Frischhaltefolie abdecken. Die Küchlein im Kühl- oder Gefrierschrank kalt stellen.
Aus 2 Tortenuntersetzern aus Karton drei 12 x 12 cm breite Quadrate schneiden.
Die ausgehärteten Würfel aus der Backform lösen und auf den ersten Untersetzer stellen. Diesen Vorgang noch 2 Mal wiederholen. Auf jedem Untersetzer sollten jeweils 9 Würfel in einem Quadrat stehen.
Et voilà!
MDR (lk) | mdr.de | Wer ein ganz besonderes Rezept sucht, wird mit dem Zauberwürfelkuchen von Backexpertin Aurélie Bastian fündig. Der Clou: Die Französin füllt in jeden Würfel erfrischendes Obst. | [] | Rezepte | 2023-08-23T10:00:00+02:00 | 2023-08-28T09:14:18+02:00 | https://www.mdr.de//ratgeber/rezepte/zauberwuerfel-kuchen-backen-aurelie-100.html |
Der Schopfhirsch | Was denn, Hirsche? Kenn ich, große Huftiere, prächtiges Geweih. Oder eben ein Schopfhirsch. Der ist anders, drollig klein, und hat statt Geweih eine Frisur. Das lässt ihn weniger majestätisch wirken, aber er ist sowieso schüchtern. Im Zoo Leipzig sogar derart, dass er sich nicht mal an sein Weibchen traut. Obwohl alles versucht wird, sogar Partnertausch.
Der Schopfhirsch ist potentiell gefährdet. | mdr.de | Der Schopfhirsch ist anders als wir uns Hirsche vorstellen. Er ist drollig klein und hat eine Frisur. Außerdem ist er schüchtern. Im Zoo Leipzig sogar derart, dass er sich nicht mal an sein Weibchen traut... | [] | 2025-06-06T06:00:00+02:00 | 2025-06-06T06:00:00+02:00 | https://www.mdr.de//sachsenradio/podcast/elefanttigerundco/elefant-tiger-und-co-podcast-schopfhirsch-100.html |
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Beweis: Mikroplastik kann menschliche Zellen direkt schädigen | Mikroplastik ist ein ernst zu nehmendes Umweltproblem. Es befindet sich überall. Allein im Ozean spricht man von 70 Millionen Tonnen. Dieses Mikroplastik wird über das Wasser, den Regen, die Luft verbreitet und von Menschen und Tieren aufgenommen. In den Organismen kann Mikroplastik ziemlichen Schaden anstellen. Physiker, Jean-Baptiste Fleury von der Universität des Saarlandes und Vladimir Baulin von der Universität Tarragona, haben nun bewiesen, dass die Zellmembran in menschlichen roten Blutkörperchen mechanisch destabilisiert werden kann.
Die Wissenschaftler halten fest, dass Mikroplastik unmittelbar nach der Aufnahme in lebende Organismen nicht tödlich ist. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es zu Entzündungen in den Zellen führen kann. Obwohl eigentlich aus physikalischer Sicht keine Wirkung zu erwarten ist, vermuten Fleury und Baulin trotzdem, dass ein rein mechanischer Effekt diese Entzündungen verursachen könnte. Normalerweise sollte jede mechanische Wirkung auf eine Flüssigkeit mit der Zeit nachlassen und dann ganz verschwinden.
Überraschenderweise haben wir jedoch beobachtet, dass sich die Membranen von künstlichen Zellen und roten Blutkörperchen in Gegenwart von Mikroplastik dehnen.
Die Folge: Die Membran der roten Blutkörperchen entzündet sich spontan.
Der theoretische Physiker Dr. Vladimir Baulin hat dafür ein mathematisches Modell entwickelt und kann sagen, wie genau die Plastikpartikel auf die Zellmembran wirken. Vereinfacht gesagt: Jedes Partikel verbraucht einen Teil der Membranfläche. Das heißt, befinden sich Mikroplastikteilchen im roten Blutkörperchen, zieht sich die Zellmembran um diese Teilchen herum zusammen. Das bewirkt, dass die Zellmembran zwischen den Teilchen gespannt, also mechanisch gedehnt wird. Das führt am Ende dazu, dass die Zellmembran weniger stabil ist.
Eine weitere überraschende Entdeckung war, dass die Mikroplastikteilchen in der Zellmembran nie an ein und derselben Stelle waren, sondern sich durch kontinuierliche Diffusion bewegten.
Diese Diffusion ist wahrscheinlich die Ursache für die anhaltende Spannung auf der Zelloberfläche, die ja eigentlich aus physikalischer Sicht irgendwann abnehmen sollte. Bisher wurde in Studien zwar untersucht, ob Mikroplastik im Körper toxisch wirkt, eine rein mechanische Auswirkung auf die Zellen wurde bisher aber immer außer Acht gelassen. Fleury und Baulin haben nun gezeigt, dass sie eine wichtige Rolle spielt.
PNAS: Microplastics destabilize lipid membranes by mechanical stretching | mdr.de | Mikroplastik befindet sich überall: in der Luft, im Wasser, in der Erde und in uns Menschen. Physiker haben nun bewiesen, dass Mikroplastik die Zellmembran roter Blutkörperchen schädigen kann. | [] | 2021-07-30T13:56:53+02:00 | 2021-07-30T13:56:53+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/podcast/beweis-mikroplastik-schaedigt-ellmembran100.html |
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Was war hier der Auftrag? | Wortungetüme vermögen Mathias Döpfner sehr zufrieden aussehen zu lassen. Zumindest, wenn dieses "Zweiundzwanzigster Staatsvertrag zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge" heißt und ihm den Lohn für Jahre des Lobbyismus bzw. Populismus auf Staatspresse-Nordkorea-Niveau verspricht. Das lässt sich an einem von faz.net bis Deutschlandfunk verbreiteten Foto ablesen, das auch zeigt, dass die Begeisterung über die gestern bei einer Pressekonferenz vorgestellte Reform des Telemedienauftrags (Altpapier) noch bis zu Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, dessen Staatskanzlei das Thema betreute, und Malu Dreyer als Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder reichte, während das Lächeln der Chefs und Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender bis zu Stefan Raue vom Deutschlandradio immer verkniffener wird.Warum? Das ist das Altpapier hier; wir haben viele Zeilen, es auseinanderzudröseln. Zunächst der Schnelldurchlauf, was laut Ministerpräsidenten der Länder geändert werden soll:
Die Pläne bedürfen noch der Zustimmung der Landtage.
"Es gibt heute nur Gewinner",
zitiert die Pressemitteilung der Ministerpräsidenten Döpfner - übrigens noch vor dem ARD-Vorsitzenden und den Intendanten von ZDF und DLR, mit denen sie sich beruflich eigentlich auseinandersetzen sollten. Aber Stargästen lässt man gerne den Vortritt. Zudem scheint die Politik im Angesicht aktueller Strömungen einfach froh, sich zumindest an dieser Front eines Krawallmachers entledigt zu haben. Er selbst formuliert das so:
"Die 'Angst, dass uns das ganze System um die Ohren fliegt', nannte Döpfner als wesentlichen Grund dafür, dass die Reform nun doch noch gelang." (Ulrike Schuster, Claudia Tieschky, SZ-Medienseite)
Und, Döpfner zum Dritten, diesmal in der Pressemitteilung des BDZV:
"Die Einigung ist ein wichtiger Faktor, um Journalismus in der digitalen Welt zu refinanzieren und damit die Medienvielfalt zu erhalten".
Hier gilt es eine kurze Fassungslosigkeits-Pause einzulegen, schließlich ist Döpfner doch sonst ein kluges Kerlchen. Kann er allen Ernstes glauben, die Refinanzierung des privatwirtschaftlichen Journalismus sei gerettet, wenn tagesschau.de weniger Text anbietet? Hat er schon einmal etwas von Focus Online gehört? Oder Facebook? Oder den Anzeigenpreisen, die auch der Springer-Verlag mit dem inflationären Anbieten von Werbefläche (Hallo, Klickstrecke!) komplett in den Keller gerockt hat? Nur zum Beispiel. Aber Bildungsbürger Döpfner vertraut wohl auf Hamlet, thinking makes it so, und warum sollte man das Prinzip Autosuggestion den Eso-Hipstern überlassen, die die Zeit bis zur nächsten Detox-Kur überbrücken müssen?
Fans des Beharkens zwischen ARD, ZDF und BDZV müssen aber nicht traurig sein. Denn zum einen mag zwar Mathias Döpfner befriedet sein; seine Verlagskollegen bei der FAZ horten noch genug Hass für die nächsten Jahrzehnte.
"Wenn man – mit allem Recht – der Ansicht ist, eine freie Presse sei für das Funktionieren einer Demokratie essentiell, dann ist die Beschränkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf sein Kerngeschäft ein Meilenstein (…). Paternalismus aber hat in einem freien Land nichts verloren",
poltert in seinem Kommentar auf Seite 8 (nur €) Reinhard Müller, während Michael Hanfeld auf der ersten Seite des Feuilletons (S. 9 und faz.net) noch einmal seine Klassiker spielt wie
"Für die ARD ging und geht es dabei um die Ausweitung ihrer publizistischen Kampfzone, für Zeitungen und Zeitschriften geht es um alles oder nichts. Sie müssen mit ihren Texten im Netz Geld verdienen, und das können sie nicht, wenn es eine durch den Rundfunkbeitrag von allen zwangsweise finanzierte Quasi-Presse gibt.
Und auch der NDR hat angekündigt, an der Verfassungsbeschwerde gegen das Urteil zur "Tagesschau"-App festzuhalten (Infokasten auf tagesschau.de).
Dabei sind das nur die Altlasten. Auch der nun gefundene Kompromiss bietet noch ausreichend Auslegungsspielraum, über den es sich zu zoffen lohnt. Dazu gehört die Frage, wie viel Text ein Fokus auf Video und Audio noch erlaubt.
Döpfner zum Vierten, zitiert bei @mediasres:
"Entscheidend ist, dass der Großteil der Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender auf den ersten Blick unterscheidbar ist und einen anderen Schwerpunkt hat. Dann müssen keine Worte gezählt werden. Wenn es eine Breaking-News gibt wird auch keiner den öffentlich-rechtlichen Sendern verbieten, die erstmal im geschriebenen Wort zu verbreiten."
Allerdings sind diese auf Texte nicht nur bei Regierungskrisen angewiesen, wie der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm im übrigens komplett transkribiert auf tagesschau.de angebotenen Interview mit Jan-Malte Andresen für Tagesschau24 erklärt:
"Wir erreichen ja ungefähr die Hälfte unseres Publikums über Suchmaschinen. Diese funktionieren derzeit nur mit Text. Wir würden also gar nicht gefunden, wenn wir nicht auch Texte hätten, in denen ein Mindestmaß an Schlagworten enthalten sein muss. Ein anderes Beispiel ist investigative Recherche: Auch dort ist der Text ganz notwendig, um zu dokumentieren, wie die Redaktion genau gearbeitet hat, wie sie ihre Befunde auch belegt."
Hinzu kommt ein weiterer, vom - verrückt! - Nutzer aus gedachter Faktor, auf den der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke, zitiert in der Pressemitteilung der Gewerkschaft, anspielt:
"Aber was dabei herausgekommen ist, verkennt die wahren Gegebenheiten im Netz und bleibt gedanklich in der anlogen Welt stecken (…) Wir glauben weiterhin, dass zum Internet alle Darstellungsformen gehören, selbstverständlich auch Text".
Auftritt des aktuellen Reuters Digital News Report der Universität Oxford (ausführlich unter digitalnewsreport.org, zusammengefasst bei Meedia), der feststellt, dass nur acht Prozent der Befragten ihre Nachrichten im Netz vorwiegend per Video konsumieren und 24 Prozent sich gar weniger Nachrichtenvideos wünschen.
Der Verlegertraum vom komplett audio-visuellen Internetauftritt öffentlich-rechtlicher Sender: Diese müssten mit dem Klammerbeutel gepudert sein, würden sie den wirklich verwirklichen. Weiter zugespitzt könnte man sogar sagen, sie hätten ihre Rundfunkgebühren nicht verdient, wenn sie nun ein Angebot machten, dass zwar deutsche Verlage beruhigt, aber an ihren zahlenden Kunden vorbeigeht.
"Haseloff ist überzeugt, die jetzige Einigung sei 'ein historischer Moment in der Geschichte der BRD'. In jedem Fall ist sie ein Sonderfall, weil es einem Lobbyverband privater Unternehmen gelungen ist, mit Verweis auf die eigenen wirtschaftlichen Interessen wesentlichen Einfluss darauf zu nehmen, wie die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Auftrag gegenüber der Allgemeinheit im Netz erfüllen können",
schreibt Peer Schader bei DWDL. Und der Einfluss endet nicht mit dem gestrigen Tag und der BDZV-Performance auf einer Pressekonferenz, bei der Vertreter der Presse (nach alter Definition) auf dem Podium eigentlich nichts zu suchen gehabt hätten. Marvin Schade, Meedia:
"Mit der paritätischen Schlichtungsstelle (zuständig für Streitfälle bezüglich der Textmenge, Anm. AP), die nach Medienberichten einen Vorsitzenden haben soll, der in Pattsituationen entscheidet, geht es auch um neue Machtfragen. Mit ihr sichern sich die Interessenvertreter der Privaten Einfluss auf das öffentlich-rechtliche System".
Je länger man darüber nachdenkt, desto gruseliger wird dieser Lobbyerfolg deutscher Verlage. Man stelle sich vor, sie hätten all diese Energie in die Suche nach neuen Geschäftsmodellen gesteckt, statt in die Bekämpfung vermeintlicher Konkurrenten.
Es nicht genau so gemacht zu haben, darüber ärgern sich nun andere Interessenvertretungen. Zwar meinte Ministerpräsident Haselhoff, die Vertreter privater Rundfunkanbieter hätten nicht an den Verhandlungen beteiligt werden müssen, weil diese
"'nicht das Problem der Presseähnlichkeit' hätten und sich die Bedeutung der Frage nach Demokratie und Informationsfreiheit nicht im selben Maße stelle wie bei den Verlegern" (noch einmal Schader, DWDL).
Was die Macher von "RTL aktuell" zu dieser Einschätzung sagen, können wir vielleicht irgendwann nachliefern, uns aber heute schon denken. Fürs erste zitiert Petra Schwegler bei W&V Hans Demmel, den Chef des Verbandes, der VPRT war und heute Vaunet heißt. Er
"sieht die Öffnung der Mediatheken und damit die Liberalisierung des Telemedienauftrags 'sehr kritisch, da er weitreichende Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation seiner Mitgliedsunternehmen' habe."
Deutlichere Worte findet die Filmbranche (Alexander Krei, DWDL):
"'Wir sind fassungslos, dass die Politik die Bedenken der audiovisuellen Kultur- und Kreativwirtschaft komplett ignoriert und bis auf das Verbot der Presseähnlichkeit ausschließlich Interessen der Sendeanstalten bedient hat', sagte Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft. (…) Die Organisationen stören sich vor allem an den deutlich ausgeweiteten Verweildauern von Filmen und Serien im Netz sowie an der Möglichkeit, auch Kaufproduktionen - etwa europäische Filme und Serien - in die Mediatheken einzustellen.
Nun ist es nicht so, als sei den Machern des Rundfunkänderungsstaatsvertrags diese Problematik völlig entgangen, wie sich dem Text (ganz recht: Text) von Daniel Bouhs für tagesschau.de entnehmen lässt:
"Gänzlich uneingeschränkte Mediatheken wird es aber auch künftig nicht gegeben, nicht zuletzt, da die öffentlich-rechtlichen Sender auch in Zukunft privaten Sendern nicht zu viel Konkurrenz machen sollen, vor allem wenn es um Unterhaltung geht. Außerdem müssen etwa Produzenten mehr Geld bekommen, wenn Sender ihre Inhalte länger frei im Netz anbieten wollen. Die Frage, welche Inhalte wie lange online bleiben dürfen, werden die Sender und ihre Gremien deshalb von Fall zu Fall unterschiedlich beantworten."
Aber der Eindruck bleibt hängen: Ein guter Tag war der gestrige vor allem für Mathias Döpfner. Ob dafür zu sorgen zur Kernkompetenz von Rundfunkpolitik gehören sollte, frage ich mich schon.
Es spricht für einen vollen Nachrichtentag, wenn die Entlassung des WDR-Fernsehspielchefs Gebhard Henke wegen des Vorwurfs sexueller Belästigungen nur in aller Kürze Platz findet.
"Aus Sicht des WDR besteht kein Vertrauensverhältnis mehr. (…) Henke wies die Vorwürfe zurück. Im Ergebnis hielt der WDR die von den Frauen geschilderten Vorfälle für schwerwiegend und glaubhaft",
erklärt der Sender per Pressemitteilung. Zeit Online, wo Charlotte Roche zuvor ihre Erfahrungen mit Henke ausführlich geschildert hat, rekapituliert die Hintergründe ausführlich und hat auch mit dem Anwalt Henkes gesprochen. Dieser betont die Unschuld seines Mandanten und erklärt, gegen die Kündigung vorgehen zu wollen. An Zitaten wie
"'Bei den Fällen ist kein einziger dabei, bei dem es um einen zurechenbaren schweren sexuellen Übergriff geht.' Bei einem Fall gehe es um eine freche Bemerkung, in einem anderen hätte die Betroffene das Gefühl gehabt, Henke habe sie zweideutig angeschaut. Außerdem gehe es einmal um einen ungewollten Zungenkuss",
könnte sich aber zeigen, dass hier unterschiedliche Vorstellungen vorherrschen, was Frauen als sexuelle Belästigung empfinden.
Die Taktik des WDR in der Sache kommentiert auf der Medienseite der SZ Hans Hoff:
"Wäre es lediglich bei einer Abmahnung geblieben, wären womöglich erneut Vorwürfe laut geworden, der WDR kehre Probleme unter den Teppich. Dem entzieht man sich jedenfalls, indem man entschlossen kündigt. Trotzdem ist es natürlich möglich, dass ein Arbeitsgericht die Kündigung kassiert und dafür sorgt, dass Henke in seinen Job zurück darf oder eine satte Abfindung erhält."
+++ Der aus Sicherheitsbedenken nicht zur Fußball-WM nach Russland gereiste Hajo Seppelt hat Karoline Meta Beisel für die Medienseite der SZ ein Interview gegeben: "Da stellen sich ganz viele Fragen, wie der Journalismus künftig mit dem organisierten Sport umgehen soll. Der Sportjournalismus muss erkennen, dass er hochpolitisch ist. Der Weltverband der Sportjournalisten hält sich bei der ganzen Geschichte übrigens auffällig bedeckt. Das spricht Bände." Auf der Medienseite der FAZ (€) sagt derweil der einstige Fußball-Chefkommentator Marcel Reif im Interview mit Jörg Seewald: "Der Fußball wird diese Weltmeisterschaft und auch die in Qatar überleben. (…) Der Fußball ist unkaputtbar. Das Spiel geht immer."
+++ Das sogenannte Nachrichtenmagazin Stern hat in dieser Woche ein besonders verstörendes Cover, haben etwa Mario Sixtus und Alf Frommer bei Twitter vermerkt.
+++ Genug ist genug: Die Redakteure von DuMont in Berlin rebellieren, ich möchte sagen: endlich mal, und zwar gegen die Abwicklung bzw. Zusammenlegung ihrer Hauptstadtredaktion mit Madsack (Verdi-Magazin Menschen Machen Medien).
+++ Daniel Bouhs und Axel Balkausky hätten ihren Streit (Altpapier) nicht öffentlich ausfechten müssen, findet Ulrike Simon (Irgendwas mit Spiegel). Bouhs hält bei Twitter dagegen, Stefan Niggemeier hilft mit.
+++ Mit Abstand auf die Talkshow-Debatte blickt Altpapier-Kollege Christian Bartels bei evangelisch.de.
+++ Renate Künasts Hasswort lautet Shitstorm (Übermedien).
+++ Das Bundeskriminalamt hatte gestern "Aktionstag zur Bekämpfung von Hasspostings" (tagesschau.de, Heise).
+++ Vom Kongress der International News Media Association (INMA) in Washington , der zuversichtlichen Stimmung und dem Kleidungsstil dort ("moderne Frisuren und Outfits, die leger sind, aber nicht vom Discounter stammen") berichtet Konrad Ege in der aktuellen Ausgabe epd medien (derzeit nicht online).
Das nächste Altpapier erscheint am Montag. Schönes Wochenende! | mdr.de | Weniger Text auf den Websites öffentlich-rechtlicher Sender, dafür längere Verweildauer für Videos: Die Reform des Telemedienauftrags macht Mathias Döpfner glücklich, andere aber fassungslos. | [] | 2018-06-26T16:50:15+02:00 | 2018-06-26T16:50:15+02:00 | https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-514.html |
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Beliebteste Pflegerin Thüringens in Weimar geehrt | Aktuelle Nachrichten finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App.
Am Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikum ist am Montag eine von "Deutschlands beliebtesten Pflegeprofis" geehrt worden. Caroline Plickert hat dabei thüringenweit den ersten Platz erreicht. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin im Weimarer Krankenhaus.
Kolleginnen und Kollegen hatten Plickert für die Auszeichnung nominiert. Sie lebe zu 100 Prozent für die Pflege, privat und auf der Arbeit, hieß es in der Bewerbung. Abgestimmt wurde dafür in einer Online-Umfrage. Mehr Informationen zum Wettbewerb gibt es hier.
Online startet jetzt auch die bundesweite Abstimmung. Vom 1. bis 31. Oktober wird unter den 16 Landessiegerinnen und -siegern der oder die Beste ermittelt. Auch hier gilt wie schon bei den Landesgewinnern: Es gewinnt, wer die meisten Stimmen auf sich vereinen kann.
"Deutschlands beliebteste Pflegeprofis" wurden erstmals 2017 ausgezeichnet. Der Verband der Privaten Krankenversicherung hatte den Wettbewerb nach eigenen Angaben ins Leben gerufen, um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig eine gute Pflege ist.
Vom OP-Saal bis zur High-End-Technik auf der Intensivstation: Das Weimarer Klinikum veranstaltet am nächsten Samstag, den 9. September, einen Tag der offenen Tür von 10 bis 15 Uhr mit einem bunten Programm. Unter anderem mit dabei sind auch Feuerwehr, Rettungsdienst und Luftrettung.
MDR (gh/cfr) | mdr.de | Caroline Plickert ist laut einer Online-Umfrage Thüringens beliebteste Pflegerin. Am Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikum wurde sie als eine von "Deutschlands beliebtesten Pflegeprofis" geehrt. | [
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"Deutschlands beliebteste Pflegerin"
] | Thüringen | 2023-09-04T19:33:00+02:00 | 2023-09-05T14:38:20+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/weimar/beliebteste-pflegerin-plickert-klinikum-weimar-102.html |
So gut sind autonom fahrende Autos (nicht) | Hektisch, erbarmungslos, meist zu schnell: Straßenverkehr in Deutschland. Von über 2,6 Millionen Verkehrsunfällen 2019 waren 3.046 tödlich. Kann künstliche Intelligenz dafür sorgen, dass der Verkehr sicherer wird, indem wir Maschinen wichtige Entscheidungen überlassen? Auf dem Testgelände der Dresdner Hochschule für Technik und Wirtschaft analysiert Professor Toralf Trautmann autonomes Fahren und dabei speziell die Notbremssysteme.
"Notbremssysteme nutzen verschiedene Sensoren. Üblich ist eine Mischung aus Radarsensor und Kamera. Entsprechend sind die Systeme dann anfällig etwa für die Witterung", sagt der Wissenschaftler. Bei dichtem Regen oder Nebel hätten Kameras ähnliche Probleme wie menschliche Augen. Wo Fahrer wenig sähen, seien auch Kameras schlecht. Beim Radar-Sensor sehe das zwar anders aus. "Der sieht immer sehr gut, kann aber keine Objekte gut voneinander trennen oder klassifizieren."
Die Dresdner Forscher testen drei Bremsassistenten: Von einem VW, einem Tesla und einem BMW. Alle Fahrzeuge sind mit Kamera und Radar ausgestattet und fahren mit maximal 30 Kilometer pro Stunde über den Testparcours.
Der VW-Passat beginnt. Hinter einem parkenden Auto kommt eine Fußgängerpuppe hervor. Als der Wagen wenige Meter vor dem Ziel ist, sagt Trautmann: "Hier sollte eine Warnung mit Bremseingriff kommen." Die kommt zwar, allerdings zu spät. Der Wagen bremst, erwischt den Crashtestdummy allerdings trotzdem mit der Motorhaube und schleudert ihn einige Meter weit weg.
Es folgt das Tesla-Model S. Der Wagen biegt um die Kurve und fährt auf den Fußgänger zu, der hinter dem parkenden Auto auftaucht. Im Cockpit blinkt eine rote Leuchte und ein Alarmsignal ertönt. "Aber hier kommt nur eine Warnung. Er wird nicht gebremst", sagt Trautmann. Der Tesla erfasst die Testpuppe mit voller Wucht.
Als drittes testen die Forscher den BMW, ein neues 2er Coupé. Er ist mit den neuesten Sensoren ausgestattet und erkennt den Fußgänger bereits von weitem. "Die Gefahr wird automatisch erkannt und die Notbremsfunktion wird eingeleitet", sagt Trautmann. Aber obwohl das Fahrzeug bremst, kann es nicht rechtzeitig stoppen. Auch der BMW erfasst den Crashtestdummy.
Die anderen beiden Fahrzeuge sind etwas älter. Da sind die Sensoren von der Performance einfach schlechter. Sie sehen: es gibt Fortschritte, aber selbst das neueste Fahrzeug hat die Puppe noch gestreift. Das war zwar nicht mehr so stark, aber das Auto hat den Unfall nicht komplett verhindern können.
Eine andere Teststrecke ist ein Teil der Bundesstraße 170. Hier hat man neue Klebemarkierungen aufgebracht, die besonders gut reflektieren. Professor Trautmann testet dort auch neue Systeme wie den Laserscanner, der bisher noch nicht in Autos eingebaut ist.
Die Straße ist mit speziell reflektierenden Verkehrsschildern und Fahrbahnmarkierungen ausgestattet, sogenannten retro-reflektierenden Markierungen. Laserscanner können sie schnell erkennen und dem Bordcomputer so mitteilen, wo sich das Auto befindet. "Da ein Laserscanner noch nicht serienmäßig im Fahrzeug verbaut ist, wird das System noch nicht genutzt", sagt Trautmann. Sein Team arbeitet hier noch an der Entwicklung, Fahrspuren sicher zu erkennen.
Und bis wann wird es echtes, vollständig autonomes Fahren geben? "Wahrscheinlich gibt es schon seit 30 Jahren genau diese Aussage: in zehn Jahren wird es soweit sein", sagt Professor Trautmann und ergänzt: "Vielleicht wird es nie in der Form kommen, wie man sich das mal erträumt hat."
Trotzdem wird aber fleißig weiter getestet. In Dresden wird ein umgebauter BMW i-3 für die Forschung genutzt. Damit können Studierende etliche Funktionen des autonomen Fahrens ausprobieren. "Wir können hier bei uns auf dem Prüffeld einiges messen, was im Straßenverkehr noch nicht weit verbreitet ist, etwa die retro-reflektierenden Markierungen", sagt Patrick Richter, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTW Dresden forscht.
Die Hochschule leistet auf dem Gebiet des autonomen Fahrens wertvolle Arbeit. Doch spätestens seit es tödliche Unfälle mit autonomen Autos gegeben hat, ist Sicherheit das Wichtigste. "Wir haben an den Tesla-Unfällen gesehen: Der Fahrer verlässt sich auf ein System, das nicht dafür ausgelegt ist. Deshalb wurde gerichtlich verboten, es Autopilot zu nennen. Das war wirklich überfällig und jetzt sollte jedem klar sein: Nein, es ist ein Assistenzsystem, ich muss selber die Kontrolle behalten und immer überwachen", sagt Toralf Trautmann. Tesla-Chef Elon Musk zeigt sich an diesem Punkt allerdings noch wenig einsichtig. Deshalb ist noch offen, ob seine Firma das Verbot des Begriffs Autopilot akzeptiert oder das Urteil anficht.
Fazit in Dresden indes: Solange sich ein Fahrer nicht mal auf Bremsassistenten verlassen kann, bleibt das wirklich autonome Fahren ein Wunschtraum. Nutzt der Fahrer allerdings automatische Warnsysteme, hat er vielleicht bessere Chancen, schwere Unfälle zu vermeiden. | mdr.de | Wie sicher sind autonom fahrende Autos heute? Auf einem Testparcours in Dresden werden unter anderem Bremssysteme getestet. Die Ergebnisse lassen allerdings noch zu wünschen übrig. | [] | Startseite | 2020-08-11T10:31:58+02:00 | 2020-08-11T10:31:58+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/test-autonome-bremssysteme-htw-dresden-100.html |
Vaclav Havel - aus der Zelle auf den "Thron" | Als Vaclav Havel am 21. Februar 1989 in einem kleinen Gerichtssaal eines Prager Vororts der Prozess gemacht wurde, durfte nur ein einziger westlicher Journalist zugegen sein. Andere Prozessbeobachter von außen waren nicht zugelassen, als sich der systemkritische Schriftsteller wegen vermeintlichen "Rowdytums" verantworten sollte. Das Urteil im Sinne des kommunistischen Staates war freilich eine abgemachte Sache. Nach der Verurteilung zu neun Monaten Haft sprachen immerhin einige Unterstützer Havel vor dem Gerichtsgebäude auf dem Weg ins Gefängnis Mut zu. Von diesem Moment an sollten nur gut zehn Monate vergehen, bis Havel zum Staatspräsidenten einer neuen Tschechoslowakei wurde – ein schier unglaublicher Aufstieg.
Gut einen Monat zuvor hatte die Opposition in der ČSSR des Todes von Jan Palach gedacht. Der Student hatte sich 20 Jahre zuvor öffentlich selbst verbrannt, um gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 zu protestieren. Sein verzweifeltes Fanal gegen die Unterdrückung der damaligen Bewegung für einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" durch Truppen des Warschauer Paktes hatte das ganze Land schockiert und wirkte stark nach.Vor dem 20. Jahrestag von Palachs Tod hatte Vaclav Havel als bekanntes Gesicht der Opposition nun einen anonymen Brief bekommen, in dem eine weitere Selbstverbrennung angekündigt wurde. Um einen weiteren schrecklichen Selbstmord zu verhindern, forderte Havel den Verfasser über westliche Radiosender dazu auf, sich stattdessen an öffentlichen Kundgebungen zu beteiligen. Ironischerweise lieferte er dem Staat dadurch letztlich den Vorwand, um ihn wegen Anstiftung zum Verstoß gegen das Versammlungsgebot anzuklagen.
Während der sogenannten "Palach-Woche" versammelten sich schließlich immer wieder Tausende Gegner der kommunistischen Diktatur auf dem Prager Wenzelsplatz, um für einen friedlichen Wandel zu demonstrieren. Eine weitere "menschliche Fackel" gab es dabei glücklicherweise nicht. Den unnachgiebigen Menschenmassen setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas entgegen. Havel gehörte schließlich zu denen, die verhaftet wurden. Obwohl er sich vor Ort eher zurückhielt, war er dem Staat als wichtiger Mann der Opposition ein Stachel im Fleisch – und das bereits seit Jahrzehnten.
Schon während des Prager Frühlings 1968 hatte Havel als Verfechter einer politischen Erneuerung auf sich aufmerksam gemacht. Die liberalen Ideen des charismatischen Regierungschefs Alexander Dubcek für einen gemäßigteren Sozialismus mit Presse- und Versammlungsfreiheit griffen intellektuelle Systemkritiker wie er seinerzeit begeistert auf und verbreiteten sie vor allem bei den zahlreichen öffentlichen Versammlungen im Sommer 1968.
Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee und ihrer Verbündeten in Prag sowie der folgenden Absetzung Dubceks bekam Havel als Autor Veröffentlichungsverbot im gesamten Ostblock. Seine regimekritischen Theaterstücke durften nicht mehr aufgeführt werden und zudem wurde er von der Staatssicherheit überwacht. Dennoch begründete er gut ein Jahrzehnt später die oppositionelle Bewegung "Charta 77" mit, die die Herrschaft der Staatspartei KPČ durch Veröffentlichungen im Ausland kritisierte und infrage stellte. Darauf folgten schließlich erste Verurteilungen als Staatsgegner und eine Haftzeit von etwa vier Jahren, während der er bewegende Briefe an seine langjährige erste Ehefrau Olga schrieb. Ein Ausreiseangebot der Regierung hatte Havel vor Haftbeginn abgelehnt.
Ich hoffe immer noch, dass die Staatsmacht endlich aufhört, sich wie ein hässliches Mädchen zu gebärden, das den Spiegel zerschlägt in der Annahme, er sei schuld an seinem Aussehen.
Havels erneute Inhaftierung 1989 endete bereits im Mai nach anhaltenden Protesten im In- und Ausland. Nicht zuletzt an seiner Person entzündete sich somit letztlich die Lunte der Revolution. Wie in vielen Ostblockstaaten wuchs auch in der ČSSR angesichts der schwachen Wirtschaft und Versorgungslage zusehends der Unmut.Ein fassbares Kampfthema wie die vorzeitige Haftentlassung Havels wurde in dieser Lage zum Ventil des allgemeinen Protests und die Opposition rückte näher zusammen – zumal sich Ende der 80er-Jahre überall im östlichen Lager die Hoffnungen auf Veränderung mehrten, angesichts der zunehmend liberaleren Politik im Moskauer Kreml unter Michail Gorbatschow. Doch erst der Fall der Berliner Mauer brachte im November 1989 auch in der Tschechoslowakei den politischen Umbruch.
Als sich ab Mitte November schließlich Hunderttausende in Prag für eine neue Ära einsetzten und diese mit ihren Schlüsselbunden klimpernd einläuteten, gehörte Havel erneut zu den Wortführern und wurde zur Symbolfigur des gewaltfreien Widerstands. Unter seiner Führung gründete sich nun ein "Bürgerforum", dem sich auch die "Charta 77" anschloss und das nunmehr mit der Regierung in Verhandlungen trat. Der Geist der Wende war dabei längst voll entfaltet und von einem Dritten Weg als Kompromissansatz wie 1968 war nicht mehr die Rede – sodass sich die Hoffnung Havels und seiner Mitstreiter auf ein Ende des kommunistischen Regimes durch freie Wahlen erfüllen sollte.
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal wie es ausgeht.
Den Rufen aus dem Volk "Havel auf die Burg!" folgte um die Jahreswende 1989/1990 tatsächlich der Umzug Havels auf den Prager Hradschin nach seiner Wahl zum neuen Staatspräsidenten – als Schlusspunkt der sogenannten Samtenen Revolution und des rasanten Aufstiegs eines verurteilten "Rowdys" zum ersten Mann im Lande binnen zehn Monaten.
In seinen insgesamt 13 Jahren als Präsident zunächst der Tschechoslowakei und ab 1993 der Tschechischen Republik blieb Havel eine – wenn nicht die – maßgebliche Stimme und moralische Instanz in seiner Heimat. Darüber hinaus wurde er auch im Ausland hochgeschätzt und vielfach für sein Lebenswerk mit Auszeichnungen bedacht. Die Größen der Welt von Gorbatschow über US-Präsident George Bush senior bis Papst Johannes Paul II. zeigten sich nun gern mit Havel. Zuhause sollte seine Popularität allerdings – trotz eines regelrechten Personenkults seitens seiner Anhänger – nicht völlig ungebrochen bleiben, als die Euphorie der Wende in den steinigen Weg zu einer modernen Gesellschaft nach westlichem Vorbild mündete.
Er selbst sagte einmal, er wäre lieber Präsident der Schweiz geworden – und gestand sogar ein, dass mit ihm und seiner so genannten "Havel-Mafia" aus Intellektuellen und Kulturgrößen wie dem oscarprämierten Regisseur Milos Forman zunächst ein gewisser Dilettantismus in die höchsten politischen Kreise seines Heimatlandes Einzug hielt. Ihn selbst umgab auch im höchsten Amt noch die Aura eines eher schüchternen Denkers – was ihn aber nicht davon abhielt, auch umstrittene Positionen zu vertreten und sich beispielsweise für eine Annäherung an Deutschland trotz der Verbrechen der NS-Besatzungszeit einzusetzen.
Als Havel schließlich Ende 2011 im Alter von 75 Jahren verstarb, hinterließ der charismatische "Philosophenkönig" der turbulenten Nachwendezeit freilich als Symbolfigur und Vorbild in jedem Fall ein Vermächtnis, das bis heute nachwirkt. | mdr.de | Am 21. Februar 1989 musste der tschechoslowakische Bürgerrechtler Vaclav Havel wegen angeblichen "Rowdytums" ins Gefängnis – bevor er noch im selben Jahr zum Staatspräsidenten wurde. | [] | Zeitgeschichte | 2019-02-21T12:05:54+01:00 | 2022-07-28T13:56:43+02:00 | https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/vaclav-havel-cssr-gefaengnis-praesident-100.html |
Mindestlohn im Pflegebereich soll deutlich steigen | Der Mindestlohn für Beschäftigte in der Altenpflege soll deutlich steigen. Die von der Bundesregierung einberufene Pflegekommission hat sich einstimmig für eine Anhebung in zwei Schritten zum 1. Mai 2024 und zum 1. Juli 2025 und rund zwei Euro ausgesprochen. Das teilte das Bundesarbeitsministerium mit.
Für Pflegehilfskräfte empfiehlt die Kommission bis Juli 2025 eine Anhebung auf 16,10 Euro, für qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 17,35 Euro und für Pflegefachkräfte auf 20,50 Euro pro Stunde. Die Laufzeit reicht bis 30. Juni 2026.
Zudem empfiehlt die Kommission weiterhin einen Anspruch auf zusätzlichen bezahlten Urlaub über den gesetzlichen Urlaubsanspruch hinaus von jeweils neun Tagen pro Jahr.
Von der Empfehlung profitieren rund 1,3 Millionen Beschäftigte. Das Bundesarbeitsministerium muss sie jetzt umsetzen. Arbeitsminister Hubertus Heil kündigte an, dass er die Mindestlohnerhöhung per Verordnung umsetzen wolle. Er versprach einen nahtlosen Übergang von der jetzt geltenden Verordnung zur neuen.
Der Arbeitgeberverband Pflege lehnt höhere Mindestlöhne im Pflegebereich ab. Präsident Thomas Greiner sagte MDR AKTUELL, Deutschland brauche eine gute Altenpflege und die Mitarbeiter müssten auch gut bezahlt werden. Aber der Verband traue dem Versprecher der Politik nicht, dass die Kosten refinanziert würden. Viele Pflegeunternehmen würden ohne eine Refinanzierung an die Wand fahren. Hinzu komme, dass der Bundesfinanzminister seinen jährlichen Steuerzuschuss von einer Milliarde Euro für die Pflegeversicherung streiche.
Die letzte Anhebung der Mindestlöhne in der Altenpflege hatte es im Mai gegeben. Derzeit betragen sie für Pflegehilfskräfte noch 13,90 Euro, für qualifizierte Pflegehilfskräfte 14,90 Euro und für Pflegefachkräfte 17,65 Euro.
Die nächste Anhebung war bereits beschlossen worden und erfolgt im Dezember – für Pflegehilfskräfte auf 14,15 Euro, für qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 15,25 Euro und für Pflegefachkräfte auf 18,25 Euro.
dpa, epd, KNA, (jsk) | mdr.de | In der Altenpflege sollen die Mindestlöhne erneut deutlich steigen. Die Pflegekommission empfiehlt eine Anhebung in zwei weiteren Schritten bis 2025 um rund zwei Euro. Bereits im Dezember steigen die Mindestlöhne. | [
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] | Deutschland | 2023-08-29T18:12:00+02:00 | 2023-08-29T18:12:00+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/politik/mindestlohn-erhoehung-pflege-altenpflege-100.html |
Landespolitiker diskutieren Rolle von Textangeboten der Öffentlich-Rechtlichen | Im Bemühen um eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben sich Sachsen-Anhalts Landespolitiker am Donnerstag unter anderem mit der Sicht der Presse-Medien auf die Sendeanstalten beschäftigt. Für den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) war Benedikt Lauer zu Gast in der Enquete-Kommission des Landtags, die Reformvorschläge für den Rundfunk erarbeiten soll.
Hauptkritikpunkt der Verleger: Die digitalen Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender seien in der Summe zu presseähnlich, führte Lauer aus. Aus Sicht des BDZV werden also zu viele journalistische Inhalte in Textform veröffentlicht. So könne man sich etwa auf mdr.de "einen guten Überblick über aktuelle Themen verschaffen" und dabei auch lange Stücke lesen, die keinen Bezug zu Sendungen im Radio oder Fernsehen hätten.
Weil die Texte – da beitragsfinanziert – ohne weitere Kosten abrufbar seien, beeinträchtige das den Markt zulasten privatwirtschaftlicher Zeitungsverlage. "Die Printauflagen gehen zurück. Deshalb sind das jetzt entscheidende Jahre, um vor allem junge Leute davon zu überzeugen, dass gute News im Netz Geld wert sind", sagte Lauer. Die Textangebote der Rundfunkanstalten stünden dem entgegen.
Der Streit zwischen Verlagen und Sendern wird bereits seit vielen Jahren geführt. Seit 2019 gibt es eine gemeinsame Schlichtungsstelle, die im Oktober 2022 erstmals angerufen wurde – unter anderem wegen einer Beschwerde der "Magdeburger Volksstimme" gegen den MDR. Die Streitparteien einigten sich unter anderem darauf, dass bei Übernahmen von Themen auf Zeitungsangebote verlinkt wird und dass Textangebote einen klaren Bezug zu Sendungen in Fernsehen und Radio haben müssen.
Was öffentlich-rechtlicher Rundfunk überhaupt darf und soll, ist im Medienstaatsvertrag geregelt. Demnach dürfen die Online-Angebote ("Telemedienangebote") von ARD, ZDF und Deutschlandradio nicht presseähnlich sein.
Journalistische Online-Texte sind damit aber nicht grundsätzlich verboten. Sie müssen allerdings laut Medienstaatsvertrag "der Aufbereitung von Inhalten aus einer konkreten Sendung einschließlich Hintergrundinformationen dienen". Sie sollen Hörfunk- und Fersehangebote "thematisch und inhaltlich unterstützen, begleiten und aktualisieren". Ferner sollen möglichst Videos ("Bewegtbild") und Ton in die Texte eingebunden werden.
"Die Telemedienangebote dürfen nicht presseähnlich sein. Sie sind im Schwerpunkt mittels Bewegtbild oder Ton zu gestalten, wobei Text nicht im Vordergrund stehen darf. Angebotsübersichten, Schlagzeilen, Sendungstranskripte, Informationen über die jeweilige Rundfunkanstalt und Maßnahmen zum Zweck der Barrierefreiheit bleiben unberührt. Unberührt bleiben ferner Telemedien, die der Aufbereitung von Inhalten aus einer konkreten Sendung einschließlich Hintergrundinformationen dienen, soweit auf für die jeweilige Sendung genutzte Materialien und Quellen zurückgegriffen wird und diese Angebote thematisch und inhaltlich die Sendung unterstützen, begleiten und aktualisieren, wobei der zeitliche und inhaltliche Bezug zu einer bestimmten Sendung im jeweiligen Telemedienangebot ausgewiesen werden muss. Auch bei Telemedien nach Satz 4 soll nach Möglichkeit eine Einbindung von Bewegtbild oder Ton erfolgen. Zur Anwendung der Sätze 1 bis 5 soll von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und den Spitzenverbänden der Presse eine Schlichtungsstelle eingerichtet werden." Quelle: Medienstaatsvertrag § 30, Abs. (7)
Um diese Vorgaben und die Einigung mit den Verlagen zu erfüllen, hat der MDR für den Onlinebereich eine sogenannte Presseampel eingeführt. Diese stehe im Falle von MDR SACHSEN-ANHALT weit überwiegend auf Grün.
Wie das Landesfunkhaus in Magdeburg mitteilte, hat MDR SACHSEN-ANHALT zwischen Juni und November dieses Jahres insgesamt 1.672 Artikel veröffentlicht. 88,1 Prozent dieser Texte seien News-Artikel mit Sendebezug und eingebundenem Audio oder Video gewesen (Kategorie Grün).
11,9 Prozent seien News-Artikel nur mit einem Sendebezug oder nur mit älterem eingebundenen Audio- oder Video-Inhalten gewesen (Kategorie Gelb). In die Kategorie fielen auch kurze News-Artikel ohne Sendebezug und Audio oder Video. Lange Autoren-Texte ohne jeden Bezug zum Radio- oder Fernsehprogramm (Kategorie Rot) habe es im genannten Zeitraum nicht gegeben.
Für die Verleger bleibt das Angebot dennoch zu presseähnlich. Der BDZV fordert daher eine Straffung des Medienstaatsvertrags, da beide Seiten das Gesetz zu unterschiedlich auslegen würden. Auch habe man Kontakt zur Europäischen Kommission aufgenommen. Es handle sich dabei aber noch nicht um ein formales Beschwerdeverfahren. Die Schlichtungsvereinbarung mit ARD und ZDF sei aufgekündigt worden – aus formalen Gründen, wie Lauer erklärte.
MDR-Intendant Ralf Ludwig, der am Donnerstag ebenfalls Gast in der Enquete-Kommission war, sagte dazu, er bevorzuge es, wenn man miteinander rede. "Es ist auch nicht so, dass wir alles zurückweisen. Es ist schon was dran, dass wir zum Teil sehr presseähnlich sein könnten bei den Telemedien. Wir werden auch hier in Mitteldeutschland Gespräche führen mit den Verlagen", betonte Ludwig.
Mit Blick auf die Interessen der Verlage erinnerte der Landtagsabgeordnete Stefan Gebhardt (Linke) an die besondere Situation in Sachsen-Anhalt. "Wir haben zwei Zeitungen, die aus dem selben Verlagshaus kommen und sich einen Chefredakteur teilen." Ohne den MDR gebe es folglich überhaupt keinen Wettbewerber. Für publizistische Viefalt auch im Textbereich brauche es daher den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das sei wichtig für die Information der Bürger. Denn Zeitungen könnten beispielsweise entscheiden, nicht über Landtagssitzungen zu berichten. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten dagegen einen klaren Auftrag, der sich mit Programmbeschwerden durchsetzen lasse, so Gebhardt.
Ein Vertreter der Staatskanzlei fügte hinzu, dass es aus Nutzer- und Marktsicht notwendig sei, dass die Sender Textangebote machten.
Marco Tullner (CDU) erklärte, Politik müsse sich immer mehr Gedanken darüber machen, wie man Meinungspluralismus aufrechterhalten könne, der staatsfern sei, aber funktioniere. Er stellte die Überlegung in den Raum, ob sich der Rundfunkbeitrag nicht auf Presse ausweiten ließe.
Benedikt Lauer lehnte das als BDZV-Vertreter ab. "Wir wollen keine Staatsgelder annehmen, um unsere Unabhängigkeit zu erhalten." Temporäre Förderungen könne man sich hingegen vorstellen.
Über die Zukunft des MDR berichtete Intendant Ralf Ludwig der Enquete-Kommission. Der Mitteldeutsche Rundfunk wird demnach in den kommenden Jahren deutliche Einsparmaßnahmen durchführen müssen. Der Jahresetat des MDR werde ab 2025 nach derzeitigem Kenntnisstand um mindestens 40 Millionen Euro gesenkt. Das werde auch personalstrategische Auswirkungen haben. Wie Ludwig mitteilte, werde versucht, sozialverträglich vorzugehen – etwa durch Abbau von Stellen bei Renteneintritt. Das könne aber aufgrund der hohen Einsparsumme nicht garantiert werden.
Der Direktor des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt, Tim Herden, kündigte an, dass trotz Spardrucks regionale Schwerpunkte gesetzt würden: "Regionalität ist unsere DNA. Wir sind ja schon sehr stark in der Fläche vertreten – mit Regionalstudios in Halle, Dessau, Stendal und Magdeburg und Außenstudios in Wittenberg, Naumburg." Die Regionalität solle mit einem Büro in Salzwedel erweitert werden. Außerdem seien im nächsten Jahr verstärkt On-Air-Angebote in den Regionen geplant. Zudem liege der Fokus auf jüngeren Digital-Formaten wie etwa dem Investigativ-Kanal.
Ende Januar 2023 hatte der Landtag von Sachsen-Anhalt die Einführung der Enquete-Kommission zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschlossen. Hintergrund sei auch das im vergangenen Jahr bekannt gewordene Fehlverhalten von Führungspersonen etwa beim RBB, NDR oder MDR, heißt es im Antrag.
Den Antrag hatten die Regierungsfraktionen CDU, SPD und FDP gemeinsam mit der Linksfraktion eingereicht. Die Abgeordneten hatten fraktionsübergreifend dafür gestimmt. Es ist bundesweit die erste Initiative dieser Art in einem Landtag.
MDR (Daniel Salpius, Marvin Kalies) | mdr.de | Die Enquete-Kommission zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat sich am Donnerstag mit dem Blick der Zeitungen auf die Anstalten beschäftigt. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2023-11-30T18:55:15+01:00 | 2023-12-01T09:36:35+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/enquete-kommission-landtag-rundfunk-medien-verleger-100.html |
Verfassungsgericht kippt Reform zur Wiederaufnahme von Strafverfahren | Nur auf Basis neuer Beweise können freigesprochene Verdächtige nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts nicht noch einmal für dieselbe Tat angeklagt werden. Die Ende 2021 in Kraft getretene Reform der Strafprozessordnung sei verfassungswidrig und nichtig, entschied das höchste deutsche Gericht am Dienstag in Karlsruhe.
Die Entscheidung des Zweiten Senats fiel mit sechs gegen zwei Stimmen. In der Begründung heißt es, das Grundgesetz verbiete in Artikel 103 eine Doppelbestrafung, das umfasse auch eine zweite Strafverfolgung.
Geklagt hatte ein Mann, der 1981 die Schülerin Frederike von Möhlmann in Niedersachsen vergewaltigt und erstochen haben soll und auf Basis neuer Beweise erneut angeklagt wurde. Die Tat konnte ihm damals nicht nachgewiesen werden. 1983 war der Mann rechtskräftig freigesprochen worden.
Erst später wurde die DNA-Analyse entwickelt. Nach einer DNA-Analyse und der Gesetzesänderung wurde der Mann im vergangenen Jahr erneut festgenommen und sollte vor Gericht gestellt werden. Deshalb wandte er sich an das Verfassungsgericht. Dieses erklärte die Neuregelung nun für nichtig. Das Wiederaufnahmeverfahren müsse nun beendet werden, sagte die Vorsitzende Richterin Doris König. Rechtskräftig Freigesprochene müssten darauf vertrauen dürfen, dass sie nicht noch einmal belangt würden. Es gelte weiter der Grundsatz "Ne bis in idem", nicht zweimal in derselben Sache. Der Prozess am Landgericht Verden wurde nun gestoppt. Der Mann kam bis auf Weiteres auf freien Fuß.
Jahrelang hatte Frederikes Vater für eine Reform der Strafprozessordnung gekämpft. Unter anderem stellte er eine Petition "Gerechtigkeit für Fredericke" ins Internet, die mehr als 180.000 Menschen unterschrieben. Der Mann starb im Juni 2022.
Die Reform ermöglichte es, Tatverdächtigen auf Basis neuer Erkenntnisse noch einmal den Prozess zu machen. Der Bundestag hatte die Änderung der Strafprozessordnung (Paragraf 362 Nummer 5) noch zu Zeiten der großen Koalition von Union und SPD beschlossen.
Vorher war es nur in wenigen Fällen möglich, ein rechtskräftig abgeschlossenes Verfahren zuungunsten des Angeklagten noch einmal aufzurollen – etwa im Falle eines Geständnisses. Seit der Gesetzesreform ging das auch, wenn neue Tatsachen oder Beweismittel auftauchen. Die Regelung ist auf schwerste Verbrechen wie Mord, Völkermord und Kriegsverbrechen beschränkt, die nicht verjähren.
Dem Senat sei bewusst, "dass dieses Ergebnis für die Angehörigen der 1981 getöteten Schülerin und insbesondere für die Nebenklägerin des Ausgangsverfahrens schmerzhaft und gewiss nicht leicht zu akzeptieren ist", sagte die Vorsitzende Richterin König. In dem Verfahren sei es aber nicht um den konkreten Fall gegangen, sondern um den Umgang mit dem grundlegenden rechtsstaatlichen Grundsatz, dass niemand zweimal wegen derselben Sache vor Gericht gestellt werden kann.
König verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus. Die Aufnahme des Grundsatzes in das Grundgesetz habe der uferlosen Durchbrechnung des Prinzips der Rechtskraft entgegenwirken sollen. Davon seien gerade auch Freigesprochene betroffen gewesen. | mdr.de | Das Bundesverfassungsgericht hat eine Neuregelung für verfassungswidrig erklärt, die es möglich machte, ein Strafverfahren wegen schwerer Verbrechen bei neuen Beweisen neu aufzurollen. | [
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] | Deutschland | 2023-10-31T21:21:40+01:00 | 2023-10-31T21:21:40+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/gesellschaft/verfassungsgericht-kippt-reform-wiederaufnahme-strafverfahren-100.html |
Salat-Rezepte von der Sterneköchin: asiatisch, vom Grill und ein Ost-Klassiker | Zutaten für 4 Personen:
Zubereitung:
Die Gurke waschen und jeweils die Enden abschneiden. Mit den Zinken einer Gabel längs einritzen. Anschließend auf das Arbeitsbrett legen und mit der Faust flach schlagen. Dann in grobe Stücke schneiden, in einer Schüssel mit einer großzügigen Prise Meersalz kräftig durchkneten und für fünf Minuten beiseitestellen.
Den Mangold waschen, die harten Enden abschneiden und in Streifen schneiden. Zwei Esslöffel Sesamöl in einer Pfanne erhitzen, den Mangold dazu geben, Gemüsebrühe oder Wasser angießen und mit einem Deckel abdecken. Den Mangold für drei bis vier Minuten bissfest garen.In ein Schraubglas das restliche Sesamöl, Chiliflocken, Knoblauch, Sojasoße, Reisessig und Teppanyaki-Soße füllen, den Deckel verschließen und kräftig schütteln.
Die Gurkenstücke kräftig ausdrücken, um die salzige Flüssigkeit zu entfernen. Frühlingszwiebeln und Koriander fein schneiden und mit den Gurken in eine Schüssel geben. Mit dem Dressing gut marinieren.
Auf einer Platte den Mangold anrichten, etwas von dem Dressing darüber träufeln und die marinierten Gurken darauf geben. Mit geröstetem Sesam bestreuen und servieren.
Zutaten für 4 Personen:
Zubereitung:
In einem hohen Mixbecher den Dijonsenf, Zitronensaft, Worcestersoße, Kapern mit etwas Einlegefond und die Sardellenpaste mit einem Stabmixer glatt pürieren. In einer Schüssel den Joghurt und die Mayonnaise mit einem Schneebesen verrühren und die pürierten Würzzutaten dazu geben. Alles zu einem glatten Dressing verrühren und gegebenenfalls mit Salz und schwarzem Pfeffer abschmecken.
Die äußeren, trockenen Blätter von den Salatherzen entfernen und das Ende vom Strunk so dünn abschneiden, dass der Salat noch zusammengehalten wird. Diesen je nach Größe längs halbieren oder vierteln. Eine Grillpfanne bei mittlerer Hitze aufstellen und das Olivenöl erhitzen. Die Salathälften oder Viertel von allen Seiten anbraten, bis sie gut gebräunt sind.Die Sardinen vorsichtig aus der Dose nehmen, damit sie nicht zerbrechen. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Kapernäpfel in ein Sieb abgießen und abtropfen lassen.
Die gegrillten Salatherzen auf einer Platte anrichten und das Dressing darüber träufeln. Der Salat sollte gut damit mariniert sein, aber nicht im Dressing schwimmen. Den gehobelten Manchego, die halbierten Datteltomaten und Kapernäpfel darüberstreuen. Zum Schluss vorsichtig die Sardinen auf den Salat setzen und mit Salzflocken bestreuen.
Zutaten für 4 Personen:
Zubereitung:
Die Gurke, Tomaten und Paprika waschen. Bei der Gurke die Enden abschneiden und in gleich große Würfel schneiden. Die Tomaten vierteln. Von den Paprika Stil und Kerngehäuse entfernen und ebenfalls in Würfel schneiden.
Anschließend Gurke, Tomate, Paprika, Zwiebel, grüne und schwarze Oliven sowie die gehackte Petersilie in einer Schüssel miteinander vermengen.
Für das Dressing Zitronensaft, Zitronenabrieb, Olivenöl, Weißweinessig, eine Prise Salz und Zucker, sowie frisch gemahlenen Pfeffer miteinander verrühren. Das Dressing über den Salat gießen und ordentlich vermengen. Anschließend abschmecken und bei Bedarf nachwürzen. Den Salat auf kleine Schalen verteilen. Den Büffelkäse zerbröseln und über den Salat geben. Mit den Kapernblättern den Salat garnieren.
Guten Appetit!
MDR (sib, lk) | mdr.de | Im Sommer sind Salate oft eine willkommene Abwechslung. Die Leipziger Sterneköchin Lisa Angermann verrät drei ihrer liebsten Rezepte mit Zutaten wie Mangold, Sardinen oder Büffelkäse. | [] | Rezepte | 2023-07-28T15:25:00+02:00 | 2023-08-11T15:12:34+02:00 | https://www.mdr.de//mdr-um-4/iss-was/salat-grillen-dressing-asiatisch-fisch-schopska-tipps-100_zc-8d114db9_zs-9bf7222d.html |
Kunst-Hochschule | Dort können Erwachsene Kunst lernen.Kunst ist zum Beispiel: • Malen, • Musik-machen • oder Spiele bauen. | mdr.de | [] | Wörter-Buch | 2018-05-04T11:03:05+02:00 | 2018-05-04T11:03:05+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-kunst-hochschule-100.html |
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Der Sänger Gil Ofarim wurde in Leipzig vielleicht anti-semitisch beleidigt | Gil Ofarim ist ein Sänger.Er war am Montag in der Stadt Leipzig.Dort hat er mit dem MDR zusammen-gearbeitet.Am Abend ist Gil Ofarim dann in ein Hotel gegangen.Das Hotel heißt: Westin.
Gil Ofarim hatte eine Kette mit einem David-Stern an.Das ist ein Zeichen von den Juden.In Deutschland hassen einige Menschen Juden.Das heißt in schwerer Sprache auch Anti-Semitismus.Im Hotel wurde Gil Ofarim vielleicht anti-semitisch beleidigt.
Das ist passiert
Im Hotel musste Gil Ofarim erst einige Zeit darauf warten:Dass er sich anmelden konnte.Er wurde aber nicht be-achtet.Und andere Menschen konnten sich zuerst anmelden.Dann soll ein Mitarbeiter vom Hotel gesagt haben:Dass er seine Kette mit dem David-Stern ausziehen soll.Erst dann darf er sich im Hotel anmelden.
Gil Ofarim hat danach ein Video darüber gemacht.In dem Video hat er erzählt:Was ihm passiert ist.Viele Menschen haben das Video bei Instagram gesehen.Und viele Menschen sind sehr wütend darüber.
Das haben Menschen dazu gesagt
Eine Sprecherin vom MDRhat zu den anti-semitischen Beleidigungen gesagt:Es ist schlimm,dass ein Mensch in Deutschland so beleidigt wird.
Der Innen-Minister vom Bundes-Land Sachsen heißt: Roland Wöller.Er hat gesagt:Sachsen ist ein welt-offenes Bundes-Land.Alle Menschen sind hier willkommen.Und alle Gäste sollen sich hier wohl fühlen.Die Menschen aus Sachsen kämpfen dafür:Dass es auch so bleibt.
Roland Wöller denkt:Gil Ofarim soll den Mitarbeiter vom Hotel anzeigen.Dann kann die Polizei prüfen:Was genau passiert ist. | mdr.de | Ein Mitarbeiter vom Hotel soll zu ihm gesagt haben: Dass er seine Kette mit dem David-Stern ausziehen soll. Erst dann darf er sich im Hotel anmelden. Der Davids-Stern ist ein Zeichen von Juden. | [] | 2021-10-04T12:55:00+02:00 | 2023-11-29T16:03:15+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/ls-sachsen-saenger-ofarim-antisemitisch-beleidigt-100.html |
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"Sanssouci der Oberlausitz" erwacht in Hainewalde aus Dornröschenschlaf | Das Schloss Hainewalde bei Großschönau ist den meisten als Dauerbauprojekt bekannt, das noch im Dornröschenschlaf liegt. Doch dem historischen Gebäude wird langsam wieder Leben eingehaucht. Dafür verantwortlich sind nicht nur Fördermittel von Land und der Gemeinde Großschönau, sondern vor allem die ehrenamtlichen Mitglieder des Schlossvereins. Neben dem barocken Eingang, altem Steinfußboden und verwitterten Holzfenstern, die auf das barocke Baujahr 1755 verweisen, ist das Schloss vor Vandalismus und Zerfall nicht verschont geblieben. Es bedarf dringender Sanierung.
Dass es mit den Sanierungsarbeiten nun langsam voran geht, verraten aktuell Gerüste an der Fassade des Schlosses. Der Vorsitzende des Schlossvereins, Jan Zimmermann, erklärt, was gerade an der Südfassade gebaut wird: "vor allem die Fenster, die Dachentwässerung, der historische Kratzputz und die alte barocke Haupteingangstür."
Auch am historischen Hauptportal, über dem ein steinener Medusa-Kopf prangt, wird gearbeitet. Am wichtigsten ist dem Schlossverein aber die Wiederherstellung der historischen Turmspitze. Vor rund 23 Jahren musste man sie abnehmen, weil sie so marode war. Jetzt wird sie nach altem Vorbild mit Zierblechen und Zierfenstern nachgebaut. Mit dem Aufsetzen der Turmhaube und der Sanierung des Nordportals, da ist sich Jan Zimmermann sicher, solle auch äußerlich sichtbar werden, dass es mit dem Schloss Hainwalde voran gehe. Der Vorstandsvorsitzende des Schlossvereins hofft auch, dass seine Mitstreiter im September Turmweihe feiern können: "Es ist ja ein schöner Anlass, wenn die Turmspitze nach so langer Zeit wieder erstrahlt."
Wenn das geschafft ist, können Besucher den Ausblick auf die Berge in Hainewalde, wie Breiteberg, Hainewalder Hutberg oder den Spitzberg genießen. Und noch einen Vorteil sieht Jan Zimmermann in der Restaurierung: Durch die Fördermittel kommt Geld in die Region, das sonst vielleicht in Großstädte geflossen wäre. Jan Zimmermann ist davon überzeugt, dass das auch Hainewalde selbst zugute kommt, was eher abgeschieden von großen Touristenströmen liege. "Durch die Schlosssanierung wird auch unser Ort wieder belebt."
Leben ins Schloss bringen auch Jugendweihe-Partys, Geburtstagsgesellschaften und Hochzeiten, für die Zimmermann das Schloss gern öffnet. Im Sommer findet jedes Jahr ein Schlossfest statt. In diesem Jahr wollen die Vereinsmitglieder mit Gästen vom 14. bis 16. Juni 2019 feiern. | mdr.de | Schloss und Park Hainewalde waren einst über Sachsen hinaus weit bekannt. Die Anlage galt als "Sanssouci der Oberlausitz", hat zwei Weltkriege überstanden und war Kulisse im Oscar-prämierten Film "Grand Budapest Hotel". | [
"Hainewalde",
"Lausitz",
"Oberlausitz",
"Schloss",
"Sanierung",
"Verein"
] | Sachsen | 2019-05-08T17:48:00+02:00 | 2025-04-25T16:36:20+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/schloss-hainewalde-sanierung-oberlausitz-100.html |
Island drohen Vulkanausbrüche über Jahrzehnte oder Jahrhunderte | Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island könnten noch über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte andauern und die am dichtesten besiedelten Gebiete des Landes samt lebenswichtiger Infrastruktur bedrohen. Das hat ein internationales Forscherteam auf der Grundlage geochemischer Daten von der Halbinsel Reykjanes prognostiziert. In der südwestlichen Region, in der 70 Prozent der Isländer leben, haben die Behörden nach acht Vulkanausbrüchen seit 2021 den Notstand ausgerufen.
Die Forscher beobachteten die betreffenden Vulkane über einen Zeitraum von drei Jahren. Durch die Analyse seismischer Tomographie-Bilder und der Zusammensetzung von Lava-Proben gelang es ihnen, Teile der geologischen Prozesse hinter der neuen vulkanischen Ära auf Reykjanes aufzudecken. So deutete die Isotopenanalyse des Lavagesteins von zwei verschiedenen Vulkanen auf der Halbinsel darauf hin, dass beide Vulkane von einer gemeinsamen Magmaspeicherzone gespeist werden.
Bilder des Erdinneren auf der Grundlage lokaler Erdbeben deuteten auf die Existenz eines Reservoirs etwa 9 bis 12 Kilometer in der Erdkruste, also der äußeren Schicht der Erde, hin. Nach Angaben von Studien-Co-Autor Ilya Bindeman von der University of Oregon in den USA wird der Magmaspeicher unter der Halbinsel Reykjanes allerdings durch das geschmolzene Gestein tief im Erdmantel (unterhalb von 70 Kilometern) gespeist. Dies könnte nach Einschätzung des Vulkanologie-Professors zu über Jahrzehnte oder gar über Jahrhunderte wiederkehrenden Eruptionen führen, bei denen Hunderte von Quadratkilometern Magma an die Erdoberfläche gedrückt werden.
(dn) | mdr.de | Die aktuellen Vulkanausbrüche auf Island könnten nach Einschätzung von Vulkanologen noch über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte andauern. Grund ist, dass der Magmaspeicher der Vulkane tief aus dem Erdmantel gespeist wird. | [] | 2024-06-26T15:53:08+02:00 | 2024-06-26T15:53:08+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/umwelt-klima/vulkanausbruch-island-gefahr-reykjanes-reykjavik-vulkanismus-100.html |
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WGT in Leipzig 2025 – Last Minute Tipps zur Anreise | Die Karten für das WGT 2025 sind über ein Online-Formular auf der offiziellen Wave-Gotik-Treffen-Homepage erhältlich. Seit dem 17. April können sie außerdem in ausgewählten Vorverkaufsstellen in Berlin, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Jena und Erfurt erworben werden. Tageskarten für das WGT gibt es nicht.
Das Ticket kann am Anreisetag vor Ort in ein Festivalbändchen umgetauscht werden, das als Zugangsberechtigung für alle Veranstaltungen des WGT gilt.
Wer sein WGT-Ticket nicht im Vorverkauf besorgt hat, kann es kurzfristig auch vor Ort an den Tageskassen auf dem agra-Gelände oder am Hauptbahnhof kaufen. Tageskarten sind – wie im Vorverkauf – auch dort nicht erhältlich.
Wenn Sie mit dem Auto anreisen, können Sie an allen Festivaltagen auf dem WGT-Parkplatz am agra-Park parken. Die Parkvignette, die an allen Festivaltagen gilt, kostet 20 Euro und ist sowohl im Vorverkauf als auch vor Ort erhältlich.
Alternativ können Sie die Park-&-Ride-Parkplätze in der Umgebung nutzen, etwa in Markleeberg-Großstädteln, und die letzte Wegstrecke mit dem ÖPNV zurücklegen.
Das agra-Festivalgelände in Markkleeberg erreichen Sie bequem mit der Straßenbahnlinie 11 und der "schwarzen" Sonderlinie 31 vom Hauptbahnhof über die Deutsche Nationalbibliothek und die Richard-Lehmann-Straße. Die Haltestelle ist "Straßenbahnhof Dölitz". Mit WGT-Ticket bzw. -Bändchen ist die Fahrt von Freitagmorgen bis Dienstagmittag in den öffentlichen Verkehrsmitteln wie Tram, Bus und S-Bahn innerhalb der MDV Zone 110 kostenlos. Die Netzpläne der Leipziger Verkehrsbetriebe können Sie online einsehen.
Während des WGT sind Unterkünfte wie Hotels in Leipzig oft ausgebucht. Um alternativ während des Festivals auf dem agra-Gelände zu zelten, ist zusätzlich zum WGT-Ticket eine sogenannte Obsorgekarte nötig. Sie kostet 50 Euro pro Person und berechtigt zur Nutzung des Zeltplatzes. Praktisch: Zur Selbstversorgung dürfen eigene Getränke und Speisen mitgebracht werden.
Wenn Sie mit dem Wohnmobil anreisen wollen, brauchen Sie zusätzlich zum WGT-Ticket auch eine Obsorgekarte für 50 Euro. 2025 gibt es zudem erstmals die Möglichkeit, einen Stromanschluss für den Stellplatz zu buchen. Reservierungen sind laut Veranstalter bis zum 23. Mai 2025 möglich. Eine begrenzte Anzahl an Stellplätzen mit Stromanschluss sei auch vor Ort verfügbar. Das "Stromticket" kostet 150 Euro für den gesamten Festival-Zeitraum.
Beim Wave-Gotik-Treffen ist das Programm auch 2025 wieder vielfältig. Um nicht den Überblick zu verlieren und sich ein individuelles Programm zusammenzustellen, finden Sie hier Tipps – ob für einen WGT-Besuch ohne Ticket, skurille Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen oder Angebote für Familien. Einen Auswahl der besten Konzerte beim WGT finden Sie hier:
Quellen: Wave-Gotik-Treffen, MDR SACHSEN - Sachsenradio | mdr.de | Das Wave-Gotik-Treffen 2025 in Leipzig läuft und begeistert bis 9. Juni mit vielen tollen Veranstaltungen. Hier finden Sie nützliche Tipps und Infos zu Tickets, Anreise, Unterkunft, Camping und Highlights im Programm! | [] | 2025-06-06T12:16:22+02:00 | 2025-06-06T12:16:22+02:00 | https://www.mdr.de//kultur/wgt/leipzig-tickets-camping-anreise-besuch-faq-118.html |
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Tipps für die Mediathek: Dokus, die Lust aufs Reisen machen | Mit einem Klick direkt zu den besten Filmen in der Mediathek – unsere Tipps können Sie auch regelmäßig in Ihr Postfach bekommen: Hier anmelden und diesen Artikel kostenfrei als Newsletter erhalten.
In der Reihe "Kommt auf die Bucket List" bereisen die Filmemacher*innen Nina Heins und Jonas Weinhold ferne Länder wie Japan, Thailand oder eben den karibischen Inselstaat Kuba. Dort machen sie Station in allen Teilen des Landes, fangen dabei traumhafte Bilder ein und lassen uns an ihren ganz persönlichen Reiseerfahrungen teilnehmen.
Mit Privatunterkunft bei einer Familie, einem kubanischem Kochkurs oder einem Salsa-Workshop bieten die beiden viel Inspiration, was man im Urlaub ausprobieren kann. So haben sie Gelegenheit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und lernen sehr offene, herzliche Menschen kennen, die aus der Lage im Land das Beste machen. Denn der Mangel bestimmt hier den Alltag: Lebensmittel, Medikamente, Strom – alles fehlt oder ist für die meisten Menschen unerschwinglich. Die Doku schafft es, diese Probleme des Landes nicht auszublenden und trotzdem Lust auf das Sehnsuchtsreiseziel Kuba zu machen.
"Kuba erleben"HR, 2023Autoren: Nina Heins und Jonas WeinholdLänge: 45 MinutenZu sehen in der ARD Mediathek: bis 29. Dezember 2025
Deutschland ist ungebrochen Reiseziel Nummer eins bei den Deutschen selbst. Wer denkt, er habe hier schon alles gesehen, der kann mit dieser Doku sicher noch neue Regionen entdecken: "Deutsche Reiseziele, die Sie kennen sollten" bietet 24 Ideen für Urlaub im Inland und ordnet die Orte witzigerweise nach Sonnenscheindauer. Nur so viel sei verraten: Der Gewinner liegt im Norden.
Der Film zeigt die Vielseitigkeit Deutschlands als Reiseland – kulturell, landschaftlich und auch zoologisch: von Steinböcken im Berchtesgadener Land, über Luchse im Harz bis zu den Wattwürmern an der Nordsee. Ein paar Geheimtipps hat die Doku auch im Gepäck, einen besonderen Fernwanderweg in Hessen zum Beispiel, den Ruhrradweg voller Kunstwerke oder Sternegucken in der Eifel. Erstaunlich ist zudem, was sich deutsche Gastgeber*innen alles einfallen lassen, um Reisenden immer wieder Neues zu bieten: Röhrenhotels, Waldiglus oder Hängematten hoch oben über der Saar – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
"Deutsche Reiseziele, die Sie kennen sollten"NDR, 2023Autor: Marcus HanselLänge: 1:28 StundeZu sehen in der ARD Mediathek: bis 23. Juli 2025
Italien geht immer. Gerade für einen Sommerurlaub empfielt sich der Norden des Landes, genauer gesagt die norditalienische Provinz Trentino. Den einzigartigen Charme dieser Region macht ihre Mischung aus alpinem und mediteranem Klima aus. Zwischen den hohen Bergspitzen der Dolomiten leuchten hier fast 300 türkisblaue Seen und in den Tälern wachsen Zypressen. Eine wirklich traumhafte Landschaft, die bis zum Nordufer des Gardasees reicht. Dort startet auch die Doku "Trentino entdecken".
Es kommen vor allen Gästeführer*innen zu Wort, weshalb der Film manchmal klingt wie ein Prospekt des Tourismusverbandes. Aber um sich Urlaubsinspirationen zu holen, ist das genau der richtige Ton. Da lässt man sich gern die "schönsten Dörfer Italiens" zeigen und besucht schicke Olivenöl-Manufakturen oder Weingüter. Lust auf Urlaub im Trentino macht die Doku in jedem Fall.
"Trentino entdecken: Italien zwischen Gardasee und Dolomiten"HR, 2023Autor: Nathaly JanhoLänge: 45 MinutenZu sehen in der ARD Mediathek: bis 23. November 2025
Wer von der ganz großen Reise träumt, kommt mit dieser Doku auf seine Kosten. In drei Folgen begleitet "Das Abenteuer unseres Lebens" die alleinerziehende Mutter Jasmin, die mit ihrem dreijährigen Sohn Emil auf dem Fahrrad von Offenbach bis nach Istanbul fährt. Ihr Wunsch, aus dem Hamsterrad des Alltags auszubrechen, ist so groß, dass sie die 3.000 Kilometer lange Strecke mit dem Fahrradanhänger inklusive Gepäck und Kind auf sich nimmt.
Es macht großen Spaß, ihr auf diesem Abenteuer zu folgen. Der Film zeigt alles aus Jasmins Perspektive, so erlebt man hautnah ihre Verzweiflung, wenn es steil bergauf geht oder den Stolz, wenn Emil auf seinem kleinen Fahrrad nebenher fährt und eigene Streckenrekorde bricht. Die beiden müssen viele Hindernisse überwinden, etwa unwegsames Gelände, platte Reifen oder streunende Hunde. Die ganze Zeit fragt man sich, ob man das selbst schaffen würde. Muss man zum Glück aber gar nicht – schon den beiden zuzuschauen, stillt das Fernweh für eine Weile.
"Das Abenteuer unseres Lebens – Bikepacking mit Kleinkind von Offenbach nach Istanbul"SR, 2023Autor: Thomas RaderLänge: 3 Folgen, je 30 MinutenZu sehen in der ARD Mediathek: bis 4. Februar 2026 | mdr.de | Wenn Sie nach Inspiration für den Urlaub suchen, empfehlen wir diese Reisedokus in der ARD Mediathek: "Kuba erleben", "Deutsche Reiseziele", mit dem Fahrrad und Kleinkind bis nach Istanbul oder ins Trentino. | [] | 2024-04-26T04:00:00+02:00 | 2025-04-22T13:50:01+02:00 | https://www.mdr.de//kultur/kino-und-film/mediathek-tipps-reise-doku-urlaub-100.html |
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Europarat senkt Schutzstatus für Wölfe | Der Europarat hat den Weg für ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe freigemacht. Der zuständige Ausschuss stimmte einem entsprechenden Antrag der EU-Staaten zu, den Schutzstatus von "streng geschützt" auf "geschützt" abzusenken. Somit kann der Wolf grundsätzlich bejagt und der Bestand reguliert werden. Bisher dürfen Wölfe in der EU nur abgeschossen werden, wenn sie eine Gefahr für Menschen oder Weidetiere darstellen.Hintergrund ist, dass sich nach EU-Angaben die Zahl der Wölfe in Europa binnen zehn Jahren fast verdoppelt hat. Die Zahl vom Wolf getöteter Nutztiere wie Schafe und Ziegen wird auf mindestens 65.500 pro Jahr geschätzt. Bis die Neuregelung in Deutschland gilt, müssen aber noch Gesetze geändert werden.
Der Europarat ist von der EU unabhängig. Zu seinen 50 Mitgliedern zählen die EU-Staaten, aber auch Länder wie Großbritannien oder die Türkei. Das Gremium kümmert sich um die Wahrung der Menschenrechte, ist aber auch für die Einhaltung der Berner Konvention zuständig, einem 1979 verabschiedeten völkerrechtlichen Vertrag zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen. Demnach galt der Wolf bislang als "streng geschützt". Staaten müssen Maßnahmen zur Erhaltung des Wolfs ergreifen, die Tiere dürfen nicht absichtlich getötet werden dürfen.
Die EU-Staaten hatten nach langer Diskussion im September eine Aufweichung der strengen Schutzauflagen für den Wolf beantragt. Der neue Status "geschützt" beinhaltet zwar immer noch strenge Regeln. Eine Jagd auf problematische Wölfe wäre dann aber unter bestimmten Umständen einfacher möglich.
Mit der Zustimmung zu dem Vorhaben änderte auch die Bundesregierung ihren Kurs in der Wolfspolitik. Begründet wurde das damit, dass sich die Wolfsbestände in den vergangenen Jahren immer mehr erholt hätten. Außerdem häuften sich zuletzt Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern. Abwehrmechanismen wie etwa hohe Zäune werden von Wölfen immer wieder überwunden.
Der Umweltschutzverband Nabu rügte, die Entscheidung des Europarats basiere nicht auf Fakten, sondern sei ausschließlich politisch getrieben. Laut Nabu-Expertin Marie Neuwald braucht es funktionierende Regelungen, wann und in welchem Rahmen ein Wolf mit auffälligem Verhalten getötet werden darf. Das sei "jedoch auch im bestehenden Recht möglich".
Die Entscheidung des Europarats-Gremiums bedeutet aber nicht automatisch, dass die Tiere in Deutschland jetzt einfach geschossen werden dürfen. Die Änderung tritt drei Monate nach ihrer Annahme in Kraft, sofern nicht ein Drittel der Vertragsparteien Einspruch erhebt.
Anschließend kann die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus des Wolfs im EU-Recht vorlegen. Dieser Vorschlag braucht nochmals eine Mehrheit unter den EU-Staaten und eine Mehrheit im Europaparlament. Änderungen am Vorhaben sind noch möglich.
Der Wolf galt in Westeuropa und damit auch in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet. Er überlebte nur im Osten und Süden Europas. Mit dem strengen Schutz seit einigen Jahren haben sich die Bestände erholt und der Wolf ist wieder nach Westen vorgedrungen.
Nach Angaben der EU stieg die Zahl der Wölfe in Europa von 11.193 im Jahr 2012 auf 20.300 im Jahr 2023. In Deutschland wurden zuletzt 209 Wolfsrudel nachgewiesen. Demnach hatte Brandenburg mit 58 die meisten Wolfsfamilien, gefolgt von Niedersachsen (48) und Sachsen (37).
dpa(ans) | mdr.de | Wölfe stehen in Europa künftig nicht mehr unter strengem Schutz, Problemtiere können leichter abgeschossen werden. Das hat der Europarat beschlossen. Die EU muss jetzt dazu noch Gesetze ändern. | [] | Welt | 2024-12-03T14:42:59+01:00 | 2024-12-03T14:42:59+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/welt/politik/europarat-senkt-schutzstatus-wolf-leichterer-abschuss-100.html |
Kunsthochschule Burg Giebichenstein kann weiter auf Neubau hoffen | Der eigentlich vom Finanzministerium abgelehnte Neubau-Entwurf der Kunsthochschule Halle (Saale) an der Burg Giebichenstein dient nun doch wieder als Grundlage für die Bauplanungen. Wie die Kunsthochschule MDR SACHSEN-ANHALT am Montag mitteilte, hat man sich am Freitag mit dem Wissenschafts- und dem Finanzministerium darauf verständigt, zu Beginn des kommenden Jahres Lösungen zu entwickeln, um den besonderen Bau-Anforderungen gerecht zu werden. Auch eine Lösung für die Finanzierung solle gefunden werden.
Vor zwei Wochen hatte das Finanzministerium überraschend mitgeteilt, die bisherigen Pläne für einen Neubau aus wirtschaftlichen Gründen kippen zu wollen. Ein öffentlicher Streit zwischen der Kunsthochschule und dem Finanzministerium war die Folge. Nun scheint ein Kompromiss in Sicht. Rektorin Bettina Erzgräber erklärte, sie freue sich, dass die Studierenden in absehbarer Zeit gemeinsam auf einem Campus studieren und arbeiten können.
MDR (Marc Weyrich, Engin Haupt, Mario Köhne); dpa; epd | mdr.de | Die ins Stocken geratenen Neubaupläne für die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle werden weiter verfolgt. Wie die Hochschule mitteilte, soll es Anfang des kommenden Jahres weitere Gespräche geben. | [
"Halle",
"Kunst",
"Hochschule",
"Burg",
"Giebichenstein",
"Planung",
"Neubau"
] | Sachsen-Anhalt | 2023-12-19T11:39:08+01:00 | 2023-12-19T11:39:08+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/kunst-hochschule-burg-giebichenstein-neubau-100.html |
Wahlergebnisse im Landkreis Nordsachsen: Stadtrat und Gemeinderat | Die Wählerinnen und Wähler im Landkreis Nordsachsen waren am Sonntag unter anderem dazu aufgerufen, neue Stadt- und Gemeinderäte zu wählen. Wer hat in meinem Ort die Wahl gewonnen? Klicken Sie in der Karte auf Ihre Kommune oder wählen Sie die Gemeinde oder Stadt im Dropdown-Menü aus, und die Ergebnisse zu sehen.
Im Landkreis Nordsachsen ist am 9. Juni auch ein neuer Kreistag gewählt worden. Das Ergebnis finden Sie hier.
MDR (cba) | mdr.de | Bei den Kommunalwahlen sind im Landkreis Nordsachsen neue Stadt- und Gemeinderäte gewählt worden. Wer hat in Ihrer Gemeinde gewonnen? Hier finden Sie alle Ergebnisse zur Wahl. | [] | Sachsen | 2024-06-08T14:00:01+02:00 | 2024-06-08T14:00:01+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/politik/kommunalwahlen/ergebnis-stadtrat-gemeinderat-landkreis-nordsachsen-100.html |
Twitter wirkt | Reden wir zum Einstieg doch heute mal über Geld. Wie sich richtig Schotter machen lässt in der großen weiten Medien-Welt – darüber klärt wired.de mit einem zunächst bei Gründerszene erschienenen Artikel auf: Es geht um den 22-jährigen Mathematik- und Wirtschaftsstudenten David Markey, der "nebenbei" 10.000 Dollar monatlich verdient, und zwar dank seiner Skills, die er für Amazon Echo programmiert hat. Skills sind das, was man jenseits der Amazon-Lautsprecher-Welt Apps nennt.
Eher wenig Schotter für verhältnismäßig viel Arbeit gibt es dagegen bekanntlich im Lokaljournalismus. Ein aktuelles Beispiel liefert dafür die Geschichte eines Fotografen, der gerade einen Preis in der Kategorie Breaking News Photography gewonnen hat. Er "arbeitet jetzt hauptberuflich in der Social-Media-Abteilung einer Brauerei in Richmond" (NZZ). Ryan Kelly heißt der Mann, und das nun preisgekrönte Motiv "hielt den Moment fest, als ein Neonazi im August 2017 mit seinem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten in Charlottesville in Virginia fuhr". Das Bild entstand an seinem letzten Arbeitstag für The Daily Progress, er quittierte den Job laut NZZ unter anderem wegen der "Arbeitsbelastung".
Jenen Preis, der nach einem Mann benannt ist, der als Pionier sowohl des Sensations- als auch des Qualitätsjournalismus gelten kann (@mediasres), hat überraschend auch der HipHop-Künstler Kendrick Lamar gewonnen. Nicht explizit dafür, dass er etwas dazu beiträgt, dass HipHop noch oder wieder das "CNN for black people" ist. Vielmehr gibt es beim Pulitzer-Preis auch eine (weniger bekannte) Kategorie für Musik, und hier ist Lamar nun "the first non-classical or jazz winner" (Guardian).
Warum er den verdient, legen auf naturgemäß sehr unterschiedliche Weise bento.de (das zehn "beeindruckende Textstellen" aus dem Album "Damn" zusammengestellt hat) und Dietmar Dath im FAZ-Feuilleton dar. Dath geht dabei zunächst auch noch kurz auf die Auszeichung für die Rechercheure in Sachen Harvey Weinstein ein:
"Der Pulitzer-Preis für den '#MeToo'-auslösenden Journalismus leuchtet (…) unmittelbar ein. Der Pulitzer-Preis für den Hiphop-Künstler Kendrick Lamar sollte das aber auch. Denn Lamar gehört zu den wenigen Kunstschaffenden, die den von Trump und vom Trumpismus fermentierten Zerfall eines der größten Gemeinwesen der Welt in identitätspolitische Not- oder Hassgruppen aufhalten könnten, indem sie Hiphop und andere junge kulturelle Äußerungstraditionen von Bevölkerungsgruppen, die Trump nicht versteht und ablehnt, als anziehende und virtuos bespielte Erfahrungsverstärker vom Radio bis zum Broadway ('Hamilton') nutzen. Wenn Leute, die nicht von Rassismus und zerrütteten Innenstadtzuständen betroffen sind, die Musik anderer hören, die diese Übel kennen, dann kann ein Informationsaustausch stattfinden, der die Verhärtung der Fronten konterkariert."
Den Bogen zur Echo-Debatte (siehe Altpapier von Dienstag) schlägt Dath in seinem derzeit nicht frei online zugänglichen Artikel auch:
"Nach (den) Kriterien, die man an Sonetten und Arthouse-Filmen so gut erproben kann wie an Mikrofonzungenartistik, ist Kendrick Lamar ein Künstler von höchstem Rang, die trübe Tasse Kollegah aber ein Poseur vom Gymnasium, der Fragen nach der sozialen Legitimität seiner drohbrünstigen Gettogestik und der künstlerischen Qualität seiner verhauenen Reime mit dem überzüchteten Bizeps wegdrücken muss."
Dass Kendrick Lamar, der wichtigste Musiker des 21. Jahrhunderts, nicht unbedingt ein Freund der Pressefreiheit ist – daran kann man aus aktuellem Pulitzer-Anlass allerdings auch mal erinnern. Er ließ zuletzt bei seinen Konzerten jedenfalls keine professionellen Fotografen zu bzw. nur solche, die für seine Plattenfirma im Einsatz sind.
Weiter hinten in der FAZ, auf der Medienseite, richtet Ursula Scheer beim Thema Echo den Blick auf den nicht mehr satisfaktionsfähigen Sender, der das Ganze übertragen hat:
"Bei Vox scheint noch die Devise zu gelten: Augen zu und durch. Auf der Website des Senders fällt kein Schatten auf den schönen Schein. Stattdessen zeigt ein Video-Zusammenschnitt der Show eitel Sonnenschein: Helene Fischer kann auch Latin singen, Newcomer freuen sich über ihre Preise 'von Künstlern für Künstler’ Campinos Kritik an den fragwürdigen Rappern sowie die Rapper selbst werden weggelassen. Das ist schon dreist. Jegliche Verantwortung für Auszeichnungen weist Vox ohnehin von sich: 'Zu der Nominierung und Auszeichnung lässt sich unsererseits nicht viel sagen, da wir als ausstrahlender Sender an beiden Prozessen nicht beteiligt sind', heißt es auf Anfrage beim Sender."
Ein anderer Weiterdreher der Echo-Sache ist bei Übermedien zu finden. Gabriel Yoran kommentiert dort die antisemitische Äußerung einer Deutschlandfunk-Moderatorin, die diese im Interview mit dem Pianisten Igor Levit machte, der, wie mittlerweile unzählige andere Musiker, seinen Echo zurückgegeben hat.
Ein potenzieller Preisträger für den nächsten Pulitzer-Wettbewerb ist das Recherche-Großprojekt, das Journalisten aus 15 Ländern zusammengeführt hat, die die Arbeit der ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia (siehe zuletzt Altpapier von Dienstag) fortsetzen und einen Beitrag zur Aufklärung des Mordes leisten wollen.
"Wir haben – anders als bei den bisherigen Kollaborationen – bewusst auch konkurrierende Medien eingeladen: Wir wollten ein Zeichen setzen, dass das Thema wichtiger war als Konkurrenz",
sagt SZ-Investigativ-Chef Bastian Obermayer gegenüber meedia.de. So sind aus Deutschland nicht nur Journalisten aus dem aus Funk und Fernsehen bekannten NDR/WDR/SZ-Verbund dabei, sondern auch Kollegen von der Zeit.
Ein Autorentrio um Obermayer berichtet heute auf Seite 1 (nicht frei online), warum es dieses Projekt braucht:
"Trotz massiven politischen Drucks aus der Europäischen Union ist die maltesische Polizei auch ein halbes Jahr nach dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia noch immer nicht Spuren nachgegangen, die auf die Verwicklungen von Spitzenpolitikern und Behörden des Landes hindeuten. Nach Erkenntnissen der SZ wurde bisher keiner der Politiker vernommen, mit denen sich Daphne Caruana Galizia in den Monaten vor ihrem Tod erbitterte Auseinandersetzungen lieferte; sie hatte etwa im Zuge der Panama-Papers-Affäre Kabinettsmitgliedern Bestechlichkeit und moralische Verfehlungen vorgeworfen und sogar der Frau des Premiers eine heimliche Panama-Firma zugeschrieben. Inzwischen meldeten sich nach SZ-Informationen Zeugen, die Wirtschaftsminister Christian Cardona mit einem der mutmaßlichen Mörder gesehen haben wollen."
Online (und in der Print-Ausgabe auf Seite 8/9) machen die SZ-Autoren in einem weiteren Artikel unter anderem deutlich, warum die Getötete eine besondere Persönlichkeit war:
"Daphne zu begreifen fällt aus Deutschland schwer. Erst spät versteht man weshalb: Jemanden wie sie gibt es in Deutschland nicht, und gab es wohl auch noch nie. Eine Journalistin, die wirklich jeder kennt, weil sie seit 25 Jahren die Debatten bestimmt in einem Land, das nicht einmal eine halbe Million Einwohner zählt. Seit Daphne Anfang der Neunziger, mit Mitte Zwanzig, eine Kolumne bei der ältesten Zeitung Maltas bekommt, der Times, sticht sie heraus. Weil sie eine Frau ist."
Ebenfalls beteiligt an dem Projekt: die New York Times und der Guardian.
Auf Fehler öffentlich-rechtlicher Sender einzugehen, gehört für uns im Altpapier zum täglichen Brot. Eine gewisse Hartgesottenheit ist uns wohl nicht abzusprechen, aber dass man innerhalb weniger Stunden so viele Fehler machen kann wie am Dienstag mehr als eine Person beim MDR (wo das Altpapier erscheint), hätte zumindest ich nicht für möglich gehalten. Wobei die Formulierung "Fehler" in diesem Zusammenhang noch die mildestmögliche ist.
Versuchen wir’s einigermaßen chronologisch: Eigentlich hatte der MDR für sein Sachsenradio eine Sendung in der Reihe "Dienstags direkt" geplant, und dafür zimmerte zunächst ein mutmaßlicher Matthias-Matussek-Fan eine strunzdumme, über den Account @MDR_SN verbreitete Sendungsankündigung, in der der Autor oder die Autorin die Frage aufwarf, ob man denn "heute noch" das N-Wort sagen dürfe. Der Bildblog ordnet das treffend ein:
"Längst Indiskutables zur Diskussion stellen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen — eine Strategie, die man ständig bei der Neuen Rechten beoachten kann."
Um gleich mal einen Exkurs einfließen zu fließen: Diese im N-Wort-Tweet zum Ausdruck kommende Anbiederei bei Leuten, die die Demokratie, die Gesellschaft und natürlich auch den Journalismus, wie wir ihn kannten, zu zerstören gedenken – das ist ja, auch und gerade jenseits dieses konkreten Falls, der größte Fehler, den Journalisten derzeit machen.
Was auf den Tweet folgte: unter anderem sarkastische Weiterdreher der debilen Frage, hier sei nur ein Beispiel gesondert erwähnt. Der Flurfunk Dresden hat diverse Reaktionen zusammengestellt – unter besonderer Berücksichtigung der unverschämten und pampigen Antworten des oder der an diesem Tag für @MDR_SN Zuständigen.
Ein weiterer Aspekt der Kritiker war: Warum war vorgesehen, dass nur vier Weiße zu Wort kommen in der Sendung?
"Die Reaktion des MDR Sachsen auf diese Kritik ist gelinde gesagt eine Katastrophe",
schreibt der Bildblog. Der katastrophalste Reaktion in dem Zusammenhang? Diese hier.
Die nächste (Eskalations-)Stufe: eine "Entschuldigung", die auf die größtmögliche Weise missglückte, unter anderem, weil man den im Tweet reproduzierten Rassismus pseudo-nonchalant als "Überspitzung" zu verkaufen versuchte.
Unter anderem auf die in der Sendungsankündigung formulierte Frage "Warum Ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?" bezogen sich dann zwei der eingeplanten Gäste in einer gemeinsamen Absage-Erklärung:
"Angefragt waren wir zum Thema 'politische Korrektheit'. Unseres Erachtens ist das ein Kampfbegriff der Rechten, und unser Ziel war, ihn nicht unwidersprochen zu lassen. Das Thema wurde bei einer kurzfristigen Sendungsankündigung mittlerweile in eine Richtung (weiter-)gedreht, die vollends indiskutabel ist",
schreiben die Linken-Politikerin Kerstin Köditz und der Politikwissenschaftler Robert Feustel.
Matthias Meisner war dann am Abend im Tagesspiegel derjenige, der, rund zwei Stunden vor der eigentlich geplanten Ausstrahlung, die Absetzung der Sendung meldete. Über den "antirassistischen Shitstorm", der dies bewirkt hatte, schreibt außerdem Lin Hierse für die taz.
Dass ein Sender eine Sendung absetzen muss, weil Redakteure des Hauses wirklich jede Dummheit begangen haben, die man begehen konnte – das ist, um jetzt mal ein Zwischenfazit zu ziehen, zumindest ein sehr, sehr ungewöhnlicher Vorgang. Neulich habe ich hier, einen Satz aus einem Spiegel-Online-Artikel paraphrasierend, getitelt, dass Twitter die "Pissrinne der AfD" sei. Trotz aller rustikalen Wortmeldungen in der aktuellen Sache: Die Absage der vermaledeiten Sendung zeigt, dass Twitter auch ein wichtiges Instrument der Zivilgesellschaft sein kann. Oder, um es mit dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik zu sagen: Twitter wirkt.
Dass die Kollegen nun "einen neuen Sendetermin prüfen", kann man nur als Drohung verstehen – es sei denn, man ist dort zu der einen oder anderen Fortbildungsmaßnahme bereit. Das Mindeste wäre das eingehende Studium eines aktuell gewordenen Titanic-Klassikers von 2013.
Besser natürlich: Man nimmt das großzügige Angebot des sich gerade "in pädagogischer Stimmung" befindenden Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch an, der kürzlich das Buch "Eine Frage der Moral. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen" veröffentlicht hat.
Für die Hannoversche Allgemeine Zeitung hat er Ende der vergangenen Woche einen Gastbeitrag veröffentlicht, in dem das steht, was – Achtung, Bauchgefühl! – ungefähr 90 Prozent der deutschen Journalisten nicht wissen wollen:
"Das Grundprinzip der 'politisch korrekten' Sprache ist die goldene Regel der praktischen Ethik, bekannt durch das Sprichwort 'Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu'. Oder, auf sprachliches Handeln angewendet: 'Stelle andere sprachlich nicht so dar, wie du nicht wollen würdest, dass man dich an ihrer Stelle darstelle.'"
+++ Gerade in den Buchhandlungen angekommen: eine neue Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Pop-Zeitschrift. Vorab bereits frei online erschienen: ein Beitrag über den "Feed als Kulturtechnik". Annemarie Kohout schreibt: "Der 'Infinite Scroll' (…) suggeriert, im Gegensatz zur Personalisierung und Selektion der Inhalte, man erhalte alle Informationen, wenn man nur lange genug scrolle. Hier wird der Unersättlichkeit entgegengekommen, der Sucht nach immer mehr, immer neuer Information. Manchmal wird das Scrollen dadurch regelrecht zum Automatismus. Dann blickt man nur kurz auf und bemerkt, dass gar nichts gelesen, sondern nur gescrollt wurde. Wenn man aber ehrlich ist und einen Blick zurück auf die Zeit unmittelbar vor der Einführung des Feeds auf den Frontseiten Sozialer Netzwerke wirft, war es viel schwerer aufzuhören, wenn man sich gerade Seite für Seite zum Beispiel durch eine Gruppendiskussion geklickt hatte und wusste: Irgendwann ist es geschafft, irgendwann sind alle Seiten durchgesehen. Leider wurde ab einer bestimmten Seitenanzahl nicht mehr angezeigt, um wie viele es sich insgesamt handelte, sodass immer weiter geblättert wurde, nicht mehr aufgehört werden konnte, weil ja die Möglichkeit bestand, dass es nur noch zwei Seiten sind bis zum Ende. (Meistens standen dann natürlich noch mindestens 20 bevor.) Insofern lehren der Infinite Scroll und die Timeline auch, nie fertig werden zu können, niemals ein Ende in den Blick nehmen zu können. Er ist das Sinnbild der – möchte man es negativ formulieren – 'Datenflut‹' oder des – neutraler gesagt – 'Streams‹', der nie endet und zugleich das wichtigste und sinnvollste Werkzeug, um damit umzugehen."
+++ Seit drei Monaten erscheint in der Schweiz nun bereits die Republik (siehe Altpapier). In einer selbstkritischen Zwischenbilanz ist unter anderem folgende "Herausforderung" formuliert: "In der Redaktion sind wir zwar zufrieden mit dem Ausstoss von langen Reportagen, Analysen, Essays – aber die Balance gefällt uns noch nicht: Wir haben zu wenig Kurzes, zu wenig Warmes, zu wenig Humor, Wildheit und Formen. Wir sind – wahrscheinlich aus Nervosität – ein wenig zu erwachsen auf die Welt gekommen."
+++ The same procedure as …: Der Kölner Sozialarbeiter und Journalist Adil Demircil, der einen deutschen und einen türkischen Pass hat, sitzt seit Freitag in Istanbul in Untersuchungshaft – offenbar, weil er von Beerdigungen berichtet hat. Spiegel Online, Die Welt und die Rheinische Post berichten über diesen neuen skandalösen Fall.
+++ Was macht eigentlich die Sippenhaftung? Bei dem einen oder anderen schrägen Vogel scheint sie jedenfalls noch recht beliebt zu sein. Eigentlich sollte das Bundesverfassungsgericht am 16. und 17. Mai "über vier Verfassungsbeschwerden, welche die Erhebung des Rundfunkbeitrags zum Gegenstand haben, verhandeln". Das Handelsblatt (€) berichtet nun allerdings: "Zwei der privaten Kläger lehnen einen der Richter ab. Ihre Begründung: Der Robenträger ist mit dem Kronzeugen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verwandt. Paul Kirchhof, selbst ehemaliger Bundesverfassungsrichter, gilt quasi als Autor der Gebührenreform. Die Kläger wollen nicht hinnehmen, dass nun ausgerechnet ein Richter mitentscheiden soll, der Paul Kirchhof sehr nahe steht: Sein Bruder." Der heißt Ferdinand Kirchhof, seit 2010 Vorsitzender des Ersten Senates des Bundesverfassungsgerichts.
+++ Um noch mal auf die heute oben bereits erwähnten Lautsprecher aus dem Hause Amazon zurückzukommen: "Die Dienste von Tech-Konzernen spielen bei der Aufklärung von Kriminalfällen eine immer wichtigere Rolle. Die Polizei in Arkansas verlangte in einem Mordfall von Amazon die Herausgabe von Audiodateien seines Netzwerklautsprechers Echo – und wollte Alexa in den Zeugenstand rufen. Der smarte Lautsprecher hört laufend mit und könnte wichtige Angaben zur Klärung des vertrackten Mordfalls beitragen. Was geschah zur Tatzeit? Gab es Schreie des Opfers? Amazon gab die Daten nach langem Hin und Her schließlich heraus." Welche rechtspolitischen Fragen damit verknüpft sind, erörtert Adrian Lobe im SZ-Feuilleton.
+++ Markus Breitenecker, in Österreich Geschäftsführer des zur Pro-Sieben-Sat-1-Gruppe gehörenden Privatsenders Puls 4, sagt im Interview mit dem Standard: "Ich halte (…) ein Projekt wie Funk von ARD und ZDF an sich für ein legitimes Unterfangen, sie dürften es aber nicht Facebook und Youtube verschenken, sondern auf den eigenen Kanälen oder europäischen Medien verbreiten. Inhalte herzustellen und mit ihnen die neuen US-Medien-Konkurrenten zu füttern ist der größte strategische Fehler, den man als europäisches Medium machen kann".
+++ Ashwin Ramans Dokumentation "Im Kampf gegen den IS. Ist das Kalifat am Ende?" lief im Januar im ZDF-Hauptprogramm um 0.45 Uhr. Fritz Wolf weist in seinem Blog Wolf sieht fern darauf hin, dass es dem Sender gelungen ist, diesen Termin noch einmal zu toppen. In der kommenden Nacht ist der Film um 2.40 Uhr zu sehen.
+++ Oje, oje, die Quoten für "Late Night Berlin" befinden sich im "Sinkflug", berichtet der Tagesspiegel. "Es muss jetzt was passieren, und an dieser Stelle werden die Daumen gedrückt, dass das Richtige passiert. Dieser Autor hat keine Lust auf den x-ten Late-Night-Nachruf", schreibt Joachim Huber in also auch quasi eigener Sache.
+++ Spiegel Online hat mal beim fürs Netzwerkdurchsetzungsgesetz zuständigen Bundesamt für Justiz vorbeigeschaut. Das Amt werde "nicht gerade überflutet mit Fällen: In den ersten 100 Tagen gingen 253 Beschwerden ein – Heiko Maas hatte mit bis zu 25.000 im Jahr gerechnet".
+++ Nazis raus? Zumindest einer bei Facebook. Das Netzwerk hat das Profil des einst "Heil Trump! Heil unserem Volk! Sieg Heil!" rufenden Richard Spencer (siehe zuletzt dieses Altpapier) gelöscht, zudem zwei Seiten, die der Kamerad verwaltete. Das berichtet Niklas Franzen fürs Neue Deutschland.
+++ Das Social-Media-Team eines hochrangigen ÖVP-Politikers hat ein bei Facebook verbreitetes Foto manipuliert. Die SZ berichtet auf ihrer Panorama-Seite.
+++ Wer in diesem Jahr für den Hörspielpreis der Kriegsblinden, den wichtigsten Hörspiel-Preis hier zu Lande, nominiert ist, steht auf der Seite der Film- und Medienstiftung NRW.
+++ Bert Dahlmann, Jahrgang 1963, Gründer des sehr bedeutsamen Comic-Magazins Panel, ist Anfang April in Bremen gestorben. comickritik.de ruft ihm nach.
Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag. | mdr.de | Warum Kendrick Lamar den Pulitzer-Preis verdient hat. Warum ein internationales Recherche-Großprojekt eine ermordete Journalistin würdigt. Warum der MDR eine Radiosendung absetzte. | [] | 2018-04-18T12:38:26+02:00 | 2018-04-18T12:38:26+02:00 | https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-436.html |
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Der Hasselbachplatz in Magdeburg in der Identitätskrise | "Ein Ausgehviertel kann man den Hasselbachplatz nicht mehr nennen. Er ist eher ein 'Ausgehviertelchen'", sagt Daniel Riecke. Der 31-jährige Magdeburger lebt seit rund zehn Jahren direkt am Hasselbachplatz. Seitdem erlebt er die Veränderungen direkt vor seiner Haustür. "Als ich hergezogen bin, hieß es in der Verwandtschaft: Oh, du ziehst an den 'Hassel'. Das ist ja was. Fast wie die Hegelstraße." Damals gab es Schulterklopfer, heute wird er immer mal gefragt, ob er nicht manchmal Angst hätte, dort zu wohnen.
Angst hat Riecke nicht. Er ist zwei Meter groß und geht laut eigener Aussage selbstbewusst über den Platz. Er weiß aber, dass das nicht allen so geht. Nachts werde es schon mal laut, Alkohol fließe und der eine oder die andere würde sich dann nicht mehr über den Platz trauen. Der Hasselbachplatz hatte schon mal ein besseres Image – und die Geschäfte und vor allem Bars und Kneipen schon mal bessere Zeiten. Eine Datenanalyse von MDR SACHSEN-ANHALT bestätigt den Eindruck. Mittlerweile gibt es mehr Imbisse am "Hassel" als Bars, Kneipen und Clubs.
Eine, die das Image des "Hassel", wie er von den Magdeburgern genannt wird, aufpolieren soll, ist Marianne Tritz. Sie ist seit einem Jahr die Hasselmanagerin. Angestellt bei der Stadtmarketingfirma Pro M, will und soll sie die Akteure rund um den "Hassel" vernetzen und Ideen für die Zukunft des Platzes entwickeln.
Dass es weniger Kneipen und Bars am Hasselbachplatz gibt, ist Tritz längst bewusst. Grundsätzlich sei das aber eine Entwicklung, die kein Alleinstellungsmerkmal sei. Das sei auch international zu beobachten – auch schon vor der Corona-Pandemie. Und auch Riecke sieht das nicht als ein "Hassel"-spezifisches Problem: "Der Gast ist eigentlich selber schuld." Es liege an der veränderten Ausgeh-Mentalität der Menschen. In einer lauen Sommernacht säßen viele lieber mit einem Bier auf den Elbterrassen, statt in einer Kneipe. Und um sich über den Urlaub auszutauschen, müsse man in keine Bar mehr gehen. "Wir schreiben uns per WhatsApp und laden bei Facebook Urlaubsfotos hoch. Man weiß ja schon alles voneinander. Da haben wir keinen Grund mehr, uns in der Kneipe zu treffen", erklärt Riecke. Die Folge: Bars und Kneipen schließen.Allerdings gibt es auch andere Beispiele. Es gibt durchaus Ausgehviertel mit Bars, Restaurants und Kneipen in Städten, die florieren – veränderte Ausgeh-Mentalität hin oder her.
Erdem Argüt betreibt seit gut zwei Jahren ein Waffel-Restaurant am Hasselbachplatz. Bei ihm kann man sich Waffeln individuell mit allerlei Süßem belegen lassen. "Es soll ein Erlebnis für die ganze Familie sein", sagt er über seinen Laden. Nach Feierabend würde er manchmal gerne selbst noch etwas erleben: "Aber ich habe auch schon festgestellt, dass ich gar nicht eine so große Auswahl habe, um dort mal irgendwo richtig essen zu gehen." Am Wochenende bekomme er manchmal nicht mal einen Sitzplatz, weil die wenigen verbliebenen Restaurants voll seien.
Das wachsende To-Go-Geschäft sehen Tritz, Riecke und Argüt dabei eigentlich nicht als das Hauptproblem. Das gehöre zu einem solchen Platz einfach dazu und die Corona-Pandemie habe das To-Go-Geschäft eben beflügelt. "Die Kneipen sind nicht wegen der Imbisse zu, die dafür vorhandenen Locations stehen trotzdem leer", sagt Anwohner Riecke. Die Stadt müsse es vielmehr den Gastwirten und denen, die es am "Hassel" werden wollen, einfacher machen, sich zu entfalten.
Ein erster Schritt in diese Richtung war die Möglichkeit, dass die Restaurants und Bars im Sommer in der Sternstraße die Parktaschen vor ihren Läden als Außenterrassen nutzen konnten, um auch während der Pandemie Gäste empfangen zu können. Gastronomen rund um den Platz hatten genau das seit Jahren verlangt. Auch Riecke hatte sich mit Briefen an das Dezernat für Stadtentwicklung dafür stark gemacht und fordert, dass das keine Zwischenlösung gewesen sein darf. Auch in den kommenden Jahren müsse den Gastronomen diese Möglichkeit gegeben werden, sagt er. Auch das hat er dem Dezernat vor einigen Wochen geschrieben – bisher aber noch keine Antwort erhalten.
Auch Hasselmanagerin Tritz hatte die Entscheidung des Stadtrates für die Terrassen in den Parktaschen in der Sternstraße begrüßt. Auch für sie kann das nur ein Anfang sein. Es müssten vernünftige Regelungen für die Gestaltung der Außengastronomie gefunden werden, verlangt Tritz.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass gar nicht mehr so viele Bars in der Sternstraße existieren, die davon profitieren würden. Das "Café Central" oder das "RIFF" sind die jüngsten Beispiele für das Kneipensterben, das vor allem in der Sternstraße sichtbar wird. Was es noch gibt, ist das "Hyde". Dort waren im Sommer die improvisierten Außenterrassen in den Parklücken ein voller Erfolg. Kevin Nitsche ist langjähriger Mitarbeiter im "Hyde" und sieht darin nicht nur einen wirtschaftlichen Faktor: "Die Terrassen entschleunigen den 'Hassel'", findet er. Autos und Fahrradfahrer hätten deutlich vorsichtiger durch die Straße fahren müssen.
Das möchte die Hasselmanagerin in Zukunft gerne rund um den gesamten Hasselbachplatz erreichen. Neben guter, abwechslungsreicher Gastronomie, könnten laut Marianne Tritz auch größere verkehrsberuhigte Bereiche die Stimmung um den Platz verbessern. "Eigentlich wird in allen europäischen Metropolen Verkehrsberuhigung gut umgesetzt. In Magdeburg ist das noch schwierig", so Tritz. Die Gründe dafür kennt jeder Magdeburger und jede Magdeburgerin: Baustellen, Baustellen und Baustellen. "Der Hasselbachplatz ist außerdem im Moment ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Stadt."
Ihre Ideen: mehr Dreißiger-Zonen und den Fußgängerbereich in der Einsteinstraße vergrößern. "Städte leben nicht nur davon, dass man einkauft und umsteigt, sondern auch davon, dass man sich aufhält", erklärt Tritz. Der urbane Raum müsse von den Menschen ein Stück weit zurückerobert werden. Das aber sei kein kurzfristiges Projekt, Tritz sieht das eher als eine Aufgabe für die kommenden zehn Jahre. Es sei die Frage, ob die Stadt für solche Ideen Geld in die Hand nehmen wolle und ob es Unterstützung von den Händlern gebe.
Diese Frage beschäftigt auch Anwohner Riecke. Er ist eher skeptisch, was innovative Wege in der Verkehrsführung am "Hassel" angeht: "Ich beobachte immer mal den Stadtrat. Da scheinen einige, wenn die Worte Fahrrad, Fußgängerzone oder Verkehrsberuhigung fallen, Ausschlag zu bekommen."Ihn störe, dass im Stadtrat eher nach Partei-Ideologie gehandelt werde. "Auch konservative Menschen fahren mit dem Fahrrad. Auch Menschen, die grün wählen, haben ein Auto. Wir machen alle dasselbe." Er plädiert dafür, in der Einsteinstraße mal eine größere Fußgängerzone zu testen. Funktioniere das und würden gar noch Gastronomen angelockt, solle man das dauerhaft machen. "Und wenn nicht, wird es halt wieder aufgehoben und eine normale Straße", so Riecke.
In der Vergangenheit waren aber nicht nur fehlende Gastro oder zu viel Straßenverkehr ein Stimmungskiller am Hasselbachplatz, sondern auch Kriminalität. Es gab Überfälle auf Bars, Pöbeleien und Handgreiflichkeiten. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) brachte ein Alkoholverbot ins Spiel und über das Abschaffen der Bänke und kürzere Öffnungszeiten von Spätis wurde diskutiert. Alkohol sieht auch Kevin Nitsche vom "Hyde" als das Hauptproblem: "Wenn viele Menschen in Bars und Restaurants trinken und dann auf dem Kreisverkehr aufeinandertreffen, dann kann es zu Übergriffen kommen." In seiner Bar könne er das regeln und die Kundschaft im Auge behalten und schauen, dass sich niemand zu sehr "abschieße". Aber was die Menschen dann außerhalb der Bars und Restaurants treiben, dafür zeige sich niemand so richtig verantwortlich.
Auch Waffel-Verkäufer Erdem Argüt hatte schon Probleme mit lauten und unhöflichen Kunden: "Mein Personal wurde prollig angemacht. Es gibt viele Personen, die sich zu wohl am Hasselbachplatz fühlen und das ausnutzen."
Daniel Riecke beobachtet ebenfalls immer wieder Pöbeleien und Lärmbelästigungen in der Nacht: "Wir als Anwohner haben uns noch nie über die Gaststätten beschwert. Wenn die bis ein Uhr die Terrassen bespielen, super. Das gehört dazu. Aber ich sehe nicht ein, dass ich als Anwohner ertragen muss, dass jemand um vier Uhr nachts mit seiner Box laut Musik abspielt und vor meiner Tür an den Baum pinkelt." Die Polizeipräsenz sei zwar gestiegen in den vergangenen Jahren, er wundere sich aber manchmal, zu welchen Zeiten die Polizei am "Hassel" sichtbar sei. "Warum steht am Donnerstag um 16 Uhr ein Polizeiauto am 'Hassel', aber am Samstag um drei Uhr nicht?" Wenn nur einer grölt, müsse aus einer Mücke auch kein Elefant gemacht werden, aber wenn größere Gruppen sich danebenbenehmen würden, sei er für Platzverweise. Auch Erdem Argüt wünscht sich ein härteres Durchgreifen von Polizei und Ordnungsamt.
Der generelle Eindruck der Akteure rund um den "Hassel" ist aber dennoch, dass es ruhiger geworden ist in den letzten Jahren. Auch die Kriminalität sei ein Stück weit weniger geworden. Ob das aber eher an der Pandemie, besserer Polizei-Arbeit oder andere Grüne hat, vermag noch niemand zu beurteilen.Die Polizei Magdeburg hat diesen Trend jedoch Anfang Dezember in der Volksstimme bestätigt. Seit 2015 ist die gesamte Stadt laut Polizeisprecher Sebastian Alisch sogar sicherer geworden – bezogen auf die Fallzahl pro Einwohner. Diese Entwicklung schreibe das Revier der ausgeweiteten Kooperation von Polizei und Ordnungsamt zu, schrieb die Zeitung vor wenigen Tagen.
Was die Hasselmanagerin Marianne Tritz aber zu sagen vermag, ist, dass die Menschen, die am "Hassel" etwas einbringen wollen, wieder enger zusammenrücken. Durch die Pandemie konnte sie bisher nur wenige ihrer Ideen umsetzen, dafür umso mehr Gespräche führen: "Und es gibt durchaus noch junge Leute, die mit Ideen und Konzepten auf mich zukommen." Einer davon könnte vielleicht auch irgendwann Kevin Nitsche vom "Hyde" sein. "Ich kann mir vorstellen, nach der Pandemie eventuell am 'Hassel' eine eigene Bar aufzumachen. Ich mag den Platz sehr, denn ich bin seit Jahren mit ihm verbunden", sagt Nitsche. Als er mal drei Jahre nicht dort gearbeitet hat, habe er ihn sogar vermisst. Und mit einer neuen Bar am "Hassel" wäre man einem Ziel schon ein Stück näher: wieder vom "Ausgehviertelchen" zum Ausgehviertel werden.
MDR (Fabian Frenzel) | mdr.de | Der Hasselbachplatz in Magdeburg hat sich stark verändert. Dafür gibt es mehrere Gründe. Akteure rund um den Platz haben Ideen, wie das Image aufgebessert werden könnte. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2021-12-19T19:21:00+01:00 | 2021-12-19T22:26:01+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/hasselbachplatz-ausgehviertel-to-go-oase-image-kneipensterben-kriminalitaet-100.html |
Landes-Schul-Amt | Das Landes-Schul-Amt kümmert sich um viele Schul-Sachen in einem Bundes-Land.Zum Beispiel: • Um neue Lehrer für die Schulen, • um neue Büro-Mitarbeiter für die Schulen.Außerdem kümmert es sich darum:Dass Schüler aus anderen Ländern gut in den Schulen lernen können. Zum Beispiel: Die Kinder von den Flüchtlingen aus dem Land Ukraine. | mdr.de | [] | Wörter-Buch | 2022-12-07T15:19:33+01:00 | 2022-12-07T15:19:33+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-landes-schul-amt-100.html |
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Bucheckern: So können Sie die Nüsse in der Küche verwenden | 2022 ist ein gutes Jahr für die Waldtiere, denn Buchen und Eicheln tragen reichlich Samen. Ein sogenanntes Mastjahr - früher wurden in solchen Jahren die Schweine in den Wald getrieben, um sich dick zu futtern - kommt je nach Baumart nur alle paar Jahre vor. Bei der in Deutschland heimischen Rotbuche (Fagus silvatica) kommt es alle drei bis sechs Jahre zu einer massenhaften Samenbildung.
Allerdings scheint der Klimawandel die Abstände zwischen den fetten Jahren zu verkürzen, was für die Bäume durchaus kritisch ist, denn sie verbrauchen durch die vielen gebildeten Samen große Energiemengen und können in der Folge anfälliger werden für Trockenperioden und Krankheiten.
Sammeln sie bei einem Waldspaziergang die kleinen Nüsschen ein. Dann heißt es puhlen. Die eigentlichen Nüsschen stecken in der glänzenden, braunen Schale. Sie ist leicht mit den Fingern aufzuknacken.
Die Bucheckern schmecken nussig, mitunter kommt eine leicht bittere Note hinzu. Bucheckern sollten roh nur in kleiner Zahl verzehrt werden, denn sie erhalten den leicht giftigen Wirkstoff Fagin (vom lateinischen Namen der Buche Fagus). Dieser kann in größeren Mengen Verdauungsbeschwerden verursachen.
Durch Erhitzen wird das Gift jedoch zerstört. Es reicht, die geschälten Nüsschen wenige Minuten in einer Pfanne ohne Öl zu rösten.
Bucheckern sind reich an Fetten, außerdem enthalten sie Mineralien wie Zink und Eisen. In Notzeiten waren Bucheckern eine willkommene Erweiterung des Speiseplans. Zum Beispiel wurden sie geschrotet, um Mehl zu strecken. Dasselbe hat man übrigens auch mit Eicheln gemacht. Allerdings enthält das "Mehl" aus den wilden Nüssen kein Gluten und klebt somit nicht. Zum Backen sollte man es daher mit regulärem Mehl mischen.
Gern werden Bucheckern auch in ganzer Form im Kuchen verwendet, zum Beispiel als Verzierung. Wenn man die Nüsschen nach dem Rösten hackt, können sie auch einfach zum Teig dazugegeben werden, ähnlich wie bei "normalem" Nusskuchen auch.
Sie passen zu einem bunten Herbstsalat. Und natürlich schmecken sie auch einfach als Knabberei, ob pur oder in Mischung mit anderen Nüssen und Samen.
Bucheckern enthalten wie alle Nüsse wertvolle Öle. Wer sich daran versuchen möchte, braucht eine größere Menge der kleinen Nüsschen, so dass man viel Zeit zum Sammeln und Entschalen einplanen sollte. Schneller geht die Herstellung eines Getränkes. Aus Bucheckern kann man ein Art Kaffeersatz herstellen - genau wie aus Eicheln oder Zichorienwurzeln. Dazu werden die gerösteten Eckern in einer Kaffeemühle gemahlen und anschließend mit heißem Wasser überbrüht.
Quellen: MDR THÜRINGEN (dgr), Nabu | mdr.de | Dass Bucheckern essbar sind, ist etwas in Vergessenheit geraten. Dabei sind sie sehr gesund. Allerdings sollten sie roh nur mit Maß genossen werden. Hier erfahren Sie, was Sie mit den wilden Nüssen anfangen können. | [] | Genießen | 2022-10-19T12:14:36+02:00 | 2022-10-19T12:14:36+02:00 | https://www.mdr.de//mdr-garten/geniessen/bucheckern-essen-essbar-giftig-verarbeiten-100.html |
Mail mit Lösch-Anweisung aus Bildungsministerium? Ermittlungen eingestellt | Die Ermittlungen zu einer angeblichen E-Mail im Bildungsministerium mit der Aufforderung zum Löschen von Daten sind vorerst eingestellt. Die vom Landeskriminalamt eingeschaltete Staatsanwaltschaft Magdeburg habe das Ministerium kürzlich über die Einstellung des Verfahrens informiert, hieß es am Montag.
In dem entsprechenden Schreiben verweise die Behörde auf fehlende Ermittlungsansätze in dem Fall, es gebe auch keine Hinweise zu möglichen Tätern. Somit seien die internen und externen Untersuchungen zumindest vorerst abgeschlossen, erklärte das Bildungsministerium weiter.
Das Ministerium hatte unter anderem die Straftatbestände der Beleidigung und der üblen Nachrede erkannt und wollte rechtliche Schritte gehen. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sah sich einer Hetzkampagne mit anonymen Anschuldigungen ausgesetzt. Mit Blick auf die Mail sprach sie im Februar von einer Fälschung.
Mitte Februar war der scheinbar zerrissene, wieder zusammengelegte und fotografierte Ausdruck der angeblichen E-Mail aufgetaucht. Mehrere Medien berichteten. Formuliert war eine Anweisung zum Löschen von Daten im Zusammenhang mit einer umstrittenen Stellenausschreibung zur Intel-Ansiedlung.
Zwei Ministeriumsmitarbeiter haben laut dem Bildungsministerium an Eides statt erklärt, dass eine solche E-Mail nicht existiere. Auch Bildungsministerin Feußner versicherte, eine solche Mail nicht erhalten zu haben.
dpa, MDR (Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 13.05.2024 | mdr.de | Die Ermittlungen zu einer angeblichen E-Mail im Bildungsministerium im Hinblick auf die Intel-Ansiedlung sind vorerst abgeschlossen. In der Mail soll zum Löschen von Daten aufgefordert worden sein. | [
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"bildungsministerium"
] | Sachsen-Anhalt | 2024-05-14T09:54:47+02:00 | 2024-06-12T18:50:33+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/intel-magdeburg-stabsstelle-ermittlungen-eingestellt-100.html |
Rosen: Die wichtigsten Fragen und Antworten | Rosengruppen werden durch ihre unterschiedlichen Wuchsformen unterschieden. Die meisten Sorten der Beetrose werden 50 bis 80 Zentimeter hoch. Ihre Blüten entstehen in Büscheln und die Pflanzen bilden durch Verzweigung ein dichtes Blütenmeer. Edelrosen (auch Teehybride genannt) werden bis zu 130 Zentimeter hoch und zeichnen sich durch eine einzelne üppige, duftende Blüte auf einem stabilen Stil aus. Sie eignen sich daher zum Vasenschnitt. 3 Meter und höher winden sich Kletterrosen. Sie blühen mehrfach im Jahr. Auch Strauchrosen sind mehrblühend. Mit ihren leicht überhängenden Zweigen erreichen Sie eine Höhe von bis zu 2 Meter. Kletterrosen (oder Climber) eignen sich mit einer Wuchshöhe von bis zu 6 Metern zur Berankung von Pergolen oder Hauswänden. Noch längere, weichere Triebe als Kletterrosen haben die Ramblerrosen. Sie wachsen gut in Bäume hinein. Zwergrosen oder Patiorosen: Diese Minirosen bis 50 Zentimeter Höhe wachsen buschig und eignen sich für den Balkon, sind aber pflegeintensiv. Ihre Blüten duften nicht. Flächenrosen (auch Bodendeckerrosen oder Kleinstrauchrosen) sind besonders robust und winterhart. Sie wachsen mit vielen Zweigen in die Breite und werden bis zu 50 Zentimeter hoch. Viel Platz brauchen Wildrosen, da sie bis zu 3 Meter in die Höhe und die Breite wachsen. Ihre Blüten locken Bienen an und im Herbst bilden sich Hagebutten.
Rosen gedeihen am besten an sonnigen Standorten. Manche Sorten können jedoch in den Halbschatten gesetzt werden. Der Boden sollte locker und tiefgründig sein. Pflanzen Sie Rosen nie dort, wo vorher schon einmal eine Rose stand. Grund ist eine Bodenmüdigkeit, die zur Schwächung oder gar zum Absterben der neuen Rose führt. Soll doch Rose auf Rose gepflanzt werden, ist ein großzügiger Austausch des Bodens nötig. Haben Sie einen Standort gefunden, heben Sie ein mindestens 60 mal 60 Zentimeter breites und tiefes Pflanzloch aus. Rosenerde hat spezielle Nähstoffe und kann beim Einpflanzen beigemischt werden. Hornspäne oder Wurm-Humus im Pflanzloch dienen als Langzeitdünger.
Grundsätzlich ja. Kleinwüchsige, robuste Beet- und Strauchrosen - zum Beispiel mit dem ADR-Prädikat für widerstandsfähige Sorten - sind gut geeignet. Wählen Sie einen ausreichend großen Topf mit Drainageschicht und Löchern im Boden gegen Staunässe. Der Durchmesser sollte wenigstens 40 Zentimeter, die Tiefe etwa 50 Zentimeter betragen. Schützen Sie den Kübel im Winter mit Isolierfolie und Kokosmatten oder Vlies. Fällt die Temperatur über längere Zeit unter 10 Grad minus, sollten eingetopfte Rosen in geschützten Räumen überwintern. Dabei sollten sie um 0 Grad und hell stehen. Ein kühler Keller oder Gartenschuppen bietet sich dazu bestens an.
Jede Rosensorte wächst anders und bedarf individueller Schnittpflege. Beet- und Edelrosen sollten recht tief zurückgeschnitten werden, etwa auf eine Höhe von 30 bis 40 Zentimeter. Strauchrosen werden nur bis zu einer Höhe von 60 bis 100 Zentimeter geschnitten. Bei Kletterrosen empfiehlt es sich, lediglich das alte Holz auszulichten.
Sternrußtau ist ein Pilz, der auf abgefallenen Blättern überwintert und die Blätter bei kühlem, regnerischem Wetter angreift. Es bilden sich dunkelbraune Flecken, bevor die Blätter vergilben und abfallen. Hier hilft nur vorbeugen. Ernähren Sie die Rose gut, düngen Sie zweimal jährlich und stärken Sie die Pflanze durch speziellen Blattdünger. Dieser sollte sogar mehrfach im Jahr auf die Blätter aufgebracht werden. Wenn der Sternrußtau bereits aufgetreten ist, kann man ihn nur schlecht bekämpfen. Helfen kann ein Pflanzenschutzmittel oder der radikale Rückschnitt. Blätter und Zweige gehören dann in den Hausmüll und nicht auf den Kompost.
Einfach blühende, also ungefüllte Rosen, aber auch halbgefüllte Sorten bieten den Bienen eine Möglichkeit, an den Nektar zu kommen. Das ist bei gefüllten Blüten nicht möglich. Besonders bienenfreundlich sind Wildrosen, wildrosenähnliche Züchtungen und viele moderne Strauch- oder Kletterrosen. | mdr.de | Was muss ich beim Rückschitt von Rosen beachten? Wie pflanze ich Rosen? Kann ich Rosen auch auf dem Balkon pflanzen? - Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Rosenpflege auf dem Balkon und im Garten finden Sie hier. | [] | Pflanzen | 2022-07-11T15:46:56+02:00 | 2022-07-11T15:46:56+02:00 | https://www.mdr.de//mdr-garten/pflanzen/rosen-gruppen-einpflanzen-pflegen-faq-100.html |
Bundespolizei trifft in Altenberg auf Mann mit mehr als 30 Haftbefehlen | Die Bundespolizei hat am Grenzübergang in Altenberg einen Mann gefasst, der mit 32 Haftbefehlen gesucht wurde. Wie die Behörde mitteilte, war der Bosnier am Donnerstag bei der Einreise nach Sachsen überprüft worden.
Zunächst stellten die Beamten einen Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder fest. Bei diesem ging es um einen Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Den Haftantritt habe er durch die Zahlung einer Geldstrafe abwenden können.
Allerdings kamen nach einem Anruf bei der zuständigen Polizeiinspektion Falkensee weitere Delikte ans Tageslicht. Es stellte sich heraus, dass die Staatsanwaltschaft Berlin reges Interesse an dem 45-Jährigen hat. Gegen ihn waren insgesamt 31 Haftbefehle wegen Ordnungswidrigkeitsverstößen ausgestellt worden. Sie stammen alle aus diesem Jahr. Die Gesamtgeldstrafe beläuft sich nach Angaben der Bundespolizei auf knapp 21.000 Euro oder 654 Tage Haftstrafe. Da der Mann die Strafe nicht begleichen konnte, wurde er in die Justizvollzugsanstalt Dresden gebracht.
MDR (vis) | mdr.de | Da staunten wohl auch die Beamten nicht schlecht: Bei einer Routinekontrolle am Grenzübergang Altenberg trafen sie auf einen Mann, auf den 32 Haftbefehle ausgestellt waren. Alle aus dem Jahr 2025. | [
"Nachrichten",
"Grenzkontrollen",
"Bundespolizei"
] | Sachsen | 2025-05-17T19:05:00+02:00 | 2025-05-17T19:05:00+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dippoldiswalde-sebnitz/altenberg-grenzkontrollen-haftbefehle-bundespolizei-100.html |
Glück durch Verzicht: Wie der Buddhist Tenzin Peljor ein sinnerfülltes Leben fand | Tenzin Peljor kommt als Michael Jäckel 1966 in Gotha zur Welt. Seine Kindheit wird überschattet vom Suizid der Mutter. Da ist er gerade vier Jahre alt.
Fortan wächst Michael mit seinen zwei Brüdern in einem katholischen Kinderheim in Thüringen auf. Dann ein weiterer Schicksalsschlag: Sein jüngerer Bruder nimmt sich mit nur 15 Jahren das Leben. Irgendwann sei sein Bruder an der Situation zerbrochen. Es habe sicher schlimmere Heime gegeben, meint Tenzin Peljor. Von christlicher Nächstenliebe habe er aber dort wenig gespürt. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum er sich immer mehr vom christlichen Glauben entfernt.
"Mein Staatsbürgerkundelehrer hat sich auf mich gestürzt, der wollte aus mir einen ordentlichen Kommunisten machen", erzählt Tenzin Peljor lachend. Und damit hat er bis zu einem gewissen Punkt auch Erfolg.
Denn im Mai 1989 wird Michael Jäckel Mandatsträger der FDJ und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Gotha. Nach der Wende tritt der Konsum an die Stelle des Kommunismus. Noch während des Informatik-Studiums wird er Systemadministrator in einem mittelständischen Unternehmen.
Ich hab‘ gut Kohle verdient und habe dann als Hedonist gelebt, also materiell alles ausgereizt – 16 Sorten Honig, kleines Päckchen Kaffee für 25 DM.
Doch mit 29 Jahren spürt er, dass sich in seinem Leben etwas ändern muss. Der Konsum macht ihn nicht wirklich glücklich. Er wendet sich gezielt buddhistischen Lehren zu. Eher zufällig landet er bei der tibetisch-buddhistischen Gruppierung "Neue Kadampa-Tradition", die sich als eine Art Sekte mit tiefer Abhängigkeit von einem Guru erweist.
Sechs Jahre braucht er, um sich wieder aus der Gruppe zu lösen. Trotz dieses Befreiungsschlages kämpft er noch lange mit posttraumatischen Belastungsstörungen.
Ich habe Jahre gebraucht für die Heilung. Ich musste mich quasi enthirnwaschen.
Der charismatische Mann mit der Nickelbrille und den lebendigen Augen fängt noch einmal von vorne an. Er lässt sich vom Dalai-Lama ein zweites Mal zum Mönch ordinieren, geht nach Italien, um bei einer Stiftung intensiv buddhistische Schriften zu studieren.
Dort erfährt er 2019, dass mehrere buddhistische Nonnen einem renommierten Lehrer dieser Stiftung sexualisierte Gewalt vorwerfen. Tenzin Peljor ist empört und stellt den Nonnen seinen englischsprachigen Blog zur Verfügung, um deren Petition zu veröffentlichen.
Innerhalb von nur 24 Stunden bricht ein gewaltiger Shitstorm über sie herein. Aber nicht gegen den gewalttätigen Lehrer richten sich die hasserfüllten Kommentare sondern gegen ihn und die betroffenen Nonnen. Auch vor Ort, im Kloster der Stiftung sieht sich Tenzin Peljor heftigen Anfeindungen ausgesetzt.
Mir wurde vom Oberhaupt gesagt, dass ich eine Gefahr für die Gemeinschaft bin.
Heute sieht er die teilweise heftigen Reaktionen von damals in kulturellen Unterschieden begründet: "In der asiatischen Kultur ist die Gruppe wichtiger als das Individuum. Wenn du missbrauchst wirst, ist das nicht gut. Aber es wird erwartet, dass du nichts sagst, weil das schädlich für die Gruppe ist.“
Wieder muss der Mönch mit dem kahlgeschorenen Kopf und der dunkelroten Robe einen schweren Rückschlag verkraften. Er macht die Erfahrung, dass er nicht als Aufklärer gewürdigt, sondern als Nestbeschmutzer ausgegrenzt wird. Infolgedessen muss der Mönch im Sommer 2019 das Kloster verlassen.
Tenzin Peljor lebt heute in Berlin. Jedoch nicht in einer buddhistischen Gemeinschaft, sondern allein, was eher ungewöhnlich ist für einen Mönch. Er gibt Kurse in Meditation, Achtsamkeit und emotionaler Intelligenz. Erwachsenen hilft er beispielsweise mit Wut umzugehen, übt mit ihnen Gelassenheit, Konzentration, Liebe und Mitgefühl. Im Gefängnis meditiert er mit Häftlingen.
Trotz aller Rückschläge, seiner buddhistischen Lebensmaxime folgt Tenzin Peljor unbeirrt: Nicht Besitz sei der Weg zum Glück, sondern das Gegenteil, einfach loslassen zu können. | mdr.de | Tenzin Peljor ist ein außergewöhnlicher Mönch und das nicht nur, weil er Buddhist ist. Obwohl er als Mönch dem Gehorsam verpflichtet ist, scheut er sich nicht, Verfehlungen in der buddhistischen Gemeinschaft aufzuzeigen. | [] | Startseite | 2025-01-21T10:33:00+01:00 | 2025-01-21T10:33:00+01:00 | https://www.mdr.de/religion/buddhismus-moench-tenzin-peljor-glueck-durch-verzicht-100.html |
Heftiger Regen im Süden Sachsen-Anhalts flutet Straßen und Keller | Heftige Regenfälle im Süden Sachsen-Anhalts haben am Sonntag die Feuerwehren auf Trab gehalten. Wie die Leitstelle MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, rückten am Sonntagabend im Saalekreis die Kameraden binnen zwei Stunden fast 30 Mal aus. Allein in Merseburg gab es demnach 18 Einsätze. Auch in Schkopau, Leuna und den umliegenden Gemeinden rückten die Helfer aus. Gründe waren vollgelaufene Keller, Wohnungen und umgestürzte Bäume.
Mehrere überschwemmte Straßen gab es laut Leitstelle Mansfeld-Südharz in Eisleben und Sangerhausen. In Ahlsdorf stand eine Straße komplett unter Wasser.
Laut Polizei gab es keine größeren Schäden. Das MDR-Wetterstudio gab an, dass am Sonntagabend im Süden Sachsen-Anhalts bis zu 62 Liter pro Quadratmeter Regen gefallen sind.
MDR (Cornelia Müller, Cornelia Winkler) | mdr.de | Starke Regenfälle haben am Sonntag in Sachsen-Anhalt die Straßen überschwemmt und Keller volllaufen lassen. Vor allem im Saalekreis und im Kreis Mansfeld -Südharz waren die Feuerwehren gefordert. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2023-08-07T09:42:09+02:00 | 2023-08-07T13:43:30+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/halle/regen-feuerwehr-mersebug-eisleben-sangerhausen-100.html |
Kein Sex vor der Ehe: Dating-Portale für Katholiken in Polen | Eine junge Frau schaut lächelnd in die Kamera, ihren Kopf leicht zur Seite geneigt. Sie trägt einen dezenten rosa Lippenstift und ihr schulterlanges blondes Haar kräuselt sich im Wind. Neben dem Foto steht die persönliche Kennnummer, unter der man die Frau erreichen kann. Die 31-Jährige Pamela aus Niederschlesien ist auf der Suche nach ihrem perfekten Partner fürs Leben – und von dem hat sie ganz bestimmte Vorstellungen: Ihr zukünftiger Partner soll gläubiger Christ sein und sich mit den Werten der katholischen Kirche identifizieren. Die junge Frau hat sich daher wie viele Polen bei einem katholischen Dating-Portal angemeldet. Hier kann sie auf einen Mann hoffen, der ihren Moralvorstellungen entspricht.
In Polen buhlen gleich mehrere katholische Dating-Portale um eine immer größer werdende Kundschaft. Auf Portalen wie Singlowanie oder Zapisani Sobie suchen polnische Katholiken nach polnischen Katholiken. Die Anmeldung ist kostenlos, später können jedoch auch zahlungspflichtige Premiumfunktionen freigeschaltet werden. Die kommerziellen Anbieter versprechen ihren Nutzern, einen Partner ganz nach den Wertvorstellungen der katholischen Kirche zu finden. Abtreibungen, Sex vor der Ehe oder Verhütungsmittel gehören nicht dazu. Andere Nutzer können sehen, wie man zu solch heiklen Themen steht und sich daran orientieren.
Singlowanie ist eines der bekanntesten katholischen Dating-Portale. Nach eigenen Angaben will es Christen "die bessere Hälfte" vermitteln und beweisen, "dass das Internet ein guter Ort ist", um eine langandauernde Partnerschaft zu schließen. Ein weiteres bekanntes Portal namens Przeznaczeni wirbt mit bis zu zwei Millionen Profilen. Damit sei es das größte seiner Art in Europa und das zweitgrößte weltweit. Nach Angaben der Betreiber sollen sich fast 100.000 Paare über das Portal gefunden haben und mehr als 12.000 Ehen geschlossen worden sein. Stolz wird dem Besucher der Website auch die Anzahl von 14.200 Kindern präsentiert, zu denen das Portal beigetragen haben soll.
Bereits bei der Anmeldung für ein Portal wie Singlowanie wird deutlich, dass es sich hier nicht um ein gewöhnliches Dating-Portal handelt. Wer angibt, eine Frau zu sein, kann ausschließlich nach Männern suchen – und umgekehrt. Die Suche nach Menschen des gleichen Geschlechts lässt das Portal nicht zu. Andere Geschlechter als Mann und Frau kann man nicht angeben.
Im weiteren Anmeldeprozess geht es noch mehr ins Detail: Der Nutzer wird gefragt, welchen Standpunkt er zur Abtreibung vertritt und was er von Verhütungsmitteln hält. Außerdem will das Portal wissen, ob man praktizierender Christ ist und ob man vor der Ehe Sex mit dem Partner haben möchte. Es gibt aber auch klassische Dating-Fragen wie die nach den eigenen Hobbys, ob man Kinder möchte oder was man beruflich macht.
Einem breiten Publikum wurde die katholische Dating-Welt bekannt, als sich der prominente polnische YouTuber Dymitr Błaszczyk das Portal Singlowanie vornahm. In seinem Video "Katholisches Tinder - Wie reißen Katholiken Mädchen auf?" machte er auf seinem Kanal "Sprawdzam Jak" den Selbsttest und meldete sich bei der Plattform an. Der Clip wurde in eineinhalb Wochen fast eine halbe Millionen Mal angeschaut.
Der Clou: Błaszczyk legte zwei komplett unterschiedliche Fake-Profile von Frauen an. So wollte er herausfinden, welche von beiden mehr Anfragen bekommt. Die fiktive "Izabela90" ist völlig gegen Abtreibung, praktizierende Christin, bevorzugt "natürliche Methoden" bei der Verhütung und plädiert für Enthaltsamkeit vor der Ehe. "MoniczkaMonia" dagegen hat keine Kinder und wünscht sich auch zukünftig keine. Außerdem ist sie je nach Situation für eine Abtreibung, "selbstverständlich" für Verhütungsmittel und will nicht bis zur Ehe warten, um mit ihrem Partner intim zu werden.
Nach sieben Stunden hatten sich bereits 24 Interessenten auf die Anzeige der enthaltsamen "Izabela90" gemeldet. Die liberalere "MoniczkaMonia" wollten dagegen 37 Personen treffen. Nach nur einem Tag kehrte sich das Verhältnis jedoch deutlich um: "MoniczkaMonia" wollten zwar immer noch 43 User kennenlernen, die gläubige "Izabela90" hatte jedoch bereits 62 Anfragen gesammelt. Trotzdem zeigte sich der YouTuber Dymitr Błaszczyk erstaunt, dass sich überhaupt so viele Leute auf "MoniczkaMonia" gemeldet hatten, da sie die Grundprinzipien der Plattform eigentlich in Frage stellt.
Die katholischen Dating-Portale treffen in Polen einen Nerv und auf einen riesigen Markt. Nach Angaben des polnischen statistischen Hauptamts (GUS) sind mehr als 33 Millionen Polen katholisch, das sind fast 90 Prozent der Bevölkerung. Außerdem hat die Katholische Kirche einen großen Einfluss auf den polnischen Staat und die Gesellschaft und beeinflusst maßgeblich die öffentliche Debatte. So nennen Vertreter der katholischen Kirche in Polen LGBT eine Ideologie und setzten sich für ein Verbot von Abtreibungen ein.
Der katholische Fernsehsender TV Trwam sorgte beispielsweise zuletzt für Aufregung, als eine Professorin der Katholischen Universität Lublin dort verkündete, dass es für eine katholische Frau nur zwei mögliche Lebenswege gebe: Mutterschaft oder ein Leben als Jungfrau, zum Beispiel im Kloster. Verhütungsmittel bezeichnete sie als "Verminderung der eigenen Würde". Dieses traditionelle Familienbild und solche erzkonservativen Thesen haben in Polen immer noch viele Anhänger.
Doch auch in Polen findet zunehmend ein gesellschaftlicher Wandel statt. Während sich auf dem Land immer noch viele als gläubig bezeichnen, schwindet das Vertrauen der jungen Bevölkerungsschicht besonders in den Städten in die Institution Kirche. Nach einer Erhebung des polnischen Meinungsforschungsinstituts CBOS aus dem Jahr 2019 praktizieren die Hälfte der Jugendlichen in Großstädten ihren Glauben nicht mehr und nur noch 35 Prozent besuchen die Kirche am Sonntag.
Auch verschiedene Missbrauchsskandale innerhalb der Katholischen Kirche haben in Polen dazu beigetragen, dass die Autorität der Kirche zunehmend hinterfragt wird. Selbst Poelens "Nationalheld", Papst Johaannes Paul II., steht wegen seinem möglicherweise zu lascheen Umgang mit pädophilen Priestern zunehmend in der Kritik. Viele Polen sehen zudem die Nähe zwischen dem Staat und der Kirche kritisch. So gab es zuletzt mehrfach Großdemonstrationen gegen den Einfluss der Katholischen Kirche, die teilweise gewaltsam aufgelöst wurden. | mdr.de | Keine Verhütungsmittel, keine Abtreibungen: Katholische Dating-Portale liegen in Polen im Trend. Wer dort seine große Liebe sucht, findet den perfekten Partner nach den Wertvorstellungen der katholischen Kirche. | [
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] | Welt | 2021-04-07T15:13:13+02:00 | 2023-03-20T13:19:55+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/polen-kein-sex-vor-der-ehe-dating-plattform-katholiken-100.html |
In Mitteldeutschland 20 Prozent weniger Gastrobetriebe als im Bundesländerdurchschnitt | In den drei mitteldeutschen Bundesländern gibt es – gemessen an der Bevölkerung – weniger Gastronomiebetriebe als in fast allen anderen Bundesländern. Je 100.000 Einwohner sind es 142 Firmen und damit 20 Prozent weniger als im Durchschnitt aller Bundesländer. Der liegt bei 179 Unternehmen je 100.000 Einwohner. Das ergaben Berechnungen des MDR-Magazins "Umschau" mit den aktuell verfügbaren Zahlen* des Statistischen Bundesamtes (Stand: Ende 2021).
Die geringste Gastrofirmen-Dichte gibt es in Brandenburg (139), es folgen Sachsen (142), Sachsen-Anhalt (142) und Thüringen (143). Die höchste Dichte gibt es in Berlin (229) und dem Saarland (211). In der Statistik wurden umsatzsteuerpflichtige Restaurants, Imbisse, Eissalons, Cafés und Schankwirtschaften sowie Caterings berücksichtigt.
In der Corona-Zeit ist die Zahl der Gastro-Firmen in Mitteldeutschland stark zurückgegangen, aber nicht stärker als im Durchschnitt der Bundesländer. In den Jahren 2020 und 2021 ist sie um gut 2.500 Betriebe auf knapp 11.900 gesunken.
Das entspricht einem Verlust von 18 Prozent. In Thüringen waren es 20 Prozent, in Sachsen-Anhalt 18 und in Sachsen 16. Mit 17 Prozent fiel der Rückgang im Schnitt der Bundesländer ähnlich aus. Die Spanne bei den Verlusten reicht von 25 Prozent im Saarland und 22 Prozent in Rheinland-Pfalz bis 13 Prozent in Schleswig-Holstein und elf Prozent in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbandes Ingrid Hartges erklärt den Rückgang in den Corona-Jahren 2020 und 2021 mit dem schließungsbedingten Umsatzrückgang und der schwierigen Nachfolgersuche. Sie sagte: "Es sind natürlich auch viele, die jahrzehntelang selbstständig waren, auch zermürbt gewesen. Also gerade in der Generation 60, die einfach keine Kraft mehr haben. Und es finden sich leider oftmals keine Nachfolger."
Es sind natürlich auch viele, die jahrzehntelang selbstständig waren, auch zermürbt gewesen. Also gerade in der Generation 60, die einfach keine Kraft mehr haben. Und es finden sich leider oftmals keine Nachfolger.
Zudem ging der Branche nach den pandemiebedingten Schließungen das Personal verloren. "Viele Mitarbeiter haben bessere Jobs gefunden", sagt Olaf Klenke, Landesbezirkssekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Ost.
Im Vergleich zum ersten Jahr der Pandemie hat sich im zweiten der Rückgang bei den Gastrobetrieben abgeschwächt.
Das war in Mitteldeutschland und in den anderen Bundesländern im gleichen Maß der Fall. 2021 waren es in den drei mitteldeutschen Ländern sieben Prozent (das Mittel aller Bundesländer sechs Prozent), 2020 waren es in Mitteldeutschland und deutschlandweit zwölf Prozent. In den Vor-Corona-Jahren seit 2015 hat sich die Zahl der Gastrobetriebe kaum verändert. Die Werte lagen in Mitteldeutschland zwischen +0,2 und -1,1 Prozent, in Deutschland -0,2 und +0,6 Prozent. | mdr.de | In Mitteldeutschland gibt es mit 142 Gastrobetrieben pro 100.000 Einwohner 20 Prozent weniger als im Länderdurchschnitt (179). Der Verlust in den Corona-Jahren war hierzulande aber nicht stärker als im Bundesschnitt. | [
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] | Deutschland | 2023-08-02T13:52:53+02:00 | 2023-08-03T14:37:55+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/gaststaetten-sterben-corona-100.html |
Woran man erkennt, wenn aus der eigenen Familie Gefahr droht | Wissenschaftler der Psychologischen Hochschule Berlin und der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) Münster haben gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Ravensburg ein wissenschaftlich fundiertes und standardisiertes Risikoanalyseinstrument zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie (GaTe-RAI) entwickelt. Es soll Warnsignale für potenzielle Intimizide, also Tötungsdelikte in Partnerschaften oder in früheren Partnerschaften, zuverlässig erkennen und dadurch rechtzeitiges Handeln ermöglichen.
Nach Angaben des DHPol-Professors Thomas Görgen enthält das neu entwickelte Risikoanalyseinstrument GaTe-RAI insgesamt 14 empirisch gesicherte Kriterien: "Wenn diese Kriterien vorliegen, besteht ein erhöhtes Risiko für einen Intimizid." Als Beispiele für solche Kriterien nennt der Kriminologe verklausulierte Tatankündigungen gegenüber Dritten, ein plötzlicher sozialer Rückzug des potenziellen Gefährders oder die Beendigung der Beziehung. Bei letzterem, so Görgen, sei allerdings nicht der Zeitpunkt der Trennung, sondern der Moment, in dem der Gefährder die Endgültigkeit der Trennung erkennt, entscheidend. Dies könne ein bevorstehender Scheidungstermin oder der Auszug des Ex-Partners sein.
GaTe-RAI kann den Angaben zufolge sowohl für männliche als auch für weibliche Gefährder in bestehenden oder früheren Beziehungen eingesetzt werden. Das Risikoanalyseinstrument erlaube zudem eine gute Unterscheidung zwischen Personen, die eine Tat angekündigt haben und diese später auch umsetzen, sowie Personen, die eine Tat angekündigt haben, diese jedoch nicht umsetzen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik kam es im Jahr 2023 bundesweit durchschnittlich einmal pro Tag zu einer versuchten oder vollendeten Tötung in einer Partnerschaft bzw. früheren Partnerschaft. Im Mittel starb demnach jeden zweiten Tag eine Person durch einen Intimizid.
idw (dn) | mdr.de | Psychologen und Kriminologen in Deutschland haben ein standardisiertes Risikoanalyseinstrument entwickelt, das Warnsignale zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie rechtzeitig erkennen soll. | [] | Psychologie | 2024-12-19T11:25:52+01:00 | 2024-12-19T11:25:52+01:00 | https://www.mdr.de//wissen/psychologie-sozialwissenschaften/intimizid-partner-toetung-mord-familie-ehrenmord-haeusliche-gewalt-102.html |
Leipzig schränkt Vermietungen als Ferienwohnung ein | Die Stadt Leipzig will die Vermietung von online buchbaren Ferienwohnungen stärker einschränken. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, sieht das eine neue Satzung vor. Demnach soll eine Wohnung künftig nur noch für maximal zwölf Wochen pro Jahr über Plattformen wie Airbnb vermietet werden dürfen. Für längere Zeiträume sei dann eine Genehmigung nötig. Außerdem dürften Wohnungen nur noch mit einer speziellen Erlaubnis länger als ein Jahr leerstehen.
Ziel der neuen Satzung sei es, den knappen Wohnraum in Leipzig zu erhalten. Sie soll einerseits verhindern, dass mehr dauerhafte Ferienwohnungen entstehen und andererseits, dass mit Wohnungsleerstand spekuliert werde. Die Neuregelung soll zunächst auf fünf Jahre befristet werden.
Der Stadtrat muss dem sogenannten Zweckentfremdungsverbot den Angaben zufolge noch zustimmen. Laut einem Gutachten aus dem Jahr 2019 werden weniger als 0,2 Prozent aller Wohnungen in Leipzig dauerhaft als Ferienwohnung genutzt, was rund 600 Wohnungen im Stadtgebiet entspricht.
Größer sei die Zahl an Wohnungen, die etwa für Gewerbe zweckentfremdet werden und so nicht als Wohnraum zur Verfügung stehen. Jährlich kommen laut Stadt schätzungsweise 500 zweckentfremdete Wohnungen hinzu. Von den 340.000 Wohnungen in Leipzig stünden insgesamt 12.000 leer.
MDR (phb)/dpa | mdr.de | In Leipzig wird es zunehmend schwierig, eine Wohnung zu bekommen. Die Stadt versucht, der Umwandlung von Wohnungen in Ferienunterkünfte einen Riegel vorzuschieben. Eine neue Satzung soll den knappen Wohnraum erhalten. | [
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] | Sachsen | 2024-07-06T06:00:00+02:00 | 2024-07-06T06:00:00+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/ferienwohnung-einschraenkung-vermietung-wohnung-suche-100.html |
Covid, Influenza oder RSV? So finden Sie heraus, welche Infektion es ist | Überall schnieft und hustet es. Denn pünktlich zum Jahresstart hat die Welle an Atemwegsinfekten so richtig Fahrt aufgenommen. Wenn jemand Symptome hat, heißt es schnell: Keine Sorge, es ist kein Corona. Ich habe einen Test gemacht. Aber was ist es denn dann? Denn wirklich beruhigen kann diese Aussage nicht, denn auch andere Infektionskrankheiten wie Influenza - also die Grippe - oder RS-Viren sind hoch ansteckend und können gefährlich sein.
Bekannt und beliebt sind die Corona-Selbsttests für zuhause, die etwas mehr Klarheit liefern können. Allerdings wissen viele Menschen gar nicht, dass es solche Teststreifen auch für andere Erreger gibt. Schon seit dem vergangenen Frühjahr dürfen nämlich auch Selbsttests auf Influenza A und B verkauft werden. Zuvor war die Bestimmung, ob es eine echte Grippe ist, Ärztinnen und Ärzten vorbehalten, da es sich um eine meldepflichtige Erkrankung handelt. Doch seit einer Änderung der sogenannten Medizinprodukte-Abgabeverordnung gibt es auch den Test für den Laien.
In der Begründung des Bundesgesundheitsministeriums für die Lockerung der Regelung hieß es, die Bevölkerung nutze die Selbsttests seit der Covid-19-Pandemie selbstverständlich und es gebe keinen Grund, dass das bei Influenza anders sein sollte. Außerdem gehe das Ministerium nach eigenen Angaben davon aus, dass Menschen nach einem positiven Testergebnis ohnehin entweder direkt zum Arzt gehen oder sich isolieren und Kontakte meiden. Die Rechtslage ist aktuell identisch zu Corona- und HIV-Selbsttests, die es ja ebenfalls für die Heimanwendung gibt.
In der Praxis haben sich die sogenannten Vierfach-Tests mittlerweile etabliert. Das sind Kombi-Tests, bei denen gleichzeitig auf Corona, Influenza A und B sowie auf das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) getestet werden kann. Sie funktionieren im Prinzip genauso wie die Antigen-Schnelltests bei Corona: Man nimmt einen Nasenabstrich, vermischt diesen mit der beigelegten Flüssigkeit und tröpfelt einige Tropfen davon auf die Testkassette. Diese unterscheidet sich etwas von den bekannten Corona-Selbsttests. Statt eines Kontrollfelds gibt es hier zwei Streifen, manchmal sogar drei nebeneinander. Bis zum Ergebnis dauert es auch bei den Kombinationstests mindestens 15 Minuten. Es gibt sie mittlerweile von mehreren Herstellern in der Apotheke oder auch in der Drogerie.
Der Selbsttest reagiert auf die Rückstände von für die Viren typischen Proteine. Er ist also wie schon bei Corona deutlich weniger sensibel als ein PCR-Test, der das Erbmaterial eines Virus nachweist. Wenn im Abstrich für den Schnelltest genügend Rückstände sind, dann binden sie sich an Antikörper, die auf den Teststreifen sind und es wird ein Strich bzw. ein positives Testergebnis angezeigt. Beim Mehrfachtest können das sogar mehrere positive Ergebnisse sein, falls der seltene Fall eintritt und jemand tatsächlich mit mehreren der Viren gleichzeitig infiziert sein sollte.
Mit einem negativen Test sollte man sich aber nicht in Sicherheit wiegen, denn der kann natürlich auch falsch-negativ (oder falsch-positiv) sein. Außerdem kann eine falsche Durchführung immer zu einem falschen Ergebnis führen, etwa wenn der Abstrich nicht tief genug im Nasen-Rachen-Raum gemacht wurde. Betroffene sollten in jedem Fall bei einem positiven Testergebnis zunächst einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Ein Vierfachtest, der auf einen Schlag verrät, welche Infektionskrankheit man hat oder ob es nicht vielleicht doch eine harmlose Erkältung ist, klingt natürlich verlockend. Doch es gibt auch kritische Stimmen. So weist etwa der Virologe Bodo Plachter von der Unimedizin Mainz darauf hin, dass Laientests grundsätzlich unzuverlässiger seien als laborgestützte Tests wie der PCR-Test. Bei den neuen Tests komme noch hinzu, dass es noch keine vernünftigen und unabhängigen Studien dazu gäbe.
Die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München skizzierte dagegen dem BR technische Gründe dafür, warum die Mehrfachtests wenig sinnvoll seien. "Die Schnelltests sind darauf ausgelegt, dass Zellen kaputtgehen und Virusproteine freigesetzt werden. Da ist kein Verstärkungsmechanismus mehr dabei. Das heißt: Man braucht eine sehr hohe Viruslast, damit ein solcher Schnelltest ansprechen kann. Die hat man oft gerade zu Beginn einer Infektion nicht. Das ist für Corona noch nicht so relevant, weil das Virus sehr hohe Titer bildet. Aber für Influenza, für RSV, für andere Viren ist das eine durchaus relevante Einschränkung", sagte sie.
Das heißt also, der Mehrfachtest wird bei RSV und Influenza erst positiv, wenn ohnehin schon alles zu spät ist. Und im Laufe der Genesung, wenn der Erkrankte womöglich gar nicht mehr ansteckend ist, würde der Test noch immer positiv ausfallen.
Wer einen positiven Kombi-Test hat, sollte sich an die Hausarztpraxis wenden. Denn hier muss gegebenenfalls noch einmal getestet werden. Bei der Grippe etwa ist es so, dass der direkte Nachweis von Influenzaviren laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig ist. Demnach müsste also ein Arzt die Erkrankung feststellen.
Generell können die Medizinerinnen und Mediziner bei Infektionskrankheiten einen PCR-Test veranlassen. Dem Robert Koch-Insitut zufolge obliegt es der Entscheidung des Arztes, wann er testet. Von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen heißt es diesbezüglich, dass die Testung "nach ärztlichem Ermessen" in der Praxis durchgeführt werden könne.
Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen wird etwas konkreter: "Grundsätzlich soll eine Testung Erkrankter auf SARS-CoV-2 beziehungsweise auf andere Erreger wie zum Beispiel Influenza nur dann erfolgen, wenn aus dem Ergebnis Konsequenzen abgeleitet werden können (zum Beispiel Schutz von Risikogruppen) beziehungsweise das Testergebnis Einfluss auf die Therapie des Erkrankten hat."
Eine Testung auf Wunsch, weil man gern wüsste, was genau man hat, gibt es also nicht. Doch die KV erklärt dazu, dass es nicht nur die Testkits für den Selbsttest gebe, sondern auch zahlreiche Labore diagnostische Tests für Selbstzahler anbieten. | mdr.de | Husten, Schnupfen und Halsschmerzen: Viele Menschen sind derzeit krank. Doch häufig ist unklar, was es genau der Auslöser ist. Handelt es sich um eine Erkältung oder doch die Grippe? Aber das lässt sich herausfinden. | [] | Startseite | 2024-02-08T19:40:03+01:00 | 2024-02-08T19:40:03+01:00 | https://www.mdr.de//wissen/corona-influenza-rsv-infektionskrankheit-selbsttest-102.html |
USA wollen Mondzeit einführen | Die US-Regierung hat die Raumfahrtbehörde Nasa angewiesen, eine einheitliche Zeit für den Mond und andere Himmelskörper zu erarbeiten. Wie das Wissenschaftsbüro des Weißen Hauses mitteilte, soll die Nasa bis Ende 2026 eine Strategie für die Einführung einer sogenannten Mondzeit (LTC; Coordinated Lunar Time) vorlegen. So könnte eine einheitliche Mondzeit beispielsweise mit Atomuhren auf dem Erdtrabanten festgelegt werden, hieß es – analog der Zeitmessung mehrerer Atomuhren zur Ermittlung der koordinierten Weltzeit UTC.
Das White House Science Office begründete die Forderung zur Einführung einer einheitlichen Mondzeit mit einem Verweis auf die Relativitätstheorie. Demnach scheine die Zeit in verschiedenen Teilen des Weltraums unterschiedlich schnell zu vergehen, abhängig von der Schwerkraft und der eigenen relativen Geschwindigkeit. So scheine für einen Beobachter auf dem Mond eine erdbasierte Uhr pro Erdtag im Schnitt 58,7 Mikrosekunden (58,7 Millionstel einer Sekunde) langsamer zu gehen. Diese winzige Verschiebung könne aber wichtig sein für eine präzise Ortsbestimmungen und Kommunikation.
Bislang orientierten sich Mondmissionen an der Weltzeit UTC, ohne sich untereinander zu synchronisieren. Bei der geringen Zahl der Missionen war das kein Problem. Allerdings planen die USA und andere Akteure künftig wieder bemannte Missionen auf den Mond zu schicken und dort sogar dauerhafte Basen einzurichten. Für einen sicheren Betrieb von Raumschiffen und Satelliten ist eine einheitliche Definition einer Mondzeit nach Ansicht der US-Regierung daher "grundlegend". Die Nasa sei deshalb angewiesen, sich bei der Ausarbeitung der Mondzeit mit verschiedenen US-Ministerien sowie mit internationalen Partnern abzustimmen.
dpa (dn) | mdr.de | Die USA wollen eine einheitliche Mondzeit einführen. Das Weiße Haus wies die Nasa an, bis 2026 eine entsprechende Strategie festzulegen. Grund ist, dass auf dem Mond die Uhren schneller als auf der Erde ticken. | [] | Weltraum | 2024-04-04T13:58:37+02:00 | 2024-04-04T13:58:37+02:00 | https://www.mdr.de/wissen/astronomie-raumfahrt/mondzeit-usa-mond-nasa-mondlandung-zeitumstellung-100.html |
Wetterdienst warnt vor orkanartigen Böen im Erzgebirge | Der Deutsche Wetterdienst warnt vor orkanartigen Böen am Neujahrstag in Teilen von Sachsen. Betroffen ist demnach vor allem das Erzgebirge. Laut Unwetterwarnung könnten in Lagen über 1.000 Meter Windböen von mehr als 100 Kilometer pro Stunde erreicht werden. Es sei möglich, dass dabei Bäume oder Gerüste umstürzen sowie Äste und Dachziegel herabfallen. Der Aufenthalt im Freien sollte laut Wetterdienst möglichst vermieden werden, Gegenstände im Freien müssten gesichert oder abgebaut werden. Die Unwetterwarnung gilt am Neujahrstag von 2 Uhr bis zum 2. Januar um 6 Uhr morgens.
Am Dienstagabend ist es Richtung Vogtland und Erzgebirge zum Teil etwas wolkiger, sonst gibt es meist nur recht wenige oder dünne Wolken am Himmel und bliebt überall trocken. Die Temperaturen liegen zwischen minus 2 und plus 2 Grad. Der Wind weht mäßig und böig aus Südwest, zum Teil stürmisch. In der Nacht ist es gering bewölkt oder klar und die Tiefstwerte liegen zwischen plus 2 und minus 3 Grad. Es weht frischer Südwestwind mit Sturmböen, auf dem Fichtelberg Orkanböen.
Zu Neujahr ist es neben ein paar Wolken recht freundlich mit Sonne und es bleibt trocken. Es wird milder, die Höchstwerte liegen zwischen 4 und 9 Grad. Es bleibt sehr windig.
Am Donnerstag wird es sehr wechselhaft. Zunächst zieht Regen oder Schneefall durch, danach scheint gelegentlich die Sonne und es gibt immer wieder Schneeschauer. Die Temperatur geht auf Werte zwischen 3 und 6 Grad zurück und der Wind lässt etwas nach.
Am Freitag gibt es nur noch wenige Schauer und es wird kälter.
MDR WETTER, dpa | mdr.de | Nach einen sonnigen Silvestertag steht Sachsen ein stürmischer Start ins neue Jahr ins Haus. In den hohen Lagen des Erzgebirges werden Windböen von mehr als 100 Kilometer pro Stunde erwartet. | [
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"Dezember"
] | Sachsen | 2024-12-31T17:01:33+01:00 | 2024-12-31T17:01:33+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/wetter-dezember-silvester-neujahr-sturm-102.html |
Plan B für Galeria Kaufhof in Chemnitz | Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell-App.
Die angekündigte Schließung der Galeria Kaufhof in Chemnitz kam für den Besitzer der Immobilie, der CMC Center Management, überraschend. Geschäftsführer Andreas Uhlig sagte im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Das Haus in Chemnitz hatte aus unserer Sicht mit dem neuen Vertrag, den wir mit der Galeria geschlossen haben, aus kaufmännischer Sicht ein sehr gutes, wirtschaftlich tragfähiges Konzept."
Dass daran nicht mehr zu rütteln ist, macht Uhlig ebenfalls klar. "Wir stehen weiterhin in ständigem Kontakt mit Galeria Kaufhof. Es geht zunächst erst einmal bis zum 31. August weiter, dann müssen wir den Auszug klären." Es gebe noch einiges zu besprechen in den nächsten Wochen.
"Wir wären schlechte Kaufleute, wenn wir keinen Plan B hätten", sagt Uhlig. Darüber könne er jedoch noch nicht sprechen. "Ich spreche erst darüber, wenn die Verträge von allen Seiten unterzeichnet sind." Im Übrigen sehe er nach wie vor große Chancen für ein Handelshaus in der Innenstadt. "Wir sind ja mit dem Haus unmittelbar am Markt. Einen besseren Standort gibt es nicht."
Wir sind ja mit dem Haus unmittelbar am Markt. Einen besseren Standort gibt es nicht.
An den geplanten gastronomischen Einrichtungen im Erdgeschoss des Hauses halte man fest. "Dort bauen wir bereits seit zwei Monaten und wollen Ende Mai eröffnen." Für die anderen Flächen werde man Nachnutzungen finden. "Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Aber wir haben im Blick, dass Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt ist und werden uns daher schnell um die Neuvermietung kümmern", sagt Uhlig.
André Donath, der in Sichtweite die Gaststätte "Turmbrauhaus" betreibt, ist skeptisch. "Wir haben alle geglaubt und gehofft, dass der Kaufhof nicht geschlossen wird." Gerade weil es so eine interessante Immobilie des Stararchitekten Helmut Jahn sei. "Das ausgerechnet das jetzt geschlossen wird, ist eine Katastrophe." Er hoffe auf eine Lösung bis zum Kulturhauptstadtjahr durch die Besitzer der Immobilie.
Die Doppelspitze der sächsischen Linken, Susanne Schaper und Stefan Hartmann, nannten die angekündigte Schließung eine Katastrophe für die Chemnitzer Innenstadt. "Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer werden damit Opfer dreister Immobilienspekulation, deren Absturz nun die Chemnitzer Galeria-Filiale mit in den Abgrund reißt", teilten sie mit. Ein Kaufhaus wie Galeria bleibe ein wichtiger Baustein für eine lebendige Innenstadt. Die Linke werde sich aktiv an der Lösungssuche beteiligen.
Joseph Israel, der Co-Sprecher des Chemnitzer Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen, forderte, dass die Debatte um eine Nachnutzung des Kaufhofes zügig geführt werden müsse. "Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer müssen einbezogen werden. Schließlich geht es um einen großen und wichtigen Teil unserer Innenstadt."
Als Kulturhauptstadt sollten die Stärke, das Sammeln und gemeinsame Umsetzen neuer Ideen genutzt werden, um schnellstmöglich eine Perspektive für den innerstädtischen Standort zu haben.
Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer müssen einbezogen werden. Schließlich geht es um einen großen und wichtigen Teil unserer Innenstadt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Sachsen hat die angekündigte Schließung der Galeria Kaufhof Filiale in Chemnitz als "Endpunkt einer jahrelangen negativen Entwicklung für die Beschäftigten" bezeichnet. Der Umgang des Arbeitgebers zeige, dass es nicht um Menschen geht, sagte DGB-Regionsgeschäftsführer Ralf Hron am Sonntag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien faktisch für ihre Treue bestraft worden.
MDR (tfr/mwa) | mdr.de | Das endgültige Aus für die Galeria Kaufhof in Chemnitz ist beschlossene Sache. Der Warenhauskonzern macht Mitte des Jahres diese und weitere 15 Filialen in Deutschland dicht. Nun wird nach neuen Mietern gesucht. | [
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] | Sachsen | 2024-04-29T17:35:20+02:00 | 2024-04-30T00:31:22+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/schliessung-galeria-kaufhof-reaktionen-100.html |
Prozess nach Halle-Attentat: Angeklagter gesteht, Opfer erschossen zu haben | Ende des ersten von 18 Verhandlungstagen: Am Dienstagmittag hat am Landgericht in Magdeburg der Prozess nach dem Attentat von Halle begonnen. Die Bundesanwaltschaft wirft Stephan B. zweifachen Mord vor. Außerdem listet die Anklage neun Mordversuche auf, die insgesamt 68 Menschen betreffen. Es wird der bislang größte Prozess in der Geschichte Sachsen-Anhalts.
Der Angeklagte hat am ersten Verhandlungstag vor Gericht gestanden, zwei Menschen erschossen zu haben. Er ist nach eigener Aussage am 9. Oktober 2019, kurz nach 12 Uhr, an der Synagoge in Halle gewesen. Stephan B. gesteht, an der Tür der Synagoge eine Frau erschossen zu haben. Der Name der Passantin ist Jana L. Es tue ihm leid, dass er sie erschossen habe: "Das war nicht geplant und nicht gewollt." Stephan B. sagt aus, dass er in der Synagoge Waffen einsetzen wollte.
Nach einer Unterbrechung der Sitzung befragt ihn die Richterin zum Tathergang im Imbiss Kiez-Döner in Halle. Der Angeklagte sagt: "Einer stand in der Tür, ich weiß, dass ich auf ihn geschossen habe." Stephan B. sagt, er habe den 20-jährigen Kevin S. für einen Muslim gehalten. Es habe ihn hart getroffen, "einen Weißen" erschossen zu haben. Er habe möglichst viele Muslime und Schwarze töten wollen. Der Angeklagte gesteht, bei der Flucht im Auto einen Schwarzen angefahren zu haben.
Anschließend schildert der Angeklagte seine Flucht nach Wiedersdorf bei Landsberg. Er berichtet, dass er an den Türen mehrerer Häuser geklingelt habe. Ein Mann habe ihm geöffnet. Diesen habe er mit einer Pistole bedroht und ihn aufgefordert, ihm die Autoschlüssel zu geben. Der Mann, Jens Z., habe sich geweigert. Stephan B. hat ihn daraufhin angeschossen. Als die Lebensgefährtin des Mannes hinzukommt, habe er auch sie angeschossen. Mit beiden habe er Mitleid.
Als Nächstes stiehlt Stephan B. nach eigener Aussage ein Taxi und setzt damit seine Flucht fort. Er habe dann im Stau gestanden, die Polizei sei direkt hinter ihm gewesen. Nach einem Fluchtversuch zu Fuß "war es vorbei". Die Waffen seien im Auto gewesen, er habe keinen Widerstand mehr leisten können.
Die Vorsitzende Richterin Ursula Mertens befragte den Angeklagten auch zu seinem Hintergrund und zur Vorbereitung der Tat. Es ging um den verkürzten Wehrdienst, den er geleistet hat und sein nicht abgeschlossenes Studium. Er sagt, dass die Flüchtlingskrise für ihn ein "Cut" gewesen sei und sein Leben beeinflusst habe. Bei seiner Aussage musste ihn die Richterin mehrfach darauf hinweisen, keine menschenverachtenden Begriffe zu verwenden.
Stephan B. berichtete, dass er ab 2015 begonnen habe, sich Waffen zu kaufen. Ab 2016 habe er angefangen, selbst Waffen zu bauen. Über den Waffenbau habe er sich im Internet informiert. Einer Gruppe habe er sich nicht angeschlossen.
Bereits im Sommer vor dem Anschlag hat sich Stephan B. nach eigener Aussage die hallesche Synagoge angesehen. Er sei dabei wie ein normaler Passant an dem Gebäude vorbeigegangen. Zwei Mal sei er mit dem Auto seiner Mutter nach Halle gefahren. Bis zur Tat habe er mit niemandem über sein Vorhaben gesprochen.
Um 17:15 Uhr endet der erste Verhandlungstag. Am morgigen Mittwoch geht der Prozess weiter. Das Video der Tat soll dann gezeigt werden, dazu soll der Ermittler aussagen, der das Video ausgewertet hat. Zudem hat der Bundesanwalt angekündigt, am Mittwoch Fragen stellen zu wollen.
Am ersten Prozesstag hat das Landgericht bereits ab 7 Uhr die Türen für Nebenkläger, Zuschauer und Medienvertreter geöffnet. Gegen 9 Uhr ist der Angeklagte im Gerichtsgebäude eingetroffen. Stephan B. ist derzeit in der Justizvollzugsanstalt Burg inhaftiert, von dort wurde er mit einem Hubschrauber nach Magdeburg gebracht.
Der Beginn der Verhandlungen war für 10 Uhr angesetzt, der geplante Start hat sich allerdings um etwa zwei Stunden verzögert. Wenige Minuten vor dem angesetzten Beginn stehen noch viele Besucher und Medienvertreter vor dem Gerichtsgebäude. Um 11:30 Uhr sagt ein Gerichtssprecher, dass nun das Foyer geräumt werde. Etwa 20 Minuten später wird der Angeklagte gefesselt in den Saal geführt. Er wirkt ruhig und trägt eine Maske, berichtet ein Reporter von MDR SACHSEN-ANHALT aus dem Gerichtssaal. Im Saal herrscht Stille.
Für die Verhandlung gelten strenge Regeln – einerseits wegen der besonderen Bedeutung des Falls, andererseits wegen der Corona-Pandemie. So ist der Angeklagte gefesselt und von Spezialkräften begleitet in den Gerichtssaal gebracht worden. In den Saal wurde darüber hinaus eine schusssichere Wand zwischen Prozessbeteiligten und Zuschauerraum eingezogen. Wegen der Corona-Gefahr müssen Zuschauer und Medienvertreter im Verhandlungssaal einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zudem mussten sie sich vor Betreten des Saals dreimal an Security-Checkpoints durchsuchen lassen, berichtet ein Reporter von MDR SACHSEN-ANHALT. Das Verfahren sorgt auch international für großes Interesse. Neben der "New York Times" berichten auch israelische, niederländische und Schweizer Medien aus dem Gerichtssaal. Für Medienvertreter gibt es im Saal genau 44 Sitzplätze. 50 weitere Plätze sind für Zuschauer reserviert. Insgesamt wurden für die Prozessvorbereitung 300.000 Euro bereit gestellt. Davon wurden auch die Sicherungsmaßnahmen im Gerichtssaal bezahlt.
Anschließend betreten die Richter den Raum. Bundesanwalt Kai Lohse verliest die Anklageschrift. Darin stehen folgende Vorwürfe: zweifacher Mord, versuchter Mord in 68 Fällen, versuchte räuberische Erpressung mit Todesfolge, gefährliche Körperverletzung, fahrlässige Körperverletzung und Volksverhetzung.
Gerichtssprecher Henning Haberland wies vor der Verhandlung darauf hin, dass trotz Videos und eines Geständnisses des Angeklagten die Unschuldsvermutung gilt. Bei einer Verurteilung droht Stephan B. eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zusätzlich ist eine anschließende Sicherungsverwahrung möglich. Beraten wird der Angeklagte von zwei Pflichtverteidigern.
Zum Prozess sind 43 Nebenklägerinnen und -kläger zugelassen. Dazu gehören Angehörige der Opfer sowie Mitglieder der Jüdischen Gemeinde. Einer der Nebenkläger ist der Vater des ermordeten Kevin S., der nun erstmals öffentlich über den Verlust seines Sohnes sprach.
Die Nebenkläger können den Prozess entscheidend mitprägen – etwa indem sie Beweisanträge stellen oder Zeugen befragen. Die Liste der möglichen Zeugen umfasst 147 Personen. Aktuell sind 47 davon vorgeladen. Auch mehrere Sachverständige sollen gehört werden. Die Nebenkläger erhoffen sich eine Beleuchtung der Hintergründe. Der Anwalt von Besuchern der Jüdischen Gemeinde in Halle, Juri Goldstein, sagte, er erwarte Aufklärung und Hintergrundwissen über die Hintermänner.
Wie schafft es jemand, der noch nie einen Juden kennengelernt hat, so einen Hass und so viele Vorurteile aufzubauen – ohne, dass jemand aufschreit und sagt: 'Stopp, du musst hier nochmal was überdenken'?
Zuständig für den Prozess ist das Oberlandesgericht Naumburg. Aus Platzgründen wird aber in den Räumlichkeiten des Landgerichts Magdeburg verhandelt. Insgesamt fünf Richterinnen und Richter entscheiden am Ende über das Urteil, ein sechster steht als Reserve parat. Die Vorsitzende Richterin ist Ursula Mertens.
Einen Tag vor Prozessbeginn gab es am Montag eine Kundgebung in Halle. Am Steintor wollte die Initiative 9. Oktober der Opfer gedenken und Solidarität mit den Nebenklägern und anderen Betroffen zeigen. Diesen sollte eine Stimme gegeben werden. Unter dem Motto "Solidarität mit den Betroffenen, keine Bühne dem Täter!" fordert die Initiative 9. Oktober eine kritische Auseinandersetzung mit dem rechten Anschlag. Am Dienstag gab es vor dem Landgericht Magdeburg ebenfalls eine Kundgebung.Vertreter der Jüdischen Gemeinden in Halle und Dessau sagten, sie hofften auf ein gerechtes Urteil. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dessau, Alexander Wassermann, sagte, er hoffe ebenso darauf, dass der Prozess bundesweit Diskussionen anrege, auch über Antisemitismus in der Bevölkerung.
Der Angeklagte hatte am 9. Oktober 2019, am jüdischen Feiertag Jom Kippur, die hallesche Synagoge mit selbstgebauten Schusswaffen und Sprengkörpern angegriffen. Als der Versuch scheiterte, erschoss er auf seiner Flucht zwei Menschen in Halle. Nach Recherchen des ARD-Magazins FAKT, die am Dienstag veröffentlicht wurden, soll der Angeklagte Stephan B. bei seiner Flucht versucht haben, noch weitere Personen zu töten. So soll er mit seinem Auto auf zwei Somalier zugehalten haben.
Voraussichtlich Mitte Oktober soll ein Urteil gesprochen werden. Bis dahin sind 18 Verhandlungstage angesetzt.
Quelle: MDR/olei,mh | mdr.de | Neun Monate nach dem Terroranschlag von Halle hat am Dienstag in Magdeburg der Prozess begonnen. Am ersten Verhandlungstag hat der Angeklagte Stephan B. vor Gericht gestanden, Jana L. und Kevin S. erschossen zu haben. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2020-07-21T20:53:41+02:00 | 2020-10-07T11:52:27+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/landgericht-magdeburg-prozess-gegen-halle-attentaeter-beginnt-100.html |
Millionenbetrag für Nachbarschaftshilfe in Sachsen-Anhalt | Sachsen-Anhalt will die freiwillige Nachbarschaftshilfe stärken. Wie das Sozialministerium mitteilte, stehen dafür bis 2026 rund 1,5 Millionen Euro für den Verein "Gesellschaft für Prävention im Alter" (PiA) bereit. Das Fördergeld stamme aus dem Corona-Sondervermögen des Bundes.
Der Verein werde landesweit bis zu 20 Servicepunkte als Vermittlungsstellen aufbauen. Insbesondere im ländlichen Raum kommt diesen Anlaufstellen laut Ministerium eine große Bedeutung zu. Es gehe darum, in den Landkreisen und kreisfreien Städten eine ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe zu schaffen.
Mit dieser Hilfe könnten Seniorinnen und Senioren länger selbstbestimmt im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung leben. Zudem würden pflegende Angehörige entlastet.
Menschen, die auf Pflegedienstleistungen beziehungsweise Hilfen zur Unterstützung im Alltag angewiesen seien, hätten in den vergangenen zwei Jahren eine angespannte Situation erlebt, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Dies habe unter Pflegekräften im ambulanten und stationären Bereich zwangsweise oft zu einer "Notversorgung" geführt. Ein dichtes Netz der Nachbarschaftshilfe könne die Widerstandsfähigkeit bei einer Pandemie stärken.
MDR (Moritz Arand)/epd | mdr.de | Um pflegebedürftigen Menschen besser helfen zu können, will das Sozialministerium die Nachbarschaftshilfe fördern. 20 Anlaufstellen sollen entstehen. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2022-09-22T15:19:17+02:00 | 2022-09-22T15:34:10+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/foerderung-nachbarschaftshilfe-ehrenamt-100.html |
Melissa Naschenweng reißt sich Dirndl vom Leib | Unter dem Dirndl trug die 34-Jährige ein weißes Bustier, pinkfarbene Hotpants und pinkfarbene Lackstiefel mit hohen Absätzen. Die mehr als 16.000 Zuschauer beim Steirischen Bauernbundball am 28. Februar in Graz feierten fasziniert den Auftritt von Melissa Naschenweng und auch die Sängerin selbst war von der Show begeistert.
Was für ein unvergesslicher Abend [...] Ein riesiges Dankeschön für diese unglaubliche Stimmung. Musik berührt einfach mein Herz und lässt mich in jedem Moment aufblühen.
Wie gut es der Sängerin gelingt, ihre Fans mit ihrer Lebensfreude anzustecken, beweisen zahlreiche Kommentare wie "Liebe Naschi, unglaublich die grandiose Stimmung in der Stadthalle. Du hast den Ball zum Beben gebracht.", "Melissa, deine Energie ist unglaublich. Du strahlst Glück aus." oder: "Der absolute Wahnsinn! Lebensfreude pur!"
In einer Instagram-Story verriet Melissa auch, warum sie sich das Dirndl förmlich vom Leib reißen musste: Es war ihr zu eng. Und nach ihrem Auftritt war das Dirndl dann auch noch verschwunden. In ihrer Story schrieb die Sängerin: "Hoffentlich hot der Fladerer a Freid mit´n Dirndl, es wor mir nämlich selber zu eng."Melissa Naschenweng macht seit 25 Jahren mit ihrer Steirischen Harmonika Musik und singt im Dialekt ihrer Heimat. Ihr Markenzeichen ist dieses Instrument in der Farbe pink. Melissa bekam mehrmals den österreichischen Musikpreis "Amadeus", ihre Alben erhielten Gold und Platin. | mdr.de | Melissa Naschenweng hat den Saal beim Bauernbundball in Graz mit ihrer Performance zum Beben gebracht. Während sie ihren Hit "I steh auf Bergbauernbuam" sang, riss sich die schöne Sängerin das Dirndl vom Leib. | [] | Startseite | 2025-03-03T14:19:56+01:00 | 2025-03-03T14:19:56+01:00 | https://www.mdr.de//meine-schlagerwelt/melissa-naschenweng-reisst-sich-dirndl-vom-leib-100.html |
The medal of St. George | The medal of St. George awarded at the Semper Opera Ball was originally the Saxon medal of honour. It represents both an award and a symbol. It is awarded at the Semper Opera Ball to those who have, like St. George, been a force for good in the world, despite all opposition – those who "swim against the current". "Adverso Flumine" – the inscription on the precious medal is also the selection criteria for the recipient: Only truly outstanding people can join the ranks of those who have already been awarded the medal at the Semper Opera Ball.The medal itself is donated by Leicht Jewellery, a renowned jeweller with branches across Germany. The design was inspired by one of the most beautiful pieces from the world-famous Grünes Gewölbe museum – St. George on horseback. It has been a symbol of the triumph of good against evil since the Middle Ages. The medal is painstakingly handcrafted in the jeweller's studio in Pforzheim - known as the "city of gold" - from solid white and yellow gold (75%/18 carat) and contains rubies and diamonds. | mdr.de | Only truly outstanding people can join the ranks of those who have already been awarded the medal at the Semper Opera Ball. | [] | English | 2019-06-13T15:10:24+02:00 | 2021-10-06T14:44:01+02:00 | https://www.mdr.de/semperopernball/english/medal-dresden-semper-opera-ball-100.html |
Corona-Impfung für fünf- bis elfjährige Kinder gut verträglich | Biontech und Pfizer haben bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA die Erweiterung der Zulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren beantragt. Kurz zuvor hatten die beiden Impfstoffhersteller bereits einen entsprechenden Antrag bei der US-Behörde FDA eingereicht. Wie lange die EMA jetzt für die Entscheidung benötigt, ist aktuell noch nicht bekannt. Auch nach einer Zulassung ist nicht wahrscheinlich, dass die Ständige Impfkomission (Stiko) in Deutschland die Impfung sofort für alle Kinder empfiehlt. Denn bei der klinischen Studie haben die teilnehmenden 2.268 Kinder den Impfstoff zwar sehr gut vertragen. Doch die Gruppe ist relativ klein, um seltene Nebenwirkungen auszuschließen. Gut möglich also, dass die Stiko bis zu einer allgemeinen Empfehlung wieder einige Monate abwartet, bis Daten aus anderen Ländern vorliegen.
Bereits Ende september hatten Biontech und Pfizer die Ergebnisse ihrer klinischen Phase-3-Studie mit Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren mitgeteilt. Bei ihren wurde eine niedrigere Dosis verabreicht, als bei Erwachsenen. Sie hatten nur 10 Mikrogramm erhalten, das entspricht einem Drittel der Impfstoffmenge, mit der Jugendliche und Erwachsene geimpft werden.
Wie bei den Erwachsenen werden auch die Kinder mit zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen geimpft. "Die Antikörper-Reaktionen bei den Teilnehmern, denen eine Dosis von zehn Mikrogramm verabreicht wurde, war vergleichbar mit denjenigen aus einer früheren Studie von Pfizer/Biontech-Studie bei Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren, die eine 30 Mikrogramm-Dosis erhalten hatten", so die Mitteilung der beiden Unternehmen. Auch die Impfreaktionen seien mit den bei Älteren vergleichbar.
Die EMA und die FDA müssen die Daten nun prüfen. "Wir sind froh, dass wir vor dem Beginn der Wintersaison den Zulassungsbehörden die Daten für die Gruppe von Kindern im Schulalter vorlegen können", sagte Biontech-Chef Ugur Sahin laut Mitteilung. Bereits vor einigen Wochen hatte Firmenmitgründerin Özlem Türeci dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" gesagt, dass die Produktion des in der Dosis reduzierten Impfstoffs begonnen habe.
Bis zum Jahresende sollen auch die Studiendaten zu den jüngeren Kindern ab sechs Monaten vorliegen. Die Untersuchung des Impfstoffs bei Kindern läuft bereits seit März 2021. Drei verschiedene Dosierungen in drei verschiedenen Altersgruppen (sechs Monate bis unter zwei Jahre, zwei bis unter fünf Jahre und fünf bis unter zwölf Jahre) werden untersucht. Wie die "Pharmazeutische Zeitung" berichtet, wird der Impfstoff von Moderna aktuell ebenfalls in der Altersgruppe von sechs Monaten bis zwölf Jahren in drei verschiedenen Dosierungen getestet.
Zugleich forderten die beiden Biontech-Gründer, alles daran zu setzen, in den kommenden Wochen noch unentschiedene Menschen von einer Impfung zu überzeugen. "Noch bleiben uns als Gesellschaft etwa 60 Tage Zeit, um einen harten Winter zu vermeiden", sagte Sahin. "Wir sollten das uns Mögliche tun, in diesen knapp zwei Monaten so viele Menschen wie möglich zu mobilisieren."
Mit den Impfungen für jüngere Kinder könnten auch mögliche Schulschließungen wie im vergangenen Lockdown verhindert werden. Wie neue Studien ergaben, habe sich dadurch die Zahl der Kinder mit Angststörungen und Depressionen verdoppelt. Aktuell steigt zwar die Zahl der mit Covid-19 infizierten Kinder, die ins Krankenhaus eingeliefert werden. Aber nur in einem von zehn Fällen sei die Infektion der Grund für die Einlieferung, wie der Kinderarzt Prof. Jürgen Dötsch erläutert. Wie bei den Erwachsenen seien chronische Vorerkrankungen meist der entscheidende Faktor dafür, ob es zu einem schweren Verlauf komme oder nicht.
cdi/ens/afp
Hinweis: In diesem Beitrag wurden die zeitlichen Angaben hinsichtlich einer möglichen Zulassung für den Impfstoff am 19. Oktober auf den neuesten Stand gebracht. | mdr.de | Bereits ab Mitte Oktober könnten die ersten Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren den Biontech-Impfstoff bekommen. Laut klinischen Tests sei die Impfung gut verträglich und bewirke eine stabile Immunantwort. | [] | Startseite | 2021-10-19T15:19:15+02:00 | 2021-10-19T15:19:15+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/covid-corona-pandemie-biontech-impfstoff-produktion-kinder-100.html |
Long Covid: Fatigue und Brainfog häufigste Symptome – Uni Leipzig sucht Betroffene für Studie | Corona ist nicht das erste Virus, das bei einem kleinen Teil der Infizierten zu langanhaltenden Problemen führt. Aber Sars-CoV-2 hat die Krankheit nach der Krankheit sichtbarer gemacht. Durch die Pandemie leiden plötzlich sehr viel mehr Menschen an den Spätfolgen ihrer Infektion. Unter ihnen sind Prominente, wie die Autorin Margarete Stokowski.
In der Wissenschaft ist die Definition von Long Covid nicht ganz einheitlich. Einige Forschende sprechen davon schon, wenn Patienten vier Wochen nach einem positiven Testergebnis weiterhin Symptome haben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO dagegen definiert Long Covid als Erkrankung, bei der Betroffene drei Monate nach einer Coronainfektion Symptome haben, die mindestens zwei Monate andauern.
Die Symptome sind dabei teilweise andere, als das akute Fieber oder der Husten während der akuten Infektion. Long Covid zeichnet sich in vielen Fällen durch neurologische Probleme aus, das zeigt jetzt eine neue Studie aus den USA. Von über 16.000 Teilnehmern mehrerer Befragungswellen (Durchschnittsalter 40,5 Jahre, Frauenanteil 62,6 Prozent) berichteten 52,2 Prozent von anhaltender Abgeschlagenheit und Erschöpfungszuständen (Fatigue). 43,7 Prozent hatten ihren Geruchssinn über Monate verloren, 40,4 Prozent klagten über den sogenannten Brainfog, also das Gefühl eines vernebelten Kopfs.
Im Fachblatt JAMA Network Open schreiben die Autoren der Studie, das Risiko, an Long Covid zu erkranken, sei stärker ausgeprägt bei Frauen und bei Personen über 40 Jahren. Der Anteil neuer Fälle sei im Lauf der Virusevolution etwas geringer geworden. Bei Omikron gebe es prozentual weniger Betroffene als zuvor. Damit bestätigten die Forscher eine Studie britischer Kollegen, die im Sommer errechnet hatten, dass während der Deltavariante etwa 10,8 Prozent der Infizierten Long Covid erlebten, während es seit Omikron nur noch 4,5 Prozent sind.
Mindestens zwei Impfungen gegen Corona würden das Long Covid Risiko ebenfalls reduzieren, so die Autoren der neuen Studie. Ganz ausschließen lässt es sich dadurch aber nicht, wie das Beispiel der Autorin Stokowski zeigt, die trotz Impfung seit fast einem Jahr an den Spätfolgen leidet.
Speziell dazu, wie sich solche neurologischen Symptome bei Betroffenen entwickeln, forscht auch ein Team der Universität Leipzig unter der Leitung von Markus Löffler. Dafür suchen die Wissenschaftler rund 400 bis 500 Betroffene, die bereit sind, sich im Verlauf von drei Jahren mehrfach untersuchen zu lassen und an Online-Befragungen teilzunehmen.
"Wir suchen Personen, die zwölf Wochen nach ihrer Infektion immer noch Beschwerden haben, vor allem neurologische, psychische und psychiatrische Symptome, wie einen Nebel im Kopf, Probleme beim Einschlafen, oder die müde und erschöpft sind und nach wenigen Treppenstufen nicht mehr können", erklärt Matthias Nüchter, von der Leipziger Universitätsmedizin.
Wer sich für die Teilnahme meldet, bekommt eine ausführliche Blutuntersuchung. Die Mediziner testen zudem Geruchs- und Geschmackssinn, den Blutdruck, die Greifkraft, Nerven und Kognition und sie messen den Sauerstoffgehalt beim Gehen. Geeignete Probanden werden gebeten an einer MRT-Untersuchung des Kopfes teilzunehmen.
"Wir vermuten, dass Corona zu einer langfristigen Fehlfunktion bei den Blutgefäßen führt, und dass diese Fehler auch zu den Problemen im Gehirnbereich führen", sagt Nüchter. Die geschädigten Blutgefäße könnten sogar psychologische Coronafolgen wie Depressionen erklären, vermuten die Forscher.
Allerdings bedeutet die Teilnahme an der Studie keine zusätzliche medizinische Behandlung. Da Forschung und Patientenversorgung getrennt sind, dürfen die Forscher keine Therapien verschreiben oder empfehlen. Aber es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschulambulanz für Post Covid und auch mit Hausärzten, die im Rahmen der Studie erhobene Informationen für ihre Patienten verwenden dürfen.
Die Erkenntnisse der Forschung sollen helfen, wirksame Behandlungen für Long Covid zu finden. Denn bei den meisten Betroffenen lassen die Symptome zwar nach mitunter sehr langer Zeit nach. Doch es gibt auch solche Patienten, die ganz zur Beginn der Pandemie erkrankt sind und deren Geruch seitdem nicht zurückgekehrt ist. Ihnen bleibt nur die Hoffnung, dass die Forschung den Pandemiefolgen weiterhin viel Aufmerksamkeit schenkt und Fortschritte macht. | mdr.de | Mit Omikron ist die Zahl neuer Long Covid Fälle zwar gesunken. Doch inzwischen leiden sehr viele Menschen an nicht enden wollenden Symptomen. Neurologische Probleme erweisen sich als besonders hartnäckig. | [] | Startseite | 2022-10-28T15:45:54+02:00 | 2022-10-28T15:45:54+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/long-covid-fatigue-brainfog-neurologische-symptome-uni-leipzig-100.html |
15-jährige aus Dessau-Roßlau ist wohlbehalten zurück | In Dessau-Roßlau ist eine 15-Jährige, die seit Sonnabend vermisst worden war, wohlbehalten wieder da. Wie die Polizei mitteilte, ist die Jugendliche am Morgen selbstständig nach Hause gekommen.
Nach Angaben der Polizei hatte die 15-Jährige am Sonnabend kurz nach dem Mittag ihr Zuhause verlassen. Seitdem sei sie verschwunden gewesen. Nachdem die Fahndung in der Nacht erfolglos blieb, hatte man sich entschlossen, öffentlich nach der Vermissten zu suchen.
MDR (Michael Rosebrock, Maren Wilczek) | mdr.de | In Dessau-Roßlau ist eine 15-Jährige seit Sonnabend vermisst worden. Nun ist sie wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2023-12-03T11:41:01+01:00 | 2023-12-03T11:41:01+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/jugendliche-vermisst-polizei-fahndung-zurueck-zuhause-100.html |
Hamster: fertig fürs Überwintern | Die Felder sind abgeerntet. Wer als Feldhamster Glück hat und auf einem nagerfreundlichen Feld haust, kann sich jetzt genüsslich zur Winterruhe unter die Erde zurückziehen und von dem zehren, was er in der warmen Zeit zusammengehamstert hat.
Denn die Zeit von Oktober bis April verbringen die emsigen Tunnelgräber in ihren unterirdischen Bauen, gut einen Meter tief im Boden. Hier, in ihren Gängen und Höhlen, sind sie sicher vor ihren zahlreichen Fressfeinden: Fuchs, Marder, Wiesel und Greifvögel. Denn sind die Felder kahl, fehlt den Nagern auch die Deckung vor ihren Beutejägern.
Wachen sie im Winter nach mehrtägigen Schlafperioden auf, stärken sie sich an ihren Vorräten aus Getreidekörnern, die sie zuvor gesammelt und in speziellen Kammern aufbewahrt haben. Nach einer Futterpause wird weitergeschlafen.
Übrigens hieß der Feldhamster früher auch "Kornwolf". Das war die Zeit, als sich noch so viele Exemplare auf unseren Feldern tummelten, dass es massive Einbrüche bei Ernten gab, entweder, weil das Saatgut weggefuttert wurde oder Massen von Nagern kiloweise Korn sammelten und als Wintervorräte hamsterten. So erklärt sich ihr schlechter Ruf als Schädling.
Doch das ist lange Vergangenheit: Inzwischen steht der Feldhamster auf der "Roten Liste" der vom Aussterben bedrohten Tiere. Schutzprojekte wie "Feldhamsterland", gefördert von der Deutschen Wildtier Stiftung, wollen dafür sorgen, dass die Nager nicht verschwinden. In fünf Pilotregionen in Deutschland werden dafür zunächst Hamsterbauten gesucht und kartiert, damit man weiß, wo es überhaupt noch Hamsterpopulationen gibt. | mdr.de | "Kornwolf" lautet der bedrohlich anmutende Spitzname des Feldhamsters. Doch den trägt er längst zu Unrecht, denn es gibt nur noch so wenige seiner Art, dass von einer Gefährdung der Kornernte keine Rede mehr sein kann. | [] | Startseite | 2020-10-06T09:20:24+02:00 | 2020-10-06T09:20:24+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/feldhamster-rote-liste-102.html |
Zwei Strohballenbrände in Sachsen: hoher Schaden und zwei Verletzte | Bei zwei Bränden von Hunderten Strohballen sind in Sachsen zwei Menschen verletzt worden. Zudem entstand ein hoher Schaden, teilte die Polizei mit. Aus zunächst unbekannter Ursache gingen am Dienstagmittag auf einem Feld in Großweitzschen im Landkreis Mittelsachsen mehrere Hundert Strohballen in Flammen auf. Zwei Männer im Alter von 20 und 44 Jahren, die das Feuer im Ortsteil Strocken bemerkten und löschen wollten, wurden wegen des Verdachts einer Rauchgasvergiftung in einem Krankenhaus behandelt. Die Löscharbeiten dauerten am Mittwochmittag noch an. der Sachschaden soll mehreren Zehntausend Euro betragen.
Am Dienstagabend brannte dann auf einem Bauernhof in Plauen im Vogtlandkreis ein Stapel Strohballen. Das Feuer im Ortsteil Zwoschwitz griff auf 250 Strohballen über, die verbrannten. Der Sachschaden betrage rund 4.000 Euro.
40 Feuerwehrleute waren bis zum frühen Mittwochmorgen in Zwoschwitz im Einsatz. Sie verhinderten, dass die Flammen auf einen angrenzenden Stall übergriffen. Die Polizei ermittelt und prüft auch, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Bränden gibt, sagte ein Sprecher. Einen Blitzschlag bei Plauen schließe man aber als Ursache aber aus. Die beiden Brandorte liegen 100 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Im Vogtland bittet die Polizei um Zeugenhinweise: Wer am Dienstagabend etwas beobachtet hat, das mit dem Brandausbruch in Zusammenhang stehen könnte, möge sich im Polizeirevier Plauen melden unter der Telefonnummer: 03741-1 40.
Am späten Dienstagabend waren Anwohner in Großweitzschen und Plauen wegen der Brände über eine Warnapp vor starker Rauchentwicklung gewarnt worden. Die Warnungen wurden am Mittwochmorgen aufgehoben.
MDR (ama, kk)/dpa | mdr.de | In Plauen und Großweitzschen sind mehrere hundert Strohballen in Flammen aufgegangen. in Großweitzschen gab es zwei Verletzte. Die Polizei prüft, ob beide Brände in Zusammenhang stehen. | [
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] | Sachsen | 2024-06-19T18:46:42+02:00 | 2024-06-19T18:46:42+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/vogtland/feuer-stroh-heuballen-brand-plauen-verletzte-100.html |
Lok Leipzig braucht eine Million und noch einige Siege | Der Meistertitel rückt immer näher für den 1. FC Lok Leipzig. Seit dem letzten Wochenende ist der XXL-Vorsprung auf elf Punkte vor dem einzigen ernsthaften Verfolger, dem Halleschen FC, angewachsen. Kaum einer glaubt daran, dass Lok noch einbricht. Zu dominant, zu abgezockt und so souverän eilt der Tabellenführer der Regionalliga Nordost von Sieg zu Sieg.
Die sportlichen Hausaufgaben macht Lok Woche für Woche, jetzt müssen die Herausforderungen bei der Infrastruktur gemeistert werden. Am Stadion muss nachgebessert werden und die Zeit läuft. "Wir müssen die Entscheidungen noch im März treffen", sagt Geschäftsführer Martin Mieth mit Blick auf die Umbauarbeiten im Bruno-Plache-Stadion.
Eine Rasenheizung muss verlegt werden, dazu braucht es mindestens 800 neue Sitzplätze. Damit alles zur neuen Saison fertig ist, muss der Umbau nach dem letzten Heimspiel beginnen, weiß Mieth. Der Zeitplan steht, die Finanzierung (noch) nicht. Eine Million Euro hat Lok für die Baumaßnahmen veranschlagt. Ins Boot geholt werden sollen alle, sagt Mieth. Fans, Mitglieder, Sponsoren, Land, Bund. Sogar ein Spiel gegen ein Top-Team ist im Herbst geplant und soll zusätzliches Geld einspielen. Der Gegner steht noch nicht fest.
Sicher ist indes, dass Lok auch am Samstag als Favorit nach Babelsberg reist. Die Filmstädter stecken im Mittelfeld irgendwo im Niemandsland. Der letzte Sieg liegt zwar vier Spieltage zurück, dennoch zeigte Babelsberg zuletzt zumindest spielerisch aufsteigende Form.
Jetzt hofft das Team von Neu-Trainer Ronny Ermel auf die Überraschung gegen den Überflieger. In der Spielvorbereitung dürfte der Coach auch an das Duell in der vergangenen Saison beim SVB erinnern: Babelsberg gewann 4:1. Damals stand es nach 17 Minuten schon 3:0. Lok-Trainer Jochen Seitz nennt Babelsberg eine "sehr unangenehme Mannschaft". Er erwartet ein Kampfspiel mit hoher Intensität. "Es wird eine harte Nummer, aber wir sind gut vorbereitet."
Sanny Stephan | mdr.de | Es ist eine Bilderbuch-Saison für den 1. FC Lok Leipzig: Die Probstheidaer sind klar auf Meisterkurs und wollen am Samstag (Live bei "Sport im Osten") in Babelsberg den nächsten Schritt machen. | [
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] | 2025-03-15T07:45:00+01:00 | 2025-03-15T09:20:05+01:00 | https://www.mdr.de//sport/fussball_rl/vorschau-regionalliga-nordost-babelsberg-lok-leipzig-102.html |
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Verdacht auf Kinderpornografie: Mehrere Wohnungen in Dresden durchsucht | Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben mehrere Wohnungen in Dresden wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie durchsucht. Wie die Polizei mitteilte, sind am Donnerstagvormittag insgesamt zwölf Wohnungen im Stadtgebiet durchsucht worden. Die Ermittlungen liefen gegen zwölf Beschuldigte. Festnahmen hat es den Angaben zufolge keine gegeben. Unter anderem seien 26 Computer, 22 Handys und 194 andere digitale Speichermedien sichergestellt worden.
Die Auswertung der Daten wird den Angaben zufolge einige Zeit dauern. Die Ermittlungen sind aufgenommen. An dem Einsatz waren 26 Einsatzkräfte der Polizei Dresden sowie 44 Beamte der Sächsischen Bereitschaftspolizei beteiligt. In den vergangenen beiden Jahren hatte es mehrere Einsätze im Kampf gegen Kinderpornografie gegeben. Erst am Montag leitete die Polizei in Chemnitz Ermittlungen gegen Verdächtige im Alter zwischen 19 und 71 Jahren ein.
MDR (phb) | mdr.de | Die Polizei hat mehrere Wohnungen in Dresden wegen des Verdachts der Kinderpornografie durchsucht. Dutzende Handys und Computer wurden sichergestellt. | [
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] | Sachsen | 2023-11-02T14:38:00+01:00 | 2023-11-03T08:03:03+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/kinder-pornografie-polizei-durchsuchung-100.html |
Merseburg: Wahlhelfer bekommen mehr Geld | Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell-App.
In Merseburg im Saalekreis wird der Einsatz von Wahlhelfern künftig besser vergütet. Das hat nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstagabend der Stadtrat beschlossen. Danach wird die Aufwandsentschädigung, auch Erfrischungsgeld genannt, für die ehrenamtlichen Helfer erhöht. Wahlvorsteher bekommen demnach 35 Euro, bisher waren es 25 Euro. Wer beim Auszählen der Stimmen hilft, soll nun 25 Euro erhalten.
Nach Angaben der Stadt fehlen in Merseburg für die anstehenden Kommunal-und Europawahlen im Juni noch 50 Wahlhelfer. Es sei immer schwieriger, Menschen für diesen Einsatz zu finden.
Den freiwilligen Wahlhelfern steht eine Aufwandsentschädigung zu. Die Höhe variiert je nach Kommune. Die Vergütung ist in einigen Städten und Gemeinden laut Medienberichten zuletzt erhöht worden. Etwa in Bitterfeld-Wolfen, Köthen und Seeland. Die Stadt Halle hat die Entschädigungen Anfang des Jahres neu geregelt. Mitglieder des Wahlvorstands erhalten nun 70 Euro. Bundesweiter Standard sind 35 Euro.
Anfang März fehlten den Städten und Gemeinden im Land noch rund 20.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. So werden etwa in Magdeburg Beschätigte der Verwaltung und der Landesbehörden zur Wahlhilfe berufen.
MDR (Stefan Bringezu, Norma Düsekow, Sebastian Gall) | mdr.de | Der Stadtrat in Merseburg hat am Donnerstag entschieden, dass Wahlhelfer bei den anstehenden Europa- und Kommunalwahlen mehr Geld bekommen. Zuvor hatten bereits andere Kommunen die Aufwandsentschädigung erhöht. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-04-19T15:58:38+02:00 | 2024-04-19T23:24:54+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/halle/saalekreis/merseburg-erhoehung-verguetung-wahlhelfer-100.html |
Desinformationsvielfalt | Die Berichterstattung darüber, wie vielfältig Desinformation und Propaganda sind, ist derzeit einigermaßen vielfältig. Wer etwa wissen möchte, was Voice of Europe für ein Laden ist, dessen Name im Zusammenhang mit den Vorwürfen an den AfD-Abgeordneten Petr Bystron immer wieder fällt, könnte sich 28 Minuten Podcast des Bayerischen Rundfunks anhören. Wer wissen will, wie die "Epoch Times", die manche womöglich für ein ernstzunehmendes Medium halten, Entertainment und propagandistische Aufwiegelung zusammenmengt, kann dem Rat von Christian Stöcker (bei BlueSky) folgen und einen Forschungsartikel aus "New Media & Society" darüber lesen. Um Fragen rund um TikTok geht es später im Altpapierkorb…
Und die Nachricht, dass der Desinformationsverbreitungsexperte, Rechtsaußen und frühere Trump-Stratege Steve Bannon seinen unter Ultrarechten, Nationalradikalen und anderen Fake-News-Fans verbreiteten Podcast auch nach Deutschland bringen möchte, um die AfD zu pushen, ist in einen längeren "Spiegel"- und, marginal verändert, spiegel.de-Artikel (Bezahlinhalt) eingebettet.
Diese Ankündigung hat es als Nachricht in diverse andere Medien geschafft. Dass der Podcast wirklich auf Deutsch erscheint, ist aber natürlich nicht ausgemacht, nur weil Bannon es im Gespräch mit einem deutschen Journalisten ankündigt. Zumal durch rein gar nichts gedeckt ist, was Bannon im "Spiegel"-Text als AfD-Wählerinnen- und Wählerpotenzial in Deutschland behauptet ("50 bis 60 Prozent") – er behauptet hier lediglich die potenzielle Existenz einer Mehrheit, die es nicht gibt. Man muss mit solchen strategischen Behauptungen also sehr vorsichtig umgehen. Mit Artikelüberschriften, in denen diese Behauptungen einfach reproduziert werden ("…will AfD-Werte auf 60 Prozent hochtreiben", so etwa der "Kölner Express" online) geht man Bannon schon auf den Leim.
Das Format des "Spiegel"-Texts ist immerhin keine Homestory und kein Wortlaut-Interview, sondern ein Fließtext mit Zitaten, was klare und einordnende Worte über die reine Zitatwiedergabe hinaus ermöglicht. Was zu Bannons Medienstrategie gehört, steht auch im Text:
"In einem Interview mit dem Journalisten Michael Lewis im Jahr 2018 sagte Bannon, beim Kampf um die Macht seien die etablierten Medien der eigentliche Feind. 'Man bekämpft sie, indem man das ganze Gebiet mit Scheiße flutet.' Flood the Zone with Shit – dieser Spruch Bannons wurde auch deshalb berühmt, weil er die innere Logik für Trumps Aufstieg offenbarte."
Wie gesagt, das war 2018. Um eine Weiterentwicklung von Bannons "Flood the Zone"-Strategie geht es in einem Text von Lenz Jacobsen bei Zeit Online: Er handelt von pinkem Schleim.
"Pink-Slime-Seiten werden Websites genannt, die so tun, als seien sie seriöse Nachrichtenseiten, tatsächlich aber im Dienst von Lobbygruppen, geheimen Geldgebern oder radikalen politischen Akteuren stehen. Gemeint sind also nicht Donald Trumps Propagandaschleuder Truth Social oder deutsche Portale wie Tichys Einblick und Multipolar. Diese machen aus ihrer Weltsicht und ihren Absichten schließlich kein Geheimnis. Bei Pink-Slime-Seiten handelt es sich hingegen um böswillige Nachahmungen, um pseudojournalistischen Schleim, der die Öffentlichkeit verklebt".
Das erstmal zur Erklärung, worum es geht. Für die Medienbildung – nicht nur, aber auch die an Schulen – sind diese Nachahmungen eine (weitere) Herausforderung. Wie kann man Sechzehnjährigen quellenkritisches Arbeiten vermitteln, wenn der Berg, vor dem sie stehen, derart groß ist?
Jacobsen:
"Je regelmäßiger öffentliche Debatten mit den Begriffen und entlang der Fronten eingespielter Kultur- und Identitätskämpfe geführt werden, desto eher sind Menschen bereit, alles zu glauben, was ihre Meinung stärkt – egal, wie unseriös die Quelle ist. Gegen Wokeness kommt dann jedes noch so dubiose Infohäppchen recht. Auch viele seriöse Medien werden längst als Akteure in diesen Kämpfen wahrgenommen und gelesen, statt als deren aufklärende Beobachter. Die Neutralitäts- und Objektivitätsvermutung ist bei vielen Leserinnen und Lesern eh schon großflächig ramponiert, da werden die Pink-Slime-Seiten nur als weitere parteiische Stimme hingenommen. So sorgen KI, Journalismuskrise, Polarisierung und mangelnde Medienbildung im weltweiten Superwahljahr für einen perfekten Desinformationssturm: Von flood the zone with shit, der berühmten Strategie des einstigen Trump-Strategen Steve Bannon, zu flood the zone with slime."
Dass öffentliche Debatten mit den Begriffen eingespielter Kulturkämpfe geführt werden, wie Lenz Jacobsen es nennt, gilt nicht nur für ausgewiesene Schwachsinnsseiten. Es gibt auch in journalistischen Medien kleine Formulierungen, die entsprechende Kulturkampf-Trigger in sich bergen. Ein Beispiel aus der "Berliner Zeitung", die, wie der "taz" aufgefallen ist, zu den Medien gehört, die "Teile oder das gesamte Manifest als Zeichen ihrer Zustimmung" übernommen hätten.
Manifest? Gemeint ist das papierlos verbreitete Papier zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk, das als "Manifest" seit Tagen herumgeistert (Altpapier vom Donnerstag und Freitag). "DLF-Intendant: Es gibt ein Gefühl, dass nicht die ganze Wahrheit ans Licht kommt" – so lautet die Online-Überschrift über einem Interview, das die "Berliner Zeitung" mit diesem Intendanten, Stefan Raue, geführt hat. Unterzeile: "Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, bezieht Stellung zum neuen Manifest, das eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fordert."
Wie man darauf kommt, dass das eine Kernaussage dessen sein könnte, was Raue über dieses papierlos verbreitete Papier gesagt hat, ist ein Rätsel. Das heißt, eigentlich ist es kein Rätsel. Die Überschrift scheint halt eher eine Zusammenfassung dessen zu sein, was die "Berliner Zeitung" offenbar gerne verbreiten möchte: dass dieses Gefühl auch laut dem Deutschlandradio-Intendanten existiert; dass es also so unberechtigt und abwegig nicht sein kann, wenn sogar ein hohes Tier von den Öffentlich-Rechtlichen einräumt, dass es dieses Gefühl gibt. Es ist nur weit entfernt davon, tatsächlich Raues Stellungnahme zu diesem papierlos verbreiteten Papier zu sein.
Raue sagt den zitierten Satz nur als Teil einer abwägenden Antwort. "Kann es sein, dass die Verfasser ein Unbehagen artikuliert haben, mit dem man sich beschäftigen sollte?", suggestiv fragt Michael Maier für die "Berliner" an einer Stelle. Raue antwortet:
"Den Vorwurf, dass man etwas zu viel betont und etwas anderes zu wenig, den hat es immer schon gegeben, das ist nicht neu. Aber das Gefühl, dass nicht die ganze Wahrheit ans Licht kommt, das ist schon bei vielen Menschen durchaus verbreitet. Das müssen wir als Medienleute ernst nehmen. Insoweit findet so ein Aufruf auch das Interesse bei einem gewissen Publikum. Aber für eine konkrete Auseinandersetzung mit dem Manifest fehlen mir da jetzt die konkreten Vorwürfe."
Welche Überschrift man aus einem Absatz wie diesem generiert, sagt eher etwas über das Medium als über den Interviewten. Möglich wäre auch:
Die "Berliner Zeitung" entscheidet sich aber für den besagten "Es gibt ein Gefühl…"-Titel. Das darf sie natürlich. Aber es ist halt eher das, was die Zeitung verbreiten möchte, als das, was Raue meint. Und deshalb ist die Überschrift über dieses Interview handwerklich schlecht. Was Raue meint zu diesem papierlosen Papier, steht eigentlich auch im Interview: "Mit der generellen Stoßrichtung – im Öffentlich-Rechtlichen werden Themen ausgeblendet oder nicht gehört oder gesendet – kann ich wenig anfangen. Das ist in unserem Haus eine ganz andere Praxis."
"FAZ"-Medienredakteur Michael Hanfeld, der die Öffentlich-Rechtlichen ganz gewiss nicht ohne Not schont, fand am Samstag gewohnt kritische Töne: "Die breite Kritik an ARD, ZDF und Deutschlandradio und die Entfremdung zwischen Publikum und Sendern haben Gründe; die Sender haben allen Anlass, sich selbst zu prüfen und ihre Arroganz abzulegen", schrieb er auf der Feuilleton-Eins in seinem Kommentar zum papierlos verbreiteten Papier aka "Manifest". Aber dieses Dokument nimmt auch Hanfeld nicht ernst: "Das ominöse 'Manifest' liegt trotzdem daneben. Es formuliert nebulös Richtung 'Lügenpresse’. Kurz gesagt: Es stinkt."
Peter Sodann ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Und natürlich widmeten ihm Medien deshalb am Sonntag und in den Montagszeitungen Nachrufe (MDR, epd medien, spiegel.de…). Wer in einem prominenten Krimi einen Kommissar gespielt und als Bundespräsidenten-Zählkandidat der Linken antrat, hatte eine gewisse Bedeutung. Vor allem im Osten Deutschlands hatte er die. "1989, als die Mauer fiel, war Sodann schon Anfang 50, ein pralles Leben hatte er im Land diesseits der Mauer verbracht", schreibt bei zeit.de Martin Machowecz, dessen Text konsequent aus einer ostdeutschen Perspektive verfasst ist, was für Sodann eine ganz schöne Würdigung ist. Zum Beispiel an einem Machowecz-Satz wie diesem sieht man das: Die DDR sei ein Land gewesen, "in dem aus Sicht mancher Westdeutscher nie die Sonne aufging oder jedenfalls immer hinter irgendwelchen Rußschwaden verborgen blieb".
In diesem Land wurde Sodann also ein Star, ohne alles mitzumachen, wie hier und da zu lesen ist, etwa in Stefan Lockes Nachruf im "FAZ"-Feuilleton, der davon erzählt, wie Sodann einem Plüschhund namens Pfeffi eine Ausgabe des "Neuen Deutschland" in den Hintern geschoben und so die Unverdaulichkeit der SED-Parteizeitung demonstriert haben soll.
Lesenswert ist, abgesehen von Holger Gertz’ Nachruf "Ehrlicher als die meisten" in der "Süddeutschen" (Bezahlinhalt) – Ehrlicher natürlich, weil der "Tatort"-Kommissar so hieß, den Sodann spielte –, die auch medienhistorische Einordnung von Machowecz. Sodann habe als Politiker, oder eher Politikdarsteller, "einigen Käse" erzählt, ob über den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann oder über Sozialismus, aus heutiger Sicht aber vergleichsweise harmloses Zeug, für das Sodann 2009 eher zu hart kritisiert worden sei, so Machowecz:
"Man ertappt sich beim Gedanken, ob die AfD vielleicht nicht so groß geworden wäre im Osten, wenn die Linke diesen Sodann-Kurs, dieses leise Wutbürgern, aber im voll demokratischen Spektrum, diese Unzufriedene-Ossis-Fixiertheit, nicht irgendwann aufgegeben hätte. Wenn man Leute wie Sodann nicht verbal vermöbelt hätte für ihre, aus heutiger Perspektive, zarten Versuche der Gegenwehr."
Andererseits ist Käse Käse, und auch leises Wutbürgern ist halt schon Wutbürgern gewesen. Was sich jedenfalls in den Nachrufen vermittelt, ist Sodanns ambivalentes Verhältnis zur DDR, aber auch sein späterer Ärger über herablassende Blicke auf den Osten.
+++ Was ganz anderes: "Manifest" hat keine guten Quoten (dwdl.de).
+++ In dieser Woche steht bei "Welt TV" das auch hier schon diskutierte "Duell" zwischen den Spitzenkandidaten der CDU und der AfD für die Landtagswahl in Thüringen an, Mario Voigt und Björn Höcke. Ein "Duell" ist ein Format, das einen Wahlkampf auf zwei Personen eindampft. Dass Cornelius Pollmer von der "SZ" (Bezahltext) zur Vorbereitung mit einigen Journalisten gesprochen hat, die Höcke schon interviewt haben, geht daher etwas am Punkt vorbei: Es geht ja hier nicht um ein Interview, sondern um die formatbedingte Adelung eines Faschisten zu einem ganz normalen Politiker. Dennoch kann sich, wer möchte, bei Pollmer über die Bedingungen informieren, unter denen ein Interview mit einem Stück Seife stattfinden kann, in das potenziell Stacheldraht eingearbeitet ist. Zu Wort kommt, unter anderem, der MDR-Journalist Lars Sänger, der nach seinem letzten Sommerinterview mit Höcke (Altpapier) viel Kritik einstecken musste.
+++ Zum "Fall" Antonio Rüdiger, der ein Fall "Nius" ist (Altpapier), gibt es weitere Nachbetrachtungen. Der Jurist Thomas Fischer schreibt etwa in seiner online veröffentlichten "Spiegel"-Kolumne (eventuell Bezahlinhalt) etwas sehr Richtiges:
"Die von dem Journalisten Reichelt erhobene Behauptung, der Fußballspieler Rüdiger habe den 'Islamistengruß' gezeigt (mit der unausgesprochenen, aber erkennbaren Konnotation, er hänge der gewalttätigen Ideologie des IS an), ist rein äußerlich zutreffend, allerdings in der Sache so sinnlos wie eine Behauptung, der Papst habe an Ostern mittels Bekreuzigen zum Kampf gegen Muslime aufgerufen. Die Aufregung zeigte allerdings einmal mehr die verbreitete Bereitschaft, unter bestimmten Umständen 'Außenseiter' oder von der Mehrheit als fremd wahrgenommene Menschen pauschal auszugrenzen und als Gefahr wahrzunehmen. Insoweit war die Sache lehrreich. Die von Rüdiger gegen Reichelt gestellte Strafanzeige unter anderem wegen Volksverhetzung hat, soweit erkennbar, wenig Aussicht auf Erfolg. Man kann auch straflos wirksam hetzen."
+++ "Das Problem: Eine internationale Plattform soll mit nationalstaatlichen Gesetzen reguliert werden. Dabei stoßen die Landesmedienanstalten, die unter anderem dafür zuständig sind, Kinder und Jugendliche vor für sie ungeeigneten Inhalten im Netz zu schützen, bereits bei der Sprache an ihre Grenzen. Nur deutschsprachige Inhalte können auf Tiktok strafrechtlich verfolgt werden": In der Samstags-"FAZ" (Bezahlinhalt) schrieb Mina Marschall über TikTok. Laura Braam, Leiterin der Rechtsabteilung der Medienanstalt NRW, wird zitiert: "In den letzten Jahren hat sich die Qualität und Quantität von desinformierenden Inhalten im Netz grundlegend verändert. Es braucht daher unserer Meinung nach ein Verbot manipulativer Verbreitungstechniken."
+++ Der Medienmensch, der Raab heißt, fasziniert das Land seit vielen Jahren; ich glaube, ich habe auch mal einen oder fünf Texte über ihn geschrieben. Nun kommt er bekanntlich eventuell wahrscheinlich zurück, und bitte schön: "Kalkuliertes Raab-Spektakel" (dwdl.de). Weiteres in kleiner Auswahl: "Kein Mann wie Steffi Graf" (zeit.de), "Warnung vor Raab-Comeback" (spiegel.de).
Am Dienstag schreibt das Altpapier Christian Bartels. | mdr.de | Der ultrarechte Fake-News-Stratege Steve Bannon denkt sich ein abwegiges AfD-Wählerpotenzial aus – und wird damit prompt in Überschriften zitiert. | [] | 2024-04-08T10:41:26+02:00 | 2024-04-08T14:05:03+02:00 | https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-3604.html |
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Was Jung und Alt an der Weihnachtsrevue im Steintor-Varieté Halle lieben | Was wäre die Adventszeit in Halle ohne Herrn Fuchs, Ente Watschel, Hund Lumpi, Rentier Rudi und natürlich ohne den Weihnachtsmann? Eben: undenkbar. Die rund 1.200 großen und kleinen Besucher im Steintor-Varieté an diesem Sonntagvormittag, sie sitzen ganz erwartungsvoll in ihren Stuhlreihen. Die Familie ist beisammen – und alle freuen sich auf die diesjährige Geschichte von "Herr Fuchs, Felix & die Weihnachtsprinzessin".
Es ist der erste Teil der neuen "Majla-Saga", die am 22. November im Steintor-Varieté ihre Premiere feierte und seitdem für ein volles Haus sorgt. "Ich denke, es liegt daran, dass wir seit Jahrzehnten nahezu – ich kenne die Revue schon seit 1984 – kontinuierlich jedes Jahr ein Angebot in diese Richtung gemacht haben, was sich qualitativ auch immer besser entwickelt hat", meint Rudenz Schramm vom Förderverein des Steintor Varieté Halle.
Und dann geht's los. Der Vorhang geht auf. Musik erklingt. Ein kleiner Schneehase wackelt mit seinem Stummelschwänzchen Richtung Publikum. Kleine Winterkinder reiben ihre Nasen aneinander und Majla, die Prinzessin des Lichts, hat zusammen mit den Kindern vom Tanzzentrum No. 1 in Halle ihren ersten Auftritt. Ein Weihnachtslied erklingt: "Schenke uns Hoffnung in stürmischer Zeit. Frieden und Freude, statt Kummer und Leid."
"Majla", die Weihnachtsprinzessin, wird dabei gespielt von Pauline Langer. Und klar, natürlich hatte die 25-jährige Pädagogik-Studentin bei der Weihnachtsrevue vor Jahren schon mal mitgemacht. Als kleine Tanzmaus nämlich. Fünf Jahre war sie damals alt: "Das war mein größter Traum, als ich hier angefangen habe, zu tanzen", sagt Langer, "Ich habe meine Vorgängerin immer bewundert und habe gedacht, darf ich irgendwann einmal auf der Bühne stehen als Schauspielerin – und es hat geklappt."
Das war mein größter Traum, als ich hier angefangen habe, zu tanzen. Ich habe meine Vorgängerin immer bewundert und habe gedacht, darf ich irgendwann einmal auf der Bühne stehen als Schauspielerin – und es hat geklappt.
Die Show ist richtig gut: Es gibt wirbelnde Tänze. Liebevoll gefertigte Kostüme. Musik, die im Ohr bleibt. Witzige Dialoge. Tolle Video- und Lichteffekte. Und mitten drin eine Mannschaft, die mit ganz viel Spielfreude agiert. Es ist ein wirklich großer Spaß für die ganze Familie.
"Immer fröhlich, frech und froh sagt Fuchs Felix euch hallo." Mit diesen Worten begrüßt Tillmann Meyer das Publikum. Nach und nach betreten alle Helden die Bühne: Rentier Rudi (Dörthe Röttig), Ente Watschel (Kathrin Bachmann), Hund Lumpi (Klaus Adolphi), Knud, der Wikinger (Stefan Wieczorek) und natürlich der schlaue Herr Fuchs (Helmut Rosenkranz) – alle sind sie seit Jahren schon bei der Weihnachtsrevue dabei.
Helmut Rosenkranz sogar schon seit 1983. Der frühere Justiziar, Anwalt und Hobby-Kabarettist ("Die Taktlosen") spielte schon zu DDR-Zeiten beim Vorgänger "Hoppel Poppel" seine Streiche. Seit 1992 dann in der Weihnachtsrevue. Gestartet war man damals mit einem Ensemble von etwa 70 tanzenden Kindern. Mittlerweile gehören zur Crew etwa 400 Personen.
Der Erfolg resultiert daraus, dass wir ein eingespieltes, viele Jahre bestehendes Kollektiv sind.
"Der Erfolg resultiert daraus, dass wir ein eingespieltes, viele Jahre bestehendes Kollektiv sind", sagt Rosenkranz, "Wir haben also noch nie eine Fluktuation gehabt, sind also seit 30 Jahren eng zusammen. Da weiß jeder, was er machen muss. Da kann sich jeder auf den anderen verlassen. Und das ist der Erfolg des Programms."
"Schnickel, Schnackel, Strullala, der schlaue Fuchs ist wieder da!" Die Begrüßung durch Helmut Rosenkranz ist legendär. Und keiner spricht sie stimmlich wie er. Gut, vielleicht noch der Herr Fuchs aus dem "Sandmännchen", aber sonst reicht dem Fuchs in Halle wirklich niemand das Wasser. Ein riesiger Auftrittsapplaus ist ihm sicher.
Trotzdem watscht er sein junges Publikum erstmal ordentlich ab. In seinem traditionellen Monolog zu Beginn: "Doch kennt der Fuchs euch ziemlich gut, mit Sport habt ihr ja nichts am Hut. Für euch zählt nix weiter sonst im Leben, als pausenlos am Handy kleben."
Seine markante Stimme, das schelmische Lachen, all das ist kaum wegzudenken aus der Show. Mittlerweile ist Rosenkranz aber auch schon Mitte 80. Nächstes Jahr – dann bei Teil 2 der "Majla-Saga" – soll wohl Schluss sein. Leider. Erste Andeutungen gibt es bereits in der diesjährigen Revue. Den Fuchs zieht es aufs Altenteil: "Auf die Regenbogeninsel. Unter Palmen. Aufs Meer hinaus schauend. Und dabei ein Gläschen in der Hand. Das würde mir gefallen", sagt Rosenkranz.
Auf die Regenbogeninsel. Unter Palmen. Aufs Meer hinaus schauend. Und dabei ein Gläschen in der Hand. Das würde mir gefallen.
Noch ein anderes Urgestein der Weihnachtsrevue wird nächstes Jahr Abschied nehmen: Hartmut Reszel nämlich, der seit 1988 dabei ist. Ideengeber, Regisseur, Komponist und Rollenspieler in einer Person. In diesem Jahr verkörpert er die Schildkröte Happ und den Weihnachtsmann.
Der 64-jährige Musikdozent an der Uni Halle weiß, warum diese Revue bis heute ihre Fans findet: "Früher gab es Artistik mit im Programm, damit die Show auch ein paar Höhepunkte hatte. Davon haben wir uns längst verabschiedet. Wir haben so tolle Ballettszenen, wir haben großartige Bühnenbilder und eine Videografik im Hintergrund." Auch die Geschichten, die er sich zusammen mit Paul Bartsch ausdenke, seien stark. "Und der Rest wird von der Musik getragen. Das Publikum liebt es."
Wir haben so tolle Ballettszenen, wir haben großartige Bühnenbilder und eine Videografik im Hintergrund. Zudem sind die Geschichten einfach stark, die ich mir immer zusammen mit Paul Bartsch ausdenke. Und der Rest wird von der Musik getragen. Das Publikum liebt es.
"Das ewige Weihnachtswunder" – so lautet der Titel der Produktion für 2025. Soviel darf man schon verraten. Und schon jetzt dürfte allen klar sein – es wird emotional. Hartmut Reszel gibt die künstlerische Leitung ab. Der Fuchs hört auf. Aber wie bitte geht’s dann weiter?
Nun, das wird sich finden. Rund um Polarfuchs Felix (Tillmann Meyer), der seit 2016 dabei ist, soll sich ein neues Team bilden. Die Messlatte liegt hoch: Über 50.000 Besucher werden dieses Jahr die Steintor-Weihnachtsrevue am Ende besucht haben. Das ist neuer Rekord.
MDR (Robert Paul Blömeke, Maren Wilczek) | mdr.de | Seit über 30 Jahren begeistert die Weihnachtsrevue im Steintor-Varieté Halle Jung und Alt. Warum das Publikum die Show liebt – und wer 2025 zum letzten Mal zu sehen ist. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-12-03T11:33:29+01:00 | 2024-12-03T11:33:29+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/steintor-variete-weihnachtsrevue-100.html |
"Kalter weißer Mann" – ein "Komödienfeuerwerk" übers Gendern | Im Kino läuft "Alter weißer Mann" mit Jan Josef Liefers. In Eisleben steht ein "Kalter weißer Mann" auf dem Spielplan. Ein fast gleichlautender Titel, ein ähnlicher Inhalt. Aber bitte keine voreiligen Schlüsse. Hier wird nicht das Stück zum Film gespielt, sondern eine ganz eigene Geschichte: die von Gernot Steinfels, einem mittelständischen Unternehmer aus der Trikotagen-Branche, Firmenpatriarch von altem Schrot und Korn und mit 94 Jahren aus dem aktiven Berufsleben gerissen.
Das Publikum wird zur Belegschaft, nimmt an der Trauerfeier des alten Chefs teil. Ausstatter Vinzenz Hegemann hat die gemütliche und gastronomisch bestens versorgte Foyerbühne des Eisleber Theaters in eine schöne kleine katholische Kapelle verwandelt.
Die Urne des Patriarchen steht auf einem Sockel. Links und rechts daneben zwei Kränze. Auf einem grüßt "in stillem Gedenken der Textilverband Gesamtmasche", auf dem anderen steht zu lesen: "In stiller Trauer, die Mitarbeiter". Generisches Maskulinum und Stein des Anstoßes des hier von Anfang an rasant ins Rollen kommenden Spielballs.
Der Spielball, der so ziemlich alle Steilkurven und Irrwege der gegenwärtigen Debatten zwischen den Generationen und Geschlechtern, samt deren vielfältigen Spielarten aufs Korn nimmt. Ohne Rücksicht auf politische Korrektheit – ein stark kabarettistisch geprägtes, temporeiches Komödienfeuerwerk.
Die beiden Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob haben sich als Drehbuchschreiber für die Fernsehserie "Stromberg" kennengelernt, viel Kabarett geschrieben, auch für die ZDF heute-Show gearbeitet. Und sie haben mit ihrem, auch hier in Eisleben, sehr erfolgreich gelaufenen Bühnenerstling "Die Extrawurst" auf dem Theater für Furore gesorgt. "Wenn die was Neues schreiben, wollen wir das unbedingt haben", hat sich der Intendant des Eislebener Theaters, Ulrich Fischer, an den Verlag der beiden gewandt.
Und Regisseur Sebastian Wirnitzer, der hier auch schon die Extrawurst erfolgreich auf den Rost, respektive die Bühne gepackt hat, hat nun auch diese Komödien-Katze erfolgreich aus dem Sack gelassen. Der Mann ist Komödienexperte, hat ein perfektes Gefühl für den immer richtigen Rhythmus, das Setzen von Pausen und Pointen. Das kleine Ensemble ist ideal besetzt, agiert perfekt als Mannschaft und jeder und jede bekommt hier auch seine solistischen Momente – und weiß sie eben auch zu nutzen. Für ein echtes Feuerwerk.
Willkommen im Typenkabinett, das alles abbildet, was wir in diesem Kontext so kennen. Christopher Wartig spielt als Spiritus rector den alternden weißen Mann, der sich mit der Hand an der Urne als Geschäftsführer in spe fühlt. Doch denkste, da ist die von Ronja Jenko mit bissiger Bosheit angelegte junge Konkurrentin aus dem Head of New Development, die sich an der männlich konnotierten Schleifenformulierung der eben nur trauernden Mitarbeiter hochzieht.
Genderstern oder nicht ist hier die Frage. Mit gezücktem Edding und ideologischem Furor zieht die junge Frau ins Gefecht. Mit dabei ihr, von Tom Bayer liebevoll nerdig angelegter Social Media-Adlatus und Ex -Freund Kevin. Ida Dobrenz kaut als Praktikantin Kim obercool und um ihre Work-Life-Balance bemüht, Kaugummi.
Annette Baldin wird als Sekretärin Rieke Schneider von allen runtergeputzt – sie ist am Ende aber nicht nur gesanglich obenauf. Und last but not least gibt es da noch den an diesem Chaos in seiner Kirche leidenden und von Benedikt Schörnig gespielten Pfarrer. Allesamt Archetypen, zu denen man sich, je nach eigenem Gusto, gern bekennt. Die Sympathie des Publikums geht da zunächst ganz eindeutig in Richtung des Bewahrenswerten.
Doch so einfach und holzschnittig sind die Autoren nicht unterwegs. Sie schauen hinter die Oberfläche, klopfen die Figuren und ihre Haltungen auf deren Motive ab. Auf Glaubwürdigkeit, auf das, was sie wirklich bewegt in ihrem Tun. Und hoppla, schon erwischt man sich beim Verstehen des einen oder anderen Arguments, das eben noch ganz abwegig zu sein schien.
Und so kann auch die Stimmung im Publikum kippen – als etwa die Praktikantin Kim dem allzu altherrlichen Chef die Meinung geigt, und man bei sich so denkt: Okay, Zukunft hat eben auch was mit Veränderung zu tun. Plötzlich kommt auch da Applaus aus dem Publikum, begleitet von leichtem Murren. Anything goes, zumindest hat keiner das alleinige Recht auf die Wahrheit gepachtet. Das ist die Stärke des Textes.
Vielleicht bist Du ja auch nur ein alter weißer Mann. Nur jünger und mit Vagina.
Man hört die Argumente der jeweils anderen. Und lacht gemeinsam, wenn da jemand plötzlich zu der Erkenntnis kommt: "Vielleicht bist Du ja auch nur ein alter weißer Mann. Nur jünger und mit Vagina." Oder wenn der Pfarrer auf den Vorwurf allzu grundsätzlicher sexueller Übergriffigkeit seines Arbeitgebers angesprochen, antwortet: "Wir hören da seit 2000 Jahren nicht hin und machen einfach weiter." Auch so kann man die Nachhaltigkeit (s)einer Botschaft verstehen.
Lachen kann befreien, wenn man sich frei macht von Vorurteilen und den anderen einfach mal zuhört. Das ist im echten Leben leider etwas aus der Mode gekommen. Zum Glück gibt es das Theater als Raum dafür, sich genau darin mal wieder zu üben. Und wenn das alles so befreit wie hier in Eisleben passiert, haben alle miteinander Spaß daran.
"Kalter weißer Mann"Komödie, Dauer ca. zwei Stunden inkl. PauseAdresse:Theater Eisleben Landwehr 5, 06295 Lutherstadt EislebenTermine:7. und 12. Dezember 2024, 19:30 Uhr (ausverkauft)26. Dezember 2024, 19:30 Uhr (Restkarten)11. und 31. Januar 2025, 19:30 Uhr14. Februar 2025, 19:30 Uhrweitere Termine folgen
redaktionelle Bearbeitung: sg | mdr.de | Im Kino läuft "Alter weißer Mann" mit Jan Josef Liefers – im Theater Eisleben steht "Kalter weißer Mann" auf dem Spielplan. Auch hier geht's ums Gendern, getextet von "Stromberg"-Autoren. Unser Kritiker hat viel gelacht. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-12-02T18:31:24+01:00 | 2024-12-02T18:39:36+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/eisleben-theater-kalter-weisser-mann-kultur-news-100.html |
Gasleitung in Meiningen beschädigt - mehrere Häuser geräumt | Bei Bauarbeiten am Glasfasernetz in Meiningen ist am Montag eine Gasleitung beschädigt worden. Nach Angaben der Stadtwerke ereignete sich der Vorfall in einem Wohngebiet zwischen Dampflokwerk und Bildungszentrum der Thüringer Polizei.
Betroffen waren demnach mehrere Bereiche der Leitung - Gas begann auszuströmen. Experten und Feuerwehr sicherten die Gefahrenstelle. Die betroffene Straße wurde großräumig abgesperrt, drei Wohnhäuser der Polizeischule wurden vorsorglich geräumt.
Stadtwerke-Mitarbeiter dichteten die beschädigten Hausanschlüsse zunächst provisorisch ab. Letztlich seien durch die schnelle Reaktion von Stadtwerken und Feuerwehr größerer Schaden verhindert und die Sicherheit der Anwohner gewährleistet worden, heißt es.
Die defekten Hausanschlüsse wurden nach Angaben der Stadtwerke am Dienstag repariert. Das betroffene Teilstück der Leitung sei ausgetauscht worden. Für die Anwohner gebe es keine Einschränkungen mehr. Zuerst berichtete die Zeitung "Freies Wort".
MDR (med/sar) | mdr.de | Bei Bauarbeiten am Glasfasernetz in Meiningen ist am Montag eine Gasleitung beschädigt worden. Gas begann auszuströmen - mehrere Wohnhäuser der Polizeischule wurden geräumt. | [
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] | Thüringen | 2024-11-19T14:54:31+01:00 | 2024-11-19T15:34:27+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/schmalkalden-meiningen/bauarbeiten-gasleitung-havarie-evakuierung-100.html |
Aufarbeitung. Wirklich? | Die Corona-Pandemie bleibt fast täglich ein Thema (Altpapier). Am Mittwoch berichteten mehrere Medien, unter anderem die Tagesschau, über eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des Französischen Instituts für demografische Studien, die zeigt, dass die Corona-Pandemie in Europa zu großen regionalen Unterschieden bei den Todesraten geführt hat. Vor drei Tagen hat der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki bezweifelt, dass die RKI-Protokolle so schnell veröffentlicht wurden, wie sie hätten veröffentlicht werden könnten. Darüber berichtete die "Welt".
Oft reicht dabei schon ein Blick auf das Medium, in dem der Beitrag erscheint, um zu erahnen, was drinsteht. Bei "Cicero" haben soeben mehrere Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten anhand von Studien nachgewiesen, dass man den Nutzen der staatlichen Corona-Maßnahmen nicht belegen könne.
Dass man von einigen der Autoren auch Beiträge auf dem Rechtsaußenportal "Achse des Guten" oder dem nach rechts sehr offenen, aber nach dem Tod von Gunnar Kaiser inzwischen eingestellten Sender "KaiserTV" findet, lässt Zweifel daran zurück, ob es hier tatsächlich ausschließlich um ein wissenschaftliches Interesse geht.
Wobei es natürlich sein kann, dass es stimmt und bestimmte Corona-Maßnahmen sehr viel weniger wirkungsvoll waren, als man dachte, oder auch vollkommen wirkungslos. Dann könnte man zu dem Ergebnis kommen: Beim nächsten Mal machen wir es anders.
Das wesentliche Ergebnis einer von den "Cicero"-Autoren zitierten Studie steht im Abstract. Es lautet:
"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir in der Gesamtheit der Modelle keine Muster finden, die auf einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den Reaktionen der COVID-19-Regierungen und den Ergebnissen schließen lassen."
Die Autoren haben 16 Regierungsmaßnahmen in 181 Ländern ausgewertet. Die Autoren haben knapp 100.000 statistische Modelle mit verschiedenen Daten und Annahmen getestet. In 42 Prozent dieser Modelle haben strengere Corona-Maßnahmen die Ergebnisse verbessert, in 58 Prozent der Fälle nicht.
Es gibt kein eindeutiges Ergebnis. Die Autoren schreiben zum Beispiel nicht: Schulschließungen hatten keine Wirkung. Sie schreiben:
"Inwieweit Reaktionen wie Schulschließungen mit Veränderungen bei den COVID-19-Ergebnissen verbunden sind, bleibt ungeklärt."
Es scheint also Wirkungen gegeben zu haben, nur der Zusammenhang zu den Schulschließungen ist nicht klar. Man kann Regierungen damit nicht vorwerfen, sie hätten, vielleicht sogar wissentlich, auf wirkungslose Maßnahmen gesetzt. Man kann nur sagen: Es ist immer noch keine Aussage über die Wirksamkeit von staatlichen Corona-Maßnahmen möglich. So steht es auch in dem Artikel, verbunden mit der Forderung, eine wissenschaftliche Grundlage zu schaffen.
Das kann man nüchtern feststellen, um sich Gedanken darüber zu machen, auf welche Weise man vorhandene Wirkungen erklären kann. Man kann auf dieser Grundlage fragen, welche Maßnahmen sich in Zukunft in einer ähnlichen Lage rechtfertigen lassen könnten. Man kann in einigen Fällen zu dem Ergebnis kommen: Die Nebenwirkungen und Einschränkungen sind gemessen am nachweisbaren Nutzen von Maßnahmen zu stark. Man kann in anderen Fällen sagen: Wir wissen nicht, ob es wirkt, aber wir versuchen es, auf die Gefahr hin, dass die Maßnahmen wirkungslos bleiben.
Am besten geht das, wenn man unterstellt, dass die Corona-Politik der Versuch war, im Nebel der Unwissenheit irgendetwas zu machen, was die Situation verbessert. Schwer wird es, wenn mit der Beweisführung die Absicht verbunden ist, offene Rechnungen zu begleichen oder eigene Verletzungen aufzuarbeiten. Und der Eindruck entsteht zum Beispiel, wenn die Autoren des "Cicero"-Artikels schreiben:
"Wofür wurde eine Maskenpflicht verhängt und juristisch durchgesetzt sowie Impfungen unter Umgehung der sonst üblichen längerfristigen Sicherheitsprüfung verfügbar gemacht, wofür berufliche Existenzen aufs Spiel gesetzt oder gar zerstört und Kritiker diffamiert?"
Auf die Feststellung "Die Regierung hat versucht, nach bestem Wissen zu verhindern, dass die Pandemie sich verbreitet, aber es hat sich herausgestellt, das hat nicht so gut funktioniert", könnten die beteiligten Personen selbstkritisch reagieren und Fehler eingestehen. Auf den Vorwurf "Die Regierung hat mit willkürlichen Maßnahmen fahrlässig die Grundrechte von Menschen eingeschränkt" folgt notwendigerweise eine Abwehrreaktion.
Kurt Stenger beschäftigt sich in einem Beitrag für "nd" mit diesem Dilemma, das natürlich noch dadurch verschärft wird, dass Politikern Selbstkritik oft generell nicht so leicht fällt. Stenger erklärt das Problem am Beispiel der Aufarbeitung der RKI-Files (Altpapier).
Maßnahmen-Kritiker versuchten mit ihrer Hilfe zu belegen, dass sehr viel vertuscht und die Öffentlichkeit getäuscht wurde. Stenger dagegen schreibt:
"Letztlich belegen die Files vor allem, wie man beim RKI nach und nach dazulernte, wie es der Virologe Alexander Kekulé ausdrückt."
Auch das kann man allerdings als Beleg für verschiedene Dinge nehmen. Zum einen als Beleg dafür, dass hier nicht einfach wider besseren Wissens etwas durchgedrückt werden sollte, sondern dass die Bereitschaft vorhanden war, aus Fehlern zu lernen. Oder man kann es, wie Kekulé es macht, als Beleg dafür nehmen, wie "erstaunlich, wie unbedarft die am Anfang waren". Möglicherweise ist beides richtig. Die erste Deutung ist eher wohlwollend und erleichtert es, Fehler einzugestehen.
Die zweite Deutung betont vor allem das Versäumnis, schlecht vorbereitet gewesen zu sein. Das verursacht vor allem den Reflex, sich zu verteidigen. Im einen Fall richtet sich der Blick nach vorne. Es geht darum, Dinge in Zukunft besser zu machen. Im anderen Fall kann man darin die Feststellung sehen, wie ahnungslos die anderen waren. Ein Machtspiel.
Kurt Stenger schreibt:
"Wirklich Neues geht aus den Protokollen nicht hervor. Die Fehler des RKI, aber auch die der Politik in Bund und Ländern, sind lange bekannt. Bei einer Aufarbeitung müsste es darum gehen, wie diese zustande kamen und was daraus folgt, damit sie sich nicht wiederholen. Dafür braucht es Selbstkritik der Beteiligten statt der ständigen Rechtfertigungen, wie jetzt wieder von Spahn. Und die Bereitschaft, Maßnahmen kritisch zu diskutieren, statt wie Lauterbach zu behaupten, man sei 'gut durch die Pandemie gekommen', oder im anderen Extrem alle Maßnahmen pauschal zu verteufeln. Doch auch bei den RKI-Files geht es nur um einen politischen Kampf um die Deutungshoheit – ausschlachten statt aufarbeiten lautet die Devise."
Sascha Wandhöfer hat für das Deutschlandfunk-Medienmagazin "@mediasres" mit Emanuel Wyler vom Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin der Berliner Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin über die Aufarbeitung der Corona-Pandemie gesprochen.
Ein zentrales Problem dabei ist der Rückschaufehler. Man muss sich vergegenwärtigen, dass der Wissensstand und die Möglichkeit, Wirkungen, Entwicklungen und Ereignisse vorherzusehen, zum Zeitpunkt der Entscheidung andere waren. Hinterher ist alles viel klarer, vorher war es das nicht. Das muss auch die Kritik berücksichtigen, wenn die Absicht ist, aus Fehlern zu lernen. Trifft man diese Annahme nicht, drückt man die Akteure so sehr in die Defensive, dass es zur Aufarbeitung der Fehler gar nicht kommt, weil sie erst mal damit beschäftigt sind, sich zu verteidigen.
Wyler sagt:
"(…) man müsste wirklich sagen, wie war damals genau die Situation, und warum wurde damals so oder anders kommuniziert und entschieden. Man muss wirklich diese quasi Zeitachse (…) viel besser aufarbeiten, man müsste auch (…) so einen medizinhistorischen Rückblick machen. Also um quasi noch mal deutlich zu machen, es war jetzt kein großer politischer, medialer Masterplan, die Bevölkerung zu knechten, nicht überspitzt jetzt bewusst, sondern man hat aus der jeweiligen Situation heraus nach bestem Wissen und Gewissen entschieden."
Und wenn es um den gemeinsamen Blick nach vorn gehen soll, nicht um die Vergeltung, dann muss man sich an diesem Punkt einig werden. Dann müssen die Kritiker den Akteuren zugestehen, dass sie versucht haben, es richtig zu machen. Und die Akteure müssen bereit sein, Misserfolge zuzugeben. Genau das gelingt in der gegenwärtigen Situation nicht.
Wyler:
"Das Problem da ist (…), dass wenn jetzt von Aufarbeitung gesprochen wird, dann meinen viele einfach, die anderen sollen zugeben, dass ich immer recht hatte. Und das ist natürlich so ein bisschen eine schwierige Ausgangslage. Und ich glaube, diese Ausgangslage macht es uns auch schwer, jetzt da irgendwie in diese Richtung zu gehen."
Im Grunde bräuchte es eine unabhängige Instanz, die von beiden Gruppen akzeptiert wird, um hier in irgendeiner Weise auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Aber das würde bedeuten, auch die Kritiker müssten Zugeständnisse machen, vielleicht auch eigene Fehler zugeben. Und nach meinem Eindruck liegt hier das eigentliche Problem.
+++ Der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei überregionalen Zeitungen und Magazinen ist zum ersten Mal seit zehn Jahren leicht gesunken, berichtet der Verein "ProQuote Medien", der die Untersuchung erstellt hat. Ganz vorne liegt in der Rangliste die taz mit einem Frauenanteil in Führungspositionen von 65 Prozent. Ganz hinten liegt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" mit 23 Prozent.
+++ Nach einer parteiübergreifenden Kritik von Europapolitikern an der Zusammensetzung von Talkshows in der ARD hat der Programmbeirat des Senders angekündigt, man werde die Kritik "zum Anlass nehmen, bei den Programmverantwortlichen anzuregen, künftig die Beteiligung von Europapolitikern in den Talk-Formaten der ARD zu stärken", schreibt Jan Diesteldorf auf der SZ-Medienseite. Programmdirektorin Christine Strobl wies die Kritik zurück. Sie kritisiert, dass die Politiker sich die Gästezusammensetzung nur in der Woche nach der Wahl angesehen haben.
+++ Die frühere Altpapier-Autorin Annika Schneider erklärt für Übermedien am Beispiel eines Gesprächs mit dem AfD-Politiker Maximilian Krah beim Sender "Sachsen Fernsehen", wie man AfD-Vordenker nicht interviewt.
+++ Johannes Kiess und Gideon Wetzel haben für den aktuellen Digitalreport des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts die Aktivitäten von rechtsextremen Gruppen in Sachsen auf dem Messenger Telegram untersucht. Über die Ergebnisse schreiben sie in einem Beitrag für "Belltower News". Im Überblick: Rechtsextreme Gruppen in Sachsen nutzen Telegram aktiv, um ihre Anhänger zu mobilisieren. Bekannte extreme rechte Gruppen und Kanäle sind nicht mehr aktiv oder wurden gelöscht, wie der Jugendblock Bautzen. Es gibt aber gleichzeitig Gruppen, wie die "Elbland Revolte", die schnell viele Abonnenten gewonnen haben. Und: Die häufigsten Themen in den untersuchten Telegram-Gruppen und Kanälen sind weiterhin die Covid-19-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
+++ Eine Online-Befragung von Hateaid und der Universität Klagenfurt zeigt, dass fast ein Drittel der jungen Erwachsenen bereits digitale Gewalt erlebt haben, wie Cybermobbing, Shitstorms oder das ungewollte Erhalten von Nacktbildern. Sascha Wandhöfer hat für ""@mediasres" mit Josephine Ballon von Hateaid gesprochen. Sie sagt etwa: "Wir sehen ganz klar das Signal von den jungen Menschen, soziale Medien zu verlassen, sich dort einfach abzumelden, das ist heutzutage keine Option für uns. Und deswegen müssen wir schauen, wie wir sie sicherer machen."
+++ Berlins Kultursenator Joe Chialo macht in der Serie "Rettet die Öffentlich-Rechtlichen" auf der SZ-Medienseite einen Vorschlag, um, na ja, die Öffentlich-Rechtlichen zu retten. Den kennt man allerdings schon: Das ZDF soll ein nationales Programm senden, die ARD ein regionales. Man soll Dopplungen vermeiden, also effizienter sein, Strukturen straffen, die gemeinsamen digitalen Plattformen weiterentwickeln, auf Luxusbüros und Luxusgehälter verzichten und: auf einen höheren Rundfunkbeitrag.
Das Altpapier am Freitag schreibt René Martens. | mdr.de | Kritiker fordern: Die Corona-Politik muss aufgearbeitet werden. Aber worum geht es dabei? Will man aus Fehlern lernen? Oder Recht behalten? Heute kommentiert Ralf Heimann die Medienberichterstattung. | [] | 2024-08-01T13:21:49+02:00 | 2024-08-01T13:21:49+02:00 | https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-3772.html |
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Merz schließt Zusammenarbeit mit Ampel-Koalition komplett aus | Am Mittwoch sind die Regierung und die Opposition zu einer Generaldebatte zu den laufenden Haushaltsberatungen im Bundestag zusammengekommen. Es ist das erste Rededuell zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Friedrich Merz seit dem Verfassungsgericht-Urteil, das die Haushaltsplanung der Ampel auf den Kopf gestellt hat. Während Merz einer Zusammenarbeit mit der Ampel eine prinzipielle Absage erteilt, wirft Scholz ihm vor, keine Perspektive für die Zukunft Deutschlands zu haben.
Merz schließt eine Zustimmung von CDU/CSU im Bundestag zu einer Reform der Schuldenbremse aus. "Damit können Sie nicht rechnen", sagte der Unionsfraktionschef in der Generaldebatte des Parlaments. Die Aufgaben, vor denen das Land stehe, könnten auch ohne weitere Schulden und ohne Steuererhöhungen gelöst werden. Da die Schuldenbremse Bestandteil des Grundgesetzes ist, kann eine Änderung nur mit Zweidrittel-Mehrheit des Bundestages beschlossen werden. Dazu wäre die Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf die Stimmen von CDU/CSU angewiesen.
Merz betonte zudem, die Union und die Ampel seien "in allen wesentlichen Fragen" unterschiedlicher Ansicht, und zwar "nicht im Detail, sondern im Grundsatz". Daher könne es keine Zusammenarbeit geben. Merz hat einem möglichen gemeinsamen Vorgehen mit der Ampel-Koalition eine prinzipielle Absage erteilt: "Bitte ersparen Sie sich und uns in Zukunft Ihre Aufrufe zur Zusammenarbeit", sagte der CDU-Vorsitzende.
Merz hielt der Ampel vor, die Wachstumsschwäche Deutschlands habe überwiegend strukturelle und von der Regierung verantwortete Gründe. "Fehlsteuerungen" gebe es etwa in der Sozial-, Energie- und Klimapolitik. So sei das Bürgergeld "das genaue Gegenteil von dem, was gebraucht werde, um die Leistungsbereitschaft wieder zu fördern". Die SPD sei zu einer "Partei der subventionierten Arbeitslosigkeit geworden und nicht mehr eine Partei der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer".
Scholz hingegen betrachtet die Beschäftigungspolitik seiner Koalition als vollen Erfolg. "Deutschland hat den höchsten Beschäftigungsstand in der Geschichte, den wir jemals verzeichnet haben", sagte der SPD-Politiker. Scholz lobte auch die Erhöhung des Mindestlohns. Die Einkommen jener, die wenig verdienten, seien verbessert worden, auch mithilfe von Wohngeld und Kindergelderhöhung sowie -zuschlag. Die Koalition habe mehrfach Steuern gesenkt und die arbeitende Mitte entlastet. Diesen Kurs wolle sie weiter verfolgen.
Außerdem hat er den grundsätzlichen Kurs der Ampel-Koalition verteidigt. Die Koalition habe zwei Jahre Tempo gemacht, wo Tempo notwendig gewesen sei, sagte der SPD-Politiker. Die Koalition sei dabei, all das aufzuarbeiten, was in Deutschland liegengeblieben sei: "Und es ist sehr viel liegengeblieben."
Mit Blick auf die CDU-geführten Vorgängerregierungen sagte der Kanzler, es habe keinen Ausbau der Stromnetze in Deutschland gegeben, der Ausbau der erneuerbaren Energien sei nicht vorangekommen, es hätten keine Investitionen in der Stahlindustrie, in der Halbleiterindustrie, in Batteriefabriken in Deutschland stattgefunden. Der Unionsfraktionschef hat laut Scholz nichts gelernt: "All die Wachstumsbremsen, die Sie für Deutschland gezogen haben, die wollen Sie wieder ziehen."
Erstmals griff der Kanzler Oppositionsführer Merz in einer Bundestagsdebatte auch mehrfach direkt und persönlich an. Scholz warf dem CDU-Chef etwa mangelnde Kenntnis vor, nachdem dieser Fortschritte bei einer Bezahlkarte für Asylbewerber eingefordert hatte.
Sowohl Scholz als auch Merz stellen sich hinter Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in vielen Städten. Scholz betonte, er sei sehr froh, dass so viele Bürgerinnen und Bürger über alle Parteigrenzen hinweg gemeinsam dagegen auf die Straßen gingen. An Merz gerichtet, sagte Scholz, ein anständiger Umgang miteinander sei gerade besonders wichtig: "Wir müssen als Demokraten zusammenstehen", forderte er. "Wir haben in Deutschland eine Aufgabe vor unserer Geschichte. Wir wollen als Demokratinnen und Demokraten zeigen, dass wir diesen Trend stoppen, und zwar gemeinsam."
Scholz knüpfte dabei an die Äußerungen der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi bei der vorangegangenen Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Parlament an. "Wer schweigt, macht sich mitschuldig", zitierte Scholz die 91-Jährige.
Geeint wurden Ampel-Koalition und Union aber durch die Rede von AfD-Chefin Alice Weidel, die der Regierung vorwarf, eine "Schneise der Verwüstung" durch Deutschland zu ziehen. "Es brennt in Deutschland. Und die Regierung aus überforderten Fehlbesetzungen und starrsinnigen Ideologen ist der Brandstifter", sagte sie. "Diese Regierung hasst Deutschland." Das ging selbst CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt zu weit. "Diese Regierung regiert schlecht, aber sie hasst dieses Land nicht", sagte er.
Weidel griff zudem die Journalisten des Recherchenetzwerks "Correctiv" an, die über das umstrittene Treffen in Potsdam berichtet hatten. Diese seien eine "Hilfsstasi" der Regierung nach dem Motto "Wird der Bürger unangenehm, bezeichne ihn als rechtsextrem." Fraktionschefin Britta Haßelmann, die als nächste Rednerin sprach, warf Weidel ihrerseits "Menschenfeindlichkeit, Gefährlichkeit, Verächtlichmachung der Demokratie und der demokratischen Institutionen" vor.
AFP/dpa/Reuters (jst) | mdr.de | Am Mittwoch kommen die Parteien zur Generaldebatte im Bundestag zusammen. Kanzler Olaf Scholz und Oppositionsführer Friedrich Merz liefern sich dabei einen heftigen Schlagabtausch. | [
"Nachrichten"
] | Deutschland | 2024-01-31T21:30:10+01:00 | 2024-01-31T21:30:10+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/generaldebatte-bundestag-haushalt-etat-100.html |
Neo Rauch wird 65 – Würdigungen für den Leipziger Maler | Der Maler und Grafiker Neo Rauch wird 65 Jahre alt. Am 18. April 1960 wurde der Künstler in Leipzig geboren. Er wuchs in Aschersleben auf und studierte später an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Heute ist Neo Rauch einer der bekanntesten zeitgenössischen deutschen Künstler und international erfolgreich.
Anlässlich seines Geburtstages hebt die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch Neo Rauchs Bedeutung für Sachsen hervor: "Neo Rauch hat die sächsische bildende Kunst in den 90er-Jahren auf die Landkarte des internationalen Kunstmarkts gebracht."
Mit den anderen Vertreterinnen und Vertretern der sogenannten Neuen Leipziger Schule habe er parallel zum gesellschaftlichen Neuanfang im Osten Deutschlands ein künstlerisches Traditionsbewusstsein und zugleich einen ästhetischen Pioniergeist verkörpert, deren Bedeutung weit über seine heimatliche Region hinausgehe, sagte sie MDR KULTUR. "Er schafft Bilder, die lange nachhallen, und mit denen er sich einen Platz in der Kunstgeschichte gesichert hat", so Klepsch weiter. Sie wünsche ihm "alles Gute und noch viele Jahre voller Schaffenskraft!"
Neo Rauch hat die sächsische bildende Kunst in den 90er-Jahren auf die Landkarte des internationalen Kunstmarkts gebracht.
Neo Rauch wuchs bei seinen Großeltern in Aschersleben in Sachsen-Anhalt auf, nachdem seine Eltern bei einem Zugunglück ums Leben gekommen waren, als er vier Monate alt war. In Aschersleben legte Rauch auch sein Abitur ab, bevor er sein Studium an der HGB in Leipzig begann. Heute befindet sich in der Stadt die Grafikstiftung Neo Rauch. Der Oberbürgermeister der Stadt, Steffen Amme, gratuliert dem Maler ebenfalls: "Zum 65. Geburtstag gratuliere ich von Herzen einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst in unserer Zeit und einem Sohn unserer Stadt."
Als weltberühmter Maler habe Neo Rauch nicht nur internationale Kunstgeschichte geschrieben, sondern auch seiner Heimatstadt Aschersleben beginnend mit seiner Idee, der Stadt jeweils ein Exemplar der Auflagen seines bisherigen grafischen Werkes zu überlassen, ein beeindruckendes Vermächtnis hinterlassen, das mit jedem Jahr wachse.
Sein Schaffen inspiriert Generationen, und seine Werke strahlen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Mittlerweile sei die Grafikstiftung Neo Rauch im Herzen der Stadt eine weithin bekannte und respektierte Institution, die nationale und internationale Kunstliebhaber anziehe, sagte Steffen Amme. "Sein Schaffen inspiriert Generationen, und seine Werke strahlen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus – und doch hat Neo Rauch der Stadt seiner Kindheit und Jugend immer die Treue gehalten", betonte der Oberbürgermeister.
Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt aktuell Grafiken von Neo Rauch und seiner Frau, der Künstlerin Rosa Loy. Über 50 kleinformatige Zeichnungen geben Einblick in das zeichnerische Œuvre des Künstlerpaares. Der Direktor des MdbK, Stefan Weppelmann, sagte MDR KULTUR, dass die kleine Schau gerade im Zusammenklang mit "den Projekten, die jetzt, anlässlich des Geburtstags auf dem Spinnereigelände passieren" ihren "Reiz" entwickle. Die Galerie "Eigen + Art" zeigt auf Gelände der Spinnerei ab 3. Mai in der Ausstellung "Stille Reserve" Werke von Neo Rauch.
Zur herausragenden Bedeutung des Künstlers Neo Rauchs sagt Stefan Weppelmann: "Neo Rauch ist ein Künstler, der sich als Maler, Zeichner und Druckgrafiker ungewöhnlich ausdrückt. Ungewöhnlich deshalb, weil er einerseits dekorativ bleibt, also gegenständlich malt oder zeichnet, gleichzeitig aber eine Gegenwelt schafft, eine traumartige parallel-universale Welt, die abstrakt ist."
Der Künstler vollführe eine Gratwanderung zwischen Traum, Imagination und Realitätsbezug. Laut Stefan Weppelmann ist das "etwas, das sehr anschlussfähig ist" und vielen Menschen, "namentlich den Besuchenden unseres Museums, offensichtlich sehr zusagt." Neo Rauch sei "einerseits originell, andererseits aber auch universell."
"Rosa Loy & Neo Rauch. Aus der Hand"13. März bis 22. Juni 2025Museum der bildenden Künste LeipzigKatharinenstraße 1004109 LeipzigÖffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag, 10 bis 18 UhrMittwoch, 12 bis 20 UhrFeiertage, 10 bis 18 Uhr (mit Ausnahmen)Neo Rauch: "Stille Reserve"3. Mai bis 5. Juli 2025Galerie EIGEN + ART LeipzigSpinnereistraße 7, Halle 504179 LeipzigÖffnungszeiten:Dienstag bis Samstag 11 bis 18 Uhr
Quellen: MDR KULTUR (Tino Dallmann ), redaktionelle Bearbeitung: lig | mdr.de | Der Leipziger Maler und Grafiker Neo Rauch wird am 18. April 65 Jahre alt. Er zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen deutschen Künstlern und feiert auch international Erfolge. Das wird nicht nur in Sachsen gewürdigt. | [
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] | Sachsen | 2025-04-18T04:00:02+02:00 | 2025-05-23T11:49:04+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/leipzig/neo-rauch-geburtstag-fuenfundsechzig-kultur-news-100.html |
Den "Spezis" gehen die Talente aus: Weniger Schüler an MINT-Gymnasien in Thüringen | Mathe, Physik, Informatik sind nur für wenige sexy. Arzt, Anwalt, Investmentbanker oder Youtuber etwa klingen da für manchen verheißungsvoller. Physiker oder Mathematiker sind bei Schülern nicht so beliebt. Dabei werden sie in der Wirtschaft dringend gebraucht. Die Talente gibt es - aber sie kommen immer seltener zu uns, so das Urteil der MINT-Schulleitungen in Thüringen.
Die Frage nach den Ursachen habe er sich oft gestellt, könne sie aber nur bedingt beantworten, sagt etwa Kai Rodeck vom Carl-Zeiss-Gymnasium in Jena. Es gelinge, so Rodeck, nicht mehr gut, in den anderen Schulen Ostthüringens für das "Spezi", das Spezial-Gymnasium, zu werben.
Wieso sollten wir ein Interesse daran haben, unsere besten Schülerinnen und Schüler abzugeben?
Im Regelfall ende das Bemühen schon in den Schulsekretariaten. "Mir ist die Aussage eines Schulleiters aus Ostthüringen in Erinnerung geblieben: 'Wieso sollten wir ein Interesse daran haben, unsere besten Schülerinnen und Schüler abzugeben?'", berichtet Rodeck beispielhaft für die allgemeine Gemengelage.
Begabte Schüler und Schülerinnen hätten aber oft auch selbst wenig Interesse zu wechseln, da sie an den "normalen" Gymnasien mit ihrem besonderen Talent mit wenig Aufwand beste Noten erzielen können.
Was uns umtreibt, ist das geringe Interesse von Schülerinnen und Schülern außerhalb unserer Schule für die MINT-Spezialklassen.
Am Carl-Zeiss-Gymnasium Jena lernen die Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9 ausschließlich in MINT-Spezialklassen. Dies unterscheidet die Schule von Erfurt und Ilmenau, da es dort neben den MINT-Spezialklassen auch "gewöhnliche" gymnasiale Klassen bis zur Klassenstufe 12 gibt.
Dies hat zur Folge, dass sich an der Schule in Jena in der Regel alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 zur Teilnahme an der Eignungsprüfung zum Übertritt in die Spezialklassen in Klassenstufe 9 anmelden. Insofern gibt es dort immer zirka 60 Interessenten, allerdings aus dem eigenen Haus.
"Was uns tatsächlich in Analogie zu Erfurt und Ilmenau umtreibt, ist das geringe Interesse von Schülerinnen und Schülern außerhalb unserer Schule für die MINT-Spezialklassen, denn eigentlich war eine Idee der Schulen mit MINT-Spezialklassen, Interessierte und Begabte aus der gesamten Region für diese Schulform zu gewinnen."
"Gab es im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends immer eine relativ stabile Größe von zirka 15 externen Bewerberinnen und Bewerbern, nahm das Interesse seit dem zweiten Jahrzehnt kontinuierlich ab und lag in den letzten Jahren bei mittleren einstelligen Werten", beschreibt Schulleiter Rodeck die aktuelle Lage.
MINT-Spezialklassen sind ein Schulzweig des staatlichen Goethe-Gymnasiums in Ilmenau. Hier werden ab Klassenstufe 9 mathematisch-naturwissenschaftlich besonders interessierte und geeignete Schüler entsprechend ihrer Begabung gefördert. Tendenziell ist die Anzahl der Bewerbungen in den vergangenen Jahren gesunken, so Andreas Ottolinger, Bereichsleiter für mathematisch-naturwissenschaftliche Spezialklassen an der Goetheschule.
Zwischen 2002 und 2008 habe es mit 50 bis 60 so viele Bewerber gegeben, dass auch zwei Spezialklassen in Klassenstufe 9 bis 12 eröffnet wurden. Das aber ist vorbei. Ottolinger schiebt den Rückgang ein Stück weit auf den gesunkenen Bekanntheitsgrad des "Spezi" in dessen Einzugsgebiet Süd- und Westthüringen.
Auch habe sich die Leistungsbereitschaft der Jugendlichen geändert und sie hätten zunehmend Sorge, die Woche über im Internat das heimische Umfeld zu verlassen.
Es fällt viel Unterricht auch in den MINT-Fächern aus an den Schulen. Sodass viele potenzielle Bewerber sagen, ich bewerbe mich gar nicht, weil ich denke, ich schaffe das nicht.
Im MINT-Spezialschulteil des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Erfurt stellt sich die Situation ähnlich dar. Pro Jahrgang nimmt die Schule bis zu 40 Jugendliche auf. Im vergangenen Jahr gab es weniger Bewerber, sind die Klassen nicht mehr voll geworden. Die Schule nimmt auch Bewerber von außerhalb Thüringens auf.
Aktuell besuchen zwei Schüler aus NRW und ein Schüler aus Bayern die Schule im Erfurter Norden. Dass es immer weniger werden, habe viele Ursachen, sagt "Spezi"-Leiter Johannes Süpke. Weil insgesamt viel Unterricht ausfällt, trauen sich auch die Talente nicht mehr zu, die Anforderungen zu schaffen.
Mit normalem Abitur, sagt Süpke, kann man natürlich auch alles studieren. Aber wer auf dem Spezialgymnasium war, hat einen Vorsprung. Ziel sei es, die Talente früh zu fördern. "Das ist wie beim Erlernen eines Instruments", so Süpke.
Auf dem Stundenplan stehen mehr Mathe, mehr Chemie, mehr Physik und ab Klasse 9 gibt es verpflichtend Informatik. Die Begabung wird individuell gefördert. Der Spezialschulteil am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Erfurt wird nächstes Jahr 40. Inzwischen haben das "Spezi" rund 1.000 Absolventen verlassen.
Wenn man sagt, man war im >Spezi< öffnen sich Türen.
"Es ist eine einzigartige Schule mit einem großen Netzwerk, auf das man im späteren Berufsleben zurückgreifen kann. Wenn man sagt, man war im 'Spezi' öffnen sich Türen. Einige Absolventen sind Top-Manager, haben in London oder New York studiert, sich selbstständig gemacht. Es wäre wahnsinnig traurig, wenn diese Schule aussterben würde", sagt Milena Wiegand.
Sie hat das Erfurter Gymnasium besucht und Chemie studiert, obwohl sie eigentlich erst Architektur oder Germanistik studieren wollte. "Ich hatte am 'Spezi' vier tolle Jahre. Die Lehrer dort haben Lust, einen persönlich zu fördern, man diskutiert auf Augenhöhe."
Aktuell läuft die Bewerbungsfrist. Noch bis 14. Februar können MINT-Talente ihre Unterlagen in den Spezialgymnasien einreichen.
MDR (fno/kir) | mdr.de | Die drei Thüringer MINT-Spezialgymnasien kämpfen mit rückgängigen Schülerzahlen. Die Fachrichtungen Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik stoßen auf immer weniger Interesse. Woran liegt das? | [
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"Bildung",
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"Naturwissenschaften",
"Informatik",
"Technik",
"weniger Schüler",
"Lehrermangel",
"Unterrichtsausfall"
] | Thüringen | 2025-02-04T13:29:44+01:00 | 2025-02-05T13:25:51+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/ilmenau-ilmkreis/gymnasium-weniger-schueler-mathe-mint-102.html |
Studie: Viele Thüringer sind fremdenfeindlich | Fast neun von zehn Menschen in Thüringen halten die Demokratie für die beste aller Staatsformen. Aber nur 43 Prozent sind zufrieden damit, wie sie in Deutschland umgesetzt wird. Das geht aus dem neuen Thüringen-Monitor hervor, den Forscher der Universität Jena am Dienstag der Thüringer Landesregierung vorgestellt haben. Damit ist ein neuer Tiefstwert in einem Abwärtstrend erreicht, der seit 2020 beobachtet wird.
Unterschiedlich wird die Arbeit von Bundes- und Landesregierung bewertet. Während nicht einmal jeder fünfte Befragte Vertrauen in die Bundesregierung hat, ist das Vertrauen in die Landesregierung innerhalb eines Jahres um acht Punkte auf 38 Prozent gestiegen.
Eine hohe Unzufriedenheit mit der Praxis der Demokratie und ein geringes Vertrauen in die Bundes- und Landesregierung zeigen insbesondere Personen, die sowohl ihre eigene wirtschaftliche Lage als auch die wirtschaftliche Situation Thüringens negativ bewerten.
Marion Reiser, wissenschaftliche Leiterin des Thüringen-Monitors, sagte, das geringe Vertrauen erkläre sich unter anderem aus der Wahrnehmung, dass die Politik die Interessen der Bevölkerung nicht ausreichend berücksichtige.
Die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen in Thüringen ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben und wird von 20 Prozent der Befragten geteilt. Eine deutliche Zunahme sehen die Forscher bei Antisemitismus. Demnach gab es einen sehr deutlichen Anstieg von 39 auf 48 Prozent bei der Zustimmung zum sogenannten sekundären Antisemitismus, also der Verharmlosung der Nazi-Verbrechen.
Weit verbreitet sind populistische Einstellungen. Sie werden von 60 Prozent, also fast zwei Drittel der Thüringer geteilt. "Populistische Einstellungen zeichnen sich dadurch aus, dass das Volk in einem Widerspruch zu einer korrupten Elite gesehen wird und es ein Schwarz-Weiß-Denken zwischen der Bevölkerung und der korrupten Elite gibt", sagte Marion Reiser MDR THÜRINGEN.
Für die Studie haben die Forscherinnen und Forscher Thüringerinnen und Thüringer telefonisch und online Fragen zu ihrer politischen Einstellung gestellt. Ein Beispiel: 64 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die "Herrschenden und Mächtigen in unserer Gesellschaft […] gegen die Interessen der einfachen Bevölkerung" handeln würden.
91 Prozent denken, dass "die Politik […] den wahren Willen des Volkes erkennen und ihn so direkt wie möglich in politische Entscheidungen umsetzen" muss.
Insbesondere fremdenfeindliche Aussagen erfahren in diesem Jahr erhöhte Zustimmungswerte. So stimmen 63 Prozent der Aussage "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet" zu. 54 Prozent glauben, dass "die Ausländer nur hierherkommen, um unseren Sozialstaat auszunutzen".
Marion Reiser sagt dazu: "Wenn wir die Werte für Thüringen mit deutschlandweiten Untersuchungen vergleichen, können wir schon feststellen, dass die Werte der Thüringerinnen und Thüringer, die wir hier messen, etwas oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnittes liegen."
Auch Aussagen zu einem starken Nationalgefühl ("Was unser Land heute braucht, ist ein hartes und energisches Durchsetzen deutscher Interessen gegenüber dem Ausland") erfahren weiterhin hohe Zustimmung in der Thüringer Bevölkerung.
Stefan Gruhner (CDU), der Chef der Staatskanzlei, sagte bei der Vorstellung der Studie, der Thüringen-Monitor sei ein wichtiger Seismograf und ein Handlungsauftrag für die Landesregierung. Er leite daraus unter anderem ab, dass Demokratie, Politik und der Staat leistungsfähig und gerecht sein müssten.
"Wichtig ist, das Wir-Gefühl, das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. Wir müssen Politik gut erklären, damit politisches Handeln von den Bürgerinnen nachvollzogen werden kann." Demokratie müsse erfahrbar sein. Die Landesregierung wird laut Gruhner die Studie weiter finanziell unterstützen. "Wir schätzen dieses Werk und deswegen wollen wir es fortsetzen", sagte er.
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag nannte die Ergebnisse alarmierend. Es brauche eine Präventionsoffensive, um Vorurteile abzubauen und das jüdische Leben in Thüringen zu schützen, hieß es.
Sozialministerin Katharina Schenk (SPD) sagte, man müsse mit Nachdruck gegen rechtsextreme und antisemitische Denkmuster handeln. Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion Die Linke, fordert konkretes Handeln von der Landesregierung in allen Lebensbereichen wie Schule, Polizei und Justiz.
Für die aktuelle Umfrage des Thüringen-Monitors wurden im Herbst vergangenen Jahres mehr als 1.800 Frauen und Männer in Thüringen befragt.
Durch die Kombination der Befragungen telefonisch über den Festnetzanschluss und online habe man alle Bevölkerungsgruppen erreicht, so Reiser. "Wir sind direkt am Tag nach der Landtagswahl ins Feld gegangen und haben die Befragung abgeschlossen, bevor sich die neue Thüringer Regierung gebildet hat."
Die Langzeitstudie erhebt seit 25 Jahren jährlich die Entwicklung des politischen Meinungsklimas und der gesellschaftspolitischen Einstellungen.
MDR (kk/mm/caf) | mdr.de | Fast zwei Drittel der Menschen in Thüringen sind fremdenfeindlich. Und neun von zehn Menschen in Thüringen halten die Demokratie für die beste aller Staatsformen. Das geht aus dem Thüringen-Monitor hervor. | [
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] | Thüringen | 2025-05-06T16:58:46+02:00 | 2025-05-07T16:09:10+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/demokratie-monitor-unzufrieden-rechtsextreme-fremdenfeindlichkeit-einstellungen-100.html |
Rosen nach der Blüte schneiden und düngen | Schneiden Sie Beet- und Strauchrosen nach der Blüte auf Bleistiftdicke zurück - das heißt so weit, bis die Äste so dick wie ein Bleistift sind. Alternativ können Sie sich beim Rückschnitt auch an den Blättern orientieren: Unter der alten Blüte, aber oberhalb des nächsten fünfblättrigen Triebes wird geschnitten.
Faustregel: Schwache Triebe stark beschneiden, starke Triebe nur schwach. Nach dem Rückschnitt treiben die Rosen dann noch einmal kräftig durch und erfreuen mit etwas Glück mit einer weiteren Blüte.
Beetrosen werden meist zwischen 50 und 80 Zentimeter hoch. Ihre Blüten wachsen in Büscheln und die Pflanzen bilden durch dichte Verzweigung ein Blütenmeer. Strauchrosen erreichen mit ihren leicht überhängenden Zweigen Wuchshöhen von bis zu zwei Metern.
Die vielen Blüten kosten Kraft. Rosen brauchen deshalb nach der Blüte eine Portion Dünger. Geeignet sind Kompost oder Hornspäne. Alternativ funktionieren spezielle Rosendünger. Verpassen Sie den richtigen Zeitpunkt nicht. Bis Ende Juli darf gedüngt werden. Dann ist Schluss, da die neuen Triebe Zeit zum Verholzen brauchen. Nur dann sind sie im Winter stark genug, um die Kälte zu vertragen.
Rosen brauchen Wasser. Aber sie sollten nicht ständig gegossen werden. Bei normaler Wärme reicht es, sie einmal in der Woche zu gießen. Ist es sehr warm, steigt der Wasserbedarf. Bei extremer Hitze brauchen die Pflanzen eventuell jeden Tag Wasser. Gießen Sie am besten am Morgen. Dann können die Blätter während des Tages gut abtrocknen und Pilze siedeln sich nicht so leicht an. | mdr.de | Rosen erfreuen uns im Sommer mit ihrer Blütenpracht. Das kostet viel Kraft. Deshalb brauchen Rosen nach der Blüte die richtige Menge Wasser und Dünger. Zudem sollten Beet- und Strauchrosen geschnitten werden. | [] | Pflegen | 2023-06-29T11:02:03+02:00 | 2023-06-29T11:02:03+02:00 | https://www.mdr.de//mdr-garten/pflegen/rosen-schnitt-duengen-giessen-schneiden-100.html |
Kommunalwahl im Jerichower Land: So hat Genthin gewählt | Die Grafik mit dem Wahlergebnis wird hier am Wahlabend veröffentlicht.
MDR (Anne Gehn-Zeller) | mdr.de | Im Landkreis Jerichower Land wird am 9. Juni 2024 ein neuer Kreistag gewählt. Hier geht es zum Wahlergebnis der Stadt Genthin. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-06-09T12:00:01+02:00 | 2024-06-09T12:00:01+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/wahl-kreistag-jerichower-land-genthin-100.html |
Waldbrand auf dem Brocken: Die Entwicklung am Freitag und Samstag | Die Löscharbeiten am Brocken im Harz werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Einsatzleiter Immo Kramer sagte am Sonnabend, man plane mit den vorhandenen Kräften die nächsten Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Unterstützt werden die Einsatzkräfte dabei von der Bundeswehr, die mit mehreren Lösch-Hubschraubern vor Ort ist. Jede der Maschinen hat ein Fassungsvermögen von 5.000 Litern Wasser.
Optimismus verbreitete Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse am Samstagnachmittag. Es sei gelungen, "unter dem Einsatz von viel Manpower und auch Technik, das Feuer jetzt zu fixieren. Das heißt, es breitet sich im Moment nicht weiter aus."
Zur der zu erwartenden Dauer des Einsatzes sagte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse: "Wir rechnen mit mehreren Tagen, hoffen aber, dass mit Änderung der Großwetterlage am Montag hier Schluss ist." Erst dann soll es regnen. Sorgen bereitet der Feuerwehr, dass Glutnester in der Erde neue Brände entfachen könnten.
Lohse sagte am Sonntagabend, das Feuer am höchsten Berg Norddeutschlands sei nach Löscharbeiten am Boden und von der Luft aus zwischenzeitlich unter Kontrolle. Es brenne auf einer Länge von 1.000 Metern, sagte ein Landkreis-Sprecher. Weshalb es zu dem Brand kam, ist noch unklar. Den Angaben zufolge sind ein Hubschrauber, ein Flugzeug sowie rund 150 Einsatzkräfte am Boden im Einsatz.
In den nächsten Stunden ist weitere Verstärkung aus der Luft geplant. Gegenwärtig sei man dabei, die Logistik aufzubauen, da die Hubschrauber und Flugzeuge nicht überall landen könnten. Es ginge zudem darum, das Betanken mit Sprit und Wasser sicherzustellen, sagte Kramer.
Laut Kreisbrandmeister Lohse vom Sonntagabend laufen intensive Gespräche mit der Landesluftfahrtbehörde in Sachsen-Anhalt. "Wir können unter Umständen in Kürze einen Ausweichflughafen in Hasselfelde nutzen", sagte Lohse MDR SACHSEN-ANHALT. Das würde helfen, die Löschflugzeuge noch effektiver einzusetzen: "Wir könnten vom Wasserbetanken bis zum Abwerfen erheblich schneller werden."
Am Brockenmassiv sind seit dem frühen Morgen mehrere Löschflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz, darunter ist auch das Löschflugzeug, das der Landkreis Harz extra angeschafft hatte, um bei größeren Waldbränden schnell reagieren zu können. Der aktuelle Brand zeige, wie notwendig das Löschflugzeug sei, sagte der Oberbürgermeister von Wernigerode: "Man braucht Unterstützung aus der Luft. Insofern war das eine gute Investition.
Dass die Lage ist angespannt, sagte auch Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha MDR SACHSEN-ANHALT. Der Wind würde die Löscharbeiten erschweren. Vier Löschflugzeuge und zwei Löschhubschrauber würden regelmäßig Wasser auf die brennende Fläche unterhalb des Gipfels abwerfen.
Der Nationalpark Harz habe mehrere Brandschneisen geschlagen, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Das Technische Hilfswerk hat aus Holz eine Brücke gebaut, damit Einsatzfahrzeuge näher an den Brandort herankommen. Außerdem seien sich drehende Sprinkleranlagen aufgestellt worden. Die Zusammenarbeit zwischen allen Kräften laufe gut, fasste Kascha bisher den Einsatz zusammen.
In der Nacht hatte sich der Waldbrand weiter ausgebreitet. Das teilte Einsatzleiter Jerry Grunau MDR SACHSEN-ANHALT am Samstagmorgen mit. Mittlerweile könne in dem schwer zugänglichen Gebiet eine Fläche von mehr als 20 Hektar betroffen sein.
Einsatzleiter Grunau, stellvertretender Stadtwehrleiter von Wernigerode, hatte bereits in der Nacht zu Sonnabend mitgeteilt, dass bei einer Lagebesprechung gegen 6 Uhr das weitere Vorgehen besprochen werden soll. Für Sonnabend seien insgesamt vier Löschflugzeuge und sechs Löschhubschrauber angefordert worden. Die Polizei ermittelt, warum sich der Band zeitgleich an acht Stellen ausbreitete.
Nach Angaben des Landkreises Harz wurden am Freitag 500 Touristen, Wanderer und Sportler mit Bussen vom Harzgipfel in Sicherheit gebracht. Das Gebiet um den Brocken wurde abgesperrt.
Seit Sonnabend gilt eine amtliche Gefahrenmeldung. "Zu ihrer eigenen Sicherheit betreten sie das Gebiet nicht", hieß es. "Meiden sie den Brockenbereich weiträumig." Außerdem sollen Straßen rund um Schierke und den Brocken freigehalten werden.
Am Freitagnachmittag war ein Brand nahe der Kesselklippe am Königsberg entdeckt worden. Mittlerweile gibt es laut Feuerwehr acht bestätigte Brandherde, die sich aufgrund des starken Windes weiter ausbreiten.
Am Freitagabend waren ein Flugzeug des Harzkreises sowie zwei Maschinen aus Niedersachsen und ein Hubschrauber an den Löscharbeiten beteiligt. Dazu kamen nach Angaben des Landkreises Harz noch rund 100 Feuerwehrleute am Boden.
Wernigerodes Bürgermeister Tobias Kascha sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag, Löschen sei aktuell undenkbar, es gehe erstmal um das Eindämmen. Er beschrieb die Lage als komplizierter als noch bei einem Großbrand an gleicher Stelle vor zwei Jahren.
Im September 2022 war ebenfalls im Bereich Königsberg, unterhalb des Gipfels, ein Feuer ausgebrochen. Damals ging der Einsatz am Brocken über mehrere Tage. Damals wie heute ist das Gebiet weiträumig abgesperrt.
Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT betrifft das Feuer ein Areal in der Nähe der Brockenbahn. Dort hatte es in der Vergangenheit schon mehrmals gebrannt.
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) informierten, dass wegen des Waldbrandes die Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken gesperrt ist. Es komme zu erheblichen Verzögerungen. Fahrgäste müssten in Busse umsteigen, so die HSB.
Der am Samstag geplant Brockenlauf fand trotz des Waldbrandes statt. Das teilte der Veranstalter schon am Freitagabend dem MDR mit. Er widersprach damit anderslautenden Meldungen. Seinen Angaben zufolge waren von den insgesamt vier Läufen die drei kurzen Strecken nicht vom Feuer betroffen. Der 26 Kilometer langen Lauf wurde über eine Alternativstrecke geführt. Der siebenfache Sieger Thomas Kühlmann gewann das Hauptrennen auch in diesem Jahr.
Laut Landeszentrum Wald gilt in vielen Regionen in Sachsen-Anhalt bereits die zweithöchste Warnstufe 4. Im Osten des Landes hat die Waldbrandgefahr sogar die höchste Stufe 5 erreicht. Meteorologen zufolge wird die starke Waldbrandgefahr vorerst nicht abnehmen. Trockenheit und hochsommerliche Temperaturen würden voraussichtlich noch bis zum kommenden Sonntag andauern.
dpa, MDR (Roland Jäger, Hannes Leonard, Michel Holzberger, Oliver Leiste, Daniel George, Moritz Arand) | mdr.de | Am Brocken im Harz ist ein Waldbrand ausgebrochen. Die Lage ist angespannt. Mehrere Löschflugzeuge und -hubschrauber sind im Einsatz. 500 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-09-08T14:08:05+02:00 | 2024-09-09T11:10:13+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/brocken-wald-brand-feuer-feuerwehr-freitag-samstag-100.html |
Kemfert klar gegen U-Ausschuss zu Abläufen beim Atomausstieg | Energieökonomin Claudia Kemfert hält Forderungen nach einem Untersuchungsausschuss im Bundestag zu den Abläufen beim Atomausstieg für falsch. Sie sagte MDR AKTUELL, die Union fantasiere einen "Pseudo-Skandal" herbei, um auf die Grünen politischen Druck auszuüben.
Die Forderungen nach einem Untersuchungsausschuss waren nach einem Bericht des Magazins "Cicero" laut geworden. In dem Artikel wurden Dokumente aus dem grünen Bundeswirtschaftsministerium und dem grünen Umweltministerium abgedruckt. Sie sollen belegen, dass Abteilungsleiter 2022 Einschätzungen von Fachleuten umgeschrieben haben, um eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zu verhindern.
Außerdem sollen Wirtschaftsminister Robert Habeck wichtige Informationen aus seinem Ministerium nicht erreicht haben. Laut dem energiepolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Mark Helfrich müssten die Vorgänge "in einem Untersuchungsausschuss aufgearbeitet werden".
Energieökonomin Kemfert sagte dazu, dass diese vermeintlichen Enthüllungen aus Banalitäten bestünden. Es sei Alltag, dass nicht alle Entwürfe in einem Ministerium auch den Minister erreichten. Die im Cicero gezeigten Dokumente "liefern überhaupt gar keine Erkenntnis", erklärte Kemfert.
Es habe vor und während der deutschen Energiekrise eine breite und fundierte Diskussion innerhalb der Ministerien und in der Öffentlichkeit gegeben. Das Bundeswirtschaftsministerium und das Umweltministerium haben Kemfert zufolge die richtigen Entscheidungen getroffen. Ein Jahr nach dem Atomausstieg zeige sich, dass "nichts Schlimmes" passiert sei. Es habe keine Blackouts gegeben, Strompreissteigerungen seien ausgeblieben und der Kohleanteil im Strommix sei gering wie nie. "Ich weiß nicht, wo jetzt wirklich das Problem liegt", sagte Kemfert.
Ein Untersuchungsausschuss ist nach ihrer Meinung nicht notwendig, weil Wirtschaftsminister Habeck bereits entlastet sei. Rücktrittsforderungen gegen ihn nannte Kemfert "total übertrieben". Sie kamen unter anderem von FDP-Bundesvorstandsmitglied Martin Hagen.
Es gebe ganz andere Themen, die sich für einen Untersuchungsausschuss eignen würden. Als Beispiele nannte Kemfert die Geschehnisse um die Erdgaspipeline von Russland nach Deutschland, Nord Stream 2. Die politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen zu Russland hätten eine Dimension ungeahnten Ausmaßes. "Da fehlt mir komplett der öffentliche Aufschrei", erklärte die Energieökonomin.
Ende 2022 sollten in Deutschland die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Im Sommer – wenige Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine – wurden die Gaslieferungen aus Russland aber zunächst gedrosselt und später gestoppt. Nach einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz beschloss die Bundesregierung, die Laufzeit der drei Atomkraftwerke bis Mitte April 2023 im Streckbetrieb zu verlängern. Am 15. April gingen dann Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 endgültig vom Netz.
MDR (mcs) | mdr.de | Am Mittwoch hat der Bundestag heftig über die Abläufe beim Atomausstieg diskutiert. Zuvor hatte die Union einen Untersuchungsausschuss gefordert. Energieökonomin Claudia Kemfert sieht darin einen "Pseudo-Skandal". | [
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] | Deutschland | 2024-05-19T16:36:45+02:00 | 2024-05-19T16:36:45+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/politik/kemfert-untersuchungsausschuss-atomausstieg-gruene-cdu-100.html |
Die kleinen Lichter der Aufklärung | Wenn der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen schreibend in Mediendebatten eingreift, kommt dabei selten etwas heraus, was für Altpapier-Leser im Kern neu wäre. Aber einen süffigen bis knackigen Überblick - den kriegt Pörksen immer mal wieder hin, auch in einem aktuellen Beitrag für Zeit Online, dessen Headline "Das gefährliche Raunen" lautet. Pörksen befasst sich hier mit einem von ihm so genannten "Lügenpresse-light-Milieu", das die "aggressive Medienverdrossenheit" ablehne."Gelegentlich, aber dies ist selten, stößt man im Lügenpresse-light-Milieu auch auf die offen präsentierte Verschwörungstheorie", bemerkt Pörksen und nennt als Beispiel einen ins Nirvana abgedrifteten Ex-Bundesinnenminister. Aber: "In der Regel formulieren die Erbosten (…) eine sehr viel undeutlichere und spielerischer vorgetragene Manipulationstheorie, die sich der konkreten empirischen Prüfung durch den pauschalen Angriff entzieht."
Ob die Formulierung "spielerischer" hier angemessen ist, würde ich mal bezweifeln. Wie auch immer:
"Die Lügenpresse-light-Thesen (verfügen) längst über eine ziemlich stabile Anhängerschar. Die Mainstream-Kritik wird allmählich selbst zum neuen Mainstream, zu einem sich nonkonformistisch gebenden Konformismus, der panisch überall Gesinnungsvorgaben wähnt und den eigenen Entrechteten-Mythos pflegt."
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht, dass der "sich nonkonformistisch gebende Konformismus" schon ein etwas älterer Hut ist. Diese Haltung - Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Morbus Martenstein - war in den Feuilletons viel früher präsent als, sagen wir mal: in den Straßen von Dresden (siehe Altpapier). Pörksen weiter:
"Die Folgen eines derartigen, beliebter werdenden und auch von manchen Journalisten beklatschten Pauschalismus sind für die aktuelle Debatte gleich doppelt fatal. Zum einen verminen sie das Feld der Medienkritik und transformieren begründetes Spezial-Misstrauen allmählich in ein pauschales System-Misstrauen. Wer nun – womöglich mit guten Gründen und der gebotenen Schärfe – Journalisten kritisiert, Grenzüberschreitungen und Fehltritte, Vorurteile und Übertreibungen sichtbar macht, der wird sich irgendwann überlegen, ob er dadurch zum Parteigänger wird."
Dass ein grundsätzliches, meinethalben "pauschales" System-Misstrauen aus ganz anderen Gründen auch im linken Milieu existiert - daran erinnert Kay Sokolowsky in der Kulturkolumne der November-Ausgabe von konkret:
"Es gibt keine Wahrheit im falschen Leben, keine Unbestechlichkeit in der Warenwelt, und wenn Journalisten so tun, als schwebten sie über dem Prinzip des Kapitalismus – alles ist käuflich – wie die Erzengel über der Erbsünde, belügen sie nicht nur ihre Kundschaft, sondern auch sich selbst. Möglicherweise verstört das 'Lü-gen-pres-se!'-Gebrüll der von ihnen selbst großgeschriebenen Pegidazis und AfD-Faschisten sie sosehr, weil sie sich ertappt fühlen. Vielleicht aber auch sind die Branchenvertreter, die sich gegen die Denunziation wehren, insgeheim dankbar dafür, dass die 'Lü-gen-pres-se!'-Geiferer in einer geistigen Sphäre hausen, die von allen guten Geistern verlassen ist, einer Wahnwelt, wo keine Wahrheit außer der eingebildeten gilt. Der Hass der Troglodyten adelt die Verhassten, mögen sie noch so kleine Lichter sein, zu Helden der Aufklärung."
Anlass der Kolumne ist das von Volker Lilienthal und Irene Neverla herausgegebene Buch "Lügenpresse. Anatomie eines politischen Kampfbegriffs", das Sokolowsky ziemlich stulle findet.
Anne Fromm vergleicht in der taz die derzeit gegen Kevin Spacey vorgebrachten Belästigungsvorwürfe (siehe Altpapier von Mittwoch) mit dem Fall Weinstein:
"Die Vorwürfe gegen Spacey sind nicht mit denen gegen Weinstein vergleichbar. Sie sind weder so gut bewiesen noch so zahlreich. Sechzig Frauen haben ausgesagt, von Weinstein belästigt worden zu sein. Es geht dabei um Grapschen und Vergewaltigung, Weinstein habe von Schauspielerinnen Massagen und Sex verlangt, gedroht, sie nicht in seinen Filmen zu besetzen und deren Karrieren zu beenden. Von so massiver Gewalt und von solchem Unterdrucksetzen ist über Spacey nichts bekannt.
Worin sich die Vorwürfe gegen Weinstein und Spacey aber gleichen: Sie zeigen, wie allgegenwärtig sexuelle Gewalt ist. Diese hat nichts mit sexueller Orientierung, Attraktivität der Opfer, mit Verlangen oder Leidenschaft zu tun, aber viel mit Erniedrigung, Macht und Kontrolle. Und so erklärt sich häufig, warum Opfer (erst einmal) schweigen. Dass sich nun so viele (vermeintliche) Opfer doch zu Wort melden, ist auch ein Verdienst der sozialen Medien."
Zu einem anderen Aspekt der #MeToo-Debatte äußert sich Paula Irmschler im Neuen Deutschland:
"Wann immer Frauen ihr von männlicher Gewalt Betroffensein öffentlich machen, sind sie nicht weit: die vermeintlich unbetroffenen Frauen, die durch die Gegend monologisieren, dass ihnen 'sowas' – gemeint ist sexuelle Belästigung – ja überhaupt nicht passiert (…) Vorhang auf für die Andersfrauen. Oft handelt es sich hierbei um Frauen, die 'es' geschafft haben, beweisen mussten, dass sie nicht schwach sind, die 'wie Männer' sein mussten, weil Solidarität schwer zu finden war. Um den Andersfrauen-Job zu behalten, muss man Feministinnen ab und an erklären, dass sie jetzt aber zu weit gehen und ihr Tun sinnlos sei. So überrascht wenig, dass diese Andersfrauen jetzt, im Zuge der #metoo-Debatte um sexuelle Gewalt in Hollywood, wieder durch Abgrenzung glänzen."
Da wir gerade bei Irmschler sind: Fürs Kaput-Magazin kolumniert sie über das Journalistinnenbild, mit dem sie sich immer wieder konfrontiert sieht:
"Allein, dass man als Frau nicht bescheiden und leise ist, sondern sich raus nimmt, die Dinge zu tun, die Männer die ganze Zeit tun, reicht, um zu provozieren. Frauen, die schreiben, scheinen einfach zu stören. Wer es gut mit Frauen meint, macht es leider aber auch nicht immer besser, wenn er um die Exotisierung oder Sexualisierung nicht herum kommt. Nicht selten wird man angeflirtet, weil man so eine geile starke Frau sei, die sich ja so richtig was traut und ja auch gar nicht sooooo schlecht aussieht. Wenn Leute mich interviewen wollen, dann meist zu feministischen Themen, nicht zu meinen geilen Witzen oder meinem scharfen Sachverstand in Punkto schöner Popmusik. Männliche Autoren, die sich feministisch äußern, dürften das selten erleben. Zumindest ist ihre Berufsbezeichnung dann nicht 'Feminist', sondern immer noch 'Autor' oder 'Journalist'."
Zur politischen Einflussnahme Russlands auf den US-Wahlkampf und den daraus resultierenden Befragungen durch Kongressabgeordnete, denen sich Google, Facebook und Twitter in dieser Woche zu stellen hatten (siehe Altpapier von Mittwoch) hat Sebastian Wellendorf ("@mediasres") den SZ-Digitalexperten Simon Hurtz befragt:
"Wieso jetzt dieser Schritt? Ist tatsächlich die Dimension der russischen Einflussnahme in den Netzwerken der Grund für das härtere Vorgehen? Donald Trump und die Republikaner können ja hier nicht die treibende Kraft sein."
Hurtz meint:
"Das trägt sicher dazu bei, also tatsächlich sind Demokraten in dem Fall in den USA eher die treibende Kraft hinter dieser Gefahr der Regulierung - aus Sicht von Facebook gesprochen. Es waren ja auch zwei demokratische Senatoren, die kürzlich einen Gesetzentwurf vorgelegt haben, der die Unternehmen zu mehr Transparenz verpflichten würde in Bezug auf politische Anzeigen."
Joachim Huber kommentiert im Tagesspiegel:
"Silicon Valley ist so versessen aufs Geldscheffeln und so stolz auf sein Selbstbild einer besseren, funktionierenden Weltgemeinschaft, dass die galoppierenden Risiken vielfältigen Missbrauchs weggepostet, weggegoogelt und weggetweetet wurden. Das wird nicht länger funktionieren."
Und dann haut Huber gleich noch einen Kalenderspruch allererster Kajüte raus:
"Wer Missbrauch sät, der wird Misstrauen ernten."
Michael Hanfeld fragt auf der FAZ-Medienseite derweil:
"Wieso fällt die Propaganda-Kaskade erst jetzt auf? Beziehungsweise: Warum rücken die Konzerne erst jetzt damit raus, da sie von der Politik gezwungen sind, sich zu offenbaren? Die nächsten Liebesgrüße aus Moskau kommen bestimmt."
Was für Werbeanzeigen haben die russischen Influencer bei Facebook eigentlich gekauft? Wer sich das fragt, für den haben die New York Times sowie Techcrunch Zusammenstellungen parat.
Bleiben wir in den USA: Die Welt hat mit Roger Cohen gesprochen, "einer den wichtigsten Stimmen" der heute schon erwähnten New York Times, die, aber das nur am Rande, gerade mal wieder Erfolgszahlen vermeldet (siehe DNV Online). Johannes Altmeyer und Christian Meier wollen von Cohen, der auch mal Korrespondent in Deutschland war, Donald Trumps Hassliebe zur New York Times erklärt bekommen. Cohen sagt dazu:
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das vollständig erklären kann. Nummer eins: Trump ist ein New Yorker, der in Queens aufwuchs. Die New York Times ist eine nationale, manche sagen sogar eine weltweite Institution. Wenn man in New York aufwächst, ist die Zeitung einfach da, sie ist ein Teil der Stadt. Nummer zwei: Die New York Times ist wichtig, weil viele wichtige Menschen sie lesen. Trump zieht das an (…) Er liebt es, wenn ihm geschmeichelt wird. Und er liebt Menschen, die vor ihm niederknien. Seine Kabinettssitzungen erinnern mich an Bilder von Saddam Hussein und dessen Regierung in Bagdad. Die sahen alle so erschrocken aus, als befürchteten sie, in den nächsten zwei Minuten eine Kugel durch den Kopf gejagt zu bekommen. Die New York Times verherrlicht aber nichts und niemanden. Wir berichten unvoreingenommen und versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Oder etwas, das dem sehr nahe kommt. Ich glaube, deshalb verhält er sich uns gegenüber so schizophren."
In gewisser Hinsicht eine der Städte der Stunde ist aus naheliegenden politischen Gründen gerade Barcelona, und insofern darf sich die ARD freuen, dass sie für den heutigen Abend zufällig sehr geschickt geplant hat. Der aktuelle Film aus der Donnerstagskrimi-Reihe ist nämlich der zweite aus Barcelona, und natürlich ist die derzeitige Lage in Katalonien dann auch ein Thema, das in einem Interview vorkommt, das Jan Freitag für verschiedene Zeitungen mit dem Kommissars-Darsteller Clemens Schick geführt hat. Der sagt:
"Dass sich eine Region wie die katalanische im 21. Jahrhundert von Spanien abspalten will, finde ich schlicht unfassbar. Denn wenn etwas im Verlauf der Geschichte zielsicher zu Krieg und anderen Katastrophen geführt hat, dann war es eine schließlich zum Nationalismus gesteigerte Heimatliebe. Dieses Thema kommt allerdings erst im dritten und vierten Teil zur Sprache."
Kurzer Exkurs zu den Autorenzeilen: Bei den Kieler Nachrichten und im Göttinger Tageblatt, beide ausgiebig von Madsacks Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bestückt, steht "Jan Freitag/RND" drunter. Bei der Nicht-Madsack-Zeitung Tagesspiegel ist nur der Autorenname angegeben.
Michael Hanfeld schreibt anlässlich des neuen "Barcelona-Krimis" auf der FAZ-Medienseite:
"Der Donnerstagskrimi ist 'Das Traumschiff' mit anderen Mitteln."
Das hat der alte Remix-Fuchs fast genauso vor etwas mehr als einem Jahr auch schon geschrieben, als es hieß, die Donnerstagskrimis seien "das 'Traumschiff' im Krimiformat" (siehe Altpapier).
Aus ganz anderen politischen Gründen ein berichterstattungsrelevanter Krimi: der am kommenden Montag im ZDF zu sehende Lars-Kraume-Film "Die schützende Hand", der auf einem Roman des Krimiautors Wolfgang Scharlau basiert. Die Wochenzeitung Kontext lobt den Film in ihrer aktuellen Ausgabe sehr. Kontext-Autor Rupert Koppold meint, wie Dominik Grafs "Tatort – Der rote Schatten", "der an der offiziellen Selbstmordversion der Stammheimer RAF-Häftlinge zweifelt" - Tut er das? Siehe Altpapier -, stelle Kraume nun "die These" in Frage, dass die Nazi-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos Suizid begangen haben:
"Mehr noch als Grafs 'Tatort' wird dieser faktensatte (…) Krimi (…) dabei zu einer Art öffentlich-rechtlichem Untersuchungsausschuss, der die offiziellen Ergebnisse nicht nur wegen ihrer vielen und äußerst merkwürdigen Widersprüche in Frage stellt, sondern zum Skandal erklärt."
Rainer Tittelbach (tittelbach.tv) ordnet den Film folgendermaßen ein:
"Verglichen mit der 'Mitten in Deutschland'-Trilogie der ARD, die dem NSU-Komplex in 270 Minuten entsprechend umfassend nachspürt, wählt der ZDF-Film den umgekehrten Ansatz: Er geht nicht erzählerisch rein in die Zeit der NSU-Anschläge, sondern analysiert aus heutiger Sicht 'nur' einen Teil des Komplexes, dafür umso akribischer und anschaulicher. Er erzählt das, was der dritte ARD-Film über die Ermittler behandelt: das Versagen der Behörden und die Mitschuld des Verfassungsschutzes am Phänomen NSU. Vom minutiös analysierten Detail die unheilvolle Verbindung zwischen Inlandsgeheimdiensten und Rechtsterrorismus abzuleiten, 20 Sekunden entscheiden zu lassen, ob sich der deutsche Rechtsstaat auf dem Weg zu einer Bananenrepublik befindet – das ist gewagt, erschreckend in seiner Evidenz und ein Top-Scenario für einen Politthriller."
+++ Malu Dreyer, rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, hat gegenüber dem NDR-Medienmagazin "Zapp" gerade gesagt, dass es sich bei den von ARD, ZDF und Deutschlandradio jüngst vorgelegten Sparvorschlägen um ein "großes, anerkennenswertes Paket" handle, das in den Augen der Kommission aber "nur - in Anführungszeichen - 500 Millionen strukturelle Veränderungen" enthalte. Daraus folgert Daniel Bouhs, dass "Politiker sowohl der SPD-, als auch der unionsgeführten Länder" bald ein paar Einsparungsideen in Sachen Programm präsentiert bekommen wollen. "Zustimmung" vernimmt Bouhs in diesen Kreisen unter anderem für die Idee, einander "ähnliche" Spartensender zu fusionieren.
+++ "Elf namhafte internationale Menschenrechts- und Pressefreiheitsorganisationen haben sich im Verfahren um den inhaftierten Welt-Korrespondenten Deniz Yücel zu Wort gemeldet." Darüber berichtet Yücels Arbeitgeber.
+++ "Als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger, der Medien, der freien Berufe, der Justiz und der Wirtschaft" fordern 21 Unterzeichner, darunter das Netzwerk Recherche und die Journalistengewerkschaften, den "sehr geehrten Herr Lindner, die "sehr geehrte Frau Peter" und den "sehr geehrten Herr Özdemir" in einem Offenen Brief dazu auf, die Vorratsdatenspeicherung zu beenden, weil sie "den Schutz journalistischer Quellen" untergrabe.
+++ Unter der Überschrift "Wie Martin F. zufällig berühmt wurde" erzählt Danijel Majic für die Frankfurter Rundschau die Geschichte jenes Mannes, der aufgrund eines dpa-Fotos von der Frankfurter Buchmesse zunächst fälschlicherweise als rechts eingeordnet wurde (siehe Altpapier). Anders als ein sog. Branchendienst behauptet hat, ist Martin F. übrigens auch nicht Mitglied einer Antifa-Gruppierung.
+++ Der Independent berichtet, dass während der Einnahme der kurdischen Hochburg Kirkuk durch die irakische Armee ein Journalist geradezu abgeschlachtetworden sei: "Arkan Sharifi, 50, a Kurdish cameraman working for Kurdistan TV, (…) was knifed to death by four or five men who broke into his house and locked his wife and children in a separate room. When they got out five hours later, they found him lying in a pool of blood, his body mutilated and with a knife stuck in his mouth, evidence that he been killed because of something he had said or reported (…) The murder of Arkan Sharifi is striking in its brutality, but no fewer than 465 Iraqi journalists have been killed in the last 14 years."
+++ ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke setzt sich im Blog von tagesschau.de damit auseinander, dass die "Tagesthemen" am Sonntag und die "Tagesschau" am Montag Bilder von "furchtbar unterernährten Kindern" aus Syrien gezeigt hatten. Zumindest in einem Fall ist Gniffke "heute der Meinung", dass dies falsch war.
+++ Aktuelle Fälle von hier zu Lande kreierter Werbung, in der (sexualisierte) Gewalt mindestens angedeutet wird, greift Pinkstinks auf.
+++ Der Guardian rezensiert ein Buch zur Geschichte des Magazins The Face, das in den 1980er und 1990er Jahren zu den weltweit maßgeblichen Zeitschriften gehörte: "Between 1980 and 1985, the Face metamorphosed almost issue by issue: from a relatively traditional, if stylish, rock monthly, featuring leftwing bands in moody monochrome layouts; to a bright cheerleader for hedonistic new bands such as Haircut 100 and Spandau Ballet, and the emerging, more swaggering London they represented; to a multicultural nightlife and fashion journal, which celebrated clubbing and black music and style with an ease that was unprecedented."
+++ Noch aus der vergangenen Woche nachzutragen: eine aufschlussreiche, in der November-Ausgabe von Chrismon erschienene Reportage über Lokaljournalismus. "Was habe ich davon, wenn ich die Wut am Kochen halte? Als Zeitung muss uns daran gelegen sein, dass Konflikte gelöst werden – und nicht, dass die Leute immer weiter stänkern", sagt der Protagonist des Artikels, der Chefredakteur des Süderländer Tageblatts.
+++ Sandro Schwarz, der Trainer des FSV Mainz 05, findet, dass die Pressekonferenzen vor den Spielen seines Vereins langweilig sind, weil die Journalisten langweilige Fragen stellen. Keine völlig falsche Beobachtung, meint Jürn Kruse (taz), der aber zu bedenken gibt: "Dass Pressekonferenzen langweilig sind, daran haben die Vereine schön selbst mitgearbeitet – mit ihren Larifari-Antworten. Auch eine kritische Begleitung sehen die Klubs äußerst ungern."
+++ Auch wenn die Zukunft der Radioverbreitung digital sein mag: Um UKW-Frequenzen gibt es weiterhin "Verteilungskämpfe". Carina Fron berichtet für "@mediasres".
+++ Altpapier-Autor Christian Bartels findet die gestern hier aufgegriffene Lutherjahr-Berichterstattungskritik von Übermedien "herausragend schwach" - gemessen an dem, was dort sonst publiziert wird.
+++ Für Netflix-Abonnenten (I): "Diversity" bleibe auch in der zweiten Staffel von "Stranger Things" (siehe Altpapier von Montag) "ein Problem", schreibt Sibel Schick in der taz. "Es gibt keine einzige geoutete LGBTIQ*-Figur, und die Zahl der starken Frauen/Mädchen bleibt gering."
+++ Für Netflix-Abonnenten (II): Johanna Adorján stellt in der SZ "Die Mitte wird nicht halten" vor, den ersten Dokumentarfilm über die mittlerweile 82-jährige Schriftstellerin Joan Didion. "Allein das Schauspiel ihres Gesichts lohnt den Film", meint Adorján. Sie und auch Rebecca Maud im New Yorker beschreiben ausführlich eine Szene, in der es um eine Begebenheit aus dem Jahr 1968 geht: Didion ist damals einer Fünfjährigen begegnet, die von ihrer Mutter LSD bekommen hat.
+++ Der Journalist und Linken-Politiker Dominic Heilig ist im Alter von 39 Jahren gestorben. Das Neue Deutschland würdigt seinen "langjährigen Autor", und die taz veröffentlicht ebenfalls einen Nachruf.
Neues Altpapier gibt es wieder am Freitag. | mdr.de | Wer ist Teil des "Lügenpresse-light-Milieus"? Sind manche Journalisten den "Lü-gen-pres-se!"-Geiferern womöglich "insgeheim dankbar", weil sie sich durch den "Hass der Troglodyten" irgendwie geadelt fühlen dürfen? | [] | 2017-12-12T16:40:07+01:00 | 2017-12-12T16:40:08+01:00 | https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-192.html |
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Arbeitskampf bei Großbäckerei Aryzta beigelegt | Der Tarifkonflikt bei der Großbäckerei Aryzta in Lutherstadt Eisleben im Landkreis Mansfeld-Südharz ist beigelegt. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Mittwoch mitteilte, einigten sich die Tarifparteien auf einen neuen Manteltarifvertrag. Er sieht für die 1.200 Beschäftigten in Lutherstadt Eisleben unter anderem höhere Zuschläge für Mehr- und Nachtarbeit vor. Außerdem erhalten die Mitarbeiter drei Tage mehr Urlaub und eine jährliche Sonderzahlung in Höhe des Bruttolohns.
Damit wurden die zentralen Forderungen der Gewerkschaft erfüllt. Vor der Tarifeinigung hatte es massive Warnstreiks gegeben. Aryzta stellt Brötchen, Baguettes, Croissants und andere Backwaren für große Einzelhandelsketten und die Gastronomie her. Neben Lutherstadt Eisleben hat das Unternehmen ein Werk in Nordhausen in Thüringen. Dort arbeiten rund 165 Menschen. Auch für sie gilt der neue Tarifvertrag.
Der Schweizer Backwaren-Hersteller ist eigenen Angaben zufolge europäischer Marktführer für Tiefkühl-Backwaren und eines der größten Bäckerei-Unternehmen der Welt. Die Unternehmensgruppe beschäftigt in 37 Großbäckereien in Europa und Südostasien derzeit fast 19.000 Mitarbeiter.
MDR (Susanne Liermann, Daniel Salpius) | mdr.de | Aryzta hat sich mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten auf einen neuen Manteltarifvertrag geeinigt. Die 1.200 Beschäftigten in Lutherstadt Eisleben erhalten höhere Zuschläge und mehr Urlaub. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2023-12-13T15:29:46+01:00 | 2023-12-13T18:30:53+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/mansfeld/aryzta-streik-loesung-eisleben-100.html |
Marco Rose deutet Xavi-Verbleib bei RB Leipzig an | Aktuell weilt Bundesligist RB Leipzig im Trainingslager in den USA. Von dort hat Cheftrainer Marco Rose in einer Medienrunde vorsichtig optimistische Nachrichten in der Frage Xavi Simons verkündet. Demnach sieht es wohl so aus, als hätte sich der Stürmer dazu entschieden, noch ein Jahr in der Messestadt zu spielen. Zuletzt hatte der FC Bayern München heftig um den niederländischen Nationalspieler, der noch bis 2027 bei Paris St. Germain unter Vertrag steht, geworben.
"Ich freue mich sehr, dass Xavi, wie es aussieht, für sich entschieden hat, sein gutes Jahr in Leipzig nochmal mitzunehmen in seine Entwicklung. Und bei uns Führungsspieler zu werden, Verantwortung zu übernehmen. Um dann irgendwann, vielleicht nächstes Jahr, den nächsten Schritt zu gehen", erklärte Rose. Verschiedene Medien berichteten, dass der 21-Jährige wohl erneut für ein Jahr ausgeliehen wird. Xavi war in der vergangenen Saison mit zehn Toren und 15 Vorlagen bei den Leipzigern durchgestartet und zeigte auch bei der EM mit der niederländischen Nationalmannschaft seine außergewöhnlichen Qualitäten. Im Trainingslager fehlt er noch, befindet sich noch im Urlaub.
RB Leipzig wird im Rahmen des Trainingslagers am Mittwoch in der Nähe von New York ein erstes Testspiel gegen Aston Villa absolvieren. Danach reist RB weiter nach Miami, wo am Samstag ein weiteres Spiel gegen Wolverhampton Wanderers ansteht. Unmittelbar danach reist das Team zurück nach Leipzig.
SpiO/rei/dpa | mdr.de | Das dürfte die Fans von RB Leipzig freuen: Xavi Simons bleibt wohl auch in der kommenden Saison bei den Sachsen. Sehr zur Freude von Cheftrainer Marco Rose. Derweil steigt am Mittwoch in den USA das erste Testspiel. | [
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] | 2024-07-30T12:13:45+02:00 | 2024-07-31T00:30:08+02:00 | https://www.mdr.de//sport/fussball_1bl/marco-rose-xavi-simons-rb-leipzig-100.html |
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Präsenz-Pflicht | Das bedeutet:Die Schüler müssen zum Lernenin die Schulen kommen.Sie dürfen nicht zu Hause bleiben. | mdr.de | [] | Wörter-Buch | 2021-03-17T11:45:07+01:00 | 2021-03-17T11:45:07+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten-leicht/woerterbuch/glossar-praesenz-pflicht-102.html |
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Leben ohne Strom – Experiment für Schüler aus Zörbig | Lennard riecht vorsichtig an einem geöffneten Glas. "Das ist Zimt", sagt der 15-Jährige und lächelt. Lennard trägt eine Augenmaske wie seine Mitschüler. Für die Mädchen und Jungen ist es dadurch stockdunkel im Raum – wie bei einem echten Stromausfall ohne Licht.
Im Dunkeln schärfen die Zörbiger Schüler ihre anderen Sinne. Riechend und auch tastend. "Wir haben Tannenzapfen erfühlt und Münzen, das war gar nicht so einfach, aber es hat geklappt", sagt der Achtklässler stolz.
Für die Schulklasse aus Zörbig bleibt es nicht die einzige Herausforderung an diesem Erlebnistag in der Baggerstadt Ferropolis bei Gräfenhainichen. In kleinen Arbeitsgruppen erfahren die Jugendlichen hier unter ausgedienten Tagebaugroßgeräten, wie und wo der Strom überhaupt entsteht – und wie man zumindest nicht hungern muss, wenn es mal keinen gibt.
So bereiten Pia und Jette an diesem Tag auch ihr Mittagessen ohne Strom zu. "Wenn man die richtigen Zutaten hat, funktioniert das ganz gut. Wir haben Salate und Gemüse geschnitten und Wraps gemacht", erzählen die Freundinnen. Beim Essen drehen sich die Gespräche der Schülerinnen und Schüler dann hauptsächlich um ein Thema. Wie sähe ein Leben ohne Elektrizität aus? "Im Alltag läuft alles mit Strom, überall", sagt Julian. "Ich brauche Strom zum Laden, wenn mir langweilig ist, bin ich halt am Handy. Und dann entwickelt sich mit der Zeit auch eine Art Sucht", gibt Quentin ehrlich zu.
Geht es ohne Strom? Die beiden Jungs überlegen kurz. "Einen Monat würde ich schaffen", glaubt Julian. Ganz sicher ist er aber nicht. "Einen andauernden großflächigen Stromausfall wollen wir alle nicht erleben", sagt Ellen Haunstein von enviaM. Der Energieversorger organisiert seit zehn Jahren Blackout-Erlebnistage.
Mehr als 3.000 Schüler haben daran schon teilgenommen. "Die meisten haben sich vorher noch nie mit dem Thema befasst, wie wichtig eben der Strom im Alltag ist. Irgendwann sind nämlich die Akkus leer, der Kühlschrank kühlt nicht mehr, vielleicht bleibt auch die Dusche kalt." Da komme dann schnell Frustration ins Spiel, so Haunstein.
In Rollenspielen lernen die Kinder was passiert, wenn der Strom wirklich für längere Zeit weg ist. Nachgestellt werden Situationen etwa in Familien, im Krankenhaus oder bei der Polizei. "Das fand ich spannend", erzählt Lennard. Und trotz des ernsten Themas kommt natürlich auch der Spaß an diesem Tag nicht zu kurz. Zum Abschluss wartet auf die Schüler aus dem Kreis Anhalt-Bitterfeld noch ein sportlicher Wettkampf. Tischtennis unter Schwarzlicht. "Das war gar nicht so einfach, den Ball zu treffen", sagt Jette. "Es war sehr, sehr lustig und insgesamt war's ein lehrreicher Tag", ergänzt Pia.
Da sind sich am Ende alle einig. Mit Strom lebt es sich auf jeden Fall viel entspannter. Ihren ersten Blackout-Day werden die Zörbiger Schüler so schnell aber nicht vergessen.
MDR (Martin Krause) | mdr.de | Ein Leben ohne Strom – für uns alle unvorstellbar. Aber welche Folgen hätte ein längerer Stromausfall tatsächlich? Das haben Schüler aus Zörbig nun hautnah erlebt. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2025-03-26T10:45:34+01:00 | 2025-03-26T10:45:34+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/anhalt/stromausfall-blackout-schueler-ferropolis-100.html |
Hochwasserschäden: Restaurantbesitzer an Görlitzer Altstadtbrücke enttäuscht | Ewelina Cerobska räumt einige Sandsäcke weg, die noch auf der Terrasse herumliegen. Der Versuch, damit den Restaurantsaal vor den Neiße-Fluten zu schützen, ist am Vortag gescheitert. Als der Neißepegel am Montag auf bis zu 5,57 Meter anstieg, wurden der Saal und die untere Terrasse des Restaurants überflutet.
Ewelina Cerobska zeigt im Eingangsbereich des Speisesaals, bis wohin das Wasser stand. Schlammspuren an der Wand zeugen davon, dass es etwa 1,60 Meter hoch den unteren Raum der Gastwirtschaft überflutet hat.
Mitarbeiter der Stadtwerke waren bereits da und haben das Wasser aus dem Saal gepumpt. Was bleibt, ist Chaos: Der Boden ist mit Schlamm bedeckt, die Wände sind feucht, ein Gemälde liegt verkehrt herum auf dem nassen Boden, daneben ein Halm Schilfgras. Chaos herrscht auch noch auf der unteren Terrasse: Der Boden ist teils mit Sand und Schlamm bedeckt, kaputte Geräte und Sandsäcke liegen herum.
Ewelina Cerobska ist wütend auf die Behörden. Bis auf die Mitarbeiter der Stadtwerke habe bisher niemand gefragt, ob man helfen könne. Die Feuerwehr habe in der Nacht zu Montag nur Sand, zwei Schaufeln und einige Säcke abgeladen und sei weggefahren. Darüber hinaus habe man sie nicht weiter unterstützt oder beraten.
Kreisbrandmeister Björn Mierisch sagt, die städtische Feuerwehr Görlitz habe sich korrekt verhalten. Er verweist auf die Eigenverantwortung der Bürger und darauf, dass der Landkreis schon am Donnerstag eine Hochwasserwarnung herausgegeben hat. "Jeder Bürger, der weiß, dass er in dem Hochwassergebiet lebt oder dort ein Gewerbe betreibt, muss dann in der Eigenvorsorge etwas tun. Und das nicht erst, wenn das Wasser kommt, sondern im Vorfeld", sagt er.
Die städtische Feuerwehr in Görlitz habe auch alle Anwohner in der Hotherstraße, in der auch das Restaurant liegt, über das nahende Hochwasser informiert. Es sei aber möglich, dass man die Betreiber nicht erreicht habe.
Er empfiehlt den Gaststätten-Betreibern, "sich mal mit der Stadt hinzusetzen und darüber zu sprechen, was man beim nächsten Mal besser machen kann." Wenn jemand Hilfe braucht, um das Wasser aus seinen Räumlichkeiten abzupumpen, empfiehlt er bei den Freiwilligen Feuerwehren nach Hilfe zu fragen.
Auf Nachfrage von MDR SACHSEN sagte eine Sprecherin der Stadt, man habe bereits versucht, Kontakt aufzunehmen, aber die Inhaber noch nicht erreicht. Man wolle klären, ob und wie man helfen kann.
Ewelina Cerobska ist besorgt über die Kosten und die Einnahmenausfälle. Das Restaurant werde "einige Tage" geschlossen bleiben. "Wir wollen arbeiten. Wir müssen von etwas leben. Wir haben Familie, wir haben Kinder", sagt Ewelina Cerobska.
Eine Versicherung hätten sie nicht, sagt ihr Mann Grzegorz. "Uns wollte niemand gegen Hochwasser versichern", erklärt er. Das Risiko sei den Versicherungen an dem Standort zu hoch. | mdr.de | Das Hochwasser hat im Restaurant "Vierradenmühle" in Görlitz große Schäden hinterlassen. Die Inhaber sind besorgt über die Einnahmenausfälle und von den Behörden enttäuscht. | [
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] | Sachsen | 2024-09-17T17:46:07+02:00 | 2024-09-18T15:38:12+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/hochwasser-schaeden-restaurant-vierradenmuehle-100.html |
Schlimmstes deutsches Flugzeugunglück ereignete sich in der DDR | Der 14. August 1972 ist ein heißer Ferientag in Brandenburg, viele Königs Wusterhausener genießen den Nachmittag auf ihren Balkonen oder in ihren Gärten. 13 Kilometer weiter nördlich, am Flughafen Berlin-Schönefeld, machen sich die ersten Urlauber bereit für den Check-In. Die DM-SEA, eines der modernsten Langstreckenflugzeuge der DDR, soll 148 Passagiere ans Schwarze Meer bringen. Sie ahnen nicht, dass sie wenig später tot sein werden.
Rückblick: Am 100. Geburtstag Lenins, dem 22. April 1970, war die DM-SEA als erste IL-62 aus den sowjetischen Iljuschin-Werken in Berlin eingetroffen. In der Sowjetunion hatte sich das Passagierflugzeug bereits seit 1967 bewährt. Das vierstrahlige Flugzeug war das erste richtige Langstreckenflugzeug der Interflug und galt seinerzeit als das modernste der DDR-Staatslinie. Die Einweihung fand mit Staatsakt auf dem Flughafen Schönefeld statt, wieder einmal zeigte sich die Überlegenheit gegenseitiger Wirtschaftshilfe: Das moderne Flugzeug bot nicht nur gehobenen Komfort für seine Fluggäste, es verkürzte auch die Flugzeiten – nach Hanoi zum Beispiel um die Hälfte.
So weit sollte es an diesem Nachmittag im August aber gar nicht gehen. Der Zielflughafen Burgas in der Volksrepublik Bulgarien sollte in nur zwei Stunden erreicht werden.
Um 16:29 Uhr läuft an diesem schicksalsträchtigen Tag noch alles nach Plan. Der 1.541 Start der IL-62 ist ein weiterer Bilderbuchstart. Mit 46.000 Litern Kerosin in den Tanks hebt das Flugzeug vom Flughafen Schönefeld ab und begibt sich auf einen südöstlichen Kurs. Am Steuer sitzt Heinz Pfaff, der das Flugzeug mit seiner erfahrenen Crew über Dresden und Prag nach Burgas bringen soll.
Doch 13 Minuten nach dem Start bemerkt Kapitän Pfaff, dass das Heckleitwerk Probleme macht. Die große Querflosse, die zur Stabilisierung der Fluglage dient, lässt sich nicht mehr bewegen. Die Ursache ist unklar und die Crew glaubt zunächst an einen mechanischen Defekt. Da dies im internationalen Luftverkehr kein Grund für eine sofortige Notlandung ist, beschließt der Kapitän, nach Schönefeld zurückzukehren.
Auf Höhe von Cottbus dreht er die IL-62 um und fliegt zurück nach Norden. Da die Maschine auch den Kraftstoff für den Rückflug mitführt, ist sie allerdings zu schwer für eine Landung. Um 16:51 Uhr wird daher mit dem Ablassen des überflüssigen Treibstoffs begonnen – ein Standardverfahren in der Luftfahrt.
Was weder die Piloten noch die Passagiere zu diesem Zeitpunkt ahnen: Der Grund für das blockierte Heckleitwerk ist gravierend. In einem nicht einsehbaren Heckladeraum ist kurz nach dem Start ein Feuer ausgebrochen. Da es weder eine Sichtverbindung von der Kabine, noch Rauch- oder Feuermelder gibt, bleibt der Brand unbemerkt. Da auch keine Löscheinrichtung verbaut ist, hätte er sowieso nicht gelöscht werden können.
Während Kapitän Pfaff Meldung macht, dass das Flugzeug nicht mehr in der Luft zu halten ist und dramatisch an Höhe verliert, explodieren im Heckladeraum Kanister mit Enteisungsflüssigkeit. Um 16:59 Uhr sendet Pfaff den internationalen Notruf "Mayday", kurz nachdem sich das Heck vom Rest des Flugzeuges löst.
Das Flugzeug rast dem Erdboden entgegen – und Kapitän Pfaff tut das einzige, was einem Piloten in dieser Situation bleibt: Er erhöht die Geschwindigkeit. Mit "stotterndem Geheul" - so ein Anwohner - schafft es das Flugzeug noch über den im Moment gut besuchten Bahnhof Königs Wusterhausen. 17:01 Uhr stürzt es schließlich in einem Feld kurz hinter der Stadt ab.
Das Geräusch werden die Anwohner der "Siedlung am Kirchsteig" in Königs Wusterhausen so schnell nicht vergessen. Dasselbe gilt für den Anblick der Toten, die über das Feld verteilt liegen oder deren Gepäckstücke, die teilweise in Gärten gefunden werden.
In Berlin wird Katastrophenalarm ausgelöst. Kurz nach dem Unglück treffen die ersten Hilfskräfte aus der Stadt an der Absturzstelle ein. Schnell ist klar, dass hier nur noch Tote geborgen werden können – alle 148 Passagiere und acht Crewmitglieder sterben bei dem Absturz. Bald trifft auch die Nationale Volksarmee ein, die den Bereich großflächig absperrt und bei der Suche nach Wrack- und Leichenteilen hilft.
Gleichzeitig mit der Bergung beginnt auch die Suche nach der Ursache. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übernimmt die Aufarbeitung und wird dabei von Technikern der sowjetischen Iljuschin-Werke unterstützt.
Bis zum Abschluss der Untersuchungen herrscht absolutes Stillschweigen über mögliche Ursachen von offizieller Seite. In Westdeutschland machen schon bald Gerüchte die Runde: Die Maschine soll in einer Wolke ihres eigenen abgelassenen Treibstoffs explodiert sein. Und auch die sowjetischen Techniker suchen den Fehler bei der Crew: Für sie ist ein Konstruktionsfehler undenkbar.
Auch die Angst vor einem Terrorakt geht um, dieser kann aber schnell ausgeschlossen werden. Die Experten können schließlich einen Konstruktionsmangel feststellen: Elektrische Kabel, die im Heckladeraum direkt neben Heißluftleitungen verlaufen, sind unzureichend isoliert und lösen den Brand aus. Die sowjetischen Konstrukteure weisen jegliche Verantwortung von sich, sodass sich das MfS dazu gezwungen sieht, den Hergang in einem Experiment nachzustellen.
Daraufhin erhalten sämtliche IL-62 der Interflug Startverbot und beim Hersteller werden konstruktive Veränderungen angemahnt. Um einen Konflikt mit den sowjetischen Genossen zu vermeiden, empfiehlt der Verkehrsminister dem Regierungschef jedoch Stillschweigen über die Ursache des Absturzes.
Die Iljuschin-Werke rüsten in der Folge alle IL-62 nach: Sichtverbindung zur Kabine, Brandmelde- und Löscheinrichtungen und verbesserte Wartungstechnologie sorgen fortan für mehr Sicherheit.
Für die 156 Todesopfer kommen diese Sicherheitsvorkehrungen jedoch zu spät. Am 21.08.1972 findet eine Trauerfeier im Beisein von Willi Stoph und den Angehörigen des Unglücks auf dem Friedhof Wildau statt. Gleichzeitig werden hier die 60 Todesopfer begraben, die nicht mehr identifiziert werden konnten.
Der Bericht über die Absturzursache kam erst nach der Wiedervereinigung ans Licht. Gerüchte über die Ursache machen trotzdem weiter die Runde. | mdr.de | 50 Jahre ist es her: Am 14. August 1972 kam es bei Königs Wusterhausen zum bisher schwersten Flugzeugabsturz auf deutschem Boden. Eine Maschine der DDR-Airline Interflug verunglückte bei Berlin. Alle Insassen starben. | [] | DDR | 2022-08-14T05:00:02+02:00 | 2023-03-21T10:50:54+01:00 | https://www.mdr.de/geschichte/ddr/alltag/reisen-freizeit/flugzeugabsturz-koenigs-wusterhausen-interflug-100.html |
Russland meldet Einnahme strategisch wichtiger Stadt | In der russischen Grenzregion Kursk greifen nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nordkoreanische Soldaten wieder in das Kampfgeschehen ein. "Es gab neue Angriffe auf die Einsatzgebiete in Kursk, die russische Armee und nordkoreanische Soldaten waren erneut involviert", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft am Freitag. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach Moskau die nordkoreanischen Soldaten aus der Region abgezogen hatte, weil es bei ihnen große Verluste gegeben hatte. Nach Angaben südkoreanischer und westlicher Geheimdienste hatte Pjöngjang letztes Jahr mehr als 10.000 Soldaten nach Russland entsandt, um die ukrainische Offensive in der Grenzregion Kursk aufhalten zu helfen. Weder Nordkorea noch Russland haben die Entsendung nordkoreanischer Soldaten je bestätigt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einmal mehr die Bedeutung von Drohnen für die Kriegsführung seiner Streitkräfte gegen Russland betont. "Drohnen sind die technologische Grundlage der modernen Kriegsführung", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ukraine müsse in diesem Bereich führend sein. Bei seinem Treffen mit den Kommandeuren der Drohnen-Einheiten der ukrainischen Armee sei weiter an einer technologischen Verteidigungsdoktrin gearbeitet worden. "Die Entscheidungen sind gefallen, Drohnen werden produziert und geliefert, und die Bedeutung von Drohnen sollte darin bestehen, russische Angriffe immer unmöglicher zu machen", sagte Selenskyj. Die Ukraine werde dafür keine Mittel scheuen.
Die Ukraine hat bereits im Vorjahr begonnen, Drohnen in Massen zu produzieren und an den Fronten einzusetzen. Bei immer neuen Abwehrmaßnahmen gegen die unbemannten Fluggeräte werden immer neue Angriffstechnologien entwickelt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will den USA Zugang zu seltenen Erden im Gegenzug für militärische Hilfen und Sicherheitsgarantien anbieten. Weniger als 20 Prozent der Bodenschätze, darunter etwa die Hälfte der Seltenen Erden, seien in Regionen, die nicht von Russland erobert worden seien, sagte der Präsident in einem am Freitag veröffentlichten Reuters-Interview. "Die Amerikaner haben am meisten geholfen, also sollten die Amerikaner auch am meisten verdienen. Und sie sollten diese Priorität haben", sagte Selenskyj.
Darüber würde er gerne mit US-Präsident Donald Trump sprechen. Trump, der bereits Interesse an ukrainischen Bodenschätzen gezeigt hat, plant kommende Woche mit Selenskyj zu telefonieren. Selenskyj entrollte während des Interviews auf einem Tisch im Kiewer Präsidialamt eine Karte, auf der zahlreiche Mineralienvorkommen verzeichnet waren. Ein breiter Streifen im Osten war als Lagerstätte für seltene Erden gekennzeichnet. Der Präsident sagte, die Ukraine verfüge über Europas größte Reserven an Titan, das für die Luft- und Raumfahrtindustrie unentbehrlich ist, und an Uran, das für Kernenergie und Waffen verwendet wird.
Die russische Armee hat eigenen Angaben zufolge nach über vier Monaten schwerer Kämpfe die ostukrainische Bergarbeiterstadt Torezk erobert. Eine entsprechende Mitteilung machte das Verteidigungsministerium in Moskau bei Telegram, wobei die Behörde die Stadt mit dem noch aus sowjetischer Zeit stammenden Namen Dserschinsk bezeichnete. Felix Dserschinski (Feliks Dzierzynski) war der erste Chef des sowjetischen Geheimdienstes. Torezk liegt im Gebiet Donezk und hatte vor dem Krieg über 30.000 Einwohner. Nur wenige Dutzend sollen in den Ruinen ausgeharrt haben.
Kiew bestätigte den Verlust zunächst nicht. Im Morgenbericht des Generalstabs war lediglich von gut einem Dutzend russischer Attacken im Raum Torezk die Rede. Ukrainische Militärbeobachter hatten allerdings bereits seit längerem nur noch den Stadtrand als umkämpft gekennzeichnet und gingen von einem baldigen Fall der Stadt aus.
Die Ukraine richtet sich laut dem Chef der Präsidialkanzlei, Andrij Jermak, auf einen baldigen Besuch von Donald Trumps Sondergesandtem Keith Kellogg ein. Als möglicher Termin wird in ukrainischen Medien der 20. Februar genannt, auch wenn eine offizielle Bestätigung noch aussteht. Er habe mit Kellogg über den Besuch gesprochen, schrieb Jermak im sozialen Netzwerk X. Die Ukraine wolle zeigen, wie die Mobilisierung verlaufe und wie es um die Lieferung von Waffen und Ausrüstung bestellt sei. Es gehe um eine gemeinsame Position mit den Partnern, "denn ohne die Ukraine kann man keine Pläne für den Frieden formulieren", sagte der Stabschef.
Die Ukraine hat eigenen Angaben nach erfolgreich eine russische Gleitbombe im südukrainischen Gebiet Saporischschja abgefangen. Dies bestätigte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. Konkretere Angaben zur eingesetzten Waffe machte er nicht. Militärblogger hatten zuvor über den Einsatz einer experimentellen Waffe spekuliert. Insgesamt sei ein "komplexer Ansatz" aus bodengestützter Flugabwehr und in der Luft befindlichen Mitteln notwendig, um die mit Gleitbomben bewaffneten russischen Kampfflugzeuge fernzuhalten, sagte Ihnat. Es sei dabei schon mehrfach gelungen, diese gefährlichen Bomben rechtzeitig abzufangen.
Die russische Luftwaffe setzt dabei stark auf Gleitbomben, die außerhalb der Reichweite der ukrainischen Flugabwehr aus großer Höhe abgeworfen werden und mit Flügeln ausgestattet, teils mit großen Abweichungen ins Zielgebiet gleiten.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beklagt einem russischen Medienbericht zufolge einen zunehmenden Beschuss des von Russland kontrollierten Kernkraftwerks Saporischschja. IAEA-Chef Rafael Grossi habe dies nach einem Treffen mit dem Chef des russischen Atomkonzerns Rosatom, Alexej Lichatschew, in Moskau kritisiert, meldete die Nachrichtenagentur Tass.
Grossi sagte demnach, die Untersuchung der zurückgebliebenen Drohnenfragmente lasse keine Aussage zu, wer für die Angriffe verantwortlich sei. Rosatom erklärte nach dem Treffen, die Ukraine greife immer wieder die nahegelegene Stadt Enerhodar an. Eine Stellungnahme der Regierung in Kiew gab es zunächst nicht. Russland brachte das AKW kurz nach dem Einmarsch in die Ukraine 2022 unter seine Kontrolle.
Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine eingenommen. Das Dorf Druschba in der Region Donezk sei unter russischer Kontrolle, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Ministerium.
Wegen Schäden am Energienetz der Ukraine nach russischen Drohnenangriffen haben mehrere Regionen notfallmäßig den Strom abgeschaltet. Das teilte der staatliche Energieversorger Ukrenerho mit. Strom fehle im Osten des Landes wie im Gebiet Charkiw und im Zentrum, etwa in Poltawa und Kirowohrad. Vorrangig sollten gewerbliche Verbraucher abgeschaltet werden, weniger die privaten Haushalte.
Als Grund nannte der Energieversorger die Folgen russischer Raketen- und Drohnenangriffe auf Stromerzeugungs- und -übertragungsanlagen. Angaben zum Ort oder dem Ausmaß der Schäden wurden nicht gemacht.
Der russische Geheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben vier Agentinnen des ukrainischen Geheimdienstes festgenommen. Ihnen werde vorgeworfen, in Russland Anschläge auf hochrangige Offiziere sowie auf Energieeinrichtungen geplant zu haben, teilte der FSB am Freitag mit.
Die Frauen wurden den Angaben zufolge in Sewastopol auf der annektierten Krim-Halbinsel, in Woronesch und in Rostow am Don festgenommen. Die Frauen hätten gestanden, teilte der FSB ferner mit. Ihnen drohen den Angaben zufolge bis zu 30 Jahre Haft.
Bei einem russischen Bombenangriff auf die Region Sumy im Nordosten der Ukraine sind örtlichen Behörden zufolge drei Menschen getötet worden. Der Angriff mit drei gelenkten Fliegerbomben habe am späten Donnerstag ein Wohngebäude zerstört. Die Rettungsarbeiten dauerten bis in den Morgen an.
Bisher hat es einem russischen Agenturbericht zufolge noch keine Vorbereitungen für ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin gegeben. Russland und die USA hätten in dieser Frage noch keinen Kontakt aufgenommen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf den russischen Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Es habe keine Gespräche darüber gegeben, ob ein solches Treffen notwendig sei oder wo und wie es ablaufen könnte.
Trump und Putin haben beide erklärt, dass sie an einer persönlichen Begegnung interessiert seien. Falls ein solches Treffen stattfindet, dürfte es um Trumps erklärtes Ziel gehen, den Ukraine-Krieg schnell zu beenden.
Der frühere Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, Ben Hodges, fordert für die von Russland angegriffene Ukraine eine Mitgliedschaft in Nato und EU. Wenn der Westen das Land militärisch ertüchtige, könne die Ukraine "ein Bollwerk gegen Putins klar artikulierte Pläne zur weiteren Eroberung Europas werden", sagte der Generalleutnant a.D. dem Fachmagazin "Europäische Sicherheit & Technik".
"Das Überleben der Ukraine und ihre Aufnahme in die Nato und in die Europäische Union sind für die Sicherheit Europas und die Abwehr der globalen Bedrohungen von größter Bedeutung", sagte Hodges. Sollte die Ukraine in ihrem militärischen Abwehrkampf aber scheitern, steige die Gefahr, dass Russland auch Nato-Staaten mit konventionellen Mitteln angreife.
Die US-Justizministerin Pam Bondi ordnete die Auflösung einer Strafverfolgungseinheit des Ministeriums zur Durchsetzung von Sanktionen gegen russische Oligarchen an. Die in der Taskforce "KleptoCapture" tätigen Mitarbeitenden sollen zu ihren ehemaligen Posten zurückkehren und die eingesetzten Ressourcen zur Bekämpfung von Drogen-Kartellen und transnationalen kriminellen Organisationen eingesetzt werden. Das geht aus einem von Bondi unterzeichneten Memorandum hervor, das Medienberichten zufolge am Donnerstag öffentlich bekannt wurde.
Die Taskforce "KleptoCapture" wurde nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Jahr 2022 unter dem damaligen US-Justizminister Merrick Garland ins Leben gerufen, um "korrupte russische Oligarchen zur Rechenschaft zu ziehen", wie es in einer Mitteilung des Ministeriums aus der Zeit hieß. Die Einheit sollte demnach dabei helfen, die Sanktionen und Exportbeschränkungen durchzusetzen, die die USA und andere Staaten als Reaktion auf Russlands Angriff eingeführt hatten.
Die ukrainische Regierung hat sich offen für die Einrichtung eines humanitären Korridors in der westrussischen Grenzregion Kursk gezeigt. "Wir sind bereit, einen humanitären Korridor von der Region Kursk bis in die Tiefen Russlands zu öffnen, wenn die Russische Föderation offiziell darum bittet", erklärte die ukrainische Präsidentschaft am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Damit soll demnach Hunderten russischen Zivilisten in der von der ukrainischen Armee kontrollierten Region die Rückkehr in das von Russland kontrollierte Gebiet ermöglicht werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert vom Westen die Freigabe weiterer Milliarden aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen im Ausland für den Wiederaufbau des von Moskaus Angriffskrieg zerstörten Landes. Neben der Hilfe von Banken und Verbündeten müsse auch der Anteil aus dem blockierten russischen Vermögen erhöht werden. "Wir reden von Dutzenden Milliarden", sagte Selenskyj laut einer Mitteilung des Präsidentenamtes in Kiew. Er werde die Frage bei der Münchner Sicherheitskonferenz vom 14. bis 16. Februar bei Gesprächen mit europäischen Partnern aufwerfen.
Die Gruppe der sieben großen westlichen Industriestaaten (G7) hat bisher beschlossen, der Ukraine einen Kredit von 50 Milliarden US-Dollar (rund 46 Milliarden Euro) zu gewähren – für den indirekt Russland zahlen soll. Der Kredit wird durch Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenen russischen Staatsvermögen abgesichert. Die Ukraine will zudem den Zugriff auf das Vermögen selbst.
Guten Tag! In unseren Ukraine-News halten wir Sie weiterhin über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten dazu erscheinen hier im Lauf des Tages.
Die Berichterstattung über den Russland-Ukraine-Krieg ist komplex. Es gibt eine Vielzahl von Medienvertretern vor Ort, darunter auch unabhängige Journalisten aus verschiedenen Ländern. Trotzdem ist wichtig zu wissen, dass die Beschaffung verlässlicher Informationen schwierig ist, weil viele Quellen politisch motiviert sein können und schwer zu überprüfen sind. Dennoch gibt es unabhängige Experten, Organisationen und Journalisten, die differenzierte Einblicke bieten. Bei der Bewertung von Informationen sind verschiedene Quellen und eine kritische Haltung unerlässlich, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Alles das berücksichtigt der MDR in seinen Berichten über den Russland-Ukraine-Krieg.
Quellen: u.a. AFP,dpa,Reuters,MDR | mdr.de | Die russische Armee eigenen Angaben zufolge nach über vier Monaten schwerer Kämpfe die ostukrainische Bergarbeiterstadt Torezk sowie das Dorf Druschba im Gebiet Donezk erobert. Kiew bestätigte den Verlust zunächst nicht. | [
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] | Welt | 2025-02-07T22:01:00+01:00 | 2025-02-08T07:14:19+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/ukraine-krieg-russland-erobert-ostukraine-stadt-dorf-100.html |
Mit Lust ins Amt: Ostritz hat eine besonders junge Kandidatin am Start | Ostritz ist eine Kleinstadt an der Neiße im Landkreis Görlitz mit rund 2.000 Einwohnern. Trotzdem landet die Stadt immer wieder in den bundesdeutschen Schlagzeilen. Jüngst sorgten aber nicht rechtsextreme Konzerte für Aufsehen, sondern das benachbarte Kloster St. Marienthal, welches wertvolle Schriftstücke verkaufen möchte. In allen Fällen ist dann auch die Bürgermeisterin, derzeit noch Marion Prange, gefragt. Doch die bisherige Bürgermeisterin möchte und kann nicht mehr antreten, weil sie gleichzeitig Geschäftsführerin einer kommunalen Gesellschaft ist.
Als erster warf Stadtrat Thomas Göttsberger seinen Hut in den Ring. Der 55 Jahre alte Finanzbeamte ist in der Region nicht unumstritten. Manche Oberlausitzer bezeichnen den Eigentümer der Zittauer Mandaukaserne als "militanten" Denkmalschützer.
Auch im Ostritzer Stadtrat sorgte sein Auftreten nicht immer für ungeteilte Zustimmung. Deshalb suchten einige Ostritzer nach Alternativen. So kam Stephanie Rikl ins Spiel.
"Zunächst wurde ich von Ostritzern mehr oder weniger auf der Straße angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte", erzählt die junge Frau. Später fragten Stadträte ganz gezielt nach. Die 28-Jährige wurden davon völlig überrascht, denn bislang hatte sie mit Politik nur wenig am Hut. In der 11. und 12. Klasse wurde Stephanie Rikl zur Schulsprecherin gewählt. Ansonsten hatte die heutige Projektleiterin keine Wahlfunktionen inne.
Dann hat sozusagen der Familienrat getagt, und wir haben gemeinsam überlegt, ob ich mir das vorstellen kann, ob ich dieses Amt ausfüllen kann und wie meine Familie dazu steht. Und das hat mich gefreut. Alle stehen zu 100 Prozent hinter mir.
Die Mutter von einem Sohn ist parteilos und war deshalb auf eine Unterstützerliste angewiesen. Innerhalb von nur wenigen Stunden kamen mehr als 70 Unterschriften zusammen. Jetzt unterstützen die Kandidatur der jungen Frau die Stadträte der unabhängigen Bürger Ostritz und Leuba sowie die CDU. Und ihre Familie. "Dann hat sozusagen der Familienrat getagt, und wir haben gemeinsam überlegt, ob ich mir das vorstellen kann, ob dieses Amt passt und wie meine Familie dazu steht. Und das hat mich gefreut. Alle stehen zu 100 Prozent hinter mir. Gemeinsam fassten wir den Entschluss, dass ich mich für Ostritz und die Bürgermeisterwahl aufstellen lasse."
Eigentlich ist Stephanie Rikl keine Ostritzerin, sondern stammt aus der Umgebung von Grimma. Ein freiwilliges soziales Jahr lockte sie in das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal, dann folgte ein Studium für Kultur- und Management in Görlitz. Durch die Liebe strandete sie am westlichen Ufer der Neiße.
Ihr Ehemann ist als Garten- und Landschaftspfleger selbstständig und hat in der Region einen guten Ruf. Stephanie und ihr Ehemann teilen eine süße Leidenschaft, an der sie auch die Oberlausitzer teilhaben lassen: Erdbeeren! Ihr Feld samt Kasse des Vertrauens liegt an der B99 am Ortseingang aus Richtung Leuba. Später blühen dort Sonnenblumen. Aber die Eheleute engagieren sich nicht nur auf ihrem Feld am Ortseingang, sondern auch beim Friedensfest. Es bietet Rechstextremen Paroli, die auf dem Gelände des einstigen Hotels Neißeblick unter anderem Kampfsportfestivals feiern.
Auf dem Friedensfest hat die junge Frau sogar einen eigenen Stand und gewissermaßen spiegelt das Ehepaar das Leben in der Kleinstadt wieder. Es gibt eine starke katholische und eine aktive evangelische Gemeinde. Der Mann ist katholisch, die Bürgermeisterkandidatin ist evangelisch.
Also, wir sind sozusagen ökumenisch und wechseln deswegen immer mal die Gottesdienste. Wir kennen deshalb auch die Leute in beiden Gemeinden.
Dass das Zusammenwirken verschiedener gesellschaftlicher Kräfte funktionieren kann, wird in Ostritz nicht nur beim Friedensfest sichtbar, sondern auch beim traditionellen Saatreiten am Ostersonntag. Ursprünglich eine heidnische, später katholische Tradition, reiten heute auch evangelische Pfarrer und Männer in der Prozession mit. Sie tragen nicht nur die Frohe Botschaft ins Umland, sondern es werden Wald und Flur gesegnet.
Ostritz ist seit Jahren energieökologische Modellstadt. An diese Tradition will nicht nur Stephanie Rikl, sondern auch ihr Mitwettbewerber um den Chefposten angeknüpfen. Während Thomas Göttsberger auf seine Erfahrung als Finanzbeamter in Sachen Geld verweisen kann, stellt die junge Frau ihr Wissen um Förderanträge in den Mittelpunkt. Bislang arbeitet sie als Projektleiterin bei der Görlitzer Kulturservice GmbH. Dort war sie unter anderem für die Eisbahn beim Schlesischen Christkindesmarkt verantwortlich.
Derzeit ist Stephanie Rikl mit dem Görlitzer Altstadtfest beschäftigt, welches wie der bevorstehende Tippelmarkt, nach der Corona-Zwangspause in alter Größe neu aufgelegt werden soll.
Natürlich ist in Ostritz nicht alles eitel Sonnenschein. Seit der politischen Wende hat die Zahl der Einwohner halbiert und sinkt weiter. Häuser, Wohnungen und Geschäfte stehen leer. Auch eine Leere zwischen den Menschen ist deutlich spürbar, meinen Leute auf dem Marktplatz.Zudem klafft nach Aussagen von Ostritzern ein Riss zwischen Jung und Alt. Auch die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich manche Oberlausitzer ins Private zurück ziehen. Dazu sorgt das benachbarte Kloster St. Marienthal immer wieder für Unverständnis. Als der Klosterwald vor einigen Jahren verkauft wurde, gingen damit auch Arbeitsplätze, beispielsweise in einem Sägewerk und im Forst verloren. Nun verliert Ostritz möglicherweise wertvolle Kunstschätze.
Trotz aller Probleme bleibt Stephanie Rikl optimistisch: "Ich finde, Ostritz hat sehr viel Potenzial und eine sehr schöne Infrastruktur, also wirklich viel zu bieten. Wenn man das mal aufschreibt, dann wird die Liste sehr lang."
Ich habe die Ostritzer, als ich hierher gekommen bin, als sehr offen wahrgenommen, als sehr herzlich. Ich bin sehr schnell hier angenommen worden. Und das macht es auch eigentlich aus. Der soziale Zusammenhalt, dass es viele Vereine gibt und dazu noch die Infrastruktur an Schulen, zwei Kindergärten, Ärzte und Apotheke. Diverse Einkaufsmöglichkeiten und gemeinsam wurde das Freibad gerettet und gemeinsam werden wir es erhalten.
Ihr Mitbewerber Göttsberger hat dagegen die seiner Meinung nach negative Grundstimmung im Blick, die es - wie den Leerstand auch - zu überwinden gilt. Bei vielen Ideen zur weiteren Entwicklung von Ostritz unterscheiden sich die beiden Bewerber um den ehrenamtlichen Chefposten im Rathaus nur um Nuancen. "Ich habe wirklich Lust, mich für die Stadt zu engagieren, in der ich lebe", lächelt die junge Frau. Anschließend nimmt sie ihren Mitbewerber ins Visier: "Ich finde es mutig für jeden, der sich aufstellen lässt. Sehen wir mal, wie es ausgeht am 12. Juni." | mdr.de | In der ostsächsischen Kleinstadt Ostritz ist am 12. Juni Bürgermeisterwahl. Zwei Bewerber gibt es und Stephanie Rikl ist mit 28 Jahren die wahrscheinlich jüngste Bürgermeisterkandidatin in Sachsen. | [
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] | Sachsen | 2022-05-29T06:00:00+02:00 | 2022-05-31T14:52:54+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/politik/kommunalwahlen/buergermeisterwahl/junge-kandidatin-in-ostritz-100.html |
Neuer Radweg wird gebaut: Behinderungen im Straßenverkehr von Dessau-Roßlau | In Dessau-Roßlau müssen sich Autofahrer ab Ende Juli auf Behinderungen und Umleitungen einstellen. In der Albrechtstraße soll dann auf einem Abschnitt von 320 Metern ein neuer Rad- und Gehweg gebaut werden. Zunächst war von einem Baubeginn Mitte Juli die Rede gewesen. Wie die Stadtverwaltung MDR SACHSEN-ANHALT nun mitteilte, gab es allerdings eine Verzögerung. Deshalb beginne der Bau nun am 31. Juli.
Nach Angaben der Stadtverwaltung wird die Fahrspur stadteinwärts deshalb zwischen Roßlauer Allee und Wolfgangstraße gesperrt. Der Verkehr soll über die Roßlauer Allee, die Antoinettenstraße und die Wolfgangstraße umgeleitet werden.
Die Albrechtstraße zählt als Nord-Süd-Trasse zu den viel befahrenen Straßen in Dessau-Roßlau. Für Fußgänger und Radfahrer soll es durch die Baumaßnahme künftig sicherer zugehen. Nach Angaben des Rathauses werden zudem Bäume gepflanzt und Sitzbänke aufgestellt. Auch die Beleuchtung wird erneuert, neue Trinkwasser-Leitungen, Strom- und Daten-Kabel kommen in den Boden.
Das hat zur Folge, dass die Bauarbeiten wohl frühestens im Dezember abgeschlossen werden können. Im Baustellen-Lalender der Stadt ist die Sperrung derzeit sogar bis Ende Januar 2024 vermerkt. Im vergangenen Jahr war in Dessau-Roßlau der Albrechtsplatz, der sich in südlicher Richtung an die Albrechtstraße anschließt, nach einem Umbau wieder freigegeben worden.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung dieses Berichts war die Rede davon gewesen, dass die Bauarbeiten bereits begonnen haben. Die Stadt hat dies auf Rückfrage von MDR SACHSEN-ANHALT präzisiert.
MDR (André Damm, Felix Fahnert) | erstmals veröffentlicht am 17.07.2023 | mdr.de | In Dessau-Roßlau müssen sich Autofahrer ab Ende Juli auf Behinderungen einstellen. Richtung Dessauer Innenstadt werden Rad- und Fußweg neu gebaut, der Verkehr wird umgeleitet. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2023-07-21T15:55:42+02:00 | 2023-07-21T15:55:55+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/radweg-verkehr-fahrrad-sperrung-umleitung-102.html |
Wetten, dass Sie noch nie eine Sommersonnenwende am 20. Juni erlebt haben? | Zweimal im Jahr feiern wir die Sonnenwende. Im Dezember ist es die Wintersonnenwende, im Juni die Sommersonnenwende. Im Winter ist es der kürzeste Tag: die Sonne geht spät auf und früh unter. Im Sommer erwartet uns dafür der längste Sonnenschein. Die Zeitspanne zwischen Sonnenaufgang und -untergang ist an diesem Tag am größten. Doch dieses Jahr ist es etwas wirklich Außergewöhnliches.
In diesem Jahr fällt die Sommersonnenwende das erste Mal seit 1796 auf den 20. Juni.
Doch diese Sommersonnenwende 2020 birgt sogar zwei Besonderheiten. Zum einen ist es 224 Jahre her, dass die Sommersonnenwende auf den 20. Juni fiel. Zum anderen fand sie die letzten 33 Jahren immer am 21. Juni statt. "Davor war auch der 22. Juni möglich", so Carolin Liefke. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Haus der Astronomie in Heidelberg. Doch warum ist das so?
"Die Datumsschwankungen werden durch den mal vorhandenen, mal nicht vorhandenen 29. Februar in den Schaltjahren erzeugt, und das außer der Reihe liegende Schaltjahr 2000 hat dem nochmal zusätzliche Schwankungen aufgeprägt", erklärt Liefke. Schaltjahre gibt es alle vier Jahre, aber nicht zu den vollen Jahrhunderten. Dann liegen zwischen zwei Schaltjahren acht Jahre. Es gibt eine Ausnahme: Wenn das Jahr durch 400 teilbar ist, dann ist es ein Schaltjahr. Das Millennium war ein solches Jahr.
Liefke erörtert ebenfalls, dass dies nicht der einzige Grund dafür ist: "Sommer- und Wintersonnenwende finden nicht nur an einem ganz bestimmten Tag, sondern sogar zu einer ganz bestimmten Uhrzeit statt." Dieses Ereignis beschreibt vielmehr den Tag, an dem sich die Sonne in neue Gefilde begibt. Zur Sommersonnenwende nach Süden und zur Wintersonnenwende nach Norden.
Genau wie die Erde kann man den Himmel in Nord- und Südhalbkugel unterteilen und zur Sommersonnenwende befindet sich die Sonne am nördlichsten Punkt ihrer scheinbaren Bahn am Himmel.
Die Sommersonnenwende am 20. Juni ist aber nur ein Ereignis auf der Nordhalbkugel stattfindet: "Auf der Südhalbkugel herrscht schließlich gerade Winter und die Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang ist am kürzesten." Und dort ist Sonntag, der 21. Juni 2020, der Tag der Wintersonnenwende.
Ab sofort ist der 20. Juni wieder öfter im Spiel. Bis 2048 wird die Sommersonnenwende bei in den Schaltjahren immer auf den 20. Juni fallen. In den Jahren dazwischen wird es weiterhin der 21. Juni bleiben. In den darauffolgenden Jahren wird die sommerliche Sonnenwende zunächst zwei Jahre lang am 20. Juni und die nächsten zwei Jahre am 21. Juni stattfinden. Bis es sich ab 2076 erneut verlagern wird. | mdr.de | Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal die Sommersonnenwende am 20. Juni gefeiert? Gar nicht. So wie alle Menschen auf der Welt. Denn das letzte Mal fiel sie auf dieses Datum im Jahr 1796. Warum ist das eigentlich so? | [] | 2020-06-20T10:00:00+02:00 | 2020-06-20T10:00:00+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/umwelt-klima/sommersondenwende-zwanzigzwanzig-ganz-besonderes-datum-100_box--1182925396740876698_zc-1b60b7b1.html |
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Marek Erfurth (AfD) gewinnt den Wahlkreis Erfurt IV | Dieser Text wird automatisiert erstellt und redaktionell ergänzt. Grundlage sind die Veröffentlichungen des Landeswahlleiters auf den Seiten des Statistischen Landesamtes. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Schreiben Sie an: [email protected]
Marek Erfurth (AfD) zieht für den Wahlkreis Erfurt IV in den neuen Landtag ein. Nach dem amtlichen Endergebnis bei der Landtagswahl 2024 erhält Marek Erfurth mit 26,7 Prozent die meisten Erststimmen. Kristina Nordt (CDU) kommt mit 25,4 Prozent auf Platz zwei. Cornelia Klisch (SPD) zieht über die Landesliste in den neuen Landtag ein.
In der folgenden Grafik finden Sie das Erststimmenergebnis dieses Wahlkreises.
Auch bei den Zweitstimmen hat die AfD mit 26,1 Prozent gewonnen. Im Wahlkreis Erfurt IV erreicht die Partei damit 6,7 Prozentpunkte weniger als im landesweiten Ergebnis (32,8 Prozent). An zweiter Stelle kommt die CDU. Für die Partei stimmten 22,0 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Im Vergleich zum landesweiten Ergebnis von 23,6 Prozent sind das 1,6 Prozentpunkte weniger.
Dahinter folgen Bündnis Sahra Wagenknecht (16,9 Prozent), Die Linke (16,8), SPD (8,5), Bündnis 90/Die Grünen (4,0), FDP (1,3), Tierschutz hier! (1,1), Freie Wähler (0,9), Familie (0,7), Piraten (0,5), Werteunion (0,5), Bündnis Deutschland (0,4), ÖDP (0,2) und MLPD (0,1).
In der folgenden Grafik finden Sie das Zweitstimmenergebnis dieses Wahlkreises.
Thüringen ist in 44 Wahlkreise unterteilt. In jedem dieser Wahlkreise gibt es mehrere Bewerberinnen und Bewerber um ein Direktmandat im Landtag. Mit der Erststimme bestimmen die Wählerinnen und Wähler, welche 44 Politikerinnen und Politiker direkt in das Landesparlament einziehen. Es genügt die einfache Mehrheit.Mindestens 44 weitere Abgeordnete ziehen über die Landeslisten ihrer Parteien ein. Darüber entscheiden die Wählerinnen und Wähler mit ihrer Zweitstimme. Sie bestimmt, wie viele Sitze eine Partei im Landtag erhält. Berücksichtigt werden nur Parteien, die mindestens fünf Prozent der abgegebenen Zweitstimmen erhalten.Hat eine Partei mehr Direktmandate gewonnen, als ihr durch das Zweitstimmenergebnis zustehen, erhalten die anderen Parteien Ausgleichsmandate. So wird die verhältnismäßige Sitzverteilung wiederhergestellt.
Die Wahlberechtigten im Wahlkreis Erfurt IV stimmten insgesamt ähnlich ab wie im ganzen Freistaat.
Landesweit erhält die AfD mit 32,8 Prozent die meisten Zweitstimmen, gefolgt von der CDU mit 23,6 Prozentpunkten. Danach folgen Bündnis Sahra Wagenknecht (15,8 Prozent), Die Linke (13,1), SPD (6,1), Bündnis 90/Die Grünen (3,2), FDP (1,1) und Sonstige (4,3).
In der folgenden Grafik finden Sie die Sitzverteilung im Thüringer Landtag.
Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Erfurt IV beträgt 74,4 Prozent und liegt damit 0,9 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt (73,5 Prozent). 1,7 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen.
Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk, Innovations- und Digitalagentur (ida), 23 degrees | mdr.de | Marek Erfurth (AfD) holt bei der Landtagswahl 2024 in Thüringen im Wahlkreis Erfurt IV das Direktmandat. | [
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] | Thüringen | 2024-09-12T13:15:00+02:00 | 2024-09-24T16:31:33+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/landtagswahl/erfurt-vier-ergebnis-100.html |
Erstes Tor und erster Punkt für Jenas Fußball-Frauen | Im dritten Anlauf hat es geklappt: Die Fußballerinnen des FC Carl Zeiss Jena holen sich überraschend, aber am Ende nicht ganz unverdient, ein 1:1-Unentschieden beim SC Freiburg. Dabei zeigte das Team von Trainer Florian Kästner eine konzentrierte Abwehrleistung und setzte einige sehenswerte Nadelstiche.
Nach dem starken Auftritt gegen den VfL Wolfsburg, wo man haarscharf an einer großen Überraschung vorbeigeschrammt war, ging es für die Fußballerinnen des FC Carl Zeiss Jena am Samstag ins Dreisamstadion nach Freiburg. Von der ersten Minute an war das Team von Trainer Kästner mit Defensivarbeit beschäftigt. Doch Jena stand gut, überließ Freiburg die Spielkontrolle, machte dann aber die Räume eng. So kamen die Gastgeberinnen zwar oft vor das Tor des FCC, aber kaum zu wirklich brandgefährlichen Aktionen. In der 17. Minute dann der erste ernsthafte Angriff von Jena, und was für einer: Nach einem weiten Ball legte Josephine Bonsu auf der rechten Seite in den Fünfmeterraum quer, wo Luca-Emily Birkholz das Spielgerät über die Linie drückte. Auch danach setzte sich Freiburg in der Hälfte des FCC fest, Torfrau Jasmin Janning war aber nicht zu überwinden. Und kurz vor der Pause hatte Jena bei einem stark herausgespielten Konter die Chance auf den zweiten Treffer, Nelly Juckel verfehlte das Tor aus zwölf Metern aber knapp. Nach der anschließenden Ecke köpfte Lelicia Sophie Sträßer freistehend drüber.
Nach dem Wechsel nahm der Druck der Gastgeberinnen zunächst weiter zu. Jena kam in dieser Phase nur selten über die Mittellinie. Und in der 59. Minute fiel der Ausgleich., Selina Vobian traf mit einer Bogenlampe von links ins entlegen Eck. Danach aber kam Jena wieder besser rein, schaffte mehr Entlastung und hatte in der 76. Minute die Chance zur erneuten Führung. Schön freigespielt schob Hannah Mesch den Ball aus acht Metern aber am linken Pfosten vorbei. In der Schlussphase wurde es ein wilder Schlagabtausch, wobei sich in einigen kritischen Szenen bei Torfrau Janning bedanken konnte, die immer kühlen Kopf bewahrte.
rei | mdr.de | Diesmal belohnen sich die Fußballerinnen des FC Carl Zeiss Jena für ihren engagierten Auftritt. In Freiburg gab es am Ende sogar die Möglichkeit zur ganz großen Überraschung. | [
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] | 2024-09-21T16:24:40+02:00 | 2024-09-21T16:24:40+02:00 | https://www.mdr.de//sport/fussball/fussball_blf/bericht-sc-freiburg-fc-carl-zeiss-jena-100.html |
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Ein Annäherungsversuch in schwierigen Zeiten | Auf die Frage, wie die Russen auf den Westen schauen, weiß Maxim Kireev, Ostblogger in St. Petersburg, eine Anekdote zu erzählen: "Neulich haben wir ein neues Auto gekauft. Wir hatten uns für eine französische Marke entschieden, die aber auch in Russland produziert. Der Händler versicherte uns jedoch wiederholt, dass es sich wirklich um ein französisches Auto, also um Qualität handele. Wir bräuchten keine Angst zu haben, da sei nichts Russisches drin."
Der Glaube an westliche Marken sei ungebrochen in Russland. Geht es jedoch um die politische Sicht der Dinge "machen uns die russischen Medien ständig weis, dass der westliche Feind nur 100 Kilometer entfernt im Schützengraben liegt." Es existierten also zwei Welten nebeneinander und die Beziehungen zwischen den beiden Völkern könnten sich daher relativ schnell wieder erholen, wenn der politische Wille dazu bestehe, so Kireevs Hoffnung.
Ein optimistischer Auftakt zu einem schwierigen Projekt: "Wir und Russland" soll kurz vor der dortigen Präsidentschaftswahl online, in zwei TV-Reportagen und einer öffentlichen Redaktionskonferenz beleuchten, wie Europas Beziehungen zu Russland im Moment aussehen. Was ist schiefgelaufen und was kann man besser machen in Zukunft?
Zur Konferenz - organisiert von der MDR-Redaktion Geschichte, Dokumentationen und Osteuropa (GDO) - waren unter anderem Ostblogger aus sieben Ländern geladen, ebenso Redakteure des Nachrichtenmagazins MDR AKTUELL, Wissenschaftler, die über Osteuropa forschen, und MDR-Intendantin Karola Wille. Die MDR-Intendantin war auch schon vor 15 Monaten dabei, als das Ostblogger-Netzwerk aus der Taufe gehoben wurde, und erinnert sich an einen bemerkenswerten Satz von damals. Die nationalkonservative Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) war damals schon an der Macht in Polen und hatte große Umgestaltungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk vollzogen.
Auf die Frage der Intendantin, wie so etwas denn in einem Land wie Polen, das so lange für Demokratie gekämpft habe, geschehen könne, sagte Monika Sieradzka, Ostbloggerin aus Warschau, damals: "Auch das ist Demokratie." Diesen Satz noch in Ohren, sagte Intendantin Karola Wille am Donnerstag, Demokratie sei im heutigen Europa nicht mehr selbstverständlich, überhaupt sei Europa nicht mehr selbstverständlich und es sei wichtig, Brücken zu bauen. "Eine dieser Brücken ist das Ostblogger-Netzwerk."
In 187 Artikeln, 57 Videos und 117 Fotos versuchten die Journalisten aus Serbien, Ungarn, Litauen, Polen, Tschechien, der Ukraine und Russland den MDR-Nutzern ihre Welt näherzubringen - mit persönlichen Analysen, aber auch mit kleinen Geschichten über Menschen des Alltags. Und gerade die seien wichtig, um eine Gesellschaft zu verstehen, merkte Matthias Middell an. Er ist Professor für Kulturgeschichte an der Universität Leipzig.
"Ein Effekt der Medienberichterstattung ist die Dehumanisierung", sagte Middell. "Mein Gegenüber wird nicht mehr als Mensch wahrgenommen, wenn zum Beispiel von 'den Flüchtlingen' oder 'den Russen' die Rede ist." Midell ging zudem noch auf einen Punkt ein, der in der Berichterstattung in den deutschen Medien seiner Ansicht nach zu kurz komme: Die außenpolitischen Interessen Russlands hätten sich verschoben, vor allem in Richtung Asien. Nur Europa wolle das noch nicht so richtig wahrhaben.
Historikerin Gabriele Woidelko von der Körber-Stiftung in Hamburg versuchte, einen versöhnlichen Akzent zu setzen. Sie hat eine Umfrage betreut, die unter dem Titel "Russland in Europa" lief. Das "in" sei wörtlich zu verstehen, betonte Woidelko. Befragt wurden Russen, Polen und Deutsche zu ihren Ansichten über den jeweils anderen, aber auch zum Thema Sanktionen oder Geschichtspolitik.
Bei allen Unterschieden, etwa bei der Frage, ob die Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden sollten, gebe es auch Lichtblicke. "Die Mehrheit der Befragten in allen drei Ländern hält eine Annäherung an den jeweils anderen für wichtig oder sogar sehr wichtig." Und das gehe eben nur über den Dialog. | mdr.de | Unberechenbarer Akteur oder verlässlicher Partner? Die Meinungen über Russland gehen in Europa weit auseinander. Im MDR-Fernsehen beleuchten wir die Beziehungsgeflechte näher. Den Anfang machte eine Diskussionsrunde. | [] | 2018-03-15T16:40:46+01:00 | 2018-03-15T16:40:46+01:00 | https://www.mdr.de//heute-im-osten/projekte/wir-und-russland/russland-wahl-mdr-100.html |
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Darum sind Snacks bei viel Stress keine gute Idee | Die Wissenschaftler vom Garvan Institute of Medical Research setzten dafür Mäuse experimentell immer wieder unter Stress, wobei diese jeweils die Wahl zwischen normalem und künstlich gesüßtem Wasser hatten. Bei den Tieren stellte sich der Effekt ein, dass die natürliche Sättigung immer schlechter funktionierte. Die Forschenden maßen dabei eine besondere Aktivität in der sogenannten lateralen Habenula, einem Bereich des Gehirns, der als Belohnungszentrum fungiert.
Es zeigte sich, dass durch den Stress nicht nur das Belohnungszentrum beim Essen stärker aktiviert wird, sondern auch das Verlangen nach süßer, kalorienreicher Nahrung wuchs. "In stressigen Situationen ist es leicht, viel Energie zu sich zu nehmen und das Belohnungsgefühl beruhigt einen dann", erklärt der Studienautor Prof. Herbert Herzog. "Aber langfristig gesehen ändert der Stress die Gleichung und das dadurch verstärkte Essverlangen ist schlecht für den Körper." Letztlich zeigten die Erkenntnisse einmal mehr, wie wichtig es sei, übermäßigen Stress zu vermeiden, so die Forschenden.
Link zur Studie: How chronic stress drives the brain to crave comfort food | mdr.de | Bei vielen Menschen ist es fast wie ein Reflex: Wenn sie großen Stress haben, greifen sie zu einer kalorienreichen Süßigkeit und es geht ihnen besser. Australische Forschende sagen jetzt, dass dies keine gute Idee ist. | [] | Startseite | 2023-06-15T15:04:44+02:00 | 2024-05-02T15:02:50+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/darum-sind-snacks-bei-viel-stress-keine-gute-idee100.html |
Von Null auf Hundert: Wie die Emirate den Weltraum erobern wollen | Um 17.15 mitteleuropäischer Zeit konnte Mission Control den Erfolg verkünden: Den Vereinigten Arabischen Emiraten war es mit ihrer Mars-Sonde gelungen, einen stabilen Orbit um den roten Planeten einzunehmen. Das Bremsmanöver, dass das Raumschiff von 121.000 auf 18.000 km/h abbremsen sollte, war geglückt. Damit ist Hope als erste von drei Marsmissionen der Menschheit angekommen, die 2020 zu unserem Nachbarplaneten aufgebrochen sind. Die "Hope Probe" Mission ist eine besondere Raumfahrtmission, vor allem, da die Emirate noch relativ neu sind im Space Business.
Erst im Juli 2009 beförderte das Land seinen ersten Erdbeobachtungssatelliten in den Weltraum. Damals musste bei der Entwicklung von DubaiSat-1 noch ein südkoreanischer Satellitenbauer helfen. Ins All wurde der Satellit mit einer ukrainischen Trägerrakete gebracht. Nun, nicht einmal zwölf Jahre später, erreicht die erste arabische Marsmission den roten Planeten. Zwar verließen sich die Emirate auch diesmal auf ausländische Trägerraketen-Technologie. Die Raumsonde Hope haben sie aber selbst entwickelt.
Fatma Hussain Lootah ist bei der Mission die Leiterin der Instrumentenkunde. Für sie steht fest, dass der Missionsname eine Botschaft ist. Egal ob man den englischen oder arabischen Namen "al-Amal" betrachtet, der übersetzt für "die Hoffnung" steht. "Sie heißt Hope Probe. Als seine Hoheit, Muhammad bin Raschid, der Herrscher von Dubai, den Namen bekannt gab, war er sehr spezifisch. Sie sollte eine Botschaft der Hoffnung an die sein, besonders in der arabischen Region, wo wir manchmal heikle Probleme haben."Ein weiteres Zeichen setzte die Regierung mit dem Zeitpunkt der Mars-Ankunft. In diesem Jahr wird das Land ein großes Jubiläum feiern. Vor fünfzig Jahren hat es seine Unabhängigkeit erklärt. So spielen Geburtstag und Raumfahrterfolg zusammen.
Damit dies funktioniert, mussten die Emirate die harte Rocket Science in ihr eigenes Land holen. Die Aufträge einfach an andere ausländischen Firmen zu geben war keine Option. Mohsen Al Awadhi ist der Leitende Ingenieur für Missionssysteme bei der Mission und erinnert sich an einer der ersten Botschaften der Regierung: "Eine Sache, die sie sogar am Anfang gesagt haben: Mars ist nicht das Endziel. Das Erreichen des Mars bedeutet nicht, dass die Mission erfolgreich ist. Für uns bedeutete das, dass der Wissenstransfer dieser Mission für die Führung wichtig ist."
Al Awadhi kann besten Gewissens behaupten, dass es dem Land sehr gut gelungen ist, das nötige Raumfahrtwissen zu erlangen. Nach seinem Wissensstand wurden drei unterschiedliche Teams dafür gegründet. "In den letzten sechs Jahren, gab es drei verschiedene Teams: Ein Team war in Dubai ansässig und für die Analysen und Datenimplementierung zuständig. Ein anderes Team, das zwischen den akademischen Partnern, die wir in den VAE und den USA hatten, hin und her reiste. Sie spielten eine wirklich große Rolle bei dieser Mission."
Und dann gab es noch das dritte Team, zu dem auch Al Awadhi gehörte. Er und seine Kollegen lebten zwischen 2015 und 2020 in den USA. Sie waren Ingenieure und Wissenschaftler aus den Vereinigten Arabischen Emirate, die von den Amerikanern so viel wie möglich über die Raumfahrttechnologien lernen sollten. Dieses Wissen sollten sie mit nach Hause bringen. Der ehemalige Luftfahrt- und neue Raumfahrtingenieur erzählt: "Die Anforderung war: Ihr werdet das nicht kaufen. Ihr werdet es bauen. Ihr werdet wissen, wie man es konstruiert. Ihr werdet wissen wie man es betreibt. Und dann sammelt die Daten und veröffentlicht die wissenschaftlichen Informationen."Das waren harte Voraussetzungen, denn die meisten Unternehmen hatten kein Problem damit, ihnen die Raumfahrzeuge zu bauen und ihnen beizubringen, wie man sie bedient. Doch Al Awadhi und alle anderen aus seinem Team brauchten jemanden anderes. Jemanden, der ihnen tatsächlich zeigt, wie man ein Raumfahrzeug konstruiert und jemanden, der ihnen die Architektur dahinter erklärt.
Die harte Arbeit für die arabischen Ingenieure und Wissenschaftler hat sich gelohnt. Sie erreichen tatsächlich einen Marsorbit. Die größte Herausforderung steht ihnen aber noch bevor: Sie müssen auf eine Geschwindigkeit von ungefähr 16.000 Kilometern pro Stunde abbremsen. Derzeit rasen sie mit mehr als hunderttausend Stundenkilometern durch den Raum. Das Raumschiff wird den Bremsschub autonom einleiten. Der Vorgang soll nach 27 Minuten abgeschlossen sein. Ob das gelungen ist, erfahren Al Awadhi, Lootah und die gesamten Vereinigten Arabischen Emirate erst elf weitere Minuten später. So viel Zeit benötigt das Signal von der Sonde bis zur Erde.
Falls das Manöver aus irgendeinem Grund nicht klappt, ist es das Aus für die Mission. Entweder verglüht sie in der Mars-Atmosphäre oder fliegt am roten Planeten vorbei. Doch selbst dann wäre die Mission trotzdem ein großer Erfolg für die junge Raumfahrtnation. Lootah und ihre wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen fiebern ebenfalls mit. "Selbst wir als Wissenschaftler sind sehr nervös und aufgeregt und unser ganzer Fokus liegt jetzt auf der MOI-Phase. Und wir hoffen auf eine erfolgreiche Marsorbit-Einbringung, damit wir die wissenschaftliche Reise von Hope Probe fortsetzen können." - Die Moi-Phase steht für "Mars Orbit Insertion", gemeint ist damit der Eintritt in eine stabile Umlaufbahn.
Diese wird voraussichtlich erst im April beginnen. Für die Zukunft haben die Emirate ebenfalls ambitionierte Pläne. Derzeit planen sie eine Mond-Mission mit einem Landefahrzeug. Außerdem wollen sie den Mars besiedeln. Im Gegensatz zu SpaceX Gründer Elon Musk soll die arabische Mars-Kolonisierung erst 2117 stattfinden. | mdr.de | Am Dienstagabend hat die Sonde "Hope" der Vereinigten Arabischen Emirate den Mars erreicht, der Eintritt in einen Orbit ist geglückt. Für das kleine Land ist es ein enormer Erfolg. | [] | Startseite | 2021-02-10T09:26:07+01:00 | 2021-02-10T09:26:07+01:00 | https://www.mdr.de/wissen/ankunft-hope-sonde-arabische-emirate-mars-100.html |
Umgestürzte Bäume und Zugausfälle: Windstärke 10 bis ins Flachland | Das Sturmtief "Telse" hat in Sachsen-Anhalt für einige umgestürzte Bäume und herabfallende Äste gesorgt. Wie die Polizeistellen im Land MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstagmorgen sagten, sind Menschen bisher aber nicht zu Schaden gekommen.
Im Bereich Harz und Börde sowie im Altmarkkreis Salzwedel mussten die Einsatzkräfte mehrere Male wegen umgestürzter Bäume und herabfallender Äste ausrücken. Laut Lagezentrum der Polizeiinspektion Stendal hat der Wind zum Morgen hin nochmal Fahrt aufgenommen. Daher wird noch bis in den Donnerstagvormittag mit weiteren Einsätzen gerechnet. Wie Meteorologe Felix Dietzsch vom Deutschen Wetterdienst erklärt, ziehe die Kaltfront von "Telse" im Laufe des Donnerstags weiter nach Süden bis sie an den Alpen zum Liegen komme. "In der Nacht zum Freitag hat der ganze Trubel schließlich ein Ende. Dann übernimmt mit 'Clemens' das nächste Hochdruckgebiet", so Dietzsch.
Das stürmische Wetter hat am Donnerstag auch in Salzwedel und Stendal zu Zugausfälle und Verspätungen geführt. Mehrere Verbindungen seien betroffen, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) MDR SACHSEN-ANHALT mit.
Das Sturmtief im Norden Deutschlands sorgte bereits am Mittwoch für Störungen - nicht nur bei der Deutschen Bahn. Züge der Anbieter Metronom und Erixx kollidierten in der Nacht zu Donnerstag mit umgestürzten Bäumen. Deshalb kam es im Raum Lüneburg zwischen Hamburg und Hannover zu Umleitungen, Verspätungen und Zugausfällen. Davon waren auch DB-Reisende aus Salzwedel und Stendal betroffen. So fiel beispielsweise der ICE 602 von Stendal nach Uelzen aus.
Für den Brocken gilt bis zum Donnerstagnachmittag eine offizielle Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes vor Orkanböen. Nach Informationen des MDR Wetterstudios muss aber auch im Flachland mit schwerem Sturm gerechnet werden. Am Morgen galt in der Börde bereits Windstärke 10. Im Süden Sachsen-Anhalts wurde Windstärke 7 erreicht.
Am Freitag hingegen gebe es in der ersten Tageshälfte noch Wolken, so die Angaben des MDR-Wetterstudios. Später setze sich die Sonne durch und es bleibe überwiegend trocken. Die Höchstwerte liegen dann bei 4 bis 6 Grad.
Besonders auf dem Facebook-Account von MDR SACHSEN-ANHALT gibt es einen regen Austausch über den Sturm: Wie erleben Sie den Sturm in Sachsen-Anhalt? Kommentieren Sie unter diesen Online-Artikel oder auf Facebook.
MDR (Nadine Hampel, Martin Nass, André Plaul, Johanna Daher) | mdr.de | Sachsen-Anhalt steht ein stürmischer Donnerstag bevor. Auf dem Brocken werden Orkanböen erwartet. Im Flachland ist mit schwerem Sturm zu rechnen. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-11-28T15:36:52+01:00 | 2024-11-28T15:36:52+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/sachsen-anhalt/sturm-wetter-windstaerken-flachland-100.html |
Campen in Melnik: Südlicher ging's nicht | Melnik war ein geradezu legendärer Ort für die jungen Leute in der DDR, die sich einen Teufel um "Jugendtourist" oder FDGB-Ferienplätze scherten und stets auf eigene Faust unterwegs waren – auf Tramptour quer durch Osteuropa. Irgendwann aber fanden sie sich alle einmal in Melnik ein.
Melnik liegt in den Hängen des Piringebirges, im südlichsten Zipfel Bulgariens. Es ist die kleinste Stadt Bulgariens. Kaum 300 Einwohner leben hier in weiß getünchten Häusern mit hellroten Dächern aus der Zeit der bulgarischen "Wiedergeburt" 1878, als Bulgarien nach 500 Jahren osmanischer Fremdherrschaft seine Unabhängigkeit errang. Umrahmt wird die Stadt von strahlend weißen Sandsteinpyramiden und es herrscht ein wunderbar mildes Mittelmeerklima. Berühmt ist Melnik aber vor allem wegen seines schweren dunkelroten Weins, der einen außergewöhnlich hohen Alkoholgehalt hat. Winston Churchill, so geht die Legende, soll für die Hochzeit seiner Tochter gleich mehrere Fässer aus Melnik geordert haben.
Die kleine weiße Stadt wird durchzogen von einem Gebirgsbach, dem Melnischka-Reka, dem Melnik-Fluss. An seinen Ufern, zwei-, dreihundert Meter hinter der Stadt, entstand in jedem Sommer ein großer illegaler Campingplatz. Hunderte junger Leute aus der DDR stellten hier von Juli bis August ihre kleinen "Bergzelte" auf und blieben für einige Tage oder mehrere Wochen. Man lag träge im Bach, saß in den kühlen Kellern der Tavernen, kochte über offenem Feuer und irgendwo klampfte immer einer die Songs von Dylan oder den Stones.
Melniks Stadtverwaltung schien das Treiben zu akzeptieren: Ab und an durchstreiften zwei Abgesandte der Stadt das Camp und machten lediglich ein paar Bemerkungen zum Brandschutz. Dann setzten sie sich vor irgendein Zelt und ließen sich ein Bier spendieren. Nur ein handbemaltes Holzschild wurde später am Stadteingang aufgestellt – es untersagte das Betreten der Stadt mit freiem Oberkörper. Frauen hatten zudem Hosen oder wenigstens lange Röcke zu tragen. Melnik war ein sittsamer und gottesfürchtiger Ort – bei den Gottesdiensten in der alten griechisch-orthodoxen Kirche blieben keine Plätze frei.
Sechs Kilometer von Melnik entfernt befindet sich ein altes Kloster – das "Rosenkloster", in dem damals noch ein gebeugter zotteliger Mönch seinen Dienst versah. Der Weg zum "Rosenkloster" führt über die Berge des Pirin, durch eine sonnenverbrannte Landschaft mit Zikadengezirp und Schildkröten am Wegesrand. Alle hundert Meter waren Blechschilder aufgestellt, auf denen in großen Buchstaben in Deutsch geschrieben stand: "Achtung Grenzgebiet!" An manchen Stellen ist Griechenland kaum fünfzehn Kilometer entfernt - südlicher ging’s damals nicht.
Der Artikel wurde erstmals 2016 veröffentlicht. | mdr.de | Melnik liegt im südlichsten Zipfel Bulgariens. In den 1980er-Jahren errichteten hier jeden Sommer Hunderte DDR-Tramper ein illegales Camp. | [] | DDR | 2022-07-20T13:05:48+02:00 | 2022-07-20T13:05:48+02:00 | https://www.mdr.de/geschichte/ddr/alltag/reisen-freizeit/melnik-urlaub-zeltplatz-bulgarien-100.html |
Totimpfstoffe: Wie sicher und wirksam sind die verschiedenen Corona-Impfungen? | Am Montag gab die Europäische Arzneimittelagentur EMA grünes Licht für Nuvaxovid, den Impfstoff des US-Biotechunternehmens Novavax. Kurz darauf erteilte die Europäische Kommission dann die bedingte Marktzulassung. Damit ist Nuvaxovid der fünfte in Deutschland zugelassene Impfstoff gegen Covid-19. Die ersten Impfdosen sollen bereits ab Januar geliefert werden. Ist damit nun der erste Totimpfstoff verfügbar, den viele ersehnt haben, die der mRNA-Technologie von Biontech/Pfizer und Moderna nicht vertrauen? Für Fragen hatte hier ein Tweet von Gesundheitsminister Karl Lauterbach gesorgt.
Geht man von der eigentlichen Unterscheidung zwischen Tot- und Lebendimpfstoffen aus, dann ist Nuvaxovid von Novavax ganz klar ein Totimpfstoff – wie im Grunde alle bislang zugelassenen Impfungen gegen Covid-19. Denn als Lebendimpfstoffe [1] werden nur solche Vakzine bezeichnet, die zwar abgeschwächte aber nach wie vor vermehrungsfähige Erreger enthalten. Das ist zum Beispiel beim Vierfach-Impfstoff gegen Mumps, Masern Röteln und Windpocken der Fall. (Die Komponente gegen Windpocken kam in Deutschland ab 2006 dazu).
Hier simuliert die Impfung also eine natürliche Infektion. In der Regel verläuft diese kaum wahrnehmbar und klingt innerhalb kürzester Zeit wieder ab. Aber es kann zu einzelnen Krankheitssymptomen kommen, weshalb die Impfung mitunter als etwas unangenehm gilt. Dafür gehören Lebendimpfstoffe wie MMRW zu den effektivsten Impfungen, die der Menschheit zur Verfügung stehen. Wurde ein Mensch erfolgreich gegen die Masern geimpft, hält die Immunität in der Regel ein Leben lang. Immungeschwächte Menschen müssen allerdings auf Alternativen ausweichen, da sich bei ihnen die Impfstoffviren zu stark vermehren und zu viele Schäden anrichten können.
Totimpfstoffe dagegen enthalten keine vermehrungsfähigen Erreger, sondern höchstens Teile davon. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen Ansätzen und die Definition, was als Totimpfstoff gezählt wird, ist zwischen verschiedenen Behörden und medizinischen Instituten nicht einheitlich. Das Paul-Ehrlich-Institut etwa unterschiedet die Totimpfungen in weitere Untergruppen.
Die vier in Deutschland bisher zugelassenen Impfstoffe gehören alle zur Gruppe der genbasierten Impfstoffe, die wiederum in zwei Unterklassen unterschieden werden. Das sind einerseits die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer [2] und Moderna [3]. Sie enthalten eine genetische Bauanleitung in Form eines Stückchens mRNA, die in winzige Fettpartikel eingehüllt wird. Im Körper nehmen Zellen diese Fetttröpfchen mit Erbinformation auf und bilden dann das Spikeprotein des Sars-Coronavirus-2.
Obwohl hier menschliche Zellen das fremde Eiweiß herstellen, erkennt das Immunsystem es trotzdem als fremd. Es bildet Antikörper und T-Zellen dagegen aus, die dann vor dem echten Virus schützen. Als problematisch gelten bei den mRNA-Impfstoffen vor allem die Nanofettpartikel, die mitunter allergische Reaktionen auslösen können. Warum es in sehr seltenen Fällen bei Jugendlichen und jungen Männern zu einer Entzündung des Herzmuskels oder des Herzbeutels kommt, ist hingegen bislang noch nicht abschließend geklärt. Forscher vermuten aber, dass weniger die Geninformation ursächlich ist, sondern eher eine Überreaktion des Immunsystems der Männer.
Die zweite Klasse genbasierter Impfstoffe sind die sogenannten Vektorimpfstoffe, etwa Vaxzevria von Astrazeneca [4] oder Ad26.CoV2 von Janssen (Johnson & Johnson) [5]. Hier werden Erkältungsviren in Zellkulturen gezüchtet und anschließend die eigentliche Erbinformation entfernt. Stattdessen wird der Bauplan für das Spikeprotein in die Viren eingesetzt. In den Körper gespritzt infizieren sie Zellen, die dann das Spikeprotein herstellen. Von hier aus läuft der Prozess wie bei den mRNA-Impfstoffen weiter.
Als Nachtteil dieses Ansatzes gilt, dass das Immunsystem der Geimpften nicht nur auf die Erbinformation, sondern auch auf die Vektorviren reagiert. Dieser Effekt ist wahrscheinlich der Grund, dass die Immunreaktion gegen Covid-19 bei diesen Impfstoffen bei vielen Studien etwas schwächer ausgefallen ist als bei den mRNA-Impfungen. Hinzu kommt die sehr seltene, aber mitunter tödliche Nebenwirkung von Thrombosen, die am häufigsten in der Sinusvene im Gehirn auftraten. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunreaktion, die zwar bei rechtzeitiger Diagnose behandelt werden kann, allerdings trotzdem sehr gefährlich ist.
Nuvaxovid von Novavax dagegen ist ein sogenannter Protein-Impfstoff. Auch hier steht das Spikeprotein vom Coronavirus im Mittelpunkt. Aber es wird nicht erst in den menschlichen Zellen gebildet, sondern schon in den Impfstofffabriken. Hier bauen gentechnisch veränderte Bakterien die Spikeproteine, die dann gereinigt und mit einem Impfstoffverstärker (Adjuvant) gespritzt werden. Die Menschen bekommen auf diese Weise die Bestandteile echter Coronaviren. Der Verstärker ist in diesem Fall Matrix-M, ein organisches Molekül, das die Immunabwehr zusätzlich provoziert. So regt es die Bildung von Antikörpern und T-Zellen gegen das Spikeprotein zusätzlich an.
Solche Protein-basierten Impfstoffe gelten als sehr sicher, da die Eiweiße sehr rein sind und kein genetisches Material der Viren enthalten. Bekannt ist der Ansatz von den Grippe-Impfstoffen, wo ebenfalls einzelne Eiweißbausteine der Influenzaviren als Impf-Antigen, also als Ziel für das Immunsystem verwendet werden. Dort werden die Eiweiße allerdings nicht gentechnisch hergestellt, sondern in der Regel über eine Anzucht von Viren in Hühnereiern. Die Influenzaviren werden dann zerstört und die für die Impfung relevanten Eiweiße herausgefiltert.
Nuvaxovid hat in den Zulassungsstudien eine sehr hohe Wirksamkeit gezeigt [6]. Offen ist allerdings, wie stark dieser Schutz gegen die neu aufgetretene Omikron-Variante Bestand hat. Im Zweifelsfall ist eine Anpassung an die neue Mutation des Coronavirus bei dieser Impfstoff-Technologie etwas komplizierter und langwieriger als bei den mRNA-Impfstoffen.
In den kommenden Monaten soll in Europa noch der Impfstoff von Valneva zugelassen werden. Das österreichisch-französische Unternehmen züchtet Sars-CoV-2 in Zellkulturen, filtert die Viren dann heraus und tötet sie chemisch ab. Diese abgetöteten oder inaktivierten Ganzviren werden dann zusammen mit einem Adjuvans (Verstärker) als Impfmittel verwendet. Diese Technologie entspricht wahrscheinlich am ehesten der Vorstellung, die die meisten Menschen mit dem Begriff Totimpfstoff verbinden.
Auch dieses Verfahren ist bereits lange erprobt [7] und wird auch gegen Covid-19 bereits eingesetzt, vor allem von chinesischen und indischen Impfstoffherstellern. Die Entwickler versprechen sich von den Ganzvirusimpfstoffen eine etwas breitere Wirksamkeit gegen die verschiedenen Mutationen von Sars-CoV-2. Da das gesamte Virus verwendet wird, bildet der Körper auch eine Immunabwehr gegen dessen verschiedene Bestandteile. Verändert sich dann etwa das Spikeprotein durch Mutation, gibt es immer noch Antikörper gegen die unveränderten Teile des Virus.
Allerdings deuten die bisherigen klinischen Studien auf eine etwas geringere Wirksamkeit im Vergleich mit den mRNA-Impfstoffen hin. Bei einer kleinen Studie an Klinikmitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Hong Kong führte eine Impfung mit Biontech/Pfizer bei beiden Dosen zu besseren Antikörperwerten als der chinesische, inaktivierte Ganzvirusimpfstoff [8].
Auch bei einer britischen Studie zur Wirkung von Booster-Impfungen schnitt der Ganzvirusimpfstoff von Valneva am schlechtesten ab. Möglich ist allerdings, dass dies an ungünstigen zeitlichen Intervallen lag, der Boost also zu früh gegeben wurde oder die Immunantwort noch mehr Zeit zur Ausreifung gebraucht hätte.
Ein weiteres Impfstoffprinzip wird aktuell unter anderem von der US Army verfolgt: Ein auf Ferritin-Nanopartikeln basierender Proteinimpfstoff. Ferritin, ein Eiweiß, das ein Eisenmolekül enthält, kommt im menschlichen Blut häufig vor und bildet von selbst kleine Kugeln. In diese Kugeln können dann Impfantigene wie das Spikeprotein von Sars-CoV-2 integriert werden. Auf diese Weise entstehen virusähnliche Strukturen, die vom Körper wie echte Viren bekämpft werden.Der Ansatz gilt als sehr vielversprechend. Im Gegensatz zu den Ganzviren und den Protein-Impfstoffen benötigt diese Technologie keine Impfverstärker, da die virenartige Struktur die Immunabwehr bereits ausreichend anregt. Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass die Immunantworten breiter ausfallen. Bei Versuchen in Tiermodellen wurden Antikörper gebildet, die gleichsam gegen alle Corona-Varianten von Alpha bis Delta und sogar gegen das Sars-1 Virus wirksam waren. Allerdings dauert es wahrscheinlich noch eine Weile, bis auch diese Impfstoffe zur Verfügung stehen. In den USA hat gerade eine erste klinische Phase-1 Studie begonnen. Für die Zulassung müssen auch die später folgenden Phasen 2 und 3 erfolgreich abgeschlossen werden.
Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut zählt zu den Totimpfstoffen noch zwei weitere Klassen. Toxoid-Impfstoffe (etwa gegen Tetanus und Diphtherie) enthalten ein unschädlich gemachtes Gift, das meist von einem bakteriellen Erreger stammt. Konjugatimpfstoffe (u.a. gegen Pneumokokken) wiederum enthalten bestimmte Vielfachzucker, die an Eiweiße gekoppelt werden. Im Kampf gegen Covid-19 werden diese Technologien allerdings keine Rolle spielen. | mdr.de | Der Totimpfstoff von Novavax hat grünes Licht von der EMA bekommen, Valneva befindet sich auf der Zielgeraden. Wann kommen die Totimpfstoffe und wie gut wirken sie voraussichtlich? Können sie Skeptiker überzeugen? | [] | Startseite | 2021-12-28T10:07:14+01:00 | 2021-12-28T10:07:14+01:00 | https://www.mdr.de//wissen/wie-sicher-und-wirksam-sind-totimpfstoffe-gegen-corona-102.html |
"Immer noch ein Alarmsignal": Stimmen zur Landratswahl im Saale-Orla-Kreis | Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.
Der Thüringer CDU-Vorsitzende Mario Voigt hat Christian Herrgott zu seiner Wahl zum neuen Landrat des Saale-Orla-Kreises gratuliert. Voigt schrieb am Sonntag auf der Kurznachrichten-Plattform X: "Gemeinsam im Bündnis mit den Bürgern haben wir die Kraft die angebliche Alternative von Höcke zu schlagen." Der Wahlsieg Herrgotts sei ein "starkes Votum".
Auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) zeigte sich über den Sieg des CDU-Kandidaten Herrgott erfreut. Der Politiker sagte dem MDR, damit sei den Rechtsextremisten auch im ländlichen Thüringen ein Stoppsignal gesetzt worden.
Es sei aber nach wie vor ein Alarmsignal, dass so viele Menschen bereit seien, für eine extremistische Partei zu stimmen. Da gebe es noch einiges zu verbessern. Man müsse Politik so machen, dass die Menschen zufrieden seien und sich wiederfänden.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beglückwünschte Herrgott ebenfalls zu seinem Sieg. "Saale Orla Kreis. Auf gute Zusammenarbeit und viel Kraft für die neue Aufgabe. Das Thüringer Meer verbindet uns", schrieb er auf X.
Die Thüringer Grünen gratulierten Herrgott ebenso zu seiner Wahl als Landrat. Landessprecherin Ann-Sophie Bohm sagte: "Meinen tiefen Respekt vor der Leistung der Zivilgesellschaft im Saale-Orla-Kreis." Das Demokratie-Bündnis "Dorfliebe für alle!" habe geschafft, womit nur noch wenige gerechnet hätten.
Reaktionen kamen auch aus dem benachbarten Bayern. CSU-Chef Markus Söder schrieb auf X: "Starkes Signal aus Thüringen, es geht doch: Die CDU schlägt die AfD bei der Landratswahl im Saale-Orla-Kreis. Das gibt Hoffnung für den Herbst. Demokraten halten zusammen!"
Die AfD-Niederlage bei der Landratswahl ist nach Ansicht von Landeschef Björn Höcke auf bundesweite Entwicklungen zurückzuführen. Der Erfolg von Kandidat Uwe Thrum in der ersten Wahlrunde habe die Aufmerksamkeit des ganzen Landes auf den Kreis gelegt, äußerte Höcke auf der Plattform X. "Und die gegnerischen Kräfte des ganzen Landes brauchte es, um in der Stichwahl das Blatt nochmal zu wenden", hieß es weiter.
Der stellvertretende Landeschef Stefan Möller sagte MDR THÜRINGEN, es sei bedauerlich, dass der AfD-Kandidat bei der Landratswahl unterlegen sei. Das knappe Ergebnis zeige aber auch, wie dünn die Luft für die etablierte Politik geworden sei. Der Trend gehe weiter zu Gunsten der AfD. Laut Möller wird die AfD im Wahlkampf in diesem Jahr vor allem auf die Themen Inflation, Energiepolitik und Zuwanderung setzen.
Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis gewann Herrgott am Sonntag die Stichwahl mit 52,4 Prozent. Uwe Thrum von der AfD unterlag mit 47,6 Prozent der Stimmen.
Die Stichwahl war nötig geworden, weil keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang vor zwei Wochen die für eine Landratswahl nötige Mehrheit erhalten hatte. Die Wahlbeteiligung lag mit knapp 69 Prozent noch einmal höher als im ersten Wahlgang. Bei der vergangenen Landratswahl im Saale-Orla-Kreis im Jahr 2018 hatten lediglich 33,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Insgesamt waren im Saale-Orla-Kreis mehr als 66.000 Menschen wahlberechtigt. Im ersten Wahlgang hatte Thrum 45,7 Prozent der Stimmen erhalten. Herrgott kam damals auf 33,3 Prozent. Die beiden Kandidaten von SPD und Linkspartei waren ausgeschieden, weil sie weniger Stimmen erhalten hatten.
Aus Sicht zweier Politikwissenschaftler haben die bundesweiten Demonstrationen der vergangenen Tage Auswirkungen auf die Landratswahl gehabt. Der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz sagte, dass es sicherlich viele Wähler von SPD oder Linken motiviert habe, in der Stichwahl zu wählen, wie bei den Demos gefordert wurde, gemeinsam die rechtsextreme Bedrohung der Demokratie zu verhindern.
Der Politikwissenschaftler Torsten Oppelland von der Universität Jena sagte der "Deutschen Pressa-Agentur", die etwas höhere Wahlbeteiligung in der Stichwahl deute auf einen Mobilisierungseffekt hin. "Da kann die Demonstrationswelle durchaus einen Ausschlag gegeben haben." Generell sei der Einfluss ohne vorliegende Daten aber schwer zu beziffern.
Die CDU sieht sich durch den Erfolg gestärkt für die kommende Landtagswahl in Thüringen. Doch bei einer Landtagswahl gebe es keine Stichwahl in einem Wahlkreis, sagte Oppelland. "Da hätte Thrum locker gewonnen. Insofern kann man da nicht grenzenlos optimistisch sein." Andererseits wäre es ein "verheerendes Signal" gewesen, hätte die CDU die Stichwahl verloren. Schon alleine deshalb, weil Herrgott als Generalsekretär der Landespartei in der Union profiliert sei.
André Brodocz von der Uni Erfurt sieht in der Stichwahl vom Sonntag wenige Hinweise auf die Landtagswahl. Er verwies darauf, dass dann mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und der Werteunion wahrscheinlich zwei neue Parteien antreten. "Hier werden die Karten also nochmal gänzlich neu gemischt."
MDR (cno/dst)/dpa | mdr.de | Christian Herrgott von der CDU ist am Sonntag zum neuen Landrat im Saale-Orla-Kreis gewählt worden. Nach einer spannenden Auszählung konnte er sich gegen Uwe Thrum von der AfD durchsetzen. Die Reaktionen zur Wahl. | [
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] | Thüringen | 2024-01-29T11:29:06+01:00 | 2024-01-30T06:50:43+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-orla/wahl-ergebnis-afd-cdu-reaktionen-100.html |
Landwirte in Mitteldeutschland in Angst vor der Maul- und Klauenseuche | Gut 160 Kilometer liegen zwischen den jüngsten Maul- und Klauenseuche-Fällen in Brandenburg und dem Hof von Thomas Eydner bei Frohburg. Der Rinderzüchter aus Sachsen hat Angst. Das Problem: Wenn sich die Tierseuche verbreite, gebe es immer mehr Handelseinschränkungen, erklärt Eydner. "Nicht nur für uns Landwirte mit nur Tieren, sondern auch für die ganzen landwirtschaftlichen Produkte."
Eydner fragt sich: "Wohin mit den Produkten – es gibt wieder Preisverfall." Wenn die Betriebe selbst betroffen seien, werde gekeult. "Und ich sag' es mal salopp: Ich kann mir nicht vorstellen, wenn die Betriebe ausgeräumt werden, dass 100 Prozent die Ställe wieder voll machen."
Ich kann mir nicht vorstellen, wenn die Betriebe ausgeräumt werden, dass 100 Prozent die Ställe wieder voll machen.
Nicht nur Rinderzüchter machen sich Sorgen. Schweine, Schafe, Ziege – also alle Klauentiere – können an der Maul- und Klauenseuche erkranken. Der Präsident des Bauernverbands in Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, rechnet mit einem Verfall der Preise, der weitaus länger als der Ausbruch selbst dauern wird.
Das sei eine Marktverwerfung, die da auf die Landwirte zukomme, betont Feuerborn. "Da wird man auch in anderen Ländern kein Verständnis für haben, […] sondern hier wird es ganz einfach Exporteinschränkungen geben." Diese würden erst einmal bleiben, bis Deutschland wieder zwei Jahre frei von Tierseuchen sei.
Denn erst nach einer Frist von zwei Jahren ohne weitere Krankheitsfälle gelten Produkte als seuchenfrei. Als erstes außereuropäisches Land hat Südkorea einen Importstopp für Schweinefleisch aus Deutschland verhängt. Auch Mexiko hat einen solchen Importstopp angekündigt. Die Niederlande nehmen derzeit keine Transporte von Kälbern mehr an.
Brandenburg selbst hat einen Transportstopp für Klauentiere verordnet. Was das für einen landwirtschaftlichen Betrieb bedeutet, beschreibt der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, so: "Wenn wir Tiere – zum Beispiel männliche Kälber – nicht mehr verbringen oder verkaufen dürfen und die den Betrieb nicht verlassen dürfen, müssen wir ja am Betrieb Platz haben und auch Menschen haben, die diese Tiere betreuen."
Da gebe es so einen Puffer von etwa 14 Tagen, wo das in den Betrieben abgefedert werden könne. "Wenn es länger dauert, wird es dann zu erhöhten Aufwendungen und natürlich auch Anstrengungen in den Betrieben kommen", sagt Wagner.
Noch hoffen die Bauernverbände aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, dass die Landwirte glimpflich davonkommen und sich die Seuche nicht weiter ausbreitet. Olaf Feuerborn vom Bauernverband Sachsen-Anhalt setzt dabei auf die Erfahrungen, die die brandenburgischen Behörden durch vergangene Schweinepestfälle sammeln konnten. Aber ihm macht Sorgen, wie ansteckend die Maul- und Klauenseuche ist: "Wir wissen, dass der erste Befall bei einer Büffelherde stattgefunden hat, die im Freiland unterwegs ist. Das heißt also, da ist unter Umständen das Gras, wo die Tiere gegrast haben, kontaminiert."
Im schlimmsten Fall könnten damit auch Wildtiere die Seuche weiterverbreiten – und die Lage für die Landwirte noch schwieriger machen. | mdr.de | Nach Fällen der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg geht unter Landwirten in Mitteldeutschland die Angst um. Ein Rinderzüchter sagt, wer seine Tiere vorsorglich töten müsse, mache den Stall vielleicht nie wieder voll. | [
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] | Deutschland | 2025-01-14T09:00:34+01:00 | 2025-01-14T12:10:11+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/deutschland/gesellschaft/maul-klauen-seuche-landwirte-keulen-preis-verfall-100.html |
Schokolade ist wirklich gut fürs Herz | Die Forscher vom Baylor College of Medicine im US-Bundesstaat Texas haben für ihre Untersuchung, die im Fachmagazin "European Journal of Preventive Cardiology" erschienen ist, Untersuchung die in Studien aus den vergangenen 50 Jahren enthaltenen Angaben zum Schokoladenkonsum mit denen zu Erkrankungen der Herzgefäße. In der Vergangenheit hätten Erhebungen bereits bewiesen, dass Schokolade essen allgemein sowohl für den Blutdruck als auch für die Auskleidung der Blutgefäße positiv sei, erklärt der Erstautor der Studie Dr. Chayakrit Krittanawong. "Ich wollte wissen, ob der Konsum auch einen Effekt auf die Blutgefäße hat, die das Herz versorgen, die Koronararterien. Und wenn ja, ob er positiv oder negativ ist."
Dafür analysierten Dr. Krittanawong und seine Kollegen sechs Studien mit insgesamt 336.289 Teilnehmern, die alle Auskunft über ihren Schokoladenkonsum gegeben hatten. Im Schnitt knapp neun Jahre später hatten 14.043 von ihnen Herzgefäßerkrankungen entwickelt, 4.667 sogar einen Herzinfarkt, also eine plötzliche Verstopfung der Gefäße.Das Ergebnis: Die Probanden, die Schokolade mehr als einmal die Woche aßen, hatten ein um acht Prozent geringeres Risiko, eine Erkrankung der Herzgefäße zu erleiden.
Unsere Studie legt nahe, dass Schokolade dabei helfen kann, die Blutgefäße des Herzens gesund zu halten.
Den Grund dafür vermutet Dr. Krittanawong in bestimmten Inhaltsstoffen der Schokolade, die sich positiv auf den Herzzustand auswirken. Dazu gehören Flavonoide, Methylxanthine, Polyphenole und Stearinsäure. Welche Art von Schokolade und wieviel davon optimal für die Herzgesundheit ist, war nicht Teil der Untersuchung. Hier sei weitere Forschung nötig, wie der Studienautor betont. Und auch dafür, nicht zu viel von der süßen Nahrung zu sich zu nehmen, plädiert Dr. Krittanawong: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass große Mengen an Schokolade nicht gesund für die Herzgefäße sind. Besonders Diabetiker und adipöse Menschen müssen dabei auch die Kalorien, die kommerziell verarbeitete Schokolade enthält, mit in Betracht ziehen."
cdi
Die Studie "Association between chocolate consumption and risk of coronary artery disease: a systematic review and meta-analysis" lesen Sie hier im Original. | mdr.de | Naschkatzen ahnten es, nun belegt es die Wissenschaft: Schokolade essen ist gut fürs Herz. Und zwar nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch ganz konkret für die Blutgefäße des Organs. | [] | Startseite | 2020-07-23T01:19:00+02:00 | 2024-03-08T14:08:45+01:00 | https://www.mdr.de/wissen/schokolade-gesundheit-herz-100.html |
Oppositionelle Kolesnikowa in Belarus verschwunden | Eine der wichtigsten Führerinnen der Opposition in Belarus, Maria Kolesnikowa, ist vermutlich festgenommen worden. Ihre Kollegen hätten keinen Kontakt mehr, teilte der Pressedienst des Koordinierungsrats der Demokratiebewegung am Montag in Minsk mit. Ihr Telefon sei abgeschaltet. Auch ihre Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow seien nicht mehr erreichbar.
Das Internetportal tut.by meldete unter Berufung auf Augenzeugen, Kolesnikowa sei am Montagmorgen in Minsk von schwarz gekleideten Männern in einen Kleinbus gestoßen worden. Das wurde bisher vom Koordinierungsrat nicht bestätigt.Die 38 Jahre alte Politikerin gehört zu den wichtigsten Oppositionellen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko.Andere Mitglieder des Koordinierungsrats waren zuvor schon festgenommen, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden. Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowaskaja etwa befindet sich im EU-Land Litauen im Exil.
An ihrer Seite war auch Kolesnikowa im Wahlkampf aufgetreten. Zuvor hatte sie als Kampagnen-Chefin die Kandidatur des Ex-Bankers Viktor Babaryko geleitet, der aber schon länger in politischer Haft sitzt. Sie gehört zum Koordinierungsrat, der den friedlichen Machtwechsel anstrebt. Zuvor hatte sie viele Jahre in Stuttgart gelebt und Kulturprojekte gemanagt. Zuletzt trat sie immer wieder bei Protesten auf.
Bei der jüngsten großen Demonstration am Sonntag lief sie in der Hauptstadt Minsk mit. Nach offiziellen Angaben wurden bei den landesweiten Protesten 633 Menschen festgenommen. Das teilte das Innenministerium am Montag mit.
Grund der Proteste ist die Präsidentenwahl vor mehr als vier Wochen. Machthaber Lukaschenko, der seit 1994 das Land autoritär regiert, hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition hält das international nicht anerkannte Ergebnis für gefälscht. Sie will Lukaschenkos Rücktritt.
Bundesaußenminister Heiko Maas forderte eine sofortige Aufklärung des Verschwindens von Kolesnikowa von der Führung in Belarus. Die bundesregierung sei in großer Sorge um Kolesnikowa. "Wir fordern Klarheit um den Verbleib und die Freilassung aller politischer Gefangener in Belarus", sagte Maas der Bild. | mdr.de | Bei großen Demonstrationen am Sonntag in Belarus sind hunderte Menschen festgenommen worden, die gegen Machthaber Lukaschenko protestiert hatten. Einen Tag darauf traf es anscheinend auch eine wichtige Oppositionelle. | [
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] | Welt | 2020-09-08T10:10:29+02:00 | 2020-09-08T10:10:29+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/belarus-opposition-kolesnikowa-festnahme-koordinierungsrat-lukaschenko-100.html |
Sondershausen kritisiert Plan für Nordhausen als alleiniges Oberzentrum | Eine Woche nach Bekanntgabe künftiger Oberzentren in Thüringen hat sich auch Sondershausens Bürgermeister Steffen Grimm (Kyffhäuserkreis) geäußert. Er zeigte sich enttäuscht, dass das Infrastrukturministerium Vorschläge für ein gemeinsames Oberzentrum von Nordhausen und Sondershausen ignoriert hat und Nordhausen den Vorzug gibt. Der Status wirkt sich unter anderen auf die Förderung durch das Land aus.
Die Stadt Sondershausen hatte im März vorigen Jahres ein Oberzentrum "Nordhausen-Sondershausen" oder "Kyffhäuserkreis-Südharz" vorgeschlagen. Grimm hofft dennoch, dass es weitere Gespräche zu einem funktionsteiligen Oberzentrum geben wird. Die Idee beruhe auf einem Vertrag aus dem Jahr 2004. Damals hatten sich beide Städte Nordhausen und Sondershausen das Ziel gesetzt, ein gemeinsames Oberzentrum Nordthüringen zu entwickeln.
Das Kabinett hat am Dienstag voriger Woche einen zweiten, überarbeiteten Entwurf zum Landesentwicklungsprogramm beschlossen. Demnach soll das Oberzentrum in Südthüringen um die Städte Meiningen und Schmalkalden ergänzt werden, zudem solle die Stadt Nordhausen als weiteres Oberzentrum ausgewiesen werden. Das neue Landesentwicklungsprogramm soll Mitte des Jahres in Kraft treten.
MDR (aku,lou) | mdr.de | Oberzentren werden vom Land besonders gefördert, demnächst soll Nordhausen diesen Status erhalten. Im benachbarten Sondershausen ist die Stadtspitze wenig glücklich über die Entscheidung. | [
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] | Thüringen | 2024-01-23T16:33:53+01:00 | 2024-01-23T16:43:29+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/nord-thueringen/nordhausen/oberzentrum-sondershausen-kritik-100.html |
Hunderte Baustellen: Erfurt plant Arbeiten an Straßen und Gehwegen | Mehr als 400 größere Bauprojekten stehen in diesem Jahr im Baustellenkalender der Stadt Erfurt. Allein das Tiefbauamt nimmt laut Angaben der Stadtverwaltung rund 55 Millionen Euro in die Hand, um Straßen, Rad- und Gehwege zu verbessern. Im vergangenen Jahr waren es rund 37 Millionen Euro.
Eines der größten Projekte ist die Deckensanierung in der Gothaer Straße. Die Arbeiten sollen im Juni beginnen, gebaut wird zwischen Wartburgstraße und Egapark-Parkplatz.
Im Sanierungsgebiet Andreasviertel sollen die Bauarbeiten dieses Jahr beendet werden. Der fünfte und letzte Bauabschnitt läuft bereits.
Die Arbeiten im nördlichen Bereich der Nordhäuser Straße starten zwar nicht in diesem Jahr, werden aber geplant. 2025 soll die Fahrbahn auf einer Länge von 2.700 Metern instandgesetzt werden. Es entsteht auch ein breiter Radweg.
Generell würden dieses Jahr nicht viele Radverkehrprojekte umgesetzt, heißt es aus der Stadtverwaltung. Es seien aber viele Vorhaben in der Planung. Dabei gehe es unter anderem um die Magdeburger Allee, die Ostseite des Gera-Radwegs und die Rudolstädter Straße.
MDR (kk/mm) | mdr.de | Mit mehr als 400 größeren Bauprojekten ist der Baustellenkalender 2024 der Stadt Erfurt gut gefüllt. Allein das Tiefbauamt nimmt rund 55 Millionen Euro in die Hand. Vor allem Straßen und Gehwege sollen verbessert werden. | [
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] | Thüringen | 2024-02-16T07:59:11+01:00 | 2024-02-16T08:05:41+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/baustellen-strassen-radwege-gothaer-100.html |
Wanderer sollen im Thüringer Wald nicht mehr vor verschlossenen Türen stehen | Die Öffnungszeiten der Hütten im Thüringer Wald sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Ziel sei es, dass Gäste und Touristen nicht mehr vor verschlossenen Türen stehen, wie der Regionalverbund Thüringer Wald mitteilte. Das betreffe die Öffnungszeiten an Feiertagen oder Ruhetagen. Zudem sollen die Öffnungszeiten öffentlich besser kommuniziert werden, etwa auf dem Tourenportal oder den Gemeindeseiten.
Um mehr Sichtbarkeit und Verlässlichkeit in das Angebot zu bekommen, will der Regionalverbund ein Netzwerk der Hüttenbetreiber aufbauen. Ein erstes Treffen mit den Gastronomen und Vereinen, die die Hütten bewirtschaften, gab es bereits und habe viel positives Feedback bekommen. Ein nächstes Treffen sei in etwa einem halben Jahr geplant.
Außerdem ist eine erste gemeinsame Aktion geplant: Am 14. Mai, dem Tag des Wanderns, sollen möglichst alle Hütten geöffnet haben, auch wenn sie eigentlich Ruhetag haben.
MDR (ask,wdy) | mdr.de | Der Regionalverbund Thüringer Wald will die Gasthaus- und Hüttenbetreiber in der Region besser mit einander vernetzten. Ziel ist es, dass Wanderer nicht mehr vor verschlossenen Türen stehen müssen. | [
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] | Thüringen | 2025-02-20T15:13:08+01:00 | 2025-02-21T13:14:01+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten/thueringen/sued-thueringen/suhl/huetten-thueringer-wald-oeffnungszeiten-100.html |
Wie Timmenrodes Vereine gemeinsam ums Überleben kämpfen | Die Rufe der Trainer schallen über den Timmenröder Sportplatz, während in der Herbstsonne die jüngsten Spieler des örtlichen Fußballvereins mit einem Ball über den Rasen dribbeln. Acht Kinder sind an diesem Dienstagnachmittag Anfang November zum Training der F-Jugend gekommen. Es sind Herbstferien, doch viel mehr Spielerinnen und Spieler trainieren hier auch in normalen Wochen nicht.
Einmal im Jahr lädt der MDR bei der "Programmmachen-Aktion" interessierte Menschen ein, für einen Tag in einer Redaktion mitzuarbeiten. Im Rahmen dieser Aktion war der Timmenröder Ortschronist Lothar Wiegmann im September zu Gast in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT. Dort berichtete er, was die Menschen in Timmenrode derzeit bewegt. Diesen Themen ist MDR SACHSEN-ANHALT vor Ort nachgegangen.
Immerhin: "Wir sind einer der wenigen Dorfvereine, die überhaupt noch Nachwuchs haben", sagt Andreas Rudolf, der stellvertretende Vereinsvorsitzende des SV 56 Timmenrode. Rund 120 Mitglieder hat der Verein, etwa die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Früher waren es deutlich mehr. "Wir haben allein seit der Corona-Pandemie rund 20 Prozent unserer Mitglieder verloren", sagt Andreas Rudolf. Eine Folge: Weil nicht mehr genügend Spieler da sind, tritt die erste Herrenmannschaft seit dieser Saison in einer Spielgemeinschaft mit dem VfB 67 Blankenburg an.
Die Gründe für den Mitgliederschwund sind vielfältig, sagt Andreas Rudolf. Viele aus der Generation der heute 30- bis 40-jährigen seien einst aus Timmenrode weggezogen. Sie und ihre Kinder fehlten nun in den Vereinen. Und die jungen Familien, die in den letzten Jahren neu ins Dorf gezogen sind, täten sich meist schwer mit der Integration ins Vereinsleben, auch, weil es während der Pandemie kaum Möglichkeiten der Kontaktaufnahme gab.
"Außerdem hat sich bei Kindern und Eltern eine gewisse Trägheit eingeschlichen", sagt Andreas Rudolf. Wer einmal erkannt habe, dass die heimische Couch ganz bequem sei, der tue sich schwer, sie wieder zu verlassen. Darunter leiden Rudolf zufolge nicht nur die Fußballer.
Lesen Sie hier den ersten Teil der Reihe aus Timmenrode:
Eine schmale Straße trennt den Sportplatz der Timmenröder Fußballer vom Schützenhaus. In dessen Obergeschoss steht Harald Riel im Vorzimmer des Zehn-Meter-Schießstands und streicht einen Namen von der Liste derjenigen, die hier Standaufsichten sind, wenn geschossen wird. Der Mann sei aus Altersgründen ausgeschieden, erklärt Riel, selbst 73 Jahre alt und seit 2003 Vorsitzender des Timmenröder Schützenvereins. Eigentlich hätte er das Amt schon abgeben wollen, aber es findet sich niemand, der es übernehmen will.
Die Probleme des Fußballvereins erscheinen klein im Vergleich zu denen der Schützen. "Früher hatten wir mal 93 Mitglieder, heute sind es noch 39", sagt Harald Riel. Kaum jemand finde sich mehr, der bereit sei, ehrenamtliche Aufgaben etwa als Standaufsicht zu übernehmen. "Du kannst heutzutage fast niemanden mehr dazu bewegen, etwas außer der Reihe zu machen", hat Riel beobachtet.
Hinzu kommt: immer weniger zahlende Mitglieder bedeuten immer weniger Einnahmen, bei gleichzeitig extrem steigenden Energiekosten. "Für uns ist das alles kaum noch zu bezahlen", klagt Vereinschef Riel. Wahrscheinlich wird er den Schießstand im Winter kalt lassen müssen – und dadurch möglicherweise weitere Mitglieder verlieren.
Dabei haben gerade die Schützen eine besondere Bedeutung für das kulturelle Leben in Timmenrode. Jedes Jahr am Himmelfahrtswochenende veranstaltet der Verein das größte Fest im Ort. Vier Tage dauert das Schützenfest, das für viele Timmenröder ein Höhepunkt im Dorfleben ist. Wie lange es das Schützenfest angesichts steigender Preise und fehlender Ehrenamtler noch in seiner bewährten Form geben wird, ist jedoch unklar. Schon in diesem Jahr fand es nach zweijähriger Corona-Pause nur in abgespeckter Form statt.
Früher war die Stimmung unter den Vereinen schlecht. Heute läuft der Austausch gut, wir unterstützen uns gegenseitig.
Wie überall in Sachsen-Anhalt sehen sich die meisten Vereine in Timmenrode mit Mitgliederschwund, Nachwuchsmangel und Preisexplosionen konfrontiert. In dem Harz-Dorf setzen sie deshalb auf Zusammenhalt. Gemeinsam wollen sie Lösungsansätze entwickeln, um das kulturelle Leben im Dorf und das Überleben der Vereine zu sichern. Mehrmals im Jahr kommen dazu vom Kleingartenverein über die Schützen und Fußballer bis hin zur Feuerwehr alle Klubs und Institutionen des Dorfes im Gemeindehaus zusammen.
"Als ich vor fast 20 Jahren den Vorsitz des Schützenvereins übernommen habe, war die Stimmung unter den Vereinen schlecht. Heute läuft der Austausch gut, wir unterstützen uns gegenseitig", sagt Harald Riel. So schmücken die Vereine seit einigen Jahren am ersten Advent gemeinsam einen Weihnachtsbaum im Dorf und organisieren einen Weihnachtsmarkt, bei dem die Klubs jeweils eine eigene Bude betreiben. Das spült Einnahmen in die leeren Vereinskassen – und fördert den Austausch untereinander.
Eine weiterer Plan, der in der Runde entstand: Schilder an den Ortseingängen von Timmenrode sollen Touristen und Einheimische auf die Vereine und Feste im Ort aufmerksam machen. Spätestens Anfang nächsten Jahres sollen die Hinweisschilder aufgestellt werden. Mit einem gemeinsamen Flyer, der gerade entwickelt wird, wollen sich die Vereine zudem bei Zugezogenen vorstellen – und diese bestenfalls von einem Beitritt überzeugen.
Unterstützung soll auch aus der Politik kommen. Timmenrodes Vereine plädieren für eine bessere Anbindung ihres Ortes mit Fahrradwegen an die umliegenden, kleineren Dörfer. Dann, so hoffen sie, würde sich ihr Einzugsbiet deutlich vergrößern. Und Andreas Rudolf vom Fußballverein wünscht sich mehr Hilfe durch den Landessportbund. Von dem Geld, dass der Verein an den Verband zahlen müsse, komme nur ein Bruchteil zurück. Dabei bräuchte man jeden Cent, etwa um Schnuppertrainings zu veranstalten und mehr Kinder für Fußball auf dem Rasen statt an der Spielkonsole zu begeistern.
Ob all die Pläne und Ideen helfen können, den besonders vom Mitgliederschwund betroffenen Schützenverein langfristig zu retten? Vereinschef Harald Riel ist eher pessimistisch. "Auf kurz oder lang müssen wir wahrscheinlich Feierabend machen. Aber ich hoffe immer noch, dass wir das in den Griff kriegen und es weitergeht."
Bessere Zukunftsaussichten hat dagegen das Timmenröder Schützenfest, wenn auch vermutlich in anderer Form als bislang. "Auf längere Sicht", sagt Riel, "werden wir daraus wahrscheinlich ein Dorffest machen." Der Gedanke dahinter: Nicht nur die Schützen alleine, sondern alle Timmenröder Vereine zusammen stellen ein großes Fest auf die Beine – und der ganze Ort profitiert.
Erfahren Sie am Dienstag im dritten Teil der Serie, warum die Fußballerinnen und Fußballer des SV 56 Timmenrode auf ihrem Platz einen ungewöhnlichen Heimvorteil haben.
MDR (Lucas Riemer) | mdr.de | Vielen Vereinen in Timmenrode fehlt es an Geld und Mitgliedern. Deshalb haben sie sich zusammengeschlossen, um gemeinsam aus der Krise zu kommen und das kulturelle Leben im Dorf zu erhalten. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2022-11-07T19:28:09+01:00 | 2022-11-09T16:04:20+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/timmenrode-vereine-mitgliederschwund-gemeinsame-loesungen-100.html |
In einem Haus in Erfurt hat es eine Explosion gegeben | Erfurt ist eine Stadt im Bundes-Land Thüringen.Ein Stadt-Teil von Erfurt heißt: Daberstedt.Dort ist am Montag-Vormittag etwas passiert:In einem Haus gab es eine Explosion.
In dem Haus gibt es mehrere Wohnungen.Die Explosion war in 1 bestimmten Wohnung.Der Bewohner von dieser Wohnung ist 59 Jahre alt.Er wurde bei der Explosion schwer an der Hand verletzt.Später ist ein Rettungs-Wagen gekommen:Um den Bewohner in ein Kranken-Haus zu bringen.
Kein Mensch wusste: • Ob es noch eine Explosion geben kann. • Und ob dabei die Bewohner von den anderen Wohnungen verletzt werden können.Deshalb mussten die Bewohner für einige Zeitaus ihren Wohnungen raus-gehen.Das waren 12 Bewohner.Sie mussten in einem Bus warten.
Es gab dann einen Einsatz: • Von der Polizei • und von der Feuerwehr.Sie sind in die Wohnung rein-gegangen:Wo die Explosion war.Dort haben sie geprüft: • Ob es noch eine Explosion geben kann. • Oder ob wieder alles sicher ist.
Am späten Nachmittag war der Einsatz vorbei.Die Bewohner konnten dann wiederin ihre Wohnungen zurück-gehen.
Bis jetzt weiß noch kein Mensch: • Warum es die Explosion gab. • Und wie die Explosion passiert ist.Die Polizei muss das erst noch heraus-finden.
Eine Sprecherin von der Polizei hat gesagt:Die Polizei hat verschiedene Chemikalien in der Wohnung gefunden.Bis jetzt weiß noch kein Mensch,was für Chemikalien das sind.Fach-Leute müssen jetzt diese Chemikalien prüfen.
Die Polizei ermittelt jetzt.Sie muss heraus-finden: • Ob die Chemikalien dem Bewohner gehören. • Ob er mit den Chemikalien vielleicht Sprengstoff bauen wollte. • Und ob die Explosion wegen den Chemikalien passiert ist. | mdr.de | Die Explosion war in 1 bestimmten Wohnung in dem Haus. Dabei wurde 1 Mensch schwer an der Hand verletzt. Ein Rettungs-Wagen hat ihn dann in ein Kranken-Haus gebracht. Polizei und Feuerwehr haben einen Einsatz gemacht. | [] | 2024-04-23T11:31:30+02:00 | 2024-04-23T14:51:57+02:00 | https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/leichte-sprache-thueringen-erfurt-explosion-100.html |
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Jede zweite ausgeschriebene Lehrerstelle ohne Bewerber | Sachsen-Anhalt hat weiter erhebliche Probleme, Lehrkräfte für die Schulen zu finden. Anfang Mai hatte das Bildungsministerium 511 Stellen ausgeschrieben. Doch die Bilanz nach dieser Ausschreibungsrunde fällt ernüchternd aus.
Wie eine Sprecherin sagte, gab es auf knapp die Hälfte davon keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber. Gemeldet haben sich demnach rund 250 Personen, davon sind etwa 80 ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Auch Zulagen für schwer zu besetzende Stellen lockten demnach kaum Lehrkräfte an. Von 75 dieser Jobs konnten 62 nicht besetzt werden.
Die nächste Ausschreibungsrunde läuft seit Anfang Juni. Das Land sucht 270 Lehrkräfte für alle Schulformen von der Grundschule bis zur Berufsschule. Eine Zulage wird für 60 dieser Stellen gezahlt. Die Bewerbungsfrist endet am 30. Juni.
MDR (Cornelia Winkler) | mdr.de | Sachsen-Anhalt sucht weiter händeringend nach neue Lehrkräften. Die Bilanz der vergangenen Ausschreibungsrunde fällt jedoch durchwachsen aus. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-06-13T11:25:57+02:00 | 2024-06-14T13:21:38+02:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/lehrerestellen-unbesetzt-ausschreibungen-lehrermangel-102.html |
Entdecken Sie die Architektur Thüringens: Diese Bauwerke sind ein Muss | Mithilfe der Mikro-Architektur will das Thüringer Architekturbüro "TAKTAK" mit minimalen Interventionen einen Beitrag zur nachhaltigen Aufwertung ländlicher Regionen leisten. An abgeschiedenen Orten finden Naturliebhaber "Butzen", in denen sie übernachten können.
Die ersten beiden Wandererherbergen stehen mitten im Biosphärenreservat Rhön. Die abstrakte Gebäudeform ist ein Kontrast zum natürlichen Umfeld und gleichzeitig angelehnt an die Forst- und Jagdarchitektur. Für seine "Butze" ist das Architekturbüro mit dem "Sonderpreis Nachwuchs" des Thüringer Staatspreises für Baukultur 2021 ausgezeichnet worden.
Adresse: BUTZEIm Spring 136452 Kaltennordheim OT Fischbach/Rhön Öffnungszeiten: Jederzeit auf einer Wanderung von außen zu besichtigen.
Ein Haus, das von Einheimischen gerne als Handtuch bezeichnet wird, ist das schmale Haus in Eisenach. Es ist das schmalste bewohnte Haus Deutschlands, gerade einmal 2,05 Meter breit, umfasst 20 Quadratmeter und verläuft über zwei Stockwerke.
Gebaut wurde es schätzungsweise vor 250 Jahren. 1974 rettete eine Privatperson es vor dem Verfall und sanierte es in den folgenden Jahren.
Adresse: Schmales HausJohannisplatz 999817 Eisenach Öffnungszeiten: Jederzeit von außen zu besichtigen
Wer Erfurt besucht, kommt nicht am Wahrzeichen der Stadt vorbei: Die historische Krämerbrücke ist die längste mit Häusern bebaute sowie bewohnte Brücke Europas. Malerisch kuscheln sich die Fachwerkhäuser auf der Brücke aneinander, die 1325 aus Stein erbaut wurde und schon davor aus Holz bestand. 2025 wird also Jubiläum gefeiert.
Auf der Brücke stehen statt ursprünglich 120 Häusern heute noch 32. Dort laden kleine Lädchen zum Schlemmen und Verweilen ein.
Adresse: Krämerbrücke99084 Erfurt Öffnungszeiten: Jederzeit von außen zu besichtigen.
Das Haus am Horn von 1923 ist das erste Bauhaus-Musterhaus überhaupt – es gilt als Inbegriff des modernen Wohnens. Entworfen wurde es von Georg Muche. Auf einer Grundfläche von zwölf mal zwölf Metern konstruierte er die Zimmer rund um einen zentralen Wohnbereich. Speise- oder Kinderzimmer fielen zugunsten des großen Gemeinschaftsraums kleiner aus. Besonders fortschrittlich zeigte sich das Haus auch in Bezug auf neue Technologien – ausgestattet mit Gasherd, Telefonanlage und Zentralheizung. Zur Geschichte des Gebäudes wurde 2019 eine neue Dauerausstellung eingerichtet.
In Weimar kann außerdem weitere Bauhaus-Architektur besucht werden, unter anderem der Van-de-Velde-Bau der Bauhaus-Universität. Die App "Wo ist Walter?" lädt zu einem selbstständigen Hörspaziergang auf den Spuren des Bauhauses durch Weimar ein – entwickelt wurde sie von der Bauhaus-Universität. Das Haus am Horn wurde 2021 mit dem Europäischen Kulturerbepreis ausgezeichnet.
Adresse: Haus am HornAm Horn 6199425 Weimar Öffnungszeiten:Im Sommer: Mittwoch bis Montag, 10 bis 18 Uhr Dienstags geschlossen, ansonsten jederzeit von außen zu besichtigen Im Winter geschlossenRundgang zu Bauhaus-Orten in Weimar per App "Wo ist Walter?" selbstständig möglich, die App gibt es für Android und iOSEintritt: Regulär 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Schülerinnen und Schüler (16 bis 20 Jahre) 2 Euro Barrierefreiheit:Im Haus werden geführte Touren für blinde und sehbehinderte Besuchergruppen angeboten, auch ein Rollstuhlzugang ist möglich.Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Haus am Horns.
Das Strohballenhaus im Weimarer Ortsteil Ehringsdorf ist Teil eines ökologisch orientierten Wohnprojektes im sogenannten Ziegelhof – einer Gemeinschaft bestehend aus fünf Familien mit Kindern. Als Bausubstanz des Gebäudes wurden ausschließlich lasttragend verbaute Strohballen genutzt.
Das Besondere an dieser Bauweise ist, dass keine zusätzliche Holzkonstruktion eingebaut ist. Um Heizenergie zu gewinnen, wurden die Fenster des Hauses weitestgehend nach Süden ausgerichtet. Ein zukunftsweisendes Bauprojekt, ausgezeichnet mit dem Architekturpreis der Architektenkammer Thüringen 2022, bei dem die Regionalität der Baumaterialien und das ökologische Bewusstsein im Fokus stehen.
Adresse: Ziegelgraben 1b99425 Weimar OT Ehringsdorf
Das KuK in Gera ist ein herausragendes Beispiel der DDR-Moderne. 1981 wurde es als Haus der Kultur eröffnet. Eine Untertreibung, denn der großzügige Bau gleicht dem Ost-Berliner Palast der Republik. Was das KuK am meisten unterscheidet, ist bekanntlich der Fakt, dass es anders als "Erichs Lampenladen" (wie der Palast der Republik auch genannt wurde) noch steht. Sogar als Gesamtkunstwerk haben die Thüringer Denkmalschützer das Haus inzwischen eingestuft. Beeindruckend ist unter anderem die Reliefwand im Foyer mit dem Titel "Lied des Lebens", die von mehreren Bildhauern gestaltet wurde. Von hier aus wurde zu DDR-Zeiten übrigens die Weihnachtssendung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" ausgestrahlt.
Adresse: Kultur- und Kongresszentrum (KuK)Schloßstraße 107545 Gera Barrierefreiheit:Das KuK ist für mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher geeignet.
Dieser Gebäudekomplex mit einer Gesamtfläche von ca. 40.000 Quadratmetern erinnert noch heute an die Größenordnungen, in denen zu Zeiten des Nationalsozialismus gedacht wurde. Es war das einzige Gauforum dieser Art, das tatsächlich gebaut wurde. Die heutige Grünfläche war für Aufmärsche vorgesehen. Dafür wurden der Vimaria-Brunnen von 1875 und der kleine Park vor dem Neuen Museum abgerissen. Umfasst werden sollte die Fläche von vier Gebäudekomplexen, von denen drei gebaut wurden.
Architekt war Hermann Giesler, für den sich Hitler 1936 entschied. Hitler ließ aber auch eigene Ideen einfließen. Heute befindet sich in den Gebäuden unter anderem das Thüringer Landesverwaltungsamt und das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus.
Adresse: Gauforum in WeimarJorge-Semprún-Platz99423 Weimar Öffnungszeiten: Jederzeit von außen zu besichtigen.Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Gauforums in Weimar.
In Bad Sulza standen einst drei große Gradierwerke, das größte war mehr als 224 Meter lang. Heute ist noch das Gradierwerk Louise erhalten, das durch seine Architektur nicht nur an die beachtliche Baukunst erinnert, sondern auch an die Handwerkskunst, die zur Errichtung nötig war.
Das Gradierwerk diente der Salzgewinnung. Darin wurde salzhaltiges Wasser, die sogenannte Sole, angereichert (gradiert) und gereinigt. Heute wird es für Kur-Zwecke genutzt – Salzluft kann inhaliert werden. Dafür wurde das 140 Meter lange Gebäude saniert und Bauholz von etwa 6,5 Kilometern Länge verarbeitet. Viele Teile des Gradierwerks sind aber noch im Originalzustand.
Adresse:Gradierwerk LouiseAm Gradierwerk 399518 Bad Sulza Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag, Sonntag: 10 bis 12 Uhr und 13 bis 16 UhrEintrittspreise:Erwachsene zahlen 4,50 Euro als Vollzahler oder 3,50 Euro mit KurkarteFür Kinder bis 6 Jahre ist der Eintritt frei.
Der Architekt und Möbeldesigner Egon Eiermann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine moderne Architektur bewegt sich in der minimalistischen, geradlinigen Tradition des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ Egon Eiermann die ersten Serienmöbel anfertigen. Von ihm stammen einige bekannte Stuhl-Modelle, die noch heute hergestellt werden. Und er entwarf unter anderem ein umstrittenes Einkaufszentrum in Stuttgart, das später architektonisches Vorbild der Kaufhausarchitektur wurde.
In Apolda steht einer seiner Industriebauten, der sogenannte Eiermannbau – ursprünglich eine Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Textilfabrik, die Eiermann 1938/39 im Auftrag der Total AG Feuerlöschgerätewerke umbaute. 2018 zog die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen ein. Inzwischen befindet sich darin die "Open Factory", die Platz für Werkstattarbeit, soziale und kulturelle Projekte, für Ausstellungen und Ateliers, für Co-Working und Einzelbüros bieten soll.
Adresse:EiermannbauAuenstraße 1199510 Apolda Öffnungszeiten: Jederzeit von außen zu besichtigen.
Erbaut wurde die Leuchtenburg in Seitenroda Ende des 12. Jahrhunderts hoch über dem Saaletal. Wenn die Sonne über dem markanten Berg scheint, bringt sie den Muschelkalk zum Leuchten – diesem Naturschauspiel verdankt die Burganlage ihren Namen: Leuchtenburg. Sie gilt als eine der schönsten Burgen Thüringens, die idyllischen Weinberge zählen zu den höchstgelegenen nördlich der Alpen.
Nachdem die Leuchtenburg 2007 vor dem Verkauf stand, wird sie heute von einer Stiftung getragen. Dank der Initiative lässt sich heute das restaurierte Bauwerk mit seiner wechselvollen Geschichte in reizvoller Landschaft erkunden. Ein frei schwebender Stahlsteg ragt 20 Meter ins Saaletal und ermöglicht eine spektakuläre Rundumsicht. Viele Besucherinnen und Besucher kommen auch wegen der imposant inszenierten Porzellanausstellung.
Adresse: LeuchtenburgDorfstraße 10007768 Seitenroda Öffnungszeiten: April bis Oktober: täglich 9 bis 18 UhrNovember bis März: täglich 10 bis 17 UhrBarrierefreiheit: Alle neuen Ausstellungsbereiche der "Porzellanwelten" wurden rollstuhlgerecht eingerichtet. Das Besucherzentrum mit Bistro und Terrasse ist barrierefrei nutzbar, ebenso wie der Tagungssaal im Torhausgebäude. Auch zur Burggastronomie gibt es einen stufenlosen Weg. Drei barrierefreie Toiletten befinden sich auf dem Burggelände. | mdr.de | Die historische Krämerbrücke in Erfurt, der markante Eiermannbau in Apolda und das ikonische Haus am Horn in Weimar: Entdecken Sie Thüringens faszinierende Vielfalt architektonischer Meisterwerke bei einem Ausflug. | [] | Ausflugsziele | 2025-01-22T10:28:00+01:00 | 2025-04-22T13:28:01+02:00 | https://www.mdr.de/kultur/ausflug-tipps/thueringen-architektur-bauwerke-sehenswuerdigkeiten108.html |
Extremwetter: Wann wird das Haus unversicherbar? | Man lernt ja nie aus. Es gibt also tatsächlich genormte Hagelkörner. Und zwar aus destilliertem Eis, so richtig fette Brummer mit fünf Zentimetern Durchmesser – eieiei. Aber auch kleinere, so wie das, was im Glas landet, wenn man sich einen Drink on the rocks bestellt. Der genormte Hagel landet allerdings woanders. Auf Dachziegeln oder sonstigen Baumaterialien, die unter Beschuss einer Hagelkanone stehen.
Hagelkanone. Nun, auch das gibt’s. Und sie gehört zum Berufsalltag von Martin Jordi. Der Bauingenieur leitet den Bereich Naturgefahrenprävention bei den kantonalen Gebäudeversicherungen in der Schweiz. Er und sein Team sind damit beschäftigt, dass Gebäudeschäden durch Naturgefahren nicht zunehmen. Und dazu gehören eben genormte Hagelkugeln und eine Hagelmaschine.
Eine etwas unnahbare Apparatur, die über einer Charge Dachziegeln hängt, die einem regelrecht leidtun können, angesichts des etwas bedrohlichen Laserstrahls, der da auf sie gerichtet ist. Und dem Wissen, was da gleich kommt. Kracks – wieder ein Norm-Hagel auf den Ziegel geknallt und in zig Eiskristalle zerlegt. Aber die Dachbedeckung bleibt standhaft: "Wenn er das aushält, hat er einen sogenannten Hagelwiderstand von HW5", sagt Jordi. "In der Schweiz gibt es ein Hagelregister, da werden dann diese Bauteile gelistet."
Eine durchaus praktische Sache. So lässt sich ein Bauteil auswählen, das einen entsprechend großen Hagelwiderstand für den gewünschten Standort hat. Das Hagelrisiko ist in den Alpen noch mal höher als im Flachland. Und die Schäden nehmen zu: "Das ist einerseits der Klimawandel, andererseits aber auch die veränderten Bauweisen. Wir bauen heute viel besser gedämmt", sagt Jordi. Hagelschäden als Klimafolge leuchtet soweit ein, aber Hagelschäden durch Klimaschutz? "Das ist gut, das braucht weniger Energie, hat aber den Nachteil, dass die Gebäudehülle weicher wird. Nicht per se verletzlicher, aber man muss schauen, was man für Produkte nimmt."
In der Schweiz sind Gebäudeversicherungen in den meisten Kantonen verpflichtend. Teil des Systems ist aber auch eine umfangreiche Prävention, der Bereich, in dem Martin Jordi arbeitet. Ein gutes Modell für Deutschland?
Ortswechsel, Berlin. Auch Alexander Küsel ist hinsichtlich Naturgefahren präventiv unterwegs, allerdings beim Gesamtverband der deutschen Versicherer. Küsels freundlich-redselige Art sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich eigentlich große Sorgen macht. "Das ist keine gute Entwicklung. Wir eilen von Temperaturrekord zu Temperaturrekord." Und als würde ihm der Klimawandel als solcher nicht schon genug Sorgenfalten bescheren, ist da noch die Versicherungswirtschaft, in der er seine Brötchen verdient. "Also ohne Prävention könnte es allein durch den Klimawandel zu einer Verdopplung der Wohngebäudeversicherungsprämien kommen." Die Inflationsrate ist da erst gar nicht eingerechnet. "Wir sehen die Beispiele im Ausland. In Florida kann man Stürme nicht mehr versichern. In Kalifornien sind es die Feuerereignisse. Und wenn dann niemand mehr die Prämien bezahlen kann, dann wird es echt schwierig."
Das gilt auch für Versicherungen, denen es schlussendlich an den Kragen geht, wenn niemand mehr Verträge abschließt, die sich andererseits aber auch schlecht unter Wert verkaufen lassen. Immerhin sei es so, dass der Sektor zeitweilige Jahrhundertkatastrophen wie im Ahrtal 2021 stemmen könne, sofern es eben nicht mehr Katastrophen werden – und danach sieht es gerade nicht aus. Dass auf Versicherungen schwierige Zeiten zukommen könnten, ist genauso wenig neu wie die grundlegenden Erkenntnisse zum Klimawandel. Bereits 1997 legte eine Studie im Fachblatt Natural Hazards nahe, dass sich klimawandelbedingte Naturkatastrophen auf die – in diesem Fall kanadische – Versicherungswirtschaft auswirken können.
Wir fordern seit Jahren einen Baustopp von Gebäuden in Überschwemmungsgebieten.
Zumindest bekommen die Versicherer eine zutiefst menschliche Marotte immer dann mit voller Breitseite zu spüren, wenn es irgendwo zu spät war. So wie im erwähnten Flut-Sommer 2021, als die Nachfragen nach Versicherungsschutz über einem Vielfachen dessen lagen, was normal ist. Insgesamt ist zumindest ein wachsender Trend zu beobachten: Zu Beginn der Nullerjahre waren nur 19 Prozent der bundesdeutschen Wohngebäude gegen Elementarschäden versichert. Inzwischen sind es 54. Wenn es nach Alexander Küsel geht, steigt die Nachfrage aber viel zu langsam. "Wir wollen ja ein großes Versicherungskollektiv schaffen, dass sozusagen viel Beitrag reinkommt, dass ausreichend Kapital im Sammelbecken vorhanden ist, was dann in dem Moment eben auch ausgegeben werden kann."
Allein mehr Versicherungsverträge reichen Küsel aber nicht – wir erinnern uns: Er arbeitet im Bereich Prävention und nicht im Außendienst. "Wir fordern seit Jahren einen Baustopp von Gebäuden in Überschwemmungsgebieten." 2.000 Häuser würden jedes Jahr in solchen Gebieten hinzukommen. Und nun ist es auch nicht gerade so, dass Menschen aus Fehlern lernen würden: Von der Ahrtalkatastrophe waren 9.000 Häuser betroffen. "Nur bei 34 hat man sich entschieden, diese nicht an Ort und Stelle wieder aufzubauen." Und: "Wenn ich das so flapsig formulieren darf, die Versicherungswirtschaft klebt ein Preisschild auf das Risiko." Das Spiel mit dem Feuer – oder in dem Fall dem Wasser – hat also seinen Preis.
Beim Blick in die Schweiz ist Alexander Küsel voll des Lobes. Und zwar, weil das System dort nicht nur aus einer Pflichtversicherung besteht. So gebe es auch strenge Regeln im Baurecht. "Man weiß in der Schweiz sehr genau, dass gute und angepasste Prävention notwendig ist, damit der Versicherungsschutz für alle auch bezahlbar wird."
Jeder in Prävention investierte Euro spare sechs Euro an Schäden, sagt Alexander Küsel und verweist auf entsprechende Untersuchungen aus Amerika. In Deutschland halte man sich viel zu sehr mit der Frage einer Pflichtversicherung auf. Dabei ist es die gar nicht, was die Versicherungswirtschaft fordert. Im Fokus steht stattdessen ein Drei-Säulen-Modell aus Klimafolgenanpassung, Versicherung und einer Risikobeteiligung zwischen Versicherern und Staat bei extremen Naturkatastrophen. Klimafolgenanpassung bedeutet, die Möglichkeit bereitzustellen, Naturgefahren abzuschätzen und danach zu handeln. Das Naturgefahrenportal des Bundes steht immerhin in den Startlöchern und wird derzeit vom DWD aufgebaut. Außerdem müssten die Regelwerke zu Schutzmaßnahmen entsprechend angepasst und Prävention ausreichend finanziert werden. Beim Versicherungsschutz wünscht sich Küsel eine Widerspruchslösung. Die kann man mit der derzeit im Bundestag diskutierten Widerspruchslösung zur Organspende vergleichen. Sprich: Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer werden über einen Versicherungsschutz umfassend informiert und sollten sie sich nicht aktiv dagegen entscheiden, tritt dieser in Kraft.
Und derweil? Nun, es könne helfen, in Hochwassergebieten mit dem Wasser zu leben. Die Art und Weise, wie Gebäude an der Mosel errichtet werden, nennt Alexander Küsel hier als positives Beispiel. Da können die Keller auch mal volllaufen, weil sich dort weder Hauselektrik noch Heizung befinden und die Räume gekachelt sind. Auch druckwasserdichte Fenster und Türen sind empfehlenswert, eine kleine fünf Zentimeter hohe Brüstung um den Kellereingang hilft schon, dass aus moderaten Katastrophen keine großen werden. Und auf dem Dach eben Ziegel und Photovoltaikanlagen verbauen, die Hagelkanonen und Normhagelkugeln aus der Schweiz standhalten.
Wer wissen will, wie’s um die aktuelle Bausubstanz steht, sollte sich gut mit Martin Jordi stellen. Der hat schließlich auch Zugriff auf mobile Hagelsimulationsgerätschaften. Zum Beispiel eine, die wie eine Armbrust aussieht, was die Vorsorge fast schon zu einer lässigen Angelegenheit macht. Prävention, das ist für ihn die Motivation, jeden Morgen aufzustehen, sagt er. "Dass wir das Prämienniveau nach Möglichkeit halten können und auch die Versicherungsleistungen, indem wir eben versuchen, gewisse Schäden zu verhindern." Das ist schließlich auch weitaus billiger als Schäden zu beseitigen. Denn die zahlen am Ende alle gemeinsam: Die Versicherungsnehmenden. Und die Steuerzahlenden. | mdr.de | Extremwetter häufen sich. Und wer zahlt in Zukunft dafür, wenn der Hagel das Dach löchert und die Flut sämtliches Hab und Gut vernichtet? Und vor allem: Was muss passieren, damit die Versicherung weiterhin einspringt? | [] | 2024-09-27T14:39:18+02:00 | 2024-09-27T14:39:18+02:00 | https://www.mdr.de//wissen/umwelt-klima/extremwetter-wetterextreme-versicherung-wer-zahlt-flut-100.html |
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Eine Zahl mit 30 Nullen | Durchs noch neue Jahr werden sich eher noch mehr als durchs vorige langwierige Diskussionen ziehen, ob im nächsten Jahr dann der Rundfunkbeitrag erhöht werden soll – um wenige Cent bzw. um eine Milliarde, je nach Berechnungs-Parameter (Altpapier). In diese jetzt schon festgefahrene Diskussion bringt Peer Schader eine frische Brise. So launig, als sei es noch zwischen den Jahren und das ernste neue Jahr gar nicht angebrochen, kolumniert er bei dwdl.de: "Holt die GEZ zurück!"
Tatsächlich ist die ehemalige Gebühreneinzugszentrale eine starke Marke und mehr als zehn Jahre nach ihrem kompletten Verschwinden vom ... na ja: Markt so bekannt wie eh und je. Ja, inzwischen führen sie gar Kanzlerkandidatur-fähige Politikern wie Markus Söder schriftlich im Munde. Einen Link zu Söders Tweet "Wir sagen Nein zu höheren #GEZ-Gebühren" enthält der dwdl.de-Text. (Und die Plattform X immer noch Twitter zu nennen, ist ja ein vergleichbarer Reflex, sich Umbenennungs-Marketing zu widersetzen). Dass der Beitragsservice, der die GEZ ersetzte, sich in Gedächtnis oder gar Herzen seiner ... na ja: Kunden eingeprägt hat, würde wohl niemand behaupten. Insofern "war die Umbenennung im Nachhinein betrachtet nicht nur ein Irrtum, sondern ein riesengroßer Fehler", schließt Schader. Wenn die GEZ sowieso nicht totzukriegen ist, könnte sie doch auch wiederbelebt werden. Also präsentiert er folgende "Markenpositionierung":
"Wir alle sind die Neue GEZ: 'Tatort'-Freund:innen, 'heute show'-Unterstützer:innen, 'Aspekte'-Aficionados und 'Wer weiß denn sowas'-Förderbeauftragte."
Okay, wenn der Beitragsservice Glück hat (bzw. das Beratungsagenturen-Konsortium zum Rebranding nicht allein nach politischen Idealen bestimmt wird), würde hoffentlich ins Gewicht fallen spielen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung sich vom Gendern bevormundet fühlt (und auch das ja als Argument gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wendet). Doch die Idee einer "Neuen GEZ-App", mit der Programmbeschwerde übermittelt und, wenn das zuständige Kontrollgremium deren Begründetheit feststellt, mit Rückerstattung von "bis zu drei Monatsbeiträgen pro Jahr" belohnt werden können, lädt zu noch faszinierenderen Gedankenspielen ein. Der Beitragsservice kennt Adressen und Kontodaten seiner Kunden ja eher noch besser als Google die der seinen! Könnte die Neue GEZ-App am Ende zur gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Plattform mit Kommentarfunktion avancieren?
Ob der Rundfunkbeitrag 2025 erhöht wird oder nicht, zumindest die Bedarfe, ihn auszugeben, steigen weiter. Eine öffentlich noch unbekannte Summe in neunstelliger Höhe machte Volker Nünning ausfindig. Wenn Sie "epd medien" aus den vorigen Jahren kennen, klicken Sie mal hierhin. Auf der neu gestalteten Webseite des finden nun auch, voll multimedial, Fotos Platz.
So ist das Kölner Deutschlandfunk-Funkhaus zu sehen. Für dessen bis in 2030er Jahre hinein projektierte Sanierung stiegen die Kosten von zunächst bezifferten 188,6 Millionen Euro auf "knapp 289 Millionen Euro", entnahm Nünning dem Entwurf des nächsten Berichts der Finanzbedarfs-Ermittlungs-Kommission. Die KEF sieht die Kostensteigerungen kritisch. Immerhin habe der Deutschlandradio-Verwaltungsrat die Kostensteigerung auch schon "kritisch hinterfragt", betont dessen Vorsitzender. Da handelt es sich um WDR-Intendant Tom Buhrow, der ja nicht nur die bestbezahlte öffentlich-rechtliche Spitzenkraft ist, sondern sich mit horrend teuren Bauwerken zu Köln, die während immer längerer Sanierungsphasen immer noch teurer werden, auch bestens auskennt. Das Deutschlandradio indes betont die "architekturgeschichtliche" und auch zeitgeschichtliche Relevanz des Baus. Denn es, das Deutschlandradio, begeht 2024 als "Jubiläumsjahr" ("Feiern Sie mit!"), weil 1994 der damalige Deutschlandfunk mit dem Westberliner RIAS und auch Ostberliner Sendern zusammengelegt wurde:
"Das 1979 in Betrieb genommene Kölner Funkhaus wird im Jubiläumsjahr aufgrund seiner Bedeutung für Medien- und Stadtbaugeschichte unter Denkmalschutz gestellt."
Vielleicht könnte Köln dann in 2030er oder 2040er Jahren, wenn die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, eine medienarchitekturhistorische Sehenswürdigkeiten-Tour per Segway oder so einrichten und damit Touristen aus aller Welt anlocken, die zur Refinanzierung der Kosten beitragen. Zumal, wenn der ehemalige GEZ-Sitz im Kölner Norden als "Dark Star der deutschen Medienlandschaft" einbezogen würde! König Ludwigs Neuschwanstein-Schloss etwa begann unmittelbar nach (relativer) Fertigstellung damit, seine Baukosten, die unmittelbare Zeitgenossen auch als viel zu hoch empfanden, immer wieder neu wieder einzuspielen, und hat damit noch längst nicht aufgehört.
Wobei die Deutschlandradio-Kernkompetenz einstweilen weiterhin im Audio-Bereich liegt. Der Audiothek, die unter dem noch bekannteren Namen der ARD läuft, doch vom Deutschlandradio mit betrieben wird, widmete die "FAZ" gerade eine Kritik, die Licht ("Allein in den Bereichen Wissen und Fiktion ist die Angebotspalette beeindruckend. ... so etwas wie eine – im Korpus bewegliche – Bibliothek ohne Buchstaben ...") mit Schatten mischt: "Die Suche hat häufig kleine Aussetzer, die Treffsicherheit der Assoziationen und die Benutzerfreundlichkeit lassen im Vergleich zu Spotify oder Netflix zu wünschen übrig". Und
"gerade beim Krimi-Hörspiel", das auf der Startseite dominiert, wohl weil die ARD Krimis für eine ihrer Kernkompetenzen hält, geben es "zahlreiche furchtbar schlecht gealterte Produktionen", schreibt Uwe Ebbinghaus.
Hier kommt, nach nach all den Medien-Einstellungen 2023, die erste des noch jungen Jahres:
"Danke für Ihr Interesse und Ihre Wertschätzung! Liebe Leser:innen, der buchreport-Verlag Harenberg hat mit Jahresbeginn 2024 seinen Betrieb eingestellt. ... ... Wir haben die abwechslungsreiche Arbeit für die vielen engagierten Buchmenschen und die unterschiedlichen Unternehmen der Branche immer sehr geschätzt ...",
heißt es auf buchreport.de. Weiter unten im selben Text blickt der Branchendienst auf seine Geschichte zurück, die 1970 begann. Und erwähnt, vielleicht etwas säuerlich, den "Kölner Verleger Timo Busch", der den "Buchreport" vor gut zwei Jahren übernahm. Busch kam einmal im Altpapier vor, 2019. Damals scherzte Juliane Wiedemeier, dass Busch öfters Medien übernahm und bald abwickelte. Dass das weiterhin zutrifft, schreibt zum aktuellen Fall die "Süddeutsche" (€): "Busch selbst lässt sich gerne mit dem Schlagwort von der 'Buy-and-Build'-Strategie zitieren. Ehemalige Mitarbeitende sprechen heute resigniert von einer 'Buy-and-Burn'-Strategie". Wobei sich die "SZ" zugleich freut, dass das bekannteste "Buchreport"-Produkt erhalten bleibt: die "Spiegel"-Bestsellerliste.
"Die Genossenschaft 'eBuch' solle übernehmen, man habe 'eine langfristige Partnerschaft' vereinbart, meldet der 'Spiegel' am Mittwoch. 'eBuch' gehören 850 inhabergeführte Buchhandlungen an, mit Media Control und dem Kulturressort des 'Spiegel' soll die Genossenschaft ab Januar die Bestsellerlisten erstellen und an den Buchhandel in digitaler Form und als Plakat weitergeben."
Auch wenn es über das Zustandekommen dieser Bestseller-Liste ja ebenfalls unterschiedliche Ansichten gibt und das Aushängen der Liste (wie das Anbringen der Aufkleber auf den Büchern) ja selber selber ein Geschäftsmodell darstellt (oder darstellte), freuen sich Buchhändler, die ihre Ladenmiete refinanzieren müssen, über leicht verständliche Signale dafür, welche Bücher von Menschen, die oft Bücher kaufen, schon oft gekauft wurden und vermutlich weiter gekauft werden. 2024 dürfte für papier-basierte Medien ein mindestens so herausforderndes Jahr wie das vorige werden.
Jetzt aber noch die oben versprochene Zahl mit 30 Nullen. Quettabyte heißt sie. Dieser Name wurde neu kreiiert, da die bisher größte Zahl namens Zettabyte bald nicht mehr ausreichen wird, wenn es so ("Haben Menschen auf der Welt 2010 noch knapp 2 Zettabyte an Daten generiert, waren es 2022 schon knapp 104 Zettabyte") weitergeht. Das schreibt und versinnbildlicht schön die Rubrik "Schneller schlau" im "FAZ"-Wirtschaftsressort. Heute befasst sich sich mit der anhaltenden "Datenexplosion":
"Wer einen Quettabyte auf einem Smartphone wie dem iPhone 15 speichern wollen würde, benötigte so viele Geräte, dass sie aneinandergereiht gut 150 Millionen Kilometer lang wären, hat das IT-Unternehmen Cohesity ausgerechnet. Das entspricht ungefähr dem Abstand von der Erde zur Sonne."
Wie viele gedruckte Telefonbücher oder Zeitungen im "FAZ"-Format es bräuchte, um diese Distanz darzustellen ... das könnte eine KI locker ausrechnen, zumindest, wenn man in die Anfrage nicht "Quettabyte", sondern "1.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000" schriebe. So was sollte man sich aber sparen, denn gerade Künstliche Intelligenz dürfte künftige "Datenexplosionen" weiter befeuern: "Eine Anfrage an ChatGPT soll Schätzungen zufolge knapp 10-mal mehr Energie verbrauchen als eine einfache Google-Suche", und um "die Klimafolgen" dieses exponentiell ansteigenden Energieverbrauchs geht es auch. Dass es Energie spart, eine lange Textkolumne ohne viel visuellen Schnickschnack zu lesen, anstatt ein Video auf Googles Youtube oder Netflix zu schauen (die mit mehr als einem Viertel des gesamten Datenverkehrs derzeit die größten Verursacher sind), lässt sich wohl daraus ableiten.
+++ "Es handelt sich um eine Medienkampagne auf der Metaebene: Alle wissen, dass es eine Medienkampagne ist, keiner versucht das zu verstecken. Wenn überhaupt jemand in diesem Schmierentheater ahnungslos agiert, dann die Medien selber": Da beleuchtet Adrian Daub, seines Zeichens Professor von der Stanford University in Kalifornien, für uebermedien.de "die Kampagne hinter dem Sturz der Harvard-Präsidentin", um die es kürzlich im Altpapier ging. Etwas anders sieht Rüdiger Suchsland bei "Telepolis" die Sache, aber "auch ein Zeichen für Europa" darin. +++
+++ "Wir haben bisher noch nie den Medienpluralismus auf der Rechtsgrundlage des Binnenmarktes nach Artikel 114 des Europäischen Vertrages in einem Gesetz geregelt. Insofern ist das innovative Legislativarbeit, die man natürlich aus der Perspektive der nationalen Mitgliedstaaten auch anders bewerten kann, gerade wenn es um eine föderale Sicht wie in der Bundesrepublik geht": Da spricht Renate Nikolay, ihres Zeichens stellvertretende Generaldirektorin für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien bei der EU-Kommission, über das neue, insbesondere in Deutschland umstrittene Medienfreiheitsgesetz EMFA. Der KNA-Mediendienst (€) hat sie interviewt. +++
+++ Programmbeschwerden, von denen oben die Rede war, können bei unterschiedlichen Stellen eingereicht werden. Allerdings sind meistens andere Stellen zuständig, und die weisen sie am Ende des langen Dienstwegs meist sang- und klanglos ab. Neulich aber nahm der ZDF-Fernsehrat eine an (Altpapier). Nun bekommt er wieder eine, über "eine suggestive Doku zum Emissionshandel" ("FAZ"). +++
+++ Und dann hat die "SZ"-Medienseite noch bei Dominik Graf angerufen, um ihn zu fragen, was er davon hält, dass Schauspieler Heinz Hoenig nun ins RTL-Dschungelcamp geht, und u.a. daraus einen über 7.500 Zeichen starken Artikel (€) gestaltet. Der renommierte Regisseur "warnt davor, das Dschungelcamp auf die unterste Stufe der Leiter stellen. Ohne ein Geheimnis daraus zu machen, dass er nicht weiß, "was die da eigentlich im Dschungel treiben" und ob das womöglich gesundheitsschädlich für jemanden in Hoenigs Alter sein könne".+++
Das nächste Altpapier erscheint am Dienstag. | mdr.de | Wenn die alte GEZ nicht zu totzukriegen ist, sollte sie wiederbelebt werden? Wer den Rundfunkbeitrag auch benötigt: Funkhaus-Denkmäler. Das erste (gedruckte) Medium des jungen Jahres muss aufgeben. | [] | 2024-01-08T10:00:17+01:00 | 2024-01-09T15:37:12+01:00 | https://www.mdr.de//altpapier/das-altpapier-3472.html |
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Es gibt weiter Streit um das Amt vom Minister-Präsidenten in Thüringen | Im Oktober von Jahr 2019 war im Bundes-Land Thüringen Landtags-Wahl.Aber in Thüringen gibt es immer noch keine Landes-Regierung.Weil die Parteien nicht wissen:Wie sie gut zusammen arbeiten können.
Nach vielen Gesprächen haben die Parteien in Thüringen dann gesagt:Dass es jetzt erstmal eine rot-rot-grüne Regierung geben soll.Und dass die Partei CDU mit der Rot-Rot-Grüne Regierung zusammen-arbeiten will.Bis es im Jahr 2021 Neu-Wahlen gibt.
Am Montag hat die CDU im Bundes-Tag über Thüringen gesprochen.Und sie hat gesagt:Wir finden es nicht gut:Dass die CDU in Thüringen mit der rot-rot-grünen Regierungzusammen-arbeiten will.
Aber sie will auch stabile Verhältnisse im Freistaat Thüringen.Deswegen hat die Landes-CDU von Thüringen eine Stabilitäts-Vereinbarung geschlossen.Sie will bis zur Neuwahl am 25. April der alten rot-rot-grünen Minderheits-Regierung zur Neuwahl verhelfen. | mdr.de | Denn die CDU im Bundes-Tag findet es nicht gut: Dass die CDU in Thüringen mit der Rot-Rot-Grünen Regierung zusammen-arbeiten will. | [] | 2020-02-25T12:14:18+01:00 | 2020-02-27T10:01:18+01:00 | https://www.mdr.de//nachrichten-leicht/thueringen-neuwahl-ministerpraesident100.html |
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Bahnstrecke nach Zug-Unfall in der Börde wieder frei | Die Bahnstrecke zwischen Magdeburg und Helmstedt ist nach dem schweren Unfall an einem Bahnübergang bei Marienborn (Landkreis Börde) seit Donnerstagmorgen wieder frei. Wie eine Bahnsprecherin MDR SACHSEN-ANHALT erklärte, rollen die Züge seit der Nacht wieder.
Laut Landesstraßenbaubehörde bleibt die Straße an dem Bahnübergang zwischen Sommerschenburg und Belsdorf indes noch bis zum 21. Januar gesperrt. Hintergrund seien der Ein- und Ausbau von Straßen-Platten.
Ein Güterzug hatte am Freitag, den 13. Dezember, mittags, an einem Bahnübergang zwischen dem A2-Abzweig Marienborn und Belsdorf einen Lkw mit geladenem Bauschutt erfasst. Dieser war auf dem Bahnübergang liegen geblieben. Seitdem war der Streckenabschnitt gesperrt.
Die Gleise, Schwellen und Schotter waren im Bereich von 100 Metern durch den Unfall beschädigt worden und mussten repariert werden. Zu den Kosten konnten noch keine Angaben gemacht werden. Fernverkehrs-Züge wurden umgeleitet oder fielen aus. Im Regionalverkehr fuhren Busse.
Der Unfall wirkte sich auch auf den Zugverkehr in anderen Teilen Sachsen-Anhalts aus. Durch die Sperrung hatten sich bei Güterglück im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Güterzüge gestaut und am Dienstag fuhren kurzzeitig keine Regionalzüge zwischen Magdeburg und Dessau-Roßlau.
Die Reparatur der Bahnstrecke Magdeburg - Helmstedt hatte am Montag begonnen. Zunächst mussten der Zug, das Lkw-Wrack und dessen Ladung geborgen werden. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT waren außerdem Gutachter vor Ort, um die Schäden zu beziffern.
Der Netzbetreiber hatte am Sonntagabend mitgeteilt, dass es auf der zweigleisigen Strecke auf beiden Gleisen Schäden gegeben hatte. Schwellen und Schienen mussten teils ersetzt werden. Da sich der Schutt, den der Laster geladen hatte, auch in den Schotter verteilt hatte, habe auch dieser stellenweise getauscht werden müssen.
Wie die Bundespolizei dem MDR mitteilte, scheint sich die Aussage des Lkw-Fahrers zu bestätigen. Der mit Bauschutt beladene Laster hatte demnach offenbar einen technischen Defekt, wodurch er mitten auf den Gleisen zum Stehen kam.
Der Lkw-Fahrer konnte laut Polizei noch einen Notruf absetzen und das Fahrzeug rechtzeitig verlassen. Der Lokführer sei leicht verletzt worden. Die Trasse zwischen Magdeburg und Braunschweig gilt als Hauptstrecke für Güter-, Fern- und Nahverkehr. Sie war bis Mitte der Neunzigerjahre als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 5 ausgebaut worden.
MDR (Linus-Benedikt Zosel, Luca Deutschländer, Dominik Knauft, Hannes Leonard, Katrein Wolf, Ingvar Jensen, André Plaul, Mario Köhne, Christoph Dziedo, Maximilian Fürstenberg) | Erstmals veröffentlicht am 13.12.2024 | mdr.de | Knapp eine Woche nachdem ein Güterzug auf einen Lkw mit Bauschutt geprallt war, ist die Bahnstrecke zwischen Magdeburg und Helmstedt seit Donnerstagmorgen wieder frei. | [
"Börde",
"Zug",
"Laster",
"Unfall",
"Bahn",
"Bahnübergang",
"Anhalt",
"Dessau"
] | Sachsen-Anhalt | 2024-12-19T15:38:52+01:00 | 2024-12-19T15:39:01+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/boerde/zug-lkw-bahnuebergang-unglueck-120.html |
Bäcker in Sachsen-Anhalt setzen Zeichen gegen Gewalt an Frauen | Bäckereien in Sachsen-Anhalt setzen am Montag ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen verkaufen sie ihr Backwerk in besonderen Tüten: "Gewalt kommt nicht in die Tüte!", steht auf der Vorderseite. Darauf wird häusliche Gewalt thematisiert und zu einem gewaltfreien Miteinander aufgerufen.
Auf der Rückseite der Tüten sind die Kontaktdaten des Hilfe-Netzwerks für Frauen aufgelistet, das die Aktion unterstützt. Die Tüten gibt es in Bäckereien und Tankstellen, etwa in Magdeburg, Halle und im Altmarkkreis Salzwedel.
Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist unter 116 016 erreichbar. Das Angebot ist anonym und kostenlos. Auch Angehörige finden dort Hilfe.Die Vereine Wildwasser Magdeburg und Wildwasser Halle bieten persönliche Beratung bei sexualisierter Gewalt an – sowohl vor Ort als auch per Telefon oder Chat.Eine Übersicht der Hilfsangebote in Sachsen-Anhalt gibt es unter: www.gewaltfreies-sachsen-anhalt.de
Anna Stein, Koordinatorin der Partnerschaft für Demokratie im Altmarkkreis Salzwedel, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, Vorteil der Aktion sei, dass die Tüten unauffälliger seien als etwa die Visitenkarte einer Beratungsstelle. Betroffene könnten sich beiläufig mit dem Thema befassen. Es sei nicht offensichtlich, dass sie mit dem Thema in Berührung bekommen sind. Man könne so vermeiden, dass der Täter, vor dem man Angst hat, weiß, dass man sich Hilfe holen möchte.
In Deutschland waren im vergangenen Jahr mehr als 180.000 Frauen und Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. Das zeigen Zahlen des Bundeskriminalamtes. Die Fallzahlen seien 5,6 Prozent höher als noch 2022. In Sachsen-Anhalt hat es nach Zahlen des Landeskriminalamtes 2023 rund 8.000 Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen gegeben, das waren rund 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg zeige, Gewalt gegen Frauen sei Alltag, erklärte Gleichstellungsministerin Petra Grimm-Benne (SPD).
Die alarmierenden Zahlen zu häuslicher Gewalt beweisen, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland Alltag ist.
Dem gegenüber stehen landesweit 19 Frauenhäuser mit insgesamt 115 Schutzplätzen. Dem Landesverwaltungsamt zufolge haben dort im vergangenen Jahr 518 Frauen und 565 Kinder Schutz gesucht. Etwas mehr als die Hälfte der Frauen seien Migrantinnen.
Laut der Istanbul-Konvention, die Deutschland unterzeichnet hat, sollten in Frauenhäusern 2,5 Plätze pro 10.000 Einwohnern zur Verfügung stehen: jeweils einer für Frauen und 1,5 für Kinder und Jugendliche. Die 115 Frauenhausplätze in Sachsen-Anhalt entsprechen rund 0,6 Plätzen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern – viel zu wenig, kritisiert der Landesfrauenrat. Landesweit fehlen demnach rund 170 Plätze.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle, Daniela Suchantke, die lange Zeit Geschäftsführerin des Landesfrauenrats war, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Gewalt gegen Frauen sei schon vor der Coronapandemie gestiegen und steige beharrlich weiter. Das meldeten die Erst-Beratungsstellen. Im Saalekreis etwa seien die Frauenhausplätze fast durchgängig belegt. Im Burgenlandkreis solle es in der neuen Einrichtung in Weißenfels etwa ein Notfallzimmer geben.
Ohne entsprechende Aufklärungsarbeit für Kinder gibt es für sie im Erwachsenen-Leben oft nur den Weg in die Täter- oder Opferrolle.
Die Arbeit der Frauenhäuser sei auch für die nächste Generation wichtig, sagte Suchantke: "Ohne entsprechende Aufklärungsarbeit für Kinder gibt es für sie im Erwachsenen-Leben oft nur den Weg in die Täter- oder Opferrolle."
MDR (Norma Düsekow, Andrea Iffert, Lydia Zahn, Selina Uttecht, Maren Wilczek) | mdr.de | Bäcker in Sachsen-Anhalt machen auf häusliche Gewalt aufmerksam. Auf Brötchentüten finden Frauen Kontakt zu Hilfsangeboten. Hilfe in Frauenhäusern gibt es allerdings zu wenig. | [
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] | Sachsen-Anhalt | 2024-11-25T19:00:00+01:00 | 2024-11-26T05:50:59+01:00 | https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/tag-gegen-gewalt-frauen-baecker-tueten-100.html |
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